HARVARD UNIVERSITZ LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. Il: Auquak ID, = ® —IYNKUaNKYr \ NIX > Er DIOONZOSOSNZORON 209696969686 APR IR A) RO IQ) I) (RR RR) N \ SE > a >». 0% T XS K0 Dr DEO 2 g) N) ISTEITTSTLTTILT III EIN BIS 2 . >65 55 2 3 \ 7 < x seh - \ = > £ RL ee 0 > . ES . ®& des Vereins der | > = Freunde der Naturgeschichte 8 & N) A) 5 & i ” r ? s = = RS AN N — © MECKLENBURG. | se Bee REN. 3 u — = < =: B Fr > I 42. Jahr. 3 eg Pe (1888) 7a % A >» Y ae x ea Mit = Tafeln a: 1 Karte ( I) "Redigirt vom Secretair. eg N N re ae FE u N ET a I RE HF I ER u IE F al Preis des ganzen Jahrgangs 6 Mk. 2 a nr 0 ss u — x De 2 —— > 2 =. u ED 9) = Güstrow, > (x 'in Commission der Buchhandlung von Opitz & Co. => = = (2 2) = ; e TE SO EEE ROTH FETHCTHETHETHETHETSCTHETSETSOTTETIETIET HEINE OIRERONTNTRIITNTIDNTINTENTRINTETNTTE ING) des Vereins der Freunde der Naturgeschiehte in MECKLENBURG. a ee an 42. Jahr. (1888.) Mit‘2 Tafeln und”ı Karte. Redigirt vom Secretair. a — "Güstrow, in Commission der Buchhandlung von Opitz & Co. 1889. Die Herren Autoren sind für den Inhalt ihrer Arbeiten selbst verantwortlich. Inhaltsverzeiehniss. H. Heiden: Beitrag zur Algenflora Mecklenburgs . Ders.: Zweiter Beitrag . R. Ruben: Ein botanischer Ban durch m Cr herzoglichen Gärten zu Schwerin } Dr. Max Braun: Faunistische Untersuchungen in der Bucht von Wismar . E. Geinitz: X. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs, m. 1 Karte C. Struck: Ueber das orlkamen de Eainstore in Mecklenburg . i G. Clodius: Mittheilung ner eine isalaee ı aus- gestopfter Vögel A. Klingberg: Ueber den nhesikalisch- optischen Bau des Auges der Hauskatze . Litteratur-Notizen . 1. Th. Ebert: Ueber Biere 2. Bornemann: Geologische Algen-Studien. 3. Maillard: Ueber Algen aus d. Flysch . 4. Keilhack: Ueber Delta-Bildungen P. Horn: Ueber Aelchengallen, m. 2 Taf. E. Geinitz: Ueb. d. Nutzen einer geolog. Landes- aufnahme . C. Struck: Ueber Seen. od ee Krkiner in Mecklenburg . J. F. Soldat: Ditholesiech: tkbeilane F. E. Koch: Bericht über eine Excursion E C. Struck: Die Oesterreichische Schlingnatter in Mecklenburg . Litteratur-Notizen. 1. Berendt: Ueb. Moränenbildungen im Nord- deutschen Tieflande Pag. 191. Pag. 2. a. Kiesow: Ueb. Gothländische Beyrichien 19. b. E. Geinitz: Ueber Spongien d. Meckl. Silurgeschiebe . ... 196. c. Wigand: Die Trlollien der Sim en schiebe in Mecklenburg . . . . . ..197. C. Struck: Ueber Nuphar pumilum . . . . 200. E. Geinitz: Magneteisensand etc. im Dilureel 202. Vereins-Angelegenheiten. A. Bericht über die Generalversammlung.. . 205. B. Uebersicht über Einnahme und Ausgabe . 220. G. Eingänge zur Bibliothek 7.8 Sen D. Mitgliederverzeicniss . . . .. 2... 246. Berichtigung und Mittheilung . . . . . . . 17248. Anhang: Sitzungsberichte der Naturforschenden Gesellschaft in Rostock 1888, pag. I-XXXVM. — — Beitrag zur Algenflora Mecklenburgs von H. Heiden -Rostock. Wenn ich im folgenden 137 für Mecklenburg neue Algenspecies veröffentliche, so geschieht das nicht, weil ich etwa meine, es sei hiermit unsere Algenflora erschöpft. Ich möchte durch diese kleine Arbeit nur andere anregen, kleinere oder grössere Gebiete unseres so algenreichen Mecklenburgs zu durchforschen. Wie aus nachfolgendem Verzeichniss hervorgeht, wird die angewandte Mühe durch reichliche Funde belohnt. | An alle Mitglieder unseres Vereins aber, die sich bereits mit der mecklenburgischen Algen-Flora befasst haben oder noch zu befassen gedenken, möchte ich die Bitte richten, mich bei der Bearbeitung der mecklen- burgischen Algenflora, zu der ich vom Herrn Professor Goebel aufgefordert wurde, gütigst zu unterstützen, indem sie ihre Funde im Archiv veröffentlichen, oder mir, wenn möglich mit Original-Exemplaren belegt, dieselben mit- teilen. Auch noch nicht determiniertes Material, wenn nur mit sicherer Fundortangabe versehen, ist mir sehr willkommen. Die Gattung Vaucheria*) und die Diatomaceen habe ich diesmal unberücksichtigt gelassen, weil ich mit deren *) In der Rostocker Flora finden sich: V. sessilis, pachyderma, geminata, hamata, terrestris, dichotoma, littorea, synandra. 1 SD Bearbeitung noch nicht soweit gediehen bin, dass ich an- geben könnte, welche Species für unsere Flora neu sind. Herrn Professor Goebel aber, der mich zum Algen- studium anregte, in dasselbe einführte und bei demselben unterstützte, möchte ich auch Öffentlich meinen Dank hiermit aussprechen. - Ebenso bin ich Herrn Lehrer Paul Schulz-Rostock zu Dank verpflichtet, der um Roggenstorf bei Dassow die Führung der Exkursionen übernahm. Seinen eingehenden Lokalkenntnissen habe ich manchen guten Fund zu danken. Dr 10. Ralfsıa verrucosa (Aresch.) J. Ag. Auf Felsen dicht unter der Wassergrenze: in Warnemünde an der Ostmole. Coleochaete scutata Breb. An Wasserpflanzen: um Rostock und Roggen- storf bei Dassow allgemein verbreitet. Dedogonium Vauchert A. Br. In Teichen: bei Rankendorf bei Dassow an Wurzeln von Lemna: bei Gostorf bei Dassaw. Oed. Braunau Ktz. In einem Torfgraben bei Roggenstorf bei Dassow. Oed. cardiacum Wittr. In der »Brille« bei Gr. Voigtshagen bei Dassow. Ded. Landsboroughiı (Hassall) Wittr. An abgestorbenen Pflanzen: im Moor bei Krum- mendorf bei Rostock. ODed. Magnusii Wittr. Im Bleichergraben bei Rostock. Oed. fonticola A. Br. Im Gehlsdorfer Moor bei Rostock. Oed. ochroleucum Ktz. Im Bleichergraben bei Rostock. Ded. pusillum Krch. Im Bleichergraben und in einem Teiche an der Fr. Fr. Bahn: bei Rostock. 11, 12. 13. 14. 15, 16. BE 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 3 Bulbochaete gigantea Pringsh. In einem Teiche bei Gostorf bei Dassow. Bulb. crassa Pringsh. Greschendorfer Moor bei Dassow. Bulb. subsimplex Wittr. Bei Dassow: im Greschendorfer Moor auf Utri- cularıa und in einem Teiche bei Gostorf. Bulb. insignis Pringsh. Im Greschendorfer Moor bei Dassow. Enteromorpha intestinalis (L.) Link.*) var. bullosa. . Schnatermann bei Warnemünde in einem Graben. E. aureola (Ag.) Ktz. Warnemünde im Strom unter anderen Algen. Chaetomorpha aerea (Dillw.) Ktz. Warnemünde. Entocladia Wittrocki Wille. Warnemünde in der Zellmembran von Pilayella. Ulothrix moniliformis Ktz. Greschendorfer Moor bei Dassow. U. implexa Kiz. Warnemünde an der Westmole. U. isogona (Engl. Bot.) Thur. Warnemünde auf Felsen unmittelbar unter der Wassergrenze. U. flaccıda Ktz. In Roggenstorf bei Dassow auf feuchtliegendem Brennholz. Microthamnion strictissimum Rabh. In Teichen: in Besendorf und auf der Grenze Roggenstorf-Grevenstein bei Dassow. Stigeoclonium Longipilus Ktz. In Besendorf bei Dassow im Teiche. *) Unter 15, 71 und 126 finden sich nur neue Formen von Species, die für Mecklenburg schon bekannt sind. E 25. 26. 27. 28. 29. Sı. 31. 32. 39. Volvox Globator (L.) Ehrb. Greschendorfer Moor bei Dassow unter Utri- cularia und schon im Oktober 1885 im Basin des botanischen Instituts zu Rostock. Eudorina elegans Ehrb. Greschendorfer Moor bei Dassow und in einem Teiche an der Fr. Fr. Bahn bei Rostock. Pandorina Morum (Corti) Bory. Um Roggenstorf bei Dassow und um Rostock: in Gräben, Teichen und Mooren. Gonium pectorale Müller. In Teichen und Mooren: bei Tramm und Kalk- horst bei Dassow und bei Krummendorf, Kessin und Gehlsdorf bei Rostock. Pediastrum integrum Näg. In einem Teiche in Besendorf bei Dassow. P. Boryanım (Turpin) Menegh. x) genwinum Kreh. ß) brevicorne A. Br. y) granulatum Rabh. x und y in stehenden und fliessenden Gewässern: um Roggenstorf bei Dassow und um Rostock; ß in der »Brille«s bei Gr. Voigtshagen bei Dassow. P. pertusum Ktz. ß) elathratum A. Br. y) asperum A. Br. 9) brachylobum A. Br. & im Bleichergraben bei Rostock; y in Teichen und Mooren: bei Rankendorf, Besendorf, Greschen- dorf bei Dassow und Krummendorf bei Rostock; $ im Greschendorfer Moor bei Dassow. P. Ehrenbergii (Gorda) A. Br. In Teichen, Gräben und Mooren: um Roggen- storf bei Dassow und um Rostock. P. Rotula (Ehrb.) A. Br. In der »Brille« bei Gr. Voigtshagen bei Dassow ; 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. en im Jägerteich-Barnstorf und im Bleichergraben: bei Rostock. Ä Coelastrum sphaericum Näg. Bleichergraben bei Rostock. C. microporum Näg. Teiche um Roggenstorf bei Dassow; in der Stepnitz bei Dassow; in der Warnow bei Gehlsdorf unter Spirogyra und botanisches Institut zu Rostock. Sorastrum spinulosum Ktz. In der »Brille« bei Gr. Voigtshagen bei Dassow; Krummendorfer Moor und Bleichergraben bei Rostock. Scenedesmus obtusus Meven. Um Roggenstorf bei Dassow und um Rostock stellenweise: in Teichen und Mooren. S. acutus Meyen. Stellenweise um Roggenstorf bei Dassow und um Rostock: in Teichen und Mooren. S. dimorphus Ktz. Um Roggenstorf bei Dassow und um Rostock. 8. caudatus Gorda. In verschiedenen Formen: um Roggenstorf bei Dassow und um Rostock häufig. Sciadıum Arbuscula A. Br. Greschendorfer Moor bei Dassow; botanisches Institut zu Rostock und @Gehlsdorfer Moor bei Rostock. Ophiocytium majus Näg. Greschendorfer Moor und Kalkhorster Schloss- teich bei Dassow ; Teich bei Krummendorf bei Rostock. O. cochleare (Eichw.) A. Br. Torfgraben und Teich bei Roggenstorf bei Dassow; Teich bei Krummendorf und Graben in Gehlsdorf bei Rostock. OÖ. parvulum (Perty) A. Br. Bei Roggenstorf bei Dassow in einem Torfgraben und in einem Graben in Gehlsdorf bei Rostock. 41. 49. 0. 52. 93. ID. 6 Characıum Sieboldi A. Br. Moor bei der Roggenstorfer Mühle bei Dassow und im Bassin des botanischen Instituts zu Rostock auf einer Zygneminae. Ch. obtusum A. Br. »Brille« bei Gr.Voigtshagen und Teich bei Tramm: auf Cladophora, sowie in einem Teiche auf Oedo- gonium: bei Gostorf bei Dassow. Ch. subulatum A. Br. Auf Oedogonium und Cladophora: in Teichen von Gr. Voigtshagen, Tramm und Hof-Moor bei Dassow, sowie im Bleichergraben bei Rostock. Ch. pyriforme A. Br. »Brille« bei Gr. Voigtshagen bei Dassow. Ch. minutum A. Br. In Teichen bei Gr. Voigtshagen, Tramm und Hof- Moor bei Dassow: auf Cladophora; im Gehlsdorfer Moor bei Rostock. Ch. Pringsheimii A. Br. »Brille« bei Gr. Voigtshagen: auf Ciadophora und im Moor bei der Roggenstorfer Mühle bei Dassow. Ch. acutum A. Br. Teich bei Rankendorf bei Dassow und auf einer Zygneminae im Bassin des botanischen Instituts zu Rostock. Ch. longipes Rabh. Auf Cladophora, Oedogonium, Tolypothrix und Synedra in Teichen und Mooren: um Roggenstorf bei Dassow und um Rostock. Ch. ornithocephalum A. Br. Moor bei der Roggenstorfer Mühle bei Dassow. . Protococcus viridis Ag. Greschendorfer Moor bei Dassow: auf feuchter Erde. P. Gigas (Grun.) Ktz. In einer Kultur von Azolla. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 66. Polyedrium trigonum Näg. Teich bei Krummendorf und Moor in Gehlsdorf: bei Rostock. Mischococcus confervicola Näg. Im Bassin des botanischen Instituts zu Rostock: auf Oladophora. Dictyosphaerium Ehrenbergiamum Näg. Um Roggenstorf bei Dassow: in Teichen und Mooren und in der Stepnitz bei Dassow unter anderen Algen. Palmodactylon varıum Näg. Greschendorfer Moor bei Dassow. P. subramosum Näg. Im Moor bei der Roggenstorfer Mühle bei Dassow. P. simplex Näg. Im Moor bei der Roggenstorfer Mühle bei Dassow und im Greschendorfer Moor. Apiocystis Brauniana Näg. In Teichen auf Oladophora: bei Gr. Voigtshagen, Kalkhorst, Hof-Moor und Gostorf bei Dassow; auf abgestorbenen Blättern von Phanerogamen im Teich der Kaienmühle bei Rostock und im Bassin des botanischen Instituts daselbst. Staurogenia rectangularıs (Näg.) A. Br. Bei Dassow: im Greschendorfer Moor und in zwei Mooren bei Roggenstorf. Palmella uvaeformis Ktz. In Gehlsdorf bei Rostock: an feuchtem Holz. Botryococcus Braunü Ktz.*) Unter Mesotaenium: in der Sandgrube bei Krum- mendorf bei Rostock. Gloeocystis ampla (Rabh.) Krch. «) typica Krch. ß) vesiculosa (Näg. als Art.) *) Auf das Vorkommen dieser Species an bezeichnetem Fundorte wurde ich vom Herrn Professor Goebel aufmerksam gemacht, und fand ich dieselbe denn auch nach längerem Suchen. 67. 68. 69. 70. ZN 8 In Teichen, Gräben, Mooren: um Roggenstorf bei Dassow und bei Rostock. Nephrocytium Agardhianum Näg. a) minus Näg. ß) majus Näg. Bei Dassow: Gr. Voigtshagen in der »Brille» « und im Moor bei der Roggenstorfer Mühle «; bei Rostock: Gehlsdorf im Teich am Pfaffensteig ß und im Krummendorfer Moor «. Rhaphidium polymorphum Fres. In Teichen, Mooren, Gräben: um Rostock und um Roggenstorf bei Dassow. Rh. convolutum Rabh. a) minutum Rabh. ß) lunare Krch. Die Form « in einem Teiche bei Gr. Voigtshagen bei Dassow; die Form ß in Greschendorf, Grevenstein- Roggenstorf, Tramm bei Dassow und im Bleicher- graben bei Rostock. Stichococcus bacıllarıs Näg. ß) major Rabh. Rostock in einer Kultur von Ulothrix radıcans. Spirogyra crassa Ktz. ß) Heeriana Näg. Im Graben am Verbindungsweg bei Rostock; in einem Teiche bei Rankendorf bei Dassow. Sp. majuscula Ktz. a) genwima Krch. In einem Teiche bei Tramm bei Dassow. Sp. Weberi (Ktz.) Krch. Das} a) genuima Krch. 8) elongata Rabh. y) intermedia (Ktz.) Krch. 14. 75. 76. 17. 18. 2a s0. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 9 Bei Rostock: im Kessiner Mühlenteich x und ß und in einem Graben bei der Gastanstalt 7. Sp. laxa Ktz. Im Krummendorfer Moor bei Rostock und in einem Teiche bei Rankendorf bei Dassow. Sp. Hantzschit Rabh. Bei Rostock in einem Graben bei der Gasanstalt. Sp. rivularıs (Hasall) Rabh. In einem Teich bei Rankendorf bei Dassow. Sp. jugalis (Dillw.) Ktz. Bei Rankendorf bei Dassow in einem Teich. Sp. fusco-atra Rabh. Kessin bei Rostock im Mühlenteich. Hyalotheca dissiliens (Smith) Breb. Im Greschendorfer Moor bei Dassow. Spondylosium depressum Breb. Bei Dassow: in einem Teich bei Rankendorf und im Kalkhorster Schlossteich. Mesotaenium micrococeum (Ktz.) Krch. In der Sandgrube bei Krummendorf bei Rostock: auf feuchter Erde. M. Endlicherianum Näg. In einer Kultur von Azolla. Closterium gracıle Breb. Gehlsdorfer Moor bei Rostock. Cl. strigosum Breb. Gehlsdorf bei Rostock in einem Teich unter Oscallarza. Cl. Venus Ktz. Bei Dassow im Greschendorfer Moor. Cl. parvulum Näg. In Gräben und Mooren: Greschendorf und Gr. Voigtshagen bei Dassow; Gehlsdorf und Bleicher- graben bei Rostock. Cl. Ehrenbergit Menegh. In stehendem und fliessendem Wasser: bei Rog- genstorf-Grevenstein, Tramm und in der Stepnitz bei Dassow. 88. 89. I. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 91: 98. 9. 10 Calocylindrus annulatus Näg. Bei Dassow im Greschendorfer Moor. Pleurotaenium Trabecula (Ehrb.) Näg. In Mooren und Teichen: bei Greschendorf, Gr. Voigtshagen, Roggenstorf und Rankendorf bei Dassow. Cosmarium De Baryı Archer. Im Moor bei Greschendorf bei Dassow. C. quadratum Ralfs. In Mooren: bei Greschendorf und bei der Rog- genstorfer Mühle bei Dassow. C. granatum Breb. Bei Dassow: in Mooren bei Roggenstorf und Greschendorf und in einem Teiche bei Gostorf. C. punctulatum Breb. In Teichen: bei Gr. Voigtshagen und Rankendorf bei Dassow und im Bassin des botanischen Instituts zu Rostock. C. Meneghinii Breb. In Mooren und Teichen: Greschendorf und Ran- kendorf bei Dassow; Barnstorf, Gehlsdorf, Krummen- dorf und Kaienmühle bei Rostock. C. venustum (Breb.) Rabh. Bei Rankendorf bei Dassow in einem Teiche. C. notabile Breb. : In einem Teiche an der Fr. Fr. Bahn bei Rostock. C. Phaseolus Breb. Bei Dassow: im Moor bei der Roggenstorfer Mühle und im Kalkhorster Schlossteich. Xanthidium fasciculatum Ehrb. Im Greschendorfer Moor bei Dassow. Arthrodesmmis convergens Ehrb. ' Greschendorfer Moor bei Dassow. 100. Euastrum binale (Turpin) Ralfs. 101. Greschendorfer Moor bei Dassow. Micrasterias papillifera Breb. Im Greschendorfer Moor bei Dassow. 11 Anm : Die von mir gefundene und gezeichnete Alge weicht von der typischen Form insoweit ab, als an den Haupteinschnitten statt der köpfchenförmigen Papillen sich nur einfache Zähne finden. Sie ist jedenfalls als Form von M. p. und nicht etwa als eine neue Species anzusprechen. 102. Staurastrum muticum Breb. In Mooren: Gehlsdorf und Krummendorf bei Rostock. 103. St. orbieulare (Ehrb.) Ralis. Grevenstein-Roggenstorf bei Dassow. 104. St. punctulatum Brek. In Mooren und Gräben: bei Greschendorf, Roggen- storf und Gr. Voigtshagen bei Dassow; bei Gehlsdorf und Krummendorf, in der Schwienskuhle und im Bleichergraben bei Rostock. 105. St. tricorne Menegh. Im Krummendorfer Moor bei Rostock. 106. St. echinatum Breb. Teich bei Krummendorf bei Rostock. 107. St. aculeatum (Ehrb.) Menegh. Greschendorfer Moor bei Dassow. 108. St. spongiosum Breb. Greschendorfer Moor bei Dassow. 109. St. dejectum Brebk. | In Mooren: bei Greschendorf und bei der Roggen- storfer Mühle bei Dassow. 110. St. cuspidatum Brek. Im Moor bei der Roggenstorfer Mühle bei Dassow. 111. St. quadrangulare Breb. Im Kalkhorster Schlossteich bei Dassow. 112. Calothrixz scopulorum (Web. & Mohr) Ag. Warnemünde im Strom auf Fucus. 113. Mastigonema aerugineum (Ktz.) Krch. Bei Rostock: im Bleichergraben und in einem Torfgraben bei Gehlsdorf. 114. 115. 116. 4,17, 118. 119. 120. 121. 122 123. 124. 125. 12 Rivularia atra Roth. Auf Felsen und Pfählen der Ostmole in Warne- münde. Sphaerozyga polysperma Rabh. In Teichen und Gräben: Gehlsdorf und Kaien- mühle bei Rostock. Sph. Carmichaelii Harv. Warnemünde im Strom unter Zz in ya aestuarü. Anm.: An jeder Seite einer Heterocyste fanden sich immer zwei Dauerzellen. Cylindrospermum macrospermum Ktz. Bei Dassow: im Greschendorfer Moor und in einem Teiche bei Roggenstorf. Aulosira laxa (A. Br.?) Krch. Im Teich bei der Kaienmühle bei Rostock. Chrysostigma cincinnatum (Ktz.) Krch. Bei Rostock: im Gehlsdorfer Moor und in einem Teiche an der Fr. Fr. Bahn. Lyngbya obscura Ktz. In der Stepnitz bei Dassow; in einem Graben und in der Warnow bei Gehlsdorf, sowie bei der Gasanstalt bei Rostock. L. aestuarit (Jürg.) Liebm. Warnemünde im Strom. Oscillaria tenerrima Ktz. In einem Bache bei Roggenstorf bei Dassow; in einem Graben bei der Gasanstalt bei Rostock. O. chlorina Ktz. In einem Teiche bei Gr.Voigtshagen bei Dassow unter anderen Oscallarien. O. leptotricha Ktz. In Teichen und Mooren: bei Grevenstein, Roggen- storf und Rankendorf bei Dassow. O. antharıa Jürgens. ß) repens (Ag.) Krch. In einem Teiche bei Gehlsdorf bei Rostock 126. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. . | 13 O. tenwis (Ag.) Krch. ß) aerugineo-coerulea (Ktz.) Krch. y) sordida Ktz. Im Bach bei Roggenstorf bei Dassow y; in einem Graben bei der Gasanstalt bei Rostock ß und y. .O. natans Ktz. In einem Teiche bei Rankendorf bei Dassow; bei Rostock: im Bleichergraben, bei Neu-Bramow und bei der Gasanstalt. O. anguina (Bory) Krch. ß) dulcıs Ktz. Im Moor bei Pohnstorf bei Dassow; in en Teiche bei Krummendorf bei Rostock. O. Fröhlichii Ktz. a) genwina Kreh. ß) fusca Krch. In stehenden und fliessenden Gewässern: um Roggenstorf bei Dassow und um Rostock «; bei Roggenstorf bei Dassow in einem Torfloch £. OÖ. major Vauch. In der Warnow bei Rostock. Spirulina Jennerri (Hassall) Ktz. In Teichen: bei Bahrendorf bei Dassow; bei Barnstorf und Gr. Schwass bei Rostock. Sp. oscillarioides Turpin. In der Stepnitz und im Greschendorfer Moor bei Dassow. Sp. tenwissima Ktz. In Warnemünde im Strom unter grösseren Algen. Glaucocystis Nostochinearum Itzigs. Im Greschendorfer Moor bei Dassow. Merismopedia punctata Meyen. In einem Torfgraben bei Roggenstorf bei Dassow. 14 . 136. Coelosphaerium Kützingianum (Näg.) Krch. Im Moor bei der Roggenstorfer Mühle bei Dassow. 137. Gomphosphaeria aponma Ktz. Warnemünde in einem Graben unter Vaucheria. 138. Gloeocapsa quaternata (Breb.) Ktz. Krummendorf bei Rostock m der Sandgrube unter Mesotaentum. 139. Pleurocapsa fuliginosa Hauck. Warnemünde an der Westmole unter Ulothrix ISOGONA. 140. Chroococeus turgidus (Ktz.) Näg. a. chalybeus (Rabh.) Krch. In einem Teiche bei Barnstorf bei Rostock unter Cladophora; in Warnemünde in einem Graben unter Vaucheria. Rostock, den 5. März 1887. Ein botanischer Gang durch die Grossherzogl. Gärten zu Schwerin nebst einer botanischen Excursion nach den Marstallwiesen, dem Kalkwerder, Kaninchenwerder, dem Pinnower See und Schweriner Seeufer von Rabensteinfeld bis Görslow von R. Ruben, cand. hort. „Wir Menschen gleichen einem fruchtbaren Regen; jeder von uns ist ein Wassertropfen. Nicht ein einzelner Tropfen, so gross er auch immer ist, macht das Feld fruchtbar! Aber jeder, auch der kleinste, trägt dazu bei.“ F.K. Schwerin, eine Stadt von etwa 83,000 Einwohnern, die Hauptstadt des Grossherzogthums Mecklenburg, liegt am Südwestende des Schweriner Sees, am südlichen Rande einer grossen, etwa 3 Meilen breiten und 26 Meilen langen, von SO. nach NW. sich ausdehnenden Mulde, welche ungefähr 80-90 T_jMeilen fasst. Grosses Interesse bieten die Gärten des Grossherzoglichen Schlosses, das auf einer Insel des Schweriner Sees liegt, zu welcher von der Stadt aus ein einziger Zugang auf der mit zwei Rossebändigern geschmückten Schlossbrücke führt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Schlosses befindet sich eine kleine Brücke, welche nach den anderen Theilen der Grossherzoglichen Gärten hinleitet, während der Burg- garten die Nord- und Ostseite des Schlosses reizend ‚einfasst. -— Der Zweck folgender Zeilen soll sein, den Pflanzen- freund und Botaniker mit der Flora dieser Gärten be- kannt zu machen, dann werde ich die Marstall-Wiesen, den Kalkwerder, d.i. der südliche Theil. des Schweriner Schlossgartens, insbesondere aber das ferner liegende Schweriner Seeufer zwischen Rabensteinfeld und Görslow in botanischer Hinsicht schildern, da dasselbe so zu sagen, 16 den Kernpunkt der Flora von Schwerin darstellt, und gerade hier die landschaftlich prächtigste Stelle der male- rischen Umgegend dieser Stadt ist. — | Treten wir zunächst von der Stadt aus in den Burg- garten ein, welcher an Sonn- und Festtagen regelmässig geöffnet ist, an Wochentagen und während des Aufenthalts des Grossherzogs für Fremde geschlossen bleibt, so fällt uns zunächst ein kräftiges Bäumchen der JSalisburia adiantifolia in die Augen, hinter welcher Buddleia curvi- flora Hook. und Chronanthus virginica 5. ihre reizenden blauen und weissen Blüthen entfalten. Daneben lässt ein weithin kriechendes Exemplar der Fagus silvatica pendula Hort. seine Aeste und Zweige in riesigen Bogen zur Erde sinken, und glänzend sticht dagegen die weiss- blühende Spiraea arıaefolia Sm. ab. Darauf folgen mehrere an einem Abhang gelegene Teppichbeete mit verschiedenen Sommerblumen, z. B. Stlene pendula, Rosa spec, Nemophila insignis, Petunia hybrida, Digitalis am- bigua Murr u.s.w. Bald nimmt uns eine dunkle Felsen- 'grotte auf, in welcher wir das Wasser des Sees, von magischem Scheine beleuchtet, rauschen hören. Sind wir aus ihren Irrgängen herausgetreten, so liegen grüne, schwellende Rasen und herrliche Blumenbeete zerstreut vor unseren Augen. An schattigen Stellen sind hier Epe- medium alpinum, Rubus bellidifiorus fl. pl., verschiedene Rhododendron und Azalea in den buntesten Farben nebst Hydrangea paniculata angepflanzt. Dann nehmen mehrere Farrngruppen das Interesse des Gryptogamenforschers in Anspruch. Hier sieht er den Schlesischen Gebirgsfarrn Struthopteris germanica Willd. und Onoclea sensibilis mit ihren merkwürdigen, einfach gefiederten, blaugrünen Wedeln und korallenschnurartigen Frucht- Ständen in groser Menge. Eine Gruppe der Pteris aquelina L. ist be- sonders dadurch interessant, dass auf der Unterseite der Wedel der Pilz Dothidea Pteridis (Rebent) Fr. in un- geheuerer Masse schmarotzt, welchen ich hier zuerst neu für Schwerin beobachtete (28. August 1886). Auch eine 17 Menge Ziergehölze breiten ihre grösseren oder kleineren Kronen schattenspendend über uns aus, z.B. Phreladelphus coronarius, Deutzia scabra, verschiedene Weigelia, Sy- ringa vulgaris, persica und chinensis u.s.w., dazwischen Aesculus, Fagus und Alnus mit zerschlitzten Blättern. Castanea sativa Mill, der nützliche Baum des Südens, - reift hier mit Frcus carica L. zusammen an geschützter Stelle seine Früchte. Jasminum fruticans L. und pani- culatum berauschen uns fast mit ihrem herrlichen Wohl- geruch. Wie ein Feengarten aber erscheint uns die auf Säulen ruhende Plattform vor dem Schlosse, zu welcher eine grosse Steintreppe im Zickzack uns heraufführt. Dort muss unser Auge sich fast schliessen vor. den glänzenden Farben des Blumenteppichs von Mathiola annua, incana, Tropaeolon maius var, Sedum sarmentosum Bge., Mesem- bryanthemum tricolor mit der var. alba, Gnaphalium lana- tum, Santolina Chamaecyparissus, Cineraria maritima, hybrida, Chrysanthemum frutescens, Centaurea candi- dissima Hort. (Centaurea ragusina L.), Lobelia Erinus, Ipomopsis elegans, Petunia, Mimulus tigrinus, moschatus, Sysirynchium paniculatum, roth, weiss, gelb, blau, violett in den verschiedensten Abstufungen, und die aufgeführten Gattungen in den männigfaltigsten Arten und Garten- formen, Auge und Herz berückend. Einigermassen mildern den Farbenglanz Evonymus taponicus , hochstämmige Myrten, Aucuba taponica mit var., Aralia quinque- foliata, papyrıfera, Fatsia vaponica Thbg., (Aralia taponica Hort.), Veiburnum Tinus L. (fälschlich Laurus tinus der Gärtner), dunkle Lorbeerbäume u. s.w. Dort oben bietet sich eine herrliche Aussicht über einen Theil der Stadt, man erblickt die reizenden Inseln Kaninchen- werder und Ziegelwerder mitten im südlichen Theile des Schweriner Sees. Begeben wir uns wieder hinab, so über- rascht uns der unterhalb der Plattform gelegene innere Raum des Burggartens mit einem von Funkia Stieboldit Hook. umgebenen Springbrunnen, demselben gegenüber liegt ein im holländischen Styl angelegtes sternförmiges 2 18 Teppichbeet aus Lobelien, Petunien, Alternanthera, Gna- phalium lanatım etc. Dasselbe wird von einem reichen Sortiment seltener Decorationspflanzen umgrenzt, besonders Myrtaceae, darunter Myrtus communis, Leptospermaum und Callistemon in verschiedenen Arten, welche durch die büschelförmigen, intensiv rothen oder gelblichen Staub- fäden auffallen, die aus den unscheinbaren, quirlförmig stehenden, fast ungestielten Blüthen hervorragen, so dass der ganze Blüthenstand Aehnlichkeit mit einer Flaschen- bürste erhält. Bemerkenswerth sind ferner edle Acaczen mit feingefiedertem Laube und Magnolien mit lederartigen, meistens unzertheilten, eiförmigen Blättern, welche aber bei uns nur schwer zur vollen Entwicklung der Früchte ge- langen. Die Menge der anderen Decorationspflanzen, die im Sommer theils den Garten schmücken, theils von hier aus durch die Gärtner in das Schloss selbst gebracht werden, ist fast gar nicht zu übersehen. Ich nenne z. B. Clematis Vitalba, Viticella, Menispermum canadense, Bursaria spi- nosa, Pittosporum Tobira, revolutum, cornifolium, Evony- mus iaponicus var. Evonymus radicans var. Mespilus iaponica, Viburnum Tinus in grossen Kronenbäumen, Ne- rium Oleander roth und weiss, Laurus nobils, Caladium esculentum u. s.w. Eine andere Abtheilung von Pflanzen fesselt besonders das Auge durch ihre schöne Gestalt und ihren erhabenen, himmelanstrebenden Wuchs, es sind die Coniferen des Burggartens, unter denen sich einige recht kräftig ausgewachsene Exemplare befinden, die hier auch ihre Fruchtzapfen zur Reife bringen, z. B. Taxus baccata L, Abies Pinsapo Boiss, Tsuga canadensis Carr. Picea orientalis Lk. Unter den anderen Bäumen dieser Gattung fallen besonders recht grosse Cephalo- tazus pedunculata Sieb. & Zucc. und drupacea Sieb. & Zuce. auf, ferner Taxus baccata var. nana, adpressa Hort., Chamaecyparis nootkaensis Spach., Biota orientalis fil- formis pendula Hort., Juniperus phoenicea L. Crypto- meria iapomica Don. und Wellingtonia gigantea Lindl. in prachtvollen Individuen, Pinus australis, Pinea L. 19 (nur in südlichen Ländern winterhart), Araucara im- bricata, Bidwillii, brasiliensis, Cunninghamii, excelsa. Auf einer Stelle im Garten steht im Schatten die seltnere Staude Chrysanthemum macrophyllum mit zartem, fein- gefiederten Laube und einer mächtigen Doldentraube weisser Blüthen. Dort müssen wir auch die blaue und weisse Farbe der Campanula Medium bewundern, be- sonders in ihrer var. calycantha (ebenfalls blau und weiss), bei welcher der sonst grüne Kelch die Gestalt der Blumenkrone angenommen hat. | Das Treibhaus des Burggartens dient nur dazu, den grösseren und kleineren Decorations -Pflanzen, welche unsere Winter nicht vertragen können, in dieser rauhen Jahreszeit Schutz vor Kälte zu gewähren. — An inter- essanten eingebürgerten und wilden Pflanzen im Burg- sarten verdienen Erwähnung /mpatiens parviflora L. aus der Mongolei wegen ihres massenhaften Auftretens über- haupt im ganzen Schlossgartengebiete und Dlitum rubrum, das ich am 1. September 1886 an einer Stelle des See- ufers fand. Verlassen wir den Burggarten durch den Ausgang, welcher uns zur kleineren Schlossgartenbrücke führt, so bemerken wir neben dieser an der linken Seite ein hohes Gebüsch von dem silberglänzenden Aippophaes rham- nordes, der früh im Jahre vor den Blättern seine Blüthen erscheinen und hier auch seine seltenen goldgelben Beeren- früchte reifen lässt. Der Stranddorn ist am Ostseeufer einheimisch, wird aber wie anderwärts auch hier recht oft in Anlagen angepflanzt, so besonders am Ufer des »faulen Sees« und an der Zippendorfer Chaussee. Folgen wir dem Wege, welcher durch eine schattige Linden- und Kastanienallee zum Mittelpunkt des Schloss- gartens im engeren Sinne führt (denn der Schlossgarten im weiteren Sinne umfasst nicht allein die künstlichen Gartenanlagen, er erstreckt sich am Ufer des faulen und grossen Sees entlang bis nahe vor Zippendorf), so er- blicken wir den Chinesisch gebaueten Schlosspavillon mit I* BD. einer Conditorei, zu welcher stattliche Militairmusik an Sonntagen im Sommer durch ihre Klänge eine förmliche Wallfahrt der Städter veranlasst. Wendet man sich links, erheben sich majestätisch die sogenannten »Cascaden«, oder Terrassen. Hier ladet herrliche Gelegenheit ein, an heissen Sommertagen auf mannigfachen Spazierwegen unter Alleen und versteckten Lauben-Gängen vor der heftigen Sonnenhitze Schutz zu suchen. Die Beete und Anlagen neben den erwähnten Lauben-Gängen, welche sich von den Terrassen bis zur zweiten Schlossgarten- brücke hinziehen, sind ausser einigen Sträuchern wie Spiraea callosa, bella, Deutzia crenata, Symphoricarpus, Weigelia, Syringa, Daphne Mezereum auch der Fundort für eine Anzahl Sommer-Blumen, die in den mannig- faltigsten Farben prangen, und zwischen denen marmorne Göttergestalten gleichsam als Ueberreste einer früheren, längst entschwundenen Cultur dastehen. Ich nenne z.B. Phlox hybrida var., Veronica longifolia, Funkia albo- marginata u. s.w. Datisca cannabina, Hemerocallis fulva und Carex pendula Huds. sind hier auf Rasen angepflanzt. Auf dem höchsten Punkte der Terrassen liegt ein im Byzantinischen Styl erbauter Pavillon, der sogenannte »Tempel«. In seiner Nähe befindet sich der einzige Stand- ort für das bei Schwerin sehr seltene Geranium phaeum L. in Gesellschaft mit G@eranium macrorrhizum, Berberis vulgaris, Turritis glabra, Fragaria elatior Ehrh. und Oytisus capitatus L. Vor dem Schlossgarten -Pavillon fliesst auf der uns zunächst liegenden Seite ein Kanal, der zur Bewässerung der Wiesen dient; hier habe ich die bei Schwerin sonst nirgends bemerkte Sagittaria sagıtti- folia L. gesammelt in Gesellschaft mit Potamogeton natans, Sium latifokum und Alisma Plantago. Schlagen wir die Richtung links vom Schlosspavillon zum sogenannten »Tugendpfade « ein, so erblicken wir bei der »Knüppelbrücke« ausser Iris Pseudacorus und Arundo Phragmites eine der stattlichsten Doldenpflanzen Deutsch- lands, Archangelica officinalis L. (da sie an Fluss- und 21 Seeufern in Norddeutschland wild wächst, hier mitten im Garten wohl ein Ueberbleibsel der früheren autochthonen Flora), über welche Salıx daphnoides var. acutıfolia Willd. ihre Krone wölbt. Auf derselben Seite kurz davor breitet ein knorriges Exemplar der seltenen Salıx incana L. (fälschlich Salıx rosmarinifolia mancher Baumschulen) seine Aeste fast wagerecht unmittelbar über den Boden aus. Auf der rechten Seite der Brücke erfreuet uns Salx rubra Huds. durch ihre dicken, purpurrothen, männlichen Kätzchen im Frühling; ausserdem gewährt der dort in wenigen Exemplaren wachsende Petasites tomentosus DO. einen herrlichen Anblick. Ob diese Pflanze von dem Hamburger Elbufer bei Blankenese eingeführt ist, vermag ich nicht mit Gewissheit zu behaupten. In unmittelbarer Nähe findet man auf der Wiesenfläche die vom Ver- fasser für Schwerin neu entdeckte Carex distans L. (am 31. Mai 1886), welche ausser dieser Stelle zuerst von mir am Lankower Seeufer (am 30. Mai 1886), in der Nähe der Schelfwerderbrücke und im herrlichen, gewiss noch manchen unerforschten Pflanzenschatz bergenden Lübs- torfer Holz am westlichen Ufer des Schweriner Sees ge- sammelt wurde, an letztem Orte mit der ebenfalls bei Schwerin von mir dort zuerst bemerkten Carex strigosa Huds. (am 6. Juni 1886). Auf der Wiesenfläche wachsen Ranunculus acer var. pseudolanuginosus, sceleratus, Poly- gonum amphibium var. terrestris, Orchis latifolia, Carex acuta L. und die seltnere Calamagrostis neglecta Fr. (Calamagrostis ‚stricta Nutt.). Lenken wir jetzt nach dem Verlassen dieser Brücke und ihrer Umgegend unsere Schritte zum Complex der Grünhausanlagen, so leuchtet uns das aus zwei durch eine Brücke verbundenen Gebäuden bestehende Grünhaus entgegen, die Sommerwohnung der einzigen Schwester des Deutschen Kaisers, der Gross- herzogin-Mutter Alexandrine. Rechts von ihren Wohn- räumen befindet sich das Gewächshaus, welches durch eine Gallerie, zu der im Innern des Gebäudes eine Wendeltreppe führt, in zwei Theile geschieden wird. Im oberen Stockwerk 22 befindet sich imWinter das reichhaltige Sortiment fleischiger, dickblättriger Pflanzen, darunter an C’acteen die berühmte »Königin der Nacht« (Cereus grandiflorus) und seltnere Arten von Mamillarıa, Echinopsis, Echinocereus, Opuntia, Phyllocactus, Epiphyllum etc., ausserdem eine Anzahl Crassula, Sedum, Sempervivum, Echeveria, Euphorbia L., Aloe, Agave, Kleimia, Yucca, Dykia, Bellbergra, Tillandsıa etc. Besonders zu erwähnen ist das durch Einschnitte in die Blätter neue Pflanzen treibende Bryophyllum calycinum Salisb., die durch Goethe berühmt gewordene »panthei- stische Pflanze, das lebendigste Bild der Morphologie«, ferner die sonderbaren Stapelia variegata und hirsuta. Daran reihen sich die Teppichbeetpflanzen Mesembryan- themum tricolor fol. var., Lobelia Erinus var., Verbena hybrida var., Achyranthes Verschaffelti Lem., acuminata Hort., Iresine Lindeni van H., Alternanthera aurea u. s. w., schliesslich ein reiches Sortiment der ver- schiedenfarbigsten grünen und bunten, einfach und gefüllt blühenden Pelargonien. Im unteren Theile sind einige schöne - Palmen, wie Phoenix dactylifera, Chamaerops humilis, BRhaphis flabelliformis, Ohamae- dorea elegans, Latania bourbonica, Sabal Palmetto aufgestellt nebst einem reichhaltigen Begonien-Sortiment, ebenso die herrlich gelbblühende Cassia floribunda und - die seltsame Aamamelidacee Distylium racemosum L, welches durch seine mit drei Längsnerven versehenen Blätter manchen Monocotylen ähnlich ist. Eine Anzahl Iris chinensis, ein reichhaltiges Farrn-Sortiment, unter denen mehrere Riesen-Exemplare von Crbotium regale Moore, Balantium antarcticum Prsl., Cyathea medullarıs Sw. prangen, vervollständigen den Inhalt dieses Hauses im Winter. Zum Sommer warden alle diese Pflanzen in das Freie gebracht und an verschiedenen Orten des Gartens aufgestellt. Wir betreten von diesem Gewächshaus aus den ersten Grünhaus- Garten, nämlich den einzigen kleinen Theil des grossen Grünhausgartens, welchen die Schwester 23 des Deutschen Kaisers für sich allein beansprucht, so lange sie hier während des Sommers weilt. Wenn Eis und Schnee noch auf den Fluren ihre silberweisse Decke ausbreiten, entzückt uns der reiche Flor der leuchtend blauen Alpenpflanze Gentiana acaulıs L., während die in der Nähe wachsende Gentiana asclepiadea aus den Schlesischen Gebirgen und Schweizer Alpen ihre zu mehreren in Quirlen stehenden azurblauen Blüthen erst im Juli und August entfaltet. Unmittelbar neben der Gentiana acaulis blüht beim Ausgang des Winters Zpr- medium colchtcum mit gelben Trauben. Im Frühlinge strahlen die Teppichbeete und ihre Einfassungen in den buntesten Farben verschiedener Primeln und Aurikeln, darunter Primula farinosa L., am Ostseestrande, auf Torfwiesen Norddeutschlands selten und in den Deutschen Alpen einheimisch, mit unterseits weiss bepuderten Blättern und Kelchen und hellvioletten Blüthen nebst ihren asiatischen Verwandten Primula denticulata Sm. und Primula Cashmeriana mit unterseits leuchtend schwefel- gelb gepuderten Blättern, seltener Primula speetabelis mit ganzrandigen, eiförmigen, fettig glänzenden Blättern und einer Dolde aus 1-2 grossen, sammetrothen Blüthen mit gelbem Schlunde. — Hier möge sich auch gleich die Bemerkung anschliessen, dass ausser diesen Alpinen der Schlossgarten den Ranunculus alpestris L. mit einblätt- rigem Stengel, glänzenden, dreilappig-herzförmigen, kahlen Blättern und fünf schneeweissen, eiförmigen, gekerbten Blumenblättern besitzt, ferner Dryas octopetala L. mit eichenähnlichem, unterseits schneeweissen Laube und grossen, sternförmig ausgebreiteten, weissen Blüthen, Phyteuma Siebert mit eiherzförmigen Blättern und dunkel- blauen Blüthenköpfen und schliesslich Soldanella alpına mit nierenförmigen Blättern und hängenden, glockenför- migen, zu zwei stehenden, am Rande zierlich gekerbten, violetten Blüthen, so dass diese die Gestalt einer Troddel erhalten (daher »Troddelblume «). Wenden wir uns nach dieser kleinen Abschweifung 24 dem ersten Grünhausgarten wieder zu, so fällt uns die - im Mai bis Juni blühende Corydalis nobilis durch ihre grossen Trauben goldgelber Blüthen auf, die jede an der Spitze einen dunkelvioletten Flecken tragen, dann Viola cornuta mit der var. alba, Viola cucullata und ein reiches Sortiment Stiefmütterchen (Viola tricolor X altaica), da die echte Veola tricolor auf Gartenboden wohl grössere Blüthen und üppigere Blätter erhält, nach meinen Erfahrungen aber sich nicht zum »Stiefmütterchen« um- wandelt. An Sträuchern sind angepflanzt Akbisceus syri- acus, Indigofera Dosua, Speraea ariaefolia, Lonicera Ledebourii, Weigelia rosea in mehreren Formen, Platanus orientalis, Quercus pedunculata fol. arg. pictis, die seltene Quercus Turneri aus Südeuropa u. s.w. An Neuhollän- dern befinden sich dort im Sommer Cytisus Attleyanus, die schon erwähnten Callistemon-Arten, klein- und gross- blättrige Myrten, Melaleuca hypericifolia, armallarıs und ericaefolia Sm., Eugenia robusta Hort., Eupatorwm F'raseri Hort., Veronica speciosa mit var., ausserdem mehrere Palmen, darunter Corypha australis, Latania bourbonica, Chamaerops humilis L. (die einzige Europä- ische Palme, in Nizza und Oberitalien die Nordgrenze erreichend) und riesige Exemplare der Phoenix dactykfera L. Im Sommer steht hier auch das grösste, bis jetzt in der Wildniss gefundene Exemplar des australischen Baumfarrns Todea barbara Moore, welches von Herrn Gartendirector Baron F. von Müller aus Melbourne unter Vermittlung des Professors Dr. Sadebeck, Director des botanischen Museums in Hamburg, hergesandt wurde. Seine sehr seltenen Früchte sitzen dem Charakter der Osmundaceen entgegengesetzt auf der Unterseite des Laubes in braunen Sporenhäufchen, die mächtigen, meistentheils unfrucht- baren, zierlich gefiederten Wedel sind über mannslang, und der Stamm hat eine Dicke von nahe zwei Fuss im Durchmesser. Daneben befinden sich stattliche Exem- plare eines anderen Baumfarrns, des häufigen Balan- ° tum amtarcticum. Am Pflanzenhaus selbst rankt sich 25 Periploca graeca L. mit gegenständigen , eiförmigen, glänzenden Blättern majestätisch empor, und in seiner Nähe wurde mir von Herrn Obergärtner Kalb das einzige Exemplar der bei Schwerin nur hier angepflanzten Cerinthe maior L. mit wechselständigen, blaugrünen, eiförmigen, Blättern und halb gelber, halb violettbrauner, röhren- förmiger Blüthe gezeigt. Unmittelbar vor dem Treibhause befindet sich ein reiches Sortiment hochstämmiger Rosen und gefüllter Zinnien in den buntesten Farben. Daran schliessen sich Solanım marginatum, lacımiatum und robustum, baumartige Datura mit rothen, weissen und violetten Blüthen und Canna metallica nebst ındıica, unter deren Blätterdach Martynia proboscidea L. (»das Gemsenhorn«) ihre löwenmaulartigen, violetten Blüthen nebst Ozxalıs tetraphylla als Einfassungspflanze entfaltet. Einen weiten Raum nimmt das über mannshöohe spanische Rohr Arundo Donax ein. | Gehen wir von dort rechts nach dem »Prinzen- garten«, werden wir durch einige recht seltene Pflanzen überrascht, die im Schatten von kühlen Laubengängen üppig gedeihen, z. B. Anemone nemorosa fl. pleno (in drei Exemplaren von dem Gärtnergehülfen W. Balke und mir am 10. April 1886 bemerkt), Coronaria tomentosa mit leuchtend rothen Blüthen,, Narcıssus Pseudonarcissus fi. pleno und poeticus, Selle amoena, das seltsame, nach Mäusen riechende Veratrum nigrum L. mit violett- braunen Blüthen in riesigen, zusammengesetzten Trauben und der schon erwähnte Farrn Struthopteris germanica. Der zweite Grünhausgarten lässt sich der besseren Uebersicht wegen in 3 Gruppen zerlegen: 1) Die Bäume und Sträucher, 2) die verwilderten Stauden der Rasen- fläche, 3) die Zierblumen. An Bäumen und Sträuchern 1) sind hier angepflanzt: Clematis grata, Magnolia Youlan, glauca und speciosa, Acer tataricum, opulifolium, stria- tum, dasycarpum, Negundo, Hibiscus syriacus fl. pleno roth und weiss, Aesculus Hippocastanum fol. arg. var. und var. laciniata, Aesculus rubicunda, flava, Amorpha 26 fruticosa, Oladrastis tinctoria, Gymmocladus canadensis, Prunus avium cucullata Hort., Spiraea chamaedryfola, crenata, Sorbus aucuparia pendula, Paulownia imperialıs, Laurus Benzoin (im Freien vollständig winterhart), Ulmus campestris var. Dampieri und var. suberosa, montana, FPlanera aquatica, Hamamelis virginica, Fagus silvatica pendula, var. atropurpurea und aspleni- folia, Castanea sativa, Quercus pedunculata fol. arg. var, Cerris, pyrenaica, Corylus Avellana pendula und laciniata u.s.w.; an Nadelhölzern: Taxus baccata hiber- nica, adpressa, Cupressus Lawsontana, Juniperus nana in sehr üppigen, kriechenden Exemplaren, Taxodıum distichum, Pinus Strobus, Abies nobilis, Picea orientalis u.s.w. Auf den Rasen und den Beeten 2) finden sich: Clematis recta L., Ranunculus acer plenus (selten) und Ranumeculus repens plenus, Delphinium elatum aus dem Riesengebirge, Hesperis matronalis mit der var. alba, tristis, Alyssum saxatıile, Cerastium Biebersteinü, Gera- nium macrorrhizum, sibiricum, Galega officinalis, Po- tentilla reptans flor. pl., alba, Sazxifraga granulata, Astrantia maior, Ebulım humile Gcke., (Sambueus Ebulus L.), Stenactis annua massenhaft, Telekia cordifolia, Cam- panula persicifola mit der var. alba, Asclemas syriaca L. die früher sich auch in der Nähe der zweiten Schloss- gartenbrücke verw,ildert fand, Omphalodes verna, Sym- phytum asperrimum, Veronica longifolia mit der var. maritima und Elssholzia cristata Willd., welche durch Samen, den der verstorbene Lehrer Wüstnei aus Schwerin nach Hamburg an den botanischen Garten schickte, sich auch in der Umgegend dieser Stadt vor- übergehend angesiedelt hat und bald mehrere Jahre gänzlich ausbleibt, dann wieder einmal in grosser Masse erscheint. An einer Stelle des Gartens überrascht die seltene Carex pendula Huds. mit sehr langen, hängenden Aehrchen und breiten Blättern, von der ich hier auch eine meines Wissens nicht beschriebene Form mit an- drogynen Seiten- und Endährchen sammelte, dicht da- 27 neben Gymnothrıx latifolia (hier zur Blüthe spät im Jahre gelangend), Bambusa Metake und die im tiefsten Schatten wachsende Tiarella cordifolia L. Auf der Rasenfläche ist an einer Stelle Selaginella denticulat« noch im Jahre 1885 mir vom Obergärtner Herrn Kalb gezeigt, welche sehr wahrscheinlich nur aus den Gewächs-Häusern entschlüpft ist. Unter Rosengebüsch findet man Circaea lutetiana L. Prunella grandı- flora L. und Ranunculus aconitifolius plenus, welche nach mündlicher Mittheillung des Herrn Obergärtners Kalb in früheren Jahren, letzterer in Folge seiner ur- sprünglichen Anpflanzung sogar massenhaft, von ihm dort gesammelt sind, habe ich vergeblich gesucht. An Zierblumen 3) sind hier zu sammeln die staudenartige Clematis Davidiana Decaisne (nicht Clematis mon- golica Hort.), von der dieselbe sich hauptsächlich durch die Form der Blüthen unterscheidet, deren Röhre bei ‚Clematis mongolica Hort. angeschwollen, unten fast kugelig ist, während bei Clematis Davidiana die Blüthentheile so dicht aneinander schliessen, dass sie eine eylindrische, nach unten verschmälerte Röhre bilden (vergleiche Vilmorin’s Blumengärtnerei, pag. 292 und 293, Nr. 2 und Nr. 4), Anemone coronaria, Mathiola annua und incana in den schönsten Farben, Lychnis Haageana mit var., Lupi- nus mutabılıs Cruishanskii Hort., Oenothera macrocarpa Pursh., Lythrum Salicaria superbum, Dahlia variabılis ein reiches Sortiment mit einfachen und gefüllten Blüthen, Ammobium alatum, Polemonium coeruleum mit der var. alba, Whitlavia grandiflora, Convolvulus tricolor mit var, Ipomoea purpuwrea mit var., Petunia hybrida, Nicotian« Tabacum, Calceolaria hybrida, Pentstemon hybridum, Mimnulus luteus quinguevulnerus, tigrinus und moschatus, ’erbena hybrida, Iris pumila u. s. w. Verschiedene Camna-Arten und -Bastarde erheben ihre über manns- hohen Blüthenstengel mit grossen, eiförmigen, blaugrünen oder braunen, metallisch schimmernden Blättern und intensiv rothen oder seltener gelben Blumen, im Schatten 28 ist hier die bei Schwerin sonst nur auf dem Schelfwerder in einem Exemplar beobachtete Osmunda regalis häufig angepflanzt, freilich nur unfruchtbare Wedel treibend, nebst Onoclea sensibilis, Polystichum Firlix mas, Cysto- pteris bulbifera (echt) u. s. w. Verlassen wir jetzt den Grünhausgarten durch die in Richtung der Schleifmühle liegende Pforte, so erblicken wir links vom Wege ein abgeschlossenes Stück- Garten- land, welches nicht ohne Erlaubniss betreten werden darf, der sogenannte »Staudengarten«. Er zerfällt in einen unteren Theil, die Rabatten enthaltend, und einen oberen, der sich terrassenförmig erhebt und an den Wein- berg grenzt. Von dieser Stelle aus hat sich der Same vieler nicht einheimischen, dort ursprünglich gebaueten und ge- zogenen Pflanzen allmählich auch in den anderen Theilen der Gärten, insbesondere aber auf dem Weinberge im Laufe der Jahre eingebürgert, ja sogar einzelne Fremdlinge sind in das Gebiet der einheimischen Flora aus der Garten- grenze herausgetreten, die ich später an betreffender Stelle namhaft machen werde. So sollte man wirklich über die Fülle der ausländischen Gäste erstaunen, welche die Fluren der Grossherzoglichen Gärten heimsuchen, wenn man nicht gerade hierin die Erklärung zu dem wunder- samen Räthsel fände. Später bei der Schilderung des Weinberges gedenke ich diesen Punkt noch eingehender zu beleuchten. Im unteren Theile des Staudengartens fallen uns manche interessante Pflanzen auf, unter denen besonders folgende zu erwähnen sind: Clematis recta, Thalictrum aqualegiaefolium, minus, Aguilegia vulgaris in den verschiedensten Abstufungen von blau, braun, roth ‚und weiss und dieselben Farben mit gefüllter Blüthe, Del- phinium elatum, Corydalis lutea, Helianthemum Chamae- cistus, Gypsophila paniculata, Geranium macrorrhizum, platypetalum Fisch. aus Georgien und dem Kaukasus, fälschlich als G@eranium pratense L. aufgeführt, weicht aber durch grössere Blumenkronen und stärkere, wagerecht abstehende, weiche Behaarung, besonders der Kelche ab, .. welche bei @eranium pratense kahl sind; bei letzterem sind die Stengel nur kurzdrüsig behaart, Dictamnus Fraxinella rubra, Aralia Cashmeriana, Inula squarrosa (nicht Inula media, wie fälschlich angegeben wird, letztere ein in Deutschland nur an äusserst wenigen Stellen wachsender Bastard der /nula germanica und salicina), Gnaphalium Leontopodium (» Edelweiss «) und margaritaceum, Chrysanthemum corymbosum und indieum, Centaurea dealbata, Gentiana cruciata, Sym- phytum offieinale mit der var. coccinea, Digitalis pur- purea mit der var. alba, Salvia silvestris L., welche sich von hier aus in einem einzigen unfruchtbaren Exemplare an die Zippendorfer Chaussee, dem Püsser- kruge gegenüber, verirrt hat, Statice latıfolia, Aristo- lochta Clemätitis, dort mit selten reifender Frucht, Anthericum ramosum, Veratrum nigrum, Phalaris arun- dinacea var. pieta, Stipa pennata (nicht Stipa elegan- tissima) und capillata, Elymus sabulosus M. B. (Elymus giganteus Vahl.) u. s. w. An einer Stelle des rechts vom Wege liegenden Beetes erhebt sich das über mannshohe Heracleum tauricum Fisch., daneben Anthriscus Cerefolium, die in Schlesischen Gebirgsdörfern wachsende Myrrhis odorata Scop. und Symphytum asperrimum. Levkojen, Nelken, ein grosses Rosen-Sortiment, viele Astern, Petunien und Coniferen- Sämlinge erhöhen noch die Pracht des Gartens, welcher ausserdem verschiedene Kohl-Arten, Bohnen, Erd- beeren, Himbeeren, Stachel- und Johannisbeer-Sträucher für den Nutzen liefert. — Sobald im Anfang des Jahres etwas mildes Wetter eingetreten ist, bietet sich ein reizender Frühlingsflor unseren Augen dar. Dann ent- falten Adonis vernalis, Eranthis hiemalis (im März 1885 wahrscheinlich wegen der voraufgegangenen, äusserst starken Kälte keine einzige Blüthe, sondern nur Blätter treibend), Corydalis solida (bei Schwerin äusserst selten und hier nur auf einer einzigen Rabatte in wenigen Exemplaren angepflanzt), Phlox Nelson? mit der var. 30 alba, Galanthus nivalis mit der var. plena, Leucowmm vernum, Seilla amoena ihre farbenprächtigen Blüthen. Früher stand hier auch das herrliche, auf Kalkboden in Laubwäldern und an Bergesabhängen am. häufigsten in Thüringen wild wachsende Cypripedium Calceolus L., diese farbenprächtige Orchidacee Deutschlands ist aber jetzt leider dort nicht mehr vorhanden. Im oberen Theile des Gartens auf den Terrassen blüht hier im Anfange des Jahres Arabis alpina albida Hort. (Arabis caucasica Willd.), (Arabis rosea Walld. habe ich nicht gefunden), V?ola odorata blau und weiss, Primula denticulata Sm. und Cashmeriana in grosser Menge, Ornithogalum umbellatum sehr selten und häu- figer Muscari botryoides. An einer einzigen Stelle fand ich hier in ungefähr zehn Exemplaren das seltene, aus den Alpen und dem Riesen - Gebirge stammende Zleracium aurantiacum L. mit einem dichten Endstrausse braun- rother Blüthen, leider kommt dasselbe aber wohl an dieser Stelle nicht alljährlich zur vollen Entwicklung, da die Blüthenstengel gerade beim Aufbrechen der Knospen meistens dem ersten .Schnitte der Rasen zum Opfer fallen. Als Einzel- Pflanze muss Rheum Emodi L. er- wähnt werden, in wenigen angebaueten Exemplaren ist das seltnere Alkum sphaerocephalum L. vorhanden. Im Anfang des Sommers blühen Campanula Medium und ihre weissblühende Varietät mit der blauen und weissen var. calycantha und Lilium auratum; nahe der Grenze des Staudengartens und Weinberges sammelte ich Lepi- dium sativum L. mit hellrothen Blüthen (3 Exemplare am 18. Juni 1886), ein Vorkommen, das sonst nirgends nach meinem Wissen erwähnt ist. Begeben wir uns, vom Staudengarten ein wenig zurückschreitend, auf die Zippendorfer Chaussee, so liegen links davon die Treibhäuser, von denen wir zu- nächst das Warmhaus Nr. I betrachten wollen. Es be- finden sich hier ausser drei Cycadaceen in prächtigen Exemplaren (Enncephalartus villosus, Dioon edule Lindl, 31 und Cycas revoluta Thbg.) eine Reihe der schönsten Warmhauspflanzen, z. B. Fibiscus rosa sinensis einfach und gefüllt, der mit zarten rothen und weissen Streifen in den Blättern geschmückte Hübiscus Cooperi, Gossy- pium herbaceum L. (die krautartige Baumwoll - Pflanze), Mimosa pudica, Centradenia rosea und Centradenia flori- bunda, Goldfussia glomerata, Gesneria refulgens, Gesneria cardınalıs, GFloxinia hybrida ein reichhaltiges Sortiment, Fittonia argyroneura und sanguinolenta, Eranthemum purpureum und Eranthemum variegatum, Phalangium lineatum fol. var., die herrliche Amaryllis formosissima, Cyperus alternifolius, Adiantum macrophyllum, Farley- ense u.s.w. Die Familie der C'henopodiaceae ist durch Rivinia humilis vertreten, die mit ihren langen, hängenden Trauben kleiner, weisser Blüthen und rother Beeren einen herrlichen Anblick bietet, da beide, Frucht und Blume, zu gleicher Zeit an der Pflanze vorhanden sind. Von dem reichhaltigen Prperaceen- Sortiment erwähne ich Piper geniculatum, Macropiper aureo-picta, Peperomia scandens, umbellata, resedaeflor.a, eburnea, argyraea. Aus der Gruppe der Palmen und palmenartigen Gewächse stehen hier Latania bourbonica, Phoenix reclmata, Kentia Balmoreana und Kentia Forsteriana, Tithrinax mauritiaeformis, Sabal Palmetto, Carludovica palmata, Curculigo recurvata, Dracaena arborea, fragrans, congesta, australis, rubra, Massan- geana, Gurlfoylü, terminalis rosea, Pandanus Veitschii, utilis etc. An Araceen zieren durch ihre grossen, meistens pfeil- oder herzförmigen, zum Theile in den buntesten Farben schillernden Blätter Colocasia odorata Brogn., Allocasia spectabilis, Dieffenbachia Bausei, macrophylla, Amorphophallus Rivieri, Anthurium Scherzerianum, An- thurvum Hookerianum, erystallinum, Andraeanum, Homa- lonema rubescens, Philodendron pertusum, pinnatifidum, trılobatum, Syngonum paliocladum ete. An Orchidaceen, welche an Holzstücken oder, auf Torfmoos (Spaghnum) wachsend, in Kasten cultivirt werden, die zierlich mit 32 einigen häufigeren Farrn geschmückt sind, blühten meines Wissens die herrliche Stanhopia tigrina, Lycaste Deppei und aromatica, welche letztere im Winter 1885-1886 einen überaus reichen Flor ihrer kleinen, gelben, wohlriechen- den Blüthen enifaltete. An den Fenstern ranken sich in Menge roth und weiss blühende zierliche Gewinde von Clerodendron Balfourii, während Clerodendron Bungei hier nur vereinzelt blühte. Die leuchtend rothe, neuere /m- patiens Sultani aus Aegypten, eine gelbblühende Opuntia mit pflaumenartigen Früchten, Jasminum Sambac, Tore- nia asiatica, Ruellia formosa, mehrere Alternanthera, Begonia Smith, diademata, imperialis, smaragdına venulosa, Ficus barbata, subpanduraeformis, Paneratium speciosum, Cordyline vivipara, Aspidistra elatior fol. var. und punctata, Oplismenus imbecıllis fol. var. vervoll- ständigen den reichen Flor, der uns umgiebt. Treten wir nun in das temperirte Farrnhaus Nr. Il, so fallen uns zunächst riesig hohe Exemplare der Palme Caryota urens und der Composite Uhdea pinnatıfıda auf. Jeder Mensch, der nur irgend an den mannigfachen Formen der Natur seine Freude hat, wird hier durch die von der einfachsten Blattform bis zu den zartgefiederten, zierlichsten Wedeln sich vervollkommnenden seltneren Farrn entzückt, wie Polypodium crassifolium, Platy- cerium Alcicorne, Allantodia australis, Nephrodium cieutarium, Asplenium Reinwardti, Pteris ascensionis, ere- nulata, Davallia Mooreana, Davallia decora, Leptostegia immersa, Diplazium arborescens, Balantıum antarcticum, Cibotium regale u. s. w. Unter den häufigeren Farrn sind zu nennen: Adiantum diaphamım , hispidulum, cuneatum, gracillimum, formosum, Aspidium angulare, violascens, Nephrolepis acuminata, exaltata, Asplenium bulbiferum, Blechnum brasiliense, latifohum, FPteris cretica albo-lineata, umbrosa, tremula, serrulata mit der Form tenuifolia, Onychium iaponicum u. S.w. Dazwischen schlängeln sich reizende Schuppen - Bärlapp - Gewächse, wie Selaginella denticulata, denticulata aurea, cuesia, 33 cuspidata, Martens, apus, sulcata, lepidophylia, Will- denowii. Ausser diesen Farrn, die fast das ganze Haus erfüllen, und denen ich das in der Hamburger Flora häufige Blechnum Spicant Ende April 1856 in einigen Exemplaren hinzufügte, welches in der näheren Umgegend Schwerins gänzlich fehlt, befinden sich noch im Hause Asclepias carmea (Hoya carnosa) und ihre buntblättrige Varietät, Ipomoea Leart, Libonia penrhorensis, Pritchar- dia filifera, Eucharis amazonica, Haimanthus albiflos, Hedychium Gardeneriamım, Alpinia nutans, Dracaena Draco, brasiliensis, Tradescantia Warscewiezü, Cyperus alternifolus fol. var. und leptoclada. Im Hause Nr. Ill. prangen in den Wintermonaten die mannigfaltigsten Garten-Formen und Bastarde der Camellien und Azdleen, untermischt mit Choisya ternata, Fragaria indica, Myrtus communıs, latifolia, australis, Crassula spathulata, Saxifraga sarmentosa, Loiseleuria procumbens (Azäles procumbens), Grevilles robusta, Yucca aloefolia, filamentosa, quadricolor. Mit diesem Hause ist das Treib -Haus Nr. IV ver- bunden, in welchem während des Winters ausser den seltneren Coniferen Taxus baccata nana, elegantissima, Cupressus nootkaensis argentea, Lawsoniana glauca, Libocedrus decurrens, Wriddingtonia iuniperordes, Juni- perus nana, suwecica, Wellingtonia gigamtea argentea, Pinus australis, Cedrus Deodara, Libani u.s.w. ein reiches Sortiment Kalthauspflanzen sich befindet. Unter diesen gedeihen hier Oytisus Attleyanus, Myrtus latıfolıa, Eugenia Ugni, die schon öfter erwähnten Callistemon und Melaleuca, ausserdem Athanasia pinnata, Eupato- rium Fraseri, Schollera macrocarpa, Veronica Lind- leyana, speciosa mit ihrer buntblättrigen Form, Salvea splendens, Rosmarinus officinalis, Colletia spinosa (eine Rhamnacee) u.s.w. Als rankende Pflanzen sind im Winter hier Cantua dependens und Convolwulus mauritanicus am Fenster gezogen, während in den Sommermonaten eine Menge der schönsten Formen und Bastarde von 3 Fuchsia, Heliotropium, Petunia, Mimulus, Calceolaria, Begonia boliviensis, semperflorens und rieinifolia dem Auge eine reizende Farbenpracht bieten. In der diesen beiden letztgenannten Häusern gegen- über liegenden Orangerie bilden ausser den verschiedenen Citrus selbst ebenfalls eine Menge Kalthauspflanzen den Hauptinhalt derselben, z. B. Diosma alba, Evonymus iaponicus und radicans mit ihrer Formenreihe, Pitto- sporum undulatum, cornifolium, Bursaria spinosa, MYyo- porum perforatum, Rhamnus lanceolata, Correa virens, alba, Ceratoma siligua (der Johannisbrodbaum), Acacıa trapeziformis, Melanoxylon, verticıllata, lophanta mit ihrer var. speciosa,: Melaleuca armillaris, ericaefolia Sm.., hypericifolia, pulchella, Leptospermum decussatum, lanu- ginosum, Eucalyptus globulus, rostrata, der baumartige Aster cabulicus, Erica arborea, Olea europaea (Oelbaum), Ligustrum syringaeflorum, Jasmınum nudıflorum, Jac- guinianum, Justicia Adhatoda, Tecoma australis, Phlomis tuberosa, Laurus salscifolia, Buxus balearica u.s.w. Im Frühling blüht hier auch die noch nicht erwähnte Alpen- pflanze Gentiana verna L. ausserdem steht hier ein ausgezeichnetes Sortiment hochstämmiger Rosen und Fruchsien. Im letzten Hause Nr. V., welches sich an das Orangenhaus anschliesst, befinden sich ebenfalls Pflanzen des temperirten Hauses, unter vielen Varietäten der Primula chinensis eine mir sehr auffallende, deren Blätter der Primula chinensis rubra fimbriata gleichen, die blassrothe Blumenkrone hat innen ein hellgrünes Auge, und ist ganz mit kleinen stecknadelkopfgrossen, weissen Flecken betüpfelt, so dass die Pflanze, von welcher ich übrigens nur ein Exemplar gesehen, an dem sich zwei Blüthen entwickelt hatten, ein sehr absonderliches Farbenspiel darbietet. Diesem bunten Wunderkinde Floras schliessen sich folgende an: Helleborus niger, Dicentra spectabilis, Arabis alpina albida fol. arg. var., Abutilon Darwini, vitifolum, striatum, Thompsoni fol. 35 var. in sehr grossen Exemplaren, Sparmannia africana, Deutzia gracilis, Aralıa papyrifera, Fatsia iaponica Thbg., Brachychilos ‘populaceus, Cineraria hybrida ein reiches Sortiment in schönen, lila, blauen, rothen, weissen und gemischten Farben, Senecio Ghiesbrechti, Cosmo- phyllum cacaliaefolium, Siphocampylos canus, Habro- thamnus elegans, aurantiacus, Cestrum Parqui, Iochroma Warscewiczü, Solanum marginatum, robustum, laciniatum, Capsicastrum, Goldfussia glomerata, Justicia coccinea, Ruellia maculata, Salvıa Heerii, farınacea, involucrata, gesneraeflora, splendens, Plectranthus fruticosus, Pri- mula cortusoides, Aspidistra elatior fol. var., punctata u.s.w. Auf dem im oberen Theil des Hauses befind- lichen Beete bilden die Frühjahrsveredlungen aus der Baumschule die ersten Blätter z. B. Prunus Pissardt, triloba, Sorbus intermedia, Weigelia rosea var, Fagus silvatica comptoniaefolia, Quercus pyrenaica, Aegilops, conferta, Daimio, Betula nigra, davourica vera u. S.W. Nachdem wir den Spaziergang durch die Gewächs- häuser vollendet, wollen wir noch einen Blick auf das vor und hinter denselben befindliche Terrain werfen. Ausser den hier im Sommer zu hübschen Gruppen ver- einigten und schon genannten Kalthauspflanzen fallen uns die Mistbeete und kalten Kasten auf, in denen ausser den Frühjahrssämereien einige noch nicht genannte Sommer- blumen cultivirt werden z. B. Jonopsidium acaule, Im- patiens Balsamina in vielen Farben, verschiedene Rosen, Fuchsien, Caiophora lateritia, Trachelium coeruleum, Pu- patorium purpureum, Gaillardia pieta in mannigfachen Varietäten, Helanthus tuberosus, multiflorus, Gazania splendens, Gnaphalium lanatum, C'hamaepeuce diacantha und Casabonae, Lobelia Erinus, Campanula pusilla, carpathica mit ihrer weissblühenden Varietät, Achimenes hybrida, Veronica syriaca, Acanthus mollis var. lusita- nica, Coleus hybridus und Phlox hybrida, Celosia eristata in verschiedenen Farben, mehrere Sorten Maranta, Zea iaponica fol. var, Gymnotkrix latifolia, Eulalia iaponica, 3* 36 Gynerrmm argenteum (Pampasgras) mit seiner bunt- blättrigen Varietät u. s.w. Auch Kürbis, Gurken, Melonen und Lattich gedeihen hier in brennender Sonne recht trefflich. An Mauern und Wänden der Treibhäuser ranken im Sommer herrliche blaue und weisse Clematis, Am- pelopsis hederacea, Vitis elegams fol. var., Lathyrus odo- ratus, Glycine chinensis, das seltsame Kürbisgewächs Thladianthe dubia, Periploca graeca u.s.w. An grösseren und kleineren Dekorationspflanzen zieren diesen Platz Pittosporum Tobira, Evonymus vaponicus mit seinen Varietäten, Rhamnus Alaternus, Prunus Laurocerasus, Pumica Granatum, Arbutus Unedo, Vitex Agnus Castus, Laurus nobilis und seine Form sabcifolia, Tetranthera