Tibrary of the Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE\ CAMBRIDGE, MASS, Founded by private subscription, in 1861. SS IT NINTATETE | I | | | | | | 0.207 . | e GA g Am 20. Januar 1868 ſtarb zu Neubrandenburg der Dr. Ernſt Boll im 51. Lebensjahre. Der Verſtorbene hat 20 Jahre hindurch unſern Verein als Sekretair und Vorſtand in treuer und aufopfernder Weiſe geleitet und ihm eine ehrenvolle Stelle unter den deutſchen nat urwiſſenſchaftlichen Ber: einen erworben. Das Andenken an Ernſt Boll möge immerdar unter uns leben und wirken! | N15 8 u Duo 3 Ir Ka 2 des in * ga; Meklenburg J 21. Jahr. Im Auftrage des Vorſtandes herausgegeben von Dr. S. W. Wiechmann. Neubrandenburg, in Commiſſion bei C. Brünslow. „1868. ereins der Freunde der Naturgeſchichte N Ev Druck von W. Greve in Neubrandenburg. 1 1 N ! Zuſendungen von Drudfachen für den Verein der Freunde der Naturgeſchichte in Meklen⸗ burg werden fortan erbeten durch die Buchhandlung von Opitz & Co. in Güſtrow an die Bibliothek des naturwiſſenſchaftlichen Vereins in Meklenburg, Adreſſe Herrn Landbaumeiſter Koch in Güſtro w. Alle übrigen für den Verein be⸗ ſtimmten Sendungen und Zuſchriften, ſowie Druckſachen und Anzeigen, die dem Secretair zur baldigen Durchſicht vorgelegt werden ſollen, erbittet unter nachſtehender Adreſſe der unterzeichnete Vereinsſecretair, der ſtets franco gegen franco expediren wird. Kadow bei Goldberg in Meklenburg im Juni 1868. Dr. C. M. Wiechmann, INT Seeretair und Vorſtand des Vereins | der Freunde der Naturgeſchichte in Meklenburg. 2 x — 1. Bericht über die | ahresberſammlung des Vereins am 12. Juni zu Güſtrow. Die Verſammlung fand im Saale der Realſchule it, wurde um 10 Uhr Morgens eröffnet und war be— ſucht von den Vereinsmitgliedern, Herren: Rentier A h- lers aus Roſtock, Dr. Gentzke aus Bützow, Paſtor Hermes aus Lüſſow, Dr. Klooß aus Grabow, Dr. Wiechmann aus Kadow, Lehrer Breem, Dr. För⸗ ſter, Apotheker Hollandt, Apotheker Müller, Land⸗ baumeiſter Koch, Hauptmann von Nettelbladt, Ree⸗ r Prahl, Lehrer Simonis, Lehrer Aug. Vermeh⸗ en, Ad. Vermehren, Gymnaſiaſt Vermehren, mmtlich aus Güſtrow. Als Gaſt war Herr Candidat aumann gegenwärtig. Nachdem Herr Ad. Vermehren zum Protokoll⸗ ‚er erwählt worden, trug Herr Landbaumeiſter Koch von dem Vereinsſecretair, Herrn Dr. E. Boll, ein⸗ ndten Jahresbericht vor. 0 Jahresbericht. Was zunächſt die Veränderungen in dem Perſonal⸗ 2 beſtande der Vereinsmitglieder betrifft, fo verloren wir durch den Tod die Herren: Dr. Klinsmann in Danzig, correſpondirendes Vereins⸗ mitglied, v. Conring, Hauptmann in Neuſtrelitz, Karſten, Gerichtsrath in Roſtock (ſ. Archiv XX. 54), Koch, Geh. Amtsrath in Schwerin (ſ. Archiv XX. 111), Roggenbau, Rath und Stadtrichter in Neubrandenburg. Ausgetreten aus dem Vereine ſind die Herren: Bollé, Lehrer in Goldberg, Grieſe, Apotheker in Lübeck, Jatzow, Advoc. in Grabow (früher in Hagenow), Knaudt, Geh. Reg. Rath in Schwerin, Krohn, Lehrer in Stavenhagen, v. Kühlewein, Collegienrath in Roſtock, Ladewig, Profeſſor in Neuſtrelitz, Löper, Dr. med. in Neubrandenburg, Peters, Gutsbeſitzer in Sieden⸗Bollentin, Rubien, Organiſt in Klütz, Sahlmann, Lehrer in Stavenhagen, Sarkander, Lehrer in Daſſow, Schmidt, Sprachlehrer in Goldberg, Schultz, Lehrer in Güſtrow. i Dagegen erwarb der Verein an neuen Mitgliedern die Herren | Benthin, Dr. phil. in Hamburg, Borchert, Dr. med. in Wismar, Greve, Buchdrucker in Neubrandenburg, v. Könen, Dr. phil. und Profeſſor in Marburg, Lenz, Lehrer in Lübeck, | en: 3 2 v. Meyenn, Kammerherr in Greſſe, | Seeger, Director der Realſchule in Güſtrow, Thoms, Kunſtgärtner in Matgendorf, Vermehren, Gymnaſiaſt in Güſtrow, Willebrandt, Gymnaſiaſt in Ratzeburg. 2 Die Geſammtzahl der ordentlichen Vereinsmitglieder be⸗ aääuft ſich demnach beim Jahresabſchluſſe auf 222. Der Kreis unſerer Verbindungen mit auswärtigen Vereinen iſt in dieſem Jahre nicht erweitert worden, durch Schriftenaustauſch mit den bereits mit uns in Verkehr ſtehenden hat aber auch in dieſem Jahre unſere Biblio- thek einen ſehr anſehnlichen Zuwachs erhalten. Dieſelbe fernerhin allein in meinen Zimmern zu beherbergen, iſt bei dem unausgeſetzten Wachsthum des Büchervorraths nicht mehr möglich, und daher der auf der Tagesordnung ſte⸗ 3 hende Antrag, ein Local zur Aufbewahrung der Bücher zu * miethen, völlig gerechtfertigt. * Mit unſerer zu Güſtrow aufbewahrten Vereins⸗ B fammlung haben wir weniger Glück gehabt. Es ftand dies von vorne herein zu erwarten, denn eine ſolche Samm⸗ * lung kann nur dann gedeihen, wenn anſehnliche Geld⸗ x * ſummen auf dieſelbe zu verwenden ſind, welche aber un⸗ 3 baum etwas Brauchbares und da unter ben obwaltenden, 3 in der ganzen Organiſation unſeres Vereines wurzelnden = een keine Ausſicht auf eine günſtigere Wendung in 4 der Lage der Sammlung vorhanden iſt, und wir Herrn 4 Lehrer Vermehren, der bisher mit der dankenswerthe⸗ ſten Bereitwilligkeit die Fürſorge für dieſelbe übernommen gehabt hat, nicht zumuthen können, Jahr für Jahr ſeine Zeit einer fo hoffnungslofen Angelegenheit zu widmen, ſo dürfte darin der vom Herrn Landbaumeiſter Koch intimirte Antrag, die Sammlung ganz aufzulöſen, ſeine Rechtferti⸗ gung finden. Wird dieſer Antrag zum Beſchluſſe erhoben, dann möchte ich mir den Vorſchlag erlauben, daß: 1. Die noch vorhandenen geringen Geldmittel der Hauptcaſſe überwieſen werden; N 2. desgl. der Vereinsbibliothek das bei der Samm⸗ lung noch befindliche „Handbuch der Petrefaetenkunde von Quenſtedt“ (zugleich mit einer Petrefactenſammlung von Herrn L. Fromm in Schwerin angekauft); 3. desgl. der Vereinsbibliothek die vorhandenen, oben erwähnten abgeſchloſſenen auf Meklenburg bezüglichen Sammlungen, nebſt der von dem Baron A. v. Maltzan geſchenkten Algenſammlung aus dem adriatiſchen Meere; 4. über den Verbleib des Reſtes der Sammlung und die etwa zu derſelben gehörigen Schränke anderweitig zu disponiren, falls eine Sendung der letzteren nach Neu⸗ brandenburg nicht wünſchenswerth und nicht zu koſtſpielig ſein ſollte. 5. Herrn Vermehren den Dank des Vereines für ſeine bisherige Mühewaltung auszusprechen und ihn zu bitten, auf Koſten des Vereines die Verpackung und Ver⸗ ſendung der zur Aufbewahrung ausgewählten Gegenſtände nach Neubrandenburg beſorgen zu laſſen. In welcher Weiſe dieſer ganze Antrag in allen ſeinen Einzelheiten durchzuführen fei, möchte wohl am beſten 6 9 durch eine aus den Güſtrower Bereinsmitgliebern zu er⸗ reennende Commiſſion feſtzuſetzen ſein. Möglich wird = die Durchführung jener Maßregel in der von mir propo- nirten Weiſe jedoch nur dann, wenn hier in Neubranden⸗ burg ein beſonderes Local für die Bibliothek beſchafft wer⸗ den kann, da ich anderweitig dieſen Zuwachs zu derſelben nicht unterzubringen weiß. Was endlich den dritten, auf der Tagesordnung ſte⸗ henden Antrag betrifft, ſo hat die Erfahrung, die wir ſeit mehreren Jahren über den ſehr ſchwachen Beſuch der Pfingſtverſammlungen gemacht haben, den An⸗ laß dazu gegeben. Vielleicht belebt ſich das Intereſſe an bdenſelben wieder etwas mehr, wenn fie nicht alljährlich, 3 ſondern in beſtimmten, etwas längeren Terminen ſtattfin⸗ den. Den diesmal günſtigeren, bis auf ein Deficit von nur 14 Thlr. 18 Sgr. 9 Pf. ermäßigten Caſſenab⸗ ſchluß zeigt. die Anlage J. Herr Archivrath Dr. Liſch hat die Wiederwahl in * den Vorſtand abgelehnt; auch meine eigenen Func⸗ 5 tionen als Mitglied des Vorſtandes ſind ſtatutenmäßig er⸗ lloſchen, was bei der Abfaſſung der Einladungsbriefe zu . erwähnen vergeſſen worden iſt. i Leider bin ich nicht im Stande, die Güftrower Ver⸗ . ſammlung ſelbſt zu beſuchen, und ſende daher den an der— ſelben theilnehmenden Vereinsmitgliedern ſchriftlich meinen Gruß, indem ich mich ihrem franntichen Andenken beſtens empfehle. 5 Neubrandenburg den 6. Juni 1867. * Dr. E. Boll. 8 Anlage l. Einnahme. Jahresbeiträge von den Herren: 219° v. Lützow⸗Boddin 5 v. Maltzan⸗Schwarzenhof | a5 Thlr. .,10 Dr. Brückner⸗Neubrandenburg | Dr. Götze⸗Neuſtrelitz Haug⸗Lübeck 8 . 1 Schröder⸗Treptow | e Fe Twachtmann⸗Neuſtrelitz Warncke⸗Lübeck Prozell⸗ Hinrichshagen Dr. Hellm. Scheven⸗Malchin Dr. Herm. Scheven⸗Malchin à 17 Th. Scheven⸗Leuſchentin i e,, Timm⸗Malchin Unger⸗Friedland 212 Mitglieder a1 Thl.. 22 S. 243 Aus dem Verkaufe des Archi s. 1806 S8. 8, 1261| 6 Ausgabe. Zur Deckung der vorigjährigen Rechnung = 5 An Buchdrucker Greve laut Rechnung a und d. 91 26 An Buchhändler Brünslow laut Rechnung e.. 28 226 An Buchhändler Krüger laut Rechnung 4. 31 15 Antiquariſch durch mich angekauft 13 20 An Buchbinder F. Boll laut Rechnung e und £ 29| 18] 9. Verſicherung der wier 5 „ Pro diversis 23555 . 5 10 Porr us ae A Jahresausgabe 275 24 9 Jahreseinnahme 261) 6 Mithin bleiben zu decken er 14| 18 9 Neubrandenburg den 6. Juni 1867. Dr. E. Boll. a r sr ha > 3 En u 7 y 5 u gi 8 . 5 1 7 Wie in dem Berichte erwähnt, war der Zeitraum, für welchen Herr Dr. E. Boll als Vorſtand des Ver— eins gewählt worden, abgelaufen, und es wurde der ge= nannte Herr ſelbſtverſtändlich wiederum erwählt. Auch die Vorſtandſchaft des Herrn Geh Archivrath Dr. Liſch zu Schwerin hatte ihr Ende erreicht, und da derſelbe er⸗ klärt hatte, daß er das von ihm verwaltete Amt ferner nicht mehr bekleiden könne, ſo mußte zu einer Neuwahl geſchritten werden, bei welcher Herr Dr. Wiechmann zu Kadow einſtimmig zum Vorſtand des Vereins gewählt wurde; dieſer trat denn auch ſein Amt ſofort an. Darauf begannen die Verhandlungen über die im Jahresbericht enthaltenen Propoſitionen. 1) „Auflöſung der zu Güſtrow befindlichen Vereins⸗ „ſammlung und Dispoſition über die in derſelben be⸗ „findlichen Naturalien (Vereinigung der botaniſchen „Sammlungen mit der Vereinsbibliothek in Neubran⸗ „denburg).“ Da Herr Director Seeger ſich erbot, ein eigenes Zimmer in dem Realſchulgebäude für die Vereinsſamm⸗ lung einzuräumen, um den Vorwurf einer ungenügenden Aufſtellung zu beſeitigen, da ferner die vielfältige Benu⸗ tzung der Herbarien, nicht allein von Freunden der Bo— tanik zu Güſtrow, ſondern auch von ſolchen in anderen Orten, durch den Bericht des mit der Beaufſichtigung be— trauten Herrn Vermehren dargethan wurde, ſo beſchloß die Geſellſchaft den Verbleib der Vereinsſammlung zu Gü— ſtrow. Bereichert wurde dieſelbe durch ein Geſchenk des Herrn Hauptmann v. Nettelbladt, beſtehend aus vier Käſten mit Vögeleiern; ferner hatte Herr Gymnaſiaſt 28 Reincke in Ratzeburg das erſte Heft einer von ihm ver⸗ anſtalteten Sammlung der Mooſe Meklenburgs eingeſandt; die anweſenden Botaniker ſprachen ſich ſehr lobend über das Unternehmen aus, welchem ſie den beſten Fortgang wünſchten. 2) „Bewilligung von Geldmitteln zur Miethe eines „Zimmers für die Vereinsbibliothek, da es dem Biblio⸗ „thekar bei dem ſchnellen Zuwachs des Büchervorrathes „nicht mehr möglich iſt, denſelben in ſeinen eigenen „Räumlichkeiten unterzubringen.“ Die Verſammlung bewilligt die nöthigen Geldmittel für ein Bibliothekzimmer, falls der Bibliothekar nicht an⸗ derweitig Aushülfe ſchaffen könnte. s Bei dieſer Gelegenheit ſpricht die Verſammlung den Wunſch aus, daß der Ankauf von Büchern möglichſt ein⸗ geſchränkt werde, damit das jährliche Deficit der Kaſſe aufhöre. Es wird ferner gewünſcht, daß das Verzeichniß der Vereinsmitglieder nur ein Jahr um das andere ab⸗ gedruckt werde, guch ſollen die eingelieferten Beiträge für das Archiv der Verſammlung, oder wenn ſie ſpäter ein⸗ gehändigt, dem Vorſtand zur Prüfung vorgelegt werden. Ueberhaupt will man die ſtarken Jahreshefte vermieden wiſſen, bis die Vermögensverhältniſſe des Vereins einen größeren Aufwand geſtatten.“ Es wurde jedoch beſonders ausgeſprochen, daß man nicht daran denke, die Thätigkeit 1. Aehnliche Wünſche ſind ſchon früher, z. B. auf der Ver⸗ ſammlung des Jahres 1862 laut geworden. Man vgl. Archiv, Jahrg. XVI, S. 8. — Das Verzeichniß der Mitglieder iſt in dieſem Jahre weggefallen. h lc 5 3) „Antrag, die Pfingſtverſammlungen hinfort nur . Halle zwei Jahre ſtattfinden zu laſſen.“ . Es wurde beſchloſſen, die jährlichen Verſammlungen N beizubehalten, da man befürchtet, daß verringerte Verſamm⸗ 4 = lungen auch ein verringertes Intereſſe für den Verein und „ deſſen Tendenzen herbeiführen möchten. 4) „Wahl des Ortes für die nächſte Pfingſtverſamm⸗ SE „lung und eines Localvorſtandes daſelbſt.“ 2 Für das Jahr 1868 beſtimmte man Schwerin als Verſammlungsort und als Localvorſtand daſelbſt den 5 Herrn Oberlehrer Dr. Hartwig. Faour dieſe bevorſtehende Verſammlung wurde folgen— der Zuſatz zu den Statuten intimirt: „Da es wünſchenswerth iſt, daß der jedesmalige Se— eretair die Verſammlungen möglichſt regelmäßig beſucht, „ſo ſoll derſelbe darum gebeten werden. Es ſind ihm „ferner die Koſten der Reiſe aus der k zu „erſetzen. Ferner proponirte Herr Dr. Gentzcke aus Bützow: „Der Verein erwählt den Herrn Dr. E. Boll zu „Neubrandenburg auf Lebenszeit zum Vereinsſecretair.“ Die nun folgende Unterhaltung war eine belebte. Herr Apotheker Müller legte verſchiedene Pflanzen aus der unmgegend von Güſtrow vor, als Leersia oryzoides Schwarz, Cerastium semidecandrum glaberrimum und die nun auch im Pregel aufgefundene Polamogeton zoste- racea Fr., von welcher Exemplare an Liebhaber vertheilt . wurden. — Allgemeines Jutereſſe erregten die vom Herrn 10 Landbaumeiſter Koch gezeigten Bruchſtücke eines foſſilen Elephantenſtoßzahnes, die in einer Güſtrower Kiesgrube am Schmiedeberge, in der Nähe der Nebel, aus einer Tiefe von etwa 30 Fuß zu Tage gefördert waren. Wie nur zu oft war der Fund von den den Werth deſſelben nicht begreifenden Arbeitern ſchlecht behandelt worden, ſo daß die angeblich 4—5 Fuß lange Maſſe zerſtückelt ab⸗ geliefert iſt. Nach einem Fragment, an welchem die äu⸗ ßerſte, noch ſehr harte, ſchmutzig gelbe Schicht vorhanden iſt, muß nach der Krümmung der urſprüngliche Durch — meſſer auf 5 Zoll geſchätzt werden, doch gehört dies Stück noch nicht dem unterſten Theile an. Die inneren con⸗ centriſchen Lagen zeigten ſich anfangs weich und zerxeib⸗ lich, nach dem Austrocknen aber ſind ſie härter, weiß, kreideartig und laſſen ſich leicht von einander abtrennen. — Herr Paſtor Hermes zu Lüfjom zeigte darauf einen ganz aus Glas angefertigten „Luftdruckmeſſer oder Baro⸗ meter⸗Controlleur“ vor, übergab auch über dies ſehr ein⸗ fache Inſtrument eine kleine Abhandlung, welche leider ver- legt iſt. — Dann beſichtigten die anweſenden Vereins⸗ mitglieder das Zimmer, welches Herr Director Seeger (ſ. oben) für unſere Sammlungen eingeräumt hatte und ſprachen dem genannten Herrn ihren Dank für ſeine Güte aus. — Auf Einladung des Herrn Landbaumeiſter Koch begab ſich die Geſellſchaft nun in deſſen Wohnung und hatte dort Gelegenheit, die ſchöne und reiche Sammlung tertißrer Petrefacten des allgemein geachteten Geologen in Augenſchein zu nehmen. — Es erfolgte darauf das Mit— tagsmahl, welches leider nur ſchwach beſetzt, im übrigen aber belebt war, und von dem aus dem Seeretair des £ 11 Vereins, dem Herrn Dr. E. Boll, ein telegraphifcher Gruß geſandt wurde. Die Anweſenden konnten nicht ahnen, daß dieſer Gruß der letzte ſei, den ſie dem Freunde auf dieſer Welt zuſenden würden! Nach dem Mahle beſchloſſen die Anweſenden, den Reſt des Tages im Freien zuzubringen und einen Ausflug nach der Schöninſel im Gutower See zu unterneh- men. Die Geſellſchaft wurde daſelbſt von dem Beſitzer, Herrn Behrns, freundlich aufgenommen und zunächſt nach dem höheren Theile des kleinen Eilandes geführt, von wo aus man eine Ueberſicht über das fruchtbare Grundſtück und die Ufer des Sees genießt. Auf dieſer Anhöhe, wo einſt ein von einem Garten umgebenes Gebäude geſtanden hat, fand man zwiſchen den Mauerreſten des alten Baues die ſchon früher hier beobachteten Pflanzen Echinops sphaerocephalus L. und Helleborus foetidus L., wäh⸗ rend bei den Wirthſchaftsgebäuden mehrere Exemplare von Sambucus ebulus L. wachſen. Dieſe drei Pflanzen ſcheinen ſich hier, nach ihrem üppigen Wuchſe zu urtheilen, ganz eingebürgert zu haben. Auf der Schöninſel kommt auch Helix Pomatia L. in großer Anzahl und ſchönen Stücken vor. Nach dieſem Spaziergange, der von dem ſchönſten Wetter begünſtigt war, trennten ſich die Anweſenden mit der Hoffnung, ſich im nächſten Jahre in Schwerin wie⸗ derzuſehen. Erklärung. Obſchon im Nachlaſſe des Herrn Dr. E. Boll die Vereins⸗Acten in muſterhafter Ordnung vorlagen, ſo wollte 12 es doch nicht gelingen, von dem Berichte über die Gü⸗ ſtrower Verſammlung vom 12. Jun., welchen Herr Apo⸗ theker Müller zu Güſtrow abgefaßt hatte, mehr als ein Bruchſtück aufzufinden. Da keine Zeit zu verſäumen war, ſo blieb mir nichts übrig, als den vorſtehenden Bericht nach dem erwähnten Fragment, den Erinnerungen verſchie⸗ dener Mitglieder und den eigenen Notizen niederzuſchrei⸗ ben, und glaube ich nichts Weſentliches vergeſſen zu haben.“ Das ſpätere Erſcheinen des diesjährigen Archivs habe ich nicht verſchuldet; der hauptſächliche Grund der Ber- zögerung iſt in dem mißlichen Geſundheitszuſtande unſers Secretairs während ſeiner letzten Lebenszeit zu ſuchen. Als ich am 24. Febr. die Redaction dieſes Jahrgangs über⸗ nahm, waren noch verſchiedene kleine Abhandlungen und der Bericht über die Vereinsangelegenheiten zu beſeitigen; ich hoffe jedoch, daß der Band im nächſten Monate den Mitgliedern zugeſandt werden kann. Kadow, den 8. März 1868. Wiechmann. Für den nächſten Jahrgang des Archivs find bereits folgende Arbeiten angemeldet worden: F. Boll, Präpoſitus zu Neubrandenburg, Nekrolog des Dr. E. Boll. C. Struck, Lehrer in Waren, Ueber den Zuſtand des v. Maltzanſchen Muſeums zu Waren. Wiechmann, Dr. zu Kadow, Der aſchgraue unter⸗ oligocäne Sandſtein in Meklenburg und deſſen Fauna nach Dr. E. Boll's Aufzeichnungen. Anmerk. Der verſtorbene Dr. E. Boll hat ver⸗ ſchiedene mehr oder weniger vollendete geologiſche Abhand- lungen hinterlaſſen, welche ich nach und nach veröffent— lichen werde. Wiechmann. 1. Nachdem dieſer Bogen bereits gedruckt war, hat ſich auch der Bericht über die vorigjährige Verſammlung vollſtändig an⸗ gefunden. Ueberſicht des Inhalts: Geognoſte. Beiträge zur Geognoſte Meklenburgs, mit beſonderer Be: rückſichtigung der Nachbarländer, von Dr. E. Boll Bemerkungen über einige norddeutſche e von Dr. C. M. Wiechmann Mitteloligocänes Thonlager zu Egeln bei Magen von Wiechmann BR Thonlager bei Goldberg, von Dr. Wiechmann 3 Literatur. Geognoſtiſche Literatur Pommernns Meteorologie. Die Gewitter der Jahre 1864 —66, von Dr. E. Boll. Meteorologiſche Beobachtungen auf der Station Hinrichs⸗ hagen, 21. Jahr, von Prozell, (die angehängte Tabelle). Vereins⸗ Angelegenheiten. Bericht über die Verſammlung am 12. Juni in Güſtrow Verſchiedenes. Fiſchregen in Pommern und Meklenburg Beſtimmungen des Längen⸗Unterſchiedes zwiſchen Schwerin und Wuſtrow durch Chronometer⸗Reiſen R eeiſſe nn & 15 157 121 Zoologie. S. Feinde der Platten⸗Miesmuſchel (Congeria Chemnitzii For), von C. Strunk Ornithologiſ ches . Anzeigen eiträge zur Geognofie Meklenburgs von Dr. Eruſt Boll. Von Dr. Boll's Geognoſie Meklenburgs, in welcher er die Reſultate feiner geologiſchen und paläontologiſchen Forſchungen vorlegt, iſt der die ſiluriſche Formation be⸗ treffende Theil zum größten Theil vollendet, und werden in demſelben vielfach ältere Anſichten über die Cephalopo⸗ den (Ig. XI) und Trilobiten (Ig. XII) berichtigt. Dieſer ſehr wichtige Theil ſoll nach und nach in unſerem Archiv veröffentlicht werden, jedoch nur dann, wenn es gelingt, die Mittel zur Herſtellung der nothwendigen Abbildungen zu⸗ ſammen zu bringen, denn die ſorgfältigſte Beſchreibung einer neuen Art kann die Abbildung nicht erſetzen; die | Wiſſenſchaft unſerer Tage beanſprucht ſolche Abbildungen, und ſie hat völlig Recht. 17 IV. Alluviale Neubildungen. Meklenburg und ſeine Nachbarländer ſind ſehr reich an Niederungen, deren Boden aus Wieſen, Torfmooren und Brüchern beſteht. Nach einer vor etwa 40 Jahren durch E. v. Storch mitgetheilten Berechnung * waren allein in Meklenburg⸗Schwerin an den Flüſſen (alſo mit Ausſchluß der kleineren iſolirten Wieſen,) von ſolchen Nie⸗ derungen vorhanden im Gebiete der F „ 15,940,146 IR. Sude und Rögnitz .. 8,696,275 CCCTTJVCCCC ia 2 244,022 e e a Li ehe 229,88 C220, „„ K 41761. 280 Hohenvichelſchen Canals . 1,524,079 Cee C 530,457 Summa 52,191,912 IR. oder 20 [ Meilen, — ein Areal, welches ſich durch Sen⸗ kung und vollſtändige Entwäſſerung mehrerer Seen feit- dem noch nicht unanſehnlich vergrößert hat. Rechnen wir für Meklenburg⸗Strelitz und das Fürſtenthum Ratzeburg, welche von jener Berechnung ausgeſchloſſen ſind, noch etwa 5 [ Meilen hinzu, fo würde das geſammte Areal der meklenburgiſchen Niederungen auf mindeſtens 25 [Meilen ſich belaufen, alſo etwa den zwölften Theil des Flächen⸗ inhalts der beiden Großherzogthümer ausmachen. 1. Schweriner Freimüth. Abendblatt 1826 No. 407. 2 18 Dieſe Niederungen tragen faſt durchgängig ein ganz eigenthümliches Gepräge an ſich. Ihr Boden iſt, eine ge⸗ ringe und nur durch den Waſſerlauf oder durch Nivelli⸗ rung erkennbare Senkung abgerechnet, völlig horizontal, und gleich einer Waſſerfläche ſchieben ſich die grünen Wie⸗ ſenſpiegel zwiſchen die Thalgehänge ein, welche ihre Ufer bilden. Unwillkührlich wird man bei ihrem Anblicke auf die Idee geführt, daß dieſe Niederungen einſt offene Waſſerbecken waren, — und ſo ſcheint es ſich auch in der That zu verhalten, denn nicht allein ſehen wir dieſen Proceß der Umwandelung von Seen und Teichen in Wieſen noch unter unſeren Augen fortſchreiten, ſondern wir haben auch mehrfache Beweiſe dafür, daß dasjenige, was wir jetzt für feſten Wieſenboden halten, in der That oft nur eine Decke iſt, welche das darunter noch vorhandene Waſſerbecken unſeren Blicken entzieht. Ausgefüllet oder überbrückt ſind dieſelben im Laufe der Zeiten durch Torf, Moder und Wieſenkalk, drei aus der Zerſetzung organiſcher Weſen hervorgegangene alluviale Neubildungen, welche wir in dem Folgenden der Reihe nach in ihren Eigenthümlichkeiten genauer zu ſchil⸗ dern verſuchen wollen. f Daß der Torf ein vegetabiliſches Product ſei, ſetze ich als hinreichend bekannt voraus. Die Bedingungen ſeiner Bildung ſind: Zufluß von Waſſer, gehinderter Ab⸗ fluß deſſelben, und endlich eine für das Waſſer undurch⸗ dringliche Bodenunterlage. Die in dieſem Waſſer vege⸗ tirenden und abſterbenden Pflanzen müſſen ſich zerſetzen können, ohne doch gänzlich in Fäulniß überzugehen, und iſt dann der jährliche Zuwachs der Vegetation größer als — 19 die vollſtändige Verweſung des Abſterbenden, und findet keine Entfernung des letzteren durch Menſchenhände oder durch Naturkräfte ſtatt, ſo bleibt eine größere oder gerin⸗ gere Menge bald mehr, bald minder zerſetzter vegetabiliſcher und daher brennbarer Subſtanz als Torf zurück. — Eigent⸗ liche Waſſerpflanzen haben jedoch an der Torfbildung keinen Antheil. Denn wenn dieſe auch noch ſo maſſenhaft vor kommen, wie insbeſondere die Charen, Myriophyllen, Ce⸗ ratophyllen, Waſſerranunkeln und Potamogeton-Arten, — ja ſelbſt die dicken Wurzelſtöcke der Seeroſen, — ſo gehen ſie doch immer in den Zuſtand der Fäulniß über, und werden durch die dabei entwickelten Gaſe an die Oberfläche der Gewäſſer gehoben, wo ſie gänzlich verweſen, oder ſie bilden, wenn ſie reich ſind an mineraliſchen Beſtandtheilen, wie viele Charen, einen kalkhaltigen (Wieſenkalk), oder or⸗ ganiſchen Brei (Moder), der andern Gewächſen zwar zur Unterlage dienen kann, nie aber ſelbſt Torf wird, zu deſſen Er⸗ zeugung Pflanzen gehören, die reich an ſchwer zerſetzbaren Siulbſtanzen find, wie die Torfmooſe und viele phanero⸗ 1 gamiſche Ufer⸗ und Sumpfpflanzen. ! | An der Mod erbildung betheiligen ſich außer jenen ſchon genannten ſich gänzlich zerſetzenden Waſſerpflanzen beſonders die mikroſkopiſch kleinen, zu den Algen gehörigen Diatomaceen und kieſelſchalige Infuſorien, welche ſich während der warmen Jahreszeit in ſtagnirenden Gewäſſern in ſo großer Menge entwickeln, daß die Reſte dieſer kleinen pflanzlichen und thieriſchen Organismen oft allein hinreichen, . Pokorny, in den Verhandl. der zool, botan, Geſell. in Wien. VIII. 300. IX. 90. a. 20 binnen wenigen Jahren kleinere Waſſerbecken gänzlich aus⸗ zufüllen. Der Wieſenkalk verdankt, wie ſchon geſagt, ſeinen Urſprung vorzugsweiſe den Charen oder Armleuchter⸗Ge⸗ wächſen, von denen die norddeutſche Flora eine anſehnliche Anzahl von Arten aufzuweiſen hat. Mehrere derſelben beſitzen in hohem Grade die Eigenſchaft, kohlenſauren Kalk abzuſondern, mit welchem ſich die Pflänzchen vollſtändig überrinden. Bei der Chara foetida (vulgaris) ſoll der Kalkgehalt bis auf etwa 73 und bei Ch. hispida bis auf faſt 57°/, ihrer feſten Beſtandtheile anſteigen können. Sie wachſen geſellig, indem ſie alle anderen Pflanzen aus ihrem Bereiche zu verdrängen pflegen, und kommen daher in manchen Seeen und Teichen in ungeheurer Menge vor, und zwar wohl nur in ſolchen, deren Boden und Gewäſſer einen ſehr ſtarken Kalkgehalt beſitzt; denn ſelbſt ſchaffen können ſie den Kalk natürlich nicht, ſondern ſie müſſen ihn anders wo her entlehnen. Da ſie einjährige, im Herbſt abſterbende Pflanzen find, fo mußten ſich aus ihren Reſten allmälig anſehnliche Maſſen von Kalk an dem Boden der Gewäſſer, welche ſie bewohnen, zuſammenhäufen. Derſelbe iſt mit zerſetzken organiſchen Stoffen mehr oder weniger gemengt, und zeigt mitunter eine zwar feine, aber deutliche Schichtung, von der jede Lage offenbar die Reſte einer beſonderen Vegetationsperiode enthält, ſo daß alſo dieſe Schichten gleichſam den Jahresringen der Bäume ent⸗ ſprechen. Da die Charen aber zu ihrem Gedeihen eine gewiſſe Waſſertiefe bedürfen, jo ſterben fie aus, wenn dieſe nicht mehr vorhanden iſt; andere Torf- und Wieſen⸗ boden bildende Pflanzen ſiedeln ſich auf ihnen an, und 21 bilden ſodann eine neue, von dem Kalk ſehr verſchiedene Bodenſchicht, welche dann das Kalklager verdeckt. — Von Farbe iſt dieſer Kalk weiß, wird aber oft durch Beimiſchung verweſeter organiſcher Stoffe mehr oder weniger grau, und durch Eiſenoxydhydrat mitunter gelblich; er bildet in der Erde faſt immer eine feuchte, ſchmierige Maſſe, welche aus⸗ getrocknet zu einem krümeligen Pulver von ſehr feinem Korn nird. Kleine Süßwaſſerconchylien, den Gattungen Limnaeus, Planorbis, Bithynia, Valvata, Cyclas und Pisidium angehörig, pflegen ihm in größerer oder gerin⸗ gerer Anzahl beigemengt zu ſein, ſo wie man auch kleine bandartige Pflanzenreſte häufig durch ſeine ganze Maſſe zerſtreut findet. | Dieſe vorſtehend geſchilderten Stoffe treten theils ſelbſtſtändig, theils mehrfach durch einander greifend auf, und geben ſo den Anlaß zu verſchiedenartigen Neubildungen, zu deren näherer Betrachtung wir uns nun wenden wollen. Die untergeordnetſte Rolle in der Bildung neuer Lager f ſpielt der zuletzt beſprochene Wieſenkalk. Derſelbe tritt zwar durch ganz Meklenburg in ſporadiſcher Verbreitung auf, jedoch nirgends in bedeutender Mächtigkeit und Aus⸗ dehnung, — am mächtigſten vielleicht bei Roggow im Amte Güſtrow, wo er in einer Wieſe in einer Tiefe von 10 bis 12“ ein ſich über 800 Quadratruthen erſtreckendes 2 bis 12° mächtiges Lager bildet; in Pommern aber ſollen ſogar 16“ mächtige Lager vorkommen. Ganz beſonders häufig wuchern die Charen, denen er ſeinen Urſprung vorzüglich verdankt, im ſüdlichen Theile von Meklenburg⸗Strelitz, wie 3. B. im Zierker See bei Neuſtrelitz, in den Seeen um Mirow, Weſenberg und Priepert, von wo ſich der Charen⸗ 22 Reichthum öſtlich und ſüdlich bis in die Seeen der Uker⸗ mark und Mittelmark hinein verbreitet; weſtlich vom Amte Mirow iſt die Müritz reich daran, aber nicht an allen Orten, ſondern nur ſtellenweiſe: bei Waren nur in der Gegend des Schweine⸗Werders, ſodann bei Gottün, Röbel und Vipperow; auch noch weiter ſüdweſtlich in Meklenburg, — ja ſelbſt ganz im äußerſten Weſten des Landes, im Dümmerſchen See und im Schalſee treten dieſe kalkbil⸗ denden Pflanzen in Menge auf, ſowie auch in Holſtein und Pommern. . Die chemiſchen Beſtandtheile derjenigen Charen-Art, welche ihres maſſenhaften Vorkommens wegen und weil ſie die Fähigkeit Kalk abzuſcheiden im höchſten Grade be⸗ f ſitzt, am meiſten zur Erzeugung des Wieſenkalkes beiträgt, hat Herr Schultz aus Fleeth durch Analyſen kennen gelehrt.“ Es iſt dies die widerlich riechende Chara foetida, oft auch von den Botanikern mit dem Namen Ch. vulgaris belegt. Der Aſchengehalt der trockenen Pflanze betrug bei Nr. 1 in 100 Theilen 54,584 und bei Nr. 2: 68,395. Hun⸗ dert Theile der Aſche ergaben in Nr. 1. Nr. 2. NI 0,0 023 Naltrenn ri ee Chlorunteium: -; .. 0% Ds Send 0007008 e, BA Magnefßß Pe Me 1. Kieler Schulzeitung 1856 Nr. 43. — Die anſehn · lichſten Wieſenkalklager Pommerns ſind cases in der Zeit⸗ ſchrift d. deutſch. geol. Geſellſch. IX. 480. 2. Fromm, im Archiv f. meklenb. Landeskunde 1857 S. 172. ME a a N re 23 Nr. 1. Nr. 2 Phosphorſäure . 0, 0,6 Schwefelſaäure 0, 028 Kohlenſäure . 42, 42½6 C e f 100% 99,75 Während dieſe Charen dem Geognoften einen be⸗ deutſamen Fingerzeig über die Beſchaffenheit des Bodens geben, dem ſie entſprießen, da wahrſcheinlich dieſen lacuſtren Chara⸗Wieſen Kalkmaſſen von älterer Bildung nicht fern liegen, dienen die friſchen ineruſtirten Pflanzen ſchon feit langen Zeiten in Meklenburg, der Ukermark und der Mittelmark unter dem Namen Poſt (wohl aus Compoſt verkürzt!) als Dünger; ja, in den ſandreichen Gegenden des bezeichneten Gebietes gilt dieſe Poſtdüngung für un⸗ entbehrlich und die ſogenannte „Poſtfiſcherei“ iſt in Mek⸗ lenburg ſogar durch geſetzliche Beſtimmungen geregelt. Letztere beginnt etwa 14 Tage vor Michaelis und dauert bis ſpät in den Herbſt hinein. Sie wird von Kähnen aus betrieben und die Pflanzen werden mit langen eifernen Harken aus dem Seegrunde hervorgeholt und ſodann friſch und nicht ſehr dick über den Acker ausgeſtreuet, aber nicht ſogleich untergehakt, ſondern mindeſtens 8 Tage lang der zerſetzenden Einwirkung der Luft überlaſſen, bis ſie ganz weich und ſo mürbe geworden ſind, daß ſie ſich leicht mit dem Haken und der Egge zertheilen und dem Boden bei⸗ mengen laſſen; letzteres darf aber nicht bei naſſer Witte⸗ rung geſchehen und auch das friſch gedüngte Land nicht im Regen beeggt werden. Selbſt reiner Flugſand ſoll in Folge der Poſtdüngung ganz gute Roggenernten gegeben 24 haben und auch dem Hafer, dem Buchweizen und der Kar⸗ toffel ſoll dieſelbe zuſagen, — doch ſcheinen die Anſichten über die Wirkſamkeit des Poſtes als Dünger und über die beſte Art und Weiſe ſeiner Verwendung bei den Land⸗ leuten noch mehrfach zu differiren.“ Jedenfalls verdient dies Hülfsmittel der Bodencultur von Seiten der Wiljen- ſchaft viel mehr Aufmerkſamkeit, als man ihm bisher ge⸗ ſchenkt hat. | Wo ſich aus den abſterbenden Charen ſchon wirkliche Lager von Wieſenkalk gebildet haben, benutzt man dieſelben theils, gleich dem Poſt, zum Mergeln der Felder, viel⸗ fältig aber auch zum Kalkbrennen. Sehr viele Kalk⸗ öfen in Meklenburg werden einzig und allein mit dieſem Materiale geſpeiſet, wie z. B. in M.⸗Strelitz zu Gr.⸗Ne⸗ merow, Blumenholz, Zierke u. ſ. w., — in M.⸗Schwerin bei Gr.⸗Helle, Schwerin (auf dem Kalkwerder), Dümmer, Zarentin u. ſ. w. Schließlich will ich gelegentlich der alluvialen Kalk bildungen noch erwähnen, daß auch aus einzelnen unſerer Quellen, welche wahrſcheinlich in verborgenen Wieſenkalk⸗ lagern ihren Urſprung nehmen, ein travertinartiger Niederſchlag ſich abſetzt. Als ſolche kenne ich die Eliasbeck bei Prilwitz, einige Quellen bei Kl.Nemerow und bei Teterow, — deren Waſſer nicht allein kalkige Incruſta⸗ zonen bildet, ſondern bei Kl.Nemerow ſogar einen platten⸗ förmigen, feſten, unter dem Hammerſchlage erklingenden 1. S. über dieſen Gegenſtand: Siemſſen in der Monats⸗ ſchrift von und für Meklenburg 1791 S. 103 ff.; Nützl. Beitr. zu den Strelitz. Anzeigen 1783 St. 13. 