nn zu n m . Re — TE ARCHIV FÜR DIE PHYSIOLOGIE 2.D, voN DEN PROFESSOREN, D. JOH. CHRIST. REIL UND D. J. H. F. AUTENRIETH. u e——— MIT ACHT KUPFERTAFELN. Be ne a ee zn ni ns Su — ze HALLE IN DER CURTSCHEN BUCHHANDLUNG ı807 und ı8eß, ai ws Do ten au ec Erf[tes Heft. s, Fragmente über die Bildung des -kleinen Gehirns "U fm Menfchen, vom Prof. Reil, S. 1-58 2, Ueber das Abfterben einzelner Glieder, befonders der Finger, vom Prof. Reil. 9-66 3. Cefar Breffa über den Hauptnutzen der Eufta- chifehen Röhre. Pavia 1808. Mitgerheilt vom Hrn. Prof. Meckel, ° i 67 - 30 4. Anzeigen, 31 \ Zweytes Heft. ı, Beyträge zur nähern Kenntnifs des Speifefaftes und deffen Bereitung, vom Prof. Eminett, 145 - 312 a. Autenrieth und Zeller, Ueber das Dafeyn von Queckfilber, das äufserlich angewendet wor- den, in der Blurmaffe der Thiere. 213-263 3- Zufarz zu der Abhandlung: De dysphagia luforia, vom Prof. Autenriech, 264-268 4. Belchreibung eines feltenen Halsmuskels, vom Prof, $chmidtmüller, 269-270 5. Ein Frofch ftülpt feinen Magen umy--und- reiniget ihn vom Schleime; Beobachtung vom Dr, Gruit- huifen, S. 271-278 6. Erfte Fortfetzung der Unterfuchungen über den Bau des kleinen Gehirns im Menfchen, vom Prof. Reil, Drittes Heft. 1; Verfüch einer fkizzirten, nach galvanifchen Gefetzen entworfenen Daritelung des thierifchen Lebens, von „273 -3% Dr, Leopold Reinhold, " 395 -35£ 2. Ueber die Refpiration der Tiere, vom Herrn Dr. Nitzfch. „21 2397112 355-379 3. Ueber .die Bildung des ihenfehlichen Eyp, „von Di, J. Burns, Lehrer der Hebammenkunft in Glasgow. 389 - 4, Die Haut faugt nicht ein. Ein Auszug aus des Dr. Rouffeau aus Domingo Inaugural - Differtation,. die er auf der Univerfität Eeufylganien vertheidigre, 383- 5. Unterfuchuogen über den Bau des kleinen, ‚Gehirns, im-Menfchen, Zweyte Fortferzung. Weber die Oı-, ganifation der Lappen und Läppchen, oder der, Stiinme, Acfte, Zweige und Blättchen des’ keinen“ Gehirns, die auf dem, Kern Tagen; vom «EL 382 334 < + Prof, Reil, 385 - 426 6, Ueber den Winterfchlaf der Thiere, ® ‚vom Herrn Mangili, Prof, der Naturgefchichte zu Pavia, 427-448 7. Nachricht, MEERE 449-450 doRU A > sh BSG Archiv für die Phyfiologie, Achten Bandes erftes Heft Fragmente über die Bildung des klei- nen Gehirns im Menfchen, vom Prof. Reil, Abditiffima e/t, in qua mentis operationes perficiuntur, officina, nec vel probabili conjectura affegui datur organorum, guibus inftructa ejt, . numerum, fituny conformationem, vires, agendi modum, caetera, Gaubii Inft. Patholog, $. 731, " } SER um die Zeit des Jahres ı795., als ich die Organilation der Nerven unterfuchte, habe ich mich auch mit dem Bau des Gehirns befchäftiget, und einige Relultate meiner Unterfuchungen im erfien Bande von Gren’s newem Journal für die Phylik ab- Arch. f.d. Phyfiol. VI. Bd, 1. Heft, A 2 —. drucken laffen. Allein ich mulste. damals eine Arbeit aus Mangel an Mulse liegen laffen, die ich jetzt aus Mangel an Gefchäften wieder hervorfuche, den ein unleeliger Krieg, welcher mich aus dem Kreife meiner Zuhörer rils, über mich verhängt hat, Doch auch die Dilteln haben ihre Honigkelche, a Eben diefer Krieg hat mich am [eine Quellen ge- führt, und mich zur Unterfuchung des Organs hin- gedrängt, in welchem er und faft alles Mifsgefchick des Menfchengelchlechts , alles Grolse und Baer, wie alles Rleine und Schlechte, was unter dem Monde gefchieht, feine Wurzeln hat. Denn in dem Maalse als die Organifation des Gehirns [einem Pro- totypus ähnlicher wird, der in der ewigen Idee def- felben vorher beftimmt ift, nähert fich auch die Vernunft des Menfchen ihrem Urbilde an, und finkt zur Thierheit herab, oder wird die Sklavin der ‘Sinnlichkeit, wenn der Bau des Hirns unvollender, und nach Malacarne zu viel oder zu wenig in demfelben ift. Die Menfchen - Vernunft [piegelt ich in der Organilation des Nervenfyftems, wie fich die Gottheit in der Leiblichkeit des ganzen Weltbaues auslpricht. Staunend und ehrfurchtsvoll ftehe ich vor die- fem Heiligthum, das bey allem Leben und Weben, "bey allem Thun und Treiben des Menfchengefchlechts, von Anbeginn bis auf unfere Zeit fein gebeimes Spiel mitgetrieben hat. Was hier lein Daleyn empfängt, greift [elbft der Natur in die Zügel, ficht Will- kühr in ihre Nothwendigkeit ein, und nöthigt Ge, die Gedichte einer fremden Phantafie als neue Fol- ._— 3 genreihen in das Tableau ihrer eignen Entwickelun- gen aufzunehmen. Aus jeder Falte des ungeheuren "Gewandes, in welches unfer Planet gehällt ift; Jenichter der Finger der Menfchheit hervor. . Hier entfprang (die Idee des Belveder’fchen Apolls! Ohne diefes marmorweilse Gewölbe, das [eine Bögen hoch über die Quellen d&s finrlichen Lebens hinfpannt, wäre Homer’s Diade, Keppler’s Zoonomie der Gelürne nicht! Was in dielen maeandrifchen Hallen unter demfelben osci.lirtt, geht mit Blitzes - Schnelle von Einem anf Alle über, verfenkt den Finen als Seele in das All, und das All als Kraft in den Ei- nen. So entltehn die Colpffe unter den Menfchen, die das Ruder der Staaten ergreifen, oder fich al- lein, wie Alexander, einem ganzen Welttheil entgegenftellen. Eine unergründliche Tiefe von Möglichkeiten liegt in einem folchen Kopfe! Hal. ler’s Kopf, der eine halbe Welt in fich trug, war _ ein Abbild des nemlichen Urbildes, nach welchem dieler Kopf geformt ilt. ‚Leite meine Hand, gefällige Erato! dafs fie leife die Schaale öffne, welche die höchlfte Blüthe der Schöpfung verfchlielst, und waffne mein Auge mit Geiftes-Schärte, dafs es verltändig den Daeda- Jus der Organifation anfchaue,. der die Geburtsltätte der Gelchichte, die Wiege der Kunft und das my- fteriöfe Brautbette ift, auf welchem Seele und Leib, die Götter des Lichts und die Kinder der Natur ihre Orgien feyern, Aa & —— N In fo undurchdringliche Schleyer hat fich die Seele des Menfchen verbüllt, dafs fie uns nicht al- lein die Nothwendigkeit ihres Bundes mit einem Körper, fondern auch den Bau ihrer materiellen Werklftätte, ja felbft den Begriff verbirgt, wie über- haupt nur ein Zufammenhang zwilchen der.Organi- fation jener Werkltätte und den Functionen der Seele Statthaben könne. Doch muls fich gerade hier, wenn wir uns ihr auf empirifchen Wegen nähern wollen, der Faden noch am erften aufnehmen lallen. Denn das Gebildeteift das Aeußsere des Inneren, der icht- bare Ausdruck der Qualität; und das [omatifche Ver- hältnils des Gehirns ein -integranter Theil Seiner Phyfiologie, welche einerley mit der rationellen‘, Seelenlehre ift. So kann die mechanifche Ana- iyfis dazu beytragen, dafs jene 'bodenlofe Scienz, die bis jetzt noch wie ein Meteor zwilchen Hiin- mel und Erde hängt, den erften felten Haltungs- punkt bekomme. Und von der Seele etwas zu wif- Sen, ift doch eben [o viel werth, als von der Schaaf- . zucht, dem Ackerbau und der Kriegskunft etwas zu willen. Selbft denen, die immer nur nach dem unmittelbaren und irdifchen Gewinn hafchen, lage ich, dafs die Seelenlehre auch zu etwas, zum An- bau der Pfychiaterie und Ethik, zur Kenntnils des Menfchen und feines Gebrauchs, zur Bildung der Köpfe und ihrer Diagnofik, und aufserdem noch. zu vielen andern Dingen nütze (ey. Denn wenn auch den Thoren, an deren Schädel ganz andere Fächer angelchrieben find, als in welche der Zu- fall fie geworfen hat, die Gallfche Schädellehre ‘ ein Aergernils [eyn mag; Io muls fie doch die Malfe in ihr Intereffe ziehn, die täglich die Erfahrung macht, wie viel darauf ankomme, die Köpfe zu kennen, deren einer zureicht, eine Generation des halben Erdballs glücklich oder unglücklich zu ma- ben. Möchte es mir gelungen [eyn, zur Ergrün- dung diefes geheimnifsvollen Organs , das die Be- dingung, aber zugleich auch die Schranke aller em- "pirifchen Idealität und das einzige Problem der Phi- "Iofophie ift, auch nur‘etwas beygetragen zu haben; fo wäre nie ein Krieg in [einen Folgen heilfamer als diefer gewelen, Ich werde die Formation des kleinen Gehirns ‘im Menfchen, Herr Profellor Meckel wird die Bildungsgefchichte deffelben in der Frucht und in "der Tlierreihe bearbeiten. Den Fund geben wir fräckweife, wie der Zufall uns auf ihn führt, Sind die Materialien vollftändig vorbereitet, fo wird fich leicht ein Meilter finden, der ein Gebäude daraus zimmert. Noch haben uns Vicq d’Azyr’s Schnitte und Windfchnitte Stoff genug übrig gelaffen, von ih- nen zu den Entdeckungen des Herrn Gall und der Gebrüder Wenzel’s die Brücke zu bauen. Doch wollen wir diefen Herren, die mit weit mehr Vor- Schub als wir, die Hirnlehre bearbeitet, und [o viele kluge und unkluge Köpfe unter allen Erdgürteln betafiet haben, keineswegs in ihre Zirkel treten, Der grofse Knoten foll ihnen zur Löfung bleiben, und die doppelte Bearbeitung des kleinen Gehirns kann wenigftens, wenn fie auch an [ich überflülfig 6 n —— . % feyn follte, dazu dienen, dem Refultate durch. die Uebereinltiimmung Credit zu. machen, — % Eintheilung und Bezeichnung der Theile des kleinen Gehirns. Den Anfang mache ich damit, dafs, ich das kleine Gehirn eintheile, und jedem 'belondern Theile deffelben einen Namen gebe. ‚In diefem Gefchäft werde ich vorzüglich Herrn Malacarne*), diefeım treuen und geiltreichen Beobachter der Na- tur folgen, der in der Zergliederung des kleinen Gehirns mehr geleiltet hat, als alle Nationen var ihm, als ganze Nationen je, zu leiften, im, Stande find. _Diefe Abtheilungen find aber fubjectiv und zufällig, und blofs dazu da, damit ich einltweilen einige felte Punkte in der ‚Ausdehnung des kleinen Gehirns bekomme, mittellt welcher ınan lich orien- tiren, und der Belchreibung deffelben folgen kann. Denn die Gliederung deffelben in [eine welentlichen und nothwendigen Beltandtheile,, die Begränzung jedes Theils und deffen treffende Benennung kann nur alsdann erft gelingen, wenn das Ganze wie das Einzelne, und die Beltimmung jedes einzelnen Theils ‚bekannt ift. Ueberhaupt [cheint das kleine: Gehirn wicht aus vielen und verlchiedenartigen Beltand- theilen zufammengeletzt, fondern vielmehr ein ‚ein- *) Nuova espofizione della vera fEruttura del cerveletto umano, Torino 1776, - — 7 förmiges und homogenes Organ, nemlich ein Ag- gregat mehrerer thierilch - galvanilcher Säulen zu [eyn, die nach der Differenz der Thier- arten und der Localität des Raums fo und anders zulammengehängt find. Der Umfang belteht aus Markblättern, die mit Rinde überzogen find, und einem Narkltanım anhängen, welcher fie in Läpp- chen, die Läppchen in Lappen fammlet. Die Mark- blätter und ihre Stämme flielsen vom Umfange ge» ‚gen die Mitte zu in Kerne zulammen, die Kerne ver- längern fieh in Arme, von welchen zwey mit dem grofsen Gehirn, zwey mit-dem Rückenmark fich rbinden, und zwey in der Mitte in fich felbft zu- | mmenlaufen. Und geletzt, es gebe welentlich ver- fchiedene Theile im Bau des kleinen Gehirns, oxy- „dirte und hydrogenirte, politive und negative Or- gane, Elekfromotoren, Collectoren und Conductoren, - Schenkel zu den Vierhügeln und zum Rückenmark imGegenlatz der Scherikel, die unter dem Rücken- "nark in lich felbft zulammenlaufen; [o würde diele Differenz , wenn fie zu unlerer Kenntnils gelangt wäre, eine ganz andere Abtheilung und Termino» logie, als die bis jetzt gewölinliche, erfordern, - Das kleine Gehirn liegt unter den hintern Lap- pen des grofsen Gehirns in einem eignen Behälters der hinten und unten von den zwey unterlten Gru- benund dem Grundbein des Hinterhaupt- Beins, zur‘ Seite von der hintern Fläche des Fellenbeins, und oben von dem Zelt der harten Hirnhaut gebildet wird, Querüber von dem Ende des einen Schen- kels der Lambda-Nath zum Ende des andern, hat 8 — es ohngefähr die Breite von drey Zoll zehn Linien bis zu vier Zoll, in der Mitte, parallel mit dem obe- ren Wurm, ilt es von den vörderen his zum hinte- ven Auslchnitt zwanzig Linien; jeder Seitentheil, in derfelben Richtung von vorn nach hinten, ohnge- fähr zwey Zoll lang und in Seiner Mitte l[echzehn Linien dick. Das kleine Gehirn ift ein auf beiden Seiten [ym- metrilch gebauter, und gleichfam aus zwey gleichen Theilen zu einem Ganzen zulammengeletzter Kör- per. Was zur Seite liegt, nenne ich die Seiten- theile oder die Hämifphärien; was die Sei- tentheile verbindet, das Mittelftück, die Nath, die Total-Commiffur, den Wurm. Der Wurm ilt ein oberer,‘ der von dem vörderen Ausfchnitt bis zur Commilfur der hinteren oberen Lappen im binteren Ausfchnitt auf der Oberfläche des kleinen Gehirns fortgeht,; und ein unterer, der von jener Commillur an durchs Thal fortgeht und mit dem Knötchen .endet, 2 Zu beiden Seiten befchreibt das kleine Gehirn einen Bogen, der aber an beiden Enden der Nath, allo vorn und hinten, durch einen Ausfehnitt un- terbrochen ift. Den vorderen mit feinen Hörnern gegen das grofse Gehirn gekehrten Ausfchnitt, der fich fanft um die Vierhügel herumfchlägt, nenne ich den vörderen oder halbmondförmigen; den anderen ihm gegenüber liegenden hinteren, der den Occipital- Theil der Sichel aufnimmt, nenneich den hinteren oder beutelförmigen Aus- fchnitt. Diefer letzte wird nemlich in feinem - RE 9 Eingang durch die beiden inneren und vorfpringen- den Extremitäten der hinteren und unteren Lappen verengert, und einwärts gegen das hintere Ende der Nath zu, wieder weiter, und bekömmt dadurch eine finuöle, beutelförmige, einem Hufeifen ähnelnde Geftalt. In demfelben trennen fich der obere und un- tere Wurm durch die Quer - Commilfur der hinteren oberen Lappen, und der obere biegt fich durch den- felben zum Thale in den unteren Wurm um. Das kleine Gehirn hat zwey Flächen, eine obere und eine untere. Die obere ift nicht ganz eben, Sondern gegen die Vierhügel zu gewölbt, und fenkt (ich von da zur Seite gegen das Felfen- bein, und nach hinten gegen die Eminentia cruciata des Hinterhaupt - Beins fanft abwärts. Die untere Fläche ift halbkuglichter Geltalt, hat in der Mitt‘, der Länge nach, von vorn nach hinten, eine tiefe "und breite Ausböhlung, das Thal, in welchem das verlängerte Rückenmark liegt. In demfelben geht der untere Wurm fort, der auf beiden Seiten durch eine Furche von den inneren und einwärts geboge- nen Rändern der Hämifphärien getremt ift. Das Thal ift in der Mitte, wo die Pyramide liegt, am - breiteften; über derfelben ift es durch die inneren vorfpringenden Extremitäten der hinteren unteren Lappen, und unter derfelben durch die Mandeln verengert. Man kann fich das kleine Gehirn als zwey halbmondförmige Körper denken, die wie ein Waf. feleifen mit ihren inneren platten Flächen auf einan- der gedeckt find, und ihre gewölbten Flächen’ nach 10 — | aulsen gekehrt haben... Zwifchen:dielen beiden Hälf- ten und an ‚den äufseren Rändern derfelben läufe von der Brücke an, nach hinten zu eine Furche fort, die ‚vorn breit ift, und allmählig. bis zu den äufseren. und hinteren Winkeln des kleinen Gehirns fchmäler.,wird, in dielem Raum die Schenkel zur Brücke in ich aufnimmt, und dann von dielem Win- kel an zwilchen den hinteren oberen. und den bin- teren unteren Lappen fortgeht, in den hinteren beu- telförmigen Ausfehnitt endet, ‘oder vielmehr unter der Commiffur der hinteren oberen Lappen: von bei- den Seiten in Eins zulammenftöfst, das ganze kleine Gehirn umgeht, und es in eine,obere und untere Hälfte theilt. Diele Furche nenne ich die Leitli- che Horizontal. Furche. a Beide durch die Horizontal - Furchen in eine obere und untere Fläche getheilten Hälften des klei- nen Gehirns entltelin durch die zu Tage ausgehen- den Markfäulen, die zum Theil äfiig, auf beiden Seiten [chwach gefurcht, in Blätter eingel[chnitten, mit Rinde überzogen find, und fenkrecht auf den in- neren Markkernen [tehn, von welchen fie lich rings herum abtrennen. Zwilchen dielen Markfäulen, die ınelır oder weniger parallel neben einander von ei- “ner Horizontal- Furche zur andern fortlaufen, und Segmente eines; Zirkels befchreiben, deren Convexi- tät nach hinten, deren Hörner nach vorn, mit der einen Extremität gegen den Wurm, mit der andern gegen die Horizontal-Furchen gekehrt find, befin- den fich mehr oder weniger [tarke Vertiefungen, durch welche eben eine Markfäule von der andern — 1 ‚getrennt ift,, Am deutlichften zeigt fich diefer Bau iu, den beiden «vertikalen Durchfchnitten,,; durch weiche theils die beiden Gehirnbälften in der Nath, theils die Hämilphärien in ihrer Mitte von einander getrennt werden. - Einige von diefen Vertiefungen oder Furchen, die von beiden Oberflächen gegen die Markkerne gehn, fenken fich theils ganz bis auf die Mark- kerne hinab, theils gehn Ge mit gleicher Tiefe über die ganze Breite einer Birnhälfte fort, Hirntheile, ‚die zwilchen zweyen folcher Furchen liegen, hei- Ssen Lappen, lobi. x : Läppchen, lobuli, find kleinere, den Lap- pen untergeordnete‘ Hirntheile, die zwilchen zwey Furchen liegen, welche weniger tief find, und nicht‘ von einem Ende der ‘einen Hämifphäre zum Ende .der andern über das ganze Gehirn fortgehen. Die;von den Märkkernen abgefonderten und ‚mit Rinde überzogenen Markfänlen, haben eine den- .dritifehe Formation, welches fich an den Lebens- bäumen zeigt, die in den queren und [enkrechten Durchfchnitten der Hirntheile zum. Vorfchein kom- men. Von denfelben trennen fich Aeltchen, ra- ’ muli, d.h. Theile ab, die.durch noch flächere Fur- chen von den Läppchen, als diefe von den Lappen ‚getrennt find. Die letzten zu Tage liegenden Bil- dungen find endlich die Blät ter, folia, durch de- ren Zulammenfetzung die Aelıchen, Läppeben und ‚Lappen entftehen. Diefe find nemlich die letzten, zarten Markplatten, die fich. zu beiden Seiten der Länge nach von den Markfäulen mit einen: Zugerun- 12 = deten Rande abtrerinen, mit Rinde (überzogen, und durch die [chwächften und linearen Furchen von einander gefchieden find, - An einigen Orten, befonders in den tiefen Furchen zwifchen den Lappen und in den unter- geordneten [chwächeren Furchen der hinteren un- teren Lappen vereinigen fich mehrere Blätter zu ei- nem in die Länge gezogenen Körper, der einen un- regelmäfsigen Strang vorftellt, und nach und nach an Volum abnimmt. Eine folche Gruppirung werde ich einen Schwanz nennen. Eine Zunge ift ein aus wenigen Blättern beftehendes Körperchen, von zungenförmiger Geltalt, das unmittelbar zwilchen zwey Furchen hervortritt, alfo kein Zweig eines Läppchens, und von demfelben unabhängig it, Jede Hämilpbäre hat fünf Lappen, von wel- chen die beiden erften die obere, die drey folgen- den die untere Fläche des kleinen Gehirns ausma- chen. Sie find ı. die vierfeitigen oder die vör- deren-oberen Lappen zu beiden Seiten des obe- ren Wurms, die den vordern Theil der oberen Flä- che:des kleinen Gehirns ausmachen, von den Vier- hügeln bis zur Quer-Commilfur der hinteren obe- zen Lappen fortgehen, den [tehenden Alt des ver- tikalen Durchfchnitts in der Nath ganz, und alle Aeltchen, die fich dieffeits jener Quer - Commif. Sur von dem liegenden Aft abtrennen, ‘in fich auf. nehmen. 2. Die hinteren oberen Lappen, die nächften nach den vierfeitigen, welche die hintere "Gegend der oberen Fläche und den oberen Theil —— ı3 des hinteren Randes des kleinen Gehirns, belon- ders zur Seite einnehmen, durch die einfache Quer- Commilfur, durch welche fie von beiden Seiten in den hinteren beutelförmigen Ausfchnitt verbunden find, und durch den Fortgang der Horizontal - Fur- che unter ihnen kenntbar find, welche fie von den hinteren und unteren Lappen [cheidet. 3. Die bin- teren unteren Lappen, die den unteren Theil des hinteren Randes, und den hinteren Theil der unteren Fläche des kleinen Gehirns einnehmen, und im beutelförmigen Auslchnitt fich von beiden Sei- ten durch die kurzen und fichtbaren, und durch ‚die langen und verdeckten Querbänder verbinden , und zuweilen bis an die Wurzel der unteren Wand der Pyramide herangehn.. 4. Die,zarten Lappen, zwilchen den 'hinteren ‚unteren und den zweybäu- ehigen Lappen, [tofsen im Thale von beiden Sei- ten bald noch’ in. den letzten Strängen der langen und verdeckten Querbänder, aber meiftens in den Blättern der oberen Fläche der Pyramide zulam- men. Endlich 5, die zweybäuchigen Lappen, die letzten in der bogenförmigen Richtung der Lap- pen der unteren Fläche des kleinen Gebirns gegen das Thal, indem ‚die Mandeln ‚meiltens ganz nach innen und gegen das Thal gedrängt Änd, liegen zwilchen den zarten Lappen und den Mandeln; und find durch ihre keilförmige Geltalt, durch die Rich- tung ihrer Furchen,,, die falt-parallei mit dem zwi- En ihnen eingefenkten Rückenmark gehn, und durch ihren Zufammenhang mit den unteren Blät- "tern der Pyramide ina Thal kenntbar, 14 Lamm Son Kehrt man das kleine Gehirn um und zählt die Theile im Thale vom hinteren beutelförmigen Aus- fchnitt an, gegen das Rückenmark zu, auf, fo fin- det man in demfelben folgende Theile. Oben in jenem Ausfehnitt liegt die einfache Quer-Com- milfur, durch welche die hinteren ‘oberen Lap- pen zufainmenhängen, Unmittelbar unter derfelben folgen die kurzen und fichtbaren Quer- bänder, dufch welche die hinteren unteren Lap- pen, unter den kurzen liegen die langen ver- deckten Querbänder, durch welche die hin- teren unteren und die zarten Lappen vereinigt find. Dann kömmt die Pyramide, der breitlte Theil des Thals, ein zungenförmiger von oben nach un- ‘sen plattgedrückter Körper, der auf beiden Seiten quergefurcht ift.\ Ihr folgt der Zapfen, ein ke- gelförmiger, mit feiner Grundfläche der Pyramide zugekehrter Körper, der kleiner und [chmäler als die Pyramide ift. Den Befchlufs macht das Knöt- chen, der kleinfte Körper und der letzte in. der Reihe, a Zu beiden Seiten, im unteren Theile des Thals,, zwifchen der hohlen Fläche der zweybäuchigen Lappen und dem Zapfen und Knötchen und geftürze auf den hinteren Markfegel liegen die Mandeln, ein Paar mehr oder weniger kügelförmige Körper, die meiltentheils von den zweybäuchigen Lappen und dem Rückenmark bedeckt find, und durchgehends aulser der Richtung der Lappen der Hämifphärien und der Theile des Thals liegen, 2 n — ı5 Die Markfubftanz im Inneren des kleinen Ge- birns, welche fich vorzüglich [tark in den beiden ‘Hämifphärien anfamnlet, und von deren Unnfang ‘ich ringsherum die Markfäulen wie Aefte, mit Blät- “tern verlehen, abtrennen und die Lappen und Läpp- chen bilden, nenne ich die Markkerne. Diele Markkerne Ipitzen fich von der Peripherie her nach vorn und unten zu, immer mehr zu, und drängen fich in zwey Starke feitliche Markltämme zu- fammen, die rechts und links zum Rückenmark herabfteigen, und die vierte Hirnhöhle zwilchen fich offen laffen. Jeder dieler Stämme theilt fich in der Nähe des Rückenmarks in drey ver[chiedene Körper, die ich die Arme, Schenkel des klei- nen Gehirns nenne, von welchen zwey vorwärts zu den Vierbügeln, die Arme zu den Vierhü- geln, zwey rückwärts zum Rückenmark, die Arme zum Rückenmark gehn; und die mit- telften zwey, die Arme zur Brücke, unter dem Rückenmark in fich [elbft zurückkehren, und in "einander in der Varols -Brücke'zufammenfchmelzen. Zwilchen den beiden vörderen Arınen zu den Vierhügeln und angeheftet an dem inneren Rande 'derfelben auf dem ganzen Wege vom Markkern der ath bis zu den Vierhügeln, ft eine markigte Haut usgelpannt, die ich das vordere Marklegel . grofse Hirnklappe) nenne. Dielem' ge. genüber liegt das hintere Marklegel, welches einen mittleren, an das Knötchen angehefteten und zwey halbmondlörmigs freye Seitentheile hat, die ıh — mit ihren äufseren Extremitäten an die Flocken an- geheftet find, Die Flocken find endlich ein Paar Anfätze im kleinen Gehirn des Menfchen, die einzigen in ihm noch übrigen, welche zwilchen den Mandeln, dem verlängerten Rückenmark und den Schenkeln zur Brücke feitlich fich aus der Tiefe hervordrängen, ‚und durch das oben erwähnte hintere Markfegel vereiniget find. Sie [cheinen gleichlam die Keime + noch zweyer Lappen und das Markfegel das ge- zerrte Band zur Commilfur derfelben im unteren Wurm zu feyn, welche die Natur noch hinter den zweyhäuchigen Lappen und den Mandeln har bil. den wollen, die aber aus Mangel an Raum nicht zur vollendeten Ausbildung gelangt find, Damit man mir in meinen Unterfuchungen über den Bau des kleinen Gehirns folgen kann, muls man es auf eine befondere Weife zurichten und vor- bereiten, und nachmals die Zergliederung deffelben der Anlicht entfprechend anltellen, die man durch dielfelbe ins Licht zu ftellen Willens ift. Mit fol- chen Präparaten, und zugleich mit Kupferltichen, welche die Präparate erläutern, foll: der’ Anatom, verlehen [eyn, wenn er das kleine Gehirn demon- | ftriren will. Eben fo muls auch das kleine Gehirn vorbereitet und zerlegt werden, wenn der Patho- loge zu einer klaren Anfchauung der Abnormitäten kommen foll, die fich in feiner Mifchung und Form vorfinden. Doch bleibt immer noch eine Aufgabe zu lölen übrig, Es fehlt an einem Paorosypus, in Hader — Az der Comparation, der zum Maafsfıabe des Normalen und Abnormen dienen kann, An einem einzigen Gehirne kann man nicht alle Theile zeigen. Die Lappen und Läppchen liegen lo dicht an einander, dals man fie aus einander biegen muls, um in die Vertiefungen hinein fehen zu können, -und durch diefe ‚öfteren Manipulationen wird es bald abgenutzt, und der eine oder andere Theil deffelben unkennt- lich. Wir müllen es daher ftückweife, nach guten Muftern und nach einem „vergrölserten. Maalsltabe modelliren, aus den Stücken ein Ganzes mächen, und es fo formen, dafs es in [eine Theile zerlegt, und wieder zulammengeleizt werden kam, Am belten gelänge dies wohl, wenn man es von einem gelchiekten Italiäner aus der Florentiner Schule in Waolıs arbeiten liefse. Allein der deutfche Gelehrte bat nie viel, und jetzt vollends gar kein Geld in der ausgeleerten Tafche, um an dergleichen Hülfsmit- der Kunlft etwas wenden zu können, ‚und wer Geld.hat, dem fehltes an Sinn für die Wilfenfchaft, Doch zweille ich, dals wir.ohne jenes Hülfsmittel je durch Comparation zur Erkenntnils eines Normal- -gebildes des kleinen Gehirns gelangen werden, ehgrelches uns das, was in derRegel und nach der " 1desider Vollkömmenbeit ilt , vor ‚Augen gelegt wer- ‚kann. Und ohne ein lolches Normalgebilde ift es nicht möglich, die in:der Praxis vorkommenden: Ge- hirne zu beurtheilen, ihre. Variationen, Unvollkom- heiten und Annäherungen an ae Ideal: zu be-! 4 ktimmen, ua stO ab U Arch. f. d. Phyfol. YIIL Bs 1-Haft. B\ 16 — Gegenwärtig will ich nur Etwas über die Vor- bereitung des kleinen Gehirns [agen, und in der Folge bey jeder Darftellung feiner einzelnen Theile die Vorbereitungs-und Zergliederungsart, die dazu nöthig ift, anzeigen. Man nimmt das kleine Gehirn fo frifch als möglich, am liebften von Mannsperlo- ‚nen, in der Blüthe der Jahre, die an chronifchen Krankheiten geftorben find, und trennt es durch die Hirnfchenkel und das verlängerte Rückenmark ab. Litten die Kranken am Typhus, fo löft fich das Gehirn nach dem Tode zu [chnell auf; ftarben fie an Kopfwunden, Hirnentzündung und Phrenefie, fo löft fich die Gefäflshaut f[chwer von demfelben ab. Nun legt man daffelbe augenblicklich in eine platte Schaale mit weichem Waller, damit die Ge- fälshaut nicht antrockne, und trennt diefelbe im Waller, theils ınit dem Melffer, theils mit zwey Pincetten von der Oberfläche rein ab. Am [chwer- ften gelingt dies in der Gegend des Central-Lap- pens, am oberen Wurme, im Thale und in der Ge- gend der Flocken. Nachdem dies gefchehen ilt, wälcht man es einige Male leifle mit weichem Wal- fer ab, damit das Blut und die Lymphe fich ab- Spüle. Dann legt man es in eine fachrunde Schaale von Glas oder Fajence, und übergielst es ein Paar Mal mit ordinairem Branntwein, den man einige Minuten lang darauf Stehen läfst. Hierauf wird es’ än Alkohol gelegt, der das erfte Mal zwölf Stunden lang darauf [teht. Nun mufs man noch, wenn es auf der Oberfläche einigermalsen gehärtet ilt, das Zellgewebe aus allen tieferen und flacheren Furchen —— 19 derLappen und Läppchen wegnehmen, damit der Branntwein bis’in die Tiefe eindringen könne. Dann muls es noch zwey bis drey Mal mit Alkohol über- golfen werden, der ein bis zwey Tage auf dem- felben ftehn kann. Endlich wird es zum letzten Male mit frifchem Alkohol übergoffen, im Glafe verklebt, und zwey bis drey Monathe bey Seite gefetzt, bis es eine weils- graue Farbe bekommen hat und vollkommen durchhärtet if. Während diefer Zeit muls man es‘, befonders im Anfang, oft umkehren und die tiefen Furchen lüften, damit alle Theile gleichmälsig vom Branntwein befpült UTanER Erklärung der erften Kupfertafel, Ri Fig. ı. 9 Diele Figur Ltelltdie obere Fläche des klei nen Gehirns und aller zu ihr gehörigen Theile vor. “a. a. Die beiden vor der Brücke abgelchnitte- nen Hirnfchenkel. j b. Die Zirbeldrüfe, gegen die Hirnfchenkel herabgebogen. c. c, Die markigen Querftreifen hin. ter der Zirbeldrüle. d, Die Vierhügel. e. e, Das vierte Nerven-Paar, e. h, e. Der mit dem vierten Nerven- Paar pa- zallel gehende, um die Schenkel zur Brücke und - die Vierhügel [anft ich herumfchlagende vördere oder halbmondförmige Are ppBnige des klei- nen Gehirns. i.i.1.1. Der hintere oder beutelförmige Auslchnitt deflfelben, DB 2 20 h ; N f£, £. Das Mittelftück, die Nath, der obere Wurm des kleinen Gehirns, durch wel- ehen die vierleitigen Lappen von beiden Seiten in der Mittellinie der beiden Hirnhälften zulammen- Nielsen. Dieler Theil untericheider fich von den Hämifphären durch eine fchwache Furche auf bei- den Seiten, durch [eine er een und durch die nach vorn gekehrte Krümmung einiger feiner Blätter, die der Krümmung der Läppchen des vierfeitigen Lappens gerade entgegengeletzt ilt, ml.ie— m.]. i e „Die beiden Hämi- [phären, die durch den Wurm in der Mitte zu- fammenbängen, und mit demfelben ee die obere Fläche des kleinen Gehirns ausmachen. g. g. Die vörderen ‘oder vierleitigen Lappen des kleinen Gehirns, welche durch fla- che Furchen in ınehrere Läppchen getrennt find. h. Der Ceentral- Lappen in dem we a N Ausfehnitt, i. Die tiefe Furche, welche auf beiden ch die vierfeitigen Lappen von den angränken den hinteren oberen Lappen trennt, auswärts in der Horizontal- Fürche und in.der Wer in den hinte- | ren beutelförmigen Auslchnitt ausläuft. K.k, Die hinteren oberen Lappen. 1.1.1.1, Die tiefe Euxrche, dörch welche die hinteren oberen und die hinteren unteren Lappen getrennt find. ; ; x ; m, m, Die inneren Extremitäten der hin- teren unteren Lappen, die den verengerten Eingang. in den hinteren beutelförmigen Ausfchnitt bilden, °- — 21 & 20 Runen, Das kleine Gehirn, von feiner vörderen Seite her angelehen, mit dem hinteren Rande gegen den Horizont geneigt, fat in der Lage, wie es im Schädel liegt, fo dafs die Brücke, die beiden Arme zur Brücke und die äufseren Extremitäten der Lappen der oberen und unteren Fläche, die fich in der "Horizontal- Furche begegnen, ins Auge fallen. a. a. Die abgelchnittenen Hirnfchenkel, b. Das tiefe Loch zwilchen denfelben und dem vörderen Rande der Brücke, aus welchem das dritte Nervenpaar ent[pringt. n Kr Din Brücke. u ” d. ger abge[chnittene verlängerte Rücken- % mark, e. e. Das fünfte Hirn Nerven. Paar. * £. f. Die Arme zur Brücke, die in der Ho- rizontal - Furche liegen, ef. Kg — e.f.K.g. Die Hortzodtal- Fur- chen auf beiden Seiten, welche vorn. die Arme zur Brücke enthalten, und dadurch gebildet wer- den, dals die äufseren Extremitäten der Hirnlap- | gi Flächen über jene Arme hervorragen. ‚ Hint ärts gehn lie „in die tiefe Furche über, durch welche die beiden’hinteren Lappen, und zu- ch die obere und untere Fläche des kleinen Ge- hirns von einander gefchieden werden, “bkiuk—hi.f, Die in Jg Horizontal - Fur- ‚hen endenden Läppchen.des vörderen oder wierleitigen Lappens. i 22 — h,g.k. — h. g.k. Die Läppchen des hin- teren oberen Lappens, die in den Horizon- tal- Furchen enden. k.g.,u —k.g.l. DieLäppchen deshin- teren unteren Lappens, die in den Horigon- tal- Furchen jenen des hinteren oberen en: Be- genüber liegen. l.m.n. — l.m,n. Die Ehrpäksn des dün- nenund zweybäuchigen Lappens, die an die Flocken anftolsen, und in den Horizontal - Fur- chen den Läppchen des: vierleitigen Lappens gegen- über liegen. n.n. Die Flocken auf beiden Seiten, die [ich in der Horizontal- Furche über die Arme zur Brücke zwilchen dem fünften Nerven - Paar, den Läppchen des zweybäuchigen, dünnen und des vierfeitigen_Lap- pens mit ihrem kolbigten Ende ausbreiten, Die zweyte Tafel. Fig ı In diefer Figur ift die untere Fläche des kleinen Gehirns vorgeltellt; nemlich die Brücke und deren Fortfetzung zwilchen beiden Flächen des Ge- hirns in den Horizontal-Furchen, die Flocken, die untere Fläche beider Hämifphären, der untere Wurm im Thal, welches hier etwas aus einander gedehnt ift, damit die Theile in demfelben um ne ficht- barer werden, ’ a. a. Die abgelchnittenen Hirnfchen- kel auf beiden Seiten. — 23 b.b. Das bis an feinen Urfprung faferigte dritte Nerven-Paar, welches aus der trichter- förmigen Höhle ent{pringt, die von den inneren Sei- ten der beiden Hirnfchenkel und dem vörderen Rande der Brücke gebildet wird. 4 c, Die Brücke. d. d. Die Arme zur Brücke, die zwilchen beiden Flächen des kleinen Gehirns in den Horizon- tal-Furchen liegen, unter den Flocken fortgehn und durch ihre Vereinigung von beiden Seiten die Brücke bilden. e. e. Das fünfte falerigte Nervenpaar. r f. Das lechfte Nerven-Paar, welches gleichfalls bis an feinen Urfprung falerigt ift. © 8. 8. Die Antlitznerven, welche aus einer Höhle entlpringen, die hinter der Brücke und feit- wärts vom verlängerten Rückenmark liegt, von den Pyramidal-, den Oliven - Körpern, den Schenkeln ' zum Rückenmark, und dem hintern Rande der Brücke gebildet wird, h, h. Die Gehörnerven. ii Das abgeflchnittene Rückenmark, Am Urf[prung der vörderen Linie deffelben liegt eine dreyeckige Höhle, die vomhinteren Rande der Brücke und den inneren Seiten der Pyramidal. Körper gebildet wird, In diefe Höhle fenkt fich ein Alt der Balıllar - Arterie mit einem Theile der Gefälsbaut, der fich in die Subftanz des Bücken- marks verbreitet. k. k, Die äulseren vor[tehenden Extre- mitäten der Läppchen des vierleitigen eh r nn Lappens der oberen Fläche, die mit den äufseren Extremitäten der Läppchen der unteren Fläche‘ zu- fammenftofsen, und zwifchen- ich die Horizontal- Furche offen lallen, in welcher die Arme zur Brü- cKe liegen. 1.1. Die Flocken, ihr weilser Markftamm, der von den Mandeln herabkömmt, und ihr graues "blätterigtes und kolbigtes Ende, mit welchem fie zu Tage ausgehn. Zu beiden Seiten des Markftam- mes, und befonders an der hinteren Seite deffel- ben findet man immer noch einige biätteripte An- hänge, die die Arme zur Brücke bedecken m. m. Die vördere Wand des Zeltes der Hirnhöhl vierten ırnhöhle, a sh A n. Das Knötchen. m; o. Der Zapfen, 5 p: Die Pyramide. 2 q. Die kurzen und fieheWaran er: bänder im hinteren Ausfchnitt, r. Der hintere beutelförmige Aus- Schnitt. s. s, Die Mandeln, ’ t.t. Die zweybäuchigen ‘Lappen, die keilförmig gegen das Thal zu laufen, welches be- fonders auf der linken Seite deutlich ift, und fich mit diefer Extremität mit der Pyramide verbinden. u, u. Die zarten Lappen. 'v, v. Die hinteren unteren Lappen, ‘ Y ne 25 Fig. 2. - Das kleine Gehirn von leiner hinteren Flä- che oder von [einem hinteren runden Rande ange- fehen, mit welchem es fich an die unteren Höhlen der Eminentia cruciata des Hinterhaupt- Beins an- lehnt. h a. a. Der hintere Rand der Brücke. b. Der Querdurchfchnitt des verlängerten Rü- cekenmarks. e. c. Die Mandeln, d. Die Pyramide. e. Die kurzen und fi chtbaren Querbän- der im hinteren Ausfchnitt. > £& Die einfache Quer -Commifflur der ‚hinteren oberen Lappen ebendafelbft, ‘Sie ähnelt den unter ihr liegenden kurzen Querbändern im Bau, und macht gleichlam das erfte derfelben aus, Vor derleiben end-t der obere, hinter derf[elben fängt "oder, untere Wurm an. Zwilchen beiden ilt Ge gleich- Sam die Gränze, ’ g- Der hintere Theildes oberen Wurms, der bis an die einfache Quer- Commillur geht. ' h. bh, Die Spitze der zweybäuchigen Lappen. ” “ 4,4. Die zarten Lappen. k. k. Die hinteren unteren Lappen. J. 1. Die hinteren oberen Lappen. van. m. Die an den oberen Wurm anfıofsenden inneren Extremitäten der hinteren Läppchen des vierfeitigen Lappens. — \ 26 — IE Der Wurm, das Mittelftück, oder die Total- Commiffur, durch welche die beiden Hämifphärien des klei- nen Gehirns verbunden find. Zum Wurm oder den Mittelftück der beiden Seitenbälften des kleinen Gehirns zähle ich alles das, was in den vertikalen Durchfchnitt def- felben fällt, der von dem Central- Lappen im vor- deren Ausfchnitt an, durch den hinteren Ausfchnitt und durch alle Theile des Thals bis zum Knötchen fortgeht, und das kleine Gehirn in zwey vollkommen gleiche Theile theilt. Diefe Theile find nach der Ordnung folgende: das vördere Markfegel, der obere Wurm, die einfache Quer-Com- milfur der hinteren oberen Lappen, die kur- zen und [ichtbaren Querbänder im hinteren beutelförmigen Auslchnitt, welche unmittelbar un- ter jener Quer - Commilfur liegen, die langen und verfteckten Querbänder, die Pyramide, der Zapfen und das Knötchen; allo alles, was zum oberen und unteren Wurm gehört. Nach den Refultaten, die mir meine bisherigen Unterfuchungen geliefert haben, [cheint es, dafs zum Begriff eines Cerebellums zweyerley welentlich erfordert werde. Erftens nemlich ein Appa- zat, der theils aus Gefälsen und Rindenfubltanz, theils aus Mark befteht, welches unmittelbar unter jener Rinden-Subftanz liegt und fich von beiden Sei- ten in einen Bogen, der fogenannten Varols -Brücke, — 27 fchliefst, wie fich die Kette der Volta’fchen Säule fchliefsen mufs. Diefer Apparat liegt immer aus- wendig, im Umfang des kleinen Gehirns, und macht gleichlfam die Rinde dellelben aus. Die Ge- fälse mit der Rinden- Subftanz, in Berührung mit der Markfubltanz , können vielleicht das Organ, welches gleich den Elektromotoren das Freythätige oder den Lebensgeift unter der Bedingung erzeugt, dafs die Kette gelchloflen ilt; hingegen kann die Markfubftanz der Collector oder die Fläche [eyn, auf welcher fich das Freythätige als disponible‘ Erreg- barkeit anfammlet. Diele Idee bekömmt durch eine von mir gemachte merkwürdige Erfahrung, die ich in der Folge noch befonders belchreiben werde, eini- ges Gewicht. Rinden-und Markfubftanz find nemlich keine Continua, [ondern Contigua, liegen blofs auf einander, und ich bin im Stande, jene von diefer durch einen eignen Handgriff, der das Bindungsmittel zwifchen beiden zerftört, fo glatt abzutrennen, wie fich durch Salpeterläure die Vorhöfe des Herzens von ihren Kammern trennen, Zweytens, ein zur Lei- tung beftimmter Apparat, der gegen das Innere des Kleinen Gehirns zu gedrängt ilt, das Zelt der vier- ten Hirnböhle ausmacht, durch zwey vördere Con- ductoren, den Armen zu den Vierhügeln, mit dem grofsen Gehirn und durch zwey hintere, den Ar- men zum Rückenmark, mit dem Rückenmark in Rapport fteht, Die Nerven, welche unläugbar Con- ductoren der Lebensthätigkeit find, entftehen nie aus der Rinde oder vom Umfang, fondern Sammt und fonders aus dem Inneren oder vom Mark und 28 - —— zwar da, wo es fıch -ftärker zufammengezogen , und gleichlam concentrirt hat, Platten und Ketten find alfo die welentli- chen Beftandtheile, die zum Begriff eines kleinen Gehirns gehören, die primitiven Qualitäten und gleichfaın die Urformationen deffelben. In allen eoncreten Gehirnen finden wir diefe Idee, und nur diele ausgelprochen und alle, auch die [cheinhar- heterogenften Bildungen deffelben find, wenn man fie ohne Vorurtheil zergliedert, nichts anders als blofse Modificationen diefer einen Idee. In ihrer einfachlten Geltalt ift diefelbe in der For- mation. des kleinen Gehirns der Vögel realilirt, Dies ift nemlich eine aufrecht ftehende pyramidali- [che Säule, mit doppelten, ‘vörderen und "hinteren Plattenlagen, und hat im Kerne eine enge, conifche, aufgerichtete Höhle, aus welcher die Arıne hervor- kommen. ‚Hier ift noch weiter nichts als der Wurm, und zwar ein ganz einfacher da, und die Anfätze und Flügel, welche auf der höchlten Thierliufe zu Hämifpbärien fich ausbilden, fehlen ganz, und find blofs nur durch kaum bemerkbare Keime an de Seiten angedeutet. er Diefe einfache Säule, die in den Vögeln noch das ganze kleine Gehirn derfelben ausmacht, wird immer ftärker zufammengeletzt und zwar lo, dafs ihr in ihrem Umfang immer neue, und mehrere Säulen zugefellt "werden, die aber an fich nichts mehr und nichts anderes als die erlte find. Dies ift. die einzige Regel, nach welcher die mannichfal. tigen Variationen in der-Bildung des kleinen Ge- ee 29 hirns auf den höheren Tbierltufen zu Stande kom- | u. Denn es f[cheint, dafs die blofse In- tenlität des Hirn- Vermögens die Quali- tät und die Differenz feiner Funetionen beftimme, und die Intenfität del[felben wiederum proportional feiner Extenfi- tät und der Zunahme [eines Flächen- raums wachle, auf eben die. Art, wie [ich die Wirkungen der Elektricität nach den ver[chiedenen Graden ihrer Stärke ver- ändern. Die neuen Säulen ftehn entweder jede für ieh und find blofs durch die gemeinfchaftliche * Markfubftanz verbunden, oder fie hängen als ein ununterbrochenes Continuum fo an einander, daß Winde und Mark in Eins zulammengeflolfen find. Jenes werde ich Anflätze, dies Flügel des Wurms nennen, Auf den niedern Thierftiufen giebt es blolse und wenige Anlätze; Hoher herauf wer- den die Anfätze um den Wurm herum immer zahl- reicher, der Wurm dehnt fich zur Seite ftärker aus, bekömmt Flügel, und in’ dem Maalse als die Flü- gel zunehmen, ver[chwinden die Anfätze. Die er- Ausbildung des kleinen Gehirns 'gefehieht auf ‘der vörderen und oberen Fläche; auf der unteren und hinteren bleibt alles, Wurmtheile und Anfätze, noch getrennt. Der Wurm wältet, felbft bey den q Quadrupeden, an Länge, Breite und Höhe vor; die vordere Fläche hat zwar fchon Flügel, aber wenige ‘ und Kurze, und zu beiden Seiten und auf der hin- ter , Fläche ift noch alles Anfatz, d, h. ein Ge. tes, . In dem Maalse alfo-als die Bildungsfiufen 30 — fteigen, werden die Anfätze in Flügel verwandelt, jene gleichlam in diefe aufgenommen, bis im [chen die Hämifphärien hervortreten. Denn in dem- felben find, mit Ausnahme der beiden unbedeuten- den Flocken, alle Anfätze vollkommen ver[chwun- den. Alles ilt in eine engere Organilation zulam- mengezogen; der Wurm mit [einen Flügeln ein [tä- tiges Ganze geworden, und auf diele Art die freylte Gemeinfchaft und ein vollkommner Kreislauf be- wirkt, derin den Anfätzen noch unterbrochen ilt, In den Haalengehirnen ift noch nicht viel mehr als der Wurm da, der fat die ganze Länge, Breite und Höhe des kleinen Gehirns einnimmt; Flü- gel hat es wenige, und diefe find zart und kurz; auch die feitlichen Anfätze find gering im Verhält- nils zum Wurm. In den Schaafgehirnen ilt der Central-Lappen grols, ftark und breit, mit dem vörderen Markfegel, zwilchen den Armen zu den Vierhügeln durch, in die vierte Hirnhöhle hin- eingedrängt, und hat weder Anlätze noch Flügel, Er ift gleichfam noch die reine und einfache Säule, wie fie im ganzen Vögel - Gehirn dargeltellt ift. Der folgende Lappen ift gleichfalls noch falt ganz Wurm, in [einer Mitte breit, lang und hoch, und hat auf beiden Seiten blolse kurze und kegelförmige Spitzen, die kaum zur Hälfte fo lang find, als der Wurm breit ift, und welche man für Flügel anle- hen kann, In dem nächftfolgenden Lappen ift der Wurm [chon mehr zulammengedrängt, und die Flü- gel iind länger und ftärker. Dann folgen auf der hinteren und unteren Fläche Pyramide, Zapfen und . 31 Knötchen, die noch keine Flügel haben, und ein Stärkeres Convolut feitlicher Anfätze. Zwifchen die- fen Flügeln und Anfätzen kommen die Arme zur Brücke herab, und zeigen die Gegend an, wo künf- tig die Horizontal - Furchen [ich bilden, und die obere Fläche von der unteren trennen werden. Das ganze kleine Gehirn hat eine kugelförmige Geftalt, welche durch das Vorfpringen des Wurms hervor- gebracht wird; es [teht immer noch mehr oder weniger aufrecht und perpendiculair auf dem Rü- ekenmark und hat eine vördere und hintere Fläche, da es fich bey dem Menfchen niederlegt und eine obere und untere bekömmt. Die feitlichen Anfätze werden in den höheren Thierbildungen immer mehr von der vörderen gegen die hintere Fläche gedrängt, bis ie auch hier in dem Menfchen mit dem unte- ren Wurm zufammenfchmelzen, und fich in die Lappen der unteren Fläche verwandeln. Eben fo: rollt ich mit der [teigenden Ausbildung das kleine Gehirn von vorn nach hinten zurück, fo dafs der 'Central- Lappen immer mehr zwifchen den Schen- keln zu den Vierhügeln hervorkömmt, und fieh im Menfchen über diefelben legt, der vordere Alt Sich ftärker rückwärts biegt, und den hinteren in eine; gegen den Horizont geneigte Lage abwärts drückt. Faft die nemliche Bewandnils hat es mit den Rinds- Gehirnen: der Central - Lappen ift Stark und ohne Flügel, die übrigen Lappen der vör- deren Fläche find zart und kurz, auf der hinteren Fläche blofs die Pyramide, der Zapfen und das Kuöichen unterfcheidbar, die aber noch olıne Flü- 2 — 13») gel find, und öloiee Anfätze neben fich haben. End» lich ift in den Pferde-Gebirnen zwar auch der Central-Lappen noch ftark und ohne Flügel, doch fchon [chwächer als beym Rinde, und mehr von oben nach unten zulammengedrückt. Die nächften Lappen des Wurms auf der vörderen Fläche haben fchon ftärkere, längere und nach vorn gekrümmte Flügel, die in der Mitte zulammengezogen find» und an den Enden eine Knopf- oder Keulenförmige _ Verdickung haben, Auch der hintere obere Lappen ift fchon vorhanden. Aber die Lappen der hinte- ren Fläche, der bintere untere, der zarte und der zweybäuchige Lappen, fo wie die Mandeln fehlen, und neben der Pyramide, dem Zapfen und Knöt., chen liegt ein [tarkes Convolut unregelmälsiger An- fätze. Doch ich verlaffe diefen Gegenftand, den der Herr Profellor Meckel befonders, und mit mehrerer Genauigkeit in der Folge erörtern wird. Von dem Wurm geht alfo die Ausbildung des kleinen Gehirns aus, und zwar durch Multiplication des primitiven Gebildes. Er ilt gleichlam die Ur- fäule, an welcher in dem Maalse, als die Tbierbil- dung [teigt, immer neue Säulen als Anlätze und Flügel angehängt werden. Bey den Quadrupeden, ja lelbft bey dem Menfchen, ift diele Urformation noch unvermifcht an den Central-Lappen lichtbar. In dem Menfchen. ift ‘zwar das Mittelfück (der Wurmtheil) deffelben ohne Flügel, doch ift daffelbe' im Verhältnils zu den Flügeln fehr breit, die Flü- , gel find nicht allein (ehr kurz, fondern auch durch 7 eineil| -_— 33 eine bedeutende Furche von dem Mittelftück getrennt, fo dafs fie nur noch ein Mittelding zwifchen Flügel und Anfatz zu leyn [cheinen. In dem Maalse als die Läppchen von dem vörderen zum hinteren Aus- [chnitt fortgehn, fliefsen Wurm und Flügel immer ftärker in ein Continuum zulammen, und die Flü- gel werden länger. Daher die pyramidalifche Ge- _ Italt des kleinen Gehirns von vorn nach hinten zu; die abgeltumpfte Spitze der Pyramide liegt in dem vörderen Auslchnitt, die Grundfläche derfelben in der ftärkften Quer- Ausdehnung der hinteren Lap- pen ‘des kleinen Gehirns von einem Winkel der Lambda-Nath zum anderen, In dem Menfchen machen die Flügel den Haupt« theil des kleinen Gehirns, nemlich die Himifphä- ren delfelben aus. Auf der obern Fläche find die- lelben unmittelbare Fortfätze des Wurms; auf der unteren, die, wie bereits oben gelagt ilt, I[päter ausgebildet wird; durch eine ftarke Furche von deinfelben getrennt und einigermalsen noch den An» fätzen ähnlich. Merkwürdig ilt es, dals das kleine Gebirn des Men[chen, welches unter allen den ver- EEelkefıan Bau hat, denuoch die erfte Idee und die Elementar- Form in der Zufammenletzung am reinften wieder aus[pricht, Denn went man dal- Leibe aufrecht ftellt, lo ähnelt es dem Vögel. Ge hirn vollkommen. Was dott ein einfaches Blatt war, il hier ein gehedertes; welches fich deutlich im Quer - Durchfchnitt der Lappen zeigt. Dort um« reifen Bläuer, hier Läppchen und Lappen das Arch f.d. Phyfial, VIII, B.1. Heft, G 34 — Mark, und bilden ein Dach, unter welchem die Arme:nach allen Seiten, wie die Fülse einer Schild- kröte unter ihrer Schaale hervorkommen. In dem Maalse als die feitlichen Säulen in der Geltalt von Anfätzen und Flügeln an Zahl zuneh- men, wird der Wurm kleiner und gegen die Mitte zulammengedrückt, In dem Menfchen, wo Hämi- fphären find, ift dies am fichtbarlten. Der Wurm ift in allen Dimenfionen in der Länge, Breite und Tiefe in der Bildung zurückgeblieben, Vorn [prin- gen die Hörner des halbmondförmigen, hinten die Hervorragungen des beutelförmigen Ausfchnittes vor; er ilt allo fowohl vorn ais hinten gegen den Mittelpunkt zurückgezogen. In dem hinteren Aus- fchnitt und am Zapfen und Knötehen ilt er kaum einige Linien breit. In den Thieren ragt er über die Seitentheile überall hervor; beym Menfchen fteht er auf der oberen Fläche mit ihnen in gleicher Höhe, auf der unteren ift er merklich einwärts gelunken und bildet dadurch das Thal, Diele Com- preffion des Wurms von allen Seiten im Menfchen ilt die Urfache der Modihcation feiner Bildung, _ durch welche er fich von der Bildung der Thier- gehirne unterfcheidet, Er hat eine andere Organi- fation als die Hämifphären, da bey den Quadru- peden diefelbe von dem Bau der Seitentheile nicht ver[chieden ift. Er ift weich, in den Thieren hart; feine Gelälshaut ift ftärker, verwickelter, und mit mehreren Gefälsen verlehen, als in den Hämilphären, Die Markfubftanz ilt weit dünner im Wurm als in den Hämilphären; dünn im vorderen Markfegel, et- — 35 was dicker, wo lich ftehender und liegender. Alt vereinigen und den Markkern des Wurms bilden, ftärker in dem ftehenden als liegenden Alt, und endlich wieder ganz dünn in dem hinteren Mark- fegel. Vorn in der Gegend des vörderen Auslchnit- tes ift er am breiteften, wird immer [chmäler ge- ‘ gen den hinteren Ausfchniıt zu, ift felbft in der Quer - Commilfar für die ganzen ftarken hinteren ° oberen Lappen in ein einziges Blatt zalammenge- Schrumpft, [chmal in den kurzen Querbändern die- les Ausfchnitts, breitet [ch dann wieder [eitlich in der Pyramide aus und läuft endlich wieder fpitz "zu in dem Zapfen und Knötchen. Zu beiden Seiten des oberen Wurms laufen mehr oder weniger tiefe | "Furchen, in welchen die Hirnfubftanz eingeknickt und verdünnt, und die Richtung der meilıen Blätter zwilchen ihnen fo verändert ilt, dafs ihre Con- vexität nach vorn und innen gekehrt, und den Bö- gen der Löbetten gerade entgegengeleizt il, Durch ‘diefe Furchen, in welchen Gefälse liegen, find die feitlichen Gränzen des oberen Wurms genau ver- markt, und von den Gränzen der Lobetten abgefchie- den. Sie gehn durchs Thal fort, und werden in demfelben tiefer. Daher die vorlpringende Mittel.» linie der Theile, die im Thale liegen, . Was ift denn der Wurm, und wozu dient er? 4 Vorerlt bemerke ich, dafs kein Unterfchied zwi- fchen dem oberen und unteren Wurm fey, fondern alle Theile des lenkrechten Durchfchnitts, wie fie oben und unten im Mittel zwilchen beiden Hämilphä- cz 36 — ren liegen, von einerley Natur find, Dies lehrt fchon der blofse Augenfchein, der uns zeigt, dafs alle Theile dieles Durchfchnitts einen homogenen Bau und eine analoge Zerältelung haben. Sie be- kommen nur im hintern beutelförmigen Auslchnitt und im Thale eine abweichende Formation durch die Comprefüon der Hämilphären und des verlän- gerten Rückenmarks. In den Vögeln ift der Wurm die einzige; in den Quadrupeden die Hauptfäule; in dem Menfchen, wo die Anfätze und Flügel ‚zu Hämifphären zufammengefchmolzen find, ift er zum Theil das nemliche, was die Seitentheile find, nemlich Säule, zum Theil Total- Commillur, durch welche die feitlichen Säulen, nemlich die Hä- wmilphären, unten und oben, alfo in der ganzen Rundung zulammengehängt und verkettet find. Erklärung der dritten Tafel. Fig ı Die -erfte Figur diefer Tafel giebt die Anlicht des vertikalen Durchfchnittes des kleinen Gehirns von der linken Seite, der gerade in der Mitte von vorn nach hinten ge- macht ift, und daflelbe in zwey völlig gleiche Theile getheilt hat. Mittellt diefes Durchfchnitts ilt allo der ganze obere wie der untere Wurm der Länge nach und gerade in der Mittellinie getrennt. Man findet daher den Durchlchnitt des ganzen obe- ren Wurmg, durch welchen die vierleitigen Lap_ pen zulammengehängt find, den. Durchfehnitt der einfachen Quer-Commillur der hinieren obe- x — 37: ren Lappen in dem hintern Ausfchnitt, den Durch- fehnitt der kurzen und fiehtbaren und der lan- gen und ver[teekten Querbänder ebenda- felbft, den Durchfchnitt der Pyramide, des Za- pfens und des Knötchens und das Profil der vierten Hirnhöhle in diefem Durchfchnitt. Diefe Zeichnung, welche Herr Eberhard nach einem ftarken und vollkommenen Manns -Gehirn von ei- nem Soldaten mit der grölsten Sorgfalt und Genauig- keit angefertiget hat, welches bald in die Augen fällt, wenn man fie mit Vieq d’Azyr’s *) Sude- leyen, Tab. XXV. Fig. 1. und Tab. XXIX. Fig. 3 vergleicht, ift in mancherley Rückficht eine der in- ftructivften, Hat zum Beyfpiel Malacarne’s Beob- achtung Grund, dafs verftändige Perlonen faft drey- mal mehr Blätter im kleinen Gehirn haben, als die Blödfinnigen; fo mufs fich dies in diefem Durch- fehnitt und in dem Durchfchnitt der Hämilphären, von welchen ich nächftens eine Zeichnung geben werde, mit Beftimmtheit erkennen lalfen. Der- gleic en Gehirne, wie die Gehirne der Wahnfinni- gen, müffen daher vorzüglich in diefer Berchria zergliedert und unterfucht werden. Das Präparat zu u diefer Anlieht bereitet man auf folgende Art. Nachdem das kleine Gehirn befon- - ders in der Gegend des Wurms behutfam und mit der gröfsten Vorlicht von der Gefälshaut entblöfst if ‚ legt man es umgekehrt in Alkohol mit der obe. ren Fläche auf ein Paar breite Stäbe, die feitwärts som Wurm und parallel mit demfelben fo gelegt =) Traite d’ anatomie et phyfiologie. T, 1, & Paris 1786. 