HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. u \ ARCHE ‘des Vereins der Freunde der Naturgeschichte MECKLENBURG. 46, Jahr (1892) mit 13 Tafeln. Redigirt von E. Geinitz-Rostock. —— le ." Güstrow, in Commission der Buchhandlung von Opitz & Co. “1893 Die Herren Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer Arbeiten. Inhaltsverzeichniss. E. Möckel: Die Entstehung des Plauer Sees, des Drewitzer oder Alt-Schweriner Sees und des Krakower Sees, m. Taf. I—III W.Peltz: Tiefen- Aufnahme des Plauer, Krakower Wariner, Gr.-Tessiner und Ziest- Sees, m. Val IV—VI. F. Blochmann: Ueber die Anatomie "und die verwandtschaftlichen Beziehungen der Brachio- poden O0. Staude: Ueber das Foucault’ sche "Pendel . E. Geinitz: XlIll. Beitrag zur Geologie Mecklen- burgs. Weitere Aufschlüsse der Flötzforma- konen, m. Tat. VIIZIX ..... L. Matthiessen: Die physiologische Optik der Facettenaugen unseres einheimischen Leucht- käfers nach der Exnerschen Theorie des auf- rechten Netzhautbildes, m. Taf. X u. XI. Kleinere Mittheilungen: H. Wegener: 0 zur Rostocker An- lagenflora . . BR.Koch: Ein Fall von Bigamie bei den Störchen K.M.Levan de er: Verzeichnis der wäh- rend des Sommers 1891 bei Rostock beob- achteten Protozoen A. Klingberg: Die Oerter der Cardinal- punkte des Fuchsauges . Bücherschau N Vereins-Angelegenheiten: A. Bericht über die 46. Generalversammlung B. Verzeichniss des Zuwachses zur Vereins- bibliothek . C. Mitglieder-Verzeichniss Bücherschau (Nachtrag) . R. Heinrich: Meteorologische Beabachiungen, 3 Tabellen m. 1 Tafel. Sitzungsberichte der naturforschenden Ge- Pag. 99 sellschaft zu Rostock im Jahre 1892 I—-XXII ZZ — 19 Re LORD: ORA \ ne ( NANNTEN NENNEN SS ee = 5) BO, \\ ” < J SR == EN Au > € 2 = 27. oO e E = 2 ZB, en ® 53 2 SDR Ss en s 8 5 oO | Mn) 5 ® al Sg n BA Ze Ss Bet ie D > 5 er & eis) >) ud u > = ee An) le a: ‚0 «te ID m) ra > r Im) = > n = TE ] 2 | - — {eb} 8 E zZ & Segen — ea ' = S "2 ® 1 ı & = ® ER £ Y er Si 6 ar ee i er * we: el © zZ m oa - > A no = .& P ee = £E sa —— a HK <{ = = oo". & we: = A a FE: i & vl E ae) | = (e ee) o& = & n oo 8 E = rS | : SS = | 3 RB & > = SO Sn: Die Entstehung des Plauer Sees, des Drewitzer oder Alt-Schweriner Sees und des Krakower Sees E. Möckel, Doberan. Ra — Die Entstehung des Plauer Sees, des Drewitzer oder Alt-Schweriner Sees und des Krakower Sees. — dran Folgende Arbeit ist das Resultat der Specialunter- suchungen, die an den drei Seen der mecklenburgischen Seenplatte, »Dem Plauer See«, »Dem Drewitzer oder Alt-Schweriner See«, »Dem Krakower See«, zwecks Beantwortung der Frage nach der Entstehung derselben vorgenommen wurden. Es wird insbesondere auffolgende Schriften verwiesen: F. E. Geinitz: Die Seen, Moore und Flussläufe Mecklen- burgs. Ein Versuch zur Erklärung der Entstehung der Seen und Wasserläufe der norddeutschen Dilu- viallandschaft, sowie der Küstenbildung. Güstrow 1886. F.E. Geinitz: Die mecklenburgischen Höhenrücken (Ge- schiebestreifen) und ihre Beziehungen zur Eiszeit. Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. Stuttgart 1886. Im übrigen wird auf die Citate und Anmerkungen verwiesen. Meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Geinitz bekenne ich mich freudig zu allem Dank schuldig für die gütige Unterstützung, die derselbe mir sowohl bei meinen ‚Studien, als auch bei Bearbeitung vorliegenden Themas zu Teil werden liess. Der Plauer See”). Das Gebiet des Plauer Sees repräsentiert keinen ein- heitlichen Typus der Diluviallandschaft; es zerfällt das- selbe in dieser Hinsicht in drei Teile, indem an ihm neben den beiden Geschiebestreifen VI und V der zwischen diesen beiden gelegene Landstrich!) partiert. Und doch stehen wieder die einzelnen Teile des ganzen Gebietes in engem Zusammenhang, indem eben der mittlere Land- strich den südlichen und nördlichen Geschiebestreifen nicht eigentlich trennt, sondern nach der Geinitz’schen Einteilung unter »Nr. 2< fällt): »gemischter Typus, wo neben den unteren Sanden das Oberdiluvium als Mergel oder Deckkies in grösserem Masse auftritt.« Das ältere Gebirge wurde im Gebiet des Plauer Sees nur an einem Punkte anstehend beobachtet: Südwestlich Petersdorf hat ein Ziegeleibetrieb durch Einschnitt in das 90 m über Ostseespiegel gelegene Terrain Schichten der Kreideformation?) aufgeschlossen: Kreide von weisser bis gelblicher Farbe, innerhalb deren eine ca. 0,5 m mächtige Bank von Grünsand durchsetzt. Dieser Grünsand besteht aus einem kalkfreien Sande feinsten Kornes, der durchsetzt ist mit Glaukonitkörnchen und feinen Muskovitflimmern. Die Kreide selbst hinterliess nach Auflösung des kohlensauren Kalkes einen geringen Rückstand von fein- stem Sande und Glaukonitkörnchen, welch’ letztere ein feineres Korn besitzen als die der Grünsande. Die Kreide ist nesterweise gebankt. Die Bankungsstücke sind stein- hart, unregelmässig geformt, scharfkantig. Was die Lagerungsverhältnisse dieser Schichten an- betrifit, so wurde steile Neigung nach N. W. beobachtet, die z. T. in Vertical-Stellung bis Uberkippung überzu- gehen schien; von gleichen Lagerungsverhältnissen sind auch die Thone und Sande betroffen, die hier, wenig *) Vgl. F’E. er Die Seen, Moore und Flussläufe Mecklen- burgs: Der Plauer See, p. 49 ff. ‘) F. E. Geinitz: Ai mecklenb. Fiohenshökens p. 281. 2) Vgl. Geinitz: Neue Aufschlüsse d. Flötzform. Mecklenburgs3. IX. Beitrag zur Geologie Mecklenb. Güstrow 1887. 3 mächtig, das ältere Gestein überlagern; ebenso ist in gleicher Richtung der in ca. 85 m!) überlagernde block- reiche Geschiebemergel gebankt. Doch schon ca. 150 m weiter nördlich tritt in dem 5 m niedriger gelegenen Niveau das ältere Gebirge nicht mehr zu Tage, und die hier aufgeschlossenen Sande zeigen bei gleicher Einfalls- richtung bedeutend weniger steile Neigung. Wir haben es also hier mit einer Durchragung des Kreidegebirges durch das Diluvium zu thun, das die Neigung seiner Schichten dem Faltungsprozesse verdankt, während die darüber lagernden Sande des Diluviums die gleiche Nei- gung dem Drucke des auf unebenem Boden sich bewe- genden Inlandeises verdanken?), dessen Wirkung sich in- sofern auch auf das liegende ältere Gebirge geltend macht, als es dasselbe z. T. zertrümmert, seine Schichten gebankt hat. Das Diluvium. Von Gliedern des Diluviums wurden im Gebiete des Plauer Sees anstehend beobachtet: Deckdiluvium (dm, dk) |] oberes D. sog. unt. Sande Bänderthon Unt. Geschiebemergel unteres D. Der untere Gesohiebomergel. Soweit der untere Geschiebemergel im Gebiete des Plauer Sees beobachtet wurde, nimmt er in demselben eine ähnliche Stellung ein, wie die oben erwähnte Flötz- gebirgsfalte; er findet sich anstehend nur an einzelnen isolierten Punkten, steigt aber dann immer zu bedeuten- den Höhen auf, die jüngeren Glieder des Diluviums ganz oder z. T. verdrängend; er marquiert demnach die Un- ebenheit des Untergrundes, auf dem die Ablagerungen mittleres D. 1) Die Höhen- (resp. Tiefen-) Zahlen sind, falls nicht anders er- wähnt, stets auf den Ostseespiegel bezogen. 2) Credner: Über Schichtenstörungen im Untergrunde des Ge- schiebelehms, an Beisp. aus dem nord-westl. Sachsen und angrenzenden Landstrichen. (Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch., 32. Bd. 1880, p- 88). »Eine der Hauptbedingungen, unter welchen sich die als Gietscher- oder Glacialstauchung bekannte Erscheinung voll- ziehen kann, ist die oberflächliche Unregelmässigkeit des Bodens, auf dem der Gletscher sich bewegt, oder das flache Ansteigen des Untergrundes überhaupt.« 11er 4. der jüngeren Glieder des Diluviums geschahen; in ur- sächlichem Zusammenhang damit stehen weitere Um- stände, die diese Vorkommnisse unt. Geschiebemergels begleiten und die auf stattgehabten Eisdruck hindeuten: der Geschiebemergel gebankt bis zu ziemlich steiler Stel- lung, desgleichen die über- und anlagernden Sande in ihrer Schichtung stark zertrümmert, steil geneigt. Die Hauptvorkommnisse unteren Geschiebemergels finden sich bereits erwähnt!). Das für uns wichtigste, für unsere Zwecke hauptsächlich zu verwertende Vor- kommnis unteren Geschiebemergels findet sich am Süd- ende des Plauer Sees: die Stuer Wanne ist in unt. Dm. eingerissen, dessen Hinaufreichen bis in eine Meereshöhe von ca. 97 m am Ausgang der Schlucht direct beob- achtet werden konnte. In welcher Weise derselbe nach Süden weiter verläuft, ist unbekannt. Nach Westen und und nach Norden zu verschwindet er rasch von der Tagesoberfläche; nach Westen: ca. 2530 m westl. Hinter- mühle wurden schon in ca. 80 m Höhe horizontal (?) geschichtete Sande beohachtet; nach Norden: Ost- und Westufer des südlichsten Teiles des Plauer Sees schneidet untere Sande an, die bedeckt sind von ob. Dm. Über Lagerungs-Verhältnisse ist nur auf der Ost- resp. Nord- Seite der Stuer Wanne etwas bekannt; danach hat es den Anschein, als wenn die Richtung der Bankung des Dm. resp. der Schichtungsneigung der Sande sich stets senkrecht auf den Verlauf der Wanne erstrecke. Das steile Ostufer des Plauer Sees südl. Kellersee schneidet Geschiebemergel an, der bis zu 80 m ansteigt; nach N. u. S. O. zu sinkt derselbe rasch auf tieferes Ni- veau herab, indem beiderseits die Ufer des Sees ge- schichtete Sande anschneiden; der südöstl. gelegene Auf- schluss zeigt sehr schön die Lagerungsverhältnisse der Sande, die hier steil nach S. S. O. einfallen; dasselbe ist der Fal! bei den Sanden der Aufschlüsse um Suckow, die hier noch von bis 7 m mächtigem oberen Blockmergel überlagert werden, dessen unteres Niveau in 90—95 m liegt und der in der Richtung des Einfallens der Sande gebankt ist. Diese Aufschlüsse mit einander in Verbindung ge- bracht, ergeben ein 2 km langes Profil in der Richtung N. N. W.—8.S. 0. — Dasselbe beginnt am Steilufer des 1) F. E,. Geinitz: Die Seen etc. p. 51 unt. ff, 5 Plauer Sees mit bis zu einem Niveau von 80 m mächtigem unteren Geschiebemergel, der aber bereits nach 500 m in der S. S. O.-Richtung vom 62 m-Niveau verschwunden ist, indem von da ab in der betr. Richtung geschichtete, in der S. S. O.-Richtung geneigte Sande seine Stelle ein- nehmen, die ihrerseits im Niveau von 90—95 m von oberem Geschiebemergel überlagert werden. Weiteres Vorkommnis unteren Dm. wurde am Ost- ufer des gr. Pätsch-See beobachtet; auch dieses giebt sich anstehend als isoliert sofort zu erkennen. Während die “ Ufer des gr. Pätsch im allgemeinen unt. Sande entblössen, schneidet das Ostufer eine isolierte Partie unt. Dm. an, der bis ca. 70 m Meereshöhe emporragt, von Sanden be- deckt. Ca. 500 m südöstl. davon (ca. 400 m landein- wärts), findet sich Dm. bis zur Höhe von ca. 82 m an- steigend, ebenfalls von unt. Sanden bedeckt. Betr. der Lagerungsverhältnisse konnte nichts beobachtet werden. Die am Kalüschenberg bei Plau möglichen Beobach- tungen lassen es als nicht unwahrscheinlich erscheinen, dass der Kern dieses Berges bis zu ca. halber Höhe des- selben aus unt. Dm. besteht. Betreffs der Lagerungsver- hältnisse der hangenden Sande liessen die jetzt schlechten Aufschlüsse nichts erkennen. Oberflächlich zeigt der Berg in seinen höheren Punkten Kiesbedeckung mit Stein- bestreuung. Der Bänderthon. Das nächstjüngere Glied des im Gebiet des Plauer Sees entwickelten Diluviums ist der Bänderthon. Der- selbe wurde in den verschiedensten Gegenden unseres Gebietes beobachtet in der Weise, dass die Annahme berechtigt erscheint, wir haben es hier mit einem aus- gedehnten Thonlager als Liegendem der unt. Sande zu thun. Die Beobachtungen begründen die weitere Annahme, dass dieses Thonlager eine Thonmulde darstelle, deren grössere Tiefen nach dem See zu liegen. Soweit nämlich der Thon am Seeufer beobachtet werden konnte, liegt er in und unter dem Niveau des Wasserspiegels, während er landeinwärts in höhere Niveaus ansteigt. Versuchen wir, uns ein Bild von der Ausdehnung dieser Thonmulde zu machen, so haben wir als deren Grenzen einmal in jedem Falle die oben erwähnten Em- porragungen unteren Dm. anzusehen, da dieser in jedem dieser Fälle direct von den unt. Sanden überlagert wird, 6 die sonst das Hangende des Thones ausmachen. Ferner erstreckt sich der Thon unterhalb des Torfmoores des Suckower Sees, desgl. des Kellersee und der Dresenower Mühle; ihm gehört das Gebiet des grossen Pätschsee; nordöstl. davon findet er sich bei der Ziegelei nördl. Adamshoffnung in ca. 85 m Meereshöhe, wo er ein Ein- fallen nach N. W. zeigt (s. o. b. Bespr. d. ält. Geb.); an der Nordostseite des Plauer Werder tritt der Thon 2 m über Uferhöhe, also in ca. 65 m Höhe, auf und zeigt sich hier wellig gebogen; an der Westseite desselben Werder zeigt er sich in 80 m Höhe, überlagert von 2 m mächtigem Geschiebemergel. Uber die Mächtigkeit des Thones gaben die Bohrungen im Karow - Alt-Schweriner Torfmoor, dessen Untergrund er bildet, einigermassen Auf- schluss, indem er hier sowohl in 638 m wie 52,5 m Meereshöhe getroffen wurde, so dass also hier seine mindeste Mächtigkeit 10,5 m beträgt. Um Plau bildet der Thon den Untergrund der östl. und südl. der Stadt gelegenen Torfmoorniederungen resp. -thäler, bis wohin er längs des ganzen Westufers des Plauer Sees von Norden her verfolgt wurde. Südlich der Elde tritt er in 2 Woorten zu Tage in 65 m Höhe; in den westlich und südwestl. davon gelegenen Gebieten, aufden Wasserscheiden der drei Seenthäler anstehend, steigt er bis 70 m an, in dieser Höhe unter den hangenden Sanden verschwindend, die ihrerseits wieder auf der 80 m-Höhe des Burgwalles ob. Dm. Platz machen; an dem nordöstlich davon gele- genen Zuruf sinkt er wieder auf 63 m herab, von feinen Sanden überlagert. Nach Süden zu wurde der Bänder- thon bis zur Silbermühle verfolgt. Die Thonlager südlich Plau und am Zuruf werden zur Ziegelfabrikation ausgebeutet. Der aus ersterem stammende Thon giebt in seinen ob. Partien rote Steine, in den tieferen gelbe; dies beruht darauf, dass der Eisen- gehalt nach der Tiefe zu abnimmt — zu welchem Re- sultat eine chemische Untersuchung führte. Der Thon des Zurufs ist im Ganzen eisenärmer, doch finden sich innerhalb desselben nesterweise eisenreichere Partien. Das Facit aus alledem ist folgendes: Wir haben hier eine Sedimentmasse vor uns, die thoniger Natur ist, also die feinsten Ausschlämmproducte der Grundmoräne dar- stellt; sie wurde abgelagert in einem Becken, dessen Aus- dehnung über die des heutigen Sees hinausgeht. Ihr Lie- sgendes bildet aller Wahrscheinlichkeit nach der untere Geschiebemergel, wie dieser noch heute in seinen her- vorragenden, das jüngere Diluvium durchragenden Partien als deren Ufergrenzen besteht, und in den das, die tho- nigen Sedimentmassen später aufgenommen habende, Becken eingesenkt ist; dabei bleibt dahingestellt, ob be- sagtes Becken an das Ende einer ersten Vereisung oder einer ersten Periode der Vereisung zu setzen sei. Jeden- falls nehmen die in demselben abgelagerten Thone im Diluvium eine Mittelstellung ein und werden deshalb als »mitteldiluvial« bezeichnet. Die Diluvialsande. Oben erwähntem Thonlager sind als nächstjüngeres Glied des Diluviums geschichtete Sande übergelagert, die die Hauptmasse des im Gebiete des Plauer Sees an- stehenden Diluvialbodens ausmachen. In dieser Über- lagerung oben genannten, in seiner Stellungnahme im Diluvium bestimmten Thonbeckens müssen diese Sande als eine neue Periode einleitend betrachtet und damit!) dem oberen Diluvium zugerechnet werden. Was die Ausbildung der Sande betrifft, so finden sie sich vom feinsten, dünensandartigen (so in der Umgegend der Dresenower Mühle) bis zum gröbsten Korn, im all- gemeinen sind sie fein; so sind sie vielfach durchsetzt von gröberen Partien in häufiger diskordanter Parallel- struktur; in dem Walde, der nördlich Ganzlin von der Bahn durchschnitten wird, finden sich geschichtete Kiese aufgeschlossen: wir befinden uns hier bereits am nörd- lichen Rande des Geschiebestreifens VI. Bei Bahnhof Plau enthalten die Sande zahlreiche Schmitzen humoser Einlagerungen. Die Beobachtungen über die Lagerungsverhältnisse der Sande sind lückenhaft und auch in den meisten ein- zelnen Fällen mangelhaft; nur das Eine konnte mit Be- stimmtheit festgestellt werden: ein allgemeines Einfallen der Sandschichtung nach dem See zu hat nicht statt. Was die Niveauverhältnisse der Sande anbetrifft, so ist ihr unteres Niveau nur insoweit bekannt, als sie das Hangende zu Tage tretenden unteren Geschiebemergels und zu Tage tretenden Bänderthones bilden; im ersteren Falle liegt es, wie bereits erwähnt, in 80—100 m, in 1!) Es ist nur von dem betr. Gebiet die Rede, auf das sich die Beobachtungen erstrecken. letzterem in 62—-70 m Meereshöhe. Dabei sei nochmals auf die Gleichmässigkeit dieser Niveaus in den einzelnen Gegenden hingewiesen: landeinwärts, über das Terrain hinwegschreitend, ist das Hinaufwandern aus tieferem Niveau in höheres gleichbedeutend mit dem Wechsel des betretenen Bodens von älterem zu jüngerem Gliede des Diluviums; dem entsprechend zeigt das Seeufer im An- schnitt geschichtete Sande über Bänderthon. — Das obere Niveau der Sande ergiebt sich, soweit sie anstehen, aus der Betrachtung der Generalstabskarte; soweit sie vom Deckdiluvium überlagert werden, bei Besprechung des letzteren. Das Deokdiluvium. Das Gebiet des Plauer Sees schliesst, wie schon er- wähnt, in seiner N.-S.-Erstreckung drei Glieder der Di- luviallandschaft ein. Der nördlichste und südlichste Teil des Sees fallen in das Gebiet der Geschiebestreifen V resp. VI. Das übrige, dazwischen gelegene Gebiet des Sees stellt nach der Geinitz’schen!) Einteilung der Land- striche zwischen den Geschiebestreifen »einen gemischten Typus« dar (s. ob.). Uber Geschiebestreifen VI, soweit er unser Gebiet durchzieht, sagt Geinitz?): »In Stuer, am Südzipfel des Plauer Sees, findet man einen grossen Reichtum an - Blöcken, sowohl in dem mächtigen ob. Geschiebemergel, als auch in dem unteren, und z. T. in den unteren Ge- rölllagern. Der Blockreichtum setzt nördlich fort bis Suckow;« und vorher: »Nach Südosten« (von Lübz aus) »habe ich den Streifen bis Stuer nicht verfolgt; ich gebe demnach seinen vermutlichen Verlauf auf der Karte nur mit Strichen an.« Inzwischen haben die Beobachtungen?) diese Vermutung als Thatsache festgestellt; der Reichtum an Blöcken ist bedeutend; vielfach konnte dichte Stein- packung beobachtet werden. Ferner war es möglich, innerhalb des Geschiebe- streifens VI, soweit der Plauer See ihm angehört, deutlich verlaufende Endmoräne*) von höchst charakteristischem Verlauf nachzuweisen (s. Tafel I). Am günstigsten waren I) F. E. Geinitz: Die mecklenb. Höhenrücken, p. 281. 2) Ebds. p. 245. 3) Von Seiten Geinitz', Noch nicht veröffentlicht. #) Vorher bereits von Geinitz aufgefunden, jedoch noch nicht veröffentlicht. 9 für diese Beobachtungen die Verhältnisse auf dem be- waldeten Westufer des Sees, indem da die Schneissen parallel und senkrecht zu der Endmoräne laufen. Die Beobachtungen erstrecken sich vom Dorfe Ganzlin aus; von hier aus läuft die Endmoräne senkrecht auf den See zu und zwar in drei parallel gerichteten Hügelzügen, deren südlichster mit dem 98 m hohen Fuchsberg und östlich davon 100 m der höchste ist. In dieser erwähnten Richtung bis an den See her- antretend, biegt die Endmoräne über die demselben pa- rallel laufende Chaussee um nach Südosten, in eine dem See parallele Richtung übergehend; so lässt sie sich bis südlich Stuer Vordermühle verfolgen; hier verundeutlicht sie sich vollständig, in das südlich gelegene flache, bis 105 m ansteigende, Sandgebiet überlaufend.. Wenden wir uns nach Osten, so treffen wir nördlich Gut Stuer wieder auf eine Endmoräne, die von hier aus in nördlicher Richtung verläuft, ihre Fortsetzung findend in weiterer Endmoräne, die, dem See parallel, bis vor Suckow läuft, wo, wie erwähnt, blockreicher ob. Dm. in 90—95 m Höhe, Sanden auflagernd, aufgeschlossen ist. — Die Aufzeich- nungen dieser auf der Ostseite des Sees gelegenen End- moräne entbehren jedoch der absoluten Genauigkeit, die dieselben auf der Westseite haben. Der Grund hierfür liegt in den für den Verlauf der Endmoräne unregel- mässigen Wald-Bestandungsverhältnissen. | In gleicher Weise wie der südlichste Teil des Plauer Sees ist, wie erwähnt, auch der nördlichste in einen Geschiebestreifen eingesenkt und zwar in den nächst- folgenden, also Nr. V. Wie bekannt, ist auch dieser in seinem Verlaufe ausführlich beschrieben‘). Derselbe unterscheidet sich, soweit er unser Gebiet durchkreuzt, wesentlich von dem vorerwähnten Geschiebestreifen VI: er zeigt sich stark verwischt; nur in geringen Partien tritt in höheren Ni- veaus das Deckdiluvium als Geschiebemergel auf, während die niederen Niveaus von den Sanden beherrscht werden. Das Gebiet Karow?) und südlich davon die Uferum- randungen des grossen Torfmoores, des sog. Brandensee und weiter bis zur Leisterbank gehört dem oberen Ge- schiebemergel an; doch nirgends tritt derselbe an das I) F. E. Geinitz: Die mecklenb. Höhenrücken p. p. 239, 240. 2) Ebds. p. 239. 10 flache Ufer des Plauer Sees resp. seines Vertreters, des Karow-Alt-Schweriner Torfmoores, heran; nur ganz all- mählig senkt sich das Terrain von Westen nach Osten, wie auch die weitlaufenden Kurven der Karte zeigen — aber doch folgen die einzelnen Glieder des Diluviums dieser geringen Bodenneigung nicht, sondern während in den westlichen höheren Niveaus, von 70—75 m an, Ge- schiebemergel ansteht, treten nach Osten zu mit der 65 m-CGurve die Sande, das Liegende obigen Dm., zu Tage. — Ebenso liegen die Verhältnisse in dem Gebiet östl. des Sees resp. des Karow-Alt-Schweriner Torfmoores und Samoter Sees bis zum Alt-Schweriner See: längs der Ufer der erwähnten Depressionen stehen die sog. unt. Sande an, während das landeinwärts höher gelegene Gebiet, begrenzt von der 75—78 m-Curve, Geschiebe- mergel anstehend zeigt. Die Wege, die hier bergauf führen, laufen im niederen Niveau über Sand, in höherem über ob. Dm. hin. Nördlich von diesem Gebiet beginnt mit der Glaver Forst das zwischen Geschiebestreifen IV und V gelagerte typische Sandheidegebiet, eingeleitet durch zahlreiche Sanddünen. Der Tauchow See ist in den Geschiebemergel des Geschiebestreifens (V) eingesenkt. Der Drewitzer oder Alt-Schweriner See gehört nur in seinem südlichsten Drittel bis Hälfte in den Bereich des eigentlichen Geschiebestreifens (V) — doch ist es bemerkenswert, dass die Steinbestreuung, wie sie ausser- ordentlich intensiv in dem Gebiete seines südlichsten Teiles auftritt, nie ganz aufhört, sondern, zwar spärlicher werdend, selbst noch an seinem Nordost- bis Westufer auftritt, an ersterem, das flache Vorlandsufer mit einem Steinpflaster bedeckend, beobachtet; an letzterem, bei Ortkrug nach der Rederank zu, von Geinitz!) beschrieben. Des Westufers des südlichsten Teiles des Drewitzer Sees wurde bereits oben Erwähnung gethan; dasselbe steigt sanft bis zur Höhe von 75—80 m an. Dem ent- sprechend stehen auf dem dem See zunächstgelegenen Gebiete die Sande an, und betritt man erst, landeinwärts auf die Höhen hinaufschreitend, in ca. 75 m den ob. Dm. Das Ostufer des südlichen Drewitzer Sees ist steiler und zeigt infolgedessen, wie nach den bisherigen Beob- !) Die mecklenb. Höhenrücken, p. 284. 41 achtungen zu erwarten stand, als Uferprofil in ca. 70 m Höhe Geschiebemergel über geschichteten, in ihrer Lage- rung gestörten Sanden. Folgendes Profil, das vom Grubenberg (Ostufer des Drewitzer S.) bis zum sogen. Brandensee reicht, und so- mit in W.-O -Richtung den Geschiebestreifen V durch- schneidend, eine Länge von 6,5 km hat, giebt die oben beschriebenen charakteristischen Verhältnisse wieder. Die 75 m hohen nördlichen Ufer des »Brandensee« genannten Torfmoores (südl, Karow) zeigen anstehend oberen Geschiebemergel, der auf dem nach dem Karow- Alt-Schweriner Torfmoor allmählig abfallenden Terrain in ca. 70 m Höhe über den geschichteten Sanden ver- schwindet. Östlich des Torfmoores steigt das Ufer all- mählig bis zu 75 m an; hier verschwinden die Sande wieder unter dem oberen Geschiebemergel, dessen Herr- schaft (wie von Westen her so) nach Osten (dasselbe ist auch nach N. und S. der Fall: dieses von der 80 m- Curve begrenzte höhere Gebiet ist auf der grossen Ge- neralstabskarte ohne weiteres kenntlich) so lange an- dauert, bis die Höhen unter 75 m herabgehen, indem sich das Terrain nach dem Drewitzer See zu allmählig senkt, von Sanden bedeckt. Das Ostufer dieses Sees ist steiler: es überlagert hier der obere Geschiebemergel in ca. 70 m Höhe die geschichteten Sande. Wir kommen zur Besprechung des zwischen Ge- schiebestreifen V und VI gelegenen Landstriches, soweit er das Gebiet des Plauer Sees ausmacht. Geinitz sagt darüber‘): »südlich Geschiebestreifen V ist nicht mehr eine so zusammenhängende Heide wie nördlich«. Uber seine Natur ist im allgemeinen oben gesprochen; in folgen- dem seien noch die einzelnen Vorkommnisse des Deck- diluviums innerhalb unseres Gebietes erwähnt. »Am Bahnhof Plau tritt isoliert der blockreiche obere Geschiebemergel in der Höhe von ca. 70 m auf«?). Ferner finden sich als Umfriedigungen der Gärten östl. Kalüschenberg und nördlich Amtsberg (alt. Schloss) cy- klopische Mauern. — Das beginnende Steilufer südlich Plau zeigt im Anschnitt im Niveau von ca. 65 m die direkte Uberlagerung wenig mächtigen ob. Dm. über Sanden, die bis zum Niveau des Flachufers reichen, 1) Die meckl, Höhenrücken, p. 289. Vgl. ebds. pp. 290, 291. 2) F. E. Geinitz: Die meckl. Hr., p. 290 unt. 12 unterlagert von Bänderthon. — Die bis zu 82 m an- steigenden Höhen um den Plötzen-See bestehen vom Ni- veau von ca. 67 m an aus Geschiebemergel. Das West- ufer dieses Sees bietet einen Aufschluss, der in einem obersten Niveau von 70 m ca. 3 m mächtigen block- reichen Geschiebemergel über geschichteten Sanden zeigt; beider Grenzlinie verläuft im allgemeinen horizontal. Bringen wir diesen Aufschluss in Verbindung mit dem oben beschriebenen am Zuruf, so erhalten wir ein höchst charakteristisches Profil, das uns in Übereinanderlagerung Bänderthon, geschichtete Sande und ob. Dm., angeschnitten von den Ufern des Plauer und des Plötzen-Sees, zeigt. Es ist das folgende: N. W. 5.8. dan. N: Ustser = . en Nest en N Plötzen- See. N - Längenmalsstab:” 1: 6250. Höhenmalsstab: 1:625. Gleich charakteristisch ist das Auftreten des ob. Dm. auf dem Burgwall und bei Appelburg in einer Höhe von einigen 80 m. Wie oben erwähnt, sind dies die Höhen, zu denen man emporsteigt, wenn man die Wasserscheide zwischen Burg-See und Griepen-See entlang nach Süden geht. Wir betreten hierbei mit den verschiedenen Höhen: 65 m — 70 m — 80 m die verschiedenen Glieder des Diluvium: Bänderthon — geschichtete Sande — ob. Ge- schiebemergel. Bei Appelburg finden sich cyklop. Mauern. — Weiter nach Süden treffen wir auf die endmoränenartig in N.-S.- Richtung sich hinziehenden, bis SO m hohen, aus Sand feinsten Kornes aufgebauten Sandrücken (nördl. Drese- nower Mühle), die bedeckt sind mit Kies und zahlreichen Steinen — und nähern uns hiermit den oben erwähnten, typischen Endmoränen des Geschiebestreifens VI. 13 Auch auf der Ostseite des Sees findet die bis Suckow sich erstreckende Endmoräne, bestehend aus block- reichem Geschiebemergel, ihre Fortsetzung nach Norden bis nahe Zislow in endmoränenartigen Gebilden des noch bis über 100 m hohen Gebietes, das eine geringe Be- deckung der unteren Sande mit steinigem Deckkies be- sitzt. Nördlich von Zislow zeigt sich der Heidetypus schon reiner entwickelt und weisen darauf auch Namen wie Pätsch (— Sand)-See hin; doch fehlt auch hier das Deckdiluvium nicht ganz: bei dem nördlichsten Abbau zu Zislow zeigt der Uferanschnitt als charakteristisches Profil in ca. 65 m Höhe geschichtete Sande von ca. 3m mäch- tigem Geschiebemergel überlagert. Nördlich davon, nach dem Lenz zu, treten zahlreiche Steine am Seeufer auf; daher die Bezeichnung einer Uferecke mit »Steeneck«. Auch südlich des Petersdorfer Sees treten Blockmergel- reste auf, so, wie bereits erwähnt, bei der Ziegelei; süd- lich vom Lenz wird das Deckdiluvium vertreten durch Steinbestreuung. Nördlich des Lenz sind die grösseren Höhen bedeckt von blockreichem Mergel!), während die im niederen Niveau gelegenen Partien, so das Steilufer des Sees anschneidend, sog. unt. Sande anstehend zeigen. Diese isolierten Vorkommnisse von Geschiebemergel über unt. Sanden zeigen sich auch in der Bestandung dieser 80 m hohen Landecke teils mit Nadel- teils mit Buchen- holz. — Nach N. W. schliesst sich der Plauer Werder an, der gleichfalls anstehendes Deckdiluvium aufzuweisen hat — so ist auf der Westseite in SO m 2 m mächtiger Dm. aufgeschlossen. Hiermit haben wir die Verbindung nach dem Geschiebestreifen V. Auch auf der Westseite des Plauer Sees haben wir den allmählichen Ubergang von Geschiebestreifen V zu VI: Der oben erwähnte Geschiebemergel der Umgegend von Karow geht nach Süden zu in grobe Kiese über?), bis bei Quetzin der feine Sand auftritt, bedeckt von zahl- reichen Steinen, die, allerdings spärlicher werdend, zu den Blockmergelresten bei Plau überleiten. Zu diesen Beobachtungen kommt das Profil hinzu, das sich als Resultat der Brunnenbohrung auf Hof Karow ergab: 1) F. E. Geinitz: Die mecklenb. Höhenrücken, p. 290. 2) Ebds. p. 291. 14 — ca. 75 m über Ostsee. — 05 m Alluvium. — 14,5 m Dm. — 17,7 m Dsth. — 23,2 m Ds. — 47,6 m Dm. — 72 mDs. sth. Das Alluvium. Die Hauptrolle unter den alluvialen Gebilden spielt im Gebiet des Plauer Sees der Torf; Seekreideablage- rungen treten dagegen zurück; diese finden sich in ge- ringen Mächtigkeiten als Liegendes des Torfes und am Boden des Plauer Sees und der übrigen kleinen Seen abgelagert. Die grösseren Torfmoordepressionen wurden ab- gebohrt, es sind dies einmal die der Plauer Bucht und der südlich Plau nord-südwärts verlaufenden Thäler der kleinen Seen; ferner das grosse Karow - Alt-Schweriner ° Torfmoor. Auch im Torfmoor des Suckower Sees wurden Bohrungen vorgenommen, doch hier keine verwertbaren Resultate erzielt. Die Torfmoorniederung der »Plauer Buoht«*). Die Torfmoorniederung der Plauer Bucht hat die Form eines zweiarmigen Deltas; dieselbe ist aber kein Delta zu nennen, da der Fluss die Niederung in entgegen- gesetzter Richtung durchfliesst. Das zwischen den beiden Armen gelegene Ufergebiet ist bis zum Diluvialgehänge hin Anschwemmland und Torfmoor, durch welches gegenwärtig die Elde in zwei Armen ihren Ausfluss aus dem See nimmt. Die Abflusswässer sind heute soweit reduciert, dass das breitere Bett des nördlichen Armes für sie genügen würde, und ein allmähliches Vertorfen des südlichen Armes eintreten würde, wenn nicht die Kultur ihn offen hielte, die ihn als näheren Weg nach den südlichen Partien des Plauer Sees benutzt. Dagegen geht die Mätow *) Hierzu Tafel 11. 15 mit raschen Schritten ihrer Vertorfung entgegen. — Nörd- lich der Mätow, von dieser durch die 60 m-Curve ge- trennt, liegt ein Strudelloch mit tiefstem Niveau von 52 m. Dasselbe soll noch letztes Jahrhundert offenes Wasser gehabt haben, das den See über die Mätow (am Amts- berg vorbei) mit der Elde in Verbindung setzte!). Seine Vertorfung ist keine vollendete: in seiner Mitte wurden beim Bohren 10,5 m Seekreide durchstossen, die nur oberflächlich eine Pflanzendecke trägt. Das nördlichste Gebiet der Plauer Bucht zeichnet sich dadurch von dem übrigen aus, dass es mehrfach Wechsellagerung von Torf und Seekreide zeigt, letztere teilweise als Oberflächenbedeckung; ferner breitet sich nördlich der letzten Seeausbuchtung vom Ufer aus ca. 50 Schritt landeinwärts eine Sanddecke über den Torf aus, die sich teilweise allmählig auskeilt, teilweise in Strandwällen endigt. Dem Ufer entlang vorgenommene Bohrungen ergaben solche Wechsellagerungen von Sand und Torf nach der Tiefe zu in zweimaliger Wiederholung. Alle diese vorerwähnten Beobachtungen stimmen überein mit den sich wiederholenden Überschwemmungen dieses Gebietes zu Ende des Winters. Längs des ganzen Torfmoores setzt sich der Torf unter dem Wasserspiegel fort, hierdurch die hier vor- genommenen Lotungen für geologische Zwecke herab- setzend, an deren Stelle dann die Bohrungen einsetzen müssen. Erwähnenswert ist es, dass besonders grosse Tiefen in unmittelbarer Nähe des hohen Kalüschenberges exi- stieren; dieselben ziehen sich von dessen Südabhang bis zum Ostabhang am Fusse des Berges direkt hin, mit zwei grössten Tiefen von 52 m über Ostsee, so dass also die eigentliche Höhe des Kalüschenberges statt ca. 28 m 40 m beträgt, von der Thalsohle aus gerechnet. Das Liegende des Torfes der Plauer Bucht bildet, wie erwähnt, Bänderthon! | ı) Wahrscheinlich haben wir es hier mit dem von den Wenden von ihrer Burg (dem sog. alten Schloss oder Amtsberg), nach dem Plauer See benutzten Wasserweg zu thun, der, von der später weiter südlich angelegten christlichen Ansiedlung nicht mehr benutzt, der Vertorfung anheimfiel. 16 Die Torfmoor-Thäler des »Ziegel-Griepen-Leber-Sees«, des »Gaarzer Burg-Sees« und des »Kuhlen-Sees«“). Die Torfmoorthäler des Gaarzer-Burg-Sees, des Ziegel- Griepen-Leber-Sees und des Kuhlen-Sees stehen in direkter Beziehung zu der vorerwähnten Bucht von Plau; sie mün- den in dieselbe ein südlich des hohen Kalüschenberges, der den restierenden Endigungspunkt der Wasserscheide der betr. beiden Depressionen darstellt. Südlich Plau, direkt östlich Ziegelsee, setzt das Steilufer des Plauer Sees wieder ein, hier nach Norden zu den Endigungspunkt der nach Süden entwickelten Wasserscheide zwischen den Seenwannen und dem Plauer See marquierend. Die Tiefenverhältnisse der Torfmoore der Seenwannen ergeben sich aus der beigefügten Karte; die Strecke nörd- lich Griepen-See fehlt jedoch, da hier vollständige Be- wachsung und Grundlosigkeit des Bodens das Bohren verhinderte. Uber die Bodenverhältnisse der betr. Wasser- scheiden zwischen den einzelnen Thälern ist oben wei- teres gesagt. Zwischen Gaarzer See und Ziegel-See ist die Wasserscheide vernichtet. Südwestl. Gaarzer See existiert eine Woort, die den nördlichen Rest einer Wasserscheide darstellt, die ein westliches Parallelthal von dem des Gaarzer-Burg-Sees trennen würde und als südlicher Rest in einer Woort ca. in der Mitte des Westufers des Burg-Sees vorhanden ist; dem entsprechend zeigt hier das Thal eine Ausweitung. Den Untergrund des Torfes bildet, wie erwähnt, Thon, auf den man in der Nähe der Seeufer jedoch erst nach Durchstossung von bis 2 m mächtiger Seekreide trifft. Das Ziegel-Griepen-Leber-See-Thal ist inbezug auf seine Vertorfung (abgesehen von seinem Thalbeginn) das am wenigsten vorgeschrittene. Während in den übrigen die Torfmoorwiesen absolut festen Boden besitzen, be- stehen die der letzteren nur aus einer schwankenden Pflanzendecke, die in unmittelharer Nähe der betr. Seen gar nicht betretbar, weniger oder mehr leicht auf moorig- wässrigen und Seekreidemassen aufruht. Hierdurch haben wir ein schönes Beispiel der Vertorfung von Wasser- *) Hierzu Tafel II, Vgl. F. E. Geinitz: Die Seen ete., p. 52 17 massen zur Beobachtung vor uns; besonders geeignet erscheint hierzu der kleine, kreisrunde Lebersee, auf dem sich die Pflanzendecke von allen Seiten immer weiter vorschiebt, wodurch sehr deutlich Zuwachsungsringe sicht- bar werden. Zugleich ist bemerkenswert, dass die Be- wachsung mit Sträuchern und Bäumen der sich vor- schiebenden Pflanzendecke rasch nachfolgt; so wuchsen auf einem Boden, der nicht mehr betretbar war, bis viel- leicht 7 oder 8 cm dicke Birkenstämmchen, hier also schon ihren Halt findend. Das Karow-Alt-Schweriner Torfmoor*). Die Bohrungen im Karow-Alt-Schweriner Torfmoor lassen den Wert derselben gegenüber den Auslotungen des betr. angrenzenden Sees noch bei weitem wertvoller erscheinen, als dies mit denselben in der Bucht von Plau der Fall ist. Auch hier reicht der Torf unter dem Wasser- spiegel weit in den Plauer See hinein, den Wert der hier vorgenommenen Lotungen für geologische Zwecke her- absetzend; dagegen decken die Bohrungen die eigent- lichen Seetiefen auf: das Resultat zeigt, dass der Plauer See sich an seinem diesigen West- und Nord-West-Ufer ursprünglich je zipfelartig fortsetzte. Mit seinem heu- tigen Ufer durchschneidet er an ersterem als grösste Tiefe 56,5 m, an letzterem 52,5 m über Ostsee. — An - diesen letzteren Zipfel schliesst sich zwischen Chaussee und Eisenbahn ein isoliertes, rundes Strudelloch an, das bis 53 m über Ostsee tief ist; nördlich von diesem herrscht Untiefe von 61—62 m. Nach dem Samoter See zu senkt sich der unter dem Alluvium befindliche Diluvialboden, indem die 60 m-Curve sich aus dem Süd-West-Ende des Sees nach S. O. zieht, die hier sich findende Ausbuch- tung des Torfmoores umfassend; innerhalb dieser wurde als grösste Tiefe 55 m über Ostsee erbohrt. — Auch die in der westlichen Umrandung des Torfmoores (bei der Ziegelei) auf der Generalstabskarte ersichtliche Ausbuch- tung stellt das Gebiet eines isolierten Strudelloches dar mit grösster Tiefe von bis 55 m. Das Liegende des Torfes bildet zumeist grober See- sand, der, öfters durchstossen, Thon als eigentlichen Untergrund zeigte. Bei grösseren Tiefen wurde vorher noch Seekreide durchstossen, deren Mächtigkeit dann *) Vgl. F. E. Geinitz: Die Seen etc., p. 50. 18 zwischen wenigen cm bis ca. 1,2 m schwankte, je nach der Grösse der Tiefe; es kam jedoch auch vor, dass die Seekreide gerade bei den grössten Tiefen ganz fehlte. Die Fortsetzung unter dem Wasserspiegel, in den Plauer See hinein, ist erwähnt. An dem Westufer ragen aus ihm Baumstümpfe heraus von vielleicht 20 em Durch- messer. Wir haben oben bei Besprechung der Torfbil- dung am Leber-See gesehen, wie sich auf ganz dünnen Pflanzendecken Bäume ansiedeln und den nötigen Halt gewinnen können. Das nach unten in den wässrig-moo- rigen Untergrund vordringende Wurzelwerk wird seiner- seits zur Weiterbildung des Torfes nach unten beitragen. Es fragt sich nur, wie gelangt der Torf unter den Wasser- spiegel? Uns eine Vorstellung davon zu machen, können wir mehrere beitragende Umstände aufzählen: Zuneh- mende Schwere der Pflanzendecke und ihrer Bestandung; der Umstand, dass es ein grösserer See ist, auf dem die Pflanzendecke vorschreitet, der also grössere Wasser- thätigkeit!) als ein kleiner See besitzt, was sich vor allem bei Hochwasser, besonders nach einem lang an- dauernden Winter bemerkbar macht; so waren dies Früh- jahr die Torfwiesen ganz überschwemmt — nur insel- artige Partien ragten aus dem Wasser hervor. Endlich ist ein Umstand beachtenswert, der allerdings nur auf der Aussage der Fischer beruht: früher sei einmal eine Zeit gewesen, da man von Plau aus weit in den See hinein nach dem Lenz zu habe waten können; eine ähn- liche Aussage machte ein Fischer betr. des Drewitzer Sees: durch denselben habe zu Urgrossvaterzeiten an seiner schmalsten Stelle (die zugleich seine seichteste ist) eine Landstrasse existiert?. Hieraus könnte man Schlüsse ziehen, entweder auf Schwankungen des Wasserstandes, oder auf Senkungen des Seebodens; beides würde uns dienen als Beitrag zur Erklärung obiger Erscheinung. — Wirkten nun alle diese erwähnten möglichen Umstände zusammen,. so kann man sich vorstellen, dass ein der- artiger Erfolg eintrat. 1) Hiermit ist die Beweglichkeit des Wassers gemeint, die bei grösserer Ausdehnung des letzteren eine grössere ist; der Wind kann mit grösserer Kraft einwirken. 2) Vgl. die von Fromm und Struck erzählte Sage betrefis der Bildung der heut. Müritz durch Vereinigung 7 kleinerer Seen. Ab- gedruckt: Geinitz: Die Seen etc, p. 60 Anm. 1, 19 Der nördlich das Torfmoor begrenzende Samoter See ist grundbedeckt mit Sand; doch scheint darunter das Torflager seine Fortsetzung zu finden, wenigstens nach einigen nahe dem Ufer im Wasser vorgenommenen Bohrungen zu urteilen, die sogar zweimalige Wechsel- lagerung von Sand und Torf ergaben. Die nördlich des Samoter Sees in die Glaver Forst sich erstreckende Torfdepression ist ganz flach; als grösste Tiefe wurden 3 m erbohrt. Wenn überhaupt zwischen dieser und dem Samoter See eine alluviale (Torf-) Ver- bindung besteht, dann muss sie sich unter dem jetzt trennenden Sand erstrecken. In den am Zuruf anstehenden Bänderthon ist ein Torflager eingesenkt, das am Ufer nördlich des Vorsprungs mit 2 m und südwestl. davon mit 0,7 m durchstossen wurde. Die eigentliche Spitze des Zurufs scheint woort- artig daraus hervorzuragen. In dem Torf befinden sich viele Holzstücke, besonders Birkenstämmchen. Die Torfmoorniederung der Dresenower Mühle stellt den Ausfluss des von S. W. kommenden, parallel der Endmoräne eingesenkten Ganzliner Torfmoores in den Plauer See dar. Die Torfmoorwiesen bei Bad Stuer verdanken ihre Entstehung z. T. künstlichen Senkungen des Wasser- spiegels. Vgl. die Aussagen von Fromm). Der Petersdorfer See steht mit dem Plauer See, ab- gesehen von der heutigen künstlichen Wasserstrasse, in alluvialer Verbindung, die ihren Weg über das heutige Gehöft nimmt. Am Boden der Lanke treten Torfbildungen auf?). »Der Boden des Sees ist nach Fromm an den seichten Stellen sandig und sehr kalkreich, bei grossen Tiefen da- gegen moorig«?). Gleiche Resultate ergaben die von Herrn Kammeringenieur Peltz vorgenommenen systematischen Lotungen. 