14; Klöden, Beitr. X, 10; Fromm im Archiv für meklenb. Landeskunde 1857 S. 45 ff. 25 Kalkſtein. — Auch in Hinterpommern kommen mehrere bedeutende Lager von Kalktuff vor. “ Was nun die Moder- und Torfbildung an⸗ betrifft, ſo findet man auch dieſe in allen möglichen Sta⸗ dien der Entwickelung. Moder bildet ſich fortwährend in Waſſerbecken von nicht bedeutender Tiefe, — in Häfen, kleinen Seeen, Tei⸗ chen, Söllen und Pölen. Im Hafen zu Wismar 3 8. wo Ehrenberg im Jahre 1839 Unterſuchungen über dieſen Gegenſtand anſtellte, wurden wöchentlich 36 Laſt (a 6000 Pfund) Schlamm ausgebaggert, alſo bei 7’/, monatlicher Thätigkeit regelmäßig jährlich 1080 Laſt oder 64,800 Ctr. à 100 Pfd., und den Ctr. zu 1 Kubikfuß gerechnet, 64,800 Kubikfuß. Seit hundert Jahren, und darüber, iſt dies ununterbrochen fortgeſetzt, mithin ſind ſeit hundert Jahren dort etwa 108,000 Laſt oder 6,480,000 Kubikfuß Schlamm aus dem Fahrwaſſer entfernt worden. Nimmt man im Mittel (Ehrenberg fand / bis ½,) auch nur ½ des Volumens als ſichtlich organiſch, ſo hatten in Wismar während des letzten Jahrhunderts die kleinen mikroſkopi⸗ ſchen Weſen, welche vorzugsweiſe den Moder bilden, circa 684,000 Kubikfuß, — oder jährlich 6,840 Kubikfuß, d. i. 45 Schachtruthen, — zu jener Maſſe beigetragen. — Noch viel maſſenhafter entwickeln ſich dieſelben im Hafen zu Pillau. Dort werden jährlich circa 2000 Schachtruthen Schlamm weggeſchafft, welcher nach Ehrenberg zu '/, bis ½ aus mikroſkopiſchen organiſchen Reſten beſteht; dieſelben liefern hier alſo jährlich 500 bis 1000 Schachtruthen oder 1. Zeitſchr. d. deutſch. geol. Geſellſchaft. IX. 480 f. 26 72,000 bis 144,000 Kubikfuß Schlamm, in hundert Jahren alſo 50,000 bis 100,000 Schachtruthen. Eine gleich an⸗ ſehnliche Schlammproduckion durch Vermittelung organiſcher Weſen fand Ehrenberg in der Elbmündung bei Cuxhafen, denn auch dort war faſt die Hälfte des Schlammes orga⸗ niſchen Urſprungs. * Werden die Becken, in denen der Moder ſich bildet, nicht von Zeit zu Zeit gereinigt, ſo füllt derſelbe ſie bald gänzlich aus; theils aber ſchafft man ihn um des Waſſers willen hinweg, theils auch um ihn ſelbſt zur Düngung des Bodens zu benutzen. Doch iſt in letzterem Falle mit Vor⸗ ſicht zu verfahren, weil der Moder mitunter eine ſehr be⸗ trächtliche Menge von Schwefeleiſen enthält, woraus ſich . hernach, wenn er der Luft ausgeſetzt liegt, Eif envitriol bildet. Bringt man nun ſolchen Moder, der ſich in ſeinem Ausſehen gar nicht von dem gewöhnlichen unterſcheidet, auf den Acker, ſo zerſtört er dort alle Vegetation, weßhalb den Landleuten, bevor ſie ihn verwenden, eine chemiſche Unter⸗ ſuchung deſſelben dringend anzurathen iſt. Wird der Moder aber nicht hinweggeſchafft, und hat er endlich das ganze flache Becken ausgefüllt, ſo geſtaltet er ſich entweder zu einem Sumpf um, in welchem Elſen emporwachſen, die ſodann ein Bruch bilden, oder es ſiedelt ſich die bültenbildende Carex stricta auf ihm an und giebt Veranlaſſung zur Entſtehung der eigenthümlichen Gebilde, auf welche G. Brückner zuerſt aufmerkſam gemacht hat, und die in Ungarn, wo man ſie in neueſter Zeit ger 1. Leonhard und Bronn Jahrb. 1843, S. 114. — Noch mehr Aufſchlüſſe hierüber giebt Ehrenberg ohne Zweifel in ſei⸗ ner Microgeologie, welche mir leider nicht zu Gebote ſteht. 27 3 nauer erforſcht hat, Zſombek⸗Moore genannt werden. Dieſe Zſombeks in den künſtlich trocken gelegten Mooren Ungarns ſind aus Wurzelgeflecht beſtehende iſolirte Säulen von 2 bis 4, Höhe, deren Hauptmaſſe aus Stolonen und Wurzeln des Rohrs beſteht, auf denen ſich dann oben Raſen von Carex stricta angeſiedelt haben. In Meklen⸗ burg ſind ſolche Bültenbildungen eben nicht ſelten, beſon⸗ ders auffallend ausgeprägt trifft man ſie aber in den Nie⸗ derungen der Haideebene an, die in neuerer Zeit durch Abzugsgräben trocken gelegt ſind, wie z. B. bei Langen⸗ haide. Hier ſind einige flache Lachen von geringer Aus⸗ dehnung übrig geblieben, die durch Regenwaſſer geſpeiſet werden, in der wärmeren Jahreszeit aber ſo austrocknen, daß ihr Boden zum Vorſchein kommt. Dieſer beſteht aus einer ganz ſchwarzen, oft nur wenige Zoll dicken Erdſchicht, welche unmittelbar auf Sand lagert; es zeigt ſich dann aber auf ihm auch nicht die geringſte Spur einer Vege⸗ tation, ſondern nackt bleibt er den ganzen Sommer über liegen. Auf dieſem ſchwarzen pflanzenleeren Boden er⸗ heben ſich aber inſelartig in großen Zwiſchenräumen ein⸗ zelne ſchroff aufſteigende Bänke, deren Oberflächenausdeh⸗ 3 nung durchſchnittlich etwa 9 bis 12 Quadratfuß, und deren Höhe 2 bis 4 Fuß beträgt. Ihre Seiten fallen ſenkrecht zum Boden der Lache ab und ſie beſtehen hauptſächlich aus dem nur aufwärts fortwachſenden Raſen der Carex stricta, auf welchem ſpäter Vaccinien und Haidekraut fort⸗ baueten und ſich ſogar einige Salices anſiedelten. — Nach Dr. Kerner's Unterſuchungen können ſolche Moore 1. G. Brückner in m. Geognoſte der deutſchen Oſtſee⸗ länder. S. 18 f. 23 fich mit der Zeit in Wieſen umwandeln. Wenn nämlich die Raſen bis zu einer beſtimmten Höhe über das Niveau des Waſſers emporgewachſen ſind, ſo hört ihr weiteres Wachsthum nach Aufwärts auf und ſie wachſen dann mehr | in die Breite; nach und nach füllen ſich die Zwiſchenräume aus, um mit einer neu entwickelten Vegetation ſich zu über⸗ ziehen, und ſobald dieſe überhand nimmt, ſtirbt Carex stricta nach und nach aus. 1 Viel häufiger aber bilden ſich auf den Gewäſſern mit moderhaltigem Boden durch Rohr, welches durch Stolonen in horizontaler Richtung weiterwächſt, ſchwimmende Inſeln oder ſchwimmende, mit dem Ufer zuſammenhängende Decken, welche durch ſich einniſtende Riedgräſer (Carices), Woll⸗ gräſer (Eriophorum), Gräſer — namentlich Agrostis sto- lonifera — und Laubmooſe nach und nach ein immer dichteres und feſteres Gewebe erhalten. f Schwimmende Inſeln, auf die eben bezeichnete Weiſe entſtanden und bisweilen ſelbſt ſo groß und ſolide, daß ſie im Stande ſind anſehnliche Bäume zu tragen, ſind eine zwar weit auf Erden verbreitete, aber doch nirgends häufige Erſcheinung. Die erſte Erwähnung einer ſolchen aus einem nicht fernen und mit Meklenburg in geognoſti⸗ ſcher Beziehung in naher Verwandtſchaft ſtehenden Lande finden wir im Jahre 1683 bei Beckmann in deſſen historia orbis terrarum, worin er berichtet, daß bei der Stadt Gerdau in Oſtpreußen eine 350 Schritt lange und 250 Schritt breite als Viehweide benutzte ſchwimmende Inſel ſich befände. Ausführlicher berichtet hernach im Jahre 1. Verhandl, d. zool. botan. Geſell. in Wien VIII., Sitz. Ber. 35, Abhandl. S. 315. IX. Abhandl. S. 87. * 4 28. 1707 C. F. Raſt über dieſelbe in feiner dissertatio de insula natante Gerdaviensi, aus welcher wir erfahren, daß die Inſel ſich damals in drei Stücke getheilt hatte, deren größtes 212 Ellen lang und 117 Ellen breit und etwas mehr als 2 Ellen dick war. Dieſe beſtanden aus einem ſehr leichten, in getrocknetem Zuſtande verbrennlichen Wurzelgeflechte von Rohr, Riedgras u. dgl., welches von Mooſen durchwebt war und trugen auf ihrer Oberfläche Gras und vormals ſogar auch einige Bäume zu der Wind trieb mit dieſen kleinen Inſeln ſein Spiel, indem er ſie bald hier bald da hin flößte. Aus dem Schweigen der früheren preußiſchen Hiſtoriographen über dieſe Inſel mit C. F. Raſt ſchließen zu wollen, daß ſie zu ſeiner Zeit noch nicht hundert Jahre alt geweſen ſei, möchte aber doch etwas gewagt ſein. — In Melklenburg giebt es zahlreiche ſchwim⸗ mende Rohrinſeln, — Pläne genannt, — auf dem Fried⸗ lander Mühlenteiche. Ihr Boden iſt noch jo wenig feſt, daß ſie nur vermittelſt darüber gelegter Bretter überſchritten werden können. Sie treiben auf dem Waſſer, vom Winde bewegt, hin und her und wachſen dabei nicht allein fort⸗ während an ihrer Peripherie weiter und vereinigen ſich unter einander, ſo wie mit dem Ufer, ſondern es füllt ſich auch allmälig der Raum zwiſchen ihnen und dem Teichboden mit Moder aus, wodurch ſie endlich ihre Beweglichkeit verlieren. Der Teich hat auf dieſe Weiſe ſeit Menſchen⸗ gedenken eine anſehnliche Einbuße an ſeiner Waſſerfläche erlitten. 1. Auch bei Kyſchtimsk im Gouvernement Orenburg ſollen mit großen Bäumen beſtandene ſchwimmende Inſeln vorhanden fein, — ſ. G. Roſe, Reiſe in den Ural II. 146 Anm: 30 Denſelben Vegetationsproceß, dem dieſe ſchwimmenden Inſeln ihr Daſein verdanken, ſehen wir aber noch viel häufiger und ausgedehnter am Rande der Waſſer⸗ becken vor ſich gehen. Schwimmende Decken, wie ſie oben geſchildert ſind, breiteten ſich vom Ufer aus allmälig immer weiter über die Gewäſſer aus und überbrückten die⸗ ſelben endlich vollſtändig. Anfangs nur eine dünne ſchwan⸗ kende Bodenſchicht bildend, conſolidirten ſie ſich hernach entweder zu einer feſten, aus Wieſenboden beſtehenden Brücke, oder die Decke ſenkte ſich durch den jährlichen Zu⸗ wachs an Pflanzen auf ihrer Oberfläche ſtärker und ſtärker beſchwert, allmälig immer tiefer zum Boden des Waſſer⸗ beckens hinab, bis ſie daſſelbe endlich vollſtändig mit einer Torfmaſſe ausgefüllt hatte. — Alle Stadien dieſes Bil⸗ dungsproceſſes ſind durch zahlreiche Beiſpiele in unſerem Lande vertreten, ja — in den größeren Niederungen laſſen ſich alle dieſe Stadien ſogar noch nebeneinander beobachten, indem die tiefſten und waſſerreichſten Stellen der Becken in ihrer Entwickelung hinter den flacheren zurückgeblieben find. So iſt z. B. die in der nordöſtlichen Ecke von Meklenburg⸗Strelitz belegene, über 1 Quadratmeile große Niederung ſchon bis auf den Galenbecker und Putzarſchen See, — deren Spiegel ſich jährlich verkleinern, zugewachſen, desgleichen die 1 Meile lange und / Meilen breite Nie⸗ derung bei Doberan bis auf den Coventer See, deſſen Ufer aus ſchwimmenden Rohrbülten beſtehen, die allmälig zuſammenwachſend, eine ſchwimmende Decke bilden, welche den Spiegel dieſes Waſſerbeckens von Jahr zu Jahr ver⸗ kleinert. x Die Schnelligkeit dieſes Bildungsproceſſes iſt wahr⸗ 31 ſcheinlich nach der Ortsbeſchaffenheit ſehr verſchieden. Bei der geringen Aufmerkſamkeit, die man ihm bisher ge⸗ ſchenkt hat, liegen darüber nur ſehr wenige Beobachtungen vor. Von der Stendelitz, einem kleinen See bei Altſtrelitz, meldet im Jahre 1775 ein aufmerkſamer Beobachter, daß er nun ſchon ſeit 25 Jahren eine beſtändige Abnahme des Waſſers in demſelben und eine Zunahme der den See umgebenden Wieſen, Brinke und Gärten wahrgenommen habe. „Da, wo man vor 25 Jahren mit dem Sommer⸗ und Wintergarn fiſchte (heißt es in dem Berichte,) wirbt man jetzt ſchon Rohr und Heu, obgleich dieſe Gegenden noch quebbig ſind; und da, wo man vor eben ſo vielen Jahren auf einer quebbigen Fläche heuete, ſind ſeither ſchon feſte Brinke entſtanden, worauf man mit gutem Erfolge ſchon Gärten angelegt hat: und ſo verliert ſich das Waſſer von Jahr zu Jahr, während das feſte Erdreich beträchtliche Eroberungen macht, und allem Anſcheine nach werden keine 25 Jahre mehr vergehen, bis es von der Stendelitz heißt : „se iſt geweſen!“ Schon mitten auf ihrer Oberfläche er⸗ hoben ſich hin und wieder kleine flache, ſchwimmende In⸗ ſeln. Oft treiben ſtarke Winde dieſe an's Ufer, und ſo wie ſie dort anwachſen, kommen an ihrer früheren Stelle andere zum Vorſchein. Allerlei Waſſergewächſe, beſonders große Mümmelchen⸗Wurzeln, erheben ſich über die Waſſer⸗ fläche, nehmen gegen die Gewalt des Windes die zwiſchen ihnen aufſteigende ſchlammige Erde in Schutz, und geben dem anfliegenden Baumſamen Gelegenheit Wurzeln zu ſchlagen. Von ferne ſcheint der See noch ziemlich waſſer⸗ reich, aber wenn man ſich mit einem Kahne auf denſelben begiebt, läuft man Gefahr in Moraſt und Schlamm 32 ſtecken zu bleiben. Die Fiſche haben ſchon feit etlichen Jahren ihre Auswanderung vermittelſt des langen Baches, zu gewiſſen Jahreszeiten in großen Schaaren, nach dem Trebbower See angeſtellt: dies Jahr aber war es wegen der lange anhaltenden Dürre mehr als je ſichtbar. Im Juni und Juli drangen ganze Wollen kleiner Barſche und Plötzen in den nordoſtwärts einfließenden Bach ſo häufig ein, daß man, ſo flach und klar das Waſſer auch iſt, an etlichen Orten den Grund nicht ſehen konnte; ſie waren nur 1, höchſtens 2“ lang, denn große Fiſche wagten ſich, weil dort viel Verkehr von Menſchen iſt, nicht an dieſe Stelle. Aber deſto anſehnlicher war zu gleicher Zeit deren Auswanderung durch den fündftlich ausfließenden Bach. Dieſer war diesmal mehr als ſonſt, in einer ziemlich lan⸗ gen Strecke von der Stendelitz an, häufiger mit Schlamm und Moraſt als mit Waſſer angefüllt. Nur die ſtärkſten und größten Fiſche konnten ſich durcharbeiten, und in der That, ſie machten ein ſo ſeltſames Gewühl, daß man ſich nicht ſatt daran ſehen konnte. Manchmal glitten etliche mehr auf dem Rücken als auf dem Bauche über die Ober⸗ fläche des Schlammes hinweg, bisweilen wälzten ſich die einen über die anderen hin; nichts war leichter, als daß man ſich ihrer in dieſem Zuſtande bemächtigen konnte, und dies Fiſchen im Trüben dauerte mehrere Wochen, bis die Folgen des anhaltenden Regenwetters den Emigranten den Weg zum Trebbower See erleichterten. Auch verſchiedene Waſſervögel, die ſonſt ihren Aufenthalt an der Stendelitz hatten, waren ſchon ſeit Jahren nach und nach ausgeblie⸗ ben, wie z. B. der Roodümp (Bolaurus stellatus) feit 12 Jahren, die Schwäne ſeit 5 Jahren, die wilden Gänſe 33 und ſelbſt die Rohrſperlinge; nur die wilden Enten und Fiſchreiher waren geblieben.“ “ — Ob jene Prophezeihung, daß die Stendelitz bald ganz verſchwunden ſein werde, jetzt ſchon erfüllt ſei, habe ich trotz vieler Erkundigungen nach ihren Schickſalen, noch immer nicht in Erfahrung bringen können! Außer dem Zuwachſen dieſes See's führt jener Beob⸗ achter noch drei andere Beiſpiele aus derſelben Gegend an. Zwiſchen Alt⸗ und Neuſtrelitz befinde ſich eine feſte Viehweide, und dieſen Platz hätten alte Leute noch als einen See gekannt, der den Namen „der faule See“ ges führt habe. Ein anderer zwiſchen Altſtrelitz und Uſerin gelegener See, der trockene See genannt, ſei alten, noch lebenden Leuten aus dem Munde ihrer Eltern noch der Größe nach bekannt, daß er mit zwei Wadenzügen genutzt worden ſei; jetzt wäre er ſchon bis auf eine geringe Oeff⸗ nung zugewachſen, und wo vormals gefiſcht worden, ſtän⸗ L auch abgedruckt in Boll, Archiv IN, 102. Ko) 5 den jetzt Erlen, Birken, Tannen, Weiden u. ſ. w.; auch der Bürgerſee werde merklich kleiner. — Ein anderes in⸗ ſtructives Beiſpiel bietet die Lieps bei Prilwitz dar. In derſelben iſt auf der großen Schmettau'ſchen Specialcharte von Meklenburg⸗Strelitz vom Jahre 1780 etwa 60 Ruthen von der Südſpitze der Landzunge des Liepſer Bruches entfernt noch eine kleine Inſel (der Bacherswall) gezeichnet, die jetzt durch eine etwa 200 Schritt lange Wieſe mit der äußerſten Spitze jener Landzunge zuſammenhängt; wahrſcheinlich iſt das ganze Liepſer Bruch, bis auf die Horſte, eine dem Vegetationsproceß ihren Urſprung ver⸗ 1. Mützliche Beiträge z. d. Strelitzer Anzeigen 1775 St. 39, 3 2A dankende Neubildung, und Tolenſe und Lieps bildeten ein einziges Waſſerbecken, aus welchem jene Horſte als Inſeln hervorragten. — In allen dieſen älteren Fällen, die ſich ohne Zweifel auch noch aus andern Gegenden Mek⸗ lenburgs in großer Zahl würden nachweiſen laſſen, iſt eine künſtliche Entwäſſerung durchaus nicht im Spiele geweſen; in neueſter Zeit iſt man aber dieſem Proceß durch Sen⸗ kung von Seeſpiegeln, durch Anlegung von Abzugsgräben, ſo wie durch Drainage vielfach zu Hülfe gekommen und hat ihn weſentlich dadurch beſchleunigt. Eine eigenthümliche Erscheinung find die ſchwimmenden, beim Betreten erzitternden Wieſendecken, in Meklenburg „Fennbrücher“ genannt, ein Name, der ſich auch in anderen germaniſchen Sprachen in der Bedeutung von „Sumpf, Moor, Torfmoor“ wiederfindet; » im Hannöverſchen, — in dem St. Jürgener Lande an den Ufern des Fluſſes Hamm, — nennt man ſie, „Dobben“, in Dänemark „Gynge“, d. h. die Schaukel, in Ungarn „Lap“. — Das Rohr iſt in ihnen ſchon im Abſterben begriffen, und wird von raſenbildenden Gräſern und Halbgräſern, (namentlich von Agrostis stolonifera und Carex-Arten,) verdrängt und erſetzt; manche dieſer Decken ſind auch reich an Fennmoos (Sphagnum sp.), Fennbeeren (Vaccinium Oxycoccos) 1. Dies kann aber nur in vorgeſchichtlicher Zeit der Fall geweſen ſein, denn in einer Urkunde vom Jahre 1273 wird ſchon der „decursus aquae defluentis de stagno Lipiz usque in stagnum Tolense“ erwähnt; es waren alſo die Verhältniſſe da⸗ mals im Weſentlichen ſchon ebenſo, wie ſte jetzt vorliegen. 2. Im Angelſächſiſchen, Engliſchen, Isländiſchen und Schwe⸗ diſchen: kenn; im Frieſiſchen: keen; im Holländiſchen: ven, veen. DDD leeren 1 rn R * 25 und Sonnenthau (Drosera sp.), und ſelbſt Birken, Weiden und andere Bäumchen finden ſich gelegentlich auf ihnen an. Sie ruhen auf Waſſer oder mehr oder weniger flüſ⸗ ſigem Moraſt, und wenn die Decken nur dünne ſind, iſt ihr Betreten gefahrvoll, indem man ſie dann leicht durch⸗ brechen und unter ihnen verſinken kann. Letzterem vorzu⸗ beugen, banden ſich (wie Fr. Jahn im Jahre 1806 berichtet,) die Landleute in der Dobertiner Gegend, wo viele ſolcher Fennbrücher vorhanden ſind, wenn ſie das Gras darauf mäheten, Brettchen von der Länge eines halben Klafters unter die Füße, — eine Vorſichtsmaßregel, die man auch heutigen Tages noch bei den Bewohnern Oldenburgs an⸗ trifft, welche ihre großen Moorflächen nicht ohne derartige Bretterſandalen zu betreten wagen. In Meklenburg find kleinere Fennbrücher gar nicht ſelten, in viel größerer Ausdehnung aber traf man ſie früher in dem ſüdlichen Gränzlande, nämlich in der faſt 30 Qua⸗ dratmeilen großen, nur durch eine Menge inſelförmig aus ihr hervorragender größerer und kleinerer Plateau's unter⸗ brochenen Niederung, die unter dem Namen des großen Havelländiſchen Luch's den 9 Meilen langen Raum zwiſchen Oranienburg und der Havelmündung einnimmt. Mit Ausnahme der bezeichneten Inſeln, deren größere durch eigene Namen (das Land Rhinow, das Land Frieſack, der Nuß⸗Winkel, das Land Bellin, das Land Glien) unterſchieden werden, — bieten alle Theile deſſel⸗ ben dem Auge eine weite, ſehr ebene Grasfläche dar, deren faſt horizontale Sohle, verbunden mit anderen Umftänden, gar nicht daran zweifeln läßt, daß ſie ehedem den Boden eines großen Gewäſſers, von welchem noch einige Reſte als 3 Seen übrig geblieben find, gebildet habe, aus welchem jene Plateau's als Inſeln hervorragten. Dieſe Flur wird nur zwiſchen dem Lande Frieſack und Bellin durch einen ſchönen, aus der Grasfläche ſich erhebenden Laubwald, der Zotzen !- genannt, unterbrochen. Bis zum Jahre 1718, wo deſſen Urbarmachung begann, war dies große Luch eine wilde Urgegend, wie die Hand der Natur ſie gebildet hatte. Klöden * hat von derſelben eine jo anſchauliche Schilderung entworfen, die auch ohne Zweifel auf den früheren Zuſtand unſerer großen meklenburgiſchen Niederungen paßt, daß ich mir nicht verſagen kann, die weſentlichſten Züge daraus mitzutheilen. „Weit und breit bedeckte ein Raſen aus zuſammen⸗ gefilzter Wurzeldecke von bräunlich⸗grüner Farbe die waſſer⸗ gleiche Ebene, deren kurze Grashalme beſonders den Ried⸗ gräſern (Carex vulpina, paniculata, stellulata, acuta und Pseudo- Cyperus), jo wie der Aira caespitosa und aquatica angehören. Agrostis vulgaris, Holcus lanatus und Arundo Calamagrostis, hier und da auch Melica coerulea, treten dazwiſchen, und ſtellenweiſe erhoben ſich wie Stacheln in Gruppen die ſtielrunden Blätter der Binſen und des Scirpus ovatus und caespitosus. Im Juli iſt die Fläche auf weite Strecken weiß, wie mit Schnee be⸗ deckt von den Büſcheln des Wollgraſes (Eriophorum). Die haarigen Blätter des Sonnenthau's, die Fennbeere, dazwiſchen die Sträuße der ſchönblühenden Andromeda, des Haidekrautes und gelegentlich auch der zarten Erica 1. Was mag dieſer Name, den auch zwei Seen im ſüdlichen Theile von Meklenburg⸗Strelitz führen, bedeuten? 2. Beiträge u. ſ. w. VIII. 45 ff. 7 c 22 c 2 U BE rd FEIN * r 7 5 37 Tetralix und der prachtvollen Gentiana Pneumonanthe, unterbrechen ſtellenweiſe jenen Raſen, auf deſſen Grunde unter den Gräſern die gelbgrünen Blätter des Fennmooſes hervortreten. Auf naſſen Stellen ſteht die in zwerghafte dichte Gebüſche verwachſene Werftweide » (Salix repens), gemengt mit der kleinen Rosmarinweide und der größeren Saalweide, an anderen Stellen bildet die Elfe hohe Ge⸗ büſche, oder das Schilfrohr ſteigt ſchlank aus dem Waſſer, mit grauen Rispen, in dichtem Gedränge große Flächen in Beſitz nehmend und nur ſtellenweiſe dem Bullenpeſel (Typha) Raum gönnend, oder auch der hochragenden Sees binſe (Scirpus lacustris), während in den Gräben u. ſ. w. das ſo zierlich blühende Dreiblatt (Menyanthes) ſich weit ausbreitet, der wohlriechende Kalmus die Ränder begleitet und hin und wieder mit der gelben Waſſerlilie (auch Ade⸗ barsblön genannt,) wechſelt. Trockenere Stellen bedecken niedere Birkengebüſche, auch der Porſt (Ledum) tritt in großen Gruppen auf, mit mehreren Farnen (namentlich der ſchönen Osmunda, ) vergeſellſchaftet, während andere Stellen nur mit Laubmooſen bewachſen ſind.“ „In jedem Frühjahre quoll der Boden dieſes Luchs durch das hervordringende Grundwaſſer auf, die Raſendecke hob ſich in die Höhe, bildete eine ſchwimmende elaſtiſche Fläche, welche bei jedem Schritte unter den Füßen ein⸗ ſank, während ſich ringsum ein flach trichterförmig anſtei⸗ 1. Wie das Wort Luch, ſo iſt auch dieſer Name noch ſlaviſchen Urſprungs und lautet jetzt z. B. im Serbiſchen werba, im Böhmiſchen wrba, im Polniſchen wierzba. Auch der Name Elſe (Alnus glutinosa) iſt wohl ohne Zweifel auf das altſla' viſche wolsa zurückzuführen; der deutſche Name dieſes Baumes iſt Eller, — ob auch „Erle“, darüber habe ich manche Bedenken. 38 gender Abhang bildete. Andere Stellen, welche ſich nicht in die Höhe heben konnten, ſogenannte Tanken, “ wur» den überſchwemmt, und ſo glich das Luch in jedem Früh⸗ jahr einem weiten See, über welchen jene gehobenen Ra⸗ ſenſtellen wie grüne ſchwimmende Inſeln zwiſchen den er⸗ höheten Plateau's hervorragten, während an anderen Stellen die Weiden, Elſen und Birkengebüſche ſich mit ihren Wipfeln im Waſſer ſpiegelten, oder da, wo ſie auf ſandigen, aus dem Moore emporſteigenden Bodenanſchwellungen (ſogenannten Horſten,) gewachſen waren, kleine Wald⸗ inſeln darſtellten. — Die umliegenden Ortſchaften ver⸗ ſuchten es, dem Luche dadurch einigen Nutzen abzugewinnen, daß ſie ihre Kühe darin weiden ließen, und das freilich ſchlechte ſaure Gras, ſo gut es ging, mäheten. Beides war nur mit großer Mühe zu erreichen. Das Vieh mußte häufig durch die Lanken ſchwimmen, um Grasſtellen zu finden, oder es ſank in die weiche Decke tief ein, zertrat dieſelbe, daß bei jedem Fußtritt der braune Moderſchlamm emporquoll, ja daß es ſich oft nur mit großer Mühe wieder herausarbeitete. Das Gras wurde dabei ſo tief in den Boden getreten, daß es ſich nicht wieder erheben konnte, und nach längerem Abweiden fanden die Kühe nur eine ſehr ärmliche Nahrung, arbeiteten ſich dabei ſehr ab, wur⸗ den ſchmutzig und mager, und verloren die Milch. Oft blieb auch eine Kuh im Moraſt ſtecken, und ward nach unſäglicher Mühe kalt, kraftlos und krank wieder heraus⸗ 1. Sy ſchreibt Klöden und dies Wort würde vielleicht auf das flaviſche lanka, d. h. Wieſe, zurückführen; ſollte es aber wohl nicht in Blänken umzuwandeln ſein? Hier in Mek⸗ lenburg wenigſtens bezeichnet man ſolche überſchwemmte Wie⸗ ſenſtellen (da blankes Waſſer darauf fteht,) mit letzterem Namen. 39 gebracht, oder wenn dies zu ſchwer hielt, an dem Orte, wo ſie verſunken war, geſchlachtet und zerſtückt heraus⸗ getragen. Nur im hohen Sommer und bei trockener Witte⸗ rung war der größte Theil des Luch's zu paſſiren; dann mähete man das Gras, allein nur an wenigen Stellen konnte es mittelſt Wagen herausgebracht werden; an den meiſten mußte man es bis in den Winter in Haufen ſtehen laſſen, um es bei gefrorenem Boden einzufahren. Gar oft aber waren die Haufen oben und unten verfault, auch nicht ſelten, wenn der Wind ſie zerſtört hatte, durch und durch verdorben. — So wenig nutzbar dies Luch für Menſchen und gezähmtes Vieh war, ſo vortrefflich war es für das Wild geeignet. In früheren Zeiten hauſeten hier ſelbſt Thiere, welche jetzt in der Mark nicht mehr vorkommen, wie Luchſe, Bären und Wölfe, und daß es an anderem Wilde nicht gefehlt haben werde, läßt ſich hiernach ſchon erwarten. Beſonders aber waren es die Sumpfvögel, Kraniche, Störche u. ſ. w., welche hochbeinig in dieſem Paradieſe der Fröſche umherſtolzirten, und mit ihnen be, wohnten die Waſſer ein unendliches Heer von Enten aller Art, nebſt einer Unzahl anderer Waſſervögel. Kibitze, Rohrſänger, Birkhähne und andere die Bruchgegenden lie⸗ benden Vögel waren in Menge vorhanden. Außer dem un⸗ abſehbaren Heere der Fröſche enthielten die Gewäſſer viele Schildkröten und der Zotzen viele Schlangen, und wolken⸗ artige Schwärme von Mücken und Schnaken erfüllten in der wärmeren Jahreszeit die Luft. — Die Flüſſe und Bäche ! 1. Mehrere derſelben führen den Namen Rhin einer heißt die Lieze, — beides ſehr alte Namen, deren erſterer auch noch in England bei Sedgemoor vorkommt, wo breite, tiefe a des Luch's zogen ſich bei geringem Gefälle in unzähligen Krümmungen durch daſſelbe hin und floſſen langſam der Havel zu; ſie traten häufig über, und in der Regel war die Niederung bis in den Juni überſchwemmt. In Kriegs⸗ zeiten bildete es eine vortreffliche natürliche Schutzwehr für das dahinter liegende Land. — Die aus vegetabiliſchen Reſten beſtehende Decke des Bodens iſt an den meiſten Stellen 2—3 dick, an vielen noch weit mehr. Der Unter⸗ grund iſt meiſtens Thon oder Mergel, an vielen Stellen Sand. In 14 Tiefe hat man ganz unten im Torfe Eich⸗ bäume mit Stämmen, Wurzeln und Zweigen gefunden, welche aber von Feuchtigkeit durchdrungen und ganz ſchwarz waren. | Beiſpiele bewaldeter Fennbrücher, wie ſolche in anderen Gegenden des Erdballs noch vorkommen, ſind mir aus Norddeutſchland nicht bekannt. Die Beſchaffenheit mancher unſerer Torflager deutet aber darauf hin, daß auch früher derartige bewaldete Decken vorhanden waren, und es wird daher nicht ohne Intereſſe ſein, ein Beiſpiel derſelben aus der gegenwärtigen Zeit kennen zu lernen. Ein ſolches bietet der große Dismal-Swamp in Nordame⸗ rika dar, welchen Lesquereux folgendermaßen beſchreibt: !- „Der Boden dieſes ungeheuren Sumpfes beſteht durchweg aus Torf und zwar ſo dick, daß ich es vergebens verſucht habe, mit einem langen Rohre durch das Torflager hin⸗ Gräben mit ihm belegt werden (ſ. Macaulay history of England Tauchn, ed. vol. I. 171 ff.); vielleicht ift unſer meklenburgiſches Wort „Rije“ nur aus jenem verderbt. Auch der Ausdruck Lieze taucht vielfach in Norddeutſchland auf, ſeine Bedeutung ſcheint aber etwas ſchwaukend zu ſein. 1. Zeitſchr. d. deutſch. geol. Geſell. IV. 695. 3 5 ; durch zu dringen. Er wird von tiefen Canälen durch⸗ ſchnitten, deren Ränder ebenfalls lediglich aus Torf beſte⸗ hen. Es war dies kaum anders zu erwarten, da die ganze Vegetation eine dem Torfmoor eigenthümliche iſt, beſtehend wie in der Schweiz hauptſächlich aus Sphagnum, nächſt welchem die Rohre am häufigſten ſind. Letztere wachſen überall bis zu einer Höhe von 8—12“, und ſtehen ſo dicht, daß man ſich kaum anders als mit dem Beile in der Hand einen Weg durch dieſelben bahnen kann. Indeß iſt doch ihre Baſis, ſo dicht ſie auch ſtehen mögen, immer mit Sphagnum bedeckt, welches ſich in einem dichten Tep⸗ pich ausbreitet, ſobald die Rohre gelichtet werden. Außer⸗ dem fand ich eine Menge anderer Geſträuche, beſonders Andromeden und ein dichtes Gewebe von Schlingpflanzen; über dieſelben ragt ein weiter Dom von hohen herrlichen Bäumen hinaus, Tulpenbäume und Magnolien, 100 bis 150° hoch, Ahorne, einige Coniferen und am Rande des inneren See's in bedeutender Anzahl ein prächtiges Taxo- dium. Dieſer See, der Drummond-See, welcher 15 eng⸗ liſche Meilen im Innern des Sumpfes liegt, hat ungefähr 6 Meilen im Umfange und ſcheint ganz kreisförmig zu ſein. Man kann ihm nur mit Kähnen beikommen, denn ſobald man ſich ihm nähert, fängt das Waſſer im Walde an zu ſteigen, indem die Bäume ſich ſenken, und man müßte von Baum zu Baum ſchwimmen, bevor man eine freie Ausſicht gewinnen könnte. Ich fand Taxodiums, von denen nur noch die Krone ſichtbar war, und andere, deren Stamm zur Hälfte im Waſſer ſteckte. Die Tiefe des See's beträgt nirgends mehr als 15, und überall iſt ſein Boden mit umgeſtürzten Bäumen bedeckt. Obgleich fein Niveau keinem Wechſel unterworfen ift, iſt es doch kein Zweifel, daß ſein Spiegel ſich erweitert, und zwar durch Abbruch der ſchwimmenden Ufer. Wenn nämlich die Decke, welche den unterirdiſchen See überzieht, zu ſchwer wird, ſo ſenkt ſie ſich leiſe und allmälig, zuerſt in der Mitte und dann nach und nach gegen die Ränder, wodurch die Bäume zum Umſturz gebracht werden.“ In manchen Fällen hat die ſchwimmende Decke eine ſolche Feſtigkeit erlangt, daß fie ſich von gewöhnlichem Wieſenboden gar nicht unterſcheidet, obgleich ſie immer noch ein Waſſerbecken, und zwar mitunter von anſehnlicher Tiefe, unter ſich birgt. Daß dies der Fall iſt, hat ſich in neuerer Zeit mehrfach bei Anlegung der Chauſſeen und Eiſenbahnen gezeigt. So ſank z. B. die von Teterow nach Lage führende Chauſſee, welche bei dem Dorfe Perow über Wieſenboden geführt wurde, bei ihrer Anlage plötzlich in einer Nacht tief an dieſer Stelle ein. Ein anderer Fall der Art ereignete ſich auf der Chauſſeeſtrecke zwiſchen Plau und der Appelburg; man hatte dort im Winter 1844/45 das Planum an einer Stelle über einem Moore aufgeſchüttet, als aber das Thauwetter eintrat, verſank die aufgetragene Erde, und man ſah, daß man auf einer nur 6“ dicken torfartigen Erdſchicht gebauet hatte, welche über einem 30“ tiefen Waſſerbecken ruhete: alte Leute wollten ſich auch noch erinnern, dort früher blankes Waſſer geſehen zu haben. Aehnliche Erfahrungen machte man, als im Herbſt 1846 der Erddamm für die Wismar- Schweriner Eiſenbahn durch die Wieſe geführt wurde, in welcher der Wall der alten Feſte Meklenburg liegt; deun eines Mor⸗ gens war auch hier das Planum verſchwunden, und ſtatt — deſſen ein 30—407 tiefer Teich ſichtbar, in deſſen Nähe durch den unterirdiſchen Seitendruck ſich einige kleine Hügel in der Wieſe erhoben hatten. Auch in Meklenburg⸗Strelitz iſt ein ſol⸗ cher Fall bei Blumenholz, zwiſchen Neubrandenburg und Neu⸗ ſtrelitz vorgekommen; man führte hier das Chauſſeeplanum über ein Bruch, trotz der Warnung eines alten Hirten, daß dort dem Boden nicht zu trauen ſei, — und ſiehe da! ſie verſank auch hier recht gründlich. Was nun endlich den Torf betrifft, ſo zerfällt der⸗ ſelbe hinſichtlich ſeiner Beſchaffenheit, ſeiner Bildungsge⸗ ſchichte und der Oertlichkeit, wo er auftritt, in mehrere characteriſtiſch ſich unterſcheidende Arten. Da eine genauere wiſſenſchaftliche Erforſchung derſelben aber in Meklenburg leider faſt noch ganz und gar fehlt, ſo ſind wir vorläufig gezwungen unſere Mittheilungen hauptſächlich aus einem anderen Lande, welches dem unſrigen in naturgeſchichtlicher Beziehung ſehr nahe verwandt iſt, — nämlich aus Däne⸗ mark, zu entlehnen, über deſſen Torfbildungen namentlich Forchhammer's und Steenſtrup's Forſchungen ſchon viel Licht verbreitet haben e Am zahlreichſten ſind in Meklenburg vorhanden und die größte Ausdehnung beſitzen die Wieſenmoore oder 1. Ueber norddeutſche Torfmoore handeln ausführlicher: Wiegmann, über die Entſtehung, Bildung und Weſen des Torfes, Braunſchweig 1837. — Griſebach, über die Bildung des Torfes in den Emsmooren, Göttingen 1846. — Poulſen, über ein Torfmoor in Holſtein (im amtl. Bericht über die XI. Verſammlung deutſcher Land⸗ und Forſtwirthe in Kiel, Altona 1848, S. 515); desgl. Binge, (über das am Ausfluſſe des Cis⸗ marſchen Kloſterſee's in die Oſtſee belegene Torfmoor) in den Schriften der Marburger Geſell. zur Beförderung der geſammten Naturwiſſenſchaft, 1823, Bd. I. 167 ff. Ash I Flachmoore, welche die Vertiefungen der weiten flachen Flußthäler einnehmen und auch an den Rändern der Seeen vorkommen, ja ſelbſt an der Oſtſeeküſte in ſchmalen Buch⸗ ten, aus denen ſich das Meerwaſſer zurückgezogen hat. Ihre Oberfläche iſt eben und überragt ein benachbartes Niveau nie bedeutend. Zu ihrer Speiſung bedürfen ſie hartes Waſſer mit reichlich gelöſeten unorganiſchen Stoffen, unter denen namentlich der Kalk eine wichtige Rolle zu ſpielen ſcheint. Rohr, Binſen und andere krautartige Sumpf⸗ und Uferpflanzen haben den hauptſächlichſten An⸗ theil an ihrer Bildung, Laubmooſe dagegen nur einen ſehr untergeordneten. Die Mächtigkeit dieſer Lager beträgt gewöhnlich nur 5— 12“ und ihre Maſſe iſt braun oder ſchwarz, und dichter, ſtärker zerſetzt und von einem größeren Aſchengehalte, als der Torf der Hochmoore. Nicht ſelten ruhen ſolche Wieſenmoore auf Wieſenkalk und ſtellenweiſe geht letzterer ſogar allmälig in erſteres über; auch wo dies nicht der Fall iſt, finden ſich in dieſem Torfe oft vereinzelt ealcinirte Gehäuſe lebender Sumpfſchnecken, welche dem Torfe der Hochmoore gänzlich fehlen. Da die Pflanzen, welche die Vegetationsdecke der Flachmoore bilden, keine hygrofkopiſchen Eigenſchaften haben, alſo das Grundwaſſer nicht über deſſen natürliches Niveau hinauf zu treiben ver⸗ mögen, ſchließt die Torfbildung in der Höhe des Waſſer⸗ ſpiegels ab und die Torflager werden durch Wieſenpflanzen erſetzt, deren Reſte keinen Torf mehr bilden, ſondern nur ſogenannte Bunkerde (eine trockene, loh⸗artige Erde), oder eine ſchwarze, unverbrennliche Dammerde. Der oft an⸗ ſehnliche Kalkgehalt dieſer Torfmoore erklärt es, warum die fie überdeckende Wieſenflora mitunter einen beträcht⸗ Fr REN 8 7 a. lichen Reichthum an kalkliebenden Pflanzen zeigt, wie z. B. mehrere ſchöne Orchideen, Primula farinosa, Gentiana Amarella und vielleicht noch manche andere Zierden un⸗ ſerer Flora (z. B. Sweertia, Saxifraga Hirculus, Pedicularis Sceptrum, falls dieſe zu den kalkliebenden gehören). Wie groß dieſer Kalkgeh alt zuweilen ſei, erhellt z. B. aus einer Analyſe der Aſche eines in den Wieſenmooren bei Malchin und Sommersdorf im Jahre 1850 geſtochenen Torfes, welche Herr Apotheker F. Timm ausgeführt und mir mitgetheilt hat. Dieſer Torf lieferte 7 bis 8% Aſche, und letztere enthielt in 100 Gewichtstheilen zu Malchin, Sommersdorf: 46,5 40,16 kohlenſauren Kalk, n 4,72 kohlenſaure Talkerde, 7 5 1185 ſchwefelſaure Kalkerde, 10 2710 Kieſelerde, Eiſenoryd, Thonerde 8 und Mangan, 4760 In, Chlorkalium, ſchwefelſaures Kali und Schwefelcalcium, 30,00 49 in Waſſer und Salzſäure unlös⸗ liche Beſtandtheile. 