38 a = find, dafs es fich mit den Hämifphären auf diefel- ben ftützt. Das verlängerte Rückenmark biegt man etwas in die Höhe, und ordnet die Theile des Thals in der geraden Linie,. wenn fie etwan [chon durch die Entblölsung von der Gefälshaut aus der- felben verrückt feyn follten. Auf diefe Art be- wirkt man es, dafs [owohl der obere Wurm als die Theile des Thals in ihrer natürlichen Lage er- halten werden. Nachdem dalfelbe genug gehärtet ift, kehrt man es um, [paltet das verlängerte Rü- ckenmark und die Brücke mit einem gewöhnlichen Scalpell der Länge nach in. der Richtung der Balil- lar-Arterie ganz durch bis in die Walferleitung, und trennt nun auch die Vierhügel in eben der Richtung von oben her ganz, fo dafs der Wurm von alien Seiten frey if. Zum Durchfchnitt des Wurms, der in einem Zuge vollendet werden muls, nimmt man ein eigenes, überall einen Zoll breites, langes, dünnes, auf heiden Seiten [charfes, und am Ende [tumpf abgerundetes Hirnmelfler, Auf dem Tilch zieht man eine Linie; auf den oberen Wurm legt man einen Faden der Länge nach, gerade in der Mitte, wo der Schnitt durchgehen foll, kehrt nun das Gehirn um, und legt es fo auf den Tifch, dafs der Faden in die gezogene Linie fällt, und die Brücke uns zugekehrt ift. Nun [etzt man das Mel- fer gerade in die Mitte des hinteren beutelförmi- gen Ausfchnittes an, und führt es von hinten nach vorn in einem Zuge nach der Richtung der auf dem Tifch gezogenen Linie und der Mittellinie der im Thale gelegenen Theile [o fort, dafs der obere und en ” untere Wurm gerade in feiner Mitte in zwey glei- che Theile gelpalten wird. . a. Das verlängerte Rückenmark und die Brücke, der Länge nach in der Mitte gefpalten. b. Die Waflerleitung des Sylvius, die unter den Vierhügeln zur vierten Hirnhöhle fortgeht. e. Die Decke diefer Wafferleitung von den Vierhügeln, der Länge nach gelpalten. In der Sub- Stanz diefer Decke, an ihrer hinteren Extremität, nahe am hinteren Rande der Vierhügel, wo das vördere Markfegel anhängt, und unmittelbar über der oberen Wand der Wafferleitung war eine kleine kuglichte Höhle (c), von der,Gröfse eines Mohn- korns, in welche lich linkerfeits ein kleiner, kaum fichtbarer Kanal öffnete, durch den wahrlcheinlich ein Gefäls eingedrungen war. Ferner fieht man bier den Durchlchnitt des vörderen Markle- gels und feinen Fortgang vom hinteren Rande der Vierhügel bis zum Markkern des Wurms. Es ift unten, gegen die vierte Hirnhöhle zu, markig, oben mit Rinde bedeckt und quergefurcht. In ei- nigen Gehirnen ilt es auch oben glatt und markig, Von den Vierhügeln an bis auf ein Drittel des We- ges lenkt es fich, und bildet den hintern Theil der Wafferleitung, dann lteigt es falt unter einem rech- ten Winkel aufwärts, gebt bis zum [tehenden Aft und vereiniget fich unter dielem Alt in einem I[pitzen Winkel mit dem Mittelftück des hinteren Mark- fegels, fo dafs es mit diefem zulammen das Zelt oder die Decke der vierten Hirnhöhle ausmacht, 40 — d. Der,Central- Lappen, der erfte Zweig des ftehenden Altes, welcher in den vörderen halb- ı mondförmigen Ausfchnitt und mit feiner unteren Fläche auf dem vörderen Markfegel liegt, ‚wo er zwey Zerältelungen hat, die die Senkung dieles Se- gels ausfüllen, e. Der [tehende Aft des Durchfchnitts in feiner ganzen Ausdehnung und Zerältelung. Der gauze Durchfchnitt befteht nemlich aus einem [te- henden und liegenden Alt, die man beftändig und nur mit geringen Modificationen vorfindet, Er hat immer mehr Mark als der liegende Alt. In und durch denfelben ftolsen alle Theile des vörderen vierleitigen Lappens bis zum vierten Läppchen in dem oberen Wurm zulammen, Hier findet man da- ber auch immer in dem oberen Wurm, ohngefähr binter dem vierten zu Tage liegenden Läppchen, einen tiefen Einfchnitt, der bis auf den Markkern des Wurms und die Decke der vierten Hirnhöhle geht, und welcher eben die Gränze zwilchen dem ftehenden und liegenden Alt ausmacht. Er hat fie- ben, und mit dem Central- Lappen acht bedeutende Zweige, die den genannten vordern Läppchen des vierfeitigen Lappens zur Commilfur dienen. Selten hat er mehrere Zweige ; zuweilen fehlt der auf den Central- Lappen folgende verlteckte Zweig. gfh.i.k bis h der liegende Alt, der ftärkfte , von dem alle übrigen Zweige, die zum Wurm oder zur Total- Commiffur der Hämifphären gehören, fich abtrennen, 1 _—— au - In den Vögeln prädominirt der ftehende Alt, und der liegende ift kaum noch, im Keime ‚durch einen Vorfprung am unteren Theil der hinteren Flä, che bemerkbar. In dem Ha fen- Gehirn ift der hin- tere Alt lehon ftärker, aufrecht ftehend, und mit feiner Spitze nach vorn über den vürderen hinge- lehnt. Bey den Schaafen find Knötchen, Zapfen und Pyramide auf der hinteren Seite des hinteren oder liegenden Altes deutlich zu unterl[cheiden. In der Krone fieht man die-Keime zur Commilfur für die zarten und hinteren Lappen, und auf der vör+ deren Seite die kurzen Zweige der Läppchen ‚des, vierfeitigen Lappens. Die nemliche Bewandnifs har > es mit den Rinds- Gehirnen; der Kern ilt dreylei- tig. Im Pferde- Gehirn find Knötchen, Zapfen und Pyramide auf der hinteren Seite des liegenden Altes noch vollkommner ausgebildet; ‘in der Krone für ‚die zarten und hinteren Lappen ftarke Zweige vor- handen; hingegen find die Zweige auf der vwörde- ren Seite für die hinteren Läppchen. der vierfeiti- gen Lappen kurz und klein. Der vordere Alt hat Sechs Zweige, die nicht.wie im Menf[chen vom Haupt- alt entfpringen, fondern alle gleich tief bis auf den Kern eingefchnitten find, und aus demfelben wie Strahlen aus einem Brennpunkt hervorkommen. Der Markkern ilt ftark und faft rund wie eine Scheibe. f.. Die Quer- Commilfur der hinteren oberen Lappen, welche das einzige einfache und zulammengedrängte Band ilt, durch welches «ie hinteren oberen Lappen im Wurm mit einander verbunden find, Blols durch dafllelbe lud Ichon ä2 une die hinteren oberen Lappen kenntbar. Dann ift es auch der Gränzpunkt, vor welchem die vierleiti- gen Lappen und der obere Wurm aufhören, hinter welchem der hintere beutelförmige Ausfchnitt und das Thal anfangen, Es ilt ein plattes und dünnes, ohngefähr eine Viertel- Linie dickes 'Querband, in der Mitte markig, und im Umfange mit einer dün- nen Rinden - Subltanz bedeckt, ohne Zeräftelung, und gleich(am die gerade Fortfetzung des Haupt- ftamms des liegenden Altes. Bald ift es nicht ge- furcht, wie hier und hat in der Mitte auf beiden Seiten eine glatte Fläche, die oben ohngefähr drey Linien und unten etwas breiterilt. An diefe glatte Fläche laufen oben die Blätter der hinteren Fläche ° des letzten Läppchens des vierleitigen Lappens, un- ten die Blätter des erften Läppehens des hinteren un- teren Lappens in gebogener Richtung heran. Bald find aber auch beide Flächen, die obere wie die untere, in.der Quere gefurcht, wie es mit dem vörderen Markfegel der nemliche Fall ift. Zuwei- len, doch felten, ift noch das rechte oder linke Läppchen des vierfeitigen Lappens zur Seife an dies u Band angehängt. g. Vorwärts und diefleits diefer Quer- Commil- fur der hinteren oberen Lappen hat der liegende Alt die weniglten Zweige, nemlich vier, zuwei- jen auch nur drey kleine in der Tiefe lie- gende, die fich an die Seitenwand des [tehenden Altes anlehuen und einen grolsen Zweig, der in drey andere getheilt ift. Diefe Zweige gehören noch zu den vierfeitigen Lappen, und machen die wen 43 IComiffur [einer letzten Läppchen in dem oberen Wurm aus. Hingegen bilden alle übrigen Zweige, |welche unter jener Quer- Commilfur liegen, und ı zwar die meilten und bedeutendften Zweige des lie- genden Aftes, die Theile, welche im Thale liegen und der untere Wurm genannt werden. oh. Der Zweig des liegenden Altes, welcher un- , mittelbar unter der Quer- Commillur des hinteren oberen Lappens liegt. Die Blätter dieles Zweiges, welche zu Tage ausgehn und in dem hinteren Aus- fchnitt Gchtbar find, deren es bier fünfe an der Zahl. giebt, find die kurzen und [lichtbaren Quer- bänder, durch welche vorzüglich die hinteren un- teren Lappen im Thale vereiniget werden. Zuwei- len find diefer Querbänder nur vier, zuweilen find deren bis Geben vorhanden. Die Blätter der unteren und inneren an die ohere Seite der Pyramide ange- lehnten Wand dıefes Zweiges, bilden die verfteck- ten und langen Querbänder, durch welche die unteren Läppchen der hinteren unteren, und die Läppchen der dünnen Lappen mit einander vereini- get find. Zuweilen find diefer Querbänder nur fie- ben, zuweilen find deren, wie hier, bis zwölfe da ‘Man findet fie im oberen Theil des Thals, gleich hin- ‚der Pyramide, wenn man diefelbe gegen den Br zu abwärts biegt. = i. Der folgende Zweig ift die Pyramide, de- ren Spitze auf die kurzen Querbänder folgt, deren ‚obere Wand an die Jangen Querbänder, deren untere - Wand an den Zapfen fich anlehnt, Sie ift hier in drey Starke Zweige geibeilt, und hängt zu beiden EL 44 _— Seiten durch zwey und mehrere Bänder mit den dün- nen und zweybäuchigen Lappen zulammen, k. Der Zapfen, welcher in drey Zweige ge- theilt, deren jeder an der Spitze nocheinmal ge- fpalten ift! Zuweilen’ift er kleiner und nur aus zwey Aelten beftehend. Er hängt durch das quer- . gefurchte Band, und deffen unteren markigen Rand über den Schwalbenneltern, an welche das hintere Markfegel gehefter ift, mit der Wurzel der Mandeln zulammen. 1. Das Knötehen ift der letzte Zweig des lie- genden Altes und der Endtheil des unteren Wurms, welcher blofs auf der äufseren Fläche [chwach zer- äftelt und an der Spitze in Blätter getheilt if. Die obere Hälfte der inneren Seite ilt ganz markig, der mittlere und adhärente Theil des hinteren Markfe- gels,. welcher den halbmondförmigen Seitentheilen deflelben und den Flocken zur Commilfur dient, m. Das Profil der vierten Hirnhöhle, wie es gerade in der Mittellinie des Wurms erfcheint; Sie hat eine dreyeckigte Geltalt und ein zeltförmiges Dach. Den Grund macht das verlängerte Rücken mark, das vördere Markfegel die eine und vördere, das hintere Markfegel die andere und hintere Wand des Zelts aus. Das Knötchen ift hier um etwas ab- gebogen, und deswegen die Höhle gröfser als im Normal - Zuftande, wo das vördere und hintere Markfegel fich faft berühren. Zu beiden Seiten har diele Höhle noch mehr Raum, weil dafelbft die Sei- tentheile des hinteren Markfegels bogenförmig in die Höhe Steigen. i \ R ran BER 45 Fig. 2. Der Centrallappen des kleinen Gehirns, den ich von [einer Rindenfubltanz entblölst habe. EEE : : h n Statt linearer Furchen hat er eine eigne rinnenför- s ur ua ‚zulammengehängt oder vereiniget find. Hier ilt = v ” tige Geltalt, und die Rücken zwifchen den Rinnen ähneln in ihren Zeräftelungen dem Bau und den Ana- ftomofen der Nerven- Stränge, z. B, in dem achten Paar *). © a. a. Die kurzen Flügel, - e. Das Mittelftück oder der Wurm, der im Ver- ° hältmils zu den Flügeln eine bedeutende Breite hat. b. b. Der Ort, wo die Flügel und der Wurm zwar kein Anfatz mehr, [ondern eine wirkliche Continuation vorhanden, aber der Hals, durch wel- y chen beide Theile vereiniget find, ift dünner und Ä f i Schmäler, zugleich glatt und obne Rinnen und Rücken, MD Fb I Bun N ! " Fig. 3 © Der Centrallappen aus einem andern Ge- hirn, der aber noch mit feiner Rinde bedeckt ilt, und daher, [tatt Rinnen und Rücken, lineare Quer- furchen hat. a } a. a. Die beiden im Verhältnils zum Mittelftück kurzen Flügel. - c. Das Mittelftück oder der Wurm. b. b. Der Hals zwifchen Flügel und Wurm oder der Ort, wo beide zulammengebängt lind, *) Reil Exercitationum Pr Fafc. 1, de feruetura nervorum, Halae 1796, Tab. I, Ti. 3.4015 +» 46 FE x II. Das hintere Markfegel im kleinen Gehirn, Tarin *) hat das hintere Markfegel fo fchlecht befchrieben, und noch [chlechter abgebildet, dals es kein Wunder ift, wenn der Herr von Haller **) ihn nicht verftanden hat, und lich deswegen noch ganz unbeltimmt über die Exiftenz diefes Theils aus- drückt. Ob nun gleich Malacarne ***) nachher und zuerlt eine klare, treue und vollfiändige Be- fchreibung diefes Marklegels gegeben hat; fo [cheint es. doch, als wenn es immer noch nicht das Bürger- recht in der Zergliederungskunft hätte gewinnen 5) Adverfaria anatomica Parifis 1750. Tab. 11. fig. 2. n. n, und p. &. fagt er: Ventriculus quartus — lateralibus angulis in fubftantiam medullarem cerebelli extenfut, "bafi fua duabus dowatur valvulis, _ Valvulae illae, inter partem inferiorem eminentiae vermicularis et anzulum parte cerebelli anteriore inferiore et medulla oblongata efformarum firae, ab eoque angulo,. ubi praedictae paytes funt continuae , bafi praedicti rrianguli , fefe arcuando justa latera partis inferioris eminentiae vermicularis, fur- fum hiantes adhaerent. \ #*) Valvulas autem novas femicirculares inferiores et pofte- riores El. Tarini: „inter partem inferiorem eminentiae vermiformis et angulum a parte anteriori inferiori cere- belli .et medullam. oblongatam pofitas, quae ab eo angulo fefe arcuando juxta latera inferioris eminentiae vermicu- laris furfum hiantes adhaerent;‘“ de ils nune quidern non facile recorder, cum quadam a me vifa particti!a polfim comparare. Elem, Phyfiologiae T, VI, p. 76. +) lc, P 61, $. 8% i en 47 können. Denn einige Anatomen erwälınen es immer noch als eines zweifelhaften Tbeils, andere führen es bloß hiftorifch an, ohne es [elbft gefehen zu ha- ‚ben, Doch ift es ein eben fo beftändiger und welent- licher Theil als das vördere Markfegel. - Tarin und Malacarne geben dem hinteren Markfegel den Namen der Klappen und nehmen de- ren zwey, eine rechte und eine linke, an. Dielfer nenut fie die halbmondförmigen, jener die halbzirkelförmigen unteren und hinte- ren Klappen. Allein, theils ift diefer Theil nichts weniger als eine Klappe , die etwas ver- fchliefst, theils ilt aufser jenen feitlichen auch ein. mittlerer Theil da, der unter dem Koötchen fort- - geht, fo wefentlich als die Seitentheile ilt, und mit denfelben ein Ganzes ausmacht. Dies Ganze nenne ich das hintere Marklegel, und theile es in einen _ mittleren fchmäleren und angehefteten, und in zwey feitliche freye und halbmondförmige - Theile ein. } Die beiden halbmondförmigen Sei- ten-Theile des hinteren Markfegels find fich voll- "kommen gleich. Ihre Subltanz ift markig, ihr Bau membranenförmig, ihr Epithelium das nemliche, welches die vierte Hirnhöhle überzieht, ihre Geltalt F halbmond/örmig. Der convexe Rand derfelben ad- bärirty der grade ift nach innen gekehrt und frey;, fo dals man mit einer Sonde unter denfelben koınmen, - und von einer Extremität zur andern an den feften Rand herumfahren kann, Sie haben zwey Extremi- täten, eine innere und eine äulsere,, in weiche die beiden ‚Ränder zulammenftoßen. Die äufseren Ex- tremititen derfelben find angeheftet an den äufseren [charfen Rand der Markftämme der Flocken, und gehen an denfelben bis nach vorn fort, wo die erften Blätter fich von ihnen ablondern. Von dieler äufse- ren Extremität an [teigt der fefte und conyexe Rand derlelben aufwärts bis zur Wurzel der Mandeln, und ilt hier mit denfelben an die Schenkel des kleinen Gehirns. zum Rückenmark angeheftet, fo , dals die Hälfte derfelben äuf dielen Schenkeln liegt. Von da geht der felte Rand über die innere Seite der Schen- kel zu den Vierhügeln fort, und ilt auf dielem gan- zen Wege angeheltet an eine märkige Wullt, die den oberen Rand der Schwalbennelter umgiebt, und “ unmittelbar unter dem-[chräg- gefurchten Querbande liegt, welches von der Wurzel der Mandeln zum Za- pfen geht, und an welches das [tumpf- runde Ende der Mandeln zum Theil angelehnt ilt. DieSchwalben- nefter find nemlich halbkuglichte Vertiefungen, de- ren Umfang von der Wurzel der Mandeln, dem quer- gekerbten Bande und der Seitenfläche des Zapfens und des Knötchens, deren Grund zum Theil von den Schenkeln zum Rückenmark, zum Theil, und vor- züglich von den Schenkeln zu den Vierbügeln gebil- det werden, Diele Schwalbennefter find das Bette, in welches das [tumpf-runde und freye Ende der Mandeln: in der Art aufgenommen wird, dafs zwi- fehen ihnen der halbmondlörmige Seitentheil des hinteren Markfegels zu liegen kömmt. _ Gegen den harkigen Seitentheil des Zapfens und des Knötcheus z zu Be 49 zu, fenkt fich der convexe und fefte Stand wieder _ abwärts, fiefstmit den Markftämmen diefer Theile _ zulammen, und bildet hier mit dem geraden Rand gemeinfchaftlich die innere Extremität, Der freye Rand der halbmondförmigen Seitentheile des hinte- ren Markfegels ilt nach innen gekehrt, geht faft gradlinigt von einer Fxtremität zur anderen durch den Grund der Schwalbennefter, allo über die Schen- kel zum Kückenmark und den Vierhügeln fort. Die innere Fläche liegt ganz frey in den Schwalbenne- Stern; auf die äufsere ftürzt fch, wie [chon ohen bemerkt ift, das ftumpfrunde, freye, untere ünd in- nere Ende der Mandeln, Durch diefe beiden halb- shondförmigen Seitentheile des hinteren Markfegels bekömmt die vierte Hirnhöhle zu heiden Seiten _ gleichlam zwey Hörner, durch welche fie um vie- les geräumiger wird, als es im vertikalen Durch- " fehnitt des Wurms das Anlehen hat. > Anden inneren Winkeln theilt ich das Mark» _ fegel in zwey Blätter. Das obere oder äulsere Blatt verliert fich in die feilliche Markfubftanz/des Knöt- > chens, das untere oder innere Blatt, welches zwey s drittehalb Linien breit ift, ‚geht quer unter dem tchen fort, und legt lich als eine Markhaut an 2 Seite deffelben an. So wird das Mit- telftück des hinteren Marklegels gebilder, durch welches die beiden halbmondförmigen Sei- entheile mit einander verbunden (ind. Dies Mittel- en ift fchmäler und kürzer aiz die Seitentheile, ' anembranenförmig,, markig, mit feiner zinen Rläche h f. d. Phyfiol, YIll, Bd. 1. Heft, D 4 50 PER, an die innere Fläche des Knötchens verwachflen, mit der anderen frey und der vierten Hirnhöhle zugekehrt. Der obere Rand deflelben ftölst in dem Gipfel des Zeltes der vierten Hirnhöhle unter einer fpitzen Winkel mit dem vörderen Markfegel zulam- ı men, gerade unter dem [tehenden:Alt, im vertika- len Durchfchnitt des Wurms., ' In dielem Winkel ilt auch fchon das vordere Markfegel nicht mehr frey, fondern einige Linien lang mit dem Mark des Cen- tral- Lappen und des [tehenden Altes in Eins zu- fammengelloflen. Alle diele Theile, die in der vierten Hirn- höhle find, liegen im Nprmal- Zuftande dicht an 4 einander. Die Höhle it allo imaginair. Feuchtig- keiten können die halbmondförmigen Seitentheile von dem Grunde der Schwalbennefter entfernen‘, aber fich auch über diefelben, zwifchen ihrer äu- fseren Fläche und der [tumpfrunden Extremität der Tonfillen drängen, welche ganz frey auf jener Fläche fteht. Die vierte Hirnhöhle hat’ inwändig die Geltalt eines Zeltes, das quer über das verlän- gerte Rückenmark fteht. Daher ihr triangulaires ; Profil im vertikalen Durchfehnitt. Das Rückenmark | wacht den Grund. Die vördere Wand des Zeltes j wird von dem vörderen Markfegel und der inneren Fläche der Schenkel zur Brücke, welche mit je- nen falt in einer geraden, nur fchwach nach in- hen gekrümmten Linie liegen, gebildet. Das hin- tere Marklegel macht die hintere mehr gerade Wand des Zelter, welches belonders zu beiden Seiten die mesite Breite hat, wo es mit [einem convexen Rand % R 1 — i st ficken gegen den Kern des kleinen Gehirns auf- hteigt. Zu beiden Seiten fehliefsen die Schen- | zum Rückenmark zu, an welche vorwärts die Schenkel rden‘ Vierhügeln unter einem ftumpfen Winkel fich anlegen, und hinterwärts das hintere gel mit feinen Seitenthejlen angewachfen ift. ! "Zu welchen wecken ift das hintere wie das ördere Markfegel da? Beide find’an einerley Theile ehaftet, haben einerley Bau, "allo wahrfchein- = ach einerley Beftimmung. Klappen‘ find fie n theils ift hier nichts zu verfchliefsen, ‚würden hie lich auch wegen ihrer breyigtem » nz feblecht zu Klappen pälfen: « Sövielift ge- ‚dafs das hintere NMarkfegel mit der Ausbil- Wil, dung der hinteren oder unteren Fläche des kleinen cniens im Verhältnils fteht. Denn im Vogel=Ge=- a... man noeh! ‚keine Spur deffelben, Im Haa- Ser fiige Linie angemerkt; in den Schaaf‘: und Rinde. ehirn le kaum feine Stelle dire chil eine wul« - Gebirnen ift jene Linie [chon m&mbranenförmig her- vorgetreten; und endlich ift in dem Pferde- Gehir- ne befonders der mittiere, an das Knöıchen 'ange- heftete Theil vollkommen ausgebildet. Es bedeckt die innere Seite deffelben mit einer Markhaut, und liegt den letzten Läppchen des Central - Lappens ge- ra egenüber ‚ welches mit einer ähnlichen Mark- Ham vörderen Marklegel bedeckt ilt Die Flo- cken ind, wie ich bereits oben gefagt habe, die in nach aulsen gedrängter Lappen, die die Natur noch auf der hinteren Fläche hat bilden rn ‚Da “ «.! ® 52 — wollen, und das Knötchen iftihr Wurmtheil, der aber wegen [einer Entfernung von den Flocken mit ihnen durch ein langgezerrtes Band verbunden werden mulste, wozu das hintere Markfegel da zu feyn fcheint. Das vördere Marklegel ift an den infiereh Rand der vörderen zu den Vierhügeln gehenden Arme des kleinen Gehirns angeheftet und verbin- det diefelben auf ihrem ganzen Wege vom Mark- kern des Wurms bis zu den Vierhügeln, fo dals auf der inneren gegen die vierte Hirnhöhle gekehr- # ten Seite alles eine Wand ift. Das hintere Mark. 4 fegel vereiniget die hinteren zu dem Rückenmark. gehenden Arme, ift zugleich an die Flocken und an die innere Wand der Arme zu den Vierhügeln angeheftet, und ftölst oben in der Spitze des Zel- tes unter einem Spitzen Winkel mit dem vörderen Markfegel zulammen. Ob wohl beide Segel Com- milfuren der vier Arme des kleinen Gehirns zum, grolsen EN und. dem Rückenmark feyn mögen? Diele Arme liegen fämmtlich in der vierten Hirn- höhle, und machen einen grofsen Theil ihrer in- nern Fläche aus; in derfelben find die vörderen durch das vordere, die hinteren Arme durch das hintere Markfegel; und aufserdem find noch beide Markfegel wieder unter fich in der Spitze des Zel- tes zulammengehängt. Gefetzt nun, jene Arme wä- ren der nach innen gedrängte Leitungs - Apparat des kleinen Gehirns; [o würde durch die bemerkte Or- ganilation die möglichlt- freyelte Gemeinfchaft aller diefer Theile bewerkftelliget feyn. _ Die ganze in. nere Subltanz des Zeltes, wie es über dem verlän- a .. sem 53 gerten Rückenmark fteht, würde eine in allen Punk- ten zuflammenhängende leitende Fläche feyn. Hin- gegen liegt der Apparat, welcher zur Erzeugung des Lebensgeiftes oder des Freythätigen dient, über jenen, auswendig und im Umfang des kleinen Ge- birns, ilt dafelbft mit der Gefälshaut und der Cor- tical-Subftanz umgeben, und das Mark dieles Ap- parats lanımlet fich feitlich in zwey Arme , die fich in der lirücke, wie eine gefchloffene Kette verei- nigen. Der erzeugende Apparat liegt im Umfang, und fchliefst ich in fich felbft durch die Arme zur Brücke; der leitende unter demfelben im Centrum und die vier Arme deflelben, die wie die Fülse ei- ‚ ner Schildkröte vorwärts und rückwärts unter das _ erzeugende Dach zum Vorfchein kommen, gehen zum | grolsen Gehirn und dem Rückenmark Ob die vier in- neren zu den Vierhügeln und der Brücke gehenden Arme die weichen, grauen, hydrogenirten; und weniger faferigten; hingegen die zwey äulseren, in der Brücke in fich [elbft zurückkehrenden Arme di harten, weilsen, mehr oxydirten Beftandtheile es kleinen Gehirns [eyn mögen, muls erft noch durch. fernere Unterfuchungen ausgemittelt werden. Um die Theile des Thals, und vorzüglich das re Markfegel und feine Verbindungen deutlich zu Gehcht zu bekommen, nimmt man ein von der Gefäßsbaut entblöfstes und in Alkohol gehärtetes leines Gehirn und bricht auf der Oberfläche über en Armen zur Brücke die vierleitigen Lappen von eiden Seiten bis an die Nath durch einen eignen ind,riff weg, den ich in der Folge noch befon. . 54 — ders befchreiben werde. Durch diefe' Verminde- zung der Subftanz des Gehirns in der Dicke wird es biegfam. Man ift im Stande, die Hämilphären gegen den oberen Wurm zufammen zu drücken, und dadurch die Theile des Thals aus einander zu bie- .gen, dafs man die Querbänder, die Pyramide, den Zapfen, das Knötchen, die Schwalbennefter, und vorzüglich das hintere Markfegel zu Gelicht be= komint, Dann bricht man. noch di» zarten und zweybäuchigen Lappen auf der hintern Fläche weg, fchneidet die Seitentheile der Hamifphären dicht am Thale ab, drückt die Mandeln von innen nach au- Ssen zur Seite, [chneidet das Rückenmark dicht am hintern Rande der Brücke ab, und [paltet die Brü- eke und das Rückenmark der Länge nach bis in die Wallerleitung durch. Erklärung der vierten Tafel, Fig. } N Das kleine. Gehirn ift umgekehrt; die untere Fläche dellelben liegt zu Gelichte. a. Die Stelle, wo der dünne und zweybäu- 7 chige Lappen weggebrochen find, damit die Man» deln nach aufsen und zur ‚ Seite gedrückt ‚werden Können, b.b. Die Mandeln auf Heiden Seiten. Die rechte ift ganz, die linke nur zum Theil nach au- fsen gedrückt und aus der Lage 'gehoben, ‚Daher ält auch der rechte Seitentheil des hinteren Mark- a ee en E u ee ar — j BR; fegels ganz, der linke nur zum Theil fichtbar ge, worden, e. Das in die Höhe gehobene [tumpfrunde untere Ende der rechten Mandel, welches in der Normal - Lage die äufsere Fläche der halb- mondförmigen Seitentheile des hinteren Markfegels bedeckt, und die unter demfelben liegenden Schwal- bennelter ausfüllt. Zwifchen diefem ftumpfrunden Ende der rech- ten Tonfille c. und dem Zapfen f. Geht man das quergefurchte Band, welches von der Wurzel der Mandeln zum markigen Seitentheil des Zapfens fortgeht. d. Das abgefchnittene und ftark BERLIN gene verlängerte Rückenmark. e. Die Pyramide. f. Der Zapfen. g. Das Knötchen, in die Höhe gebogen. ' h. b, Die Flocken, auf beiden Seiten. 1.i. Die Arme des kleinen Gehirns, welche zum verlängerten Rückenmark gehn. k. k. Die innere Seite der Arme, welche zu den Vierhügeln gehn. l. Das vördere Mark[egel, von [einer in- neren Seite angefehen, mit welcher es gegen die vierte Hirnhöhle gekehrt ift, \ m.m. Das hintere Mark[egel in [einer gan: zen Ausdehnung, die beiden halbmondförmigen Sei- tentheile und das Mittelftück deffelben. Der rechte Seitentheil, unter welchem eine Sonde fteckt, ift ganz, der linke nur zum Theil von den auf ihnen 55 rn geltützten Mandeln entblöfst. Vom Mittelftück, das der inneren Fläche des Knötchens adhärirt, ift nur der vördere Rand an dem aufwärts gebogenen Knöt- chen fichtbar, An den inneren Extremitäten der halbmondförmigen Seitentheile, wo fie in das Mit. telftück übergehen, ift zu beiden Jeiten eine Spalte fichtbar, mittellt welcher die Seitentheile fich in zwey Lamellen theilen, deren oberfte ich mit der feitlichen Markfubltanz des Zapfens und des Knöt- chens vermilcht, deren untere unter dem Knötchen fortgeht, und an die innere Wand dellelben auge- heftet ift, Fig 2. Dieobere und äulsere Fläche des Knöt. ehens, mit welcher es dem Zapfen zugekehrt ikt. Auf diefer Fläche hat es fieben Blätter. Zu beiden Seiten und angeheftet an dalfelbe liegen die beiden halbmondförmigen Seitentheile des hinteren Mark» fegels in ihrer normalen Gröfse. a. a. Der Ort an den inneren Winkeln derfel. ben, wo fie lich in die erwähnten zwey Lamellen theilen, Fig: 3. Das Knötchen, ftark in die Höhe gedrückt, fo dals man feine mit der Spitze auf dem Rücken- mark ruhende graue, an der Wurzel markige und an das vördere Markfegel angelehnte innere Fläche fieht, a.a. Der Ort, wo lich das Markfegel in zwey Lamellen theilt. DS b. Der mittlere Theil des Markfegels, der vom der Lamelle gebildet wird, welche unter dem Knöt. chen fortgeht. c. Die Spitze des Knötchens, von der man ab- wärts vier Blätter, dann eine einförmige graue Sub- Stanz ohne Furchen, und an der Wurzel das mar- kige Mittelitück des hinteren Markfegels zählt. Fig. 4 Das hintere Marklegel mit dem Knötchen ganz umgekehrt, fo dafs die innere gegen die vierte Hirnhöhle gekehrte Fläch aufsen, das untere oben, und das rechte zur lı liegt. a. a. Der untere und nach innen gekehrte freye _ und gerade Rand der halbmondlörmigen Seitentheile des hinteren Markfegels, der hier nach oben ge- kehrt ift. b. b. Die äufseren Extremitäten derfelben, mit welchen fie an dem Markftamm der Flocken fort- laufen. c. c. Der obere, felte, convexe Stand derfel- ben, der bier nach unten gekehrt ift, mit welchem fie an den Umfang der Schwalbennelter angeheftet find. d. Das Mittelftück des hinteren Markfegels, in feiner natürlichen Gröfse, mit welchem es unter dem Knötchen fortgeht, an der Wurzel deffelben ange- heftet ift, und oben mit dem vörderen Marklegel in einen [pitzigen Winkel zufammenftöfst. Dieler Theil der inneren Fläche des Knötchens liegt an das vördere Markfegel an, Ueber demfelben Aeht man (die PER graue "Sub tanz ‚an die vier Furchen oder Blätter. Diefer T e neren Fläche des Knötchens ftützt fich a enmark. Die innere Fläche des Knötche fi allo unter einem ftumpfen Winkel, liegt mit L: SE arkigen Wurzel an das vordere naeh u N "und frehr mit der an: Zar” u de icken- SR i nn « Ueber das Abfterben einzelner Glie- der, hefonders der Finger, vom Prof. Reil. FE: giebt manche Phänomene, über welche unlers Avfinerklam' eit, weil fie alltäglich find, hinweg- gl: itet, ohne das Interelle zu beherzigen, welches fie für die Kunft und Wilfenfchaft haben. ° Dahin rechne ich das Äbfterben einzelner Theile unleres Körpers, und befoniters der Finger. Die Finger verlieren meiftens plötzlich ihren Turgor vitalis, fallen zulammen, werden todtenblals, kalt und ge- füh los. Kurz fie find partiell, bis zu einer meiltens fcharfen und quer durch[chneidenden Gränze, ab-- ‘ gefiorben. Bald ift diefe Erfcheinung blos an der inneren Fläche der Fingerfpitze oder an der ganzen Fingerlpitze Sichibar;, bald md die ganzen Finger und mehrere an einer Hand abgeftorben, Durch ein gelindes Reiben und Erwärmen kehrt durchge- hends bald dıe Röthe und Wärme, und mit der- Selben die Eınpfindung und das ganze Leben zurück ohne irgend ein unsngenehines Gefühl, Am ge- wöhnlichlien fieht man diele Erfcheinung an den Händen. Doch fterben auch.andere Theile,’ die Nafenfpitze, die Ohrläppchen, die Fufszehen, oder einzelne gedrückte Flecke der Haut ab. Die Anlage zu dieler Krankheit ift Schwäche der Vitalität, welche Folge eines vorhergegangenen Erfrierens, oder des Alters, oder des berannahen- 60 us den Todes [eyn kann. Denn bey Menfchen, die “ langfam, und wie man fast von der Oberfläche nach innen zu [terben, entftehn an den Händen und Fü- fsen, der Nalen[pitze und den Ohrläppchen die nem- lichen Erfcheinungen, Die Gelegenheits- Urfache lt meiltentheils ein oft unbedeutender Druck und eine gelinde Abkühlung, $o fterben die Fingerfpi- ızen vom Druck der Feder beym Schreiben, oder einzelne Theile der Haut ab, auf welchen ein fchwa- cher Kranker eine lange Zeit liegt. Die meifte Aehnlichkeit hat diefer Zuftand mit dem Ein[chlafen und Erfrieren der Glieder. Doch find beide Zuftände fpecififlch verf[chieden, wenn fie auch nach einerley Naturgeletz entftehen ınögen. Die erfrornen Glieder fehen, wenigftens im Anfang, rothbraun und violet, die abgeltorbe- nen todtenblals aus, Beym Erfrieren und Einfchla- fen kehrt das Leben mit einer höchft [chmerzhaf- ten Empfindung der Formication zurück, und das erfrorne Glied bekömmt zugleich noch eine glü- bende Hitze. Hingegen erhalten die, abgeftorbenen Finger ihr Leben ohne alles widrige Gefühl wieder. Das erfrorne Glied wird durch Kälte, das abgeftor- bene durch Wärme hergeftellt. Andere Phänomene, z. B. die Stumpfhbeit der Zähne und die Taubheit der Glieder oder Anaelthehie liegen noch entfernter. Das Leben hat diefe Theile nur ftückweife verlaf- fen, das Gefühl fehlt ohne die Bewegungsfähigkeit und umgekehrt. Bey den abgeltorbenen Gliedern ift es in feinem ganzen Umfang entwichen, | — 61 In dem abgeltorbenen Gliede ift weder Thätig- keit der Neryen noch der Gelälse vorhanden. Das Gefühl fehlt ganz, und die Kälie, Todtenbläffe und der Mangel alles Lebens - Turgors zeigt an, dals auch die Gefälse leer und ohne Cirkulation QGind. Wabrfcheinlich würde man daffelbe verwun- ‚den können, ohne dafs es blutete." Wie ift in der beharrlichen Organifation eine Gränzlinie möglich, an welcher das Leben hich bricht, und die doch vom Leben felbft gefetzt wird? Eine Linie, die ge- ade durchfehneidet, und weder von der Qualität der Theile, noch von; ihrem Mechanismus abhängig it? Wie geht es zu, auch nur von Seiten des Me chanismus angeleben, dafs die Nervenbüfchel, die von fo verfchiedenen Stämmen kommen, nur. bis an diefe Linie lebendig find, jenleits derfelben ihre Vitalität verlieren? dafs das Herz das Elut nicht in die offenen, wenn gleich ihrer Vitalität beraub- ten Gefälse fortftölst? dafs es fich dielleits jener Linie, wenn es in derfelben "ein ‚Hindernißs des Fortgangs hat, nicht anhäuft, fondern früh und - fchon vor derfelben die anaftomolirenden Nebenäfte auffucht, und durch diefelben leitwärts abwandelt, N ohne auf das Hindernils in dem normalen Weg felblt zu [tolsen, als wenn es von demlelben ein Vurge- fühl und ein Bewufst[eyn hätte? . Nerven und Gefälse ind zwar bey diefem Zu- Stande zugleich ihrer Vitalität beraubt. Doch ift es wahrfcheinlich, dafs das Leiden in den Nerven an- hebe, und von denfelben erft, vielleicht ohne Zeit- veglult, auf die Gefälse übergehe, Ein Stols auf das \ i&o er x Ellenbogen- Gelenk betäubt durch Erfehütterung der "Nerven, aber nicht durch Verletzung der Gefülse. " Man kann durch Druck eines entzündeten Theils es bewirken, dafs das Blut nicht in die Gefäfse tritt, aber nach aufgehobenem Druck röthet ‚der alfteirte Theil fich augenblicklich wieder. Der Zuftand felblt ift Mangel der Erreg- barkeit. Daher hat man ihn auch fehr treffend "mit dem Worte, das Ablfterben, bezeighnet. "Sein Wefen darf wahrfcheinlich nicht in einer Me- tamorphofe des Ponderablen, fondern mufs in ei- ner Anomalie des Inponderablen gelucht werden, f Er entfteht zu [chnell, und verlchwindet zu bald wieder. j) "Wie der Nerve plötzlich abfterben und wieder lebendig werden könne, ohne fichtbare Verände- rung des Ponderablen; in welchem Verhältnils das Gefchäft des arteriellen Bluts mit diefem Zuftand ftehe; kurz die Nofologie des Abfterbens der Fin- ger ift mir und alfen meinen Kunftverwandten völ- lig unbekannt. Alles läuft auf Muthmafsung bin- aus. Das Subjective objectivirt fich als freye Thä- tigkeit in dem Maalse ftärker als die Organifation "vollkommner wird. Das Freythätige (Lebenskraft, Erregbarkeit, oder wie wir es [onft nennen wollen) folgt den Gefetzen polarifcher Körper, Es hängt dem Ponderablen an, und verläfst daffelbe wieder, häuft fich an, wird ohne Zeitverlult geleitet, ifo- lirc, zerfetzt das Waller, giebt und nimmt dem Beharrlichen die Eigenfchaften des Lebens. Die- 'fem analog wirkt die Elektricität, Sie kann d@n sg 63 Ponderablen mitgetheilt und entzogen werden, zer- fetzt das Waller, erregt die Muskeln und die Sinn- "organe. Ohne diefelbe ift der Harzluchen ein tod- tes Wefen; ‚geladen it derfelben, zieht er an und ‚fölst ab, ordner den Staub in regelmäfsige Figu- ren. Das Ponderable ift im Verhältnifs zu ihr &in Leiter, Halbleiter oder Ifolator, Die Nerven find J "offenbar. Erzeuger und Leiter der Erregbarkeit, Elektromotoren und Conductoren. Die elektrifcken 'Fifche wirken wie eine Leidner Flafche, höchft wabrfcheinlich durch den ftarken Nerven- Apparat in ihren elektrifchen ‚Organen. Diefe Analogieen „wären nicht möglich, wenn nicht die Rlektricjtät und Eiregbarkeit‘ verwandt, und blofse Modifica- tionen eines Welens, des Freythätigen, wären. Das Anorganilche ilt nur das eine ‘oder das andere, ‚Con- “ dustor oder Ilolaior; der Nerve kann nach einan- 4 der alles (eyn, die Erregbarkeit erzeugen, in 'fich anlıäufen, leiten, ifoliren. Dies ift Thatfache. Ue- ber das Wie lafle ich mich.nicht ein. Doch ilt Soviel gewils, dals uns. die ganze Pbyfiologie ein 4 Geheimnils bleibt, fo‘ lange wir nicht in das Phä- | nomen, nemlich in das Vermögen des Organismus, fich ibeilweife bald zum Conductor, bald zum Ilo- e 1% ator des Freythätigen zu machen, tiefer einge- > drungen find. - Sollte dies Abfterben (mors topica et tranfitoria) blofs an den Fingern, oder höchltens an den äu- „Iseren Theilen vorkommen ? Können nicht auch an- „dere edlere Theile, befonders die Eingeweide ih- wer Lebenskraft plötzlieh entladen werden, und 64 dielelbe' wieder bekommen? "Welche Folgen wird es haben, weun z.B. ein Eingeweide plötzlich ab- Stürbe, wie die Finger, und‘ nach einiger Zeit die Erregbarkeit ihm wieder mitgetheilt würde? Wird nicht die Function eines folchen Theils aufhören, nach einiger Zeit allmählig wiederkehren, und zu- gleich der Confens erfchüttert werden müllen, in welchem jene Function mit dem ührigen Organis- mus ftebt? Die Möglichkeit des Ablterbens der in- neren Theile ift nicht zu bezweifeln, da fie an den äulseren vorkömmt. Dals fie dort [eltener lich er- eignet als hier, ift eine weile Einrichtung der Na- ‚tur, nach welcher das Leben fich gewöhnlich von der Peripherie gegen das Centrum zurückzieht, in „welchem die Federn des Organismus Spielen. Man- che pathologifche Er[cheinungen werden uns be- greiflich, die es bis jetzt nicht find, wenn wir ‚annehmen , dals auch die inneren Tbeile abfterben und wieder lebendig werden können; z. B. die plötzlichen Anfälle der Paralylen der Eingeweide, ihre Intermiffion und periodifche Wiederkehr; die plötzlichen Todesfälle übrigens gelunder Menichen, ; in welchen wir nach dem Tode bey der Section 4 keine Spur von Anomalie finden; der Einflufs man- cher Potenzen, der Leidenfchaften und narcotifchen Gifte auf die Zerftörung des Lebens ohne Ardgrilf auf das Ponderable des Organismus u.[.w. In den Pocken wird oft die gelchwollene, rothe und bren- nend heifse Haut, befonders im Gelicht, plötzlich 7 kreideweils, kalt und fällt zulammen, Das Leben bat _— 65 hat fich von der Peripherie gegen das Innere zurück- gezogen. Aehnliche Phänomene entftehen beym ‚Schreck, Einige Menfchen verlieren plötzlich das Vermögen zu [chlucken von einer örtlichen Läh- mung des Schlundes, Nach einigen Minuten [chlu- cken fie wieder ohne Hindernils, Von einem hef- tigen Eindruck vergehen uns die Sinne: das Gehör verliert ich, und es wird uns [chwarz vor den Augen. Entweicht die Lebenskraft zum Theil, oder vollkommen vom Gehirn, fo müffen Schlaffucht, Ohnmacht und Schlagflufls entftehen; werden die Herznerven ihrer Vitalität entladen, fo folgen Al- phyxieen; verlieren die Lungen ihre Lebenskraft, [o entlteht Engbrüftigkeit und eigenmächtige Erftickung. Oft dehnt die Luft die gelähmten Gedärme wie Wind- * fehläuche aus. Einige Menfchen bekommen plötz- lich das Gefühl, als wenn der Magen hinge, ein Schwerer Klump irgendwo im Unterleibe läge, alle Eingeweide deffelben wie todt und abgeftorben wä- ‘ren. Die entfernte Urlache diefer Zuftände kann bald diefe bald jene, Anhäufung von Feuchtigkei- ten beym Schlage, Verknöcherung der Kranz-Schlag- adern des Herzens bey der Brultbräune feyn; aber die Krankheit [elbft fetzt immer ein Entweichen der Lebenskraft von dem in Anfrage [tehenden Organ voraus. Ein Mann, funfzig Jahr alt, bekam abs wechfelnd einen anhaltenden Schleimhuften und Spürte [eit einiger Zeit einem gelinden Druck unter dem Brultbein, der ihn am freyen Athmen hinderte, Auf einmal überhelen ihn Anfälle von Erfiickungen, Arch. f. d. Phyfiel, Vill. Bd, 1. Heft, E 6 a B meiftens ‘in der Nacht, die periodifch 'wiederkehr- ten. Der Druck unter dem Bruftbein nahm zu und ging in ein banges Gefühl über, als wenn die Lun- gen von allen Seiten zufammengedrückt würden, der Athem wurde immer kürzer, das Röcheln, welches fich einftellte, fltärker, und die Angfı ftieg bis auf den höchften Grad. Kalter Schweils brach über den ganzen Körper aus, das Gelicht wurde blals, die Oberfläche kalt, das Röcheln lo Stark, als wenn die Brult voll Waller Stände. Der Kranke konnte nur ftehend athmen. Endlich ‚ging auch das Bewufstfeyn und alle Muskelkraft verlo- ren, [o dals der Patient vollkommen einem [terben- den Menfchen ähnelte, der in jedem Moment den letzten Athemzug macht, Blofs der Puls dauerte faft unverändert fort, nur dafs er [chwächer und Seltener war, Dieler Zultand hielt eine halbe Stunde an. Dann richtete der Kranke den hängenden Kopf wieder in die Höhe, [chlug ein Auge nach dem an- dern auf, der Magen f[tiefs einige Blähungen aus, das Bewulstleyn kehrte wieder, es entliand Hulten und Auswurf, das Röcheln wurde geringer, und ver[chwand in wenigen Minuten ganz. Der Kranke ging nach einer Viertelftunde ‘wieder in der Stube herum, In dielem Zuftand der höchlten und allge- meinen Lähmung darf ınan wohl keinen Krampf in den Lungen vorausletzen, Ihre Erregbarkeit ent« wich allmählig, und kehrte allmählig wieder zurück. ’ —— en 67 Cefar Breffa über den Hauptnutzen. der Euftachifchen Röhre. Pavia 1808. mitgetheilt vom Herrn Pro- "felfor Meckel. ‚ön De Menfch mufs, um fprechen zu können, l[o wie die übrigen Tbiere, um eine Stimme von fich zu ge- ben, feine eignen Laute hören können. Dies Band zwilchen derSprache und dem Gehör ift [o.eng, dals man diefes für jene unentbehrlich nennen kann, So wie das Gefühl uns die Geltalt und Dichtigkeit der Körper lehrt und die Irrthümer des Auges ver-. befiert, lo lernen wir mittellt des Gehörs unfere ei- genen Laute zu unterfcheiden, um nicht aufs Ungefähr Töne von uns zu geben, von welchen wir keine "deutliche Vorftellung hätten. Die von Geburt an Taubltummen gebengbiervon einen Beweisab. Ihre Unfähigkeit zu [prechen hängt nicht von einem Feh- ler des Stimmor; gans, [ondern von der angebohrnen Taubheit ab, wodurch fie des Mittels beraubt ind, - durch nung die Bewegungen des Kehlkopfs vor- nehmen, zu lernen, welche zur Erzeugung der Stimme erfordert werden. Lernen fie aber fprechen, So ermangeln. lie doch immer des: Tones. h s Man könnte indels, ungeachtet man. die Noth- .n gkeit des Hörens der eignen Stimme anerkenn- te, gegen die Beltimmung der Euftachifchen Trom- pete zur Erreichung diefes Zweckes einwenden: +) Der äufsere Gehörgang reiche dazu vollkom- men bin. Allein diefer kann aus mancherley Urfa- Ez2 Y 68 -— chen verftopft werden, und;der Mangel der Trom- pete würde dann nicht blofs;Taubheit, [ondern die Unfähigkeit, Töne hervorzubringen, zur Folge ha- ben. Die Natur begnügt fich zur Erreichung [elblt eines Nebenzweckes, nicht mit einem, zumal indi- xekten Mittel, wie der äufsere Gehörgang in Be- zug auf die eigne Stimme wäre. Der Weg vom Ra- chen durch die Trompete zum Gehörorgan ilt weit kürzer, als der durch den äufsern Gehörgang, der überdies ein Rückweg wäre, da das Ohr bey allen Thieren mehr oder weniger hinter dem Munde liegt, wodurch die Intenfität des Schalles etwas _ vermindert wird. Endlich wird durch die Trom- pete der Nebenzweck des Gleichgewichts zwifchen der äufsern, und der in der Pauke enthaltenen Luft erreicht. Unter die Nebenzwecke der Eulta-- chifchen Röhre aber kann man Sfchwerlich den ‘ rechnen, die in der Pauke abgelonderte Flülfigkeit abzuleiten. Denn, wenn diefe, wie Caldani und andere glauben, dazu dient, aufser der Pauke auch die innere Fläche der Trompete anzufeuchten, [o könnte man beffer lagen, die in der Pauke abge- fonderte Flüffgkeit diene dazu, ihre und die Ober- Nläche der Trompete [chlüpfrig zu erhalten, als dafs man der letztern die Beltimmung zufchriebe , die in der Pauke abgelonderte Flüffgkeit abzulei- ten. 1 hr Ein zweyter Einwurf wäre der, dafs der Menlch beyın Sprechen fich nicht allein des Kehlkopfs, Sondern eben fowohl der Lippen und der Zunge bediene, und dafs die Trompete daher ein unbe- | | [en 69 ‚quemer Weg ey, indem die Töne des Kehlkopfs von den Lippen und der Zunge verändert und ver. vollkommnet, und zu Worten zulammengeletzt wer- den. Betrachtet man aber den Menfehen im Natur- zuftande, wie man es bey phyfiologifchen Unterfu« ehungen immer thun mufs, [o fieht man leicht, wie viel einfacher die natürliche Sprache ift, als die gelellfchaftliche, und wie vielen Einflufs Ue- bung und Kunft auf Zulammenletzung und Verviel- fachung der Mittel, Andern unfere Gedanken mit- zutheilen, gehabt haben können. Unfere Sprache ift blofs conventionell, und hat er[t durch Jahrhunderte ihre jetzige Vollkommen- heit erreicht, Die blofse Stimme macht die gan- ze natürliche Sprache aus, während das Wort blofs durch die Kunft bervorgebracht, und deshalb den Menfchen allein eigen ilt, Die Vögel felbft, deren Stimmen an Melodie alle übrigen Thiere übertreffen, und welche durch die Vollkommenheit ihres Kehl- kopfs in ihre Töne weit mehr Verfchiedenheit bringen, als die Reptilien, die Säugthiere und als der Menfch felbft, haben keine Lippen zur Modi- fikation ihrer Töne, und ihre Zunge kann wenig h „oder nichts dazu beytragen, Ich fage nichts von - den übrigen Säugthieren, deren Lippenbewegungen delto einförmiger werden, j je weiter fie felbft fich vom Menfchen entfernen. Selbft die dem Menfchen nächfien Affen, deren Lippen, nächft ihm, die voll- kommenfte Beweglichkeit haben , ftehen in der Fähigkeit, fo verfchiedene Töne hervorzubringen, ihm weit nach. n 98 Die Beweglichkeit deriLippen gewährt alfo, den Menfchen ausgenommen, wenig oder keinen Vortheil für die Stimme. Was aber die Zunge be- trifft, fo bedienen fich ihrer die Vögel gar nicht zur Madulation ihrer Stimme, und noch weniger ‚die Säugthiere, deren Töne fich auf Brüllen, Wie- hern, Bellen u. [. w. befchränken, alles einfache, unförmliche , blofs durch den ge ea Laute, Der Einwurf liefse fich alfo blofs auf den Men- fchen zurückbringen. Allein mehrere Thatlachen beweilen, dafs der wilde Menf[ch fich zur Bildung feiner Laute nur des Kehlkopfs, falt gar nicht der Mundtheile bedient. Er giebt in diefem Zuftande zur rohes Gefchrey von lich, bedient fich blofs der Selbftlauter , zu deren Bildung die Zunge und Lip- pen S[elbft in unlerer verfeinerten Sprache wenig oder nichts beytragen, die Mitlauter aber find ein un- Ichätzbares Produkt der menfchlichen Bemühungen, um Andern deutlicher unfere Gefühle’ zu erkennen zu geben, und ihnen unfern 2 und unlere Freude mitzutheilen, \ Nach Betrachtung ‘der hauptfächlichen Einwür- fe, gehe ich zu den Auflchlüffen über, welche die Bildung der Trompete über ihre Funktion giebt. Die: Bildung diefes Kanals aus knöchernen oder knorpligen, oder aus beiden Maffen zulammenge- Setzen Wänden, welche fähig find, die Schall- Schwingungen anzunehmen und PERRIER RRE 0G Tei- ne Richtung von aufsen nach innen, von oben nach unten, die Stellung feiner untern Oeffnung hinter — m dem weichen Gaumen, über dem Kehlkopfe, ‚wo- durch er die aus dem letzten kommenden Laute unmittelbar aufnimmt; die Stellung [einer obern Oeffnung unmittelbar dem Paukenfelle gegenüber, wodurch bewirkt wird, dafs die Laute, welche mittelft der Trompete das Paukenfell erfchüttern, von diefem durch das ovale und runde Fenfter zum Labyrinthe gelangen, alle diefe Umfltände be- weilen, dafs der Nutzen der Trompete nicht blols - in der Erhaltung des Gleichgewichts der Paukenluft mit der äulsern zu fuchen [ey, fondern dafs fie je- nen weit welentlichern haben mülle. "Zur Erhal- tung jenes Gleichgewichts wäre eine einfache Oef- nung, nicht ein mit dem Rachen in Verbindung Stehender Kanal zureichend gewefen. Aber wie kann die Stellung der obern -Oeff- nung der Trompete, dem Paukenfelle gegenüber, einen anatomifchen Grund für jenen Zweck derfel- ‘ben geben? Sollte fie fich nicht eher dem runden Fenfter gegenüber befinden müffen, damit die in der ‚Paukenluft erregte ‚Schallbewegung geradezu dem Labyrinth zmitgetheilt würde? Bey genauer Be- trachtung ergiebt fich, dafs die Stellung der obern Oeffnung nicht bequemer feyn konnte. Befände ie fich dem runden Fenfter gegenüber , fo könnte ‚die Intenfität der Wahrnehmung des eignen Lautes nicht fo grofs feyn, als unter den ftattindenden Bedingungen. Um fich davon zu überzeugen, den- ke man fich das Paukenfell zerliört. Die von au- Ssen kommenden Töne, welche im Normalzuftande ich durch dalfelbe den Hörknöchelehen und dem 72 — eyrunden Locha mittheilen müffen , haben jetzt kei- nen andern Weg als das runde Loch oder das fe- kundaire Paukenfell, wie der berühmte Scarpa bewielen hat. Der Mangel des Paukenfells fchwächt daher das Gehör, weil die Schallfchwingungen den doppelten Weg verloren, und nur den, welcher in die Schnecke führt, behalten haben. Die Rich- tung der obern Trompetenöffnung gegen die Schne- ckenöffnung würde für die innern Schallfchwingun- gen denfelben Erfolg.baben, als der Mangel des Paukenfells für die äufseren. Die inneren ‚Laute hatten, um zum Labyrinth zu gelangen, keinen an- dern Weg äls.das runde Loch, bey der Richtung der obern Trompetenmündung gegen das Pauken- fell aber, pflanzen fie fich nicht nur mittelft der Luft Zum runden Fenfter, fondern mittelft der Hörknö- chelchen zum eyrunden fort. So allo verträgt fich die Stellung der obern Oeffnung der Trompeten vollkommen mit dem, der letztern angewielenen Nutzen. Die comparative Anatomie aber ilt eine der Hauptftützen meiner Meinung. Durchläuft man die Vverfchiedenen Thierklaffen, fo überzeugt man fich: ı, -Dals allen Thieren, welche keine ei- @entliche Stimme haben, (d.h. den Laut, welcher durch den Kehlkopf im Akte des Exlpirirens her- vorgebracht wird) die Trompete fehlt, während fie allen zukommt, die eme Stimme haben. Von den Fifchen abwärts ver[chwindet die Trompete durch- | aus, von ihnen aufwärts aber haben alle mit Lun- — 73 ‚gen verfehenen Thiere, welche auch eine Stimme | ‚baben, die Trompete. 