laurifolia u. Ss. W. Auf der sogenannten »Staudenrabatte am Zippen- dorfer Wege« sind mit dazwischen wachsenden wilden Pflanzen der einheimischen Flora unter andern bemerkens- werth: Agsuilegia vulgaris in verschiedenen Farben, Pa- paver somniferum, Bocconia cordata, Stlene vulgarıs var. angustifolia, pendula, Armertia, orientalis, Cerastium Biebersteinü, tomentosum, Coronilla varia, Spiraea cal- losa, Frlipendula var. plena, Ulmaria pentapetala var. plena, Sedum album, reflexum, Saxifraga euespitosa, Verbascum Thapsus, Linaria vulgaris, Digitalis ambigua, Asarum- europaeum, Osmunda regalis, Aspidium angulare, Polystichum Filix mas in mehreren Gartenformen, Pieris aguwilina u. s.w. Im Frühjahr erblüht hier Ornithogalum nutans mit der seltenen Form chlorantmım Sauter. Ausser einer Menge von kleineren, schon genannten Coniferen sind Bucalyptus globulus, verschiedene Sorten Oleander und unter den Farrn besonders Cyrtomium falcatum und Scolopendrium offieinarum in vielen Formen zu erwähnen. Nach der Richtung des alten Pulverthurms zu wächst hier neben Viola merabelis und Nercotian« rustica das einzige noch im Herbst 1886 vorhandene Exemplar der äusserst giftigen Atropa Belladonna L (Tollkirsche), aus deren Samenverbreitung wohl eine oder 31 mehrere Pflanzen nach dem Kalkwerder hin sich verirrt haben mögen, trotz meines eifrigen Suchens habe ich sie dort nirgends bemerkt, und dieselbe wird dort wohl verschwunden *oder möglicherweise ausgerottet sein. Beim alten Pulverthurm selbst, welcher unmittelbar hinter den Treibhäusern liegt, wachsen an Abhängen besonders grosse, dickstämmige Exemplare von Spartium scoparium L und Morus alba. Angepflanzt ist hier die seltene Salix amygdalıina var. Hoppeana Wild, mit mannweibigen Kätzchen. sStellaria erassifolia und Hee- racium aurantiacum, welche hier angegeben werden, habe ich vergebens gesucht, doch erhielt ich aus dem Herbar von Herrn Obergärtner Kalb Exemplare ersterer Pflanze, welche von diesem Standort herrühren sollen. — Wir haben jetzt die Theile des Gartens betrachtet, welche vorzugsweise zur Zierde und Annehmlichkeit durch den berühmten Hofgartendirector P. Klett geschaffen sind und welche nun sein Sohn, der jetzige Hofgärtner Herr August Klett in unermüdeter Wirksamkeit verwaltet. Wir beschäftigen uns im Folgenden mit den anderen, wohl ebenso wichtigen Abtheilungen der Gärten, welche zum grossen Ganzen mehr dem Nutzen dienen und dem Herrn Hofgärtner Schmidt untergeordnet sind, nachdem im Frühjahr 1886 der bekannte Hofgärtner J. A. Wöhler seinem Berufe durch den Tod entrissen ist. Als Haupt- platz seiner Thätigkeit ist zunächst der Grossherzogliche Küchengarten zu nennen, in dem in verschiedenen Häusern prachtvolle Weinreben und Pfirsiche im Herbst ihre Früchte reifen lassen Ein Bromeliaceenhaus dient zur Ananas-Gultur. In vielen Mistbeeten und kalten Kasten sieht man mannigfaltige Sorten von Kürbissen, Gurken und alle möglichen Arten Gemüise- Sämereien. Aus der Abtheilung der Küchenkräuter sind hier be- sonders hervorzuheben: Brassica oleracea var, Ruta graveolens, Viecia Faba, Phaseolus vulgaris, FPoteriwmm 38 Sanguisorba, Portulacca sativa, Petroselinum vulgare, Anethum graveolens, Daucus Carrota, Anthriscus Cere- folkum, Myrrhis odorata, Artemista Absynthium, Dra- cunculus, Abrotanum, Cynara Scolymus und Cardunculus, Borago officinalis, Solanum Lycopersicum, Necotiana virginiana, Ocymum Bastlicum, Mentha piperita, crispa, Salvia offiewmalis, Thymus vulgaris, Satwreia hortensis, Hyssopus officinalis mit der seltenen rosenrothen Varietät, Beta sativa, Allium Schoenoprasum mit seiner äusserst seltenen weissblühenden Varietät. Auf mehreren Stellen im Garten sind Spargelbeete angelegt. In Töpfen werden Feigen gezogen, an Spalieren ranken Aprikosen, Pfirsiche, Aprikosenpflaumen, Kirschen, Aepfel, Birnen, von denen auch eine Anzahl Hochstämme dort gepflanzt sind. Damit schliesslich das Auge nicht einförmig auf den verschie- denen Gemüse- und Obstsorten ruhe, sind an einzelnen Stellen bunte, grellfarbige Sommerblumen vertheilt z. B. Mathrola annua und incana, Helichrysum bracteatum, Salpiglossis sinuata, alle in den verschiedensten Farben. Da die Obst- und Gemüsepflanzen nicht aus vielen Arten - bestehen, welche in so mannigfaltiger Weise wie die Zier- blumen unser Interesse in Anspruch nehmen, sondern man bei jenen hauptsächlich ja nur auf die Zucht mög- lichst vieler durch Gultur entstandenen Sorten bedacht ist, so wäre darüber ziemlich alles Erwähnenswerthe berichtet. Wir wenden uns einem andern kleinen Theile des Schlossgartens zu, dem früheren »Kühl’schen Garten«, welchen wir, unsere Schritte vom Küchengarten zurück- richtend, seitwärts vor dem Grünhause am sogenannten Franzosenwege liegen sehen, der nach der Kalkbrennerei auf dem Kalkwerder hinführt. Es prangt im Frühjahr der Garten von Tausenden einfachen und gefüllten Schnee- glöckchen (Galanthus nivalis), denen sich Narcıssus Pseudonarcissus plenus, Crocus vernus, Tulipa Gesne- riana und suaveolens, Hyacinthus orientalis, Muscari racemosum, botryoides, botryoides fl. albo, moschatum u. s.w. anschliessen, überhaupt eine ganze Reihe von Blumenzwiebelgewächsen, welche in den schönsten Ab- stufungen und Mischungen von roth, blau, gelb und weiss dort zu finden sind. Im Sommer entfalten ihre bunten Blüthen Silene pendula, Galega officinalis, Centaurea Cyanus in verschiedenen Farben, Fritillaria imperrials, Lilium Martagon, candıdum, auratum, giganteum, im Herbste Malope trifida alba und grandiflora purpurea, Tagetes patula in mehreren Varietäten, Colchicum autum- nale und autumnale album. An dem Drahtgitter, welches den Garten einfriedigt, wächst die oben schon erwähnte Carex pendula Huds., in früherer Zeit ist von Herrn Obergärtner Kalb in diesem Garten Campanula Cervi- caria und glomerata gefunden, welche beide aber wieder verschwunden sind. Eine geringe Anzahl Sträucher birgt ebenfalls der hintere Theil des Gartens z. B. Spiraea Billardier:, laevigata, im Wuchse und den ganzrandigen eiförmigen , blaugrünen Blättern eher einem Daphne gleichend, Cydonia vaponica fl. albo, atropurpurea, Moerloosei, sehr wahrscheinlich ein Bastard aus Oydonia iaponica flore albo mit einer rothen Form, Prumus Lau- rocerasus, Ribes nigrum aconitifolium, Lonicera fragran- tissima, Ledebouri, Eleagnus argenteus, Nyssa aqualtica, (echt), Hamamelis virginica, Castanea vesca, in grösseren kräftigeren Exemplaren unseren Winter vollkommen ohne Bedeckung aushaltend, Betula alba var. atropurpurea, fruticosa Pallas, Alnus incana, Corylus Avellana atro- purpurea, laciniata u. Ss. w., ausserdem verschiedene Obstbäume und an Blattpflanzen Beta chilensıs mit ihrer var. lutea. Verlassen wir jetzt dieses Gebiet und begeben uns den Weg an den Treibhäusern verfolgend, die nicht zum Schlossgarten gehörende Gärtnerei der Villa »Friedens- berg« links liegen lassend, in welcher ich die hier auf Pappeln wachsende Mistel (Viscum album L.) sammelte, so sehen wir hinter dieser Gärtnerei einen Weg, welcher vor der Brauerei Paulshöhe (an dieser Stelle Ulmus effus«a in einem riesigen Exemplare) uns zum Kalkwerder führen 40 würde, und in welchem Robinia Pseudacacia, Colutea arborescens, Spiraea opulifolia und Fraxinus escelsior heterophylla bemerkenswerth sind. Betreten wir aber vorher einen rechts führenden Seitenpfad, so erblicken wir bald die Eingangspforte der Grossherzoglichen Baum- schule, in deren Nähe Juglans nigra angepflanzt ist und ebenso die äusserst seltene Alnus oblongata Mill. in einem einzigen hohen Exemplare. In derselben finden wir zum Theil recht schöne Sträucher, die hauptsächlich das Interesse des kundigen Dendrologen anregen. Ob- gleich manche derselben in den vorhergehenden Ab- schnitten erwähnt worden sind, werde ich trotzdem noch eine Aufzählung folgen lassen, da dieselben hier in Masse zusammenstehen und von der Baumschule aus in die anderen Abtheilungen der Gärten gepflanzt sind. Es sind folgende: Berberis vulgaris atropurpurea, Thun- bergi und die durch blaugrünes Laub auflallende heteropoda, Hypericum Androsaemum All. (Deutschland, in der Schweiz und in Südtirol), fälschlich als Aypericum ramosissimum L. (Japan, Nepal) angegeben, calycimum, Acer campestre, Pseudoplatanus, Schwedlerei, tataricum, Celastrus scandens, Evonymus leucocarpa, nana, Rhus Cotinus, typhina, Toxicodendron, Oytisus nigricans und nigricans elongatus Hort, der in gelben Köpfen blühende, niedrige Cytisus austriacus mit den Verwandten Oytisus capitatus und elongatus W. K, Robinia hispida, viscosa, Amorpha fruticosa, Cladrastis tinctoria, ein reiches Spiräen-Sortiment, Pirus Aria, torminalis, Cotoneaster vulgaris, Sambucus nigra lutea, Lonicera coerulea, Fra- xinus pubescens, pensilvanica, Periploca graeca, Daphne Mezereum, Juglans nigra, cinerea, Carya alba, amara, tomentosa, porcina, Pterocarya caucasica, Ulmus cam- pestris myrtifolia purpurea, fol. arg. var, montana crispa, Morus alba und nigra, Broussonetia papyrifera, Ligwi- dambar styraciflua, Hamamelis virginica, Fothergilla alnifolia, Fagus silvatica, silvatica atropurpwrea, pendula, metallica, ein herrliches Eichen-Sortiment, wie Quercus 41 Robur asplenifolia, heterophylla, pectinata, fol. variegatis, fol. arg. pretis, cuprea, atropurpurea, Quercus Aegilops, Cerris, Cerris cerispa, castaneaefolia, Daimio, conferta, Tlex, Turneri, alba, oliwvaeformis, olivaeformis Hampteris, montrcola, rubra, tlicifolia, nigra und Quercus Ballota, Betula alba Youngi pendula, fastigiata nova, populifolia, populifoka lacıiniata, nigra, dahurica vera, fruticosa, nana (echt), Alnus cordıfoha, glutinosa var. lacimiata und zmperials, Corylus Avellana aurea, Carpinus Betulus foliis incısis, quercifolia, mehrere sSalices, darunter Salıx pentandra, daphnoides praecox gem- mata Hoppe und acutifoha Willd, dasyclados Wim- mer, purpurea, rubra, arbuscula, repens var. cali- fornica Hort, schliesslich Populus alba, alba Bolleana, dilatata, canadensis aurea, balsamifera mit ihrer var. laurifolia u.s.w. Ausser diesen Sträuchern, welche die Hauptmasse der Anpflanzungen daselbst bilden, ist noch mannigfaches Obst vorhanden z.B. Pflaumen, Kirschen, Himbeeren, Erdbeeren, Birnen und Aepfel, Stachel- und Johamnisbeeren. Dabei sind noch die als Ziergehölze dienenden Rubus discolor pubescens W & N, odoratus L, nootkanus Moore, lewcodermis Douglas zu erwähnen. Unter den Kirschensorten fällt besonders eine der Prunus avium L nahestehende auf, die grosse Blüthen und Früchte nicht in Dolden, sondern in 3—5blüthigen Trauben an hängenden Zweigen trägt, deren Name mir aber unbekannt ist. An verwilderten und wilden Pflanzen fand ich in der Baumschule Strlene Armeria, Hypericum tetrapterum, Epilobium montanum, Polygonum dume- torum, Avena cariophyllacea in einer sehr üppigen bis fusshohen Form und Bromus sterils. Das interessanteste Gebiet der Grossherzogl. Gärten für den Botaniker ist jedenfalls der 264—300’ hohe Wein- berg, obgleich hier der Gärtner wenig sieht, was seinem mehr für die Kunst beanlagten Auge zusagt, und dieser wohl manchen kahl erscheinenden Rasen in ein Teppich- beet, manches alte, zerfallene Gebäude in einen kunstvollen 42 Pavillon umwandeln möchte Doch dem mit reinem Natursinn begabten Menschen erscheint gerade der Wein- berg im Schlossgarten mit seinen Terrassen und ver- wildernden Gängen, mit den urwüchsigen,, kräftigen Stämmen der Obstbäume und vor Allem mit seiner reichen Anzahl dort verwildert erscheinenden Pflanzen ganz besonderer Aufmerksamkeit werth, weil man hier gerade jetzt noch sehen kann, wie die Natur trotz der kunstgeübten Hand des Menschen sich nicht in eiserne Fesseln zwängen lassen will und doch schliesslich wohl nach einer Reihe von Jahren ihrem Beherrscher unter- liegen muss, der jedes Stück uncultivirten Landes mit nützlichen Bäumen besetzt und so das grosse Wort - »Gultur der Erde« als sein Ideal vor Augen hat. Mir besonders ist dieses Stück Land lieb, weil ich darin die Erstlinge des Grossherzoglichen Schlossgartens für mein Herbar sammelte und dann weil mir die interessante Thatsache klar vor Augen liegt, dass die Pflanzen, wenn sie der Hand des Gärtners entschlüpft sind, sich doch wieder einen neuen Platz aufsuchen, an dem ihre duf- tenden Blüthen neues Leben, neue Farbenpracht entfalten können, wenn auch vielleicht schon Jahrhunderte dahin entflohen sind, in denen früher lebende Menschen die- selben ursprünglich als Zierde ihres Gartens eingeführt haben. Manche alte, früher häufiger gezogene Staude oder Blume hat auf dem Weinberg ihr Dasein zu fristen gewusst und erfreuet noch jetzt durch ihren Anblick den nicht achtlos an ihr vorüberwandelnden Beobachter und Forscher in dem Reiche der scientia amabilıs. Gerade hierauf deutete ich schon bei der Schilderung des Staudengartens hin und nachdem ich so die Erklärung gegeben, wie ein wenig cultivirter Ort doch von der Natur benutzt wird, die ihn mit den reichen ihr zu Gebote stehenden Mitteln ausschmückt, werde ich zur Schilderung der einzelnen Theile übergehen. Neben der Gärtnergehülfenwohnung, an deren Mauer Linaria Cymbalaria in Gesellschaft von Blitum rubrum a und Phalarıs canariensis rankt, erhebt sich eine Stein- gruppe, auf welcher Iberis semperflorens, Geranium macrorrhizum, Sedum album, reflexum, Sempervivum tectorum (selten), Centaurea dealbata und Scabiosa, Tithy- malus Lathyris, Polygonatum officinale, Hemerocallıs fulva u. s.w. im bunten Gewirr wachsen. Rechts davon breitet sich ein Abhang aus, welchen Echinops sphaero- cephalus und Elymus sabulosus zieren. Einen überaus herrlichen Anblick gewähren im Mai bis Juni die eben- daselbst von mir beobachteten Formen des Papaver ZFchoeas, der in grosser Anzahl mit seinen leuchtend weissen, rothen weissgerandeten und roth und weiss gestreiften Blumenblättern förmlich das Auge blendet. Sehr vereinzelt fand ich ebenfalls in der Nähe der Gärtnerwohnung Medicago falcata, welche von Herrn Oberstabsarzt Dr. Blank auch bei Ostorf in früherer Zeit gesammelt ist. Auf den verschiedenen Terrassen steht eine überaus grosse Anzahl aller möglichen Sorten Pflaumen-, Kirsch-, Birn- und Aepfelbäume, Stachel- und Johannisbeersträucher, die bis zum Winter hin ihre wohlschmeckenden Früchte reifen lassen. Auch früh- zeitige Sorten sind ziemlich vertreten, so dass wahrhaftig kein Mangel an Obst im Garten sich bemerkbar macht. Im unteren Theile desselben sind Mespelus germanica, Cydonia vulgaris und lusitanica in verschiedenen Varie- täten angepflanzt. Ausserdem sind viele Sorten von Erd- beeren, Brombeeren, Himbeeren, Gurken, Solanum Lyco- persicum (Liebesäpfel) auf Beeten gezogen, an Spalieren ranken sich feinere Obstsorten der Birnen und Aepfel, auch die Weinstöcke für das freie Land hat man hier Ge- legenheit zu sehen. Eigentlich müsste man den Garten in der Gegenwart eher »Obstgarten« als »Weinberg« be- nennen, denn ausser der Anlage dazu sieht man nicht mehr viel von den früheren grossartigeren Weinkulturen, da der meiste Wein jetzt im Küchengarten selbst gezogen wird. Desto mehr aber erfreuet den Botaniker eine Fläche, _ welche auf der ersten Terrasse oberhalb des Gärtnerhauses 44 demselben fast gegenüber liegt. Hier ist der Kernpunkt für die verwilderten Pflanzen, von denen ich schon früher bei der Schilderung des Staudengartens berichtet, fast nur eine Wiederholung, zu welcher wenig Neues nehr hinzukommt, da gerade diese Pflanzen in älterer oder neuerer Zeit aus den anderen Theilen der Gärten zusammengekommen sind und bald hier, bald da auf- treten, um vielleicht in kurzer Zeit wieder neuen Gene- rationen Platz zu machen. Als ziemlich eingebürgert lassen sich diesem Flecken und der angrenzenden Rasenfläche zu- ertheilen: Geranium platypetalum Fischer und Geranium pratense, weissblühend, beide recht üppig zur Blüthezeit einen herrlichen Anblick gewährend, Potentella recta var. &, reptans plena, Oenothera biennis und Lamarkiana Ser, Astrantia maior, Aster parviflorus, salignus (2), Gala- tella linifolia (spätblühend, mit riesigen, violetten, pyra- midenförmigen Sträussen), Stenactis annua, Solıdago canadensis L., serotina Ait, lanceolata (Chrysocoma graminifola), fälschlich im Staudengarten als Soldago virgata aufgeführt, (die betrefiende Pflanze stimmt in meinem Herbar mit einem von dem früheren Hamburger Arzte Dr. Nölting gesammelten Originale in allen Theilen überein), Rhaponticum pulchrum Fischer, eine distel- artige Staude, der Gattung Serratula nahestehend, mit artischockenähnlichen, tiefzertheilten, unterseits schnee- weissfilzigen Blättern und dicken, violetten Blüthenkörben, deren Hüllblätter trockenhäutig, aufrecht abstehend sind, Hieracium aurantiacum hier massenhaft blühend im August 1886 vom Gärtnergehülfen W. Balke mir gezeigt, Hemerocallis fulva und nicht so häufig flava. An seltneren Pflanzen befinden sich hier und in nächster Umgebuug Malva moschata weissblühend (in der Hamburger Flora ebenfalls nur in dieser Form von mir beobachtet, von Brockmüller aufgeführt in seinen »verwilderten Pflanzen bei Schwerin«) 1886 sehr häufig, äusserst selten Zino- syris vulgaris (in 3 Exemplaren 25. August 1885 und 6. September 1886 von mir an einer Stelle beobachtet), Artemisia Absynthium (Wermuth), hier auf dem Weinberg, im Garten von Stern’s Villa (Obergärtner Boseck) und auf einem Schuttplatz vor dem neuen Kirchhof mit Atriplex nitens (neu für Schwerin) am 14. September 1886 in grosser Menge von mir bemerkt, Tulıpa Gesneriana und Hyacinthus orientalis, die beiden letzten nur vorüber- gehend. Ausser der hier häufigen Aguelegia vulgaris in vielen Farbenvarietäten, Dianthus barbatus, Phlox hybrida findet sich an einer Stelle Apocynum an- drosaemifolium, eine insectenfressende Staude, welche auf den ersten Anblick dem bekannten Symphoricarpus racemosus sehr ähnlich scheint, sich aber durch niedri- geren, wagerechten Wuchs, unterseits stark weichhaarige Blätter, grössere roth und weiss gestreifte Blüthen und lange Fruchtkapseln unterscheidet. Im Frühling erfreuen uns die Zwiebelgewächse Gagea lutea, Seilla amoena, sibirica, Muscarı racemosum, botryoides durch ihren schönen, nur zu rasch vergänglichen Flor. Im unteren Theile des Gartens, welcher sich nach dem Kalkwerder hinzieht, erblickt man auf mehreren Gemüsebeeten, auf denen Kohl, Wurzeln, Rüben, Spargel gezogen werden, Borago officinalis und Amarantus retroflexus (selten, vielleicht nicht alljährlich) mit der angepflanzten Phyto- lacca decandra. Bei den sogenannten »Ruinen«, älteren, nicht im Gebrauch stehenden Treibhäusern, welche vor der Gärtnerwohnung in der Richtung nach der Schleif- mühle zu liegen, wurde mir sStlene noctiflora in drei Exemplaren vom Gärtnergehülfen W. Balke gezeigt, ausser- dem sammelte ich dort Malva Alcea und seltener Stenactis speciosa (fälschlichfür Aster Amellus gehalten). Dazwischen stehen die schon zur wilden Flora gehörenden Pflanzen 7. B. Ranunculus acer, Medicago lupulina, Astragalus glycyphyllos, Saxifraga granulata, Artemisia campestris, Cirsium arvense, Cichorium Intybus, welche ich rosa- blühend am Wege nach dem Püsserkruge ausserhalb des Schlossgartens 26. August 1885 mit Herrn Obergärtner Kalb und hinter der Artilleriecaserne bei Ostorf auf einem Schutthaufen 11. September 1886 bemerkte, Campanıula rapunculoides mit ästigen, Sblüthigen, unteren Blüthen- stielen, von der dieser Form ähnlichen Campanula bononiensis aber durch rauhere Blätter und eine innen bärtig behaarte Blumenkrone unterschieden, am 17. Juli 1886 von mir beobachtet (vgl. Ascherson, Flora der Mark Brandenburg pag. 402), Chenopodium hybridum und album, Atriplex patulum, Polygonum Convolvulus, dumetorum u. s.w. Chenopodium Botrys habe ich nir- sends bemerkt (vgl. Dr. Blank, Flora von Schwerin pag. 60). Haben wir so den Weinberg durchwandert, der mit seinen verwilderten Pflanzen gleichsam einen Uebergang zu der Flora der wildwachsenden Pflanzen Schwerins bildet, möchte ich zum Schluss dieses Theiles meiner Arbeit ganz insbesondere Herrn Hofgärtner A. Klett, Herrn Ober- gärtner F. Kalb und Boseck und dem Gärtnergehülfen W. Balke meinen innig gefühlten Dank für die Unter- stützung und Güte aussprechen, die sie mir erwiesen, indem ich das weite Gebiet der Grossherzoglichen Gärten genau kennen lernte und mir hierdurch die Mittel zu Gebote standen, dieselben in botanischer Hinsicht zu beschreiben, soweit ich mit ihrer Flora in der kurzen Zeit von kaum einem Jahre (October 1885 bis September 1886) bekannt geworden bin. Ausserdem aber lernte ich durch Herrn. Obergärtner Kalb viele mir bis dahin nicht bekannte Gartenpflanzen kennen und bin demselben deswegen besonders zu innigem Danke verpflichtet, da er mir stets liebenswürdig und: — ich möchte sagen freundschaftlich mit seinem Rathe und seiner Unter- weisung beistand. — ll. Botanische Excursion nach den Marstallwiesen, dem Kalkwerder, Kaninchen- werder, dem Pinnower See und Schweriner Seeufer von Rabensteinfeld bis Görslow. Mit Freuden ergreife ich die Gelegenheit, einen kurzen Ueberblick über den »Schlossgarten im weiteren Sinne« (vergl. oben) zu geben, so weit derselbe mir in botanischer Hinsicht bekannt wurde. Auf der dem Burggarten gegenüberliegenden Stadt- seite liefert das Gebiet, welches den Grossherzoglichen Marstall umgiebt, unter vielen gemeinen Uferpflanzen, die dort am Uferrande des grossen Sees auf lang hin- gestreckten Wiesen wachsen, auch den Standort für einige interessantere Seltenheiten der Schweriner Flora. Hier erblüht früh im Jahre die nur an dieser Stelle bei Schwerin beobachtete Barbarea intermedia Boreau, die ich leider nicht selbst gesammelt habe, sondern nur durch den Herrn Oberstabsarzt Dr. Blank mitgetheilt besitze. Ausserdem wachsen hier Ranunculus sceleratus, Cardamine pratensis und hirsuta, von der genau das- selbe gilt wie von der eben erwähnten Barbarea inter- media Boreau, Epilobrum hirsutum, Lythrum Salicaria, Heracleum Spondylium, Bidens cernua und tripartita, Frazinus excelsior, Pulmonaria officinalis,, Solanım Dulcamara, Scrophularia nodosa, Mentha aquatica, Lycopus europaeus, Seutellaria galericulata, Prumella vulgaris, Aruga reptans, Primula elatior Jacq. (2), ich selbst habe bei Schwerin ausschliesslich Primula offiei- nalis L. besonders auf Lehmboden des Kaninchenwerders in ungeheuerer Masse gesehen. ZLysimachia thyrsiflora wächst hier ziemlich häufig, sonst habe ich diese herr- liche Pflanze bei Schwerin nirgends anderswo angetroffen. In den angrenzenden Anpflanzungen finden sich unter anderen noch Spiraea opulifoka und Amelanchier vul- garıs, ebenso soll Ptelea trifoliata dort stehen, die ich nicht selbst beobachtet habe. 48 Der südliche Theil des Schlossgartens im weiteren Sinne ist der Kalkwerder, eine .in den Schweriner See vorspringende Halbinsel, welcher, eine 19km lange und 3—5 km breite Wasserwanne, 37 m über dem Spiegel der Ostsee gelegen, 1'/, [IMeile oder 5700 ha Wasser- fläche besitzt, somit der zweitgrösste See Mecklenburgs ist. Der Boden des Sees besteht aus Kies oder Moor. In botanischer Hinsicht hat sein südliches Ufer manches Interessante aufzuweisen wegen des Zusammenstossens mannigfaltiger Bodenarten, die ich später näher be- zeichnen werde. Zunächst begeben wir uns von den Grossherzog- lichen Gärten aus auf den sogenannten »Franzosenweg«, nach den französischen Gefangenen der Jahre 1870— 1871 benannt, welche denselben dicht am Ufer des Schweriner Sees ausgeführt haben. Hier überraschen uns wirklich die grossen, mächtigen Stämme der Bäume, unter andern besonders riesige Erlen und Weiden, welche in ungewöhnlich buschigen und knorrigen Exemplaren dem Wege eine landschaftliche Schönheit verleihen, die durch das nahe Rauschen der Wellen des grossen Sees noch erhöht wird und mich wenigstens gänzlich ihrem Zauber unterworfen hat. Zweitens bemerkt man die Wirkung der unmittelbaren Nähe des Schlossgartens und vor Allem des Weinberges dadurch, dass manche dort angebauete Pflanze sich von der Höhe desselben nach den flachen Sumpfwiesen auf den Kalkboden hin verirrt hat, deren Vorkommen wir uns jetzt inmitten der wilden Flora mit Leichtigkeit erklären können. Doch auch unter letzterer ist am ganzen südlichen Seeufer manche Selten- heit zu finden, da gerade von den hier überaus verschie- denen Bodenarten jede natürlich ihre charakteristischen Pflanzen besitzt, und so bunt mit einander die Flora der Wasserpflanzen, des Kalkbodens, Sandes, Lehms, der Humus- und Lauberde abwechseln. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen beschäftigen wir uns eingehender mit der Fiora des Kalkwerders, ei Unter den meistens von der Grossherzoglichen Baum- schule aus angepflanzten Bäumen und Sträuchern nehmen im landschaftlichen Charakter die Weiden die erste Stelle ein, wie ja gerade diese aus zahlreichen Arten, Formen und Bastarden in Nordeuropa bestehende Gattung eine Hauptzierde unserer Seeufer und Gebüsche bildet, einerlei ob dieselben von Menschenhand dort angepflanzt, oder ursprünglich einheimisch uns im Frühjahre durch ihre duftenden Kätzchen, im Sommer durch ihr meistens glänzendes, silberschimmerndes Laub erfreuen. Zeitig im Jahre entfalten hier die in Norddeutschland häufigeren Arten ihre so sehr verschieden gebildeten Kätzchen, bald mit gelben, bald mit dunkelrothen Staubfäden, mit kahlen oder behaarten Fruchtknoten z. B. Salıx vpentandra, fragilis, amygdalına, amygdalina var. discolor, alba, alba var. vitellina, purpurea, rubra Huds. in mehreren Formen weniger häufig, veminalis (die Korbmacherweide), Caprea, cinerea, aurita und repens. Bei der Badeanstalt des Kalkwerders, welche an seiner nördlichsten Spitze gelegen ist, bemerken wir die im zeitigsten Frühjahr von allen Weiden zuerst ihre Blüthenkätzchen öffnende Salix daphnoides Tausch. mit ihrer var. acutifolia Willd, die beide im Sommer durch ihre blaubereiften, gelben oder leuchtend rothen Zweige sich sehr leicht von allen an- deren Weidenarten unterscheiden lassen. Herrliche Exem- plare der Salz cuspidata Schulte. (S. fragılis X pen- tandra), purpurea var. mirabilıs Host. mit mannweibigen Kätzchen, vor Allem der Salıx incana L. (fälschlich $. rosmarinifolia der Baumschulen), welche dort in einigen riesigen Bäumen steht, die dort häufigen Salix Caprea X viminalis und Sahx cinerea X viminalis, die seltenere Salız nigricans männlich und weiblich, die ausgebreitet wachsende angepflanzte Salix arbuscula mit der selt- neren Salix repens var. angustifolia L. überraschen durch ihre Ueppigkeit und Mannigfaltigkeit das Auge des kundiger Weidenkenners. An die Weiden schliessen sich Populus alba, tremula und nigra, Alnus incana und 4 50 glutinosa an, welche beide letztere dort riesige Gebüsche bilden. In wenigen Exemplaren ist an einer Stelle in der Nähe der sogenannten »Karausche«, einer der vielen Wassergräben, welche vom grossen See aus das Erd- reich bewässern, ein seltener Zierstrauch angepilanzt, nach der »Uebersicht der Phanerogamenflora von Schwe- rin« von Herrn Oberstabsarzt a. D. Dr. Blank als Myrica cerifera L. angegeben, von mir selbst aber genauer als Myrica pensilvanica Lmk. (Myrica cerifera var. media Mchx.) erkannt, da Myrica cerifera L bräunliche Narben besitzt und die Fruchtkätzchen eine wachsartige Masse ausschwitzen, die bei den Exemplaren des Kalkwerders nicht zu bemerken ist, welche sich überdies durch leuchtend purpurrothe Narben unterscheiden. Im Burg- garten ist dieser amerikanische Strauch vielleicht früher einmal eultivirt, von dort an dieser Stelle in der Wild- niss angepflanzt, hat sich aber im Garten selbst meines Wissens nach nicht erhalten, wenigstens habe ich ver- geblich darnach geforscht. — Die bemerkenswertheste Stelle auf dem Kalkwerder ist die sogenannte »schwim- mende Wiese«, da auf derselben manche Moorpflanzen wachsen, die sonst der Umgegend Schwerins fehlen. Im Laufe des Jahres sammelte ich zunächst an häufigeren Pflanzen Ranunculus Flammula, Lathyrus pratensis, Comarum palustre, Epilobium härsutum, parviflorum, palustre, Cicuta virosa. Während ich Lathyrus paluster vom Gärtnergehülfen Balke mitgetheilt erhielt, ist Atropa Belladonna hier wohl ausgerottet, (vgl. Uebersicht der Phanerogamenflora Schwerins von Dr. Blank Seite 50), wenigstens wüsste ich nicht, dass »die Tollkirsche« in den letzten Jahren dort von jemandem bemerkt wäre. In einem Exemplar fand ich dagegen im Sommer 1886 eine schöne Monstrosität von Hieracium Pilosella L, bei welcher eine Verbänderung zweier Blüthenköpfe eingetreten ist, genau dem Falle I. nach Ritschl. in Aschersons Flora der Mark Brandenburg Seite 387. entsprechend. In den zwei an der Wiese sich hinschlängelnden Gräben und ihrer nächsten 51 Umgebung wachsen Ranunculus Lingua, ziemlich viel die reizende Utriceularia vulgaris, Polygonum amphibium terrestre, Hydrocharis Morsus ranae, Stratiotes aloıdes, Butomus umbellatus, Lemna polyrrhiza, minor etc. Tri- glochin palustre gedeiht ebenfalls in zwar grosser Menge, aber nur an einer Stelle auf der benachbarten Wiesen- fläche. Zerstreuet stehend ragt Acorus Calamus (der Kalmus) mit seinen langen, schwertförmigen Blättern aus den dort befindlichen Wassertümpeln hervor. Im Mai und Juni bis in den Juli hinein verleihen bunte Orchideen mit ihren dunkel- oder hellrothen Blüthentrauben den Wiesen einen herrlichen Reiz, z.B. Orchis latifolia und maculata, Listera ovata und Epipactis palustrıs, deren Blüthen einen nach Vanille duftenden Wohlgeruch aus- strömen. Leider ist mir nicht das Glück günstig gewesen, Liparis Loeselii daselbst zu finden, welche ich fast Jähr- lich im Eppendorfer Moor bei Hamburg in einzelnen Exemplaren sammelte. Ich habe Originalexemplare dieser Pflanze vom Kalkwerder im Herbar des Herrn Obergärtner Kalb gesehen. In manchen Jahren bleibt aber diese farb- lose Orchidee fast gänzlich aus und dann erscheint sie wieder in grösserer Anzahl, wenn die Feuchtigkeitsverhält- nisse des Bodens dem Wachsthum dieser im dichtesten Torfmoos lebenden Pflanze günstiger sind. Ganz dasselbe möchte in noch weit höherem Grade von dem im tiefsten Waldschatten »auf Buchenwurzeln« (?) schmarotzenden Epipogon aphyllos Swartz gelten, welches am 31. Juli 1836 in 12 Exemplaren vom Schulrath Meyer auf einer Stelle des Schelfwerders gesammelt, seitdem sicher von keinem andern Botaniker, ebensowenig von Dr. Blank selbst dort wiedergefunden ist (vgl. Uebersicht der Pha- nerogamenflora Schwerins von Dr. Blank Seite 71). Ich erwähne diese Pflanze nur deshalb, weil die Notiz sogar in verschiedene Deutsche Floren übergegangen ist, so dass ich als Auswärtiger erst bestimmt glaubte, bei Schwerin diese Zierde der Orchideen zu beobachten, während ich später durch die ausführlichere Notiz in Brockmüller’s 4* 52 vortrefflichen »Beiträgen zur Phanerogamenflora von Schwerin« und die persönliche Aussage des Dr. Blank enttäuscht wurde, dass er keine Originalexemplare dieser Pflanze von dem erwähnten Fundorte in seinem Herbar besitze. Deswegen möchte ich die ausserhalb Mecklen- burgs lebenden Botaniker ersuchen, diesen Fundort des Epipogon aphyllus Swartz vorläufig gänzlich zu streichen, bis derselbe neuere authentische Bestätigung gefunden hat. Ornithogalum umbellatum fand ich in wenigen Exem- plaren eben hinter dem Küchengarten auf einer der ersten Wiesen, an Simsen bemerkte ich Zuncus lamprocarpos und szlvaticus in verschiedenen Formen, mitgetheilt ist mir der seltnere Juncus alpinus, welcher dort auf einer einzigen Stelle wächst. Wie mit weissen Schneeflocken besäet erscheint jene vorhin erwähnte »schwimmende Wiese«, wenn das Wollgras Eriophorum angustifolium seine Samenwolle erscheinen lässt, dazwischen stehen eine Menge Carzices, die mit ihren starken, tiefgehenden Wurzeln den Boden an manchen Stellen betretbar machen, wo dieselben sehr dicht stehen, z. B. Carex (Vignea) intermedia, paniculata, paniculata var. simplicior An- dersson, paradoxa L. (während die Hamburger Exemplare des Herrn C. T. Timm sich sämmtlich als die erwähnte Form der vorhergehenden erwiesen), muricata, (Carex) acuta, GFoodenoughri, panicea, paludosa, vesicaria, am- pullacea und hirta. Scilla amoena und Equisetum hiemale habe ich auf der Anhöhe hinter der Bade- Anstalt nicht gefunden, ebenfalls nicht das nach Brockmüller die »Kalk- reste dort sehr häufig überziehende« Moos Leptobryum pyriforme, zweifle aber nicht an dessen Vorkommen, da Herr Brockmüller hauptsächlich Kryptogamen nach der Aussage des Herrn Obergärtner Kalb studirt hat, und ich mich mit denselben vorläufig nicht eingehend genug beschäftigt habe. Verfolgen wir nach dem Verlassen des Kalkwerders den Weg weiter bis Zippendorf, einem Kämmereigut der Stadt Schwerin, welches auf einer in den See vorsprin- 53 genden Halbinsel liegt, ebenso wie das darauf folgende Dörfchen Müss, so bietet hier der See uns seine vollen Reize in reichem Masse dar. Bald liegt derselbe ruhig, kein Lüftchen regt sich und seine Wellen gleiten langsam dahin, bald brausen im Sturme seine wirbelnden Wellen und schlagen mit Macht an das Ufer. Der Boden besteht aus blockreichem, gelben Geschiebelehm, an dem Zippen- dorf-Crivitzer Fahrwege liegt 45 m hoher unterdiluvialer Sand und Grand ohne Bedeckung des Mergels. Das Ackerland, der nahe gelegene Wald und das Seeufer bieten eine reiche Flora. Auf den Feldern fand ich ausser mehreren gemeinen Ackerpflanzen, wie Thlaspi arvense, Scleranthus amnuus und perennis, Herniaria glabra, Veronica triphyllos, besonders häufig Linum catharticum (den Purgirlein) und angebauet Linum usttatıssimum mit seiner äusserst seltenen weissblühenden Varietät am 27. Juni 1886. (Nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Prof. Dr. Sadebeck, Director des botanischen Museums zu Hamburg, ist der weissblühende Flachs in Deutschland bisher nur in Tirol beobachtet worden.) Im Walde wachsen an der höchstgelegenen Stelle, der sogenannten »Kanzel«, einem Gerüste, von welchem man eine weite Aussicht über die Gegend hat, besonders häufig Corydalis intermedia Pers. und Melica uniflora. Einige Schritte weiter über- rascht uns das prachtvolle Melampyrum nemorosum mit seinen blauen, an dieser Stelle bei Schwerin auch selten grüngefärbten Deckblättern (27. Juni 1886), ferner Ranun- culus lanuginosus, Actaea spicata hier selten, im Lübs- torfer Holze dagegen in vielen Stöcken 6. Juni 1836 von mir heobachtet, Geranium palustre, Galium silvaticum, Crepis paludosa, Hieracium murorum, Monotropa Hypopitys, Listera ovata, Polygonatum multiflorum, Maianthemum bifolkum u.s.w. Auf lichten Stellen der Waldung wachsen Alchemilla vulgaris, Cirsium oleraceum, Orchis latifolia u. S.w. Wir fahren jetzt mit dem Dampfschiff von Zippen- dorf aus nach der nahe gelegenen Insel Kaninchenwerder, die 55 m Meereshöhe besitzt und deren 10 m mächtiger Blockmergel, weichen Sand und Kies bedeckt, von mehreren Kesselschluchten durchfurcht wird. In Ge- büschen stehen hier Anemone ranunculordes, nemorosa und ganz vereinzelt Anemone nemorosa x ranunceu- loides (9. Mai 1886), Corydalis cava mit seiner seltenen weissblühenden Varietät, Corydalis intermedia, zerstreuet Cirsium acaule mit der Varietät caulescens und Cyno- glossum officinale, Pulmonaria officinalis, Lathraea Sguamaria in dichten Rasen am Grunde der Bäume, Primula officinalis massenhaft in den Schluchten und an den Wegen auf lehmigem Boden und Mercurialss perennis. Auf der höchst gelegenen Stelle der Insel befindet sich unter wilden Birnbäumen, auf denen Viscum album fem. schmarotzt, nicht gerade häufig Teesdale«a nudicaulis. Datura Stramonium, Eleagnus argenteus und Cornus florida, welche nach anderen Beobachtern eben- falls auf dieser Insel vorkommen, habe ich leider nicht bemerkt, dagegen fielen mir sehr hohe Bäume der Amelanchier canadensis Mchx. (9. Mai 1886) auf, deren Anpflanzung an dieser Stelle bisher nicht erwähnt ist. Die östlich vom Kaninchenwerder liegende Insel, der »Ziegelwerder« ist von mir nicht besucht worden, weswegen ich über seine Flora nichts Wesentliches be- richten kann. Der Boden besteht aus einer Schicht von unterdiluvialem Thon, die mit hohem Geschiebemergel bedeckt ist. Besteigen wir wieder das Dampfschiff und fahren nach der Rabensteinfelder Fähre, so entfaltet sich im Dorfe Rabensteinfeld und an dem schmalen Waldeswege des 4—50 m hohen südlichen Seeufers bis nach dem Gute Görslow hin ein überaus reiches Pflanzenleben. Hier ist der Gentralpunkt der wilden Flora Schwerins, und wirklich entzückt wird der Botaniker, wenn er hier die herrlichen Schätze der Natur beobachtet. Im Gut Raben- steinfeld und in seiner Nähe wachsen Impatiens parvv- flora, Oytisus nigricans, Scabiosa Columbarva, Artemisia 88 campestris, Omopordon Acanthium, Heeracium auran- tiacum sehr vereinzelt, Cynoglossum officinale, Ballota nigra, Populus alba x tremula Wimmer, nigra, Typha latifolia u. s. w., im »verbotenen Wege« Myosurus mini- mus und Sazxifraga tridactylites sparsam (2. Mai 1886). Der Wald des Seeufers, dessen Vorland hier sehr wenig entwickelt ist, und an dessen steilen Ufern eine stete Abspülung stattfindet, erfreuet uns durch Hepatica triloba, Ranunculus lanuginosus, Aguilegia vulgaris (wild), Vrola hirta und an zwei Stellen in ungeheuerer Masse die seltnere iola mirabilis, Dianthus Armeria, Lychnis Viscaria, Hypericum montanum, Anthyllis Vulmeraria, Lathyrus vernus und niger, Serratula tinctoria, Campanula patula, persicifolia und glomerata, Digitalis ambigua (aus den Grossherzoglichen Gärten verwildert), Melampyrum ne- morosum, welches hier, häufiger als bei Zippendorf, grosse Flächen des Waldbodens in ein bläulichviolettes Kleid hüllt, Zathraea Sguamaria, Origanum vulgare, Primula offieinalis, Carex digitata, Calamagrostis lanceolata, Melica uniflora und seltener Melica nutans, Brachy- podium silvaticum, Equisetum hiemale, Polypodium vul- gare, Polystichum Fihx mas u. s. w. Orchis Morio und Zycopodium annmotinum habe ich vergebens ge- sucht. Am Rande einer Mergelgrube nahe vor Görslow soll Onobrychis viciaefolia Scop. wachsen. Originalexem- plare von dieser Stelle her wurden mir durch Herrn Oberstabsarzt Dr. Blank mitgetheilt. Am Pinnower See, zu dem wir nach unserer Rück- kehr auf einem Seitenwege links von der Crivitzer Chaussee gelangen, wachsen Corydalis intermedia (selten), Turrites glabra, Cardamine amara, die seltene Dentaria bulb:r- fera L. mit grossen, levkojenartigen Blüthen und zartem, tiefgrünen, einfach fiedertheiligen Laube an einem ein- zigen Abhange des Ufers im tiefsten Schatten in grosser Menge, Hypericum montanum, Impatiens Nolimetangere, Rubus fruticosus L, Angelica silvestris, Senecio viscosus, silvaticus und sehr selten Senecio viscosus X silvaticus, nl neu für Schwerin, am 25. Aug. 1886 unter den Stamm- eltern von mir bemerkt, Campanula Trachelium, persici- folia, glomerata, Veronica officinalis u. s. w. Von einer Erhöhung des südlichen Uferrandes, auf welcher eine Bank zum Sitzen einladet, hat man einen prachtvollen Ueberblick über diese »Perle der Schweriner Seen«; ich glaube, dass die Reize des ernsten Pinnower Sees wohl mit denen des schönsten Sees der Provinz Schleswig- Holstein, des vielbesungenen Ügleisees wetteifern können. Am Rande einer Sandgrube in der Nähe der Fähre finden wir bei der Zurückkunft Potentilla opaca L, welche von den Schriftstellern der hiesigen Flora mit Potentilla verna L. verwechselt ist; von letzterer, die ich selbst nicht bei Schwerin gefunden, sah ich nur ein einziges Exemplar in dem Herbar des Herrn Oberstabs- arztes Dr. Blank unter Potentilla opaca liegen, während für die echte Potentilla verna bei meiner Durchsicht Exemplare der häufigeren Potentilla opaca aufgelegt waren. Haben wir so die Grossherzoglichen Gärten durch- wandert und die überaus reizende Excursion nach dem Marstall, Kalkwerder u, s. w. ausgeführt, so war dies für mich eine schöne Rückerinnerung an die Zeit, während welcher ich im Grossherzogl. Schlossgarten zu Schwerin weilte, und indem ich noch einmal allen den Männern danke, welche die Freundlichkeit hatten, meine Arbeit ihrem gütigen Urtheil zu unterziehen, unter denen ich besonders Herrn Oberstabsarzt a. D. Dr. Blank und Herrn Prof. Dr. Sadebeck, Direktor des botanischen Museums in Hamburg, erwähnen möchte, schliesse ich mit einem Worte unseres grossen Dichters, welches mir einer der Mecklenburger Botaniker, dem ich in Schwerin nahe gestanden, bei meinem Abschiede in’s Album getragen: »Der Mensch braucht wenig und an Leben reich ist die Natur!« Anm. Statt „Neuholländer“ lies „Kalthauspflanzen‘‘ S, 24 Zeile 14. 57 Faunistische Untersuchungen in der Bucht von Wismar von Dr. Max Braun, ord. Prof. d. Zool. u, vergl. Anat. a. d. Univ. Rostock. Im 37. Jahrgange des »Archivs der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg« gab Dr. H. Lenz, dem die Wissenschaft interessante Untersuchungen über die Fauna der Lübecker Bucht verdankt, eine »Anrege« zur »Erforschung der Mecklenburgischen Küsten- fauna« (l.c. pag. 181 u. 182); hiernach sollte die Bucht von Wismar und der davor liegende Theil des Meeres zoologisch untersucht werden. Auf der Güstrower Gene- ralversammlung des Vereins (4., 5. Juni 1834) wurde die Angelegenheit auf die Tagesordnung gebracht, der Verein bewilligte einen Theil der Mittel und wählte eine Com- mission, bestehend aus den Herren Dr. Lenz, Professor Dr. Goette und Oberlandbaumeister Koch, welche die weiteren Schritte für Beschaffung der fehlenden Geldmittel und Ausführung der Untersuchung vornehmen sollte (l. e. Jahrg. 38 pag. 249). Die Angelegenheit kam jedoch nicht vorwärts, wie auf der nächsten Generalversammlung am 27. Mai 1885 in Rostock berichtet wurde (l. ec. Jahrg. 39 pag. 179), und die Commission stellte ihre Thätigkeit ein. Als nun der Verfasser dieses im Winter 1886 dem Verein beitrat, regte der Vorsitzende, Herr Oberlandbau- meister Koch, der von Anfang an der Untersuchung der Wismarer Bucht das grösste Interesse entgegengebracht hatte, die Angelegenheit nochmals an und brachte sie, nachdem ich meine Bereitwilligkeit zur Ausführung der Untersuchung ausgesprochen hatte, auf die Tagesordnung der Generalversammlung in Waren (1887 Pfingsten). Die Sache vereinfachte sich, da Herr Dr. Lenz wegen Ueber- häufung mit Berufsgeschäften seine erbetene Theilnahme 4 58 bedauerlicher Weise ablehnte. Der Verein beschloss, den Schreiber dieses mit der zoologischen Untersuchung der Wismarer Bucht zu beauftragen und bewilligte 200 Mk. zur Bestreitung der Kosten; Bedingung war, Publikation der Resultate im Archiv des Vereins und Ueberlassung des Materiales an das zoologische Institut der Universität Rostock, welches die Instrumente, Gläser und Reagentien stellte, sowie der Doubletten an das Maltzaneum in Waren. In der letzten Augustwoche 1887 ist nun die Unter- suchung der Wismarer Bucht ausgeführt worden. Ein früherer Termin konnte der unruhigen Witterung wegen nicht eingehalten werden; dies ist der Grund, warum die zugesagte Theilnahme eines Botanikers an den Fahrten unterbleiben musste, da in jener Zeit sowohl Herr Prof. Dr. Falkenberg als Herr Dr. Oltmanns, die beide sich zur . Theilnahme gern bereit erklärt hatten, verhindert waren. Das Sammeln von Pflanzen unterblieb daher bis auf we- nige mir besonders auffallende Arten, die Herr Dr. Olt- manns bestimmen wird. Bei meinem Aufenthalt in Wismar hatte ich mich des liebenswürdigsten Entgegenkommens von Seiten des Herrn Commerzienrathes F. Friedrichsen sowie des Herrn Capitain Baade zu erfreuen — beiden Herren gebührt nicht nur mein Dank, sondern auch der des Ver- eins. Durch Vermittlung des Herrn Friedrichsen konnte ich zu meinen Fahrten den kleinen Wismarer Dampfer »Paul« benutzen, der übrigens trotz seines geringen Tief- ganges uns nicht über alle Untiefen der Bucht ohne Schaden herüberbrachte. An allen Fahrten nahm noch Herr stud. Bachmann den regsten Antheil und war mir sowohl beim Sammeln als Conserviren des Materiales eine erwünschte Hülfe. | Charakteristik der Wismarer Bucht. Ehe ich meine Untersuchungen begann, orientirte ich mich auf Karten über das Gebiet, welches ich im Auftrage des Vereins zu untersuchen hatte; dabei stellte 59 es sich bald heraus, dass der Name Wismarer Bucht auf manchen Karten gar nicht gebraucht wird oder wenn, in verschiedenem Sinne. Erst in Wismar bin ich über die Ausdehnung der Bucht nach Norden resp. Westen hin belehrt worden. Die ganze Bucht erstreckt sich in der Richtung von Nördwest nach Südost und spitzt sich nach Wismar hin zu einem immer schmaler werdenden Meeresarm zu, an dessen blindem Ende die Stadt liegt. Nördlich resp. westlich gelten als Grenzen der Bucht die beiden fast zusammenhängenden Untiefen Lieps und Hannibal; nur die letztere ist stets unter Wasser, die erstere ragt zu einem kleinen Theil, je nach dem Wasser- stande, über die Oberfläche hervor. Nördlich von Wismar liegt die grosse und fruchtbare Insel Poel, die nach Osten vom Festlande durch einen schmalen Meeresarm getrennt wird. Ueber die engste Stelle dieses »Breit- lings« ist bekanntlich eine Brücke geführt. Der Eingang zur Wismarer Bucht vom Meere her wird durch die Nordküste von Poel einerseits und die Untiefe Hannibal andrerseits begrenzt; die‘ Fahrstrasse führt hier in der Richtung von NO. nach SW., biegt dann zwischen zwei kleinen Untiefen — Schweine- köthel und Platte — südlich, um etwa auf der Höhe des Leuchtthurmes bei Timmendorf an der Westküste von Poel die Richtung nach Wismar, NW.-SO. zu nehmen. Kleinere Schiffe passiren das sogenannte Flagg-Tief, zwischen der Platte und der Nordwest-Spitze von Poel, grössere das Kraken-Tief, südlich von Hannibal und zwischen Schweineköthel und Platte. Ausser der kleinen Insel Lieps, die, wie schon erwähnt, bei hohem Wasser- stand unter Wasser liegt, ist nur noch eine zweite Insel zu erwähnen, der Walfisch, südlich von Poel im inneren Thale der Wismarer Bucht. Als Anhänge der Bucht treten auf: 1. die Kirch- see, ein schmaler und sehr flacher Meeresarm, der in genau nördlicher Richtung tief in die Insel Poel ein- schneidet und bei Kirchdorf endet; 2. die Zierow-Bucht AR BRIRL.... Um (auf einigen Karten der Name für die Wismarer Bucht zwischen Steg-Ort und Hohenwieschendorf-Huk beim Dorfe Zierow, nordwestlich von Wismar; 3. die Wohlen- berger Wiek, eine tief einschneidende, grosse und schöne Bucht, nach Norden von Lieps begrenzt und zwischen Hohenwieschendorf-Huk und Tarnewitz-Huk gelegen. An einzelnen Strecken steigen die flachen Ufer der Wismarer Bucht steiler an, so schon bei Wendorf in der Nähe von Wismar (Lorenzhöhe mit prächtiger Aussicht), ferner auf der Ostseite der Zierow-Bucht am Stegort, dann an der Wohlenberger Wiek; auch die Küste von’ Poel ist westlich und nördlich steiler; an der Ost- seite der Wismarer Bucht fanden wir Erhebung des Ufers nur bei Redentin, nach den Karten bis 19 Mtr. Die Tiefenverhältnisse der Wismarer Bucht an- langend, so kann man zwischen dem inneren Theile der- selben, südlich von Poel, und dem äusseren, westlich und nördlich von Poel, unterscheiden. Mit Ausnahme des schmalen, durch Zeichen abgesteckten Fahrwassers und einer Vertiefung zwischen der Südspitze von Poel und der Insel Walfisch hat .der ganze innere Theil der Bucht unter 5 Mtr. Tiefe, ist also bei dem sanft nach der Küste ansteigenden Boden flach. Die Fahrstrasse selbst hat nur bei ihrem Beginne 6 Mtr., sonst — nach den Karten — 5!/, Mtr. und jene oben erwähnte Ver- tiefung 71/, Mtr. Ziemlich flach ist auch die Zierow- Bucht, dagegen trifft man zwischen ihr und Poel bereits 9 Mtr. Tiefe; je mehr nach Norden zu, desto mehr senkt sich der Meeresboden und erreicht in Krakentief 13 Mtr., eine Tiefe, die auch nördlich von Poel vorkommt, ja’ bis 15 Mtr. herabsteigt, erst noch weiter nach dem Meere zu im »grossen Tief« sind 18 Mtr. und darüber. Eine gleichmässige Tiefe zeigt die Wohlenberger Wiek, die in ihrem grössten Theile 9 Mir. aufweisst; die 5 Meter- Linie der Seekarten verläuft hier nahe am Ufer, das dem- nach stark ansteigt. 61 Der Boden der Bucht ist fast überall Sand, der durch verschiedene Beimengungen lehmiger Beschaffenheit, die sich besonders unter 5 Mtr. Tiefe vorfinden, verschie- dene Färbung erhält. Sehr feinen, blaugrauen Schlick ohne Sand fanden wir nur in der Wohlenberger Wiek bei 9 Mtr. Tiefe; flachere Stellen derselben haben überall Sand. Grössere Steine und Blöcke trifft man an der Nordküste von Poel, ferner nördlich vom Walfisch, dann am Steg-Ort und bei Hohenwieschendorf-Huk. Der grösste Theil der Wismarer Bucht entwickelt im Sommer einen reichen Pflanzenwuchs; Blasentang und Seegras überwiegen. Grüne Pflanzen trafen wir selbst noch bei 9 Mtr. Tiefe auf Sandboden und zwar in der Nähe des Timmendorfer Leuchtthurmes auf Poel. Rothe Algen fanden sich in der Wohlenberger Wiek neben Seegras bei 9 Mtr. und ferner nördlich der Insel Poel bereits in 4—6 Mtr. Tiefe. Physikalische Beobachtungen über das Wasser der Wismarer Bucht haben wir leider nicht anstellen können, da die hierzu nöthigen Apparate uns nicht zur Verfügung standen und die Anschaffung derselben unsere spärlichen Mittel verboten. Die Grossherzoglich - Mecklenburgische Re- gierung hat wie an anderen Orten der Küste so auch auf Poel und zwar am Leuchtthurm eine Beobach- tungsstation errichten lassen, welche seit 1873 in Thätigkeit ist, und so besitzen wir wenigstens von diesem einen Punkte der Wismarer Bucht Angaben, die aller- dings nur für den äusseren Theil derselben gelten. Sicher- lich finden sich am inneren Theile andere Verhältnisse, d. h. das Wasser wird hier durchschnittlich salzärmer und gleichzeitig wärmer sein. Die Resultate der Beobachtungen auf Poel sind von der Commission zur wissenschaftlichen Unter- suchung der deutschen Meere zusammen mit denen anderer Stationen publicirt, mir jedoch nicht zugänglich; nur einige Durchschnittsangaben kann ich einer Arbeit 62 von G. Karsten: »Die Beobachtungen an den Küstenstationen und Schiffsbeobachtungen« im »Vierten Bericht« genannter Commission (Berlin 1882), sowie im fünften (Berlin 1887 pag. 144) entnehmen. Dem- nach betrug im Jahresmittel: An der Oberfläche. 7,3 Mtr. tief. Salzgehalt | Temperatur | Salzgehalt | Temperatur Op Grad C. On Grad C. 1877 1878 1879 1880 1882 0.89 10.51 0.88 10.19 1883 0.98 - 9.43 097..| a2 1884 1.23 10.97 123 | | 11.38 ‚1885 1.32 ? 1.32 ? 1886 1.31 2 1.31 | ? Wichtiger als diese Mittel sind für das Thierleben die Schwankungen in Temperatur und Salzgehalt, die sich folgendermassen im Monatsmittel stellen: An der Oberfläche, | 7,3 Mtr tief. Salzgehalt Temperatur Salzgehalt. | Temperatur. Max. | Min. | Max. | Min. | Max. | Min. ' Max. | Min. 0/0 do |Grd.C.|Grd. C.| 0% 0/g |Grd. 0. Grd.C. + 1877 1.07 16.96 | 0.84 1878 17.85 1.00 115.63 | 1.68 1879 1.02 1.10 |15.00| 1.56 1880| 1.55 | 1.11 | 19.67 — 2.40 1.14 19.00 | 1.70 1.02 | 0.81 | 19.96 1.46 | 0.80 1.44 | 0.95 | 20.50 1.59 11.18 20.37 1.41 | 1.15 119.22 0.81 120.05 0.80 0.80 |20.08 | 0.13 56 | 0.95 |20.30| 3.50 ? | 1.62 | 1.16|20.00| ? ? | 153 | 1.20|20.00| ? 63 Die überhaupt während der Berichtsjahre er- reichten Extreme sind folgende: An der Oberfläche. Salzgehalt | Temperatur, 7,3 Mtr. tief. Saizgehalt Temperatur Max. | Min. | Max. | Min. | Max. | Min. | Max. | Min. 0/9 %o 1Grd.0.|Grd.C.| 9%, 0) |Grd.C. Grd.C. 0.90 ı 22.4 —1.8| 1.49 0.14(?) 18.3 |—18 0.89 | 19.0 |—2.0| 1.30 | 0.89 | 16.8| 14 0.90 | 18.6 |—3.0| 1.49 | 0.96 | 15.6 | 1.2 0.92 | 20.6 |—6.0| 1.40 | 1.03 | 19.4 —18 073 | 206 |--08|1.06 | 0.79 | 202) 09 0.68 218 —1.0| 153 | 0,73 | 208| 08 0.86 | 23.0 |—0.8| 1.97 | 0.92 |20.9| 08 Nato 2.1, 102 1.12 20 error (2 die) 0022 Schon diese nur über 9 Jahre mir vorliegenden An- gaben geben genügenden Aufschluss für die Anpassungs- fähigkeit wenigstens eines Theiles der die Localität be- wohnenden Organismen. Die Untersuchungsfahrten. Um Wiederholungen bei der Aufzählung der ein- zelnen Thierarten zu vermeiden gebe ich einen kurzen Bericht über die Fahrten und die Orte, an denen ge- dredgt wurde. 25. August 1887. Station I: im Kraken-Tief, nord- westlich vom Leuchtthurm Timmendorf auf Poel; 12 Mtr. Tiefe, Grund lehmiger Sand mit abgestorbenen Pflanzen, meist Seegras; Richtung östlich. Station II: im Ausgang des Kraken-Tief, nördlich von dem rothen Seezeichen des Flaggen-Tief, 12 Mtr. Tiefe, lehmiger Sand mit abgestorbenen Pflanzen. Richtung östlich. | Station III: Nördlich von der Untiefe Schweineköthel; 3—6 Mtr. Tiefe; Grund grüne Pflanzen, meist Seegras, Richtung südlich, 64 Station IV: in der Mitte der Verbindungslinie von Timmendorf nach Hohenwieschendorf-Huk. 9 Mtr. Tiefe; Grund Sand mit grünen Pflanzen. Richtung südlich. 26. August 1887. Da der Dampfer »Paul« eine Beschädigung erlitten hatte, musste für diesen Tag das Dredgen aufgegeben werden; wir mietheten ein Wismarer Fischerboot mit Besatzung und fischten mit der von den Fischern gebrauchten »Zeiss-Wade« an verschiedenen Stellen des inneren Theiles der Bucht von Graser Ort (an der Ostküste) bis in die Nähe des Walfisches; endlich gruben wir bei Wendorf (Westküste) nach Areni- cola piscatorum. 27. August 1887. Dieser Tag war der Unter- suchung der Wohlenberger Wiek gewidmet. Station V: 1 Seemeile südlich von Lieps; 2—41/, Mtr. Tiefe, Sandgrund mit Seegras; Richtung westlich. Der Dampfer nahm nun seinen Gurs südlich nach Hohenwieschendorf zu, auf welcher Fahrt mehrere Male bei 9 Mtr. Tiefe gedredgt wurde. | Station VI: Seegras und rothe Algen; Grund lehmiger Sand. Station VII: bei Hohenwieschendorf. 8'/, Mtr. Tiefe; Grund feiner Schlick. Station VII: nahe der Küste; 8 Mtr. Grund? viel Deegras. Uns nun westlich, dann nördlich wendend, dredgten wir Station IX: bei Hohenkirchen. 3 Mir. Tiefe, Sand mit Blasentang und anderen Pflanzen. Station X: bei Wohlenberg, 21/, Mir. tief, Sand mit Schlick gemengt, Seegras. 28. August 1887. Die noch immer anhaltende, günstige Witterung liess uns auch diesen Tag benutzen, doch war das Resultat kein befriedigendes; es war meine Absicht, auf der Ostseite des Walfisch zu dredgen, dann zu Boot am Walfisch zu landen, um hier die zahlreichen Steine abzusuchen und endlich in die Kirchsee vorzu- 65 dringen. Doch in der Nähe der Südspitze der Insel Wal- fisch geriethen wir auf Grund, von dem wir erst nach dreistündiger Thätigkeit wieder abkamen; der Versuch, per Boot den Walfisch zu erreichen, scheiterte, da wir an der Ostseite mit dem tiefgehenden Boot keine geeignete Stelle zum Landen fanden; nachdem wir wieder flott waren, besuchten wir noch den südlichen Theil der Kirch- see, soweit es eben mit dem Dampfer einzudringen mög- lich war. Station XI: südl. Theil der Kirchsee, 3—4 Mtr. Tiefe, Sandgrund mit zahlreichen Pflanzen. Am 29. August 1887 wurde wieder ein Boot mit- genommen, welches mit meinem Begleiter, Herrn Bach- mann durch den Breitling östlich von Poel gehen sollte, um dieses ausserordentlich flache Gewässer abzusuchen, während ich selbst mit dem Dampfer »Paul« im Norden der Insel Poel dredgen wollte, bis das Boot den Breit- ling passirt hatte. Das wurde auch ausgeführt. Station XII: Breitling, Grund Sand und lehmiger Sand mit üppigem Pflanzenwuchs; an flacheren Stellen modernde Pflanzen. Station XII: 1 Seemeile NO. vom Poeler Leucht- thurm im Flagg-Tief; 4—6 Mtr. Tiefe; Grund feiner Sand, lebendes Seegras und rothe Algen. Richtung östlich. Station XIV: 1 Seemeile N. von Kaltenhofsauf Poel in 5—7 Mtr. Tiefe mit denselben Verhältnissen wie bei St. XI. Mit diesem Tage erreichte die günstige Witterung ihr Ende; schon die Rückfahrt von Poel wurde bei starkem Wind und Regen zurückgelegt. Am nächsten Tage 30. August 1887 suchten wir endlich noch zu Boot die Pfähle in der Hafeneinfahrt ab (Station XV) und hielten damit unsere Aufgabe wenigstens für diese Jahreszeit für vollendet, da wir an den ver- schiedensten Stellen der Bucht gefischt hatten. Freilich ist die Zahl der Stationen eine geringe, doch wolle man berücksichtigen, dass an den meisten derselben das Netz 66 gewöhnlich zweimal, mitunter auch dreimal gebraucht wurde; ein Mehr an Netzzügen verbot die zur Verfügung stehende Zeit, da das Aussuchen des Netzinhaltes trotz aller Assistenz die meiste Zeit kostet. Ausser mit dem Schleppnetz wurde an mehreren Punkten das Müllersche Netz zum Fang der pelagischen Thiere verwendet; es lieferte in der Wohlenberger Wiek und nördlich von Kaltenhof auf Poel gute Ausbeute. Die Fauna der Wismarer Bucht. Bevor ich auf meine eignen Funde eingehe, möge es gestattet sein, über die Arbeiten anderer Autoren zu berichten, so weit sie das in Rede stehende Gebiet be- rühren. Wie bei meinen Untersuchungen beschränke ich mich hierbei auf die wirbellosen Thiere mit Ausschluss der Protozoa. Um letztere kennen zu lernen, hätte es eines sehr viel längeren Aufenthaltes und eingehender Studien in verschiedenen Jahreszeiten bedurft, und Fische anlangend ebenfalls längeren Aufenthaltes und anderer Netze. | Die Wismarer Bucht ist schon des öfteren in Bezug auf ihre Fauna untersucht worden, so weit mir bekannt zuerst von Ghr. G. Ehrenberg in den dreissiger Jahren unseres Jahrhunderts. Derselbe beschreibt folgende Ro- tatorien 1): Furcularia Reinhardtii Ehr. (pag. 420), Dig- lena catellina Ehrb. (pag. 444), Distemma (?) marinum Ehr. (pag. 450), Euchlanis luna Ehrb. (pag. 462), Colurus candatus Ehrb. (pag. 476), Anuraea striata Ehrb. (pag. 506), Brachionus Mülleri Ehrb. (pag. 513) und Pterodina elypeata Ehrb. (pag. 518). Auch C. Th. v. Siebold hat in Wismar gearbeitet, jedoch, wie ich erfahren habe, über die Aalfrage. Im Spätsommer 1870 machte Hermann Freiherr v. Maltzahn mit C. Struck ?) eine Schleppnetzfahrt 1) Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen. Leipzig R 2) Conchyliologisches in diesem Archiv, 24. Jahrg. 1871, pag. 69 is 71. 67 in der Wismarer Bucht bis Poel; die Ausbeute war an Mollusken: Neritina fluviatilis L. var. marina, Paludina muricata Lam., Littorina littorea Fir., Mytilus edulis L., Cardium edule L., Tellina baltica L. und Mya arenaria L., an Würmern Serpula spirorbis — Spirorbis nautiloides Lam., an Crustaceen Carcinus maenas L. und an Coelen- teraten Medusa aurita und CGyanaea capillata. Bedeutend ergiebiger ist: die Ausbeute, welche die »Pommerania« in der Wismarer Bucht im August 1371 erhielt; in dem darüber publieirten Bericht !) werden aufgezählt: CGoelenterata. 1. Campanularia flexuosa Hincks. Wismar, 3 Fdn. Sand, Seegras, Algen. 2. Medusa aurita L. Wismar 0—1 Fdn. Vermes. 3. Monocelis agilis M. Schultze. Wismar, 3 Fdn. Sand, Seegras, rothe Algen. 4. Halicryptus spinulosus v. Sieb. bei Poel, 2 bis 3 Fdn. Lebendes und todtes Seegras. 5. Scoloplos armiger Müll. Wismar, 3 Fde. Sand, Seegras und Poel, SW.-Bake, Lebendes und todtes Seegras. 6. Spio seticornis Fabr. Wismar, 3 Fdn. Sand, Seegras. 7. Disoma multisetosum Oerst. Wismar, 12 Fdn. Mud. 8. Terebellides Stroemii Sars. Poel, 12 Fdn. Mud. 9. Nephthys ciliata Müll. Wismar, 12 Fdn. Mud. Crustacea. 10. Pontoporeia femorata Krög. Wismar, 3 Fdn. Sand, Seegras, rothe Algen. 11. Gammarus locusta L. Wismar, 6—7 Fdn. See- gras, rothe Algen. i) Die Expedition zur phys.-chem. u. biologischen Untersuchung der Ostsee. Berlin 1873 (I. Ber. d. Commiss, z, wiss, Unters, deutscher Meere). Abschnitt IV, pag. 97—144, 68 12. Anthura gracilis Mont. Rhede von Wismar, 2—3 Fdn. Sand, Seegras, rothe Algen. 13. Idotea tricuspidata Desm. Wismar, Poel, 3 bis 7 Fdn. Seegras, rothe Algen. 14. Jaera marina Fabr. Poel, 6—7 Fdn. Sandiger Schlick, Seegras, rothe Algen. 15. Mysis flexuosa Müll. Poel, 0—1 Fdn. Seegras. 16. Palaemon squilla L. Wismar, 0—3 Fdn. Seegras. 17. Crangon vulgaris Fabr. Poel, O—1 Fdn. Seegras. Mollusca. 18. Cardium fasciatum Mont. Wismar, 3 Fdn. Sand, rothe Algen, Seegras. 19. Astarte borealis Chemn. Poel, 6 Fdn. Sand. 20. Tellina baltica L. Poel, 2—6 Fdn. Sandiger Schlick, Mud. 21. Littorina littorea L. Wismar, Poel, O—3 Fdn. 22. Littorina rudis L. Wismar, Poel, 0-3 Fdn. Seegras. 25. Lacuna divaricata Fabr. Poel, 7 Fdn. ‚Sandiger Schlick, Seegras, Algen. 24. Lacuna pallidula da Costa. Poel, 0-1 Fdn. 25. Rissoa octona L. Poel, 0-7 Fdn. Sand und Schlick. Tunicata. 26. Cynthia grossularia v. Ben. Poel, 7 Fdn. San- diger Schlick. 27. Ascidia canina O. F. Müll. Poel, SW.-Bake. . Lebendes und todtes Seegras. Trotz dieser immerhin recht ansehnlichen Ausbeute ergab die nächste Expedition wieder einiges Neue. Am 26. Mai 1874 *) machte Freiherr v. Maltzan-Federow mit Verkrüzen, Dr. Schmidt, Lehrer C. Struck und An- deren eine Dampferfahrt in der Wismarer Bucht, »um den Grund derselben mit dem Schleppnetz zu 'unter- suchen«. Ein allgemeiner Bericht, der die ganze Aus- 1) C£. dies. Arch, Jahrg. 28, 1874, pg. 2. 69 beute behandelt, ist nicht erschienen, nur über einige Mollusken .berichtet F. E. Koch !) und zwar Rissoa octona (Cin.) Nilss., R. membranacea Adams, R. cornea Lov., R. parva da Costa var. interrupta Ad., Cardium edule L. u. C. exiguum Gmel. var. parvum Phil. Auch der Prager, vor Kurzem verstorbene Zoologe v. Stein hat die Wismarer Bucht untersucht, jedoch nur über daselbst gefundene Infusoria berichtet ?). Von benachbarten Gebieten ist besonders die Neustädter resp. Travemünder Bucht durch H. Lenz?) erforscht worden, während über die Fauna bei Warne- münde nur kleinere Notizen in unserem Archiv vorliegen; voraussichtlich wird bereits im nächsten Jahre diese Lücke ausgefüllt werden. Im Ganzen sind also bisher bereits etwa 45 Arten wirbelloser Thiere excl. Protozoa aus der Wismarer Bucht bekannt. Bei der Bearbeitung meiner Ausbeute bin ich von mehreren Seiten unterstützt worden, so von dem Assi- stenten des hiesigen zoologischen Institutes, Herrn Dr. Will, der die Bestimmung der Coelenteraten, Chaetopoden und Crustaceen ausführte, von Herrn S. A. Poppe, der die pelagischen Kruster zu sichten übernahm und endlich übersandte mir unser Vorsitzender Herr Oberlandbau- meister Koch nicht nur Vergleichungsmaterial an Mol- lusken, sondern ertheilte auch bereitwilligst seine Ansicht über einige mir zweifelhaft gebliebene Formen. Allen Herren spreche ich auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aus. 1) Ueber Rissoen und Cardien der Ostsee in: Jahrb. d. deutsch. malac. Ges., Jahrg. II 1875, pag. 181—191. Cf. auch dies Arch., Jahrg. 29 1875, pag. 158—160. N 2) Der Organismus der Infusionsthiere. Leipzig 1875—83. 