UN| 7097; RD, a HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. \\ldıp. T. NANES em DENE NS R KR [7 vl Arbeiten aus dem Zoologischen Institut zu Graz. Herausgegeben von Dr. Ludwig von Graff 0. ö. Professor der Zoologie und vergl. Anatomie, Vorstand des zool.-zoot. Institutes der k. k. Universität Graz. V. Band. Mit 14 Tafeln und 4 Figuren im Text. Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann "4895. ine & 6r r ” Bakustlent Te ER re e Inhalt des fünften Bandes. Seite . Pelagische Polycladen. Von L,v. Graff. (Mit 4 Tafeln.) ... . 1—32 . Zur feineren Anatomie von Rhodope VeraniiKölliker, VonLudwig Böhmig. (Mit 4 Tafeln und 3 Figuren im Text.) . .... 33—108 . Zoanthus chierchiae n. sp. Von A.R, von Heider,. (Mit 3 Tafeln undeAr BiemsseimiDext.), nu 00.0. 00 ol ennern ne 109—N36 . Tropische Polycladen. I. Das Genus Thysanozoon Grube, Von Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, (Mit 3 Tafeln.) 137—173 PR i4% FR Ri St . BE ERRE a = Kat ee { A BER, OU ER I IRA HABREN a a, Hier > 4 \ ” h a HE wo A BET TR EB EL, 4 BEN elle Gicht Ve x 5 ix NE, , der“ : hang er Im u na Arbeiten ‚aus dem IR Bei, No. 1: _ Pelagische Polyeladen. Von. Be DeL YA en s Mit 4 Tafeln. 5 - \ N Leipzig Verlag y von Wilhelm le 1892. Ik Pelagische Polycladen. Von . Prof. Dr. L. v. Graff (Graz). Mit Tafel VII—X. Den äußeren Anlass zu der vorliegenden Publikation bildete eine Sendung von Sargasso-Polyeladen, die ich von Herrn Baron pe GuErnE in Paris erhielt mit der Bitte, dieselben zu bestimmen. Genöthigt, alle 'in meinem seit Jahren zusammengebrachten Polycladenmateriale vor- handenen pelagischen Formen genauer zu untersuchen und die Litte- ratur zu vergleichen, erkannte ich bald, dass die Organisation auch nicht einer einzigen der bisher als pelagisch beschriebenen Formen F° weit erkannt war, um die Species systematisch sicherzustellen. Es _ konnte demnach bis heute auch nicht der Versuch gemacht werden, die ; Synonymie aufzuklären, was um so empfindlicher ist, als die Fauna des _ Planktons neuerdings in erhöhtem Maße Beachtung findet und von ver- BE edenen Seiten her dahin gestrebt wird, mit größeren Mitteln und neuen Methoden die Kenntnis ihrer Zusammensetzung und ihrer - Lebensbedingungen zu fördern. So wird auch dieser kleine Beitrag zur »Planktologie« vielleicht nicht unwillkommen sein. Allen jenen - Herren aber, welche mir, sei es aus ihren privaten, sei es aus den ihnen unterstehenden öffentlichen Sammlungen, Material für die vor- liegende Untersuchung zur Verfügung gestellt haben, sei hiermit mein herzlichster Dank dargebracht! er ar a a a Zt Fu | Allgemeine Resultate. | Lane! zählt als rein pelagisch acht Polycladen auf, zu denen noch die wahrscheinlich gleichfalls pelagisch gefischte Planocera Gaimardi Br _ de Blainv. (Lang, 1. c. p. 436) hinzukommt. Alle neun Species werde 1 A. Lang, Die Polycladen (Seeplanarien) des Golfes von Neapel und der an- ‚graphie). Leipzig 4884. p. 629. Arbeiten a. d. zool, Inst. zu Graz, V, f 2 L. v. Grall, [190 ich im speciellen Theile dieser Publikation besprechen und den Versuch machen, fast alle diese Litteratur-Species auf folgende drei genau zu beschreibenden Thierformen: Planocera pellucida (Mertens), Stylochoplana sargassicola (Mertens) und Planctoplana challengeri nov. gen., nov. spec. zurückzuführen. Dazu kommen zwei weitere bisher noch nicht be- schriebene Formen: Planocera simrothi nov. spec. und - Planocera grubei noy. spec. Es ergiebt sich also zunächst die Thatsache, dass alle bis jetzt gefischten holopelagischen! Polyeladen der Familie der Planoceriden angehören — derjenigen Familie also, deren Mitglieder nach Line da- durch ausgezeichnet sind, dass sie durch ihre gesammte Organisation besonders aber die Konfiguration des » Gastrovascularapparates« sich am meisten radiären Symmetrieverhältnissen nähern. Dies gilt vor Allem von dem für die Familie typischen Genus Planocera, dem auch die Mehrzahl unserer pelagischen Formen angehört. Lane, der darin den Ausdruck einer näheren Verwandtschaft mit Gtenophoren-ähnlichen Ahnen zu erkennen glaubt, stellt desshalb auch das Genus Planocera an die Wurzel des Polycladen-, ja des ganzen Turbellarienstammbaumes. Ich dagegen, der ich an anderen Orten ? die Ansicht vertrat, dass die ! Im Sinne von E. Hazcker's Plankton-Studien. Jena 1890. ?2 Monographie der Turbellarien. I. Rhabdocoelida. Leipzig 1882, p. 207 ff. und: Die Organisation der Turbellaria Acoela. Leipzig 1891. p. 49 fi. In einer soeben erschienenen Arbeit (Zur Histologie der Ctenophoren, Archiv f. mikr. Anat. Bd. XL, p. 237) spricht P. Samassa die Meinung aus, meine in der Acölen-Arbeit enthaltenen Darlegungen beruhten auf einem »offenbaren Missver- ständnis der von Lane vertretenen Theorie« Ein solches » Missverständnis« wäre bei Jemandem, der Lang’s Arbeiten so genau kennen muss, wie ich, zwar sehr merk- würdig — es ist aber nicht vorhanden. Die Sache liegt vielmehr so, dass ich, wie immer ich mir auch den Vorgang der »Knickung« der Ctenophoren-Hauptachse und der » Verschiebung« ihres Sinnespoles an das Vorderende des Turbellarienkörpers zurechtlegen mochte — doch immer zu dem Schlusse kam, dass im Sinne der LAng- schen Anschauung und trotz dessen ausdrücklicher Verwahrung, zum mindesten der zwischen Gehirn und Mund gelegene Theil der Ventralnerven der Acölen (und übrigen Turbellarien) auf Meridianstreifen (Cilienrinnen) der Ctenophoren bezogen werden müsste. Für ihr späteres Weiterwachsen bis an das Hinterende würde ja wohl auch bei den Acölen das Argument gelten, dass »die durch die Anpassung an die kriechende Lebensweise bedingte stärkere Entwicklung der Hautmuskulatur eine stärkere Entwicklung der Nerven erfordert« (Lang, 1. c. p. 656). Meine angebliche Inkonsequenz, dass ich die eines Darmlumens entbehren- den Acölen von » Gasträaden » ableite, ohne doch eine Rückbildung zuzugeben, er- ledigt sich noch einfacher. Es ist so lange her, seit ich HAcEcker’s Gasträatheorie ge- 191] 2 Pelagisehe Polyeladen. 3 Acölen den Ausgangspunkt für die Turbellarien gebildet haben, kann in der Organisation der Planoceriden bloß eine fortschreitende An- passung an die schwimmende und schließlich rein pelagische Lebens- weise erkennen, dieihren höchsten Ausbildungsgrad im Genus Planocera erreicht. Damit stimmt auch die hier mitgetheilte Zusammensetzung der pelagischen Polycladenfauna. Die bei den einzelnen Species mitgetheilten Fundorte ergeben zwei interessante thiergeographische Thatsachen : 1) dass die Polycladen des atlantischen Sargassomeeres holoplanktonische, in das letztere bloß durch Meeresströmungen eingeführte Thiere sind, und nicht etwa Littoralthiere, die aus der Heimat des Sargassum stammen und mit diesem in den offenen Ocean entführt wurden!; 2) dass drei von den beschriebenen Formen und zwar Planocera pellucida und grubei, sowie Stylochoplana sargassicola nicht bloß im atlantischen, sondern auch im indischen resp. stillen Ocean vorkommen. Letztere Thatsache ist um so befremdlicher als die Zahl der bekannt gewordenen kosmopolitischen pelagischen Metazoen bisher eine so geringe war (von Polycladen ist bis heute keine einzige mit Sicherheit als kosmopolitisch bekannt) ?, dass die Ansicht von der Abgeschlossenheit der pelagischen Faunen der einzelnen großen Meeresbecken berechtigt schien. Um so mehr habe ich es für meine Pflicht gehalten, in den vorliegenden Fällen die Identi- tätsbeweise dadurch herzustellen, dass ich kostbare Objekte zur An- fertigung von Schnittserien verwendete. Was die für unsere Polycla- lesen, und ich habe daher — wie für jeden Leser klar aus dem Zusammenhange der betreffenden Stelle (l. c. p. 54) hervorgehen muss — in der That nicht an HAzcker’s Gasträaden, sondern an die systematische Gruppe der Gasträaden gedacht, wie sie in dem Lehrbuche der vergl. Anatomie von Lang umschrieben ist. Dort finden sich unter der I. Klasse der Coelenterata: Gasträaden auch die Dicyemiden und Orthonectiden angeführt, Formen, die in dem hier in Betracht kommenden Punkte noch einfachere Verhältnisse zeigen als die Haecker’sche Gasträa, Diesel- ben (besonders die Orthonectiden) durften aber als Nächstverwandte der Stamm- form der Trichoplax und der Acölen in Anspruch genommen werden, ohne dass daraus »ganz unausweichlich« gefolgert werden musste, dass »die Hazcker’sche Gasträatheorie überhaupt nur für die Cölenteraten Gültigkeit habe«. Die einzige und viel näher liegende Konsequenz meiner Anschauungen wäre eine kleine Modi- fikation der (nach dem Stande unserer Kenntnisse im Jahre 1874 konstruirten) Gasträatheorie. Theorien und Hypothesen müssen eben den Thatsachen angepasst, und es dürfen nicht umgekehrt die letzteren vergewaltigt werden, wenn sie mit dem, was gedruckt vorliegt, nicht im Einklange stehen. ! Von den noch zweifelhaften Species Leptoplana tremellaris Oe. und Pla- naria (?) notulata Bosc. muss hier abgesehen werden (s. weiter unten). 2 Thysanozoon Brocchii allein kommt hier in Frage in dem Falle, als Lane’s Synonymik thatsächlich zutrifft. 4* A L. v. Gral, 5 [192 den in Frage kommenden Verbreitungsmittel! betrifft, so scheinen mir sowohl die aktive Wanderung als auch die passive Transportirung der ausgebildeten Thiere oder ihres Laiches durch Vögel, Schiffe und dergleichen ausgeschlossen. Es bliebe demnach nur übrig, den direk- ten oder indirekten (durch Treibholz ete. vermittelten) Transport durch Meeresströmungen, sei es in unserer gegenwärtigen, sei es in einer früheren Erdperiode, anzunehmen. Bei der heutigen Kon- figuration der Kontinente hieße dies den drei genannten, zwischen dem 30° N.Br. und dem 20° S.Br. gefundenen? Polycladen eine Wande- rung entweder um das Kap Horn oder um das Kap der guten Hoffnung zumuthen — eine starke Zumuthung, wenn man die dabei zu überwin- denden Temperaturdifferenzen bedenkt und kaum annehmbar speciell für das Kap Horn. Aber auch für das Kap der guten Hoffnung ist, von den Strömungsrichtungen ganz abgesehen, die Differenz in der Tempera- tur zwischen der Mozambique- und der Benguelaströmung ein schwer zu überwindender Einwand, wie denn auch alle Autoren, die ich ver- gleichen konnte, die scharf trennende Bedeutung des Meridians des Kaps für den Charakter der beiderseitigen Meeresfaunen betonen. Diesen Bedenken gegenüber erscheint es wahrscheinlicher, dass die Überwanderung unserer Polyeladen aus dem atlantischen Ocean, ihrem Entstehungscentrum, nach Westen in den stillen und indischen Ocean über die Landenge von Panama hinüber stattgefunden hat, zu der Zeit als an ihrer Stelle »ein breiter Kanal Nord- und Südamerika von einander trennte «4. In Bezug auf den Bau des Körpers ist hervorzuheben die allen pelagischen Polycladen gemeinsame pellucide Beschaffenheit, die nur wenig durch das, ausschließlich der Dorsalseite zukommende, spär- liche (hellgelbe bis bräunliche) Pigment beeinträchtigt wird. Ferner sei hier noch auf folgende zum Theil in den speciellen Beschreibungen enthaltene Thatsachen von allgemeinerem Interesse hingewiesen: 1) Die geringe Differenzirung des Gehirns hei Planocera grubei und simrothi, die namentlich bei der letzteren Species zu einer förm- lichen Decentralisirung des Nervensystems führt. 1 Siehe C. Caun, Über die geographische Verbreitung der pelagisch an SEENieLe: Zool. Anz. 1886, p. 57. ? Nur für ein Exemplar der Planocera pellucida ist ein noch südlicherer Fundort, das Kap der guten Hoffnung, verzeichnet. 3 Besonders C. Semper, Die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere. Leipzig 4880. Bd. II. p. 97 u. 134. * A. R. Warricz, Die geographische Verbreitung der Thiere. Deutsche Aus- gabe von A. B. Meyer. Bd. I. Dresden 4876. p. 49. — Man vergleiche die im An- schlusse an meine vorläufige Mittheilung auf der Jahresversammlung der deutschen zool. Gesellschaft zu Berlin (Verhandlungen 4892 p. 418—421) geführte Diskussion. 193] Pelagische Polyeladen. B) 2) Das Fehlen eines über das Gehirn nach vorn ziehenden vor- deren mittleren Darmastes bei Planocera simrothi (und wahrscheinlich auch bei Planocera grubei) — der zweite Fall dieser Art bei den Poly- claden !. 3) Dass ich die Entstehung der Ovarien aus dem Darmepithel, wie sie von Lang? für Trieladen und Polycladen beschrieben worden, an meinen Präparaten der Planocera simrothi bestätigen konnte. 1) Das schöne Beispiel für die Beziehungen zwischen Form und Lage des Kernes und der Sekretionsthätigkeit der Zelle, wie es in der Bildung der Penisstacheln von Planocera simrothi gegeben ist. 5) Das Verhältnis von Eiergang (Einmündungsstelle der Uteri) und Schalendrüsengang bei Planocera pellueida und simrothi. Bei diesen liegt nämlich ersterer vor der Schalendrüse (d. h. näher der weib- lichen Geschlechtsöffnung), während bei allen anderen Polycladen das umgekehrte Verhältnis obwaltet. 6) Das Vorhandensein von Sperma in der accessorischen Blase des weiblichen Geschlechtsapparates von Stylochoplana sargassicola und Planctoplana challengeri. Dieser Befund im Zusammenhalte mit der gleichen Beobachtung bei Enantia spinifera (l. c. p. 12) weist darauf hin, dass die Bursa accessoria wahrscheinlich bei den meisten, wenn nicht alien Polyeladen eine Bursa seminalis? ist. 7) Die neuen Formen von weiblichen Hilfsapparaten zur Begattung wie sie in dem Stachelkleide der Bursa copulatrix von Planctoplana challengeri und in der pharynxähnlichen Muskelfalte der Stylochoplana sargassicola vorliegen. 8) Die ektodermale Entstehung der Uteri als Wucherungen des Epithels der Bursa copulatrix, wie dies aus meinen Präparaten der Planocera simrothi hervorgeht. 9) sei hier auf die Inkonsequenz in der Lang’schen Bezeichnung der Theile des männlichen Begattungsapparates hingewiesen, wie sie klar in die Augen springt, wenn man die, sonst sehr werthvollen und vortrefflichen Schemata auf seiner Taf. XXX vergleicht. Das Antrum masculinum — jene Einstülpung des äußeren Integumentes, welche an _ ihrem distalen Ende in die Geschlechtsöffnung übergeht und an ihrem proximalen Ende die Mündung des Penis empfängt — wird sowohl im 1 Der erste Fall ist die von mir beschriebene Enantia spinifera. Mittheil. des naturw. Vereins für Steiermark. Jahrg. 1889. 2 A. Lang, Der Bau von Gunda segmentata. Mittheil, aus der Zool. Station zu Neapel. Bd. III. Leipzig 4881 p. 202 und » Polycladen« p. 286. 3 In dem Sinne, wie ich diese Bezeichnung für die Rhabdocoelida (Monogra- phie p, 146) angewendet habe. 6 L. v. Grall, [194 Texte als in den Abbildungen vielfach als »Penisscheide « bezeichnet. Letztere Benennung sollte aber reservirt bleiben für jene Ringfalten, welche sich sekundär am proximalen Ende des Antrum erheben, um die Spitze des Penis einzuscheiden. Als »Copulationsorgan « ist jener Theil des männlichen Geschlechtsapparates zu bezeichnen, welcher zur Übertragung des Sperma dient. Im einfachsten Falle eine birnförmige muskulöse Blase mit proximalwärts allmählich erweitertem Lumen lässt er in anderen Fällen sich deutlich in eine kugelige » Samenblase «, einen flimmernden »Ductus ejaculatorius «und einen chitinösen »Penis« trennen, während das Epithel der ersteren beiden Abschnitte oder auch nur eines derselben oder aber von außen her eindringende Drüsen das accessorische körnige Sekret dem Sperma beimischen. Es ist aber nicht gerechtfertigt in diesen Fällen das Copulationsorgan als Ganzes, oder den Duetus ejaculatorius oder die Samenblase einfach desshalb als » Körnerdrüse« zu bezeichnen, weil ein besonderes Diverticulum des Ductus ejaculatorius zur Erzeugung oder Aufspeicherung des accesso- rischen Sekretes sich nicht differenzirt hat. Von einer »Körnerdrüse « soll nur da gesprochen werden, wo wirklich ein solches ausschließlich der Sekretion und Aufspeicherung des Körnersekretes dienendes Diver- ticulum vom Ductus ejaculatorius abgezweigt ist, sonst werden, wie bei Lang, die verschiedensten, durchaus nicht homologen Theile des männ- lichen Apparates mit einem und demselben Namen belegt. Je nachdem Samenblase und Körnerdrüse dann von der gemeinsamen Muscularis des männlichen Begattungsapparates umschlossen und zu einer ein- heitlichen Blase zusammengefasst sind, oder aus dem Kontour dieser heraustreten, wird man sie als im Gopulationsorgan » eingeschlossen « oder als mehr oder minder » selbständig « zu bezeichnen haben. 10) Das Vorkommen von parasitischen Distomen bei Planocera pellucida (eingekapselt im Parenchym) und Planocera simrothi (frei im Darme). Ich lasse nun die Beschreibung der einzelnen Species folgen und bemerke nur noch, dass ich, obgleich einige Objekte (besonders Plano- cera simrothi und Stylochoplana sargassicola) vortreffliche Gelegenheit für das Studium des feineren Baues boten, doch die histologischen Verhältnisse nur in so weit herangezogen habe, als sie mir für die systematisch- anatomische Charakterisirung der Species von Belang schienen. Zur Verwerthung dieser Präparate werde ich ja noch hin- reichende Gelegenheit haben bei der Bearbeitung der tropischen Poly- claden. 195] Pelagische Polycladen, 7 Planocera pellueida (Mertens). Taf. VII, Fig. 1—6. Planaria pellucida Mertens,'»Untersuchungen über den Bau verschiedener in der See lebender Planarien«. Mem. Acad. imp. des Scienc. de St. Petersbourg. 6. ser. Sc. math. phys. et nat. Tome II, St. Petersbourg 4833. p. 8s—13. Tab. II, Planocera pellucida (Mertens) in: Lane, »Die Polycladen des Golfes von Neapel.« Fauna und Flora des Golfes {von’:Neapel. XI. Monographie. Leipzig 1884. p. 437 — woselbst die übrigen Synonyma zufvergleichen sind. In der Sammlung Prof. v. Sırsorp’s in München fand ich seiner Zeit zwei Gläschen mit Polycladen, das eine mit » Planarie. Atlantischer Ocean A. IV.«, das'andere mit »Planaria pelagica. Kap der guten Hoffnung « bezeichnet. Mein” verstorbener Lehrer und Chef hatte mir dieselben zur Bearbeitung überlassen und auf dieses Material gründet sich die nachfolgende Darstellung. Dagegen ist das Habitusbild Fig. 1 nach einem Exemplar des zoologischen Universitätsmuseums zu Breslau entworfen, da es in den Körperumrissen — oval, mit größter Ver- breiterung in der vorderen Körperhälfte und ganz allmählicher Ver- schmälerung der Hinterhälfte zu einem stumpfen Schwanzende — der überwiegenden Mehrzahl: meiner Untersuchungsobjekte entspricht. Dieses Exemplar war auch das größte, 18 mm lang bei 13 mm größter Breite. Das in Schnitte zerlegte hatte eine Länge von 44 mm und eine größte Dicke (im Mittelfelde vor dem Munde) von I mm, während die beiden Uteri die Bauchfläche noch um weitere 0,2 mm vortrieben. Der sehr durchscheinende Körper ist gelblichweiß bis hellgelb, je nach der Stärke des dorsalen Hautpigmentes (Fig. 2 pi). Stets erkennt man schon mit freiem Auge die jederseits der Mittellinie wulstig vorsprin- genden braunen Uteri (Fig. 1), die braune Schalendrüse, und als weiße Punkte vor derselben den Penis, hinter derselben die Bursa copulatrix. Das Quetschpräparat zeigt uns den central gelegenen Mund (mo) und die peripher fast den Körperrand erreichenden zierlich verästelten Darmäste (da), deren Ursprünge allerdings durch die massenhaften Ovarialfollikel (0) verdeckt werden, sowie durch die beiden Uteri, welche schon dicht hinter dem Gehirn beginnen und neben der Pharyn- gealtasche verlaufen. Der Pharynx (in Fig. 4 zum Theil aus der Mund- öffnung hervorstehend) ist in einer mit ausgiebigen seitlichen Aus- sackungen versehenen Pharyngealtasche (Fig. % pht) geborgen. Der Darmmund (Fig. 5 dm) liegt unmittelbar über der äußeren Mundöfl- nung und der Hauptdarm (hd) greift nur vorn über die Pharyngealtasche hinaus, um in den vorderen mittleren Darmast (vdma) überzugehen. Das Gehirn (Fig. 2 und 5 g) ist wohlentwickelt, von einer starken Kapsel umhüllt und der ventrale Nervenplexus ist zwar ausgiebig, aber 8 L. v. Graf, [196 doch lange nicht so auffallend ausgebildet wie bei Planocera simrothi. Die Gehirnaugen sind sehr zahlreich und ihre Anordnung aus Fig. 2 ersichtlich. An Größe werden sie übertroffen von den jederseits zu einem diehten runden Häufchen gruppirten Augen der Tentakelbasis (ta). Die Öffnung des Pigmentbechers dieser Augen ist sehr verschie- den orientirt, nach vorn, hinten, den Seiten und nur bei einem Theile nach oben. Im Gegensatze zu der nicht besonders guten Erhaltung der übrigen Gewebe waren bei unserem Thiere die Augen vortrefflich erhalten, wie das in Fig. 6 abgebildete Tentakelauge zeigt. Im Allgemeinen bietet dasselbe eine Bestätigung dessen, was wir durch die bisherigen Beobachter, namentlich Lang (l. ec. p. 204 ff.) wissen. Auffallend ist die vertiefte Becherform des Pigmentbechers dieser Tentakelaugen (die sonst bei Acotyleen nach Lang eine flache teller- oder schüsselförmige Pigmenthülle besitzen) und die Feinheit der Stäbchenenden (si) der Retinazellen (rz). Jedoch scheint es, als ob hier durch die Konservirung eine Schrumpfung der Stäbchen eingetreten wäre. Die Matrixzelle des Pigmentbechers (pl) ist deutlich wahrzunehmen. Das ganze Auge ist von einer Bindegewebskapsel umhüllt. Der zu den Retinazellen ge- hörige Nerv war nicht mehr erhalten. Der Längsdurchmesser dieses Auges betrug 0,064 mm, die Tiefe des Pigmentbechers allein 0,03 mm, die Breite der Retinazellen an ihrem kernführenden Ende 0,006 mm. Die Tentakel (Fig. % t) enthalten keine Augen und erscheinen in mei- nen Schnitten in eine Grube eingesenkt und an der Spitze keulen- förmig verdickt. Ihre Länge beträgt 0,25 mm. Die männliche Geschlechtsöffnung (gt) liegt noch im Ende des dritten Viertels der Körperlänge inmitten der Schalendrüsenrosette und ziemlich weit dahinter die weibliche (©). Beiderlei Copulationsorgane füllen den Raum zwischen Rücken- und Bauchwand vollständig aus (Fig. 5). Das männliche Copulationsorgan, eine eiförmige Masse, deren Längsachse mit der Körperachse zusammenfällt, stößt mit seinem vorde- ren blinden Ende an die Pharyngealtasche an. Die Geschlechtsöffnung führt in einen kleinen Vorraum, in welchen an der Spitze einer stum- pfen Papille der Penis (ps) sich öffnet. Letzterer stellt ein weites eylindrisches Rohr dar, das in ganzer Länge von schaufelförmigen Chitinstacheln ausgekleidet ist. Die Form derselben, ihr Bau, sowie ihre Vertheilung an der Wand sind genau dieselben wie bei Planocera simrothi, wesshalb ich auf die bei dieser Species gegebene Darstellung verweisen kann. Die größten, in der Umgebung der Einmündung, des Ductus ejaculatorius angebrachten Stacheln haben eine Länge von 0,08 mm bei einer Breite von 0,015 mm. Der Ductus ejaculatorius (de), « 197] Pelagische Polyeladen. 9 welcher, wenn der Penis eingezogen ist (Fig. 2), eine $-Schlinge bildet, gabelt sich vorn in einen weiteren dorsalen und einen sehr viel enge- ren ventralen Ast. Der erstere führt zur Körnerdrüse (kd), der letztere zur kleinen birnförmigen Samenblase (sb). In meinen beiden Schnitt- serien springt die Mündung des Samenblasenganges in Form einer Papille ins Lumen des Ductus ejaculatorius vor, doch ist dies vielleicht kein konstantes Vorkommnis. Die Samenblase, die ihre selbständige dicke Muskelwand hat, setzt sich in ein von ihrem blinden Ende nach abwärts und vorn bis zum Abgange des Ausführungsganges ziehendes muskulöses Rohr fort: das gemeinsame Endstück der Vasa deferentia, die erst an der genannten Stelle als zwei feine Röhrchen quer nach auswärts abgehen. In Bezug auf den Bau der Wandung des Copu- lationsorgans kann ich ebenfalls auf die Beschreibung von Planocera simrothi verweisen. Die innere Muscularis und das dieselbe um- gebende Bindegewebe (bg) sind genau wie dort beschaffen, es fehlen dagegen hier die Penisdrüsen. Ferner ist der Bau der äußeren Mus- cularis bei Planocera pellucida ein komplieirterer, wie auch Körner- drüse und Samenblase in das Copulationsorgan einbezogen werden dadurch, dass die Muskelhülle des letzteren aus zwei Abtheilungen besteht: einer gemeinsamen (et) auch über die Samenblase hinweg streichenden und einer bloß Penis und Körnerdrüse umfassenden Ab- theilung (ei,). Jede Abtheilung besteht aus äußeren Längs- und inne- ren Ringfasern, doch ist ei in beiden Faserlagen weitaus schwächer als et,. Die letztere (innere) Abtheilung der äußeren Muscularis giebt übrigens den größten Theil ihrer Fasern ab zur Bildung eines an der Vorderwand der Körnerdrüse ausgespannten Septums. So ist also durch seine Muscularis das männliche Copulationsorgan obwohl eine äußerlich einheitliche Blase bildend, doch in drei Räume abgetheilt: den Penis- raum, den Raum der Körnerdrüse und den der Samenblase. Der erste ist der größte, der letzte der kleinste. Im Bereiche des Penisraumes durchziehen zahlreiche Radiärfasern die äußere Muscularis des Copu- lationsorgans. Die glockenförmige Bursa copulatrix erinnert durch die Dicke ihrer Muskelwand und ihre faltige Innenfläche an das gleichnamige Organ von Planocera simrothi. Ein auffälliger Unterschied besteht jedoch in der Einmündung der Uteri sowie in der hier viel stärkeren Ausbildung der accessorischen Blase. Die Bursa copulatrix verengt sich an ihrem nach vorn gekehrten Ende und geht dann in einen nicht mehr von der Muscularis umhüllten erweiterten Raum (ve) über, welcher von den Seiten her die beiden Uteri aufnimmt, sich dann nach vorn wieder verengt und dorsal nach hinten umbiegt, um mit einer kleinen An- 10 L. v. Graf, [198 schwellung — der accessorischen Blase (ba) — zu enden. Mit Ausnahme der letzteren ist der ganze Kanal bis zur Uteruseinmündung ringsum eingebettet in die Schalendrüsenmassen, deren Ausführungsgänge auch seine Wand durchsetzen. In der Muscularis der Bursa eopulatrix kann man drei Schichten unterscheiden: eine äußere Längs- und eine darauffolgende viel dickere Ringfaserschicht — diese beiden von zahl- reichen einzelnen radiären Fasern durchsetzt — und schließlich eine innerste Lage, in der Ring-, Längs- und Radiärfasern zu einem unent- wirrbaren, dem Epithel anliegenden Filz verflochten erscheinen. Betrachtet man ein geschlechtsreifes Exemplar der Planocera pellueida mit freiem Auge oder bei schwacher Vergrößerung, so könnte man geneigt sein die braunen runden Kugeln in den Uteri je für einzelne große Eier zu halten. Schnitte (Fig. 3) lehren indessen, dass jede dieser Kugeln aus einer sehr großen Anzahl von durch gegenseitigen Druck polygonal abgeplatteten Eiern besteht, deren Durchmesser von 0,06 bis 0,09 mm beträgt. Das Muskelsystem der vorliegenden Species ist durch die kräftige innere Längsfaserschicht des Hautschlauches sowie durch die auber- ordentliche Entfaltung der dorsoventralen Muskulatur ausgezeichnet. Zu starken Bündeln und Platten vereint, bildet sie nicht bloß Septa zwischen den Darmästen sondern grenzt diese auch von den Ge- schlechtsdrüsen ab und bildet förmliche muskulöse Kammern um Ge- schlechtsdrüsen, Uterus und Darmdivertikel. In den dorsoventralen Muskelsepten und in den Muskelhüllen der verschiedenen Organe begegnet man überall eingekapselten Distomen, so auch in der Wand der Pharyngealtasche, zwischen dieser und dem Hauptdarme ete. Ich habe keine Zählung vorgenommen, aber es sind in dem einen Exemplare von Planocera pellueida gewiss einige Dutzende im Parenchym zerstreut. Hin und wieder liegt ein Distoma auch frei im Parenchym, doch habe ich kein einziges im Darme gefunden. Das- selbe hat eine Länge von 0,26 bis 0,3 mm und in der Höhe des Bauch- saugnapfes (an Durchschnitten von eingekapselten Exemplaren ge- messen) eine Breite von 0,1 mm und eine Dicke von 0,7 mm. Ihrem Baue nach ist die Planocera pellucida ein typischer Re- präsentant der Gruppe A des Lang’schen Genus Planocera. Ich zweifle nicht an der Identität der hier beschriebenen Polyelade mit Mertens’ Planaria pellucida. Die für letztere angegebene Größe (19 mm Länge bei 15 mm größter Breite in der Merrrns’schen Fig. 1), Farbe, Mundstellung, Form und Größe des Pharynx, starke Entwicklung der Uteri, Schalendrüsen und Bursa copulatrix — Alles stimmt mit meiner Darstellung. Was aber Merrens’ Angabe bezüglich der Tentakelaugen 199] Pelagische Polyeladen, 11 betrifft (»das vordere Ende durch zwei kleine Tentakeln angedeutet, die durchaus in die Substanz des Thieres hereingezogen werden kön- nen; ihre Basis wie ihre Spitze sieht man durch einige Pünktchen bezeichnet, die als Augen von verschiedenen Schriftstellern angeführt sind«), so wird wohl auch hier wie bei Moserey ein Exemplar der Stylochoplana sargassicola mit der vorliegenden Species verwechselt worden sein !. Identisch mit der beschriebenen Form sind ferner folgende mir vorliegenden Objekte: Vier unbestimmte Polycladen aus der Universitätssammlung in Breslau a) zwei ohne Fundortsangabe von Sırmın in Hamburg geliefert und b) zwei aus dem »atlantischen Ocean«. Aus dem Hamburger natur- historischen Museum c) zwei mit der Bezeichnung »Atlant. Ocean«, d) drei mit »Atlant. Ocean, Kpt. ScHNEEHAGEN rep.« (Eingangskatalog 304), e) sechs mit » Westküste von Neu-Guinea« (E.-K. 5176) bezeichnet? und schließ- lich f) ein von Herrn Dr. Max Bucaner in München »NO von den Gap- verden, 13°N. Br.« gesammeltes und mir s. Z. freundlichst überlassenes Exemplar. Planocera pellucida ist also ein holopelagisches Thier, das so- wohl im atlantischen als auch im stillen Ocean lebt und bisher noch nir- gends littoral gefunden wurde. Ihr Vorkommen in der »Sargasso-See« ist von der Challengerexpedition (Narrative I, 1. p. 136) konstatirt worden. Höchst wahrscheinlich gehören nach den vorhandenen Angaben zu urtheilen zur vorliegenden Species auch Planocera Gaimardi de Blainville (Lane p. 436, Fundort unbekannt) und Planaria velellae Lesson (Lane p. 607, Atl. Ocean) — vielleicht sogar auch die Planaria oceanica Darwin (Lang p. 608) und die Stylochoplana tenera Stimpson (Lang p. 461). Denn das merkwürdige der erstgenannten, in der Höhe von Fernando Noronha gefischten Form schwindet, sobald man die Ab- bildung Darwın’s, der offenbar Hinter- und Vorderende verwechselt hat, umgekehrt orientirt und ferner annimmt, dass die beiden Ten- takel nichts sind als zufällige Faltungen des Körperrandes. Für Srımpson’s Species ist aber das was über Form, Größe (22 mm Länge, 15 mm Breite), Augen und Tentakel gesagt wird, einer Identifieirung eben so günstig wie der Fundort (Atlant. Ocean zwischen 20° und 30° 1 Vgl. meine Anm. p. 23 und bezüglich der Inkongruenz des äußeren Um- risses meiner und der Mertzns’schen Habitusbilder den ersten Absatz des Textes auf derselben Seite. ?2 Von diesen ist eines in Längsschnitte zerlegt worden, um bezüglich der Identität volle Sicherheit zu erlangen. 19 L. v. Grall, [200 N. Br.). Mit den beiden von Srımpson erwähnten mattgrauen Mittel- binden sind möglicherweise die beiden Uteri gemeint. Planocera simrothi n. sp. Taf. VIII, Fig. —10. Die Turbellarie, welche ich unter diesem Namen beschreibe, stammt von der deutschen Plankton-Expedition. Ein nördlich von Ascension, in der Mitte zwischen dieser Insel und dem Äquator gefischter Schwarm von Janthina communis wurde Herrn Dr. H. Smrorn zur Bearbeitung überwiesen, welcher in einer der Janthinaschalen die Polyclade (ein Exemplar) fand und mir zusandte. Das vorzüglich konservirte Thier war gelblichweiß, schwach durchscheinend und hatte (flach ausgestreckt gedacht) eine Länge von fast 8 mm bei einer Breite von 5,5 mm und einer größten Dicke von 0,7mm. In Wirklichkeit erschien es kleiner, da der Körperrand all- seits zur Bauchseite eingekrümmt war. Der Umriss war oval, hinten breiter abgestumpft als vorn. In Glycerin aufgehellt, ließ es die in Fig. I eingezeichneten Verhältnisse erkennen, wobei das in kleinen rundlichen Häufchen gelber Körner gleichmäßig vertheilte Rücken- pigment (pi) die Durchsicht kaum störte. In der von den Ovarial- follikeln freibleibenden Randregion waren die perlschnurartig erweiter- ten baumförmig verästelten Darmäste (da) deutlich sichtbar und schon hier, wie auch nachher in der Längsschnittserie, suchte ich vergeblich nach einem vorderen mittleren Darmast. Ein Randsaum ist nicht deut- lich abgegrenzt, dagegen wird das Mittelfeld des Körpers von einer breiten Zone der kleinen aber scharf hervortretenden Ovarialfollikel (0) umkränzt. Im Mittelfelde selbst gewahrt man die an das Hinter- ende des zweiten Drittels der Körperlänge gerückte äußere Mund- öffnung (mo), die wie auf dem Längsschnitte Fig. 2 ersichtlich, dem letzten Drittel der Pharyngealtasche angehört und etwas aufgewulstete Ränder besitzt. Die Pharyngealtasche ist wenig umfangreich und hat wenige aber ausgiebige seitliche Ausbuchtungen für den diekwandigen Pharynx (ph). Der Darmmund (dm) liegt mehr nach vorn, etwa in der Mitte der Pharyngealtasche. Der Hauptdarım (hd) ist außerordentlich geräumig und von Nahrungsobjekten erfüllt, die ich für Theile von Siphonophoren halte. Vorn erstreckt sich derselbe weit über die Pharyngealtasche hinaus. Die auffallendste Thatsache in der Anatomie dieser Polyclade ist die geringe Differenzirung des Gehirns (g). Es fehlt ihm nicht bloß die sonst bei Polycladen vorhandene Bindegewebskapsel, sondern es ist auch durch seinen geringen Diekenunterschied gegenüber den Längs- #« 3 201] Pelagische Polycladen. —_— nerven hier thatsächlich »das Gehirn nichts weiter, als ein etwas stärker entwickelter Theil der Längsstämme mit etwas dichter als im übrigen Körper angeordneten Querkommissuren «!. Die beiderseitigen Hirnan- schwellungen haben eine Dicke von 0,06 mm, die davon ausgehenden Längsnerven kurz nach ihrem Ursprunge 0,045 mm und noch in der Mundregion 0,04 mm Dicke. Dazu kommt ein ventrales Nervennetz von einer Stärke, wie ich es von keiner anderen Polyclade kenne. Seine Balken (Fig. 5 und 6 n) sind noch in der Randregion des Körpers so dick (0,008—0,04 mm), dass ihre Durchschnitte schon bei schwacher Vergrößerung auffallen. Zahlreiche Äste ziehen von dem ventralen Nervenplexus zum Rücken, um hier in ein dorsales, allerdings schwächeres und weitere Maschen bildendes Netz einzutreten. Die Hirnhofaugen sind jederseits des Gehirns zu drei Häufchen gruppirt, von denen das mittlere am meisten Augen umfasst (Fig. I 9). Daneben ist noch jederseits ein großes Augenhäufchen unter der Basis der Tentakel (Fig. 1 und 6 {) vorhanden. Die konischen, mit breiter Basis aus einer flachen Grube des Rückens entspringenden Tentakel haben eine Länge von 0,17 mm und enthalten keine Augen. Die männliche Geschlechtsöffnung (g) gehört dem Beginne des letzten Körperviertels an. Sie führt direkt in den mächtigen tonnenför- migen Begattungsapparat, der in dieser Region den ganzen Raum zwi- schen Bauch- und Rückenwand des Körpers einnimmt. Sein anfänglich enger Ausführungsgang (dem »männlichen Vorraum«' entsprechend) erweitert sich alsbald zu einem eylindrischen Raume, dem eigentlichen Penis (ps), dessen Wandung bei der Copula zweifellos vorgestülpt werden kann, so dass dann sein oberes (vorderes) in den engen Ductus ejaculatorius (de) übergehendes Ende zur Spitze wird und die ihn aus- kleidenden Stacheln an die Außenfläche treten als mit ihrer Spitze nach hinten gerichtete Widerhaken. Die Form der Penisstacheln weicht sehr von derjenigen ab, die Lang für Planocera graffii beschrieben hat, doch sind wie dort so auch hier die Stacheln selbständige von je einer Epithelzelle als Cutieularprodukt erzeugte Gebilde. Fig. 9 stellt in halbschematischer Weise das Verhältnis der Stacheln (gelbe Cuticula) zu ihren Matrixzellen sowie zu den Kernen der letzteren dar. Der Umriss der Kerne ist, trotz der in allen übrigen Geweben vorzüglichen Tinktion, hier sehr verschwommen, und ihre Lage wie auch ihre Form eine sehr auffallende. In beiden Punkten ist die Beziehung zum Orte der Sekretionsthätigkeit der Zelle eine in die Augen springende. Der 1 A. Lang, Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie und Histologie des Nervensystems der Plathelminthen: Mittheil. aus d. Zool. Station zu Neapel. Bd. III. Leipzig 1884, p. 37. 14 L. v. Grall, [202 Kern erscheint gestreckt, am freien Ende der Zelle kappenförmig verbreitert und liegt da, wo erst noch die Spitze des Stachels gebildet wird, dieht unter dieser, um dann, wenn die Sekretionsthätigkeit auf Weiterbildung des basalen Endes des Stachels gerichtet erscheint, auch seinerseits weiter zur Basis der Zelle herabzurücken. Die Basis der Stacheln ist im Querschnitte (Fig. 10) vierkantig, rhombisch, in der länge- ren Diagonale bis ca. 0,02 mm breit, sie flachen sich jedoch gegen die Spitze derart ab, dass sie zu mehr oder weniger gekrümmten Schaufeln oder Löffeln werden (Fig. 8). Der Übergang vom Flimmerepithel des Ductus ejaculatorius (de) zum Stachelkleide des Penis ist ein plötzlicher, und hier stehen nach einigen sehr kleinen gleich die längsten Stacheln (st) von 0,09 mm Länge. An der Seitenwand nehmen sie dann an Größe bis auf 0,025 mm ab (st), um distalwärts wieder dieselbe Größe zu erreichen wie vorn. Nach einigen kleineren Stachelzellen beginnt dann das schöne Cylinderepithel des männlichen Atrium genitale. Die freien Enden dieser sich lebhaft tingirenden und mit langgestreckten Kernen versehenen Zellen sind vollgepfropft mit stark lichtbrechenden gelben Körnchen, die wahrscheinlich auch aus Chitinsubstanz bestehen und vielfach in Form von runden Klümpchen abgestoßen frei im Lumen des Vorraumes gefunden werden. Die sekretorische Thätigkeit des Vorraumepithels nimmt allmählich ab, d. h. die Masse der gelben Kör- ner in den Zellen derselben wird immer geringer gegen ci hin, wo die Bekleidung mit Flimmerhaaren beginnt. Doch sind auch hier anfäng- lich noch einzelne heller gelbe Körnchen unter den Cilien wahrzu- nehmen. Der Ductus ejaculatorius mit seinen kubischen Flimmerzellen zieht in einer S-Krümmung zum blinden Ende des Copulationsorgans und theilt sich hier in einen dorsalen Ast, der zur mehrfächerigen Körnerdrüse (Ad), und einen ventralen Ast, der zur kleinen kugeligen Samenblase (sb) führt. Die Vasa deferentia ziehen von den weiten Sammelkanälen (Fig. 2—4 vd,) in der Höhe der Linie +»* an die Ven- tralseite des Copulationsorgans und steigen dann, diesem dicht ange- schmiegt, nach hinten und oben, um sich schließlich in einen stark muskulösen gemeinsamen Endabschnitt zu vereinigen, der von unten her in die Samenblase mündet. Was die Muskulatur des männlichen Begattungsapparates betrifft, so haben wir zwischen der äußeren, das ganze Organ umhüllenden, und der inneren die Wand des Penis und Ductus ejaculatorius beklei- denden zu unterscheiden. Beide gehen an den Enden in einander über. Die äußere Muscularis besteht aus einer starken Längsfaser- schicht (Fig. 8 etl), die auch gegen den Rand der männlichen Ge- schlechtsöffnung sowie die Umgebung derselben ausstrahlt. Darauf 203] Pelagische Polyeladen. 15 folgt nach innen eine sehr mächtige Ringfaserlage (eir). Zwischen den beiden Schichten der äußeren Muscularis findet man die Längs- und Querschnitte von spindelförmigen Zellen mit grobgranulirtem Plasma, die ich für Bindegewebszellen halte (eiz), da trotz ihres an Körnerdrüsensekret erinnernden Inhaltes nicht abzusehen ist, wohin ein eventuelles Sekret ausgeführt werden sollte. Die innere Muscu- laris ist viel schwächer und besteht aus einer dünnen, und am Ductus ejaculatorius bestimmt nur einfachen Lage von Ringfasern (rm) und einer aus wenigen Lagen zusammengesetzten Längsschicht (Im). Die letztere strahlt hinten in die äußere Museularis aus und verflicht sich mit derselben. Am blinden Ende des Copulationsorgans schlägt sich nun die äußere Muscularis fast in ganzer Stärke auf die Körnerdrüse über, während die Muscularis der Samenblase viel schwächer ist, wie denn letztere auch in ihrer Form selbständiger aus dem Kontour des Copulationsorgans heraustritt. Bei dem Umschlage der äußeren in die innere Muscularis findet natürlich eine Kreuzung der Faserschichten statt. Der weite Raum zwischen den beiden Muskelhäuten (Fig. 2 und 8 bg) ist erfüllt von einem äußerst zarten spongiösen Gerüst von Bindegewebsfasern und -Platten, in dem zahlreiche Kerne, bisweilen mit deutlich sich abhebenden und mehr oder weniger verzweigten Plasmahöfen eingelagert sind. Überdies durchsetzen kräftige Muskel- bündel, der Quere nach oder von vorn nach hinten, aber durchwegs aus der äußeren Muscularis radiär zur Wand des Penis streichend, diesen Raum. Sie sind die Retraktoren (rt) des stacheligen Penis. Ein bemerkenswerthes Element der Wandung des letzteren bilden schließ- lich die ihm in ganzer Länge von außen anliegenden Penisdrüsen (dr). Es sind von vorn nach hinten an Zahl zunehmende und schließlich in mehrfacher Lage über einander geschichtete birnförmige Zellen, die mit feinen Ausführungsgängen die innere Muscularis durchsetzen, um zwischen den Basaltheilen der Stachelzellen in das Lumen des Penis zu münden. Sie fehlen dem Ductus ejaculatorius eben so wie dem Vorraume. Der weibliche Geschlechtsapparat war bei diesem Thiere offenbar noch nicht zur Reife gelangt, wie aus der geringen Größe der Eifollikel (0) sowie der mangelnden Ausbildung der nur erst in der ersten Anlage vorhandenen Uteri (Fig. 2—4 u) und Eischalendrüsen hervorgeht. Mit diesem Vorbehalte gebe ich die Beschreibung des weiblichen Copu- lationsorgans. Dasselbe stellt ein diek muskulöses birnförmiges Organ dar, dessen Innenfläche in vielfachen Falten vorspringt, während die Musecularis aus verfilzten Ring- und Längsfaserzügen sowie zahlreichen einzelnen (nicht zu Bündeln vereinigten) Radiärfasern zusammen- 16 L. v. Gral, [204 gesetzt ist. Nach vorn verschmälert sieh die Bursa copulatrix (bc) und empfängt hier von der Dorsalseite den unpaaren Theil des Eierganges (ve). Derselbe läuft ein Stück nach vorn und gabelt sich noch innerhalb der Muscularis (bei ıe) in die rechts und links abgehenden Uteri, welche nach dem Austritte aus der Muscularis des Gopulationsorgans noch bis über die Region der Längsnerven eine zur Körperachse quere Rich- tung behalten (Fig. 3), um dann erst (Fig. 4) in der Höhe der Samen- sammelkanäle angelangt, nach vorn umzubiegen. Die Uterusanlagen sind hier zweifellos Ausstülpungen des Epithels der Bursa copulatrix, resp. des aus letzterem entstandenen Eierganges. Anfänglich noch mit einem feinen Lumen versehen, werden sie nach vorn immer enger und enden schließlich als ein solider Zapfen mit zahlreichen eingelagerten Kernen, die sich nach Form und Tinktion als Derivate des Epithels der Bursa copulatrix erweisen. Ich hebe dies desshalb hervor, weil Lang 1. e. p. 316) die Frage nach der Entstehung der Uteri und der großen Samenkanäle offen gelassen hatte. Vor der Einmündung des Eierganges verschmälert sich das Lumen des Copulationsorgans zu einem sehr feinen Kanal, um nachher sich wieder zu einem Blindsack (ba) zu er- weitern, der dem Schalendrüsengang —+- accessorischer Blase anderer Planoceriden (z. B. Pl. pellucida, Taf. VIII, Fig. 5) entspricht. Ob er hier schon das Ende seiner Entwicklung erlangt hat, oder aber im ausge- bildeten Zustande größer und ebenfalls nach dem Hinterende umge- hogen wird, muss einstweilen unentschieden bleiben. Das reichliche und wie alle anderen Gewebe dieses Objektes aus- gezeichnet erhaltene Parenchym ist von einer ungewöhnlich reichen dorsoventralen Muskulatur durchsetzt, die zwar nirgends zu größeren Bündeln oder Septen zusammentritt, aber dafür gleichmäßig durch den ganzen Körper vertheilt, einigermaßen Ersatz gewährt für die (hier wie bei den anderen Planoceriden) verhältnismäßig schwache Entfaltung des Hautmuskelschlauches. Der letztere, aus einer äußeren feinen Querlage (Fig. 7 qm), einer diagonal gekreuzten (dim) und einer sehr unvollständigen Längsfaserschicht (Im) bestehend, erreicht im Schnitte bloß auf der Ventralseite die Höhe der Epithelzellen. Dorsal ist er noch viel schwächer, indem die (innerste) längsverlaufende Lage da- selbst ganz fehlt, die schief gekreuzte aber minder stark ausgebildet ist als bauchseits. Unsere Planocera beherbergte in ihren Darmästen einige Exem- plare eines geschlechtsreifen Distoma von 0,22 mm Länge und 0,06 mm Breite. Planocera simrothi gehört wie die vorhergehende Species zur Gruppe A des Lang’schen Genus Planocera. Das Vorkommen der Planocera simrothi in der Janthinaschale 205] Pelagische Polycladen. 17 scheint mir ein bloß zufälliges zu sein. Es geht dies auch daraus her- vor, dass ich unter dem Materiale des Hamburger Museums drei pelagische Polycladen fand, welche mir identisch mit obiger Form zu sein scheinen. Bei allen dreien ist die Schalendrüse, welche bei Sımrorn’s Exemplare nur schwach entwickelt war, viel stärker ausge- bildet, so dass sie als rothbraune zweilappige Masse durch die Leibes- wand schimmert und mit freiem Auge erkannt wird. Sie sind auch größer als jenes und zwar a) Mus. Godeflroy 3168, Atlant. Ocean mit der Originaletikette Gruse’s »Stylochus oligoglenus Schmarda « ist fast 14 mm lang, bei einer größten Breite von 8,5 mm; b)Mus. Godeffroy 3168; Atlant. Ocean?, mit Gruse’s Originaletikette »Stylochus« 10 mm lang und 8 mm breit; c) Mus. Godeffroy 3168, Atlant. Ocean, Stylochus oligoglenus Schmarda, Grube det.? ist schlanker als die anderen beiden, 11 mm lang, 6 mm breit und dunkler braun pigmentirt. Zu einer Identificirung der genannten Objekte (bes. dessub a ange- führten) mit Scnmarva’s Stylochus oligoglenus! [Planocera oligoglena (Schmarda) bei Lang p. 44%] finde ich keine genügenden Anhaltspunkte. Denn selbst wenn man von der Augenstellung absieht, so sind doch die Differenzen in der Größe und in den Fundorten solche, dass sehr plau- sible andere Gründe vorhanden sein müssten, um diese Formen zu- sammenzuziehen. Zudem ist es sehr fraglich ob die Exemplare des Hamburger Museums, für welche als Fundort der atlantische Ocean an- gegeben ist, die Grundlage zu Gruge's Notiz? gegeben haben, da Letzerer nur von Samoanischen Seeplanarien spricht. Planocera grubei.n. sp. Taf. X, Fig. 5—8. Vier Exemplare dieser neuen Species erhielt ich aus dem Natur- historischen Museum in Hamburg (Eingangskatalog 323, 18° S.Br. 85° Ö.L.), eines aus der Universitätssammlung in Breslau (Planaria spec. Mus. Godeffroy 3168, Atlant. Ocean). Alle waren stark verkrümmt, mit queren unregelmäßigen Faltungen und vielfach eingeschlagenen Rändern. Ihre Farbe ist braungelb, herrührend von dichtgedrängten gleichgroßen runden Pigmentpünktchen, die ausschließlich dem Rücken angehören, aber das Thier noch ziemlich hyalin lassen. Der Körper ist an beiden Enden in gleicher Weise breit abgerundet, das kleinste Exemplar 5,2 mm lang und 3 mm breit, das größte 7 mm lang und 4,5 mm breit. Das in 1 L.K. ScHuumarvA, Neue wirbellose Thiere, beobachtet und gesammelt auf einer Reise um die Erde 4853 bis 1857. Bd. I. 4. Hälfte. Neue Turbellarien, Rotatorien und Anneliden. Leipzig 1859. p. 34. Taf. VII, Fig. 77, 2 Fünfundvierzigster Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterlän- dische Kultur (für 1867), Breslau 4868. p. 46—47. Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. V. 2 18 L. v. Gral, [206 Längsschnitte zerlegte Individuum (es mag ausgestreckt 5,6 mm lang ge- wesen sein) hatte in der Pharyngealgegend die verhältnismäßig be- trächtliche Dicke von 0,9 mm. Bei der Menge der durchscheinenden kleinen Ovarial- und Hodenfollikel (Fig. 6 o und h) war von den Darm- verzweigungen wenig zu sehen. Sie scheinen sich ähnlich zu verhalten wie bei Planocera simrothi, auch scheint wie dort ein vorderer medianer - Darmast zu fehlen. Der Mund (mo), zu welchem wie in Fig. 5 bei zwei Exemplaren ein Theil des Pharynx hervorquoll, befindet sich am Anfange der zweiten Körperhälfte und etwas hinter der Mitte der Pharyngealtasche, welch’ letztere schmale und tiefe Seitentaschen trägt (vgl. Fig. 5 ph), wie auch der an seinem freien Rande fein zerschlissene Pharynx als überaus reich gefaltete Krause erscheint (Fig. 6 ph). Der Hauptdarm (hd) ist vorn wie hinten viel kürzer als die Pharyngealtasche, der Darmmund (dm) liegt direkt über dem äußeren Munde. Das Gehirn (g) ist sehr schwach entwickelt, die braunen Hirnhofaugen (au) in zwei länglichen Haufen tief im Parenchym eingebettet, während die davon ziemlich weit abstehenden Tentakelaugen dicht an die Basis der Nackententakel (Fig. 7) herantreten. Letztere erscheinen als fingerförmige Fortsätze von 0,2 mm Länge. Vom Geschlechtsapparate fällt zunächst die dunkelbraun durch- scheinende Masse der Eischalendrüse (sdr) im Beginne des letzten Körperviertels auf. In ihr erblickt man die weibliche Geschlechts- öffnung (@) während die männliche (5!) dicht vor der Schalendrüse, noch im zweiten Viertel, liegt. Letztere (Fig. 8) führt in das fast kugelige männliche Copulationsorgan, dessen Blase (co) zugleich Ductus ejacu- latorius und Körnerdrüse vertritt, da eine solche fehlt. Von ihr erhebt sich ein kleiner gekrümmter Chitinhaken, der Penis (ps), mit verbrei- teter Basis und ragt in den Vorraum. Die Wand des Copulationsorgans wird von einem Filze von Muskelfasern gebildet, die dasselbe in zwei auf einander senkrechten Richtungen, äquatorial und meridional, um- kreisen (com). Überdies markiren sich besonders die Muskelbündel, welche von der Rücken- und Bauchwand zur Basis des Penis als dessen Retraktoren hinziehen (psm und psm,), die an den Umkreis der Ge- schlechtsöffnung und die Wand des Vorraumes herantretenden und bei ihrer Kontraktion den Penis bloßlegenden Fasern (m und m,) sowie ein drittes System von Fasern, welches das Copulationsorgan an der dorsa- len Körperwand befestigt (mm). Der Penis misst von der Basis bis zur Mündung 0,13 mm und hat eine solide Spitze, indem seine Mündung (ps,) hinter dieser auf der konvexen Seite liegt. Der von Lane gebrauchten Terminologie nach ist die »Spitze des Penis« auch hier »nach hinten 207] Pelagische Polyeladen. 19 gerichtet«, obgleich die Art der Einfügung des Chitinhakens dessen Spitze in Quetschpräparaten (wie Fig. 5) begreiflicherweise nach vorn sehen lässt. "Von der Seite her durchsetzen die Stiele der beiden »accessorischen « Samenblasen gesondert die Rückwand des Copulationsorgans (bei s», in Fig. 6). Von ihr ziehen sie in geschlängeltem Verlaufe und immer breiter werdend (Fig. 5 und 6 sb) bis unter die hinteren Aussackungen der Pharyngealtasche. Ihre Muscularis erreicht hier fast dieselbe Dicke wie die Wand des Copulationsorgans, um plötzlich an dem verengten Übergange in die nach rückwärts umbiegenden großen Samengänge (vd) sich zu verlieren. Der weibliche Apparat ist von äußerster Einfachheit und stellt ein von der weiblichen Geschlechtsöffnung (Fig. 6, ©) nach oben und vorn aufsteigendes, besonderer Muskelverdickungen entbehrendes Epithelialrohr dar, das sich schließlich nach hinten umwendet, um ganz allmählich in ein kleines Endbläschen anzuschwellen. Dieses empfängt von beiden Seiten die Uteri und ist sowie die nächste Umrahmung der weiblichen Geschlechtsöffnung frei von den Ausführungsgängen der Schalendrüsen. Der ganze Rest des weiblichen Genitalkanales ist aber in letztere von allen Seiten eingebettet und seine Wand von ihren dicht- gedrängten Ausführungsgängen durchsetzt. Planocera grubei stimmt in jeder Beziehung mit der Charakteristik, welche Lang für die Gruppe B seines Genus Planocera entworfen hat. Das Verbreitungsgebiet dieser pelagischen Polyclade ist ein sehr weites. Das Exemplar des Breslauer Museums stammt aus dem atlan- tischen, die Exemplare des Hamburger Museums aus dem südlichen indischen Ocean. An der specifischen Zusammengehörigkeit derselben ist nicht zu zweifeln. Stylochoplana sargassicola (Mertens). Taf. IX, Fig. 4—5. Planaria sargassicola Mertens, »Untersuchungen über den Bau verschiedener in der See lebender Planarien«. M&m. Acad. imp. des Sciences de St. Peters- bourg. 6. ser. Sc. math. phys. et nat. Tome II. St. Petersbourg 1833. p. 13 —14. Tab. I, Fig. 4—6. Stylochus sargassicola (Mertens) in: Lang, 1. c. p. 454. Stylochus pelagicus Moseley, »On Stylochus pelagicus, a new species of pelagic Planarian«. Micr. Journ. vol. XVII. N. S. London 1877. p. 233—27. Tab. III, Fig. 9—41, Planocera pelagica (Moseley) in: Lang, 1. c. p. 439. Meine Beschreibung stützt sich ausschließlich auf ein vortrefflich konservirtes Material, welches ich der Güte des Herrn Baron J. DE GuUERNE in Paris verdanke und über welches ich bereits vorläufig berichtet 9* 30 L. v. Grafl, [208 habe !. Dasselbe wurde im Juli 1887 während der Fahrt der »Hirondelle« im Sargassomeere gefunden. Dazu kamen einige Quetschpräparate, ebendaher von der Expedition des »Talisman«, welche mir Herr Prof. Ltox Vaızzant in Paris? übersendet hatte. Bei der großen Durchsichtigkeit dieses Thieres wird der Über- blick über den inneren Bau im Quetschpräparate bloß durch die zahlreichen opaken Eier (die weißen Punkte bei auffallendem Lichte) sowie die Verzweigungen der Eischalendrüse beeinträchtigt. Der cha- rakteristische Umriss: das stark verbreiterte Vorderende, welches durch eine seichte Einschnürung von dem Rest des Körpers abgesetzt wird, der schließlich in ein stumpfes Schwänzchen sanft übergeht (Fig. 1) — ist bei allen Individuen anzutreffen. Die größten hatten eine Länge von 7 mm, bei einer Breite von 3,2 mm im Vorderkörper und einer solchen von 2,5 mm in der Mundregion. Die Dicke des 5,6 mm langen Exemplars, von welchem ein Längsschnitt in Fig. 2 abgebildet ist, betrug in der Pharyngealregion bis 0,4 mm. Der zarte, von den inneren Organen frei gelassene Randsaum ist überaus zierlich gefältelt. In der Mitte des Vorderrandes ist eine schwache Einbuchtung zu bemerken und es schimmerthier der der Ventralseite angehörende Saugnapf (Fig. 1 und 2 s) durch — eine flache Grube mit verdicktem Epithel und einer Musku- latur, wie sie Lang (l. c. Taf. 20, Fig. 1) für den Saugnapf von Thysa- nozoon Brocchii abbildet, und einem darüber gelegenen Ganglion (sg), das aus der Vereinigung und Anschwellung der beiden vorderen Haupt- nerven hervorgeht. Die schwach gelbliche Färbung der Planocera sargassicola wird durch feine graugelbe Pigmentkörnehen hervorgebracht, mit welchen der Rücken bestäubt ist. Die Mundöffnung (mo) liegt vor der Körpermitte und führt in eine zwar schmale aber langgestreckte Pharyngealtasche. Diese ist nur sehr wenig seitlich ausgesackt, wie auch der Pharynx an seinem freien Rande nur wenig gefaltet erscheint. Bei jungen Thieren ist sowohl seine Ansatzlinie wie sein freier Rand ganz glatt. Während der äußere Mund dem Hinterende der Pharyngealtasche genähert ist, erscheint der Darmmund (Fig. 2 dm) mehr zum Vorderende derselben verschoben. Der Hauptdarm (hd) ist nach vorn zu länger, hinten aber kürzer als die Pharyngealtasche. Ein vorderer mittlerer Darmast (Fig. 2 vmda) 1 L. v. GrArr, Sur une Planaire de la mer des sargasses (Stylochoplana sar- gassicola Mertens). Bull. de la Soc. zool. de France pour l’annee 1892. Paris 4892. 