100% 100,90 In jenem Jahre wurden zu Malchin 6,968,000 Soden Torf geſtochen, welche in getrocknetem Zuſtande à 24 Loth ſchwer waren und à 2 Loth Aſche lieferten. Das Ge— ſammtgewicht der Aſche war alſo 13,936,000 Loth oder 435,000 Pfund. Rechnen wir nun, da die Analyſe an einem zu kleinen Quantum Aſche ausgeführt iſt, um ſo ohne Weiteres als Norm für eine ſo große Maſſe dienen zu können, ſtatt jener 435,000 Pfund deren auch nur 300,000 Pfund oder 3000 Centner, ſo wären in der 45 Malchiner Torfaſche aus dem Stiche des Jahres 18 vorhanden geweſen: 1380 Centner kohlenſaure Kalkerde, 90 „ kohlenſaure Talkerde, 210 „ Gypps, > Kieſelerde aus in Säuren löslichen Verbin⸗ dungen geſchieden. ; Wenn auch die Sohle mehrerer an der meklenburgi⸗ ſchen und pommerſchen Oſtſeeküſte vorhandener Torfmoore (3. B. bei Greifswald, Sülz, Doberan) tiefer liegt, als der Meeresſpiegel, fo hat doch die Meeresvegetation. dort nirgends einen Beitrag zur Torfbildung geliefert,» — ſelbſt da nicht, wo ſolche Moore, wie die 3. B. bei dem heiligen Damme, bei dem Dorfe Müritz (zwiſchen Roſtock und dem Fiſchlande), bei Swantuſt auf Wollin * und bei Strand⸗Moſe an dem ſüdöſtlichen Zipfel 1. Sie kann auch nur einen ſehr geringen liefern, da nach neueren Unterſuchungen die Algen, welche die Hauptmaſſe der Meeresvegetation bilden, ſich überhaupt nicht zur Torfbil⸗ dung eignen. Es bleibt alſo für dieſe nur das Seegras (Zostera) übrig, und etwas Torf, welcher dieſer Pflanze ſeine Entſtehung verdankt, ſoll wirklich auf den Inſeln des Wismar⸗ ſchen Buſen vorhanden ſein. Mir iſt über denſelben jedoch weiter nichts bekannt geworden, als die kurze Notiz, daß Pro⸗ feſſor Ehrenberg 1852 in der Octoberſitzung der Berliner Aka⸗ demie eine vorläufige Mittheilung gemacht habe, über die An⸗ wendung des Mikroſkops zur Eutſcheidung der wichtigen Frage über die Exiſtenz von wahrem Meerestorf, und große Proben ſolchen von mikroſkopiſchen Meeresthieren ganz durchdrungenen Zoſteratorfes von den „Inſeln der Oſtſeeküſte bei Wismar“ vorgelegt habe. — (Froriep Tagesberichte u. ſ. w. 1852 Nr. 676 S. 240.) N g 2. Der Torf liegt am Strande zwiſchen Swantuſt und Heidebrink; ſeine Oberfläche iſt nur wenig höher als der Meeres- ſpiegel und er ragt bis in die Oſtſee hinein, welche Stücke von 47 der Inſel Möen ſogar gegenwärtig von den Fluthen der Oſtſee überſpielt werden; an letzterer Stelle liegt der Torf etwa 2“ unter dem gewöhnlichen Waſſerſtande, iſt angefüllt mit Gehäuſen von Süßwaſſerſchnecken noch leben⸗ der Arten und enthält zugleich viele Knochen von Schweinen, Pferden und Rehen, — auch Reſte eines im Torfe wur⸗ zelnden Baums wurden unter Waſſer geſehen * Auch die zum Theil ſehr mächtigen Torfſchichten, welche an der Nordſeeküſte von Schleswig an bis zum Ausfluſſe der Schelde ziemlich allgemein unter den Meeres⸗ alluvionen auftreten, und in Oſtfriesland mit dem Namen Darg bezeichnet werden, ſind nur ein Product der Süß⸗ waſſervegetation. Den wahrſcheinlichen Bildungsgang beſſelben beſchreibt Profeſſor Forchhammer ? folgender» maßen: „An allen flachen Küſten (ſagt derſelbe,) wo die Wellen Sand und kleine Steine mit ſich führen, bildet ſich in einiger Entfernung vom Ufer eine Sandbank, welche parallel mit demſelben in größerer oder ge⸗ ringerer Entfernung hinläuft. Dieſe Sandbank iſt eine Barre, gebildet an dem Orte, wo die von der Küſte zurückgeworfene Welle der fortſchreitenden begegnet. Wenn eine ſolche Sandbank nun bei ſtarken Stürmen und hohen Fluthen über den gewöhnlichen Stand des Meeres auf⸗ geworfen wird, oder eine regelmäßige Hebung des Landes ihm abſpült. — Der Name Swantust iſt ſlaviſch und heißt zu deutſch „heilige Mündung.“ 1. Puggaard, Geologie der Inſel Mien, S. 92. — Bei Falſterbo ſoll ein Torflager ſogar 1 Meile von der Küſte ent⸗ fernt, 14 tief unter Waſſer liegen (Pugg. a. a. O.). . (Forchhammer) die Bodenbildung der Herzogthümer Schleswig, Holſtein und Lauenburg, 1848, S. 31. 45 fie über das Niveau der See bringt, wird ein Theil des Meeres abgeſchnitten und bildet eine Lagune. In heißen Klimaten und unter günſtigen Umſtänden kann das Waſſer verdampfen und eine Salzkruſte hinterlaſſen; in unſerem Klima dagegen, wo die Regenmaſſe größer iſt, als die Verdampfung, wird der Regen das Salz der Lagune nach und nach auswaſchen, und dieſelbe nach kürzerer oder län⸗ gerer Zeit in einen Süßwaſſerſee verwandeln. Damit iſt denn auch die Bildung eines Torfmoores ſchon gegeben.“ — Manche unſerer Moore an der Oſtſeeküſte befinden ſich noch in dieſer ihrer urſprünglichen Lage und man er⸗ blickt dort jetzt noch die Barre, durch welche die Meeres⸗ bucht, welche früher die Stelle des Torflagers einnahm, ſich befindet. Aber was das Meer gewaltſam aufbauet, kann es auch wieder durch andere ſpätere Angriffe zer⸗ ſtören und dies iſt wahrſcheinlich mit den Barren der jetzt vom Meere überflutheten Moore geſchehen. Wie nun aber dieſe, welche urſprünglich mit ihrer Oberfläche etwas über dem Meeresſpiegel gelegen haben werden, in ihre jetzige ſubmarine Stellung gekommen ſind, — ob es dazu nöthig ſei, eine allgemeine Senkung unſeres Küſtenlandes anzu⸗ nehmen, oder ob ſich jenes durch ein Zuſammenſinken der Torfmaſſe in ſich ſelbſt (welches vielleicht durch den Druck daraufgeworfener Meeresalluvionen nach Hinwegräumung der Barre noch begünſtigt ſein könnte,) erklären ließe, — darüber wage ich kein Urtheil zu fällen. — Ein inſtruc⸗ tives Beiſpiel davon, wie ein ſolches ſubmarines Torflager nach Verluſt ſeiner erſten, vor ihm gelagerten Barre, durch das Meer hernach ſelbſt durch Aufbau einer neuen auf dem Torfe ſelbſt ruhenden Barre vor weiterer Zerſtörung 0 beſchützt worden iſt, hat uns Herr Friedrich Koch in ſeiner Abhandlung über den Heiligen Damm bei Doberan kennen gelehrt. !- Sharacteriftifch unterſchieden von den Wieſenmooren ſind die gleichfalls in anſehnlicher Ausdehnung auftretenden . Haidemoore oder Hochmoore, welche ihren letzteren P | 2 } Namen der fanften Wölbung verdanken, mit der ſie ſich oft anſehnlich über dem Waſſerſpiegel erheben. Sie be⸗ dürfen zu ihrer Speiſung weiches, von gelöſeten unorga⸗ niſchen Stoffen möglichſt reines Waſſer, und ihre Maſſe wird vorzugsweiſe aus Fennmooſen * und anderen Laub⸗ mooſen (namentlich Hypnum spec.) gebildet. Der Torf dieſer Moore, welcher eine Mächtigkeit von 10-20“ er⸗ reicht, iſt theils ſehr leichter und reiner Moos- oder Faſer⸗ torf, deſſen vegetabiliſchen Beſtandtheile viel weniger zer⸗ ſetzt ſind als im Torf der Wieſenmoore, — theils iſt es ein ſogenannter Specktorf, d. h. eine dichtere, harzreiche Maſſe, zu deren Bildung Haidepflanzen mitgewirkt haben. Dieſe Moore wachſen ſo hoch empor, als die Capillar⸗ kraft ihrer poröſen Maſſe das Waſſer über das Niveau des Beckens, in dem ſie ſich bilden, zu heben vermag. Be⸗ deckt ſind ſie mit Haidekraut, der Fennbeere und der Drun⸗ kelbeere, dem Porſt, der Andromeda und anderen Haide⸗ pflanzen. — Häufig ſchließen fie Holzreſte, ja felbft Wur⸗ zelſtöcke von Bäumen und ganze Stämme ein. Eine eigenthümliche Abart dieſer Haidemoore ſind die 1. Boll, Archiv XIV. 416. 2. Sphagnum palustre bildet mitunter lockere Polſter von 20 Mächtigkeit. 4 x 50 Waldmoore. Dieſelben haben eine runde Geſtalt und nur geringe Ausdehnung, wenn nicht mehrere derſelben mit einander verbunden ſind, — aber eine anſehnliche Tiefe von 30 und noch mehr Fuß. — Derartige Moore aus Dänemark beſchreibt Morlot * (nach Steenſtrup's Angaben) folgendermaßen: „Da die Abhänge der Gruben, in denen dieſe Moore ſich bildeten, ſehr ſteil waren, ſo verloren die darauf wachſenden Bäume endlich, wenn ſie ſehr groß geworden, ihr Gleichgewicht und ſtürzten über in das Moor, worin ſie nun aufgeſpeichert und erhalten blieben. Anfänglich glaubte man, daß nur Sturm ſie in dieſe Lage gebracht habe, aber eine ſorgfältigere Unter⸗ ſuchung dieſer Waldmoore hat die Thatſache an's Licht gebracht, daß rings am ganzen Umkreiſe derſelben die Bäume mehr oder weniger regelmäßig nach der Mitte des Moores hin gerichtet liegen. Mitunter iſt das Waldmoor ſo klein, daß die Bäume von der einen Seite deſſelben zur andern hinüberreichen. Oft haben die Stämme darin in einer ſolchen Menge ſich aufgehäuft, daß man glauben könnte, ſie ſeien dort abſichtlich mit Sorgfalt ſo hineinge⸗ legt, als habe man verſuchen wollen, die größte Menge derſelben im kleinſten Raume unterzubringen. Wenn das Moor zu groß iſt, um auf dieſe Weiſe ganz überdeckt ſein zu können, wird der mittlere Raum deſſelben von der eigentlichen Torfmaſſe eingenommen. Letztere iſt ebenſo gebildet, wie bei den Haidemooren, welche ſich von den Waldmooren nur durch den Mangel des äußeren Baum⸗ gürtels unterſcheiden, der ſich bei erſteren deshalb nicht 1. Smithsonian report 1860, p. 305. h = 7 7 * 51 bilden konnte, weil ihre Ränder gewöhnlich zu niedrig und zu wenig abſchüſſig nach Innen zu ſind. Es findet daher zwiſchen beiden ein ſtufenweiſer Uebergang ſtatt, fo daß die Waldmoore eigentlich nichts anderes ſind als in ſehr enge Gränzen eingezwängte tiefere Haidemoore.“ Betrachten wir die beiden Hauptbeſtandtheile dieſer Waldmoore noch etwas genauer, ſo iſt ihr mittlerer Theil ſehr regelmäßig gebildet. Den Boden ihres Beckens nimmt eine Torfſchicht ein, welche durch Abſpülung von den Seitenwänden entftanden iſt. Darüber lagert eine 1½ bis 2“ und in einzelnen Fällen ſelbſt 3 bis 4“ mäch⸗ tige horizontale Moderſchicht, welche in den normal gebil⸗ deten Mooren ſehr rein und ohne Beimiſchung fremder Stoffe iſt. Wo aber das Waſſer mineraliſche Stoffe mit ſich führte, da haben ſich in dieſem unteren Lager oft kie⸗ ſelige Zwiſchenſchichten, aus Infuſorienpanzern beſtehend, oder Kalkablagerungen gebildet, — hin und wieder auch wohl ein Gemiſch aus beiden. Während dieſe Ablage⸗ rungen erfolgten, wurde die Torfbildung mehr oder we⸗ niger unterbrochen und konnte erſt ſpäter, als das Waſſer reiner geworden, wieder einen kräftigeren Fortſchritt machen. — Auf die Moderſchicht folgt dann ein gewöhnlich 3 bis 4 dickes Torflager, welches erſichtlich aus Laubmooſen (Hypnum) beſteht. Darauf erſcheinen oft Stämme von Tannen (Pinus sylvestris), welche an Ort und Stelle, d. h. auf dem Moore ſelbſt, vegetirt haben; aber ſie ſind klein, verkrüppelt und ihre Jahresringe ſtehen ſo dicht (bis 70 auf 1“), woraus erhellt, daß die Localität ihrem Wachsthum nicht günſtig geweſen iſt, — dennoch aber haben fie dort mitunter drei⸗ und ſelbſt vierhundert gr 52 Jahre gelebt. In den größeren Mooren trifft man ſogar zwei bis drei Schichten ſolcher aufrecht ſtehender Stämme mit wohlerhaltenen Wurzeln über einander an. — Als der Boden durch das Wachſen des Torfes allmälig höher und trockener wurde, machten die Laubmooſe, aus denen er ſich bis dahin gebildet hatte, anderen Platz, indem nun das Fennmoos (Sphagnum) als torfbildende Pflanze er⸗ ſchien. Sodann trat die Fennbeere, die Drunkelbeere (Vaccinium uliginosum) und Moorhaide (Erica Tetralix) und ganz zuletzt das gemeine Haidekraut auf. An die Stelle der Tannen waren inzwiſchen Birken und nach⸗ mals Elſen und Haſelſtauden getreten. Dieſe letzte aus Fennmoos beſtehende Torfſchicht erreicht eine Mächtigkeit von 3 bis 10“ und ſchließt die Bildung des Waldmoores ab, welches endlich auf ſeiner Oberfläche mehr oder we⸗ niger feſt wird. — Die vollſtändige Entwickelung der eben beſprochenen Schichten kann natürlich nur in der Mitte des Moores, wo hinreichende Tiefe vorhanden iſt, ſtatt⸗ finden; nach den Seiten zu drängen ſich dieſelben mehr zuſammen und treten in viel mehr beſchränkter Mächtigkeit auf. Was den Baumgürtel dieſer Waldmoore betrifft, ſo erſcheinen auf der oben erwähnten, den Boden des Beckens bildenden Thonſchicht liegende Tannenſtämme (Pinus sylvestris) in großer Anzahl. Sie erreichen einen Durchmeſſer von 3° und entſprechende Länge, und ihr ſchöner Wuchs zeigt einerſeits, daß ſie günſtigen Boden zu ihrer Entwickelung gehabt haben müſſen, andererſeits aber, daß ſie ſehr dicht geſtanden und reine Beſtände ge⸗ bildet haben, da ſie nur in dieſem Falle ſo gerade und ſchlank emporwachſen. — Die Gegenwart dieſer Tannen u ara Ze + 53 in den däniſchen Torfmooren ift um ſo auffallender, weil dieſer Baum, bis er in neuerer Zeit dort wieder angepflanzt iſt, früher, fo weit die geſchichtliche Kunde zurückreicht, im, Dänemark gefehlt haben ſoll, und alſo ſehr frühzeitig dort ausgeſtorben ſein müßte. — In einzelnen Waldmooren erblickt man über den liegenden Stämmen noch eine Schicht von aufrechtſtehenden Baumſtumpfen, die zu denen gehören, welche auf der Moorfläche ſelbſt gewachſen ſind; gewöhnlich aber fehlt dem Gürtel dieſe Schicht und man bemerkt, wie weiter aufwärts in demſelben die Tannen allmälig ſeltener werden und Eichen ſtatt ihrer auftreten, bis dieſe letzteren endlich allein das Feld behaupten. Auch dieſe haben einen ſtattlichen Wuchs und ihr Stamm erreicht oft einen Durchmeſſer von 4 Fuß.“ — Nach Morlot (Steenſtrup) wäre dies die Wintereiche, — die Sommer⸗ eiche erſchiene erſt in den höheren Torfſchichten, und zwar in Geſellſchaft der Elſe, Haſelſtaude und harzigen Birke (B. verrucosa), welche hier an die Stelle der älteren, tiefer liegenden weißen Birke (B. alba) trete; die Espe gehe durch alle Schichten hindurch. Gegenwärtig ſoll nun auch die Eiche in Dänemark im Ausſterben begriffen ſein, und wo fie noch vorkomme, wäre dies faſt ausſchließlich nur die Sommereiche. Vorherrſchender Waldbaum iſt dort jetzt die Buche, dieſe fehlt aber in den Waldmooren ganz und gar. — Hätte es mit dieſen Beobachtungen und den botaniſchen Unterſcheidungen, auf welche ſie begründet ſind, 1. Hinſichtlich der beiden Eichen will man in Schweden die Bemerkung gemacht haben, daß die Wintereiche uncultivirtes Land vorziehe und vor der Sommereiche verſchwinde, wenn der Boden durch längere Cultur, durch welche die Humus⸗ ſchicht ſich verſtärke, verbeſſert werde. 54 fo ganz feine Richtigkeit, fo würde ſich die merkwürdige Thatſache daraus ergeben, daß in Dänemark drei verſchie⸗ dene Perioden von Baumvegetation auf einander gefolgt 8 wären, — eine Tannen⸗, eine Eichen⸗ und eine Buchen) periode; dieſelben ſeien (meinen die däniſchen Forſcher, nicht durch eine gewaltſame Kataſtrophe oder durch eine Veränderung des Klima's herbeigeführt, ſondern durch all⸗ mälige Austrocknung des Bodens und Verbeſſerung der Dammerde. Denn die Tanne nehme mit dem feuchteſten und unfruchtbarſten Boden vorlieb, die Buche verlange den trockenſten und beſten. — Wir werden hernach (S. 63) auf dieſen Gegenſtand noch wieder zurückkommen. Auch in Meklenburg haben wir dieſe Hochmoore und Waldmoore. — Von einem Hochmoore aus der Nach⸗ Barfchaft der Stadt Sülz, welches jetzt die Waſſerſcheide zwiſchen Rekenitz und Trebel bildet, hat uns Herr Franz Koch eine Schilderung gegeben.“ Daſſelbe iſt einige Hun⸗ berttäufend Quadratruthen groß, etwas mehr als 20 Fuß mächtig und nicht unbeträchtlich höher als das angränzende Wieſenmoor der Rekenitz. Während letzteres die gewöhn⸗ liche Wieſenvegetation zeigt, iſt das Hochmoor mit- Haide⸗ kraut, Moorhaide, Porſt, Andromeda, Krähenbeere, Fenn⸗ beere, Drunkelbeere, Preißelbeere, Bixbeere und anderen Haidepflanzen bedeckt. Auch der Torf beider Moore zeigt die characteriſtiſchen Unterſchiede. In dem unteren Theile des Hochmoores beſteht er aus einer 10—14“ mächtigen lockeren, mooſigen, — in dem oberen, mehr aus den Reſten des Haidekrautes gebildeten, aus einer compacteren, mehr 1. Boll, Archiv III. 147 ff. 55 — — Harzſtoff enthaltenden Maſſe; in dem Wieſenmoore ift der Torf ſtark zerſetzt, mehr oder weniger bröckelig, ſchwärzer von Farbe, häufig vermengt mit eiſen⸗ oder kalkhaltigen Theilen, — letztere oft mit kenntlichen Conchylienreſten. In der oberen feſteren Torfmaſſe kommen zahlreiche aufrechtſtehende Tannenſtubben vor. Dieſelben nehmen eine bis zu 3° mächtige Schicht ein, find 1— 2“ hoch und ihre Wurzeln breiten ſich wagerecht nach allen Seiten hin aus, wodurch bei den größeren Exemplaren Scheiben von 12 Durchmeſſer gebildet werden. Solche Scheiben kom⸗ men oft in dreifacher Lage über einander vor, und zwar ſo, daß die eine mit ihrem Rande ſich über die Wurzeln und bis zum Stamm des Unterliegenden erſtreckt. Die Stubben zeigen zum Theil mehr als 100 Jahresringe und über die Wurzelſcheibe der oberſten Lage erhebt die Torf— maſſe ſich noch 3—4 “. — Von den übrigen Theilen der Bäume finden ſich aber nur hin und wieder Stücke, ſelten bis zu einer Länge von 12— 16“, und zwar ſtets nur der innere Theil derſelben, während die äußeren Holzſchichten vergangen ſind. „Da keinerlei Spuren darauf hindeuten (ſagt Koch,) und ſich auch nicht annehmen läßt, daß die Bäume durch Menſchen aus dieſen Niederungen entfernt wurden zu einer Zeit, wo das hohe Land noch hinreichende Waldungen trug, ſo iſt es wohl wahrſcheinlich, daß der größere Theil des Holzes, nachdem die Bäume abgeſtorben waren, theils noch auf dem Stamme, theils ſchon herunter⸗ gebrochen auf der Oberfläche des Bodens, dem zerſtörenden Einfluſſe des Waſſers und der Luft und Witterung erlag, und nebſt den Stubben nur einzelne noch nicht ganz ver⸗ zehrte Theile von der ſie umſchließenden Torfmaſſe der 56 gänzlichen Zerſtörung entzogen wurden.“ — Wie es ſich erklären läßt, daß dieſe Stubben in den Torf hineinkamen, darüber wird das, was S. 41 von dem Drummond- See berichtet iſt, einiges Licht verbreiten. In dem vorliegenden Falle erfolgte aber kein Ufer⸗Abbruch, ſondern eine gleich⸗ mäßige Senkung der ganzen Torfdecke unter der Laſt der zuerſt erſtandenen Tannenvegetation. „Dem Einfluſſe des noch in ſeiner Fortbildung begriffenen Torfes, welcher die Stämme von Jahr zu Jahr höher umſchloß, die Wurzeln immer mehr der Einwirkung der Atmoſphäre entzog und ſie dagegen mit ſeiner wäſſerigen Maſſe umhüllete, mußten die Bäume bald erliegen. Während nun aber dieſe erſte Generation hinſtarb, und ihre aus dem Torfe hervorragenden Theile verwitterten und zuſammenbrachen, war neben dieſen Bäumen dem höheren Boden ſchon eine Nachkommenſchaft entſproſſen, welche ihre Wurzeln über die der Mutterſtämme ausbreitete, bis auch ſie nach einer neuen Reihe von Jahren demſelben Schickſale erlag. Aber noch einmal wuchſen neue Sämlinge empor, doch als auch dieſe das ihnen zu⸗ gemeſſene Alter erreicht hatten, war keine neue Generation da, die ihren Platz wieder einnehmen konnte. Der Boden hatte ſchon eine Höhe über dem Waſſer erreicht, welche ihn in den heißen Sommermonaten ſo austrocknen ließ“ daß die jungen gekeimten Sämlinge der Dürre erliegen mußten.“ Reſte von Tannenwaldungen werden auch in manchen anderen meklenburgiſchen Mooren angetroffen, wie z. B. zwiſchen Hohen-Lukow, Gr.⸗ und Kl.⸗Bölkow im Amte Schwan, bei Neuenkirchen im Amte Bukow, in der ſtädti⸗ ſchen Torfwieſe bei Schwerin; im Moore bei der Krenz⸗ - 57 liner Glashütte unweit Ludwigsluſt traf man in der Tiefe don 6 bis 8° eine Menge aufrechtſtehender Tannenſtubben und unter dieſen in noch größerer Tiefe viele liegende Tannen⸗ und Birkenſtämme durcheinander, — alſo ein ähnliches Verhältniß, wie es ſich in den Baumgürteln der däniſchen Waldmoore bisweilen zeigt. Auch die großen pommerſchen len um Greifswald, Gnageland, Swinemünde und Colberg herum, welche A. v. Chamiſſo beſchrieben hat, * find reich an Coniferenreſten. Die Unterlage dieſer Moore liegt an vielen Stellen 10— 14“ unter dem mittleren Waſſerſpiegel der Oſtſee, über welchen ſie ſich mit ihrer Oberfläche nur wenige Fuß erheben. Die größten Tiefen finden ſich in der Mitte der Moore. Von dem Meere ſind ſie durch einen mehr oder weniger breiten Küſtenſtrich, durch Dünen und Sandbänke getrennt, unter welchen ſie ſich nicht fort ſetzen, ſondern ſich daran auskeilen. In ihnen finden ſich feine Spuren von Meerespflanzen (S. 46), ſondern nur Land-, Sumpf⸗ und Süßwaſſerpflanzen. Baumſtämme mit ihren Wurzeln, Tannen und Eichen kommen darin vor, aber nicht auf dem Boden des Torfmoores, ſondern (wie zu Sülz,) nur in einiger Höhe darüber. Die Wurzeln be⸗ finden ſich in ihrer natürlichen Lage, ſelbſt mehrfach über einander, noch bis 5“ tief unter dem jetzigen Meeresſpiegel. — In gewiſſen Theilen der Torfmaſſe ſind die Reſte von Schilfrohr (Phragmites) ſo vorwaltend, daß ſie ganz daraus gebildet zu ſein ſcheint; die unterſten Schichten 1. In Karſten's Archiv für Bergbau VIII. 128. XIII. 3. — Auch das Torfmoor von Linum im havelländiſchen Luch hat A. v. Chamiſſo unterſucht u. a. a. O. V. 253 beſchrieben. 58 zeigen dagegen Ceratophyllum demersum, Potamogeton pusillus, Najas minor, Nuphar luteum, Scirpus palustris und Hippuris vulgaris und auch Samen, beſonders von Menyanthes, ſind dort häufig. Der unter dem Torfe liegende Boden enthält Conchylienſchalen, wie Bithynia tentaculata, Planorbis imbricatus, Limnaeus vulgaris u. a. Alle dieſe organiſchen Reſte ſind dem Meere durchaus fremd, doch liegen ſie unter dem Spiegel deſſelben. — Etwas abweichend ſcheinen die Verhältniſſe aber in dem Roſenthaler Torfmoore bei Greifswald zu fein, denn dort wurzeln (nach Hünefeld, „) eine Menge von Tannenſtubben, 7½— , im Durchmeſſer haltend, in dem Erdreiche unter dem Torfe und ragen 2—4“ in letzterem empor; außerdem finden ſich in dem Torfe ſelbſt noch viele Tannenreſte, auch einige Eichenſtubben und noch mehr Birfen- und Erlen⸗ ſtubben, über deren ſpeciellere Lagerungsverhältniſſe aber nichts weiter berichtet iſt. — Sehr reich an ſolchen Reſten iſt das Torfmoor bei Caſimirshof in Hinterpommern (im Amte Bublitz); dort gräbt man, wie Brüggemann meldet, * „ſeit undenklichen Zeiten in den naſſen und ſumpfigen Wieſen jährlich viele Fichtenſtubben und Wurzeln aus, trocknet ſie und bedient ſich ihrer zur Erſparung des Lichtes, ſo daß hier, wo man jetzt gar keine lebenden Fichten mehr finde, in älteren Zeiten ein großer Fichtenwald geweſen ſein müſſe.“ Nach Thebeſius ? kommen in den Torfmooren des pommerſchen Strandgebietes im Allgemeinen viele 1. In Okens Iſis 1831, S. 909. 2. Ausführliche Beſchreibung von Pommern, Stettin 1784, Bd. II. 540. Rt 3» Baltiſche Studien III. 1 S. 51. Tannenſtubben (im Treſſinſchen Moore 4—5“ tief noch bewurzelt und aufrechtitehend), ganze Stämme, Zöpfe und * Aeſte vor, die von „einem Bergfett ganz ſchwarz, hart und deswegen unverweslich geworden ſind.“ Auch Reſte ganzer Eichenwaldungen treten im Torfe hin und wieder auf, wie z. B. bei Natzevitz auf Rügen, >/, Meilen öſtlich von Rambin, wo unter den Bäumen Exemplare von ſolcher Stärke gefunden wurden, daß ſie zu Mühlenwellen tauglich geweſen wären; das Zopfende der Bäume lag immer tiefer in die Erde geſenkt, als die Wurzel, die Rinde war gänzlich vergangen, die Zweige faſt alle zerbrochen, zerſtört und mit Meeresſand und ab⸗ gerundeten-Kieſeln bedeckt, woraus man ſchließen möchte, daß dieſem Walde eine gewaltſame Kataſtrophe, — Sturm und Meeresfluth, — den Untergang bereitet habe. — Einen andern Eichenwald kannte man in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in der Müritz. Dort lagen auf Untiefen etwa 8“ unter Waſſer, in der Nähe von Röbel, eine Menge von Eichen, welche ſich die Einwohner jener Stadt zur Winterszeit unter dem Eiſe herausholten und zum Bauen benutzten. Sie waren nicht ſtark, die dickſten an der Wurzel von 1½¼z“ Durchmeſſer; dünne Zweige, Rinde, Wurzeln waren nicht mehr daran, und die Bäume hatten beinahe „das Anſehen eines Hirfch- geweihes.“ Mit dieſen dürftigen Angaben müſſen wir uns genügen laſſen, ich ſelbſt habe wenigſtens über dieſen I. Franck, im Greifswalder academiſchen Archiv, Bd. I. Heft 1, S. 52. 2. Monatsſchrift von und für Meklenburg 1790, S. 205 | 9 a. in Siemſſens Magazin I. 146. ri 60 5 „Röbelſchen Wald“, ſeine Lagerungsverhältniſſe und ſpä⸗ teren Schickſale nichts weiter in Erfahrung bringen können. Vielleicht, — oder vielmehr wahrſcheinlich, — ſteht er in enger Beziehung zu einem 9“ mächtigen, auf Wieſenkalk ruhenden Torflager, welches man vor einigen Jahren gleichfalls in der Müritz bei der Inſel Schwerin unweit Röbel 3 bis 4“ tief unter dem Waſſerſpiegel entdeckt hat. Vor Jahrhunderten aber müſſen der Torf und die Eichenſtämme noch viel tiefer unter dem Waſſerſpiegel der Müritz gelegen haben, denn es iſt eine feſtſtehende That⸗ ſache, daß letztere innerhalb hiſtoriſcher Zeit mehrere Male beträchtlich geſenkt worden iſt. Dennoch iſt man zu der Annahme gezwungen, daß der See in noch älterer, vor⸗ geſchichtlicher Zeit einmal einen viel tieferen Waſſerſtand gehabt haben muß, — und zwar einen ſo tiefen, daß der Boden, auf welchem jene Eichen wuchſen, ſich noch über dem Waſſerſpiegel befand. Dieſer tiefe Stand des Mü⸗ ritzppiegels, mit welchem nothwendig eine beträchtliche Ver⸗ kleinerung der Seefläche verknüpft ſein mußte, war aller Wahrſcheinlichkeit das urſprüngliche, normale Verhältniß, welches erſt dann geſtört ward, als durch Anlegung von Mühlen der bis dahin ungehinderte Abfluß des Waſſers durch die Elde gehemmt wurde. Das Waſſer des Seees begann nun allmälig zu ſteigen, überfluthete die flachen Ufer und nahm anſehnliche Strecken derſelben auf Jahr⸗ hunderte lang in Beſitz, bis ihm dieſer Raub endlich bei der Schiffbarmachung der Elde durch Senkung des See⸗ ſpiegels wieder entriſſen worden iſt. Gleiche Schickſale mit der Müritz mußten natürlich auch die benachbarten mit ihr in Verbindung ſtehenden großen Seen haben, und Be, u; von dieſen giebt auch der Plauer See durch die Menge der auf ſeinem Boden liegenden Tannenſtämme einen Fingerzeig dafür, daß ſein Waſſerſtand einmal e und ſein Areal kleiner geweſen ſei. Beſtätigt wird dieſe Erklärung durch Beobachtungen, die man in Hinterpommern in Betreff des großen Madue⸗ See's! gemacht hat. Als derſelbe im Jahre 1776 um 4 Ellen geſenkt wurde, wobei man einen Gewinnſt von 36,000 Morgen nutzbaren Landes hatte, entdeckte man, daß auch hier dem See etwas ihm nicht urſprünglich an⸗ gehöriges entriſſen worden ſei. Denn auf dieſem großen Flächenraume hatte früher einmal ein Eichenwald geſtanden, der ſpäter abgeſtorben und mit einer 4—5“ dicken Torf⸗ ſchicht bedeckt war. Der Untergang dieſes Waldes kann auch hier nur durch eine Aufſtauung des Seewaſſers verurſacht ſein, welche durch Anlegung der ſehr alten Mühlen auf dem Plöne⸗Fluß bei Kolbatz und Jeſeritz hervorgebracht wurde. Das mindeſtens 6“ höher ſteigende Waſſer muß damals den Boden des Waldes mehrere Fuß hoch über⸗ fluthet haben und in dieſem Zuſtande ſtarben natürlich die Bäume ab. Das breiartige Erdreich gewährte nun den Wurzeln keinen Halt mehr, der Sturm ſtürzte die Stämme um, und zwiſchen ihnen und den abgebrochenen in» und übereinander geſchichteten Zweigen brach ſich eine neue Vegetation Bahn, die ſich allmälig zu einem Torflager 1. Der flaviſche Name dieſes Seees iſt aus dem Namen med wed corrumpirt und bedeutet demnach „der Bären⸗See.“ In der Nähe deſſelben lag im Jahre 1248 urkundlich eine silva Meduad, d. 15 ein Bärenwald (ſ. Dreger cod. Pomer. dipl, p. 281). 62 ausbildete, welches endlich eine ſolche Höhe erreichte, daß es die liegenden Stämme bedeckte. Als nun im Jahre 1776 die Senkung des Seees durch Niederreißung der beiden obengenannten Mühlen bewerkſtellige wurde, da ward auch das große Moor (Madanzig genannt), auf welchem jetzt die Colonieen Raumersau, Gieſenthal, Möl⸗ lendorf, Lölhöfel, Schützenhauſen u. |, w. liegen, waſſer⸗ frei; das Torflager ſenkte ſich ſo ſehr, daß dadurch die Eichen theils ganz zum Vorſchein kamen, theils unter der Raſendecke, — einige aber auch 3 bis 47 unter dem Torf⸗ lager blieben. Nimmt man an, daß die Anlegung der Mühlen etwa gleichzeitig mit der Stiftung des Kloſters Kolbatz (1163) erfolgt ſei, ſo würde für die Torfbildung ein Zeitraum von ungefähr 600 Jahren bleiben.. Waldmoore, in derſelben typiſchen Ausbildung, wie ſie oben aus Dänemark geſchildert ſind, kommen ge⸗ wiß auch in Meklenburg vor, haben aber hier von Seiten der Wiſſenſchaft noch keine Beachtung gefunden, obgleich ſie ſich in der Praxis wohl bisweilen ſchon ſehr unange⸗ nehm gemacht haben, wie z. B. das kleine Moor bei Scharpzow zwiſchen Malchin und Stavenhagen, welches ich hierher rechnen möchte. Daſſelbe iſt nur von geringem Umfange, aber ſo tief, daß es, als man das Planum der Neubrandenburg-Malchiner Eiſenbahn darüber hinwegführte, | auf eine Strecke von nur wenigen Ruthen Länge eine fabelhafte Menge von Schachtruthen Erde zu ſeiner Ausfüllung bedurfte, Eine genauere wiſſenſchaftliche Unterſuchung deſſelben hat leider nicht ſtattgefunden, die große Tiefe dieſes Moores I. Lenz in den Baltiſchen Studien I. 326 f. 8 63 aber ſcheint darauf hinzudeuten, daß es zur Claſſe der Waldmoore gehöre. Eine weſentliche Veränderung in der Baum⸗ flora, wie man ſie in Dänemark bemerkt haben will, ſcheint aber in den ſüdbaltiſchen Ländern nicht ſtattge⸗ funden zu haben. Denn nicht allein die Namen breza Birke, buk Buche, damb Eiche, gesen zähe Eſche, grab Hainbuche, jawor und klen Ahorn, lipa Linde, werba Weide und wolsa Elſe klingen vielfach in Meklenburg, Pommern und der Mark Brandenburg in zahlreichen ſlaviſchen Ortsnamen von wenigſtens achthundertjährigem Alter durch, ſondern auch die auf Nadelholzbäume hindeutenden Worte bor, sosna und smolny. Schwerlich aber hätten die Slaven, falls die Tanne vor ihrer Zeit ſchon ausgeſtorben (S. 53 oben!) geweſen wäre, dieſelbe hier wieder eingeführt, denn von dem Betriebe einer Forſtcultur war ihre Seele wohl ſehr weit entfernt; dennoch hätte dies geſchehen ſein müſſen, da urkundlich ſchon im Jahre 1257 ein Dorf Namens „Dannenbeke“ (jetzt zu Dambeck corrumpirt,) in der Nähe der Havelquellen vorkommt. Die Wintereiche iſt zwar jetzt in Meklenburg viel ſeltener als die Sommereiche, was aber bürgt uns dafür, daß es hier (und auch in Dänemark) nicht immer fo damit ges weſen ſei? In den Hindeutungen auf Eichen, welche über die letzten hundert Jahre zurückreichen, wird hier, ſo viel ich weiß, niemals ein Unterſchied zwiſchen Winter⸗ und Sommereichen gemacht. Die ſie trennenden äußeren Merk⸗ male ſind überhaupt ſo unerheblich, daß Linné dieſe beiden Eichen nur als Varietäten einer und derſelben Art bes trachtete, und ich zweifele ſehr daran, daß die in dem inneren, anatomiſchen Bau ihres Holzes etwa liegenden 64 Unterſchiede groß genug find, um mit Sicherheit ein im Torfmoor gefundenes Stück Eichenholz der einen oder der anderen dieſer angeblichen Arten zuweiſen zu können. — Noch viel ſchwieriger iſt dies in Betreff des Birkenholzes, indem die Unterſchiede verBetula alba und verrucosa noch viel zweifelhafter und wahrſcheinlich nicht ſpecifiſch, ſondern nur die Folgen einer mehr oder weniger der Sonne ausge⸗ ſetzten Stellung des Baumes find. “ Die Buche endlich konnte nicht füglich in ein Torfmoor hineingerathen, da ſie auf einem ſolchen und auch wohl kaum am Rande deſſelben jemals wächſt. — Alle dieſe Bedenken machen mir auch für Danemark die Annahme von jenen drei Baumperioden ſehr zweifelhaft, zumal da ich auch auf das vielleicht nur zufällige Schweigen früherer däniſchern Quellen über das Vorhandenſein der Tannen kein großes Gewicht legen möchte. In Dänemark kommt auch noch eine vierte Art von Torf, — dort Martörv genannt, — vor, von deren Daſein an der deutſchen Oſtſeeküſte mir noch nichts be⸗ | kannt geworden ift; Forchhammer e beſchreibt die Bildung | deſſelben folgendermaßen: „Wenn in den kleinen Landſeeen zwiſchen den Dünen ſich eine Torfmaſſe gebildet hat, und eine Düne wird nun darüber hingewehet, ſo wird der von dem Sande bedeckte Theil bald verändert, während der etwa unbedeckt gebliebene Theil deſſelben Lagers noch ganz gewöhnlicher Torf iſt. Dieſer letztere wiegt dann trocken à Kubikfuß etwa 16 bis 20 Pfund, der vom Sande zu⸗ ſammengepreßte Martörv dagegen 78 Pfund. Während 1. S. darüber Meyer's Flora excurs. Hanoverana, S. 517. 2. Leonhard und Bronn Jahrbuch 1841, S. 13. 65 — — — jener nach der Austrocknung keine Spur von Schichtung zeigt, iſt dieſer ſehr deutlich geſchichtet und ſogar faſt ſchie⸗ ferig, und verglichen mit den Seitenwänden einer noch friſchen Torfgrube ſieht man deutlich, daß die dünnen Schichten das Product einer Vegetationsperiode, alſo eines Jahres, enthalten. Wenn nun, wie im nördlichen See— land, die Torfmoore größtentheils durch den Abfall einer Waldvegetation gebildet find, fo iſt es unmöglich, dieſen Martörv in Handſtücken von Braunkohlen zu unterſcheiden.