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Archiv

des Vereins der Freunde der Naturgeſchichte in

Meklenburg. II. Jahr.

Herausgegeben

von

Ernſt Soll.

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Neubrandenburg, in Commiſſion bei C. Brünslow.

I N 185 7.

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J. Bericht über die 11. Verſammlung des Vereins am 3. Juni 1857 zu Schwerin von Wüſt nei I Anlage I. Namensliſte der Vereinsmitglieder a 2 II. Einnahme und Ausgabe. 19 III. Erwerbungen der Bibliothek... 20 2. Zur Kenntniß der Gaſteropoden des nordalbingiſchen 8 Glimmerthons, von J. O. Semper in Altona. 23 3. Beitrag zur Kenntniß der ſiluriſchen Cephalopoden im norddeutſchen Diluvium und in a ee 9 Taf.), von E. Boll . 0 58 4. Ueberſicht der Käfer Bretinbunge, von 8. W. Elafen. 3. Abth. 3 96 (I. Abth. eo VI. 100 ff. 2. Abth. IX. 116 f.) 5. Die Mollusken der Umgegend von Gnoien, von C. Arndt 119 6. Die Reptilien Meklenburgs (von Struck u. E. Boll . 129 7. Zuſätze und Verbeſſerungen zur Lübecker Flora, von R. min Lübbe” - . . . 8 „133 8. Merkwürdige Bäume in Meklenburg von €. Boll 135 9. Beiträge zur Gewitterkunde . 5 8 10. Ba RR 8 150 Lüftſpiegelung, von 1 Peters 3 . 150 4 Heuſchreckenzug im J. 1733, von E. Bolt. . 151 3. Amerikaniſcher Leuchtkäfer bei Hamburg. 151 4. Deilephila Nerii bei Meſeritz, von Kade 152 5. Rennthiergeweih bei Ganſchendorf, von E. Boll 152 6. Hymnus an Flora von C. v. d. Lühe . 153 7. Geognoſtiſches aus dem Fürſtenthume Lübeck . 153. 8. Die Torfinſel im Cleveetzer See.. „157 9. Rauchende Berge, von E. Boll. 158 10. Einige neue Funde (Elephas primigenius, Pha. laropus rufus, Lepidopteren, Lobaria pulmonaria, Jnula Cony za e 59 11. Sammler und 555 Bar A

Inhalt.

il, Meteorologiſche Beobachtungen zu Hinrichshagen

12.

(9. Jahr) von Prozell, die 1. Tabelle. Meteorologiſche Beobachtungen angeſtellt im J. 1856 auf der Navigationsſchule in Lübeck, die 2. Tabelle.

Seite

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J. Bericht über die il. Verfammfung des Vereins am 3. Juni 1857 zu Schwerin.

Die diesjährige Verfammlung fand am 3. Juni 10 Uhr Morgens in Schwerin wiederum im Großherzoglichen An⸗ tiquarium ſtatt, wie ſchon im Jahre 1853, und nahmen an derſelben Theil die Herren: Dr. Fiedler und Bau- meiſter Koch aus Dömitz, Lehrer Brockmüller und Dr. Kloß aus Grabow, Organiſt Rubien aus Klütz, Paſtor Willebrand aus Kladow, Rector Pr. Wittmütz aus Schönberg, Lehrer Lau aus Vietz, Lehrer Rättig und Kreiswundarzt Schmidt aus Wismar, Lehrer Lindemann aus Wittenburg, Dr. med. Blanck, Pharmazeut Brath, Dr. med. Brückner, Dr. Dippe, Geh. Medicinalrath Flemming, Dr. Hartwig, Hofgärtner Lehmeyer, Archivrath Liſch, Dr. zur Nedden, Pr. Lieutenant von Preen, Baumeiſter Ruge, Dr. Schiller, Segnitz, Poſtſchreiber Selkes und Lehrer W üſtnei aus Schwerin, Fromm aus Parkentin. |

Von den Mitgliedern des Vorſtandes waren gegen- wärtig Herr Archivrath Liſch und Lehrer Wüſtnei, und eröffnete und leitete der Erſtere die Verſammlung, während

dem Letzteren die Führung des Protokolls übertragen wurde. 1

Es wurde zunächſt folgender Jahresbericht verleſen, welcher von dem Secretair des Vereins, Herrn E. Boll, der leider verhindert war, an der Verſammlung Theil zu nehmen, abgefaßt und eingeſandt war.

„Was zunächſt die äußeren Angelegenheiten unſeres Vereines betrifft, ſo ſind dieſelben in dem verfloſſenen Jahre ganz in ihrem gewöhnlichen Geleiſe geblieben. Die Anzahl der Mitglieder hat ſich einerſeits zwar um 6 vermindert, indem die Herrn Schmidt, Plantagendirector in Ludwigsluſt, v. Boddin, Schlöpke und Gerdes in Schwerin, Dr. B. Meyer in Berlin und Ohnſorg in Hamburg aus unſerem Vereine ausgetreten ſind; andererſeits aber hat derſelbe einen Zuwachs von 17 Mitgliedern erhalten durch die Herrn

Ahrens, Stadtſecretär in Schwerin,

Bahlcke, Hofrath, Regierungsſecretär in Neuſtrelitz, Blanck Dr. med., Aſſiſtenzarzt in Schwerin,

Brath, Pharmaceut in Schwerin,

Flemming Dr. med., Geh. Medicinalrath in Schwerin, Fromm L., in Parkentin,

Gottſchalk, Apotheker in Lübeck,

Hartwig Dr. phil., Ob.-Lehrer in Schwerin,

Meyer Dr. med. Aſſiſtenzarzt in Schwerin,

Zur Nedden Dr. phil., Kammeringenieur in Schwerin, Reinhardt, Poſtmeiſter in Boizenburg,

Schiller Dr. phil., Ob.⸗Lehrer in Schwerin,

Selkes, Poſtſchreiber in Schwerin,

Semper J. O., in Altona,

Stellner J., Lehrer a. d. Realſchule in Güſtrow, Walther Dr. med. in Neubrandenburg,

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Wellmann Cand. d. Theol. in Leyerhof bei Grimmen in Neuvorpommern,

ſo daß ſich gegenwärtig die Anzahl unſerer ordentlichen Vereinsmitglieder (S. Anlage D ſchon auf 179 beläuft. Von den correspondirenden Mitgliedern iſt uns eins durch den Tod entriſſen worden, nämlich der Hr. Präceptor Holzbaur zu Bopfingen in Württemberg. Unſer aus- wärtiger Verkehr hat ſich durch Verbindungen erweitert, welche mit dem im vorigen Jahre in Kiel conſtituirten holſteinſchen naturwiſſenſchaftlichen Vereine und mit dem Veereine für mecklenburgiſche Geſchichte und Alterthumskunde, welcher bekanntlich in Schwerin ſeinen Mittelpunkt hat, angeknüpft worden ſind.

Die finanziellen Verhältniſſe haben ſich wieder günſtiger geſtaltet, indem das bei dem vorigjährigen Rech⸗ nungsabſchluſſe verbliebene Deficit gedeckt worden iſt. Näheren Nachweis über dieſelben giebt die Anlage II.

Die Bibliothek iſt eifrig benutzt worden, und hat ſich um diejenigen Werke vermehrt, welche in der Anlage III. verzeichnet ſind.

Auch über die innere Thätigkeit des Vereins kann ich faſt nur Erfreuliches berichten. Der Druck des von Hrn. J. Ritter gearbeiteten Inhaltsverzeichniſſes zu den ſämmtlichen Jahrgängen unſeres Archivs iſt bereits vollendet; daſſelbe füllt mit compreſſem Drucke 3 ½ Bogen und wird mit dem 11ten Jahrgange unſerer Vereinsſchrift ausgegeben werden. Für letzteren ſtehen (ſo viel bis jetzt zu meiner Kunde gelangt iſt,) in Ausſicht die Fortſetzungen der von Hrn. Claſen in Roſtock und Hrn. Dr. Fiedler in Dömitz begonnenen Arbeiten, eine von Hrn. Semper in Altona

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eingefendete Abhandlung über die Gaſteropoden des nord- albingiſchen Glimmerthons, von mir felbft die erſte Ab— theilung einer Arbeit über die ſiluriſchen Verſteinerungen unſeres Diluviums, fo wie noch mehrere kürzere Mitthei- lungen, welche mir ſchon von verſchiedenen Mitgliedern übergeben worden ſind. Für die nächſten Hefte bearbeitet Hr. Füldner in Neuſtrelitz die einheimiſchen Neuropteren und Hr. Koch in Dömitz die anſtehenden und diluvialen Tertiärverſteinerungen.

Während ſo die Thätigkeit der einzelnen Vereinsmit⸗ glieder in den Fächern, die fie ſich zu ihrem Lieblings- ſtudium erwählt haben, rüſtig vorwärts ſchreitet, läßt doch die Geſammtthätigkeit des Vereins, wo es näm— lich auf gemeinſchaftliches Handeln aller Mitglieder ankommt, leider noch immer manches zu wünſchen übrig, wie ſich dies in Betreff der Beiden im 10. Hefte des Archivs ane geregten Angelegenheiten, zu denen eine Mitwirkung des ganzen Vereins erforderlich war, deutlich gezeigt hat: von allen den gedruckten Schematis, welche an ſämmtliche Vereinsmitglieder verſendet wurden, mit der Bitte dieſelben auszufüllen und an mich zurückzuſchicken, damit dem Au⸗ trage des Hru. Dr. Meier in Lübeck gemäß daraus eine Ueberſicht unſerer Naturalienſammler und Sammlungen zuſammengeſtellt werden könne, ſind mir bis jetzt nur erſt drei wieder zu Händen gekommen. Ein ähnliches Schickſal hat meine Bitte um Mittheilungen von Notizen über die Gewitterſchäden gehabt. Nichtsdeſtoweniger (bin ich über— zeugt,) dürfen wir in Bezug auf. unſeren Verein mit Be⸗ friedigung auf den ganzen Zeitabſchnitt, welcher jetzt hinter uns liegt, zurückblicken. Es ſind nämlich jetzt

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zehn Jahre verfloſſen ſeit unſer Verein am 26. Mai 1847 in Malchin von nur 14 Mitgliedern begründet wurde, und es möchte daher nicht unpaſſend ſein, wenn wir jetzt einmal einen Rückblick auf dieſen ganzen Zeitabſchnitt rich teten, und uns die Fragen beantworteten, was wir mit unſerem Vereine gewollt, und was wir durch ihn erreicht haben.

Die Aufgabe, welche wir uns an dem Stiftungs- tage in dem erſten Paragraphen unſerer Statuten ſtellten, lautete: „Zweck des Vereins iſt, die Naturgeſchichte Me— klenburgs und der angränzenden Länder nach allen Be⸗ ziehungen hier zu erforſchen, und eine engere Verbindung zwiſchen den Freunden derſelben zu vermitteln.“ Was die Löſung dieſer Aufgabe betrifft, ſo glaube ich, daß wir berechtigt ſind, unſer darauf gerichtetes Beſtreben als kein verfehltes zu bezeichnen.

Die jährlichen Verſammlungen des Vereins, wenn auch nicht ſo ſtark beſucht, als man es der ſtets wachſenden Anzahl der Mitglieder nach hätte erwarten ſollen, haben ihrem Zwecke entſprochen, indem ſie nicht allein die per⸗ ſönliche Bekanntſchaft der Vereinsmitglieder vermittelt, ſondern ſogar in vielen Fällen einen freundſchaftlichen Ver- kehr unter Männern herbeigeführt haben, die ſich früher kaum dem Namen nach kannten, und die bereitwillige Unterſtützung, welche ſich die Fachgenoſſen in Folge dieſer gegenſeitigen Annäherung in ihren wiſſenſchaftlichen For- ſchungen gewährt haben, hat es möglich gemacht uns auch der Löſung des anderen und wichtigſten Theiles unſerer Aufgabe ſchon um manchen Schritt näher zu führen. Während früher faſt ausſchließlich die vaterländiſche Flora

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die Thätigkeit der einheimiſchen Naturfreunde beſchäftigte, hat ſich nun im Kreiſe unſeres Vereins auch auf anderen Gebieten der Naturkunde ſchon eine rege Thätigkeit ent⸗ wickelt, wovon die Beweiſe in den 10 erſten Jahrgängen unſeres Archivs vorliegen. Es iſt darin eine Grundlage für die vaterländiſche Zoologie gelegt worden, und der Kreis unſerer botaniſchen, geognoſtiſchen, petrefactologiſchen, meteorologiſchen und hydrographiſchen Kenntniß unſeres Vaterlandes iſt um ein Beträchtliches erweitert worden. Wenn dabei unſere hauptſächlichſte Thätigkeit immer auf Meklenburg gerichtet geweſen iſt und die verwandten Nach- barländer bis jetzt weniger berüͤckſichtigt find, fo liegt dies in der Natur der Sache, indem die bei weitem überwiegende Anzahl der Vereinsmitglieder Meklenburg angehört. Dem Vereine eine excluſiv meklenburgiſche Färbung zu verleihen, lag aber, wie die oben mitgetheilte Formulirung unſerer Aufgabe zeigt, keineswegs in der Abſicht ſeiner Begründer, und es iſt daher erfreulich, daß nach und nach auch ſchon immer mehr Männer aus dem benachbarten Gebiete, aus Holſtein, Hamburg, Lübeck und Pommern unſerem Bunde ſich anſchließen, ſo daß wir hoffen dürfen, in der Zukunft auch dieſen Theil unſerer Aufgabe genügender gelöſet zu ſehen, als dies bis jetzt hat geſchehen können.

Wie viele Theilnahme unſere wiſſenſchaftlichen Be⸗ ſtrebungen und Leiſtungen in Meklenburg ſelbſt gefunden haben, beweiſet der Umſtand am beſten, daß der Verein, welcher vor 10 Jahren mit nur 14 Mitgliedern ins Leben trat, jetzt deren ſchon 179 zählt, die correspondirenden und Ehrenmitglieder ungerechnet. Außerhalb der Gränzen unſeres Landes iſt er nicht allein von anderen Vereinen ähnlicher

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Tendenz als ein ebenbürtiger anerkannt worden, ſondern wir haben von dort her auch noch manche andere ſpecielleren Beweiſe eines Intereſſes an unſerem Thun und Treiben erhalten.

Laſſen Sie uns daher auf dem betretenen Wege rüſtig vorwärts ſchreiten, laſſen Sie uns dabei Geiſtesfriſche und Geiſtesfreiheit bewahren, hüten wir uns aber ebenſo wohl vor einem Mißbrauche der letzteren, welcher uns auf das Gebiet ſpeculativer Träumereien hinleiten, als vor einer Verkümmerung der wiſſenſchaftlichen Freiheit, die uns dem geiſtigen Tode in die Arme führen würde. Gelingt es dem Vereine glücklich zwiſchen dieſen beiden Klippen hindurch zu ſchiffen, ſo werden deſſen Mitglieder nach dem Verlaufe anderer Jahrzehnte nicht minder ungetrübte Nüd- blicke auf ihre Vergangenheit thun können, als dies mit uns heute der Fall iſt. Vor allen Dingen aber möge auch Einigkeit und reine Liebe zur Wiſſeuſchaft in unſerem Kreiſe walten, dies find die beſten Wünſche die ich dem Vereine beim Beginne ſeines zweiten Decenniums mit auf den Weg geben kann!

Schließlich habe ich noch zu erwähnen, daß die auf der vorigjährigen Verſammlung beantragte Aufnahme des Vereins in dem M. Schwerinſchen Staatscalender ſich nicht hat bewerkſtelligen laſſen, und daß von der Commiſion zur Errichtung einer Statue für Geoffroy Saint-Hilaire in Etampes eine Aufforderung zur Betheiligung an den Verein gelangt iſt.“

Neubrandenburg, den 23. Mai 1857.

E. Boll. *

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Nach Verleſung des Jahresberichtes wurde auf be⸗ ſonderen Wunſch Herrn Boll's zum Verſammlungsort für das nächſte Jahr Neu-Brandenburg und als locale Vorſtandsmitglieder die Herren Dr. L. Brückner und Dr. Siemerling daſelbſt in Vorſchlag gebracht und an- genommen. Zugleich wurde der Wunſch ausgeſprochen, daß die Einladungen zu den allgemeinen Verſammlungen wiederum brieflich an alle einzelnen Mitglieder erlaſſen werden, und daß diejenigen Mitglieder, welche die Ver⸗ ſammlung beſuchen wollen, jedesmal vorher die Anzeige davon an ein Vorſtandsmitglied machen möchten.

Herr Archivrath Liſch wandte ſich hierauf wegen feiner im vorigen Jahre getroffenen Wahl in den Vor- ſtand an die Verſammlung, und erklärt, daß er dieſe Wahl zwar vorläufig nur auf ein Jahr angenommen habe, daß er aber bereit ſei, dieſelbe auch fernerhin beizuhalten, und ward dies von der Verſammlung mit Dank angenommen. Von demſelben wird ferner mitgetheilt, daß dem verdienten franzöſiſchen Naturforſcher Geoffroy Saint- Hilaire eine Statue geſetzt werden ſolle, und daß von der zu dieſem Zweck eingeſetzten Commiſſion an unſeren Verein die Auf- forderung ergangen ſei, ſich dabei zu betheiligen. Im Namen des ſtatiſtiſchen Bureaus ſpricht hierauf Herr Dr. Dippe den Wunſch aus, daß ſich an den Pflanzen⸗ beobachtungen für das Bureau noch mehr Vereinsmitglieder betheiligen möchten. Bekanntlich iſt bereits im 7. Hefte des Archivs die Aufforderung dazu ergangen und ein hierauf bezüglihed Schema mit dem Archivhefte vertheilt worden. Herr Dr. Dippe erklärt ſich zur ferneren Mittheilung

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folder Schemata bereit.“ Herr Archivrath Liſch machte ſodann die Verſammlung aufmerkſam auf eine merkwürdige kraterähnliche Vertiefung, welche in der Nähe der Eiſenbahn bei der Anhaltsſtelle Ventſchow gefunden werde, und bemerken hierzu die Herren Baumeiſter Ruge und Dr. Brückner, daß auch in anderen Gegenden, z. B. bei Sternberg ähnliche Vertiefungen vorkommen. Noch legte Herr Archivrath Liſch einige intereſſante Thierüber— reſte vor, die in neueren Zeiten in Meklenburg gefunden wurden; ſo das Gerippe eines koloſſalen Bos primigenius von Toddin, mehrere foſſile Pferdezähne, einen überaus wohlerhaltenen, 1845 beim Bau der Eiſenbahn an der War⸗ now aufgefundenen Biberſchädel, einen foſſilen Hirſchſchädel u. ſ. w. Darauf beſuchten die Mitglieder verſchiedene Ausſtellungen und Privatſammlungen, namentlich die ausgezeichnete ornithologiſche Sammlung des Herrn Lieutenants v. Preen.

Mittags 2 Uhr vereinigten ſich 21 Mitglieder beim Herrn Conditor Bruſch zu einem Mittagsmahl, wo neben wiſſenſchaftlichem Sinn in Reden und Geſprächen die ungetrübteſte Heiterkeit und Herzlichkeit herrſchte. Um 4 Uhr begaben ſich von da ſämmtliche Mitglieder in das Großherzogliche Schloß, indem Se. Königl. Hoheit der Großherzog geruht hatte, den Vereinsmitgliedern die Beſichtigung nicht allein des reizend gelegenen und angelegten pflanzenreichen Burggartens, ſondern auch des ganzen ſchönen Schloſſes Allergnädigſt zu geſtatten, und

1. Die Vereinsmitglieder, welche dazu geneigt ſind, werden daher erſucht, ſich wegen dieſer Schemata direct an Herrn Dr. Dippe in Schwerin zu wenden. E. B.

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hatte dieſer Genuß einen um fo größern Werth, als Se. Königliche Hoheit hier die Verſammlung huldvoll zu begrüßen die Gnade hatte, auch Alles unter der kundigen Führung des Herrn Archivraths Liſch beſichtigt werden konnte. Endlich wurden noch die Anlagen und Gewächs— häuſer der Schloß- und Küchengärten unter der Führung des Herrn Hofgärtner Lehmeher beſucht und der Abend im wiſſenſchaftlichen Vereine im Pavillion des Schloßgartens zugebracht. |

Am Tage darauf den 4. Juni, vereinigten fih 13 Mit- glieder“ zu einer Ercurſion nach Friedrichsthal und deſſen Umgegend. Es wurden einige ſeltnere Pflanzen gefunden und die in geognoſtiſcher Hinſicht nicht un— intereſſante Localität näher in Augenſchein genommen. Am nordweſtlichen Ende des Neumühler Sees erhebt ſich allerdings der Boden ſtark und ſcheint hier eine Waſſerſcheide zu bilden, doch beginnt nicht weit hinter dieſer Erhebung, gleichſam als eine Fortſetzung des langen Thales, in welchem der Neumühler, der Oſtorfer und der Schweriner See liegen, ein zweites Thal, in welchem gleich zu Anfange die bekanntlich nach entgegengeſetzter Richtung hin in den Daſſower Binnenſee mündende Stepnitz entſpringt, die auf allen älteren Karten und ſelbſt noch auf der erſten Engelſchen Karte irriger Weiſe als aus dem Neumühler See kommend dargeſtellt wird. Vor einigen Jahren be⸗ richtigte der verſtorbene Schulrath Meyer dieſen Irr- . Es waren dies die Herren: Stadtſecretair Ahrens, Pharmazeut Brath, Lehrer Brockmüller, Geh. Medicinalrath Flemming, Dr. Kloß, Baumeiſter Koch, Hofgärtner Leh—

meyer, Dr. zur Nedden, Segnitz, Paſtor Willebrand und Lehrer Wüſtnei.

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thum im „Abendblatte“ und iſt in Folge davon die Engelſche Karte geändert worden. Bemerkenswerth iſt, wie in dieſer Gegend noch der Glaube herrſcht, daß die Stepnitz früher aus dem Neumühler See gekommen ſei. Nachmittags kehrte man von dieſer Excurſion, die vom ſchönſten Wetter begünſtigt wurde, nach Schwerin zurück. Hoffentlich werden die auswärtigen Vereinsmitglieder, welche die Verſammlung mit ihrem Beſuche erfreuten, von dieſen anregenden und frohen Tagen befriedigt heimgekehrt ſein und ihnen ein freundliches Andenken bewahren. Schwerin, 10. Juni. Wüſtnei.

Anlage 1.

Namensliſte der Vereinsmitglieder im J. 1857.

1. Ehrenmitglieder:

Beyrich E., Dr. Profeſſor in Berlin. v. Hagenow F., Dr. Gutsbeſitzer in Greifswald. Haidinger W., Dr. Sectionsrath in Wien. Bronn H., Dr. Profeſſor in Heidelberg. Göppert, Dr. Profeſſor in Breslau. v. Humboldt A., in Berlin. Nolte, Dr. Profeſſor in Kiel. Reichenbach L., Dr. Hofrath in Dresden. Glocker, Dr. Profeſſor in Görlitz.

Rümcker C., Dr. Director der Sternwarte in Hamburg. Stöckhardt, Hofrath, Profeſſor in Tharand. Reuß A, Dr. Profeſſor in Prag. d 2. Correspond irende Mitglieder:

Emmrich, Dr. Profeſſor in Meiningen.

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Häcker, Proviſor in Lübeck.

Kade, Oberlehrer in Meſeritz.

Karſten G., Dr. Profeſſor in Kiel.

Karſch, Dr. Profeſſor in Münſter.

Kelch, Oberlehrer in Ratibor.

Knochenhauer, Director der Realſchule in Meiningen. Löw, Dr. Director der Realſchule in Meſeritz.

Meyn, Dr. auf der Sägemühle bei Uetterſen in Holſtein. Ritter J., in Friedrichshöhe bei Roſtock. Sandberger F., Dr. Prof. in Karlsruhe.

Schultz, Dr. C. H. in Deidesheim.

Schultz, Dr. F. W. in Weißenburg.

Spengler, Dr. Hofrath, Badearzt in Ems.

3. Ordentliche Mitglieder:

In Altona: Semper J. O.

Barkow bei Plau: Haupt, Erbpächter.

B Lütjohann, Erbpächter.

» Zander, Prediger.

Berlin: v. Sydow, Commandeur des 8. Nane » Blankenhof: Pogge, Gutsbeſitzer.

Boddin: v. Lützow, Staatsminiſter a. D. Boizenburg: Bölte, Forſtcandidat.

Börkow bei Grevismühlen: Owſtien, Prediger. = Brunn: v. Oertzen, Gutsbeſitzer.

„Bützow: v. Grävenitz, Forſtmeiſter.

. s Genzke, Dr. med.

Dargun: Engel, Apotheker.

Daſſow: Griewank C., Prediger.

Demern bei Rehna: Maſch, Prediger.

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In Doberan: Kortüm, Dr. Medizinalrath. „Dobertin: v. Maltzan J., auf Kl. Luckow, Kloſterhptm. - . Sponholz, Dr. med. Dömitz: Fiedler B., Dr. med. „Koch F., Baumeiſter. . . Reinhardt, Poſtmeiſter. Friedland: Unger, Prof., Director des Gymnaſiums. » Giewis, Gr.: Brückner W., Präpoſitus. Gnoien: Arndt C., Privatlehrer. s Huth, Prediger. 5 . v. Kardorf-Remlin, Gutsbeſitzer. Grabow: Brockmüller, Lehrer. . . Kloß, Dr. med. IE»: Madauß, Zahnarzt. Güſtrow: Breem, Lehrer. s , Drewes, Lehrer. 5 Hahn, Lehrer. - . Holland, Apotheker. 5 . Langfeld, Architect. . 5 Müller, Apotheker. - . Prahl, Lehrer. . . Seitz, Senator. . . Stellner J., Lehrer a. d. Realſchule. - . Türd, Prediger, . . Vermehren Al., Lehrer. - Vermehren Ad, Lehrer. Guthendorf (Neu) b. Marlow: v. Vogelſang, Haupt⸗ mann, Gutsbeſttzer. „Hamburg: Krogmann, Dr. med. . - Romberg, Kaufmann.

14

In Hamburg Timm E., Pharmaceut

Hinrichshagen bei Woldeck: Müller, Oberförſter.

. s Prozell, Prediger. |

„Kladow bei Crivitz: Willebrand, Prediger.

Klütz: Rubien, Organiſt.

Leyerhof bei Grimmen (Vorpommern): Wellmann, Cand. d. Theol.

Ludwigsluſt: Behn, Hotelbeſitzer.

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*

» s Beißner, Intendant.

N Brückner C., Dr. med.

s - Brückner G., Dr. Obermedicinalrath. - 5 Knieſtädt, Hofgärtner.

a x Struck, Seminariſt.

- > Volger, Hofapotheker. Lübeck: Ahrens, Lehrer. : „Arnold, Lehrer. 5 Brehmer, Dr. Advokat. 5 Froh, Lehrer. > Heßycke, Kaufmann. E „Gottſchalk, Apotheker. - „Kräuter, Lehrer. Meyer A., Dr. Lehrer. „Reuter, Ob. ⸗Lehrer. Sartori, Lehr Schliemann, Apotheker. . Versmann, Dr. Apotheker. Wilde, Lehrer. Bei Lübeck: Haug, Oberförſter in Waldhauſen. In Lübtheen: Becker, Dr. med. „Lübz: Flemming, Dr. phil. Thierarzt.

»

15

In Lüſſow bei Güſtrow: Hermes, Prediger. Malchin: Timm F., Apotheker. | = Materfen: Claſen, Oeconom.

Neubrandenburg: Ahlers, Landſyndicus.

> 3 Boll, E.

5 . Brückner F., stud. med. . = Brückner L., Dr. med. > Brünslow, Buchhändler. - 2 Jacoby, Lehrer.

. . Krull W., Buchhändler. . . Kurtze, Dr. Oberlehrer.

- . Löper, Dr. med. Rath. 5 - Paul, Lehrer,

- = Schrader, Dr.

. . Siemerling, Dr. Apotheker.

„Neukloſter: Dabelſtein, Prediger.

Parkentin b. Roſtock: Fromm L.

Pentzlin: Betcke, Dr. med.

„Pinnow bei Schwerin: Schenck, Dr. Präpoſitus. Quitzenow bei Gnoien: v. Blücher, Gutsbeſitzer. Rehna: Gagzow, Boftpracticant. Roſtock: Brinckmann, Handelsgärtner. s Claſen F., Lehrer.

PDieethleff, Lithograph.

- Karſten, Gerichtsrath.

- . Kühl, Dr. Rathsapotheker.

. Raddatz, Lehrer.

. - Riefkohl, Lehrer.

: = Scheven, Dr. med.

- Rothipalf b. Teterow: v. Möller-Lilienftern, Gtsbſ.

16

In Schönberg: Hempel, Lehrer.

Schwaan:

Schwerin:

Kindler, Advokat. Langbein, Lehrer. Rickmann, Baumeiſter. Saß, Apotheker. Wittmütz, Dr. Rector. Daniel, Advocat. Daniel, Bürgermeifter, Claſen, Conrector. Ahrens, Stadtſecretär. Beyer F., Ingenieur. Blanck Dr. med. Aſſtiſtenzarzt.

Brath, Pharmaceut.

Brückner A., Dr. med.

Dippe, Dr. Oberlehrer.

Flemming Dr. med., Geh. Medicinalrath. Flügge, Poſtinſpector.

Gäfke, Lehrer.

Glöckler, Archivregiſtrator.

Hartwig Dr. phil., Ob.⸗Lehrer. Kaiſer, Dr. Redacteur. Kirchſtein, Dr. Lehrer.

Knaudt, Dr. Geh. Reg.⸗Rath a. D. Knebuſch, Advocat.

Lehmeyer, Hofgärtner.

Meyer Dr. med. Aſſiſtenzarzt.

Zur Nedden, Dr. phil. Kammeringenieur. Liſch, Dr. Archivrath.

v. d. Oſten⸗Sacken, Graf. Paſchen, Minifterial-Secretair.

17

In Schwerin: v. Preen, Lieutenant.

. Ruge, Baumeiſter. * Sarnow, Apotheker. . Schäfer, Redacteur. Schiller, Dr. phil. Ob.⸗Lehrer. Segnitz, Lehrer. . Selkes, Poſtſchreiber. a Wendt, Dr. méd. 4 Wüſtnei, Lehrer.

„Stargard: Blanck, Cantor. „Sternberg: v. Muller, Forftmeifter: Stavenhagen: Griſchow, Dr. Apotheker.

: Heinroth, Schornſteinfegermeiſter.

. Krogmann, Thierarzt. . u (Neu): Bahlde; Hofrath, Regierungsſecretär. . Beuthe, Bauſchreiber. . v. Conring, Lieutenant. > Füldner, Lehrer. s Gentzen, Bibliothekar. > Gentzmer, Rath. > Görner, Theater-Director. 5 Ladewig, Profeſſor. . Langmann, Lehrer. 5 Meſſing, Cantor, s Roloff, Dr. Lehrer.

z: Böhmer, Senator.

Cordna, Privatgelehrter. Koch A., Geh. Amtsrath. Koch F., Salinenbeamter. en Pendant.

15%)

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In Sülz: Virck, Baumeiſter.

Teterow: Cordeß, Lehrer.

. » Danneel, Senator.

Treptow: Schröder, Juſtizrath.

Vietz bei Hagenow: Lau, Lehrer.

Warnekenhagen: Muller, Gutsbeſitzer.

Wismar: Böhmer, Lehrer.

> . Engelbrecht, Lehrer.

. - Rettig, Lehrer.

- - Schlotterbeck, Lehrer.

Schmidt, Kreiswundarzt.

- 5 Stahmer, Dr. Phyfifus.

- ia Thormann, Baumeiſter.

. - Walther, Dr. Lehrer.

Wittenburg: Lindemann, Lehrer.

Wuſtrow (Fiſchland): Peters, Navigationslehrer Ehrenmitgliede . 11 Correſp. Mitglieder .. 14 Ordentliche Mitglieder . . 179

Die geehrten Vereinsmitglieder werden von E. Boll dringend erſucht, ihn von einem etwanigen Wechſel ihres Wohnortes in Kenntniß zu ſetzen.

Den Vorſtand des Vereins bilden gegenwärtig die Herren: E. Boll und Dr. L. Brückner in Neubranden- burg, Archivrath Dr. Liſch in Schwerin, Apotheker Müller in Güſtrow und Dr. Siemerling in Neubrandenburg. Die Aufficht über die Vereins-Sammlung führt Herr Lehrer Vermehren in Güſtrow, an welchen daher alle für dieſelbe beſtimmten Gegenſtände einzuſenden ſind. Sendungen für die Bibliothek ſind an E. Boll zu adreſſiren.

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Anlage II. 1. Einnahme. 139 Mitglieder a1 Thlr. 139 4 eie in Ludwigslust a 1 Thlr. 2 st. 4 2 Lübeck & 1 Thlr. 8 fl. lubw. 212 1

] à 1 Thlr. 12 Sgr. 3

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Grabow (H. H. Brock⸗ müller, Dr. Kloß, Krogmann) und I M. in 8 Güſtrow (Hr. Prahl) à 1 Thlr. 10 Sgr. 5

5 | 10 12 Mitglieder & 1 Thlr. 15 Sgr. (die Hrrn. | 1

F. Timm⸗Malchin, A. und F. Koch, Virck⸗ Sülz, Müller, Hollandt, Türck, Drewes und Vermehren⸗ Güſtrow, Prozell-Hinrichshagen, F. Koch und Dr. Fiedler⸗Dömitzt zz 18 6 Mitglieder à 2 Thlr. (die H. H. Seitz⸗ Güſtrow, Schröder-Treptom, v. Luͤtzow⸗Bod⸗ din, Dr Meier, Haug und e a a 33 12 1 Mitglied à 2 ht 15 Sgr. (Or. O. M. R. Dr. Brückner) f 2 1 (Demnach find von 168 Mitgliedern gezahlt | 184 Thlr. 24 Sgr., von denen 15 Thlr 24 Sgr. durch freiwillige Beiträge aufgekommen ſind.) Der Verkauf des Archis brachte 22 7 Durch Herrn Brünslow 16 Thlr. 17 Sgr. (durch E. Boll 5 Thlr. 20 Sgr.)

R 2. Ausgabe.

Deckung des vorjährigen Rückſtandes An die Güſtrower Kaſſe an Ir

Porto und Fracht Zur Herſtellung des Archiv H. X. 1. ber 2 Buchbinder arbeit s

Sur die Biblfoth ek Diverſe Ausgaben

Summa 204 | 1,47

2*

20

3. Die geſammte Einnahme im erſten Decennium hat betragen 1476 Rthlr. 4 Sgr., wovon 1207 Rthlr 14 Sgr. 6 Pf. durch Beiträge der Vereinsmitglieder, 268 Rthlr. 19 Sgr. 6 Pf. durch den ra des Arche aufgebracht worden ſind.

Neubrandenburg den 22. Mai. | E. Bait Anlage III.

Erwerbungen der Vereinsbibliothek ſeit October 1856.

F. E. Koch, die anſtehenden Formationen der Gegend von Dömitz. Berlin 1856. Sto. (Sep. Abdr. aus der Zeitſchr. d. deut. geol. Geſ. Geſch. des Hrn. Verf.)

W. Raabe, meklenburgiſche Vaterlandskunde. Wis— mar 1856 f. Lief. 1 bis 5. 5

Dr. A. Meier, Unſere Schulgemeinde II. Eine Jubel⸗ ſchrift. Lübeck 1856. (Geſch. d. Hrn. Verf.)

Sitzungsber. der K. K. Akademie in Wien Bd. XVIII. XIX. XX. XXI. XXII. und XXIII. 1. (Ausget.)

Tageblatt der 32. Verſammlung deutſcher Natur— forſcher und Aerzte 1856. (Von der K. K. Akademie.)

Almanach der K. K. Akademie in Wien. Jahrg. VI. 1856. (Geſch. der. Akademie.)

Jahrbuch der K. K. geol. Reichsanſtalt in Wien VI. 3. 4. VII. 1. 2. 3. (ausgetauſcht.)

Abhandlungen der K. K. geol. Reichsanſtalt in Wien Bd. 3. (Geſch. der K. K. geol. R. A.)

Verhandlungen des Rheiniſchen Vereins XIII. 2. 3. 4 und XIV. 1. (ausgetauſcht.)

21

Ehrenberg, das unſichtbar wirkende organische Leben. Leipzig 1842.

Dove, die Witterungsverhältniſſe von Berlin. Ber⸗ lin 1842.

v. Homeyer, die Vögel Pommerns, Anclam. 1837. Nachtrag dazu 1841.

v. Moranville, die Vögel Europas, Wien 1844.

v. Berg, Biologie der Zwiebelgewächſe. Neubran⸗ denburg 1837.

Hornſchuch, über RR der Pflanzen, Regeus⸗ burg 1848.

33. Jahresber. d. Schleſiſchen Geſell. f. vaterländ Cultur. (1855. ausget.)

Rümker, meteorological observations ende at the observatory to Hamburg (1853—56.) Hamburg 1856. Ato. (Geſch. des Hrn. Dr. Rümker.)

d’Orbigny Pal. francaise liv. 102 107.

Aragos Werke Bd. 13. 6.

Link, dissertationes botanicae. Suerin 1795. Ato. (Geſch. des Hrn. O. M. R. Brückner in Ludwigsluſt.)

Bericht des naturwiſſ. Vereines des Harzes 1845 —47. (Geſch. des Hrn. O. M. R. Brückner.)

Spengler, Dr. L. über die Kumiß⸗Kur. Wetzlar 1856. Sto. (Geſch. des Hrn. Verf.) er

Meterol. Beobachtungen der Stationen im Großh. M. Schwerin 1852 und 53. (Geſch. des Statiſt. Bureaus in Schwerin.)

Württembergiſche naturwiſſ. Jahresheft⸗ VIII. 3. X., 3. XII., 3. XIII, 1. 2. (ausget.) |

22

Neueſte Schriften der naturf. Geſell, in Danzig. 55 V. H. 4. 1856. (ausget.)

Bulletin de la S. N. de Neuchatel T. IV., I. 1856.

Fr. v. Hagenow, Monographie der Kreideverſteine⸗ rungen Neuvorpommerns und Rügens. (Sep. Abdr. aus Leonhard und Bronns Journal 1839. 40 und 42.) Sto.

Spengler, Dr., Balueologiſche Ztung. Bd. 3. 1856. Sto. (Geſch. des Hrn. Herausgebers.) |

Zeitſchr. der deut. geol, Geſellſchaft. VIII., 3. h IX. 1.

Zeitſchr. für Entomologie im Auftr. d. ſchleſiſchen Vereins u. f. w. 9. Jahrg. 1855. (ausget.)

Ueber das Beſtehen und Wirken der naturf. Biel. in Bamberg. Bd. 3. 1856. (ausget.)

Jahrb. d. Ver. f. Naturkunde im ae en

H. II. 1856. (ausget.)

Wrede, geol. Reſultate aus Beobachtungen äbere einen Theil der ſuͤdbaltiſchen Länder. Halle 1794. Sto.

Schmidt, Hamburg in naturhiſtor. und medieiniſcher Beziehung. Hamburg 1831. Sto.

Philippi R. A., Orthoptera Berolinensia. Berol. 1830. 4to.

Berghaus, Dr. H., Was man von der Erde weiß. Berlin 1856 f. Sto. Lief. 1 bis 16.

Halle, J. S., Magie, oder die Zauberkräfte der Natur. Berlin 1784. Sto. Bd. 2.