2 Siehe Leon VAILLANT, Les campagnes scientifigques du »Travailleur« et du »Talisman«. Extrait du compte rendu de la seance publique annuelle de la societe de secours des amis des sciences, tenue le 40 avril 1884. Paris 4884. p. 23, 209] Pelagisehe Polyeladen, 94 ist vorhanden, er ist aber im Quetschpräparate eben so wenig wie die übrigen (wenig verästelten und bis ans Ende gleich breit bleibenden) Darmäste (da) bis zu seinem centralen Ursprunge zu verfolgen. Der Raum unter und zwischen den Darmästen wird von den zahl- reichen Hodenfollikeln (Fig. 1 und 2 }) erfüllt; die dorsalen Ovarial- follikel (0) gehen nicht so nahe an den Körperrand heran wie die Hoden. Sehr auffallend markiren sich die grobkörnigen Streifen der Schalendrüse (sdr), die gegen die männliche Geschlechtsöffnung zu kon- vergiren scheinen, in Wirklichkeit aber in den von der Bursa copulatrix schief nach oben und vorn und dann nach rückwärts ziehenden Schalendrüsengang einmünden. Derselbe macht dann eine Biegung nach abwärts (Fig 2 ve) und empfängt an dieser Stelle von den Seiten her die beiden Uteri, um sich noch weiter nach rückwärts in die ventral gelegene quer ausgezogene und ziemlich umfangreiche Bursa accessoria (Fig. 1—3 ba) des weiblichen Apparates fortzusetzen. In der Bursa habe ich Sperma vorgefunden. Während bei einigen verwandten Formen (Planocera graffii, simrothi, pellucida) der ausführende Theil des weib- lichen Copulationsorgans, die Bursa copulatrix, in toto von einer außer- ordentlich verdickten Muscularis eingehüllt wird, liegt hier die Sache ganz anders. Der Hautmuskelschlauch schlägt sich ohne wesentliche Dickenzunahme auf die Bursa copulatrix um, in der dafür, nach innen vorspringend, ein zum Umfassen und Festhalten des Penis außerordent- lich geeignetes Organ entwickelt ist in Form einer pharynxähnliehen faltenreichen Ringfalte (Fig. 2 u. 4 mf). Im Bereiche derselben erfährt die Basalmembran (bm) eine auffällige Verdickung und im Übrigen be- steht ihre Hauptmasse aus Ringmuskelfasern (rn), zwischen welche von außen her aus einem durch Verschmelzung der Längsfasern ge- bildeten Geflechte (rdm) radiäre Fasern eindringen, um mit ihren Ver- ästelungen gegen die freie Fläche der Falte auszustrahlen. Ein weiteres Element dieser Muskelfalte sind die großen birnförmigen Drüsen (dr), deren Ausführungsgänge sich in die Muskelmasse einsenken, jedoch von mir nicht weiter verfolgt werden konnten. Sie sind auf die Muskel- falte beschränkt und fehlen den davor und dahinter gelegenen Theilen der Bursa copulatrix. Die nicht weit vor der weiblichen gelegene männliche Geschlechts- öffnung (g') bezeichnet ziemlich genau die Grenze zwischen dem dritten und vierten Fünftel der Körperlänge. Sie führt in den geräumigen männlichen Vorraum, in welchen die nach hinten gerichtete konische Spitze des Penis (ps) hineinragt. Sie ist von einer Chitinmembran be- kleidet, die sich in den centralen Kanal umschlägt und hier in so fern eine andere Struktur aufweist, als sie lokale Verstärkungen in Form 22 L. v. Graff, [210 von Längsleisten besitzt, denen wieder dem Lumen zugekehrte Reihen von gekrümmten Häkchen aulsitzen. Fig 5 s zeigt diese Häkchenreihen und man sieht, wie zwischen den Längsleisten feine Querlinien die Ver- bindung der korrespondirenden Häkchen verstärken. Diese innere Chitinauskleidung des Penis ist aber biegsam genug, um bei der Aktion vorgestülpt zu werden, wo dann (wie ich an einigen Präparaten sehe) die Stachelreihen mit nach rückwärts gewendeten Spitzen die Außenwand des Penisendes besetzen. Der chitinösen Spitze schließt sich vorn der langgestreckte eylindrische muskulöse Theil des männlichen Copula- tionsorgans an. Der in seinem Verlaufe gleichweite Ductus ejaculatorius (Fig. 2 und 3 de), dessen Epithel nach innen in Querfalten vorspringt, setzt sich am vorderen stumpfen Ende des Penis in den kurzen Stiel fort, der sich ventralwärts zur Samenblase (sb) herabsenkt. Die Vasa deferentia (vd) ziehen von der Seite her gegen den Raum zwischen Copu- lationsorgan und Samenblase, um gesondert in die Rückwand der letz- teren einzumünden. An der Muscularis des Gopulationsorgans unter- scheiden wir folgende Schichten von außen nach innen: eine äußere Längs- und Ringfaserschicht, dann ein spongiöses Gerüst von Muskel- fasern, in dessen Maschen große ovale Bindegewebskerne eingeschlossen sind, hierauf die innere Längs- und Ringfaserschicht, letztere dem Epithel des Duetus ejaculatorius aufliegend. Die stärkste Lage ist die der äußeren Längsfasern. Dazu kommen gesonderte Bündel von, die ganze Muskelwand durchsetzenden radiären Fasern. Von der Planocera graffii (Lane 1. ec. p. 237 ff.) unterscheidet sich die vorliegende Form im Baue ihres männlichen Copulationsorgans demnach besonders durch 1) das Fehlen einer distinkten Körnerdrüse, 2) die größere Selbständig- keit der Samenblase, welche hier nicht von der Penismuskulatur um- schlossen ist und 3) die feste Verbindung der Penisstacheln unter ein- ander. In letzterem Punkte entsprechen die Verhältnisse bei Planocera graffii vielmehr denen von Planocera pellucida und simrothi. Das im ersten Körperfünftel gelegene Gehirn (Fig. I und 2 g) ist wohlentwickelt und von einer festen Bindegewebsmembran umschlos- sen. Wie die Gehirnhofaugen zerstreut liegen ist aus Fig. I ersichtlich, dessgleichen die Gestalt der fingerförmigen 0,25 mm langen Tentakel (1), in deren Innerem sechs bis acht verhältnismäßig große Tentakelaugen unregelmäßig aufgereiht sind, während ein basaler Haufen von solchen hier nicht nachweisbar ist. Ich halte die vorliegende Species für identisch mit der Planaria sargassicola Mertens und Moserry’s Stylochus pelagicus. Lane hat schon die Deutungen der anatomischen Befunde der genannten Autoren richtig zu stellen gesucht. 211] Pelagische Polyeladen. 23 Was bei Vergleichungen der Abbildungen am meisten auffällt, ist die Inkongruenz im Kontour zwischen den Abbildungen von Mertens und Moserey und meiner eigenen. Alle meine Exemplare hatten den vorn verbreiterten Umriss, wie ihn Fig. 1 darstellt. Indessen hatten jene Autoren lebende Thiere vor sich, ich dagegen bloß konservirtes Material und ich darf daher auf die Erfahrung hinweisen, die so oft von mir, aber auch von Anderen gemacht worden ist!, dass nämlich die im Leben nach Kontraktionszuständen (namentlich bei Polycladen!) so wechselnde Körpergestalt sich bei der Konservirung für die Angehörigen derselben Species in ganz charakteristische und tbereinstimmende Form umsetzt. Dies mag auch für die Pharynxaussackungen gelten, welche in Mertens’ Fig. 6 ausgiebiger erscheinen, als in meiner Abbil- dung. Die von Mertens’ gesehenen »vielen kleinen dunkler gefärbten Punkte« sind die Ovarialfollikel, der helle Randsaum und die Lage des Mundes zum Pharynx, die Augen der Tentakelspitze werden richtig an- gegeben, dessgleichen die allgemeine Konfiguration der Gopulations- organe, wie sie sich auf dem Quetschpräparate darbietet. Dagegen fallen die vorhandenen Differenzen, welche offenbar eine Folge der schematischen Art der Darstellung sind, nicht ins Gewicht. M&rTEns verzeichnet für seine größten Exemplare eine Tänge von 13,5 mm und eine Breite von 9 mm. Was den Stylochus pelagieus Moseley betrifft, so scheint mir dessen Identität mit meiner Form nichtminder sicher zu stehen. Die gesammten Differenzen betreffen den Leibesumriss (s. o.) und die Tentakelaugen, welche nach Moserey nicht in den Tentakeln, sondern an der Basis derselben liegen sollen ?. Dagegen ist die detaillirte Beschreibung des Geschlechtsapparates völlig auf meine in den Figuren 2 und 3 gegebene Darstellung zurückzuführen. Ich kann mich darin den Laxe’schen Korrekturen (l. ce. p. 2337—238 und 304) anschließen und bemerke nur noch Folgendes dazu: in Moseury’s Fig, 11 ist die »male generative aper- ture « mg nichts als die Einmündung des Schalendrüsenganges (» tortuous canal« M.) in die Bursa copulatrix (» Uterus «M.), die »Prostate« pt da- 1 J.v. KEnnet, Untersuchungen an neuen Turbellarien. Zool. Jahrbücher, her- ausgegeben von J. W. Spenge. Abth. f, Anatomie u. Ontogenie der Thiere. Bd. IIl, Jena 1888. p. 455. 2 MosELey hat wahrscheinlich beide Mertexs’sche Polycladen, die Pl. sar- gassicola und die P]. pellucida vor sich gehabt, aber nicht immer aus einander gehalten. So allein ist es zu erklären, dass er bei seinem Stylochus pelagicus, der nach der Konfiguration des Geschlechtsapparates identisch ist mit Pl. sargassicola, die Augenstellung von Pl. pellucida Mertens (Augen bloß an der Basis der Tentakel), bei seinem Stylochus pellucidus = Pl, pellucida Mertens aber die Augenstellung der Pl. sargassicola (Augen innerhalb der Tentakel aufgereiht) gesehen haben will. 24 L« v. Gral, [212 gegen die Samenblase, während die eigentliche männliche Geschlechts- öffnung von Moszuey überhaupt nicht gesehen wurde. Moszızy’s Objekte waren bis 7,5 mm lang und 4,5 mm breit. Aus dem sub Planocera pellucida (p. 11) Bemerkten geht hervor, dass Mertens mit dieser wahrscheinlich auch Exemplare von Stylocho- plana sargassicola im atlantischen Ocean pelagisch gefischt hat. Lang's Vorschlag, die Mertens’sche Planaria sargassicola zur Gattung Stylochus zu ziehen, ist um so weniger annehmbar, als bei einer so durchsichtigen Form die Randaugen kaum übersehen werden konnten, wenn sie vor- handen waren. Im Übrigen sind die Geschlechtsöffnungen weit ge- trennt und jetzt von mir nachgewiesen worden, dass beim männlichen Apparate eine selbständige Körnerdrüse fehlt, dagegen ein chitinöser Penis vorhanden ist, während der weibliche Apparat eine accesso- - rische Blase besitzt — sämmtlich Charaktere, die der vorliegenden Species keinen Platz im Genus Stylochus gewähren. Von der Gruppe A des Genus Planocera scheidet sie der Mangel einer vom Ductus ejaculatorius gesonderten Körnerdrüse, von der Gruppe B desselben die Einzahl der Samenblase, von beiden Plano- ceragruppen aber die weit nach vorn gerückte Lage des Gehirns und der Tentakel sowie der Gesammthabitus. Dagegen stimmt in den beiden letzteren Punkten unser Thier auffallend überein mit den von Lang genauer beschriebenen Vertretern des Genus Stylochoplana und auch die Organisation des Geschlechtsapparates zeigt große Übereinstimmung (man vergleiche Laxe’s Taf. XII, Fig. 3 von Stylochoplana agilis mit meiner Fig. 2), sobald man den drüsigen Ductus ejaculatorius unseres Objektes nach Lang’s Vorgang als »Körnerdrüse« bezeichnet. Die Be- waffnung des Penis fällt als ein innerhalb der Polycladen-Genera sehr variabler Charakter und die Trennung der Geschlechtsöffnungen dess- halb nicht ins Gewicht, weil es ja auch echte Stylochoplanen (St. maculata) giebt, bei denen die Geschlechtsöffnungen deutlich getrennt sind. So bleiben als specifische Charaktere unserer Form nur der Besitz der Muskelfalte im weiblichen Gopulationsorgane sowie die langen schlanken Tentakeln und die Lage von Augen innerhalb der letzteren übrig, — Charaktere, die mir nicht ausreichend scheinen, um auf die- selben ein neues Genus zu gründen. In den mir vorliegenden Notizen des verstorbenen Prof. P. Langer- uans finde ich zahlreiche Abbildungen, welche unzweifelhaft die vor- liegende Species betreffen. Nur in der Größe ist ein auffallender Unter- schied, indem das einzige von L. gesehene Exemplar bei 2,5 cm lang war. Die Fundortsangabe »Madeira, marin « ist, da die LAnGErHAnNs’schen 213] Pelagische Polyeladen. 25 Notizen bloß Seethiere betreffen, wohl so zu verstehen, dass das Thier pelagisch gefischt wurde. Stylochoplana sargassicola ist demnach nicht bloß ein charakte- ristischer Bewohner der nordatlantischen Sargassosee, sondern findet sich auch sonst im atlantischen Occan pelagisch. Indessen würde doch die Häufigkeit des Thieres im Sargassomeere die von Langeruans bei Madeira und von Mossrev unter 9° 21’ N. 18° 25’ W., sowie 5° AB’ N. 14° 20° W. gefundenen Exemplare als zufällig Verirrie erscheinen lassen und die Annahme gestatten, dass unsere Stylochoplana sargassi- cola ein Littoralthier ist und nur immer wieder mit dem von den westindischen Küsten losgerissenen Sargassum ! der Sargassosee zu- geführt wird — wenn dem nicht ein anderes mir vorliegendes Fund- objekt widerspräche. In dem die Planctoplana challengeri enthaltenden Glase fand sich nämlich auch ein etwas über 5 mm langes Exemplar von Stylochoplana sargassicola. Dasselbe stammt daher aus der Südsee (nördlich von Neuguinea) und unsere Sargassopolyclade erscheint damit als ein holoplanktonisches, sowohl dem stillen als dem atlantischen Ocean angehöriges Thier. Planctoplana challengerin.gen., n. sp. Taf. X, Fig. 4—4. Mein verehrter Freund, Dr. Jonx Murray hat mir als einzige Tur- bellarien-Ausbeute der Challenger-Expedition ein Gläschen übersendet, in welchem neben Holzfragmenten, Gopepoden ete. zahlreiche (über 100) kleine Polycladen enthalten waren. Die Etikette lautet »Planarians from drift wood. Challenger 24. February 1875« — sie sind auf der Fahrt von Stat. 117 nach der Humboldtbay (Neuguinea) erbeutet und im Challenger - Report (Narrative of the cruise, vol. I, second part, London 1885 p. 680) erwähnt. Sie gehören mit einer einzigen Ausnahme (s. sub Stylochoplana sargassicola) derselben Species an, sind äußerst zart und daher zum größten Theile lädirt. Vorn breit abgerundet verschmälert sich der Körper ganz allmäh- lich zum stumpfen Hinterende (Fig. 1), ist stark durchscheinend, von hell graubrauner Färbung und mit glatten wenig gefalteten Rändern versehen. Die Pigmentirung besteht aus bloß der Dorsalseite ange- hörigen feinen unregelmäßig gestalteten braunen Pünktchen (pi). Die größten Exemplare sind 2,6 mm lang, bei einer Breite bis zu 1 mm und einer größten Dicke von 0,3 mm. Im Querschnitte sind die Körper- ränder ziemlich scharf gegen die vorgewölbte Bauchfläche abgesetzt. i Siehe bei O. Krümner, Die nordatlantische Sargassosee. PETERMANN’S Geogr. Mittheilungen. Gotha 4894. p. 138—439. 36 L. v. Graf, [214 Es entspricht dies dem Vorhandensein einer schmalen und dünnen, von Darmästen und Geschlechtsdrüsen frei bleibenden Randzone. Die Mundöffnung (mo) liegt im Hinterende der ersten Hälfte, die beiden einander sehr genäherten Geschlechtsöffnungen im Ende des zweiten Drittels der Körperlänge. Der Darm ist sehr reich baumartig verästelt, ich habe seine Ver- zweigungen bloß im Vorderkörper erkannt und den vorderen Stamm mit seinem über das Gehirn hinziehenden mittleren Aste (umda) abgebildet. So weit seine Verästelungen reichen, sind auch die Hodenfollikel zwischen denselben eingekeilt. Der Pharynx (Fig. 1 und 2 ph) ist sehr zart, hebt sich bei durchfallendem Lichte nur wenig ab und erweist sich als eine, von den Seitenwänden der ovalen nicht ausgesackten Pha- ryngealtasche entspringende lange, aber am freien Rande wenig ge- kräuselte Falte. Nahe dem Hinterende der Pharyngealtasche findet sich die äußere Mundöffnung (Fig. I und 2 mo), während der Darmmund (din) über die Mitte der Pharyngealtasche nach vorn gerückt ist. Der Haupt- darm (hd) erstreckt sich hinten noch über die letztere hinaus und be- deckt so einen Theil des männlichen Copulationsorgans. Das große Gehirn (g), von einem geräumigen Gehirnhof umgeben, ist der Ventralseite sehr genähert; auf Quetschpräparaten (Fig. 4) er- scheint es eingerahmt von den beiden Gruppen der Gehirnhofaugen, die durch die ganz außergewöhnliche Größe der braunen Pigment- becher, sowie die Orientirung derselben nach allen Richtungen des Raumes sofort auffallen. Ihre Lagerung ist übrigens individuell sehr verschieden. Bald sind beide Gruppen so dicht in länglichen Massen vereint wie in Fig. I, bald aber zerstreut sich namentlich die vordere Partie jeder Gruppe weiter seitwärts. Nach außen von ihnen findet sich je ein Haufen von Tentakelaugen. Im Quetschpräparat ist die Stelle der Nackententakel bloß als hellerer pigmentloser Hof (ta) mar- kirt und ich konnte die Tentakel selbst erst auf Schnitten konstatiren, wo sie sich als wenig vorragende kreisförmige Hügelchen mit einer kleinen Warze an der Spitze (Fig. 3) erweisen. Die zugehörigen Augen liegen im Parenchym unterhalb der Tentakel, nie in denselben. Sehr eigenthümlich ist der Bau des Geschlechtsapparates. Was zunächst das männliche Copulationsorgan betrifft, so ist dasselbe ein muskulöses Röhrchen, das im lebenden Zustande ausgestreckt die Hälfte der Körperlänge erreichen dürfte. Die verschiedenen Kontrak- tionszustände, in welchen man den Penis findet — bald innerhalb der Muskelhülle des Copulationsorgans (et) mehrfach geschlungen (Fig. 1), bald theilweise oder ganz zu der im Grunde des männlichen Vorraumes sich erhebenden Papille der Penistasche herausgestreckt und zur Ge- 215] Pelagische Polyeladen, 27 schlechtsöffnung heraushängend (Fig. 2 ps) — lassen einen Schluss zu auf seine große Beweglichkeit. Vorn biegt er sich zur Ventralseite um und geht in eine nach hinten gerichtete birnförmige Anschwellung über, die die kleine Samenblase (sb) einsehließt. Letztere empfängt die beiden Vasa deferentia in Form eines unpaaren gemeinsamen Endstückes von der Ventralseite her. Der feinere Bau des Penis lässt denselben als ein enges Röhrchen erscheinen, das mit einer dicken äußeren Ringmuskel- schicht (Fig. 4 rm) und einer von unregelmäßigen radialen Fäserchen durchsetzten mächtigen inneren Längsmuskelschicht versehen ist und dessen Rigidität noch erhöht wird durch eine sowohl Außenwand als Lumen überziehende Chitineuticula. Die innere Cuticula (ic) ist bedeu- tend dieker als die äußere (ac), beide sind deutlich in Längsstreifchen zerfällt. Von dem weiblichen Apparate fallen zunächst an Quetschpräpa- raten als opake Flecken die äußerst unregelmäßig vertheilten Eier und Eihaufen (Fig. 1 0) sowie die Schalendrüse (sdr) auf. Die beiden Uteri münden nicht, wie es sonst Regel ist, in das hintere Ende des Schalen- drüsenganges, sondern in eine zwischen letzterem und dem Antrum femininum (hier eine Bursa copulatrix, Fig. 2 bc) befindliche Aus- weitung (ue). Der lange Schalendrüsengang (sdr) biegt dorsal nach hinten um und endet mit einer, ziemlich weit hinter der weiblichen Geschlechtsöffnung gelegenen kugeligen accessorischen Blase (Fig. | und 2 ba). Da mir die fadenförmigen Gebilde, die ich neben körnigen Massen in derselben fand, als Spermatozoen erscheinen, so glaube ich diese Blase hier eben so wie bei Enantia spinifera als eine Bursa semi- nalis bezeichnen zu dürfen. Das Antrum femininum ist weniger durch die Stärke seiner Mus- cularis als dadurch ausgezeichnet, dass es mit Chitinstacheln ausge- kleidet erscheint. Dieselben haben ganz die schaufelförmige Gestalt, wie die Penisstacheln bei Planocera pellueida und Planocera simrothi und wie bei letzterer Species (Taf. VIII, Fig. 8 st,) am oberen (inneren) Ende des Copulationsorgans die Stacheln durch besondere Länge aus- gezeichnet sind, so auch hier an der Stelle, wo die Bursa copulatrix in den Schalendrüsengang übergeht. Sie messen hier bis 0,016 mm gegen . 0,04 mm an der Seitenwand der Bursa. Es ist sehr bemerkenswerth, dass in vorliegendem Falle Reizmittel zur Begattung dem weiblichen Copulationsorgane beigegeben sind, in genau derselben Gestaltung wie sie bei anderen Planoceriden im Penis getroffen werden. Der Besitz von (allerdings sehr kleinen) Tentakeln weist diese Polyclade unter die Familie der Planoceriden, wenngleich sie un- verkennbare Beziehungen zu den Leptoplaniden und zwar zu dem 233 L. v. Grafl, [216 Genus Leptoplana hat. In diesem Genus befindet sich bereits die einzige Polycladenspecies, welche in Bezug auf ihren Geschlechtsapparat bis ins Detail mit Planetoplana challengeri übereinstimmt, nämlich Polycelis fallax Quatrefages (Leptoplana fallax Diesing, bei Lane |. c. p. 492). Dessgleichen wurde die »Pelagic Planarian « Moseıey’s, von welcher ich (s. weiter unten) vermuthe, dass sie identisch mit der eben beschriebenen Form ist, von Lang in sein Genus Leptoplana eingereiht. Unter den Planoceriden ist es namentlich die Gattung Stylochoplana, die mit der vorliegenden Species im Habitus, in der Lage von Gehirn und Tentakeln, sowie im Bau des Pharynx übereinstimmt. Dazu kommt noch die enge Nachbarschaft der beiden Geschlechtsöffnungen, wodurch unser Objekt eine vermittelnde Stellung zwischen den Planoceriden mit getrennten Geschlechtsöffnungen und den Stylochoplanen mit gemeinsamer Ge- schlechtsöffnung vermittelt. Man vergleiche in dieser Richtung meine Fig. 2 mit Lane’s Taf. XII, Fig. 3. Indessen bietet hier der Genital- apparat doch so viel des Abweichenden von allen bekannten Plano- ceriden, dass es gerechtfertigt erscheinen dürfte für die in Rede stehende Species ein neues zwischen den Familien der Planoceriden und Lepto- planiden vermittelndes Planoceriden-Genus zu errichten mit folgender Diagnose. Planetoplana nov. gen. Planoceriden mit zartem vorn breit abgestumpften, hinten ver- schmälerten Körper; mit ziemlich weit von einander entfernten kleinen konischen Nackententakeln im Ende des ersten Körperfünftels; mit großen Augen an der Basis der Tentakeln und im doppelten Gehirnhof, ohne Randaugen. Mund ungefähr in der Mitte des Körpers, Pharyngeal- tasche kaum ausgesackt, Pharynx in der Ruhelage wenig gefaltet und relativ klein. Geschlechtsöffnungen einander sehr genähert und vom hinteren Körperende weit entfernt. Der Penis ein langes muskulöses vorstreckbares ceylindrisches Röhrchen, das sich vorn direkt zur Samenblase erweitert, ohne gesonderte Körnerdrüse. Weiblicher Ge- schlechtsapparat mit einer von Chitinstacheln ausgekleideten Bursa copulatrix und mit accessorischer Blase. — Leibesgestalt und Pigmentirung sowie Augenstellung und Darm- verzweigung dieser Species erinnern sehr an die »Pelagie Planarian « (Leptoplana moseleyi juv. Lang 1. ec. p. 500), welche Mossıry bei den Talaut-Inseln gefischt hat!. Die Angabe Moseıry’s »tentacles were absent« fällt nicht schwer ins Gewicht, da dieselben auch mir bei Planeto- plana challengeri entgangen wären, wenn ich nicht Schnittpräparate ! On Stylochus pelagicus etc. Micr. Journ. vol. XVII. N.S. London 1877. p. 27—29. Pl. III, Fig. 12—43. 317] Pelagische Polycladen, 29 angefertigt hätte. Der Umstand, dass Moszrzy’s Exemplare bei ca. 3 mm Länge keine Spur von Geschlechtsorganen besessen haben sollen, steht allein einer Zusammenziehung beider Formen zu einer Species ent- gegen. Denn auch die Fundorte liegen nahe bei einander und beide in derselben Strömung, nämlich in der nördlich von Neuguinea aus der Südsee ostwärts ziehenden Passat-Trift. Leptoplana tremellaris Oe. und Planaria notulata Bose. Unter den Präparaten des Herrn Prof. Vaızant enthält eines (mit Leptoplana tremellaris Müll. bezeichnet) eine 1,5 mm lange und an dem erweiterten Vorderende 0,6 mm breite Polyclade, die nach Gestalt und Augenstellung in der That am besten mit der Lept. tremellaris, wie sie Krrerstein ! beschrieben, übereinstimmt. Doch sind die Geschlechts- organe noch nicht ausgebildet. Ein anderes Präparat (mit der Bezeichnung »Mer des Sargasses 5. VI. 83«) ist, obgleich schlecht erhalten, doch durch die Augenstellung bemerkenswerth. Es handelt sich offenbar um ein Jugendstadium einer von den späteren Beobachtern nicht wiedergefundenen Polyclade des Sargassomeeres (s. Taf. IX, Fig. 6) von 1,5 mm Länge und ! mm größter Breite. Zwischen den braunen Darmästen lagen einzelne opake Eier, von denen die den beiden großen mittleren schwarzbraunen Augenflecken au zunächstliegenden (o) vielleicht den »deux taches rondes, brunes, oculees de blanc sur la partie anterieure« entsprechen, welche Bosc bei seiner Planaria notulata (s. bei Lane p. 513) beschreibt. ! W. KErFERSTEIN, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte einiger Seeplanarien von St. Malo. Abhandl. d. kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen. Bd. XIV. Göttingen 1868. 30 L. v. Grafl, [218 Erklärung der Abbildungen. Für alle Figuren gültige Bezeichnungen. ba, accessorische Blase des weiblichen mo, äußere Mundöffnung; Geschlechtsapparates; o, Ovarialfollikel ; be, Bursa copulatrix; ph, Pharynx; da, Darmast; pi, Hautpigment; de, Ductus ejaculatorius; ps, Penis; dm, Darmmund; sb, Samenblase; et, et,, äußere Muscularis des männlichen sdr, Eischalendrüse; Copulationsorgans; it, Tentakel; g, Gehirn; ta, Tentakelaugen ; ga, Gehirnhofaugen; u, Uterus; h, Hodenfollikel; ue, Einmündungsstelle des Uterus in das hd, Hautdrüsen ; weibliche Copulationsorgan; kd, Körnerdrüse des männlichen Ge- vd, vd,, vd,, Vas deferens oder Sammel- schlechtsapparates; kanal des Samens; In, Längsnerv; vdma, vorderer mittlerer Darmast; ö, männliche, ©, weibliche Geschlechtsöffnung. In den Abbildungen von Schnitten, welche bloß die topographische Anatomie veranschaulichen sollen, sind die verschiedenen Gewebe und Organe des Körpers, namentlich Integument, Parenchym, Geschlechtsdrüsen, Darmepithel, Gehirn und Nerven in schematischer Weise ausgeführt. Tafel VII, Planocera pellucida (Mertens). Fig. 4. Das Thier von der Bauchseite, wenig vergrößert. Natürliche Länge 48 mm. Fig. 2. Habitusbild nach einem in Glycerin aufgehellten Quetschpräparate. Vergr. ca. 16 <. pi, die Pigmentirung des Rückens. Fig. 3—5. Längsschnitte aus einer und derselben Serie. Alaunkarmin-Tink- tion. Vergr. ca. 30 X. Fig. 3. Längsschnitt durch die Region des Uterus. Fig. 4. Längsschnitt durch die Region der Tentakel. pht, seitliche Aussackungen der Pharyngealtasche; «,, seitliche Uterus- aussackung. Fig. 5. Medianer Längsschnitt. bg, Bindegewebe zwischen der äußeren und inneren Muscularis des männlichen Copulationsorgans. Fig. 6. Schnitt durch ein Tentakelauge, stark vergrößert. bg, Bindegewebshülle; pb, Pigmentbecher;; pl, Pigmentzelle; rz, Retina- zelle; si, Retinastäbchen. 21 9] Pelagische Polycladen, 31 Tafel VIII. Planocera simrothi n. sp. Fig. 4. Habitusbild. Vergr. ca. 24 x. Fig. 2—5. Längsschnitte, von der Medianlinie gegen den Seitenrand auf ein- ander folgend. Alaunkarmin-Tinktion. Vergr. ca. 30 >x<. Die Linie #— + bezeich- net dieselbe Querschnittebene. Fig. 2. Medianer Längsschnitt. n, ventraler Nervenplexus. Fig. 3. Längsschnitt in der Region des Längsnerven (n). Fig. 4. Längsschnitt in der Region des Samensammelkanals. Fig. 5. Längsschnitt durch das Seitenfeld des Körpers. n, ventraler Nervenplexus. Fig. 6. Längsschnitt durch die Tentakelregion, stärker vergrößert. n, ventraler Nervenplexus, Fig. 7. Stück des Integumentes aus einem Längsschnitte, stark vergrößert. bm, Basalmembran ; dim, Diagonalfaserschicht des Hautmuskelschlauches ; ep, Epithel; Im, Längsfaserschicht des Hautmuskelschlauches; qm, Querfaserschicht desselben. Fig. 8. Stück des Penis aus einem Längsschnitte, stark vergrößert. Cam., Seı- BERT Obj. IV. bg, Bindegewebe zwischen äußerer und innerer Muscularis des Copula- tionsorgans; ci, Beginn der Cilienbekleidung des Antrum; dr, Penis- drüsen; ep, Epithel der Haut; eil, Längsfasern, eir, Ringfasern, etz Spindelzellen der äußeren Muscularis des Copulationsorgans; hm, Hautmuskelschlauch; kr, Chitinkügelchen des Antrumepithels; Im, Längsfasern, rm, Ringfasern der inneren Muscularis des Copula- tionsorgans; rt, Retraktoren des Penis; si, Stacheln der Seitenwand und si,, Stacheln des vorderen Endes des Penis. Fig. 9. Halbschematische Darstellung der Penisstacheln, um ihr Verhältnis zu den Matrixzellen und den Kernen (X) derselben zu zeigen. Fig. 40. Schnitt durch die basalen Enden der Penisstacheln. Tafel IX. Fig. 1—5. Stylochoplana sargassicola (Mertens), Fig. A. Habitusbild. Vergr. ca. 22 X, s, Saugnapf des Vorderendes der Ventralseite. Fig. 2. Medianer Längsschnitt. Pikrokarmintinktion. Vergr. ca. 30 <<, mf, Muskelfalte der Bursa copulatrix ; s, Saugnapf; sg, Saugnapfganglion. Fig. 3. Die Copulationsorgane nach einem Quetschpräparate. Halbschematisch. Fig. 4. Die Muskelfalte (mf) der Bursa copulatrix, stark vergrößert. bm, Basalmembran; dr, Drüsen der Muskelfalte; ep, Epithel der Haut; hm, Hautmuskelschlauch; rdm, Radiärmuskelplexus; rm, Ringmus- kelfasern. Fig. 5. Stück der Chitinauskleidung des Penis mit den Stachelreihen s. Fig. 6. Vorderende einer Sargassopolyclade (vielleicht Bosc’s Planaria notulata?) mit Augen (au, das hinterste Paar derselben), Ovarialfollikeln (0) und Darmästen (da). 32 L. v. Grafl, Pelagische Polycladen. [220 Tafel X. Fig. —4. Planctoplana challengeri nov. gen., nov.Spec. Fig. 1. Habitusbild nach einem Quetschpräparate. Vergr. ca. 70 X. Fig. 2. Medianer Längsschnitt. Hämatoxylintinktion. Vergr. ca. 70 <. Fig. 3. Tentakel mit Tentakelaugen, stärker vergrößert. Fig. 4. Querschnitt durch den Penis, stark vergrößert. ac, äußere, ic, innere Chitineuticula; rm, Ringmuskellage; Im, Längs- muskelfasern. Fig. 5—8. Planocera grubei nov. Spec. Fig. 5. Habitusbild nach einem Quetschpräparate. Vergr. ca. 22 X, Fig. 6. Medianer Längsschnitt. Alaunkarmintinktion. Vergr. ca. 30 <. sb,, Einmündung einer Samenblase in das CGopulationsorgan. Fig. 7. Tentakel mit Tentakelaugen, stärker vergrößert. Fig. 8. Stark vergrößertes Stück eines Längsschnittes mit dem männlichen Copulationsorgane. co, Höhlung des Copulationsorgans; com, dessen Muscularis; m und m,, Retraktoren des Antrum; mm, Muskeln, welche das Copulationsor- gan an die Rückenwand befestigen; psm und psm,, Retraktoren des Penis; ps,, Mündung des Penis. . Zeitschr. {wiss. Zoologie. Ba.LV. —— | I da ! IS | sb-\ Taf: vr da vmda ph mo Mertens). Planocera pellueida 12 5 ja MEN E - Z 10] We Zeitschrift wiss. Zoologie Ba.LV. Taf: VH. Im rm Anz LwBraff del Verlag vWilk Ennelmann, Leipzig ir AnstrWerner Allinter Frankfari®M Planocera simrothi n.Ssp. ji .- Zeitschrift f. wiss. Zoologie Ba.LV- „rare la ! LvGraff del, - 2 Verlag v Wilk. Engelmann, Leipzig 1-5 SIylochoplana sargassicola (Mertens) 6.Planaria notulata Bosc.( > z \ 4 5 z ’ 5 ü x \ un k a - 2 Ye ee = Se Be E ee ; E FT ge pe er = Zeitschrift [.wıss. Zoologie Ba.1V. Be < Taf! X. 2 dm ha 2 Ih 4 Be — ac -rm o bon . ® H 2 R @4 Ic © 8 u psm ".sdr dm hd ek ue sdr vmda g Lv Graff del Verlag v-Wilh Engelmann, Leipzi E Ihr = = VER LERGELMONN, Leif 7. Uhr. Ans. u Werner &Bint: EP LTAR Afurt »M je >1« N ; , 1 1 = 1 14] lanctoplana challengerı NugE ap. 528 Planocera grubei n.sp. aus dem JUN 8 ına®. ogischen Institut zu Graz. Von Dr. Ludwig Böhmig, Privatdocenten und Adjunkten am zoolog.-zootom. Institute zu Graz. ? [il f i ‘N Mit 4 Tafeln und 3 Figuren im» TMext. RB Leipzig \ * “ ” ur 21, Pl * f ”s f ‘ + Te “a 5» x ad ar CE Ra, % N r win r 2 f Er 3 aus: »Zeitschrift 1 JUN 8 18% ll. Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. Von Dr. Ludwig Böhmig, Privatdocenten und Adjunkten am zool.-zootom, Institute zu Graz. Mit Tafel II—VI und 3 Textfiguren. Zur Zeit als Trıncaesr’s! Mittheilung über Rhodope erschien, war erschien und anderweitige Aufgaben Herrn Professor v. GrArr verhin- erten, die begonnene Arbeit fortzusetzen, so übergab derselbe mir Abschlusse einer Arbeit über rhabdoeöle Turbellarien beschäftigt, ver- säumte ich es jedoch leider damals, mir Rhodope lebend genauer anzusehen, und späterhin konnte ich das Thier nie mehr zu Gesicht bekommen. Meinem hochverehrten Chef danke ich hiermit auch an Bo N wie für die Erlaubnis zur Benutzung seiner reichen Privatbibliothek. Rhodope Veranii Köll. gehört zu jenen interessanten Thier- formen. über deren systematische Stellung die Akten bis heute nicht geschlossen sind, obwohl namhafte Forscher sich mit diesem Thiere Jeschäftigt haben. - Rhodope wurde im Jahre 1847 von v. Köruiker bei Messina auf- 1 S. TrıncHhese, Nuove osservazioni sulla Rhodope Veranii Köll. - Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. V. 3 34 Ludwig Böhmig, [41 gefunden und in einer Abhandlung, betitelt »Rhodope nuovo genere di Gasteropodi«!, eingehend beschrieben. v. Körriger zögert nicht, Rhodope den Mollusken zuzuweisen, wenn er auch nicht verkennt, dass eine Reihe von Eigenthümlichkeiten der Mollusken Rhodope mangeln: »In seguito poi io considero la posizione dell' ano al lato destro nel mezzo del corpo, il breve intestino che staccasi dalla parte anteriore dello stomaco, l’apertura degli organi sessuali a destra, al davanti dell’ ano, e l’esistenza di una glandula bisessuale come caratteri di assoluto importanza, e che patentemente depongono per la natura di mollusco della Rhodope.« »Il risultato di queste ricerche sarebbe quindi, che ad onta della mancanza di vasi e di organi respiratorj, di piedi e di tentacoli, la Rhodope si aggrega ai molluschi, e si distingue dai vermi pel suo sistema nervoso, per gli or- gani de’ sensi, per gli apparati digerente e sessuale. « Die Gasteropoden theilt v. KöLLıker in zwei große Gruppen, die Apneusti und Pneumati; die letzteren besitzen Athmungsorgane, den ersteren mangeln solche. Die Apneusti zerfallen wiederum in zwei Untergruppen; den Angehörigen der einen Abtheilung kommt ein Ge- fäßsystem und Blut zu, die der anderen, die Anangia, entbehren so- wohl eines Gefäßsystems als auch des Blutes. Zu diesen letzteren nun stellt v. Körzıker Rhodope, außerdem aber auch noch Flabellina Zephyrina, Amphorina, Acteon und Acteonia. Wenige Jahre später wurde Rhodope von Max Scenuurrze? in Triest aufgefunden und unter dem Namen Sidonia elegans kurz beschrieben. Scuurtze, dem v. Körziker's Abhandlung vollständig unbekannt ge- wesen sein muss, weist seine Sidonia elegans den rhabdoeölen Turbella- rien zu, wobei er allerdings bemerkt, dass sich Sidonia im Baue der Geschlechtsorgane von den Turbellarien entferne und den Nemertinen nähere, »welchen sie jedoch nicht untergeordnet werden kann, da ihr ein Rüssel und ein After fehlen, außerdem auch der Hermaphroditismus bei den Nemertinen etwas Unerhörtes ist«. Von den Generationsorganen hatte ScruLrze nur die Ei- und Samenfollikel gesehen, das v. Körzıer wohlbekannte untere Schlund- ganglion war SchuLtze entgangen, eben so der Enddarm und der After. ! KörLixer, Rhodope nuovo genere di gasteropodi. Giornale dell’ I. R. Insti- tuto Lombardo di scienze lettere ed arti. T. XVI. 4847. 2 Max ScHULTzE, Bericht über einige im Herbst 4853 an der Küste des Mittel- meeres angestellte zootomische Untersuchungen. Verhandl. d. phys.-med. Ges. zu Würzburg. Bd. IV. 4854. 22] Zur feineren Anatoınie von Rhodope Veranii Kölliker. 35 In der Folge finden wir Rhodope resp. Sidonia erwähnt bei 0. Scummwr!, Dıesıng?, Bronn®, Carus und GersrÄcker ? und v. InerınG 5. OÖ. Scumipr wusste nicht, was mit Sidonia beginnen ; Dissıng ver- R einigte die Genera Sidonia und Proporus zu der Familie der Otocelidea. In dem Handbuche der Zoologie von Carus und GERSTÄCKER lesen ‚wir bei der Familie der Schizostomea O. Sch. die Bemerkung: »Zu dieser Familie gehört wohl auch Disorus Ehbg. ; eben so die merkwür- - dige Sidonia M. Schultze. ; Rhodope Köll. wird in dem genannten Handbuche bei den Dermo- - branchien erwähnt, allerdings mit dem Hinzufügen: »Rhodope Köll. - scheint kein Mollusk zu sein.« Bronx weist Rhodope einen Platz in der Gruppe der Pontolimacidae an neben Pontolimax, Actaeonia, Conia und - Dermatobranchus. In die Diagnose hat sich übrigens hier ein Fehler eingeschlichen,, indem Rhodope der Augen entbehren soll, obwohl v. Körımer dieselben des Genaueren erwähnt und Bronn’s Angaben der bezüglichen Abhandlung v. Köruiker’s entnommen sind. In seiner großen Abhandlung »Vergleichende Anatomie des Nervensystems und Phylogenie der Mollusken« macht v. InerınG Rhodope zum Ausgangspunkt anregender theoretischer Betrachtungen, die, obwohl ihnen durch späterhin gefundene Thatsachen zum Theil der Boden entzogen worden ist, doch hier erwähnt werden müssen. v. Inerıne vereinigt die drei Familien der Rhodopidae, Tethydae und Melibidae zu der Ordnung der Protocochliden, welche Verwandt- ‚schaftsbeziehungen zu den Platyhelminthen speciell den Turbellarien bieten sollen. | Die Protocochliden, die niedrigste Gruppe der Ichnopoda, sind ‚nach v. Inerıne insbesondere charakterisirt durch den Besitz einer ‚einfachen supraösophagealen Ganglienmasse. Eine von derselben aus- ‚gehende einfache Schlundkommissur, welche den Ösophagus umgreift, "kann vorhanden sein oder fehlen. Die Sinnesorgane, Augen und Otocysten, liegen bei Rhodope und "Tethys der Oberfläche der Protoganglienmasse direkt auf und erinnern demnach in dieser Hinsicht an gewisse Turbellarien. Auch im Baue des 1 0. Scamipt, Die rhabd. Strudelwürmer aus der Umgeb, von Krakau. Denk-- ‚schriften d. Wiener Akad. Bd. IV. 4858. 2 Dırsıne, Revision der Turbellarien. Abth.: Rhabdocölen. Sitzungsber. der math.-naturw. Klasse d. kaiserl. Akad. d. Wissenschaften. Bd. XLV. 1862. 3 Brons, Klassen und Ordnungen des Thierreichs. Weichthiere. Bd. III. 1862 bis 4866. 4 J. V. Carus und C. E. A. GerstÄcker, Handbuch der Zoologie. 1868—14875. 5 H. v. Inerıng, Vergleichende Anatomie des Nervensystems und Phylogenie Her Mollusken, 1877 3* 36° Ludwig Böhmig, [43 \ Schlundapparates, in der geringen Ausbildung der Speicheldrüsen zeigen Rhodope und Tethys viel Übereinstimmendes. Der Bau der Geschlechtsorgane gestattet andererseits die Rhodo- piden in Beziehung zu den Saccoglossen zu bringen. » Auffallend ist ferner bei den letzteren (Rhodopidae) die Zusammensetzung der Zwitterdrüse aus einem männlichen und einem weiblichen Theile, welche ihre Produkte in einen gemeinsamen Zwitterdrüsengang ent- leeren.« »Ganz dasselbe Verhältnis kehrt nun wieder bei einem Theile der Saccoglossen, den Elysiaden. « Im Jahre 1882 erschien die kleine aber wichtige Publikation v. Grarr’s!: »Über Rhodope Veranii Köll.«, in welcher derselbe die Identität von Rhodope Veranii und Sidonia elegans M. Sch. konstatirte. Sodann brachte diese Arbeit den Nachweis, dass Rhodope ein Wasser- gefäßsystem besitzt »gleich dem der Platyhelminthen «. Bezüglich des Baues des Nervensystems und Genitalapparates schließt sich v. Grarr den Angaben v. Körriker’s an. Das Vorhanden- sein einer Leber im Sinne des letztgenannten Autors wird von v. GRAFF seleugnet, die Existenz eines Enddarmes und Afters zweifelhaft gelassen. Wie v. KÖLLıKer und v. Iuerıng, So betrachtet auch v. GRAFF Rhodope als zu den Mollusken (Nacktschnecken) gehörig, aber er nimmt sie als eine Zwischenform zwischen Turbellarien und Platycochliden in Anspruch, deren Beziehungen zu den Turbellarien insbesondere durch den » Mangel einer besonders differenzirten Leber und das Vorhanden- sein eines, dem homologen Wassergefäßsystem der Turbellarien noch völlig gleichgebauten Exkretionsorgans« zum Ausdruck gelangen. Im Gegensatz zu v. Inzrına sind es nach v. GrArr jedoch nicht die dendro- cölen Turbellarien, von denen Rhodope abzuleiten wäre, sondern die rhabdocölen, und von diesen würde die Gruppe der Alloiocoela in Betracht kommen, welche durch das Genus Acmostoma den An- schluss an Rhodope bieten. Kurz nach der soeben erwähnten Abhandlung v. GrArr's und ver- anlasst durch dieselbe erschien eine Mittheilung R. Beren’s?, in wel- cher sich dieser ausgezeichnete Kenner der Nudibranchia gegen die Molluskennatur der Rhodope wendet. »Viel größer sind aber die Diffe- renzen zwischen der Rhodope und den sogenannten nudibranchiaten Gasteropoden, mit welchen v. Grarr die Rhodope vereinigt haben will. Unter jenen kennt man keine Form ohne Herz und keine ohne eine” sich nach außen und nach innen in den Pericardialraum öffnende Niere, 1 L.v. GrArr, Über Rhodope Veranii Kölliker (= Sidonia elegans M. Schultze). Morpholog. Jahrbuch, Bd. VIII. 2 R. Ber6n, Über die Gattung Rhodope. Zool. Anz. V. Jahrg. Nr. 123, 1882. 44] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker, 37 aber gar keine, welche ein (nur einigermaßen nach dem Typus der "Würmer gebautes) Wassergefäßsystem darbietet; eben so wenig kommt bei diesen Thieren eine nur einigermaßen entsprechende Reduktion der Leber vor. Hervorzuheben wäre noch, dass die Anordnung der (inneren) Genitalorgane der Rhodope wesentlich nicht von der der Turbellarien abweicht, fernerhin, dass das Schwanzende bei Rhodope ein wenig spatelförmig verbreitert ist und Hautpapillen hervortreten lässt gleich jenen, welche sich bei vielen Turbellarien vorfinden, wäh- rend ähnliche Apparate bei den Mollusken nie vorkommen.« Bersu wendet sich in seiner Polemik alsdann gegen v. Inurıng, bestreitet das Vorhandensein einer Protoganglienmasse bei Tethys und die Ansicht dieses Forschers, dass Tethys eine ursprüngliche Form darstelle. Sich wieder Rhodope zuwendend, fährt Beren fort: »Eine ‚echte Nudibranchie‘ ist die Rhodope gewiss nicht und eben so wenig ‚eine Zwischenform zwischen Turbellarien und Platycochliden, wie GRrAFF sie doch wenigstens aufgefasst haben will. Die Rhodope bleibt wohl nur eine in gewissen Beziehungen modifieirte Turbellarie, welche sich in der Anordnung des Nervensystems den Nemertinen etwas nähert. « »Die Rhodopelarve wird sicherlich kein Velum und keine Larvenschale zeigen, und Rhodope ist dann keine Nudibranchie. « Die Voraussage Brren’s, dass die Rhodopelarve eines Velum und einer Larvenschale entbehren werde, hat sich bewahrheitet, voraus- gesetzt, dass die Angaben Trınchesr’s, die einzigen, welche über diesen Punkt vorliegen, richtig sind. Hinsichtlich ihres anatomischen Baues ist aber Rhodope von den Turbellarien viel weiter entfernt als von den echten Nudibranchien, wie ich in dieser Arbeit zeigen werde. In der Abhandlung: »Giebt es Orthoneuren« erkennt v. Inzrıng ! allerdings an, dass seine Gruppe der »Protocochliden « eine unnatürliche ist und dass sich Rhodope nicht direkt den Ichnopoden zutheilen lässt, da diese sämmtlich ein Herz mit Perikardium und ein entwickeltes Gefäßsystem besitzen: andererseits betont v. Inerıng, wie ich glaube mit Recht, die vielen zu den Nudibranchien hinführenden Momente in der Anatomie unseres Thieres. Eine sehr wichtige Untersuchung über die Organisation und Ent- wieklungsgeschichte der Rhodope verdanken wir Trınchzse ?. Da ich auf diese Abhandlung bei Besprechung der einzelnen Organe genauer werde einzugehen haben, sei hier nur erwähnt, dass Trıncnese 1 H. v. IuErıng, Giebt es Orthoneuren? Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XLV. 1887. 2 S. TrıncHEsE, Nuove osservazioni sulla Rhodope Veranii (Kölliker). Estratto dal Rendiconto della R. Accad. delle Scienze Fis. e Mat. di Napoli. Fas. VII. 1887. 38 Ludwig böhmig, [45° Rhodope für ein Turbellar hält, insbesondere auf Grund der Larven- charaktere. »Essendo oggi queste forme conoseiute, almeno nei loro prineipali, si puö affermare con sicurezza che questo animale non & un Mollusco, ma un Verme. Il determinare il posto che esso deve oceu- pare tra i Vermi, & cosa impossibile nello stato presente delle nostre cognizioni; e quindi io propongo di sospenderlo, per ora, in una specie di Limbo accanto ai Rabdoceli, augurando che non tardi a venire il suo liberatore. « In seinen bekannten »Grundzügen der Zoologie« weist C. Craus! der Familie der Rhodopidae einen Platz neben den Tethydae in der Gruppe der Gymnobranchia an. A. Lane? behandelt in seinem Lehrbuche der vergl. Anatomie Rho- dope anhangsweise bei den Mollusken. v. KörLıker und v. Grarr beschreiben übereinstimmend Rhodope als ein Thier von wurmförmiger Gestalt, dessen Körper auf der dorsalen Seite gewölbt, auf der ventralen abgeflacht ist, Max Scenurtze erwähnt nichts von einer Abplattung der Bauchfläche, eben so auch TrıncHzse. Konservirte Thiere zeigen einen fast kreisrunden Querschnitt mit Ausnahme des Vorderendes. Während ScnuLrze und v. Grarr das Kopfende unseres Thieres als einfach abgerundet schildern, und so erschien dasselbe auch mir an den wenigen lebenden Individuen, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, sagt Trıncnesz von demselben, dass es senkrecht zusammengedrückt, schräg von oben nach unten und von hinten nach vorn abgestutzt sei; seine Seitentheile sind ferner nach diesem Forscher von einer seichten Furche durchzogen, die unmittelbar hinter der Mundöffnung aufhört. Das bei ruhigem Kriechen konisch geformte Hinterende vermag Rhodope etwas spatelförmig zu verbreitern, wenn sie sich an ihrer Unterlage festheftet. An den konservirten Exemplaren, welche mir vorlagen, fand ich das sehr nervenreiche Vorderende unseres Thieres fast stets mehr oder weniger stark tubusartig retrahirt; um die Verschiedenheiten in der Zurückziehung und Einfaltung zu illustriren, habe ich auf den Holzschnitten einige darauf bezügliche Abbildungen beigefügt. Da die Einfaltung auf der ventralen Seite häufig weiter nach hinten reicht als auf der dorsalen, so erhält man nicht selten Bilder auf Quer- schnitten, denen ähnlich, welche auf Fig. 2—5 dargestellt sind. Wir be- merken hier zwei anfänglich kleine seitliche Falten (Fig. 2 +), die sich 1 C. Graus, Grundzüge der Zoologie. Bd. II. 1882. 2 A, Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. 3. Abth. Jena 1892, 46) Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker, 39 vergrößern, sich mehr und mehr nähern (Fig. 3, 4), endlich mit einander verschmelzen und zur Bildung einer nach hinten gerichteten, taschen- artigen Einsenkung Veranlassung geben (Fig. 5 Tr). Die Grundfarbe der Rhodope ist schneeweiß, auf dem Rücken findet sich eine Anhäufung ziegelrothen Pigments. Genaue Angaben über die Form dieser Pigmentanhäufung sowie über die beobachteten Varianten derselben sind in den Abhandlungen v. Grarr’s und Trın- cHESE'S gemacht, wesshalb ich auf diese verweisen kann, da mir auch eigene Beobachtungen hierüber fehlen. Zu Gr TC N Kalım.. h ? "Kar: har Karın. Fig. I. Fig. 11. Fig. III. Buchstabenbezeichnung siehe Tafelerklärung. Rhodope besitzt vier Körperöffnungen. Eine von ihnen, die Mund- öffnung, liegt in der Mitte der vorderen Kopffläche, die drei übrigen finden sich sämmtlich auf der rechten Seite in der vorderen Hälfte des Thieres. Am weitesten nach vorn gerückt ist die Geschlechtsöffnung, auf sie folgt der Nierenporus und dicht hinter diesem bemerkt man die Afteröffnung. Epithel, Hautmuskelschlauch, Hautdrüsen. Über den Bau der äußeren Körperbedeckung habe ich in den Ab- handlungen meiner Vorgänger keine genaueren Angaben aufgefunden. v. GRAFF Spricht noch am eingehendsten über diesen Punkt und er- wähnt, dass »die aus einem einschichtigen Cylinderepithel bestehende Haut eine Dicke von 0,005 mm habe und auf der ganzen Oberfläche ein gleichmäßig dichtes Kleid 0,007 mm langer Flimmerhaare trage «. Außerdem fand v. Grarr in die Hautschicht »zahllose helle kleine Tüpfel« eingelagert; diese Tüpfelung rührt her von » kleineren, unregel- mäßigen Körperchen«, welche eine »homogene mattglänzende Be- schaflenheit« zeigen und nicht aus kohlensaurem Kalke bestehen, ihre Breite beträgt 0,005—0,013 mm. Meinen Untersuchungen nach betheiligen sich an dem Aufbau des einschichtigen Epithels Flimmerzellen (epz) und Drüsenzellen (depz). 40 Ludwig Böhmig, [47 Die ersteren besitzen an jener Stelle, wo sie allein und nicht mit Drüsenzellen gemischt vorkommen, nämlich am vorderen Körperende in der Umgebung der Mundöffnung eine prismatische Form (Fig. 8 epz). In den übrigen Partien des Körpers wird diese regelmäßige Ge- staltung durch die dazwischen liegenden Drüsenzellen (Fig. 6 depz) beeinträchtigt. Diese letzteren sind im Allgemeinen von ovoider Gestalt, und die Formverschiedenheiten beruhen im Wesentlichen nur in dem wechselnden Verhältnisse des Höhen- und Breitendiameters. Die zwischen solchen flaschen- oder eiförmigen Drüsenzellen eingekeilten Flimmerzellen werden natürlich in ihrem mittleren Theile mehr oder weniger zusammengedrückt (Fig. 6 epz) und zeigen im exquisitesten Falle eine fast T-förmige Gestalt (Fig. 6 epz). Die Höhendurchmesser dieser Zellen unterliegen in den verschiedenen Körperregionen nicht unbedeutenden Schwankungen. In der Umgebung der Mundöffnung fand ich sie 7,3—10,95 u hoch, auf der Rückenfläche 7,3—13,1 u, auf der Ventralseite 8 u und 14,6 u und ca. 10,95 « betrug der Höhendia- meter derjenigen am hinteren Körperpole. Die Breite variirte zwischen 3,65 — 5,84 — 71,3 u. Das mäßig stark färbbare Plasma der Flimmerzellen (epz) zeigt eine zarte Streifung in der Höhenachse, wie ich! eine solche eingehender von den Epithelzellen mancher Turbellarien beschrieben habe. Wie dort, so stehen auch hier die dunkleren Streifen mit den Gilien (cl) vermittels einer besonders differenzirten Schicht, einer sogenannten Gutieula (cu) in Zusammenhang. Diese Zwischenschicht (Fig. 6, 8 cu) zeigt ebenfalls eine ähnliche Struktur wie diejenige der alloiocölen Turbellarien. Sie setzt sich aus zwei oder vielleicht auch drei Lagen zusammen. Die äußerste (cu), welche die Cilien (cl) trägt und bei mittlerer Vergrößerung den Ein- druck einer scharfen, dunklen Linie gewährt, besteht aus dicken, dicht neben einander liegenden Stäbchen von ca. 0,8 u Höhe. Auf sie folgt eine zweite, aus sehr zarten und feinen, 1,46 u hohen Stäbchen gebildete (cu”), welcher sich auf manchen Präparaten eine dritte, aus kleinen dunklen Körnchen aufgebaute, anschließt. Von dem Vorhandensein dieser dritten Zone habe ich mich jedoch nicht immer mit Sicherheit zu überzeugen vermocht. Die von dieser Cuticula getragenen Gilien (c/) übertreffen nach v. Grarr’s Angabe die Epithelzellen an Höhe, auf meinen Präparaten erreichten sie dieselbe jedoch nicht einmal, möglicherweise ist dieser Umstand der Konservirung zuzuschreiben. 1 L. Bönmig, Untersuchungen über rhabdocöle Turbellarien. II. Plagiostomina und Cylindrostomina. Zeitschr. f. w. Zool, Bd. LI. 1891. a ee ee a nn UL U Zn 48] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 41 An jener Stelle des vorderen Körperpoles, an welcher Drüsenzellen im Epithel fehlen (Fig. 8 epz),, liegen die Kerne der Flimmerzellen regelmäßig in der basalen Zellhälfte, in den übrigen Partien, dort also, wo beide Zellarten gemischt sind, nehmen die Kerne entweder eine ganz basale, oder aber eine sehr oberflächliche Lage ein (Fig. 6 epzn’, epzn”). Abgesehen von diesen Verschiedenheiten in der Lage machen sich auch solche in der Größe und in dem Tinktionsvermögen bemerkbar; die oberflächlich gelegenen Kerne waren stets von etwas geringerem Durchmesser (2,92— 3,65 u) als die im Basaltheile der Zellen befindlichen (3,65—4,28 u Durchm.) und tingirten sich intensiver als - diese. In den letzteren erkannte ich häufig ein Kernkörperchen, in den ersteren nie. Bu re Diese Verschiedenheiten in der Größe, Färbbarkeit und Lagerung der Kerne veranlassten mich anfänglich zu der Annahme, und die Bilder, welche an sehr oberflächlich durch das Epithel geführten Schnit- ten gewonnen wurden (Fig. 7), bestärkten mich darin, dass das Epithel - der Rhodope ähnlich gebaut sei wie das der Polycladen (Lang !), dass _ nämlich ein Stützgewebe vorhanden sei, und zu den Zellen dieses Ge- - webes würden dann die oberflächlich gelegenen Kerne gehört haben, in dessen Maschen Flimmerzellen und Drüsenzellen eingeschlossen seien. Späterhin habe ich mich aber von der Unrichtigkeit dieser Ansicht über- - zeugt; was mir eine Zeit lang als ein specifisches Stützgewebe erschien, sind die Flimmerzellen selbst (Fig. 7 epz), deren Abgrenzungen gegen _ einander sich auf meinen Präparaten wenigstens vollkommen verwischt - haben, und die, wie schon erwähnt, in ihrer Form durch die Drüsenzellen so auffallend modifieirt werden, dass hierdurch möglicherweise auch Verschiebungen der Kerne eingetreten sein können, die das Studium des Epithels erschweren, in so fern nämlich nicht selten (Fig. 6) in einem Schnitt zwei Kerne über einander liegend angetroffen werden. Sehr reich ist das Epithel an Drüsenzellen (Fig. 6, 7 depz); hin- sichtlich des Sekretes können wir zwei Arten derselben unterscheiden. - In der einen tritt dasselbe in Form großer ei- oder stäbchenförmiger oder auch unregelmäßig geformter Körper auf, in der anderen in Gestalt ‚kleiner etwas glänzender Körnchen. Die erste Art ist weitaus die häufigere, auch fallen die hierher gehörigen Zellen besonders an Präpa- raten, welche mit Osmiumsäure oder Hämatoxylin behandelt worden sind, in die Augen, da sich das Sekret derselben schwarz resp. tief blau tingirt. u ic ie Beiderlei Drüsenzellen besitzen eine eiförmige oder kugelige Ge- 1 A, Lang, Die Polycladen des Golfes von Neapel. Eine Monographie, Leipzig 1884. a ä 42 Ludwig Böhmig, [49 stalt; nach außen münden sie vermittels eines feinen Porus (p) (Fig. 6 ddepz'). Das Plasma (depz. pl) der Drüsenzellen, das entweder als eine feinkörnige Masse oder in Gestalt eines zarten Netzwerkes angeordnet erscheint, färbt sich nur wenig, am besten mit Hämatoxylin. In solchen Zellen (depz’), in denen ein großer Sekretpfropf (s) vorhanden ist, oder aus denen ein solcher eben ausgestoßen worden ist (depz’), lässt sich das Plasma meist nur mehr schwierig nachweisen, da es dann einen sehr dünnen Randsaum bildet. Drüsenzellen, welche keine größeren Sekret- massen enthalten, besitzen in ihrer basalen Hälfte einen großen ca. 4,38 bis 5,11 u im Durchmesser haltenden Kern (Fig. 6 depzn), welcher sich intensiv tingirt; ist hingegen die Zelle stark mit Sekret erfüllt oder zeigt dieselbe einen großen centralen Hohlraum, in welchem sich das Sekret befand, so nimmt: der Kern eine ganz periphere wandständige Lage in der Basis der Zelle ein, und es ist seine kugelige Form einer mehr oder weniger halbmondförmigen gewichen (Fig. 6 depzn’). Die Sekretpfröpfe (s) erreichen, wie schon erwähnt, eine be- deutende Größe und nehmen gewöhnlich endlich den größeren Theil des Zellvolumens in Anspruch. Zum Studium derselben fand ich am geeignetsten Sublimat- Essig- Osmiumsäure- Hämatoxylinpräparate. In solchen Präparaten fanden sich sowohl rein blau als auch rein schwarz gefärbte Sekretpfropfen, aber auch solche, die theils blau, theils schwarz tingirt waren, oder in einer blauen Grundsubstanz schwarz gefärbte Körnchen enthielten. Es ist daher mehr als wahr- scheinlich, dass die blauen Sekretkörper allmählich in die schwarz gefärbten übergehen, und dass es sich nicht um Drüsen handelt, die ' ein specilisch verschiedenes Sekret produciren. Pikrokarmin verleiht diesem Sekrete eine braunröthliche, Alaun- karmin eine violette Farbe. In einzelnen Drüsenzellen eines Individuums, das mit Sublimat- Pikrinschwefelsäure fixirt und in Pikrokarmin gefärbt worden war, bemerkte ich sehr scharf kontourirte, bräunlich gefärbte Körper, bezüg- lich deren ich nicht entscheiden kann, ob sie den eben erwähnten Sekretpfropfen zuzurechnen sind oder nicht. Es kann wohl mit einiger Sicherheit angenommen werden, dass die von v. Grarr im Epithel unseres Thieres gefundenen »zahllosen hellen kleinen Tüpfel« von »homogener glänzender Beschaffenheit« mit den von mir beschriebenen Sekretpfropfen zu identifieiren sind, dies um so mehr, da auch die von v. Grarr angegebenen Maße mit den von mir gefundenen übereinstimmen, und ich außerdem nichts im Epi- thel der Rhodope gefunden habe, was sich auf die »Tüpfel« v. Grarr's beziehen ließe. 50) Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker, 43 Ungemein schwach entwickelt ist bei Rhodope der Hautmuskel- schlauch, welcher sich aus zwei Lagen dünner und in weiten Abständen von einander liegender Fasern zusammensetzt. In der äußeren Schicht verlaufen dieselben eirkulär, in der dicht darunter befindlichen longi- tudinal. Die äußere Schicht scheint direkt unterhalb des Epithels zu liegen und nicht von demselben durch eine Basalmembran getrennt zu sein; an einigen wenigen Schnitten schien es mir allerdings, als schöbe sich zwischen Hautmuskelschlauch und Epithel ein äußerst zartes Häut- chen, eine Basalmembran, ein, doch ist es mir nicht gelungen, mich mit auch nur einiger Sicherheit von der Existenz desselben zu überzeugen. Ist ein solches vorhanden, so muss es von ungemeiner Zartheit sein. Hautdrüsen bemerken wir überall unterhalb des Hautmuskel- schlauches, besonders mächtig angehäuft sind dieselben am vorderen und hinteren Körperende. An dem ersteren liegt dicht unterhalb der Mundöffnung (Fig. 1 0) das Mündungsfeld (Kdrm) zweier mächtiger traubiger Drüsenkomplexe (Fig. 8 Adr), die seitlich vom Vorderdarm (V.D) nach hinten ziehen und sich fast bis zum Gehirn erstrecken. Jeder Komplex besteht aus einer großen Anzahl birnförmiger Läppchen, deren jedes sich aus einer variablen Anzahl nicht scharf gegen einander abgegrenzter Drüsen- zellen (Adrz) aufbaut. Das Plasma dieser runden oder flaschenförmigen Zellen ist von mäßig feinkörniger Beschaffenheit, hin und wieder waren Andeutungen einer retikulären Struktur erkennbar. Der Durchmesser der wohl tingirbaren kugeligen Kerne beträgt 3,65—5,11 u, derjenige der Zellen variirte zwischen 5,11 :10,95 u bis 14,6:21,9u. Jeden Aci- nus umgiebt eine zarte, bindegewebige Hülle, welche sich auch auf die Ausführgänge fortsetzt. Die Ausführgänge der Drüsenläppchen bilden jederseits einen Stamm (Fig. 8 Kdr’) und kurz vor dem Mündungsfelde vereinigen sich fast stets diese beiden Stämme zu einem unregelmäßig geformten, volu- minösen Gebilde (Fig. 1 Kdr”). Am Mündungsfelde bemerkt man, den Epithelzellen der Lage nach entsprechend, prismatisch geformte, sehr scharf kontourirte, mit mem- branartigen Hüllen versehene und mit einem feinkörnigen Inhalte erfüllte Gebilde (Fig. 8 epz*). Es ist mir zweifelhaft geblieben, ob die Hüllen (m), in deren Basis Kerne eingelagert sind, verschmolzenen und veränderten Epithelzellen entsprechen, zwischen denen alsdann die Ausführgänge der Drüsen ausmünden würden, oder ob die Ausführ- gänge die Epithelzellen durchbohren und diese letzteren hierdurch modifieirt werden. Sowohl v. Grarr als auch Trınengsz haben diese Drüsenmassen 44 ludwig Böhmig, [51 gesehen aber fälschlich als Speicheldrüsen gedeutet. Nach v. GrArFF'S Anschauung münden sie in die Mundhöhle und bestehen aus »zahl- reichen, einzelligen Follikeln«; Trıweuese erkannte diesen Irrthum v. Grarr's und erwähnt fernerhin auch der Hülle, welche die Follikel umgiebt. Es ist mir sehr wahrscheinlich, dass die von v. KÖLLiker er- wähnten, einfachen, langen, am Ende verdickten Speicheldrüsen that- sächlich nicht den eigentlichen Speicheldrüsen der Rhodope entsprechen, sondern mit den eben beschriebenen identisch sind. Auf diese Ver- muthung bringt mich der Satz v. Köruiker’s: vi di eui esilissimi condotti escretori si aprono subito dietro la bocca«, sowie die gegebene Abbhil- dung. Die »Speicheldrüsen« münden in den Vorderdarm ca. 100—200 u vom Munde entfernt und besitzen keine »esilissimi condotti eseretori«. Die laterale Partie des Kopftheils wird jederseits von einem um- fangreichen Zelllager eingenommen (Fig. 8 Zc), dessen rundliche oder flaschenförmige Zellen (zcz) auf der Ventralseite seitlich von der Median- linie zwischen den Epithelzellen mit dem umgebenden Medium kom- munieciren. Diese Zellen scheinen gegen die Einwirkung von Reagentien sehr empfindlich zu sein, wohl erhalten zeigten sie sich nur an Sublimat- Osmium-Essigsäurepräparaten, Sublimat-Pikrinsäure zerstört sie fast vollständig. In meinen besterhaltenen Präparaten unterschied ich innerhalb dieser Zellen ein bald mehr bald weniger stark gefärbtes Netzgerüst (Fig. 9 nıo) und eine homogene oder etwas körnige Substanz, die sich weniger stark tingirte (Fig. 9 zs). Die Kerne waren von runder oder unregelmäßiger, zackiger Form, ihr Durchmesser belief sich auf 3,65 — A,48 u. Diese beiden Zellenlager, denen sich sowohl ventral- als dorsalwärts typische Drüsenzellen anschließen, beanspruchen aber in so fern eine besondere Beachtung als sie einmal, wie schon erwähnt, mit dem um- gebenden Medium kommunieiren, andererseits aber auch zu dem später zu erwähnenden Kanalsysteme, das auch mit der Niere in Verbindung steht, Beziehung zu haben scheinen. Die Fähigkeit der Rhodope, sich vermittels ihres Hinterendes fest- zuheften, ist auf eine bedeutende Ansammlung von Drüsen an dieser Stelle zurückzuführen (Fig. I schwdr). Es sind fast durchgehends tubulöse Drüsen, welche eine Länge von 18—87 u bei einer Dicke von 7—15 u erreichen, hier und da finden wir unter ihnen auch eine einzellige Drüse. Die Ausführgänge durchbohren, so viel ich konstatiren konnte, die Epithelzellen; das die Ausführgänge erfüllende Sekret erscheint als eine nur wenig färbbare, homogene Substanz. Die Anzahl der Zellen, welche sich an der Bildung einer 52) Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker, 45 Drüse betheiligen, ist eine variabele, sie nimmt zu mit der Größe der Drüsen. Die einzelnen Zellen sind meist nicht scharf gegen einander abgegrenzt, die wohl färbbaren Kerne ermöglichen aber immer festzu- stellen, wie viele Zellen vorhanden sind. Die zwischen dem Vorder- und Hinterende befindlichen Haut- drüsen sind theils einzellige, theils mehrzellige. Die letzteren (hdr) sind jedoch auf die Dorsalfläche des Thieres und die angrenzenden Partien der Seitentheile beschränkt. Sie waren es, welche v. Körziker eine Leber vortäuschten, ein Irrthum, der an Quetschpräparaten aller- dings leicht möglich ist. Die Beschreibung, welche dieser Autor von den vermeintlichen Leberzellen giebt, ist eine vollständig korrekte; in v. Köruiker's Fig. I sind jedoch die Drüsen zu spärlich und viel zu groß gezeichnet, auch beschränken sie sich nicht auf die zwei hinteren Körperdrittel, sondern reichen bis zur Mundgegend. Ihre Gestalt ist kugelig oder eiförmig, ihr Durchmesser beträgt 10,2::11,68— 25,5 u. Sie bestehen aus zwei bis vier Zellen, die von einer zarten, struktur- losen Membran umhüllt werden, von welcher auch der kurze Aus- führungsgang gebildet wird. Das Plasma der Zellen erschien mir feinkörnig, das grobkörnige Sekret färbte sich mit Pikrokarmin gelb. Die Kerne von ca. 5,11 u Durchm. enthalten stets ein großes (1,46—2,92 u Durchm.), von einem hellen Hofe umgebenes Kernkörperchen. Die zahlreichen, kleinen, einzelligen Drüsen (hdrz), welche in der Umgebung des Afters und des Genitalporus lokale Anhäufungen bilden, produeiren zum Theil ein Sekret, das sich mit Osmiumsäure schwärzt und größere Pfröpfe bildet gleich dem vieler Epitheldrüsenzellen, zum Theil ein solches, das aus kleinen, unregelmäßigen Körnchen besteht. Verdauungsapparat. v. KörLıker giebt eine, wenn auch nicht vollständig entsprechende, so doch der Wahrheit ziemlich nahe kommende Darstellung dieses Organs; bezüglich eines wesentlichen Punktes allerdings ist er nicht ganz ins Sichere gekommen, nämlich bezüglich des Vorhandenseins eines Enddarmes und Afters: »Io non sono del tutto sicuro che l'intestino finisca a fondo cieco; tuttavia io credo di aver veduto in aleuni casi, verso il terzo anteriore dello stomaco, staccarsene a destra un intestino retto, breve ed alquanto piegato; come pure un ano, parimente collo- cato a destra.