2. Dals diele zur Perception der eigenen Laute ‚diene, wird dadurch noch wahrfcheinlicher, dafs die Vollkommenheit der Trompete mit dem der Stimme im direkten Verhältnilfe fteht. Die Rep- tilien, deren Stimme die [chlechtefte ilt, und bey den meiften fich auf ein blolses Zifchen redueirt, haben eine kurze, ganz knorplige Trompete oder eine blolse [tel'vertretende Oeffnung. Die, in Be- zug auf diefe Fähigkeiten zwifchen den Vögeln und Reptilien ftehenden Säugthiere, haben eine zum Tbeil knöcherne, zum Theil knorplige Trompete, welche gefchickter als die der Reptilien zur Fort- pfanzung der Schallftrahlen if. Bey den Vögeln endlich, deren Stimme die vollkommenfte ilt, ilt ie ganz knöchern, und daher noch fähiger, die Schall- Schwingungen zum Gehörorgan, fortzupflanzen. w . Die Cetaceen geben einen neuen Beweis ab, Sie haben eine membranöfe Trompete, welche durch die Pterygoidal - Fortlätze in ihrer ganzen Länge auffteigt, den Oberkiefer durchbohrt, und fich im obern Theile der Nafe öffnet. „Der Laryax der Cetaceen, Sagt der berühmte Cuvier *), bil. det nicht wie bey den übrigen Säugthieren, eine längliche Oeffnung über dem Grunde des Schlundes, welche von dem Kehldeckel bedeckt würde, um das Einfallen der Nahrungsmittel in die Luftröhre zu verhindern; Sondern er bildet eine Pyramide, *) Anat, comp, Tom, Ill, p. 530. 74 ra welche fich in den hintern Theil der Nafenhöhle erhebt, und fich nur durch ihr äufsesftes Ende darin öffnet, zu beiden Seiten aber einen Weg für die Nahrungsmittel frey läfst. Diefer Bau wurde ‘durch die Lebensweife der Cetaceen nothwendig ge- ‘macht. Da fie beltändig den Mund unter dem Waller baben und ihn öffnen, um Wafferltröme und ganze Züge von Fifchen einzulchlürfen, fo wären alle An- ftalten, welche der Luft einen immer freyen Zutritt zur Nafe möglich gemacht hätten, unnütz gewelen, wenn fich immer zwifchen Nafe und Larynx eirie Walflerfäule befunden hätte. Dies aber konnte nur durch beträchtliche Erhebung des Larynx’über Mund und Schlund verhindert werden, “ Man erkennt hier fogleich den genauen Zufaih wenhang zwifchen dem Kehlkopf und der Trom- pete wieder, Die Cetaceen bedürfen der Relpiration wie alle, ‚befonders warmblütigen Thiere: diefe war aber ohne Erhebung des Kehlkopfes über den Rachen nicht möglich, Die Thiere müllen ihre eigene Stimme hören, und dies können befonders die Cetaceen, deren äulserer Gehörgang unter dem Waller ift, nicht belfer als mittelft der Trompete, und darum öffnete fich bey ihnen Larynx und Trom- pete in die Nafe und nicht in den Rachen. Hunter und Cuvier glaubten, die Cetaceen hätten keine Stimme, weil fie bey ihnen weder Stimmritze noch Stimmbänder fanden. Die Stimme ‚der Cetaceen mag wohl [chwach und monoton Seyn, aber die Exiftenz des Kehlkopfs hindert wohl, fie ihnen ganz abzufprechen, da es unwahrfcheinlich äft, dafs fie das Organ der Stimme ohne den Gebrauch dellelben erhalten hätten. Ueberdies bezeugt Ari- Stoteles, diefer genaue Beobachter, dals die Ce- - *aceen eine Stimme haben. Ein fehr einfacher Verfuch [cheint den von mir angegebenen Nutzen der Trompete [ehr zu beltäti- gen. Man verfchliefse genau beide Ohren mit der Aachen Hand, und [preche dann. Bey einiger Auf- merklamkeit findet man, dafs man mit verfchloffe- nen Ohren fogar noch fıärker als mit offenen die eigenen Töne, befonders die Vokale hört, -Ich fage mit Fleils, die Vokale, weil die Confonanten, welche durch die Lippen und Zunge gebildet wer- den, durch die Trompeten zwar [tark, aber ver- eint gehört werden würden, Für diefe ift blo[s das äufsere Ohr ein genauer Prüfftein, Man verfchliefse ferner nur ein Ohr auf die an- gegebene Weile, [o wird man die eigne Stimme ftärker mit diefem als mit dem offenen hören, fie wird fich beym Ausfprechen der Vokale ganz nach jenem zu richten fcheinen. Auch für die Confo- nanten gilt daffelbe in Bezug auf die Stärke der Stimme, wıewohl nicht auf die Deutlichkeit, weil der Confonant nur durch die Lippen vervollftändigt wird. * Die eigne Stimme hat nun nur zwey Wege, um zum Labyrinth zu gelangen, die Trompete und das äufsere Ohr. Ift das letztere dazu beftimmt, warum wird lie ftärker gehört, wenn man es verlchlielst? Das Lauterwerden der eignen Stimme beym Ver- fchliefsen des äufseren Ohres nöthigt dagegen, in 76 zu Verbindung mit den obigen Gründen, Zur’ Asnahnie, dafs der andere Weg der wahre [ey. Der phylifche Grund der letzten beiden Pha- nomene ift nicht leicht’ auszumitteln. Doch kann nan fie vielleicht [o einigerinalsen erklären: Die thieriflche Wärme, welche beym Menfchen immer. zwilchen 32 — 34° Reaumur ift, ‘giebt der, unfern Körper berührenden Luft eine beftändige Tendenz, fich auszudehnen. Die, welche fich in den Win- ‚dungen des äulseren Ohres und in dem Gehörgange’ befindet, dehnt fich beftändig aus, und es entfteht daher gewillermalsen ein Luftzug, indem neue Luft die Stelle der alten erwärmten 'einnimmt. Ift das äufsere Ohr offen, fo kann die Luft des Gehörgangs fich wegen des freyen Zutritts der äulseren Luft nicht beträchtlich ausdehnen, wohl aber wenn die- fer verfchlolfen ift. Sie dehnt fich in diefem Falle beträchtlich aus, und drückt, weil ie wegen des äulseren Hinderniffes nicht nach diefer Seite ent- weichen kann, das Pankenfell gegen die Pauken. höhle. Diefe aber wird beym Menfchen und den übrigen Säugthieren durch Drängen nach innen ge- ‘ Spannt und dadurch zur Fortpflanzung der Schall- Schwingungen gelchickter gemacht, welche ihr die Trompete aus dem Larynx zuführt, Diele Erklärung äft nicht ganz hypothetifch, Der Fall ift nicht fel- ten, wo die leicht verfchlolfene Trompete Sich wech. felnd öffnet und’fchlielst, entweder indem die ver- dünnte Luft der Pauke mit Geräufch hervortritt, oder indem nachher die äufsere Luft an ihre Stelle ‚dringt. Cowper fahe ferner einen Tauben, des De Wi nr auien Sar j “ 77 fen Trompeten eng waren, und der, um zu hören, genöthigt war, die Luft durch die Nafe in fie zu treiben, und nachher einen Finger ins Ohr zu brin- gen, um (wie er [agt) eine Luftläule gegen das Pau- kenfell zu drängen, das durch die erften nach aus [sen getrieben worden war. N Die meilten Anatomen und Phyfiologen, über- zeugt, dals die Trompete zur Aufnahme äufserer Schallfchwingungen diene, werden für fich die Beob- achtung anführen, dafs die Taubftummen befler mit aufgelperrtem Munde hören. Trägt man nun kein Bedenken, dies als Nebenzweck der Trom- pete zu betrachten, ungeachtet der Weg für die äu- [seren Töne, ehe fie zur Trompete gelangen, we- nig bequem ift, [o kann man ja mit weit mehr Recht annehmen, dafs die [ehr bequem über dem La- rynx gelegenen beiden Trompeten die eigene Stimme zum Gehörorgane leiten, Hierher gehört auch noch eine Beobachtung von Callerius. Warum, [agt er, pflegen Taubgebohrne durch die Nafe zu [prechen? Darum, weil Taubgebohrne zugleich ftumm, oder wenigltens falt ftumm find, Stumme aber, weil ihr Mund gelähmt ift (compre[fo funt ore), die Luft durch die Nafe drängen. Die von ihm gegebene Antwort fchickt fich für feine Zeiten, aber die Thatfache kann fehr wahr feyn, und man könnte daraus [chliefsen, dafs Taubgebohrne, um ihre eigne Stimme zu vernehmen, fie [fo fehr als möglich ge- gen die Nafe, in deren hinteren Theil fich die Trom- peten öffnen, drängen, indem fie ie durch den äufßse- ren Gehörgang ihrer Taubheit wegen nicht percipi- 78 — ren. Menfchen, die erl: [pät taub wurden, würden. vielleicht diefelbe Sprache annehmen, wenn hie nicht trotz des undeutlichen.Hörens, aus Gewohnheit den. alten Ton behielten, und nicht, wie falt a Fi fehr laut fprächen. . - Nach Betrachtung diefer Gründe für. meine Mei- nung werde ich den hauptfächlichften Grund für diejenigen,. nach welchen die Trompete belonders' zur Erhaltung des Gleichgewichts zwilchen.der äu- fseren und der in der Pauke enthaltenen Luft die- nen [oll, unterfuchen, die weniger bedeutenden- aber mit Still[chweigen übergehen. Diefer ftützt lich auf zwey von Valfalva angeführte Verfuche, wel- che beweilen, dals auf Verfchliefsung. der Euftachi- fchen Trompete augenblicklich wahre Taubheit folgt, Daraus [chlofs dieler grofse Mann und mehrere andere nach ihm, die Taubheit auf Verfchlie- Ssung der Trompete entltehe daber, dafs die in der Paukenhöhle eingelchloflfene Luft nicht frey, durch Ge austreten, und daher die Schwingungen des Paukenfells nicht fortpflanzen könne. Dielemi kann man noch zufetzen, dals die in der Pauke eingeichlolfene Luft fich ausdehnt, das Paukenfell nach aulsen drängt, und daher er[chlafft, und fo zur Perception des Schalles unfähig.macht. Aus. diefen zwey Fällen aber I[chlolfen diefe Männer, wie es mir [cheint, unrichtig, dafs, weil auf Ver-, fchliefsung der Trompete wegen verhinderter Com- munication der Pauken- und äufseren Luft Taubheit entlteht, der Hauptnutzen der Trompete die Erhal- tung des bekannten Gleichgewichts ley., Bey etwas PEN VORNE. VE. 1 nr EN ERERE EEE GAL. ..\g —— 79 genauerer Ueberlegung findet man, dafs, wenn gleich der Grund der Taubheit in der Verfchlie- Isung der Trompete enthalten ift, dies nur die Nothwendigkeit eines freyen Aus-und Eintritts der Luft durch.den Mund in die Pauke, und einen Ne- bennutzen, nicht aber den Haupizweck der Eulta- chifchen Trompete beweilt, Mit demfelben Rechte könnte man dafür den freyen Austritt der Pauken-: feuchtigkeit halten, indem es bekannt ilt, dafs. Hemmung derfelben Taubheit erzeugt, mit dem Un- terfchiede, dals lie auf Verfehlielsung der Trompete‘ augenblicklich, in diefem Falle nur allmählig er-. folgt. Freylich bringt man bey der Trommel ein, Loch an, um den Schall zu verltärken, allein bey der Trommel hat dies Loch bloß einen Nutzen „ bey: _ ung hat aber die Trompete ‚mehrere Zwecke, und von diefen halte ich den, die eigne Stimme zur _ Pauke zu leiten, für den welentlichften. © Die Anatomie und das Experiment lehren daher, dafs die Trompete ein bequemer Weg für die eigne Stimme zum Gehörorgane.ilt. Dals dies ihr Haupt- zweck [ey, glaube ich [einer Wichtigkeit wegen, welche grölser ilt,; als die Erhaltung des Gleich- gewichts der Paukenluft mit der äufseren; ferner, weil diefer Zweck durch einfachere Mittel erreicht werden konnte, endlich der Stellung, des Baues der Trompete und ihrer alleinigen Anwelenheit bey mit einer Stimme verfehenen 'Thieren wegen. Schon leit einiger Zeit hatte ich vermutber, dals dies die Hauptbeftimmung der Trompete ley, ohne zu ahnden, dafs noch andere daflelbe glauben so — | könnten, bis ich in Monteggia’s Lehrbuche der Chirurgie zu'meiner Verwunderung fand, dafs Ar- nemann derfelben Meinung fey. „Arnemann, fagtMonteggia, glaubt, dafs die Euftachifehe Trom- pete zur beflern Perception der eignen Stimme diene, und leitet davon die lautere Sprache folcher Men- fchen her, welche wegen Verfchlielsung derlelben taub find.“ Die Autorität diefes Gelehrten, noch mehr aber, das mir öffentlich gegebene beyfällige "Zeugnils des berühmten Jacopi, Lehrers der Phy- fiologie und vergleichenden Anatomie zu Pavia, haben mich immer mehr in meiner Meinung beftärkt, die ich zwar durch neue Gründe und Verfuche zu beltätigen hoffe, aber augenblicklich aufzugeben be- reit bin, Sobald gegründete Einwendungen mir ihre Unrichtigkeit darthun werden. >> z m — 81 "a. se re A Beyträge zur vergleichenden Zoolo- gie, Anatomie und Phyfiologie; ‚herausgegeben von D. Oken und Kieler. ı. und 2. Heft. Bamberg und Würzburg bey Göbhardt 2806. 4. Wenn gleich die Deutfchen in der Zergliederung der Thiere, das heifst, in dem rein mechanifchen Theile der vergleichenden Anatomie aus Margel an Händen und an Thieren binter ein Paar andern Na- tionen zurückgeblieben feyn mögen; fo haben fie das Zergliederte doch am hbelten verglichen, beur- theilt, und zuerlt das Welen und die Zwecke he« griffen, zu welchen die vergleichende Anatomie führen foll. Das Befondere kann nicht ohne das Allgemeine erkannt werden, zu dellen Erwerb Ver- nunft und Erfahrung fich gegenleitig die Hand bie- ten müllen. Durch beide entlteht uns die erfte Idee eines Prototypus aller Bildung überhaupt, der uns zum Leitfaden auf dem Meere des Mannich- faltigen dient, und wiederum durch die Anlicht und durch die Sonderung desjenigen, was in dem " Einzelnen nur theilweile, aber in der Totalität ganz enthalten ift, rectifieirt und zur höchlten Ideali. tät erhoben werden mußs. Sofern ift die Anatomie vergleichend, als fie die ganze Reihe des Wirk. n mit diefem Vorbilde, aber nicht, lofern fie „Arch. fd. Phyfiol. VI, B, I, Heft. F daffelbe unter fich, oder mit irgend einer belon- deren Art delfelben vergleicht. Ihr Zweck ilt der Erwerb einer allgemeinen Phyfiologie, von welcher fie zugleich wieder die eine Seite, nem- lich die Naturlehre des Aeulseren ilt. Die all- gemeine Phyfiologie foll die höchfte Idee aller Organifation überhaupt objectiviren, die als Cen- trum alle befonderen in fich aufnimmt, und in der Conftruction des Grundtypus der Plaftik alle möglichen Formen aufzeigen, in welche fich der Bildungstrieb der Natur, mit beftändig veränderten Verbältnilfen feiner Faktoren, ausbreiten kann. Da- durch, dafs fie die innere Verwandtlchaft aller Or- ganismen und ihre gemeinfchaftliche Abkunft von einem Urbilde nachweilt, bringt fie Einheit in das Mannichfaltige, und weilt [chon im Voraus jeder befonderen Art den Platz an, den fie in der Reihe der organifchen Welen einnehmen muls.. Diele eine und allgemeine Phyhiologie der Organismen, die man auch die reine nennen kann, muls allen be- fonderen zu Grunde gelegt werden, wenn lie ratio- nell werden follen, fofern diefelben durch die An- wendung des Allgemeinen auf das Befondere oder des Ideellen auf das Reale zu Stande kommen mül- fen. Dafs die Verff. der vorliegenden Schrift diele Tendenz gehabt, und durch ihre Arbeiten jenen Zweck mit Glück verfolgt haben, wird Rec, durch die Anzeige derlelben zu ze'gen [uchen. Ra ' Das Hauptobject der beiden etften Hefte ift das Nabelbläschen und die Bil re || des Auges: Durch eigene Zergliederungen von ee | — 85 Sehweins- und Hunds- Embryonen, und durch'eine biltorifche Anficht alles deflen, was bereits über diefen Gegenltand entdeckt ilt, beweilt Herr Oken theils die Allgemeinheit des Nabelbläschens in der ganzen Thierreihe, theils die Beftimmung dellelben in Beziehung auf die Entwickelung der Frucht Ee macht uns allo mit einem Organe bekannt, das we- fentlich in das Zeugungs - Gelchäft eingreift, und führt uns der Theorie deffelben um fo viel näher, als diefelbe eine vorläufige Bekanntf[chaft aller zu ihrer Sphäre gehörigen Beltandtheile nothwendig vorausletzt, Jede Frucht hat vier in Membranen- Forın aus gebreitete Enıwickelungs- Organe, das Chorion, die Alantois, das Amnios und das Nabelbläs- chen, die man gewöhnlich ihre Hüllen zu nennen pflegt. Allein he find nichts weniger als dies, [on- dern nothwendige Bedingungen ihrer Entwickelung und integrante Theile ihrer eigenthümlichen Orga- nifation, die zum Begriff des Lebens einer Frucht eben fo nothwendig als jeder andere Theil ihres Leibes gehören. Ein anderes fein.s und durchlich- iges Häutchen, nahe an der Oberfläche der Frucht, Ewelches man in der erlten Periode ihrer Bildung "erblickt, ilt keine Fruchthülle, oder befler, kein Entwickelungs- Organ, fondern fchon Product der Bildung und die erlte Crylıallifation des künftigen Oberhäutchens, - Das Chorion, die äulserlte von den zur Frucht gehörigen Membranen, Ichlielst alle übrigen 2 r i Fa 84 — in ich ein. Jeder Embryo hat fein eigenes Chorion, wenigftens bey den Schweinen, und muls es haben, weil es nicht von der Mutter entlpringt, [ondern wie das Amnios der Frucht welentlich angehört. Nach der Form der Gebärmutter - Hörner nimmt es eine darmförmige Geltalt an. Die Aderhäutlein der benachbarten Früchte wach[en fich mit ihren [tum- pfen und gelchloffenen Enden entgegen, berühren fich, drängen fich endlich in mancherley Falten über einander? Daher das Anfehen, als wenn die in einem Horne liegenden Früchte nur eins hätten. Innerhalb des Chorions liegt die Alantois, welche die Gelftalt zweyer durch einen Kanal un- ter fich verbundener hornförmiger Säcke hat. Je- des Horn hat ein ftumpfes und ein [pitzes Ende; die beiden ftumpfen Enden [tehn durch einen engen Kanal mit einander in Gemeinfchaft, in deffen Mitte fich trichterförmig der fogenannte Urachus öffnet. Diele Geltalt [tumpfer, durch einen Verbindungs- Kanal vereinigter Säcke bekömmt fie durch die all- mählige Entwickelung des Amnios. An der zuge- fpitzten Extremität jedes Horns befindet fich eine marbenförmige Oeffnung, die durch das Chorion fortgeht. An diefelbe find die Anhängfel der Alan- tois angeheftet, und können durch diefelbe nach außen umgeltülpt werden. Ob auch die menfch- "liche Frucht eine Alantois haben mag? Nach phy- fiologifchen Principien allerdings. Selblt die foge- nannten wilden Waller, die man fo oft zwilchen Chorion und Amnios findet, f[cheinen darauf hinzu- deuten, dafs in der benannten Gegend in den er- Zn 85 ften Wochen der Schwangerl[chaft Höhlen find, die nicht anders als durch eine Alantois begreiflich wer- den. Luft in der Alantois geht durch den Urachus in die Harnblafe, und durch den nemlichen Weg aus der Harnblafe wieder in die Alantois zurück. Zwifchen den beiden ftumpfen Enden der Hör- ner der Alantois und über ihrem Verbindungs- Kanal ‚liegt das Amnios, ein kurzer Sack, der zum Theil vom Chorion überzogen, und ganz in demfelben ent- "halten ift. Man kann diefe Hülle vom Chorion.tren- nen, bis dahin, wo die Gefälsftämme laufen, und alle Membranen mit einander verwachlen find, wenn "man auf dem-Rücken der Frucht durch das Chorion einen Einfehritt macht, ohne das Amnios zu ver- letzen, und durch denfelben Luft einbläft. \ Alantois und Amnios enthalten Flüffigkeiten. "Die Flülfigkeit der Alantois wird im Verlauf der "Schwangerfchaft trübe, gleich einem [tagnirenden "Saft, und die dichteren Theile Ichlagen fich aus ihr msder: "Sie ift aber kein Harn, fondern dient zur Ernährung des Eyes in den früheren Bildungs - Epo- "chen deffelben, welches fchon daraus hervorgeht, dals eine Alantois von zwanzig und mehreren Zollen Beeden ift, ehe Nieren, ja [ogar ehe noch ein- felbft der Embryo fichtbar wird. } 2 letzte membranöfe Entwickelungs - Organ ] fucht ift das Darmbläschen (velicula om- phalo-inteftinalis), welches mit der veficula um- ‚bilicalis und der tunica erythroides einerley ift. Auch diefe Haut liegt innerhalb des Chorions und aufserhalb des Amnios, allo zwilchen beiden, ge- 86 — zade in der Gegend, wo fich die Nabellchnur- in das Aınios einfenkt, Sie hat in den Schweing- Embryonen eine Tförmige Geltalt. Das Querltück ‚derfelben hat ohngefähr die Länge von drey Zollen, ift gleichlam der erweiterte Sack, von dem .die Gedärme die Fortfetzung find, und das gegen den Nabel gekehrte Stück bilden. Der Hals, mit wel- chem diefes Stück fich in jenes Querftück einlenkt, wird in der Folge der Blinddarm, und ift je'zt der gemeinfchaftliche Urfprung des Magen-und After- Jarms (der dünnen und dicken Gedärme), weiche fich bald in zwey verfchiedene Kanäle trennen, ‚deren einer zum Magen und Schlunde, der andere zum After fortgehen, Das Ganze ift jetzt noch ein Organ, Zwifchen dem Magen,und Afterdarm, bis zur Verfchmelzung derfelben in den gemeinfchaftli- ‚chen Hals, geht das Gekröfe hinauf, Mitten in ‚demfelben liegt die Vena omphalo-meleraica, hin- gegen gelit die Arteria oinphalo- meleraica vor dem Magendarm fort, Beide verzweigen fich auf dem beiden ‘gemeinfchaftlichen Darmbläschen. Die Ge- därme nehmen allo ihren Anfang’ nicht im Schlunde ‚and enden im After, [ondern beide, das Syltem der dünnen und der dieken Gedärme, ent[pringen aus der Darmblale, ‘Es exiftiren allo zwey Darm- ‚Sylteme, die zwar eine gemeinfchaftliche Wurzel än-der Darmblafe haben, aber doch fich fremde Organe find, welche nach Art des Gallengangs und des Zwölfhnger» Darms in der Gegend der Valvula Coli fchief' in einander münden, und fich auch durch die Verfchiedenbeit ihrer Funktion hinläng- ee N > lich‘von' "einander unterfcheiden, Das gegen den Nabel gekehrte Stück der Darmblafe zieht fich in der Folge der Schwangerfchaft nah am iQuerltück: in einem Punkt zufammen, die fich berührenden Wände ‚verwachlen, : beide Theile trennen [ich an: diefem Ort, und hängen nur noch einige Zeit durch. die Vafa.omphalo- meleraica zufammen. Das Quer- frück bleibt in den Hüllen zurück, der gemein- fehaftliche, jetzt ftumpf verfchloffene Hals wird der Blinddarm, und die Gedärme ziehn fich aus der Nabelfchnur in den Unterleib zurück. ' Die vorher parallele Lage beider Därme, die zuvor beide ne-: ben einander in das Darmbläschen fich öffneten, wird in fofern geändert, dafs fich der dünne Darm. unter einem Winkel in dem dicken einfenkt. Der Winkel des Zufammenflulfes wird zur Valvula Coli, und der Blüschenhals zum Blinddarm, deffen Spitze fich mit ‚der Zeit zum Wurmfortlatz verengert. Der Blinddarm ift nicht weiter ein räthl[elhaftes Or- gan, [ondern in der vollften Bedeutung des Worts der ductus umbilico- inteftinalis. I + In den Früchten der Schweine und verlfchie- dener anderer Thierarten findet man in den [pä- teren Perioden der Schwangerfchaft zwey belondereı Anbhängflel der Alantois., Beide find gleich lang, . mit Gefälsnetzen überzogen, die nicht vom Chorion ı kommen, und ‚befinden fich immer an der nemli- ; chen Stelle, nemlich an den {pitzen Enden der a der Alantois, Jedes Anhängfel ilt eine‘ eigene darmförmige Haut, die mit dem ftum-. pfen gegen die Frucht gekehrten Ende frey liegt, 88 — mit dem andern Ende aber durch eine callöfe Narbe an die Extremität des langen Sacks der Alantois und des Chorions, da, wo die Stämme der Nabelgefälse ‚laufen, angewachlen ift. Bläft man die Alantois auf, [o ftülpt ich das freye gegen die Frucht ge- kebrte Ende diefer Anhängfel um, wie fich ein Darm umftülpt. wendet fich nach aufsen und füllt Sich mit der Flülfgkeit der Alantois an. Diefe Diver- ticula liegen mittelbar im Chorion und unmittelbar in der Alantois, find aber keine Fortfetzungen die- fer Häute, fondern eigenthümliche von beiden ver- fchiedene Organe, die den erften Urfprung der Em- bryonen bezejchnen, im ferneren Verlauf der Schwan- ger[chaft ihre Funktion verlieren und alsdann abfter- ben. Woher diele problematifchen Anhängfel? Die Darmblafe liegt in der Duplicatur der Alantois, der Länge lang, wie die Gefälsftämme laufen, und ift blols mit ihren Enden an die Alantois angewach- Sen. Nachdem fich die Gedärme und die Nabelge- kräfs - Gefälse von dem Querftück derfelben abge. trennt haben, verwächft auch das Querftück in fei-- ner Mitte, trennt [ich hier und bildet auf folche Ark jene zwey Diverticula in der Alantois. Die ver- “ weach[enen Enden arten in Narben aus, die in ihrer Mitte ein Loch bekommen, durch welches fie Sich umftülpen können. In zarten Embryonen, wo noch die Darmblafe ift, fehlen die Anhängfel; wo An- hängfel find, war ehemals eine Darmblafe, deren‘ Refiduen hie find. Das gegen den Nabel gekehrte Stück der Darmblale wird wahrlcheinlich einge- flogen. Ban on aa 85 © Das Gefchlechts -Syftem ilt ein Ganzes, wie der übrige Leib ein Ganzes ift, hat daher alle Organe, wie der übrige Leib. Jedes Tbier befteht gleichlfam aus zwey Totalitäten, in welchen einerley Organe wirken, die fich in entgegengeletzter Richtung be- gegnen, hier voın Hirn, dort von den Gefchlechts- theilen regiert werden. Die Nieren find kein Ex- eretions-, fonderu ein Refpirations - Bildungs- Organ des Gefchlechts - Syftems, der Dickdarm fein Dige- Sftions-Organ Die Nabelfchnur ift der Vereinigungs- punkt diefer beiden in einander verwachlenen Thiere; die Nabelgefälse die Relpirations-, die Nabeldärme die Digeftions- Syfteme beider Thier:; Refpiration und Digeftion find die Procelfe, durch welche das Thier in doppelter Richtung hervorbricht- ‘ Blofs das Aderhäutlein und das Darmbläschen haben Gefäfse, Alantois und Amnios keine; diefe hingegen enthalten Flüfigkeiten, jene nicht. - Bey der erften Bildung geht das zugefpitzte Ab- domen unmittelbar in das Darmbläschen über, und erft [päterbin, wenn lich die Pfoten Spalten, bildet -fich zwifchen beiden die Nabelfchnur, In derfelben find acht Kanäle, nemlich der After- und Magen- darm, die Vena emphalo - hepatica, zwey Arteriae omphalo - iliacae, eine Vena omphalo- meleraica, und der Urachus, Bey dem frühlten Sichtbarwerden des Embryo hängt er mit [einem Hintertheile, der fich ohne Abfatz als Nabelfchnur verlängert, mit der Darm- blafe zulammen, das Amni»s liegt dicht auf ihm, äft ohne Flüfüigkeit, und ericheint daher auch noch 909 — nicht als eine Blafe. Der Hintertheili des Embryo verlängert fich, das Amnios bekömmt einige. Tro- pfen Flüffgkeit, es entlteht eine vom Unterleibe verfchiedene Nabelfchnur, doch bleiben di Gr därme noch mit dem Darmbläschen in Verbindung, während [chon die Pfoten, der Schwanz! und .die Genitalien hervorlprofllen, Späterhin ‚Ipalten fich die Pfoten in Zehen, die Nabelfchnur verliert das, Anfehen des fortgefetzten Unterleibes, beide tren= nen fich von einander, als fich fremde Organe, durch eine eigene Scheidungslinie am Unterleibe, Um diele Zeit fondern fich auch die Därme vom Nabelbläschen, rollen fich gegen den Unterleib zu- fammen, und werden endlich ganz in ünplälden hineingezogen. i «Alle Säugethiere, auch der Menfch; Bea das Darmbläschen. ‘ In den zarten menfchlichem Embryonen erfcheint es als Velicula umbilica- lis. Dies Bläschen ift conltant, hat [eine Gekröfs- gefälse, liegt aufserhalb dem Amnios, aber inner-, halb dem Chorion, oder befler der Alantois, und, ılt einerley mit der Tunica erythroides. Beide - üind fich in allen Verhältniffen gleich, und müffen fich daher gleich -gefetzt werden. . Dies Bläschen dient zur Ernährung. Aber wie kömmt [eine näh-, rende Flüffgkeit in den Embryo? Nicht, durch die Einfaugung der Gekröfsgefälse, die zur Erhaltung des Bläschens da zu feyn fcheinen, ' Die-feinen Ges fälse in der Nabellchnur, welche man in den neues ren Zeiten hat injiciren können, und von einigem) für. Saugadern, von andern für Nerven. gehalten > — gr. werden, find die noch nicht obliterirten vala'om- phalo-meferaica, ° Das erfte und frühelte Entwickelungs . Organ der Embryonen ift das Darmbläschen. Die lee- ren Eyer, die man gewöhnlich für das Amnios anfieht, in welchem die Frucht zu Grunde gegan- - gen ift, find nicht dies, [ondern vielmehr das zu- erlt entwickelte Darmbläschen, in dem die Frucht noch nicht entftanden ilt. r an In den Früchten gehn. die obere und untere Hohlader nicht gerade gegen einander, [ondern un- ter einem rechten Winkel ins Herz; die obere läfst fich fenkrecht herab, die untere fügt fich an der hinteren: Fläche des Herzens, [enkrecht nur auf diefe in den hinteren Rand der Vorkammern ein. Die dünnhäutige Klappe des ovalen Lochs ift nichts anders als die linke Forılerzung der innerften Haut der unteren Hohlader. Die rechte Vorkammer ift die alleinige Erweiterung der oberen, die linke: die alleinige Erweiterung der unteren Hoblader., Das Blut der oberen Hohlader fällt Senlirecht auf, die Oeffnung der rechten Herzikammer; hingegen, änferirt fich die untere Hohlader fenkrecht wie vom Rücken her in dem hinteren Rand der Scheide- wand, läuft in diefer fort, öffnet fich dann in die linke Vorkammer, hat aber da, wo fie an die rechte vorbeygeht, einen Ausfchnitt für einen rech- ten Alt der Hohlader, der in die rechte Vorkam- mer gehn foll, wodurch entweder gar kein, oder wenigltens lebr wenig Blut in dielelbe kömmt. 92 £ nn Endlich hat noch Herr Oken einige vorläufige Ideen über die Entwickelung einer willen[chaft- lichen Syltematik des Thierreichs hinge- worfen, die freylich jetzt noch nicht vollkommen objectivirt werden kann, fondern gleiches Schritts mit der vergleichenden Anatomie und Phyfiologie fich entwickeln muls, das Refultat von diefer und zugleich gleichfam die Probe ift, durch welche lie ihre Vollendung documentiren muls. Was über-, haupt zum Begriff der Thierheit gehört, und im Menfchen realifirt ift, das kömmt in den Thiergat! tungen vereinzelt und theilweife ausgebildet vor. Jede Thiergattung ift gleichfam ein einzelnes, aufs höchfte entwickeltes, und zu einem ganzen Thiere gewordenes Organ, neben welchem die übrigen zum j Begriff der Thierheit gehörigen Organe unterdrückt, j vernachläffiget find, Der Grundtypus bleibt immer derfelbe, und ilt blols in [einen Verhältniflen ver- änderlich, Auf jede Organifation ift die gleiche Summe von Realität verwandt, nur dafs hier die[e, dort jene Theile ftärker hervortreten, andere in dem nemlichen Verhältnifs zurückweichen. Daher die Möglichkeit der vielen Thierformen. Das Thier- reich ift gleichlam das in feine Organe zielen j Thier, deren jedes als Ganzes für fich lebt, und es giebt fo viele einfeitige Ausbildungen von Orga- nen in der Wirklichkeit, als überhaupt Organe in die Idee der Thierheit gehören. Dies ilt der Schlüf. fel der Syftematik. Hier käme es nun auf eine philofopbilche Expofition des Be- griffs der Thierheit und der dazu noth- wendigen Organe an, welche Rec. ver- milst. Was zum Lebensprocels an lich nothwendig ift, Relpiration, Digeftion a.Lw., undin den mannichfaltigften For- men wirklich wird, ilt immer doch nur das Gerüfte der Thierheit, an welches viel oder wenig, dies fo oder anders ge- ftaltet, undin einer fehr verf[chiedenen Ordnung angereiht werden kann. Da- durch ilt eine unendliche Vielheit ver- fchiedener Formen möglich, die keine u A er[chöpfen kann, ".. Central- Organe, um welche lich alle an- 1 dern lagern, [ind das Athmungs-,‚Verdauungs- ‚und Hirn-Syftem. Sie bilden die Haupttheile des ers, find in feiner Mitte geletzt, die drey Säu- len, welche das ganze Gebäude der Thierheit tra- Ngen. Von den Lungen ftrömt das erlte thierifche Leben aus, von dem Magen das Leben für die hö- heren Organe, vom Hirn das Leben für die höch- ften, wie für alle niederen. Eine Dreyheit ann wohl nicht ein Centrum, Sondern i.. muls i in der Mitte derfelben, oder jedes diefer Organe ‚das Centrum [einer Sphäre feyn. DasLeben [cheint nicht [o- wohl aus getrenntem Quellen zu fliefsen, kondern vielmehr das Refultai der Funk. j tionen jener drey Organe zu [eyn, fofern dielelben zu einer 'organilchen Einheit aufgenommen lind, 94 — Das: Gefehlechtslyftem kann nicht in die Unter- ‚Juchung eingreifen, da es das totale Thier [elbft, ‚aber 'obvers und polar ift. Unter jenen Grundtypus mit feinen drey Stufen ‚mufs das ganze Thierreich fallen. Es mülfen Thier- klaflen vorkommen, in welchen das Atbmungslyftem mit feinen Seitenorganen, andere, in denen das Verdauungslyftem mit feinen Polen, endlich andere, in denen das Hirnfyltem mit dem, was ihm unter geordnet ift, vorzüglich ausgelprochen ilt. Den Belchlufs diefer zwey Hefte macht Herr Kiefer mit einer Abhandlung über die Erzeugung eines einzelnen Syftems, des Auges. In jedem Lebensprocels ift beftändige Metamorphole, [6 des Welens wie der Form, und ohne die[elbe giebt es kein Leben. Sie findet Statt in allen Organismen und in jedem einzelnen Organe dellelben, Jedes Organ geftaltet fich daher ununterbrochen und nach Maals- gabe, wie fein innerer Lebensprocels nach äufseren und inneren Bedingungen fich metamorphofirt. Be» fonders Äichtbar ift diefe [tete Metamorphole in den Einbryonen, ‘die ganze Thierklaffen durch ihre ver- fchiedenen Bildungs - Epochen darltellen, ‚weniger fichtbar in dem ausgebildeten Thier, weil'es fich nur innerhalb der Sphäre Seiner Individualitär. me- tamorphofiren'kann, ‘Der Herr Verf. giebt uns hier die Fortfetzung einer feiner früheren Arbeiten, durch welche er theils die allmähligen Metamorphofen des Auges von feinem’ erlten Keim an, bis zu leiner höchlten Ausbildung in den verfchiedenen Thier- Klaffen darzuftellen, :theils die Umwandelungen def — 95 felben in einer beftimmten Thierklaffe nach einem allgemeinen Schema zu ordnen gelucht hat, indem er den übrigen Metamorpholen nachfpürt, welche in den früheren Bildungsperioden des Tbieres Statt haben. “Dadurch beablichtiget er, künftig einmal eine Gefchichte der Bildung des Auges durch alle Thierklaffen 'hindurch, und in derfelben ein Abbild der Ge[chichte der Bildung des thierifchen Organis- mus überhaupt geben zu können. “ "Die Spalte in der Iris des Vogel- Embryo ift fcheinbar und nichts anders, als die in den erften Bildungsperioden deffelben bis in die Pupille fich erftreckende Oeffnung in der Sclerotica für den Ein- tritt des Sehnerven. Denn der Vogel- Embryo hat , eine Pupille ohne Iris, [o wie der Säugethier - Em- ' bryo eine Iris obne Pupille befitzt. Die Differenz des Vogelauges vom Auge des Säugethieres befteht in dem pecten plicatum und in der Bildung und Di- rection der Ciliar-Nerven, welche bey dem Säug- thier von allen Seiten, beym Vogel aber nur an ei- ner Stelle, an der untern Seite des Auges, in daffelbe und in die Iris treten. Dort folgen die Ciliar- Ner- ‚ven einer radialen, hier einer kreisförmigen Rich- tung, indem ein einziger in die Iris tretender Ci- liar- Nerve um die Pupille einen in kreisförmiger Richtung laufenden Nervenplexus bildet. Dexlelbe * Unterfchied findet fich auch in den früheften Bil- düngsepochen der Augen dieler beiden Thierklaflen. Die vördere und hintere Hälfte find fich polarifch 'entgegengeletzt; diefe enthält die fenfible, jene die Arritable Reihe von Organen in dreyfacher Potenzii- 96 = zung. ‚In der hinteren Hälfte folgen. fich Sehnerve, Netzhaut und Pecten; in der vörderen Choroidea, Corpus ciliare und Iris. Bis zum achten Tage des ‚Bebrütens feht ma. weder deutlich“ eine Netzhaut noch eine Choroidea; am neunten Tage er[cheinen beide, die Netzhaut aus der contrahirten Spalte und das Corpus ciliare aus den fich veräftelnden Blutgefäfsen an der Pupille. Die vorher in der In- differeiiz gelegenen Differenzen [ondern fich in die „beiden polarifchen Entgegenfetzungen, und lo wie an diefem Tage eine kaum bemerkbare Spur: der Iris fich anfetzt, zeigt fich auch das erfte Filament des Pecten in der Mitte der Retina, Am zwölften Tage bildet fich die Iris vom Umkreife bis zum Mit. telpunkt, und aus der Retina fondert fich das pecten in dem Maafse ab, als die Iris gebildet wird. Mit dem ein und zwanzigften Tage ift der Bildungs - Pro- cels des Auges gefchloffen. In den erlten Tagen des angefangenen Bildungs-Proceffes fehn wir aufser der Form des Auges noch keines der befonderen Theile“deffelben. Die vordere und hintere Augen- Hämifphäre find noch nicht getrennt, und Papill und Foramen opticum der $clerotica, die beiden fich entgegengeletzten Oeffnungen zur Aufnahme des Lichts, fliefsen noch in einander über; nur.gefchie- den durch die allmählig fich abfondernde Form der Pupille. Haben vordere und &kintere Augen - Hä- mifphäre fich getrennt, fo ruhen noch in der ei- “nen Hälfte des Auges, in dem Theile, wo die Cho- woidea gefpalten lt, die ideellen Potenzen; und der nr... Nerv, 9% a in 97 Nerv, als Indifferenz: zwilchen Sehnerv und Ciliar- Nerv enthält in fich den Sehnerv, die nachherige Fläche der Retina und die ideelle Poıenz der Iris, die Ciliar-Nerven. _ An der anderen Hälfte liegen noch unaufgefchloffen die Ciliar- Körper, die Ciliar- Fortfitze und die Iris, angedeutet in den Blutge- fälsen, welche die Pupille umgeben: und enthalten in der formlofen Choroidea, wie dort, die Ciliar- Nerven in dem Sehnerven. In dieler Weriode ilt weder Iris vorhanden noch Retina, und vom Lichte unberührt liegt noch im chaotiichen Dunkel das "Licht des Organismus verborgen. Die Vegetation erreicht ihre Blüche mit der Geftaltung der äulseren Form des Auges in der durchlichtigen Sclerotica, und die erfte Dämmerung bricht an in der bräun- lichen Tingirung der inneren Fläche: derfelben, den erften Anfätzen der nachherigen Choroidea. Mit der Peripherie ir fich.das Centrum, 'und in dem Mittelpunkt des Auges ceryftallilirt fich die Linle; aber mit grölserem Volum fich weniger von. den übrigen Feuchtigkeiten unterfcheidend; und es ilt mehr als wahrlcheinlich, dals bey dem erlten Er- fcheinen des Auges blols die.Cryftalllinfe vorhanden "if, und die andern Feuchtigkeiten noch in, lich "enthält, aber eben deswegen auch noch nicht Cry- Stalllinfe ift, und dafs, fo wie Retina und Iris, auch die diefen Factoren entlprechenden Feuchtig- keiten fich noch nicht getrennt haben. Mit dem gelteigerten Leben fliehn fich die Qualitä- ten, und trennen fich in ihre polarifchen Entgegen- Arch f. d, Phyfiol. VI, Bd. 1.Heft, G , 98 aaa fetzungen. Was vorher homogene Malle war ‚'ent- wickelt fich als Retina und Ciliar-'Ganglion, Cho- roidea und Ciliar-Körper.. Aber in der Retina und ‚dem Ciliar-Körper Ichlafen noch das Becten und die Iris, die erlt mit dem vollendeten Thiere auf-. blühen. Gleichzeitig mit dieler Epoche fondert die Cryftalllinfe die beiden übrigen Feuchtigkeiten von fich ab. In den früheren Bildungs- Perioden des Säuge- thiers, wo noch der Muskel mit feiner Entgegen- fetzung zufammenfällt, find auch Iris und Ciliar- Nerven noch eine Malle, und über die ganze Flä- che der Pupiile als [ogenannte Membrana pupillaris ausgebreitet. - Erft mit der vollkommnen Polarifirung des ganzen Organismus und dem Erwachen [einer Muskeltbätigkeit überhaupt, ‘erwacht auch lie Thä: tigkeit der Iris im centrifugaler und centripetaler Richtung. Es entlteht eine Pupille. Im Vogelauge laufen die Ciliar- Nerven in kreisförmiger Richtung um die Pupille, aus ihrer urfprünglich - kreisförmi« gen Bewegung geht erft die radiale hervor, fo dals aus der Vereinigung beider eine wellenförmige ent« Steht, die man an jedem Vogelauge, und befonders an dem des Papageyen deutlich hieht. Hoi Bin die e a - bau‘: Reil, u ai 3 sd ; L) rg 99 Un r PatWwologie, oder Lehre von den Af- fecten des lebendigen Organismus von J D. Brandis, Küönigl. Däni- fchen Archiater etc, etc. Hamburg bey Perthes ıd8o8, Der Inhalt des vorliegenden Werks ift nicht for wohl pathbologifch, als vielmehr phylologifch, nems. lich eine Darftellung des Lebensprocelles und Sei n ner Modificationen in den verfchiedenen Organen, Bez. wird daher vorzüglich einen Auszug dieles Gegenltandes mittheilen,' und die Pathologie über a theils weil Ge ihm, mit Ausnahme "des ‚Rapir über: die Wankeokung nicht za theils weil fie nicht für eine phyfiologifche Zeitfchrift geeignet ie) Der berühmte Verf. hat das Problem der Na- turlehre der be in feiner Wurzel ergriffen und einen fchätzbaren B trag zur Gefchichte des . _ dynamjfch - ib at Me Lebensproce[les _ geliefert, mit delfen Objectivirung erft die Lcientifi- fche Bearbeitung der Phyliologie, und: zugleich, auch Pathologie ihren Anfang nehmen kann. ‚Doch Scheint der experimentirende Theil des Werks, der bey Kargheit der Verluche doch fo reich an Befultaten ift, zu klein und der raifonnirende zu weitläuftig ger zu leyn, Wir kommen nicht einmal der ran eines Kunftwerks und noch weni- Ge ’ 100 — ‚ger der Idee des fo verwickelten Lebensprocelfes, dals er die ganze Kette organifcher Naturwelenge- braucht, um fich zu entfalten, ohne Beobachtun- gen und Verluche auf die Spur, wozu befonders die galvanilche Säule uns das Mittel anbietet. Leben it Tendenz zur organifchen Zweckmä- fsigkeit; es ift vegetativ, lenloriell und gei- ftig. E Sich zweckmälsig zu bilden, 'ilt die Tendenz des vegetativen Lebens, die dadurch erreicht wird, dafs der Organismus ponderable $toffe aus der Aus fsenwelt aufnimmt,’ fie ich alfimilirt, und das un: "brauchbar gewordene wieder in diefelbe ausftöfst, Sofern ‚er ein Ponderables ilt, fteht er wüter den Geletzen der Vegetation, und erhält durch he feine organifche Form. und Mifchung, j 2 2 ) "Allein das Thier würde, da es fich von einem Orte zum andern bewegt, bald in eine Aufsenwelt hineingerathen, die feiner Exiltenz nachtheilig wäre, wenn die Ortsbewegung vom .blofsen Zufall abhän+ gig wäre. Deswegen mus hier ein [enforielles Le- ben, und mittellt deffelben die Darftellung des ei- genen Zuftandes der Organilation. und des Zulftan- des.der Welt eintreten, damit be idevunter fich ver- glichen, ‚und mit einander ‘in eine Harmonie ge- bracht werden können, die der Erhaltung der Or- ganilation angemellen ift. Dazu: wird erten dals eine zweyte nervöle Organilation der vegetati- ven eingepflanzt werde, die zwar das Produet von dieler ift, aber fie nachher'beftimmt,; und mit ihr in der engften Wechfelwirkung Steht. Hier ift keine | on 101 Alfmilation‘ der Aufsenwelt, als ein Ponderables angelehen, nothwendig. Es ilt genug, dafs he vor- geftellt wird, und'in diefer Rückficht wirkt fie als ein Inponderables’ durch Luft, Licht, Schall u, [. w! auf den Organismus ein. Der erfte Eindruck ilt immer rein - plychifch. oder fenloriell, wenn gleich ‘derfelbe nachher in den organif[chen Procefs aufge- nommen wird, und mit Mifchungs- und Forn- Ver- änderungen im vegetativen Leben endet. Das Frey- thätige ift an das Ponderable gebunden, beide me- tamorphofiren fich in gleicher Parallele, "beide find blofs verfchiedene Formen eines Welens, sr nn giebt es im Menfchen noch einen. hö- heren Organismus, das geiftige Leben, in wel- ehem Vernunft, Einbildungskraft und Verftand ihä- tg find. Die Einbildungskraft ftellt unfere geiftigen‘ Verhältniffe vor, der Verftand vergleicht lie, und der. "freye Wille pafst die Refultate unferer geiftigen Zweckmäfsigkeit an, "Hier ilt Urtheil und Wille; in der fenforiellen Sphäre Appetit und Inftinkt, in der vegetativen Verwandtfehaft des Ponderablen, wodurch dem Organismus das Aeufsere angeeignet, - und feine Exiftenz erkalten. wird. Durch die Vege- tation ift er unmittelbar an feine Umgebungen mit Nothwendigkeit ‚gebunden, durch das Sinnenleben. e Sphäre erweitert, er wird in dem Maalse Herr über die Welt, als er fie finnlich percipiren,; und durch den: Inftinkt auswählen kann, Durch’ das geifige Leben wird er endlich Herr über ich) Selbit , kann feine Tendenzen beleben und befchrän-, ken, z,B. den Gefchlechtswieb, . , on. 102 ln N Im Muskelfyftem erregt das Nervenfyftem den vegetativen Lebensprocels; die Wirkung des [enfo- riellen Lebens ift mit einem offenbaren Wechfel des Stoffs verbunden. Aber auch bey den Verrichtun- gen des äufseren und des inneren Sinnes [cheint das nemliche Statt zu finden, das finnliche und hö- here geiftige Leben und Wirken nicht ohne eine gleichzeitige Thätigkeit des vegetativen Lebenspro- celfes oder ohne Metamorphofe des Ponderablen Statt zu finden. Wo das Gehirn und die Sinnergane wirken, Biefst mehr Blut zu, dies Blut wird in feiner Mifchung verändert, theils- ‚mehr hydroge- nirt, u mehr oxydirt, und.die Abt rungen find dafelbft lebhafter und Stärker. s 2 Zu jedem Sinnorgane gehen zweyerley Nerven, die eigentlichen Sinnesnerven, welche weicher find und im Sinnorgane als ‚eine breyigte Malle fich ausbreiten, und die HülfsWerven, die härter, weilser find und fich zerälteln. Die Enden beider Nervenarten find indem Sinnorgan nicht unmittelbar, fondern mittelbar durch eine Flüffigkeit mit einan-, der verbunden, die ihr Zwifchenleiter ift, Am ent« gegengeletzten Ende hängen fie durch das Gehirn und Rückenmark zulämmen. Beide Arten von Ner- ven find gleich nothwendig, wenn, eine Sinneswir- kuhg ent£tehen Toll. Mit jeder befonderen Nerven. „are Stehen auch eben Io eigenthümliche Gefälse in Verbihdung, die in ihrer Wirkung fich entgegenge- fetzt find. Das zum Sinnesnerven gehörende Gefäls geht fchnell in Wallergefäfse über, und hat eine unbedeutende Vene, Hingegen geht das zu den — 103 Hülfsnerven gehörige Gefäfsfyltem nicht in Waffer- gefälse über, [ondern nimmt fchnell die venöfe Na- tur an, welche bier prädominirt, und die Abfon- derungen haben einen grolsen Ueberflufs an Kohlen- und Stiekfioff. Der pofitive Pol der gefchlofle- nen galvanifchen Kette, der Sinnesnerve mit feinem Gefäfs- Apparat, wirkt oxydirend, der negative, hier der Hülfsnerve und [ein Gefäfs-Apparat, wirken hydrogenirend in dem Zwifchenleiter. Der Verf. nahm zwey Glasröhren, deren eines Ende er mit einem Stöpfel verfchlofs, durch welchen Platina- Dräthe in die Röhren gingen. Dürch die offenen Enden füllte er fie Ichnell mit frifchem Blate, ferzte fie in Waller, das 96 Grad Wärme batte, brachte die Platina- Dräthe mit den Polen der Volta’fchen Säule und die öffenen Enden durch ein Stück eines Nerven in Verbindung, das mit feinen Enden bis in das Blut beider Röhren herunterhing. Das pohi- tive Nervenende i in der negativen Röhre breitete lich aus, wurde fAlockigt, und löfte fich zuletzt in eine Art von Brey auf; das negativ- polarifirte Nerven- ende in der pofitiven Glasröhre hingegen zog fich ri. mehr zulammen, und wurde falerigt. An beide Platina- Drätlie fetzten fich Luftbläfen an, In der negativen Glasröhre wurde das Blut in der Ges ‘gend des hineinhängenden Nervenendes heller, und fonderte zugleich viel Walfer ab, fo dafs zuletzt die ganze Röhre rund um mit Walfer gefällt, und der rothe Bluttbeil in der ‚Mitte wie ein Faden zu- fammengezogen war. Das Volum vermehrte fich, und die Röhre lief endlich über, In der politiven 204 — h Glasröhre hingegen wurde .das. Blut an ‚dem nega: tiv- polarifirten Nervenende, immer ‘dunkler, zu- gleich weich wie ein Brey, ‚ohne Abfcheidung' von Walfer, und dem ähnlich, wie es bey Typhus- Kranken ift, ‘ Zugleich verlor es fo [ehr an Volum, dals es kaum z des Raums der: Röhre ausfüllte. Der Verf. geht.nun. zur Erklärung des [enlo- riell - chemifchen - Lebensprocelles im ‚Auge, fort Den Sehnerven. die Centralgefälse, neblt dem Glaskörper und der Linfe nennt er das Central- Syftem; die Ciliar - Nerven und Gefälse in der Gefäfshaut, Blendung und den Faltenkranz das Ci. liar-Syftem, Beide Nerven hängen durchs Ge hirn zufammen, und ihre Pole find im Auge durch den Zwifchenleiter der Flülßgkeiten des Auges zu einer gelchlollenen Kette verbunden. Veränderun- gen in dem Polaritäts - Verhältnil[e beider Syfteme offenbaren fich theils durch den Akt des .Se- hens,, tbeils ‚durch Metamorphofen dep, Form und Mifchung des Ponderablen, , Die Central- Arterie geht [chnell in die Wallergefäfse der durchfichtigen Zellen des Glaskörpers, der Netzhaut und _der Linfe über. Die Central-Vene ift im Verhältnifsfzpr Arterie [ehr klein. Das Blut der Central - Arterie verwandelt fich in eine durchlichtige Flülfigkeit, wird abgelondert, ohne dals etwas zurückgeführt würde, Die Markhaut ift bey neugebornen Kin- dern durchüichtig und falt Aülfig, bey Erwachlenen zwar etwas felter, aber noch immer weich, für fich formlos, und breitet fich über das von der Central- Arterie und vom Zellgewebe gebildete Netz, es 105 wie eine pulpöfe Malle aus. Das Nervenmark be- Steht aus Eyweilsftoff, welches durch den Säurungs- Procels eine feltere Conliftenz annimmt, der zu- gleich dem Blute eine hellere Farbe mittheilt, und es zuletzt in das klare Serum das Glaskörpers ver- wandelt. Hingegen geht die Ciliar- Arterie nicht in Waflergefälse, londern gleich in Venen über, die mannichfaltig anaftomofiren. Hier ift es auf keine Abfonderung, fondern auf eine innige Mifchung des Bluts und des neu Aufgenommenen mit ihm abgelehen. Der Venen find weit mehrere und weit (iärkere im Verhältnifs zu den Arterien. ,_ Es wird hier durch die Venen mehr Blut abgeführt, als durch die Ar- terien zugeführt ift, da im Central-Syftem gerade das umgekehrte Verhältnifs ftattfindet. Die Nerven find vollkommen organifirt, in Fäden und Ganglien gebildet, Im Central. Syftem wird das Blut’oxydirt, an Vglamı vermehrt, und zuletzt in Waller verwan« delth im Ciliar- Syltem wird es bydrogenirt, be- kömmt eine dunklere Farbe, und fetzt mehr Koh-, lenfıioff ab. Zugleich wird durch die Gefälse der Blendung, des Faltenkranzes und des hinteren Grun- des der Gefälshaut die wällerigte Flülfgkeit, die ‚durch den Lebensprocels in Wallerftoff verwandelt ilt, aufgenommen, und dadurch dem Blite der + ‚höchlte Grad venöfer Befchaffenheit mitgetheilt. In dem Maafse als die Thätigkeit des Central -Pols vor- waltet, füllt fich das Auge ftärker mit Flülfigkeiten an; hingegen fällt es zulammen, wenn der Ciliar- Pol prädominirt. Die wällerigte Feuchtigkeit, wel- che den Procefs der negativen Zerletzung auf der 106 } Blendung unterhält, wird aus dem Glaskörper aus- gedrückt. Hier bekömmt auch der Faltenkranz feine Bedeutung, in dem gleichfam die ganze Thä- tigkeit des Ciliar- Syftems vereiniget drer=b.