Barchewitz, E. C., Oſtindianiſche RifebefgreiSung. ed. 3. Erfurt 1756, Sto. |

Staunton, Reiſe der brittiſchen Geſandſchaft nach China. Halle 1798. Sto. 2 Th. in 1 Bd. (Die z letzten Werke Geſch, des Hrn. Lehrer Jacoby in Neubrandenburg.)

23

Freimüthiges Abendblatt. Schwerin 1818—49. 4to. (Es fehlen die Jahrgänge 1825. 27 und 28.)

Okens Iſis J. 1819 —32, oder Bd. IV. bis XXV.

(Von Bd. IV. fehlen H. 6 und 7.) 7 des

om O. M. R. Dr. Brückner.

Angelin Palaeontologia Scandinavica 5. I. fase, 1. 2. Lipsiae 1854. 4to.

Quenſtedt, Deutſchlands Cephalopoden. rs J. Tü⸗ bingen 1846. 4to.

Tenth annual report of the Smithsonian Institution. Washington 1856. Sto.

List of foreign correspondents of he S. J. 1856; Sto Juones investigations, chemical and physiological, relative to certain American vertebrata. ee 1856. 4to, | | Publications of learned societies and periodicale in the library of the S. J; P. 1. 2. 4to. (Die ia letzten Schriften ausgetauſcht.)

2. Zur Nenntniß der gaſteropaden des nord⸗ albingiſchen glimmerthons von Joh. O. Semper in Altona. !-

Die Unterſuchung und Erforſchung des nordalbingiſchen Glimmerthons ſcheint uns von ganz beſonderer Wichtigkeit. Es giebt nämlich unter allen in unſerem Lande vorhandenen Schichten keine, die in ſo hohem Grade alle Eigenſchaften,

22—ũ3

1. Diefe Abhandlung iſt zwar ſchon in Nr 13 der Kieler Schulzeitung abgedruckt, wurde mir aber von dem Hrn. Verf.

* noch zur Veröffentlichung in unserem Archive mitgetheilt. E. B.

24

erforderlich für eine Schicht, auf der als Grundlage die Geologie eines ganzen Landes zu conſtruiren iſt, bejäße,- wie der Glimmerthon, der weit über die Grenzen unſeres engeren Vaterlandes ſich erſtreckend, in der Tertiärforma⸗ tion ganz Norddeutſchlands einen conſtanten geologiſchen Horizont einnimmt und da er den Typus der Miocen⸗ formation in Norddeutſchland darſtellt, mehr wie andere Tertiärſchichten dieſes Landes ſich zur Vergleichung mit den aequivalenten Schichten anderer Länder eignet. Seine mine⸗ ralogiſchen Kennzeichen ſcheiden dieſen Glimmerthon, der an allen Fundorten Nordalbingiens ſehr gleichartig auftritt und nur an einer Stelle, bei Reinbeck, theilweiſe von Sand⸗ ſchichten vertreten wird, ſehr deutlich von allen übrigen Schichten, weßhalb derſelbe ſchon deßhalb ein ziemlich ſicheres Moment zur geologifchen Altersbeſtimmung vorgefundener Schichten bildet, rechnet man noch die reichliche Anzahl der in vielen und faſt ſtets gut erhaltenen Exemplaren auftre⸗ tenden Conchylienſpecies hinzu, unter welchen mehrere leicht kenntliche Formen ſich als wahre Leitmuſcheln zeigen, indem ſie an keinem Fundort vermißt werden, ſo wird man uns gewiß darin beiſtimmen, wenn wir den Glimmerthon für die in jeder Beziehung am beſten charakteriſirte und am leichteften kennbare Schicht unſeres Landes erklärend, die genaue Erforſchung deſſelben in geologiſch-paläontologiſcher Beziehung als erſte Grundlage eines jeden Werkes anſehen, das die Kenntniß der Geologie unſeres Landes zu erweitern und dieſe ſelbſt endgültig feſtzuſtellen beſtimmt iſt. Die ſecundären Schichten wenigſtens vermögen in keiner Be⸗ ziehung eine Pergleichung mit dem Glimmerthon auszuhalten und die ältere tertiäre Schicht, das „Holſteiner Geſtein,“

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kommt nur als Gerölle im Dilusium vor, bietet daher bis weiter keinen Anhalt, um die Aufeinanderfolge der Schichten genau beobachten zu können. Es findet ſich der Glimmer⸗ thon hauptſächlich im ganzen Weſten der Herzogthümer und wenn auch der alluviale Boden der Marſch und die verſchiedenen Schichten des Diluviums ihn faſt überall be> decken, derſelbe daher nur an einzelnen ſeltenen Punkten zu Tage tritt, ſo iſt doch an dem Zuſammenhang dieſer Punkte unter ſich und unter der verhüllenden Decke jüngerer Schichten um ſo weniger zu zweifeln, als vielmehr die ununterbrochene Fortſetzung deſſelben ſüdöſtlich bis in die Priegnitz und weſtlich bis an die belgiſch-holländiſche Grenze klar erwieſen ſcheint, in welcher Beziehung wir vor allem auf Beyrich's Arbeiten verweiſen. Die Grenzen der Glim— merihunformation können wir in Nordalbingien nur nach einer einzigen Seite hin ziehen, nach Oſten nämlich, während im Weſten theils das Alluvium theils das Meer unſeren Forſchungen darnach Halt gebieten und im Süden bei dem bereits erwähnten Fortſetzen unſerer Formation nach Nord— deutſchland hinein keine andere als eine politiſche Grenze zu ſetzen iſt, die wir auch wohl allein für den Norden an— nehmen dürfen. Es bleibt ſonach nur die öſtliche Grenze gegen das von Beyrich ſo benannte „Holſteiner Geſtein“ feſtzuſtellen, welches auf Beyrich's Karte des norddeutſchen Tertiärgebirges den ganzen Oſten der Herzogthümer ein— nimmt. Dieſe Grenze iſt es aber auch, die wir auf dieſer Karte als falſch gezogen bezeichnen müffen. Ehe wir dies näher erläutern, müſſen wir jedoch zur Orientirung ber merken, daß Beyrich in den ſeiner Karte beigegebenen Er— läuterungen hervorhebt, wie er für diejenigen Formationen,

26

deren Geſteine ſich nicht auf urſprüunglicher Lagerſtätte, ſondern nur als Geſchiebe im Diluvium finden, die weſt⸗ lichſten Punkte, bis zu denen dieſe Geſchiebe vorgedrungen, als weſtlichſte Grenze der durch ſie gebildeten Formation angenommen habe, welche Grenzen er als nicht abweichend von den urſprünglich zwiſchen den Formationen beſtanden habenden anſieht, indem er den Beweis für die Richtigkeit ſeiner Anſicht in dem hervorgehobenen Umſtande findet, daß zwiſchen den Geſchieben des Holſteiner Geſteines in Weſt⸗Mekleuburg und denen des Sternberger Geſteines im Oſten des genannten Landes eine ſolche die Formationen ſcheidende Grenze ſich ſcharf ziehen laſſe, jenſeits welcher in weſtlicher Richtung keine dem Sternberger Geſtein zuge⸗ hörenden Geſchiebe mehr zu finden ſeien, während öſtlich von derſelben das Holſteiner Geſtein nicht mehr aufträte. Nun bezweifeln wir allerdings nicht im Entfernteſten dieſe ſich auf das Sternberger Geſtein beziehende Angabe, wenn wir auch noch keine Gelegenheit hatten, uns durch betref⸗ fende Unterſuchungen in Meklenburg von dem Thatbeſtande zu überzeugen; iſt es aber ſchon an ſich eine nicht leichte Sache die Grenzen eines Geſteines das nirgends auf ur— ſprünglicher Lagerſtätte, ſondern überall nur als Geſchiebe erſcheint, deſſen erſter Ausgangspunkt daher nur annäherungs⸗ weiſe zu beſtimmen iſt, wenn man auch aus verſchiedenen Gründen eine Verbreitung deſſelben in weſtlicher und füd⸗ weſtlicher Erſtreckung als erwieſen annehmen kann, zu be⸗ ſtimmen, ſo iſt es gar in einem Lande, wie dem unſrigen, wo es an hier einſchlägigen Unterſuchungen noch ſo ſehr mangelt, um ſo weniger möglich, aus den weſtlichen Grenzen einer ſolchen nur in Geſchieben auftretenden Formation die

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öſtliche der daran im Weſten ſich anlehnenden Formation zu conſtruiren, ſelbſt wenn wie im vorliegenden Falle letz— tere die jüngere iſt. Mit dem bloßen Coloriren einer Land- karte iſt es aber hier nicht abgethan, was im Gegentheil nur zur weiteren Verbreitung von Irrthümern führen kann. Auf der erwähnten Karte findet ſich mitten durch die Herzog— thümer von Nord nach Süd ein Strich gezogen und der Weſten des Landes dem Glimmerthon, der Oſten deſſelben dem Holſteiner Geſtein zugetheilt, wahrſcheinlich weil zwiſchen Spandetgaard im Norden von Schleswig und Reinbeck, als den Fundorten des Glimmerthons, dem Verfaſſer andere Punkte fehlten, um die Richtung der Grenzlinie darnach zu beſtimmen, obgleich eine Unterſuchung der diluvialen Schichten unferes Landes, wie ſie uns bereits feit längerer Zeit in den Werken der Herrn Dr. Meyn und Profeifor Forchhammer vorliegt, ſefort die Unrichtigkeit der ſo ge— zogenen Grenze gezeigt haben würde. Kein Grund iſt nämlich vorhanden anzunehmen, daß die in irgend einer Schicht des Diluviums als Geſchiebe ſich findenden tertiären Geſteine und Petrefacten in dieſer Schicht ſelbſt gewiſſer⸗ maßen zwei verfchiedene Formationen ſollten bilden können, ſo zwar, daß z. B. in einer und derſelben diluvialen Schicht in Oſtholſtein nur tertiäre Geſteine einer älteren, in Weſt⸗ holſtein nur einer jüngeren Formation ſich finden ſollten, welche Annahme, wie fie ſchon theoretiſch nicht gut möglich iſt,“ 5 Behauptung kann ich dem Hrn. Verf. nicht beiſtimmen, da (wie ich ſchon vielfältig nachgewieſen habe,) wenig— ſtens hier in Meklenburg die im Diluvium vorkommenden Gerolle ihren Formationen nach ganz beſtimmt begränzte Verbrei⸗ tungskreiſe haben; allgemein durch das diluviale Gebiet ver:

ſtreuet ſind nur die ſiluriſchen und die 5 Beer 3 Boll.

28

ſo auch durch Unterſuchung des wirklich vorhandenen leicht widerlegt wird. So gut wie devoniſche (2) und ſiluriſche Ge- ſteine in dem Diluvium unſeres ganzen Landes verbreitet ſind, ſind es auch die Geſchiebe unſeres Holſteiner Geſteines; am Elbſtrande ſich findende tertiäre Sandſteine find die- ſelben und führen dieſelben Conchylien, wie die Geſteine von Kiel oder dem Brodtener Ufer bei Travemünde, nie aber die dem Glimmerthon eigenthümlichen Conchhlien. Ob von den unter dem Namen des Holſteiner Geſteins dem Systeme Bolderien zugezählten Geſteinen nicht einige viel- leicht noch einer oligocenen Formation angehören, wollen wir hier nicht weiter erörtern. Aus dem Bemerkten er⸗ giebt ſich, daß die weſtliche Grenze der jetzigen Erſtreckung des Holſteiner Geſteines daher theils von der Elbe, ſo weit nämlich das Diluvium bis an dieſelbe reicht, theils von der Marſch gebildet wird und zwiſchen dieſen beiden daher hätte Beyrich dieſe Grenze ziehen müſſen, die dann ſtets dem weſtlichen Geeſtrande folgend, zuletzt in Holſtein von Itzehoe nach Schulau an der Elbe und dort über die⸗ ſelbe geführt haben würde nach Hannover hinein, wo wir dieſelbe nicht weiter verfolgen können. Dieſe Linie ſtellt aber, wir müſſen es wiederholen, für das Holſteiner Ge- ſtein nur die Grenze ſeines jetzigen Vorkommens im Dilu⸗ vium dar und ſtimmt durchaus nicht überein mit der wahren Formationsgrenze, wie ſie zur Zeit der eintretenden Ablage— rung des Glimmerthons zwiſchen beiden Formationen ſich darſtellte. Es iſt nämlich dieſe ſo gezogene weſtliche Grenze der älteren Schicht nicht zugleich die öſtliche der im Weſten ſich an das ältere Holſteiner Geſtein anlagernden jüngeren Glimmerthonformation da die in weſtlicher und ſüdweſtlicher

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Richtung fortgeſchwemmten Diluvialmaſſen mit ihren Ge- ſchieben des Holſteiner Geſteines auf weite Strecken hin die Glimmerthonformation überlagern mußten. Aus der— ſelben Urſache daher, die heute das Gebiet des Holſteiner Geſteins in weſtlicher und ſüdweſtlicher Richtung größer erſcheinen läßt, als es zur Zeit der eintretenden Ablagerung des Glimmerthons geweſen, iſt die wirkliche öſtliche Grenze des Glimmerthons noch im Oſten derjenigen Punkte zu ſuchen, die jetzt als die öſtlichſten Fundorte deſſelben bekannt find. So finden wir bereits auf der geognoſtiſchen Karte der Herzogthümer Schleswig und Holſtein (herausgegeben als Anhang zur Feſtgabe für die Mitglieder der XI. Ver⸗ ſammlung deutſcher Land- und Forſtwirthe) den Glimmer⸗ thon angegeben bei der Stadt Schleswig, alſo weit im Oſten der von Beyrich angegebenen Grenze, und während im Diluvium bei Schulau an der Elbe das Holſteiner Geſtein erſcheint, tritt mehrere Meilen weiter öſtlich bei Lieth der Glimmerthon auf, wie wir dies an einem andern Orte nachgewieſen haben. Es folgt daraus, daß man ſich zur Beſtimmung der Formationsgrenze nicht der Geſchiebe des Holſteiner Geſteins bedienen darf, deren Feſtellung vielmehr einzig aus der Beobachtung der Glimmerthonab— lagerungen hervorgehen kann.

Wie weit die Geſchiebe des Holſteiner Geſteins ſich in Nordſchleswig verbreiten, haben wir bisher nicht genauer unterſuchen können; ſie ſcheinen unter andern auf Sylt, deſſen Diluvium reich an Geſchieben der Uebergangs- und Kreideformation ift, ganz zu fehlen, doch liegen keine ganz zuverläſſigen Unterſuchungen darüber vor. Es iſt dies ein Verhältniß, deſſen wir in dieſer Arbeit nur beiläufig erwähnen

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können, um auf die Wichtigkeit deſſelben aufmerkſam zu machen und zu genauen Unterſuchungen darüber aufzufordern.

Uebergehend nun zu den Conchylien unſerer Formation, geben wir zunächſt eine Tabelle der bisher aus ihr bekannt gewordenen Artenzahl, mit welcher die einzelnen Gaſtero⸗ podengattungen ſich darin entwickelten. Zur Erläuterung derſelben bemerken wir noch, daß in der erſten Columne linker Hand die aus dieſen Gattungen in unſerer Samm⸗ lung befindlichen Species, in der zweiten dagegen die außerdem von Beyrich aufgeführten, in unſerer Sammlung bisher nicht befindlichen Species, aufgezählt ſind. Zum Verſtändniß der rechts von den Gattungsnamen ſtehenden Columnen haben wir nur zu bemerken, daß die erſte die Zahl aller von Beyrich von den ſämmtlichen Fundorten der norddeutſchen Glimmerthonformation beſchriebenen Spe- cies enthält, während in der zweiten ſich ſämmtliche Spe⸗ cies des Wiener Beckens aufgezählt finden, da nach den Unterſuchungen von Hörnes die von Beyrich aufgeſtellte Ver⸗ gleichung des Holſteiner Geſteins mit dem Sande von Grund des Glimmerthons dagegen mit dem Tegel, mit welchem letzteren allein im Falle der Richtigkeit dieſer Anſicht wir daher den Glimmerthon zu vergleichen hätten, nicht richtig iſt. Die folgenden Columnen enthalten die Aufzählung der aus dem Systeme Bolderien Dumont nach Nyſt für Bel- gien, nach Beyrich für Oſtholſtein, und aus dem engliſchen Crag nach S. Wood bekannt gewordenen Artenzahl. Es wird der Erwähnung wohl kaum bedürfen, daß wir in dieſe Tabelle nur die bisher von Beyrich bearbeiteten Gat⸗ tungen aufnehmen konnten, da bei den folgenden die Ver⸗ gleichung mit ihrem Auftreten im übrigen Norddeutſchland

u

wegfallen müßte. Die Oligocenformation zur Vergleichung heranzuziehen, erſchien nicht nöthig, da die Zahl der ge— meinſamen Species höchſt unbedeutend iſt, welchen Gegen- ſtand wir weiter unten ausführlicher erläutern werden. Da der Fundort Reinbeck ſeit mehreren Jahren nicht mehr aus- gebeutet wird, konnten wir uns nur eine kleine Zahl der dort vorkommenden Arten verſchaffen, aus welchem Um— ſtande der größere Theil der Lücken, die unſere Sammlung in den beiden folgenden Tabellen zeigt, zu erklären iſt.

Zahl der Species, Zahl der Species, sehe im: vorkommend im nord« a s engli« albing. Glimmerthon Aus den 5 Wiener u a L ſchen

I in D. in nach unfe- | ferner Gattungen. En Becken holſtein gien Crag rer Samm- nach thon nach nach nach nach nach

lung. Se. Beyrich Hörnes | Beyrih | Nyſt S. Wood P D 1 en . Pa 1 1 1 Ancillaria | 12 3 1 1 Cypræ a 10 5 Ora 1 1 e 1 2 | Marginella .. | 1 1 Ringiculnaa 1 2 1 2 1 Vol uta U 4 1 1 1 Mitra 1 13 U 2 1 | Columbella . 3 9 1 1 1 | Terebra. 4 1.8 2 2 2 10 Buccinum . 5 22 2 12 Dolium == 1 Da ya dp 3 2 Oniscia 1 2 S 3 5 1 1 Cassidaria .. 1 1 1 Strombus 5 2 Rostellaria .. | 1 12 1 1 |Chenopus... 2 1 111 1 Triton 1 0 2 1 Ranella, ... ae! 5 I Maren 5 43 731 2 Ip 2 4 2 3 PyrulaSpirille) 2 7 ‚4 1 7 4.727 Dasası sa re | = 19 1 14

32

Es erhellt aus dieſer Tabelle zunächſt der ungemeine Reichthum unſeres Vaterlandes im Vergleiche mit den übrigen norddeutſchen Ländern, denn während der Glimmer⸗ thon ganz Norddeutſchlands im ganzen nur 50 Species zeigt, kommen auf Nordalbingien allein 40, woraus man leicht ermeſſen kann, wie wichtig und nothwendig die Er⸗ forſchung der uns beſchäftigenden Schicht ſei, deren genaue Kenntniß allein die richtige Würdigung aller norddeutſchen Miocenſchichten in ihrem Verhältniß zu ähnlichen Ablage⸗ rungen in anderen Ländern gewähren kann. Sodann er- giebt ſich daraus die große Uebereinſtimmung der Fauna des nordalbingiſchen Glimmerthons mit derjenigen des norddeutſchen im allgemeinen, der nur in den drei Gattun⸗ gen Terebra, Murex und Fusus eine überwiegende Arten⸗ zahl zeigt, was bei der letzten zum Theil ſeinen Grund darin haben mag, daß mehrere der von Beyrich getrennt beſchriebenen Arten ſich wohl ſchließlich als zuſammengehörig herausſtellen dürften, wodurch die Geſammtzahl verringert würde. Im übrigen glauben wir, daß bei eifrigem Nach» forſchen noch mehrere theils aus dem übrigen Norddeutſchland, theils anderswoher bereits bekannte, tbeils vielleicht auch ganz neue Arten aufgefunden werden dürften, wir ſelbſt kennen bereits zwei Species, die nur deßhalb in die Tabelle nicht aufgenommen werden konnten, weil ſie ſich nicht in unſerer Sammlung befinden, und den mitaufgeführten F. erispus Borson waren wir ſelbſt diefen Sommer fo glück. lich bei Teufelsbrücke aufzufinden. Die Zahl der von Beyrich angeführten 16 Species hat ſich daher bereits um 3 vermehrt, von Murex und Terebra konnten wir aber bisher nicht einmal die von Beyrich beſchriebenen Species

33

auffinden, die wir daher mit Recht zu den feltenften Vor— kommniſſen unſeres Landes rechnen dürfen. Nur in Be— ziehung auf dieſe beiden Gattungen daher zeigen die ſüd— licheren Fundorte in dem Charakter ihrer Fauna ein anderes Verhalten, als die nördlicheren, unſerem Lande angehörigen und trefflich ſtimmt es mit der ſchwachen Entwickelung zweier für wärmere Meere ſo bezeichnenden Gattungen überein, daß gerade in dem Glimmerthon unſeres Landes diejenigen Species häufiger und entwickelter auftreten, die am meiſten an die Fermen des Crag erinnern oder gar mit ihnen übereinſtimmen. Andere Verſchiedenheiten zeigt die Fauna des Glimmerthons im Vergleich mit der— jenigen des Holſteiner Geſteins, das von Beyrich dem Systeme Bolderien Dumont gleichgeſtellt wird, wozu den» ſelben die aus letzterem bekannt gewordenen Conchhlien ohne Zweifel berechtigen, doch laſſen einige Verhältniſſe es uns als wahrſcheinlich erſcheinen, daß man bei genauerer Kenntniß des Holſteiner Geſteins daſſelbe den oberoligocenen Schichten näher verwandt erkennen wird, als es bisher erſchien. Von den für den nordalbingiſchen Glimmerthon neu nachgewieſenen Arten des nächſtfolgenden Verzeichniſſes kommt nur eine, Ancillaria obso’eta, auch im Holſteiner Geſtein vor, welche Species ſelbſt in Italien hauptſächlich auf die älteſtmiocenen Fundorte beſchräukt bleibt. Die Unterſchiede der Glimmerthonfauna von derjenigen des Systeme Bolderien beſtehen zum Theil darin, daß die für dieſes charakteriſtiſche Oliva Dufresnei Bast., wie über- haupt jede Oliva, jenem fehlt, während andererſeits die Gattung Mitra durchaus nicht im Systeme Bolderien

vorkommt, dagegen aber wohl im Holſteiner Geſtein, aus i 3

34

dem Beprih allerdings fie nicht kannte. Die darin be- obachtete Art ſteht der Mitra Borsoni Bell., dieſer charak⸗ teriſtiſchen Species des Glimmerthons, ferne und ſchließt ſich nahe an die oligocene Mitra Philippii Beyr. an. Das Fehlen der O. Dufresnei im Glimmerthon und das ausſchließ⸗ liche Vorkommen der M. Borsoni in demſelben ſind nun eben Verhältniſſe, die in unſerem Lande am leichteſten ſich entſcheiden laſſen, weil in demſelben beide Formationen ent- wickelter und neben einander auftreten, auf die wir daher die Aufmerkſamkeit aller Sammler beſonders lenken möchten. Von höchſtem Intereſſe ſind ferner Unterſuchungen über die nördliche Grenze des Verbreitungsbezirks der einzelnen Arten, um dadurch Daten zur Beſtimmung der Temperatur des Glimmerthonmeeres zu gewinnen, ſo wie zur Unterſuchung der Frage, ob allein aus einer Temperaturveränderung das Verſchwinden der Tertiärfaunen zu erklären ſei. Noch müſſen wir beſonders hinweiſen auf die ſo ſehr verſchiedene Entwickelung der Gattungen Buccinum und Fusus, die beide im Systeme Bolderien zuſammen nur mit in füd- licheren Tertiärformationen nicht vorkommenden Arten auf⸗ treten. Vielleicht iſt hierin der Grund zu ſuchen, warum unter der großen Specieszahl von bezüglich 11 und 17, mit der dieſe Gattungen im jüngeren Glimmerthone auf- treten, nur zwei auch im Wiener Becken und in Italien vorkommende Arten ſind. Es ſcheint, als ſeien dieſe beiden Gattungen, nachdem ſie einmal im Meere des Holſteiner Geſteins ſo gut wie erloſchen waren, in der Periode des Glimmerthons mit einer neuen Reihe von Formen aufge- treten, unabhängig und nicht übereinſtimmend mit den gleichzeitig in ſüdlicheren Meeren entſtandenen.

Hauptſächlich bei Betrachtung der Columnen, in denen die Specieszahl des Wiener Beckens und des Crag auf— geführt iſt, zeigt ſich uns ferner, daß genaue Unterſuchun⸗ gen über das Vorkommen oder Fehlen von Conus, An- cillaria, Cypræa, die bisher allen nordeuropäiſchen Miocen— bildungen fern geblieben, Ringicula, Voluta, Terebra, Purpura, Triton, Murex die Kenntuiß unſerer vaterländi— ſchen Tertiärſchichten beſonders erweitern würden, auf fie daher vor allem Gewicht zu legen ſei. Es muß noch er⸗ wähnt werden, daß es ſehr intereſſant wäre, Erato lævis Don. aufzufinden, hauptſächlich wegen des Beziehungsver— hältniſſes unſerer Formation zum Crag, auf welches ſchon oben hingewieſen iſt. Es läßt ſich durchaus nicht verkennen, daß in der Fauna des Glimmerthons bereits manche An⸗ klänge an diejenige des Crag ſich zeigen, ſo tritt unter anderm in erſterem die der Voluta Lamberti Sow. ſo nahe ſtehende Voluta Siemssenii Boll erſt in ihrer vollen Ente wickelung auf, ſo erinnert Fusus ventrosus von Sylt an die ähnlichen Arten des Crag und des jetzigen nordiſchen Meeres, und iſt beiden Formationen das Buceinum labio— sum Sow. gemeinſam.

Nachdem wir ſo im Vorhergehenden auf einige allge- wieinere Verhältniſſe die Aufmerkſamkeit zu lenken verſucht haben, gehen wir jetzt zur Beſprechung der einzelnen Arten über, von denen zunächſt eiue Tabelle erfolgt. Ju derſelben iſt die Anordnung der Columnen dieſelbe geblieben, wie in der erſten Tabelle, doch iſt die für den Crag beſtimmte weggelaſſen, da für denſelben die Zahl der wirklich gemein⸗ ſamen Species, die in den Umfang dieſer Tabelle fallen, ſehr gering iſt. Es find: Ringieula auriculata, Buccinum prismaticum, Buccinum labiosum, Chenopus pes pele-

cani, Pyrula reticulata. R L f 3*

Vorkommend im nordalbingiſchen

Glimmerthon

nach unſerer

Sammlung Beyrich.

*

* * *

* 0

nach

* + * * .

38 Fusus abruptus Beyr. .

36

Namen der Species:

1 Conus antediluvianus Brug. 2 Conus (antediluvianus var.?) 3 Conus Dujardini Desh. 4 Ancillaria obsoleta Brocchi. 5 Ringicula auriculata Men, (buceinea Desh. )))) 6 Voluta Siemssenii Boll 7 Mitra Borsoni Bellardi .„. 8 Columbella scripta J. 9 Columbella attenuata Beyr. (subulata Bell.) 10Columbella nassoidesGrat.sp. 11 TerebraForchhammeriBeyr. 12 Buceinum prismaticum Br. 13 SPY SU SL ne

n 14 bocholtense Beyr. 15 (bocholtense Beyr. var?) 16 holsaticum Beyr. 17 deeipiens Semp. ..« 18 syltense Beyr, .... 11 sp mliense Beyr.var,?) 20 labiosum Sow. .. ++

21 bulbulus Semp. « 22 var Rondeletii Bast. 23 Cassis bicoronata Beyr. 24 Cassis saburon Brugg 25 Cassidaria echinophora L. sp. 26 Chenopus speciosus Schloth. 27 Chenopus alatus Eichw. (pes

pelecani Phil.7 28 Murex inornatus Beyr. 29 Tiphys pungens Sol. sp.

(horridus Br. ))) 30 Pyrula simplex Beyr. 31 Pyrula reticulata Lk. (con-

TCC 32 Pyrula soyzp pp 33 Fusus ventrosus Beyr., . 34 Fusus eximius Beyr. 35 Fusus semiglaber Beyr, . 36 Fusus Puggaardii Beyr. . 37 Fusus distinetus Beyr. , .

39 Fusus erispus Borson . 40 Fusus contiguus Beyr. .

E S = 2 2 S 2 2 a * D

VBorkommend im: Systeme Bolderien

Wiener Beden.

+ 3 * * —— + . . * + = ® * 5 * 4 e

ne TE F m —— —— * = = ® 5 * 5 + .

——

*

* * +

——

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Wir brechen hier dieſe Tabelle ab, da das Beyrich'ſche Werk nicht weiter als bis zur Gattung Fusus vorgeſchritten iſt, und eine Fortſetzung derſelben, ohne darauf Bezug nehmen zu können, wenig zum Hauptzweck dieſer Zeilen paſſen würde. Auch im Folgenden wollen wir nun wieder vorzüglich verſuchen, auf Verhältniſſe und Vorkommniſſe aufmerkſam zu machen, deren Unterſuchung und Feſtſtellung unſerer Anſicht nach die genauere Kenntniß unſerer vater— ländiſchen Tertiärſchichten beſonders begründen würde; und nur wo reicheres Material Beobachtungen geſtattete, die Beyrich nicht machen konnte, werden wir dieſelben mitzu— theilen uns erlauben. In dem bekannten Werke dieſes Gelehrten findet ſich alles bisher bekannt gewordene Mate— rial vollſtändig erſchöpft, es konnte daher für dieſe ganze Arbeit ſowohl wie beſonders für die folgenden Bemerkun— gen von dem Verzeichniß der Conchylien des Glimmerthons, das Herr Dr. L. Meyn auf verſchiedenen Seiten ſeiner „Geognoſtiſchen Beobachtungen ꝛc.“ veröffentlicht hat, um ſo mehr abgeſehen werden, als gerade die ganze Samm— lung dieſes letzteren Herrn von Behrich bei der Ausar⸗ beitung ſeines Werkes benutzt wurde. |

Was nun 'zuerft die Gattung Conus anbetrifft, jo erſcheint uns Spandetgaard vor allen Fundorten geeignet zu Unterſuchungen über die Artenzahl, mit der dieſe Gat— tung im Glimmerthon auftritt, wie über die Größenentwick— lung der Individuen, da die Häufigkeit und bedeutende Größe, die der C. antediluvianus Brug. daſelbſt erreicht, dieſen Punkt im einſtigen Tertiärmeere als für die Ent⸗ wicklung der Conen beſonders günſtig erſcheinen läßt. Doch müſſen wir erwähnen, daß der zweifelhaft als beſondere

Be

Species aufgeführte Conus auf Sylt vorgekommen iſt, wo ſich von C. antediluvianus nur ſeltene und ſtets kleinere Exemplare gefunden haben. Das erwähnte Exemplar unter ſcheidet ſich dadurch von C. antediluvianus, daß die Leiſten auf dem Rande der Umgänge faſt gar nicht vorhanden find, was ſelbſt bei viel größeren Individuen von Span- detgaard noch nicht einmal auf der Schlußwindung ſtatt⸗ findet, und daß der Gewindewinkel ein viel ſtumpferer iſt. Der letztere Umſtand vorzüglich bewegt uns, beide vor- läufig noch getrennt zu halten, doch ſollen nach einer Mit: theilung von Hörnes ähnliche Varietäten des C. antedi- luvianus im Wiener Becken vorkommen. Zur genaueren Vergleichung der ſchleswigſchen mit den holſteiniſchen Fund- orten iſt der genaue Nachweis höchſt wünſchenswerth, ob C. Dujardini in der That erſteren fehlt. Das Vor- kommen der Ancillaria obsoleta, von der wir ein ſehr gut erhaltenes Eremplar von Teufelsbrücke beſitzen, deſſen bereits in einem früheren Aufſatze erwähnt ward, iſt eine höchſt intereſſante Erſcheinung, da dieſe Species in Nord- deutſchland unzweifelhaft bisher nur in den Geſteinen des Systeme Bolderien beobachtet ward. Dieſe Species ge hört ſelbſt in Italien altmiocenen Ablagerungen hauptſäch⸗ lich an, ihr Auftreten im nordalbingiſchen Glimmerthon iſt deshalb um ſo bemerkenswerther.

Voluta Siemssenii Boll, hinſichtlich deren Trennung von der V. Lamberti des Crag wir Beyrich vollkammen beipflichten, ſcheint auf Sylt noch größer vorzukommen, als dieſer Autor erwähnt, wir beſitzen unter andern ein Bruchſtück das in der Schlußwindung 70 Mm. breit iſt.

Nach Veröffentlichung unſerer Mittheilung über die bei

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Teufelsbrücke und am Elbſtrande ſich findenden Miocen⸗ conchylien, erhielten wir von einem Freunde, Herrn E. Lübbes, ein bis auf eine Verletzung am rechten Mundrande voll— ſtändig erhaltenes Exemplar der Mitra Borsoni, das dieſer eifrige Sammler an der genannten Localität gefunden hatte. Dies Exemplar iſt 19 Mm. lang, 5 Mm. breit und ent⸗ ſpricht in allem der Beſchreibung, die Beyrich von dem bei Gühlitz gefundenen Stückes giebt, eine Vergleichung mit Exemplaren der Mitra Borsoni von Tortona, die wir von Herrn Profeſſor Bellardi in Turin ſelbſt erhielten, ließ uns die norddeutſche Form als etwas ſchlanker, in allem übrigen jedoch vollſtändig übereinſtimmend erkennen. Ueber die Wichtigkeit des Vorkommens dieſer Species haben wir uns bereits im Vorhergehenden ausgeſprochen.

Eine Thatſache, die Hörnes an vielen mit Formen der Subapenninformation identiſchen Species des Wiener Beckens beobachtete, daß nämlich wie er dies auch mehrfach in ſeinem großen Werke erwähnt, die Wiener Form häufig viel kleiner ſei, als die gleiche in Italien, zeigt ſich uns bei Betrach— tung der Columbellen des Glimmerthons, von denen seripta und nassoides nie die Größe italieniſcher Exem⸗ plare erreichen, wenngleich der Unterſchied bei ihnen nicht jo bedeutend iſt, als unter andern bei den Cancellarien, Turritellen und Naticen. Die dritte Art, attenuata Beyr., kann in dieſer Beziehung nicht verglichen werden, da ſie in italieniſchen Schichten nicht vorkommt; es wird bei künftigen Unterſuchungen darauf zu achten ſein, ob die wahre C. subulata Bell., die man bisher weder aus dem Wiener Becken, noch aus Norddeutſchland kennt, in der That der Miocenformation des letzteren fremd geblieben iſt.

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Die größeren Formen der Gattung Buceinum, ſo häufig in ſüdlichen Tertiärbildungen, fehlen dem Glim- merthon faſt gänzlich, als große Seltenheit haben wir auf der Inſel Sylt ein Exemplar gefunden, das von unſerm hochverehrten Freunde, Herrn Dr. Moritz Hörnes, als Buccinum prismaticum Br. erkannt und deßhalb von uns unter dieſem Namen in der Tabelle aufgeführt ward. Vielleicht gehört hierher auch das bei Lieth gefundene unter 13 aufgeführte Eremplar, welchem leider die Schluß- windung fehlt. Dem erhaltenen Theile nach zu urtheilen, ſcheint daſſelbe weniger ſchlank als das wahre B. prisma- ticum zu ſein, auch die Längsrippen und Querſtreifen enger zu ſtehen, weßhalb wir es vorläufig noch getrennt aufführen.

Es möchte hier nicht am unrechten Orte ſein, einen Druckfehler zu verbeſſern, der ſich in das Schlußverzeichniß des Hörnes'ſchen Werkes eingeſchlichen hat und aus wel— chem in Folge einer bei der betreffenden Species vorge— nommenen Namensänderung ein doppelter Fehler geworden iſt. In dieſem Verzeichniß findet ſich nämlich Bucsinum reticulatum L. unter den Gaſteropoden von Sylt aufge- führt, ſo daß, nachdem inzwiſchen das Nichtvorkommen des B. reticulatum im Wiener Becken entſchieden und die früher dafür gehaltene Form unter dem richtigen Namen B. coloratum Eichw. eingetragen iſt, jetzt dieſe letztere Species als im Sylter Glimmerthon vorkommend erſcheint. Es bedarf wohl nicht erſt der Verſicherung, da es ſchon aus Beyrich's Werk erhellt, daß B. coloratum Eichw. ſo wenig auf Sylt als überhaupt in ganz Norddeutſchland vorkommt, aber auch B. reticulatum fehlt wie in der

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ganzen Miocenformation Norddeutſchlands, ſo auch auf Sylt, auf welcher Inſel es dagegen eine in den Quartär— ſchichten ſehr häufig vorkommende Species iſt. Wir glau— ben dies erwähnen zu müſſen, um im Voraus der irrigen Anſicht vorzubeugen, als ſei B. reticulatum eine auf Sylt gleichzeitig miocen und quartär vorkommende Art.

Fehlen dem Glimmerthon auch die größeren Buccinum⸗ arten, ſo iſt er dagegen nicht arm an kleinen Species aus der Untergattung Nassa, unter denen wir zunächſt das Buceinum bocholtense Beyr. erwähnen, das ohne Zweifel von B. turbinellus Br. zu trennen iſt, wenn uns auch das von Behrich angegebene Unterſcheidungskennzeichen, die Zuſpitzung der Längsrippen bei letzterem nämlich, nicht genügend erſcheint, da es bei vorliegenden Exemplaren von Siena nicht conſtant entwickelt auftritt. Beſſere Kennzeichen zur Unterſcheidung beider Species ſcheinen in dem verſchiede— nen Verhalten der Furchen gegen die Längsrippen zu liegen, die von erſteren bei B. bocholtense viel früher und viel tiefer durchſchnitten werden, als bei B. turbinellus. Sehr nahe ſteht erſterem ein kleines Buceinum, das wir nicht ganz ſelten bei Siena fanden, an dem die Längsrippen auch nur gekörnt, nicht ſcharf zugeſpitzt ſind, das verſchiedene Verhalten der Querſculptur verhindert aber, es mit B. bocholtense zu vereinigen.

Das unter M 15 aufgeführte Eremplar von Span— detgaard iſt 10 Mm. lang und 5 Mm. dick, es unter ſcheidet ſich von B. hocholtense nur durch die Ausbildung einer Mundwulſt und das Fehlen der Leiſten auf der Spindelplatte. Sollten dieſe Kennzeichen bei häufigerem Vorkommen ſich conſtant zeigen, ſo müßte dieſe Form von

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B. bocholtense getrennt und als ſelbſtſtändige Species aufgeführt werden.