« v. GRAFF erscheint es »noch keineswegs unzweifelhaft festgestellt «, »ob der Darm von Rhodope in der That noch mit Reetum und After versehen ist«. Es dünkt v. Grarr möglich, dass v. KörLıker einen der 16 Ludwig Böhmig, [53 beiden Genitalkanäle und eine der beiden angeblichen Genitalöffnungen mit dem Enddarme resp. mit dem After verwechselt hat. Die beiden Genitalporen a und 5b, welche v. GrarF in seiner Fig. I gezeichnet hat, gehören meines Erachtens sicher nicht dem Ge- schlechtsapparate an, wie v. Grarr glaubt, sie entsprechen vielmehr der Lage nach dem Nierenporus (a) und dem After (b). Der Kanal («') könnte zwar seinem Verlaufe nach den Enddarm darstellen, dagegen spricht aber der Umstand, dass a’ vor b ausmündet, und es ist daher sehr wahrscheinlich, dass wir in «’ den Ausführungsgang der Niere zu sehen haben. Trıncnzse überzeugte sich im Gegensatz zu seinen Vorgängern mit Sicherheit von der Existenz eines Enddarmes und Afters. Der End- darm entspringt diesem Forscher gemäß auf der rechten Seite an der Übergangssielle des zweiten in das letzte Körperdrittel, allwo eine Ein- schnürung des Mitteldarmes bemerkbar ist. Es ist ein kurzer, dünner Kanal, welcher nach vorn verläuft und ein wenig vor der Übergangs- stelle der beiden genannten Körperdrittel ausmündet. In Bezug auf das Verhalten der übrigen Darmabschnitte herrscht zwischen den genannten Autoren Übereinstimmung. Der Darm von Rhodope zerfällt in drei Abschnitte, einen Vorder- darm, Mittel- oder Magendarm und Enddarm. Die in der Mitte der Vorderfläche des Kopfes gelegene Mundöffnung (Fig. 1 0) führt in den relativ engen Anfangstheil des Vorderdarmes (V.D’), welcher bei vielen Individuen schwierig zu sehen ist, da sich seine dünnen Wandungen dicht an einander legen und kein Lumen erkennen lassen. Bald aber erweitert sich der Vorderdarm sehr be- deutend und erreicht einen Höhendurchmesser von 84 —120 u bei einer Breite von 56—103 u (Fig. I V.D"). Kurz vor dem Centralnerven- systeme tritt eine abermalige Verengerung ein und in seinem letzten Abschnitte bildet er einen s-förmig gebogenen Kanal, dessen Durch- messer zwischen 14,6 und 30 « schwankt. Die Gesammtlänge des Vorderdarmes betrug auf meinen Präparaten 430—580 u. Die Wandung dieses Darmabschnittes wie die des ganzen Darmes wird gebildet von einer äußeren Museularis und einer nach innen von dieser liegenden Epithelschicht. Ich sehe hierbei von einer nach außen von der Muscularis liegenden Schicht platter Zellen ab (Fig. 11 mepz), die besser im Zusammenhange mit dem Mesenschym besprochen werden. Die Darmmuskulatur besteht aus längs- und cirkulärverlaufenden Fasern, welch letzteren sich alsdann das Epithel anschließt. Hinter der Mundöffnung wird das Epithel von flachen Zellen gebildet, welche lange 54] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 47 nach hinten gerichtete Gilien tragen, die einer dünnen Guticula auf- sitzen. Die Höhe dieser Zellen beträgt 2,19—7,3 u, bei einer Breite resp. Länge von 5,84—8,76 u. Die Kerne sind stets wohl erkennbar, ihre Größe und Form ist abhängig von derjenigen der Zellen. Gegen den erweiterten Theil des Vorderdarmes hin nimmt auch die Epithelschicht allmählich an Höhe zu. Außerdem bemerkt man an den nun eylindrisch gewordenen Zellen (Fig. 11) eine auffallende Ver- dickung der Guticula (c), die eine Mächtigkeit von 2,92 u erreichen kann, während die Cilien (cl) an Länge bedeutend verloren haben. Das Zellplasma zeigt nieht mehr eine einfache feinkörnige Beschaffen- heit, sondern lässt stets eine Differenzirung in ein dickes, stark färb- bares Gerüstwerk und eine hellere, feinkörnige Zwischensubstanz erkennen. Die Kerne (n), welche konstant in der Basis der Zellen liegen, sind von runder Form, gut färbbar und besitzen einen Durch- messer von 3,65—4,38 u. Diese Beschaffenheit behält das Epithel bei bis zur Einmündung des Vorderdarmes in den Mitteldarm, als einzige Veränderung wäre eine nicht sehr bedeutende Abnahme der _ Größe der Zellen in den verengten Partien zu konstatiren. An der ge- dachten Stelle tritt eine Höhenzunahme der Zellen ein, zugleich geht ihre cylindrische Gestalt in eine mehr keulenförmige über, und die - scharf ausgeprägte Cuticulaschicht wird undeutlicher. In einiger Entfernung von der Mundöffnung münden in den Vorder- darm und zwar in den erweiterten Theil desselben zwei tubulöse Drüsen (Fig. 11 gl.s), welche wir ihrer Lage nach als Homologa der Speicheldrüsen der Mollusken bezeichnen dürfen. Diese Drüsen liegen dem Vorderdarme ziemlich dicht an und erstrecken sich fast bis an das Gehirn. Ihre Länge beträgt ca. 78—150 u, ihre Breite 14,6—18,25 u und ihre Höhe 18,25— 25,5 u. Die sie bildenden membranlosen, cylindrischen oder polsterförmi- gen Zellen (Fig. 11 gl.s.z) sind radienartig um das Drüsenlumen gruppirt. Das Sekret tritt in Form kleiner rundlicher Körnchen auf, welche sich mit Alaunkarmin bräunlich, gelblichbraun mit Pikrokarmin tingiren. Die Kerne besitzen im Verhältnis zur Zelle einen ansehnlichen Durch- messer (3,65—4,38 u) und umschließen fast stets ein Kernkörperchen ; die Diameter der Zellen belaufen sich auf 5,11 : 7,3 u bis 7,3 : 10,95 u. Die Drüsen werden außen von einer bald mehr bald weniger deutlich hervortretenden Membran überkleidet, in welcher ich jedoch niemals Kerne wahrnehmen konnte. In einigen Fällen schienen mir fernerhin zwischen dieser Membran und dem Drüsenepithel Muskel- fasern zu liegen, doch habe ich mich nicht mit Sicherheit hiervon über- zeugen können. 48 Ludwig Böhmig, [55% v. Grarr unterscheidet am Vorderdarme eine Mundhöhle, welche von einem »in dichtgedrängten kleinen Papillen sich erhebenden Epithelbelage« ausgekleidet sein soll und einen »glattwandigen Öso- phagus«. Ich habe diese Papillen, welche v. Grarr auch in Fig. 2, 3 abbildet, nie beobachtet und halte sie für etwas Zufälliges, vielleicht bedingt durch Kontraktionen der Muscularis. Hingegen kann ich das von diesem Autor erwähnte »System von zahlreichen radiär zur Mundöffnung konvergirenden Muskelfasern« be- stätigen und schließe mich auch der Ansicht von v. Grarr's an, dass diese Muskeln die Retraktion des eventuell hervorgestoßenen Anfangsstückes des Vorderdarmes besorgen. Der Mitteldarm (M.D) (stomaco v. Köruıker, Darm v. Grarr) besitzt eine einfache sackförmige Gestalt und durchzieht den Körper beim geschlechtsreifen Thiere in leichten Biegungen, welche durch die Hoden- und Ovarialfollikel bedingt sind, die den Mitteldarm bald etwas nach der einen bald nach der entgegengesetzten Seite drängen. Nach vorn reicht dieser Darmabschnitt bis in die Gegend des Gehirns und über- deckt dieses gewöhnlich vollständig, hinten endigt er kurz vor der Basis der Schwanzdrüsen. Da der Vorderdarm eine Strecke weit unterhalb des Mitteldarmes verläuft (Fig. 10) und auf der Ventralseite in diesen einmündet, kommt es zur Bildung eines oberhalb des Vorderdarmes gelegenen, häufig etwas nach links verschobenen Mitteldarmblindsackes, dessen Länge individuell sehr variirt (130—265 u). Dieser Blindsack, welchen alle Autoren erwähnen, erscheint im Vergleich mit meinen Präparaten von v. KÖLLIKER in seiner Fig. If zu weit nach links gezeichnet; das Darmdivertikel e in derselben Fig. habe ich niemals auffinden können. Die Hauptmasse des Mitteldarmepithels besteht aus keulenförmigen, membranlosen Zellen, deren verdickter Theil dem Darmlumen zuge- wendet ist. Die Größe der Zellen wechselt sowohl bei den einzelnen Individuen als auch in den verschiedenen Partien des Mitteldarmes. So fand ich konstant die niedrigsten Zellen im hinteren, die höchsten im mittleren Drittel des Darmes; die ersteren besaßen im Mittel einen Höhendiameter von 21 u, die letzteren einen solchen von 62u bei einem Querdurchmesser von 3,65— 7,3 ıu Hinsichtlich ihrer histologischen Beschaffenheit zeigen diese Zellen eine große Übereinstimmung mit dem Darmepithel der Turbellarien. Wie dort, so bemerken wir auch hier ein plasmatisches Gerüst- werk (Fig. 12 mdepz), das im basalen Theile der Zellen kleinere, im’ oberen Theile größere Vacuolen umschließt. Diese Vacuolen, welche 56] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 49 in der Basis der Zellen nicht selten fehlen, enthalten ihrer Größe ent- sprechende Körner und Kügelchen, die sich mit Tinktionsmitteln meist intensiv färben , Osmiumsäure verleiht ihnen eine braune oder gelb- liche Farbe. Auf der freien Fläche der Mitteldarmzellen bemerkte ich häufig eine auffallend dichte Plasmaschicht (Fig. 12 pls), aus welcher sich eilienartige Plasmafortsätze erhoben; die Darmzellen dürften dem- nach ähnlich denjenigen der Turbellarien die Fähigkeit besitzen, zur Nahrungsaufnahme pseudopodienartige Plasmaausläufer auszusenden und wiederum einzuziehen. Zwischen den beschriebenen Zellen liegen nicht gerade sehr häufig kelchartig geformte (Fig. 12ddrz), deren ungemein schmaler Basaltheil sich nach oben rasch erweitert. Meist erheben sie sich etwas über das Niveau der übrigen Zellen, stets sind sie von ungemein zahl- reichen gelb oder gelbbraun gefärbten Körnchen erfüllt, wesshalb man sie auch als Körnerzellen bezeichnen könnte. Da diese Körnerzellen da und dort in mehrfacher Zahl auftreten, könnte man sie vielleicht auf die »braunen, rundlichen Flecken« beziehen, deren v. GrArFr Er- wähnung thut. Die Kerne (n) der Mitteldarmzellen liegen meist basal, selten nur rücken sie bis in die obere Zellhälfte. Für gewöhnlich von runder Gestalt erscheinen sie zuweilen spindelförmig gestrekt (Fig. 12 n‘); fast stets enthalten sie einen Nucleolus, seltener deren zwei. Verfolgen wir auf Querschnitten den Darm der Rhodope von hin- ten nach vorn, so macht sich vor dem Beginne der ersten Körper- hälfte, auf der rechten Seite, der Dorsalfläche sehr genähert, eine _ Rinne oder Furche bemerklich, die von einem durchaus anderen Epi- thel ausgekleidet wird, als das ist, welches wir so eben kennen lernten, das auch keinen Übergang in dieses zeigt, sondern sich überall scharf von demselben absetzt. Diese Rinne (Fig. 43 E.Dr) geht direkt über in den Enddarm E.D, welcher am Anfange der zweiten Körperhälfte vom Mitteldarm ab- zweigt, seitlich und nach vorn verläuft und dann durch den After nach außen mündet. Die Lage des letzteren ist nicht ganz konstant, da derselbe bei einigen Individuen am Anfang, bei anderen in der Mitte des zweiten Körperdrittels lag. Das Epithel des Enddarmes, der Querdurchmesser dieses Darm- - abschnittes variirte zwischen 18 und 27 u, sowie das der erwähnten - Rinne wird repräsentirt durch ein typisches Flimmerepithel, welches mit dem der äußeren Körperdecke große Ähnlichkeit aufweist. Im End- darm haben die Zellen eine cylindrische Gestalt (7,3 u hoch, 4,38—5,14 u Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. V, 4 50 Ludwig Böhmig, [57 ; breit), eine kubische innerhalb der Rinne (7,34 hoch und breit); das Plasma zeigt eine mehr oder weniger deutlich ausgesprochene Höhen- streifung (Fig. 13 edepz‘), die vorhandene Cutieula (c) trägt dicke Cilien, welche im Enddarm gegen den After hin gerichtet sind und in Folge ihrer Länge und Dicke zuweilen einen fast borstenartigen Eindruck 1 machen. E Bezüglich der Lage des Afters stimmen Trıxcugse und ich nicht überein, da nach Trıncnzse der Anus am Ende des zweiten Körper- drittels, also viel weiter rückwärts gelegen ist. Hingegen würde der Porus b in v. Grarr'’s Fig. 2 der Lage nach ganz gut auf die Afteröffnung bezogen werden können, eben so würde meine Darstellung auch mit den Abbildungen v. Köruıker’s in Einklang zu bringen sein. Der in der Fig. 2 dieses Autors gezeichnete und als Uterus angesprochene Kanal s ist meines Erachtens identisch mit dem Kanal h in Fig. I, dem Enddarm. Eine Drüse, welche wir mit der sogenannten Leber der Mollusken vergleichen könnten, fehlt nach v. Grarr’s und Trıncuzse’s überein- stimmenden Angaben. »Il fegato manca«, sagt Trınchesr, fügt aber hinzu »quanto non si voglia riconoscere come tale il sacco cieco an- teriore dell’ intestino «. Dieser Vermuthung kann ich mich nicht an- schließen, da nach meinen Beobachtungen das Epithel des vorderen Darmblindsackes sich durchaus nicht von dem des übrigen Mittel- darmes unterscheidet. Über die angeblichen Leberfollikel v. Köruixer’s habe ich mich bereits geäußert, es handelt sich um Hautdrüsen und nicht, wie v. GrArr meint, um »die optischen Querschnitte der Ring- wülste, welche sich bei Kontraktion der Ringfasern der Darmmuscu- laris bilden«. Diese vollständige Abwesenheit einer sogenannten Leber bei Rhodope ist von R. Bercu bekanntlich mit als Einwurf gegen die Mol- luskennatur der Rhodope verwerthet worden: »Eben so wenig kommt bei diesen Thieren (den nudibranchiaten Gasteropoden) eine nur einigermaßen entsprechende Reduktion der Leber vor.« Wie verhält sich nun der Verdauungsapparat der Rhodope zu dem- jenigen der Turbellarien, von denen nur die rhabdocölen in Betracht kommen können, und dem der Mollusken ? In der Gruppe der Rhabdocöliden »stellt der Darm einen, in seinem ganzen Umfange einheitlich gebauten Blindsack vor, der weder topo- graphisch noch histologisch eine Trennung in zwei oder mehrere Ab- schnitte zulässt« (v. Grarr, Monographie der Turbellarien. I. Rhabdo- coelida). Ein After fehlt allen Turbellarien, auch den Microstomiden, denen ein solcher zuweilen vindicirt worden ist, ganz zweifellos, 58] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 51 % Der Verdauungsapparat der Rhodope unterscheidet sich demnach in zwei sehr gewichtigen Punkten von dem der rhabdocölen Turbel- arien, nämlich durch die deutliche, scharfe topographische und histo- logische Differenzirung eines Mittel- und Enddarmes und durch den = eines Afters. i Wenn auch der Vorderdarm von Rhodope eine gewisse Ähnlich- keit mit dem Pharynx simplex der Microstomiden zeigt, so ist dieselbe "meines Erachtens nur eine mehr äußerliche. | Der Vorderdarm der Mollusken lässt drei Abschnitte unterscheiden, eine Mundhöhle, einen Pharynx (Buccalmasse) und einen Ösophagus. Für den Pharynx sind besonders charakteristisch der Zungenapparat mit der Radula und die in ihn einmündenden Speicheldrüsen. F Eine deutliche Scheidung dieser drei Partien vermissen wir am -Vorderdarme von Rhodope, doch können wir, wie mir scheint, den er- _weiterten Theil des Vorderdarmes der Buccalmasse der Mollusken homo- logisiren, da in ihn die Speicheldrüsen einmünden; es ist mir kein einziges Turbellar bekannt, welches derart gebaute und so gelagerte _ Speicheldrüsen besitzt, wie sie Rhodope zukommen; diese Drüsen sind nur denen der Gasteropoden vergleichbar. Es ist wahr, eine Radula _ oder das Rudiment einer solchen fehlen Rhodope vollkommen, aber wir _ kennen auch Gasteropoden, denen dieses Organ mangelt (Tethys). v. Körzıker hat in seiner Abhandlung über Rhodope die erweiterte Partie des Vorderdarmes als Pharynx, die hinter dieser gelegene als -Ösophagus bezeichnet, v. Grarr bedient sich für die erstere des Namens Mundhöhle, für die letztere behält er den Ausdruck Ösophagus bei. Mir scheint die v. Körziker’sche Nomenclatur die korrektere zu sein, doch habe ich diese speciellen Namen vermieden, da die Abgrenzung - der einzelnen Abschnitte keine genügend scharfe ist. Welchen Theil des Verdauungsapparates der Rhodope wir als h sein, ob aber der gesammte Mitteldarm der Rhodope dem Mitteldarm - der Gasteropoden homolog ist, ist eine andere Frage. 1 Es scheint mir sehr wahrscheinlich, dass der hinter dem Enddarm } und vielleicht auch der oberhalb des Vorderdarmes gelegene Theil des _Mitteldarmes der sogenannten Leber der Gasteropoden zu homologisiren sind. Hierfür spricht, dass bei vielen Nudibranchiern der Hauptgallen- gang »fast wie ein langer, blinder Fortsatz des Magens (Magenblind- sack) aussieht« (Brrem'), und dass dieser Hauptgallengang bei den 1 R. BergH, Die cladohepatischen Nudibranchien. Zool. Jahrbücher, Abth. für System. Bd. V. 1890. — Vgl, auch R, Bers#, Die Pleuroleuriden. Zool. Jahrbücher, Abth. für Syst.’ Bd. III. 1888, p. 356. 4* 59 Ludwig Böhmig, | [59° cladohepatischen Nudibranchien »fast immer median längs der oberen Seite der Zwitterdrüse« verläuft, mithin in seiner Lage dem hinter dem Enddarme gelegenen Theile des Mitteldarmes der Rhodope entspricht. Entwicklungsgeschichtlich entspricht ja auch die Leber der Gastero- poden Partien der Darmwand. So differenzirt sich nach v. ERLANGER | bei Paludina vivipara der ventrale Theil der Darmwand des Embryo zur Leber, bei den Pulmonaten unterliegt nach For? besonders der vordere, dorsale Theil dieser Metamorphose. Die Zellen der Darmportion, welche sich zur Leber umwandelt, sind ursprünglich wie die übrigen einfache Cylinderzellen, späterhin zeichnen sie sich durch den Besitz von Fetttropfen und Deutoleeith aus. Zwei Säcke, welche sich in den Darm öffnen und deren Wandungen aus solchen Zellen bestehen, finden sich nach Trıncuzse® in einer ge- wissen Periode der Entwicklung auch bei den Aeolidiaden, nach Rno* bei Chromodoris elegans. Wenn nun auch die beiden genannten Forscher nichts von der Umwandlung dieser Säcke in die Leber erwähnen, so ist es doch sehr wahrscheinlich, dass dieselben die Anlage der Leber bedeuten und dass wir in ihnen Theile des Mitteldarmes zu sehen haben. Bei Rhodope wäre demnach eine gleichmäßige Ausbildung des Darmes in einer Richtung erfolgt und eine Differenzirung des Darm- epithels in der oben erwähnten Weise unterblieben. Es würde dem- semäß der Mitteldarm von Rhodope morphologisch dem Mitteldarm und der Leber der Gasteropoden entsprechen und es könnte eine weit- sehende Übereinstimmung des Verdauungsapparates der Rhodope und der Gasteropoden nicht in Abrede gestellt werden. Nervensystem. Abgesehen von M. Scaurtze stimmen die Beobachter darin überein, dass die centrale Nervenmasse der Rhodope aus einem oberhalb und einem unterhalb des Vorderdarmes (Ösophagus) gelegenen Ganglien- komplexe resp. Ganglion besteht, welche durch Kommissuren verbun- den sind. Die supraösophageale Ganglienmasse, oder wie ich mich der Kürze 1 R. v. ErLanger, Zur Entwicklung von Paludina vivipara. Morphol. Jahrbuch. Bd. XV. 1894. 2 H. For, Developpement des Gasteropodes pulmones. Archives de Zoologie experim. ect. Vol. VIII. 41879—1880. 3 S. TrıncH&se, Aeolididae e famiglie affini. Atti della R. Accademia dei Lincei. Roma. Vol. XI. 1880—1881. 4 F, Ro, Studii sullo sviluppo della Chromodoris elegans. Atti acad. Napoli. Vol. I, 4888. 60] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 53 wegen ausdrücken will, das Supraösophagealganglion, bilden nach v. Körzıker zwei dicht neben einander liegende und nicht durch Kom- missuren verbundene Ganglien (privi di commessura). v.Grarr beschreibt eine transversale Furche, welche jedes dieser beiden Ganglien in ein vor- deres und hinteres zerlegt, Trıncnese bestätigt diese Angabe v. Grarr's. Aus diesem Ganglion entspringen gemäß v. Körtiker drei nach vorn zum Kopfe verlaufende Nervenpaare, und ein ansehnliches nach hinten ziehendes, welches in der Mitte des Körpers endet. Überdies sind diesem Autor zufolge außerordentlich kurze Nervi optici und acustiei vorhanden. Die beiden großen nach hinten verlaufenden Nerven lässt v. Grarr aus dem hinteren Ganglienpaare des Supraösophageal- ganglions hervorgehen, außerdem auch noch ein Paar feiner Nerven, welche zwischen jenen gelegen sind. Die Nerven des weit kleineren infraösophagealen Ganglions, das nach Trıncnzse’s Angabe gegen links verschoben ist und nicht in der Medianebene liegt, versorgen nach v. Körzixer wahrscheinlich den Darm. v. Grarr erwähnt ebenfalls zwei aus diesem Ganglion ent- springende Nerven, doch äußert er sich nicht über ihren Verlauf. Über die Kommissuren handelt am eingehendsten Trıncazse. Meine eigenen Untersuchungen, zu deren Darstellung ich nun übergehe, weichen in mehreren Punkten nicht unwesentlich von denen der genannten Autoren ab. Die ganze Masse des Gentralnervensystems liegt in einiger Ent- fernung vom vorderen Körperpole (Fig. I G/.s), kurz vor der Einmün- dung des Vorderdarmes in den Mitteldarm (Fig. 10 @l.s, @/.i) und wird auf der dorsalen Seite fast stets vollständig vom vorderen Darmblind- sacke M.D' überdeckt. Sie gliedert sich in zwei Abschnitte, von denen der eine oberhalb des Vorderdarmes, der andere unterhalb desselben gelegen ist. Der erstere, das Supraösophagealganglion, @!.s (Fig. 10, 17) besitzt die Gestalt eines Ellipsoides, dessen regelmäßige Formen durch Einschnitte in der Medianebene der vorderen und hinteren Fläche sowie durch seichte Furchen und Impressionen an den übrigen Flächen modifieirt werden. Die Länge des ganzen supraösophagealen Ganglienkomplexes schwankt zwischen 66 und 95 u, die Breite zwischen 110 und 120 u, die Höhe zwischen 76 und 102 u. Drei Paare von Ganglien betheiligen sich an seiner Bildung (Fig. 15—18 C.V.G, P.G, B.@), von denen aber das erstere Andeutungen einer Trennung in ein vorderes und hinteres Ganglion erkennen lässt (Fig. 15—17 0.V.G*). Die beiden mit ©.V.@ bezeichneten Ganglien nenne ich Gerehbro- a 54 Ludwig Böhmig, [6 . visceralganglien, P.G bedeutet Pedalganglion, B.G Buccalganglion; die Begründung für diese Namen werde ich späterhin beibringen. Sowohl das obere als das untere Schlundganglion werden von einer auch von v. GRAFF und Trınchzse erwähnten Kapsel umschlossen. Dieselbe setzt sich auch auf einige Kommissuren, sowie auf die Nerven- stämme fort, Theile von ihr umgeben die einzelnen Ganglien des supra- ösophagealen Komplexes und isoliren dieselben von einander. | Wir können an der Kapsel drei Schichten unterscheiden: Zu äußerst liegt eine sich intensiv färbende Membran, in welcher ich hier und da elliptisch geformte, ca. 7,3 u lange und 3,65 u breite Kerne wahrnehmen konnte. Die zweite, mittlere Schicht besteht aus eirkulär verlaufenden Fasern, die dritte, innerste aus längsverlaufenden, welche sich besonders auf den Nerven durch die relativ ansehnliche Dicke von 0,7 u bemerklich machen. An der Bildung der Hüllen der einzelnen Ganglien innerhalb der gemeinsamen Kapsel betheiligen sich nur die eirkulär- und längsverlaufenden Fasern. Die Cerebrovisceralganglien, von denen die Pedal- und Buccal- ganglien von oben her vollständig bedeckt werden, zeigen eine etwas modifieirte ellipsoide Gestalt (Fig. 14—18 0.V.G). Längsschnitte durch sie, welche etwas seitlich von der Medianebene geführt worden sind (Fig. 16, 18), haben eine mehr birnen- oder keulenartige Form; die vordere Hälfte der Ventralseite ist zumeist konvex, die hintere konkav; auf Querschnitten finden wir die Ventralfläche häufig $-förmig ge- schweift mit seitlich liegender Konkavität. Die dorsale Fläche zeigt bald mehr bald weniger deutlich die von v. GRAFF und Trinchese erwähnte Transversalfurche (Fig. 17 0.V.G*), unterhalb deren auch die beiden inneren Schichten der Hülle ein wenig mehr in die Tiefe dringen (Fig. 15, 16 CVG*). Dem vorderen Theile der hinteren Hälfte eines jeden Ganglions liegt seitlich das Auge an (Fig. 14, 21—23 Au). Der Längendurchmesser der Gerebrovisceralganglien entspricht demjenigen des gesammten Supraösophagealganglions, der Breitendia- meter variirt zwischen 55 und 58 u, an jener Stelle aber, an welcher die Augen dem Ganglion angelagert sind, sinkt er auf 32—40 u. Der Höhendurchmesser beträgt 47—62 u. Die ventrale Fläche der beiden ovoiden oder nierenförmigen Pedal- ganglien P.G ist stets konvex, die dorsale hängt in ihrer Gestaltung von der ventralen Fläche der Gerebrovisceralganglien ab (Fig. 14—19, 21 —26 P.G), in deren hintere Aushöhlung die Pedalganglien wenigstens theilweise aufgenommen werden (Fig. 16—18). Die Pedalganglien sind weit kleiner als die Gerebrovisceralganglien, was durch die relative | 62] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 55 Kürze des Längen- und Höhendurchmessers bedingt wird, von denen der erstere 51—58 u, der letztere 32—36 u beträgt, während der -_ Querdurchmesser sich zwischen 55 und 58 u hält. Die kleinen, nur ca. 26 «« hohen und langen, 18—22 u breiten Bucealganglien liegen direkt vor den Pedalganglien und füllen die Lücke aus, welche hier zwischen den letzteren und den Cerebrovisce- ralganglien vorhanden ist (Fig. 16—18 B.G). Längsschnitte durch sie zeigen eine keilförmige, Querschnitte eine elliptische Form; die hintere und obere Fläche sind denen der beiden anderen Ganglien angepasst, die übrigen konvex. Ich muss hinzufügen, dass in einigen Fällen eine deutliche Grenze zwischen den Pedal- und Buccalganglien nicht vorhanden war, zumeist aber trat dieselbe mit genügender Schärfe hervor. Das infraösophageale Ganglion @/.i liegt für gewöhnlich etwas hinter dem supraösophagealen, seltener unterhalb desselben. Wie TrıncHesk angiebt, rückt es zuweilen aus der Medianlinie gegen die linke Seite, doch ist diese Verschiebung, wie mir scheint, nicht die Regel. Seine Gestalt ist die eines Ellipsoides, dessen Längendurchmesser - 36—14 u, dessen Breitendiameter 44—51 u, und dessen Höhe 33—18 u betragen. Der feinere Bau all dieser Ganglien bietet keine hervorragenden Besonderheiten. Eine centrale Fasermasse (c.Fa), aus welcher Kommis- suren, Connective und Nerven hervorgehen, wird von peripher ge- lagerten Ganglienzellen (glz) umschlossen, die bald in einer, bald in mehreren Schichten angeordnet sind. Ob die spärlichen innerhalb der centralen Fasermasse gelegenen Zellen nervöser oder bindegewebiger Natur, Gliazellen, sind, wage ich nicht zu entscheiden. Die Ganglienzellen sind im Allgemeinen von geringer Größe und großer Zartheit ihres Plasmaleibes. Die meisten von ihnen sind multi- polar; die Zahl der Ausläufer habe ich nicht mit Sicherheit feststellen können, einer von ihnen übertrifft die anderen an Dicke stets sehr be- deutend. Ganglienzellen, welche sich durch etwas auffallendere Dimen- sionen und ein schärferes Hervortreten ihres Plasmaleibes auszeichne- ten, bemerkte ich hauptsächlich in den Pedalganglien und in der hinteren Hälfte der Gerebrovisceralganglien. Der Durchmesser dieser Zellen betrug 10,95—14,6 u, derjenige der Kerne 5,34—7,3 u. Ein Kernkörperchen ist nicht selten vorhanden, und kann 2,19 x im Durch- messer erreichen. Hinsichtlich ihrer geringen Größe und der ihrer Kerne, sowie ihrer großen Zartheit wegen, ähneln die Ganglienzellen der Rhodope sehr denen der rhabdocölen Turbellarien, ein Umstand, welcher von Trıxeuese besonders betont wird: »Queste cellule si 56 Ludwig Böhmig, [63 | distinguono nettamente da quelle dei Molluschi, specialemente per la piccolezza del loro nucleo, e sono simili a quelle dei centri nervosi dei Rabdoceli. Mancano le cellule colossali tanto caratteristiche dei Mol- luschi. « Die Kommissuren, welche die einzelnen Ganglien verknüpfen, sind, wie erwähnt, am eingehendsten von Trıncngsz geschildert wor- den: » Una breve commissura unisce i due gangli sopraesofagei anteriori, una commissura ad arco che passa per la regione posteriore di questi, unisce tra loro i due gangli sopraesofagei posteriori. Due commissure piuttosto lunghe e grosse uniscono questi ultimi al ganglio sotto eso- fageo.« Meinen Untersuchungen gemäß ist Trıncuesr’s Darstellung keine ganz vollständige, insbesondere hat dieser Autor eine sehr wichtige Kommissur übersehen. Die Gerebrovisceralganglien sind in ihrer vorderen Hälfte durch eine breite Brücke der centralen Fasermasse verbunden (Fig. 20 Com.c.v'), in welcher sehr deutliche Querfaserbündel verlaufen (Fig. 21 Com.c.v), die als Kommissur aufzufassen sind. In ihrer hinteren Hälfte werden die beiden Ganglien durch die oben erwähnten Hüllen getrennt, wei- chen auch in manchen Individuen stark aus einander, um den nach oben aufsteigenden Endtheil des Vorderdarmes zwischen sich zu nehmen (Fig. 24 V.D"). Das bald mehr bald weniger scharfe Hervortreten der Kommissur, welche die Pedalganglien verknüpft, ist abhängig von der Lage des Vorderdarmes, und es mögen erst hierüber einige Worte Platz finden. Bei manchen Individuen drängt der Vorderdarm (V.D"”) die Pedalgan- glien in ihrem vorderen Theile vollständig aus einander (Fig. 21), steigt alsdann nach oben und kommt zwischen die Pedal- und Cerebrovisce- ralganglien zu liegen (Fig. 22); bei anderen Exemplaren verläuft er in einer Furche zwischen den Pedalganglien auf deren Ventralfläche (Fig. 23, 26) und steigt dann erst hinter dem Supraösophagealganglion mehr oder weniger steil empor. Da die Kommissur der Pedalganglien (Com.p) im ventralen Theile derselben verläuft und den Ösophagus umgreift, tritt sie nur dann deutlich hervor, wenn der letztere eine tiefe Lagerung besitzt (Fig. 33). So stellt sie in dem Falle, welcher in Fig. 23 abgebildet ist, ein wohlmarkirtes, bogenförmiges, 10 u dickes und ca. 14 u breites Faserbündel dar, während sie in Fig. 22 weit weniger deutlich ausgeprägt erscheint, da hier der Vorderdarm V.D" wesentlich höher liegt und ganz in das supraösophageale Ganglion ein- geschlossen erscheint. Dicht hinter dieser Kommissur, von ihr ungefähr eben so weit entfernt als vom Infraösophagealganglion, bemerkte ich | Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 57 [ eine weitere ca. 7 u starke Kommissur, welche die hintere Partie der beiden Pedalganglien verbindet (Fig. 10 Com.px). Diese Kommissur ist übrigens nicht immer deutlich ausgebildet, sie verlässt an derselben Stelle die Ganglien, an welcher die Pedalnerven N.pp austreten. Die Cerebrovisceral- und die Pedalganglien jeder Seite werden durch ein v-förmig gehbogenes CGonnectiv, dessen freie Schenkel der Medianebene zugekehrt sind, verbunden (Fig. 22 Co.c.p). Es erscheint ınir sicher, dass Fasern aus den Gerebrovisceralganglien durch diese Con- nective in die Kommissur Com.p gelangen, die mithin Fasern aus den Cerebrovisceral- und den Pedalganglien führen würde, also als Pedal- Subcerebralkommissur bezeichnet werden muss. Scharf ausgeprägte Faserzüge zwischen den Gerebrovisceralgan- glien, den Pedalganglien und den Bucealganglien existiren nicht, die Verbindung wird durch Brücken der Markmasse der betreffenden Gan- glien hergestellt; eine die beiden Buccalganglien verknüpfende Kom- missur habe ich nicht aufzufinden vermocht. Die Verbindung zwischen den Supra- und Infraösophageal-Gan- glien vermitteln zwei den Ösophagus umgreifende Faserzüge (Fig. 17 nfsi), von denen der linke zuweilen ein wenig kürzer ist als der rechte. Ihre Länge ist überhaupt großen Schwankungen unterworfen; im Maximum betrug dieselbe 7 u, bei einigen Individuen waren hingegen die Ganglien bis zur Berührung genähert (Fig. 17), und es blieb nur ein schmaler Spalt für den durchtretenden Vorderdarm übrig. Diese Faser- züge entstammen dem hinteren Theile der centralen Fasermasse der Cerebrovisceralganglien. Die von v. Köruıker mitgetheilten Daten bezüglich der Nerven sind durch v. Grarr wesentlich ergänzt worden, und ich bin in der Lage noch Einiges hinzuzufügen. Von der vorderen Fläche der Cerebrovisceralganglien der ventralen Seite genähert entspringen jederseits zwei starke Nerven (Fig. 14, 15 N.a, N.a') so dicht neben einander und über einander, dass man sie auch als Äste eines einzigen Nerven, welcher sich bei seinem Austritt aus dem Ganglion sofort theilt, auffassen kann. Sie entsprechen den Nerven «@ in v. GRaAFF's Fig. 3. Der eine dieser beiden Nerven verläuft unterhalb des Vorder- darmes gerade nach vorn, der zweite wendet sich ein wenig dorsal- wärts und seitlich, um alsdann ebenfalls zum vorderen Körperpole zu ziehen. Beide Nerven verästeln sich reichlich, ihre Äste stehen mit kleinen Ganglien in Verbindung, die um so zahlreicher werden, je mehr sich die Nerven der Kopfspitze nähern. Ich konnte die Nerven- stämmehen bis zum Epithel verfolgen, und es erscheint mir außer 58 Ludwig Böhmig, [65 Zweifel, dass sie das vordere Körperende unseres Thieres zu einem äußerst feinen Tastorgane stempeln. Dicht neben diesen beiden mächtigen Nerven bemerken wir einen wesentlich zarteren, dessen Durchmesser nur 4,38 u beträgt. Es ist mir höchst wahrscheinlich, absolute Gewissheit habe ich mir trotz großer Mühe nicht verschaffen können, dass dieser Nerv nicht aus den Cerebrovisceralganglien, sondern aus den Bucealganglien stammt (Fig. 16 N.b), jedenfalls liegt seine Austrittstelle an der Grenze dieser beiden Ganglien. Bald nachdem dieser Nerv das Ganglion verlassen, schmiegt er sich dem Vorderdarme an, verläuft eine Strecke weit längs desselben nach vorn und verliert sich schließlich an ihm. Augenscheinlich inner- virt der Nerv b den Vorderdarm. Von der Ventralseite der Pedalganglien, nahe der hinteren Fläche, sieht man jederseits einen 8&—10,95 u dicken Nerven ausgehen, wel- cher sich in leicht $-förmiger Biegung der Bauchfläche des Thieres nähert und oberhalb derselben fast bis zur Schwanzspitze verläuft, nachdem er kurz nach Verlassen des Ganglions einen nach vorn hin ver- laufenden Ast, welcher sich fast rechtwinkelig abzweigt, abgegeben hat. v. GRAFF nennt diese Nerven »Längsnerven« und bezeichnet sie in seiner Fig. 3 mit y. Ich möchte sie und die folgenden eher als Pedal- nerven ansprechen, da sie hauptsächlich zur Innervation der Bauch- fläche, auf welcher ja das Thier kriecht, dienen. Ein fast eben so starker Nerv entspringt aus dem vorderen Theile eines jeden Pedalganglions (Fig. 14, 15 N.pa), welcher sich nach kurzem, kopf- und ventralwärts gerichtetem Verlaufe in zwei ziemlich gleich starke Äste theilt, welche die vordere Partie der Bauchfläche innerviren. Sehr wahrschein- lich führen diese Nerven Faserbündel aus den Cerebrovisceralgan- glien, da dicht neben ihrem Ursprungsgebiete ein Faseraustausch zwischen den letztgenannten und den Pedalganglien stattfindet. Beide Pedalnervenpaare enthalten ziemlich zahlreiche Ganglienzellen, und überdies steht der vordere Ast der Nerven N.pa mit einem kleinen Ganglion oberhalb der Bauchfläche in Verbindung. Das von V. GRAFF mit Ö bezeichnete Nervenpaar habe ich an der von diesem Autor bezeichneten Stelle aus den Pedalganglien austreten sehen, es begiebt sich ebenfalls zur Bauchfläche des Thieres. Zweier Nervenpaare habe ich nun noch Erwähnung zu thun, welche bei manchen Individuen aus den Cerebrovisceralganglien, bei anderen aus den Pedalganglien oder aber aus beiden hervorgehen. Zu ihnen zählt ein Nerv (N.p v. Grarr’s), welcher an der Grenze der Lateral- und Dorsalfläche vor dem Auge aus dem supraösophagealen Ganglienkomplex austritt (Fig. 1%, 15 N.c) und oberhalb der Nerven 66] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 59 N.a, a nach vorn ziehend, sich zu den seitlichen Partien des Kopfes und zum Anfangstheile des Rückens begiebt; bald nach seinem Austritt theilt er sich in eine Anzahl kräftiger Äste. Bei mehreren Individuen durchsetzte dieser Nerv die Gerebrovisceralganglien, und es nahmen an seiner Bildung Faserbündel aus den Cerebrovisceralganglien und den Pedalganglien Theil; bei einem Individuum gehörte er ganz dem Pedal- ganglion seinem Ursprunge nach an (Fig. 25 N.c) und schmiegte sich nur äußerlich an die Seitenfläche der Cerebrovisceralganglien, ohne dass aber eine augenfällige Aufnahme von Fasern aus den letzteren statt _ hatte. Einige seiner Äste standen wie diejenigen der Nerven a, a’ in Verbindung mit kleinen peripheren Ganglien. Dicht hinter dem Auge oder, und dies ist der häufigere Fall, dicht unterhalb desselben, zwischen Auge und Otocyste verlässt ein Nerv das Supraösophagealganglion (Fig. 14, 19 N.d), welcher sich dorsal- lateralwärts und nach hinten wendet. Er zieht am Mitteldarme und den Genitalorganen vorüber und konnte oberhalb dieser Organe bis in das letzte Körperdrittel verfolgt werden. ' Während seines Ver- laufes giebt er zahlreiche Äste ab, welche sich in der Nähe der genannten Organe weiter verästeln. An seiner Bildung betheiligen sich sowohl Faserbündel aus den Cerebrovisceral- als auch aus den Pedalganglien (Fig. 26 N.d). Das infraösophageale Ganglion entsendet ein Paar 10,95 —14,6 u dicker Nerven (Fig. 10, 17,18 N.v), welche unterhalb des Mitteldarmes und der Geschlechtsorgane verlaufen, sich in der zweiten Hälfte des Thieres etwas mehr seitlich wenden und bis zu den Drüsen des hinteren Körperpoles ziehen. Sie nehmen allmählich an Kaliber ab und ent- senden Nervenstämmchen, die vermuthlich den Darm und Genital- apparat versorgen, wenigstens legen sie sich an diese häufig dicht an. Ein Theil der Bildungsfasern dieser Nerven gehört dem Ursprunge nach der hinteren Partie der Gerebrovisceralganglien an und durchsetzt nur das infraösophageale Ganglion. Die beiden Faserbündel (n/s') dienen also nicht nur zur Verknüpfung der betreffenden Ganglien, sondern sie enthalten auch Theile der Visceralnerven, wie ich die Nerven N.v nennen will. v. KÖLLIKER sowie v. GrAFF Kannten bereits diese Nerven; v. GRAFF bezeichnet sie in seiner schon oft eitirten Fig. 3 mit e, v. KÖLLIker ver- muthet, dass sie den Magen innerviren. Es sind demnach im Ganzen acht Nervenpaare vorhanden, von denen sieben ihrem Ursprunge nach vollständig dem supraösophagealen Ganglienkomplexe angehören. Die Scheidung desselben in Gerebrovisceral-, Pedal- und Buccal- 60 Ludwig Böhmig, [67 ganglien bedarf wohl keiner eingehenderen Rechtfertigung, da sie sich aus den Innervationsgebieten der Nerven ergiebt. Die Cerebrovisceralganglien entsenden zwei Nervenpaare N.a, «, die als specifische Sinnesnerven aufzufassen sind, und es sei hier er- wähnt, dass auch die Seh- und Hörorgane mit Nervenfasern, die aus diesen Ganglien stammen, in Verbindung stehen. Als reine Cerebral- ganglien können die in Rede stehenden Ganglien nicht aufgefasst werden, da sie wesentlich zur Bildung der beiden großen Nerven (N.v) beitragen, und zwar ist es die hintere Portion der Markmasse, in welcher die betreffenden Faserbündel sich bilden. Diesen hinteren Theil der Cerebrovisceralganglien sowie das infraösophageale Ganglion halte ich für die Gentren der Eingeweidenerven, und es sind meines Erachtens die Faserbündel (nfsi) als Theile einer den Vorderdarm umgreifenden Visceralkommissur zu betrachten, in welche ein Ganglion eingelagert ist; hierbei kommt natürlich nur jener Theil der Fasern von nfsi in Betracht, welcher nicht direkt an der Bildung der Nerven (N.») betheiligt ist. Die früher öfter erwähnte transversale Furche auf der dorsalen Fläche der Gerebrovisceralganglien dürfte vielleicht andeuten, dass an dieser Stelle bei einer weitergehenden Differenzirung die Trennung in ein selbstän- diges cerebrales und viscerales Ganglion stattfinden würde. Auf den Umstand, dass trotz der sonst so scharfen Scheidung der Gerebrovisceral- und Pedalganglien zwei Nervenpaare (N.c, N.d) keinen ganz konstanten Ursprung besitzen, resp. dass sie sich aus Faserbündeln beider Nervencentren bilden, werde ich späterhin zurückzukommen haben. Die Augen der Rhodope liegen, wie v. GrArF und TrincHEsE an- geben, dem vorderen Theile der hinteren Hälfte der Cerebrovisceral- ganglien dicht an. Ihre ventrale Fläche ruht auf der dorsalen der Pedalganglien, wie aus den Fig. 14, 19, 21—23 erhellt. v. KöLuıker’s Darstellung ist keine ganz korrekte, in so fern er die Augen besonders in seiner Fig. 2 viel zu weit nach vorn verlegt. Eine kapselartige Hülle trennt das Auge von den Ganglien der Umgebung eben so scharf, wie es diese unter sich sind; es steht aber mit den Cerebralganglien an einer Stelle durch einen Faserzug in Verbindung, den wir als N. optieus bezeichnen können. Das Auge besitzt die Form eines Ellipsoides, dessen Durchmesser 29,2 u. (Länge), 25,5—32,8 u (Breite) und 21,9 — 29,2 u (Höhe) be- tragen. Die genauesten Angaben über den Bau der Augen von Rhodope verdanken wir Trıncuese: »gli occhi sono formati di una capsula, di un pigmento nero- rossatro, di una lente sferica e di una retina consistente 68) Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 61 in un strato di grosse cellule che si stende sulla facia interna delle capsula in tutto l’emisfero intorno del globo oculare.«. v. Körrıker und v. Grarr erwähnen nur das Vorhandensein eines Pigmentbechers und einer Linse. Ich habe in Fig. 28 einen Längs-, in Fig. 29 einen Querschnitt durch das Auge abgebildet, von denen wir zuerst den letztgenannten betrachten wollen. Es sei vorher erwähnt, dass die Öffnung der Pigmentschale nicht rein seitlich, sondern etwas nach vorn, der Körper- oberfläche, die konvexe Fläche der Schale der Medianebene zuge- wandt ist. Vor dem schwarzen oder schwarzröthlichen Pigmente, das in seiner Gesammtheit eine Art Schale oder Becher darstellt (Fig. 29 P.i) liegen sieben, vielleicht auch mehr keilförmige Zellen (Fig. 27, 29 corz) dicht an einander gedrängt. Diese Zellen, welche ich Corneazellen nenne, schließen die Pigmentbecheröffnung vollständig ab. Ihre äußere mem- branartige Schicht h färbt sich ziemlich intensiv, das Zellplasma ist unfärbbar oder nimmt nur einen sehr schwachen Farbton an. Die run- den, sich lebhaft tingirenden Kerne (von 3,65—14,38 u Durchm.) liegen im distalen Theile der Zellen, deren Längendurchmesser 14,6 u, deren Breitendurchmesser 5,84 — 7,3 u betragen. Die Corneazellen bilden einen Körper, welcher ungefähr die Form eines Segmentes, eines Ellip- soides besitzt und von v. GrAFF und v. Körriker als Linse bezeichnet wird. Der von TrincHegse als Linse bezeichnete Theil des Auges ent- spricht wahrscheinlich nicht den Corneazellen sondern dem noch zu erwähnenden Gallertkörper. Der Raum zwischen der Augenkapsel und der Pigmentschicht des Auges wird von Zellen eingenommen, welche man mit TrıycHesz als Retina auffassen muss; hier verbreiten sich überdies auch Nerven- fasern, die dem als N. opticus bezeichneten Faserzuge entstammen (Fig. 28 N.o). Die in Rede stehenden Zellen ließen nur an einem mit Sublimat- Osmium-Essigsäure fixirten Präparate deutliche Zellgrenzen wahr- nehmen (Fig. 28 rez). In die Pigmentschicht gingen sie ohne scharfe Grenze über, und es ist mir sehr wahrscheinlich, dass das Pigment die distalen Partien der Retinazellen (rez) erfüllt, dass es mithin nicht specifischen Pigmentzellen angehört. Ein Versuch, das Pigment ver- mittels Eau de Javelle oder Salpetersäure zu zerstören, um hierdurch über diesen Punkt Klarheit zu erhalten, misslang leider vollständig, da das Pigment den angewandten Reagentien Trotz bot. Die Retinazellen besitzen ein mäßig feinkörniges, wenig färbbares Plasma, ihre runden, 5,11—5,84 u: messenden Kerne tingiren sich hin- 62 Ludwig Böhmig, [69 gegen gut. Das Pigment ist in Form kleiner, rundlicher Körnchen vorhanden, welche in dünner Lage eine bräunliche, in dicker eine schwarze Farbe zeigen. Das Augeninnere wird von einer wenig tingirbaren Masse erfüllt (Fig. 28, 29 g%), welche in den meisten Präparaten ein vollkommen homogenes Aussehen bot; nur in einem Falle schien mir dieselbe aus abwechselnd dunkleren und helleren stäbchenförmigen Gebilden zu- sammengesetzt zu sein (Fig. 29 g%), im Centrum fand sich hier auch ein spaltenartiger Hohlraum (Fig. 29 *). Da die Differenzirung des Innenkörpers (9%) nur einmal und in diesem Falle auch nur undeutlich zu erkennen war, möchte ich ihr keine größere Bedeutung beimessen und den Innenkörper mit dem Gallertkörper des Gasteropodenauges vergleichen. An der Basis der Retinazellen bemerkte ich hier und da kleine, wenig scharf umschriebene Zellen mit kleinen Kernen (Fig. 28 glz), die wohl als Ganglienzellen zu deuten sind und mit Fasern des N. opti- cus in Verbindung stehen dürften. In seinem Baue zeigt das Rhodopeauge eine große Ähnlichkeit mit dem vieler Nudibranchier, wie zum Beispiel die von CArrı£re! gegebene Abbildung eines Aeolisauges lehrt. Ähnlich wie die Sehorgane der betreffenden Aeolisspecies sind fernerhin auch die von Doris, Philine aperta (Carriere) und, wie ich aus eigener Anschauung hinzufügen kann, von Tethys gebaut. An allen diesen Augen unterscheiden wir _ eine Retina, welche sich aus relativ großen Zellen zusammensetzt, die in ihrem distalen Abschnitte Pigmentkörnchen enthalten. Die Retina- zellen bilden eine Schale, welche durch eine Anzahl pigmentfreier Zellen (Corneazellen) zu einem hohlen Ellipsoid ergänzt, dessen Innen- raum von dem bald härteren bald weicheren Gallertkörper (Linse) aus- gefüllt wird. Rhodope besitzt ein Paar von Otocysten, welche nach den Angaben der bisherigen Bearbeiter von Rhodope dem hinteren Theile resp. den hinteren Ganglien des Supraösophagealganglions aufliegen. Die Otocyste liegt jederseits hinter dem Auge und unter diesem (Fig. 19, 24,30, 31 Oi), zwischen den Cerehbrovisceral- und Pedalganglien. In jenen Fällen, wo das Supra- und Infraösophagealganglion bis zur Berührung genähert sind, kann das letztere auch die Otocysten berühren (Fig. 30). Das Gehörbläschen besitzt eine ellipsoide Gestalt, nach vorn ist es in eine kleine Spitze ausgezogen. Seine Länge beträgt 25,5 —29,2 u, seine Breite 23,5— 25,5 u, seine Höhe ca. 18,25 u. 1 J. CARRIERE, Die Sehorgane der Thiere. p. 43, 44. Fig. 13, = ; 70] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 63 Es wird wie auch das Auge von einer scharf kontourirten Hülle (oh) umgeben, welcher sich das einschichtige Epithel dicht anlegt. Die Zellen dieser Epithelschicht zeigen auf meinen Präparaten keine deut- 3 lichen Abgrenzungen, am ehesten sind sie noch an Tangentialschnitten wahrzunehmen, an diesen erkennt man eine polyedrische Felderung ziemlich deutlich. Seine größte Höhe erreicht das Epithel im vorderen Theil der Blase (ca. 5,8«), auf der dorsalen Seite sinkt der Höhendurchmesser auf 3,65—2,9 u, auf nur 1 « auf der ventralen Fläche (Fig. 30, 31), Die kugeligen oder eiförmigen Kerne variiren hinsichtlich ihrer Dimen- sionen ziemlich bedeutend (3,65—14,38 u, 2,92 : 4,38 u—3,65 : 5,8% 1), sie fehlen vollständig in den centralen Partien der Ventral- und Dor- salseite. “ Auf seiner freien Fläche trägt das Otocystenepithel einen zarten, fast homogen erscheinenden Saum (Fig. 31 cs), welcher wohl aus einer Verschmelzung der von v. Grarr erwähnten »Härchenauskleidung« der Otolithenblase hervorgegangen ist. Die Höhe desselben ist umgekehrt proportional dem Höhendurchmesser des Epithels, am bedeutendsten also auf der Ventralfläche. Hier, sowie auf der entgegengesetzten Seite, der Dorsalfläche bemerkte ich im Epithel kleine, etwas färbbare, stäbchenförmige Gebilde (Fig. 31 noe), die zuweilen die Epithelschicht überragten und mit Nervenfasern (nf) in Verbindung standen; einige dieser Stäbchen (Fig. 31 noe‘) trugen eine zarte Gilie. Wir dürfen diese Gebilde, welche auf der ventralen Seite zahl- reicher sind als auf der dorsalen, wohl als die Endigungen der acu- stischen Nerven ansehen. Ein deutlich ausgeprägter N. acusticus existirt nicht. Die Nerven- fasermasse, welche oberhalb der Otocyste liegt, gehört den Cerebrovis- eeralganglien an und das Gleiche gilt wohl auch von derjenigen, auf welcher die Otocyste ruht. Allerdings begrenzen hier die Pedalganglien das Gehörbläschen, aber es existirt dicht vor demselben eine zarte Ver- bindungsbrücke zwischen der Fasermasse der Gerebrovisceral- und Pedalganglien, so dass es sehr wohl möglich ist, dass die Nervenfasern, welche mit den Stäbchen in der Otocyste in Verbindung stehen, den erstgenannten Ganglien entstammen. v. Körtixer und v. Grarr beobachteten im Inneren der Otocyste einen Otolithen, welcher durch die Härchenauskleidung der Blase in steter, zitternder Bewegung gehalten wird. Einen dem Otolithen ent- sprechenden Körper konnte auch ich wahrnehmen. Derselbe wurde repräsentirt durch ein kleines ca. 4,38 u messendes Kügelchen, das in seinem Centrum ein stark färbbares kernartiges Gebilde enthielt. 6A Ludwig Böhmig, [71 Das letztere war zunächst von einer farblosen Hülle umschlossen, diese wieder von einer relativ dieken Membran (Fig. 30 oil). Das ganze Kügelchen macht den Eindruck einer Zelle und wir gehen wohl kaum fehl, wenn wir annehmen, dass der Otolith durch Verkalkung einer solchen entstanden ist. TrıncHese betont in seiner Abhandlung über Rhodope das Fehlen der für die Mollusken so charakteristischen kolossalen Ganglienzellen und die Ähnlichkeit der Rhodope in dieser Hinsicht mit den rhabdo- eölen Turbellarien ; über die von ihm allerdings nicht ganz vollständig erkannte Gesammtorganisation des Nervensystems geht TrıxcHzse still- schweigend bei dem Vergleich hinweg. R. Bersm! ist der Ansicht, dass sich Rhodope »in der Anordnung des Nervensystems den Nemertinen etwas nähert«. Der Centraltheil des Nervensystems, das Gehirn der rhabdocölen Turbellarien lässt nie eine Trennung in eine größere Anzahl von Gan- glien erkennen, wir bemerken deren nur zwei, ein rechtes und linkes, welche, je nachdem sie einander mehr oder weniger genähert sind, durch eine oder zwei, bald mehr bald weniger deutlich ausgeprägte, oberhalb des Ösophagus liegende Kommissuren verbunden werden. Eine den Ösophagus umgreifende Gehirnkommissur ist bisher nur für Microstoma lineare beschrieben worden, und auch sie wurde als solche von F. v. Wacner ? in Frage gestellt. Es handelt sich diesem Forscher gemäß vielmehr » um eine in sich abgeschlossene Bildung, ein Pharyn- gealnervensystem, welches keine erkennbaren Beziehungen zum Gen- tralnervensystem aufweist und.... per regenerationem unabhängig vom übrigen Nervensystem in loco entsteht«. Sollte sich eine sekun- däre Verbindung dieses Nervenringes mit dem Gehirn vorfinden, eine Möglichkeit, die v. WAeNnEr zugiebt, so könnten wir doch diese Com- missuralfasern nur mit der sympathischen Kommissur der Mollusken vergleichen. Die zweite von Jensen® für Hyporhynchus armatus und von v. Grarr? für Acrorhynchus caledonicus beobachtete Gehirnkommissur steht außer jeder Beziehung zum Pharyngealapparat, und die dicht hinter dem Pharynx liegende Kommissur der Längsstämme von Meso- stomum Ehrenbergii gehört eben diesen letzteren und nicht dem I R. Bercu, Über die Gattung Rhodope. Zool. Anz. V. Jahrg. Nr. 123. 1882. 2 F. v. WAGner, Zur Kenntnis der ungeschiechtl. Fortpflanzung von Micro- stoma lineare etc. Zool. Jahrbücher. Abth, für Anat. u. Ontog. Bd. IV. 1894. 3 0. S. JEnsen, Turbellaria ad litora Norvegiae occidentalis. Bergen 4878, 4 v. GRAFF, Monographie der Turbellarien. I. Leipzig 1882. 72] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 65 Gehirne an, sie kann nur mit den entsprechenden Kommissuren der dendrocölen Turbellarien verglichen werden. Innerhalb der centralen Fasermasse macht sich bei den rhabdo- eölen Turbellarien zuweilen der Beginn einer Differenzirung in einzelne Bezirke geltend (am besten ausgebildet ist dies bei manchen Alloioeölen), nie aber wird meines Wissens die umgebende Ganglienzellenschicht der- art in Mitleidenschaft gezogen, und nie erreicht diese Differenzirung einen solch hohen Grad, dass man von leidlich scharf umschriebenen Inner- yationscentren, vergleichbar den Cerebral-, Visceral- und Pedalganglien der Gasteropoden sprechen könnte. Ich habe bei dieser Erörterung von den acölen Turbellarien abge- sehen, deren Gehirn ein etwas abweichendes Bild bietet und in man- cher Hinsicht mehr dem der Tricladen ähnelt. Das Gehirn der Polycladen zeigt allerdings eine große Mannig- faltigkeit der Ganglienzellen in Form und Größe, stimmt aber mit dem Centralnervensystem der Rhabdocöliden darin überein, dass es eben so wenig wie dieses eine dem Rhodopegehirn ähnliche Differenzirung in Ganglien bietet. Bei einer großen Reihe von Tricladen wird das Gehirn nur durch eine keulenförmige Anschwellung der vorderen, vor den Ovarien lie- genden Partie der Längsnervenstämme repräsentirt, welche durch eine breite Gehirnkommissur verbunden werden; außerdem entsenden die zahlreichen Ganglien dieses vorderen verdickten Abschnittes außer Seitennerven auch noch specielle Sinnesnerven. In dem Gehirnabschnitte anderer Tricladen macht sich in so fern eine weitere Differenzirung geltend, als wir hier einen mehr dorsal gelegenen sensoriellen und einen ventralen motorischen Theil unter- scheiden können; am schärfsten ist diese Sonderung bei Gunda seg- mentata nach Lang! ausgeprägt, Anknüpfungspunkte an die bei Rho- dope realisirten Verhältnisse bietet sie nicht. Eben so verhält sich die Sache auch hinsichtlich der Nemertinen, auf welche R. Bercn hinweist. Das Cerebralganglion der Nemertinen besteht aus einem Paar dor- saler und einem Paar ventraler Ganglien, zu denen sich noch besonders differenzirte Sinnesganglien (Riechlappen) gesellen können. Es können aber weder diese Ganglien, noch die Seitenstämme, welche wie bei den Turbellarien dem Centraltheile des Nervensystems zuzurechnen sind, auf die Ganglien resp. auf bestimmte Nerven des Rhodopenervensystems bezogen werden. Hierzu kommt auch noch das sehr abweichende 1 A. Lang, Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie und Histologie des Nervensystems der Plathelminthen. Mitth. a. d. Zool. Station zu Neapel. Bd. Ill. 41882. Arbeiten a. d. zool, Inst, zu Graz, V. 5 66 Ludwig Böhmig, [73 Verhalten der zwei vorhandenen -Kommissuren, von denen die eine unterhalb, die andere oberhalb der Rüsselscheide verläuft. Hinsicht- lich des feineren Baues wäre fernerhin das Vorhandensein von Neuro- chordzellen und Neurochorden bei den Nemertinen zu erwähnen, von denen bei Rhodope keine Spur zu finden ist. In seinen schönen, breit angelegten Untersuchungen über das Nervensystem und die Phylogenie der Mollusken benutzt v. Imerına! den Bau des Nervensystems der »Protocochliden « zum Ausgangspunkte interessanter Erörterungen, die von ihm selbst? späterhin modifieirt und gegen die von verschiedenen Seiten Einwendungen erhoben wurden. So bestritt R. Beren und Lacaze-Durniers?