« Durch die Oxydation im Central-und Desoxy- dation im Ciliar - Syftem, die ununterbrochen in der gefchloffenen Kette belteht, wird die normale Milchung und Form des Auges unterhalten. “Die Dif- . ferenz der Thätigkeit zwifchen beiden Polen, oder das geftörte Gleichgewicht erregt das Sehen. Die Normal- Reitzung gefchieht von Seiten des Central- Pols durch das Licht.‘ Doch erregt Auch die An- wendung des Galvanismus auf das Ciliar - Syftem Lichterfcheinungen, aber unvollkommene ’ weil da- bey die gefchloffene Kette nicht ablofut ilolirt ift. Jene Piocefs kann man unter dreyerley Mo- dalitäten betrachten. ı) In Rückficht der Loca- lität, fofern durch das einfallende Licht nur’ be- ftimmite Stellen der Markhaut in ihrer Polarität ge- ändert werden. Dahet die Figur, 2) In Rückßcht der Polarität. Die rothe Farbe vermehrt, die ‚violette vermindert die pofitive Polarität der Mark- haut. 3) In Rücklicht des Grades der Leitung, durch welche die Stärke unlerer Empfindung be- flimmt wird. Das weifse Licht ift der Normal-Po- larität der Markhaut gleich; fchwarze Farbe ent- Steht vom Mangel des Lichts. Wird das Licht von feiner Richtung abgeleitet, und dadurch [eine Na- tür fo geändert, dals fie entweder mehr pohtiv oder ınehr negativ wird; fo’ entlteht farbiges Licht. Wir fehen rothes Licht, wenn durch den negativen a — 107 Pol der Volta’fchen Säule die negative Polarität im Ciliar- Syftem und dadurch die pofitive im Central: Syftem erhöht wird; blaues Licht beym umgekehr- ten Fall.: Die Pole des Ohsniswin wechfeln ihre Pola- rität, wenn die Leitung in der Kette unterbrochen wird; der politive Pol wird negativ und umgekehrt, Die nemliche Befchaffenheit hatıes mit demi Lichte auf der Markhäut. Die nach der Belfchaffenheit des Lichts mebr poltiv oder mehr negativ polarilir- ten Stellen derfelben nehmen die entgegengeletzte Polarität an, wenn die Leitung aufgehoben wird, Darnach erklären fich die Augen: Spectra, Hat man nge eibenofchwarzen Fleck angelahn, fo entlteht bey Sc ung des Auges weilse Farbe, Der dun- ı kelrothe Fleck ‚bringt hellgrün, der orangegelbe Fleck blau, und der hellgelbe Fleck dunkelbau oder violet hervor. Wird in diefem Zutltande dürch eine galvanifche Säule die Polarität des Ciliar - Syftems; und dadurch zugleich die Polarität des Central-Sy- fiems abgeändert; fo ändern fieh auch die Farben- Spectra. Ift durch das Anfehen eines rothen Flecks ein grünes Spectrum entltanden; fo wird daffelbe fchnell hochgelb, wenn das Ciliar- Syftem negativ, hingegen blau, wenn es politiv galvanilirt wird, im Gehörorgan findet ein ähnlicher Procels Statt. Der Sinnes-Nerve verwandelt fich in eine pnlpöfe. Malle, und die Gefälse des Gehör- Ner- ven gehn in Wallergefälse über, und bilden die verfchiedenen: mit Waller gefüllten Ampullen des Vorhofs und die Bekleidung der inneren Wände der 108 ne Schnecke. Das Venenfyftem ift klein im Verhält- nifs zu den Arterien, ‘Zum Hülfsnerven hat er den Antlitznerven, der fich mit einigen Zweigen in die Paukenhöhle, in ‘die Zellen des Zitzen- Fort+ Satzes und in das"äufsere Ohr, mit den übrigen Zweigen in das Geficht verbreitet. ‘Der Zwilchen- leiter zwifehen beiden Syltemen fcheint die ganze Haut des Kopfs zu feyn, die ich in den Gehör- gang zieht, und das Paukenfell bildet. Das byper- oxydirte Blut des" pofitiven Pols, ‘die Feuchtigkeit des inneren Gehörgangs, wird durch leigne Kanäle nach der inneren Höhle der Hirnfchaale geleitet, ünd dafelbft nach Cotunni’s Meinung von Saugas dern aufgenommen. ''Endlich glaubt nochder Verf dafs der Schall nicht fowohl auf das Centralfyftem, fondern vielmehr auf die Hülfsnerven wirke, und dadurch das Gleichgewicht der Polarität aufhebe. Auch der Geruchsnerve ift pulpöfer Befchaffen- heit, verbreitet‘ fich über. die Scheidewand der Nafe, und wird von einer blofs wälferigten Abfon- derung begleitet, die bey den Knorpelfifchen in ei- nen eignen Sack gelammlet il. Der 'Hülfsnerve verbreitet fich in der eigentlichen Schleimhaut, die wirklichen Schleim 'abfondert. Die Arteriae ethmoi- deae dringen durch die Siebplatte, und ftehn unter dem Einfluffe des Riechnerven, wie die Central- Arterie unter dem Einfufs des ‚Selinerven [teht, Uebrigens fcheint der Geruch das Object nicht blofs zu empfinden und darzuftellen, fondern es lelbfe aufzunehmen und fich anzueignen. In ihm verbin+ det fich alfo das fenforielle Leben mit dem vegetar nz 9) tiven. Daher hängt auch die Quantität und Quali- tät des Geruchs nicht blofs von dem aufgehobenen Gleichgewicht der Polarität, [ondern zugleich von der Qualität des riechbaren Körpers und feiner Af- finität mit dem in Anfrage Itehenden Individuum ab. Der Gefchmacks-Sinn ilt noch ungleich mehr fubjectiv als der Geruchfinn, und er kann kaum für etwas mehr als eine Modifcation des Gemein- gefähls gelten. Alle Nerven dieles Sinnes' verhal- ten lich wie Hülfsnerven, und.der Verf. wirft die Frage auf, ob nicht vielleicht der Geruchsnerve in Rücklicht der Perception des: [pecihfchen Ge- fchmacks, fofern derfelbe objectiv ilt, das Central- Syftem diefes Sinnes conltituire? Wenigftens [tehn beide Sinne mit, einander in einer mannichfaltigen Beziehung. ‚Mit den Sinnorganen endet die Darftellung dex aulsenwelt als Object im innern Sinn; alles übrige it Gemeingefühl, welches den eignen körperlichen Organismus, objectivint, kein eignes Organ bat, fondern durch den ganzen Organismus verwebt ilt. Der Lebensprocefs ift auch bier dem bemerkten > analog. Ueberall wird am politiven Pol Waller aus } dem arteriellen Blut ausgefchieden; . daffelbe am negativen in venöles verwandelt, Auch hier [cheint es, dals zu jedem Organ zweyerley Nerven gehn, und ur Polarität in ihm {tattfinde, nur bedarf es keiner Continuation bis ins Rücken- mark, fondern es bilden lich einzelne gelchloffene Ketten für die befonderen Organe. In denfelben eonftituirs wahrfcheinlich das Ganglien-Syliem dia ı10 ——— Poftivität oder den Central- Apparat und die übri- gen Nerven, befonders der N. vagus, den negati- ven Apparat der Hülfsnerven. Jene find nemlich weich wie die Sinnesnerven und ausfchliefslich an das arterielle Syftem gebunden. In diefen Orga- , nen waltet bald die Thätigkeit des pohtiven, bald die Thätigkeit des negativen Pols vor; in diefem Fall entftehn Walferftoff und Kohle, in jenem wäl- ferigte, eyweilsartige und oxydirte Ablonderungen, Die Milz ift vielleicht der Hülfs - Apparat für die grofse Magendrüfe; die Nebenniere für die Nieren, Veränderter Lebensprocefs ilt mit Veränderung der Gruppirung der Organe verbunden; die Bruftdrüfe verfchwindet, nachdem die Relpiration begonnen ilt. Der vegetative Organismus bietet der Aulsenwelt drey verfchiedene Flächen an, mittellt welcher er diefelbe aufnimmt und fich in diefelbe ausftöfst, allo als Körperliches angefehen, beftändig in feiner e. Mifchung und Form metamorphofirt wird. Diefe drey Flächen find die BER 5 Bi, der Darmkanal und die Hautfläche. ) j In den Lungen kömmt der Organismus mit der Atmofphäre in Berührung, Dadurch wird ihr Gehalt an Sauerltoff vermindert, ihr Gehalt an Stick+ Stoff und Kohlenftoff vermehrt; das Blut wird röther “und fein Eyweilsftoff gerinnbarer. Keine'chemilche Einwirkung findet bier nach des Verf. Meinung Statt, weil: die luftdichten ‚Lungenbläschen keine unmit- telbare und körperliche Wechfelwirkung zulaffen: Das Bedürfnils der Refpiration fteht nicht mit dem Bildungsproceßs, [ondern mit dem [enloriellen Leben, ie 5. 121, mit der Wirkung der Sinne, ‘des Gemeingefühls und der Muskeln im Verhältnils, Der Embryo, welcher blofs vegetirt, bedarf keiner Refpiration. Die Pola- virtäts- Verhältnilfe zwifchen Blut und Atmofphäre werden blols verändert; das Blut wird pofitiv, die Luft negativ polarilirt, und dadurch werden beide. in’ibrer Mifchung verändert, ohne einen Wechfel ponderabler Stoffe. Dahey f[cheiden die Arterien Waller in Dunftgeftalt ab, welches die ausgeath-. mete Luft mit fich fortführt. Die zweyte grolse Fläche, durch, welche der Organismus mit der Aufsenweltin Berührung kömmt,, ilt die Speileröhre, in welcher das Ponderables Selbft, nachdem es vorher allimilirt ift, aufgenom-. men wird. o Die letzte Fläche, mittelft welcher Aufsenwelt und Organismus fich gegenleitig mittkeilen, ilt diey Haut, Auch bier treten Nerven und Gefäfse in ein Organ, der Papillar -Subftanz, zufammen, die im ein balbflülliges Schleimnetz des Malpighi’s liegt, und das eigentliche Leder unter fich hat. Das Ganze ift mit der Oberhaut bedeckt, die mit den hornartigen Organen eines Welens ift, ich da ver- liert, wo der Organismus den Aieipelluwen Ein- wirkungen der Aufsenwelt entzog, wird, hinge- gen da ftärker hervortritt, "wo di ftark ein- wirkt, Sie ift kein verhärteter Schleim, [ondern Scheint arteriellen Urfprungs zu feyn. Die Arterien trennen lich "won den harten Nenven und Venen, verbreiten (ich im der ‚Oberbaut über die ganze Haut und bilden hier den pofitiven Pol der Leitung, sh2 = wie die Central- Arterie den pohitiven Pol des Seh« organs bildet, Unter ihr liegt das Schleimnetz als Hülfs - Syltem. ““ Mit der Haut fteht das Harn-und Generations- Syftem in Verbindung. Die Nieren ind wahrlchein«- lich keine blolsen mechanifchen Seih- Werkzeuge. Alsdann könnte nemlich das [enforielle Syftem kei- nen [o grolsen Antheil an ihrem Gefchäft nehmen, wie es wirklich 'gelchieht. Leidenfchaften und an- dere Eindrücke auf die Nerven verändern die Ab- fonderung, ohne dafs wir deshalb nöthig haben, eine durch die Anatomie nicht erwiefene unmittel- bare Leitung ponderabler Stoffe durch Gefälse auf- zufuchen. Gehören die Nieren zu dem Zeugungs- Organ? Wahrfcheinlich, weil he nirgends von dem« felben getrennt find, und die Nerven und Gefälse beider einen gleichen Urfprung haben. j Zwilchen der äufseren und inneren Fläche des Organismus liegt das Muskel-Sy[tem. Es be Steht aus der eigentlichen Muskelfafer und aus grö- Seren und kleineren Scheiden, die fie umgeben, Die eigentliche Muskelfiber fcheint: Produet: der Arterien und das im Muskelfyftem zu feyn, was’ das Centralfyftem im Auge it, hingegen die Scheide, in welcher die barten Nerven enden und die venöle Blutbereitung bewirkt wird, dem Hülfsapparat zw ähneln. Beide verhalten fich wie entgegengeletzte Pole. Wird die negative Polarität im Nerven er-. höht, fo wird auch die pofitive in der Muskelfa- Ser erhöht, fie verdichtet und verkürzt fich, Die L „Folge. m —— 113 Folge diefer Leitung ift in den mit harten Nerven verbundenen Gefälsen, in den Scheiden der Muskels fibern, vermehrte venöle Blutbereitung; im arteriels len Syltem vermehrte Ablonderung und Erzeugung von Falerftoff, _ _ Zwey Sylteme trennen die bis jetzt genannten Organe nicht blofs im Ganzen, Sondern in ihren kleinften Theileä, _ und iloliren ihre Polaritäten, das Zellgewebe und die ferölfen Häute. Das Zellgewebe bildet nach Bordeu um alle, auch die feinften Theile, eine Art von eigens thümlicher Atmolphäre, in welche he. gleichlam eingetaucht find, und welches dazu dient; fie von den anderen Organen zu ilolireny und bis auf eis nen gewillen Grad die Comininieatiot Zu tunterbre- ehen. In ihm heben ‚fich beide‘ Polaritäten aufy und machen es dadurch zum Nichtleiter. Dies Ver- mögen zu ilolifen,; wird noch durch däs Fett vers mehrt, welches allein im Zellgewebe ich'anfammlet) Den nemlichen Zweck der ielEncR haben ae fe: röfen Häute. ‚ Den.Befchluls macht. der Verf. mit einer Dar« hellung des Einflulles deprimirendet und exeitiren? der Affecte auf den plaltifchen ana. mißs - Billa den koninsichen, oa au! a Reit Jah IE i uhr, giD u 4 yia 1 1: & Archi fi Phyfol: WIR Bdi ls Heft. H 114 a Grundzüge der Naturlehre des menfch- lichen Organismus, zum VBehuf feiner Vorträge über diefelbe, ent- worfen von J. @ A. Heinroth, Do«- tor der Medicin und Philofophie zu Leipzig. Leipzig 1807 8. iD £ - nl Was ift der Menlch als vegetabilifches, thierifches und geiftiges Welen? Was ift.der Charakter jeder diefer Naturen? Wie find fe fich verwandt. und durch innere Verwandtlchaft im Menfchen zu einem Ganzen verfchlungen? Ilt es immer einerley» Welen; welches durch blofse Modifcation feiner Formsin der Päanze bildet, im Thiere {ich bewegt, undıin dem Menfchen denkt? Wie ilt die Verfchiedenbeit des Products ‚aus der blo[sen Form- Aenderung zu begreifen? «Und: warum muls jede höhere Stufe der bildenden Kraft die niedere wieder in fich! aufneh- men, und mit derfelben verfchmelzen? Diele höch- ften Probleme der rationellen Anthropologie find es; die der Verf. fich zur Beantwortung vorgelegt hat: Die Tiefe der Aufgaben muls'es' entlchuldigen; wenn der Erfolg bie und da hinter dem Willen zu- zückgeblieben ilt. Für die Manier, in welcher das Thema bearbeitet ift, muls man Empfänglichkeit haben, fonft wird man abgeftolsen, wie ich feind- felige Pole abltolsen. Vorzüglich findet der Praktiker bier [eine Reghnung nicht; \ Er vermilst die Brücke, en Pa 115 über ‚welche er yon. den höchften: Allgemeinheiten zu‘ den belonderen Fällen herab fteigen kann, die ihn im gemeinen Leben umgeben, Der Zweck des vegetativen Lebens ilt Ge- Staltung, d.h. Darftellung der Einheit in, der Man- nichfaltigkeit. Was alfo im Menfchen Geltalt it, ge- hört zu [einer vegetabilifchen Natur, durch welıhe er im Raume fixirt und gehalten ‘wird. ' Die Vege- tation befteht dadurch, dafs,das Mannichfaltige des rohen Stoffs alimilirt, und das ‚Alfmilirte wieder zu einem Mannichfaltigen ausgebildet wird. Allein nicht Alles, was im Menfchen durch Jie Vegetation gebildet wird, ift Pfanzentheil, fondern nur das, was ihm [eine räumliche Exiltenz fichert., Nerven und Muskeln z.B. gebören nicht zum Begriff der Pflanze’ oder zu dem durch Involution des Stoffs und Evolution der Form beftehenden Räumlichen, (Alle Metamorphofen ‚der gefammten Leiblichkeit des Menfchen, das Entltehen und Vergehen, das Wachs- thum,' die Ernährung und die beftländige Umbildung alles deffen, was körperlich an ihm ift und [eine Aeufserlichkeit ausmacht, gehören zur Vegetation. Die Einheit des Bildungs -Gefchäfts muls die Regel feyn, nach welcher wir unter diefelbe fublummi- xen, aber nicht die Beftimmung des Gebildeten. Der Magen entlteht, ‚wie der Muskel und das Hirn entfteht, durch Alfimilation und Geltaltung des Afhı- n, und.es kann in diefer Beziehung nicht in Anfchlag gebracht werden, dafs der Magen Träger des ern der Muskel Organ des thieri- er: HB» 116 nz fchen, wr@'das Hirn Repräfemtanit des köchften gei- ftigen Lebens ilt: “Es ift' eineıley Procels, durch welchen aller diefe”Organe in’ der Frucht gebildet werden. ""Das ganze Leben ift noch vegetabilifch, weil die Kraft 'fich im Producte erfchöpft, und'nir- gends als Freythätiges erfcheint, weder in der nie- derern Sphäre der Thierheit noch in’ der höheren der Geiftigkeit: 'R.) . ) Der Thierheit Charakter ift Bedeu wie der Pflanze Charakter Ruhe'ift, denn herifx die im Räume" fixirte Geftalt. ‘(Auch der Pflanze Welen ift Bewegung, und ihre fixirte Geltalt eim blößses Schein- Bild Die Bewegung ilt eine innere, die in dem’ Gebilde erfchöpft wird‘, und daher nicht als Freytkätiges zum Vorfchein kömmt, R.) Trieb, Sinn und Gefüht beftimmen die Sphäre der Thierkeit. "Trieb ift die'erfte Erfeheinung der individuellen "Fhätigkeit in) ihrer ‘noch unaufge: Tohloffenen Einheit. Er könnt von Innen und geht nach Aufsen. Durch den Sinn wird'der‘Trieb.er! füllt und gelätriger, wie die Pflanze. durch ihre Alfimilations - ‚Organe. An fich ift er’ noch gar neh Beftimmtes ; ‘“ durch den Sim 'wird''er be. fimmt auf das Belondere gerichtet. Wo Trieb und rc zufammengelin, da emfteht Gefühl ‚’ das dritte welentliche Phänomen, welches die: Thierheit chal ker | Tojge im TA dorubr Aridi " Der Menlchheit Charakter endlich. ife*Bin: heit in der Duplicität, wie dies der Charakter) alı les Örgänitchen ift. "Bey der Pfänze ift‘diefe Bin. heit in der Individualität der Geftaltung, beym Thiere — 317 in der’ Individualität der Bewegung (ausgedrückt, Die Menfchbeit .ift allo identifch mit ‚dem Welen der Pflanze und.des Thieres, fowohl; der Materie als der Form nach. Bildende Kraft und Menfchen- Ä kraft find urfprünglich einerley Kraft, die. fich ia der Pflanze geftaltet, im Thiere bewegt. |, Die Pflan- zenwelt erfüllt die Räumlichkeit, die Thierwelt die Zeitlichkeit und die Men[chenwelt nimmt. zu- gleich noch die Sphäre und Form der Ewigkeit ein, ‚Die nemliche Thätigkeit, welche in der Pflanze als bildende, in dem Thiere als bewegende Kraft er- Scheint, äufsert fich im Menlchen als Freyheit, und wird im Allgemeinen Seele genannt. Der Trieb im Thiere wandelt fich in diefer Sphärein Willen, der Sinn in Vernunft, und das Gefühl‘ in Ge- müth um. Sich [elbft beftimmen, ‚heilst Wollen, welches die Grundhandlung des freyen Welens, und die eigentliche Natur der Seele ift. Der Geilt [paltet lich auf der einen Seite in Phantafie und Vernunft, - auf der andern in Verltand und Einbildungskraft, und alle diefe Verzweigungen fließen wieder im Bewulstleyn zulammen, Endlich vereinigen [ich "noch Wille und Geilt in dem freyen Reiche der nfchheit zum Gemüth, wie fich in der Sphäre - Thierhbeit Trieb und Sinn zum Gefühl vereini- ‚Die höchlte und vollendete Form deffelben ift ie Liebe, mittelft welcher fich das Gemüth der Schönheit hingiebt. (Dieler letzte pl[ychologifche = der allgemeinen Anthropologie ilt zuverläffg der verborgenlte, mit dem weniglien Glück bear- beitete.. Noch liegen die pfychologifchen Thatfa- 118 Pe chen ilolirt da, und jeder eonftruirt fie nach [einer Subjectivität zu einem ’eignen Gebäude, wie man aus einem Baukaften feine Phantafieen zulamnen- letzt, Erft muls das Innere der Seele zu unlerer näheren Bekanntfchaft gekommen feyn; dann wird fich auch die objective Regel finden, die allein und allgemein gültig ilt, in der Conftruction ihrer Phä- nomene. R.) Um dem Leler endlich den Vortrag des Verf. anfchaulich zu machen, will Rec. mit einem Auszug aus demfelben befchlielsen. Nicht zerftreut, fagt er S. ı56., und ohne Haltung und Zufammen- hang, wie fie bis jetzt einzeln in ihrer potenzirten Aufeinander- Folge dargeftellt wurden, liegen die einzelnen Organilatienen neben einander, fondern durch die innigften, alle Glieder der einzelnen durchdringenden Bande find fie mit einander zu Ei- ner und derfelben Einheit verknüpft, Individuali- tät heilst der Charakter der organifchen Einheit, wie wir ihn [clion an den einzelnen Organilationen aufgefunden haben, und wie er nun hier als Cha- rakter des Ganzen aufzuzeigen ilt. ' Das Ganze kann aber von doppelten Seiten betrachtet werden, theils, ' wiefern es aus T'heilen zulammengeletzt ilt, deren Unzertrennbarkeit man zeigt, theils, wiefern es, dem Begriff nach, aller Theilung überhaupt voran- geht; und mit der letztern Anlicht haben wir es zuvörderft hier zu thun. Die organifche Einheit ift, ihrem Wefen nach, bildende Kraft, ihrer Form nach, "aus Identität zur Identität bildende Kraft. Hieraus folgt denn, dafs die Potenzen der organi- fchen Einheit in jeder Sphäre, fo verlchieden fie | — 119 fonft immer [eyn mögen, in dielem Stücke wenig- ftens einander gleich, ja identifch und wahrhaft eins,» gar nicht getrennt find, noch feyn' können, Das Welen der: organifchen Einheit ift in allen ver- fchiedenen Sphären Eines, aus Identität zur Identi- tät bildende Kraft; und [o ift in diefer Hinficht gar keine Verfchiedenheit der Sphären denkbar, Ob die identifch - bildende Kraft ihr Wefen und Gefetz auspräge in den Raum, oder in die Zeit, oder in die neutrale Form von beiden: das gilt hier ganz gleich; in Bezug auf Individualität find Pflanze, Tbier und Menfch nur mehrere Erfcheinungsweilen. von Einer Kraft und Einem Welen, welches eben feine Einheit in diefen’ mancherley Reflexen feiner felbft erft recht deutlich offenbart. Denn es ilt diefelbe Idee der Identität, welche im Raume als fich - felbft- erhaltende Geftalt, in der Zeit als fich felbft empfindendes Gefühl, uud in der Sphäre der Freyheit als fich felbft erkennende, d.h. liebende Freyheit, oder als Gemüth, erfcheint. Ja, genau Betrachtet, find es nicht einmal verfchiedene For- men, in welche fich daffelbe Wefen hüllt, fondern nur nothwendige Momente einer und derfelben Form, w Reil. 129° m. Pupliologie des Menfchen nn, gängiger Rückficht auf die,com- parative Phyfiologie der Thiere, von Ph. Fr, Walther, der Philofo- phie und Medicin Doctor, und öf- fentlichem Lehrer der Heilkunde zu Landshut, Landshet 18078 r 1. Band. ih ——— 19 bet a Ia diefem erften Bande giebt uns der Herr Verf, die allgemeine, und einen Theil der be[on, deren ‚Phyfiologie, welcher von ‚der , Verdauung und Chylificaion, von der Ernährung und der Ab- fonderung überhaupt, und yon der Ablonderung der Hautausdünftung und des Harns insbefonderg han- delt. In dem zweyten Bande wird die,Lehre vom Kreislauf, der Refpiration und den willkührlichen Bewegungen, die Lehre van den Verriehtungen der Sinne und des Gehirns, und endlich die Lehre von den Sexual- Functionen nachfolgen, und damit das Syftem der Phyfiologie gefchloffen feyn, In dem allgemeinen Theil, der unftreitig der fchwierigfte ift, find die Begriffe des Lebens und des Organismus, der organilchen Form und Gebil- dung, der Grund - Functionen des Lebens und der Verhältniffe der drey Sylteme zu einander erörtert, von welchen Rec. nur Einiges, was zum Zulammen- hang gehärt, ausheben will, ZUne i _— 221 ı Bhyfiologie, Sagt der Verf., ift'die Wiffen- fchaft yoı der Idee des Lebens und deren Manife- Station an den be/onderen Organismen. . Geoffen- bart wird fie dadurch, dafs fe fich in das ihr ent- (prechende Reale bildet, wodurch am Realen ibr Reflex oder G.genbild entfteht. Phyholagie ilt alfo ein Theil der Phyüik, welche die Lehre yon der Einbildung der Ideen in das fichtbare Uniyesfum oder in die Formen ihrer Erfcheinung ilt. (Hier wermifst Rec. das Wie? diefer Bildung der Ideen in ihre Gegenbilder oder die Expolition des Verhält- nilfes des Unendlichen zum Endlichen. '$o lange diefe Aufgabe nicht gelölt ift, bleibt ein hiatus in den Prineipien der rationellen Naturlehre , welcher unferer Erkenntnifs unüberfteigliche Hindernille in den Weg legt. RB) Wo die Idee des Lebens har- monifch durch die Formen ihrer Erfcheinung durch- ildet ilt, ‚entlteht Gelundheit, die zunächlt Gegenfltand der Phyfiologie ift; bingegen befchäfti- get, ich die Pathologie mit der Duxchbildung der Idee des Lebens in concrete Formen, die mit ibrer-urbildlichen Form im Widerftreit Itehn, fo- fern nemlich die Ideen im Endlichen unvollkommen ausgeprägt werden, Am Menfchen fell die !dee des Lebens ihrem ganzen Inhalt nach, allo [owohl von Seiten des natürlichen als des geiltigen Lebens, realilirt werden, die blofs verfchiedene Relationen eines Lebens darftellen. Phyfiologie u:d Pfychologie find daher organifche Beltandtheile einer Naturlehre des Menfchen, von welcher diefe von dem geilti- gen, jene von dem natürlichen Leben ausgeht, um ı22 ı — beide in dem Anfich des Lebens zu vereinen. Den Organismus durch den Sinn’ betrachten, der das Einzelne als Einzelnes auffafst, 'heifst ihn anato- milch; ihn mit der Vernunft anfchauen, welche den Sinn, den Verftand und die Einbildungskraft als befondere Potenzen ihres ewigen Welens in fich trägt, heilst ihn phyfiologifch betrachten. Das Leben ift das höchlte und Urfprüngliche, durch welches erft eine Erkenntnils der’ lebenden Dinge möglich wird, 'Es ift das allein und durch fich felbft Reale, [o wie esauch das einzige Ideale ift. Selbft die Materie und alles, was'von ihr prä dieirt wird, ift als eine Form [einer Manifeltation’ anzufehen, Leben heilst durch fich' felbft thätig’ feyn; aber diefe Thätigkeit ift nicht das Leben felbft,; fondern 'nur eine Aeufserung und das eine, wie das Seyn das andere Attribut deffelben. Thä-' tigkeit ‘und Seyn find ‘die Formen der Aeulserung des Lebens, delfen Anfich beide auf gleich ewige Weile begründet. Es verfchwindet hiemit alle Frage nach einem Lebensprincip. , Das Leben hat feinen’ unbedingten Grund in [ich felbft, und läfst daher keine Ableitung von einem höheren zu. Das Princip der Manifeftation der Idee des Le- bens an und durch die lebenden Dinge, wird der Organismus genannt. Er ift diejenige Seite, wel- ehe die lebenden Dinge der Idee des Lebens zu- kehren, das Band, durch welches fie und die endlichen Dinge unter fich verbunden find. Die Art und Weife wie dies gefchieht, ift diefe:' dafs durch den Organismus die Einheitin der em 123 Totalität des organifchen Dinges, und hinwieder die Totalität in der Einheit; und beide fich gleich, und als dalfelbe gefetzt lind. Das Befondere ilt nicht etwan ein Theil des Ganzen,. [ondern dem Ganzen vollkom- men gleich. Dadurch wird der Organismus das vollkommenfte Abbild der abloluten Identität des göttlichen Welens. Jedes Glied lebt für fich und zugleich im Ganzen, oder in allen lebt der eine und wntheilbare Organismus, aber in jedem auf be+ fondere Weife. Alles Organifche ift befeelt, do. fern Befeelung Einpflanzung des Ganzen in das Ein- zelne ift. h In allen Dingen ift das Band das Welentliche, hingegen das Verbundene oder Einzelne das Zufäl- lige; befonders im Organismus. Dies fich felblt Afürmiren des Bandes in dem Verbundenen ilt die organifche Form, Im Anorganifchen ift die Form das Zufällige, der Materie Untergeordnete, Das Aeulsere hat noch auf die Geftaltung deflelben (Cryftallifation) Einfufs, und wo dies auch nicht it, wird diefelbe doch durch den Stoff beftimmt, und ift der Ausdruck des Stoffs. Hingegen ’ift im Organifchen die Materie der Form untergeordnet; fie wird nicht blols in ihren zufälligen Qualitäten, fondern der Subftanz nach entfaltet, verliert ihre - Eigenthümlichkeiten von dem Moment an, dafs fie in den Kreis des Organifchen tritt, und wird mit dem Gepräge der organilchen Form bezeichnet, das von der Idee herftammt. _ Ein befeelender Geift wohnt in der Materie, der fie nach ewigen Ideen 24 . RE zu bearbeiten unternommen hat, Die Form des or- ganifchen Leibes bleibt bey allem Wechfel des Stoffs unverändert, lebt .ein der Zeit entzogenes Leben, und zerfällt erft mit dem Tode. (Auch die .organi- fche Geftalt, die felbft nicht einmal ganz von dem Einflufs des Aeulseren befreyt ift, wird durch die Qualität des Stoffs beftimmt. Nur wird die Qua- htät durch die organilche Forin, mittelft. der Alh- milation auf eine folche Weile varber beftimmt, dafs fie diefelbe wieder aus fich produciren mufs, Sie wird ihr nicht von Aufsen 'aufgedrückt, Ein belehender Geilt wohnt in der Materie? Wer ift dieler von ihr verfchiedene belebende Geift? Hat fie üch nicht vielmehr [elbft zu diefer Potenz einer befeelten Materie entwickelt? Diejenige Form, wel- che im Tode verändert wird, wird auch fchon wäh: rend des Lebens verändert, welches fich in den Differenzen des Lebensalters offenbart. Nur die urbildliche wird weder im Leben noch im Tode af ficirt. R\) Ar Die drey Thätigkeits- Formen der Natur über- haupt, nemlich Magnetismus, Elektricität und Che- wismus erfcheinen in dem organilchen Naturreich als Reproduction, Irritabilität und Senhbilität, und Gind die Grundfunctionen des organifchen Le- bens. Die Reproduction enthält die Möglich- keit, ich [elbft ins Unendliche fort in fteter.Gleich- heit zu entwickeln, und als Bildungstrieb dem Ver- gänglicben der Materie die bleibende organifche Forın mitzutheilen. in der Irritabilität ilt die Kraft in entgegengeletzter Richtung ıhätig, und ein Pe, 125 inherliches Getheiltfeyn der organifchen Subftanz, unbelchadet ihrer Einheit und Selbftgleichheit, ak der Grund äufserer Beltimmbarkeit, vorhanden. 'Die leızte und’ höchlte aber eben [o urfprüngliche Grund« fünetion, ‚ als"die‘ beiden erften, ifr die Senfibi- lirat. Sie ilt nicht Kraft, wie die Reproduction, nieht Thätigkeir, wie die Irritabilität, fondern die Identität beider, nemlich Wirkfamkeit. Diefe Grund» Fünctionen lind die drey Potenzen der organilchen Subltanz an. lich, und zugleich Bedingungen der Wirkliehkeit'des Lebens, als Erfcheinung an- gelehen, (die alle übrige Qualitäten unter fich fub« fummiren‘, ewig in fich‘ wiederkehren, und den Kreis des individuellen Lebens [chlielsen. Reproduction, Irritabilität und Senfibilität find zwar allem Organifchen urlprünglich eingebohren; und als’einfache Actionen in allen Dingen gleich‘ doch enthalten fie von ihrer endlichen Seite ange- fehen den Grund aller Verfchiedenheit derlelben‘, und befümmen’die Formen des Lebens ' Diele treten nemlich' dadurch hervor, dafs die eine oder andere jener Grund - Runctionen vorherrfchend wird, die übrigen unterdrückt, und dem Lebensprocels "ihren Charakter einprägt: In der Pflanzenwelt herrfcht die Reproduction vor: den kaum‘ bemerk« baren Irritabilität "und Senfibilität vor. Die Pflanze kat noeh mehr Einheit des’ Welens,/“wenigere Ges genlätze in’ ihrer Bildung; wenigere ‘Selbftftändigs keit und [profst; blüht und'vergeht daher, abhän- gig von den Jahreszeiten. Mittelft der Vegetation wird das mütterliche:Prineip> der Sohwerkraft den» 226 ze Lichtwelen aufgelchloffen. Kohlenftöff -ift in ‚der Pflanzen: Formation das vorherr[chende Prineip; von dem zerlegten Waller wird der Sauerftoff ausgelto- fsen, der Wafferftoff dem Kohlenftoff zu Schleim, fetten und ätherifchen Oehlen, ‘Aromen, Harzen, Balflamen und Campher verbunden, Das höchlte Product der Pflanzen- Metamorphofe jft die Biüthe, das Organ der Fortpflanzung der Gattung, über welche die ganz auf Reproduction be[chränkte Pflan+ zen- Thätigkeit nicht hinausgehen kann. Im Tbier- reich herrfcht die zweyte Grund - Function des Le- bens, die Irritabilität vor, und die Reproduction beltellt blols den Boden, auf welchem höhere Func- tionen hervorwachlen [oilen. Des Thieres eigenthüm- licher Charakter ift Bewegung. _ Es’ theilt fich in mehrere Gegenläize, von welchen der 'Gegenlatz einer inneren und äulseren Fläche der 'erfte äft: Das Thier hat eine Speileröhre, ‘die der Pflanze fehlt. In der unterften Familie der weilsblütigen Thiere ftreitet die Irritabilität gleichfam noch mit der Reproduction um die Herrfchaft; erft'bey: den roth+ blütigen Thieren waltet fie entfchieden, und zu- gleich der Sauerltoff im Lebensprocefs vor. ‚Paral- lel. diefem entwickelt fich das Refpirations- Organ extenfiv und intenfiv zu grölserer ; Vollkommenheit. In.den Fifchen lt noch Kiemen-Relpiration, die durch. die Amphibien in Lungen -Refpiration über- geht,; welche in. den Vögeln den höchlten Grad von Vellkommenheit erreicht, die daher auch die reitz- barlften Thiere& find, aber in. der Hitnbildang hinter den Säugthieren zurückbleiben, Mit ‘den ‚Säugthie- —— 127 ren tritt (die letzte und höchfte Grund - Function, die Senl[ibilität, als vorherrfchend in der Ent- wickelung der Sinne und des‘ Gehirns hervor, die in dem Menfchen den höchften Grad. ihrer Voll- kommenheit erreicht. ; ' Die Urgeftalten oder Primzahlen der ongani> fchen Bildung find drey,, \Zellgeweber,'Ge- fäls- und. Nervenbildung; alle übrigen-Gnd le, enndaire, und von dielen abgeleitete, Formationen, Jede .derfelben ent[pricht einer der; Grund - Func- tionen, die zelligte der Meproduction. In ‚der Form vom Zellgewebe reprodueirt fich der befchä- digte Theil; die Structur ‚der Pflanzen ift zellulös, Ihr Stoff ift thierifcher Leim. Die Gefäfsbildung wird durch die Irritabilität vermittelt. Ihr Grund- Stoff ift der Faferftoff des Bluts. In der Nerven- bildung ift endlich Allgemeinheit und Befonderheit aufs: vollkommenfte vereint; jeder Nerve, ilt ein Ganzes für fich, und werfenkt doch [ein befonde- xes Seyn in die Totalität, des Nerven - Syftems. Jedes Organ! ift dem anderen befreundet, und nimmt Antheil an feiner Function, So dafs keine der Eigenthümlichkeit eines Organs hergeleitet, jede, wie.das ihr ent[prechende Organ, ‚aur in der Totalität angefchaut werden kann. Die Relpiration fängt blols in den Lungen an, und wird durch die ganze Progreflion des arteriellen Kreis- laufs fortgelerzt.. . Alle Organe find fich allo zu ge- zmeinfamen Funetionen allociirt, Doch prädominirt: bier dies, dort jenes Gefchäft, Zuerft trennt ich die Gattung von dem Individuum, In Beziehung 126 —- düf jene’ fondert [ich das Sexual- Syltem im Gegen« Tatz aller übrigen; in Beziehung auf dies die drey- fache Digeftion der Alten, in dem erften Wegeny den Gefälsen und den einzelnen Organen ab, Zum irritablen Syftem gehört die Wärmeerzeugung, an welche fich der Kreislauf, die Refpiration und die Muskel= Bewegung anfchliefsen. Endlich‘ tfitt auch das Nerven- Syltens als handelndes in eigenthümli- - ‚chen Verriehtungeh hervor, deren Gemein[ames die Eihpfindung ilt. ’ Jeder Klalfe von Fuhetionen- ift eine (eigene Höhle, den Reproductions- Gelchäften die Bauchhöhle, der Irritabilität die Brufthöhle, und endlich der Senlibilität die Schädel: Höhle an» gewiefen. ner Die’ verfebiedenren Lebensalter‘ der' Menfehen surennEh fich dadurch aus, dafs in iinen'das eine öder andere jener $yfteme, und die durch lie ver Hittelter! Grund Functiönen vorberrfeben. Das Kins des. Alter’ ift das aim meiften vegetative,) im"Knas ben- Alter erhebt fich das irritable Syftem, und ges lahdt im’Jütglings - Alter zur vollen Herrfchaft, End. lich waltet’im Matns- Alter'die Senhibilität'vor; wels elies durch die vollendere Hirnbildung angedeutet wird. Die Veriofität fängt allmählig,am,. vor der Atteriohtät vörzufchlagen, welches dufchsdie Pras poreiiz' des Pfortader- Syftems im Kreislauf angedeul tet wird! Mit'dem anfangenden Alter finkt zuerfb _ die Reproduction, dann’ die Irritabilität, und zur jetzt die Senkbilirät. In dem phlegmatifchen Tems veramente'tritt‘ die ars ee als hertfchend vor; Bu “ mu EBEN sa. a song vodie -— 129 die Ircitabilität hat vermöge ihrer Doppelfeitigkeit ein zwiefaches Temperament, das cholerilche und Sanguinilche; und das melancholifche Temperament liegt endlich auf der Seite der vorherrfchenden Sen- &bilitä, Die Caucahifche Race ift gleichfam der Stamm, in welchem das Urbild der Menfchheit am reinften ausgeprägt ilt, und von welchem die vier übrigen, die mongolifche, die äthiopifche, die ame. zikanilche und die malayilche nur belondere Abwei- chungen gegen die vier Weltgegenden find. Hiemit [chlielst der Verf. die allgemeine Phy- hologie und geht zur belonderen fort, von wel» eher er in diefem Bande den erlten Theil, neislich die Gelchäfte liefert, die lich auf das Reproductions- Verinögen beziehn. . Mitder Verdatiung fängt der Reproductions- Procels an, die die Nahrungsmittel allimilirt, da- mit fie fähig werden, lich der organilchen Form zu unterwerfen, welche das bleibende, wie der Stoff das Wechlelnde im Organismus ilt, Sie gefchieht - nicht fowohl durch Verwandelung, als vielmehr durch Scheidung des Nährenden von dem Nahrungslofen. Was in der Natur Chemismus ift, das ift Verdau- ung im Thiere, und man kann jedes Gelchäft der. delben durch die Verdauungs- Säfte auch aufsexhalb dem Körper nachmachen. Das Gefühl des Bedürf- nifles der Nahrung äufsert fich als Hunger und Durft, die in mancherley Rückfichten mit einander im ent- gegengeletzten Verhältnifs ftehn. Was den Hunger ll, 2. B. Branntwein und Mohnfaft, erregt den Arch f.d. Phyfiol. VIH,B.I. Haft, 1 350 — Durft; der Apperit hört auf) wenn im Anfang hitzi- ger Fieber der Durft fich’einftellt, und umgekehrt ftellt jener fich wieder ein, wenn diefer am Ende des Fiebers nachläfst. Das $alivations "Organ be- fteht aus zwey Beltändtheilen, ‘der’Ohren- und der Unterkiefer- Drüfe, zu welcher die Submaxillar- und Sublingual- Drülen’ gehören. ‘Die Ohrendrüfe ilt röthlich und mehr gekörnt; die Unterkiefer. drüfe von einer weicheren Suhltanz. Die Nerven jener, welche von dem Antlitznerven und vom zwey- ten Paar der Rückenmarks- Nerven’ 'entftehn, 'blei- ben hart, [tehn unter dem Einfluls des Gehirns , und Sondern Speichel ab vom Anblick einer leckeren. Speile; hingegen werden die Nerven der letzen, die von dem Zungenalte des fünften Paars’ herkomi- men, weich, ehe fie in ihre Subftanz eintreten, bilden zuweilen "gar ein Ganglion, und entziehn fich dadurch der Einwirkung des’Gehirns,. Der Magen ilt ‘das’ eigentliche Organ der Ver- dauung; in ihm wird ‘das Nahrungsmittel aufgelöft, im Darmkanal' blofs das Nährende von dem Nah- zungslofen gefchieden. Milchlaft und Lymphe find eyweilsartige und oxydable Flülfgkeiten, die durch den Relpirations - Procels zu -wirklichern Blut ver- brannt werden. Der einfachfte Magen Nleilehfrelfen- der Thiere ift der, wo Mäßenmund und Pförtner in einer Richtung liegen, er’allo “eine blolse blafenar- tige Erweiterung 'zwilchen Schlund und Darmkanal il. In dem Maafse, als derfelbe ich vollkommner ausbildet, tritt'er immer mehr aus diefer Richtung. Bey pflanzenfreflfenden Thieren zieht fich der kleine — 131 Bogen dellelben in einem Spitzen Winkel zulammen, in welchem Schlund und Zwölfingerdarm zulammen- ftofsen. Er bildet fich einem allgemeinen Geletze 'gemäls, nach welchem überall bey der Einmündung organifcher Kanäle in eine gröfsere Höhle ein Theil von dieler als blinder Sack hinter der Einmündungs- Stelle zurückbleibt, wie dies auch bey der Harn- blafe gefchieht. Im Magen verbreiten fich Aelte des Stimm-und des [ympathifchen Nerven; in ihm ftolsen allo, wie nirgends anderswo, Nerven des Cerebral-und Ganglien- Syftems zulammen. Er fteht daher gleichlam in der Mitte zwilchen dem orgari- [chen und dem animalilchen Leben, und Sympaıhi- Girt mit dem Gehirn wie mit dem Ganglien- Syftem. Zu ibm treten von vier Seiten vier verlchiedene Ar- terien- Stämme, die zwey Gefälskränze um feine beiden Curvaturen bilden, und dadurch einen deut= lichen Gegenfatz zwilchen denfelben bilden. Der Magenlaft verwandelt die Speilen in einen Speile- brey..: Das am meiften Verdaute liegt zunächft am - ‚Pförtner; das Halbverdaute in der Mitte, und was noch unyerdaut ilc, nimmt die oberfie Gegend des Magenmundes ein. Durch das Gallabfondernde Organ wird das Blut vom Wallerftoff und Kohlenlioff befreyt, allo feine pblogiftifche Befchaffenheit vermindert. Der Haupt- beftandtheil der Galle ift ein Hydrocarbon, Die Pfort- ader fondert zwar vorzüglich, doch auch die Leber- arterie (ondert ab. Zwifchen beiden Gelälsen ilt der Beiehe Gegenfatz, der in den Lungen zwilchen la 32 _— der Bronchial-und Lungenarterie ftattfindet, doch mit dem Unterfchied, dafs die Lungenarterien verfchie- dene Venen, hingegen die arteriöfen Lebergefälse nur eine Art von Venen haben. Die Milz ift im Gegenfatz der Leber da, verhält fich zu ihr, wie Sich die Nebennieren zu den Nieren verhalten, und ift ein integrirender Theil des Gallablondernden Sy- ftems- Ihre Vene ift gleichlam als der Stamm der Pfortader anzufehen. In der Milz wird wahrfchein- lich mehr das Hydrogen, in dem Gekröfe und den Netzen mehr das Carbon entbunden; hier ift das Blut fettiger, dort wällerigter, Aufserdem hat die Milz auch noch einen Einfluls auf den Magen und _ die Abfonderung des Magenfafts. Die Galle verän- dert durch ihren eyweils- und lfeifenartigen Beltand- theil den Speifebrey, hydrogenirt den Kohlenftoff deffelben, und fchlägt aus ihm den Milchfaft nieder; hingegen oxydirt ich das Gallenharz noch mehr aus dem Speilebrey, wird unauflöslich, und als Ex- crement ausgeleert. Der Milchfaft ift ein noch nicht comburirtes Blut, und verhält fieh zu demfelben; wie die Balıs zur wirklichen Säure. Der Milehfaft ift ein hydrogenirtes und carbonirtes Blut, das Blut ein comburirter und azotirter Milchflaft. Die Saugaderdrüfen belfitzen wenige Nerven, aber defto mehr Gefälse. Die Arterien umfpinnen fie zuerlt mit einem Gefäfsnetz, dringen dann in fie ein, und verzweigen fich in ihnen, Sie find Oxy- dations- Organe der Lymphe vermittelft des arteri- ellen Bluts, welches derfelben zugeführt wird, und. vermehren ihre Gerinnbarkeit, Die Flüffigkeit des a Bruftgangs ift gröfstentheils [chon eine animalilche Flüfßgkeit, nemlich der Eyweilsftoff der Galle, des panereatifchen und des Darmfaftes. _ Was von den Speifen hinzukömmt,, ilt,bey weitem.nicht fo bes trächtlich, als man gewöhnlich glaubt. Der Pro- cels. der Ernährung ift, alfo eigentlich nur ein Kreis- lauf Er Materie innerhalb des Organismus, und die Sanguification eine Wiedererzeugung des‘ Blüts aus m, was [chon) ehemals Blut, war. Aus dem Blute geht ‚alles hervor, das Starre wie das Elaltifch - Flüf- ‚fige, and ‚alles kehrt wieder in .daffelbe zurück, Das Blut ift das wahre Herz im Thierleibe, jener ‚Kreislauf der. Materie der wahre Kreislauf; das ei- ‚gentliche Herz und der eigentliche Kreislauf find nur naebbildliehe und concrete Darltellungen von die- Sen, Jedes Blutkügelchen ift mit einer eignen At- molphäre von Sauerltoff umgeben. ash Die fetige Selbftconftruction jedes Organs aus ' dem Blute wird die Ernährung genannt. Sie ift [ö verfchieden, als es urfprüngliche Bildungen, Mem+ branen- , Faler- und Nervenbildung giebt. . Aus der Gallert des Bluts ernährt (ich das Zellgewebe und die'von .dieleım ‚abhängigen Membranen; aus dem ilsftoff deffelben Hirn und Nerve, aus: dem Fat ff das Muskelgewebe. Die Ernährung gelchieht im allen'Organen durch gelteigerte Oxydation und in- nigere Fixirung ‘des Sauerftoffs in demjenigen Be- ftandtheil des Bluts, der dem zu ernährenden Or- gan homogen ift. Gallert, Eyweilsftoff und Faler- ftoff mülfen mehr oxydirt werden, um in Zelige- webe, Nervenfubftanz und Muskelleifch ‚überzu- 334 _— gehn. Daher ift auch das arterielle Blut nur zur Ernährung fähig. Wachsthum ift nicht blofs gleich- mälsige Vermehrung des Volums, Sondern die Qua- Jität der Organe und ihr Verhältnifs zu einander wird zugleich mit verändert, fofern das eine Or: gan in der Succelfon mehr als das andere genährt wird. Die Abfonderung ift daffelbe, was die Ernäh- zung ift. Das abfondernde Organ [ondert nur mehr ab, als es zu feiner eignen Ernährung in fich auf- nehmen kann, und der Ueberfchuls tritt als Abgelon- dertes hervor. Das Fett ilt ein Hydrocarbon , wel- ches im Zellgewebe abgeletzt wird und den Wal- ferftoff und Kohlenftoff in fich aufnimmt, der durch die Lungen -, Haut- und Leber - Abfonderung nicht bat ausgefchieden, oder durch den Procefs der Ani- malifation nicht hat verftickftofft werden können, Die Eett- Secretion gelchieht wie die Ernährung des Zellgewebes aus Gallert. : Oft verwandelt es fich in Gallert, oder [tat deffelben wird Gallert im Zell. gewebe abgeletzt. Obefität ift bald Folge‘ einer kräftigen Vegetation, bald Folge einer Afthenie der l Lungen-,Haut- und Leber-Secretion. In der Walffer- fucht vieariren die feröfen Häute für das Harnfy- ftem, und wiederum ilt die Harnruhr alsieine Waf- ferfucht des Harnfyltems zu betrachten. Die fich zugekehrten Flächen der feröfen Häute ftehn i in ei- neın elektrifchen Gegenlatz, der die Urfache ilt, dals fie nicht zulammenwachlen. Wird diefer Ge- genfatz aufgehoben, fo verwachlen fie, und ver- wandeln ich in Zellgewebe, \ — 135 In.der Haut ftehn Leder, Malpighi’s Natz und Papillar- Subftanz in dem nemlichen Verhältnifs zu einander, welches im Auge zwilchen Sclerotica, Choroidea und Netzhaut ftattfindet. - Unter den Beftandtheilen des. Urins : ift der Harnltoff der merkwürdiglte, und das. am meilten azotihirte Product.des Lebensprocelles, ‚Durch die Ausfcheidung deflelben wird das Uebergewicht des Stickftoffs im Lebensprocels eingelchränkt, das ‚quantitative Verhältnils des Falerftoffs im Blute ver- mindert, und der Neigung des Organismus zur Al- calescenz Gränzen geletzt; denn wahrlfcheinlich entfteht der Harnftoff aus zerfetztem Falerftoff. : Ohne Refpiration würde der Kohlen - und Waller- hoff, ohne Ernährung. die Oxydation, und ohne Harnabfonderung die Stickltoff- Bildung im Lebens. procels. ein feiner Normalität nachtheiliges Ueber- gewicht bekommen. Harnläure, die den Hauptbe- ftandtheil der Harnlteine ausmacht, ift ein halb oxydirter Harnfioff. Auffallend ilt es, dafs nur der Urin des Menfchen Harnfäure enthält, da doch der Harnftoff im Urine aller Thiergattungen ange- troffen wird. Aufser der Aus[cheidung des Harn- ftoffs trägt auch noch die Ausfcheidung einer gro- [sen Quantität von Neutralfalzen, die eine alkalifche Grundlage haben, die Bildung des Phosphors und des Riechltoffs in dem Urin einiger Thiere zur sazotifirung des Bluts bey. Zwilchen der Kno- henbildung und der Function des Harnlyftems ilt eine merkwürdige Beziehungfvorhanden. Was dort zur Bildung angewandt wird, wird hier ausgelchie- den. Denn Faferftoff, Gallert und phosphorfaure Kalkerde find die Hauptbeftandtheile der Knochen- bildung. So lange in Kindern der Procels der Ver- knöcherung anhält, fehlen die phosphorlauren Salze im Urin, und der Harnitoff ift in geringer Quan- 36 — tität in demfelben vorhanden. Es erzeugen fich leicht Harnfteine in Kindern, wenn die ‚Knochen- bildung geftört wird. Bey der Rachitis und der Knochenerweichung ift der Urin reich an phos- phorfaurer Kalkerde, und im Greile, wo der Stick- Stoff wieder das Uehergewicht bekömmt, ftrebeh alle Gebilde, fich zu verknöchern, und der Urin ift üherfättiget mit den wrefentlichen Harnfalzen. Knochenbildung und Harnabfonderung [tehn in Pa. rallele, und die Nieren kommen erlt in rothblütigen Thieren vor, die ein mit Wirbelbeinen verfehenes Skelet haben. Im Anfang der Fieber fehlt die Harnfäure, und die Phosphorläure ilt in geringer Quantität zugegen, in der Acme vermehren fich diefe Salze; find während der Solution in der gröfs- ten Quantität da, und bilden den Satz des Urins, Schon einige Zeit vor dem Ausbruch der Gicht und des Podagras nimmt die Phosphorfäure im Urin ab, hingegen ift fie am Ende der Krankheit in unge. wöhnlicher Menge vorhanden Die Gichtknoten beftehn aus harnfaurer Soda, und gichtifche Perfo- nen bekommen gerne Harnfteine. In Wurmkrank- heiten enthält der Urin [auerkleefaure Kalkerde, und in fäugenden Frauen fehlen die phösphorfau, ren Salze in ihm, weil fie durch die Milch ausge. leert werden. Gern hätte Rec. es gefehen, wenn der Verf, fich da, wo es dem Gegenltande an Klarheit #, ‚Idee gebrach, nicht in einen Nimbus undeutfcher Wörter zu verltecken gelucht hätte. PR —— 139 Differtatio inauguralis medica de na- tura et medela morborum neurico- om rum. generatim fSpectatis, quam praefide Autenrieth publice defen- det Fr. Chrifte. Rüdiger. Tubingae 1806. ; In jedem gefunden Menfchen ift eine gewille Quan- “tät disponibler Erregbarkeit vorhanden, dic im- ‚merhin verzehrt und wieder erzeugt wird. im Kin- ‚desalter wird mebr Erregbarkeit erzeugt, als durch ‚das animalifche Leben verzehrt werden kann, und der Ueberfchufs auf die Bildung, mittelft des vege- 'zativen Lebens, verwandt, Allein dies Reproducti« 'ons- Vermögen nimmt vom Kindesalter an, immer- bin ab. Arm Ende des Wachsthums [teht es mit ‘der Confumption durch das animalifche Leben im ‚Gleichgewicht; dann vermindert es fich im Alter Br. fo dafs es zum vollen Leben nicht mehr zureicht, und endlich verlöfcht es ganz, und mit ihm das Leben. In diefer Beziehung find allo das Alter des Kindes und des Greiles fich direct entge- gengeletzt.. h Die disponible Erregbarkeit wird durch das fichtbare animalifche Leben, nemlich durch Muskel- bewegung und Sitnesverriektung eonlumirt, durch “die unfichtbare Vegetation reprodueirt. Der Muskel verliert feine Erregbarkeit darch die Bewegung, und bekömmt fie während der Ruhe wieder, Das nem- liche gilt von dem Nervenfyftem, fofern es als On gan des inneren und äufseren Sinnes thinig ift, beide, als Bewegungs-dnd Sinnorgaise angelehen, verzehren nur, aber erzeugen die Erregbarkeit nicht 138 — Nur das arterielle Gefälslyftem reprodueirt, und zwar blofs durch eine chemifche Metamorphofe des Bluts ; durch [eine Action confumirt es diefelbe. Durch Veränderung des Verhältniffes zwifchen Conlump- tion und Reprodugtion der Erregbarkeit werden die Formen des Lebens beltimmt. Reproducirt das Ge- falsfyftem zu ftark, und confumirt das animalifche Leben in eben dem Naafse durch einen Excels der Thätigkeit wieder, fo entfteht Hyperlthenie, die endlich der Mifchung der Organifation«nachtheilig werden kann, . Es erhebt ich ein fthenifches: Ge- fälsheber, wenn das arteriöle Syftem ‚zwar zu viel Erregbarkeit erzeugt, aber [elbft fie auch ı wieder allgemein verzehrt; eine Entzündung, wenn die Confumption ‚örtlich und in einzelnen Zweigen: ilt. ‚Wird zu wenig Erregbarkeit erzeugt, diefe aber ‚durch die ganze Organifation verzehrt, fo zeigt lich diefer Zuftand durch eine allgemeine Schwäche; hingegen entfteht Lähmung, wenn. die zu (parlam erzeugte Erregbarkeit von dem Gefäfs[yftem felbft verzehrt, und nicht auf. die Muskeln ‘und das Ner- venlyftem zugeleitet wird. R Das arteriöfe Syftem kann in einer gegebenen Zeit entweder