Unter einer größeren Anzahl kleiner Buccinum-&rem- plare von der Inſel Sylt fanden ſich mehrere, deren Kennzeichen genügende Verſchiedenheiten darzubieten ſchienen, um dieſelben als beſondere Species aufführen zu können. Die erſte derſelben iſt Buccinum decipiens Semp. Von Morsum Kliff auf Sylt. Zwei vollfommen ansgewachſene Exemplare geben uns Veranlaſſung zur Aufftellung dieſer Species, deren Jugend- eremplare von ſtark gerippten kleinen Stücken des B. syl- tense Beyr. zu trennen, bei den ungemein ſchwankenden Skulpturverhältniſſen dieſer letzteren Species bisher noch nicht gelungen iſt, was uns veranlaßte, den dieſer Species gegebenen Namen zu wählen. Die beobachteten Exemplare ſind beide 9,50 Mm. lang und 4,50 Mm. breit, die Länge der Muͤndung verhält ſich zu der des Gewindes wie 4 zu 5,50. Dieſe Art hat ein glattes, ſchwach ge⸗ wölbtes Embryonalende von 21, Windungen, ganz ähnlich dem des B. syltense, und 4 Mittelwindungen, die etwas weniger gewölbt ſind, als beim B. Syltense. Dieſelben ſind von ziemlich tiefen Querfurchen beſetzt, deren man 9 am Anfang der erſten Mittelwindung, 10 am Schluß der letzten und 31 auf der Schlußwindung bis zum Kamm hinab zählt. Die Längsrippen entwickeln ſich etwas ſpäter als die Querfurcheu, werden von denſelben durchſchnitten, ſind oben nicht rundlich wie bei B. syltense, ſondern platt und auf der Schlußwindung etwas zugeſchärft, laufen in faſt gleicher Stärke von Nath zu Nath und regelmäßig über alle Windungen bis zum Mundrande hin, 21 ſtehen

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auf der letzten Mittelwindung und auf der Schlußwindung verlieren ſie ſich allmählig gegen den Kamm hinab. Kamm und Spindelplatte ſind eben ſo gebildet, wie bei B. syl- tense, der rechte Mundrand iſt außen ziemlich ſtark ver— dickt und trägt innen 13 Zähne, von denen je 5 und 5 und 3 zuſammenſtehen. |

Dieſe Art nähert ſich dem B. holsaticum Beyr. hin: ſichtlich der Sculptur, allein die Form des Embryonalendes und die ſehr verſchiedenen Windungsverhältniſſe trennen beide Species hinlänglich. Von der typiſchen Form des B. syltense unterſcheidet es ſich durch folgende Kennzeichen: die Querſculptur wird von tieferen Furchen, nicht von feinen Linien gebildet, die Längsrippen ſind an den unteren Näthen nur unbemerkbar ſchwächer als an den oberen, und bedecken in regelmäßiger Folge alle Umgänge, während fie bei B. syltense faſt immer auf einer der Mittelwin⸗ dungen verſchwinden, um ſelten, aber meiſtens gar nicht, auf der Schlußwindung wieder aufzutreten. Ferner beträgt die Zahl der Umgänge bei B. syltense ſtets nur 3, bei unſerer Species 4 und bei erſterem iſt die Länge der Mün⸗ dung gleich der des Gewindes, bei B. decipiens dagegen, wie ſchon erwähnt 4 Mm. zu 5,50 Mm.

Zur Charakteriſtik des B. syltense Beyr. haben wir nur wenig hinzuzufügen. Bei der typiſchen Form deſſelben iſt das Glattwerden der unteren Mittelwindung und der Schlußwindung Regel, doch kommen nicht ſelten Varietäten mit ſtärker entwickelten Längsrippen vor, die dann dem B. decipiens ſehr ähnlich werden, Die jungen Exemplare zeigen in den Verhältniſſen der Länge zur Breite auffal⸗ lende Verſchiedenheiten. In ihrem Auftreten beſchränkt ſich

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dieſe Art auf Sylt, iſt daſelbſt aber nicht ſo ſelten, wie Beyrich angiebt.

Buceinum sp. (syltense Beyr. var.?) von Morsum Kliff auf Sylt.

Zwei Exemplare ſind beobachtet, das größte von 8 Mm. Länge und 3,50 Mm. Breite, die Länge der Mündung verhält ſich zu der des Gewindes wie 8: 5. Dies Ver- hältniß können wir jedoch bei dieſem Stücke nicht gut als unterſcheidendes Kennzeichen benntzen, da daffelbe bei der letzten Mittelwindung in ſeinem Wachsthum geſtört zu ſein f ſcheint. In der Querſculptur ähnelt dieſe Art dem B. deeipiens, von dem es ſich jedoch durch gewölbtere Um- gänge und ſchwächere Längsrippen unterſcheidet. Am näch- ſten ſteht ſie dem B. syltense, von deſſen ſtarkgerippter Varietät es ſich durch folgende Kennzeichen unterſcheidet: die Spindelplatte iſt weniger ſtark entwickelt, und dünner als bei halb jo großen Exemplaren des B. syltense, und am inneren rechten Mundrand befinden ſich keine Zähne, ſondern eine Längsleiſte, der äußeren Anſchwellung des Mundrandes entſprechend. Sollten dieſe Charaktere bei häufigerem Vorkommen ſich conſtant zeigen, ſo würden fie wohl die Aufſtellung einer neuen Art rechtfertigen.

Von dem bereits mehrfach erwähnten Buceinum la- biosum Sow., das Beyrich nur von Reinbeck kannte, haben wir auf Sylt außer mehreren kleinen, ein großes Eremplar aufgefunden, dem leider daß äußerſte Stück des rechten Mundrandes und die oberen Windungen fehlen. Daſſelbe iſt 9 Mm. breit und muß nach den von Nyſt und Beyrich angegebenen Größenverhältniſſen, 17—20 Mm. lang geweſeu fein, ebenſo lang wie dieſe Art im belgiſchen

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Crag vorkommt und bedeutend größer als die Exemplare von Reinbeck. Zähne ſind am inneren rechten Mundrand nicht zu beobachten. Dieſe Species iſt bisher nur bei Reinbeck und auf Sylt beobachtet worden, ſie gehört zu den intereſſanteſten Vorkommniſſen des Glimmerthons.

Buccinum bulbulus Semp: von Morsum Kliff auf Sylt. Wir hielten dieſe Form Anfangs theils für einen Jugendzuſtand, theils für eine Varietät des B. labiosum Sow., deſſen kleineren Eremplaren es ungemein ähnlich iſt, bis eine etwas größere Anzahl aufgefundener Stücke, worunter mehrere ſehr gut erhaltene, uns von der Selbſt— ſtändigkeit der Form überzeugte, deren unterſcheidende Kenn- zeichen wir darauf auch an den übrigen Exemplaren aufs fanden. Dieſe Art zeigt wie erwähnt, auf den erſten Anblick große Aehnlichkeit mit B. jabiosum, wird aber nur 4,50 Mm. lang, wenigſtens konnten wir bisher kein größeres Exemplar auffinden, alle übrigen ſind noch kleiner; auch kann die Species auf keinen Fall viel größer gewor— den ſein, da ſchon Exemplare von 3 Mm. Länge ganz ausgebildete Mundränder zeigen. Die Breite des größten Stückes iſt 2,75 Mm., die Länge der Mündung verhält ſich zu der des Gewindes, wie 2 zu 2,50. Das platte Em- bryonalende beſteht aus 2 ſchwachgewölbten Windungen und ift dem des B. syltense, aber nicht dem des B. la- biosum ähnlich. Die 2 Mittelwindungen ſind ebenmäßig gewölbt und mit zahlreichen, platten Querſtreifen bedeckt, die breiter ſind als die dazwiſchen liegenden Furchen. Die Zahl dieſer Streifen beträgt am Anfange der erſten Mit— telwindung 9, am Schluß der letzten 10 und auf der Schlußwindung zählt man 18 bis 20 von der Nath bis

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zum Kamm hinab. Von den Querfurchen iſt die erſte unterhalb der Nath gelegene ſtets etwas breiter und tiefer als die übrigen, auf der Schlußwindung werden dieſelben breiter, doch bleiben fie immer noch ſchmäler als die Streifen; man zählt 8 Furchen auf der erſten, 9 am Schluße der letzten Mittelwindung, und 18 ſtehen auf der Schluß⸗ windung bis zum Kamme hinab. Längsrippen, wie jede Art von Längsſculptur, fehlen gänzlich. Der rechte Munde rand iſt außen ziemlich verdickt, ſo daß eine Mundwulſt entſteht, am inneren rechten Mundrande waren 9— 10 Zähne

r

an einem kleineren Exemplare zu beobachten. Bei den

größeren Stücken ſind die inneren Kennzeichen der Mün— dung nicht zu unterſuchen, da dieſelbe mit Geſtein erfüllt iſt. Der Kamm iſt ſchwach abgeſetzt, ohne durch eine ſcharfe Kante getrennt zu werden und wie gleichfalls die Spindel— platte, ebenſo wie bei B. syltense gebildet. Auf der Spin⸗ del find keine Leiſten zu ſehen. |

Mit Ausnahme des jo bedeutend größeren B. labiosum ift dies die einzige Species der norddeutſchen Mivcenfor- mation, der jede Längsſculptur fehlt, ſie iſt daher auch allein mit erſterer näher zu vergleichen, von deren Jugend⸗ formen fie ſich im allgemeinen ſchon durch ihre etwas bauchi⸗

gere Form unterſcheidet. Die beſonderen unterſcheidenden 5

Artkennzeichen ſind folgende: B. labiosum wird auf Sylt bis 18 Mm. (bei Reinbeck nach Beyrich 12 Mm., in Belgien nach Nyſt 18 Mm.) lang, hat ein kegelförmiges Embryonalende, 4-5 flach gewölbte Mittelwindungen, höchſtens 5—7 Querfurchen auf jeder, keine Mundwulſt und einen durch eine ſcharfe Kante begrenzten Kamm; B. bulbulus wird bis 4,50 Mm. lang, hat ein mehr ſtumpfes

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Embryonalende, 2 gewölbte Mittelwindungen, mindeſtens 8 Querfurchen auf jeder, eine Mundwulſt und einen ſchwach abgeſetzten Kamm ohne trennende Kante,

Es iſt wahrſcheinlich, daß man bei größerer Aufmerk— ſamkeit auf dieſe kleinen Species deren noch eine weit größere Anzahl auffinden wird, was am leichteſten durch Einrichtung des Schlämmproceſſes zu erreichen iſt, der zur Unterſuchung einer Thon- ader Sandſchicht auf ſolche Minutioſa nicht genug zu empfehlen iſt.

Beyrich's Unterſuchungen über Cassis Rondeletii und saburon wüßten wir nichts hinzuzufügen: von letzterer beſitzen wir mehrere Exemplare mit Farbenreften. Formen mit verdicktem Außenrande und ſtark erweiterter Spindel— platte, wie ſie Hörnes a. a. O. Taf. 15 Fig. 2 abbildet, kommen bei uns und in ganz Norddeutſchland nicht vor, ein nicht unwichtiges Verhältniß, wenn dieſe Formen in der That einer anderen Species angehören ſollten, wofür einer der gründlichſten Kenner der europäiſchen Tertiärfor— mation, Herr Prof. Doderlein in Modena, ſie zu halten geneigt iſt. Das Vorkommen der C. bicoronala Beyr, auf Sylt iſt ſehr fraglich, ein einziges kleines Bruchſtück, das wir am Morſum Kliff fanden, zeigt große Aehnlich⸗ keit mit der Abbildung dieſer Species bei Beyrich, von der wir bisher leider keine Exemplare von Reinbeck zur näheren Vergleichung beſitzen.

Von Cassidaria echinophora finden ſich, wenn auch ſelten, auf Sylt trotz Beyrich's entgegenſtehender Bemer— kung, Exemplare mit zwei Knotengürteln auf der Schluß— windung, deren uns zwei vorliegen. Gleichfalls ſind uns von Sylt Exemplare mit erhaltenen Mundrädern vorge—

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kommen, die in ihren Charakteren ganz den Stücken von Castell' Arquato gleichen, von welchen ein ſehr ſchönes zur Vergleichung vorliegt.

An ſämmtlichen Exemplaren der Aporrhais (Chenopus) alata, die unzweifelhaft aus dem Glimmerthon herrühren, fanden wir die von Beyrich an dieſer Species gemachten Beobachtungen beſtätigt, der dieſelbe von der lebenden Ap. pes pelecani getrennt wiſſen will, geſtützt hauptſäch- lich auf die Verſchiedenheit in der Ausbildung des obern Flügelfingers, der bei der lebenden Art ſich weit vom Ge— winde entfernt, während er bei der miocenen Species dem- ſelben anliegt. Ob dieſe Trennung berechtigt ſei, was unter andern von Hörnes geleugnet wird, das zu entſcheiden, bietet das von den verſchiedenen nordalbingiſchen Fund— orten uns vorliegende Material keine genügende Anhalts- punkte. Alle in miocenen Schichten gefundenen Exemplare zeigten charakteriſtiſch den oberen Flügelfinger am Gewinde feſtgewachſen, aber auch zwei Stücke aus den Quartär— ſchichten von Sylt zeigten daſſelbe Verhalten, da jedoch aus dieſen Schichten bisher gar keine Exemplare mit getrenntem Flügelfinger vorliegen, ſo könnten die beiden erwähnten vielleicht nur aus dem Glimmerthon ausgeſpült ſein. Es ſoll nach Beyrich dieſe Species leitend für die Unterſcheidung miocener von pliocenen Schichten ſein, weßhalb es von größtem Intereſſe iſt, zu unterſuchen, ob in den quartären Ablagerungen unſeres Vaterlandes ſich nur die lebende Ap. pes pelecani mit vom Gewinde entferntem oberen Flügelfinger findet, oder ob in der That die miocene Art mit am Gewinde feſtgewachſenen oberen Flügelfinger auch in ihnen vorkommt. Aeußerſt wichtig für die Entſcheidung

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dieſer ganzen Frage wäre eine erneute Unterſuchung der Exemplare aus dem Limonitſandſtein, die Meyn a. a. O. pag. 30. zur Anführung der lebenden Art in genannter Schicht Veranlaſſung gaben, eine Unterſuchung die noch außerdem den Vortheil haben würde, die Frage wegen der Stellung des Limonitſandſteins um ein bedeutendes ihrer Entſcheidung näher zu bringen. |

Obgleich bereits oben der Gattung Murex im AU- gemeinen Erwähnung geſchah, wollen wir hier doch noch beſonders anführen, daß die Auffindung des Murex spi- nicosta Bronn, der bei ſeiner bedeutendeu Verbreitung mit zu den Leitconchylien zu zählen iſt, bisher aber ſich nicht nördlicher als Lüneburg gefunden hat, ein viel größeres Intereſſe darbieten würde, als etwa die des Murex inornatus Beyr., deſſen Vorkommen ſich vorläufig nur auf zwei Fundorte in Norddeutſchland beſchränkt.

Die Tiphysarten gehören zu den ſeltenſten Conchy⸗ lien unſerer Schicht, in welcher ſich T. pungens bisher nur auf Sylt, doch auch nur ſehr ſelten, gefunden hat. T. fistus losus Brocchi dagegen iſt Nordalbingien bisher ganz fremd geblieben und wäre es wünſchenswerth nachzuweiſen, ob dieſe Art in der That weder im Holſteiner Geſtein noch im Glimmerton vorkommt.

Wir kommen jetzt zu den Phrulaſpecies, von denen Beyrich zwei, aber nur von Reinbeck beſchreibt; von den ſchleswigſchen Fundorten des Glimmerthons ſind ſie ihm unbekannt geblieben, obgleich fie auf Sylt nicht zu den Seltenheiten gehören. Von Pyrula simplex Beyr. liegen 3 Exemplare vor, von denen leider keines ganz erhalten iſt, doch muß das größte derſelben, nach den Verhältniſſen

4

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des überlieferten Stückes zu urtheilen, beinahe jo groß als das bei Beyrich Taf. 15 Fig. 3 abgebildete geweſen ſein. Zur Charakteriſtik der Art haben wir nichts hinzu⸗ zufügen, jo wenig wie bei der P. reticulata, deren größtes porliegendes Exemplar jedoch nur 25 Mm. lang iſt, alſo nicht ſo groß, wie die größten Formen des Holſteiner Geſteins. Es ſcheinen dieſe Species ſonach auf Sylt keinenfalls größer geworden zu fein, als Behrich fie aus dem Holſteiner Geſtein und von Reinbeck beſchreibt, ein Grund mehr, um J 32 Pyrula sp. vorläufig als be⸗ ſondere Art getrennt aufzuführen. Das einzige vorhandene Exemplar, an dem ein großes Stück der unteren Schale fehlt, mißt trotzdem noch immer 40 Mm. und muß, den Ver⸗ hältniſſen nach zu ſchließen, mindeſtens 55 bis 60 Mm. lang geweſen ſein. Es gleicht der P. simplex ſehr in der Sculptur, die aus breiten, oben platten Querleiſten be⸗ ſteht, mit ſchmäleren Furchen dazwiſchen. Längsſtreifen fehlen ganz, eine Kalkablagerung bedeckt das Embryonal⸗ ende, die Mittelwindungen und hört erſt auf der Schluß⸗ windung etwas unterhalb der Nath auf. Der rechte Mundrand nebſt dem größten Theil der unteren Schluß⸗ windung iſt weggebrochen, am linken Mundrand ſcheint ſich die ſtark verdickte Spindelplatte nach unten zu blatt⸗ artig abgelöſt zu haben. Im Allgemeinen ſcheint die ganze Form dieſer Species ſchlanker und vor allem die oberen Windungen erhabener geweſen zu ſein, als bei P. simplex. Es iſt dies aus norddeutſchen Miocenbildungen die größte bisher bekaunt gewordene Form der Gattung Pyrula, deren Species in Nordalbingien bisher ſich nur auf Sylt und bei Reinbeck gefunden haben, an beiden

4 nt er et ee

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Orten leider nur im Geſtein, was die genaue Unterſuchung der Stücke ſehr erſchwert. | | Bei dem großen Intereſſe, daß ſich an die im Hol⸗ ſteiner Geſtein auftretende Varietät der Spirilla (Pyrula) rusticula Bast. knüpft, bedarf es der eingehendſten Unter⸗ ſuchung ob dieſe bezeichnende Species in der That, wie es bisher den Anſchein hat, den Glimmerthonablagerungen fern geblieben iſt. Die Varietät, in der man dieſelbe finden würde, wäre beſonders geeignet, auf die Verbindung des Glimmerthonmeeres mit anderen Tertiärmeeren einiges Licht zu werfen.

Unter den SFuſusarten unſeres Glinmerthons ſind es hauptſächlich zwei, F. distinctus und eximius Beyr., die in Folge ihres großen Verbreitungsbezirkes als wahre Leitmuſcheln anzuſehen find; in Nordalbingeu dürften die⸗ ſelben an allen Fundorten und zwar erſterer zum Theil wie auf Sylt, ſehr häufig vorkommen. Unter den vielen Exemplaren dieſer Species, die uns von 5 Fundorten vorliegen, hat ſich auch nicht ein einziges gefunden, das man als einen Uebergang zu Fusus gregarius Phil. bil⸗ dend anſehen könnte, wir müſſen deßhalb Beyrich, der beide Formen mit großer Geſchicklichkeit trennte, in der Unterſcheidung dieſer beiden Species vollkommen beiſtimmen. An den ſchleswigſchen Fundorten kommt F. gregarius durchaus nicht vor, was wir von den in der Nähe der Elbe gelegenen holſteiniſchen Fundorten nicht geradezu bes haupten wollen, da dieſelben einestheils noch nicht genügend ausgebeutet worden find, anderntheild an ihnen, wie wir dies in einem früheren Aufſatze über die bei Teufelsbrücke

und am Elbſtrande ſich findenden Miocenconchylien bereits 4 *

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erwähnten, eine Anzahl wohl bei Lirneburg, nicht aber an den nördlicheren Fundorten Nordalbingiens vorkommender Arten auftreten, was vermuthen läßt, daß man bei ferne⸗ rem Nachforſchen deren noch mehrere finden wird. Nur die Beobachtung der an dieſen Fundorten vorkommenden Formen wird daher über die Berechtigung dieſer Species endgültig entſcheiden, wie auch über die Trennung des F. eximius Beyr. vom F. lüneburgensis Phil., die uns mit weniger Recht vorgenommen ſcheint. F. eximius iſt nach Beyrich ſelbſt großen Schwankungen und Veränderungen der Sculptur unterworfen, die uns häufig viel bedentender erſchienen ſind, als diejenigen, die die Trennung beider Species veranlaßten; doch wollen wir hierüber kein Urtheil fällen, da uns die holſteiniſchen Fundorte bisher keine ganz erhaltenen Exemplare geliefert haben. Die übrigen von Beyrich beſchriebenen Arten geben zu keinen weiteren Be⸗ merkungen Veranlaſſung, hinſtchtlich des F. crispus Bor- son, beziehen wir uns auf unſere frühere betreffende Mit- theilung a. a. O. Es bedarf der ſorgfältigſten Unter⸗ ſuchungen, ob außer dieſer Species ſich in der That in der ganzen norddeutſchen Miocenformation keine andere dieſer und dem Wiener Becken gemeinſchaftliche Art findet, zur Aufklärung über die eigenthümliche Stellung, die hinſichtlich der Entwicklung der Gattung Fusus der Glimmerthon gegenüber den ſüdeuropäiſchen Tertiärbildungen einnimmt.

Hier ergiebt fich nun aus dem ausgeſprochenen Zwecke dieſes Aufſatzes die Grenze für unſere Unterſuchungen, ehe wir jedoch zum Schluſſe das einfache Namensverzeichniß der aus den von Beyrich noch nicht bearbeiteten Gaſtero⸗ podengattungen in unſerer Sammlung befindlichen Species

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geben, möge noch eine oben angedeutete Bemerkung, das Verhältniß unſerer Schicht zu der Oligocenformation Nord⸗ deutſchlands betreffend, hier ihren Platz finden. Wenn man zu den in der erſten Tabelle aufgezählten 50 Species des norddeutſchen Glimmerthons noch die 9 hinzufügt, die in der zweiten Tabelle als in unſerer Sammlung befindlich, von Beyrich nicht beſchrieben, anfgeführt ſind, ſo ergiebt ſich 59 als Geſammtzahl aller, aus den Gattungen Conus bis Fusus, letztere mit eingeſchloſſen, bekannt gewordenen Arten des norddeutſchen Glimmerthons. Von dieſen 59 Species kommen nur 6, nämlich: Voluta Siemssenii Boll,, Cassis Rondeletii Bast., Chenopus speciosus Schloth., Tiphys pungens Sol., Tiphys fistulosus Br., Pyrula reticulata Lk., auch in oligocenen Schichten Nord⸗ deutſchlands vor. Iſt nun dieſe Zahl der gemeinſchaftlichen Species allerdings an und für ſich nicht ganz unbedeutend, ſo wird ſie es indeß, wenn man bedenkt, daß von dieſen 6 Species 4 unendlich weit verbreitete ſind, die auch in anderen Ländern durch mehrere Syſteme hindurchgehen, deren gleiches Verhalten in Norddeutſchland alſo weder an ſich etwas auffallendes, noch beſonders für dies Land charakteriſtiſches hat; wenn man ferner erwägt, daß die von uns neu nachgewieſenen 9 Species nur die Zahl der dem Glimmerthon eigenthümlichen Arten vermehrt, neue Unterſuchungen alſo die Fauna des Glimmerthons nur noch mehr von der der oligocenen Schichten entfernt haben, und daß von den angeführten 6 gemeinſchaftlichen Species nur eine einzige nur aus den oberoligocenen Schichten in den Glimmerthon übergeht. Aber auch dieſe einzige Pyrula reticulata ift keine für Norddeutſchland charakteri⸗

54 ſtiſche Art. Die aus den älteren oligocenen Schichten in die jüngere Miocenſchicht, den Glimmerthon, über- gehenden Arten ſind daher unr über weite Strecken ver⸗ breitete, auch in anderen Ländern in mehreren Syſtemen vorkommende Arten, die daher irgend einer Fauna durch ihr Auftreten durchaus keinen localen Charakter verleihen, oder ſchon in den älteſten oligocenen Schichten auftretende. Auf Norddeutſchland beſchränkte und für die Entwickelung ſeiner tertiären Faunen charakteriſtiſche Species giebt es gar keine, die aus den oberoligocenen Schichten in den Glimmerthon übergehen. Man ſieht, wie ſcharf beide Faunen geſchieden ſind, wie ſehr die Bedingungen, denen die oligocene Fauna ihre eigenthümliche Entwickelung ver⸗ dankt hatte, ſich zur Zeit der eintretenden Ablagerung des Glimmerthons bereits verändert haben mußten. Wie an⸗ deres dagegen, wenn wir die Fauna des Holſteiner Geſteins mit den oligocenen Faunen vergleichen. Nach Beyrich ſind nämlich 13 Species: Oliva Dufresnéi Bast., Ringicula striata Phil., Voluta Siemssenii Boll,, Terebra plica- tula Lk., Terebra cincta Schloth., Buccinum Schlot- heimi Beyr., Cassis Rondeletii Bast., Chenopus spe- ciosus Schloth., Murex capito Phil., Tiphys pungens Sol., Tiphys Schlotheimi Beyr. Pyrula coneinna Beyr., Pyrula reticulata Lk. beiden gemeinſam, wozu noch Buc- cinum Bolli Beyr. kommt, das wir im Holfteiner Geftein gefunden haben. Daſſelbe hat alſo 14 Species, von denen ein Theil nur auf Norddeutſchland beſchränkte locale For⸗ men ſind, mit oligocenen Schichten gemeinſam, während die Geſammtzahl aller daraus bekannten Species nur 20 beträgt, ſo daß die Zahl der beiden gemeinſchaftlichen Arten

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70 p&t, beträgt von der Geſammtzahl aller im Holſteiner Geſtein vorkommenden Arten. Der Glimmerthon hat da- gegen nur 10 pCt. mit oligocenen Schichten und 12 pCt. gemeinjam mit dem Holſteiner Geſtein. Bei dem von Beyrich hervorgehobenen Umſtande, daß die verſchiedenen Formationen nur an ihren Grenzen durch eine größere Zahl gemeinſchaftlicher Species verbunden ſeien, geben die dar⸗ gelegten Verhältniſſe der Vermuthung Raum, ein Theil der bisher zum Holſteiner Geſtein gezählten Geſteine könne noch einer oberoligocenen Schicht angehören, deren Fehlen in Oſtholſtein uns durchaus nicht ſo erwieſen i wie es Beyrich annimmt.

Sämmtliche Gaſteropoden des nordalbingiſchen Glim⸗ merthons gehören marinen Ablagerungen an; Süßwajjer- bildungen in dieſer Formation ſcheinen in den Herzog— thümern überall nicht vorzukommen, wenigſtens haben wir noch in keiner Sammlung deren Vorhandenſein andeutende Conchylien geſehen. Von den aufgezählten 97 Species ſtimmen, die zweifelhaften mitgerechnet, 54 oder 56 pCt. mit Formen des Wiener Beckens und 58 oder 60 pCt. mit Formen der Subapenninformation überein.

41 Cancellaria lyrata Broce.

42 5 varicosa Broce.

43 3 mitræſormis Broce.? 44 5 Bellardii Michel.? 45 = Sp.

46 Pleurotoma intorta Broce.

47 75 calaphracta Broce. 48 colon Sow.

49 5 turricula Broce.

56

50 Pleufotoma monilis Brocc.

51 52 53 54 55 56

77 78 79

52

rotata Broce. _

dimidiata Brocc.

obtusangula Broce.

sp.

modiola Jan. 1

obeliscus Des Moulins.

harpula Brocc.?

sp.

nov. sp.

nov. sp. mit P. strombillus verwandt.

Turritella Archimedis Brong.

bicarinata Eichw. tricarinata Brocc. Semperi Hörnes,

sp.

communis Risso. marginalis Brocc. var. subangulata Broce. Sp.

turris Bast, ?

Adeorbis Woodi Hörnes. Xenophora crispa König.

27

testigera Bronn.

Trochus sp.

Odontostoma plicata Mig. Turbonilla costellata Grat.?

77

77

72

gracilis Brocc. subumbilicata Grat. plicatula Broce.?

37

80 Actæon semistriatus Ferussac. 81 Natica millepunctata Lk,

82 helicina Brocc.

83 castanea Lk.

84 Chemnitzia Reussi Hörnes. 8⁵ 77 Sp.

86 75 Sp.

87 Eulima subulata Don.

88 Bulla lignaria L.

89 urtricula Brocc.

90 elongata Bronn.

91 convoluta Brocc.

92 Calyptræa chinensis L.

93 Dentalium badense Partsch. 94 397 sp. 4 | 95 135 mutabile Doderlein? 96 2 sp ·

97 15 incurvum Renieri.

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3. Beitrag zur Nenntniß der ſiluriſchen Cepha⸗ (opoden im norddeutſchen Diluvium und den an⸗ ſtehenden Lagern Schwedens,

von a Ernſt Boll. 4 (Taf. I bis IXa 0 le

Cephalopodenreſte gehören zwar zu den häufigſten Einſchlüſſen gewiſſer Arten unſerer ſiluriſchen Gerölle, und namentlich die gekammerten, oft anſehnlich großen Ortho⸗ ceratiten (von Laien auch wohl „verſteinerte Schlangen“ genannt,) find jedem Sammler bekannt: dennoch iſt die wiſſenſchaftliche Kenntniß dieſer Conchylien und die Arten⸗ beſtimmung derſelben bis jetzt bei uns ſehr mangelhaft ge⸗ blieben. Es iſt mir dies um ſo fühlbarer geworden, je größer die Zahl der Arten wurde, die mir nach und nach aus Meklenburg zu Händen kamen, und ich entſchloß mich daher die Familie unſerer ſiluriſchen Cephalopoden einmal etwas ernſtlicher vorzunehmen, um die vielen mir noch un— bekannten Arten mit Hülfe derjenigen Werke, aus denen ich Aufſchluß über dieſelben zu finden hoffen durfte, zu enträthſeln. Da fand ich denn aber bald, daß nicht allein viele unſerer Arten anderweitig noch gar nicht gekannt waren, ſondern auch manche ſchon längſt gekannte von den Petrefactologen vielfach mit ähnlichen verwandten Arten verwechſelt worden ſeien.

Von den fremden literariſchen Hülfsquellen im Stiche gelaſſen, nahm ich nun ſelbſt eine neue Bearbeitung dieſer Familie vor. Anfänglich wollte ich nur die meflenburgi-

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ſchen Arten abhandeln, für welche mir außer meiner eige- nen Sammlung die Sammlungen des Hrn. Dr. L. Brückner in Neubrandenburg und des Hrn. Baumeiſter F. Koch in Dömitz ſchöne Materialien darboten; als aber Hr. Dr. v. Hagenow in Greifswald die Güte hatte, mir von allen ſeinen in Schweden geſammelten Orthoceratiten einige Exemplare zur Vergleichung mit unſeren meklenburgiſchen mitzutheilen, entſchloß ich mich auch dieſe bei der vorlie— genden Arbeit mit zu erörtern, da auch die Keuntniß dieſer ſchwediſchen Arten bisher eine ſehr mangelhafte geweſen iſt, und auch wohl noch längere Zeit verfließen wird, bis uns Angelin Auskunft über dieſelben ertheilt.

An literariſchen Hülfsmitteln habe ich benutzt:

Breynii dissert; de Polythalamiis, Gedani 1732. to.

Bronn Lethaea geognostica ed. 3 (deren zweiter Band, worin die ſiluriſche Formation, von F. Römer bearbeitet iſt.))

Hisinger Lethaea Suecica, Holmiae 1837—41. 4to.

Klein de tubulis marinis. Gedani 1731. 4to.

Murchison the silurian system. vol. 2. London 1839. 4to. Quenſtedt N ber Petrefactenkunde. en 1852. Sto. Que nftest die ad Deutſchlands. Tübingen 1846 ff. Sämann über die Nautiliden, in Dunkers und v. Meyers

Beitr. zur Naturgeſch. der Vorwelt, Bd. 3 S. 121 ff. Caſſel 1854. 4to.

Leider ſind mir die literariſchen Quellen über die ſiluriſchen Verſteinerungen der rufſiſchen Oſtſeeprovinzen, welche nächſt den ſchwediſchen den unſrigen am meiſten verwandt find, unzugänglich geblieben. Mein Unvermögen, dieſelben herbeizuſchaffen, mag es daher entſchuldigen, wenn vielleicht Arten, die ich als neu W aus Rußland ſchon bekannt ſein ſollten. |

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Von farumtlihen auf den folgenden Blättern beſchrie⸗ benen Arten habe ich auch Abbildungen gegeben. Ich habe fie ſelbſt gezeichnet, und zwar um die charakteriſti⸗ ſchen Merkmale möglichſt getreu wieder zu geben, dabei den ſo nützlichen Hagenowſchen Dicatopter zu Hülfe ge⸗ nommen. Die Lithographien ſind hier in Neubrandenburg gemacht; zwar ſind ſie nicht ſo elegant, als die in den auf derartige Arbeiten geübteren größeren lithographiſchen Anftalten gefertigten, ich hatte hier aber den Vortheil, den Lithographen bei jeder Abbildung ſelbſt mündlich genau inſtruiren zu können, und ich glaube, daß ſie in Bezug auf getreue Darſtellung allen billigen Anforderungen ge⸗ nügen werden. Leider haben manche der Namen unten am Rande der Tafeln bei der Ausarbeitung des Textes noch geändert werden müſſen, worüber indeß der Text weiteren Aufſchluß giebt. 2

Orthoceras.

Die zahlreichen Arten diefer Gattung, welche die ge⸗ rade geſtreckten, kegelförmigen Conchhlien umfaßt, deren Scheidewände von einem Sipho durchbrochen ſind, ſind ſich zum Theil ſo ähnlich, daß, wenn man nicht alle ihre cha⸗ racteriſtiſchen Merkmale in ihrer Geſammtheit berückſichtigt, ſehr leicht Verkennungen ſtattfinden können. Daher iſt es denn auch geſchehen, daß von den Petrefactologen manchen Arten viel weitere horizontale und verticale Verbreitungs⸗ bezirke zugeſchrieben werden, als ihnen in der That zu⸗ kommen. Namentlich bei den diluvialen Exemplaren ſind Irrthümer leicht möglich, da die Stücke oft in jo ſchlechtem Erhaltungszuſtande gefunden werden, daß einzelne wichtige

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Kennzeichen, wie z. B. die Seulptur der oberen Schale, gänzlich verloren gegangen ſind.

Die wichtigen Kennzeichen, welche ſergfelige Berück⸗ ſichtigung verdienen ſind:

Die Dimenſionen des Kegels, den die Conchylie bildet, und welche man an leichteſten aus dem Verhältniß des Durchmeſſers der Kegelbaſis zur Kegelhöhe erhält, Maße, die ſich an den Exemplaren der Orthoceratiten leicht nehmen laſſen. Es läßt ſich nun zwar für die ein⸗ zelnen Arten keine mathematiſch ſcharfe Beſtimmung dieſer Dimenfionen geben, da fie hierin nicht ganz conſtant find: allein die Schwankungen finden nur innerhalb ſehr enger Gränzen ſtatt und man wird keine Art nachweiſen können, bei welcher dieſelben ſo groß wären, daß wenn z. B. bei einzelnen Exemplaren der Durchmeſſer der Baſis ſich zur Höhe = 1:5 verhielte, bei anderen Eremplaren derſelben Art dies Verhältniß 1: 10 wäre. Die Kegeldimen⸗ ſionen, cum grano salis angewendet, bieten daher immer- hin ein brauchbares Merkmal zur Unterſcheidung der Arten, wie dies ſchon Breyn vor mehr als hundert Jahren richtig erkannte, indem er dies Merkmal in die Diagnoſe ſeiner Arten mit aufnahm. Auch ich werde von dieſem Merk: male Gebrauch machen und zwar in der Weiſe, daß ich jene Proportion in Form eines Bruches ausdrücke, in welchem der Zähler die Größe des Baſtisdurchmeſſers, der Nenner aber die Kegelhöhe bezeichnet; der Ausdruck Kegel ½ bezeichnet alſo, daß die Höhe desſelben den Durchmeſſer der Baſis fünfmal übertrifft.

Größe, Lage und Geſtalt des Sipho bieter ein zweites wichtiges Merkmal dar. In manchen Fällen iſt

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der Sipho ſo weit, daß das Verhältniß, in welchem fein Durchmeſſer zu dem der von ihm durchbrochenen Scheide⸗ wand ſteht, ſich mit Leichtigkeit meſſen läßt. Auf dieſe Proportion muß Rückſicht genommen werden, da ſie bei Exemplaren einer und derſelben Art ziemlich conſtant iſt; doch iſt dabei zu beachten, daß dies Größenverhältniß bei einem und demſelben Exemplare etwas variirt, je nach⸗ dem man die Maaße an dem jugendlichen Theile der Conchylie, in der Nähe der Spitze, nimmt, oder weiter nach oben: in erſterem Falle pflegt der Sipho einen ver⸗ hältnißmäßig etwas größeren Durchmeſſer zu haben. Bei Siphonen, deren Durchmeſſer weniger als Y des Durch⸗ meſſers der Scheidewand beträgt, iſt das Meſſen ſehr unſicher und daher von mir unterlaſſen; derartige Siphonen find ſchlechtweg als „klein“ bezeichnet. Der Sipho liegt gewöhnlich entweder in der Mitte des Gehäuſes (central), oder hart am Rande deſſelben * (lateral); es kommen aber auch Fälle vor, wo er nicht genau in der Mitte, ſondern etwas excentriſch, oder ſogar intermedial, d. h. in der Mitte zwiſchen dem Centrum und der Bauchſeite, liegt. Die kleinen Siphonen ſind central und excentriſch, die größeren lateral und intermedial. Während die kleinen Siphonen die Kammerſcheidewände durchbrechen, pflegen die großen lateralen von den ſich dutenförmig herabbiegen⸗ den Rändern der Scheidewände ganz und gar umhüllt zu ſein, (daher auch vaginata genannt), weßhalb man auch von dieſen in jenen Duten als in Scheiden ſteckenden Siphonen vollſtändige Steinkerne antrifft. Die großen

1. Die Seite, an welcher der Sipho liegt, oder welcher er ſich nähert, nenne ich mit Sämann die Bauchſeite.

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intermedialen Siphonen pflegen in den Wohnkaummern Fugel- artig angeſchwollen zu ſein (cochleata), wodurch derartige als Steinkerne ohne das äußere Gehäuſe gefundene - nen ein perlſchnurartiges Anſehen beſitzen.

Ein drittes Merkmal, worin ſich die einzelnen Arten unterſcheiden, find die Dimenſtonen ihrer Kammern, die ſich aus dem Verhältniß ergeben, in welchem Höhe und Durchmeſſer derſelben zu einander ſtehen; doch iſt hierbei der Umſtand zu berückſichtigen, daß von der unterſten zur oberſten Wohnkammer hinauf die Höhe der Kammern im Verhältniß zu ihrem Durchmeſſer etwas geringer zu werden pflegt:

Viertens zeigt die 98 Geſtalt der ganzen Conchylie mannigfache Abänderungen. Sie ſtellt ent⸗ weder einen ganz einfachen Kegel (bei kleineren Bruchſtücken nur einen Cylinder) dar, deſſen Mantel, außer etwa vor- handenen Längs⸗ oder Ringſtreifen, keine weiteren Ver⸗ zierungen zeigt, oder er iſt entweder mit ringförmigen Wulſten geziert, oder prismatiſch abgekantet, oder Beides vereinigt ſich ſogar bei einer und derſelben Art.

Ein ſehr wichtiges Kennzeichen zur Unterſcheidung der Arten bietet aber fünftens die Schale dar, und ge⸗ rade dies Merkmal iſt bis jetzt am wenigſten berückſichtigt worden, indem man nicht beachtet hat, daß das Gehäuſe aller unſerer Orthoceratiten aus einer doppelten Schalen— lage beſteht, welche beide in ihrer Sculptur ſehr von einander abweichen. So iſt z. B. bei O0. regulare die punctirte .