3) Jahresb. d. Commiss. z. wiss. Unters. d. deutschen Meere. Jahrg. I\V—VI 1878, Anhang 24 pg. und Jahrg. VIT— XI 1882, pg. 169-180. | 70 I. Spongiae. A. Sarcospongiae. 1. Halisarca Dujardini Johnst. in 9—12 Mtr. Tiefe, an Algen angeheftet, Station I, I und IV. B. Silicispongiae. | 2. Amorphina panicea 0. Schm., der häufigste Schwamm in der Wismarer Bucht, der besonders gern lebenden Mytilus edulis ansitzt, seltener an Algen; er lebt namentlich im inneren Theile der Bucht (cf. 26. Aug. 1837) und erreicht hier eine Grösse von 34 mm in der Länge, 22 mm in der Breite und 18 mm in der Höhe; einzelne der gesammelten Exemplare besitzen reife Eier und Entwickelungsstadien derselben. Auch aus der Kirch- see (Poel) liegt die Art in mehreren Exemplaren vor (Stat. XD. 3. Pellina bibula O. Schm., einige Stücke an Algen angeheftet, 12 Mtr. im Kraken-Tief (Stat. 1). Kalkschwämme habe ich trotz allen Suchens nicht finden können. Il. Coelenterata. A. Hydromedusae. 4. Podocoryne carnea Sars. auf Littorina rudis, _Neritina fluviatilis im inneren Theile der Bucht (26. Aug. 18837). 5. Gonothyrea Lovenii Allm., eine sehr häufige Art, die in kleineren oder grösseren Kolonien die Blätter- spitzen des Seegrases einnimmt und immer nahe der Oberfläche lebt, so im inneren Theile der Bucht (26. Aug. 1887) und im Breitling (Stat. XI). 6. Medusa aurita L. in grossen Schaaren und ' verchiedenen Grössen in allen Theilen der Bucht und täglich gesehen. 7. Gyanaea capillata L. in einzelnen Exem- plaren unter Medusa aurita L. besonders im äusseren Theile der Bucht — leider beim Gonserviren verdorben. 71 III. Echinodermata. A. Asteroidea. 8. Asteracanthion rubens L. Station I, II, IV, ferner in der Wohlenberger Wiek und nördl. von Poel, überall häufig; unter den zahlreichen jungen Exem- plaren findet sich ein siebenarmiges von 6 mm Durch- messer (Stat. IV). IV. Plathelminthes. A Turbellarsa. 9. Monocelis agilis M. Schultze, sehr häufig zwischen Seegras und anderen Pflanzen besonders im inneren Theile der Bucht; kein einziges Exemplar ge- schlechtsreif. 10. Dendrocoelum lacteum Müll. in einigen Exem- plaren zwischen Algen im inneren Theile der Bucht und in der Kirchsee. 11. Planaria ulvae Oerst. dto. B. Nemertini. 12. Tetrastemmma subpellucidum Oerst., 13. Polystemma roseum (0. F. Müll., 14. Nemertes gesserensis OÖ. F. Müll., alle drei Arten (Nr. 13 am häufigsten) kommen zwischen »Kraut« an verschiedenen Stellen der Wismarer Bucht vor; die Bestimmung ist an conservirten Exemplaren kaum möglich, da die Hauptcharaktere noch immer von der Zahl und Stellung der Augenflecke nach Oersted gelten, die in Sublimat und Alkohol abblassen. V. Chaetognathi. 15. Sagitta germanica Leuck u. Pagenst. zahl- reich im pelagischen Auftrieb nördl. von Poel (29. Aug. 1887). VI. Annelides. A. Hirudinei. 16. Piscicola geometra L. zwischen Pflanzen im inneren und äusseren Theil der Bucht, auch im Breitling. MR U B. CGhaetopoda. 17. Arenicola marinaL. lebt in grosser Zahl am Strand bei Wendorf (26. Aug. 1887): intakte Exemplare sind jedoch sehr schwer zu erhalten. 18. Scoloplos armiger Müll. 9—12 Mir. Tiefe im äussersten Theile der Bucht (Station I u. IV), sowie in der Wohlenberger Wiek (27. Aug. 1887). 19. Spio seticornis Fahr. in zarten aus Sand- körnchen bestehenden Röhren im inneren Theile der Bucht (26. Aug. 1887). | 20. Nicolea (Terebella) zostericola Oerst. in einem Exemplar auf Stat. I erbeutet. 21. Amphitrite Johnstonii Malmgr. mit der vorigen Art am selben Fundort. 22. Spirorbis nautiloides Lmk. auf Algen, See- gras, Schalen von Mytilus und anderen Mollusken sehr häufig allerorts in der Bucht. 23. Polynoe cirrata Pall. Kraken-Tief, 12 Mtr. (Stat. I) und Stat. VI in der Wohlenberger Wiek. 24. Polynoe squamata L. mit der vorigen in der Wohlenberger Wiek sowie im inneren Theile der Bucht (26. Aug. 1887). 25. Nereis diversicolor Müll. recht häufig im in- neren Theile der Bucht (26. Aug.) sowie im Breitling (29. Aug.) 26. Nereis Dumerili And. M. Edw. in der Wohlen- berger Wiek, in der Kirchsee und im inneren Theile der Bucht zwischen Pflanzen lebend, nicht selten. 27. Nephthys ciliata Müll. im äusseren Theile der Bucht, Station I u. IV. C. Gephyrea. 25. Halicryptus spinulosus v. Sieb. im Schlick der Wohlenberger Wiek 27. Aug. 1887, selten. VI. Bryozoa. 29. Alcyonidium Mytili Dalyell. auf Mytilus edulis sitzend, im inneren Theile der Wismarer Bucht (26. Aug. 1887). len... N 30. Aleyonidium hirsutum Fab. an Algen der Wohlenberger Wiek. Dieser Name findet sich bereits bei Moebius in dem Bericht über die Ausbeute der »Pomme- rania« in der Ostsee (erst. Jahresb. d. Com. z. Erf. d. deutsch. Meere, 1875 pg. 114), doch beziehen sich die daselbst angegebenen Citate auf Alc. hispidum, nicht auf hirsutum — es bleibt fraglich, ob nun der Name oder das Citat irrthümlich ist; Lenz (Wirbellose Thiere der Travemünder Bucht I. c. pg. 173) hat zu hirsutum das richtige Citat. 31. Valkeria cuscuta L. Schöne Exemplare dieser wenigstens von den neueren Untersuchern der Fauna der Ostsee nicht angeführten Art fanden wir am 29. August im Breitling *); ohne genauere Untersuchung ist man beim ersten Anblick leicht geneigt, die Form für eine zierliche Alge zu halten und so mag dies vielleicht der Grund sein, warum sie bisher übersehen wurde. Herr Dr. Will fand sie bereits früher bei Warnemünde. 32. Membranipora pilosaL. forma membranacea Smitt. aus dem Breitling, an Algen sitzend |[29. Aug.). 33. Membranipora lineata L. forma Sophiae Busk. an Algen der Wohlenberger Wiek (27. Aug.). 34. Membranipora Flemingii Busk. Die Diag- nose dieser Form ist nicht ganz sicher (Stat. II und IV) an Algen. VII. Crustacea. A. Cirripedia. '35. Balanus improvisus Darw. an den Hafen- pfählen und Mytilus ansitzend — 30. Aug. B. Copepoda. 36. Dias discaudatus Giesbrecht. 37. Temora longicornis O. F. Müll. 38. Gentropages hamatus Lilljeb. 39. Clausia elongata Boeck. *) Bei C. Claus (Grunz. d, Zool, 4, Aufl. 1882, Bd. II pg. 101) findet sich allerdings die Angabe, dass V. spinosa L., V. uva L. und unsere Art in der Ostsee und den nordischen Meeren vorkommt. 5 74 40. Gyelopina gracilis Claus. 41. Oithona spinirostris Claus. 42. Harpacticus chelifer O. F. Müll. 43. Mesochra Lilljeborgi Bock. 44. Notocra tau Giesbrecht. Pelagisch im äusseren Theile der Bucht und nördlich von Poel (von A. Poppe in Vegesack bestimmt). C. Gladocera. 45. Podon minutus Sars. 46. Evadne Nordmanni Loven. 47. Evadne spinifera Müll. Pelagisch mit den Copepoden (Poppe det.) D. Ostracoda. 48. Gytherura nigrescens Baird. 49. Xestoleberis aurantia Baird. 50. Paradoxostoma Fischeri G. O0. Sars. Im pelagischen Auftrieb mit den Copepoden und Glado- ceren (von Prof. Brady bestimmt). E. Amphipoda. 51. Gorophium sp.? Leider nur in einem Exemplar vorhanden, das jedoch mit der Beschreibung der einzigen bisher aus der Ostsee bekannten Spezies (longicorne Latr.) nicht übereinstimmt. 52. Gammarus locusta L. Zahlreich zwischen Pflanzen im inneren Theile der Bucht (26. Aug. 1887), in der Wohlenberger Wiek (27. Aug.) und im Breitling (29. Aug.) 53. Melita palmata (Mont.) Leach., eine seltene Art, welche in der Ostsee zuerst 1843 von Zaddach in der Danziger Bucht (Synops. Crustac. Prussios. prodromus Regiomonti 1844 pg. 6) gefunden wurde; später 1865 im Putziger Wiek (Zaddach: Die Meeresfauna an der preuss. Küste I in Schriften d. Phys.-Öcon. Ges. Königsb. 19. Jahrg. 1878. Königsb. 1879 pg. 35); ein einziges Exemplar (Weibchen) fand Lenz in der Travemünder Bucht (Vierter Ber. d. Commiss. z. wiss. Unters. d. deutschen Meere, Jahrg. VI—XI, Berlin 1884 pg. 174) und Boek soll nach "Wa Zaddach (l. c. pag. 35) die Art in Oeresund, botnischer Meerbusen, gefunden haben. In der Wismarer Bucht ist Melita palmata nicht selten, da wir eine Anzahl Männchen “und Weibchen in verschiedenen Alterszuständen sowohl im inneren Theil der Bucht (26. Aug.) als in der Wohlen- berger Wiek (28. Aug.) zwischen Pflanzen fanden. 54. Microdeutopus gryllotalpa da Costa ist bis- her für die Ostsee nur bei Kiel durch H. Blanc nach- gewiesen worden (Die Amphipoden der Kieler Bucht in Nov. Act. Caes. Leop. Carol. Acad. Nat. Gur. Bd. 47 Nr. 2 pag. 75, Taf. IV Fig. 82—90). Auch diese Art ist in der Wismarer Bucht nicht selten, da ich sie mit der vorigen zusammen in mehreren Exemplaren gefunden habe. 55. Amphitho&@ podoceroides Rathke (Nov. Act. Acad. Leop. Car. XX 1843, pg. 79 Taf. IV Fig. 4 und Blanc H. 1. c. pg. 77 Taf. [TV Fig. 91—95); häufig im inneren Theile der Bucht zwischen Pflanzen (26. Aug. 1887). F. Isopoda. 56. Sphaeroma rugicauda Leach. Zahlreich zwischen Pflanzen an einer einzigen Stelle der Wismarer Bucht, nähere Angabe wegen Verlust der Etiquette un- möglich. 57. Idotea tricuspidata Desm. in verschiedenen Farbenvarietäten und zahlreichen Exemplaren wohl über- all in der Bucht zwischen Pflanzen; auch in der Kirch- see und im Breitling. 58. Jaera marina Fabr. in wenigen Exemplaren in Station Il und im inneren Theile der Bucht gefunden. G. Cumacea. 59. Cuma Rathkei Kroy. in grösseren Tiefen aber nicht häufig im äusseren Theile der Bucht (Stat. I, IV). H. Schizopoda. 60. Mysis vulgaris Thomps. im inneren Theile der Bucht (26. Aug.) und im Breitling (29. Aug.) zwischen Pflanzen häufig. 5* 76 « I. Decapoda. 61. Palaemon squilla L. häufig im inneren Theile der Bucht zwischen Pflanzen, im Breitling und in der Wohlenberger Wiek. 62. Grangon vulgaris Fabr. mit der vorigen Art zusammen und in Station III, jedoch seltener. IX. Mollusca. A. Lamellibranchiata. 63. Mytilus edulis L. Wie im grössten Theil der Ostsee so auch in der Wismarer Bucht häufig; die grössten Exemplare fand ich in 9 Mtr. Tiefe in der Wohlenberger Wiek, darunter einen Riesen von 78 mm Länge, 37 mm Breite und 32 mm Dicke! 64. Modiolaria dicors L. in schönen Exemplaren in Station IV und in der Wohlenberger Wiek (27. Aug. 1887). | 65. GCardium edule_L. auf Sandgrund nicht selten in der Bucht und im Breitling. 66. Cardium exiguum Gm. in der Var. parvum in der Kirchsee (28. Aug. 18387), im inneren Theil der Bucht (26. Aug.) und nördlich von Poel (29. Aug. 1887) nicht selten. 67. Tellina baltica L. Station I, I und Il und in der Wohlenberger Wiek (27. Aug. 1887). 68. Scrobicularia piperata Gm. in der Wohlen- berger Wiek häufig, besonders in feinem Schlick. 69. Mya arenaria L., nur ein junges Exemplar. lebend im inneren Theile der Bucht gefunden; die Muschel sitzt tief im Sand, daher geht das Schleppnetz, besonders wenn Pflanzen den Boden bedecken, über die ersteren hinweg. B. Opisthobranchia. 70. Odontostoma rissoides Hanley. in wenigen Exemplaren nördlich von Poel (29. Aug. 1887). GC. Prosobranchia. 71. Littorina littorea L., wohl die häufigste Schnecke in der Bucht, an Pfählen, zwischen Pflanzen BB sitzend; auch in der Kirchsee, Wohlenberger Wiek und nördlich von Poel (29. Aug. 1887). 72. Littorina obtusata L. in der Wohlenberger Wiek zwischen Pflanzen (27. Aug. 1887). 73. Littorina rudis Mat. in der Kirchsee (28. Aug.) und nördlich von Poel (29. Aug.). 74. Lacuna divaricata Fab. in wenigen Exem- plaren im inneren Theil der Bucht (26. Aug.) und in der Wohlenberger Wiek (27. Aug.) 75. Lacuna pallidula da Costa in wenigen Exem- plaren nördlich von Poel (29. Aug.) von Pflanzen ab- gestreift. 76. Rissoa octona L. in der Wohlenberger Wiek, ferner Station IV und nördlich von Poel zwischen Pflanzen nicht selten. 77. Rissoa membranacea Ad. nördlich von Poel mit der vorigen. 18. Rissoa cornea Loven dto. 79. Rissoa parva da Costa nur in einem Exem- plar mit den vorigen nördlich von Poel (29. Aug.) von Pflanzen abgestreift; jedenfalls dort häufiger, doch von mir wohl für eine Jugendform angesehen und daher nicht gesammelt. 80. Hydrobia ventrosa Mig. var. baltica Nilss. in zahlreichen Exemplaren in der Kirchsee gesammelt. 81. Neritina fluviatilis L. im inneren Theile der Bucht (26. Aug.) und in der Kirchsee zwischen Pflanzen. X. Tunioata. A. CGopelatae. 82. Oikopleura flabellum J. Müll. häufig im pe- lagischen Auftrieb nördlich von Poel, seltener in der Wohlenberger Wiek. | B. Ascidiae simplices. 83. Cynthia grossularia v. Ben. zahlreich in Station I, sonst nur vereinzelt gefunden. 78 84. Ciona canina O.F. Müll. Station I. II und IV in der Wohlenberger Wiek und selbst im inneren Theil der Bucht recht häufig; nördlich von Poel nur ein kleines Exemplar gefunden. XI. Pisces. 85. Gobius Ruthensparri Euphr. Station III einige Exemplare. | 86. Gobius niger L. 87. Siphonostomum typhle L. 88. Spinachia vulgaris Flem. 89. Nerophis ophidion L. 90. Gasterosteus aculeatus L. 91. Gasterosteus punguitius L. 9. Perca fluviatilis L. 93. Anguillala vulgaris Flem. im inneren Theile der Wismarer Bucht mit der Zeiss- wadde erbeutet (26. Aug. 1887). Schliesslich möchte ich noch eine Curiosität er- wähnen, obgleich ich vor einer absıchtlichen Täuschung hierbei nicht ganz sicher bin; vom Fang heimkehrende Wismarer Fischer, die vom Capitain des Dampfers »Paul« als zuverlässige Leute erklärt wurden, brachten mir als besondere, nie dagewesene Seltenheit einen Gobius niger, unter dessen linken Kiemendeckel ein kleiner Zoarces viviparus eingekrochen war, so dass er mit dem Kopf aus dem Maule des Gobius herausragt; die Leute gaben an, die beiden Fische in dem Zustande, in welchem sie mir frisch übergeben wurden, im inneren Theil der Bucht mit der Wadde erbeutet zu haben. In nachfolgender Tabelle sind noch einmal alle bisher aus der Wismarer Bucht bekannten Evertebraten (Protozoa ausgenommen) zusammen- gestellt worden, wobei zugleich das Vorkommen in der Lübecker Bucht bemerkt wurde. Ehrenberg 1830. Maltzan 1870. Name, Nr. 1|Halisarca Dujardini Johnst. 3 2 | Amorphina panicea O0. Schm. = 3|Pellina bibula ©. Schm. 5 4|Campanularia flexuosa Hincks. | & 5|Podocoryne carnea Sars. © 6 Gonothyrea Lovenii Allm. =| 7|Medusa aurita L. = 8|Cyanaea capillata L. D 9| Asteracanthion | u rubens L. J 10 | Monocelis agilis M. Schultze. ) 11 | Dendrocoelum lacteum Müll. & 12|Planaria ulvae Oerst. 3 13 | Tetrastemma subpellucidum = Verst. | =, = m 14 |Polystemma roseum O0. F.\ 3 = Müll. +8 15 | Nemertis gesserensis O. F. I" Müll. 16 | Sagitta germanica Leuck. Pag. 17 |Furcularia Reinhardtii Ehr. 18|Diglena catellina Ehrb. 19\Distemma (?) marinum Ehr. 20 |Enchlamis luna Ehr. 21|Colurus caudatus Ehr. 22|Anuraea striata Ehr. 23 | Brachionus Mülleri Ehr. 24|Pterodina clypeata Ehr. 25 |Piscicola geometra L. 26 | Arenicola marina L. 27 | Scoloplosarmiger Müll, "EIIOYEJOY OF++F+H++H+H+ Hirudinei. N Chaetognathi. | - |Chastopoda. ; Pommerania 1871. Maltzan1874(Koch) Braun 1837. . . . ®. . o. . “ . ars er rerner Preer Ferrernrererrr Vorkommen i. d. Lüb. Bucht. + + — ++# +++: 45 46 Balanus improvisus 80 Name, Spio seticornis Fabr. Disoma multisetosum Oerst. Terebella zostericola Oerst. Terebellides Stroemii Sars. Amphitrite Johnstonii Malmgr. Spirorbis nautiloides Lmk. Polynoe cirrata Pall. Polynoe squamata L. Nereis diversicolor Müll. „» Dumerilii Aud. M. Edw. Nephthys ciliata Müll. ur spinulosus Gephyrea. Aleyonidium Mytili Dal. ae hirsutum Fab. Valkeria cuscuta L. Membranipora pilosa L. © lineata L. ei Flemingii Busk. Darw. Girripedia. Dias discaudatus Giesbr. Temora longicornis O. F. Müll. Centropages hamatus Lilljeb. Clausia elongata Boeck. Cyclopina gracilis Claus. Oithona spinirostris Claus. Harpacticus chelifer O. F. Müll. Mesochroa Lilljeborgi Boeck. Notocra tau Giesbr. Podon minutus Sars. h Clado- Evadne Nordmanni Lovin.) cera. "epodojoeyg "BozoÄlg "epododog Maltz. 1870. Pomm. 1871. Maltz. 1874. = en = hm = = = +: 4+# -- FHEEHFEFHHHF FF FH HH FH HH HH Braun 1887. Lübeeker Bucht. +. + +++ +++ +44 +4 +++ +: 81 Name. 2 a 5 . = S E AHHEIHE 58| Evadne spinifera Müll. Gladocera. F | . ++ 59| Gytherura nigrescens Baird. o .|./+. 60 | Xestoleberis aurantia Baird. = ./+. 61 | Paradoxostoma Fischeri G. O. | S Sars. D 1 62 | Corophium sp. BR I a 63 | Pontoporeia femorata Krög. : .'+l.1.|+ 64 | Gammarus locusta L. 3 |. ++ 65 | Melita palmata Leach. = Si. fe EI 66 | Mierodeutopus gryllotalpa da|& Costa. E ./. +, 67 | Amphito& podoceroides Rathke. ame | 41. 68| Anthura gracilis Mont. DEN le. tt 69| Sphaeroma rugicauda Leach. E et 70 | Idotea tricuspidata Desm. — +1. ++ 71 Jaera marina Fabr. E +). ++ 72| Cuma Rathkei Proy. Cumacea. ++ 73 | Mysis vulgaris Thomps.) ,_,: „si 74 . flexuosa Müll. | Ichizopoda, R rt bl, x 75\ Palaemon squilla L. | +. +14 76 | Crangon vulgaris Fabr. ‚Decapoda. |. |. +. + 77| Carcinus moenas L. | .|+1.1.1. + 78 | Mytilus edelis L. +1... ++ 79| Modiolaria discors L. r'\-|-|.1-.|+-+ 80 | Cardium edule L. Si: eHlieiRlaeche 81 „ fasciatum Mont. =\.1.|#l:]. = 82 o, exiguum Gm. A +41. 83 | Astarte borealis Chemn. 2 .|.I+1l.1.|+ 84| Tellina baltica L. |. |HI+Hl. ++ 85 | Serobicularia piperata Gm. ?I.I.1.1.)+4+ 86 | Mya carenaria L. +... 144 82 Name. = 5 5 E 2 P - as 87| Odontostoma h rissoides Me lern y 88| Littorina littorea L. .|#++1. |-H+ 89 & obtusata L. ././.|++ 90 n rudis Mat. .+.1++ 91) Lacuna divaricata Febr. 1 +. ++ 92| , pallidula da Costa. S .I+1. ++ 93| Rissoa octona L. = ++ ++ 9| ,„ membranacea Ad. E +++ 95 1,5 eorneaskoy; = .+-+|. 96 parva da Costa. . +4. 1, Eidrahig ventrosa Mtg. ne = 98 Neritina fluviatilis L. ; i ././ ++ 99| Oikopleura flabellum J. Müll. )z' wire 100| Cynthia grossularia v. Ben. 2 Me: ++ 101| Ciona canina O. F. Müll. 8.1.4.1 +4/+ Wie man aus der letzten Spalte ersieht, fehlen in der Lübecker Bucht eine Anzahl von den in der Wis- marer Bucht gefundenen Thieren, nämlich Podocoryne carnea, Sagitta germanica, alle Rotatorien, Polynoe squa- mata, Valkeria cuscuta, Dias discaudatus und 7 andre CGopepoden, ferner Podon minutus, die drei Ostrakoden, einige Amphipoden (3 Arten), dann Carduim exiguum, ferner Odontostoma rissoides, Rissoa cornea und parva, sowie Oikopleura flabellum — im Ganzen 31 Arten, von denen der Hauptantheil auf kleine resp. pelagische Arten entfällt, die Lenz nach seiner Angabe nicht genügend gesichtet hat. Andrerseits aber fehlen in Wismar eine bedeutend grössere Zahl der Lübecker Arten, ja sogar manche Gruppen ganz. Lenz verzeichnet 137 Arten der Lübecker Bucht gegen 101 Arten bei Wismar; ge- 83 meinschaftlich sind beiden Localitäten nur 70 Arten, 67 Arten also bei Lübeck mehr; nämlich: SpomBiaem N, a Zirien Goelenteratät. ea 1a WR IR Echnodermata” „MH 9 IP, \leianı seyn Be a 7 BOB ERRENZINN Gruss N I, Melusear tra a Zen, Mumetze RTDAE RHERRIT 67 Arten. Wenn nun auch sicherlich in der Wismarer Bucht noch einige Arten gefunden werden dürften (so vielleicht noch einige Hydroidpolypen, Oligochaeten, freilebende Nematoden, einige Kruster und Mollusken), so wird trotz- dem ein nicht unbeträchtlicher Theil der Arten mit der Lübecker Bucht die Ostgrenze ihrer Verbreitung er- reicht haben. Von manchen Formen lässt sich das heut schon mit grosser Wahrscheinlichkeit sagen, während für das Fehlen anderer bei Wismar die verschiedene Localität wohl als Erklärung in Anspruch genommen werden kann, da sie östlich von Wismar vorkommen. So lange je- doch die Fauna der Mecklenburger Küste nicht besser als bisher bekannt ist, entbehren solche Aussagen zu sehr des positiven Bodens; es er- scheint uns daher noch verfrüht, den Vergleich weiter auszudehnen. Gelingt es, die Ostseefauna nördlich der Wismarer Bucht und weiterhin die bei Warnemünde bis in die sogenannte Gadet- rinne zu erforschen, so wird sich leicht die Ost- grenze der Verbreitung für zahlreiche Arten ergeben. Aber nicht nur in wissenschaftlicher Bezie- hung wird ein Fortschritt erreicht werden; derartige Untersuchungen greifen mehr als man es gemeinhin zu- giebt in die Praxis ein und können wenigstens die Handhabe werden, um gewissen praktischen Fragen näher 84 zu treten. So möchte ich nicht unterlassen zu betonen, dass nach dem, was mir über Fauna und Flora der Wis- marer Bucht, sowie über die Art des dortigen Fisch- fanges bekannt geworden ist, der letztere mir ein durch- aus irrationeller zu sein scheint. Der innere Theil der Bucht mit so geringen Tiefen, reichem Pflanzenwuchs und Reichthum an kleinen, den jungen Fischen zur Nah- rung dienenden Thieren ist naturgemäss ein vorzüg- licher Platz für die Entwickelung junger Fische verschiedener Arten — doch geschieht nichts, so weit wir erfahren haben, für die Erhaltung der Brut, vielmehr Alles für die Vernichtung derselben. Die grossen, sehr engmaschigen Wadden, mit denen dort Jahraus Jahrein gefischt wird, (etwa 30 solcher Zugnetze sind im Betrieb) müssen — und thun es — eine Menge der jungen Fische vernichten. Wollte man hier rationell verfahren, so müsste wenigstens während der ganzen wärmeren Jahreszeit der Fang mit Zugnetzen, gleichviel welcher Art, vollkommen eingestellt werden; an ihre Stelle könnten nur weitmaschige Setznetze sowie die jetzt schon gebrauchte Aalgabel und höchstens noch Schlepp- angeln treten. Die Schonung dieser Localität ist um so mehr geboten, als an der ganzen mecklenburgischen Küste kein zweiter gleich günstiger Platz existirt und eine bei Wismar geübte Schonung der Brut nicht nur dem Orte selbst sondern weiteren Strecken von grossem Nutzen wäre. 1. Beitrag, zu aeulneik Msckianbures -E. Geinitz-Rostock mit einer Tiefenkarte des Warnowthales bei Rostock. Nachdem bereits früher !) die Entstehungsart des Warnowthales sowie die Beschaffenheit und Mächtigkeit seiner Alluvionen ausführlich beschrieben worden, sei als Abschluss dieser Untersuchungen eine Tiefenkarte des Thales, verbunden mit einer Höhenschichtenkarte des erodirten Plateaus mitgetheilt, welche sich bei den De- tailaufnahmen für eine geologische Karte von Rostock ?) ergab. | Die vorliegende Karte giebt ein eingehendes Beispiel für die a. a. 0. ?) geschilderten Oberflächen-Verhältnisse, die wir auf die Wirkung der Erosion und Evorsion, sowie der allgemeinen Ablation durch die postgla- 1) VI. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs. Arch. Nat. Meckl. 1884. Mit 2 Karten; »Die Seen, Moore und Flussläufe Mecklenburgs«. Güstrow 1886. Mit Karte. S. 1—20, 99—106. 2) Demnächst erscheinend in »Hygienische Topographie von Rostock«. 3) VI. Beitr. S. 1-9; Seen, Moore pp. S. 1—20. — Ich ver- zichte, auf die verschiedenartigen Bedenken einzugehen, welche bis- her, neben zahlreicher Zustimmung, gegen einzelne Punkte der ver- suchten Erklärung (Erosions- und Evorsionstheorie) erhoben worden sind. Fast alle beruhen auf irgend einem Missverständniss oder einem Uebersehen. Nur den Einwand Supans (Literaturbericht in Peter- manns Mittheilungen 1887, Num. 150) möchte ich erwähnen; er ver- langt, dass die von oben herabstürzenden Gewässer grosse Höhenunter- schiede auf kurze Distanzen zur Verfügung gehabt haben müssten, um die bedeutende Evorsionsthätigkeit leisten zu können. Dies ist meiner Ansicht nach nicht nöthig: Der Boden war keine horizontale und ebene, aus gleichmässigem Gestein zusammengesetzte Fläche; die colossalen Wassermassen, welche, verhältnissmässig plötzlich, grosse Oberflächengebiete bedeckten, mussten naturgemäss sowohl der all- gemeinen Bodenneigung folgen, als auch an den zahllosen kleineren Einzelunebenheiten des Bodens (welche sie sich sogar z. Th. selbst erst, durch Gletschermühlen, Steinaufschutt u. a. schaffen konnten) in Strudelbewegung gerathen. Ich kann die Erscheinung nicht besser vergleichen als mit Stiromschnellen und Strudeln. Welche Kraft der- artig bewegte Wassermassen haben, ist hinlänglich bekannt. — 86 cialen Schmelzwässer zurückzuführen haben. Die Producte aller dieser Vorgänge finden wir hier zusammen: das Hervortreten des mittleren Sandes und Verschwinden des Deckmergels ist das Werk der Ablation, die Sölle, grossen und kleinen Moorkessel, die »Thalbeginne« und die oft in dichter Nachbarschaft gelegenen Wasserscheiden von Rinnen verdanken ihren Ursprung der Evorsion, die grossen und kleinen Thalrinnen bis zu den flachen und kurzen Depressionen und die flachen Niederungen, welche reihenförmig angeordnete Sölle verbinden, sind durch Erosion entstanden. | Die Höhen- und Tiefenzahlen beziehen sich in Metern auf den gegenwärtigen Ostseespiegel als Nullpunkt. Die Höhenschichtenkarte bedarf keiner wei- teren Erklärung. Sie zeigt die nach Norden gerichtete Neigung des Rostocker Diluvialplateaus an, das sich von 40 und 20 Meter allmählich zu 5 Meter abflacht. Der geologische Bau des Plateaus zeigt im Süden und in der Mitte, ebenso im Osten der Gegend, also auf den höher gelegenen Theilen, an der Oberfläche das Ober- diluvium als Geschiebemergel und dessen Reste, in einer gewöhnlich !/, bis 5 Meter betragenden Mächtigkeit, neben grösseren Flecken von den hierunter auftretenden »mitt- leren« Sanden, ausnahmsweise auch den unterdiluvialen Geschiebemergel. Dieser letztere tritt erst südlich, bei Kessin, in höheres Niveau. Nördlich von Rostock ist das Oberdiluvium weggewaschen und es bilden die mittleren Feinsande in Gehlsdorf und Oldendorf die Hauptmasse der Oberfläche und tritt der untere Geschiebemergel vielfach zu Tage oder wenigstens dicht unter der Sanddecke her- vor. Diese heideähnlichen Sandflächen, von vielen flachen und tiefen Evorsions - Depressionen unterbrochen, sind augenscheinlich durch die allgemeine Ablation ihrer Deck- mergellage beraubt; ihre ebenen Flächen stellen sich als Gebiete der stromschnellenartigen Ueberfluthung dar. Nach meinen weiteren Beobachtungen glaube ich die Vermuthung aussprechen zu dürfen, dass auch die Rostocker Heide 87 und ihre östliche Fortsetzung vielleicht besser als abla- tirtes Mitteldiluvium, denn als jungdiluvialer Thalsand zu betrachten sein wird !). Ich habe diese Sande (z. Th. mit Thon wechsellagernd), welche bei Rostock über dem echten unterdiluvialen Geschiebemergel ruhen, vorläufig als mitteldiluvial bezeichnet 2). Es sei endlich noch bemerkt, dass der unter ihnen auftretende untere Ge- schiebemergel am Gehlsdorfer Warnowufer, am Klint der Stoltera bei Warnemünde und am Klint bei Wustrow in mehreren Wellen mehr oder weniger hoch über den Seespiegel tritt ?) und im Nordosten von Rostock, z. B. an der Ribnitzer Eisenbahnlinie, vielfach fast zu Tage tritt. Die normalen Sölle sind fast nur im Deckgeschiebe- mergelgebiet entwickelt. Sie sind theils ganz isolirt auf dem Plateau gelegen, theils zeigen sie den »Thalbeginn« einer Rinne oder eines Thales an. Von isolirten grösseren Moordepressionen finden sich einige, z. Th. von bedeu- tender Tiefe, sowohl südlich als nördlich von Rostock; ihr eigentlicher Boden reicht bei Gehlsdorf, wegen der jetzt niederen Lage des Plateaus, z. Th. unter den Meeres- spiegel. Die Thäler und Schluchten des Plateaus sind anderweit bereits erwähnt. Die Tiefenschichtenkarte des Warnowthales bezeichnet mit den Tiefencurven, Isobathen, bezogen auf den heutigen Ostseepiegel als Null, die Grenze von Moor und unterlagerndem Flusssand *); aus ihren Angaben ist somit die Mächtigkeit der ausfüllenden 1) Vergl. IX. Beitr. z. Geol. Meckl. S. 74; »Seen« pp. 8. 125. 2) IX. Beitr. S. 74. Vergl. ferner »Die meckl. Höhenrücken (Geschiebestreifen) und ihre Beziehungen zur Eiszeit«. Forsch. z. deutsch. Landeskunde. I. 5, 1886. S. 94. Ebenso Scholz: Ueber SW Quartär im s.-ö. Rügen: Jahrb. preuss. geol. Landesanst. 1837. „ 228. 3) Vergl. auch VII. Beitr. z. Geol. Meckl. 1885. 8. 54—68. #) Die Werthe für die einzelnen Moortiefen habe ich durch einige Hundert z. Th. mühsame Abbohrungen des Terrains gewonnen; da die einzelnen Bohrpunkte immerhin nicht allzu dicht liegen und insbesondere in den Stadttheilen Bohrungen nur in sehr geringer Zahl ausgeführt werden konnten, mögen die Curven in einzelnen Details noch stellenweise Correcturen erfahren können, doch glaube ich ge SE Moormasse zu ersehen, wenn man zu ihren Werthen noch die Höhenlage der betr. Moorwiesen über dem Seespiegel hinzurechnet, so dass also z. B. die grösste Moortiefe an der Stralsunder Eisenbahn 15. Meter beträgt, während die Isobathe nur 14 m angiebt, da 1 m Wiesenniveau zu addiren ist. Die Moormassen sind erst nach und nach entstanden, als sich das Wasser verringerte, ihr unter- lagernder Sand bezeichnet den eigentlichen Flusssand, die Tiefenkarte giebt also das alte, frühere Flussbett an, alles blau Abgetönte entspricht dem einstigen Wasser, bezogen auf das heutige Null. Der einstige Wasserspiegel war aber seiner Zeit höher, es waren also auch die Areale von O bis + 5 m inundirt, nach vorheriger Strom- schnellen - Ablation; dies hinzugerechnet, erblicken wir jetzt aus dem engen, 1 Kilometer breiten, steilufrigen Thal sich bei der Zuckerfabrik die Gewässer nach Osten bis Riekdahl und nach Norden bis südlich Dierkow in eine weite seeartige Fläche ausbreiten, indessen nur mit ganz untiefem Grund, z. Th. auch mit Inseln, »Woorten« 1), von denen die beiden ablatirten Reste, Carlshof und das südlich davon gelegene Feldstück noch deutlich das eigent- liche alte Ufer der tiefen Stromrinne markiren. Der un- mittelbare Plateaurand erhebt sich im Süden zu 25 Meter, der Betrag der Gesammterosion beläuft sich also hier auf 40 Meter; natürlich erfolgte dieselbe nach und nach, so dass der Wasserspiegel auch mit dem allmäh- lichen Vertiefen des Bettes sich senkte. Es ist also die Erosion des eigentlichen Thales etwas jüngeren Datums als die Ablation und Evorsion des Gesammtplateaus. nügende Fixpunkte gegeben zu haben, um das Allgemeinbild als richtig bezeichnen zu können. Die genauen Bohrprofile und Iso- bathenzeichnungen aus der Umgebung des Damms und der Brücke der Stralsund-Rostocker Eisenbahn verdanke ich Herrn K. Regierungs- baumeister Vollers. I) Die Bezeichnung Woort (Werder) habe ich (Seen, Moore pp. S.7) für hohe oder niedrige, inselförmig aus den Alluvialmassen sich erhebende, von der Erosion und Evorsion verschont gebliebene Reste des benachbarten Diluvialplateaus eingeführt. 89 Aus den Tiefencurven (Isobathen) erhellt, dass die Tiefenrinne des alten Stromes in Serpentinen (Goncaven und Convexen) gelaufen ist. Nach dem Concavenanprall an das Kessiner Steilufer (auf der Karte nicht mehr dar- gestellt) und einer Rinnengabelung macht das Bett eine kleine Ablenkung nach links, um alsbald durch eine Sand- bank, die aus den Seitenthälern bei Dalwitzhof geliefert wurde, in neuer Concave an das rechte Ufer bei der Zuckerfabrik abzubiegen. Von hier biegt die Rinne nach links aus und die tiefste Stelle der Gonvexe liegt hier nahe unter dem jetzigen Warnowbett, daher es für den Brückenbau der Eisenbahn vortheilhafter war, die Brücke auf die rechtsufrigen Wiesen mit nur 6 m Maximaltiefe des Moores zu legen und die Warnow darunter zu ver- legen 1). An der Ecke zwischen der Zuckerfabrik und dem Weissen Kreuz fand eine grosse Ablation des Terrains statt, die sich bis längs des südlichen Randes der Garbeck- wiesen ausdehnt. Dabei bildeten sich kleinere Strudel, deren Producte in abgeschlossenen Löchern oder Kolken des Flusssandbodens nahe der Marienziegelei vorliegen. Nunmehr verfolgt das tiefe Bett seinen Lauf am Steil- abhang der Altstadt zur Unterwarnow, die Tiefenrinne verläuft unter der Mitte des Mühlen- und Petri-Dammes. Die neue Schifffahrtsschleuse mit ihrem schwierigen Bau hatte die breite über 10 Meter tiefe Moorausfüllung ge- troffen. Am linken Ufer des Warnowthales tritt uns in der »Grube« eine Verzweigung des Flusses entgegen, welche von dem Hauptplateau, auf dem die Neustadt liegt, die Insel abtrennt, auf welcher die erste Anlage der Stadt errichtet ist. Früher ein offener Arm dieser Warnow- abzweigung, jetzt als verdeckter Siel mit mächtigen Schuttausfüllungen (die zum grossen Theil dem abgetra- 1) Dieser Brückenbau der Stralsund-Rostocker Eisenbahn ist ein lehrreiches Beispiel für den ungeheuren Nutzen genauer geologischer Voruntersuchung des Terrains bei allen technischen Unternehmungen; es zeigt, wie sich Theorie und Praxis zu gegenseitigem Vortheil die Hand reichen sollen. 6 90 genen Wall entstammen mögen), bietet diese Niederung der Deutung ihres geologischen Verhältnisses einige Schwierigkeit, indem nicht mit Bestimmtheit behauptet werden kann, dass sie eine eigentliche Thalgabelung der Warnow war, sondern es wahrscheinlicher ist, dass sie durch künstlichen Durchstich einer niederen Wasser- scheide zwischen einem etwa an der Viergelindenbrücke beginnenden, nordwärts gerichteten Thallauf einerseits und einer kurzen, in entgegengesetzter Richtung nach der Bleicherstrasse zu verlaufenden Schlucht oder Kessel- furchung andererseits zu einem wassererfüllten Wall- graben umgewandelt sein möchte. Abbohrungen waren wegen der Schuttmassen sehr schwierig durchzuführen; sie ergaben folgende Resultate: Dicht neben dem ofienen Warnowarm südlich der Neuen Wallstrasse, rechtes Ufer, Terrain + 4 m: 2,5 m moorigsandiger, dann lehmiger Schutt; bis 4 m schwarzgraue thonige, an Gonchylien reiche Moorerde, unten sandig; bis 5,5 grauer Geschiebe- mergel, oben sandig. Die Stelle, welche dem früheren Wallgraben eutspricht, zeigt also das Alluvium: gerade bis zum Meeresspiegel reichend, keine tiefe Thalrinne! An der Grube, zwischen Fischbank und Molkenstrasse, 1,5 m neben dem Bahngeleise, Terrain +3 m: 5m mergeliger und sandiger Schutt; bis 4 m stark moorig; his 6 m grauer kalkhaltiger Sand, wahrscheinlich mit Schutt vermengter Diluvialtreibsand.. An der Grube, zwischen Krämer- und Kl. Mönchenstrasse, Terrain 2,8 m: 4 m mergeliger Schutt, bis 6 m grauer, z. Th. stark. mooriger Sand, bis 6 m gelber, kalkhaltiger Diluvialsand, mit Schutt vermengt. Das jetzt von Schutt erfüllte Thal hatte also den Diluvialsand als Bett und reichte in seinem unteren Lauf etwa 2 bis 3m, in der Mitte der »Grube« nur noch ca. 1 m unter den jetzigen Meeresspiegel. Ein sehr interessantes, die früheren Angaben (a. a. O.) völlig bestätigendes Resultat ergaben die Abbohrungen der Garbeckwiesen zwischen Carlshof und Riekdahl resp. dem Abhang der Cramonstannen. Mit Ausnahme der |. Nachbarschaft des Carbecklaufes war in dieser weiten Wiesenniederung nur eine ganz geringe Mächtigkeit des Torfes resp. der Moorerde zu constatiren, nämlich nur 1), bis 2 Meter. Dagegen ist der Lauf der Carbeck ein 7 bis 9 Meter tiefer, von Moor und Sand, z. Th. auch Wiesenkalk erfüllter Canal. Es ist hierdurch erwiesen und auf der Karte klar zu sehen, dass das eigentliche rechte Warnowufer vom Weissen Kreuz über die flache Sandwoort südlich der Carbeck (das vom Verbindungsweg zwischen der Tessiner und Ribnitzer Chaussee überschrittene Feldstück) nach ‘ der Woort oder Sandzunge von Carlshof verläuft. Diese beiden Sandinseln dehnen sich als flache Sanduntiefen noch weit unter die umgebenden Wiesen hinaus und die Carlshöfer Insel ist durch eine solche breite Untiefe direct mit dem Dierkow-Bartelsdorfer Ufer verbunden, auf welcher auch der zur späteren Chaussee umgewandelte alte Damm verläuft. Die Carlshöfer Insel ist das alte Wiek und nach Lisch !) die alte wendische Stadt Rostock; auch hier also eine natürliche Woort, kein künstlicher Aufschutt zur alten Wohnstätte benutzt. Zwischen beiden Inseln läuft die tiefe CGarbeckrinne zur Warnow. Durch das rechtwinklige Zusammenstossen jener beiden Wasserläufe ‘konnte hier ein weites Gebiet des rechten Uferlandes abgetragen und überschwemmt werden, daher die weite Niederung der CGarbeckwiesen mit den beiden ablatirten Woorten von Diluvialsand. Noch heute kann man sich ein Bild der früheren Zustände vergegenwärtigen, wenn in Folge heftiger Nordwinde sämmtliche niederen Wiesen- 1) Jahrb. meckl. Gesch, 1856, S. 52; VI. Beitr,, S. 43. Aus- nahmsweise, wegen des localen Interesses, mag hier einmal auf eine Zeitungskritik eingegangen sein. In der »Rostocker Zeitung« vom 19. Nov. 1884, Num. 271, wird ohne jede Begründung behauptet, dass die Wiek »sicher mit dem Boden von Carlshof eine ebensolche Aufschüttung im Moore sei, wie der Dierkower und Teutenwinkeler Werder.« Alle drei Orte ergeben sich aus heutiger Abhandlung aber als »sichere natürliche Woorte. Einige Zeilen weiter scheint der »Petriziegelhof«, die Petribleiche mit der Carlshöfer Woort verwech- selt zu sein, von welcher letzterer allein a. a. O. S.43 die Rede ist, 6* 92 flächen unter Stauwasser stehen, oder wenn ein dichter Herbstnebel auf der Niederung lagert. Von dieser Nie- derung floss ein Theil des Wassers in flacher und seichter Mulde auch hinter Carlshof zum Warnowthal ab, daher hier wieder Torfwiesen, aber mit geringer Mächtigkeit des Alluviums. Auch nördlich von Rostock liegen am jenseitigen Ufer weite Wiesenflächen, die sich nach Norden, nach Teutenwinkel und Dierkow, in zwei lange Zipfel fort- setzen, begrenzt von den Plateaurändern südlich von Dierkow nach den Schiessständen bei der Gehlsdorfer Fähre, sowie an der Unterbrechung durch die flache, aber feste Insel, den Dierkower Werder oder Primelberg. Diese Insel besteht aus echtem gelbem (unterem) Ge- schiebemergel, der in einer Grube abgebaut wird, an seiner Oberfläche in humosen Sand verwittert, z. Th. auch mit Brandresten. Sie ist eine echte Woort, nicht auf- gefüllter Boden. Nach Lisch !) war sie der Ort der alten (Stadt) Goderak. Der Haupttheil jener Niederung ist auffallend untief, nur 1 bis 2 Meter Torfmoor, dann schon Sand zeigend. Er ist augenscheinlich die westliche Fortsetzung der Carlshöfer Untiefe. Nur an der hinteren Seite hat sich ein etwas tieferer Canal von den Carbeckwiesen her gebildet. Die bedeutenden Moortiefen dagegen, die sich nahe dem Gehlsdorfer Ufer zeigen und sich um den Primel- berg herumziehen, weisen auf mächtige Strudelbewegung hin, welche der Strom, an jenem festen Geschiebemergel Widerstand findend, hier ausübte. Die Stromtiefenrinne geht südlich um die Fähre her- um in der Unterwarnow weiter. Der über 7 Meter erbohrte conchylienreiche Flusssand bei der Fähre zeigt, dass die Tiefenrinne hier unmittelbar an der Gehlsdorfer Seite zu suchen ist. I) a. a. 0. S. 54; vergl. auch Krause, Jahrb. meckl. Gesch. 1883, 8. 296. Ei Die plötzliche Ausbreitung der Wasserfläche der Unterwarnow bei Rostock ist, wie früher !) gezeigt, der Ueberrest des alten Stromlaufes; die Diluvialufer des Thales verlaufen genau in derselben Breite wie oberhalb und es besteht nur der eine Unterschied, dass in der Unterwarnow die Wasserfläche bis fast unmittelbar an die Plateauränder reicht, während bei der Oberwarnow die breiten Alluvialwiesen den Hauptraum des alten Thales einnehmen. Es ist dasselbe Verhältniss wie bei den sog. »Flussseen«, z. B. dem Malchiner und Tollense-See, oder der Wasserfläche des Ribnitzer Binnensees. Die Unter- warnow selbst ist ein ganz flaches Gewässer, mit der serpentinisirenden 3 bis 5 m tiefen Fahrrinne, die sich vom Rostocker Ufer nach dem Gehlsdorfer Steilufer wendet ?2). Der Boden besteht aus Modde und festerem »Kleiboden«, der wohl ebenfalls als Moorerde zu be- zeichnen ist. Seine Mächtigkeit ist unbekannt. Zweideutig kann der Grund der rechtwinkligen Umbiegung des Warnowthales sein, indem man ihn entweder in einer NW.-SO. streichenden Dislocation oder in dem Abprall an einem faltenartigen Hervor- treten des unteren Geschiebemergels suchen kann. Aus den genannten geologischen Karten des Warnow- thales geht hervor, dass der Strom schon bei Kessin eine rechtwinklige Umbiegung erfährt, deren Richtung sich gradlinig, über die Neustadt Rostock hinaus, an das Gehlsdorfer Ufer erstreckt. Es müsste also eine von Kessin bis Gehlsdorf rei- chende Verwerfungskluft oder Absenkungslinie ange- nommen werden. In der,That liegt diese Annahme sehr nahe: Das Profil von Gehlsdorf nach dem Brunnen von Mahn und Ohlerich an der Doberaner Chaussee weist am Gehlsdorfer Ufer den unteren Mergel bis etwa 4— 10 m 1) Siehe die Karte des Warnowthales im VI. Beitr. und in »Seen, Moore pp.« ] 2) Vergl. die Karte in dem »Entwurf zur Regulirung der Warnow«, Rostock 1887. Br mn aufsteigend, in dem genannten Brunnen erst bei — 25 m beginnend auf, beiderseits bedeckt von den »mitteldilu- vialen« Sedimenten; das gesammte Diluvialsystem mit nördlichem resp. nordnordöstlichem Einfallen. Ein Profil (A auf dem Kartenanhang) legt die Annahme einer bis 35 Meter betragenden Dislocation sehr nahe, mit Ab- sinken des südlichen Plateautheiles. Indessen ist die Sache doch nicht so einfach, als es hiernach scheint. Das Hinaufragen des unteren Di- luvialmergels ist nicht auf die Gehlsdorfer Seite be- schränkt. Zwar würde für Dislocation noch entscheiden, dass auch bei Kessin der untere Mergel in + 10 m Höhe auftritt, ebenso im NO. der Stadt bei Bartelsdorf sich nahe der Oberfläche zeigt und in’ der Altstadt Rostock über Null erscheint, aber er tritt auch nahe dem Mahn und Ohlerichschen Brunnen, nur 700 m westsüdwestlich entfernt, bei + 12 m, mit den mittleren Sanden ver- staucht, zu Tage. Ferner widerspricht die völlige Ueber- einstimmung in der Lage der Oberkante des unteren Mergels und der ihn bedeckenden Thonschicht in den Rostocker und Gelbensander Bohrlöchern !) der Annahme einer Dislocation und ergab eine fast horizontale Lage der Geschiebemergelplatte auf einer horizontalen Kreide- oberkante. Beachten wir ferner, dass am Warnowufer, besser noch an der gesammten Ostseeküste, der ab- wechselnd hohe und niedere Klint mit Abwechselung von Dünen nur durch das vielfach wellige oder faltige Empor- treten des unteren Geschiebemergels verursacht wird und sehen wir ferner die einzelnen emportretenden Wellen noch im Detail mit den bedeckenden mitteldiluvialen Se- dimenten und oberdiluvialen Geschiebelehm in seitlichen Stauchungen verbunden ?), so können wir mit gutem Recht auch für Rostock eine wellenförmige und im kleinen noch durch Seitenschub verstauchte Gestalt der Ober- 1) IX. Beitr. z. Geol. Meckl., 1887, S. 42, 73, Taf, VI. h ” Vergl. VII. Beitr., das Panorama der Stoltera, zwischen F un \ 95 kante des unterdiluvialen Geschiebemergels annehmen, wie im Profil B schematisch dargestellt ist. Ob wir die an der Stoltera so schön und mannigfaltig zu beobach- tende Schichtenstörung als durch Glacialdruck (eventuell als Product glacialer Geoiddeformation, von minimalem Betrage) oder durch Dislocation bei Gebirgsbildung ent- standen ansehen wollen, bleibt vorläufig dem Geschmack des Einzelnen überlassen; ich wähle die erstere Er- klärung. | Die rechtwinklige Umbiegung des Thales beruht also auf mehreren gleichzeitig wirkenden Ursachen. Ein be- deutendes Seitenthal, das der CGarbeck, förderte recht- ‘ winklig zum Hauptthal gewaltige Wassermassen (auch bei Kessin tritt unter rechtem Winkel ein grosses Seiten- thal, die Kösterbeck, heran); es entstand eine grosse seeartige Thalweitung über und hinter dem zu Woorten ablatirten Uferrand; von Norden kamen gleichfalls grosse Wassermassen entgegen, welche der Hauptstrom nicht sofort zu überwinden im Stande war. Nach einem Stagniren auf einer flachen Denudationsweitung (mit Strudelbewe- gung) brach nun der Strom in westlicher Richtung mit Andrängen an das nördliche Ufer, längs der Erhebung des widerstandsfähigen unteren Geschiebemergels (zu- nächst in etwas verengter Thalrinne) aus. Alsbald ver- folgt er wieder, der Landneigung folgend, die nordwest- liche bis nördliche Richtung. Mit Hülfe der Evorsionstheorie, der zu Folge das gesammte Plateau unter stromschnellenartig wirkendes Wasser gesetzt war, erklärt sich nun auch das Vor- handensein der selbständigen, von dem Thallauf unab- hängigen Bodendepressionen, vom Soll bis zum tiefen Torfmoor von Kessel-, Wannen- oder Rinnenform. Und diese treffen wir auf der Gehlsdorfer Seite bis zum Breit- ling in grosser Menge %). Auf der vorliegenden Karte sind die wichtigsten noch aufgenommen. 1) Vergl. VI. Beitr. Karte. 96 Bei Teutenwinkel liegt ein tiefer Evorsionskessel, mit drei nach dem Deckmergelplateau zipfelartig aus- laufenden Thalbeginnen, in welchem noch ein kleiner See vorhanden ist. Am Südrande dieses Sees liegt eine Woort von Geschiebemergel, von Lisch !) als Burgwall erkannt, nur eben nicht künstlich aufgeschüttet. Nach Süden ist der Kanal zu flacheren Torfwiesen geöffnet, in welche noch vom Gehlsdorfer Ufer eine neue Halbinsel als flache Zunge hineinragt. Eine Mooruntiefe verbindet diese Wanne mit der südlich gelegenen Thalausweitung der Warnow; dies war somit der Weg für das von Nord abfliessende Wasser. Ebenso deutlich als eine Reihe selbständiger, von - dem nördlichen Plateau nach dem Warnowthal ihr Ueber- flusswasser abgebender, Evorsionstiefen erkennbar ist die Niederung, welche von hier aus nach dem zwischen Teutenwinkel und Dierkow gelegenen Plateau hinauf- führt, an welche sich, gleichwie an die vorige, oben einige normale Sölle anreihen. Ausserdem liegen auf Gehlsdorfer Flur noch drei grosse isolirte Torfmoore, z. Th. von bedeutender Tiefe. Die Tiefencurven jener Niederungen zeigen augen- fällig, dass wir es mit selbständigen Evorsionsdepressionen zu thun haben. Auch nach Norden also ist die Teuten- winkeler Niederung durch das Ansteigen des unter dem Moore liegenden Sand- und Mergelbodens völlig abge- schlossen. Es liegt also kein Thallauf vor. Die auf Grund der Schmettau’schen Karte und einer vielleicht unrichtig aufgefassten Aeusserung Lisch’s?) mehrfach?) wiederholte alte Annahme, dass hier ein Arm der Warnow vorliege, der bei Warnorande sich mit dem Hauptstrom wieder vereinigt habe, ist nunmehr endgültig widerlegt. Denn das flache Moorthal (jenseits unserer Karte, vergl. da- 1) Jahrb. meckl. Gesch., 1856, 8. 53. 2): 2: 4..0,.3.9% 5) Z. B. ae Jahrb. meckl. Gesch, 1883, 8. 294, und »Rostocker Zeitung« 19. Nov. 1884, Num. a7L, 97 gegen die Karte im VI. Beitr.), welches zwischen Gehls- dorf und Warnorande zur Warnow mündet, setzt sich nicht zur Teutenwinkeler Niederung fort, sondern ist von dieser durch Diluvialplateau geschieden; es ist ein eben- solches kurzes Seitenthal mit regelrechtem »Thalbeginn«, wie sie an beiden Ufern der Warnow in grösserer An- zahl vorhanden sind. — . Wenn man die Ueberfluthung des Gesammtplateaus (wodurch hier die mittleren Sande auf grössere, heide- artige Strecken entblösst worden sind) festhält, so kann man möglicherweise auch die eigenthümlich geformten langen schmalen, fast dünenartig zu nennenden Rücken, die sich von den Tannen bei der Gehlsdorfer Fähre bis in die benachbarten Grundstücke hinziehen und welche aus Feinsand und Kies, an einer Stelle auch aus Ge- schiebemergel mit aufgewehtem Sand, zusammengesetzt sind, als Äsar auffassen ). Sie verlaufen der Unter- warnow parallel nach NNW.; fast möchte man das dabei liegende Torfmoor als eine »Äsgrube« bezeichnen. -— Die bis 15 m mächtigen Alluvialausfüllungsmassen des alten Warnowthales sind Süsswassergebilde mit brackischen Beimengungen. Der alte Thalboden reicht bis 14 m unter den jetzigen Ostseespiegel. Hieraus folgt, dass noch zum Beginn der Alluvialzeit das nörd- liche Mecklenburg mindestens 15 Meter höher ge- legen haben muss als gegenwärtig, da andernfalls die Erosion nicht diese Tiefe erreicht haben könnte. Die früher mehrfach nachgewiesene jüngste säculare Sen- kung der Ostseeküste ist auch durch vorliegende Unter- suchungen bestätigt und des weiteren die Zeit jenes Vorganges als der jüngsten geologischen Vergangenheit angehörig bestimmt. 1) Vergl. E. G.: Ueber Äsar in Mecklenburg. Arch. Nat. Meckl. 1886, $. 115. Tor et, NE De ? a . alten. uölnely an Marta hier er u) £, Eur BE N 14 ; ; u en DE Be “ n Y ® u ö P “ir EN a NE Kun Br A a Sa DE Pe Br Re LK 3 2 RO nn Ra on“ Rand: j 4 El: BE y Ay 9% rt jur kdeswaylira: Re er <@% SE hrönen He an Y we wi % aaa Ma a 16 Hi all Ga) ah ki vu 3 ud E: | U a ESERE 7 rap or ei Ent Bere] i nö alu APEANE alat “ A Aa Er MBILYRE el) ha yakk: BER ab a hir: Rn rail Br Bon ir ka Bunt, ask: la se II. Beitrag Algenflora Mecklenburgs H. Heiden - Rostock. Die aufgeführten Species sind ebenso wie die des ersten Beitrages für Mecklenburg neu. Die eingeklammerten Ziffern sind die fortlaufenden Nummern jener Arbeit. Im Frühlinge des vorigen Jahres fand ich in Gehls- dorf bei Rostock auf Vaucheria eine neue Species der Gattung Seradium. Da der Fundort bald ausgetrocknet war, meine Kulturen aber durch einen Pilz zerstört wurden, so konnte ich die Untersuchungen zu keinem genügenden Abschluss bringen. Sollte das Glück mir in diesem Jahre etwas mehr zugethan sein, dann werde ich alsbald an diesem Orte Bericht erstatten. 1. (141) Batrachospermum moniliforme Roth. In einem Teiche bei Greschendorf bei Dassow auf Weidenzweigen. 2. Myrionema Henscher Casp. Auf Felsen der Ostmole in Warnemünde. 3. Ectocarpus reptans Grouan. Warnemünde auf Fucus. Anm: Das Material habe ich Herrn Dr. Oltmanns hieselbst zu danken. 4. Stictyosiphon subarticulatus (Aresch.) Hauck Warnemünde aus einem Fischernetze. 5. Oedogonium Pringsheimii Cram. Gehlsdorf bei Rostock in einem Graben. 10. et. 12. 19. 14. 15. 16. 11. 100 . Bulbochaete intermedia D. By. Greschendorf bei Dassow in einem Teiche. . Monostroma balticum (Aresch.) Wittr. In Brackwasser bei Warnemünde und ebenda- selbst aus der Ostsee angetrieben. . Microthamnion Kützingianum Näg. Gehlsdorf bei Rostock in einem Graben auf Vaucheria. . Aphanochaete repens A. Br. Im Bassın des botanischen Instituts zu Rostock auf Fadenalgen. Anm.: Die betreffende Notiz über diese schon im Oktober 1885 gefundene Alge hatte ich bei voriger Zusammenstellung übersehen. Vaucheria coronata Nordst. Warnemünder Salzwiesen. Anm.: Diese so seltene Species habe ich der freundlichen Mit- teilung des Herrn Professors Goebel-Marburg zu danken, der dieselbe im April 1885 an bezeichnetem Standorte entdeckte. (151) Coelastrum cubicum Näg. Im Greschendorfer Moor bei Dassow unter Spirogyra. Apiocystis Braumiana Näg. ß) linearıs Näg. Gehlsdorf bei Rostock in einem Graben auf Vaucheria. Anm.: Vergleiche Beitrag I No. 62 pag. 7 d. Arch. Spirogyra inaequalıs Näg. Gehlsdorf bei Rostock im Moor. Sp. orbicularıs Ktz. Im Pohnstorfer Moor bei Dassow. Closterium angustatum Ktz. In Mooren: Gehlsdorf bei Rostock und Greschen- dorf bei Dassow. Cl. juncidum Ralfs Roggenstorf bei Dassow in einem Moore. Cl. Ralfsii Brek. a) Delpontii Klebs Im Gehlsdorfer Moor bei Rostock. 18. 19. 20. AL. 22. 29. 24. 25. 26. 28. 22. 30. 101 Cl. rostratum Ehrb. In Teichen und Mooren: Gehlsdorf bei Rostock, Greschendorf und Pohnstorf bei Dassow. Cl. Cornu Ehrb. Teich in Dönkendorf bei Dassow. Cl. Linea Perty Roggenstorf bei Dassow. (161) Plewrotsenium coronatum (Breb.) Rabh. Bei Dassow im Greschendorfer Moor. Cosmartium bioculatum Breb. Bei Dassow im Greschendorfer Moor. C. tinctum Ralfs Greschendorfer Moor bei Dassow. C. pachydermum Lundell. Roggenstorf bei Dassow in einem Teiche. C. conspersum Ralfs Greschendorfer Moor bei Dassow. C. eruciatum Breb. Greschendorf bei Dassow. . C. protractum (Näg.) Archer. Bei Zippendorf im Schweriner See. Anm.: Die von mir untersuchten Exemplare zeigten keinen ab- gestutzten Scheitel, wie Nägeli diese Species in seinen »einzelligen Algen« Tab. VII A Fig. 4 darstellt, sondern einen concaven. Die Warzen waren in concentrischen Reihen geordnet. Es fanden sich mancherlei Uebergänge zu C. Botrytis. Calothrix fasciculata Ag. In der Ostsee bei Warnemünde auf Felsen der Ostmole. | Anm.: Bei dieser Species fand ich zuweilen 5 resp. 6, einmal sogar 7 hinter einander liegende Heterocysten. ©. parasitica (Chauv.) Thur. Auf Nemalion multifidum in der Ostsee bei Warnemünde. Nodularia litorea (Ktz.) Thur. In Brackwasser bei Warnemünde, 31. (171) Lyngbya semiplena (Ag.) J. Ag. In der Ostsee bei Warnemünde auf Felsen der Ostmole unter Calothrix. Rostock, den 3. Februar 1888. Ueber das Vorkommen des Hamsters (Cricetus vulgaris L.) in Mecklenburg. Von 6. Struck -Waren. Boll sagt im II. Archivhefte p. 20 über den Hamster: »In Holstein ist er noch nicht gesehen. Sein Vorkommen in Mecklenburg ist zweifelhaft; er soll, wie mir Herr Pastor Präfke in Weitin bei Neubrandenburg erzählte, einigemal bei Weitin erlegt worden sein. Für Pommern leugnet Creplin sein Vorkommen, von Homeyer führt ihn | aber unter den pommerschen Säugethieren auf. — Jeden- falls ist er nur sehr selten, ebenso in der Mark; für Preussen ist er zweifelhaft.« Boll kommt im IW. Archivhefte noch einmal auf die Hamsterfrage zurück, indem er mittheilt: »Das Vorhandensein des Hamsters in Mecklenburg, welches schon oft behauptet, aber auch ebenso oft bestritten worden ist, ist jetzt endlich über allen Zweifel erhaben. Nach einer Mittheilung des Herrn Oberförster Müller in Hinrichshagen ist vor einigen Jahren bei Golen unweit Friedland ein Hamster erlegt worden, welcher in seinen Besitz gelangte und von ihm für die Neustrelitzer Sammlung ausgestopft wurde.« Freilich führt schon Professor Mantzel in seiner Aufzählung der Mecklenburgischen Säugethiere in den »Bützowschen Ruhestunden» vom Jahre 1764 den Hamster mit auf, stellt diese Angabe aber als zweifelhaft hin, kannte ihn also durch eigene Anschauung aus Mecklenburg nicht. Alle Nager, die mir im Laufe der Jahre — einige 40 Stück — zugeschickt wurden, waren stets Wasserratten, die auch Reut- oder Schärmäuse (Arvicola amphibius) heissen, von den Landleuten aber fälschlich Hamster genannt 1 104 werden, da sie eine ähnliche Lebensweise wie diese führen. Im benachbarten Pommern soll aber der Hamster bei Demmin 1860—61 häufig vorgekommen sein*). Herr Altmüller-Demmin schrieb mir im Jahre 1875, dass er sich dort bei den Sandbergstannen wohl noch hin und wieder, jedoch nur selten findet. Der bereits verstorbene Professor Dr. Münter in Geifswald wusste nur, dass er bei Schwedt an der Oder wirklich heimisch ist”). Wenn nun schon von Homeyer, der Altmeister deutscher Ornithologie, ihn unter den Pommerschen Säugethieren aufführt, so hat es damit seine volle Richtigkeit, denn auch Herr Oberforstmeister Wiese in Greifswald theilte mir unter dem 16. Januar 1879 brieflich mit: .... »ÄAus diesem Grunde möchte Ihnen vielleicht die Mittheilung nicht unangenehm sein, dass ich im Herbst v. J. Ge- legenheit gehabt habe, die nördlichste Verbreitung des Hamsters in Pommern auf dem von Arnimschen Gute Züsedom bei Pasewalk sicher festzustellen.< Später hatte ich einen Brief von dem Herrn Rittmeister von Arnim auf Züsedom in dem es u. a. heisst: »Ich hann der Wahrheit gemäss hinzufügen, dass eine Anzahl dieser Nager (Hamster) im verflossenen Herbste auf meiner Besitzung getödtet ist.« — Damit ist also die Behauptung Creplin’s eine irrige. Der Hamster findet sich, wie von Homeyer, Altmüller, Wiese und von Arnim nachgewiesen haben, in Pommern. Am 29. April 1887 erhielt nun das von Maltzan’sche naturhistorische Museum für Mecklenburg zu Waren vom Herrn Freiherrn von Brandenstein einen auf seinem Gute Hohenstein bei Friedland erlegten Hamster. Auf meine Bitte, um nähere Auskunft über das Vorkommen dieses Thieres daselbst, verging das Jahr ohne die erbetene Nachricht. Am 16. Jan. v. J. wandte ich mich noch einmal dieserhalb an den genannten Herrn, der mir in nachstehendem *) Archivheft XXX, p. 67. **) Archivheft XXX, p. 67, 105 -— [00 Schreiben vom 20. Jan. d. J. gütigst mittheilte: »Nach dem Empfange Ihres ersten Schreibens, in welchem Sie mit dem Danke für die Einsendung des Hamsters den Wunsch aussprachen, näheres über das Vorkommen dieses Thieres zu erfahren, habe ich die mir vorgelegten Fragen seiner Zeit nach Möglichkeit beantwortet und den Brief unter Ihrer Adresse abgeschickt, war deshaib nicht wenig überrascht, aus Ihrem Schreiben vom 16. d. M., welches mir von Hohenstein nach Niendorf, meinem jetzigen Wohnorte, nachgeschickt worden ist, zu erfahren, dass jene Antwort nicht in Ihren Besitz gelangt sei. Die ersten drei Hamster habe ich im Anfange der 60er Jahre getödtet und später von dem alten Herrn Oberhauptmann von Oertzen erfahren, dass diese Thiere namentlich auf dem Felde seiner zu Lübberstorf gehörenden Meierei, welche mit Hohenstein grenzt, schon so lange, als seine Erinnerung reicht, vorgekommen sind und zwar früher zahlreicher, als in neuerer Zeit. Auch ein alter vor einigen Wochen verstorbener Tagelöhner in Hohenstein wusste von dem Vorkommen des Hamsters vor circa 40 Jahren. Eine begründete Vermuthung über die Richtung aus welcher der Hamster gekommen sein könnte, habe ich nicht; erzählt ist mir früher, dass ein auf der Golmer Feldmark vor vielen Jahren eingefangenes Exemplar im Neustelitzer Museum ausgestopft aufbewahrt wird. Lübberstorf liegt nördlich, Golm südlich von Hohenstein. Der Hamster scheint mehr ab- als zuge- nommen zu haben. Ich habe in seinem Baue nur Korn und nicht das schlechteste gefunden, glaube aber be- stimmt, dass der Hamster als Nagethier auch an den Wurzeln der Pflanzen Schaden anrichtet. Nach der Lage der Orte, an welchen ich die Hamster gefunden habe, muss ich annehmen, dass diese höher belegene Stellen zu ihrem Baue wählen, wo sie das Wasser nicht in- commodiren kann. Zwei Exemplare fand ich in einem hohen Rande eines trockenen Grabens, ein anderes kaum 20 Schritte hinter dem Schafstalle, welcher auf einer mr [ 106. Terrainsteigerung liest und das letzte auf einem kleinen Sandhügel, welcher ebenfalls Sicherheit vor den Schnee- wasserfluthen bot.« Ich habe die vorstehende Nachricht ganz unver- kürzt wiedergegeben, da sie das wichtigste Material enthält, was wir über den Aufenthalt des Hamsters in unserm Lande wissen. Die Verbreitung dieses Nagers ist zum Glück in Mecklenburg eine sehr beschränkte, da ausser von Lübberstorf, Hohenstein, Golm und Weitin®) kein sicherer Fundort bis jetzt vorliegt.. Es ist aber möglich, dass er sich noch hie und da auf den be- nachbarten Feldmarken dieser Güter, wenn auch selten, findet. Woher er gekommen sein mag, wird sich schwer- lich ermitteln lassen, wenn man nicht eine Einwanderung von Pommern her gelten lässt. Wenn nun Herr Freiherr von Brandenstein schreibt, dass er seltener zu werden scheint, so ist das wahrlich nicht zu beklagen, da er bekanntlich sich als ein für die Landwirthschaft ausser- ordentlich schädliches Thier ausweist. DBedenkt man, dass ein Weibchen zweimal im Jahre gegen 4—13, ja zuweilen bis 16 Junge wirft, in seinen Bau bis zu einem Centner Korn trägt, so lässt sich der Schaden &ermessen, den dieses Thier anrichtet, wenn es in Menge auftritt, Führt doch Lenz an, dass im Jahre 1817 auf der Stadt- flur Gotha allein an die Stadtbehörde 111817 getödtete Hamster, im Jahre 1827 noch 14735 abgeliefert wurden. - Seine Verbreitung erstreckt sich vom Rhein bis zum Ob, von Norddeutschland bis zu den Alpen und in Russland vom 60° n. Br. bis zum Kaukasus. Wie aber bei uns, kommt er in Würtemberg selten, in Nieder- und Ober- bayern, in Ost- und Westpreussen gar nicht mehr vor. Mecklenburg und Pommern sind folglich die nördlichsten Ausläufer seines Vorkommens in Deutschland. *) Archivheft XXX, p. 66. Mittheilung über eine NSammlung ausgestopfter Vögel, Von @. Glodius, Nachstehend gebe ich ein Verzeichniss der Sammlung ausgestopfter Vögel im Besitz des Herrn Photographen Steenbock in Rostock. Ausgezeichnet ist diese Sammlung, wie auch schon an anderer Stelle hervorgehoben wurde, sowohl durch die tadellose Conservirung und Aufstellung bei weitem der meisten Vögel, als auch durch eine Reihe interessanter, weil für Mecklenburg seltener, ja neuer Vögel, d. h. solcher, die in dem letzten Verzeichniss mecklenburgischer Vögel des Herrn Pastor Zander vom Jahre 1860 noch nicht aufgeführt sind. Dass es für unsere vaterländische Noskniik von grossem Werth ist, ein solches Verzeichniss zu ver- öffentlichen, ist klar; denn nur zu oft werden solche Sammlungen nach dem Tode des Besitzers zerstückelt, und es gehen auf die eine oder andere Weise die seltenen Stücke für die Wissenschaft verloren, zumal da leider in manchen Sammlungen die einzelnen Stücke nicht mit genauen Etiquetten versehen sind. Daher wäre es von grossem Nutzen, wenn diejenigen verehrten Vereinsmit- glieder, in deren Besitz seltene ausgestopfte, noch nicht veröffentlichte Vögel sind, solche in unserem doch auch dafür bestimmten Vereinsblatt zur allgemeinen Kenntniss brächten. | In dem nachstehenden Verzeichniss habe ich nun sämmtliche Vögel, auch die ganz gewöhnlichen, aufge- nommen, um einen vollständigen Ueberblick über diese 108 so ausserordentlich schöne Sammlung zu gewinnen. Fast alle Exemplare sind in Mecklenburg erlegt, nur einige wenige stammen anderswoher; sie sind durch ein Kreuz gekennzeichnet. Die meisten Arten sind in Paaren, viele sogar in mehreren Exemplaren vorhanden; daher habe ich nur bei seltenen Arten genaue Angaben “über Anzahl und Geschlecht gemacht. In der Nomenklatur bin ich E. von Homeyer gefolgt, wie er sie in seinem Verzeichniss der Vögel Deutsch- lands giebt. 1. Milvus .regalis. Briss. 2. Cerchnöis tinnuncula. Boie. 3. Üerchneis cenchris. Naum. Ein altes Weibchen, im Herbst 1886 bei Rostock geschossen. Es ist dies meines Wissens das erste Exemplar dieser Art, weches in Mecklenburg er- legt ist. 4. Falco aesalon. Gmel., jung und alt. Im. Mai 1887 bemerkte Herr Steenbock in der Nähe von Rostock in einem Holze, wo F'. tinnunculus häufig brütet, diesen kleinen Falken, der dort viel- leicht sein Brutgeschäft betreiben wollte. 5. "Falco subbuteo. Lin. 6. Falco peregrinus Lin. (Rostock). 7. Astur palumbarius. Bechst. 8. Aceipiter nisus. Pall. (Nisus communis Zand. V. Meckl. Archiv XV.) 9. Pandion haliaetus. Cuv. 10. 7 Aguila fulva Lin. (Moen). 11. Haliaetus albecilla Bonap. (Neubukow). Ein altes Exemplar. 12. Pernis apworus Cuv. (Schwerin). 13. Archibuteo lagopus. Chr. L. Br. (Buteo lagopus Z.V.M.) 14. Buteo vulgaris. Bechst. In den verschiedensten Kleidern. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 23. 26. 21. 28. 29. S. 31. 92. 39. 34. 3D. 109 Als Beweis dafür, dass die besonders helle Färbung nicht den ganz alten Vögeln allein zu- kommt, wie schon behauptet ist, kann ich berichten, dass Herrn Steenbock einmal mehrere fast flügge Junge aus demselben Nest gebracht wurden, von denen einige dunkle, eines aber die fast weisse Färbung zeigte. Circus aeruginosus. Hom. & und 2 (Circus rufus Z. V. M.) Diese Weihe ist an den rohrreichen Warnow- ufern nicht gerade selten. Circus cyaneus. Bechst. & und ? Circus pallidus. Sykes. Spätsommer 1859 bei Rostock erlegt. Syrnium aluco Cuv., sowohl im grauen als im bräun- lichen Kleid. Strix flammea. Lin. Otus vulgaris. Hom. (0. sylvestris Z.V. M.) Brachyotus palustris. Hom. (0. palustris Z. V. M.) Athene noctua. Bonap. Von anderen Eulenarten hat Herr Steenbock in neuerer Zeit aus der Neubrandenburger Gegend ‚einen Bubo maximus und eine Surnia nisoria und aus Waren ebenfalls letztere zum Ausstopfen erhalten. Caprimulgus europaeus. Lin. Cypselus apus. Lin. Hirundo rustica. Lin. Hirundo urbica. Lin. Hhrundo riparia. Lin. Cuculus canorus. Lin. Alcedo ispida. Lin: Coracias garrula. Lin. 2 Exemplare. Oriolus galbula. Lin. Sturnus vulgaris. Lin. Lycos monedula. Hom. (Corvus moneaula Z. V. M.) Corvus corax. Lin. Corvus cornix. Lin. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 110 Im Winter in grossen Schaaren in und um Rostock, während die Rabenkrähe sich nur selten in der nächsten Umgebung von Rostock findet. Corvus frugilegus. Lin. Pica caudata. Hom. (Pica varia Z.V. M.) Garrulus glandarius. Vieill. Nucifraga caryocatactes. Briss. Gezinus viridis. Hom. (Picus viridis Z.V. M.) Dryocopus martius. . Hom. (Pieus martius Z. V. M.) 5 Made: Picus major. Lin. Picus medius. Lin. Picus minor. Lin. Jynz& torguella. Lin. Sitta ewropaea. Lin. Certhia familiaris. Lin. Upupa epops. Lin. Lanius excubitor. Lin. Lanius minor. Lin. Lanius rufus. Briss. (L. ruficeps Z. V. M.) In der Rostocker Gegend nur einmal Be aber nicht erlegt. Lanius collurio. Lin. Musecicapa grisola. Lin. (Butalis ie Z.V. M.) Muscicapa luctuosa. Lin. (M. atricapilla Z. V. M.) Bombyceilla garrula. Lin. Accentor modularıs. Lin. Troglodytes parvulus. Lin. Cinclus aquaticus. Lin. (Rostock). Auf diesen Vogel möchte ich alle Vogelkundigen ganz besonders aufmerksam machen, da bis dahin noch kein Nest von ihm in Mecklenburg gefunden ist, während es doch manche schnellfliessende, klare Waldbäche mit steinigem Grunde in unserm Vater- lande giebt, an denen der Wasserstar sein Brut- geschäft betreiben könnte und, wie ich glaube, auch wirklich betreibt. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 69. 66. 01. 68. 69. 70. 41. 72. 1. 74. 2. 76. 21. 78. a; Poecile palustris. Hom. Parus ater. Lin. Parus cristatus. Lin. Parus major. Lin Parus coeruleus. Lin. Acredula caudata. Hom. (Parus caudatus Z.V. M.) Panurus biarmicus. Hom. (Galamophilus biarmicus ZEN. M.) | Ob dies Pärchen aus Mecklenburg stammt oder nicht, wusste Herr Steenbock nicht genau. So viel ich weiss, wurde die Bartmeise bisher nur am Con- venter See bei Doberan erlegt; ich glaube aber ganz bestimmt, dass sie auch an anderen rohrreichen Seeen unseres Vaterlandes vorkommt. Regulus eristatus. Koch. Regulus ignicapillus. Chr. L. Br. & und? (Doberan). (R. pyrocephalus Z.V.M) Phyllopneuste sibilatrix. Meyer. Phyllopneuste trochilus. Meyer. Phyllopneuste rufa. Meyer. Hypolais salicaria. Hom. (H. polyglotta Z. V. M.) Acrocephalus palustris. Naum. (Galamoherpe palustris Z.V. M) Bei Rostock keine Seltenheit. Acrocephalus arundinace«. Naum. (C. arundinacea Z.V. M.) Acrocephalus turdoides. Hom. (C. turdoides Z. V. M.) Ebenfalls nicht selten. Calamoherpe phragmatis. Boie. Dies ist wohl die häufigste aller Rohrsängerarten bei Rostock; wenigstens sahen und schossen Herr Steenbock sowohl wie ich im Frühling 1887 fast nur diesen Vogel bei unseren Rohrsängerjagden. Sylvia curruca. Lath. (Curruca garulla Z. V. M.) Sylvia cinerea. Lath. (C. einerea Z. V. M.) Sylvia nisoria. Bechst. (C. nisoria Z.V. M.) Alljährlich bei Rostock brütend. 79. so. ol. gt 92. 112 Sylvia atricapilla. Lath. (C. atricapilla Z. V. M.) Sylvia hortensis. Bechst. (C. hortensis Z.V. M.) Merula vulgaris. Bonap. Ein Exemplar mit weissem Hinterkopf und Nacken und weissen Federn an der Kehle. Dieser Vogel ist allerdings sehr viel kleiner, als andere Schwarz- drosseln, sodass es zweifelhaft sein kann, ob er überhaupt dazu gehört. Ein Weibchen dieser Art besitzt Herr Steenbock, welches durch eine sehr schöne dunkelrothbraune Brust ausgezeichnet ist. Merula torguata. Gesner. Turdus peilaris Lin. Turdus visciwvorus. Lin. Turdus musicus. Lin. Turdus tliacus. Lin. Ruticilla tithys. Chr. L. Br. Ruticilla phoenicura. -Bonap. Luscinia minor. Chr. L. Br. (L. vulgaris Z.V. M.) Luscinia philomela. Chr. L. Br. Letztere Art findet sich in und bei Rostock häufiger, als Luscinta minor und hat diese fast ganz verdrängt. Oyanecula swecica Chr. L. Br. & und 2 Im Mai 1887 bei Rostock in den Warnowwiesen erlegt. Dies bestätigt das in Archiv XVI Gesagte, dass in Mecklenburg nicht nur €. leucocyanea Vor- kommt, wie Herr Pastor Zander meint, sondern auch C. swecica, und es scheint letzteres im Warnowthal sogar das häufigere zu sein. Oyanecula leucocyanea. Chr. L. Br. (C. suecica Z.V.M.) So selten übrigens, wie es den Anschein hat, sind beide Arten Blaukehlchen an den geeigneten Orten in Mecklenburg nicht. Ihre ausserordentlich versteckte Lebensweise entzieht sie nur meistens den Blicken des nicht ganz kundigen Beobachters. 93. 94. 9. 96. 97. 98. 99. 113 "Wenigstens kann ich sie für das Warnowthal als gemein vorkommend bezeichnen. Dandalus rubecula. Boie. Saxicola oenanthe. Bechst. (Vitiflora oenanthe Z.V.M.) Pratincola rubetra. Hom. (Saxicola rubetra Z.V.M.) Pratincola rubicola. Hom. (S. rubicola. Z. V. M.) Rund"? Das Pärchen erhielt Herr Steenbock 1856 aus der Nähe von Rostock; es ist das erste hier erlegte dieser Art und so viel ich weiss auch das einzige. Motacılla alba. Lin. Motacilla sulfurea ist von Herrn Steenbock im Harz erlegt. Es ist dies ein altes Weibchen mit schwarzer Kehle, die sonst nur den Männchen zu- kommt. Ich führe diese Art hier mit auf, obgleich sie bisher noch nicht in Mecklenburg beobachtet ist, aus dem Grunde, weil ich alle Beobachter auf diesen Vogel aufmerksam machen möchte, ebenso wie auf den Wasserstar, mit dem er den Aufenthalt von steinigen, klaren Bächen gemeinsam hat. Budytes flavus. Cuv. Anthus rupestris. Nilss. (A. aquaticus Z. V. M.) Dies im August 1857 bei Warnemünde erlegte Exemplar ist eines der wenigen, die bis dahin hier beobachtet sind. Ob dieser Vogel hier ausgebrütet war, ist nicht bestimmt zu sagen, aber wahr- scheinlich; denn dieser Pieper tritt wohl kaum so früh seine Wanderung aus dem Norden an, wo die Brutplätze desselben auf den Gebirgen Skandi- naviens sich finden. Die interessante Thatsache, dass der Felsenpieper auch bei uns brütet, konnte Herr Steenbock in diesem Jahre bestätigen, da er im Sommer auf der Stoltera bei Warnemünde ein Paar dieser Art beobachtete, welches durch sein Benehmen zeigte, dass es entschieden Junge in der Nähe habe. Ob Herr Steenbock, wie er wollte, 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107: 108. 199: 110. ı11. 112. 113. 114. 115; E16: 117. 118. 1419; 14 später noch einige hiervon erlegt hat, weiss ich nicht. Anthus pratensis. Bechst. Anthus arboreus. Bechst. Galerida cristata. Boie. (Alauda cristata Z. V. M.) Hiervon besitzt Herr Steenbock zwei recht hübsche Spielarten, ein Exemplar mit ganz weissem Unterrücken und Bürzel und eines mit mehreren weissen Steuerfedern. Lullula arborea. Hom. (A. arborea Z.V. M.) Alauda arvensis. Lin. Phileremos alpestris Chr. L. Br. Q und Es ist dies für Mecklenburg das erste im Jahr 1855 geschossene Pärchen dieser Art, welche auf ihrer Wanderung früher nur selten unser Land berührte, in neuerer Zeit aber immer häufiger hier beobachtet wird. Wohl das neueste Exemplar, einen jungen Vogel, erlegte ich am 4. Dez. 1886 bei Warnemünde. Miliaria europaea. Hom. (Emberiza miliaria Z. V. M.) Emberiza citrinella. Lin. Emberiza hortulana. Lin. Aus der Bützower Gegend. Schoenicola schoenicl«s. Hom. (E. schoenielus Z.V.M.) "Dieser Vogel ist an den mit Rohr, langem Gras und Buschwerk bewachsenen Warnowufern hier bei Rostock ausserordentlich häufig. Plectrophanes nivalıs. Mever. Passer montanus. Aldrov. (Pyrgita montana Z.V. M.) Passer domesticus. Gesner (P. domestica Z.V. M.) Fringilla coelebs. Lin. Fringilla montifringilla. Lin. Coccothraustes vulgaris. Pall. Ligurinus chloris. Hom. (Chloris flavicoptera Z.V.M.) Chrysomitris spinus. Hom. (Spinus viridis Z. V. M.) Carduelis elegans. Stephens. Cannabina sangwinea. Landb. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. #27. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. Faye 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144. 145. 146. Cannabina flavirostris. Hom. (C. montium Z.V.M.) Linaria rufescens. Vieil. (L. rubra Z. V. M.) Pyrrhula vulgaris. Temm. Loxia curvirostra. Lin. Columba paluımbus. Lin. Turtur auritus. Ray. (Peristera turtur Z.V.M.) 7 Tetrao bonasia. Lin. (Schweden). Perdix cinerea. Briss. Coturnix dactylisonans. Meyer (C. vulgaris Z. V.M.) Otis teiras.' Lin. 2 Ein schönes in der Neubukower Gegend erlegtes Exemplar dieser bei uns seltenen, in Mitteldeutsch- land schon häufiger brütenden Trappenart. Oedienemus crepitans. Temm. Charadrius squatarola. Lin. (Squatarola helvetica .Z.V.M) Ckaradrius pluvials. Lin. Vanellus eristatus. Meyer et Wolf. Strepsilas interpres Il. (Warnemünde). Haematopus ostralegus. Lin. Grus cinereus. Bechst. In der Rostocker Haide in mehreren Paaren brütend. Cicontia alba. Briss. Ciconia nigra. Gesner. (Warnemünde). Am Breitling nistet alljährlich ein Paar. Ardea cinerea. Lin. Ardetta minuta. Hom. (Botaurus minutus Z.V. M.) An der Warnow nicht ganz selten. Botaurus stellaris. Steph. Ebenfalls an der Warnow einzeln vorkommend. Rallus aquaticus. Lin. Orex pratensis. Bechst. Gallinula porzana. Lath. Gallinula chloropus. Aldrov. Beide Arten an der Warnow vorkommend. Fulica atra. Lin. 147. 148. 149. 190. - 191% 152. 153. 154. 155. 156. 197. 158. 159. 160. 161. 162. 163. 164. 169. 166. 167. 168. 169. 170. 171. 172 oh Numenius arguatus. Guv. Limosa lapponica. Hom. (L. rufa Z.V. M.) Scolopax rusticola. Lin. Gallinago scolopacina. Hom. (Telmatias gallinago. N: -M,) Gallinago major. Hom. (T. major Z.V. M.) Gallinago gallinula. Hom. (T. gallinula Z. V. M.) Totanus fuscus. Leisler. Totanus calidrıs. Bechst. Totanus glottis. Bechst. Totanus glareola. 'Temm. Actitis hypoleucus. Boie. Machetes pugnax. Cuv. Von dieser Art besitzt Herr Steenbock eine be- sonders interessante Gruppe; es sind Exemplare in den verschiedensten Farben vorhanden, von hell- grau durch braun bis schwarz hindurchgehend. Ganz besonderen Werth erhält diese Gruppe durch die vorzügliche, naturgetreue Aufsteliung. Tringa cinerea. Lin. (T. canutus Z.V. M.) Tringa alpina. Lin. (Pelidna alpna Z.V. M.) Tringa subarquata. Temm. (P. subarqu. Z.V. M.) Tringa minuta. Leisler (P. minuta Z.V. M.) Limicola platyrhyncha. Hom. (P. platyrhyncha Z. V. M.) Auch dieser im Spätherbst 1884 bei Warnemünde erlegte, für Mecklenburg recht seltene Gast, ist eine Zierde der Sammlung. Calidris arenarıa. Temm. Bernicla torgquata. Boie. Anser segetum. Bechst. Tadorna cornuta. Hom. (Anas tadorna Z. V. M.) Spatula clypeata. Boie (A. clypeata Z.V. M.) Anas boschas. Lin. Anas acuta. Lin. Anas querquedula. Lin. Anas crecca. Lin. 117 . Änas penelope. Lin. . Fuligula nyroca. Hom. (Anas nyroca Z.V. M.) Fuligula ferina. Hom. (A. ferina Z.V. M.) . Fuligula marila. Hom. (A. marila Z.V. M.) . Fuligula eristata. Steph. (A. fuligula Z. V. M.) 7 Clangula histrionica (Island). Hom. (A. histrio- nica Z.V. M.) . Clangula glaucion. Keys. et Blas. (A. clangula Z. V.M) Harelda glacialis. Leach. (A. glacialis Z.V. M.) . Oidemia fusca. Hom.- (A. fusca Z.V. M.) Somateria mollissima. Steph. (A. m.) (Warnemünde). Mergus merganser. Lin. Mergus serrator. Lin. Mergus albellus. Lin. Uria grylle. Lath. Alca torda. Lin. . Podiceps cristatus. Lath. Im Frühling 1837 erhielt Herr Steenbock zwei Haubentaucher (Weibchen!), die mit einander kämpfend von einem Warnemünder so lange be- obachtet waren, bis beide still auf dem Wasser gelegen hatten und beim Heranfahren als todt er- kannt waren. Herr St. fand ausser einer geringen Verletzung an dem Auge des einen durchaus keine äussere Wunde. Beim Abstreifen aber entdeckte er bei beiden Vögeln grosse klaffende Fleischwunden auf der Brust, bei einem war ausserdem noch der Brustknochen durchbrochen, während äusserlich nichts zu entdecken und der Balg absolut heil war, sodass es ganz unerklärlich ist, wie beide Thiere diese Verletzung erhalten haben. Der Magen beider Vögel war mit den Federn der eigenen Brust ge- füllt, eine Erfahrung, die Herr Steenbock schon mehrmals bei Haubentauchern zu machen Ge- legenheit hatte. 189. 1. 191. 192. 193. 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. 201. 202. 209. 204. Ban ur Podiceps rubricollis. Lath. (P. suberistatus Z. V. M.) Podiceps nigricolls Chr. L. Br. (Warnemünde). Podiceps minor. Lath. Colymbus arcticus. Lin. Ein Exemplar im Prachtkleid (Warnemünde). Colymbus septentrionalis. Lin. Carbo cormoranus M. et W. (Phalacrocorax carbo Z.V. M.) (Warnemünde). Sula bassana. Briss. Ein junges Exemplar, welches am Tage nach der Sturmfluth im Nov. 1872 bei Bützow ganz ermattet auf freiem Felde ergriffen wurde. Es ist dieser Vogel in Mecklenburg sehr selten und es existiert ausser diesem wohl nur das im Archiv XVII erwähnte Exemplar in einer mecklenbureg. Sammlung. : Lestris pomarina Temm. (Warnemünde). Larus marinus. Lin. Larus argentatus. Brünn. Larus canus. Lin. Xema ridibundum. DBoie (CGhroicocephalus ridi- bundus Z.V. M.) .Sterna flwviatılis Naum. (Sterna hirundo Z.V. M.) (Warnemünde). Sterna minuta Lin. (Warnemünde). Sterna macrura Naum. (Warnemünde). Hydrocheyidon nigra Boie. (Warnemünde). CGamin bei Wittenburg. Ueber den physikalisch-optischen Bau des Auges ; der Hauskatze. In Folge der Veröffentlichungen Matthiessens über die Dioptrik des Auges der Wirbelthiere, die neuerdings auch auf das Insectenauge ausgedehnt sind, ist das In- teresse auf diesem Gebiete derart wachgerufen, dass hierhergehörige Untersuchungen sich fortwährend mehren. Durch diese eingehendere Beschäftigung mussten nothwendigerweise neue Fragen hervorgerufen werden, und zwar zunächst namentlich Fragen nach der Be- deutung solcher Theile des Auges, welche nicht bei allen Wirbelthiergattungen übereinstimmen. So kommt Wolfskehl!) dadurch, dass spaltförmige Diaphragmen ein bekanntes Correctionsmittel für Astigmatismus sind, auf die Vermuthung, dass die spaltförmige Pupille mancher Thieraugen ähnlichen Zwecken dienen möchte Durch Messungen, welche er an Kalbs- und Katzenaugen an- stellte, wird diese Vermuthung (namentlich durch die Messungen an den letzteren) bestätigt. Ferner macht Matthiessen?) darauf aufmerksam, dass unter den Dimen- sionen der Raubthieraugen besondere Verhältnisse statt- finden. 1) Wolfskehl. Ueber Astigmatismus in Thieraugen und die Bedeutung der spaltförmigen Pupille. Zeitschrift für vergleichende Augenheilkunde, 1882, pag. 7. 2) Matthiessen. Ueber den physikalisch-optischen Bau des Auges von Felis leo fem. Pflügers Archiv XXXV, pag. 75. >) Solche Fragen weiter zu verfolgen und zu einer sicheren Lösung zu bringen, dürfte nicht ohne jeden Werth sein. Hierzu aber ist in erster Reihe eine aus- gedehnte Vermehrung des bis jetzt in verhältnissmässig geringem Masse vorliegenden Materials nöthig, und zu dieser mögen auch die nachfolgenden Untersuchungen beitragen. Da Koschel!) entgegen den Resultaten Wolfskehls den Radius des verticalen Hornhaut-Meridians des Auges der Hauskatze kleiner als den des horizontalen findet, schien es wünschenswerth die Gornea dieses Hausthieres aufs neue auf Astigmatismus zu untersuchen. Es geschah dies an enucleirten Augen unter Be- nutzung der von Moennich?) gegebenen Methode. Nach- dem die Hornhautfalzpunkte auf dem Auge mit etwas rother Farbe markirt waren, wurde der erste Gypsabguss, welcher als Form benutzt werden sollte, genommen. In diesem wurden die roth bezeichneten Stellen etwas ver- tieft, um an dem zweiten Abgusse, welcher der Hornhaut- oberfläche entspricht, die Falzpunkte erkennbar zu machen. Es wurden dann zwei Abgüsse genommen und diese in der Richtung des horizontalen und verticalen Meridians durchsägt. Mit Hülfe eines Scioptikons wurde von ihnen ein zehnfach linear vergrössertes Bild auf einen Papierschirm entworfen und der Umriss desselben mit Blei nachgezogen. An dieser Zeichnung wurden die Krümmungen durch Messen gezeichneter Abscissen und Ordinaten bestimmt. Diejenige Achse der Ellipse, als eine solche wurde der Hornhautmeridian angesehen, welche die Hornhaut schneidet, wurde als x-Achse ge- nommen. Aus je zwei gemessenen Werthen von x und y wurden die Achsen der Ellipse und aus diesen der Krümmungsradius des Scheitels berechnet. 1) Koschel. Ueber Form-, Lagen- und Grössenverhältnisse der Orbita, des Bulbus und der Krystallinse unserer Hausthiere. Zeit. schrift für vergl. Augenheilkunde. 1883. 2) Moennich. Ueber den physikalisch-optischen Bau des Rinds- auges. Zeitschrift für vergl. Augenheilkunde. 1883. 121 Um zu zeigen, dass auch die Berechtigung dazu vorliegt, die erhaltene Ellipse als diejenige anzusehen, welche angenähert der Hornhautkrümmung entspricht, sind in der Tabelle I die für verschiedene x gemessenen und aus den gewonnenen Axen berechneten Werthe der Ordinaten zusammengestellt. Es sind dabei die berech- neten Werthe mit „, die gemessenen mit y bezeichnet, und ist durch den Index h oder v die Zugehörigkeit zum horizontalen oder verticalen Meridian angegeben. Von den 5 untersuchten Augen gehörten I und II zwei circa 8 Wochen alten von derselben Katze gewor- fenen Jungen an. Sie wurden durch Chloroform getödtet und ihre Augen sofort untersucht. Die anfangs auf das Maximum erweiterte und dadurch kreisrunde Pupille ver- engerte sich bei einem frei auf dem Tische liegenden Auge nach ungefähr 1!1/, Stunden zu einer engen Spalte, während bei zwei anderen zwischen zwei Porcellanschalen, also im Dunkeln aufbewahrten selbst nach zwei Stunden die Verengerung noch nicht so weit vorgeschritten war. Ob das Licht auch auf das frisch enucleirte Auge noch einzuwirken vermag, oder ob andere mir unbekannte Ursachen die schnellere Contraction her- vorgerufen haben, kann ich nicht entscheiden. Die übrigen Augen gehörten älteren Katzen an; sie wurden mir enu- cleirt zugestellt, und bin ich nicht in der Lage, das Alter der Thiere, denen sie angehört, angeben zu können. Die Untersuchung war erst am Tage nach dem Tode möglich. Tabelle 1. Auge X Mh Yv Nv mm mm mm mm mm 0,5 2,60 2,53 2,63 2.57 1,0 3.93 — 3,06 = L 1,5 4,23 4,26 4,25 4,26 Auge X Age] »— | I | m bw Yh Age] »— | I | m bw Mh Yv MV mm 2.49 4.16 4.72 595 mm an mm m "mm 05 | 283 | 28% | 2,95 | 2,89 1,0 a 97 — 4 ‚03 — Mm. 15 4. 84 4,81 &, 85 4,87 2,0 5 ‚Do — 5 DD — 25 | 610 | 608 | 616 | 82 3,0 6, 65 6,60 @ 66 6,61 mm mm mm mm mm 05 | 291 | 293 | 285 | 2,90 1,0 4, 10 — 4 ‚05 — IV. 1:3 K, 96 4,96 &, 88 4,91 2,0 5, ‚66 - 5, 60 — 05 | 698 | 625 | 816 | 619 3,0 © 82 6,76 6, 12 6,70 mm mm mm 7. mm; nam: Sl mama Sana 05 | 266. |-2,64. |.2,772 (28 10 | 3.69 Rear vlıs ke | ar | 200’) ans 2,0 5 5, 10 5 "30 DE 7 25. 5.63 5.91 8,0 6, 16 6, .09 6, 17 6, 29 Es geht aus der Kleinheit der Differenz der gemes- senen und berechneten Ordinaten zur Genüge hervor, dass der Fehler, welcher vielleicht dadurch gemacht wird, dass die gefundenen Ellipsen als die den betreffenden Cornealmeridianen entsprechenden angesehen werden, nur gering sein kann und gegen etwaige Beobachtungs- fehler jedenfalls nicht in Betracht kommt. Daher sind die Krümmungsradien des Scheitels dieser Ellipsen als die Hornhautradien anzusehen. Die Achsen der Ellipsen 2 seien a und b, so dass des Krümmungsradius p - 123 ist, durch hinzugefügtes h oder v wird wieder Zuge- hörigkeit zum horizontalen oder verticalen Meridian be- zeichnet. Tabelle I. mm | mm . 6,89 | 0,29 IL. 6.41 10,23 III. 8| 8.20 |10,17| 9,32 | 8,54 | 0,34 iv. [11,85[10,07| 8,56 |11,11| 9,89 | 8,80 | 0,24 v. |11,39| 9,01) 7,12 | 8,76 8,45 |8,14 |1,02 Für sämmtliche 5 untersuchte Augen ist also der Radius des horizontalen Meridians kleiner gefunden als der des verticalen. Es dürfte demnach die Richtigkeit der Messungen Wolfskehls erhärtet sein und es erübrigt nur noch einen Ausdruck für die Grösse des Asymmetrie zu gewinnen. Der hierzu erforderliche Brechungsindex der Augen- flüssigkeiten wurde zu na = 1,3352 (Mittel zwischen Index des hum. aqueus und des hum. vitreus) bestimmt (vergl. Seite 127). Bei der Berechnung ist die Hornhaut als unendlich dünne brechende Fläche angesehen, weil Untersuchungen an der dickeren Cornea des Pferdes Coincidenz der beiden Hauptpunkte 0,098 mm vor der Hornhaut ergaben, also diese Vernachlässigung beim Katzenauge keinen merklichen Fehler veranlassen kann Für die Brennweiten gelten die Formeln: nn mn — 1 No Ph un mn — 1 m = we No pr EEE OR Are DIENT © n. re 1 no > 1 m Die Mittelwerthe der Hornhautradien der jüngeren Thiere sind: on = 6,39 mm gr = 6,65 mm, BEIRL 2. 20 .darnach werden fi = — 19,063 mm fi = — 19,339 mm, or — 25,453 mm 0, = 26,489 mm. Hieraus folgt für den Knappschen Ausdruck für die Asymmetrie‘): iz BR 5. AU — 487,559 mm. Ph = 0ov Bei der Bestimmung in Dioptrien ist ein D dann als vorhanden angesehen, wenn eine im vorderen Brennpunkt des horizontalen Meridians angebrachte Linse von 1 m Brennweite den hinteren Brennpunkt des verticalen Meridians in den des vorderen verlegt?). Es ist demnach von der Brennpunktscoordinaten- formel: ae ausgegangen, WW, = mM —- ar. f=h.o= {9 u setzen ist, es folgt: = + 507, 40 mm, also die mel zu. 11.97 0: Die Mittelwerthe der Radien der Augen, III, IV und V sind: on = 7,96 mm; py = 8,49 mm. Hieraus folgen: = — 23,747 mm, fi = — 25,228 mm, a = 31,707 mm, 0 = 33,818 mm, fx =. 380,39. mm, .‚&: = 405,72 mm. Es ergiebt sich demnach eine Asymmetrie von 2,46 D, während Wolfskehl an#enucleirten Augen imMitteldieetwas grössere von 2,97 D und an 4 noch in der Leiche be- findlichen sogar von 6,82 D beobachtet hat. Es scheint, als ob die vermuthete Beziehung zwischen spaltförmiger Pupille und Hornhautasymmetrie eine weitere Bestätigung am Fuchsauge findet. Wenigstens habe ich !) Knapp bestimmt die Grösse der Hornhautsymmetrie dadurch, dass er sich die Retina in den Brennpunkt des horizontalen Meridians verlegt denkt; zu diesem Punkte bestimmt er den dem verticalen Meridian angehörigen conjugirten Punkt fx. ?) Girand-Toulon. Ann. d’ocul. T. 62. pag. 96 (1868). 125 an zwei bis jetzt untersuchten Augen oy > pı gemessen und zwar ist die Abweichung so bedeutend, dass sich im Mittel der beträchtliche Astigmatismus von 4,62 D ergiebt. Die Krümmungsradien der Linse wurden ebenfalls nach Moennichs Methode unter Benutzung von Linsen derselben Augen, welche zur Messung der Hornhautradien dienten, an Gypsabgüssen bestimmt; nur diejenige des Auges IV blieb zu Indexmessungen zurück. Die Linsen wurden ganz in Gyps eingegossen, so durchsägt, dass in dem einen Theile das grössere Stück der Linse blieb, dieses herausgenommen und dadurch die Form hergestellt. Diese lieferte dann einen Abguss der grösseren Hälfte der Linse, deren Schnittfläche mit einem Messer so her- gerichtet wurde, dass sie einem Schnitt durch den Scheitel entsprach. Die lineare Vergrösserung durch das Scioptikon war wieder die zehnfache. Es sind die gefundenen Werthe mit den mir bekannten anderer Beobachter zu- sammengestellt. Tabelle II. Auge | | De | | m | mm | mm | . 4.58 Kar 314087 om &52 | 523 | 087 | Mittel | 455 | 5,25 | 0,87 | a 11,7 |..6.26 IPaisR Dos] ur 6.12.) 754.,13088 | Mittel | 6,45 | 7,58 | 0,85 | a | are NE | 1,0 | Matthiessen 6,501 | 8,395 | 0,774 | Wolfskehl?) 6,7 | Tau | .09 ae Für das Fuchsauge fand ich — = 790 = Es ist demnach bei Procyon lotor RENNER Canis 1) Wolfskehl findet im vorderen Linsenscheitel für hor. Meridian: r, = 6,489 mm, für vert. Meridian: r, = 6,612 mm und im hinteren Linsenscheitel entsprechend: r, = 8,435 und 1, = 8,354 mm. Die obigen Angaben sind die Mittel aus diesen Werthen. 126 m vulpes; Felis leo, f. domestica und Iynx Iynx En zo 2 gefunden. Es gehören diese Raubthiere zu denen, welche sich am Tage verborgen halten und erst in der Nacht oder doch in der Dämmerung auf Raub ausgehen. Da- gegen ist bei Ganis lupus, der dort, wo er ungestört ist, auch am Tage umherstreift „1 —= 1,06 (Soemmering) und 2 bei CGanis familiaris, also einem reinen Tagthiere, T tz weitergeführte Untersuchungen noch zu dem Resultate, dass unter den Raubthieraugen dieses Verhältniss je nach der Lebensweise ein anderes ist. Die Derter der Linsenscheitel und der Retina sind nach der Petitschen Methode gefunden und es mag hier erwähnt werden, was Matthiessen bei seinen Unter- suchungen am Löwenauge zu ihren Gunsten hervorhebt, dass nämlich weder die longitudinalen Dimensionen noch auch die Krümmungsverhältnisse durch das Gefrieren merklich verändert wurden. Es sind zu den Messungen das zweite Auge des Augenpaares I und die zweiten Augen von III und IV genommen worden. Aus den Resultaten von den letzteren, die nur gering von einander abweichen, sind die Mittel gegeben. — 1,12 (Matthiessen) gefunden. Vielleicht führen Tabelle IV. | Matth.t) | Koschel | Klingberg jung.T. m Ort der vord. Linsenfl., d,| 2,5 4,5 4.5.1725 Achse der Linse, TR) 4 2 Durchmesser der Linse = 10% 237 00 Achsenlg.d.Glaskörpers, t 7,0 a 3:0 11.6.0 Ort der Retina 17,0 19,87 20 1) Matthiessen. Ueber die Beziehungen, welche zwischen dem Brechungsindex des Kerncentrums der Krystallinse und den Dimensionen des Auges bestehen. Pflügers Archiv, Bd. XXVII, pag. 515 (1882). 127 Wie schon anfangs erwähnt, macht Matthiessen auf besondere Beziehungen zwischen den Dimensionen der Raubthieraugen aufmerksam. Er bemerkt nämlich, dass bei den bisher untersuchten Augen dieser Säugethier- Ordnung der Krümmungsmittelpunkt der Hornhaut fast regelmässig im Linsencentrum und die fast gleichseitige Krystallinse verhältnissmässig tief im Augapfel liegt. In der von ihm gegebenen Zusammenstellung sind zwar schon die Verhältnisse eines von ihm gemessenen Katzen- auges angeführt, es mag aber gestattet sein, dieselben durch die obigen Messungen zu ergänzen. Ausserdem füge ich die am Fuchsauge, vergleichsweise auch die an einem Rehauge gefundenen Verhältnisse hinzu. Der Ort des Kerncentrums ist mit ce bezeichnet worden. Tabelle V. 1,17 |1,00 | Matthiessen!) — | — /0 = 74| Wolfskehl » 1 ‚67 1.15 1,10 0,90 Koschel » 1 ‚78 0.94 1.00 0,85 Klingberg Junge Katze |2, ‚76 1,11 | 1,18 0,877 >» Fuchs 1 ‚73 0, 91 h ‚02 0, 97 | > Reh 3,75 | 1,27 |1,26 1.33 | Zur Bestimmung der Indices der brechenden Medien des Auges diente ein Abbe’sches Refractometer des physikalischen Instituts der Universität Rostock, dessen Benutzung Herr Prof. Matthiessen gütigst ge- stattete. Der Apparat gab für destillirtes Wasser von 17° C. n = 1,3334. Da nach Ketteler?) für Wasser von 15° C. nn = 1,333649 und für Wasser von 20° C. nn = 1,333270 ist, so beziehen sich die gefundenen Werthe angenähert auf die Natriumlinie. Valentin giebt für das von ihm benutzte Refractometer: Wasser von 16° C. n = 1,3343; Matthiessen: Wasser von 12,5° C. n = 1,3326. 1) Matthiessen. Felis leo. pag. 75. 2) Ketteler, Experimentaluntersuchung über das Refractions- vermögen der Flüssigkeiten zwischen sehr entfernten Temperatur- grenzen. Pogg. Ann., Bd. XXXIII, pag. 515 (1888), 2,39 v » 128 | Die Indices der flüssigen Augenmedien wurden an allen Augen bestimmt; zu den übrigen Messungen wurden das zweite Auge des Augenpaares I und V, ausserdem noch die Linse des ersten Auges IV benutzt. Die ge- gebenen Werthe sind die Mittelwerthe aus den einzelnen Beobachtungen, mit Ausnahme der Indices für die Linse der jungen Katze, da nur eine Linse zu den Messungen vorhanden war. Tabelle VI. | Matth. | Valentin | Klingberg jung. Thier Hornhaut _- 1,3219... 1,.1,3284 4.2.3771 Humor aqueus —_- 1,3364 | 1,3350 17923 Humor vitreus — 1,3371 | 1,3350 | 1,3350 Linsenkapsel _ — 1,3778 — Corticalis N, _ — 1,3868 | 1,3852 Linsenkern N„ | 1,4402 | 1,4614 | 1,4589 | 1,4389 Wird der absolute Totalindex der Linse als derjenige einer homogenen Flüssigkeit, welche optisch derart wirkt, dass durch sie in die Linse eintretende paraxiale Strahlen ungebrochen wieder austreten, definirt, so zeigt Matthiessen!) unter Benutzung des nach ihm benannten Gesetzes über parabolische Zunahme der Linsenindices und der von ihm gefundenen Integrale der Dioptrik der geschichteten Krystallinse, dass für den Totalindex die Gleichung: ‚b+b = N +24 ge) gilt, wo ( durch die Gleichung: =N;, (1 7 d) bestimmt ist und b, und b, die Entfernungen des Kern- centrums der Linse von den Scheiteln sind. Für das Auge des jungen Thieres sind: b, +b, = d, = 6,5 mm, N„ = 1,4389, N, = 1,3852 1) Matthiessen. Ueber Begriff und Auswerthung des sogenannten Totalindex der Krystallinse. Pflüg. Archiv, 1885, pag. 88. 129 gefunden und folgt hieraus: C = 0,0388, n = 1,4944. Für das Auge des ausgewachsenen Thieres: b, + b, = d, = 8,0 mm, Nn = 1,4589, N, = 1,3868, 0,0520, n = 55539. Die bisher bestimmten dioptrischen Constanten ge- nügen vollständig zur Berechnung der Cardinal- punkte des Katzenauges, und da es von Interesse sein dürfte, ihre Lage im Auge zu kennen, ist diese Be- rechnung durchgeführt. Dabei habe ich mich auf den verticalen Cornealmeridian beschränkt, so dass in den folgenden Formeln r, = p, zu setzen ist. Die Brennweiten der 3 brechenden Flächen folgen aus: PO, I No 0 n—1 ?o w—1 A - mn oben. wow. rot =—=—.K nr ß, Rn 2 2-2 n,—1 | und es ergeben sich die Brennweiten und Hauptpunkts- distanzen des ganzen Auges aus den Gleichungen?): g_ hi garage od ern ee end Hierin sind R, J 7 =), +rho 2 und J, und J, die secundären Focalinterstitien, also: = -9o+d, ,=hb—-a4+4. Werden mit S,, S; und S, die Scheitel der brechenden Flächen, mit Hx und Hß die Hauptpunkte, mit Kx und Kß die Knotenpunkte und endlich mit F und ® die Haupt- brennpunkte des Auges bezeichnet, so werden die Oerter der Gardinalpunkte in Bezug auf den Hornhautscheitel: 1) Matthiessen, Schlömilch’s Zeitschrift für Math. und Phys. XXIX, pg. 345. 130 Ort des 1. Hauptpunktes ...S,Hx=— ı.. Ort des 2. Hauptpunktes ...S, HB =S, 5 Ort des 1. Hauptbrennpunktes ,F =f-— a.. Ort des 2. Hauptbrennpunktes S,P =S,S, +0 — . ‚Ort des 1. Knotenpunktes...S, Ka =f+o— ı. Ort des 2. Knotenpunktes. ..S KB =, ,; +f+0— Hauptpunktsinterstitium ... . HcHß=S, IS + & — %. Für die junge Katze ist nun gefunden: Yo, = 6,65 mm 2, = 18332 n=45mm n— = Te 0 n=5235mm n=- = — 0,8934, d;ı = 2,5 mm d, = 6,5 mm. Hieraus ergeben sich für die Partialbrennweiten: fd = — 19,839 mm, 0 —= 26,459 mm, fi = — 38,151 mm, o, = 42,701 mm,, ß = — 49,270 mm, 9 — 44,020 mm, ferner für die secundären Focalinterstitien und die Inter- stitialdeterminante: J, = — 62,140, I= — 85,471, RB, —= 3682,047 und es werden die Brennweiten und Hauptpunktsdistanzen des ganzen Auges: [= He&F—= — 10127 mm, o=Hß® — 3,523 mm, 4=Hs, = — 2487mm ©, = HßS, = 6,105 mm, ge = H«Hß = 0,408 mm. Die dioptrischen Constanten des Auges des älteren Thieres sind: Yo, = 8,49 mm, n, = 1,3352, , =645mm, n— = — 1,1488, u.) n — 3958 mn, == En 0,8705, n d, =45 mm, d, = 8,0 mm. Aus der Berechnung ergeben sich: I, = — 25,328 mm, 0, = 33,818 mm, fi, = — 43,350 mm, 0; = 49,800 mm, 5 = — 58,524 mm, o = 50,944 mm, = — 72,668, J = — 10,324, R, = 5131,49, f—= HxF —= — 12,522 mm, o — H&ßP — 16,720 mm, x —= HaS, = — 3,940 mm, &—= HßS, = 7,996 mm, e = H« Hß —= 0,564 mm. Es werden demnach die Oerter der Cardinalpunkte beider Augen: Tabelle VI. Jung. T.| Alt. T. mm | mm Ort des vorderen Hauptbrennpunktes S, F —7,640.—8,582 Ort des ersten Hauptpunktes. ... . . 5, He 2 487 3,940 Ort des zweiten > ae no 2.895 4.504 Ort des ersten Knotenpunktes ..... .S, Kal 5,883) 8,138 Ort des zweiten >» Ss Kß 6, 291 8. 702 Ort des hinteren Hauptbrennpunktes. S, & | 16, 418 AR 224 Hauptpunktsinterstitium ....... H=Hß 0,408| 0, 564 Wird die Länge der Augenachse mit S, R bezeichnet, so ist (Tab. IV) für das Auge des jungen Thieres S AR = 15,9 mm und für das Auge des älteren S) R = 20,5 mm gemessen. Es folgt daraus für das erstere eine Hypermetropie von RP — 0,518 mm, für das letztere R® = 0,728 mm, oder in Dioptrien aus- gedrückt entsprechend von 3,78 D und 3,46 D. Dieses würde eine Uebereinstimmung mit der Annahme einer allgemeinen Hypermetropie des Wirbelthierauges ergeben. Was nun die Lage der Cardinalpunkte anlangt, so ist zu beachten, dass beim ausgewachsenen Thiere der mittlere Hauptpunkt im Kammerwasser, der mittlere Knotenpunkt im Linsencentrum liegt. Da ausserdem Krümmungsmittelpunkt der Hornhaut und Linsencentrum zusammenfallen, so ist der Bau des Katzenauges ganz analog dem Bau des von Matthiessen untersuchten Löwen- auges, also ebenso vortheilhaft wie dieses für die Periskopie angeordnet. Werden die aus den vorstehenden Untersuchungen gewonnenen Resultate zusammengefasst, so ist zunächst eine Bestätigung der Wolfskehlschen Messungen gegeben, Se d. h. also das Zusammenfallen des schwächer gekrümmten Hornhautmeridians des Auges der Hauskatze mit der Richtung der Pupillenspalte constatirt. Weiter ist gezeigt, dass auch unter den Dimensionen des Fuchsauges ähnliche Verhältnisse bestehen, wie sie Matthiessen an anderen von ihm und Soemmering untersuchten Raubthieraugen gefunden hat. Am bemerkenswerthesten aber scheint mir die auf- fällige Uebereinstimmung der Lage der CGardinalpunkte des Katzenauges mit der Lage derselben im Löwenauge. Wenn man beachtet, dass beide Thiere derselben Familie angehören und beide nächtliche Raubthiere sind, so dürfte wohl gerade dieses Resultat zu weiteren eingehenderen Messungen an Thieraugen auffordern, weil es doch von Wichtigkeit ist, die voraussichtlich bestehenden Be- ziehungen zwischen Lebensweise eines Thieres und dem Bau seines Auges aufzufinden und ey. die Zweckmässigkeit seiner Einrichtung zu erkennen. Güstrow, März 1888. A. Klingberg. Litteratur-Notizen. I. Ueber Tertiär-Crustaceen. In unserem Archiv 40, 1886 beschreibt Herr Noet- ling ein Fragment des Cephalotorax von Ranina speciosa Münster aus dem Sternberger Gestein und giebt auf Taf. V, Fig.3 eine Abbildung davon. — Um so grösseres Interesse hat es für uns, wenn im Jahrbuch der Königl. Preuss. Geolog. Landesanstalt, Jahrg. 1886, pag. 266 Herr Th. Ebert in einem Aufsatz über tertiäre Decapoden Deutschlands den in der Samm- lung der Kgl. Preuss. Geol. Landesanstalt aufbewahrten, ziemlich vollständigen Cephalotorax von Ranina speciosa beschreibt, desselben Exemplars, welches dem Grafen von Münster bei Aufstellung seiner Art als Original vorgelegen hat. Herr Ebert giebt davon eine bildliche Darstellung in den Figuren 1, a—c auf Taf. IX; und da diese Be- schreibung für die Folge einen guten Anhalt zur Bestim- mung bieten wird bei etwa weiteren Funden im Stern- berger Gestein, so soll nicht unterlassen werden, hiedurch auf die erwähnte Arbeit aufmerksam zu machen. 2. Geologische Algen-Studien von J- G. Bornemann. Unter diesem Titel giebt der Herr Autor in dem Jahrbuch der Kgl. Preuss. Geolog. Landesanstalt, Jahr- gang 1886, eine beachtenswerthe Abhandlung, durch A 2 Tafeln illustrirt, über den Einfluss der Algen auf geo- logische Verhältnisse; oder, wie derselbe sich ausdrückt, »über die Wechselverhältnisse, welche zwischen der lebenden Algen-Vegetation und dem Kalk- stein, oder kohlensauren Kalk stattfinden.« — Derselbe unterscheidet hienach: 1. Kalksteinzerstörende Algen, die also die Oberfläche der Steine, auf welchen sie sich angesiedelt haben, zerbohren und zerfressen. I. Kalksteinbildende Algen, die eigentlichen Kalkalgen, die aufgelösten Kalk aus dem Wasser in sich aufnehmen und unter Zersetzung eines Theils der Kohlensäure festen einfachkohlensauren Kalk in ihren Membranen ablagern, und voluminöse Krusten- und Stein- gebilde erzeugen, somit also von wesentlichem Einfluss auf die Bildung der festen Erdkruste sind. III. Vom Kalk unabhängige Algen, die grössere Mehrzahl der Algen der gegenwärtigen Flora, die sich in Beziehung zum Kalk indifferent verhalten, und viel- mehr eine schützende Decke gegen andere Einwirkungen von aussen zu gewähren scheinen. Endlich weiset Herr Bornemann in einem »An- hang» noch auf das Vorkommen von concentrisch- schaligen Kalkgebilden in den verschiedenen Sedi- mentär-Formationen hin, die, abgesehen von den echten, aus rein mineralischer Bildung hervorgegangenen, Erbsen- und Rogensteinen, organischen Gebilden ihre Entstehung verdankt haben mögen. 135 3. Ueber Algen aus dem Flysch der Schweizer-Alpen von Dr. G. A. Maillard in Zürich. In dem Bericht der naturwissenschaftl. Gesell- schaft von St. Gallen 1885—86 giebt Herr Maillard eine Tafel mit der Abbildung der häufig in den eocaenen Flyschschiefern der Schweizer Alpen vorkommenden Alge: CGaulerpa filiformis Heer, und knüpft daran Betrach- tungen über das Auftreten dieser und ähnlicher mehr oder minder räthselhafter Abdrücke und Formen, — Da sich diese Abhandlung eng anschliesst an die Besprechung der vorigen Notiz, so soll hierdurch auf dieselbe die Auf- merksamkeit gelenkt werden. Der Herr Autor hebt hervor, dass schon im Silur, im Lias und der Kreide sich zweideutige Formen finden, die zum Theil als marine Algen angesehen und be- schrieben werden. — Derselbe weist nach, dass bei den fossilen Algen von einer Eintheilung in Genera und Spe- cies nicht die Rede sein könne, sondern nur von Formen. Denn da die Classification der lebenden Algen sich nur stützt: 1. auf die Beschafienheit der Fortpflanzungsorgane, 2. die microskopische Structur, d. die Farbe, von diesen drei Charakteren bei den fossilen Algen der erste fast immer, der dritte stets der Beobachtung ent- zogen wird, und der zweite, die microskopische Structur, fast nur bei den Kalkalgen wahrzunehmen ist, so bleibt den Phytopalaeontologen für ihre Bestimmung nur die Form, dieser äusserst veränderliche Factor. Daraus folgt, dass man oft sehr verschiedene Dinge unter demselben Namen zusammengefasst hat, für welche Behauptung der Autor die Ghondriten, die häufigste Alge des Flysch aufführt. — Derselbe giebt dann eine 9 136 Charakteristik der von ihm abgebildeten CGaulerpa fili- formis und spricht über die Beziehungen dieser Alge zu den CGhondriten. Endlich erwähnt der Herr Autor der Zweifel, die in neuerer Zeit von verschiedenen Seiten gegen die Pflanzennatur der fossilen Algen erhoben worden sind, indem man nachzuweisen suchte, dass die betreffenden Gebilde als Fährten von Meeresthieren, namentlich Wür- mern anzusehen seien. Derselbe giebt zu, dass allerdings in den verschiedenen Formationen des Sedimentgebirgs Formen auftreten, die entschieden Thierfährten darstellen, und giebt als Mittel die beiderseitigen Formen zu unter- scheiden den Umstand an, dass Thierfährten nie eine organische Substanz enthalten, während bei Chondriten immer eine kohlige Substanz mit dem Versteinerungs- material innig gemengt und durch microskopische Dünn- schliffe nachzuweisen ist. 4. Ueber Deltabildungen der Diluvialzeit. In dem obengenannten Bande des Jahrbuches der Geologischen Landesanstalt pag. 135 giebt Herr Keil- hack in Berlin eine Mittheilung über beobachtete der Diluvialzeit angehörige Bildungen, die den Deitabildungen der jetzigen Strommündungen entsprechen. Der Herr Autor hat seine Beobachtungen an einer Anzahl von Thalrinnen gemacht, die in das »breite Thal eines norddeutschen Urstromes« am Nordrande des Flä- mings ausmünden, und giebt an, dass vor der Mündung fast aller grösseren Thäler, zum Theil unter Torf ver- borgen, Anhäufungen von Grand und Schotter- artigen Bildungen sich finden, deren ganzes Aul- treten zu dem Schlusse führt, dass dieselben als delta- artige Ablagerungen derjenigen Thäler aufzufassen seien, vor deren Mündungen im Hauptthal sie jetzt lagern. 137 Die Sand- und Kies-Deltas sind vom Mittelpunkte nach den Rändern zu flach abgeböscht und scheinen nur da aufzutreten, wo Thäler von bedeutenden Höhenzügen herabkommen, und ein zum Transport gröberen Gesteins- materials ausreichendes Gefälle haben. | Diese Schotterablagerungen verdanken wie die Thal- sande der grossen Hauptthäler ihr Entstehen der auf- schüttenden Thätigkeit der Schmelzwässer des grossen Inlandeises am Ende der jüngeren Glacialzeit. Den Umstand, dass die beobachteten Ablagerungen vor Thälern, die ihren Verlauf von Süd nach Nord haben, vorkommen, während man im Zusammenhange mit dem von Süd nach Nord stattfindenden Rückzug des Gletschers den Ablauf der Wässer von Nord nach Süd für den na- türlicheren halten sollte, erklärt Herr Keilhack aus der Annahme, dass der Rückzug des Eises nicht in einer langen, allmählig gegen Norden sich erweiternden Linie gedacht werden müsse, sondern dass zunächst die tieferen Theile des Landes eisfrei wurden, während auf den ge- nügend hoch gelegenen Plateaus Eisreste liegen blieben, die noch eine Zeitlang, vielleicht noch durch lange Jahr- hunderte, als selbstständige Gletscher weiter thätig waren. Der Unterzeichnete macht auf die vorstehende Mit- theilung des Herrn Keilhack umsomehr aufmerksam, als analoge Bildungen auch in Mecklenburg vorkommen dürften, und hebt als besonders wichtig für die Erklärung des Verlaufs so mancher Thalrinnen in Mecklenburg die am Schluss gegebene Erklärung hervor, die sich eng an- schliesst an die von Herrn Berendt früher schon (Jahrb. 1861, pag. 494) ausgesprochenen Ansichten. F. E. Koch. Pr | vet Shleumlarıil mr bie aellodl-asil- bach { re ats Date Idusüd: ayen oe if nahrainshal nor länfT‘ cr site. 1 aulöry Kos al Hızine ii g | sadaksalBisda2g busiliiag -[uT il Bw gedlusbar akt aldistallonk P Sa 138 193b. nee. td: alas fer J HUIELUTZ aut) aerßuald; lad er H9Ar » f rn; : (644 ‚kiosisiaskl) ste ut > . > 2 2 = “ ey 7 7 1 BER itei tr A h 2 il 2133 PIABNE IB HH IE Bu f ö E fr E44) PAR - e: y f ai eh dad Ko HaRf: vl FE ata an au 1147 ! örtrEt 3 . . 3 % Ba .r A nıöb. 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In den Sitzungsberichten der Gesellschaft natur- forschender Freunde zu Berlin, Jahrgang 1875, gab Alexander Braun eine Zusammenstellung der ihm be- kannt gewordenen durch Aelchen hervorgerufenen Gallen. Pag. 41 sub 5 werden auch die durch Anguillola Pha- laridis (Vibrio Steinbach) in den Blüthen von Phleum Boehmeri hervor gebrachten Gallen erwähnt. Der die- selben erzeugende Parasit scheint ein ziemlich verbrei- tetes Vorkommen zu haben, da Alexander Braun befallene Phleumexemplare aus der Mark; den Rheingegenden und Oberitalien besass. Professor Münster in Greifswald be- obachtete das Vorkommen in Mecklenburg und Pommern. Im Anfang der siebenziger Jahre fand ich in der Nähe meines Wohnortes am Tiefwaren-See an einem ziemlich steil abfallenden Uferrand ebenfalls eine Menge befallener Pflanzen von Phleum Boehmeri auf. Da ich in den nächstfolgenden Jahren nicht wieder an diesen Fund- ort kam, so unterblieb vorläufig die geplante genauere Untersuchung. Ich stellte fest, was bereits Münster im Bulletin des internationalen Congresses zu Amsterdam (1865) mittheilte, dass in dem abnorm vergrösserten, . flaschenartig zugespitzten, purpurbraunen Fruchtknoten bald junge Brut, aber häufig auch noch das Elternpaar, das seine Eier in dem Fruchtknoten absetzt, vorkommt. Die Hüllspelzen der befallenen Aehrchen sind um das 2 bis 3fache vergrössert, die sonst versteckte Deckspelze tritt weit über dieselben hervor. Mitte Juni 1885 gelang es mir in der Nähe Warens einen zweiten leichter zu erreichenden Infektionsheerd auf dem Nesselberg, zwischen Müritz und Veissnecksee 140 belegen, aufzufinden. An dem Material dieses neuent- deckten Fundortes untersuchte ich die durch die Ein- wanderung der Parasiten hervorgerufenen Veränderungen der befallenen Aehrchen genauer und suchte auch über den Bau, die Lebensweise und Einwanderung derselben Klarheit zu gewinnen. Die Einwanderung konnte ich im Mai 18837 genau verfolgen, was mir bis dahin nicht ge- glückt war. Durch diese Untersuchungen ist einerseits die morphologische Bedeutung und die Entwicklung der Gallen, andererseits der Lebensgang der Würmer klar- gestellt, Verhältnisse, die so weit meine Kenntniss der einschläglichen Literatur reicht, bis jetzt nicht eingehender behandelt wurden. Die geringe mir zugänglich gewordene Literatur beschränkt sich eigentlich nur auf gelegentliche Bemerkungen und ist die ausführlichste Notiz die von Alexander Braun in den oben bereits angegebenen Sitzungsberichten von 1875, welche man überall eitirt findet, wo die Phleumälchen erwähnt werden, so bei Sorauer Handbuch der Pflanzenkrankheiten 2. Auflage 1886 Bd. I pag. 851 und Encylopädie der Naturwissen- schaften Abthlg. I Band I pag. 570 Anmerkung, Claus Grundzüge der Zoologie IV. Auflage pag. 436 Anmerkung. Die durch Aelchen befallenen Blüthenstände von Phleum Boehmeri gewähren, je nachdem die Infection sich auf wenige oder fast alle Seitenährchen erstreckt, ein sehr verschiedenartiges Ansehen. Sind, wie das häufig der Fall, nur wenige Seitenährchen inficirt, so wird der Gesammthabitus des Blüthenstandes durch die wenigen seitlichen Hervorragungen kaum verändert er- scheinen, anders aber, wenn die sämmtlichen Seiten- ährchen von dem Parasiten bewohnt sind, dann gewinnt der Blüthenstand ein so fremdartiges Aussehen, dass man denselben schwerlich als einem Phleum angehörig er- kennen wird. An Stelle der länglichen, walzenförmigen ziemlich gleichmässig glatten Scheinähre erblicken wir einen im Umriss fast spitz eiförmig rauhen Blüthenstand, der eher an die Form des Anthoxantum-Blüthenstandes, u ac 141 als an die von Phleum erinnert. Sehr häufig findet man auch Pflanzen, bei denen die untere Hälfte des Blüthen- standes ganz normal ist, während die obere Hälfte ganz befallen, fast wie eine darüber gestülpte spitze Glocke aussieht. An diesen Formen erkennt man natürlich bei genauerer Besichtigung sofort die krankhaft veränderte Phleum-Schein-Aehre. So in die Augen fallend die be- fallenen Pflanzen während der Blüthezeit des Grases sind, so wenig auffallend erscheinen dieselben, nachdem das Gras abgeblüht hat und die Blüthenstände anfangen ihre unscheinbare graue Herbstfarbe anzunehmen. In diesem Zustande hat es mir stets Mühe gemacht, an den mir bekannten Infectionsheerden Material zu sammeln, weil der zur Blüthezeit so augenfällige Unterschied der ge- sunden und befallenen Blüthenstände durch das Ein- trocknen mehr verschwindet, auch die befallenen Aehr- chen leicht ausfallen und in Folge dessen das rauhe, sparrige Ansehen des Blüthenstandes verloren geht. Her- vorgerufen wird das sparrige Aussehen des ganzen Blüthenstandes hauptsächlich durch die bedeutende Ver- grösserung der sonst von den Aussenspelzen verdeckten Deckspelze. Das Specialährchen von Phleum Boehmeri zeigt normal bis 2.5 mm Länge, während die befallenen Aehrchen bis 6.5 mm messen. Die Länge der glumae (Balg- oder Kelchspelzen) beträgt normal vom Grunde bis zur Spitze bis 2.5 mm, in den befallenen Aehrchen bis 45 mm. Die normal von den Kelchspelzen ein- geschlossene circa 1.5 mm lange Deckspelze wächst in den befallenen Aehrchen bis zu 6 mm aus und während dieselbe sonst eine zartere Struktur, als die Kelchspelzen besitzt, ist sie in den befallenen Aehrchen von viel derberem, robusterem Bau, als die Kelchspelzen. ‚Untersuchen wir nun ein befallenes Aehrchen, welches Mitte Juni aufgenommen ist, so finden wir Folgendes. Die beiden fast um das Doppelte verlängerten Kelch- spelzen werden von einem ca. 6 mm langen meist an allen Seiten geschlossenen, lang zugespitzten, eylindrischen 142 Hohlkörper überragt, die Deckspelze des Aehrchens. An der Oberseite (Aussenseite) zeigt dieselbe eine Schicht oblonger Oberhautzellen mit der den Grasblättern eigen- thümlichen wellenförmigen Begrenzung, von der ziemlich derbe spitzkonische Haare mit stark verdickten Wan- dungen und rundem (Querschnitt emporragen. Auf dem Querschnitt sieht man uuter dieser Epidermis drei bis vier Reihen verdickter prosenchymatischen Zellen liegen. An den Gefässbündeln vermehren sich dieselben bis zu 5 Reihen, dann folgen 3 bis 5 Reihen parenchymatischer, lockerer Zellen von rundem Querschnitt. Nach Innen hin finden sich in diesem weitmaschigen, lockeren Gewebe Spaltöffnungen. In den Innenraum des Hohlkörpers werden lange, starre Haare entsendet. Die so veränderte Deck- spelze stellt eine ziemlich dauerhafte Schutzdecke für die eigentliche Galle her. In einzelnen Fällen ist die Deck- spelze seitlich nicht mit den Rändern verwachsen, dann greifen aber die Ränder weit übereinander, so dass nur bei genauer Besichtigung dies Verhältniss erkannt wird. Oeffnen wir nun diesen Hohlkörper, so sehen wir in der Mitte desselben den bis dahin stets als veränderten Fruchknoten angesprochenen rothbraunen, flaschenför- migen Körper, die Galle, von 2 bis 2.5 mm Länge und circa 1 mm Dickendurchmesser. Der Querschnitt zeigt eine aus enganeinanderschliessenden an der Aussenseite schwach verdickten Zellen gebildete Epidermis. Unter dieser liegt grosszelliges lockeres Gewebe, dessen Zellen an Durchmesser zunehmen, je mehr sie dem Innenraum genähert sind. Eine Membran, welche nach Innen hin den Gewebekörper begrenzte, ist nicht vorhanden. Die dem Innenraum angrenzenden Zellen verschleimen. Ich erhielt bei der Behandlung mit Jod deutliche Stärke- reaction, während Prillieux in den Gallen: von Tylenchus Tritiei keine Stärke nachweisen konnte. Der nach oben hin flaschenförmig, ausgezogene Hals zeigt an der Spitze eine Oeffnung. Der zellige, ziemlich grosskernige Gewebe- körper enthält in seiner Höhlung, in Schleim eingebettet, 143 meistens ein gröseres spiralig aufgerolltes Weibchen und ein schlankeres, meist gestreckt, oft circumflexartig ge- bogenes Männchen.. Ausserdem finden sich mehr oder weniger Eier von länglich ovaler Form, die die ver- schiedenartigsten Furchungsstadien erkennen lassen. Alexander Braun untersuchte Mitte Juni bei Berlin ge- sammeltes Material, cfr. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin 1875 pag. 42, und fand in jedem Fruchtknoten ein Pärchen. Taschenberg in »Die der Landwirthschaft schädlichen Insekten und Würmer 1865« theilt pag. 282 mit, dass nach den Beob- achtungen Kühns an den Phleum Boehmeri bewohnen- den Anguillulen wahrscheinlich auch bei dem Kaulbrand des Weizens nur ein Pärchen in jedem Fruchtknoten vorhanden sei. Dies ist allerdings der häufigere Fall, aber nach meinen Beobachtungen nicht der einzige. Es finden sich sehr oft 3 bis 4 Weibchen und 2 bis 3 Männ- chen in dem sogenannten Fruchtknoten eingeschlossen. In seltneren Fällen fand ich auch klein gebliebene zu- sammengefallene Gallen, die nur 1 Weibchen oder ein Männchen enthielten. Diese trocknen nach dem Absterben des Bewohners ein und enthalten natürlich keine Eier oder junge Brut. Ausser der die Würmer einschliessenden eigentlichen Galle finden sich aber innerhalb der vergrösserten Hüll- spelze oft noch weitere Organe vor. Die meistentheils atrophirte Vorspelze findet sich hin und wieder entwickelt, oft nur andeutungsweise als kleiner Höcker oder länglich fadenförmiger Körper, an den in den gesunden Aehrchen vorkommenden processus erinnernd, sich aber von dem- selben doch stets unterscheidend durch die starke Ent- wicklung der Zähnchen an der Spitze. In seltneren Fällen findet sich dieselbe auch vollständig blattartig ent- wickelt. Namentlich solche Aehrchen, bei denen die um- schliessende Deckspelze vorne nicht verwachsen ist, son- dern wo die Ränder nur übereinandergreifen, zeigen die Vorspelze meistens blattartig entwickelt. In einem solchen 144 Fall zeigte der Querschnitt die Rückseite der Vorspelze mit den Seitenrändern der Deckspelze verwachsen, so dass hierdurch wenigstens im unteren Theil ein voll- ständiger Abschluss nach Aussen hergestellt war. Auf dem Querschnitt zeigte sich ferner der Innenraum der Deckspelze theilweise in 3 Abtheilungen geschieden. Den processus habe ich bis jetzt nicht in befallenen Aehrchen nachweisen können. Wie schon oben angedeutet ist die eigentliche Galle his dahin stets als der veränderte Fruchtknoten an- gesprochen worden und es lässt sich ja nicht leugnen, dass diese Auffassung dem dargestellten Untersuchungs- befund zu entsprechen scheint, nichts desto weniger muss diese Deutung als unrichtig verworfen werden. Im Lauf meiner Untersuchungen kam mir ein befallener Blüthen- stand zu Händen, bei welchem die Deckspelzen mehr oder weniger offen geblieben und demgemäss auch über- all die Vorspelzen entwickelt waren.. Bei einem Seiten- ährchen dieses Blüthenstandes fand ich in der Achsel der völlig blattartig entwickelten und ebenfalls beträchtlich vergrösserten Vorspelze, deren Ränder übereinander fassten, neben der die Würmer beherbergenden Galle eine Blüthe mit 2 gutentwickelten, vollständigen Staub- gefässen, in deren Mitte ein blattartiges Organ stand, welches unten seitlich den Ansatz eines dritten Staub- gefässes zeigte, während die Spitze narbenartig ent- wickelt war und welches jedenfalls als der umgebildete Fruchtknoten angesprochen werden muss. In diesem Fall war also die Galle entschieden nicht der veränderte Frucht- knoten der Blüthe und dürfte schon dieser eine Befund die bis dahin geltende Deutung als misslich erscheinen lassen und beweisend genug sein, um die Galle als eine Neu- bildung sui generis ansprechen zu können, wenn nicht ausserdem noch die Entwickelungsgeschiehte, zu der wir uns jetzt wenden, das auf das Unzweideutigste darthäte. Meine Versuche die Einwanderung der Würmer direkt zu beobachten waren bis dahin stets fehlgeschlagen, weil 145 ich von der irrigen Ansicht ausging, dass die Galle der veränderte Fruchtknoten sei und demgemäss meine Unter- suchungen erst begann, wenn ich annehmen konnte, dass ‚derselbe bereits angelegt sei. Ich fand zu dieser Zeit in der Mitte der Blüthe den vermeintlichen Fruchtknoten bereits bewohnt von allerdings noch im Larvenstadium befindlichen Würmern. Im Frühling 1887 begann ich die Beobachtungen bereits Ende April. An einem am 22. April ausgehobenen Pflänzchen zeigte die Anlage des Blüthen- standes eine Länge von 1.89 mm und waren an derselben die Seitenzweige noch im Höckerstadium. Innerhalb der den jungen Blüthenstand umgebenden Blattscheiden fand ich einwandernde Aelchen in grosser Zahl. Der Trieb war in keiner Weise verändert, sondern sah kräftig und gesund aus. Junge Phleumsprossen, aufgenommen an Stellen, an denen im Vorjahre reichlich befallene Pflanzen gestanden hatten, zeigten die einwandernden Aelchen in geringerer oder grösserer Zahl zwischen den Scheiden- blättern, so dass es nicht schwer war bei ausreichendem Material solche aufzufinden. Die Seitenährchen waren einige Tage später vollständig angelegt und an den Specialährchen waren die Kelchspelzen bereits erkennbar. In einem solchen Aehrchen fand ich die Einwanderer mit dem Kopf in der weichen Zellmasse des Vegetations- punktes fest eingebohrt, so dass dieselben durch Druck auf das Deckgläschen des Präparates nicht zu entfernen waren. Die Kelchspelzen waren etwas grösser als bei den nicht befallenen Aehrchen und zeichneten sich die befallenen Aehrchen durch weissliche Färbung aus. Nach einigen Tagen, Mitte Mai, machte sich dies in noch auf- fälligerer Weise bemerklich, indess waren die Kelchspelzen immer noch länger, als die Deckspelzen, die aber un- befallenen Aehrchen gegenüber ebenfalls bedeutend ver- grössert erschienen. Es gelang mir bei einem Exemplar den Blüthengrund freizulegen und zeigte sich derselbe als eine halbkugelige Erhebung mit flachem Scheitel, in dem die Würmer mit dem Kopf eingebohrt sassen. Anlagen 146 der Staubgefässe waren nicht vorhanden, während die nicht befallenen Aehrchen dieselben bereits enthielten. Gegen Ende Mai fand ich die Deckspelze derartig ver- grössert, dass dieselbe die Kelchspelzen überragte. Der Blüthengrund war bedeutend emporgehoben und über- wallten die Ränder desselben die eingedrungenen Würmer, so dass diese in einer Höhlung lagen. Während dieser Zeit waren die Blüthenstandsanlagen immer noch in den umhüllenden Blattscheiden eingeschlossen. Wenn die jungen Blüthenstände die schützende Hülle verlassen, was bei den befallenen Pflanzen früher geschieht, als bei den nicht befallenen, hat sich die Höhlung nach oben bereits bis auf eine kleine runde Oefinung geschlossen, die in späteren Stadien halsförmig auswächst. Die Vorspelze war bei einigen vorhanden, bei anderen abortirt und scheint es, als ob dies von dem Zeitpunkt der Einwan- derung abhängt, so dass die Vorspelze, wenn dieselbe bei der Einwanderung bereits angelegt war, weiter zur Entwicklung gelangt, im gegentheiligen Fall mehr oder weniger ganz schwindet. Anlagen von Staubgefässen und Fruchtknoten neben der durch die Einwanderung hervor- gerufenen Galle fand ich nicht auf, so dass es hiernach wohl als feststehend anzunehmen ist, dass die Anlage derselben durch die Einwanderung verhindert wird, weil durch den ausgeübten Reiz alle verwendbaren Baustoffe für die Entwicklung der Galle und der umgebenden Hüll- organe verbraucht werden. Nach den Beobachtungen von Prillieux über die Einwanderung von Tylenchus Tritiei Bast, wie dieselben von Sorauer Handbuch der Pflanzen- krankheiten 2. Auflage Bd. I pag. 843 mitgetheilt werden, betheiligen sich an dem Zustandekommen der Gallen die Staubgefässanlagen. Die Einwanderung findet hier nach Anlage der Staubgefässe statt, während die Phleumälchen meinen Beobachtungen nach bereits vor Anlage der Staubgefässe von dem Blüthengrund Besitz ergreifen. Ausserdem werden bei Triticum nach Prillieux nur die Aehrchendeckblätter (glumelles, Kelchspelzen) . irritirt, a 147 während bei Phleum namentlich die Deckspelze (palea inferior, glumella inferior) mit in die Gallenbildung hin- eingezogen wird, da dieselbe durch ihr starkes Aus- wachsen und die Vermehrung der prosenchymatischen Zellen das eigentliche Schutz- und Hüllorgan der Galle bildet. Aus diesen Beobachtungen geht nun ganz unzweifel- haft hervor, dass die Galle, die spätere Larvenkammer, nicht der umgebildete Fruchtknoten ist, sondern ebenso, wie bei Triticum, eine -Neubildung sui generis, wie das oben bereits anderweitig nachgewiesen wurde. Die weitere Entwicklung beruht nur auf Vergrösse- rung der bereits angelegten Theile. Ende Mai enthalten die kleinen jetzt roth gefärbten Gallen noch geschlechts- lose Würmer, die sich von den einwandernden nur durch etwas grössere Länge auszeichnen, bei denen man aber schon die sich entwickelnden Geschlechtsorgane erkennen kann. Die Weibchen und Männchen liegen kreis- oder spiralförmig zusammengerollt. Anfang Juni färbt sich die Galle dunkelroth und enthält vollständig ge- schlechtsreife Würmer. Die Männchen liegen jetzt meistens circumflexartig gestreckt, während die Weib- chen ihre ursprüngliche Lage beibehalten. Die Eiablage beginnt gewöhnlich um diese Zeit. Von Mitte Juni ab enthält die Galle meistens schon einzelne aus den Eiern ausgeschlüpfte junge Larven. Man findet um diese Zeit fast alle Furchungs- und Entwickelungsstadien der Eier vor, da die Eiablage bis zu dieser Zeit anhält. Anfang August ist dieselbe meistens beendet. Die Galle pflegt jetzt braungelb bis braunroth gefärbt zu sein. Die eingewanderten Würmer sind meistens zu Grunde gegangen und finden sich neben der jungen Brut nur noch vereinzelte Eier. Ende August sind die braungelben Gallen ganz von junger Brut erfüllt, die im nächsten Frühling, nachdem die Larvenkammern vergangen sind, in die jungen aussprossenden Phleum- pflanzen, nach kurzem Aufenthalt in der Erde, ihren a Einzug hält und damit den Entwicklungsgang von Neuem beginnt. Wir wenden uns nun zur genaueren Betrachtung der Parasiten selbst und benutzen für diesen Zweck eine Galle, in der dieselben geschlechtsreif geworden sind und mit der Eiablage grade beginnen. Um die Bewohner nicht zu verletzen Öffnet man die Galle am Besten in der Weise, dass man das untere Ende derselben ab- schneidet und nun mit gelindem Drucke von oben nach unten streichend den Inhalt in ein Tröpfchen /, %/, Koch- salzlösung oder Müllerscher Flüssigkeit entleert, weil die Würmer in destillirtem Wasser leicht platzen. Um die- selben zu tödten bedient man sich des Quecksilberchlorids in Form der Langschen Flüssigkeit und gelingt die Fär- bung mitunter durch spirituöse mit Salzsäure angesäuerte Alauncarminlösung. Wie schon oben mitgetheilt enthalten die Gallen 1 bis 3 grössere dickere Weibchen, die meist kreis- oder spiralförmig zusammengerollt sind, von 2 bis 3 mm Länge und 0.2 mm Dickendurchmesser und 1 bis 2 kleinere meist gestreckt oft circumflexartig gebogen liegende schlankere Männchen von 1.2 bis 1.6 mm Länge und 0.048 mm Dickendurchmesser. Bei beiden gelingt es leicht, in der Mundhöhle einen Stecknadel ähnlichen starren Stachel von circa 0.009 mm Länge als bläulich schimmernden Körper wahrzunehmen. Ziemlich schwer ist es die nun folgende doppelte Anschwellung des Oeso- phagus zu erkennen, da die Würmer meist sehr undurch- sichtig sind und das Organ nur sehr fein gezeichnet ist. Leichter zu erkennen sind diese Anschwellungen bei ge- färbten Exemplaren. Die obere Anschwellung ist ziemlich lang und setzt meist stumpf unterhalb des Stachels an, sich beim Weibchen nach unten hin birnförmig erwei-. ternd, während sie beim Männchen meist schlanker zu sein pflegt. Hieran schliesst die zweite fast kreisrunde, untere Anschwellung, in deren Mitte ein kleiner Punkt bemerkt wird. Bei dem Weibchen sah ich nicht weit unterhalb der zweiten Oesophagalanschwellung, an ge- 149 färbten Exemplaren, öfter einen grossen, ovalen, zellen- artigen Körper liegen, den ich nicht zu deuten weiss. Dicht unterhalb dieses liegt der Genitalschlauch, der hier eine Biegung macht und den Nahrungsschlauch verdeckt. Letzterer tritt nur an dem spitz auslaufenden Hinterende oberhalb des Genitalschlauches an der Rückenseite wieder deutlich hervor und endet mit einer sackartigen fast die Schwanzspitze erreichenden Erweiterung. Es gelang mir in einem Fall kurz vor der Schwanzspitze die Afteröffnung zu sehen, die sehr klein ist und deshalb meistens nicht aufzufinden ist. Der Genialschlauch des Weibchens be- ginnt nicht weit unterhalb der zweiten Oesophagalan- schwellung blind, steigt nach abwärts, biegt um und steigt aufwärts etwas höher, als die blinde Endigung, biegt um, schwillt hier auf die doppelte Dicke an und geht nun, immer stärker werdend, an der Bauchseite bis zum letzten Drittel der Körperlänge abwärts, hier sich zusammenziehend, dann eine kurze ovale Erweiterung bildend, die in den Eileiter ausläuft. Dieser bildet vor der wenig vorgewölbten, ziemlich am Schwanzende auf der Bauchseite liegenden vulva eine kurze bohnenförmige Erweiteruug, an die sich eine blindsackartige Endigung anschliesst. Hinter dieser an der Rückenseite endet der Nahrungsschlauch. Die blinde Endigung des Gecnital- schlauches am oberen Ende wird leicht übersehen, weil dieselbe stets von der zweiten Schleife verdeckt ist. Am klarsten stellten sich diese Verhältnisse an einem Exem- plar dar, welches die Eier schon sämmtlich entleert hatte. In Folge dessen war der Genitalschlauch in der oberen Hälfte sehr zusammengefallen, zeigte aber das geschilderte Verhältniss sehr deutlich, nur war das ganze Organ in Folge der vollständigen Entleerung weiter als gewöhnlich nach unten gerückt. An demselben Exemplar gelang es mir auch, die Afteröffnung etwas unterhalb der vulva zu entdecken. Bei dem Männchen sieht man schon bei schwacher Vergrösserung etwas unterhalb der zweiten Oesophagal- 150 anschwellung eine schmale dunkler gefärbte Binde. Unter- halb dieser liegt der die untere Leibeshälfte fast ausfüllende Hodenschlauch, der oben blind endet und sich nach unten hin etwas zuspitz. Den Nahrungsschlauch sieht man an der Rückenfläche entlang ziehen, theilweise durch den Hodenschlauch durchschimmernd und so fast den Eindruck hervorbringend, als ob der letztere ebenfalls eine Biegung an dem blinden Ende machte. Die Schwanzspitze zeigt an der Bauchseite eine kleine Erhöhung, aus der zur Be- gattungszeit die zwei hornförmig gekrümmten spicula her- vorragen. Dicht unterhalb dieser Stelle bemerkt man einen (Juerspalt und setzt sich die ziemlich lang aus- gezogene Schwanzspitze hier an, die beiderseits von einer schmalen, sichelförmigen Hautfalte, die bursa, umrandet ist. Diese ist sehr fein gezeichnet und wird in Folge dessen bei ungünstiger Lage des Objektes sehr leicht übersehen. Wenn man den Wurm zufällig von der Bauchseite sieht, so tritt die bursa beiderseits als deut- licher halbmondförmiger Hautanhang hervor und sieht man bei dieser Lagerung die beiden spicula mit den Spitzen nach unten gegeneinander geneigt liegen. Die massenhaft abgesetzten Eier sind länglich oval circa 0,29 mm lang und 0,085 mm breit. Sie verlassen den mütterlichen Körper ungefurcht. Bald .nach dem Austritt beginnt die Furchung. Der Inhalt theilt sich in zwei ziemlich ganz gleiche Hälften, von denen dann die eine wieder in zwei ziemlich gleiche Portionen getheilt wird. Ich habe diesen Prozess nicht weiter verfolgt. Die kurz vor dem Austritt aus dem Ei befindlichen Würmer liegen innerhalb der Eihülle meistens in der Form einer Acht zusammengerollt und bewegen sich auch in dieser Form innerhalb derselben. Sobald die jungen Würmer frei geworden sind, rollen sie sich spiralig auf und erst bei der Befeuchtung mit Wasser fangen sie an sich zu strecken und schlängelnde Bewegungen zu voll- führen. Die eingetrockneten oder getödteten Larven liegen meistens ziemlich grade gestreckt. Hin und wieder ist a es mir gelungen, ausser dem stets leicht und sehr deut- lich erkennbaren bläulich schimmernden Stachel auch die zweite Oesophagalanschwellung zu erkennen. Die Länge dieser sehr lebenszähen, namentlich der Eintrocknung lange widerstehenden Larven beträgt bis zu 0.9 mm bei einem Dickendurchmesser bis zu 0.015 mm. Die Lebenszähigkeit dieser noch geschlechtslosen Würmer ist dieselbe wie bei den sehr ähnlichen Weizen- älchen, an welchen diese Eigenschaft von verschiedenen Beobachtern des vorigen Jahrhunderts: Needham, Leder- müller und Baker, mehrfach festgestellt wurde. Letzterer hat aus erkranktem vertrockneten Weizen nach 27jähriger Aufbewahrung die Larven durch Wasserzusatz und Wärme wieder zum Leben erweckt. In neuerer Zeit hat Davaine drei Jahre alte Larven unter die Luftpumpe gebracht und nach fünftägigem Aufenthalt im luftleeren Raum durch Wasserzusatz wieder ins Leben zurückgerufen. Auch Leuckart theilt mit, dass eingetrocknete Anguilluliden- larven sicher nach 6 bis 9 Jahren bei Einwirkung von Feuchtigkeit und Wärme wieder zum Leben erwachen. Professor Münster belebte die im Juli gesammelten, trocken aufbewahrten Phleumälchen im December des- selben Jahres in Wasser von + 15° R. nach 5 Stunden. Mir ist es ebenfalls gelungen, in 2- und 3jährigem Herbar- material die Würmer nach mehrstündigem Einweichen der Gallen in lauem Wasser wieder zum Leben zu er- wecken. Die Wiederbelebungsfähigkeit erstreckt sich aber nur auf die Larven, nicht auf die geschlechtsreifen Würmer. Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit der syste- matischen Stellung der Parasiten zu, so genügt schon der erste Anblick, um die Zugehörigkeit derselben zu den Nemathelminten und zwar der ersten Ordnung der- selben, den Nematoden, zu erkennen. Die geringe Körper- grösse, die doppelte Oesophagalanschwellung, die Ab- wesenheit des Schwanzsaugnapfes, die beiden gleichen spicula des Männchens charakterisiren sie ferner als Mit- 10 glieder der kleinen Familie der Anguilluliden. Unter dem Namen Anguillula wurden früher fast alle diese kleinen, theilweise im Schlamm und faulenden Substanzen frei- lebenden oder in Pflanzen schmarotzenden Rundwürmer zusammengefasst und erst die Bearbeitung Schneiders »Monographie der Nematoden« brachte etwas Ordnung in das bunte Chaos der Anguilluliden. Von Claus werden in »Grundzüge der Zoologie, 4. Auflage pag. 435« fünf Gattungen der Anguilluliden aufgezählt: Tylenchus Bast, Heterodera Schmidt, Rhabditis Duj., Diplogaster M. Sch., Anguillula Ehbg. Die beiden ersten Gattungen sind cha- rakterisirt durch die kleine lippenlose Mundhöhle, in welcher ein kleiner Stachel liegt. Die Geschlechtsöffnung der Weibchen liegt ziemlich weit nach hinten und das Männchen besitzt eine papillenfreie bursa. Der hintere bulbus des Oesophagus ist ohne Klappenapparat. Ty- lenchus und Heterodera unterscheiden sich nun haupt- sächlich durch den Umstand, dass bei ersterer Gattung die Weibchen ihre Eier ablegen, während dieselben bei Heterodera im mütterlichen Körper, der unförmig, blasen- förmig aufschwillt, verbleiben. Das abgestorbene Weib- chen bildet für die im Leibe desselben freiwerdenden Em- bryonen eine kapselartige Hülle. In der oben citirten Aufzählung der Gallen erzeugenden Aelchen ist der hier behandelte Schmarotzer sub Nr. 5 unter dem Namen Anguillula Phalaridis (Vibrio Steinbach) von Alexander Braun aufgeführt mit dem Bemerken, dass der Speciesname sich auf den älteren Namen des Nährgrases Phalaris phleoides L. bezieht. Vergleichen wir die oben gegebene Beschreibung des Parasiten mit der systema- tischen Charakteristik der Gattung Tylenchus, so werden wir keinen Augenblick in Zweifel sein können, dass An- guillula Phalaridis in die Gattung Telenchus Bast gehört und zwar würde derselbe Tylenchus Phalarides oder Ty- lenchus Phlei zu benennen sein. Die Beibehaltung der ersteren Speciesbezeichnung würde sich empfehlen, weil dieselbe die ältere ist, die letztere aber aus dem Grunde, 153 weil dadurch die Nährpflanze mit dem gangbaren Namen bezeichnet ist und der Nichtbotaniker nicht erst das Sy- nonymenregister vorzunehmen braucht, um festzustellen, dass Phleum Böhmeri Wib gleich Phalaris phleoides L. ist. Ich möchte deshalb dem Namen Tylenchus Phlei den Vorzug geben. Ausser auf Phleum Boehmeri ist ‚dieser Parasit von Professor Münster auch auf Koeleria glauca beobachtet worden. Mir ist es bis jetzt nicht geglückt, denselben auf. dieser Nährpflanze zu finden, jedenfalls ist derselbe zuerst auf Phleum Boehmeri ent- deckt und demgemäss nach dieser Nährpflanze zu be- zeichnen, zumal er auf derselben ziemlich häufig vorzu- kommen scheint, was schon daraus erhellt, dass man in älteren floristischen Werken häufig die Bemerkung findet, dass Phleum Boehmeri mit sprossenden Blüthen variirt, so in »Mösslers Handbuch der Gewächskunde von Reichen- bach, 2. Auflage 1827 Bd. I pag. 94« und Schmidt »An- leitung zur Kenntniss der natürlichen Familien der Pha- nerogamen 1865 pag. 298, Anmerkung«. Alexander Braun bemerkt über diesen Punkt in der oben citirten Aufzählung: »Die Hüllspelzen der befallenen Aehrchen erscheinen um das zwei- bis dreifache vergrössert, die sonst versteckte Deckspelze tritt weit über dieselben her- vor, was man für einlaubartiges Auswachsen der Spelzen gehalten und solche Exemplare in den Floren irriger Weise als »forma vivi- para aufgeführt hat. Die weitere Frage nun, ob etwa die bei Alexander Braun sub Nr. 4, 5, 6 aufgeführten Schmarotzer: An- guillula Tritici Davain (Anguillula scandens Schneider) Ang. Phalaridis und Anguil. Agrostidis, die von Diesing »Syst. Helminth 1851« unter dem Namen »Anguillula graminearum« zusammengefasst sind, wirklich identisch sind, möchte ich auf Grund der Untersuchungen von Prillieux über das Weizenälchen und meiner eigenen über das Phleumälchen für diese beiden verneinen, da die durch sie verursachten Gallenbildungen wesentliche Verschieden- 154 heiten darbieten, ferner aber auch die nicht geschlechts- reifen Würmer, die Larven, wenigstens in der Grösse verschieden zu sein scheinen. Die Länge der Phleum- älchen beträgt nach meinen Messungen bis zu 0.9 mm, während die der Weizenälchen in einem von Klönne und Müller-Berlin bezogenen Präparat nur bis zn 0.77 mm zeigten. Geschlechtsreife Würmer der Weizenälchen standen zur Vergleichung leider nicht zur Verfügung, ebensowenig gelang es mir, die Arbeit von Prillieux, die mit Zeichnungen ausgestattet ist, zu erhalten. Nach der in Sorauer »Handbuch der Pflanzenkrankheiten 2. Auflage Bd. I pag. 344« aus dieser Arbeit mitgetheilten Abbil- dung eines ausgewachsenen Männchens scheint es mir, als ob diese Thiere plumper und dicker sind als die der Phleumälchen, im Uebrigen lässt die Zeichnung sehr wenig Detail erkennen, da nicht einmal der so charakteristische Mundstachel deutlich hervortritt. Ueber den Bau der Würmer theilt Sorauer, der nach Prillieux referirt, nichts mit, was für eine Vergleichung ausreichend wäre. Werfen wir nun zum Schluss noch einen Blick auf die Resultate dieser Arbeit, so sind dieselben kurz fol- gende: 1. Die Gallen von Phleum Boehmeri, veranlasst durch eine Aelchenspecies, sind nicht wie bis dahin angenommen wurde veränderte Fruchtknoten, sondern Neubildungen des Blüthengrundes. 2. Durch das Eintreten der Gallenbildung wird eine Vergrösserung der Kelchspelzen und namentlich der Deck- spelzen veranlasst, welche letzteren in den meisten Fällen zu einem sehr widerstandsfähigen ringsum geschlossenen Hüllorgan der Gallen umgebildet werden. 3. Die Vorspelze geht in den meisten Fällen ganz verloren oder ist nur rudimentär ausgebildet, wenn nicht, was sehr selten, durch spätere Einwanderung veranlasst, vorkommt, die Deckspelze ungeschlossen bleibt. Dann wird der Abschluss der Hülle durch die in diesem Fall ebenfalls stark entwickelte Vorspelze hergestellt, deren wo 155 Rückseite zuweilen mit den Rändern der Deckspelze verwächst. | 4. Die Parasiten gehören der Gattung Tylenchus Bast. an und sind als Tylenchus Phlei zu bezeichnen. 5. Die Einwanderung der Parasiten geschieht im Beginn der Vegetation zur Zeit, wenn die Kelchspelzen der Aehrchen angelegt sind. An der Gallenbildung sind die Staminalanlagen nicht mit betheiligt, weil dieselben zur Zeit der Einwanderung noch nicht vorhanden sind. 6. Der Lebenslauf der Parasiten vollzieht sich auf derselben Pflanze und nur die geschlechtslose, junge Brut verbringt eine kurze Zeit freilebend in der Erde, um auf andere Pflanzen derselben Art einzuwandern, was beim Beginn der Vegetation des folgenden Jahres geschieht. Figuren-Erklärung. Tafel I. Fig. 1 gesundes Aehrchen von Phleum Boehmeri, 10fach vergrössert. Fig. 2 u. 3 befallene Aehr- chen bei derselben Vergrösserung. Fig. 4 Längsschnitt durch ein Aehrchen; a. Deckspelze, bb. Kelchspelzen, c. die Galle. Fig. 5 Deckspelze aus einem jüngeren, be- fallenen Aehrchen, die Galle schimmert durch. Fig. 6 und 7 jüngere Deckspelzen mit jungen Gallen, die Deck- spelze überragt die Galle nur wenig, ganz junge Stadien. Fig. 8, 9, 10 etwas weiter entwickelte Gallen mit durch- schimmernden Würmern und Vorspelzen in verschiedenen Entwicklungsstadien. Fig. 11 befallenes junges Aehrchen, bei dem die Kelchspelzen die Deckspelze noch über- ragen. Fig. 12. Querschnitt durch die ganz geschlossene Deckspelze, deren Ränder mit der Rückseite der ent- wickelten Vorspelze verwachsen sind, D. Deckspelze und Vorspelze. Fig. 14 Spaltöffnung aus dem Innenraum der Deckspelze, starke Vergrösserung. Fig. 15 (Querschnitt aus der Wandung der Galle, starke Vergrösserung. Fig. 16, 17, 18, 19 Vorspelzen in verschiedener Entwickelungs- form. Tafel I. Fig. 1 u.2 Weibchen. Fig.3 Männchen bei schwacher Vergrösserung. Fig. 4 junger geschlechts- loser Wurm. Fig. 5 Kopfende des Weibchens. Fig. 6 Kopfende des Männchens. Fig. 7 Kopfende eines jungen geschlechtslosen Wurms, um die doppelte Oesophagal- anschwellung zu zeigen; Präparate unter Kochsalzlösung. Fig. 9. Kopfende eines gefärbten Weibchens, g. Beginn des Genitalschlauches, z. der zellenförmige Körper. Fig. 8 Hinterende des Männchens, sp. spiculum, b. bursa. Fig. 10 Hinterende eines gefärbten Weibchens, v. vulva, d. Darm, hervorragend hinter dem Genitalschlauch. Ueber den Nutzen einer geologischen Liandesaufnahme Mecklenburgs, Von E. Geinitz - Rostock. Im Jahre 1873 empfahlen die Herren Landbaumeister Koch und Freiherr von Maltzan-Federow durch einen Artikel »Was haben wir von einer geognostischen Unter- suchung Mecklenburgs zu erwarten?« (Arch. Ver. Natur- gesch. Meckl. 27) die Inangrifnahme einer geologischen Landes-Untersuchung Mecklenburgs, »deren Kosten ver- hältnissmässig sehr gering sind und deren Nutzen für das sanze Land von unberechenbarer Tragweite sein wird«. In dem Vorwort heisst es: »Es ist nicht mehr die primitive Ausnutzung der Erdoberfläche, welche den Grundbesitzer interessirt. Die veränderte Wirthschaftsführung, verbunden mit den stei- genden Lohnsätzen, bedingt zugleich die Kenntniss und Benutzung der dem Auge unsichtbaren Boden - Schätze. Dass diese nur durch geognostische Untersuchungen er- mittelt werden können, muss ich als bekannt voraus- setzen.« Eine weitere öffentliche Anregung brachten im Jahre 1878 die Ausführungen von Herrn Graf zur Lippe: »Ist eine geognostisch - agronomische Durchforschung Mecklenburgs als ein zu erstrebendes Ziel zu betrach- ten?« und von Herrn Wilbrandt-Pisede: »Welchen Nutzen würde die geognostisch - agronomische Durch- forschung Mecklenburgs der praktischen Landwirthschaft verschaffen?« (Landwirthsch. Annalen 1878, Nr. 1 und 11 198 7" Nr.6). Nach Propositionen der Distriete Malchin, Laage und Rostock wurde darauf im Jahre 1878 seitens des mecklenburg. patriotischen Vereins der folgende Antrag angenommen (vgl. Landw. Annalen 1878, Nr. 27): »In Anerkennung des bedeutenden Nutzens, den eine gründliche geognostisch - agronomische Durchfor- schung Mecklenburgs nach verschiedenen Seiten hin haben dürfte, ersucht die Hauptversammlung. das Haupt- Directorium, der Hohen Staatsregierung als angelegent- liche Bitte des patriotischen Vereins vorzutragen: Hoch- dieselbe wolle die Beurtheilung eines solchen Unter- nehmens durch eine aus sachverständigen Naturforschern, fachwissenschaftlich gebildeten Land- und Forstwirthen und Cultur - Technikern zusammengesetzte Commission veranlassen«. Nach eingehenden Informationen seitens des Hohen Ministeriums des Innern, unter Anderen durch Berichte der Professoren Heinrich und Geinitz zu Rostock und nach einem im Jahre 1879 dem Letzteren gewordenen H. Commissorium, durch Orientirungs - Excursionen und Benutzung vorhandener Aufschlüsse sich über den: all- gemeinen geologischen Bau Mecklenburgs zu informiren — welches seit dem Jahre 1882 alljährlich erneuert wurde und über dessen actenmässig gesammelte Er- gebnisse in den 10 bisher erschienenen »Beiträgen zur Geologie Mecklenburgs« (Arch. Ver. Naturgesch. Meckl. 1879—1888), sowie in vielfachen anderen Publieationen Bericht abgestattet worden ist — wurde im Jahre 1886 ein ausführlicher Arbeitsplan und Kostenanschlag einer geologischen Landesaufnahme Mecklenburgs Bea Sein erster Artikel besagt: »Die geologische Landesuntersuchung von Mecklen- burg hat den Zweck, den geologischen Bau, die Boden- -verhältnisse und die Mineralschätze des Landes möglichst genau zu erforschen und für die Wissenschaft und: die wirthschaftlichen Interessen des Landes in’ übersicht- licher Form allgemein zugänglich und nutzbringend dar- 4 v 4 i 3 ; ı ; h 159 zustellen.<« Aus den Gründen der zweckmässigen Ueber- sicht und der bedeutenden Kosten -Ersparniss war der Maassstab 1 : 100000 der Generalstabs-Karte empfohlen, wodurch das Land in 24 (durch Umdruck herzustellenden) Sectionen kartographisch dargestellt werden würde. Zu jeder Section war ein ca. 5 Druckbogen starkes Erläuterungsheft geplant; in diesem würden unter Anderen die chemischen und mechanischen Bodenana- lysen aufgenommen werden; an den Rändern der Karten- blätter sollten typische agronomische und geologische Bodenprofile der kartirten Gegend gegeben werden. Der Plan wurde, durch Druck vervielfältigt, den Districten des patriotischen Vereins zur näheren Prüfung in Rücksicht auf die dabei in Frage stehenden Interessen der Landwirthschaft überwiesen. Der Bericht des Haupt- Directoriums hierüber ging im Jahre 1887 ein. Von nahezu allen Distrieten war die grosse wissenschaftliche Bedeu- tung des Unternehmens anerkannt, auch seine Bedeutung für spätere wirthschaftliche Einrichtungen und Unter- nehmungen, sowie für die allgemeine Landeseultur nicht unterschätzt; indessen erhoffte für die einstweiligen Inter- essen der Landwirthschaft nur ein Theil der Districte eine befriedigende Förderung, während der andere Theil diese Förderung bezweifelte. Die Hohen Grossherzogl. Mecklenburg-Schwerinschen und Mecklenburg - Strelitzschen Regierungen haben sich den Plan zu eigen gemacht und auf dem Landtage zu Sternberg im Jahre 1887 zur Vorlage gebracht. Am 6.. December wurde daselbst beschlossen, die et Erklärung ablehnend abzugeben. — Die Klippen, an denen der Plan gescheitert. ist, waren die Bedenken bezüglich des realen Nutzens und der Kosten der geologischen Landesaufnahme. Die hohe wissenschaftliche Bedeutung einer der- artigen Arbeit ist so allgemein bekannt und anerkannt, dass es überflüssig erscheint, noch Worte darüber zu verlieren. Auch ist dieselbe in den zur Cognition ge- Hr langten Aeusserungen über das geplante Werk ziemlich allgemein anerkannt worden, und ist es nur zu wünschen, dass Mecklenburg, welches in einigen anderen Disciplinen mit an der Spitze der wissenschaftlichen Arbeiten stand, nicht hier hinter fast allen Gulturstaaten zurückbleibe. Dass auch in praktischer Hinsicht eine geologische Landesaufnahme von immensem Nutzen in mannichfal- tigen Beziehungen ist, erhellt eben auch schon aus der Thatsache, dass nahezu jeder Culturstaat seine geo- logische Landesaufnahme hat, welche in verschiedenem Maasse, oft in mehreren neben einander laufenden Unter- nehmungen, die geologischen Verhältnisse des Landes untersucht und zur Darstellung bringt; jedes neu erwor- bene Land wird, z. Th. noch unter militärischer Be- deckung, so bald als möglich geologisch aufgenommen. Im Folgenden sind, wenn auch nicht erschöpfend, die einzelnen Länder Europas, welche geologische Karten, theils abgeschlossen, theils noch in Bearbeitung besitzen, aufgeführt; hierbei sind Special- Karten, welche nur Einzelvorkommnisse berücksichtigen, weggelassen, so z.B. die Karten über Erz- und Kohlenreviere. Deutschland: J Geolog. Uebersichtskarten von: v. Dechen 1:1400000, Bach 1855, Ludwig 1866. Geologisch-agronomische Special-Karte ven Preussen und den Thüringischen Staaten. 1: 25000. (Kgl. preuss. Geolog. Landes- anstalt, Berlin.) Rheinprovinz und Prov. Westfalen. 1:500000, 1883; 1: 800000, 1855 —1865. Hannover. 1: 100000. Schleswig-Holstein. 1: 300000. Ost- und Westpreussen. 1 : 100000. Prov. Sachsen. 1:100000 (Ewald 1864, im Auftrag des Kegel. pr. Minist. für Handel, Gewerbe ete.), und 1:200000 (v. Carnall). Oberschlesien. 1:100000 (Römer 1864). Niederschlesien. 1: 100000 (Roth 1867). Harz. 1: 100000 (Lossen). Aeltere Karten v. Berghaus u. Prediger. Eifel. Mitscherlich, v. Dechen. 1: 830000. Umgegend von Berlin. 1:100000 (Berendt 1884). Thüringen. v. Cotta 1856. Coburg. Geol. Specialkarte des Königreichs Sachsen. 1: 25000 (Kgl. sächs. geol. Landesanstalt, Leipzig). 161 Sachsen. Geol. Uebersichtskarte v. Naumann. 1: 120000. Sächs. Granulitgebirge. 1: 100000. Braunsehweig. 1: 100000. Beide Hessen und Nassau. 1:50000 (Mittelrhein. Verein.) Grossherzogthum Hessen. 1:25000 (Geolog. Landesanstalt, Darm- stadt); Gross, Gutbrecht, Ludwig. Schaumburg. 1:50000. 1867. Würtemberg, Baden u. Hohenzollern. 1: 2830000, 1882; Bach 1860. Würtemberg. 1:50000. Bayern. 1:100000, 1:500000, 1:50000 (Kgl. Staatsminist. des Innern). Oberfranken. 1:500000, 1878. Baden. 1:400000 (Platz). . Elsass-Lothringen. (Geolog. Landesuutersuchung, Strassburg). Luxemburg. 1: 80000. Oesterreich-Ungarn etc.: Oesterreich, deutsch. 1: 144000, 1: 28000 (K. K. geolog. Reichs- Anstalt, Wien). — Ausserdeutsch. 1: 288000. Geol. Uebersichtskarte d. Oester.-Ungar. Monarchie. 1: 1576000, 12 Blätter (v. Hauer 1869 —72). do. nebst Bosnien, Herzegowina, Montenegro. 1: 2016000. Mähren u. Schlesien (Fötterle 1866, Hohenegger 1861). Buckowina (Paul 1876). | Küstenländer und Krain etc. 1:1008000 (Stache 1878). Montenegro. 1:450000 (Tietze 1883). Balkanhalbinsel (Toula 1882). Ungarn. Geolog. Specialkarte (K. Ungar. geolog. Landesanstalt, Budapest). Europ. Türkei. 1:10000000 u. 1: 420000 (v. Hochstetter 1870). Griechenland. Einzelkarten. Belgien. 1:160000 (Dumont), 1:30000 (Königl. geolog. Anstalt), 1:500000 (Dewalque), 1: 800000. Niederlande. 1:200000 (Staring 1858—67). Frankreich. 1:320000, 1:100000, 1:80000 (geolog.-agronom.). (Delesse, Omalius d’Halloy.) Luxemburg. 1877. Schweiz. 1: 100000 (Geol. Commission). Canton Genf etc. 1: 25000 1879. Gr. Britannien und Irland. Uebersichtskarten, und 1: 63360 (Roy. Geolog. Survey). Spanien (Commision del Mapa geolog. de Espana, Madrid). Portugal (Comm. dos trabalhos geolog.); Ribeiro und Delgado 1: 500000 (1876). Spanien u. Portugal. 1:1500000 (de Verneuil 1864); 1: 2000000 (Coello 1879). 162 Italien (Capellini). 1: 1111111 (Rom 1881.) 1: 80000 (z. B. Nizza). Dänemark. Uebersichtskarte von Forchhammer. Schweden. 1:50000 und 1:200000 (Kgl. geol. Bureau, Stock- holm); 1: 800000 (Hisinger); Mittleres Schweden. 1 : 250000 (Törnebohm 1882); Schonen 1: 275000 (Angelin 1877). Norwegen. 1:100000; 1:1000000 (Geol. undersögelse). Russland, 1:400000 (Geol. Comite, Petersburg); Helmersen, Uebersichts-Karte, Gouvernement Kiew 1872, Ostseeprovinzen 1:200000 (Grewingk). Kaukasus. Finnland. 1: 200000 (Finl. geol. Undersökning, Helsingfors 1879). Eine grosse geolog. Uebersichtskarte von Europa ist seitens des internationalen Geologen-Congresses in Vorbereitung. Aussereuropäische Länder, welche staatliche geologische Landes- Anstalten (Geological Surveys) besitzen und geologische Karten herausgeben, sind: Indien, Japan, Australien (S. Wales) Canada, Vereinigte Staaten Nordamerikas; ferner existiren geologische Karten von Brasilien, Chile, Afrika, China, Turkestan, Persien, Sibirien u.s. w. Wenn nun des Weiteren einige Beispiele des realen Nutzens einer geologischen Uebersichtskarte und ihrer Profile und textlichen Erläuterungen gegeben werden sollen, so muss vorher darauf hingewiesen werden, dass dieselben keineswegs erschöpfend sein können, sondern leicht noch eine Menge ähnlicher Beispiele erbracht werden könnte. Ferner muss betont werden, dass, um die verschiedenartigen Nachweise von Karte und Text zu erkennen, es erforderlich ist, sich in dem Werke zu orientiren: das »Lesen« der Karten, so schwierig es auf den ersten Anblick dem ungewohnten Auge erscheint, ist doch für Jeden ein Leichtes, nachdem er sich erst einmal über das zum Ausdruck gebrachte instruirt hat. Zur Erleichterung dieses Einarbeitens war ein einlei- tendes Erläuterungsheft geplant, in dem die Verhältnisse allgemein verständlich dargestellt werden sollten. Mecklenburg, dessen Hauptschwerpunkt in der Land- wirthschaft liegt, wird sich der Einsicht nicht verschliessen können, dass ein Werk, in welchem die geologischen Ver- hältnisse in übersichtlicher Weise dargelegt sind, nicht nur von hohem Werth für den Einzelinteressenten und für die gegenwärtige Lage sein wird, sondern sähe ee WE Se 163 durch seine Darstellung aller Verhältnisse auch für die Zukunft eine Fülle von weiteren Gesichtspunkten liefern wird. Man wird sagen müssen, »dass hier ein dringendes Bedürfniss vorliegt, und dass wir das Gefühl der Ent- behrung nur nicht empfunden haben, weil uns der Ge- danke an solche Hülfe zu fern gelegen«; man wird weiter auch sehen, dass das geplante Unternehmen »weit mehr bieten würde, als was wir augenblicklich entbehren, dass es in bedeutendem Maasse zur Bereicherung der prac- tischen Erfahrung und der agronomischen Kenntnisse beitragen, dass es ein kräftiger Hebel für die Wissen- schaft sein würde, um in den vielen Dingen das Licht hervorzuziehen, in denen die Praxis desselben noch so dringend bedarf«. (Landw. Ann. 1878, S. 45.) Das Kartenwerk soll keine Bonitirungskarte sein. Als das äusserste Maass, bis zu welchem eine staatliche Speecialkartirung gehen kann, ist der Maassstab 1: 25000 anerkannt worden. Da dieser nach Ansicht hiesiger agro- nomischer Autoritäten doch noch zu klein ist, — eine eigentliche Bonitirungskarte müsste etwa im Maassstabe 1:5000 angelegt werden; dies würde die Mittel über- steigen, die ein Staat für derartige Interessen aufwenden kann — so wurde der übersichtlichere kleinere 1 : 100000 vorgeschlagen, dessen Ausführung in absehbarer Zeit und mit bedeutend geringeren Kosten herzustellen sein wird. Aber auch für Bonitirungszwecke hat diese im Wesentlichen rein geologische Karte hohen Werth: Die geologische Karte ist nämlich für die Boniti- rungskarte die unentbehrliche wissenschaftliche Grundlage. Es mag das System der Bonitirung sein, welches es wolle, ein wissenschaftlich exactes und damit wahrheitsgetreues Resultat kann nur erzielt werden, wenn die geologischen Verhältnisse Berücksichtigung finden. Die geologische Karte ermöglicht aber oft schon einen Theil der Bonitirung, da sich in vielen Fällen die einzelnen unterschiedenen Formations - Glieder mit culturtechnischen Werthen decken; ja theilweise kann 164 die geologische Karte sogar noch mehr und in einfacherer Form angeben, als die übliche agronomische Bezeich- nung. Ein Vergleich der agronomischen und geologischen Colorirung des Blattes Lichtenrade der preuss. Special- karte (Berlin, Simon Schropp) wird dies sofort vor Augen führen. Noch ein Beispiel mag angezeigt sein, das des »Sandbodens«: Der Geologe unterscheidet Alluvialsand, Flugsand, Strandsand, Diluvialsand, Tertiärsand u. s. f£. Der Alluvial- sand ist meist kalkfrei und wegen seiner Lage nass, der Diluvialsand kalkhaltig, nur an der Oberfläche entkalkt; ist er von »Decksand« oder »Steinbestreuung« überlagert, so kann ihm von diesen durch die Sickerwässer Lehm und Kalk zugeführt werden; die Angabe von Zwischen- schichten von Kies oder Thon wird weitere Winke über die physikalische und chemische Beschaffenheit des Sand- bodens und seines Grundwassers liefern. Die geologische Kartenerklärung giebt ferner die chemische und mecha- nische Analyse der Sande und giebt auch an, dass die sog. zufälligen Bestandtheile des Sandes, der kalihaltige Feldspath, der phosphorhaltige Apatit, der Kalkstein, in allen unseren frischen Diluvialsanden vorhanden sind, dass die Gerölle der sogen. Steinbestreuung durch ihre Verwitterung den Boden aufbessern u. a. m. Es giebt also die petrographische Bezeichnung des Bodens und Untergrundes das mit Einem Worte und Einer Farben- Bezeichnung, was die agronomische Nomenclatur in mehreren ausdrücken muss. Durch Angabe der Mäch- tigkeit und des Untergrundes wird die geologische Bezeichnung der Sandböden dem Landwirth und Cultur- techniker von hohem Werth, nicht blos für die Beurthei- lung des Bodens nach den physikalischen, sondern auch nach den chemischen Beziehungen. Eine Verzeichnung des tieferen Mergeluntergrundes und der Ortsteinschicht in dem Heidesand der Rostock-Ribnitzer Heide erklärt den eigenartigen Wald-Bestand jenes Bezirkes, giebt über Grundwasser u. a. Aufschluss. Ob Rayolen empfehlens- 6 1 165 werth ist, wird in vielen Fällen direct aus der Karte ersichtlich sein. Ebenso liessen sich die Beispiele von Moorböden, Mergelböden u. s. w. ausführen. Ausdehnung, Mächtig- keit, Beschaffenheit und Untergrund dieser Böden ergeben sich auf den ersten Blick aus der Karte. ‚Durch eine geologische Uebersichtskarte würde »dem Käufer oder Pächter eine wesentliche Grundlage für die richtige Erkennung einschlagender Verhältnisse gegeben werden können«. »Sie würde den Acquisitionen nicht alle Gefahren hinwegzunehmen im Stande sein, sie würde auch nicht zur Aufstellung bestimmter Regeln für die Abschätzung von Grundstücken hinführen können, aber sie würde dem Landmann in einem besonders wichtigen Punkte eine reale Grundlage für seine Schlussfolge- rungen geben.« (Landw. Ann. 1878, S. 44.) — Aus dem soeben Gesagten, sowie den folgenden Bemerkungen ergiebt sich anderseits auch, dass die projectirte geo- logische Uebersichts -Karte die gegenwärtig bestehende Bonitirung des Landes kaum so beeinflussen wird, dass der darauf begründete Theil der Creditverhältnisse ohne Weiteres verändert würde; fast durchgängig würde aber in diesem Falle die Abschätzung des Boden - Werthes (durch Nachweis der Melioriations-Hilfsmittel u. a.) nach der günstigen Seite ausfallen. — Dass die geologische Karte mit ihren Bodenprofilen für die Boden-Melioration von vielseitigem Nutzen ist, wurde schon an genannter Stelle (Landw. Ann. 1878, S. 45) hervorgehoben: »Dieses Bild (durch Karte und Bodenprofile) würde uns oft der beste Führer sein, es würde uns in vielen Fällen die Mittel und Wege an- geben, durch deren Hülfe wir unsere Erträge steigern können, uns selbst mitunter unbekannte Schätze des eigenen Bodens kennen lehren, die wir als ein billiges Mittel zur Hebung der CGultur zu benutzen vermögen.« Kürzlich veröffentlichte der Vorsitzende der Abthei- lung Ackerbau der Deutschen Landwirthschafts - Gesell- 166 schaft, Professor Orth-Berlin, Folgendes: »Es ist fest- gestellt, dass auf vielen Bodenarten der landwirthschaft- liche Betrieb mit Aussicht auf Erfolg nicht betrieben und nicht erhalten werden kann, wenn nicht der grossen Kalkarmuth derselben durch periodische Zufuhr von Kalk und Mergel entgegen gewirkt wird. ... Für viele Ge- genden gehört es deshalb zu den hochbedeutsamen Fragen, zu wissen, welche verschiedenen Hülfsmittel dieser Art dem Ackerbau daselbst nutzbringend zur Verfügung stehen, und rangirt die bezügliche Durch- forschung und die Feststellung dieser Materialien unter den grossen Aufgaben für die Landes-Gultur in erster Linie. ... Es darf sich deshalb auch kein Land und keine Provinz, kein Gentralverein und keine Versuchsstation den bezüglichen Aufgaben entziehen.« Die geologische Uebersichtskarte giebt die Vorkomm- nisse von Mergel, Landkalk, Wiesenkalk, Moor- mergel u. s. w. in ihrer Ausdehnung und Mächtigkeit an, der Text giebt ihre Analysen. Wie anderwärts der practische Nutzen diesbezüg- licher Untersuchungen anerkannt und ausgebeutet wird, mag z.B. der in der »Hannoverschen Land- und Forst- wirthschaftlichen Zeitunge vom 15. October 1884 ver- öffentlichte Bericht des K. Landesgeologen Dr. Laufer in Berlin über die Untersuchungen zur Auffindung von Mergellagern in der Provinz Hannover erläutern. 1874 äusserte sich der K. Oberberghauptmann Ottiliae zu Clausthal über den practischen Nutzen einer geognosti- schen Untersuchung Mecklenburgs. In einem Bericht des Herrn Oeconomieraths Schu- macher-Zarchlin wurde die Wichtigkeit betont, »zu wissen, wo und in welcher Mächtigkeit Material zu Wegebesserungen, Grand, Sand und Lehm zu Bauten, Torf zur Feuerung u. s. w. vorhanden ist, damit diese Bestandtheile ordnungsmässig abgebaut und also mit Sparsamkeit gebraucht werden. Schon jetzt scheint vieler Orten das Wegebesserungsmaterial knapp zu sein, , ß ; g E ’ 3 N a Dr 167 eine sorgfältige Untersuchung wird neue Lager aufdecken, ebenso wichtig ist die genauere Kenntniss des Grund- wassers bei etwa auszuführenden Drain-Anlagen, die Kenntniss des Untergrundes der Pachthöfe, wie über- haupt so namentlich in Bezug auf ausgedehnte Wiesen- flächen, um zu entscheiden, ob diesen die Melioration einer Damm-Cultur zugewendet werden kann, die Auffindung besonderer phosphorhaltiger Mergellager U. S. w.< Wie anderwärts die Deutsche Moorecommission hohen Nutzen stiftet, könnte auch in Mecklenburg eine geognostische Darstellung der Moore die Grundlage für wichtige culturelle oder technische Unternehmungen liefern. Der Nachweis von abbauwürdigen Lagern des phos- phorsauren Kalkes oder des phosphorsauren Eisens kann zur Verwerthung für Düngemittel oft von hoher pecuniärer Bedeutung werden. Solche Lager sind in Mecklenburg nicht selten. Der Nachweis von Thonlagern und ihrer Mächtig- keit, Ausdehnung und Beschaffenheit ist schon jetzt vieler- orts ein dringendes Bedürfniss. Es ist wohl als ein national-öconomischer Schaden zu bezeichnen, dass bei grossen Bauten oft das Stein-Material von ausserhalb bezogen wird, während hier das natürliche Material in derselben Qualität vorhanden ist. Die verschiedenen Kalklager, die z. B. der Kreide- formation angehörig, an vielen Stellen zu Tage treten, lassen sich nach einer geologischen Uebersichtskarte in ihrer Erstreckung und Abbauwürdigkeit verfolgen. Die Karte würde also den. ersten Rathgeber bilden für Fragen nach Anlagen oder Vergrösserungen von Kalkbrennereien, Gementfabriken u. dergl. Durch Beachtung der Streichungslinien der Gebirgs- arten auf der Karte und Untersuchung zu Tage tretender Tertiärsande oder Alaunerden kann ziemlich sicher auf Vorhandensein oder Fehlen von Braunkohle geschlossen 168 werden. So wurden derartige Bestimmungen in Mecklen- burg schon mehrfach durch günstige Resultate bestätigt und können andererseits Versuche nach Kohlen im nörd- lichen Theile des Landes schon von vornherein als nutzlos angegeben werden. Die specielle geologische Altersbestim- mung der Glimmersande im Süden des Landes wird ergeben, ob diese das »Hangende« oder »Liegende« der Kohlen bilden, ob also unter ihnen noch Kohle liegt oder ob sie früher darüber gelegen hatte und später weg- gewaschen ist; nur im ersten Falle wäre somit ein günstiges Resultat für Nachbohrungen zu erwarten. Analoges gilt von den Vorkommnissen von Gvps und Salz. Mit Hülfe der geologischen Karte und des Textes kann man vielfach leicht die Stellen finden, wo Material zu Wegebauten vorkommt, in Heidegegenden Kies: und Lehm, in Mergelgegenden Sand- oder Kiesadern. Diese, sowie die für Pflaster-, Chaussee- oder Bausteine werth- vollen »Felsen« können auf Grund der Beobachtung des Verlaufes der das Land durchziehenden sog. »Geschiebe- streifen« oft auch auf unvermutheten Stellen (so z.B. in Heide-Gegenden, wo sie vom Flugsand verdeckt sind) nachgewiesen werden. Rationelle Ausnutzung derartiger Lager würde viele Kosten an weitem Transport u. =. f. ersparen. Welchen Werth die genaue Darstellung der stehenden und fliessenden Gewässer, der Beschaffenheit ihres Bodens (ob Sand, leicht zu gewinnender Seekalk, an Düngestoffen reiche Modde u. a.) für den Landwirth und den Culturtechniker hat, bedarf kaum einer näheren Auseinandersetzung. Einige Gesichtspunkte betreffs der Forst-Gultur, die sich aus einer geognostischen Karte ergeben, sind an anderer Stelle (Landw. Ann.. 1878, 5. 3, 45) erörtert. Die geologische Karte giebt endlich auch Auskunft über verschiedene bauliche Fragen, z. B. bei Canal- anlagen, Drainage, Brückenbauten u. a. m. Eine Kosten- 169 Ersparniss von 200000 Mark ergab sich bei der neuen Eisenbahnbrücke über die Warnow bei Rostock, nach- dem auf Anregung der geologischen Kartenskizze des Warnowthales durch genaue Bohruntersuchungen die un- vermutheten schwierigen geologischen Verhältnisse er- kannt und vermieden worden waren. Auch für sanitäre und hygienische Untersuchungen, ein Feld, was in der neuesten Zeit eine immer grössere Bedeutung erlangt, wird eine geologische Uebersichts- karte unentbehrlich sein; es sei nur an die Beziehungen des Bodens zu Epidemien und localen Krankheiten, zu Wohnplätzen u. a. m. erinnert. Bei Specialuntersuchungen konnten schon die bisherigen unvollständigen Aufzeich- nungen verwerthet werden. Durch Verzeichnung des Untergrundes, seiner Be- schaffenheit, seines Gefälles u. s. w., ferner durch Be- nutzung von Brunnenprofilen und anderen einschlägigen Daten kann das Kartenwerk auch zur Orientirung über Grundwasser-Verhältnisse dienen und für Anlagen von Brunnen den in hohem Grade dringenden wissen- schaftlichen Rath ertheilen. Der allgemein bekannten Galamität der völligen Unsicherheit in jenen Fragen würde wenigstens einigermassen abgeholfen werden können. — Den von einigen Seiten geäusserten Zweifeln gegen- über, ob das in der vorgeschlagenen Weise ausgeführte Kartenwerk wirklich den versprochenen Nutzen bringen werde, ob dem einzelnen Grundbesitzer ein einigermassen zuverlässiges und erschöpfendes Bild über die bei ihm etwa vorkommenden Mineralien und die anderen an- sedeuteten Verhältnisse gegeben werden könne, ist zu begegnen, dass zwar der grössere Maassstab 1: 25000, welcher den Aufnahmen zu Grunde gelegt werden soll, naturgemäss mehr zur Darstellung bringen würde, dass aber selbst dieser bei weitem nicht Alles ausdrücken kann. Der zur Veröffentlichung gewählte Maassstab 1:100000 genügt, um eine Uebersicht und wissen- schaftliche Grundlage für weitere Specialunter- 170 suchungen zu geben. Nie kann eine Landes- Unter- suchung so detaillirt vorgehen, um irgend ein Mineral- lager im Interesse einer technischen Ausnutzung im Speciellen abzubohren oder etwa Brunnen für Wasser- versorgung zu bohren. Doch werden die Einzelinter- essenten in der Karte und den Textangaben genug Anhaltspunkte zur weiteren Ausnutzung finden, z. B. über die ungefähre Ausdehnung und Erstreckung eines Kalk- und Thonlagers, das Vorhandensein anderer werthvoller Bodenarten, über die wasserführenden Schichten u. s. w. Und oft ist gerade der kleinere Maassstab zum Nachweis des Zusammenhanges einzelner, scheinbar isolirter Vor- kommnisse übersichtlicher als der grosse. Dem Bedenken, dass auf die Erforschung eines mittel- grossen Gutes nur drei Tage verwendet werden könnten, ist zu erwidern, dass durch die Eingangs erwähnten Orientirungs- Arbeiten und anderweite Daten schon ein reiches Beobachtungsmaterial vorliegt, welches sich auf 130 Sectionen der Messtischblätter vertheilt, auch sind einige Theile des Landes schon fast druckfertig bearbeitet. Im übrigen sind die Zeitansätze nach den Angaben anderer, unter gleichen oder ähnlichen Umständen arbei- tender Geologen und nach eigenen Erfahrungen gemacht worden. — Schliesslich sei noch der in dem Plan vorgesehenen Terrainabbohrungen gedacht. Dieselben sollen nicht, wie vielfach angenommen wird, die Hauptsache der Kartirungsaufnahmen bilden, sondern nur aushülfsweise zur Feststellung der Grenzen zweier Bodenarten oder der Mächtigkeit des Bodens, der Beschaffenheit des Untergrundes u. dergl., dienen, wenn andere Aufschlüsse (etwa durch Gräben, Wege- und Eisenbahneinschnitte, Drainagearbeiten, Sand-, Mergel- und Thongruben, Torf- stiche, Brunnenprofile) fehlen resp. nicht ausreichen. Der leicht zu handbabende, 1 bis 3 Meter zu verlängernde Handbohrer ist für den Flachlands-Geologen ein ähnlich unentbehrliches Instrument wie der Hammer, der Compass, 4 } j 3 % k h cn 1 ee ee ee nn Dan | a ee nn 171 das Mikroskop. Anzahl und Entfernung der einzelnen Abbohrungen können der Natur der Sache nach nicht vorher bestimmt werden, sondern müssen sich nach den örtlichen Verhältnissen richten; in einer gleichförmigen Sandheide werden weniger Bohrungen nöthig sein, als auf einem rasch »verschiessenden« Boden. Wo es zweck- mässig erscheint, werden auch tiefere Bohrungen vor- genommen; in den weichen Moorböden kann mit dem Handbohrer bis 15 Meter Tiefe ohne grosse Mühe ge- bohrt werden. | Der im Jahre 1873 an das Grossherzogliche Staats- ministerium gelangte Vortrag des Freiherrn v. Maltzan fasste eine Reihe von Tiefbohrungen ins Auge. In Preussen werden seit 23 Jahren von dem Staatshaus- halts- Etat bedeutende Summen für Tiefbohrungen aus- gesetzt; auch dort ist aber dieses Unternehmen von der eigentlichen Kartirung völlig getrennt. Ebenso kann in Mecklenburg der vorliegende Plan der geologischen Landesaufnahme keineswegs durch dieses Project ersetzt werden, da im günstigsten Falle für 180000 Mark 100 solcher Bohrungen geliefert werden können; denn wenn dieselben überhaupt den entsprechenden Werth haben sollen, müssen sie wenigstens je 120-150 Meter tief gehen, da das Diluvium vielfach über 100 Meter Mächtig- keit hat. Die Tiefbohrungen sind also nur als eine, allerdings sehr willkommene und nützliche, Ergänzung der geologischen Kartirungsaufnahme zu bezeichnen. — Gegenüber dem hohen Nutzen, welchen die geo- logische Landesaufnahme den allgemeinen Landesinter- essen zu bieten im Stande sein wird, erscheinen die Kosten des Unternehmens sehr wohl berechtigt. Durch die gegenwärtigen günstigen Verhältnisse, unter denen die erforderlichen Arbeitskräfte zu benutzen sind, und durch grosse Einfachheit der gesammten Disposition ist der Kostenanschlag — 15 Jahre hindurch je 12000 Mk. — ganz erheblich niedriger, als der entsprechende Etat in anderen Ländern. Das von Maltzan’sche Project war 172 dem Vernehmen nach zu rund 800000 Mk. veranschlagt, eine der K. preussischen Specialkarte sich anschliessende Arbeit auf ca. 400000 Mk.; der sächsische Jahresetat beträgt, ohne Druck der Karten und des Textes, 32000 Mk. auf unbestimmte Zeit. Ich schliesse diese Notizen mit der Hoffnung, dass eine eingehende objective Prüfung der Verhältnisse zu der baldigen Inangrifinahme des den Allgemeininteressen Mecklenburgs nutzbringenden Werkes führen möchte. IL. Kleinere Mittheilungen. ‚nessthlionddi I. Ueber Steppen- oder Fausthühner (Syrrhaptes paradoxus Ill) in Mecklenburg. Von 6. Struck. “ Für manchen Leser des Archivs, denen grössere ornithologische Werke nicht gerade zur Hand liegen, mag es nicht uninteressant sein, wenn ich, bevor ich über das Auftreten der Steppenhühner in Mecklenburg berichte, einige geschichtliche Notizen vorausschicke. Zuerst sollen vor vielen Jahren Steppenhühner bei Sarepta in Südrussland erlegt sein, jedoch ist dies nicht ganz sicher verbürgt. Im Mai 1859 wurde ein Paar bei Wilna erlegt und im Juli fand sich ein anderes Paar in den Dünen bei Zandvoort, das im October geschossen wurde. Zu Anfang Juli zeigten sich in England (Nor- folk und North-Wales) zwei Exemplare, und Ende Juli wurde in Jütland ein einzelnes Steppenhuhn erbeutet. Im folgenden Jahre sollen sich einzelne in Mitteleuropa gezeigt haben, von denen einige erlegt sind. Es ist an- zunehmen, dass auch im Jahre 1862 einige ihre Heimath, die Steppen Centralasiens, verliessen, um die Strassen ihrer Vorgängerinnen aufzusuchen, allein erst 1863 wurde von einer stärkeren Wanderung dieser Vögel nach Europa berichtet. Man hat diesen Zug von Brody in Galizien bis Narau an der Westküste von Irland und von Bisca- rolle in Südfrankreich bis Thorshavn auf den Färöer- inseln beobachtet. Am 6. Mai 1863 wurden zu Solkenitz bei Brünn in Mähren von vier beobachteten Stücken eins . erlegt, fast zur selben Zeit bemerkte man einen kleinen *) Syrrhaptes heteroclitus et Pallasii, Tetrao paradosus, Nema- tura paradoxa, Pterocles syrrhaptes. — »Büldrüd« der Kirgisen, »Sadscha« der Russen, »Sadschi« der Chinesen, »Nukturu«, »Njüp- terjüne und »Boldüra« der Mongolen, »Altin« der Drojedenzen. 176 Trupp bei Pest in Ungarn, demnächst einen bei Wien, einen andern bei Prag. Am 14. erlegte man ein Exem- plar auf einer Heide bei Tuchel in Westpreussen. Am 17. traf man die ersten Schwärme bei Polkwitz in Schlesien, am 20. bei Wöhlau in Anhalt und ebenfalls in Laaland. Am 21. zeigten sich die ersten Gesellschaften auf Helgo- land und an den englischen Küsten, am 22. auf Borkum, Staffordshire und an der Küste von Lancashire, am 24. in der Woltinger Haide in Hannover und am 25. bei Halberstadt ein Flug von achtzehn Stück. Ende des Monats wurden etwa 40 Stück in Sachsen und 20 auf einer Feldmark in Ostpreussen bemerkt. Am 28. flog sich ein Steppenhuhn am Telegraphendraht bei Lingen todt und am 4. Juni wurden noch zwei Stück in der Provinz Brandenburg gesehen. Damit hatte ihr Durchzug durch Deutschland sein Ende erreicht, wie E. F. von Homeyer in seinem trefflichen Buche »Wanderungen der Vögel« angiebt. Auf Borkum lebten sie wie in ihrer Heimath fünf Monate, dann verschwanden sie von der Insel. A. Brehm erzählt, dass hier noch am 1. October mit dem Fernrohre 45 Stück gezählt wurden, am 10. noch 8, am 12. noch 5 und am 13. nur noch 2. Fast zur selben Zeit wurden hier und dort in Deutschland noch einige gesehen, z.B. im Oldenburgischen von Altum, bei Hamburg von A. Brehm. Ihre Rückreise nahm Mitte September ihren Anfang und zwar nicht direct auf Ungarn zu, sondern sie folgten den Seeküsten; so sollen noch am 17., 19., 21. und 22. October welche auf einer Halbinsel Pommerns beobachtet sein. Einzelne vom Zuge abgekommene Steppenhühner zeigten sich im December bei Stuhlweissenburg, am 6. December fünf Stück und später eins in Posen und im Winter in Galizien bei Brody. Ä S Ein solch versprengtes Steppenhuhn, das erste, von dem man in Mecklenburg weiss, wurde zu Gollwitz auf Poel am 8. Januar 1864 beim Scharren im Dung erlegt. Schon einige Tage vorher hatte der Schütze es in seinem 177 Garten bemerkt, wo der Vogel, sich hoch aufrichtend, Samen von trockenen Halmen absuchte. Der verstorbene Kreiswundarzt F. Schmidt in Wismar erwarb das Exem- plar und stopfte es für seine Sammlung aus. Nach seinem Tode gelangte es an das v. Maltzan’sche natur- historische Museum für Mecklenburg zu Waren, woselbst es Aufstellung gefunden hat. In diesem Jahre sind, wie fast überall in Nord- deutschland, in Mecklenburg Steppenhühner in verschie- denen Gegenden beobachtet; anführen kann ich: Am 18. April, so schreibt Herr Lieutenant von Laffert- Parchim an die Redaction der deutschen Jäger- zeitung, wurde ein Volk von 12—14 Stück auf dem Exerzier-Platze bei Parchim beobachtet. Die Thiere waren sehr scheu, liefen mit grosser Geschwindigkeit ein lange Strecke und strichen schliesslich bei unserer Annäherung im schnellsten Fluge davon. Am 25. April sah Herr Oekonom Gierke in Waren auf der dortigen Stadtfeldmark in der Nähe des Weges nach Federow eine Kette von 14 Stück, die bei seiner Annäherung eilig davon strichen. Am 26. April, morgens, fand der Chaussewärter Prahl an der Parchim-Lübzer Chaussee drei Exemplare verendet im Chaussee-Graben. Höchst wahrscheinlich hatten sie sich durch ihren Flug gegen die Telegraphen- leitung Kopf und Hals so stark verletzt, dass in Folge davon der Tod eintrat. 8 Am 29. April fuhr Herr Erbzinspächter Hartwich aus Jabel nach Waren; in der Nähe von Schwenzin fand er einen nie gesehenen Vogel, der durch Verwun- dung eines Flügels sich leicht ergreifen liess, und den er dem Herrn Mehlhändler Weckmann in Waren schenkte. Es war ein schönes Männchen, das sich den linken Flügel stark — wahrscheinlich am Telegraphendraht — beschädigt hatte. Obgleich Herr Weckmann die Wunde des Vogels kühlte und mit Karbol reinigte, ihm auch Futter vorsetzte, starb er schon am andern Morgen. 178 Mit grosser Bereitwilligkeit wurde er dann dem von Maltzan’schen Museum gegeben, welches damit zwei Exemplare besitzt. Am 4. Mai griff ein Dragoner auf dem Exerzier- platze zu Parchim ein Weibchen, das wahrscheinlich von einem Raubvogel geschlagen war. Am 5. Mai fand ein Ackerbürger in Parchim in der Nähe der Telegraphenleitung der Parchim -Lübzer Chaussee zwei todte Weibchen und ein noch lebendes Männchen, dem der eine Flügel abgerissen war. Am 6. Mai sah Herr Klockmann auf seinem Gute Alt-Schwerin bei Malchow das erste Volk Steppenhühner. Am selben Tage beobachtete Herr Revierjäger Schwiedeps zu Kloster Malchow eine Kette von 15—18 Stück; in der ersten Maiwoche Herr Revierjäger Schütt in Malchow in dortiger Gegend 8—10 Stück. Am 7. Mai sah Herr von Storch-Dämelow bei Ventschow 1 Exemplar, welches einige Tage früher auf der von Rostock nach Doberan führenden Chaussee, nicht weit von der Telegraphenleitung gefunden war. Am 10. Mai wurden ‘am Werder bei Waren drei Stück gesehen. Am 11. Mai fand man bei Malchow ein verendetes Exemplar. Am 14. Mai sah Herr Klockmann auf seinem Gute zu Alt-Schwerin bei Malchow eine Schaar von 2—300 Stück und zwar zuerst auf einem Haferschlag, später nur auf der Brache. Sie waren aber so scheu, dass es dem genannten Herrn nur nach stundenlangem Mühen gelang, sich aut etwa 60 Schritte anzupirschen und ein Exemplar zu erlegen. Am 15. Mai berichten die » Mecklenburgischen An- zeigen«, dass bei Doberan in der Nähe der Telegraphen- leitung der Rostock-Wismarer Eisenbahn ein Steppenhuhn im lebenden Zustande mit verletztem Flügel aufgefunden. Vom 16. Mai berichtet dieselbe Zeitung, dass auch bei Plau Völker von 7—12 Stück sich gezeigt haben. Auch a a nn nn nn Au 179 auf dem Gute Karow bei Plau und zu Mandelshagen bei Ribnitz sind Völker von 10—13 Stück gesehen. Am 19. Mai sah Herr Klockmann auf der Alt- Schweriner Feldmark noch drei Stück, später keine mehr. Am 21. Mai wurde im Louisenfelde bei Waren ein Steppenhuhn gesehen. | Am 23. Mai zeigten sich drei Stück an der Chaussee zwischen Clausdorf und Varchentin bei Stavenhagen. Am 29. Mai wurden auf dem Gute Hoppenrade (M. A. d. 2. Juni) durch den Herrn Rentier Eckhorst zwei Stück gegriffen, die Verletzungen an den Flügeln zeigten. Am 30. Mai sah Herr Kähler auf Klink bei Waren in seiner Tannenschonung ein Pärchen. Es ist wohl anzunehmen, dass das Steppenhuhn sich auch noch an anderen Stellen unseres Landes gezeigt hat, und daher kann diese Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Soviel scheint aber doch aus dieser hervorzugehen, dass ihre Zugstrasse mit durch unser Land in südöstlicher nach nordwestlicher Richtung stattgefunden hat, um nach Dänemark und den britischen Inseln, das Endziel ihrer Reise, wie dies 1863 der Fall war, zu gelangen, ebenso stimmt auch die Wanderzeit mit jener durchaus überein. Recht treffend sagt daher der ausgezeichnete Ornithologe E. F. von Homeyer:*) »Das Regelmässige in den Zügen spricht sich sehr be- stimmt in dem Aufsuchen derselben Plätze in den ver- schiedenen Jahren aus. Es lässt sich nunmehr mit srosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die Wanderer früherer Zeiten die Führer der späteren grossen Züge waren, selbst da, wo von einem gewissen Platze aus ein Paar bemerkt und erlegt wurde, indem nicht alle vorhandenen Steppenhühner gesehen wurden.< Ob nun einzelne Pärchen hier im Lande bleiben werden, um zu *) Die Wanderungen der Vögel etc. von E. F. von Homeyer, Leipzig, Grieben, 1881, pag. 380. 180 brüten, wird die Zeit lehren. Für Preussen hat der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten unter dem 25. Mai d. J. nachstehende Bekanntmachung an sämmtliche Kgl. Regierungen erlassen: »Nach viel- fachen Beobachtungen hat sich in diesem Jahre das asia- tische Steppenhuhn, Syrrhaptes paradoxus, in grösserer Anzahl in Deutschland, besonders Norddeutschland, ge- zeigt. Inhaltlich eines von der Allgemeinen Deutschen ornithologischen Gesellschaft zu Berlin an alle Jagd- besitzer, Jagd- und Vogelschutzvereine gerichteten, um Schonung, sowie Mittheilung von Beobachtungen über Lebensweise, Verbreitung etc. des Steppenhuhns bittenden Aufrufs liegt in der Lebensweise desselben die Möglich- keit begründet, es in Deutschland heimisch zu machen und damit eine neue schätzbare Flugwildart einzu- bürgern, sofern ihm namentlich während der ersten Jahre ein ausgedehnter Schutz zu Theil wird. Die Königliche Regierung weise ich daher an, zu veranlassen, dass dem asiatischen Steppenhuhn, soweit es sich auf forstfiscea- lischem Jagdterrain des dortigen Bezirks zeigen sollte, bis auf Weiteres vollständige Schonung zu Theil wird. Auch wolle dieselbe dahin wirken, dass diese Schonung thunlichst auch auf den sonstigen Jagdgebieten gehand- habt werde.« Die Rückreise der Steppenhühner durch Deutsch- land wird, wie schon erwähnt, um Mitte September bis Ende October stattfinden, und es ist mehr als wahr- scheinlich, dass sie dann auch wieder unser Land be- rühren. In diesem Falle möchte ich an alle Mitglieder des Vereins die Bitte richten, nach allen Seiten dahin zu wirken, dass sie, wo sie sich zeigen, geschont werden, Waren, 3. Juni 1888. 181 Nachtrag ı. Bald darauf, als ich im Juni die Notizen über das Steppenhuhn mittheilte, las ich den Erlass des Grossher- zoglich Mecklenburgischen Forst-Collegiums zu Schwerin vom 2. Juni. Er lautet: »Nachdem das Steppenhuhn, Syrrhaptes paradoxus, abermals wie im übrigen Deutsch- land, so auch in Mecklenburg massenhaft erschienen ist und sogar, wie aus Beobachtungen geschlossen werden darf, Anstalt trifft, hier zu brüten, erscheint die Mög-- lichkeit nicht ausgeschlossen, dass dieser Einwanderer sich bleibend ansiedelt, wenn er nicht der schonungs- losesten Verfolgung ausgesetzt wird.« »Um den Versuch zu machen, ob Schonung dazu beitragen kann, diesen Ausländer zu veranlassen, sich bei uns heimisch zu machen, und um dadurch eine Ver- mehrung unserer wenigen Flugwildarten zu befördern, werden die Forstinspectionen hierdurch angewiesen, nicht blos jede Verfolgung, Tödtung und selbst Störung des Steppenhuhnes auf den denselben unterstellten Gross- herzoglichen Jagdgebieten zu verhindern, resp. zu ver- bieten, sondern auch dahin zu wirken, dass Beobachtungen | über die Lebensweise und das Verhalten dieses Vogels angestellt und gesammelt werden.« »Im jagdlichen, wie im wissenschaftlichen Interesse wünscht das Forstcollegium zum 1. Dec. d. J. eine be- richtliche Aeusserung über das Vorkommen des Steppen- huhnes in den verschiedenen Forstinspectionen, über die Erfolge der angeordneten Schonung und über die etwa gesammelten Beobachtungen hinsichtlich der Lebens- gewohnheiten, der Brut, der Nahrung und des Ver- bleibens dieses Vogels.« Hieran knüpfe ich noch einige Angaben, aus denen hervorgeht, dass Steppenhühner noch nach dem 30. Mai bei uns in Mecklenburg aufgefunden und gesehen sind. Es ist daher anzunehmen, dass einzelne Hennen in un- 13 182 serem Lande gebrütet haben. Nach einer Mittheilung in den »Mecklenburgischen Nachrichten< vom 6. Juni fand Herr Inspector Weigel in Bredentin bei Güstrow auf dem Gutsfelde vier todte Steppenhühner. In der Woche vom 17.—20. Juni sah Herr Senator Aven hierselbst auf der Waren’schen Feldmark einige Exemplare. In der Vippe- rower Heide soll, wie Herr Rentier von der Lühe hier- selbst mir am 3. Juli erzählte, ein Steppenhühnernest aufgefunden sein. Ob Eier darin gewesen, habe ich leider nicht erfahren können. Eine flach ausgescharrte Ver- tiefung in der Erde, wie das Steppenhuhn sein Nest her- richtet, würde meines Erachtens nur dann völlige Sicher- heit hierfür gewähren, wenn sich Eier darin gefunden hätten. Nach Ludwig Holtz-Greifswald beträgt die An- zahl der Eier, wenn die Henne sich zum Brüten anschickt, vier. Dieselben haben eine Länge von 17—18 Linien, bei einem Querdurchmesser von 12—135; ihre Form ist rein elliptisch, die jedoch dahin abändert, dass die Eier an dem einen Ende etwas spitzer als am andern sind. Die Grundfarbe wechselt von hellgrüngrau bis schmutzig bräunlichgrau, welche letztere die gewöhnliche ist. Auf diesem Grunde findet sich die meistens feinfleckige, erd- . braune Zeichnung in zwei verschiedenen Tönen. Es wäre nun zu ermitteln, ob sich in dem in der Vipperower Heide aufgefundenen Neste ein oder mehrere derartige Eier gezeigt haben. Wohl halte ich es für höchst wahr- scheinlich, wie schon gesagt, dass einzelne Weibchen bei uns zum Brutgeschäft geschritten sind, allein die Gewiss- heit kann nur durch Auffindung der Eier erbracht werden. Am 4. August hatte Herr Klockmann auf Alt-Schwerin die grosse Güte, mir zwei Steppenhühner zu schicken. Sein Begleitschreiben lautete: »Ich traf heute Morgen — die letzten hatte ge- nannter Herr nach meinem Berichte vom 3. Juni am 19. Mai gesehen — neun Stück dieser Thiere und nahm mir gleich vor, Ihnen ein Paar davon zu schiessen. Am Nachmittage fand ich dieselben. fast auf derselben 183 Stelle, wo in diesem Jahre Kiefern angesamt waren. Zweimal kam ich auf Schussweite heran und erlegte jedesmal ein Stück (Weibchen). Die andern sieben zogen nach dem zweiten Schusse in eine etwa 4jährige Scho- nung, wo ich sie weiter nicht gestört habe. Junge Steppenhühner habe ich bis jetzt hier noch nicht an- getroffen. « Am 6. August sah ich zwischen Eldenburg und Klink hart an der Chaussee auf der Blösse einer Kiefern- schonung zwei Steppenhühner. Bei der Annäherung des Wagens erhoben sie sich geräuschvoll und fielen in einem sanften Bogen in ein Gehölz von gemischtem Bestande ein. Interessant wären sichere Nachweise, ob sie bei uns gebrütet haben; anzuerkennen ist, dass man aller Orten bemüht war, dieses fremde Flugwild zu schonen. An eine dauernde Einbürgerung dieses Steppenvogels in Mecklenburg glaube ich indessen nicht, da unser Land wenig und zu geringe uncultivirte Strecken besitzt. Waren, im August 1888. C. Struck. Nachtrag 2. Wie an vielen Orten, so sind auch hier in Bollbrügge bei Doberan Faust- oder Steppenhühner durchgezogen. Ein Paar hatte sich an den Telegraphendrähten die Flügel schwer verletzt, wurde von Herrn Francke - Bollbrügge gefangen, gefüttert und an die hiesige Forstinspection abgeliefert. Herr Stationsjäger Köpcke hat das Pärchen in eine Drahtumzäunung gesetzt, den Boden innerhalb derselben mit Wellsand beschüttet, in welchem sich die Hühner fleissig baden. Weizen, Buchweizen und Heu- same werden ihnen vorgesetzt und mit Begierde gefressen. Dem Umstande, dass die Verwundungen erst jetzt ge- heilt sind, ist es wohl zuzuschreiben, dass die Hühner bis jetzt noch nicht zur Paarung geschritten sind, wie es wohl anderweitig geschehen ist. | 13* 18% Die sorgfältigen Beobachtungen des Herrn Köpcke werden derzeit dem Grossherzogl. Forstcollegium über- reicht werden. Doberan, 2. Juli 1888. J. F. Soldat. II. Ornithologische Mittheilung. In der mir kürzlich zugesandten Abtheilung I des laufenden Jahrganges des »Archiv« hat Herr G. CGlodius die werthvolle Steenbock’sche Vogelsammlung aufgeführt und mit interessanten Bemerkungen ausgestattet. Ich bemerke zu: | Nr. 58, Cinclus aquaticus, dass ich im Herbst 1867 in Waren ein Männchen erhielt, welches in der Nähe von Schwarzenhof, an einem Bach, der in den Specker See sich ergiesst, erlegt war. So viel ich erinnere habe ich das ausgestopfte Exem- plar dem Museum gegeben. In den Zuflüssen zur Müritz kommt der Wasserstaar nicht selten vor und dürften daselbst die Brutplätze zu suchen sein. Nr. 109. Emberiza schoenicla ist auch häufig in dem Röhricht beim Güstrower Landarbeitshause. Nr. 140. Ardetta minuta ist am Herren- und Tiefwaren- see, wie auch am Kölpinsee nicht selten. Doberan, Mai 1888. J. F. Soldat. Des EN re a ee a Bi a nn 185 III, Bericht über eine Excursion nach Strasburg i. U. und in die Bröhmer Berge. Im Anschluss an die programmmässige Excursion der diesjährigen Generalversammlung machte der Unter- zeichnete am 24. Mai d. J. auf Einladung des Herrn Professor Geinitz mit diesem noch eine Excursion nach Strasburg in der Ukermark. Hier sind es zunächst drei in Ausführung begriffene Tiefbohrungen, die das Interesse des Geologen auf sich ziehen. Die erste, einige Kilometer südlich der Stadt, steckte bei ca. 120 m Tiefe im Septarienthon, der schon bei 54 m vom Tage angebohrt wurde und der durch- bohrt werden soll in der Hoffnung, unter demselben ein gutes Trinkwasser zu finden. Die zweite Bohrung auf dem Marktplatze der Stadt steckte bei ca. 130 m Tiefe noch im Diluvium, ohne bisher genügend gutes Trink- wasser angebohrt zu haben. — Bei weitem das grösste Interesse aber zieht die dritte Bohrung auf sich, die in ziemlich grader Richtung mit den beiden ersterwähnten, etwa 2 Kilometer nördlich der Stadt, auf der Zucker- Fabrik, durch den Herrn Bohringenieur Dehnhardt aus Lübtheen mit Dampfbetrieb ausgeführt wird. Man hatte hier die hübsche Tiefe von 192 m erreicht und das wunderbare Resultat erzielt, nicht nur bei dieser Tiefe noch im ausgesprochenen Diluvium zu stecken, sondern eben aus dieser Tiefe in erheblichen Mengen abgerundete Diluvialgerölle von Faustgrösse und darüber durch die Wasserspülung an das Tageslicht gefördert zu sehen. — Mit grosser Zuvorkommenheit hatte der Director der Zuckerfabrik, Herr Naegele, die wohlgeordneten Bohr- 186 proben ausgelegt, aus denen ersichtlich war, dass schon zweimal Thonschichten durchsunken waren, unter denen dann regelmässig feiner Diluvialsand sich findet, der all- mälig gröber werdend, zuletzt in groben Geschiebegrand bis zu Wallnussgrösse übergeht, ohne jedoch die Grösse der oben erwähnten Geschiebe zu erreichen. — Der Umstand, hier das Diluvium in einer Mächtig- keit anstehend zu finden, wie dies auch nur annähernd bisher noch nicht vorgekommen ist, und das Auftreten der erwähnten grossen Geschiebe ausschliesslich in der Tiefe von 192 m legt die Vermuthung nahe, dass dieses Bohrloch in einem grossen Riesenkessel steckt, in dem die kreisende Bewegung des Wassers zunächst jenen grossen Geschieben die Ablagerung gestattet hat, während dann bei eintretender grösserer Ruhe die übrigen Mate- rialien ihrem Gewicht entsprechend sich abgesetzt haben. Die Annahme eines solchen Riesenkessels dürfte um so weniger als eine unmotivirte Hypothese anzusehen sein, als wir uns an der erwähnten Stelle am Fuss der von Ernst Boll als »Bröhmer Berge« bezeichneten Hügelgruppe befinden, deren hierher gerichteter südlicher Abfall durch das Auftreten zahlloser Strudellöcher die Aufmerksamkeit des Geologen auf sich zieht und einen Fingerzeig giebt, dass wir es hier mit einer Bergerhebung zu thun haben, deren festere Schichten während der Abschmelzperiode der Erosion durch die Gletscherwässer Widerstand leisteten; und die vielleicht noch Jahr- hunderte hindurch die letzten Reste der grossen Ver- gletscherung Norddeutschlands als Localgletscher beher- bergte, um beim völligen Abschmelzen die erwähnten Strudel-Löcher und vielleicht auch einzelne grössere Riesenkessel als Spuren der Thätigkeit zu hinterlassen. Dass in der That die Bröhmer Berge festere Flötz- Gebirgsmassen in sich schliessen, ist bereits bekannt, und so war denn auch der Besuch dieser Hügelgruppe gleichzeitig mit in Aussicht genommen, und wurde, begünstigt durch das schönste Wetter, welches diese | et A a nen u a Ds FE ae Fra Ai ee ee ce er ee 187 anmuthige, einer Thüringer Landschaft sehr ähnliche Gegend doppelt freundlich erscheinen liess, in Ausführung gebracht. — Von Strasburg aus schon beginnt der allmälige Anstieg der nach Südwest sehr schwach, nach Nordost ziemlich steil abfallenden Hügelgruppe; und diese flache südwestliche Böschung ist es, die von Abflussthälern durchfurcht und mit unzähligen grösseren und kleineren Strudellöchern besetzt, den Typus einer Gletscherland- schaft darstellt, ein Bild, welches durch theilweise Be- waldung um so malerischer wird. — Der nordöstliche steilere Abfall, an dessen Fuss das Dorf Wittenborn liegt, hat schroffere Schluchten, mit schönem Laubwald be- deckt, und läuft aus in eine weite Wiesen - Niederung mit einem grossen See bei Gahlenbeck, die nach dem Haff hin ihre Abwässerung hat. — Auf der höchsten Erhebung ist die untersenone Kreide mit bandstreifigen Feuersteinen in einer grossen Grube schön aufgeschlossen, und fanden wir in der Um- gebung eine Reihe von verlassenen Gruben, welche die grosse Ausdehnung dieses Lagers nachweisen. — Sehr zu bedauern ist es, dass der Abbau so wenig rationell betrieben wird, dass in die auf etwa 10 m Tiefe aus- geschachteten Gruben der Abraum in grossen Massen ‚wieder hineingeworfen, und so die Grube für fernere Generationen fast werthlos gemacht wird. Demselben Schicksal werden die verlassenen Gruben, die jetzt voll- ständig verwachsen waren, zum Opfer gefallen sein. Man baut den Kalk ab, so lange er nicht zu schwierig in die Höhe zu fördern ist; dann wird die Grube in weiterem Umkreis in Angriff genommen, der lästige Abraum hineingestürzt und endlich verlassen, um solchen Raubbau dann auf einer anderen Stelle zu beginnen! — Schade um das werthvolle Material! -—— Fast genau in der Richtung nach Nordwest von dieser Kreideablageruug liegen die Lager von Glempenow und Burow bei Treptow, sowie von Samow bei Gnoyen 188 mit derselben untersenonen Kreide, was dies Vorkommen um so interessanter macht, indem die Südost-Nordwest- Richtung die Streichungslinie unserer Mecklenburgischen Kreidelager bezeichnet. Von der Kreidekuppe aus zieht sich eine breite Abfluss-Rinne zum Dorfe Wittenborn hinab, in der eine Ziegelei liegt, die sehr wenig rationell gleichzeitig den Kalk verarbeitet, die aber auch sehr gute Steine brennt, zu denen das Material, ein fetter blauer Thon, einer nicht allzu günstig für die Beob- achtung aufgeschlossenen Grube entnommen wird. — Wenn gleich Petrefacten bis jetzt noch nicht in dem Thon gefunden sind, so weiset doch der Augenschein darauf hin, dass wir den Septarienthon vor uns haben. Der ganze Charakter des Thons, der Einschluss von grossen Gypserystallen und von Septarien spricht dafür; und dürften auch Petrefacten bei tieferem Eindringen in den Thon nicht fehlen, welcher als der Kreide auf- und angelagert anzusehen sein wird. — Ich schliesse hiermit den Bericht über diese inter- essante Excursion, da wir genauere Mittheilungen über die geognostischen Verhältnisse rücksichtlich der ver- schiedenen Bohrlöcher, wie der anstehenden Schichten der Bröhmer Berge aus der Feder des Herrn Professor Geinitz erwarten dürfen. i Güstrow, im Mai 1888. F. E. Koch. 189 IV. Die Oesterreichische Schling- oder glatte Natter Coronella austriaca Laur.”) in Mecklenburg. Schon im XI. Archivhefte (1857) bemerkt BE. Boll pag. 131 zu meinem Verzeichniss der Reptilien Mecklen- burgs: »Wahrscheinlich kommt auch in Mecklenburg der in Pommern lebende Tropidonotus laevis Merr. (Goluber austriacus Gmel.) vor, von welchem ich im Greifswalder Museum ein pommersches Exemplar gesehen habe.