das normale Quantum von Erregbar- keit, oder mehr oder weniger erzeugen. - Wird zu- viel erzeugt, und’ .diefelbe zugleich. auch wieder durch eine krankhaft vermehrte Lebensthätigkeit confumirt ,. fo mufs das Milsverhältnils zwilchen beiden Gelchäften, und mit demfelben die Althenie Steigen, wenn in diefem Fall nicht eine Periodici- tät diefer Krankheiten eintritt. Die disponible Er- regbarkeit muls fich erft bis auf ein gewilfes Maxi- muın anhäufen, ehe das Muskel-und Nervenfyltem anfängt, fie. durch kranklafte Lebensactionen zu conlumiren Dies ilt die eine Ur[ache der Periodi- cität der Krankheiten; die andere, eine aufgehobene Fr 1399 ' Leitung zwi'chen dem Gefäls-und dem Muskel-und Nervenfyftem. Wo diefe Leitung unterbrochen ift, verzehren die Gefälse [elbft wieder, was fie erzeugt haben. Dies beltimmt die relativen, jenes die ab- foluten Perioden der Krankheiten, Sind Muskeln und Nerven unthätig, conlumiren aber die Gefälse ftärker und ohne Abfatz, als fie reproduciren, [o entfteht ein reines anhaltendes Gefälsheber; wenn hingegen die Muskeln und Nerven mit conlumiren, fo geht daffelbe durch das englifche Schweilshieber in Typhus über, Wenn alle Syfteme Neigung haben, ‚mehr Erregbarkeit zu verzehren, als die Arterien ‚erzeugen können, und wenn diele Conlumption ohne ‚Intermilßon vor fich geht, fo wird bald das chemi- ‘fche Verhältnifs der Organifation, ‘und vorzüglich der Säfte angegriffen; es mülfen Krifen am Ende der Krankheiten entftehen, um die normale Mifchung wieder herzultellen. Was ift die Urlache, die bey, ‚beftehender Lei- tung.zwilchen den Arterien und dem Muskel - und Nerven - Syltem die Neigung der letzten Syfteme zur Gonfumption periodifch unterbricht, und diefelbe nur geltattet, wenn fich die Erregbarkeit bis auf ein ge- wilfes Maximum angehäuft hat? Wahrfcheinlich folgt das letzte Subltrat der Evregbarkeit den ‚Geletzen des Inponderablen, und befonders den Gefetzen des Galvanismus. Die Organe des animalifchen Lebens find Halbleiter, d. h. fie find bey weniger Erregbar- keit lolatoren, bey vermehrter Conductoren, Da- durch wird es begreiflich, dafs jene Organe in In- tervallen wirken und die Erregbarkeit nicht in ei- nem Zuge confumiren. Die Explofion erfolgt, wenn der Halbleiter, als Ifolator angelehen, durch Anhäu- fung der Erregbarkeit in einen Conductor umgewan- delt wird. Ift auf diefe Art die Leitung zwilchen dem Gefäfslyltem und den Nerven und Muskeln auf- 140 — gehoben, und confumirt das Gefälsfyfem durch fei- ne Contractionen die Erregbarkeit periodifch wie- der, die es durch die chemilche Metamorphofe [ei- mes Bluts allmählig erzeugt, fo muls die Form eines äntermittirenden Gefälshebers entltehn.; Damit ftimmt der periodifche Verlauf, die überwiegende Action des arteriellen Syltems im Anfall, ‚die Trägheit der Muskel . und Nerven - Actionen und die: Zunahme der foporöfen Zufälle mit dem Wachsthum der Krankheit überein. Hingegen entftehn Nervenkrank- heiten, wenn die Leitung zwifchen dem Gefäß - Sy- ftem und den Muskeln und Nerven befteht. Bey denl[elben gerathen die Muskeln und Nerven, ohne Mitwirkung der natürlichen Reitze, periodifch in Thätigkeit, und zwar durch das Uebermaals der Erregbarkeit, welches von den Arterien erzeugt, in ihnen angehäuft und durch den Excels ihrer Actio- nen wieder verzehrt wird. Die Nervenkrankheiten können [ehr verfchieden feyn, Ift der im Nerven- fyftem erzeugte Halbleiter der Art, dafs er nur eine Explofivn zuläfst bey einer gröfseren Erzeugung der Erregbarkeit , als durch die gewöhnlichen Reitze conlumirt wird, erzeugt aber das arterielle Syltem nur die normale Quantität, fo kann fich die Krank- heit nicht äulsern , es mülsten denn die normalen Reitze entweder in dem refpectiven Organ oder in der ganzen Organifation vermindert feyn. Oder das "Gefäfslyftem erzeugt in einer gegebenen Zeit mehr Erregbarkeit, als das Nerven - und Muskel. Syftem zu verzehren im Stande ift. In dem erlten Fall ift blofs kurz vor dem Anfall, in dem letzten aber im- mer Afthenie da, mit Ausnahme der kurzen Zeit vor _ dem Anfall. In dem letzten Fall häuft fich die E regbarkeit oft nur in einem einzelnen Theile’ des 'Nervenfyltems an. Denn die Capillar- Gefälse kön- nen unabhängig von dem Herzen wirken, örtliche =._ 341 Congeftion und Erzeugung der Erregbarkeit bewir- ken, und dadurch den Anfall der Nervenkrankheit vorbereiten. Bey dielen Congeltionen belteht nenı- lich dieLeitung zwilchen den Gefälsen und denNer- ven und Muskeln, die bey der Entzündung unterbro- chen ift, und dadurch unterfcheiden fich beide Krankheiten. Alle diefe Nervenkrankheiten fetzen die Präey, iltenz eines Halbleiters im Nervenl[yftem voraus, und find in dieler Beziehung gleichlam deuteropaihifch, Hingegen giebt es andere protopathifche Nerven- krankheiten, die durch die Intenlität heftiger Reitze, z. B. des Schmerzes entlftehn. Diefe enden mit ei- nem Anfall, wenn nicht durch denfelben felbft fich ein Halbleiter im Nervenfyftem gebildet hat. Doch können auch die Halbleiter ohne Nervenkrankheiten entltiehn. So kann z B. Mangel am Ton zu Conge- ftionen, diefe zu örllicher Anhäufung der Erregbar- keit Anlafs geben. Oft findet man Degenerationen im Nervenfyftem, Härte oder Weichheit, oder mei- ftens beides zugleich, wodurch die freye Leitung feiner Theile unter fich und mit dem Gebirn unter- brochen wird. Diele Degeneration kann in ganzen Strecken des Syftems ftattlinden, und zuweilen kaum bemerkbar [eyn, Vielleicht kann das ganze Syfıem auf diefe Art degeneriren und dadurch zum Halblei- ter werden, "Die periodifchen Nervenkrankheiten find ohne Gefälsheber, weil lie das Uebermaals der Erregbar- keit conlumiren, und deswegen für die Gefäfse keine übrig bleibt. Daher entfteht kein Starrkrampf, wenn und [o lang als die Wunde entzündet, allo die Lo- cal - Leitung zwifchen Gefälsen und Nerven unterbro- chen ift: Bey einem gebilfenen Menfchen kann man die Hydrophohie dadurch verhüten, dafs man die Wunde durch Reitzung in Entzündung und Eiterung u42 — fetzt. In der Manie ilt die Unihätigkeit des arteriel- len Syltems offenbar. MReitzt man daher die Arte- rien, [o wird dadurch oft der Ausbruch der Krank- heit im Brennpunkt des Nervenfyftems unterbrochen. In der Hyfterie [chweigen die Krämpfe, wenn die Abfonderungen der Gelchlechtstheile zunehmen, de ren Nerven für die Hylterie das find, was das Hirn für die Manie ift, Sn der Hypochondrie, wo das Sonnengeflecht leidet, ilt das Gefäls[yltem des Unter- leibes unthätig. Ein hinzukommendes, befonders kaltes, Gefälsheber heilt diefelbe, Wie follen diefe Ideen auf die Heilung der Ner- venkrankheiten angewandt werden? Vorzüglich kommt es daranf an, den Halbleiter zu entfernen, Zuweilen gefehieht dies durch die Autocratie der Na- tur, zuweilen durch Tonica, die die verlohrne Ela- ftieität herftellen. Schwerer gefchieht dies, wenn die Degeneration, wie in einigen Fallfuchten, tief und im Hirn wurzelt un. die Halbleitung unterhält. Hat diefelbe hingegen ihren Sitz im Unaterleibe, und be- ruht fe auf einer örtlichen Degeneration eines Nerven des Ganglien-Syltems, [o kann man durch öhligıe, anthelmintifche und toni/che Mittel helfen, fo lang noch keine Alıhenie vorhanden ift, oder durch hef- tige Reitzmittel, Arnica, Pyrethrum, cauftifches Aminonium, Phosphor - Naphtha, Euphorbium, wenn fich diefelbe bereits ent{ponnen hat. Die Reitzung durch diefe Mittel muls fo .ftark (eyn, dafs davon ein Brennen im Magen enilteht, alle zwey bis vier Wo- cheu wiederholt und ein Jahrlang fortgefetzt werden, So kann auch die Wiederherltellung eines unterdrück- ten Exanthems dazu beytragen, dals die Desorgani- fation eines Nerven und feine‘ dadurch veranlalste, Halbleitung gehoben wird. Wo keine Radical -Cur durch Entfernung des Halbleiters möglich ift, gehr ‘ man auf palliative Hülle, vermehrt die lieitze, und — 243 eonfumirt dadurch das Uebermaals der Erregbarkeit. Mülsige Fallfüchtige werden oft von ihrer Krankheit befreyt, wenn fie anfangen, fich viel zu bewegen. So mögen oft auch der Galvanismus, Zinckkalk, Brechweinftein, Ipecaeuanna, Kupferkalk und an- dere Dinge dadurch wirken, dafs fie das Gefäls'y- ftem des Unterleibes reitzen. Denn alle die Mintel helfen nur in leichten Fällen, wo nöch keine Halb- leitung durch eine entfchiedene Degeneration zu Stande gekommen ift. Kann man weder den Halb- leiter entfernen, noch das Uebermaals der Erregbar- keit confumiren, fo giebt man Nareotica, Digitalis, Belladonna, Opium, die die Neigung der Nerven zur Action, allo zur Confumtion' der Erregbarkeit verinindern. Zuweilen können wir auch dadurch helfen, dafs wir die Congeltionen, die mit der ört- lichen Anhäufung der Erregbarkeit in Verbindung ftehn, durch Kälte, Lage, mechanifchen Druck und durch erreste Congeltionen an andern Orten, be- Sonders in dem Magen, den Hämorrhoidal. Gefäfsen und Genitalien, ableiten. Endlich fucht man das Gefälslyltem zu exeitiren, örtlich durch Entzündung, allgemein durch ein künltliches Gefälsheber, damit es das Uebermaals der Erregbarkeit confumire. Die Entzündung errege man fo nabe als möglich an dem ‚leidenden Theil. Das künftlich erregte Gefälsheber wirkt zwar direct nur palliativ, doch kann die mit ihm verbundene Aufhebung der Leitung zwilchen ihm und den Muskeln und Nerven, und die Ver- änderung der Vegetation die Degeneration des Ner- venmarks heben und den Halbleiter entfernen. Man erregt das künftliche Gefälsheber ientweder durch, gelinde Reitzmittel, Arnica, Campber, Branntwein, die aber vorübergehend wirken, weil fe die Lei- tung zwilchen den Gefälsen und Nerven nicht un- terbrecheu, oder durch Queckfilber, das bis zur 44 —— Salivation angewandt wird, wodurch ein: Mercurial- fieber und eine andaurende Uolirung zu Stande kömmt. Aufserdem kann man noch durch äufsere Rubefacientia, Blaienpfla'ter, Salben von Sublimat und Brechweinftein, und durch innere heftige Reitz- mittel, Pyrethrum, Phosphor- Naphtha, Höllenftein und Seidelbaft ein künftliches Gefälsfhieber erregen, Diefe Mittel muls man aber, wenn fie ihren Zweck erreichen [ollen, [o ftark geben, dals fie Brennen und eine gelinde Eıtzündung des Magens erregen, Sie find daher nicht [o ficher als die Queckfilber- Mittel.: Das. erregte künftliche Gefälsheber unter- brieht die Leitung zwilchen den Gefälsen und Ner» ven; dielen fehlt es daher an Erregbarkeit, und fie verfallen in eine indirecte Althenie, die zum Schlag- Aufs und zur Lähmung führen kann, Daher ilt Vorficht nöthig. _ Das Reproductions - Vermögen der Erregbarkeit nimmt, wie oben gefagt ift, mit jedem Tage des Lebens von feinem Anfang bis zu [einem Ende in gleichem Maafse ab. Die erzeugte Erregbarkeit con- gerirt fich bald auf diefe, bald auf jene Parthie des Organismus, bewirkt dadurch bald das Wachs. thum, bald die Dentition oder die Thätigkeit der Gelchlechtstheile, und producirt auf diefe Weile die Succelfion der Entwickelungen, die den Lauf des Lebens bezeichnen. _ Es ilt begreiflich, dafs diefe Natureinriehtung auf das Entltehen und Ver- gehen der Nervenkrankheiten einen wichtigen Ein. Aufs haben ınufs. Am Alter wird die weniglte Er. xegbarkeit erzeugt, und die erzeugte ziebt lich von der Peripherie gegen das Centrum zurück, Daher hören manche Nervenkrankheiten, z.B. die Fall- facht, mit dem Alter auf. Reil. EEE For. welbnchsnn in DIR wihe nr uahanzie Tab.ll. 13 Ehrhar) n G B Aukurichhr Adi? Piimt AB 3.H A 1b. guultochen v 1F,Schröter. - yızm A G,Eberhas u Aukenriethe Arch 8.0 Phyfiot. &BıH Be Tab.IV. ’ seiuchen v. I. F Scheölen io Lopais Acdı: #6 Phyiol:2B. HM U rasamsesa SSanEnRas hralsl rn 7334 en > - Archiv für die Phyfiologie, Achten Bandes zweytes Heft. | —— Beyträge zur nähern Kenntnifs des Speilelaftes und deffen Bereitung, von A. G. Ferd, Emmert, Profeflor zu Bern, Schon vor einigen Jahren habe ich mit dem Herrn Doktor Reuls, gegenwärtig Profellor der Chemie ‚zu Moskau, wiederholte Unterfuchungen über die, 'än dem Syltem der einfaugenden Gefälse der Pferdo “enthaltene Flüffigkeit angeltellt, und fie öffentlich bekannt gemacht*), Damals waren unfere Beobach- tungen, wenigltens die über die Zufammenletzung des Speilelaftes, ganz neu und die einzigen, Sie ”) S.allgemeines Journal der Chemie von Scherer, Hefi 46, S. 161. und Heft 30,, S, 691, Areh.f. d. Plıyfiol. YIUL. Bd, 11, Heft, k | 146 — find diefes auch, fo viel mir" bekannt ift, "bis jetzt geblieben *); ich glaube daher, dals eine neue Un- ®) Denn die gleichzeitig, oder etwas fpäter als unfere Be- obachtungen, durch Fourcroy bekannt gemachten Un- terfuchungen des Chylus, welche Halle anitellte, find zu unvollltändig, Ich füge fie hiermit Towreroys Worten bey. S. deffen Sylt. des connaiffances ehimiques 5 T. ı0. p. 66. On a recueilli du chyle en ouvrant le canal thorachique de plufieurs chiens, 5 ou 6 heures apres leur avoir fait prendre une pätee de lair, de viande er de mie de pain, A la quelle on avair mele des matieres co- lorantes bleues, rouges er noires, On a lie le canal tho- rachique dilat€ dans la poitrine, et on y faifoit une ou- verture au deffous la ligature, On eit parvenu & fe procurer par lä jusqu’ä pres de cenr'grammes de Chyle,; qu’on a fair colıler dans des capfu- les de verre, Dans aucunescas, on ne l’ a trouve teint par les matieres colorantes mäldes aux alimens. Tres- peu. de tems fapies que cette liqueur a dtE' ex- pofee A Pair, elle s’eft coagulee ou plurör elle a pris la forme gelatineufe et a offert une forte de caillor, ad- herant par les bords aux parois de la capfule. Il y avoit fous cette partie comme gelde une portion liquide, qui ne fe faifoit jour au deffus que quand le caillot s’eft trouve detache de fes bords. Le chyle stoit auffi divif€ en deux parties, l’une li- quide de couleur de lait, tr&s claire, Y’autre folide d’une Teule pitce; dont les parties Etoient liees entre elles par une veritable tenacit@, Semblable A celle.de la. couenne que fe forme A la Bor du fang dans les affections ca- tharales non - inflamaroires. Cette möme mafle coagul&e a la demi transparance de Copale, elle eff teinte de rofe, tant A fa furface que dans fon epaiffeur et dans la portion expofee A l’airz cependant cette teinte eft plus forte das le point de contact ‚avec Yair, On a coup€ par une fection nette, avec des cifeaux. elle ma aucune reflemblance avec la partie cafgeufe Aula," PETER, - u ee De ee a dp ee zn —. 147 terfuchung über diefen wichtigen Gegenftand nicht ohne Interefle feyn wird, [elbft wenn fie blofs jene älteren Beobachtungen beftätigte, um fo mehr aber, wenn fie unfere Kenntnilfe darüber erweitert, Dieles find die Gründe, welche mich beftimm- ten, folgende Beobachtungen und Verfuche öffentlich K.2 Daffelbe gile von Autenrieth’s und Doktor Wem ner’s Beobachtungen, die fie gleichzeitig mit mir an deinfelben Pferde machten, an welchem ich wit Herrn Dok= tor Reufs, die in Scherers Jourmal bekannt gemach- ten Verfuche anftellte. Ich füge fie wegen der Seltenheit der Abhandlung, in welcher fie aufgezeichnet find, mit den Worten desHerrn Veıtfaflers bey, Thorace aperto ductuque thoracico ligato, cyfterna chyli aperta effudir grileum ochro-leuco-album, lacte fpifüorem ehylum, qui ad aeris contactum, dum coagulabatur, ru=- bedinem, primo parvam, tandem dilute rofeam contraxir, Idem fubfeeutum eft in chylo ex ducru thoracico intra thoracem aperto, profiliente, et ab omni fanguine puril- fimo, Omnis chyli quantiras IV unciıs aeftimanda videba- ni tur. Ex chylo aöre coagulato pars quaedaın Auidior, uri ferum a fanguine, fecernebatur, quae flüiditatem, colo- remque eum, quem chylus oınnis primum habuerar, reti- nuitz fapor chyli admodum falfus, odor animalis. Tincrura Hel, profus non ab eo rufata, quin potius exigua rubedi- nis veftigia, quae in illa pura appareıe folent, ab eo de- ‚ eolorque tincrurae ab chyli colore albo in coeruleum mutatus elt, Etiam charta, curcuma tincta, rufari pau“ lulum ab eo videbarur, Charrae albae illita pars chyli Auidior et ficcara maculam pinguem non reliquit. Siehe Differt. inauguralis, filtens experimenta circa modum, quo chy- musinchylummuratur,Praefide ..H,T. Auten- rieth, aut, C. L. Werner, Tubingae 1800. $. 35 Eim " Auszug davon ilt in Horkels Archiv für die chierifche ‚Chemie ı B. 2, H. 5. 257 fi, 148, i — bekannt zu machen. Ich theile fie ganz fo, wie ich hie angeltellt und aufgezeichnet habe, mit, damit ein jeder der Sache kundiger ein Prüfungsmittel der Wahrheit und Genauigkeit meiner Beobachtungen hat, und mich auf eine, etwa bellere Unter[uchungs- art, als die von mirangewandte, aufmerklam macht. Zugleich bemerke ich hier, dafs ich in Zukunft die Unterluchumgen über dielen Gegenltand fortfetzen werde, wozu mir die Anftellung ‚meines Bruders, als Profe[for der Thier- Arzneykunde an der hieligen Akademie die befte Gelegenheit giebt. Bey diefen zukünftigen Unterfuchungen werde ich mich bemü- hen, . vorzüglich das Quantitative der Zulammen- fetzung des Chylus und der Lymphe und die Abän- derungen, die beide Flüffigkeiten an einzelnen Stel- len des einfaugenden Syftems und unter ver[chiede- nen Umftänden des Lebens (z. B. beym Genus von verf[chiedenen Nahrungsmitteln) zeigen, zu erfor- [chen. Das Pferd, deffen Speifefaft ich Pa war ziemlich alt-und litt feit einiger Zeit der Rotz-Krankheit. Es wurde vier und I N den vor feinem Tode einige Mal ftark gefüttert und exhielt viermal, jedesmal einen Bolus aus zwey Quent- chen Weidenrinde - Extract und eben [o viel Galläpfel- Pulver, Durch einen Stich in die grofsen Gefäße der Bruft wurde es getödter, gleich daranf die Bauch- und Brufthöhle geöffnet, und der Bruftgang nahean feiner Endigung mit den neben ihm liegenden grölse- nd: = du ee z ee en il — 149 ren Gefälsen unterbunden. Das Thier zeigte nir- gends eine auffallende krankhafte Veränderung, als in den Lungen und in der Riechhaut; jene waren mit einer Menge von kleinen harten Körperchen ange- füllt, diele war bleich, undan einzelnen Stellen an» gefrelfen. Magen und Gedärme waren von den Ue berrelten der Nahrungsmittel etwas aufgetrieben; die mit 'Speilefaft angefüllten Milchgefälse lagen in grolser Menge im Gekröfe, als knotige milchweilse Stränge, und der Bruftgang als ein blafsgelber, ftark aufgetriebener Kanal ,;nehen der grolsen Schlagaders Aus einem Einfchnitte, den mein Bruder in dellen mittleren Theil machte, drang der Milchfaftin einem ftarken Strome hervor, wie das Blut aus einer ange- fehlagenen Vene. Wir fammelten von der im Ductus Thoracicus enthaltenen Flüffigkeit eine beträchtliche Menge, in ‚vier ver[chiedeuen Gläfern, die ich mit a. b. c.d, bezeichnen will, nemlich: EL, “a. Eine beträchtliche Menge aus der ‘Mitte des Bruftganges, gleich nach dem Oeffnen deffelben" bei. ) >b, Eine eben[o grolse Menge, aus demf[elben Punkte On etwas [päter. Beide Quantitäten vom Chylus, a und b. waren vorzüglich aus dem Stück ‚der, ' Speileröhre, welches unterhalb der Mitte del- felben lag. ir Pr Pr e. Eine geringere Quantität, die wir aus demi obern Theile des angefchnittenen Bruftganges, während der untere zulammengeprelst wurde, „zurück trieben, 150 d. Endlich noch eine [ehr beträchtliche Menge aus der Cifterna chyli und den in he übergehenden grolsen Milchgefäfs - Stämmen. " Die eben angegebenen Punkte des einfaugen- den Syltems gaben eine [ehr beträchtliche Menge Milchfaft von fich, befonders die Cifterna chyli beym Drücken und Streichen des Gekröfes, und diefes war noch eine halbe Stunde nach der Oeff- nung der Speifelaft- Röhre der Fall. Bey gpöfserer Sorgfalt würden wir ein Pfund Chylus aufgefalst ha- ben. Um ihn ganz rein zu erhalten, lielsen wir ihn erft in einen Löffel laufen, und golfen ihn dann in $läferne Gefälse mit engen Mündungen. Aufserdem öffneten wir noch einige kleine Milch- gefälse nahe an ihrem Url[prung aus dem Darmka- nal; wir konnten aber keinen Chylus aus ihnen auf- fallen, weil er fich, gleich nach dem Hervordrin- gen aus denfelben über das feuchte Gekröfe ver- breitete. Leider haben wir vergellen, den Speife- brey in den dünnen Gedärmen zu unterfuchen, ob er nicht auch etwa Spuren von Speilelafte zeigte. Grofse Iymphatilche Gefälse konnte ich nicht auffinden, daher unterblieb auch die Unterfuchung der Lymphe, welche fie enthalten, ) "Der Speilefaft aus allen den angegebenen Stellen des einlaugenden Gefälslyltems war dünnflüffg wie Blutwaffer und fühlte lich etwas klebrig an, Die Farbe war verfchieden bey den einzelnen angegebenen Arten. Der aus den kleinern Milchge- fälsen er[chien ganz milchweils; der aus den gröfßsern —— 258 Milchgefäls - Stämmen und der 'Cilterne war weik- licht, fpielte aber ftark ins gelbliche; noch mehr that diefes der Chylus aus dem Bruftgange, er hatte „eine gelblich-graue Farbe. Beym Mangel san nöthi- gen Inftrumenten unterblieb eine genaue .mikrofco. pifche Unterluchung, aber [chon das blofse Auge entdeckte im Cifternen - Chylus eine Menge weilser, etwas'ins gelbliche fallender Kügelchen. ‚Der Gefchmack war [alzig, zeigte aber bey den einzelnen angegebenen Chylus - Arten keine bemerk- liche Verfchiedenheit. Der Geruch, den diefe Flülßgkeit ausftiels, war ähnlich dem von dem männlichen Saamen. Kurz die finnlichen Eigenfchaften waren ganz fo, wie bey dem Speifefaft, welchen Herr Doktor Reuls vor einigen Jahren mit mir unterfucht hat. . Auf die blolse Einwirkäng der Luft und auf die en Trennung des Chylus von den belebten Wandun- an gen des einlaugenden Syltems trat in den finnli- chen Eigenfchaften deffelben eine fehr auffallende Veränderung ein, die der ähnlich war, welche ich vor einigen Jahten bemerkt häbe, 'nemlich? N "Die Farbe vom Speifefaft a und b. änderte (ich fchnell in eine pfirfehblüth“ rothe; diele ein- u. tretende Farbe war aber nicht fo rein, "als in meinen frühern Unterfuchungen "fonderi fiel etwas ins fchmutzige oder braune. Auch verbreitete ich ”dikte Farbenänderung in fehr "Kurzer Zeit" gleichförmig” dürch' die ganze Malle des aufgefangeneh Speilefäftes, wäh- 152 —— e rend es fich damit bey den-Unterfuchungen, ; die Herr Doktor Reufs mit mir über diefen! Gegenftand angeltellt hat, ähnlich, wie mit der Farbenänderung des Blutes durch die at- wmolphärifche Luft, verhielt: nemlich die rö- there Farbe fich langlam von .der die Luft be-; vührenden Fläche des Chylus ‚gegen die ent- gegengeletzte hin verbreitete und längere Zeit hindurch beide Flächen eine auffallende Ver- fchiedenheit der Farbe zeigten. Der Chylus c. wurde auchan der Luft röth«; hch, aber nieht fo dunkel und lo auffallend, wie a und b. Der aus den grofsen Milchftämmen und der Cifterne veränderte feine Farbe nur etwas. ins röthliche, und erfchien wie eine gelbli- che, durch etwas Blut gefärbte Milch. Endlich, was den Speifefaft aus den kleinen Milchgefälsen anbetrifft, [o veränderte dieler die Farbe nicht (ehr bemerklich, kaum er- hielt er einen röthlichen Schein, E. Mit .dielen Veränderungen der Farbe ftellten 4 fich noch andere in der Confiltenz und Mi. fchung des Chylus ein; er gerann nemlich, aber beträchtlich [päter, hingegen fefter, als „der von mir in frühern Zeiten unter[uchte. Die verlchiedenen Arten von Milchlaft Zeig- ten hiebey folgende Abweichungen: Der Chylus a und b. gerann am fchnellften zu einer röthlichen Malle, die anfangs gal« Sr — 153 lertartige Confiftenz hatte, und aus deren Oberfläche amRande des Gefälses eine geringes»Menge einer hel- len gelblich grünlichen Flülügkeit hervordrang. Nach etwa einer [tarken Stunde erf[chien der geronneng Theil fo felt, wie ein ziemlich hart gelottenes Fy- weils, fo dals er durch Schütteln und gelindes Zie- hen nicht getrennt wurde, [ondern es einige Gewalt erforder:e, ihn zu zerfchneiden. Der Aülfige Theit hatte [ich mit dem Härterwerden des Coagulum ver- mehrt, und drang beyın Zerfchneiden auch aus den ansefchnittenen Flächen hervor. Aber die Quantität deffelben war nicht fo beträchtlich, wie bey mei- nen frühern Unterfuchungen. Er fchwitzte ‚vorzüglich aus der untern Fläche des geronnenen Theils, wie das ‘gewöhnlich mit dem Serum yon dem Blute des Pferdes der Fall ift. Das Coagulum fchien eine Menge von Zellen zu ent- halten, aus denen beym Zufammenprellen deffelben der Nülüige Theil in kleinen Strömen hervor[prang. Der Chylus ec. gerann zwar, aber nicht fa felt, und nur einem kleinen Theile nach, der in dem Aüf- figen Theile, wie der Blutkuchen, in einer grofsen Menge Blutwalfe rfchwamm. "Der Speifefäfe d, eoagulierte noch weniger, er zeigte erlt nach ein Paar Stunden, ein röthliches, falt fchleimigtes Klümpchen, das in der weilsgel- ben Flülügkeit fchwamm; aber fchon am andern Tage war es gröfstentheils verf[chwunden, und Statt delielben ein eruorartiger Bodenlaız, » 154 — Was endlich den Nahrungsfaft aus den feil nen Milchgefälsen anbetrifft, fo Tehien'diefer etwas dicker an der Luft zu werden. . II. Durch Zulammenprellen des in ein leinenes Fil- trum gefüllten geronnenen Theils wurde diefer in zwey ganz von einander verfchiedene Theile nemlich in einen Nülfigen und feften Theil, ge- trennt, = Um diefe Trennung des Coagulum vom Chylus a und b. zu bewirken, wurde ein wiederhol- tes, falt eine Viertel- Stunde lang anhaltendes Starkes Zufammenpreflen erfordert. Der Aülfige Theil drang anfangs mit gelblich- grüner Farbe hervor, am Ende diefes Prozelfes 'erfchien er aber röthlich, von kleinen ihm beygemilchten rothen Körperchen. Das Coagulum erhielt bey dielem Zufammenpreflen eine immer feltere Con! fiftenz und röthere Farbe, jemehr Flüffgkeit aus ihm gefchieden wurde. Wie diele Tren+ nung faft ganz beendiget war, zeigte es falt ‘ eine zinnoberroöthe Farbe, einen hohen Grad von Cohähon und Elaftieität, wie Caoutchouc, und unter einem fchwachen Mikrofcop fchien es, wie nach Fontana die Muskeln, aus ro- then leinen. gefchlängelten Fafern zu beltehen. 724 Gran Chylus. gaben ı3 Gran rothes Coagu-, lum, allo ı000 gaben 0,018, ji Auch der Chylus ce und d. lielsen ihr Coagu- lun in zwey ähnliche Theile durch Zufammen- r. [len trennen, !ie gaben aber'weit weniger’ P ah — 155 » rothen faferigten Rückftand; fo gaben 224 Gran [23 ‚vom Chylus ec, nur 3 Gran rothen Salerigten Stoff, alfo 1000 Theile 0,013. Bey dem Chylus d. war er auch weit wehi- ger zulammenbängend und elaftifch, und die beym Drücken, des Coagulum hervordringende Flüffgkeit, wie der flülfige Theil deffelben, gelblich - weils, dicklich von weißlichen, in ‘ ihm fchwimmenden Kügelchen, und hin und wieder röthlich, von ihm beygemifchten rothen Kügelchen aus dem rothen falerigien Rückftand. "III, Der faferigte rothe Rückltand von dem Chylus a und b, in feine Leinwand eingefchloffen, mit deftillirtem Wafler einige Zeit hindurch gewa- fchen, trübte das Waller und theilte ihm eine röthliche Farbe mit; er felbft wurde weilslich, verlor [einen faawenartigen Geruch, und es blieb_ein fein faferigter, [chmutzig - weilser, ftark zufammenbängender , elaftifcher Stoff zurück, der aber noch einzelne rothe Stellen hatte, unerachtet das Wafchen mit!deltillirtem Waffer (ehr lange fortgeletzt worden war. Ue- berhaupt ‚adhärirte der Färbeltoff des Chylus ‚dem gerinnbaren Theil [ehr innig. “A; Das zum Auswalchen angewendete Waller zeig- te einen rothen Bodenfatz von kleinen rothen Körperchen, und erhielt, einige Zeit der Luft ausgefetzt, ein flockiges fchmutzig - weilses Präcipität, . Gekocht, und mit Galläpfel- Tin- ctur, Salpeterfaurem Silber und andern Sto!. 156 _ fen behandelt, zeigte es deutliche Spuren von Eyweilsftoff, Gallert, Alkali, von falzfauren Salzen und von phosphorfaurem Eifen, B. Der graue falerigte Stoff verhielt fich auf fol- = gende Art: ı. Schwache Salpeterfäure machte ihn gelblich, löfte einen Theil davon auf nnd damit gekocht, ganz, Dicfe blafsgrüne Auflöfung mit etwas Kali- Auf- löfung gemifcht, wurde bräunlich, und gab beym Aufgielsen von blau - faurem Kalı und Salzläure ein Berlinerblaues Präcipitat. 2. Flüffges Kali entwickelte Ammonium daraus, wie diefes die weilsen Dämpfe an einem der Milchung genäherten, mit verdünnter Salzläure befeuchteten Glasftab’ anzeigten, Das Coagulum erf[chien den andern Tag viel klei ner, [chleimig, am Rande verdünnt und zer- freffen, und ‚gröfstentheils aufgeläft; Salzläure fällte weilse Fäden aus der Auflölung. 3. Flüfliges Ammonium löfte es nicht auf, färbte es etwas bräunlich. 4: Der Flamme ausgefetzt, blähte und kräufelte es Sich, nahmleine braune Farbe an, verbrannte langfam mit, dem:Geruch von Horn, und hinter- liefs eine [Ichwammige, _ f[chwer einzuälchernde Kohle, auf welche ein [chwacher Magnet nicht wirkte. In Salzfäure, aufgelöft und Kali. phlogi- ficatum dazu gemifcht, entftand auf Einwirkung des Lichts ein deutlich Berlinerblaues Präcipitat. or 157 IV. Der vom flüffgen Theile befreyte faferigte, aber noch rothe Theil des Chylus aus dem Brufigange verhielt ich ähnlich, wie der vom Färbeftoff größtentheils gelchiedene graue lalerigte Stoff 4 LUl B, A. Mit Salpeterliure gemilcht, wurde er blals, wie gekochtes Ochfenfleifch, und in der Di- geltions- Wärıne löfte er fich ganz darin auf, Diefe blals- grünliche Auflöfung verhielt lich folgendermalsen: 1, Mit Galläpfel- Tinetur wurde hie [chwarz, 2, Mit blaufaurem Kali gab fie einen Berlinerblauen 7 Bodenfatz. 3. Mit Aülfgem Ammonium übergolfen, wurde der | o ere Theil dieler Auflöfung röthlich - braun, “ und ganz hell; unter dieler, hellen bräunlichen Flülfigkeit zeigte [ich ein wilchweilses Wölkchen, “ welches fe von dem untern Theil der Auflölung trennte, die ıhre vorige Farbe beybehalten hatte» " Gelchüttelt wurde die ganze Malle gelb-grünlich,, ı und zeigte ein [ehr feines Präcipitat in lich fas- pendirt. Durch neu hinzugegollenen cauftilchen fr Salmwiakgeilt trennte fich- die Auflölung wieder - in drey verfchieden gefärbte Schichten, fie er- “TIchien aber nach dem Schütteln durchaus hell, "yon bräunlicher Farbe und gab'mit Kali ein Prä- "eipitat von der Farbe des Eilen- Okers. Wurde - Kalkwaller Statt Kali zu diefer Mifchung von Salmiakgeilt mit jener [alpeterfauren Aufiöfung h h 158 — geletzt, -(o war: das Präcipitat weils, wurde aber durch Kali ebenfalls okerfarbig. 4. Hinzugegolfenes Kalkwaller fällte ein weilses Präcipitat, das durch Kali röthlich wurde. 5. Salpeterfaures Silber machte fchnell einen wei- fsen, nach einiger Zeit [chwarz werdenden Bo- denfatz. B. Dem Feuer ausgeletzt, zeigte es diefelben Er- fcheinungen, wie der weifse falerigte Rückltand. V. Der füffge Antheil des Chylus [chmeckte falzig, fühlte fich klebrigan, machte Papier und Lein- wand f[teif, und zeigte die Conüiftenz etwa von 'Blutferum. Der vom Chylus a, b und c. er- fehien Klar, und von gelblich - grüner Farbe; hingegen der vom Chylus d. war trübe, von weilslichen, in ihm [chwimmenden, Körperchen gelblich - weils und auch etwas conliltenter. & Uebrigens zeigte er folgendes Verhalten: A, Fernambuc und Curcuma - Papier veränderte er, wie die Alkalien, jenes machte er nem- lich bläulich, diefes hingegen braun. Be Chylus aus den verfchiedeuen Stellen des ein- faugenden Syltems zeigte hier keine: Ver- fchiedenheit, U B. Mit Waller vermifchte er fich, C. An der Luft erhielt er nach einiger Zeit ein weilses Präcipitat, und ging [chnell in Fäul- nifs über, unter Itarkem ammoniakalifchen Geruch, und ohne dals Spuren von weinig- ter oder faurer Gährung vorhezgingen, In 2 - 169 "einem flachen Gefälse und in kleiner Quan- tität der Luft ausgeletzt, trocknete er zu einer glänzend - gelben harten Krulie an, die eine Menge Sprünge, und ganz das Auslehen von eingetrocknetem Dlutwaller hatte. D. Weingeilt und Galläpfel- Tinetur machten es gerinnen; letztere bewirkte ein [ehr häufiges, ziemlich feltes, weilses Präcipitat, das mit Säuren behandelt, und der Luft einige Zeit hindurch ausgeletzt, [chwarz wurde. Der fülßge Theil vom Chylus ce und d, gaben weit weniger Bodenlatz mit Galläpfel - Tinctur, als der von a und b, aber [elbit das flockige Präcipitat des Chylus d. wurde durch caulti- fchen Salmiakgeilt braun, und als diefer Mi- chung etwas Salpeterläure zugeletzt wurde, fchwarz, E. Säuren bewirkten einen Hockigen Bodenfatz, vorzüglich Salpeterfäure; aber ohne bemerk- liches Aufbraufen. « F. Die metallifchen Salze coagulierten ihn eben- e falls. Salpeterlaures Silber machte ein wei- . Ises, wolkiges Präcipitar, das an der Luft ©... Schwarz wurde; Salpeterlaures Queckfilber fällte einen weilsen, an dem Licht etwas xöthlich werdenden Bodenlatz; [alzlaures, Ei- fen brachte zwar auch ein Präcipitat hervor, es hatte aber keine [chwarze Farbe. G. Mit etwas phosphorlfaurem Filen gerieben, “A malhm dieles und die Flüffigkeit eine röthli- 160 — che Farbe an, die durch etwas hinzugebraeh- tes Kali erhöht wurde. B. Salzfaure Schwererde trübte kaum die Flül- figkeit, was fich aber durch etwas hinzuge- golfene Salzläure ganz verlor. I. Blaufaures Kali gab damit auf Yieaupeiüknlte Säure einen Berlinerblauen Bodenlatz. K. Abgedampft zeigte diefer Theil vom Chylus a und b. folgende Erfcheinungen: Seine Oberfläche überzog fich bald mit ei- nem dünnen Häutchen, das weggenommen fich [chnell wieder erzeugte; er ltiels kleine Lufibläschen aus, und den Geruch von ge- fottenen Eyern. Die Haut wurde immer di- cker, die Flülßgkeit immer falziger von Ge- fchmack, die ganze Malle [chmutzig weils, wie gelottenes Eyweils, und es blieb am Ende des Abdampfens eine glänzende, gräu- gelbliche, brüchige Materie, die an der Luft nicht feucht wurde, und [ehr falzig [chneckte, 210 Gran vom Serum des Chylus a. gaben 10 Gran trockenen Rückltand, allo 1000 Theile 47 Rückftand; hingegen 217 Gran des Serum vom Chylus ec. gaben nur 8 Gran, alle, 1000 Theile 37 Rückftand. 3. Diefer Rückftand einige Zeit hindurch mit deftil- lirtem Waller gekocht, theilte ihm folgende Ei. genfchaft mit: . PR 2 da. Abs i — 161 a. Abgedampft gerann es nicht, hintertiels aber einen gallertartigen Rückftand und Salzcryfiallen. b, Mit Galläpfel - Tinetur gab es einen flockigen Niederfchlag, der fich reichlicher in dem mit dem Rückftand des Aüffigen Theils vom Chylus a. gekochten Waller zeigte, als in dem von b. e. Salzlaurer Kalk trübte es etwas. d. Salzfaure Schwererde gab ein feines weilses Präcipitat damit, welches Salzläure nicht auf- lölte, ; e. Kalkwalfer veränderte es nicht merklich. £. Salpeterfaures Queckfilber machte einen wei- Ssen, etwas insröthliche fallenden häutigen Nie- derfchlag damit. g- Salpeterfaures Silber gab. ein weilses, nach ei- niger Zeit [chwarz werdendes Präcipitat. h.Mit Kali phlogifticato und Salpeterfäure entftand Berlinerblau. 2. Ein Theil von diefem Rückftand mit Alkohol di- gerirt, ertheilte diefem folgende Eigenfchaften: a, Er trübte fich mit Walfer,; eben [o mit Salpeter- fäure, und gab nach einiger Zeit eine beträchs- liche Menge von einem weifsen Niederfchlag. Mit Waller gefebüttelt (chäumte er. b. Fernambucpapier färbte er ftark violett, und Lakmuspapier, welches durch verdünnte $Sal- peterfäure war geröthet worden, erhielt durch ihn wieder [eine vorige blaue Farbe. Arch. f.d. Phyfiol. VIIL, Bd. 1. Heft. L [2 162 ung Eben fo verhielt ich der'Weingeift, den ich nit dem, durch Waller ausgekochten Rückltand di- ? gerirt hatte. 3. Der nach dem Auskochen mit Waller und Alko- hol gebliebene Rückftand löfte ich in einer wälle- vigen Auflöfung von reinem Kalı in der Digeltions- Wärme zu einer klaren Mifchung auf, welche beym Zugielsen von etwas Salpeterläure einen ftarken hepatifchen Geruch ausltiefs, und Silber fchwarz anläufen machte. 4. Mit Salpeterfäure längere Zeit digerirt, gab der Rückftand eine bräunliche Auflölung, welche auf hinzugebrachte lalzlaure Schwererde und hinzu- gegollenes elhigfaures Bley durch den [tarken wei- fsen Bodenfatz Vitriolfäure anzeigte. 5. Der durch Kochen mit Waller und Weingeilt fei- ner auflöslichen Theile beraubte Rückftand des Chylus-Serum a und c. hatte beträchtlich viel an Gewicht verloren, nemlich der vom ei a. 0, 3, und der von c. 0,475 Gran. Aus den angeführten Beobachtungen ergiebt lich folgendes als Refultat über die Zulammenfetzung und Entftehung des Chylus: 1. Der Speifefaft ilt eine dem Blute ähnliche Flülfg- Bu keit. Denn: A, Er läfst lich wie das Blut durch die Einwir- kung von der atmolphärifchen Luft und von dem Waller in Verbindung mit mechanifchen Hülfsmitteln in drey, dem Blutwaller, dem — 163 Faferftoff und den Blutkügelchen ähnlicheBe- ftandtheile trennen. $. 1. II, B. Diefe drey Beftandtheile verhalten fich falt ganz fo wie die des Blutes, 1. Der feröfe Theil enthält: a. Sehr viel Waller. S. V.K. b, Etwas kauftifches Mineralalkali. Die Verände- rungen, welche die genannten Pflanzen - Farben durch das Chylus- Serum erlitten, zeigen Alkali als Beftandtheil def[elben an, und der Umftand, dals die zum wällerigen Theil‘ des Nahrungs- faftes hinzugegolfenen Säuren damit nicht braul[- ten, und dafs der Alkohol das Laugenfalz ex- trahirte, beweilen den kaufti[chen Zuftand def[- felben. . Dafs aber das Alkali gerade minerali- [ches ift, folgt aus dem Trockenbleiben des Salzigen Rückftandes. e, Etwas Kochlalz, wie dieles die Form von den angefchollenen Salzen und die Verfuche V. F. .K ı.g. beweilen. d. Eyweilsftoff nach den Verfuchen V.C.D, E.F.K. befonders K 3 und 4. Diefer Eyweils- Stoff fcheint ähnlich, wie der im Blutwaller, durch das Natrum mit dem Waller verbunden zu feyn nach den Verfuchen V. K. 2, e, Gallert. Sie offenbart fich in den Verfuchen VK.ab 164 —— £. Phosphorfaures Eifen-Oxyd*) und wahr- fcheinlich phosphorfaures Natrum: nach den #) Diefen Behauptungen widerfprechen zwar die von Edu- ard Wıhright und vom Herrn D, Meyer, aber nicht die Beobachtungen, die beide angeben, und auf welche fie ihre Behauptung flützen, Um fie zu prüfen, führe ich fie hier beide an, Der Verfuch von Ed. Whrighr, den diefer in der Abficht anitellte, um zu erforfchen, ob Eifen in falinifcher Geftalt in die Milchgefäfse übergehe, S. Philofopbical transactions Vol. XL, S, 6, oder überferzt in Leskes auserlefenen Abhand- lungen aus den philofophifchen Transactio-. nen ift folgender: „Ich löfete anderthalb Unzen Eifen- „vitriol (falt of ftal) in einer zureichenden Menge Waffer „auf, filtrirte es, und vermifchte es mit ohngefähr einem „Pfund Brod und Milch; man fchüttete diefe Mifchung hier- „auf einem Hunde ein, welchen man vorher ganzer 36 „Stunden lang hatte falten laffen. Nach einer Stunde „öffnete man ihm den Bauch, da man denn die Milch- „gefäßse im Gekröfe fehr deutlich entdeckte. In einer „Stelle der dünnen Gedärme fand fich noch ein guser „Theil von der Mifchung, deren wir oben gedachr ha- „ben, die ganz fchaumigt fahe, doch aber nicht die ge- „‚tingfte fchwarze Farbe, oder fonft ein Zeichen einer in „ihr geichehenen Präcipitation zeigte. Da man fe mis „dem Aufgufs von den Galläpfeln vermifchte, fo wurde „eine dunkle dicke Farbe hervorgebracht, « „Ohnerachter die»weifse Farbe der Milchgefäfse deut- „lich anzeigte, dafs fie mit Milchfaft angefüllt waren, fo „würde es doch nicht möglich gewefen feyn, aus ihnen „fo viel Milchfaft zu fammlen, als zu dem Verfuch er- „fordert wurde, welchen wir anftellen wollten. Ich öff- „nete daher die Bruft, und unterband den Milchkanaq „(ductus thoracicns) nicht weit von dem Milchbehälter (re- — i65 “ WVerfuchen V, D, I. vielleicht auch H.; ferner nach den VerfuchenV.K.J.c,d.fh. Ausebenden „ceptaculum chyli), der bald darauf, weil das Thier noch „warm und lebendig war, und der Milchfaft feinen Lauf „gegen den Milchkanal fortferzte, auch unterhalb der un- „terbundenen Stelle auffehwoll, fo dafs ich, nachdem ich „den Milchbehälter geöffnet hatte, eine zureichende Menge »‚Milchfaft fammlen konnte. „Mit diefem vermifchte ich fogleich tropfenweife einen „Aufgufs von Galläpfeln, durch den, wie bekannt it, „auch die kleinfte Menge von dem in einer Feuchtigkeit „befindlichen Eifen fehr bald entdeckt wird. Es erfolgte „aber nicht die geringfte Veränderung davon, ohnerach- „tet man den Milchfaft und diefen Aufgufs mit einander „gut herumrührte, und auch die Mifchung verfchiedene „Stunden lang ftehen liefs, die Menge des Milchfafts be- „trug ohngefähr eine halbe Unze. Diefer Verfuch zeige „deutlich, dafs auch nicht die geringfte Menge von Eifen „in dem Milchfüfte befirdlich war, weil daffelbe fich fonft „gewils fogleich durch die Veränderung der Farbe def- „telben zu erkennen gegeben haben würde; denn da ich „nachher nur den vierten Theil eines Grans von Eifen- „vitriol zu ihm that, nahm er augenblicklich eine dunkle „Purpurfarbe an, und es haben mir auch andere, noch- „‚wals von mir angeftellte Verfuche beftätiger, dafs eine „auch fehr geringe Menge von Eifen, die in dem Milch- „faft aufgelöft ift, fich durch die Probe mit den Gall- „apfeln eben fo gut entdecken läfst, als diefes zu ge- „fehehen pflegt, wenn das Eifen in einer andern Feuch- „tigkeit von einer gleichen Confiftenz aufgelöft ift, « Zur gehörigen Würdigung diefes Verfuchs führe ich hier blofs folgende Stelle aus Autenrieth’s Hand- buch der empirifchen menfchlichen Phyfio- logie 1. Theil Syj325. an, „Die natürliche Verbindung 166 Verfuchen folgt zugleich, dafs das ‚phosphor- Saure Eifen - Oxyd durch die ganze Maffe des „des Eifens mit Alkali im Blute verbirgt das Eifen vor „der Wirkung der gewöhnlichen Reagentien,. So bringt „erft dann blaufaures Alkali im Blute eine Veränderung „in der Farbe hervor, wenn vorher dem Blute einige „Tropfen Säure beygemifcht wurden, eben diefes ge- „fchieht bey dem Blutwaffer, nur dafs hier die grün - blau- „lichte Farbe viel fchwächer if. So zeigt fich auch im „Blutwafler durch Galläpfel- Tinctur nur dann eine Ver- „änderung der Farhe, wenn vorher Efüg, doch nicht, „wenn vorher eine Mineralfiure zu demfelben gegoffen „wurde, Selbft das Blut bedarf mehrere Tage, um mit ‚„Galläpfel- Pulver eine fchwarze Farbe anzunehmen. “ Herr Doktor Meyer hingegen behaupter in Reil’s Archiv 4. B. S. 5o3., dafs der Chylus von Hunden, felbft von einem, der acht Tage vor feinem Tode täglich, anfangs einmal fünf Gran und nachher zweymal eben fo viel eıhielt; „weder mit Reagentien verfucht, noch durchs „Verbrennen eine Spur von Eifen zeigte, Die Flüffigkeit, „die im Darmkagal vom Magen an bis zum Maftdarın ent- „halten war, zeigte überall, fobald fie mit Beguinifchem „Schwefelgeilt vermifcht wurde, einen Gehalt von Eiten, „durch fenwarzen Niederfchlag, Blofs eine kleine Stelle , „im Darmkanal, etwa zwölf Zoll unter dem Piörtner, „machte hiervon eine Ausnahme, wahrfcheinlich deswe- „gen, weil das Eifen vom Morgen, dicfe Stelle fchon paf- „fit, das vom Mittag aber noch nicht dahin gekommen „war. Wenn Herr Doktor Meyer den durch das Verbrennen erhaltenen Rückftand nicht vorher in einer Säure auflöfte, To konnte der Beguinifche Schwefelgeift damit kein fchwar- zes Präcipitat geben, eben fo konnte Chylus damit ver- mifcht diefes nicht thun, wenn das Natrum in ihm nicht nz x — 167 - Chylus - Serum-vertheiltält ; hielten ver- mittellt des Natrums, ‚und dals das Eilen auf gefittigt wurde, oder wenn ‚der Chylus’nicht längere Zeit den kLuftzutrite erfuhr; Inıch.dem, was eben über die, das Eifen,; gegen feine Reagentien "verbergenden Wirkungen des Natrums gefagt wurde; (welches fich wenigftens bey pflanzenfreffenden Thieren während des’ Verdauungs- Pro- cefles in Darmisanal nicht vorfindet, fondern ftatt def- felben freye Säure, daher „der Beguinifehe Geift in dem- felben Eifen anzeigt). Deswegen dient auch diesaus Herın Prof, Autenrieth’s Handbuch der Phyfiologie eben angeführte Stelle zur Beleuchtung und Berichtigung diefer Behauptung des Herin Doktor Meyers, über die- fes aber noch folgende Bemerkung: Das Eifen findet „fich.in den einzelnen Provinzen des thierifchen Körpers’ in. einem. verfehiedenen Zuftand der Oxydation. In dem Chylus ‚fcheint es auf einem fehr niedrigen Grade zu ftehen,, ‚nicht blofs, weil, wie fchon bemerkt worden ift, längere Einwirkung der atmofphäri- fchen Luft erfordert wird, (V. D.) damit Kali phlogiftica- tum ein Berlinerblaues, und Galläpfel- Tinetur ein fchwar- zes Präcipitat mir ihm.geben, fondern auch, wegen einer „Beobachtung, die ich .an einem Chylus-Serum machte, welches:von feinem Eyweifsftoff getrennt worden, und in . eine faure Gährung übergegangen war; Dieles gab nemlich.in dem Augenblick, wo ich es mit jenen Reagentien vermifchre ‚. ein fchwarzes gi ein’ fchö- nes Berlinerblaues Präcipitar, - Das Eifen hingegen „ welches fich in dem dünnen Darm- kanal vorfindet, fcheint einen köhern Grad von Verkal- kung zu befitzen, weil im ganzen dünnen Darm, 'wenig- ftens von den pfanzenfreffenden Thieren der Chylus deut- lich fauer ift, (wie ich .diefes bey zwey Pferden ‘fund ) und weil die filtrirte Flüfüigkeit aus dem’Darnkanıl eines 168 einem niedrigen Grade der Oxydation ftand, weil nemlich längere Einwirkung der atmo/[phä- Pferdes, der mit_verdauten Speifen angefüllt war, in einer Reihe von Verfuchen,, die ich damit anftellte, unter andern merkwürdigen Erfcheinungen die zeigte, dafs fie mit Galläpfel - Tinetur und blaufaurem Kali gleich nach der Vermifchung einen‘ fehwarzen und deutlich Berliner- blauen Niederfchlag gab (wie der Chymus in dem Darm- kanal des Hundes, von welchem Herr Doktor Meyer Spricht)». Der Chylus hingegen von demfelben Pferde mufste einige Tage mit jenen Stoffen unter Zutritt der Luft in Berührung bleiben, bis der Niederfchlag davon Schwarz und Berlinerblau wurde, Bey diefer Unterfu- ehung fand ich über diefes noch, dafs das Eifen in dem obern Theil des dünnen Darms: in auffallend höherm Grade verkalket- war, als das, welches fich im untern Theil deffelben vorfinder, wo, nach meinen Unteifüchungen , die Säure weit weniger prädominirt, fondern immer mehr und mehr verfchwindet, bis iım dicken Darın auf einmal Alkalescenz eintritt. Das Eifen fcheint nun aber um ifo geneigter zu feyn, mit fchwefelhaltigem Walferftoffgas eine fchwarze Verbin- dung einzugehen, jemehr es fich, wenigftens bis auf einen gewiffen Grad hin, von dem regulinifchen Zuftande entfernt; ganz regulinifches Eifen verbindet fich gar nicht damit. Herr Doktor Meyer würde daher wahrfeheinlich mit dem Spiritus Beguini ein (chwarzes Präcipitat erhalten haben, wenn er dem Eifen, in dem Chylus, durch län- gere-Einwirkung der Luft, oder durch Vermifchung mit Säuren, einen höhern Grad’ von Oxydation mitgetheilt, und durch die Säure zugleich, mittelft Bindung des Na- trums, das Eifen für die Einwirkung vom fchwefelhalti- gen Wafferftoff- Gas empfänglich gemacht hätte, Uebri- gens würde er.das Eifen zuverläifg im Chylus gefunden 169 rifchen Luft erfordert wurde, bis es mit den genannten Reagentien ein [chwarzes und Berli- 'nerblaues Präcipitat gab, während hingegen die- fes weit früher an einem Chylus - Serum gelchah, welches vor der Vermifchung mit den genann- ten Reagentien eine Zeit lang der atmolphäri. chen Luft ausgeletzt war. 2. Der ernorähnliche Antheil beftand aus Eyweils- Stoff, etwas Gelatina und phosphorfaurem Eilen ‚nach den Verfuchen III. A. und IV, A. ı. 2.3.4.5. 3. Der‘faferigte Antheil des Nahrungsfaftes verhielt fich nach den Verluchen III. B. und IV. ganz fo wie der Falerltoff des Blutes. € Ueber dieles verhalten fich diefe drey Be- ftandtheile des Speifelafts gegen einander ge- rade lo, wie die des Bluts, denn [elbft in dem fo wenig ausgebildeten Cifternen . Chy- lus verband fich der fibröfe Stoff mit dem Cruor zu einer Art von Blutkuchen, der auch haben, wenn er fich anderer Stoffe bedient hätte, die ficherer gegen daffelbe reagiren. ‘Die Beobachtungen von Menghini, f, deffien Abhandlung de ferrearum particu- larum progeffu in fanguinem, in den Commentat. Aca- dem, Bonenienfis T. Il. P, III. p- 475:, beweifen über diefes unwiderfprechlich, dafs genoflenes Eifen in das Blut über- geht, weil er die Menge des Eifens vom Blute mehrerer Thiere um 3, fogar um % vermehrt fand, wenn er ihnen einige Zeit hindurch Eifen zu freflen gab, ja fogar un- «er diefen Umftänden Eifenpartikelchen im Chylus will gefchen haben. 170 w— ‚eine beträchtliche Menge von Serum. ‚in‚leine Zellen einfchlofs. ku ‚Der ! Nahrungsfaft verbält ich Ks nach zum Blute, etwa wie der Embryo zum erwachfenen Men- fchen, oder wie das Blut vom ungebohrnen Men- fchen zu dem des ausgebildeten, ‚Er untexfcheidet fich davon durch einen geringeren Grad von Gerinn- barkeit und Ausbildung feiner näßlerk Beftandtheile, durch einen geringern Grad von Verkalkung des“ Eilens und durch eine geringere Menge von gerinn- barem Stoff *) und vielleicht durch geringeres Vo- lumen des Cruor **), Von ne ift er ‘aber da=. A =) Diefes ergiebt fich offenbar aus einer er Versiäkktne der Menge von den einzelnen Beftandtheilen des Chylus und des Blutes von einem und demfelben Pferde, welche‘ ich in dem fchon erwähnten Auffatze in dem allgemeinen Journal der Chemie von Scherer, B, 5. Sr 30, S. 164. in Verbindung mit Herrn Doktor Reufs ange- ftellt habe. Wir fanden nemlich, dafs N f Blut chylus Serum 0,717 0, 989. Baferftoff 0,075. 0, 010. Cruor 0,206.) unwiegbar enthielten und Blutferum Chylusferum VerdampfBarer Gehalt o, 775, 0,950, Fıxer Gehalt ‚,. » 225. 