1. Die Punctirung der unteren Schale tritt bei dieſer und

anderen Arten mitunter erſt dann deutlich hervor, wenn man ſie etwas anfeuchtet.

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Schale, die man als characteriſtiſches Kennzeichen dieſer Art angiebt (Quenſtedt, Römer) nur die untere Schale, die obere iſt ganz unbeachtet geblieben! Wie wichtig es ſei, dieſe beiden Schalen zu kennen, wird daraus erhellen, daß mitunter bei zwei Arten die Sculptur der oberen Schale faſt ganz gleich ſein kann, während die der unteren bei beiden gänzlich verſchieden iſt. Leider werden wir von dieſem Kennzeichen nur oft im Stiche gelaſſen, weil un- ſeren diluvialen Exemplaren häufig die obere Schale durch Abreibung entweder ganz verloren gegangen, oder doch ſo zerſtört iſt, daß die Sculptur nicht mehr erkannt werden kann. Wir bringen unſere ſämmtlichen Orthoceratiten in vier ziemlich natürlich ſich abgränzende Unterabtheilungen, die vielleicht beſſer zu eben ſo vielen getrennten Gattungen erhoben würden. a. vaginata. Sipho groß, lateral, alle Arten, bis auf 0. Bein- hardi, unterſiluriſch, Angelins regio C. angehörig. 1. O. vaginatum v. Schl. Taf. I., 1 (O. trochleare His. IX. 7; Klein VI. 1 bis 7.) Schwach coniſch, in Bruchſtücken von 2“ Länge noch chlin⸗ deriſch erſcheinend; mit ringförmigen Wulſten, die ſich nach der Bauchſeite etwas ſenken (bei 8-9“ Durchmeſſer kommen 6 bis 7 Wulſte auf 1“ Länge); Sipho lateral, groß (% des Durchmeſſers des ganzen Gehäuſes), Kammern niedrig (nur ungefähr / des Durchmeſſers), ihre Scheidewände den Sipho völlig umfaſſend; obere Schale mit feinen Ringſtreifen geziert (ſtärkere auf dem Rücken der Wulſte, ſchwächere, aber zahl⸗ reichere, in den Einſenkungen); untere Schale? In dem unterſiluriſchen Kalke Schwedens (Hiſinger, Klein); im

Br.

norddeutſchen Diluvium in rothen und grauen Kalkſtein⸗ blöcken (Koch, Dr. Brückner).

Anm. 1. Bei der von Hiſinger gegebenen Abbil⸗ dung ſind die Wulſte zu weit aus einandergerückt, wenigſtens habe ich ſie ſo bei keinem der vorliegenden Exemplare gefunden: die Abbildungen bei Klein geben ein viel treueres Bild unſerer Art.

Anm. 2. Durch Herrn v. Hagenow erhielt ich ein Ex. von Brhyum auf Oeland, von welchem das untere Ende auf unſerer Taf. I, 1. a. und b. abgebildet iſt, welches einige auffallende Abweichungen zeigt; es iſt viel ſtärker coniſch (der Kegel o. ), 5“ 10° lang, Durch⸗ meſſer ½ “, Anzahl der Wulſte 46; die Achſe des Ge— häuſes iſt vom etwa 25. Wulſte an etwas nach der Bauch» ſeite zu gebogen; die Dicke des Siphos beträgt unten %, oben nur / des Durchmeſſers des ganzen Gehäuſes: letzterer Umſtand vernichtet den wichtigſten ſpecifiſchen Unterſchied, den man zwiſchen O. vaginalum und tro- chleare hat auffinden wollen (nämlich die bei beiden ver- ſchiedene Größe des Siphos). Das Taf. I. 1. c. u. d. dargeftellte Eremplar aus Dr. Brückners Sammlung zeigt eine merkwürdige Mißbildung, indem von zwei benachbarten Ringen der eine nach der Bauchſeite trichotomirt, der ans dere aber nach der Dorſalſeite dichotomiſch geſpalten iſt. Die Ringſtreifen ſind hier durch Abreibung ſehr undeut⸗ lich geworden.

2. O. duplex Wahlb. I, 2. Hising. IX, I.; Quenst. Handb. 26, 1. und Cephal. 1, 2.; Bar-

rande in Leonhard und Bronn Jahrb. 1855. III. II.

Kegel ſehr hoch (mindeſtens ½s), jo daß Bruchſtücke 5

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von mehreren Zoll Länge faft chlinderiſch erſcheinen. Sipho randſtändig, ſehr groß (faſt die Hälfte des Kammer⸗ durchmeſſers erreichend) und von Duten, welche durch die Kammer⸗Scheidewände gebildet werden, völlig um chloſſen; unten iſt er ganz mit Kalkſpath erfullt, (was, wie Bar⸗ rande gezeigt hat, ſchon durch das lebende Thier geſchehen if), weiter hinauf iſt aber dieſe Ausfüllung nicht mehr vollſtändig geweſen, ſondern nach der Wohnkammer hin hat ſie allmählig abgenommen und endlich ganz aufgehört, ſo daß für den Sipho des lebenden Thieres eine in den hohlen Kalkſpathkegel hineinreichende kegelförmige Höh⸗ lung übrig geblieben iſt, welche bei dem Verſteinerungs⸗ proceß nun mit dem Muttergeſtein erfüllt worden. if, Daher zeigt der verſteinerte Sipho, je nachdem er aus ver⸗ ſchiedenen Höhen genommen iſt, ein ganz verſchiedenes Ausſehen: in der Nähe der Wohnkammer und in der Nähe der Spitze erſcheint er einfach, in erſterem Falle mit grauem Kalk, in letzterem aber mit Kalkſpath erfüllt; doppelt dagegen erſcheint er in den mittleren Stücken und zwar als ein kleiner Cylinder von grauem 5 der mit einer Hülle von Kalkſpath umſchloſſen if. !“ Kammern 5“ hoch (und zwar ſowohl bei dünneren als bei dickeren Ex., weßhalb ſie in erſterem Falle relativ viel höher er⸗ ſcheinen). Obere Schale glatt, untere mit dichtgedrängten, grubig punctirten, haarfeinen Queerlinien. Dieſe Art erreicht rieſenhafte Dimenſionen: ein vorliegendes ſchwedi⸗ ſches Er. hat einen Durchmeſſer von 2“ 8 (was auf eine Kegelhöhe von mehr als 5“ ſchließen läßt) in Dr.

1. Aehnliche Siphonalbildung hat man auch bei anderen Orthoceratiten mit weitem Sipho Gelegenheit zu bemerken.

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L. Brückners Sammlung befindet ſich ein loſer, in Meflen- burg gefundener Sipho von 2“ Durchmeſſer, was auf einen Schalendurchmeſſer von 4“ und auf eine Kegelhöhe von mehr als 8“ hindeuten würde. In unterſtluriſchen Schichten Weſtgothlands (bei Kinnekulle nach Hiſinger) und Oelands (bei Bryum nach v. Hagenow); häufig in nord⸗ deutſchen Diluvialgeröllen. 3. O. commune Hising. (9, 2) Taf. II., 4.

Ziemlich ſtark coniſch (etwa Y5), aber nicht drehrund, ſondern an der Bauchſeite etwas abgeflacht (was in Fig. 4, b. durch den Lithographen nicht ganz richtig dargeſtellt, iſt!), ſo daß die beiden Durchmeſſer eines langen Er. oben 15 und 14“ betragen (unten . 11 und 10%); Sipho randſtändig, ſehr groß (6 alfo 34), Kammern niedrig (8 K., deren oberſte 11““ im Durchmeſſer hat, find. zuſammen 20. hoch, alſo jede 274 “, oder etwas mehr als / des Kammerdurchmeſſers). Schale an wohl- erhaltenen Er. durch die Anwachsſtreifen obſolet geringelt, an ſchlechteren ſo vergangen, daß ihre Sculptur kaum zu erkennen iſt; untere Schale glatt. In den unterſiluri⸗ ſchen Schichten Schwedens gemein; Dr. v. Hagenow theilte mir Ex. aus dem rothen Vaginatenkalk von Bryum und Wedby auf Oeland mit. Häufig in den nord- deutſchen Geſchieben deſſelben Geſteins.

Anm. Bei der von Hifinger gegebenen Abbildung iſt der Sipho viel zu klein gezeichnet, Ob O. commune Barrande in Leonhard und Bronns Journ. 1855 S. 265 (T. 3, 12) hierher gehört, darüber bin ich in Zweifel, weil die Kammern niedriger (nur 2“) ſind, als bei unſerer Art. Ob bei dieſer (wie Barrande für ſein O. commune

x *

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als characteriſtiſch hervorhebt,) die Scheidewaͤnde der Kam⸗ mern den Sipho nicht völlig umfaſſen, ſondern auf der Bauchſeite unvollſtändig bleiben, indem ſie ſich bogenförmig an ihm herabbiegen, habe ich an den vorliegenden Exem⸗ plaren, an denen die Bauchſeite noch mit der Schale be⸗ kleidet iſt, nicht entdecken können. Ich beſitze übrigens ein meklb. Ex., welches der Abbildung, die Barrande ges geben hat, völlig entſprecht. 4. O. Reinhardi Boll II, 5.

Dieſe Art ſcheint ziemlich ſtark coniſch zu ſein, was ſich aber bei dem fragmentariſchen Zuſtande nicht ſicher beſtim⸗ men läßt. Sie erreicht einen Durchmeſſer von 2“ 8 %, Sipho ſehr groß (bei einem Ex. von 2“ Durchmeſſer, iſt er 9“ dick), aber ſelten erhalten; Kammern ſehr hoch (bei dem eben erwähnten Er. 10““ hoch), ſtark gewoͤlbt; obere Schale wahrſcheinlich glatt, untere mit dichtgedrängten, haarfeinen runzeligen Queerlinien bedeckt. Trotz dieſer mangelhaften Diagnoſe durch ſein Vorkommen und Größe leicht kenntlich, indem dieſe Art ſich ausſchließlich (freilich meiſt nur als faſt armsdicker cylindriſcher 2 bis 4“ langer Steinkern) in den Geröllen des norddeutſchen Graptolithen- geſteins (alſo aus mittelſilur. Lagern ſtammend,) findet.

An m. Dieſer Art habe ich den Namen des im J. 1783 verſtorbenen Strelitzers A. F. v. Reinhard beigelegt, welcher der erſte war, der (ungefähr um die Mitte des vorigen Jahrhunderts) über die meklenburgiſchen Ortho⸗ ceratiten geſchrieben hat.

b. regularia.

Sipho klein, central oder excentriſch, Gehäuſe einen

Kegel mit ſehr langer Achſe bildend. Schale glatt, oder

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mit Ringſtreifen (nicht mit ringförmigen Wulſten) geziert. Alle Arten, bis auf columnare und conicum, gehören Augelins unterſiluriſcher Region C. an.

5. O. Nilssoni Boll III, 6.

Sehr ſchlank, Durchmeſſer des vorliegenden Erem— plars bei 31,” Länge nur und 6“, der Sipho 1 * dick und etwas ercentrifch, die Kammern ſehr hoch (5“ alſo beinahe des ganzen Durchmeſſers des Gehäuſes); obere Schale mit weitläuftigen Ringſtreifen geziert, deren etwa 4 auf den Raum einer Linie kommen, untere Schale mit haarfeinen aber ſcharfen und unregelmäßigen Dueer- linien geziert (etwa 18 auf 1“). Fundort: Meklen⸗ burg, in einem Gerölle des unterſiluriſchen rothen Va⸗ ginatenkalkes (m. Sammlung).

6. O. regulare v. Schl. III, 7. 2 (centrale Hising 9, 4.)

Unter dieſem Namen ſcheinen viele gar verſchie⸗ dene Arten begriffen zu werden; ich verſtehe darunter diejenige welche Breyn de polythalamiis im J. 1732 auf Taf. 3 ſehr gut abgebildet hat und deren Merk- male folgende ſind: |

Gehäuſe faſt cylindriſch Breyn bildet ein Ex. von 5“ 3 Länge ab, deſſen Durchmeſſer 13 und 10“ betragen, der Kegel alſo . ½); Sipho central, Kammern hoch (aber nicht ſo hoch, als bei Nilssoni,), etwas höher als die Hälfte des Kammerdurchmeſſers (bei 9““ Durchmeſſer 5“ hoch); obere Schale mit Ringſtreifen (etwa 7 bis 8 auf 1%) geziert, wie auch Breyn in der Beſchreibung dieſer Art ausdrücklich hervorhebt, und in Fig. 5 auch darſtellt; untere Schale ſtark punctirt, die Puncte in unregel⸗

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mäßigen, hin und her gebogenen Queerlinien geordnet. An 2 Ex. meiner Sammlung hat die Wohnkammer (etwa in der Mitte) eine merkwürdige ziemlich ſtarke, ringförmige, etwas unregelmäßige Einſchnürung erlitten. In Fig. 7, a iſt die ringförmige Sculptur in der Mitte des Ge⸗ häuſes etwas verzeichnet, die Streifen müſſen olle parallel laufen; Fig. 7, b ſtellt einen Steinkern ohne Schale dar.

In den unterſiluriſchen Geröllen des norddeutſchen Diluviums weit verbreitet; auch im rothen Vaginatenkalk von Wedby auf Oeland (v. Hagenows Sammlung).

Anm. In Hiſingers Abbildung des O. centrale (welche ich zu unſerer Art rechne,) iſt die Vergüngung des Kegels etwas zu ſtark, ſogar noch ſtärker, als bei der fol⸗ genden Art, zu welcher ſie aber, der ſtarken Ringſtreifen wegen, nicht gezogen werden kann. Auch iſt O. regulare, die einzige in dieſe Gruppe gehörige Art, welche Herr Dr. v. Hagenow aus Schweden mitgebracht hat.

7. O. Wahlenbergii Boll III, 8.

Stärker coniſch als die beiden vorhergehenden Arten (Kegel ungefähr ½¼:), in der Regel nur klein (6“ im Durch⸗ meſſer), aber auch beträchtlichere Dimenſtonen erreichend (mir liegt ein Er. von 1“ 2“ Durchmeſſer vor). Sipho central, Kammern hoch (I) obere Schale mit ſehr feinen, aber ſcharfen und dichtgedrängten Ringſtreifen (15 bis 16 auf 1“) geziert, untere Schale punctirt, die Puncte in dichten Queerreihen (bis 30 auf 1“) geordnet. In unterſiluriſchem grauen Kalk des norddeutſchen Diluviums (Koch, Boll). | |

1. Bei dem kleineren Ex. Fig. 8, c. konnten die haarfeinen Ringſtreifen durch die Zeichnung nicht wieder gegeben werden.

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An m. Zur leichteren Unterſcheidung habe ich auf Taf. III ein Stückchen Schale der drei voraufgehenden verwandten Arten von 1’ Länge in 8 maliger Vergröße- rung durch den Dicatopter dargeſtellt, woraus der verſchie⸗ dene Abſtand ihrer Ringſtreifen ſogleich zu erkennen iſt.

* 8. O. columnare Markl.“ sec. v. Hag. I, 3. (Steinkern!)

Schwach coniſch (Kegel Y,,), Sipho excentriſch, Kam⸗ mern niedrig (bei einem Er. von 1“ 9“ Länge und 1%853““ Dicke nur 4“ hoch); obere Schale ſchwach geringelt, untere mit dicht gedrängten, ſchwachen, grubigen Puncten bedeckt; Steinkern fein und unregelmäßig längs geſtrichelt. Fundort: oberſilur. Kalk (regio E.) bei Norr Uedden emot Faroe auf Gottland (v. Hag. Sammlung).

9, O. laevigatum Boll III, 9. (Wahrſcheinlich regulare Hising. 9, 3.)

Sehr ſchwach coniſch Kammern flach gewölbt, niedrig (kaum ½). Durch die letzteren beiden Kenn— zeichen, ſo wie durch die glatte Schale, unterſcheidet ſich dieſe Art hinreichend von O0. regulare v. Schl. mit welcher Hiſinger ſie verwechſelt zu haben ſcheint. Aus Schweden habe ich fie noch nicht geſehen, wenn nicht etwa ein undeutliches Ex. in v. Hagenows Sammlung von Wedby auf Oeland hierher gehört. Hr. Koch fand ein 3” 2 langes und 81, und 7“ im Durchmeſſer halten- des Ex. unweit Doberan in einem Gerölle von rothem Vaginatenkalk.

1. Die mit einem Stern bezeichneten Arten ſind ſchwediſche, die ich aus Norddeutſchland noch nicht geſehen habe.

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10. O. conicum (Sow?) Hising. 0, "N Unfere Taf. IV, 12.

Dieſe Art ſteht der vorigen zwar nahe, unter ſcheidet ſich aber durch ihre ſchnellere Vergüngung (der Kegel iſt nur ½) und die ſtärker gewölbten Kammern ſehr characteriſtiſch von ihr. Auf der Schale find die An⸗ wachsſtreifen als unregelmäßige Ringſtreifen ſchwach zu erkennen. In Schweden kommt dieſe Art in den unter⸗ ſiluriſchen Schichten (auf Oeland und in Dalekarlien) vor; ich habe ſie von dort noch nicht geſehen und daher auf Taf. IV. in Fig. 12, a. Hiſingers Abbildung copirt. In Meklenburg fand Herr Koch ſie gleichfalls einmal in einem unterſiluriſchen Gerölle (2“ lang, Durchmeſſer 13 und “), ſehr häufig aber kommt ſie in unſeren mittel⸗ſiluriſchen Graptolithengeſteinen vor, zu deren cha⸗ racteriſtiſchen organiſchen Einſchlüſſen fie gehört; fie zeigt ſich hier aber nur als glänzend glatter, ganz aus Kalf- ſpatheryſtallen beſtehender Steinkern, bei dem jede Spur von Schale, Scheidewänden und Sipho verſchwunden zu ſein pflegt (Fig. 12, b. und c. ſind kleinere meklenbur⸗ giſche Exemplare).

Anm. In demſelben Geſtein finden ſich ebenſo häu⸗ fig ſehr kleine Orthoceratiten, (ſelten über einen halben Zoll lang und nur und 1%, ““ im Durchmeſſer ) welche ganz dieſelbe Geſtalt zeigen, aber beſſer erhalten zu ſein pflegen. Ein Ex. in Dr. L. Brückner Sammlung zeigt folgende Merkmale: obere Schale glatt nur mit un⸗ deutlichen und unregelmäßigen Anwachsſtreifen, untere Schale mit haarfeinen, unregelmäßig gebogenen und etwas grubig punktirten, dicht gedrängten Queerſtreifen; auf der

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Bauchſeite läuft eine etwas hervortretende, mit bloßen Augen ſichtbare Linie herab. Ich bin in Zweifel, ob dies Er. zu conicum gehört, oder ob es eine neue Species bildet.

c. annulata. Jede Kammer mit einem wulſtigen Ringe umgeben,

Sipho fein, central oder mehr oder weniger ercentriſch. Die erſten drei Arten oberſiluriſch (regio E.), die letzten aus den mittelſiluriſchen Schichten. |

11. O. Hisingeri Boll V, 13. 1.

(annulatum Hising 9, 8, nicht Sow!)

Das vorliegende Ek., von welchem nur die Wohn⸗ kammer erhalten: ift, erſcheint oben durch Zuſammendrückung ſogar dünner als unten, gerade ſo, wie auch die citirte Abbildung bei Hiſinger zeigt, die auch nur eine Wohn— kammer darſtellt. Länge 2“ 2“ (vom erſten bis zum letzten Wulſte); Durchmeſſer des unterſten Wulſtes faſt 10“, Anzahl der Wulſte 12; die Höhe der Kammern würde alſo, da die Anzahl derſelben bei allen annulatis der Zahl der Wulſte entſpricht, auf etwa 2“, oder 14 des Durchmeſſers, zu berechnen ſein; Kammern ſtark gewölbt; die dicken wulſtigen Ringe ſtehen horizontal, und die Ein- ſenkungen zwiſchen ihnen erſcheinen auf den Steinkernen als glatte ſattelförmig vertiefte Rinnen, Sipho mittel- ſtändig, ſehr fein; Schale mit feinen Ringſtreifen geziert, die Steinkerne mit dichtgedrängten, haarfeinen, nur durch die Loupe erkennbaren Queerlinien geſtrichelt. Fundort: grauer oberſiluriſcher Kalk bei Katthammarsvik auf Gott⸗ land (v. Hag. Sammlg.); an der rügianiſchen Küſte fand

1. Die Abbildungen dieſer und der folgenden Art ſind durch

unrichtige Einſtellung des Dicatopters etwas zu groß geworden; die Linien 13. b. und 14. b. bezeichnen die wahren Dimenfionen.

74

ich ein von den Wellen ſtark abgeriebenes Ex., ales ich zu dieſer Species rechnen möchte.

Anm. Schade, daß der Name O. annulatum ſchen anderweitig verwendet iſt, da er dieſe Art ſehr gut cha— racteriſiren würde. Mit O0. Jbex Murch. Silur. 5, 30, mit welcher man unſere Art hat vereinigen wollen, hat fie nichts zu ſchaffen. O. Pes iſt ſeitlich etwas compri⸗ mirt, ſeine Wulſte ſtehen ſchräge und etwas PORN zu⸗ ſammen gerückt. i

* 12. O. gottlandicum Boll 72 14.

Faſt cylindriſch bei einer Länge von 1“ 7“ find die Durchmeſſer ¼ 7 Wulſte, die nicht als Ringe mit gerundetem Rücken ſcharf hervortreten und durch eine weite, gleichmäßig ausgekehlte Rinne (wie bei der vorigen Art) getrennt ſind, ſondern mehr den kielartigen Windungen einer hölzernen Schraube gleichen, indem die Seiten der Wulſte ſich gerade abdachen und die Abdachungen der be- nachbarten Wulſte in der Mitte der Einſenkung durch die vertieften Linien, welche auf den Steinkernen durch die Kammerſcheidewände gebildet werden, deutlich abgegränzt ſind; die Wulſte ſtehen etwas weiter auseinander, als bei O. Hisingeri (auf 1“ 4% Länge 6, dort 7%); Sipho central; Kammern 23), % hoch. Die Schale iſt an dem vorliegenden aus Kalkſpath beſtehenden, glänzend glatten Steinkerne nicht vorhanden; auf der unteren Ab- dachung der Wulſte bemerkt man eine feine unregelmäßige Queerſtreifung durch eingedrückte Linien. Fundort: ober⸗ ſiluriſcher Kalk bei Gragarn auf Narbe Gottland (v. Hag. Sammlung).

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* 13. O. verticillatum v. Hag. V, 15.

Faſt cylindriſch, mit dichtſtehenden ringförmigen, oben abgerundeten Wulſten bedeckt, deren größte Höhe nicht in der Mitte der Kammern liegt, ſondern etwas tiefer; auf eine Länge von 2“ (Durchmeſſer 6“) kommen 24 Wulſte; Sipho etwas excentriſch, Kammern 1” hoch; Schale mit zarten, hervortretenden Ringſtreifen geziert, von denen 10 bis 12 auf den Raum einer Linie kommen. Fundort: oberſtluriſcher Kalk bei an. auf en (von Hag. Sammlung). |

Anm. Sollte O. vert. vielleicht nur der untere, ge⸗ Ane Theil von 0. Hisingeri fein? Zahlreichere und vollſtändigere Ex. mögen darüber entſcheiden. 8

14. O. ornatum Boll V. 16.

Der vorigen Art nahe ſtehend, aber ſtärker coniſch (Kegel *r bis ½), die ringförmigen Wulſte ſtehen viel dichter und ſchräge, indem ſie ſich nach der Dorſalſeite zu etwas erheben; Sipho ſtark exceutriſch; bei einem Er. von 8“, Länge und 3½“ Durchmeſſer zählt man 18 Wulſte: Höhe der Kammern unbekannt, da von dem vorliegen— den Exemplare nur die Wohnkammer erhalten iſt; Schale mit ſcharfen hervortretenden Ringſtreifen geziert, deren etwa 15 auf 1“ kommen. Fundort: im Graptolithengeftein des meklenburgiſchen Diluviums Ki und Dr. L. Brück⸗ ners Sammlung). |

d. cochleata. | Sipho intermedial, in den Kammern mehr oder we- niger ſtark angeſchwollen, Schale (mit vielleicht einer Aus⸗ nahme, nämlich O. imbrieatum,) längs geſtreift oder gerippt; alle Arten oberſiluriſch (regio E.) Eine ſehr

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characteriſtiſche Gruppe, welche am paßlichſten 88 gene⸗ riſch von Orthoceras getrennt würde.

* 15. O. cochleatum v. Schl. V, 17. In (crassiventre Wahlb, His, X., 3. Breyn VI. 1. 2.) Stark coniſch (Kegel c. /); Sipho ſehr groß, in den

Kammern zu großen (bis zu 2“ im Durchmeſſer haltenden) platt gedrückten Kugeln angeſchwollen, welche mit durch— ſcheinenden Kalkſpatheryſtallen erfüllt find, und etwa % der Kammern ausfüllen; Kammern niedrig, (bei 18““ Durd- meſſer nur 3½““ hoch), nach der Bauchſeite etwas geneigt; Schale (von welcher an dem vorliegenden Ex. nur Spuren vorhanden ſind,) auf der ſelten erhaltenen Oberfläche (nach F. Römer) mit feinen unregelmäßig gebogenen Längslinien bedeckt. Dimenſionen des von Hiſinger abgebildeten Exemplars: Länge 3“, Durchmeſſer i Kammern 7. Fundort: oberſilur. Kalk der Inſel Gottland (v. Hag. Sammlung); im norddeutſchen Diluvium iſt weder von mir noch auch durch v. Hagenow je eine Spur dieſer Art gefunden worden.

* 16. O. imbricatum Wahlb. VI, 18.

Hising. IX., 9.

Stark coniſch (etwa ½), Achſe des Kegels ſchief, Sipho groß, ““ vom Rande entfernt; Kammern ſehr niedrig, bei einem Ex. von 3“ Länge, deſſen Durchmeſſer %% betragen, 32 Kammern, und zwar ſind die unteren etwas höher (1½ “)) als die oberen (1%, nicht horizon⸗ tal, ſondern nach der Bauchſeite geneigt und an dieſer plötzlich noch ſtärker deprimirt, ſo daß die Kammernäthe auf der Bauchſeite einen Sinus bilden, gerade ſo, wie die Abbildung bei Hiſinger dies zeigt. Die Schale, von

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welcher nur Spuren vorhanden, ſcheint glatt gewefen zu ſein, ich moͤchte aber aus der Analogie der verwandten Arten ſchließen, daß ſie in wohlerhaltenem Zuſtande dennoch fein geſtreift geweſen ſei. Fundort: oberſilur. Kalk bei Katthammarsvik auf der Inſel Gottland (Dr. v. Hag. Sammlung.)

17. 0. Hagenowii Boll VI, 19.

Der vorigen Art naheſtehend, aber durch folgende cha- racteriſtiſche Merkmale beſtimmt von ihr geſchieden: Der Sipho iſt (wo er die Kammerſcheidewände durchbricht, kaum ½ jo groß wie bei imbricatum und ſteht auch viel weiter vom Bauchrande entfernt, nämlich bei einem Ex. von 13“ Durchmeſſer 3, “; die Kegelachſe ſteht faſt gerade auf der Baſis, iſt aber kaum merklich nach der Rückenſeite zu gekrümmt; die unteren Kammern ſenken ſich vom Rücken nach der Bauchſeite anfänglich ſehr ſtark, die ſpäteren ſchwächer, die mittleren ſtehen faſt horizontal, die oberen bleiben entweder gleichfalls ſo, oder neigen ſich wieder etwas zur Bauchſeite: die Kammernäthe bilden aber auf der Bauchſeite niemals einen Sinus, ſondern ver⸗— laufen dort ganz horizontal. Schale ſehr fein längs ge- ſtreift, was nur durch die Loupe ſichtbar wird; auch die Steinkerne zeigen auf der Bauch- und Rückenſeite (beſon⸗ ders auf erſterer) einige ſchwache, entfernt ſtehende Längs⸗ ſtreifen. Fundort: mit dem vorigen und auch a. a. O. auf der Inſel Gottland (Fig. 19, a. b. c. ein gottl. Ex. aus v. Hagenows Sammlung); abgeriebene Ex., durch ihre ſehr niedrigen faſt horizontalen oberen Kammern (nur bis % des Durchmeſſers hoch, bei 11“ Durch⸗

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meſſer nur 1“) leicht kenntlich (Fig. 19, d. aus Pom⸗ mern), finden ſich im norddeutſchen Diluvium (v. Hag., Koch), und zwar mit Beyrichia tuberculata Klöd. sp. ver- N |

18. O. striatulum Boll VI, 20.

Dem O. bullatum Murch. Silur. 5, 29 ſehr ühn⸗ lich, aber der Sipho iſt bei unſerer Art intermedial, wäh⸗ rend er bei der engliſchen central iſt. Länge des vor— liegenden Ex. 1“ 6%, oberer Durchmeſſer 1“ 7%, Sipho 5““ von dem Bauchrande entfernt, 2“ Did; Kammern ſtark gewölbt, aber nur hoch; die Schale iſt mit ſcharfen, hervorragenden und ſchon mit bloßen Au⸗ gen erkennbaren Längsſtreifen geziert, deren durchſchnittlich 6 bis 8 auf die Breite von 1 kommen. Das vorlie⸗ gende Ex. iſt an beiden Seiten zwar ſtark abgerieben, ſcheint aber auch im unverletzten Zuſtande nicht drehrund, ſondern von elliptiſchem Durchſchnitte geweſen zu ſein; von O. Hagenowii außerdem auch durch die viel ſtärkere Längsſtreifung unterſchieden. Fundort: oberſilur. Ger ſtein des meklenburgiſchen Diluviums (m. Sammlung).

Anm. O. bullatum Murch. gehört auch in dieſe Abtheilung der cochleata; ob auch O. lineatum Hising. 9, 6 (aus unterſiluriſchen Schichten Schwedens), habe ich nicht ermitteln können, da ich es nie geſehen habe (auch v. Hagenow fand es nicht in Schweden); es unter- ſcheidet ſich durch einen centralen Sipho von allen Arten, die ich in dieſer Gruppe vereinigt habe, und während dieſe alle den oberſiluriſchen Schichten angehören, ſoll lineatum geognoſtiſch tiefer ſtehen.

* 19. O. angulatum Wahlb. VII, 21. His. X, 1. Breyn VI, 3 bis 5. Kegel etwa %, mit etwas gebogener Achſe, Sipho bei einem Kammerdurchmeſſer von 14” ungefähr 2“ dick und 2“ vom Bauchrande entfernt; ein Er. von 2“ Länge (Durchmeſſer 22), hat Kammern, jede alſo 3““

17 2 1 hoch. Bloße Steinkerne, welche von dieſer Art gewöhnlich gefunden werden, ſind der Länge nach prismatiſch abge⸗ kantet, mit 20 bis 30 Seitenflächen; wo die obere Schale aber erhalten iſ, läuft auf jeder Kante eine vorſpringende Leiſte herab, in deren Zwiſchenräumen ſich noch 2 bis 3 ſchwaͤ⸗ chere Leiſten einſchieben. Fundort: oberſiluriſche Schichten der Inſel Gottland (v. Hag. Sammlung). nn e Das ähuliche O0. canaliculatum Murch. 13, 26 aus England hat eine gerade Achſe, centralen Sipho und niedrigere Kammern (2 %; O. virgatum ibid 9, 4 hat 40 ungleiche, durch vorſpringende K Kanten gebildete Längsfurchen und nur halb ſo hohe Kammern.

20. O. costatum Boll VII, 22.

(in maliger Vergrößerung).

Etwas ſchwächer coniſch als angulatum, Sipho bei einem Kammerdurchmeſſer von ““ vom Bauchrande ““ entfernt und 1 dick; Kammern niedrig, nur 1“ hoch; Steinkern prismatiſch abgekantet, aber mit nur 13 Seitenflächen; die obere Schale trägt auf jeder Kante eine vorſpringende Längsleiſte, Zwiſchenleiſten fehlen; untere Schale ohne Leiſten, mit ſtarken, grubigen Punkten bedeckt, die in unregelmäßigen Längsſtreifen geordnet und in dieſer Richtung durch vertiefte Linien unregelmäßig verbunden

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find. Fundort: in oberſilur. Gerölle in der Ukermark (m. n 5 e. decussata.

Mit ringwulſtiger Sculptur, die durch eine ſenk⸗ rechte durchkreuzt iſt; Sipho central. Arten oberſiluriſch (regio E).

* 21. O. annulatum Sow. VII. 23. Murch. Silur, 9, 5. (annulatum His. 10, 2.)

Kegel etwa 14,, Kammern bei einem Durchmeſſer von 9“ beinahe 3 hoch; Gehäuſe bei 21,” Länge mit 11 mehr oder weniger hervortretenden ringförmigen Wulſten umgeben, die von c. 39 undeutlichen Längsfurchen durchſchnitten werden; die Schale iſt mit zahlreichen la⸗ mellenartig hervortreten, undulirend gebogenen Ringſtreifen umgeben (die Wellenberge liegen auf den erhabenen Thei⸗ len des Gehäuſes, die Thäler in den Längsfurchen, was leider in der Abbildung nicht überall richtig dargeſtellt ift!) Fundort: in den oberſtlur. Lagern zu Diupvik auf Gottland (v. Hag. Sammlung), in England vom lower Ludlow bis zum Caradoc sandstone. *

Anm. Die undulirenden Lamellen ſcheinen bei den ſchwediſchen Ex. weitläuftiger geſtellt zu ſein, als bei den engl. dies gewöhnlich der Fall iſt. Bei dem vorliegenden ſchwediſchen Ex. ſtehen fie Y“ weit auseinander, doch kommen auch in England Ex. vor, wo der Abſtand zwi⸗ ſchen ihnen ſogar 1“ beträgt. Die Längsfurchen des vor⸗ liegenden Ex. ſind weit zahlreicher (39) als die Abbildungen bei Hiſinger (c. 26) und Murchiſon (c. 18) zeigen.

Das verwandte O. fimbriatum Murch. 23,20 aus dem engl. lower Ludlow und Wenlock limestone hat

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keine ringförmigen Wulſte, aber zahlreichere(c.66)Längsfurchen, in denen die Wellenberge der undulirenden Streifen liegen, während die Thäler den erhabenen Zwiſchenräumen zufallen. 22. O. annulato-costatum Boll VII, 24.

Das vorliegende Er. iſt 2“ lang, Durchmeſſer 2 (es fehlt an der Spitze ein Stück von c. 10“, fo daß das vollſtändige Ex. etwa 3“ lang geweſen wäre). Kegel %, die Achſe deſſelben ein wenig gebogen; Sipho klein, central, oberſte Wohnkammer 10 hoch, dann folgen durch ringförmige, mehr oder weniger deutlich hervortretende Ein— ſchnürungen abgegränzte und daher mehr oder weniger wulſtig hervortretende Kammern; am unteren Ende ſind die Wulſte am markirteſten und! nehmen allmählig nach der Wohnkammer zu an Deutlichkeit ab; ein Stück vom unteren Ende von 4“ Länge und 2½““ Durchmeſſer hat 5 Wulſte oder Kammern. Außerdem iſt aber das Gehäuſe bis zur Wohnkammer hinauf auch noch mit 15 ſchmalen, leiſten⸗ artig hervortretenden Längslinien geziert, ganz ähnlich, wie bei dem viel größeren böhmiſchen O. pseudo- calamites Barr. (Quenſtedt Handb. 26, 8); auf der Wohnkammer ſetzen dieſe Leiſten zwar nicht fort, aber die Kammer iſt in der Richtung derſelben noch etwas kantig. Fundort: ober (2)⸗ſiluriſche Gerölle des mecklenburgiſchen Diluviums (Dr, L. Brückners u. m. Sammlung).

Cyrtoceras.

Gehäuſe vielkammerig, in einer Ebene nicht ſpiral,

ſondern nur ſichelförmig gekrümmt, nie einen vollen Um⸗

gang bildend; die Biegung iſt entweder endogaſtriſch oder

exogaſtriſch, je nachdem der Sipho entweder mittelſtändig, oder am inneren oder am äußeren Rande der Curve ge— 6

N

legen iſt; die Scheidewände find queer, ſchief, mit einfachen Rändern, die Mündung gewöhnlich ole von vorn u hinten zuſammengedrückt. Die Arten dieſer Gattung zerfallen, wie Baraybe; in nn hards u. Bronns Journ. 1854 ©.I gezeigt hat, in drei aner a. mit centralem Sipho, b. mit einem am inneren Rande der Curve gelegenen Sipho, nach Säemann alſo endogaſtriſch gebogen, und e. mit einem am äußeren Rande der Curve gelegenen Sipho alſo exogaſtriſch gebogen. 1 * Im Diluvium ſind mir nur erſt zwei dieſer Bat angehörige Arten vorgekommen, nämlich 0 23. C. Brückneri Boll VIII, 26. Länge der gebogenen Achſe 5“, Queerſchnitt kreis · rund, Sipho mittelſtändig, Biegung etwa ½ der Peri⸗

e king Bo Scheidewände einander ſehr e

re entfernt); j die Wa in es Mitte etwas angeſchwollen, nach der Mündung zu ſich ziemlich ſtark ver⸗ engernd, dann aber ſich im Mündungsrande wieder aus⸗

breitend; Spuren der Schale zeigen, daß das Gehäuſe mit ſtarken, etwas ſchräge geſtellten Ringſtreifen bedeckt war,

die oben etwa 1“, nach unten zu aber nur etwa von einander entfernt ſtehen. In Dr. L. Brückners Samm⸗ lung in einem Geſteine (grauem Kalk), welches allem An⸗

ſcheine nach der unter⸗ſiluriſchen Formation, und zwar einem

dem engliſchen Caradoc Sandſtein ähnlichen Geſtein angehört. 24. Cyrtoceras hospes Boll N, 29. (Als Lituites falcatus).

Bopfamm und Spitze fehlen, auch Scheldewände

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find an dem vorhandenen Steinkerne nicht mehr zu unter⸗ ſcheiden; der Sipho ſcheint am inneren Rande der Curve gelegen zu haben, dieſelbe wäre alſo eine endogaſtriſche; Queerſchnitt des Gehäuſes etwas vierfeitig- oval (was in Fig. 29, b. nicht gut ausgedrückt iſt); Schale mit feinen dichtſtehenden etwas unregelmäßigen (ſoweit die Spuren derſelben dies noch erkennen laſſen,) Queerſtreifen bedeckt die ſich vom Bauche nach dem Rücken zu ſehr ſtark ſenken und auf letzterem einen weiten Sinus bilden. Die Bere güngung des Gehäuſes nach unten iſt ſehr geringe. Nur in einem einzigen Ex. in Dr. v. Hagenows Samm- lung vorhanden; es wurde in einem neuvorpommerſchen Gerölle gefunden, welches dem, worin die vorige Art vor⸗ kommt, ganz gleich iſt.

An m. Obgleich ich an der generiſchen Stellung die- ſer Art einigen Zweifel hege, jo reihet fie ſich ihrem Ha⸗ bitus nach doch ſo gut an die vorige an, daß ich ſie nicht von derſelben trennen mochte. Lituites faleatus v. Schl. Quenst. Ceph. l, 15 ſcheint von ihr ſpecifiſch (ob Wach generiſch?) verſchieden zu ſein.

ser Lituites.