1) F. E. Geinitz: Die Seen etc., p. 52. 2) Vgl. F. E. Geinitz: Die Seen, Moore etc., p. 51. 3) Ebds. p. 51. 9% 20 Die Entstehung des Plauer Sees und des Drewitzer oder Alt-Schweriner Sees, Der Piauer See. Folgende Punkte ergeben sich aus den Beobach- tungen als charakteristisch für die Natur des Plauer Sees. 1) Die Art und Weise der Lagerungsverhältnisse der einzelnen Glieder des Diluviums, insbesondere des oben beschriebenen Thonlagers. 2) Das Auftreten von Endmoränen, der Verlauf der- selben, und das Verhalten der Geschiebestreifen überhaupt gegenüber den Seen. 1) Wenn Wahnschaffe sagt!): »Wären alle Seen, welche Geinitz als Evorsionsseen zusammenfasst, einzig und allein durch die verticale Erosion der Abschmelz- wässer entstanden, so müsste bei der geringen Mächtig- keit des Geschiebemergels die Denudation desselben eine so vollständige gewesen sein, dass der darunter liegende Diluvialsand überall an den Seerändern zu Tage treten müsste, was nicht bei allen der Fall«, so ist diese For- derung beim Plauer See, insbesondere für dessen nörd- lichen und südlichen Teil erfüllt; (betr. des mittleren Teiles wird auf unten verwiesen). Als Liegendes der Sande erstreckt sich ein Thon- lager, das noch über den Bereich des heutigen Sees hin- ausragt und das eine Thonmulde darstellt, deren tiefere Niveaus sich nach dem Gebiete des heutigen Sees zu finden. Ferner seien nochmals die scharfen Grenzen be- tont, die dieser Thonmulde im Süden durch die hoch- emporsteigenden Reste unteren Geschiebemergels ge- setzt sind. 2) Der südlichste Zipfel des Plauer Sees wird um- rahmt von einer Endmoräne, die in der Art und Weise ihres Auftretens darauf hinweist, dass wir es hier mit den Producten einer Eiszunge des ehemalig sich hier aus- 1!) Zur Frage der Oberflächengestaltung im Gebiete der baltischen Sean, Jahrb. d. kgl. preuss. geol. Landesanstalt, 1837 (1888), . 155, 21 breitenden (zweiten?) Inlandeises zu thun haben. Welches sind nun die Ursachen einer derartigen Gestaltung des südlichen Eisrandes? Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir naturgemäss von den Bewegungs-Erschei- nungen des südlichen Eisrandes ausgehen; wir kommen hiermit auf die Geschiebestreifen zu sprechen, deren Auf- treten und Verlauf in Mecklenburg durch Geinitz verfolgt und ausführlich beschrieben wurde!).. Wir haben be- kanntlich in diesen Geschiebestreifen Perioden sog. Still- standes des südlichen Eisrandes vor uns. Die Ursachen dieser Perioden werden einerseits ursprünglicher Natur sein (d. h. solche, die im allgemeinen dem Eisrande Still- stand geboten); sie werden als solche im Zusammenhang stehen mit den Ursachen der Eiszeit und mit dem Auf- treten von Flötzgebirgsfalten?), welch’ letztere ebenso wie die grosse Masse der Geschiebestreifen dem hercynischen Streichsystem folgen — anderseits werden sie lokaler Natur sein, (solche die nur Teile des südlichen Eisrandes stillstehen hiessen, also zungenbildend wirkten) und sind als solche lokale Unregelmässigkeiten in der Bodencon- figuration anzusehen. Die vorerwähnte Thonmulde mit ihren hohen süd- lichen Ufern haben wir als eine solche locale Unregel- mässigkeit in der Bodenconfiguration anzusehen. Dabei scheint auch Eiserosion mit im Spiele gewesen zu sein, soweit es die Stuer Wanne angeht. Wie oben erwähnt, weisen die Beobachtungen darauf hin, dass ein seitlicher Druck auf die Wände der Stuer Wanne statthatte. Die Möglichkeit einer solchen localen Eiserosion ist, wie auch Geinitz betont?), natürlich auch bei uns nicht aus- geschlossen, wenn nur, wie es hier der Fall ist, die hier- für günstigen Vorbedingungen vorhanden sind; jedoch ist zu betonen, dass ein derartiges Vorkommen nur rein lo- kaler Natur ist, und muss im allgemeinen auf das ver- wiesen werden, was Geinitz hierüber sagt‘). 1) Die mecklenburg. Höhenrücken. 2) Vgl. das oben erwähnte Anstehen des Kreidegebirges in ca. 90 m Meereshöhe, — Dsgl. steht auf dem Hof Retzow südwestl. Plau in 16 m Meereshöhe (Oligocän und) Miocän an. Vgl. Geinitz: Neue Tertiärvorkommnisse in und um Mecklenburg. X1. Beitrag zur Geo- logie Mecklenburgs, p. 6. Separatabdr. aus Archiv 43, 1889, d. Fr. d. Naturgesch. i. Meckl. 3) Vgl. Geinitz: Über die südliche balt. Endmoräne, Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 40, 1888, p. 586. 4) Die Seen, Moore etc., p. 13 ob. 22 Anschliessend an das Auftreten deutlicher Endmo- ränen ist die Stellung zu betonen, die überhaupt die Ge- schiebestreifen zur Lage der Seen einnehmen. Hinweise darauf finden sich schon mehrfach; so sagt Geinitz!): »Es ist mehrfach mit Recht darauf hingewiesen worden, dass die Seenplatte Norddeutschlands in ihrer Ausdehnung mit der Verbreitung des sog. oberen Geschiebemergels in Zu- sammenhang steht, derart, dass die norddeutschen Seen auf das Vorkommen des oberen Geschiebemergels oder des Deckkieses beschränkt, und daher mit demselben wohl in ursächlichen Zusammenhang zu bringen seien?). Auch die Moränenlandschaft des norddeutschen Diluviums ist an das Auftreten des ob. Geschiebemergels resp. seines Aquivalentes, des Deckkieses gebunden.« Die Beobachtungen ergeben, dass die Beziehungen zwischen Seen und oberem Geschiebemergel indirekter Natur sind, und dass der eigentliche Zusammenhang zwischen Seen und Geschiebestreifen, als den Producten der Ruheperioden des südlichen Eisrandes, besteht, für welche erst der ob. Geschiebemergel, resp. sein Aqui- valent, der Deckkies, charakteristisch ist; im Einklang damit steht auch die Thatsache, dass die Seen nicht immer, teils nur zum Teil an ob. Geschiebemergel ge- bunden sind, dass letzterer vertreten sein kann durch Sande (die dann natürlich als oberdiluvial zu bezeichnen sind) mit Steinbestreuung. Es ist oben betont worden, dass das zwischen Geschiebestreifen V und VI gelegene mittlere Gebiet des Plauer Sees kein trennendes sei, sondern innerhalb seiner Ausdehnung vielfach Block- mergelreste, resp. Deckkies, resp. Sand mit Steinbestreuung von einem Geschiebestreifen zum andern hinüberleiten (siehe Tafel I), welchem Umstande dasselbe nach der Geinitz’schen Einteilung seine Einreihung unter Typus II der Sandgebiete verdankt; es dürfte angemessen sein, einem solchen Gebiet die Bezeichnung »Übergangsgebiet« zu geben, als eine Mittelstellung einnehmend zwischen typischem Geschiebestreifen und typischem Sandheide- gebiet: es verdankt eben seine Entstehung weder einem eigentlichen Stillstand des Eisrandes, noch dem raschen, I) Die Seen, Moore etc., p. 8. 2) Vgl. F. Klockmann: Die südliche Verbreitungsgrenze des ob. Geschiebemergels und deren Beziehung zum Vorkommen d. Seen und des Lösses in Norddeutschland. Jahrb. d. preuss. geol. Landesanst. für 1883, S. 238— 266 (1884). 23 einheitlichen Zurückweichen, das die Bildung typischer Sandheide zur Folge hatte; im Einklang damit steht die Thatsache, dass der nördlichste Teil sowie der südlichste Teil des Plauer Sees die eigentlichen Evorsionstiefen birgt, während der mittlere seine grössere Flachheit dem lang- samen Zurückweichen des Eisrandes verdankt, dessen Abschmelzwässer nur schwach thätig sich in der vor- erwähnten Thonmulde ansammelten. Diese aus den Beobachtungen hervorgehende That- sache des Zusammenhanges zwischen den periodischen Bewegungen des südlichen Eisrandes und den Seen be- stätigt auch die Evorsionstheorie, indem da, wo das Eis stillstand, also seine Abschmelzwässer in verticaler Rich- tung sich bewegen mussten, die Seen sich ‚bildeten, da aber, wo er rasch zurückging, also seine Schmelzwässer eine gesteigerte Thätigkeit in horizontaler Richtung aus- übten, die mehr oder weniger seenlose Sandheide sich bildete. Dass zwischen diesen beiden Extremen mannig- fache Übergänge existieren, ist deutlich. Dass in dem südlich von dem Gebiet des oberen Mergels gelegenen Lande die Seen fehlen und nur iso- lierte Moore auftreten, ist nach dem oben gesagten er- klärlich. Resumieren wir kurz, so haben wir im Plauer See eine Combination von Mulden-See und Evorsions- See vor uns, indem der nördlichste und der südlichste Teil mit ihren grösseren Tiefen als selbständige Evor- sionsdepressionen durch den mittleren, flacheren Teil, einem »Mulden-See«, oberflächlich in Verbindung gesetzt werden. — Ferner sind es Ursachen lokaler Natur, die den Beginn des Plauer Sees an die betr. Stelle legen, namentlich das Vorhandensein einer Thonmulde, wobei im Thalbeginn lokale Eiserosion mit im Spiele zu sein scheint; ferner wurde erkannt, dass das Auftreten der Seen im Zusammenhang steht mit den periodischen Be- wegungen des südlichen Eisrandes. Die in die Bucht von Plau einmündenden, oben näher besprochenen drei Seenwannen des Gaarzer-Burg-Sees, des Ziegel-Griepen-Leber-Sees und des Kuhlen-Sees ge- hören nach der Geinitz’schen Classificierung!) teils zu Typus 3, teils zu 5. Mit 3, »Thaldepressionen«, haben sie gemein, dass sie sich in ihrer Längserstreckung zu- 1) Die Seen etc., p. 3—4. 24 sammensetzen aus perlschnurartig an einander gereihten Seen, resp .grösseren Moortiefen, von einander abgeschnürt durch Untiefen resp. Woorte; unter 5, »Erosionsthäler mit steileren Ufern«, reihen sie sich ein durch ihre fort- laufenden Ufer. Inbezug auf sie hat also das Geltung, was Jentzsch sagt!): »Beide Arten von Seenthälern sind also im Grunde gleich: Es sind lineare Anreihungen kessel- oder wannenförmiger Vertiefungen, welche je nach dem Stande des Grundwasserspiegels als schmaler, meilen- langer See, oder als Kette oberflächlich getrennter Wasser- becken erscheinen.« Der den nördlichen Plauer See durchschneidende Geschiebestreifen setzt diesem bald ein Ende, ohne aber in seiner schwachen und darum stark verwischten Aus- bildung die Fortsetzung der Evorsion im Tauchow- und Alt-Schweriner See verhindern zu können. Der Drewitzer oder Alt-Schweriner See*). Der Drewitzer See ist als die directe Fortsetzung, nach kurzen Unterbrechungen, des Plauer Sees über den Tauchow-See anzusehen; seine Bildung ist keine selbst- ständige in der Art, wie der Plauer See in seinem süd- lichen Ende begann. Für die Entstehung des Drewitzer Sees kommen, So- weit die Beobachtungen reichen, nur die Punkte 1) und 2b) (vgl. Plauer See) in Betracht. 1) In südlicher Hälfte in Geschiebestreifen V ein- gesenkt, zeigt hier der Drewitzer See dieselben charak- teristischen Uferprofile (wovon uns das obige Profil vom Branden-See zum Grubenberg überzeugt), wie der Plauer See: der direkten Überlagerung der Sande durch ob. Ge- schiebemergel. Dadurch reiht sich auch der Drewitzer oder Alt-Schweriner See unter die Schmelzwasser-Seen ein. 2) Auch der Drewitzer See gestattet das Verfolgen des Zusammenhanges, der zwischen den periodischen Still- ständen des südlichen Eisrandes und den Seen erkannt wurde. Wie oben erwähnt, gehört sein südl. Drittel bis Hälfte dem Geschiebestreifen V an und hört auch in seinem nördlichen Teile, der sich in das Gebiet der ost- und westwärts sich ausbreitenden typischen Sandheide erstreckt, die Steinbestreuung nie ganz auf. = !) Jahrbuch d. kgl. preuss. geol. Landesanstalt: 1883 (1884) p. 560. =: *) Vgl. Geinitz: Die Seen ete., p. p. 48, 49. 25 Die Auslotung des Alt-Schweriner Sees ergab fol- gende Resultate: (Das Niveau des Wasserspiegels des Alt-Schweriner Sees wurde auf 62,5 m festgesetzt ent- gegen den 62,8 m der Generalstabskarte, da deutliche Anzeichen einer geringen Senkung des Wasserspiegels vorhanden sind). Den einzelnen Teilen des Sees, wie sie sich aus den Uferconturen ergeben, entsprechen eben so viele Einzel-Depressionen. Der bei Ortkrug befindliche Teil des Sees stellt ein flaches Evorsions-Becken dar von nur bis 57 m Tiefe. Nach Osten zu ist dasselbe ab- geschnürt durch eine im Laufe der letzten Jahre, infolge Wassersenkung, hervorgetretene Landzunge, die sich von Süd nach Nord zur Hälfte der Wasserbreite erstreckt. Eine weitere Senkung des Wasserspiegels um ca. 1 m würde diesen Teil des Sees vollständig von dem übrigen abschnüren. Die Hauptmasse des Sees erstreckt sich von Nord nach Süd und reihen sich in dieser Richtung drei Evor- sionsbecken aneinander, deren jemalige Ausdehnung aus den Uferconturen des Sees ersichtlich ist. Das nörd- lichste dieser Becken ist bis 33,5 m, das mittlere, kleinste, bis 40 m und das südlichste, grösste, bis 30 m tief. Deutlich macht sich verbindende, von einem Becken zum anderen überleitende Erosion geltend, die auch das südlichste der oben genannten Evorsionsbecken in gewun- denem Laufe bis zum Südende des Sees fortsetzt. Es erübrigt noch, der alluvialen Bildungen im Gebiet des Alt-Schweriner Sees Erwähnung zu thun. Torfmoor- bildungen sind nur in ganz beschränktem Masse am Süd- ostufer des Sees vorhanden. Aus demselben wurde ein halber Unterkiefer, eine Rippe und ein Beinknochen eines Rindes gefunden. Dagegen tritt Seekreide fast überall am Flachufer und unter dem Wasserspiegel anstehend auf. Beim Ausloten des Sees wurde sie fast stets mit herausgeholt. Dieselbe ist, an der Luft getrocknet, von schneeweisser Farbe. Das Auftreten zahlreicher Sanddünen ist bekannt!). 1) Vgl. Geinitz: Die Seen etc., p. 49. 26 Der Krakower See*). Nördlich des Alt-Schweriner Sees erstreckt sich die steinlose Sandheide, nur durch die Rederank und den Gültz-See, erstere mit lokaler Steinbestreuung an ihren Ufern, zu dem Krakower See hinüberleitend. Dieser gehört zwei Gliedern der Diluviallandschaft an: der nördlichste Teil des Sees fällt in das Gebiet des typischen Geschiebestreifens IV, der sich in seiner inten- sivsten Ausbildung, Mergel- und lehmiger Kies-Boden mit geradezu Steinpackung, von Tessin nach Serrahn hin- überzieht. Der südlichste. Teil des Sees, begrenzt durch die Linie »Bossow-Glave«, ist in die typische Sandheide eingesenkt. Dazwischen liegt ein Gebiet, die Hauptmasse des Sees in seiner N.-S.-Erstreckung einschliessend, das den ganz allmählichen Übergang von typischem Geschiebe- streifen zu typischer Sandheide vollzieht, jedoch mehr dem Geschiebestreifen sich anschliessend, als dies mit dem betr. Übergangsgebiet, das den mittleren Teil des Plauer Sees umschliesst, der Fall ist, und demnach mehr die Bezeichnung » Ausläufer des Geschiebestreifens« ver- dient. Im Gebiete des Krakower Sees wurden folgende Glieder des Diluviums beobachtet: Deckdiluvium. (Geschiebe-Mergel, -Lehm, -Kies, Sand mit Steinbestreuung.) Geschichtete Sande. Die Diluvialsande. Die Sande sind rings von den Ufern des Krakower Sees angeschnitten. Soweit das Niveau der Oberfläche 50—55 m nicht überschreitet, stehen die Sande an; ist das Niveau ein Höheres, so tritt über ihnen in direkter horizontaler Überlagerung das Deckdiluvium auf. Ent- sprechend der Thatsache!), dass eigentliche Steilufer fast nirgends sich finden, sind auch am Ufer selbst die charak- teristischen Profile, wie wir sie am Plauer See beobachten ”), Vgl. Geinitz: Die Seen, Moore etc., p. p. 47, 48. 1) Vgl. Geinitz: Die Seen etc., p. 48 unt. 27 konnten: geschichtete Sande überlagert vom Deckdiluvium, vom Seeufer angeschnitten, selten; doch trifit man stets, vom sandigen Seeufer allmählich zur Höhe hinansteigend auf das Deckdiluvium und konnte auch bei den wenigen, vom Seeufer abgelegenen Aufschlüssen, Mergelgruben, die horizontale Überlagerung der Sande durch das Deck- diluvium stets in den gleichen Niveauverhältnissen beob- achtet werden. Ausgebildet sind die Sande als geschichtete feine, eisenschüssige, z. T. sehr kalkreiche, humose Sande, Ko- rallensande und Grande in vielfacher Wechsellagerung. — Ein Aufschluss an dem nordöstlichen, flachen Ausläufer des Jörgenberges, dessen oberes Niveau in nn m liegt, zeigt folgende Verhältnisse: = Fe 7 : Sl nu z Fer: = - Sand und Grand. >, = schwarzer (humoser) Sand s, antasteh U — feiner gelber Sand ?0 ctm. eisenschüssiger Sand 30-49 ctm. _ kalkreicher Sand mut vieleiten (humosen) Einlagerungen 30-40 ctm. a nn nm ne Grande. Was die Lagerungsverhältnisse der Sande anbetrifit, so scheint nach den spärlichen Beobachtungen der wenig günstigen Aufschlüsse ein ziemlich allgemeines Einfallen in westlicher Richtung, teils mehr nach Norden, teils mehr nach Süden, auf allen Seiten des Sees stattzufinden. Ferner treten innerhalb der Sande isolierte Partien stein- reichen Lehmes auf; beobachtet wurden solche am Ufer des Krakower Sees nördlich der Liepse und südöstlich des Eichenwerders. Diese Vorkommnisse scheinen in Einklang zu stehen mit den Angaben, die über die auf dem im Niveau von ca. 50 m gelegenen Markt von Krakow ausgeführte Brunnenbohrung gemacht wurden: Es wurde Sand durchbohrt, wobei ab und zu Lehmlagen von wenigen Fuss Mächtigkeit durchstossen wurden, die leizte derselben in ca. 80‘ Tiefe; auf diese folgten noch ca. 20° Sand, nach dessen Durchstossung, also in ca. 100° Tiefe, man auf Lehm mit gesuchtem, hinreichendem 28 Wasser traf. Man könnte dies so deuten, dass innerhalb des bis zum Niveau von ca. 20 m über Ostsee hinab- reichenden Diluvialsandes, entsprechend den oben er- wähnten Beobachtungen am Seeufer, mehrfach Zwischen- lagen von Geschiebelehm oder Gerölllager auftreten und in obigen 20 m das obere Niveau des unt Dm. liegt. Die Gesammtmächtigkeit der sog. unteren Sande würde danach 30—35 m betragen. Das Deckdiluvium. Das Deckdiluvium ist im Gebiet des Krakower Sees in seinen verschiedenen Nüancen vom Geschiebemergel bis zur blossen Steinbestreuung entwickelt. Wie erwähnt, nimmt es allgemein die höheren Niveaus von ca. 55 m an ein. Da es charakteristisch ist für den Geschiebe- streifen, so fällt beider intensivste Ausbildung zusammen; es ist dies, wie erwähnt, der Streifen Tessin-Serrahn; innerhalb desselben ist eine Unzahl von Steinen und Blöcken angehäuft, die sich in vorhandenen Aufschlüssen als Steinpackung in lehmig-kiesigem Boden zu erkennen geben. — Noch eins ist es, das im Zusammenhang steht mit der intensiven Ausbildung des Geschiebestreifens innerhalb dieser Partie, und dieser Umstand ist von be- sonderer Wichtigkeit: es tritt eine deutliche Endmoräne auf, die im allgemeinen in der Längserstreckung des Ge- schiebestreifens verläuft, also parallel dem nördlichen Seerande. (S. Tafel I.) Nördlich dieses Streifens dacht sich das Terrain rasch ab, indem die Stelle der 60 m- Curve durch die 40 m-Curve eingenommen wird. Eine Folge davon ist, dass auch das Deckdiluvium in niederes Niveau hinabrückt: denn wir haben es hier nicht mit Erosion zu thun, sondern die Höhenunterschiede liegen schon im Untergrunde. Hier schiebt sich auch das Nebel- thal ein, über das hinweg nach Norden der Steinreichtum abnimmt; der kiesig-lehmige Boden geht in Mergelboden über, als welcher er schon in Kuchelmiss, noch besser in Koppelow entwickelt ist. Hier treten noch einmal Endmoränen auf, die in ihrem Verlauf den Zusammen- hang mit dem Verlaufe des Nebelthales verraten. (Siehe Tafel I.) Nach Süden zu setzen sich die Ausläufer des Ge- schiebestreifens IV in der oben angegebenen Weise fort; die Intensität der Steinbestreuung lässt zwar bedeutend nach, aber es finden sich auf der Ostseite des Sees bis 29 nach Glave herunter massenhaft grosse Blöcke, sowohl auf den Höhen wie am Seeufer; alle die auf der Greneral- stabskarte angegebenen Gruben sind zum Zweck der Auf- nahme derselben ausgegraben; auch deuten Namen wie »Steinwerder« darauf hin. Längs des Ufers stehen sog. untere Sande an, die aber, wie erwähnt, nur 5—8 m über das Niveau des Wasserspiegels emporragen, vom Deckdiluvium überlagert, das zumeist als Geschiebelehm, teilweise auch als lehmiger Geschiebekies auf den Höhen ansteht; dasselbe reicht gleich der Steinbestreuung bis Glave nach Süden, hier der südlich vorgelagerten Sand- heide Platz machend, in die der südlichste Teil des Krakower Sees mit seiner steilen Uferterrasse eingesenkt ist. Das ganze Ostufer des Krakower Sees mit seinen mannigfaltigen Uferbildungen, die sich nirgends als eigent- liche Steilufer geltend machen, ist zusammengesetzt aus einem Gewirr von Hügeln, die hie und da aneinander- gereiht, sich als endmoränenartige Bildungen zu erkennen geben, deren Entzifierung und Wiedergabe auf der Karte jedoch wegen der grossen Mannigfaltigkeit äusserst schwierig, wenn nicht unmöglich wird. Auf der Westseite des Krakower Sees stehen eben- falls längs des Ufers in gleicher Weise wie auf dem Ost- ufer die sog. unteren Sande an, wie auch landeinwärts in den tiefer gelegenen, bis zum Niveau von 50—55 m hinaufreichenden Gebieten, zu denen auch die Ufer der kleineren Seen: Karower, Kemlower, Derliner, Alter Dorf-, Lang-, Schwarze, Glambek-See gehören, während auf den höher gelegenen Gebieten das Deckdiluvium ansteht, beobachtet am Buchenberg (östlich Krakow) westlich Möllener See, Höhen um den Glambek-See als block- reicher Geschiebemergel; Mäkelberg, Jörgenberg, bei Alt- Sammit, in den Waddingstannen als Geschiebe-Kies und -Sand. Der Blockreichtum steht dem auf der Ostseite nach, da wir uns der südlich vorgelagerten Sandheide hier näher befinden, zu der bereits der südlichste Teil des Lang-Sees und der Bossower See gehören. Das Alluvium. Das Alluvium wird im Gebiete des Krakower Sees vertreten durch Torfbildungen und Seekreideablagerungen; letztere spielen eine grosse Rolle, entgegen ihrem Zurück- treten im Plauer See, während der Drewitzer See den 30 Übergang vermittelt. Dagegen ist von den grossen Torf- moorniederungen, wie sie sich im Gebiete des Plauer Sees finden, hier keine Rede, wo sie sich nur als kleine vertorfte Anhängsel des Krakower Sees finden. Seekreide- ablagerungen wurden beobachtet einmal als Liegendes des Torfes, ferner anstehend an den Flachufern, ausser- halb und unter dem Wasserspiegel. Landeinwärts findet sie sich anstehend, z. T. durch die Kultur mit alluvialer Erde vermengt, allgemein bis zum Niveau von einigen fünfzig Metern, was auf den früheren Wasserstand schliessen lässt. In feuchtem Zustande, so unter dem Wasserspiegel, bildet die Seekreide eine bläulich-weisse, kompakte Masse, deren Durchstossung mit dem Moorbohrer unmöglich ist; in trockenem Zustande ist sie schneeweiss; sie ist an- gefüllt mit zahlreichen Conchylien; sie tritt so reichlich auf, dass ihr Abbau lohnt, wie die zahlreichen Kalköfen beweisen, die ihren Bedarf teils durch Kalkstiche in den Seen, teils unter dem Torfe, decken; letzteres war der Fall in dem früheren Kalkofen, jetzigen Ziegelei am Jörgenberg, der seinen Bedarf aus dem beigelegenen Torf- moore holte, als dessen Liegendes sich die Seekreide bis 3,5 m mächtig findet. Dass die Ablagerung von Seekreide noch immer vor sich geht, ergaben die Beobachtungen: an stillen, warmen Tagen zeigten die aus dem Wasser hervorragenden Steine, soweit sie am Tage vorher benetzt waren, einen weissen Niederschlag von Ca CO,. Die an den Ufern des Krakower Sees befindlichen Torfmoorniederungen wurden abgebohrt; es sind das die bei Krakow gelegenen, der Schwerin z. T., am Ostufer des Sees beim Übergang und die des Nebeleinflusses do. des -Ausflusses in resp. aus dem See. Da der Krakower See sich an vielen Stellen ver- wachsen und mit Seekreide sedimentiert zeigt, bilden diese Bohrungen einen wünschenswerten Beitrag zu den Lotresultaten. 1. Die Torfmoorniederungen bei Krakow. Beim ersten Blick auf die Generalstabskarte erhält man den Eindruck, als ob das nördlich und das östlich der Stadt Krakow am Seeufer gelegene Torfmoor zu- sammenhängend den Einfluss des Mühlenbaches in den See darstellt; dem ist nicht so: das östl. der Stadt ge- 31 legene Torfmoor ist ein isoliertes; der Mühlenbach fliesst am südlichsten Rande des nördl. der Stadt gelegenen Torfmoores in den See ein. Letzteres stellt die alluviale Verbindung des ursprünglichen Werders, des 78 m hohen Jörgenberges, mit dem Lande dar. — Die Bohrungen ergaben ein rinnenförmiges, bis 37 m (über Ostsee) tiefes Evorsions-Becken. Nach Norden zu, gegen den See, be- trägt seine Wasserscheide 42 m, während es nach Osten zu gegen denselben mit 47,5 m abgeschnürt ist. Die Senkung des Wasserspiegels hat die hier statthabende Verbindung der beiden Teile des Binnensees aufgehoben und in einen zungenförmigen Ausläufer nach Süden des nördlichen Teiles desselben verwandelt, der dann, wegen seiner Schmalheit und geschützten Lage ruhiges Wasser haltend, der Vertorfung anheimfiel, die immer weiter nach Norden vorschreitet. — Der durch diese Vertorfung mit dem Uter in Verbindung getretene Jörgenberg ist wegen seiner Terrrassenbildungen interessant: Es machen sich zwei Terrassen rings um den See bemerkbar, die aber nach den verschiedenen Himmelsrichtungen sehr ver- schieden ausgebildet sind. Nach Westen zu fällt der Berg am steilsten ab und sind hier die Terrassen nur undeutlich ausgeprägt, die untere bildet das Flachufer. Nach Südwesten finden sich die beiden Terrassen fast ganz gleichmässig ausgeprägt, die obere fast in halber Höhe des Berges liegend. Nach Südosten zu fällt der Berg sanfter ab, wodurch sich auch die Terrassen ver- flachen, es gesellt sich hier zu den zwei oberen eine dritte Terrasse, deren Boden vom Wasser bedeckt ist. Nach Nordosten zu verliert der Abfall allmählich an Sanft- heit, die unterste Terrasse verschwindet und nähern sich die Verhältnisse über Norden dem oben erwähnten Westabfall. Das östlich der Stadt gelegene Torfmoor giebt sich als 2 isolierte Depressionen zu erkennen, die gegen ein- ander und beiderseits nach dem See zu durch Untiefen getrennt sind, die nach Sinken des Wasserspiegels ab- schnürend thätig wurden, wodurch die beiden landein- wärts gelegenen kleinen Depressionen der Vertorfung anheimfielen. Von diesen beiden Strudellöchern ist das westliche bis 40 m, das östliche bis 35 m tief. Ebenso liegen die Verhältnisse in dem auf dem Ost- ufer des Krakower Sees beim Übergang gelegenen Torf- moore. Hier setzt sich der Torf noch unter dem Wasser- spiegel seewärts fort. 32 Die Torfmoorniederungen des Nebeleinflusses und Ausflusses in resp. aus dem See”). Der Verlauf der Tiefencurven in dem Torfmoor des Nebeleinflusses in den See charakterisiert diesen Fluss ohne weiteres als einfliessend in den See. Ein stärkerer Bohrer würde höhere Zahlen der Mächtigkeit des Allu- viums im Gebiet der Nebel selbst ergeben und die beiden rechts und links gelegenen, isoliert erscheinenden De- pressionen in eine verschmelzen: denn er würde den durch den Fluss angeschwemmten Sand durchstossen. Derartige Erschseinungen fallen in das Gebiet der all- gemeinen Geographie und bedürfen, als bekannt, keiner weiteren Erörterung. Die Nebel verlässt, in zwei Arme sich gabelnd, den Krakower See; ein dritter Arm ist durch einen kurzen Stumpf angedeutet, der in einen in der Vertorfung be- griffenen Sumpf ausläuft. Wie oben für den Einfluss, so sind hier die Tiefencurven charakteristisch für den Aus- fluss der Nebel. Die ‚beiden ausgebildeten Arme des Deltas sind getrennt durch Anschwemmland, das sich bis zum Strandwall entwickelt hat, und zu dessen beiden Seiten das Wasser seinen Abfluss findet; auch hier würde ein stärkerer Bohrer andere Resultate ergeben und dies Gebiet als eine, eine einheitliche Depression darstellende Bucht des Krakower Sees erkennen lassen. Der Schwerin. Charakteristisch für die reichgegliederte Gestalt des Krakower Sees!) sind die zahlreichen Werder, deren er nicht weniger als 21 besitzt, die durch alluviale Ver- bindung mit dem Ufer zu Halbinseln gewordenen und unter einander verbundenen mit- und einzeln gezählt. — Diese Werder unterscheiden sich nach ihrer Boden- beschaffenheit als dreierlei Arten: 1) diluviale Werder. Zu diesen gehören z. B. der Borgwall, Dorfstätte, Rauhwerder, Steinwerder. 2) alluviale Werder (mit diluvialem Fundament): so der gr. Werder, Lindwerder, Hardenort. 3) aus der Verbindung nahe beieinander gelegener Werder durch Alluvium hervorgegangene Werder. *, Hierzu Tafel III. 1) Vgl. F. E. Geinitz: Die Seen etc., p. 47. 33 Deren Hauptvertreter ist der Schwerin. Dieser be- steht aus vier verschieden grossen, isolierten, diluvialen Werdern, die oberflächlich die Sande anstehend zeigen und die durch Torfbildungen untereinander und mit dem Ufer in Verbindung getreten sind. Nach Nord-Ost zu setzt sich der Torf unter dem Wasserspiegel fort und wird hier gehoben, Dies sind die einzigen Torfstiche im Gebiet des Krakower Sees! Die Entstehung des Krakower Sees, Die in obigem zusammengestellten, im Gebiet des Krakower Sees gemachten Beobachtungen ergeben als charakteristisch für die Natur dieses Sees folgende, den Verhältnissen, wie sie am Plauer See liegen, analoge Punkte: 1) die Lagerungsverhältnisse der einzelnen Glieder des Diluviums! 2) das Auftreten von Endmoränen, und im allge- meinen der Zusammenhang zwischen Geschiebe- streifen und See! | 1) Da die Beobachtungen im Gebiet des Krakower Sees in dieser Hinsicht genau dieselben Resultate ergeben haben, wie in dem des Plauer Sees, so brauchen wir nur auf das an jenem Ort Gesagte zu verweisen. Das Wesentlichste in Bezug auf die Art und Weise der Ent- stehung des Krakower Sees ist, dass er dieselbe der Thätigkeit der Abschmelzwässer des sich zurückziehenden Inlandeises verdankt: auch der Krakower See ist ein Evorsions-See, resp. eine Summe von Evorsions-Depres- sionen. 2) Auch im Gebiet des Krakower Sees konnte der Zusammenhang zwischen Geschiebestreifen und See ver- folgt werden. Nur der südlichste Teil des Sees ist in den Sand eingesenkt, der aber sehr bald nach Norden zu dem steinreichen Deckdiluvium weichen muss, das im Gebiete des Sees in seiner ganzen Nord-Süd-Erstreckung lebhaft entwickelt ist, bis es seine grösste Intensität er- reicht in dem ost-westwärts gerichteten, nördlichsten Teil des Sees, nördlich desselben es deutlich entwickelte, dem Ufer des Sees parallel laufende Endmoränen besitzt. 3 54 — Hiermit haben wir das geologische Ende unseres Ge- bietes erreicht. Wie dasselbe seinen Anfang nimmt mit Endmoränenbildungen, so erreicht es durch solche seinen Abschluss. Dabei besteht ein charakteristischer Unter- schied zwischen ersteren und letzteren: Der südlichere Eisrand besass an jener Stelle einen zungenförmigen Aus- läufer, der nördlichere bildete mehr eine gerade Linie. Bei der seebildenden Evorsion der Abschmelzwässer beider nach einander gebildeter Gletscherenden konnte der zungenförmige Ausläufer des südlichen, also älteren, Eisrandes auch die Glacial-Erosion mit bewirken, wie wir dies beim Südende des Plauer Sees beobachteten, — längs seiner mehr gradlinigen Erstreckung im nördlichen, also jüngeren Teil konnte sich auch ein Thalweg bilden, wie das beim Nebelthal der Fall ist. Längs desselben läuft eine Endmoräne, die auch der Anderung der Rich- tung des Thales aus Ost-West nach Süd-Nord folgt. Der Geschiebestreifen V, soweit er unser Gebiet durchkreuzt, ist, wie erwähnt, bei weitem nicht so kräftig ausgebildet, wie IV und VI; zur Bildung von Endmoränen kam es nicht; der Plauer See setzt sich zipfelartig bis zum Samoter See fort, der an das Sandheidegebiet an- stösst — es nahm hier die Seenbildung ein Ende infolge des rascheren Zurückweichens des südlichen Eisrandes. Der nord-östl. Teil des Plauer Sees dagegen setzt sich mit ‚kurzen Unterbrechungen im Tauchow und Drewitzer See fort: Rasches Zurückweichen im Westen, langsameres im Osten bringt hier eine Eiszunge zustande, die in das Gebiet des Drewitzer Sees fällt. Die Auslotung des Krakower Sees wurde von Herrn Kammeringenieur Peltz vorgenommen. Das Resultat er- gab, dass dieser See zusammengesetzt ist aus einer Reihe selbständiger Depressionen: der Krakower See stellt die Summe einzelner Evorsions-Depressionen dar, deren jedes- malige Lage und Gestaltung sich aus den Uferconturen und der Lage der verschiedenen Werder ergiebt. Auch die Tiefen der einzelnen Becken sind sehr verschieden: Weite flache Becken liegen neben tiefen Depressionen. Schon die reiche Gliederung des Krakower Sees wies mit Notwendigkeit auf derartige Verhältnisse hin. Ja die Art und Weise, wie er an Geschiebestreifen IV gebunden ist, ist viel ausgeprägter, als dies beim Plauer und Alt- Schweriner See der Fall. Auch die Moorabbohrungen ergaben lauter neben einander und am Seeufer liegende 35 Depressionen, die eben gerade wegen ihrer Isoliertheit der Vertorfung anheimfielen. Es erübrigt noch einer Frage Erwähnung zu thun, die sich auf die Erstreckungsrichtung unserer Seen be- zieht. — Wie bekannt, verlaufen die grösseren derselben in Nord-Süd-Richtung. Wie man sich überhaupt bemüht hat, die Funda- mente unserer Seen im älteren Gebirge zu suchen, so hat man im speciellen auch diese Nord-Süd-Richtung damit in Zusammenhang gebracht. v. Koenen!) hat um Göttingen thatsächlich solche Dislocationen nachgewiesen, einmal ältere, in N. W.-S. O.-Richtung, also analog dem Verlauf unserer Geschiebestreifen; ferner jüngere, in N.-S.- Richtung, also analog der Erstreckungsrichtung unserer grösseren Seen; er spricht darauf hin die Vermutung aus, dass, sowie die Thatsache der oberflächl. Übereinstimmung der Verhältnisse der Seenplatte damit besteht, diese Über- einstimmung auch eine ursächliche sei. Ob dies der Wirklichkeit entspricht, das kann der mangelnden Beob- achtungen wegen nicht entschieden werden; jedenfalls haben wir gesehen, dass wir die Frage nach der Ent- stehung der Seen Plau bis Krakow beantworten müssen mit: »Thätigkeit der Abschmelzwässer«. Was die Nord- Süd-Richtung dieser Seen anbetrifft, so sieht die Sache ganz anders aus, wenn wir die Tiefencurven dieser Seen betrachten, die uns also deren einzelne Teile vor Augen führen; bei weitem macht sich da diese Richtung nicht so ausgesprochen geltend; nicht von Norden nach Süden erstrecken sich dann die Seen, sondern es reihen sich in dieser (und auch anderen) Richtung(en) einzelne De- pressionen an einander, und dass dies in dieser Richtung geschieht, kommt einmal von der süd-nördlichen Bewe- gungsrichtung des südlichen Eisrandes her und hängt ferner mit der Thatsache zusammen: vorwiegend »Evor- sion« gegenüber »Erosion« zur Bildung unserer Seen?). Ausserdem ist zu bemerken, dass auch oberflächlich diese N.-S.-Richtung nicht absolut allgemein ist: ein bedeuten- der Teil (der nördliche) des Krakower Sees erstreckt sich ost-westwärts. 1) Über Dislocationen: Jahrb. d. kgl. pr. geol. Landesanst. 1885. 1886. 1837. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 1890. 2) Vgl. die süd-west-nord-östliche Erstreckungsrichtung der als Flussseen erkannten »Malchiner See« und »Cummerower See«. PS 36 Tiefen-Aufnahmen des Plauer, Krakower, Wariner, Gr, Tessiner und Ziest-Sees. Von W. Peltz- Schwerin. Hierzu Tafel IV, IVa, V, VI. Die Tafeln IV bis VI geben die Aufnahmen der Tiefenverhältnisse für einige Seen des Landes. Ermög- licht wurde diese Arbeit zum grössten Theile durch das thatkräftige Interesse des Mecklenbg. Fischerei-Vereines, welcher sich der Einsicht nicht verschlossen hat, dass die Kenntniss der Reliefverhältnisse die erste und noth- wendigste Grundlage zur Erforschung der Bedingungen des Pflanzen- und Thierlebens der Seen bildet. Die hier veröffentlichten Tiefenverhältnisse sind theil- weise geradezu typisch für die von E. Geinitz (Die Seen etc. Meckl.) unterschiedenen Formen. Ein näheres Eingehen auf die einzelnen Aufnahmen kann zur Zeit um so mehr unterbleiben, als über die beiden grösseren Seen schon von anderer Seite eine ausführliche Studie vorliegt. Ueber die Anatomie und die verwandtschaft- lichen Beziehungen der Brachiopoden von Prof. F, Blochmann. (Nach einem am 29. Januar in der naturforschenden Gesellschaft zu Rostock gehaltenen Vortrage.) Schon seit längerer Zeit beschäftige ich mich mit der Anatomie der Brachiopoden. Ich veröffentlichte im Anschluss an die Studien, die ich über diese Thiere an der norwegischen Küste machte, eine kurze Mittheilung?). Meine Studien erlitten durch mannigfaltige Verhältnisse Unterbrechungen, so dass ich jetzt erst die Resultate etwas ausführlicher vorlegen und im Anschluss daran die vielfach schwankende Stellung der Brachiopoden discu- tiren und wie ich hoffe endgültig bestimmen kann. Ich kann natürlich an dieser Stelle nur die Haupt- momente der Organisation berücksichtigen, besonders so- weit sie von Interesse sind, die Beziehungen zu anderen Thieren klarzulegen. Die in dieser Hinsicht wichtigen Organsysteme sind: Der cirrentragende Armapparat, der Stiel; die Leibeshöhle mit ihren verschiedenen Abschnitten, das Blutgefässsystem, die Excretionsorgane, das Nerven- system. Schale, Mantel, Muskulatur sind den Brachio- poden eigenthümliche Bildungen und darum für die Er- kennung verwandtschaftlicher Beziehungen ohne Werth, denn die früher allgemein angenommene, auf den Besitz einer zweiklappigen Schale basirte Verwandtschaft mit den Lamellibranchiaten wurde durch die etwas bessere Erkenntniss der inneren Organisation hinfällig. Die Entwickelung, die für unsern Zweck von ganz besonderer Wichtigkeit ist, konnte ich selbst nicht unter- suchen, doch liefert das Wenige, was wir hauptsächlich den Untersuchungen von Morse, Kowalewski und Brooks verdanken, schon werthvolle Anhaltspunkte. Wenn man von den Unterschieden, die in der Gestalt und im Bau der Schale und dem Stiel bestehen absieht, herrscht in der Anatomie der Brachiopoden eine grosse 1) F. Blochmann, Vorläufige Mittheilung über Brachiopoden. Zool. Anz. 1885 pg. 164. 38 Uebereinstimmung. Ein Unterschied, dem man zwar keinen allzugrossen Werth beilegen darf, besteht zwischen den Ecardinen und Testicardinen darin, dass die ersteren stets eine Afteröffnung besitzen, die letzteren dagegen nicht. Diese liegt bei Lingula und Discina an der rechten Seite des Körpers, bei Crania dagegen am Hinterende, wie Joubin und ich ungefähr gleichzeitig nachgewiesen habent). Darin spricht sich ein primitives Verhalten aus. Auch der Armapparat zeigt bei beiden Abtheilungen typische Unterschiede, die aber doch nicht ganz durch- greifend sind. Bei den Ecardinen sind freie, mehr oder weniger ansehnliche, spiralförmig aufgerollte Arme vor- handen (bei Discina ist eine Verbindung der seitlichen Armstrecken mit der Körperwand noch erhalten), während bei den meisten Testicardinen der Armapparat compli- cirter wird, dadurch, dass jederseits ein schleifenförmiger Theil von einem medianen, spiralförmig nach der Dorsal- seite aufgerollten Abschnitt zu unterscheiden ist. Es mag dieser Unterschied mit der Bildung eines verkalkten, die Seitentheile der Arme tragenden, von der dorsalen Schale ausgehenden Armgerüstes im Zusammenhang stehen. Wo ein solches fehlt oder nur ganz unbedeutend entwickelt ist, sind die Arme auch anders gebaut. Die ganzen Arme sind spiralförmig aufgerollt bei Rhynchonella. (Bei Tere- bratulina caput serpentis haben sie trotz des unbedeu- tenden Armgerüstes den für die Testicardinen im All- gemeinen typischen Bau, was durch die mächtig ent- wickelten Spicula im Stützgewebe der Arme ermöglicht wird). Argiope und Thhecidium zeigen ein etwas abweichen- des Verhalten, indem gewissermassen die Arme ihrer ganzen Länge nach mit dem dorsalen Mantel verwachsen sind. So wird die Form der embryonalen Anlage des Armapparates wiederholt, wie er zuerst in Gestalt einer den Mund umgebenden Scheibe auftritt. Es bestehen also bei den erwähnten Formen in dieser Beziehung ur- sprüngliche Zustände. Ob dieselben als wirklich primi- tive aufzufassen sind, oder ob sie als eine Vereinfachung des bei den Vorfahren complicirteren Armapparates zu !) Joubin scheint bei der Abfassung seiner ausführlichen Arbeit meine oben citirte lange vorher erschienene Mittheilung nicht gekannt zu haben, sonst hätte er wohl manche seiner Angaben über Orania, so besonders die über das vollständige Fehlen eines Gefäss- systems etwas genauer geprüft und dann auch als irrig erkannt. 