« Bezweifelte ich auch schon damals keineswegs die Boll’sche Annahme, um so mehr, da der Verbreitungs- bezirk derselben sich vom nördlichen Scandinavien und England an beinahe durch ganz Europa erstreckt, So hatte ich doch bisher vergeblich gesucht, obwohl ich Jahre hindurch fleissig ophiologische Streifereien unter- nommen hatte. Erst im Juni 1886 gelang es mir durch *) Coronella austriaca Laur. Synops. reptil. pag. 84, 48 tab. 5, fig. 1 (1768). Coluber versicolor Razoum. hist. nat. du Jorat 1, pag. 122, 27 (1789). Coluber coronella Bonnat. Tabl. encyclop. meth. Erepet. Ophiol. pag. 31, 68, tab. 36, fig. 2 (1790). Coluber austriacus Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1174 (1790). Coluber thuringiacus Bechst. in Lac&p. Naturg. d. Amphib. III, pag. 182, tab. I, fig. 2 (1800). Natrix laevis Merr. Syst. Amphib. pag. 101, 36 (1820). Coronolla laevis Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. Isis XX, pag. 539, 1 (1827). Zacholus austriacus Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 190 (1830). Natrix Dumfrisiensis Flem. hist. of Brit. anim. pag. 156,4 (1838). Zacholus laevis Eichw. Fauna caspio cauc. pag. 149 (1842). 190 Zufall die Schlingnatter aufzufinden, und zwar auf einer Waldblösse zwischen Loppin und Malkwitz unweit Mal- chow. Zwischen niedrigem Graswuchs mit Moospolstern durchsetzt sah ich eine Schlange huschen, die ich für eine Kreuzotter hielt. Sofort sprang ich hinzu und es gelang mir mit dem Stock sie so an den Boden zu drücken, dass sie nicht entweichen konnte. Sie ringelte sich zusammen und suchte wüthend um sich zu beissen, allein durch einen schnellgeführten Schlag tödtete ich sie vollends und jetzt erst erkannte ich, dass es keine Kreuz- otter, sondern eine Schlingnatter war. Im Juli 1887, als Herr Rentner L. Dolberg-Ribnitz dem von Maltzan’schen Museum eine hübsche Sammlung von Reptilien schenkte, befand sich darunter ein Exemplar von Coronella au- striaca, erbeutet bei Müritz an der Ostsee, 1'/, Meile nordwestlich von Ribnitz. Beide Exemplare befinden sich in dem genannten Museum. Ob sie auch von andern Ophiologen unseres Landes aufgefunden, ist mir un- bekannt. Wahrscheinlich wird sie von Laien als Kreuz- otter angesprochen, obschon sie damit nicht verwechselt werden kann, wenn man sie genauer betrachtet. Jeden- falls scheint sie bei uns, selbst in Gegenden die ihr zu- sagen, nur spärlich vorzukommen. Wir habenalsoin Mecklenburg drei Arten Schlangen: zweigiftlose (Ringel- und Schling- natter) und eine giftige, die Kreuzotter. Waren, den 5. Juni 1888. C. Struck. 191 V. Litteratur-Notizen. 1. Ueber die Moränenbildungen des norddeutschen Tieflandes. Unserem verehrten correspondirenden Mitgliede, dem Herrn Professor Dr. Berendt in Berlin verdanken wir die Mittheilung einer Arbeit dieses Herrn, die unter dem Titel: »Die südliche baltische Endmoräne des ehemaligen skandinavischen Eises in der Uckermark und Mecklenburg-Strelitz« in der unter Redaction des Herrn Dr. Potonie in Berlin er- scheinenden Naturwissenschaftlichen Wochen- schrift, 1888, Nr. 17, abgedruckt ist. Wegen des grossen Interesses, welches diese Arbeit für die geologischen Verhältnisse Mecklenburgs hat, und um anzuregen zu Beobachtungen über die Fortsetzung der für Mecklenburg von Herrn Berendt begonnenen Studien, wird hierdurch auf die vorstehend erwähnte Arbeit aufmerksam gemacht und kurz daraus das Fol- gende mitgetheilt: Nach einigen einleitenden Worten erläutert der Herr Verfasser zunächst den Begriff von »Endmoränen«, indem er als solche die »vor dem stetig abschmelzenden Gletscherrande noch heute unter den Augen der Hoch- gebirgsbewohner sich bildenden, bezw. sich vergrössern- den Hügel oder Kämme von Gesteinsschutt, zum Theil auch grossen Blöcken« bezeichnet, » welche das Gletscher- eis auf, in oder unter sich mitführt.« »Ganz in derselben Weise« — fährt der Herr Autor dann fort — »musste das skandinavische Eis der Dilu- vial-, Glacial- oder Eiszeit, welches einst von den skandi- navischen Gebirgen herab bis an die Deutschen Mittel- gebirge heran. unser Vaterland bedeckte, falls es ab- schmelzend auf seinem Rückzuge irgendwo längere Zeit 192 Halt machte, so dass an seinem scharfen Südende Nach- schub und Abschmelzen, wie beim Gletscher der Jetzzeit, in der Wage gehalten wurde, sich ein mehr oder weniger deutlicher Kamm, eine mehr oder weniger zusammen- hängende Linie von Schutt- und Steinhügeln bilden, welche diese zeitweise Südgrenze bezeichnet. In über- raschender Weise hat sich diese immer wieder von den verschiedensten Seiten angezweifelte, noch in den jüngsten Tagen aufs entschiedenste geleugnete Steinmoräne nun derartig verfolgen lassen, dass sie in ihrer Längenaus- dehnung bereits auf dem kleinsten Kartenbilde Deutsch- lands zum deutlichen Ausdruck gebracht werden kann. Ich sage in überraschender Weise; denn es ist, wie so oft hinterher, kaum glaublich, wie es möglich war, dass diese Endmoräne in ihrer Deutlichkeit bisher übersehen werden konnte.« Herr Berendt erwähnt sodann der Verdienste E. Boll’s, der schon im Jahre 1846 mehrer Geschiebe- wälle erwähnt, die in nordwestlicher Richtung Mecklen- burg und die Uckermark durchsetzen*); hebt aber hervor, dass diese Angaben, wie die anderer Autoren, im All- gemeinen zu unbestimmt sind, indem sie nicht genügend den grösseren Geschiebereichthum einer Gegend von An- häufungen der Geschiebe zu einem wirklichen Geschiebe- wall trennen; auch Boll’s Angaben lassen erkennen, dass derselbe »nie den Geschiebewall als eine schmale, fortlaufende Endmoräne verfolgt« habe. Der Herr Autor fügt seiner Arbeit eine kleine hübsche Kartenskizze hinzu und weiset durch dieselbe »die Er- streckung der Endmoräne von Oderberg bis Strelitz, zum Theil mit einer zweiten, ein paar Meilen dahinter ge- legenen, von Gerswalde bis Fürstenwerder und bezw. Wendorf bis Neuhof bei Feldberg« als »Ergebniss thatsächlicher Beobachtungen« nach, die der- *) Auch Herr F, E. Geinitz erwähnt in seinen »Beiträgen zur Geologie Mecklenburgs« mehrfach der »Geröllstreifen«, und führt sie als alte Moränen auf. Do A nn 198 selbe später noch weiter nach Preussen hinein aus- gedehnt hat, so dass jetzt der Nachweis über einen acht Meilen langen Zug solcher Endmoränen vorliegt. »Die Breite des Geschiebewalles oder der eigent- lichen Endmoräne schwankt auf diese ganze Erstreckung hin in der Hauptsache nur zwischen 100 und 400 m. Das Doppelte, also 8—900 m, erreichende Verbreiterungen kommen nur ganz vereinzelt an zwei Stellen, einerseits bei Senftenhütte, andererseits bei Ringenwalde vor. Was die Höhe dieses Kammes oder der einzelnen ihn zuweilen zusammensetzenden Kegelberge betrifft, so überragen sie ihre Umgebung um durchschnittlich etwa 5—10, aber auch zuweilen bis 20 m mit mehrfach 35 und 40 Grad erreichendem Böschungswinkel. Ihre innere Beschaffenheit lassen schon oberflächlich die zuweilen dicht bei dicht ans der Gras- und Moosdecke des sie vielfach bedecken- den Waldes hervorblickenden oder namentlich kleine Kuppen und Vorsprünge unverhüllt bildenden Geschiebe- blöcke erkennen. Aufgeschlossen und bis auf eine Tiefe von 8 und 10 m aus richtiger Steinpackung bestehend, in welche nur untergeordnet eine Mergel- oder Sandbank eingelagert ist, zeigen diese innere Beschaffenheit der Endmoränen alle die zahlreichen Steingruben einerseits bei Joachimsthal, andererseits bei Senftenhütte und Cho- rinchen und drittens in der Gegend von Liepe und Oderberg.« | Der Herr Autor kommt durch seine Beobachtungen zu dem Resultat, dass man es auf der erwähnten »Strecke mit zwei grossen gegen W. bezw. WSW. vorgeschobenen bogenartigen Ausbuchtungen der grossen Endmoräne zu thun hat, innerhalb welcher, also gegen O. bezw. ONO., der Geschiebemergel, die alte Grundmoräne, in der Haupt- sache die Oberfläche bildet, während ausserhalb der Bogen weite, anfangs wellige, weiterhin zum Theil völlig eben- flächige und nur von aufgesetzten Dünenkämmen durch- zogene Sandflächen, nach Art des aus Island vor dem Eise bekannten Sandes, sich vorlegen. « 19 Specielles Interesse für Mecklenburg hat der Nach- weis, dass »die eigentliche älteste Moräne«, einen Bogen bildend, durch den schmalen Luzin-See bei Feldberg hin- durchsetzt, und zwar da, wo dieser See »nicht nur seine schmalste, sondern auch durch Steingeröll bekannte, flachste Stelle hat«. Auf etwa Y, Meile südlich Feld- berg erscheint dann diese Moräne »durch deutliche Wasser- wirkung in eine Reihe ziemlich kegeliger, flacher Hügel zerlest, setzt dann aber längs des Feldberg - Neuhöfer Weges in geschlossenem Kamme und fast genau west- licher Richtung zur Lüttenhagener Forst fort.« »Die Ausbildung der Moräne hier bei Neuhof als schmaler, im Ganzen vielleicht 50 m breiter, nur mit Schlehdorn und Besenginster bewachsener Steinwall mitten im fruchtbaren Felde ist so in die Augen springend, dass es kaum verständlich ist, wie sein Bekanntwerden gerade den Greologen so lange sich hat entziehen können.« »Hinter einer sandigen Unterbrechung am Dolgener Theerofen liess sich der Geschiebewall der Endmoräne sodann durch die Warsberge, über die Steinberge bei Goldenbaumer Mühle und zwischen dieser und dem Dorfe Goldenbaum stets in westlicher Richtung aufs schönste weiter verfolgen bis in die Gegend der Willerts- oder Judenmühle. Jenseits derselben biegt die Endmoräne, etwa eine Meile vor den Thoren von Alt-Strelitz, ziem- lich scharf wieder nördlich über den Aussichtsthurm und das Denkmal beim Schweizerhaus und verliert sich, nach Aussage des dortigen Försters, nach Dianenhof zu, um wahrscheinlich, ähnlich wie zwischen Fürstenwerder und Feldberg, vor dem noch breiteren durch die dortigen grossen Seen gekennzeichneten Schmelzwasser - Abfluss von Alt- und Neu-Strelitz abermals auf eine Strecke auszusetzen. « Nachdem der Herr Autor noch einige weitere Mit- theilungen über den östlichen Verlauf der Moräne gegeben hat, sagt derselbe zum Schluss: »Es wird nun in der Folge Aufgabe des Geologen sein, die beiderseitige Fortsetzung sowohl nach Westen wie nach Osten aufzusuchen. Nach 195 Westen, für Mecklenburg, geben dazu die bereits er- wähnten Mittheilungen Bolls über die nordwestliche, besser westnordwestliche Richtung der durch Geschiebe- reichthum ausgezeichneten Landstriche, sowie das in dem vorliegenden Uebersichtskärtchen gebotene Bild der eigen- thümlichen Art des Verlaufes der Endmoräne den besten Anhalt.« Herr Berendt theilt noch mit, dass die erwähnten interessanten Beobachtungen in einer grösseren Arbeit im Jahrbuch der Kgl. Geologischen Landesanstalt für 1837 weiter ausgeführt werden sollen. Möchten diese Mittheilungen die Folge haben, dass nicht nur Geologen, sondern Alle die ein offenes Auge für das Relief unseres mecklenburgischen Bodens haben, die Beobachtungen des Herrn Professor Berendt fortsetzen und das Resultat in unserem Archiv publiziren. 2. Band XV. der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft enthält verschiedene Arbeiten, die specielles Interesse für uns haben. a) Pag. 1 giebt Herr J. Kiesow eine Abhandlung »über @Gothländische Beyrichien«, und eitirt E. Boll’s Arbeit über dies Genus in unserm Archiv 16 pag. 114, wo derselbe die in den meck- lenburgischen Geröllen vorkommenden Beyrichien beschreibt und z. Th. auf einer Tafel abbildet, in- dem er schon damals, 1862, auf die Wichtigkeit dieses Genus für die Beurtheilung des Geognostischen Horizonts der Silurischen Geschiebe aufmerksam macht. Herr Kiesow beschreibt nun 15 Species Bey- richien und bildet sie auf 2 Tafeln ab, von denen 5 Arten, als in Mecklenburg vorkommend, schon von Boll angeführt werden: a. Beyrichia Buchiana Jones. Kiesow, Nr. 4, t. 1; £. 10. b) 196 b. B. Klödeni M. Coy. Kiesow, Nr. 7, t. 2; £. 3. c. B. Klödeni, var. protuberans Boll. B. pro- tuberans Boll, 1. c. p. 122, £. 3. Kiesow, Nr. 8, t. 2; f.4 u.5. d. B. Klödeni, var. nodulosa Boll. B. nodulosa Boll 19331226: Kiesow, Nr. 10, t. 2; £.8u.9. e. B. Jonesii Boll, 1. c. p. 134, f. 8. Kiesow, Nr. 14, t. 2; f. 10 bis 12. (F. 10 und 11 nach Originalexemplaren aus Boll’s Sammlung angefertigt.) Pag. 17 giebt Herr E. Geinitz-Rostock eine Mit-. theilung über »Receptaculitidae und andere Spongien der Meckl. Silurgeschiebe«. Die von ihm aufgeführten Arten stammen aus dem untersilurischen »Backsteinkalk«, und zwar aus Geschieben der Sammlung des Rostocker Mu- seums. — Nach einer kurzen Erläuterung betreffs des Wesens des »Backsteinkalk’s« führt der Herr Autor folgende in Mecklenb. Geschieben gefundene Schwämme auf: 1. Receptaculites aff. Ischadites Koenigi Murch. Der Verf. bespricht hier verschiedene Formen . dieser bald als Receptaculites bald als Ischadites gedeuteten Schwämme und erläutert seine Be- sprechung durch 5 gute Textabbildungen. 2. Gyclocrinus Spaski Eichw. Roemer, Leth. palaeoz. p. 292, t..3., £. 21. 3. Goelosphaeridium cyclocrinophilum Roem. Der Autor bespricht die nahe Verwandtschaft dieser zu der vorigen Art. 4. Astylospongia praemorsa Goldf. spec. (Si- phonia). Confer. K. Martin in Archiv Nat. Meckl. Jahr- gang 31, 1877*) pag. 2. *) Nicht 1878, wie Herr Geinitz anführt. 6) 197 5. Astvlosp. pilula Roem. K. Martin 1. e. pag. 14. 6. A. diadema Kloeden. A. Wiepkeni Martin, 1. e. p. 15. 7. A. castanea Roem. Der Herr Autor‘ führt noch Aulocopium aurantium und A. gotlandicum als seltnere Vorkommnisse auf und bemerkt, dass die Gegend von Stuer sich durch reichliches Auf- treten von obersilurischen Korallen auszeichnet. Pag. 39 findet sich eine bemerkenswerthe. Arbeit: Ueber die Trilobiten der Silurischen Geschiebe in Mecklenburg von Dr. G. Wi- gand in Rostock, Abtheil. I mit 5 taf. Der Herr Autor hat alle grösseren Sammlungen Mecklenburgs durchforscht und beschreibt die fol- genden Arten: 1. Phacops Stokesi M. Edw. — taf. 6; fig. 1. Ph. 4 lineata Ang.*) Ph. elegans Sars & Boek. 2. Ph. Downingiae-Murch. —.t.6; f.2, 3. 3. Ph. dubius Steinh. — 't..6; f. 4. 4. Ph. exilis Eiehw. —t. 6; f. 5. 5. Ph. Panderi Fr. Schmidt. — t. 6; £. 6. 6. Ph. recurvus Linnarss. — t. 6: f; 7. 7. Ph. bucculenta Sjögr. — t.6; f. 8, 9. 8. Ph. Wranseli Fr. Schm. — t. 6; f. 10, 11. 9. Ph. maxima Fr. Schm. — 1. 6; f£. 12, 13. 10. 11. 12. 13. .macroura Sjögr. (Ang) — t.7; £.1. conicophthalma Sars & Boeck. — t. 7; E12. .Wesenbergensis Fr. Schm. — t. 7;.f. 3. . Eichwaldi Fr. Schm. — t. 7; f. 4. *) Aus der reichen Aufzählung der Synonyma des Herrn Verf. führe ich zur Orientirung nur die bekannteren Benennungen auf. 14 ‚eh: Ph; . Liehas illaenoides Nieszk. — 1.7; f£7. . L. aff. illaenoides Nieszk. — t. 7; £. 8. . LxHolmisFr..Schm. 7,18 .L. (Hoplolichas) trieuspidata Beyr. — u D- 198 tumida Ang. — t.7; £.5. marginata Fr. Schm. — t. 7; f. 6. 1.8; D,ıds (Hoplol) prohosceidealDame 7 77 a . efr. pachyrhinu Dalm. . deflexa Sjögr. — t.8; f. 4. . cicatricosa Loven. — t.8: f.5, 6. . confr. gibba Ang. — t.8; £.8. .illaeniformis Wigand. — t.8; f.9. ll UL ulk L L L .L. nasuta Wigand. — t. 8; £. 7. L L . L. triconica Dames. .Illaenus Chiron Holm. — t.9; f.1, 2. AMUER N, ll. Bl 191: crassicauda Wahlenb. parvulus Holm. — t.9; f. 6. sinuatus Holm. — t. 9; f. 3. fallax Holm. — 1.9; £. 9. Linnarssoni Holm. — t.9; f. 4, 5. Ill. Rudolphi Eichw. Leth. Ross. t. 53; f. 6. centrotus*Dalm. -—- t: 9/17. confr. Schmidti Nieszk. spec. — t.9; £. 8. u. 38. Ill. spec. spec. . Cheirurus exsul. Beyr. — t. 10; f. 1. , . . Ch. pseudohemicranium Nieszk. — t. 10; f. 3, 4. . confr. affinis Ang. — t. 10; £.5. . hemieranium Kut. — t. 10; £. 6. . efr. granulatus Ang. — t. 10; £. 7. . efr. tumidus Ang. — t.10; f.8, 9. . cephaloceros Nieszk. — t. 10; f. 10, 11. „Ch: . Sphaerexochus mirus Beyr. — t. 10; f. 13. spinulosus Nieszk. — t. 10; f. 2. variolaris Linnars. — t. 10; f. 12. 49. Amphion Fischeri Eichw. — t. 10; f. 14. 50. Cybele bellatula Dalm. — t. 10; f. 15. 51. C. cfr. coronata Fr. Schm. — t. 10; f£, 16. 52. C. Grewingki Fr. Schm. — t. 10; £. 17. 53. C. Wörthi Eichw. — t. 10; £. 18. 54. Encrinurus punctatus Wahlenb. — t. 10; f. 23. 55. Ener. cfr. obtusus Ang. — t. 10; f. 24. 56. Ener. laevis Ang. — t. 10; f. 25. 57. Acidaspis mutica Emmr. — t. 10; f. 19, 20. 58. Ac. cfr. ovata Emmr. — t. 10; f. 21, 22. Vergleicht man diese Monographie mit dem Na- mensverzeichnisse von Dethleff & Boll im Jahrg. 12, 1858 dieses Archivs, pag. 155, so documentirt sich sofort die wesentlich grössere Vollständigkeit des vorliegenden Verzeichnisses, dessen Werth so wesent- lich erhöht wird durch die Beigabe guter Abbildungen. Nur in einer Hinsicht möchte man dringend eine Ver- vollständigung dieser werthvollen Arbeit wünschen: durch Aufnahme der Boll’schen Benennungen als Syno- nyma zu den Bestimmungen des Herrn Dr. Wigand. Derselbe würde sich ein Verdienst erwerben, wenn er am Schlusse seiner Arbeit noch eine vergleichende Uebersicht über die beiderseitigen Benennungen geben möchte, die sich sehr wohl mit einem alphabetischen Register verbinden lassen würde. F.E.K. 14* 200 v1. Ueber Nuphar pumilum Sm. Zu den seltensten Pflanzen unserer Flora gehört ohne Zweifel Nuphar pumilum Sm., da sie bis jetzt nur in einigen kleinen Seen aufgefunden ist, die alle nahe bei einander liegen; ja nur auf einer einzigen Gutsfeld- mark, nämlich der von Langwitz, zur Gräflich Hahn- Basedow’schen Begüterung gehörig, sich befinden. Als J. Ch. Timm im Jahre 1788 seinen »Prodromus Florae Megapolitanae« herausgab, kannte ’er diese Pflanze noch nicht. Boll sagt in seiner Flora von Mecklenburg (Archiv XIV pag. 209), dass Timm sie erst 1795 ent- deckte und führt als Fundorte an: »im See bei dem Schwinkendorfer Theerofen und in den beiden kleinen Langwitzer Seen unweit Basedow.« Im G. G. Detharding- schen handschriftlichen »Manuale botanicum« von 1809, im Besitze des von Maltzan’schen Museums, finde ich auf Seite 73 unter Nymphaea: »N. minima im Schwinken- dorfer See bei Langritz, Jul.< aufgeführt. In seinem »Gonspectus plantarum Magniducatuum Megalopolita- norum phanerogamarum (Rostock 1828)« findet sie sich pag. 42 als Nuphar pumila DC. verzeichnet mit den Fund- örtern »in dem See bei dem Schwinkendorfer Theerofen, auch in den beiden kleinen Seen bei Langeritz (Timm)«, er giebt weiter darin auf Tafel II eine Abbildung in na- türlicher Grösse in Umrissen, nach der Natur von Heinr. Neuendorff gezeichnet, mit der Unterschrift: Nuphar pu- mila De Gand. Nymphaea lutea ß pumila Timm. Dethar- ding sammelte also die Pflanze nicht selbst an Ort und Stelle, hat sie vielmehr noch von Timm (7 1805) erhalten und dessen Angabe der einen Fundstelle falsch gelesen, indem er statt Langwitz Langritz und Langeritz schrieb. Mit dem Schwinkendorfer See ist aber der See beim Basedower Theerofen gemeint, der auch Schwinkendorfer Theerofen genannt wurde, obwohl er zu Basedow gehört. ME er in > — Hier sammelte ich noch im Jahre 1855 ausser Nuphar pumilum Sm. Drosera anglica Huds., Dianthus superbus L., Saxifraga Hirculus L., Alisma parnassifolium L. et A. na- tans L., Malaxis paludosa L. und Pilularia globulifera L. Es ist aber dieser kleine See beim Basedower Theerofen 1858 oder 1859 abgelassen und damit Nuphar pumilum ver- schwunden, folglich ist dieser Fundort zu streichen. Als alte Fundstellen bleiben also die beiden Seen bei Langwitz. Am 26. August dieses Jahres unternahm ich eine Tour nach Langwitz, um einmal wieder nach Nuphar pumilum Umschau zu halten. Herr Gutspächter Sell- schopp gestattete nicht blos bereitwillig das Begehen der Feldmark, sondern begleitete mich zu den Seen, und Herr Sellschopp jun. befuhr mit mir den Mittel-See, auf dem allein sich ein Kahn befand. Es konnte daher nur dieser See, unweit der Haltestelle Basedow belegen, gründlich abgesucht werden. In seinen stillen Buchten, selbst zwischen dem Röhricht hin und wieder, fand sich Nuphar pumilum Sm. im Verein mit Nymphaea alba L.; vergeb- lich habe ich jedoch nach Nuphar luteum L. gesucht. Im grössten der Langwitzer Seen, dem Dorf-See, wachsen, wie ich aus früherer Zeit wusste, und was auch vom Herrn Sellschopp jun. bestätigt wurde, noch jetzt alle drei Species; ferner kommen sie im Nieke-See und eben- falls im Greten-Moor vor. Lebhaft bedaure ich, dass auf dem teichartigen »Greten-Moor« sich kein Kahn befand, da hier, so viel ich erspähen konnte, Zwischenformen von Nuphar luteum Sm. und Nuphar pumilum Sm. vor- zukommen scheinen. Eine hybride Einwirkung ist ja keineswegs auszuschliessen, möglich daher, dass Nuphar luteo-pumilum Caspary sich hier findet. Es wäre jeden- falls lohnend, könnte man das Greten-Moor daraufhin einmal mit einem Kahne absuchen. Es ergiebt sich demnach, dass auf dem Gute Lang- witz nicht blos im Dorf- und Mittel-See, sondern auch im Nieke-See und im Greten-Moor Nuphar pumilum Sm. nicht eben spärlich vorkommt und dass in a diesem Jahre — Früchte fanden sich erst wenig — ihre Blüthenzeit sich ungemein verspätet hatte. Meine Frage, ob nicht möglicher Weise in einzelnen Seen der benachbarten Güter die kleine Mummel sich ebenfalls noch finden möchte, beantwortete Herr Guts- pächter Sellschopp, der seit vielen Jahren hier wohnt und die ganze Umgegend gründlich kennt, verneinend. Waren, den 25. September 1888. C. Struck. VII, Magneteisensand und Geschiebe- mergelgerölle im Diluvialkies bei Rostock. Von E. Geinitz-Rostock. Die grosse Seitenentnahme der Rostock-Stralsunder Eisenbahn bei Alt-Bartelsdorf n.-ö. Rostock hat mehrere interessante Aufschlüsse geliefert. Das Diluvialplateau zeigt hier eine flache, nach der Generalstabskarte bis 24 m hohe Kuppe von grobem Diluvialkies, der seit Jahren in der städtischen Kiesgrube von Alt-Bartelsdorf abgebaut wird und viele ausgezeichnete Gerölle von versteinerungs- führenden und krystallinischen Gesteinen geliefert hat. Nahe derselben ist die grosse Seitenentnahme der neuen Eisenbahn angelegt, welche folgende zwei Aufschlüsse bot, über die ich hier kurz berichten möchte. 1. Diluvialer Magneteisensand. Der Kies zeigte ebenso wie in der Kiesgrube ganz ausgezeichnet die dis- cordante Parallelstructur (falsche Schichtung) des feinen Sandes, groben Grandes, Kies- und Geröllmateriales in mannigfachstem Wechsel, wie es von stark bewegtem Wasser gerollt und geschichtet worden ist. An einer Stelle war eine mehrere Meter sich erstreckende Schicht von feinerem Grand, welcher mehrere schwarze, wenig Millimeter dicke Zwischenschichten zeigte, gerade so wie man sie täglich am mecklenburgischen Ostseestrand finden kann. Das Material dieser schwarzen Schichten war im a en ra Se un u u rn rn wesentlichen Magneteisen, auch etwas Titaneisen; daneben dunkle Silicate (Augit, Hornblende, Granat); alle Körner gleichmässig hirsekorngross abgerollt. Die Bildung solchen Magneteisensandes ist eine alt- bekannte Erscheinung und an dem Seestrande,*) öfters auch am Strand der Binnenseen, wo die nordischen, Magneteisen führenden Gesteine zerrieben werden, täglich von neuem zu beobachten; es ist nun bemerkenswerth, dass sie auch in den alten diluvialen Sandablagerungen hier zur Beobachtung gelangt ist. Ueber und zwischen den Schichten des Magneteisen- sandes fanden sich eisenschüssige, mehr oder weniger feste verhärtete Sandschichten von ockerbrauner Farbe, und es bot der vielfache Farbenwechsel des gelblich weissen, reinen Diluvialsandes, des schwarzen Magnet- eisensandes und der ockerbraunen eisenschüssigen Lagen ein recht hübsches Bild. Die Verkittung des Sandes durch Eisenoxydhydrat war offenbar durch Oxydation der Magneteisenkörner geliefert und es zeigt sich, dass das Vorkommen von Magneteisensanden in Diluvialsanden ur- sprünglich nicht selten sein kann, da man sehr oft rost- braune Zwischenschichten unvermittelt in Diluvialsanden findet, deren Eisenoxyd nicht von oben einfiltrirt sein kann, sondern durch Veränderung von in situ befind- lichem Magneteisensand gebildet sein wird. 2. Gerölle von Diluvialmergel. Der lange Eisen- bahneinschnitt durch die erwähnte Kuppe zeigte in vor- züglicher Weise die Auflagerung der Sande und Kiese auf unterem Geschiebemergel. Letzterer bildet mehrere kuppenartig hervortretende Erhöhungen, deren zwischen- liegende Vertiefungen von Geröllen und Steinlagern aus- gefüllt sind, während sie selbst theils zu Tage treten, theils von der 6-10 m mächtigen Kiesbeschüttung über- deckt sind. Dass stark bewegtes Wasser im Stande ist, von dem festen Geschiebemergel Bruchstücke abzulösen und zu Geröllen abzurunden, habe ich an der Stoltera *) Vergl. u. A. VII. Beitr. z. Geol. Meckl. 8. 57. 204 bei Warnemünde”) gezeigt. Auch hier hat das stark be- wegte (Süss-)Wasser seinen harten Untergrund bearbeitet und Bruchstücke davon losgerissen und zu kopfgrossen, oft völlig kugelig gerundeten Rollstücken verarbeitet, welche nun in dem Grand in grosser Menge eingelagert sind. Man kann aus dem Vorkommen von festen Roll- stücken des Geschiebemergels schliessen, dass zwischen der Ablagerung des letzteren und der Sedimentirung des Kieslagers eine gewisse Zeit verflossen sein muss, wäh- rend welcher der Geschiebemergeluntergrund sich: stein- artig verhärten konnte. Ich hatte aus ähnlichen Erwä- gungen schon früher den Kies und Sand als mitteldiluvial bezeichnet. Leider sind bisher im Kies keinerlei Diluvial- thierreste gefunden. Eine sehr deutliche Erosion des alten Geschiebe- mergelbodens und Ausfüllung von mehreren parallelen Thälern durch Heidesand ähnlichen Diluvialsand war bei der Seitenentnahme längs des rechten Ufers des Reck- nitzthales bei Damgarten zu beobachten. *) VII. Beitr. z. Geol. Meckl. S. 63—64. 2 Zu ee ee ee Zu a a Ze Bere ne ne Fe u ee ne a a nn el re en mind Pl et un u an III. Vereins-Angelegenheiten. A, Bericht über die 42. Generalversammlung des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg am 22. Mai 1888 in Neustrelitz mit anschliessender Excursion am 23. Mai. Nur eine kleine Anzahl auswärtiger Mitglieder fand sich am Vorabend, den 21. Mai, in Scheibel’s Hötel ein; auch von den einheimischen waren bedauerlich mehrere durch Theilnahme an dem Exerciren der Neustrelitzer _ Schützengilde abgehalten. Mit grossem Jubel wurde der in später Stunde eintreffende Herr Pastor Willebrand, eines der ältesten Mitglieder des Vereins, begrüsst. Dem Programm entsprechend, wurde am Dienstag Morgen der Kaffee in demselben Local eingenommen. Darauf begab man sich nach den Räumen der Gross- herzoglichen Bibliothek, wo die Schätze der reichhaltigen Sammlung der Alterthümer unter freundlichster und sach- kundiger Führung des Herrn Archivars Dr. von Buchwald besichtigt wurden. In der dann besichtigten Görner’schen Petrefakten-Sammlung erregte namentlich der Reichthum an Versteinerungen aus dem Silur und dem Jura die Be- wunderung der Anwesenden. Während des darauf in Strübing’s Restaurant ein- genommenen Frühstücks trafen noch einige Theilnehmer ein, welche mit dem Lloydzuge angekommen waren, und begab man sich dann nach dem stattlichen Bau der Grossherzoglichen Bürgerschule, in deren Festsaal die Generalversammlung abgehalten wurde. an Ueber die Verhandlungen dieser Generalversamm- lung hat der Herr Realschullehrer M. Haberland das nachstehende Protocoll geführt: Protocoll über die Verhandlungen der 42. Generalversammlung des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, abgehalten am 22. Mai 1888 im Festsaal der Bürgerschule zu Neustrelitz. Die in der Einladung durch den Vorstand mitgetheilte Tagesordnung lautete: a) Eröffnung der Versammlung durch den Vorsitzenden. b) Begrüssung der Theilnehmer, im besonderen der auswärtigen Mitglieder, durch den Localvorstand. c) Jahresbericht des Secretairs (Rechnungsablage pp.) d) Bericht des Secretairs über den Fortgang des Drucks von »Bachmann Repertorium der Landeskundl. Lite- ratur Mecklenburgs«, und Vorschläge betreffend den Verlag des Werks, sowie Beschluss darüber. e) Bericht der Commission für Herausgabe einer Flora über den Stand der Angelegenheit. f) Event. Wahl von Ehren- und correspondirenden Mitgliedern. g) Neuwahl des Vorstandes. h) Bestimmung des Orts für die nächste Generalver- sammlung. i) Wissenschaftlicher Vortrag. k) Schluss der Generalversammlung. Die Präsenzliste weist folgende Theilnehmer auf: F. E. Koch, Oberlandbaumeister, Güstrow, Brauns, Oberlehrer, Schwerin, Fr. Bachmann, Rector, Warin, A. Raddatz, Director, Rostock, Fr. Geinitz, Professor, Rostock, Willebrand, Pastor, Zapel, a 207 A. Brückner, Präpositus, Schloen, Wohlfarth, Schulvorsteher, Weissensee, Dr. Griewank, Medicinalrath, Bützow, C. Struck, Gymnasiallehrer, Waren, F. Hollien, Oberkirchenraths-Secretair-Schwerin, Heiden, Lehrer, Rostock; aus Neustrelitz nahmen Theil: Dr. Peters, Geh. Medicinalrath, Dr. Götz, Obermedicinalrath, Hustaedt, Baumeister, G. Herzberg, Baumeister, Dr. 0. Zander, Apotheker, M. Rakow, Rechtsanwalt, M. Haberland, Realschullehrer, und Dr. Müller, Schulrath; als Gäste waren zugegen: Oldenburg, Lehrer, Neustrelitz, und E. Schmuhl, Lehrer, Neustrelitz. Ada) der Tagesordnung: Kurz nach 1!/, Uhr wurde die 42. Generalversammlung durch den Vorsitzenden, Herrn Oberlandbaumeister Koch, eröffnet. Ad b) d. T.-O.: Namens des Localvorstandes begrüsst Herr Geh. Medicinalrath Dr. Peters mit warmen Worten die Erschienenen. Ey Hierauf vertheilt der Vorsitzende eine Anzahl Druck- sachen, die ihm zu diesem Zweck zugegangen sind, und verliest ein Schreiben des Herrn Dr. Adam, Director des Realgymnasiums zu Schwerin, worin derselbe sein Fern- bleiben mit körperlichem Leiden entschuldigt. Als Revisoren der vorgelegten Jahresrechnung werden per accl. gewählt Herr Rechtsanwalt Rakow und Herr Apotheker Dr. Zander, beide aus Neustrelitz. Ad ce) d. T.-O. verlieset der Secretair nachstehenden Jahresbericht. Meine Herren, dem hergebrachten Usus gemäss be- ginne ich meinen Jahresbericht heute damit, Ihnen den Mitgliederbestand vorzutragen. Leider habe ich kein ganz 208 günstiges Resultat mitzutheilen; war schon am Schluss des vorletzten Vereinsjahrs der Bestand der ordentlichen Mit- glieder von 339 auf 336 zurückgegangen, so weiset unser diesjähriges Verzeichniss nur 324 ordentliche Mitglieder nach, und wenngleich dies noch immer eine ganz respec- table Zahl ist, so empfiehlt es sich doch, dass jeder in seinen Kreisen dahin wirke, dass neue Mitglieder sich dem Verein anschliessen. Ich werde mir später erlauben, Ihnen einen Vorschlag in dieser Beziehung zu machen. Wie gesagt, schliesst das Mitglieder-Verzeichniss von 1886-87 ab mit der Zahl von . '. vo VUt Bee Durch Austritt haben uns verlassen die Herren: von Bülow - Bützow; von Dewitz - Roggenhagen; Draeger -Sternberg; Fanter-Parchim; von Flotow- Teutendorf; Foth - Doberan; Lütjohann - Bützow; en ; Schmidt-Neustadt; Schröder-Zwee- orf; Steinohrt - Bützow; Süsserott - Güstrow; zu- ii S SM ASGEE Durch den Tod ausgeschieden sind seit dem Abschluss des vorletzten Verzeichnisses 6 Total-Abgang 20 bleiben. 316. Dazu neu temrelreten „ee zusammen 327 davon aber gehen ab die drei bei der vorigjährigen jährigen Generalversammlung zu corresondirenden Mitgliedern ernannten Herren: Goebel, Goette und Gottsche zusammen . . 3 so dass der jetzige Bass in Ucherein he mit dem im Archiv abgedruckten 41. Verzeichnisse erstebUrttt. 1% RE BP Von den durch den Tod ausgeschiedenen Mit- gliedern habe ich im Jahresbericht des letzten Archivs bereits erwähnt der Herren Ackermann, Vogel und Weitzel; weiter sind unserm Kreise entrissen die Herren: Landssteuerdirector von Oertzen in Rostock, Pastor Reinke in Kaebelich, Mitglied des Vereins seit 1865, gestorben im Februar 1887, Medicinalrath Dr. Sthamer in Wismar, Mitglied seit 1851, dessen ich mit besonderer Theilnahme sedenke, da er während der vier Jahre, dass ich in Wismar wohnte, mein Hausarzt war. Der in unserm letztjährigen Archiv aufgeführte Be- stand von 324 Mitgliedern ist leider schon wieder in 209 etwas alterirt durch das am 23. April d. J. erfolgte Da- hinscheiden des Herrn Realgymnasial-Oberlehrers Simonis in Güstrow, der, noch in den besten Jahren stehend, seiner erfolgreichen Thätigkeit als Lehrer und Botaniker durch die tückische Krankheit, der Diphteritis, entrissen wurde.*) Die Zahl der Ehrenmitglieder des Vereins ist die gleiche geblieben wie im vorigjährigen Verzeichniss, indem der in der letzten General-Versammlung schon erwähnte bedauerliche Abgang des Herrn Hofrath Dr. Stöckhard zu Tharandt ersetzt worden ist durch den Herrn Geheimen Bergrath Hauchecorne, Director der geologischen Landesanstalt und Bergacademie in Berlin. Dagegen haben wir den Verlust von zwei correspon- direnden Mitgliedern zu beklagen; und zwar Beide erst dahin geschieden, nachdem bereits die Liste der Vereins- mitglieder gedruckt war. Zunächst starb in diesem Jahr, hochbetagt, der Herr Kirchenrath Prozell, als Emeritus in Friedland wohnend, Mitglied des Vereins seit 1848, dem zweiten Jahr des Bestehens des Vereins, und im Jahr 1874 auf der Gene- ral-Versammlung zu Wismar zum correspondirenden Mit- gliede ernannt. — Früher Pastor zu Hinrichshagen bei Woldesk, verdankt ihm der Verein die den früheren Heften beigegebenen meteorologischen Tabellen nach Be- obachtungen zu Hinrichshagen. Dann aber wurde dem unterzeichneten Secretair die betrübende Todesanzeige von dem am 28. April d. J. durch einen Schlaganfall erfolgten Ableben des Herrn Geheimen Bergraths vom Rath zu Bonn, Professor an der Universität daselbst. — Unerwartet ist er der Familie wie der Wissenschaft entrissen! Seit 1884 correspon- direndes Mitglied des Vereins, weisen die Bibliothekver- zeichnisse alljährlich eingehende Geschenke, Leistungen des Verstorbenen auf dem Gebiet der Geologie, nach. — Lassen Sie uns, meine Herren, den aus unserm Verein durch den Tod uns entrissenen Mitgliedern ein ehrendes Andenken bewahren! (Alle Anwesenden erheben sich von ihren Sitzen.) *) Hoffentlich findet sich ein Biograph für diesen Dahingeschie- denen, der Mitglied des Vereins seit 1862 war und dem der Verein so manche botanische Mittheilung verdankt. — Sein nachgelassenes SIEIDAELIT wird von besonderer Wichtigkeit für die Güstrower Local- ora sein. 210 Die 11 neu eingetretenen Mitglieder sind die Herren: | Privatdocent Dr. Oltmanns-Rostock; Eisenbahn- Director Portius- Waren; Oeconomierath Berg- mann-Dahmen; Rechtsanwalt Senator Heuck- Waren; Pastor Behm-Parchim; Professor Dr. Falckenberg-Rostock; Ruben, Candidat der Gartenkunde, jetzt zu Bethel bei Bielefeld; Stud. math. u. rer. natur. Mie-Rostock; Amtsregistrator Schuwendt-Warin; Stud. med. Burmeister- Rostock und Dr. med. Engelhardt-Röbel.*) Heissen wir sie willkommen in unserm Kreise! Die freundlichen Dankschreiben der im vorigen Jahre zu correspondirenden Mitgliedern ernannten Herren Goebel, Goette und Berendt lege ich hiemittels der geehrten Versammlung vor. | Die Eingänge zur Bibliothek sind in gewohnter Weise an die .Universitäts-Bibliothek abgeführt; und sind die von der Universität als Jahresbeitrag stipulirten 150 Mk. richtig eingegangen und in Einnahme gestellt. Ich kann nicht umhin, bei dieser Gelegenheit dankend der Hülfe zu gedenken, die mir bei meiner beschränkten Zeit durch den Gymnasiallehrer Herrn Klingberg in Güstrow geworden ist, der die Eintragung der Eingänge in das nach Neujahr "angelegte neue Bibliothek - Ver- zeichniss freundlichst übernommen hat. Die Tauschverbindungen des Vereins betref- fend, so standen wir nach dem vorigjährigen Bericht mit 132 gelehrten Körperschaften im Schriftenaustausch. Diesen sind in neuerer Zeit noch hinzugetreten: 1. Die »Botanisk Forening zu Kopenhagen.« (Durch Vermittelung des Herrn Marine-Stabsarztes Dr. Krause in Kiel.) 2. Die Gesellschaft der Naturforscher in Kiew. 3. Die Linnean Society in London, so dass wir jetzt mit 135 Instituten in Verbindung stehen, während uns ausserdem noch in Gegensendung unseres Archivs zugehen: *), Zu diesen kommen noch beim Druck dieses Berichts die fol- genden 8 seit der Generalversammlung eingetretenen Herren hinzu: Kutschbach, Apotheker, Neustrelitz; Naegele, Director der Zuckerfabr. Strasburg; Dehnhardt, Bohringenieur, Lübtheen; Wagner, Stationsjäger, Warin; Franke, Realgymnasiallehrer, Güstrow; Lau, Cand. prob., Güstrow; Rassmus, Gymnasial- lehrer, Lissa, Posen; Lustig, Ingenieur, Bombay, Indien, 211 Dr. F. Karsch: Entomologische Nachrichten. Die Berichte und Arbeiten der Commission zur Unter- suchung der deutschen Meere in Kiel, und Die Schriften der Norske Nordhavs - Expedition zu Christiania. Den Druck des diesjährigen Archivs betref- fend, so habe ich die Freude, Ihnen jetzt schon ein fer- tiges Probeheft von der 1. Abtheilung vorlegen zu können, und bemerke, dass der Buchbinder mit dem Heften fertig*) und beim Einschlagen der Hefte beschäftigt ist, so dass gleich nach der General-Versammlung die Versendung beginnen kann. Ueber den Druck des Bachmann’schen Re- pertoriums werde ich Ihnen bei dem nächsten Punkt der Tagesordnung Bericht erstatten. Wir kommen jetzt zur Rechnungsablage. Das Ihnen vorgelegte Cassabuch mit 19 Einnahme- und 15 Ausgabe-Belägen weiset einen auf 1790,77 Mk. in die Höhe gegangenen Umsatz nach und schliesst ab mit einem Ueberschuss von 6,59 Mk. Bei diesem scheinbar günstigen Resultat ist zu be- merken, dass in den Ausgabepösten noch eine Forderung der Waltenberg’schen Buchdruckerei mit ca. 300 Mk. für den Druck der 2. Abtheilung des Archivs nicht berück- sichtigt ist; dagegen aber auch der Unterzeichnete keinen Gebrauch gemacht hat von der in voriger General-Ver- sammlung gestatteten Aufnahme von 150 Mk. zur Deckung des vorigjährigen Deficits! Ich habe von dieser Bewilligung aus dem Grunde keinen Gebrauch gemacht, weil ich die Ueberzeugung habe, dass in dem jetzt beginnenden Jahre durch Er- mässigung der Druckkosten des Archivs wir, ohne das Capital-Vermögen zu schwächen, wieder mit dem Stande unserer Casse in Ordnung kommen können. Die Abtheilung I des in Händen der geehrten Mit- glieder befindlichen Archivs 41 hat nämlich mit den ar- tistischen Beilagen gekostet . . . . . .. 911,42 Mk. Die hier vorliegende Abtheilung I des Archivs 42 kostet nach den mir vorliegenden | Rechnungen IFER TERN. 59 . 548,40 Mk. mithin weniger 363,00 Mk. *) Der von dem Herrn Rector Bachmann hiezu ausgesprochene Wunsch, dass die Archivhefte nicht mit Draht, sondern mit Zwirn ge- heftet werden möchten, ist bei diesen Heften schon zur Ausführung gebracht. 212 so dass durch diese Minderkosten schon reichlich das erwähnte Defieit gedeckt ist. Ich bitte daher die verehrliche Versammlung, den von mir vorgelegten Rechnungsabschluss nach vorgenom- mener Prüfung genehmigen, und die Uebernahme der noch schuldigen Waltenberg’schen Rechnung auf den fol- genden Jahrgang bewilligen zu wollen.”) Die in voriger Generalversammlung zu Schleppnetz- fahrten in der Wismar’schen Bucht bewilligten 200 Mk. aus dem Gapitalvermögen sind mit 199,05 Mk. zur Ver- wendung gekommen, worüber die Beläge das Nähere nachweisen. Das Capitalvermögen ist durch diese Aus- gabe auf 800 Mk. reducirt, wie die Abrechnung in fine des Cassabuches nachweiset. Das sehr befriedigende Resultat der Schleppnetz- fahrten, worüber ich schon pag. 273 des letzten Archivs kurz referirt habe, lege ich Ihnen in dem neuen Archiv 42 in einer werthvollen Arbeit des Herrn Professor Dr. Braun vor. Damit schliesse ich den Jahresbericht über das 42. Vereinsjahr. Entsprechend der bei der vorigen Generalversamm- lung gegebenen Anregung, durch directe Aufforderung zu versuchen, die Mitgliederzahl zu erhöhen, schlägt der Vorsitzende nach Verlesung des Jahresberichtes vor, eine Anzahl Hefte, welche die Vereinsnachrichten vom letzten Jahr, das Mitgliederverzeichniss und das Verzeichniss der gelehrten Gesellschaften enthalten, mit denen wir in Tauschverbindung stehen, anfertigen zu lassen und zu versenden. Nach längerer Debatte, in der sich Bachmann nur für Versendung von Aufforderungen erklärt, Struck Aufforderungen in den Zeitungen für genügend, Brückner die Mitgliederzahl überhaupt für gross genug hält, wird der Vorschlag des Vorsitzenden angenommen und auf Vorschlag von Willebrand beschlossen, die Hefte an die Districtsvorsteher des patriotischen Vereins mit der Bitte um Vertheilung zu schicken und ausserdem, so weit der 'Vorrath reicht, an die CGollegien derjenigen höheren Lehr- *) Der Vorschlag wird von der Versammlung genehmigt. Eu i* ; RE 2 ne ge win an Fe a le ST Nr re een Alte ee er A 213 anstalten, welche bis jetzt gar nicht oder nur schwach im Verein vertreten sind. Ad d) der T.-O. werden die ersten 10 Bogen des Bachmann’schen Werks der Versammlung vorgelegt, und trägt der Secretair vor: das Werk wird im Ganzen ca. 25 Bogen umfassen; die Druckkosten werden sich bei einer Auflage von 900 mit Rücksicht auf das vorliegende Format a Bogen zu 60 Mk. gerechnet, auf . 1500 Mk. Buchbinderarbeit, Druck der Umschläge pp. auf 200 Mk. Zusammen also auf rund 1700 Mk. belaufen. Davon sind durch die von dem hohen Land- tag bewilligte Beihülfe 1000 Mk. gedeckt; es sind somit noch 700 Mk. aufzubringen, und steht nun zur Frage, ob der Verein selbst den Verlag und das damit verbundene Risiko übernehmen will, oder ob die Versammlung auf ein Abkommen eingehen will, welches der Vorstand unter Vorbehalt der Genehmigung durch die Generalversamm- lung mit dem Besitzer der Rathsdruckerei in Güstrow, C. Waltenberg, getroffen hat. Nach eingehender Be- rathung unter Vorlage einer aufgestellten Berechnung über die Möglichkeit der Deckung der erwähnten 700 Mk, wird nach Verlesung des mit Herrn Waltenberg getrof- fenen Abkommens auf Vorschlag der Herren Geinitz und Struck der Beschluss gefasst, dass dem Herrn C. Walten- berg auf Grund des erwähnten Abkommens der Verlag des Bachmannschen Repertoriums zu überlassen ist. — Dies Abkommen enthält die Bestimmung, dass Herr Wal- tenberg verpflichtet ist, jedem Vereinsmitgliede, welches sich innerhalb der Zeit von 4 Monaten nach vollständigem Erscheinen des Werks meldet, dasselbe zu dem Preise von 2,75 Mk. zu überlassen. Ad e) der T.-O. berichtet Herr Griewank Namens der Flora-Commission über die Verhandlungen innerhalb derselben und werden folgende 4 Beschlüsse gefasst: 1. Die Commission ist einstimmig dafür, dass der herauszugebenden Flora Bestimmungs- tabellen beigegeben werden. 15 214 Die Versammlung erklärt sich damit einver- standen. | 2. Betreffs des gemachten Vorschlags, die Algen von der Bearbeitung auszuschliessen, ist innerhalb der Commission keine Einstimmigkeit erreicht worden. Nachdem Herr Heiden, der diesen Theil zu be- arbeiten übernommen, sich gegen die Ausschlies- sung erklärt, wird auf Griewanks Vorschlag be- schlossen, die Algen mit aufzunehmen. 3. Es wird beschlossen, den niederen Krypto- gamen (Thallophyten) in beschränkter Anzahl Abbildungen beizugeben und zwar für jede Gattung wenigsteus eine, bei umfangreicheren Gattungen mehrere. 4, Der Antrag Krause’s, den die Phanerogamen be- handelnden Theil in eine Schul- resp. Excursions- flora und eine kritische Abtheilung zu theilen, wird abgelehnt. Ferner theilt Herr Griewank mit, dass Herr Lübsdorf mit der Bearbeitung der Pilze soweit fertig geworden, dass im nächsten Jahr ein Theil derselben erscheinen könne, dass sich aber für die Lebermoose und Flechten bis jetzt ein Bearbeiter noch nicht gefunden habe. Herr Heiden schlägt vor, dem Archiv eine Aufforderung bei- zugeben, um aus den verschiedensten Theilen des Landes Material zu sammeln. Es wird der Commission über- lassen, eine solche Aufforderung zu machen. Damit ist diese Debatte geschlossen. Inzwischen haben die Herren Rackow und Zander die vom Secretair vor- gelegte Jahresrechnung mit Belägen revidirt, uud erklären, nach Erledigung einer geringfügigen Monitur, die Rech- nung für richtig befunden zu haben, worauf dem Secretair von der Versammlung Decharge ertheilt wird. Ad f) der T.-O. zieht Herr Krause seinen schon im vorigen Jahre gestellten Antrag zurück; die weiteren An- träge von Krause werden abgelehnt. 215 Ad g) der T.-O. Herr Koch dankt für das bisher bewiesene Vertrauen und bittet, mit Rücksicht auf die vorgerückten Jahre und die Inanspruchnahme seiner Zeit durch dienstliche Arbeiten von einer Wiederwahl zum Secretair absehen zu wollen. Da Widerspruch aus der Versammlung laut wird, so erklärt derselbe, dass falls er auch fernerhin die Secretariatsgeschäfte führen solle, er dies nur unter der Bedingung thun könne, dass ihm Hülfe durch ein zweites aus Güstrow zu erwählendes Vorstands- mitglied werde, und schlägt dazu den Herrn Gymnasial- lehrer Klingberg vor, der ihn bisher schon in dankens- werther Weise bei den Vorstandsgeschäften unterstützt habe. Herr Brauns spricht ebenfalls seinen Dank für die bisher ihm übertragene Vertrauensstellung aus und er- klärt, gern zu Gunsten des Vorgeschlagenen zurücktreten zu wollen. Nachdem noch von Herrn Struck der Vor- schlag gemacht, ein Mitglied der Flora- Commission in den Vorstand zu wählen, schreitet man nach Ablehnung desselben unter der Motivirung, dass ohnehin diese Com- mission stets im Gonnex mit dem Vorstand bleiben müsse, zur Zettelwahl. Dieselbe ergiebt die Wiederwahl der Herren Koch und Brauns und die Neuwahl des Herrn Klingberg-Güstrow.”) Die beiden ersteren nehmen die Wahl dankend an, und behält sich Herr Koch mit Rück- sicht auf sein Alter das Recht vor, auch ausserhalb des Ablaufs des 5jährigen Turnus einen Antrag auf Neuwahl des Secretairs stellen zu dürfen, und spricht sein Bedauern darüber aus, dass er die Schuld an dem Ausscheiden des Herrn Realgymnasialdirectors Dr. Adam trage, der ihm ein besonders lieber College gewesen sei und stets das grösste Interesse für den Verein an den Tag gelegt habe. Adh) der T.-O. Als Ort für die nächstjährige Generalversammlung wird einstimmig Wismar be- stimmt und als Localvorstand die beiden einzigen dor- tigen Mitglieder, die Herren *) Derselbe hat sich nachträglich zur Annahme der »ihn ehren- den« Wahl bereit erklärt. ja 216 CGommerzienrath Consul Friedrichsen und Lehrer Ernst Schramm erwählt. Adi) der T.-O. Wegen vorgerückter Zeit verzichtet Herr Professor Geinitz darauf, den versprochenen Vor- trag zu halten, der demnächst im Vereinsarchiv veröffent- licht werden soll. Adk) der T.-O. schliesst der Vorsitzende die 42. Gene- ralversammlung um 4 Uhr 5 Minuten. Nach Beendigung der General-Versammlung verei- nigten sich 17 Theilnehmer zu dem Festessen im British Hotel, welches unter Absolvirung der gewohnten Toaste in heiterster Weise verlief. Der danach geplante Spazier- gang nach der Fasanerie wurde des kühlen Wetters wegen nur auf den Schloss- und Thiergarten ausgedehnt. In dem ersteren erregten die stattlichen Coniferen-Gruppen, der herrliche Blick von der Schlossterrasse und die schöne Aussicht auf den Zierker See die lebhafte Bewunderung der fremden Gäste. Die in einem Bassin sich tummeln- den Schildkröten (Emys europaea L.) und einige blühende Sträucher (Cydonia japonica Pers. und Magnolia grandi- flora L.) fesselten die Aufmerksamkeit, Unter den Baum- riesen und Veteranen des Thiergartens wurde die »Welt- esche« (Fraxinus excelsior L.) aufgesucht, ein Baum von herrlichem Wuchs und mächtiger Dicke des Stammes (5 m). Während ein Theil der fremden Gäste schon mit den Abendzügen wieder in ihre Heimath abreisten, blieb der Rest noch längere Zeit in der sog. »Ozonstation des engen Fracks« vereinigt, und trennte sich mit dem Wunsche auf ein frohes Wiedersehen zu der Excursion am andern Morgen. Dem Programm entsprechend trafen sich am 23. Mai früh 12 Theilnehmer an der Excursion auf dem Bahnhofe, um mit dem 1. Nordbahnzug nach Stargard zu fahren. Ein herrlicher Maimorgen lachte auf die in vollem Früh- lingsschmucke prangende Landschaft herab. 217 Nach °/,stündiger Fahrt war das Ziel erreicht, und schlossen sich hier die Herren Musikdirector Blank, Lehrer Müller und Foth als Führer der Gesellschaft an, welche ausserdem noch durch einige Stargarder und ein Neu- brandenburger Vereinsmitglied verstärkt wurde. Zunächst machte man sich auf, um der freundlichen Einladung des Herrn Kammerherrn Drost von Oertzen zur Besichtigung der Burg Folge zu leisten. Der Weg dahin führte an der grossen Linde vorbei, nach der das Städtchen »Star- gard an der Linde« genannt worden ist. Später ist dem vorbeifliessenden Bache in Folge falscher Deutung jener Bezeichnung der Name »Linde« beigelegt worden. Auf der Höhe der Burg angelangt, wurde die Gesellschaft freundlichst von dem Burgherrn begrüsst und zunächst in den in schönster Baumblüthe prangenden Garten ge- leitet. Von einem vorspringenden, von Ulmen beschat- teten Punkte aus genoss man eine herrliche Aussicht auf das zu Füssen liegende freundliche Städtchen und den gegenüberliegenden Klüschenberg sowie die übrigen schön bewaldeten Höhen der Umgegend. Hier fiel den Bota- nikern das massenhaft auftretende Ornithogalum nu- tans L. auf. Nachdem die Festungsreste der Burg von aussen be- sichtigt, bestieg ein Theil der Gesellschaft den »Fangel- thurm», jedenfalls mit als Wartthurm, »Bergfried« erbaut, und erfreute sich der schönen, an eine Thüringer Landschaft erinnernden Rundsicht.. Dann zeigte Herr Kammerherr von Oertzen in gastlicher Weise die Wohn- räume der Burg und geleitete uns schliesslich in die hoch- gewölbten Räume des Kellers, wo derselbe uns mit einem kühlen Trunk bewirthete und wir dem freundlichen Wirth unsern Dank durch ein schallendes Hoch darbrachten. Während die meisten der Excursionstheilnehmer sich ‘von da direct nach Meinhardts Gasthof begaben, machten sich einige noch auf, um den in nächster Nähe der Stadt, am Fusse des Klüschenberges, hinter den letzten Scheunen gelegenen Standort der grössten botanischen Merkwürdig- 218 keit Stargards, der Anemone silvestris L., aufzusuchen; sie waren denn auch so glücklich, eine grosse Anzahl Exemplare dieser schönen Blume in üppiger Blüthe zu finden. — Dann wurde in dem erwähnten Gasthof unter Betheiligung einiger Gäste das Frühstück eingenommen und darauf die eigentliche Excursion durch das Mühlen- holz nach Neubrandenburg zu Fuss angetreten. Vor dem Abschied aus Stargard führte uns Herr Bürgermeister Wohlfahrt noch nach dem Kriegerdenkmal und zeigte uns die schön gedeihenden Obstbaumanlagen am Papageien- berge. Daselbst wurden obersilurische Graptolithengesteine voll von Monograptus spec. und Orthoceras sp. gefunden. Rechts vom Wege nach dem Mühlenholze fand man an einer Anhöhe im Diluvium tertiären Glimmersand, aus dessen Vorkommen Herr Prof. Geinitz auf in geringer Tiefe anstehendes Tertiär, vielleicht auf Sternberger Ge- stein, schliessen zu dürfen glaubte. Eine grössere Strecke auf unbeschattetem Wege zurücklegend, hatten wir von _ der seit längerer Zeit zum ersten Male wieder ihre glü- henden Strahlen herabsendenden Sonne ziemliah zu leiden. Bald aber, nachdem am Wege noch Alchemilla vulgaris L. und in einem Bache eine grosse Menge von Ranunculus aquatilis L. bemerkt worden war, nahm uns ein freund- licher Waldweg auf, der uns vorbei an der Papiermühle bald in die Nähe der hintersten Mühle führte. Hier bog die Mehrzahl der Theilnehmer nach rechts ab, um den im vorigjährigen Archivheft von Herrn A. Steussloff be- schriebenen Kiesberg zu besuchen. Zu gewaltiger Höhe, die auf 30 m geschätzt wurde, erheben sich die Wände der Ausschachtung, an denen man die Schichtung des Kieses deutlich in Augenschein nehmen kann. Die Masse des hier gewonnenen und in weite Ferne zum Bahnbau verschickten Kieses scheint fast unerschöptlich. Unter den aufgehäuften Rollsteinen sammelte man tertiären (eocänen) Sandstein, Saltholms- und Graptolithenkalke. Nachdem man sich bei der hintersten Mühle wieder mit den übrigen Theilnehmern vereinigt hatte, wurde da- 219 selbst Kafieestation gemacht und darauf der Weg nach Neubrandenburg an der Nordbahn entlang fortgesetzt. In der Nähe der Mühle fand man an einem steilen gegen- über liegenden Abhang Asplenium Trichomanes L. und am Bahndamm zeigte Herr Steusloff den einzigen Stand- ort von Potentilla recta L., das, wenn auch noch nicht blühend, dort angetroffen wurde. Nicht weit davon wurde Barbarea vulgaris R. Br. und auf den Wiesen häufig Trol- lius europaeus L. gefunden. Man überschritt das Geleise der Nordbahn, um am Gerichtsberge das Lager von blauem Thon aufzusuchen, welcher dort verarbeitet wird. Hier fanden sich mehrfach Geschiebe mit Schliffflächen und Schrammen, Silur-Sandstein, bituminöser Kalk und Faxö- kalk verschwemmt zwischen grossen zusammenhängenden Schollen des Thons, der durch mehrfach früher darin gefundene Petrefacten als typischer Septarienthon charak- terisirt, aber als ein aufgewühltes und mit Diluvialmassen durchsetztes Lager anzusehen ist. An der Chaussee, auf welcher man die letzte Strecke nach Neubrandenburg zurücklegte, standen eine Anzahl Eschen mit ungetheilten Blättern, die wohl zu Fraxinus excelsior L. var. hetero- phylla Vahl. zu rechnen sind. Nach kurzem Aufenthalt auf dem in Folge des Pferde- marktes überfüllten Bahnhof führten die verschiedenen Züge die Theilnehmer an der hübschen Excursion nach den verschiedensten Richtungen ihrer Heimath zu. Neustrelitz, Juli 1888. Max Haberland. 220 B. Uebersicht über Einnahme und Ausgabe des Vereins. (Extract aus dem der Generalversammlung vorgelegten Cassabuche.) im Jahre 1887—1888. A. Einnahme. Beiträge von 328 Mitgliedern Desgl. von der Universität Rostock . Zinsen vom Capitalvermögen Für verkaufte Pfandbriefe Für verkaufte ältere Archivhefte . Von Opitz & Co. für verkaufte Schriften . Summa der Einnahme B. Ausgabe. Vorschuss des Berechners aus dem Vorjahre Kosten der Generalversammlung . Kosten der Schleppnetzfahrten bei via Druckkosten des Archivs etc. Kosten der artistischen Beilagen . Buchbinderarbeit Buchhändler-Rechnung Porto-Ausgaben . Copialien und Schreibhülfe Cassabestand . Summa der Ausgabe Abgeschlossen am 15. Mai 1888. 1294,10 149,90 54,00 202,00 37,00 53,77 1790,77 162,20 53,98 199,05 615,90 295,58 150,05 49,73 212,77 44,92 6,59 1790,77 221 C, Verzeichniss der gelehrten Körperschaften, mit denen der Verein im Schriftenaustausch steht, und der Eingänge zur Bibliothek im Jahre 1887—88. A. Periodische Zeitschriften. (Zusendungen von Academien und Gesellschaften.) I. Deutschland. 1. Berlin: Deutsche geolog. Gesellschaft. a) Zeitschrift Bd. 39, H. 3 und 4. Zeise: Ueber das Vorkommen von Riesenkesseln bei Lägerdorf. — Weiss: Mitthellungen über das ligurische Erdbeben v. 25. Febr. 87. — Eck: Bemerkungen über einige Encrinus - Arten. — Struckmann: Notiz über das Vorkommen des Moschus - Ochsen im diluvialen Flusskies von Hameln an der Weser. — Frech: DÜeber . das Devon der Ostalpen, m. 2 Taf. — Ders: Bd. Ueber Bau und Entstehung der karnischen Alpen, m. 1 Taf. — Gylling: Zur Geologie der cam- brischen Arkosen- Ablagerung des westlichen Fin- land, m. 1 Taf. — Borneman: Der Quarzpor- phyr von Heiligenstein, m. 1 Taf. — Pohlig: Ueber Elephas trogontherii und Khinoceros Mercküü von Rixdorf bei Berlin. 10, H. 1. Geinitz: Receptaculitidae und andere Spongien der mecklenburgischen Silurgeschiebe—Wigand: Ueber die Trilobiten der silurischen Geschiebe in Mecklenburg, m.5 Taf. — Lang: Beobachtungen an Gletscherschliffen. 222 2. Berlin: Königl. Preuss. Geologische Landes- anstalt und Bergakademie. Nachträglich sind eingegangen: Jahrbuch 1, 1880. W.Hauchekarme: Gründung und Organisation d. Anstalt. — Berendt: Ueber Riesenkessel in Norddeutschland, m. 1 T. — Ders.: Ueber Phos- phorite (Tertiaervorkommen bei Rügenwalde, m 1 Ch.) — Laufer: Ueber Wallsteine. — Ders.: Ueber geschrammte Septarien. — Wahnschaffe: Ueber d. oberen Diluvialsand. Jahrb. 2, 1881. Berendt: Die Sande im Nordd. Tieflande, und d. diluv. Abschmelzperiode. — Jentzsch: Ueber Lagerung d. diluv. Nordseefauna bei Marien- werder. — Ders.: Ueber Kugelsandstein. Jahrb. 3, 1882. Scholz: @eol. Beobachtungen an d. Küste von Neuvorpommern (Kreide und Soolquellen.) — Keilhack: Ueber praeglaciale Süsswasserbild. im Diluv. v. Norddeutschl., m. 1 T. — Klockmann: über Steilufer v. Flüssen Norddeutschl., m. 2 T. — Wahnschaffe: üb. BRüdersdorfer Glacial- erscheinungen. — Berendt: Ueber neuere Tief- bohrungen, m. 1 T. Jahrb. 4, 1883. Keilhack: Vergleichende Beobaokinadier v. Is- ländischen Gletscher- u. Nordd. Diluvialabla- gerungen, m. 1T. — Klockmann: D. südliche Verbreitungsgrenze d. ober. Geschiebemergels u. dessen Beziehungen 2. Vorkommen d. Seen u. d. Lösses in Nordd. — Laufer: D. Diluvium u. seine Süsswasserbecken im Nordöstl. Hannover. — Klockmann: Ueber gemengtes Dilwium u. diluv. Flussschotter im Nord. Flachlande — Scholz: Ueber ältere Schichtenin Neuvorpommern. — Berendt: Die märkisch-pommersche Braun- kohlenformation u. ihr Alter. Jahrg. 5, 1884. Berendt: Geschiebe - Dreikanter (Pyramidal- geschiebe), m. 1 T. — Keilhack: Ueb. ein unter- glaciales Torflager im Dilivium v. Lauenburg a. E., 223 m. 1T.— Wahnschaffe: Ueber eine Süsswasser- Fauna u. Diatameen-Flora im Unterdiluvium. — Jentzsch: Die Glacialhypothese in ihrer Anwendung auf Norddeutschland, m. 3 T. .-Berlin: Botan. Verein d. Mark Brandenburg. Verhandlungen. Jahrgang 29, 1887. Ludwig: Die Farnpflanzen des reussischen Vogt- landes. — Schinz: Beiträge zur Kenntniss der Flora von Deutsch-Südwest- Africa u. d. angren- zenden Gebiete. I. — Ascherson: Ueber Knuths Flora von Schleswig- Holstein. — Verhandlungen. ‚ Berlin: Gesellsch. Naturforch. Freunde. Sitzungsberichte. Jahrg. 1887. Jessen: Bedenken wider die Undulationstheorie. — Schulze: Eine von Westien in Rostock an- gefertigte Doppelloupe. — Kolbe: Die zoogeo- graphischen Elemente in der Fauna Madagascars. . Bremen: Naturwissensch. Verein. Abhandlungen. Bd. X. H.1 und 2. Focke: Versuch einer Moosflora der Umgegend von Bremen. — Müller: Die oldenburgische Moosflora. — Poppe: Ueber parasitische Milben. — Häpke: Fabricius und die Entdeckung der Sonnenflecke. | . Württemberg: Verein f. Vaterländ. Naturkunde. Jahreshefte, Jahrg. 44, 1888. Scheuerle: Die Weidenarten Württembergs, m. 1 Taf. — Lenze: Beiträge zwr Mineralogie Württembergs, m. 1 Taf. ‚ Wiesbaden: Nassauischer Verein für Natur- kunde. (Schriften nicht eingegangen.) . Bonn: Naturhistor. Verein vonRheinland, West- phalen. Verhandlungen. Jahrg. 