„Das Gehäuſe anfangs Eendogaſtriſch u 8 ſtriſch) ſpiral aufgerollt, ſpäter gerade geſtreckt. Die im Queerſchnitte rundlichen oder ſubquadratiſchen Umgänge des ſpiralen Theils berühren ſich entweder, oder ſind ge⸗ trennt. Der gerade geſtreckte Theil wird nicht durch die Wohnkammer allein gebildet, ſondern enthält in dem un⸗ ‚teren Ende noch Kammerwände. Letztere ſind meiſtens ſehr genähert. Ihre Nähte find ſanft gekrümmt und laſſen auf der Seite, meiſtens auch auf dem Rücken, eine flache

6

54

Einſenkung wahrnehmen. Der eine cylindrifche Röhre von mäßiger Dicke bildende Sipho durchbricht die Kammer⸗ wände in der Mitte oder deren Nähe. Die Oberfläche des Gehäuſes iſt mit ſcharfen Queerſtreifen oder Queer⸗ rippen bedeckt, welche auf dem Rücken einen deutlichen Sinus bilden.“ (F. Römer in der Lethäa a. a. O. S. 492.)

25. Lituites cornu arietis Sow? vm, 27. Vergl. Murchison XX, 20. *

J. Sowerby characteriſirt dieſe Art bei Murchiſon folgendermaßen: „Scheibenförmig, gegen 4 aneinander ſchließende Umgänge, umgeben von zahlreichen, ſcharfen und etwas erhobenen Rippen (costae), zwiſchen welche ſich Anwachslinien miſchen; Durchmeſſer beinahe 2 Zoll engl. Exogaſtriſch eingerollt? Nur mit Zweifel rechne ich unſere Art hierher, da ſie einige Abweichungen von dem engliſchen Exemplar zeigt, die ſich beſonders in der Schalen ſculptur bemerklich machen. Unſer Ex. bat nämlich keine Rippen, ſondern nur in gleicher Richtung liegende noch viel feinere ſcharfe Queerſtreifen; doch ſcheinen auch die engliſchen Ex. in der Sculptur nicht ganz beſtändig zu ſein, indem bei Murchiſon XXII, 18 hernach eine Varietät mit noch ſtärkeren, regelmäßigeren und von einander ent⸗ fernteren Rippen abgebildet wird. Unſer Ex. könnte dem⸗ nach eine in entgegengeſetzter Richtung fortgebildete Varie⸗ tät der Stammart ſein, bei welcher die ſchrägen Rippen in bloße Rippenſtreifen umgewandelt wären. Zu Gunſten dieſer Anſicht ſcheint mir auch der Umſtand zu ſprechen, daß unſere meklenburgiſche Art in einem Geſteine vor⸗ kommt, welches dem entſpricht, worin die engliſche gefunden

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wird, nämlich dem unterſiluriſchen Carad oc Sandftein, von welchem unverkennbare Proben zwiſchen unſeren Ge— roͤllen vorkommen, der aber auf der ſcandinaviſchen Halb. inſel noch nicht als anſtehend nachgewieſen iſt. Das abgebildete, etwas verdrückte Exemplar befindet ſich in meiner Sammlung. |

26. Lituites convolvens v. Schl. IX, 88.

Das Gehäuſe hat in ſeinem ſpiralen Theile 3 / au- einanderſchließende, im Queerſchnitt ſubquadratiſche Um. gänge. Die Kammerwände ſind ſehr genähert, Lage des Sipho iſt nicht zu erkennen. Schräge Queerſtreifen (von denen Fig. 28, a nur auf der zweiten Windung noch Spuren zu bemerken find,) bedecken die Oberfläche. L. convolvens, wie F. Römer ihn in der Lethäa characteri— ſirt (S convolvens Hising. 8, 6. und lamellosus His. 8, 7; imperfectus Quenst. Ceph. 2, 17), ſoll im Queerſchnitt ovale oder rundliche Umgänge haben, exogaſtriſch gekrümmt und nur mit ſehr feinen Anwachslinien bedeckt ſein; wegen dieſer Abweichung ziehe ich unſere Art nur mit einigem Zweifel hierher. L. convolvens findet ſich im unterſilu⸗ riſchen Kalke Schwedens und Livlands; das abgebildete meklenburgiſche Ex. befindet ſich in Herrn Kochs Sammlung.

27. Lituites perfectus Wahlb. IX. 30

und 31 a bis e! (sinuatus del!)

Bronn leth, p. 494. L. lituus Hising. 8, 6 (ſchlecht).

Dieſe ſchöne Art, von deren Steinkerne Breyn ſchon im J. 1732 auf Taf. 2 Fig. 11 die erſte, und zwar eine recht gute Abbildung gegeben hat, iſt vielfach verkannt worden, indem Schlotheim den gerade geſtreckten Theil der Conchylie ſogar zu einem Orthoceratiten (O. undulatus v.

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Schl. Ouenst. Ceph. I, 24) machte. Der ſpirale Theil des endogaſtriſch gebogenen Gehäuſes iſt ſeitlich etwas zu- ſammengedrückt, ſo daß das Gehäuſe im Queerſchnitt dort oval (31, b und e, nicht drehrund, wie F. Römer an- giebt,) erſcheint; die Umgänge berühren ſich nicht. Wenn das Gehäuſe die Spirale verläßt, macht es anfänglich noch eine leichte Biegung nach außen (31, d.) und wird end- lich an Dicke und Rundung beträchtlich zunehmend, ganz gerade (30). Die Scheidewände ſtehen ſich nicht ſehr nahe (31, d), und der Sipho durchbricht ſie faſt interme⸗ dial (34, b. und ez bei 31, a bezeichnet die punctirte Linie die Lage des Sipho). Die Oberfläche des Gehäuſes iſt mit ringförmigen Wulſten bedeckt, die ſich etwas wellen- förmig biegen und namentlich auf dem Rücken einen tiefe⸗ ren Sinus bilden (30), der nach der Spitze des Gehäuſes hin (wo nämlich die Biegung und hernach die Einrollung deffelben beginnt,) noch viel tiefer wird (31, c bei vier- maliger Vergrößerung). Außer dieſen Ringwulſten zeigt die Schale noch ähnlich verlaufende, ſehr dicht geſtellte Ringſtreifen (30, oben links und 31. a), gegen welche auf dem ſpiralen Theile des Gehäuſes die Wulſte 5 ganz zurücktreten.

52 striatus IX, 34, f. Ob Varietät, oder eigene Art? Die Ringwulſte ſcheinen hier ganz zu fehlen und die Windungen der Spirale berühren ſich. (In Dr. L. Brück⸗ ners Sammlung, zuſammen mit dem 5 31, d. . ſtellten Exemplare.) >

Die Stammart findet ſich in dem grauen untesſtllbi⸗ ſchen Kalk bei Wedby auf Deland (v. Hagenow) und in Dalekarlien, ſowie in den norddeutſchen (Meklenburg,

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Pommern, Rügen, Mark Brandenburg, Schleften) Ges röllen des Vaginatenkalks, auf Rügen z. B. zuſammen mit Euomphalus Gualteriatus v. Schl. sp., Orthoceras duplex Wahlb. und regulare v. Schl. Cheirurus exsul Beyr., Reſten von Asaphus und anderen Trilobiten (alſo Angelins regio C. angehörig,) von den drei erſteren Fundorten in meiner und Dr. L. Brückners Sammlung.

An m. Lange glaubte ich in den Fig. 31 dargeſtell⸗ ten Exemplaren eine eigene von perkectus getrennte Art vor mir zu haben, weil jene im Queerſchuitt oval, Fig: 30 aber drehrund iſt; ein Gerölle, welches ich vor wenigen Tagen am Strande von Jasmund fand, und worin beide (wenn. auch getrennt) doch neben einander und unverkenn⸗ bar zu einander gehörend vorkamen, belehrte mich eines Beſſeren. Von allen bisherigen Abbildungen derſelben, die mir zu Geſichte gekommen ſind, giebt die älteſte, von Breyn, die Geſtalt der Conchylie, Größe derſelben und Lage des Sipho am beſten wieder.

28. Lituites undulatus Boll, Taf. VIII, 25. f (Als Ancistroceras undulatum.)

Dieſe Art, für welche ich anfänglich eine neue Gat⸗ tung Ancistroceras (Haken-Horn, gebildet von zo &yzıorgov und xEgws) aufſtellen wollte, ſehe ich mich nach reiflicher Ueberlegung, wegen der großen Verwandſchaft, die fie mit der voraufgehenden Art zeigt, genöthigt gleich⸗ falls der Gattung Lituites zuzuzählen. Die Sculptur der Schale (undulirende Ringwulſte und Ringſtreifen, ein nach der Spitze hin an Tiefe zunehmender Rückenſinus 25, c.) und Lage des Sipho ſind faſt ganz gleich. L. undulatus unterſcheidet ſich aber als Art wieder weſentlich von perkectus durch die

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ſchnelle Erweiterung des gerade geſtreckten Theiles des Gehäuſes, wodurch derſelbe eine ſtark kegelförmige Geſtalt, erhält (der Kegel etwa 2.50 wogegen Bruchſtücke des ge— ſtreckten Theiles von L. perfectus cylindriſch erſcheinen; ferner durch die viel kleinere Spirale, welche das aufgerollte Stück des Gehäuſes erſichtlich nur gebildet haben kann, und endlich noch durch die verhältnißmäßig viel dichter ges ſtellten Scheidewände. Ich fand 2 Ex. dieſer Art in einem Gerölle unterſiluriſchen Vaginatenkalkes (regio C.) bei Uſadel unweit Neubrandenburg; das größere, nicht ab⸗ gebildete, hat einen oberen Durchmeſſer von 2 ½ Zoll.

29. Lituites Breynii Boll, Taf. IV, 10. (Als Orthoceras hospes Boll.) O. laeve Quenst. Ceph. I, 12,

Auch dieſe Art ift von Breyn IV, 1. 2 ſchon recht gut dargeſtellt, weßhalb ich ihr den Namen dieſes ver- dienten Mannes beilege. Sie ſchließt ſich ſo eng an die voraufgehende Art an, daß ſie in Bezug auf ihre generiſche Stellung deren Schickſale theilen muß. Zwar find mir noch nie= mals vollſtändig erhaltene Exemplare mit eingerollter Spitze vorgekommen, dennoch kann ich nicht daran zweifeln, daß dieſelbe eine (wenn auch nur ſehr kleine) Spirale gebildet habe, und daß demnach die von Quenſtedt gegebene Fi— gur, deren zarte Spitze eine ganz gerade geſtreckte iſt, nur eine ideelle, von ihm an den allein erhaltenen oberen und mittleren Theil des Gehäuſes heran conſtruirte ſei. Eine ſolche Weiterführung des Gehäuſes lag allerdings nahe, und wäre die Spitze meines L. undulatus auch nur um einen halben Zoll weiter abgebrochen, als dies jetzt der

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Fall iſt, würde ich ſie gleichfalls durch eine gerade geſtreckte ergänzt gedacht haben. Dieſe Art ſteht in ihrem ganzen Habitus der vorigen ſehr nahe, unterſcheidet ſich aber von ihr dadurch, daß fie etwas weniger ſtark coniſch iſt (der Kegel etwa 3), daß ihr die Ringwulſte (aber nicht die undu⸗ lirenden Ringſtreifen,) fehlen und daß die Scheidewände etwas weiter auseinandergerückt find. Der anjehnliche Sipho liegt excentriſch, die untere Schale iſt glatt. Auch dieſe Art erreicht anſehnliche Dimenſtonen; mir liegt ein eben ſo großes Exemplar vor „als das von Breyn abge- bildete, nämlich mit einem oberen Durchmeſſer von 1“ 9 %. Sie ift weit verbreitet in unterſiluriſchen Kalkgeröllen des norddeutſchen Diluviums (meine und Kochs Samm- lung); in Schweden ſcheint ſie noch nicht gefunden zu ſein.

Anm. O0. laeve Flemm., deſſen Namen Quenſtedt dieſer Art beilegt, gehört gar nicht einmal der ſiluriſchen Formation an. | |

30. Lituites Angelini Boll IV, 11. (Als Orthöceras,)

Dieſe Art reihet ſich der vorigen an, welcher er ſehr nahe ſteht, ſich aber durch einen höheren Kegel (¼0, cen— tralen Sipho und weniger gebogene Ringſtreifen (ſie ſenken ſich nur auf der Bauchſeite zu einem ſchwachen, auf dem Rücken zu einem etwas ſtärkeren Sinus) von ihr unter- ſcheidet. Ex. mit erhaltener eingerollter Spitze habe ich auch von dieſer Art noch nicht geſehen, aber bei einem ſchwediſchen Ex., welches Fig. 11, b. dargeſtellt iſt, bemerkt man eine leichte Krümmung der Achſe, welche an die Achſenbiegung des L. perfectus (Taf. IX, 31. d) erinnert. Dieſe Art erreicht noch größere Dimenſionen als L.

m Breynii: ein vorliegendes meklenburgiſches Er. hat einen oberen Durchmeſſer von 3“. Sie findet ſich im rothen unterſtluriſchen Kalk bei Bryum und Wedby auf Oeland (v. Hagenows Sammlung), und in dem gleichen Geſteine des meklenburgiſchen Dilnviums (m. e |

Werfen wir nun zum Schluß noch einen Blick auf die Oränzen der verticalen Verbreitung der ein⸗ zelnen Arten, ſo werden wir finden, daß dieſelben ziemlich eng geſteckt find. Denn nicht allein reicht keine Art über die Gränzen der ſiluriſchen Formation hinaus und ſetzt ſich noch in der nächſtfolgenden devoniſchen fort, wie man früher von manchen Arten (namentlich von dem ſo viel verfannten Orthoceras regulare) annahm, ſondern ſogar innerhalb der ſiluriſchen Formation ſelbſt ift die verticale Verbreitung der Arten ſo ſehr eingeengt, daß jeder Unterabthei- lung derſelben ihre eigenthümlichen Arten zu⸗ gewieſen ſind, welche ſich auf fie allein beſchränken. Dies Geſetz iſt in Bezug auf die von uns abgehandelten dreißig Arten jo ſtrenge durchgeführt, daß nur eine ein⸗ zige (Orthoceras conicum) zwei benachbarten Schichten gemeinſam zu ſein ſcheint. Daß ein gleiches Geſetz auch in Bezug auf die petrificirten Reſte anderer Thierclaſſen in der ſiluriſchen Formation ftattfinde, haben Barrande.umd Angelin namentlich hinſichtlich der Trilobiten ſchon nach⸗ gewiefen.

So weit ich gegenwärtig die in re ver⸗ breiteten ſiluriſchen Gerö lle kenne, laſſen ſich dieſelben (von den tiefſten zu den höchſten ee 8 folgendermaßen claſſificiren:

1.

2

91

J. Protozoiſche Geſteine.

Fucoiden⸗Sandſtein Cſehe Wege ee regio I. |

Schwarzer Alaunſchiefer, IN u, dunfelbraus ner Kalk, häufig mit Anthraconit, faſt ausſchließlich

Trilobitenreſte aus den Gattungen Agnostus, Ole- nus, Ellipsocephalus u. a. enthaltend (ſchon etwas

häufiger vorkommend), Angelins regio II. a

und III (B.) umfaſſend.

II. en Geſteine.

Pr.

14

Vaginatenkkalk (von! den in ihm faſt ansſchließlich

vorkommenden Orthoceratiten aus der Abtheilung

der Vaginaten ſo benannt, die Ruſſen nennen ihn pleta), nicht fehr feſter rother und grauer Kalk

(ſehr gemein), Augelins regio V. (C.) Caradoc⸗Sandſtein, ein ſandiges Geſtein mit

kalkigem und thonigen Bindemittel, in dem die Con-

chylienſchalen ſelten erhalten find und worin faſt nur

Steinkerne und Abdrücke vorkommen. Dies in Eng⸗

land, aber auf der ſcandinaviſchen Halbinſel noch nicht

anſtehend gefundene Geſtein kommt unverkennbar un⸗

ter unferen Geröllen, wenn auch nicht häufig, vor. Ob

es dem Vaginatenkalk parallel, oder über oder unter demſelben ſteht, ſcheint noch nicht ermittelt zu ſein.

III. MWisteiſiluriſches Graptolithengeſte bi, faſt ausſchließlich ſchwarze, ſägeuförmige Graptolithen und einige Orthoceratiten enthaltend, neben denen hin und wieder noch Trilobitenreſte (Acidaspis, Conoce- phalus) vorkommen (nicht ſehr häufig), wahrſchein⸗

lich Angelins regio VI. (D.)

92

IV. Oberſiluriſches Geſtein in großer Menge und vielen Abänderungen, Angelins regio VII. (D. E.), und VIII. (E.) eutſprechend Von dieſen Geſteinen find die älteſten, die protozoi—

ſchen, bei uns, wie auch in Böhmen und Scandinavien

(hier mit einer Ausnahme, „) durchaus ohne alle Cepha⸗—

lopodenreſte. Sehr maſſenhaft aber treten dieſe ſogleich in

den Vaginatenkalken auf. Dieſelben enthalten an

Orthoceras Arten aus der Abtheilung der vaginata: va-

ginatum, duplex, commune; der regularia: regulare

Nilssoni, Wahlenbergii, laevigalum, conicum; an Li-

tuites Arten: convolvens, perfectus, undulatus, Breynii,

Angelini. N Für den Caradoc-Sandſtein beanſpruche ich Cyr-

toceras Brückneri und hospes, Lituites cornu arietis. In den Graptholithengeſteinen kommen vor:

Orthoceras Reinhardi, conicum und ornatum.

Die oberſiluriſchen Geſteine enthalten in un- ſeren Geröllen nur Orthoceratiten, und zwar keine einzige Art aus der Abtheilung der vaginata, nur eine aus der der regularia, nämlich columnare; aber drei von den an- nulatis: Hisingeri, gottlandicum und verticillatum, ſämmtliche cochleata: cochleatum, imbricatum, Hageno- wii, striatulum, angulatum und costatum, ſowie auch die beiden decussata: annulatum und annulato-costatum.

Bei den Orthoceratiten zeigt ſich demnach hinſichtlich der Schalenbildung innerhalb dieſer Formation eine ent⸗

4. Nach Angelin findet ſich in der regio B. bei Andrarum ein

Orthoceratit (ob O. tenue Wahlb. Hising. 37, 47). Barrande

Parallele etc. p. 43.

N

BR... BR ſchiedene Fortbildung von den einfacheren zu den com- plicirteren Geſtalten, indem die vaginata und regularia (mit nur einer einzigen Ausnahme) den unteren und mitt⸗ leren Schichten angehören, während die annulata, coch- leata und decussata den oberen zufallen.

Tabelle zur leichteren U eberſicht und Beſtimmung der Gattungen und Arten. Gehäuſe gerade geſtreckt, ſtärker oder ſchwächer kegelförmig, in Bruchſtücken ſelbſt cylindriſch erſcheinend Orthoceras (Bilden bei geradegeſtreckten Bruchſtücken die Ringwulſte oder Br: Ringſtreifen auf dem Rücken ei⸗ nen beträchtlichen Sinus, fo ge⸗ hören ſie zu Lituites.) 5

Gehäuse ſichelförmig gebogen .. Cyrloceras Gehäuſe anfangs ſpiral eingerollt, dann ge⸗

TT 2a. . . . Litules. Orthoceras.

Sipho groß, lateral (vaginata) SchalemitRingwulftenu. Ringſtreifen vaginatum 1. Schale, die obere, glatt £

untere Schale gleichfalls glatte... commune 3, untere Schale mit feinen, dicht gedrängten

Queerlinien Queerlinien etwas punctirt (nur im Vaginatenkalk) duplex 2 Queerlinien runzelig (nur im Graptolithengeflein) . Reinhardi 4.

Sipho klein, central oder ercentriſch Gehäuſe mit ſtarken Ringwulſten, aber ohne Längsſculptur (annulata)

Gehäufe groß, mit entfernteren Wulſten

Wiulſte auf dem Rüden gerundet 25 50 8 » Hisingeri 11 Wulſte auf dem Rüden kantig gottlandicum 12

94

Gehaͤuſe klein, mit dicht Auer FR Wulſte horizontal. 5 Wulſte ſchräge x 1 Gehäuſe mit undeutliche Wulſten uns mit Längsſculptur (decussata)

die Wulſte von c. 39 undeutlichen Längsfurchen

durchſchnittenz zahlreiche undulirendeRingſtreifen die Wulſte mit 15 leiſtenartigen Längslinien %% AAA T > Gehäuſe ohne Ringwulſte (regularia) mit Ringſtreifen untere Schale mit haarfeinen Queerlinien. . untere Schale fein punctirt Ringſtreifen der oberen weitläuftig (7—9 auf 1% Ringſtr. d. oberen ſebr gedrängt (15—16 auf 1%

untere Schale mit gedrängten, ſchwachen, gru⸗

bigen Puncten, Steinkern unregelmäßig längs

geſtrichelt inen glatt

ſchwach coniſch een Bruchstr. cylindr.) Kam⸗

mern ſchwach gewölbte

deutlich coniſch (ſelbſt in Bruchſt.) K. ſtark

gewölbt + * + * 0 . * * * 0 + .

Sipho intermedial, ziemlich groß, in den Kolk

mern angeſchwollen, Gehäuſe längs geſtreift,

oder gerippt (cochleata).

Steinkern der Conchylie nicht längs

gekantet, ſondern gerundet Sipho in den K. zu großen (bis 2”) platt gedrückten Kugeln anſchwellend, Schale durch Zerſtörung der Sculptur meift glatt Sipho aus kleineren Kugeln (nicht 17 beſtehend Gehäuſe im Queerſchnitt kreisrund; Längs⸗

ſtreifung nur durch die Loupe erkennbar. .»"imbrieatum 16.

Kammerſcheidewände am Bauche ſtark deprimirk Kammerſcheidewände am Bauche nicht deprimirt

verttellatum 18 ornatum 14

i annulatum 21,

annulato- eostatum 22.

Nilssoni 5.

regulare 6. Wahlenbergii 7.

columnare 8.

laevigatum 9.

conicum 10,

eochleatum 15.

Yr

28

Häzenowii 17.

p —«—«*

95

Gehaͤuſe im Queerſchnitt elliptiſch; Streifung Rat - . . . „„ aalen 18. Steinkern längs gepgnsgt ö 20 bis 30 Kanten, denen eben fo viele ſtarke Längsleiſten auf der Schale entſprechen, zwiſchen denen noch je 2 bis 3 ſchwächere ,, - .. . . ..:, „angulatum 19. 13 Kanten und eben fo. viele Längsleiſten auf der Schale, ohne Zwiſchenleiſten costatum 20, ro rA. Sehäufe im Queerſchnitt kreisrund . Brückneri 23. | etwas vierſeitig⸗ oval hospes 24.

ieee. (In der Regel findet man nur entweder das ſpiralför⸗ mig eingerollte, oder das gerade 5 Stück des Gehäuſes allein.) Spitze eee te Gehaͤuſe im Queerſchnitt rund. . ... cornu arietis 25. ſubquadratiſch .. „convolvens 26. Spitze endogaſtriſch eingerollt | der geſtreckte Theil faſt eylindriſchz Gehäuſemit undulirenden Ringwul⸗ ſten und mit Streifen, die auf dem Rücken einen ſtarken Sinus bilden . perfectus 27. der geſtreckte Theil ſtark coniſch

Sipho exeentriſch f Gehäuſe mit undulirenden Ringwulſten und Streifen, ſtarkemSinus

und ſehr kleiner Spirale 8 F . 5 . undulatus 28. Gehänſe mit undul. Ringſtreifen, ſtarkem Sinus und fehr kleiner Spirale 2 8 3 m „rennt: 29.

Sipho central, Kegel ſich lang amer 1 Kingftreifen weniger undulirend Angelini 30,

96

4. Aeberſicht der Käfer Mecklenburgs |

von F. W. Clafen.

(Dritte Abtheilung.)

Fam. Cerambices. Spondylis Fabr.

8. buprestoides Fabr. C. R. Der Käfer erſcheint im Juli und Auguſt, findet ſich in Kieferſtöcken eben nicht ſelten, ſchwärmt weit umher, ſo daß man ihn an Orten findet, wo man ihn am wenigſten ſuchen würde.

Ergates Serv.

E. faber Linn. C. R. Tiefer landeinwärts iſt der Käfer in Kieferwaldungen ſo ſelten nicht, in unſerer nördlichen Gegend, namentlich bei Roſtock und in der Roſtocker Haide, haben wir ihn noch nicht gefunden.

Prionus Geoff. P. coriarius Fabr. C. R. Iſt hier ein ziemlich ſeltener

Käfer, obgleich er im Innern des Landes an manchen Stellen

gar nicht ſelten vorkommt. Im Juli und Auguſt.

Hammatochaerus Serv.

H. heros Fabr. C. R. Der Käfer ſcheint nur dem ſüdlichen Theile des Landes anzugehören und hält ſich an alten Eichen auf. Die Stücke unſerer Sammlungen ſind bei Ludwigsluſt und Pinnow gefunden; in der Roſtocker Gegend und Haide ſcheint er nicht vorzukommen.

H. cerdo Fabr. C. R. Sit ſehr verbreitet in Meklenburg, häufiger als der Vorige und findet ſich in der

97

Roſtocker Haide auch mitunter, wo ich ihn auf Schirm⸗ blumen angetroffen habe. | | Rosalia Serv.

R. alpina Linn. C. Es iſt mir nicht bekannt, daß dieſer ſchöne und fſelten vorkommende Käfer anderswo als am Walle bei Parchim in alten Buchen vorgekommen iſt, und auch daſelbſt hat ſich durch Abräumung der alten Bäume die Lokalität ſo verändert, daß eine Entwickelung, dieſes Thieres wohl nicht mehr möglich iſt, wodurch der Käfer in Mekleuburg vielleicht ausgerottet iſt. |

Aromia Serv.

A. moschata Linn. C. R. In der Regel iſt das Männchen viel kleiner, als das Weibchen. Den Käfer findet man im Juli und Auguſt häufig an Weiden, wo er in heißen Sommertagen einen von weitem bemerkbaren Geruch verbreitet. ae |

Criocephalus Muls.

C. rusticus Linn. C. R. Am häufigſten findet man zwar den Käfer hinter der Rinde alter Kieferſtöcke, aber mitunter auch hinter der Rinde anderer Bäume z. B. der Pappeln. In der Roſtocker Hande an einigen Stellen eben nicht ſelten. 2 25 | |

Criomorphus Muls

C. castaneus Linn. C. R. Von dieſem in Größe, Färbung u. ſ. w. ſehr verſchiedenen Käfer findet man auch hier die kleinere Var. mit kaſtanienbraunen Flügeldecken (C. castaneus), die mit glänzendem, fein und ſparſam punktirten Hals⸗ ſchilde (C. luridus) und noch andere mit rothen Schenkeln (C. fulcratus). In Fichtenſtöcken nicht ſelten.

7

3 Asemum Eschs ch. A. striatum Linn. C. R. Sehr verſchieden in Größe und Farbe. Die kleinen Stücke ſind in der Regel ganz hellbraun und wahrſcheinlich nicht vollſtändig entwickelt. findet ſich in Kieferſtämmen ziemlich häufig. Hylotrupes Serv.

H. bajulus Linn. C.-R. Auch von dieſem Käfer findet man häufig kleinere und hellbraun gefärbte Stücke. Der Käfer ſcheint ſehr umher zu ſchwärmen, man trifft ihn häufig im Fluge und überall an Wänden und Mauern ruhen, und obwohl er vorzugsweiſe ſeine Heimath im Tannenholze hat, ſo findet man ihn doch auch nicht ſelten in alten Häuſern ꝛc.

Calidium Fabr.

C. violaceum Linn. C. R. Nicht ſehr häufig.

C. sanguineum Linn. C. R. Wenn auch die Larve meiſtens nur in Eichen vorkommen mag, ſo ſchwärmt doch der im Ganzen nur ſeltene Käfer weit umher, denn man ſindet ihn meiſtens an Stellen, wo man ihn am wenig⸗ ſten ſuchen würde, auch zuweilen auf Blumen.

C. variabile Linn. C. R. Die Veränderlichkeit in Größe und Färbung dieſes häufig vorkommenden Käfers iſt ſehr bedeutend. Verſchiedene Abarten findet man auch hier, namentlich: Phymatodes nigrinus Muls, Ph. fenni- cus Fabr., Ph. praeustus Fabr., Ph. testaceus L., und alle gleich häufig.

C. clavipes Fabr. C. R. In der Größe ſehr ver: ſchieden. Im Spätſommer häufig an alten aus Weiden geflochtenen Zäunen.

C. femoratum Linn. C. Sehr ſelten.

\

99

Clytus Fabr.

C. arcuatus Linn. C. R. Man findet den Käfer auch in Häuſern, wo ſeine Larve wahrſcheinlich in altem Holze lebt; kommt aber nicht häufig vor.

C. mysticus Linn. C. R. In der Roſtocker Ges gend iſt der Käfer noch nicht gefunden, auch iſt mir nicht bekannt, daß er anderswo gefunden iſt, als von Raddatz bei Bützow und bei Sülz, von wo aus ich ihn durch meinen Freund, den Salinenbeamten Koch, erhalten habe. Im Juni.

C. arietis Linn. C. R. In der Mitte des Som⸗ mers überall nicht ſelten.

Gracilia Serv.

G. pygmaea Fabr. C. R. Am alten Holze, an Häuſern 20.5 aber ſelten.

Obrium Latr. >

O. brunneum Fabr. C. Hier ſehr jelten.

| Molorchus Fabr.

M. minor Linn, C. R. Hier haben wir den Kä⸗ fer in trockenen Fichtenzweigen gefunden.

An m. M. major Linn. und M. umbellatarum Linn, ſollen nach Bach faſt überall vorkommen. In der Roſtocker Gegend haben wir dieſe Käfer nicht gefunden, ſie ſcheinen auch im Lande zu fehlen.

Ast ynomus Dez.

A. aedilis Linn. C. R. Larve und Käfer finden

ſich faſt überall unter der Rinde trockener Tannenarten. Leiopus Serv.

L. nebulosus Linn. C. R. ei ſelten, fe

ders in Eichenwäldern.

7 *

100

Pogonocherus Muls.

P. hispidus Fabr. C. Sehr ſelten in Kieferwäldern. f P. pilosus Fabr. C. R. Der Käfer ſcheint weit umher zu ſchwärmen, weil man ihn im Juli und Auguſt überall an Häuſern und Mauern findet. Die Larve lebt hier meiſtens in Kiefern.

P. fascicularis Panz. C. R. Mitunter häufig in den jungen trockenen Kiefern, aus deren Stämmen wir den Käfer in Menge gezogen haben.

P. ovalis Gyll. C. In der Mitte des Sa einigemal in Kieferwäldern geſchöpft. Die Larve lebt wahrſcheinlich auch in Kiefern.

Monohammus Muls.

M. sutor Linn. C. R. Von dieſem ſeltenen Kä⸗ fer iſt ein Exemplar am Roſtocker Strande gefunden, und ein anderes in einem Hauſe an Brettern. Wahrſcheinlich find beide Stücke mit Brettern aus Schweden hierher ge. kommen.

Lamia Fabr.

L. textor Linn. C. R. Man findet den Käfer überall einzeln; am häufigſten habe ich ihn im Auguſt unter den jungen Loden dicht an der Erde alter Weiden⸗ ſtämme gefunden. |

Mesosa Serv. VM. nubila Ol. C. R. Zu verſchiedenen Zeiten im Sommer an alten Weidenzäunen gefunden, worin auch die Larve lebt. Bei Roſtock und Remplin, ſelten. 5 Anm. Von der Gattung Dorcadion iſt uns in Me⸗ klenburg noch keine See vorgekommen.

101

Anaesthetus Muls. 11115

A. testaceus Fabr. C. R. Dieſer Käfer ſoll ein nächtliches Thier ſein, das ſich am Tage verborgen hält. Wir haben ihn in der Mitte des Sommers, oft am hellen Tage, ſowohl bei Roſtock, als bei Schwaan an nicht alten Weidenzäunen in ziemlicher Anzahl gefunden.

l Saperda Fabr.

S. carcharias Linn. C. R. Häufig an Pappeln.

S. scalaris Linn. C. R. Einigemal hinter der Rinde alter Eichenpfähle und an Birken gefunden.

S. populnea Linn. C. R. Häufig auf Espen; aber auch aus Anſchwellungen von Dornzweigen gezogen.

| Tetrops Kirby. |

T. praeusta Linn. C. R. Der Käfer iſt BR vers breitet, und obgleich die Larve in Birken und Birnbäumen leben ſoll, jo findet man den Käfer doch oft auf den ver- ſchiedenſten Bäumen z. B. auf Weiden ır. | Oberea Muls.

O. oculata Linn. C. R. Den Aufenthalt hat dieſer Käfer mit Lam. textor L. gemein, iſt aber in hie⸗ ſiger Gegend etwas häufiger.

O. linearis Linn. C. R. Dieſer Käfer iſt ee in einem Garten bei Roſtock in ziemlicher Menge, angeb— lich auf einem Jasminſtrauch, gefunden.

Phytoecia Muls. Ph. cylindrica Linn, C. Nur einigemal gefunden. Ph. nigricornis Fabr. C. Hier ſehr ſelten. Agapanthia Serv. A. cardui Fabr. C. Hier iſt dieſer ſeltene Käfer

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einigemal auf verſchiedenen krautartigen et in der Mitte des Sommers gefunden, a

A. angusticollis Schoenh. R. Im Juni bei Bützow gefunden.

P. violacea Fabr. C. Ich verdanke dieſen Käfer der Freundlichkeit des Herrn Stellner, der ihn in Wismar in einem Hauſe am Fenſter gefangen hat; hier iſt der Käfer mir noch nicht vorgekommen. | RhamnusiumLatr

Rh. salicis Fabr. C. In hieſiger Gegend nur einigemal gefunden.

Rhagium Fabr.

R. bifasciatum Fabr. C. R. In Fichten⸗ und Kieferſtöcken bei Teſſin, Bützow u. ſ. w.; bei Roſtock und in der Roſtocker Haide iſt der Käfer noch nicht gefunden; er ſcheint, wie manche andere Thiere, die Seeluft zu meiden.

Rh. mordax Fabr. C. R. An Eichenſtöcken überall häufig.

Rh. inquisitor Linn. C. R. Unter der Rinde verſchiedener Bäume, beſonders der Eichen und Buchen, häufig.

Rh. indigator Fabr. C. R. Unter Kiefernrinde häufig.

Toxotus Serv.

T. cursor Linn. C. Einigemal in der Roſtocker Haide und bei Ludwigsluſt gefunden.

T. meridianus. Gyll. C. R. Aus Ludwigsluſt von Herrn Stellner erhalten.

Pachyla Serv.

P. octomaculata Linn. C. Von Herrn Stellner

aus Ludwigsluſt erhalten.

103

P. collaris Linn. C. R. Auf Jasminblüthen und

auch auf Erlen gefunden. Strangalia Ser v.

st. armata Herbst. €. Iſt in der Rostocker Ge⸗ gend noch nicht gefunden; die Exemplare meiner Samm⸗ lung habe ich aus Ludwigsluſt erhalten.

St. quadrifasciata Linn, C. R. Nicht ſelten, auch auf Blüthen.

St. atra Fabr. C. R. Nicht ſelten auf verſchiedenen Pflanzen und Blüthen,

St. revestita Linn. C. Sehr ſelten und nur einigemal in der Roſtocker Haide auf Pflanzen gefunden.

St. nigra Linn. C. R. Nicht ſelten auf Pflanzen.

St melanura Linn. C. R. Ueberall häufig auf Blüthen, beſonders häufig auf Scabioſen und Jaſtonen.

St. bifasciata Müll. C. R. Nicht jo häufig, als die vorige und auch auf Pflanzen.

Leptura Linn.

L. testacea Linn. C. R. Auf alten Kieferſocen häufig.

L. scutellata Fabr. C. Hier nur einmal gefangen.

L. eincta Fabr. C. R. Da L. eineta nach Red» tenbacher nur in Gebirgsgegenden und nach Bach bei Glatz, Regensburg und Freiburg, alſo auch n Gebirgsgegenden, vorkommen ſoll, da ferner Lept. sanguinolenta Fabr. nach Bach ziemlich uberall vorkommt, bei uns aber äußerſt ſeltenzu fein ſcheint; jo hatten wir bei unſerem aber hier nicht fels ten vorkommenden Käfer anfangs einige Zweifel gegen die Richtigkeit unſerer Beſtimmung; allein die vollkommen übereinſtimmende Beſchreibung von Redtenbacher's Lept.

104

eincta mit unſerem Käfer und auch das Vorhandenſein deſſelben nach Gyllenhal in Schweden haben unſere an⸗ fänglichen Zweifel beſeitigt. | IL. sanguinolenta Fabr. C. Bis jetzt nur ein Männchen gefunden. Mg | Grammaptera Serv.

G. livida Fabr. C. R. Im Juli und Anguft häufig auf Blumen.

G. ruficornis Fabr. C. R. Mit dem 2 aber ſeltener.

6. quadriguttata Fabr. 7 R. Obgleich 9 Käfer im ler jelten vorkommt, jo haben wir doch alle von Bach aufgeführten Abarten theils hier, E bei a und Ludwigsluſt gefunden.

G. lurida Fabr. C. R. In der Ro ſtocker Haide, doch nicht häufig. 1

G. laevis Fabr. C. R. Ziemlich häufig.

Fam. Donaeiae. Donacia Fabr. a!

D. crassipes Fabr. C. R. Auf Npaplae-Atten nicht ſehr häufig.

D. eincta Germ. C. R. Auf Pötamugetuß na- tans am häufigſten.

D. dentata Hoppe. C. R. Auf e Waſſerpflanzen nicht ſelten.

D. sparganii Ahr. C. Dieſe Species iſt von er vorigen nicht allemal Leicht zu unterscheiden, wenn nicht beide neben einander vorliegen, und auch dann würde es nicht immer leicht ſein, ſie mit Sicherheit zu unterſcheiden, weil beide Arten in der Farbe ſowohl, als in der Form ſehr

105

veränderlich find und eben jo die Eindrücke auf den Flügel⸗ decken. Die ſicherſten Unterſchiede ſind folgende: bei D. sparg. iſt die Unterſeite, in gewiſſen Richtungen betrachtet, ſchön goldgelb, bei der vorigen Art aber weißlich; der Quereindruck auf der Stirn iſt ſtark, wodurch hinter jedem Fühler deutlich ein Höcker entſteht, bei der vorigen Art nicht deutlich. Von dem Hinterende der weniger ſcharf be— grenzten Linie des Halsſchildes laufen die Runzeln ſtrahlen⸗ förmig aus, bei der vorigen Art nicht. Die Schenkel ſind bei dieſer Art am obern Ende und an der Unterſeite dunkel und mit den übrigen Theilen der Beine gleich gefärbt, mithin auch die Schienen; bei der vorigen Art mit Eine ſchluß der Schienen aber ſtets hell röthlich. Bei dem Weibchen iſt der zweite Zahn an den Hinterſchenkeln oft nur ſehr klein, und dies mag auch wohl der Grund ſein, weshalb Ahrens dieſe Species in die Abtheilung der ein— zähnigen Donacien ſetzt. Andere Abweichungen beider Species find nicht conftant genug, um die Unterſchiede beider Arten außer Zweifel zu ſtellen, obgleich D. sparg. im Allgemeinen ſchlanker und auch kleiner iſt. Auf Sagil- taria im Juli. | |

D. dentipes Fabr. C.R. Obgleich der Käfer gar nicht jo ſelten vorkommt, ſo findet man ihn doch immer nur einzeln auf ſehr verſchiedenen Pflanzen und beſonders in Wäldern.