39. betrachten sind, scheint mir noch fraglich. Es ist in dieser Beziehung zu berücksichtigen, dass diese Arten erst in der Trias auftreten. Der Stiel der Brachiopoden gehört der Ventralseite an. Bei Lingula entspringt er aus dem ventralen Mantel und umschliesst einen weiten Hohlraum, einen Abschnitt der Leibeshöhle. Seine Wand erweist sich durch den Besitz einer kräftigen Längsmuskulatur und einer mäch- tigen Cuticula als besonders differenzirter Theil der Körper- wand. Bei Crania fehlt ein Stiel, die ventrale Schale ist in ihrer ganzen Ausdehnung an der Unterlage fest- gewachsen. Bei den Testicardines wird das Verhalten dadurch complicirter, dass der Stiel grossentheils secundär sich in die Leibeshöhle eingestülpt hat und durch massenhafte Chitinausscheidung an der Unterlage befestigt ist. Die grobe Anatomie des Armapparates ist von Han- cock in jeder Beziehung richtig dargestellt worden. Die Grundlage desselben wird von dem mächtig entwickelten Stützgewebe gebildet, in welches öfter Kalkspieula von bedeutender Grösse eingelagert sind (Terebratulina caput serpentis.) Zu diesen dem Apparat selbst angehörigen Stützorganen kommen bei den meisten Testicardinen der Schale angehörige, secundär in die Arme eingelagerte Apparate von oft complicirter Gestalt (besonders bei fos- silen Formen). Dieses sog. Armgerüst entspringt von der dorsalen Schale und wird in seiner ganzen Ausdehnung von dem eingestülpten, die Kalkprismen absondernden Epithel der äusseren Mantelfläche begleitet. Auf den Armen verläuft die Armrinne auf der einen Seite von der doppelten Reihe der Cirren, auf der andern von einer faltenartigen vom Epithel überkleideten Erhebung der Stützsubstanz begrenzt. Diese sogenannte Armfalte läuft dorsal von (vor) dem Munde, die Cirrenreihe ventral von (hinter) demselben vorbei. An der äusseren Seite der Basis der Armfalte verläuft. der vom Gerebralganglion stammende Hauptnerv des Armes, der in regelmässigen Intervallen unter der Armrinne hindurch Aeste abgiebt, die an der der Armrinne zugekehrten Seite der Cirren unter dem verdickten, Wimpern tragenden Epithel der- selben aufsteigen. Aus Anastomosen dieser Nerven ent- steht wahrscheinlich der an der der Armrinne zugekehrten Seite der Cirrenbasis gelegene Längsnerv. 40 An der äusseren Seite des Armes verläuft der vom ventralen Ganglion stammende Nebenarmnerv. Diese Nerven liegen wie die meisten Theile des Nervensystems epithelial. Die Arme enthalten da, wo sie typisch entwickelt sind, zwei verschiedene Hohlräume, den kleinen und den grossen Armsinus Hancocks. Der kleine Armsinus verläuft unter den Cirren, der grosse, oft den grössten Theil des Armquerschnittes ein- nehmend, unter der Armfalte. Hinter (ventral von) dem Oesophagus stehen die den beiden Armen angehörenden kleinen Armsinuse in Verbindung. Die grossen Armsinuse sind von einander, von der Leibeshöhle und von dem kleinen Armsinus vollständig abgeschlossen. Beide Hohl- räume sind von Endothel ausgekleidet, sie sind beide Ab- schnitte der Leibeshöhle. Ob bei den ausgebildeten Thieren noch directe Verbindungen zwischen dem kleinen Armsinus und der Leibeshöhle bestehen, scheint mir zweifelhaft. Das eben geschilderte Verhalten gilt für die einfachen Arme von COrania, Lingula, Rhynchonella und für die Spiralarme der übrigen Testicardines. An den Seiten- armen der Testicardines treffen wir andere Verhältnisse. Die Armrinne mit Armfalte und Cirren verläuft auf diesen Seitenarmen so, dass sie vom Munde kommend rechts und links nach der Dorsalseite aufsteigt, auf den Armen nach vorne verlaufend, nach unten umbiegt und dann kurz vor dem Munde in die Spiralarme übergeht. Die beiden Spiral- arme sind unter sich und mit der Körperwand durch eine Brücke der Stützsubstanz verbunden. Aus diesem Ver- halten ergiebt sich sofort, dass man auf einem Querschnitt durch die Seitenarme den kleinen Armsinus zweimal treffen muss. Statt der beiden zu erwartenden Quer- schnitte durch den grossen Armsinus findet man nur einen solchen Hohlraum. Bei Argiope sieht man, wie aus dem Verlauf der Armrinne zu erwarten, auf einem Querschnitt durch das Thier den kleinen Armsinus jederseits zweimal getroffen, der grosse Armsinus fehlt. Unterhalb des kleinen Armsinus liegt ein Mantelsinus (ein Divertikel der Leibeshöhle). Wie der grosse Armsinus embryologisch entsteht, ist noch nicht nachgewiesen. Ich halte ihn für einen bei Loslösung der Arme von der Körperwand abgeschnürten Theil der Leibeshöhle. Die Armfalte und Armrinne ge- hören dem von dem ursprünglichen Tentakelkranze um- 41 schlossenen, den Mund und das Cerebralganglion tragenden Felde des Körpers (Lophophorscheibe) an und werden darum auch von dem oberen Ganglion innervirt. Der übrige Theil der Armoberfläche liegt ausserhalb des Ten- 'takelkranzes und wird darum vom unteren Ganglion in- nervirt. Wegen des genaueren über diese Verhältnisse muss ich auf meine ausführliche Abhandlung verweisen. An Armquerschnitten findet sich an der dem grossen Armsinus zugekehrten Wand des kleinen Sinus der Quer- schnitt durch das Armgefäss, von welchem in jeden Cirrus ein Gefäss abgeht, welches an der der Armrinne zu- gekehrten Wand des Cirrus nach innen von den inneren Längsmuskeln, in den Hohlraum vorspringend bis an die Spitze verläuft, wo es blind geschlossen endet. Der Haupttheil der Leibeshöhle umschliesst den Darm mit der Leber und nimmt bei geschlechtsreifen Thieren noch einen Theil der sich stark vergrössernden Keim- drüsen auf. Die zur Bewegung der Schale dienenden Muskeln durchsetzen die Leibeshöhle; das gleiche gilt für die Stielmuskeln der Testicardines. Der Darm wird durch ein dorsoventrales Mesenterium festgehalten. Bei Lingula und Discina treten durch den. nach vorne und rechts gewandten Enddarm Modificationen an demselben auf. Zu dem dorsoventralen Mesenterium kommen noch zwei Paare von seitlichen Aufhängebändern des Darmes, die sog. Gastro- und Ileoparietalbänder; welche vom Darm nach der lateralen Körperwand ziehen. In das hintere Paar, die Ileoparietalbänder, sind die Trichter der Ne- phridien eingefügt. Bei Rhynchonella findet sich im Zu- sammenhang mit den Gastroparietalbändern ein zweites Paar von Nephridien. Die Leibeshöhle ist von einem Wimperepithel ausgekleidet. Das am meisten umstrittene und besonders von allen neueren Untersuchern bestrittene Organsystem der Bra- chiopoden ist das Blutgefässsystem. Das scharfe Auge Hancocks hat dasselbe in seinen Grundzügen ganz richtig erkannt. Er hat es aber in den peripheren Ab- schnitten viel complicirter geschildert als es ist. | Als Centralorgan ist das dorsal vom Darme am hin- teren Ende des Mesenteriums gelegene Herz zu betrachten. Dasselbe findet sich unter den von mir untersuchten Formen bei Lingula, verschiedenen Waldheimien, Tere- bratulina caput serpentis, Terebratula vitrea, Megerlea. In der Wand lassen sich Muskelfasern von etwas eigen- 42 thümlichem Bau nachweisen und dem entsprechend konnte ich auch, wie schon früher mitgetheilt, bei lebenden Thieren deutliche Contractionen wiederholt beobachten. Bei Argiope kommen zwei an derselben Stelle rechts und links gelegene Bläschen, bei Cramia eine grössere Zahl von kleinen Blindsäckchen vor. Von dem Herzen entspringt nach vorne ein auf der Dorsalseite des Darmes verlaufendes Gefäss (die branchio systemic vein Hancocks); dieses Gefäss ist gar nichts anderes als ein auf dem Querschnitt dreieckiger Spalt- raum zwischen den beiden Blättern des dorsalen Mesen- teriums und dem Darm. Aus diesem Gefäss entstehen zwei den Oesophagus auf der rechten und linken Seite durch die Lacunen abwärts begleitende Gefässe, welche in den entsprechenden kleinen Armsinus eintreten, dort an der dem grossen Armsinus zugekehrten Wand gleich unterhalb der Cirren verlaufen und in jeden Cirrus einen denselben seiner ganzen Länge nach an der der Arm- rinne zugekehrten Seite durchziehenden blindgeschlossenen Ast abgeben. Hinter dem Oesophagus sind die beiden Armgefässe durch ein Quergefäss verbunden, welches Gefässe in die hinter (ventral von) dem Oesophagus ent- springenden Cirren entsendet. So kommt also ein den Oesophagus umgreifender Gefässring zu Stande. Inwie- fern Hancock in der Beurtheilung der Armgefässe nicht ganz das richtige traf, werde ich an anderer Stelle ge- nauer auseinandersetzen. Dass er die Verhältnisse nicht vollständig erkannte, ist gewiss zu entschuldigen, wenn man sieht wie eine Reihe von neueren Untersuchern, die mit allen Hülfsmitteln der modernen Technik arbei- teten, wie Ray Lankester, Schulgin, Shipley, Jou- bin, Vogt und Yung von dem ganzen Blutgefässsystem, besonders auch von den grösseren Gefässen überhaupt gar nichts gesehen haben. Die übrigen vom Herzen entspringenden Gefässe hat Hancock wohl erkannt und in ihrem Verlaufe richtig beschrieben. Es sind 4 solche, die in etwas wechselnder Weise entspringen. Zweie nehmen ihren Weg über die Gastroparietalbänder in die dorsalen Mantelsinuse, zweie über die Ileoporietalbänder in die ventralen Mantelsinuse, um hier an der, der Mantelhöhle zugekehrten Fläche derselben zu verlaufen. Dies sind die Genitalarterien. Aus dem sie bedeckenden Peritonealepithel entstehen die Geschlechtsproducte. 43 Auch die Nebenherzen die Hancock beschrieb sind vorhanden; allerdings haben sie einen anderen Bau als das Herz und ich halte sie nicht für contractile Organe. Die Gefässe enthalten bei conservirten Thieren meist nur unbedeutende Gerinnsel. Bei Cranta erscheinen sie von einem gelblichen Gerinnsel oft fast vollständig erfüllt. Auch das schwierig darzustellende Nervensystem wurde von Hancock in seinen Hauptzügen richtig er- kannt. Van Bemmelen ergänzte seine Befunde dann. Ich kann dessen Resultate fast in allen Punkten bestätigen. Es besteht ein Schlundring, an welchem das obere, der äusseren Basis der Armfalte (Epistom) anliegende Ganglion sehr wenig entwickelt ist; um so mächtiger ist das untere nach hinten zu in zwei Nervenstämme aus- laufende Ganglion. Vom ersteren entspringt der an der Aussenseite der Armfalte verlaufende Hauptarmnerv, von dem letzteren die Nerven zu den Muskeln, dem Mantel etc., darunter auch der schon oben erwähnte Nebenarmnerv, wodurch sich eben der verschiedene Ursprung der Armoberfläche erkennen lässt, wie oben gezeigt wurde. Was die systematische Stellung der Brachio- poden und ihre Beziehungen zu anderen Thiergruppen be- trifft, so sind dieselben in der allerverschiedensten Weise aufgefasst worden. Wenn wir von der allgemein verlassenen Anschauung, dass die Brachiopoden in engere Beziehung zu den Mollusken zu setzen seien absehen, so wurde doch immer noch bald da, bald dort ein Anschluss für sie gesucht. Morse und Kowalevsky schlossen sie den Chaetopoden an, Bütschli, O. u. R. Hertwig und van Bemmelen wollten in den Chaetognathen den Brachio- poden verwandte Thiere sehen, Hancock und Huxley endlich stellten sie zu den Bryozoen. Diese Ansicht wurde dann besonders auch von Brooks auf Grund seiner entwickelungsgeschichtlichen Studien an Lingula unter- stützt und fand auch in verschiedenen Lehrbüchern Auf- nahme. Endlich hat Galdwell!) ganz klar und überzeugend dargestellt, dass die Brachiopoden, Bryozoen mit Phoronis und den Sipunculiden wesentliche Merkmale gemein haben. 1) Caldwell, N.H. Preliminary note on the Structure, Develop- ment and Affinities of Phoronis Proc. roy. soc. London. vol. XXIV. p. 371-383, 1882. 4= Dieser Ansicht folgend hat Lang in seinem Lehrbuch der vergleichenden Anatomie die genannten Thiergruppen zusammengefasst und, eine ihrer wesentlichsten Eigen- thümlichkeiten hervorhebend, Prosopygier genannt. Eine ähnliche Vereinigung dürfte wohl nach einigen An- deutungen in Hatscheks Lehrbuch zu erwarten sein. Eine Hauptfrage bei der Beurtheilung der verwandt- schaftlichen Stellung der Brachiopoden ist die: Sind sie segmentirt oder nicht? Diese Frage ist bis jetzt noch nicht genügend gelöst. Gewöhnlich pflegt man Rhyn- chonella als Beweis für eine echte Segmentirung anzu- führen, weil bei dieser Gattung zwei Paare von Nephri- dien vorkommen. Aber gerade von der Entwickelung von Rhynchonella wissen wir gar nichts. Ob wir die Befunde bei dem ausgebildeten Thier ohne weiteres als Beweis für eine Segmentirung betrachten dürfen, scheint mir sehr fraglich, da wir auch Anneliden kennen, bei denen in einem Segment mehr als ein Paar Nephridien vorkommen. Auch bei Phoronis australis hat Benham zwei Paare von Nephridien, allerdings mit paarweise ge- meinschaftlichem Ausführgange nachgewiesen. Was wir von der Anlage des Coeloms wissen er- laubt die Frage nach einer Segmentirung auch noch nicht zu unterscheiden. Hier sind neue Untersuchungen nöthig. Meiner Ansicht nach sind aber die Beziehungen, welche sich sowohl aus dem Bau des erwachsenen Thieres als auch der Larvenformen zu Phoronis und den Sipun- culiden geben so klare, dass man sie kaum von der Hand weisen kann und dann wird man sie also für nicht segmentirte Thiere im gewöhnlichen Sinne halten müssen. Was nun zunächst die Larven anlangt, so kommt von Brachiopoden hier besonders die durch Kowalevski bekannt gewordene Argiopelarve in Betracht. Sie hat eine am Vorderende gelegene schirmartige Ausbreitung, an deren Rande eine Wimperzone verläuft, im Gentrum des Kopfschirmes liegt die Scheitelplatte. Von grösster Wichtigkeit ist die Angabe von Kowalevsky, dass die Mundeinsenkung neben der Scheitelplatte, also inner- halb der Wimperzone entsteht und dass aus dem Rande des Kopfschildes die Tentakelanlagen hervorsprossen. Vergleichen wir damit Actinotrocha, so haben wir hier auch einen postoralen, etwas schief zur Längs- achse stehenden, bei der jüngeren Larve einfachen, bei der älteren in die bekannten Fortsätze ausgezogenen 45 Wimperkranz. In dem vom Wimperkranz umschlossenen Felde liegt die Mundöffnung, von der ansehnlichen, dorsal stehenden Kopfkappe (Epistom) überlagert, deren Ober- (Dorsalseite) die Scheitelplatte enthält. Zu betonen ist noch, dass die später auftretenden fingerartigen Fortsätze der Wimperzone von der Dorsalseite aus gebildet werden. Mit der Sipunculuslarve stimmt die Actinotrocha voll- ständig überein, so dass an einer näheren Beziehung zwischen Phoronis und den Sipunculiden nicht gezweifelt werden kann. Der unbedeutende Unterschied, dass bei der Sipunculuslarve der After dorsal, bei Actinotrocha terminal liegt, wird bei der Metamorphose ja ausgeglichen, indem der ventral sich entwickelnde Schlauch später den Haupttheil der Darmes aufnimmt, so dass dann die Afteröffnung in nächste Nähe des Mundes zu liegen kommt und, wie Caldwell Il. c. nachwies, die kleine zwischen Mund und After gelegene Strecke der ganzen Rücken- fiäche entspricht. Die Bildung des Schlauches an der Ventralseite der Actinotrocha als Einstülpung in die Leibes- höhle und das nachherige Uebertreten des Darmes in den- selben ist als secundärer Vorgang zu betrachten. Ur- sprünglich war der Schlauch wohl eine als Haftorgan dienende Ausstülpung der ventralen Körperwand und da- mit entspricht er dem Stiele der Brachiopoden, der auch der Ventralseite angehört, wie ganz besonders Lingula zeigt. Die Lagebeziehung ist übereinstimmend mit dem Fuss der Räderthiere und dem der Mollusken. Aus der Kopfkappe der Actinotrocha geht das Epi- stom der Phoronis hervor und an Stelle der Larven- tentakel, welche abgeworfen werden, entstehen die blei- benden Tentakel. Diese stehen in einfacher Reihe und die hufeisenförmige Zone ist an der Dorsalseite zwischen Epistom und After unterbrochen, hier entstehen die neuen zur Vergrösserung der Tentakelreihe nöthigen Tentakel. Genau ebenso verhalten sich die Brachiopoden. Bei den jüngeren Larven von Argzope ist ein Epistom noch nicht vorhanden. Dasselbe scheint erst mit der Ent- stehung der Mundeinsenkung sich auszubilden. Bei der älteren Larve nach der Metamorphose liegt es in Bezie- hung auf Mund und After ebenso wie bei Phoronis. Das zeigen am besten die von Brooks beobachteten jungen Lingulae. Der Cirrenkranz der jungen Brachio- poden ist erst kreisförmig, dann hufeisenförmig, die Cirren 46 stehen abwechselnd in zwei Reihen, wobei unbedeutende Unterschiede im Bau zwischen den Cirren der einen und der anderen Reihe bestehen, die Neubildung von Cirren findet an dem dorsal liegenden Rande nach rechts und links von der Medianlinie aus statt, die Cirrenreihen sind hier unterbrochen; von hier aus beginnt auch die Los- lösung der Arme, so dass dann die Zone der Cirren- bildung an der Spitze jedes Armes liegt. Die doppelte Cirrenreihe der Brachiopoden ist nur eine unbedeutende Modification der einfachen. Je ein Cirrus der inneren und einer der äusseren Reihe entspringen gemeinschaftlich aus dem kleinen Armsinus. Ganz ähnliche Verhältnisse finden sich bei den Bryo- zoen. Bei ihnen umgiebt die Zone der Cirren die Mund- öffnung als Kreis (Stelmatopoden). Ist die Cirrenzone hufeisenförmig (Lophopoden), so richten sich die Arme des Lophophors nach der Dorsalseite, das Epistom liegt zwischen Mund und After, an seiner Basis das obere Schlundganglion. Bei Phoronis australis ist das Epistom zu einer an- sehnlichen Falte entwickelt, die an die Armfalte der Brachiopoden erinnert. Die Zahl der Cirren ist gegen die anderen Phoronisarten bedeutend vergrössert und die beiden Arme des Lophophors sind spiralförmig nach der Dorsalseite zu eingerollt. Die so entstehende Aehnlichkeit mit den Spiralarmen der Brachiopoden ist aber keine wahre Homologie, denn die Aufrollung geht hier von der Umbiegungsstelle der Cirrenreihe am Ende der Hufeisenschenkel aus, nicht wie bei den Brachiopoden von der Stelle wo die Cirren neu gebildet werden. Darum findet sich auf den Spiralarmen der Brachiopoden nur an einer Seite eine Doppelreihe von Cirren, die Neubildungszone liegt an dem Ende jedes Armes, bei Phororis australis wird wie bei dem hufeisen- förmigen Lophophor der anderen Phoronisarten und der Lophopoden die Lophophorrinne jederseits von einer Reihe von Cirren begrenzt. Die Neubildung der Cirren erfolgt nicht am Ende der Hufeisenschenkel, sondern gegenüber der Epistomfalte. Damit im Zusammenhange steht auch ein gewisser Unterschied im Verhalten der Armhöhlen bei den Brachio- poden einerseits und bei den Phoronisarten und den Lo- phopoden andrerseits. Bei diesen beiden Thiergruppen ist die Lophophorhöhle einfach und die Hohlräume der 47 beiden Tentakelreihen, sowohl der vom Munde nach dem freien Ende des Lophophors ziehenden, als der zum Munde zurückkehrenden (der äusseren und inneren Seite des Hufeisenschenkels entsprechend), nehmen aus dieser ein- fachen Höhle ihren Ursprung. Bei den.Brachiopoden da- gegen entspringt aus dem kleinen Armsinus nur eine (Doppel-) Reihe von Cirren. Ausserdem umschliessen die Arme stets noch einen zweiten Hohlraum, den sog. grossen Armsinus. Ueber die genaueren Beziehungen dieser Hohl- räume zu einander werden wohl erst speciell darauf ge- richtete entwickelungsgeschichtliche Untersuchungen end- gültigen Aufschluss geben. Auch in der Innervirung des Tentakelapparates be- stehen Unterschiede zwischen Brachiopoden und Bryozoen. Bei den ersteren verläuft ein vom oberen Ganglion stam- mender Nerv an der Aussenseite der Armfalte und giebt die Stützsubstanz der Arme durchsetzende Aeste ab, welche an der Innenseite der Cirren wieder eine epi- theliale Lagerung gewinnen, bei den Lophopoden verläuft der Armnerv in der Mitte der Armrinne und zwar in der Tiefe, vom Epithel getrennt. Der Lophophornerv erscheint hier durch einen Ganglienzellenbelag als directe Fort- setzung des Ganglions. Auch in anderen Beziehungen zeigen sich bemerkenswerthe Unterschiede. Ob dieselben sich in Uebereinstimmung bringen lassen, muss die Zukunft lehren. Bei Phoronis sind diese Verhältnisse noch nicht genügend bekannt, dagegen stimmt die epitheliale Lage- rung des Nervensystems mit den Befunden bei den Bra- chiopoden überein. Jedenfalls bleibt aber durch diese Einzelfragen die Uebereinstimmung im Allgemeinen unberührt, dass die vorderen dem Tentakelapparat angehörigen Abschnitte der Leibeshöhle von dem Haupttheile derselben mehr oder weniger abgegrenzt sind, was bei Brachiopoden, Phoronis und Bryozoen gleichmässig der Fall ist. Das Blutgefässsystem der Brachiopoden stimmt in wesentlichen Zügen mit dem von Phoronis überein, we- nigstens soweit sich dies übersehen lässt. Die Schilde- rung von Cori ist nicht ganz klar. | Bei Phoronis australis verläuft auf der Dorsalseite des Darmes (d. h. also in seiner CGoncavität) ein Gefäss, das sich in der Gegend des Septums in zwei rechts und 48 links vom Oesophagus verlaufende Aeste theilt, von denen jeder in eine Hälfte des Lophophors übertritt und in seinem Verlauf durch dasselbe Gefässe zu den Cirren abgiebt, welche an der der Armrinne zugekehrten Seite in die Höhe verlaufen um oben blind zu endigen. Bei den von Cori untersuchten Arten soll ein den Oesophagus um- fassender Gefässring vorkommen; das würde mit den Befunden bei den Brachiopoden stimmen, wo ja durch das hinter dem Oesophagus gelegene Verbindungsgefäss ebenfalls ein solcher Gefässring zu Stande kommt. Aller- dings sind mir die Verhältnisse aus der Beschreibung von Cori nicht ganz klar geworden. In anderen Beziehungen bestehen im Gefässsystem zwischen Phoron:s und den Brachiopoden Differenzen. Das System ist bei Phoronis viel höher ausgebildet und spielt jedenfalls auch physio- logisch eine wichtigere Rolle, was schon aus dem Haemo- globingehalt der Blutkörperchen sich erschliessen lässt. Bei den Bryozoen fehlt ein Blutgefässsystem. Es hängt dies vielleicht mit der geringen Grösse der Thiere zusammen. Sie stellen jedenfalls den am weitesten ver- änderten Zweig der gemeinsamen Vorfahren dar, wie sich schon aus ihren recht complicirten Fortpflanzungsverhält- nissen erschliessen lässt. Die Leibeshöhle ist bei den drei in Rede stehenden Thiergruppen eine secundäre, ein echtes Goelom. Aus ihrem Epithel entstehen die Geschlechtsproducte und zwar, wo Blutgefässe vorhanden sind, bei Phoronis und den Brachiopoden, in der Umgebung derselben. Es finden sich gewöhnlich ein (ausnahmsweise zwei Phoronis au- stralis, Rhynchonella) Paar Nephridien. Ich kann durch eigene Untersuchung an Cristatella das Vorhandensein von solchen, wie es durch Verworn und besonders Gori festgestellt wurde, gegen die Angaben von Braem be- stätigen. Bei Phoronis sind die Trichter dieser Organe in die Lateralmesenterien eingelagert und als solche darf man wohl auch die Ileo- und Gastroporietalbänder der Brachiopoden auffassen, bis durch entwickelungsgeschicht- liche Untersuchungen ihre Natur endgültig festgestellt ist. Wie oben erwähnt hat Caldwell zum ersten Male die Körperregionen von Phoronis richtig erkannt und fest- gestellt, dass die kurze zwischen Mund und After gelegene Strecke der dorsalen Medianlinie entspricht, dass dagegen der ganze übrige Körper aus der Ventralseite der Larve hervorgegangen ist. Er hat dieselbe Anschauung auf 49 Bryozoen und Brachiopoden ausgedehnt und kam infolge davon dazu, die beiden Schalen der Brachiopoden für Bildungen der Ventralfläche zu halten. Er wurde dazu jedenfalls durch die Lagerung des Afters bei Lingula und Discina bewogen, indem er sich vorstellte, dass derselbe wohl ursprünglich eine ähnliche Lage in der Medianlinie gehabt hätte, wie bei Phoronis, und dass er dann durch die median auftretende Schale nach der rechten Seite ver- lagert worden sei. Diese Auffassung wird durch die von Joubin und mir bei Orania festgestellte Lage des Afters corrigirt. Bei dieser Form liegt der After in der Median- linie am hinteren Körperende, und daraus ergiebt sich, dass die’ bisherige Auffassung der Lagebeziehungen der beiden Schalenklappen der Brachiopoden die richtige ist. Die festgewachsene Schale bei Crania liegt ventral, die freie dorsal. Bei Lingula ist die den Stiel tragende Mantelhälfte ventral, die andere dorsal. Bei den Testi- cardines entspricht ebenfalls die den Stiel umfassende Schale der Ventralseite, die das Armgerüst tragende der dorsalen. Es hat also die Rückenfläche der Brachiopoden noch eine grössere Ausdehnung als bei Phoronis und den Bryozoen, und der Darm besitzt im grossen und ganzen eine nach der Dorsalseite convexe Krümmung, bei Pho- ronis und den Bryozoen haben sich die Verhältnisse um- gekehrt, indem dadurch, dass der After in nächste Nähe des Mundes rückt und die Dorsalfläche auf ein Minimum beschränkt wird, der Darm eine nach der Dorsalseite concave Krümmung erhält. Um das gesagte noch einmal kurz zusammenzufassen, so sind die als Prosopygier zusammengefassten Brachio- poden, Phoroniden, Sipunculacea, Bryozoa unsegmentirte Thiere mit echtem Coelom, einem (ausnahmsweise zwei) Paar Nephridien, meist mit in der dorsalen Medianlinie weit nach vorne in die Gegend des Mundes verlagertem After, so dass die Rückenfläche im Verhältniss zu der weit ausgedehnten Bauchfläche stark reducirt ist, mit dorsalem Ganglion, welches durch den Schlund umgreifende Com- missuren mit einem ventralen, manchmal zu einem Bauch- strange sich verlängernden Ganglion in Verbindung steht. In den übrigen ÖOrganisationsverhältnissen zeigen sich unter den einzelnen Gruppen wieder engere Beziehungen, so zwischen Brachiopoden, Phoroniden, Bryozoen durch den Armapparat, das Epistom und die Festheftung des 4 50 Körpers durch ein ‘der Ventralseite entspringendes fuss- artiges Organ; zwischen Brachiopoden, Phoroniden, Si- punculiden durch die Larven. Im Allgemeinen scheinen die Beziehungen zwischen den Brachiopoden und Phoronis am engsten. Mit Pho- ronis hängen wohl die Sipunculiden zusammen. Eine etwas mehr isolirte Stellung nehmen die Bryo- zoen ein, worauf schon oben hingewiesen wurde. 51 Ueber das Foucault’sche Pendel. Nach einem Vortrag, gehalten in der Naturforsch, Gesellschaft zu Rostock am 27. Februar 1892. Von Otto Staude in Rostock. Die Mittheilung beabsichtigt in zwei Punkten die gewöhnliche Darstellung der Theorie des Foucault’schen Pendels zu ergänzen. Der erste Punkt betrifft die anschauliche Sonderung der verschiedenen Theile der gebräuchlichen Theorie in zwei Haupttheile, von denen der eine in der vom Coriolis- schen Theorem ausgehenden und auf gewissen Vernach- lässigungen beruhenden Aufstellung der Differentialglei- chungen der Bewegung des Pendels und der ebenfalls unter gewissen Vernachlässigungen ermöglichten Ableitung der ersten Integrale für die Projection der Bewegung auf die Horizontalebene ($ 1), der andere in der Vergleichung dieser Projection mit der »relativen harmonischen Central- bewegung« ($ 2) besteht. Der zweite Punkt betrifft die Bemerkung, dass die einfachsten Elemente, aus denen die Foucault’sche Pendel- bewegung zusammengesetzt werden kann, gleichförmige Kreisbewegungen sind ($ 3). $ 1. Die Differentialgleiohungen der 1. Ordnung des Foucault’schen Pendels. Die Differentialgleichungen für die Bewegung des Foucault’schen Pendels in mittleren Breiten der Erde lauten?): x” = 20 sin ).y’ + rx (1) | = — 2o (sin dx’ + cos b.z2‘)) + Ay z’—=— — g-+2ocosly +ı(2 —], wozu noch die Bedingungsgleichung: tr to Ver tritt. Es ist dabei der Anfangspunkt O des mit der Erde fest verbundenen Coordinatensystems Oxyz im Beob- 1) Vgl. Kirchhoff, Vorlesungen über mathematische Physik. Mechanik. 2. Aufl. 1877, S. 94. Voigt, Elementare Mechanik, 1889, S. 71. Budde, Allgemeine Mechanik, 1890, Bd. I, S. 320. 4* 52 achtungsorte angenommen. Es ist ferner die z-Axe der Richtung der relativen Schwerkraft (Resultante aus Erd- anziehung und ÜCentrifugalkraft) entgegengesetzt gelegt, die x-Axe in der Meridianebene nach Süden und die y-Axe senkrecht zur Meridianebene nach Osten gerichtet. Es bedeutet g die Grösse der relativen Schwerkraft, U die relative geographische Breite, » die Winkelgeschwindig- keit der Erde und 1 die Länge des Pendels. Der Factor A ist proportional der Grösse der Fadenspannung des Pendels. Die Accente bedeuten die Differentiation nach der Zeit. Aus den Gleichungen (1) ergiebt sich das Integral der lebendigen Kraft, dessen Gonstante mit h bezeichnet werde, in der Form: Sr 5 a rn Sa Ist nun 8 ein beliebiger Kleinheitsgrad und verfügt man über die willkürliche Constante h, dass sie unend- lich klein von der Ordnung $? angenommen werde, so ergiebt sich leicht, dass z und z’ ebenfalls von der Ord- nung 8°, x, y, x’, y’ aber von der Ordnung $ sind. Die aus den Gleichungen (1) gebildete Combination: xy — yx’ = — 2o sin lb (xx + yy') — 2.0 cos d..xz’ liefert daher, wenn man das Glied xz’, welches die Ord- nung $° hat, vernachlässigt, das fernere Integral: a Er april ee die Integrationsconstante k ist von der Ordnung 6°. Bei Vernachlässigung der Glieder der 3. und höheren Ordnung verschwindet aber in der Gleichung (3) das Glied z’? und 2 2 kann z nach (2) durch ee ersetzt werden. Man erhält alsdann die beiden Gleichungen: et x’ - = —-osmnl&®+YW)+k welche die Bewegung der Projection des Pendelpunktes auf die xy-Ebene (die relative Horizontalebene) bestimmen. Für einen Pol, etwa den Nordpol der Erde haben die Differentialgleichungen des Foucault’schen Pendels eine etwas andere Form?), nämlich: 1) Vgl. Schell, Theorie der Bewegung und der Kräfte, 2. Aufl., Bd. II, S. 532 unten. Die von Budde a.a. O. S. 319, Anm. als richtiger bezeichnete Weglassung der Glieder mit &? würde die End- resultate der in $ 2 und $ 3 gegebenen Vergleichungen nicht ver- ändern. 53 oa?Yy — 2ux’ + Ny aa.) mit der Bedingungsgleichung: Herta V—L Die z-Axe ist vom Südpol nach dem Nordpol ge- richtet, die x-Axe und y-Axe liegen in der 'Tangential- ebene der Erde im Pole so, dass die x-Axe bei einer Drehung um 90° im Sinne der Axendrehung der Erde in die y-Axe übergeht; g bedeutet die Grösse der Schwer- kraft am Pole; die übrigen Grössen haben die frühere _ Bedeutung. Hier ergeben sich sofort die beiden Integrale BERNIE tM-garh EEE Te Führt man nun wieder die Voraussetzung ein, dass z und z’ von der Ordnung $? unendlich klein sind und. x’ = w?x + 2uy’ + IX 1’) 7 2 2 setzt mit Rücksicht darauf 2? = 0 undz = — so erhält man die Gleichungen ae zu iu ul Wie Zu N a VI NS welche die Bewegung der Projection des Pendelpunktes auf die xy-Ebene (Horizontalebene) bestimmen. s$2. Vergleichung der Pendelbewegung mit gewissen relativen Gentralbewegungen. Statt auf der Kugelfläche (2) soll sich gegenwärtig der schwere Punkt xyz auf der Horizontalebene z = 0 bewegen, aber ausser der Schwere und dem Widerstande der Ebene z = O) noch eine der Entfernung proportionale Centralkraft vom Coordinatenanfangspunkte O aus auf ihn ausgeübt werden. Die Kräftefunction der letzteren sei: — 4 7 (&®+ y?). Die Differentialgleichungen dieser an die Horizontalebene gebundenen relativen Central- bewegung ergeben sich, wie die Differentialgleichungen (1), aus dem Coriolis’schen Theorem und lauten?): !) Vgl. etwa Schell, a. a. 0. 8.531, $ 8 oder Budde,a. a. VÖ. 8. 317. 94 x’ = 2u sin yy/’ — 7x y’ = — 20 (sin d.x’ + cos d.z‘) — I Y es in 0 a wo ı der Normalwiderstand der Ebene ist, reduciren sich aber wegen der Bedingung z — 0 auf: x’ —= 20 sin l.y’ — x B)Iy’—= — 20 sin U.x — I Y 0=— g-+2o cosby + Als erste Integrale ergeben sich hieraus die mit 1 gleichlautenden Gleichungen: U x’ —- X =-osn’(&® + yY) + k Für den Nordpol zeigen die ursprünglichen Differen- tialgleichungen die Gestalt: x’ = 02x + 20y' — 1x (9°) v' = w’y — 20x — IY = — 3 ir x, während die ersten Integrale: Harder N een mit den Gleichungen I’ wiederum übereinstimmen. Es folgt daher: Die gewöhnlichen Vernachlässigungen, die man bei dem Foucault’schen Pendel einführt, haben zur Folge, dass die Projection der Bewe- gung des Pendels auf die Horizontalebene über- einkommt mit der an demselben Orte beobach- teten relativen Gentralbewegung eines an die Horizontalebene z = O gebundenen schweren Punktes mit der Grösse 7 V x? + y? der anzie- henden CGentralkraft. Diese Centralbewegung kann indessen ganz unab- hängig von der Bewegung der Erde, unabhängig auch von der Schwerkraft und dem Zwang auf die Horizontal- ebene betrachtet werden. Zu dem Ende werde ein freibeweglicher Punkt m einer von dem Gentrum O ausgehenden und der Entfernung Om =r proportionalen Kraft u. ’r („. bedeute eine Constante) unterworfen und die rela- 55 tive Bewegung des Punktes gegen eine Beob- achtungsebene ins Auge gefasst, die sich ihrer- seits in der Ebene der Gentralbewegung um das Centrum OÖ mit der Winkelgeschwindigkeit o dreht. Die Differentialgleichungen dieser Bewegung, welche kurz die »relative harmonische Gentralbewegung« genannt werde, lauten nach dem Coriolis’schen Theorem: 6 f2 — — u2x + 20y’ + w’x (6) V=—u'y-— 20x + o’y und haben die Integrale: I bE rt, re ee) - = -o@+m+tk diese en gehen aber mit den Gonstantenände- rungen: o sin U für o, 7 für u? — o* in die Gleichungen I, / und mit o für o, 7 für „2 in die Gleichungen Il, II über. Die Projectionsbewegung des Foucault’schen Pendels (I, I‘) sowohl, wie die vorhin betrachtete relative Centralbewegung eines schweren Punktes, der auf der Horizontalebene zu bleiben gezwungen ist (1, I), fallen somit unter die Form der relativen harmonischen Gentralbewegung eines freien Punktes (II). Aus der Definition der letzteren geht aber unmittel- bar die andere Auffassung derselben vor, welche den Schlusssatz der Theorie des Foucault’schen Pendels zu bilden pflegt!). Denn die relative harmonische CGentral- bewegung gegen die mit der Winkelgeschwindigkeit: —+ o in der Bewegungsebene sich drehende Beobachtungsebene kann ebensogut so aufgefasst werden, dass die bBewe- gungsebene, in welcher der frei bewegliche Punkt die gewöhnliche harmonische Gentralbewegung vollzieht, mit sammt dieser Bewegung mit der entgegengesetzten Winkelgeschwindigkeit: — o gegen die festgedachte Beobachtungsebene ge- dreht wird. | Yu Nat. ut 2.2.0218: 95. Voget, ara. 028.75. Budde, a. a. O. 8. 96 s$ 3. Auflösung der relativen harmonischen Central- bewegung in gleichförmige Kreisbewegungen. Die relative harmonische Centralbewegung, welche am Schlusse des $ 2 in eine gewöhnliche (absolute) har- monische Gentralbewegung und eine Drehung aufgelöst wurde, kann auch in zwei gleichförmige Kreisbewegungen zerlegt werden, ähnlich wie die absolute harmonische Gentralbewegung in zwei geradlinige harmonische Be- wegungen. Zu diesem Zwecke mögen die beiden Integrale III durch die Substitution: x =T0059 y=rsino in Polarcoordinaten r, » ausgedrückt werden. Man er- hält dann: | IV TI — k Wr? 2r?— (- WR +2(h+4ko))? —R=V() Die mit der letzteren dieser Gleichungen definirte ganze Function V(r) kann während der Bewegung nie- mals negativ werden. Daraus folgt erstens, dass die Gonstanten h und k der Bedingung: ()h+ko>0 unterworfen werden, zweitens dass die Nullpunkte von Ve): Up len (h-+ ko)& Yh 21 ko ek p.” reell sein müssen. Es ergiebt sich daher für h und k die fernere Beschränkung: (me ko) ka: Diese zerfällt aber in Folge der Ungleichung (7) in die beiden Ungleichungen: @)h--ko FT ık >00. bh ko — wer a denen bei einer wirklich stattfindenden relativen harmo- nischen Gentralbewegung die Integrationsconstanten h und k immer genügen. Zwei gleichförmige Kreisbewegungen sind durch die beiden Paare von Gleichungen: | x — © cos. (ni — e) x—=a, cos mt — 5) y=asin (nt — ;) y=oasin nt — 5) 57 dargestellt. Es bedeuten «, «, die Radien, n, n, die Winkelgeschwindigkeiten, e, &;, die Epochen der beiden Bewegungen. Für die resultirende Bewegung gelten die Gleichungen: (9) x. cos (nt — ‘) + a ©08 (nt — 5) y=asn(ant— ed) + a sin (nt — g) Führt man auch hier die Polarcoordinaten r und o durch die oben schon benutzte Substitution ein, so er- hält man als Differentialgleichungen 1. Ordnung der Re- sultante von zwei gleichförmigen Kreisbewegungen in Polarcoordinaten die Gleichungen: V (a) an) +4Mm+n)r r?r2=($(n—n,))’ (—r!+2(@?+ 2,2) r?— (0? — 2,?)?) Die Gleichungen IV und V stimmen vollständig über- ein, wenn zwischen den beiderseitigen Gonstanten die Beziehungen angenommen werden: (10) \ = — a)m—n),o=—;(n+Nn,) =! (nn), h+ko=(e? + «?) (3 (n — n,))" welch letztere: (10) h=} (n —n) (an — «,’n,) giebt. Im umgekehrten Sinne aufgelöst, geben diese Gleichungen zuerst: Hr— W —_.® nn =—u-o (11) € Bantgsäyel k Gar ae bu h De und ferner: . i Mo u = Die Bedingungen (8) lassen hieraus stets reelle Werthe von « und «, hervorgehen und sind umgekehrt für die in (10) bestimmten Constanten h und k immer erfüllt. Die Mannigfaltigkeit aller relativen har- monischen Gentralbewegungen deckt sich also vollständig mit der Mannigfaltigkeit der Resultanten von zwei gleichförmigen Kreisbewegungen. Die Bahncurven der letzteren Bewegungen sind be- kanntlich Epitrochoiden und Hypotrochoiden; 98 das gleiche gilt daher von den Bahncurven der relativen harmonischen Gentralbewegung und der auf die Horizontalebene projicirten Bewegung des Foucault’schen Pendels}). Rostock, am 27. Februar 1892. 1) Vgl. die Darstellung der Bahneurve bei Weihrauch: Ueber Pendelbewegung bei ablenkenden Kräften etc., Repertorium der Physik von Exner, Bd. XII, S. 491 (1886). 59 KIT. Beiltag zur Geologie Mecklenburgs, Weitere Aufschlüsse der Flötzformationen. Mit Tafel VII—-IX. Von E. Geinitz-Rostook. Inhalt: I. Das Mallisser Tertiär. ll. Tertiär im übrigen südwestlichen Mecklenburg. 11I. Kreide. V. Dyas, VI. Jüngere Gebirgsstörungen. I. Das Mallisser Tertiär. Der im Jahre 1881 von der Heideebene des Elde- thales in die Thongrube der Mallisser Neuen Ziegelei getriebene Stollen ist jetzt durch einen offenen Einschnitt freigelegt worden. Dabei sind die früher mir nicht von Augenschein bekannt gewordenen hangenden Schichten des mitteloligocänen Septarienthones in vorzüglichster Schönheit frei gelegt worden und ich habe durch viel- fache, dem Fortschreiten der Arbeit entsprechende Be- suche der Localität!) nunmehr ein klares Bild der dor- tigen Lagerungsverhältnisse entwerfen können, welches die früheren Mittheilungen?) z. Th. erheblich erweitert resp. rectificir. Während man früher in die Thongrube auf einem Bremsberg über den stehen gebliebenen Rest des alten Eldethalrandes hinüber gelangte und somit den Abraum der hangenden Schichten vermied, ist dieser Abraum hauptsächlich bei Gelegenheit des dortigen Bahn- baues nunmehr zu einem grossen Theil entfernt worden, und wird der Stollen-Einschnitt nach seiner Vollendung ein bis 4,65 m über den Spiegel des dortigen Eldekanales 1) Bei diesen Excursionen und dem dortigen Sammeln wurde ich von Herrn Buchhalter Burmeister-Malliss aufs zuvorkommendste unterstützt, wofür ich auch öffentlich meinen Dank aussprechen möchte. 2) Die Flötzformationen Mecklenburgs. Arch. Nat. Meckl. 1883, IX. und X]. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs. Arch. 1887 u. 1889. 60 hinabreichendes Profil von 5 bis 6 m Höhe liefern. Die Thongrube liegt an dem hier fast rein O.-W. verlaufenden, alsbald nach WSW. umbiegenden, bis 45 m über Meeres- spiegel gelegenen Steilufer des alten Eldethales, halbwegs zwischen Hof ‘Malliss und Göhren. Der Stollen lief ungefähr senkrecht auf das Streichen der Schichten, N 50° 0%), seine Länge ist 164 m. Der Einschnitt verfolgt ungefähr die gleiche Richtung, er steht einige Grade schräg gegen das Streichen; seine Wandung ist zu 35° abgeböscht, seine Tiefe von der Abraumsohle bis zum Stollendach war im Herbst 1891 3,5 m. Auf der Tafel VII habe ich das Bild der östlichen Böschungs- wand am 30. September 1891 wiedergegeben, welches also nach dem eben Gesagten nicht ganz genau das wahre Profil giebt, indem die Winkel wegen der Bö- schungsneigung und der abweichenden Einschnittsrichtung um etwas zu reduciren wären. Die westliche Wand zeigte im wesentlichen Uebereinstimmung, nur die Grenzen der Diluvialbuchten naturgemäss gegen die östliche Wand verschoben. Im Hintergrund des Einschnittes steigt eine Schicht von Sandstein auf, das directe Hangende des Septarien- thones. Bei einer Mächtigkeit von 0,5 m zeigt sie ein Einfallen von 20—22° nach WSW. und N 55° W-Streichen. Es ist die untere Bank des Oberoligoecän (l). Bis auf ihre Schichtfläche ist hier in der südwestlichen Ecke der Abraum weggenommen. Auf dieser Bank lagert mit ganz gleichem Einfallen ein fester grünlich grauer thoniger Sand (OÖ O.), in dünnen, zerbröckelnden Schichten abgesondert, der »schwarzgraue, sehr fest gelagerte, grobkörnige Sand, der schwer losgehauen werden kann«, in dem Stollen?). Die Länge des Aufschlusses beträgt 25 m, demgemäss ist die wahre Mächtigkeit dieses Sandes 6,5 m; nach dem unten Mitzutheilenden ist dieser Sand marines Oberoligoecän. Er wird concordant überlagert von der oberen Sandsteinbank des Oberoligocäns (Il), mit 0,5 bis 1 m Mächtigkeit. Beide Sandsteinbänke bilden zusammenhängende Concretions-Schichten, die auch auf die Ostseite des 1) Bezogen auf den wahren Meridian (100 westl. Deelination). 2) Flötzformationen 1883. S. 93. 