® die Existenz einer » Protoganglienmasse« bei Tethys, und wir verdanken dem letzt- genannten Forscher eine eingehende Darstellung des Centralnerven- systems dieses Thieres. Lacaze-Duruiers erbringt hierbei den Nach- weis, dass auch bei Tethys drei Nervencentren ausgebildet sind, ein cerebrales, pedales und asymmetrisches (viscerales). Dieser Gliederung entsprechend sind auch drei Kommissuren vorhanden, von denen zwei als »commissures pedieuses« bezeichnet werden, die dritte gehört dem » centre asymötrique« an. Das Nervensystem aller Opisthobranchier gliedert sich also, abge- sehen von den Buccalganglien, in drei Portionen, nämlich in die Cerebral-, Visceral- und Pedalganglien, von denen die beiden ersteren zu Gerebrovisceralganglien verschmelzen können. Während die Zahl der Cerebral- und Pedalganglien konstant zwei beträgt, ist diejenige der Visceralganglien eine variable, häufig eine unpaare, 3,5. Diese Nervencentren werden durch drei zuweilen auch vier Kommissuren verbunden, welche den Ösophagus umfassen. Zu den drei Hauptkommissuren der subcerebralen, pedalen und visceralen gesellt sich bei den Nudibranchiern eine paracerehrale (v. Inerıng), bei den Tectibranchiern und einigen anderen eine parapedale. Diese letztere ist nach v. IuerınG ! eine falsche Kommissur, entstanden durch Anasto- mose zweier Nerven; stets geht von ihr ein unpaarer Fußnerv ab, was bei der paracerebralen nie der Fall ist. Nach dem, was ich früher gesagt habe, scheint es mir nicht mög- 1 H. v. Inerıng, Vergleichende Anatomie des Nervensystems und Phylogenie der Mollusken. 1877. 2 H. v. Inerıng, Giebt es Orthoneuren? Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XLV. 1887. 3 H. DE LAcAZE-DUTHIERS, Sur le systeme nerveux central de la Tethys lepo- rina. Comptes rendus, T. CI. 1885, * H. v. Iszrıng, Sur les relations naturelles des Cochlides et des Ichnopodes. Bulletin scienlifique de la France et de la Belgique. T. XXIII. 1894. 74] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 67 lich, das Centralnervensystem von Rhodope seinem Baue nach auf dasjenige der Turbellarien oder Nemertinen zu beziehen, während ein Vergleicb mit dem der Opisthobranchier wohl durchführbar erscheint. Wie die meisten Nudibranchier so besitzt auch Rhodope ein Paar oberhalb des Vorderdarmes (Ösophagus) gelegener Cerebrovisceral- ganglien, zu denen sich das unpaare unterhalb des Ösophagus befind- liche Ganglion gesellt, das im Gegensatz zu den beiden primären mit den Cerebralganglien verschmolzenen Visceralganglien als Deutovis- ceralganglion bezeichnet werden kann und nur eine Einlagerung von Ganglienzellen in die Visceralkommissur darstellt. Was wir als solche zu betrachten haben, habe ich früher schon hervorgehoben, es sind die Faserbündel (nfsi), so weit dieselben nicht in die Nerven (N.v) über- gehen. Die am weitesten nach vorn gelegene Kommissur geht aus den Pedalganglien hervor, enthält aber auch Faserbündel, wenigstens ist dies äußerst wahrscheinlich, aus dem vorderen Theile der Cerebro- visceralganglien, sie muss demgemäß der Subcerehbral- und Pedal- kommissur der Opisthobranchier gleich gesetzt werden, bei denen ja auch diese beiden Kommissuren nicht immer scharf von einander ge- trennt sind. Schwieriger ist es für die dritte der vorhandenen Kommissuren (Com.px), welche zwischen der Subcerebral-, Pedal- und der Visceral- kommissur gelegen ist, ein Homologon bei den Opisthobranchiern zu finden. Mit der Parapedalkommissur kann sie in Folge des Umstandes, dass von ihr kein Nerv entspringt — ich wenigstens habe einen solchen nicht beobachtet — nicht wohl verglichen werden, gegen eine Iden- tifieirung mit der bald aus den Protovisceral- bald aus den Cerebral- ganglien hervorgehenden paracerebralen Kommissur der Nudibranchier spricht der Ursprung aus den Pedalganglien. Allerdings lesen wir bei v. Iuerıng !: »Beren la (la commissure paracerehrale) observ6e chez Acanthopsole luguhris oü il dit que la commissure subeerebrale est double. Il n’a pas examine l’origine de ces commissures, mais il est pro- bable que la parac&rebrale sort du ganglion pedieux.« Diese letztere An- nahme v. Inzrıng’s erscheint mir etwas willkürlich, wenigstens lässt sich der Ursprung dieser Kommissur aus den Pedalganglien durchaus nicht mit auch nur einiger Sicherheit aus der beigegebenen Abbildung Brran’s ? ! H. v. Inerıng, Sur les relations naturelles des Cochlides et des Ichnopodes. Bulletin scientifique de la France et de la Belgique. T. XXI. 418914. ? R. Bercn, Beiträge zur Kenntnis der Aeolidiaden. VII. Verhandlungen der k. k. zool,-botan, Gesellschaft in Wien. 68 Ludwig Böhmig, [75 erschließen und im Texte spricht Bersn nur davon, dass die subcere- brale Kommissur aus zwei Theilen bestehe. Sollte v. Inerıng’s Annahme sich bewahrheiten, sollte also diese Kommissur gelegentlich die Pedalganglien passiren, dann stünde aller- dings einer Homologisirung der Paracerebralkommissur der Nudibran- chier mit der Kommissur (Com.p&) bei Rhodope noch im Wege, dass ich die Fasern derselben nicht bis in das Gerebrovisceralganglion ver- folgen konnte. Als einer der wichtigsten Punkte, in denen sich das Gentralnerven- system der Rhodope von demjenigen der Opisthobranchier und der Gasteropoden überhaupt unterscheidet, ist meines Erachtens die Lage- rung der von mir als Buccalganglien bezeichneten Nervencentren her- vorzuheben. Im Gegensatz zu den Opisthobranchiern liegen die Buccalganglien der Rhodope den Cerebrovisceral- und den Pedalganglien dicht an, ihre Abgrenzung von diesen ist sogar nicht immer eine sehr scharfe, es fehlt ihnen eine Buccalkommissur. Ich habe auch die in Rede stehen- den Ganglien nur desshalb als Bucealganglien in Anspruch genommen, weil aus ihnen ein den Vorderdarm versorgender Nery entspringt, und durch wiederholte Beobachtung meiner Präparate die Überzeugung in mir immer mehr gefestigt worden ist, dass dieser Nerv thatsächlich hier seinen Bildungsort hat und nicht in den darüber liegenden Theilen der Gerebrovisceralganglien. Die für einige Nerven nur wenig scharfe Lokalisirung des Ur- sprungsgebietes erscheint mir bei einem Vergleiche des Centralnerven- systems der Rhodope mit dem der Gasteropoden nicht bedeutungsvoll, da wir ähnlichen Verhältnissen auch bei den letzteren nicht selten begegnen, und ein Nerv bald aus einem Ganglion, bald aus dem Kon- nektiv zweier Ganglien hervorgeht oder aus Faserbündeln verschiedener Centren gebildet wird. Lacaze-Durniers! hat beispielsweise bei Lim- naea auf derartige Verhältnisse bei den Cervical- und den oberen Fußnerven aufmerksam gemacht. Ich habe früher darauf hingewiesen, dass einige Äste der Nerven (N.c) kurz vor ihrer wahrscheinlich im Epithel erfolgenden peripheren Endigung mit Ganglien in Konnex stehen, wie solches auch bei den Sinnesnerven der Fall ist. Es führen nun, wie ich erwähnte, die Nerven (N.c) sowohl Faserbündel, welche in den Pedalganglien, als auch solche, die in den CGerebrovisceralganglien ihren Ursprung haben, und es scheint mir nicht ungerechtfertigt zu sein anzunehmen, dass die 1 H. DE LACAZE-DUTHIERS. Du systeme nerveux des mollusques gasteropodes pulmon&as quatiques. Archives de Zoologie exper. et generale. T. I. 4872. 76] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 69 Äste, welche mit peripheren Ganglien in Verbindung stehen, haupt- sächlich von Faserbündeln aus den Cerebrovisceralganglien gebildet werden und als Sinnesnerven funktioniren, während die übrigen Äste, welche ihren Ursprung in den Pedalganglien haben, vielleicht den Hautmuskelschlauch innerviren, wenigstens verzweigen und verbreiten sie sich unterhalb desselben. Den exakten Beweis für das von mir hier Gesagte zu erbringen, ist bei der Kleinheit des Objektes natürlich ziemlich schwierig. Ähnliches gilt auch für Nerv N.d. Dieser entspringt mit je einer Wurzel aus den Cerebrovisceralganglien und den Pedalganglien und streicht in der zweiten Hälfte des Thieres an der Rückenfläche unter- halb des Hautmuskelschlauches hin, giebt aber auch Äste ab, welche sich zu dem Darme und den Genitalorganen begeben oder wenigstens zu begeben scheinen. Die letzteren entsprechen, vermuthe ich, den Faserbündeln, welche aus den Cerebrovisceralganglien und zwar der hinteren (visceralen) Partie derselben hervorgehen, die ersteren den- jenigen aus den Pedalganglien. Nur jener von mir erwähnte Fall, wo der Nerv N.c nur aus dem pedalen Nervencentrum zu entspringen schien, könnte an der Richtigkeit der vorgetragenen Ansicht Zweifel erwecken; ich halte es aber auch hier für durchaus nicht ausge- schlossen, dass dieser Nerv Faserbündel aus den Gerebrovisceralgan- glien enthält, nur würden dieselben dem Nerven vermittels der Kon- nektivfasern zugeführt werden müssen. Wären die Konnektive länger, nicht so außerordentlich kurz und ganz in die Fasermassen der bezüg- lichen Ganglien versenkt, so wtirde es vielleicht leichter sein, einen klaren Einblick über diese Punkte zu erhalten. Die übrigen Nerven bedürfen keiner besonderen Erwähnung, was ich über Ursprungs- und Verbreitungsgebiete eruirt habe, wurde bereits mitgetheilt; ich möchte nur noch einmal darauf hinweisen, dass die beiden großen, den ganzen Körper der Rhodope durchziehenden Nervenstämme (N.v) nicht mit den großen Längsnervenstämmen der Turbellarien homologisirt werden dürfen, da letztere bis zu einem gewissen Grade dem Nervencentrum zugezählt werden müssen und Nerven zu den Organen und zu dem Hautmuskelschlauche entsenden, während bei Rhodope diese Nerven nur als Hauptnerven der Genital- organe und des Darmes zu betrachten sind, und die von ihnen geson- derten Nerven der Pedalganglien den Hautmuskelschlauch besonders auf der Ventralfläche innerviren. Die entwicklungsgeschichtlichen Daten über das Nervensystem der Rhodope, die wir Turncnese verdanken, sind leider nur wenig ausführ- liche: »Nell’ ottavo giorno si vedono pure, ai lati della estremitä cefalica, 70 Ludwig Böhmig, [77 due corpi chiari pisiformi, la eui estremitäa sottile si continua coll’ ecto- blasto; questi corpi sono i gangli sopraesofagei si trovano giä nella loro posizione definitiva e si sono staccati dall’ ectoblasto.« Hinsichtlich der Anlage des Nervensystems verhält sich Rhodope also wie die Poly- claden; über die weitere Differenzirung der beiden Ganglien, sowie über die Bildung des Infraösophagealganglions macht Trıncazse keine Mittheilungen. Nach den übereinstimmenden Angaben v. ErrAanger’s! für Paludina vivipara und F. Scumir's? für Limax agrestis bilden sich bei diesen Gasteropoden die CGerebral-, Visceral- und Pedalganglien vollständig getrennt und unabhängig von einander aus dem Ektoblast, sie ver- einigen sich erst späterhin durch Kommissuren und Konnektive. In so fern herrscht allerdings eine Abweichung zwischen beiden Autoren, als sich nach v. ErrAnGer auch die Pallial-Intestinalganglien und das Vis- ceralganglion von Anfang an ganz gesondert bilden, während nach F. Scumipr bei Limax diese verschiedenen Ganglien aus einem Ganglien- paare durch »sekundäre Theilungsvorgänge« entstehen. Sehr abweichend von v. ErrAnger’s und F. Scnmmr’s Angaben lauten die Rno’s?. Ruo untersuchte die Entwicklungsgeschichte einer ‘ Nudibranchie, der Chromodoris elegans und fand, dass sich hier das Nervensystem als eine ektodermale aber unpaare, hufeisenförmige Platte anlegt, die sich erst sekundär in Gerebrovisceral- und Pedal- ganglien differenzirt. Man kann also nicht behaupten, dass ent- wicklungsgeschichtlich prineipielle Unterschiede zwischen Rhodope und den Gasteropoden in der Entstehung des Nervensystems vorhanden sind und geltend gemacht werden können, da sich in gewissen Punkten die Gasteropoden selbst sehr abweichend unter einander verhalten. Was endlich die Lagebeziehung der Sinnesorgane, Augen und Otocysten, zum Gehirn betrifft, so hat schon v. Inerıng auf die große Übereinstimmung hingewiesen, die in diesem Punkte zwischen Rho- dope und vielen Nudibranchiern herrscht. Die Übereinstimmung ist in der That eine sehr auffallende, da bei Rhodope die Otocysten dem Nervensystem nicht nur oberflächlich aufliegen, sondern wie bei zahl- reichen Gasteropoden speciell den Pedalganglien angelagert sind und zwischen diesen und den Cerebrovisceralganglien sich finden. ! R. v. ErLAngEr, Zur Entwicklungsgesch. von Paludina vivipara. I. Morphol. Jahrb. Bd. XVII. 1891. 2 F. Scanipr, Studien zur Entwicklungsgeschichte der Pulmonaten. I. Die Entwicklung des Nervensystems. Dorpat 1891. 3 F. Rno, Studii sullo sviluppo della Chromodoris elegans. Atti della reale Accademia ect. Napoli. Serie 2. Vol, I. 1888, en oo 78] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 71 Generationsorgane. Der Generationsapparat ist durch v. Körıer und TrincHese ein- gehender studirt worden, v. Grarr bestätigt im Wesentlichen nur die Resultate der v. Körrıker’schen Untersuchungen, da v. GrAFF nur ein einziges Mal ein geschlechtsreifes Individuum zu sehen Gelegenheit hatte. Gemäß v. Körtiker bestehen die Generationsorgane der Rhodope aus einer Zwitterdrüse, den Ausführungsgängen derselben, dem Kopu- lationsorgane und aus Anhangsdrüsen. Die unterhalb des Magens ge- legene Zwitterdrüse wird aus ca. 20 Follikeln gebildet, von denen die acht oder zehn hinteren zur Samen-, die übrigen vorderen zur Eibil- dung dienen. Die kurzen Ausführgänge vereinigen sich zu einem ge- meinsamen Kanal, der sich aber alsbald in ein Vas deferens und einen Oviduct spaltet, die dicht hinter einander aber getrennt nach außen münden. Das Vas deferens endigt in einem kräftigen, leicht spiralig aufgerollten Penis; der Oviduct steht mit einer voluminösen »Glandula uterina« und mit einer »Vescica seminale« in Verbindung. TrıvcHgse befindet sich hauptsächlich in zwei Punkten nicht in Übereinstimmung mit v. KöLLıker und v. Grarr, einmal nämlich hin- sichtlich des Vorhandenseins einer zweiten (weiblichen) Genitalöff- nung, und zweitens hinsichtlich der Vereinigung der männlichen und weiblichen Ausführwege zu einem gemeinsamen Kanale: »io non ho potuto vedere questa unione, e dubito molto che l’affermazione di KöLLıker corrisponda al vero «. Den Genitalporus verlegt Trıncuese mit Recht weiter nach vorn als v. KÖLLIKER und v. GRAFF, seine Darstellung des Penis ist eingehen- der und korrekter. Ehe ich zu einer detaillirten Schilderung der Genitalorgane schreite, will ich in wenigen Worten eine Skizze des ganzen Apparates geben, aus welcher zugleich hervorgeht, in welchen Hauptpunkten ich von den Angaben der genannten Autoren abweiche. Der Porus genitalis — es ist nur ein einziger vorhanden — liegt auf der rechten Seite des Thieres, ungefähr '/, mm vom vorderen Körperpole entfernt. Er führt in einen Kanal, ein Atrium genitale (Fig. 32 At.g), an das sich eine muskulöse Blase (Ps), die ich als Penis- scheide bezeichnen will, anschließt. In die Penisblase öffnet sich ein in leichtem $-förmigen Bogen nach hinten verlaufender kurzer Gang (D.g), in welchen eine große, mehrlappige Drüse einmündet. Dieser Gang, der Geschlechtsgang, steht vermittels des Zwitterdrüsenganges (D.h) mit der Zwitterdrüse (Gl.h) in Verbindung. Diese erstreckt sich ® Be; 72 Ludwig Böhmig, [79 bis gegen das hintere Ende des Thieres und besitzt eine Anzahl volumi- nöser Aussackungen, die sogenannten Ovarial- und Hodenfollikel (F.o und F.s). Das Atrium genitale unterliegt sowohl bezüglich seiner Dimen- sionen als auch seines Verlaufs einigen Schwankungen. Seine Länge variirte zwischen 70 und 170 u, seine Breite und Höhe, die im umge- kehrt proportionalen Verhältnis zur Länge standen, zwischen 35 und 58 «u. In einem Individuum, in welchem es sich durch besondere Kürze (70 u), aber bedeutende Weite (58 u) auszeichnete, verlief es als gerader Kanal zum Penis: zumeist aber erschien es V-förmig ge- bogen mit bald mehr der Ventral-, bald mehr der Dorsalfläche ge- näherter und kopfwärts gerichteter Umbiegunssstelle. Die Wandung des Atrium setzt sich zusammen aus einem ein- schichtigen Epithel, welches das Lumen auskleidet und einer äußeren Museularis. An der Bildung dieser betheiligen sich Längs- und Ring- fasern, von denen die letzteren unterhalb des Epithels gelegen sind. Weitaus der größte Theil der epithelialen Auskleidung des Atrium ist durch ein Flimmerepithel repräsentirt, dessen Zellen ca. 5,1 u hoch und 7,3—8 u breit sind. Die sehr kräftigen gegen den Porus genitalis gerichteten Cilien haben an ihrer Basis eine Breite von 1,46 u, und er- reichen die ansehnliche Höhe von 18,25 u. Die Durchmesser der ova- len, stark tingirbaren Kerne betragen 3,65 : 41,38 — 3,65 : 5,84 u. Einen abweichenden Bau zeigt das Epithel des etwas erweiterten letzten, dicht vor der Penisscheide liegenden Theiles des Atrium. Hier unterschied ich plasmaarme Cilien tragende und plasmareichere cilien- lose Zellen mit feinkörnigem Inhalt; die ersteren stehen, wie mir scheint, unter einander in Zusammenhang und bilden eine Art Gerüst- werk, in das die cilienlosen Zellen eingefügt sind. Ich halte diese letzteren für Drüsenzellen; ihre Kerne sind rund, die der gerüst- bildenden Zellen langgestreckt, oval. In der Umgebung dieser Partie des Atrium bemerkte ich überdies zahlreiche, ‚kleine, birnförmige Drüsenzellen, die sich gegen Tinktions- mittel verhielten wie die Drüsenzellen der Atriumwandung. An das Atrium schließt sich ein voluminöses, ellipsoid geformtes Organ an, das von TRrıncHEse genauer beschrieben und als Scheide (guaina) des Penis bezeichnet worden ist. Diese Penisscheide (Fig. 33, 34 Ps’), vom Atrium durch eine Einschnürung getrennt (Fig. 33 *), be- sitzt eine Länge von 103—146 u, eine Breite von 103—145 u und einen Höhendurchmesser, welcher zwischen 110 und 170 u differirt. Die Muskulatur (m) dieses Organs ist, wie Trınengse hervorhebt, kräftig entwickelt; ich finde sie hauptsächlich aus Ring- und Längsfasern 80] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 73 zusammengesetzt, die aber zuweilen auch schräg verlaufen und ver- flochten zu sein scheinen, so dass eine sichere Bestimmung ihrer An- ordnung sehr erschwert wird (Fig. 37 m). Das Scheidenepithel ist im Gegensatz zu dem des Atrium mehr- schichtig, lässt aber wie dieses, nur noch schärfer, eine Zusammen- setzung aus Stütz- und Drüsenzellen erkennen (Fig. 36, 37 siz, drz). Das Stützgewebe, welches am vortheilhaftesten an Tangential- schnitten zu studiren ist, besteht aus sternförmigen, unter einander verschmolzenen Zellen, welche weite Maschenräume umschließen (Fig. 35 stz). Auf Längs- oder Querschnitten gewähren die Stützzellen einen fadenförmigen Anblick (Fig. 36, 37 siz) und erscheinen nur an jener Stelle, wo der Kern liegt, etwas verdickt. Auf ihrer freien Fläche tragen sie kräftige Cilien (cl), die eine Länge von 14,6 u bei einer Dicke von ca. I ıı erreichen. Die ovalen oder spindelförmigen Kerne (sizn), deren größerer Durchmesser 7,3—8 u, deren kleinerer 2,19—3,65 u beträgt, liegen meist im oberen Theile der Zellen; sie färben sich stets intensiv, zuweilen bemerkt man ein kleines Kernkörperchen in ihnen. Die Drüsenzellen (drz) liegen in mehreren Schichten, zwei oder drei, über einander. Sie sind membranlos, ihr nur wenig färbbares Plasma erscheint mäßig feinkörnig. Das Sekret tritt in Form homogener wurstförmiger Pfröpfe (Fig. 36 s) auf, welche die Zellen häufig fast vollständig erfüllen, und welche eine Länge von 18,25 u bei einem Querdurchmesser von 5,1 u erreichen können. Die Kerne der Drüsenzellen (drzn) unterscheiden sich von denen der Stützzellen durch eine runde oder nur leicht ellipsoide Gestalt (Durchmesser 4,38—5,1 u), durch den Besitz eines relativ großen und intensiv tingirbaren Kernkörperchens und eine mehr basale Lage im Inneren der Zellen. Ihre größte Höhe nämlich 36,5—43,8 u erreicht die Epithelschicht ungefähr in der Mitte der Blase, von da nimmt sie nach vorn und hinten an Mächtigkeit ab (Fig. 33, 37). Von der hinteren Blasenwandung erhebt sich direkt unterhalb der Einmündungsstelle des Geschlechtsganges ein solider konischer Zapfen von ca. 75 u Länge und 36 u Breite an der Basis (Fig. 34 Pz). Dieser Zapfen, welcher das Resultat einer einfachen Faltenbildung der Blasenwand ist, entspricht nach der Beschreibung Trıncazsr’s dem Penis: »il pene & inerme e di forma conica, colla base rivolta in ad- dietro. La sua superficie esterna & tappezzata di epitelio vibratile«. An seiner Bildung betheiligt sich das Epithel und die Muskulatur der Penisscheide, außerdem aber auch noch Mesenchymgewebe (me), das die durch die Faltung entstandene Höhlung ausfüllt. Das Epithel 74 Ludwig Böhmig, [81 des Penis sowie dasjenige seiner nächsten Umgebung ist ein- höchstens zweischichtig und besteht nur aus cilientragenden Zellen, Drüsenzellen fehlen an dieser Lokalität vollständig. Die einzelnen Epithelzellen sind nur wenig scharf von einander abgegrenzt, das feinkörnige Plasma färbt sich wenig intensiv. Die Cuticula (Fig. 37 c) ist dünn aber deutlich, die ihr aufsitzenden langen, dicht stehenden Flimmerhaare sind dem Lumen der Penisscheide zugewandt. Die Kerne dieser Zellen zeichnen sich durch ein hohes Färbever- mögen aus, sie sind meist elliptisch, seltener rund, ihre Durchmesser betragen 3,65 : 4,38, 2,92: 5,11, 3,65: 7,3 u. Trıneugsr’s Darstellung des Penis und der Penisscheide stimmt mit der von mir gegebenen im Wesentlichen überein. Die Angabe, dass der Penis » außen« mit einem Flimmerepithel bekleidet sei »e tappezzata esternemente di epitelio con cigli vibratili« beruht wohl nur auf einem Versehen. Trınenese beobachtete weiterhin an der Penisscheide rhythmische, herzähnliche Bewegungen, welche ihn veranlassten anzunehmen, dass die Penisscheide neben dem mit energischen, peristaltischen Bewe- gungen begabten Darme ein Hauptmotor des in einer weiten Mesen- chymlakune enthaltenen Blutes sei. Da ich nicht in der Lage war, Rhodope im lebenden Zustande eingehender zu beobachten, kann ich diese interessante Mittheilung weder bestätigen noch bezweifeln. An die Penisscheide schließt sich der nach hinten und etwas nach links verlaufende Genitalgang (D.g) an, dessen Länge ca. 150 u be- trägt, dessen Breite sehr bedeutenden Schwankungen unterliegen kann (18,25—58 u). An meinen Präparaten, insbesondere auf Querschnitten, macht der Genitalgang durchaus nicht den Eindruck eines wohlbegrenzten Kanals (Fig. 34, 39, 40 D.g, D.g’), hauptsächlich in Folge seiner speciell auf der rechten Seite sehr unregelmäßig gefalteten Wandung und des bald stark erweiterten bald sehr eingeengten Lumens. Die epitheliale Aus- kleidung erscheint ferner auf lange Strecken unterbrochen nämlich an jenen Stellen, wo die Albumindrüse einmündet (Fig. 33, 34, 39 D.g’). Diese umgiebt den Genitalgang von drei Seiten rechts, oben und unten fast in seiner ganzen Länge (Fig. 33, 34, 39—A1 Gl.alb). In einigen Fällen machte sich eine Scheidung des Ganges in zwei neben einander liegende Theile geltend (Fig. 39, 40, 414 D.y’, D.g”), welche nur an ihrem Beginne durch einen schmalen Spalt kommuni- eirten. Der rechtsseitig gelegene, unregelmäßig gestaltete Theil D.y’ nahm die Mündungen dreier Lappen der Albumindrüse auf, der links- seitige führte allein bis zum Zwitterdrüsengange und in seinem hinteren 82] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii hölliker. 75 Abschnitte mündete der vierte Lappen der oben genannten Drüse (Fig. 41 gl.albt), welcher D.g’ mit langgestreckter Basis aufsaß. Auch in histologischer Hinsicht bieten die beiden Theile des Geni- talganges einige Verschiedenheiten. Die ganze rechtsseitige Partie sowie der Beginn der linksseitigen sind ausgekleidet von einem Flimmerepithel, das als eine direkte Fortsetzung desjenigen des Penis- zapfens und seiner nächsten Umgebung aufgefasst werden kann (Fig. 33, 34 D.g’, 39 D.g’'). Das Epithel ist einschichtig, die Cilien der ca. 8,76 u hohen Zellen sind weniger kräftig als diejenigen der Epithel- zellen des Penis. Im Gegensatz hierzu lässt das Epithel von D.g" eine Zusammen- setzung aus zwei differenten Zellformen erkennen (Fig. 41 D.g”). Wie in der Penisblase, so bildet auch hier ein Theil der Zellen eine Art Stützgewebe. Die Zellen selbst sind äußerst schmal (Fig. 41 D.g”stz), ihre Kerne besitzen eine ovale, langgestreckte Form und lagern unge- fähr in halber Zellhöhe. Das Plasma der zweiten Zellart färbte sich im Allgemeinen sehr intensiv mit Farbstoffen; Hämatoxylin tingirte stets den oberen Theil der Zellen tiefblau, während der basale blaugrau gefärbt erschien; dieser Theil enthielt konstant die runden Kerne. Die Höhe des Epi- thels erreichte 18,35 — 21,9 u, die Breite der (Drüsen-)Zellen betrug 5,14—7,3 u. Die vorhandenen Cilien scheinen auf die Zellen sitz (Stützzellen) beschränkt zu sein. Die Albumindrüse stellt ein sehr voluminöses Organ dar, an wel- chem sich vier Lappen unterscheiden lassen, deren Lagerung und Um- fang nicht ganz konstant ist, wie sich aus dem Vergleiche mehrerer Individuen ergiebt. Die Fig. 33 und 34 lassen die einzelnen Lappen (gl.alb} 2%), welche durch mehr oder minder tiefe Einschnitte ge- trennt werden, leicht erkennen. gl.alb!, der umfangreichste von ihnen, liegt stets rechts von der Penisscheide und für gewöhnlich in ganzer Ausdehnung hinter derselben; zuweilen sehen wir ihn auf die ventrale Hälfte des Thieres beschränkt, nicht eben selten ragt er aber auch weit in die dorsale (Fig. 59—61 gl.alb'\. Der zweite und dritte Lappen besitzen in Bezug zum ersten eine mehr linksseitige Lagerung. Sie liegen oberhalb der Penisscheide, welche bei vielen Individuen von gl.alb2 vollständig überdeckt wird (Fig. 33, 34 gl.alb?). Seltener be- merken wir eine Nebeneinanderlagerung von gl.alb? und gl.alb?, wobei dann einer von ihnen so stark nach links verschoben ist, dass auch der Darm überdeckt wird (Fig. 54—56). Der vierte Abschnitt der Albumin- drüse (Fig. 39—41 gl.«lb*) besitzt meist eine ausgesprochene rechts- seitige Lage, selten erscheint er miehr nach links verschoben (Fig. 58 76 Ludwig Böhmig, [83 bis 60). Seine Lagebeziehungen zu gl.alb1,%® erhellen aus den Fig. 54—61. Die einzelnen Drüsenlappen tingiren sich bei ein und demselben Individuum fast immer so verschieden und gewähren ein so wenig über- einstimmendes Aussehen, dass man meinen könnte, ein jeder Theil der Drüse produeire ein specifisches Sekret. Vergleicht man aber eine Reihe von Individuen in diesem Sinne, so ergiebt sich, dass bald gl.alb! und gl.alb?, bald yl.alb! und gl.alb® sich gleichen. Während nun auch das Sekret der Drüsenzellen dieser drei Regionen stets eine Schwärzung bei Osmiumsäurebehandlung erfährt, bleibt dieselbe in den Drüsen- zellen von gl.alb* aus, dieser Lappen der Drüse allein erzeugt ein specifisch abweichendes Sekret. In ihrem histologischen Baue zeigt die Albumindrüse eine sehr große Übereinstimmung mit dem Theile Dy’ des Genitalganges. Diese Ähnlichkeit geht bei manchen Individuen so weit, dass sich in Folge gleicher Tinktion der Drüsenzellen von Dg” und gl.alb? eine scharfe Grenze zwischen Dg” und gl.alb! nicht ziehen lässt, in den meisten Fällen war es hingegen wohl möglich (Fig. 44 Dg”, gl.alb?). Wie in der erwähnten Region des Genitalganges, so finden wir auch in der Albumindrüse ein Stützgewebe, dessen Zellen (sitz) ganz denen von Dg” gleichen, und dessen Maschenräume von Drüsenzellen (drz) eingenommen werden. Die Höhe der Drüsenzellen variirt zwi- schen 21,9—47,9 u, ihre Breite von 7,3—14,6 u. Zum Studium der Drüsenzellen erwiesen sich mit Sublimat- Osmium-Essigsäure fixirte und mit Hämatoxylin gefärbte Präparate am geeignetsten. Das Plasma der Zellen zeigte an dergestalt behandelten Objekten eine fast homogene oder sehr feinkörnige Beschaffenheit und einen blauen oder violetten Farbton. In dem Plasma lagen da und dort kleine grau tingirte Körnchen und Plättehen, welche den Übergang zu größeren, granulirten Flecken vom gleichen Tinktionsvermögen bilde- ten (Fig. 38 s’). In manchen dieser Flecke bemerkte man weiterhin kleine, in anderen große schwarze Körner und Pfröpfe, zuweilen waren die Zellen fast vollständig von unregelmäßig geformten schwarzen Schollen, die häufig aus denselben hervorragten, erfüllt (Fig. 38 s). Die graue Substanz wandelt sich augenscheinlich in die schwarze, das Sekret, um. Das Sekret fällt schließlich aus den Zellen in das Drüsenlumen und lässt große, entsprechend geformte Hohlräume in den Zellen zurück. Diese Art der Sekretbildung scheint zuweilen in so fern etwas modifieirt zu sein, als an Stelle jener grauen Flecke ziemlich scharf umschriebene, dunkelgraue Körner im bläulichen Zellplasma auftreten 84] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker, 177 (Fig. 38 s”), die einer mehr plötzlichen Umwandlung in die schwarz gefärbte Sekretmasse unterliegen dürften. Dieselben besitzen auch eine geringere Tendenz zur Bildung größerer Schollen, sie liegen mehr vereinzelt innerhalb der Zellen. Die Produktion eines derartigen, mit Osmiumsäure sich schwärzen- den Sekretes beobachtete ich nur in den Drüsenzellen der Lappen 1, 2, 3 der Albumindrüse, nie jedoch im vierten. Hier sehen wir das Sekret in Form kleiner Kügelchen auftreten, welche eine blau-graue Farbe bei Anwendung der oben angegebenen Manipulation annehmen. In Anbetracht der Umstände, dass sich dieser Theil der Albumin- drüse in den linksseitigen Abschnitt des Genitalganges öffnet, dass fernerhin das Sekret von gl.alb!, seinem Verhalten Osmiumsäure gegen- über zu schließen, eine andere Beschaffenheit besitzt, als das der übri- gen Drüsenlappen, könnte man gl.alb* auch als eine selbständige Drüse auffassen. Ich habe dies aber desshalb nicht gethan, weil die ver- schiedenen Drüsenabschnitte doch ein zusammenhängendes Ganze bilden. v. Körziker nennt die Albumindrüse »Glandula uterina«, Trıxcuzse »glandula dell’ albume e del nidamento«. Diese letztere Bezeichnung ist eine sehr gute, da es einzig und allein diese Drüse sein dürfte, welche das die Eier umgebende Eiweiß produeirt. Die homogene und transparente Masse, in welche die Eier eingebettet sind, kann ein Pro- dukt des Lappens gl.alb* sein, vielleicht aber auch ihren Ursprung den Drüsen der Penisscheide verdanken, ich habe daher auch aus diesem Grunde gl.albt nicht speciell als Nidamentaldrüse bezeichnet. Die Verbindung des Genitalgänges mit der Genitaldrüse vermittelt der Zwitterdrüsengang (Fig. 34, 41, 59, 61 D.h), welcher als ein modi- fieirter, vorderster Abschnitt der Glandula hermaphroditica zu betrach- ten ist. Hinsichtlich seines Baues unterscheidet er sich wesentlich vom Genitalgange. Eines besseren Verständnisses wegen erscheint es mir thunlich, zunächst einige Angaben über den Bau der Zwitterdrüse selbst zu machen. Der Theil der Zwitterdrüse, welcher die jungen Eikeime und die Samenmutterzellen enthält, stellt eine am hinteren Ende geschlossene Röhre dar, die unterhalb des Darmes gelegen ist und ungefähr in der Mitte des hinteren Körperdrittels endet. Seine Gesammtlänge beträgt je nach der Größe der Thiere 700 —1250 u, der Querdurchmesser unterliegt beträchtlichen Schwankungen, so betrug derselbe bei einem Individuum 21,9—36,5 u, bei einem anderen 32,8—58 u. Betrachten wir Querschnitte durch die Drüse, wie solche in den Fig. 45—47 dargestellt sind. so bemerken wir zu äußerst eine aus 78 Ludwig Böhmig, [85 Längs- und Ringmuskeln bestehende, im Allgemeinen nur wenig kräftig entwickelte Muscularis m, welcher sich die Epithelschicht anschließt, die auf der ventralen und dorsalen Seite der Drüse sehr wesentliche Unterschiede erkennen lässt. | Das einfachste Bild gewährt Fig. 45. Das Epithel des ventralen Theiles der Drüse stellt ein einschichtiges Flimmerepithel vor (ep), dessen Zellen 3,65—7,3 u hoch, 3,65—5,11 u breit sind; ihr Plasma färbt sich wenig, die kräftigen aber spärlichen Cilien besitzen eine auf- fallend verdickte Basis. Die Zellkerne tingiren sich sehr intensiv, ihr Durchmesser beträgt 3,65—4,38 u. Wie in diesem Schnitte, so verhält sich das Epithel der Ventral- seite auch in den übrigen (Fig. 46, 47), die einzigen Unterschiede liegen in den etwas größeren oder geringeren Dimensionen der Zellen. Im Gegensatz hierzu ist das Epithel des dorsalen Theiles der Drüsenwandung fast stets mehrschichtig, nie besteht dasselbe aus Flimmerzellen, sondern aus Zellen, die sich zu Geschlechtszellen ent- wickeln oder entwickeln können. Ich habe schon früher darauf hingewiesen, dass die Ovarial- und Hodenfollikel nur lokale Aussackungen der Zwitterdrüse darstellen, und entsprechend dem Umstande, dass der vordere Theil der Zwitter- drüse nur Ovarial-, der hintere nur Hoden-, der mittlere aber beider- lei Follikel entstehen lässt, finden wir auch in diesen drei Abschnitten ein etwas verschiedenartiges Keimepithel vor (Fig. 15—47 Kep). Die drei abgebildeten Schnitte Fig. 45, 46, 47 entsprechen diesen drei Re- gionen, Die kleinsten — jüngsten — Zellen, denen wir in allen Theilen der Zwitterdrüse begegnen, charakterisiren sich durch einen relativ großen (3,65 u Durchm.) Kern, welcher sich gleichmäßig intensiv färbt, und einen schmalen, feinkörnigen oder fast homogenen Plasmaleib. Diese kleinen Zellen ks’ sind von ziemlich wandelbarer Ge- stalt, rund, oval, keulenförmig, ihre Durchmesser betragen im Mittel 2,19 :4,38—3,65 : 7,3 u. Sie stehen im Eier erzeugenden Theile der Drüse (Fig. 45, 46) durch eine Reihe von Zwischenstufen in genetischem Zusammenhange mit Zellen, welche das Gepräge junger Eizellen (ovz) besitzen, die in der Folge durch rapide Größenzunahme zur Erzeugung der Eifollikel führen. Die Oberfläche solcher Zellen (Fig. 45 ovz) ist eine unregelmäßige, sie ist mit Höckern und lappigen Fortsätzen versehen; das feinkörnige aber etwas stärker tingirbare Plasma umgiebt in breiter Zone den Kern, welcher ein großes Kernkörperchen von ca. 5,14 u Durchm. ent- hält. Das Kerngerüst ist zart und regelmäßig gebildet, die Hauptmasse 86] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 79 der färbbaren Substanz scheint im Nucleolus (nu) koncentrirt zu sein, in welchem sich zuweilen bereits hellere Bläschen, Vacuolen, bemerk- bar machen. Der Durchmesser von Eizellen auf diesem Stadium beträgt 18,25 bis 21,9 u, der des Kernes 10,9—14,6 u. Die augenfälligsten Veränderungen also, welche die oben erwähn- ten kleinen, indifferenten Geschlechtszellen iz’ — indifferent, weil sich eventuell aus ihnen auch Spermamutterzellen entwickeln können — bis nun erlitten haben, betreffen im Wesentlichen den Kern, am Plasma- leibe der Zellen ist hauptsächlich nur eine Zunahme der Größe und Färbbarkeit, eine Abnahme der sehr feinkörnigen Beschaffenheit kon- statirbar. Die Veränderungen des Kernes während dieser Zeit bestehen in einer stetigen Größenzunahme und einer deutlichen Scheidung seiner Substanz in eine färbbare und eine nicht oder nur wenig tingirbare, von denen ich die letztere als Kernsaft bezeichnen will. Das anfäng- lich diekfädige Chromatingerüst wird allmählich zartfädiger, eng- maschig und weniger tinktionsfähig; es tritt ein Kernkörperchen auf, das anfänglich nur 'klein (ca. 4 u Durchm.), rasch an Größe zunimmt und fast stets eine centrale Lagerung aufweist (Fig. 45, 46 \z"). Ähnlichen Verhältnissen begegnen wir auch im spermabereitenden Theile der Zwitterdrüse, nur erreichen die aus den indifferenten Ge- schlechtszellen hervorgehenden Samenmutterzellen eine weniger be- deutende Größe (ca. 7,3—8,76 u Durchm.) und eben so ihr Kern (5,14 u Durchm.). In Folge des bedeutenden Chromatinreichthums tingiren sich die Kerne sehr intensiv (Fig. 47 kz”, iz’), ein kleines, von einem schmalen, hellen Hofe umgebenes Kernkörperchen ist meist nachweisbar. In der mittleren Region der Drüse (Fig. 46) liegen die verschiedenen Zellformen, indifferente Zellen, junge Eizellen, Spermamutterzellen in verschiedenen Entwicklungsstadien dicht neben einander. Der Zwitterdrüsengang, dem ich mich nun zuwenden will, hat eine Länge von 125—200 u bei einem Querdurchmesser von 25—125 u. Diese großen Unterschiede des Querdurchmessers des Ganges sind durch hier angehäufte Spermamassen bedingt. Dieselben können so bedeutende sein, dass der Zwitterdrüsengang als Samenblase resp. Receptaculum seminis imponiren kann. Die Muscularis m ist kräftig entwickelt und setzt sich aus drei Schichten, nämlich Längs-Ring- Längsmuskeln zusammen, von denen die mittlere die stärkste ist (Fig. 43, Ak). Die ventrale Seite des Zwitterganges wird wie die der Zwitterdrüse von einem einschichtigen Flimmerepithel (epv) ausge- s0 Ludwig Böhmig, [87 kleidet, während das im vorderen Theile des Ganges ebenfalls ein- schichtige (Fig. 43 epd), im hinteren Theile aber mehrschichtige Epithel (Fig. #4 epd) der dorsalen Seite der Cilien vollständig entbehrt. Es existirt ferner keine scharfe Abgrenzung des Zwitterdrüsen- ganges gegen die Zwitterdrüse, zwischen beiden ist ein allmählicher Übergang vorhanden. Die Abgrenzung der einzelnen Zellen in der dorsalen Partie des Zwitterdrüsenganges ist im Allgemeinen eine undeutliche, verwischte, nur hier und da bemerkt man scharf begrenzte Zellen. Das Zellplasma zeigt eine feinkörnige Beschaffenheit und geringe Tinktionsfähigkeit. Ein Theil der vorhandenen Kerne färbt sich sehr intensiv (m), andere hingegen nur schwach (n‘); die ersteren entbehren, so viel ich erken- nen konnte, stets eines Kernkörperchens, die letzteren besitzen stets einen Nucleolus. Hinsichtlich ihrer Größe stimmen beiderlei Kerne überein, der Durchmesser beträgt 3,65 —14,38 u. Jene von mir erwähnten schärfer begrenzten Zellen (epd’) enthal- ten konstant einen der stark tinktionsfähigen Kerne, und wir können Schritt für Schritt verfolgen, wie der Zusammenhang dieser Zellen mit den übrigen ein immer loserer wird, wie sie sich schließlich aus dem Zellverbande loslösen und in das Lumen des Ganges fallen (Fig. 43, AA epd”). In ihrem Habitus gleichen diese Zellen ungemein indifferenten Ge- schlechtszellen; der Durchmesser der kleinsten von ihnen betrug ca. 1,825 «u, derjenige der größten 5,11—-5,84 u. Die ersteren fand ich zumeist in Gruppen von vieren dicht neben einander liegend, und es schien mir, als seien sie durch (direkte, amitotische?) Theilung aus den größeren hervorgegangen. Indirekte Theilung indifferenter Geschlechts- zellen wurde, wenn auch nicht eben häufig, im Epithel der Zwitter- drüse beobachtet (Fig. 45 kz). Gruppen von mehr als vier solcher kleiner Zellen habe ich nie ge- sehen, eben so wenig eine Weiterentwicklung derselben. Die Ei- und Hodenfollikel sind, wie ich schon mehrfach betonte, lokale Verdickungen und Ausstülpungen der dorsalen Wandung der Zwitterdrüse, die als kleine buckelartige Verdickungen der letzteren beginnen und sich nach und nach vergrößern; je mehr Zellen sich an der Bildung eines Follikels betheiligen, je mehr diese Zellen — dies gilt besonders für die Ovarialfollikel — an Größe zunehmen, desto umfangreicher wird natürlich der Follikel, desto schärfer setzt er sich von seiner Bildungsstätte ab. Die Zahl der Follikel, auf Schnittpräparaten nur schwierig genau bestimmbar, von v. Köriker auf ca. 20 beziffert, ist auch abhängig von 88] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 81 der Größe resp. dem Alter des Thieres. In einigen meiner Präparate lagen sie so dicht, dass nicht selten vier von ihnen in einem Quer- schnitte anzutreffen waren, die dann den größten Theil desselben bean- spruchten. Zur Illustrirung der Strecken, welehe nur von Ei- oder Hodenfol- likeln oder von beiden eingenommen werden, möge hier eine Angabe Platz finden: Bei einem in 375 Querschnitte zerlegten Thiere, die Dicke jedes Schnittes betrug 10 u, begannen die Eifollikel im 137. Schnitte und reichten bis zum 343.; die Hodenfollikel traten auf vom 245. an und hörten auf im 366.; es enthielten demnach die zwischen dem 245. und 343. liegenden Schnitte beiderlei Follikel. Ich wende mich nun zunächst zur Besprechung der Eifollikel. Die Ovarialfollikel besitzen eine ellipsoide, eiförmige Gestalt und variiren hinsichtlich ihrer Größe natürlich sehr. Einige Maßangaben werden späterhin gegeben werden. Die umfangreicheren Follikel sind an ihrer Basis stielartig eingeschnürt (Fig. 48) und hängen vermittels dieser Stielchen wie gestielte Beeren an ihrer Ursprungsstätte, der eigentlichen Drüse (Gl.h). Sobald Eier aus den Follikeln in die Drüse übertreten, verstreicht die Einschnürung, ein Vorgang, der in einigen meiner Präparate fixirt war. Allen Follikeln — also auch den Sperma erzeugenden — kommt eine aus Ring- und Längsfasern bestehende Museularis (m) zu. Nach der Mehrzahl meiner Präparate zu urtheilen, liegen die Ringfasern nach innen von den Längsfasern, an anderen Präparaten aber schien mir das Umgekehrte der Fall zu sein. Die Feststellung dieses Lageverhältnisses der beiden Muskelschichten ist nicht ganz leicht, da dieselben von großer Zartheit und dicht an einander gefügt sind. An der Basis des Follikels — dem Stiele — sehen wir die eirkulär verlaufenden Fasern, aber nur diese, sehr kräftig ausgebildet (Fig. 48 m’). Sie bilden eine Art Sphincter, welcher den Follikel bis zu einem gewissen Grade von der Drüse sondert und verhindert, dass Eizellen ohne Weiteres aus dem Follikel in die Drüse gelangen können. Zwischen dem Peritonealepithel (mepz) und den Längsmuskeln ist eine dritte Schicht nachweisbar, die auch zuweilen einen muskelähn- lichen Eindruck hervorruft, doch ist es mir wahrscheinlicher geworden, dass es sich um eine strukturlose Membran handelt. Untersuchen wir zunächst einen jüngeren Ovarialfollikel, so be- merken wir an diesem unterhalb der Muscularis eine mehrschichtige Lage kleiner 5,84—7,3 u messender Zellen mit schmalem, feinkörni- gem oder fast homogenem Plasmaleibe und relativ großem, sehr intensiv färbbarem Kerne von 3,65—4,38 u Durchm. Diese Zellen, welche auch Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. V. 6 82 Ludwig Böhmig, [89 indifferenten Geschlechtszellen entsprechen, nenne ich hier Follikel- epithelzellen. Das Centrum des Follikels wird von einer geringen Anzahl Zellen eingenommen, von denen sich einige wieder durch besondere Größe auszeichnen — es sind junge Eizellen in verschiedenen Entwicklungs- phasen. Die größeren von ihnen besitzen zumeist bereits einen ansehn- lichen, gut tingirbaren, mäßig feinkörnigen Plasmaleib; der Kern lässt ein wohlentwickeltes, netzartiges, chromatisches Gerüstwerk , einen großen Nucleolus, der häufig kleine Vacuolen umschließt, erkennen. Der recht oft unscharfen, unregelmäßig gestalteten und mit kleinen lappenartigen Fortsätzen versehenen Randschicht dieser Zellen liegen Follikelepithelzellen da und dort dicht an, ja zuweilen sind sie in die- selbe förmlich eingebettet. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass ein Theil des Follikelepithels von den sich entwickelnden Eizellen aufgenommen wird, eine nicht eben vereinzelt stehende Thatsache, da Ähnliches auch in den Ei- oder Keimstöcken der Vertreter anderer “ Gruppen zu beobachten ist. In etwas weiter entwickelten Follikeln ist eine alle zelligen Ele- mente, besonders aber die Eizellen betreffende Größenzunahme zu konstatiren. Das Follikelepithel ist nur mehr zwei- oder dreischichtig, die kleineren, oft ziemlich unregelmäßig gestalteten Eizellen liegen in der Basis der Follikel, die größeren kugeligen oder eiförmigen, zwi- schen welche sich Elemente des Follikelepithels zu schieben beginnen, nehmen das Centrum ein. In dem Plasma der letzteren treten nicht selten kleine runde Kügelchen auf, welche sich grau, grau-gelblich oder grau-violett färben, die plasmatische Grundsubstanz tingirt sich dann etwas schwächer als vordem. Das Chromatingerüst des Kernes ist von zarterer Beschaffenheit, gröbere Fäden bemerkt man insbesondere an der Peripherie, ein heller Hof im Ummkreise des Kernkörperchens mar- kirt sich mehr und mehr. Je bedeutender nun die Größenzunahme der Follikel, desto auf- fallenderen Veränderungen unterliegen die Zellen. Die kubischen, polsterförmigen oder ceylindrischen Epithelzellen (Fig. 48, 50 fep) er- reichen eine Höhe bis zu 30 u bei einer Breite von 7,3 u, ihr runder oder ovaler Kern, welcher nur wenig an Größe zugenommen hat, zeigt oft ein deutliches Kernkörperchen. Der größte Theil dieser Zellen dient nun der Produktion von Nahrungsdotter für das Ei resp. für den sich aus dem Eie entwickelnden Embryo. Auf die hierbei sich abspielenden Vorgänge und auf die Aufnahme des Dotters durch die Eizelle komme ich alsbald zu sprechen. 90] / Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 83 In den größten, reife oder nahezu reife Eier enthaltenden Follikeln bildet das Epithel fast durchweg nur mehr eine einzige Schicht (Fig. 48). Die älteren Eier (ov) sind in nur geringer Anzahl vorhanden (eines bis vier), sie sind aber so voluminös, dass alle anderen Zellen ihnen gegen- über zurücktreten. Jüngere Eizellen finden sich in wechselnder Menge hauptsächlich in der Nachbarschaft des Stieles (Fig. 48 ovz), seltener da und dort zwischen den Epithelzellen, leicht kenntlich an ihrem großen, ein deutliches Kernkörperchen führenden Kerne (Fig. 49 ovz'). Der Durchmesser der größten von mir gesehenen Eizelle betrug 131:73 u. An solchen Eiern tritt der Zellleib durch seinen Umfang in den Vordergrund; zum Studium derselben fand ich Sublimat-Essig- 'Osmiumsäure-Hämatoxylinpräparate am geeignetsten. So behandelte ‚Objekte lassen sehr gut eine zarte, blau gefärbte plasmatische Grund- ‚substanz erkennen, in welche grau tingirte, rundliche oder ovale, 2,19 ‚bis 3,65 u messende Dotterkügelchen eingebettet sind. Pikrokarmin verleiht ihnen einen gelblichen, Alaunkarmin einen gelb-violetten Farb- ton. Die rundlichen Eikerne von 21,9 :36,5— 21,9: 43,8 u Durchm. zeigen ein feinfädiges Gerüstwerk, das aber auch noch gröbere Fäden ‚oder Körner enthalten kann (Fig. 50 ovn), späterhin verschwinden diese vollständig. Das Kernkörperchen (nu) hat eine ansehnliche Größe, 7,3 u, ‚erreicht, es enthält eine oder einige Vacuolen und liegt fast stets excen- trisch. Es ist möglich, dass eine gewisse Menge des Dottermaterials von ‚der Eizelle selbst erzeugt wird, die Hauptmasse aber wird ihr von ‚außen, und zwar durch das Follikelepithel zugeführt. Zweierlei Modifikationen kommen hierbei in Betracht, auf die eine ‚derselben bezieht sich Fig. 49, auf die andere Fig. 50. Betrachten wir zuerst die in Fig. 49 dargestellte Art der Dotter- bildung. Ihr Beginn macht sich in den Follikelzellen (fepz) durch das Auftreten kleiner, wenig färbbarer Körnchen im Zellplasma bemerklich (fepz’), wodurch das lebhafte Tinktionsvermögen desselben beeinträch- ‚tigt, abgeschwächt wird. Die kleinen Körnchen vereinigen sich nach und nach zu größeren bis zu 3,65 u Durchm., zwischen denen noch Reste unveränderten Plasmas bemerkbar sind (fepz”); am längsten ‚halten sich dieselben in der Umgebung des Kernes und an der Peri- ‚pherie der Zellen. Allmählich schwinden auch diese, die Zellen verlieren ihre Selbständigkeit, benachbarte Zellen fließen in einander und nur nach der Anzahl der vorhandenen Kerne lässt sich die ursprüngliche ‚Menge der Dotter bildenden Zellen feststellen. Schließlich büßen auch die Kerne ihre regelmäßige Gestalt ein (fepn’), gehen zu Grunde, und ‚es bleibt von den Zellen nur die producirte Dottersubstanz (ds) zurück, 6* s4 Ludwig Böhmig, BD“ in welche nun die Eizellen (ovz) pseudopodienartige Fortsätze (pls) aus- senden, die die Dotterkügelchen umspinnen. Die Eizelle wird natür- lich größer und größer, ihr Plasma breitet sich aus und vertheilt sich mehr und mehr bis zu einer gewissen Grenze. War das betreffende Ei so gelagert, dass nur ein Theil seiner Peripherie mit Dottersubstanz in Berührung kam, so erfolgte in dieser Richtung eine Streckung des Eies; einer mehr allseitigen Umhüllung desselben mit Dotter entspricht dann auch eine gleichmäßigere Vertheilung der Plasmafortsätze. Dieser Modus der Dotteraufnahme scheint hauptsächlich be) solchen Eiern stattzuhaben, welche ein feinkörniges, ziemlich stark färbbares, körnerfreies Plasma und einen Kern besitzen, welcher keinen weiteren Modifikationen mehr unterworfen ist, dessen Chromatıil gerüst keine gröberen Fäden und Körner enthält, wie solches an dem in Fig. 49 dargestellten ersichtlich ist (Fig. 49 ovzn). { Ich habe schon erwähnt, dass nicht selten in relativ kleinen Ei- zellen (von ca. 42 u Durchm.) kleine, dotterähnliche Körnchen auf- treten. Zwischen solchen kleineren und großen, an Nahrungsdotter reichen Zellen finden sich alle möglichen Zwischenstufen hinsichtlich der Größe und angehäuften Dottersubstanz. Auffallend war es mir nun, dass alle diese Zellen scharfe Kontouren besaßen, und dass ihre Dotterkügelchen sich von denen der oben beschriebenen reifen Eizellen durch geringere Größe ca. 1,46—1,82 u Durchm. und einen dunkleren Farbton unterschieden (Fig. 50 ds’). Eine Durchmusterung aller in Frage kommender Follikel führte zu folgendem Resultate: Manche Eizellen legen sich mit einer räumlich meist beschränkten und nicht selten stielartig verlängerten Partie ihres Umfanges (Fig. 50 ovz) an das Follikelepithel, dessen Zellen (fepz) an solchen Stellen eine ganz außergewöhnliche Größe (30 u und mehr Höhe) und ein grobgranu- lirtes Aussehen besitzen. Das letztere wird bedingt durch zahlreiche kleine Körnchen, die im Zellplasma enthalten sind. Diese Körnchen werden von der betreffenden Eizelle aufgenommen und vereinigen sich in dieser zu etwas größeren Klümpchen, wenigstens sieht man häufig gerade an jener Stelle, wo die Eizelle mit den Follikelzellen in Kontakt steht, größere Körnchen, welche aus sehr kleinen, wie sie in den Epithelzellen vorkommen, zusammengesetzt sind. | Ehe das Ei seine definitive Größe und Struktur erlangt, in Fig. 50 z.B. ist dies noch nicht der Fall, da das Kerngerüst noch gröbere Chromatinpartikel aufweist, dürften die Dotterelemente einige weitere Veränderungen als eine Zunahme in der Größe, eine Abnahme des Tinktionsvermögens erleiden; ich schließe dies aus der vollkommenen’ Übereinstimmung der Dotterkörner aller reifen Eier. '92] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 85 Ob die Dotter bildenden Zellen auch hier vollständig zu Grunde gehen, wie solches der Fall bei dem zuerst beschriebenen Modus war, weiß ich nicht. Die erste Art der Dotterbildung und Dotteraufnahme seitens der Eizelle machte auf mich den Eindruck eines sich rasch abspielenden Vorganges, die zweite Art den eines langsam, stetig verlaufenden Pro- cesses. Das schließliche Resultat ist das gleiche, das Ei wird mit der nöthigen Quantität von Nahrungsdotter versehen. Schon in relativ noch wenig entwickelten Follikeln bemerkt man, dass benachbarte Eizellen durch sich einschiebende Follikelepithel- zellen getrennt werden. Der größere Theil der betreffenden Epithelzellen unterliegt der Dottermetamorphose, einige von ihnen aber nehmen, und eben so ihre Kerne, eine platte, langgestreckte Form an und dienen zur Bildung von Hüllen um die Eier (Fig. 48 fepz’”). Es erhält jedoch nicht ein jedes Ei seine vollständig separate Hülle, sondern es besitzen gewöhnlich benachbarte Eier streckenweise eine gemeinsame. Die Größe der Follikel ist natürlich in erster Linie abhängig von der Anzahl der vorhandenen reifen oder wenigstens nahezu reifen Eier. Ihnen gegenüber kommt die Menge junger, dotterfreier Eizellen sowie das Follikelepithel nur wenig in Betracht. So betrugen z. B. die Durchmesser eines Follikels mit einem reifen Ei 100:412 «u, mit drei Eiern 215 :237 u, mit vier 213:275 u. Der _ erste Follikel enthielt außerdem vier, der zweite fünf, der dritte drei _ junge Eizellen, das Epithel war in allen drei Fällen wie in Fig. 48 auf eine niedrige wandständige Schicht beschränkt. In der Basis einer größeren Anzahl von Ovarialfollikeln bemerkte ‚ieh oberhalb des »Stieles« einen bald größeren bald kleineren Raum (Fig. 48*), der von Follikelepithelzellen begrenzt war, unter denen sich aber auch gelegentlich eine junge Eizelle fand; dieser Raum ent- hielt sehr häufig Spermatozoen (sp) in großer Menge, und es ist dem- nach nicht unwahrscheinlich, dass die Befruchtung der Eier innerhalb - der Ovarialfollikel stattfindet. | Die Hodenfollikel sind wie die Ovarialfollikel lokale Ausstülpungen des Keimepithels. Anfänglich hohl werden sie späterhin mehr oder _ weniger vollständig von Zellmassen erfüllt, die sich aus dem Keimepi- thel der Drüse lösen und alsdann in das Lumen der Follikel gelangen. | Im ausgebildeten Zustande stellen sie ei- oder birnförmige Säck- chen dar (Fig. 51), welche von Bündeln reifer Spermatozoen oder von - Entwicklungsstadien solcher erfüllt werden. Als Ausgangspunkt der Spermatozoenentwicklung sind auch hier jene kleinen-Zellen der dorsalen Wandung der Drüse zu betrachten, 86 Ludwig Böhmig, [93 aus denen in der Gegend der Ovarialfollikel die Eier resp. die Follikel- epithelzellen hervorgingen, und die von mir mit dem Namen der# indifferenten Geschlechtszellen belegt wurden (Fig. 47 kz’). Wie dort so sehen wir auch hier eine, wenn auch nicht so bedeutende Größen- zunahme der Zellen, innerhalb des Kernes differenzirt sich die färbbare Substanz in ein netz- oder knäuelartiges Gerüstwerk und ein Kern- körperchen; aus der indifferenten Geschlechtszelle geht eine Zelle hervor, die wir als Spermatogonie bezeichnen können. Der Durch- messer der Spermatogonien beträgt ca. 10,95 u, der ihrer Kerne 6,57—7,3 u, das in diesen enthaltene Kernkörperchen misst 1,46 bis 3,65 u (Fig. #7, 51 spo). Aus ihnen entstehen auf dem bekannten Wege der indirekten Theilung die Spermatogemmen. Wie groß die definitive Zahl der aus einer Spermatogonie hervorgegangenen Spermatocyten ist, vermag ich nicht zu sagen, da es mir an Material zur Herstellung entsprechender Zupfpräparate fehlte. Ich übergehe auch die Beschrei- bung der von mir gefundenen nach Größe und Chromatingehalt des Kernes verschiedenen Theilungsstadien, da ich kein genügend sicheres Bild bezüglich- der Aufeinanderfolge und Zusammengehörigkeit der- selben zu geben vermag. Das Resultat der Theilung ist eine Spermatogemme (spg), welche aus einer ansehnlichen Anzahl ovaler Spermatocyten besteht, die um eine centrale Plasmamasse gruppirt sind. Der Kern der Spermatocyten ist der Plasmamasse (cy) zugewandt und misst ca. 2,9 u im Durchm. Die chromatische Substanz bildet eine periphere Zone und umschließt eine centrale wenig, färbbare Substanz. Die Umwandlung der Spermatocyten in Spermatiden beginnt mit Streckung der ersteren, deren ovale Gestalt in eine keilförmige übergeht. Der Kern wahrt noch seine runde oder leicht ovale Form, seine Größe nimmt ab (2,19 u Durchm.), sein Tinktionsvermögen zu, die centrale helle Substanz im Kerne konnte ich nicht mehr wahr- nehmen. Der Kopf- und Schwanztheil des zukünftigen Spermatozoons ist nun schon wohl unterscheidbar, der erstere geht hervor aus dem Kerne, der letztere aus dem Plasma. In der Folge wird der Kern oval, dann spindelförmig, der keulenförmige Plasmatheil der Spermatide zieht sich mehr und mehr in einen dünnen Faden aus (Fig. 51 spg)). Das Köpfchen der Spermatosomen ist fadenförmig, spiralig gewun- den 13,14 u lang, 1,46 u dick und tingirt sich lebhaft; der sehr lange, ebenfalls spiralig gedrehte Schwanzabschnitt färbt sich nur wenig. Die spiralige Drehung desselben macht sich übrigens schon an 8,76 j langen Spermatiden bemerklich. Es ist mir nicht gelungen sicher festzustellen, ob der färbbare 94] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 87 Theil des Köpfchens eine unfärbbare Spitze trägt, wie es bei den Spermatosomen vieler Turbellarien der Fall ist, einzelne Bilder deu- teten allerdings auf das Vorhandensein einer solchen hin. Nach v. Grarr’s Angaben sind die Spermatozoen fadenförmig, 0,005 mm lang und wie aus der beigegebenen Abbildung hervorgeht spiralig gewunden, es stimmen hinsichtlich der Form v. Grarr’s und meine Beobachtungen überein, aber nicht bezüglich der Länge, welche meiner Ansicht nach eine viel bedeutendere ist. Einige Worte, die Gruppirung der verschiedenen Entwicklungs- phasen der Spermatozoen innerhalb der Follikel betreffend, mögen hier noch Platz finden. In der Basis der Follikel (Fig. 51) treffen wir im All- gemeinen Spermatogonien (spo) sowie kleinere Spermatogemmen an, im entgegengesetzten Abschnitt Bündel reifer Spermatozoen (spsb), zwischen beiden also in der Mitte liegen Spermatogemmen (spg) mit Spermatocyten und Spermatiden. Die Form der Spermatogemmen ist bald eine rosettenförmige bald eine langgestreckte, eylindrische. Wand- ständige Spermatogemmen zeigen eine gestreckte Gestalt (Fig. 51) und eine palissadenartige Gruppirung ihrer Zellen, frei in dem Lumen des Follikels befindliche eine mehr kugelige oder rosettenförmige Form. Die Spermatozoenbündel lagern der Wandung der Follikel immer ziemlich dicht an (Fig. 51 spsb), die Köpfchen derselben zugewandt und mit ihnen eingesenkt in ein kernhaltiges Protoplasma (ncy). Was für eine Rolle spielt nun dieses letztere, und in welchen Be- ziehungen steht dasselbe zu den Spermatozoenbündeln ? Bei einer Durchmusterung der Spermatogemmen bemerkt man unter den Spermatocyten oder Spermatiden in jeder Gemme eine Zelle, welche sich von den übrigen durch Größe und Habitus unterscheidet (Fig. 52 ncyz). Die Differenz ist eine um so größere, je weiter die Gemmenzellen in ihrer Entwicklung fortgeschritten sind. Die be- treffende Zelle, welche ich als Cytophorzelle (ncyz) bezeichnen will, kann in der Gemme eine centrale oder eine excentrische Lage ein- nehmen; das Letztere ist das Gewöhnliche und kann für wandständige Gemmen fast als konstant gelten. Die kleinsten ca. 6,57 und 7,3 u messenden Cytophorzellen, denen ich begegnete, zeigten ein fein- körniges, wenig färbbares Plasma; ihr Kern, dessen Durchmesser 4,38 bis 5,41 u betrug, tingirte sich entweder gleichmäßig (Fig. 52% ncyz) intensiv oder enthielt die färbbare Substanz in Form eines Gerüst- werkes, ein Kernkörperchen war alsdann ebenfalls meist deutlich wahrnehmbar. Auf diesem Stadium ähneln die Cytophorzellen jünge- ren Spermatogonien oft zum Verwechseln. | Sobald unsere Zellen aber eine gewisse Größe ca, 10,95 u bei S8 Ludwig Böhmig, [95 w einem Kerndurchmesser von 7,3—8 ıı erreicht haben, hört diese Ähnlichkeit vollständig auf, und sie erhalten ein ganz charakteristisches Gepräge. Das früher feinkörnige Plasma erscheint stark granulirt, es enthält zahlreiche kleine Körnchen, die sich mit Sublimat-Osmium-Essigsäure- Hämatoxylin bräunlich färben und denen gleichen, welche sich in den Epithelzellen der Ovarialfollikel bei dem Beginne der Dotterbildung finden. Im Kerne ist ein Kerngerüst nicht mehr wahrzunehmen, die färbbare Substanz beschränkt sich auf eine membranartige periphere Zone, auf das Kernkörperchen, außerdem sind da und dort noch kleine, unregelmäßige Chromatinflöckchen im Kerne sichtbar. Schließlich verschwinden die Grenzen der einzelnen Zellen, sie fließen zusammen und bilden dann die erwähnte Plasmazone an der Wandung der Follikel (Fig. 51, 52 ncy). Die Größe und Beschaffenheit der Gytophorzellen steht in Korrelation mit den Spermatogemmen; je weiter eine solche entwickelt ist, desto größer und körnchenreicher ist die mit ihr verbundene Cytophorzelle. Wenn wir dies in Betracht ziehen und uns erinnern, dass die Körnchen im Plasma der Cytophorzellen sich Reagentien gegenüber ähnlich verhalten wie die Dotterelemente der Epithelzellen der Ova- rialfollikel, so liegt der Gedanke nahe, dass diese Zellen den Zellen der Spermatogemmen resp. den Spermatosomen Nährsubstanz zuführen; je weiter entwickelt die Spermatogemmenzellen sind, desto größer wird auch ihr Nahrungsbedürfnis sein und desto größer und körnchen- reicher ist ja auch, wie die Beobachtung lehrt, die betreffende Cyto- phorzelle. Ich habe oben darauf hingewiesen, dass kleine Gytophorzellen jüngeren Spermatogonien resp. indifferenten Geschlechtszellen gleichen. Sie bilden fernerhin sehr häufig eine Art lockeren Epithels innerhalb der Follikel vergleichbar demjenigen der Ovarialfollikel, nur weniger mächtig entwickelt wie in diesen. Da nun die Hodenfollikel Ausstül- pungen des Keimepithels der Zwitterdrüse sind, das Follikelepithel in den Ovarialfollikeln nachweislich aber aus indifferenten Geschlechts- zellen hervorgeht, so ist für die Cytophorzellen eine gleiche Abstammung mehr als wahrscheinlich. | So verschieden auch die physiologische Bedeutung und Leistung der Eier und Follikelepithelzellen, der Spermatosomen und Cytophor- zellen ist, morphologisch sind sie gleichwerthig, und es lassen sich die Epithelzellen der Ovarialfollikel und die Cytophorzellen direkt paralleli- siren; die einen dienen der Ernährung der Eier resp. der aus diesen 96] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 89 hervorgehenden Embryonen, die anderen derjenigen der Spermato- somen. Die Spermatogemmen enthalten fast stets in ihrem Centrum eine geringe Menge protoplasmatischer Substanz (cy), in welche die Sperma- togemmenzellen mit dem zukünftigen Kopftheile eingesenkt sind. Diese ist nie kernhaltig und wohl zu unterscheiden von der Gytophor- zelle; sie ist meines Erachtens viel mehr vergleichbar dem »Cytophor« der Turbellarien, welcher ebenfalls stets eines Kernes entbehrt. Ich habe hinsichtlich desselben geäußert, dass er wohl nicht zur Ernährung der Gemmenzellen resp. Spermatosomen dienen, sondern aus unver- wendbarem Protoplasma bestehen möge. Die Befunde bei Rhodope bestärken mich in dieser Ansicht. Ein Nähreytophor ist bei den Turbellarien für die Spermatozoenentwicklung unnöthig, da hier die Spermatogemmen resp. Spermatosomen in das halbflüssige und, wie wir annehmen müssen, an Nährstoffen reiche Parenchymgewebe förm- lich eingebettet sind. Der Genitalapparat der Rhodope besteht also, wenn ich kurz rekapitulire, aus einer Zwitterdrüse, welche vermittels des Zwitter- drüsenganges mit dem einfachen Genitalgange (Oviduct +- Vas deferens) verbunden ist. In diesen öffnet sich seitlich eine voluminöse, mehr- lappige Drüse, glandula dell’ albume e del nidamento Trıncnsse, glan- dula uterina v. KöLLiker, welche wahrscheinlich den Eiern Eiweiß- und Schalensubstanz liefert. Der Genitalgang geht über in ein blasiges Organ (Penisscheide Trıncugse), an das sich das Atrium genitale an- schließt, das auf der rechten Seite des Thieres durch den Porus genitalis nach außen mündet. Während v. Körzıker die Ähnlichkeit des Genitalapparates der Rhodope und der Mollusken hervorhebt, ist R. Bereu! hingegen der Ansicht, »dass die Anordnung der (inneren) Genitalorgane der Rhodope wesentlich nicht von der der Turbellarien abweicht«, In Bezug auf die Anschauung Bergr’s seien einige wenige Worte über den Genitalapparat der Turbellarien gestattet. Wenn auch weitaus die meisten Turbellarien Hermaphroditen sind, so existirt doch meines Wissens kein einziges Turbellar, das eine »Zwitierdrüse« besäße. Der männliche und weib- liche Apparat ist hinsichtlich der Keimdrüsen (Hoden, Ovarien resp. Keimstöcke) vollständig getrennt, mögen die Keimdrüsen in welcher Zahl auch immer vorhanden sein. Die männlichen und weiblichen Hilfsapparate — Penis, Vesicula seminalis, Bursa copulatrix, Uterus, Schalendrüsen — unterscheiden sich im Bau, in der Anordnung mehr von 1 R, BereH, Über die Gattung Rhodope. Zool. Anz. V. Jahrg. Nr, 123, 1882. 