0,050. ”*) Autenrieth, S. deffen Handbuch der empiri- fchen menfchlichen Phyfiol®gie, 2, Th, S, 120. giebt diefes, wie auch Unauflöslichkeit der Cruor- Kü- gelchen im Waller als Unterfchiede an. Ich habe, bisher keine Verfchiedenheit zwifchen der Giöfse und Unauflös- liehkci der Chylus- und Blutkügelchen beobachten können, ’ er. N — 171 durch auffallend verfchieden, dafs er keine Spur ‚von! Milehzucker und von Rahm *) zeigt, über'die- 'fes [eine Kügelchen, wo nicht roth, doch röthlich find, oder es durch Einwirkung der atmol[phäri- [chen Luft werden, und dafs er überhaupt andere . Veränderungen durch Einwirkung der atmofphärt- “ fchen Luft erleidet, als die Milch, z. B. keine wei- | nige oder faure **) Gährung zeigt ***), Er nä- 5) Bey den öftern Unterfuchungen, die ich feit Abfeffung "diefes Auffarzes über die Zufammenfetzung des Chylus an- geftelit habe, bemerkte ich nur einmal Spuren von Oehl -Ohdafin. ° Es war diefes bey dem Serum von dem Chyhis eines Pferdes der Fall% den ich in fehr berrächtlicher Menge “aus den grofsen‘ Milchftammen deflelben, nahe an der Cilterne, durch wiederholtes Zufimmenpreffen des Gekrö- fes erhalten hatte. während er nemlich abgedampft wurde, erfchienen mehrere, kleinere und gröfsere Oehitropfen auf feiner Oberfläche, die wahrfcheinlieh vom Fett des Gekrö. Tes abftammten, **) Daflelbe Chylus-Serum, von welchem in der vorigen Note die Rede war, zeigte, nachdem ich durch Einkochen den ‚Eyweifsftoff daraus gefchieden, und es durch zugegoffe- j nes deltillirtres Waffer wieder flüfig gemacht hatte, ei- nige Tage der Luft ausgeferzt, deutliche Zeichen von Säure, Diefe faure Gährung ift aber nicht mit der von der Milch 2 vergleichen, fondern es ift die, welche die Gallerte, bevor fie in Fäulnifs übergeht, immer zeigt. “) Aus Gelegenheit der eben erwähnten Verfchiedenheit des Chylus von der Milch fey es mir erlaubt, hier die Erklärung einer Erfcheinung, welche das Blur öfters zeigt, zu erwähnen und zu prüfen. Bekanntlich erfcheint das aus dem Körper herausge- taffene Blur oft weifßslich. Die meiften Tälle diefer Art, 172 ; —— hert Gch hingegen der Lymphe .in den 'gröfsern welche ältere Naturforfcher beobachteten, hat Haller Ele- menta Phyfiolog, Edit, Laufane T. II. p. 14. gefammelt. Die Umitände, unter denen das Blut diefe Befchaffenhet zeigt, find folgender 1. Gewöhnlich erfchien nur ein Theil des Bluts weifslich, nemlich der farblofe, a, Die Menge des weifslichen Theiles war öfters fehr be- trächtlich. & 3. Der milchartige (um mich des Ausdruckes der Beobach- ter diefer Erfcheinung zu bedienen) Theil (chwamm oben auf. 4. Man beobachtete diefe Befchaffenheit: des Blutes, wenig- ftens in mehreren Fällen erft einige Zeit nach dem Her- auslaffen deffelben, in andern foll es aber fchon weils- lich aus den Gefäfsen gedrungen feyn, 5, Falt alle Beobachtungen diefer Art wurden an dem Blute von Venen, und zwar von folchen angeftellt, in wel- che fich der Ductus thoracicus nicht ergiefst; nur wenige Phyfiologen, wie z. B. Lower, bemerkten diefe Be- fchaflenheit am arteriöfen Blute, 6. Die genannte Erfcheinung zeigte fich vorzüglich an ei- nem Blute, welches einige Stunden nach genommener Nahrung aus den Gefälsen war herausgelaffen worden, Der letztere Umftand und die Meinung, dafs der Chylus aus dem Bruftgange eine milchähnliche Befchafen- heit habe, ‚waren Veranlaffung zu der Annalıme, diefer weilse Theil des Blutes fey ein roher, noch nicht in Blut verwandelter Chylus. Das ift die Meinung von Haller, und von falt allen ältern Phyfiologen, wie auch von meh- reren neucrn. z B, von Blumenbach, Inititutiones Phyfiolog. $, 453., von Autenrieth, Handbuch der empirifchen menfchlichen Phyfiologie $. 670, und von mehreren andern. Aber fchon der Unt- ftand, dafs diefe Erfcheinung meiftens an einem Blute be- — 173 Iymphatifchen Gefälßsen der untern Extremitäten, obachtet wurde, deffen Chylus fchon alle zu feiner San- guification beytragende Einwirkungen erfähren hat, und hin und wieder fich an einer gröfsern Menge von Blute zeigte, als Chylus in daffelbe nach jeder Mahlzeit geführg wird, machen diefe Erklätung unwahrfcheinlich.. Ueber diefes fprechen alle Beobachter der genannten Erfcheinung _ von einer milchartigen Befchaffenheit des Blutes, die nach meinen Beobachtungen dem Chylus in dem Bruftgang niche zukommen, Daher komıne mir diefe Erklärung eben fo unwahrfcheinlich vor, als die Behauptung, die Milch fey ein in den Brülten abgeferzter Chylus, die:man fo allge- mein aufftellte, theils wegen der vermeinten Gleichheie oder Aehnlichkeit des Chylus mit der Milch, theils weil die Abfonderung der Milch bald nach dem Genuß von "Nahrungsmitteln auffallend vermehrt wird. Mir fcheine dagegen die milchähnliche Befchaffenheir des Blutes in den aufgezeichneten Fällen etwas ähnliches, wie die Crufta ‚phlogiftica zu feyn, wegen Uer Unzulänglichkeit der bis- herigen Erklärung und wegen folgender Gründe: 3. Weil die Umftände, unter denen die genannten Veränz, derungen im Plute bemerkt wurden, denen ähnlich find, unter welchen es eine Crufta phlogiftica zeigt. 2, Weil das Blut von Pferden, welches einige Zeit der at- mofphärifchen Luft ift ausgeferzt worden, öfters eine mit der Befchreibung des milchartigen Blutes überein- kommende Befchaffenheit zeigt, welche von einer Dia- thefis phlogiltica herrührt, Das Blut diefer Thiere ge- zinnt nemlich gewöhnlich in Geftalt von drey, an Farbe und in fonftiger Hinficht verfchiedenen Schichten, wos von die obere eine weifsliche oder gelbliche Farbe hat, und aus wenig Faferltoff mit vielem in feinen Zellen enthaltenen Serum befteht, 3, Weil Blumenbach an dem oben angeführten Orte wirk- lich eine Diachefisyphlogiltica in einem Falle bemeikte, 174 - — { ‘ welche nach meinen frühern Unterfuchungen *) aus Falerftoff und Serum befteht. Er unterfcheidet fich wo das Blut jene Befchaffenheit zeigte, Er fagt nemlich, nachdem er von der Ergjefsung eines unve’änderten & Chylus aus ‘den Vehen gefprochen hat: „Quale quidem phaenomenon mihi ipfi aliquando oculis ufurpare licuir, ubivero fimul nimis luculenter apparuit, | ianguinem eum phlogiftica (eteoipfo chyli affı-- milationg inimica) dispofitione laborare, ita ut. exinde ad ftatum fanum circa quem omnis phyfiologia 7 verfarur, vix ullam deduci poffe confequentiam, per- ) fuafum habeam, “ Dafs, diefe Etfcheinung noch von andern Umfländen 7 herrühren kann, ift nicht unwahrfcheinlich, aber wegen der Unbeftimmrheit, die in den Befchreibungen derfelben herrfcht, wage ich fie nicht zu beftimmen, Aut enrieth’s empirifche menfchliche Phyfiologie giebt $. 670. darüber noch folgende Erklärung : „Doch bedarf es”) ‚noch des letzten Gefchäftes der allgemeinen Aneignung, u wodurch er endlich wirklich in rorhes Blut verwandelt wird, was auch in zehn bis zwölf Stunden gefchieht. Denn in- nerhalb diefer Zeit fand man häufig bey Thieren, und zu- weilen bey Menfchen das Serum des herausgelaffenen Blu- tes milchweißs, Doch ift mit diefem unveränder- ten Milchfafte nicht das meiftens widernatür- lich entwickeltes Fett enthaltende, weifse Blutwaffer zu verwechfeln; welches man zuwei= len bey fetten Menfchen, deren Verdauung leidet, bey Frauenzimmern, deren Menftruation in Unordnung ift, bey heftigen Fiebern, oder bey Weintrinkern auch aufser der Zeit der Verdauung findet, denn der Chylus zeigt kei- nen butterartigen Stoff, R 0% ”) Scherers allgein, Journal der Chemie, H, 30. $. 691. ( 4 | u rt 173 ‚aber von ihr dadurch, dals er mehr Eyweilsftoff "enthält „, an der Luft fehneller gerinnt, und [eine Farbe in die rothe verändert, und dals er nicht ı 'blofs organifche Milchung, [ondern auch organilche Bildung zeigt, fofern er Cruors- Kügelchen befitzt, "wovon fich keine Spur in der Lymphe zeigt, ob- gleich das Serum deifelben Eyweißsftoff enthält, und die gelbe Farbe deffelben Eifenoxyd als einen Beftandtheil von ihm vermuthen läfst, II. Der Chylus zeigt in den einzelnen Stellen des einfaugenden Gefälslyltems auffallende Verfchie- denheiten, welche als eben lo viele Stufen der Entwicklung des organifchen Stoffes zu Blut zu betrachten find. In den feinen Milchgefälsen ift er nemlich eine ziemlich homogene Flüffigkeit, die nur durch die in ihr [chwimmende Kügelchen und durch das Con- | ‚fiftenterwerden an der Luft®einige Heterogeneität ‘zeigt. In den gröfsern Milchftämmen erfcheint er "fchon ungleichariiger , von etwas röthlicher Farbe, nd er zeigt [chon deutlich jene drey Stoffe, in welche das Blut durch die Einwirkung der Luft ‚getrennt wird. Diefe Trennung des Chylus in Se- zum, Cruor und falerigte Materie nimmt immer "mehr zu, jemehr fisch der Nahrungslaft der Mitte 3%) Herr Profeflor Reufs fand nemlich mit mir, im Chylus = und in der Lymphe 0,989 Serum und 0,010 Faferitofl‘, hingegen im Serum des Chylus 0,050, und in dem der " Lymphe nur 0,037 fixen Gehalt, $, Scherers allgem. = Journal der Chemie an a. Orte, 176 — des Bruftganges näkert, und zugleich werden diefe ‘Stolfe einander immer unähnlicher, und denen des Blutes ähnlicher. Kurz die orgarifche Bindung und Bildung, wenigftens Bildungsfähigkeit des Chylus nimmt auf dem Wege aus dem Darmkanal in das Gefäls[yltem, bis zur Mitte des Brultganges imme ınehr zu *), Ueber diefelbe hinaus, [chies fie nach den Phänomenen, welche der Chylus c. darboth wie *) Zur vollffändigen Ueberficht von den Veränderungen welche die Speifen von dem Magen aus bis zu ihrer Ver. mifchung mit dem Blute erleiden, füge ich hier einige Bemerkungen über die Zufammenferzung des Speifebreye bey. Diefe konnte ich einige Zeit nach Abfaflung diefes Auffatzes, wie überhaupt die ganze Reihe von Verände: sungen, welche die Speifen bis zu ihrem Eintritt in dem Bruftgang erleiden, fehr gut an einem Pferde beobach ten, deffen Magen und Gedärme ich gleich nach Tödtung | deffelben mit in der Verdauung begriffenen Speifen, und die Milchgefäfse mifChylus angefüllt fand, Der Aülige) filerirte Theil von den verdauten Nahrungsmitteln au dem Magen enthielt aufser andern Stoffen fehr viel Gil. ierte, eine freye fixe Säure, wahrfcheinlich Phosphortäure und ftark oxydirtes Eifen, Im obeın Theile des dünnen Darms erfchien der Chylus immer noch ftark gefäue und enthielt ebenfalls Gallerte, aber er war von der Galle ftark gefarbt, und das Eifen deffelben weniger oxydirt vom Eyweilsftoff konnte ich keine Spur darin entdecken, | Im untern Ende des dünnen Darms zeigte fich das Conm- ‚rentum weniger auffallend fuer, das Eifen weniger oxya ‚ dirt, und es enthielt aufser der Gelatina noch einen ey. weilsirtigen Stoff, der zwar durch Wärme nicht felt ge_ rann, wahricheinlich wegen der ihm beygsmifchten Galle, aber == 197, wieder abzunehmen, weil diefer an der Luft nicht fo ftark roth wurde, wie der Chylus a und b., auch nicht fo felt, und einem [fo grofsen Theile mach gerann; wahrfcheinlich war diefes aber blols fcheinbar, rührte nemlich daher, dafs der Nah- rungslaft c. mehr Lymphe beygemifcht enthielt, als der a und b., indem in dem obern Theile des Brufiganges, nach der Zulammenprellung [eines mittlern Theils, wohl Lymphe von den \obern Ge- genden des Körpers dringen konnte, aber kein Chy- us. Eine kurze Zulammenftellung von allen be- merkten Differenzen der einzelnen Chylusarten wird - aber mit Kali gekocht, auch Zugiefsen von Säure einen fchwachen hepatifchen Geruch ausitiefs, In den Milchge- “ fafsen nahe an ihrem Urfprung aus dem Darmkanal zeigte ‘der Chylus fchon einige Gerinnbarkeit, aber keine Spur von Säure mehr, welche ich auch nicht jim Contentum des dicken Darms, fordern ftatt derfelben vielmehr Alkales- cenz bemerkte; das Eilen erfchien weniger oxydirt uf, w« > Sonach fcheint Gallert zuerf in den Verdau- ungswerkzeugen, nemlich fchon im Magen und in’dem obern Theil des dünnen Darms gebildet zu werden, dann erfit Eyweifsftroff, Die Bildung von diefem beginnt [chon im un- tern Ende des dünnen Darms, ausgebilder erfcheint er erft in den einfaugenden Gefä- fsen. Erfr zuletzt, und zwar in dem der Spei- fefaft-Röhre näher liegenden Theile der Milehgefäfse wird der Faferftoff und Cruor producirt. Man fieht hieraus, wie ungegründer meh- rere der bisherigen Anfichten über die Wirkung von der Galle auf den Chymus find, ‚Arch, f.d. Phyfiol, VIII, B, H, Heft, M 178 die gen. 1. u allmäliche Ausbildung deffelben hinlänglich zei- Der Chylus aus den feinern Milchgefälsen er- fcbien milchweils, der aus den gröfern Stäm- men und der Cifterue etwas gelblich, und der aus dem obern Theile des Brufiganges grau- gelb, dem Blute an Farbe ähnlicher. 2, Die Einwirkung der atmofphärifchen Luft ver- I änderte den milchweilsen Chylus nur wenig, hingegen machte fe die Farbe des Cifternen» chylus etwas röthlich, aber nicht ganz gleich. förmig, auch coagulirte fie ihn, aber nur ei- nem kleinen Theile nach. ' Was endlich den Chylus aus dem obern Theile des Brultganges anbetrifft, fo erhält diefer durch die Luft eine der Farbe des arteriöfen Blutes ziemlich nahe %ommende, und zwar durch feine ganze Malle; auch trennte er fich in Serum und in eine Art von Blutkuchen, welcher fich fefter und in gröfserer Menge, als in dem andern Chylus zeigte. Der Nahrungslaft endlich, welcher aus dem oberlten Theile des Bruftganges zurück ge- trieben wurde, röthete fich zwar an der Luft, und gerann auch, aber beides gefchah nicht in dem Grade, wie beyın Chylus a und#. Das Serum von dem Chylus der Cilterne und den grofsen Milchgefäls - Stämmen, erfchien dicklicher, trübe, und hatte eine Menge klei- ner, weifser, etwas gelblicher Kügelchen in fich [chwimmen. Hingegen das vom Chylus ug 179 aus dem Bruftgange war klar, und zeigte dem blofsen Auge keine Kügelchen. i 4. Der Chylus a, enthielt die gröfste Menge von _ thierifchem Stoff in ich aufgelölt, denn er gab eine grofse Menge von rothem Coagulum, und fein Aüfiiger Theil den aröfsten Rückftand. Der Chylus a. gab 0,018 Falerlioff mit Cruor ver- bunden. Chylus c. gab 0,013 Faferftoff mit Cruor verbunden. Serum des Chylus a. gab abgedampft 0,047 trocknen Rückltand, hinge- gen das Serum des Chylus b. nur 0,037, und noch weit weniger geriunbaren Stoff enthielt der Chylus d. 5. Der Chylus a und b. fchienen zwar die grölste Menge von thierif[chem Sioff überhaupt zu be- fitzen, hingegen der Speilfelaft ce und d. mehr nicht gerinnbaren thierifchen Stoff, nemlick mehr Gallerte zu beßitzen. Ich Ichliefse dieles daraus, weil der trockne Rückftand vom Chy- lus - Serum a. nicht ganz 0,300 Theile durch dag Auskochen mit Waller verlor, kingegen der vom Milchlaftferum ce. 0,475. Freylich war das, was in beiden Fällen das Waffer durchs das Kochen extrahirte, aulser Gallerte auch Sulze und Eyweilsltoff vermittellt des Natrums im Waller auflöslich gemacht, nach den Ver- fuchen V. K 2. Allein da die einzelnen Chy- lusarten keine bemerklich verfchieden grolse Menge von Salzen, namentlich von minerali” [chem Alkali enthielten, lo ilt es wahrlchein Ma . 180 — ' lich, dafs die grölsere Menge von den ytabit ‚ten Materien Gallerte war. 1Il. Der Speilefaft von verfchiedenen Kae en derfelben Species von Thieren zeigt auflal- lende Verfchiedenheiten. Einige derfelben habe ich fchon aufgezählt, aber weit bedeutendere ‘werde ich noch anführen, Wegen der Wich- tigkeit diefes Gegenftandes will ich fie hier alle zulammenftellen. - 4 A. Der Chylus, welchen ich mit Herrn Doktor Reufs unterfuchte, erhielt an der Luft eine reine rothe, dem arteriölen Blute mehr ähn- liche Farbe, und fie verbreitete fich langlam von - der mit der Luft im Contact ftehenden ‚Flä- che durch die ganze Malfe des Speilefafts, während der Chylus a, b. eine [chmutzige Röthe, und zwar [chneller und [eine ganze Malle falt auf einmal annahm, B. Der Chylus a, b. gerann anders, als der frü- her von mir unterfuchte, nemlich weit fe- fter und einem weit grölsern, Theile nach, während bey dem früher unterfuchten Spei- fefaft das Coagulum eine gelatinöfe Confiftenz hatte, und von [o geringer Menge war, dals es in dem [eröfen Theile Chain C. Ueberhaupt enthielt der Chylus a,.b, ec. mehr thierifchen Stoff, als der früher unterfuchte, denn der von Herrn Profelfor Reufs und mir unterfuchte, hatte nur 0,010 Faferftoff, hingegen diefer zwifchen 0,013 und :0,018. Zwar betrug der fixe Gehalt des Serums von — ı8ı jenem Chylus 0,050 und in diefem nur zwilchen 0,047 und 0,037, allein ich hatte damals den Rückltand nicht [o Stark abgedampft, und über diefes noch eine kleinere Menge unter- fucht, als bey. der letztern Analyfe, [o dals ich auch den fixen Gehalt von dem Serum des letztern Chylus entweder gleich hoch, oder höher anfchlagen kann, ‚als den vom Chylus-Serum, das ich mit Herrn Doktor Reufs zerlegte. Ein Theil diefer Verlchie- denheit war vielleicht zufällig, rührte nem- lich von der Verfchiedenheit der Umftände her, unter denen der Chylus aufgefafst ‘und unterlucht wurde. Denn bey meinen erl[ten Verfuchen wurde das Pferd etwas früher nach (einem Tode geöffnet und der Bruftgang nicht unterbunden, auch war die Tempera- ‚tur der Luft damals eine, höhere, und fie - konnte, weil‘ich die Gefälse gleich nach dem Auffaffen des Chylus verliopfte, nicht [o un- gehindert zutreten, "Wir finden;ja, dafs\fehr unbedeutende Umftände, auf die Art, "wie das Blut gerinnt, auffallend einflielsen. . So ift es hinlänglieh bekannt, dafs ein .undi.dal- -Lelbe Blut mehr, \'oder weniger ‚felt gerinnt und ‚eine Crufta phlogiftica zeigt, oder rücht, je,machdem man die Vene längere oder‘kür- zere Zeit vor dem Apfchlagen ‚durch Binden zulammenprefst, oder nicht; je nachdem das Blut in einem Bogen aus den Venen fpringt, oder an der Haut herabtröpfelt; je nachdem 132 das Gefäls, in welches das Blut aufgefalst wird, eine grölsere oder kleinere Oeffnung hat, tief oder fach ift; je nachdem die Temperatur der Luft eine höhere oder niedere it, u.f. w., kurz nach Verfchiedenheit einer Menge von ge- ringen Umftänden. Welchen Antheil aber alle genannten Umftände an dem angegebenen ab- weichenden Verhalten beider Chylusarten ha- ben, darüber kann ich bis jetzt nichts beftimm- tes fagen. Höchft wahrfcheinlich find indellen jene Verfchiedenheiten nicht blofs zufällig, fondern rühren gröfstentheils von innern Um- Itänden von der individuellen Befchaffenheit der Pferde her, von denen ich den Chylus un- terluchte, Sie hatten verfchiedenes Alter, das eine litt am Spath, das andere am Rotz, auch hatten fie vor ihrem Tode ver[chiedenes Futter bekommen, namentlich hatte das Pferd, del- fen Chylus ich zuletzt unter[uchte, eine be- trächtliche Menge von Gerbeftoff und Galläpfel- fäure, mit den Bolen, die ich ihm reichen liefs, genolfen. Und warum follte nicht der Speifelaft, wie jeder andere Saft des thieri- fchen Körpers an der Befchaffenheit des gan- zen Organismus Antheil nehmen, und der Chy- Jus, wie die Milch, der Harn und andere Säfte nach Verfchiedenheit der Nahrung fich auch verfcbieden zeigen, befonders da alle genof- fene Stoffe, die fich diefen abgefonderten Säften mittheilen, vorher die Speilefaft- Röhre pafliren = 183 mülfen *)? Alle Säfte des thierilchen Körpers find überhaupt fehr vielen Veränderungen un- ®) Daher folgt auch aus Hale’s Beobachtungen, S. Four- croySyföme des Conr. chym. an dem’ angeführten Orte, der beym Genufs von verfchiedenen Pigmenten die Farbe des Chylus aus dem Bruftgange von Hunden nicht ver- ändert fand, blofs, dafs die Pigmente, mit denen er Verfucheanfttellte, fich unter den von ihm beobachteten Umftänden nicht bemerklich im Chylus des Ductus thoracieus offenbar- ten: es bleibt fogar ‚unentfchieden, ob fie nicht in klei- «en Quantitäten in denfelben aufgenommen wurden, We- nigftens folgt aus den von Martin Lifter und William Musgrave über diefen Gegenftand angeliell- ten Verfuchen, dafs der Chylus in den Milchgefäfsen und dem Bruftgange von Hunden, welche fie einige Zeit hun- gern liefsen, und dann eine mit Blauftein, oder Indigo gefärbte Flüffigkeit in die Gedärme einfprützten,' eine blaue Farbe annahm, Da diefe Beobachtungen nicht be» kannt genug find, fo erwähne ich fie hier ihrer Wichtig- keit wegen mit den eigenen Worten diefer beiden Män- ner. Lifter bemerkt nemlich in Philof. Transacti- ons, Volum. XIII. P.6. An other Dog which was kept falting 40 hours had a very little flefh wirhour water given him about 5 hours before the injection of the tin- ceture of Indigo, which was performed after the fame man- ner as before, only it was now well warmed and about twelve Ounces thrown up the Duodenum and' down the lleon. Here very empty Gut fand not the leaft appearance of any Lacteal Veins in the Mefentery after full 3 hours the Siches were out again (fome bußnefs hindring me from doing of it fooner) and carefully examining che Mefentery we found many lactenl Veins of an Azur Co- lour; and outting fome of the biggeft of themafunder we plainly faw a thick blewifh Chyle.ıo iffue forch, and 184 Br“ terworfen, die oft. fogar plötzlich leintreten, und die von der Befchaffenheit des ganzen Organis- 7 to Spread itfelf over the transparent Membranes ‚of the Mefentery, Die fpätern noch wichtigern Beobachtungen, welche William Musgrave, Philof, Transacrions Vo- Ium. XXT1. $. 966 zur Prüfung der von Lifter anttellte, find folgende: Febr 169% J injected into the Jejunum of a Dog, that had for a’ day before but little Mead about 12 Ounces of ar folution of Indigo in. Fountain- water; and afrer three hours opening the-Doga fecond time j ob- Terved (everal of the Lacteals of abluifh colour; which upen ftretching ‚of the Mefentery, , did feveral times dis appear; but was molt ealily difcerned ;. when the Mefen- tery lay loofe, An Argument /that the bluifh colour was not propeily ofuthe Veflel;; but of the Liquor con- tained in it, ı In’few days after this, repeating the, Expe- riment in-another Company, wich the folution of Stone Blue in Fountain Water and on a Dog, tharıhad been “ kept falting'36"hours, ji faw feveral.of a perfectBlue Colour within very few Minures after the Jnjection. Y 9° For this appear’d fo before J could fow up the Gut. About the beginning of March following having kept a Spaniel fafting 36 hours, and’ then fyringing a pint of » 2 deep Decoction’ of Stone Blue with common Water into one of the-fmall Guts; and after three hours open- E ing the Dog again,. j’faw many of the Laerteals of a deep Blue colour, Several of them were cut and af- forded a»Blue Liquor (fome of the Decoction) run- ning forth on the Mefentery, After this J examined the Ductus thoracicus (on which together with other Veffels near it, J.had upon my Return ‚made. a Ligature) and faw the Receptaeulum Chyli and that Ductus of a Bluifh 20% ‚eolour, norofo Blum indeed, asthe Lacteals from the fo- —— 185 mus; deren gemeinfchaftliches Product jeder ein- zelne abgelonderte Saft jlt, abhängen; warum Sollte nicht. auch der Speilefaft Antheil an dem ganzen Organismus nehmen, und fich nach; Ver- £chiedenheit) deflelben‘ verfchieden zeigen? be- fonders da er von ähnlichen Gefälsen wie das Blut und die aus diefem abgelonderten ‘Säfte umgeben.wird, da er in (lo innigem Zulammen- hang mit dem‘, in Hinficht auf Veränderlichkeit, "Proteusartigen Darmkanal [teht, ‚und vermöge der. ımechanilchen Befchaffenheit des einlangen- den Syftems, das aus allen Theilen feine Wur- zeln und mit diefen Stoffe zieht, uam gan- zen übrigen ‘Körper in, der ‚genauften Verbin- dung ftebt, ‚Ueber diefes find.die angegebenen Verfchiederheiten von der Art,-dals man fie nicht .blols von. zufälligen. äufsern Umftänden ableiten kann; [o kann z.B durch zufällige äu- [sere Umftände die Menge des gerinnbaren, Stof- fes nicht vermehrt werden, auch ‘könnten äu- fsere Umftände nieht, wohl die einzige Urfache von .der weit feftern Gerinnung des Chylus.a und, b, feyn, weil gerade die Unterbindung.der Spei- lution mixing, in and near the Receptaculum, with Lympha, but, much Bluer than the Ductus ufes to:be, or than the Lymphatics under ıhe Liver (wich, which J ‚compa- red ir) were, Tiben fo fanden Haller Elementa Phyfio- logiae, T. VII. p. 62 und 207. und Blumenbach Infi- tutiones Phyfiolog, Editio I, f. 426. bey Wiederholung des Lifterfchen Verfuches, dafs fich die blaue Farbe dem Chylus mittheilt.. » 186 — fefaft-Röhre den entgegengefetzten Effekt hätte haben follen. Hatte vielleicht an der letztern Erfcheinung die grofse Menge von Gerbeltoff und Galläpfel- Säure,‘ welche das Pferd mit den Bolen erhielt, Antheil? Auf hinzugegoffenes Aüffges falzfaures Eifen entltand zwar kein fchwarzes Präcipitat, aber der blofse Zuguls von diefem metallifehen Salze war nicht zu- reichend, um den Gerbeltoff und die Galläpfel- Säure zu erforfchen, und über diefes hätten beide Stoffe die Menge der gerinnbaren Materie im Chylus vermehren können, ‘ohne fich gerade im Chylus, als folche vorzufinden. Auch die fchmutzige Farbe des Chylus hätte daher ihren Urfprung nehmen können. Doch ich enthalte wich über einen Gegenltand, den ich durch Beobachtungen aufzuklären hoffe, mehrere Ver- wnuthungen aufzuftellen; ich gedenke nemlich, eine Reihe von Verfuchen über den Einflufs mehrerer innerer Umftände auf die Chylihieation und Sanguification anzuftellen. Welche Auf- fchlüffe man über die thierifche Oekonomie von einer [olchen Unterfuchung zu erwarten hat, werden folgende Beobachtungen zeigen, die, während ich diefen Auffatz fchrieb, von mir gemacht wurden, und wo im erftern Falle mein Bruder allein den Chylus auffalste, im zweyten hingegen ich zugleich mit ihm. Ein etwa fieben bis achtjähriges Pferd wurde wegen eines vierzehn Tage vorher erlittenen Bein- a Dr u en A gi: nn 187 bruchs durch einen Schlag auf den Kopf und durch einen Stich in die grolsen Gefälse getödtet. Die Eingeweide zeigten nichts widernatürliches, der Darmkanal war leer, und nur hie und da im Ge- kröfe einige angelchwollene Milchgefäfse, Die Milch- fafıröhre, welche etwa eine halbe Stunde nach dein Tode des Thieres aufgefucht und unterbunden wurde, erf[chien etwas zufammengefallen, kaum balb angefüllt, in der Nähe. der Cifterna chyli weils und.gleich über derfelben röthlich., Die röthliche Farbe war blals, wurde aber, jemehr fich die Spei- fefaftröhre ihrem Ende näherte, um fo dunkler, fo dafs fie in der Nähe derfelben falt einer Vene ‚gleich, nur etwas bläffer war, Als hie mein Bru- der durch einen Finfchnitt etwas über ihrer Mitte öffnete, fo gab fie aus ihrem obern Ende, denn das untere wurde zufammengedrückt, einen Strahl von einer dunkeln, dem venöfen Blute an Farbe ähn- liche Flüffigkeit von fich, die ich a. benennen will, weiche an der Luft wie venöfes Blut hellroth wurde; Das untere Ende hingegen ergofs nach entfernten Druck eine faft hellrotbe Flülfgkeit b. Näher der Cifterna Chyli angefehnitten, gab die Speilefaft- Röhre eine dem menlchlichen arteriöfen Blute ganz ähuliche Plüffigkeit ce. Die Cifterna Chyli [ÜIbfk er- gols geöffnet aus ihrem obern Theil eine röthliche Flüffigkeit, aus dem Theile aber, unter der Oeffnung und aus den Milchgefälsen eine weifsliche, ähnlich der in andern Unter[uchungen beobachteten. Beide Ströme in ein Gefäfs zugleich aufgefangen, zeigten ich deutlich von einander verichieden, nemlich als eine ı88 — weißsliche ‚' mit. blütähnlichen Streifen gemifchte Flüffigkeit. ‚ Diefe einzelnen Chylusarten erfchienen gleich nach dem Herausdringen aus ihren Gefälsen klebri- ger als die vorigen, gerannen aber nicht [o felt und fehr langfam, er[t nach mehr als einer ftarken Stunde, während das Blut von diefem Thiere felt und ziemlich früh eoagulirte. Ich erhielt nur eine geringe Menge von diefen Chylusarten zu let chen, und bemerkte dabey folgendes: Der Chylus a., aus dem untern Theile der obern Oeffnung derSpeilelaft- Röhre war zu einer [chwach zulammenhängenden,, lange nicht fo feften Malle, als der vorhin erwähnte Chylus geronnen: am Rande zwifchen diefer Placenta Chyli und dem Gefälse war eine dem Serum vom vorigen Chylus ähnliche FlüL- figkeit,. eben fo unten im Gefäfse, aber in weit beträchtlicherer Menge, als bey dem vorhin erwähn! _ ten Chylus.. Eine Zeitlang nach dem Gelftehen des Chylus 'erfchien. er. fleilchfarbig, auf [einer Ober- Näche ganz wie der geronnene Chylus vom. vorigen Pferde, (was aber freylich zum Theil: optilcher Be- trug war) die untere. Fläche hingegen zeigte eine dünne, fchleimige und klebrige Lage von Cruor. Wurderdiefe weggenommen, fo er[chien dann der obere Theil vom Coagulum grünlich- gelblich. Diele obere Schichte gab zulammengeprefst eine .grolse Menge von. einem. klebrigen, ‚röthlich - gefärbten Serum, und hinterliefs eine falerigte Materie, ‚die nicht-roih, wie die von dem -Speilefaft desivoriger — 189 Pferdes, fondern blalsgelb, wie die unwillkührli- chen Muskeln des Darmkanals war, Die untere Schichte geprelst und zwilchen den Fingern gerie- ben, bildete einen ähnlichen röthen Rückltand, wie der Chylus a und b. des vorigen Pferdes, nur et- was dunkler, nicht fo zinnoberroth, und gab eine Menge von Cruor, a 7 Der Chylus b. zeigte ebenfalls . viel Serum ir Verhältnifs zum geronnenen Theile, und diefer letzte war auch aus zwey Schichten componirt wie der vorige.© Die obere 'erfchiem grau, etwas ins gelbliche fallend, wie gerounene ‚Lymphe, ohne eine Spur von Cruor, und, war von gallertartiger Conültenz , wie beym Chylns, a, Die untere dün- nere Schichte hingegen, welche mit der obern ‚ein Mesnimam bildete, beftand aus; einer Anfammlung von Cruor, welche eine [chleimigte Confiltenz zeigte. Das Serum war grünlich- gelb, wie ‚beym vorigen Pferde, und wurde durch Schütteln und Zerfchnei- den des geronnenen Theils blutig. Der Chylus c; war etwas dicklicher So gel- ber, als die Milch, enthielt ein pfirfchblüthrothes, durchaus mit Cruor verbundenes Coagulum, das fich am andern Tage vermindert hatte, kurz .die- fer Chylus verhielt ‘lich fo ganz wie derjenige, den ich bey meinen bisherigen Unterluchungen aus der Cifterna Chyli erhalten hatte. $o abweichend in mehrerer Hinficht Jiefe Be- obachtung von den bisherigen ilt, lo [ehr fand ich fie einige, Tage darauf an dem Chylus eines alten Pferdes, welches auf ähnliche Art, wie das vorige, 190 — wegen einer Gelenk- Krankheit am vordern Fulse getödter wurde, beltätiget. Ich führe diefe Wahr- nehmung deswegen auch hier an, befonders da fie vielleicht zur Beleuchtung der vorigen dient, Be. merken mufs ich aber vorher, dafs wir durch ge. zaue Unterfuchung in beiden Fällen uns überzeug- ten, dals wir wirklich die Speilefaft- Röhre ange- ftochen hatten, und dafs auch bey diefem letztern Pferde der Darmkanal falt ganz leer von Nahrung war, ausgenommen der Magen. Die Speilefaft- Röhre, die wir etwa eine halbe Stunde nach dem Tode des Pferdes aufluchten und unterbanden, lag als ein gelbes, ‘wenig ausgedehntes Gefäls, zwi- fchen der grofsen Schlagader und der faft blutleeren Vena Azygos, So wie wir fie öffneten, drang eine beträchtliche Menge von einer hellgefärbten Flüfßg- keit hervor, die [chnell braunroth und nach eini- ger Zeit hellroth, falt ganz wie wälsriges, arteriö- fes Blut wurde. Die Speilefaft- Röhre felbft nahm eine andere Farbe an, fie wurde dunkel, faft wie eine Vene: diefes fchien von der Luft herzurühren, die in beträchtlicher Menge in die Oeffnung derfel- ben gedrungen war, weil nach dem Anfchneiden, derfelben erft ihre Farbe dunkel erfchien, _ Viel- leicht war es auch mit Effekt von der Luft, wel- che die ganze äulsere Fläche des Bruftganges be- rübrte, weil er, wie ich ihn unterhalb der Oeff- nung zufammenprefste, und er, befonders die Ci- fterna Chyli, aufserordentlich anfchwoll, doch Falk dielelbe Farbe zeigte, und auch eine braunrothe Rlüf- figkeit ergofs. Der Chylus drang, wie [chon be. — 191 merkt worden, anfangs mit einer hellen Färbe aus dem Brultgange hervor, nachher mit einer braun- rothen, er wurde aber bald darauf gleichförmig durch feine ganze Malle hellroth, wie wällerigtes arteriöfes 'Blut, und blieb fo bis er anfıng, feft zu gerinnen. Dieles war erft nach etwa vier Stunden der Fall, nachdem ich den Pfropf von dem Gefäls entfernt hatte, in welchem er aufgefangen worden, Felt geronnen erfchien er in dem Gefälse aus drey Schichten zu beltehen, wie dieles beym ge- ronnenen Blute des Pferdes gewöhnlich der Fall it. Die obere Schichte war ein gelblich grünes- Coagulum, zwilchen delfen Rande und dem Ge- fälse eine unbeträchtliche Menge einer klaren Flüf- Agkeit hervordrang, Das Coagulum war von gal« lertartiger Conüiltenz, liefs fich leicht zerreilsen, und ergofs dann fehr viel von jener klaren Flüffig- keit. Ausgeprelst hinterliefs es nur fehr wenig fa- ferigten Stoff, weit weniger, als der oben er- wähnte Chylus und noch weit weniger, als das Blut deffelben. Thieres, auch war er nicht [o cohä- rent und fo elaftifch, wie der von jenem Chylus und wie vom Blute, Der untere Theil diefer ober- ften Schichte hing leicht mit der zweyten zulam- men, die ganz die Farbe von Blut hatte, eine “ fchleimigte Conliftenz zeigte, (ehr dünn im Ver- hältnifs zur obern Schichte war und aus Cruor - Kü- gelchen, die wie durch einen Schleim verbunden waren, beftand. Diefe dünne Cruorfchichte war nicht [charf von der obern begränzt, Sondern «der untere Theil von der obern zeigte lich an einzel. 192 — nen Stellen fehwach geröthet, wahrfcheinlich weil die Flülfgkeit vor dem Gerinnen öfters -gefchüttelt worden. Ich habe um fo mehr Grund diefes anzu- nehmen, weil’die Abgränzung in dem Chylus, der in ein anderes Gefäls war aufgefafst worden, fchär- fer war. Nachdeni ich die rotlie Schichte von der obern entfernt hatte, fo erfchien diefe nicht mehr gelblich, l[ondern blols blafsgrün : | unter diefer zweyten Schichte war ein nicht [ehr betfächtlicher Antheil von Serum. - » Uebrigens 'hatte das -Contentum der Speifelaft-, Röhre von den beiden letzten Pferden einen ähn- lieben Geruch und Ge[chmack , wie der oben er= wähnte Chylus, auch fühlte er.'&ch' klebrig an), nur; [chien er mir weniger 'conhiftent und [ein Ge- fchmack weniger lalzig. Genauere Unter[uchungen «konnte ich, wegen anderer Ge[chäfte nicht damit anltellen *), ‚Nach ”) Es war fehr überrafchend für inich, gerade wie ich in’ Begriff war, diefe Abhandlung, zum Abdrucken wegzu- fchicken, in den Collect Academig,. Tom, VII, de la Partie Etranger $. 234. mit den angeführten Be- obachtungen übereinftimmende von Elsner zu le. fen, welche J. L. Hannemann dem Bartholin in einem Briefe mittheilt. Diefer Brief ift in den Act, So. eietat. Med. Hafnienf, Obfervar, 1o1. abgedruckt. Da ich diefes Werk nicht bey der Hand habe, fo theile ich hier, die franzöfifehe Ueberfetzung von Hannemanns Briefe, aus den eben erwähnten Colleet, Academig. mit...) 1.4: & 04er - a 193 " Nach dielen zwey Beobachtungen kann man mit vollem Recht behaupten: Je commehgois ? me rendre A Popinion de ceux, qui fentiennent, que le cotur eft le veritable organ de la ehylificarion, mais une experience du fcavant Elsner ma fait retourner A mon premier Tentiment. Apres avoir fait une ligarure aux vaiffeux lacr&s pour y rerenir le chyle pendant quelques heures il y trouva au lieu du chyle une liqueur rouge eomme du fang. Je erois done, que le fang eft conrenu dans le chyle er qu’il eft forme par le fang meme par affımilation, Ainfi je exclus aucuin vifeere ni aucune efpece de vailleaux fanguins de la facult€ du fang, Bartholin bemüht fich in der Antwort auf nliefen Brief, welche fich in demfelben Werke abgedruckt finder, diefe merkwürdige Erfcheinung durch Färbung des Chyz lus mittel des Blutes von den benachbarten Venen, durch eingetretene Verderbnifs des Thylus und derglei« chen zu erklären; aber feine Erklärungen flimmen nicht mit meinen fchon erwähnten Beobachtungen überein, Hier muß ich noch eine mögliche Erklärungsart dies fes merkwürdigen Phänomens befeitigen, welche dem er. ften Anblick nach, viel Wahrfcheinlichkeit für fich hat, Man. könnte nemlich glauben, das Blut von den grofsen Venenfränmen, in welche fich der Brultgang eröffnet, fey in die Mündung deffe!ben gedrungen, und fein vörhlis cher Inhalt wäre fomit = wenigitens dem gröfsten Theile nach regurgitirtes Blut. Man härte blofs anzunehe men, dafs der Widerftand von den Klappen des Bruft- ganges auf eine ähnliche Weile-wäre überwunden wor. den, wieder von der Valvula Goli in manchen Krankhei, ten des Darmkanals, und daß diefes noch vor der Un- terbindung des Bruftganges gefchehen wäre, Aber wenn man auch diefe, doch fehr unwahrfcheiglichen Voraus» Arch. f. 4. Phyfiel, Yıll, Bd. 1» Heft, N i94 A = 1. Dafs die in der Speilefaft - Röhre enthältene Flülligkeit grofsen Abweichungen, die durch. ferzungen gelten läftt, fo widerfprechen diefer Eıklärung doch folgende Umftände; ı. Dafs der Brultgang in meinen beiden Beobachtungen vor und gleich nach der Unterbindung kaum etwas von ei- nem Blur ähnlichen Contentum enthielt, und dafs .die= fes fich erft fpäterhin von. feinem unten Theile aus an- fammelte, zum Beweife, dafs die Bewegung in dem: felben keine rtickgängige war. | 2, Dafs beide Pferde, deren Chylus eine folche Blutähnliche Befchaffenheit zeigte, vorzüglich durch Verblurung gerödter wurden, ihre Blutgefäfse auch ganz leer wa- ten und fomit alfo nicht wohl ein Andrang des 'Blu- tes gegen die Mündung des Bruftgangs ftatıfinden konnte, der doch nothwendig wär, damit das Blur diefen un- gewöhnlichen Weg hätte nehmen müffen. t 3. Endlich dafs der Chylus, welcher fich bey dem letztern Pferde in den Theil des Bruftgangs unter die in den- felben gemachte Oeffaung — und nach Entleerung des obern Theil; anfammelte — diefelbe Blutähnliche Be- "® fchaffenheit hatte. N NIE Alles diefes beftimmt mich, zu glauben, dafs in mei- nen eben mirgetheilten Beobachtungen der Inhalt des Bruft- ganges kein regurgitirtes Blut war, fondern das ihm ei« “ gene Contentum, und dafs diefes unter gewiflen 'Um- ftänden eine mit dem Blute übereinftimmende Befchaffen- heit annehmen kann, Zugleich machen diefe Gründe es mir wahrfcheinlich, dafs vielleicht in den Fällen, wo man zegurgitirtes Blut will in der Speifefaft-R re bemerkt ha- ben, diefes kein Blut der Venen, fondern die ihm ein heimifche Flüffgkeit war, Statt aller Beobachtungen (die. fer Art erwähne ich hier bloß die von Hildebrands, zul 195 innere Umftände befiimmt werden, _unterwor- fen ilt. 2. Dafs hingegen, wie die organilchen Gefchöpfe überhaupt in ihrer erften Lebensperiode — der Chylus in den Milchgefälsen fich ziemlick gleich bleibt, wenigftens unter den von mir beobachteten innern Umftänden,, (verfchie- © denes Alter, verfehiedene körperliche Befchaf- Fonheit, verfchiedene Krankheiten) und keine beträchtliche Abweichungen in [einem Annli« chen Verhalten zeigt. Der Chylus von den beiden letzten Pferden wnterlchied fich nemlich: 1. Durch die dem arteriöfen Blute ähnliche Farbe beym Luftzuteitt. " 2. Durch die gröfsere Menge und den mehr aus- gebildeten Cruor, - 8. Durch die, der des Pferdeblutes ähnliche Art 3 der Gerinnung, bey welcher neinlich das Coa- — _ gulum aus zwey verlchiedenen Schichten be= 2 and; aus einer oberf, die durch Faferktof und vieles Serum, und aus einer untern, die u D _ Na "= «Ktehirbuch der Anatomie des Menfchen, 4. 2.) die noch die meifte Wahrfcheinlichkeit für fich har, dafs die im Duct. thor. enchaltene Flüffigkeit Blue wat. „In leinet erfänfren fehr voltbfürigen Katze fand u „ich einmal den ganzen D. thurscicus init Blur angefülle, „und die Klappe fchien (vom ftarken Drange des bey der 5 „Erliufung zurückgehaltenen Blures) zerriflen zu ey“ 196 —— wenigftens gröfstentheils durch Cruor gebildet wurde. f 4. Durch feinen geringeren Antheil von Faler- ftoff und die geringere Elafticität und Cobärenz deffelben. Kurz er erfchien als ein wälleriges, wenig gerinnbaren Stoff enthaltendes Blut, oder nach den Unterfuchungen, dieHerr Prof. Reuls mit mir über die Lymphe angeltellt hat, als eine Cruor enthaltende Lymphe; Woher wohl .diefe grolse Verfchiedenheit? Vielleicht rührte fie von der geringen Quantität von eigentlichem Chylus her, welche wegen der Leer- heit des Darmkanals und der Milchgefälse in den Bruftgang gelangte. Das Contentum deflelben be- [tand offenbar einem grofsen, Theil nach aus Lym- phe, enthielt wenigltens mehr davon, als der an- dere zuerft von mir unterluchte Chylus. Denn das Pferd, von welchem er genommen wurde, war ei- nige Zeit vor [einem Tode wiederholt Stark gefüt- _ tert worden, und die Milchgefälse im Gekröfe del- felben erfchienen [ehr zahlreich und vom Chylus angelchwollen, während bey dem andern Pferde das Gegentheil [tattfand.. Zwar fand ich bey mei- nen Unterfuchungen der Lymphe mit Herrn Prof, Reufs, dafs diefe eine dünnflülfge, klare, durch- fichtige, blafsgelblich- grünliche, (unter einem [tar- ken Mikrofcop) homogene Flüffigkeit war, welche nach funfzehn bis zwanzig Minnten zu einer kla- ren zitternden gallertartigen Malle gerann, aus der fich durch $ehütteln ein Aülfger, gelblicher Theil. Ichied, in welchem das Coagulum fchwamm, und De 197 dals fie blols aus Serum und etwas Falerftoff be- ftand. Aber diefe Lymphe hatten wir aus einem grolsen Iymphatilchen Gefäls an der rechten Seite „der Lendengegend erhalten und nicht aus dem Duc- tus thoracicus. Und warum [oll fich nicht die Lym- phe, ähnlich wie der Chylus an den einzelnen Punk. ten des einlaugenden Sy[tems ver[chieden verhalten, da ja aus der Phyhiologie bekannt ift, dafs die ein- JSaugenden Gefälse falt alles, was ihnen dargeboten wird, in fich aufnehmen, [o z.B. abforbiren die der Haut, Waller, verfchiedene Gasarten, Salze, Queck- filber u. (.w. Eben deswegen mufs auch in den einfaugenden Gefälsen der einzelnen Stellen des thie- rilchen Körpers die Lymphe ver[chieden feyn, was auch mehrere Schriftfteller, wie Mascagni*) und Sömmerring **) behaupten, Es ilt fogar wahr- *) 5. daffen Vaforum Corporis humani hiftoria et Ichnographia, Sems 1787. p.28, Hier heifst es: 2 Humor, qui in Lymphaticis reperitur varius elt pro di- verfirate humoris indole; qui in cavitatibus, unde oriun- tur Iymphatiga, fecernitur ac continetur, Cum in intefti- nis adeft chylus, hunc ab iis hauriunt ac provehunt, cum abet, tunc humorem pellucidum, falfuginofum, aliqui- bus particulis concreseibilibus commixtum abforbent, qui continuo a vafıs fanguineis in inteftina exfudar, Quae ab hepate veniunt, humorem continent Iuteo colore tinctum et fubamarum, quod indicat bilis portionem e cellulis po- risque biliariis reforbiffe. Humor ab iis advectus, quae a locis pinguedine refertis derivant, particulis oleofis fearet, qui #rene procedit, urinam fentit, "") Vom Bau des menfchlichen Körpers, zte Aus- gabe gter Theil, 5.540, „So bringen die Saugadern, 198 5 fcheinlich, dafs die Lympbe, wie der Chylus, dem Blute um fo äbnlicher wird, jemehr fe fich dem Eintritt in das Blutfyftem nähert, und um [o mehr von dellen Befchaffenheit abweicht, je End \ - Ge von dielem if. Denn die Lymphe nimmt zwar vorzüglich aus der wällerigten Feuehtigkeit ihren 4 Urfprung, welche der Zellltoff und die aus diefem | beftehenden Häute ablondern, (der he auch, [o wie Ge in den grolsen Iymphatilchen Stämmen, aus de- nen ich fie unterfuchte, enthalten ift, am meilten ähnelt) aber lie ift doch zugleich eine Sammlung and Auflölung von allen, oder wenigltens .von den wmeilten felten und Aülligen Theilen, ih welche das Blut durch den Secretions-und Ernährungs» Procels, gleichlam wie das Licht durch das Prisma in far- bige Strahlen getrennt wird. Die felten "Theile des thierifchen Körpers unter[cheiden fich aber von dem Blute blofs durch einen höhern Grad von Conlilienz and beftimmterer Bildung, gleichlam durch einen. höhern Grad von Entwicklung. Deun wir hnden die „die von den Nieren, und noch mehr, die von der Harn< „blafe kommen, unläugbar etwas hatnhaftes, die von der - „Leber etwas, galligtes, die aus dem leeren Magen et_ „was anderes, ‚als die aus dem leeren Dünndarm, ‚oder | „beide etwas.andergs, als aus dem leeren Dickdarm zus „rück „ die von den Hoden und den Saamenbläschen et= »Was, {permatifches, die von dem Pancreas eıwas Speis „chelähnliches , die aus dem Fette etwas öÖhligres, die „aus den gefchloffenen Höhlen des Kopfes, der Brult, des „Herzbeutels, des Bauches, der Gelenkkapfeln.erwas dem „Bluwaffer ähnliches zurück, ‘5 felben nähern Beftandtheile in den feften, wie in den fülfigen Theilen, [ogar diefelben Stoffe mit ein- ander verbunden, [o z. B. in den Muskeln den Cruor und Falerftoff, wie im Rlutkuchen. Daher ilt es auch wahrfcheinlich, dafs die Lymplıe an der Stelle des Körpers, wo Ge aus allen heilen deffelben zulammenflielst, ähnlich wie alle gefärbte Lichtftrah- len fich zu einem weilsen wieder verbinden, eine dem ganzen Blute und nicht blofs dellen ungefärb- ten Strohme ähnliche Flüffgkeit darltellen, die fich aber, weil die einlaugenden Gefälse, vorzüglich wällerigte Flülligkeit in ich aufnehmen, hauptläch- lich durch einen höhern Grad von Wälferigkeit'vom Blute wnterfcheiden wird. Mit diefer Vermuthung Stimmen nun die angeführten Beobachtungen fo [ehr überein, dafs ich fie als Erklärung, derfelben 'an- nehme. Oder wird vielleicht [chon im Gekröfe das (zur Zeit der Nichtverdauung der Menge nach un« beträchtliche) Contentum der Milchgelälse, durch eine ftärker aflımilirende Einwirkung von dielen auf daffelbe: in eine Blutähnliche Mafle verwan- delt — wie in Elsner’s Beobachtung? Vielleicht gelingt es mir, durch Verfuche mehr Gewilsheit bierüber zu erhalten. cd Ueber den Einflufs von einzelnen Vnfänden auf die Befchaffenheit des Chylus lälst ‚Sich etwa fol- gendes behaupten, was ich aber nur bypotbetifch Kinftelle, 1. Die Gerinnbarkeit und die Menge des: gerinn., baren Sıofs ilt bey dem Chylus der Pferde von, zu — mittlerm Alter und die wohlgenährt find, be. trächtlicher, als unter den entgegengeletzten Umftänden, 2. Genufs von Gerbeftoff und Galläpfelfäure, wie auch von gutnährendem Futter vermehrt die t Menge vom gerinnbaren Stoff im Chylus, wie auch die Gerinnbarkeit deffelben, 3. Das Contentum der Speifelaftröhre ift bey lee« rem Darmkanal und falt leeren Milchgefäfsen dem Blute am ähnlichften, vielleicht weil es dann blofs ein reducirtes Blut ift, 4. Durch das Eindringen der atmalphärifchen Luft in den Hrufiıgang, wird die darin enthaltene Flüffgkeit dem Blute ähnlicher. IV. Endlich ergiebt Gich noch aus dem Bisherigen über die Umwandlung des Chylus im Blut fol- gendest A, Dafs die Vermifchung des Nahrungsfaftes mit andern Flülßgkeiten in dem einfaugenden Ge- fäls[yftem, eines der vorzüglichften Mittel ift, durch welches er allmählig languificirt wird, Der Milchlaft wird, wie wir gelehen haben, dem Blute immer ähnlicher, jemehr er fich der Mitte der Speilefafträhre nähert, Auf dem Weg da« bin muls er durch eine [ehr grolse Menge von lym- phatilchen Drülen, die im Gekröfe, belonders da, wo der Brultgang [einen Urfprung nimmt, zahlrei- oher, als’an allen andern Stellen des thierifchen Kör- pers ült, Diele Drülen befitzen eine beträchtliche, — 201 ihrer Grölse angemellene Menge von Blutgefäfsen , daher fie auch eine röthliche Farbe zeigen, und der Theil von dem einfaugenden Syftem, welcher während der Verdauung den Nahrungsfaft enthält, palfirt mehrere von ibnen zugleich. Auf diefem Wege mu[s, vermöge der mechanifchen Einrichtung diefer Organe, der Nahrungsftoff nothwendig, mit Lymphe und auch mit andern Flülfgkeiten, welche wahrfcheinlich die Gekrösdrülen ablondern, ver- mifcht werden, Gelangt er endlich in den Brult- gang [elbft, fo mifcht er fich mit der, aus allen Theilen des Körpers herbeygeführten Lymphe, die, da fie eine Sammlung und Auflöfung falt aller zer- ftreuten Beftandtheile, in welche das Blut fich trennt, ilt, gleichfam ein reducirtes Blut darftell. Diele Vermilchung des Nahrungsfaftes mit den angegebe- nen Säften fcheint ımir ein Hauptmittel [einer all- mähligen Sanguification in dem einfaugenden Syltem zu leyn. 2. Weil fie eine Coexiltenz ift, unter welcher jene vor lich geht. 2. Weil der Milchfaft aus der Mitte des Bruft- ganges dem Blute ähnlicher, als der aus dem, obern Theile deffelben und aus der Cilterne ilt, fomit alflo die blolse Berührung deffelben mit den belebten Wandungen nicht die einzige Ur.» fache der allmähligen Sanguifhcation feyn kann, denn fonft würde der Chylus e., der am läng. ften mit dem einlaugenden Gefäfs/yltem in Be» ”)$, Ruyfch Epiftel, ad Boerhaav, L. B, 17. 