“ — Vielleicht ließen ſich derartige Moore auch an unſerer Oſtſeeküſte auffinden, wenn nicht etwa das von Herrn v. d. Borne erwähnte Lager bei Jershöft am hinterpom⸗ merſchen Strande, in welchem Torf zweimal mit Dünen⸗ ſand wechſelt, ſchon dazu gehört, was ich, ſo wahrſcheinlich es mix auch ift, nicht mit völliger Gewißheit behaupten kann, weil leider über die Beſchaffenheit des Torfes ſelbſt nichts geſagt iſt. “ 8 Einer ſtarken aber plötzlichen Zuſammenpreſſung großer Maſſen lebender Waſſerpflanzen ſcheint auch der merk⸗ würdige Papiertorf ſeinen Urſprung zu verdanken, welcher mir innerhalb unſeres Gebietes nur aus den Ufer⸗ ſtrecken der Elbe bekannt iſt, und deſſen Entſtehung wahr⸗ ſcheinlich mit den gewaltſamen Umwälzungen zuſammen⸗ hängt, welche jene Gegend in den früheren Zeiten der gegenwärtigen geologiſchen Periode zu erleiden gehabt hat. Dieſer Torf kommt bei der Stadt Lauenburg in einer Anhöhe vor und iſt dort mit gewaltigen Maſſen von Geſchiebeſand bedeckt; ferner im Elbufer bei Schulau unter⸗ 1. Zeitſchr. der deutſchen geol. Geſellſchaft IX. 477 f. 5 5 66 halb Hamburg, wo er 40“ über dem Waſſerſpiegel 2“ mächtig auf Kreidemergel ruhet und von einem 15“ mäch⸗ tigen Lager eiſenſchüſſigen Sandes bedeckt wird. Er iſt gelblich⸗braun von Farbe, ſehr leicht und beſteht aus lauter papierdünnen Lagen von Pflanzenblättern, Stengeln und Samen. Bei Lauenburg kommen auch Eicheln darin vor, ſo wie die Früchte der Trapa natans, — einer Pflanze, die gegenwärtig in Holſtein, Lauenburg und Mek⸗ lenburg ausgeſtorben zu ſein ſcheint, in der Delvenau bei Lauenburg aber noch vor einigen Jahrzehnten gelebt haben ſoll. Dieſe Waſſernüſſe find es hauptſächlich, welche mich veranlaſſen, dieſen Papiertorf trotz ſeiner ſo auffal⸗ lenden Lagerungsverhältniſſe unter die alluvialen Bildungen zu rechnen; ſollte ſich indeß herausſtellen, daß bei der Determination jener Früchte ein Irrthum vorgefallen set, indem fie nicht zu der bezeichneten Species, ſondern einer anderen verwandten — etwa Tr. bifrons oder silesiaca — gehörten, ſo würden dieſe Papiertorflager in diemiocänen Terttärſchichten zurückzuverſetzen fein, wohin ſie am Ende, — alles reiflich erwogen, — auch noch beſſer paſſen möch⸗ ten, als an die ihnen hier vorläufig zugewieſene Stelle. Eine höchſt eigenthümliche und längere Zeit räthſel⸗ haft gebliebene Erſcheinung verdient hier aber noch eine nähere Beſprechung,? nämlich die von Zeit zu Zeit in einigen norddeutſchen Binnengewäſſern auftauchenden Torf⸗ inſeln, — nicht mit jenen S. 28 beſchriebenen ſchwim⸗ menden Inſeln zu verwechſeln. Aus Meklenburg iſt 1. Zimmermann, in Leonhard und Bronn Jahrbuch 1846, S. 51; 1854 S. 36. 2. Dieſen über die Torfinſeln handelnden Abſchnitt habe ich ſchon im Globus Bd. X., S. 177 ff. einmal abdrucken laſſen. 67 bis jetzt nur ein einziges Beiſpiel derſelben bekannt ge⸗ worden, und zwar das älteſte von allen, welches überhaupt zur Sprache gebracht worden iſt, aber die darauf bezüglichen Nachrichten ſind ſo dürftig, daß uns die Geneſis dieſer Inſel völlig unklar bleiben würde, wenn ſich nicht ſpäter in Holſtein ein ganz ähnlicher Fall ereignet hätte, über welchen genauere Angaben vorliegen, die es möglich machen, nicht allein jenen meklenburgiſchen, ſondern auch noch zwei andere in der Mark Brandenburg vorgekommene, richtig zu deuten. Wir ſtellen daher die holſteiniſchen Beobach⸗ tungen voran. | | Am 16. Auguſt 1803 bemerkte man zu Beel unweit Plön, etwa 1000“ vom Ufer der dem Dorfe gegenüber⸗ liegenden Wieſen entfernt, auf dem Beeler (nicht Cle⸗ veezer!) See einen großen ſchwarzen Flecken, den man alsbald als eine neu entſtandene Inſel erkannte. Sie ragte 3“ über dem Waſſer hervor und beſtand aus ein⸗ zelnen Torfſtücken, die aber unter dem Waſſer Zuſammen⸗ hang hatten, und nur durch die Gewalt, mit der die ganze Maſſe gehoben war, ſo zerſpaltet worden waren. Zwiſchen den Stücken waren kleine, nur einige Fuß tiefe Waſſer⸗ rinnen, in der Mitte der Inſel aber ein Loch von 1 Elle im Durchmeſſer und darin war das Waſſer 5 Klafter tief, während der See dort früher nur eine Tiefe von 2 Klaftern gehabt hatte. Was über dem Waſſer lag, hatte etwa 80“ im Umfange, aber das war nur der kleinſte Theil des Gehobenen, denn dies erſtreckte ſich ringsum mit allmäliger Senkung nach allen Seiten hin noch etwa 100“ unter dem Waſſerſpiegel fort, ſo daß der ganze | 5* 68 Umfang des gehobenen Bodens gegen 1000“ betragen mochte. — Nach einiger Zeit verſchwand dieſe Inſel, ließ ſich jedoch im Jahre 1819 an derſelben Stelle abermals eine kurze Zeit lang blicken, darauf erſchien ſie zum dritten Male am 2. October 1852 und endlich nochmals am 15. Auguſt 1853. — In allen dieſen Fällen war das den Seeboden bedeckende 16—20“ mächtige Torflager in backofenförmiger Geſtalt aus der Tiefe des Seees bla— ſenartig gehoben worden, platzte oben in der Mitte, ſo daß die ringsum aufſtrebenden Stücke einen von radialen Spalten zerriſſenen Kegelmantel, einem kleinen Erhebungskrater ähnlich, bildeten, und ſenkte ſich nach und nach wieder, indem die über dem Waſſer liegenden Stücke vom Wellen⸗ ſchlage fortgeriſſen wurden, der Reſt aber in das ehema⸗ lige Niveau des Seebodens zurücktrat. Die Stelle, wo dieſe Inſel ſich zeigte, ihre Größe, Geſtalt und Erhebung über dem Waſſerſpiegel, ſcheint in allen Fällen faſt gleich geweſen zu ſein. Der Torf, aus welchem ſie beſtand, war von zahlreichen, meiſt parallel geſchichteten Baum⸗ und Geſträuchwurzeln von geringer Dicke durchzogen, welche meiſt im Inneren ausgehöhlt erſchienen. Große Spalten in dem Lager ſollen ſchon längere Zeit vor der dritten Erhebung der Inſel zur Winterszeit bei glattem Eiſe auf dem Seeboden geſehen ſein, ſich aber vor dieſem Ereigniß allmälig geſchloſſen haben. Ein Ausſtrömen von Gas⸗ blaſen, die ſich etwa in der Torfmaſſe ſelbſt entwickelt hätten, iſt von keinem der Beobachter wahrgenommen. * 1. Alle auf die Beeler Snjel bezüglichen Beobachtungen finden ſich von Bruhns, Meyn und Schmidt zuſammengeſtellt 69 Mit Hülfe der vorſtehenden Angaben werden wir nun im Stande ſein, die Lücken in den meklenburgiſchen und märkiſchen Beobachtungen einigermaßen auszufüllen. Aus Meklenburg wird uns nämlich berichtet, daß in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in dem Krüm⸗ melſchen Arme der Müritz plötzlich eine kleine Inſel von der Größe „einer Stube“ emporgetaucht ſei; in der Mitte derſelben zeigte ſich eine Spalte, die ſo tief in den Boden einſchnitt, daß man mit einer langen Stange nicht darin gründen konnte; dieſe Stange brachte bei dem Sondiren einige „Mergelerde“ aus der Tiefe mit herauf; nach einiger Zeit verſank dieſe Inſel wieder. — Auch die Hauptmaſſe dieſer Inſel wird wahrſcheinlich aus Torf beſtanden haben, da dieſer wohl die einzige unſerer Bodenſchichten iſt, welche ſtehenbleibende Spalten (zumal im Waſſer,) zu bilden ver⸗ mag; in dieſem Falle iſt auch die Mergelerde nicht ſchwer zu deuten, — es war Wieſenkalk, der nicht ſelten unter Torflagern auftritt. Dieſe Vermuthung, welche Herr Dr. Meyn zuerſt über die Müritz⸗Inſel ausgeſprochen hat, wird dadurch faſt zur Gewißheit, daß in neueſter Zeit in dieſem See wenigſtens an einer ſpäter genauer zu erwäh⸗ nenden Stelle ein auf Wieſenkalk ruhendes mächtiges Torflager aufgefunden worden ift. “ Ein dritter Fall von der Entſtehung einer neuen Inſel ereignete ſich im Dreetzer See unweit Neuſtadt a. d. in der Zeitſchrift der deutſchen geolog. Geſellſchaft IV. 584 ff., 734 ff. VIII. 494. Mittheilungen des (Kieler) Vereins nörd⸗ lich der Elbe L 19. 1. Monatsſchrift von und für Meklenburg 1790, S. 245; Siemſſens Magazin I. 155; Zeitſchrift der deutſchen geolog. Geſellſchaft IV. 596. 5 Doſſe in der Mark Brandenburg. Die Tiefe deſſelben beträgt etwa 11“, am oberen Theile aber, wo der Rhin hineinfällt, hatte ſich ein ſogenannter Kolk von etwa 14‘ Tiefe gebildet. Am Abende des 25. April 1832 konnten die Fiſcher mit ihren Rudern den Grund dieſes Kolkes nicht erreichen, in der folgenden Nacht aber war dort eine Inſel entſtanden, von 5 Ruthen Länge, 2 ½ Ruthen Breite und mehr als 2° über dem damals ſehr niedrigen Waſſer⸗ ſpiegel emporragend. Das Erdreich beſtand aus Moor (Torf?) mit Sand gemengt (bedeckt?) und war anfänglich ſo weich, daß man, ohne einzuſinken, nicht darauf treten konnte; ſpäter aber erhärtete ſie ſo, daß letzteres möglich wurde. Als hernach das Waſſer des Seees ſtieg, ward die Inſel kleiner, noch mehr aber wurde ſie durch den Wellenſchlag benagt, dem die heftigen Stürme jenes Som⸗ mers eine ungewöhnliche Stärke verliehen hatten. Im Juni war nur noch ein kleiner Theil über dem Waſſer zu ſehen, und im Auguſt exiſtirte fie nur noch als Untiefe. !- Der vierte hierher gehörige Fall ereignete ſich auch in der Mark und zwar nicht in einem Landſee, ſondern in der Havel unweit Spandau. Dort erhob ſich am 17. Mai 1807 zwiſchen Pichelsdorf und dem Pichelsdorfer Werder in dem Fluſſe plötzlich eine 50 Schritte lange und 12 bis 15 Schritte breite Inſel, deren Oberfläche anfangs elaſtiſch war und durch Stampfen erſchüttert wurde. Sie zeigte keine Spur von Vegetation, ſondern war mit Sand, Muſcheln, Gewürme, Holz u. ſ. w. bedeckt, und es lagen ſtarke Floßhölzer darauf, die mit gehoben worden waren. 1. Klöden, Beitr. X. 39. Fr Dieſe Inſel verſchwand nicht wieder, ſondern war mit Gras bewachſen, im Jahre 1837 noch vorhanden.“ — Wenn auch von einem Torfboden dieſer Inſel nichts ge⸗ fügt wird, fo deutet die erwähnte Clafticität des Bodens (wie Meyn hervorhebt,) auf das Vorhandenſein eines ſolchen unter der Sanddecke hin. Daß ſie nicht wieder verſank, erklärt Meyn wohl ganz richtig daher, daß die Spalten und Höhlung dieſer blaſenartig emporgetriebenen Inſel durch den Treibſand des Flußbettes ſogleich ausge⸗ füllt worden wären. Ueber die eigentliche Urſache dieſer merkwürdigen Blaſenbildung des Torfes fehlt es aber in allen vorſtehend erzählten Fällen an directen Beobachtungen, und wir würden uns mit bloßen Vermuthungen darüber zu begnügen haben, wenn nicht zwei andere ähnliche Ereigniſſe, die weit ab⸗ wärts von unſerem Gebiete ſtattgefunden haben, auch über dieſen Gegenſtand einiges Licht verbreiteten. In Livland befindet ſich im Ilſing⸗See bei dem Dorfe Feſten (berichtet Wangenheim v. Qualen,) eine merkwürdige Inſel, welche ſeit undenklichen Zeiten in den Sommermonaten Juli oder Auguſt auf der Oberfläche des Seees erſcheint und bei dem erſten Froſte wieder unter⸗ ſinkt. Sie taucht regelmäßig an derſelben Stelle empor, ungefähr 60 Faden vom Ufer, und beſteht aus einem torf⸗ artigen moorigen Unterboden, auf welchem ſich eine Lage thonartigen Schlammes befindet, welchen ſie alle Jahre 1. Klöden a. a. O. S. 37 ff. 2. Zeitſchrift der deutſchen geologiſchen Geſell. IV. 599. 3. Bulletin de la soc. imp. d. natur, de Moscou 1850. IV. 72 vom Boden des Seees mit heraufbringt. Dieſer See⸗ ſchlamm trocknet in den warmen Sommermonaten zu einer feſten Rinde, bedeckt ſich ſpärlich mit einigen Gräſern, und man kann dann trockenen Fußes auf der Inſel umhergehen, welche in verſchiedenen Jahren, je nachdem ſich mehr oder weniger Schlamm auf der Inſel befindet, auch größer oder kleiner erſcheint und als Maximum eine Länge von 10 bis 12 und eine Breite von 3 bis 4 Faden haben kann. — Im Auguſt 1850 erhielten Herr Wangenheim v. Q. und der Chemiker Herr Neeſe von dem naturforſchenden Vereine in Riga den Auftrag, dieſe Inſel näher zu unterſuchen. Beide reiſeten dorthin und erſterer berichtet nun über das Reſultat der Beſichtigung weiter: „Die Inſel war dies Jahr ſchon am 9. Juli auf der Oberfläche des Seees erſchienen; als wir uns ver: ſelben näherten, wurden wir überraſcht durch eine ſchwarz⸗ graue wollige Subſtanz, welche unter der Inſel hervor⸗ ſchimmerte und den Untergrund derſelben bildete. Wir unterſuchten dieſelbe und fanden, daß ſie aus einer Art Torf, oder aus halbverfaulten Pflanzenfaſern beſtand, die wie ein ziemlich feſthaltender Filz durcheinander geflochten waren. Dieſer Pflanzenfilz von etwa einem Faden Dicke ſenkte ſich auf der einen Seite der Inſel mit einer halben Wölbung allmälig bis zu dem 2 Faden tiefen Boden des Seees hinab, mit dem der Filz, wie wir ſehr deutlich er⸗ kannten, in feſter zuſammenhängender Verbindung ſtand, wodurch das vielleicht ſeit einem Jahrhunderte beſtehende ſtabile Verhältniß der Inſel au einer und derſelben Stelle erklärt wird. Beim Sondiren dieſes Pflanzenfilzes mit einer langen Stange wurden wir überraſcht durch eine ii... 73 aüßerordentliche Menge Kohlenwaſſerſtoffgas, welches ſich aus demſelben entwickelte; wir ſammelten in kurzer Zeit eine Menge von dieſem Gaſe, welches mit einer bläulichen Flamme brannte. Auf der andern Seite der Inſel war die dicke Schicht dieſes Filzes nicht mit dem Boden verbunden, ſondern hatte ſich von demſelben ab» gelöſet und trug als Untergrund die Inſel, ſo daß man unter der Inſel in dieſer Höhlung mit einer langen Stange frei ſondiren konnte, aber auch hier waren Millionen kleiner Gasbläschen überall im Filze vertheilt. Dieſer Untergrund der Inſel hat ganz das Auſehen einer halb geöffneten großen Blaſe, die mit der einen Seite am Boden befeſtigt iſt; ſie ſchwimmt unter der Oberfläche des Waſſers, tritt aber nicht über dieſelbe hervor, nur die auf ihr lagernde 8 bis 12“ dicke Rinde ſchlammartiger Erde ragt hervor und bildet die eigentliche Inſel. Dieſes Jahr war die Schicht Erde wegen der herrſchenden ſtarken Winde ſchon größtentheils von den Wellen hinweggewaſchen und daher war die eigentliche Juſel, als wir ſie unters ſuchten, nur 5 Faden lang, aber doch ſchon mit einigen Gräſern und Waſſerpflanzen bedeckt. — Ungefähr 20 Fa⸗ den von dieſer größeren Inſel entfernt war in dieſem warmen Jahre noch eine andere ähnliche, aber ſehr kleine Inſel erſchienen, die von den Landleuten bereits einmal vor zwanzig Jahren in einem ſehr warmen Sommer be— obachtet worden war.“ 5 „Das ganze Cauſalverhältniß dieſer ſo eigen⸗ thümlichen Bildung liegt demnach klar vor Augen. Der See war früher eine Sumpf- oder Moorgegend, auf deren Boden ſich eine mächtige Torflage bildete; der Abfluß aus 74 dieſem Torflager aber, der noch jetzt zu erkennen iſt, ver⸗ ſtopfte ſich mit der Zeit und bildete einen See mit dieſem torfartigen Filz als Unterboden. Nun entwickelte ſich vor langen Jahren, wahrſcheinlich in einem ſehr warmen Sommer, in dieſen faulenden vegetabiliſchen Stoffen das leichte Kohlenwaſſerſtoffgas in Millionen kleiner Bläschen, zerriß die Filzdecke an der einen Seite und hob ſie mit der darauf liegenden Erde und dem Schlamm zur Ober⸗ fläche des Seees empor und bildete die Inſel, welche nun alle Jahre, ſobald ſich das Seewaſſer erwärmt, wieder⸗ erſcheint. Bei eintretender Kälte aber verſchwinden Fäulniß und Gasentwickelung, das vorhandene, die Decke tragende Gas entweicht allmälig, die halb offene Blaſe wird ſchwer, klappt zu und ſenkt ſich wieder auf den Boden hinab.“ In dem Ilſing-See war alſo nur die Hälfte der durchriſſenen Torfblaſe zum Vorſchein gekommen, oder wenn ſie auch urſprünglich ganz gehoben ſein mochte, war doch die eine Hälfte ſogleich wieder verſunken, ſo daß W. v. Q. nichts mehr von derſelben erblicken konnte. Ein Gleiches war im Jahre 1852 mit der Torfblaſe im Beeler See der Fall geweſen. Daß der erſteren die radialen Spal⸗ ten fehlten, welche die letztere zeigte, erklärt ſich im. dieſem, wie auch in den anderen Fällen, wo keine ſolche Spalten erwähnt werden, ganz einfach aus der elaſtiſchen Beſchaffenheit der filzigen Torfmaſſe, welche, ohne zu zer⸗ berſten, einer beträchtlichen Ausdehnung fähig war, — eine Eigenſchaft, welche der Torf im Beeler See nicht beſaß. Von der Inſel in dieſem letzteren See, wie ſie ſich im Jahre 1852 zeigte, giebt uns Herr Bruhns eine an Ort und Stelle entworfene Darſtellung, die wir ihm in Fig. 1 A 4 75 der nebenſtehenden Tafel entlehnen, in welcher durch die Linie A B C D der Umfang der ganzen Blaſe bezeichnet wird, von der aber nur der ſchraffirte Theil A B Cin gehobener Stellung verblieben iſt, und von welchem nur die durch die Linie a b c abgegränzten Stücke aus dem Waſſer hervorragen und die Inſel bilden. Die Inſel im Ilſing⸗See wird dagegen etwa die Ge⸗ ſtalt der Fig. 2 gezeigt haben, der wir auch zugleich in Fig. 3 eine Anſicht des ideellen Durchſchnitts hinzufügen. Auf die Idee, daß die Hebung durch eine Gasent⸗ wickelung bewirkt werde, die in dem Inneren des Torf⸗ lagers ſelbſt vor ſich gehe, war ſchon im Jahre 1810 H. Steffens verfallen, » er bezeichnete aber das Gas als Schwefelwaſſerſtoffgas. Wenige Jahre ſpäter aber gaben in Bezug auf eine in England gelegentlich auftauchende Inſel J. Otley und Dalton ſchon eine Erklärung, welche in allen weſentlichen Stücken mit von W. v. Q's. Auf faſſung dieſes Phänomens übereinſtimmt. Mit dieſer letzteren Inſel verhält es ſich nämlich fol. gendermaßen: Im Dervent-See unweit Keswick ſteigt ab und an eine etwa 6“ dicke Erdſchicht vom Boden des Seees bis zu deſſen Oberfläche empor, bleibt aber mit jenem durch allmälig abfallende Seitengehänge in Ver⸗ bindung, ſo daß ein viel größeres Stück Erdreich gehoben iſt, als an der Oberfläche ſichtbar wird. Die Stelle, wo dieſe Hebung erfolgt, liegt in dem ſüdöſtlichen Winkel des Seees etwa 450“ vom Ufer entfernt, wo das Waſſer ge wöhnlich nur 3 bis 6° tief iſt. Die Zeit, wann die Inſel 3. Steffens, geognoſtiſch⸗geolog. Aufſätze S. 90. 76 erſcheint, iſt ſehr unregelmäßig; bald hat ſie ſich in zwei auf einander folgenden Jahren blicken laſſen, bald aber auch nur in längeren Zwiſchenräumen bon 7 und mehr Jahren, und zwar, wie es ſcheint, meiſtens gegen den Schluß einer langdauernden warmen und trockenen Witte⸗ rung. Ihre Geſtalt und Größe find veränderlich: mitunter iſt ſie ſchon etwa einen Morgen Landes groß geweſen, zu anderen Zeiten aber auch nur wenige Quadratruthen. Ruhet die Inſel auf dem Boden des Seees, ſo macht ſie ſich dort in keiner Weiſe kenntlich. — Abweichend von den anderen oben beſchriebenen Inſeln iſt dieſe gänzlich mit Vegetation bedeckt, beſonders mit Isoétes lacustris, zwi⸗ chen welche ſich Lobelia Dortmanna und andere in dieſem und anderen benachbarten Seeen gemeine Waſſerpflanzen miſchen. Die Oberfläche der Inſel beſteht bis zur Tiefe von einigen Zoll aus einer im Waſſer abgelagerten Thon⸗ ſchicht, die übrige Maſſe der Inſel aber aus einer Art von Torf, der nur unvollkommen ausgebildet iſt und in dem man noch manche der ihn bildenden Pflanzenarten erkennen kann; es ſind dies Arten, die jetzt nicht mehr in dem See wachſen, vormals aber, als der Waſſerſtand deſſelben viel niedriger war, dort vegetirten, — wie denn auch die Wurzeln anſehnlicher Eichen und anderer Bäume, die man an verſchiedenen Stellen im See 4“ unter Waſſer antrifft, darauf hindeuten, daß hier in den Bodenverhält⸗ niſſen beträchtliche Veränderungen vorgegangen ſein müſſen. Die Dicke des Inſelbodens iſt etwa 6‘, und er zerreißt durch die Spannung, die er bei der Hebung erleidet, ſo daß man durch die dabei entſtandenen Spalten auch das noch unter der Inſel befindliche Waſſer ſondiren kann. 77 Die Tiefe deſſelben entſpricht der Höhe, bis zu welcher die Inſel emporgeſtiegen iſt und auf dem Boden dieſes Waſſers bemerkt man eine feine, weiße Subſtanz (Wieſen⸗ kalk ?), welche in ihrem Ausſehen der Torfaſche ſehr ähnlich iſt. Nachdem die Inſel ſich acht Jahre lang nicht hatte blicken laſſen, erhob ſie ſich am 20. Juli 1808 und nahm dann einige Tage an Größe zu, bis ſie etwa 160“ lang war und blieb in dieſem Zuſtande einige Wochen. Dbs gleich der Waſſerſtand des Sees während dieſer Zeit ſich änderte, behielt die Inſel doch immer dieſelbe Höhe über dem Seeſpiegel, nämlich etwa 1’; dann ſenkte ſie ſich all» mälig, bis zu Anfang October eine Fluth ſie bedeckte. Sie kam erſt am 7. September 1813 zum Vorſchein, blieb aber nur klein (e. 36“ lang) und erhob ſich nur 7 bis 8“ über dem Waſſerſpiegel; aber obgleich das Waſſer im See 3° ſtieg, blieb ein Theil der Inſel doch ſichtbar, bis fie ſodann gegen das Ende des October wieder gänz— lich verſank. — Im September des Jahres 1825 begann ſie abermals zu ſteigen; am 7. war fie noch 1° unter Waſſer, am 10. aber tauchte ſie in anſehnlichem Umfange aus demſelben hervor und ſchon am 23. September ſank ſie wieder unter. — In manchen Jahren, wie z. B. 1815, kommt ſie zwar dem Waſſerſpiegel nahe, aber ſie taucht nicht aus demſelben auf, ſo daß alſo die Hebungen noch viel häufiger zu ſein ſcheinen, als die Inſelbildungen. Schon bei ſeinem erſten Beſuche dieſer Inſel fiel es Herrn Otley auf, daß durch die ganze Maſſe der⸗ ſelben eine Menge von brennbarem Gaſe ver— theilt ſei. Im Jahre 1815 gelang es ihm und Dalton eine Quantität deſſelben zu ſammeln, indem ſie vom Boote 8 aus die unter Waſſer ſtehende Inſel mit einer Pike an⸗ bohrten, worauf das Gas jedesmal in großen Luftblaſen aus dem Waſſer emporblubberte. Sie fingen daſſelbe in einer Flaſche auf und unterwarfen es einer chemiſchen Analyſe, welche ergab, daß dies Gas zu gleichen Theilen aus Kohlenwaſſerſtoff und Stickſtoff, nebſt etwa 6% Kohlenfäure beſtand. Daſſelbe Reſultat erhielt man, als man im Jahre 1825 abermals das der Inſel entquellende Gas auffing. Dalton iſt der Meinung, daß dies Gas ſich bei der Zerſetzung von Pflanzenſtoffen im Waſſer ge⸗ bildet habe; zwei Atome Kohle zerſetzten zwei Atome Waſſer und erzeugten 1 Atom Kohlenwaſſerſtoffgas und 1 Atom Kohlenſäure; die Kohlenſäure ſei ſodann größten⸗ theils durch das Waſſer abſorbirt und dadurch zerſtreuet worden, das andere Gas aber habe ſich in kleinen Bläs⸗ chen in der ſchwammigen Maſſe des Torfbodens angehäuft; der Stickſtoff endlich ſei wahrſcheinlich aus der Atmoſphäre in das Waſſer gekommen. Er ſtimmt daher Otley's An⸗ ſicht vollkommen bei, daß dieſe Gasentwickelung die einzige plauſible Urſache ſei, die man für das Steigen und Sinken der Inſel annehmen könne. Die Erzeugung und zeitweiſe Adhäſion einer ſo großen Gas⸗ menge müſſe einen großen Einfluß auf das ſpecifiſche Gewicht eines jeden Körpers haben, wenn aber derſelbe, — wie es hier der Fall iſt, — an und für ſich ſchon faſt daſſelbe ſpecifiſche Gewicht beſitzt, wie das Waſſer, in welchem er eingetaucht iſt, ſo muß er ſchwimmen oder ſinken, je nachdem die Gasmenge größer oder geringer wird.“ 1. Memoirs of the literary and philosophical society of Man- chester. Second series vol. III. p. 64. V. p. 19. / 75 Um hier gleich alle Beiſpiele ſolcher Inſeln, welche mir bekannt geworden ſind, zuſammenzufaſſen, will ich ſchließlich noch erwähnen, daß man ſchon ſeit langen Zeiten auch in Schweden, und zwar im Ralängen-See (im Jönköpings⸗Län belegen), eine periodiſch auftauchende Inſel kennt. Sie war ſichtbar in den Jahren 1696, 1727, 1733, 1743, 1750, 1757, 1758, 1766 u. ſ. w. Nur zwei Mal tauchte ſie im Auguſt auf (aber nie vor dem 13.), ſechs Mal im September und zwei Mal im Anfange des October; ſie verſank wieder im September, October und zuweilen im Anfang des November, nachdem ſie bisweilen nicht über 6 Tage (wie 1758) ſichtbar geweſen war. Im Jahre 1747 blieb ſie dagegen vom 17. Auguſt bis 21. October über Waſſer, alſo 64 Tage und dies iſt auch die längſte Dauer derſelben, die man zwiſchen den Jahren 1696 und 1766 beobachtet hat; ſie trug 60 alte Baumſtubben, von denen man damals 26 wegnahm. Im Jahre 1766, den Tag nachher, nachdem ſie geſunken war, alſo am 4. November, ſtand ſie 3 bis 3½ Ellen unter Waſſer. Sie war 50 Ellen lang und 20 bis 30 Ellen breit, und kam immer an derſelben Stelle zum Vorſchein, um welche herum es ſehr tief war. Der Wind ſchien keinen beträchtlichen Ein⸗ fluß auf ſie auszuüben, denn 1757 kam ſie am 3. October bei einem ſtarken Winde empor und ſank am 19. mit demſelben Winde wieder unter. Mehr Nachrichten über dieſe Inſel, welche Rödholm genannt wird, ſtehen mir nicht zu Gebote, — fie genügen aber um zu beweiſen, 1. Otto, Syſtem einer allgemeinen Hydrographie, Berlin 1800 J. 283, — und zwar von dieſem entlehnt aus Bergmann's phyſiſcher Erdbeſchreibung (aus d. Schwed.), Greifswald 1780, Bd. II., 201. 80 daß auch dieſer Rödholm in die Claſſe der eben beſprochenen Inſeln gehört. Selbſt bei Torf⸗ und Moorlagern, die nicht unter Waſſer liegen, hat man ſchon ähnliche Gasentwickelungen wahrgenommen, denn nicht allein hat man in den Zorf- mooren in der Nähe von Beel ſelbſt die Bemerkung ge⸗ macht, daß zuweilen Gruben, die man des Abends aus— geſtochen hatte, am folgenden Tage wieder durch von unten her aufgequollenen Torf ſich gefüllt zeigten, ſondern Meyn berichtet auch, daß in dem weichen flüſſigen Moorbrei, der in den holſteinſchen Marſchen unter einer impermeablen Thondecke liege, Kohlenwaſſerſtoffgas ſich in ſolcher Menge bilde und anſammele, daß es beim Graben und Bohren von Brunnen zuweilen mit Gewalt hervorbreche, und an⸗ gezündet längere Zeit in einem Flammenſtrome fortbrenne. — Den ſchlagendſten Fall aber, der meiner Meinung nach, dieſe ganze Streitfrage endgültig erledigt, berichtet Herr v. d. Borne aus Hinterpommern. Dort wird neuer⸗ dings auf der Domäne Carolinenhorſt unweit Stargard ein bis 14“ mächtiges und über c. 4000 Morgen aus⸗ gebreitetes Torflager in auf einander folgenden Abſtichen von je 4“ ausgebeutet. Wenn an den mächtigeren Stellen der zweite Abſtich herabgenommen iſt, ſo wird häufig ein Aufblähen der unteren Torfmaſſe beobachtet; dieſelbe platzt unter Exploſion, Torfſtücke werden 6 bis 15 Schritte weit umhergeſchleudert und es erfolgt ein heftiges Ausſtrömen von Gaſen, welche zwiſchen dem Torf und dem darunter liegenden Sande ihren Sitz haben, Das Gas brennt, wie das Sumpfgas, mit ſchwach leuchtender Flamme und iſt von den Arbeitern, nachdem 81 ſie durch Einſtechen von Löchern ein allmäliges Ausſtröͤmen bewirkt, ſogar ſchon zum Kochen benutzt worden. Inner⸗ halb der Torfmaſſe ſelbſt hat man aber dort niemals eine bedeutende Gasanſammlung gefunden. !- Einen andern Fall aus der Rhön theilt Dr. Senft mit. „Ich habe dort (ſagt er,) eine durch Gaſe ver⸗ anlaßte Anſchwellung, bei welcher endlich die Decke platzt und die Gaſe unter Auswurf von ſchlammigem Waſſer entweichen, im Juli 1838 am rothen Moore beobachtet. Schon am Tage vor derſelben brauſete es im Moore ſo ſtark, daß es ein Geräuſch gab, als wenn ein Fluß in der Nähe über eine Felſenlehne ſtürzte. Die Bewohner der umliegenden Dörfer nannten dieſe Erſcheinung „das Kochen des Moores“ und deuteten ſie auf „baldigen ſtarken Nebel.“ Am Morgen des folgenden Tages zeigte ſich das Moor geborſten und mit trübem Schlammwaſſer bedeckt, aus welchem unaufhörlich große, mit kniſterndem Geräuſche zerplatzende Gasblaſen entwichen. Zwei Stunden ſpäter war die ganze Moorfläche mit einem undurchdring⸗ lichen Nebel bedeckt, welchem noch an demſelben Tage ſtarke Regengüſſe folgten, die das Kochen des Moores zum Stillſtand brachten.“ Ich glaube, daß die voraufgehend zuſammengeſtellten Beobachtungen, namentlich die im Derwent und Ilſing⸗See, und dieſe beiden letzten, in Pommernund in der Rhön gemachten, nun endlich jeden Zweifel an der Erklärung dieſes merkwürdigen Phänomens beſeitigen werden. Es iſt das Emporſteigen 1. en der deutſchen geolog. Geſellſchaft IX. 479. 2. Dr. F. Senft, die Humus⸗, Marſch⸗, Torf: und er Bildungen. 1 1862, S. 101. 6 2 der Inſeln nicht (wie Herr Dr. Meyn annimmt,) die Wirs kung eines zufällig auf ihren Boden hin gerichteten, den Tiefen des Erdballes entquellenden Stromes von Kohlenſäure, ſondern die Torf maſſe der Inſel iſt ſelbſt das La⸗ boratorium, in welchem das Gas, und zwar das ſo ſehr leichte Kohlenwaſſerſtoffgas, erzeugt wird. Wenn nun bei unſeren norddeutſchen Inſeln von dem Daſein dieſes Gaſes auch noch nichts bemerkt worden iſt, ſo mag entweder Unaufmerkſamkeit der Beobachter daran Schuld ſein, indem ſie dieſen wichtigen Umſtand ganz außer Acht ließen, oder auch (was mir in manchen dieſer Fälle noch wahrſcheinlicher iſt,) eine verſchiedenartige Beſchaffenheit der Inſeldecke, welche ihrer größeren Mächtigkeit und Schwere wegen ſchwieriger zu heben war, ſo daß ſie erſt, nachdem eine ſehr bedeutende Menge Gas in ihren unteren Schichten ſich angeſammelt hatte, plötzlich der ſie empor⸗ treibenden Kraft nachgab, bei dieſem gewaltſamen Aufſteigen wie durch eine Exploſion zerriſſen wurde und nun alles Gas, welches ſich in der Nähe der Spalte befand, ſogleich in die Atmoſphäre entwich. Was dann noch an Gas zurückblieb, konnte ſo verſteckt liegen, daß es ſelbſt einem aufmerkſamen Beobachter verborgen bleiben mußte. — Aus eben dieſem Grunde läßt ſich auch die ſchwer bewegliche, aus einer 16 bis 20° mächtigen Torfſchicht beſtehende Inſel im Beeler See ſo ſelten blicken, während die nur 6“ dicken, aus leichterer Maſſe beſtehenden Inſeln im Il⸗ fing und Derwent⸗See faſt jährlich in Bewegung zu fein ſcheinen und zwar nicht ſo ruckweiſe, wie jene, gleichſam emporſchnellen, ſondern in langſamer ſtetiger Bewegung auftauchen und unterſinken. Der Derwent⸗See zeigt aber auch noch eine andere merkwürdige Eigenthümlichkeit, die auf den erſten Anblick für Herrn Dr. Meyn's Anſicht, daß jene Inſeln gewaltigen Ausſtrömungen von Kohlenſäure ihren Urſprung verdankten, zu ſprechen ſcheinen könnte. Das Waſſer dieſes Seees geräth nämlich von Zeit zu Zeit aus „unbekannten Grün⸗ den“ in eine lebhaft wallende Bewegung, — ein Phänomen, welches man dort mit dem Namen „Grunds wind“ (bottom - wind) bezeichnet.“ — Dieſer See ſteht darin jedoch nicht allein da, ſondern auch noch einige an⸗ dere theilen dieſe Eigenthümlichkeit. So berichtet z. B. Klöden von dem Kreſſinſchen See in der Mark, daß er bisweilen ſeltſame Aufwallungen zeige, die ſelbſt bei hei⸗ terem Himmel und ſtillem Wetter mitunter ſo heftig wären, daß die Fiſcher dann in eiliger Flucht das Ufer zu er⸗ reichen ſtrebten.. Auch der Arnſee in der Altmark ſoll Luftausſtrömungen und Wallungen zeigen, desgleichen der kleine See am Fuße des Segeberger Gypsberges. Daß die causa efficiens dieſer Bewegungen Aus⸗ ſtrömungen von Kohlenſäure aus dem Seeboden ſeien, wie Meyn annimmt, 3- ift eine bloße Hypotheſe, denn eine che⸗ miſche Analyſe der etwa aufſteigenden Luftblaſen iſt in keinem dieſer Fälle vorgenommen worden. In den erſten beiden Fällen iſt es mir viel wahrſcheinlicher, daß es ſich auch hier wieder um Entwickelung von Kohlenwaſſerſtoffgas 1. Dalton, meteorological observations, ed. 2 (Manchester 1834) p. 51. 2. Klöden, Beiträge u. ſ. w. X. 34, — nach einem älteren Berichte von Bernoulli. 3. Zeitſchrift der deutſch. geol, Geſellſchaft IV. 602. 5 84 handelt, da wir in dem Derwent ⸗See an einer Stelle ſchon eine maſſenhafte Erzeugung deſſelben kennen gelernt haben, und nach dem, was oben über die Beſchaffenheit ſeines Bodens im Allgemeinen geſagt iſt, auch an anderen Stellen die Bedingungen dazu nicht fehlen werden. Aehnlich ver⸗ hält es ſich mit dem Kreſſinſchen See, deſſen Boden ſo ſehr mit Moder bedeckt iſt, daß derſelbe beim Fiſchen be⸗ ſchwerlich fällt und bei niedrigem Waſſerſtande ſogar in der Mitte des Seees an der Oberfläche des Waſſers zum Vorſchein kommt, — wenn anders dieſe letztere Thatſache richtig beobachtet iſt, und hier nicht etwa auch eine periodiſch auftauchende Inſel vorliegt. — Sollten ſich alſo die Wal⸗ lungen in dieſen beiden Seeen nicht ganz genügend aus dem Zerplatzen mit Gas einprägnirter Torfmaſſen auf dem Seeboden erklären, — alſo gleichſam Symptome verun⸗ glückter Inſelbildungen fein? ? Während die Localverhältniſſe dieſer beiden Seeen mir die eben gegebene Erklärung ſehr wahrſcheinlich machen, ſcheinen mir dagegen die Localverhältniſſe des Arn⸗Seees und des Segeberger Seees, deren Eigenthümlichkeiten wir in einem ſpäteren Abſchnitte noch genauer beſprechen werden, wirklich mehr auf Exhalationen von Kohlenſäure hinzudeuten; denn daß ſolche in unſeren Gegenden, z. B. in Brunnen, gelegentlich vorkommen, iſt hinreichend bekannt. 8 Es möchte daher rathſam ſein, dieſe merkwürdigen wallenden und ſprudelnden Bewegungen unſerer Seege⸗ wäſſer noch nicht ſo gleichſam in einen Topf zuſammen zu werfen, indem man ſie alle aus einer einzigen Urſache ableitet, ſondern vorläufig die Thatbeſtände ſelbſt noch recht ſorgfältig zu beobachten, wobei es ſich dann wahr⸗ 85 ſcheinlich immer überzeugender herausſtellen wird, daß trotz der Aehnlichkeit der Symptome, jene Paroxysmen dennoch einen verſchiedenartigen Urſprung haben. Sümpfe und Moore ſind ein Laboratorium in welchem aber auch noch ein anderes brennbares Gas, als das Kohlenwaſſerſtoffgas, nämlich wahrſcheinlich Phosphor- waſſerſtoffgas, — hin und wieder in nicht unbeträcht⸗ licher Menge erzeugt wird. Daſſelbe giebt ſein Daſein durch Lichterſcheinungen kund, die ſogenannten Irrlich⸗ ter, deren Exiſtenz freilich noch heutigen Tages ſelbſt von manchen Phyſikern geläugnet wird, für welche aber ſo viele glaubwürdige Zeugniſſe vorliegen, daß jeder gerechtfertigte Zweifel an ihrem Daſein verſchwinden muß. Ich ſelbſt habe zwar dies Phänomen noch nicht mit eigenen Augen geſehen, bin aber zugegen geweſen, als andere es erblickten und dieſer Fall hat ſich meiner Erinnerung ſehr lebhaft eingeprägt. In meinen Knabenjahren machten die Lehrer des Neubrandenburger Gymnaſiums mit den Schülern der vier oberen Claſſen einmal eine Waſſerfahrt nach Pril⸗ witz, an welcher ich als Quartaner gleichfalls Theil nahm. Als wir beim Einbruche der Nacht auf der Rückfahrt uns dem Liepsbruche näherten, erſcholl plötzlich der Ruf: „Da iſt ein Irrlicht!“ Alle drängten nun nach der Seite des Fahrzeuges hin, wo dieſe Erſcheinung erblickt worden war, und mehrere Lehrer und Schüler hatten das Glück, ſie zu ſehen, ich ſelbſt aber kam zu ſpät, — denn als ich mich bis zu der betreffenden Stelle des Bootes hindurchgearbeitet hatte, war das Irrlicht erloſchen. — Außer vielen anderen etwas unbeſtimmt gehaltenen Relationen über Irrlichter liegt aus Meklenburg aber auch noch folgender, ſogar von 86 einem Notarins, welcher zufällig Zeuge der Beobachtung 1 war, amtlich beglanbigter Bericht vor: „Am 26. Sptbr. 