44, 1887, H. 2. Follmann: Unterdevonische Crinoiden. — Schulz: @Geognostische Uebersicht der Berg- reviere Arnsberg, Brilon und Olpe im Oberberg- amtsbezirk Bonn, sowie der Fürstenthümer Wal- deck und Pyrmont. — v. Dechen und Rauff: Geologische und mineralogische Litteratur der 14. 15. 224 Rheinprovinz und der Provinz Westphalen sowie einiger angrenzenden Gegenden. — Dittmar: Mikroskopische Untersuchung der aus den kry- stallinischen Gesteinen, insbesondere aus Schiefer herrührenden Auswürflinge des Lacher Sees. — Korrespondenzblatt. — Sitzungsberichte. Jahrgang 45, 1888, H. 1. Weegmann: Dr die Molecularrefraction ei- niger gebromter Aethane und Aethylene und über den gegenwärtigen Stand der Landolt- Brühl’schen Theorie — Herpell: Das Präpa- riren und Einlegen der Hutpilze für das Her- barium. . Halle: Naturwiss. Verein für Sachsen und Thüringen. (Schriften nicht eingegangen.) . Hannover: Naturhist. Gesellschaft. Jahresbericht 1883—1887. Rüst: Ueber die geologische Verbreitung der Radiolarien. . Hamburg: Verein f. Naturw. Unterhaltung. . Hamburg: Naturw. Verein. (Ad 11 u. 12 Schriften nicht eingegangen.) . Königsberg: Physikal. Oeconom. Gesellsch. Schriften, Jahrg. 28, 1887. Mischpeter: Messungen der Erdtemperatur in verschiedenen Tiefen. — Gaspary: Einige neue fossile Hölzer Preussens. — Saalschütz: Kos- mogenische Betrachtungen. — Sitzungsberichte. Danzig: Naturforschende Gesellschaft. A. Lissauer: Die prachistorischen Denkmäler der Provinz Westpreussen und der angrenzenden Gebiete. Mit 5 Tafeln und der praehistorischen Karte der Provinz Westpreussen in 4 Blättern. Schriften, N. F., Bd. VII, H. 1. Brick: Beiträge zur Biologie und vergleichen- den Anatomie der baltischen Strandpflanzen. Frankfurt a. M.: Senckenbergische Natur- forschende Gesellschaft. Bericht 1888. Boettger: Materialien zur Fauna des unteren Kongo. II. Reptilien und Batrachier. — Jän- 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. OA. 28. 26. 225 nicke: Die Gliederung der deutschen Flora. — Kinkelin: Die nutzbaren Gesteine zwischen Taunus und Spessart. — Boettger: Beitrag zur Reptilfauna des oberen Beni in Bolivia. Halle: Naturforschende Gesellschaft. (Schriften nicht eingegangen.) Breslau: Schles. Gesellsch. f. Vaterl. Cultur. Jahresbericht 65, 1887. Bericht über die T’hätigkeit der einzelnen Sec- tionen. Emden: Naturforschende Gesellschaft. Osnabrück: Naturw. Verein. Landshut: Botan. Verein. (Ad 18—20 Schriften nicht eingegangen.) Donaueschingen: Verein für Geschichte und Na- turgeschichte. | Heft 6, 1888. Zwei historische Abhandlungen. Lüneburg: Naturw. Verein. (Schriften nicht eingegangen.) Halle a. S.: Verein für Erdkunde. Mittheilungen, Jahrgang 1888. Ule: Die Mansfelder Seeen, m. 1 Karte. Leipzig: Naturforschende Gesellschaft. (Schriften nicht eingegangen.) Würzburg: Physik. mediz. Gesellschaft. Sitzungsberichte, Jahrg. 1837. Seifert: Ueber das Auer’sche Gasglühlicht. — Kohlrausch: Ueber den Magnetismus des menschlichen Körpers. — Heydweiller: Elec- trische Strommessung mittelst der Wage. — Kohlrausch: Das Wüärmeleitungsvermögen harten und weichen Stahles. Dresden: Naturw. Gesellschaft Isis. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1887, Juli bis December. Poscharsky und Wobst: Beiträge zur Pilz- flora des Königreichs Sachsen. — Osborne: Ursprung, Entwickelung und Ziele der prae- historischen Forschung. 32. 39. 34. 35. 226 Jahrg. 1888, Januar bis Juni. Schneider: Ueber japanischen und praehistori- schen steilischen Bernstein. . Heidelberg: Naturhist. medic. Verein. . Giessen: Oberhess. Gesellschaft f. Naturkunde. (Ad 27 u. 28 Schriften nicht eingegangen.) . Breslau: Verein f. Schles. Insectenkunde. Zeitschrift, N. .E.,..H. 12: . Bamberg: Naturf. Gesellschaft. (Schriften nicht eingegangen.) . Kiel: Naturwissensch. Verein für Schleswig- Holstein. Schriften, Bd. VII, H. 1. Fuchs: Beiträge zur parasitischen Pilzflora Ost-Schleswigs. — Möbius: Ein Fadenwurm aus einem Hühnerei. — Buchenau: Kjökken- mödding oder Austernbank? — Karsten: Ueber die Geerz’sche Karte der schleswig-holsteinischen Westküste. Annaberg: Buchholzer Verein für Naturkunde. (Schriften nicht eingegangen.) Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein. (Bisher Zoolog. Mineralog. Verein.) Berichte, I. Heft 1886—87 (Fortsetzung des Corre- spondenzblattes). Hofmann: Ueber die Honigbiene, m. 1 Taf. — Roger: Ueber die Hirsche, m. 2 Taf. Nürnberg: Naturhist. Gesellschaft. a) Jahresbericht 1887. h) Beilage zum Jahresbericht. Festschrift zur Begrüssung des XVIITI. Kon- gresses der deutschen anthropologischen Gesell- schaft ın Nürnberg, enthaltend: Eidam: Axs- grabungen römischer ÜUeberreste in und um Gunzenhausen, m. 7 Tf. — Rieger: Zur Kennt- niss der Formen des Hirnschädels, m. 12 Tf. — Forster: Ueber Hügelgräberfunde bei Nürn- berg, m. 31 Abbild. — Goeringer: Praehisto- rische Karte der Umgegend von Nürnberg. Görlitz: Naturforsch. Gesellschaft. (Schriften nicht eingegangen.) 36. 227 Offenbach: Verein für Naturkunde. Bericht 26—28, 1884— 1887. Böttger: Materialien zur herpetologischen Fauna von China, II. — Ders.: Erneute Auf- zählung der Reptilien und Batrachter des chine- sischen Reiches. 37. Gassel: Verein für Naturkunde. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. . Fulda: Verein für Naturkunde. (Ad 37 u. 38 Schriften nicht eingegangen.) . Greifswald: Naturwissensch Verein für Neuvorpommern und Rügen. Mittheilungen, Jahrg. 19, 1887. Oberbeck: Bericht über verschiedene für das physikalische Justitut in Greifswald construirte Apparate. — Gerstaecker: Weitere Beiträge zur Artenkenntniss der Neuwroptera Megaloptera. Zwickau: Verein für Naturkunde. Chemnitz: Naturwissensch. Gesellschaft. (Ad 40 u. 41 Schriften nicht eingegangen.) Magdeburg: Naturw. Verein. a) Jahresbericht und Abhandlungen, 1887. Reidemeister: Eine mineralogische Wande- rung durch den östlichen Harz. — Grütz- macher: Ueber die mittlere Jahrestemperatur von Magdeburg und die Unveränderlichkeit der mittleren Temperatur der Erdoberfläche im All- gemeinen während der letzten zwei Jahrtausende. b) Beilage zum Jahrbuch. Hintzmann: Das Innere der Erde. Halle: K. Leopold. Carol. Deutsche Akademie der Naturforscher. Leopoldina. Heft XXIV, 1888, Nr. 1—22. Kiel: Schriften d. Universität. (Siehe sub B, a.) Passau: Naturhist. Verein. ‘ Jahresbericht, 14. 1886 u. 18837. H. Putz: Katalog der Vereinsbibliothek. — Ders.: Katalog der Mineraliensammlung des Vereins. Braunschweig: Verein f. Naturwissensch, 4. 48. 49. D0. 51. 52. D4. 55. 228 Hanau: Wetterauische Gesellschaft für die sesammte Naturkunde. (Ad 46 u. 47 Schriften nicht eingegangen.) Münster: Westphäl. Verein für Wissen- schaft und Kunst. Jahresbericht 16, 1887. Berichte der verschiedenen Sectionen. Elberfeld: Naturwissensch. Verein. (Schriften nicht eingegangen.) - Schwerin: Verein für Geschichte und Alter- thumskunde. | Jahrbuch. Jahrg. 53, 1888, m. einem Plan von Schwerin um 1750. | Thorn: Copernicus-Verein für Wissenschaft und Kunst. Sondershausen: a) Botan. Verein für dasnörd- liche Thüringen, Irmischia. b) Deutsche botanische Monatsschrift, re- digirt von Prof. Dr. Leimbach in Arnstadt. (Ad 51—52b Schriften nicht eingegangen.) . Strassburg: Schriften der Universität conf. nr Greifswald: Geographische Gesellschaft. Jahresbericht III. Theil 1. 1888. Deecke: Ueber die Gestalt des Lukriner Sees vor dem Ausbruche des Mte. Nuovo ım Jahre 1538. — Gülzow: Die Temperaturverhältnisse von Putbus a. R. auf Grund 3öjähriger Beob- achtungen. — Gredner: Ueber den „Seebär“ der westlichen Ostsee vom 16/17. Mai 1888. Frankfurt a. Oder: Naturwissensch. Verein des Reg.-Bez. Frankfurt. Monatliche Mittheilungen. Jahrg. V, 1887 bis 1888, Nr. 9—12. Zacharias: Zoologische Mittherlungen über die Mansfelder Seeen. — Ders.: Beitrag zur Kennt- niss der Microfauna des Oderstromes. — Höck: Einige Hauptergebnisse der Pflanzengeographie in den letzten 20 Jahren. Jahrgang VI, 1888 bis 1889, Nr. 1. Roedel: Tagesfragen vom vorgeschichtlichen Menschen. — v. Gellhorn: Das tiefste Bohr- loch der Erde. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 229 Dresden: Gesellschaft für Natur und Heil- kunde. Jahresberichte für 1887—1888. Sttzungsberichte. Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein (früher: Naturwissensch. Verein). Mannheim: Verein für Naturkunde. Stettin: Verein für Erdkunde. Wernigerode: Naturwissensch. Verein des Harzes. (Ad 57—60 Schriften nicht eingegangen.) il. Oesterreich. Wien: K.K. Akademie d. Wissenschaften. Sitzungsberichte. Abtheilung 1. Jahrgang 1887. Bd. 95, Heft 1—5. v. Wettstein: Zur Morphologie und Biologie der Cystiden, m. 1 Taf. — v. Ebner: Ueber den feineren Bau der Skelettheile der Kalk- schwämme, m. 4 Taf. — Fritsch: Anatomisch- systematische Studien über die Gattung Rubus, m. 2 Taf. — Handlirsch: Monographie der mit Nysson und Bembex verwandten Grabwespen, m. 5 Taf. — Jahrgang 1887. Bd. 96, Heft 1—5. Gonrath: Ueber einige silurische Pelecypoden, m. 2 Taf. — Steindachner: Ichthyologische Beiträge, m. 4 Taf. — Nalepa: Die Anatomie der Phytopten. — Handlirsch: Monographie der mit Nysson und Bembex verwandten Grab- wespen (NM), m. 2 Taf. — Weithofer: Zur Kenntniss der fossilen Cheiropteren der franzö- sischen Phosphorite. Abtheilung I. Jahrgang 1887. Bd. 95, Heft 3—5. v. Ettinghausen: Die Widerstandsverände- rungen von Wismuth, Antimon und Tellur im magnetischen Felde, m. 2 Taf. — Tumlirz und Krug: Ueber die Aenderung des Wider- standes galvanisch glühender Drähte mit der 16 230 Stromstärke —Fossek: Bestimmungdes Kohlen- säuregehaltes der Luft in Schulzimmern. — Exner: Ueber transportable Apparate zur Be- obachtung der atmosphärischen Electricität. Jahrg. 1837, Bd. 96, H. 1—5. Puschl: Ueber den höchsten Siedepunkt der Flüssigkeiten. — Hiecke: Ueber die Defor- mation electrischer Oscillationen dwrch die Nähe geschlossener Leiter. — Exner: Ueber die Ab- hängigkeit der atmosphärischen Blectricıtät vom Wassergehalte der Luft. — VObermayr: Ver- sucheüber die Diffusion von Gasen. — Streintz: Experimentaluntersuchungen über die galvanische Polarisation. — Boltzmann: Ueber einige Fragen der kinetischen Gastheorie. — Puschl: Ueber die Wärmeausdehnung der Flüssigkeiten. — Boltzmann: Zur Theorie der nz trischen Erscheinungen. Abtheilung I. Jahrgang 1887, Bd. 95, H. 1—5. Jahrgang 1888, Bd. 96, H. 1—5. | Abhandlungen aus dem Gebiete des Physiologie, Anatomie und theoretischen Medkcin. | 62. Wien: K. K. Naturhist. Hof-Museum. Annalen. Bd. II, 1—2. Weithofer: Ueber ein Vorkommen von Esels- resten in der Höhle „Pytina jama“ bei Grabo- witzanächst Proseccoim Küstenlande. —Kriech- baumer: Neue Ichneumoniden des Wiener Museums. 63. Wien: Verein zur Verbreitung Naturw. Kenntnisse. (Schriften nicht eingegangen.) 64. Wien: K. K. Geologische Reichsanstalt. a. Abhandlungen. b. Jahrbuch. Bd: 32,93. und #. Katzer: Ueber die Verwitterung der Kalk- steineder Barrande’schen Etage, T.2.— Tietze: Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von 231 Krakau. Mit einer geologischen Karte der Um- gebung von Krakau in 4 Blättern. Bd. 38, Heft 1—5, 1888. Zareczhy: Ueber das Krakauer Devon. — Uhlig: @eologische Aufnahmen in den west- galizischen Karpathen, I. Theil m. 1 Tafel. — Andrassow: Geologische Untersuchungen im transkaspischen Gebiet im Jahre 1887. — Ga- merlander: Der im Februar 1888 ın Schle- sien, Mähren und Ungarn mit Schnee nieder- gefallene Staub. — Bittner: Geologische Mit- theilungen aus dem Werfener Schiefer u. Tertiär- Gebiete von Konjica und Jablanica. — Katzer: Geologische Beschreibung der Umgebung von Rican, m. 2 T. — Stur: Der zweite Wassereinbruch in Teplitz-Ossegg, m. 3 T. c. Verhandlungen. Jahrgang 1887, Nr. 17 u. 18. Neumayr: Pliocaene Meeresconchylien aus Aegypten. Jahrgang 1888, Nr. 1—14. Vacek: Ueber die geologischen Verhältnisse des Semmeringgebvetes. 65. Wien: Zool. Botan. Gesellschaft. Verhandlungen. Bd. 38, H. 1, 2, 1888. Löw: Uebersicht der Psylliden von Oesterreich- Ungarn, Bosnien und Herzegowina. — W ein- länder: Die blühenden Pflanzen der Hoch- schobergruppe. — W ettstein: Vorarbeiten zu einer Pileflora der Steiermark. — Brunner v. Wattenwyl: Monographie der Stenopel- matiden u. Gryllacrıden, m.5 T. — v. Tschusi: Die Verbreitung und der Zug des Tannenhehers, m.k | 66. Wien: Geographische Gesellschaft. (Schriften nicht eingegangen.) 67. Buda-Pest: Königl. Ungarische Geologische Anstalt. | 1. Jahresbericht für 1883, 1884 u. 1886. Geologische Aufnahmsberichte. 2, Zeitschrift. Jahrgang 1885, H. 1—12. 16* 68. 69. 70. 74. Klausenburg: Siebenbürg. Museum-Verein. f 232 Roth: Die einstigen Gletscher der hohen Tatra. — Schafarzik: Statistik der Erdbeben in Ungarn. | Jahrgang 1887, H. 7—12. Noth: Petroleum in Kroatien. — Fischer: Salzquellen Ungarns, m. 1 Karte. — Schmidt: Zinnober von Serbien, m. 2 Taf. Jahrgang 1883. H. 1—4. Zzabö: (Claudetit von Schmölnitz in Nord- Ungarn. — Primies: Geologische Beobachtun- gen im Üseträs-Gebirge —Franzenau: Unter- grund von Budapest. 3. Mittheilungen a. d. Jahrbuch. Bd. VIIL Heft 6. Halaväts: Der artesische Brunnen von Özentes. 4. Publicationen d. k. ung. geol. Anstalt. Petrik: Ueber die Verwendbarkeit der Rhyolithe. — Petrik: Ueber ungarische Porcellanerden. Graz: Verein der Aerzte in Steiermark 1. Mittheilungen. Jahrg. 24, 1887. Medicinische Arbeiten. — Sitzungsberichte. 2. Chronik des Vereins. 1863—1868. | Hermannstadt: Siebenbürg. Vereinf. Natur- wissenschaft. # Jahrgang 38, 1888. | Bielz: Die Fauna der Wirbelthiere Sieben- bürgens nach ihrem gegenwärtigen Bestande. | (Neue Verbindung.) | Revue aus dem Inhalt der naturwissenschaft- lichen Abtheilung des „Orvos- Termeszettudomanyi Ertesitoe“ Da: IR) Het u. Brünn: Naturforsch. Gesellschaft. 1. Verhandlungen, Bd. 25, 1887. Sitzungsberichte 1886. — Seidlitz: Bestim- mungstabellen der Dytiscidae und Gyrinidae des europaeischen Faunengebietes. — Kupido: Die Wiederaufnahme des mährischen Blei- und Silber- bergbaues. | 2. Bericht V der meterog. Commission. 1885, m. 2 Karten. | 72. 13. 14. 75. 76. 78. . Reichenberg: Verein der Naturfreunde. 80. 81. 82. 83, 84. 233 Graiz: Acad. Leseverein. Wien: Technische Hochschule. (Ad 71 u. 72 Schriften nicht eingegangen.) Graz: Naturw. Verein für Steiermark. Mittheilungen 24, 1887. Frech: Ueber die Alterstellung des Grazer Devon. — Wilhelm: Die Reblaus. — Hoffer: Beiträge zur Hymenopterenkunde Steiermarks und der angrenzenden Länder. Prag: Naturhist. Verein Lotos. Jahrbuch N. F. Bd. IX. 1889 Wentzel: Ueber fossile Hydrocorallinen. Linz: Verein für Naturkunde. Jahresbericht 17, 1887. Pfeiffer: Zweites Verzeichniss aus der Schmet- terlings-Fauna von Kremsmünster. — Schie- dermayr: Das Wasser der Donau bei Linz. . Bistritz in Siebenbürgen: Gewerbeschule. Jahresbericht 14, 1887—1888. Pressburg: Verein f. Natur- u. Heilkunde. Agram: Societashistorico-naturalis Croa- tica Glasnik. (Ad 78-80 Schriften nicht eingegangen.) ill. Die Schweiz. Bern: Naturforsch. Gesellschaft. Mittheilungen 1887. Dutoit: Ueber den Vegetationscharakter von Nord- Wales. — v. Fellenberg: Granit und Gneis in den Berner Alpen. — Anna Gitiss: Beiträge zur vergleichenden Histologie der peri- pheren Ganglien. Schweizer Naturforsch. Gesellschaft. Bericht üb. d. Jahresvers. 70 in Frauenfeld 1887. Sitzungsberichte aus den verschiedenen Sectionen. Basel: Naturforsch. Gesellschaft. (Schriften nicht eingegangen.) St. Gallen: Naturwiss. Gesellschaft. Bericht, Jahrg. 1885—1886. Asper und Heuscher: Zur Naturgeschichte der Alpenseen. — Zweifel-Weber: Die Salz- 934 werke und Salinen der Schweiz. — Maillard: Ueber einige Algen aus dem Flysch der Schweizer Alpen. 85. Graubünden: Naturforsch. Gesellschaft. Jahresbericht 31, 1886/1887. Killias: Flora des Unterengadin. 86. Thurgauische Naturforsch. Gesellschaft. Mittheilungen H. 8, 1888. Keller: Der gegenwärtige Stand der Fauna im Suezkanal. — Stricker: Aus dem Leben der Ameisen. 87. Neufchatel: Societe d. Sciences naturelles. (Schriften nicht eingegangen.) IV. Luxemburg. 88. Luxembourg: Institut royal, Gr. Ducal. 89. Luxembourg: Societe de Botanique. (Ad 88 und 89 Schriften nicht eingegangen.) V. Belgien. 90. Bruxelles: Societ& malacologique de ja Bel- gique. a. Proces verb. d. Seances. Tom. XVIL 1887. Juli—December. Bayet: Note sur quelques excursions geologiques faites aux environs de Lugano. Tom. XVII. 1888. Januar—Juni. | Pelseneer: Sur la classification des Castro- podes d’apres le systeme Nerveux. b. Annales. Tome XXIII. (Ser. IV. Tome Il.) 1887. Gossmann: Catalogue illustre des coquilles fossiles de l’&ocene des environs de Paris, m. 8 Taf. — Smith: Description de quwelgwes especes de coquilles terrestres de Sumatra, Java et Borneo, m. 1 Taf. Vi. Holland. 91. Amsterdam: K. Academiev. Wetenschappen. a. Jahrbuch 1886. ; Jahrbuch 1837. 92. 93. 94. 9. 96. 97. 235 b. Verslagen en Mededeelingen. Ser. III, Bd. 3 u. 4. c. Verhandelingen. Bd. 26. Rauwenhoff: Onderzoekingen over Sphae- roplea annulına, m. 2 Taf. — Wenckebach: De embryonale Ontwikkeling van de Ansjovis, m. 1 Taf. — Buys Ballot: Verdeeling der Warmte over de Aarde. Amsterdam: K. Zoolog. Gesellsch. Natura artis Magistra. Bijdragentot de Dierkunde. Feest Nummer ut- gegeben bij Gelegenheid van het 50 jarig bestaan van het Genootschap. Folio m. 4 Taf. Harlem: Mus&e Teyler. Ekama: Catalogue de la Bibliotheque. Lif. 7 u. 8. VII. Schweden und Norwegen. Stockholm: K. Vetenkaps-Academie. Christiania: K. Norske Frederiks Univers. Christiania: Archiv f. Mathem. og Natur- videnscap. (Verlag v. H. Albert Hammermeyer.) (Ad 94—-96 Schriften nicht eingegangen.) Christiania: Videnskabs-Selskabet. Förhandlinger. Jahrgang 1866—1875. Sarsı: Fossiler fra Skotlands og Nordamericas Glacialformation. — Dahll: Om Finnmarkens Geologi. — Gollet: Norges Fugle. — Sars: Nye Dyboandscrustaceer fra Lofoten. —Boeck: Crustaces amphipoda borealia et arctica. — Blytt: Bedrag bil kundskaben om Vegetationen ı den lidt sydfor og under Polarkredsen liggende Deel af Norge. — Ders.: Bidrag til kundskabe om Vegetationen pa Nowaja-Semlja.— Helland: Om kromjerusteen i Serpentin. — Sars: Om Hummerens postembryonale Udrikling. —Friele: Bidrag til Vestlandets Mollusk-Fauna. — Col- lett: Oversigt over Norges Araneider. Jahrgang 1883—1885. Guldberg: Undersogelser over en subfossil flodhest fra Madagascar, m. 2 Taf. — Sars: 236 Preliminary Note on the Schizopoda of H. M. 8. „Challanger“ Escpedition.e — Gollett: Om Baryx borealis. — Ders.: Om 5 for Norges Fauna nye Fugle. — Kiver: Christianias Mosser. — Gollett: Echidna acanthion. — Foslie: Ueber die Laminarien Norwegens, m. 10 Taf. — Guldberg: Ueber das Central- nervensystem der Bartenwale, m. 5 Taf. — Sars: Onsome Australian Cladocera raised from driedemd, m. 8 Taf. — Schogen: Tillaeg og Borigtigelser til Norges Lepidopterfauna, — Ders.: Bygaalen (Tylenatus tordei), m. 1 Taf, Jahrgang 1887. Sars: On ÜCyclestheria hislopi, m. 8 Taf. — Schogen: Yderlingere Tillaeg til Norges Lepi- dopterfauna. — Vogt: Om kunstig dannelse af glimmer, m. 1. Taf. — Guldberg: Bidrag til Insula Beihis morphologie, m. 2 Taf. — CGollet: Om 4 for Norges Fauna nye Fugle. — Pearson: Hepaticae Knysnanae, m. 6 Taf. 98. Tromsoe: Museum. a. Aarshefter XI. 1888. Sparre Schneider: Oversigt over dei Nor- ges arktiske region hidtıl fundne Coleoptera. b. Aarsberetning for 1887. vi. Russland. 99. Moskau: Societe Imper. d. Naturalistes. a. Bulletin. Jahrgang 1888. Heft 1—3. Trautschold: Einige Beobachtungen über die Folgen des Erdbebens vom 23. Febr. 1887 auf der Riviera. — Lindemann: Die schäd- lichsten Imsecten des Tabaks in Bessarabien. — Marie Pavlow: Etudes sur Phistoire paleon- tologigue des ongules. — Retowski: Beiträge zur Molluskenfauna des Kaukasus. — Ders.: Beiträge zur Orthopherenkunde der Krim. — Groneberg: Beitrag zur Kenntniss des Baues der Pseudoscorpione, m. 3 Taf. — Radosz- kowski: Revision des armures copulatricees des mäles de la famille Pomprlidae, m. 4 Taf. 237 b. Meteorologische Beobachtungen. 1887, H. 2. 1888, H. 1. 100. Dorpat: Naturforscher-Gesellschaft. 101. 102. 103. 104. a. Sitzungsberichte. Bd. 8, Heft 2, 1887. b. Schriften. II—IV. Berg: Einige Spielarten der Fichte, m. 12 Taf. in Lichtdruck. — Russow: Zur Anatomie der Torfmoose, m. 5 Taf. — Weihrauch: Ueber die Bessel’sche Formel und deren Verwendung in der Meteorologie. Riga: Naturforscher Verein. (Schriften nicht eingegangen.) Mitau: Kurländische Gesellschaft für Kunst und Litteratur. Sitzungsberichte 1887. St. Petersburg: Acta horti Petropolitani. BEIN, 1. Botanische Arbeiten, m. 7 Taf. St. Petersburg: Comite Geologique du Mi- nistere des Domaines. a. Verhandlungen. b. Memoires, Vol. V, Nr. 2—4. Nikitin: Les Vestiges de la periode cretacee dans la Russtie centrale, m. 5 Taf. und 1 Karte. — Tzwetaev: Cöphalopades de la section dw calcaire carbonifere de la Russie central, m. 6 Taf. — Stuckenberg: Anthozoen und Bryo- zoen des oberen mittelrussischen Kohlenkalks, m. 4 Taf. Vol. VI, 1. u. 2. Lieferung. Volz Vi Nr. ;t u. 2% c. Bibliotheque geologique de la Russie 1887. IX. England. 105. Manchester: Litterary and Phil. Society. a. Memoirs. Ser. III, Bd. X. (Vol. XXX. Old.) (Bd. IX noch nicht eingegangen.) b. Proceedings. Vol. XXV u. XXVI, 1885—1887. 238 106. London: Linnean Society (Burlingston House, London W.) (Neue Verbindung.) Proceedings. March 1883 (November 1880—Juni 1882). — October 1883 (November 1882 —Juni 1883). — October 1886 (November 1883—Juni 1886). — Juli 1887 (November 1886—Juni 1887). Ferner: List of the Linnean Society of London. 107. Liverpool: BiologicalSociety. (Neue Verbindung.) 108. 109. 110. DEI: 112. 113. 114. Proceedings. Vol. I, 1886—1887. Thompson: On some Copepoda, new to Britain, found in Liverpool Bay. — Harvey Gibson: Notes on Floral Morphology. Vol. I, 1887—1888. Gregory: The @Geology of Puffin Island. — Hanitsch: Contributions to the Anatomy and Histology of Limax agrestris. — Ellis: The Coleopterous Fauna of the Liverpool District. X. Frankreich. Amiens: Societ&Linn6enne du Nord dela Franee. Bulletin mensuel, Tome VII 1887, Nr. 175—186. Al. Italien. Mailand: R. Insit. Lomb. d. Science e Lettere. Rom: R. Comitato Geologico. Mailand: Societä Italiana de Science na- turalı (Ad 109—111 Schriften nicht eingegangen.) Florenz: Soc. entomologica Italiana. Bulletino, Jahrg. 19, 1837, H. 3, 4. Genua: Soc. d. Lettare e convers. scient. Giornale. Anno X, fasc. VIII—XI, 1887. Barteri Vincenzo: Flora Ligustica. Anno XI, fasc. IV. Venedig: R. Instit. Veneto d. Science, Lettere e Arti. (Schriften nicht eingegangen.) 239 115. Rom: R. Academia d. Lincei, Atti. a. Memorie. b. Rendiconti, Ser. IV. Vol. IV, fasc. 1—13. 1. Semestre, 1888. Vol. IV, fasc. 1—5. 2. Semestre, 1888. 116. Mailand: Soc. erittogamologica Italiana. "Atti d. Congresso Nazionale in Parma. Sept. 1887, fasc. 1. 117. Palermo: Il Naturalista Siciliano. Giornale di Scienze naturali. Anno VI, 1888, Nr. 5-6 und Nr. 8—12. (Nr. 7 noch nicht eingegangen.) Riggio: Appunti e note di Ortotterologia sicı- lana.— Mina PalumboeFailla-Tedaldi: Materiali per la fauna lepidotterologica della Sreilia. Anno VII, 1888, Nr. 1—2. Riggio: Materiali per una fauna entomologica dell’isola di Ustica. Xli. Amerika. 118. Washington: Departement ofAgriculture. (Schriften nicht eingegangen.) 119. Washington: Smithsonian Instution. a. Annual Report, 1885, P. Il. Report of the United States Nutional Museum, m. vielen Abbldg. b. Publications of the Bureau of Ethnol. c. Contributions to Knowledge. d. Miscellaneous Collections, Bd. XXXI. 1888. Asa Gray: Synoptical Flora of North America. Bd. XXXIL. 1888. Wigglesworth Clarke: The constants of nature. Table of specific gravity for solids and liqwids. Part . — Tuckermann: Index to the htterature of the Sipectroscope. Bd. XXXII, 1888. Bulletin of the Philosophical Society of Wash- ington. Vol. VI-IX. 240 120. Washington: Unit. Stat. Geologic. Survey. (Schriften nicht eingegangen.) 121. New-York: Academie of Sciences, (late: Lyceum of Natur. History). a. Annals, Vol. IV, Nr. 1—8. Eigenmann and Horning: Review of the Chaetodoutidae of North America.— Lawrence: Description of a New Sipecies of Thrush "from the Island of Grenada, West Indies. — Boll- mannn: Notes on North American Inlidae. — Hidden: On the Iron Meteorite which fell near Mazapil, during the Star-shower of Nov. 27.1885 (1 Taf.). — Lawrence: Desceriptions of New Species of Birds of the Families Syl- viidae, Troglodytidae and Tyrannidae — Vog- des: The genera and species of North American carboniferons trilobites. — Julien: On the va- riations of Decomposition in the Iron Pyrides ; its cause, and ıts relation to dersity, m. 2. Taf. — Casey: On Some New North American Echynchophor.a. 122. Boston: Academy of Arts and Sciences, Proceedings, New series, Vol. XIV, part II. Vol. XV. part 1. Gray: Contributions to American Botany. — Watson: Contributions to American Botany. — (Chemische Abhandl. 123. Boston: Soc. of Natur. History. a. Proceedings. b. Memoirs, Vol. IV, Nr. I—Vl. Treleare: North American Geraniaceae, m. & Taf. — Thaxter: The Entomophtoreae of the U. St. | 124. Cambridge: Mus. of comparat. Zoology. a. Annual Report. for 1886—1887. b. Bulletin, Vol. XII, Nr. 5—10. Scott and Osborn: Preliminary account of the fossil mammals from the white river for- mation, contained in the museum of comparative zoölogy. — Parker: The eyes in scorpvons, m. 4 Taf. — Fewkes: On certain Medunal from New England. 241 Vol. XIV and XV. Agassiz: Three crwises of the united States coast and geodetic survey steamer „Blake“. (2 Vol.) Mit zahlreichen Abbildungen, Karten und Tafeln. WoleXVE Nr. 1. Hoobs: On the Petrographical Characters of a Dike of a Diabase in the Boston Basiın. NORRXNVH, Nr Trund 2. Fewkes: On the Development of the Calca- reous Plates of Arteria. — Garman: On the lateral canal system of the selachia and Holocephala. 125. Salem: Essex Institute Bulletin Vol. 19, Nr. 1—12. Garman: On West Indian Reptiles. Iguonidae. — Ders.: Reptiles and Batrachtans from Texas and Mexiko. 126. Philadelphia: Academy of Nat. Sciences. Proceedings, 1887, part. I—Ul. Wachsmuth and Springer: The Summit Plates in Blantoids, Crinoids, and Cystids and their Morphological Relations. — Potts: Con- tributions toward a Synopsis of the American Forms of Freshwater Siponges. 1888, part. 1. Hartmann: A bibkographic and synonymic catalogue of the genus achatinella, m. 1 Taf. — Wright: Descriptions of new species of Uniones from Florida, m. 5 Taf. 127. Philadelphia: Wagner-Free Institute of 128. 129. 130. 131. Science. St. Louis: Academy of Sciences. (Ad 127 u. 128 Schriften nicht eingegangen.) New-Haven: Academy of Arts and Science. Transactions, Vol. VII, part 2. Emerton: New England Sipiders of the Family Cini floridae. Davenport (Iowa): Academy of Nat. Science. Milwaukee: Naturhist. Ver. v. Wisconsin. (Ad 130 u. 131 Schriften nicht eingegangen.) 242 132. San Franoisoo: California Academy of Sciences. Bulletin, 1887, Juni (Vol. 2, Nr. 7). Lee Greene: Studies in the Botany of Cali- fornia and Parts Adjacent. — Ewerson: Ornithological Observations in San Diego County. — Hackness: Fungi of the Pacific Coast. 1887, November. (Vol. 2, Nr. 8.) 133. Rio de Janeiro: Archiv do Museu nacional. Vol. V11,,1887. White: Contribuicoes a Paleontologia do Brazil, m. 28 Taf. 134. Buenos-Aires: Academia nacional de cien- cias en Cordoba (Rep. Argentina). a. Boletin, Tomo X, Heft 1 u. 2. Holmberg: Viaje d Misiones, m. 1 Abbildg. Tomo XL, H. 1 u. 2. Spegazzini: Fungi Paiagomiie — Doering: Observacionas meteorologicas practicadas em Cordoba. Alil. Australien. | 135. Melbourne: PubliceLibrary, Museums, and National Gallery of Victoria. Baron v. Mueller: Iconography of austra- kan species of Acacıa and cognate genera. Atlas, Heft 1—11, 110 Tafeln, 1887 u. 1888. B. Einzel-Werke, Abhandlungen etc. a. im Austausch gegen das Archiv. 1. Dr. F. Karsch (früher Katter): Entomologische Nachrichten. Jahrgang XIV, 1888, Heft II—XXIV. 2. Die Universität Strassburg. Einige Dissertationen, unter welchen: a. Jost: Ein Beitrag zur Kenntniss der Athmungs- orgame der Pflanzen. b. v. Tavel: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Pyrenomyceten. 3. 6. 1: 2. 3. 245 Die Commission zur Untersuchung der Deutschen Meerein Kiel. Ergebnisse der Beobachtungs -Stationen an den Deutschen Küsten. Jahrgang 1887, Heft I—IX. Von der Commission der Norske-Nordhavs- Expedition. (Schriften nicht eingegangen.) Von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Eine Anzahl Dissertationen, darunter naturwissen- schaftliche: a. Breunig: Bacteriologesche Untersuchung des Trinkwassers der Stalt Kiel. b. Haseloff: Ueber den Krystallstiel der Muscheln. c. Rhein: Beiträge zur Anatomie der Caesal- piniaceen. d. Danzig: Ueber die eruptive Natur gewisser Gneisse sowie des Granulits im sächsischen Mittel- gebirge. e. Freese: Anatomesch histiologische Untersuchung von Membranipora pilosa, fe Schröder: Anatomisch histiologische Unter- suchung von Nereis diversicolor, g. Mangold: Ueber die Altersfolge der vulkanischen Gesteine und der Ablagerungen des Braunkohlen- gebirges im Siebengebirge. Museum zu Lübeck. Jahresbericht des naturhistorischen Museums in Lübeck für das Jahr 1887. b. Geschenke von den Herren Autoren. A. G. Nathorst: Sur de nowvelles remarques de M. Lebesconte concernant les Oruziana. Stockholm 1888. R. Moebius: Liste der Autoren zoologischer Art- begriffe, zusammengestellt für die zoologische Samm- lung des königlichen Museums für Naturkunde in Berlin. Berlin 1888. Dr. O0. Boettger: Verzeichniss der von Herrn E. von Oertzen aus Griechenland und aus Klein- 13. 14. 15. 16. 244 asien mitgebrachten Batrachher und Reptilien. Berlin 1888. Ders.: Diagnoses Reptilium movorum ab Wll. vero Paul Hesse in finibus fluminis Congo repertorum. 1887. Ders.: Ueber die Reptilien und Batrachier Trans- caspiens. 1888. von Martens: Conchylien aus dem Suezkanal. Berlin 1887. A. G. Nathorst: Om de fructformen of trapa natams L. som fordom funnits ı Sverige. Stock- holm 1888. Ernst H.L. Krause: Kritische Flora der Provinz Schleswig-Holstein, des angrenzenden Gebietes der Hansestädte Hamburg und Lübeck und des Fürsten- thums Lübeck. Unter Mitwirkung von Dr. R. von Fischer-Benzon und Dr. E. H. L. Krause, heraus- gegeben von Dr. P. Prahl. 1. Theil. Schul- und Excursionflora. A. Karsch: Vademecum botanicum. Lieferung 7. Laspeyres: Gerhard vom Rath. Eine Lebens- skıgze. .‚ Martin: Ein neues unterstlurisches Geschiebe aus Holland. Amsterdam 1888. . Königl. ungar. geol. Anstalt: Landes-Aus- stellung zu Buda-Pest 1885. Specialkatalog der Gruppe für Bergbau, Hüttenwesen und Geologie. Mit einer Bergbau- Statistik von Ungarn in den Jahren 1864—1885 in 24 Diagrammen. A. Kirchhoff: Zur Anregung werkthätiger Theil- nahme an der Erforschung des Thüringerwaldes und seiner Bewohner. Zsigmondy: Mittheilungen über die Bohrthermen zu Barkany, auf der Margaretheninsel nächst Ofen und zu Lippik und den Bohrbrunnen zu Alısuth. Pest 1873. Ormay: Supplementa faunae Coleopterorum in Transsilvania. Baron F.v. Müller: Considerations of phyto- graphic expressions and Arrangements. (Separat Abdruck aus Royal Society of New South Wales.) 1888, 17: 18. G. Pr 245 A. von Koenen: Beiträge zur Kenntniss von Dislocationen, Berlin 1888. Ders.: Ueber neuwere Aufschlüsse im Deluvium bei Göttingen. (Königliche Gesellschaft der Wissen- schaften zu Göttingen. Sitzung v. 2. Juni 1888.) G. Wigand: Ueber die Trilobiten der silurischen @e- schiebe in Mecklenburg. (Deutsch. geolog. Ges. 1888.) R. Friedlaender und Sohn: Naturae novitates. Jahrgang 1887 Nr. 1—25; Jahrgang 1888 Nr.1—15, 17—21, 25—21. | . E. Huth: Societatum litterae. Jahrgang 1888 Nr. 1—5. c. Anderweitige Geschenke; von den Herren: . ©. Boettger. Gassino: The international scien- tıst's directory. Boston 1883. Formstecher: Necrolog des Herrn Hofrath Dr. Walter. Offen- bach 1887. Struck. Holtz: Die Heilgrotte von Monsummano im Thale der Nicoole in Toscana. of. v. Koenen. Dobbers: Der obere Jura auf dem Nordostflügel der Hilsmulde. Göttingen 1888. Stremme: Beitrag zur Kenntniss der tertiä- ren Ablagerungen zwischen Cassel und Det- mold nebst einer Besprechung der norddeut- schen Pecten-Arten. Berlin 1888, m. 2 Taf. d. Durch Ankauf erworben. Kobelt: Iconographie d. schalentr. Ewrop. Meeres- mollusken. Gassel 1887 (Schlussheft), zus. 8 Hefte I Dal. | Kobell, F., v.: Mineralogie. Leipzig 1878 (für die Handbibliothek). Zittel: Handbuch d. Palaeontologve. (Forts.) II, 5, 6; DIL, 2. Bellardi: Molluschh d. Terr. terz. d. Piemonte etc. Korino 1888, p. V, (Forte), m. 2 T. Bars: Coleopteren Deutschlands, m. 144 Abbild. Magdeburg 1888 (für d. Handbl.). Meyer, Dr., W.: Entstehung d. Erde. Berlin 1888. Abgeschlossen: Güstrow, Januar 1889. Koch. Klingberg. 17 D. Mitglieder-Verzeichniss 1888, Ein vollständiges Verzeichniss soll für dies Jahr nicht gegeben werden, vielmehr beschränken wir uns auf die Mittheilung der betreffenden Personalveränderungen. nn I. Protectoren sind wie im Vorjahre die beiderseitigen allerhöchsten | Landesherren. 5 II. Vorstand des Vereins. Koch, Oberlandbaumeister, Güstrow. Brauns, Oberlehrer, Schwerin. Klingberg, Gymnasiallehrer, Güstrow. II. Ehrenmitglieder. Bestand: unverändert wie im Vorjahre. IV. Korrespondirende Mitglieder. Zu streichen sind: Prozell. Kirchenrath. Vom Rath, Dr. Professor. (Beide durch Tod abberufen.) V. Ordentliche Mitglieder. Zu streichen sind folgende 13 Mitglieder: Bützow: Klemm, Kaufmann. Dresden: R. Haensch, Kaufmann. Gingst: Schultz, Apotheker. 247 Güstrow: Simonis, Oberlehrer*) 7. Hamburg: Look, Dr. Parchim: Buschmann, Oberamtsrichter. Priester, Baumeister. Rostock: Bernhöft, Professor. Brauns, Stud. med. Karsten, Rentier. Schulze, Kunstgärtner. Schönwolde: Michahelles. Schwerin: Lindig, Dr. Director. Neu beigetreten dem Verein aber sind folgende 12 Mitglieder: Bombay (Indien): Lustig, L., Ingenieur. Dargun: von Pressentin, Oberlanddrost. Güstrow: Francke, Realgymnasiallehrer. Lau, Cand. prob. Lissa (Posen): Rassmuss, W., Gymnasiallehrer. Lübtheen: Dehnhardt, Bohr-Ingenieur. Pisede (bei Malchin): Wilbrandt, Gutsbesitzer. Roebel: Engelhardt, Dr. med. Rostock: Burmeister, Rich., Stud. med. Strasburg (bei Prenzlau): Naegele, Director der Zuckerfabrik. Neustrelitz: Kutschbach, Apotheker. Warin: Wagner, Stationsjäger. Abgeschlossen: 1. März 1889. *) Die durch den Tod abberufenen Mitglieder sollen durch T bezeichnet werden. 248 Berichtigung. Pag. 200, Zeile 3 von oben ist einzuschalten hinter alle, »mit Ausnahme des Frauensees bei Weberin unweit Crivitz«. -C. Struck. Mittheilung. Herr A. Suchetet, proprietaire au chäteau d’Auti- ville-Breaute, par Goderville, Seine inferieure in Frank- reich hat sich auf das Studium der Hybriden aus den verschiedenen Classen des Naturreiches, Fische, Reptilien, Vögel etc. mit Eifer gelegt und bittet alle Naturforscher e Mecklenburgs um Mittheilungen über ihnen vorkommende hybride Formen. | F. EBK. Sitzungsberichte der naturforschenden Gesellschaft zu Rostock. m. Sitzung am 19. Januar 1888. Herr Aubert spricht über dieÖrientirung im Raume bei ruhendem und bewegtem Körper und über den Schwindel. Die Grundbedingung für die Sicherheit unserer Körperbewegungen ist die Kenntniss der Lage der Ob- jecte im Raume in Beziehung auf unseren Körper, denn wenn wir eine Bewegung nach einem Objecte hin mit Erfolg ausführen wollen, so müssen wir vor Allem den Ort kennen, an welchem es sich im Raume befindet, seine Richtung zu den Axen unseres Körpers, seine Entfernung von demselben. Für gewöhnlich verschafft uns der Ge- sichtssinn diese Vorstellungen und mit seltenen Aus- nahmen so genügend, dass wir überzeugt sind, alles was wir sehen sei wirklich vorhanden und zwar an dem Orte, an welchem wir es sehen. Es giebt aber Ausnahmen, in denen wir die Objecte an anderen Orten sehen, als wo sie sich wirklich befinden, in denen wir dann unsere Be- wegungen nach den Objeeten hin so ausführen, dass wir nicht zu denselben hingelangen. Das ist der Fall beim Schwindel: die Schwindelempfindung besteht auf einer unrichtigen Localisirung der ÖObjecte im Raum, das Schwindelgefühl in der Empfindung oder Wahrneh- mung, dass unser Körper sich dieser neuen Anordnung der Objecte nicht mit seiner Haltung und seinen Bewe- gungen accommodiren, oder wie man kürzer sagt, sich nicht orientiren kann; die Schwindelbewegungen, welche wir ausführen, sind daher, mögen sie gemässigt oder stürmisch sein, immer der Art, dass sie nicht zum Ziele führen, also unzweckmässig sind. Die physiologische Untersuchung des Schwindels ist nun, historisch betrachtet, von zwei verschiedenen Aus- gangspunkten unternommen worden, nämlich 1. von der Selbstbeobachtung, d.h. indem man Bedingungen 1 1I schafft, durch welche man an sich selbst Schwindel er- zeugt, seine eigenen Empfindungen dabei beobachtet, analysirt und auf Empfindungen zurückführt, welche un- richtige Localisationen der Objeete oder falsche Vor- stellungen von der eigenen Körperlage im Raume oder vom Raume liefern. Für die Entstehung dieser Empfin- dungen sind die Bedingungen zu erforschen. 2. Vom Thier-Experiment, d. h. man bringt Thieren Ver- letzungen bei, infolge deren sie Schwindel-Bewegungen machen, und schliesst aus diesen Bewegungen rückwärts auf die in ihnen durch die Verletzung hervorgebrachten physiologischen und psychischen Veränderungen. Beide Wege verfolgen als Ziel die Auffindung desjenigen Organes, welches beim unversehrten Menschen Schwindelempfin- dungen und im Zusammenhange damit Schwindelbe- wegungen hervorruft, welches dann wahrscheinlich zugleich dasjenige Organ ist, welches unter normalen Verhältnissen (d. h. ohne Schwindel) die Orientirung des Körpers im Raume zu besorgen hat. Dieses hypothetische Organ beim Menschen wird durch weitere Schlussfolgerung gleich, oder wenigstens analog demjenigen Organe bei Thieren gesetzt, nach dessen Verletzung (Reizung oder Zerstörung bleibt fraglich) Schwindelbewegungen bei ihnen auftreten, welche den Schwindelbewegungen beim Menschen ähnlich sind. Ist das Organ gefunden, so bleibt die Frage zu beantworten, auf welchem Wege es erregt wird und auf welchem Wege es reagirt, um Fmpfindungen oder Be- wegungen, oder beides auszulösen. Wir finden nun 1. dass einerseits Schwindelempfin- dungen beim Menschen mit besonderen Augenbewegungen, welche unwillkürlich und unbewusst erfolgen, verbunden sind — andererseits durch Verletzungen der halbeirkel- förmigen Canäle bei Tauben und Kaninchen besondere abnorme Augenbewegungen hervorgerufen werden; 2. dass einerseits Kopfdrehungen beim stillstehenden Menschen, sowohl wenn die Augen offen, als wenn sie geschlossen sind, mit besonderen Augenbewegungen verbunden sind, durch welche eine veränderte Orientirung im äusseren Raum hervorgebracht wird — dass andererseits nach Zer- störung der halbeirkelförmigen Canäle bei Tauben und Kaninchen starke Verdrehungen des Kopfes auftreten, verschieden je nach der Zerstörung des einen oder anderen Bogenganges; 3. dass Kopfdrehungen beim Menschen, während er bei geschlossenen Augen um seine verticale Körperaxe gedreht wird, Schwindelempfindungen der Art hervorrufen, dass er seinem Körper dieselbe Lage zu- III schreibt, welche der Kopf erhalten hat — abnorme (zwangsweise bewirkte) Kopfstellungen bei Tauben bringen ähnliche Schwindelbewegungen hervor, wie sie nach Ver- letzung der halbeirkelförmigen Canäle auftreten. Man hat daraus geschlossen: 1. ausser dem Augen- bewegungsapparate giebt es ein Organ, welches bei Men- schen und bei Thieren im Kopfe gelegen ist, welches auf die Orientirung im Raume Einfluss hat; wird dasselbe verletzt oder in abnorme Lage gebracht, so tritt Desorientirung und infolge davon Schwindel auf. 2. Da dieses Organ bei den Kaninchen und Tauben die halbeirkelförmigen Canäle sind (jedenfalls aber weder das Grosshirn noch das Kleinhirn es ist), so ist es wahrscheinlich, dass es beim Menschen gleichfalls diese Canäle sind, Wäre dies der Fall, so würde der N. vestibularis als ein von dem N. cochlearis physiologisch ganz getrennter Nerv zu be- trachten sein, wie es anatomisch zu sein scheint. Der Weg, auf welchem auf die Bogengänge des inneren Ohres eingewirkt wird, und die Wege, auf welchen die Erregung derselben zu den Bewegungscentren des Körpers fort- geleitet wird, sind bis jetzt ganz hypothetisch. Die Untersuchungen über dieses sehr schwer zu erforschende physiologische Problem sind für. die Thiere seit Jahrzehnten von dem russischen Physiologen von Cyon mit grosser Sorgfalt ausgeführt, nachdem dieselben 1824 von Flourens begonnen, dann von Goltz, Breuer, Löwen- berg, Crum, Brown, Böttcher wieder aufgenommen und weitergeführt worden waren, für den Menschen sind sie von Purkinje 1820 begonnen, dann sehr bedeutend durch Mach in Prag gefördert, sowohl in practischer und theore- tischer Beziehung geklärt worden, und endlich sind von Delage in Paris neue Gesichtspunkte für die Frage durch sehr eingehende Versuche gewonnen und alle einschlä- gigen Fragen mit grosser Umsicht klar gelegt worden. Der Vortragende demonstrirt einige Versuche der statischen Täuschungen, welche Delage entdeckt hat, so wie einige Versuche auf der Drehscheibe im Anschlusse an Mach und auf der von ihm modificirten „Wippe“ (planche & tourillons) von Delage, Herr v. Brunn hielt einen Vortrag über die Ne- sritos der Philippinen. Bezüglich der Lebensweise, Religion, Gebräuche u. s. w. dieses im Innern der grösseren von den Philip- pinen wohnhaften Urvolkes referirte er nach den Mit- theilungen der Reisenden, namentlich Schadenberg’s. 1* IV Was die physische Beschaffenheit betrifft, so hat früher die auch noch von A. B. Meyer 1878 vertretene Ansicht gegolten, die Negritos seien nahe verwandt mit den Papuas und sonstigen australischen Schwarzen. Unter- dessen hat aber die Untersuchung der Skelette, namentlich des Schädels, besonders durch Virchow und Schadenberg, ein ganz anderes Resultat ergeben. Während nämlich die Papuas eine ganz exquisit dolichocephale Schädelform haben, sind die Negritos ebenso hervorragend brachy- cephal, sogar hyperbrachycephal, auch zeichnet sich ihr Schädel durch einige andere Eigenthümlichkeiten aus, so z. B. sind die Augenhöhlen näher als bei irgend einer anderen Rasse aneinander. Speciell wurde sodann noch das Skelett eines männ- lichen Negrito von Manila besprochen, das dem anatomi- schen Institut von dem früheren Prosector, Herrn Dr. Papellier, geschenkt worden ist, Der Schädel zeigt die Charakteristika der Rasse ausserordentlich schön. Die Länge (in der Horizontal- ebene gemessen) beträgt 167 mm, die Breite 142, die Höhe 140, Längenbreitenindex also 85, Längenhöhenindex 83,8; Breitenhöhenindex 98,6. Entfernung beider Augen- höhlen von einander 24 mm. — Auffallend ist die be- deutende Capacität, welche 1400 ccm beträgt und dadurch die bisher untersuchten Negritoschädel, bei denen der Hohlraum 1100—1200 ccm beträgt, bedeutend übertrifft. In beiden Schulterblättern zeigen sich in der fossa intraspinata 3 mm weite Communicationsöffnungen mit der fossa subscapularis, eine, wie es scheint, noch nicht beobachtete Knochenvarietät; bei beiden humeri besteht Communication zwischen fossa anterior major und fossa oleerani; die Hüftbeine sind, nicht blos absolut, sondern auch im Verhältniss zu den übrigen Knochen sehr klein und gracil; die Schienbeine zeigen eine hochgradige Platyknemie. Sitzung am 27. Februar 1838. Herr Matthiessen sprach zunächst über Erscheinungen an Schlifflächen gehärteter Krystalllinsen, welche zuerst von Thomas beobachtet und beschrieben sind. Wenn man eine irgendwie an eine kugelförmige Krystalllinse z. B. Fischlinse gelegte Schliffläche bei etwa 80facher linearer Vergrösserung im Mikroskope betrachtet, so nimmt man vier verschiedene geometrische Gebilde oder Curvensysteme wahr, nämlich: ; V 1) ein mit der kreisförmigen Schliffläche concentri- sches Kreissystem, 2) zwei seitlich vom Centrum liegende bipolare Spiralsysteme, 3) ein System von lauter geraden Linien, welche segen den Durchschnittspunkt der Schliffffäche mit der optischen Axe convergiren. Ihre Entstehung ist aus dem histologischen Bau der Linse zu erklären, besonders wenn man von der Vorstellung einer idealen Krystalllinse ausgeht, deren Structur der vielfach wechselnden und abweichenden aller Krystalllinsen von Wirbelthieren möglichst nahe kommt. Es ist bekannt, dass, wenn eine Fischlinse gesotten oder getrocknet ist, sie sich in lauter Kugelschalen abblättern lässt. Diese bestehen aus Fasern, welche parallel mit dem Meridian von der vorderen Axenhälfte bis zur hin- teren verlaufen. Die Querschnitte sind sechseckig und wabenförmig aneinandergefügt, wie man dies an einem senkrecht zur optischen Axe geführten Aequatorialschnitt am deutlichsten erkennt. Die längeren Seiten des sechs- eckigen Querschnitts liegen äquatorial, die vier kürzeren bilden Zuschärfungen, die von Schicht zu Schicht Naht- flächen bilden, welche mit den Scheidewänden einer Apfelsine vergleichbar durch die Linsenaxe gehen. Auch in diesem Aequatorialschnitt kommen die sub 1 und 3 angeführten Liniensysteme zur Ansicht, die sub 2 ge- nannten Spiralsysteme sind aber unipolar, concentrisch mit der kreisförmigen Schlifffiäche und eines rechts, das andere links gewunden. In einem schiefen Schnitt diffe- renciren sich die Spiralsysteme in zwei getrennte, die in der Umgebung ihrer Pole ein concentrisches System geschlossener Curven (Kreise oder Ellypsen) umhüllen. Wenn die Schlifffläche parallel mit der optischen Axe — also meridional — geführt ist, so geht das geradlinige Strahlensystem über in ein System von Linien, welche parallel mit der optischen Axe laufen, an die Stelle der beiden Spiralsysteme treten zwei seitliche concentrische Kreissysteme (die sogenannten Thomas’schen Curven- systeme). Wenn endlich die optische Axe ganz in der Schlifffläche liegt, sieht man nur das sub 1 angeführte concentrische Kreissystem. Hierauf wurden noch einige Erscheinungen aus dem Gebiete der Electricität demonstrirt und zwar zunächst der Volta’sche Satz experimentell bewiesen, dass zwei verschiedene Metalle mit einander berührt, entgegengesetzt Tl electrisch werden; sodann dass Niehtleiter durch Druck electrisch werden. Schliesslich wurden an einer dynamo -electrischen Maschine für Handbetrieb verschiedene Wirkungen der Inductionsströme vorgeführt, z. B. das Glühen eines dünnen Eisendrahtes, die Wasserzersetzung und die Anwendung einer electrischen Glühlampe im Skioptikon. Hierauf spricht Herr Oltmanns über die Algen- vegetation der norwegischen Küste. Nachdem der Vortragende einen Vergleich zwischen der Algenflora der Nord- und Ostsee angestellt, und die für das Vorkommen und die Verbreitung von Algen massgebenden Factoren — Salzgehalt des Wassers, Confi- guration des Meeresbodens — hervorgehoben hat, bespricht er, unter Demonstration der von einer Reise dorthin mit- gebrachten Exemplare, die Algenvegetation von Hauge- sund. Diese Stadt ist für Algenuntersuchungen besonders geeignet, weil eine reiche Algenflora sich in unmittel- barer Nähe des Ortes vorfindet, und die der Küste vor- gelagerten Inseln hohen Seegang abhalten, so dass die Standorte fast jeder Zeit zu erreichen sind. Der Vor- tragende hebt noch dankend hervor, dass er von ver- schiedenen Einwohnern’ der Stadt auf’s Freundlichste bei seinen Excursionen unterstützt wurde. Betrefis der Vertheilung der Algen an der norwegi- schen Küste lassen sich zwei Zonen unterscheiden, die Fucaceenzone und die Laminarienzone. Die erstere wird annähernd begrenzt durch den höchsten Wasserstand und die tiefste Ebbe; unmittelbar auf diese folgt die Lami- narienzone, welche bis etwa 30 Faden Tiefe herabreicht. An tieferen Stellen brachte das Schleppnetz keine Algen von Bedeutung herauf. Die Vegetation scheint hier zu fehlen, was leicht erklärlich ist, da der Meeresboden in grösseren Tiefen aus ganz kleinen Gesteinsfragmenten gemengt mit Stücken von Balanusgehäusen besteht. Den höchsten Platz in der Fucaceenzone nimmt Pelvetia ca- naliculata ein, auf diese folgt Fucus platycarpus (häufig mit eigenthümlich spiralig gewundenem Thallus), dann Fucus vesiculosus; etwas tiefer, nicht selten auch mit vorigem auf gleicher Höhe steht Ascophyllum nodosum, unter diesem Fucus serratus, der bei normalen Ebben nicht mehr aus dem Wasser heraustritt. Alle diese Pflanzen kommen vor an Orten, an welchen relativ schwache Brandung herrscht. An Stellen, welche gegen das Meer fast freiliegen, kommen in der stärkeren Bran- vıl dung Pelvetia, Ascophyllum und Fucus vesiculosus nicht mehr fort. Dann nimmt Fucus platycarpus, und zwar meist in der normalen Form den höchsten Platz ein, an die Stelle von F. vesiculosus und Ascophyllum tritt, ge- wöhnlich in einem ziemlich breiten Gürtel, Himanthalea lorea, an diese reiht sich dann wieder Fucus serratus in einer schmallaubigen Form. Auf Fucus serratus folgt überall die Laminarien- zone, beginnend mit Alaria esculenta, die indess nicht überall vorkam und, wie es scheint, bewegtes Wasser vorzieht. An sie schliessen sich an Laminaria digitata und Laminaria saccharina, welche beide bis 30 Faden Tiefe herabgehen, indess liebt L. saccharina weniger be- wegte Standorte und nimmt oft allein die ruhigeren Buchten etc. ein, in Tiefen von 1—6 Faden, meistens auch an ruhigen Orten treten zwischen den Laminarien die Büsche von Halidrys siliquosa hervor. Gleichfalls in Beleme der Laminarien tritt Chorda filum auf. Neben diesen grossen, sofort in die Augen fallenden Formen und noch viele kleine in grösseren Mengen vor- handen. Genannt werden: Gigartina mamillosa in seichten Buchten neben F. platycarpus. Corallina überzieht oft grosse Strecken zwischen den Fucaceen und Laminarien, an anderen Orten zeigen sich Ceramium- und Cladophora- Arten; etwas tiefer als diese (Q—3 Faden und mehr) Chondrus crispus und Furcellaria fastigiata. Auf vielen der genannten Formen sitzen oft massenhaft die knolligen Körper von Leathiesa difformis. Auf den Fucaceen wachsen neben vielen mikrosko- pisch kleinen Arten Ceramien, Polysiphonien, Sphacelarien u.Ss. w.; auf den Laminarien sind festgeheftet Stilophora, Mesogloea, Chordaria und manche ähnliche Formen in seichterem, Delisserien, Ptilota, Nitophyllum und andere Florideen in tieferem Wasser. Sitzung am 24. März 1888. Herr G. H. Müller spricht über die brasilischen Muschelberge und die Ergebnisse der von ihm dort vor- genommenen Untersuchungen. Der Redner führte in seinem Vortrage etwa fol- gendes aus: Die brasilischen Muschelberge haben, als die fast einzigen Ueberreste der Urbevölkerung, schon längere Zeit das lebhafte Interesse der Anthropologen in Anspruch genommen, doch war die Kenntniss des Gegenstandes VI nur eine sehr unvollkommene. In einer Sitzung der anthropologischen Gesellschaft von Berlin am 18. März 1882 beschäftigte sich Prof. Virchow eingehend mit den ihm über die brasilischen Muschelbergen erstatteten Berichten und forderte derselbe angelegentlich auf, für eingehendere Forschung und Sammlungen an Ort und Stelle bedacht zu sein. Durch längeren Aufenthalt in der Provinz Sa. Catharina wurde es dem Redner nun möglich, diesem Wunsche zu entsprechen, und glaubt derselbe, durch eine grössere Zahl oft mehrtägiger Ex- cursionen nach diesen, in Brasilien Sambaquis genannten Muschelbergen, und durch eine Reihe von Funden auf dem Festlande, alle etwa noch bestehenden Zweifel über die Entstehung der Sambaquis und den Culturzustand von deren Bewohnern gelöst: zu haben. Die Sambaquis sind vielfach und mit Recht mit den dänischen Kjoken möddinger verglichen worden, doch finden sich ausser diesen noch ähnlichere, mit Resten aus der Steinzeit vermischte Muschelberge an der portugiesi- schen Küste. Dieselben sollen eine sehr grosse Ueber- einstimmung in Form und Inhalt mit den brasilischen Sambaquis haben, die durch die vorwiegende Gleich- artigkeit der Muscheln und Fischreste noch mehr hervor- treten dürfte. Die von dem Vortragenden untersuchten Sambaquis liegen an der Küste der Provinz Sa. Catharina und auf der Insel San Francisco. Ganz gleichartige Sambaquis werden vielfach an den Küsten der brasili- schen Südprovinzen angetroffen, und als höchst wahr- scheinlich steht anzunehmen, dass sich solche auch auf dem gesammten Gebiete der südamerikanischen Ostküste werden auffinden lassen. Die Gleichartigkeit der Funde aus den verschie- densten räumlich weit auseinander liegenden Küsten- gegenden, wie solche aus Prüfung brasilischer Sammlungen, insbesondere auch aus der des „Museu Nacional“ in Rio de Janeiro hervorgeht, lassen schliessen, dass die Sam- baquis einem weit verbreiteten und grossen Volke der südamerikanischen Urbewohner ihre Entstehung verdanken. Trotz dieser Gleichartigkeit in der äusseren Erschei- nung der Sambaquis und ihrer Culturreste sind die Mei- nungen über dieselben doch sehr auseinandergehend geblieben, was sich nur dadurch erklären lässt, dass die Untersuchungen oft nur ganz flüchtige waren, und meist auf nur eine Localität beschränkt geblieben sind. Redner hat nun Gelegenheit gehabt, sowohl die Sambaquis, die entfernt von der Küste lagen, wie auch IX ‚ diejenigen, die unmittelbar am Seestrande sich finden, eingehend und oft wiederholt zu untersuchen, und hat auch specielle Aufmerksamkeit auf die Höhenlage der Fundorte jedes einzelnen Stückes verwandt. Die Ergeb- nisse dieser Untersuchungen veranlassen ihn nun, die nachfolgenden Thbatsachen als feststehend anzunehmen. Alle Sambaquis ohne Ausnahme rühren von den Urbewohnern her und sind durch das Aufhäufen der Schalen der verzehrten Muscheln entstanden, Die entfernt von der heutigen Seeküste liegenden Sambaquis sind die ältesten und die in ihnen sich findenden Steinwerkzeuge erscheinen von ganz primitiver Art. Die weiter der Küste zu belegenen Sambaquis gehören einer späteren Zeit an, und die dicht am Meeresstrande sich findenden sind die letzterrichteten und wahrscheinlich bis zum Erscheinen der Portugiesen von der Urbevölkerung bewohnt gewesen. Die Beschaffenheit aller Fundstücke spricht auf das Deut- lichste hierfür ; beispielsweise finden sich in den ältesten Muschelbergen keine Scherben von gebranntem Thon, in den späteren solche von grober und massiver Art, in den letzterrichteten Sambaquis aber solche von feiner und gefälliger Form, welche schon auf eine entwickeltere Technik schliessen lässt. Das Gleiche zeigt sich bei den Steingeräthen, die zuletzt eine Vollendung der Form und eine Sauberkeit der Ausführung zeigen, die bewunderns- werth ist. Ganz gleich mit dieser Verschiedenheit der mit der Localität weiter fortschreitenden späteren und höheren Entwickelungsstufen zeigt sich auch deutlich erkennbar in jedem einzelnen Sambaqui, dass die untersten Schichten gegen die oberen in der Culturphase zurückstehen, und dass die vollendetsten Fundstücke aus jedem einzelnen Muschelberge stets in dessen obersten Schichten sich finden. Beide Wahrnehmungen ergänzen einander, und die Annahme, die von der Küste entferntesten Sambaquis seien auch die ältesten, findet noch eine weitere Bestäti- gung durch den Umstand, dass deren Muscheln durch Verwitterung schon so sersetzt sind, dass dieselben zur Kalkbereitung kaum noch gebraucht werden können. Die sich hieran knüpfende Frage, woher es komme, dass man bis auf funfzehn Kilometer von der eigentlichen Seeküste noch so umfängliche Muschelberge finde, beant- wortet sich aus den geologischen Verhältnissen des Küsten- landes. Die den Ausläufern der brasilischen Küsten- gebirge vorliegenden Niederungen sind nämlich Alluvial- x Mans er 0 ne land neuester Entstehung. Diese mit Mangodickicht und sumpfigen Waldungen bedeckten Flächen werden durch die Anschwemmungsmassen von bunderten von kleinen Flüssen und Bächen gebildet, die bei den enormen Regen- mengen fortdauernden Zufluss finden und die flachen See- buchten mehr und mehr mit Schlamm und Baumresten ausfüllen. Die heute noch über drei Kilometer ins Land einschneidende Bucht der Lagoa Saguassu wird z. B. innerhalb 50—60 Jahren auf diese Weise wahrscheinlich ganz ausgefüllt sein, und dadurch ein heute an deren Ufer liegender Sambaqui sich dann im Binnenlande befinden. | Das Alter der Sambaquis wird wohl kaum jemals genau zu ermitteln sein, doch berechtigen die Grössen- verhältnisse derselben zu der Annahme, dass einzelne von ihnen weit über ein halbes Jahrtausend den Urbewohnern als Wohnstätte gedient haben werden. Nimmt man einen dreifachen Wechsel dieser Lagerplätze durch deren Hinaus- rückung nach der sich weiter hinwegschiebenden Küste an, so würden zwei Jahrtausende sich ergeben, die von der Ankunft der Portugiesen an diesen Küsten und dem Zurückweichen der Urbewohner zurückgerechnet werden müssten, so dass danach die ältesten Sambaquis etwa 500 Jahre vor Beginn der heutigen Zeitrechnung ent- standen sein könnten. Eine genauere Bestimmung dürfte durch geologische Untersuchung des Alluvialbodens, seines Alters und seines Fortschreitens nach der Küste zu erreicht werden können, Weitere Schlüsse liessen sich aus dem erfahrungsmässigen Fortschreiten in der Technik der Steinbearbeitung ge- winnen, und dürfte hierfür wohl die gleiche Zeitdauer für die Entwickelungsperioden anzunehmen sein, wie in der alten Welt dies der Fall ist. Die äussere Gestaltung der Sambaquis ist meist gleichartig und zeigt eine sanft ansteigende Hügel- gestaltung, die die Höhe von 70 Fuss und darüber erreicht; einzelne dieser Muschelberge haben am Fusse einen Umfang von über einen Kilometer. Deutlich sicht- bar ist die Entstehung durch Aufschüttung von Muschel- schalen und Knochenresten, und die unregelmässig horizon- tale Schichtung, die durch eingelagerte Reste von Holz- kohlen nur um so schärfer hervortritt, ist stets ganz unverkennbar, In diesen Muschelmassen finden sich nun Knochen aller noch jetzt dort vorkommenden jagdbaren Thiere, sowie Reste von Fischen, darunter viele Knochen von XI Haien, Delphinen und Walarten. Die zertrümmert umher- gestreuten meist gespaltenen menschlichen Knochenreste lassen keinen Zweifel, dass diese Urbewohner Kannibalen waren. Die Grundlage der Sambaquis lässt erkennen, dass dieselben meist auf ansteigenden Felsenbildungen, die die Niederung überragend, früher Inseln gewesen sein werden, vorzugsweise errichtet wurden. In den harten Felsen- wänden finden sich noch vielfach lange und tiefe Schleif- rinnen, welche zeigen, in wie mühevoller Weise hier die Steingeräthe ihre Entstehung fanden. Diese in den Sam- baquis und deren Umgebung gefundenen Werkzeuge und Waffen aus Stein lassen erkennen, welche Culturstufe erreicht worden, und ist nach den vom Redner gefundenen Stücken solche weit höher zu stellen, als bis dahin an- zunehmen war. Die Anfertigung von Gespinnsten, die Bereitung von Mandiokamehl, die Anwendung glühender Steinplatten zur Speisenbereitung ist den Bewohnern der letzterrichteten Sambaquis unzweifelhaft bekannt gewesen, wie aus der Betrachtung der bezüglichen Funde über- zeugend hervorgeht. Auf ihren die Niederungen und die Gewässer hoch überragenden Muschelbergen haben diese Urbewohner, gegen Ueberfluthungen gesichert, grosse gemeinsame Lagerplätze gehabt, und es ist nicht zu be- zweifeln, dass ihnen auch der Bau von Canoes sehr wohl gelungen sein wird. In einigen Indianerstämmen, die noch heute Steinwaffen führen, sind vielleicht die Nach- kommen jener Urbewohner zu erkennen. Nach einer specilleeren Schilderung des sich erge- benden Culturbildes fasste der . Vortragende alle neu erscheinenden Thatsachen zusammen, die durch Vorlage von betreffenden Funden näher begründet wurden, Der Redner gedachte noch dankend der freundlichen Förderung, die er durch Herrn Fettback in Joinville bei seinen Sammlungen und Untersuchungen erfahren, derselbe beutet einen dort belegenen Sambaqui zur Kalkgewinnung aus, ein zweiter, Muschelberg liefert ebenfalls Material zu einer Kalkbrennerei, deren Eigenthümer Herr Krelling für an Entgegenkommen gleichfalls anerkennend genannt wurde. Mit Besprechung einzelner Funde schloss der Vor- trag des Redners, dessen Erscheinen als Gast die Gesell- schaft der freundlichen Vermittelung des Herrn Prof. v. Brunn zu verdanken hatte. XII Sitzung am 28. April 1888. Herr von Brunn referirte unter Demonstration der betreffenden Präparate über eine von der medieinischen Fakultät mit dem Preise gekrönte Arbeit von H. Friedrich: „Die Markräume der Knochen der Unter- extremität eines 25jährigen und eines 82jäh- rigen Mannes.