90 Ludwig Böhmig, [97 : denen der Rhodope als Rhodope in dieser Beziehung von den Nudi- branchiern. Ein Vergleich des Genitalapparates der Rhodope mit demjenigen der Turbellarien erscheint mir mithin undurchführbar. Wie verhält sich aber Rhodope in dieser Hinsicht zu den Gastero- poden? Den bezüglich der Leitungswege relativ am einfachst gebauten Geschlechtsapparat finden wir bei den Teetibranchia; v. Inerıng ! be- zeichnet ihn als monaulen Typus gegenüber dem bei den Nudibranchia und Pleurobranchia vertretenen und komplieirteren diaulen und triau- len; der erste ist dadurch charakterisirt, dass nur ein einziger Genital- gang für Samen und Eier vorhanden ist; allerdings ist dieser Gang durch innere Falten unvollständig in zwei Rinnen, eine für die Eier, die andere für das Sperma geschieden. Der Penis der Tectibranchia liegt entfernt vom Orificium genitale und ist mit diesem in der Regel durch eine Wimperrinne verbunden. v. Inzrına? bezeichnet diese Disposition als » er&emokaule« (»penis &loign& ou isol&E de l’appareil genital«), im Gegensatz zu der bei den Nudibranchia und Pleuro- branchia vertretenen pyxikaulen: »chez les Nudibranches et les Pleu- robranches, le penis n’est jamais que la partie terminale, plus ou moins modifiee du vas deferens, quelquefois un peu distant de l’orifice femelle, mais jamais tres eloigne de ce dernier. Ce penis est toujours une partie du conduit exer6teur, et, comme il ne presente qu’un renflement du vas deferens, je propose d’appeler cette disposition de l’appareil genital: pyxikaule (penis renfl6).« Die Einfachheit des Genitalapparates der Rhodope würde am ehesten einen Vergleich mit dem nach dem monaulen Typus gebauten Geschlechtsapparate der Tectibranchia zulassen, obwohl auch hier schon Rhodope gegenüber weitere Differenzirungen eingetreten sind, und insbesondere die Bildung des Kopulationsorgans einen wesent- lichen Unterschied bedingt. Eine Diskussion der in Betracht kommenden Verhältnisse und Schwierigkeiten erscheint mir aber unnöthig, da ein viel günstigeres Vergleichsobjekt in den Genitalorganen sehr junger Individuen, die erst kürzlich das Ei verlassen haben, vorliegt. Eine für das hier Wesentliche sehr wichtige Dar alla der Ent- H. v. Iuerıng, Giebt es Orthoneuren? Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XLV. 1887. H. v. IBERInG, Sur les relations naturelles des Cochlides et des Ichnopodes. Bulletin scientifique de la France et de la Belgique. T. XXIII. 1894, 1 2 98] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker, 91 wicklung des Genitalapparates von Agriolimax agrestisMörch verdanken wir Brock !. Auf Taf. XXI, Fig. 5 hat Brock die Genitalorgane eines im konser- - virten Zustande 3,5 mm langen Individuums abgebildet. Wir unter- scheiden an ihnen (Fig. 33) die Zwitterdrüse (Gl.h)(z), den Zwitter- drüsengang (D.h)(zg), den primären Geschlechtsgang (D.g)(pg) und das Atrium genitale (At.g)(ag). An der Übergangsstelle des Atrium genitale in den primären Geschlechtsgang liegt eine blasige Erweiterung oder Aussackung des letzteren, die sich künftighin mehr und mehr ab- schnürt, die Penisanlage (P). Die Eiweißdrüse und Vesicula seminalis erscheinen am entgegengesetzten Theile des Genitalganges zuerst in Form eines Blindsackes, der in Brocr’s Fig. 5 allerdings nicht darge- stellt ist wohl aber in der Fig. 7 dieses Autors (bl). Nach Brock’s eigener Angabe tritt diese Anlage aber auch schon an Stadien auf, die zwischen den in Fig. 4 und 5 abgebildeten liegen würden. Das Atrium genitale ist noch nicht nach außen durchgebrochen, der Durchbruch erfolgt jedoch bald; dieser Punkt ist für unsere Er- örterungen übrigens wenig wichtig. Wir können also eine ganz auffallende Übereinstimmung mit dem Genitalapparate der Rhodope konstatiren, die Differenzen liegen einzig und allein in den Größenverhältnissen und in dem bei Agriolimax noch embryonalen Zustande der einzelnen Theile und Zellelemente. In beiden Fällen ist vorhanden: eine Zwitterdrüse, ein Zwittergang, ein einfacher Geschlechtsgang, dessen vorderster Abschnitt den blasigen Penis darstellt, ein Atrium genitale, eine Eiweißdrüse bei Rhodope, eine solche und eine Vesicula seminalis bei Agriolimax, die aber beide aus einer gemeinsamen Anlage hervorgehen. Einige Worte seien speciell noch dem Penis gewidmet. Trıxchesz hat als Penis den zapfenartigen Vorsprung (Pz) innerhalb der Blase (Ps) bezeichnet, die Blase selbst nennt er Penisscheide; ich bin in diesen Benennungen TrıncHzse gefolgt, obwohl sie mir von vorn herein nicht ganz korrekt gewählt zu sein schienen. Mit Rücksicht auf Brocr’s Er- gebnisse ist meines Erachtens die Penisscheide (Ps) vollkommen homolog dem Penis bei Agriolimax und der von Trincugse mit Penis bezeichnete Zapfen (Pz) vielleicht dem » Reizkörper« oder dem »Kamme«. Der Reizkörper tritt bereits bei 2 mm langen Thieren als eine Ver- diekung der medianen Wand des Penis auf; bei Rhodope handelt es sich allerdings nun nicht um eine Zellwucherung, sondern anscheinend ! Brock, Die Entwicklung des Geschlechtsapparates der stylommatophoren Pulmonaten etc. Zeitschr. f. w. Zool. Bd, XLIV. 1886. 92 Ludwig Böhnig, '99 um eine Einstülpung der Peniswandung (Penisscheidenwandung), doch dies ist schließlich irrelevant, Exkretionsapparat. Die ersten allerdings noch unvollständigen Beobachtungen über den Exkretionsapparat verdanken wir den Untersuchungen v. GRAFF’S. v. Grarr entdeckte im ganzen Körper des Thieres zerstreute Wimper- organe, welche denen der Turbellarien, Gestoden und Trematoden voll- ständig gleichen sollten. Obwohl »über die Verästelungen des Exkre- tionsgefäßsystems und dessen Ausmündungen« keine Beobachtungen gemacht wurden, schien v. Grarr das Vorhandensein der Wimperorgane genügend wichtig, »um den Ausspruch zu rechtfertigen, dass Rhodope mit einem Exkretionsgefäßsystem gleich dem der Platyhelminthen ver- sehen sei. Diese Daten wurden von Trıncazse in ausgedehntem Maße vervoll- ständigt und berichtigt. Dieser Forscher konstatirte zunächst das Vorhandensein eines dicht vor und etwas oberhalb des Anus gelegenen Nierenporus, welcher in einen mit Flimmerepithel ausgekleideten Kanal führt. In diesen Kanal mündet die weite und etwas unregelmäßig gestaltete » Camera urinaria« ein, welche durch die Erweiterung eines Exkretions-Längskanals ge- bildet wird. Nach vorn verengt sich die Urinkammer und setzt sich in ein Exkretionsgefäß fort, das sich im Mesenchym verliert. In die Urin- kammer öffnen sich neun oder zehn Wimperorgane, welche ihrer Form nach als Fläschchen (fiaschetti) bezeichnet werden; an manchen Stellen stülpt sich die Kammerwandung in Gestalt kleiner Säckchen (culdi- sacchi) aus. Der Hals der Fläschchen, welche nach Trıncuzse wohl hinsichtlich ihrer Struktur, aber nicht hinsichtlich ihrer Form mit den von v. GRAFF und von Vogr und Yung bei Mesostoma Ehrenbergii beschriebenen Wimper- organen übereinstimmen, ist offen und setzt sich in die Wandung der Urinkammer fort. Im entgegengesetzten, blindgeschlossenen Theile liegt eine granulirte halbkugelige Hervorragung, welche eine lebhafter Be- wegung fähige Wimper trägt. Trıncusse bestreitet v. Grarr gegenüber, und wie ich sagen kann, mit Recht, das Vorhandensein von Wimperorganen im ganzen Körper der Rhodope, dieselben sind thatsächlich auf die rechte Seite des Thieres beschränkt. Es wird alsdann von dem italienischen Forscher eines Geflechtes feiner Fäden und kleiner Kanäle innerhalb des Mesenchyms gedacht, auf die ich später genauer eingehen werde, »In tutto il corpo dell’ ani- 100] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 93 male, sagt Trıxcuese in Bezug auf dieses Geflecht, o, per esprimermi con maggiore esattezza, in tutto il mesenchima, trovasi un fitto intreceio di filamenti sottilissimi, spesso varicosi, nei quali sono disposte in fila delle granulazioni che alla luce diretta appaiono bianche; alla luce trasmessa, verdognole. Questi filamenti si continuano colla parete di fini canaletti, entro i quali si trovano di tratto in tratto dei gruppi delle predette granulazioni.« Der Nierenporus liegt, wie Trıncagsz angiebt, auf der rechten Seite dicht vor dem After. Seine Weite beträgt 10,95—18,25 u; er führt in einen kurzen ca. 29—32 u langen Kanal, dessen Querdurchmesser dem des Porus entspricht. Die Auskleidung dieses Endkanales, Ureters, besteht aus einem Epithel, dessen eylindrische 3,65—5,8 u breite und 7,3 u hohe Zellen starke und ea. 10,95 «u lange Cilien tragen, welche gegen den Porus hin gerichtet sind. In den Endkanal münden zwei große Exkretionsgefäße, ein vor- deres und ein hinteres. Das erstere zieht anfänglich, von seiner Mündung in den Endkanal an gerechnet, ganz rechtsseitig liegend nach vorn, nähert sich allmäh- lich der Medianebene, biegt dann, noch ehe es das Gehirn erreicht, um, wendet sich nach links und rückwärts, wo es ungefähr in der Höhe des Exkretionsporus blind endigt. An der Umbiegungsstelle dieses huf- eisenförmig gekrümmten Gefäßes vereinigt sich mit ihm etwas rechts von der Medianebene ein kleineres, das bis über das Gehirn nach vorn verfolgt werden konnte. Ein weiteres Seitengefäß von nur ca. 8 u Querdurchmesser steigt steil von der Ventralseite zwischen Hautmuskel- schlauch und Albumindrüse nach oben und mündet in nur geringer Entfernung vom Endkanal in das vordere Hauptgefäß oder aber seltener selbständig in den Endkanal ein. Der zweite Hauptexkretionskanal, den man seiner Lage nach auch als Rückengefäß bezeichnen könnte, beginnt blind in der Nähe des hinteren Körperpoles ungefähr 150 bis 200 u vor demselben und verläuft zuerst auf der Dorsalseite dicht unterhalb des Hautmuskelschlauches fast in der Medianlinie kopfwärts. Je mehr er sich dem Endkanale nähert, desto mehr entfernt er sich von dem Hautmuskelschlauche und der Medianebene, und ehe er in ihn einmündet, kreuzt er sich mit dem Enddarme. Eine kleine Varia- tion lässt sich bei einzelnen Individuen konstatiren, in so fern nämlich die Lage dieses Exkretionskanales in seiner ganzen Ausdehnung eine ausgesprochen rechtsseitige bleibt, und er nie die Medianlinie erreicht, wenn er sich derselben auch ein wenig nähert. Die Durchmesser der im Querschnitte runden oder ovalen Exkre- tionskanäle unterliegen hinsichtlich ihrer Weite ganz beträchtlichen 94 Ludwig Böhmis, [101 Schwankungen, wobei die Entfernung des betreffenden Quersehnittes vom Ureter ziemlich gleichgültig zu sein scheint. Ihre Wandung besteht aus einer zarten äußeren Muscularis, die sich aus Ring- und Längsfasern zusammensetzt, und einem das Lumen auskleidenden Epi- thele, dessen Zellen von denen des Endkanales wesentlich verschieden sind. Dort lag ein typisches Flimmerepithel vor, hier haben wir es mit Drüsenzellen zu thun (Fig. 62). Dieselben sind von platter, flacher oder cylindrischer Gestalt 2,9—7,3 u hoch, 4,38—10,95 u breit. Mit Aus- nahme ihrer freien, dem Lumen zugewandten Fläche erscheinen sie sehr scharf kontourirt; an der genannten Stelle ist die Begrenzung viel weniger deutlich und scharf, nicht selten sogar ganz verwischt. Der Zellinhalt bietet recht verschiedene Bilder, die aber unabhängig sind von der Art der Konservirung. Ein Theil der Zellen besitzt ein mäßig feinkörniges Plasma, das sich bald mehr bald weniger stark tingirt (Fig. 62 exz'!), ein anderer Theil von ihnen gleicht leeren Schalen, in denen die plasmatische Substanz, wenn überhaupt noch deutlich wahr- nehmbar, auf geringe Reste in der Basis der Zellen beschränkt ist (Fig. 62 exz°). Zwischen diesen beiden Extremen finden sich nun Zellen, in deren Plasma helle vacuolenartige Gebilde auftreten, welche so zahlreich oder so groß sein können, dass das Plasma auf dünne Stränge zwischen den Bläschen beschränkt wird. Verschwinden auch diese Stränge, so sehen wir die Zelle von einer homogenen oder sehr feinkörnigen fast unfärbbaren Substanz erfüllt (ex2?). Wird diese Substanz ausgestoßen, dann gleichen die Zellen den oben erwähnten leeren Schalen. Gelegentlich findet man Zellen, deren Inhalt noch theilweise innerhalb der Zelle sich befindet, theilweise aus derselben hervorgequollen ist. Das Exkret der Nierenzellen tritt jedoch nicht immer in dieser mehr flüssigen Form auf, sondern auch in Gestalt größerer und kleinerer Körnchen, die jedoch nur selten eine so bedeutende Größe erreichen, dass nur eines oder einige wenige die Zelle ganz erfüllen. Die Zellkerne sind in ihrer Form abhängig von derjenigen der Zellen; in eylindrischen rundlich oder oval, langgestreckt in flachen platten. In exkretfreien Zellen nehmen sie eine centrale Lage ein, in solchen, welche eine größere Menge von Exkretstoff enthalten, erschei- nen sie gegen die Zellwand gedrängt. Die Wimperorgane, deren Gesammtzahl nach Zählungen, die ich an einem in Querschnitte zerlegten Individuum vorgenommen habe, ungefähr 40 beträgt, sitzen den Exkretionsgefäßen direkt auf. Ihre Gestalt ist, wie Trıxcnzsz angiebt, die kleiner Fläschchen oder Röhrchen, deren Längendiameter ca. 14,6 u, deren Breitendurchmesser 102] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 95 7,3—10,95 u betragen. Ich will gleich hervorheben, dass, entgegen den Angaben meiner Vorgänger, diese Organe bei Rhodope wesentlich komplieirter gebaut sind als v. Grarr und Triıxchese glauben, und dass sie vor Allem nicht aus einer Zelle, sondern einer größeren Zahl solcher bestehen, sich mithin in einem wesentlichen Punkte von den Wimper- organen der Platyhelminthen unterscheiden. Bis jetzt habe ich über ihren Bau Folgendes ermittelt: Wie aus Fig. 64 ersichtlich, stellt ein solches Wimperorgan eine Ausstülpung der Wandung des Exkretionsgefäßes dar. Die Zellgrenzen sind unscharf und verwischt, wo ich sie angedeutet fand, schien es mir, als ob die basalen Zellen, welche den Hals des Fläschehens bildeten (wenn wir diesen Ausdruck Trınensgse’s beibehalten), nicht unerheblich größer wären, als diejenigen, welche den Boden formirten. Das mäßig stark färbbare Plasma besitzt eine feinkörnige Beschaffenheit. An ihrer dem Lumen zugewendeten Fläche werden die Zellen von einer Gutieula (Fig. 66 cu) bedeckt, welche an gewissen Stellen verdickt ist und kantenartig vorspringt (Fig. 65, 66 cu). Die stark färbbaren, runden, ovalen, halbmondförmigen (Fig. 67) oder unregelmäßig geformten Kerne n, n’ sind meist im oberen Theile des Organs etwas, zuweilen sogar auffallend kleiner als im hasalen ; dort messen sie 2,92—3,65 u, hier 1,46—2,92 u. In Fig. 66 habe ich einen schräg geführten Schnitt durch ein Wimperorgan abgebildet, in dem sich diese Größendifferenzen sehr deutlich hervorheben. Das Lumen des Organs wird fast vollständig von der dicken ca. 10,95 wu langen Geißel (g) ausgefüllt, deren Zusammensetzung aus kräf- tigen Cilien unschwer zu erweisen ist. Häufig ragt sie auch noch in die Urinkammer, wie bereits TrıncHgse berichtet. Nach den Unter- suchungen dieses Forschers entspringt die Geißel von einer halbkuge- ligen, granulirten Hervorragung, welche den Boden des Fläschehens bildet. In mehreren meiner Präparate fand auch ich an der von Ti:ncHEse angegebenen Stelle eine etwas hervorragende Zelle (Fig. 64 92) mit deutlichem Kerne (gzn), welche die Geißel trug, in anderen hingegen vermisste ich diese Verschlusszelle, und gewann vielmehr den Eindruck, als ob sich an der Bildung der Geißel mehrere der distal gelegenen Zellen betheiligten. Wie viele Zellen ein solches Wimperorgan bilden, vermochte ich nicht festzustellen (vielleicht vier bis acht), eben so bin ich unsicher, ob die Zellen in einfacher oder doppelter Reihe angeordnet sind. Für die letztere Möglichkeit sprechen allerdings nur einige wenige Quer- schnitte (Fig. 67). 96 Ludwig Böhmig, [103 Einige Male bemerkte ich ziemlich scharf umschriebene Lücken in den oberen distalen Zellen (Fig. 65 *), von denen ich aber nicht zu sagen weiß, ob sie künstlich entstanden sind oder nicht. Außer diesen Wimperorganen existiren noch sehr ähnlich geformte und auch in der Größe nur wenig abweichende Aussackungen der Urinkammerwandung, welche sich von den Wimperorganen nur durch die Abwesenheit einer Geißel unterscheiden, wahrscheinlich handelt es sich um dieselben Gebilde, welche Trıncuzsz als »euldisacchi« be- zeichnet. | Im Mesenchym der Rhodope breitet sich ein Kanalsystem aus (Fig. 68, 69 X), das in seinem Baue und insbesondere in seinen Be- ziehungen zu anderen Organen von mir noch nicht vollständig erkannt worden ist; ein genaueres Studium wird mir erst mit Hilfe neuen Materials möglich sein. Trıxcuesr's Angaben sind ebenfalls spärliche, ich habe sie oben wörtlich angeführt. Das in Rede stehende Kanalsystem durchzieht, wie gesagt, das ganze Mesenchym, liegt aber seiner Hauptmasse nach dicht unterhalb des Hautmuskelschlauches. Es stellt,ein eigenthümliches Netzwerk dar, das aus zarten und dicken, insbesondere mit Pikrokarmin und zuwei- len auch mit Hämatoxylin sehr intensiv färbbaren »Fasern«, von denen ich ursprünglich glaubte, dass sie muskulöser oder bindegewebiger Natur seien, gebildet wird (Fig. 68). Außer diesen »Fasern« begegnete ich im Mesenchym dünnwan- digen, relativ weiten Kanälen (7,3—1 0,95 u Durchm.), welche häufig un- regelmäßig geformte, gelblich gefärbte Konkremente enthielten. Diese Kanäle, welche in manchen Individuen sehr häufig, in anderen nur spärlich vorhanden waren, ließen sich nie auf größere Strecken ver- folgen, sie hörten plötzlich auf, schienen aber mit den stark färbbaren »Fasern« in Verbindung zu stehen. | Es gelang mir bald, mich zu überzeugen, dass die »Fasern« nicht solide, sondern hohle Gebilde, Röhren mit allerdings oft sehr geringem Lumen sind, dass sie direkt in die dünnwandigen Kanäle über- gehen, welche nur lokal erweiterte Theile der Röhren darstellen (Fig. 53). Die Wandung dieser Röhren und Kanäle setzt sich aus zwei Schichten zusammen, einer äußeren (Fig. 53” a), in welcher ich nicht mit Sicherheit Kerne erkennen konnte, und einer inneren, zarten Schicht b, die Kerne enthält und eine Art Endothel bildet, dessen Nachweis übrigens oft sehr schwierig zu erbringen ist. Die äußere Hülle « ist es, welehe den Röhren das massive Aussehen verleiht, da sie selbst in Röhren von geringem Durchmesser (1,46 «) 104] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 97 noch die ansehnliche Dicke von ca. 0,7 u besitzt, die in Röhren stär- keren Kalibers auf 1,46 u, vielleicht da und dort noch höher steigt. Je bedeutender die Röhren ausgedehnt werden, je größer also das Lumen der dünnwandigen Kanäle ist, desto zarter wird im Allgemeinen die Wandung derselben sein. Die Färbbarkeit der Schicht «a ist eine große, besonders intensiv wirken Hämatoxylin und Pikrokarmin, in Sublimat- Osmium-Essig- säurepräparaten erscheint sie grau-braun tingirt. In ihr oder ihr wenigstens sehr dicht angelagert verlaufen Längsfasern (Fig. 68 fx), die in so fern ein eigenthümliches Verhalten zeigen, als sie oft plötzlich von den Kanälen abbiegen, auf Nervenstämme übertreten oder sich, wenig- stens scheinbar, mit dem Hautmuskelschlauch in Verbindung setzen. Ob diese Fasern, welche ich am besten auf Sublimat-Pikrokarminprä- paraten, am wenigsten gut in Sublimat-Osmium-Essigsäure-Hämatoxy- linpräparaten erkennen konnte, muskulöser oder bindegewebiger Natur sind, muss ich zweifelhaft lassen, vermuthe aber das erste. Bei der Besprechung der Drüsen habe ich zweier Zellenlager in den seitlichen Partien des Kopfes Erwähnung gethan (Fig. 8, 9 Zc) und die betreffenden Zellen geschildert. Zwischen diesen Zellen findet sich eine sehr reiche Ausbreitung unseres Röhrensystems (Fig. 9 x), ja man gewinnt sehr häufig den Eindruck, als ob die Röhren in die Zellen selbst eindrängen. Die Bilder sind allerdings so differente und von der Kon- servirung so abhängige, dass es sehr schwer ist, sich ein klares Urtheil über diese Verhältnisse zu bilden. Mit ziemlicher Sicherheit vermag ich zu behaupten, dass zwischen unserem Röhrensysteme und dem Exkretionsorgane ein Zusammenhang dergestalt existirt, dass jenes in dieses an verschiedenen Stellen ein- mündet (Fig. 63). Beim Studium der Wimperorgane fand ich in den Zellen derselben, besonders den distal gelegenen, Gebilde, welche in ihrer Färbung an Kerne erinnerten, jedoch meist wesentlich kleiner waren als diese, und sich nicht eben selten stäbchen- oder röhrenartig verlängerten. Ich habe diese Gebilde in Fig. 64 und 65 mit nx bezeichnet. Es ist nun möglich, dass es sich in einigen Fällen thatsächlich um Theile unregel- mäßig gestalteter Kerne handelte (Fig. 65), in anderen schien aber eine derartige Verwechslung vollständig ausgeschlossen, und es kann die Möglichkeit nicht von der Hand gewiesen werden, dass Theile des Röhrensystems auch in die Wimperorgane selbst eindringen und sich in das Lumen dieser öffnen. Auch die Beziehungen des Röhrensystems zum Mesenchym be- dürfen noch weiterer Aufklärung. Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. V. 7 98 Ludwig Böhmig, [105 | Nach dem, was mir meine Präparate gezeigt haben, beginnen die Röhren entweder frei mit trompeten- oder trichterartiger Erweiterung innerhalb des Mesenchyms, oder aber sie stehen mit Zellen in Verbin- dung, wie ich solche als Mesenchymzellen unten schildern werde. In vielen Punkten stimmt die von mir gegebene Darstellung des Exkretionsapparates mit der von Trıxchzse entworfenen Schilderung überein. Wenn ich auch einige Punkte zweifelhaft lassen musste, so glaube ich doch behaupten zu können, dass die Ansicht v. GrArr's, »dass Rhodope mit einem Exkretionssystem gleich dem der Platyhelminthen versehen seic, sich nicht mehr aufrecht erhalten lässt, da Rhodope insbesondere die für die Platyhelminthen so charakteristischen ein- zelligen Wimperorgane fehlen. Wenden wir uns einem Vergleiche des Exkretionsorgans der Rho- dope mit der Niere der nudibranchiaten Gasteropoden zu, so bemerken wir neben erheblichen Differenzen doch auch viel Übereinstimmendes. Die Niere der Nudibranchier stellt im Allgemeinen ein mehr oder weniger verästeltes Organ dar, das rechts von der Medianebene auf der Dorsalseite des Thieres gelegen ist und von oben her die Generations- organe und Leber bedeckt. Man kann an ihr drei Partien unterscheiden, die eigentliche Drüse, deren Wandung die sogenannte Urinkammer umschließt, den Harnleiter oder Ureter, welcher durch den in nächster Nähe des Afters gelegenen Nierenporus nach außen mündet und end- lich das pericardio-renale Organ, die Nierenspritze, vermittels deren die Drüse mit dem Perikard kommunicirt; dieselbe scheint in seltenen Fällen zu fehlen, wenigstens ist sie nach Beren ! bei Hermaea nicht vorhanden, dafür existiren hier mehrere feine Öffnungen im Perikard. In ihrer Form unterliegt die Drüse nicht unbedeutenden Variatio- nen, welche insonderheit abhängig sind von dem Reichthume, der Größe und Gestalt der Seitenäste der zwei oder drei Hauptstämme des Organs. Diese Seitenzweige, die wiederum ihrerseits verästelt sein können, sind von tuben-, bläschen- oder kolbenförmiger Gestalt (Tethys, Facelina, Spurilla); Melibe besitzt nach Bern? sowohl lange, mehr oder weniger verzweigte Röhren als auch zierliche Kolben. Eine bedeutende Reduktion der Seitenäste findet sich nach Hancock ? ! R. BerchH, Beiträge zur Kenntnis der Aeolidiaden. VIII. Verhandlungen der k, k. zool.-botan. Gesellschaft in Wien. 4885. 2 R. Bercn, Beitrag zur Kenntnis der Gattung Melibe Rang. Zeitschr, f. w. Zool. Bd. XLI. 3 ALDER u. Hancock, Monograph. of the British Nudibranchiate Molluska. Citirt nach v. Inerıng, Zur Morphologie der Niere der sog. »Mollusken«, Zeitschr. f. w. Zool. Bd. XXIX. u a ne) 106] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 99 bei Plokamophorus ceylonieus, wo die Niere einen einfachen Sack mit drüsiger Wandung darstellt. So viel ich aus der mir zugänglichen Litteratur ersehen habe, scheint überall wie bei Tethys, Spurilla und Facelina die Drüse von einem einfachen Epithel ausgekleidet zu werden, dessen Zellen die Konkremente ausscheiden. Hinsichtlich der Lage des Exkretionsorgans stimmt Rhodope mit den Nudibranchiern überein, sie liegt auch hier der Hauptmasse nach rückenseitig, oberhalb der Genitalorgane und jenes Darmabschnittes, ‘der meines Erachtens morphologisch der Leber der Nudibranchier homolog ist. Eine auffälligere Verästelung der Nierenhauptstämme fehlt bei Rhodope, sie würde in dieser Hinsicht Plokamophorus ähneln ; Anfänge zu einer solchen sind in Form kleiner spärlicher Ausstülpungen vor- handen. In dem wesentlichen Punkte der epithelialen Auskleidung des Organs herrscht zwischen Rhodope und den Nacktschnecken eine gute Übereinstimmung, hier wie dort ist ein Drüsenepithel vorhanden, das die Aufgabe hat, gewisse Stoffe auszuscheiden. Die wichtigsten vorhandenen Differenzen beruhen in der Abwesen- heit eines pericardio-renalen Organs und in dem Vorhandensein von Wimperorganen bei Rhodope. Der erste Punkt ist leicht erklärlich, da ein Blutgefäßsystem und ein Herz Rhodope überhaupt fehlen. Was den zweiten Punkt anbelangt, so möchte ich daran erinnern, dass nach den Untersuchungen von Korımanx ! in dem Bosanus’schen Organe der Lamellibranchiaten zahlreiche (ca. 200) Wimpertrichter vorhanden sind, welche gegen die Hämolymphe führende Blutbahn ‚das Coelom) hin geschlossen, sich frei in das Organ öffnen. Bei Rho- dope verhält sich die Sache ähnlich. Die Wimperorgane sind offen gegen die Urinkammer, geschlossen gegen das Mesenchym. Dass die Wimperorgane von Rhodope einen etwas anderen Bau - besitzen als die der Lamellibranchiaten ist hierbei ein Umstand von - nebensächlicher Bedeutung. Bei Besprechung dieser Verhältnisse ist übrigens KoLLmann ein kleiner Irrthum unterlaufen. Auf p. 50 schreibt Korımanx: »Dabei - besteht, ich eitire Grarr, ein völliger Verschluss der Wimpertrichter gegen die Leibeshöhle, während sie mit kurzen Stielen Gefäßen auf- i sitzen. Bei den Lamellibranchiaten ist das Verhalten gerade umgekehrt. 1 J. KoLımann, Über Verbindungen zwischen Cölom und Nephridium. Fest- schrift zur Feier des 300jähr, Bestehens der Jul.-Max.-Universilät zu Würzburg ge- widmet von der Univ. Basel. Basel 1882, 7*+ 100 Ludwig Böhmig, or Die Trichter sind nach der Blutbahn hin geschlossen, in den Raum des Bosanus’'schen Sackes geöffnet. « Die Gefäbe, von denen jedoch v. GrAFF spricht, sind keine Blutgefäße sondern Exkretionsgefäße; die Wimper- organe der Platyhelminthen und der Rhodope verhalten sich in dieser Hinsicht nicht anders als die der Lamellibranchiaten. Was das von mir beschriebene Röhrensystem anbelangt, so scheint mir dasselbe eine Rhodope eigenthümliche Bildung zu sein, falls sich nieht Anknüpfungspunkte an die hohlen, von der Urinkammer aus- gehenden Balken bieten, welche R. Beren' von den Pleurophyllididen erwähnt. Ich habe mir bis jetzt diejenigen Arbeiten Bercn’s, in denen diese Gebilde näher beschrieben werden, nicht verschaffen können. v. Inerına 2 hat zu verschiedenen Malen der Überzeugung Ausdruck verliehen, dass das Exkretionsgefäßsystem der Platyhelminthen homolog sei der verästelten Niere der Ichnopoden: »Es erscheint somit die Niere der Ichnopoden als das Homologon der verzweigten Niere, des » Wassergefäßsystems « der Plattwürmer und der Rotatorien«, und an einer anderen Stelle: »Für mich genügt es, dass der Exkretionsapparat der Nudibranchier eine reich verästelte tubulöse Drüse darstellt, deren Lage zwischen Hautmuskelschlauch und Eingeweiden im Wesentlichen jener der Turbellarien ete. entspricht. « Dieser Auffassung sind Bercu und Sreneer ? wohl mit Recht ent- gegengetreten. Das » Wassergefäßsystem« der Platyhelminthen besitzt sein Homologon wohl in der Urniere der Mollusken, aber nicht in dem definitiven Nephridialsystem. Die Niere der Rhodope ist meines Er- achtens derjenigen der Nudibranchier homolog und nicht der Urniere derselben, mithin auch nicht dem Wassergefäßsystem der Platyhel- minthen. Aufgabe der Entwicklungsgeschichte wird es sein, nach einem der Urniere entsprechenden Organ in der Entwicklung der Rhodope zu fahnden. Mesenchym. Ein Theil dieses Gewebes, welches den Raum zwischen Körper- wandung und den Organen vollständig erfüllt, bildet eine Art lockeren I R. BerGh, Sancara iaira, en ny Form af Pleurophyllidiernes Familie, Videns- kabelige Meddelelser fra naturh. Forening i Kjöbenhavn, 1864 (1865). — Derselbe, Bidrag til en Monographie af Pleurophillidierne ete. Naturhistorisk Tidsskrift. 3. Reihe. Bd. IV. Kjöbenhavn 1866—1867, 2 v. Inerıng, Zur Morphologie der Niere der sog. »Mollusken«. Zeitschr. f. w. Zool, Bd. XXIX. 1877. — Ders., Giebt es Orthoneuren? Ebenda. Bd. XLV. 1887. 3 J. W. SpenGeL, Das Geruchsorgan und das Nervensystem der Mollusken. Zeitschr. f. w. zool. Bd. XXXV. 1884. ve 108] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 101 Endothels (Pseudoepithels, Epitheloides'), das die äußere Fläche fast aller Organe, des Darmes, des Genital- und Exkretionsapparates über- kleidet. Auch die äußerste Schicht der Gehirnkapsel, welche sich auf die Nerven fortsetzt, und in welcher ich Kerne nachzuweisen vermochte dürfte diesem Pseudoepithel zuzurechnen sein. Dasselbe fehlt meinen "Untersuchungen zufolge hingegen vollständig unterhalb des Haut- muskelschlauches resp. in der Umgebung der hier vorhandenen Haut- drüsen. Die das Epitheloid bildenden Zellen (Fig. 11,13, 37,45, 46, 48 mepz) sind von platter Form und nur an jener Stelle, an welcher der Kern liegt, etwas verdickt. Ihr Plasma färbt sich schwach, intensiv ihr runder oder ovaler Kern, dessen Durchmesser 4,38 u, 2,92:4,38 u, 5,65: 7,3 u betragen, Ob diese Zellen eine vollkommen geschlossene Hülle auf den Organen darstellen, vermag ich nicht zu sagen, möglich ist es, dass sie da und dort Lücken lassen. Jener Theil des Mesenchyms, welcher sich zwischen den Organen, zwischen diesen und dem Hautmuskelschlauche findet, gewährt je nach der Art der Konservirung recht verschiedenartige Bilder. In allen Präparaten, ausgenommen solchen, welche mit Sublimat- Osmiumessigsäure fixirt worden waren, zeigt das Mesenchymgewebe unverkennbare Spuren bedeutender Veränderungen und Zerstörungen; kurze, meist zusammenhangslose Fäserchen liegen bald da bald dort in größerer Menge, zwischen ihnen bemerkt man relativ wohl erhaltene Zellen (Fig. 68 mz). Anders verhält sich die Sache an Präparaten, die in der oben - angegebenen Weise fixirt worden waren. Hier begegnen wir an Stelle jener kurzen Faserstücke einem zarten, fädigen Gerüstwerke (Fig. 69 mfg), das von stern- oder spindelförmigen Zellen ausgeht, die in nur spärlicher Zahl vorhanden sind (Fig. 69 mz). Die feinen Fäserchen des Gerüstwerkes (mfg) stehen häufig in = - Verbindung mit den dicken, früher erwähnten Fasern, welche längs rn En Er der Nervenstämme und des Röhrensystems X verlaufen. Außer den verästelten Zellen des Fasergerüstes sind noch zahl- _ reiche freie Mesenchymzellen (Blutkörperchen, Lang?) vorhanden, « . R welche ein recht verschiedenartiges Aussehen gewähren. Als Ausgangspunkt der Schilderung mögen diejenigen dienen, welche die einfachsten Befunde bieten. Es sind dies Zellen mit scharf kontourirtem, breiterem oder 1 B. Harscazx, Lehrbuch der Zoologie. 4. Lfg. p. 143. Jena 1888. 2 A. Lang, Lehrbuch der vergl. Anatomie. 3. Abth. Jena 1892. 192 Ludwig Böhmig, [109 5 schriölerem, homogenem Plasmaleibe, welcher sich nicht färbt und keine Einlagerungen irgend welcher Art zeigt. Der 3,65 —4,38 u messende Kern färbt sich intensiv und besitzi meistens eine centrale Lage (Fig. 69 mz’). Ihnen sehr ähnlich sind andere, in deren Plasma jedoch an der Peripherie kleine, stark lichtbrechende Körnchen oder Stäbchen liegen. Der Kern ist noch deutlich sichtbar und central ge- legen. Die Körnchen beschränken sich jedoch nicht immer auf die Peripherie der Zellen, sondern erfüllen oft das ganze Plasma (Fig. 69 mz2), wobei der Kern häufig aus seiner centralen Lage gedrängt wird oder gar nicht mehr nachweisbar ist. In manchen Zellen besitzen die Kügelchen übereinstimmende Größe, viel häufiger aber zeichnet sich eines von ihnen durch ver- hältnismäßig kolossale Dimensionen aus und nimmt dann eine centrale Position ein (Fig. 69 mz°3). Die kleineren Kügelchen, welche übrigens auch ganz ansehnliche Durchmesser erreichen können und alsdann in relativ geringer Anzahl vorhanden sind, bilden gewöhnlich einen Kranz um die Centralkugel ci. Diese ist stets äußerst scharf kontourirt und von den übrigen kleineren durch eine helle Zone geschieden. Die Durchmesser solcher am meisten veränderter Zellen betragen 10,95 —14,6 u, die Gentralkugel misst 5,84—10,95 u, der Kern, wenn vorhanden 3,65 ı. Zerfallsprodukte dieser Zellen sind in allen möglichen Stadien anzutreflen; zu ihnen zählen vielleicht auch durch das ganze Gewebe vertheilte, einzeln oder in Haufen beisammen liegende etwas glänzende, farblose oder einen Stich ins Gelbe besitzende Kügelchen (Fig. 69 kA), die manchmal ein homogenes Aussehen zeigen, manchmal aus kleinen Körnchen bestehen, oder Vacuolen enthalten. Die beschriebenen Zelleinschlüsse haben in Sublimat-Osmium- Essigsäurepräparaten eine gelblichbraune oder schwarze Farbe, in Sublimat-Essigsäurepräparaten, die mit Hämatoxylin oder Alaunkarmin tingirt worden waren, erschienen sie intensiv blau resp. violett gefärbt.. Bei Anwendung von Pikrokarmin sind sie bald tief roth bald gelb. Über die Natur dieser Gebilde vermag ich bis nun keine weiteren Mittheilungen zu machen. Ersatz für die zu Grunde gegangenen derartigen Zellen wird, wie mir scheint, durch Theilung von Zellen geliefert, die wie die zuerst be- schriebenen ein homogenes, wenig färbbares, vollkommen körnchen- [reies Plasma besitzen. In ihnen bemerkte ich häufig wenigstens einen biskuitförmigen Kern mit zwei Kernkörperchen oder zwei Kerne. Auch Kerne von 3,65—4,38 u Durchm. mit sehr schmalem oder ohne nach- weisbaren Plasmasaum wurden beobachtet. 110] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 105 Bei jüngeren Thieren ist nach TrıxcHrse eine transparente, gela- tinöse Grundsubstanz vorhanden, am ausgebildeten, konservirten Thiere vermisste ich eine solche, als Reste derselben könnten höch- stens spärliche Mengen einer feinkörnigen, farblosen Masse gedeutet werden. Ein besonderes System von Lakunen habe ich bei Rhodope nicht gefunden, TrıncHzsz spricht einmal von einer weiten Mesenchymlakune, welche von Blut erfüllt sein soll. Nach meinem Dafürhalten wird am lebenden Thiere der Raum zwischen den Organen und der Leibeswand von einer Flüssigkeit ein- genommen, in welcher freie Mesenchymzellen suspendirt sind; außer- dem ist dieser Raum noch durchzogen von dem früher besprochenen fädigen Gerüstwerke. Ein »Blut«, verschieden von der alle Organe um- gebenden Flüssigkeit, die bei jüngeren Thieren vielleicht eine mehr gelatinöse Beschaffenheit besitzt, dürfte nach meiner Ansicht kaum vorhanden sein. Abgesehen von der Überkleidung der Organe mit einem Pseudo- epithel, das jedoch für einzelne Turbellarien, so für Vortex viridis durch v. Grarr ! erwiesen ist, zeigt das Mesenchym von Rhodope eine große Übereinstimmung mit dem von Microstoma. Auch hier ist eine peri- viscerale Flüssigkeit vorhanden, die von einem Gerüstwerk feiner Fasern, deren Ausgangspunkte stern- oder spindelförmige Zellen sind, durchsetzt wird; freie Mesenchymzellen sind auch bei Microstoma in der perivisceralen Flüssigkeit enthalten. Jene oben beschriebenen Zellen, deren Plasma von den erwähnten Einlagerungen erfüllt wird, sind es, welche ich mehrere Male vor den wenigstens scheinbar offenen Anfängen des Röhrensystems X ange- troffen habe, in den Röhren selbst bemerkte ich nie solche Zellen oder Theile von ihnen. Die beobachteten, unregelmäßig geformten, gelblichen Körper sind vielleicht, aber nur vielleicht auf die Zerfallsprodukte der Zellen zurückzuführen, dieselben könnten dann durch das Röhren- system \ der Niere zugeführt werden. Ich habe noch der Kalkkörper zu gedenken, welche v. KörLıkır in den Hautmuskelschlauch (membrana fibrosa), M. Scuurrze in das Epithel, v. Grarr? und Trıncaese in das Mesenchym verlegen. Ich schließe mich den letztgenannten Forschern an. v. Grarr hat diese Ge- bilde sehr eingehend bezüglich ihrer Form, Trıxenzsz hinsichtlich ihrer Lagerung geschildert. Neues vermag ich den Angaben dieser Autoren nicht hinzuzufügen, ich will nur noch bemerken, dass ich an konservir- I v. GrArr, Monographie der Turbellarien. I. Rhabdocoelida. Leipzig. D) ? v. GRAFF, Über Rhodope Veranii. Morphol. Jahrbuch. Bd. VIII. 4883. 104 Ludwig Böhmig, it ten Thieren, auch an solchen, welche bloß mit Alkohol absol. behandelt worden waren, keine Spur von den Kalkkörpern auffinden Konnte. Die Entwicklungsgeschichte der Rhodope wurde bisher allein von Trıncuzsz untersucht. Die wichtigsten in Betracht kommenden Ergeb- nisse drückt Trıncaese in folgenden Sätzen aus.- »Nei periodi di svi- luppo descritti di sopra, non ho potuto scorgere il Menemo indizio di una invaginazione preconchiliare o di una eminenza pedale, quali ap- pariscono di buon’ ora nelle larve dei Molluschi.« »Non vi & la menoma traccia di un velo o di un organo omologo. Il corpo € depresso, plana- riforme, coll’ estremita anteriore un poco piü larga della posteriore, L’intestino medio © uniformemente largo in tutta la sua lunghezza e corre diritto dalla estremitä cefalica alla caudale.« »Questi caratteri non si riscontrano mai nelle larve dei Molluschi.« Nach Feststellung dieser Thatsachen verwahrt sich Trıncazse gegen die Zuweisung der Rhodope zu den Mollusken, seiner Ansicht nach ist Rhodope ein Wurm: »e quindi io propogno di sospenderlo, per ora, in una specie di Limbo accanto ai Rabdoceli augurando che non tardi a venire il suo liberatore «. Die gleiche Anschauung wie Trınchese vertritt R. BercHn. BircH siehtin Rhodope »eine in gewissen Beziehungen modifieirte Turbellarie, welche sich in der Anordnung des Nervensystems den Nemertinen etwas nähert «. Die Thatsachen, auf welche sich beide Forscher vornehmlich stützen, sind gewichtige, hauptsächlich der Entwicklungsgeschichte entlehnte. Im Gegensatz zu ihnen sprechen sich v. KÖLLIKErR und v. Grarr, denen sich v. Inerıng anschließt, gestützt auf die Resultate der anatomischen Untersuchung für die Zuweisung der Rhodope zu den Mollusken aus. A. Laıx«! findet in der Organisation unseres Thieres nur einen Punkt, welcher für eine Verwandtschaft mit den Turbellarien spricht, dies ist »das Vorhandensein der wimpernden Exkretionszellen im Nephridialsystem«. Im Übrigen aber erscheint Lang »eine Ableitung des Nephridialsystems von khodope mit seiner Urinkammer und rechtsseitigen Nephridialöffnung von demjenigen der Nudibranchier viel plausibler, als eine Ableitung vom Wassergefäß- system der Plathelminthen «. Gründe, welche LınG als gegen die Molluskennatur der Rhodope sprechend anführt, sind »das Fehlen des Herzens und das vollständige Fehlen der Schale und des Fußes selbst beim Embryo «. Aus den ferneren Erörterungen dieses Forschers geht hervor, dass 1 A. Lang, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. 3. Abth. Jena 1892. 112] Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker, 105 er geneigt ist, in Rhodope ein schr stark rückgebildetes Mollusk zu sehen, eine Anschauung, welche mir vorläufig wenigstens nicht ge- nügend begründet zu sein scheint. Die Entwicklungsgeschichte, so weit wir sie bis nun durch Trıx- CHESE kennen gelernt haben, giebt uns kein Recht, Rhodope den Mol- lusken zuzuweisen, der anatomische Bau des Thieres spricht hingegen sehr für die Molluskennatur. Die Turbellarien besitzen einen einfachen oder verzweigten, aber stets afterlosen Darm, ein einfaches, nicht in eine größere Zahl speeci- fischer Innervationscentren zerfälltes Gentralnervensystem, an dem sich häufig allerdings ein sensibler und motorischer Theil unterscheiden lassen, einen Exkretionsapparat, für welchen die sogenannten Termi- nalzellen charakteristisch sind und einen sehr komplicirt gebauten Genitalapparat. Meist sind die männlichen und weiblichen Keim- drüsen in demselben Individuum vereinigt, nie jedoch ist meines "Wissens eine Zwitterdrüse vorhanden. Zu diesen Hauptcharakteren gesellen sich noch eine Reihe minder wesentlicher oder minder auf- fallender als das konstante Fehlen tubulöser Speicheldrüsen, der Bau der Augen und Otoceysten. Im Gegensatz hierzu besitzt Rhodope einen aus drei Abschnitten bestehenden Verdauungsapparat, welcher vermittels eines rechtsseitig gelegenen Afters nach außen mündet; das Gentralnervensystem gliedert ‚sich in ein Paar von Cerebrovisceralganglien, ein Paar Pedal- und ein ee Paar Buccalganglien; es sind drei den Ösophagus (Vorderdarm) um- greifende Kommissuren vorhanden, welche die beiderseitigen ent- sprechenden Ganglien verbinden. Dem Exkretionssystem fehlen die für die Platyhelminthen so charakteristischen einzelligen Terminal- apparate (Wimpertrichter), in seiner Lage und in seinem Bau nähert es sich sehr dem der Nudibranchier; der Haupttheil der Genitalorgane wird durch eine Zwitterdrüse repräsentirt; in seinem gesammten Baue zeigt der Genitalapparat eine weitgehende Ähnlichkeit mit demjenigen gewisser Gasteropoden zur Embryonalzeit. Andererseits ist nicht zu leugnen, dass Rhodope sich in sehr wesentlichen Punkten ihrer Organisation von den Mollusken entfernt. Blutgefäßsystem, Herz, Fuß, Schale fehlen nicht bloß im ausgebildeten Zustande sondern auch zur Embryonalzeit, hierzu gesellt sich auch noch der Mangel eines Velum. Eine Leber von der Art, wie wir sie bei den meisten Mollusken vorfinden, fehlt Rhodope ebenfalls. Ich bin nicht sicher, ob auch das Nichtvorhandensein einer Radula anzuführen wäre, welche bekanntlich auch Tethys mangelt. Die Be- "hauptung R. Berer’s, dass Tethys in dieser Hinsicht keine ursprüng- 106 Ludwig Böhnmig, [113 | lichen Verhältnisse aufweise, ist nicht genügend erwiesen, und zunächst. eben nur eine Behauptung, gegen welche v. Inerıne’s Anschauung, dass es sich um ursprüngliche Verhältnisse handle, aufrecht erhalten werden kann. Hinsichtlich des anatomischen Baues nähert sich Rhodope ganz entschieden den Mollusken und zwar speciell den nudibranchiaten Gasteropoden, in ihrer Entwicklungsgeschichte schließt sie sich den Turbellarien an. Eine präcise Bestimmung der systematischen Stellung von Rhodope erscheint mir zur Zeit unmöglich. Vielleicht wird ein eingehendes Studium der Entwicklungsgeschichte doch noch Momente zu Tage fördern, die Anhaltspunkte bieten, ob Rhodope in nähere Beziehungen zu den Mollusken resp. Gasteropoden zu bringen ist. Wäre dies der Fall, so würde zu eruiren sein, ob für Rhodope doch vielleicht die v. Inerıne’sche Gruppe der Protocochliden in der Ausdehnung, wie sie v. Iuerın in seiner Abhandlung »Giebt es Ortho- neuren« fasst, also mit Ausschluss der Tethyden und Melibiden auf- recht zu erhalten wäre, oder ob sich für die Laxe’sche Ansicht, dass Rhodope ein sehr stark rückgebildetes Mollusk ist, Stützpunkte böten. Diese Fragen und ihre Beantwortungen würden übrigens sehr, wie mir scheint mit.der Frage nach dem mono- oder diphyletischen Ursprunge der Mollusken zusammenhängen. Eines lässt sieh aber auf Grund des anatomischen Befundes jetzt schon mit Sicherheit behaupten: Ein TurbellaristRhodopenicht. Sollten sich in der Entwicklungsgeschichte von Rhodope keinerlei Anhaltspunkte ergeben, die auf eine Verwandtschaft mit den Mollusken hindeuteten und Trıxceuzse’s Angaben im Wesentlichen Bestätigung finden, so würde man für Rhodope meines Erachtens eine neue Klasse schaffen müssen, die anhangsweise zunächst bei den Scoleciden unter- zubringen wäre. Graz, im Oktober 1892. Erklärung der Abbildungen. Buchstabenerklärung. At.g, Atrium genitale; el, Gilien ; Au, Auge; cs, Giliensaum ; B.G, Buccalganglion ; ck, Centralkugel der Mesenchymzellen ; e, cu, Cuticula; cy, kernlose Plasmamasse in den Sperma- c.Fa, Marksubstanz der Ganglien ; togemmen (Cytophor); ia) % Co.c.p, Connectiv zwischen 0.Y.G u. P.G; - Com.c.v, Kommissur zwischen den beiden N Cerebrovisceralganglien; -Com.p, Pedal-Subcerebralkommissur ; -Com.px, Paracerebralkommissur (?); .corz, Corneazellen ; -0.V.G, Cerebrovisceralganglien ; D.g, Genitalgang; _D.h, Zwitterdrüsengang; ddrz, Darmdrüsenzellen; depz, depz’, depz”, Drüsenzellen des Epi- - thels, depzn deren Kerne; ‚depz.pl, Plasma der Zellen depz; drz, Drüsenzellen; ds, ds’, Dottersubstanz der Eizellen; E.D, Enddarm, edepz Epithelzellen des Enddarmes; E.Dr, Enddarmrinne ; ep, Epithel (Zwitterdrüse) ; epd, epv, Epithel des Zwitterdrüsengan- ses; epz, Epithelzellen, epzn deren Kerne; Exc, Exkretionskanal, exz dessen Epithel; fep, Follikelepithel, fepz Zellen desselben ; _ F.o, Eifollikel; F.s, Samenfollike] ; fa, Fasern auf den Nerven und dem Röh- ’ rensysteme X; g, Geißel (Wimperflamme) ; - 92, Wimperzelle; 2 2 | 4 gk, Gallertkörper des Auges; Gl.alb, Eiweißdrüse (gl.alb!, 2, 3, 4 deren einzelne Lappen) ; Gl.h, Zwitterdrüse; Gl.i, infraösophageales Ganglion ; Gl.s, supraösophagealer Ganglienkom- plex; gl.s, Speicheldrüsen, gl.s.z deren Zellen; Glz, Ganglienzellenrindenschicht, glz Ganglienzellen, glz.n deren Kerne; h, Membran der Corneazellen ; hdr, Hautdrüsen, hdrz Hautdrüsenzellen; Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. 107 Kar, Kopfdrüsen, Kdr’, Kdr’' Ausführgänge derselben, Kdrm Mündungsfeld der Kopfdrüsen, Kdrz Kopfdrüsenzellen ; Kep, Keimepithel, kz Keimzellen; m, Muscularis; me, Mesenchym,, mepz Mesenchymzellen (Pseudoepithel), mz Mesenchymzellen, mfg Fasergerüst im Mesenchym; M.D,Mitteldarm, mdepz Mitteldarmzellen; N (a, b, c.d, 0, p, v), Nerven; n, Kern, nu Kernkörperchen ; ncy, Nährcytophor, ncyz Cytophorzelle; noe, Nervenendigungen in der Otocyste; nf, Nervenfasern, nfsi, Nervenfaserzüge zwischen Gl.i und Gl.s; 0, Mund; oep, Otocystenepithel; oh, Otocystenhülle; Ot, Otocyste; otl, Otolith ; ov, ovz, Eier, Eizellen; P, Penis, Ps Penisscheide, zapfen; p, Porus der Drüsenzellen; P.G, Pedalganglion; P.i, Pigmentschale des Auges; pls, Plasmafortsälze; rez, Retinazellen ; s, s', s”, Sekret; schwdr, Schwanzdrüsen ; sp, Sperma; spg, spg’, Spermatogemmen ; spo, Spermatogonien; spsb, Spermatozoenbündel ; stz, Stützzellen, stzn deren Kerne; V.D, Vorderdarm; Ze, laterale Zellenkomplexe im Kopfe, zcz Zellen derselben; X, Röhrensystem, welches mit dem Ex- kretionsorgan in Verbindung steht; &, Theile desselben. Pz Penis- Alle Zeichnungen wurden mit Hilfe eines Aspe#’schen Zeichenapparates von mir entworfen, ausgenommen Fig. 2—5 und Fig. 32, 32a. Benutzt wurde ein Mikro- skop der Firma Seisert in Wetzlar, Tafel III. Fig. 4. Längsschnitt durch Rhodope. Obj. I, Oc. A. Fig. 2—5. Querschnitte durch das Vorderende. Fig. 6. Querschnitt durch das Epithel. Obj. V, Oc. 2. Fig..7. Flächenschnitt des Epithels. Obj. V, Oe. A. Fig. 8. Theil eines Querschnittes durch das Vorderende. Obj. IV, Oc. 2. Fig. 9. Querschnitt durch den lateralen Zellenkomplex des Kopfes. Obj. V, Oc. A. nw, Netzgerüst; zs, Zellsubstanz. 108 Ludwig Böhmig, Zur feineren Anatomie von Rhodope Veranii Kölliker. [11 Fig. 10. Theil eines medianen Längsschniltes durch das Vorderende. Obj. IV Fig. 44. Theil eines Querschnittes durch den Vorderdarm. Obj. V, Oc. A. Fig. 12. Mitteldarmepithel. Obj. V, Oc. A. i | Fig. 43. Querschnitt durch den Mitteldarm an der Abgangsstelle des Endze darmes. Obj. V, Oc. 4. l Fig. 44—18. Längsschnitte durch das CGentralnervensystem (aus einer Serie). Obj. IV, Oe. A. E Tafel IV. | Fig. 19. Längsschnitt durch den supraösophagealer Ganglienkomplex. Obj.IV, 0c.A. Hi Fig. 20—26. Querschnitte durch das Centralnervensystem. Obj. IV, Oc. A. Fig. 27. Längsschnitt durch das Auge. \ Fig. 28. Längsschnitt durch das Auge (auf einander folgende Schnitte). Obj. „ Oc. 2. N Fig. 29. Querschnitt durch das Auge. Obj. V, Oc.2. Fig. 30. Längsschnitt durch die Otocyste und Umgebung. Obj. V, Oc. 2. Fig. 31. Längsschnitt durch die Olocyste und Umgebung. Obj. VI, Oc. A. Fig. 32. Schema des Genitalapparates von Rhodope. Fig. 32a. Schema des Genitalapparates eines 3,5 mm langen Individuums von Agriolimax agrestis (Mörch). Fig. 33. Längsschnitt durch Penis, Albumindrüse und Genitalgang.\ Obj. IH, Fig. 34. Längsschnitt durch Penis, Albumindrüse und Genitalgang.f Oc. 2. Fig. 35. Flächenschnitt durch das Epithel der Penisscheide. Obj. V, Oc. A. Fig. 36. Epithel der Penisscheide. Obj. V, Oe. A. Fig. 37. Längsschnitt durch Penisscheide und Peniszapfen. Obj. V, Oc. A. Fig. 38. Theil eines Schnittes durch die Albumindrüse (gl.alb2). Obj. V, Oc.1. Tafel V. Fig. 39—41. Querschnitte resp. Theile von solchen durch die Albumindrüse' und den Genitalgang. Obj. V, Oc. 2. a Fig. 42. Theil eines Querschnittes durch die Albumindrüse (gl.aldl). Obj. V, OCaH2. Fig. 43, 44. Längsschnitte durch den Zwitterdrüsengang. Obj. V, Oc. A. Fig. 45—47. Querschnitte durch die Zwitterdrüse. Obj. V, Oc. A. Fig. 48. Schnilt durch einen Ovarialfollikel. Obj. IV, Oc. A. Fig. 49. Theil eines Schnittes durch einen Ovarialfollikel. Obj. V, Oc. 1. Fig, 50. Theil eines Schnittes durch einen Ovarialfollikel. Obj. V, Oc. A. Fig. 51. Schnitt durch einen Hodenfollikel. Obj. IV, Oc. A. Fig. 52. Theil eines Schnittes durch einen Hodenfollikel. Obj. V, Oc. A. Fig. 53 u. 53a. Theile des Röhrensystems X. a äußere, b innere Schicht der Röhren. Obj. VI, Oc. A. Tafel VI. Fig. 54—61. Querschnitte durch Rhodope, um die Lagerung des Penis, der Albumindrüse, des Genitalganges und Darmes in ihrem Verhältnis zu einander zu zeigen. v® bedeutet ventral, d dorsal, r rechts, ! links. Obj. I, Oc. A. Fig. 62 u. 63. Querschnitte durch die Niere. (Hinterer Exkretionskanal.) Obj. V. Oc.A. Fig. 64 u. 65. Längsschnitte durch Wimperorgane. Obj. VI, Oc. i. Fig. 66 u. 67. Querschnitte durch Wimperorgane. Obj. VI, Oc. A. Fig. 68. Partien des Mesenchyms und Röhrensystems X. Obj. IV, 0e. ur Fig. 69. Mesenchym. Obj. VI, Oc.4. Kh, Körnchen und Haufen von solchen, welche vielleicht Zerfallsprodukte von Mesenchymzellen darstellen. Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd.LVI Nes schwdr g ©. cl epzn” epz depz.pl v ep? ; % 2 BEP. u An Bee eu” eu 2 Ss | depzu zus . : 7 i 2% : depz“ depz depz.‘, epzn' depz i depzpl. depzn! 15 ‚edepz (5% PERD md epz edepz' "opz 2. ED" 3 1.7" ä i % 12. mdepz pls ddrz mepz ‚pls 17 Ze ZCZ hdrz n Ne ' kdrm 7 ‚Na | epE f —= chi Com.p 2 ID" Com.px N Npp eu E Fıg 46-18 Böhmig del, 2-5 wGraff del. Verlag vll mann, Leipzig, hök. Änst r Werner &Wönter Fraskfart ®M. 1 } . | n L \ N \ { wie R ) f ! H Br { zn N N n > Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd. LM. 19. 4 Bohmiq dei ; VD: comp BG" 5 > Gl.alb No ) ©) Pz * Key h* ag 1 Fat Pi ATI / N Atg.(ag) Bo 5 alı { je A) } I.(ag, m. > Gh.iz) i f ; 2 Dhf2g) 5 i 5 9 G@l.alb D .(pg) ; EP n ig DIR Ba \ Ba WM SE { BR Eve 32« rez Atg.(ag) n a u —a Der ee N—(G, 35 3 22: GL.h.(z) Dyg.(p.g) Pip) glalb? Glalb Dy! glalb? stz R 37. = sizn Pz 38 ” drz ee Atg, Dh me el Ss stz $ Gl.alb: drzn s drz m Er drzn . Fig 32® Copie nack Brock q1 gelmann, Leipzig Zeitschrift £ wiss. Zoologie Ba.IM. 7 Taf: V 40. 