22, $ 202 — rührung war ) mehr gerinnbaren Stoff und grö- fsere Achnlichkeit mit dem Blute gezeigt haben, als der Chylus a und b, 3. Weil die erfte Bildung des Nahrungsfaftes eben. falls vorzüglich durch Säfte, nemlich durch die, welche im Darmkanal und in den mit ihm in Verbindung ftehenden Organen, abgefondert werden, gefchieht, und die gänzliche Sangui- fication deffelben, wenigftens zum Theil, durch die Vermifchung mit Blut bewirkt zu werden Scheint, % RN 4. Beweift diefes noch die abfolut und relativ grö- fsere Menge von gerinnbarem Stoff in dem Chy- lus des Bruftganges, als aus den andern Stel- len des einfaugenden Syltems, wie ich dieles gleich zeigen werde, Der Chylus aus den einzelnen Theilen des einfaugenden Syftems unterfcheidet fich durch ei- nen verl[chiedenen Grad von Trennbarkeit in die drey Hauptbeftandtheile des Blutes, durch einen verfchieden grolsen Antheil von Faferftoff und ge- rinnbaren Eyweifsftoff und durch eine verfchiedene Stufe von Ausbildung'des Cruor. Der Chylus der feinen Milchftänme zeigt kaum eine Spur von Trenn- barkeit in jene drey Stoffe, während fie der aus der Mitte des Brultganges in einem ziemlich hohen Grade bey Einwirkung der Sauerftoffhaltenden Luft manife- ftirte, und jene Stoffe felbft, denen des Blutes, inHin- Schtauf Eigenlchaften uud Verhältmißs gegen einander Be 463 Tehr ähneln.Diefe eintretenden Verfchiedenheiten müf- fen yanz neu erzeugt [eyn, und können nicht durch die blofse Vermilchung des Chylus mit andern Flüf. Aigkeiten, als die etwa vorfchlagenden Eigenf[chaf- ten von diefen, dem "Nahrungsfaft mitgetheilt wer- den. Denn die Lymphe enthält ja weniger Faler- ftoff und Eyweils, als der Chylus, durch Vermi- Schung deffelben mit Lymphe follte fomit eigentlich elative Menge diefer Stoffe im Chylus vermin- de t werden, Auch verfchwinden aus dem Serum des Chylus der gröfsern Milchftämme die weifsen Kügelchen, "während rothe dem geronnenen Faler- Stoff ahhängen, und zugleich nimmt die Menge der Gallerie in’ ihm ab. In den Iymphatiflchen Drüfen fcheint dieinit'dem Chylus vorgehende Veränderung eine ähnliche zu [eyn, weil die Verfchiedenheiten zwifchen! dem Nahrungsfaft der Feinen Milchgefälse und dem der gröfsern Milchgefälstämme und der daraus: entfpringenden Cifterne ähnlich find, wie die Verfchiedenkeiten zwifchen dem Chylus aus die- Sen Stellen des Körpers und dem aus dem Bruft. gange. Chemileh betrachtet fcheinen jene Verän- derungen auf Vermehrung des Sauerltofls, des Stick. Stofis, des Sehwefels und etwa einiger Salze in dem ©hylus zu ni Denn Vermehrung des Sauer- Kiofls in. denvthierifchen Stoffe ertheilt diefem grö- [serve Gerinnbarkeit, und wenn er Eifen enthäle, zugleich eine röthere Farbe, ' wie diefes wieder- holte Erfahrungen über den Zutritt einer Oxygen- Haltenden Luft zu den thierifchen Theilen b-wei- fen: fo vermehrt 2,.B. eine lolche Luft bey dem 204 — Athmungs- Procels. die Gerinnbarkeit des venölen Blutes und theilt ihm eine röthere Farbe mit. Eis nen ähnlichen Einfufs hat, wie wir gefehen ha, ben, die atmofphärilche Luft auf den Chylus, Der gröfsere Antheil von Blutfaler weilt hingegen auf eine Vermehrung des Stiekftoffs hin, weil dieler ein vorzüglicher Beftandtheil von ihm ift, die Ver» mehrung mag nun eine ablolute, oder relative [eyn, Die gröfsere Meuge von gerinnbarem Eyweils zeugt von Zunahme des Schwefels, während die deutlis chere Entwicklung des Cruor, theils Effekt von der Zunahme und Ausbildung des Eyweils, theils von [tärkerer Oxydation und vielleicht auch Anhäu: fung des Eilens und zugleich von; einer Verbindung mit einer gewiffen Menge von Phosphorläure ilt, Aus diefem folgt, dafs ein Saft, welcher oxy- dirt ift, fehr viel zur ferneren Allimilation des Nahrungsfaftes beytragen muls, wenn anders der Sauerltoff darin nicht (ehr gebunden ift: von einer folchen Befchaffenheit [cheint die Lymphe zu feyn. Sie nimmt bekanntlich vorzüglich aus der wällerig- ten Flüffgkeit, welche der Zellftoff und die wei- fsen Häute abletzen, ihren Urfprung. Diele Flülfg- keit zeigt aber auflöfende Kräfte, nicht blofs fo- fern fie wahrfcheinlich das Menftruum ift, durch welches die verbrauchten und verlebten Theile, während des Ernährungs -Procelles, gleichlam wie durch eine zweyte Verdauung (wie durch Säuren geronnene $toffe durch mehr hinzugegolfene Säure) aufgelöft und weggelchafft werden, fondern weil —— 205 nach Sehmith*) Beobachtungen, die Fülse von Fröfchen, die er theils blofs, theils in Leinwand eingelchloffen in die Bauchhöhle und zwifchen die Haut und Muskeln einer Katze brachte, wie auch andere Stückchen von Fleifch fehr bald aufgelöft wurden. Denn diele Auflöfung gelchah fchwerlich, wie das Erweichen und Flülfigwerden von thieri- fchen feften Theilen in der Galle, durch Entzie- hung des Sauerltoffs, londern wahrfcheinlich auf ähnliche Art, wie durch den Magenfaft, mittellt Oxydation, weil nach den ältern Beobachtungen von Spallanzani**) und den neuern, von Aus tenrieth und Werner ***) fieifchige Theile Gich gegen gerinnbare Stoffe und Pflanzenfäfte wie Säu- en verhalten. Als eine folche oxydirte Flüfligkeit wird nun die Lymphe, wenn fie fich mit dem Nah- rungslaft vermilcht, fehr viel zur Sanguification del- felben beytragen. Sie wird nemlich durch das Ab- treten von einem Theile ihres lolern Sauerltoffs an *) Medieinifche Commentärien von einer Ge» dellfchaft der Aerzte zu Edinburg, B. 2. St, 10, S. 242. \ ”) Verfuche über das Verdauungsgefchäft, überferzt von Michaelis. Er will nemlich beobachtet haben ‚ dafs Milch auch durch Andere thierifche Theile, als der Magen, z. B, durch Stückchen des Herzens und der Lungen eines wälfchen Hahns coagulirte, ””) Differtatio fupra cirata fiftens experimenta eirca modum quo chymusinchylum mutatur, Praefide ‘.H. F. Autenvieth, $. 30. fruftulum carnis © fele in tincruram heliotropii immifimus, quae, non nifi poft multas circumastiones paululum modo rufata elt, 206 — Tine den (dureh Einwirkung der Galle; und wahrfchein. lich auch durch die Einwirkung von gefchwefeliem Wallerftoff *) auf den Speifebrey, in dem untern Theile des Darmkanals). oxygenarmen Nahrungsfaft ‚die Menge van Falerftoff und Eyweils darin vermeh- ren, kurz ähnlich auf den Chylus wirken, wie die atıno[phärifche Luft beym Athmen auf das ve- nöle Blut, Hieraus ift es nun auch _begreiflich, warum der Chylus aus der Mitte des Bruftganges mehr von jenen Stoffen enthält, als der in den Milchltämmen, da. doch durch die Vermilfchung mit Lymphe, die relative Menge vom Eyweils und der Blutfafer in ihm hätte abnehmen lollen. Fer- ner begreift man, wie auf einmal die weilsen Kü- gelchen aus dem Chylus- Serum verfchwinden, und Ko) hängen, wie der Nahrungslaft c. vom erlten Pferde ftatt derfelben roihe dem geronnenen Faferltoff an- aus dem oberften Theile des Brultganges weniger Eyweils und Blutfaler enthielt, und überhaupt der „Eymphe ähnlicher war, als der a und b aus den untern Stellen vom Bruftgange deflelben Pferdes, welcher mehr aus eigentlichem Chylus als Lymphe beftand; man begreift endlich, warum die Menge *) Mehrere Erfcheinungen machen eine folche Abfonderung von gelchwefeltem Waflerftoffgas wahrfcheinlich, unter an« dern die fchwarze Farbe, welche das genoflene Eifen den Exerementen und zwar nach Menginhi’s Beobachtun. gen an allen Thieren mittheilt. Es ift diefes wenigftens diefelbe Erfcheinung, als die von Herin Doktor Meyer vorhin angeführte, dafs Spiritus Beguini den Eifenhalti» gen Brey in den dünnen Gedärmen fehwarz färbıe, — 207 des Fafer- und Eyweilsftoffs mit der der Gallerte‘, welche als das organifch- chemilche Elemept zu be= trachten it, in allen meinen frühern und fpätern Unterluchungen im umgekehrten Verhältnifs ftand. Eine ähnliche,Wirkung wird die Flüffigkeit auf den Nahrungsfaft haben, welche ihm, wahrlchein- lich in den Gekrösdrülen, beygemilcht wird, weil be arteriölen Url[prungs ilt. ; Beide diefe Flülßgkeiten werden aber dem Nah- rungslaft noch andere Stoffe, ‚als Oxygen mittheilen, überhaupt das Complement zur allmähligen Sanguiz,, fication dellelben feyn. Wahrfcheinlich wird in den. lymphatifchen Drüfen des Gekröfes Stickftoff an ihn ra Denn wenn wir alle Organa Chylopoetica n Säften nach, welche fie ablondern, vergleichen, fo finden wir, dafs fie aus dem: Blute der Arteria Coeliaca und meleraica fuperior et inferior, wie die Pole einer galvanifchen Batterie das Waller in feine beiden Formen übergehen macht, auf der ei« nen Seite, im obern Theile des Darmkanals, vor- _ züglich im Magen eine Flülfigkeit abfondern, in ‚welcher die pofitive Wallerform prädominirt, auf -der andern Seite hingegen, in der Leber und in _ dem untern Theile des Darmkanals und im fettrei« chen grofsen Netz, folche, in welchen der Wafler« Stoff vorfchlägt. Es ilt daher nicht unwahrfcheinlich, dals eine andere Partie von Organen, welche das Peritonäum umfchlielst, einen Saft aus dem Blute fcheidet, in welchem fich der Salpeterktoff über- wiegend zeigt, und diele fcheinen mir eben die 208 — Gekrösdrüfen zu [eyn, Denn wo anders her könnte die wegen Zunahme des Faferltoffs vermehrte Menge von dem Stickftoff in dem Gekröfe kommen? Eben fo muls auch durch die eben angegebene, in der Lymphs wahrlcheinlich vorgehende Desöxydation, das Azot in ihr freyer werden, und [ofern he eins Sammlung von verlebten Theilen ift, (die wahrfchein- lich das Materiale zur Abfonderung des an Stick- Stoff reichen Harnltöffs giebt, in ihr vorfchlagen. So würde dann die Entftehung und Vermehrung des Fa- ferftoffs im Chylus, von mehreren Seiten her be: günftiget, “ Die Salze der Lymphe werden ebenfalls zu je- der Metamorphofe der Lymphe vieles beytragen, befonders die phosphorfauren, welche, fofern die Lymphe der Ueberrelt, das Caput mortuum, des mit dem Leben verbundenen phlogiltifchen Procel- fes ilt, in beträchtlicher Menge in derfelben ent- halten leyn mülfen. Sie können vorzüglich zur Ent- ftehung des rothen Cruor beytragen, weil, wie fchon Sage und Gren behaupteten, und Fourcroy mit Vauguelin in neuern Zeiten bewielen haben, die tothe Farbe dellelben von dem Oxydatiens - Grade des Rifens und deffen Verbindung mit Phosphorläure herrührt. Nach ihren Unterluchungen enthält nem- Hich der rothe Cruor des Blutes höchlt oxydirtes phos» phorfaures Eifen mit einem Ueberlchufs von Eilen- * =’ B. Ein *) Fourcroy Syltem der chemifchen Kenntniffe im Auszug v Pr, Wohf, 4 'B.S. 245. oder das Original T, IX, P,153; — ‚209 -1uB. Ein 'zweytes Mittel, durch welches der Nah- „ zungslaft fanguiheirt wird, muls,; nach der von u. mir. bemerkten, Wirkung der‘, atmo/phärifchen ‘+ Luft auf denfelben ,). die Relpiration. [eyn.: , Sie erhöht die rothe Farbe und»die Gerinnbarkeit ‚dellelben ;; vermehrt auch vielleicht den gerinn- -... baren Stoff ‚darin. Dieles gelchieht wahrfch-in« =. lieh. durch den.Beytritt von einem Theile ihres Sauerftoffs’an den Chylus, und durch Entzie= huvug von einem Theil feines Kohlenftoffs, durch ‚dellen Uebergewicht im. ıthierilchen, Stoff fich vorzüglich die Gallerte auszeighmet., ‚Vielleicht 4. wird es aben auch.noch dadutch,bewirkt, dafs fich etwas Azot aus der atmofphärifchen Luft mit ihm verbindet MH. 3... u. 0; C. Ein drittes Mittel [cheint ‚die, anhaltende ‚Be- T, rührung zu. leyn, in\welcher der Nahrungsfaft ....„mit.den belebten Wandungen des einlaugenden ah Gefäls - Syltems ftebt. Weil nemlich in der Nähe von der Endigung deffelben.der-Nahrungs- laftı fo ganz verfchieden von dem im Anfange deffelben ift, und weil der: anhaltende Contact zwilchen dem Blute und den belebten Wandun- "gen der Gefäfse eine Hauptbedingung von allen den Veränderungen ift, welche das Blut’ durch den Ablonderungs- und Ernährungs - Procels er« leider. e | Ueberhaupt fcheint, die ‚Action der einfau- genden Gefälse mehr chemifch, als mechanilch zu Seyn, Denn in den vorhin erwähnten Beobachtungen 7) Vergleiche hiemit Autenriioöhr ma. 0, 15004 1.» Arch. f. d. Phyfiol. VIII. Bd, 11. Heft, [ 2 \210 ee und in mehrerefi andern, vön mie gemachten, änt- bielten die kaum aus den dünnen Gedärmenr ent- fprungene Milchgefäfse einen deutlich alkalinifchen Chylus, l Während doch "die in den "dünnen Gedär- nen enthaltene Mäfle fauer war *%).- Diefer’ Con- tact mit den belebten 'Wändungem/ fcheint vorzüg- lich die Bildung’ von Kügelchen im’Chylus zur Folge zu haben, weil er wenigltens eine nothwendige "Bedingung zur Erzeugung von Kügelchen im Eyweils 'ife **%) und'weiter auf’ deu Chylus ähnliche Wirkung "haben wird, wie der Magnet, ‚welcher PERLE das Eifen berührt, ha - Vorzüglich viel werden nun freylich noch zur "Sanguihieation desChylus die Vermifchung deffelben mit dem Blute und das Gelchäft ‚der Ernährung und Abfonderung beytragen. D. Die Bildung des Blutes ift eine ärfeiewich. lung des organifchen Stoffes des ganzen Kör- pers ähnliche Erfcheinung. So wie nemlich der aus der Einwirkıing zweyer 'organifcher Stoffe ”) Auch ats den Beobachtungen Abernethys (Surgical and philofophical effays, London 1793.) ergiebt ich eine fölche gleichfam cheinifche auswählende Anziehungs- N kraft der einfaugenden Gefäfse, weil in feinen Verfuchen , die Haut aus einem Gemifch verfchiedener Luftarten, vorzüglich eine abforbirte, z.B. aus der atmo- fphärifchen Luft die Lebensluft in gröfserer Menge als die Stickluft. Daher auch Dömmling (über die Krank- heiten der Säfte) ’diefelbe Folgerung aus diefen Ver- fuchen macht. , .®*) Vergleiche ‘hiemit Autenrieth’s Handbuch. is empitifchenmenfchlichen Phyfiologie, Be. 5, 119 — 211 u, „hervorgehende, Embryo anfangs blols geltaltlofe ‘Gallerte, wie, die niedrigften Tbiere ift, [pä- terhin albuminös und eine Sammlung kleiner Kügelehen wird, und erft mit Eintritt. der Re- fpiration deutlich Falerftoff zeigt, und feine Ge- fralt ‚mehr entwickelt: [o geht aus dem orga- ‚ nilchen Nahrungsftoff und den auf ihn im Darm- kanal einwirkenden Säften eine gleichartige ge- latinöfe Malfe hervor , die [päterhin anfängt, ungleichartig zu werden, indem fie Spuren von Eyweils offenbart, die in den gröfsern Stäm- men von den Milchgefälsen geltaltet wird, Cruor und Faferftoff zeigt, die.aber diefe Ungleichar- tigkeit erft nach erfahrner Einwirkung der at- molphärifchen Luft gehörig entwickelt. Die gröfste Aehnlichkeit befitzt die fich' im- mer wiederholende Blutbildung mit ‚der erlten im Embryo vorgehenden, womit Gin auch yan Swie- ten*) Sehr [chön vergleicht. Er fagt nemlich, nach- dem er die Veränderungen, welche den Beobachtun- gen von Malpighi zu Folge, das Ey des Huhns durch das Bebrüten erleidet, angeführt hat: , „Sed et in homine Saris üimili modo ex alimen- tisingeltis fanguis nalciturs venae enim lacteae! prae- paratam in inteltinis chylum fie hauriunt"uti vala jlla vitelli haurjebant attenuatum incubatus calore albumen: omnis chylus in unım Ductum tkoracicum _ concurrit; ie et in pullo omnia haec vala i in, unum 02 *) Siehe deffen Commentaria in Herm, Boerhäave ng mos. T, I, p. 137, Dele! nA 2i2 = confluebant intra amkich, CHl6ke’Herkätisj" Mora humorum per vala vi cordis, 'agtis confpirante äctione ja pullo, non habente fanguinem ruübrum,' nafeeba- wur Sanguis rüber, "intra düadragintä dcto horas: i homine adulto fano ex’ “chylo ht Tanguis \ viginti qua- wor horarum fpatio, ut docuerunt "Löweri et Wallaei obfervara: er ad hy tansmütationem in fanguinem in adulto condiikrtint calor corporis, acta valorum et öördis, adıis vis in pulmone appli- data transfluente cum Sanguine chylo“ etc. E. In dem Milöhgefäls. Syftem werden zwar zu- Iammengeletztere örganifche Stoffe, wie’ Ey- weils und Indi&- Materie gebildet, aber keine, nach dem jetzigen Zuftand der Chemie hoch unzerlegte Stoffe, wie Eifen, Natrum, Phos- * phor, Salzfäure und Schwefel, weil fich diefe Mätetieli Ichöh im Speilebrey, der während der ‚Verdauung im dünnen Darmkanal enthal- ten ih, vorfinden, und Beftandtheile der Säfte find, die an ihn abgefetzt werden *), ”) Dafs wahrfcheinlich inehrere der genannten Materien Aurch den orgänitchen Procefs gebildet werden, folge BIE aus mehreren Beobachtungen „vorzüglich "aus denen von Abernethy im dem»vonvihln angeführten Werkeyz'hber ‚nach: meinen bisherigen Verfuchen über. das. Verdau- ungsgefchäft, ift man nicht berechriget, anzunehmen, dafs eine, Erzeugung diefer Stoffe, ‚bey höhern Kehren auf dem Wege aus dem Darmkanal in die Speifefaft Röhre vor "ich sche, Wenn fie bey Thieren einer Vollkommneten Organifatien Statt finder, fo fcheint fie das Product ei- „.ner höhern Stufs von ‘dem organifchen Bildungs, Rrögi, y au feyn, —— — 213% 0) 256 Bmw ei ‚m r wir .ns n& Autenrieth und Zeller. Deber das Das » feyn von Quecklilber, das äufser- lich angewendet. worden, in der "Blutmaffe der Thiere. ' Ye . r - <.ni 1201 Ich ‚glaube, diefes ie die fchicklichfte Auffchrift, der unter meinem Vorfitz im März 1808 vertheidig. ten ‚Inaugural- Differtation des Hen. Dr. „Zellers, eines meiner feißsigften Zuhörer. Sein Antheil an. der Abhandlung ile beträchtlich, den größten Theil der Verfuche beobachtete er “lein, und feiner Auf- merklamkeit und Pünktlichkeit 1 konnte ich auch i in andern praktifchen Fällen, fo gut vertrauen, . als ; meinen eigenen, ‚Sinnen. "In eigentlicher Gemeinfchaft falti immer ‚mit meinen a a Zuhörern arbeitete etor Diltertadiopis-fich zu Sr "Der ut tel der Differtation felbft il: Diff, inaug. medica [ fitens ) Buyer an L sperimenta quacdam girca effectus ‚hy Jdrarayri in 10! animalia viva. Tubing, 1Boß. Bro. 5 56. Zuerft, fo viel mir bekannt ie, zeigt diele ‚Schrift das wirk- liche Dafeyn von Queckfilber i in ‚der Blutmaffe , wenn es an den Körper angewendet wurde. Diefes Da fayn ift fo. mannichfaltig, Bee an ekellten ver: > fuchen nach, geläugnet worden, une [6 häußg ver. 214 i — fiieg fich. deswegen, die Wirkungen ‘des Queck- Gllber- Gebrauches zu erklären, die Speculation der neuern Aerzte zu einer Umwandlungsfähigkeit des Körpers oder zu unbeftimmten Worten von Ner- venaffection, "von Hervorlöcken Won’ Dimenfionen hir Organismus, Veränderung der forma oontingens des Lebens; und, dergleichen.da, „wo; man wahrhaftig beller gethan hätte „ zunäghlt, van ‚den. blalsen Wir- kungen des Daleyns einer fremdartigen palpablen Materie im Innern des Organismus auszugehen; dafs ich glaube, eine weitere a dielex Schrift ift hier nicht am unrechten Orte, da Phy- Kiologie und Pathologie wechlelsweile einander auf- klären mülfen, Es ift wohl nicht unzeitig, AR Thatfachen zu erinnern, dafs nicht j jener Nymphe gleich, welche aus Sehnfucht fich abbärmte, bis nur noch ihre Stimme als Echo zurückblieb, unler Kör. per blofs ein unmaterielles Phantom, nur ein Ge- danke (im ältern Sinne) ohne Materie, fondern dafs er wahrhafüg groben irdifchen Urfprungs feyn, febr xohe fremdartige Stoffe in fich aufnehmen, und oa von ihnen unmittelbar affıcirt werden könne. Geht an ‚den Körper gebrachtes Queckfilber. wirklich i in die Blutmalfe über, läfst es fich in. ihr. lich wieder veti. Hulo nen, je "für ein Unding el Te wur- de; lo läfst üch wohl jener verliolsenen Tochter der medicinifchen Beobachtung auch in andern Fällen wieder ihre ‚beicheidene Stelle i in dem Gebände um- 4 — aıy falfender. medicinifcher » AnGchten anweifen; "Dia mechanifche Bewegung im Organismus'[chliefst/nicht die chemilche »der Säftenmafle aus; diefe'nicht die Geletze’ der Thätigkeit imponderabler Flülfigkeiten, und miv'dem Daleyn von:letztern ilt freyeres Heryor- treten,“ gleichfam ohne 'Mittelglieder, der »erftem Quelle aller Thätigkeit, wie fie im Pfychifchen fick zeigtz nieht geläugnet. ‚Aber wie: der geworfene Stein blols als Raum erfüllend, blind: und ohne che- milche Bewegung wirkt, und der ‚Gedanke auf der andern Seite'keinen Raum verändert; [o trittin dem Erfcheinungen des belebten Körpers bald auch mehr der Stoff blofs durch feine chemifche: Eigenfchaften hervor, durch.äufsere Stoffe dazu veranlalst, bald. ift blofs'die bildende Idee des:jeder Organifation. ei- gemihümlichen Lebens vorherrfchend: . ‚Die Wirk- lichkeit des erfteh Falles auch nur‘ an (einem: wider- yiatürlichen: 'Zuftand des organifchen /Körpers,. den ‚ein ins Innere des Organismus aufgenommener unbe-, ' zwinglicher Stoff hervorbringt, ‚zeigen zu. könneny mufs für die ganze Phyhologie wichtig feyni.ı „....7 ‘Sieben Tage lang wurde ‚einem Kaninchen täg- lich ungefähr eine Drachme der nach dem Würtem,, bergifchen Dispenlatorium .officinellen Merourialfalbe, indie. linke Weichengegend: eirgerieben;, ‚Es ent-, Sand kein Speichelflufs; anfangs blieb das Thier leb- haft;.es frals felbft-biszu-leinem Tode, ' Ohne be, merkbar abzumagern; feine natürliche Wärme „zu verändern, oder in feinen ‚Darmausleerungen etwas Widernatürliches zu. zeigen, wurde es in den,lezten ziwey Tagen von einer Starken ‚Unruhe befallen, und 216: — blieb an keinem Orte langeruhig;am'achten Tag ftarbi es. ‚Einem!-Zweytenı Kaninchen wurde zwey.Tageı Yang jaufieben. dierArt: die Salhe täglich mur..einmalj; in«den'folgenden.'vier Tagen: aber täglich: zweyinab eingeriebenz;es! konnte: nichts auffallendeshbemerkt werden." Am ‚hebeniten Tage fchon ftarb diefes Thiery ohne vorhergehende Zuckungen, | Einem dritten Ka> ainchen,' welchem unter die Haut des Rückens ein Ducaten war eingeheilt worden, (wovon unten mehr) wurde, nachdem 'diefe Wunde ganz geheilt wordem y war , (dem’Ducaten'gegenüber dreymal täglich'Salbe in die Haut, und: zwar. fünf Tage lang eingerieben! Es verhielt'ichsanfangs, wie» das erlte Kaninchen), aber einige Tage vor feinem Tode Schon frafs escnicht! mehr; magerte merkbar ab, und‘ wurde neben'der' grolsen Unruhe 'am'[echsten Tage fö fchwach ‚dafs die Fülse es »nicht: mehr trugen. Es [tarb [chon an dielem’ Tage. Die: ‘gleichen Erfcheinungen-zeigte ein viertes Kaninchen, dem ein 'Ducaten im die Bauch= höhle war 'eingeheilt worden, ohne dafs es davon zu leiden [chien; als die Wunde wieder E eh war, würden ’ihm "innerhalb “acht : ‚Tagen 15° — 16 Gran Ealomel’ innerlich eingegeben; Ge erfolgte in den! Tetzten "Tagen vor dem Tode.blofs ein ftinkender'Ge« zuch aus dem Munde, aber kein Speichelflußs darauf, fonders blofs auch im übrigen das, was [ehon auch! bey dem dritten Kaninchen:beinerkt worden ift. ‚Den Känihchen wurde ‘öfters der Mund geöffnet ,um'zu fetien), ‘öb/er nicht angegriffen fey, öysy "Stoll "bemerkte "auch'an einem andern gras’ frelfenden Thiere, an einer-Ziege; keinen Speichel- | am Bufs: ‚auf‘, eingeriebenes Queckfiüber. Dafs jedoch‘ Ziegen, [o.'wie, Elelinnen ‚ebenfalls darauf. krank) werden, bemerkte Howen.(beySchwediauer);) nach wenigen Tagen fralsen (olche Thiere nichtmehr., Nur: bey: denjenigen Kaninchen’ zeigte ‚ich zuletzt, Mangel an-Frefslult; wo [chneller viele Salbe ‚einge-- „en worden; oder Queckfilber, innerlieb gegeben’ wurde;.der Stublgang wurde „bey keineni .dieler! Thiere durch die, Anwendung des Queckfilbers: ver-' mehrt. , Diele grasfrellende /Thiere wurden dadunch! auch weniger. „in, ihrer; Ernährung ‚gehindert als: (was unten weiter gezeigt werden wird), ‚die: eifeht, freilende ‚Thiere,, Es ilt bemerkupgswerihg dals Abmagerung und. der , Tod, zwar bey fchnellerer Queek-filberanwendung i im Allgemeinen, balden erfolg- ten; aber; dals, doch die Tbiere gleichlam, ‚plötzlicher ftarben, ‚wenn fie ‚einmal zu erkranken anfıngen, bey welchen langlamerer Q Queckfi Ibergebrauch (päter überhaupt Krankheitser[cheinungen hervgrgehpachk, hatte. Etwas ähnliches fcheint zuweilen auch beym» Menfchen hey Metallyergiftungen vorzukommen. Bis wurden aus unten anzuführend Gründen, vor den Verfuchen mit Queckfilber Anelfahe zwey Unzen Blut aus der äufsern Droffelader gelalfen, Drey Tage darauf fing man an, dem Thiere täglich. zweymal eine Drachme Queckäilberfalbe i in die linke, Weichengegend einzureiben, und fuhr acht Tage lang. damit fort, mit Ausfchlufs eines ‚einzigen Tages, an, welchem, ihm wieder | der gelaffen wurde. Schon am Arien Tage & e des inreibens wurde bey diefem ‚Bey einem lebr kleinen, aber erwachlenen,, 218° \ — feiner Natur nach Aleilchfreffenden Thiere das'Zahn. fleifch, das vorher roth gefehen hatte, "blals- bley- farbig, nachher [chwärzlichblau. ‘Der Hund [tank unerträglich aus dem Munde, ehe''am hebenten Tag: ein wirklicher Speichelflufs ich einftellte;' der aber! nach der eben bemerkten Aderläfle wieder aufhörte. Schon zwey Tage’ früher hatte’ das Thier feine Els- luft verlohren; es war aber nicht abgemagert, dem Tag’ nach der Aderläffe könnte ‘es’ nichtmehr 'ge- hen md ftarb.” Aüch Wepfer (hiftoria cieutaei ayuaticae) bemerkte bey'einem grofsen Hunde, wels chem’ er Queckfilberfalbe einreiben’hefs ‚' dafs’ er) am achten Tage etwäs fahvirte, was ‘aber nachher wieder aufhörte. ' Unter fortdaurendem atich inter" lichen Gebrauch der Salbe fchrie Wepfers Hund’ zuweilen ohne Veranlaffung, und der "Unterleib fehien hie und da etwa$ aufzulaufen,; doch’ wurde der Hund im übrigen nicht-befonders krank. ’Schnel-' ler wirkte Queckäilberfälbe auf den Hund von’ Schwediauer, "Tin Mund wurde fchon am dritten‘ Tage ängegriffen, tnd es entftänd ein heftiger, dau-- render SpeichelÄufs mit fürchterlichem "Getank, wo- bey das Thier [ehr krank war. H Auch bey Katzen erfchien Speichelflufs. Einer‘ erwachlenen Katze wurde acht Täge lang täglich” dreymal eine halbe Drachme Queckfilberfalbe in'die Weichengegend eingerieben. Schon nach zwei, e Tagen wollte fie nicht mehr freffen, das Zahnfleifch veränderte [eine Farbe in eine blafse Bleyfatbe; am’ vierten Tage war ein deutlicher Speichelfüfs vor-" handen, der zwey Tage lang 'währie, Bald darauf” — 219: wurdedieKärze felinmager, verlohr von Tag zu Tag, mehr die Kräfte, fo dafs fie in den letzten Tagen die: bintern Füfse gleichlam als halbgelähmt, nur nach- fchleppte, Amuneunten Tage wurde fie auch von, einer grolsen»Unruhe befallen, und, ftarb noch an, diefem Tage. Einer andern Katze wurde die Queck-, Güberfalbe in,das Genick eingerieben neun-Tage lang; die Erfcheinungen waren die-nemlichen, wie die, vorigen ‚auch .dieVeränderung im Munde; nur dafs, bey dielem ‚Thiere der jedoch häufig abgefonderte; Speichel, was bey :Oeffnung des Mundes fich zeigte, nicht wirklich. zum. Munde herauslief, Aw neunten, Tage ftarb die Katzen 7 0. bnsy f ulsA 1 sıh „usbred er 2) i - „1. Den Menfeh nähert fich allo in: Abficht auf Mög- lielkeit, Speiohelflufs! durch‘ Queckfilber. erhalten! zu können, den feilchfrelfenden Thieren,, und ent-, fernt lich hierin von. den grasfrellenden. Das Wie- deraufhören von felbft des Speichelflulfes bey den, Beifchfrelfenden ' Thieren ilt auffallend „ aulser Schwäche und Abmagerung zeigte fich kein andere$, "Symptom, welches .auf diefes Wiederaufhören ge- folgt wäre... Das’ Abmagern war weit ftärker bey) ‚den Katzen, als’ bey . den Kaninchen, bey erftern! währte auch die, balder entltandene, Queckhilber-! krankheit länger, ehe fe tödtere, als bey den letz. tern. Dafs auch beym Menlchen ftarker Queckfilber- gebrauch Abmagerung verurfache, ift bekannt. Die Sinnorgane und foviel aus dem'Mangel an Zuckungen _ oder eigentlicher vollftändiger Lähmung gefchloffen werden konnte, das Nervenlyftem im Ganzen [chie- 220: an nen‘ bey mit: Queekfilber behandelten Thieren zur, nächlt nicht zu leiden: , en 2 'Die Thiere wurden fogleich nach ihrem Tode! geöffnet, mit Ausfchluls des Hundes; und’einer Katze, bey welchen ‘man durch einen Zufall daran verhin-, dert wurde, Bey dem erften Kaninchen erfchien die» Haut an der linken Weiche, wo dieQueckfilberfalbe! eingerieben worden war, etwas röther; als an an«ı dern Stellen, die Venen ihrer ilinern “oder, unterm Fläche waren fichtbar. aufgetrieben. ::Die:ly nphati«’ fchen Drüfen dieler Stelle waren 'röther, aber kaum! etwas grölser, als “die Iymphatifchen"Drülen'der: Weichengegend auf der rechten’Seite.”/Fett'war in dem Thiere keines mehr vorhanden, die Muskeln waren aber nicht abgemagert, Im Unterleibe "zeigte fich kein Sympton von Entzündung; auch weder hier noch in der Brufthöhle irgend eine "ausgetretene Flüffgkeit. ‘Der mit Speifen 'aufgetriebene Magen etfchien, wie auch der Darmkanal, natürlich; eine braune mit Galle gefärbte Flülßgkeit"war in dem dünnen Darmkanal. Die, ‚Blutaderm. des «Gekröfes waren aufgetrieben; das Milz ‚natürlich, die Leber grols , weich, gleichlam : [chon:fäul, [chwärzlicht- braun; durch[chnitten zeigte fe die zwey, [chom beyın Menfchen ($. diefes Archiv VL B: 2: H.) ber fchriebene körnigte Subltanzen, .die eine wär f[chwarz! roth, die andere aus dem bleyfarbigen ins gelbe übergehend; die kleine Gallenblafe. enthielt wenig _ Aüffige röthlicht-braune Galle, welche .lonlt ‚bey. den Kaninchen in dieler Jabrszeit. (die Verfuche, wurden im. Winter 1807 — 08 angeltellt,..die Tihiere EZ 221 iin warmen Zirimer erhalten) immer [chwärzlicht- grün ilt. Die Nieren zeigten lich gelund, die Urin- blafe zulammengefallen, und natürlich. , Alle Blut- adern des. /Unterleibes waren voll von Hülligem, homogenem;); [chwarzen Blut, das [ehr langfam an der atmolphärifchen, Luft gerann, ohne Blutwaller abzüfcheiden‘,aber,; einmal geronnen, ‚bald die hel- lere Röthe 'auf feiner Oberfläche ‚erhielt. Die Farbe der ‚Lungen „war falt. zinnoberroth, blofs; in der Nähe der.‚Bruftfcheidewand „und .der_Wirbelläule zeigten. Ge, aufi,ibrer Oberfläche einige ‚blaulichte Flecken; ihr. fchwammigter‘ Bau war unverändert, ji Die innere Fläche der Luftröhre und ihrer Aelfte in. den ‚Lungen war mit äulserft vielen rothen Punk- tenibeltreut; [o wie auch die Mufcheln in den Nalen- hWöhlen aufserordentlich roth er[chienen., .Das Herz war klein, doch! feine..rechte ‚Seite von Blut: auf- getrieben. ‚Die ‚ganze „Mundhöhle , fo wie die nachbarten. Speichel .-. und ‚Jymphatifchen Drüfen bezeigten lich. ganz. gelund, auch der Sehlundkopf und, die Speilenröhre‘ zeigten. ..keine ‚ Entzündung. Das. Hirn ‚erfchien ohne '/bemerkbare Abweichung vom natürlichen Zuftand, Das Zzweyte Kaninchen zeigte die nemlichen Erfcheinungen, nur dafs feine Lungen; weniger fatt roth gefärbt waren, und die dunkel gefärbte Gallenblafe viele Galle enthielt, Bey’ dem dritten und»vierten Kaninchen waren wie- der diefelben' Erfcheinungen.wie ‚bey dem erlten. fichtbar; blofs zeigtefich kein Unterfchied zwifchen ‚den Iymphatifchen Drüfen der beiden Seiten, Bey dem vierten Kaninchen, dem ein Ducaten war in 222 —— die Unterleibshöhle eingeheilt worden), zeigtemblofs ‚diejenigen Theile des dicken Darmkanals, in deren Nähe das Goldftück lag, einige kleine 'Entzündungs- fleckchen, doch obne irgend ein Auslehwitzen'von Entzündungsiymphe; die Urinblafe' Bela 'war [tark von Harn aufgetrieben. Der zwölf Stunden nach’ dem ' 7 "Tode geöffnete Leichnam der erften Katze zeigte folgen- des. An allen baarlofen Stellen, "wo die Queek- filberlalbe war eingerieben worden, deuteten ficht- bare Blutgefälschen und rothe Punkte einige Ent- zündung an, während an andern Stellen die Haut blafs war; auch waren die unter der Hatt 'gele- genen Venen’ vorzüglich "auf dem Unterleib) und hauptfächlich ‘in der linken Weichengegend deutlich und’ grofs. ‘Der ganze äulserft abgeze re Leichnam der Katze hatte nirgends eine Spür mehr von Fett; das Schenkelbein der rechten Seite, wel- ches äulserlich ganz weils ausfahe', "zeigte in feiner Höhle blofs ein halb Nüfßiges , gelatinöfes, purpur- farbiges Mark, Auch alle Muskeln ‘des Körpers waren blals, und abgezehrt, fo ‘dafs man: durch die Bauchmuskeln die Windungen‘;der 'Gedärme wahrnehmen’konnte. Die lymphatifchen Drülen'der linken Weichengegend, wo die Salbe eingerieben worden war, zeigten fich viermal größer, äls'dis gleichen auf der‘rechten Seite; übrigens fahen ‚he ‚gelblicht blals, und weiter nicht krankhaft veränderb aus; durchfchnitten er[chienen in ihnen! fiehtbare Blutgefäfschen und rothe Punkte, Die lymphatifchen Drüfen der linken Axelgrube waren:doppelt fogrols, — 223 ‚als die der rechten. Inder Bauchhöhle befand fich ‚keine ausgetrerene Flülfigkeit. "Ausgelchwitzte Galle hatte nicht blofs alle umliegende Theile, londern felbft durch ‚das Zwerchfell hindurch einen Theil ‚der kurzen Rippen der rechten Seite und des Bruft- fells gefärbt. Das Gekröle und das Netz enthielten keine Spur yon Fett, mehr; am obern. Theil des ‚Netzes waren an den Seiten der Blutgefälle die Streifen von angehäuften weilslichtem Zellgewebe noch fichtbar, welche ehemals Fett enthalten hatten, Das Bauchfell mit feinen Falten, fo wie das Bruftfell und der Herzbeutel erfchienen ungewöhnlich blafs und durchfichtig. Der Magen ‘enthielt einige durch Galle gefärbte Flülfgkeit. Der Darmkanal war „überall leer und zulammengezogen, weder auf ' Seiner äufsern noch innern Oberfläche konnte irgend- ‚wo ein Zeichen von Entzündung entdeckt werden, Das nicht [ehr dunkel gefärbte Milz erfchien ge fund, und entbielt wenig Blut, Die körnigte Rin- ‚denfubltanz der Leber war [ehr roth, ungeachtet im Ganzen dieles Eingeweide nicht fehr von.Blut Strotzte; was mir die körnigte Marklubftanz oder 'Subftanz der letzten Endigungen der, Ausführungs- gänge in der Leber zu feyn [cheint, das war hier blafs und erfchien gegen den Rand der Leber zu gleichfam durchfcheinend, Die untere Hohlader und die Pfortader, wie überhaupt alle Zweige die- fer Venen im Unterleibe, und felbft ihre kleinfte Aeltchen [trorzten von aufgelöftem und fchwärz- lichtem Blute, Zwilchen dem Blute diefer beiden ‘Venen war weder der Farbe, noch der Flülfigkeit ‘324 u — nach ein Unterlehied wahrzunehmen; "in beidem ‘yerhielt fich auch das in den Herzhöhlen’der rech- ‘ten’ Seite befindliche Blut gleich; ‘Die aufserordent- lich ausgedehnte 'Gallenblafe hatte die Grölse von der eines Knaben von mittlerem Alterj"und fahe 'fchwärzlichgrün aus; ihre Galle zeigte fich, wenn "iellausgebreitet wurde, Nülßg, gelbbraun, mit $räu- "ichter Schattirung, gleichförmig, und veränderte “fich nicht, wenn fie eine Zeitlang der atmolphäri- fchen Luft ausgefetzt wurde. Die Bauchfpeichel- drüle erfehien einigermafsen gelchwollen, auch . Telbft fo an den Rändern ihrer kleinften Läppchen; ihre Körner waren röthlicht, deutlich von einander Zu’unter[cheiden, und zeigten an mehreren Siellen öthe Purikte “und rothe Blutgefäfsehen.‘ Die Iym- pbatifchen Drüfen des Gekröfes waren fehr grofs, "gleichfam gefchwollen, fonft verhielten fie fich den Tnguinal-Drüfen gleich, und erfchienen gefund. “Wenige und leere Milchgefälse liefsen fich im Ge- ’kröfe wahrnehmen. ‘ Die Nieren hatten "auf ihrer ‘Oberfläche fichtbare Venen, [onft aber kein Zeichen von Entzündung; ihre Rindenfubltanz enthielt wenig Blut, und'war'gelblicht, hur an der Gränze der ‘Markfubltanz blafs pürpurfarb und blutreicher. An beiden Hoden war das Ipitzige Ende des Nebenho- den und der häutige Streifen 'zwifchen den Hoden ünd Nebenhoden mit vielen rothen Blutgefäfschen bezeichnet; auch die Oberfläche des ganzen linken Hoden war auf eine niedliche Art mit’ folchen [ehr kleinen Gefälschen in grolser Anzahl überzogen, 3ia i iu AR ° - Die — 225 Die fchwammigten Körper der Ruthe enthielten weniger Blut, als die Eichel. Die Urinblale war durchfcheinend, dünnhäutig, blals, ohne alle Spur N von Entzündung, und enthielt vielen Harn. In der Bruft erfchienen die Lungen zinnober- roth, im übrigen fchwammigt und gelund. Nir« gends war eine ausgetretene Flülfigkeit oder extra- valirtes Blut anzutreffen. Die grofsen Blutadern ee Be in der Nähe des Herzens waren voll von Blut; die Aorta aber enthielt nur weniges, Hüfliges, [chwärz- ' lichtes Blut, das mit durch[cheinenden farbelofen Klümpchen von gerönnener Lymphe vermilcht war, a a a Das nicht [ehr grolse Herz war mit weniger Herzbeutelfeuchtigkeit umgeben , und auf feiner Oberfläche mit einem deutlichen Nets kleiner Ves nen bedeckt. Das [chon oben belchriebene Blut feiner Höhlen auf der rechten Seite, das übrigens dem in der Aorta enthaltenen Blut glich, gerann in einem Glale der atmofphärifchen Luft ausgeletzt, an Teiner Oberfläche „ unter ihr behielt es aber lauge 2 Bin keit, und nahm erft [pät eine hochrothe { Die, Luftröhre, der Schlundkopf ı und die ‚ h er: hier überall auf ihren in ‚und 2 zeigten nirgends auch nur. i pur von Ertenndung, Das Zahnfleilch hatte owoh ah als unten an der innern Seite der Ba- ‚©kenzähne einen fauligten Fleck, der einen weils- > grünen, gleich/am brandigten Brey als Subftanz dar- ot; doch waren diele Flecken weniger auffallend am untern.Zahnfleifch, als am obern. Die Ohr. "Arch. f. d, Phyfiol, VII, B. I, Heft. pP 226 en fpeicheldrüfe war ängelchwollen, dünne, und: wei, fser als die Bauch[peichel - Drüfe; die Unterkiefer- Speicheldrülen, die Schilddrüfe und andere benach- barte Iymphatifche Drülen waren weder gelchwol- len, noch entzündet; auch die Schleimhaut der Nafe war blals, doch hatte diele einen röthlichten Schein, Das Hirn wurde vollkommen natürlich befunden, es enthielt weder Blut noch eine andere bemerk- bare Flülfigkeit in feinen Höhlen; weder die Ader- geflechte der Hirnhöblen, noch die Oberfläche des Hirns [elbft, zeigte zu lehr aufgetriebene. Blutgefälse. Die zweyte Katze zeigte alle hier angeführte Erfcheinungen an ihrem Leichnam ebenfalls; nur dafs die lyıwphatilchen Drüfen beider Seiten weni- ger von einander an Grölse verfchieden waren, die Gallenblale nur etwas grölser ‚als gewöhnlich, die Leber weicher [ich zeigte, und mehr bleyfarb, auch, hie und da [chmutzig weilse Flecken auf ihrer Ober- Räche hatte; die Harnblafe war hier leer und zus fammengezogen. E ar ig Da weder das Nerven-, noch ‚Muskelfyftem wäh- rend dem Leben der Thiere, die am Ende ‚lich zeigende Schwäche BOREERODD irg gend. eine fondere Erfcheinung dargeboten hatten ; ; auch ie Leichenöffnungen kein einzelnes Eingewen e, Be Leber etwa ausgenommen, beträchtlich verändert gezeigt hatten; die Blutmifchung aber auffallend y von der natürlichen abweichend fich darftellte; (6 dürkte diefe zuerlt näher zu betrachten [eyn, Bey den fleifchfrelfenden wie bey den grasfreffenden Thie- ren zeigte {ich die Blutmafle nach Anwendung der nn 227 er Oxyde aufgelöft, und als in höherem | Grade: von Venofität fich behndend; „wenigltens [o ‚weit fchwarze Farbe, Auflöfung noch ‚im Leich- mam, und fpäte Gerinnung delfelbigen an der Luft - zu diefem Ausdruck berechtigen. Spielmaun und _ Ehrmann *) bemerkten fchon eine ähnliche Ver- | änderung auf übertriebenen Quecklilbergebrauch beym Menfchen. Wirkt nun Queckfilber auch un“ ‚mittelbar auf die Blutmaffe, oder blofs mittelbar durch den Eindruck, den es auf die feftweichen -Organe macht? Diefe Frage war um; [o interellan« ter, als bis jetzt die chemifchen Verfuche weder jm Blut, noch in dem Speichel ‘oder Harn von ‚Menfchen, welche Quecklilber ‚gebrauchten, 'Spu- ‚ren von .dielem Metalle wieder entdecken konnten; eben fo wenig Quecklilber in der Milch der Thiere wieder gefunden wurde , denen Quecklilberlalbe ingerieben worden war; man alfo,.dielen Verfu- chen nach, voreilig eine unmittelbare Einwirkung von n den Körper aufgenommenem Quecktilber auf die Blutmalfe läugnete. Man hätte bedenken follen, dafs in neuern Zeiten bey den Menfchen in der ve= ifchen Krankheit nicht mehr; fo ungeheure Gaben von. Quecklilber anwendet, wie ehemals; und dafs yce [chon bemerkt, wenn bey einem mälsi= peichelfluls nach einer wahrfcheinlichen Rech- "Era er 5) Diff, de hydrargyri in fang. effectibus, 228 b — zum Wiederausfcheiden innerhalb vier und zwanzig Stunden zukomme, [o werde eine nur kurze Zeit in den Mund genommene Gold- und Kupfermünze Hicht fehr weils dadurch, oder amalgamirt werden können. Ehemals, .woman das Queckfilber überflüf- figer, als gegenwärtig reichte, fand wirklich Fal- lopius, dafs der Speichel eines (olchen Kranken Gold weils färbe. “ Die Frage wird aber unwiderlegbar durch un- fere Verfuche ent[chieden, da wir aus dem Blute der Thiere, ‘welche wir durch Einreibungen von Queck- filberfalbe tödteten, Quecklilber wieder, und zwar bey unferer Behandlungsart in metallifcher Geltalt aus[cheiden konnten. Aus den zwey angeführten Katzen, dem Hunde, und einem der oben befchrie- benen Kaninchen, wurde nach ihrem Tode das Blut aus der rechten Seite des Herzens, aus der untern Hohl-und der Pfortader, fo weit man es bekommen j konnte, in einem reinen Glafe aufgefangen, In küh- ler Luft getrocknet, betrug die ganze Menge nur eine Drachme, als fie gewogen wurde. Diefe Drachme trockenen Blutes wurde in eine [ehr kleine Retorte gethan, welche mit ihrem Schnabel unter die Ober- Näche des Wallers in einer [ehr weiten Vorlage reichte; die Vorlage [elbft war mit Schnee umgeben. Nach und nach wurde das Feuer unter der im Sand- bad liegenden Retorte verftärkt, bis blofs noch [tatt des Blutes eine leichte glänzende, blafigte Kohle übrig war. Das Waller in der Vorlage wurde gelb- licht, ein zähes, empyreumatilches Oehl, verunreiniget. ’ ’ P ’ s mit einigen im Halle der Retorte hängen gebliebenen — 229 Theilchen des getrockneten Blutes ging in die Vor- lage über; und in den Hals der Retorte fublimirte fich kohlenfaures Ammonium. Anfangs zeigte [ich auf dem Boden der Vorlage nichts, was Queck- Silber gleich [ahe, auch nachdem die Vorlage hinweßgenommen war. Nach einigen Stunden aber, während welchen das in der - Vorlage Enthaltene öfters herumgelchwenkt wurde, fahe man nach und nach einen kleinen Flocken, anfchei- nend von äulserlt feinem Kohlenpulver, immer zuerft wieder auf dem unter[ten Boden der Vorlage fich ablagern, [o oft die Flüffgkeit im Kreife herum bewegt worden, und dann wieder ruhig gelaflen worden war, In der Spitze eines Scheidetrichters gelammelt, und von der darüber [tehenden Rlüf- .üigkeit abgelondert, zeigte nun diefes [chwarze Pul- ‚ver [chon für das blolse Auge kleine Kügelehen von „glänzendem Queckfilber, und unzählich viele der- leichen noch kleinere unter dem Vergrölserungs- E.. Der übrige Theil des Pulvers [chien [chwar- ‚zes Queckfilber - Oxyd zu feyn, Das Ganze auf Gold gebracht, flols bey gelindem Reiben fogleich in ein grofses Queckfilber - Kügelchen zulammen, ‚das aber bald darauf mit dem Golde fich amalga- ‚mirte, und diefes-weils färbte. Das fichtbare Queck- 7 mochte ohngefähr 5 Gran betragen» “Wahrfcheinlich aber, wenn man das verlohren ngene dazu rechnet, betrug das Ganze einen alben ‚Gran metallifches Queckfilber. Setzt man n eine Drachme getrockneten Blutes ohngefähr Techs Drachmen Aülfigen Blutes gleich, fo enthielt IL 030 r — die Blutmaffe diefer Thiere wenigftens den gooften Theil’ ihres’ Gewichtes metallifches Queckfilber in Sich aufgelöft. Und doch hatte eine folche, nicht unbedeutende Menge von Queckfilber fich weder auf "Gold - noch Kupfermünzen“ 'verrathen, welche mit dem noch füüffgen Blute der geöffneten Thiere ge- vieben worden waren, noch blieb in irgend einem j Zeitmoment’ein weilser Fleck auf einer polirten Kupferplatte zurück, auf welcher Rlut folcher Thiere ftufenweife bis zuletzt zum Verkohlen erhitzt worden war. Selbft Aüffige Reagentien konnten in der Blut- maffe das verborgene und nur durch die Deftil- lation hervortretende Queckßilber nicht entdecken, Das noch nicht völlig ausgetrocknete Blut eines der oben angeführten, durch Queckfilber getödteten Ka- ninchen wurde mit vieler und verdünnter lpeter- fäure warm digerirt; die etwas ins grünlichte fal- lende gelbe Flüffgkeit mit Hahnemannifcher Wein- probe vermifcht.- Das wenige weilsgelbe, langlam zu Boden fallende Sediment färbte auf Gold erie ben diefes nicht weils, und verhielt fich beym Ver- brennen wie Schwefel; während f[chon fünfzehn. Tropfen einer Mifchung aus einem halben Gran ge- fätügter falpeterfaurer Queckfilber- Auflöfung und einer Drachme deftillirten Walffers, ve fe zu zwey ganzen Drachmen jener Altrirten Sahpetbrfanl ren Blutauflölung gegollen wurden, diefen die Ei« genfchaft mittheilten , mit der Hahnemannifchen. Weinprobe eben [olche graue Wölkchen zu präcipi tiren, wie fie die Hahnemannifche Weinprobe i reiner verdünnter [alpeterfauren Queckfilber - Auflä« > —— 231 fung hervorbringt. So zeigte diefe Probe, welche den gooften The 1 des Gewichtes der ganzen Blut- malfe, der im Leben aus Queckfilber beftand, nicht anzeigenkonnte, doch [chon einen 2ooolten Theil hie- zu gegollener reiner falpeterfaurer Queckfiber - Auf- löfung fogleich an, Kohlenfaures Kali oder Ammo- nium bildeten eben fo wenig in dem durch ver- dünnte Salpeterläure aus dem Blute gemachten Aus- zug, der doch das Quecklilber neben den aufgelö- ften thierilchen Stoffen enthalten mufste, einen Nie. derfchlag irgend eines Quecküilberkalks;, felbft die mit diefen Alkalien gefättigte [alpeterfaure Blutauf- löfung zeigte mit der Hahnemannifchen Weinprobe keinen andern Niederfchlag, als einen folchen, der di. blofs wie Schwefel verhielt. So wenig taugen ogenannte chemilche Reagentien, um Auflöfungen von kleinen Quantitäten von Metallen in organifchen Flüffgkeiten zu entdecken. Role fand eben die Schwierigkeit, wenn nicht die Deftillation zu Hülfe genommen wurde, kleine Quantitäten von Arfenik, durch Hahnemannifche Weinprobe, Kalkwafler, auf- gelöftes kupferhaltiges Ammonium, in thierifchen Flüffigkeiten zu entdecken. Es fällt in die Augen, dafs der phyfiologifche Streit, wie das Eifen in die Blutmalfe komme, da man doch im Chylus durch die gewöhnlichen (fehlerhaft angeftellten) Verfuche' keines entdeckt habe, eben den Grund habe, als das Läugnen mancher Experimentatoren, dals Queck- filber in die Blutmalle aufgenommen werden könne, Cruikfhank unterfuchte chemifch den Spei- chel,_das Blutwaffer, das Blut felbft und den Harn 932 — folcher Meugah, denen Queckfilhe [albe eingerie- ben worden, und nur in einem Velluche, wo er das Reßdund diefer Flülßgkeiten auf glühendem Ei- fen verdampfen liels, und den Dampf durch einen umgekehrten Trichter an verfchiedene Metalle lei- tete, fand er auf Gold einige weilse Flecken ent- ftehen, die in der Hitze von neuem verf[chwanden, Und doch traut er diefem einzig richtig angeftellten Verfuche nicht, weil er kein Queckülber in feinen übrigen Verfuchen fand, wo er es im Blute durch das Vergröfserungs- Glas [uchte,;, es durch Zugufs von aufgelöften fixen oder flüchtigen Alkalien nie- derfallen zu [ehen erwartete; oder Gold mehrere Stunden in folche Flüffgkeiten getaucht, weils ge- färbt zu werden hoffte. Dr. Philipp *) fahe auch weder Gold, Silber noch Kupfer durch die Berüh- zung mit Blut von Menlchen, .die einen Queckfilber- Speichelflufs erlitten, (ich verändern. Er erwähnt einen Verfuch eines Herrn Seyberts, der Kupfer mit einer Milchung aus Kohle und getrocknetem Blut- Se lfen eines Menfchen glühte, der falivirte, und natürlich es auch nicht amalgamirt fand, weil auch vorhandenes Queckfilber in einem folchen Verfuche. durch die Hitze hätte wieder verjagt werden mül- fen. Dafs nach eben dieles Experimentators Ver[u- chen Blutwaller von folehen Menfchen weder auf Kalkwaller, noch Ammonium, noch verdünnte Salz-. fäure (in Albers ilt hier ein Druckfehler, und das Wort: nicht, wie es offenbar der Zulammenhang *) Albers amerikanifche Annalen, 3tes Heft, ER 233 giebt, ausgelallen) einen Queckfilber- Präcipitat gab, erklärt fich [chon aus der oben bemerkten Untaug- lichkeit der gewöhnlichen Probeflülfigkeiten, kleine Quantitäten von Metallen, die in thierifchen Säften, aufgelölt find, zu entdecken. Höchltens beftätigen diefe Verfuche, fo wie auch ein folgender, wa diefer Experimentator die Dämpfe von austrocknen- dem ‘Serum [alivirender Menlchen ein darein aufge- hangenes Goldftück nicht weils machen fahe, die unten weiter zu berührende Vermuthung, dafs das in die Blutmalfe aufgenommene Queckfilber nicht eın wällerigten Blutftrom, fondern dem Cruor an. "hänge. Die Verluche von Marabelli zeigen am deutlichften, wie fchwierig die Verbindung von Queckfilber und thierifchem Stoff durch chemifche Probe-Flüffigkeiten fich entdecken lalfen. Er fand weder im Darmkoth, noch im Harn, noch im Schweils vom Menfchen das Queckfilber wieder, das; jene doch genommen hatten, und er hatte fogar die i Vorfichtigkeit, nur folebe Auswurfsftoffe chemilch in diefer Hinficht zu unter[uchen, deren Ablchei- dung durch den Quecklilbergebrauch vermehrt wor-- den war. Dafs das Queckfilber, welches wir [o we- nig als die eben angeführte Experimentatoren durch chemifche Reagentien in der Blutmafle unferer Thiere, entdeckten , wohl aber durch Delftillation daraus, fcheiden konnten, nicht blofs fein vertbeilt, und, in metallifcher Geltalt darin vorhanden war, erwei- fen Cruik[hanks vergebliche Verfuche, es durch, das Mikrolcop zu entdecken. Er fand die Blutkügel- chen bey einem Manne, dem [chon fechs Unzen 234 — Queckfilberfalbe eingerieben worden waren, dem Anfehen nach ganz unverändert. Noch mehr erweilt es der mit der Blutmaffe des letzten unferer Kanin- chen angeftellte Verfuch, bey welchem diefe mit vie: lem Waller zerrieben, und in einer glälernen Vor- lage zehn Tage lang öfters herumgetrieben wurde. Nicht eine Spur von einem Schwärzlichten Staube fetzte fich im Mittelpunkte der Vorlage zu Boden, da man dach [chon den achten Theil eines fo ‚gro- fsen [ehwarzen Staubfleckens, wie das Queckfilber bey unferm. Deftillations - Verfuch in der Vorlage. ge- _ zeigt hatte, "mit bloßen Augen hätte wahrnehmen! können. Es eröffnet fich alfo ein neues Feld zu Unterfuchungen über die Art, wie das Queckfilber mit thierifchem Stoffe fich verbinden könne. Bisher be- trachtete man immer die Metalle blofs als im Zu- ftand von Oxyden auflöfungsfähig, Schon die Ver- bindungen derfelbigen mit Schwefelleber, der Eilen- oxyde in fixen Alkalien, die Vermuthung von Four. eroy, Queckfilber könne in Ammonium aufgelöft werden, dürften die Aufgabe verwickelter machen, Und ilt es erlaubt, eine Hypothefe zu,wagen, fo er- öffnen die Verfuche von Davy ein neues unermels- liches Feld auch für die Chemie der Metalle, Ift die Bafıs von Kali und Natrum ein Metall, [o ift Natrum und Kali vielleicht, wie Ammonium, nicht die pofitive oder oxydirte Veränderung der metal- lilchen Bafıs, fondern die hydrogenirte, negative; und wir kennen nur vom Azote, Schwefel, Phos- phor und Kohle die negative und pofitive Seite, als Ammonium, Hydrothion, Kohlen -, Phosphor- ‚Hydro- D r u — e33. gen - Gas; auf ‘der andern Seite ‚als Salpeterfäure. Schwefe -, Kohlen-, Phosphorfäure. Kohle durch ihren. \ metallilchen Glanz als Reilsbley, Schwefel, Phos- phor durch eigenen Glanz, Combuftibilität, Schmelz: barkeit nähern fich der metallifchen Balis von Kali und Natrum. Aber von.den Metallen kennen wir dann nur die pofitive Seite als Metalloxyd, metalli- > feheSäuren. Von Kalkerde, Baryt ‚Strontion , Bitter- erde u. [. w. kennen wir blofs die negative, hy- drogenifirte, alkalilche Seite, aber weder die cam- buftible Bafıs dieler Erden, noch weniger ihre 'po- fitive oxydirte Seite; [fo wie uns umgekehrt. dann von allen Metallen noch die Keuntnifs der negativen Seite fehlte. Nicht blofs die Chemie des organi- fchen Körpers, auch die der Atmofphäre dürfte fo einer Revolution entgegen [ehen, Indeflen if: bekannt, dafs QueckÄilber vorzüglich nur als Oxyd in den Körper aufgenommen und nur wenn es als Oxyd angewendet wird, auf ihn wirkt, und zwar beynahe in dem Verhälfnifs ftärker, als es mehr oxydirt angewendet wird; ungeachtet.ein- zelnen Beobachtungen nach auch metallifches Queck-. Slber aufgenommen werden zu können [cheint, Dafs metallifches, in den Körper gebrachtes Queck- filber gewöhnlich keine Störungen im Lebenspro- celle veranlalfe, zeigen die von Schnel in feinem fchätzbaren Buch über die Transfufion des Blutes ge» melte Verfuche, die mit Ein[prützung von mietal- lifchem Queckfilber in die Blutadern von Thieren an- geltellt wurden. Garmann fahe einen Hund niche merklich leiden, dem eine halbe Unze metallifches Quecklilber in die Cruralvene eingelprützt worden 236 — a war. Viborg fprützte einem Pferde fechs Drach- men Queckfilber in die Jugularvene, es fchien nicht davon affıcirt zu werden, [elbft fein Puls veränderte fich nicht dadurch; ungeachtet in dem am zweyten Tage darauf getödteten Thiere das Queckfilber in den kleinen Gruben des rechten Herzventrikels, der aber dabey unverändert [ich zeigte, gefunden wurde. Wo jedoch in den Körper gebrachtes regulinifches Queckfilber Zeit hat, fich in den Lungen zu oxydi- ren, [cheint es fchädlich auf den Körper zurück zu wirken. Moulin [prützte einem Hunde anderthalb Unzen Queckfilber in die Jugularvene ein; bald darauf huftete das Thier öfters, obne aber am er- ften Tage bemerkbar krank zu feyn, den andern Tag aber [tellte fich eine, in der Folge immer mehr zunehmende Kurzathmigkeit ein, woran (ohne dafs ein Speichelfluls oder irgend eine Drüfengefchwullt entftanden wäre) am vierten Tage der Hund ftarb. "Bey feiner Oeffnung zeigte fich falt ein Pfund Serum in der Brufthöhle, und die Oberfläche der Lungen war mit Erbfengrofsen Eiterpufteln befetzt, in de- ren jeder beynahe ein Queckfilber-Kügelchen fteckte, in den Luftröhren-Aeften war blofs Eiter, kein Queck- filber vorhanden. Das Blut in beiden Herzhöhlen war feft geronnen, aber nur in dem der rechten Herzhöhlen [teckten Queckfilberkügelchen. Auch Clayton fahe einen Hund [echzehn Wochen nach in die Adern gelprütztem metallifchen Queckfilber an der Schwindfucht fterben, und fand dann Quecklil- ‘ber in den vereiterten Lungen. In diefen Fällen: dürfte der Antheil von Quecküilber, der fich in Oxyd Be verwandelte, die Entzündung und Eiterung veran- lafst haben. Da nun Queckfilber, das als Oxyd in den Körper aufgenommen wurde, denlelben wieder in metallilcher Geltalt verläfst, wenigftens in vielen Fällen in metallilcher Geftalt in den Höhlen und an einzelnen Theilen des Körpers bey den Leichenöff- nungen wieder angetroffen wurde; [o wird: all- wege zunäch[t zu unterfuchen [eyn, welche Ver- änderungen in der Mifchung des organilchen Kör- pers.diefe Umwandlung hervorbringe. Schön Rho- dius behauptet, ein mit Sublimat Vergifteter, habe metalliflches Queckfilber durch den Urin von fich gegeben, Cruik[hank *) führt bey [einen Verfu- chen über das Quecklilber das Zeugnifs von Doktor Gartlhorn an, der bemerkte, dafs Gohr die fil- berne Klappe einer Flöte, welche ein Mann zu [pie- len pflegte, der Sublimat gebrauchte, oberflächlich zu amalgamiren anfın, Hunter bemerkt [chon, jede Art von Anwendung irgend eines Queckälber- Präparates bringe immer den nemlichen metallifchen Gelchmack im Munde hervor, fobald es ihn anzu- greifen anfang. Da Queckfilber in der Heilkunft faft immer nur oxydirt angewendet wird, fo lalfen fich mit Recht faft alle Beylpiele, wo man metalli- [ches Queckülber ich wieder aus dem Körper aus- fcheiden fahe, anwenden, alsBeweile der Umwand- lung von Quecküilber- Oxydehı im lebenden Körper in regulinifches Quecklilber. ‘Das Weilswerden von Gold, welches Perlonen an lich tragen, die eine *) In Clares vermifchten med, chir, Abhandlung. 