“ Die Arbeitsmethode des Verfassers ist die folgende gewesen. Er hat aus dem absoluten Gewicht eines jeden Knochens mit Zuhülfenahme des bekannten specifischen Gewichtes der Knochensubstanz zunächst sein Volumen bestimmt; dann wurde der gesammte Knochenhohlraum mit flüssigem Wood’schen Metall — bei 53° C. flüssig — angefüllt und aus der Gewichtszunahme und dem bekannten spec. Gewicht des Metalls das Volumen des eingeflossenen Metalls festgestellt: dies Volumen ist gleichzeitig das des Markraumes. — Weiter wurde, um die Form des Markraumes zur Anschauung zu bringen, in erwärmter 7proc. Kalilauge die Knochensubstanz zerstört und bier- durch für jeden Knochen der Ausguss der Markhöhle gewonnen. Resultate. Das Verhältniss des Volumens der Mark- höhle zu dem der Knochensubstanz ist bei verschiedenen Knochen verschieden und schwankt (Knochensubstanz — ] gesetzt) bei dem jungen Manne zwischen 0,53 für die Patella bis 2 für die Mittelphalangen der Zehen. Dazwischen stehen Fibula mit 0,66 — Metatarsus I mit 1,25 — Femur mit 1,26 — Talus mit 1,65 — Cuboideum mit 1,88. Bei dem Greise sind alle Zahlen viel grösser: Patella 1,8 — Mittelphalanx der 5 Zehe 4,0 — Fibula 2,4 — Metatarsus I 2,18 — Femur 2,11 — Talus 2,7 — Cuboideum gar 4,9. Im Mittel kommen auf 1 cbem Knochensubstanz bei dem jungen Manne 1,16 ebem, bei dem alten 2,65 cbem Hohlraum, woraus folgt, dass die Markräume des Greises zu denen des jungen Mannes sich verhalten wie 2,44 :1. Herr 0. Nasse sprach über Gährungen und Fermentationen. Der Vortragende gedenkt im Eingang der aus der Lehre von der Alkohol-Gährung bekannten Thatsachen von dem verschiedenen Verhalten der Kohlehydrate gegen- über der Bierhefe Saccharomyces cerevisiae. XI Als nicht gährungsfähig kennt man von den weiter verbreiteten Kahlehydraten die der Stärkegruppe, insbesondere Amylum, Glykogen und Inulin, sowie den Milchzucker. Als indireet gährungsfähig in dem Sinne, dass durch ein in der Hefe vorgebildetes und aus der- selben leicht zu gewinnendes lösliches Ferment oder Enzym das betreffende Kohlehydrat zunächst in gährungsfähige Kohlehydrate umgewandelt wird, kennt man bis jetzt einzig den Rohrzucker. Bemerkenswerth muss der Ver- gleich des Rohrzuckers mit den ihm nahestehenden Kohle- hydraten Maltose und Milchzucker erscheinen, insofern dieselben ganz wie der Rohrzucker durch verdünnte Säuren unter Wasseraufnahme in zwei Moleküle von der Formel C,H,,0, zerspalten werden (daher ihr Name: Saccharobiosen), dagegen von jenem Enzym der Hefe, dem Invertin, gar nicht angegriffen werden. Als direct gährungsfähig endlich sind zu nennen nebst der eben erwähnten Maltose zwei Kohle- hydrate der sogenannten Traubenzuckergruppe: Dextrose und Levulose. Ueber eine in dieselbe Gruppe gehörige Zuckerart, die Lactose, eines der beiden Spaltungs- produete des Milchzuckers, lauten die Angaben in der Literatur verschieden, bald wird dieselbe als direct gäh- rungsfähig bezeichnet, bald nicht, Neuerdings schien Klarheit in die Angelegenheit gekommen zu sein durch eine Untersuchung von Bourquelot (Compt. rend. CVI. S. 283, 1888), nach welcher reine Lactose allerdings der alkoholischen Gährung nicht fähig sein, wohl aber die Gährung eingehen soll, wenn gleichzeitig eine der direct gährungsfähigen Zuckerarten zugefügt wird. Es soll in diesem Falle die Lactose vollständig vergähren, freilich im günstigsten der untersuchten Fälle, nämlich wenn auf 1 Molekül Lactose 1 Molekül Dextrose zugefügt wird, erst in 8 Tagen, bei geringerem Zusatz von Dextrose erst nach Wochen. Diese Art der Gährung, die man „secundäre Gährung“ nennen könnte, bietet offenbar grosses Interesse. Es liesse sich auf Grund derselben u. A. verstehen, wie in den Organismen oder dem Pro- toplasma Stoffe, für welche eine zerlegende Kraft nicht nachzuweisen ist, doch zerlegt und schliesslich ganz ver- brannt werden. Es knüpfte sich ferner daran die nahe- liegende Frage, ob es auch eine „sceundäre Fermentation“ giebt. Hierunter wäre der Vorgang zu begreifen, dass eine Substanz, die an und für sich durch ein bestimmtes XIV Ferment nicht gespalten würde, doch der Spaltung unter- läge, sobald gleichzeitig ein specifisches Substrat dieses Fermentes zersetzt würde. Von vorneherein erschien die Möglichkeit einer solchen seaundären Fermentation nicht undenkbar, wenn man ausging von der vor Jahren von dem Vortragenden erwiesenen Thatsache, dass bei jedem Fermentprozess im ersten Moment das Enzym mit seinem Substrat zu einer wenn auch nur losen Verbindung (Mole- cular-Verbindung) zusammentritt, und der daran geknüpften Vorstellung, dass im zweiten Moment, nämlich bei der Trennung der losen Verbindung, das Substrat, welches durch das Eingehen der Verbindung bereits in sich ge- lockert wird, nun in zwei oder mehr Atomcomplexe zerfalle. In diesem Gedankengang fortfahrend konnte man sich nun weiter noch vorstellen, dass das ebenfalls gelockerte Enzym bei dem Freiwerden aus der losen Verbindung sich an ein an und für sich nicht zersetzbares Molekül anlagere und dessen Zerfall veranlasse. In Gemeinschaft mit Herrn Dr, Krüger sind nun von dem Vortragenden Versuche angestellt mit Maltose und Milchzucker sowie auch Glykogen und Glykosiden zugesetzt zu Invertin — Rohrzucker, mit Inulin, Rohr- zucker und Glykosiden zugesetzt zu Ptyalin + Glykogen, mit Glykogen und Rohrzucker zugesetzt zu Emulsin + .Saliein, endlich auch noch mit Amygdalin zugesetzt zu Leberbrei + Saliein — niemals ist aber von den zu- gesetzten Stoffen auch nur eine Spur umgewandelt worden, auch nicht bei naher Beziehung des zugesetzten Stoffes zu dem Substrat. Somit ist die secundäre Fermentation gefallen, es bleibt der Satz bestehen, dass jedes Ferment nur ganz bestimmte Stoffe (oder auch nur einen) zersetzt, welche in dem Vorstehenden als seine Substrate bezeichnet worden sind. Was nun die Beobachtungen von Bourquelot über die Gährung der Lactose angeht, so muss auch hier von der Bezeichnung derselben als secundäre Gährung aus verschiedenen Gründen abgesehen werden. Zunächst dürfte die Erscheinung der Alkoholbildung durch Lactose überhaupt in anderer Weise aufzufassen sein, als Bourquelot meint. Es ist als sicher anzu- nehmen, dass die angewendete Hefe von vornherein nicht rein gewesen ist — Bourquelot würde gewiss nicht verfehlt haben, die Reinheit hervorzuheben — und noch mehr ist es sicher, dass bei der langen Dauer der Versuche die der Hefe beigemischten (und weiter noch hinzugekom- XV menen) niederen Organismen verschiedener Art sich ver- mehrt haben. So steht man denn einem äusserst ver- wickelten Vorgang gegenüber, dem Wesen nach übrigens nicht verschieden von der ebenfalls nur sehr langsam und stets nur bei Gegenwart verschiedener Organismen ver- laufenden alkoholischen Gährung von Flüssigkeiten, welche Milchzucker enthalten. Es ist nun denkbar — nur eine der Möglichkeiten soll erwähnt werden —, dass die Lactose selbst überhaupt nicht vergohren ist in den Ver- suchen von Bourquelot, sondern zur Ernährung der Organismen gedient hat, welche ihrerseits wieder bei der guten Ernährung Kohlehydrate gebildet haben, ähnlich wie die glykogenfreie Leber des gehungerten Thieres bei Einführung verschiedener Zuckerarten -u. s. w. wieder glykogenhaltig wird. Diese neu gebildeten Kohlehydrate mögen dann im weiteren Verlauf schliesslich vergohren sein wie bei der sogenannten Selbstgährung der Hefe. Kurz, alkoholische Gährung der Lactose im gewöhnlichen Sinne des Wortes ist jedenfalls nicht erwiesen, und Zweifel an derselben sind zum Mindesten gestattet. Weiter ist aber auch noch ganz unabhängig von diesem Erklärungsversuch das Verhältniss der Alkohol- gährung zu einem einfachen Fermentprozess, dessen Pro- totyp etwa die so klar liegende Invertirung des Rohr- zuckers ist, zu berühren. Auch bei dieser Betrachtung kommt man dazu, die secundäre Gährung abzulehnen, und zwar aus einem principiellen Grunde. Weil die alkoholische Gährung des Traubenzuckers ihrem Haupt- theil nach ebenso durch eine chemische Formel wieder- zugeben ist wie die Invertirung des Rohrzuckers, ist man oft geneigt gewesen, sie der letzteren als vollkommen gleichbedeutend an die Seite zu stellen. Die allerdings nicht abzuleugnende Thatsache, dass es bis dahin nie- mals gelungen ist, ein alkoholbildendes Enzym aus der Hefe (oder aus einem der vielen anderen alkoholbildenden Organismen oder aus Theilen derselben) darzustellen, ist gegen solche Nebeneinanderstellung hauptsächlich in das Feld geführt worden. Aber dieser Thatsache möchte wegen der grossen Zersetzlichkeit vieler Enzyme u. Ss. w. der Vortragende doch weit weniger Gewicht beilegen als der anderen, dass es niemals gelungen ist, extra corpus einfach durch Erwärmung Traubenzucker in Kohlen- säure und Alkohol zu spalten, während alle bis dahin bekannten wirklichen enzymatischen Prozesse auch durch Wärme allein bewerkstelligt werden können. Umsetzungen unter Betheiligung noch. anderer Moleküle des Proto- XVI plasma und vielleicht auch mehrerer Moleküle der be- treffenden Kohlehydrate dürften daher wohl erst die Alkoholbildung als Endresultat haben. Die Frage, ob die hierzu nothwendige Zerspaltung der Zucker-Moleküle nicht doch durch ein Enzym der Hefe zu Stande komme, bleibt dabei natürlich eine offene; einstweilen lässt sich ebensoviel und ebensowenig für die Bejahung derselben anführen, wie für ihre Verneinung. Sitzung am 31. Mai 1888, Herr Aubert giebt eine Darstellung der neuen Schoen’schen Theorie über den Mechanismus bei der Accommodation des menschlichen Auges, indem er die Frage stellt: wie kann die stärkere Wölbung der vorderen Linsenfläche bei der Accommodation für die Nähe ohne Krümmungsveränderung der hinteren Linsenfläche und ohne Ortsveränderung der Linse zu Stande kommen ? Eine blosse Abspannung der vorderen Zonula würde Krümmungsveränderungen beider Linsenflächen und eine Vorwärtsbewegung zur Folge haben. Schoen hat daher ganz richtig hervorgehoben, dass nur bei Mitbetheiligung des Glaskörpers und einer veränderten Zugrichtung der Zonula nach hinten die accommodative Formveränderung der Linse zu Stande kommen kann: die hintere Linsen- fläche muss nämlich dem Glaskörper fest anliegen, der Glaskörper muss neben dem Rande der Linse ausweichen können, und die äusseren Enden der Zonula müssen nach der Sehaxe hin concentrisch zusammenrücken. ‚Diese Wirkungen können zu Stande kommen a. durch die Contraction der Ringfasern des Ciliarmuskels, welche die äusseren Zonulaenden concentrisch zusammentreten lassen; b. durch die Contraction der Meridionalfasern des M. ciliaris, welche den Glaskörper comprimiren und die äusseren Zonulaenden nach hinten ziehen. Die anatomische Anordnung der Ciliarmuskelfasern entspricht dieser Wirkung: indem nämlich die äusseren Meridionalfasern die Chorioidea gegen den Schlemm’schen Canal hinziehen, comprimiren sie den Glaskörper — in- dem die inneren Meridionalfasern die Enden der Zonula mittelst der Ciliarkörper nach hinten ziehen, comprimiren sie gleichfalls den Glaskörper und wölben die vordere Linsenfläche stärker. Die stärkere Wölbung der vorderen Linsenfläche kommt also zu Stande theils durch die Elasti- cität der Linse, theils durch den Zug der inneren Meri- XV dionalfasern, welche zugleich einer Ortsveränderung der Linse nach vorn hin entgegenwirken, Die stärkere Wöl- bung der hinteren Linsenfläche wird aber verhindert durch das Angepresstwerden des Glaskörpers gegen dieselbe — andererseits weicht der comprimirte Glaskörper zur Seite des Linsenäquators gegen den Petit’schen Canal zwischen der vorderen und hinteren Zonula aus und verdrängt die Flüssigkeit in demselben nach der vorderen Augen- kammer. Für die Annahme eines derartigen Vorganges bei der Accomodation für die Nähe findet Schoen, abgesehen von der physikalischen Nothwendigkeit, in pathologischen Veränderungen der Augen bei starker Accommodations- anstrengung, nämlich a, in der accommodativen Excavation, b. in den radiären Linsentrübungen (Aequatorial-Cataract). — Die Entstehung der ersteren erklärt Schoen aus dem Zuge der Sehnenfasern der äusseren meridionalen Ciliar- muskeln, welche zwischen Chorioidea und Sclera um den Glaskörper herum bis zur Sehnervenscheide hin verlaufen: Hochgradige Accomodations- Anstrengung bewirkt eine starke Erhöhung des Druckes im Glaskörper und damit ein Ausweichen der ÖOptikusscheide mit Zerrung und Knickung der Nervenfasern des Optikus in Folge des Zuges der suprachorioidealen Ciliarsehnenfasern. — Die Entstehung von b leitet Schoen gleichfalls von dem Zuge dieser Fasern des Ciliarmuskels, aber an dem vordern Ende derselben gegen die Zonula hin ab; da dieselben nur in grösseren Zwischenräumen, etwa 16 für den ganzen Umfang des Bulbus, vorhanden sind, so tritt in der Rich- tung ihres Zuges, also radiär, Kernwucherung u. Ss. w. des Linsenepithels mit radiärer Trübung auf. Der Vortragende erläutert diese Darstellung durch Modelle und Zeichnungen, sowie durch das Schoen’sche Accommodationsmodell und sehr schöne Photographien, welche Schoen von seinen Präparaten angefertigt und dem Vortragenden zugesandt hat. Herr M. Braun sprach „über das Urogenital- system der Saurier“, nach Ergebnissen einer Unter- suchung, welche Herr F. Schoof im Zoologischen Institute der Universität Rostock ausgeführt hat; es handelte sich darum, nachzuweisen, wie weit bei erwachsenen Männ- chen Reste eines Eileiters (Müller’sche Gänge) und bei erwachsenen Weibchen Reste vom Wolff’schen Körper (Urniere — Nebeneierstock) und von den Segmental- strängen (Hodencanälchen — Parovarium) übrig bleiben. 2 xXVvim Bei Lacerta viridis Z und Stelliovulgaris £ kommen mitunter vollständig entwickelte Eileiter vor, in anderen Fällen sind grössere oder kleinere Strecken dieses Organs atrophirt, doch ist dann stets die breite Peritonealfalte, welche die Tube einschliesst, mit ihrer Muskulatur erhalten. Nur eine solche Falte mit dem Muskelbande der Tube besitzen die Männchen von Cha- maeleo vulgaris, während bei Gongylus ocella- tus, Agama inermis und armata, sowie bei Uro- mastix acanthinurus Reste der Eileiter nicht nach- weisbar waren. Umgekehrt besitzen die Weibchen von Urom. acanthinurus jedenfalls einen sehr entwickeltenNeben- eierstock, der seinem ganzen Bau nach als noch func- tionirende Urniere angesprochen werden muss, da nicht nur zahlreiche Canälchen, sondern auch der ganze W olft- sche Gang (Samenleiter beim Z) und einige Glomeruli erhalten sind. Auch die Weibehen von Chamaeleo vulgaris und Gongylus ocellatus besitzen die Wolff’schen Gänge und eine Anzahl Urnierencanälchen, während bei Lacerta viridis und Acanthodactylus lineomaculatus diese Theile sehr zurückgebildet sind, sich etwa ebenso verhalten, wie bei Lacerta agilis. Grosse Reste der Segmentalstränge (Hoden- canälchen beim £) findet man an der Basis der Ovarien bei Gongylus ocellatus und Chamaeleo vul- garis, wo dieselben sogar ihre alte Verbindung mit den Canälchen des Nebeneierstockes beibehalten haben. Ein Theil der genannten Arten muss also, wenigstens in Bezug auf die Ausführgänge der Geschlechtsorgane, als Zwitter bezeichnet werden, Sitzung am 4. Juli 1888. Herr Geinitz spricht über: Die Katastrophe von Zug am 5. Juli 1887 nach dem Gutachten der Experten Professor der Geologie in Zürich A. Heim, Oberingenieur R. Moser und Dr. A. Pur Zürich 1888, 8°, 60 S., 5 Tafeln. Das en genauer Ku von Pegelbeobachtungen u. dergl., sowie die Vornahme ein- gehendster Localuntersuchung, von welcher ausser den Abbohrungen besonders die neue Seegrundvermessung zu nennen ist (welche ca. 3200 Punkte auf den Decimeter genau bestimmt und danach einen Horizontalcurvenplan XIX des oberen Zuger Sees geliefert hat, wie er in ähnlicher Vollkommenheit wohl noch nirgends geschaffen worden ist), haben die Gewinnung eines völlig sicheren Urtheils über die Ursachen der bekannten Katastrophe von Zug ermöglicht und die vorliegende Publication zu einem für die Wissenschaft wie für die Praxis hochwichtigen Werke gestempelt. Uferabrisse und Versenkungen sind am Zugersee schon wiederholt vorgekommen, Am 4. März 1435 ver- sanken 26 Häuser der „niederen Gasse“ in der Altstadt Zug mit ca. 60 Menschen; nach vorhergegangener Sen- kung des Sees entstanden im Jahre 1594 an vielen Stellen, auch in der Stadt Zug Absenkungen. Auch an anderen Seen sind derartige Erscheinungen nicht selten; es sei an die Versenkungen der Station Horgen am Zürchersee im Jahre 1875, an die Quaiversenkung in Vevey 1877 erinnert. Unter den grösseren Bauten, die in neuerer Zeit in Zug ausgeführt worden sind, ist der neue Quai der wich- tigste, der nach dem Bahnhofe auf eine Länge von 500 Metern projectirt war; 1883 wurde der Bau begonnen, 1884 wurden Bedenken gegen die Art seiner Ausführung erhoben, trotzdem in der Arbeit fortgefahren, welche in Einrammen von Pfahlreihen, Einschüttung derselben mit Steinen, Betonirung und Aufmauerung bestand. Die letzten Pfähle wurden am Nordende der Linie im März 1886 geschlagen; vom Herbst 1886 bis zum 5. Juli 1887 wurde an dem Steinwurf bei dem Dampfschiffstefl, der Stelle, an welcher die Katastrophe erfolgte, gearbeitet und gleichzeitig sehr viel Auffüllungsmaterial beigeschafft. An dem äusseren überlasteten Theil der Quaianlage fand am 5. Juli der erste Einbruch statt, 3h 30m Nach- mittags bemerkte man das Sinken eines Gerüstes für die @uaimauer, 3h 30 war das dortige Rondell gerissen und lm gesunken. 3h 35 versanken plötzlich 2 Wohnhäuser (und 7 Menschen); eine halbe Stunde später kamen ca. 100 m ausserhalb des Quairandes die eingerammten Pfähle plötzlich frei über Wasser. Um 4 und 5h 45 entstanden concentrische Risse weiter gegen die Vorstadt- strasse hin; um 6 bemerkte man an einigen Holzhütten ein Knistern und 6 h 55 erfolgte unter gewaltigem Krachen schrittweise das Versinken des Landes, am Seerande be- ginnend und in wenigen Secunden landeinwärts greifend; die Häuser versanken fast völlig vertical, einige brachen mit Seitenbewegung zusammen. Der Grund der Häuser, vorher 4—5 m über dem Seeniveau, liegt jetzt 2—6 m XX darunter. Die Bewegung bestand also in ihrem direct sichtbaren Theil in einem fast verticalen Sinken um 7—8 m. Der unterliegende alte Schlammsand dagegen wich flach seewärts aus, die Pfähle, welche blos in dem Seeschlamm steckten, rutschten offenbar mit hinaus, bis sie, 2—-800 m vom Ufer entfernt, aus dem Schlamm sich befreiend, vertical über Wasser aufschossen. Schon vor der Katastrophe waren seit der Pfählung für die Quaimauer in den Gebäuden der Vorstadt bedeu- tende Senkungen zu beobachten gewesen. Durch die Massnahmen von Controlarbeiten, Boden- untersuchung, Vermessung des Seegrundes haben sich folgende Resultate ergeben: Unter Humus und Aufschüttung folgt Kies und Sand, als ein fester Boden von 1.5 bis 5 m Mächtigkeit, darunter in grosser Mächtigkeit von ca. 30 m Schlamm- sand oder Treibsand von breiartiger Beschaffenheit, in den unteren Lagen durch den Druck allmählig fest werdend. Nur local tritt über ihm als unbedeutende Einlagerung des festeren Sandes auch Seekreide (z. Th. mit Pfahlbau- resten) auf. Die ganze Fläche vor Baar bis an das jetzige Ufer des Zuger Sees ist ein altes Delta der Lorze; der ganze Charakter des Schlammsandes ist der einer anhaltenden unterseeischen Flussanschwemmung, während die darüber liegenden Kies- und Sandlager eine spätere Fluss- anschwemmung über Seeniveau darstellen. Die Vorstadt Zug liegt im Gebiet des alten Lorzedelta, während die Altstadt auf die steileren Bachschuttkegel ansteigt und damit eine Verbesserung des Bodens zeigt. ‘Die eigentliche Felsunterlage folgt wahrscheinlich erst 40—80 m unter der Oberfläche. Das Vorhandensein einer ausgedehnten und mäch- tigen Lage von weichem Schlammsand unter jüngerem, festerem Boden von nur geringer Mächtigkeit ist die primäre Ursache für das Unglück. Diese Ursache war aber schon lange vor dem Bau der uralten Vorstadt- häuser gegeben, Der niedrige Seestand, das massenhafte Grundwasser in dem betroffenen Boden, die stattgehabte Pfählung (durch welche der ruhende Boden wieder beweg- lich wurde), die Mehrbelastung durch Aufschüttung waren die weiteren ungünstigen Factoren, durch deren Zusammen- treffen die längst bestehende Gefahr ausgelöst wurde. Durch die zu grosse Belastung wurde der weiche Boden ausgequetscht und floss als Schlammstrom von 1000 m Länge und sehr geringer Neigung auf den See- XXI grund ab. Trotz des flachen Seebodens war es doch wegen der flüssigen Beschaffenheit des Schlammes mög- lich, dass hierbei 150000 Cubikmeter schlammigen Materials abfliessen konnten. Die weiteren Angaben für Sicherheitsmassregeln bestehen in Bodenentwässerung, Vermeidung neuer Ufer- belastungen und Pfählungen, Entlastung des Bodens durch Abbruch von Gebäuden, Auffüllungen an der Basis; es wird hierzu das Project eines Neuaufbaues der Vorstadt empfohlen. Herr Falkenberg spricht über Scheitelwachsthum. Der Vortragende erörterte die Frage, ob die von Naegeli und seiner Schule im Gegensatz zu v. Hanstein vertretene Forderung, dass das Scheitelwachsthum der Phanerogamen sich vermittelst einer Scheitelzelle wie bei der Farnen vollziehen müsse, theoretisch gerechtfertigt sei. Es wurde zunächst an der Hand der Wachsthums- vorgänge im Rhodomeleen-Scheitel zu zeigen versucht, wie die eigenthümliche regelmässig segmentirte Scheitel- zelle der Farne, wie sie durch Erbschaft auf die Phane- rogamen übergegangen sein soll, überhaupt wohl zu Stande gekommen sein dürfte. Bei den Rhodomeleen zeigt sich der seltene Fall, dass innerhalb derselben Familie Scheitelzellen von sehr verschiedener Segmen- tirungsweise vorkommen. Hier wird an unverzweigten Sprossscheiteln von Polysiphonia die Scheitelzelle durch parallele Horizontalwände getheilt. Die Schrägstellung der Wände tritt nur bei solchen Segmenten auf, die bestimmt sind als Mutterzelle eines Seitenorganes zu dienen, wobei der höchstgelegene Punkt der schrägen Scheidewand die Stellung des künftigen Seitengliedes andeutet. Mit regelmässiger Stellung der Seitenglieder geht Hand in Hand eine entsprechend regelmässig nach verschiedenen Seiten gerichtete Neigung der successiven Segmentirungswände. Bei Laurencia entstehen an den dicken Stämmen die Seitenglieder so dicht hintereinander, dass die successiven geneigten Segmentirungswände sich schneiden: es kommt so eine tetraedrische Gestalt der Scheitelzelle zu Stande, deren regelmässige Segmentirung in unmittelbarem Zusammenhang mit der regelmässigen Stellung der Seitenglieder steht, Bei den Moosen besteht der gleiche Zusammen- hang zwischen der ursprünglich vorhandenen Dreizeiligkeit der Beblätterung und den in drei Längszeilen von der Scheitelzelle abgeschnittenen Segmenten; dieser Zusam- menhang erweist sich besonders evident in der Gattung XXI Schistostega, wo derselbe Spross, der bis dahin dreizeilige Segmentirung der tetraedrischen Scheitelzelle aufwies, bei zweizeiliger Blattstellung zweischneidige Form seiner Scheitelzelle erhält. Dass die gleiche Form und Segmentfolge der tetrae- drischen Scheitelzelle der Farne ursprünglich dieselben Gründe gehabt hat, wie bei den Rhodomeleen und den Moosen, ist wohl unzweifelhaft, und die Farngattung Ceratopteris entwiekelt auch noch aus jedem Segment ein Blatt wie die Moose. Bei den anderen Farnen ist aber dieser Zusammen- hang zwischen Scheitelzellsegmentirung und Organbildung insofern gelockert, als nur vereinzelte Segmente zu einem Blatt auswachsen, wobei die Mehrzahl der Segmenre nur zur Vermehrung des Stengelgewebes verwendet wird. Bei den Equisetaceen vollends hat sich die Blattbildung von der Segmentirung der Scheitelzelle vollständig emancipirt, indem von Zeit zu Zeit am ganzen Umfang des Stammes — aus den Derivaten von drei Scheitelzellsegmenten ein vielgliedriger Wirtel von Blättern entsteht, der mit der Theilungsweise der Scheitelzelle gar nichts zu schaffen hat. Und ähnliches wiederholt sich bei Selaginella und Salvinia. Die Segmentirung der Scheitelzelle hat somit für die niederen Pflanzen eine ganz andere Bedeutung, als für die höheren, und aus diesem Umstand erklärt sich die verschiedene Werthschätzung, welche die Scheitelzelle gefunden hat: für die Abgliederung bestimmt gelegener Zellen, welche sofort zu eben so viel Seitengliedern von bestimmter Stellung auswachsen sollen, ist die regel- mässige Segmentirung einer Scheitelzelle erforderlich und man wird die hohe Bedeutung der Scheitelzelle mit Naegeli für Thallophyten und Moose zugeben müssen. In dem Moment aber wo der Zusammenhang zwischen Scheitelzelltheilung und seitlicher Organbildung aufhört und die Scheitelzellsegmente lediglich für die Gewebe- vermehrung des Stammscheitels verwendet werden, ist eine regelmässige Segmentirung der Scheitelzelle nicht mehr nöthig und man wird die Scheitelzelle wenigstens bei der Mehrzahl der Pteridophyten mit Sachs als völlig bedeutungslos betrachten dürfen. Die tetraedrische Scheitel- zelle hat für die meisten Farne nur den Werth eines unbenutzbaren Familienerbstückes, dessen sich die späteren Phanerogamen ohne jede Einbusse für ihre Entwickelung entledigen durften. In der That hat schon bei manchen Pteridophyten, bei Lyeopodium und Isoötes eine Scheitel- XXI zelle bisher sich nicht nachweisen lassen, sondern ihre Stelle nimmt ein regellos sich theilendes Meristem ein. Es scheint nur consequent, dass nachdem die Beziehung zwischen Scheitelzell-Segmenten und Blattbildung bereits in der Gruppe der Pteridophyten geschwunden war, auch die segmentweise Vermehrung des Urmeristems von den Phanerogamen aufgegeben wurde und eine Theilungsweise innerhalb des Urmeristems Platz greift, die nicht in Be- ziehung zur äusseren Gliederung der Pflanze steht, sondern in zahlreichen Fällen seine alleinige Bedeutung für die Gewebebildung des Stammes dadurch documentirt, dass sie bereits die von Hanstein constatirte Gliederung in Periblem und Plerom, die Urgewebe der späteren Rinde und des Centraleylinders erkennen lässt. Sitzung am 24. November 1888. Herr Schatz hält nachstehenden Vortrag über die herzlosenMissbildungen(Acardiaci— Acardieci — Acardii). Es giebt eine Reihe von Missgeburten, welche sich durch ihre absonderlichen und mannigfaltigen Formen besonders auszeichnen und, obgleich sie äusserlich unter- einander theilweise durchaus unähnlich sind, ätiologisch doch dadurch zusammen gehören, dass ihnen allen das Herz entweder vollständig fehlt oder nur in so mangel- hafter Entwickelung zur Verfügung steht, dass es die Cireulation im eigenen Körper zu unterhalten nicht im Stande ist. Wir nennen diese Missbildungen insgesammt Acardiaci. Es fehlt ihnen das Herz, wenn auch nicht stets anatomisch, so doch stets physiologisch, Ihre äussere Form besteht in ihren extremen Bil- dungen entweder und zwar am häufigsten aus zwei oder sogar nur einem mehr oder weniger entwickelten Bein und einem Stück Rumpf (es fehlt also die Kopfhälfte — Acephali) oder und zwar in seltenen Fällen aus einem mehr weniger vollkommenen Kopf (es fehlt also die Rumpfhälfte — Acormi). Beiderlei Formen können sich in einzelnen Fällen nach der defecten Seite hin weiter completiren, so dass die Acephali schliesslich volle Körper darstellen können — nur mit Defeet des Kopfes (in seltenen Fällen ist sogar dieser mehr weniger voll- kommen vorhanden) und die Acormi volle Körper — nur mit Defect der unteren (gewöhnlich allerdings auch der oberen) Extremitäten. Zwischen diesen zwei gewisser- XXIV massen vom unteren und vom oberen Körperende aus- gehenden Reihen, welche von ihren charakteristischsten Repräsentanten her auch insgesammt Acephali und Acormi genannt werden, stehen als dritte Reihe die Amorphi, welche in ihren charakteristischsten Exemplaren eine Art plumpen Rumpfs darstellen, in ihren weiteren Entwickelungen aber auch Uebergangsformen sowohl nach der Kopf- als der Steiss-Seite hin — nach den Acormis und den Acephalis zeigen. Diese sonderbaren und vielgestaltigen Missbildungen erregten natürlich schon immer die Bewunderung der Laien und forderten zur Erklärung ihrer Entstehung den Scharfsinn der Forscher heraus. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts hatten aber die Erklärungsversuche wenig Glück. Dass solche Missbildungen schon ursprünglich monströs erzeugt oder durch Versehen der Mutter mon- strös umgestaltet oder durch äussere Gewalt im Schoosse der Mutter aus normalen Bildungen verstümmelt sein sollten, war ebenso unwahrscheinlich wie die 1813 von Tiedemann ausgesprochene Erklärung, dass bei Zwillings- schwangerschaften durch eine Trägheit des Vegetations- processes in Folge einer Trägheit des Zeugungsprocesses, manchmal für zwei volle Kinder genügende Kraft nicht vorhanden sei und darum nur 1'/,, 11/, oder 1°/, Kinder gebildet würden. Wissenschaftlich besser begründete Hypothesen ent- wickelten sich erst in der Mitte dieses Jahrhunderts, nachdem man gefunden hatte, dass diese Missbildungen nicht allein stets mit einem normalen Zwilling vorkommen, sondern dass sie auch stets mit diesem durch Gefäss- anastomosen in der Placenta verbunden sind und dass bei ihnen der Blutkreislauf ein umgekehrter ist, wenigstens in so weit, als das Blut in den Nabelschnur-Arterien von der Placenta zum Fötus und in der Nabelschnur-Vene von diesem zu jener fliesst. Damit muss natürlich der Blutlauf auch im Acardicus selbst wenigstens theilweise ein umgekehrter sein. | Zwei Hypothesen sind es, welche seit der Mitte des Jahrhunderts für die Erklärung der Entstehung der Acar- diei allgemeinere Anerkennung gefunden haben. Sie stehen einander unvermittelt gegenüber und theilen die betref- fenden Autoren in zwei annähernd gleich grosse sich bekämpfende Lager. Die eine Hypothese ist ausgebildet von H. Meckel, Dareste und Panum und nimmt an, dass der künftige Acardiacus als Zwilling schon in seinem Keime mangelhaft entwickelt sei. Zu einem selbststän- XXV digen Kreislauf komme er gar nicht, weil (neben andern Defecten) auch das Herz gar nicht oder mangelhaft gebildet werde. Solcher Foetus gehe, wenn als Einling allein im Ei vorhanden, früh zu Grunde. Wenn er dagegen als eineiiger Zwilling einen normalen Mitzwilling zur Seite habe, könne er durch dessen Herz mehr wenig vollkommen mit unter Bluteirceulation gehalten werden und so bis zur Geburt ein, wenn auch kümmerliches Leben führen. Mit dieser freilich müsse dasselbe schon wegen mangelnden Her- zens sogleich erlöschen. Die Defecte, welche ein Acardiacus zeigt, gehören demselben nach dieser Hypothese primär zu und entstehen nicht erst oder nur zu einem kleinen Theile aus der Mangelhaftigkeit der von ihm geborgten Circulation. Die zweite Hypothese stammt von Qlaudius und ist neuerdings von Ahlfeld etwas umgestaltet worden. Ersterer lässt den künftigen Acardiacus ursprünglich sich normal entwickeln, Aber bei eineiigen Zwillingen soll der arterielle Blutstrom der beiden Herzen durch eine in der gemein- schaftlichen Placenta vorhandene arterielle Anastamose gegen einander arbeiten und für den Fall, dass eines der Herzen schwächer oder bezüglich seines Blutstromes weniger gut situirt sei, soll sein arterieller Blutstrom von demjenigen des kräftigeren Herzens überwunden werden und dadurch soll Herzstillstand, Herztod mit Blutgerinnung im Herzen und schliesslich Resorption des abgestorbenen Herzens entstehen. Der jetzt vom normalen Mitzwilling her kommende umgekehrte arterielle Blutstrom ernähre den bis- her vollständigen Körper des Acardicus nur unvollkommen. Ein mehr weniger grosser Theil desselben sterbe ab und werde resorbirt oder atrophire, so dass je nach der Ge- staltung des Gefässsystems die verschiedenen Formen der Acardiei erzeugt würden. Ahlfeld hat die Annahme von Claudius, dass zwei Herzen durch eine arterielle Anasta- mose in der Placenta hindurch sich trotz aller Auswege, welche das Blut in den übrigen Placentagefässen hat, gegenseitig überwinden sollen, als unphysikalisch aner- kennen und fallen lassen müssen. Er behält aber doch den Kampf der von beiden Herzen kommenden Blutwellen bei und verlegt ihn nur weiter zurück in die massen- haften capillären Vereinigungen der ebenfalls capillären Verzweigungen beider Allantoiden. Damit würde freilich an der physikalischen Unmöglichkeit der Hypothese noch nichts gebessert sein. Um dies zu erreichen, fügt Ahlfeld ein neues Moment ein und meint, dass das Ver- hältniss der beiden Allantoiden zu einander und besonders 3 XXVI auch zu der späteren Placentastelle den Ausschlag dafür gebe, zu wessen Gunsten der Kampf beider Herzen aus- falle. Haben beide Allantoiden nahezu gleiche Theile der Placentastelle besetzt, so resultire gleiche Entwicke- lung der beiden Zwillinge und besonders auch ihrer Herzen. Erlange aber die eine Allantois gar keinen Theil an der Placentastelle und könne sie sich also nur mit der Allantois des Mitzwillings vereinigen, so gehe ihr Herz schon so früh zu Grunde, dass gleich von vorn herein ein voller Acardiacus entstehe. Erlange endlich die eine Allontois einen nur kleinen Theil der Placentastelle, so werde das Herz der betreffenden Allantois entsprechend kümmerlich ernährt und früher oder später auch über- wunden. Es entstehe also im ersteren Falle auch ein gewöhnlicher Acardiacus, im letzteren Falle aber ein solcher mit bleibendem, aber verkümmerten Herzen, welchen Ahlfeld acardiacus anceps nennt, Die Grösse des Antheils einer Allantois an der Placentastelle wird von Ahlfeld also als Bedingung und als Massstab genommen für die Ernährung des zugehörigen Herzens. Diese beiden bisherigen Hypothesen können nicht befriedigen. Diejenige von H. Meckel, Dareste und Panum hat sicher ihre Berechtigung und Gültigkeit für diejenigen Acardiaci, welche entstehen bei der ersten Anlage der Gefässe und des Herzens und vielleicht auch noch für manche, welche entstehen während und durch den Dotter- kreislauf. Die ersten Gefässe des Embryo entstehen nach den Untersuchungen von His gar nicht im Embryo, son- dern von den Gefässen der Area vasculosa her als Sprossen, welche in den Körper des Embryo eindringen. Das Herz entsteht allerdings, was seine Muskelschicht betrifft, im Em- bryo selbst, erhält aber auch erst von den heranwachsenden Gefässen seine Endothelschläuche. Es braucht dieser Vorgang bei einem eineiigen Zwilling nur gehemmt zu werden — und die Missbildungen sind ja zumeist Hem- mungsbildungen — es braucht dann weiter nur die area vasculosa beider Zwillinge mit einander so vereinigt zu sein, dass die sich bildenden Gefässe beider anatomisiren, so wird aus jenem Zwilling in dem Sinne der H. Meckel- Dareste- Panum’schen Hypothese ein Acardiacus werden, weil sein Herz gar nicht zur Entwickelung kommt. Er wird sogar noch Acardiacus werden können, wenn sein Herz schon eine gewisse, aber nicht vollkommene Ausbildung erlangt hat. Mit dem Herzen können sogar ganz in dem Sinne von H. Meckel, Dareste und Panum auch noch andere Organe primär fehlen oder mangelhaft F E & XXVI gebildet sein. Die so entstandenen Acardiaci sind aber immer nur parasitäre Acardiaci, d. h. solche, welche mit dem Mitzwilling körperlich verbunden sind, nicht solche, welche isolirt'’mit besonderer Nabelschnur, oft sogar in be- sonderem Amnionsacke angetroffen werden. Alle Acardiaei der letzten Art, welche gewöhnlich allein kurzweg als Acardiaci bezeichnet werden, entstehen in der Zeit des schon vorhandenen Allantois- oder sogar Placentakreis- laufes, wie durch das Vorhandensein einer deutlichen Nabel- schnur genügend bewiesen wird. Bei ihnen ist die Ent- stehung durch primären Defect des Herzens schon deshalb unmöglich, weil sich ohne Herz kein Allantoiskreislauf entwickeln kann. Auf sie kann also die Hypothese von H. Meckel, Dareste und Panum keine Anwendung finden. Ihnen gegenüber kann aber auch die Hypothese von Claudius und Ahlfeld durchaus nicht befriedigen. Die Vorstellung von Claudius, wonach das eine Herz das andere, wenn auch schwächere durch die arterielle Anasto- mose hindurch überwinden soll, ist als physikalisch und physiologisch unmöglich schon abgethan. Die Vorstellung von Ahlfeld, dass diese Ueberwindung in den massen- haften capillären Verbindungen beider Allantoiden statt- finden soll, ist physikalisch und physiologisch ebensowenig zulässig. Das durch grösseren arteriellen Druck von einer Allantois zur andern übertretende Arterien-Blut wird viel eher nach den Venen der andern Allantois bin ausweichen als nach den Arterien derselben, weil diese immer noch viel grösseren Blutdruck entgegensetzen als die Venen. Wenn aber das Arterienblut des kräftigeren Herzens in die Allantoisvenen des schwächeren übertritt, so wird das schwächere Herz dadurch stärker mit Blut versorgt und so lange mehr gekräftigt, bis Gleichgewicht zwischen beiden Herzen eintritt. Auch der Nebengedanke, welchen Ahlfeld einfügt, indem er die Schwäche des Herzens des künftigen Acardicus abhängig macht von dem geringen oder fehlenden Antheil seiner Allantois an der Placentastelle und damit den „Allantoisparasit“, wel- cher sich mit seiner Allantois nur auf der Rückfläche der Allantois seines Mitzwillings ansetzen kann, nothwendig zum Acardiacus werden lässt, ist bei genauer Prüfung ganz unzulässig. Gerade wenn die Verzweigungen beider Allan- toiden sich so reichlich verbinden, wie Ahlfeld richtig an- giebt und wenn dadurch beide Allantoiden ein gemein- schaftliches Gefässnetz bilden, dann ist auch die Ernährung der von ihrem Blute abkängigen Herzen die gleiche. Es. kommt dann gar nicht darauf an, welcher von beiden 3* XXVIlI Zwillingen mehr oder weniger zu dem gemeinschaftlichen Allantoisgefässnetz beigetragen hat oder wie etwa die ursprüngliche Vertheilung der Allantoiden auf der Pla- centastelle war. Die beiden Herzen theilen das gemein- schaftliche Netz sehr brüderlich. Ich habe die Mecha- nismen der Ausgleichung an anderer Stelle (Arch. f. Gyn. Bd. XXVI1l. S. 56 fi.) dargelegt. Wie wenig die Ahlfeld- sche Vorstellung, dass „Allantoisparasit“* und „Acardiacus“ sich gewissermaassen decken, in der Natur zutrifft, wird am schnellsten klar durch zwei schöne in der Literatur vorhandene Fälle von Rathke (Meckel’s Arch. 1850, S. 380) und von Baart de la Faille (Jets over den Epigna- thus, Groningen 1874) dargelegt, in welchen jedes- mal die Allantois des einen Zwillings überhaupt nicht auf das Chorion, sondern aut den Kopf des Mitzwillings aufgetroffen ist, also sicher nicht an der Placentastelle partieipirt hat. Obgleich hier der eine Zwilling so voll- kommener Parasit des andern ist, wie dies nur denkbar ist, so ist doch nur das eine Mal ein Acardiacus ent- standen, das andere Mal nicht. lch bin weit entfernt mit den gegebenen Dar- stellungen meinen Vorgängern auf diesem Forschungs- gebiet einen Vorwurf daraus zu machen, dass es ihnen nicht gelungen ist, einwandfreiere Hypothesen für die Entstehung des Acardicus zu finden. Diese Darstel- lungen waren nöthig um zu orientiren und einiger- massen die grossen Schwierigkeiten zu zeigen, welche der Erforschung dieser Materie entgegenstehen. Ich selbst bin auf dieses Feld geführt worden durch die Untersuchungen, welche ich über die gegenseitige Beein- flussung eineiiger Zwillinge überhaupt angestellt habe. Der Wunsch, diese Untersuchungen auch in ihrem letzten Theil zu einem befriedigen Abschluss zu bringen, hat mich die wegen ungenügenden Erfolgs auch von mir wiederholt verlassene und wegen der Mangelhaftigkeit des in der Literatur zerstreuten Materials überaus mühsame Arbeit immer wieder aufnehmen lassen, Es kann nicht die Absicht eines eins.ündigen Vor- trags sein, die Resultate der Untersuchungen mit allen Beweismitteln dafür vorzuführen. Es wird dies in einer ausführlichen Arbeit geschehen. Ich begnüge mich hier damit zu zeigen, wie sich bei den herzlosen Missbildungen. die schon oft gemachte Erfahrung wieder bestätigt, dass die Natur eine bestimmte Wirkung oft auf ganz ver- schiedenen Wegen zu Stande bringt. XXIX Die Acardie entsteht auf recht mannigfache Weise und eine Hypothese, welche alle Acardiaci in ein- heitlicher Weise erklären will, kann von vorn herein als falsch angesehen werden. Ich kenne bisher drei Arten der Entstehung: 1. Acardie durch fehlende oder mangelhafte Ent- wickelung des Herzens eines Zwillingskeimes nach Art der Hypothese von H. Meckel, Dareste und Panum. Diese - Entstehungsweise ist nur gültig für die Zeit der Ent- stehung des ersten Kreislaufes und für parasitäre Acardiaci. 2. Acardie durch Absterben (primären Herztod) eines eineiigen Zwillings in der ersten Hälfte der Schwan- gerschaft bei noch vorhandener arterieller und venöser Anastomose zwischen den beiderseitigen Placentakreis- läufen. 3. Acardie durch (mehr weniger grosse) Behinderung des Blutrückflusses von der Placenta (Choriongefässnetz) nach dem Herzen eines eineiigen Zwillings. ad 1. Die Zulässigkeit der Hypothese von H, Meckel, Dareste und Panum für die Zeit der Entwicklung des ersten Blutkreislaufes habe ich oben schon gezeigt und muss ich die weitere Erforschung der Modificationen, unter welchen sie zur Wahrheit wird, den Embryologen von Fach überlassen, Es fallen diese Acardiaci, weil pa- rasitär, auch nicht eigentlich in das Bereich meiner Arbeit. ad 2. Acardie durch einfaches Absterben eines eineiigen mit seinem Mitzwilling noch in genügender Gefässverbin- dung stehenden Zwillings nenne ich Acardie durch pri- mären Herztod, weil bei diesem Absterben eigentlich vorerst doch nur das Herz aufhört thätig zu sein, d. i. zu leben, während die anderen Organe, wenigstens zum grossen Theil, dabei nicht abgestorben sein können, denn sie bleiben unter Mithülfe der geborgten Circulation weiter lebend. Esist allerdings ausserordentlich schwer zu beweisen, ob es vorkommt, dass, wenn von zwei eineiigen Zwillingen der eine aus irgend einem Grunde stirbt (wie ja auch sonst Früchte nicht selten absterben), dass dann dieser Zwilling durch die Gefässanastomosen der Placenta vom überlebenden Mitzwilling mehr weniger vollkommen unter Cireulation erhalten und dadurch zum Acardiacus werden kann. Es existirt aber in der Literatur ein Fall, bei welchem mit aller Sicherheit nachgewiesen werden kann, dass die Acardie durch Absterben des Zwillings und zwar noch in der 18. Woche der Schwangerschaft zu Stande XXX kam. Die Beweisführung selbst hier vorzubringen würde zu lange aufhalten, Ich muss auf die ausführliche Ver- öffentlichung verweisen. Mit Hülfe dieses unschätzbaren Falles von Eysell (Diss. Marburg 1867), den freilich der Autor durchaus nicht in diesem Sinne erklärt, gelingt es auch noch eine Anzahl anderer zu finden, bei welchen dieselbe Entstehungsweise mindestens sehr wahrscheinlich ist. In diesen Fällen hört also das Herz eines Zwillings aus irgend einem Grunde auf zu schlagen -— stirbt — und es wird die Bluteirkulationin ihnen durch die noch vorhandenen Placentaanastomosen vom Mitzwilling her mehr weniger vollkommen unterhalten. Diese Entstehungsart der Acardie ähnelt der Hypothese von Claudius. Der durchgreifende Unterschied ist nur der, dass bei Claudius der Herztod durch die Verhältnisse der Blutgefässe erzeugt, also secundär ist, bei der von mir angestellten 2. Entstehungs- art aber primär — d. h. unabhängig von den Gefäss- verhältnissen, Dieser Unterschied ist ganz wesentlich. In dem Fall von Eysell zum Beispiel war der Herztod (in der 18. Woche) durch die von Claudius hervorgehobenen Verhältnisse gar nicht mehr möglich, ad 3. Die meisten Acardiaci entstehen aber nicht durch ein einfaches Absterben eines Zwillings oder, wie ich es nenne, durch primären Herztod, sondern dadurch, dass in der Nabelvene, welche das Blut von der Placenta (resp. in früherer Zeit von dem beiden Zwillingen gemein- schaftlichen Choriongefässnetz) zum Herzen zurückbringt, an der einen oder andern Stelle eine solche Verengung eintritt, dass die Speisung des Herzens mit Blut un- genügend und dadurch der vom Herzen gelieferte arterielle Blutdruck herabgesetzt und allmälig auch die Herzkraft selbst geschwächt wird. Gegenüber dem so entstandenen geringeren arteriellen Druck des benachtheiligten Zwillings gewinnt das Blut des normalen Zwillings vermöge seines grösseren arteriellen Drucks das Uebergewicht, tritt also mehr weniger schnell in das Gefässsystem des andern Zwillings über und hält dasselbe je nach dem Fortbestand des Herzens theilweise oder ganz unter Circulation. Im letzteren Falle entsteht ein reiner Acardiacus, im ersteren ein Hemiacardiacus, beides aber natürlich auch nur dann, wenn die Placentakreisläufe beider Zwillinge noch mittelst einer arteriellen und einer venösen Anasto- mosen verbunden sind, Fehlt die arterielle Anastomose bereits, so kommen Pseudohemiacardiaei zu Stande, welche zwar mannigfache Defecte und Missbildungen zeigen und | | | | 1 XXXI ein nur unvollkommenes Herz haben, bei welchen aber doch eine Umkehr des Blutlaufes niemals stattfindet. Es war recht mühsam die Fährte für diese Hypothese zu finden. Sie ist aber von mir durchaus nicht etwa rein theoretisch gefunden und deductiv weiter construirt, sondern aus dem Material der Literatur nothwendig ge- folgert worden. Ich versäume nicht den Weg kurz zu skizziren, auf welchem diese neue Hypothese von mir gefunden worden ist und auch als zwingend erwiesen werden kann. | Den nächsten und deutlichsten Angriffspunkt zum Beweise für die Nothwendigkeit und Richtigkeit meiner Hypothese geben die Acormi, bei welchen die Nabel- vene gar nicht mehr existirt und durch die bei Bestand gebliebene Dottervene ersetzt ist. Der sehr gut unter- suchte Fall von Barkow erklärt den Vorgang recht deutlich. In der ersten Zeit der Allantois-Cireulation, welche bei eineiigen Zwillingen, wie auch die spätere Placenta, immer einen dritten gemeinschaftlichen durch die Herzen beider Zwillinge führenden Kreislauf zeigt, besteht auch noch der Dotterkreislauf. Er ist zwar nur bei einer Anzahl eineiiger Zwillinge gemeinschaftlich, nämlich nur bei denjenigen, welche auf einer Dotter entstanden sind. In diesen Fällen obliteriren aber die Dottervenen nur dann ehenso wie bei allen andern Zwillingen und Einlingen, wenn der Druck in den Venen der Körper beider Zwillinge gleich gross ist, Gewöhnlich ist dies natürlich der Fall, und so hört mit dem Aufhören des Blutlaufes in den Dotterarterien auch derjenige in den Dottervenen auf. Wenn aber ein- mal der venöse Blutdruck in dem einen Zwilling niedriger ist als in dem andern, so fliesst durch die Dottervenen, welche die Venensysteme beider Zwillinge verbindet, Blut vom Zwilling mit normalem Venendruck nach demjenigen mit verringertem Venendruck und es bleibt die Dottervene vermöge der ihr bleibenden Bluteirculation bei Bestand. Ihr Fortbestand beweist dann umgekehrt verminderten Venendruck des einen Zwillings. Dieser kann aber nicht anders entstehen als dadurch, dass in der Allantoisvene zu wenig oder wenigstens weniger Blut zu dem benach- theiligten Zwilling läuft als zu dem normalen. Es muss also im Laufe der Allantois (Nabel-)vene irgendwo ein Hinderniss oder eine Verengung sein. Die Stelle der- selben lässt sich freilich nicht finden, wenn, wie bei den reinen Acormis die Allantoisvene vollständig obliterirt ist. Bei anderen Fällen aber, wo neben der Dottervene- auch die Allantoisvene, wenn auch verengt, noch erhalten XXXII geblieben ist, sehen wir, dass die Verengung zumeist in der Gegend der Leber stattgefunden haben muss. Diese Vorstellung wird noch weiter begründet durch eine grosse Reihe von Acardiacis, bei welchen, auch ohne dass die Dottervene mehr in Betracht kommt, doch nachzuweisen ist, dass die Verengung im Blutstrom der Allantoisvene in der Gegend der Leber stattgehabt haben muss. His (Anatomie der menschlichen Embryonen III) hat gezeigt, dass die Allantoisvene im Embryo durchaus nicht den gleichen Weg nimmt, wie die Allantois- (später Nabel-) Arterien, sondern dass sie, sich theilend in einen linken und rechten Ast, direct nach der künftigen Leber- gegend zieht. In ihrem rechten Ast verkümmert sie bald und bildet nur mit ihrem linken das Lebergefässsystem, ist dabei aber während einer gewissen Zeit so vollkommen in kleine Gefässe zersplittert, dass ein grösserer Ast, wie später der Ductus venosus Aranzii, sie mit der unteren Hohlvene gar nicht verbindet. Es kann nicht wunder nehmen, dass in dieser Zeit der und durch diese Zer- splitterung leicht eine Insufficienz der venösen Verbin- dung von der Placenta nach dem Herzen hin eintritt, sei es als eine blosse Erschwerung des Blutlaufes oder auch direct als eine Einengung der Strombreite. Dieselbe hat eine Stauung in der Nabelschnurvene zur Folge und die Collateralvenen, welche sonst vom Nabel aus auf verschie- denen Wegen, aber mit nur geringem Caliber die Nabel- vene mit dem Venensystem des Embryo verbinden, werden dann eine Erweiterung erfahren und den sonst gehemmten Rückfluss besorgen. Solche Collateralvenen sind von Burow nachgewiesen worden vom Nabel nach den Venae epigastricae inferiorres und durch diese nach den Venae iliacae — also ungefähr entsprechend dem Ver- laufe der arteriae umbilicales. Wir finden diese Colla- teralvenen bei einer ganzen Reihe von Acardiacis entweder nur auf einer oder auf beiden Seiten stark erweitert und in Function, Beweisende Fälle werden in der ausführ- lichen Publication vorgeführt werden. Diese Collateral- venen sind aber nicht die alleinigen, Ausger ihnen gehen vom Nabel aus noch solche in der seitlichen Bauch- und Brusthaut hinauf zur vena subclavia ‘und mehr median gelegen zur vena mamaria interna. Bei einigen Acardiacis finden wir die nach oben gehenden Collateralvenen ganz allein, bei anderen zugleich mit einer epigastrischen Colla- teralvene ausgebildet. Diese Collateralvenen führen das Blut erst auf Umwegen zum Herzen. Sie entstehen wohl nur selten an einem Einling, weil solcher gewöhnlich xx schon durch die Ursache der Blutstauung in der Leber sterben wird, und wir werden vorerst wenigstens diese Todesursache an dem kleinen Embryo nicht einmal erkennen können. Er wird aber nicht allemal zu sterben brauchen. Es mag wenigstens der eine oder andere Ein- ling bis zu einer gewissen Zeit am Leben bleiben, indem das Herz, wenn auch auf Umwegen, schliesslich doch die volle Quantität des Blutes zugeführt erhält. Bei einem eineiigen Zwilling aber hat das in der Nabelvene sich stauende Blut noch einen anderen Ausweg — rückwärts im Placentavenensystem nach dem andern Zwilling hin. Dieser wird natürlich benutzt und so bekommt das Herz seine volle Blutmasse selbst auf den Weg der Collateral- venen nicht. Es muss mehr weniger bald eine zu geringe Speisung des Herzens eintreten und damit ein geringerer arterieller Druck, welcher den Uebertritt von Blut durch die arterielle Anastomose vom normalen Zwilling zum abnormen zur Folge hat. Je unvollkommener die Spei- sung des Herzens des letzteren wird, je geringer also der eigene arterielle Druck, um so grösser wird die Atrophie des Herzens und um so eher tritt volle Acardie ein. Nicht immer aber ist die Verengung der Nabelvene in der Lebergegend zu suchen. Sie findet sich öfter auch im Verlaufe der Nabelschnur und sogar auch in der Plaeenta. Es lässt sich dies auf folgende Weise nach- weisen. Die Amorphi haben regelmässig sehr starkes Oedem. Es kann dies nur entstehen durch Stauung des vom Amorphus nach der Placenta zurückfliessenden Blutes in der Nabelschnurvene, Die Enge dieser Vene ist nun nicht Folge der Acardie, denn bei andern Acardiacis finden wir nicht selten recht weite Nabelschnurvene. Sie wird also das primäre und jedenfalls schon dagewesen sein, bevor die Umkehr des Blutlaufes eintrat. Sie wird schon die Ursache gewesen, dass das Herz des künftigen Acar- diacus von der Placenta her nicht genügend mit Blut versorgt wurde und abstarb. Die primäre Enge der Nabelvene kann hier nicht jenseits des Nabels im Fötus, sondern muss in der Nabelschnur oder in der Placenta gelegen haben. Sonst würden sich eine der oben erwähnten Collateral-Venen-Erweiterungen gebildet haben und die Nabelschnurvene selbst würde auch weit geblieben sein. Wie aus letzterem Beispiel schon zu vermuthen, sind die Formen der Acardiei mit der Entstehungsweise derselben bis zu einem gewissen Grade in ursächlichen Zusammenhang zu bringen und es erlauben in Wahrheit diese verschiedenen Formen der Acardiaci trotz ihrer bunten XXXIV Mannigfaltigkeit doch eine ziemlich vollständige Erklä- rung, wenn man sich nicht darauf caprieirt auch in Ein- zelheiten Erklärungen geben zu wollen. Claudius hat die Defeete dadurch erklärt, dass in den von den zuführenden Nabelarterien entfernteren Organen eine zu geringe Er- nährung stattfindet und diese dadurch atrophiren oder ganz schwinden. Da aber die Nabelarterien stets an derselben Stelle einmünden, so wäre wohl zu begreifen, dass — wie es bei den meisten Acephalis wirklich der Fall ist — die Acardiei sich nur unterscheiden durch die Vollkommenbeit, welche dieselben von dem stets vorhandenen Beckenende aus nach dem Kopfe hin zeigen. Bei vollkommenerer Blutzufuhr würde der Acardiacus weiter nach dem Kopfe hinauf entwickelt sein. Diese Vorstellung trifft aber bei all den andern Formen nicht zu. Um auch sie in die Erklärung einzuschliessen, muss man das Venensystem und besonders auch den Ort und die Weite der nach der Nabelschnur hin abführenden Venen heranziehen. In Wirklichkeit ist ja auch das Venensystem für die Ernährung der Körpertheile nicht weniger uöthig als das Arteriensystem. Nur wenn die Venen das von den Arterien gelieferte Blut wieder ab- führen können, hat eine Circulation und damit eine Er- nährung statt, Wenn bei den Acardiacis wegen zu geringer Menge des circulirenden Blutes überhaupt irgend welche Theile der Circulation entbehren und dadurch zu Grunde gehen müssen, so werden diese Theile nicht allein durch die vorhandenen zuführenden Arterien sondern auch da- durch bestimmt, ob sie für den Rückfluss des Blutes in den Venen ungünstig gelegen sind. Im Venensystem wirken wegen des geringeren Blutdruckes ohne dies alle Hinder- nisse und Störungen viel intensiver als im Arteriensystem. Wir sehen dementsprechend auch im Venensystem viel vollkommnere Ersatzvorrichtungen zur Vermeidung der Störungen als im Arteriensystem angewendet. Wenn nun bei den Acardiacis die abführende Vene von der oberen Hälfte des Körpers kommt, z. B. die Collateralvene von der Subelavia ber, so wird hauptsächlich der obere Theil des Körpers entwickelt werden, wie bei dem Acardiacus von Moltenhauer. Wenn bei Fortbestand der Dottervene der venöse Rückfluss lediglich von der Cava superior her- kommt, während die Cava inferior mit der Nabelvene obliterirt ist, oder wenn ohne Fortbestand der Dotter- vene wenigstens die Cava inferior stark verengt ist oder fehlt, so dass die Nabelvene fast oder ganz allein das Blut der Cava superior abführt, dann muss die obere XXXV Körperhälfte allein bei Bestand bleiben. Dass dies bei den Acormis bei Fortbestand der Dottervene fast nur beim Kopf der Fall ist, während auch der obere Theil des Rumpfes und die oberen Extremitäten stark atrophiren, liegt wohl daran, dass in jener Zeit der Entstehung der Acormi der Kopf die ganze obere Hälfte des Körpers darstellt und auch gegenüber den oberen Extremitäten das ganze Blut fast allein erhält. Das Herz liegt ja im Anfang auch im Hals. Abgang und Grösse der abführenden Vene ist also ausschlaggebend für die Fortentwicklung sowohl der in der unteren als der in der oberen Hälfte mehr ausgebildeten Acardiaci. Bei den Amorphis ist der Ort des venösen Abflusses gar nicht verändert. Für ihre Form ist hauptsächlich das geringe Kaliber der abführenden Vene und die dadurch eintretende Stauung und das ebenfalls dadurch erzeugte Oedem massgebend. Wegen des hohen venösen Druckes ist zwar die Füllung der Capillaren wenigstens im Anfang im ganzen Amor- phus genügend, dabei aber die Circulationsgrösse und zwar überall nur gering, so dass fast alle Theile des Körpers in der Ernährung Noth leiden und bei ihrer Kleinheit durck das zukommende Oedem auch ungestalt werden. Bei den Acardiacis, welche entstehen durch den ein- fachen Tod eines Zwillings (primären Herztod), erleidet die aus dem Acardiacus abführende Vene weder eine Aenderung ihres Lumens, noch eine Aenderung ihres Abgangs. Die Ernährungsstörungen müssten also eigent- lich überall ziemlich gleich sein. Gegenüber solchen gleichmässigen Verhältnissen scheinen die ungleichmässigen Verhältnisse am Arterien-System doch nicht ganz ohne Einfluss zu bleiben und hier mag der in der unteren Hälfte geschehende arterielle Zufluss wohl die Ursache sein, dass im Allgemeinen auch die untere Körperhälfte eine bessere Ernährung erfährt, als die obere, wie es Claudius für alle Fälle gelten lassen wollte. Der Kopf wird also dabei leicht und am frühesten ganz absterben und abfallen, nicht selten auch ein Theil des Thorax, wie fin dem Falle von Eysell. Doch braucht es bei dieser Entstehungsart der Acardie durchaus nicht jedesmal zu so deutlichen Zerstörungen zu kommen wie in dem Falle von Eysell: zur Trennung der Epiphysen der Knochen von den Diaphysen und zu Resorptionserschei- nungen an diesen, weil so spätes Absterben eines Zwil- lings gewöhnlich zum vollen Tod, nicht aber zur Acardiacus- XXXVI bildung führen wird. In früher Zeit werden die Zer- störungen entweder überhaupt nicht so gross oder sie hinterlassen wegen besserer Resorbirbarkeit der ab- gestorbenen Organe nicht so deutliche Ueberreste von denselben. Herr Oltmanns spricht über die Entwickelung der Geschlechtsorgane bei einigen Algen und zwar bei den Fucaceen. Vortragender erörtert zunächst die Beschaffenheit der fertigen Antheridien und Oogonien, den Austritt der- selben aus den Conceptakeln und die Befruchtungsvorgänge. Er geht dann zu der Entwickelung der Oogonien über. Bei Fucus liegen in einem Oogonium 8 Eier, diese ent- stehen dadurch, dass ursprünglich ein Kern in der Anlage des Oogoniums vorhanden ist, welcher sich durch succe- dane Zweitbeilung in 8 zerlegt. Um diese 3 Kerne sondert sich das Protoplasma gleichmässig in 8 Portionen, die Eier. Bei Ascophyllum werden in der Oogoniums- anlage zunächst auch 3 Kerne gebildet, genau wie bei Fucus, hier wandern aber 4 Kerne nach der Peripherie des ganzen Oogoniums, die 4 übrigen aber nach dem Centrum desselben. Während sich nun das gesammte Protoplasma um die 4 peripherischen Kerne lagert, werden die vier centralen ganz aus demselben ausgeschlossen und gehen später, wenn das Oogonium sich geöffnet hat, zu Grunde. Bei Pelvetia beginnt die Entwickelung der Oogonien wieder mit der Bildung von 8 gleichmässig im Proto- . plasma des Oogoninms vertheilten Kernen. Von diesen wandern 2 in die Brennpunkte des annähernd ellipsoidi- schen Körpers, während 6 im Aequator des Ganzen sich nahe an die Wand anlegen. Wenn jetzt die Sonderung des Protoplasma in 2 Portionen um die 2 inneren Kerne erfolgt, werden die 6 an der Peripherie gelegenen aus- geschieden und gehen später zu Grunde. Himanthalea enthält, wie viele andere Fucaceen, nur ein Ei im Oogonium. Auch hier sind erst 8 Kerne vorhanden, von welchen 7 aus dem Protoplasma heraus- wandern, der 8. aber zum Eikern wird. Der Vortragende knüpft hieran noch Erörterungen über die Richtungs- körper bei thierischen und pflanzlichen Eiern. Herr M. Braun legte 40 Augenblicksbilder von katzenartigen Raubthieren (Löwe, Leopard, Gepard, Ozelot und Königstiger) vor, welche der bekannte Photograph Ottomar Anschütz in Lissa (Posen) während des ver- XXXVI flossenen Sommers im zoologischen Garten in Breslau aufgenommen hatte. Der Vortragende erwähnte zuerst die Schwierigkeiten, die sich beim Photographiren wilder Thiere ergeben und die Mittel, durch welche dieselben beseitigt werden konnten. Der Werth der zum Theil als Portraits zu bezeichnenden Bilder ist nicht nur ein ästhe- tischer, es haben vielmehr die Anschütz’schen Moment- aufnahmen von Thieren einen wissenschaftlichen Werth, sowohl nach praktischer wie theoretischer Seite: 1. sind sie ganz naturgetreue Vorlagen für Ausstopfer; 2. können sie als Muster für Illustrationen in den Handbüchern der Zoologie — angefangen vom elementaren bis zu den höchsten — dienen; 3, wird es allein mit Hülfe von Serien von Momentaufnahmen sich bewegender Tbiere und Menschen möglich sein, die Mechanik dieser Bewegungen exact zu studiren und endlich kann eine vergleichende Physiognomik der höheren Thiere, von der mancher Aufschluss für das complicirte Mienen- und Geberdenspiel des Menschen zu erwarten ist, nur auf Grund möglichst zahlreicher Augenblicksbilder verschiedener Thiere gewonnen werden, Zoologen wie »Physiologen haben also das gleiche Interesse an der . weiteren Förderung dieses Zweiges der photographischen Technik. Sitzung am 1. December 1888 im chemischen Universitäts- Laboratorium. Herr Jacobsen zeigte und erläuterte die Einrichtungen des neuen chemischen Universitäts-Laboratoriums. Vondem Gebäude der früheren Frauenklinik ist der Theil, welcher früher als Dienstwohnung des Directors diente, mit dem Eingang von der Königsstrasse, dem hygienischen Institut überwiesen, der übrige Theil, mit dem Eingang von der Rostocker Heide, zu dem chemischen Laboratorium um- gebaut und durch Verlängerung des nördlichen Flügels vergrössert worden, Die Schwierigkeiten, welche sich der sehr ungewöhn- lichen Einrichtung eines chemischen Laboratoriums in einem schon vorhandenen Gebäude entgegenstellen, haben sich in diesem Falle in recht befriedigender Weise über- winden lassen. Der verlängerte nördliche Flügel enthält im Erd- geschoss das grosse Auditorium und im Uebrigen, nament- lich im ersten Stock, die Haupt-Arbeitsräume. Fast alle XXXVII diese Räume haben von zwei Seiten ausgezeichnetes Licht, sind mit vorzüglichen Ventilationseinrichtungen und sehr vollständiger Gas- und Wasserleitung versehen. Ausser den Wohnungen für zwei Assistenten und den Institutsdiener, den für den Privatgebrauch des Direc- tors bestimmten Räumlichkeiten, zwei Auditorien und sehr geräumigen Vorrathsräumen enthält das Gebäude zwei grosse Säle und mehrere kleinere Locale als Arbeitsräume für Praktikanten und in diesen 50 feste, vollständig ein- gerichtete Arbeitsplätze. Ausserdem sind für besondere Arbeiten eigne Räume rerervirt, so für Titriranalyse, für Gasanalyse, Spectralanalyse, für feuergefährliche Operatio- nen und in einem Nebengebäude ein pharmaceutisches Laboratorium für grössere präparative Arbeiten. Herr Jacobsen zeigte an einigen Vorlesungs-Expe- rimenten die Benutzung und die Wirksamkeit der neuen Einrichtungen im grossen Auditorium, wie der Verdunk- lungs-Vorrichtung und der Ventilationsröhren, und de- monstrirte einige neu angeschaffte Apparate, worauf die anwesenden Mitglieder der Gesellschaft auch die übrigen käume des Instituts in Augenschein nahmen. Sitzung am 11. Januar 1889, Herr Madelung bespricht in seinem Vortrag „Zur Aetiologie des Carcinom“ die Versuche, welche in älterer und besonders in neuester Zeit gemacht worden sind, um mit Hülfe des Thierexperimentes und der mikro- skopisch-bacteriologischen Forschung zu bestimmen, ob das Carcinom den Charakter einer Infectionskrankheit an sich trage. Es wird festgestellt, dass diese Versuche bisher resultatlos geblieben sind. Weiter werden bespro- chen die aus der klinischen Geschichte des Carcinoms zur etwaigen Begründung seiner infectiösen Natur heranzieh- baren Thatsachen. Der Vortragende kommt zu dem Schluss, ‘dass allerdings reichlich Gründe vorliegen, um anzunehmen, dass ein ausserhalb des Körpers existirender, nur .unter besonderen, begünstigenden Umständen im Körper sich ansiedelnder Krankheitserreger die erste Ur- sache der Carcinomkrankheit sei. Ob dieser vermuthete Krankheitserreger zu den Mikroorganismen gehört, ist I durchaus dunkel ; jedenfalls müssten die eventuellen Krebs- bacterien in ihren Lebenserscheinungen sich von den uns bekannten pathogenen Bacterien beträchtlich abweichend Den En © a on /Y 2% oO v8) 009 u OQ 00 Parse Lith.v, T.E. Jürs -Güstrow Tiefenkarte der Warnow und Höhenschichtenkarte der Umgebung von Rostock 1:12:50. Entworfen von E. Geinitz 1887 Terrain über jetzigem Üstseespiegel \ N N W U (0) HN Jdealprofile des Warnowdur chbruches bei Gehlsdorf ZZ — &