1848 etwa 7¼ Uhr (fo erzählt der Salinenbeamte Herr Franz Koch in Sülz,) langten wir (nämlich er ſelbſt und der Notarius Krüger,) vom Lande heimkehrend bei dem ſüdöſtlich von Sülz liegenden ſtädtiſchen Jägerhauſe an. Als wir im Weiterfahren den freien Ueberblick über das breite Wieſenthal erlangten, durch welches von hier aus ein Steindamm in die Stadt führt, wurden wir durch einen Verwunderungsausruf unſeres Fuhrmannes auf eine Anzahl heller Lichter aufmerkſam gemacht, die ſich näher und ferner in der zur Rechten von uns befindlichen ſtädti⸗ ſchen Viehweide bewegten. Nach der erſten Ueberraſchung, welche dieſe ungewohnte Erſcheinung auf uns übte, wurden wir uns ſehr bald einig, daß dieſe Lichterſcheinungen nur Irrlichter ſein konnten. Als wir dieſelben zuerſt er⸗ blickten, mochten ihrer etwa 20 ſein. Einige ſchienen ziem⸗ lich fortdauernd zu brennen, während andere nur wenige Secunden dauerten. Vor, bei oder nach ihrem in längerer oder kürzerer Zeit eintretenden Erlöſchen erſchienen nahe oder ferne, höher oder niedriger am Boden neue Flammen, die den Beobachter glauben laſſen konnten, ein Hüpfen und Springen einer und derſelben Flamme zu ſehen. Die Zahl der Lichter, die an Farbe und Größe einem recht hellen Laternenlichte gleichkamen, nahm während unſerer etwa zehn Minuten dauernden Beobachtung allmälig ab, bis zuletzt, als wir den Schauplatz dieſer intereſſanten Naturerſcheinung verließen, nur noch zwei Flammen ſichtbar waren.“ Eine ähnliche Beobachtung machte ein anderer . Boll, Archiv IV. 174. 87 ganz unverwerflicher Zeuge, nämlich der berühmte Aſtronom Beſſel. Am 2. December 1807, in einer völlig trüben und windſtillen Nacht, in welcher von Zeit zu Zeit ein ſchwacher Regen fiel, auf dem Flüßchen Wörpe in einem Kahne fahrend, erblickte er auf dem großen Moore des Herzogthums Bremen, zwei Meilen nordöſtlich von dem Amte und der ehemaligen Sternwarte Lilienthal Hunderte von Flämmchen von bläulicher Farbe, ähnlich der des un⸗ reinen Waſſerſtoffgaſes. Die Lichtſtärke war unbeträchtlich, da nicht bemerkt werden konnte, daß der Boden, über welchem eine Flamme brannte, merklich erleuchtet worden wäre, oder daß ihre oft große Zahl eine merkliche Helligkeit verbreitet hätte. Oft blieben die Flämmchen in unverän⸗ deter Stellung, oft nahmen ſie eine horizontale Lage an und zwar in zahlreichen Gruppen, ſo daß man die leicht beweglichen mit ſchaarenweiſe ziehenden Waſſervögeln ver⸗ gleichen konnte. Auf der Stelle, auf der die Irrlichter erſchienen, hatten die Moor⸗Coloniſten vielen Torf gegraben, wodurch der Boden uneben und der Anſammlung des Waſſers günſtig geworden war. Das hohe Moor ſchienen dieſe Irrlichter nie zu erſteigen. Die Ruderer im Kahne, die dieſen Weg oft in der Nacht machten, betrachteten die Erſcheinung als etwas Gewöhnliches.“ Auch aus Vorpommern wird über eine Lichterſcheinung berichtet, die wohl nur in die Kategorie der Irrlichter gehören kann. „Am Abend des 12. April 1863 (heißt es in Nr. 1036 der Leipziger Illuſtrirten Zeitung,) wurde zu Pruchten bei Barth eine — — I. Zeitſchrift für die geſammten Naturwiſſenſchaften (Halle 1853) II. 111. 88 ſeltene feurige Lufterſcheinung bei ziemlich ſtarkem Oſtwinde und regneriſchem Wetter beobachtet. Auf den ſumpfreichen, torfhaltigen Moorwieſen der Pruchtener Büdener (ſogenannte Steuerwieſe) entſtand anfangs ein kleines Licht, das nach und nach eine größere Ausdehnung gewann, und vom Winde hin und her bewegt wurde. Nach Verlauf von etwa 6 Minuten vergrößerte ſich daſſelbe aber ſo, daß es das Anſehen von einer hellbrennenden Theertonne hatte, ſich mit dem Winde gleichſam hüpfend fortbewegte und mehrmals 1 bis 2 Fuß hoch ganz von der Erde emporhob, welches ebenfalls mehrere Minuten dauerte. Dann ſchien die große Flamme eine ganz compacte Maſſe zu werden, und ſtand unter öfterem Aufſchießen einiger blaſſer Strahlen, die der Windrichtung folgten, etwa zwei Minuten ganz ſtill. Darauf hob ſich die Feuermaſſe anfangs langſam, dann ſchneller von der Erde empor, wurde vom Winde getragen und ſtieg nach und nach zu einer Höhe von 40 bis 50 Fuß auf, nahm dann einen ſchnelleren Lauf, zog über ein kleines Tannengehölz, und geſtaltete ſich zu einem förmlich runden Feuerball mit einem lang hinter ſich zu⸗ rücklaſſenden Strahl, der ſich bald zu verlängern, bald in die Breite zu ziehen ſchien. Endlich verſchwand das Phä⸗ nomen den beobachtenden Augen hinter dem großen Bar⸗ ther Gehölz. Aehnliche Erſcheinungen ſollen auch früher ſchon einige Male bei Pruchten wahrgenommen worden ſein. — Im nördlichen Holſtein erinnert ſich H. Bier⸗ natzki im Jahre 1843 ganz Erfde einſt mit Irrlichtern bedeckt geſehen zu haben. Auf dieſem zwiſchen Sorge und Eider belegenem Werder (bis auf den mittleren Kern ein altes Flußbette,) loderten damals Zaufende nach oben in 2 einen bläulichen Dampf endende Flämmchen, die dadurch das Anſehen brennender Fackeln erhielten. Sie erhoben ſich überall zu Oſten und Weſten des Dorfes auf den Feldern empor und verſchwanden blitzſchnell; es war Mit⸗ ternacht eines Spätſommertages, der Wind ein leichter, ebener Seewind, die Luft ſcheinbar ziemlich rein, der Wärmegehalt geringe, der Himmel klar. Die Erſcheinung dauerte über eine Stunde. — Am tauben See bei Braun⸗ ſchweig beobachtete unſer meklenburgiſcher Botaniker Herr Beuthe Irrlichter, bei Kamenz und Leipzig der Student Vogel, in einer ſumpfigen Niederung zwiſchen Schlieben und Herzberg in Schleſien der Dr. Knorr, Profeſſor der Phyſik in Kiew, bei Beerbach unweit Nürnberg der Pfarrer Boeck und der Cantor Lechner, in Braſilien Dr. J. v. Tſchudi * u. ſ. w., — fo daß dieſem consensus gentium gegenüber der Zweifel an der Exiſtenz des Phänomens nicht länger Stich halten kann, wenn auch eine genügende Erklärung deſſelben zur Zeit noch fehlt, — namentlich darüber, ob das brennende Gas der ſich in Berührung mit atmoſphäriſcher Luft ſelbſt entzündende Phosphor— waſſerſtoff ſei, oder nicht. Aber: „rerum natura sacra sua non simul tradit; initiatos nos credimus, — in veslibulo ejus haeremus,“ — jagt ſchon mein alter Freund Seneca! Befinden ſich ſtatt anſehnlicher Gasanſammlungen noch bedeutendere Waſſermaſſen unter den Torflagern, 1. Alle dieſe und noch mehrere andere Berichte über be⸗ obachtete Irrlichter ſtehe in Boll's Archiv IV. 174 f. V. 216; Zeitſchrift für die geſammten Naturwiſſenſchaften II. 111 ff. X. 247; Sitz.⸗Ber. der Wiener Akademie XXIX. 269, 90 ſo können auch dieſe gelegentlich zum Durchbruch kom⸗ men. Einen Fall der Art, welcher ſich im Jahre 1830 unfern Greiffenberg im Welſebruch ereignete, berichtet Klöden.“ Dort brach nämlich plötzlich beim Torfſtechen eine ſtarke Quelle aus dem Torfe hervor, deren Mündung 2% Fuß höher als der nur 160° entfernte Spiegel des Flüßchens Sarnitz lag. Das Waſſer hatte im Winter bei einer Lufttemperatur von O' eine Wärme von 6° R. Seine Farbe war milchweiß (ohne Zweifel weil unter dem Torfe Wieſenkalk lag,) und färbte das Waſſer der Sarnitz, in welche es floß, ſo ſtark, daß dieſes zum Waſchen und Trinken gänzlich unbrauchbar wurde; es incruftirte alle ihm dargebotenen Gegenſtände mit einer weißen Rinde, die der Regen nicht abſpülte. Die Quelle wurde mit der Zeit ſchwächer und Klöden meint, daß ſie um die Zeit ſeines Berichtes (1836) ſich ſchon ganz wieder ver⸗ loren gehabt habe. — Leider erfahren wir nicht, ob (wie es anzunehmen ift,) mit dem Abfluß der Quelle zugleich auch eine allmälige Senkung des ganzen Lagers verknüpft geweſen jei. ?- Werfen wir nun noch einen Blick auf den Gebrauch, welchen man von dem Torfe macht, ſo iſt ſeine Beſchaffen⸗ heit und Güte weſentlich abhängig von ſeiner Dichtigkeit, der Verſchiedenartigkeit der ihn bildenden Pflanzen und dem Grade der Zerſetzung, in welchem dieſe ſich befinden. Hier⸗ nach unterſcheidet man mehrere Arten, unter denen der 1. Klöden, Beiträge IX. 44. 2. Andere Beiſpiele ſ. in Walchners Handbuch der Geognoſie ed. 1 S. 293 und in der Gartenlaube 1861 ©, 666 und 678. Vergl. auch Senft a. a. O. S. 102 und 111. 91 ſogenannte Backtorf oder Baggertorf !- die beſte, der faft ausſchließlich aus Fennmoos gebildete Moostorf aber die ſchlechteſte iſt. — Ob die früheren flaviſchen Bewohner unſerer Länder den Torf ſchon als Brennmaterial benutzt haben, iſt wohl ſehr zweifelhaft. Vielleicht lehrten erſt die deutſchen Coloniſten, welche ſeit dem Ende des 12. Jahrhunderts in ſo großer Zahl aus Holland, Friesland und Weſtphalen hier einwanderten, — alſo aus Gegenden kamen, wo man ſchon ſeit wenigſtens tauſend Jahren den Nutzen dieſes Stoffes kannte, — den Torf auch hier als Brennmaterial zu verwenden. Daß man in den ger⸗ maniſirten Oſtſeeländern wenigſtens ſchon frühzeitig großen Werth auf dies Bodenerzeugniß legte, zeigt die häufige Erwähnung deſſelben in den Urkunden ſeit Anfang des 14. Jahrhunderts, und in einem rügianiſchen Documente vom Jahre 1303 kommt ſogar ſchon der deutſche Ausdruck Torfmür vor, während dieſe Moore ſonſt in den lateini⸗ ſchen Urkunden jener Zeit gewöhnlich caespites oder ses- pites genannt werden. — Die Gewinnung des Torfes iſt hier aber Jahrhunderte lang ſehr mangelhaft nach altem Schlendrian durch Spatenſtich betrieben worden. Erſt ſeit etwa zwanzig Jahren haben bei dem mit zuneh⸗ mendem Holzmangel ſteigenden Werthe des Torfes die 1. Backtorf, weil er wie das Brod geknetet werden muß, Baggertorf etwa, weil ſeine halbflüſſige Maſſe aus den Gruben herausgebaggert werden muß? — Welche Lesart mag die richtige ſein? 2. Von den an der Nordſeeküſte anſäſſigen Cauchen ſagt ſchon Plinius (hist. nat. XVI. 1): captum manibus lutum ventis magis quam sole siecantes, terra cibos et rigentia septentrione viscera sua urunt, — In Holland heißt dieſer Brennſtoff jetzt turf, in England peat; das engl. turf bezeichnet „grünen Raſen.“ 92 Torfſtichmaſchinen hier in Meklenburg eine größere Ver⸗ breitung gefunden und ſeit wenigen Jahren ſind auch ſchon einzelne Torf-Preßmaſchinen in Thätigkeit geſetzt worden, durch welche der Torf in eine feſte, braunkohlenartige Maſſe umgewandelt wird, welche die mannigfaltigſten Vorzüge vor dem gewöhnlichen Torfe darbietet. Einer allgemeinen Anwendung dieſes Verfahrens ſtellt leider der hohe Preis dieſer Preßmaſchinen noch immer ein ſehr großes Hinderniß in den Weg. — Die Fabrication des „Back⸗ torfes“ aber wird hier ausſchließlich von Arbeitern betrieben, welche im Sommer zu dieſem Zwecke aus Oſtfriesland nach Meklenburg und ſelbſt nach Hinterpommern kommen. Das von ihnen dabei beobachtete Verfahren iſt folgendes: nachdem der Torfbrei auf dem Platze, wo die Arbeit vor⸗ genommen werden ſoll, gleichmäßig ausgebreitet worden iſt, beginnen ſie ihn zu „pedden“, d. h. mit den bloßen Füßen zu treten * und gehörig durchzukneten, wie dies z. B. in der Gegend von Bonn ſogar auch bei der Verfer⸗ tigung des Landbrotes geſchehen ſoll. Iſt dieſer beſchwer⸗ liche Act beendet, dann wird die ganze zerarbeitete Maſſe auf dem Lagerplatze ausgeebnet wie ein coloſſaler Kuchen, einen halben preußiſchen Morgen groß und von der Dicke, von welcher die Torfſtücke werden ſollen. Mit breiten Holzſchuhen ſpringen ſie nun hinauf, treten den Brei nieder, und bearbeiten ihn auch noch mit Brettern und Schaufeln ganz glatt und eben. Bevor ſie dieſe Maſſe in Stücke 1. Das Wort pedden hängt offenbar mit dem lateiniſchen pes zuſamen, iſt alſo eins der vielen Worte, bei welchem das Plattdeutſche eine größere Verwandtſchaft mit dem Lateiniſchen zeigt als das Hochdeutſche. 93 von der Form und Größe der Ziegelfteine zerlegen, machen ſie eine Pauſe von ein paar Tagen, damit ſie einige Con⸗ ſiſtenz gewinne, und dieſe Zwiſchenzeit muß je nach dem Zuſtande der Witterung abgemeſſen werden. Iſt die Maſſe noch zu weich, ſo würde die Zerlegung nichts helfen, denn alles würde wieder zuſammenfließen; wollte man aber damit zu lange warten, ſo würde der ganze Kuchen an⸗ fangen ſich zu zerſpalten und riſſig zu werden. — Das Zerlegen geſchieht in zwei Tempos. Zuerſt werden Längs⸗ linien hindurchgeſchnitten, in einem Abſtande von 9 bis 10 Zoll, ſo lang jedes einzelne Torfſtück werden ſoll, und auf dieſe Weiſe das Ganze in „Bänke“ getheilt. Nach einer abermaligen kleinen Pauſe von einigen Tagen, damit die Schnitte etwas vernarben, ſchreitet man dann zu den Querſchnitten, die in den engeren Abſtänden der Breite der Torfſtücke gemacht werden. Nachdem dieſe nun ihrer Form nach fertig find, geht es an das Austrocknen dere ſelben, welches mit großer Vorſicht geſchehen muß, denn die Torflaibe ſind anfangs noch ſo ſchlaff und weich, daß man fie nicht gleich in jeder beliebigen Weiſe aufjtellen kann. Sie müſſen erſt ein wenig auf die lange Kante und dicht neben einander gelegt werden, damit ſie ſich gegen⸗ ſeitig ſtützen. Wollte man ſie gleich in hohen luftigen Pyramiden aufſtapeln, ſo würden fie Gefahr laufen zu— ſammen zu ſinken. Nachdem ſie 8 bis 14 Tage in der bezeichneten Stellung verblieben ſind, beginnt das „Ringen.“ Dies beſteht darin, daß man die nun ſchon ziemlich ſteifen Torfſoden (engl. sod, holländ. zoode) zu kleinen runden, ſpitzen Kegeln ſo übereinander legt, daß ſie nur mit den Enden auf einander faſſen, und daß möglichſt große Zwiſchenräume 94 zwifchen ihnen bleiben. Die Kegel find inwendig hohl, und in dieſer Aufſtellungsweiſe können Luft und Licht am beſten einwirken um die Austrocknung zu vollenden. Das Beſte thut aber dabei der Wind, der durch die durchlauch⸗ tigen Torfkegel hindurchzieht, — eine Beobachtung, welche auch (wie aus der oben angeführten Stelle des Plinius erhellt,) die alten Cauchen ſchon gemacht und zu benutzen gewußt haben. Da aber der Wind die Spitzen der kleinen Kegel natürlich kräftiger angreift, als den Fuß, der auf dem feuchten Boden ſteht, ſo iſt es nöthig zuweilen „um⸗ zuringen“, d. h. die Kegel aus einander zu nehmen und dann wieder ſo aufzubauen, daß die Soden, welche bis dahin am tiefſten lagen, jetzt die höchſte Stelle erhalten. Namentlich bei naſſer Witterung muß dies Umringen ſehr oft geſchehen.! N Ob aus unferem Torfe ſchon irgendwo Photogen oder Paraffin gewonnen wird, iſt mir nicht bekannt. Als Baumaterial aber (wie in Irland,) iſt der Torf in Meklenburg wohl ſchwerlich jemals gebraucht worden, wohl aber auf Hiddensde, wo die Kathen der in dem ſüdlichen flachen Theile der Inſel belegenen Dörfer noch um das Jahr 1819 zum Theil aus Torfſoden auf⸗ geführt waren; * ob dies auch jetzt noch der Fall ſei, kann ich nicht ſagen, da ich jene Dörfer nicht ſelbſt beſucht habe, und mir auch anderweitig über ihre jetzige Beſchaffenheit keine Kunde zugegangen iſt. Auch an einigen Orten in Pommern deckte man früher die Ställe mit Plaggentorf 1. J. G. Kohl: „ein Ausflug in's Teufelsmoor“, — in der Gartenlaube 1863, S. 462. 2. Grümbke, Rügen II. 29. 85 und brauchte denſelben auch außerdem zur Fütterung der Feſtungswälle, weil ſich die Macht der Kugeln an ſeiner ſchwammigen Maſſe brach.“ Torfaſche wird in Gärten, auf Aeckern und Wieſen vielfältig als Düngungsmittel benutzt und kann, — wenn die Umſtände dabei gehörig berückſichtigt werden, — als ſolches ſehr gute Dienſte leiſten. Ein ſicherer günſtiger Erfolg ſteht aber nur dann in Ausſicht, wenn man die wichtigſten Beſtandtheile der Aſche zuvor durch chemiſche Ana⸗ lyſe ermittelt und ſich durch das erhaltene Reſultat bei der Verwendung der Torfaſche leiten läßt. Ein Verbrennen des Torfes zu dem alleinigen Zweck feine Aſche als Düngungsſtoff zu erhalten, — ein Cultur⸗ verfahren (die ſogenannte Brandcultur), welches in den torfreichen Gegenden des nordweſtlichen Deutſchland (Han⸗ nover, Oldenburg) und Hollands in ſo großem Maßſtabe betrieben wird, kommt in Meklenburg und deſſen Nachbars ländern nicht zur Anwendung. Daſſelbe beſteht darin, daß man nach Entwäſſerung des Torfbodens die oberſte Schicht deſſelben in Schollen und Plaggen aufhauet, dieſe 1 bis 2 Jahre den Einwirkungen der Atmoſphäre und des Froſtes ausſetzt, und ſodann anzündet und zu Aſche verbrennt. Tief in den Boden läßt man aber den Brand nicht eindringen und ſobald dieſer erloſchen, bewerkſtelligt man die Ausſaat, welche in der Regel ſich nur auf Buch⸗ weizen, und nur ausnahmsweiſe auch auf Roggen, Hafer und Oelfrüchte erſtreckt. Das Brennen geſchieht im Mai oder Juni, wenn der Boden mit Buchweizen, im Sep⸗ 1. Denſo, von den pommerſchen gegrabenen Seltenheiten, St. II. 8 8. 96 tember, wenn er mit Roggen beſtellt werden ſoll. Ein ſo abgebrannter Boden trägt bis zum vierten Jahre der Benutzung in ſich ſteigernder Menge Ernten von Buch— weizen, und von da ab verringert ſich ſeine Tragkraft wieder in gleichem Maße, wobei ſich die eigenthümliche Thatſache herausgeſtellt hat, daß in den letzten Jahren einer ſolchen Brandculturperiode je ſparſamer der Buch⸗ weizen zum Vorſchein kommt, um fo mehr Spörgel (Sper- gula arvensis) emporſprießt; hat dieſer endlich die Ueber⸗ hand gewonnen, ſo wird er mit dem Buchweizen als Grünfutter abgemähet. An manchen Orten wirdz auch der Buchweizen mit ſchwarzem Hafer gemengt und mehr als Futterpflanze gebauet, oder man geht endlich zur Saat des Spörgels ſelbſt über; — auf mehr als eine Ernte kann dann aber auch von dieſem nicht mehr gerechnet werden, denn der Boden hat die Kraft zur Ernährung der Culturpflanzen verloren und muß nun der Brache überlaſſen werden. Letztere dauert 20 bis 25 Jahre, und während dieſer Ruhezeit bildet ſich auf dem Boden wieder eine 6 bis 7“ dicke Krume, mit deren Verbrennung ſodann eine neue Culturperiode beginnt. Man will bei dieſem Verfahren die Beobachtung gemacht haben, daß der von Calluna vulgaris gebildete ſchwarzbraune Torf die beſten, der von Eriophorum vaginatum minder gute, und der | von Sphagnum acutifolium erzeugte Torf die geringſten Ernten von Buchweizen liefere, Der Haidetorfgrund iſt daher zu dieſer Cultur geeigneter als der Moostorfgrund. — In Holland ſoll dies Verfahren erſt ſeit dem Jahre 1712 aus Norddeutſchland Eingang gefunden haben. !- 1. Pokorny, Verhandl. d. zool. botan, Gef. in Wien VIII. 346. 3 Die Moore, auf denen dieſe ſehr primitive Brandeultur bes trieben wird, liegen hauptſächlich in dem etwa 15 M. breiten Küſtenſaume der Nordſee zwiſchen dem Zuider⸗See und der Nieder⸗Elbe und umfaſſen einen Raum von etwa 145 UM. Natürlich wird niemals dieſe ganze Fläche in einem einzigen Jahre in Brand geſteckt, aber anſehnliche Strecken derſelben kommen darin jährlich an die Reihe. Der Rauch, der ſich dabei entwickelt, iſt nach der Trockenheit und Aus⸗ dehnung des brennenden Areals ſehr verſchieden; mitunter wird er ſo ſtark, daß er an Orten, die 2 Meilen von der Brandſtätte entfernt liegen, die Luft ſo trübt, daß auf freiem Felde Häuſer, Bäume u. f. w., welche ſich in einem Abſtande von nur etwa 1000 Schritten befinden, für das Auge des Beobachters völlig unſichtbar ſind, und die Sonne mitten am Tage nur mit einiger Mühe vom Auge auf⸗ gefunden werden kann. Er iſt für die Gegenden, wo dieſe Brandcultur getrieben wird, eine entſetzliche Landplage, von der die Bewohner des nordweſtlichen Deutſchland in manchen Jahren vom Ende des April bis gegen den Aus⸗ gang des Juni auch nicht einen einzigen Tag verſchont bleiben. Dieſer Haiderauch oder Moor⸗ rauch (holländiſch veenrook) wird durch die Winde aber auch in ſehr weit entfernte Gegenden hingetrieben, — einerſeits über Holland und den Canal bis nach England, andererſeits über das ganze weſtliche Deutſchland. Je weiter er ſich von ſeinem Urſprungsorte entfernt, um ſo mehr verliert er an Dichtigkeit, und ſo tritt er denn in weiten Abſtänden von der Brandſtätte und als eine leichte weißliche, nach dem Horizonte zu bräunliche Trübung der Luft auf, bei welcher auf entfernteren Gegenſtänden nur 7 98 5 ein leichter Duft ruhet, — eine atmoſphäriſche Erſcheinung, welche in Deutſchland (auch bei uns) weit und breit unter dem Namen des Höhenrauches bekannt iſt. Daß aber unter dieſem Namen auch ſehr verſchiedenartige Dinge zuſammengefaßt werden, indem der ſogenannte Höhenrauch auch vulcaniſchen Urſprungs fein kann, iſt früher ſchon erörtert worden. # | Ueber die Zeit, welche ein ausgeſtochenes Torfmoor bedarf, um ſich wieder zu regeneriren, darüber ſcheinen hier in Meklenburg ſehr unrichtige Vorſtellungen im Um⸗ laufe zu ſein, wenigſtens ſind mir oft ſchon ſehr kurze Zeiträume angegeben, in denen dies mit dieſem oder jenem Moore geſchehen ſein ſollte. Es fehlt darüber an zuver⸗ läſſigen Beobachtungen und die einzige darauf bezügliche brauchbare, die mir bekannt iſt, ſpricht gerade dafür, daß wenn auch eine ausgeſtochene Grube ſich binnen einer nicht langen Friſt wieder ausfüllt, zur Erzeugung eines wirk⸗ lichen, brauchbaren Torfes von nur 4“ Mächtigkeit ſchon Jahrhunderte erforderlich ſind. Dieſe Beobachtung iſt in den ſchon oben erwähnten Sülzer Torfmooren von dem Herrn Geh. Rath A. Koch gemacht worden. „Vor⸗ ſichtig abgeſtochen (ſagt derſelbe), ſo daß die Oberfläche des Untergrundes nicht zu hoch mit Waſſer bedeckt wird, regenerirt ſich der Torf bald, ohne jedoch die Feſtigkeit und Schwärze wieder zu erlangen, welche der erſte, der I. Preſtel, in Petermann's geogr. Mittheilungen 1858, S. 106 ff. und S. 315 ff. 2. Archiv XIX, S. 122 ff. — Auch im Jahre 1819 traf weit verbreiteter Höhenrauch mit heftigen vulcaniſchen Aus⸗ brüchen des Aetna zuſammen. 99 Urtorf beſitzt. Eine Fläche, welche aller Wahrſcheinlichkeit nach kurz vor dem dreißigjährigen Kriege abgeſtochen war, und um das Jahr 1850 als Torfſtich wieder in Angriff genommen werden ſollte, war in ihrer Oberfläche voll⸗ kommen wieder überwachſen, und zeigte ganz das äußere wilde Anſehen einer noch unberührten, mit Bruchhölzern aller Art beſtandenen Moorgegend. Als aber dieſe Fläche berodet, geebnet und von Neuem beſtochen ward, fand ſich in der Tiefe von 4“ der ältere Abſchnitt, — und zwar ſcharf begränzt. Der obere jüngere, ſeitdem regenerirte Torf war von Farbe gelblich⸗braun, das Wurzelgeflechte und die Mooſe noch erkennbar, und der geſtochene und getrocknete Torf blieb locker (foſe); der untere Urtorf da⸗ gegen war ſchwarz von Farbe, ſehr feſt, und das Wur⸗ zelgeflechte nicht mehr, oder doch kaum noch erkennbar.“ !- Mächtige Torflager von 10° und darüber find wahr⸗ ſcheinlich ein Werk von Jahrtauſenden, und die verhält⸗ nißmäßig ſchnelle Wiederausfüllung ausgeſtochener Gruben binnen wenigen Jahren, wie man dies an verſchiedenen Orten bemerkt haben will, iſt ſchwerlich Folge einer wirk⸗ lichen Regeneration, ſondern nur des hydroſtatiſchen Druckes der die Grube umgebenden Torfmaſſen, durch welchen ſie von unten her durch ſchon fertigen Torf wieder ausgefüllt 1. A. Koch, in Boll's Archiv V. 174 f. — Wahrſcheinlich verhält es ſich mit dem Torf des Alt⸗Warmbrücher Moores bei Hannover, der ſich binnen 50 Jahren regenerirt und eine Mächtigkeit von 4 bis 6“ erhalten haben ſoll, ganz ähnlich. — Einen ſehr originellen Einfall hatte J. Denſo: er wollte Torf⸗ ſoden in Moräſten pflanzen und daraus ſollte ſich dann bald ein brauchbares Torflager erzeugen (Denſo von den pommerſchen gegrabenen Seltenheiten, II. § 8, Stettin, 1748). 7 75 109 wird. Ueber die mitunter plötzlich binnen wenigen Stunden erfolgende Ausfüllung, wie man eine ſolche bei dem Dorfe Beel beobachtet hat, haben wir S. 80 ſchon geſprochen. Beherzigte man dieſen Umſtand, daß es zur Wieder⸗ erzengung eines brauchbaren Torfes eines fo langen Zeit⸗ raumes bedarf, würde man wahrſcheinlich mit den Torf⸗ ſtichen etwas planmäßiger verfahren, als dies in Meklen⸗ burg im Allgemeinen namentlich auf den ſtädtiſchen Ge⸗ bieten zu geſchehen pflegt, wo man hinſichtlich des Torfes ſo oft ein Verfahren befolgt, welches den früheren unverant⸗ wortlichen Waldverwüſtungen ebenbürtig an die Seite tritt. In den Gegenden, wo der Untergrund einen anſehn⸗ lichen Eiſengehalt beſitzt, wie dies in der meklenburgiſchen Haideebene der Fall iſt, wo ſo ſehr vieler roſtbrauner eiſenhaltiger Sand (die verrufene Fuchserde, plattdeutſch auch „Oord“ ! genannt,) vorkommt, bildet ſich in den Torfmooren und Wieſen das Raſeneiſenerz, — in Meklenburg gewöhnlich Eiſenklump, oder ſchlechtweg Klump genannt. In der Haidebene iſt es weit verbreitet und ſtellenweiſe maſſenhaft vorhanden, in anderen Gegenden des Landes tritt es mehr ſporadiſch an geeigneten Oert⸗ lichkeiten auf; auch in Holſtein, der Mark Brandenburg, * Pommern und Rügen iſt es nicht ſelten. Seine gegen⸗ wärtig noch ſtattfindende Bildung beweiſen z. B. nicht allein Holzſtückchen, die man — und zwar nicht petrificirt, — in ihm eingeſchloſſen ſieht, ſondern G. Brückner fand 1. Oord (zu ſprechen ürd,) wird die richtige Wortform ſein, da dieſer Sand im Hochdeutſchen auch hin und wieder „Ortſtein“ genannt wird; in Holſtein ſoll er Norr oder Ahl heißen. 2. Klöden zählt in ſeinen „Beiträgen u. ſ. w. IX. 46 ff. die dortigen Fundorte auf. 101 bei der Krenzliner Glashütte, ſogar einige Stücke Glasfluß von dieſem Erze überzogen. Von erſterem Falle theilte mir Herr v. Lützow noch kürzlich ein intereſſantes Stück zur Anſicht mit, welches in einer Wieſe auf ſeinem Gute Boddin gefunden worden war; daſſelbe war nicht ſehr feſt und ſchwer, voller kleiner Blaſenräume, und enthielt viele Reſte von Baumzweigen, die eine ganz zunderige Beſchaf⸗ fenheit hatten. Ueber das gelegentliche Vorkommen von Bern⸗ ſtein in dieſem Erz werden wir in einem ſpäteren Abſchnitte noch weiter berichten. — Was die äußere Geſtalt des Erzes bes trifft, jo hat es oft ein deutlich ſtrahlig⸗cryſtalliniſches Ge⸗ füge von metalliſchem Glanz, dem der Schwefelkiesnieren ſich nähernd. Oft hat es auch auf ſeiner Oberfläche nie⸗ renförmige Buckel, faſt als wäre die Maſſe weich geweſen, und hier und da durch Luftblaſen gehoben. Meiſt iſt es im Innern ſehr poröſe, auf den dichteren Stellen aber doch ziemlich feſt und im Bruche etwas glänzend. Selten, und vielleicht nur da, wo eine abhängige Lage die Ver⸗ miſchung mit Sand erleichtert, verdichtet es ſich zu einer dem eiſenſchüſſigen Sandſtein ähnlichen Maſſe, wie eine ſolche ſich z. B. am Sonnenberge bei Parchim in einer Ausdehnung von 200 Quadratellen findet. Wie das Erz durch chemiſche Umbildung aus jenem eiſenhaltigen Sande entſteht, indem Waſſer, welches mit Kohlenſäure geſchwän⸗ gert iſt, auf denſelben einwirkt, erklärt Prof. Göppert in folgender Weiſe: „Dies Waſſer nimmt aus dem Sande Eiſen auf, ſpäter entweicht die Kohlenſäure, Eiſenoxydhydrat ſchlägt ſich nieder, leicht lösliche, in den verrotteten Vege⸗ tabilien vorkommende phosphorſaure Verbindungen wer⸗ den zerſetzt und die Phosphorſäure tritt an das Eiſen, ſo 102 daß daraus ein Gemenge von Eiſenoxydhydrat und phos⸗ phorſaurem Eiſen entſteht, welchem als weniger weſentliche Beſtandtheile Sand, Thon, vegetabiliſche Subſtanzen u. ſ. w. beigemengt erſcheinen.“ Eine im Jahre 1859 unter Prof. Schulze's (in Roſtock) Leitung ausgeführte Analyſe » von Raſeueiſenerz aus der Haideebene ergab folgende Zuſammenſetzung deſſelben: 7,4300 hygroſkopiſches Waſſer, 12,7280 Hydratwaſſer, 21,6100 ſandige Kieſelerde, 3,0200 opalige Kieſelerde, 46,7520 Eiſenoxyd, 0,2720 Thonerde 4,7780 Manganoxyd, 0,1430 kohlenſaure Kalkerde, 0,0108 Magneſta, 2,6780 Phosphorſäure, 0,5782 Baryterde, nebſt Spuren von — Schwefelſäure u. ſ. w. 100, 0000. Baryterde ſcheint bisher noch durch keine andere Analyſe im Raſeneiſenſtein nachgewieſen zu ſein, wenigſtens ſchweigen alle anderen mir zu Gebote ſtehenden über dies Mineral gänzlich. „Dies überraſchende Vorkommen von Baryt (ſagt Schulze a. a. O.) veranlaßte mich, denſelben auch in anderweitigen meklenburgiſchen Erdgemiſchen auf⸗ zuſuchen, und ich fand auch in der That deutliche Spuren deſſelben gleich in der erſten beſten Modererde, die mir zur Hand war. Daß man ihn bei den gewöhnlichen Ana⸗ lyſen erdiger Foſſilien bisher meiſtens überſehen hat, er⸗ 1. Mitgetheilt im Archiv für meklenburgiſche Landeskunde 1859, S. 60. 103 klärt ſich aus dem gleichzeitigen Vorhandenſein ſchwefelſaurer Salze, welche bei der Behandlung der Erde mit Salzſäure die Bildung von ſchwefelſaurem Baryt bewirken, und dieſer bleibt bei dem von der Salzſäure nicht aufgeſchloſſenen Theile des Erdgemiſches, welcher in der Regel nicht weiter unterſucht wird. Die Gegenwart des Baryts in dem Raſeneiſenſtein würde auch mir wahrſcheinlich entgangen fein, wenn letzterer mehr als minutiöfe Spuren von Schwe⸗ felſäure enthalten hätte.“ — Auch kaum erkennbar geringe Spuren von Schwefel-Arfenit wurden bei dieſer Analyſe gefunden. | Es enthalten demnach 100 Theile dieſes Erzes faft 33% reguliniſches Eiſen, welches ſich nach einem an dieſe Analyſe anſchließenden Schmelzungsverſuche als ſehr brauch⸗ bar erwies, indem es ſich durch weiße Farbe, Härte und Leichtflüſſigkeit auszeichnete, und keineswegs kaltbrüchig war, wie man demſelben früher häuftg zum Vorwurf ge⸗ macht hatte. Ohne Zweifel iſt dies Eiſen einſtmals für die Be⸗ wohner unſerer Länder von ſehr großer Wichtigkeit geweſen, indem ſie, als ihnen auf Handelswegen noch kein auslän⸗ diſches Eiſen zugeführt wurde, ihre Waffen und ander⸗ weitigen eiſernen Geräthſchaften aus dieſem Erze ſelbſt ſchmiedeten. Zwar meldet uns die Geſchichte aus alter Zeit nichts von einer ſolchen Induſtrie, aber wir finden die Beweiſe für dieſelbe noch jetzt in den z. B. in Me⸗ klenburg und Pommern vorhandenen Schlackenhalden, ' auf denen das Ausſchmelzen und Verarbeiten des Eiſens 1. Liſch in den Schweriner Jahrbüchern XXV. 250, Lenz in den Baltiſchen Studien I. 328. 104 an offenen Feuern vorgenommen worden iſt. „Durch Zufall oder Belehrung (ſagt Lenz a. a. O.) mochten un⸗ ſere Vorfahren darauf verfallen, dieſen wenig ökonomiſchen Gebrauch von dem Erze zu machen. Bei den reichen Holzvorräthen, welche damals noch in unſeren Ländern vorhanden waren, war es leicht, in einer nahe am Holze aufgeworfenen Sandgrube die Eiſenerze zum Schmelzen zu bringen, zumal wenn man erſt mit den roheſten, leicht zu erlernenden Kunſtgriffen auf's Reine gekommen war. Aber bei dieſem unvollkommenen Betriebe blieb in den Schlacken ein fo großer Theil des Eiſens (30 bis 40%ĩ) zurück, daß in neuerer Zeit ſolche Schlacken auf den Eiſen⸗ hüttenwerken mit großem Nutzen zum zweiten Male be⸗ arbeitet worden ſind.“ In Dänemark iſt, wie Forchhammer berichtet,“ die Ausſchmelzung dieſes Erzes in der eben bezeichneten Weiſe noch in hiſtoriſcher Zeit der Gegenſtand der häuslichen Induſtrie beinahe eines jeden Mannes ge⸗ weſen, und hat dort nur wegen Holzmangel aufgehört, während eben dieſe Induſtrie in Norwegen und Schweden durch die größeren Fabriken in einzelne von der übrigen Welt beinahe abgeſchloſſene Thäler zurückgedrängt ſei. Noch jetzt, meint Forchhammer, gäbe es in Scandinavien Orte, wo der Bauer das Eiſen, deſſen er bedürfe, ohne allen Zweifel auf dieſelbe einfache Weiſe ausſchmelze, die einſt der Odiniſche Stamm eingeführt habe. In der früheſten geſchichtlichen Zeit finden wir einige urkundliche Hindeutungen auf Eiſengewinnung in Meflen- . In den Hamburger kritiſch⸗ literariſchen Blättern 1844, S. 762 ff. 105 —— burg und Pommern. . Zu einer wirklich kunſtgemäßen Ausbeutung des Erzes ſind in Meklenburg aber erſt zwiſchen den Jahren 1513 und 1770 mehrfache Verſuche durch Anlegung von Eiſenhütten zu Grabow, Neuſtadt, Dömitz, Wittenburg und Zarentin gemacht worden.? Aber wie alle induſtrielleu Unternehmungen der herzoglichen Kammer einen ſehr ſchlechten Fortgang zu nehmen pflegten, ſo auch dieſe. Alle jene Anlagen waren daher nur von kurzem Beſtand, und gingen, nachdem ſie, ſtatt Gewinn abzuwerfen, bedeutende Zuſchüſſe gekoſtet hatten, immer ſehr bald wieder ein. — Gegenwärtig wird der Raſen⸗ eiſenſtein in Meklenburg nur noch als Baumaterial benutzt. Bei der Armuth der Haideebene an Geröllen iſt er dort als ſolches ſehr wichtig geworden, indem man ihn nicht allein zu den Fundamenten verwendet, ſondern ſogar ganze Bauwerke aus ihm aufführt, wie denn z. B. in Ludwigsluſt die beiden Glockenthürme, die Mauer des ww 1. Allzuviel Gewicht darf auf die in den Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts gelegentlich auftretenden ferrifodinae wohl nicht gelegt werden. Man ſuchte ſich in dieſen Docu⸗ menten den Beſitz nach allen Seiten hin möglichſt zu ſichern, und ſo kamen denn in die Urkunden Dinge mit hinein, die wirklich noch gar nicht auf dem in Frage ſtehenden Boden auf⸗ gefunden waren, von denen man aber hoffen mochte, daß ſie dort noch entdeckt werden könnten. Dies iſt aber in manchen Fällen gewiß nicht geſchehen, wie z. B. mit den argentifodinis, welche 1269 neben den ferrifodinis dem pommerſchen Kloſter Belbuk verliehen werden, und den auri argentique fodinis, nebſt jeglicher Art von Erz, Metall oder Edelſteinen, mit denen im Jahre 1260 der Biſchof von Samland in Preußen durch den deutſchen Orden begabt wird. 2. Siehe über dieſelben Liſch in den Schweriner Jahrb. VII. 51 ff. 10 Friedhofes und die Stadtmauer (mit Ausnahme der aus Backſteiuen beſtehenden Zwiſchenpfeiler,) aus dieſem Ma⸗ teriale errichtet worden ſind. Ueber die Geſchichte dieſer Bauten berichtet das Ludwigsluſter Wochenblatt im Jahre 1857 Folgendes: „Die älteren Einwohner des Ortes werden ſich noch der Zeit erinnern, wo Ludwigsluſt keine Mauern hatte, ſondern ihn Paliſaden umgaben, welche etwa vom Schweriner Thor nach dem Grabower, und von da nach dem Hamburger gegangen ſein mögen. Das Holz zu dieſen Paliſaden wurde meiſt von einer großen Eiche am Techen⸗ tiner Wege genommen, welche der Sturm umgeſtürzt hatte. Die erſte Befriedigung durch eine Raſeneiſenſtein⸗Mauer wurde am Kirchhofe gemacht um's Jahr 1791 und 1792. Zugleich wurden die beiden Glockenthürme errichtet, früher hatten nur hölzerne da geſtanden. Die Glockenthürme wurden ägyptiſch gebaut und die Glocken wurden aus der Kirche zu Techentin bei Goldberg weggeholt, was Beides lehr⸗ haft für die damalige Zeit. Am letzten Abend des Jahres 1793 läuteten die Glocken zum erſten Male auf dem neuen Thurm. Sie haben aber 1824 umgegoſſen werden müſſen, welches der Kirche 1288 Thlr. alten Geldes gekoſtet hat. Im Jahre 1822 begann der Bau der eigentlichen Orts⸗ mauer am Grabowſchen Thore, etliche Jahre vor dem Bau der Chauſſee nach Grabow; wo man jetzt leicht da⸗ hinrollt, pflügte man damals durch den tiefen, tiefen Sand, der von jener Art war, welche man als „mahlenden“ bezeichnet; wo es damals wüſte und öde ausſah, blühen jetzt rechts und links, beſonders ſchön im Garten der Villa, duftige Fliederbüſche. Sieben Jahre iſt an der Mauer gebaut, zu welcher die Bauern den Klump brachten, der ihnen auf den 107 Wieſen nur im Wege war. So kam unſere Mauer zu Stande, die ein ganz hübſches Ausſehen hat durch die Verbindung des dunklen Eiſengeſteins mit der hellen, rothen Backſtein⸗Einfaſſung. Ringsum ſind Bäume gepflanzt, doch iſt eine rechte Allee, namentlich auf der öſtlichen Seite, nicht zu Stande gekommen. Auf dieſer Seite wird die Mauer ſtreckenweiſe durch die Caſernenſtälle gebildet.