61 alten Grubeneinganges reichen, daher hier und bei dem Schornsteinfundament zu finden!). Taf. VIII Fig. 1 zeigt nach einer Photographie das Bild des westlichen Ab- raumes im Mai 1890, wo bis zu der geneigten unteren Bank der Sand und Kies abgefahren war und die grossen Blöcke der oberen Bank in wildem Durcheinander den Boden bedeckten, bis sie zerschlagen und abgefahren wurden; an der Westwand dagegen ist noch die obere Bank im Profil zu erkennen. Das Planum des Abraumes zeigte von hier an bis zu den Ziegeleischuppen vorherrschend groben Diluvial- kies, nach dem Thale hin auch Heidesand. Vereinzelt treten am Boden Partien von Geschiebemergel hervor und auffällige fetzenartige Gebiete von schneeweissem Glimmersand. Der weitere Abbau vergrösserte die Par- tien des Glimmersandes immer mehr und zeigte eine scharfe, unregelmässige Abgrenzung desselben gegen den Diluvialkies. In einigen Schürfen fanden sich in dem Kies neben den grossen nordischen Geröllen auch grosse und kleine scharf begrenzte Fragmente, echte Gerölle, von Glimmersand. Dieselben müssen in gefrorenem Zu- stand losgerissen und ebenso wie die anderen Gerölle behandelt worden sein. Neben diesen finden sich ferner einzelne Gerölle der oligocänen Sandsteine, ferner grosse Blöcke von Grünsandstein mit massenhaften Phosphorit- knollen, Ostreen u. a., dem typischen Karenzer Kreide- gestein, und local in grosser Menge Gerölle von Ge- schiebemergel. Alles ist in einem wirren Durchein- ander von rostbraunem Kies, meist ohne deutliche Schichtung, gelegen, ein an Moränengrus erinnerndes Bild. Auch weiter westlich von hier, am Fusssteig des Gehänges und vor dem früheren Directorialhause, treten Partien des Glimmersandes in resp. unter dem rostbraunen Kies hervor. Die tieferen Einschnitte haben diese an der Ober- fläche verworrenen Lagerungsverhältnisse klar gelegt: An unserer Böschung finden wir noch ein kleines, 0,6 m mächtiges Nest von Thon (th) auf der oberen Sandsteinbank gelagert. Dann sehen wir eine unten noch 15 m, oben 30 m breite Partie von Diluvium zwischen das Oberoligocän und das Miocän eingeschoben und zwar unten grauen Geschiebemergel (dm) mit 1) Flötzform. 5. 92 als Bockuper Sandstein angesehen (8. u.). 62 unregelmässiger, klippenartiger Oberkante, von grobem, meist ungeschichteten braunen Kies (dk) bedeckt, der nur an einer Stelle in deutlich geschichteten Spath- sand (ds) übergeht. An der Grenze von Geschiebe- mergel und Kies treten hier drei grosse Schollen von gelblichem scharfen Spathsand auf, deren Schichtung scharf an den Grenzen abschneidet. Hier folgt in fast ebener Begrenzungsfläche, an eine Verwerfungsspalte erinnernd, das Miocän: In conformer Lagerung, nur noch etwas flacher, nämlich mit 15° einfallend, zu unterst grauschwarzer und brauner sandiger Thon (mth), Schluffartig, darüber eine 0,5 m mächtige schwarze Schicht von sandigem Glim- merthon (Alaunerde) (gth), in welchem besonders in trockenem Zustande die massenhaften weissen Glimmer- schüppchen auffallen, und endlich schneeweisser bis gelb- licher Glimmersand (gs), in feiner Schichtung wechsel- lagernd mit verschiedenen, theils sehr feinkörnigen, theils grandigen, auch wohl thonigen Varietäten. Während an dieser Wand noch an eine Dislocationsbegrenzung zu denken wäre, zeigten die etwas höher hinaufreichenden Massen des Glimmersandes einige Schritte weiter west- lich unregelmässige Abgrenzungsflächen gegen den Kies und Geschiebemergel, so dass ich, wie oben gesagt, lieber eine von oben sich an die Grenze der harten Oberoli- gocän- und der weichen Miocänschichten eingeschobene, dem Thal ungefähr parallel laufende Diluvialeinpressung hier annehmen möchte. Dem entsprechen auch die weiteren Vorkommnisse. An der östlichen Böschung reicht der Glimmersand jetzt nur noch zipfelartig bis oben. Er ist bedeckt von einem Steinpflaster und schön discordant parallel gela- gertem Spathsand, westlich begrenzt von gestauchten Spathsandschichten, denen Kies und Geschiebemergelreste folgen, an ihrer Grenze mit einigen grossen erratischen Blöcken und einer scharf abgegrenzten Scholle von Glim- mersand. In dem tieferen Niveau des erst hier am Eingang ganz frei gelegten Stollens steht der Glimmersand des weiteren an, mit dem gleichen Einfallen, nur am Ende mehrfach gestaucht. Hier finden sich auch fetzenartige Einpressungen von Miocänthon (th) in dem Glimmersand und ganz am Ende auch eine Schmitze von Diluvialsand. Bedeckt und angelagert wird hier der Glimmersand von 63 dem zum Thale mit flacher Uebergussschichtung abfallen- den gelben, feinen Heidesand (hs). Wir haben also hier eine conforme Ueberlagerung: Mitteloligocäner Septarienthon, 20—25° WSW. einfallend, 8 m marines Oberoligocän, 20—22° einfallend, und mio- cänen Thon und Glimmersand mit etwa 15° Einfallen. An der hinteren etwa 16 m hohen Nordwand der Thon- grube sind fünf unbedeutende Verwerfungen zu sehen, mit 0,5 m Sprunghöhe, deren eine 50° östlich einfällt mit O-W.-Streichen, in das darüber lagernde, 6 m mäch- tige Diluvium setzen dieselben nicht fort. Die Bedeckung des Tertiärs ist auf der Höhe 5-6 m strenger, blockreicher Geschiebemergel, der hier scharf, fast geradlinig gegen den Septarienthon abschneidet, oft einen grossen Block noch etwas in den Thon eindrückend. An den Gehängen findet sich in einigen Mergelgruben der - Umgebung in dem Geschiebemergel Sand eingequetscht und am eigentlichen Eldethalabsturz sahen wir nester- weise den rostbraunen Kies. Derselbe wird in zahl- reichen Schurfen als werthvolles Chaussee- und Eisen- bahnbaumaterial aufgesucht. In den Aufschlüssen der Thongrube war vorzüglich zu beobachten, wie der Kies sich als Ausschlemmproduct aus dem Geschiebemergel entwickelt hat. Mächtige Wassermassen eines gewaltigen Eldestromes haben, unterstützt von Eisschollen, den Pla- teaurand aufgewühlt, den Geschiebemergel und z. Th. seinen Untergrund zerwühlt und ein fast ungeschichtetes Kiesmaterial abgesetzt, sowohl an dem Gehänge, als auch auf dem Plateaurande (hier zu niedrigen sich deutlich abhebenden Rücken parallel dem Uferrande aufgehäuft). Unter den Geröllen finden sich auch scharf begrenzte Schollen von Sand, sowohl tertiärer Glimmersand als auch diluvialer Spathsand. Dieselben müssen offenbar in ge- frorenem Zustand herausgeworfen worden sein, sonst müssten sich an den Grenzen ihre Schichtungen verwischt haben. Dass derartige Erscheinungen möglich sind, habe ich am Warnemünder Strand im Winter mehrfach beob- achtet; ganze Schollen von gewissermassen Eissandstein lagen aufgethürmt und als längst alles Eis aus denselben im Frühjahr verschwunden war, zeigten diese nunmeh- rigen Sandschollen noch lange die scharfkantige Form der alten Eisschollen. Nebenbei bemerkt, müssen wir hiernach auch diesen Kiesen, die im übrigen ein völlig »unterdiluviales« Aus- 64 sehen haben, ein jungdiluviales, postglaciales Alter geben. Der Heidesand oder Thalsand ist hier im Thal zu den bekannten Dünenzügen zusammengeweht‘), in dem Stein- pflaster des Kieses finden sich im ganzen Mallisser Revier sehr viele und oft mustergültig geformte Kantengerölle. Die genauere Prüfung der hangenden Tertiärschichten ergab Folgendes: Der feste grünlich graue Sand (0 O) hat eine dunkel- graugrüne Farbe, bei Verwitterung oft rostbraune Ober- fläche und weisse Ausblühungen zeigend. Undeutlich schieferig, feucht zäh und schmierig, trocken zerbröckelnd und sich aufblätternd, mit vielen winzigen Glimmer- schüppchen. Beim Schlemmen zeigt er einen nicht sehr erheblichen Thongehalt und zerfällt in äusserst feinen Sand, im Wesentlichen aus Quarz mit Glimmer- und Glaukonitkörnchen bestehend. Der Kalkgehalt ist all- gemein verbreitet. Zuweilen finden sich auch Nesterchen und Adern von schneeweissem Glimmersand. Häufig treten kleine, selten grössere knollenförmige Goncretionen von Schwefelkies in dem Sand auf, welche meist viele CGonchylien enthalten, oft ein reines Muscheleonglomerat bildend; der Pyrit bildet auch oft das Versteinerungs- material der einzelnen Gonchylien und der Holzstückchen. In überraschender Menge finden sich in dem Glau- konitsand Gonchylien und Foraminiferen. Die weissen calcinirten Schalen der Muscheln und Schnecken sind allermeist sehr zart, so dass ein Sammeln ziemlich schwierig ist, die mehr oder weniger stark verkiesten Exemplare sind gewöhnlich nicht sehr gut erhalten. Ich habe durch sorgfältiges Ausschlemmen grösserer Stücken des thonigen Sandes und Aussuchen mit Pinsel nach und nach eine gut erhaltene Reihe der Fauna erhalten. Bei der Bestimmung einiger Formen wagte ich in- dess ein endgültiges Urtheil allein nicht abzugeben und habe mich mit der Bitte um Revision an Herrn Prof. Dr. von Könen-Göttingen gewandt. Für seine bereit- willige Unterstützung spreche ich ihm hier nochmals meinen verbindlichsten Dank aus. Die Liste der Versteinerungen ist folgende: 1) Seen Meckl. S. 93. 65 Versteinerungen aus dem oberoligocänen Glaukonitsand an der Mallisser Ziegelei*). Anomia Goldfussi Desh. A. asperella Phil. * Pecten decussatus Münst. * P. semicingulatus Münst. striatocostatus Münst. crinitus Goldf. bifidus Münst. semistriatus Münst. . pictus Goldf. . Hauchecorni Kön. Lima sp. (aff. Sandbergeri Desh.) Avicula cf. stampiniensis Desh. (aff. Herowva- kensis Desh.) Modiola micans A. Braun. M. pygmaea Phil. Mytilus cf. Faujası Bot. Pinna sp.!) Pectunculus Philippii Desh.?) Limopsis retifera Semp. * Nucula compta Goldf.°) N. peregrina Desh. Leda gracılis Desh. L. pygmaea Münst. L. Strucki Koch. L. cf. glaberrima Münst. Cardium cingulatum Goldf. C. Kochi Semp. Lucina Schlönbachi Kön. ? Diplodonta sp. Crassatella minuta Phil. Cyprina rotundata Braun. Astarte gracilis Münst. A. cf. Kickxii Nyst. sell neh sei bus *) Die besonders häufigen Vorkommnisse sind durch ein * aus- gezeichnet. 1) Ein kleines Bruchstück. 2) Hierzu sind auch die losen Exemplare der alten Sammlung aus Grünsand von Malliss, aus 60—70' Tiefe, zu rechnen, die Dehmcke (Der Bockuper Sandstein 1886, Num. 69) als P. pilosus L. erwähnt. ® 3) Sehr häufig. In der dickschaligen Form der Nuc. C'hastelii yst,. 5 66 A. cf. pygmaea Münst. A. ? concentrica Goldf. * Isocardia subtransversa d’Orb. Venericardia tuberculata Münst. * (Oytherea incrassata Sow. C. multilamellosa Nyst.t) ? Mactra trinacrıa Semp. Siliqua Nysti Desh. * Oorbula gibba Ol. = subpisum d’Orb. C. cf. rugulosa Kön. C. 2 Henkeliusiana Nyst. S'pheniopsis scalarıs Braun. Neaera clava Beyr. * Panopaea Heberti Bosg. Sazxicava arctica L. * Teredo navalis Sdbg.?) * * * Aporrhais speciosa Schl. sp. Murex Deshayesit Nyst. Tiphys Schlotheimi Beyr. Tritonium flandricum Kon. Ficula (Pyrula) reticulata Lam. F. concinna Beyr. Fusus elongatus Nyst. F\. cf. elegantulus Phil. Mitra semimarginata Beyr. Voluta Stiemsseni Boll. Cassıs megapolitana Beyr. Pleurotoma regularis Kon. Pl. Koninckü Nyst. Pl. turbida Sol. Pl. Chasteli Nyst. Pl. latielavia Beyr. Pl. polytropa v. Kön. (= Selysii Kon,) Pl. cf. subdenticulata Münst. Cancellarıa granulata Nyst. C. evulsa Sol. Cerithium cf. perversum L. 1) Sehr ähnlich der Venus lens Phil. (nach Wiechmann = Cyth. incrassat« juv.; vergl. auch Cyth. cyprinaeformis Lienen- klaus, Fauna d. Doberges 1891. S. 63, Taf. 1. 3). Auch aus der alten Sammlung vom Mallisser Bohrloch, vergl. Oehmcke, |. c. Num. 84. 2) Auch zahlreiche von weissem Sand erfüllte Bohrgänge. 67 ©. trilineatum Phil. €. sp. * Natica Nystü d’Orb. Turbonilla variculosa Semp. T. subulata Mer. Eulima Hebe Semp. Scalaria pusilla Phil. IE. SD! Xenophora scrutaria Phil. Actaeon punctatosulcatus Phil. Emarginula punctulata Phil. * Ringicula striata Phil. Bulla cf. lineata Phil. Tornatella punctatosulcata Phal. T. megapolitana Koch. * Dentalium geminatum Münst. (Kickxzii Nyst.) Dazu kommen noch: Terebratula grandıs Bib. Echinitenstacheln in zwei verschiedenen Arten. Knochen, Zähne von Oxyrhina und Lamna. Gehörknöchelchen: Otolithus * Gadidarum_ ele- gans, @. cf. planus, Triglae ellipticus, Sciae- nidarum gibberulus, N. Sp. Holzstückchen, verkohlt und verkiest, sind nicht selten. Die Foraminiferen und Ostracoden hatte Herr Dr. Osswald-Rostock die Güte zu bestimmen; seine Liste der Vorkommnisse ist die folgende: OÖstracoda: Cytherella fabacea Born. C. Beyricht Born. Bairdia semipunctata Born. Herr Dr. Schacko-Berlin fand noch folgende Ostra- coden: Cytherella nodosa Brady. Bairdia pernorides Born. B. laevissima Born. Eucythere declivis Brady? Cythere biornata Born. C. variolata Brady. C. Woodiana Jones. C. subtrigona Born. 5* 68 ©. subtriangulus Speyer. C. latidentata Born. C. echinata Born. C. tricornis Born. Cytheropteron pipistrella Brady. Foraminifera: A. Monostegia d’Orb. Ovulinida s. Lagynıda Sch. Fissurina globosa Born. B. Polystegia Feuss. Stichostegia d’Orb. Glandulina obtusissima Feeuss. @G. inflata Born. @. laevigata d’Orb. @. cf. elongata Born. Nodosaria soluta Born. N. cf. aculeata d’Orb. Dentalina Bucht Feuss. . obliquestriata Fveuss. . intermittens Bronn. . globifera Fveuss. . acuticauda Beuss. . oligosphaerica Beuss. cf. soluta Reuss. cf. consobrina d’Orb. cf. Girardana Reuss. Flabellina oblonga v. M. sp. F. cuneata v. M. sp. F. obligqua v. M. sp. C. Helicostegia d’Orb. a. Nautzloidea d’Orb. Cristellaria osnabrugensis v. M. C. arcuata Karst. sp. C. gladius Phil. sp. C. cf. elliptica Born. Robulina augustimargo Jeuss. . dechvis Born. . dimorpha Beuss. . insignis Beuss. . mornata d’Orb. . deformis Heuss. . integra Born. SISISISISISISIS DIDI DU 69 R. Beyrichi Born. R. sp. Noniona bulloides d’Orb. N. affınıs Beuss. N. punctata d’Orb. (= N. placenta Beuss). b. Rotalıinida. Rotalina Partschiana d’Orb. R. Akueriana d’Orb. R. contraria BReuss. c. Turbinoidea. Rotalia deplanata Beuss (= Truncatulina com- munis Bkömer). d. Uvigerinida. Olavulina communis d’Orb. Gaudryina siphonella var. Beuss. Bulimina socialis Born. D. Enallostegia d’Orb. a. Polymorphinidea d’Orb. Globulina guttula Beuss. G. amplectens Beuss. @G. inflata Beuss. @. amygdaloides FBeuss. Guttulina semiplana Beuss. G. problema d’Orb. @. cf. sororia Beuss. Polymorphina Humboldti Born. P. regularıs Phil. P. dılatata Feeuss. P. lanceolata var. compressa Feuss. P. anceps Phil. E. Agathistegia d’Orb. Sphaeroidina variabılis Reuss. Die Fauna ist sonach eine typisch oberoligocäne. Die meisten Formen finden sich auch in dem Sternberger Gestein wieder. Wir haben hier also eine dritte Lo- ealität des anstehenden marinen Oberoligo- cäns, nächst Meierstorf b. Parchim und Retzow b. Plau. Die beiden Sandsteinbänke (I und II) rechne ich jetzt nach ihrer Fauna gleichfalls zum Oberoligocän, früher hatte ich ihr schwer zu beobachtendes Auftreten 70 nahe dem Ziegeleischornstein wegen der grossen petro- graphischen Aehnlichkeit als Bockuper Sandstein be- zeichnet. Die untere Bank zeigt eine unebene Schichtober- fläche, indem sie zwar eine ziemlich gleichmässig zu- sammenhängende Schicht bildet, aber aus grossen flach- linsenförmigen Concretionen zusammengesetzt ist, deren einzelne oft leicht herausgebrochen werden können. Es sind flach ellipsoidische Brode von 0,5 m Dicke und 1 bis 2 Meter Längen- und Breitendurchmesser, von fein- körnigem mürbem Sandstein, die vielfach senkrecht zur Oberfläche zerklüftet sind, hier öfters einen Ueberzug von kleinen glänzenden Kalkspathkryställchen zeigend. Die obere Bank scheint weniger Zusammenhang zu haben, hier sehen wir eine Menge von denselben riesigen CGon- cretionslinsen dicht neben einander gelagert, aber viel- fach nicht mit einander verschmolzen. Bisweilen liegen zwei Linsen übereinander, von einer bis !/, Meter mäch- tigen Sandschicht getrennt. Dieselben Klüfte und die nämliche Form lassen auch die Sandsteine dieser Bank als Concretionen erkennen. Im frischen Zustand zeigen die Sandsteine eine dunkel-, selten hellere grünlichgraue Farbe, besonders die der oberen Bank sind aber oft gelblich gefärbt, entweder nur in einer schmalen oder breiten äusseren Zone oder durch und durch. Der Sand- stein ist sehr feinkörnig, von ebenem Bruch, fühlt sich erdig bis mehlig an. Kleine Glimmerschüppchen sind in wechselnder Menge vertheilt. Das mikroskopische Bild ist weiter unten mitgetheilt. Die Sandsteinbänke werden zersprengt und zerschlagen und z. Th. als wenig gutes Baumaterial für kleine Mauern oder Fundamente, sowie für Ornamente in Bahnhofsgärten der Ludwigslust-Dömitzer Eisenbahn abgefahren. Auch der Sandstein dieser beiden Bänke ist sehr reich an Versteinerungen. Dieselben sind meistens ihrer Kalkschalen beraubt, nur im Steinkern und Abdruck er- halten, bisweilen aber auch noch mit mehr oder weniger fester, selten noch glänzender Schale erhalten. In diesen Fällen gleichen sie gewissen harten Varietäten des be- kannten Sternberger Gesteins. Gerölle von diesen finden sich ebenso wie von dem erstgenannten Sandstein in dem braunen Diluvialkies des Abraumes. Die Bestimmung der Versteinerungen bot z. Th. er- hebliche Schwierigkeiten, da in dem weichen Sandstein 71 gute Wachsabdrücke schwer herzustellen waren. Auch hier verdanke ich der liebenswürdigen Bereitwilligkeit von Herrn Collegen von Könen die Revision eines Theiles meiner Bestimmungen. Die untere Bank führte dieselben Formen wie die obere; die meisten Exemplare stammen aus der oberen Bank. Folgende Versteinerungen habe ich aus den Sand- steinen gefunden: Versteinerungen aus den oberoligocänen Sandsteinbänken an der Mallisser Ziegelei”). Ostrea navicularis Broccht!). Ostrea sp. oder Anomia sp. * Pecten bifidus Münst. P. cf. striatocostatus Münst. * P. semicingulatus Münst.?). Lima subauriculata Montf. Modiola cf. micans Braun. 2 Arco). Nucula compta Goldf. Leda glaberrima Münst. Cardium cf. comatulum Braun. * Isocardia subtransversa d’Orb. I. harpa Goldf. Venericardia tuberculata Münst. Astarte concentrica Goldf. A. cf. Kickxii Nyst. A. cf. Henkeliusiana Nyst. *) Die besönders häufigen Vorkommnisse sind durch ein * aus- gezeichnet. 1) In einem Block massenhafte grosse Exemplare mit dicker, abblätternder Schale; geringe Wölbung der unteren Schale, mit flügel- artiger Ausbreitung am Wirbel und gekerbten seitlichen Gruben. 2) Hierher gehören auch die von Oehmcke, 1, c. Num. 62 an- geführten Mallisser Stücke. 3) Ein Steinkern von Arca cf. diluvii turonica und ein Abdruck von A. cf. latesulcata aus zwei Sandsteinstücken von »Malliss« der alten Sammlung (Oehmcke, Num. 67 u. 68 2. Th.) könnten auch aus dem Miocän des Mallisser Schachtgebietes stammen (8. u.). Die von Oehmcke ]. c. Num. 69 aufgeführten Exemplare von Pectunculus sind nach v. Könen wohl P. Philippü. Die Sandstein- kerne entstammen wahrscheinlich dem Mallisser Oberoligocän. Die losen Exemplare entstammen einem alten Bohrloch, von 60—70' Tiefe; ob es der von Boll, Zeitschr. d. geol. Ges. III 462 mitgetheilte Fund ist, war nicht mehr zu ermitteln. 72 (Cytherea multilamellosa Nyst.)!). ? Tellina Nysti Desh. Syndosmya Bosqueti Semp. Corbula gibba Ol. Neaera Victoriae Desh. N. sp. cf. Thracia Speyeri v. Kön.?). Pholadomya Puschi Goldf. * Panopaea Heberti Bosq. Teredo an Gastrochaena. Aporrhais speciosa Schl. Murex cf. Deshayesiı Nyst.?) Tritonium flandricum Kon. Fusus cf. elongatus Nyst. F. cf. Waelii Nyst. Cassis megapolitana Beyr. Conus cf. antediluvianus Brug. * Voluta Stemsseni Bollt). Pleurotoma regularıs Kon. Pl. turbida Sal. Pl. 2 subdenticulata Münst. ? Scalarıa amoena Phil, Xenophora cf. scrutaria Phil. Trochus ? Mülleri v. Kön. (millegranus Phil.) Emarginula punctulata Phil. Dentalium cf. geminatum Goldf. * * Terebratula grandıs Bib.) Caryophyllia 2 crassicosta Kefst. = Ceratotro- chus alternans Köm.f). Lunulites sp. Verkohlte Holzstücken. Foraminiferen, in schlechter Erhaltung. 1) COyth. multilamellosa Nyst. kommt häufig im »Bockuper Gestein« vor, in der alten Sammlung auch mit »Malliss« verzeichnete Funde scheinen diesem anzugehören; ich habe in den oberoligocänen Sandsteinbänken kein sicheres Exemplar gefunden. Dasselbe gilt von Cyprina rotundata = z. Th. Venus umbonaria Oehmcke, Num. 83. 2) Aehnelt z. Th. einer auf Sylt häufigen Macira. 3) Oehmcke |. c. Num. 7. Dazu mehrere undeutliche Stücke. 4) Neben den typischen Formen kommen auch schlankere, der V. Bolls entsprechende vor. 5) Von Oehmcke, Num. 4 als miocän aufgeführt. 6) Ebenfalls von Oehmcke als zum Bockuper Sandstein gehörig aufgeführt, Num. 96. | 73 Hiernach ist also die Fauna der beiden Sandstein- bänke als oberoligocän zu bezeichnen. Die Ablage- rung des Oberoligocän von Malliss begann und schloss mit einer Concretionsbildung, welche die untere und obere Sandsteinbank bildete. Wenn wir also hier eine Ablagerung von marinem Oberoligocän haben, welche offenbar eine etwas weitere Ausdehnung gehabt haben muss, so kann es nicht Wunder nehmen, dass man in den Diluvialmassen der näheren und weiteren Umgebung Gerölle von den festen Bestand- theilen dieser Ablagerung als »einheimische Findlinge« häufig antrifft. In den Mallisser Kiesgruben, von Dömitz, Lauenburg, Melkhof, Pritzier u. a. O. sind die verschie- denen Varietäten des festen Oberoligocängesteins, des sogen. Sternberger Gesteins, als dichte graue Sand- steine, thonige Sandsteine, mit glänzenden CGonchylien- schalen oder Steinkernen, und als eisenschüssige Gesteine nicht gar selten‘), auch finden sich zuweilen die losen Conchylien. Diese früher als isolierte Verschleppungen geltenden Vorkommnisse des Lübtheener Gebirgszuges sind nunmehr auf thatsächlich hier anstehende Lager zurück zu führen?). ' Die einfache klare Lagerungsfolge der Schichten lässt nun zweifellos die auf dem Oberoligocän folgenden Glim- merthone und weissen Glimmersande als unteres Miocän erkennen. Sie gehören dem Liegenden der weiter west- wärts folgenden Braunkohlenflötze an, welche 1150 m westlich von hier vom Thalabhang, in den sog. Alaun- bergen ausstreichen. Der weisse Glimmersand, welcher am Abhange (s. o.), auch im Thale (Bohrloch V, vergl. Flötzform. S. 96, IX. Beitr. S. 13) und auf der Plateauhöhe von Malliss (am Directorialhaus und hinter dem Gasthaus zur Post) auftritt, ist identisch mit dem Lager an der Neuen Ziegelei (im Fortstreichen entsprechend seiner etwas nördlicheren Lage auch in höheres Meeresniveau aufreichend) und so- nach gegenüber der früher?) noch zweifelhaften Stellung als miocän zu bezeichnen. Der gute Aufschluss®) bei der Post ist Fig. 2, Taf. 8 nach einer Photographie wieder- 1) Vergl. Taf. III in »Flötzformationen Meckl.« 2) Vergl. IX. Beitr. z. Geol. Meckl. 8. 5 u. 13, 3) IX, Beitr. z. Geol. Meckl. S. 13, vergl. auch ebenda S. 6. #, Flötzform, S. 102. 7% gegeben. Die Schichten fallen hier 5—10° nach WSW., mit einem Streichen von N 50° W. Nunmehr muss auch der Irrthum nachdrücklich corri- girt werden, den ich und auch Oehmcke begingen, in- dem wir den Sandstein an der Mallisser Ziegelei als »Bockuper Sandstein« auffassten!). Es liegt hier in Malliss keine Transgression des Bockuper Sandsteins über den Septarienthon vor. Die durch die auffällig gleiche petro- graphische Beschaffenheit und die ungenügenden Auf- schlüsse, sowie den schlechten Erhaltungszustand der damals gefundenen Versteinerungen bedingte Verwech- selung wurde auch noch dadurch complieirt, als die Funde des echten miocänen sog. »Bockuper Sandsteins« auch auf Mallisser Feldmark liegen und in der alten Sammlung meist nur mit einem einfachen Zettel »Malliss« vermerkt waren. Der Name »Bockuper Sandstein« stammt daher, dass in der früheren Zeit der Bohr- und Schacht- arbeiten das Dorf Bockup gegenüber dem einzelnen Hofe Malliss eine grössere Bedeutung hatte. Der Lagerung des »Bockuper Sandsteins« als Hangendes der dortigen Braunkohle entspricht sein noch weiter im Westen con- servirtes Vorkommen. Noch jetzt kann man viele Stücke desselben an dem früheren Maschinenschacht (I) sammeln, wo die aus etwa 38 m Tiefe stammenden Steine zu Fun- damentarbeiten des jetzt da befindlichen Arbeiterhauses benutzt sind, und in alten Gruben nordwestlich hiervon in dem jetzt abgeholzten Mallisser Forst, wo sie in ge- ringer Tiefe auftreten und früher ausgegraben wurden. Der Maschinenschacht I liegt 2,5 km genau westlich vom Einschnitt der neuen Ziegelei. Auch dieser Bockuper Miocänsandstein bildet Con- cretionsschichten. Auf den Rissen der grossen Linsen hat sich oft ein schwach glänzender Brauneisensteinüber- zug gebildet. Er hat meist eine grössere Härte und z. Th. mehr splittrigen Bruch als der Mallisser Oberoligocän- sandstein, jedoch ist das kein durchgreifender Unterschied, indem letzteres auch bei dem Mallisser Gestein vorkommen kann. Das mikroskopische Bild beider Gesteine ist im wesentlichen das gleiche, meist ist aber das Mallisser Gestein deutlicher klastisch, indem zwischen den scharf- eckigen Quarzkörnern, zu denen sich Feldspath, Glimmer 1) Flötzform. S. 92, 93; Der Bockuper Sandstein, Arch. Nat, Meckl. 41. 1887. 8. 5. DS | Dr Und Glaukonit gesellen, eine weitläufiger vertheilte Ge- mentgrundmasse liegt, die aus thonigem Material mit kleinen Kalkspathkörnchen besteht, während der Bokuper Sandstein!) durch grössere und dicht aneinander gelagerte Kalkspathkörnchen ein mehr krystallines Aussehen erhält. Doch fand sich unter den Mallisser Gesteinen, besonders der unteren Bank, auch ein gleicher Habitus, nur von etwas gröberem Korn. Beide Sandsteine zerfallen in Salzsäure zu einem feinsandigen Pulver, dem Glimmer- sand, der Mallisser zeigt einen grösseren Thongehalt des schmutziger gefärbten Rückstandes, den wir als grau- grünen thonigen, glimmerhaltigen Glaukonitsand be- zeichnen würden, von derselben Beschaffenheit wie der Sand der Zwischenschicht, während der Bockuper Sand- stein einen reineren, thonärmeren weissen Glimmersand als Rückstand liefert. — Fassen wir die Resultate nal: Mittheilungen zu- sammen, so ergiebt sich Folgendes: 1. Das Mallisser Tertiär ist ein Theil des im »Lüb- theener Gebirgszuge« flach ansteigenden Flügels einer Mulde, deren Gegenflügel am linken Elbufer z. Th. steil aufgerichtet erscheint (Hitzacker, vergl. X. Beitr. z. Geol. Meckl. S. 5), während unser Lübtheen-Mallisser Flügel mit 20° WSW.-Einfallen beginnt und in den jüngeren Schichten sich bis 5° Einfallen abflacht. 2. Das Mallisser Tertiär lagert auf glaukonitischem Sandstein und Mergel, in welchem oft massenhaft Phos- phoritknollen vorkommen. Diese Schichten des »Karenzer Mergels« scheinen dem Bornholmer Untersenon äquiva- lent zu sein, können aber auch als Turon gelten?) (vergl. IX. Beitr. z. Geol. Meckl. S. 46). Dieser Phosphorit- Grünsand erstreckt sich von den alten Vorkommnissen am Karenzer Kalkkuhlenberg nach SO.; auf CGonower Feldmark, 500 m nördlich der Mallisser Ausbaue, ist jetzt eine neue Grube in dem Mergel angelegt, welche die gleichen Versteinerungen liefert; die grossen, zahl- reichen Blöcke von demselben Phosphoritgrünsandstein in dem Diluvialkies der Mallisser Ziegelei weisen darauf hin, dass die Ablagerung sich früher bis hierher er- streckt hat. I) Vergl. Flötzform. S. 106. 2) Nach der mir kürzlich zugegangenen Arbeit von E. Stolley: Die Kreide Schleswig-Holsteins, Mitth. a. d. Min. Inst. d. Univ. Kiel, 1892, ist das Alter der Karenzer Kreide als obersenon anzusehen. 16 3. Als unterste Schicht des Mallisser Tertiärs nehme ich unteroligocänen Sand an, vielleicht mit Bernstein (vergl. XI. Beitr. z. Geol. Meckl.). Wahrscheinlich gehört hierzu der in Hof Mallıss bei 340° = 97 m Tiefe unter dem Septarienthon gefundene Sand. 4. Als Mächtigkeit des mitteloligocänen Septarien- thons ergeben sich aus obigem Brunnenprofil unter Be- rücksichtigung des Fallwinkels etwa 90 m. 5. Auf das Mitteloligocän folgt marines Oberoligocän von 8—10 m Mächtigkeit. 6. Das Oligocän wird concordant überlagert von Miocän, dessen Mächtigkeit nicht exact zu ermitteln war, vielleicht aber auf 60—100 m veranschlagt werden kann. 7. Das Miocän besteht aus folgenden Gliedern: Eine untere Abtheilung, zusammengesetzt aus mehrfacher Wechsellagerung von Glimmersand und Thonen (z. Th. Glimmerthonen) mit den zwei Braunkohlenflötzen, also von gleichem Alter wie die märkische Braunkohlenfor- mation. (In Melckhof sind drei Flötze erbohrt, s. u.) Im Bohrloch Gamdohl wurde noch unter der Kohle mariner Glimmersand angetroffen, s. u. In den hangenden Schichten tritt neben Sand mit marinen Versteinerungen der »Bockuper Sandstein« auf!), nach v. Könen als mittelmiocän zu bezeichnen. Dass er in mehreren der alten Bohrlöcher und auch in den jetzigen Schächten nicht angetroffen worden ist, und überhaupt erst mehr westlich, etwa halbwegs zwischen Malliss und Bockup auftritt, hat seinen Grund in der conformen Ueberlagerung der Schichtenreihe und der später auf dem Plateau und an den Gehängen erfolgten Abrasion. Weiter in n.-w. Richtung scheint eine Abla- gerung von Sandstein nicht mehr erfolgt zu sein. Die oberen Schichten des Miocän, wie sie im Dorfe Bockup und bei Hohen Woos als marine schwarze Thone auftreten, könnten dann vielleicht als obermiocän gelten. 1) Es sei hier nochmals das Boll’sche Profil aus Zeitschr, d.d. geolog. Ges. III. S. 461 mitgetheilt: 49' Alaunerde. 19° schwarzgrauer, mit Alauntheilen vermengter Sand, mit Miocänconchylien. 4' 6 fester Sandstein = Bockuper Sandstein. 15’ schwarzgrauer Sand. 3° 10“ Alaunerde. 3° 8 Braunkohle (erstes Flötz). 71 II. Tertiär im übrigen südwestlichen Meoklenburg. Auf der Karte Taf. 9 sind die bisher bekannt ge- wordenen Aufschlüsse der ältesten Formationen, insbe- sondere des Tertiärs, eingetragen und in ihrem vermuth- lichen noch gegenwärtigen resp. früheren, jetzt aber durch die Thalläufe zerrissenen, Zusammenhang unter der Diluvial- und Heidedecke dargestellt. Die höher gelegenen Gebiete, welche inselartige Reste inmitten der Thalsand- heiden und Moorniederungen bilden (auf welche von den Rändern her noch der Heidesand z. Th. aufgeweht ist, daher die Grenzgebiete verwischend und die Heide ver- grössernd), sind auf der Karte hervorgehoben, sie sind es besonders, wo das ältere Gebirge näher zu Tage tritt und von wo aus auch etwaige technische Abbauversuche auszugehen haben. Dass auf der Karte die oft beträcht- liche Diluvialbedeckung, aus der nur vereinzelt das ältere Gebirge hervorschaut, als abgezogen zu denken ist, sei noch besonders hervorgehoben, ebenso, dass die Aus- dehnung der wirklich zu Tage tretenden Flötzformationen wegen der besseren Darstellung immer ziemlich zu gross gezeichnet ist. Ueber die tektonischen Verhältnisse ist ausser bei Malliss-Bockup fast nirgends eine ganz sichere Angabe möglich gewesen, wegen der stets nur kleinen, flachen und unklaren Tagesaufschlüsse. Dies gilt zunächst von Malk, n.-ö. von Malliss!), wo ein entgegengesetztes Einfallen vorzuliegen scheint, einer Antiklinale, resp. einem Absinken an einem Längsbruche entsprechend. Das Thal der Rögnitz trennt die Mallisser Insel von der Hohen-Woos-Lübtheener Erhebung. Ueber das Miocän von Hohen Woos vergl. Flötz- formationen S. 109— 112. Auch dort lagert marines Miocän auf der Braunkohlenformation. Die Bohrungen bei Lübtheen?) haben in sehr wech- selnden Tiefen Miocän, (z. Th. auch Oberoligocän?)) und Mitteloligocän ergeben. Z. Th. sind dort die Schichten dislocirt oder gefaltet, wodurch z. B. in Bohrloch IV (Trebs) Diluvium unter das Miocän gerathen ist, und wo- durch sich die auffällige Mächtigkeit des Tertiärs im Bohrloch Kamdohl erklärt. Die Miocänmollusken von 1) Flötzform. S. 108, IX. Beitr, S. 15. 2) Flötzf. S. 112—128; IX, Beitr. S. 68. 3) IX. Beitr. S. 14, 78 Kamdohl stammen zumeist aus der Tiefe 140 bis 167 m, der dann bis 241 m folgende Glimmersand und Thon gleicht genau petrographisch dem Mallisser Oberoligocän. Es wäre dann dort ebenfalls Oberoligocän vorhanden, das Miocän aber umgekehrt als in den übrigen Vor- kommnissen zu oberst als Braunkohlenformation und unten als marin entwickelt. Eine Dislocationsstörung hier anzunehmen, scheint also nach allem nicht un- gerechtfertigt. Dass der ganze Rücken aus Tertiär besteht, wird durch mehrfache ältere und neuere Aufschlüsse bestätigt. Den älteren Mittheilungen über den »Loosener Berg<«!) ist hinzuzufügen, dass in Loosen bei dem Bauer Thiede (Terrain + 45 m) im Jahr 1883 eine Bohrung 47 m tief in dem braunen Thon stand; der Thon tritt im Dorfe, besonders an dem nordwestlichen Abhange zu Tage. Zwischen Ramm und Belsch wird in der Heide- ebene unter 1 m Heidesand Geschiebemergel getroffen, der fetten blauen Thon überlagert (Terrain ca. + 38 m). Bei den Ausbauen zu Bresegard, nahe der Redefiner Scheide, wurden früher in dem Heidesand sehr reichliche Braunkohlenstücke nesterweise vertheilt gefunden. Bei Neu Krenzlin wird unweit vom Krenzliner Krug nahe der Chaussee fetter rother Thon und magerer feinsandiger und glimmerreicher Thon von wechselndem Kalkgehalt in mehreren Gruben gegraben (Terrain + 40 m), früher stand dort an der Grenze des Waldes eine Ziegelei. Der Thon wird als Töpferthon geschätzt, in einigen Schichten liegen kleine Mergelknollen. Es ist miocäner Glimmerthon. Die reichlichen Braunkohlenfindlinge?) hier deuten auf ein Kohlenlager. In dem Dorfe Picher, nördlich von hier, stehen mehrere Brunnen in braunem Thon, ihr Wasser ist schmutzig braun gefärbt. Die Mergelgrube im Dorfe (-+ 50 m) zeigt die oberen feingeschichteten Thonpartien in Breccienstructur mit Geschiebemergel, Kreide und Feuersteinstückchen innig vermengt. Der hier in dem Garten des Schmiedes gegrabene weisse feine Glimmer- sand erstreckt sich aderartig weiter in NW.-Richtung. 1) Koch, Zeitschr. d, d. geol. Ges. 1856, VIII. S. 274. 2), IX. Beitr. S. 16. 19 Unter ihm soll bei 20° Tiefe der schwarze Thon vor- kommen. Südöstlich von hier treffen wir wiederholt den mio- cänen Glimmerthon in mehreren Gruben der Ziegelei von Kummer, an der Chaussee in verschiedenes Niveau auf- ragend. So östlich vom Bockberg unter 1/,—1 m Heide- sand und Steinpflaster und nördlich der Chaussee hinter der Ziegelei in verschiedenen Varietäten, z. Th. erdig, schwarz und glimmerreich, bis 70’, oft mit hübschen Vivianitausscheidungen, erbohrt uud ziemlich reich an Conchylien des marinen Miocän. Ich fand dort: Fusus semiglaber Beyr. F' distinctus Beyr. Conus antediluwanus Brug. Pleurotoma rotata Broc. Natica helicina Br. Dentalium badense Partsch. Cardita tuberculata Mst. Astarte vetula Phil. Isocardia sp. Oestlich von dem Rücken ist in dem Heidethal in Ludwigslust das Miocän in der Tiefe von 3 resp. 24 m unter dem Meeresspiegel angetroffen worden. Am Loco- motivschuppen (Terrain ca. + 33 m) des dortigen Bahn- hofes wurde in einem Brunnen 1890 nach gefl. Mittheilung der Bohrproben seitens der Grossherzogl. Bauinspetion IV folgendes Profil erbohrt: 0— 9 m feiner gelblich weisser Heidesand, gelblich weisser Sand mit Braunkohlen- stückchen und Glimmer, meist sehr fein, —29 ‚, z. Th. auch schärfer, kalkhaltig; diluvial mit tertiären Beimengungen, --30 „, grauer Schluffsand und gelblich grauer Fein- sand. —32 ,„ gelber Feinsand mit Glimmer, 32—39 ,, hellgrauer fetter, kalkhaltiger Thon, —42 ,„ dunkelgrauer scharfer Quarzsand mit vielen Braunkohlenstückchen, kalkarm, —47 , weisser scharfer, grauer mergeliger, sehr scharfer grauer Sand, kalkarm, —49 , scharfer Sand, —50 , feiner weisser Glimmersand, —57 ,„ scharfer Sand mit kleinen Feuersteinen, wie Diluvialkies, | su —70 , feiner weisser (theils grauweisser, theils gelblich weisser) Glimmersand, mit Braun- kohlenstückchen, kalkhaltig. Die feinen Glimmersande sind entschieden tertiär (miocän), einige der scharfen Sande haben viel Aehnlich- keit mit Diluvialgranden, der Thon könnte auch als dilu- vial gelten. Offenbar haben die Gewässer des Röcknitz- Eldethales hier eine grosse Erosion und Vermengung des Diluvialsandes mit Tertiärsanden hervorgerufen. Entweder könnte man hiernach die Grenze des Tertiärs in 57 m Tiefe — 24 m unter Meeresspiegel annehmen, oder unter Hinzuziehung des Thones zum Tertiär die Grenze bei 30 m Tiefe = +4 3 m suchen. Ebenso ergab der Stationsbrunnen in Woosmer (+ 16 m), in der südlich des Bockuper Rückens gele- genen Heide, bis 33 m Tiefe den Miocänglimmersand noch mit Diluvialgrand vermengt: 15—23 m scharfer Diluvialsand, —27 ,„ grauer Sand mit viel Glimmer und Braun- kohlenstückchen, —32 ‚, Diluvialsand, —33 „, grauer Sand mit viel Glimmer und Braun- . kohlen. Und ebenso war es am Bahnhofsbrunnen zu Lüb- theen (+ 16 m), wo der mit Glimmersand und Braun- kohlen vermengte Spathsand bis 28 m Tiefe erbohrt wurde. An allen drei Bohrpunkten mag das marine Miocän durch Erosion verschwunden sein und schon die Braunkohlensande angetroffen. Jenseits der breiten Sudethalebene steigt bei Melck- hof, n.-w. von Lübtheen, das Terrain wieder in die Höhe. Hier findet sich in 30 m Meereshöhe Glimmer- sand, hier sind auch reichliche Funde von Sternberger Gestein in den Diluvialsanden zu verzeichnen und endlich wurden an dem Thalrande beim Eisenbahnbau viele Bern- steinstücke in dem Heidesand gefunden‘). In den Jahren 1889—90 wurde auf Hof Melckhof (Terrain etwa 12 m) eine Tiefbohrung ausgeführt, deren Resultat mir Herr Brunnenmeister W. Müller-Hagenow gefl. mittheilte: 0— 9 m grauer scharfer Sand (Heidesand), —10,2 m grosse Steine und Gerölle, — 20,2 ,„ Geschiebemergel, 1) IX. Beitr. S. 14. 98.0-—100,5 „, —104.0 „ +493.014) — 124.0 „, 124,0—130,5 „, 130,5—131,0 „, —149,5 „, 149,5 —161,7 „, 161,75, 162,0 „, 162,8 „, 162,8—170,% „, 248013 1, — 204,6 „, 81 feiner grauer Sand, Geschiebemergel, heller grober Kies, feiner grauer thoniger Sand, Gerölle in thonigem Sand, »schwarzer Moor«, »sehr harte Kruste, Eisenstein«, schmutziger, torfhaltiger Sand, Holztheile, schwarz, schwarzer Moorsand, harter schwarzer kohlenhaltiger Thon, schwarzer Moorsand, heller Treibsand, fester schwarzer Kohlenthon, grauer feiner Sand, grauer Sand und harter schwarzer Thon in dünner Wechsellagerung, schwarzer Moorsand, fester Thon, etwas heller, fester Thon mit feinem grauem Sand abwechselnd, fester Thon mit gelbem Sandlehm wech- selnd, fester reiner Thon gelb, schwarzbrauner Thon mit Kohlentheilen, feste harte Braunkohle, sandiger weicher Thon, hell, kalkhaltig, fester heller Thon, wenig kalkhaltig, harte reine Braunkohle, feiner grauer Sand, sandiger Thon mit Kohle, harter heller Thon, Braunkohle, nicht sehr hart, heller harter Thon mit dünnen Sandadern, heller Thon »mit kleinen Feuersteinen und Kalk und Muscheltheilen<, mit dünnen Treibsandadern wechselnd. Nach obigem Bohrprofile würde das Diluvium hier bis 21 m unter Meeresspiegel reichen, dann 25 m moorige Massen folgen, welche man entweder als miocäne Kohlen- bildung oder noch als präglaciale Torfablagerung auf- fassen könnte. Die darunter folgenden 40 m mächtigen Sand- und Thonschichten könnten als marines Miocän gelten, welches die Braunkohlenformation überlagert. In 6 letzterer ist dreimal Braunkohle mit 6,5 m, 12,2 m resp. 7,6 m Dicke aufgefunden; das Miocän ist bis 180 m Tiefe d. i. 168 m unter Ostseespiegel durchsunken; die unter- sten Schichten könnten möglicherweise schon oligocän sein. Vielleicht liegt hier ein Abbruch und ein steiles Einfallen der Schichten, vermuthlich aber eine Falten- überschiebung vor. In der Gegend zwischen Hagenow und Wittenburg tritt an mehreren Stellen das Miocän zu Tage. Zunächst mag nochmals Helm erwähnt sein‘). Hier hat der weisse Glimmersand und braune Thon eine ziem- lich weite Verbreitung, mehrere Brunnen stehen in dem Thon mit schmutzigem braunem Wasser. Der 64 m hoch gelegene Heidberg nördlich vor dem Dorfe zeigt eine Ver- mengung des Diluvialsandes mit sehr reichlichem gelben und schneeweissen Glimmersand, eine im Niveau von 55 m gelegene Sandgrube südlich vom Dorf zeigt in den unteren Lagen schwarzgrauen Thon, oben weissen Glim- mersand. Bei dem Abbau zu Helm, südlich von Gr. Wold- hof am Helmer Forst steht bläulicher Thon an, dort stand früher eine Ziegelei. Auch südlich von Helm, im Helmer Forst, war früher eine Ziegelei. Nordöstlich von Helm findet man in einer Sandgrube (+ 45 m) an der Chaussee am Wege nach Bobzin unter 1—1,5 m grobem braunem Diluvialkies grauschwarzen Grand und weissen feinen Sand, mit einer Zwischenlage von grau- schwarzem Thon, in einer dicht dabei gelegenen Sand- grube ist reiner Glimmersand in 2 m Mächtigkeit unter 1), m braunem Deckkies aufgeschlossen. Die Herr’sche Ziegelei an der Wittenburger Forst (+ 60 m) zeigt unter 1/),—1 m Heidesand und Stein- pfllaster einen meist mageren blaugrauen und braunen Thon, dem z. Th. erdiger glimmerreicher Thon (Alaun- erde) folgt; auch sind an einigen Stellen Nester von weissem Glimmersand erhalten. Nördlich von hier ist früher an der Wolzower Grenze der braune Thon er- bohrt worden. Das nach der Hagenower Heideniederung hin durch Erosion mannigfach zerfurchte Terrain entblösst hier noch mehrorts das Miocän. -Mir sind bisher noch folgende Aufschlüsse bekannt geworden: Ein nordöstlich verlau- fender Kiesrücken westlich von dem Dorfe Granzin zeigt 1) Flötzform. S. 132. 83 in einer Sandgrube am Abhange Glimmersand und in tieferem Niveau fetten blauen Thon, in einer Sandgrube am Wege am letzten südlichen Hause des Dorfes kommt der Glimmersand im Wegeniveau (etwa + 37 m) unter dem Heidesand hervor. Die Thongrube der Herr’schen Ziegelei am Nord- ende der Stadt Hagenow, an dem bis 40 m aufsteigen- den Rücken der »Beckow« angelegt, baut einen grauen, oben z. Th. rothen, meist kalkhaltigen, feingeschichteten Thon ab, der wenigstens 20° mächtig ist und von /,—1m feinem Sand, z. Th. auch Blocklehm überlagert wird. Z. Th. mit schönen localen Schichtenbiegungen und einer kluftartigen Sandausfüllung, bietet das Lager zunächst den Anschein von diluvialem Bänderthon. Das Vor- kommen auch von schwarzem Thon, der Zusammenhang des Lagers mit den oben erwähnten und endlich das an- gebliche Vorkommen von CGonchylien in dem kalkreichen fetten blauen Thon der an der Schmaar in dem Eichen- bestand befindlichen Töpfergruben lassen indess das Lager als wahrscheinlich ebenfalls dem marinen Miocän zugehörig erscheinen. Vielleicht ergeben demnächstige Abbohrungen ein genaues Bild. Das Thonlager erstreckt sich ziemlich weit; noch 1,7 km n.