D. lemnae Fabr. C. R. In Größe, Form und Farbe ſehr verſchieden. Sehr häufig auf verſchiedenen Waſſerpflanzen, hauptſächlich auf Sparganjum-Arten.

D. sagittariae Fabr. C. R. Die Abart mit blauem Kopfe haben wir hier noch nicht gefunden, dagegen aber

106

einige Exemplare von überall grünlich blauer Farbe. Hier iſt der Käfer aber nicht ſo ſelten, meiſtens auf Waſſer⸗ pflanzen, aber auch in Wäldern auf anderen Pflanzen.

D. thalassina Germ C. R. In hieſiger Gegend ſehr ſelten und einigemal bei Schwaan gefunden.

D. brevicornis Ahr. C. R. Iſt hier ebenfalls

ſehr ſelten.

D. sericea Linn. C. R. Ju der Sculptur find die Thiere dieſer Species eben nicht ſehr verſchieden, deſto mehr aber in der Farbe und zum Theil in der Beſchaffen— heit der Oberfläche. Von den vielen vorkommenden Ab- arten haben wir hier gefunden:

D. violacea Hoppe. Violet röthlich ſchimmernd. D. violacea Gyll. Mit faſt glatten Flügeldecken. D. proteus Kunze var. b. Blaugrün. D. aenea Hoppe. Glänzend bronzefarbig. Man findet den Käfer ſtets einzeln auf verſchiedenen Pflanzen, im Ganzen aber doch ſelten.

D. nigra Fabr. C. R. Hier kommt eine Abart vor mit ſchwarzen Fühlern und Beinen und bei ſolchen Exemplaren iſt dann auch der Bauch dunkler. Auf Arundo- Arten und eben nicht häufig.

D. discolor Hoppe C. R. Bei dem Männchen iſt die Oberſeite verſchieden gefärbt. Sehr häufig.

D. affinis Kunze C. R. Von den verſchiedenen Abarten kommen hier vor:

D. rustica Schüpp. D. affinis Kunze. D. pallipes Sturm. und alle gleich häufig

r

107

D. menyanthidis Fabr. C. R. Auf verſchiedenen

Waſſerpflanzen häufig. N

D. semicuprea Panz. (D. simplex III.) 0. R. Mit dem Vorigen.

D. simplex Fabr. (D. Iinearis Hoppe) C. R. Nicht häufig auf Waſſerpflanzen.

D. typhae Brahm. C. R. Mit dem vorigen, aber ſelten. Der purpurrothe Streifen fehlt bei mauchen Exemplaren ganz.

D. hydrocharidis Fabr. C. R. In hieſiger Gegend gar nicht ſelten auf Typha- und Sparganium - Arten im Juni und Juli.

D. tomentosa Ahr. C. Die Grundfarbe des Käfers iſt faſt ſchwarz. Die Bedeckung aber iſt ganz eigenthümlich und erinnert an manche beſchuppte Polydru- sus- und Phyllobius-Arten. Der Filz der Oberfläche iſt zum Theil ſchuppenähnlich und ſo dicht, daß manche Stücke hell oder trübe meſſinggelb erſcheinen, oft aber abgerieben iſt, wodurch die eigentliche Farbe des Körpers zum Vor⸗ ſchein kommt. Bei Schwaan auf Waſſerpflanzen.

Haemonia Lacordaire.

H. equiseti Fabr. R. Von dem Herru Präpoſitus Schenck zu Pinnow gefunden.

Fam. Chrysomelae. Zeugophora Kunze.

Z. subspinosa Fabr. C. R. Auf Zitterpappeln nicht ſelten.

Z. flavicollis Mrsch. C. R. Mit dem en

Lema Fabr.

L. rugicollis Suffr. C. KR. Häufig auf fangen am Waſſer.

L. cyanella Linn. C. R. Mit * Er und häufig.

L. Erichsonii Suffr. C. R. r bäuſtg

L. melanopa Linn. C. R. Häufig auf RER: nen Pflanzen.

Crioceris Geoffr. ö

C. merdigera Linn. C. R. Dieſer, den Lilia⸗ ceen ſchädliche Käfer fand ſich früher in Gärten auf Li- lien häufig, iſt aber in den letzten f a ar nicht mehr gefunden.

C. brunnea Fabr. C. R. Die Abart mit rothen Schienen u. ſ. w. hier noch nicht gefunden. Auf Conval⸗ larien, jedoch nicht häufig.

C. duodesim-punctata Linn. C. R. Auf Spargel

nitunter häufig.

C. asparagi Linn. C. R. Auf Stage häufig.

Hispa Linn.

H. atra Linn. C. R. Dieſen originellen Käfer haben wir bis jetzt nirgends anders, als auf dem Roſtocker Walle gefunden, wo er in der Mitte des Sommers ge- wöhnlich auf den Spitzen der Grasblätter ruht.

Cassida Linn.

C. equestris Fabr. C. R. Auf Mentha- und Galeopsis-Arten häufig.

C. hemisphaerica Herbst. C. R. u einigemal

geſchöpft.

C. murraea Linn. C. R. Auf Inula salicina in der R oſtocker Haide im Juli.

C. sanguinosa Creutz. C. R. Selten.

C. rubiginosa III. C. R. Auf Diſteln nicht ſelten.

109

C. vibex Linn. C. Eben nicht ſehr häufig.

C sanguinolenta Müll. C. R. Selten.

CL. chloris Suffr. C. R. Man findet den Käfer nicht ſelten im Frühling in Gräben auf ſandigem Boden.

C. stigmata Suffr. C. R. Nicht häufig.

C. denticollis Suffr. C. R. Selten.

C margaritacea Schall. C. Durchſcheinend, und gleich dem herrlichen, grünlichen Farbenſpiel eines ſchönen Opals bei auffallendem Lichte; leider verliert ſich der Glanz und das Farbenſpiel beim Trocknen des Käfers und es bleibt eine grünliche oder gelbe trübe Farbe zurück. Sehr ſelten in unſerer Gegend, a ein Stück bei Schwaan geſchöpft.

C. oblonga III. C. R. Ueberall nicht fetten

C. nobilis Linn. C. R. Ziemlich häufig. berolinensis Suffr. C. Sehr ſelten. obsoleta Illg. C. R. Ueberall häufig. linola Creutz. C. Sehr ſelten. . ferruginea Fabr. C. R. Ueberall nicht ſelten. nebulosa Linn. C. R. Ebenfalls nicht 1 Chrysomela Linn.

C. sanguinolenta Linn. C. R. Auf trockenem Boden ſtets einzeln, auf einer ihr eigenthümlichen Pflanze haben wir ſie noch nicht gefunden.

C. marginalis Duft. C. R. Nicht häufig.

C. limbata Fabr. C. R. Ziemlich häufig auf trockenem Boden. ak | | |

C. graminis Linn. C. R. Eben nicht ſelten.

Cr cerealis Linn. C. R. Aendert zwar man⸗ nigfach ab, doch bleiben die farbigen Streifen der Flügel:

e

m... AM

decken ſtets ſichtbar. Obgleich wohl alle Chryſomelen von Pflanzenſtoffen leben, fo findet man doch ſelten, ſowohl dieſe, als die vorhergehenden und auch noch manche der folgenden Arten auf Pflanzen, ſondern meiſtens auf trocke⸗ nem Boden, auf dem Sande oder unter Steinen. Selten.

C. fastnosa Linn. C. R. Hier häufig auf Ga- leopsis Tetrahit.

C. staphylea Linn. C. R. Auf verschiedenen Wald⸗ pflanzen, im Winter auch im Raſen am Stamme der Weiden und Pappeln ziemlich häufig.

C. polita Linn. C. R, Sehr häufig auf N pflanzen an ſumpfigen Stellen.

C. violacea PZ. C. Ein Exemplar bei Ludwigs⸗ luſt gefunden; in der Roſtocker Gegend iſt der Käfer noch nicht geſehen.

C. menthastri Suffr. C. Suffrian's Beſchreibung von C. menthastri paßt ſonſt gut auf unſern Käfer, nur iſt derſelbe größer, mehr feurig rotch goldglänzend und das Schildchen hat einzelne Punkte. Von C. graminis Linn. oder C. fulgida Redt. unterſcheidet ſich unſer Käfer auf den erſten Blick; er iſt größer, glatter, folglich glän- zender, weniger dicht, aber feiner punktirt. Die vier Stücke meiner Sammlung habe ich auf Mentha-Arten zwiſchen hohem Rohr am Mühlbach zu Viereggenhof bei Wismar im Juli und Auguſt gefunden.

C. varians Fabr. C. R. Die verſchiedenen Ab⸗ arten mit blauen, grünen, bronze⸗ oder kupferfarbigen Flügeldecken kommen hier häufig und neben einander auf Hypericum-Arten vor.

111

C. göttingensis Linn. C. R. Selten auf ver⸗ ſchiedenen Waldpflanzen.

€. haemoptera Fabr. C. B. Ueberall häufig, bes ſonders im Frühling unter Steinen auf ſandigem Boden.

C. carnifex Fabr. C. R. Nicht ſelten auf Wald» pflanzen.

C. marginata Linn. C. R. Nicht häufig auf Waldpflanzen. |

C. analis Linn. C. R. Die Abarten mit braunen, metalliſch ſchimmernden, ſo wie die mit veilchenblauen Flügel⸗ decken kommen auch hier vor. Findet ſich immer nur ein⸗ zeln und im Ganzen ſelten.

C. lurida Linn. R. Sehr ſelten.

C. lamina Fabr. C. R. Nicht ſehr häufig auf Sumpfpflanzen.

C. fucata Fabr. C. Sehr ſelten

C. duplicata Zk. C. Nur einigemal auf Wald⸗ pflanzen gefunden.

C. geminata Pz. C. R. Sehr ſelten.

Lina Redt.

L. collaris Linn. C. R. Eine ſehr veränderliche Art. Die größten Stücke ſind mehr, als doppelt größer, als die kleinſten; die Farbe der Oberſeite geht vom Schwarz⸗ blau durch Veilchenblau ins Grünlicherzfarbige über; das Gelb iſt theils ganz hell, theils dunkelrothgelb; die Beine ſind bald ganz ſchwarz, bald gelbbunt, oder bis auf die Knie und Fußglieder ganz gelb. Die Oberfläche iſt ebenfalls verſchieden, manche Stücke haben faſt deutlich ge rippte Flügeldecken. Im Lande ſehr ſparſam, aber zwiſchen den Dünen bei Warnemünde auf Salix-Arten häufig.

112

L. populi Linn. C. R. In Laubwäldern, eo auf Espen nicht ſelten.

L. tremula Fabr. C. R. Mit dem vorigen.

L. longicollis Suffr. C. R. * dem en . aber ſelten.

L. aenea Linn. C. R. Auf Erlen in der Ah uch Haide, ſonſt ſelten.

8 Re dt.

G. ruſipes De Geer. C. R. Im Juli und Auguſt in der Roſtocker Haide auf Weidengebüſch nicht ſelten.

G. viminalis Linn. Mit dem vorigen zuſammen.

G. litura Fabr. C. R. Im Juli und Auguſt auf Spartium häufig.

G. 5-punctata Fabr. C. R. Hier ſehr ſelten.

Gastrophysa Che v.

G. polygoni Linn. C. R. Auf Polygonum und

anderen Pflanzen den ganzen Sommer häufig. 8 Plagiodera Redt. P. armoraciae Linn. C. R. Auf Weiden häufig. Phaedon Redt.

P. orbicularis Suffr. C. R. Selten.

P. betulae Linn. C. R. Auf Waſſerpflanzen häufig.

P. cochleariae Fabr. C. R. Häufig.

P. hederae Il. R. Selten.

P. concinna Steph. C. R. Nicht häufig.

Phratora Redt.

P. vulgatissima Linn. C. R. Auf Weidengebüſch häufig.

. ritellinas Linn. C. R. Auf Weiden und Espen gemein.

113 Helodes Payk.

H. aucta Fabr. C. R. Auf Waſſerpflanzen häufig.

H. marginella Linn. C. R. Ebenfalls häufig.

H. hannoverana Fabr. C. R. Nicht häufig auf Caltha palustris.

H. phellandrii Linn. C. R. Sehr häufig auf Waſſerpflanzen.

H. beccabungae III. C. R. Auf Veronica-Arten an Bächen nicht ſelten.

Colaphus Megl.

C. sophiae Fabr. C. R. Im Sommer auf ſan⸗

digem Boden, doch ſtets nur einzeln. Labidostomis Dei.

L. tibialis Lac. C. Von meinem Rn F. Koch aus Sülz erhalten.

L. longimana Linn. C. R. Ein Stück in hiefi- ger Gegend auf Weidengebüſch im Juni gefunden und ein. anderes aus dem ſüdlichen Theil des Landes erhalten.

La chnaea Lac.

L. longipes Fabr. C. Zwei Exemplare aus dem

ſuͤdlichen Meklenburg erhalten. Clyihra Lai ch.

C. 4-punctata Linn. C. R. Auf Weidengebüſch in der Roſtocker Haide im Juni und Juli nicht ſelten.

C. 4-signata Mkl. C. Mit dem vorigen, aber ſelten.

C. laeviuscula Ratzb. C. R. Unſere Stücke ſtammen aus dem ſüdlichen Theile des Landes.

Gynandrophthalma Lac.

G. cyanea Fabr. C. In den Diedrichshäger

Bergen im Juni nur einmal ein Exemplar gefunden. 8

114

Coptocephala Chevr.

C. scopolina Linn. C. R. In Laubwäldern auf Gebüſch eben nicht häufig. |

C. 4-maculata Linn. C. R. Mit dem vorigen, auch auf Schirmpflanzen ziemlich häufig.

Eumolpus Fabr.

E. obscurus Linn. C. R. In hieſiger Gegend

auf Epilobium angustifolium, aber ſelten. Cryptocephalus Geoffr.

C. coryli Linn. C. Wir haben nur einigemal die Stammart mit ganz rothen Flügeldecken auf Hafel- ſträuchen gefunden.

C. distingnendus Schneid. C. Einmal ein Stück geſchöpft.

Anm. Es iſt auffallend, daß C. cordiger Linn., ein ſonſt nicht ſeltener und ſehr verbreiteter Käfer, in Me⸗ klenburg noch nicht gefunden iſt; er kommt vor in Finn⸗

land, Rußland, in der Türkei und in den verſchiedenſten

Theilen Deutſchlands, und iſt auch am ſüdlichen Rande der Oſtſee z. B. bei Königsberg, Danzig und Stettin gefunden.

C. 6-punctatus Linn. C. R. Wir haben bis daher nur die Varietät mit dem ankerförmigen rothen Mittelfleck auf dem Halsſchilde gefunden.

C. pini Linn. C. R. Im Auguſt auf Kiefern in manchen Jahren nicht ſelten.

C. sericeus Linn. C. R. Die goldgrüne Abände⸗ rung iſt in unſerer Gegend bei weitem die häufigere; we⸗ niger häufig die blaue, am ſelteſten die blaugrün geſcheckte. Häufig auf Scabioſen und Syngeneſtiſten.

Anm. Da nach Suffrian C. aureolus Suffr. nur

r

115

im ſüdlichen Europa vorkommt, fo dürfen wir wenig Hoff- nung hegen, dieſen Käfer bei uns zu finden, wenn auch manche Stücke von unſerem C. sericeus in ihrer mannig- fachen Abänderung im Bau und Beſchaffenheit der Ober— fläche ſehr ſtark an die Identität mit C. aureolus erinnern.

C. hypochoeridis Linn. C. K. Wir haben bis jetzt nur die goldgrüne Abänderung gefunden.

C. flavipes Fabr. C. R. Von der Abänderung 8 und 7 haben wir hier noch keine Stücke gefunden; auch iſt die eigentliche Art hier eben nicht häufig. Auf Erlen, Birken, auch auf Schlehdorn im Mai gefunden.

C. nitens Linn. C. R. Nicht ſehr n in Wäldern auf Birken, Haſeln ıc.

C. pallifrons Gyll. C. R. Sehr ſelten.

C. fulcratus Germ. C. R. Auf Erlen, ſelten.

C. flavilabris Payk. C. R. Nicht häufig.

C. gracilis Fabr. C. K. In Laubwäldern, aber nicht häufig.

C. Hübneri Fabr. R. Im Mai auf Prunus spi- nosa mit C. flavipes zuſammen.

C. Moraei Linn. C. R. Der Käfer variirt in der Größe ſehr; der gelbe Vorderrand des Halsſchildes fehlt oft, die Schienen, beſonders an den Hinterbeinen, ſind auch an manchen Eremplaren braun bis ſchwarz. Häufig auf Spartium- und Hypericum-Arten.

C. 4-pustulatus Gyll. C. Sehr ſelten.

C. labiatus Linn. C. R. Auf verſchiedenen Laub⸗ hölzern nicht ſelten.

C. geminus Gyll. C. R. Nicht ſehr häufig.

C. bis-tripunctatus Creutz. C. R. Sehr ſelten.

8

116

C. bipunctatus Linn. C. R. Von den vielen Varietäten haben wir hier gefunden: d. mit einem rundlichen ſchwarzen Punkt an 0 Schulter. 8. mit einem langen ſchwarzen Flecken auf der Mitte der Flügeldecken. . wo der längliche Flecken den größten Theil der Flügeldecken einnimmt, C. lineola Fabr. 8. ſchwarze Flügeldecken, an der Spitze ein gelber Punkt, C. bipustulatus Fabr. Alle Abänderungen ſind häufig auf verſchiedenen Bäumen. C. vittalus Fabr. C. R. In hieſiger Gegend nicht häufig. C. bilineatus Linn. C. R. Sonſt nicht häufig, aber auf den Dünenpflanzen bei Warnemünde nicht ſelten. C. 10-punctatus Linn. C. R. In der Größe ſehr verſchieden. In der Farbe in der Art veränderlich, daß Stücke vorkommen mit gelben und ſchwarz punktirten, und andere mit ganz ſchwarzen Flügeldecken; doch ſind dieſe Farbenunterſchiede, nicht zugleich Geſchlechtsunterſchiede, denn man findet gelb und ſchwarze und ganz ſchwarze Stücke in copula. Häufig auf jungem Weidengebüſch.

L. minutus Fabr. C. R. Die von Bach aufgeführten Abänderungen finden wir auch hier, und noch andere mit ganz ſchwarzen Flügeldecken, woran nur die äußerſte Spitze gelb iſt. Auf Pappeln, Weiden und anderen Bäumen nicht ſelten.

Pa ch ybrachys Chevr. P. hieroglyphicus Fabr. C. Sehr ſelten. P. histrio Oliv. C. Sehr ſelten. In den nördlichen Gegenden des Landes haben wir

PPP

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dieſe Gattung noch nicht beobachtet, denn die Stücke meiner Sammlung ſtammen aus den füdlihen Theilen von Me:

klenburg. Ademon ia Lai ch.

A. rustica Fabr. C. R. Ueberall nicht ſelten.

A. interrupta Geoffr. C. R. Wir haben den Käfer im Spätſommer in friſch aufgeworfenen Gräben auf ſandigem Boden, aber an etwas feuchten Stellen, gefunden; iſt aber doch ſelten.

A. tanaceli Linn. C. R. Ueberall häufig.

A. haematidea Germ. C. Sehr ſelten.

A. sanguinea Fabr. C. Im Juni auf blühendem Weißdorn, aber doch ſelten.

A. capreae Linn. C. R. Auf Weiden überall

häufig. | Galeruca Geoffr.

G. viburni Payk. C. R. Nach Gyllenhal ſoll der Käfer im Frühling und Herbſte auf den Blättern von Viburnum Opulus vorkommen, wir haben ihn auf dieſer Pflanze noch nicht gefunden, dagegen aber im Spätſommer in Gräben auf Waſſerpflanzen, jedoch nur ſelten.

G. crataegi Forst. C. Sehr ſelten.

G. lineola Fabr. C. R. Nicht ſelten.

G. nympheae Linn. C. R. Auf den großen Blättern der Nymphea-Arten nicht ſelten.

G. sagittariae Gyll. C. R. Nicht ſehr häufig.

G. calmariensis Linn. C. R. Nicht ſelten.

G. tenella Linn. C. R. Auf verſchiedenen Pflan⸗

zen häufig. Agelastica Re dt.

A. alni Linn. C. R. Auf Erlen, aber nicht häufig.

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A. halensis Linn, C. R. In der Roſtocker Ge⸗ gend nicht häufig, und faſt ausſchließlich am Roſtocker Walle.

Phyllobrotica Redt.

P. A-maculata Linn. C. R. In Laubwäldern, doch nicht häufig.

Luperus Ge offr.

L. rufipes Fabr. C. R. In Laubwäldern, be⸗ ſonders auf Birken nicht ſelten.

L. flavipes Linn. C. R. Im ſüudlichen Meklen⸗ burg, bei Roſtock nicht gefunden.

Erſte Abtheilung 997 Species Nachtrag Erſte Fortſetzunng 3 = Zweite Fortſetzungg ; en Summa 1667 Species.

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5. Die Mollusken der Amgegend von Anoien. Bon; C. Arndt.

In der Umgegend Gnohens, welche im Laufe die— ſes Jahres von mir ſelbſt und einigen meiner Schüler, unter denen ſich durch Eifer beſonders Fr. Bruhn aus— zeichnete, in conchyliologiſcher Beziehung ziemlich genau durchforſcht iſt, wurde manches Intereſſante an Couchhlien aufgefunden und erlaube ich mir, dem Archiv einige Mit- theilungen darüber zu machen.

Von den 84 bis jetzt in Meklenburg eutdeckten Ga⸗ ſteropoden find bei Gnoyen 68 gefunden; es fehlen von den meklenburgiſchen Arten bis jetzt daſelbſt noch folgende: Arion subfuscus; Limax variegatus; Helix carthusiana, lapicida; Bulimus tridens; Pupa edentula, minutissima; Clausilia ventricosa, biplicata, rugosa, plicata; Lim- naeus elongatus; Planorbis complanalus Drap.; Valvata contorta, depressa, Paludina similis. Es möge mir geſtattet fein, von meinen Beobachtungen über die aufge⸗ fundenen Arten einiges anzufügen.

Limax cinereus habe ich in den Waldungen nicht auffinden können: aber aus einem Kartoffelkeller wurden mir im Frühling mehrere beim Ausräumen der Kartoffeln gefundene Exemplare gebracht. Sie zeichneten ſich alle durch ein ſehr bleiches Anſehen aus, hatten eine ſehr dünne Kalkplatte und gehörten zu Scholtz's Varietät e.“

Die kleinen Helix-Arten flava, aculeata, crystallina,

120 pura, pygmaea wurden durch meine Schüler in großer Menge geſammelt. |

Helix strigella auf einem mit Geſtrüpp bewachſenen Ackerrain ziemlich häufig.

Helix nemoralis mit Hel. Pomatia im Park zu Dölitz.

Helix hortensis wurde in einer intereſſanten Farben⸗ Varietät gefunden. Die Farbe iſt ein Gelbgrün, welches wie aufgetragen erſcheint, da die Binden durch die Farbe nur durchſcheinen. Doch rührt die Färbung nicht, wie ich auf den erſten Blick glaubte, von einem Schmutzüberzuge her. Bei einem Exemplar iſt die Färbung ſo dunkel, daß ſie faſt ſchwarz erſcheint. Leider waren ſämmtliche Eremplare abgeſtorben und konnten lebende nicht aufgefunden werden.

Ueber Helix lapicida, obgleich dieſelbe bei Gnoyen nicht vorkommt, zwei Bemerkungen. Ich fand bei Neus Brandenburg im Nemerower und Brodaer Holz, welchen letzten Fundort Archiv Heft V. noch nicht mit aufführt, obgleich ſie daſelbſt ſtellenweiſe ſehr häufig iſt, zu mehreren Malen Exemplare von Helix lapicida, welche abgeftorbene Schneckengehäuſe (Hel. hortensis und lapieida) benagten und ſchon große Löcher hineingefreſſen hatten. Daß die— ſelben wirklich eingefreſſen und nicht etwa Stücke ausge⸗ brochen ſind, erhellt deutlich daraus, daß ſich an den Rändern ſtufenförmige Abſätze zeigen, wie man fie auch wohl an dickeren von Raupen augefreſſenen Blättern findet. In Bezug auf den Liebespfeil erwähne ich, daß nur ein Exem— plar vorgekommen iſt, welches deren zwei bei ſich hatte; von ihnen ſteckte aber nur der eine im Pfeilſack, der an— dere dagegen lag frei zwiſchen den Begattungsorgauen und unterſchied ſich von allen aus dem Pfeilſack herausgenom—

27 menen Liebespfeilen der Helix lapicida dadurch, daß der Spitze die ſcharfen Ecken fehlten. Er wird demnach bei einem Begattungsverſuche von dem anderen Thiere ausge— ſtoßen und von dieſem beim Zurückziehen der Geſchlechts— theile mit eingezogen ſein.

Bulimus obscurus findet ſich, obwohl ſehr ſelten, in Geſellſchaft von Clausilia laminata, nigricans und pli- catula in Gärten an dem ſteilen Ufer des Mühlbachs nahe unterhalb der Mühle, wo daſſelbe mit Sambucus nigra, Syringa vulgaris und Hedera Helix bewachſen iſt.

Achatina acicula wurde von einem meiner Schüler im Frühling in dem Auswurf eines Wieſengrabens in zwei Exemplaren gefunden. Späterhin entdeckte ich ſie, aufmerkſam gemacht durch ein Exemplar, welches ich auf einem mit Erde aus dem Rector-Garten gefüllten Blumen— topfe fand, in dieſem Garten. Da nun der Garten des Herrn Paſter Huth, wie der des Rectors, früher Wall— graben geweſen war, vermuthete und fand ich ſie auch dort. Zu unſerer großen Freude ſammelten Herr Paſtor Huth und ich daſelbſt am 15. Juli c. aber auch lebende Exemplare und zwar gar nicht ſo ſehr tief in der Erde, wie ſonſt gewöhnlich angegeben wird. Das erſte Erem— plar fanden wir an einem Blumenſtabe, etwa 6“ tief, dann aber ſammelten wir an noch nicht vergangenem Dün— ger, der nur etwa 3“ tief in der Erde lag, mehr als ein Dutzend lebender Eremplare. Am nächſten Morgen ſuchte ich uach einem ſanften Regen in dem Garten des Rectors und hatte die Ueberraſchung, mehrere lebende Exemplare auf der Erde, wo ſie durch aufliegende Pflanzen (Reseda odorata) bedeckt war, ganz munter herumkriechend zu finden,

und unter denſelben Pflanzen ſammelte ich in den folgen⸗ den Tagen, wenn es etwas geregnet oder ſtark gethauet hatte, immer wieder lebende Exemplare. Auch in Herrn Paſtor Huths Garten, wo beiläufig bemerkt etwa 120 Dutzend Exemplare geſammelt ſind, fanden ſich auf der Erdoberfläche lebende Exemplare. Es möchte vielleicht nicht ganz überflüſſig ſein, eine Beſchreibung dieſer, ſo viel mir bekannt, bis jetzt ſelten lebend beobachteten Schnecke folgen zu laſſen. Das Gehäuſe iſt glatt, lebhaft glänzend, waſſerhell und ſo durchſichtig, daß man die Bewegungen der inneren Organe des Thieres durch die Schale hindurch wahrnehmen kann. Glanz und Durchſichtigkeit verlieren ſich, wenn das Thier nach dem Tode den atmoſphäriſchen Einflüſſen ausgeſetzt iſt, ſchon in wenig Tagen. Das Thier hat einen keilförmigen Fuß, der nach hinten ganz ſpitz ausläuft. Die Länge des Thieres beträgt bei meinen größten Exemplaren 13/4 ““ bei einer Breite von 14 . Die Farbe iſt an den hervorſtreckbaren Theilen, ſo wie an denen, welche zunächſt der Mündung liegen, ſchwach milch weißlich, die Fühler ſind faſt waſſerhell. Im Innern des Gehäuſes iſt das Thier von der Spitze bis zum dritten oder vierten Umgange matt ſchwefelgelb oder bräunlich— gelb gefärbt, welche Farbe ſich beim Liegen an der freien Luft bald nach dem Tode verliert. Die obern Fühler haben eine Länge von ½““ und ungefähr die Dicke eines ſtarken Menſchenhaares und find, wenn vollſtändig ausge⸗ ſtreckt, in der Mitte ein wenig eingezogen, ſo daß die Spitze dann etwas, aber nur unbedeutend, verdickt er- ſcheint. Sind ſie nicht vollſtändig ausgeſtreckt, ſo haben ſie überall gleiche Dicke. Sie tragen keine Augen. Die

untern Fühler find ſehr kurz, ihre Länge übertrifft den Durchmeſſer der oberen Fühler nur wenig, ſo daß ſie nur wie kleine Knötchen erſcheinen. Auch die Begattung der Thiere zu beobachten, begünſtigte mich der Zufall. Von den lebenden Exemplaren hatte ich ſchon ſeit dem 16. Juli mehrere in einem Glashafen, der etwa zur Hälfte mit Erde, worin etwas vermodertes Stroh, angefüllt war. Am Vormittage des 22. Juli hatte ich die Erde etwas angefeuchtet und den zugedeckten Hafen vor das Fenſter geſtellt, ſo daß durch die von Zeit zu Zeit ſcheinende Sonne eine feuchtwarme Luft darin erzeugt werden mußte. Am Nachmittage beobachtete ich zwei Paare in der Degat- tung und zwar das eine vom Beginn derſelben an. Die beiden Gehäuſe berührten ſich von vorne ſo, daß ſie faſt in einer geraden Linie lagen. Das eine Thier hatte ſich etwa bis zum Beginn des letzten Umganges in das Ge— häuſe zurückgezogen, während das andere, ſich weit aus— ſtreckend, den vordern Theil des Körpers in das Gehäufe des erſteren hereinſteckte, woſelbſt das gegenſeitige Auf— nehmen der Begattungsorgane ſehr ſchnell erfolgte. Dann kam auch das erſtere Thier weiter nach vorn, indeß ſich das zweite in demſelben Maaße zurückzog, ſo daß nun beide ihr Gehäuſe grade ausfüllten. Bei der großen Durchſichtigkeit ſowohl der Schale als auch des Thieres konnte man eine abwechſelnde Erweiterung und Verengung, Verlängerung und Verkürzung, ein Pulſiren in den Ge- ſchlechtstheilen deutlich durch eine Loupe wahrnehmen. Leider konnte ich bei der Unzulänglichkeit meines Mikroſkops keine genauern Beobachtungen darüber anſtellen. Die ganze Begattung dauerte etwa / Stunden. Nach der Tren⸗

2214

nung blieb das erſtere Thierchen des beſprochenen Paares und auch das eine des zweiten ganz ruhig liegen, während die beiden andern Thierchen mit großer Lebhaftigkeit her— umkrochen, was auch noch am folgenden Tage bis zum Nachmittag währte; an dem ſie mit großer Leichtigkeit in die Erde hineinkrochen. Die erſteren beiden Thierchen waren dagegen am Morgen dieſes Tages ſchon geſtorben, und ihre Gehäuſe ganz mit Milben angefüllt. Es will mir nach dem Angeführten ſcheinen, als ob die Thiere zur Zeit der Begattung auf die Erdoberfläche kommen und ſich hernach wieder in dieſelbe zurückziehen, worüber ich im nächſten Jahre weitere Beobachtungen anſtellen werde.

Clauſilien fand ich in den Waldungen um Gnohen gar nicht, was wohl daher kommt, daß dieſelben, bis vor Kurzem behütet, des Unterholzes faſt ganz entbehren. Clausilia plicatula findet ſich außer der oben bei Bul. obse. angeführten Localität an einigen Stellen eines mit Ge— büſch bewachſenen Kegelgrabens.

Succinea. Am Ufer der Trebel fand ich am 25. Juni, alſo in der Zeit, wo wir eine lange anhaltende Dürre hatten, an Seirpus lacustris, Succinea putris und Pfeifferi vergeſellſchaftet, wie ſich bei einer Unterſuchung der Kiefern herausſtellte, welche aber außerdem noch zeigte, daß auch zwiſchen dieſen Arten ein Uebergang ſtattfindet, indem ein Exemplar einen Kiefer hatte, der im Ganzen zwar dem von Succ. Pfeifferi ähnelt, aber doch einiges mit Succ. putris gemein hat. Während nämlich bei Suec, Pfeifferi der zahnartige Fortſatz ſehr unbedeutend iſt und die hufeiſenförmigen Anhänge neben jenem Zahne keine Spur von Fortſätzen zeigen, iſt der zahnartige Fortſatz

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hier viel größer und kommt dem von Succ. putris an Größe faſt gleich, und an den Schenkeln des Hufeiſens treten genau an der Stelle, wo Succ. putris neben jenem Mittelzahn noch je einen zahnartigen Fortſatz hat, auch derartige Nebenzähne auf, faſt jo groß, wie bei Suce. putris. Die Kieferplatte, welche bei Succ. Pfeifferi faſt quadratiſch iſt, erſcheint hier an den untern Ecken ein we— nig mehr abgerundet, ohne die rundliche, mehr gewölbte Form der von Succ. putris anzunehmen, behält im Gegen— theil die quadratiſche, flache Form vom Succ. Pfeifferi im Ganzen bei. Weſentlich unterſchieden von dem Kiefer der Succ. putris iſt der in Rede ſtehende dadurch, daß die nach hinten gehende, in der Kieferplatte liegende Verlän— gerung des Mittelzahns fehlt; von dem der Suce. feifferi aber durch den größern Mittelzahn und das Auftreten der Seitenzähne, ſo daß man ſagen könnte, er ſei aus dem hufeiſenförmigen Anhang von Suce. putris und der Kiefer— platte von Succ. Pfeifferi zuſammengeſetzt, obgleich das nicht ganz zutreffend iſt. Auf einer ſpätern Excurſion nach der Trebel ſammelte ich einige Dutzend Succineen, deren Kiefer faſt ſämmtlich einen Uebergang zwiſchen Succ. putris und Pfeifferi bilden, von einander aber wie— der in Kleinigkeiten abweichen. Unter allen fand ſich kein Exemplar von Succ. putris, die ſich, da es inzwiſchen vielfach geregnet, weiter vom Ufer eutfernt hatte, dagegen einige wenige mit dem reinen Kiefer der Succ. Pfeifferi. Ueber die Form des Gehäuſes etwas anzuführen, halte ich um ſo mehr für überflüſſig, als ich ſelbſt bei Exem— plaren mit den rein ausgebildeten Kiefern beider Species die vollſtändigſte Uebereinſtimmung in Geſtalt und Fär-

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bung der Gehäuſe fand, und ſomit nur dem beiſtimmen kann, was Herr Archidiakonus Schmidt bei Scholtz im Anhange ſagt, daß die Gehäuſe-Merkmale zur Beſtimmung von Suec. putris und Pfeifferi nicht überall ausreichen. Sollte hier wohl eine Baſtardbildung ſtattfinden? Es möchte darauf das gemiſchte Vorkommen beider Arten hin⸗ deuten. Wie fi) Succ. putris bei der anhaltenden Dürre dieſes Jahres näher an das Waſſer begeben, mag es öfters vorkommen, und da die Begattungszeit der Succineen nicht auf kurze Dauer beſchränkt iſt, wären Baſtardbildungen bei ſo nahe verwandten Arten nr nicht unmöglich. |

An m. Nachdem ich inzwischen eine Menge Exem⸗ plare von Suce. Pfeifferi von der Tollenſe (dem See) unterſucht habe, deren Kiefer ſämmtlich ohne erhebliche Abweichungen ſind, iſt es mir zur Gewißheit geworden, daß jene Succineen von der Trebel Baſtarde ſein müſſeu.

Physa fontinalis in einem mit vielen Waſſerpflanzen bewachſenen Graben in großer Menge; doch auch an an⸗ dern Orten. t

Physa hypnorum an einer moorigen Stelle des Finken⸗ thaler Holzes in großer Menge, aber die Eremplare nicht groß; in einem kleinen Graben zwiſchen Gärten bedeutend größer und recht zahlreich.

Amphipeplea glutinosa im obern Bi: ſehr häufig und von ausgezeichneter Größe.

Planorbis imbricatus in einem Waſſerloch auf Gnoyen⸗ ſchem Felde an Callitriche-Arten ſehr häufig und zwar mit der Varietät Planorbis eristatus untermiſcht. |

Planorbis spirorbis und ß leucostoma in kleinen

3

Abzugsgräben des Finkenthaler Holzes und bei dem Gär⸗ berhofe ſehr häufig.

Valvata cristata häufig an Phryganäenröhren und lebend an feinblättrigen Waſſerpflanzen in Gräben.

Paludina fasciata in der Trebel bei Gr. Methling. (Ferner habe ich fie vom Herrn Senator Danneel in Te— terow aus dem dortigen See erhalten, und bei Malchin in der Peene gefunden.)

Ancyelus fluviatilis in einem abgeleiteten Arme des Gnohenſchen Baches, welcher ziemlich ſchnell fließt; daſelbſt aber mehr an Waſſerpflanzen als an Steinen. Die Exem⸗ plare kommen den Ludwigsluſtern aus dem Kanal an Größe gleich. | Von den bis jetzt in Meklenburg aufgefundenen 21 Acephalen haben wir bei Gnohen 14 Arten und zwar: Anodonta cellensis, piscinalis, intermedia, ventricosa. anatina. Unio batavus, pictorum, tumidus. Congeria Chemnitzii, Cyclas cornea, lacustris, calyculata. Pisi- dium obliquum und fontinale. Es würden uns alſo fehlen: Anodonta ponderosa, rostrata, complanata. Unio Mülleri, crassus, ater. Cyclas rivicola.

Anodonta cellensis in einem kleinen Teich auf der Dö⸗ litzer Feldmark in großer Menge und bis zu einer Größe von 8“ rhein. Dariiet ſtark: es kommen ſehr aufgetrie⸗ bene Exemplare vor und ſo flache, daß ich dieſelben zuerſt für Anod. complanata hielt.

Anm. Vielleicht ſtecken unter den hier zuſammen⸗ gefaßten Exemplaren 2 verſchiedene Arten: wenigſtens er- klärt Dr. Scholtz in Breslau die größten für A. cygnea, womit E. Boll aber nicht übereinſtimmen will.

1

Anodonta piscinalis in demſelben Teiche, aber we: niger häufig als Anod. cellensis. Das größte Exemplar etwas über 5“ groß.

Anodonta ventricosa nach Vergleichung mit einem Exemplar, welches Herr Paſtor Huth von Wüſtnei als Anod. ventricosa erhielt, in einem abgelaſſenen Teich auf Dölitzer Feldmark.

Anodonta intermedia fand Herr Paſtor Huth im Gnoienſchen Bache. |

Unio batavus in der Recknitz bei Teſſin und in dem Gnohenſchen Bache ſtellenweiſe ſo zahlreich, daß man mit einem Griff wohl ein halbes Dutzend auf einmal heraus- holt. Variirt in der Geſtalt ſehr ſtark, alle Exemplare aber haben eine bläulich weiße Perlmutter, während er dei den Exemplaren aus der Recknitz bei Teſſin, die überhaupt viel lebhafter gefärbt ſind, ſchön röthlich iſt.

Unio pictorum. Es finden ſich im Gnohenſchen Bach, obwohl ſelten, Exemplare, bei denen der Unterrand ſtark einwärts gebogen iſt.