“ Mit dem Raſeneiſenſtein vergeſellſchaftet findet man mitunter auch ein phosphorſaures Eiſenorydulhydrat. Das⸗ ſelbe zeigt ſich als Viviniat nur ſehr ſelten in ſehr kleinen, ſchön dunkelblauen, glänzenden Cryſtallen auf dem Erz. Etwas häufiger erblickt man auf letzterem einen Anflug von erdigem Eiſenblau (natürlichem Berliner⸗ blau), welches mitunter auch in größerer Menge für ſich allein im Torf und Moder vorkommt. Es iſt, ſo lange es der Luft nicht ausgeſetzt wird, eine weiße krümelige Maſſe, die ſich aber an der Luft bald indigoblau färbt, indem ſich das phosphorſaure Eiſenoxydulhydrat durch Auf⸗ nahme von Sauerſtoff aus der Atmoſphäre in phosphor⸗ ſaures Eiſenoxydocydul⸗Hydrat umwandelt. Zufluß von eiſenhaltigem Quellwaſſer zu den bezeichneten Lagern, dem auch der nicht ſelten in Torfgräben ſich abſetzende roſt⸗ farbene Eiſenocker ſeinen Urſprung verdankt, ſcheint die Urſache der Bildung dieſes Minerals zu ſein. — Auch Roth⸗Eiſenocker fand ſich mit dem erdigen Eiſenblau zuſammen einmal in großer Menge bei Kraak (in der Haide⸗ ebene) im moorigen Boden. Er war von erdiger Be⸗ ſchaffenheit, mattem Ausſehen und ſeine Farbe glich ganz der des bei der Darſtellung der Schwefelſäure zurückblei⸗ beuden Eiſenoxyduls, — des caput morluum der Apo⸗ 108 theken. — Nur ein einziges Mal iſt mir Moorkupfer, eine ſehr lebhaft gefärbte blaugrüne erdige Maſſe, vor⸗ gekommen; ich beſitze ſie aus einem Torfmoor bei Wolde, weiß aber über ihre Lagerungsverhältniſſe und muthmaßliche Entſtehung nichts weiter zu berichten. Wahrſcheinlich fehlen Eiſenvitriol und Schwefelkies, die in manchen Gegenden jo häufig find, daß dort eine techniſche Benutzung des fo» genannten „Vitrioltorfes“ ſtattfindet, . auch in unſeren Torflagern keineswegs gänzlich, indem ich mich erinnere, früher Torfſtücke hier geſehen zu haben, welche in ihrem Ausſehen darauf hindeuteten, — beſtimmtere Nachweiſungen aber vermag ich nicht darüber zu geben. Von dem Vorkommen noch anderer dem Torf, Moder und Wieſenkalk ſelbſt angehöriger Mineralien iſt mir aus Meklenburg nichts weiter bekannt geworden. Dieſe Neu⸗ bildungen ſind aber auch die Lagerſtätte gar mancher durch den Zufall in ſie hineingelangter Dinge, deren recht ſorgfältiges Studium zwar von großem Intereſſe wäre, bis jetzt aber noch ſehr vernachläſſigt geblieben iſt. Denn die einzigen Leute, die dergleichen Dinge zu entdecken ver⸗ mögen, — die Torfgräber und die beim Auskarren des Moders beſchäftigten Tagelöhner, — ſind ihrer gänzlich vernachläſſigten Bildung wegen ohne alles Intereſſe an ſolchen Funden und beachten ſie entweder gar nicht, oder zertrümmern ſie muthwillig. Nur in den ſelteneren Fällen, wenn ſich ihren Blicken etwas ſeiner Form oder ſeines Stoffes wegen ganz beſonders Auffallendes darbietet, halten ſie ein une Stück an und nehmen es mit nach Haufe, 1. Dr. F. Senft, die 2 1535 Marſch⸗, Torf: und Limonit⸗ Bildungen, Leipzig 1862, 109 aber auch von dieſen Dingen kommt aus Nachläſſigkeit oder Mißtrauen der Finder nur der geringere Theil endlich in die rechten Hände, — in die Hände des Naturforſchers und des Alterthümlers. Zahlloſe Dinge, welche auf die Naturkunde und Culturgeſchichte unſeres Landes gar manches Licht werfen könnten, gehen jährlich auf dieſe Weiſe in Meklenburg verloren. | Was ſich an ſolchen zufälligen Einſchlüſſen im Torf, Moder und gelegentlich auch im Wieſenkalk findet, find theils Reſte von Thieren und Menſchen, theils Artefacte und Spuren von menſchlicher Thätigkeit. Die thieriſchen Reſte gehören theils ſolchen Arten an, wie ſie noch jetzt in unſerem Lande leben, theils aber einigen großen Vierfüßlern, von welchen einige hier er⸗ weislich ſchon längſt ausgerottet ſind, andere aber nur in vorhiſtoriſcher Zeit hier gelebt zu haben ſcheinen, da ges ſchichtliche Zeugniſſe für ihre frühere hieſige Exiſtenz gänz⸗ lich fehlen. Zu dieſen verſchollenen Größen gehört der Ur (Bos urus oder primigenius), flaviſch tur genannt, von deſſen früherem Daſein in Meklenburg directe ge⸗ ſchichtliche Zeugniſſe fehlen, welches aber durch Hörner, Zähne, Schädel und Knochen deſſelben hinreichend bewieſen wird, die ſich eben nicht ſelten in unſeren Mooren finden, und von denen das Antiquarium zu Schwerin ſchöne Stücke aufbewahrt. Wahrſcheinlich hat dieſer große Vier⸗ füßler noch in den ſlaviſchen Zeiten hier gelebt, da manche Localnamen auf denſelben hindeuten, wie z. B. die in der älteren Landesgeſchichte vorkommenden Gaunamen Ture, Turne, die Dorfnamen Turow, Tur-bor (d. h. Ur⸗Haide, — jetzt: Törber), Tur-glowe (d. h. Ur⸗Kopf, — jetzt: 110 Turlow) und der ſich in Meklenburg, in der Mark und in Pommern ſo oft wiederholende Name „das Tur⸗ oder Thür⸗Bruch; das Thurbruch auf der Inſel Uſedom kommt urkundlich ſchon im Jahre 1239 als „Wald⸗Thura“ vor. Von den Reſten zweier anderer Stierarten, die außer denen des Ur in den däniſchen Torfmooren noch vor⸗ kommen, iſt in Meklenburg noch nichts nachgewieſen. Da beide früher in Europa eine weitere Verbreitung gehabt, ſo iſt wohl anzunehmen, daß ſie auch in unſerem Lande nicht gefehlt haben werden, ſondern nur noch nicht beob⸗ achtet worden ſind. — Es ſind dies der Bos frontosus Nils., welcher in der Schweiz in der Simmenthaler⸗Saaner Rindviehrace noch fortleben ſoll, und das Wiſent (Bison europaeus, polniſch: zubr), welches letztere ſogar bis nach der Mitte des 14. Jahrhunderts in Hinterpommern gelebt hat, da noch der Herzog Wartiſlaw V. ein Exemplar des⸗ ſelben (vielleicht das letzte!) erlegte und aus deſſen Horn ein Trinkgefäß anfertigen ließ, welches er im Jahre 1373 dem Dome zu Camin vermachte. Gegenwärtig exiſtirt dieſe Art noch lebend in Lithauen im Walde von Bialowice. — Von einer vierten Rinder⸗Art oder Abart, dem Bos brachyceros, welche noch jetzt in der Schweiz und in Algier lebt, iſt bei Penzin ein Schädel im Moder ge⸗ funden worden.? Ausgerottet in Mellenburg iſt ferner der Bär, und zwar iſt der letzte um die Mitte des vorigen Jahrhunderts bei dem Dorfe Mölln unweit Pentzlin erlegt worden, wie 1. Th. Schmidt, zur naturgeſchichtlichen Statiſtik der in Pommern ausgerotteten Säugethiere. Stettin 1856, S. 1 ff. 2. Schweriner Jahrb. XXIX. 280. 111 die noch jetzt dort lebende mündliche Ueberlieferung meldet. Wahrſcheinlich war derſelbe (ſo wie auch die um dieſelbe Zeit noch in Pommern erlegten, ) nur ein Nachkomme von eingewanderten Bären, die in Folge der vielen Kriege, welche im 17. und 18. Jahrhundert Norddeutſchland ver⸗ wüſteten, aus Polen herübergeſtreift waren. Denn da der Bär von keinem unſerer älteren meklenburgiſchen Schrift⸗ ſteller als einheimiſch erwähnt wird, und auch Kantzow und Micrälius, von denen erſterer zur Reformationszeit und letzterer während des 30 jährigen Krieges ſchrieb, den Bären auch in Pommern nicht mehr als einheimiſch auf⸗ führen, ſo ſind die alten einheimiſchen Bären wahrſchein⸗ lich ſchon ſehr frühzeitig hier ausgerottet worden. Daß ſolche hier einſtmals wirklich vorhanden waren, und zwar noch in den ſlaviſchen Zeiten, darauf deutet der Dorfname Medewede (jetzt zu Medewege verfälſcht,) hin, in welchem ſich das flaviſche medwed (der Bär) gar nicht verkennen läßt.“ Dieſen „alten eingeborenen“ Bären, — und nicht jenen ſpäter „recipirten“, ſchreibe ich die Bärenreſte zu, welche hin und wieder in den Torfmooren gefunden werden, wie z. B. im Jahre 1824 ein ſehr ſchöner Schädel bei Neukalen. Viel zahlreicher als die Reſte der ſchon genannten Thiere werden Zähne, Knochen und Schaufeln des Elenns im Torf und Moder gefunden, beſonders die letzteren, 1. Schmidt a. a. O. S. 14. 2. Ebenſo wenig in dem pommerſchen Madüe⸗See, ſ. oben S. 61 Anm. — Localnamen aber, wie Bärberg, Bärenſoll, Behrenbruch und ähnliche find auf das Wort Beer (althoch⸗ deutſch ber, angelſächſiſch bar, nr boar) d. h. der Eber, zu⸗ rückzuführen. 112 weil fie durch Größe und eigenthümliche Geſtalt ſelbſt die Aufmerkſamkeit der Laien zu reizen pflegen. Ich beſitze i eine 4° tief im Torfe unfern des Landgrabens bei Treptow gefundene, ausgezeichnet ſchön erhaltene Schaufel, welche nur 1% Fuß breit“ und 3 Pfund ſchwer iſt, und offenbar einem jungen Thiere angehört hat; es kommen aber auch Exemplare vor, die ſich 3“ und noch darüber ausbreiten und in ſolcher Größe ſollen ſie im friſchen Zuſtande ein Gewicht von 20 Pfund erreichen. — Nicht minder häufig, wie in Meklenburg, werden Elennreſte in der Mark und in Pommern gefunden, und in letzterem Lande war dies Thier ſchon zur Reformationszeit in die an Polen grän⸗ zenden Sumpfgegenden Hinterpommerns zurückgedrängt, = wo es jetzt aber auch ſchon verſchwunden iſt. Geſchicht⸗ liche Zeugniſſe für ſein früheres Leben in Meklenburg ſind mir nicht bekannt. — In Deutſchland kommt es noch in Oſtpreußen in der Ibenhorſter Forſt vor, in Dänemark aber fehlt es jetzt gänzlich und auch in Norwegen war es in neuerer Zeit in Gefahr ausgerottet zu werden, was aber durch den geſetzlichen Schutz, unter den es geſtellt ward, verhindert worden iff. * Gleichfalls gar nicht ſelten, aber in Meklenburg bis 1. Ein zweites Exemplar meiner Sammlung wurde im Moder bei Thalberg unweit Treptow gefunden, ein drittes bei Gevezin, ein viertes bei Gädebehn (unweit Neubrandenburg), Nr. 5 und 6 (zuſammen gehörig) bei Malchin, — alle im Moder; mit Ausnahme der beiden Malchiner Exemplare, die noch auf dem Schädelknochen feſtſitzen, find alle anderen von dem le⸗ benden Thiere abgeworfene. 2. Schmidt a. a. O. S. 3, 3. Froriep, Tagesberichte u. ſ. w. 1851, Nr. 395 S. 176. 18 auf die neueſte Zeit unbeachtet geblieben, ſind die in den alluvialen Neubildungen vorkommenden Rennthierge⸗ weihe. Nachdem im Jahre 1838 zuerſt bei Gerdshagen unweit Güſtrow 24° tief im Moder ein ſolches gefunden und vom Herrn A. R. Liſch im Jahre 1846 richtig ge⸗ deutet worden war, " find deren in Meklenburg noch entdeckt worden: zu Badreſch unweit Friedland 10“ tief im Moder, zu Bützow drei Exemplare im Torf, zu Gäde⸗ behn bei Stavenhagen, zu Güſtrow 15° tief unter Wieſen⸗ kalk auf Ziegelerde liegend, zu Hinrichshagen bei Woldeck im Moder, zu Karlow bei Rehna 8° tief auf dem Boden eines Moores, bei Kölpin unweit Neubrandenburg im Moder, bei Lapitz unweit Pentzlin 5 tief am Grunde eines auf ſogenanntem Schindel ruhenden Torflagers, bei Lutters⸗ dorf unweit Wismar im Torf, bei Mallin unweit Pentzlin unter Wieſenkalk, bei Miltzow unweit Woldeck, bei Grabow, Vietſchow, Boddin (drei Geweihe), Wakendorf, Petersdorf (zwei Geweihe), Wismar (?) und nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Oberförſter Müller in Hinrichs⸗ hagen auch bei Polchow unweit Lage, — im Ganzen alſo ſchon 24 Geweihe. 2. — Auch in Holſtein ſind Renn⸗ thiergeweihe gefunden worden; * desgleichen in Pom-⸗ 1. Schweriner Jahrb. XI. 496. — Alle Geweihe, welche ich aus Meklenburg und Pommern geſehen habe und eben ſo auch das in Archiv V. abgebildete Exemplar, ſo wie das in Okens Iſis 1829 Taf. 1 dargeſtellte bei Köſtritz gefundene zeichnen ſich durch ihren ſehr kleinen Roſenſtock aus, der auch bei den in Lappland lebenden Thieren ſehr unbedeu⸗ tend ſein ſoll. 2. Schweriner Jahrb. XXVI. 299. XXVIII. 323. XXIX, 282 f. XXXI. 119 f. — Boll, Archiv XVI. 171. 3. Bericht des geognoſt. Vereins für die baltiſchen Länder. es 1 8 5 9 gnof s für d ſch 8 114 mern bei Janſchendorf unweit Demmin im Moder, “ bei Greifswald,“ bei Cummerow in Hinterpommern, bei der Stadt Bütow im Wieſenkalk auf dem Boden eines abgelaſſenen Gewäſſers;“ ferner in Preußen; in Liv⸗ land bei Alt⸗Kaipen 12° tief im Torf und in Kurland im Wihdel⸗See.“ — Da in allen Fällen, in welchen die Lagerungsverhältniſſe dieſer Geweihe genauer beobachtet worden ſind, letztere immer in oder unmittelbar unter Torf, Moder oder Wieſenkalk lagen * und alle mir zu Geſichte gekommenen (wie auch das bei Luttersdorf ge⸗ fundene) abgeworfene, nicht abgebrochene Geweihe ſind, ſo erhellt daraus unwiderleglich, daß das Rennthier in den früheſten Zeiten der jetzigen alluvialen Erdbildungsperiode ein Bewohner der ſüdbaltiſchen Länder geweſen iſt. Schädel des in Holſtein, Meklenburg und Pommern ausgerotteten Bibers ſind z. B. in Holſtein bei Kappeln im Moore, » in Meklenburg, wo dies Thier erſt gegen 1. Boll, Archiv XVI. 172. 2. Okens Iſis 1829 S. 417. . Schweriner Jahrb. XVII. 410, 4. Nach einer Mittheilung des Herrn Forſtmeiſter Wief e in Greifswald, wo ſich auch das Geweih im Univerſttätsmuſeum befindet. 8. Schriften der phyſ. ökon. Geſellſch. in Königsberg J. 148. d. Archiv für die Naturkunde Eſth⸗, Liv⸗ und Kurlands, 1. Serie, Bd. 2, S. 587. 7. Nur das bei Wakendorf gefundene Geweih (Schwer. Jahrb. XXXI. 119) ſcheint eine Ausnahme zu machen, indem es unter einer circa 8“ mächtigen weißen Thonſchicht lag, die ihrerſeits wieder von einem Torfmoor bedeckt wird. Dieſer Thon aber könnte vielleicht ſelbſt eine alluviale Bildung ſein, zu einer Zeit entſtanden, als das Torfmoor noch ein offener See war, ö s. Kieler Schulzeitung 1855 Nr. 33. 8 8 115 das Ende des vorigen Jahrhunderts ausgerottet iſt, bei Warnow,» wund in Vorpommern bei Treptow 2 gefunden worden. — Reſte des Wolfes und Luchſes, welche gleichfalls erſt im vorigen Jahrhunderte aus unſerer Fauna verſchwunden ſind, haben in Meklenburg noch keine Be⸗ achtung gefunden; fehlen werden ſie in unſeren alluvialen Lagern wohl gewiß nicht. Hinſichtlich des Erhaltungszuſtandes der er⸗ wähnten thieriſchen Reſte ſcheint ein beträchtlicher Untere ſchied darin obzuwalten, je nachdem ſie im Torf oder im Moder liegen.“ In erſterem conſerviren ſie ſich weit beſſer, was mir beſonders bei den Elennſchaufeln aufge fallen iſt, die im Moder immer brüchig ſind, indem die innere Knochenmaſſe mitunter ſo völlig vergangen iſt, daß die Schaufel ſelbſt in zwei Platten auseinanderklafft; das einzige Exemplar dagegen, welches ich aus dem Torfe bes 1. Boll, Archiv X. 73. XI. 9. 2. Mittheilung des Herrn L. Heydemann in Thalberg. 3. Der Luchs iſt in ganz Deutſchland faſt ausgerottet. In Oſtpreußen ward noch im Jahre 1862 einer erlegt (Mit⸗ theilung des Herrn Forſtmeiſter Wieſe), im öſterreichiſchen Schleſten 1852 (Bericht über die öſterr. Literatur der Zoologie u. ſ. w., Wien 1855, S. 10), in Württemberg der letzte im Jahre 1846 (Württemb. naturwiſſ. Jahreshefte II. 128), im Harz 1818, in Meklenburg 1758, in Weſtphalen 1745 (Zoolog. Garten VII. 432), in Pommern 1738 (Th. Schmidt a. a. O. S. 11). Nur in Niederöfterreich und in Krain kommt er ge⸗ legentlich noch vor (Berichte über die Mittheilungen Wiener Freunde der Naturw. IV. 167. Zoolog. botan. Geſellſchaft in Wien X. 60). 4. Eine beſtimmte „poſtdiluviale Periode“, wie Liſch die⸗ ſelbe in den Schwerin. Jahrb. XXꝰXI. 116 f. abgränzen will, läßt ſich aus dem verſchiedenen Erhaltungszuſtande der Knochen ſchwerlich ableiten! 8* 116 ſitze, ift völlig unverſehrt und ſcheint ſelbſt an feinem Ge wichte wenig oder gar nichts verloren zu haben. — Daß übrigens ſo viele dieſer großen Thiere in den Torf hinein geriethen und darin ihren Untergang fanden, erklärt ſich wohl zum Theil daraus, daß dieſe Moore ſich damals noch in dem Stadium der Fennbrücher befanden, deren dünne Decke die Laſt dieſer Vierfüßler nicht zu tragen vermochte, wenn dieſelben ſo unvorſichtig waren im Eifer der Verfolgung oder der Flucht darüber hineilen zu wollen. Menſchliche Gebeine ſind in Meklenburg, ſo viel ich weiß, noch nicht im Torfe beachtet worden, wohl aber in der Mark Brandenburg in den Zorflagern des havel⸗ ländiſchen Luch's, wo zwei Schädel mit auffallend niedriger Stirne zu Tage gefördert worden find; !- aber Spuren davon, daß Menſchen auf oder in der Nähe der ſich bil⸗ denden Moore ihr Weſen getrieben haben, ſind auch in Meklenburg ſchon ſehr viele gefunden. Dahin gehören nicht allein die aus den Torflagern zu Tage geförderten Werkzeuge aus Knochen, Horn, * Stein und Bronce 3. ges fertigt, ſondern ohne Zweifel auch die vereinzelten Gerölle, welche in der Größe von einer bis zwei Fauſt nicht ſelten darin vorkommen, und die entweder als Schleuderſteine 1. Zeitſchrift der deutſchen geolog. Geſellſchaft VIII. 154. e. Eine ſehr zierliche, aus Horn gefertigte Lanzenſpitze wurde 1850 bei Neubrandenburg 8’ tief im Torf gefunden; fie wurde an die antiquariſche Sammlung in Neuſtrelitz abgegeben, iſt dort aber wieder verloren gegangen. — Eben daſelbſt ward 1866 vier Fuß tief, unter dem Torf im Sande ein ſehr ſchöner, ſcharf geſchliffener Steinmeißel gefunden. s. Eine bronzene Handberge ward in Pommern bei Cöslin 18“ tief im Torfmoor gefunden, desgl. bei Jarmen 8“ tief ein Dolch. 117 beim Werfen nach Waſſervögeln, oder als Netzſenker gedient haben, als man auf den noch offenen Waſſerbecken Fiſcherei betrieb. Denn daß manche unſerer großen Moore ſolche geweſen und einſtmals mit Kähnen befahren worden ſind, daran iſt ſeit der vor etwa 10 Jahren geſchehenen Auffin⸗ dung eines ganzen Blockkahns in der Malchiner Torfwieſe bei der Ausgrabung des zum Cummerower See führenden Canales gar nicht mehr zu zweifeln.“ Schifffahrtiſt aber auf dieſen früheren Binnengewäſſern nachweislich niemals ge⸗ trieben worden, und alle Ueberlieferungen über Auffindung von Schiffskielen, Maſtbäumen und Ankern in unſeren Niederungen, welche ſeit etwa hundert Jahren im Umlauf geweſen ſind, entbehren aller thatſächlichen Begründung und verdanken ihren Urſprung wohl alle nur einer im Jahre 1771 durch Maſch zuerſt in's Leben getretenen Hypotheſe, nach welcher noch um das Jahr 1000 nach Chriſtus eine lange ſchmale Oſtſeebucht über Demmin, Treptow, Neubrandenburg bis nach Prilwitz (Rethra) ſich in das Land hinein erſtreckt haben ſoll, — eine Annahme, die ſchon allein durch die Thatſache in Nichts zerfällt, daß der Tolenſeſpiegel eirca 45“ über dem Niveau der Oſtſee liegt. Denn wenn auch die Sohle einzelner zur Oſtſee oder in Binnenſeeen ausmündender Moore, z. B. an der 1. Leider iſt auch dieſer Blockkahn ſogleich von den Arbeitern vernichtet worden, wie mir Herr Ingenieur F. Scheven, der ihn ſelbſt geſehen, erzählt hat. Ein Dollen war ſchon im Jahre 1842 im Torfmoor bei Tribſees 6“ tief gefunden worden. — Auch zu Saabor in Schleſien wurden 1853 zwei Blockkähne 3! tief im Torf gefunden (32. Jahresbericht der Schleſ. Geſell. für vaterländ. Cultur S. 56). 118 unteren Rekenitz, der unteren Warnow und bei Doberan ſo niedrig liegt, daß ſie einſtmals Meeresbuchten geweſen ſein könnten, ſo war dies doch nicht mehr zu der Zeit der Fall, als die menſchliche Bevölkerung hieſelbſt in ihrer Bildung ſo weit vorgeſchritten war, daß ſie den Bau größerer Fahrzeuge hätten unternehmen können. Beſtimmte Zeugniſſe dafür, daß jene Niederungen zu einer geſchichtlich noch feſtzuſtellenden Zeit noch offene Buchten waren, wie wir ſolche z. B. für zwei Torfmoore auf Fühnen und auf dem ſchleswigſchen Sundewitt beſitzen, fehlen uns für Me⸗ klenburg gänzlich. Auf der Inſel Fühnen wurde nämlich ein Boot mit gothiſchen Eiſenwaffen und römiſchen Münzen aus dem 3. Jahrhunderte nach Chr. in einem Torfmoore gefunden, und bei Weſterſchnabeckim Sundewitt im Jahre 1859 (gleichfalls im Torf) ein 36 Schritte langes und 5 Schritte breites Kriegesſchiff, welches Waffen, Pferde⸗ gerippe und römiſche Münzen aus dem 2. und 3. Jahr⸗ hunderte n. Chr. enthielt. Eine recht ſorgfältige Beachtung der Lagerung ver⸗ hältniſſe aller zufälligen Einſchlüſſe des Torfes und Wie⸗ ſenkalkes würde wahrſcheinlich zu manchen intereſſanten hiſtoriſchen Ergebniſſen führen, indem durch Einlagerung in den verſchiedenen älteren oder neueren Schichten dieſer beiden Neubildungen, in welchen ein Hinabſinken der zu⸗ fällig in ſie hineingekommenen Gegenſtände wenigſtens 2. Maurer, im Ausland 1864 S. 914. — Das Kriegsſchiff mit ſeinem Inhalte ward in Flensburg aufgeſtellt, — ob es hernach während des Krieges durch die Dänen, gleich vielen andern intereſſanten Alterthümern, von dort entführt iſt, habe ich nicht in Erfahrung gebracht. 119 nur in beſchränktem Maße ſtattfinden konnte, einige Anhalts⸗ punete für die relative Zeitfolge des Auftretens der größeren Vierfüßler und der Menſchenragen gewonnen werden könnten. Wir würden daraus z. B. vielleicht entnehmen können, ob das Rennthier, welches (wie die Funde zu Güſtrow, Karlow, Lapitz und Mallin zeigen,) nebſt dem Menſchen ſchon beim Beginne der Torfbildung vorhanden war, die älteſte menſchliche Culturperiode noch überlebt habe, ob in eben dieſer Periode, wie es ſcheint, die vierfüßigen Haus⸗ thiere (excl. des Hundes) noch fehlten, — ob zwiſchen den Menſchen der Stein⸗ und der Bronceperiode ein weſent⸗ licher Unterſchied ſtattfand, — u. ſ. w. u. ſ. w. Doch wir haben mit dieſen Fragen ſchon das Gebiet einer anderen Wiſſenſchaft, — der Alterthumskunde, — überſchritten, welche hier unmittelbar an das Gebiet des Geognoſtengränzt. Dieſe Gränzlinie wollen wir achten, denn wenn es in Meklenburg glücklicherweiſe wenigſtens für die Wiſſenſchaft keinen Zunftzwang giebt, ſo kennen wir doch den Nutzen, welchen Theilung der Arbeit gewährt, zu wohl, als daß wir nicht den Alterthumsforſchern die Beantwortung jener Fragen bereitwilligſt überlaſſen ſollten, zumal, da wir vor unſerer eigenen Thüre noch ſo unendlich viel zu fegen haben. Nur einen einzigen hiſtoriſchen Rückblick wollen wir uns noch erlauben, bevor wir von den alluvialen Bildungen gänzlich Abſchied nehmen und zur Betrachtung der diluvialen Lager übergehen. Hätten wir eine ganz neue, recht ge⸗ naue Specialcharte von Meklenburg, welche wir neben die 70 bis 80 Jahre ältere Schmettau'ſche legen könnten, ſo 120 würde eine Vergleichung beider uns ſchon ein Vorſchreiten der alluvialen Neubildungen auf Koſten der Waſſerbecken in dieſem kurzen Zeitraume erkennen laſſen. In wie viel ſtärkerem Grade aber würde dies noch der Fall ſein, wenn wir eine Charte aus jener Urzeit beſäßen, in welcher der flüchtige Fuß des Rennthieres noch über dieſen Boden dahineilte? Wo jetzt kleine iſolirte Torfwieſen liegen, würden wir Teiche und Sölle erblicken, ſtatt der großen Niederungen an den Ufern unſerer Flüſſe, ſeeförmige, aus Mangel an Gefäll entſtandene Waſſeranſammlungen, in welchen ſich die Flüſſe verloren, um erſt am entgegenge⸗ ſetzten Ende derſelben gleichſam von Neuem zu entſpringen, wie dies z. B. noch jetzt mit der Havel oberhalb Fürſten⸗ berg und unterhalb Oranienburg der Fall iſt; aber auch ſehr anſehnliche Seeflächen, ſo groß und größer wie die Müritz, würden wir z. B. in der Lewitz, in der großen Friedländer Wieſe, im havelländiſchen Luch antreffen, zum Theil überſäet mit größeren und kleineren Inſeln, welche jetzt als kleine Landrücken oder als bloße Horſte aus der grünen Wieſenfläche hervortreten. — Kurz, könnten wir uns noch einmal in jene Zeiten zurückverſetzen, in denen jene langſam aber ſtetig wirkenden Naturkräfte, denen wir die alluvialen Neubildungen verdanken, eben erſt ihr Spiel begonnen hatten, ſo würden wir in vielen Fällen den ganzen landſchaftlichen Character um uns herum ſo ſehr verändert finden, daß wir ſelbſt die eigene heimathliche Gegend nicht wieder zu erkennen vermöchten. a 19] 3. Die gewilter der Jahre 1864-66. Von | | Dr. €. Boll, (Vergl. Archiv XVIII. 159 ff.) 1864. Beobachtungsorte: Friedrichshöhe bei Roſtock (J. Ritter), Hinrichshagen bei Woldeck (Prozell), Ludwigsluſt (Dr. C. Brückner), Malchin (F. Timm), Neubrandenburg (E. Boll), Wölſchendorf bei Rehna Brockmüller). März. 7. (Friedrichshöhe Abends 6 U. im NW. Wetterleuchten.) 9. Hinrichshagen 26/27. Neubrandenburg des Nachts. April. 5 2. Stavenhagen. 26. Friedrichshöhe Nachmittags 6 Uhr aus S. nach O., Malchin Nachmittags 5 U., wo der Blitz, in die Telegraphenleitung ſchlägt; Neubrandenburg. Mai. 21. Neubrandenburg Nachmittags 5 U. 26. Neubrandenburg, enferntes Gewitter. 31. Malchin Abends 10—11 U. r 1. Hinrichshagen, Neubrandenburg 2 U. Morgens, Malchin, Ludwigsluſt. 11. (Neubrandenburg Morgens * Am Nachmittage Gewitter zu Friedrichshöhe 2—5 U. aus SW., Ludwigsluſt 2½ —4 U. von SO nach NW., Wöl⸗ ſchendorf 3 U. von O. nach W. ziehend, Schwerin, Gadebuſch. (Abends zu Neubrandenburg Wetterleuchten.) 12. (Wetterleuchten Abends zu Neubrandenburg und e A im W.) 14, 15. 19. 25. 26. 11. 21. 122 Hinrichshagen, Neubrandenburg Nachmittags 6½ U., ent: ſernt. ö Ludwigsluſt Mittags 12—1½ U., Wölſchendorf 1 M. aus SW., Malchin 4 U., Neubrandenburg 4½ U., Frie⸗ drichshöhe 5 U. aus SW.; Hinrichshagen. Wölſchendorf Mittags 12 U. aus SW., Ludwigsluſt 1—2 U., Friedrichshöhe 1 U. SW., Neubrandenburg 1¼ U., Hin richshagen. . Ludwigsluft Mittags 11½—12 ½ U. aus SW., Wölſchen⸗ dorf Morgens 4 U. und Mittags 12 U. aus SW., Frie⸗ drichshöhe Nachmittags 1 U. und 2½ U. aus SW. „Neubrandenburg Nachmittags 3½ U. (nur 1 Donner). „Friedrichshöhe Vormittags 10 U. bis Nachmittags 6 U. mehrere Gewitter aus SW. und W.; Hinrichshagen. Juli. . Stiedrichshöhe Abends 7 U. aus SW. . Ludwigsluſt des Morgens. (Neubrandenburg Abends 11 U. Wetterleuchten). Ludwigsluſt Mittags 1—1½ U, im SW., Wölſchendorf um 1 U. aus SO. und 5 U. aus SW., Friedrichshöhe 2 U. aus SW., Neubrandenburg 5 U. und 7½ U. in NO., Hinrichshagen. Malchin Abends 9 U., entfernt. Hinrichshagen. Auguſt. . (Reubrandenburg Abends Wetterleuchten.) „Neubrandenburg Nachmittags 1 U. 40 Minuten im S.; Hinrichshagen; Feldberg und Umgegend, ſtark mit vielem Hagel. Neubrandenburg Nachmittags 3½—4 U. im S., nach SW. ziehend. Wölſchendorf 7 U. Abends aus SW., Friedrichshöhe Abends 8 ½ U. aus SW., Neubukow und Umgegend, Ludwigsluſt Abends 6—9 U., Neubrandenburg 9½ U., Hinrichshagen. (Malchin Abends Wetterleuchten in NW.) 123 September. 4. Hamburg und Umgegend ſtarkes Gewitter. (Wölſchendorf Abends Wetterleuchten.) 5. Wölſchendorf Morgens 5 U., Friedrichshöhe Abends 9 u. im SW., Kantnitz im ſüdlichen Meklenburg⸗Strelitz, Hin⸗ richshagen. 85 (Malchin Abends Wetterleuchten.) 6. Malchin Vormittags, nur ſchwach; Neubrandenburg Nach⸗ mittags 1 U. im SO. (nur 2 Donner). 11. Ludwigsluſt Morgens 1 U., Friedrichshöhe Morgens 2 U., Malchin, Hinrichshagen. (Neubrandenburg Morgens 3½ U. Wetterleuchten im NW., N. und NO.) 13. Ludwigsluſt Mittags 12 U. im W., ſchwach. October. 14. (Friedrichshöhe Abends 9 U. Wetterleuchten im W.) 23. Neubrandenburg Nachmittags 5 U. im SW. (nur 1 Donner). December. 22. Greifswald (nur 1 Donner). Tage mit electriſchen Erſcheinungen kamen vor zu Weichs =, an Mal⸗ er 1 = richs⸗ richs⸗ ran⸗ ſchen⸗ höhe [hagen | Iı lust. chin. . ſdenbg.] dorf Ganzen Dechr. 0 0 0.20: 120 130 1 Januar. 0 0 90 0 0 0 | W. 1 Februar 0 n EEE Mär (1) 1 0 BL 0 3 Apri 1 „ RE a ee Mai 0 0 0 1 9 0 3 Juni 5 ee Juli 2 „ TEE LH 5 19. Auguſt 1 2 CCC 4 Septbr 2 2 2 | 3(D) 20) 26) 5 Oetbr. (1) 0 0 0 1 0 2 u. 115 Novbr. 0 0 0 0,0 0 1 0 En SE ET ETF TS Een — — Se en ge — 13 2 20 8. 35 Darunter bezeichnen die eingeklammerten Zahlen die Tage, at an denen nur ſogenanntes Wetterleuchten an den einzelnen Beobachtungsorten wahrgenommen wurde. Gewitterſchäden ſind aus dieſem Jahre nur fol⸗ gende wenige zu meiner Kenntniß gelangt: 11, Juni ſchlägt am Nachmittage der Blitz zu Gadebuſ ch in den Kirchthurm, 1 einen Theil deſſelben, zündet aber nicht. 25. Auguſt ſchlägt der Blitz zu Ruſſow (in der Gegend von Neu⸗Bukow) in den Kirchthurm und zündet, das Feuer wird aber bald gelöſcht. 5. September zündet der Blitz im Dorfe Kantn iſtz (im füdlichen Meklenburg⸗Strelitz), wo zwei Gebäude abbrennen. Zündende Blitze Kalte Schläge Menſchen erſchlagen 18 65. Beobachtungsorte: Friedrichshöhe, Ludwigsluſt, Malchin, Neubrandenburg, Schwerin und Haideebene (Forſt⸗ geometer Schmidt in Schwerin). Januar. 5. Ludwigsluſt (Morgens 4 U.) und Ratzeburg. f Friedrichshöhe und Roſtock Nachmittags 2½ U. (1 Donner und Hagel). g | Am 6. Gewitter im mittleren? Deutſchland = welches vielen Schaden anſtiftet. 13. (Ludwigsluſt Abends Wetterleuchten.) N April. 9. Ludwigsluſt Nachmittags zwiſchen 2 und 3 U. 10, Plau, Lübz, Nachmittags 5 U. von W. wa S., (auch zu Berlin Nachmittags 5 U.) Mai. 10. Ludwigsluſt Morgens 12½ U 4 12. 14. 15. 23. 24. 2 — 12⁵ (Malchin Abends Wetterleuchten). Schwerin Nachmittags 2 U. von SW. nach SD., Frie⸗ drichshöhe Nachmittags 4 U. aus SW. Malchin Nachmittags. (Ludwigsluſt Abends 7½ bis 9½ U. Wetterleuchten), Friedrichshöhe Morgens 1½ U. Neubrandenburg Nachmittags 2 U. im NW. Friedrichshöhe Nachmittags 2 U. im NO. Friedrichshöhe Nachmittags 5 U. aus S. nach NW., Malchin 5 U. (1 Donner); Ludwigsluſt Nachmittags 5 ½ bis 6% U. mit Hagel, Schwerin Nachmittags 5 U., entfernt. Friedrichshöhe Nachmittags 8 U. aus S, nach N. Ludwigsluſt Mittags 12¼ bis 5%, U. ſüdwärts von O. nach SW. Friedrichshöhe Nachm. 2½ U. aus S., 4 U. aus S. und 6 U. aus S. Schwerin Nachmittags 8 bis 6 U. Auch zu Warſow in der Haideebene Nachmittags von 3½ bis 8 U. zahlreiche Gewitter. (Malchin Abends Wetterleuchten). Friedrichshöhe Vormittags 11 U. im S., Schwerin Nach⸗ mittags 5 U., Pragsdorf in Meklenburg⸗Strelitz, Berlin. (Neubrandenburg und Malchin Abends Wetterleuchten). „Friedrichshöhe Nachmittags 4 U. im O., Ludwigsluſt 5 bis 5½ U. von S., Neubrandenburg 7 U., Malchin Nachm. Schwerin Abends 9 U. von W. nach S. „Ludwigsluſt Morgens 5 bis 5¼ U. Jun Friedrichshöhe Nachmittags 3 U. a. SW. Berlin (nicht zu Neubrandenburg!) Neubrandenburg Abends 11½ U. gegen N. Juli. „(Friedrichshöhe Abends 8 U. Wetterleuchten im S.) . Neubrandenburg Nachmittags 5 bis 6 U. aus SW., ſtark; Malchin Nachmittags ferner Donner; Friedrichshöhe Abends 8 U. aus NW. nach NO.; zu Dömitz um 4, 7 und 10 U.: auch zu Schwerin mit ſtarkem Hagel. 23. 18. 126 Friedrichshöhe Nachmittags 5 U. aus SW., Neubranden⸗ burg Abends 7%, U. ein Donner in SW., Malchin Abends 8 U. ferner Donner, (Bei Bromberg Gewitter und Hagel ſo groß wie Hühnereier.) . Friedrichshöhe Nachmittags 4 U. aus SW. Friedrichshöhe Nachmittags 5½ U. aus SW., Ludwigsluſt Nachmittags 3 U aus SW., kurz. (Ludwigsluſt Abends 10 ¼ U. Wetterleuchten. Malchin Abends 7 U. Ludwigsluſt Nachmittags 6 U. im SW., ſchwach; Propſt⸗ woos um 6 und 10 U. von W. nach N. Malchin Nachmittags 3 U., Stavenhagen 4 U., Neubran⸗ denburg 5 U. im SW., kurz. „Friedrichshöhe Nachmittags 6 U. im O., Ludwigsluſt 7 bis 10 U., Propſtwoos 9 U., Neubrandenburg 9½ U. im O. und 10 ¼ U. im W., vorbeiziehend. Malchin Nach⸗ mittags 5 U. und Abends 12 U. Friedrichshöhe Morgens 2 U. von W. nach O. Auguſt. Ludwigsluſt Mittags 11, bis 12 U., Friedrichshöhe 121. aus S. nach NO., Neubrandenburg 1 bis 2U. von SW. nach NO. und um 3 U. in SW. Mallitz Nachmittags 2 U. von W. nach S. (Mallitz Abends 11 bis 12 U. im W. ſtarke Blitze.) „Mallitz Nachmittags 2 U. desgl.) Ludwigsluſt Mittags 12 ¼ bis 1¼ U. aus SW., Mallitz Nachmittags 1 U., Malchin Nachmittags 3 U., Neu⸗ brandenburg 3½ bis 4½ U., Friedrichshöhe 4 und 6 U. aus SW. f Ludwigsluſt Morgens 2½ U. (Neubrandenburg Abends 8 ½ U.) Friedrichshöhe Nachmittags 4 U. aus W. nach O., Mallitz 4 bis 5 U. Mallitz Nachmittags 1 U. im S. 24. Neubrandenburg Vormittags 11½ U. im S. 127 September. 1. Mallitz Vormittags 10 bis 11 U., heftig; Ludwigsluſt Bor- mittags 10% bis 11½ U., ſüdwärts von W. nach O., Friedrichshöhe um 11 U., vom W. nach O., um 3 und 6 U. aus O., Neubrandenburg Abends 11 U. 50 Min. Elmsfeuer am Kreuze des Marienkirchthurms. 9. Friedrichshöhe Nachmittags 6 U. im S. (Friedrichshöhe Abends 10 U. Wetterleuchten im S., Malchin Abends Wetterleuchten.) October. 12. (Neubrandenburg Abends Wetterleuchten im SO.) November. 23. Ludwigsluſt Morgens 1¼ Uhr. (Neubrandenburg Morgens 2 bis 3 U. Wetterleuchten im SW., desgl. bei Malchin.) 