-w. wird in kleinen Gruben an dem Wege nach Bellevue blaugrauer Thon gegraben. In Scharbow soll früher Braunkohle in geringer Mächtig- keit erbohrt worden sein. Die westliche Fortsetzung des Miocän wird durch die Funde Gallin (weiser thoniger feiner Glimmersand auf schwarzbraunem feinem Glimmersand), Wotersen (Glim- merthon), Zweedorf, erwiesen, welche nach Müssen, Reinbeck und Lauenburg führen!). Lübeck?) im Norden, Lüneburg im Süden sind weitere Verbindungen mit dem holsteiner und nordhannöverschen Tertiär. — Auch östlich der Elde haben sich im südlichen Meck- lenburg die Aufschlüsse von Tertiär gemehrt. An dem Rande der Heide, welcher übrigens vielfach von Heide- sand überschritten ist und von Alluvialthälern durchfurcht wird, treffen wir zunächst in der östlichen Fortsetzung von Malliss auf das Miocän von Bök (vergl. IX. Beitr. 1) XI. Beitr. S. 4. 2) In Lübeck ist Miocän über Mitteloligocän erbohrt; vergl. J. Friedrich in: Die freie und Hansestadt Lübeck. Ein Beitrag zur deutschen Landeskunde. Lübeck 1890. S. 43—45. 6* 54 S. 15), dann den (wohl miocänen) Glimmersand und die zahlreichen oberoligocänen Gerölle bei Wanzlitz (IX. Bei- trag S. 13, 16), Alaunthon in Bekentin (Flötzf. S. 132) und die Findlinge bei Warnow. Südöstlich von hier trifft man auf das Miocän von Gülitz. Vom Tertiär der Parchimer Gegend hat man folgende Aufschlüsse: Sonnenberg b. Parchim s. IX. Beitr. S. 18 bis 20. Herzfeld s. Flötzf. 129—130, IX. Beitr. S. 15. Zwischen Herzfeld und Karenzin kommt der weisse Glimmersand (miocän) an dem s.-ö. Gehänge der »Herz- felder und Karenziner Tannen« mehrorts zu Tage, bei 12’ Tiefe wurde dort schwarzer kohliger Thon angetroffen; auch weiter nördlich soll er in schmalen Streifen in Godems aus dem Spathsand hervorragen. Muchow, Ziegendorf (+ 45 m) vergl. IX. Beitr. S. 15. Meierstorf, ÖOberoligocän s. IX. Beitr. S. 6—12. In Matzlow unterhalb Parchims, soll in 20° Tiefe Braun- kohle gefunden worden sein. Westlich von der Burower Schleuse b. Gr. Pankow (IX. Beitr. S. 20) ist gleichfalls Thon vorhanden. So tritt derselbe zu Hof Neuburg b. Parchim zu Tage. Eine Brunnenbohrung ergab dort nach gefl. Mittheilung des Herrn Zersch-Neuburg bis 90‘ Thon, dann 20° Gerölle und Kies, dann ca. 100’ schwarzen Thon mit dünner Braunkohlenschicht. Das Lager scheint an der Oberfläche mannigfach gestört zu sein. Der zu Tage tretende Thon zeigt keinerlei besondere Eigenthümlich- keiten, vielleicht ist er oberflächlich umgeschlemmt. Der weisse Sand, der auf den Wiesen von Gr. Pankow ge- funden wird, ist ausgebleichter Alluvialsand; in einem dortigen Brunnen soll aber früher Braunkohle gefunden worden sein. Ueber den Fund von Miocän und Oberoligocän in dem Brunnen von Retzow ist XI. Beitr. S. 6—7 berichtet. Ob ein »grauer Thon mit Steinen«, der auf dem Hofe Gaarz südlich von Plau von 62,6—76,15 m ge- troffen worden ist, und ein Thon von 76,15—101 m noch zum Diluvium zu zählen, war wegen Mangels an Proben nicht zu constatiren. In Knüppeldamm, östlich Meyenburg, traf eine Brunnenbohrung unter 58 m Geschiebemergel eine 6 m mächtige Schicht von »Braunkohlenschlamm«, darunter 2 m »weissen Sand«, 20 m »grauen Thon« und 20 m 8 »schwarze Moorerde«, Wahrscheinlich sind diese 43 m schon miocäne Braunkohlenformation, deren Oberkante hier somit n + 25 m liegen würde. II. Kreide. Ausser dem oben erwähnten neuen Vorkommniss von glaukonitischem Phosphoritsandmergel in Conow und dessen Trümmern im Mallisser Kies wurde neuerdings im Gebiete unseres Kartenausschnittes am Plauer See Kreide gefunden, die ich vorläufig nach ihrem petrogra- phischen Charakter zum CGenoman stelle. Südlich vom Petersdorfer See fand ich im Jahre 1888 in der kleinen (in 80 m Meereshöhe gelegenen) Ziegeleigrube von Adamshoffnung folgenden Aufschluss: Diluvialer Thon und Schlufisand in fast senkrechter Schichtenstellung schneiden scharf an gelblichgrauem Kreidekalk ab; der Kalkstein zerbröckelt in würfelige Stücken, Feuerstein fehlt. Ein N.-S.- bis NNW.-SSO.-Streichen schien vor- zuliegen. Auch 20 m weiter östlich tritt der Kalk zu Tage. Sehr schöne »geologische Taschen« waren dort angeschnitten, 1,5 m tief und oben 80, unten 15 cm im Durchmesser, mit rothem Letten ausgefüllt, auf welchen in den oberen Partien etwas Diluvialkies nachgesunken war; die äussere Wandung mit einer 5 cm dicken Kruste von kohlensaurem Kalk ausgekleidet. Aus dem Genoman von Moltzow und Sophienhof hat kürzlich Herr G. Schackow!) eine Reihe von Fora- miniferen und Ostracoden beschrieben. Bei Warnkenhagen im Klützer Ort ist im Jahre 1890 eine Reihe von Abbohrungen angestellt, die ergab, dass die dortige Senonkreide mit Diluvialmergel in wech- selnder Mächtigkeit bedeckt und vielleicht oberflächlich etwas gestört sei. Weitere Abbohrungen ergaben unter 14,5—15,5 m mächtigem Kreidekalk blauen Thon. IV. Jura. Die CGephalopodenfauna des Lias von Dobbertin hat im Laufe der letzten Jahre besseres Material geliefert, wonach die letzten Mittheilungen hierüber (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1884, S. 566—569 und IX. Beitr. z. Geol. M. S. 53) folgendermassen zu ergänzen sind. !) Arch. Nat. Meckl. 45 S. 155—160. 86 Die Falciferen des oberen Lias (meist in den Kalk- cretionen gelegen) sind folgende; zu ihrer schwierigen Bestimmung war die Arbeit von Haug, Beitr. zu einer Monographie der Ammonitengattung Harpoceras (N. Jahrb. f. Min. III. Beil.-Bd. 1885) von besonderem Werth, bezüg- lich der Literaturangaben verweise ich auf dieselbe. 1. Harpoceras Eseri Oppel. (Haug S. 623.) Mehrere grosse eng genabelte Schalen mit stumpf- winkliger Nahtfläche, z. Th. auch mit dabei liegendem Aptychus. Ein grosses Exemplar zeigt folgende Mund- öffnung (Fig. 7), welche allerdings mehr an die von H. striatulum erinnert. Auch mehrere grosse Wohnkammer- stücke, mit feinen Anwachsstreifen zwischen den Rippen; einige derselben erinnern an die folgende Art. AI > Nr 2. cf. Harp. striatulum Sow. (Haug. S. 611.) Einige Mündungsstücke und kleinere Exemplare scheinen hierher zu gehören. 3. cf. Harp. serpentinum Rein. (Gein. Z.d. G. 84. 567.) Grosse Wohnkammerstücke, welche ihre Rippen mehr und mehr verlieren, z. Th. mit schön erhaltenen Aptychen, könnten vielleicht auch zu den vorigen Arten gehören. 4. Harp. aff. Murchisonae Sow. Zahlreiche kleine und mittelgrosse Schalen, welche ich zu H. Haugi Douv., H. connectens Haug und H. Mur- chisonae Sow. (Haug. S. 686) stellen würde, wenn nicht die Mündungsform, s. Fig. 3, mehr Aehnlichkeit mit der Gruppe Iythense und falcifer zeigte; von ersteren sind die deutlich gekielten Schalen durch die gebündelten 87 Rippen unterschieden; hiernach sind einige der früher zu H. Eseri gezählten Formen zu dieser Art zu ziehen. Auch von Haug wird H. Murchisonae aus dem oberen Lias erwähnt; auffällig ist, dass in Dobbertin kein ausgewach- senes typisches Exemplar von H. Murchisonae vorkommt. Möglicherweise liegt also hier eine andere Art vor. Hierher gehören auch die früher (Z. d. G. 84. 568) als H. comptum Rein. erwähnten kleinen Formen; ihre Mündungen, Fig. 1 u. 2, haben denselben Verlauf. Auch hier finden sich Aptychen. Einige dieser letzteren Formen haben keinen ab- gesetzten Kiel und nur schwache Rippen, sie erinnern an Quenstedt’s Amaltheus laevis (Amm. d. schwäb. Lias. Tar 42,1. 2). 5. cf. H. subplanatum Opp. (Haug S. 619.) Die früher als H. opalinum bestimmten Formen möchte ich hierher rechnen; sie ähneln auch H. exaratum Y. u. B. (Wright, Lias Amm. Tab. 62, 1—5), namentlich in der Mundöffnung, s. Fig. 4—6. Starke sichelförmig geschwungene Rippen, öfters gebündelt, bei jungen Exem- plaren nur durch Furchen auf der Schale angegeben; scharf abgesetzter Kiel, wodurch von H. elegans Sow. (Haug 680) unterschieden, stumpfwinklige Nahtkante, enger Nabel. Hat auch Aehnlichkeit mit H. concavum d’Orb. Dieselbe Form kommt in grossen und jugendlichen Exemplaren häufig in Kalkconcretionen in Diluvialgeröllen bei Teterow vor. — Zu obigen Falciferen kommen noch: Ammonites (Lytoceras) cornucopiae Young. ? Am. (Harp.) insignis als undeutlicher Abdruck. Aus dem Dobertiner Liasthon fand Herr Dr. A. Krause-Berlin im Sommer 1890 Foraminiferen und Östracoden, sowie kleine Belemniten, die zu Bel. tri- partitus Schl. gehören. — Erst kürzlich erhielt ich aus dem Thonlager einen neuen interessanten Fund. In dem Thon fand sich nach Mittheilung des Herrn Zieglermeister Fahning eine Schwe- felkies haltige Masse in der Nähe des Posidonienschiefers, aber nicht unter demselben; aus dem Thon wurde eine Mergelconcretion gefunden, welche von den bisherigen Versteinerungen gänzlich abweichend eine wohlerhaltene Schale eines Amaltheen enthält! Das Exemplar hat 88 einen Durchmesser von 47 mm, die letzte Windung, noch mit Luftkammern, ist 27 mm hoch und ca. 20 mm breit, der Nabel 29 mm weit. Die geringe Involubilität, der schuppige Kiel und hohe Stacheln auf vielen der scharfen Rippen erinnerte zunächst an Am. costatus (spinatus). Von Herrn Professor Dames, dem ich das und einige der folgends beschriebenen Stücke vorlegte, wurde der Am- monit als Amaltheus coronatus (uenst. bestimmt. Vergl. Quenstedt, Die Ammoniten des schwä- bischen Jura I. S. 328, Taf. 41. Fig. 20. Auch die in- neren Umgänge sind mit Stacheln besetzt. Der Rücken erinnert auch an die Figur 3 von Amaltheus spi- nosus Qu. Schon vor einigen Jahren war mir ein verdrücktes Exemplar desselben Ammoniten aus dem Thon selbst zu- gegangen, welches ich damals wegen seiner ungenügen- den Erhaltung nicht sicher bestimmen konnte. In derselben Mergelconcretion liegt noch ein halbes Exemplar von Amaltheus nudus Quenst. Vergl. I. ec. Taf. 41. Fig. 2. Höhe der letzten Windung 15 mm, Breite 9 mm, enger Nabel. Somit kommt in Dobbertin auch der mittlere Lias vor. Die genaue Lagerung kann erst später, bei weiteren Aufschlüssen ermittelt werden; vermuthlich tritt der mitt- lere Lias in einer Aufquetschung hervor, die Schichten- stauchung des Posidonienschiefers wurde schon früher erwähnt!). Unser Fund gewinnt weiteres Interesse durch den Nachweis von den gleichen Schichten im Bohrloch Hermsdorf b. Berlin durch G. Berendt?). — Die einstige weitere Ausdehnung des Mittellias ist endlich durch Diluvialgerölle aus dem westlichen Mecklenburg erwiesen, von denen das Rostocker Museum Stücke besitzt von Rostock, Warnemünde, Bellin bei Güstrow, Börzow bei Grevesmühlen und Klütz: Von Warnemünde liegt ein Stück schwere rothe Sphärosideritknolle vor mit vielen verkiesten Holzstücken und einem grossen Amaltheus Engelhardti d’Orb. neben vielen Amaltheus laevis Quenst. Letztere wurden von 1) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1880. S. 511 f. ?) Jahrb. preuss. geol. Iandesanst. für 1890. S. 83. 89 Loock!) mit Harpoceras opalinum verwechselt. Das Stück scheint ein Theil eines im Berliner Museum befind- lichen Gerölles »aus der Ostsee zwischen Heiligen Damm und Warnemünde« zu sein, welches mir Prof. Dames freundlichst zeigte. Auch das von Loock a. a. O. Num. 6 bezeichnete Stück einer Pyritknolle mit ansitzendem Thon von Rostock gehört hierher, es enthält einige kleine Exemplare von Amaltheus laevis. Die beiden von Loock a. a. OÖ. Num. 2 erwähnten Gerölle von Bellin b. Güstrow enthalten: ein deutliches Wohnkammerstück von Amaltheus margarttatus, einige Stücke des Amaltheus coronatus an spinosus Qu. und eine Fülle kleiner, bis zu 2 cm Durchmesser haltender ' Exemplare von Amaltheus laevis Qu., letztere irrthümlich als Harp. opalınum bestimmt. An einigen ist ein schwach gekerbter Kiel zu beobachten, andere erscheinen frei davon, die Schale ist von feinem, selten etwas stärker werdenden Sichelstreifen bedeckt; die Involubilität ist ver- schieden. Ein kleiner Belemnites cf. acuarius liegt dabei. Durch viele Amalth. coronatus neben Amalth. laevrs (non opalinus) ist das Stück von Börzow bei Greves- mühlen (beim Bau der Eisenbahnbrücke 1869 gefunden) ausgezeichnet. Vergl. Loock, Num. 3. Ein gleiches Gerölle von Klütz enthält einen grossen Amaltheus coronatus und mehrere kleine A. laevis. Da- neben eine Alveole von Belemnites pazillosus. — V. Dyas. Die Schachtarbeiten in Jessenitz haben durch enormen Wasserzudrang eine Unterbrechung erlitten. Interessant ist die Beobachtung, dass der Wasserspiegel in dem Schacht mit dem des 2,3 km n.-n.-w. davon ge- legenen Lübtheener Gypsbruches in Zusammenhang zu stehen scheint, indem beim Auspumpen des Schachtes auch der Wasserspiegel im Gypsbruche sich senken soll. Bei Warlow, 4 km westlich Ludwigslust, treten an dem Thalgehänge der Rögnitz starke Quellen auf, von denen eine sich durch einen deutlich constatirbaren Salz- gehalt bemerklich macht. Die Stelle, auch auf dem Mess- tischblatt verzeichnet, läd zu genauerer Untersuchung und praktischer Verwerthung, etwa für ein Soolbad ein. !) Ueber die jurassischen Diluvial-Geschiebe Mecklenburgs. Arch, Nat. Meckl. 1887. 8. 81 (Dissertation 1886. S. 49). 90 VI. Jüngere Gebirgsstörungen. Zu der neuerdings durch von Könen wieder dis- cutirten Frage der jüngeren, z. Th. noch postgla- cialen, Dislocationen des norddeutschen Bodens ist auch von Anderen!) weiteres Beobachtungsmaterial bei- gebracht worden. Wegen der mannigfachen Schwierig- keiten, die sich der Beobachtung in Diluvialaufschlüssen entgegenstellen, kann die Frage im speciellen noch nicht als abgeschlossen gelten und es wäre unrichtig, sich in vorgefasster Meinung auf die eine oder die andere Seite stellen zu wollen und einerseits die Bodengestaltung der norddeutschen Diluviallandschaft lediglich jungen post- glacialen Dislocationen zuschreiben zu wollen, oder an- dererseits die Möglichkeit und das eventuelle Vorhanden- sein postglacialer Dislocationen überhaupt zu leugnen. Dem Ausspruch Wahnschaffe’s?): »Die Stützpunkte für tiefer greifende, mit der Gebirgsbildung in Zusammenhang zu bringende Schichtenstörungen innerhalb der Erdrinde in postglacialer Zeit, welche die Hauptzüge der Ober- flachengestalt des norddeutschen Flachlandes bedingen sollen, ruhen nach meiner Ansicht noch auf wenig ge- sicherten Grundlagen, denn die dort vermutheten Stö- rungslinien sind vielfach ohne Kenntniss des inneren Baues der tieferen Schichten, einzig und allein aus den äusseren Terrainformen abgeleitet worden«, kann ich nach meinen Beobachtungen nur noch theilweise zustimmen, besonders nachdem ich im vorigen Herbst unter der freundlichen Führung Professor von Könens die klaren Dislocationserscheinungen in der näheren und weiteren Umgebung Göttingens kennen gelernt habe. Ich bin weit entfernt, die dortigen Verhältnisse (welche bei der fehlen- den resp. geringen Diluvialbedeckung naturgemäss viel leichter zu erkennen sind) ohne weiteres mit analogen Oberflächenformen des Flachlandes zu identificiren; wir dürfen noch nicht auf Grund geographischer Homologien sagen: hier sind auffällige Thäler von scheinbarer Gesetz- mässigkeit, hier Horstartige Bodenerhebungen oder Pingen- artige Depressionen — ergo postglaciale Dislocationen, sondern die Frage ist derart zu stellen: finden sich bei 1) Z. B. Penck und Jentzsch. 2) Die Ursachen der Oberflächengestaltung des norddeutschen Flachlandes. Forschungen z. deutsch. Landes- und Volkskunde. VI], 1. Stuttgart 1891. 8. 52. 91 diesen Bodengestaltungen Aufschlüsse, welche auf Dis- locationen hinweisen, kann deren Alter festgestellt werden, oder liegt Diluvialbeschüttung von schon vorhandenen Un- ebenheiten vor, mit weiterer Ausarbeitung durch Wasser oder auch Eis. Dass nachmiocäne Schichtenstörungen im nord- deutschen Flachland allgemein verbreitet sind, ist bekannt; vergl. die in sehr verschiedene Meereshöhe reichende Oberkante der einzelnen Vorkommnisse der älteren For- mationen; Lossen hat nachdrücklich darauf hingewiesen, dass die grossen Flussthäler alten Mulden des Flötzunter- grundes folgen, die Tertiärmulde des Elbthales im süd- westlichen Mecklenburg ist, wie oben und an anderen Stellen gezeigt, ein Beleg für diese Auffassung. Das ver- - schiedenartige Emportreten des Flötzgebirges in den meck- lenburgischen Höhenrücken habe ich mehrfach betont und diese Gebirgswellen als vordiluvial angenommen. Post- glaciale Dislocationen innerhalb derselben würden dem- nach untergeordnete Erscheinungen bilden, welche nicht mehr von massgebendem Einfluss auf die Thalrichtungen und Seebildung zu sein brauchen. Wenn ich auch an meiner Erklärung der Ausfurchung der Thalläufe durch die Schmelzwässer und der Evorsion der Sölle und meisten Seeniederungen (nicht aller, wie ich vielfach missverstan- den bin) festhalte, so will ich damit postglaciale Disloca- tionen nicht einfach leugnen und vorbehältlich eingehender Untersuchungen hier das mir gegenwärtig erinnerliche Material beibringen, welches etwa für diese Frage von Belang sein kann; leider ist ja vorläufig eine planmässige kartirende Aufnahme Mecklenburgs noch nicht zu er- - reichen. Ich möchte zunächst noch einmal auf das Ostsee- becken zurückkommen. Für den südlichen resp. süd- westlichen Theil desselben muss man annehmen, dass er erst in postglacialer Zeit eingesunken ist. Wie man auch die Einzeldaten erklären mag, soviel steht weiter fest, dass die deutsche Ostseeküste in geringer Abnahme be- griffen ist; dies ist vielfach durchgängig und allein localen Ursachen zugeschrieben worden. Nur zwei Thatsachen seien nochmals erwähnt. Aus den Alluvialtiefen des Warnowthales bei Rostock ergab sich!), dass noch zum Beginn der Alluvialzeit das nördliche Mecklenburg (speciell !) X. Beitr. z. Geol. Meckl. 1837. 8. 13. 92 die Gegend von Rostock) mindestens 15 Meter höher gelegen haben muss, als gegenwärtig. Nach Bornhöft!) würde der Greifswalder Bodden zur Alluvialzeit noch im Osten gegen die See abgeschlossen gewesen sein. Andererseits ist durch die neuesten Untersuchungen anerkannt, dass Schwedens Südküste aufsteigt. Ich ver- mag der Erklärung von E. Süss?) nicht beizustimmen, welche eine Entleerung der Ostsee nach aussen annimmt; man müsste alsdann zur Erklärung des Fehlens von sog. Hebungserscheinungen an der deutschen Küste hier einen noch höheren Betrag einer Küstensenkung annehmen, um das scheinbare Aufsteigen der nördlichen Küsten zu pa- ralysiren. Dass Einbrüche des skandinavischen Randes und Vorlandes im Gebiete der Ostsee vorliegen, ist sicher; die Zeiten dieser Ereignisse werden verschiedene sein, es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass sie auch in post- glacialer nnd recenter Zeit vor sich gegangen sind und eine ungleiche Vertheilung solcher Einbrüche können sehr wohl ein verschiedenes Niveau des Seespiegels resp. der Strandlinien an den verschiedenen Küsten hervorrufen. Wenn man also annimmt, die Erdrindentheile südlich der skandinavischen Scholle sind noch im Absinken begriffen, vielleicht in verschiedenem Grade, der Art dass sowohl der jetzige Ostseeboden weiter einsinkt als auch der deutsche Küstenboden (d. i. ein grösserer oder keinerer Theil des norddeutschen Flachlandes), so ergiebt sich eine negative Strandlinienbewegung im Norden einerseits (an den nördlichen Bruchrändern) und doch auch ein schein- bares Sinken (oder wenigstens gegenwärtiger Stillstand) der südlichen Küste andererseits. Natürlich braucht nicht der ganze District einheitlich zu sinken, wobei etwa das gesammte Hinterland von derselben gleichmässigen Be- wegung ergriffen wäre, sondern es ist vielmehr weit wahrscheinlicher, dass es eine mehrfache Schollenzer- stückelung ist. Diese Hypothese würde im Einzelnen zu prüfen sein. Eine gewisse Bestätigung scheint sie mir schon erfahren zu haben durch Dislocationen, welche auf Rügen?) und 1) E. Bornhöft: Der Greifswalder Bodden. Jahresb. geogr. Ges. Greifswald. II. 1884. 2) Antlitz der Erde. 11. S. 523 u. a. 3) v. Könen, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1890. 8. 58. 93 Hiddensoe!) als post- oder wenigstens interglacial aner- kannt sind. Die schon von A. Jentzsch?) kurz berichtete Er- scheinung in dem Kreidebruch der Actiencementfabrik (Gebr. Hein) zu Lüneburg kann vielleicht einer post- glacialen Dislocation zugeschrieben werden. Eine etwa auf 120 m Länge zu beobachtende, nicht ganz gradlinig in N.-S.-Richtung verlaufende Spalte in der Kreide ist von steinigem Diluvialkies und Sand erfüllt; gegen die Dilu- vialmassen und den in der Nordwestecke der Grube auf- lagernden schwarzen Miocänthon waren starke Schichten- störungen und kräftige Einquetschung des schwarzen Thones zu beobachten. Auch in dem Gypsbruch des östlich an der Stadt gelegenen »Kalkberges« ist an der Nordseite eine sehr tiefe Kluft in dem Gyps zu beob- achten, welche von Sand und Geröllen, z. Th. auch ge- schrammten Geschieben erfüllt ist, denselben Ablagerungen, welche oben den Berg bedecken. Hier kann man sehr gut eine Ausfüllung einer vorhandenen Kluft, also keine postglaciale Störung, annehmen. Diese Erscheinung er- innert an die mit Kies erfüllte Kluft bei Seesen?). Pingenartige Erdfälle giebt es in Mecklenburg ziemlich viele, für welche niemals die Erklärung durch Ausstrudelung herangezogen worden ist. Z. Th. stehen sie in nachweisbarem Zusammenhang mit dem Salz- gebirge, es liegt aber kein Grund vor, sie auf post- glaciale Dislocationen zurückzuführen. Einige sind in der Literatur bereits erwähnt®), so die im Lübtheener Gebirgs- zug; für mehrere lässt sich eine reihenförmige Anordnung verfolgen. So liegen die beiden Erdfälle bei Conow-Sülze in einer NW.-SO.-Linie mit der Salzquelle von Sülze am Südabhang des Conow-Grebser Rückens; zwischen Sülze und Malliss biegt diese Linie in eine O.-W. laufende flache Thalniederung ein. Der Wassereinbruch im Jessnitzer Schacht (s. 0.) zeigt, dass der »Sarm« eine Pinge ist, die mit nachbarlichen Erdfällen, z. B. dem Probst Jesarer See, auf Spalten aufsitzt. I) A. Günther: Die Dislocationen auf Hiddensoe. Berlin 1891. (Dissertation Rostock.) 2) Schriften d. phys. ök. Ges. Königsberg 1876. S. 107. Taf. 4. Fig. 10—12, 3) v. Könen, Jahrb. pr. geol. Landesanst. für 1886, S. 9—12. 4) Vergl. I. Beitr. z. Geol. Meckl. S. 56, 93. Flötzform. 8. 19—24. 94 Einige auffällige Kessel anderer Gegenden mögen hier noch aufgezählt werden; viele von ihnen haben den Namen »Hellkuhle« oder Hölle, wohl als Bezeichnung ihres Steil- gehänges. In der See- und Sollreichen Landschaft süd- lich von Brüel finden sich mehrere solcher tiefer, trockener oder mit Wasser erfüllter Kessel!); so die »Hölle« bei Golchen. Die Zugehörigkeit des Terrains einerseits zu dem Endmoränenartigen Geschiebestreifen (wie in vielen anderen Fällen), das wahrscheinliche Vorkommen von Salz (bei Sülten) andererseits lassen vorerst eine sichere Bestimmung der Ursache jener Kessel nicht zu. Auch bei Haltestelle Ventschow findet man einzelne Pingen- artige Sölle in der Soll- und Seereichen Landschaft. Die Trichter bei Schlieffenberg und Krassow?) und ein Theil der kleinen benachbarten Seen mögen Einsturz- kessel sein; eine Tiefbohrung führte bekanntlich leider nicht zur Entscheidung, sondern durchsank nur 93 m Diluvium, unter welchem (tertiärer) Thon folgte. In der Forst Franzensburg nördlich Malchin findet sich eine Menge tiefer Erdfälle. Die undeutliche Lagerung der Diluvial- und Tertiärschichten scheint locale Schichten- störungen aufzuweisen; wenn am jenseitigen Ufer, bei Leuschentin, Gielow etc. Kreide verschiedener Horizonte 'emportritt, so ist man versucht hier mannigfache Stö- rungen anzunehmen und für das Peenethal eine (alte oder junge?) Vorzeichnung durch eine Spaltenverwerfung zu construiren. Sehr auffällige Oberflächenformen kann man in den Diedrichshagener Bergen beobachten, welche an Pingen, Grabensenken und Horste erinnern; so u. a. an der Waldecke n.-ö. von Diedrichshagen. Alle auf ein- fache Erosion zurückzuführen, ist kaum thunlich. Durch Dislocationen liessen sich wohl auch gut die eigenthüm- lichen Bohrresultate?) in diesem Grünsandsteingebirge erklären. Auch in der s.-w. Fortsetzung des Höhen- rückens bis in die Gegend von Doberan machen sich mehrfach tiefe Erdfallartige Erscheinungen geltend; in dem sog. Weinkeller bei Glashagen soll das Diluvium noch 1) E. G.: Die meckl. Höhenrücken. Forsch. z. d. Landesk. 1, V+ıS.93% 2) Flötzformationen, S. 23, IX. Beitrag zur Geologie Mecklen- burgs, S. 69. 3) Flötzform, S. 54. 95 über 62 m tief reichen!), allerdings ist das Bohrprofil . wahrscheinlich nicht ganz zuverlässig. Es lassen sich leicht noch mehrere solcher Beispiele beibringen, immerhin ist aber ihre Anzahl verschwindend klein gegenüber der nach Tausenden zählenden Menge von Söllen und Moordepressionen, welche den Boden theilweise wie siebartig unterbrechen. Dieselben finden sich isolirt auf ebenem Plateau oder als Beginn von Thal- niederungen oder in reihenförmiger Anordnung in allen denkbaren Combinationen; allermeist auf Geschiebemer- gelboden beschränkt. Ihre Umgebung zeigt alle Lage- rungsformen unseres Diluviums: ganz einfache horizontale Schiehtung neben geringen oder starken Schichtenbie- gungen. Dies und ihre enorme Anzahl scheint mir zu ‘verbieten, alle Sölle als Erdfälle zu bezeichnen, um- gekehrt vielmehr halte ich daran fest?), die Mehrzahl der Sölle für Evorsionserscheinungen zu erklären, eine geringe Anzahl ähnlicher oder gleicher Bodenformen aber auch auf Dislocationen resp. Unterspülungen zurückzuführen. Das gleiche möchte ich auch für die Entstehung der Seen gelten lassen, deren Bildungsmöglichkeiten ich an anderer Stelle erörtert habe?). Einen sicheren Nachweis von Zusammenhang einer Seeniederung mit Dislocations- linien oder -kreuzungen kann man z. Z. noch nirgends erbringen. Doch möchte ich hier auf einige ergänzende Beobachtungen hinweisen, die lehren, dass auch die Falten-, Spaltenthal- und Einsturzseen vielleicht eine grössere Verbreitung haben, als früher angenommen. Wie oben gezeigt, sind vielleicht der Malchiner und Cummerower See Flussseen in einem Spaltenthal. Der Plauer See ist nach den Untersuchungen Möckel’s*) im wesentlichen ein Falten- (Mulden-) See, sein Südende wahrscheinlich durch eine Gletscherzunge ausgehöhlt. Von einigen kleinen Seen (bei Schliefienberg, Krassow, Brüel, s. 0.) könnte die Behauptung, es seien Einsturz- becken, nicht ohne weiteres abgewiesen werden. Recht interessant ist das Vorkommen von Seekreide bis 10 m unter dem Wasserspiegel des Schweriner Sees am Ramper Moor, in der Mitte zwischen dem Nord- und 1) IX. Beitr. S. 72. 2) I. Beitr. S. 54 f. Die Seen etc. Meckl. S. 2. 3) Die Seen, Moore etc. Meckl. 1886. Zeitschr. d. geol. Ges, 1888. S. 585. 4) Arch. Nat. Meckl. 46. 96 Südtheil des Sees, in dem Kalk liegen zahlreiche Blätter von Buche neben den gewöhnlichen Süsswasserconchylien; . eine Detailuntersuchung müsste die Frage entscheiden, ob hier ein Kalklager nachträglich gesunken ist. Von älteren Angaben, z. B. der Krückmann’s (Freimüthiges Abendblatt 1837. S. 415) »Ein Erdfall in Mecklenburg«, wo der Einsturz eines Ufertheiles am sog. Grundlosen See als Nachsturz in vorhandene Höhlungen angegeben wird, mag hier abgesehen werden; das dort beobachtete Aufsteigen des Schiefertorfes als Insel deutet an, dass hier wohl eine Verschiebung der weichen Moor- massen stattgefunden hat. Arndt berichtet (dieses Archiv 80. 5. 291) von »Bergstürzen< am Feldberger Haussee, von Auswaschungen durch starke atmosphärische Nieder- schläge gebildet. Die Möglichkeit, einen Theil des Warnowthales durch postglaciale Verwerfung zu erklären, habe ich schon früher einmal erörtert!). Ebenso wie Bodenvertiefungen, sind neuerdings, be- sonders von Jentzsch?) auchBodenerhebungen auf jungtektonische Ursachen zurückgeführt und isolirte Kuppen oder lange Rücken als »Horste« angesehen wor- den. Aehnliche Kuppen beschreibt Günther?) von Hid- densoe. Vielleicht kann ein Theil der Schröder’schen »Durchragungszüge«*) hierher gerechnet werden. Leider ist eine ausführliche Behandlung, der hierher gehörigen Erscheinungen (Durchragungen, Asar, Endmoränen) noch nicht möglich gewesen, es sei nur erwähnt, dass alle drei Typen hier vertreten sind, neben unzweifelhaften Jungen Aufschüttungsrücken (Asar) auch solche, für die man wohl den Begriff der »Durchragungen« acceptiren kann. Ein solcher Rücken bei Dolgen bei Laage, von der Lloyd- bahn durchschnitten, könnte auch sehr gut als »Horst« gelten: Der von allen Seiten sich äusserst scharf abhebende bis 71 m hohe Rücken verläuft aus SW. aus der Gegend von Kankel, hier mit niedrigerm Rücken beginnend, mit Umbiegung nach fast rein N bis vor Gr. Potrems, auch hier wieder sich abflachend. Der 10 m tiefe Bahnein- schnitt durchquerte ihn und zeigte Diluvialsande, die in der Mitte aufsteigen, bedeckt von gelbem Geschiebemergel, 1) X, Beitr. z. Geol. Meckl. S. 9 (und Karte). 2) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1890 8. 613. Ss) L.7e,18. AD, #) Jahrb. preuss. geol. L.-Anst. f. 1888. S. 166, an der in der Mitte m mächtig ist, nach beiden Seiten zu längs je zweier scharfer, der Längsrichtung des Rückens paralleler Verwerfungsrücken (von 2 m Sprunghöhe) aber abgesunken, 6 bis 8 m Mächtigkeit erreicht. Es ist weder eine As-Aufschüttung, noch eine seitliche Zusammen- quetschung, noch eine ungestörte Durchragung, vielmehr entweder eine durch Eisdruck dislocirte Durchragung oder ein postglacialer Horst. An seiner Südseite liegt der ähnlich verlaufende schmale Dolgener Seet). Leider sind mir von drei neueren Bohrungen die Proben nicht zugegangen, welche hätten entscheiden können, ob ein eigenthümlicher Befund auf postglaciale Dislocationen zurückzuführen ist. In Melkhof (s. o.), Kroneiche b. Röbel und Knüppeldamm b. Röbel (Landw. Annalen 1892. S. 34) fanden sich schwarze: Schichten, »Schlammerde«, »vermoderter Torf«, in bedeutender Tiefe unter Diluvialschichten. Beide letztgenannten Orte liegen an Torfdepressionen. Am wahrscheinlichsten ist mir, dass dort kohlige Schichten der Braunkohlenformation angetroffen sind. Ich habe im Obigen unparteiisch einige für unsere Frage wichtige Daten mitgetheilt, späteren Untersuchungen bleibt es überlassen, mehr Material beizubringen und et- waige Gesetzmässigkeiten zu constatiren. 1) Seen etc. S. 112. Inhaltsverzeichniss. — 1. E. Möckel. Die Entstehung des Plauer Sees, des Drewitzer oder Alt-Schweriner Sees und des Krakower Sees, m. Taf. I—-II W.Peltz. Tiefen-Aufnahmen des Plauer, Krakowe Wariner, Gr. Tessiner und Ziest-Sees, m. Taf. IV-VI. a J. Blochmann. Ueber die Anatomie und die | verwandtschaftlichen Br der Brachio- poden!.. .. Q. Staude, Ueber das Fondaalsche Pendel E. Geinitz. XII. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs. Weitere Aufschlüsse der Flötzformationen, mit Taf. VI—IX: l ö Druck der Rathsbuchdruckerei in Güstrow. Pag. ARCENYT des Vereins der HI. Abtheilung mit 3 Pafeln.. \ - Redigirt von E. Geinitz-Rostock. Fa: Te Den ee Güstrow, S ur 2 in Commission der Buchhandlung. von. Opitz & Co. Sm 1893. I a N F SE BEER EEE, KORERT. Die physiologische Optik der Facettenaugen unseres einheimischen Leuchtkäfers nach der Exnerschen Theorie des aufrechten Netzhautbildes. Von Ludwig Matthiessen-Rostock. (Nach einem Vortrage, gehalten in der Sitzung der Naturforsch. Gesellschaft zu Rostock am 31. Mai 1892.) In neuerer Zeit hat man sich mehr und mehr dem Studium der vergleichenden Ophthalmologie und ins- besondere der physiologischen Optik des Auges der Thiere zugewendet. Unter den letzteren Untersuchungen nehmen unser besonderes Interesse in Anspruch die schönen Ar- beiten von Grenacher über die Mikrotomie und von Sigm. Exner über die Mikrorefractometrie der Insektenaugen. Der Typus des Linsenauges der Wirbelthiere stimmt im wesentlichen mit dem am meisten bekannten Bau des menschlichen Auges überein. Typen der Insektenaugen giebt es verschiedene, die theils dem Linsenauge ähnlich sind, theils in dem Typus des facettirten Auges eine Sonderstellung einnehmen. Die Einzelaugen einiger In- sekten sind den Linsenaugen ähnlich, nur bildet die Horn- haut mit der Linse eine einzige, linsenförmig verwachsene, chitinöse Substanz, mit äusserlich im Querschnitt erkenn- barem, geschichtetem Gefüge z. B. bei Scolopendra (Gre- nacher). Die facettirten Augen bestehen aus einer ver- hältnissmässig grossen sphärischen CGornea von grossem Gesichtsfelde, gegen welche von innen sehr viele von Pigment eingehüllte Krystallkegel von ceylindrischer oder konischer Form senkrecht und wabenförmig aneinander gestellt sind; z. B. bei dem Leuchtkäfer Lampyris splen- didula (Exner). Bei diesen Augen ist die retinula nicht concav hinter dem Knotenpunkte, sondern convex mit der Cornea concentrisch vor dem Knotenpunkte gelegen. Sigm. Exner hat nun durch seine mikrometrischen Untersuchungen die Joh. Müller’sche Theorie vom auf- rechten Netzhautbilde wieder zu Ehren gebracht, nach- dem sie von Gottsche und seinen Anhängern längere 7 100 Zeit zurückgedrängt war. Es ist in der That über- raschend, wie die Oekonomie der Natur zur Umgehung des bei den Insekten nicht disponibeln tiefen Innenraumes in den Linsenaugen der Wirbelthiere mit so zu sagen mathematisch-physikalischer Intelligenz die Bildtapete vor das Centrum oder den Knotenpunkt des Auges bringt und statt des umgekehrten Bildes auf einer weit rück- wärts gelegenen concaven ein aufrechtes Bild auf einer vorne angebrachten convexen Retina zustande kommen lässt. Um den optischen Vorgang im Facettenauge zu er- läutern, wird es sich empfehlen, zunächst die Bedingungen zu specificiren, unter welchen ein optisches Bild leuch- tender Objecte nur zustande kommen kann. Im all- gemeinen ist dazu erforderlich ein leuchtendes Object, ein Diaphragma und eine Bildfläche oder Bildtapete, auf welcher das Bild zustande kommt. Um ein distinktes Gesammtbild von dem Öbjecte zu erhalten, ist es Er- forderniss, das die Abbildung eines jeden Punktes des Objects auf der Bildfläche gesondert erfolgt und dass das Bild die nöthige Helligkeit besitzt. Untersuchen wir, wie dies ermöglicht wird. Ä 1) Es ist eine sehr bekannte Erscheinung, dass durch ein einziges, sehr kleines Diaphragma eines undurchsich- tigen Schirmes D hinter demselben in jeder beliebigen Entfernung B von einem leuchtenden Objecte © (Fig. 1) ein deutliches Bild zustande kommt. Da aber das Bild von jedem Punkt des Objectes nur ein sehr schmales Strahlenbündel empfängt, so ist es ausserordentlich licht- schwach, und um so schwächer, je weiter die Bildtapete von dem Diaphragma entiernt ist. 2) Entfernen wir den Schirm D gänzlich, so werden alle Punkte der Bildfläche B (Fig. 2) von allen Punkten des Objectes O bestrahlt; die Superpositionsbilder können kein distinktes Bild erzeugen. 3) Wenn zwischen das Object und die Bildtapete ein Schirm mit wenigen Diaphragmen gestelit wird (Fig. 3), so giebt es immer noch Superpositionsbilder, also auch keine scharfe Abbildung. 4) Wenn dagegen statt der nackten Diaphragmen senkrecht zum Schirm gestellte, mit Russ geschwärzte Röhren (Fig. 4) möglichst dicht nebeneinander angebracht sind, so können scharfe und zwar congruente aufrechte Bilder entstehen, in jeder beliebigen Entfernung der Tapete. 101 Weil aber wie im Falle 1 nur Strahlen durchgehen, welche in den Röhrenaxen liegen, so finden auch hier grosse Lichtverluste statt und das Bild hat eine sehr geringe Helligkeit. 5) Ist der Diaphragmen-Schirm D sphärisch gekrümmt und mit ähnlich, aber radial gestellten pigmentirten Röhr- chen versehen (Fig. 5), so entsteht auf einer concentri- schen vor dem Knotenpunkte Ä gelegenen convexen Bildtapete B ein verkleinertes aufrechtes Bild (Müller’s aufrechtes Bild), jedoch ebenso gut auf einer hinter dem Punkt K concentrisch gelegenen concaven Tapete ein umgekehrtes verkleinertes oder vergrössertes Bild. Das Bild ist jedoch aus denselben Gründen wie in 4 sehr lichtschwach. | - 6) Um möglichst viele Lichtstrahlen des Objects zur Abbildung zu verwerthen, benutzt die Oekonomie der Natur statt der Diaphragmen die Brechung in collectiven sphärischen Flächen (Fig. 6). Da nach dem Snellschen Brechungsgesetze der Einfallswinkel « und der Bre- chungswinkel ß an verschiedenen Seiten des Einfallslothes liegen, so kommt ein viel helleres und schärferes Bild auf einer festen hinter dem Knotenpunkte Ä gelegenen, concentrisch concaven Tapete (retina) zustande. (Um- gekehrtes Bild der Linsenaugen.) 7) In den facettirten Insektenaugen kommt nun in Folge eigenthümlicher optischer Vorgänge ähnlich wie im Falle 5 auf einer concentrisch vor dem Knotenpunkte X (Fig. 7) gelegenen convexen und festen Bildtapete 5 ein verkleinertes aufrechtes Bild zustande. Statt der Röhrchen sind hier auf der innern Seite der brechenden Fläche D sehr viele von Pigment eingehüllte Krystallkegel von cylin- drischer oder konischer Form (Fig. 8) senkrecht und wabenförmig aneinander gereiht. Diese Krystallkegei sind coaxial geschichtet mit einem von ihrem Mantel bis zur Axe wachsenden Brechungsvermögen, in Folge dessen schief einfallende Lichtstrahlen gegen die Axe concav verlaufen. Sie haben eine solche Länge, dass von vorne und von hinten einfallende Parallelstrahlen denselben Brennpunkt F' im Innern besitzen, dessen Lage das Ver- hältniss des Einfallswinkels « und des Brechungswinkels ß bestimmt. Da diese auf derselben Seite des Einfallslothes liegen, so ertheilen die Krystallkegel der brechenden Cor- nealfläche D (Fig. 7) eine Brechung mit einem negativen Brechungsindex n, wobei die Cornealfläche offenbar eben- 7* 102 falls collectiv wirkt, jedoch im Gegensatze zu 6 der Art, dass das Bild auf einer vor dem Knotenpunkte X gele- genen convexen retinula zustande kommt. Die Krystall- kegel wirken also ganz so, wie alokale oder teleskopische Systeme I. Gattung, welche nur einen innern Focus besitzen. Die Entstehung des aufrechten Bildes lässt sich leicht mit Hülfe mehrerer parallel nebeneinander auf- gestellter teleskopischer Systeme aus Paaren von Glas- linsen experimentell demonstriren. Exner hat seiner Schrift »Die Physiologie der facettirten Augen von Krebsen und Insecten, Leipzig u. Wien (1891)« eine Mikrophotographie das aufrechten Netzhäutbildes vom Leuchtkäfer mit 120- facher Vergrösserung als Titelvignette beigegeben. 8) Die Dioptrik des facettirten Insektenauges lässt sich nun ebenso einfach mathematisch behandeln, wie das redueirte menschliche Auge, welches für das wirk- liche Auge substituirt werden kann, indem man im Haupt- punkte eine einzige brechende Fläche vom Index n = + 1,3361 substituirt, deren Krümmungscentrum im Knotenpunkte des Auges liegt. Es gelten dann für die Hauptbrennweiten, die Object- und Bilddistanzen, und für die Grössenverhältnisse folgende Gleichungen: — Tr sr ER ER TE TEE. an, N) Pe x x Yı x Für die Facettenaugen ist nur für n der entsprechende negative Werth zu setzen, dessen Grenzen Exner mikro- refractometrisch !/n = — 1,1 und — 1,9, also im Mittel gleich — 1,5 bestimmte. Aus den Formeln lassen sich einige interessante Consequenzen ziehen, welche auch durch die Beobachtungen bestätigt sind. a) Für das Linsenauge ist nahezun = + 5; woraus folgt f= — 3r, o = 4r. Rechnen wir also die Distanzen x, und x, von der Hauptebene ab in der Richtung der Lichtbewegung positiv, gegen dieselbe ne- gativ, und den Werth des Krümmungsradius r einer gegen die Lichtbewegung convexen Fläche positiv, so hat das Linsenauge wie andere collective Systeme eine negative vordere und eine positive hintere Brennweite. Für ein vor dem Auge und vor seinem vorderen Brennpunkte liegendes Object ist seine Distanz x, negativ und die 105 Bilddistanz x, positiv; das Bildverhältniss y, : y, ist also negativ (umgekehrtes Bild); vor und hinter der brechen- den Fläche weit abliegende, gleich entfernte Objecte geben verschieden grosse reelle, verkehrte Bilder auf entgegengesetzten Seiten der brechenden Fläche. b) Für das Facettenauge ist nach den Messungen von Exner im Mitteln = — ?/,, woraus folgt f—= + ?