39. E 42. stz GLalb „Dg" epv 49 ’® spg alt s „ds neun“ ispsb -fepn 48. cr mepz \ Er spg 2 1.1 ‚mepz Mi: nu m: epz > .kz’ Bohmig del - = Verlag v.Wilh Engelmann, Leipzig LithArstv. Werner &linter Frarkfart®M. Zeitschrift £ wiss. Zoologie Ba. LM. Taf. VI. 59. 3 BU a ee ot z x B E > IN = | Züh. Aust. vWerner & Winter Fraskfurt 4 2 yypay x u ww RR, EA ; \ En v ‘Dh. glalb' Dh r mz aX7 N ma“ Su Verlag vWilk Engelmann, Leirzig EEE EFT EFT Free Fee Eee Eger Erbe ER {} # ui # L \% 2 er * D AN Y t “ x en no 2 vr \ > 2 2 F P a ö Be, ® " P= En n © WU De el R E j ’ I Arbeiten \„Mssı aus dem ” Be =, Fer IR u! = & , R“ Zoologischen Institut zu Graz. —_— use — E ‚V. Band, No. 3: Zoanthus chierchiae n. sp. Von Prof. Dr. A. R. von Heider Privatdocent für Zoologie in Graz. Mit 3 Tafeln und 1 REigur im Text. | Leipzig - Verlag von Wilhelm Engelmann a N > IN Ss een u uni enge ee a II. Zoanthus chierchiae n. sp. Von Prof. Dr. A. R, v. Heider, Privatdocent für Zoologie in Graz. Mit Tafel I—-Il und 1 Textligur. Vor einer Anzahl Jahren erhielt ich durch freundliche Vermittelung 'rof. Giespreeur’s die vom italienischen Kriegsschiffe Vettor Pisani von einer Weltreise heimgebrachten Zoantheen zur Bearbeitung. Obwohl 'b und zu mit der Sichtung und Bestimmung dieses Materials beschäf- igt, wurde ich doch immer wieder durch andere unaufschiebbare Arbeiten davon abgezogen, so dass ich leider erst jetzt zur Publieirung der erhaltenen Resultate schreiten kann. Theilweise mag auch die Beschaffenheit des Materials selbst an der Verzögerung in meiner tersuchung Schuld tragen; die Konservirung in Alkohol, welche bei en Zoantheen des Vettor Pisani ausschließlich gebraucht wurde, muss ‚ar geradezu ausgezeichnet genannt werden, indess bildet die voll- tändige Entfärbung und wenigstens theilweise Kontraktion der kon- ervirten Exemplare für die Beschreibung der Formen in systematischer Hinsicht immer ein unübersteigliches Hindernis und setzt der Herstel- lung mikroskopischer Präparate oft eine Grenze. Ferner leistet die "Inkrustation der Körperwand mit einer mehr oder minder dichten | ‘Sehieht von Sand bei einigen Formen dem Eindringen in feinere Details großen Widerstand, die Versuche, dieses Hindernis zu beseitigen, sind "ungemein zeitraubend und nehmen die Geduld des Untersuchers gar “sehr in Anspruch. Ich gedenke die Beschreibung der einzelnen Formen nach Maßgabe der Fertigstellung der Untersuchungen zu veröffentlichen und beginne zunächst mit einer sich nicht inkrustirenden Form, die ich bisher am "genauesten analysirt habe, von welcher ich auch einige histologische Angaben machen kann. "Wie die möglichst getreue Abbildung einer kleineren Kolonie (Taf. 1, Fig. 1) zeigt, überzieht die Zoanthee lose Steine in flachen Rasen. Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. V. 8 (Bi I# 110 - A. R. v. Heider, [2 Die Polypen sind bis zum Rande der Kolonie dicht an einander ge- drängt und durch Cönenchym verbunden, welches sehr fest an der Unterlage haftet; am Rande der Kolonie findet man gelegentlich zungen- | förmige Ausbreitungen des Cönenchyms, die an Stolonen erinnern. Die einzelnen Polypen haben verschiedene Größe, die längsten messen 12 mm, ihre ausgebreitete Mundscheibe hat 4—5 mm Durchmesser. Zum Theile haben die Polypen ihre Mundscheibe eingezogen, sie sind dann mehr oder minder kontrahirt und man sieht an ihrem halbkugelig abgerundeten oberen Ende nur eine Anzahl radiärer Falten, welche von einer centralen Vertiefung, dem Eingange zur geschlossenen Mund- scheibe auslaufen. Die äußere Oberfläche der Polypen ist oft deutlich längsgerippt, häufig überwiegt aber die durch den Alkohol bewirkte Kontraktion in querer Richtung, so dass der Körper unregelmäßige quere Einschnürungen erhält (Fig. 2). Die Farbe ist einförmig grau- braun, wie sie Alkoholpräparaten zukommt. Mit der Lupe betrachtet zeigen die größten Polypen A0 bis 55 Tentakel an den offenen Mund- scheiben; sie sind in zwei Kreisen angeordnet. Nach außen sind die Tentakel von einem, etwa 0,41 mm breiten Ringe umgeben (Fig. 2), der von der eigentlichen Körperwand durch eine tiefe Furche getrennt ist und an seiner Oberfläche oft quere Einbuchtungen in so regelmäßigen Abständen zeigt, dass man geneigt wäre, den Ring für eine Reihe von Randpapillen anzusehen. Indess zeigt die Untersuchung mit stärkerer Vergrößerung (Fig. 3), dass man es mit einem kontinuirlichen Wall zu thun hat, welcher nur, durch die Konservirung hervorgebrachte Ein- kerbungen besitzt. Der die Tentakel umsäumende Ring oder Wall giebt die Lage des, noch zu erwähnenden Mundscheibentheils des Sphincters an und die ihn außen umziehende Furche ist anatomisch als Grenze zwischen Körperwand und Mundscheibe zu betrachten. — Die Polypen sind derb anzufühlen, haben jedoch in der Körperwand keine Spur von Fremdkörpern, Sand oder Spongiennadeln. Ein Fundort ist für diese Form nicht angegeben, eben so wenig konnte ich selbstverständlich über Farbe und Zeichnung Anhaltspunkte gewinnen, so dass ich auf eine definitive Artbestimmung verziehten musste — um so mehr, als mir behufs Vergleichung kein Museums- material zu Gebote steht. Die innere Untersuchung zeigt, dass die Mesenterien den Mikro- typus befolgen, und dass der Ringmuskel mesodermal und doppelt ist; wir haben es demnach mit einer Zoanthusart zu thun. Bei Heranziehung der in der Litteratur beschriebenen Zoanthusformen scheint die von mir untersuchte Form dem von Hıppon und SuAckLeron! kreirten Zoanthus 1 A revision of the British Actiniae: The Zoantheae und: Rep. of the zoological 3] Zoanthus chierchiae n. sp. 111 macgillivrayi n. sp. am nächsten zu stehen; indess erheben sich hier die Polypen, durch weite Zwischenräume getrennt, auf zungenförmigen Cönenchymstreifen, dadurch wird das äußere Ansehen der Kolonie sehr verschieden von dem der in diesen Zeilen beschriebenen Art und dieser ein anderes Speciesmerkmal aufgedrückt. Ich folge demnach dem Beispiele der genannten Autoren, welche! ihren anscheinend neuen Arten provisorische Namen geben, bis sich Gelegenheit bietet, sie genauer zu bestimmen, und nenne meine Form vorläufig Zoanthus chierchiae n. sp., dem Schiffslieutenant Cnrercnms zu Ehren, dessen unermüdlichem Eifer die Zoologie die Sammlung zu danken hat, aus welcher die Zoanthee stammt. — Vollständig ausgestreckt erhaltene Mundscheiben der Polypen zeigen unter der Lupe sehr deutlich die für die Zoantheen charakte- ristische Anordnung der Tentakel in zwei Kreise (Fig. 4 und 5), welche alterniren und, wie die neueren Untersuchungen ergeben haben, der Anzahl der Interseptalkammern im Inneren entsprechen. Die Tentakel sind an den in Alkohol konservirten Exemplaren ziemlich hinfällig und man findet häufig verstümmelte Mundscheiben, in so fern, als ab und zu Tentakel fehlen und nur deren ehemalige Insertionsstellen als schlitzförmige Öffnungen vorhanden sind, daneben wieder Fangarme getroffen werden, deren Ektodermbelag verloren gegangen war, so dass nur der weißliche Mesodermschlauch zu sehen ist. Auch Unregel- mäßigkeiten in der Tentakelbildung begegnet man zuweilen; in Fig. 5 gebe ich die Mundscheibe eines mittelgroßen Polypen mit 39 Fangarmen. An derselben sind die beiden der sulcaren (ventralen) Richtungskammer entsprechenden Tentakel ziemlich gleich groß; sie sind beiderseits von je einem kleinen Fangarme begleitet, dem rechts ein solcher mit doppel- ter Spitze zur Seite steht. Bekanntlich ist die Sulcargegend die Stätte der Bildung neuer Scheidewände im Inneren und junger Tentakel auf der Mundscheibe bei den Zoantheen und es darf nicht überraschen, hier am häufigsten Anomalien zu begegnen. Die Mundöffnung liegt auf einer meist kegelförmigen Erhebung im Centrum der Mundscheibe und bildet immer eine längliche Spalte mit mehr oder minder eingekerbten Rändern. Der Längsschnitt durch einen Polypen mit eingezogener Mund- scheibe (Fig. 6) zeigt die in der Mehrzahl der Polypen vorhandenen Kontraktionszustände und beweist, dass es nicht so leicht ist, sich aus solchen Präparaten ein richtiges Bild von den beim lebenden, ausge- collections made in Torres Straits. Zoantheae. Transact. R. Dublin soc. (2). Vol. IV 1891. p. 609— 701. t 1. ec. p. 674. g*+ 112 A. R. v. Heider, [A streckten Polypen vorhandenen Verhältnissen zu machen. Während Mundscheibe (msch) und Schlundrohr (schl) verhältnismäßig wenig ver- ändert sind, ist der obere Theil der Körperwand, das Capitulum, und mit ihm der Mundscheibenrand und die Tentakel vollständig einge- stülpt durch die Wirkung des mächtigen Ringmuskels. Die Lagever- änderung der Tentakel, der mit ihnen in so innigem Zusammenhange stehenden Mesenterien und auch des Sphincters selbst ist mit Bezug auf ihre Lage im unkontrahirten Thiere eine ganz bedeutende, so dass Querschnitte durch das Gapitulum solcher Polypen kaum zu entwirren sind. Dagegen zeigen Längsschnitte durch mit entfalteter Tentakel- 4 scheibe fixirte Polypen (Fig. 9) vollkommen den Bau des Actinien- körpers. Die neueren Untersucher der Zoantheen haben deren gröbere Anatomie schon so vielfach erörtert, dass ich mich wohl des Eingehens auf dieselbe enthalten kann; erwähnt sei nur, dass sich auch mir an Querschnitten von Polypen verschiedenen Alters manche Unregelmäßig- keiten im Baue des Mesenterialapparates dargeboten haben, aus welchen wir im Zusammenhange mit den Angaben von: Erpmann!, MÜLLER? etc. ersehen, dass Abweichungen von der Norm bei den Zoantheen unge- mein häufig vorkommen. Fast in allen aus jungen und alten Polypen angefertigten Querschnittserien trifft man auf einzelne Körperabschnitte, ° in welchen Mesenterien entweder ausgefallen oder überzählig sind; in” der Mehrzahl der Fälle betreffen diese durch Unregelmäßigkeiten aus- gezeichneten Partien die rechte oder linke ventrale laterale, also jene” Körpergegend, in welcher zeitlebens die successive eingeschaltenen neuen Paare dorsalwärts rücken, demnach immerhin einer größeren Veränderlichkeit unterworfen sein dürften, wie die ursprünglichen, ° einem anderen Bildungsmodus unterworfenen Richtungspaare und vier dorsalen Mesenterialpaare. Fig. 7 stellt den Querschnitt eines fast regelmäßig bilateral-symmetrischen Individuums von Zoanthus chier- chiae dar; do ist das dorsale Mikro-, ve das ventrale Makroseptenpaar, VD resp. DV sind die Grenzen zwischen ventraler und dorsaler Körper- region der linken und rechten Seite im Sinne unserer heutigen Kenntnis des Zoantheenkörpers. Die ventrale Region enthält beiderseits je zehn ° typische laterale Paare, von welchen nur die Makrosepten des linken ° siebenten und des rechten ersten Paares rudimentär sind; letzteres erscheint kleiner wie die ihm benachbarten Mikrosepten. Bedeutender scheint mir die Unregelmäßigkeit im Querschnitte (Fig. 8) eines jüngeren ° Polypen, wo die linke Seite um volle zwei Paare zu kurz kommt; das 1 Über einige neue Zoantheen. Jenaische Zeitschr. 4886. p. 430—188. ? Zur Morphologie der Scheidewände bei einigen Palythoa und Zoanthus. Inaug.-Diss. Marburg 1883. BT ya et ER ELLE EEÄINDERDTE 5] Zoanthus chierchiae n. sp. 113 eine betrifft die ventrale Region, und es war in der Schnittserie keine - Andeutung vorhanden, welches Paar ausgefallen war, das zweite Paar E. in der dorsalen lateralen Region, so dass die dorsale Körper- gegend nur vier, statt der im Allgemeinen sehr regelmäßig vorhan- _ denen fünf Paare besitzt. | Histologie. Die Mundscheibe besitzt eine ziemlich dünne - mesodermale Stützlamelle, deren innere Fläche von einer Lage schwach _ entwickelter Kreismuskeln bedeckt ist. Auf der äußeren Fläche konnte ich keine Muskelfasern mit Sicherheit konstatiren, dagegen findet sich hier über der eigentlichen homogenen Mesogloea eine eigenthümliche Gewebsschicht, welche, in der Gegend des Ursprunges des inneren _ Tentakelkranzes schwach beginnend, allmählich stärker wird, ungefähr 4 mm vor dem Munde ihre größte Mächtigkeit, je nach dem Kontrak- _ tionszustande 16—1B8 u, erreicht und dann, über die Mundgegend sich fortsetzend, im Schlundrohre verschwindet. Sie ist bei schwachen Vergrößerungen, wie Fig. 9, schwer zu erkennen, hebt sich dagegen unter starken Objektiven und in günstig gefärbten Präparaten sehr deutlich von der darunter liegenden eigentlichen Mesodermlamelle und dem darüber hinwegstreichenden Ektoderm ab. Fig. 11 giebt die Stelle « von Fig. 9 möglichst getreu wieder; die berührte Gewebs- schicht ist hier ungefähr doppelt so dick, wie die Mesodermlamelle, und besteht aus einer feinkörnigen Substanz, in welcher zahlreiche verschieden große, ovale Kerne eingebettet sind; meist lässt die fein- granulirte Substanz in der Umgebung der Kerne, welche 3—5 u Durch- messer haben, einen helleren Hof frei. Neben den gleichmäßig dunkel gefärbten ovalen Kernen finden sich, diesen oft dicht anliegend, kleinere, ungefärbte, stark lichtbrechende Körperchen von gleichfalls ovaler Ge- stalt. Beschaffenheit und Lage dieser Gewebsschicht sprechen wohl am meisten für die nervöse Natur derselben; ich war allerdings nicht im Stande, mir ein klares Bild über ihren Bau zu verschaffen und konnte auch keinen Zusammenhang zwischen ihr und einer Schicht feiner Fibrillen konstatiren, welche über der granulirten Substanz liegen und, die Ektodermfortsätze kreuzend, einen radiären Verlauf haben. — Das Ektoderm besteht zum größeren Theile aus Flimmerzellen, deren Flim- mern an Präparaten von Polypen mit ausgebreiteter Mundscheibe ziem- lich gut erhalten sind; zwischen diesen Flimmer- oder Stützzellen sind gelegentlich noch, deutlich nach oben in eine feine Spitze auslaufende, spindelförmige Sinneszellen zu erkennen. Alle Ektodermelemente enden nach unten in äußerst feine Fortsätze, welche in der oberen Grenze der körnigen Substanz verschwinden; neben den dunkler hervortretenden Zellkernen machen sich zahlreiche, stark gefärbte Nesselkapseln be- ” 114 A. R. v. Heider, co merkbar, welche durch ihre Kleinheit ausgezeichnet sind — sie sind 4 k—5 u lang — und bei schwächerer Vergrößerung ein den Ektoderm- belag durchziehendes dunkles Band erzeugen, da sie, wie die Zellkerne größtentheils die Mitte des Epithels einnehmen. Die ausgebildeten Nesselkapseln lassen deutlich den aufgerollten Faden im Inneren er- kennen, neben ihnen finden sich allerdings noch kleinere und kleinste | Kapseln, in welchen der Faden noch nicht differenzirt ist, die nur an der stärkeren Tinktion und dem scharfen Kontour kenntlich sind und verschiedene Entwicklungsstadien darstellen. — Das Entoderm hat den schon sattsam beschriebenen Bau; seine Zellen sind nicht besonders gut erhalten (Fig. 41, 42 en) und überdies durch üppig wuchernde Zooxanthellae, der von so zahlreichen Anthozoen bekannten parasi- tischen Alge, in den meisten Präparaten fast ganz unkenntlich gemacht. Nur in einzelnen günstigen Schnitten trifft man Entodermzellen, die in ihrer Gestalt noch nicht durch die Alge verändert worden sind (Fig. 13) und hier sieht man einen schlanken, nach oben breit abgestutzten Körper, der an der Grenze zwischen oberem und mittlerem Dritttheil den großen, durch Alkoholwirkung polygonal gewordenen Kern enthält und nach unten verjüngt, mit einer basalen Ausbreitung den entoder- malen Muskellagen aufsitzt. Das freie Ende erscheint plattenförmig und grob granulirt und dürfte im intakten Zustande die Cilien tragen, mit welchen die Entodermzellen bei den Anthozoen durchgehends aus- gestattet sind. | In der Umgebung der Mundöffnung wird durch Verlängerung der Ektodermzellen eine wulstförmige Erhebung, die sog. Lippe, gebildet (Fig. 10). Während die Mesogloea das allgemeine Aussehen, wie in der eigentlichen Mundscheibe, beibehält und sich nur durch größere Lücken auszeichnet, welche zum Theil von granulirter Substanz, theils von länglichen, sich schwach tingirenden Kernen ausgefüllt sind, werden hier die Ektodermzellen mehr als doppelt so lang, wie an der Mund- scheibe, und erreichen oft über 75 u Länge. Dabei sind sie fadenförmig dünn ausgezogen, lassen zwischen sich zahlreiche Lücken, welche wohl der Alkoholwirkung zuzuschreiben sind und hängen fast nur mit ihren äußeren, stark verbreiterten und mit Flimmern versehenen Enden zusammen. Die in Hämatoxylin sich stark färbenden, ebenfalls stark in die Länge gezogenen Kerne liegen etwas über der Mitte des Zell- leibes und erzeugen durch ihre große Anzahl ein fast kontinuirliches, den Längsschnitt durchziehendes, dunkles Band. Es war mir nicht möglich, die einzelnen Elemente des Lippenektoderms zu isoliren; dünne Schnitte zeigen, dass die Mehrzahl der Zellen nach unten in feine Fäden auslaufen und in einem, gerade in der Gegend des Mundes I: 7 Zoanthus chierchiae n. sp. 115 besonders stark ausgebildeten feinmaschigen Netzwerke verschwinden, welches dem Mesoderm aufliegt und nach den jetzigen Anschauungen als durch die Konservirungsmethode veränderte Nervenmasse ange- sehen werden muss. Im Verlauf des Schlundrohrs behalten die Ektodermzellen nahezu die in der Mundgegend angenommene Länge (Fig. 9 schl) und das an ihren Basen liegende Netzwerk verliert an Ausdehnung allmählich, bis es gegen den unteren Schlundrohrrand völlig verschwunden ist. An Querschnitten weist das Schlundrohr die bekannte Faltung des Ektodermbelages auf, welche nur in der Region der immer deutlich ausgeprägten ventralenSchlundrinne(Fig.26 Asch!) einem glatten Verlaufe Platz macht. Im Bereiche der Schlundrinne sind die Ektodermzellen auch kürzer, wie im übrigen Schlundrohre und bestehen fast nur aus Flimmerzellen, während sich sonst in letzterem immerhin auch, wenn gleich spärlich, Drüsenzellen und Nesselkapseln finden. Von den Tentakeln möchte ich nur erwähnen, dass die, beide Flächen der mesoglöalen Stützlamelle überkleidende Muskulatur gleichmäßig ausgebildet ist, an vielen Schnitten die äußere Längs- muskellage stärker entwickelt erscheint, wie die inneren Ringfasern, so dass in dieser Beziehung das Verhältnis umgekehrt erscheint, wie in der Mundscheibe. Das Ektoderm war überall stark macerirt; ich glaube jedoch aus der Durchsicht der einzelnen Schnitte zu entnehmen, dass Nesselzellen sich ausschließlich im Ektoderm der äußeren basalen Partie jedes Tentakels vorfinden, während solche gegen die Spitze und in den inneren, der Polypenachse zusehenden, Gegenden nicht wahr- zunehmen sind. Das Entoderm ist mit einer 10—A2fachen Lage von Zooxanthellen erfüllt, welche das Lumen der Tentakelhöhle bis auf einen kleinen centralen Kanal ausfüllen. Wesentlich versehieden gebaut sind das Ekto- und Mesoderm der Körperwand, und schon der Übergang der Mundscheibe zu jener zeigt bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten. Ich habe schon oben bei Gelegenheit der Beschreibung der äußeren Gestalt von Zoanthus chier- chiae der tiefen cirkulären Rinne erwähnt, welche den Tentakelkranz umgiebt und welche ich, da sie eine scharfe Grenze zwischen Mund- scheibe und Körperwand bildet, die Grenzfurche nenne. Diese ist schon beim kontrahirten Polypen im Längsschnitte (Fig. 6 gf) zu er- kennen, wird aber selbstverständlich noch deutlicher am Längsschnitte durch die expandirte Mundplatte (Fig. 9 bei 5). Sie trennt die beiden für Zoanthus charakteristischen Sphincterpartien und wurde auch schon von Herrwiıs ! und Erpmann ? gezeichnet, aber nicht eingehender be- 1 Challenger-Rep. Zool. VI. 1882. Actiniaria. Pl. XIV, Fig. 1. 2 Über einige neue Zoantheen. Jenaische Zeitschr. 1886. Taf. V, Fig. 2. 116 A. R. v. Heider, [8° schrieben. Letzterer sagt nur!, dass die beiden Sphineterpartien durch | einen nicht verdickten Theil des Mauerblattes, der wie ein tiefer Ein- schnitt aussieht, getrennt werden. Auch Hıppon und SuAckLeron? er- wähnen der Furche bei Zoanthus maegillivrayi, jedoch sollen hier beim ausgestreckten Polypen zwei Furchen als Ausdruck des doppelten Sphincters das Capitulum umgeben. Ich schreibe die obere Partie des Sphincters der Mundscheibe, die untere der Körperwand zu, bezeichne | demnach erstere als Mundscheibensphincter (sph.m), letztere als Körper- wandsphincter (sph.k) und halte mich zu dieser Trennung berechtigt durch die Beschaffenheit des über den beiden Partien liegenden Ektoderms. Dieses hat in der Gegend des Mundscheibensphincters völlig die Beschaffenheit des Ektoderms der Mundscheibe, wie es oben beschrieben wurde, es sei denn, dass zwischen seine Zellen eine größere Anzahl von Pigmentkörpern und Nesselkapseln eingestreut ist (Fig. 12). Im Bereiche der Furche wird die Ektodermlage allmählich niedriger, die Zellgrenzen werden immer undeutlicher und im Grunde der Furche verschwinden sie scheinbar vollständig, so dass hier die Mesogloea auf eine kurze Strecke frei zu Tage tritt. Ganz anders geht das Ektoderm über dem Körperwandsphincter aus der Grenzfurche hervor; hier sind die Zellen zu mehr oder minder spindelförmigen Körpern zusammen- geschrumpft, ihre freien Enden tragen keine Flimmern, sondern er- zeugen jene zusammenhängende dünne Cuticula, welche dem Ektoderm der Körperwand aller Zoantheen zuzukommen scheint. Dieser histo- logische Unterschied zwischen beiden Ektodermarten macht sich in allen mikroskopischen Präparaten der Gegend der Grenzfurche auch schon bei schwächerer Vergrößerung bemerkbar, und er erscheint mir maßgebend genug, darauf hin auch die darunter liegenden Mesoderm- gebilde von einander scharf zu trennen. Ich habe noch einer Zellan- häufung zu erwähnen, welche im Grunde der Grenzfurche liegt, konstant in den Schnittpräparaten zu finden ist und, obwohl unzweifelhaft ebenfalls ein Ektodermgebilde, doch von den hier an einander stoßen- den Ektodermlagen der Mundscheibe und der Körperwand deutlich abweicht. Ich nenne diesen Zellenkomplex Grenzzellen (Fig. 12 gz) und halte sie für eine der Grenzfurche eigenthümliche Differenzirung des Ektoderms. Es sind schlanke, ungefähr 20 u hohe, 3 u. breite, dicht an einander gedrängte Zellen, die am meisten an die Stützzellen des Ektoderms der Mundscheibe erinnern; sie haben fein granulirten Inhalt und einen großen, rundlichen Kern, die am freien Ende befindlichen le 05 Rule 2 Rep. zoolog. collect. Torres Straits. Zoantheae. Transact. R. Dublin soc. (2). Vol. IV. 1894. p. 680. | 9] Zoanthus chierehiae n, sp. 117 Flimmern sind im Alkoholpräparate zu einer dunklen Linie verklebt, innerhalb welcher schwach angedeutete Längsstreifen die ursprüng- liche Zusammensetzung errathen lassen. Die, so weit sich erkennen lässt, durchgehends in dünne Fäden auslänfenden basalen Enden der ÜGrenzzellen“ sitzen direkt der Mesogloea auf. Nach oben, gegen die lundscheibe zu beginnen die Grenzzellen unvermittelt an der früher erwähnten, von Ektoderm entblößten Stelle der Mesogloea, nach unten "gehen sie in das eigentliche Körperwandektoderm über. Wie viel von den hier geschilderten histologischen Verhältnissen auf Rechnung der "Alkoholwirkung zu setzen ist, wie viel dem natürlichen Baue der Ekto- _ dermzellen in der Gegend der Grenzfurche entspricht, kann ich selbst- verständlich nicht entscheiden, dies muss künftigen Untersuchungen überlassen bleiben; jedenfalls wird die Ausbildung der Grenzfurche und der Grenzzellen mit der Trennung des Sphincters in eine orale und murale Partie direkt zusammenhängen, und es drängen sich zu- nächst die Fragen auf, in welcher Weise der Übergang des oralen in das murale Ektoderm bei einfach bleibendem Sphincter stattfindet, und ob den Grenzzellen bei Zoanthus etwa eine besondere Funktion zukommt. Das Ektoderm der Körperwand hat, wie schon lange bekannt und auch oben erwähnt wurde, einen anderen Bau, wie das der Mund- scheibe und ihrer Fortsetzungen. Die Zellen sind hier lange nicht so - deutlich, und gleich von den Grenzzellen an ist ihr peripherer Rand zu einer, im Maximum 2 u. starken, grobkörnigen, nach außen scharf - begrenzten Guticula (Fig. 12 und 14) umgewandelt, von welcher in meist ziemlich regelmäßigen Abständen nach innen gegen die Meso- gloea feinere Fortsätze ausstrahlen, die gewöhnlich in ihrem Verlaufe einen Kern enthalten und dadurch spindelförmig erscheinen (ec). Die zwischen diesen dunkler gefärbten Fortsätzen frei bleibenden Räume sind anscheinend frei von zelligen Gebilden, stellen also Hohlräume dar, welche nach innen durch die Mesogloea, nach außen durch die - Gutieula abgeschlossen werden und nur von nicht weiter definirbaren Krümeln sowie unregelmäßig eingestreuten Pigmentklümpchen und - Nesselkapseln erfüllt sind. Das Körperwandektoderm der Zoantheen ist schon von verschiedenen Untersuchern erwähnt worden. KöLLıker! _ gab zuerst an, dass dünne Bindesubstanzsepten zwischen die Ekto- dermzellen ausstrahlen und sich mit der Innenfläche der Cuticula verbinden. W. Koca? bestätigt diesen Befund, die angeblichen Meso- gloealfortsätze wären demnach die von mir als die Ektodermzellen 1 Icones histologicae. 1865. p. 413. 2 Neue Anthozoen von Guinea. 4886. p. 21. RR 118 A. R. v. Heider, [10 : selbst gedeuteten Stränge zwischen Cuticula und Mesoderm. Alle neueren Untersucher folgen dieser Darstellung; von Erpmann! wird, allerdings für Epizoanthus, das Ektoderm des Mauerblattes so darge- stellt, dass von der Cuticula in Abständen Fortsätze gegen das Meso- derm ziehen uud dadurch Kästchen bilden, in welchen sich unveränderte | Ektodermzellen befinden. Er meint auch, dass im Allgemeinen beiden Zoantheen das Ektoderm von zahlreichen bindegewebigen Querbalken, welche die Mesogloea und die Quticula verbinden, durchzogen und in Abtheilungen gebracht wird. Hanpon und Suackıeron? geben dieselbe Darstellung für Zoanthus coppingeri und ähnlich, nur viel stärker, zeichnet McMurrıcH? die Cuticula für Zoanthus sociatus, ohne im Texte weiter darauf einzugehen. Wie man sieht, befinde ich mich gegen die Darstellung der genannten Forscher in einem gewissen prineipiellen Widerspruche; die Auffassung der Cuticularfortsätze als mesogloeale Gebilde erscheint mir schon desshalb unhaltbar, weil ich, wie schon erwähnt, fast regelmäßig im Verlaufe der Fortsätze einen Kern finde, der die letzteren zu Zellen stempelt, welche allerdings — meiner Meinung nach hauptsächlich durch die Wirkung des Alkohols bedeutend verändert wurden, so dass ihre natürliche Gestalt schwer wieder zu erkennen ist. Ich erkläre mir den Bau des Ektoderms der Körperwand in der Weise, dass dessen das weitaus größere Kontingent bildende Stützzellen mit ihren erhärtenden freien Rändern innig unter einander verbunden sind und so eine zusammenhängende Cutieula erzeugen. Ihre dünnen basalen Enden sitzen der Mesogloea, mit derselben fest verbunden, auf, so dass die Zellen mitihren beiderseitigen Enden gewissermaßen fixirt, nur mittels ihrer weicheren Zellleiber auf die Alkoholwirkung reagiren können, sich um den ebenfalls resistenteren Kern zusam- menziehen und so zwischen sich jene Räume erzeugen, welche in den aus Alkoholpräparaten angefertigten mikroskopischen Schnitten die »Kästehen« bilden. Die Zellen reißen auch sehr leicht an ihren dünnen Basen ein, und wenn dies in größerer Ausdehnung stattfindet, kommt es zu jenen, schon lange bekannten Ablösungen des Ektoderms über einen großen oder den ganzen Bereich der Körperwand. Man begegnet solchen Ablösungen (Fig. 6 u. 7 ec) nur bei Polypen, welche stark kontrahirt sind, demnach dort, wo die Ektodermzellen den voraussichtlich plötzlichen ! Über einige neue Zoantheen. Jenaische Zeitschr. 1886. Taf. V, Fig. 40 und p- 450. ® Rep. zool. coll. Torres Straits. Zoantheae. Taf. LXIV, Fig. 4 u. p. 677. 3 Actiniaria of the Bahamas. p. 63. Zoanthus chierchiae n. sp. 119 " Zusammenziehungen der Mesogloea nicht folgen konnten, sondern an "ihren schwächsten Stellen einrissen. — Die Cuticula, welche mit der Grenzfurche als sehr dünnes Häutchen beginnt, und gegen die Polypen- basis zu dicker wird, ist sehr häufig auf ihrer äußeren Oberfläche mit "einer aus unregelmäßigen Klümpchen bestehenden Schl imschicht be- deckt, in die eine Anzahl Diatomeen eingebettet sind. Ä Das Mesoderm der Körperwand war schon so oft Gegenstand der Beschreibung auch bei den Zoantheen, dass ich füglich mit wenigen "Worten darüber hinweggehen könnte. Indess will ich doch einige, mir erwähnenswerth erscheinende histologische Befunde genauer an- geben, als Beiträge zur Erkenntnis des so mannigfache Bildungen auf- weisenden Mesoderms der Cölenteraten. Die Grundsubstanz ist auch ‚hier jene homogene, sich schwer tingirende, bei den Zoantheen der- bere Masse, welche von den neueren Autoren mit Mesogloea bezeichnet “wird. In dieselbe sind die verschiedenen Gebilde eingebettet, von welchen ich zunächst den für die Zoantheen so wichtigen Sphincter - erwähnen will. Dieses mächtige System von Kreismuskelfasern liegt in der Übergangsfalte zwischen Mundscheibe und Körperwand (Fig. 9 sph) “und besteht aus den schon mehrfach genannten, für die Gattung Zoan- thus charakteristischen zwei Partien, von welchen ich die obere der _ Mundscheibe, die untere der Körperwand zuspreche. Für die Charakte- -risirung der Species von Zoanthus wird vielleicht — bei genauerer Untersuchung derselben — der Unterschied in der Stärke der beiden - Sphineterpartien maßgebend werden; Hapnon und SnackLeron ! ziehen -thatsächlich schon diese kleinen Differenzen für die Trennung ihrer - drei Arten heran. Bei Zoanthus chierchiae erscheint der Körperwand- theil etwa dreimal so lang wie der Mundscheibentheil, welcher sich mit seinem Ektodermbelage auf Radiärschnitten nach Art eines kontra- hirten Tentakels über den Mundscheibenrand erhebt (Fig. 9 sph.m)2. Bei Zoanthus coppingeri ist, nach Hınppon und Suackreron, der Körper- wandtheil (upper portion) kürzer, bei Zoanthus jukesii und macgilli- vrayi länger, wie der Mundscheibentheil (lower portion). Der Muskel selbst hat die bekannte Gestalt, d. h. seine Fasern kleiden in einfacher 1]. e.p. 677ff. 2 Es sei hier bemerkt, dass es mir für das allgemeine Verständnis passender erscheint, die Bezeichnung »oben« und »unten« immer in Bezug auf die Lage der Körpertheile im ausgestreckten, lebenden Thiere anzuwenden. Bei diesem ist nun jedenfalls der Körperwandtheil des Sphincters tiefer liegend, wie der Mund- scheibentheil (Fig. 9), wie auch R. Herrwic (Chall.-Rep. p. 4143) hervorhebt, während HADDon und SHACKLETON ersteren als obere, letzteren als untere Partie des Muskels bezeichnen, wie sie sich im Längsschnitte des eingestülpten Capitulum er- geben. 120 A. R. v. Heider, 2 Lage die innere Fläche einer mehr oder minder großen Anzahl von in der Mesogloea liegenden Aushöhlungen oder Ringkanälen aus (Fig. 12 sph), die Fasern sind im Querschnitte kreisrund und haben 0,3—0,4 u im Durchmesser. Die Mesogloea ist im Bereiche des Sphineters mächtig entwickelt und verschmächtigt sich in der Gegend der Grenzfurche, also zwischen den beiden Muskelpartien, zu einer dünnen Lamelle. Während der Mundscheibensphincter im Querschnitte eine dünne Platte | darstellt, welche nur in der Mitte eine größere Dicke erreicht, indem hier die Mesogloealhöhlungen größer werden, beginnt und endigt der. Körperwandsphincter oben und unten mit drei bis vier Mesogloeal- höhlen und bleibt während des ganzen Verlaufs in der Körperwand gleich mächtig (Fig. 12 u. 14 sph.k). — Die entodermale Fläche der Mesogloea ist mit einer einfachen Lage von Kreismuskelfasern (Fig. 12 u. 14 mu) bekleidet, welche die gleiche Stärke wie die Sphincterfasern ‚haben und mit diesen in bestimmter Korrelation stehen, indem sie nur dort auftreten, wo sich innerhalb der Mesogloea kein Sphineter be- findet; die entodermale Muskulatur ist demnach mehr in den unteren Körperpartien und dann auch in der Gegend der Grenzfurche ausge- bildet. Dies und der Umstand, dass der Sphincter selbst dem Entoderm näher liegt, so dass zwischen ihm und Ektoderm konstant eine größere Mesogloealschicht lagert, wie zwischen Entoderm und Sphincter, spricht wohl für die Richtigkeit der Auffassung, wonach auch der letztere ento- dermaler Provenienz und erst sekundär so sehr in die Mesogloea ge- rückt ist, dass er nun völlig von ihr umschlossen wird!. Wie man aus dem Längsschnitte Fig. 14 ersieht, verschwinden die entodermalen Ringfasern in der Gegend des unteren Sphincterrandes von unten nach oben allmählich, dagegen sind hier die Wände der Mesogloealhöhlungen von den Sphincterfasern nicht so vollständig überkleidet, wie weiter oben, wo sich keine entodermalen Ringfasern mehr vorfinden; die Homologie beider Muskelsysteme ist in solchen mikroskopischen Präpa- raten in die Augen springend, und es wären nur noch embryologische Untersuchungen abzuwarten, um dieselbe völlig zu erweisen. Die Sphincterhöhlungen sind gegen die homogene Mesogloea mit einer scharfen Linie abgegrenzt, und es macht im Mikroskope den Ein- druck, als wäre diese Grenzschicht etwas starrer, wie die umgebende Stützsubstanz; während diese gleichmäßig dunkel gefärbt ist, erscheint der Rand der Klüfte stärker lichtbrechend, von mehr knorpeliger Be- schaffenheit. Die entodermale Muskelschicht besteht aus verhältnismäßig kurzen ! HADnon U. SHACKLETON, Revis. Brit. Actin. Zoantheae. p. 648. 13] Zoanthus ehierchiae n. sp. 194 In der Gegend des Sphincters begegnet man konstant in der Meso- loea zwischen jenen und dem Entoderm den unregelmäßigen Klüften und Lücken, welche für das Mesoderm der Zoantheen so charakteristisch sind und dort, je nach der Gattung ein mehr oder minder dichtes Kanalsystem erzeugen (Fig. 14 u. 18 cm). Dasselbe ist besonders in den vom Sphineter nicht mehr durchzogenen Theilen der Körperwand aus- gebildet, irgend eine gesetzmäßige Anordnung dieser Lücken und "Kanäle konnte ich bei meiner Form nicht auffinden; es fällt nur auf, “ dass sie in Querschnitten durch die Körperwand in der Mitte der Meso- gloea mehr langgestreckte, unregelmäßig ausgebuchtete Klüfte und in der Nähe des ektodermalen Randes des Mesoderms kleinere rundliche, "glattrandige Längskanäle erzeugen. Es ist wohl zu vermuthen, dass Falle diese Kanäle und Lücken unter einander in Verbindung stehen, wie es von anderen Untersuchern angegeben wurde, mir ist es für "Zoanthus chierchiae nicht gelungen, solche quere Kommunikationen bestimmt nachzuweisen. { Die angegebenen Kanäle und Klüfte der Mesogloea sind immer erfüllt von den verschiedenartigsten Zellen und Zellresten: neben tief dunkelbraun gefärbten, kleinen, ovalen Körpern, welche ich als Nessel- 'kapseln deute, die aber eben so gut isolirte Pigmentzellen sein können, ‚größere, fein granulirte, spindelföürmige oder unregelmäßig gelappte, -protoplasmatische Zellen, meist mit deutlichem Kern und Kernkörper- chen und rundliche größere Körper mit homogenem Inhalte, deren -Kontour an einer oder mehreren Stellen halbmondförmige, dunkle Ge- ‚bilde anliegen. Zwischen diesen Körpern, deren zellige Natur noch deutlich erkennbar ist, findet man ferner sehr häufig — die kleineren "Kanäle gewöhnlich ganz ausfüllend — Gruppen von kleinen und klein- sten, stark lichtbrechenden Körnchen. Die Konservirungsart lässt eine definitive Deutung aller dieser, in den Mesogloealkanälen zu findenden Gebilde wohl nicht mehr zu; ich schließe mich jedoch den Angaben “anderer Untersucher an, dass die Kanäle im lebenden Thiere von einer, nach Hıpnpon! ektodermalen Zelllage ausgekleidet sind und die Körn- chen vielleicht mit der Chylusflüssigkeit in Zusammenhang stehen. Für die ektodermale Provenienz der Zellen der Kanäle sprechen wohl die 'Nesselkapseln und Pigmentkörnchen; es war mir indess nicht gelungen, - Kommunikationen der Kanäle mit der Ektodermhülle in meinen Präpa- 1 Revis. brit. Actiniae. Zoantheae. p. 616. 122 A, R. v. Heider, 1a Wi raten deutlich nachzuweisen, wie sie Hınpon und Suackzeron! für ver- schiedene Formen von Zoanthus angeben und abbilden. Eine gleich- zeitige Kommunikation der Mesodermkanäle mit der entodermalen Auskleidung der Leibeshöhle erscheint mir sehr wahrscheinlich; ; wenig- stens fand ich an Querschnitten der oberen Partien der Körperwaril fast regelmäßig jene vom Entoderm ausgehenden Lakunen, welche MeMurricaH ? und Haıppon und SpAckLEToN 3 für Isaurus heschreiien und die als Eingänge zu den Mesogloealkanälen gedeutet werden können. In allen Sehnitten durch die Körperwand findet man neben und zwischen den Kanälen Fasern und Zellen, welche in die Mesogloea® eingebettet sind und von den bisherigen Untersuchern zumeist als bindegewebiger oder auch muskulöser Natur angesehen wurden. Mir scheint indess, dass gewisse Faserzüge richtiger zu den nervösen Ele- menten zu zählen seien, wenn man ihren Verlauf und ihr ganzes Verhalten in der Mesogloea berücksichtigt. In der Gegend des Sphinc- ters (Fig. 14) finden wir zunächst Fasern oder faserähnliche Streifen, welche die Mesogloea der Quere nach durchziehen, d. h. vom Sphincter direkt zu den Basen der Ektodermzellen laufen; sie sind sehr blass, schwer färbbar und bezüglich ihrer Endigungen im Muskel und im Ektoderm nicht zu verfolgen gewesen. Zwischen ihnen liegen, oft nur spärlich, in anderen Präparaten wieder in größerer Zahl, spindelförmige oder unregelmäßig sternförmige, gekernte Zellen. Innerhalb des Sphineters wird die Mesogloea von einer größeren Zahl von Fasern durchsetzt, welche im Ganzen einen mit der Längsachse des Thieres parallelen Verlauf haben und dieser Partie der Mesogloea den Charak- ter größerer Dichte verleihen. Sind diese letzteren Fasern vielleicht nur als Verdichtungen der homogenen Substanz anzusehen, so dürften die queren Fibrillen zwischen Sphincter und Ektoderm wohl nicht so bestimmt zu den Bindegewebselementen zu zählen sein; Erpmann* thut dies im Allgemeinen, möchte aber die radiären Fasern für Muskelfasern ansehen. — In den mittleren Partien der Körperwand, wo das Meso- derm um die Sphincterdicke dünner geworden ist, kann man die queren Fibrillen viel genauer verfolgen, wenn man dafür sorgt, die Schnitte nur schwach zu tingiren. Ein solches Präparat gebe ich in Fig. 18, wo durch zufällige Ablösung des Ektoderms und der entodermalen Musku- latur die Mesogloea ganz isolirt erscheint und der Verlauf einiger Quer- I! Revis. brit. Actiniae. Zoantheae. p. 616 u. Figg. Taf. LII. 2 A contribution to the Actinology of the Bermudas. Proc. ac. n, sc. Phila- delphia. 4889. p. 148. 3 Revis. brit. Actiniae. Zoantheae. p. 617. 4 Über einige neue Zoantheen. p. 434. 1 5] Zoanthus chierchiae n. sp. 123 fasern sehr deutlich zu verfolgen war. An zwei Stellen ragen deren 'entodermale Enden eine Strecke weit aus der Mesogloea, und man muss sich vorstellen, dass dieselben früher mit der Ringmuskulatur direkt zusammenhingen und beim Abheben der letzteren etwas mit- gezogen wurden, bevor sie abrissen. Die Fasern sind in der Nähe der 'entodermalen Muskulatur am dicksten und werden gegen das Ektoderm zu allmählich dünner, sie zerfallen auch häufig in eine Anzahl feiner Zweige, welche mit ihren Enden bis an den ektodermalen Rand der Mesogloea reichen und, wie ich glaube, in den Ektodermzellen sich verlieren. Eine ähnliche Mesodermstelle bei stärkerer Vergrößerung giebt Fig. 17; hier liegt die entodermale Muskulatur der Mesogloea noch in normaler Weise an, und die Querfasern treten dicht an jene heran, um in einer mehr körnigen Masse, welche sich zwischen Mesogloea und Muskel befindet, zu verschwinden. An einem Faserende ist auch deut- lich dort, wo es sich in der körnigen Masse verliert, eine Verbreiterung zu erkennen, in welcher ein kernähnliches Gebilde liegt. Dig Fasern selbst sind stark lichtbrechend und scharf kontourirt; sie scheinen mir vermöge ihres Baues und sonstigen Eigenschaften zumeist unseren jetzigen Vorstellungen von Nervenfibrillen zu entsprechen. Birgt doch die Annahme einer solchen direkten nervösen Verbindung zwischen Ektoderm als pereipirender Schicht und der Muskulatur der Körper- wand weniger Unwahrscheinlichkeit in sich, wie die Zuzählung dieser - Querfasern zu den bindegewebigen oder muskulösen Gebilden. Sie ‘wurden selbstverständlich schon des öftern beschrieben und abge- bildet; Erpmann! sagt, dass die Fasern vom Entoderm beginnen und zum Ektoderm ziehen, auch R. Herrwıg? giebt an, dass sie vom Ento- derm zum Ektoderm verlaufen und am Entoderm mit einer granulirten Verbreiterung beginnen, der zwischen Mesogloea und Entoderm liegen- den Ringmuskelfasern, welche wohl die Fasern durchziehen müssten, um zum Entoderm zu gelangen, wird von keinem der beiden Forscher erwähnt. Herrwic vergleicht die Fasern mit den Muskelfasern der Ctenophoren; als solche hat sie schon Köruiker® bei Zoanthus solanderi angesehen, welcher hier blasse, faserähnliche Züge, welche sich nicht so scharf von der Grundsubstanz scheiden, wie bei den Medusen und daneben, häufig im Inneren der ersteren, dunkle, feine, elastischen Fasern ähnliche, gerade oder geschlängelte Fasern unterscheidet. — Wenn die die Muskulatur mit den Ektodermzellen verbindenden Fasern BI sich thatsächlich als Gebilde erweisen, welchen eine nervöse Funktion 11.c.p. 440. 2 Challenger-Rep. Zool. VI. 1882. p. 412. 3 Icon. histol. 1865. p. 414. FR j 124 AR. v. Heider, 168 zukommt, so wird es nicht befremden, wenn manche der zelligen Ge- bilde, welche man neben den genannten Fasern in der Mesogloea findet und die bisher sammt und sonders in das Gebiet der Bindegewebs- zellen verwiesen wurden, schließlich als nervöse Elemente, als primi- tive Ganglienzellen erkannt werden. Es liegt nicht in meiner Absicht, solchen Zellen auf Grund meiner, in Folge der Konservirungsweise immerhin sehr lückenhaften Untersuchung schon positiv die nervöse Natur zuzusprechen, indess kann nicht geleugnet werden, dass Gebilde, wie Fig. 17 n, bedeutend an die Ganglienzellen erinnern, wie wir sie von den höheren Thieren kennen; solche Zellen zeigen neben einem deutlichen Kern mit Kernkörperchen mehrere Fortsätze, deren einer das gleiche Aussehen annimmt, wie es die oben besprochenen Quer- fasern darbieten, während die anderen Fortsätze nur als kleine Zipfel erscheinen, welche rasch in der Mesogloea verschwinden. Wenn auch nicht gerade häufig, begegnet man doch dergleichen Zellen immer wie- der bei genauer Durchsicht des Mesoderms der Körperwand, und dies scheint mir Grund genug, ihrem Studium erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die mesogloeale Grundsubstanz zeigt an allen Schnittpräparaten die gleiche, homogene, nur an den Rändern der Höhlungen etwas dichtere Beschaffenheit; dass sie einer gewissen Dehnbarkeit fähig ist, beweisen jene Schnitte, welche zufällig einer gewissen Zerrung aus- gesetzt waren. In Fig. 18 ist der Ursprung des einen Mesenteriums mit seiner Muskulatur und seinem Entodermbelage von der Körper- wand mechanisch abgezogen, die mesogloeale Stützlamelle ist dabei jedoch nicht eingerissen, sondern stellt noch einen undeutlich begrenz- ten, durchscheinenden Strang dar. — Am gleichen Schnitte möge auch die verschiedene Begrenzung der Mesogloea nach innen und außen be- achtet werden; der entodermale Rand derselben zeigt einen fast gerad- linigen, nur durch die Mesenterialansätze unterbrochenen Verlauf, dagegen hat der ektodermale Rand wegen der sich hier anhäufenden rundlichen Lücken und der zahlreichen, verschieden starken Zipfel und Spitzen, welche mit den basalen Enden der Ektodermelemente in Verbindung stehen, ein unregelmäßig ausgebuchtetes, oft geradezu ausgefranstes Aussehen. Das Entoderm der Körperwand ist erfüllt von den schon erwähn- ten Zooxanthellen; dieselben sind in den oberen Partien des Polypen- körpers in viel größerer Menge angehäuft und nehmen gegen die Polypenbasis bezüglich ihrer Zahl bedeutend ab. Die Mesenterien besitzen die für die Actinien im Allgemeinen charakteristische Muskulatur; sie ist hier zwar schwach ausgebildet, 7 7] Zoanthus chierchiae n. sp. 125 "indem nur eine Lage von Muskelfasern sich zu niederen Falten erhebt und es nie zur Bildung der bei anderen Familien oft so stark verzweig- “ten Muskelbäumchen kommt, sie ist indess an allen, nicht zu stark ge- färbten Präparaten deutlich zu verfolgen und scheint nur in den oralen und aboralen Enden der Mesenterien häufig rudimentär zu sein oder "ganz zu verschwinden. Alle Mesenterien, die Makro- und Mikrosepten, "sind dort, wo sie von der Körperwand entspringen, beiderseits von einer Schicht Längsmuskelfasern: dem Parietobasilarmuskel (Fig. 15 pb) "bedeckt. Im Bereiche desselben bildet die mesogloeale Stützsubstanz eine einfache, verhältnismäßig starke Lamelle, welche in kurzer Ent- 'fernung von der Körperwand sich in zwei Blätter spaltet, die den großen, das Mesenterium regelmäßig von oben bis unten durchziehen- den, mesodermalen Längskanal (lc) einschließen; sein Lumen wächst mit der Größe des Mesenteriums, so dass die Makrosepten immer von einem in allen Dimensionen größeren Längskanale durchzogen werden, während dieser in den Mikrosepten oft ganz unscheinbar bleibt. Der Parietobasilarmuskel ist nur auf die nichtgespaltene, peri- _ phere Partie des Mesenteriums beschränkt, er verschwindet im Be- reiche des Längskanals auf der exocölen Seite des Mesenteriums voll- ständig, so dass hier das Entoderm direkt der Mesogloea aufsitzt; auf der entocölen Seite reichen die Parietobasilarfasern, rasch sich ver- schmächtigend, noch etwas in die Gegend des Längskanals, verschwinden “dann, wie ich meine, vollständig, worauf nach kurzem Zwischen- - raume centralwärts die Längsmuskelfasern des Mesenteriums beginnen (Fig. 15 mu). Diese überziehen die, wie schon erwähnt, nicht stark ausgebildeten und auch nicht sekundär verzweigten Längsfalten der _ Mesogloea in einer zusammenhängenden Schicht und sind meist bis : zum centralen freien Rande des Mesenteriums, resp. bis in die Gegend 3 des Filaments zu verfolgen. Einen eigentlichen »Muskelwulst« erzeugen also hier die Längsmuskelfasern nicht, immerhin lassen sie aber die - Zusammengehörigkeit je eines Septenpaares, resp. die Exo- und Ento- _ eöle sehr deutlich erkennen. An den eines Filaments entbehrenden Mikrosepten ist die Längsmuskulatur in der Nähe des inneren, freien - Randes am stärksten ausgebildet, an den Makrosepten verliert sie sich _ allmählich in der Nähe des Filaments. N Das Entoderm der Mesenterien ist in meinen Präparaten nicht - sehr gut erhalten, immerhin ist aber an manchen Stellen die Gestalt - der Zellen noch deutlich zu erkennen. Auffallenderweise habe ich in - dem den Längsmuskelfasern aufsitzenden Entoderm fast nie Zooxan- 4 thellen finden können, obwohl ich in dieser Hinsicht zahlreiche Schnitte - durchmusterte; man müsste demnach annehmen, dass zwischen den Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. V. ) a. BEN a 126 A. R. v. Heiden, 18 parasitischen Algen und den Längsmuskeln der Septen Beziehungen obwalten, welche jene von diesen gewissermaßen ausschließen. Zu erklären wäre diese Gegensätzlichkeit zwischen Muskel und Alge, falls sie sich weiterhin bestätigen sollte, wohl sehr schwer, zumal sich die Algen über den anderen Muskelfasern, wie Parietobasilarfasern und Kreismuskelfasern der Körperwand gerade so häufig vorfinden, wie sonst überall, wo Entoderm vorhanden ist. — Kleine, ovale Körper- chen, welche man im Entoderm der Mesenterien in großer Zahl findet und die ein Kernkörperchen enthalten, dürften als Kerne der Ento- dermzellen zu deuten sein, dagegen ist mir die Natur gleich kleiner, meist den oberen Rand des Entodermbelages einnehmender Körperchen ohne sichtbaren Einschluss nicht klar geworden; möglicherweise sind es Entwicklungsstadien von Nesselkapseln. — Die mesodermalen Längskanäle der Mesenterien sind von einer Zellschicht ausgekleidet, welche jener aus dem Kanalsystem der Körperwand schon beschrie- benen sehr ähnelt; die Zellen sind in meinen Präparaten zu sehr ver- ändert, um genau analysirt werden zu können; die in ihnen enthaltenen kleinen Nesselkapseln heben sich durch ihre dunkle Färbung und den scharfen, doppelten Kontour hervor, daneben finden sich aber noch andere Körper, welche theils zu den Pigmentzellen zu rechnen sein werden, theils noch ganz hypothetischer Natur zu sein scheinen. Alle Makrosepten sind an ihren freien Rändern vom unteren Sehlundrohrrande an mit den bekannten Mesenterialfilamenten versehen, welche auf Querschnitten durch den Polypen sofort durch ihre eigenthtimliche V-förmige Gestalt kenntlich sind (v, Fig. 8). Ob- wohl das Filament von Zoanthus im Allgemeinen den schon bekannten Bau der Filamente der Anthozoen zeigt, möchte ich doch der Vollständig- keit halber eine kurze Beschreibung desselben wiedergeben, weil es mit dem noch zu erwähnenden und bisher zu wenig beachteten Drüsen- wulste in innigem Zusammenhange steht. Das Filament zeigt in der Mitte der Körperhöhle seinen typischen Bau am besten (Fig. 16); hier ist die Mesogloea des Mesenteriums (m) im Querschnitte fadenförmig dünn ausgezogen, das Entoderm nur in krümeligen Spuren noch vor- handen, trotz der Dünnheit ist an der mesogloealen Stützlamelle auch hier noch die Tendenz zur Spaltung in kleine Längskanäle wahrzu- nehmen. Am centralen Rande endet die Stützlamelle mit einer im Querschnitt dreieckigen, kleinen Verbreiterung, welche den Drüsen- streifen trägt. Etwas unter dem letzteren gehen von der Stützlamelle beiderseits die langen, immer nach der Peripherie des Polypen ge- wendeten Querschenkel ab, welche die Basis für dieFlimmerstreifen bilden, deren unverhältnismäßige Länge und Rück wärtskrüämmung dem 12P, L, Zoanthus chierchiae n. sp. 127 ® Querschnitte des ganzen Filaments jene, von allen Untersuchern ab- ‚gebildete, eigenthümliche Gestalt geben, die am besten mit einem um- ‘gekehrten V, oder auch einer Lanzenspitze verglichen werden kann. ‚Trotzdem mir ausschließlich in Alkohol konservirtes Material zu Gebote stand, ist es mir doch gelungen, eine Anzahl Querschnitte zu verfertigen, ‚welche genügend Details zeigten, um mich über die Beschaffenheit der zelligen Beläge zu orientiren. Im Allgemeinen befolgen diese das von den Actinien bekannte Schema; der mittlere Drtisenstreif (n.d) scheint ‚bei Zoanthus nur Drüsenzellen, dagegen keine Nesselzellen zu enthal- ten, wenigstens sind Nesselkapseln nur gelegentlich in meinen Präpa- raten zu finden gewesen und waren dann über alle Gewebsschichten so unregelmäßig zerstreut, dass es auf mich den Eindruck machte, als wären dieselben im ganzen Körperinhalte aufgeschwemmt gewesen und seien während der Präparation als Fremdkörper bier und da in die einzelnen Schnitte gelangt. Die Drüsenzellen sind auf der Stütz- lamelle fächerförmig ausgebreitet und nach rückwärts scharf abge- - grenzt, so dass ihr Querschnitt ein centralwärts gerichtetes halhbkreis- ‚ föormiges Gebilde darstellt. Die Flimmerstreifen (Fig. 16 f) stellen breite Bänder dar, ihre langen, schlanken Zellen sind ungemein dicht an einander gelagert, so dass deren Kerne, welche hauptsächlich die mittlere Region einnehmen, durch Neben- und Übereinanderlagerung - die Zellgrenzen vollständig verdecken. Die trotz der Alkoholschrum- pfung noch sehr langen Flimmern sind an vielen Querschnitten sehr schön erhalten und dürfte ihre Länge im lebenden Thiere ein Drittel der Zellenhöhe überragen. In den meisten meiner Präparate haben die ‚Flimmerstreifen rechts und links eine ungleiche Ausdehnung, indem sie auf der einen Seite höher gegen den Drüsenstreif ragen, wie auf der anderen; nie stoßen sie direkt an diesen letzteren, sondern zwi- schen beide Zellarten ist eine Zellengruppe (en.w) eingeschaltet, welche großen Entodermzellen am ähnlichsten ist und durch den zarten Bau des Körpers und die großen, rundlichen Kerne vor den benachbarten \ zelligen Elementen; sich auszeichnet. Diese zwischen Drüsen- und % Flimmerstreifen eingeschobene Entodermlage wurde schon von Gebr. _ Herrwig! erwähnt, und ihr wurde in neuester Zeit auch eine besondere b _ Funktion bei der Absorption der Nahrung zugeschrieben?. In meinen Präparaten sind diese Zellen nur selten noch deutlich, meist sind sie - ın eine krümelige Masse umgewandelt; ein Unterschied zwischen ihnen 1 O0. u. R. Herrwis, Die Actinien. 4879. p. 102. 2 Wirren, La digestion chez les Actinies. Bull, soc. med. Gand. 4892. p. 295. — AppELLör (Edwardsia, Bergens mus. aarsber. 1894) nennt diese Entodermwuche- uns bei Edwardsia »peripherer Drüsenstreif«., 9* RENTEN TEE HOME HT REN 128 A R. v. Heider, [20 und dem Entoderm der Körperhöhle überhaupt muss jedenfalls darin gesehen werden, dass sich in jenen nie die in diesem so üppig wuchern- den Zooxanthellen vorfinden. Hapvon und SuAckLeton! unterscheiden am Mesenterialfilamente eine obere und untere Partie; letztere hat den schon lange bekannten und oben nochmals kurz beschriebenen Bau (Fig. 16) und nimmt den senkrecht nach abwärts steigenden Rand des Mesenteriums ein, die obere Partie wird »reflected ectoderm« genannt und als direkte Fort- setzung des Schlundrohrektoderms auf die vom unteren Schlundrohr- rande abgehenden vollständigen Mesenterien aufgefasst. VerriLL? hat diese Gebilde schon früher beschrieben und nannte sie »flattened organs«, er fasste sie als eine Art Kiemen auf, dem auch Anpres 3 zu- stimmen möchte. Die neueren Untersuchungen haben die Richtigkeit der Ansicht, dass die Mesenterialfilamente, oder zum mindesten deren Nesseldrüsen- streif eine direkte Fortsetzung des Schlundrohrektoderms seien, so ziemlich erwiesen, die Bezeichnung: reflected ectoderm ist demnach keineswegs unrichtig, sie erzeugt jedoch die Vorstellung, dass es sich auch hier um einen einfachen Übergang des Schlundrohrektoderms auf den Septenrand handle, während thatsächlich bei Zoanthus eine größere Umwandlung des Epithels dieser Körperpartie stattgefunden hat. Die- selbe fällt schon bei oberflächlicher Betrachtung von Querschnitten, wie Fig. 7 (d.w) auf und drängt zu genauerer Untersuchung. ErpMmann sagt, dass die Mesenterien unten an ihrem freien Rande nur den Drüsen- streif tragen, in mittlerer Höhe tritt zu beiden Seiten der Flimmerstreif hinzu, welcher sich in der Nähe des Schlundrohrs gegen die Polypen- achse zu so ausdehnt, dass er den Drüsenstreif verdrängt ; »auf Längs- schnitten ist dieser Flimmerbesatz in regelmäßigen Intervallen zierlich eingekerbt«. Immerhin ist das sog. reflected ectoderm also schon ver- schiedenen Untersuchern als eine Eigenthümlichkeit der Zoantheen aufgefallen, welche sich sonst unter den Anthozoen nicht wieder findet, ohne dass sie indess einer eingehenderen Betrachtung gewürdigt wor- den wäre. Im in Alkohol konservirten Polypen bildet das immer mehr oder weniger kontrahirte Mesenterium mit seinem inneren ireien Rande einen am unteren Schlundrohrrande beginnenden Bogen, welcher 1 Revis. brit. Actiniae. Zoantheae. p. 649 u. Rep. zool. coll. Torres Straits. Zoantheae. p. 681. 2 Notes on Radiata. Trans. Connect. acad. 1. 1869. 3 Panceria. Q. journ. micer. sc. XVII. 4877. 