24. Ludwigsluſt Abends 8½ U. im SW. December. ? Ludwigsluſt, in den erſten Tagen des Monats, Datum nicht notirt. Tage mit electriſchen Erſcheinungen kamen vor zu Friedrichs⸗ Ludwigs⸗ Neubran⸗ höhe luͤſt. Malchin. denburg S. ©: December 0 1 0 0 1 Januar 1 2(1) 0 0 2J W. 3 Februar 0 0 0 0 Mär 0 0 0 0 Aprib 0 1 0 0 er. 13 Mai 6 6(1) 6(3) sa) 11 Juni 1 0 0 1 3 Juli 7(1) 3 5 4 10S. 22 Auguſt 3 3 1 4401) | 9 Septbr. 2 1 1 1 1 October 0 0 0 (1) 11 H. 5 November 0 2 U d) | 2 ))) a. | 5, 18, Die eingeklammerten Zahlen bezeichnen die Tage, an denen nur ſogenanntes Wetterleuchten beobachtet ward. — 198 Gemwitterjhäden ereigneten ſich im Jahre 1865 fol- gende: 8 (5. Januar legt der Blitz Morgens 5 U. zwei Mühlen un⸗ weit Bredſtedt in der Frieſiſchen Marſch in Aſche: desgl. um 7 U. die auf dem höchſten Punkte der Umgegend von Lübeck belegene (410) Pariner Windmühle und zündet im Kirch⸗ thurm zu Ahrensbößeck in Holſtein.) - (6. Januar. Der Gewitterſturm, welcher um 12½ Uhr Mittags über Nürnberg zog und dort den nörd⸗ lichen Thurm der Lorenzkirche zerſtörte, hat weit und breit im mittleren Deutſchland verheerend gewüthet und ſchwe⸗ ren Schaden angerichtet. So ſchlug in Würzburg der Blitz in den Thurm der Neubaukirche und ſetzte den Thurm an meh⸗ reren Stellen in Brand. Nach dreiſtündiger Arbeit gelang es der Feuerwehr, des Feuers Herr zu werden. In Ing olſtadt ſchlug der Blitz an mehreren Puncten der Stadt ein, zündete jedoch nur einmal in einem dem Militär⸗Aerar gehörigen Stroh⸗ magazin, das mit über 1000 Centner Stroh raſch von den Flammen verzehrt war. In Erlangen hob der Sturm den Dachſtuhl einer Remiſe ab und ſchleuderte ihn auf das gegen⸗ überſtehende Gemeindehaus. Ueber Hammelburg entlud ſich Vormittags 11 U. ein von einem furchtbaren, orkanähnlichen Sturmwind begleitetes Gewitter; die Dächer wurden in vielen Theilen der Stadt theilweiſe abgedeckt und eine Maſſe Fenſter⸗ ſcheiben zertrümmert, ſo daß manche Straße mit Ziegelſtücken und Glasſplittern förmlich beſäet war. Das zwei Stunden von (Schwäbiſch) Gmund entfernte Schloß Hohenrechberg ſetzte der Blitz in lichterlohe Flammen und brannte es bis auf den Grund nieder. — Berichte aus Aalen, Bopfingen, Erailse heim und Mergentheim melden ebenfalls von dem um dieſelbe Zeit wüthenden Schneeſturm mit gewaltigem Wind und Blitz und Donner. — In Wolfskehl bei Darmſtadt ſtürzte in Folge des Sturmes der neuerbaute Kirchthurm ein. In Wangenheim, im Gothaiſchen, wurde die holländiſche Windmühle durch den Sturm umgeworfen, in Leipzig und 129 Weimar eine Menge von Schornſteinen und Häuſern ſonſt beſchädigt. In Zwickau wurde die Giebelmauer eines Hauſes, in Kirchberg eine 70 Ellen hohe Dampfeſſe umgeſtürzt, in Auguſtusburg (Sachſen) das Dach von der Abendſeite des ſüdweſtlichen Schloßthurmes, aus zweizölligen Pfoſten und Schiefer beſtehend, in einer Breite von ca. 16 Ellen und einer Höhe von 7 Ellen mit Blitzableiter und mehreren eiſernen Haken losgeriſſen, dieſe Maſſe um die Thürme oben herum, über die an der Südſeite des Schloſſes befindlichen Gärten und den Schloßhof, nach dem Gerichtsgebäude und ſogenannten Schwarzen Thore zu geführt, und theils auf die Giebelfenſter des erſteren, die ſämmtlich zerſchmettert wurden, theils durch das offene Thor, theils über die Thormauer, aus der große Theile herausgeriſſen wurden, geſchleudert. In Prag trifft der Blitz den Ableiter des Schloßthurmes.) Dieſe beiden Januar⸗Gewitter zeigten wieder recht deutlich die Gefährlichkeit der Winter⸗Gewitter in unſeren Breiten, auf welche ich ſchon mehrfach im Archiv hingewieſen habe. 10. April ſchlägt der Blitz zu Retzo w bei Plau in den Pferdeſtall, zündet nicht, tödtet aber zwei Pferde und betäubt ein drittes. ! 24. Mai legt der Blitz auf einem Bauergehöfte zu Has ⸗ dorf bei Roſtock das Viehhaus und eine Scheune in Aſche; desgleichen das Wohnhaus und den Schweineſtall des Schulzen zu Schadeland bei Zarentin. (25. Mai kalter Schlag in einem Schornſtein zu Berlin.) 7. Juli legt der Blitz zu Drieberg bei Gadebuſch eine Scheune in Aſche; in Kuhblank (Meklenburg⸗Strelitz) zün⸗ det ein Blitz und es brennen 17 Gebäude ab; ein anderer Schlag fährt eben dort in einen Backofen und tödtet einen Hund. — Viel Hagel bei dieſem Gewitter, bei Uſadel N Körner, ſo groß wie Wallnüſſe, gefallen ſein. | 22. Juli wird ein Bauergehöft zu Alt⸗Brenz bei Neu⸗ ſtadt in Aſche gelegt; (bei Granſee zündet der Blitz in zwei 9 130 Dörfern und zu Berlin trifft er eine vor einem Hauſe ſtehende Pappel.) (26. Juli erſchlägt der Blitz zu Begecs bei Neuſatz in Un: garn einen Schäfer und 105 Schafe!) 1. Auguſt wird zu Medow bei Goldberg eine Scheune in Aſche gelegt und bei Baſſow unweit Friedland eine Kuh auf der Weide erſchlagen. 13. Auguſt zündet der Blitz zu Niehls bei Hagenow auf einem Bauergehöft, wo faſt alles Vieh verbrennt; zu Breſe⸗ gard wird ein Bauerhaus in Aſche gelegt, wobei 16 Kühe und 2 Pferde verbrennen; in der Hage nower Haide fährt der Blitz an dem Feuerheerde in einem Kathen nieder und be⸗ täubt einen Mann und zwei Knaben. Zu Roſtock ein kalter Schlag in das ſtädtiſche Badehaus an der Unter ⸗ Warnow. (Auch in Vorpommern um Treptow herum viel Gewitterſchaden, wie z. B. in Griſchow, wo ein Bauerhof und in Tützpatz, wo der Schafſtall abbrennt.) In Meklenburg alſo Zündende Blitze 8 Kalte Schläge 4 3 (feiner +) . . 5 Oavon 4 1) 20 1866. Beobachtungsorte: Bützow bis zum 15, Juli (C. Arndt), Friedrichshöhe, Ludwigsluſt, Malchin, Neubrandenburg, Schwerin und Haideebene. | Januar. 8. Abends und folgende Nacht bei Magdeburg ſtarkes Gewitter. 29. Lübeck, Holſtein und Schleswig. Februar. 3. Neubrandenburg Morgens 1 U. Donner. 5. Hinterpommern Nachmittags 4½ U., nördl. Baiern Abends 7 bis 8 U. Menſchen getroffen Vieh 5 151 März. 12. Hamburg. 13. Friedrichshöhe Nachmittags 1 U. 40 M. (nur 1 Blitz und Donner). April. 8 7. (Wetterleuchten zu Neubrandenburg Abends 9 bis 10 U. im SO., desgl. zu Ludwigsluſt 8 bis 10½ U. im O.) 8. Ludwigsluſt Morgens 8 U., Schwerin Morgens 10 U. ferner Donner im W., Neubrandenburg Abends 9 bis 10%, U aus SO., ziemlich ſtark, Malchin Abends 11 bis 12 U., Bützow Nachts 11 U. (Zu Friedrichshöhe Abends und Nachts nur Wetterleuchten im O.) : (9. Wetterleuchten zu Bützow Abends 7 bis 9 U., Neubran⸗ denburg Abends 9 bis 10 U. im SO., Schwerin 9 U. im W., Ludwigsluſt 7%, bis 8½ U. im W., Malchin.) 11. Friedrichshöhe Morgens 7 bis 9 U. im NO. 14. Schwerin 7 U. Abends ein heftiger Donnerſchlag. 20. Mallitz in der Haideebene Nachmittags 4 U. fernes Ge⸗ witter von W. nach S. 21. Mallitz 11 U. Vormittags heftig, von W. nach O., Lud⸗ wigsluſt 11%, U. im S. vorbeiziehend; ein zweites Ge⸗ witter zu Mallitz um 2 U. Nachmittags von W. nach O. 27. Friedrichshöhe Nachmittags 6 U. NW. nach NO., Malchin 7 bis 9 U., Bützow Abends zwiſchen 6 und 7 U. (Neubrandenburg Wetterleuchten im N.) 28. Mallitz 5 U. Nachmittags von W. nach S. Mai. 2. Mallitz Vormittags 11 U. von S. nach W., Friedrichshöhe Nachmittags 7 bis 8 U. im S., Neubrandenburg 9½ U. ein Donnerſchlag. (Zu Malchin nur Wetterleuchten.) 4. Mallitz Nachmittags in der Ferne gegen W. Donner; Lud⸗ wigsluſt Nachmittags 4¼ U. (zwei Donner) und Abends 10½ U., Bützow Abends 6 U. 9 * 132 5. Friedrichshöhe Nachmittags 3 U. SW. 1 N., Mallitz 8 U. Abends entfernt gegen W. 6. Bützow Mittags 12 U. 10. Neubrandenburg Mittags zwiſchen 11 und 1½ U. aus W. heraufziehend, Friedrichshöhe 11 bis 12 U. von SW. nach N., Malchin 11½ U., Bützow 11%, U., Ludwigsluſt Nachmittags zwiſchen 3 und 4 U. 11. Bützow Mittags 12 U., kurz. 13. Friedrichshöhe Nachmittags 1 bis 3 U. im O., Ludwigsluſt Nachmittags 2½ U. ein Blitz und Donner. 23. Bützow Mittags zwiſchen 12 und 1 U. mit Schnee und 5 Hagel; desgl. bei Wismar und Grevismühlen; desgl. zu Schwerin Abends 5 U.; zu Neuſtrelitz kein Gewitter, aber etwas Schnee. 27. Ludwigsluſt Nachmittags 3 U. aus SW., kurz. 29. Bützow Mittags zwiſchen 12 und 1 U., ſchwach; Ludwigs⸗ luſt Nachmittags 3 U. aus SW., ſchwach; Friedrichshöhe Nachmittags 7 U. aus SW. nach NO. Neubranden⸗ burg Abends 9 bis 11 U. aus SW. Juni. 2. Schwerin Nachmittags 4 U. S. nach O., Neubrandenburg 5 bis 6 U. aus SO., ſtark; Ludwigsluſt 5%, bis 6%, U. im S., Friedrichshöhe 7%, bis 10 U. SW. nach NW., Bützow Abends 10 U. entfernt. 3. Malchin Abends. 4. Grabow und Umgegend Nachmittags 6 U. (Ludwigsluſt und Friedrichshöhe Abends Wetterleuchten im SW.) 5. Bützow Mittags 1 bis 3 U.; Neubrandenburg 2 bis 4½ U. im S. vorbeiziehend; Friedrichshöhe 2½ bis 4½ U., mehrere Gewitter von S. nach N., Malchin 4 U., Schwerin 5 U. von S. nach O., entfernt; Ludwigsluſt 5%, bis 6 ½ U. oſtwärts nach N. ziehend. 6. Malchin Nachmittags, Neubrandenburg Nachmittags 2 bis 4½ U. im S. und SO. 10. Neubrandenburg Nachmittags 2% bis 3 ½ U. ferner Donner; 133 Friedrichshöhe Abends 7 U. von W. nach O. und um 11 U. von SW. nach NO.; Bützow Abends 10 bis 12 U. (Zu Ludwigsluſt und Malchin nur Wetterleuchten.) 11. Friedrichshöhe Vormittags 10 U. von W. nach O., Neu: brandenburg Mittags 12 bis 1 U., Malchin Nachmittags, entfernt; Schwerin Nachmittags im W., entfernt. 17. Bützow Mittags 1 U., ſchwach; Neubrandenburg Nachmit⸗ tags 2½ U. und 6%, U. mehrere Gewitter aus SW. nach NO., Schwerin Nachmittags gegen SO. 19. Ludwigsluſt Nachmittags 4½ bis 5 U. und 9½ bis 10½ U., beide im W., Friedrichshöhe 6 U. aus SW. nach NO. und um 7 U. aus W. nach O., Neubrandenburg Abends 7½ bis 8½ U. im SW., Schwerin 9 bis 10 U. Abends von SW. nach O., fern; Malchin Nachts, ſchwach. 28. Friedrichshöhe Nachmittags 1%, U. im N. und 6 ½ U. ein anderes von S. nach N., Neubrandenburg Nachmittags 5 U., entfernt; Malchin 5 U., Wismar 5 bis 6 U., Bützow ee % u. e Abends 8 ½ U. nur ſehr ferne Blitze) 29. Malchin zwei Gewitter, Nachmittags und Abends; Lud⸗ wigsluſt Nachmittags 3½ bis 5 U. im SW., ſtark; Schwerin 4½ bis 7 U. von S. nach NO., ſtark; Neu⸗ brandenburg 5 bis 7 U. von W. gen N., und ein zweites 8%, bis 10% U. von SW. nach NO., weſtwärts vor: überziehend; Friedrichshöhe 6 U. von S, nach N. 30. Schwerin Vormittags 11 U. und Nachmittags 5 U., beide von W. nach O. und entfernt; Malchin Nachmittags 1½ U. und ſpäter noch ein zweites; Bützow 1%, bis 2¼ U., Friedrichshöhe 2 U. aus SW. nach NO. Juli. 5 1. Ludwigsluſt Vormittags 11½ bis 12½ U. ſüdwärts von SW. nach SO. vorüberziehend; Bützow Mittags 12%, U. 2. Bützow Vormittags zwiſchen 10 und 11 U. und desgleichen Nachmittags zwiſchen 2 und 3 U., Ludwigsluſt Vormit⸗ tags 11¼ bis 12%, U. aus W. und theils durch N. nach 134 NO., theils durch S. nach SO. ziehend; Neubrandenburg 11½ U. und ein zweites 12½ bis 1 U. nach NO. stehend, Malchin Mittags; Schwerin Nachmittags 5 U. 8. Friedrichshöhe 2 U. Nachmittags aus SW. nach N., desgl. um 5½ U. aus SW. nach NO. und um 7½ U. aus NW. nach NO., Bützow Nachmittags zwiſchen 3 und 4 U., desgl. zwiſchen 5 und 6 U., Malchin 3 U., Ludwigsluſt 3½ bis 4 U. aus W., Schwerin 4 bis 6 U. W. nach SO., Neubrandenburg 6%, U. im SW. entfernt. 4. Friedrichshöhe Mittags 12 U. SW. nach NW. und Nach⸗ mittags 1½ U. SW. nach NO., Bützow 12%, U., Mal⸗ chin Nachmittags; Schwerin 3 bis 5 U. im W. entfernt; Ludwigsluſt Nachmittags 4 U. aus W., ſchwach. 5. Ludwigsluſt Nachmittags 3 bis 3½ U. aus W. im S. vor⸗ beiziehend und ein zweites 5 bis 6 U. in gleicher Rich⸗ tung; Friedrichshöhe um 4 U. SW. nach N. und um 6 U. ebenſo, ein drittes um 6 ½ U., aber aus W. nach O.; Schwerin 5 U. W. nach SO., ziemlich ſtark; Bützow 5½ bis 6%, U., ſtark 5 ſteubrandenburg 6% U. (nur ein Donner). 6. Bützow Nachmittags zwiſchen 4 und 5 U., ſchwach; Schwerin 5 U. von O. nach W., ſchwach; Friedrichshöhe 6 U. SW. nach NO.. 7. Ludwigsluſt Nachmittags 1½ bis 2½ U. aus W. durch S. abziehend; Schwerin 4 U. entfernt; Friedrichshöhe 5 U. SW. nach NW.; Bützow zwiſchen 5 und 6 U., entfernt; Neubrandenburg 5½ U. im NW. und um 6½ U. im SW. 8. Neubrandenburg Morgens 5%, bis 6½ U. SW. nach NO., nahe vorüberziehend; Bützow Vormittags 7½ bis 9½ U. ſtark; Friedrichshöhe Vormittags 8 11½ U. S. nach O.; Ludwigsluſt 9%, U. im O. und 11%, bis 12 U. im S. nach SO,; Malchin Vormittags 10 U. und Nach⸗ mittags drei Gewitter. 15. Friedrichshöhe A Gewitter: Vormittags 10%, U. aus W. nach N., um 11½ U. W. nach O., Nachmittags 1½ U 20, 24, 30. 135 SW. nach O. und um 7 U. SW. nach SO. — Bützow 3 Gewitter: Vormittags 11 U., Nachmittags zwiſchen 3 und 4 U., Abends 7 U.; Malchin Nachmittags Ge⸗ witter, Abends Wetterleuchten. — Schwerin Nachmittags 2 U. von S. nach SO., ziemlich fern; Neubrandenburg 4 Gewitter: Nachmittags 2 bis 3 U. im NO., um 5 U. ferner Donner, um 6%, U. im NW. und 9½ bis 10 U. im W. und SW, ſtark und nahe. Friedrichshöhe Vormittags 10% U. SW. nach O., Lud⸗ wigsluſt Mittags 12%, U. im N. und ein zweites um 2 U. von W. nach S., ziemlich nahe; Schwerin Nach⸗ mittags 3 U. von W. nach O.; Neubrandenburg 3 ½ bis u im N. Friedrichshöhe Morgens 3 U. von NW. nach S. Schwerin Nachmittags 4 U. im O. und NO., Ludwigsluſt. (Friedrichshöhe Abends 8 U. Blitze im SW.) Auguſt. Malchin Nachmittags entfernter Donner. 4. Friedrichshöhe Nachmittags 6 U. von W. nach NO. 10. 145 15. 16. 17. 26. Schwerin Mittags 1 U. von W. nach N., ziemlich heftig. (Friedrichshöhe Abends 10 U. Blitze im N.) Malchin Nachmittags, ſchwach; Neubrandenburg 2 ½ bis 3 U. im SO. und ein zweites um 4 U. in NW., Lud⸗ wigsluſt Nachmittags 3½ U. im NW. Friedrichshöhe Vormittags 8 U. NW. nach S.; Ludwigsluſt Vormittags 10 U. im W. Neubrandenburg und Malchin Nachmittags, entfernt; Lud⸗ wigsluſt Nachmittags 2½ U. aus W. (Neubrandenburg Abends Wetterleuchten.) Malchin Morgens, Neubrandenburg Nachmittags 1 U. im S., Ludwigsluſt Nachmittag 1 U. aus W. Schwerin Nachmittags 3 U. von W. nach O., ziemlich fern; Friedrichshöhe von 4 U. an mehrere Gewitter von SW. fer) “MD = {or} Vorpommern. 30. 31. 136 nach O., Malchin und Neubrandenburg 6 U. Abends, entfernt. Berlin und Pommern. Friedrichshöhe Nachmittags 5 U. von W. nach N. September. Neubrandenburg Abends 11 U. zwei Donnerſchläge. Neubrandenburg Nachmittags 4½ U. ferner Donner; Frie⸗ drichshöhe 5½ U. von W. nach O., und ebenſo ein zweites Gewitter Abends 8 U. (Neubrandenburg Abends 8 ½ U. Wetterleuchten.) (Abends Wetterleuchten: Schwerin 8 bis 9 U. im W. und NW.; Neubrandenburg 9 U., Friedrichshöhe den ganzen Abend an verſchiedenen Stellen des Horizontes.) . Malchin Morgens 2 und 4½ U.; Ludwigsluſt um 4 U.; Neubrandenburg 5 bis 5½ U. im N. vorbeiziehend. (Ludwigsluſt Abends 8 bis 10%, U. Wetterleuchten im W.) Friedrichshöhe Mittags 12½ U. von W. nach NO. (Neubrandenburg Abends 8¼ U. Wetterleuchten.) „Neubrandenburg Nachmittags 5½ U. im SW. ein ferner Donner. „Friedrichshöhe Nachmittags 5½ U. von SW. nach O. November. 5 Brunshaupten Abends 8 bis 9 U. ſtarkes Gewitter von O. nach N. (Friedrichshöhe Abends Blitze im SW., Neu⸗ brandenburg Abends 10 U. Blitze.) Leider fehlen die Bützower Beobachtungen vom 15. Juli an und auch in den Schwerinern iſt eine Lücke, indem Herr Schmidt in der 2. Hälfte des April und der 1. Hälfte des Mai ſich zu Mallitz in der Haideebene aufhielt. — Es iſt dies das gewitterreichſte Jahr, welches in den mehr als 25 Jahre umfaſſenden Bereich meiner eigenen Beobachtungen fällt; die meiften Gewitter aber waren nur von ſehr kurzer Dauer. Zur . 137 gleich zeichnet ſich dies Jahr durch längere Reihen täglich auf einander folgender Gewitter (namentlich vom 28. Juni bis 8. Juli incl.) aus, vergl. Archiv XVIII. 180. Tage, an denen electriſche Entladungen ſtattfanden, gab es in der öſtlichen Hälfte des on Flachlandes zu Frie⸗Lud-⸗ N Bützow eiche ut cin. bran⸗ Erin ©. x | = höhe denbg. Decbr. 0 0 0 0 0 0 0 „„ 0... 0 90 0 0 2 w. Februar 0 0 0 0 1 0 Bir März 0 1 0 0 0 0 April 3a) [ 3401) 42) 3a)| 43) sa)! F. 21 Mai V 10) Juni 7 10(1)| 7(63)] 901) 9 1 Juli 9 1061) 8 5 7 9 12) S. 36 Auguſt 1 5 5 KEN Septbr. l 1 60) a) 8 October 0 0 0 0 0 0 H. 9 Novpbr. (1) 0 0 (1) 0 1 N 70 Gewitterſchäden ereigneten ſich folgende: (8. Januar ſchlägt der Blitz in Flechtingen bei Neuhaldens⸗ leben ein.) (29. Januar desgl. zu Mehldorf in Schleswig in den Kirchthurm und zu Lübeck in den Blitzableiter der Jacobikirche.) (5. Februar zündet der Blitz zu Gönne in Hinterpommern.) 11. April bei Wendfeld an der Roſtock⸗Teſſiner Chauſſee ſchlägt der Blitz in eine Pappel und tödtet einen Hund an der Karre eines Fiſchfahrers, ohne letzteren ſelbſt zu beſchädigen. 10. Mai legt der Blitz einen Schuppen auf dem Werder bei Güſtrow in Aſche und es gerathen auch noch zwei Scheunen mit in Brand. Zu Bülow bei Teterow brennt das Viehhaus ab und ein kalter Schlag trifft den Kirchthurm; auch in Briſtow wird letzterer durch einen zündenden Blitz getroffen, das Feuer aber bald wieder gelöſcht. 138 4. Juni legt ein Blitz die Wohnung des Holzwärters zu Semmerin bei Grabow in Aſche. 5. Juni ſchlägt der Blitz zu Wis mar in einen Speicher, deckt einen Theil des Daches ab und verkohlt die Balken. — Kalter Schlag in den Schornſtein des Chauſſeehauſes zu Pi⸗ ſede bei Malchin. 17. Juni ſchlägt der Blitz bei der Neubrandenburger Hai⸗ demühle in eine Schwarzpappel, die auch im vorigen Jahre ſchon einmal vom Blitz getroffen ſein ſoll. — Zu Roga un⸗ weit Friedland legt der Blitz eine Scheune auf dem Pfarrhofe in Aſche, neben welcher ſchon im Jahre 1831 ein Pferdeſtall ein gleiches Schickſal gehabt hat, obgleich die Kirche mit einem dieſe beiden Gebäude überragenden Thurme dicht dabei liegt. 28. Juni wird zu Wendorf bei Wismar eine Scheune in Aſche gelegt; auch zu Menzendorf bei Schönberg ſchlägt der Blitz ein; zu Selow bei Bützow brennt ein Bauerhaus nieder. 29. Juni kalter Schlag zu Lapitz bei Pentzlin in einem Stall, in welchem ein Pferd getödtet wird. 3. Juli. Der Blitz zündet zu Jürgensdorf bei Malchow. 8. Juli brennt die Windmühle zu Klinck bei Waren ab; desgl. eine Scheune im Dorfe Breeſen im Roſtocker Diſtrict. 15. Juli zu Schönbeck bei Friedland brennt ein Kathen ab; zu Niex brennen 2 Scheunen ab, zu Schlage der Vieh⸗ ſtall, in Warnemünde kalter Schlag, in Helmsdorf bei Teſſin werden neben dem Viehhauſe zwei Menſchen er⸗ ſchlagen, zu Roggentin wird auf dem Felde ein Arbeits⸗ mann vom Blitz getroffen und theilweiſe gelähmt. 26. Auguſt legt der Blitz zu Fährdorf auf Pßbel ein Viehhaus in Aſche. (29. Auguſt zündet der Blitz zu Krakow bei Tantow in Pommern.) (30. Auguſt desgl. zu Bernau und zu Wittſtock bei Neudamm im Regierungsbezirk Frankfurt.) 139 Es kamen demnach vor in Meklenburg Zündende Blitze. . 16 Kälte Schlage 4 Menſchen getroffen. . 3 (davon 27) Vieh getödtet 2 25 Als Geſammtreſultat für dies Jahre 1859 bis 66 ſtellt ſich hinſichtlich der Anzahl der Gewittertage fol⸗ gendes heraus: | 1» 0er Sc 6500s e Mittel December 2.159 4 0,500 Januar 2 3 VE Februar 1 1 2 4 0,500 März 139,1) 3 213 1,625 April 3 3| 3 2 2 2 9 24 3.000: F. 11,375 kai 10 10 3 4 3 3 11 10 54 6,750 Juni 9 91712 8| 9 3 12 79 9,875) Juli 4 715 7 8 6 10 12 69 8,625 8. 26,625 Auguſt 7 5) 8111) 4 12 5 8,125 Septbr 2 2 8 31 3875 Schober | 2 2 5 2 1 162000 K. 6,375 November 1 2 1 4 0,500 48 3751 42 4635 43 7037 S. 465 Was endlich die Gewitterſchäden in dieſen 8 Jahren be⸗ traf, ſo wurden Gebäude getroffen von 159, 60 6162 63 64 65166 ©. | Mittel 0 7 in 14 281665 8,125 91 6142 214432 4.000 iz 13 1 5016 30127097 12,425 — Zündenden Blitzen Kalten Schlägen Leider fehlen Materialien zur Vergleichung aus anderen Ländern; nur für das Königreich Baiern habe ich die Notiz gefunden, daß dort in den Jahren 1811 bis 1817 durch Blitz 142 Feuerſchäden verurſacht worden ſind, alſo durchſchnittlich im Jahre 20,2. Menſchen wurden in Meklenburg 33 vom Blitze ge⸗ 140 troffen, von denen 30 auf Meklenburg⸗Schwerin kommen, und 11 derſelben getödtet (davon 3 in Meklenburg⸗Strelitz und Ratzeburg), alſo jährlich im Durchſchnitt 4,125 getroffen und 1,375 getödtet. — Dürften wir dies Verhältniß, daß von drei durch Blitz getroffenen Leuten einer getödtet wird, überhaupt als normirend für Meklenburg anſehen, ſo würden in Meklen⸗ burg⸗Schwerin in den 66 Jahren von 1801 bis 1866, für welche der Staatscalender 110 durch den Blitz herbeigeführte Todes⸗ fälle angiebt, im Ganzen 330 Menſchen vom Blitze getroffen ſein. Nehmen wir als durchſchnittliche Volkszahl in den obigen 8 Jahren für Meflenburg:- Schwerin 547,400 Einw. an, jo iſt in dem Zeitraum von 1859 —66 jährlich von 145,973 Einw. einer vom Blitze getroffen und von 547,400 Einw. einer getödtet worden; nimmt man aber den ganzen mit dem Jahre 1801 beginnenden Zeitraum von 66 Jahren, über den für Meklenburg⸗Schwerin Angaben über die durch Blitz herbeigeführten Todesfälle vorliegen und ver⸗ anſchlagt man die durchſchnittliche jährliche Bevölkerung dann auf 400,000 Einw., ſo ſtellt ſich das Verhältniß noch viel un⸗ günſtiger, denn dann kommt ſchon auf 240,096 Einw. ein To⸗ desfall durch Blitz, alſo auf faſt genau eben jo viele, wie fte fich für das Königreich Preußen herausgeſtellt haben (242,526, vergleiche Archiv XIII. 176.) Die Gefahr, durch einen Blitz getödtet zu werden, war alſo viel größer, als durch einen Eiſenbahnunfall ſein Leben zu verlieren, denn es ſollen nach einer Notiz der Volkszeitung vom Jahre 1865 bisher auf den Eiſenbahnfahrten durchſchnittlich vorgekommen ſein 1 Todesfall und 1 Verletzung in England auf 1,256,290 311,345 Reiſende Frankreich „ 1,955,555 496,551 K Belgien „ 8,861,804 2,000,000 5 Baden „ 17,514,977 1,154,311 ir Preußen „ 21,411,488 3,892,998 8 141. 4. Bemerkungen über einige norddeutſche Ter- tiärIiTofusßen, Von Dr. C. M. Wiechmann. 1. Conus Semperi Speyer (C. Allionii Beyr. non Micht) Fundort: Sternberger Geſtein. Beyrich, S. 24, T. 1, F. 4 und 5. Speyer, Caſſel, S. 4, T. 1, F. 1—5. v. Könen, Mitteloligocän, S. 34. Von dieſer im norddeutſchen Mittel und Oberoligo⸗ cän verbreiteten Art kenne ich aus dem Sternberger Ge— ſtein nur ein älteres Exemplar, das ſich in der Samm⸗ lung des Herrn Dr. Brehmer zu Lübeck befindet. Ein noch größeres Stück, welches loſe bei Brüel gefunden ward und jetzt in den Beſitz des Herrn Landbanmeiſter Koch zu Güſtrow übergegangen iſt, gleicht ganz Exempla⸗ ren deſſelben Alters von Caſſel, während ich zwiſchen den jüngeren Stücken, wie ſie im Sternberger Geſtein, aber immer nur ſparſam, vorkommen und denen des Kupel- thons von Hermsdorf keinen Unterſchied anzugeben vers mag. Wenn Speyer (Caſſel, S. 5 ff.) meint, daß das von Beyrich, T. 1, F. 4, abgebildete Jugendexemplar dem Conus Semperi nicht angehöre, und zwar der Knötchen auf den Mittelwindungen wegen, ſo irrt er, und v. Könen weiſt mit Recht darauf hin, daß ſich bei gut erhaltenen Stücken auf den erſten Mittelwindungen ſtets mehr oder weniger ſtarke Höcker auf der Kante des Daches zeigen. Bei einem meiner Exemplare von Sternberg ſind die 142 — — Höckerchen auf den beiden erſten Mittelwindungen ſehr deutlich, verſchwinden aber allmählig auf der dritten Win⸗ dung. Bei einem anderen Stücke bemerke ich unter der Kante der Schlußwindung zwei oder drei Spiralen, und iſt es mir gelungen, auch bei einem Exemplare von Stern⸗ berg durch Kochen mit Waſſerglas die mehrfach erwähnten braunen Flecke auf der Kante der Schlußwindung hervor⸗ zurufen. Bei noch einem anderen Stücke iſt die Schluß⸗ windung ganz mit Querlinien bedeckt, wie dies nach Speyer auch bei jugendlichen Exemplaren von Caſſel der Fall iſt. 2. Oliva flammulata Lam. (O. Dufresnei Bast.) Fundorte: Sternberger Geſtein; Brodtener Ufer bei Travemünde. Hörnes I, S. 47, T. 6, F. 1 und 2. Beyrich, S. 31, T. 2, F. 7 und 8. Die Mittheilung von Hörnes, daß auf den mit Waſ⸗ ſerglas präparirten Exemplaren der Oliva flammulata aus dem Wiener Becken und Baiern die dieſer Art eigenthüm⸗ lichen rothbraunen Flecke erſcheinen, veranlaßte mich, einen Theil meines Materials von den oben genannten Fund⸗ ſtätten der Behandlung mit ſiedendem Waſſerglas zu un⸗ terwerfen, und erlangte ich dadurch folgende Reſultate. Die Sternberger Stücke, an denen der zarte Schmelz völlig erhalten iſt, zeigen nach dem Waſſerglasbade die roſtbrau⸗ nen Flecke, welche unregelmäßig über die ganze Schale verbreitet ſind, weit intenſiver gefärbt, als vorher; eine lichtere Färbung des unteren Theils der Windung, wie Hörnes angiebt, iſt dagegen nicht bemerkbar. Die mio⸗ cänen Exemplare aus dem Geſtein des Brodtener Ufers dagegen veränderten ihre ſchmutzig graubraune Farbe nur 143 in ſo weit, daß die Baſalplatte viel heller, bei einem Stücke faſt weiß, geworden iſt. — Beyrich beſchreibt ein Stern- berger Exemplar der Roſtocker Sammlung (abgebildet T. 2, F. 8) und bemerkt dabei, daß das Gewinde deſſelben verhältnißmäßig länger ſei, als das eines Exemplars von Düſſeldorf: dieſe Bemerkung muß ich bei meinen Stücken beſtätigen. Auch das Gewinde der Stücke aus dem Brod— tener Geſtein iſt kürzer, als das der Sternberger, während ſonſt ein Unterſchied zwiſchen beiden nicht zu finden iſt. Bei dieſer Gelegenheit will ich nicht unterlaſſen, die Sammler, welche unſerem Leſerkreiſe angehören, auf die oft merkwürdigen Erfolge aufmerkſam zu machen, welche durch die Anwendung des Waſſerglaſes bei Tertiärconchylien erreicht werden. Ich benutze eine Mi⸗ ſchung von einem Theil Waſſerglas und zwei Theilen Waſſer, bringe die Flüſſigkeit zum Sieden und lege dann die Petrefacten auf eine halbe Minute hinein. Während des Kochens muß die Maſſe fleißig gerührt werden, weil ſich ſonſt leicht ein zäher Schleim abſondert, der von den Conchylien ſchwer zu entfernen iſt. Bei Mollusken, welche noch mit Sand angefüllt ſind, iſt dieſer zuvor ſo weit irgend möglich zu entfernen, indem der Sand durch das Kochen ſchnell gelöſt wird, auf der Schale feſtklebt und ſolche verunreinigt. Als Beiſpiel der Wiederbelebung der Farben führe ich eine Voluta Lamberti var. triplicata Nyst (nach v. Könen übrigens S Voluta Bolli Koch) aus dem Crag von Wyneghem an, die ein graugelbes Anſehen hatte, nach dem Kochen mit Waſſerglas aber ſchön braunroth erſcheint und um die Nähte der Windungen ein breites weißes Band erhalten hat. Aber auch als Erhal⸗ tungsmittel iſt das Waſſerglas unerſetzlich, denn die zer⸗ brechlichſten Petrefacten, z. B. die von Caſſel, werden durch ein Bepinſeln mit verdünntem Waſſerglas wieder vollſtändig hart. Daß dieſe Feſtigkeit durch die Bildung wirklicher Doppelſalze von kieſelſaurem Kali und Fiejel- ſaurer Kalkerde entſteht, hat ſchon Hörnes nachgewieſen. 3. Voluta rarispina Lam. Fundort: Brodtener Ufer bei Travemünde. Hörnes J. S. 91, T. 9, F. 6—10. Aus dem miocänen Geſtein des Brodtener Ufers be— ſitze ich die obere Hälfte eines größeren Exemplars und ein vollſtändiges jugendliches Stück dieſer ſchönen Voluta, welche Hörnes trefflich beſchrieben hat. Herr Prof. Sand⸗ berger, dem meine Stücke vorgelegen haben, macht mich darauf aufmerkſam, daß ſeines Wiſſens dies das erſte Mal ſei, daß Voluta rarispina in den norddeutſchen Mio⸗ cänablagerungen gefunden iſt. 4. Aporrhais tenuis Boll. Fundort: Caſſeler Becken. Boll, Geognoſie der deutſchen Oſtſeeländer S. 178. Beyrich, T. 11, F. 5. Koch im Meklenb. Archiv, Jahrg. 15, S. 212. Speyer, Caſſel, S. 62, T. 7, F. 1 und 2. Von Caſſel erhielt ich ein Bruchſtück einer Aporrhais mit der Bezeichnung A. speciosa Be yr. nebſt Verwei⸗ ſung auf Speyer's Arbeit. An dem Bruchſtück erkennt man die ſchlanke Form des Gewindes; der aus dem oberen Knotengürtel entſpringende Dorn des Flügels zieht ſich an dem Gewinde bis faſt an die Embryonal-Windungen hinauf; die Längsrippen ſind von ſehr deutlichen Spiralen * 145 durchkreuzt, wodurch die Schale eine netzförmige Sculptur erhält, und muß ich daher dies Stück der Aporrhais te- nuis Boll zuweiſen, welche Art Koch fo genau geſchildert hat. Auch Speyer hebt in ſeiner Beſchreibung die ein regelmäßiges Gitterwerk bildende Sculptur hervor, ſeine Abbildung (T. 7, F. 1 und 2) zeigt die ſchlanke Geſtalt der Schale und den weit hinauf reichenden Dorn, ſo daß ich nicht anſtehe, Speyer's A. speciosa Bey r. (doch nicht ſeine var. unsinuata Sandb.) für A. tenuis Boll zu erklären. 5. Fusus Brückneri Be yr. Fundort: Sternberger Geſtein von Kobrow. Beyrich, S. 288, T. 21, F. 4. Da Beyrich bei Aufſtellung dieſer Art nur ein ein- ziges Stück, Eigenthum der Roſtocker Univerſitäts-Samm⸗ lung, kannte, und der Fusus jedenfalls ſehr ſelten iſt, ſo erwähne ich hier, daß ſich zwei Exemplare in meiner Sammlung befinden, die jünger ſind, wie das Roſtocker, und ſchön erhalten aus einem Gerölle verwitterten Stern— berger Geſteins von Kobrow gewonnen wurden. Die Stücke weichen von dem Roſtocker Exemplare nicht ab, je» doch find auf der Schlußwindung noch Spuren der Längs— rippen bemerkbar. Das glatte Embryonalende beſteht aus drei Windungen; der Außenrand der Mündung iſt innen glatt. 6. Cancellaria quadrata S ow. Fundort: Sternberger Geſtein. Beyrich, S. 314, T. 25, F. 6. i Von dieſer im Unteroligocän allgemein verbreiteten 10 146 Art fand ich im Sternberger Geſtein ein wohl erhaltenes Stück, das, wenn auch noch von ſehr jugendlichem Alter, gänzlich mit Exemplaren von Weſteregeln, Latdorf u. ſ. w. übereinſtimmt. Beyrich's genaue Beſchreibung paßt durch⸗ aus auf dies Stück, und ift ein Verkennen nicht möglich, 7. Pleurotoma peracuta v. Könen (P. Hörnesi Speyer). Fundort: Sternberger Geſtein. v. Könen, Fauna von Helmſtädt, Nr. 63, T. 1, F. 10 d und e. v. Könen, Mitteloligocän, S. 41. Speyer, Söllingen (1864), S. 30, T. 1, F. 3. Die Stücke dieſer ſchönen Pleurotoma aus dem Stern⸗ berger Geſtein gleichen denen von Crefeld, ſind alſo ſchlanker, als die von Hermsdorf, und es treten bei ihnen die Rippen weniger ſcharf hervor. Ausgewachſene Exemplare ſcheinen auch im Sternberger Geſtein ſelten zu ſein, denn ich kenne davon nur zwei, eins in der Koch'ſchen Sammlung, das andere (10 Mm. lang) in der meinigen. In beiden Samm⸗ lungen befinden ſich auch jüngere Exemplare von 4—5 Mm. Länge, an denen die Rippen weniger ſtumpf ſind. Nach v. Könen iſt die Art überall ziemlich ſelten; er nennt ſo⸗ wohl unter⸗, mittel⸗ und oberoligocäne, als auch miocäne Fundorte. 8. Mangelia Roemeri Phil. sp. Fundort: Sternberger Geftein. Philippi, Beitr. zur Kenntniß der Tertiärverſteine⸗ rungen des nordweſtlichen Deutſchlands (1843), S. 56. v. Könen, Mitteloligocän, S. 43, T. 1, F. 9. Von Mangelia Roemeri aus dem Sternberger Ge⸗ 147 ftein befinden ſich Stücke in der Sammlung des Herrn Landbaumeiſter Koch zu Güſtrow, wie in der meinigen; die Art iſt jedenfalls nicht häufig. Bei einem meiner Exemplare, die übrigens ganz mit ſolchen von Hohen⸗ kirchen übereinſtimmen, iſt die charakteriſtiſche Depreſſion unter der Naht auf der Schlußwindung, „durch eine Kante begränzt, über welche die Längsrippen als ſchwach gebo⸗ gene Anſchwellungen verlaufen“, deutlich ausgeprägt. Für Mangelia Pfefferi v. Könen und Mangelia Rappardi v. Könen, welche in von Könen's Mitteloli⸗ gocän S. 43 und 42 beſchrieben und T. 1, F. 8 und F. 12 abgebildet ſind, nenne ich hier noch Weſteregeln als Fundſtätte. Ich verdanke meine Stücke dem Herrn Danneberg in Egeln. 9. Defrancia n. sp.? Fundort: Sternberger Geſtein. In der Sammlung des Herrn Landbaumeiſter Koch zu Güſtrow, ſowie in der meinigen, wird eine zur Gruppe Defrancia gehörende Pleurotoma aus dem Sternberger Geſtein aufbewahrt, die ich für dies Mal wegen Mangel an Vergleichsmaterial nur einfach anzeigen kann, indem ich bemerke, daß die Art der Defrancia scalariaeformis Sand b. (Sandberger, Mainzer Becken, S. 245, T. 16, F. 8) ſehr nahe zu ſtehen ſcheint. 10. Borsonia decussata Be yr. (Pleurotoma uni- plicata Speyer, non Nyst.) | Fundort: Sternberger Geſtein. Speyer, Söllingen, S. 31, T. 1, F. 4. v. Könen, Mitteloligocän, S. 45, T. 1, F. 11. ; Meine Exemplare aus dem Sternberger Geftein von 10 * . 148 etwa 10 Mm. Länge gleichen durchaus denen von Hohen⸗ kirchen; bei beiden treten die Längsrippen ſchwächer her⸗ vor, als bei den typiſchen mitteloligocänen Stücken von Hermsdorf. Ich verweiſe ſonſt auf v. Könen's Angaben. 11. Calyptraea depressa Lam. var. laevigata Speyer? Fundort: Sternberger Geftein. Speyer, Lippe⸗Detmold, S. 29, T. 1, F. 13—15. Das vorliegende Exemplar einer Calyptraea von Kobrow bei Sternberg, welches einen Durchmeſſer von 14 Mm. hat, ſcheint zu der von Speyer aufgeſtellten glatten Varietät der Calyptraea depressa Lam. von Göttentrup zu paſſen; es paßt gut zu einigen Stücken dieſer Art, welche ich von Bünde aus guter Hand erhalten habe. Auch bei dem Sternberger Exemplar zeigt die leider nur ſtellenweiſe erhaltene Oberſchale weiter keine Verzie⸗ rung, als die entfernt ſtehenden Anwachsſtreifen. Speyer's Anſicht, daß die Calyptraea des Caſſeler Beckens, welche man früher mit 6. chinensis L. identi⸗ ficirte, zu C. striatella Ny st. zu ſtellen ſei, trete ich bei. 12. Fissurella italica De fr. Fundort: Latdorf. Hörnes I, S. 641, T. 50, F. 28. Mein ſchön erhaltenes Exemplar aus dem unteroli⸗ gocänen grünen Sande von Latdorf, das eine Länge von 25 Mm., eine Breite von 16 Mm. und eine Höhe von 8 Mm. hat, ſtimmt ganz mit den miocänen und pliocänen Stücken überein, die mir von Wien und den italieniſchen Fundſtätten vorliegen. Der einzige Unterſchied, den ich zu finden vermag, beſteht darin, daß bei dem Latdorfer 149 Exemplare jene Rippen, welche in gewiſſer Entfernung von einander ſtärker ausgebildet auftreten, nicht ſehr bemerkbar ſind, doch mag dies in der Abreibung des Stückes ſeinen Grund haben. Die Fissurella kommt in Latdorf nur ſelten vor, und fehlt ſie in Giebel's Fauna der Braunkohlenformation von Latdorf bei Bernburg. Halle, 1864. 