/,r, oe=+ °sr. Es hat also das Facettenauge, wie jedes andere teleskopische oder afokale System I. Gattung mit positivem r, zwei positive Brennweiten und beide Haupt- brennpunkte liegen hinter der Fläche oder innerhalb des Auges. Für ein vor dem Auge liegendes Object (x, nega- tiv) ist die Bilddistanz x, positiv und das Bild liegt hinter der brechenden Fläche zwischen dieser und dem zweiten Brennpunkte. Das Bildverhältniss y, : y, ist demnach positiv (aufrechtes Bild). Vor und hinter der brechenden Fläche weit abliegende, gleich entfernte Objecte geben ebenfalls verschieden grosse Bilder, ein reelles aufrechtes und ein imaginäres umgekehrtes Bild, beide aber hinter der brechenden Fläche im Innern des Auges. Diese beiden Bilder, erzeugt bei directem und bei umgekehrtem Strahlen- gange sind nur dann gleich gross und auch an demselben Orte, wenn n = — 1 ist, wenn also der innere Brenn- punkt des teleskopischen Krystallkegels in seiner Mitte liegt. Exner bemerkt diesbezüglich (l. c. S. 39), dass, wenn er die mit Glycerinlösung planbedeckte concave Seite des Auges dem gleich weit und entfernt abstehenden Objecte zuwendete, also bei umgekehrtem Strahlengange beob- achtete, ein Bild im Mikroskope sichtbar wurde, welches merklich an derselben Stelle wie das normale Netzhaut- bild, und von derselben Grösse, aber umgekehrt war. Er glaubt dies (S. 56) auch allgemein aus seinen Formeln schliessen zu müssen und zwar für jeden beliebigen nega- tiven Werth von n = sin « : sin (— ß). Es sind aber ganz unzweifelhaft die beiden Bilder bei gleichem Ab- stande des Objects von verschiedener Grösse oder verschie- dener Lage, so lange n von — 1 verschieden ist, wenn man nicht etwa daraus schliessen will, dass im Lampyris- Auge die beiden Hauptbrennpunkte in einen einzigen coin- eidiren. Dies ergiebt sich auch aus der Formel für das Bildverhältniss. Es ist für den directen Strahlengang y, : Yo = X : NXy, demiunisekehrten Ganz Hr! = ı:n%9. 104 Nun ist für gleiche Objecte Yes gleiche Abstände derselben x,’ = — X, gleiche Bildörter x re gleiche umgekehrte Bilder yy = — Yı- Setzen wir diese Werthe in die zweite Gleichung ein, so findet man aus ihrer Combination mit der ersten n = — 1. Im Uebrigen aber ist diese von Exner beob- achtete Thatsache, dass die Bilder entfernter Objecte bei directem und umgekehrtem Strahlendurchgange auf der- selben und zwar concaven Seite der Hornhaut liegen und welche er ein »optisches Guriosum« nennt, der sicherste Beweis dafür, dass die Krystallkegel afokale Systeme I. Gattung sind. Kleinere Mittheilungen. Ein Beitrag zur Rostocker Anlagenflora. Von H. Wegener-Rostook. Im Frühlinge 1890 erschien in diesen Blättern eine vom Direktor Dr. Krause-Rostock verfasste Angabe der in den Rostocker Anlagen vorkommenden fremden Bäume und Gesträuche. Wie der Verfasser im Eingange seiner Arbeit erklärt, war es nicht seine Absicht, sämtliche Gehölze anzuführen, sondern neben den fremdländischen nur solche einheimische, welche aus irgend einem Um- stande besonderes Interesse erwecken. Es wachsen aber in den Rostocker Anlagen eine Reihe ausländischer Ge- hölze, die von Krause augenscheinlich übersehen worden sind, eine Thatsache, die bei der Reichhaltigkeit der hie- sigen Anlagenflora sowie dem Umstande, dass manche derselben nur in einzelnen Exemplaren und an versteckten Standorten vorkommen, nicht wunder nehmen kann. Diese sind im Folgenden, einer Ergänzung der oben er- wähnten Arbeit, namhaft gemacht, zugleich, der Voll- ständigkeit halber, auch einige einheimische, jedoch in den Anlagen angepflanzte, sowie mehrere durch Frost eingegangene fremde Gehölze angeführt. Letztere dürften von Interesse sein, weil über die Winterhärte mancher ausländischen Gewächse sehr abweichende Erfahrungen gemacht werden, da unter sonst gleichen Vegetations- bedingungen die Lage, Bodenbeschaffenheit etc. ausschlag- gebende Factoren bilden, andererseits auch trockene, wärmearme Sommer mit darauf folgendem nasskaltem Herbste den nicht akklimatisierten Gehölzen mit langer Vegetationsperiode verhängnissvoll werden, indem das nicht zur vollen Reife entwickelte, saftreiche Holz er- friert, während das ausgewachsene Holz kälteren Wintern widersteht. Acer platanoides L. var. palmatum Hort. Barnstorfer Anlagen rechts an dem vom Jägerhause zum Teiche führenden Wege. Eine Spielart mit grossen, bis auf den Blattstiel zerschlitzten Blättern. — Der von 106 Krause angeführte, auch von Fisch und Krause in der »Flora von Rostock und Umgebung« erwähnte Acer mon- spessulanum ist von mir bis jetzt trotz jahrelangen Suchens auf dem Walle nicht gefunden worden. Sollte eine Ver- wechslung mit A. campestre vorliegen? Derselbe hat bisweilen ebenfalls dreiteilige Blätter, indem die beiden unteren Lappen ganz verschwinden. Die horizontal ab- stehenden Flügel der Frucht unterscheiden sie jedoch zur Genüge von A. monspessulanum. Clematis Viorna L (Viorna urnigera Spach.). Glockenblütige Waldrebe. Aus den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Blüht Ende Juli und anfangs August. Vor dem Hause Augustenstrasse 94 neuerdings angepflanzt. Es ist dies die von Engelmann als Cl. coceinea be- schriebene rotblütige Varietät der in neuerer Zeit seltenen obigen Species. Die sich nicht Öffnenden, daher krug- förmigen Blüten sind im Innern gelb. Wenn Lauche in seiner »deutschen Dendrologie« die Blüten »gelb« nennt, so lässt er die Farbe der Aussenseite der Blumenblätter ausser Betracht. CGornus sanguinea L. »Beinholz«, »Schuster- holze. Auf dem Wall, Barnstorfer Anlagen. Auf die Härte des Holzes deutet der Name (»cornu«) hin. CGytisus sessilifolius L. In den östlich vom Krankenhause gelegenen Anlagen. Calycanthus floridus L. Gemeiner Gewürz- strauch. Karolina. In Gärten der Vorstadt, Gehlsdorfer Rettungshaus, im Garten des »weissen Kreuz«. Mit dunkel- braunen, stark nach Erdbeeren duftenden Blüten?). Daphne mezereum L. In Gärten der Vorstadt vielfach angepflanzt. Früchte giftig, Rinde zieht Blasen. 1!) Eigentümlich ist der anomale Bau des Holzes, indem das- selbe aus einem normalen Holz- und Bastkörper besteht, dessen Rinde vier collaterale, isolierte Gefässbündel eingelagert sind. Letztere bestehen aus einem nach aussen gelegenen Xylem und einem nach innen gekehrten Phloö&m, deren dazwischenliegendes Cambium in Verbindung mit dem normalen Cambium das Dicken- wachstum bewirkt. Auf dünnen Querschnitten ist diese Struktur schon mit Hülfe einer Lupe im allgemeinen zu erkennen. — Auch der bekannte, in Rostock vielfach angepflanzte Schlingstrauch Glycine chinensis Sms. zeichnet sich, wenn auch auf andere Weise, durch anomales Dickenwachstum aus. Bei dieser erlischt nach einigen Jahren die Thätigkeit des Cambiums, während sich in der Bastzone ein secundäres Cambium entwickelt, welches jetzt Holz und Bast bildet. Dieser Vorgang kann sich mehrere Male wiederholen. CE NEE 107 Elaeagnus argentea Pursh. kommt ausser an dem von Krause angeführten Orte als altes, kräftiges Exemplar an der Südböschung der Teufelsgrube vor. Evonymus europaea L. Stadtpark, Barnst. Anlagen östlich vom Kaiserpavillon in Menge angepflanzt. Die roten Früchte (»Pfaffenhütchen«) wirken heftig ab- führend und erregen Brechen, weshalb der Strauch nicht unmittelbar an Wegen, wie z. B. im Stadtpark, angepflanzt werden sollte. E. latifolia Jacq. Rosengarten, Barnst. Anlagen, z. B. am unteren Brunnen. Ein 2—4 m hoher Strauch aus Süddeutschland und Südeuropa mit 10 cm langen und 6 cm breiten Blättern‘). Fraxinus simplieifolia Willd. Eine seltene, _ von mir vor einigen Jahren am heilig. Damm in den Gebüschen vor den Villen an der See gefundene Varietät der F. excelsior L. Die ungeteilten Blätter derselben sind tief gesägt und von lederartiger Textur. Schlägt bei Aussaaten auf die Stammform zurück. — Auf dem Jakobikirchhofe in der Südostecke desselben steht eine Esche mit gelb panachierten Blättern, welche sich durch ihre Grösse und Form auszeichnen. Die Blättchen, zu 5 oder 7, sind bei einer Länge von 18—20 cm nur höchstens 4 cm breit. Jedenfalls eine ausländische Esche, welche Beachtung verdient. Da sie bis jetzt nicht fructi- ficierte, so konnte sie von mir nicht mit Sicherheit be- stimmt werden. Hibiscus syriacus L. Orient. Zwei schöne, pyramidale Sträucher früher auf dem Wall. Obgleich ältere Exemplare nur bei starker Kälte erfrieren sollen, haben sich die hiesigen, trotzdem sie alljährlich dicht verpackt wurden, nicht halten können. Lonicera xylosteum L. Europa, Sibirien und Himalaya. Auf dem Wall, Stadtpark und in den Barn- storfer Anlagen vielfach angepflanzt. Wegen seiner Ge- nügsamkeit ein für Anlagen sehr wertvoller Strauch. Magnolia acuminata L. Nordamerika. Die härteste und deshalb empfehlenswerteste Art. Ein in Hädges Garten befindliches ca. 5 m hohes Exemplar ist ungefähr 25 Jahre alt und trotzt schon seit Jahren der Kälte ohne Decke. 1) E. europaea sowie E. latifolia zeichnen sich, besonders an den jüngeren Zweigen, durch rautenförmiges Mark aus, WO- durch sie also auch im Winter stets erkennbar sind. 108 Paeonia arborea Don. China oder Japan. Im Pfropfenzieher in der Nähe des Wasserturms. Paulownia imperialis Sieb. et Zuce. Japan. Ein Exemplar in Hädges Garten hat sich viele Jahre gehalten, bis es endlich, nachdem es mehrere Winter hindurch bis auf die Wurzeln abgefroren, ausgegangen ist. Im Winter 1879—80 erfroren in Süddeutschland 20 m hohe und 50 cm dicke Paulownien. Der Baum hat unter allen Bäumen die grössten ungeteilten Blätter und wohl die breitesten Jahresringe. Populus tremuloides Mchx. Barnstorfer An- lagen beim Jägerhause. Stadtpark oben beim Schweizer- hause. Eine der schönsten Pappeln, welche aus Neu- Athen in Nordamerika stammt, woraus sich die vielfach falsch gedeuteten Synonymen P. atheniensis Ludw. und P. graeca Ait. erklären. Wird wegen der Ahnlichkeit mit P. tremula häufig mit dieser verwechselt. Bei fast gleichem Blütenstande unterscheiden sie sich folgender- massen: P. tremula hat nur an jungen Schösslingen so- wie zuweilen an den Trieben zugespitzte, später dagegen stets kreisrundliche, buchtig gezähnte, in der Jugend flaum- haarige Blätter und behaarte junge Triebe; P. tremuloides dagegen stets zugespitzt rundliche, angedrückt gesägte, haarig bewimperte, sonst völlig kahle Blätter und von Anfang an unbehaarte Triebe. P. nigra L. ist in drei alten schönen Exemplaren auf dem Mühlendamm bei der Schleuse vertreten, den einzigen in der Umgebung der Stadt. Prunus cerasusL. fl. pleno. Zwei Exemplare am Wall bei der Sparkasse. P. triloba Lindl. Mandel-Aprikosenbaum. China. In Gärten der Vorstadt, z. B. Neue Wallstrasse, Fr.-Fr.- Strasse. Blätter meistens ungelappt oder nur an der Spitze etwas eingeschnitten. Quercus Gerris L. Zerr-Eiche, türkische oder Burgunder Eiche‘). Südeuropa. Ein älterer Baum am Eingange des gynäkologischen Instituts. Die beim Jäger- 1) Quercus und Populus besitzen charakteristisches fünf- strahliges Mark; dasselbe ist bei Alnus und Betula dreieckig, bei Juglans und Pterocarya durch Lamellen querfächerig, bei Vinca minor durch Siebröhren, bei Sambucus nigra durch Saftschläuche ausgezeichnet. Letztere erscheinen auf Querschnitten als bräun- liche, dem blossen Auge sichtbare Punkte, auf Längsschnitten als lange Streifen. (Näheres Oudeman, «Flora« 1873, Nr. 4.) 109 hause angepflanzte Q). imbricaria Mchx. treibt’in diesem Jahre kräftige Schösslinge mit grossen Blättern. Letztere sind sehr verschieden, die: meisten lorbeerartig, andere dagegen keilförmig, oben wie abgebissen. Der Name Schindeleiche erklärt sich daraus, dass das Holz in Nord- amerika vielfach zu Schindeln verarbeitet wird. Rhamnus alpina L. Schweizer und Österreicher Voralpen. Vor dem Kaiserpavillon in den Barnst. Anlagen zwei Sträucher. Das Blatt ähnelt dem des Viburnum Lantana, ist jedoch mit 12—20 scharf hervortretenden Rippen versehen. R. cathartica L. Auf dem Wall, in den Barnst. Anlagen, mit wenig oder unbedornten Zweigen. Die beobachteten Exemplare waren langgrifflige weibliche. R. frangula!) L. Barnstorf.. Anlagen. Ribes nigrum L. ist im Stadtpark links an dem vom »weissen Kreuz« abführenden Wege angepflanzt. Blätter unterseits mit goldgelben Drüschen besetzt. In den Gärten wird eine Spielart ohne den eigentümlichen, wanzenartigen Geruch cultiviert. Salix alba L. Ein schöner, alter Baum im Wall- graben südlich von der Kröpelinerbrücke Die übrigen im Wallgraben stehenden Weiden sind grösstenteils eben- falls Silberweiden, teils gehören sie zu S. fragilis — alba Wimm und S. fragilis L. Letztere steht auch am Nord- rande des Kastanienplatzes in den Barnst. Anlagen sowie im Stadtpark. S. caprea L. var. pendula ist auf dem alten Friedhofe in zwei Exemplaren angepflanzt. Was sonst dort als Trauerweide vorkommt, ist entweder auf Unter- lage gepfropfte 5. purpurea oder die Bedford-Weide ge- nannte Varietät der S. fragilis mit lang herabhängenden Zweigen. S. babylonica kommt dort nicht vor. — Wenn bezüglich der S. caprea die Regel gilt, dass Knospen und Zweige kahl sind, so findet man doch auch nicht selten, z. B. in den Barnst. Anlagen, Exemplare mit weich. haarigen einjährigen Zweigen, die unzweifelhaft dieser Species angehören. Die Angabe einiger Autoren, dass S. caprea von allen Weiden am frühesten blüht, beruht !) R. frangula sowie Viburnum Lantana sind wegen der nackten (unbedeckten) Knospen bemerkenswert. Die zusammen- gefalteten jungen Blätter stehen aufrecht neben einander. 110 auf Irrtum; wie man alljährlich an S. daphnoides Vill. sowie S. acutifolia Willd. beobachten kann, welche ihre Blüten viel früher, oft schon anfangs März, entfalten. S. Helix L. Im Stadtpark die hohen Weiden in den beiden Gebüschen links vom Hauptwege zwischen der ersten Brücke und dem Teiche. Unterscheidet sich im Habitus durch ihre aufwärts gerichteten Zweige von S. purpurea. Linne legte besonderen Wert auf die Eigen- tümlichkeit, dass bei S. Helix die Blätter am oberen Ende der Sommertriebe, bei S. purpurea dagegen am Grunde derselben einander gegenüberstehen. — Von letzterer stehen im Stadtpark weibliche Exemplare, welche andro- gynische Kätzchen mit nur am Grunde verwachsenen Staubfäden zeigten. Von S. nigricans Sm. steht in den Barnst. An- lagen am westlichen Rande des Teiches beim Jäger eine Varietät mit im Verhältnis zur Breite sehr kurzen, ei- rundlichen bis elliptischen Blättern. Es ist dies S. cotini- folia Sm. (S. rotundata Forbes). Sie zeigt, wie jede S. nigricans, an der Spitze der Unterseite der meisten ausgewachsenen Blätter ein freudigeres Grün. S. aurita L. Wiese beim Kaiserpavillon.. Am unteren Brunnen in den B. A. S. bicolor Ehrh. (S. phylicaefolia L.). Barnst. Anlagen. Von dieser seltenen Gebirgsweide standen früher vier männliche Sträucher am unteren Brunnen. Drei davon sind in den letzten Jahren leider abgestorben. Der noch vorhandene Strauch ist ca. 2 m hoch. In der Ebene erreicht S. bicolor häufig diese Höhe, während sie im Gebirge wesentlich niedriger bleibt. Den Ubergang . von dieser Weide zu S. caprea bildet die beim Jägerteich wachsende schöne S. laurina Sm., die von manchen Au- toren als ein Bastard zwischen beiden betrachtet wird. S. Doniana Sm. (S. purpurea-repens Wimm.). Barnst. Anlagen unmittelbar am Rande der beim Kaiser- pavillon gelegenen Mergelgrube. Eine weibliche, der S. purpurea ziemlich nahe stehende Weide, welche jedoch an dem trockenen Standorte nicht recht gedeihen will. S.rubra Huds. (S. purpurea-viminalis Wimm.). Im Garten der Badeanstalt von Frisch in dem zwischen dem Damen- und Herrenbade rechts vom Wege gelegenen Weidendickicht, in der Nähe der Stammeltern S. pur- purea und S. viminal. Desgleichen rechts von der ersten Brücke ebendaselbst. — Junge Blätter eingerollt und auch EEE LEELTEEEZEWBERE T BBBEWET 111 im Alter feinbehaart; doch ist diese Behaarung nicht ab- wischbar wie bei den jugendlichen Blättern der S. pur- purea und 9. Helix. S. amygdalina L. ist in den beiden Abarten dis- color und concolor Koch im Stadtpark sowie in den Barnst. Anlagen vorhanden. Sie hat die Eigentümlichkeit, häufig androgynische, sowie in warmen Sommern pro- leptische Kätzchen zu treiben. Auch die hier vorhan- denen Sträucher zeigen diese Eigenschaft. S. cinerea L. Am nördlichen Eingange in das Akazienthal in den Barnst. Anlagen. Von einer früher im Wallgraben wachsenden, neuerdings leider ausgerot- teten S. cinerea besitze ich Herbarexemplare, welche ein vorzügliches Beispiel von Heterogamie sind. Sie ent- sprechen der Beschreibung, welche Wimmer im Jahres- bericht der schlesischen Gesellschaft Jahrg. 1847 pag. 165 giebt. Vom normalen Pistill bis zum normalen Staubblatt herab zeigen die Kätzchen eine Reihe ver- schiedener UÜbergangsstufen, z. B. Pistille, welche oben gespalten und deutliche Antherenfächer, oder Antheren, welche ein hornartig gekrümmtes Pistill tragen, endlich solche, bei denen die eine Hälfte ein halbes Pistill, die andere Hälfte ein Antherenfach ist. Die in den hiesigen Anlagen wachsende S. incana Schrnk. (S. Elaeagnos Scop.) ist nach meiner Ansicht entschieden kein Bastard, sondern die echte S. incana. Dafür sprechen vor allem die sehr schmalen, lineal-lan- zettlichen Blätter, der ockergelbe Mittelnerv sowie die zurückgekrümmten Kätzchen. Krause nennt sie mit Recht »die schmalblättrigste der Weiden«. Er scheint durch die zuweilen etwas bereiften Zweige zweifelhaft geworden zu sein. Dann wäre nur eine Bastardierung mit S. daph- noides oder S. acutifolia in Betracht zu ziehen. Diese ist jedoch sehr unwahrscheinlich durch die zu weit aus einander liegende Blütezeit (wie denn überhaupt Bastarde dieser Weiden mit anderen unbekannt sind), während andererseits die betreffenden Exemplare im übrigen der Diagnose der S. incana vollständig entsprechen. (Die Abstammung der von Wimmer S. daphnoides-repens ge- nannten S. decumbens Forbes von S. daphnoides bleibt zum mindesten sehr zweifelhaft, da dieselbe lediglich auf bereifte Zweige sich gründet.) Mit S. purpurea, 9. au- rita sowie S. caprea bildet S. incana Bastarde mit eben- falls zurückgekrümmten Kätzchen, doch sind die Blätter 112 bedeutend breiter als die in Betracht kommenden. (Die beiden ersteren sind abgebildet 1. c. Taf. I Fig. 1 und 5.) Bemerkenswert ist endlich, dass S. incana die einzige Stamm-Weide mit halbverwachsenen Filamenten ist. Uber die von Krause angeführte S. elegantissima C. Koch und S. nigra Marsh wage ich kein Urteil aus- zusprechen, da dieselben noch nicht geblüht haben; dasselbe gilt von verschiedenen Carya- und Fraxinus- Arten. Sambucus racemosa L. Anlagen vor dem teinthor bei der Societät. Ein alter Baum, der ab- gehauen wurde, jetzt aber wieder kräftige Schösslinge treibt. Auch ohne Blütenstand und Frucht an den kurzen, rundlichen Stipeln erkennbar. Spiraea ariaefolia Sm. Im Stadtpark beim »weissen Kreuz« links vom Wege auf dem Rasen ein ca. 4“ m hoher Strauch aus Kalifornien. Ein vorzüglicher Solitärstrauch, der sich hier seit Jahren gut gehalten hat. Desgl. in Vorgärten der Fr.-Fr.- und St. Georg-Strasse. S. Thunbergii Blum. (S. erenata Thunb)). Vor dem Kaiserpavillon, von Krause als S. laevigata L. mit einem ? versehen angeführt. Die scharfgesägten Blätter sowie die 2—5 blütigen Dolden unterscheiden sie von der ganzrandige Blätter und zusammengesetzte Endtrauben tragenden S. laevigata. Ss. prunifolia S. et Z. Japan. In Vorgärten der Vorstädte, z. B. St. Georgstr., Patriotischer Weg. S. Douglasii Hook. Aus dem Nordwesten der Vereinigten Staaten, Oregon. Barnst. Anlagen rechts an dem von der Pferdebahn zum Kaiserpavillon führenden Fahrwege, in der Nähe des Acer rubrum. Blüht im August. Symphoricarpus orbiculatus Mnch. (S. vul- garis Mchx.). Virginien. Auf dem Rosengarten in der Nähe des Lindenhofes. Viburnum prunifolium L. Virginien. Kanada. Ein hoher Strauch auf dem Wall am Wege vom Kröpe- linerthor nach der Teufelsgrube, der Traueresche gegen- über. Mit geflügeltem Blattstiel. V. plicatum Mig. hält sich in Hädges Garten ohne Winterdecke. 113 Ein Fall von Bigamie bei den Störchen. Nach gefälliger Mittheilung des Herrn Gutspächters Babendererde ist im vorigen Jahre, 1891, auf dem Pacht- hofe Kl. Wockern bei Teterow das dortige Storchenpaar zur gewohnten Zeit angekommen, und hat Besitz von seinem Nest auf der einen Scheune ergriffen. Nach etwa acht Tagen stellt sich ein dritter Storch ein, und nun beginnen furchtbare Kämpfe, die nach fast vierzehn Tagen damit enden, dass alle drei Störche ge- müthlich neben einander sitzen, und den Ausbau des Nestes in der Weise beginnen, dass ein Doppelnest ent- steht. Jedes dieser beiden Nester wird von einem der beiden Weibchen in Besitz genommen, mit Eiern besetzt und glücklich werden fünf junge Störche gross gezogen, so dass im Herbst ihrer Acht das Nest verlassen! — Es ist also wohl anzunehmen, dass auf der Reise das Pärchen auseinander gekommen ist; dass der Herr Gemahl sich eine andere Gattin gesucht hat, und dass nun etwas verspätet die rechtmässige Besitzerin des Nestes nachgekommen ist und ihr altes Recht bean- sprucht hat. | Höchst interessant ist die Lösung dieser ehelichen Verlegenheit; gewinnt aber noch an Interesse durch den Umstand, dass auch in diesem Jahr, 1892, alle drei Störche in Eintracht auf dem Doppelnest ihren Wohnsitz aufgeschlagen und wie im Vorjahre wieder fünf Junge herangezogen haben. F.E.K. Verzeichniss der während des Sommers 1891 bei Rostock beobachteten Protozoen. Von K. M. Levander-Helsingfors. Während eines Aufenthalts in Rostock von Ende Mai bis Anfang August 1891 mit dem Studium einiger Protozoen beschäftigt, notirte ich auch das Vorkommen solcher Formen, die nicht gerade den Gegenstand meiner Untersuchungen bildeten. Aus diesen ganz gelegentlichen 114 Aufzeichnungen entstand ein Verzeichniss!) sämmtlicher mir während meines kurzen Aufenthalts zur Ansicht ge- kommenen Protozoen, das als ein kleines Bruchstück der Rostocker Protozoen-Fauna in diesem Archiv Aufnahme finden möge. Einige zum Theil wenig gekannte, zum Theil neue Arten behalte ich mir für eine spätere eingehende Be- schreibung vor. Eine angenehme Pflicht ist es mir, Herrn Prof. Dr. Blochmann, in dessen Institut und unter dessen Leitung ich meine Studien machte, für das meiner Untersuchung entgegengebrachte Interesse sowie für die gütige Durchsicht dieses Verzeichnisses meinen aufrich- tigen Dank auszusprechen. - Helsinefors, Finland, den 5. Mai 1892. Rhizopoda. Hyalodıscus limax Duj. — Rostock, stehendes Wasser. Pelomyxa palustris Greef. — R., Ober-Warnow und Tümpel am Schnittpunkt von Doberaner Chaussee und Lloydbahn. Dactylosphaerium radiosum Ebg. — R., Ober-Warnow. D. vitreum Hertw. u. Les. — R., Ober-Warnow. Gymnophrys cometa CGienk. — R., Tümpel am Schnitt- punkt von Doberaner Chaussee und Lloydbahn. Arcella vulgarıs Ebg. — R., Ober-Warnow, Tümpel. Difflugia pyriformis Perty. — R., Ober-Warnow. D. acuminata Ebg. — R., Ober-Warnow. D. lobostoma Leidy. — R., verschiedene Tümpel. D. constricta Ebg. — R., Ober-Warnow. Euglypha alveolata Duj. — R., verschiedene Tümpel. Cyphoderia margartitacea Schlumb. — R., Süsswasser- Aquarium des zoologischen Institutes. Heliozoa. Actinophrys sol Ebg. — R., verschiedene Tümpel. Actinosphaerium Bichornü Ebg. — R., Unter-Warnow, Süsswasser-Aquarium des zool. Institutes. !) In der Liste werden auch zwei Formen aus dem Schwe- riner See aufgeführt, die daher aus der Rostocker Fauna auszu- scheiden sind. 115 Rhaphidiophrys pallida F. E. Sch. — R., Ober-Warnow. Clathrulina elegans Cienk. — R., Tümpel am Schnitt- punkt von Doberaner Chaussee und Lloydbahn. Mastigophora. Monadina. Mastigamoeba aspera F. E. Sch. — R., Wasser aus der Ober-Warnow (August). Oiliophrys infusionum Cienk. — R., Ober-Warnow (Juli). Dimorpha (?) sp. — R., Ober-Warnow (August). Oikomonas sp. — R., stehendes Wasser. Bicosoeca lacustris J. Clark. — R. Poteriodendron petiolatum Stein. — Teutenwinkel bei Rostock, Moortümpe!. Dinobryon sertularia Ebg. — R., Ober-Warnow, Teuten- winkel (Juni, Juli). Einglenoidina. Englena viridis Ebg. — Teutenwinkel, Moortümpsl. E. deses Ebg. — Teutenwinkel (Juni). E. oxyuris Schmarda. — Teutenwinkel (Juni); R., Ober- Warnow. E. acus Ebg. — Teutenwinkel (Juni). Colacium vesiculosum Ebg. — Auf Gyclops, Teutenwinkel. Trachelomonas volvocina Ebg. — Teutenwinkel, Moor- tümpel (Juni). T. hispida Stein. — Teutenwinkel, Moortümpel. T. caudata Ebg. — do. do. T. armata Ebg. — do. do. T. cylindrica Ebg. — do. do. T. bulla Stein. — do. do. Lepocinclis ovum Ebg. — do. do. | Phacus pleuronectes Nitzsch. — R., Ober-Warnow, ver- schiedene Tümpel (Juni, Juli, August). | Ph. longicaudus Ebg. — R., Ober -Warnow (August); Teutenwinkel (Juni). Ph. pyrum Ebg. — Teutenwinkel (Juni). Ph. sp. — do. do. Astasiopsis incurvata Klebs. — R., Ober-Warnow (August); Teutenwinkel (Juni). Rhabdomonas incurva Fres. — R., Teutenwinkel. Peranema trichophorum Ebg. — do. 8 116 Petalomonas mediocanellata Stein. — R., Teutenwinkel. Astasia tenax OÖ. F.M. — do. Heteronema cecus Ebg. — R. (Juni). Heteromastigoda. Anisonema grande Ebg. — Teutenwinkel (Juni). Entosiphon sulcatum Duj. — do. do. Isomastigoda. Synura wvella Ebg. — Teutenwinkel (Juni). Chlamydomonas pulvisculus Ebg. — Teutenwinkel (Juni). Carteria cordiformis Cart. — do. do. Spondylomosum quaternarium Ebg. — R., Ober-Warnow (Juli). Phacotus lenticularis Ebg. — Schweriner See; pelagisch den 13. Juli. Gonium pectorale Ebg. — R., Ober-Warnow (Juli). Pandorina morum Ebg. — R., Ober-Warnow (Juli). Endorina elegans Ebg. do. do. Volvox globator Ebg. — R., Ober-Warnow und Teufels- kuhle, massenhaft (Juli). V. minor Stein. — R., Bassin im botanischen Garten der Universität. Trepomonas agilis Du). — R., Ober-Warnow; Teuten- winkel. Chilomonas paramaecium Ebg. — G., verschiedene Tümpel. Cryptomonas ovata Ebg. — Teutenwinkel (Juni). Choannoäagellata. Monosiga consociatum S. Keut. — R., Ober-Warnow (11. August 1891). Dinofiagellaia. Gymnodinium sp. — Teutenwinkel. Peridinium sp. — do. Ceratium hirundinella O. F.M. — Schweriner See (Juli). C. tripos Nitzsch. — Ostsee bei Warnemünde (12. Juli 1891). Ciliata. Holotricha. Holophrya ovum Ebg. — R. Perispira sp. — R., verschiedene Tümpel. Urotricha farcta a FH, BUSEweSSeIE des zoolog. Institutes. 117 Spathidium sp. — R., Ober-Warnow (Juli). Prorodon sp. — R. (Juni). Lacrymaria sp. — R., Ober-Warnow (Juli). L.. olor O0. E.M. — RR. Coleps hirtus O. F.M. — R., stehendes Wasser (Juni, Juli, August). Mesodinium acarus St. — R., stehendes Wasser. Lionotus fasciola Ebg. — R., Süsswasser-Aquarium des zoolog. Institutes. Loxophyllum meleagrıs OÖ. F.M. — R., stehendes Wasser. Trachelius ovum Ebg. — R., Süsswasser-Aquarium des zoolog. Institutes. Nassula sp. — R., Teufelskuhle, zwischen Volvox. Chilodon cueullus oem R., Ober-Warnow, stehen- des Wasser. Colpidium colpoda Ebg. — R., verschiedene Tümpel. Microthorax sp. — R., Süsswasser-Aquarium des zoolog. Institutes. Paramaecium aurelia OÖ. F.M. — R., Ober-Warnow, Heuinfusion. P. bursarıa Ebg. — R. Urocentrum turbo O.F.M. — R., Süsswasser-Aquarium des zoolog. Institutes. Uronema marınum Duj. — R. Lembadion bullinum Perty. — R., Teufelskuhle (Juli). 0) yelidium glaucoma Ebg. — R., stehendes Wasser, Aqua- rium des zoolog. Institutes. Heterotricha. Conchophthirius anodontae Ebg. — R., parasitisch in Anodonta und Dreissena aus der Ober-Warnow. Plagiopyla sp. — Vber-Warnow. Metopus sigmoides Cl. & L. — R., Ober-Warnow, ver- schiedene Tümpel (Juni, Juli, August). Caenomorpha medusula Perty. — Ober-Warnow (Juni, Juli, August). Spirostomum ambiguum Ebg. — R., Ober-Warnow. S. teres Cl. & L. — R., Süsswasser-Aquarium des zoolog. Institutes. Stentor coeruleus Ebg. — R., Warnow. Hypotricha. Urostyla Weissii Stein. — R., Ober-Warnow. ? Onychodromus grandıs Stein. — R., Ober-Warnow. 5*+ 118 Histrio Stein Sterki. — R., verschiedene Tümpel. Euplotes patella Ebg. — R., Ober-Warnow. Oligotricha. Codonella campanula (Ebg.) Cl. & L. — Ostsee bei Warnemünde (3. August 1891). Tintinnus fistularis Möbius. — Ostsee bei Warnemünde (3. August 1891). Peritricha. Trichodina sp. — R., Teufelskuhle, auf Volvox globator , parasitirend (Juli). Vorticella microstoma Ebg. — R., Ober-Warnow. Rhabdostyla sp. — R., Teufelskuhle, auf Volvox alukaig: (Juli). Die Oerter der Cardinalpunkte des Fuchsauges. Von A, Klingberg-Güstrow. Die Cardinalpunkte eines mittleren schematischen Fuchsauges sind bereits von Matthiesssen!), welcher die dioptrischen Constanten durch Messungen an 12 ver- schiedenen Augen bestimmte, berechnet worden. Da sich aber für dieses Auge die übermässige Ametropie von + 9,71 D zeigt, fordert der Beobachter selbst zu weiteren Messungen auf, so dass die nachfolgende Publication nicht überflüssig erscheinen mag. Da es von Interesse ist, zu sehen, ob die Hornhaut- krümmung der Wolfkehl’schen?) Vermuthung über die Beziehung zwischen Hornhautkrümmung und spaltförmiger Pupille entspricht, wurden, wenn diese Untersuchung für die Berechnung der Cardinalpunkte auch überflüssig war, nach der Methode von Mönnich?) zehnfach linear ver- grösserte Bilder des horizontalen und vertikalen Corneal- meridians hergestellt und an diesen durch Messen ge- 1) Matthiessen, Beiträge zur Dioptrik der Krystall-Linse. Zeit- schrift für vergl. Augenheilkunde VI. 1887 pg. 6. 2) Wolfskehl, Ueber Astigmatismus in Thieraugen etc. Die- selbe Zeitschrift. 1882 pg. 7. — Matthiessen, Die neueren Fort- schritte in unserer Kenntniss von dem optischen Bau des Auges der Wirbelthiere. Festschrift zur Feier des 70. Geburtstages von H. v. Helmholtz. Leipzig 1891. 8 2. 3) Mönnich, Rindsauge. Dieselbe Zeitschrift. 1883. — Kling- berg, Hauskatze. Dieses Archiv 42. 1888. r19 zeichneter Abscissen und Ordinaten die zur Berechnung des Krümmungsradius nöthigen Constanten bestimmt. Sehen wir diejenige Ellipsenachse, welche die Hornhaut schneidet, als x-Achse an und unterscheiden die ent- sprechenden Ordinaten je nachdem sie dem horizontalen oder vertikalen Meridian angehören durch den Index h oder v, so giebt die folgende Tabelle die Resultate dieser Messungen. Hinzugefügt sind noch und mit n bezeichnet die aus den berechneten Achsen sich ergebenden Ordi- natenwerthe. Auge| X | Yh | Oh | vv Nv mm mm mm mm 05 | 2,73 | 2,74 | 2,82 | 2,85 ‚ |10| 3582| — 139 | — 15 | 4,65 | 4,61 | 4,70 | 4,68 2.0.5.5 ie) 115.25 I 3.0 | 6,28 | 6,25 | 6,09 | 6,03 Dr} 67} 0,5 | el ronsna1 7385| — ı 15 | 4,50 | 4,57 | 4,60 | 4,63 2 a 2.5| 5,85 | 5,84 | 5,73 | 5,65 6,30 | 6,36 | 6,05 | 6,01 Die Unterschiede zwischen den gemessenen und be- rechneten Ordinaten sind im Verhältniss zu der Genauig- keit der Beobachtung so gering, dass wir die Krümmungs- radien des Scheitels der gefundenen Ellipsen als mit den Hornhautradien übereinstimmend anzusehen berechtigt sind. Werden die Achsen dieser Ellipsen mit a und b, ‘der Krümmungsradius mit go bezeichnet, so sind die aus ReY oO b De a RE 2 Sata] Ve und > - sich für diese Grössen ergebenden Werthe die folgenden: Auge Ah bi Oh Ay b, Dr | Pr — Ph mm mm mm mm mm mm mm I 9,49 | 8,55 | 7,70] 5,14 | 6,63 | 8,55 0,85 5 II | 25,50 | 13,52 | 7,17|5,52| 6,75 |8,26| 1,09 Aus den Werthen für die Krümmungsradien würden sich im Mittel 9 = 7,435 mm, go, = 8,405 mm ergeben. 20 Daraus folgen, wenn man die Hornhaut als unendlich dünne brechende Fläche ansieht!) und den Brechungs- index der Augenflüssigkeiten n, = 1,3360 setzt für die Brennweiten der beiden Meridiane: h= — — — 22,129 mm, 4 = — nyfj = 29,564 mm = —— — — 25,015 mm, 9, = — nf, = 33,420 mm, 0 woraus sich ein Astigmatismus von 4,61 D ergiebt. Beı so ausgesprochenem Astigmatismus, glaubte ich, würden die Messungen an diesen beiden Augen zu der Annahme genügen, dass die Hornhaut des Fuchsauges der Ver- muthung Wolfskehls entsprechend gekrümmt ist und habe ich darum weitere Messungen nicht vorgenommen. Da mir zur Zeit der Untersuchung der beiden Augen I und II ein Apparat zum Messen der Brechungsindices nicht zu Gebote stand, konnte ich diese Augen zur Be- stimmung der Lage der Oerter der Cardinalpunkte nicht benutzen. Es diente zu diesem Zwecke später ein anderes Augenpaar. Die gegebenen Krümmungsradien der Gornea und der Linse sind durch Anpassung an ein concentrisches Ringsystem, welches auf photographischem Wege auf einer Glasplatte hergestellt war, bestimmt. Eine derartige Be- stimmung wird infolge der ellipsoidischen Krümmung der Cornea den Cornealradius etwas zu gross ergeben?), dazu käme noch der Fehler der Parallaxe. Um letzteren mög- lichst zu vermeiden, wurde die Anpassung in der Weise vor- genommen, dass das zu untersuchende Object, vom Beob- achter aus gesehen, einmal vor, das andere Mal hinter der Glasplatte war. Aus den beiden gefundenen Werthen, von denen stets der erstere der grössere war, wurden die Mittel genommen. Die Indices der brechenden Medien sind mit einem mir von Herrn Professor Dr. Matthiessen gütigst zur Verfügung gestellten Abbe’schen Refractometer bestimmt worden, dasselbe zeigte für Wasser von 17°C. nn = 1,3334. Die Dimensionen wurden am gefrorenen Auge gemessen. Die geometrisch -physikalischen CGon- stanten, die sich aus meinen Messungen ergeben, sind in der folgenden Tabelle mit den von Matthiessen gefun- denen zusammengestellt worden. !) cf. Klingberg, Beiträge zur Dioptrik der Augen einiger Hausthiere. I. Programm Güstrow 1888 pg. 11. ?) Matthiessen, Die neueren Fortschritte etc. pg. 63. — Kling- berg, une). pe.ule: oa Dimensionen und Indices. Snanren Kl | mm | mm Krümmungsradius der Hornhaut Yo 8,0 230 Krümmungsradius der vorderen Linsendächeh). .u..' .. Ei 5,2 5.18 Krümmungsradius der hinteren Linsenfläche . . . 13 6,3 6,00 Ort des vorderen Linsenscheitels dı 3,7 3,75 » » hinteren Linsenscheitels |d, +d, | 11,1 12,00 Biiderkeima, *%. 3:lalle. hama SR 17.12.1.58.50 Brechungsindex der Hornhaut . — 11,3779 x des humor aqueus | — ..| 1,3362 Ri BLUE. SO VIETEUS -— ,1,3361 ER der Linsenkapsel . — 1,3781 - „.Gortiealis‘..,... N, 1.3775 n des Linsenkerns . N 560 1,4495 Der absolute Totalindex der Krystalllinse ergiebt sich nach dem Matthiessen’schen Gesetze?) aus der Gleichung: n=N (142450 ) wo £ durch N„ = N, (1 + 9) definirt ist. Für unsere Linse wird dieses Inkrement { = 0,05227 (Matthiessen C = 0,05278) und es folgt hieraus für den Totalindex n — 1,5250 (Matthiessen n = 1,5323). Die relativen Indices sind: en lern 0% 0 87hl, Do ? : n Die Brennweiten der drei brechenden Flächen werden: nn er — — 2,321 mm, =, a - — 29,821 mm, j — — 40,646 mm, 9, = gm — — 46,396 mm, = nf = a] — — 48,413mm, , = — 42,413 mm. 1) Am Gypsabguss gemessen ergaben sich die Krümmungs- radien der Linse des Auges II zu r, = 5,99 mm, rg = 6,20 mm. 2) Matthiessen, Beiträge zur Dioptrik etc. Zweite Folge. 8 32. Zeitschrift für vergl. Augenheilkunde 1887. 122 Für die sekundären Focalinterstitien J, und J, und die Interstitialdeterminante R, ergeben sich: Jı = f, =—— 00 + d; = oo 66,717 mm, 3 =h-—-0+ d% = — 56,558 mm, -| 4 H|= 4% + fin = 3889,14. Hieraus resultiren für die Brennweiten f und », Haupt- punktsdistanzen «, und «, und Knotenpunktsdistanzen x, und x, des ganzen Auges: ff le lad — il —= R, — — 11,294 mm, Ho = 9 — PER — 15,089 mm; 2 Ks = u 1 1 + _— — — 3,787 mm, 2 H3Ss 9151 - B er Ra ee Baal). age — 1.0 mim. KI)= un =—o— 1 — alba) — — 7,582 mm, 2 RS, =, = —f— I" du: an — 4,105 mm. Die hieraus für die Oerter der Cardinalpunkte des Fuchsauges mit homogener Linse, bezogen auf den Scheitel der Hornhaut, sich ergebenden Werthe stellen wir mit den von Matthiessen für das Auge mit geschichteter Linse gefundenen zusammen. | Matthiessen. | Klingbers. mm mm Ort des I. Hauptbrennpunktes S, F — 7,318 | — 7,506 » „ 1. Hauptpunktes S0 Ha 3,674 8,1787 sstirbri Ib > S, Hß 3,998 4,100 » „ 1. Knotenpunktes So Ka 1.318 7,582 a S, Kß 7,697 7,895 1 “m Hauptbrennpunktes SP 18,689 19,189 Hauptpunktsinterstitium H«Hß 0,324 0,312 Ametropie des Auges ®R -— 1,569 | — 0,689 123 Es zeigt demnach auch unser Fuchsauge eine starke Hypermetropie. Dieselbe wird in Dioptrien ausgedrückt = u — + 4,04D (Matthiessen + 9,71.D). Matthiessen!) macht darauf aufmerksam, dass bei Vergleichung der relativen Oerter der Cardinalpunkte es den Anschein gewinne, als ob mit der Familienverwandt- schaft der Thiere auch constante Verhältnisse der Oerter gleicher Gardinalpunkte und der Oerter der brechenden Flächen zusammenzuhängen scheinen. Setzen wir mit Matthiessen an die Stelle der Haupt- und Knotenpunkts- paare ihre mittleren Punkte H und K, den Ort des Kern- centrums M der Linse gleich der Einheit der Dimension, und bezeichnen die Achsenlänge des Glaskörpers mit t, so erhalten wir die nachfolgende Tabelle. In dieser sind zusammengestellt die Resultate der obigen Messungen mit denen am Auge eines Tag-Raubthieres, des Hundes, und denen an zwei Augen ausgesprochen nächtlicher Thiere, der Katze und des Löwen, ausserdem sind zum Vergleiche die am Hirsch- und Elch-Auge gefundenen Verhältniss- zahlen hinzugefügt. Auge | Hund. Fuchs. Löwe. | Katze. | Hirsch. Elch. Beob- Kling- | Mat- Mat- dehter | Mautbiessen. berg. |thiessen. Ss thiessen, S,S,| 0,55 | 0,50 | 0,48 | 0,67 | 0,53 | 0,52 | 0,50 SH | 0,55 | 0,52 | 048 | 0,56 | 0,50 | 0,64 | 0,57 SM 1,00 | 1,00 | 1,00 | 1,00 | 1,00 | 1,00 | 1,00 SK | 1,03 | 1,02 | 0,98 | 1,00 | 0,99 | 1.20 | 1,16 SS,| 148 | 150 | 1,52 | 1,33 | 1,47 | 1,54 | 1,52 SR | 2,58 | 231 | 248 | 2,28 | 241 | 2,83 | 2,90 ee a zen \iTerltaas | 2,8 Am meisten in Betracht zu kommen scheinen die für 5,K und t:d, gefundenen Werthe. Bei den Räubern ist das erste Verhältniss im Unterschiede von den beiden andern Augen nahezu gleich oder kleiner als 1, und unter ihnen ist es am grössten (gleich 1,05) beim Auge des Tagthieres. Das Verhältniss t : d, ist bei den Wieder- käuern bedeutend grösser als bei den Raubthieren, und unter diesen wieder am grössten beim Hunde. Auch für 1) Matthiessen, Beiträge zur Dioptrik etc. II. 1887 pg. 67. 124 S,R finden wir die grössten Werthe beim Hirsch und Elch, es folgt das Auge des Hundes, dann erst kommen die Augen der anderen Räuber. Es dürfte das angeführte genügen, um zu zeigen, von welchem Interesse es ist, diese von Matthiessen bemerkten Beziehungen weiter zu verfolgen, und von welcher Wich- tigkeit es ist, fortgesetzt neue Untersuchungen anzustellen, um zu einer eingehenden Kenntniss des physikalisch- optischen Baues des Wirbelthierauges zu gelangen. Güstrow, October 1892. Büchersechau. Die geographische Verbreitung der Tiere. Von E. L. Trouessart, aus dem Französischen über- setzt von W. Marschall. J. J. Webers Naturwissen- schaftliche Bibliothek. Nr. 5. Leipzig 1892. 8°. 371. 8. 2 Karten. ‚Das Inhaltsverzeichnis des empfehlenswerten Buches ist: 1. Einleitung. Die grossen tiergeographischen Re- gionen der Erde; ihre Grenzen und ihr Verhältnis zu den gegenwärtigen Kontinenten. Regionen und Subregionen; worauf sich die Einteilung in diese Regionen stützt. 2. Die arktische Region. Die antarktische Region. Betrachtungen über beide Polarregionen. 3. Die paläarktische Region. Die neoarktische Region. 4. Die orientalische Region. Die äthiopische Region. 5. Die neotropische Region. Die australische Region. 6. Die Verbreitungsmittel der Tiere nach deren Or- ganisation und systematischen Stellung betrachtet. Ein- teilung der Tiere nach diesen Bewegungsmitteln. Kosmo- politisch verbreitete Tiere. Die faunistischen Charaktere der verschiedenen Regionen. Mittel, welche zur graphi- schen Darstellung der Verbreitung der verschiedenen Tier- gruppen angewendet worden sind. 7. Die geographische Verbreitung der Landsäugetiere. Reptilien. Spinntiere. Insekten. Würmer. 8. Geographische Verbreitung der Süsswassertiere. Amphibien. Süsswasserfische. Land- und Süsswasser- mollusken. 9. Die geographische Verbreitung der flugfähigen Tiere oder der Lufttiere. Fledermäuse. Vögel. Insekten. 10. Die geographische Verbreitung der Meerestiere. Flossenfüsser. Fische und Wirbellose. 11. Verbreitung der Tiere nach Tiefe und Höhe. Tiere der grossen Tiefen. Tierwelt der Hochgebirge. Strandzonen. Fauna der Süsswasserseen. Unterirdische Tierwelt, Höhlenfauna. 126 12. Beziehungen der Palaeontologie zur Zoogeo- graphie. Erscheinungszeit der verschiedenen Klassen des Tierreichs: Wirbellose. Wirbeltiere. Uber Ursprung und Wanderung der modernen Fauna. Schluss. Die beiden Karten geben die tiergeographischen Re- gionen und Subregionen, sowie die Verbreitung von See- tieren durch die Meeresströmungen. E. €. K. Eckstein: Bericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Forst- und Jagdzoologie. I. Jahrg. 1890. Frankfurt a. M. 1892. P. Weber. 8°. 43. (Preis 1,60 Mk.) Litteraturnachweise mit kurzen Inhaltsangaben aus dem Gebiete der Forst- und Jagdzoologie, welche sowohl für den systematischen Zoologen, wie auch für den Forst- mann sehr willkommen sein werden. Ueber die Nonne ist z. B. auf 10 Seiten referirt; S. 16: »Zur Natur- geschichte des Storches: Untersuchungen des Magens und der Nester ergaben als Nahrung nur Kleinthiere und kleine Säuger, niemals Rebhühner, Wachteln und Hasen, ebenso wenig Bienen. Also Schonung und Schutz dem Storche.« E. @. H. Conwentz: Untersuchungen über fossile Hölzer Schwedens. Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademiens Hand- lingar, 24, 13. Stockholm 1892. 4°. 