4 Über einige neue Zoantheen. p. 435. Zoanthus chierchiae n. sp. 129 ER 15) — 1 zunächst nach oben und außen gerichtet ist und schließlich in den _ gerade nach abwärts laufenden Theil des Septenrandes übergeht - (Fig. 24). In Polypenquerschnitten in der Höhe dieses nach aufwärts _ eingezogenen Septenrandes findet man nun immer auch jene dem - Mesenterium zu beiden Seiten anhängenden Wülste, welche aus einer _ größeren Anzahl von Falten der hier befindlichen Epithelschicht be- stehen. Die Betrachtung bei stärkerer Vergrößerung (Fig. 19) ergiebt, dass diese regelmäßigen Falten peripher in die Flimmerstreifen des - Mesenterialfilamentes übergehen, welche hier noch ihre volle Ausbil- - dung zeigen; aber auch centralwärts spaltet sich die mesogloeale Stütz- _ lamelle des Mesenterium in zwei kurze Schenkel ab, welche eben- falls Flimmerstreifen tragen und jene mittleren Falten begrenzen (Fig. 20 mi); der Übergang der Flimmerstreifen in die faltigen Wülste und die histogenetische Identität beider Epithelschichten ist an solchen Querschnitten nicht zu verkennen. Sowohl im Bereiche des Mesenterial- filamentes, wie in dem des Wulstes besteht die Epithellage aus dicht an einander gelagerten hohen, schlanken Zellen, deren stark gefärbte Kerne ein das Epithel durchziehendes Querband erzeugen, welches bei Hämatoxylintinktion dem »refleeted ectoderm« ein charakteristisches Gepräge verleiht. Obwohl offenbar aus gleicher Grundlage hervor- _ gegangen, findet man aber doch Unterschiede zwischen den Zellen der Flimmerstreifen und denen der faltigen Wülste, welche mir wesent- lich erscheinen und auf verschiedene Funktionen hinweisen. Die Zellen der Flimmerstreifen haben ihren Kern ungefähr in der Mitte des Zell- leibes; dieser rückt nun in den Zellen der Wülste mehr an die Basis und ist überhaupt nur in den Thälern der Faltungen deutlich ausge- prägt, wogegen er in den Kuppen durch Tinktion nicht sichtbar ge- macht werden kann (Fig. 22). Auch die Flimmern sind im Bereiche des Wulstes völlig verschwunden und bei starker Vergrößerung erhält - man von diesem letzteren Bilder, welche an die bei höheren Thieren, _ besonders im Verdauungstracte so häufig zu findenden schlauchförmigen Drüsen erinnern. Auf Grund meiner mikroskopischen Untersuchung glaube ich mich auch berechtigt, diesen Epithelfaltungen drüsige Natur . zuzusprechen, und ich nenne sie daher Drüsenwülste. Sie bestehen aus einer, je nach dem Alter des Polypen verschieden großen Zahl von } parallel neben einander stehenden Einstülpungen einer ursprünglich glatt ausgebreiteten Cylinderepithelschicht; jede Einstülpung, welche etwa 50 «in der Länge und 20—25 u in der Breite misst, besitzt eine \ dünne Membrana propria und ist innen von einer Zellenlage ausge- - kleidet, deren Elemente ich nicht zu isoliren vermochte. In Anbetracht, dass in guten Schnittpräparaten die Zellen des benachbarten Flimmer- % a Ze a u u nn 130 A. R. v. Heider, [22° streifen sehr wohl erhalten waren, kann das Verschwinden der Zell- grenzen innerhalb der Schläuche nicht auf Rechnung von Maceration gesetzt werden, sondern es liegt hier eine funktionelle Umwandlung ehemaliger Drüsenzellen in eine grobkörnige Masse vor, welche nun- mehr die Schläuche erfüllt und als Andeutung der zelligen Provenienz eine mehr oder minder große Zahl rundlicher, sich stark tingirender Kerne enthält; dieselben nehmen nur die untere Hälfte des Schlauches ein (Fig. 22) und messen meist nicht mehr wie 4 u im Durchmesser. In der äußeren Hälfte des Schlauches finden sich längs der Membrana propria gewöhnlich eine Anzahl größerer, etwa 3 u haltender, ovaler Kerne mit Kernkörperchen, welche sich nur sehr schwach tingiren. Diese verschiedene Tinktionsfähigkeit der Kerne verleiht der Drüse in den Schnittpräparaten ein untrügliches Merkmal, jeder Schlauch zer- fällt dadurch in einen unteren körnigen, dunkleren und einen oberen, mehr homogenen Abschnitt. Nicht alle vollständigen Mesenterien enthalten in ihren oberen Partien solche Drüsenwülste, wie auch nicht alle Mesenterien Filamente besitzen. Jüngere Individuen zeigten solche an verhältnismäßig wenig Septen, in größerer Anzahl waren sie bei den großen, anscheinend aus- gewachsenen Polypen zu finden, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die vollkommen ausgebildeten Individuen auch an allen vollständigen Mesenterien Drüsenwülste tragen. Dass diese nur eine Fortsetzung der Flimmerstreifen der eigentlichen Mesenterialfilamente, resp. vervoll- kommnete Filamente sind, kann wohl aus dem konstanten gleichzeitigen Vorkommen Beider an den einzelnen Mesenterien geschlossen werden. Die Lagerung der Drüsenwülste, sowie ihre Beziehung zu den Filamenten und zum Mesenterium ist aus den, in verschiedenen Rich- tungen geführten Schnitten von konservirten Polypen nicht leicht zu studiren; die mehr oder minder wellig verzogenen Mesenterien eines kontrahirten Thieres erlauben nicht, solche — wie es wünschenswerth wäre — in größerer Flächenausdehnung zu treffen, es konnte also nur die Kombination einer Anzahl Schnitte zu einer den thatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Deutung führen. In Fig. 21 gebe ich eine schematische Darstellung dieser Beziehungen zwischen Mesen- terium, Drüsenwulst und Flimmerstreifen; an der Hand derselben werden auch die Zeichnungen der mikroskopischen Schnitte leicht er- klärbar. Das Schema bezieht sich auf das Mesenterium eines getödteten und kontrahirten Polypen; das obere Dritttheil seines freien Randes ist nach oben und außen gegen die Mundscheibe eingezogen, wodurch auch der hier liegende Drüsenwulst eine anormale Lage erhält. Er befindet sich hier in der Höhe des unteren Schlundrohrrandes, seine 4 Zoanthus chierchiae n. sp. 131 { L ängsachse verläuft in schiefer Richtung von innen und oben nach "außen und unten. Im lebenden, expandirten Polypen dagegen wird der Drüsenwulst unter den Schlundrohrrand zu liegen kommen und ‘seine Längsachse mehr oder minder parallel mit der Körperachse des Polypen verlaufen. Fig. 49 muss ungefähr in der Richtung &—/ des Schemas geführt gedacht werden, die Flimmerstreifen werden hier ‚sowohl am peripheren, wie am Gentralen Ende des quergeschnittenen "Mesenteriums angetroffen, zwischen ihnen dehnt sich der Drüsenwulst aus. Fig. 20 zeigt zwei neben einander liegende Mesenterien, welche in der Höhe der Kuppe der durch die Kontraktion des Thieres hervor- gerufenen Einziehung des Mesenterienrandes getroffen wurden; das ‘obere Mesenterium (m!) entspricht einem Querschnitte y—d des 'Schemas, das Filament ist noch im Zusammenhange, indess werden die Flimmerstreifen nicht mehr durch den Drüsenwulst, sondern durch den, in der Fläche getroffenen, Nesseldrüsenstreif verbunden; das untere Mesenterium (m?, Fig. 20) war etwas stärker eingezogen und erscheint desshalb etwa in der Richtung e—L getroffen, es zeigt die typischen Querschnitte der Filamente einander gegenüber liegend. "Die, dem Nesseldrüsenstreif zum Ansatzpunkte dienende Verbreiterung der Mesogloea ist in m! von Fig. 20 der Fläche nach getroffen und "besteht in bedeutender Vermehrung der Lücken und Spalten der meso- gloealen Stützsubstanz, wodurch ein feinmaschiges, schwammiges Ge- webe erzeugt wird. Auch unter dem Drüsenwulste tritt diese Zer- spaltung der Mesogloea stark auf; sie bildet hier (Fig. 19) drei parallel laufende, dünne Lamellen aus dichterer Bindesubstanz, von welchen zahlreiche, feine und feinste Fortsätze gegen einander ziehen und ein - großes, rezeimäßiess Maschenwerk erzeugen. Die mittlere Lamelle erscheint als direkte Fortsetzung der Mesogloea des Mesenteriums (m), an welche die beiderseitigen Lamellen, die nach außen das Epithel der - Flimmerstreifen und Drüsenwülste tragen, nur lose mittels der dünnen "Stränge angeheftet sind. Die Räume innerhalb der Maschen und Lücken sind mit Zellen und protoplasmatischen Klümpchen erfüllt, deren wahre Beschaffenheit an meinen Präparaten schwer zu erkennen ‚ist; da sich zwischen ihnen auch meist Zooxanthellen finden, kann vielleicht auf eine entodermale Abstammung geschlossen werden: — - Längsschnitte durch den Drüsenwulst bestätigen im Wesentlichen den oben angegebenen Bau desselben; Fig. 23 zeigt, dass die Faltung des _Epithels in der Nähe des Schlundrohrrandes die größte Ausdehnung besitzt und allmählich in aboraler Richtung abnimmt; hier ist das - Schlundrohr in einem Intermesenterialraume getroffen, der in den- ‚selben hineinragende Drüsenwulst tangential und etwas schief ange- 132 A. R. v. Heider, ra fi schnitten. Fig. 24 ist ein Längsschnitt in der Gegend der Insertion eines Mesenteriums am Schlundrohre; aus beiden Figuren erhellt, dass der Drüsenwulst resp. der seinen Ausläufer bildende Flimmerstreif direkt und mit scharfer Grenze an das Entoderm des Schlundrohres stößt. Die unterste Partie des Schlundrohres ist in Folge der Kontrak- tion des Thieres in einem rechten Winkel abgeknickt und horizontal nach außen gezogen, und man ist Anfangs verleitet, diese Knickungs- stelle als Schlundrohrgrenze zu betrachten; indess wird an Längs- schnitten das eigentliche Ende des Ösophagus, welches bei Zoanthus keinen Sphincter besitzt, deutlich markirt durch eine wulstartige Verbreiterung des Mesoderms und durch die die Innenfläche des Schlundrohres bis zu diesem Walle überkleidenden hohen schlanken Entodermzellen (Fig. 23 en). Der Ektodermbelag des Schlundrohres stößt in den Intermesenterialräumen (Fig. 23) direkt an das Entoderm der Innenseite, dagegen geht er fast unverändert in den Nesseldrüsen- streif über, wenn er auf die Insertion eines Mesenteriums trifit (Fig. 24 ec, nd). Fig. 25 giebt einen Frontalschnitt durch den Drüsenwulst im der Richtung 7„— 3 des Schemas und bestätigt nur noch weiter das eben Gesagte über die Lagerung der Drüsenschläuche zwischen den Flimmerstreifen einerseits und Nesseldrüsenstreif. Diese Figur giebt das eigentliche, dem natürlichen Verhalten entsprechende Bild des Drüsenwulstes, während die bisher gezeichneten und den Polypen- querschnitten entnommenen Bilder des »reflected ectoderm« der Fig. 1% entsprechend, in so fern als unrichtig bezeichnet werden müssen, als die Flimmerstreifen nur in Folge der Einziehung des oberen Septen- randes zweimal, d.h. peripher und central vom Drüsenwulste getroffen erscheinen. Im Mesenterium bietet sich uns ein immer komplicirteres Organ des Anthozoons dar, je genauer es untersucht wird, je besser wir die physiologischen Funktionen kennen lernen, welche seine Gewebe über- nommen haben. Bei Zoanthus tritt noch eine weitere Komplikation mit dem Auftreten des Drüsenwulstes am Mesenterium ein, dem ich eine specielle, in Bezug auf die Verdauungsthätigkeit wichtige Rolle zu- sprechen möchte, wenn die rein histologische Untersuchung ohne gleichzeitige physiologische Experimente ein Urtheil über die Aufgabe eines Organs im thierischen Haushalte erlaubte. Ist das Mesenterium in toto mit seiner längs der ganzen Oberfläche ausgespannten Musku- latur als ursprüngliches motorisches Organ und mit seinem Entoderm- belage als Athmungsorgan aufzufassen, so haben sich im Laufe der Entwicklung diesen allgemeinen Funktionen noch verschiedene specielle physiologische Aufgaben hinzugesellt, welche wir auf einzelne Abschnitte 25] Zoanthus chierchiae u. Sp. 133 des Mesenteriums vertheilt sehen und wir werden nicht fehl gehen, wenn wir aus der größeren oder geringeren Zahl von den Mesenterien obliegenden physiologischen Aufgaben, welche bei den höheren Thieren von speciellen Organen übernommen wurden, auf den höheren oder niederen Rang in der phylogenetischen Reihe der Anthozoen zurück- schließen. Eine Vorstellung von der Wichtigkeit der dem Mesenterium ob- liegenden vegetativen Aufgaben im Polypenkörper giebt eine Betrach- tung der einzelnen auf einander folgenden Abschnitte desselben. In Fig. 26 gebe ich eine Anzahl von Stadien aus einer Querschnittserie, in welche das erste linke ventrale Mesenterium eines mittelgroßen Polypen von Zoanthus chierchiae zerlegt worden war. Fig. A stellt einen, ungefähr 0,9 mm unter der Oberfläche der flach ausgebreiteten Mundscheibe geführten Schnitt dar, das Mesenterium ist hier nur von einer dünnen, von Entoderm überkleideten Mesogloealleiste gebildet, welche an ihrem peripheren Ende vom großen Längskanale durch- ‚brochen wird. B ist 0,3 mm tiefer und zeigt die erste Spur des Mesen- terialfilaments, und zwar ist es der oberste Rand des rechten Flimmer- streifs; die weiter basalwärts folgenden Schnitte © bis F zeigen nun eine rasche Vergrößerung des Filaments und die Differenzirung des- selben in den mittleren Drüsenwulst zu beiden Seiten des Mesenteriums. So lange ausschließlich Flimmerstreifen getroffen werden, stehen dieselben am Querschnitte in keiner Verbindung mit dem Mesenterium, diese Verbindung findet dann statt, wenn der Drüsenwulst auftritt, also in der Höhe des Schnittes E, 1,26 mm unter der Mundfläche. Der in den Mesenterialkanälen cirkulirenden Gewebsflüssigkeit ist es da- durch ermöglicht, die Drüsenschläuche direkt zu umspülen. Schnitt G, 0,04 mm unter E, zeigt den Drüsenwulst in voller Ausbildung, nur ist die Zahl der Schlauchdrüsen hier eine geringe, weil die Schnittserie von einem jüngeren Polypen stammte. Die unter G liegenden Stadien entsprechen den schon in Fig. 20 bei stärkerer Vergrößerung gegebenen Bildern, der Drüsenwulst verschwindet, und an seine Stelle tritt das Ektoderm des Schlundrohrs, resp. der Nesseldrüsenstreif; dieser bildet nun in Verbindung mit den ihn beiderseits begleitenden Flimmerstreifen in längerem Verlaufe nach abwärts das typische Mesenterialfilament, wie wir es schon beschrieben haben. Weiter nach abwärts, während das Mesenterium zugleich erheblich schmäler wird, tritt eine Ver- kümmerung des Filaments ein; man sieht in H, 4,5 mm unter der Mundfläche die Flimmerstreifen nur mehr schwach angedeutet, in / an Stelle des Filaments nur eine unscheinbare rundliche Zellenanhäufung am freien Septenrande. In dieser Gegend der Körperhöhle hat meines 134 A R. v. Heider, 126 Erachtens die Funktion des Mesenteriums als Träger von der Assimi- lation der Nährstoffe und wahrscheinlich auch der Athmung dienenden Zellkomplexen im Allgemeinen aufgehört, um von hier an gegen die Polypenbasis zu eine neue Aufgabe zu übernehmen: die Erzeugung der Geschlechtszellen, oder wenn dieselben, wie es von verschiedenen Autoren gezeigt wurde, aus einer anderen Körperregion einwandern, die Einhüllung und Ernährung der Fortpflanzungszellen bis zu ihrer vollen Reife. Es erfolgt nämlich eine Wucherung des in den oberen Regionen ganz unscheinbaren, niederen Entoderms, welche sich schon in X, 0,07 mm unter / zu zeigen beginnt und hauptsächlich in einer Verlängerung und einem Zusammendrängen der Zellen in der Gegend des weiter persistirenden Nesseldrüsenstreifs besteht. In voller Aus- bildung zeigt diese Wucherung der noch tiefer gelegene Schnitt Fig. 27, in welchem der, wieder deutlicher hervortretende Nesseldrüsenstreif von dem zu beiden Seiten sich anlegenden Entoderm bedeutend über- ragt wird; dabei hat die Breite des Mesenteriums wieder zugenommen, so dass es hier weiter gegen die Polypenachse ragt, wie in den vor- hergehenden Querschnitten. Über den feineren Bau dieser Partie des Mesenteriums kann ich nicht viel angeben; ich gebe in Fig. 28 einen Theil eines solchen Querschnittes bei stärkerer Vergrößerung; hier ist nur zu erkennen, dass die Wucherung aus ungemein langen und dünnen Flimmerzellen besteht, in und zwischen welchen eine Anzahl verschieden geformter Kerne und Körper enthalten sind, deren Deutung späterer Untersuchung mit in anderer Weise konservirtem Material vorbehalten bleiben muss. Neben den spärlich vorhandenen Zooxan- thellen fällt wieder die große Menge von ovalen Zellkernen im oberen Viertel des Epithelwulstes auf; die zahlreichen unregelmäßigen Krümel von verschiedener Größe, meist von dunkelbrauner Farbe, welche die Partien unter den Zellkernen einnehmen, sind von Hınvon und SuAck- z£eron als Nahrungsballen gedeutet worden. Die Zellen erreichen eine Länge bis zu 0,09 mm und sitzen mit ihren fadendünnen Basen der mesogloealen Lamelle direkt auf. In den von mir untersuchten Exemplaren von Zoanthus chierchiae waren keine Geschlechtsprodukte zu finden; ich schließe demnach nur aus den Ergebnissen der Untersuchungen Anderer an Zoantheen — und Actinien überhaupt —, dass die erwähnte Entodermwucherung der Aufnahme von Eiern und. Spermaballen gewidmet sei. Der: in Fig. 27 und 28 wiedergegebene Zustand des Entoderms muss nur als vorbereitendes Stadium aufgefasst werden, in welchem die Entoderm- zellen zwar sich bedeutend in die Länge gestreckt, im Übrigen. aber noch ihre Zellengestalt beibehalten haben; später, wenn sie Geschlechts- Mn j 27] Zoanthus chierchiae n. sn. 135 produkte zwischen sich beherbergen, dürften sie auch bei Zoanthus zum größten Theile diese zellige Struktur verlieren und sich in eine, die Regenerationsprodukte umhüllende, schwammige Masse ver- wandeln. Erpwann! beschreibt diese Entodermwucherung bei der ersten Species von Zoanthus ebenfalls, er giebt aber an, dass sich die Geschlechtsprodukte peripher und unabhängig von ihr entwickeln; das Gleiche sagen Hanppox und SuAckLEron?, ich befinde mich demnach hier im Widerspruche mit den genannten Untersuchern. Da ich bei meiner Form keine Geschlechtsorgane sicher erkennen konnte, bin ich auch nicht im Stande, meine oben geäußerte Ansicht an der Hand von Präparaten zu erhärten. Ich stehe nicht an, die Behauptung, dass die übermäßig sich entwickelnden Entodermzellen in den tieferen Partien der Mesenterien ausschließlich der Beherbergung von Genitalprodukten dienen, als Analogieschluss zu erklären. Sollte sich dieser als irrig erweisen, dann wäre der Zweck der Entodermwucherung an der Stelle, wo sich normal die Geschlechtszellen zu entwickeln haben, ganz un- aufgeklärt, wie auch ErpmAann ihre histologische und physiologische Bedeutung in suspenso hält. Graz, im August 1894. Erklärung der Abbildungen. Buchstabenbezeichnungen, Senn» - e, Coenenchym; mf, Mesenterialfilament; - cm, Kanäle des Mesoderms; msch, Mundscheibe; do, dorsales (sulculares) Richtungspaar; mu, Muskel; ! dw, Drüsenwulst; nd, Nesseldrüsenstreif; ec, Ektoderm , pb, Parietobasilarmuskel; i en, Entoderm; schl, Schlundrohr,; h en.w, Entodermwucherung; sph, Sphincter ; H f, Flimmerstreif; sph.k, Körperwandtheil \des Sphinc- - gf, Grenzfurche; sph.m, dr ters; k, Körperwand; t, Tentakel; le, Längskanal; VDu. DV, Grenze zwischen dorsaler und m, Mesenterium; ventraler Körperregion; me, Mesoderm (Mesogloea); ve, ventrales (sulcares) Richtungspaar. Tafel I. Fig. 4. Zoanthus chierchiae. Nat. Größe. Fig. 2. Eine Gruppe Polypen. Vierfach vergrößert. ! Über einige neue Zoantheen. p. 442, 2 Revis. Brit. Actiniae. Zoantheae. p. 620. 136 A. R. v. Heider, Zoanthus chierchiae n. sp. [28 Fig. 3. Ein Stück des Mundscheibenrandes. 20 : 1. Fig. 4 u. 5. Die Mundscheiben zweier Polypen von oben. 45:4. Fig. 6. Längsschnitt durch einen 6 mm langen Polypen mit eingezogener Mundscheibe. 54:4. i Fig. 7. Querschnitt eines Polypen in der Höhe des unteren Schlundrohrrandes. 102:4. ' Fig. 8. Querschnitt eines Polypen unter dem Schlundrohre. 65:4. * Fig. 9. Radialschnitt durch die Mundscheibe eines 7 mm langen Polypen. q 402 :1. Fig. 10. Radialschnitt durch die Mundgegend. 584 : A. Fig. 44. Die Gegend a, Fig. 9 aus einem Nachbarschnitte. Radialschnitt. = & E h Fig. 42. Die Stelle d, Fig. 9 aus einem Nachbarschnitte. Radialschnitt. Fig. 43. Entodermzelle, x, Fig. 42. 1062:1. Tafel II. Fig. 14. Längsschnitt durch die Körperwand in der Gegend des unteren Sphincterendes. 440:4. Fig. 15. Querschnitt durch ein Makro- und Mikroseptum etwas unter dem Schlundrohrrande. 550 : 4. Fig. 46. Querschnitt durch ein Mesenterialfilament. 584 : 4. . Fig. 17. Aus einem Querschnitte durch die Mesogloea der Körperwand. 850 :1. Fig. 48. Mesogloea in der Gegend des dritten rechten, ventralen Mesenterial- paares aus Fig. 8. 584: 4. Fig. 49. Querschnitt durch einen Drüsenwulst. 584 : A. Fig. 20. Querschnitt durch zwei Makrosepten in der Höhe des Schlundrohr- randes. 266 :4. Fig. 24. Schema eines Makroseptums in der Gegend des Schlundrohres. Die Strichlinien zeigen die Schnittrichtungen an, und zwar «—ß von Fig. 49, y—d' von Fig. 20 mi, &—{£ von Fig. 20 m?, 7„—$ von Fig. 25. Fig. 22. Aus dem Drüsenwulste. 700:4. Tafel III. Fig. 23. Längsschnitt durch einen Drüsenwulst in einem Interseptalraume. 220:4. Fig. 24. Längsschnitt durch einen Drüsenwulst in der Insertionslinie des Sep- tums. 220 :4. Fig. 25. Querschnitt durch einen Drüsenwulst. 184 :4. Fig. 26. Stadien aus der Schnittserie eines Mesenteriums: A, 0,90 mm unter der Mundfläche. 224 :4; B, 4,20 mm, C, 1,225 mm, D, 4,239 mm, E, 4,260 mm, F, 4,280 mm, G, 4,300 mm, H, 4,505 mm, I, 4,575 mm, K, 1,645 mm unter der Mundfläche. B bis K 184 :4., | Fig. 27. Querschnitt des Mesenteriums Fig. 26, 2 mm unter der Mundfläche. ASLEA, Fig. 28. Querschnitt der Entodermwucherung des Mesenteriums, 2,10 mm unter der Mundfläche. 550 : A. Zeitschrift f wiss Zoologie. Bd. IX. er m.sch------ Ha Wr E N m Made 4 Adi oT v ip En) m.sch 5 P\ veunf7; le ee 2 ir 7 BR 70 Fuel An. R R Name $ eh BD = sph.m j 2 FALTEN 4 I b M H vos a In INTER N ER - IA DVANTEN 1, SR SI- sp. Rosalie N N in u ! ul J ü ih. Anst.vWerner &Hönter, Frankfare®M. Verlag v. Wilh.Engelmann, Leipzig. Zeitschrift f wiss. Zoologie Bd. LIX. Be 2 Tafın. Zn 2? RAN Te Autor del. : : : Verlag u. Wilh.Engelmann, leipzig ; Ju. Anst. Werner «Winter, Frankfurt” M. Zeitschrift £wiss. Zoologie BaLIX. ys I ee rem ASHUNE DENN Sr “N N It | \h SCH N ° ki) Autor del. Verlag von Wilk.Engelmazn, Leipzig: Tith.Anst. vWerner &Winter, Frankfurt. u Sr es Druck von Breitkopf & Härtel EH. 3 es ep = v| JAN 29 1896 ' Arbeiten aus dem |Zootogischen ER zu Graz. V. Band, No. 4: Tropische Polycladen. 1. Das Genus Thysanozoon Grube. Von Dr. Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels "Assistent am Zool.-Zootom. Institute der Universität Graz. Mit 3 Tafeln. Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann 1895. IV. Tropische Polycladen. I. Das Genus Thysanozoon Grube. Von Dr. Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, Assistent am zool,-zootomischen Institute der Universilät Graz. Mit Tafel XXXV—XXXVIL Tropische Polycladen. Seit fast 20 Jahren verwahre ich die von C. Semrer und seiner muthigen Frau und Reisegefährtin auf den Philippinen angefertigten jrachtvollen Polycladen-Abbildungen, sowie die dazu gehörigen No- izen. Da kein Material dazu vorhanden war, so zögerte ich auch dann och sie herauszugeben, als mit dem Erscheinen des großen Werkes von Lang! der Gedanke aufgegeben werden musste, die nun so vor- glich bearbeiteten Polyeladen in meiner Turbellarien-Monographie ? nochmals vorzunehmen. - Erst als die von K. Mösıus in Mauritius, von J. Brock im indischen Ärchipel und von P. u. F. Sırısın auf Ceylon gesammelten und zum eile sehr gut konservirten Objekte hinzukamen, da erwachte in mir wieder ein lebhafteres Interesse für diesen Theil meines noch unbe- arbeiteten Turbellarienmaterials, welches überdies aus dem Ham- burger Museum, dem k. k. Hofmuseum in Wien, den Universitäts- sammlungen von Breslau und Moskau, der japanischen Ausbeute L. Döperrzin’s und meiner eigenen Sammelthätigkeit auf zahlreichen Reisen weiteren Zuwachs erfahren hatte®. - Nur Weniges davon habe ich bisher publieirt*, die Hauptmasse 1 A. Lang, Die Polycladen (Seeplanarien) des Golfes von Neapel. Leipzig 1884. 2 L.v. Grarr, Monographie der Turbellarien. I. Rhabdocoelida. Leipzig 1882. 3 Während des Druckes ist noch das von L. PLATE in Chile gesammelte und dem kel. Museum f. Naturkunde in Berlin einverleibte Material hinzugekommen. * L.v.GRAFF, Enantia spinifera, der Repräsentant einer neuenPolycladenfamilie, h. d, naturwiss. Ver. f. Steiermark. Jahrg. 1889. Graz 13889. — Pelagische Poly- den. Zeitschr. f. w.Zool. Bd. LV. Leipzig 1892. (Arb.a.d.zool, Inst. Graz. V.Bd..) 2 Arbeiten a. d. zool. Insı. zu Graz. V. MM 138 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [690 W des vorwiegend aus tropischen Meeren stammenden Materials soll da- her unter obigem Titel von mir und meinen Mitarbeitern im Grazer In- stitute in einer Reihe von Abhandlungen aufgearbeitet werden, wobei jede eine der von Lane umgrenzten Gattungen oder Familien behan- deln wird. Unsere Kenntnisse von den exotischen Vertretern dieser Turbellariengruppe sind ohnehin sehr dürftig, obgleich dieselbe in zahlreichen und prächtig gefärbten Arten die tropischen Meere bewohnt und in einer Anzahl mit leuchtendem Blau und Gelb geschmückter Formen eine Zierde der Korallenriffe bildet. Wir werden selbstverständlich bestrebt sein, unser Material auch anatomisch möglich zu verwerthen, — ohne anatomische Untersuchung ist ja eine genaue Bestimmung der Turbellarien in den meisten Fällen unmöglich! —, indessen wird es jeweils von der Menge und dem Kon- servirungszustande der vorliegenden Objekte abhängen, ob die be- treffende Arbeit mehr nach der faunistisch-systematischen oder mehr nach der anatomisch-histologischen Seite hinneigt. Graz am 21. Juni 1895. L. v. GRAFF. I. Das Genus Thysanozoon Grube. Von dem Genus Thysanozoon Grube waren bis jetzt nur wenige Arten bekannt; genau beschrieben eigentlich nur eine einzige: Th. brocchü Grube, von welcher Lang die Anatomie und Histologie ein- gehend bearbeitet hat. Dazu besitzen wir eine Anzahl von älteren Be- schreibungen exotischer und europäischer Thysanozoon-Arten !, welche aber insgesammt dürftig und zum Theil kaum genügend zur Wieder- erkennung der Speciessind. Die in den älteren Speciesbeschreibungen so häufigen Verwechselungen der verschiedenen Körperöffnungen und -Anhänge hat schon Lang sichergestellt. Auch hat derselbe versucht, das Chaos der Synonyma zu sichten und die Ansicht zu begründen, dass an den europäischen Küsten bloß eine Species, das Th. brocchii Gr. vorkomme, der die skandinavische Form Th. papillosum Sars-Jensen als Varietät unterzuordnen sei. Wenn aber Lang dazu die ceylonischen Formen: das Th. diesingi Grube, welches Scumannı an der Ostküste von CGeylon vorgefunden zu haben angiebt, das Th. ovale Schmarda, die philip- pinische Species Moserxy’s, die Neuseeländer Th. cruciatum Schmarda u. Th. aucklandicum Cheeseman ohne Weiteres als identisch mit Th. brocchü Grube, das Th. nigrum Girard von Florida, das Th. tentaculatum Pease von den Sandwich-Inseln und das aus der Lyall Bay (Südpolar- 1 Siehe die betreffende Zusammenstellung bei Lang, 1. c. p. 525—538 u. 617, ° 691] Tropische Polycladen. 1. 139 region) stammende Th. huttoni Kirk als bloße Varietäten der europäischen Art bezeichnet, so kann man ein solches Verfahren keineswegs billigen. Bei der großen Uniformität der Thysanozoen ist es unmöglich, auch nur mit einiger Sicherheit aus oberflächlichen Beschreibungen und Abbildungen (namentlich, wenn sie bloß die Dorsalseite be- treffen) eine Speciesdiagnose zu stellen. In solchen Fällen wird es immer der Wissenscheft förderlicher sein, diese Unsicherheit dadurch einzugestehen, dass man solche Formen einstweilen in den unvermeid- lichen Ballast fraglicher Species einreiht. Der Thiergeograph hat das . Recht, von dem Monographen einer Gruppe zu verlangen, dass dessen Angaben über die Verbreitung einer Species nicht aus negativen, son- dern aus positiven Befunden geschöpft werden. In zweifelhaften Fällen solcher Art muss die Untersuchung der Originalexemplare erfolgen und, wenn diese unmöglich ist oder kein sicheres Resultat bietet, das Sammel- ergebnis zukünftiger Reisender an der fraglichen Lokalität abgewartei werden. Die große Variabilität und die Altersunterschiede, wie sie für Th. brocchü Grube von Lang (p. 530) beobachtet und von mir weiter unten auch für Th. alderi Collingwood und Th. allmanı Collingwood konstatirt werden, erschwert zwar die Aufgabe des Bearbeiters, entbin- det ihn aber nicht der Pflicht, nach obigen Grundsätzen vorzugehen. ; Mir war die Feststellung der Species erleichtert durch das ver- hältnismäßig reiche exotische Material, das mir Herr Prof. v. GraArr gütigst zur Verfügung stellte und dessen Provenienz aus der Vorrede des Genannten, sowie aus der am Schlusse dieser Abhandlung gegebe- nen Verbreitungstabelle ersichtlich ist. Leider war der Erhaltungszustand des Materials oft ein sehr schlechter, so dass selbst da, wo das Vorhandensein von mehreren Exemplaren es gestattet hätte, das für die anatomische Untersuchung des Polycladenkörpers einzig sichere Mittel, die Zerlegung in Schnitt- serien, in Anwendung zu bringen, die Resultate nicht im Einklange mit dem Opfer an Zeit und Mühe standen. Von der Mehrzahl der Arten hatte ich aber bloß ein Exemplar, das natürlich geschont werden musste. So hat sich die Untersuehung der Hauptsache nach auf in Glycerin aufgehellte und schwach ge- quetschte Objekte beschränken müssen, ein Verfahren, das in den meisten Fällen genügte, um über Augenstellung, sowie die topo- graphischen Verhältnisse des Verdauungs-(Gastrovascular-) und Ge- sehlechtsapparates ins Reine zu kommen: Dabei, wie auch bei der Untersuchung der Schnittserien!, hat 1 Ich habe solche angefertigt von Th. auropunctatum Coll., Th. alderi Coll., Th. distinetum n. Sp. 40* 140 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [692 sich übrigens herausgestellt, dass der äußerlichen Uniformität der Thysanozoon-Species eine große Übereinstimmung der anatomischen Verhältnisse bis auf die feinsten histologischen Einzelheiten herab ent- spricht. So kann ich daher nur in Bezug auf das Verhalten der Darm- divertikel zu den Rückenzotten, über den Bau der »Uterusdrüse« sowie des Kopulationsapparates zu der ausgezeichneten Darstellung, welche Lane von der Organisation des Th. brocchü Gr. gegeben hat, wesent- lich Neues mittheilen. Bevor ich jedoch auf die nähere Beschreibuug dieser neuen Be- funde eingehe, drängt es mich, meinem hochverehrten Chef Prof. v. GrArF einerseits für die Überlassung des Materials, andererseits aber für die Unterstützung, die er mir im Verlaufe dieser Arbeit aus dem reichen Vorrathe seines Wissens und seiner besonders großen Erfahrung in Hinsicht der formellen Ausarbeitung, angedeihen ließ, meinen wärmsten Dank auszusprechen. Rückenzotten und Darmäste. Lang hat (p. 137—138, 532), - eine Beobachtung von QuATrErAGzs bestätigend, für Th. brocchit Gr. das Eintreten von Darmdivertikeln in die Rückenzotten genau beschrieben und ich erwartete daher ein gleiches Verhalten bei den übrigen Spe- cies. Indessen entbehren alle von mir auf Schnitten untersuchten Arten solcher Darmdivertikel, so dass ich vermuthe, dass dieses Verhalten von Th. brocchii eine Eigenthümlichkeit derjenigen Formen ist, die, wie die genannte, mit besonders langen und schlanken Zotten versehen sind. Denn es fällt, wenn man Spiritusexemplare von Th. brocchü mit den mir vorliegenden exotischen Arten vergleicht, sofort auf, wie die Zotten dieser letzteren viel plumper, relativ kürzer sind und lockerer gestellt erscheinen. Die „Uterusdrüsen« von Thysanozoon distinetumnov. spec. Auffallend ist bei dieser Art die Zahl und Größe der »Uterus- drüsen«, die hier eine Ausbildung erreichen, welche noch bei keinem anderen Thysanozoon beobachtet wurde. Wenn man einen Längs- schnitt durch die Seitenfelder betrachtet, werden diese großen auf- fallenden Organe dem Untersucher kaum entgehen, insbesondere da in einem Schnitte deren oft zwei bis drei vorhanden sind. In Fig. 1, Taf. XXXVIL ist ein Theil eines solchen abgebildet. Man erkennt daran das dorsale (de) und ventrale (ve) Körperepithel, von welchen der Ein- fachheit halber nur die Umrisse dargestellt sind. Fast der ganze da- zwischen liegende Raum wird nun von der großen »Uterusdrüse« (ud) eingenommen. Diese liegt unterhalb der Schicht der Darmäste (da) 2 693] Tropische Polycladen. I. 141 und stets im Verlaufe des das dorsale Eileiternetz (eil) mit den Uterus- "kanälen (u) verbindenden senkrechten Verbindungsganges (vbg) knapp dem Uterus an. Wie man sieht, ist die Lage und Anordnung der »Uterusdrüsen« von Th. distinctum nov. spec. eine andere als die bei Th. brocchiüi Gr., bei welch letzterer Species die »Drüse« mittels eines eigenen Ausfüh- rungskanales in den Verbindungsgang einmündet!. Die Eileiter bilden bei den Pseudoceriden bekanntlich ein dor- sales, über den Darmästen gelegenes Netzwerk, in welches die Ovarien einmünden. Lane hat (p. 285) ihren Ursprung aus dem Follikelepithel dieser letzteren nachgewiesen und ihren ferneren Verlauf und Bau ein- gehend geschildert (p. 288—289). Auch bei der vorliegenden Art konnte ich im Allgemeinen denselben histologischen Aufbau der Ei- leiter und des Verbindungsganges konstatiren, wie bei Th. brocchü Gr.; in einigen Punkten jedoch bin ich zu abweichenden Resultaten gekom- men, die wohl zum Theil ihren Grund in der differenten Anordnung der Uterusdrüsen beider Species haben. Lang beschreibt nämlich auf p- 297 den Ausführungskanal der Uterusdrüse von Th. brocchii und hebt dessen Enge und Epithelauskleidung, die aus großen, würfelför- migen und stark färbbaren Zellen besteht, hervor. Ganz dasselbe histo- logische Verhalten fand ich, jedoch am Verbindungsgange, bei Th. distinctum vor, was, da dessen »Uterusdrüsen« separater Ausführungs- kanäle entbehren, leicht zu erklären ist. Und zwar ist hier stets der- jenige Theil des Verbindungsganges in solcher Weise modifieirt, der zwischen Eileiter und »Drüse« liegt. Es wird nämlich das platte Epithel des Eileiters unmittelbar, bevor er in den Verbindungsgang nach ab- wärts umbiegt, bedeutend höher und besteht dann aus würfelförmigen Zellen. Das sich daran anschließende Epithel des Verbindungsganges zeigt sich als eine einfache Fortsetzung dieses modificirten Eileiter- epithels, nur werden hier die Zellen noch höher, cylindrisch und engen dadurch das Lumen des Ganges bedeutend ein. Je näher zur »Uterus- drüse« hin, desto enger wird der Gang, bis er unmittelbar vor der Ein- mündung in dieselbe durch den daselbst befindlichen, gleich zu be- sprechenden Sphincter (sph) ringförmig eingeschnürt wird. Ich konnte nämlich auch (im Gegensatze zu Lang) überall an den Eileitern, dem Verbindungsgange und der »Uterusdrüse« eine wohlausgebildete Ring- muskulatur konstatiren. Bei den Eileitern ist sie freilich noch schwach und oft undeutlich zu sehen (meil), desto kräftiger wird sie jedoch beim Verbindungsgange (mvbg), woselbst sie oft, besonders gegen die Uterus- 1 Lang hat (p. 297—302) eine ähnliche Verschiedenheit in der Lage dieser Drüsen auch bei anderen Polycladen konstatirt. 142 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [694° drüse hin, in doppelter Anordnung zu sehen ist. Unmittelbar vor.der Einmündung des Ganges in diese letztere bilden die Ringmuskelfasern den eben genannten Sphincter (sph), der im Stande ist, die Kommuni- kation zwischen Drüse und Gang vollständig aufzuheben. Man sieht ferner sowohl die Eileiter als auch den Verbindungs- gang von einer Art Pseudoepithel des Mesenchyms eingehüllt (pe). Es liegen nämlich die Mesenchymkerne hier in regelmäßigen Abständen dem Eileiter- resp. Verbindungsgangepithel an und schließen die Ringmuskelfasern zwischen sich und diesem letzteren ein. Die »Uterusdrüse« hat Lane bei Th. brocchii (p. 297—298) genau be- schrieben und ist dieser Schilderung nichts weiter beizufügen als, dass bei Th. distinctum die ihren Innenraum auskleidenden Drüsenzellen in das Lumen protoplasmatische Fortsätze entsenden, die, Pseudopodien gleich, den Drüseninhalt zu durchsetzen und zu verzehren scheinen. Dann vermochte ich, wie schon oben bemerkt, auch hier eine kräftige Uterusdrüsenmuskulatnr (udm) nachzuweisen, deren Anwesenheit bei Th. brocchü Lang in Abrede stellt. Diese Muskulatur besteht bei Th. distinetum aus einzelnen kräftigen, aus starken Fasern zusammenge- setzten Bündeln, die über die Außenfläche der »Drüse« zerstreut anzu- treffen sind. Sie hat ohne Zweifel den Zweck, den Drüseninhalt, sei es nach der Richtung der Eileiter, sei es nach der des Uterus hin zu entleeren. Die »Uterusdrüse« mtindet nun direkt in die Uteruskanäle (u) ein. Man sieht nämlich an einer Stelle ihre Tunica propria ganz unver- mittelt in die Membrana propria des Uterusepithels übergehen; es kom- munieirt also das Lumen der »Drüse« direkt mit dem des Uterus. Bei der in Fig. 1 Taf. XXXVII abgebildeten »Drüse« ist diese Kommunika- tion deutlich sichtbar. Was ist nun die Funktion dieser Organe? Diese Frage ist schwer zu entscheiden, doch giebt es einige An- haltspunkte, die eine befriedigende Lösung derselben erwarten lassen. Man findet nämlich sowohl die Eileiter als auch die Verbindungsgänge sehr oft, fast stets mit einer Masse erfüllt, die ich nicht anstehe, für - Sperma zu halten. In der »Drüse« selbst erkennt man stets eben solche - Massen, die ein nur wenig modificirtes Aussehen haben. Beide Arten von Anhäufungen stimmen aber darin überein, dass sie hochgradig kyanophil sind, sich mit Methylgrün lebhaft färben und einen Farbton annehmen, der sich von dem des gefärbten, in den großen Samen- kanälen vorhandenen Sperma nicht unterscheiden lässt. Lang hat kon- statirt, dass die Begattung bei den Pseudoceriden keine Kopulation im wahren Sinne des Wortes ist, sondern dass die Thiere eines dem 4 anderen vermittels ihres harten Penisstilettes eine Wunde an irgend einer Stelle des Körpers beibringen und dortselbst ihr Sperma depo- niren. Man wird daher tiberall im Leibe dieser Thiere solche Sperma- anhäufungen finden können und ihr Vorhandensein in den Eileitern, wo sie sich schließlich koncentriren, dürfte auf eine durch ehemotro- pische Reize bewirkte Überwanderung zurückzuführen sein. Meine Deutung des Inhaltes der Eileiter und der »Uterusdrüsen« als Sperma- massen wird noch durch folgende theoretische Betrachtungen gestützt- Es bleibt, wenn man diese Annahme verwirft, nichts übrig, als die fraglichen Massen für ein »Sekret« der »Uterusdrüse« zu erklären, eine Annahme, die aber sofort auf einen schwer lösbaren Widerspruch stößt: Da von diesem »Sekrete« distal weder in den Uteruskanälen, noch im Eiergange oder Schalendrüsengange etwas zu finden ist, so müsste man annehmen, dass dasselbe aus der »Uterusdrüse« proximal in den Ei- leiter ergossen würde, demnach seine Bewegungsrichtung der der Eier, die ja vom Ovarium zum Uterus hin wandern, genau entgegen- gesetzt sei. Die Eier fänden dann in dem ihre Leitungswege prall aus- füllenden »Sekrete« ein gewaltiges Hindernis der Abwärtsbewegung, ohne dass doch abzusehen wäre, welche Bedeutung dieses »Sekret« für die Eier haben sollte, da ein Vergleich der Ovarialeier mit den Uterus- eiern irgend eine auf ein solches »Sekret« zurückzuführende Verän- derung nicht erweisen lässt. Wenn man dagegen die in Folgendem noch zu erweiternde Anzahl von Thatsachen erwägt, welche alle dafür sprechen, dass diese die Eileiter, den Verbindungsgang und die »Uterus- drüse« erfüllenden Massen nichts seien als Sperma, so wird man von diesem Gesichtspunkte aus auch unschwer zu einer plausibeln Er- klärung der bisher unbekannten Funktion der Uterusdrüsen gelangen. Das in den Uterusdrüsen enthaltene Sperma ist in seinem Aus- sehen ein wenig, wenn auch nur in sehr geringer Weise modifieirt; es macht einen zerfallenen, abgestorbenen Eindruck, während das in den Eileitern vorhandene wohlerhalten, und von dem in den großen Samen- kanälen befindlichen nicht zu unterscheiden ist. Wir finden von solchem Sperma weder im Uterus noch in den weiteren gegen den weiblichen Genitalporus gelegenen Leitungswegen der Eier etwas vor. Serenkal hat nun die Beobachtung gemacht, die auch von Lang (p. 322) bestätigt wurde, dass in jeder Eikapsel unmittelbar nach der Ablage der Eier ein einziges Spermatozoon enthalten ist. Ersterem gelang es sogar durch eigene Beobachtung nachzuweisen, dass eine Be- fruchtung der Eier von Th. brocchü erst nach der Ablage der Eier 5] Tropische Polycladen. 1. 143 1 SeLenkA, Zoologische Studien. II. Zur Entwicklungsgeschichte der Seepla- - narien. Leipzig 4884. p. 9 u. 10. ; | ? | 144 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [696 durch eben dieses Spermatozoon stattfindet. Eine Befruchtung der Eier innerhalb der weiblichen Leitungswege ist an und für sich schon nicht möglich, da nach den Angaben von SerenkA!, Lang? und VAN DER Strıcat3, die auch ich bei den sämmtlichen von mir histologisch unter- suchten Thysanozoen bestätigt fand, die Eier innerhalb des mütter- lichen Körpers Theilungserscheinungen des Kernes durchmachen, die sich sogar noch bis nach der Ablage derselben hinziehen. Diese Theilungsvorgänge beginnen unmittelbar nach dem Eintritte der Eier in die Uteruskanäle und führen bis zum Diasterstadium, in welchem die Kerne auch noch einige Zeit, nachdem die Eier abgesetzt sind, ver- weilen. Es war mir auch, trotz angestrengten Suchens nicht möglich, innerhalb der Uteruskanäle und dem sonstigen Leitungswege in die Eier eingedrungene Spermatozoen zu finden!. Dass nun bei den abgeleg- ten Eiern stets nur ein Spermatozoon anzutreffen ist, lässt nach SELENKA, dem auch Lang beistimmt, auf eine »sehr subtil und sicher funktionirende Vorrichtung im weiblichen Geschlechtsapparate schließen«. Solch ge- artete Vorrichtungen, sei es nun in Gestalt von Receptaculis seminis, von accessorischen Blasen etc., hat nun weder Lang noch ich vom Uterus an gegen den Genitalporus hin aufzufinden vermocht. Wenn man das die »Uterusdrüse« von innen auskleidende Epithel betrachtet, bemerkt man, wie schon oben angeführt wurde, dass die Zellen gegen das Centrum der Drüse hin unregelmäßig gestaltete zer- franste Fortsatzbildungen entsenden, die den Drüseninhalt zu durch- setzen und zu verzehren scheinen; ihr Protoplasma weist größere und kleinere Vacuolen auf, in welchen fast stets kleine Häufchen des im Drüsenlumen selbst vorhandenen Inhaltes suspendirt sind; mit einem Worte: die Zellen haben einen aufnehmenden, nicht einen absondern- den Charakter. Dies wird bestätigt durch die Thatsache, dass man so- wohl im Lumen der »Uterusdrüse«, sowie im Speciellen in den Vacuolen der sie auskleidenden Zellen auch Bruchstücke von Eiern und Dotter- elemente vorfindet. 1 SELENKA, Biologisches Centralblatt. A. Jahrg. 4881. p. 492 —497. ; 2 Lang, Monographie. p. 295. - 3 VAN DER STRIcHT, Verhandl. d. Anatom. Gesellschaft. 4894. p. 223—232. 4 SELENKA hat diesen Vorgängen eine Auffassung unterlegt, die ich nicht theilen kann, so lange nicht bestimmte Beobachtungen über die Ausstoßung der Richtungskörperchen vorliegen. Ich glaube vielmehr an Reifungserscheinungen der Eier, eine Ansicht, der auch VAN DER Strıicat Ausdruck giebt, und die dadurch gestützt wird, dass man von der Bildung des Eies im Ovarium selbst bis nach der erfolgten Ablage desselben keine andere Vorbereitung des Kernes zur Abschnürung der Richtungskörper als eben diese beobachtete Theilungserscheinung des Kernes wahrgenommen hat. ee N | 697) Tropische Polyeladen. 1. 145 Gestützt auf diese eben angeführten Befunde betrachte ich die so- genannte »Uterusdrüse« als ein den Verbrauch von Sperma reguliren- - des Organ im Sinne Serenka’s und Lang’s. Ich sehe in ihr eine Vor- -riehtung, vermittels welcher der Organismus der Thysanozoen in der Lage ist, die von ihm producirten Eier sicher zu befruchten und ferner- hin den nach der Abgabe des betreffenden Spermatozoons an die Eier überflüssigen Rest des Sperma auf eine für den Verbrauch der Kräfte nützliche Art zu resorbiren und das freigewordene Material in anderer Weise zum Weiteraufbau des Körpers zu verwenden. In demselben Sinne scheint dieses Organ auch eine Resorption der ungentigend reifen und widerstandsfähigen Eier durchzuführen, wie das die Ei- bruchstücke und Dotterkörnchen, welche von dem Innenepithel ge- fressen worden, zur Genüge beweisen. Ähnliche Vorrichtungen zur Aufsaugung überschüssiger Massen von Geschlechtsprodukten finden wir in anderen Gruppen der Würmer: Man denke an den Ductus vi- tello-intestinalis der Polystomeen und anderer ektoparasitären Trema- toden, an die von Grarr! beschriebene Inkorporation der Abortiveier in die bleibenden Eizellen der Acoelen. | Ich stelle mir also den ganzen Vorgang von dem Austritte des Eies aus dem Ovariıum bis zum Eintritte desselben in die Uteruskanäle folgendermaßen vor: Das fertige Ei verlässt das Ovarium und gelangt, eine Portion des im dorsalen Eileiternetze vorhandenen Sperma vor sich herschiebend, durch den Verbindungsgang in die Nähe der »Uterus- drüse«. Bevor es in dieselbe eintritt, wird naturgemäß das vor ihm be- findliche Sperma in diese’ hineingeschoben. Hinter diesem schlie Bt sich der Sphincter des Verbindungsganges und hält das Ei für die Zeit als das Sperma in der Uterusdrüse verdaut wird, zurück. An dem Ei bleibt ein Spermatozoon kleben, welches das erstere bei dem nun er- folgenden Durchgang durch die »Drüse« in die Uteruskanäle mitnimmt. Etwa nachfolgendes Sperma wird ebenfalls zurückgehalten und resor- birt. Passirt ein unreifes oder nicht genug widerstandsfähiges Ei die »Drüse«, so unterliegt auch dieses der Verdauung’ durch letztere. Kopulationsapparat. Ich habe bei einigen der mir zur Untersuchung vorliegenden Arten, nicht wie bei Th. brocchii einen doppelten, sondern einen einfachen männlichen Kopulationsapparat vorgefunden, dessen genauere Beschreibung unten folgt. Nun ist be- kanntlich eine wechselnde Zahl der männlichen Generationsorgane bei sonst ganz gleicher oder ähnlicher Organisation in der Familie der 1 L. v. GrAFF, Die Organisation der Turbellaria acoela. Leipzig 1894. p. 46 bis 47. 146 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [698 | Pseudoceriden nichts Neues, hat ja Lang bei dem Genus Pseudoceros selbst ein solches Verhalten konstatiren können. Er fand nämlich bei Pseudoceros masimus Lang drei geschlechtsreife Exemplare, von denen das eine einen einfachen Begattungsapparat besaß, das zweite zwar mit einem doppelten Begattungsapparate aber einfacher Ge- schlechtsöffnung versehen war. Hier lagen nun die beiden Penes rechts und links von der Medianlinie, während endlich das dritte mit eben solchem doppeltem 9' Geschlechtsapparate und einfacher Genitalöffnung die zwei Penes in der Medianlinie hinter einander ge- stellt hatte. Lang hat (p. 270—271) alle drei Exemplare, da er sonst gar kein specifisches Unterscheidungsmerkmal finden konnte, zu einer Art vereinigt. Dieses Verfahren scheint mir jedoch nicht zulässig zu sein. Eine solche anatomische Differenz muss im System Ausdruck finden, in so lange als es nicht erwiesen ist, dass wir es hier mit einem indivi- duellen Charakter zu thun haben, so dass also aus dem Laiche eines - und desselben mütterlichen Individuums von Pseudoceros mascimus Lang die erwähnten drei verschiedenen Formen im Aufbaue des Kopu- lationsapparates hervorgehen können. Es ist diese Vorsicht doppelt geboten für einen Systematiker, dem im Übrigen die Ein- oder Mehr- zahl des Kopulationsorgans wichtig genug erscheint, um sie in Fami- liendiagnosen aufzunehmen. Zudem hat ja Lan« einen anderen ana- tomischen Charakter: das Vorhandensein oder Fehlen einer direkten Kommunikation zwischen Darmdivertikeln und Körperoberfläche und im ersteren Falle die Art dieser Kommunikationen verwendet, um nicht bloß Gattungen (Yungia, Cycloporus) zu charakterisiren, sondern auch die Genera einer Familie (Pseudoceridae p. 430) in Untergruppen zu scheiden. Diesem Vorgehen wird Jeder zustimmen, dem ein natür- liches System als letztes Ziel unserer zoologischen Wissenschaft vor- schwebt, — so misslich auch die Konsequenzen für die Praxis des Bestimmens sein mögen. Aber dann wird auch der Bau des Kopula- tionsapparates bis auf Weiteres systematisch nicht so vernachlässigt werden können, wie dies Lang bei Pseudoceros masımus gethan hat, und man wird ihm zum mindesten den Werth eines specifischen Merk- males beilegen müssen. Was den Bau des einfachen Penis anbelangt, so habe ich durch das genannte Organ von Th. auropunctatum Coll. und Th. alderi Coll. Schnittserien angefertigt, aber bei allen ein und denselben Bau in anatomischer und histologischer Beziehung vorgefunden. Ich lasse da- her, um spätere Wiederholungen zu vermeiden, hier eine Beschreibung der bei den genannten Arten angetroffenen Verhältnisse folgen, die ve IR 699] Tropische Polycladen. 1. 147 zugleich eine Ergänzung und Erweiterung der Lang’schen Charakteri- stik des Genus Thysanozoon Grube sein mag, in so weit sie auch auf Thysanozoen mit einfachem Penis angewendet werden soll. Das einfache Antrum masculinum (Taf. XXXVI, Fig. !, 2 am) birgt den ebenfalls einfachen, von einer Penisscheide (pss) umgebenen Penis (ps). Dieser besteht aus dem chitinösen Stilett (st), welches vom Ductus ejaculatorius durchbohrt wird. Der letztere spaltet sich unmittelbar vor seinem Eintritte in den Penis in zwei Gänge, von denen der eine aus der länglichen Samenblase (sb), der andere aus der fast kugeligen Körnerdrüse (id) kommt. Letztere liegt in der Längsrichtung des Kör- pers vor der ersteren. Diese ist eine langgestreckte, sehr muskulöse Blase, deren histologisches Verhalten, eben so wie das der Körner- drüse, genau mit dem bei Th. brocchii übereinstimmt. Zur Samenblase her ziehen jederseits je ein Vas deferens (vd), welches das Sperma aus den großen Samenkanälen herleitet. Diese beiden Gänge vereinigen sich unmittelbar vor der Samenblase zu einem sehr kurzen gemein- schaftlichen Gang, der selbst erst in jene einmündet!. "Diesen einleitenden Bemerkungen entsprechend, theile ich die- jenigen Species des Genus Thysanozoon, deren specifische Charaktere mir genügend festgestellt erscheinen, in zwei Gruppen, je nach der Be- schaffenheit des Kopulationsapparates und schließe daran das Ver- zeichnis der fraglichen Species, wie folgt: Genus Thysanozoon Grube. Pseudoceriden mit spitzohrähnlichen faltenförmigen Randtentakeln, mit zottenförmigen dorsalen Anhängen, in welche bisweilen Divertikel der Darmäste hineintreten, ohne jedoch, daselbst auszumünden, mit einfachem oder doppeltem männlichen Begattungsapparate. A. Mit einfachem männlichen Kopulationsorgane: Th. auropunctatum Kelaart-Collingwood, Th. alderi Collingwood, Th. allmani Collingwood, Th. semperi nov. spec., Th. boehmigi nov. spec., Th. obscurum nov. spec. B. Mit doppeltem männlichen Kopulationsorgane: Th. brocchii Grube, Th. eruciatum Schmarda (=? Th. brocchi Gr. var. cruciata Schmarda), 1 Lang, Monographie. p. 266. 148 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [700 Th. discoideum Schmarda, Th. minutum noy. Spec., Th. langi nov. spec., Th. distinetum nov. spec. C. Species, die zu wenig genau beschrieben sind, als dass man sagen könnte, welcher der beiden obigen Gruppen sie zuge- hören: Th. diesingi Schmarda !, Th. nigrum Girard ?, Th. australe Stimpson ®, Th. ovale Schmarda !, Th. tentaculatum (Pease)°, Th. verrucosum Grube $, Th. spec.? Moseley ’, Th. papillosum Sars-Jensen ®, Th. huttoni Kirk ®, Th. aucklandicum CGheeseman '". Unter dem mir vorliegenden Materiale befand sich auch ein von Herrn Prof. K. Mösıus bei Mauritius gesammeltes und derzeit dem kgl. Museum in Berlin einverleibtes Thysanozoon. Doch war dessen Erhal- Rn 1 Siehe unten p. 746. 2 Von Lang (p. 535) als Varietät des Th. brocchiü Gr. bezeichnet. ‘ 3 Siehe sub Lane p. 536—537. H 4 Wird von Lang (p. 526) unter den Synonymen von Th. brocchii Gr. angeführt. 5 Von Lang (p. 536) als Varietät des Th. brocchii Gr. bezeichnet. j 6 Mir lag das Originalexemplar aus dem Naturhistorischen Museum zu Ham- burg (» Thysanozoon verrucosum Grube, GrusE det., Südsee?, M. G. 3460«) vor, doch habe ich mich vergeblich bemüht, an diesem schlecht erhaltenen Unicum mehr zu sehen, als GrUBE Seiner Zeit davon beschrieben hat. Das eine aber kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass Th. verrucosum Gr. nicht, wie LAnG (p. 537) meint, mit dem Th. auropunctatum Kelaart-Collingwood identificirt werden darf, 7 Lang führt diese Form (p. 530) unter den Synonymen von Th. brocchüi Gr. auf. 8 Lang führt (p. 536) diese Form als Varietät des Th. brocchü Gr. auf, obgleich es mir durchaus fraglich erscheint, ob hier nicht etwa eine distinkte Species vor- liegt. Sollte durch spätere Untersuchungen letzteres sich erweisen, so müsste allerdings ein neuer Speciesname zur Bezeichnung verwendet werden, nachdem »papillosum« schon von DieEsıng und GrUBE lange vorher verbraucht worden ist, wie aus LAng’s Synonymenregister für Th. brocchü Gr. hervorgeht. 9 Die Meinung Lane’s (p. 647), »dürfte wohl kaum mehr als eine Varielät von ° Th. brocchi sein«, ist weder durch die ungenügende Beschreibung noch auch durch den Fundort (Lyall Bay, südliches Eismeer) gerechtfertigt. 10 Dasselbe gilt für die Identificirung dieser Species mit Th. brocchü Gr. durch Lang (p. 617). N E: 3 7 01] Tropische Polyeladen. 1. 149 tungszustand ein so schlechter, dass es weder bestimmt noch auch die Zahl der Kopulationsorgane und deren Öffnungen konstatirt werden konnten. Es hat daher nur ein Interesse in Hinsicht der geographi- schen Verbreitung der Gattung. Thysanozoon auropunctatum Kelaart-Collingwood. (Taf. XXXV, Fig. A u. 2, Taf. XXXVI, Fig. A u. 2.) Diese große schöne Art wurde zuerst von Krraarr bei Aripo (West- Küste von Ceylon) gefunden und von CorLinewoon ! folgendermaßen be- schrieben: »A large species. Upper surface, a rich violet brown, darker in the centre and edged all round with a border of pure white. Thickly studded with papillae, small and conical, the bases of which are black the apices golden yellow, and the intermediate band white. Under sur- face pale purple, very dark towards the margin all round, but having the narrow white border as above. Head furnished with two small rudi- mentary tentacles. Mouth situated between the middle and anterior third 28th February.« In den der Abhandlung beigefügten Tafeln giebt CorLınswoop auch eine Abbildung des Thieres, von der Rückenseite aus gesehen, sowie ‚eine Darstellung der vergrößerten Zotten. Brock sammelte nun bei Batavia »Edam und vom Leuchthurme«) an der Unterseite von verwitterten Korallenblöcken acht Exemplare einer Polyclade?, welche sowohl, was die von iim nach dem Leben angefertigten Farbenskizzen, als auch, was das Aussehen im konser- virten Zustande anbelangt, so sehr mit der obigen Beschreibung der Keraart'schen Art übereinstimmt, dass ich kein Bedenken trage, sie mit letzterer zu identificiren. Nach diesen Skizzen und dem konser- virten Materiale habe ich die auf Taf. XXXV Fig. I u. 2 reproducirten genauen Abbildungen der Ober- und Unterseite angefertigt und folgende neue Beschreibung dieser Art verfasst, die eine Ergänzung der im All- gemeinen dürftigen Schilderung CGorzınswoon’s darstellen mag. Die Länge des Thieres beträgt im Leben bis zu 10!/, cm, im Al- kohol von 3 bis zu 7 cm; die Breite im Leben bis 5 cm, im Alkohol von 2 bis 31/, cm. Die Dicke der Spiritusexemplare schwankt von 1!/, bis über 5 mm und zwar variiren darin nicht nur die verschiedenen Individuen, sondern auch Partien ihres Körpers. Dieser ist nämlich dorsal und median der Länge nach stark aufgewulstet. Daher kommt es, dass ein großes ausgebildetes Exemplar am Rande 41/,—2 mm, in ! On thirty-one Species of Marine Planarians, collected partly by the late Dr. Keraant, etc. By Dr. Corzısswoon. Transactions of the Linnean Society of London. II. Series. Vol. I. 4876. p. 94—95. Tab. XVIII, Fig, XIII a u, b. 2 Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. 150 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [702° der Mitte jedoch über 5 mm dick werden kann. Diese Aufwulstung des Körpers in der dorsalen Medianlinie scheint von der Reife der Ge- schlechtsorgane abzuhängen, die mehrstentheils bei den größeren Exemplaren bereits ausgebildet, bei den kleineren Individuen jedoch sehr häufig noch in den ersten Anlagen vorhanden sind. Man findet aber auch unter den größeren Thieren oft relativ wenig erhabene Rückenwülste, — da wird denn die Durchschnittsdicke des Körpers auch eine geringere, oder man kann kleinere Individuen antreffen, die mit verhältnismäßig sehr starkem Rückenwulste ausgestattet auch eine entsprechend größere Körperdicke aufweisen !. Die Körperform ist im Leben eine lang-ovale, im konservirten Zu- stande mehr kurz-eiförmige. Die Konsistenz der Alkoholexemplare ist eine ziemlich feste, die Pellueidität in Folge der äußerst starken Pig- mentirung eine sehr geringe. Die Grundfärbung des Rückens ist beim lebenden Thiere dunkel- schwarzbraun mit einem Stiche ins Violette, welch letzterer Ton sich jedoch bei den Spiritusexemplaren verliert. Um den Körperrand, mit Ausnahme der Tentakel, verläuft ein schmaler, weißlicher Streifen, wel- cher in Alkohol eine mattgraue Färbung annimmt. Diesen Randsaum ausgenommen ist die gesammte Rückenoberfläche mit der Zottenbe- kleidung besetzt, welche bei den Broor’schen Exemplaren, im Gegen- satze zu denen von CoLLInGwooD, aus zahlreichen kleinen und koni- schen Zotten besteht, die auf der Oberfläche des Rückens gleichmäßig dicht vertheilt sind, wozu noch eine bedeutend geringere Zahl von großen, sich aus runden helleren Fleckchen der Rückenseite erheben- den Papillen kommt, welche die Anzahl der kleineren ebenfalls gleich- ) mäßig durchsetzen und eben so wie diese mit der Spitze nach rück- wärts gerichtet sind. Die Färbung der sämmtlichen Zotten ist im Leben eine recht bunte. Sie zeigen eine dunkle Basis von der Farbe der Dor- salseite, eine weiße Mittelzone und eine goldgelbe Spitze. Im Alkohol verlieren sie jedoch die gelbe Spitzenfärbung und sind dann bis auf die schwärzliche Basalzone einförmig grauweißlich gefärbt. Interessant ist es, eine längsdurchschnittene größere Zotte auf die Vertheilung des Pigmentes, welches ihr die Dreifarbe verleiht, zu be- trachten. Wir finden hier vorerst eine Basalzone vor, in welche sich noch das dunkle Pigment der umgebenden Rückenpartie fortsetzt, wel- ches auch hier an das interstitielle Gewebe des Epithels gebunden ist. } Dieser Theil der Zotte entspricht der dunkelgefärbten Basis derselben. i Auf diese folgt eine Mittelzone, woselbst sich keine Spur eines Pigmentes 1 Siehe das später auf p. 708 über das Verhältnis der Geschlechtsreife zur Ä Größe der Thysanozoen Gesagte, N‘ A ae En : 703] | Tropische Polyeladen. I. 151 entdecken lässt. Diese Zone bildet das weißaussehende Mittelstück der Zotte. Endlich bemerken wir an der Spitze derselben zwischen die anderen Epithelzellen eingekeilt, große flaschenförmige Zellen, deren Protoplasmaleib stark redueirt ist und nur die Hülle des stark licht- brechenden homogenen Sekretes bildet, das in seinem Centrum eine Anzahl noch stärker lichtbrechender Körnchen suspendirt trägt. Der Kern, sowie eine stärkere Anhäufung von Protoplasma findet sich an der Basis dieser Zellen. Bringt man nun einen Objektträger mit den Schnitten der Zotte etwa aus Xylol in Kanadabalsam, so sieht man bei starker Vergrößerung diese obenerwähnten Körnchen in eine zitternde Bewegung gerathen, welche durch endosmotische Strömungen hervor- gebracht wird. Man kann an jeder dieser Zellen auch eine Art oberer Öffnung erkennen, aus welcher dann das Sekret auszutreten vermag. Die Höhe der Zellen erreicht die volle Höhe des Epithels; sie sind be- sonders an der äußersten Spitze der Zotten so dicht gedrängt anzu- treffen, dass sie alle anderen Epithelelemente zu verdrängen scheinen. Diese großen, flaschenförmigen Zellen sind nun die Träger der gold- gelben Färbung der Zottenspitzen!. Die Bauchseite des lebenden Thieres (Fig. 2) zeigt einen grauen Grundton, der durch eine Anzahl von kleineren und größeren helleren, runden Flecken, die sich aber im Alkohol verlieren, ein gesprenkeltes Aussehen erhält. Diese hellen Fleckchen finden sich jedoch nur im Bereiche der Seitenfelder. Der Körperrand wird, wie auf der Rücken- seite, von einem weißlichen Saum umgeben, der aber hier nach innen unvermittelt an ein schwärzlich dunkles Band stößt, welches sich all- mählich in das Grau der Bauchfläche abtönt. Die Tentakel besitzen die bekannte Spitzohrform, haben dorsal die Farbe der Rückenseite, eben so ventral, nur setzt sich hier der eben besprochene weiße Randsaum auch auf sie bis zu ihrer Spitze hin fort. An der Unterseite des Thieres erkennen wir nun zunächst den im ersten Drittel der Körperlänge gelegenen langgestreckten Pharynx (Taf. XXXV, Fig. 2 ph), auf welchen die einfache männliche Geschlechts- öffnung (Gt) folgt, aus welcher der Penis in der Abbildung halb her- vorgestreckt ist. Hinter dieser liegt die weibliche Genitalöffnung (©) . an der Grenze des ersten und zweiten Drittels der Gesammtlänge des Thieres; endlich bemerken wir den kleinen Saugnapf (sn), der genau im Mittelpunkte der Bauchseite gelegen ist. In der hinteren Körper- hälfte sieht man in der Medianlinie eine längliche, weißliche Masse durchscheinen, die sich bei näherer Untersuchung als eine Anhäufung 1 Siehe Lang, Monographie p. 55: »Pigmentzellen des Epithels«. % 152 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [704 | von Sperma herausstellte. Darmdivertikel habe ich in den Zotten nicht gefunden, nur Mesenchym, Längs- und Quermuskeln zur Bewegung derselben, sowie zahlreiche Drüsen. Bei einem Individuum fand ich ferner Stücke einer gefressenen Spongie im Hauptdarm vor, deren Kieselnadeln nicht nur im Lumen desselben, sondern auch in seinen Epithelzellen zahlreich vorhanden waren. Herr Prof. A. v. Hrıner hatte die Güte selbe als Esperia contareni Schmarda —= Esperella contareni Vesmaer zu bestimmen. Lang hat (p. 537) diese Thysanozoon-Species mit Th. verrucosum Gr. zusammengestellt. Ich habe schon oben (p. 148 Anm. 6) hervorgehoben, dass diese Identificirung unberechtigt ist. Hier sei noch weiter bemerkt, dass die Farbe des Körpers und der Zotten von Th. auropunctatum eine so charakteristische und bei allen Individuen gleichbleibende ist, dass eine Verwechselung mit anderen Species nicht leicht möglich sein wird. Thysanozoon alderi Collingwood. (Taf. XXXV, Fig. 3 u. 4, Taf. XXXVI, Fig. 3 u. 4.) CorLınawooo liefert ! von dieser Art folgende Beschreibung: »Length 21/, inches; breadth A!