13. Patella acuminata Grat.? Fundort: Grauer Sandſtein von Wittenburg. Die kleine länglich⸗ſchildförmige Schale iſt mit zahl⸗ reichen mehr oder weniger ſtarken wellenförmigen Rippen geziert, welche von feinen Querlinien durchkreuzt werden; der Buckel, der etwas abgerieben erſcheint, liegt dem Vor⸗ derrande faſt doppelt ſo nahe, als dem Hinterrande. Bei dem vorliegenden Exemplare, deſſen Inneres vom Geſtein bedeckt iſt, läuft in der Mitte ein lichtbraunes Band um die Schale herum. Höhe 3 Mm., Länge 5 Mm., Breite 3 Mm. Herr Profeſſor Sandberger hat die Güte gehabt, die Species zu beſtimmen, und erklärt der gefällige Forſcher, daß dieſelbe höchſt wahrſcheinlich Patella acuminata Grat. ſei, mit dem Hinzufügen, daß ihm Original⸗Exemplare nicht vorliegen. Wenn mich mein Gedächtniß nicht trügt, fo befindet ſich ein aus dem Sternberger Geſtein ſtammendes Stück dieſer Palella in der Koch'ſchen Sammlung. 14. Bulla (Cylichna) Kochii n. sp. Fundort: Weſteregeln. Die Schale iſt ei⸗ kegelförmig mit ſchief abfallender 150 Grundfläche und tief genabelten oberen Ende. Die Mün⸗ dung erweitert ſich nach unten plötzlich; der ſcharfe Außen⸗ rand erhebt ſich oben weit über das Gewinde und biegt ſich dann in einem ſpitzen Winkel nach unten; der Spindel⸗ rand iſt umgeſchlagen, ohne jedoch angewachſen zur fein: Die Schale iſt mit Querfurchen geziert, welche unten und oben eng an einander ſtehen, dann aber nach der Mitte zu durch weit größere Zwiſchenräume getrennt ſind, alſo ſparſamer auftreten. Zugleich werden die Querfurchen in der Mitte durch Abreibung leicht undeutlich, ſind aber immer zu erkennen, d. h. bei meinen wenigen Stücken. Länge 9 Mm., Dicke 5 Mm. — Die eigenthümliche Seulp⸗ tur und die Form des Außenrandes machen die Art leicht kenntlich; ich widme ſie meinem verehrten Freunde, dem Herrn Landbaumeiſter Koch in Güſtrow. 15. Cytherea incrassata S o w. sp. Fundort: Sternberger Geſtein. Sandberger, Mainzer Becken, S. 300, T. 23. F. 11; T. 24, F. 13. Meine Stücke der Cytherea incrassata aus dem Sternberger Geſtein von Kobrow, Crivitzer Stadtfeld und Parchim gleichen denen des Mainzer Beckens von Hacken⸗ heim aus der Chenopus⸗Schicht. Sie gehören der Va⸗ rietäkt obtusangularis Sandbg. an; die Form, Stärke und Sculptur der Schale, die deutlich abgegränzte, aber nicht vertiefte Lunnla, die ſpitze Form der Mautelbucht — dies Alles iſt wie bei den Mainzer Exemplaren, und ich be⸗ daure nur, daß an keinem meiner Stücke das Schloß ſicht⸗ bar iſt. Ein jüngeres Exemplar von ſchöner Erhaltung, 151 an dem die Anwachsftreifen als dunkler gefärbte Bänder hervortreten, habe ich Herrn Prof. Sandberger vorgelegt, der meine Anſicht völlig beſtätigte. Rleinere Mittheilungen. 1. Fiſchregen in Pommern und Meklen⸗ burg. — Die „Poſt« enthält folgende Mittheilung: In der Nähe von Stargard in Pommern, unweit des Bahn⸗ hofes Dölitz regnete es am erſten Pfingſttage (9. Juni) tüchtig — Fiſche! Dieſer Fiſchregen erſtreckte ſich über einen beträchtlichen Flächenraum, und es gelang dem Ein⸗ ſender dieſes, in kurzer Zeit auf der Feldmark eine Cigar⸗ renkiſte voll zu ſammeln, von denen die meiſten, in's Waſſer gethan, bis zum 11. lebten. Die Fiſche waren durchſchnitt⸗ lich einen Finger lang und ½ bis 1“ breit, und gehörten zur Gattung der ſogenannten Weiß⸗ oder Grätenfiſche. Sie ſind ohne Zweifel durch eine Waſſerhoſe einem der zahlreichen Seen dortiger Gegend entführt worden, müſſen jedoch eine bedeutende Strecke durch die Luft getragen wor⸗ den ſein, weil Niemand aus der nächſten Nachbarſchaft ein derartiges Phänomen beobachtet hat. — Da im Aber⸗ glauben des gemeinen Mannes Fiſche Geld bedeuten, ſo hofft derſelbige auf eine ergiebige Ernte und gute Preiſe, wozu auch alle Ausſichten vorhanden ſind. — (Die Wahr⸗ heit dieſes Faetums wird dem bezeichneten Blatte durch einen Medieinalbeamten in Bernſtein verbürgt.) Aehnliche Fälle ſind aus Meklenburg bekannt und zum Theil auch ſchon in unſerem Archiv berichtet. Der 152 ältefte, von welchem uns gemeldet wird, trug ſich bei Lärz zu, wo eine Waſſerhoſe Fiſche aus der Müritz über Wieſe und Feld warf (Archiv XII. 75); ebenſo wurden bei Stuer durch die Waſſerhoſe am 31. Juli 1795 Löcher in die Berge geriſſen und mit Waſſer angefüllt, in denen man kleine lebendige Fiſche und Krebſe (ohne Zweifel aus dem Plauer See ſtammend) fand (Archiv a. a. O.). Auch die im Archiv XII. 88 beſchriebene Waſſerhoſe vom 28. Mai 1828 ſtreuete über die Feldmark des Dorfes Kratzburg eine Menge von Fiſchen aus, die zum Theil ſelbſt von anſehnlicher Größe waren. E. Boll, 2. „Beſtimmung des Längen-Unterſchiedes zwiſchen Schwerin und Wuſtrow durch Chrono— meter⸗Reiſen.“ — Dies iſt der Titel eines in den „Aſtronomiſchen Nachrichten“ veröffentlichten Aufſatzes von dem Director der Navigationsſchule E. F. Schütz in Wuſtrow. Herr Director Schütz hat bereits im Jahre 1850 die geographiſche Lage von Wuſtrow in der Weiſe beſtimmt, daß er den Kirchthurm und das Obſervatorium der Navigationsſchule mit den Dreiecken der preußiſchen trigonometriſchen Landesvermeſſung in Verbindung brachte. Es erſchien aber für die Zwecke ſowohl der Navigations- ſchule als der meklenburgiſchen Schifffahrt auch die Be⸗ ſtimmung der Länge des Obſervatoriums wünſchenswerth. Eine Erleichterung für dieſes Unternehmen bot der Um⸗ ſtand, daß der Längenunterſchied zwiſchen Schwerin und Altona, dem Ausgangspunkte faſt aller genauen Längen⸗ beſtimmungen in neuerer Zeit, ſchon 1848 durch Chrono⸗ meter⸗Reiſen genau beſtimmt und 1858 durch galvaniſche £ 1 E 1 N 153 4 Signale mit noch größerer Schärfe feſtgeſtellt worden war. In das Jahr 1858 fällt dann auch ſchon die weitere Un⸗ ternehmung, über deren Erfolg hier berichtet wird. So⸗ bald die erwähnten Arbeiten zur möglichſt genauen Feſt⸗ ſtellung des Längenunterſchiedes zwiſchen Altona und Schwerin im September 1858 beendigt waren, kam Herr Director Schütz mit dem Herrn Geheimen Canzleirath Paſchen in Schwerin dahin überein, ſogleich — der un⸗ günſtigen Jahreszeit ungeachtet — zur Beſtimmung des Längenunterſchiedes zwiſchen Schwerin und Wuſtrow durch Chronometer⸗Reiſen zu ſchreiten. Das Großherzogliche Miniſterium des Innern bewilligte die erforderlichen Geld⸗ mittel. Zu den drei Chronometern, welche dem Herrn Director Schütz zur Dispoſition ſtanden, wurden noch eilf von Tiede⸗Berlin, Krille-Altona, Profeſſor Karſten⸗ Roſtock und von der Landes -Vermeſſungs-Commiſſion in Schwerin hergeliehen, und mit dieſen vierzehn Chrono⸗ metern wurden vom 29. September bis zum 9. October 1858 neun Reiſen zwiſchen Wuſtrow und Schwerin (17,6. Meilen) ausgeführt, acht durch den Herrn Navigations⸗ lehrer Agrell in Wuſtrow, die neunte durch den Herrn Director Schütz, welcher feine Anweſenheit in Schwerin zugleich benutzte, um am 10. October mit dem Herrn Ge⸗ heimen Canzleirath Paſchen die Beobachtungen zur Be⸗ ſtimmung der Perſonal⸗ Differenz zu machen. Die Zeit⸗ beſtimmungen wurden in Schwerin von dem Geheimen Canzleirath Paſchen in dem Obſervatorium der Landes- vermeſſung mit einem Univerſal⸗Inſtrument von Piſtor und Martins, in Wuſtrow von dem Herrn Director Schütz in dem Navigationsſchul⸗Obſervatorium mit einem Paſſagen⸗ 154 Inſtrument von Repſold angeſtellt. Wir empfehlen bie ausführliche Berechnung der (158) Durchgänge der an beiden Orten beobachteten Sterne (außer den Funda⸗ mental⸗ Sternen des Nautical Almanac noch die Sterne oͤ, z und s im Drachen), der Zeitbeſtimmungen, der Uhr⸗ ſtände ꝛc. Mathematikern und Aſtronomen zum Nachleſen und begnügen uns mit der Angabe des in den letzten Ar⸗ tikeln der gelehrten Abhandlung zuſammengefaßten Reſul⸗ tats: Wuſtrow liegt öſtlich von Schwerin 3m 538 852 mit dem mittleren Fehler & Os 076 und dem wahrſchein⸗ lichen Fehler E Os 051. In dem Werke des Herrn Prof. C. A. F. Peters: „Ueber die Beſtimmung des Längen⸗ unterſchiedes zwiſchen Altona und Schwerin, ausgeführt im Jahre 1858 durch galvaniſche Signale“ iſt die Länge des Obſervatoriums der meklenburgiſchen Landesvermeſſung in Schwerin öſtlich von der Altonaer Sternwarte (Meri- diankreis) 5m 54 557 angegeben. Nach dem Nautical Almanac iſt Altona 39m 468 14 öſtlich von Greenwich, Paris Im 20 63 öſtlich von Greenwich und wird Paris 20° 0“ 0“ öſtlich von Ferro angenommen, dann iſt Wuſtrow öſtlich von Altona 9m 48: 399 z - „Greenwich A9m 34s 54 s - „Ferro 2 Om 13: 91. Nach der Beſtimmung der geographiſchen Lage von Wu⸗ ſtrow aus dem Jahre 1850 iſt Wuſtrow öſtlich von Ferro 2u Om 135 74. (Abgedruckt aus dem Nordd. Correſp. 1867, Nro. 85.) 3. Rothes Waſſer in Teichen. — Zur Vervollſtändigung deſſen, was in Archiv XX S. 44 über 155 die rothe Färbung gefagt iſt, welche das maſſenhafte Auf- treten des Monoculus Pulex gelegentlich in Teichen her⸗ vorbringt, mag der Wiederabdruck des nachfolgenden Be⸗ richtes, welchen Linne über dieſen Gegenſtand giebt, nicht ohne Intereſſe ſein. Derſelbe iſt dem „Muſeum des Wundervollen“ Bd. 3 S. 70 f. (Leipzig 1804) entlehnt und lautet folgendermaßen: . „In dem academiſchen Garten zu Upſala“, ſchreibt der Ritter Linné an den Secretair der Academie der Wiſſenſchaften zu Stockholm, „find drei Teiche, wovon ſich der mittelſte, welcher der größte iſt, und in welchem ſich keine Waſſerpflanzen befinden, allemal gegen den läng⸗ ſten Sommertag von einem Abend bis zum andern Mor⸗ gen, beſonders bei ſtillem Wetter, in Blut verwandelt. Dieſes Blutwaſſer iſt aus mehr als einer Urſache ganz ſonderbar, und ich habe Gelegenheit gehabt, es mehr als einer Perſon, beſonders dem berühmten Klingenſtierna, einem großen Phyſiker, zu zeigen. Alle Morgen bei heiterm Wetter ſcheint es, als wenn auf dieſem Teiche an allen vier Ecken Schießpulver ge⸗ ſtreuet worden wäre, welches ſich nach und nach von dem Rande in einer ſehr regelmäßigen Ordnung nach dem Mittelpunkte hinzieht. Nach Verlauf einiger Stunden ruht es ganz in dem Mittelpunkte des Teichs. Das Waſſer, über welches dieſer Staub hingezogen war, war mit einer grauen und beinahe unſichtbaren Haut überzogen. Ich kann nicht ſagen, woher dieſelbe entſtehe, und wie ſie ſich bilde. Wenn man aber etwas Weniges von dieſer pul⸗ verartigen Subſtanz in einem Löffel ſammelt, ſo ſieht man mit Erſtaunen, daß alles lebt, und daß ſie aus Millionen 156 Juſecten beſteht. Zugleich bemerkt man unter dem Waſſer eine blutige Subſtanz, welche die größte Aehn⸗ lichkeit mit dem aus dem Fuße eines Menſchen gelaſſe⸗ nen Blute hat, das man in ein Gefüß mit Waſſer laufen läßt. Dieſer blutartige Körper macht das Waſſer an dem⸗ jenigen Orte, wo er ſich befindet, roth und giebt ihm ein fleiſchfarbiges Anſehen. Er iſt bald mehr, bald minder feſt, und löſet ſich bisweilen auf und wird unſichtbar, während ſich ein neuer ähnlicher Körper anſtatt des vori⸗ gen bildet. Das Waſſer iſt alsdann ſo voll davon, daß ſich Niemand deſſelben in der Küche zu bedienen wagt. Früh gegen neun oder zehn Uhr löſet ſich alles auf und verſchwindet. Gegen Abend hingegen erneuert ſich dieſe Erſcheinung wieder. Man bemerkt ſie ebenfalls bei frü⸗ hem Morgen, beſonders, wenn es die Nacht über geregnet hat. Wenn man dieſe blutartige Subſtanz in einen Löffel ſchöpft, jo bemerkt man tauſend kleine Inſecten, welche eine große Aehnlichkeit mit Gerſten⸗ oder Hafergrütze ha⸗ ben. Sie ſind alle ſo groß wie eine Linſe, haben zwei Hörner, welche mit kleinen Zweigen umgeben ſind, ver⸗ mittelſt welcher ſie ſich im Waſſer empor heben, und ein mitten auf der Stirne befindliches Auge. Dieſes Inſect führt im Lateiniſchen den Namen Monoculus. Wenn das Waſſer ſtille ſteht, ſo wird es faul und trübe. Auf dieſe Art erhalten die Inſeeten gehörige Nah⸗ rung, und vermehren fich auf eine unglaubliche Art. Mit Recht muß man über die unbegreifliche Menge dieſer In⸗ ſecten erſtaunen.“ 157 4. Mitteloligocänes Thonlager zu Egeln bei Magdeburg. — Bezug nehmend auf die Zuſammen⸗ ſtellung der mitteloligocänen Fundſtätten, welche Herr Dr. v. Könen in der Einleitung ſeines trefflichen Werkes: „Das marine Mittel⸗Oligocän Norddeutſchlands und ſeine Mollusken⸗Fauna (Caſſel 1867)“ giebt, bemerke ich, daß in neuerer Zeit der Rupelthon auch bei Egeln, unweit Magdeburg aufgefunden iſt. Derſelbe tritt in einer Thon⸗ grube in der „Wartsgrund“ auf dem Egelſchen Stadtfelde zu Tage, enthält viele Gypskryſtalle, verſchiedene Fiſch⸗ zähne und Leda Deshayesiana, jene wahre Leitmuſchel des mitteloligocänen Thons. — Die Fundſtätte von Egeln kann von Intereſſe werden, wenn es gelingt, die Ausdeh⸗ nung des Rupelthons weiter zu verfolgen, indem wir ja in der nächften Umgebung die bekannte unteroligocäne Ab⸗ lagerung über der Braunkohle zu Weſteregeln haben. In Weſteregeln finden ſich ferner die merkwürdigen Reſte von Säugethteren, welche Germar in Keferſtein's Teutſchland, geognoſtiſch⸗geologiſch dargeſtellt, Bd. 3, H. 3, 1826, S. 601—612, beſprochen hat. Solche Thierreſte kommen mehrfach in jener Gegend vor; ich beſitze ſchöne Zähne von Pachydermen aus einem Steinbruch von Etgersleben, nordweſtlich von Egeln, während ſich ein Horn eines Rhinoceros (vielleicht von tichorhinus Cuv.) von Weſter⸗ egeln gleichfalls in meiner Sammlung befindet. Kadow. Dr. Wiechmann. 5. Geognoſtiſche Literatur Pommerns. — Im Intereſſe derjenigen, welche die geognoſtiſchen Boden verhältniſſe unſeres Nachbarlandes Pommern zum Gegen⸗ 158 ſtande ihrer Forſchungen machen wollen, erlaube ich mir nachſtehend die darüber handelnden Schriften aufzuführen, ſo weit mir dieſelben bis jetzt bekannt geworden ſind. a. Allgemeinen Inhalts und Quartärformation. Denſo, von pommerſchen gegrabenen Seltenheiten, 7 Schulprogramme, Stettin 1747—52. 4to. Thebeſius, Beiträge zur Naturhiſtorie des Pommer⸗ landes (e. 1760 verfaßt, gedruckt in den a Studien“ III. 1 S. 28 ff. 1835.) Wilke, Nachricht von ſeltenen Verſteinerungen, vornäm⸗ lich des Thierreiches. (Dies iſt die einzige der hier namhaft gemachten Abhandlungen, welche mir noch nicht zu Geſichte ge⸗ kommen iſt; ſie iſt 1769 gedruckt und ſoll hauptſächlich bei Star⸗ gard in Hinterpommern gefundene Trilobiten behandeln). v. Arenswald, Geſchichte der pommerſchen und meklen⸗ burgiſchen Verſteinerungen, gedruckt in No. 46—49 der gelehrten Beiträge zu den M. Schwerinſchen Nachrichten vom J. 1774 und ſpäter in der Zeitſchrift „der Naturforſcher“ V. 145 ff. und VIII. 224 ff. Wrede, geognoſtiſche Unterſuchungen über die ſüdbaltiſchen Länder, beſonders über das untere Odergebiet. Berlin 1804. v. Oeynhauſen, Bemerkungen auf einer mineralogi- ſchen Reiſe durch Vor⸗ und Neupommern, — in Karſtens Archiv XIV. 2. S. 227 ff. 1827. | Quandt, über die Verluſte der pommerſchen Küſte an die Oſtſee, — in den Baltiſchen Studien IV. 2. S. 1 ff. 1837. v. Hagenow, Notiz über Auffindung eines antediluvia⸗ . Menſchenfkelettes in Veen — eben daſelbſt VII. 1 S. 267 f. 1840. Boll, Geognoſie der deutſchen Oſtſeeländer. — Neubran⸗ denburg 1846. - Gumprecht, zur geognoſtiſchen Kenntniß von Pommern, — in Karſtens Archiv XX. S. 404 ff. 1846. a 159 Girard, über die geognoſtiſchen Verhältniſſe des nord⸗ öſtlichen deutſchen Tieflandes, — in der Zeitſchrift der deutſchen geologiſchen Geſellſchaft I. 339. 1849. Wessel, deseriptio geognostica regionis ostiis Viadrinis . eircumjectae, Berolini 1851. 4to. v. d. Borne, zur Geognoſte der Provinz Pommern, — in der Zeitſchrift der deutſchen geolog. Geſ. IX. 473. 1857. Boll, die Inſel Rügen. Schwerin 1858. Lincke, Beitrag zur Kenntniß der Umgegend von Stettin. — Schulprogramm, Stettin 1859. 4to. Schmeckebier, Beitrag zur phyſicaliſchen Geographie Pommerns, — Schulprogramm, Demmin 1859. 4to. Boll, Beiträge zur Geognoſte Meklenburgs, mit Berück⸗ ſichtigung der Nachbarländer, — in dieſem Archiv XIX und XXI, 1865 und 1867 (auch ſeparat gedruckt). Behm, über die Bildung des unteren Oderthales — in der Zeitſchrift der deutſchen geolog. Geſ. XVIII. 777 ff. 1866. b. Tertiärformation. Reuß, die Foraminiferen und Entomoſtraceen von Stettin, — Zeitſchrift der deutſchen geologiſchen Geſ. IV. 16. 1852. Beyrich, die Conchylien des norddeutſchen Tertiärgebirges, Berlin 1853 —56 (auch in der Zeitſchr. d. d. g. G. abgedruckt). Behm, die Tertiärformation von Stettin, — Zeitſchr. der deutſchen geolog, Geſ. IX. 323. XV. 430. — 1857 und 63, Behm, über die Stettiner Tertiärformation, dritter Ar⸗ tikel; — ſ. Amtl. Bericht über die 38. Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte, Stettin 1864 S. 90 ff. ? ec. Kreideformation. | v. Hagenow, Monographie der rügianiſchen Kreidever⸗ ſteinerungen, — in Leonhard und Bronn Journal für Minera⸗ logie 1839, 40 und 42. Derſelbe beſchreibt rügianiſche Bryozoen in Geinitz Grundriß der Verſteinerungskunde, Dresden 1846 (vergl. auch Geinitz „das Quaderſandſteingebirge“ S. 234 ff., Freiberg 1849). 160 Unger, der Schwefelkiesbergbau auf der Inſel Wollin, — Zeitſchr. der deutſchen geolog. Geſ. XII. 546. — 1860. Reuß, die Foraminiferen der rügianiſchen Kreide, — * Sitzungs⸗Bericht der Wiener Akademie (naturwiſſenſchaftliche Claſſe) XLIV. 1. S. 324 ff. — 1862. d. Juraformation. Schultz, Beiträge zur Geognoſie und Bergbaukunde, Berlin 1821. Derſelbe, Grund- und Aufriſſe im Gebiete der Berg⸗ baukunde, Berlin 1823 (beſchreibt das Fritzower Lager). Klöden, über das Fritzower Lager in Pommern, — f. Karſtens Archiv VII. 113 3. 1834, Balt. Studien III. 1 S. 1 J. 1835 und Karſtens Archiv X. 627 J. 1837. Römer A. handelt über die Fritzower Petrefacten in Leon⸗ hard und Bronn Jahrbuch 1837 (187), 1840 (537) und in ſeinem Nachtrag „zum norddeutſchen Oolithengebirge“, Han⸗ nover 1839. 4to. 5 Weſſel, der Jura in Pommern, — ſ. Zeitſchr. der deut⸗ ſchen geologiſchen Geſellſchaft VI. 305. 1854. Andree, zur Kenntniß der Jurageſchiebe von Stettin und Königsberg, — ebendaf. XII. 573. 1860. v. Hagenow, über die Juralager bei Kamin in Pom⸗ mern, — ſ. Amtl. Bericht über die 38. Verſammlung ꝛc. S. 81. Stettin 1864. f Behm, Nachtrag zu der vorſtehenden Abhandlung, — ebendaſelbſt S. 86 ff. Sadebeck, die oberen Juralager in Pommern, — Zeit: ſchrift der deutſchen geolog. Geſellſch. XVII. 651. — 1865. Sadebeck, de formatione Kimmeridgiensi Pomerania; diss. inaug. Berol. 1865. Sadebeck, Beitrag zur Kenntniß des baltiſchen Jura, — Zeitſchr. der deutſchen geolog. Geſellſchaft XVIII. 292. 1866. Neubrandenburg. Dr. E. Boll. 161 6. Feinde der Platten⸗Miesmuſchel (Congeria Chemnitzii Fer.) — Im vorigen Jahre unterſuchte ich die Eingeweide und den Mageninhalt einer Plötze (Leuciscus rutilis L.) und fand darin zu meiner Verwunderung Fragmente von Muſchelſchalen, die jedoch jo Hein waren, daß weder Zeichnung noch Sculptur mit der Lupe daran zu erkennen waren. Dies reizte meine Neugierde; ich unterſuchte noch mehrere Magen von Plötzen und Rothaugen (Scardinus erythrophthalmus L.), doch nur von großen Exemplaren. In einem Magen fanden ſich außer vielen zerriebenen Schalſtücken noch drei Ge⸗ häuſe von der Congeria, davon eine über drei Linien groß war, ja in einem andern Magen waren deren ſogar ſieben, darunter eine von 5 Linien. Darnach ſcheint mir jetzt kaum zweifelhaft zu ſein, daß große Plötzen und Roth⸗ augen dieſe Muſchel im Jugendzuſtande als Nahrung in Menge verſchlucken. Sah Darvin die Arten der Gattung Scarus, Diodon und Balistes an Korallenriffen weiden und mit ihren kräftigen Kiefern kleinere Korallenſtämme zermalmen, ſo darf meine Wahrnehmung nicht auffallen. Die Congerien haben ſomit doch Feinde, wodurch ihrer ungeheuren Vermehrung ein gewiſſes Ziel geſetzt wird. Lieb wäre es mir, könnten die Ichthyologen unſeres Lan⸗ des dieſe Beobachtung beſtätigen. Ich werde indeſſen wei⸗ tere Unterſuchungen im Laufe der Zeit hierüber anſtellen. C. Struck. 7. Thonlager bei Goldberg. — Im Ar chiv Ig. IV, S. 164 flgd. erwähnt Herr Dr. E. Boll einen ſchönen Kryſtall von Marienglas, den der Rector Huth in Krakow aus einer Thongrube bei Goldberg er⸗ Tl 162 halten hatte, und ſpricht dabei die Vermuthung aus, daß es ſich, nach der ſchönen Erhaltung des Kryſtalls zu ur⸗ theilen, hier um ein tertiäres Thonlager handeln werde. Nachdem ich mehrere Jahre hindurch nach dieſem Thon⸗ lager vergebens geforſcht, gelang es mir jetzt durch den Beiſtand des Herrn Töpfermeiſters Hagemann zu Gold⸗ berg, daſſelbe aufzufinden. Das Lager befindet ſich auf dem ſtädtiſchen Gebiete von Goldberg, und zwar da, wo dieſes mit dem zum Kloſter Dobbertin gehörigen Forſt⸗ revier Schwenz zuſammenſtößt, in einer Niedrigung, in deren Mitte ſich ein kleiner See befindet, und welche „die Lüſchow“ genannt wird. Das kleine nach Dob⸗ bertin gehörige Waſſer iſt von einem Wieſenrande und einem hübſchen Bruche eingefaßt, und in letzterem liegt der theils gelblich theils grau gefärbte Thon, meiſtens nur durch eine knapp einen Fuß ſtarke Raſenſchicht bebedt, Der Thon, den die Töpfer einen fetten nennen, iſt ſo reich an Gypskryſtallen, daß dies die Töpfer nöthigte, die Gruben zu verlaſſen; die Kryſtalle, welche an der Ober⸗ fläche meiſtens etwas angewittert find, haben die Geftalt einer ſchiefen rektangulären Säule, und iſt der größte 20 Mm. lang. Petrefacten ſind in dem Thon bisher nicht beobachtet; ich werde jedoch im Laufe dieſes Sommers genauere Nachforſchungen anſtellen und bin auch dann be⸗ reit, von den Gypskryſtallen abzugeben. Wiechmann. 8. Ornithologiſches. — Falco peregrinus niſtet vereinzelt in der Neubrandenburger Umgegend; am 12. April 1867 wurde in den Chemnitzer Tannen ein Neſt mit 3 ſchon etwas bebrüteten Eiern gefunden. — Falco 4 Wem mmꝶmmmm̃ñ ß 163 haliaétus horſtet hier jedes Jahr, bald im Brodaer, bald im Nemerower Holz; 1867 am 13. Mai aus dem, Neme⸗ rower Holz 3 Eier von ausgezeichneter Färbung erhalten. — Circus pallidus Ende Mai ebenfalls mit 3 Eiern ge⸗ funden. — Circus rufus niſtet alljährlich auf dem hieſi⸗ gen Rohrplan; in früheren Jahren befand ſich auch Ardea stellaris daſelbſt. Dieſelbe iſt ſeit ungefähr zwölf Jahren verſchwunden, und außer verſchiedenen Entenarten haufen einzelne Paare der Scolopax gallinago und des Rallus aquaticus nebſt einigen Waſſerhühnern hier in ungeſtörter Ruhe, weil ihnen der Näſſe wegen ſchwer beizukommen iſt. — Grus cinerea, früher häufiger, jetzt ſehr ſelten. — Aquila fulva, mehrmals ausgenommen, hat ſich ſeit meh⸗ reren Jahren nicht wieder blicken laſſen. — Falco pa- lumbarius niſtet alljährlich bei der Brandmühle. — F. apivorus kam früher ebenfalls vor, niſtete 1853 unweit der Stadt auf einer Eiche im ſog. Stargardſchen Bruche und ſpäter öfter im Mühlenholze, iſt aber ſeit mehreren Jahren nicht wieder aufgefunden. — Aquila naevia jedes Jahr im Brodaer Holze. Am 14. Mai 1867 daſelbſt mit 1 Ei gefunden. — Zu gleicher Zeit Otus palustris mit 5 Eiern. — Numenius arquatus mehrfach im Wieſenthale von Neubrandenburg nach Treptow. — Lanius minor einige Male in den Strelitzer Tannen gefunden. — Im Zechower Revier bei Neuſtrelitz und im Brodaer Holz bei Neubrandenburg kommt Picus martius in einzelnen Paaren vor. — Picus medius im Burgholze bei Neubrandenburg. — Von Mergus Merganser niſten alljährlich 20 - 30 Paare an der Brodaer Seite des Tolenſe⸗Sees, einzelne an der Nemerower Seite in hohlen Bäumen. — Strix 164 Aluco hatte 1867 ſchon am 15. März 5 etwas bebrütete Eier, 1868 noch einige Tage früher. — Sylvia locustella 1867 mehrmals gefunden, leider mit Jungen. Neubrandenburg. W. Greve. Anzeigen. Herr Präpoſitus Boll zu Neubrandenburg beſitzt die Platte eines ſehr gelungenen photographiſchen Bildes von feinem verſtorbenen Bruder, dem Dr. Ernſt Boll, und hat derſelbe in freundlicher Weiſe die Anfertigung von Portraits geſtattet. Ich erſuche daher diejenigen Vereins⸗ mitglieder, welche das Bild unſers dahingeſchiedenen Freun⸗ des und Führers beſitzen möchten, mir ihren Wunſch bal⸗ digſt mitzutheilen; der Preis für das Portrait wird 8 Schill. betragen. Wiechmann. Herr Lehrer H. Lenz zu Lübeck, Vereinsmitglied, macht die Anzeige, daß er nach Erlangung eines großen Theils des Häcker'ſchen Herbars bereit ſei, eine bedeutende Anzahl deutſcher und ausländiſcher officineller Pflanzen gegen Tauſch oder mäßiges Honorar abzugeben. Auch kann derſelbe lübeckiſche Pflanzen, Phanerogamen und Kryptogamen, ablaſſen. Die Herren Vereinsmitglieder Landbaumeiſter Koch zu Güſtrow und Dr. Wiechmann zu Kadow haben ges meinſam eine Monographie über die Mollusken⸗Fauna des Sternberger Geſteins unternommen, auch den erſten Abſchnitt derſelben bereits vollendet. Damit dieſe Arbeit, deren Bedürfniß ſchon lange anerkannt iſt, möglichſt voll⸗ ſtändig werde, erſuchen die genannten Herren alle Ver⸗ einsmitglieder, welche beſonders große oder durch Selten⸗ heit und ſchöne Erhaltung wichtige Conchylien aus jenem Geſtein beſitzen, ihnen dieſe zur wiſſenſchaftlichen Benutzung, auch Abbildung, auf kurze Friſt anzuvertrauen. Bereits hat Herr Profeſſor Karſten die unter ſeiner Obhut ſtehen⸗ den Schätze des Roſtocker Muſeums zur Verfügung ge⸗ ſtellt, und geben ſich die beiden Herren der Hoffnung hin, daß dies Beiſpiel vielfach Nachahmung finden werde. Die anvertrauten Stücke werden auf das ſorgfältigſte behandelt und baldigſt zurückgeliefert werden. | * * * * 1 * ** 4 N D N RI RN 15 ) N ’ RENNENS 0 N N N Wini N INN e 85 150 W ö 0 0 16 IN Inn III II NN 0 N N 5 N 1 N 2 en DDI sc NR a. Seespiegel. b. Insel. c. Pflanzenfilz. d. Seeboden. e. Schlammartise Erde. nenn A .. .... 2 * 1 8 0 3 2 a 4 5 5 1 Br | N * eee RE # | 5 I . i } 1 Ueberſicht der aus den meteorologiſchen Beobachtungen zu Hinrichshagen im Jahre 1866 gefundenen Mittel. (19. Jahr.) Monat. Dechr. 1865, Januar 1866.) Jeßruar- März. il. | 0 ; 1 Monat, e ee Jan 1 ürz April. Mat September. November. Winter. Frühling. Sommer- Bemerkungen. = : 27˙⁰ 70 26% 9.0 38 | 37% 0.0 16 | 27% 0% 84 2 Zu 14 27% 2% 72 27% 2% 44 27% 3% 02 27, 4% 25 27 4% 91 27 6% 31 26 Ilm 25° gu 2 Baro- 5 N e e able 8 7 7 U me 6 31 (26 11.“ 34] 26% 9 38 27° 0,0 84 27% 2% au" 05 je 9. glg mm 30. Mg. 6. S. 0 o. ab. 10. Sm. il 2. Nm. 2. . 1. 5 6. W. 1 28. Ab. 10 W. 1 2. u. 10. W. — 17. Am. 2. S. 1 |4, An. a 8 1 —— 2. 5 2 8 om 1130. ub. 10. SW. 110. ub. 10, W. 2 9, Februar. 1. Matz 17. 2 944 e er 7 ei 25 3.30 28 1.70 25 1.84 28 4.22 28 3 03 28 146 23 044 27 1133 | 28.047 28463 | 283.54 28 52 Weser Be und eee. 25. An. 2. W. 121. ub. 10. 8. 129. ub. to 8.0 28. Mg 6 8. 0 gl. Mg. 0. MD. 9. Mg 6. M. 0 |11. An. 2. W. 1120. Mg. 6. Ew. 61. Mg. 6. S7. o. 6. Mb. Jo, 8. 0 28, dt. 10. D.0 5 5 = 5 i ee el auf 0 IR + 3 — — — 2 — — — 5 — — Sue pi |E 9. Zuni 0. October 8. December Die Temperatur P Mittel aus drei 28 0.88 27 86 97 6 20 97 7 5 7 2 r T | der Zuft fanf unter bo reducirt. W 28 0.89 27 8.67 27 6.29 27 7.11 27 9 47 27 9.43 27 9.72 27 7.85 27 7.76 27 8.52 28 0.33 27 7.04 27933 27 8.66 27 8.43 27 9.33 27 8.95 im an j 11 es ie ea ee Debt. 88 — 18 Tg, 6 Uhr Morgens. 051 15.76 0°,57 — 0.80 3°.76 4°.96 119.75 10°50 A 90.25 Im 66 — 8 2 Februar — 13 5 sp . 8 1 3.31 * 5 A 5 22 2 N E = 1 — 23 2 Uhr Nachmittags. .69 3. 3.54 2.22 10.33 10.20 18.27 1518 15.24 15.00 887 3.66 url — r —— ̃ ——— = - | Mal — 8 10 Uhr Abends. 0.80 2,30 1.86 0.19 5.03 552 11.29 10.65 10.37 10.93 3.81 216 5 Tempera⸗ e le 5 117 2 ia 7 ee [ee pe 7 55 5 . —— 183 = 2 ei Jade —92— Mittel derſelben. 1.00 2,46 2.09 0.53 6.39 6,89 13.94 12.11 11.77 11.94 4.93 247 Mieg über 200 — a {| BL | 8 2 | R. im an Mittel | Minima. | — 0.18 2 0.42 — 14 2 48 3.38 907 ; | re {ur Mitte ima. 18 1.28 42 2 0 a 9.86 0 8.46 8.94 1.78 1.00 Zal, der > — | — — — — = = 2 — Ag — 3 täglichen Maxima, 1.90 3.73 3.81 2.30 1051 10.79 18.92 15.95 10.20 16.00 9.00 3,85 eue. 2 4 bh ee - ä * Re. She — 20 - der Luft [Halbe Summe derſelben, 0.86 2.51 2.11 0.58 6.40 7.09 14.39 1251 12.33 12.51 5.39 2.43 Unterſchied derſelben. 2.08 3.39 3.63 8.03 7.41 9.06 6,88 7.74 7.15 7.22 2.85 > all 1 = a l E | a — = 4 - nach R. W 4.3 N — 58 — 31 — 1.5 4.6 5.0 | — 50 — 82 — 5.2 8 3.9 — 82 — 8.2 Abfolntes 18. Mg. fr. Sd. f 5 1 fr. SO. 1 — Mg. fr. S 0 23. Mg. fr. O. 0 28. Zi fe SW. 0 21. Mg. fr W. 0) 29. Mg. fe. ©. 0 Is. Mg. fe. W. 0,19, Ng. ft. SW. 0 24. Mg. 6. O. 1 123. Mg. fr. W. 0] 21. Februar 18. März 40. ug | 25. November | 23. November Maximum 5. 0 7.2 8.2 79 18.9 17.6 25.0 21.3 22. | 21.2 18.2 9.2 8.2 18.9 25.0 21.2 25.0 17. Nm. W. 1 (22. Nm. 2. SW. 1010. Nm. 2. S. l 31. Na. O. 0 28. Nm. 2. SB. 2129. Nm. 2. Sd. 1125, Nm. 2. ED. 00 J. Nm. S. 1 | 27. Am. Sd. 1 23. Am. 2. Sd. 1 I. Nm. 2. D. 1 6, Nm. 2. W. 1 10. Bebruar 28. Upril, 29. Juni 23. September 29. Zuni unterſchied derſelben. 9.3 10.4 13.4 13.7 223 19.1 20.4 163 18 4 17.2 23. 2 17.4 13.4 24.7 21.1 | 29.4 33 2 — — — e I En ER: Dunfl- Minimum: 1.14 1,41 0.81 088 1.10 1,60 2.96 333 2.92 293 1.18 0,99 0.54 0.88 2.92 0.99 0.54 15, Ab. 10 6. Ab. 10. 21. Ab. 10 16. Ma 6. 20. Mg. 8. 21. Nn. 2. 18. Mg 6. 28 Nm. 2. 9. Mg. 8. 29. Nm. 2 24. Me. 6 22. Mg. 6. 21. Februar. 10. Marz 9. ung. 22. Woucnber 21. Festuat ſnannung 5 . . een - Z mn Au Bande | „2a eben in Maximum, 2.85 3.40 2.82 5.06 5.08 6 485 6.41 | 6.45 5.49 3.90 3.80 5.05 6.18 6.15 6.48 18. ub. 10 18. Am. 2. al. Nm. 2. 8. Am. 2. 20. Nm. 2. 20 Mg. 8 10. My. 6. 29, Num. 2 25. 26. Nm. 2 5. Nm. 2 13. Am. 2. 2. Februar 20. Mal 30. Zuni 25. September 30. Zuni parifer Mittel aus drei x 2 7 an a Linien, Beobachtungen, 2.00 2.25 2,08 118 2.62 281 4.71 4.51 48 4.38 2.52 2.29 3.06 — — — — T— — Minimum, 50 64 So) 3) 30 34 30.4 39.2 348 304 46.1 61.1 5⁵ 30 30.4 20.4 30,0 Dunft- 15. Nm. 2. 30. Nm. 2. 26. Nm 2 10. Kn. 2. 28. Nm. 2. 20. Nm. 2. 20. Nm. 2. 14. Nm. 2. 22. Na. 2 [ 299. Nm. 2 93. Nm. 2 10. Nm. 2. 26, Gebiuae 26. April 20. uni 29. September 26. april —— — — — — — - — — — — — — — ee — — — Ei — * u. gehalt 1 de 100 100 100 100 100 100 100.0 1000 100.0 100.0 109.0 100.0 1000 100.0 100.0 100.0 100.0 nach Pro⸗ 2 ER an 8 Tg: an 2 79 CHE an 2 29. an 6 29. an 4 29. an_6 29. an 3 2. d. 19, Mg o, an 2 46 an 9 Tg. an 24 rg. an 14. 4g an 18 4. an 12 Kg. an 65 8g. Mittel aus drei B ap — — | = E centen. Ne 90 89 83 83 75 17 746 815 707 797 87.6 79.4 787 82.1 814 5 — . . . = . . — E Minimum. 0.7 0.7 | 05 0.8 41 5.8 10.4 12.6 10,7 9.3 2.4 1.0 0.5 08 10.4 1.0 0.5 sl. s-11 22-24 7. 17—24. 25. ih, 20. 20. 14. 22. 25. 23. 4. 80. 22—24. Gebtuat. 7. 17. 24. Mir 20. Zuni 18. 24. 30, Novbr.| 2224. Febtuat | — —— — — — - — — — = — — — 5 > Tempe⸗ 10 Maximum, 3.7 4.3 | 44 4.2 103 12.8 19.7 18.8 170 14.3 12.8 6.3 44 12.8 19.7 14.3 19.7 21. 23 | 7. 2 28. 29, 50 1 | 27 | 2 1 % 7. Gebruar 29. Mai 30. Zuni 2. September 30. Zuni Mittel aus 1 27 1 2 = 2 > == —= = R — 5 — „ie ratur Beobachtung, 1,96 2.35 2.59 1 ar 8.79 15.08 1428 1354 12.87 6.84 3.47 14.30 721 = — - . — = — — — Minimum, 29 2.3 2.3 2.2 3.0 6.7 9.7 125 115 an 5 3.5 2.3 2.2 9.7 35 . des 31. | 11. 26. 18.19.22. | 1. 17 10 29. 15. 20, | 21. 23. 31. 30. 11. Zan. 26, Febr.“ 18. 19. 22. Math 1. Juni Zo. November 18. 19. 22. Mär 3 Maximum, 5.1 3.9 3.8 2.7 7.1 7 87 145 14.6 13,2 12.8 11.6 6.5 5.1 8.7 14.6 12.8 14.6 12 27. 46. 7-9 1. 29, 29. 30. 2. 28. 20 10 2 1. 2. December 29. Mat 2. Juli I. Eoptember ‚2 uli Erd⸗ Mittel aus 1 5 i zur er = R f Beokachtung. 372 3.04 9 2.37 5.50 7.38 12.13 13.00 12.37 12.22 8.58 bodens, i 0 33 33 3.0 9 15 Bra e e 10.7 N 45 5 30. 51. 16. | 20—28. 18. 19. Äh eh Kar 11-18. 17—10. 22—24. 30. 81 50 26—28. gehn, 18. 19. Mär) 1. 2. Juni 30. Rovember 18. 19. Mär) — — — * 5 = — — -— * — —— E — — — 5 5 tief 4 Maximum, 5.9 41 4.3 3.3 6.3 7.8 12.0 12.3 11,8 118 11.0 6.8 5.9 7.8 12.3 | 10.7 12.3 el. 1. 26—30, 10. 11. 1-5 30. 31. 30. 2. 3. 3. 5. 30. 31. 1. 3. 1. 2. 8—10. 1. December 31. Mai 2. 3. Zul! 22-24. Seplember 2. 8. an Mittel aus 1 1 4 0 4.65 3.76 3.91 3.10 5.07 0.84 10.24 11.80 11,44 11.22. 8.95 5.93 41 5.00 11.19 7.61 6.39 Völlig heiter. | Dechr. 1805. Januar 1866 | Jebruar. Winter. Himmels: — Heiter. Ziemlich heiter. auſicht. Wolkig. Trübe. Tage. Bedeckt. Mittel in Procenten 7 73 7 37 74 2.8 51. der völligen Bedeckung. 70.9 1 10.0 3 48.7 57.4 5 52.3 51.0 . — u 4 3 775 5 Wind⸗ ND. 1 3 0 1 1 5 | 47 14 2 68 — — — — rich⸗ O. 9 0 4 20 24 21 22 7 15 7 34 5 13 71 41 46 . tung, ED 7 8 18 12 13 5 7 1 9 27 20 0 33 0 . 17 17 lüglich if ii ij m . 3 S. 12 8 11 5 3 5 5 0 8 10 4 3 31 13 13 17 dreimal, — - — SW. 3 51 2⁵ 12 20 12 12 23 30 37 11 43 111 4 7¹ 91 % 52 20 7 19 33 73 50 100 59 Ahr be⸗ Bi ar > 0 2 2 0 9 4 odachtet. aa ma Tage. Windeütberhaupt. 27 30 2⁵ 21 27 28 20 28 22 9% 98 25 82 | 76 76 7) Wäßrige Nieder- ſchlüge. Tage. Pelrag der Nieder⸗ ſchlüge. Eleclriſche Erſchei⸗ nungen. Windſtille. Thau. 9 or Bemerkungen. Der lezte Brüße jabısfhuee fiel am 23 Mai 1866, ber erſſe Winterfehnee am I November 1806. Der lezte Früß⸗ jabrafroft trat ein am 24. Mai, der erſte Winterftoſt am 17. Ockeber 1866. Die gröfte Menge Regen fel am 3. Mai Morgens mit 150 Ruh. gleich 12 078 Regen. Niederschläge überhaupt. N Reif. 9 5 2 7 5 5 Nebel. 9 4 | 3 | 8 5 2 L — Regen. 7 15 | 12 4 9 17 — — . egen und Schnee. 0 1 | 1 1 0 0 Schnee 2 4 4 | 8 0 1 Graupeln. Hagel. — Kub.⸗Zoll Schnee. Höhe Regen. in Linien. Schnee. Zuſammen Kub. Zoll. 395 420 1044 Zuſammen Höhe. Gewitter. Entfernte Gewitter, 33.417 35.0 iR 87.00 — le = | N 10 Te 133 1 ge: 1 1 I N ed, * 1 STERNE 2 Din 2 N A — N «x —.— — — — - & — a 5 ze 7 EI 8 —