99 S. 11 Tafeln. Die Abhandlung umfasst eine Beschreibung der fos- silen Pflanzen des zur Kreideformation gehörigen sog. Holma-Sandsteins, ferner der Geschiebehölzer Schwedens und einen allgemeinen Vergleich der Geschiebehölzer mit den Hölzern des Holma-Sandsteins. Da zwei der angezogenen Arbeiten, von Hofmann und Nathorst, in unserem Archiv veröffentlicht sind und das mecklenburgische Diluvium recht viele verkieselte Hölzer führt, sei hier auf diese Arbeit verwiesen. Die mecklenburgischen Pityoxyla sind nicht mit der schwedischen Pinus Nathorsti zu identificiren; die über- wiegende Mehrheit der Geschiebehölzer Norddeutschlands gehört zur Gattung Cupressoxylon, welche in dem Holma- sandstein fehlt. Die norddeutschen, dänischen und schwe- dischen Geschiebehölzer sind nicht aus dem Hol- 127 masandstein Südschwedens abzuleiten; »die grosse Mehrzahl derselben hat in tertiären Ablagerungen in nicht grosser Ferne ihren Ursprung.« E. @. A. Günther: Die Dislocationen auf Hiddensoe. Berlin, Friedländer 1891 (Bissertälten Rostock). 8°. 64 5. 9. Tafeln. Der nördliche Theil der Insel Hiddensoe, der Dorn- busch, steigt hinter dem Kirchdorf Kloster treppenförmig auf bis zur höchsten Höhe von ca. 72 m. Den Haupt- antheil an seiner Zusammensetzung nimmt der blaugraue bis lehmgelbe Geschiebemergel, welchen 'Thon- und Sand- schichten überlagern, zumeist in starken Lagerungsstö- rungen, die bisweilen gelbgefärbten Geschiebemergel über die Sedimente treten lassen, so dass es den Anschein gewinnen kann, die Sedimente seien interglacial. Der Thon tritt nur an der NW.- und NO.-Küste auf und wurde von Scholz und Geinitz früher als Septarienthon an- gesehen. Günther fand in demselben zertrümmerte Schal- reste von Cyprina islandica L. Corbula gibba Ol. Turritella ungulina L. Pecten opercularis L. Cardium ? edule L. Fusus sp. Ausserdem Fischwirbel, -Flossen und Holz- und Knochen- reste. Es ist sonach diluvialer Cyprinenthon {ohne Yoldia arctica) und zwar nach seinen Lagerungsverhältnissen als jungdiluvial anzusehen. (Das auf S. 9 gegebene Profil zeigt den Gyprinenthon zwischen gelben und grauen Ge- schiebemergel eingelagert, würde also sein interglaciales Alter, welches auch durch die Fauna wahrscheinlich ist, beweisen. Günther hält diese Lagerung aber für Folge späterer Verschiebungen, durch welche die noch als zum Unteren gehörig betrachtete gelbe Bank des Geschiebe- mergels über die Sedimente gerathen sei.) Eine eingehende Beschreibung des Klintes von Hiddensoe, mit 8 Zeichnungen illustrirt, zeigt die viel- fachen, z. Th. noch jetzt vor sich gehenden Abstürze. Bei den Dislocationen auf Hiddensoe sind die Wirkungen der Wellen, des Windes, der atmosphärischen Nieder- 128 schläge und der Wärme zum Theil zu constatiren, doch reichen diese Erklärungen nicht aus. Eine specielle Dar- stellung der Dislocationen mit Kartenbild zeigt, dass der Dornbusch netzförmig von Spalten durchzogen ist; diese Spalten lassen zwei Hauptrichtungen erkennen, eine NO.- SW. und eine NW.-SO. Längs dieser Spalten und graben- artigen Einsenkungen ist das Diluvium schollenartig zusammengestürzt und lassen sich sollartige Erdfälle, Kesselbrüche, Schollenzertrümmerung, breite grabenartige Furchen deutlich verfolgen und sind neue Thäler und Kuppen entstanden. Die heutige Oberfläche des Dorn- busch ist anzusehen als das Resultat stufenförmiger Ein- senkungen der Diluvialmassen in der Richtung N.-S.; die Spaltenbildung geht noch gegenwärtig vorwärts. Die Richtung der Bergrücken erscheint durch die Richtung der Bruchlinien bedingt, die Wasserläufe liegen sehr häufig auf diesen Bruchlinien, durch die Kreuzung von Spalten ist ein stärkeres Einsinken des östlichen Theiles vom Dornbusch verursacht. Die Dislocationen werden als eine Folge tangentialer Spannungen in der Erdkruste erklärt. E. 6. Die Taubstummheit im Grossherzogthum Meck- lenburg-Schwerin, ihre Ursachen und ihre Verhütung. Eine statistisch-otologische Studie von Privatdocent Dr. Chr. Lemcke, Director der Universitätspoliklinik in Rostock. Mit einem Schema und einer Karte. Leipzig. Verlag von Alfred Langkammer. (VII und 132 5.) Aus Gründen, deren Zweckmässigkeit in der Ein- leitung dargethan wird, hat Verfasser sämmtliche, bei der Volkszählung von 1885 auf seine Bitte ermittelte Taubstumme im Lande persönlich untersucht und auf Grundlage dieser mühevollen Untersuchungen ein Werk geschaffen, wie es in dieser Beziehung noch nicht besteht und das nicht nur der ärztlichen Wissenschaft und Praxis, sondern auch der allgemeinen Gesundheitspflege von grösstem Nutzen sein kann. Denn gerade aus diesen sorgfältigen Einzeluntersuchungen ergiebt sich, dass nicht sowohl allgemeine Verhältnisse der Bodengestaltung, des Klima, der Bevölkerung u. A. m., worin man bisher haupt- sächlich die Ursachen der endemischen — landsässigen — Taubstummheit gesucht hat, als vielmehr persönliche 129 Verhältnisse der Familien der Eltern (Familien) und Kinder, besonders ihre hygienischen Verhältnisse und gewisse Krankheiten, sowie Nichtbeachtung der Entstehung und mangelhafte Behandlung des Leidens seine grosse Häufig- keit in Mecklenburg verschulden. Bei der Mehrzahl der mehr als 500 Taubstummen unseres Grossherzogthums finden sich neben misslicher ökonomischer Lage noch schlechte hygienische Verhältnisse, und zwar kommt hier keineswegs blos die städtische Bevölkerung in Betracht, sondern überwiegend die ländiiche, der Tagelöhner, Büdner und Erbpächter — wo auch die Ehen unter Blutsver- wandten sich nachtheilig erweisen können — und wo vorzugsweise eine beklagenswerthe Vernachlässigung der Krankheiten gefunden wird, die das Gehör ergreifen und dadurch Taubstummheit hervorbringen können. Wer diese Arbeit studirt, wird mit dem Verfasser zu der Ueber- zeugung kommen, dass das Gebrechen der Taubstumm- heit mit seinen stärksten Wurzeln auf einem durch schlechte sociale Verhältnisse, hygienische Schädlich- keiten, consanguine (blutsverwandte) Ehen und patho- logische Belastung vorbereitetem Boden steht, welcher nur dadurch erfolgreich umgestaltet werden kann, dass wissenschaftliche Aufklärung und vom Staat überwachte Volkshygiene zu gemeinsamer Arbeit sich die Hände reichen. Die traurige, aber durch Lemcke unzweifelhaft festgestellte Thatsache, dass es so häufig nicht einmal versucht wird, die gefährdeten Kinder vor dem Gebrechen zu bewahren, rechtfertigt die Behauptung, dass in 62 pCt., also nahezu in zwei Dritttheilen aller Fälle von erwor- bener Taubstummheit die Möglichkeit einer Abwehr des Gebrechens durch Menschenhülfe zugegeben werden muss. Von den Taubstummen war nicht die Hälfte ärztlich untersucht und von den 251 Fällen nicht angeborener, sondern durch Krankheit erworbener Taubstummheit, wo also nach dem durch Krankheit bewirkten Verluste des Gehörs die Sprache verloren ging, sind nur 145 oder wenig über die Hälfte überhaupt einem Arzte vorgestellt und lange nicht die Hälfte ärztlich berathen; bei den von Geburt oder frühester Kindheit Tauben ist es nicht in einem einzigen Falle auch nur zum Versuch einer ärzt- lichen Behandlung gekommen, die bei einigen gewiss nicht vergeblich gewesen wäre. Die Ursachen dieses Mangels an ärztlicher Hülfe sind überwiegend Dürftigkeit oder Gleichgültigkeit der Eltern! Diese Nichtbeachtung der 130 Ohrkrankheiten wiegt um so schwerer, als sehr häufig letztere noch fortdauerten und sogar das Leben bedrohten! Die Ergebnisse dieser gründlichen Untersuchungen lassen, wie Verf. am Schluss seiner überaus dankens- werthen Arbeit zusammenfasst, keinen Zweifel darüber zu, dass es in Menschenhand liegt, die Häufigkeit der Taubstummheit herabzusetzen, und kennzeichnen in knappen Zügen eine Aufgabe, zu deren Lösung wissen- schaftliche und humane Bestrebungen Einzelner nicht ausreichen und die deshalb im Interesse des Volkswohles Gegenstand behördlicher Fürsorge werden muss. Da die Verhütung des Gebrechens aber mit den Fortschritten der Hygiene, und namentlich mit den Fortschritten der Ohren- heilkunde Hand in Hand geht, so wird eine Erfüllung der . in den Darlegungen oft betonten und sicher nicht unbe- rechtigten Forderungen nur dann zu erwarten sein, wenn der Staat die socialen und individuellen Ursachen durch Pflege der Volksaufklärung, durch Regelung und Ueber- wachung der Volkshygiene bekämpft und wenn er von seinem Heilpersonal den bisher nicht ausdrücklich gefor- derten Befähigungsnachweis verlangt, die hier vor allen Dingen in Betracht kommenden Erkrankungen der Gehör- organe mit ihren Folgen zu erkennen und zu behandeln. (Aus der »Rostocker Zeitung«.) Acta horti Petropolitani. Tomus XI, fasciculus Il. Petersburg 1892. 1) Plantae Raddeanae Apetalae, auctore F. ab Herder 1,11, DV. Der Verfasser führt die von den Reisenden Radde, Turezaninoff, Frisch, Paullowsky, Ledebour u. a. in Ost- sibirien gesammelten Pflanzen aus den Familien Poly- goneae, Santalaceae, Thymelaeae, Elaeagneae, Aristo- lochieae, Empetreae, Euphorbiaceae, Chloranthaceae, Cu- piliferae und Salicineae auf und knüpft daran Bemerkungen über die geographische Verbreitung der einzelnen Species. 2) Decas septima, octava, nona, decima Composi- tarum novarum Turkestaniae nec non Bucharae incolorum. Auctore C. Winkler. | Die beschriebenen Compositen aus Turkestan und Buchara betreffen die Gattungen Inula, Vicoa, Anthemis, Senecio, Russowia (novum genus), Jurinea, Koelpinia, 131 Tanacetum Scorzonera, Barkhausia, Artemisia, Cousinia, Chondrilla, Mulgedium, Cancrinia, Chrysanthemum, Saus- surea und Garduus. 3) Das Perenniren des Roggens von A. Batalin. Seitdem es bekannt ist, dass in einigen Gouverne- ments des europäischen Russlands der Roggen als mehr- jährige Pflanze betrachtet und auch als solche eultivirt wird, hält es der Verfasser auf Grund sorgfältiger Unter- suchungen für sehr wahrscheinlich, dass Secale cereale L. von dem perennirenden S. montanum Guss. abstamme. 4) Astragalus Zingeri sp. n. auctore 8. Korzchinsky. 5) Descriptiones plantarum nonnullarum horti im- perialis botanici Petropolitani in statu vivo examinatarum, auctore E. Regel. | Beschrieben werden seltene Species der Gattungen Allium, Scilla, Asparagus, Agave, Aöranthus, Angraecum, Epidendrum, Masdevallia, Maxillaria, Miltonia, Saccola- bium, Waluewa (gen. novum), Lonicera, Solanum, Cla- viga, Oxalis, Pyrus (Sorbus) und Prunus. 6) Einige Beobachtungen über den Geruch der Blüthen, von Rob. Regel. Die Hauptfrage, die sich der Verfasser gestellt hat: warum Nycterinia capensis nachts duftet und nicht bei Tage, hat er eingestandenermassen noch nicht endgültig gelöst. Immerhin ist soviel klargestellt, dass das Aus- strömen des Geruches von Nycterinia capensis mit den Atmungsvorgängen zusammenhängt und dass das »voll- ständige« Schwinden des Geruches auf den Verbrauch der Stärke in den Zellen der Blumenblätter, also auf die Lebensthätigkeit der Pflanze, zurückzuführen ist. 7) Notae de plantis Asiatieis. I—XIl. auctore A. Batalin. | Die Abhandlung enthält die Beschreibung neuer Species aus den Gattungen Clematis, Draba, Myricaria, Glycyrrhiza, Astragalus, Ribes, Rhododendron, Primula, Incarvillea und Polygonatum. 8) Breviarium relationis de horto botanico imperiali Petropolitano annorum 1888 et 1889. Osswald. Otto Volger: Die Lichtstrahlen. Allgemein ver- ständliche Begründung eines bisher nur beiläufig behan- delten wichtigen Abschnittes der »physiologischen Optik«. 5) 132 (76. Jahresbericht, 1890/91, der naturforschenden Gesell- schaft in Emden; mit 36 Tafeln. Volger findet, dass man dem Worte »Strahl« eine ganz falsche Bedeutung beilegt, dass man in der Optik von Lichtstrahlen spricht, wo man in Wirklichkeit selten eigentliche Strahlen wahrnimmt. Strahl ist eine leuch- tende Linie, welche sich von der Lichtquelle in unser Auge führen lässt. Man redet indessen von Strahlen in Bezug auf allgemeine Helligkeit, indem man Linien nach allen Richtungen des Raumes denkt, in welchen sich die Wellenbewegung fortpflanzt. Diese gedachten Richtungs- linien haben garnichts Wesentliches gemeinsam mit den in unseren Augen wahrzunehmenden Lichtstrahlen. Verfasser unterscheidet zunächst den Schein, eine Ausbreitung von Helligkeit in unserem Gesichtsfelde, welche von leuchtenden Körpern ausgeht und zum Teil dem Auge von Körpern in unserer Lufthülle vermittelt wird. Eine Lichtbahn ist der Schein, welcher in einen dunklen Raum fällt oder zwischen schattenwerfenden Körpern durchdringt (Scheinbahnen der Sonne zwischen Wolken). Lichtstrassen sind bandartige Lichtstreifen, welche ein leuchtender Körper auf bewegter Wasserfläche erzeugt; sie treten auch auf über dem Thalnebel, sowie an gleichmässig gerieften und faserigen Gegenständen. Diese Lichtstrassen kommen den eigentlichen Strahlen am nächsten. Beide bestehen aus Reihen von schmalen, dicht gedrängten Bildern des Leuchtkörpers, welche durch dünne dunkle Linien getrennt sind. Die eigentlichen Lichtstrahlen Volger’s ent- springen nicht von der Lichtquelle, sie sind nicht nach allen Richtungen des Raumes vorhanden; sie werden einzig und allein verursacht von der Beschaffenheit des den leuchtenden Körper wahrnehmenden Auges, sie sind also nur in der Richtung des anschauenden Auges vor- handen. Am Auge werden sie erzeugt durch Spiegelung oder Brechung an einer Thräne auf dem unteren Lide oder an Flüssigkeitskegeln über den Maibomschen Drüsen, ferner durch Beugung des Lichtes an den Wimpern; aber auch Regenbogenhaut, Linse und Netzhaut geben zu eigen- artigen Strahlenbildungen Veranlassung. Demnach werden Thränen-, Lider- (Stern-, Blinzel-), Wimperstrahlen etc. unterschieden. Vorstehendes möge genügen, um auf eine fleissige Arbeit aufmerksam zu machen, welche eine Fülle von 133 Beobachtungen enthält, die ohne wissenschaftliche Appa- rate angestellt werden können. Obgleich aber in dem Buche ein schätzenswerter Beitrag zum Kapitel über Licht- strahlen vorliegt, so ist doch zu bemerken, dass manche Teile dieser Schrift zur Kritik auffordern. An dieser Stelle sei nur folgendes hervorgehoben: Unbegründet bleibt das abfällige Urteil über die jetzt herrschende Undulations- theorie, desgleichen des Autors Auffassung von Fraun- hoferschen Linien; überflüssig sind die wiederholten Aus- fälle gegen die Wissenschaft, welche die Erscheinung der Lichtstrahlen in seinem Sinne bisher so stiefmütterlich behandelte. Bornhöft. v. Fischer-Benzon: Die Moore der Provinz Schles- wig-Holstein. (Abhandl. naturwiss. Ver. zu Hamburg 21.73,,189%). Nachdem Verf. im ersten Abschnitt die Beobachtungen über die einzelnen Moore Schleswig-Holsteins mitgetheilt hat, giebt er im zweiten Teil die vergleichenden Ergeb- nisse und kommt in Bezug auf den Aufbau der Moore zu folgenden Resultaten: Den Untergrund der Moore bildete in den meisten Fällen blauer strenger Geschiebemergel oder blauer san- diger Thon oder auch das Ausschlemmungsprodukt des letzteren, reiner weisser Sand; nur einige wenige Moore ruhten auf Marschthon oder Klei. Die Moore selbst pflegten aus mehreren deutlich zu unterscheidenden Schichten aufgebaut zu sein, die in folgender Weise charakterisirt werden: 1) Der Darg oder Dark, ein heller oder dunkler brauner oder schwarzer Torf, den fast ausschliesslich Reste von Phragmites communis zusammensetzen. In vollkommener Reinheit fand Verf. diese Torfart in Schles- wig-Holstein verhältnissmässig nur selten. 2) Rasentorf, ausgezeichnet durch Reste von Phrag- mites, Carex- und Hypnumarten. Er besitzt meistens tiefschwarze Färbung und liefert guten Torf. 3) Blättertorf, hauptsächlich aus abgefallenen Blättern, Früchten und Zweigen zusammengesetzt. 4) Lebertorf, ist im feuchten Zustand schwarz, dunkelbraun oder grünlichbraun und sehr elastisch. Ge- 9* 154 trocknet verliert er bedeutend an Volumen, wird blätterig und ändert seine Farbe in grauschwarz. Vor allen übrigen Torfarten zeichnet sich derselbe dadurch aus, dass er einmal getrocknet durch Wasser bei gewöhnlicher Tem- peratur wieder aufgeweicht wird, dabei eine Volumen- vergrösserung zeigt und die Elastizität wiedererlangt. 5) Moostorf, von weisser, brauner oder schwarzer Farbe, aus Sphagnumarten gebildet, gelegentlich auch mit Hypnumarten, Calluna und Eriophorum vaginatum unter- mischt. 6) Heidetorf. Eine sandige Torfart, auf Heidesand auflagernd und aus Calluna vulgaris gebildet. Häufig fand sich neben Calluna noch Andromeda, Scirpus caespitosus, Juncus squarrosus und Erica tetralix. 7) Auch Dopplerit, ein schwarzes pechglänzendes, getrocknet durch muscheligen Bruch ausgezeichnetes Mi- neral fand der Verf. in einigen Mooren. An die Beschreibung der einzelnen Torfarten fügt Verf. die Darstellung der Torfmoore als Ganzes und : unterscheidet: 1) Röhrichtmoor (Arundinetum). Aus Darg oder Schilftorf aufgebaut. 2) Rasenmoor oder Sumpfmoor aus Rasentorf beste- hend. Moore, die nur aus Rasentorf gebildet waren, fand der Verf. nicht, er trat in fast allen Mooren auf, aber nur als untergeordnetes Glied. 3) Hochmoor oder Torfmoosmoor (Sphagnetum). Auch solche Moore beobachtete der Verf. nicht; denn da das Torfmoos nicht in hartem Wasser gedeihen kann, siedelte es sich erst an, nachdem Phragmites und Carex- arten das Wasser seiner Mineralsubstanzen beraubt hatten. 4) Waldmoor. Dasselbe enthält alle Torfarten und ist nur dadurch ausgezeichnet, dass es sehr zahlreiche Blatt- und Holzreste enthält. An diese Zusammenstellung fügt der Verf. einige Notizen über die Mächtigkeit der Torfmoore, die er von wenigen cm bis über 20 m beobachtete. Dann behandelt er die Frage »Wachsen die Torfmoore noch jetzt?« und kommt zu dem Ergebniss, dass das Nachwachsen unter den jetzigen Verhältnissen sehr gering und in staats- ökonomischer Beziehung gleich O zu setzen ist. Im letzten Kapitel folgt eine tabellarische Zusammen- stellung über die horizontale und vertikale Verbreitung der in den Mooren gefundenen Pflanzen und Tierreste. 135 Bei der Vergleichung der vertikalen Lagerungsbefunde ergiebt sich, dass sich. während der Bildung der Moore vier verschiedene Perioden unterscheiden lassen: die Pe- riode der Zitterpappel, der Kiefer, der Eiche und der Buche. Während der Periode der Zitterpappel waren alle Teiche und Tümpel von Phragmites comm. zugewachsen, zwischen dem Menyanthes, verschiedene Carices und Gramineen gediehen. An den von Phragmites offen ge- lassenen Stellen entwickelten sich in üppigster Weise ‘ Trapa natans, Ceratophyllum, Potamogeton, Nymphaea, Nuphar,. Hypnum fluitans und mehrere Charaarten. Die Hügel zwischen den Sümpfen waren bestanden von Po- pulus tremula, Betula verrucosa, Salix caprea, cinerea und aurita. Allmählich, der weiteren Entwässerung des Bodens seit der Eiszeit entsprechend, verdrängte die Kiefer die Zitterpappel, während sich zu den Sträuchern noch der Haselstrauch gesellte.e Zwischen den Kiefern verbreitete sich ein Unterholz von Weiden, Birken, Hain- buchen, Eichen, Linden und Zitterpappeln, und an lichten Stellen bedeckte die Heide vermischt mit Veronica und Dianthusarten den trocknen Boden, während sich die Sümpfe mit den weichen Polstern verschiedener Sphagna überzogen. | Während dieses Stadiums rückten nach Ansicht des Verf. die Eiszungen der zweiten Vergletscherung heran und verschütteten manche Moore, während andere nicht getroffen wurden und nach dem Abschmelzen des Eises ohne Störung sich weiter entwickeln konnten. Mit diesem Abschnitt trat wieder eine Veränderung in dem Landschaftsbilde ein, die Eiche wurde der herr- schende Waldbaum, um schliesslich in der letzten Periode von der sich weiter und weiter ausbreitenden Buche ver- drängt zu werden. Diederichs. 136 Vereins-Angelegenheiten. [— A, Bericht über die 46. Generalversammlung am 7. Juni 1892 in Ludwigslust. An der Versammlung nahmen 30 Mitglieder und 1 Gast Theil. Nach dem Frühstück in der Societät wurde unter Führung des Herrn Hofgärtner Schmidt ein Rund- gang durch den im schönsten Frühlingsschmuck pran- genden Schlossgarten unternommen und sodann um 1 Uhr die Generalversammlung in der Aula des Realgymnasiums vom Unterzeichneten eröffnet. Namens der Stadt Ludwigslust begrüsste Herr Bürger- meister Jantzen die Versammlung, sodann sprach Herr Dr. Auffarth einige Worte der Begrüssung namens des Localvorstandes. Es erfolgte sodann die Vorlage des Jahres- berichtes und der Rechnungsablage für das Vereinsjahr 1891/92: M. H.! Indem ich Ihnen hiermit den Jahresbericht und die Rechnungsablage über das vergangene Vereins- jahr vorlege, kann ich mit Freude constatiren, dass unser Verein auf ein gedeihliches Jahr zurückblicken kann. Die Zahl der Mitglieder ist erheblich gestiegen, unser Tauschverkehr mit auswärtigen Gesellschaften um eine grosse Zahl guter Schriften vermehrt, unsere Kassenver- hältnisse der Art, dass sie uns umfangreichere Publi- cationen erlaubten. Es sind in diesem Vereinsjahr 51 neue Mitglieder beigetreten, zu denen heute noch weitere 8 angemeldet wurden, deren Namen Sie auf folgender Liste verzeichnet finden: LehrerHacker-Neubrandenburg. v. Müller-Gr. Lunow. Gvmn.-Lehrer Kurz 35 Pogge-Zierstorf. Bürgerm. Hofr. Brückner-Neu- Domänenr. Rettich-Rosenhagen. brandenburg. Dr. phil. Drews-Bützow. Bürgerm.Pries-Neubrandenburg. Baurath Möckel-Doberan. 137 Dr. phil. E. Möckel-Doberan. Amtshauptmann v. Bülow -Do- Hofmaurermeist. Herr-Hagenow. beran. Dr. ph. Berthold-Rostock. Lampert-Malliss. Dr. ph. Niewerth $, Krüger-Gorschendorf. Brapk.v. Knapp _,„ stud. chem. Ziehl-Rostock. Senator Schumacher „, Rechtsanwalt Kortüm ‚, Rathsapotheker Übe „, Dr. med. Dierling x Lehrer Schade = stud. chem. Lösner „, Dr. ph. Meier ® stud. rer. nat. Porter „, Handelschemiker Dr. Meyer- Senator Bernhardt-Ludwigslust. Rostock. Kirchenrath Danneel a Dr. med. Lemcke-Rostock. Bürgermeister Jantzen „, Prof. Dr. Michaelis ,„, Rechtsanwalt Kaysel „, Prof. Dr. v. Brunn-x‘,, Commerzienrath Schultz „, Prof. Dr. Lindner R Dr. Viereck 4 Dr. ph. Strauss . Hofapotheker Voigt Ri Major a. D. v. Klein „, R.-Gymn.-Lehrer Romberg- Prof. Dr. Martius # Güstrow. Kan Geh. Med.-Rath Dr. Schatz- Dr. Willemer-Ludwigslust. Rostock. Hofgärtner Schmidt - Ludwigs- Dr. ph. Schreber-Rostock. lust. Chemiker Förster „, Obergehülfe Klett-Ludwigslust. Prof. Dr. Gies Rs ir Voss Dr. med. Lubarsch , Hofbuchhändler Kober „, Prof. Dr. Staude 7 Rentier Holtz r Prof. Dr. Uffelmann Dr. Möller-Eldena. „ Prof. Dr. Haas-Kiel. Gärtner Thüer-Neustadt. Zersch-Neuburg b. Parchim. Während der Versammlung und folgenden Excursion sind noch beigetreten: Dr. ph. Schultz-Ludwigslust. Buchhalter H. Burmeister- Dr. ph. Maynz 5 Malliss. Inspector W. Kann-Malliss. Diese grosse Zahl ist ein gutes Zeichen des Inter- esses, dessen sich unser Verein im Lande zu erfreuen hat, und ich möchte die Hoffnung aussprechen, dass sich noch viele »Freunde der Naturgeschichte« anschliessen; gewiss findet Jeder in unseren »Archiven« etwas ihn in- teressirendes und ihn zu eigenen Beobachtungen anre- gendes; besonders möchte ich auch auf unsere reich- haltige Bibliothek aufmerksam machen. Bei unseren Verhältnissen im Lande ist der Wunsch, dass die Zahl der Mitglieder auf 500 steigen möchte, kein übertriebener und ich erlaube mir, an die Herren Mitglieder die Bitte zu richten, in Ihren Kreisen die Aufforderung zum Bei- tritt und zur Mitarbeiterschaft nach Kräften zu verbreiten. Vielleicht thun sich auch einzelne Gruppen der Mitglieder etwas enger zusammen, so wie bereits angeregt worden 138 ist, eine ornithologischet), botanische u. a. Section zu bilden. Gefördert könnten die Einzelarbeiten werden durch gruppenweise regelmässige Benutzung der Fach- zeitschriften unserer Bibliothek. Verloren hat der Verein 21 Mitglieder. Gestorbene Mitglieder: Unser correspondirendes Mit- Dr. Marsson-Greifswald. glied Prof. Dr.Karsch-Münster. Landbaumeister Hesse-Greves- Oberbauinspector Langfeldt- mühlen. Rostock. Landdrost v. Fabrice-Stargard. Director Oehlmann-Dargun. v. Vogelsang-Perow. Lehrer Lau-Schwerin. Rechtsanw. O. Heucke-Parchim. Oberlehrer Vermehren-Güstrow. Drogist Kallmann-Schwerin. Obermedicinatrath Dr. Aubert- Director Krause-Rostock. Rostock. Die Versammlung ehrte das Andenken der Verstor- benen durch Erheben von den Sitzen. Ausgetreten sind: Lehrer Holz-Zarrentin. Buchdruckereibesitzer Eber- Regierungsrath Heuck- hardt-Wismar. Schwerin. Oeconomierath Bergmann-Wald- Oberlehrer Hamdorff-Görlitz. heim. Dr. Gerlach-Waldkirch. Als unauffindbar sind gestrichen: Dr. Ketel-Greifswald. Dr. Kaufholz-Weierhof. Redacteur Groth-Schwerin. Sonach ist die gegenwärtige Zahl der ordentlichen Mitglieder 350, neben 6 Ehren- und 26 correspondi- renden Mitgliedern?). Unser Archiv erhielt aus verschiedenartigen Disci- plinen Beiträge zur Veröffentlichung; die in den beiden letzten Heften gelieferten Kartenbeilagen werden gewiss auch in ihrer Ausführung Ihren Beifall gefunden haben. — Von den Arbeiten über Flora Mecklenburgs, Landes- kunde der Ostseeländer und is: Gestein ist keine Mittheilung eingegangen. Wegen der vermehrten Zahl der Mitglieder und Tauschverbindungen musste in diesem Jahre die Auflage auf 700 erhöht werden. — Ueber unsere Kassenverhältnisse ist folgendes zu berichten: 1) Vergl. Archiv 1891. 137. >Y Nero auch 4. 139 Nach Ausweis der hier vorliegenden Abrechnung setzen sich die Einnahmen des verflossenen Vereins- jahres (am 31. Mai abgeschlossen) folgendermassen zu- sammen: Kassenpestand, 2% SERl07, 00, 9Mk 2717,08 Zinsen . a N 123 Mitgliederbeiträge für 1891 EIENISD N: 293125 SERST2H OD JENE EDEN ZERO Verkauf von Katalogen. . . la, 4,50 is ‚„„ Archivheften u. a.. . „uw3&20 e „ Bachmanns Landesk. Lite- ratur W. „ 250,— Beitrag der Rostocker Univ. -Bibl. . 1891 „. 150,— je Mi IN Naturf. Gesellsch. ,, 58,50 Mk. 1162,18 Die Ausgaben: Eiruckkosten fur 1891... ......... Mk. 572,25 Zieihostaphien. Kasıon.ı ra "a. sr rin, Buchbinder 3 ar mstel3l Port Bireavnanfwand u.a W297 :39r162,02 Kosten der Generalversammlung . . „51,75 Beebnung yon Opitz für 1890... 103 : 0,94 Mk. 994,36 Die Versammlung beschloss auf Antrag des Secretärs, dem Herrn Rector Bachmann-Warin für seine sorgsame Arbeit der landeskundlichen Literatur den Dank des Ver- eins auszusprechen. Die gewählten Rechnungsrevisoren Lehrer Metz- macher-Schwerin und Obersteuercontroleur Köhler-Lud- wigslust erklärten die Rechnung für richtig, worauf der Secretär entlastet wurde. — Die Verwaltung unserer Vereinsbibliothek lag mir besonders am Herzen und ich erlaube mir, der General- Versammlung hierüber einen Bericht vorzulegen. Die Aufstellung und das Ausleihen wird, wie Ihnen bekannt, seitens der Universitäts-Bibliothek zu Rostock besorgt. Statt des ungenügenden alten Cataloges ist mit Anfer- tigung eines Zettelcataloges begonnen worden, welcher der Hauptsache nach bereits fertig ist; es ist wünschens- werth, später einen Neudruck vorzunehmen. Infolge mannigfacher Umstände waren in dem Be- stande unserer Bücher und Zeitschriften zahlreiche 140 Lücken entstanden. Ich habe dieselben aufgenommen und versucht, bei den Zeitschriften u. dergl. Ergänzungen zu erhalten. In überaus dankenswerther Weise haben wir auch von vielen Gesellschaften die fehlenden Hefte, so weit diese noch vorräthig waren, erhalten, theils als Geschenke, theils in Tausch mit unseren Archivheften. In dem »Verzeichniss des Zuwachses zur Vereinsbiblio- thek« finden sich diese Eingänge. Der Werth unserer Bibliothek besteht weniger in Einzelwerken — unsere Mittel sind zu gering zu irgend erheblichen Anschaffungen — als in der grossen Zahl von periodischen Schriften, die wir durch Austausch er- halten. Es sind darunter viele höchst werthvolle Bücher, auf deren Besitz wir stolz sein können. Zu den bis- herigen haben wir folgende neue Tauschverbin- dungen erhalten: . Berlin: Naturwissenschaftliche Wochenschrift von Dr. Potoni£. . Kiel: Mittheilungen a. d. Mineralog. Institut d. Univ. (Prof. Lehmann). . Leipzig: Verein für Erdkunde. . Hamburg: Naturhistorisches Museum: Mittheilungen. . München: Bayerische Botanische Gesellschaft zur Erforschung der heimischen Flora. Wien: Wiener entomologischer Verein. . Luxemburg: Fauna, Verein Luxemburger Naturfreunde. . Stockholm: Geologiska Föreningens Förhandlingar. . Upsala: Universitäts Arskrift. Sitzungsberichte d. Naturwiss. Studentengesellschaft. Dissertationen. . Christiania: Norwegian North-Atlantie Expedition, Reports. . Brüssel: Mus&e royal d’histoire naturelle de Belgique: Bulletin. . Brüssel: Societ€ Belge de geologie, de pal&ontologie et d’hy- drologie: Bulletin. . Rom: Rassegna della Scienze geologiche in Italia. . Meriden, Conn., U. S. A.: Meriden scientific association: Trans- actions. . St. Louis, Mo., U.S. A.: Missouri Botanical Garden, Annal report. Philadelphia, 'D.S. A.: American philosophical society, Pro- ceedings. . Baltimore, Md., U. S. A.: Johns Hopkins University: Circulars. . Rochester, N. Y,, U. S. A.: Rochester Academy of Science, Proceedings. . Chapel Hill, N. C. (Raleigh), U. S. A.: Elisha Mitchell scientific society, Journal. 20. Minneapolis, Minn., U. S. A.: Minnesota Academy of natural sciences, Bulletin. 21. Buenos Ayr es: Revista Argentina de historia natural. 22. Wisconsin Academy of Sciences, Arts and Letters. Madison we Hiernach beträgt die Zahl unserer Tauschverbin- dungen gegenwärtig 168. oOND BD mr RA Ar (or! HF Deo Ne) jene op) Ron SS @NnI 141 Die wachsende Benutzung unserer Bibliothek er- sehen Sie aus folgender Liste: Aus der Bibliothek des Vereins der Freunde der Naturgeschichte sind verliehen: An Vereinsmitglieder An Nichtmitglieder Summa Pi = P 2 2 5|le Summa 2 |3=|22 a BEE EFS EEE ICE slä = sslelä 22 | 6 181156) 5 | 20123 1176 8| 36 1890 |14|233| 3 | 25117 |258 9| 30 1891 |121291| 3 | 29 15 |320|16| 107| — | — || 16 [107 Summa |44| 680] 11 | 74 | 55 |754 [32] 172] 1 | 1 33 173 Vielleicht lässt sich eine noch ausgedehntere und erspriessliche Benutzung der Zeitschriften durch kleine Lesezirkel-artige Ausleihverbände herstellen, über deren Einrichtung ich Ihnen Vorschläge machen möchte. — Der Vorstand wird hierauf ermächtigt, geeignete Schritte zu thun, die Schriften des Vereins durch kleinere Lesezirkel-Gruppen mehr nutzbar zu machen. Die Versammlung beschloss, die alten Archivjahr- gänge und Separatabdrücke in einem Circulare den Mit- gliedern zu ermässigten Preisen anzubieten, eventuell die Separate den Autoren zur Verfügung zu stellen und den Bibliothekscatalog den neuen Mitgliedern gratis zu ver- abfolgen. Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt: Oberlandbaumeister Dr. Koch-Güstrow, Baron Ferd. von Müller-Melbourne, Geheimer Bergrath Prof. Dr. H. Credner-Leipzig; zu correspondirenden Mitgliedern: Prof. Dr. Braun-Königsberg, Prof. Dr. Jentzsch-Königsberg. Als Ort für die nächste Versammlung wurde Gre- vesmühlen bestimmt und die Herren Dr. med. Fabricius und Dr. ph. Oehmcke zum Localvorstand erwählt. Es folgte sodann ein kurzer Vortrag des Unterzeich- neten über die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Ludwigslust. Nach einer Discussion über den Di- luvialthon und Vorlage von Photographien sibirischer 142 Wiederkäuergehörne durch Herrn Cordes-Hamburg, sowie einiger Naturalien durch Herrn Dr. Auffarth und Ober- controleur Köhler wurde die Versammlung geschlossen. An die eingehende Besichtigung des Naturalien- und Physik-Cabinets im Realgymnasium, wo Dr. Auffarth mehrere wohl gelungene Experimente vorführte, schloss sich um 4 Uhr ein gemeinsames Essen in »Stadt Hamburg«. Hierauf fuhr die Gesellschaft in 3 Wagen durch den Schlossgarten nach den Quellen bei Warlow, von deren Salzgehalt man sich durch Experimente überzeugte. Auch die schöne Rückfahrt erschloss den Theilnehmern den herrlichen Park. In den Abendstunden blieb man noch in den Räumen der »Societät« vereint, wo eine kleine Sammlung afrikanischer Geräthe und Waffen, von Herrn Baron F. v. Nettelbladt gestiftet, auch Gelegenheit zu ethnographischen Belehrungen bot. Geinitz. Ueber die Excursion nach Malliss am 8. Juni entnehmen wir der »Dömitzer Zeitung« vom 16. Juni 1892 folgenden Bericht: | Die vom Verein der Freunde der Naturgeschichte geplante Excursion nach Malliss und Umgegend kam am 8. ds. zur Ausführung. Mit dem Morgenzug von Lud- wigslust trafen etwa 20 Vereinsmitglieder ein, welche unter Führung des Herrn Professor Geinitz alsbald ihre Wanderung antraten, zuerst das Braunkohlenbergwerk besuchten und alsdann die Richtung auf Bocup ein- schlugen, um die alten Elde- und Elbufer zu besichtigen und die abgelagerten Mergel- und Thonschichten in Augen- schein zu nehmen. Einen herrlichen Anblick boten bei dem schönen Wetter die Thäler der Elde und Elbe. Inter- essant sind bei Bocup der zu Tage tretende Alaunthon, sowie der zahlreiche Versteinerungen enthaltende Sand- stein, welcher an der Scheide zwischen Malliss und Bocup in der Nähe der Braunkohlenschächte gefunden und gröss- tentheils zu Fundamental-Bauten benutzt wurde. Das nächste Ziel war Conow-Sülze. War der Marsch dahin durch die baumlose Dünengegend unter den Strahlen der Mittagssonne auch nicht besonders angenehm, so wurde er von der fröhlich gestimmten Schaar doch ohne Mühe überstanden, und interessant war es immerhin zu wissen, dass unter der Oberfläche Braunkohle lagert, das einzige derartige Lager in Mecklenburg. In Conow - Sülze war 143 es der altberühmte Soolbrunnen, dem der Besuch galt. Derselbe, ca. 80 Fuss tief gemauert, wurde bereits zwei- mat im 15. und 17. Jahrhundert zur Salzgewinnung durch Versieden benutzt; als Nebenbestandtheile der letzteren sind Kalk und Chlormagnesium zu nennen. Aus dem mehrfachen Vorkommen von Soole und Gypskrystallen im Mallisser Thon, sowie aus dem Vorhandensein von Erdfällen (Pingen) auf der Conower Feldmark darf ge- schlossen werden, dass die bei Lübtheen erbohrte Dyas — Gyps und Steinsalz — bis in diese Gegend streicht. Die End- und Hauptstation der Wanderung war die Thon- grube der Neuen Ziegelei, wo es sich die Theilnehmer an der Excursion, welche inzwischen durch die Ankunft einiger Herren Studiosen vermehrt worden waren, an- ‚gelegen sein liessen, reiche Schätze von Versteinerungen zu sammeln. Nachdem noch die ganze Anlage besichtigt worden war, welche viel Interessantes bot, wurde das gastliche Haus des Herrn Grelle aufgesucht. Beim Mit- tagsmahl toastete Herr Professor Geinitz auf das Ehren- mitglied des Vereins Herrn Oberlandbaumeister Dr. Koch in Güstrow, welcher sich in den 50er Jahren, als er noch im Dömitzer Amte thätig war, um die Aufschliessung dieser Gegend besonders verdient gemacht und das Er- gebniss seiner Arbeiten in dem Werke: »Die anstehenden Formationen der Gegend von Dömitz« niedergelegt hat. — Mit dem Abendzuge verliessen die Vereinsmitglieder Malliss, während Herr Professor Geinitz mit mehreren Studenten für die nächsten Tage eine Wanderung in Aussicht genommen hatte, deren Endziel Lüneburg sein sollte. | B. Verzeichniss des Zuwachses zur Vereins- Bibliothek (abgeschlossen Ende November 1892). a. Durch Tauschverkehr!): Agram: Societas historico-natur. croalica. * Altenburg: Naturf. Ges.: Mittheilungen aus dem Osterlande. N. F. Bd. 2—5. 1884—1892. * Amiens: Societe Linneenne du Nord de la France: Bull. men- suel X. 211—222. 1890. * Amsterdam: Kgl. Akademie v. Wetenschappen: Jaarboek. 1891. Verhandelingen 29. 1892. — Verslagen en Me- dedel. III. 8. 1891. „. Kgl. Zool. Gesellsch.: Natura artis magistra. Annabers: Buchholzer Ver. f. Naturkde. * Baltimore, Md.: Johns Hopkins University: Circulars. XI. Nr. 9%. 95. 96. 97. 99. 100. Bamberg: Naturforsch. Gesellsch. * Basel: Naturforseh. Gesellsch.: Verhdlgn. IX, 2. * Berlin: Deutsche geolog. Gesellsch.: Zeitsch. 43, 3.4. 44, 1. 2. z i Kgl. Preuss. geol. Landesanst. u. Bergakad.: Jahrbuch für 1889, X. 1890, XL. (1892). R Bot. Ver. d. Prov. Brandenb.: Verhandlungen. = 4 Gesell. naturf. Frde.: Sitzungsber. 1891. * Bern: Naturforsch. Gesellschaft: Mittheil. 1891. Biestritz: Gewerbeschule: Jahrber. * Bonn: Naturh. Ver. pr. Rheinlande u. Westfalen: Verhandl. Jahrgang 48, 2. 49,1. * Boston: Academy of arts and sciences: Proceedings. N. S. XV ISIE os Society of natur. history. * Braunschweig: Verein f. Naturwiss.: Kloos: Ueb. d. geol. Verh. v. Braunschweig u. Wolfenbüttel. 1892. * Bremen: Naturwiss. Abhandl. XII, 2. 1892. * Breslau: Schles. Ges. f. vaterl. Cultur: 69. Jahresb. 1892; Er- gänzungsheft zu 69 (Litteratur der Landes- u. Volks- kunde d. Prov. Schlesien). + ” Ver. f. schles. Insectenkunde: Zeitschr. f. Entomologie. Neue Folge. Heft 17. 1892. * Brünn: Naturforsch. Gesellsch.: Verhandl. 29. Bd. 1890; Ber. d. meteor. Commis. 1889. 1) Anm. In diesem Verzeichniss sind alle Tauschverbin- dungen des Vereins aufgeführt; neue Eingänge sind mit einem vorgesetzten * vermerkt. Der Verein bittet, die Empfangsanzeige an dieser Stelle mit seinem ergebensten Dank entgegennehmen zu wollen. 145 Brüssel: Societe malacologique de la Belgique. € Bulletin du Mus&e Royal d’Hist. Nat. d. Belgique. Be. Bulletin de la soc. belge de Geologie, de Pal&eontologie et d’Hydrographie: V. 2. 1891. Buchholz — s. Annaberg. * Buda-Pest: Ungar. Nationalmuseum: Termesz. Füzetek XV. 1—2, 3—4. 1892. * 5, K. Ungar. geol. Anstalt: Jahresber. f. 1890. — Föld- tani Közlöny (Geolog. Mittheilungen) 21, 4—12. 1891; 22, 1—4. 1892. — Mittheil. a. d. Jahrb. IX. 6. Buenos-Aires: Academia nacional de ciencas en Cordoba. * Revista Argentina de historia natur: 1.5a. 6a. 1891. * California Academy of sciences: Proceed. vol. III. 1. 1891. * Cambridge: Museum of compar. Zoology: Bulletin vol. XXI. 1—4. XXIII. 1, 2. — 3. Ann. report 1890/91. Chapel-Hill, N. C. — s. Raleigh. Chemnitz: Naturwiss. Gesellsch. * Christiania: Kgl. Norske Frederiks-Univers.: H. Reusch: Boemmeloen og Karmoen geologisk beskrevne. 1888. „ Archiv f. Mathem. og Naturvidenscap. * „ Norwegian N. Atlantic Expedition. XXI. Zoologie: Crinoida, Echinida. 1892. „ Videnskabs-Selskabet. * Chur: Naturf. Ges. Graubündens: Jahresber. 45. 1890/91. * Danzig: Naturforsch. Gesellsch.: Schriften. N. F. VIII. 1892, 1, 2. Davenport: Academy of nat. scienc. Donaueschingen: Ver. f. Gesch. u. Naturgesch. der Baar. * Dorpat: Naturforsch. Gesellschaft: Stzgsber. IX, 3. Schriften VI. (Kennel, Verwandschaftsverhältn. d. Arthropoden). * Sen Gesellsch. f. Natur- u. Heilkde. Jahresber. 1891/92. Naturwiss. Gesellsch. Isis: Stzgsber. u. Abhdl. Jahrg. 1891, 2. * Düsseldorf: Naturwiss. Ver.: Mittheilungen, Heft 2. 1892. Elberfeld: Naturwiss. Verein. * Emden: Naturforsch. Gesellsch.: 76. Jahresber. 1890,91, mit 36 Tafeln. * Florenz: Societä entomolog. italiana: Bnliet. an 23. 3, 4. 1891. 24. 1—4. 1891. Trimestre I. 1892. Trim. II. 1892. Francisco, Sn.: California Academy of sciences: Occasional Papers. * Frankfurt a.M.: Senckenberg. naturf. Ges.: Bericht für 1892. — Böttger: Katalog der Batrachier-Sammlung im Museum. “* Frankfurt .a.0.: Naturwiss. Ver. d. Reg.-Bez. Frankf.: Helios, Abhandlg. und monatl. Mittheilgn. IX. 1891/92 7—12. x. 1892/93 1—4. * Frauenfeld i. Schweiz: Thurgauische naturforsch. Gesellsch.: Mittheilungen, 10. Heft, 1892. Fulda: Verein f. Naturkde. * Gallen, St.: Naturwiss. Gesellsch.: Bericht 1889/90. * Genua: Societä d. letture e convers. scientif. giornale: ann. XV. Jan.—März 1892. — Commemorazione di Jacopo Virgilio. * Giessen: Oberhess. Gesellsch. f. Natur- u. Heilkunde: 28. Be- richt 1892. 146 * Görlitz: Naturforsch. Gesellsch.: Abhandlungen XXVI. 1891. Graubünden — s Chur. Graz: Verein d. Aerzte in Steiermark: Mittheilungen. „. Naturwiss. Ver. f. Steiermark: Mittheilungen. ‚„... Acad. Leseverein. Greifswald: Naturwiss. Ver. f. Neuvorpommern u. Rügen. Geograph. Gesellsch. * Halifax: Nova Scotian Institute of Nat. Seience: Proceed. u. Transaect.: VII. 4. 1890. 2. series. I. 1. 1890—91. * Halle a. S.: Kais. Leop. Carol. Deutsche Akad. d. Naturf.: Leo- poldina XXVII. 21—24. XXVIN. 1—20. 1892. „ Naturforsch. Gesellsch. = „.. Naturwiss. Ver. f. Sachs. u. Thüring.: Zeitschr. für Naturwiss. 64, 4—6. 65, 1—3. * „elsllerein?t. Erdkunde: Mittheil. 1892. Hamburg: Ver. f. naturw. Unterh.: Verhandlungen. a Naturwiss. Ver.: Abhandl. n Naturhistorisches Museum. Hanau: Wetterauische Ges. f. d. ges. Naturkde. * Hannover: Naturhist. 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IV. d. Geo- graphentages. Simony: Das Schwinden:- des Karls- eisfeldes. + a Verein z. Verbreitg. naturw. Kenntn.: Schriften. 31. Bd. 1891. RN Technische Hochschule. * es Zoolog.-botan. Gesellsch.: Verhandlgn. Bd. 41, 1891. 3, #; 42, 1892. 1, 2. + = Entomologischer Ver.: II. Jahresber. 1891. Entomolo- gische Zeitung. XI. 1. * Wiesbaden: Nass. Ver. f. Naturkde.: Jahrbücher. 45, 1892. Württemberg — Ver. f. vaterl. Naturkd. — s. Stuttgart. * Würzburg: Physik.-medicin. Gesellsch.: Sitzgsber. 1890. 1—10; 1891. 1—9. * Zwickau: Ver. f. Naturkde.: Jahresber. 1891. * Entomologische Nachrichten, hrsg. v. Dr. F. Karsch, Berlin. XVII. 1892. Heft 1—23. * Naturwissenschaftl. Wochenschrift, hrsg. v. Dr. H. Potonie. Berlin. 1892. Num. 1—49. b. Durch Geschenke: A. Kirchhoff: Bericht d. Centr.