Unio tumidus. Aus der Recknitz, woſelbſt er ſehr häufig und in ziemlicher Größe vorkommt, erhielt ich Exemplare ſie waren lebend geſammelt —, welche im Innern der Schalen eine ſchmutzig-gelbliche Kalkablagerung haben, die durchweg rauh, nach dem Rande hin höckerig und warzig iſt. (Aehnliches fand ich auch, obwohl nicht in jo ſtarkem Grade und felten bei Unio pietorum.) Eben⸗ falls aus der Recknitz beſitze ich ein Exemplar von Unio tumidus, das ganz ſchief iſt. Die linke Schale iſt nicht jo bauchig als die rechte, und beide Schalen find am hin- tern Ende vom Ligament ab bedeutend nach links hinüber⸗

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gebogen. Wo ich ſonſt Verkrüppelungen an Bivalven ge ſehen, lag die Veranlaſſung dazu in einer äußern Verletzung; eine ſolche iſt hier aber nicht wahrzunehmen.

Congeria Chemnitzii in der Trebel bis zu 13%, lang. |

Cyclas cornea und lacustris halte ich nicht für ver— ſchieden, da ſie durch die unmerklichſten Abſtufungen in einander übergehen. Wenn aber Stein die bauchigen mit aufgetriebenem Wirbel verſehenen Exemplare für die männ⸗ lichen hält, weil er in ihnen nie Junge fand, ſo muß ich dagegen bemerken, daß ich ein ſehr ſtark aufgetriebenes Eremplar Junge bekommen ſah. Cyclas cornea ver— mag vermöge ihres verhältnißmäßig großen Fußes an den Wänden von Glasgefäßen hinaufzukriechen, wie ich mehr⸗ mals zu beobachten Gelegenheit hatte. Auch kann ſie lange Zeit bei geſchloſſener Muſchel auf der Oberfläche von ganz ruhigem Waſſer liegen, ſinkt aber bei der ge— ringſten Bewegung des Waſſers hinab.

Pisidium fontinale in einem Wieſengraben mit flie- ßendem Waſſer ziemlich häufig. 8

Es ſind alſo im Ganzen von den 106 meklenburgi— ſchen Conchylien bei Gnoyen 82 aufgefunden.

6. Die Reptilien Mektendurgs.

Herr Seminariſt Struck in Ludwigsluſt theilte mir ein Verzeichniß der von ihm in Meklenburg beobachteten Reptilien mit, welches ich mit einigen Abänderungen und Zuſätzen hier zu veröffentlichen mir erlaube.

1. Emys europaea Schneid., die Teichſchildkröte, 9

130 > iſt wenigſtens im öſtlichen Meklenburg gar nicht felten, wird aber, weil ſie nur des Nachts zum Vorſchein zu kommen pflegt, wenig beachtet. Als ſpecielle Fundorte nennt Struck den Wentower See bei Fiſcherwall, Gran- zow und Burow unweit Fürſtenberg und den See bei Mirow; ich kann dieſen noch folgende hinzufügen: Neu— ſtrelitz, Peutſch, Neubrandenburg, Dewitz, Roga, Waren und Malchin. Schon in J. Sturms deutſcher Fauna (Abtheilung III., Nürnberg 1828) iſt ein meklenburgiſches Exemplar, welches Sturm durch Karſten in Neuwerder er— hielt, abgebildet worden, und auch ſchon auf den Aber— glauben der meklenburgiſchen Landleute aufmerkſam ge= macht, nach welchem das Halten der Schildkröten in Trank— tonnen dem Gedeihen der aus dieſen gefütterten Schweine beſonders förderlich ſein ſolle. N

2. Lacerta agilis L. Die gemeine Eidechſe, häufig in Wäldern und unter Geſtrüpp und Hecken. Herr Struck meint auch die L. viridis bei Malchin geſehen zu haben, iſt ſeiner Sache aber nicht gewiß. Ich bezweifle ihr Vorkommen, wenigſtens iſt das, was man bei flüchti— ger Betrachtung gewöhnlich dafür zu halten pflegt, nur eine Varietät (oder nach Sturm das Männchen) der L. agilis. Die von Sturm abgebildete L. viridis habe ich noch niemals in Meklenburg geſehen und auch in der Mark Brandenburg iſt ſie ſo ſelten, daß man dort nur einen einzigen Fundort (die Rüdersdorfer Kalkberge) kennt; doch kommt ſie vielleicht auch auf Rügen vor, da Grümbfe von dort eine „grüne Eidechſe“ von ziemlicher Größe auf- führt. Sollte ſie etwa beſonders kalkhaltige Gegenden lieben?

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3. Anguis fragilis L., die Blindſchleiche, überall ge- mein in Wäldern.

4. Tropidonotus Natrix L. sp., die Ringelnatter, desgleichen. An einzelnen Orten findet ſie ſich in ſehr großer Anzahl, wie ſie z. B. zu Pleetz unweit Friedland in der Nähe des Backhauſes, wo auch zugleich die Flachs- brache vorgenommen wird und um welches herum große Maſſen halbvermoderten Flachs⸗Abfalls liegen, in die fie ihre Eier legt, zu Hunderten angetroffen wird. Daß die Ringelnatter ſehr gut ſchwimmt, habe ich in der Tollenſe einige Mal zu ſehen Gelegenheit gehabt.

An m. Wahrſcheinlich kommt auch in Meklenburg der in Pommern lebende Tr. laevis Merr. (Coluber au- striacus Gmel.) vor, von welchem ich im Greifswalder Muſeum ein pommerſches Exemplar geſehen habe.

5. Vipera Berus auctor., die Kreuzotter, Kupfer natter (ſehr giftig!), vereinzelt durch ganz Meklenburg. (3. B. bei Doberan, in der Roſtocker und Noſſentiner Haide, bei Neubrandenburg, Schönbeck unweit Friedland), häufiger in der Haideebene, wo im Ludwigsluſter Phyſi⸗ catskreiſe nicht eben ſelten Leute von ihr gebiſſen werden; in ſehr großer Menge ſoll fie endlich in der Lewitz vor kommen, wie ſchon im Archiv 5, 199 f. erwähnt if, Sie findet ſich übrigens in allen drei Varietäten, die frü— her als Arten unterſchieden wurden, nämlich V. Berus, Chersea und Prester. G. Brückner ſah in Schwechow ein durch Herrn v. Laffert erlegtes Exemplar, welches dicht vor dem Schwanze gegen fünf Finger dick war.

6. Bufo cinereus Schn., die gemeine Kröte, überall

häufig.

9 *

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7. Bufo Calamita Schinz, die Haus-Unke, ſeltener, z. B. bei Wismar, Neubrandenburg, am Wentower See.

8. Bufo variabilis Merrem., die grüne Kröte, kommt nach Herrn Struck bei Malchin im Kaldenſchen Holz vor. Mir iſt ſie noch nicht zu Geſichte gekommen, daß ſie aber in Meklenburg gefunden wird iſt unzweifelhaft, da Sturm a. a. O. ein hieſiges Exemplar abbildet.

Anm. Pelobates fuscus Wagl., die Knoblauchskröte, kommt wahrſcheinlich in Meklenburg vor, da man ſie in Holſtein, der Mark Brandenburg und in Oſtpreußen ge— funden hat.

9. Bombinator igneus Laur., die Feuerkröte, Unke, ſehr gemein in Meklenburg.

10. Rana temporaria L., der Grasfroſch, desgleichen.

11. Rana esculenta L., der grüne Jäger, desgleichen. Er iſt eßbar, wird aber in Meklenburg nur ſelten zu dieſem Zwecke benutzt.

12. Hyla arborea L. sp., der Laubfroſch, ſeltner, aber vereinzelt durch ganz Meklenburg (ob auch in der Haideebene?) vorkommend. Dieſe Art wird hin und wieder als Wetterprophet in den Zimmern gehalten.

13. Salamandra atra Laur., der ſchwarze Erdſala⸗ mander, kommt nach Struck in den Buchen bei der Ankers— häger Mühle vor; ich habe ihn noch nicht geſehen.

14. Triton cristatus Cuv., der große Waſſermolch, gemein z. B. bei Pleetz unweit Friedland, Malchin, Pin⸗ now unweit Schwerin.

15. Triton taeniatus Schneid., der kleine Waſſer⸗ ſalamander, desgleichen. |

Anm. Auf Tr. igneus Laur. möchte gleichfalls zu

ae.

achten fein, da er in der benachbarten Mark (wie wohl nicht häufig) vorkommt und in Oſtpreußen ſogar noch weiter nördlich geht.

Im nördlichen deutſchen Flachlande ſind demnach bis jetzt 19 Reptilien gefunden worden, von denen 15 auch ſchon in Meklenburg beobachtet ſind.

Neubrandenburg, den 12. Juli. E. Boll.

7. Zuſätze und Werbefferungen zur Lübecker Kora. R Von R. Häcker (in Lübeck.) Avena flavescens L. Am Wall bei der Wipperbrücke. Poa fertilis Host. In Wäldern, Padelügge, Weſſeloe. Bromus racemosus L. Auf Wieſen, Hamberge. Galium boreale L. In Gebüſchen, Treidelſtieg. Potamogeton fluitans Roth. In der Trave bei Hamberge⸗ Potamogeton praelongus Wulf. In Landſeen, Trems. Potamogeton pusillus L. In der Trave, Gothmund. Potamogeton filiformis Pers. In Landſeen, Seekrug. Ruppia rostellata Koch. In Waſſerlöchern auf dem Priwall bei Travemünde. Helosciadium inundatum Koch. In Waſſergräben auf der Grönauer Haide. Sambucus Ebulus L. Vor dem Huͤrterthor, ver⸗ wildert. Juncus filiformis L. Auf feuchten Wieſen, an der Trave bei Schlutup.

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Polygonum Bistorta L. Auf Wieſen, an der Trave bei der Schneiderfähre. |

* Polygonum tataricum IL. Hin und wieder, mit Pol. fagopyrum angebaut.

Elatine Hydropiper L. Am 1 der Trave, Her⸗ renfähre gegenüber.

Stellaria crassifolia Ehrh. Auf Torfwieſen, bei Beidendorf.

Rubus afünis W. & N. In Hecken beim Schellbruch. Rubus Sprengelii W. & N. In den Tannen bei Schlutup. | |

Rubus discolor W. & N. In den Weſſeloer Tannen.

Rubus thyrsiflorus W. & N. Ebendaſelbſt.

Rubus glandulosus Bell. In den Tannen bei Schlutup. |

Rubus Radula W. & N. Ju Hecken bei Buntekuh.

Rubus nemorosus W. & N. Im Lauerholz.

Rubus Schlechtendalii W. & N. Im Holz bei Blankenſee.

Thalictrum flexuosum Rchb. Auf Feldrändern am Steinrader Wege, bei Hamberge.

Galeopsis pubescens Bess. In Hecken vor dem Mühlenthor. a

Linaria Elatine Mils. Auf kalkhaltigen Feldern, bei Sorau.

Euphrasia verna Bell. Auf Wieſen am Priwall.

Barbarea stricta Andr. Im Schellbruch, an der Trave u. a. O.

Lotus tenuifolius Poll. Auf Salzwieſen, am Priwall.

Sonehus asper Vill. An Feldern hin und wieder.

135

Chondrilla juncea L. Auf Ackerrändern, bei Schlutup.

Hieracium vulgatum Fries. In Gebüſchen und Wäldern.

Cirsium palustre Scop. Auf ſumpfigen Wieſen.

Gnaphalium luteo- album L. Am Oſtſeeufer bei Klein⸗Timmendorf.

Aster salignus Willd. An der Trave, am Treidel⸗ fteig. |

Aristo’ochia Clematitis L. In Hecken, bei Mölln häufig.

Littorella lacustris L. An Landſeen, bei Blankenſee.

S. 29.1. Panicum sanguinale Poll, (Pan. glabrum Gaud.) nicht Pan. sanguinale L.

S. 125 Z. 10 von unt. l. Blumen, welche purpur- roth mit gewürfelten Flecken gezeichnet (F. Mel. serotina Pers.) oder ganz weiß (F. M. praecox P.) ſind.

Merkwürdige Päume in Meßlenburg.

Zwei Beiſpiele eigenthümlicher Baumvegetation ſind ſchon früher in unſerem Archiv V. S. 221 (die Weißbuche bei Burg⸗Schlitz) und VII. S. 272 (eine Eſche bei Sülz) mitgetheilt worden. Einige andere habe ich kürzlich auf einer Ercurſion nach Ivenack kennen gelernt. Der Com- municationsweg von Zwiedorf nach Ivenack iſt zu beiden Seiten mit Kropp-Weiden, " einem für die nord—

1. So, und nicht Kropf-Weiden, iſt der Name dieſes Bau— mes zu ſchreiben; denn mit einem Kropf hat der Baum nichts zu ſchaffen, wohl aber mit dem plattdeutſchen Zeitwort „kröp—

pen“ (im Engliſchen to erop), welches bedeutet: „die Spitzen von etwas abſchneiden oder abhauen“.

ER.

deutſchen Wege characteriſtiſchen Baume, bepflanzt. Auf den dicken Köpfen mancher dieſer Bäume hatten Birken, Quitſchenbäume (engl. quick-beam, hochdeutſch Ebereſchen) und Johannisbeerſträucher » Wurzel gefaßt, und dort jo gutes Gedeihen gehabt, daß wenigſtens die erſteren beiden mitunter die Weiden ſelbſt an Höhe übertrafen. Ganz beſonders aber fiel mir unter dieſen Weiden eine etwa 8“ hohe auf, welche eine etwa 20“ hohe Hänge birke auf ihrem Gipfel trug. Letztere hatte anfänglich auf dem dicken Weidekopfe gewurzelt und ſich dann in zwei Haupt- äſte getheilt, von denen jeder jetzt etwa 8“ im Durch— meſſer hatte; die Pfahlwurzel war in der Mitte des Weidenkopfes eingedrungen und in der im Inneren ver— olmten * Weide allmählig immer tiefer hinabgegangen, bis fie endlich den Erdboden erreicht hatte und auch in dieſen eingedrungen war. Dieſe Pfahlwurzel hatte, wie ſie allmählig dicker geworden war, den ſie umhüllenden Cylinder des Weidenſtammes zerſprengt, jo daß nur ein⸗ zelne Streifen deſſelben, in welche ſie einige Seitenwurzeln hineingetrieben hatte, ſtehen geblieben waren, die ſehr feſt mit der Pfahlwurzel verwachſen erſcheinen. Letztere hatte ſich an den Stellen, wo ſie von dem umhüllenden Weiden⸗ ſtamme frei geworden war, mit weißer Rinde überkleidet,

1. Auch das ſchöne Weidenröschen (Epilobium angustifolium) habe ich in einer anderen Gegend Meklenburgs ſehr üppig auf dem Gipfel der Kropp-Weiden gedeihen ſehen.

2. Ein Begriff, für welchen uns ein entſprechendes einfaches hochdeutſches Wort fehlt! Es bezeichnet die Trocken-Fäule, welcher gerade dieſe Weiden ſo ſehr ausgeſetzt ſind, daß ſie im Innern gänzlich hohl werden und nur die Rinde und etwas Splint (und auch dieſe nicht einmal vollftändig!) übrig bleiben, durch welche dann allein der Vegetatiensproceß vor ſich geht.

137 fo daß fie dort einem Birken ſtamme völlig gleich war. So war alſo dieſer Baum doppelt bewurzelt, ſowohl in der Erde, als auch in und auf dem Weidenſtamme; die oberen Wurzeln glichen kurzen Klammern, die ihn an dem Kopfe der Weide feſthielten. Letztere hatte trotz dieſes großen Paraſiten ihre Lebenskraft behalten, denn ihre Krone war gerade im Ausgrünen begriffen.

In dem ſchönen Ivenacker Thiergarten hatte ich dar— auf Gelegenheit mehrfach ein ſeitliches Verwachſen von Eichen und Rothbuchen zu bemerken. In einem Falle fand daſſelbe ſchon dicht über der Wurzel ſtatt und war hier ſo innig, daß beide anſehnlichen Bäume aus einem und demſelben Stamme zu entſpringen ſchienen. In den anderen Fällen trat das Verwachſen erſt in größerer Höhe bei ſehr naheſtehenden Bäumen ein, und zwar immer in der Weiſe, daß dann die Eiche an der Berührungsſtelle die Buche mit ihrer Rinde etwas überwellt hatte, nirgends aber bemerkte ich ein Ueberwellen der Eiche durch die Buche; mitunter fand ſogar ein mehrmaliges Verwachſen derſelben beiden Bäume ſtatt.

Die ſchönſten Zierden jenes Thiergarteus aber ſind die ſieben prachtvollen Eichen, welche zu Anfange des— ſelben auf einem freien Platze ſtehen, die ſchönſten und ſtärkſten, welche ich bis jetzt nicht allein in Meklen— burg, ſondern in ganz Deutſchland geſehen habe. Die drei ſtärkſten maßen 22, 27“ und 31° 6” im Umfangez das Maaß (in Pariſer Fuß) wurde etwa 4 Fuß über dem Boden genommen, an Stellen, wo die Wurzelanſchwellung des Stammes aufgehört hatte, alſo an der dünnſten

| Stelle des Hauptſtammes, der ſich oberhalb derſelben noch wieder etwas verdickte. Die Hauptzweige ſind ſo ſtark, wie ſonſt anſehnliche Eichenſtämme, und die Wurzeln ſchienen den Zweigen an Stärke nichts nachzugeben. Die meiſten Stämme waren im Inneren ſchon mehr oder we— niger hohl geworden, nur der ſtärkſte von 10“ 6“ Durch- meſſer, war bis auf ein kleines Loch dicht über dem Boden ganz unverſehrt und zeichnete ſich zugleich auch durch ſein ſchönes kräftiges Laub noch vor den übrigen aus. Welch ein Studium für den Landſchaftszeichner bieten dieſe male- riſchen und majeſtätiſchen Bäume dar, und was würden ſie dem Hiſtoriker nicht zu berichten wiſſen, wenn ſie gleich den heiligen Eichen zu Dodona mit der Gabe der Sprache ausgerüſtet wären! Denn ich glaube nicht zu irren, wenn ich ihre Jugendperiode weit in die Zeiten des ſlaviſchen Meklenburg zurückverſetze, und ſicherlich waren es ſchon anſehnliche Bäume, als das bald nach der Mitte des 16. Jahrhunderts ſäculariſirte Ciſtercienſer Nonnen⸗ kloſter Ivenack im J. 1252 geſtiftet wurde.

An Stärke übertroffen werden dieſe Eichen in Me⸗ klenburg nur noch durch einige Linden, die nächſt jenen zu den älteſten lebenden Bewohnern unſeres Landes ge— hören. So befindet ſich z. B. auf dem Kirchhofe zu Kirch-Kogel (im Amte Lübz) eine Linde, deren Umfang jetzt 35“ beträgt und die der Tradition nach ſchon zu den Zeiten des 30jährigen Krieges von bewundernswerther Dicke geweſen ſein ſoll. Eine andere auf dem Kirchhofe zu Polchow unweit Lage mißt über 40“ im Umfange, und eine dritte auf dem Kirchhofe zu Zurow bei Wismar

1 ſoll gar 56’ im Umfange haben.“ Diefe Linden werden etwa von gleichem Alter mit den Ivenacker Eichen ſein, denn wenn ſie die letzteren auch an Stärke noch übertreffen, ſo möchte ich doch glauben, daß dies durch größere Dicke der Jahresringe der Linden wieder ausgeglichen würde; ich habe zwar keine Vergleichungen darüber anſtellen können, wie ſich bei gleichem Alter die Jahresringe der Linden zu denen der Eichen verhalten, es liegt aber die Vermuthung nahe, daß erſtere, wegen des ſo weichen Holzes der Linde, durchſchnittlich ſtärker werden, als letztere. Unter beſonders günſtigen Umſtänden ſetzen jedoch auch die Eichen ſehr ſtarke Jahresringe an. Als ſolchen ausnahmsweiſen Fall betrachte ich folgenden: Georg Adolf v. Winterfeld auf Stieten, ein wiſſenſchaftlich gebildeter, in der claſſiſchen Literatur und in den Naturwiſſenſchaften bewanderter Gutsbefitzer, veröffentlichte in der Monatsſchrift von und für Meklenburg 1791 S. 405 ff. folgende Beobachtungen, die er über das Wachsthum eines auf ſeinem Gute ge— fällten Eichbaums gemacht habe. Der Baum wurde un— mittelbar über der Wurzel durchſchnitten, auf der Durch- ſchnittsfläche wurden vom Mittelpunkte des Stammes nach der Peripherie 6 Radien gezogen, und an dieſen die Jahresringe ganz genau ausgemeſſen. Das mittlere Re— ſultat aus dieſen 6 Meſſungen war folgendes:

1. Auch in Neuvorpommern giebt es noch ſehr dicke Linden, wie z. B. auf den Kirchhöfen zu Stoltenhagen (zwiſchen Grimme und Stralſund) und zu Reinberg (zwiſchen Greifswald und

tralſund).

140

EEE EEE. OR REINER: Flächeninhalt der Stärke

Durchmeſſer des Raums. ee N des Paums.

Jahres⸗ | 1Ojährliche ganzer duns. 10jährliche | ganzer

Alter des Zunahme des | meffer des Zunahme des Flächenin— Baums Durchmeſſers Baums Flächeninhalts halt ede 1 b ich tk 2 e 15⁰ 150 20. d N e 104 119 30 4 6583 4 4 | 483 2272 40. 3% 5 2% 0 e 449 50. 5 9 29 8 248 697 60. 6 4 36 2 333 1030 70. 4 42 6 395 1424 80. 6 (6 49 2 479 1903 9o. 8 0 0%. eee 2 |ver6 | 2579 e Buch |

|

ER | 2579

105 hierbei angewendete Maaß war rheinländiſches a Fuß 12“; der Zoll aber war in 10 Linien getheilt. In der Berechnung der beiden letzten Columnen, welche nach älteren, nicht ganz genauen Tafeln entworfen worden find, ſteckt übrigens ein kleiner Fehler, welcher aber jo un— bedeutend iſt, daß er für die letzte und größte Zahl 2579 [Zoll nicht mehr als ungefähr 9 Zoll ausmacht, um welche Winterfelds Zahl zu groß angegeben iſt. Die Jahresringe wären dieſen Angaben nach im erſten Decen— nium durchſchnittlich O0 /e, im letzten aber ſogar 0% ſtark geweſen. Für das gewöhnliche Wachsthum der Eichen iſt dies aber jedenfalls zu ſtark, denn in vier Fällen, in

Een .;

welchen ich ſelbſt die Dicke der Jahresringe an verſchiede— nen Stämmen gemeſſen habe, fand ich nur durchſchnittlich 0%, 0/696, O’'oss, und 00s.

Ueber die Dicke der Jahresringe der Linden habe ich ſelbſt noch keine Meſſungen anſtellen können, und auch von anderer Seite her ſind mir keine ſolchen bekannt geworden; ſollte eins der Vereinsmitglieder Beobachtungen darüber ge- macht haben, würde eine Mittheilung derſelben mir ſehr angenehm ſein.

Auch das von Humboldt angeführte Beiſpiel * von einer in Litthauen gefällten Linde, deren Umfang 82“ be= tragen habe und an der 815 Jahresringe gezählt ſeien, kann uns zur Beſtimmung der durchſchnittlichen Dicke der Jahresringe nichts nützen; denn aus jenen Zahlenelementen würde eine durchſchnittliche Dicke von faſt ““ hervor: gehen, welche, wenn wir dieſelbe auch für die Linde zu Kirch⸗Kogel als normirend annehmen wollten, für dieſe ein Alter von nur 345 Jahren ergeben würde, was aber mit der oben angedeuteten Tradition im Widerſpruch ſteht. Denn nach der Ueberlieferung ſoll die Linde ſchon zur Zeit des 30jährigen Krieges ſo groß geweſen ſein, daß der dortige Prediger, als die Kirche im Kriege faſt in einem Steinhaufen verwandelt worden war, in dem hohlen Lindenſtamme ſtehend, der unter dem Laubdache des Bau— mes verſammelten Gemeinde gepredigt habe: ja, er ſoll ſogar in dieſer Höhlung noch einen kleinen Tiſch gehabt haben, an welchem er die Sacramente adminiftrirte. * Wäre aber die Linde, wie die vorhin dargelegte Rechnung er—

1. Anſichten der Natur ed. 3. II. S. 113. 2. Monatsſchrift von und für Meklenburg 1792 S. 131 ff.

0 _

giebt, damals erſt etwa 100 Jahre alt geweſen, jo würde das eben Erzählte ſchwerlich dort habe ſtattfinden können. Wahrſcheinlich war auch jene litthauiſche Linde ſchon hohl und beträchtlich älter als 815 Jahre, ſo daß dieſe Zahl, welche auf den allein nur noch zählbaren Jahresringen beruht, nur das Minimum des Alters angiebt, indem die ſchon zerſtörten Jahresringe nicht mehr in Rechnung ge— bracht werden konnten. N

So anſehnlich nun auch das Alter unſerer vorſtehend erwähnten drei Linden und der Ivenacker Eichen an und für ſich iſt, erſcheint es doch nur als ein jugendliches zu betrachten, wenn wir es mit der Lebensdauer mancher an anderen Orten vorkommenden Bäume vergleichen. Hum⸗ boldt erwähnt a. a. O. eine Eiche bei Saintes in Frank⸗ reich, deren Alter auf 2000 Jahre geſchätzt werde, welche alſo ſchon ein beträchtlicher Baum geweſen ſei, als Cäſar ſeine Legionen gegen die Gallier führte; ein 3000 Jahre alter Taxusſtamm in der engliſchen Grafſchaft Kent reicht mit ſeiner Jugend in die Zeit zwiſchen dem trojaniſchen Kriege und dem Argonautenzuge zurück. Noch älter mögen die Stämme der ſchönen Wellingtonia gigantea in der Sierra Nevada Kaliforniens ſein, welche einen Umfang von 94—96 (engl?) Fuß und eine Höhe von 450 er- reichen. Die älteſten lebenden Bewohner unſeres Planeten ſind aber wohl (falls man ihr Alter nicht zu hoch geſchätzt hat,) die afrikaniſchen Adanſonien, denen zum Theil ein Alter von 6000 Jahren zugeſchrieben wird: iſt dieſe Schätzung richtig, ſo find fie älter als die ägyptiſchen Py⸗ ramiden, und reichen ſogar noch um 300 Jahre über das älteſte einigermaßen geſicherte Datum der Geſchichte des

u. menſchlichen Geſchlechtes (die Regierungszeit des ae Menes) hinaus.

Hier in Meklenburg iſt überhaupt alles, was die phyſiſchen Verhältniſſe betrifft, relativ ſehr neuen Ur— ſprungs, nicht bloß die Vegetation, ſondern auch die Bevölkerung und ſelbſt der Boden. Denn während andere Gegenden Deutſchlands ſchon länger als 2000 Jahre von germaniſchen Stämmen bewohnt find, iſt Meflen- burg nur erſt ſeit etwa 650 Jahren in germaniſchem Be— ſitz, und während der Boden des mittleren und ſüdlichen Deutſchlands älteren geologiſchen Kataſtrophen ſeine Ge— ſtaltung verdankt, iſt der Boden, welchen wir bewohnen, erſt bei der jüngſten, der Diluvial-Kataſtrophe, gebildet worden, alſo vielleicht Hunderttauſende von Jahren ſpäter, als jener. Möchte mit dieſer Neuheit unferer phyſiſchen Zuſtände doch auch eine jugend liche Geiſtesfriſche der Bevölkerung Hand in Hand gehen!

Neubrandenburg, den 15. Juni 1857. E. Boll.

9. Peiträge zur gewitterkunde.

In Folge meiner im Archiv X S. 85 ausgeſproche— nen Bitte die meklenburgiſchen Gewitterſchäden betreffend, hatte der Herr Dr. Rümker, Director der Hamburger Sternwarte, die Güte mir brieflich (d. d. 2. Jan.) einige allgemeinere Notizen über Gewitter aus dem Kreiſe ſeiner eigenen Erfahrungen mitzutheilen. Die meiſten derſelben beziehen ſich nicht auf Meklenburg, ſondern auf andere uns ferne Gegenden, und von dieſen letzteren Notizen erlaube ich mir hier folgende zu veröffentlichen:

BR

„Während eines vierjährigen Aufenthalts (um das Jahr 1816) im füdlichen Theile des mittelländiſchen Meeres, namentlich in Sicilien und Malta, wie auch längs der Nordküſte von Africa, erinnere ich mich nur Gewitter im Winter erlebt zu haben; wenigſtens ſind dort die Gewitter im Sommer verhältnißmäßig ſo ſelten, wie fie bei uns im Winter find, Ich wundere mich dar- über, daß dieſe Thatſache der Aufmerkſamkeit der Meteoro- logen bis jetzt entgangen zu fein ſcheint. In dieſen Ge- genden iſt der Donner kurz und unbedeutend, vom Rollen und Echo hört man wenig. Eines Abends ſpät fuhr der Blitz auf dem engliſchen Admiralſchiff Albion längs des großen Maſtes herunter und ſtreckte zwei in deſſen Näbe ſtehende Matroſen zu Boden. Der eine erholte ſich als— bald wieder unbeſchädigt, der andere, welcher gelähmt ins Hospital geſchafft werden mußte, wurde auch in wenigen Tagen wieder hergeſtellt. Von den in der Nähe des Maſtes befindlichen Ammunitions- und Proviſtonsfäſſern wurden bis ſpät in die Nacht ſo viel wie möglich aus dem Schiffsraum heraufgeſchafft, bis man ſich für über- zeugt hielt, daß der Blitz nicht gezündet habe.“

Dieſe Beobachtung Rümkers, daß im Mittelmeere Wintergewitter die Regel, Sommergewitter aber die Aus- nahme ſind, iſt in der That dem ſcharfſichtigen Arago, dem wir die ausführlichſte Geſchichte des Gewitters ver— danken,“ gänzlich entgangen. Er weiſet zwar nach, daß im Winter eine größere Anzahl von Schiffen vom Blitze getroffen würden, als im Sommer, und entlehnt viele

1. Aragos Werke herausgegeben von Hankel Bd. 4. S. 1 bis 231.

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ſeiner Beiſpiele hierfür aus dem Mittelmeere, +: zieht aber nur den allgemeinen Schluß daraus, daß wenigſtens auf dem Meere die Gewitter in der kalten und gemäßigten Jahreszeit gefährlicher ſind, als in den heißen Monaten (. a. O. S. 170). Wenn nun dieſer Schluß auch, wenig- ſtens was das Mittelmeer betrifft, auf unrichtigen Vor—

ausſetzungen beruhet, ſo ſcheint er doch für unſere kältere

gemäßigte Zone Gültigkeit zu haben, indem, ſo weit meine eigenen Beobachtungen reichen, auch auf dem Lande die ſeltenen, kurzen, aber heftigen Wintergewitter ver— hältnißmäßig mehr Schaden ſtiften als die Sommergewitter.

Aus Herrn Rümkers Beobachtungen gewinnt aber auch noch eine dunkele altteſtamentliche Stelle Licht, und zeigt zugleich, daß auch an der öſtlichen Küſte des Mittelmeeres, wenigſtens in Paläſtina, ein gleiches Ver— hältuiß hinſichtlich der Gewitter ſtattfindet. Als nämlich Samuel ſein Richteramt niederlegt, ermahnt er das Volk zum Gehorſam gegen Jehovah und tadelt ſie zugleich, daß fie die theokratiſche Regierungsform verlaſſend, ſich einen

König gewählt hätten. „Tretet nun her (ſo fährt er fort,

1 Samuelis 12, 16 ff.), und ſehet das große Ding, das der Herr vor euern Augen thun wird. Iſt nicht jetzt die Weizenerndte? Ich will aber den Herrn anrufen, daß er ſoll donnern und regnen laſſen, daß ihr innen werdet und ſehen ſollt das große Uebel, das ihr vor des Herrn Augen gethan habt, daß ihr euch einen König gebeten habt. Und da Samuel den Herrn anrief, ließ der Herr donnern und regnen deſſelben Tages. Da fürchtete das ganze

1. Das Beiſpiel des „Albion“ fehlt bei Arago. 10

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Volk ſehr den Herrn und Samuel u. ſ. w.“ Ein Ge⸗ witter zur Zeit der Weizenernte, welche dort in den Mai fällt, konnte aber doch wohl nur dann als ein Wunder betrachtet werden, wenn auch in Paläſtina die gewöhnliche Gewitterzeit auf die kalten Monate fiel. Nach den von Arago mitgetheilten Gewittertabellen (S. 162) findet ein Gleiches auch in Aegypten ſtatt, denn nach den zwei⸗ jährigen Beobachtungen des Dr. Deſtouches zu Kairo (in d. J. 1835 und 1836) gab es dort nur in den Monaten November bis April einige Gewitter, während die 6 wär⸗ meren und heißen Monate, Mai bis October, gänzlich ges witterfrei waren; am 1. Mai 1852 aber hatte man auch dort einmal ein Gewitter, „das erſte ſeit dene in jener Jahreszeit.“

„In Neuholland (ich ſpreche hier ment von der Umgegend von Sidney,“ ſo fährt Herr Dr. R. fort, welcher ſich dort Behufs aſtronomiſcher Beobachtungen, 6 Jahre lang 11822 1828] aufhielt,) „wo die Gewitter viel heftiger ſind und die Blitze einander Schlag auf Schlag folgen, gleicht der Donner dem Knall eines Flinten⸗ ſchuſſes, und iſt öfters nur momentan, oder auch während des Regens unbemerkbar. Das Einſchlagen aber kommt ſehr häufig vor, namentlich trifft man überall Spuren da⸗ von in den Waldungen. Ein auf einem mir gehörigen Grundſtücke ſtehender großer Baum ward dergeſtalt vom Blitze zerſplittert, daß die um ihn herumſtehenden kleineren Bäume noch in ziemlicher Entfernung von den zerſtobenen Aeſten mit niedergeriſſen wurden. Am Ufer des Paramatta⸗ Fluſſes hatte man auf einer Anhöhe, welche nach dem Bei⸗

1. Württemb. naturwiſſ. Jahreshefte VIII. S. 268.

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ſpiele in Greenwich „on tree hill“ genannt wurde, einen ſehr großen, ſchönen Baum zur Zierde ſtehen laſſen; in einer Nacht blieb nur der Stamm übrig, die Aeſte lagen weit weg um ihn herum. Aber die Gewitter hatten auch noch traurigere Folgen. Am Bau einer Kirche in der „Liverpool“ benannten Stadt arbeiteten 7 depor⸗ tirte Verbrecher in Feſſeln und ſuchten während eines über fie hinziehenden Gewitters Schutz gegen den Regen im Thurme. Fünf derſelben wurden auf der Stelle erſchlagen, zwei (glaube ich), kamen mit geringerer Beſchädigung da⸗— von. Auf dem in der Nähe von Paramatta gelegenen Gute des Herrn Wenthworth, Sohn des Lord Fitz Williams, wurde von einer Anzahl Kühe, welche auf einer Wieſe weideten und ſich während eines Gewitters unter einer Gruppe von Bäumen zurückzogen, etwa ſieben erſchlagen. Ein auf halben Sold lebender Regimentsarzt, Dr. Harris, wurde auf einer Excurſion im Innern von Neuholland vom Blitze getroffen, und blieb in Folge daran lahm, wie ich ihn gekannt habe.“

„Ein ſeltſames in Ham burg vorgefalleues Ereig- niß habe ich aus dem Munde eines ſehr reſpectablen, glaubwürdigen, noch lebenden, über 70 Jahre alten Man⸗ nes, welcher in Gegenwart mehrerer Zeugen erzählte, daß er als Knabe von der Schule heimkehrend in der Mühlen— ſtraße vom Blitze getroffen wurde, der die Haare ſeines Vorkopfes verſengte, ihm übrigens keinen Schaden weiter that, außer daß die Stelle, wo die Haare verſengt wurden, jeitdem immer kahl geblieben ſei“. Dies iR ein ähnlicher Fall, wie die beiden, welche Arago a. a. O. S. 310 mitgetheilt hat. |

10*

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„Vor etwa 4 Monaten enthielten die Hamburger Nachrichten die Beſchreibung eines vom Altonaer Capitän Lütkens auf der See erlebten Gewitters, welches mit dem St. Elmsfeuer angefangen und mit dem Einſchlagen in den Maſt geendet hatte.“

Ein anderes für die Gewitterkunde ſehr merkwürdiges Factum theilte mir Herr Hofrath Bahlke in Neuſtrelitz mit. Er ſchreibt darüber Folgendes: „In dem Grü— no wer Forſtreviere zeichnet ſich die Forſt zwiſchen den ſüdweſtlich vom Dorfe Grünow belegenen Wahlsbergen und der weſtlich und ſüdlich von Grünow liegenden Stein- und Goldenbaumer Mühle durch ganz beſonders ſchönen, ſchieren und hohen Wuchs der Eichen und Buchen aus. Die Wahlsberge und die nordweſtlich davon belegenen Berge bei der Steinmühle haben im Weſentlichen eine von NO. nach SW. gelegene Richtung, und ebenſo die da⸗ zwiſchen liegenden, damit meiſt eee ee ſchönen Schluchten.

Südlich, und unmittelbar an die Wahlsberge an- ſtoßend, findet ſich das Revier „die Steinkaveln“, jo be- nannt, weil ein großer Theil deſſelben ſich durch zahlreiche, große erratiſche Blöcke auszeichnet, welche mit Moos über⸗ wachſen, auf der Bodenoberfläche umherliegen. In dieſem Reviere, beſonders an drei verſchiedenen Stellen, ſchlägt ſeit Menſchengedenken faſt jedes Gewitter ein, beſonders diejenigen, welche von der ſüdlichen Seite auf das Grünower Forſtrevier und die Wahlsberge herauf ziehen. In dem letzten Jahre (1856) hat es dort wenigſtens 5 bis 10 Mal eingefchlagen, ſoweit der Unterförſter Lenzkow dies an den dort ſtehenden Kiefern beobachtet zu haben

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glaubt. Der Blitz ſteckt die Bäume nicht in Brand, ſon⸗ dern fährt gewöhnlich an mehr oder minder ſtarken Kie— fern, an denen die Spuren in der meiſt in gerader Rich— tung von oben nach unten etwa zwei fingerbreit abge- ſchälten Rinde ſichtbar ſind, manchmal aber auch an ganz jungem Aufſchlag in die Erde. Sobald ſich ein Ge— witter ſpüren läßt, entweicht das Wild aus dem Reviere und der Förſter nebſt den Holzſchlägern ebenfalls. Die Bäume ſind regelmäßig unmittelbar durch den Schlag ge— tödtet, denn gleich darnach fallen die Nadeln verdorrt ab, und es wird der getroffene Baum zu Fadenholz um⸗ und aufgehauen, wobei ſich dann zeigt, daß das Holz bis in den innerſten Kern hinein blau und ertödtet iſt.“ Warum die Blitze in der Steinkavel (falls die dar- auf bezüglichen Thatſachen von den Leuten, die dem Herrn Hofrath B. darüber referirten, nicht etwas übertrieben ſind) ſo ſehr häufig einſchlagen, iſt mir räthſelhaft. Doch ſteht dieſer Fall nicht vereinzeit da, indem Arago S. 140. f. über zwei ähnliche berichtet; der erſte betrifft ein von den Blitzen ſehr heimgeſuchtes Eiſenlager im Genueſiſchen, das andere die Umgegend von Bialyſtock in Lithauen. An Erzlager haben wir hier bei Grünow, wo diluviale Lager die Bodendecke bilden, unter denen tertiäre Schichten zu folgen ſcheinen, ſchwerlich zu denken; welche locale Urſachen hier die Anziehungskraft auf den Blitz ausüben, darüber könnten nur ſehr genaue Nachforſchungen an Ort und Stelle Auskunft geben. Möchte doch zunächſt die That⸗ ſache ſelbſt möglichſt ſicher feſtgeſtellt werden. | | E. Boll.