/, inch. Body thin with very irregular margin, amply folded and puckered. Upper surface of a general light brownish colour, with a narrow, pale external margin within which is a broad, black border, somewhat shaded and marbled. Down the median line for about three quarters of its extent runs an irregular, black marbling; a faint marbled pattern of pale brown is diffused over the general sur- face; and a lens discloses also a fine ramification of a darker tinge throughout. The whole upper surface is studded with small papillae of a conical form, the footstalks of which are pale and the distal extre- mities orange. Many of these papillae arise from an elevated white spot or tubercle, such tubercles produeing only one papilla each; and other papillae exist upon the black margin, as well as on the general surface. Under surface whitish, edged with black, the part answering to the black marbled line on the dorsum being here opaque white. Head blakish, angular, raised somewhat above the general plane of the body, flexible, and having two projecting angles or folded tentacles. One was found under stones about two feet under water at low tide, upon a reef of the island of Labuan, coast of Borneo, on August 22.« CoruinGwooD giebt dazu Abbildungen des ganzen Thieres, der beiden Formen von Zotten und der Tentakel. Die mir vorliegenden drei Exemplare, welche Brock bei Amboina ! 1, c.p. 88, Tab. XVII, Fig. Aa, b, c, d, e. — Lang, Monographie, p. 537. Fr 05] _ Tropische Polyeladen. I. 153 am 6. August 4885 unter Korallenblöcken gesammelt hat!, haben im ‚konservirten Zustande ziemlich dasselbe Aussehen wie CoLLINGwooD an- giebt. Die Länge der Spiritusexemplare schwankt zwischen 31/,—8 em, die Breite zwischen 2 und 4!/, cm. Die Dicke ist der wechselnden Größe gemäß verschieden und erreicht bei dem größten Exemplare im Bereiche des dorsalen Längswulstes circa * mm, am Rande und in den Seitenfeldern jedoch dürfte sie nicht mehr wie 2 mm betragen. Die Körperform ist eine länglich eiförmige; die vordere Leibeshälfte ist im Allgemeinen breiter als die hintere, welche gegen das aborale Ende zu fast in eine Spitze ausläuft. Der Rücken ist median der Länge nach auf- gewulstet und der Rand des Körpers auch bei dem abgetödteten Thiere stark gefältelt. Die Grundfarbe der Oberseite bildet bei den Alkohol- exemplaren ein helles Bräunlichgelb, während der äußerste Rand schmal weißlich gefärbt ist. An diesen lichten Randsaum stößt nach innen ein breites, schwarzes, gegen die Mitte des Thieres verschwimmendes Band. Der dorsale Längswulst ist ebenfalls schwärzlich, welche Farbe durch zahlreiche eben so gefärbte Ausläufer, die von der Medianlinie gegen die Peripherie hin ausstrahlen und durch eingestreute helle Fleckchen von der verschiedensten Größe ein marmorirtes Aussehen erhält. Eben so sind in den Seitenfeldern mancher Exemplare einige drei- spitzige oder rautenförmige, mit einander oft durch feine Ausläufer in Verbindung stehende, schwärzlich gefärbte Flecke vorhanden. Es sei hier bemerkt, dass diese Flecken bei einigen Exemplaren oft gänzlich verschwinden, immer ist dann diese Erscheinung auch von einer Ver- minderung der allgemeinen Farbenintensität des Rückenwulstes be- gleitet. Die Thiere machen dann einen sehr hellen, durchscheinenden Eindruck. Ein solches Exemplar hat CorzLınswoon in seiner Abhand- - lung abgebildet. Im Gegensatze hierzu trifft man auch Individuen an, bei welchen die schwärzliche Färbung bei Weitem dominirt, so dass diese Flecke ein zusammenhängendes dunkles Netzwerk bilden und in Verbindung mit dem ebenfalls schwarzen Seitenrande und Rückenwulste ‚treten. Mir liegt ein solches sehr pigmentreiches Exemplar vor, welches von P. u. F. Sarasın bei Trincomali gesammelt wurde?. Zwischen diesen beiden Extremen in der Mitte steht ungefähr das von mir in Fig. 3 u. 4 abgebildete Individuum. Es scheint auch eine Zunahme der dunklen - Färbung mit der wachsenden Größe des Thieres Hand in Hand zu gehen. _ Wenigstens sind unter den von Brock und Sarasın gesammelten Exem- plaren die kleinsten stets die hellsten, die größten die am dunkelst ge- - färbten. Die kurzen, kleinen Zotten, von welchen ich bei den Brocr’schen ı Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. : 2 Sammlung. des zoolog.-zootom, Institutes in Graz. Arbeiten a. d. zool. Inst. zu Graz. V. AA 154 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [706° und Sarasın’schen Individuen im Gegensatze zu (COLLINGWOOD nur eine Art und Form vorgefunden habe, sind in großer Zahl gleichmäßig auf der Rückenseite des Thieres vertheilt. Ihre Größe nimmt gegen den Rand hin ab, eben so die Intensität ihrer Färbung. Sie besitzen eine weißliche Basis und eine goldgelbe Spitze. Die Tentakel (Taf. XXXVI, Fig. 3, 4) sind länglich, vorgestreckt, von schwarzer Farbe mit gelb- lichem Randsaume und heller Spitze. Die Art und Weise der Ver- theilung der Einzelaugen auf ihrer Oberfläche ist eine sehr wechselnde. Gehirnhofaugengruppe (gha) und ventrale Augenhaufen (vah) sind wohl ausgebildet. Die Bauchseite der Spiritusexemplare (Taf. XXXV, Fig. %) hat die- selbe Grundfärbung wie die Rückenseite, eben so sind der weiße und schwarze Randsaum vorhanden. Wir erkennen auch hier zunächst den halb hervorgestreckten Pharynx (ph), dann die männliche Geschlechts- öffnung mit etwas hervorstehendem Penis (G'), endlich die weibliche Genitalöffnung (©) und den kleinen Saugnapf (sn). Ich konnte bei der Zerlegung in Schnittserien außer dem einfachen Penis und dem Nicht- eintreten von Darmdivertikeln in die Zotten nichts von dem bei Th. brocchii bestehenden Verhalten Abweichendes vorfinden. Thysanozoon allmani Collingwood, (Taf. XXXV, Fig. 12, Taf. XXXVII, Fig. 8 u. 9.) Die Beschreibung, welche CorLınewoop! von dieser Art giebt, lautet folgendermaßen: »Length 21/,. inches; breadth ?/, inch. Body translucent, papil- lose. Upper surface light brown, bekoming darker towards the mar- gin, and with an irregular edging of opaque white all round, excepting the head. An elevated ridge runs along the median line of the dorsum. The whole upper surface is covered with clavate and pointed papillae, of a deep brown colour and varying in size, the smallest being the lightest-coloured and most numerously clustered, and occurring along the median ridge. Under surface grey darkening to deep brown at the sides and edged with opaque white. Head with two long tentacles, often thrown back and presenting the appearance of hare’s ears. Ten- tacles dark brown tipped with white. Two minute white tentacles are situated in front of the head, beneath the hare like ones. Eye-spots situated in a light-coloured spot immediately posterior to the head in a dubble cluster, consisting of two small erescentic patches of minute black spots. Two specimens found at Singapore, west of the harbour, under pieces of dead corals, on the beach between tide-marks Nov. 22nd.« 1 ].c.p. 89, Tab. XVII, Fig. IT a—c. — Lang, Monographie p. 538. 707] Tropische Polyeladen. I. 155 Mit dieser Art identisch scheinen mir fünf Exemplare, welche P. u. F. Sarasın bei Trincomali gesammelt hatten (Sammlung des zool.-zooto- mischen Institutes in Graz). Das größte der mir vorliegenden ovalen Spiritusexemplare ist stark gefältelt und circa 2!/, cm lang bei einer Breite von 11/, em. Die Dicke beträgt ungefähr | mm. Die Grundfarbe des Rückens ist bräunlich, längs der wulstartig erhobenen Medianlinie etwas dunkler. Die ganze Randpartie der Rückenfläche macht ebenfalls einen dunkleren Eindruck, welcher jedoch durch die daselbst dichterstehenden schwar- zen oder dunkelbraunen Zotten hervorgebracht wird. Die Zottenbe- kleidung ist eine ziemlich dichte und besteht aus langgestreckten weißlichen und schwärzlichen Papillen, zwischen welche sich der Färbung nach alle möglichen Zwischenstufen einschieben. Die schwärz- lichen sind, wie eben gesagt, längs des gesammten Körperrandes sehr dicht gestellt, finden sich aber auch zerstreut auf der übrigen Ober- fläche, wo sie aber größer sind als die am Rande befindlichen. Die weißlichen Zotten finden sich am gehäuftesten auf den Seitenfeldern, die bei drei Exemplaren dadurch ein helles fast durchscheinendes Aus- sehen gewinnen. Sie kommen aber auch an anderen Stellen der Kör- peroberfläche z. B. längs der Medianlinie vor, hier aber stets mit dunk- leren und ganz schwarzen untermischt. In der Nähe der Tentakel werden die Zotten kleiner und verschwinden unmittelbar dahinter ganz. Den Körperrand umläuft ein hellgefärbter zottenloser Streifen, der bei den verschiedenen Exemplaren jedoch nicht immer gleich aus- gebildet ist, öfters (bei drei Exemplaren) fast fehlt. Die Tentakel haben die bekannte Spitzohrform und sind an der Basis und Spitze weißlich, in der Mitte jedoch braun gefärbt. Die Ein- zelaugen sind auf denselben in der Weise vertheilt, dass sie längs des äußeren und inneren Faltenrandes in größeren Anhäufungen zu treffen sind (Taf. XXXVII, Fig. 9). Die Gehirnhofaugengruppe (gha) und die ventralen Augenhaufen (vah) sind wohl ausgebildet. Die Bauchseite ist einfärbig weißgelblich mit hellerem schmalem Randsaume. Die innere Organisation wies nichts Besonderes von den anderen Thysanozoon-Species Verschiedenes auf. Der Pharynx (Taf. XXXVI, Fig. 8 ph) ist rundlich und liegt im ersten Drittel der Körperlänge. Dicht hinter ihm bemerkt man die einfache männliche Geschlechtsöff- nung (g), auf diese folgt sogleich die weibliche (Q), endlich der in der Mitte der Bauchfläche liegende Saugnapf. Als abnormalen Fall bemerkte ich einmal, wie Lane bei Th. brocchit, eine Ausbildung von zwei hinter einander liegenden Saugnäpfen (Fig. 8 sn). Jederseits scheinen drei an* 156 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, - [os Hauptstämme der Uteruskanäle in die weibliche Geschlechtsöffnung zu münden. Der Hauptdarm ist gestreckt und entsendet zahlreiche netz- förmig anastomosirende Darmäste. Die einzelnen Individuen zeigen nun nicht unbedeutende Ver- schiedenheiten. Zunächst, wie schon oben erwähnt, in der Zottenstel- lung und -Färbung, ferner in der Körperlänge, welche von 2—2!/, cm schwankt. Auch die letztere Größe bleibt gegen die des von CoLLıng- woon abgebildeten Exemplares zurück, welches eine Länge von 5,3 em besitzt. Indessen wissen wir durch Lane (p. 542), dass die Thysanozoen ihre vollständige Geschlechtsreife bei den verschiedensten Größen er- reichen und nach Erlangung dieser Reife nicht mehr zu wachsen schei- nen. Ich habe bei Th. auropunctatum Individuen von der halben Größe des auf Taf. XXXV Fig. 1 abgebildeten vollkommen geschlechtsreif mit in den Hoden bereits ausgebildeten Spermatozoen und mit reifen Uterus- eiern gesehen, und andere zweimal so große Exemplare vorgefunden, bei welchen sich erst die Anfänge dieser Reife abspielten. Die Abweichungen zwischen meiner Abbildung und der von CorzinewooD erklären sich leicht aus dem Umstande, dass erstere vom konservirten Thiere, letztere aber nach dem Leben angefertigt ist, dass also eine Abschwächung der Farbenintensität durch das lange Verweilen in Alkohol stattgehabt hatte, welche meine Abbildung wesentlich heller erscheinen lässt als die Corumewoop’s. Überdies darf auch die Skizzenhaftigkeit der sämmtlichen Abbildungen des ge- nannten Autors für die Differenzen zum Theil verantwortlich gemacht werden. Ein anderer Punkt, der etwa gegen eine Identificirung meiner Exemplare mit der CoLzinswoop’schen Species ins Feld geführt werden könnte, ist die Behauptung des Letzteren, dass bei seinem Th. allmanı zwei Paar von Tentakeln vorhanden seien, zwei größere »hasenohr- ähnliche« und zwei kleinere weiße davor. Allein auch hier drängt sich die Vermuthung auf, als hätte man es bloß mit einem Irrthum von CoLLınawooD zu thun. Solch geartete doppelte Tentakel finden sich meines Wissens bei keinem anderen Thysanozoon, überhaupt bei keinem anderen Pseudoceriden. Es scheint CoLLın«wooD die oft wulstig hervortretenden Faltenenden an der Basis der Tentakel, die fast immer eine helle, weißliche Färbung zeigt, für kleine unter den großen liegende Tentakelchen gehalten zu haben. Alles zusammen genommen glaube ich berechtigt zu sein, die von der Borneoküste stammende Species GoLLınswooD’s mit der von SARASIN in Trincomali gesammelten Form zu identificiren. 709] Tropische Polycladen. I. 157 Thysanozoon semperi nov. spec. (Taf. XXXV, Fig. 6, Taf. XXXVL, Fig, 5.) Semper beobachtete während seines Aufenthaltes auf den Philip- -pinen ein Thysanozoon, über welches er nachstehende, von einer Blei- stiftskizze der wesentlichsten Organisationsverhältnisse (Gastrovascu- lar- und Geschlechtsapparat) begleitete Notiz verfasst hat. Dieser war ‚nebstbei noch ein von der Hand seiner Gattin stammendes, prachtvoll ausgeführtes Habitusbild des betreffenden Thieres beigelegt, welches hier auf Taf. XXXV, Fig. 6 reproduceirt ist. Indem ich noch auf die in Taf. XXXVI, Fig. 5 genau wiedergegebene anatomische Skizze verweise lasse ich Srmper’s Notiz dem Wortlaute nach folgen: »Die erste Species, die nicht glatt ist; auf der Oberfläche eine Menge sehr dicht stehender, weißer, gelber oder brauner kurzer Papillen. Zahlreiche Augenflecke in einem runden Haufen. Zwei Ten- takel. Einfacher Penis, zwei Samenleiter, kleine Prostata. Der (© ®) _ Geschlechtstheil, wie gewöhnlich; hier waren die Eileiter ziemlich deutlich, da stets angefüllt mit Eiern; es scheinen jederseits drei Ei- leiter in die Scheide zu münden, die ohne weitere Anhangsdrüsen ein einfacher Sack zu sein scheint. Der Penis ist klein und einfach, die Prostata ebenfalls klein. — Drei Samenleiter, die sich stark verästeln. Magen ein ziemlich weiter, langer Sack, der über die Geschlechtstheile - weg nach vorn geht; Leberkanäle ein weitmaschiges Netz bildend. Mund hinter der Mitte. « Es liegt kein konservirtes Exemplar vor. Die anatomische Skizze Semper’s entbehrt jeglicher Bezeichnung der einzelnen anatomischen Theile mit Buchstaben, es sind nur die Hauptstämme der Uteruskanäle als »Eileiter«, die großen Samenkanäle als »Samenleiter« bezeichnet. Da diese Aufzeichnungen im Vereine mit dem Habitusbilde voll- ständig genügen, um dieses Thysanozoon als neue Art aufzufassen, so würde die nach unseren gegenwärtigen Kenntnissen von der Organi- sation der Thysanozoen modificirte Speciesbeschreibung folgendermaßen - lauten: In der Voraussetzung, dass die Abbildung Srmper’s das Thier in Naturgröße darstellt, beträgt dessen Länge ca. 23 mm, dessen Breite ca. 44 mm. Die Oberseite zeigt keinen Rückenwulst im eigentlichen - Sinne des Wortes, wohl aber scheint die Körperhöhe längs der media- nen Rückenlinie am höchsten zu sein, gegen den Rand hin aber all- mählich niedriger zu werden. Die Grundfarbe des Rückens ist ein mattes Braun, welches gegen den ziemlich breiten, lichtvioletten und, wie es den Anschein hat, gestrichelten Randsaum hin dunkler wird. Die Zottenbekleidung besteht aus zahlreichen dicht gestellten, kurzen ’ 158 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [7 | Papillen von weißer, gelber und brauner Farbe, welche über die Rückenfläche des Thieres gleichmäßig vertheilt sind. Bloß der Rand- _ saum ist zottenfrei. Die Tentakel haben dieselbe Färbung, wie die Rückenseite und auch der violette Randsaum scheint sich auf sie fort- zusetzen. Die Gehirnhofaugen hat Semrer gesehen, während er von den sonstigen Augen nichts anzugeben weiß. Auch von der Färbung und dem Aussehen der Bauchseite theilt er uns nichts mit. Was die innere Organisation anbelangt, so erkennt man in der Srmrer’schen Skizze leicht den großen, kragenförmigen Pharynx (ph), den gestreckten Hauptdarm (hd), dessen Darmäste (»Leberkanäle« nach Senrer) ein weitmaschiges Netz bilden. Der Penis (g?) ist einfach und klein, die Samenblase (»Prostata« nach Semrer) ebenfalls klein. Man sieht ferner jederseits drei große Samenkanäle (»Samenleiter« nach Semrer) (gsc), die sich stark verästeln, mittels eines gemeinschaftlichen Vas deferens in die Samenblase einmünden. Die weibliche Genitalöffnung (2) soll jeglicher »Anhangsdrüsen« (Schalendrüsen?) entbehren. In den Eier- gang münden jederseits drei Hauptstämme der Uteruskanäle (vw) »Ei- leiter« nach Semrer), die prall mit Eiern angefüllt waren. Der Saug- napf (sn) »Mund« nach Seuper) scheint hinter der Mitte des Körpers zu liegen!. Thysanozoon boehmigi nov. Spec. (Taf. XXXV, Fig. 7, Taf. XXXVI, Fig. 8 u. 9.) Als Grundlage meiner Beschreibung dienen zwei bei Amboina unter Korallenblöcken von Brock gesammelte Thiere (zoologische Samm- lung in Göttingen), über welche derselbe bemerkt: »Selten, ähnelt Nr. 11 (unser Th. distinctum nov. spee.), aber größer. Rückenpapillen braun mit schwarzer Spitze, Basen durch ein fein mennigrothes Netzwerk mit einander verbunden, das in Alkohol ver- schwindet. « 1 SsmpEer nennt den Hauptdarm »Magen« und giebt an, er sei »eın weiter, langer Sack, der über die Geschlechtstheile weg nach vorn geht«. Unmittelbar darauf sagt er: »Mund hinter der Mitte« Wollte man nun annehmen, dass SEMPER unter »Mund« den Pharynx verstanden hat, so müsste die Lage dieses »Mundes«, gemäß der obigen Angabe, eine Verschiebung des gesammten Gastrovascular- und Geschlechtsapparates in die hintere Körperhälfte des Thieres bedingen, was in der Familie der Pseudoceriden als einziger Fall dastehen würde. Es müsste dann auch der Pharynx unverhältnismäßig klein werden, und die Körperlänge des Thieres könnte nicht weniger als zweimal so groß sein als die Länge der Fig. 5 beträgt. Nun liegt aber, und auch die Skizze SEmpErs macht dies sehr wahrscheinlich, die Vermuthung nahe, dass er den Hauptdarm + Pharynx als » Magen« angesehen und den Saugnapf, den er in seine Abbildung zwar eingezeichnet, aber als solchen nicht erwähnt hatte, für den »Mund« angesprochen hat. 7 1] Tropische Polyeladen. 1. 159 | Die Länge der zwei Spiritusexemplare beträgt 15—20 mm, ihre "Breite 10—13 mm. Der Körper ist, wie Fig. 7, die nach einem dieser konservirten Exemplare angefertigt wurde, zeigt, wenig gestreckt; an "der Randpartie und in den Seitenfeldern ziemlich dünn und hier dess- halb durchscheinend, im Mittelfelde jedoch, dadurch, dass die Rücken- fläche längs der Medianlinie aufgewulstet ist, opak und doppelt so dick, wie in den Seitenfeldern. Die Grundfärbung der Spiritusexemplare ist auf der Ober- und Unterseite gelblich grau. Auf ersterer wird sie gegen den Rand hin etwas dunkler. Eben so ist der Rückenwulst dunkelgraugelb gefärbt. Bei durchfallendem Lichte kann man in den Seitenfeldern das Netz der Darmäste deutlich durchschimmern sehen, doch nicht stets an allen Stellen. So war z. B. die eine Hälfte des von mir untersuchten Exem- - plares fast opak, während die andere, aber auch nur in ihrem distalen Theile, die verzweigten Darmäste recht wohl erkennen ließ (Taf. XXXV, Fig. 7). Das zweite vorhandene Exemplar war wieder viel durch- sichtiger und zeigte im ganzen Bereiche der Seitenfelder und des Randes die Darmverzweigungen sehr deutlich. Es scheinen diese Ver- schiedenheiten in der Pellueidität von der Art der Einwirkung der Konservirungsflüssigkeit, die eine in den einzelnen Körperpartien ver- schieden starke Kontraktion der Muskulatur veranlasst, herzurühren. Diese Darmverzweigungen nun sind im Leben mennigroth gefärbt und bilden das von Brock beobachtete Netz, welches die Basen der Zotten unter einander verbindet. Die Zottenbekleidung besteht aus länglich zugespitzten Rücken- papillen, die eine braune Grundfarbe mit schwarzer Spitze zeigen. Sie sind auf der Rückenfläche ziemlich gleichmäßig, aber nicht dicht ver- theilt, indem sich zwischen je zwei Zotten etwa ein doppelt so großer Zwischenraum, als die Breite einer derselben beträgt, vorfindet. Die Größe der Zotten bleibt bei ein und demselben Individuum keine kon- stante, da unter der freilich bei Weitem überwiegenden Anzahl von großen, besonders gegen den Körperrand hin auch kleinere und ganz winzige Papillen vorkommen. Die Tentakel (Fig. 9) haben eine länglich gestreckte Form, sind an der Basis und in der Mitte braun, an der Spitze aber gelblich gefärbt. Die Vertheilung der Augen auf den Tentakeln bietet keine nennens- werthe Verschiedenheit von dem bei anderen Thysanozoen gewöhn- lichen Verhalten. Ich habe bei dem von mir untersuchten Exemplare besonders die Falten der Tentakel mit zerstreuten Einzelaugen besetzt gesehen (Fig. 9). Die Gehirnhofaugengruppe und die ventralen Augen- haufen stehen an ihren gewöhnlichen Plätzen. 160 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [7127 | Was nun die Anatomie anbelangt, so zeigt Fig. 8, Taf. XXXVI das, | was ich von derselben sehen konnte: | Den Pharynx (ph), welcher genau im ersten Drittel der Körper- länge steht, hinter diesem, ihm knapp anliegend, die einfache männ- liche Geschlechtsöffnung (g'), welche sich als eine kleine, von einem schwach erhobenen Walle umgebene Öffnung der Ventralseite dar- stellt. Auf die männliche folgt die weibliche Geschlechtsöffnung (2), die durch die sie umgebenden sehr zahlreichen Schalendrüsen leicht in die Augen fällt. In dieselbe scheinen jederseits drei Hauptstämme der Uteruskanäle (u) einzumünden; ob mittels eines gemeinsamen End- ganges oder nicht, konnte ich, ohne die Schnittmethode anzuwenden, nicht erkennen. Die Uteruskanäle waren bei beiden Spiritusexemplaren mit Eiern gefüllt und ragten desshalb über die Oberfläche der Bauch- seite etwas empor. In tingefähr demselben Abstande, wie die männ- liche Geschlechtsöffnung von der weiblichen, befindet sich hinter der letzteren der Saugnapf (sn). — Alle diese Körperöffnungen und -An- hänge liegen bei beiden Spiritusexemplaren in der vorderen Hälfte des Körpers. Der Hauptdarm ist gerade, gestreckt und reicht fast bis zum dista- len Ende des Thieres. Er entsendet rechts und links zahlreiche Darm- äste, die sich verästelnd und unter einander anastomosirend das mennigrothe Netzwerk, welches das Thier im Leben ziert, bilden. Thysanozoon obsceurum nov. spec. (Taf. XXX V, Fig. 9, Taf. XXXVII, Fig. 4 u. 5.) Von dieser neuen Form sammelte Brock ein Exemplar an der Küste von Amboina am 2. August 18851. Da er weder eine Skizze noch sonstige Notizen demselben beigegeben hatte, bin ich bemüßigt, die Abbildung (Taf. XXXV, Fig. 9) und die Beschreibung nach dem vorhan- denen Alkoholexemplare durchzuführen. Die Länge des langellipti- schen, ziemlich konsistenten Thieres beträgt 3, dessen Breite 1'/, cm. Die Dicke ist an den verschiedenen Körperstellen eine ungleichmäßige. Am Körperrande und in den Seitenfeldern, wo der Körper entsprechend durchscheinend ist, dürfte sie ungefähr !/)—?/, mm betragen, im Mittelfelde jedoch, da der Rücken hier einen starken Längswulst auf- weist, steigt sie bis 2 mm. Die Grundfarbe der Oberseite ist ein hell- bräunliches Grau, welches gegen den Körperrand hin und im Mittel- felde einen bedeutend dunkleren, fast schwarzen Ton annimmt. An einigen Stellen, besonders am Vorderrande hinter den Tentakeln und in der ganzen Hinterhälfte gewinnt diese Grundfärbung durch ein netz- 1 Dasselbe ist Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. 713] Tropisehe Polyeladen. |. 161 " förmiges System von dunkleren Linien und Fleckchen ein marmorirtes Aussehen. Die Zottenbekleidung besteht aus wenig zahlreichen, läng- lich konischen, schwarzen und an der Basis etwas eingeschnürten Zaitten. Diese erreichen im Mittelfelde, wo sie dicht neben einander, und in den Seitenfeldern, wo sie spärlich und unregelmäßig gestellt sine ihre "größte Länge und Stärke, werden jedoch gegen den Körperrand hin, wo sie wieder eine sedfängke Stellung einnehmen, immer kürzer, so dass unmittelbar neben dem Rande die kleinsten zu stehen kommen. Die Tentakel (Taf. XXXVI, Fig. 5) haben an ihrer Basis und Mitte eine ‚schwarze, an der Spitze aber eine etwas hellere Farbe. Die Einzel- augen sind auf ihrer Oberfläche unregelmäßig vertheilt, die ventralen Augenhaufen (vah) und die ungetheilte (?) Gohimhöfandenäruppe (gha) jedoch wohl ausgebildet. Die Ventralseite des Thieres hat eine graugelbliche Grundfär»ung, welche gegen den Körperrand hin in einen schmalen dunkeigrauen Randsaum übergeht. Von der inneren Anatomie konnte ich bei der nur oberflächlichen Untersuchung den großen, !/, der Körperlänge einnehmenden Pharynx (Taf. XXXVII, Fig. 4 ph), ferner die dicht hinter ihm liegende männ- liche Geschlechtsöffnung (G'!) mit den beiderseitigen Hauptstämmen der großen Samenkanäle (gsc), endlich die im Mittelpunkte der Bauch- fläche gelegene weibliche Genitalöffnung (@) mit den zahlreichen braun- _ gefärbten Schalendrüsen leicht erkennen. In den Eiergang münden beiderseits drei Hauptstämme der Uteruskanäle (x), die sich jedoch unmittelbar vor dem Eintrittin den ersteren in einen einzigen, äußerst kurzen Sammelkanal zu vereinigen scheinen. Der Uterus war prall _ mit bräunlich gefärbten Eiern angefüllt und wölbte in Folge dessen - die Bauchfläche entsprechend hervor. Auch der Saugnapf (sn) und der Hauptdarm (hd) mit seinen Darmästen und -Verzweigungen (da) konnte leicht gesehen werden. Thysanozoon brocchii Grube. Wie auf p. 138 und 163—16% ausgeführt wird, ist Thys. brocchiüi mit - Sicherheit bloß aus dem Mittelmeere und der Adria bekannt. Zu den bei Lang sowie Carus! angegebenen Fundorten sei aus Herrn Prof. | v. Grarr’s Notizen noch mitgetheilt, dass derselbe diese Species auch - bei Rovigno, Ragusa und Lesina gesammelt hat. EEE BEER EVD ZT OR ” ee ee: en A 1 J. V. Carus, Prodromus faunae mediterraneae. Pars I. Stuttgart 1884. p. 154. % 16% Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [7 12° Thysanozoon ceruciatum Schmarda. (= ? Thysanozoon brocchii Grube, var. cruciata Schmarda.) (Taf. XXXVII, Fig, 40, 41, 12.) Scnmarpa! beschreibt sein Th. cruciatum folgendermaßen: »Der Körper ist elliptisch. Der Rücken ist hellbraun mit einem Stiche ins Röthliche. Eine weiße Längsbinde und eine eben solche Querbinde kreuzen sich unter rechten Winkeln in der Mitte des Rückens. Mit Ausnahme dieses weißen Kreuzes ist der ganze Rücken mit kegelför- migen, dunkelbraunen Warzen bedeckt. Der Körperrand ist wellenför- mig. Die Bauchseite ist ockergelb mit einem Stich ins Graue. Die Länge 24 mm, die Breite 17 mm. Die Augen der Tentakel stehen jeder- seits in zwei linienförmigen Gruppen, die Nackenaugen in zwei halb- kreisförmigen. Die Mundöffnung steht vor dem Ende des ersten Drit- tels, die männliche Geschlechtsöffnung vor, die weibliche im Centrum des Körpers. Südsee, in Port Jackson, in Neu-Süd-Wales und im Hafen von Auckland in Neu-Seeland.« Dazu giebt er eine Abbildung der Dorsalseite des Thieres auf Taf. VI, Fig. 68. Lane hat in seiner Monographie (p. 526 und 532) das australische Th. eruciatum Schmarda als höchst wahrscheinlich identisch mit TA. brocchü Gr. zu dieser letzteren Art gezogen und gründet diese Identi- fieirung hauptsächlich auf die auch bei der europäischen Art sehr häufig vorkommende Zeichnung der sich auf der Rückenseite des Thieres kreuzenden weißen Längs- und Querbinde. Nun ist, wie ich schon oben mehrfach angeführt habe, eine Identificirung zweier Formen, die bloß auf äußerlichen, in mangelhaften Beschreibungen und in, wenn auch guten Abbildungen niedergelegten Merkmalen basirt, ohne ana- tomische Untersuchung und gewissenhafte Prüfung der Originalexem- plare selbst ganz unthunlich und gehört das Th. cruciatum Schmarda aus diesem Grunde zu jenen Formen, die als fraglich aus dem Lang- schen Synonymenregister von Th. brocchit Gr. ausgeschieden werden mussten und einer späteren genauen Nachuntersuchung vorbehalten blieben. Diese Gelegenheit war mir nun, wenn auch nur in beschränk- tem Maße, geboten, da mir ein aus dem Museum Hamburg stammen- des, von Gruss bestimmtes Originalexemplar dieser Art vorlag, welches mit der Etiquette: »Mus. Hamburg (Godeffr. 3380) Südsee? Th. cruciatum Schmarda, Grube det.« versehen war. Die leider auch hier nur ma- kroskopisch mögliche Untersuchung lieferte folgende Resultate: Die Körperform des Spiritusexemplares ist eine eiförmige, die Kon- sistenz eine feste und ziemlich derbe. Die Länge des Thieres beträgt 4, die Breite 2'!/, cm, die Dicke des Körpers überall ungefähr 41/, mm. ! Neue wirbellose Thiere. I. Hälfte. Leipzig 1859. p. 30. Taf. VI, Fig. 68. | & 15] Tropische Polyeladen. I. 163 | Die Grundfarbe des Rückens zeigt dasselbe helle Graubraun, das die könservirten Exemplare von Th. brocchi aufweisen. Die länglichen, # durch das lange Liegen in Alkohol etwas geschrumpften Zotten haben f eben dieselbe Färbung und sind in der von Scnmarva geschilderten # Weise angeordnet; sie lassen nämlich eine breite Längs- und eine eben solche Querbinde der Rückenoberfläche frei. Dieses zottenlose Kreuz ist auch an dem konservirten Exemplare durch seine hellere Farbe leicht erkenntlich. Die Tentakel sind spitz und lang. Sie tragen, an ihrer Ober- fläche zahlreiche Einzelaugen in charakteristischer Vertheilung (siehe Taf. XXXVI, Fig. 11 u. 12). Die Gehirnhofaugengruppe (gh«) und Ven- tralhaufen (vah) sind deutlich ausgebildet. Die Ventralseite ist einförmig hell graugelb gefärbt. Ich konnte mittels Lupenbetrachtung des aufgehellten und ieicht gequetschten Thieres von der inneren Organisation Folgendes wahr- nehmen: Den großen, im ersten Drittel der Körperlänge befindlichen, kragenförmigen Pharynx (Taf. XXXVII, Fig. 10 ph), die ihm knapp an- liegenden, äußerst kleinen und schwer sichtbaren, doppelten männ- lichen Geschlechtsöffnungen (g' 9°), sodann die etwas vor der Mitte des Thieres liegende, von zahlreichen braunen Schalendrüsen um- gebene weibliche Geschlechtsöffnung (2), endlich den Saugnapf (sn), -der sich gerade im Mittelpunkte der Bauchseite befindet. Der Haupt- ' darm (hd) ist gerade und reicht fast bis ans hintere Körperende. Er ' entsendet zahlreiche Darmäste, die ein ziemlich enges Netzwerk bilden, jedoch, so weit meine Beobachtung reicht, keine Divertikel in die Zotten zu entsenden scheinen. Auch konnte ich in der hinteren Hälfte des Thieres eine ähnliche, weißlich durchschimmernde Spermaanhäufung finden, wie mansie auch bei Th. brocchü anzutreffen vermag. Vergleicht man nun diese Befunde mit der obigen Beschreibung von ScumarDa, so wird man nur in Bezug auf die Anordnung und Lage der Genitalöfl- nungen und des Saugnapfes wesentlich Verschiedenes vorfinden. Und auch diese Differenzen lassen sich leicht erklären. Scumarva hat die, “ wie gesagt, sehr schwer auffindbaren männlichen Geschlechisöffnungen übersehen und die wahre weibliche Genitalöffnung für die männliche gehalten. Eben so musste ihm dann der Saugnapf die weibliche Ge- - schlechtsöffnung vorstellen. Soll man nun das Th. eruciatum Schmarda _ als eine Varietät des Th. brocchü, oder soll man es für eine eigene Art ansehen? Die Beantwortung dieser Frage erheischt vorerst eine Besprechung - der geographischen Vertheilung des Th. brocchii Gr. Lane hat in der geographischen Verbreitungstabelle der Polycladen (p. 623) das Th. 164 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [71 %, brocchiül Gr. gewissermaßen als Kosmopoliten dargestellt und zwar auf W. Grund seiner Zusammenstellung ungenügend beschriebener exotischer und europäischer Arten mit der obengenannten europäischen Form. Diese Tabelle hat, wie Lane (p. 626) später selbst eingestehen muss, einen sehr relativen Werth; denn zu welch fehlerhaften thiergeographischen ] | Folgerungen muss es führen , wenn bloß auf den Mangel einer ordent- lichen Beschreibung und auf Wahrscheinlichkeiten hin Kosmopoliten begründet werden. Wir haben auch in der That keine überzeugenden Beweise, dass Th. brocchü Gr. in all’ den Meeren, die in der obigen Verbreitungstabelle genannt sind, thatsächlich vorkommt. Die Bemer- kung Scumarna’s (l.c. p. 29), dass er Th. diesingi Grube an der Ostküste von Ceylon gefunden habe, muss sehr skeptisch aufgenommen werden, denn bei der damaligen ungenügenden Kenntnis der Organisation der Polycladen, die dem äußeren Habitus nach einander oft sehr ähnlich sind, in dem anatomischen Bau jedoch oft abweichende Verhältnisse aufweisen, kann die bloße Konstatirung des Vorkommens eines Thysa- nozoon, »welchessich von der von Derra CuraJE und GrusE beobachteten Mittelmeerform in nichts Wesentlichem unterschied,« einen sicheren Beweis von der Identität der beiden Formen nicht abgeben. War doch zur Zeit, als Scumarpa diese Zeilen schrieb, noch nicht einmal das »We- sentliche« der Gattung Thysanozoon bekannt. Diese Unsicherheit unserer Kenntnisse über die geographische Verbreitung des Th. brocchiü Gr. musste betont werden, da sie auch die Möglichkeit, die systematische Stellung des Th. cruciatum Schmarda jetzt schon feststellen zu können, wesentlich beeinflusst. Wie nämlich aus der obigen Beschreibung ersichtlich ist, sind die Unterschiede in dem Habitus und der Organisation von Th. brocchii Gr. und Th. erucia- tm Schmarda sehr geringe, und man müsste, kämen beide Formen in annähernd gleichen Breiten vor, die Scumarpa’sche jedenfalls als Varietät zu Th. brocchiüi stellen. Nachdem wir aber noch immer keine sicheren Beweise haben, dass die letztere bisher nur aus Europa bekannte Art auch die Meeresgebiete bewohnt, welche die australische mit der Mittel- meerfauna verbinden, so ist es gerathen, eine Zusammenziehung der beiden Formen nur bedingungsweise, — nämlich für den Fall der Kon- statirung des Kosmopolitismus von Th. brocchii Gr., — vorzunehmen. Thysanozoon discoideum Schmarda. (Taf. XXXV, Fig. 8, Taf. XXXVI], Fig. 6 u. 7.) Die vom Autor dieser Art gegebene Beschreibung ! lautet folgender- maßen: »Der Körper ist fast kreisrund, der Rücken ist orangegelb bis 1 SCHMARDA, l. c. p. 29. Taf. VI, Fig. 66. I 717] Tropische Polycladen. I. 165 | blutroth. Die Papillen sind lang cylindrisch, schwarzbraun bis schwarz. ‚B Über dem Gehirnganglion befindet sich ein kleiner, runder, weißer | Fleck, auf dem die Augen stehen. Die Bauchseite ist von einer etwas 1 liehteren Farbe als der Rücken. Die Länge 15 mm, Breite 1 mm. Die Augen stehen in einer fast kreisrunden Gruppe, umgeben von einem 1 nn Hofe. Die männliche Geschlechtsöffnung liegt im Mittel- 7 punkte, die weibliche in der Mitte des letzten Drittels. Ich fand in ] den Papillen eine bedeutende Anzahl stäbchenförmiger gekrümmter Körper von !/;, mm Länge und !/so mm Breite. Indischer Ocean bei | Belligamme an der Südküste von Ceylon.« | Mir liegt ein am 29. Juni 1889 von Srunımann bei der Insel Baui I (Deutsch-Ostafrika) gesammeltes Exemplar (Museum Hamburg, Stun mann 7 AN43) nebst einer von diesem Sammler nach dem lebenden Thiere ange- } fertigten Farbenskizze vor, welche es mir nicht zweifelhaft erscheinen I lässt, dass ich die Scamarna’sche Art vor mir habe. An der Hand dieser - Skizze und des Spiritusexemplars habe ich die auf Taf. XXXV, Fig. 8 reprodueirte Abbildung angefertigt. Das Spiritusexemplar hat eine rundliche Form und in der Länge und Breite ungefähr dieselben Dimen- sionen, die Scnmarva angiebt. Die Dicke des Thieres ist in Folge der unregelmäßigen Kontraktion keine gleichbleibende und schwankt zwi- schen !/, bis I mm. Naturgemäß ist der Körper in der Medianlinie am dicksten, da hier einerseits die kompakteren Organe, wie Pharynx, Darm und Geschlechtsapparat liegen, andererseits die Rückenfläche einen medianen Längswulst aufweist. Im konservirten Zustande ist das Thier undurchsichtig und ziem- lich konsistent. Im Leben besitzt die Dorsalseite eine »licht gelbröth- liche« Grundfarbe, wie sich Srunımann in seinen Notizen ausdrückt, welche sich aber in der Mittellinie zu einer dunkelrothbraunen Färbung vertieft, während das Spiritusexemplar am Rücken eine gelbliche Grundfarbe mit braunem Mittelstreifen zeigt. Die gesammte Oberfläche des Thieres ist mit im Leben länglichen fast cylindrischen braunpur- purnen Zotten gleichmäßig dicht besetzt. Im konservirten Zustande sind die Zotten eingeschrumpft und gleichen braunen Wärzchen. Sie sind in der Mittellinie des Thieres am größten und nehmen gegen den Rand hin allmählich an Größe ab, obwohl auch zwischen den ganz - großen kleine vorkommen können. 1 Die Tentakel (Taf. XXXVI, Fig. 7) haben bei dem Spiritusexemplare _ eine rundliche Form und eben die dunkelbraune Farbe des Median- wulstes. An ihrer Oberfläche tragen sie, besonders gegen den Rand hin, einzelne nicht zahlreiche Augen. Wohl aber sind die ventralen Augenhaufen (vah) und die, wie mir schien, ungetheilte Gehirnhof- 166 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [718 augengruppe gut ausgebildet. Die Bauchfläche, die ich nur vom Spiri- tusexemplar beschreiben kann, hat dieselbe Färbung, wie die Rücken- | eu Y seite. Es war mir bei ihrer Betrachtung besonders eine mediane, wulstige, schneeweiße Auftreibung (Taf. XXXVI, Fig. 6 hd) auffallend, welche sich bei näherer Untersuchung durch den ein großes, gefresse- nes Spongienstück enthaltenden Hauptdarm veranlasst zeigte. Herr Prof. Dr. A. v. Hzıper hatte die Güte diese Spongienreste als von Oydo- nium sp.? (Fam. Geodidae) herrührend zu bestimmen. Die innere Anatomie mittels Schnittmethode zu untersuchen blieb mir, da ich nur ein Exemplar zur Verfügung hatte, versagt. Bei der Lupenbetrachtung des aufgehellten und leicht gequetschten Thieres konnte ich den Pharynx (ph), der vor der Grenze des ersten und zweil ten Viertels der Körperlänge liegt, die knapp an ihn anschließenden zwei männlichen Geschlechtsöffnungen (Z'gt), aus welchen die zwei Penes halb hervorgestreckt waren, sodann die unmittelbar hinter diesen liegende weibliche Geschlechtsöffnung (9), endlich den in der Mitte der Bauchfläche gelegenen Saugnapf (sn), den Hauptdarm (hd) und das reich verzweigte Netz der Darmäste leicht erkennen. Der Widerspruch, welcher zwischen der ScumArda’schen Beschrei- bung der gegenseitigen Lage der Geschlechtsöffnungen und den dies- bezüglichen von mir angeführten Befunden liegt, ist dadurch zu er- klären, dass der erstgenannte Autor den Saugnapf für die weibliche, die wahre weibliche für die männliche Geschlechtsöffnung gehalten und die wirklichen, doppelten männlichen Genitalöffnungen ob ihrer Unscheinbarkeit übersehen hatte. Die »stäbchenförmigen gekrümmten Körper von !/;, mm Länge und !/,sp mm Breite«, die Scamarpı bei seinem Exemplare bemerkt und auf p. 29 abgebildet hat, erwiesen sich bei dem Stunrmann’schen als die gewöhnlichen Rhabditen, die allerdings in den Zotten in auffällig großer Zahl vorhanden waren. Eine genaue Messung derselben ergab hier jedoch eine um die Hälfte geringere Größe, nämlich 1/,, mm Länge und !/3g0 mm Breite. Thysanozoon minutum nov. Spec. (Taf. XXXV, Fig. 5, Taf. XXX VI, Fig. 40 u. A.) Die Grundlage zu der folgenden Beschreibung bildet ein von Brock am 48. April 1885 bei Batavia (Noordwachter-Eiland) gesammeltes Thysanozoon', welches sich schon durch seine Kleinheit und seine Färbung von den tibrigen Thysanozoen auffällig unterscheidet. Diesem 1 Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. 1 9) Tropische Polycladen. I. 167 ‚Exemplare liegt auch eine von obigem Forscher angefertigte Skizze nach dem Leben bei, welche ich bei dem auf Taf. XXXV, Fig. 5 repro- _ dueirten Habitusbilde benutzt habe. Die Länge des rundlichen und blattartig dünnen Spiritusexempla- res beträgt !/a cm, die Breite !/, cm. Die Konsistenz desselben ist auch im Alkohol sehr zart, die Pellucidität eine sehr große. Seine Färbung ist an der Ober- und Unterseite einfärbig gelbgrau, während das lebende Thier eine mehr gestreckte Form und der Brocr’schen Abhil- dung gemäß, zwar ebenfalls eine helle gelblich graue Grundfarbe besitzt, gegen welche ein dorsaler, median gelegener breit karmoisin- rother Längsstreif jedoch vortheilhaft absticht, in dessen Bereich der Körper auch leicht aufgewulstet zu sein scheint, Der gesammte Körperrand ist auf der Oberseite weißlich, welche Färbung sich auch auf die Tentakel erstreckt. Das Zottenkleid ist bei dem Alkoholexem- plare kaum sichtbar, da die Papillen ganz eingezogen sind und in der Farbe mit der Gesammtfärbung des Thieres übereinstimmen. Im Leben haben jedoch die wenig zahlreichen (etwa 50), kurzen, konischen und an der Basis verhältnismäßig breiten Zotten eine sehr auffallende Farbe. Ihre Basis ist hell gelbbraun, ihre Spitze aber feuriger, röthlich braungelb gefärbt. Sie erheben sich aus runden, hellen Fleckchen der Dorsalseite. Die Tentakel der Alkoholexemplare (Taf. XXXVI, Fig. 10) sind rundlich und tragen an ihrem äußeren Faltenrande eine geringe Anzahl von Einzelaugen. Groß sind jedoch die ventralen Augenhaufen (vah), die Gehirnhofaugengruppe (gha) ist anscheinend ungetheilt. Die Anatomie dieser Art (Taf. XXXVI, Fig. 11) bietet wenig von den bei den anderen mit doppelter männlicher Geschlechtsöffnung ver- sehenen Thysanozoen vorkommenden Verhältnissen Abweichendes. Der Pharynx (ph) ist klein; hinter ihm folgen die verhältnismäßig großen männlichen Geschlechtsöffnungen, dann die etwas vor der Längsmitte des Thieres stehende weibliche Genitalöffnung (2), die mit zahlreichen, braun gefärbten Schalendrüsen versehen ist, endlich der ein wenig hinter der Mitte befindliche große Saugnapf (sn). Ferner konnte ich ein Paar großer Samenkanäle (gsc), die nach hinten umzubiegen schienen, den gestreckten Hauptdarm mit dem Netzwerk seiner Darmäste, end- lich die Region der Hodenbläschen (rh) deutlich erkennen. Thysanozoon langi nov. spec. (Taf. XXXV, Fig. 10, Taf. XXXVII, Fig. 6 u. 7.) Brock sammelte in verwitterten Korallenblöcken an der Küste von Amboina ein leider defektes Thysanozoon!, das sich bei der Unter- 1 Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. 168 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [72 1 suchung als eine neue Species erwies, dessen Aussehen im lebenden Zustande von ihm in folgender Weise geschildert wird: »Grundfarbe schmutzig hell violett. Rückenpapillen durch feines, dunkles violettes Netzwerk mit einander verbunden.« Ich habe nach dem Spiritus- exemplare und an der Hand dieser Farbenschilderung eine genaue Abbildung des sechsmal vergrößerten Thieres in den natürlichen Far ben zu geben versucht, welche auf Taf. XXXV, Fig. 40 reprodueiri BE Beschreibung des ln itusexemplares: Dessen Länge be- trägt 1 cm, dessen Breite ®/, cm. Der ziemlich gedrungene, fast eir- kuläre Kötper ist am Rande und in den Seitenfeldern blattartig dünn und durchsichtig, so dass man mit freiem Auge das Netz der Darmver- zweigungen erkennen kann und in der Mittellinie des Rückens der Länge nach stark aufgewulstet, doch reicht dieser Wulst nur von der Gehirn- hofaugengruppe bis zum letzten Viertel der Länge des Thieres. Dig Grundfarbe der Rücken- und Bauchseite ist eine schwer zu definirende. Am besten kann man sie durch den Ausdruck »durchscheinend heil fleischfarbig« bezeichnen. Der Rückenwulst hat eine purpurbraune Fär- bung, eben so die wenig zahlreichen (eirca 50 auf jeder Seite des” Thieres), kurzen, warzenförmigen Zotten. Letztere sind auf der Ober- fläche des Körpers, mit Ausnahme des Rückenwulstes, der zottenlos ist, ziemlich gleichmäßig vertheilt. An den beiden Seiten des Rücken- wulstes stehen die größten, gegen den Körperrand hin die kleineren Zotten. Die Tentakel (Taf. XXXVII, Fig. 7) haben eine rundliche Form. Sie tragen nur wenige (circa 20—30) Einzelaugen, die besonders nahe dem Rande der Umschlagsfalten stehen. Die, wie mir schien, unge- theilte, von einem ungefärbten Hofe umgebene Gehirnhofaugengruppe (gha) und eben so die ventralen Augenhaufen (vah) sind wohl ausge- bildet. Zum Glück fehlte bei dem einzig vorhandenen Exemplare nur das letzte Drittel der rechten Körperseite, so dass die Verhältnisse der Ge- schlechtsorgane und des Gastrovascularapparates noch sehr gut zu beobachten waren. Ich konnte daher, da ich mich auch hier nur auf 5 eine oberflächliche Untersuchung beschränken musste, mittels Lupen- betrachtung des aufgehellten und gequetschten Thieres (Taf. XXXVH, Fig. 6) den Pharynx (ph), die knapp ihm anliegenden großen männlichen Geschlechtsöffnungen (g!g!), dann die im Mittelpunkte der Bauchfläche gelegene weibliche Genitalöffnung (Q), welche von zahlreichen braunen Schalendrüsen umstellt wird, endlich den großen Saugnapf (sn) er- kennen. Auch vermochte ich Theile der großen Samenkanäle (gsc) und der mit Eiern angefüllten Uteruskanäle (u), von denen jederseits drei a Fe ae 721] Tropische Polyeladen. I. 169 Hauptstämme in den Eiergang zu münden scheinen, zu sehen. Der Hauptdarm reicht fast bis ans hintere Körperende und entsendet zahl- reiche Darmäste, die sich netzförmig verzweigen un. im Leben das dunkelviolette Netzwerk bilden, das Brock beobachtet hatte. Thysanozoon distinetum nov. spec. (Taf. XXXV, Fig. 14, Taf. XXXVI, Fig. 1, 2 u. 3.) Brock sammelte bei Batavia (Edam und Noordwachter-Eiland) unter verwitterten Korallenblöcken drei Exemplare einer neuen - Thysanozoon-Species!, welche mit dem auf Taf. XXXV, Fig. 11 repro- dueirten, nach den Brocr’schen Farbenskizzen von mir angefertigten Habitusbilde die Grundlage der folgenden Beschreibung bilden. Die Körperform dieser Art ist im Leben schlank, ihre Konsistenz als zart zu bezeichnen. Die Länge des kriechenden Thieres beträgt ungefähr 25 mm, die Breite 11 mm. Am Rande und in den Seitenfeldern ist der Körper dünn (!/; mm) und durchscheinend, im Mittelfelde jedoch in Folge des stark erhobenen dorsalen Längswulstes ca. 1!/, mm dick. Im Leben bildet ein lichtes Gelb die Grundfarbe der Oberseite, welches gegen den Körperrand von einem nach innen verschwommenen gold- gelben Randsaum begrenzt wird. Am Rücken befindet sich ein durch die ganze Länge des Thieres gehender, weißlich gefärbter Medianwulst. Die Zotten sind ziemlich klein und haben eine längliche Form. Man kann solche von schwärzlicher und solche von weißer Farbe erkennen. Erstere bilden die überwiegende Mehrheit und sind in der Weise an- geordnet, dass sie beiderseits längs des zottenlosen Rückenwulstes am dichtesten, gegen den Rand hin aber immer schütterer stehen, auf dem gelben Randsaum aber gar nicht mehr vorhanden sind. Die etwas größeren weißen Zotten haben eine konische Form und sind auf der Oberfläche des Rückens, — jedoch ebenfalls innerhalb des Randsaumes ziemlich gleichmäßig aber nur in geringer Zahl —, etwa 20—30 ver- theilt. Die Tentakel sind lang und vorgestreckt mit schwärzlicher Basis und gelber Spitze. Die Bauchseite ist grau gefärbt und zeigt ebenfalls den gelben Randsaum sowie den weißlichen Mittelstreifen. Im Gegensatze zu dem schlanken Aussehen des lebenden Thieres besitzen die Spiritusexemplare eine mehr rundliche Form, die auf Kontraktionen zurückzuführen ist. Sie erreichen im konservirten Zu- stande eine Länge von 13/, und eine Breite von I—A1/, em. Ihre Dicke ist keine gleichmäßige, da der Körper an vielen Stellen auch ver- schiedene Kontraktionszustände aufweist. Im Allgemeinen sind aber auch hier die Thiere in der Gegend des Rückenwulstes am dicksten 1 Eigenthum der zoolog. Sammlung in Göttingen. Arbeiten a, d. zool. Inst. zu Graz. V. 12 170 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, (4—11,, mm), in dersGegend des Randes und in den Seitenfeldern. hi er bedeutend ('/); mm) dünner. Die hellen Farben des lebenden Thiergd sind in Folge des langen Liegens in Alkohol verblichen und haben einer schmutzig braungrauen Allgemeinfärbung Platz gemacht. F Die Zotten sind etwas geschrumpft und kleiner geworden, und diejenigen von ihnen, die im Leben schwarz gewesen,’ zeigen so wie die Tentakel eine Urdnkbh ae Farbe, während die früher weißen Zotten so wie die gesammte Oberseite gefärbt erscheinen. 5 Die Tentakel (Taf. XXXVII, Fig. 3) sind mit Einzelaugen ziemlich unregelmäßig besetzt, wohl ausgebildet sind jedoch die anscheinend ungetheilte Gehirnhofaugengruppe (gha) und die ventralen Augen- haufen (vah). “2 Was die innere Organisation anbelangt, so habe ich außer dem interessanten Bau der »Uterusdrüse«, welcher schon oben p. 140 be handelt wurde, nichts von den bei Th. brocchii herrschenden Verhältnis- sen wesentlich Verschiedenes vorgefunden. Der Pharynx (Taf. XXXVII, Fig. 2 ph) ist groß, fast !/‚-der Körperlänge erreichend. Die weibliche Geschlechtsöffnung (©) liegt im Centrum der Bauchfläche, vor ihr und knapp hinter dem Pharynx die doppelten männlichen. Der Saugnapf ist klein und fast gestielt; er liegt an der Grenze des dritten und letzten Viertels der Körperlänge. Der Uterus tritt jederseits in drei mit Eiern prall gefüllten Hauptstämmen des Uteruskanalsystems an die weibliche Geschlechtsöffnung heran. Der Hauptdarm erreicht fast das hintere Körperende und entsendet zahlreiche Darmäste, die sich nei 3 verästeln, jedoch in die Zotten keine Divertikel entsenden. | sep d'sz 9y d'sz — = er a a ee ee ee | 2 Be a „6'99dS uoozoupsfiy] ee re er se Ben Aajosom "Dads uoozounsfiy,], BE a ea ee a er Te en ee | ee ee ee een ae. 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Bo © S =} B = 2s|> Dt 5 B : | F m uorkeg ue90 A99UL[oFIT N aayosıy 2890 deyosıpuf 172 Rudolf Ritter von Stummer-Traunfels, [72 Erklärung der Abbildungen. Für alle Figuren gültige Bezeichnungen, am, Antrum masculinum; pss, Penisscheide; dä, Darmäste; rh, Region der Hodenbläschen ; de, dorsales.Körperepithel ; sb, Samenblase; eil, Kileiter;; sn, Saugnapf, eile, Bileiterepithel; sp, Spermaanhäufung; ep, Epithel; sph, Sphincter; gha, Gehirnhofaugengruppe; st, Stilett; gmg, gemeinschaftlicher Einmündungs- u, Uterus; gang der Vasa deferentia in die Samen- ud, Uterusdrüse; blase; udm, Üterusdrüsenmuskulatur; gse, große Samenkanäle; we, Üterusepithel; hd, Hauptdarm; vah, ventrale Augenhaufen; kd, Körnerdrüse; vbg, Verbindungsgang; meil, Eileitermuskulatur; vd, Vas deferens; mwbg, Muskulatur des Verbindungsgan- ve, ventrales Körperepithel; ges; z, Lotte; ov, Ovarium; ö, männliche Geschlechtsöffnung; pe, Penis; ©, weibliche Geschlechtsöffnung. ph, Pharynx; Tafel XXXV. ® Die rechts neben den einzelnen Figuren befindlichen Striche bezeichnen die Länge der betreffenden Alkoholexemplare. Sind keine Striche angegeben, so sind die Thiere in Lebensgröße dargestellt. Sämmtliche Abbildungen, mit Ausnahme von Fig. 6, welche von der Hand der Frau AnnA SEMPER stammt, wurden von mir neu angefertigt, wobei ich bei Fig. A 2,5, 8, 11 die von den Sammlern nach dem Leben gemalten Farbenskizzen be- nutzt habe. Fig. 1. Dorsalansicht von Th. auropunctaium Kelaart-Collingwood. Fig. 2. Ventralansicht von Th. auropunctatum Kelaart- Gollinzwane Fig. 3. Dorsalansicht von Th. alderi Collingwood. . Ventralansicht von Th. alderi Collingwood. 5. Dorsalansicht von Th. minutum nov. spec! 6fach vergrößert. Fig. 6. Dorsalansicht von Th. semperi nov. spec. 7 8 = 0 > . Dorsalansicht von Th. böhmigi nov. spec. 3fach vergrößert. . Dorsalansicht von Th. discoideum Schmarda. 4fach vergrößert. Fig. 9. Dorsalansicht von Th. obscurum nov. spec. 2fach vergrößert. Fig. 10. Dorsalansicht von Th. langi nov. spec. 6fach vergrößert. Fig. 44. Dorsalansicht von Th. distinctum nov. spec. Afach vergrößert. Fig. 12. Dorsalansicht von Th. allmani Collingwood. A'/afach vergrößert. Ss | 725] Tropische Polycladen. I. 173 Tafel XXXVI. Fig. 1. Halbschematisches Konstruktionsbild des männlichen Kopulations- apparates von Th. auropunctatum Kelaart-Collingwood ; von der Seite gesehen. Fig. 2. Dasselbe von vorn gesehen. Fig. 3. Tentakel von Th. alderi Collingwood. Umrisse von oben mit einge- - zeichneter Augenstellung. Fig. 4. Dasselbe. Umrisse von unten. Fig. 5. Übersichtsbild der Anatomie des $ und © Geschlechtsapparates und des Gastrovaskularsystems von Th. semperi nov. spec. (stammt von der Hand SEMPER'S). Fig. 6. Übersichtsbild eines Theiles derAnatomie von Th. discoideum Schmarda (halbschematisch). hd, der durch das gefressene Spongienstück sackförmig hervor- getriebene Hauptdarm. Fig. 7. Tentakel von Th. discoideum Schmarda. Umrisse von unten mit ein- gezeichneter Augenstellung. Fig. 8. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. böhmigi noy. spec. Fig. 9. Tentakel von Th. böhmigi nov. spec. von unten mit eingezeichneter Augenstellung. Fig. 10. Tentakel von Th. minutum nov. spec. Umrisse von unten mit einge- zeichneter Augenstellung. Fig. 44. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. minulum nov. spec. Tafel XXXVII. Fig. 4. Theil eines Längsschnittes durch ein Seitenfeld von Th. distinetum nov. spec. zur Demonstration der »Uterusdrüse« (ud), ihrer Lage und Verbindung mit den Eileitern (eil) und Uteruskanälen (x). Halbschematisch, 400fach vergrößert. Fig. 2. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. distinctum nov. spec. Fig. 3. Tentakel von Th. distinetum nov. spec. Umrisse von unten und der Seite mit eingezeichneter Augenstellung. Fig. 4. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. obscurum nov. spec. Fig. 5. Tentakel von Th. obscurum nov. spec. Umrisse von unten mit einge- zeichneter Augenstellung. Fig. 6. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. langi nov. spec. Fig. 7. Tentakel von Th. langi nov. spec. Umrisse von unten mit eingezeich- neter Augenstellung. Fig. 8. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. allmani Collingwood. Fig. 9. Tentakel von Th. allmani Collingwood. Umrisse von unten mit einge- zeichneter Augenstellung. Fig. 40. Übersichtsbild eines Theiles der Anatomie von Th. cruciatum Schmarda. Fig. 41. Tentakel von Th. eruciatum Schmarda von unten mit eingezeichneter Augenstellung. Fig. 42. Dasselbe von oben. ‚INNORS On De VE korhng } MR Ne NARBEN ART r% ERBE EST : Zeitschrift f. wıss Zoologie Ba.LX. Taf. XXXT, “ N 5 9 10. H 42. Zeitschrift f. wiss. Zoologie Ba.LX. Taf. XXAXTT. N ° I s | © nn ® . j | ” .r' . .. \ \ ’ e “. \ 3 7 \ / 4 . / . 5 K Be . ° ‚ N J . .. o o Dein van --—- 4-90 ern > oo on = | o 090 . . 2 are vah . & u: ans %5 o 9ag0° \ { ..gmg 11. I, DE 7 da Verlag von Wilh. Engelmann, Lei meil 3 -udm Taf XXXVI. 4 u hd da 12. 11 ISC 6. ph 2: 10. u hd ST IL = a gha . 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