-Commission f. wissensch. Landes- kunde, 1889—1891. L. Holtz: Die Characeen Neuvorpommerns etc. Greifswald 1891. E. Geinitz: Bilder.aus der Urgeschichte Mecklenburgs. (Vortrag) 1892. O. Zacharias: Katechismus des Darwinismus. Leipzig, J. J. Weber. 1892. Kiew: M&moires de la Soc. d. Naturalistes. T. X. 1—4 (russisch). J. Deichmüller: Vorgeschichtl. Funde bei Nerchau-Trebsen in Sachsen. 1892. 0. Böttger: Zur Kenntn. d. Mollusken v. Nossi — Be. II. — Rep- tilien von Euboea. — Strubell: Entwickl.-Gesch. d. Pedipalpen. — Cossmann: Terr. oligocene marin d’Etampes. E. Huth: Societatum Litterae. V. 1891. 9—12. VI. 1892. 1—8. K. Möbius: Die Behaarung des Mammuths und der lebenden Elephanten. Berlin 1892. | E. L. Trouessart: Die geographische Verbreitung der Thiere. J. J. Webers Naturwiss. Bibliothek, Nr.5. Leipzig 1892, 108 150 Verhandl. d. Schweiz. Naturf. Gesellsch. in Freiburg, den 19. bis 21. Aug. 1891 (s. Bern). C. K. Averill: List of birds in the vicinity of Bridgeport, Con- necticut. 1892. K. Eckstein: I. Bericht über d. Leistungen auf dem Gebiete der Forst- und Jagdzoologie. Frankfurt a. M. 1892. K. Th. Liebe: Zur Naturgeschichte der Rohrdommel, Sep.-Abdr. »Ornith. Monatsschr.e XVL. v. Könen: Das nordd. Unter-Oligocän. Lief. 4. A. Jentzsch: Die geologische und mineralogische Literatur des Königreiches Sachsen und der angrenzenden Länder- theile von 1835—1873. Leipzig 1874. — Ausserdem 55 Separate aus den Schriften verschiedener Gesell- schaften mit vielen Tafeln und Karten. c. Durch Ankauf: Sacco: Molluschi terz. IX. X. 1891. Neumayer: Erdgeschichte, 2 Bde. 151 6, Mitglieder-Verzeichniss. November 1892. I. Allerhöchste Proteotoren. ı. Se. K. H. der Grossherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin. 2. Se. K. H. der Grossherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz. II. Vorstand des Vereins. Geinitz, F. E., Dr. Professor, Rostock, Vereinssecretär. Brauns, ÖOberlehrer, Schwerin, Klingberg, Gymnasiallehrer, Güstrow. II. Ehrenmitglieder. Beyrich, Dr., Geh. Bergrath, Professor, Berlin. 14. Juni 1848 Hauer, Franz, Ritter v., Dr., K.K. Hofrath, Inten- dant des K. K. Naturhist. Hof-Museums, Wien. 8. Juni 1881 Graf von Schlieffen, Landrath, Schlieffenberg. #. Juni 1884 Geinitz, H. B., Dr., Geh. Hofrath, Prof., Director vom Königl. Mineral. Museum, Dresden. 14. Mai 1885 Stur, Hofrath, Wien. 16. Juni 1886 Hauchecorne,Geh.Bergrath, Directord.K.Preuss. Geolog. Landesanstalt und Bergakademie in Berlin. 1. Juni 1887 Koch, Dr. ph., Oberlandbaumeister in Güstrow. 7. Juni 1892 v. Müller, Baron, Governments-Botanist in Mel- bourne. 7. Juni 1892 Credner, Geh. Bergrath, Dir. d. K. Sächs. Geolog. Landesanst, in Leipzig. 7. Juni 1892 152 IV. Correspondirende Mitglieder. v. Sandberger, Dr. Professor, Würzburg. 4 Karsten, Dr. Professor, Geh. Reg.-Rath, Kiel. 18. Schmidt, Excell., Wirklicher Staatsrath, Mitglied der Academie der Wissensch., St. Petersburg. 15. Senoner, Dr., Wien. 15. v. Könen, Dr., Professor, Director des geolog. In- Juni 1852 Mai 1852 Juni 1859 Juni 1859 stituts Göttingen. 3. Juni 1868 Fuchs, Th., Director d. geol. palaeont. Abtheilung am K. K. Naturhist. Hof-Museum, Wien. 20. Mai 1869 v. Martens, Dr., Professor, Berlin. 8. Juni 1870 Moebius, Dr., Prof., Geh. Reg.-Rath, Director des Zoolog. Museums, Berlin. 8. Juni 1870 Möhl, Dr., Professor, Kassel. 22. Mai 1872 Ascherson, P., Dr., Professor, Berlin. 27. Mai 1874 Müller, Karl, Dr., Halle a./S. | 27. Mai 1874 Schulze, F. E, Dr., Prof., Geh. Regierungsrath, Dir. d. Zoolog. Instituts, Berlin, 28. Mai 1874 Winkter, 7.°€,,Dr., Harlem. 7. Juni 1876 Kobelt, Wilh, Dr., Schwanheim a./M. 23. Mai 1877 v. Zittel, Dr., Professor, München. 23. Mai 1877 Böttger, O., Dr., Frankfurt a./M. 12. Juni 1878 Martin, K., Dr., Professor, Leiden. 12. Juni 1878 Leimbach, Dr., Professor, Realschuldirektor in Arnstadt. 9. Juni 1888 Nathorst, Dr., Professor und Director im Naturhist. Reichs-Museum, Stockholm. 31. Mai 1882 Deichmüller, J. V., Dr., Directorialassistent am K. Mineral. Museum, Dresden. 14. Mai 1885 Gottsche, C., Dr., Custos am Naturhist, Museum zu Hamburg. Noetling, Fr., Dr., Geol. Survey of India, zu Cal- 16. Juni 1886 eutta. 16. Juni 1886 Goebel, Dr., Professor, München. 1. Juni 1887 Götte, Dr., Professor, Strassburg i. Elsass. 1. Juni 1887 Berendt, G., Dr., Professor, K. Preuss. Landes- geolog, Berlin. 1. Juni 1887 Braun, M., Prof. Dr., Königsberg. 7. Juni 1892 Jentzsch, A., Prof. Dr., Königsberg. 7. Juni 1892 V. Ordentliche Mitglieder. Altena, Westfalen: Drevs, Apotheker. 1886 Altona: Semper, J. O., Dr. 1857 Andreasberg ı. Harz: Ladendorf, Dr. med. 1872 Ankershagen i. Meckl.: Graf v. Bernstorff, Andreas. 1862 Berlin: Königl. Bibliothek. 1882 Schröder, Dr. med. 5 Stahl, Dr., Chemiker (Friedrichstr. 131). 1890 Bobbin b. Gnoien: v. Blücher, Oberforstrath. 1873 Breslau: Meyn, Apotheker. 1880 153 Brunn b. Neubrandenburg: von Oertzen, Kammerherr. Bülow b. Teterow: Erich, Pastor. Bützow: Arndt, C., Oberlehrer. Drews, Dr. phil., Realgymnasiallehrer. Griewank, Dr., Medicinalrath. Guthke, Senator. König, Realgymnasiallehrer. Paschen, Oberingenieur. Winkler, Dr., Realgymnasialdirektor. Witte, Apotheker. Carlow b. Schönberg: Langmann, Pastor. Clausthal: Klockmann, Dr., Professor. Conow b. Mallis: Kliefoth, Lehrer. Dargun: von Pressentin, Oberlanddrost. Stephan, Dr. med., Kreisphysicus. Demmin: Oehmcke, Dr. ph., Rector a. d. Mädchenschule Dobbertin: Garthe, Forstinspector. Stehlmann, Postverwalter. Doberan: Algenstaedt, Gymnasiallehrer. von Bülow, Amtshauptmann. Lange, Dr. med., Möckel, E., Dr. phil. Möckel, Baurath. Soldat, Drogist. Voss, Dr., Gymnasiallehrer. Dömitz: Voss, Baumeister. Dratow, Gr., b. Kl. Plasten: Lemcke, Gutsbesitzer. Dreibergen b. Bützow: Bohlken, Strafanstalts-Inspector. Eichhof b. Hagenow: Schmidt, Förster. Eldena: Möller, Dr. med. Friedrichsmoor: Stahlberg, Grossh. Wieseninspector. Fürstenberg: Graf Wartensleben. Gleiwitz (Schlesien): Crull, O., Oberrealschullehrer. Gnoyen: Stahr, Apotheker. Gostorf b. Grevesmühlen: Ribcke, Förter. Gorschendorf b. Malchin: Krüger, Hausgutspächter. Grabow: Bader, Realschullehrer. Klooss, Dr. med., Medicinalrath. Madauss, Zahnarzt. Greifswald: Holtz, Rentier und Assistent am botan. Garten. Gresenhorst b. Ribnitz: Seboldt, Stationsjäger (Billenhagen b. Neusanitz). Grevenbrück, Westfalen (Gesellschaft Sigenia): Dr. Klingen- berg, Chemiker. Grevesmühlen: Bauer, Apotheker, Brockmüller, Rentier. Buch, Rector. Ebert, Dr. med. Fabricius, Dr, med. Lierow, Kaufmann, Lönnies, Kaufmann. Studemund, Kaufmann. Tessin, Dr., Lehrer a.d. höh. Knabenschule. 1849 1861 1853 1831 1869 1892 1875 1892 1873 1876 1871 1883 1876 1888 1890 1884 1864 1887 1882 1891 1885 1831 1879 1876 1882 1875 1879 1860 1892 1886 1890 1884 1885 1892 1891 1876 1855 1847 1859 1873 1886 1863 1892 1882 1892 1890 1885 154 Güstrow: von Amsberg, Landgerichtspräsident. Beyer, Senator. Francke, Realgymnasiallehrer. Hofmann, M., Dr. med. Klingberg, Gymnasiallehrer, Vorstandsmitgl. Lau, Gymnasiallehrer. von Monroy, Dr., Ober-Gerichtspräsident. Müller, Apotheker. von Nettelbladt, Freiherr, Oberstlieutnanta.D., Landarbeitshaus-Oberinspector. Opitz, Emil, Buchhändler. Paschen, Landgerichtsrath. Röhlcke, Amtssekretär. Rümcker, Hofapotheker. Seeger, Realgymnasial-Direktor. Hagen in Westfalen; Schmidt, Heinr., Dr., Professor. Hagenow: Herr, A., Hofmaurermeister. Stahlberg, Pastor.‘ Hamburg: Beuthin, Dr., Lehrer. Cordes, Albert, Kaufmann (H. Hohenfelde). Karnatz, Dr. phil., Realschullehrer, Eppen- dorfer Weg (Nr. 253). Kraepelin, Dr., Professor, Director d. naturhist. Museums. Worlee, Ferd. Hamm i. Westfalen: v. d. Mark, Apotheker. Haspe i. Westfalen: zur Nedden, Chemiker auf dem Eisen- hüttenwerk. Heinrichshall b. Köstritz? Rüdiger, Dr., Chemiker. Ivenack b. Stavenhagen: Krohn, Organist. Karlsruhe: Mie, Dr., Assistent am physik. Inst. Kiel: v. Fischer-Benzon, R., Dr., Oberlehrer, Professor. Haas, Prof. Dr. Krause, Ernst H. L., Dr. med., Marinestabsarzt. Kiekindemark b. Parchim: Schlosser, Stadtförster. Kladow b. Crivitz: Hillmann, Gutsbesitzer. Königsberg i. Pr.: Liebenow, Electriker am städt. Werke. Alt Krassow b. Schlieffenberg: Pogge, Fr. Laage: Rennecke, Amtsrichter. Lamprechtshagen: Lehmeyer, Pastor. Lehe b. Bremerhafen: Stübe, Apotheker. Leipzig: Kobbe, Dr. phil. Lenschow b. Mestlin: Clodius, G., cand. theol. Lenzen b. Tarnow: Busch, Gutspächter. Lensahn in Holstein: Wynecken, Dr. med. Lissa, Prov. Posen: Rassmuss, W., Gymnasiallehrer. Ludwigslust: Auffarth, Dr., Oberlehrer. Bernhar d, Senator. Brückner, Dr, Saniilsrath Danneel, Kirchenrath. Holtz; Rentier. Jantzen, Bürgermeister. Kaysel, Rechtsanwalt. Klett, Obergehülfe. 155 Ludwigslust: Kober, Hofbuchhändler. -Köhler, Fr., Obersteuercontroleur. Maynz, Dr. phil. v. Rodde, Forstmeister. Schmidt, Hofgärtner. Schultz, Commerzienrath. Sparkuhl, Rentier. Viereck, Dr. med., Kreisphysicus. Voigt, Dr., Hofapotheker. Voss, Obergehülfe, Willemer, Dr. Lübeck: Arnold, Lehrer. Brehmer, Dr., Senator. Dehn, Bauinspector. Groth, Lehrer. Langmann, Lehrer. Lenz, Dr., Conservator am Naturhist. Museum. S chliemann, Rentier. Lübtheen: Dehnhar dt, Bohringenieur, z. Z. Burgdorf (Hannover). Lüningsdorf b. Schlieffenberg: Busch, Domainenpächter. Gr. Lunow b. Gnoien: v. Müller, Rittergutsbesitzer. Magdeburg: Hintzmann, Dr., Oberlehrer. Wüstnei, Königl. Eisenbahn-Bauinspector. Malchin: Michels, Kaufmann. Mozer, Dr., Sanitätsrath. Neubert, Maschinenmeister. Scheven, Dr., Medicinalrath. Malchow: Müller, Apotheker. Malliss: Burmeister, Buchhalter. Kann, Inspector. Lampert, Gutsbesitzer. Marnitz: Schuldt, Apotheker. Marxhagen b. Molzow: v. Zepelin, Rittergutsbesitzer. Molzow: Baron v. Maltzan, Rittergutsbesitzer. München: v. Zehender, Obermed.-Rath, Neubrandenburg: Ahlers, Rath, Landsyndikus. Brückner, Dr. med., Medicinalrath. Brückner, Hofrath, Bürgermeister. Fröhlich, Präp. emerit. Greve, Buchdruckereibesitzer. Hacker, Lehrer. Krefft, Telegraphen-Sekretair, Kurz, Gymnasiallehrer. Pries, Bürgermeister. Schlosser, Apotheker. Steussloff, A., Lehrer an der höheren Töchterschule. Neuburg b. Parchim: Th. Zersch, Gutsbesitzer. Neu-Damm bei Frankfurt a./O.: Di örffe l, Apotheker. Neustadt: Thüer, Gärtner. Niendorf b. Schönberg: Oldenburg, Joachim, Nürnberg: Romberg, Realschullehrer. Panstorf b. Malchin: Simonis. Parchim: Bartsch, Dr. med. 156 Parchim: Behm, Pastor. Bremer, K., Dr., Gymnasiallehrer. Evers, Senator. | Genzke, Distr.-Baumeister. Henkel, Rector. Jordan, Fabrikant. Josephy, H, Rentier. Lübstorff, Lehrer. Mecklenburg, Förster a. D. Peters, Lehrer an der Mittelschule. Priester, Landbaumeister. Prollius, Dr., Apotheker. Schmarbeck, Dr. med. Penzlin: v. Maltzan, Freiherr, Erblandmarschall. Pisede b. Malchin: Wilbrandt, Gutspächter. Poelitz b. Schlieffenberg: Möller, Rittergutsbesitzer. Poserin, Gross-, b. Goldberg: Fichtner, Pastor. Potrems, Gross-, b. Laage: v. Gadow, Rittergutsbesitzer. Questin b. Grevesmühlen: Hasselmann, Pensionär. Radegast b. Gerdshagen: v. Restorff, Rittergutsbesitzer. Röbel; Engelhardt, Dr. med, Mahnke, F., Lehrer. Zimmer, Privatlehrer. Rövershagen b. Rostock; Garthe, Ober-Forstinspector. Roggow b. Schlieffenberg: Pogge, Herm., Rittergutsbesitzer. Rostock: Bachmann, M., Arzt. Berger, Organist. Berlin, Dr., Professor. Berthold, Dr., Gymnasiallehrer. Blochmann, Prof., Dr. Bornhöft, Dr., Lehrer an der Bürgerschule. Brinkmann, Kunstgärtner. v. Brunn, Dr., Professor, Dir. d. anatom. Instituts. Brunnengräber, Dr., Senator, Apotheker. Diederichs, stud. rer. nat. Dierling, Dr. med. Falkenberg, Dr., Prof., Director d. botan. Inst. Förster, Chemiker. Geinitz, F. E., Dr., Prof., Director des Geolog. Instituts. Vereinssekretär. Gies, Prof., Dr. Grosschopff, Dr., Chemiker. Hagen, C., Kaufmann. Heinrich, Dr., Prof., Dir. d. Landw. Versuchsstat. Heiden, Dr., Lehrer. Hoffmeister, A., Dr., Custos an der Univ.-Bibl. v. Klein, Major a. D. Klempt, Realgymnasiallehrer. v. Knapp, Dr. phil. Konow, Apotheker. Kortüm, Rechtsanwalt. Krause, Ludw., Versicherungsbeamter. Krause, Herm. Aug., Referendar. Lange, Dr., Kunstgärtnereibesitzer. Langendorff, Prof., Dr. 1887 1883 1860 1878 1886 ” 1869 1866 1886 1892 1886 1873 1888 1891 1877 1873 1892 1885 1888 1890 1884 1857 1881 1885 1864 1890 1891 1890 1885 1886 1891 1882 1892 1887 1891 1878 1831 1862 1885 1880 1885 1891 1885 1891 1884 1892 1886 1868 1892 157 Rostock: Lemcke, Dr., pract. Arzt. Lindner, Prof., Dr. Lösner, H., stud. chem. Lubarsch, Dr. med., Privatdocent. Madelung, Dr., Geh. Medic.-Rath, Professor. Martius, Prof., Dr. Matthiessen, Dr., Professor. Meier, Dr., Assistent a. d. Landw. Versuchsstat. Meyer, H., Dr., Handelschemiker. Michaelis, Prof., Dr. Mönnich, Dr., Privatdocent der Physik. Nasse, Dr,, Professor. Niewerth, Dr., Rentier. Oltmanns, Dr., Prof. Osswald, Dr., Gymnasiallehrer. Petermann, C., Rentier. Porter, H. C., stud. rer. nat, Raddatz: Director der höheren Bürgerschule. Reder, Dr., Medicinalrath. Rettich, Domänenrath. Rothe, Dr., Oberstabsarzt. Schade, Bürgerschullehrer. Schatz, Prof., Dr., Geh. Medic.-Rath. Scheel, Commerzienrath, Consul. Schmidt, Pastor. Schreber, Dr. phil, Assistent a. physik. Institut. Schumacher, P., Senator a. D. Staude, Prof, Dr. Steenbock, Conservator. Strauss, Dr., Gymnasiallehrer. Thierfelder, Th., Dr., Geh. Medicinalrath, Prof. Thierfelder, Alb., Dr., Professor. ERol, Albert, Pref., Dr. Ube, Rathsapotheker. Uffelmann, Prof., Dr. Universitätsbibliothek. Wagner, F., Architect. Wegener, Lehrer. Wigand, Dr., Bürgerschullehrer. Will, C., Dr., Assistent a. zoolog. Institut, Privatdoc. Witte, Dr., Senator. Wrobel, Dr., Gymnasiallehrer. Ziehl, stud. chem. Zoolog. Institut der Universität. ‘ Schlemmin b. Bützow: Senske, Förster, Schönberg: Drenkhahn, Weinhändler. Knauff, Realschullehrer. Montag, Apotheker. Rickmann, Landbaumeister. Schmidt, M., Realschullehrer. Schorrentin b. Neukalen: Viereck, Gutsbesitzer. Schwaan: Krüger, Senator. Wächter, Dr. med. Schwerin: Adam, Dr., Realgymnasial-Director. Bässmann, Dr., Apotheker. 158 Schwerin: Beltz, Dr., Oberlehrer. v. Bilguer, Dr. Brandt, Gvmnasiallehrer. Brauns, Oberlehrer, Vorstandsmitglied. Brüssow, Oeconomierath. Burmester, F., Kaufmann. Chrestin, Amtsrichter. Dittmann, Dr., Oberlehrer. Dröscher, Dr., Realgymnasiallehrer. Francke, Commerzienrath. Friese, Heinr., jun., Orgelbauer. Gehrcke, Wilh., Kaufmann. Hartwig, Dr., Oberschulrath. Heise, Dr. med. Hoffmann, Dr., Realgymnasiallehrer. Kahl, Apotheker. Klett, Grossherzoglicher Hofgärtner. Krüger, G@., Dr., Lehrer. Knuth, C, Praeparator. Städtische Lehrerbibliothek. Lindemann, Gasfabrik-Besitzer, Mettenheimer, Dr., Geh. Medicinalrath. Metzmacher, Realgymnasiallehrer. v. Monroy, Landgerichtspräsident. v. Monroy, Forstrath. Oldenburg, Dr. med., Sanitätsrath. Peltz, W., Kammeringenieur. Piper, Dr., Realgymnasiallehrer. Piper, Alb., Dr., Oberstabsarzt. Planeth, Dr., Lehrer. Rennecke, Rechtsanwalt. Ruge, Baudirector. Saurkohl, Rentier. Schall, Gustav, Kaufmann. Schröder, H., Bankbeamter. Staehle, Dr., Oberlehrer. Toepffer, Droguist. Vollbrecht, Heinrich. Weiss, Dr. med. Wiese, Lehrer. Wilhelmi, Dr. med., Kreisphysicus. Wulff, L., Dr., Lehrer an der Bürgerschule. Sperenberg b. Berlin: O. Koch, Ingenieur. Steglitz b. Berlin: Wulff, C., Director der Blindenanstalt. Sternberg: Steinohrt, Dr. med. | Strasburg (Kr. Prenzlau): Naegele, Director d. Zuckerfabr. Neu-Strelitz: Beckström, Apotheker. Grossherzogliche Bibliothek. Götz, Dr., Obermedicinalrath. Haberland, Realschullehrer. Hustaedt, Baumeister. Krüger, Fr., Senator. Peters, Dr., Obermedicinalrath. Rakow, Rechtsanwalt. Zander, Dr., Hof-Apotheker. 159 Teschendorf b. Stargard: Konow, Pastor. Teterow: Kaysel, Senator. Twietfort b. Plau: Radel, Förster. Viecheln b. Gnoien: Blohm, W., Gutsbesitzer. Waren: Dulitz, Dr. med. Horn, Apotheker. Kähler, Rentier. Martens, Apotheker. Müsebeck, Gymnasiallehrer. Schlaaff, Hofrath, Bürgermeister. Strüver, Kaufmann. Struck, Gymnasiallehrer. Warin: Bachmann, Fr., Rector, Eichler, Senator. Lustig, Ingenieur (z. Z. Bombay, Indien). Wagner, Stationsjäger. Westendorff, Dr. med. Warnemünde: Jörss, E., Apotheker. Sprenger, Lehrer a. D. Weissensee b. Berlin; Wohlfahrt, Schulvorsteher. Wismar: Ackermann, Dr., Oberlehrer. Böckel, Consul. Drewes, Senator. Friedrichsen, Geh. Commerzienrath, Consul. Hillmann, Max, cand. theol., Lehrer. Martens, Paul, Rechtsanwalt. Roese, Oberlehrer. Schramm, Ernst, Lehrer. Zarchelin b. Plau: Schumacher, Oeconomierath. Zarrentin: Brath, Apotheker. Zierstorf b. Schlieffenberg: Pogge, W., Rittergutsbesitzer. 160 Alphabetisches Verzeichniss der ordentlichen Mitglieder. No. No. der Name. Wohnort. der Name. Wohnort. Mtrl. Mtrl. | 346| Adam Schwerin. 847 Brinckmann | Rostock. 188 Ahlers Neubrandbg. | 999) Brockmüller | Grevesmühl. 837 Ackermann | Wismar. 2) Brückner Neubrandbg. 713| Algenstaedt | Doberan. 356| Brückner Ludwigslust. 714 v. Amsberg | Güstrow. 934| Brückner Neubrandbg. 168! Arndt Bützow. 631) Brüssow Schwerin. 125 Arnold Lübeck. 948 v. Brunn Rostock. 523 Auffarth Ludwigslust. | 734 Brunnengräb.. do. 1001| Buch Grevesmühl. 761) Bachmann, F.| Warin. 961 v. Bülow Doberan. 794| Bachmann, M.| Rostock. 991| Burmeister |Malliss. 573 Bader Grabow. 630) Burmester Schwerin. 737 Baessmann |Schwerin. 435) Busch Lüningsdorf. 844 Bartsch Parchim. 585| Busch Lenzen. 308| Bauer Grevesmühl. nn Beckström Neustrelitz. 204 Cure en /0| Behm Parchim. 8925| Clod; 740| Beltz Schwerin. Ana Lenschow. 903| Cordes Hambur 317| Berger Rostock. Du . 768 Crull Gleiwitz. 919) Berlin do. 300| v. Bernstorff | Ankershagen. e 932! Berthold Rostock. 974! Danneel Ludwigslust. 998 Blochmann do. 795) Dehn Lübeck. 973| Bernhard Ludwigslust. 879 Dehnhardt z.2. Lübtheen. 360| Beuthin Hamburg. 998 Diederichs Rostock. 715 Beyer Güstrow. 9370| Dierling do; 739 K. Bibliothek | Berlin. 649| Dittmann |Schwerin. 905| Grossh. Bibl.|Neustrelitz. | 687| Dörffel Neudamm. 914 Lehrer-Bibl. |Schwerin. 690 Drenkhahn | Schönberg. 637|v. Bilguer do. 843| Drevs Altena. 338| Blohm Viecheln. 3947| Drews Bützow. 483|v. Blücher |Bobbin. 897 Drewes Wismar. 890 Böckel Wismar. 310 Dröscher Schwerin. 64#4| Bohlken Dreibergen. 711| Dulitz Waren. 799| Bornhöft Rostock. ‚ 526 Brandt Schwerin. 1002| Ebert Grevesmühl. 213 Brath Zarrentin. 780 Eichler Warin. 378 Brauns Schwerin. 876 Engelhardt |Roebel. 751| Bremer Parchim. 282 Erich Bülow. 133| Brehmer Lübeck. 260| Evers Parchim, Ve Fe Er TE Ze ac Fe EEE FE Tr En No. No. Me Name. Wohnort. Fe Name. Wohnort. rl, rl, 719| Fabricius Grevesmühl. | 709| Kahl Schwerin. 871 Falkenberg |Rostock. 612| Kaehler Waren. 610| Fichtner Poserin. 807| Karnatz Hamburg, 902| von Fischer- 992| Kann Malliss. Benzon Kiel. 275, Kaysel Teterow. 958| Förster Rostock. 375, Kaysel Ludwigslust. 382| Francke Schwerin. 954|v. Klein Rostock. 881| Francke Güstrow. 803| Klempt do! 4#21| Friedrichsen | Wismar. 528| Klett Schwerin. 625| Friese Schwerin. 984 Klett Ludwigslust. 238| Frölich Neubrandbg. 2 on an 7 ingberg üstrow. 466 v. kadow |Gr. Potrems. | 8353| Klingenberg | Grevenbrück. 312] Garthe Dobbertin. | 736 Klockmann |Clausthal. 221| Garthe Rövershagen | 184 Klooss Grabow. En Een 756) Knauff Schönberg. 642| Genzcke Parchim. 935 v. Knapp mann 959] Gehrke Schwerin. 851! Kobbe Leipzig. 964 Gies Eee 985| Kober Ludwigslust. 268| Goetz Neustrelitz. 908 Koch, O. Sperenberg. 3539| Greve | Neubrandbg. 926 Köhler Ludwigslust. 394 Griewanck !Bützow. 525 König Ben 299 Grosschopff | Rostock. 671| Köppel Das 430) Groth Lübeck. 515 K Teschendorf. 1009| Guthke Bützow. Tre en 959 Haas Kiel. in 0. 680| Haberland | Neustrelitz. = allen Hamburg 930| Hacker Neubrandbg. a Me 787| Hagen Rostock. 823| Krause, H. do. 215 Hartwig Schwerin 664 Krause E.H.L. Kiel. 0% H ] a 456| Krefft Neubrandbg. En En Reg he, CR 258 Krohn Ivenack. eiden ostock. Et 694! Heinrich do. 654] Krüger Schwaan. 395| Heise Schwerin. a ler RA 837| Henckel Parchim. yet 950| Herr Hagenow. 963! Krüger Gorschendorf 918 Hillmann |Kladow. u dee: 993| Hillmann |Wismar. Br = N m. ne 738| Ladendorf |Andreasberg. 728| Hoffmann Schwerin. 2 a a 797| Hoffmeister |Rostock. = a Den ar a 997 one hrit Rostock. 986| Holtz Ludwigslust. A entan Chloe, 389) Horn Waren. glolL Lübeck 862| Hustaedt Neustrelitz. | 555 a dastret 976| Jantzen Ludwigslust. | 646] Lehmeyer Lamprechts- 3849| Jordan Parchim. hagen. 840] Josephy do. 548| Lembcke Dratow. I00| Jörss Warnemünde| 944 Lemcke Rostock, 162 EEE ee FT ra Er Fr EEE EEE TEE EEE ra ET No. No. der Name. Wohnort. der Name. Wohnort. Mtrl, trl. 363| Lenz Lübeck. 708| Neubert Schwerin. 685| Liebenow Königsberg. 933| Niewerth Rostock. 1003| Lierow Grevesmühl. 710 | Lindemann |Schwerin. 790 Oehmke Demmin. 952| Lindner Rostock. 59 v. Oertzen |Brunn. 1000| Lönnies Grevesmühl. | 635) Oldenburg | Niendorf. 971| Lösner Rostock. 785 Oldenburg |Schwerin. 393| Lübstorf Parchim. 866| Oltmanns Rostock. 965] Lubarsch Rostock. 904| Opitz Güstrow. 884| Lustig Bombay (Wa-| 733| Osswald Rostock. rin). 472) Paschen Güstrow. 13) Madauss Grabow. 1007| Paschen Bützow. 762| Madelung Rostock. 894 Peltz een 911) Mahnke Röbel. 783| Petermann |Rostock. 461|v. Maltzan |Penzlin. 359| Peters Neal 994|v. Maltzan |Moltzow. 848| Peters Parchim ; 723| Martens Waren. 7541 Piver ee 896| Martens Wismar. 808 Biber die r 955| Martius & Rostock. 519 Planen de 222|v. d. Mar Hamm. ; 781| Matthiessen Rostock. nr Be r Ba DraaR- 988 Maynz Ludwigslust. 939) Pogg e W Zierstorf 349| Mecklenburg | Parchim. 972 Porter HC Boiner t 943| Meier Rostock. S67|P ERiRN: Er wa ö 755| Mettenheimer| Schwerin. | 865, Pressentin Dargun 3 yes R 32 » 936 Pries Neubrandbg. An re 1008 Priester Parchim. an | Me 830| Prollius do 945| Michaelis Rostock. ; Een nr en 860 Rakow Neustrelitz. _ 929! Möller Pe ; 73) Raddatz Rostock. 989| Mö r 463| Radel | Twietfort öller Eldena. (Ka ) 949! Möckel, E. | Doberan. FRE SER RGAN De 2 En REN 920 Reder Rostock. E ; 672| Reichhoff Güstrow. 398 v. Monroy |Güstrow. IT Berne Laage. a LEN | een. 397| Rennecke Schwerin. 820| v. Monroy do. 779 v. Restorff |Radegast. 684| Montag Schönberg. 946| Rettich Rostock. le Malchin. _|1005| Ribeke Gostorf. = 1 79| Rickmann Schönberg. 391| Müller Malchow. age Lübz 9381 v. Müller Gr.-Lunow. 757 PR SEITE A Gi pe 842| Müsebeck Waren. 888| Roese Wismar. 878| Naegele Strasburg. 980] Romberg Nürnberg. 732| Nasse Rostock. 923| Rothe Rostock. 815lzur Nedden |Haspe in 891| Rüdiger Güstrow. Westfalen. 798 Rümcker Heinrichshall 297| v. Nettelbladt.| Güstrow. 159) Ruge Schwerin, a EN UT En En u EEE ENTE ZT EIER! No. No. der Name. Wohnort. der Name. Wohnort. Mtrl, | trl. | Mi Saurkohl Schwerin 686| Stübe Lehe. 941 Schade Rostock. 791| Tessin Grevesmühl. 580) Schall Schwerin. 767 Thierfelder |Rostock. 956] Schatz ee 796 ThierfelderlL! do. 812 Scheel do. 769 Thöl do. 220| Scheven Malchin 990 Thüer Neusladt 589 Schlaaff Waren 899 Toepffer Schwerin 134 Schliemann | Lübeck. P 440, Schlosser Neubrandbg. | 940 Uebe Rostock. 841 Schlosser Parchim. Uffelmann do. 838 Schmarbeck do. 582| Viereck Schorrentin. 266| Schmidt Eichhoff. 979 Viereck Ludwigslust. 458 Schmidt Rostock. 978| Voigt do. 8 248 Schmidt Hagen. 383 Vollbrecht |Schwerin. 917 Schmidt, M. | Neustrelitz. 570 Voss Doberan. 983| Schmidt Ludwigslust. | 724| Voss Dömitz. ee Schramm Wismar. 982 Voss Ludwigslust 557 ons Be 647 Waechter Schwaan 1010 Schröder, H. | Schwerin. 753, Wagner Rostock. 845| Schuldt Marnitz. 880) Wagner Warin. 977 Schultz Ludwigslust. | 92% GrafWartens 448 Schumacher |Zarchlin. leben Fürstenberg. 937| Schumacher | Rostock. 1006| Wegner Rostock. 443 Seboldt Gresenhorst. | 296) Weiss Schwerin. 364! Seeger aan 865| Westendorf | Warin. 207 Semper Altona. 692 Wigand Rostock. 532] Senske Schlemmin. | 693| Wiese Schwerin. 854 Simonis Panstorf b. 886 Wilbrandt |Pisede. Machen 907 Wilhelmi Schwerin. 653| Soldat Doberan. 856| Will Rostock. 563 Sparkuhl Ludwigslust. | 981) Willemer Ludwigslust. 428 Sprenger Warnemünde] +63 Winkler Bützow. 613 Staehle Schwerin. 559) Witte do. 921 Stahl Berlins 620| Witte Rostock. 832 Stahlberg Beedich 846 Wohlfahrt Weissensee. an. 320) Worlee Hamburg. 901| Stahlberg Hagenow. 932 Wrobel Rostock. 801| Stahr en. 288 Wüstnei Magdeburg. 967 Staude Rostock. 244| Wulff Steglitz. 287 Steenbock do. 915 Wulff Schwerin. 865 Stehlmann |Dobbertin. 839| Wynecken. |Leusahn. 484 Steinohrt Sternberg. 679 Zander Neustrelitz. 925 Stephan Dargun. 269 v. Zehender |München. 829| Steussloff Neubrandbg. | 995 v. Zepelin |Maxhagen. 953 Strauss Rostock. 960 Zersch Neuburg. 116| Struck Waren. 966 Ziehl Rostock. 614 Struever do. 759 Zimmer Röbel. 913 Studemund !Grevesmühl. ! 927| Zoolog. Instit.!' Rostock. 163 Die geehrten Mitglieder werden gebeten, etwa vorkommende Fehler oder Lücken dem Secretär mitzutheilen. Bücherschau. (Nachtrag.) R. Mechsner: Karte des in Deutschland sichtbaren Sternhimmels. Für junge Freunde der Natur, insbesondere für Schüler und den Schulgebrauch entworfen. Berlin 1893. Dietr. Reimer. Preis 50 Pf. Wir geben gern noch unsern Lesern die Anzeige dieses hübschen und praktischen Büchleins, welches in einer kurzen Anleitung zur Benutzung der sehr übersicht- lichen Sternkarte und in der Beschreibung derselben in Form von einigen Knittelversen (nach Art der Genus- regeln in den Grammatiken) eine höchst fassliche und bequem zu lernende Darstellung unseres Sternhimmels bietet. Sitzungsberiehte der naturforschenden Gesellschaft zu Rostock. Sitzung am 30. Januar 1892. Herr Blochmann spricht über den Bau und die Ver- wandtschaftsbeziehung der Brachiopoden. Zuerst zeigt der Vortragende an mehreren Beispielen, in welcher Weise die Ergebnisse der vergleichenden Anatomie und Entwickelungsgeschichte sich dazu verwerthen lassen, die verwandtschaftlichen Beziehungen der Thiere fest- zustellen. Er entwickelt dann die Resultate seiner Unter- suchungen über die Anatomie der Brachiopoden, wobei besonders eingehend der Stiel, der Armapparat, das Blutgefässsystem, die Excretions- und Geschlechtsorgane betrachtet werden. Daran anschliessend giebt er eine kurze Uebersicht über das, was durch die Untersuchungen von Morse, Kowalewski und Broocks über die Ent- wickelungsgeschichte bekannt ist. Die Ergebnisse der Anatomie uud Entwickelungsgeschichte werden dann ver- wandt, um die Beziehungen der Brachiopoden zu anderen Thiergruppen zu erörtern. Dabei ergiebt sich sowohl aus der Beschaffenheit des ausgebildeten Thieres, als auch besonders aus der Vergleichung der Larvenformen, dass nahe Beziehungen derselben zu Phoronis und den Sipunculiden, ebensolche, wenn auch weniger enge zu den ectoprocten Bryozoen bestehen, so dass eine Zu- sammenfassung aller dieser Thiere zu einer Gruppe, Prosopygia, wie dies schon von Lang vorgeschlagen wurde, gerechtfertigt erscheint. Sitzung am 27. Februar 1892. Herr Staude entwickelt die allgemeinen mechanischen Prinzipien, von welchen die mathematische Theorie des Foucault’schen Pendels ausgehen muss, und deutet auf einige Eigenschaften der Foucault’schen Pendelbewegung hin, über welche im Archiv der Freunde der Naturgesch. I I Mecklenburgs von 1891 ausführlicher berichtet werden wird. Herr Töhl spricht über freie Jonen. Das Avogadro’sche Gesetz hat im Jahre 1885 durch van’t Hoff eine bedeut- same Verallgemeinerung erfahren. Dem genannten Che- miker verdanken wir den überaus wichtigen Satz, dass der osmotische Druck einer Lösung denselben Werth hat, wie der Druck, den der gelöste Körper ausüben würde, wenn er sich gasförmig in demselben Raume befände, den die Lösung einnimmt. Das Boyle’sche und das Gay-Lussac’sche Gesetz haben ebenso wie für Gase auch für die Lösungen Gültigkeit. Es ist also der Zu- stand der gelösten Stoffe in ausgedehntester Weise mit dem der Gase vergleichbar. — Wenn nun einzelne Stoffe, besonders Basen, Säuren und Salze Abweichungen von diesen einfachen Beziehungen zeigen, wenn der ex- perimentell gefundene osmotische Druck weit grösser, oft doppelt so gross ist, als er nach der Molekulargrösse erwartet werden sollte, so findet die Unregelmässigkeit genau in derselben Weise ihre Erklärung, wie die der Molekularformel nicht entsprechende Dampfdichte des Phosphorpentachlorids, des CGhlorammoniums etc. Hier wird die Dichte kleiner gefunden, der Druck ist also grösser, als er der Zusammensetzung des Körpers nach sein sollte, und der Grund hierfür ist der Zerfall des Moleküles dieser Substanzen bei der Vergasung in ein- fachere (PC, = PCI, + Cl, und NH,CI= NH, + HC). Ebenso wie bei diesen Körpern die Zahl der Moleküle nach der Vergasung grösser ist und daher der Druck auch in demselben Verhältniss grösser sein muss, SO sind auch die Stoffe, deren wässrige Lösungen einen von der Zusammensetzung des Moleküles abweichenden osmotischen Druck zeigen, in ihren Lösungen als dissocürt anzusehen. Wenn z.B. bei Chlorkalium der osmotische Druck fast doppelt so gross ist, als er nach der Formel KCl sein sollte, so müssen in der wässrigen Lösung zum grössten Theil freie Kalium- und freie Chlor-Atome, zum kleinsten Theile Moleküle von Chlorkalium vorhanden sein. Dieser mit den üblichen Anschauungen zunächst in krassem Widerspruch erscheinende Schluss ist zuerst 1857 von S. Arrhenius ausgesprochen worden und er- giebt sich, wie der Redner weiter ausführte, als noth- wendige Folgerung aus den verschiedenstenBeobachtungen. Wenn das Studium der electrolytischen Leitung der m Electricität unbedingt zu dem Schlusse führt, dass die Salze, Basen und Säuren in Lösung zum Theil in ihre Jonen gespalten sein müssen, so steht diese Beobachtung bei jedem Elektrolyten vollständig in Einklang mit dem beobachteten osmotischen Druck, der Dampfdruckver- minderung und der Gefrierpunktserniedrigung. Sitzung am 31. März 1892. Herr Matthiessen sprach über die physiologische Optik der facettirten Insektenaugen nach der Exner’schen Theorie des aufrechten Netzhautbildes.. Da die geometri- schen Bedingungen für das Zustandekommen einer op- tischen Abbildung von leuchtenden Objecten zum besseren Verständnisse einer figürlichen Darstellung bedürfen, so wird die Mittheilung des Inhalts des Vortrages im » Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklen- burg« später erfolgen. Herr 0. Nasse hielt hierauf den angekündigten Vor- trag über Antagonismus. Von dem Antagonismus, unter welchem hier » Antagonismus der Gifte« verstanden werden soll, wird gehandelt in der allgemeinen Pharmakodynamik, einem Zweig der medieinischen Wissenschaften, der zu der allgemeinen Physiologie in engster Beziehung steht. Ist doch die immer wiederkehrende Frage, wie wirken fremde Moleküle oder auch die den Organismen eigenen Substanzen, wenn sie in abnormer Menge vorhanden sind. auf die Organismen, eine physiologische Frage, deren Bearbeitung nöthig wäre, auch wenn niemals in praxi dergleichen vorkäme. Aus der Einführung von fremden Stoffen oder aus der Vermehrung der normalen, mögen dieselben nun stark giftig oder mehr indifferent gewesen sein, hat die Physiologie viel Belehrung über die verschiedenartigsten Functionen, animale sowohl wie vegetative geschöpft. Kommen nun zwei wirksame Mo- leküle gleichzeitig (oder ganz rasch nach einander) in den Organismus, so kann es sich ereignen, dass jegliche Veränderung desselben ausbleibt. Die beiden Stoffe wären dann Antidota oder Gegengifte im allgemeinsten Sinne des Wortes Gift. Wenn man hierbei absieht von dem Fall, dass die beiden Substanzen chemisch auf ein- ander wirken, wie eine Säure und eine Base oder wie Kochsalz und Höllenstein, so kann man einen besonderen Fall als Antagonismus unterscheiden, nämlich den, in Ir IV welchem die beiden Substanzen genau an derselben Stelle des Organismus, aber im entgegengesetzten Sinne an- greifen, die eine erregend, die andere lähmend. Die Schwierigkeiten bei dem Studium des Antagonismus liegen zunächst darin, dass der Ort der Giftwirkung sich keineswegs immer so genau bestimmen lässt wie etwa bei dem CGurare, dann aber weiter auch darin, dass der Ort bis zu einem gewissen Grade abhängt von der Menge _ des Giftes, indem mit Zunahme der Menge eine Aus- breitung eintritt, wie u. A. bei der Einwirkung des Atropins auf die Iris. So ist denn verständlich, dass mit Vertiefung der Erkenntniss manche Stoffe nicht mehr als Antagonisten angesehen werden, die früher als solche galten. Aber auch in scheinbar ganz einwurfsfreien Fällen von Antagonismus, wie z. B. bei dem zwischen Atropin und Muscarin wird vielfach das Verhältniss nicht so aufgefasst, dass die Wirkungen der beiden Substanzen sich aufheben wie Plus und Minus zu Null, sondern ein sogenannter einseitiger Antagonismus angenommen. Hier- mit soll ausgedrückt werden, dass zwar eine Erregung aufgehoben werden kann durch den entsprechenden lähmenden Stoff, nicht aber umgekehrt eingetretene Lähmung durch den erregenden- Stoff. Also der Anta- gonismus im ursprünglichen und vollen Sinn des Wortes, jetzt häufig als doppelseitiger Antagonismus dem ein- seitigen gegenübergestellt, wird von vielen, übrigens keineswegs von allen Forschern geleugnet. Die Versuche und Beobachtungen aber, welche diese Trennung stützen sollen, können bei näherer Betrachtung nicht als be- weisend angesehen werden, hauptsächlich weil in den- selben die Forderung einer möglichst gleichzeitigenWirkung der beiden Antagonisten fast niemals erfüllt worden ist. Wenn aber die beiden Substanzen nicht gleichzeitig in den Körper eingeführt werden, so ist es nicht ausge- schlossen, dass, in freilich einstweilen nicht vollkommen aufzuklärender Weise, der zuerst eingeführte Stoff sich gewissermassen festgesetzt hat in dem betreffenden Or- gan (etwa wie Alkaloide in der Leber oder wie Coffein bei Rana temporaria), oder dass der Lähmung — denn nur um den Fall, dass die Lähmung die erste Wirkung ist, handelt es sich ja — secundäre Störungen ge- folgt sind. | So musste. es denn als eine lohnende Aufgabe er- scheinen, die durch genaue Kenntniss des Ortes ihrer V Wirkung als Antagonisten erkannten Substanzen gleich- zeitig in den Thierkörper einzuführen, und nun, zunächst bezüglich eines bestimmten Organes, festzustellen, ob und bei welcher Mischung der beiden Substanzen die Wirkung Null eintrete, und ob dieses Mischungsverhält- niss ein constantes, von den absoluten Mengen unab- hängiges sei. Versuche an Thieren, an denen sich auch ganz ohne Eingriffe manche Veränderungen, so besonders die der Pulsfrequenz, verfolgen lassen, stossen, weil doch ein Ausprobiren, ein Öfteres Wiederholen der Versuche mit wechselnden Mischungen der Antagonisten noth- wendig ist, naturgemäss auf grosse Schwierigkeiten der verschiedensten Art, zumal die Einführung eigentlich nur eine intravenöse sein kann. Bessere Resultate würden Experimente mit dem isolirten Herzen versprechen, weil dasselbe sich leicht und rasch mit solchen wechselnden Mischungen füllen lässt. Derartige Versuche sind fast gleichzeitig mit der hier mitzutheilenden Untersuchung von Stokvis gemacht worden und zwar mit dem Resultat, »dass es in der That chemische Substanzen giebt, welche in ihrer Wirkung als gegenseitige Antagonisten betrachtet werden müssen. . Januar 3,7] 6,80,9193,21100)59] 1,0] 6,510,0] 30,5| 12,2] 78,3] 10,1] 25 11310] 1] O] 2] 13]00| 0 010 Februar 3,91 6,311,3182,11100/40| 2,9 |13,5|0,0| 83,0| 3352| 9,8] 22| 14 |13)0| 3| oJı3| 1300| 1 0 ® März 4,1) 7,9/2,4|82,5| 98140| 4,2 |114,5|0,0| 131,3| 52,5| 17,9] 83] 8 112|0| 1! o|11| 18l0/0| 0 0|0 April 4,9| 7,512,7|68,8| 98122] 7,6 15,012,0| 226,7| 90,7 | 1290| #5| 10 | 2|2| 1] 5| 9| 2l0l0| 0 | Mai 7,0115,211,7.168,0| 98114] 8,4 |18,011,0| 261,01104,2 | 50,3[11,6| 14 | 1Jı| 1ı| 0 | o| zlolol 1 2. .@ Juni 9,6[16,416,0|78,2| 97137 6,5 115,011,5| 196,0| 78,4 | 77,61 16,7| 17 |o/ı| 0| 6| o| 10Jo| 3 3| 2 ‚Juli 10,3|14,0|7,4 |77,3| 9843| 5,7 112,012,0| 176,5] 70,6| 48,91 17,7| 14 | 0l0| o|ı5| o| ojolo| 0 Sa "August 11,0115,5[7,6 |75,9| 9736| 9,3 |29,512,2| 288,1 115,2 | 69,4 22,3| 14 | 0|0| oJı1| 0| 1j0lo| © 3|38 September | 9,814,1|6,2 |83,8|100144| 4,2 112,011,0| 125,8| 50,3 | 58,7)11,9] 15 | 0|v0 | oJıs| 0| 1900| 1 | October 6,8112,213,6 184,51 9951| 4,4 |18,00,5| 137,5] 55,0| 67,11 12,6| 17 | 0|0| 0|16| 2| 1400| 0 OÖ | ® | November 5,1| 8,411,6|89,7| 9956| 2,2| 7,010,0| 66,0| 26,4] 7,61 #41 9|2|0| ı| 8| 8| 11l0/0| © 0220 December | 4,0) 7,1|1,4|88,3|106/61| 1,7| 5,110,0| 51,1) 204 | 41,3] 1042| 25 13) ı|) #| 0| 2| solo] 0 © © Same | = Je] ET | — [1773,5 | 709,3 |539,8| — | 182 |56]| 5 | 12 | 79 |47 J1ozjolo| 6 | 11 | 7 ‚Mittelpr.Monat | 6,7] — | — 181,0) — |--] 4,8 | — |— | 147,8] 59,1 | 45,0] — | 15,2 |4,7J0,2| 1,0] 6,6 |3,9|8,9|0]o]| 0,5 | 0,9 | 0,6 Extreme | —116,2|0,9| — [100114] — |29,5l0,0| 288,1 | 115,2] 78,3] 22,3] 25 jıs]2| # | ıs]ı3J19[ojo| 3 | 3 | 3 | u b h mil en Fin LEN H are E BD ne 2; N Ka N, Be de so ee I BE a ee ShEatg Ba, 1 (77,8 BROaEE BEZ Bey = SE ; Ba ee ee Men hi B 55 Br er Kur eng Ft Pr ER. 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P- o u ale u un ._ w 5 / = ki» An A Ei ae n ” a nn u un cn ee Pr we m. cz a Zeus - - © F ” S Sonnenschein-Dauer in Rostock (Landwirthschaftliche Versuchs-Station) im Jahre 1892. (In ganzen und hundertstel Stunden.) Tag. | Januar. Februar| März. | April. | Mai. Juni. Juli. | August. il. 2,24| — — 1,511 — 7,15\ 39,00) 0,95 2. 042| 2,95| 3,30] 2,81| 0,20| 1350| 1220| — 3 2,69| 0,10| 6,30| 11,98 14,60 | 8,35 | 11,20 4. — u 3,50 | 11,52] — 1,55| 0,.20| 2,64 5. _ 0,90| 0,10) 11,24| 3,05| 3,88) 9,21) 9,77 6. 1,31 — 7,05 | 1127| 425| 6,05| 1,35| 6,01 % — 0,70, 1,601 841| 9,65 | 15,00) 2,45 | 8,60 8. 0483| — — 975) 010| 2,08| 8,60| 7,05 9. — 7,40| 2,85| 11,80) 13,20| 14,45 | 11,55 | 2,15 10. — _— 3,45 | 12,64 | 13,00, 8,95 | 6,06, 6,06 11, 12,67 | 1240| — 9,12| 9,04 12. — — — 9,61| 14,90| 3,28| 9,35 | 0,50 13. 6,02| 7,05) 3,661 — 12,00| 2,57| 6,07| 12,37 14. 8,90| 5,55| 8862| 4,30) 8,60) 6,68| 9,00 15. — 5,30] 1,60| 9,34| 8,30| 3,74| 5,30) 6,69 16. —_ 3,45| 865| 5,73/| 1,90| 956| — 10,85 17. 477! 925| 9,05! 6,98| 1,55| 858| 5,40| 12,24 18. 5,60| 5,65| 10,35 | 11,14) 8,70) 240| 2,50| 2,94 19. 4,43\| 6,40| 10,50| 10,06 | 2,25| 9,01| 6,33| 9,89 20. 5,18| 0,10| 10,75 | 1244| 3,00| 3,75| 12,40| 11,47 als 1,85| 7,45) 10,95| 2,72| — 5,25 | 14,90 | 5,99 22: E= 2,751 9,90| 4,62| 8,15| 10,25, 8,62 | 13,05 23. 6,850) 8,90| 10,90 | 6,05) 1,60) 2,90 12,30 24. —_ 8455| — 6,94 | 12,20| — 2,30 | 12,53 23. —_ 9,60 ‚5| 494| 6,65| 12,90 | 14,40 | 10,60 26. 51802550 ‚vB| 8,46 | 13,80 | 10,75 | 14,20| 1,11 DR — 6,50 | — 4,67 | 1450| 425| 9,70| 6,26 28. 1,60| 6,90 | — 9,22| 11,55 | 14,01 | 14,25 | 1,27 29. — — | 5,00| 5,02 1275| 7,00| 13,55| 7,71 30. 0,18 10,90 | 11,42 | 13,30 | — 13,40 | 7,76 31. 2,75 7,1 14,30 940 | 4,40 Gesammt-Dauer 45,82 1112,10 1150,36 1249,07 |226,00 |205,11 1249,74 1222,40 im Durchschnittpr. Tag| 1,48) 3,86| 4,85) 830| 7,30) 6,84| 806| 7,17 Längste Dauer in Stdn. | 6,02 | 9,60 | 10,95 | 12,67 | 14,90 | 15,00 | 14,90 | 12,53 ® (ohne Sonnenschein | 16 8 7 1 4 3 1 1 & mit weniger als eine 3} Std. Sonnenschein | 3 4 1 0) 2 (0) 1 2 zZ |mit mehr als zwölf SS Std. Sonnenschein | 0 0 0 3 10 6 8 5 Septbr. 6,99 0,87 2,88 1,63 2,40 9,40 0,35 8,33 5,53 1,05 7,80 6,43 3,13 10,98 2,33 0,15 9,20 3,93 0,89 2,25 10,20 4,10 7,65 5,36 8,80 9,32 131,95 4,40 10,98 4 4 0 October. 8,45 0,45 8,30 Novbr. | Decbr. 0,97 SIE ou SO BI SE SE SEES | Samoa SEE Ze 5 P = EL, De ee EN 7 En s : IR Arch. Nat. Meckl. 46, Tafel I. we - ge “ A LS '. « Bu RUE . DA oo “ RL < ‘ Orig Lg .. . ’ .« . won. s 2 4 « r anaan m, m... .g kelnfeic.ein 22 . ... RER 3°, « oserrahn. 3 « Re N e) 35 leder ® Bossoewer- 4 See. & da Rederank. . Damerower- See. s » Karow. Sm. \ 3 Alt Schwerin Ne .ee vu. (er e 1 See T es Plauer- N \ werden 4 ) 50 I: 4 Elde dorfi erdee, PREke, Petersdorf. == &Endmoräne. #327: Stembestreuung. Mafsstab 1:200000. - Nude La ur) LS is Arch. Nat. Meckl. 46. RE Tafel I. | Alluvium Diluvium Wasser Ralüschen- berg. - Torfmoorniederungen bei Plau. Mafsstab: 1: 25000. Arch. Nat. Meckl, 46. Torfmoor des Nebelausflusses aus dem Krakower-See. Krakower - See. Dorfstätte. 47,3. Torfmoor des Nebeleinflusses ın den Krakower-See. Mafsstab 1:12500. Tafel II. T, wer Äbständen -25 met: ELLpSENL in IHrucı Io Gere, und (gezeichnet: WI, © Tespuegel -GR met: aber Iermalhalt. Lofgusen m Hegel I —U - . drrckbstandere 5 meter. E Iermafren u.gereiohers 5 HR, Sarspuiegel 87 u V N. = Be” j ‚Schelf Werder. lee R,5 meL. Klauer edlstäanden - Aue m, LIENT 07] RR url year Arch. dat cheechtl. #6. über Horse. Mall. Sespwegel - 02omeL. „ a f g genshof. £ D Jür Sehyuen er FIRE Er See. in Mlstanden =D, mel. Aufgenommen . LERTEE: H: Fl Aaspiegel 428 0. ib: Iorme: Mall. RYReR., a We ale a Pr FRRn. & ER De k F = Ve 2 v P r = = PER. x 2 m , f Ä d % I 0 e = Fa ® r ae f n 4 a = 3. 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