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10. Misc elfen.

1. Luftſpiegelung. Am 20. Juli d. J. befand ich mich auf den zwiſchen hier und dem Dorfe Dierhagen belegenen ebenen Wieſen hart am Binnenſeeufer. Die Luft war warm, klar und heiter, nur am Horizonte ſtanden einige leichte Wölkchen. Der Wind kam aus SW. und wehte ſchwach. Gegen 11 Uhr Vormittags bedeckten ſich die Wieſen gegen die Dünen der Oſtſee zu von S. S. W. bis W. N. W. auf eine Strecke von circa / Meile mit einem Luftſpiegel, ſo daß die ganze Landfläche unter einem ruhigen Waſſer zu ſtehen ſchien. Da es gerade in der Zeit der Heuwerbung war und an vielen Stellen Heu⸗ haufen ſich befanden, auch ſchon einiges Heu eingefahren wurde, jo fehlte es nicht an Gegenſtänden, welche ſich ab- bilden konnten. Der Luftſpiegel lag ſchätzungsweiſe 3 Fuß über der Landebene, und bis zu dieſer Höhe ſah man von allen dort vorhandenen Gegenſtänden gar nichts. Die Heuſchober ſchienen faſt bis an den Gipfel in blankem Waſſer zu ſtehen und die beladenen Wagen im Waſſer zu fahren. Alles was ſich aber von Heuhaufen, Menſchen, Wagen und Thieren über den Spiegel erhob, bildete ſich mit ſolcher Klarheit abwärts und natürlich über Kopf fte- hend ab, daß man in dem Luftſpiegel das Nicken der Pferde, die Bewegung des Fuhrmannes und die oberen Theile der ſich fortbewegenden Heuwagen ſehr deutlich ſah. Es zeigte ſich hier alſo daſſelbe Phänomen, welches der Reiſende Bernatz im ſüdlichen Theile von Abbyſſinien im Thale Dullul beobachtete. .

Wuſtrow auf Fiſchland, den 9. Aug. 1857. C. J. F. Peters.

1. Ein anderes ſchönes Beiſpiel von Luftſpiegelung beobachtete Herr Juſtizrath Schröder in Treptow vor wenigen Wochen; er ſah nämlich auf dem Wege von Jarmen nach Treptow das Luft- bild eines Bauergehöftes, zu welchem er einige Tage darauf das Original in einem Bauerhofe bei Demmin gefunden a Haben

‚. B.

meint.

151

2. Heuſchrecken. (vergl. Archiv X, 84.) Im Jahre 1733 wurden die Mark Brandenburg und die angränzenden Gegenden von den Heuſchrecken verheert. Sie zogen über Ber- lin wie eine die Sonne verdunkelnde Wolke hinweg. Wo ſie ſich niederließen, zernagten fie unten die Halme des Ges treides und dann die grünen Aehren und machten in we⸗ nigen Stunden einen ganzen Landſtrich kahl, worauf fie ſich erhoben und nach einem andern Orte begaben. Sie waren etwas anders geſtaltet, als die gewöhnlichen großen, grünen Heuſchrecken: etwas kleiner, bräunlich, mit einem dicken Kopfe. Man machte verſchiedene Gegenanſtalten wider dieſelben, warf lange Gräben auf, trieb ſie in dieſe haufenweiſe hinein und beſchüttete ſie mit Erde; auch mußten die Bauern eine gewiſſe Anzahl von Metzen an Heuſchreckeneiern liefern, doch half dies fo wenig, daß fie bis in das dritte Jahr in der Mark verblieben.

Ob Pommern im J. 1542 von den Heuſchrecken verheert worden, wie die Demminer Chronik S. 673 be⸗ richtet, iſt wohl mehr als zweifelhaft, da der gleichzeitige Stralſunder Chroniſt Berckmann ſolches nur von Polen, Böhmen und Mähren erzählt (S. 81 und LXIII.).

a | E. Boll.

3. Leuchtkäfer. Aus Hamburg wird im Jauli durch die Zeitungen berichte: Im dunkeln Raume eines dieſer Tage von Bahia hier angekommeuen Schiffes zeigten ſich kürzlich zwiſchen Zuckerkiſten helle Lichtpunkte; man forſchte nach und fand einen jener Leuchtkäfer (Pyrophorus noctilucus L.), die am Amazouenſtrom Fo häufig find, daß fie die Umriſſe der umſchwärmten Ge— büſche bei Nacht ſichtbar machen. Derſelbe lebt noch,

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nimmt Nahrung und ſtrahlt im Dunkeln an zwei eiför⸗ migen Stellen des Bruſtſchildes und an einem Punkte unter dem Hinterkörper, beſonders wenn er ſich bewegt, ein helles grünliches Licht aus. Dieſer Käfer iſt lebendig in Europa eine Seltenheit. Man hat ihn einigemal in London lebend gehabt; 1766 erregte einer, der wahrſchein⸗ lich mit amerikaniſchem Holz nach Paris gekommen war, in der Vorſtadt St. Antoine, wo man ihn hatte umher⸗ fliegen ſehen, nicht geringes Aufſehen. 4. Deilephila Nerii. Herr O. L. Kade in Meſeritz ſchreibt mir: „In dieſem trockenen Sommer hat ſich die Raupe der D. N. hier auf einem Oleanderſtrauche in 10 Ex. gefunden, von denen ſich bereits 9 Stück bei mir verpuppt haben. An einem anderen Oleander haben fih auch Raupen dieſer Art gezeigt, welche aber als Zer— ſtörer der ſchönen Pflanze von dem Beſitzer ſogleich ges tödtet worden ſind. Sollte ſich vielleicht die Thatſache berausſtellen, daß dieſer Schwärmer mit der großen Ver⸗ breitung des Oleanders jetzt in dieſen nördlicheren Ge— genden häufiger geworden ſei, oder iſt ihm nur dies Jahr grade beſonders günſtig geweſen?“ Auch bei Berlin iſt (wie mir Herr F. Schmidt aus Wismar mittheilt) die Raupe vor mehreren Jahren mehrfach vorgekommen, und vor drei Jahren wurde der Schmetterling auch bei Schwerin gefangen. E. Boll. 5. Rennthiergeweih. Durch Herrn Stud. jur. Richard Schröder in Treptow wurde mir für den Verein ein Geweih übergeben, welches bei Ganſchendorf unweit Demmin in einem Moderloche zuſammen mit Zäh— nen des Elenn und einigen Knochen gefunden wurde. So weit meine Ermittelungen über daſſelbe reichen, kann es

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nichts anderes als ein Rennthiergeweih ſein, und ich ſehe darin wieder einen neuen Beweis für die poſtdilnviale Exiſtenz dieſes Thieres im nördlichen Deutſchland (vergl. Archiv V, 119). E. Boll.

6. Hymnus an Flora von C. von der Lühe. Wildenow gebraucht in dem 1. Theil ſeiner Species plantarum eine Stelle aus einer Hymne an Flora als Motto, welche er fälſchlich Herder zuſchreibt. Der Ver— faſſer derſelben iſt der im J. 1755 zu Holdorf unweit Schwerin geborne und am 9. März 1801 in Wien als K. K. Kämme rer und Regierungsrath geſtorbene Carl von der Lühe, welcher dieſen Hymnus im J. 1790 in nur 50 Exemplaren zur Vertheilung unter ſeine Freunde drucken ließ. Eine zweite vermehrte Ausgabe beſorgte im J. 1797 der K. K. Kammerpräſident Graf v. Saurau und auch Herder ließ ſie in ſeinen Briefen zur Beförderung der Hu— manität (Samml. 3. S. 46) abdrucken, woraus Wildenow jenes Motto entlehnte, ſich aber hinſichtlich des Verfaſſers irrte. (Vergl. Wehnert e Prov.⸗Blätter Bd. 1. [1801] S. 240.) E. Boll.

7. Geognoſtiſches aus dem Fürſtenthume Lübeck. Aus Eutin wird der „Reform“ im April ge— ſchrieben: „Vor Allem ꝛc. iſt es das Vorkommen des Kalk— tuffs (Tuffſteins) in der Gegend von Sielbeck, an der großen und kleinen Kalkhütte, worauf die Aufmerkſamkeit und Betriebſamkeit hingelenkt werden müßte. Aus dem Tuffſtein bereitet man bekanntlich durch Vermahlen des- ſelben den zu Waſſerbauten unumgänglich nothwendigen Traß (hier unrichtiger Weiſe Terraß genannt), der haupt— ſächlich aus dem Brohlthale (nördlich von Andernach am

Rn.

Rhein) bezogen wird und dem Roman- und Portland: Cement ähnlich iſt. Man trifft dieſen Kalktuff au jenen Stellen, dem Oſtufer des Keller-See's, zu Tage liegend ſehr häufig an, und wenn er auch an der Oberfläche allzu reichlich mit Eiſenoryd verſetzt iſt, ſo tritt er nach Ausſage dortiger Bewohner in der Tiefe als ſchönſter, derber, grauer Tuffſtein auf, wie man es beim Graben von Brunnen aufgefunden haben will. Ein ausgezeichneter Phyſiker, Eutiner von Geburt, hat, darauf aufmerkſam gemacht, eine Quantität dieſes Tuffſteins nach Oeſterreich mitgenommen, um denſelben von der geologiſchen Reichs- geſellſchaft zu Wien unterſuchen zu laſſen. Hier dagegen bekümmert ſich Niemand darum, obgleich der Stein bekannt ſein muß, da zwei Denkmale, eines am Ukleiſee und das andere im hieſigen Schloßgarten, aus dieſem Materiale er- baut worden ſind. Während man mit großen Koften den Traß vom Rheine und von England her bezieht, und z. B. der Altonaer Kaufmann, Herr Lange, für ſeine Waſſermühle zu Reinbeck den Bedarf im Betrage von 1000 Mk. Cour. dem Auslande entnehmen mußte, wäre höchſt wahrſcheinlich der höchſt bedeutende Couſum der hieſigen Gegenden und der Herzogthümer betcächtlich bil— liger hier zu gewinnen, da von einem Tiefbau gar nicht die Rede iſt, ſondern der Tuff meiſt zu Tage ſtehend vor— kommt und alſo mit den geringſten Koſten gefördert wer- den kann. Ein Rheinländer, der die Gebirgsformation um die Seen in unſerer Nähe als ſehr ähnlich mit jener um den Laacher und niedern Eifler See erkannte, machte auf die Gewinnung des Kalktuffs behufs Anwendung zum Waſſerbau aufmerkſam, aber kein Meuſch bekümmert

ſich weiter darum, obgleich die Verſuche zur Anwendung ſehr leicht ſind und im Falle ſich dieſelben bewähren, die Exploitation eine reiche Segensquelle für unſer Land werden müßte. Eine andere Quelle, und zwar eine wirkliche Quelle, möchte für unſer Land ebenfalls leicht zu erſchließen ſein. Auf einer Koppel in der Nähe von Gothendorf, das zum hieſigen Kirchſpiele gehört, vernahm man, wie ältern Leuten noch genau erinnerlich iſt, vor etwa funfzig Jahren ein ſtarkes unterirdiſches Geräuſch, worauf dem Boden warmer Waſſer— dampf und eine Menge Luftblaſen entſtrömten. Daſſelbe Phänomen zeigte zſich im vergangenen Herbſte und die Kunde davon machte die Runde in den Zeitungen der Herzogthümer und angränzenden Länder. Da der Vorfall mit großer Wahrſcheinlichkeit auf eine daſelbſt in der Tiefe vorkommende warme, vielleicht Kohlenfäure enthaltende Quelle ſchließen läßt, ſo war von einem Bohrverſuche au Ort und Stelle Gewißheit und damit ein herrlich lohnen— des Reſultat zu erwarten, das ſelbſt für die Wiſſenſchaft von dem höchſten Intereſſe ſein würde. Aber die Indo— lenz war ſo groß, daß man nur ein paar Fuß tief grub und der Beſitzer der Koppel, ein Bauer aus Gothendorf, ſich mißbilligend darüber äußerte, daß jene Stelle durch das Betreten für den Ackerbau an Werth verlieren müſſe! Bedenkt man, von welchem Einfluſſe die Erſchließung einer warmen Quelle für unſere an Naturſchöaheiten ſo reiche Gegend wäre, wie ſegensreich ein dort anzulegendes Bad und die Verſendung von Mineralwaſſer zu billigen Preiſen für unſer Land und die weitern Nachbargebiete werden könnte, fo vermag man den Aerger über die Gleichgültig⸗ keit und Ignoranz, die nicht einmal eine vollſtändige

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Unterſuchung haben mochte, nicht zurück zu halten. In neuerer Zeit ſoll jedoch von Seiten der Regierung die Vornahme eines Bohrverſuches eingeleitet und wohl auch angeordnet fein, wofür den Anregern der aufrichtigſte Dank gebührt und von deſſen Ausfall wir zu berichten gedenken. Wir machen hier nur darauf aufmerkſam, daß die Bohr: verſuche mit der Umſicht und Ausdauer vorzunehmen wä— ren, wie man ſie in Glückſtadt durchgeführt hat, damit neben der praktiſchen Ausbeute auch die Wiſſenſchaft Ge- winn davon erlange und es würde neben unferm tüchtigen Bauconducteur, Herrn Bruhns, wohl auch ein ſo aus— gezeichueter Geologe, wie Herr Dr. Meyn zu Ueterſen, zuzuziehen ſein.

Endlich machen wir noch auf einen Irrthum auf⸗ merkſam, der auch durch ſo viele Zeitungen gelaufen iſt, ohne, wunderbarer Weiſe, bis jetzt irgendwo berichtigt worden zu ſein. Es war im vorigen Herbſte davon die Rede, daß in unſerm Fürſtenthume Steinkohlen aufgefunden worden ſeien und man freute ſich ſchon ſehr, den ſtets ſteigenden Holzpreiſen, die niemals auf der Höhe ſtanden, wie im verfloſſenen Winter, endlich eine Concurrenz eröff— nen zu können. Dieſer Fund beſtand indeß leider aus Braunkohlenſchiefer, der in den Herzogthümern ſehr häu— fig vorkommt. Wir erinnern nur an die Lagen bei Blan- keneſe, an der Eiſenbahn bei Reinbeck, bei Heide ꝛc. Je- doch wenn auch die ſchiefrige Braunkohle weder durch Qualität, noch durch genügende Mächtigkeit zur Ausbeute ſich eignet, ſo iſt faſt mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß durch andere Schichten getrennt in größerer Tiefe wirklich mächtigere und an Heizkraft reiche Braunkohlenſchichten

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vorkommen und ſich mit Vortheil erſchließen laſſen, wor— über die Anwendung des Bohrgeſtänges an der betreffen» den Stelle und in deren Nähe die raſcheſte und zuver— läſſigſte Auskunft geben würde. Hoffen wir, daß auch in dieſer Beziehung die Indolenz ſchwinden wird, und wenn das Volk denn durchaus bevormundet ſein will, von Seiten der Behörden die Initiative ergriffen werde, um die Quellen des unterirdiſchen Reichthums auch in unſerer Gegend zugänglich zu machen.

(Mitgetheilt vou Herrn Dr. A. Meier in Lübeck.)

8. Die Torfinſel im Cleveetzer oder Beeler See (vergl. Archiv VII. S. 92) iſt am 15. Aug. 1853 abermals zum Vorſchein gekommen, und zwar in einer Weiſe, welche an der Identität dieſer Erſcheinung mit der im Ilſingſee beobachteten gar nicht mehr zweifeln läßt. Herr J. Schmidt berichtet nämlich in der Zeitſchrift d. deut. geol. Geſ. Bd. VIII. S. 495: „Der Torf wird in aufgeblähetem Zuſtande, in Backofengeſtalt von bedeu— tender Dimenſion, aus der Tiefe des Sees gehoben, platzt oben in der Mitte, fo daß die ringsum aufftrebenden Stücke einen Kegelmantel bilden, der ſich nach und nach wieder ſenkt, indem die über Waſſer liegenden Ecken vom Wellenſchlage abgeriſſen werden, der Reſt aber nach einiger Zeit wieder nahezu in das ehemalige Niveau des Seebodens zurücktritt. An vulkaniſche Hergänge darf man hierbei gar nicht denken. In der Nähe von Beel zeigen ſich im Torfmoore zuweilen die Gruben, welche man Abends ausgeſtochen hatte, am anderen Tage wieder von unten her durch neue Torfmaſſen ausgefüllt.“

BR E. Boll.

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9. Rauchende Berge. „Auch hier (nämlich in Krampas auf der rügianiſchen Halbinſel Jasmund,) habe ich in dicſem Jahre nach Gewitterregen das ſchon ſo viel beſprochene Phänomen der rauchenden Berge, oder vielmehr der Bergſchluchten (denn nur dieſe ſind es, welche dampfen,) zu ſehen Gelegenheit gehabt. Man hat darin einen chemiſchen Prozeß erblicken wollen, indem man die Dampfentwickelung einer durch das Regenwaſſer bewirkten Löſchung des im Erdboden ſteckenden Kalkes zugeſchrieben und nun daraus weiter den Schluß gezogen hat, daß dies Dampfen zur Eutdeckung verborgener Kalklager hinführen müſſe. Wie aber ein ſolcher Löſchungsproceß mit dem natürlichen Kalke vorgehen könne, iſt nicht erklärt worden, und kann auch ſchwerlich erklärt werden. Denn wenn auch das Auftreten dieſes auch in Meklenburg! nicht ſelte⸗ nen Phänomens auf dem kreidereichen Jasmund auf den erſten Blick für jene Hypotheſe zu ſprechen ſcheinen könnte, ſo verhält es ſich doch bei genauerer Betrachtung ganz anders damit, und ſtatt der Beſtätigung finden wir hier eine Widerlegung. Denn von den bewaldeten Kuppen der Stubnitz, die von Krampas aus ſichtbar find und wecche aus Kreide beſtehen, die nur von ſehr ſchwachen Schichten diluvialer Lager überdeckt iſt, und ſtellenweiſe ſogar nackt zu Tage tritt, rauchte keine einzige. Es thaten dies vielmehr nur die Waldſchluchten, und zwar auch nur die tieferen und feuchteren derſelben, am ſtärkſten eine Schlucht dicht bei Krampas, die auf ihrem Grunde ein | ae en: find dergleichen z. B. der Schmooks⸗ berg bei Lüningshof unweit Teterow, mehrere Berge bei Malchin

und am weſtlichen Ufer der Tolenſe, die S. 148 genannten Wahlsberge bei Grünow u. m a.

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kleines Bruch mit einer aus demſelben zum Dorfe ab- fließenden Quelle enthält. Dies zeigt, daß wir es hier mit einem ganz einfachen meteorologiſchen Vorgange zu thun haben, nämlich mit einer Nebelbildung, indem der Waſſerdunſt, mit dem die Atmoſphäre der Schlucht ſchon geſättigt war, durch den die warme Luft abkühlenden Gewitterregen gezwungen wird, ſich au Rauhen Dunſt⸗ bläschen zu verdichten.“

(Aus den nächſteus erſcheinenden „Erinnerungen an Rügen“ von E. Boll.) N 10. Neue Funde. Hr. Dr. v. Hagenow kaufte einen ſehr ſchönen Zahn des Elephas primi- genius der in einer Kiesgrube bei dem vorpommerſchen Städtchen Barth gefunden war. Hr. F. Schmidt in Wismar erhielt einen für die mekleuburgiſche Ornithologie neuen Vogel, nämlich Phalaropus rufus; desgleichen 20 Arten für Meklenburg neuer Lepidopteren, wodurch unſere Lepidopteren Fauna jetzt ſchon auf 1474 Arten an- ſteigt. Lobaria pulmonaria Hoffm. wurde von den Hrn. E. Huth und C. Arndt ſehr reich fructificirend im Finkenthaler Holz bei Gnoien, an Buchen, etwa 8 bis 10 Fuß von der Erde, geſammelt. Ich ſelbſt fand im Auguſt d. Jahres bei Saßnitz auf der rügianiſchen Halt- inſel Jasmund an dem ſteilen Meeresufer, woran der Weg nach dem Herrenbade entlang führt, ſehr häufig Inula Conyza D. C. (Conyza squarrosa .), eine Pflanze, die bis jetzt im ganzen Gebiete der pommerſchen und me— klenburgiſchen Flora noch nicht geſehen worden iſt.

Neubrandenburg den 13. October.

| | E. Bohl.

160

11. Sammler und Sammlungen. Die Abſicht, eine möglichſt vollſtändige Ueberſicht der im DBe- reiche des Vereins befindlichen Naturalien-Sammler und Sammlungen zu erlangen, hat ſich leider nicht erreichen laſſen. Denn von den 160 Zetteln, welche im vorigen Jahre mit Archiv X. an die Vereinsmitglieder ausgegeben und um deren Ausfüllung und Rückſendung an den Unter⸗ zeichneten fie erſucht wurden, find nur 16 wieder an den- ſelben gelangt! Die Rückſender waren die Herren: Drewes in Güſtrow, Dr. Flemming in Lübz, Hein⸗ roth in Stavenhagen, Huth (und Arndt) in Gnoien, F. Koch in Sülz (über alle dortigen Sammlungen), v. Lützow auf Boddin, Dr. Meier in Lübeck (auch über andere dortige Sammlungen berihtend), Müller in Güſtrow, v. Preen in Schwerin, Rubien in Klütz, Schmidt in Wismar, Stelluer in Güſtrow, Struck in Ludwigsluſt, Vermehren in Güſtrow, Wille: brand in Kladow, Wüſtnei in Schwerin (über alle dortigen Sammlungen berichtend). Da ein Abdruck ſo unvollſtändiger Materialien nichts nutzen würde, habe ich dieſelben bis auf Weiteres zurückgelegt.

Neubrandenburg, den 14. Oct. 1857. E. Boll.

ie

Druck von H. Gentz in Neubrandenburg.

Meleorologiſche Peobachtungen

angeſtellt im Jahre 1856 auf der Navigationsſchule zu Lübeck und veröffentlicht durch den Verein für Lübeckiſche Statiſtik.

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Druck von H. G. Rahtgens in Lubeck,

= 9 4 Ko fitter, ae N a Anzahl Auf 0 * Temperatur redu⸗ Thermometerſtände Die mittleren Temperaturen und die Tempe⸗ Se Höhe 3 Mittlere Richtung und Dauer E cirte Barometerſtände nachſin Reaumur-Graden nach ratur-Ertreme in Reaumur-Graden aus den SS : des f = 5 den täglichen Beobachtungen den täglichen Beobachtungen täglichen Marimis und Minimis des Ther- Ser Nieder- . 85 2 & = = 8 = um 12 Uhr Mittags. um 12 Uhr Mittags. mometrographen. PER ſchlags. S, B 8 25 8 38 8 5 2 i ö i i Wa älte-Ey Bes 28 12215 | se 20. O.] 0. so. 5 | mittlerer. höchſter. tiefſter. i 7 85 ee eee S Pariſer 8 8 SE S Ei 5 8 = E N O. |SO.| S. a! 5 Yarifer Linien. med. max. min. A max. min. max. min. S Linien. 8 o S e = 2 Ta ge. 333,01 | 343,97 | 325,08 |+ 057 + 5°4| 505 0010) + 5°7 208| 408 1205| 94,5 41,472 5 4 213 11 5 7119 1 d. 13ten d. sten d. 25ſten d. 13ten d. 2iſten d. 20ſten d. 13ten d. 12ten 336,80 | 341,99 | 331,83 1085| + 709 3% f 0087) + 81 + 408 30% 90 90,6 31,622 7 10 4 2 2 d. 28ſten d. 7ten d. ten d. Aten d. Sten d. sten d. Aten d. Aten 339,04 | 344,07 | 334,39 3044 + 608 05 2002 + 806 + 206 + 004 405 83,5 3,3980 5 3 5 16 3 d. 14ten d. 28ſten I eee e d. 20ſten d. 22ſten d. 7ten d. 27ſten 334,75 | 339,71 | 330,81 |+ 9061| 7173 308 7027| +1703|+ 609 600 206 72,0 47,059 3 11 N 2 d. iſten d. 27ſten d. 27ſten d. 16ten d. 27ſten | d. aten d. 30ſten | d. iſten 334,49 338,10 | 330,77 41067 +1603| + 4°3|+ 8067| +17°4|+ 902 503 004| 71,8) 45,649 2 6 210 5 d. Yen d. 16ten en d. 5ten d. 14ten d. 29ſten d. sten d. 2ten 336,57 339,24 | 332,66 71609 +21%7 10% 713066 +22°5 | +13°2| 41209 | + 509 65,8 75,802 1 8 6 d. 16ten d. 14ten d. 14ten d. Sten d. 4511 d. 13ten d. 30ften | d. sten 336,06 | 339,80 | 331,11 |+15052] 7215 + 90341273 +2300|+1305 | +1103 | + 5% 69,9 89,762 0 = d. 3iſten [d. sten d. 24ften | d, iſten d. 25ſten d. 25ften | d. ıflen d 11590 335,30 339,61 329,25 1578 +21% +1101+13040 +722 0 +130 71204 + 602 70,3 133,397 4 3 4 9 d. iſten d. 19ten d. zten d. 19ten d. zten d. 4ten d. 19tem d. Zuften | 334,91 | 340,01 | 328,43 12,77 16% +10%10¼ C1041 +16°8 | +10°6 | +10%6)+ 30 71,9| 60,162 5 6 9 2 d. aten d. 25ſten | d. sten d. 17ten d. igten d. igten d. 17ten d. 21ſten 339,38 | 342,34 | 335,44 1058 +1502 + 58 8043 15% 909 + 608, + 06 82,9 35,021 14 7 1 d. 20ſten d. 2ten d. 5ten d. 31ſten d. 6ten d. ßten d. 31ſten d. 31ſten 335,19 342,53 | 327,93 |+ 2042 + 7% 509 / 1009 + 7% / 505 405 —1000 88,1 44,352 9 4 4 2 d. 6ten d. 24ften d. Sten d. 27ſten d. 24ften d. 24ſten d. 27ſten d. 27ſten 332,89 343,74 323,91 |+ 2995 +11°0 | 7°0|+ 2?00 +11%2 / 82 107| —1107 90,8 57,357 2 11 3 5 2 2 d. 16ten d. 2ölten d. 7ten d. Aten d. Sten d. Sten d. 2ten d. Aten Für's Jahr .. 335,70 343,97 | 323,91 |+ 80 52 721 7°0|+ 6070 +2300 | +1305 408 1205 665,053 25 77 79 40 d. 13. Jan. d. 26. Der, en. d. 4. Der, d. 25. Juli d. 25. Juliſd. 13. Jan. d. 12. Jan. * wurden beobachtet am 10ten März.

Neberficht der aus den meteorologiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen im Jahre 1856 gefundenen Mittel. (9. Jahr.)

Jan. 18506. Februar. uguſt. September. Detober. November. Winter. Frühling. Sommer, Herbſt. Jahr. arome⸗ ans 26” 10.34 | 27“ 4.10 | 27° 5.58 27“ 2.048 27“ 6.455 27“ 4.76 27“ 1.20 | 27” 3.21 27% 7461 | 26” 11.77 | 26” 10,034 | 272,748 | 27% 1,720 | 36” 11,007 20710777 N 2 8 2 20. au a > 2 . n. 49. Auguſſl. 24. November. | 8. Zanuar. terftand en 28 7.41 28 476 | 38241 25 588 | 800 27 132 25 0% | 80m | 210 | 00 5 375 2374 | 28 5.88 28 100 28 3.82 28 741 auf R. SE 8 19. Bay, 28. 14. in 1: 9. 7. ll N ER VER I ren 19, Desember. | 4. Min 4. Auguſt | 1. November. 19, ame reducirt. Tritte ga Mane 27 0.24 27 7.57 27 9.63 27 9,36 27 8.44 27 8.30 25 0.51 27 8.28 27 9.02 27 9.13 | 7965 27 9.02 | 6 uhr Morgens. 5.043 1.565 0.083 1.073 3.052 6.916 10.040 10,009 10.023 7.052 3.063 0.094 2.068 2.064 10.024 4,009 3.095 een FE —— m 2 5 Tempe- 2 uhr Nachmittags. 3.25 6 1.28 ö 2.57 9.82 10.65 15.56 14,64 14,85 12.63 10.44 1.34 0.76 7.65 15.01 8.16 7.54 10 uhr Abends. 4.45 1.44 0.15 0.80 4.88 | 6.77 10.50 10.37 10.43 8.37 6.41 0.31 2.62 3.60 10.43 4.63 4.17 ratur Mittel derſelben. . Mittel Minima. der der —— R Maxima. täglichen £uft Halbe Summa berf. Unterſchied derſelben. 4.52 2.76 331 5.20 7.84 6.93 8.55 7.31 6.79 | 6.30 5.80 3.62 3.53 6.64 7.54 3.24 5.74 nach er 170 68 94 34 02 3.6 43 5.8 2.6 12 a mn 94 10,07 8 = 70 Be Er 2 nn 77 are 62 77 2 ee 5. 25 | 27. | 21. Deaenber. 7. März 27. November, | 21. December, Abſolutes 18 3.6 66 78 16.3 175 23.4 227 ! 146 6.7 6.6 17.3 182 23.4 B. 1 Eee 9.13. 20. 25. 12. e re 2. 18, Bebruar 413, Mai. h 9. Seplember. 25. Juli. unterſchied derſelben. 206 20.9 113.4 17.2 19.7 17.7 19.1 16.9 15.6 15.8 17.3 23.6 26.9 10.8 28.8 40.4 155 0.%ù | 0.22 0.75 0,68 1.29 1.7% 2.0 2,87 2.54 1.267 0.55 0.15 0.768 2 7 9.755 0.15 Dunft- eee = ty IE 1 ur 17. 15. 4. 23. tl. 5. 24. 28. 19, December. 17. Mötz. 23. Juni 28. November. 19. December, fpannung 1 222 3.03 32 2.62 4.61 4.83 6.14 0.96 614 5.12 35 2 183 0.05 3.52 | 6% in pariſer ar Kin —ı 2 28. 25. 12 —— —.— n 5. 2 . Feber. 16. Mai 25. gell 27. Nevenber. 25. Bull. EINIG BER er Ze ri 1.56 1.54 2.62 3.23 4.28 437 4.47 ; 3.48 1.51 1.57 2,19 1.43 3.03 2.85 x „„„„„„FFPP—T—T—T0 s TTT 8 Mini 36 60 25 32 4l 33 44 42 47 40 60 36 25 3 40 35 Dunfige- a u 19. 12. E 17. 18. | 13. 25. 31. 6. 24. 24. 28. 19. December. 47. März. 28. Juni 24. October. 17. Matz. 2 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 | 100 100 100 100 100 hatt nach = 2 Tage, 6 Tage 5 Tage. 5 Tage aa Loge. 2 Tage, 180g 5 Tage 18. Tage. 8 Tage Is Zuge. 9 Tage. 8 Tage. 32 Tage. 62 age. Procenten. W 1 drei 82 90 87 76 76 81 76 81 82 Mini 65 | 3.6 26 1.2 3.7 3.9 8.0 6.8 93 0 0 3.5 l 3.3 | a 14 18. 20 mM oe. 3. 30. 1. 24. 28 22. —̃ N 21. Selene, zu 27. Rovember. | 21. Detenber. : 5 3. 50 5 5 1353.0 19.0 5.6 17.4 11.0 4.0 60 190 13.8 19.0 0 Maximum, = = 115 20 un | 13, 150 95 5 1. 1—3 13. Februar. 13. Mai 13. Zuni. 9. September, 13. Zuni. | mine au | _ 4.09 0.28 123 1.07 251 | 89 12.78 11.60 12.94 10.83 8.58 0h? 088 581 12.4 6816.19 ö 1 - : 2 —.— = e EEE ———n Tempe- I 33 25 02 02 0.8 4.0 8.3 8.8 9.7 7.3 3 Me 3.3 0.2 8.3 0 33 Minimum, 115 A . 05 L 1 05 125 5 31 22. | 20. 21. December 1. 18. Mötz. 8, Juni. 29. November 21. December. v Maxi 0.6 0.1 3.0 1.8 87 9.5 14.3 14.0 15.2 12.2 | 4.6 3.0 9.5 15.2 G 15.2 Re 2090 11 42. Mer 20. | 11 Bi I er 6. | 1 | 4, Behr, 30. Mai. Augufl 9. September. | . Mag I | > * 1 2 ratur en ee e 0.63 0.67 5.27 730 | 12 11.29 9217 947 ̃ ⁶,fj.788ʃ 231 0.15 1.10 11,72 6.65 5.67 == = 3 % 05 =705 75 0.2 0 Ä 4; s2 5 10.2 7.5 6.5 | —05 0.2 0.6 8.2 . Minimum, 4.—3. 2 15 1 1. 5 4 29.—31 a0. 27 | 29. 15.—17. Januar. 1. Mär. 1. Zuni. 29. November, 29. November, 5 ST | r s 7 11.0 13.3 5 Erd⸗ 01 22 1.5 6.9 8.7 11.7 2.5 13.3 11.0 | 9.6 | 61 2.2 8.7 133 a des Erd⸗ i eee Mur? 1115 ! 117 = | 19 N na 9555 PN | 8 | 5 En 20. Ml. 3. 4. August. 10. September. 3. 4 ag. ml 0 0.99 0.99 450 | 606 10.50 10.7 11 83 958 700 | 38 0.67 4.05 11.02 6.93 508 7 2 7 3.3 0.7 5 BA 8 07 1.0 1.2 48 7.8 10.7 7.2 3.3 0.7 1.2 7.8 bodens, 2 1 23, 1.—0 1. 15.—21. 1 7 a a 30, ai | 30. 20. 23. Januar. 1.15.—2k Min 4. Zunt 29. November. 23. Januar. 23.28. 23 5 15.—2 Bee: ee 8. . h 3 2 0 n n om = | > 7 ; 10.9 12.7 80 g 1 2.3 7 5. 7.8 5 2 12.7 9.3 0 | 2.9 78 12.7 8 3 Maximum, ax 1 ef 55 | 0 | Ai In} 10 5 1 | 2 1 1. December 31. Mai 5. Auguſt. 10. September 5. Auguſt. E a RT 2 | 9 1 8 5 > > fief: e all 1.01 1.54 10 | 60 9.94 10.02 1181 9.97 8.35 4.75 15 3.97 [10.80 7.70 6.91 ; 5 2.9 2 9 2.5 3 55 0 2.2 2.3 | 4.8 2.2 Minimum. 95 1 125 1 . = 1 e 2, 30 2551 . 22. Jun —6. tbr. 15. ff. Mär. | 1. Sl. | 27.—80. Neeb. 22. San. Fehr 0 22.31. —5. | Ach B 1 | : a, = En | 5 a 3 7 5 7.5 11.7 7.9 11.7 1 4.6 2.9 3.0 25 5.7 | 7.5 10.2 11.0) 11.7 10.6 9.5 7.9 4.6 1.5 3 x 4’ % 1255 155 1 205 | FR 400500 110 65 | 9 2 | 1 te 31. Mal 6. uuguſl. 1. November. 6. Augufl, | | | ; ; 8.32 55 i 250 25 | 10 680 9.14 10.49 132 | 102 | 80 6004 3.01 131 10.33 83 650 | | | | | ! I )

Bemer-

kungen.

Die Temperatur

Luft ſant unter o

im Tage Decbr. 1855 27. Ian. 18586 109. Behr, 17. Matz 25. April 5. Mai 1. Srtober 4. November 21. Jahr 118.

der or.

icq über 200R.

im Juni Juli

Auguſl

Jaht.

8

Ueberſicht der aus den meteorologiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen im Jahre 1856 gefundenen Mittel und Summen.

Jan. 1856.

Tebruar. Uuguft. September.“ Setober. November.

Winter. Frühling. Sommer. Herbſt. | Jahr.

Bemer

Völlig heiter.

Himmels⸗ Heiter.

| Ziemlich heiter.

Wolkig.

anſicht. 223 Trübe. Bedeckt. Tage.

Mittel davon in Procen⸗ ten d. völligen Bedeckung.

Der lezte Grüß. jabrsſchnee fiel am 23 März, der erſle Winlerſchnee am 4. Noobe. Der letzte Geühjahrsfroft trat ein am 19. April, der erfle Winter frost | 8 | 2 4 4 am 22. October. N 16 28 27 ] 33 | 18 25 38 48 29 m Die geößte Menge Regen fiel am 23. | | & | 2 . Auguſt bei SD. und NW. 10 5 16 16 6 382 9 4 | 2 5 Betrug 180 K. Ta e. 1 = \ m 18% Höpe, 9 Wind überhaupt. 23 27 29 20 25 26 25 25 a —ůͤ 3 a ar r . K Windſtille. 10 8 5 10 6 4 6 6 9 Thau. 0 | 0 0 0 | 10 11 | 18 12 | 13 18 Währige. Reif. Er 1 8 9 | 0 0 0 1 2 | 8 Nebel. 7 | 11 7 4 | 2 1 2 0 1 7 Nieder- Regen. 1 6 12 5 15 13 16 8 15 13 | | ä 2 Regen und Schnee. 0 | 0 0 1 0 1 0 0 | 0 0 | er | | 1 I} ä Schnee. 11 5 0 6 0 0 | 0 0 0 0 ſchläge. | | } Sraupeln. 0 | 0 0 | 1 0 0 0 0 0 0 | Tage Hagel. | 0 | 0 0 0 0 0 0 1 1 0 Niederſchlage überhaupt. 18 | 20 | 18 19 22 24 | 29 27 24 29 20 2] | 56 | 65 | 80 | 79 80 cn 2 Ze = —— 1 + Betrag Regen. 6 46 117 8 143 252 332 373 721 111 80 72 [ 109 403 1426 272 2270 Kub.⸗Zoll. > | | | | | der Schnee. 11 38 33 | 48 0 0 0 0 0 0 0 | 40 222 48 | 0 | 40 310 | | | = = —— ¼—õ¼ x uu— Nieder⸗ Höhe. | Regen, 0.50 3.83 9.75 0.67 11.775 21.700 27.007 31.08 60.08 9.25 7% | 6.400 14.08 33.742 118.783 | 22.67 189.00 | | | = } & | - fehfüge | rin. Schnee. 1258 3.17 2.75 4.0 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 3.33 | 1850 4.00 0.00 333 235.83 | von Zuſammen Kub.⸗Zoll. 187 84 150 56 143 252 332 373 721 111 II 301 41 11426 312 225380 | | | | Zuſammen Höhe. 13/8 7.00 12.50 4.467 11,475 21.70 27.67 31.08 008 9.25 nu | 9.383 32.58 7.42 118.83 26.00 214.83 Electriſche Gewitter. 0 0 0 0 0 1 1 3 1 2 0 0 0 C Erfchei | | | | | hel⸗ e und 0 0 0 0 | 0 3 0 8 3 | 3 | 0 0 | 0 3 | 11 | 3 17 nungen. = | Cage Wetterleuchten. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 9 0 0 0 0 0 | 0 h | | |

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