238 — Queckäilber - Cur gebrauchen, will zwar Brera blofs durch Verfchütten eines Theils der Arzneymit- xel beym-Einnehmen zufällig erklären. Es mülste ber londerbar zugehen, wenn man’ auch das Da- feyn von reguliniflchem Queckfilber innerhalb‘ des Körpers fo erklären follte, Ohne ältere Beylpiele anzuführen, unter welchen Fallopius, (der als Augenzeuge lebendiges Quecklilber auf der Beinbaut, aber nicht in der Markhölde des Schienbeins bey einein:‘Manne ‚fand, welcher ‘häufig wegen veneri- fcher Krankheit QueckÄilber- Salbe eingerieben hatte) wöhl nicht verwerflich ift, find Levret, Four- croy,.Schwediauer, wohl hinreichende Ge- währsinänner für die Wahrheit diefer Erfcheinun- gen. Am genauften noch'in den neuften Zei be- fchreibt Beodbald*) das Vorkommen von reguli- nilchem Queckülber im Leichname eines Menfchen, ‚der ehemals venerilch gewelen war, Er fand Queck- Glber - Kügelchen 'von beträchtlicher Grölse‘ auf der Beinhaut des Stirnbeins, des Bruftbeins, des Schien- beins und des Zungenbeins, eben fo welches, auf der Knorpelhaut des Schild-und Ringknorpels am Kehlkopf; aber ebenfalls keines in der eigentlichen Markhöhle des Schienbeins , welches ‘er auffägte. Weon Hunter nie regulinifches Quecküilber in den wielen-Leichen fand, welche er öffnete, lo beweilt diefes im Grunde nichts, als die relative Seltenheit der Erfcheinung. Auch aufserhalb des Körpers *) Im sten Vol. ds Memoirsofthe medical Society of Londom. 24 — 239 Setzen Queckfilber- Oxyde an- thierifche Feuchtig- keiten ihren Sauerltoff ab, und nähern fich der ‚metallilchen Form wieder. Fourcroy und Vau- ‚quelin vermilchten [alzfaures und überlalzlaures ‚ Queckfilber mit Blutwafler, dieles gerann dadurch, und das Queckfilber verwandelte fich dabey in ein [chwarzgraues Pulver. Palletta, bemerkte ähn- liche Er[cheinungen bey der Beymilchung von Sub- nr zum ganzen Blut. ie Queckfilber durchdringt den Körper nieht un .beltimmt auf ‚jedem Wege, ungeachtet die aufser- ‚ordentliche Feinheit feiner Dämpfe in dem Baro- meter-Vacuo zeiget, dals es einer, Verdünnung ig fey, für welche vielleicht die Porofität der Umelie Körper grob genug wäre, Die oben fchon beri rten Verfuche mit den ‚Kaninchen, welchen Beutlächlten, dafs. das Queckfilber organifchen Wegen | Du ten eingeheilt worden waren, bewielen. am - im lebenden Körper folge; und ihn nicht blols, wie einen Schwamm durchdringe, wenn es in ihn auf- :acpnen wird. Unferem dritten Kaninchen war ein Sebnitt in die Haut des Rückens gemacht wor- den, ein Ducaten durch ihn tief unter die Haut an 4 Seite des Bauches hinabgefchoben, und dann ‚Wunde zugenäht worden; das. ‚Thier Ichien da- ch nicht merklich zu leiden. Nach einigen R Tagen wurden die Fäden aus der Wunde entfernt, 1 und am funfzehnten Tag war die Wunde vollkom- men ‚geheilt. Dafs auch beym Menfchen Körper, welche ‚durch den ‚Organismus nicht verändert wer» den können, wie Gold, Bley, Glas fich einheilen 240 — lalfen , ift bekannt. -Für das Gold Spricht’ fchon die ehmalige chirurgifche Methode einen Golddrath um ‘den Hals von Bruchläcken zu legen und einzuheilen, "die doch hie und da mufs gelungen feyn. Noch in neuen Zeiten band le Roy*) ein zerbrochenes Schienbein bey einem lebenden Menfchen mit einem dicken Gold- \'drath zulammen, und diefer Drath hinderte nicht, ‘dafs die Wunde fich nicht zu [chliefsen anfıng, und eine Beinnarbe lich bildete. Bey unferem Ka- hinchen wurde nun vom funfzehnten Tage an auf der Hautftelle, unter welcher die Goldmünze ein- geheilt war, Quecklilberfalbe eingerieben, Als das 'Thier auf die oben befchriebene Art am [echsten Tage daran geltorben war, und geöffnet worden, "zeigte fich das Goldftück enge eingelchlolfen in 'einem neuerzeugten, auf [einer innern Fläche einer feröfen Membran gleichen glatten Sack, der aus ver- diehtetem Zellgewebe beltand, und auf feiner äulsern ‘Fläche drey äulserft niedliche wellenförmige Strei- fen neuerzeugter Blutgefälse zeigte, welche in un- "zählige Aeltchen fich verbreiteten. In der Höhle “des Sackes befand fich fogar etwas, der Gelenk- 'feuchtigkeit ähnliche abgefonderte Flülfigkeit , das 'Goldltück war aber in keiner Hinficht oder nur im 1 mindeften verändert, Bey unferm vierten Kaninchen ‘öffneten wir die Haut und die Muskeln des Unter- deibes, [choben einen Ducaten in die Bauchhöhle und nähten dann die Hautwunde zu, In den er- - Sten *) S. Döring und Salomon Journal f, d. neufte hollän- > difche med. Litteratur. 1. B, — 241 [ten Minuten nach (der Operation konnte das Thier nicht gehen, und blieb auf dem, Bauche liegen, bald aber erhohlte,es üich wieder, und wurde wieder [o lebhaft, als zuvor. Als man nach fieben Tagen ver- fuchte, die Fäden aus der Wunde zu. entfernen, fo öffnete lich die Wunde auch in den Bauchmuskeln wieder, und die Gedärme. fielen vor; fie wurden aber zurückgebracht, und. die Wunde auch der Bauchmuskeln von, neuem zugenäht. Nach zehn weitern Tagen war das Thier endlich ganz geheilt, Es wurde nun der Gebrauch von Calomel mit dem oben [chon angeführten Erfolg angefangen. Die Ma- gerkeit und die Belchaffenheit der Blutmalle nach dem Tode zeigte hier eben die allgemeine Einwir- kung des innerlich genommenen Queckfilbers.. auf r den ganzen Körper an, wie bey denen Thieren, de- .aen Queckfilberfalbe bis zum erfolgten Tode war a eingerieben worden. Doch war bey diefem Ka- ninchen fo wenig das Goldfiück , das in der Bauch höhle apreyliegend wieder angetroffen wurde , weils geworden, dals vielmehr [eine Goldfarbe erhöhı zu fen | fehlen; wahrfeheinlich' wegen der Einwirkung de: ‚enden Dunftes in der Bauchhöhle, auf das "wenige Kupfer, womit diefe Goldmünzen legirt . Vergleicht man nun damit, dals bey ftarkeın . küilbergebrauch ‚mehrere Schriftfteller behaup- \ der Speichel beym Menlchen färbe dann Gold “weils, und bier bey einem bis zum Tödten mit Queckülber behandelten Thiere die Secretion der Unterleibshöhle kein Queckfilber abletzen konnte, Arch, f.d. Phyfiol, Vill, B, 11, Heft. Q >42 ecke dafs überhaupt Queckfilber nicht alle Secretionen auch beym Menfchen gleichmäfsig vermehre, [o zum Beyfpiele daffelbige viei leichter einen Speichelllufs ‚als einen vermehrten Harnflufs, leichter vermehrte ‘Darın - als vermehrte Hautfecretion hervorbringe, es allo wahrfcheinlich auch nicht durch jedes fecerni- rende Organ gleich gut wieder aus dem Körper ge- fchafft werde, in fo ferne immer nur diejenigen Aus- ‘ftolsungsorgane vorzüglich von einem fremden in den ‚Körper aufgenommenen Stoff gereitzt werden, wel- che ihn auszuftolsen vermögen: fo zeigt es lich, dafs [elbft Queckfilber, fowolil in der Art, wie es in den Körper aufgenommen wird, als wie es wieder -aus demfelbigen entfernt wird, nieht inehr 'blofs feinen phyfilchen Eigenfchaften nach wirke, [ondern den Geletzen der Lebensbewegungen des Organismus unterworfen werde, wenn es gleich keinen Augen- blick aufhört, Quecklilber zu feyn, ai ge faltig den’ ‚Organismus zu [tören, DR Die oben. bey ‘den Sectionen unferer Thiere be- merkten Veränderungen in den Iyimphatiföhen Dre fen der Stellen, wo Quecklilberfalbe- EN. den, beweilen, dals' auch das Queckfilber. 2 vie an- dere in den Körper aufgenommene Stoffe, Vorzüglich “auf dem Wege der ]ynıphatifchen Gefälse ins In- -mere des Körpers dringe, Dieler Weg führt: nun die eingelognen Queckfilberoxyde in. die Blutmalle; welche nach dem erfolgten Tode des Thiers hier in ‘einem fo ausgezeichneten Grade von erhöhter Venofität erfcheint. Diefe entlteht, und die Queck- filberoxyde verlieren nach und, nach ihren Sauer. zn — 243 toff in der Vermifchung mit'thierilchen Flülfigkeiten. Da nun aber. die Verfchiedenheit von venolem und arteriofem Blut nicht in Verfchiedenheit des wälle- zigten Blutftroms, [ondern in Verfchiedenheit des Cruors befteht; lo wird auch in diefem vorzüglich der Grund der grölsern Venofität des Quecklilber - Blutes zu fuchen feyn. Dazu kommt, dals der Cru«= or unter allen Beltandıheilen des Blutes vorzüglich leicht Sauerltoff anzieht; ihn [chon wegen feinem Eilengehalt wahrf[cheinlich leichter den Queckfilber- oxyden entzieht. Von der Art der Verbindung des Sauerltoffs mit der Blutmalle hängt aber der ganze Unterfchied zwifchen arteriofem und venofem Blut ab, nicht von dem Daleyn des Sauerftoffs überhaupt. Im Winter, wo die Blutmafle ftiärker oxydirt wird, als im Sommer, ift doch das venofe Blut fchwärzer, als fonlt. Beym Scorbut zeigt das Nlut zum Theit wirkliche Annäherung zu gebilderor Säure, und er- Icheint doch in höherem "Grade venos, aufgelöft, Ichwärzer,. ‚weniger gerinnbar, Wenn nach den Verfuchen von Prieftley arteriofes Blut freyen Sauerftoff andern Gasarten wieder mittheilt, freyer Sauerftoff der Atmolphäre dem venolen Blut (auch a rerhaib des Körpers, wie durch die Lungen ein- ‚gelogen ; im Körper) die Scharlachröthe, die fchnel- lere und feftere Gerinnbarkeit des arteriolen Blutes mittheilt; fo erfcheinen die charakteriltifchen Zei chen des arteriofen Blutes als Folgen eines mit der ganzen Blutmalle nur noch locker verbundenen, wenn gleich vorzüglich durch den Cruor angezoge« Qa \ 244 — nen , noch unter ‘der Form dephlogiftifirter Luf, vorhandenen Sauerltoffs. , Er entweicht dann theils im Kreislauf durch die Wandungen der Arterien, ıheils wird er zur Zerletzung der Blutmaffe felbft verwendet. Verbindet fich diefer Sauerftoff inniger, nur mit einem Beftandiheil des Blutes, hebt er die Kohle, durch ihn nun [chwarz fich zeigend, her- aus; lo wird das Blut durch anfangende Tren- nung feiner Beftandtheile, und durch die daneben, (dem entgegengeletzten Arme eines Hebels gleich) fich entwickelnde entgegengeletzte Polarität des auflöfenden Hydrogens, wieder aufgelöfter. Das fchwärzere, aufgelöftere, zuletzt wällerigter wer- dende Blut er[cheint nun als Gegenfatz des arterıo. fen Blutes venos , zuletzt [elbft in widernatürlichem Grade. Nicht allo das Abfetzen von Sauerl[toßf über- haupt, fondern die Art des Abfetzens de[felbigen, entweder nur locker an die ganze Blutmafle, oder enger chemifch gebunden nur an einen Beltandtheil deffelbigen, bildet den Unterfchied Zwilchen arte- xiofem und venolem Blute, Vermehrte Arteriofität und allgemeiner Entzündungszultand im Körper wird z.B. durch hyperoxydirte Salzläure, hervorgebracht (nach Verfuchen, welche ich mit Hrn. Dr. Sury an Thieren anftellte, und die ich, ob gleich fie [chon älter find, in diefem Archiv anzeigen werde); ver- mehrte Venofität durch Queckfilberoxyde. Doch fcheint der erfte Eindruck der Queckfilberoxyde eine kurze Zeitlang gleichfalls ‘Vermehrung von Arteriofität hervorzubringen; daher konnte Lett, fom Sagen, in funfzig Menfchen, welche [alivirten, a 245 habe er imwier das Rlut, das aus der Ader gelallen worden, zähe angetroffen; und doch bald darauf hinzufetzen, zu vieler Queckfilbergebrauch löfe die Blutmalle auf. Die Zeugniffe anderer Beobachter ftimmen in der Angabe diefer zweyerley Befchaffen- heiten der Blutmalfe beym Menfchen während des Queckfilbergebrauches überein. Wahre Entzündung, beruht auf widernatürlich erhöhter Arteriofität; fchon der entzündungsartige Zuftand, und die Lun-, genentzündungen, in welche Menfchen und Thiere zuletzt durch den Gebrauch einer Sauerftoffluft verfallen, f[prechen dafür; die Stellen der Haut, wo bey unlern Thieren die Quecküilberlalbe eingerieben wurde, die Befchaffenheit der ]ymphatifchen Drü, fen, welche das eingefogene Queckfilberoxyd zu- erlt durchlief, zeigen Annäherung zur localen Ent- zündung bey diefen Queckfilberverfuchen; das Mer- eurialhieber beym Menfchen [cheint eine hieher ge- hörige Erf[cheinung zu feyn, Unten wird gezeigt werden, dals-bey unferem Hunde das Queckfilber nur anfıng , eine vermehrte Venolität in der Blutmalle hervorzubringen, aber wo, wie. bey den Kaninchen und Katzen feine Wirkung bis zum Herbeyführen des Todes vollliändig war, da hatte es bereits ei- nen hohen Grad krankhafter Venohtät erweckt, In der. Schnelligkeit allo, womit -Queckfilberoxyde nicht an die ganze: Blutmalfe locker, gebundenen Sauerftoff, [ondern an einen einzelnen Beftandtheil derfelbigen innig fich bindenden abfetzen,. liegt ihre Fähigkeit, Venofität zu vermehren, ‚und ‚ent. Zündungswidrig beym Menfchen zu wirken, lo 246 —— weit abnorme Venoftät abnormer Arteriofität ent- gegengeletzt ift,; wenn gleich ihre erfte Einwirkung eine kurze Zeitlang einen entzündungsartigen Zu- ftand hervorbringt. Aber bey den grasfreffenden Thieren, in deren ganzem chemifchen Lebenspro- cels [chon im normalen Zuftande ein gröfserer An- theil von gebundenem Sauerftoff vorherrfchend ift, wirkt eine hinzukommende Menge delfelbigen nicht fo fchnell Venofität vermehrend, als bey den fleilch- freffenden ; welchen in diefer Hinficht der Menfch beyzugefellen ift. Bey jenen Thieren fcheint der Einflufs der, Queckfilberoxyde,; wo er unterftützt wird durch die Wirkung der Relpirationswerkzeuge, Hänger eine entzündliche Veränderung zu unterhal- ten. Daher zeigten fich, verfchieden jedoch bey den verfchiedenen Individuen, dort nicht nur die Lungen viel röther als gewöhnlich noch im Tode, Sondern auch die Luftröhre und die innere Fläche der Nafenhöhle entzündet. Bey den fleifchfreffen- den Thieren waren zwar in unfern Verfuchen die Lungen auch noch wegen gröfserer darin ftocken- der Blutmaffe röther als fonft, die Luftröhre aber völlig blals, die Mundhöhle felbft blafs bleyfarbig. Mit Vermehrung der Venoftät der Blutmalfe innerhalb gewiller Gränzen wird ohne Zweifel auch die Thätigkeit ‘des venofen Blutgefäfsfyftems ver- wehrt werden, wie die Thätigkeit der Arterien- wandungen zunimmt mit vollkommener Oxydation der Biutmafle. Mit dem Iymphatifchen Sylieme, (dem Anhange des Venenlyltems, welches in feiner Thätigkeit gleichen Schritt mit dem Venenlyftem u —. 247 zu halten, mit;der zunehmenden Energie von die- \ [em Wirk laıeiileträger mit der Schwächung des venolen Syftems zu ‚werden [cheint) Stimmt die ve- nofe Seite des Blutgefäls[yftems in der allgemeinen, Funktion des Zurückführens von dem Umfang gegen das Centrum des Organismus überein, und ift hierin eutgegengeletzt, der, Propulfionskraft des Arterienly-, ftems: _ Wenn diefes neue Theile den einzelnen Ge-. hilden zuführt, fie dadurch ernährt und wachlen macht; fo führt jenes ‚alle Theile von ihnen unmittel-. bar oder mittelbar durch das lymphatilche Syltem; hiaweg, vermindert ihre Malle, ‚und.lälst fe gleich; Sam. wieder ver[chwinden. . Die Magerkeit, welche. auch beyin Menfchen , wie bey Thieren auf zu’ ftar- ken Queekfilbergebrauch solgt, die Muskellchwäche>, welche zuletzt dadurch entfteht, die Reforbtion wi- Mkrnatüelichen Gefchwullten, welche nicht felten der Quecküilbergebrauch veranlafst, felbft beym Menfchen (nach Adams Bemerkungen), die,Ver- wandlung einer entzündeten Wunde zuletzt in ein uin -ficeh freffendes Gefchwür durch zu ftarke An-- wendung diefes Metalls, wobey nicht, wie durch die ächte Entzündung, neue Theile gebildet werden, fon- dern felbft alte [chon ‘gebildete Theile wieder ver- fehwinden, aufgelöft und theils eingefogen werden;: diefes "alles beweift erhöhte‘ Thätigkeit des Relor- - btions-Gefchäftes, des zurückführenden Faktors im » w der Lebensbewegung, während in Menge:‘in dem» Körper aufgenommenes Quec! filber auf ihn wirkt, Aber zu ftarke Einwirkung von Queckfilber bringt von neuem Störung im Gelchäfte des Venenlyltems EIN ran hervor, gegründet "auf den’ Gegenlatz der Eigen- fchaft des venolen Blutes, wenn es für fich betrach- tet wird, mit der Funktion der Elutgefälse, welche‘ es zu führen beftimmt find. Wenn die Bewegung der Gefälswandungen' im Venenfyftem von der Oberfläche des Organismus gegen das Centrum, alflo nach dem Geletze: der. Anziehungskraft vor fich geht; [o cha- vakterifirt im Gegentheile Ausdehnung in chemifcher Hinlicht‘das venofe Blut, alfo Entwicklung der ein- zelnen Theile vom Centro aus gegen die Oberfläche. Rückwarts geftützt gegen das contrahirtere' Arterien- blut mufs die Ausdehnung des venofen Blutes der miechanifchen Einrichtung des Gefälslyftems zufolge den Kreislauf in den Blutadern :gegen ‘das Herz und die Lungen zu im normalen Zultande unterftützen; bis das Blut in den Lungen von neuem mit freyem ungebundenen ‚Sauerftoff‘ verfehen von neuem fich eontrahirt, und arterioles Blut: wird..’So freht auch im Arterien[yftem der chemifche Charakter der con- trahirtern Blutmaffe entgegen der propellirenden, vom Centro‘ gegen die Peripherie hin gerichteten Thätigkeit der Pulsaderwandungen. Was aber, die Venolität'bis auf einen folchen Grad erhöht, dafs die Relpiration nicht mehr zureicht, fie zur Arteriofität, zurückzuführen, das muls zuletzt Stockung im Gange des Venenfy[tems. veranlaffen. ; Das expandirte Blut, fo bald es unfähig.geworden, in eben der Zeit, in wel-; cher es;in denLungen ankam, durch die engern Lungenblutadern ‚aus ihnen zurückzukehren ,, ‚muls, in den Lungen. und in der rechten Seite des Herzens Stocken, und die Stockung rückwarts lich dem ‚gan- zen Venenlytem mittheilen. Diefes‘ gefchieht bey, Thieren, welche in einer zwar elaftifchen, aber, „Jauerftoffarmen oder davon leeren Luft athmen. ' Es- gelchieht da, wo zwar Sauerftoff in der atmofphäri- [chen Luft vorhanden ift, aber. die Blutmafle keine Neigung hat, ihn anzuziehen, wie bey den Ver[uchen' von Düpüytern, in welchen das gefchwächte Nervennetz um die Lungengefälse, der gelchwäch- ten negativen Belegung einer Leidner Flafche zu glei- chen [cheint, deren politive Belegung ‚(hier das den, Sauerftoff locker aus der Atmolphäre anziehende und dadurch arterios werdende Blut) nun ebenfalls, ‚keiner [tarken Ladung mehr fähig ift. Es gefchieht aber auch da, wo zwar Sauerfioff in der Atmolphäre' ife, die Blutmalfe diefen Sauerftoff anzieht, aber, mehr als gewöhnlich davon bedarf, ‘um Sich .da- durch in arterioles Blut zu verwandeln. Das aufge- löke venofe Blat unferer durch Queckfilberanwen- dung getödteten Thiere war zwar noch fähig, an der freyen Luft zu gerinnen, und fcharlachroth auf, der Oberfläche zu werden, aber erft nach fehr lan-ı ger Zeit. Die neben dem gebundenen Sauerltoff ich entwickelnde Hydrogeneität, und die Neigung "des aus der Atmofphäre neu hinzukommenden Sauer: Stoffs , bey vorausgegangener trennender Einwirkung des vom Quecküilberoxyd abgeletzten,: (ich ebenfalls zunächft nicht mehr mit der ganzen Blutmiaffe ‚blols locker zu verbinden, fondern'' einen Beftandtheil blofs der Säurung mehr zu nähern; diefe Uimfltände, konnten Schuld feyn.. Blur, ‚das außerhalb des Kör- pers auch nur durch einige Tropfen von einer gebil- 250 en deten Säure [chwärzlich gefärbt worden‘ ilt; esmag durch die Säure geronnen, oder durch zu viele Säure wieder aufgelöft: worden feyn, verliert doch, mei- | nen hierüber angeltellten Verfuchen nach, dadurch immer die Fähigkeit, an der freyen Luft die Schar- lachröthe des Arterienblutes auf feiner Oberfläche zu erhalten, welche [onlt ein gewöhnliehes, venoles Blut unter diefen Umftänden annimmt. . Wird aber veno- fes Blut durch den zu [tarken Queckälbergebrauch unfähig, durch die Refpiration &ch wieder in Arte- , rienblut umwandeln zu’ laffen, fo müllen nicht nur alle die Folgen von Schwäche zuletzt lich äulsern, welche fchwarzes Blut in Organen hervorbringt, die, r fonft [charlachrothes Arterienblut erhalten; konn - es muls auch zuletzt jene mehr oder minder beträcht- ; | liche Stockung im ganzen venofen Syltem, und in | feinem Anhange, dem lymphatifchen, entftehen. Die, Funktion dieler Syfteme fteht till. Bey der zuneh- ı menden Schwäche der felten Organe, der zunehmen- den Auflöfung der Blutmaffe werden fich wallerfüch- tige Anfchwellungen bilden, weniger zwar da, wo,, wie beym Quecklilbergebrauch, in eben dem Ver- hältnifs die gereitzten Abfonderungsorgane für wäl-,, ferigte Säfte eine: größere Menge von Flülfgkeiten aus dem Körper hinausftolsen, Doch bey zu Itarkem Queckülbergebrauch fehlt felbft Wallerfucht nicht. Schnel *%) erwähnt eines Hundes, der den Händen eines unbekannten Experimentators entronnen war, und bey welchem man nach feinem Tode in der‘ Bauchhöhle und in den übrigen Höhlen des Körpers ) a, ang. Orte, 1. B. png. 195. - ‚> _— 251 ausgetretenes Queckfilber fand; alfe Drüfen des Thiers waren voll von wäfferigten Flüffigkeiten, vor- züglich in den Hirnhöhlen and iwpie in der innern Kopfwafferfucht, um das Hirn herum zeigte fich eine Menge von’ Serum angefammelt. Auch der oben angeführte, von Beodbelt nach feinem Tode un- terluchte Menfch, bey welchem jener Beobachter [o vieles metallifche Qvecklilber auf der Beinhaut zer- ftreut snıraf, und welcher ehemals venerifch ge- wefen, war zuletzt an der Wallerfucht geftorben ‘ vorzüglich in der Brufthöhle fand fich bey ihm vieles Waffer, Unfere Thiere [cheinen im Gegentheile früher geftorben zu [leyn, ehe die abnorme Venofitür diefen Grad erreichte, und gleichlam noch zu der Zeit, wo fie blofs eine gefteigerte Funktion des Re- forbtionsgefchäftes , noch nicht feine Läbmung her- vorgebracht hatte. Die falfche Propulfion, rück- wärts gehend im Syftem der Venen und wälferigte Gefchwullt veranlaffend, kann fchon delswegen die normale Propulfion ı ‘des Arterienfyfiems nieht erfetzen, weil Ernährung im Uebergange Nülliger thierifcher Stoffe zur felten Form, mit Hülfe von locker anhängendem Sauerftoff befteht, hier aber wälferigte Auflöfung durch trennenden, Shemilch und enge nur mit einem Beftandtheile fich verbin- enden Sauerftoff Statt findet, Daher auch beym € enfchen Abmagerung neben waflerfüchtigen Ge: fchwulften. Bey unfern Verfuchen wmagerten die grasfvelfenden Thiere, deren chemifcher Lebens» procels durch mehreren gebundenen Sauerftoff, vor fich geht, (fo wie bey ihnen auch länger der ent, 252 E— zündliche 'Zuftand durch Queckfilber fich erhielt) fpäter ab unter der Anwendung diefes Mittels, als» die feifchfrelfenden Thiere, deren Ernährungsltoff. Schon im normalen, Zuftand weniger, gebundenen; Sauerltoff zuläfst. Es verhielt fich mit dielen Thie- ren überhaupt, wie mit ihren, einzelnen Organen insbefondere; das von Natur mit vielem Hydrogene beladene, und dadurch exiltirende, Fett verf[chwand unter dem Queckälbergebrauch‘. balder, als. das: Muskelfleifch, das [chon im normalen Zuftand oxy- dirt ift. Aber als auf der andern Seite durch zu vielen fich bindenden Sauerftoff das. Blut einmal einen abnormen Grad von YVenolität ‚erhalten hatte, (wobey immer freywerdendes ‚Hydrogene in einem andern Theile entgegenfteht der Einwirkung des Sauerftoffes auf den einen Beftandtheil);. fo folgte doch der Tod bey den fleifchfreflenden Tbieren, in deren chemifchen Lebensprocel[le Hydrogene. relativ überwiegt, Später als bey den grasfreflenden , wo das Gegentheil Statt Ander. Venofität:der Blutinalle fteht fchon im norma- len Zultand mit der Leber-,Funktion als Ableitung der erftern, wie Arteriohtät mit der Funktion der Lunge als Quelle von jener im engften Zulammen- hang. Der verlchiedenartige Einflufs. von Quecklilber auf ‚Leberkrankheiten wie auf Entzündungen der Lunge ilt bekannt. Es ift bekannt, dafs häufig Wal. ferfuchten und ‚Leberkrankheiten in einem Zulam- menhang mit einander Stehen, „ungeachtet die Le- ber, anatomifch betrachtet, ‘in: keiner belondern Beziehung zu den grofsen Hauptltämmen des Iympha- _—— 253 [chen Syftems, wohl aber in phyfiologilcher Hin- ficht mit dem Ganzen, als Theil der venofen Seite des grolsen Kreislauf - Syftems überhaupt fteht, Queckfilber nützt, meinen Erfahrungen nach, da in Walfferfuchten nichts, wo Unfähigkeit der Blut- malfe, Arteriofität anzunehmen, erft in der Folge Veränderungen in der Leber hervorbrachte. Unfere Verfuche mit Queckfilber an den Thieren angelftellt, hatten gezeigt, dafs eine durch Queckfilber künft- lich erregte abnorme Venofität wenigltens mit Ver- änderung der Galle verbunden fey. In jeder Hin- ficht war es intereffant, zu unterfuchen, ob die Galle, früher [chon als das Blut, vom Queckfilber- ‘gebrauch verändert erfcheine, ob Queckfilber auch mit ihr wieder ausgefchieden werde, wahrfchein- lich alfo die Leber auch bey der durch Queckfilber hervorgebrachten Veränderung der Blutmaffe als Beinigungs- Organ diene? Dem gleich anfangs bey unfern Verfuchen berührten Hunde wurden zuerlt ohngefähr zwey Unzen- Blut aus der Jugularvene weggelalfen, diefes Blut in Ablicht auf Farbe, Ge- rinnbarkeit, Zeit, in, welcher das Blutwaller aus dem geronnenen Blute fich abfchied, und in Hin- Gicht auf Feltigkeit des Blutkuchens beobachtet. Drey Tage nach diefer Aderläffe wurden die Queck- filber - Einreibungen angefangen, und zuerlt lfechs Tage lang fortgeferzt. Am hierauf folgenden Tage wurden wieder ohngefähr ein und eine halbe Unze Blut aus derfelbigen Vene herausgelallen, Es zeigte fich kein Unterfchied zwifchen diefem und dem Blute, das vor Anwendung der Queckfilbermittel 254 u unter[ucht worden ‘war. _ Das gefchwächte Thier ftarb [chon an dem Tage, der nach dem des wie- derholten Aderlallens kan. Die Veränderungen, die man in [einem Leichname wahrnahm, konnten allo nicht wohl erft ganz in der Zwilchenzeit zwi- fchen der zweyten Aderläfle und dem Tode ent- ftanden feyn. Die Leber zeigte wenig Blut und fonlt nichts, Widernatürliches, Ge war fowohl in ihrer Subftanz als Farbe anfcheinend gleichförmig; aber die Gallenblafe enthielt viele, doch nicht zu viele, dicke, zähe, gleichförmige, braune Galle mit [chwarz-grüner Schattirung. Bey einem gelun- den Hunde fieht die Galle gelblich aus., Zwar .lag das Cadaver einige Zeitlang in der Kälte, und wurde [teif dadurch , langlam aufgethaut wurde es erlt lecirt. Allein fchwerlich ift die Veränderung der Galle diefeın Umfiande zuzulchreiben, Denn auch Galle von Katzen, welche durch Queckfilber- Einreibungen getödtet worden waren, bebielt felhft bis zum Eintrocknen die veränderte Farbe bey, wodurch fie fich von der Galle gelunder, Katzen unter[chied. Die Blutmalle aus den nicht fehr. auf- getriebenen Abdominal- Venen und dem Herzen des Hundes zeigte fich zwar [chwarz, aber felt geron- nen, und. mit polypöfen Klumpen geronnener Lym- phe. vermifcht. Diele Gerinnbarkeit, des Blutes ik ebenfalls [chwerlich Folge der Kälte gewelen, da felbft gehrornes Blut wieder aufgethaut wieder Nüllig, nicht geronnen erfcheint, und erit in der Folge gerinnt, wenn es Gerinnbarkeit, überhaupt, befals. Immer erlchien, allo bier die Galle merklicher in — , i 253 ihren Eigenfchaften verändert, als die Biutmalle, Ö ‘womit nun übereinftimmt, dafs der Leichnam die- fes Hundes noch nicht abgemagert war, [eine Mus- "Keln ich noch Itark, dem Anfühlen nach, zeigten, und im Netze und Gekröfe noch vieles Fett er[chien. Die Bauchlpeicheldrüfe war nicht gefchwollen, fie 'erfehien äufserlich gefund ; durchfcknitten zeigte fie 'viele rothe Blurgefälschen. Die Lungen hatten eine blaffe Fleifchfarbe, wie auch die Luftröhre, erfchie- ‘nen fie beym Durchfchneiden ganz gefund. In der "Mundhöhle aber zeigte fich bereits das Zahnfleilch fo verdorben, wie in den Katzen, und die Ränder der Zunge bleyfarbig, doch waren die Ohrfpeichel- - Drüfen, und die übrigen am Halle gelagerten Drü- ' fen unverändert. Zeigt fich nun in der Galle felbft. Queckfilber,, fo wird es noch wahrfcheinlicher, dals die Leber, gereitzt durch dieles Metall, indem fie es "aus der Blutmaffe ausfcheidet, zugleich dieler bey der abnorinen Venofität als Reinigungs- Organ dient, fo ‚lange die Leberfunktion hierza zureichend ift. - Zwar zeigte die Galle unferes dritten Kaninchens, mit eben den Probeflülfigkeiten behandelt, mit wel- chen wir vergebens gehofft hatten, in der Blut- malte unferer Thiere das verborgene Quecklilber \ AM eder zu entdecken, gleichfalls diefes Metall nicht. Aber die Galle der Thiere, von welchen das Blut u" er durch die Deltillation gegeben hatte, ui defüllirt, liels in dem Boden der Vorlage, A wie dieles Blut, regulinifcbes Queckfilber entdecken, dem hier verhältnilsmälsig weniger [chwarzes Queck- flber- Oxyd beygemifcht war, Die Quantität des - 256 u Metalls war) aber fo geringe, ..dals’ es dem 'Ge- wichte nach nicht wohl gefchätzt werden konnte. Verhältnilsmälsig 'aber,zu der kleinern Malle ange- wendeter. trockenen Galle [chien die- Galle fogar mehr Quecklilber zu enthalten, als felbft die Blut- malle. Dieles Queckfilber in der frifchen Galle hatte fich gleichfalls durch feine blofse Schwere nicht fehon zu Boden geletzt, auch nicht, wenn jene mit Waller verdünnt wurde. Wenigftens war dieles mit der, wie eben bemerkt wurde, lo fichtbar durch “die, Anwendung diefes Metalies auf das lebende Thier veränderten Galle des Hundes der Fall. ‘Die Veränderung der Galle bey durch 'Queckfilber;ge- tödteten Thieren iltwohl bey dem Daleyn des Queck- filbers in.dieler Flülßgkeit [elbft, ‚nicht allein der Veränderung der Blutmaflle, aus’welcher die Galle abgelondert wird, fondern auch dem unmittelbaren Dafeyn dieler metallifchen Theile zuzulchreiben. Daher konnte bey dem Hunde, wo die Verände- rung der Blutmafle noch nicht hoch geltiegen war, die Leberfubltanz [elbft noch unverändert erfchei- nen, 'wenn fchon die Galle, wahrlcheinlich durch anfangende Einwirkung des vorhandenen Queckäil- bers, bereits eine grünlichte Schattirung, wie‘ durch Bindung von mehrerem Sauerltoff in ihr, angenom- men hatte. Wo aber, wie bey den Katzen und Kaninchen, die Veränderung der Blutmifchung noch höher geltiegen war, da nahm nun auch die Leber, und zwar mehr als andere felblt weichere Organe, mehr m 257 mehr z, B. als die Milz, Antheil daran, und wurde lelbft in ihrer Subftanz verändert. In den Fällen, in welchen die Veränderung in "der Galle durch auf das Thier angewendetes Queck«- filber noch höher fteigt, verliert fich die grünlichte Farbe derfelbigen wieder, die fonft ein Zeichen von Oxydirung der Galle da ift, wo diefe Fiülügkeie unter andern Umltänden eine gelbe oder braune Farbe hat. So verfchwindet auch bald einige, durch Queckfilber hervorgebrachte, Arteriolfität der Blut- malfe, und macht einer defto ftärkern Venofität Platz. Bey den Kaninchen hat fonft im Winter die Galle eine [chwarzgrüne Farbe imnormalen Zuftande; - bey unfern, durch Quecklilber getödteten war ihre ' Farbe gelbbraun geworden. Die fonlt im natürli- chen Zuftande fchmutzig gelbgrüne Galle der Katzen hatte bey unlern Verluchen eine gelbbraune Farbe, doch noch mit einiger grünlichter Schattirung, er- | halten. Diefe Galle von mit Queckfilber getödte- ten Thieren wurde mit Speifenbrey verlucht. Auf ‚den noch nicht ganz verdauten Speilenbrey einer Balgbden, ehe lie getödtet wurde, mit Brodt ge- erten Katze, wurden einige Tropfen Galle aus eigenen Gallenblale des Thieres und daneben eben lo viel Galle aus einer der mit Queckfilber radteten Katzen gegolfen. Die letztere Galle er- "ielr "dadurch wieder eine grünere Farbe ; ihr N retten alfo. vorher freyer Sauerltoff zu fehlen, den fie aus dem Speifenbrey wieder anzog, Der Verluch Arch.f. d. Phyfiol. Vill. Bd, 11, Heft, R 258 a wurde auf den Runzeln felbft des nicht abgefpülten Magens der vorher gelunden Katze wiederholt; auch hier erhielt die mit Queckfilber gelchwängerte Galle wieder eine grünere Farbe. Aber die Galle der gefunden Katze wurde in diefer Zeit gelblich“ ter und bläffer; fo dafs nach einigen Viertelftun« "den faft kein Unter[chied mehr in der Farbe zwi- fchen beiderley Galle wahrzunehmen war, Auf die in dem Magen eines gefunden, einige Zeit vorher mit Eicheln und Kohl gefütterten, und dann ge-, tödteten Kaninchens vorhandene Futtermalle, wel- che mit der Galle des eigenen Thieres zwar weiße Flecken mit grünlichter Schattirung, aber noch kei- nen Chyluskuchen, wie fonft gab, wurde ebenfalls Galle von der gefunden Katze, und von der mit Queckfilber getödteten getropft. Jene gab [chwärz- licht grüne; diefe hellgrünlichte Flecken. Die Tro- ‚pfen der gefunden Galle wurden. auch, hier mit: der Zeit blälfer grün, die der Queckliee* Galle ftär- ker grün; doch veränderte lich die gefunde, Salle Ä etwas mehr, als die kranke, In Ablicht auf Ver- ‚[chiedenheit von grasfrelfenden una Beifchfreffen- ‚Galle der grasfxelfenden, (die balder ftarben, ‚den Thieren ift es bemerkungswerth , iu, . dem einmal auch bey ihnen die Quecklilber- Kra nk. heit auffallend Aich geäufsert hatte) auch in ihrer Farbe mehr von. der natürlichen Befchaffenheit ab- weichend gefunden wurde, als die Galle hey) den‘ Neifchfreffenden Thieren , welche länger der Queck- ‚Ülber- Krankheit widerltanden, una 259 Der Gallen. Secretion gleich dürfte auch der n durch Queckfilber erregte Speicheltluls beytragen, eine Zeitlang die Blutmalle der gänzlichen Verän- - derung durch Quecklilber reliftiren zu machen, h Bey unferm Hunde war wenigftens Früher [chon der ‚ Mund angegriffen, ein ftinkender Geruch in dem- „Telbigen und Speichellufs entltanden, ehe noch die - Blutmaffe, wie die zweyte Äderl zeigte, Ich bar verändert war. Im Speichel: von Meufchen fand zwar Cruik[hank, nebft andern in neuern Zeiten kein Quecküilber; aber in ältern Zeiten, wo "Quecküilber ünvorlichtiger angewendet wurde, fand‘ man es in jener Flüffigkeit nach dem Zeugnils on Fallopius. Die Veränderung, welche der | Speichel durch Anwendung von Queckfilber erlei- Teheirt der, welche in der Galle fich zeigt, ahnlich zu (leyn. Beide Flüffigkeiten [cheinen beyzu- | ragen, die Blutmaffe ihres zu vielen Wallerftoffeg | u berauben , der fich bald nach angefangenem | ir Jueckfilbergehrauch als Gegenfarz des fich bin- enden Sauerliofs in derfelbigen entwickelt. Ein Menfch Wer einen Queckfilber - Speichelflufs hat, bt aus dem Munde völlig den Geruch yon ge- . h sphortem Waflerltoffgas von fich. Der S eichelz felbft entlpricht immer einem gewilfen Grad on widernatürlicher Reitzung der Unterleibs - Ein- weide. So enfteht vor dem Erbrechen gewöh nlich e Art Speichellußs; ein höchft widrig fchme- ekender Speichel ergielst ich öfters bey der See i Ra 266 _— Krankheit, wo der Magen lo fehr leidet, unter einem fühlbaren Krampf der Ohrfpeichel - Drüle; ein beftändiges Aus[pucken von Speichel begleitet zuweilen diejenigen Arten von [chlechter Verdau- ung, wo arthritilche Schärfe am Ende fich erzeugt. Eben diefes unaufbörliche Spucken kommt häufig in der Manie , deren Hauptfitz [6 oft in Verän- derungen der HK... - Organe liegt. Der brandig- ten Leberentzündung bey dem von Selbft wüthend gewordenen Hunde entfpricht die giftige Befchaffen- heit Leines Speichels, wie auch heftiger Zorn fo- wohl auf die Galle als auf den Speichel wirkt, Ohr- drüfen- Gelchwullte entftehen endlich nie leichter bey den Krankheiten der Menlchen, als in galtrifch- rheumatifchen Fiebern, Damit nun [timmt vollkom- men überein, dafs in unfern Verfuchen das Queck- fiber, das fo leicht Speichelfluls erweckt, lo auf- fallend auch die Galle veränderte, und dafs nach Eymann*) in den heilsen Gegenden, wo Leber- krankheiten fo häufig find, oft [chon die kleinfte Gabe von Queckfilber den heftiglten Speichelfluls erzeugt. Doch fcheint nur ein gewiller Grad von Quecklilber Krankheit und Abdominalreitz Speichel- fluls hervor zulocken, bey einem höhern [chweigt er wieder. Dieles beweilen unlere Katzen und der. Hund, wo der Speichelfuls wieder aufhörte, als die Quecklilber - Krankheit aufs höchlte [tieg. Da- her wohl auch beym Menfchen nicht jeder auf die *) Hufelands Journal, XV. B. — 261 Leber und das Unterleibs - Syftem wirkende Reitz die Speicheldrüfen in Mitleidenfchaft zieht, für welche der Darmkanal fcheint vicariiren zu kön. nen. Denn abführende Mittel mildern einen von Queckfilber entftandenen Speichelflufs, Unter ‘den Säften des thierifchen Körpers gehört offenbar der Speichel undder pancreatifche Saft (bey ihrer anfchei- nenden Anfpruchslofigkeit, wenn ich mich [o aus- drücken darf) doch noch unter die räth[elhaftelten, und im Grunde unbekannteften, was den Einfluls ihrer Abfonderung auf die übrige Mifchung des Or- ganismus betrifft. Ihre Natur einft genauer kennen zu lernen, dürften pathologifche Erfcheinungen mehr beytragen, als phyliologifche. Sollte nicht bey der durch Queckfilber im Körper hervorge- brachten Veränderung, der Speichel, der dem oxy- dirten Magenfaft fich nähert, und wie diefer aus Arterienblut abgefchieden wird, freywerdendes Hydrogene durch [einen Sauerltoff eher binden, und "mehreres Waller daraus conltituiren, als die aus Ve- enblut 'abgefonderte Galle, welche diefes Hydro- gene in Verbindung mit vielem Kohlenftoff und et- was Stickftoff zur Bildung von Gallen - Harz benutzt? Sollte krankhafter, übelriechender Speichelflufs erft dann entftehen, wenn des Hydrogens für die Spei- cheldrüfen zu viel wird; defswegen grasfrel[ende Thiere keinen angegriffenen Mund und Speichelfluls "bekommen, Kinder fo [chwer von Queckfilber fali. viren, deren ganzer chemifcher Lebensprocels dem z grasfrellenden Thbiere nahe kommt ; erwach- 262 N e ; Sr fene Frauenzimmer aber defswegen oft fchon von der Kleinften Menge von Queckfilber in Speichelfufs verfallen, weil ihr Relpirations- und Arterien- Sy- ftem [o klein ift, Hydrogeneität im Verbältnils zum männlichen Gelchlecht bsy ihnen lo überwiegt? Es find zwar nur wenige Verfuche, welche wir über diefe ganze wichtige Materie mit möglich- fter Schonung der Thier- Individuen angeltellt ha- ben, und es ift ein fehr niedriger Standpunkt, aus welchem ich hier ihr Refultat betrachte. Aber die Verluche wurden genau beobachtet; ‘und in unlerm Zeitalter dürfte es nicht unzweckmälsig feyn, aus ätherifchen Regionen zur Erde zurück zu rufen, welche fortexiltiren wird, wenn auch die Blicke aller Menfchen fich in dem Luftraume verlöhren, Für den Phyliologen werden diele Verfuche einen merkwürdigen Beweis darbieten , dafs felbft die heterogenfte Stoffe innerhalb gewiller Gränzen die Selbitftändigkeit des Organismus, (ob fie ihn gleich durchdringen) nicht leicht zerftören ;, dals jede Thierart, fo wie fie einen eigenen Bildungscharak- | ter hat, eben fo auch einen eigenthümlichen che- mifchen Charakter der Mifchung ihres Stoffes zu befitzen fcheint; fie werden vielleicht beytragen, i den Zulammenhang zwilchen Propulfion und Arte- riohtät, Retrogreffion und Venofität im ganzen Le- bensprocelle, zwilchen dem Iymphatifchen Syftem f und dem Venenlyftem überhaupt, als Ausflüfle ei- nerley Grundkraft, darzuthun; und hinzudeuten auf v —— 263° das grofse Spiel der beiderley Walferformen im lebenden Organismus; auf die Stelle, welche in diefer Beziehung Leber und Speicheldrüfen einneh- men, und auf den Zufammenhang beider letztern Syfteme unter einander. Für den praktifchen Arzt dürften ie aber manches unmittelbar Brauchbare darbieten, 264 — Pr" ir Zufatz zu der Abhandlung: Dedvys- phagia luforia, vom Prof, Auten- rieth #) As ich mit jener Abhandlung mich befchäftigte, hatte ich den vierten Band von des berühmten Cu- vier unfterblichem Werk, [einen Legons d’Anato- mie comparee noch nicht gelelen;, ich konnte meinem Relpondenten das, was mir von der Austhei- lung der Haupt-Pulsaderftämme aus der Aorta bey andern Säugthieren bekannt war, blols nach eige- nen Beobachtungen, und älterer Lektüre mittheilen, Ich fetze nun hier das hinzu, was Cuvier über diefen Gegenl[tand noch weiteres hat. „Auch beym Nashorn und dem Schweine ilt eine auffteigende Aorta varbanden. “ Der weiche Bau des Haus- (chweins fcheint auf den erfien Anblick dem in der obigen Diflertarion als Urfache der Theilung einer auffteigenden Aorta beym Menfchen in drey Aelfte angegebenen Grunde zu wider[prechen. Allein das wilde Schwein, derStammvater des zahmen, hat nicht die Weichheit von dielem. Schon [eine her- vorragende Hauer, die Menge [tarker Borften, wo- mit es bedeckt ilt, zeichnen es aus, als mit natür- licher Rigidität des Baues begabt; und ilt es gleich %) Reil und Autenrieths Archiv für die Phyfiologie, U B, S. 145. — 265 im zahmen Zuftand ein vielerley- freffendes Tbier, fo ift es im wilden doch faft blols Pflanzen freffend. Der Menfch allein fcheint zum Hausthiere f[chon von Natur weieh genug gelce ffen zu [eyn. „Das Meerlchwein hat nur zwey aus dem Bogen der Aorta entlpringende Stämme, von welchen jeder einer innominata des Menfchen gleicht, und fich in eine Kopf-und Arm - Schlagader theilt.‘“ Es würde alfo hierin überei [timmen, mit dem in der Abhandlung nach Pallas angeführten Thiere aus dem Mäufegelchlecht. „Der Seehund hat die glei- che Vertheilung, der grolsen Pulsader-Stämme aus dem Bogen der Aorta, wie der Meufch, eine inno- minata für die rechte Schlüffelbein - Pulsader und für die Kopf-Schlagader der rechten Seite, eine eigene linke Caroris und eigene linke Schlüffelbein- Arterie.“ Hallers Bemerkung, dals nur beym Menfchen drey Stämme aus dem Bogen der Aorta kommen, bedarf alfo einer Einfchränkung. Als See-Ampbibium mufs der Seehund in Ablicht auf Intenfität der Refpiration zurückftehen gegen die Landfäugthiere. Er ilt noch überdies Neilchfrellen- des Tbier; fein thranigtes Fett [cheint Ueberwie- gen von Hydrogenilation eben [o zu zeigen, wie die rundlichten Formen [einer Bildung; und man darf nur Steller lelen, um die ungemeine Ueber- einftimmung felblt feiner Gemüths - Eigenfchaften mit denen des Menfchen zu finden. Auch die See- hunde Scheinen da, wo fie ungeltört find, in Ge. fellfchaft zu leben, um einander defto mehr pla- gen zukönnen, Sie liefern einander beftändig Schlach- 266 —- “ten, und zerfleifchen fich, nicht wegen RE A rung ‚oder dem Befitz von Weibchen, fondern blofs aus Ehrgeitz. Auch fe machen unter lich Allidn- zen, um über den dritten herzufallen.. Der Mann ift der Tyrann 'des Weibes; die ältelten Männer werden Einfiedler, und find dann um delto bös- artiger; und daneben äufsern diefe Thiere doch viel Gefühl, fo dafs ihre Bruft in herabträufelnden Thränen gebadet wird, wenn fie ein Junges ver- lieren. \Wenigftens gilt dieles alles von einer Art der Seehunde, der Phoca urlina. Beym Meerfchwein aber, und wahrfcheinlich allo auch bey den übri- gen Cetaceen ilt es vielleicht der gänzliche Man- gel eigentlicher Entwicklung der Arme, welche von ihnen aus nicht einmal eine bis zum Bogen der Aorta reichende Anziehung veranlalst, die nun blofs aus dem nächlten fchon losgewordenen Arte- zienftamm, nemlich aus der Carotis jeder Seite, einen kleinen Alt als Arm- Schlagader oder Schlüf- felbein-Ader anziehen konnte. Eine etwas ftärkere Anziehung hätte hier vielleicht, vorzüglich bey wminderem Ueberwiegen des grolsen Kopfes, vier abgefonderte Pulsader - Stämme, aus dem Bogen der Aorta entfpringen laffen, während die [tärkfte An- ziehung wieder nur zwey, aber auf eine andere Art, nemlich als Annäherung zur Form einer auf-' fteigenden Aorta, entltehende Arterien hervorge-' lockt hätte, Einen auffallenden Beweis, wie [ehr ' fich die Vertheilung der Arterienltämme richtet nach der Anziehung der Organe, welchen fie Blut‘ zuführen, giebt der Elephant, dellen Kopf an ich! Bi. 2 TEE. 267 Schon fo ungeheuer ilt, und durch den Rüffel, die rolsen Stolszä e, und grolsen Ohren noch mehr vergrölsert wird; während die überwiegende Ver- Standeskräfte dieles Thieres zu leich zeigen, dafs diefer Kopf keine träge Malle einfchliefst, A Beyn, Elephanten entfpringt aber auch aus dem Bogen der Aorta ein gemeinfchaftlicher Stamm für beide Kopf- Schlagadern, und neben diefem gemeinfchaft- lichen Stamm rechts eine eigene rechte, links eine eigene linke Schlüffelbein - Pulsader ebenfalls aus dem Bogen.“ Was allo wenigftens in Hinficht auf gemeinfchaftlichen Urfprung der Carotiden zuwei- len im Menfchen, aber hier abnorm vorkommt, das erfcheint als normale Structur in einem Thier- gefchlechte. Nicht nach blindem Ungefähr, fondern "mach felten Regeln handelt eben fo die Natur. felbft hey Mifsgeburten, und bey der unzähligen Man- nichfaltigkeit äufserer einzelner Bildungen, die aus geringem Abweichen des verfchiedenen Verbältnif. fes weniger Factoren zu einander entltehen, wird fich kaum eine finden, die nicht in der Reihe der organifchen Körper ein Ganzes träfe, zu dem fie nun harmonifch palst, und für welches fie der Normalzuftand ift. Auch der Ziegenbock, delfen wilder Stammvater, der Steinliock, fo gigantilche Hörner zeigt, zeigt die überwiegende Anziehung feines Kopfes gegen das Arterien- Syltem. „Von der auflteigenden Aorta geben bey ihm zuerlt die rechte und linke Schlüflelbein- Pulsader ab, und es bleibt noch eine Zeitlang ein pemeinlchaftlicher Stamm für beide Carouiden übriz.‘* Es wäre wich, 268 u tig, wenn die Beobachter, welche beym Menfchen beide Carotiden mit einem gemeinfchaftlichen Stamme entlpringend fanden, (gleichviel, wie daneben der Stand der übrigen Arterienltänme, der Schlüffel- bein-Pulsadern gewelen wäre) zugleich bemerkt hätten, ob bey folchen Subjecten auch der Kopf an Malfe ein ungewöhnliches Uebergewicht gezeigt habe, oder ob in ihrem Leben ungewöhnliche Gei- ftesenergie einem, wenn auch nicht zu grolsem Kopf ent[prochen habe, Befchreibung eines feltenen Halsmus- kels, vom Profelfor Schmidtmäül- ler in Landshut. Es ift diefes der Musculus cleidohyoideus, fo zu nennen feines Urfprunges, und feines Anfatzes we- gen. Er ent[pringt nemlich mit ganz kurz [ehnich- ten Fafern von der innern untern Seite des Schlüf- felbeins etwas mehr gegen das 'Schulterblatt - als gegen das Bruftbeinende dellelben, fo breit - und dickfalerigt wie der Sternohyoideus , läuft von da aus queer zwilchen dem Sternocleidomaltoideus und den Jugulargefälsen gegen das Mittelftück des Zungenbeins an [einer Seite hin, und fetzt fich mit ganz kurzlehnigten Falern an den untern Theil der vorderen Fläche deflelben neben den Sternohyoideus, mit dem er [ich etwa drey viertel Zoll vor [einem Anfatze Sleilchigt verbunden hat, Seine Wirkung ift diefelbe des Omohyoideus, nemlich das Zungen- bein feitwärts und abwärts nach aufsen zu ziehen, Ich fah diefen Muskel an fiebzehn Leichen nur einmal an der rechten Seite, wo er den fehlenden Omohyoideus erfetzte.e Der Musculus Omohyoideus bietet überhaupt manche Abnormitäten dar, wie fich z.B, mehrere derlelben in Sömmerrings 270 ? — anatomilchem Handbuche bemerkt finden, Ich glaube aber nicht, dals man fagen könne: bisweilen kommt - der Omohyoideus, wie ihn Albin u,a, fahen, vom Schlüffelbeine. Deu da ift ja von der Omoplata nicht die Rede, wenn der Muskel weder von ihr kommt, noch zu ihr geht, fondern der Omohyoi« deus ilt in diefem Falle durch den Cleidohyoideus erletzt, und beide Muskeln lind, wenn [chon rück- fichtlich ihrer Wirkung faft gleich, doch in ihrem Baue wenigltens in dem mir vorliegenden Falle-ver- Schieden, indem der Cleidohyoideus weder [o lang ilt, wie der Omohyoideus, noch in feiner Mitte, wie diefer, vollkommen [ehnigt, und alfo kein zwey- glich Neifchigt und gleich breit vom Schlüffelbein an das bauchigter Muskel ift, fondern fich immer | Zungenbein hinzieht, Vs kr? Ba Frofch' ftülpt feinen Mage um, a und reiniget ihn vom Schleime; Beobachtung vom Doktor Gruiz- huifen in München, Ich bewahrte,, „zu phyfiologifchen Unterluchungen, zwey Dutzend ine Walfferfröfche in einer Kifte, Ich gab ihnen täglich frifches Walfer, doch ftar- ben fie alle nach und nach, innerhalb vigraden Tagen, bis auf einen, Sie bluteten anfänglich aus Nale und Ohren; dann überzogen fich ihre Augenli eder mit einem dicken, weifsen Schleime, der fie vollkommen.des Lichts beraubte. Von den. Hinterfülsen, .[tellenweile, vom Kopf und mehreren andern Theilen: ihres Körpers löfte ich ‚das Ober- häutchen ab, wodurch fie fodann ein graugefleck- DEE TWRFTN Tag umbamen., Bey der Nalinnng derfelben fand fich nichts abnormes, ausgenommen, dals bey al- len Blutkügelchen unter dem vielen im Magen und \ Ausfehen erhielten, und immer noch denfelben - den Gedärmen fich befindenden Schleime, gemilcht - waren. Das letzte Thier war noch munter, doch — Ntt es an Gelchwulft und Eiterung der Augen- lieder ; die Augäpfel waren unangegriffen. Am dreyzehnten September hörte ich einige Laute in ‘der Kifte, denen ähnlich, wie wenn ein Hund 272 .— fich erbricht. Ich öffnete fie, fah den Frofch im Waller fitzen, und zu [einem weit geöffneten Munde king eine blafenähnliche ovale, Sperlingey - grolse Gelchwulft heraus, über die er abwechlelungsweiie mit [einen Vorderfülsen hinabltrich. Dadurch ar- beitete er mehr als ein Quentchen eines hellen, zähen Schleims von diefer Gefehwullt hinweg, fafste ihn der Zähigkeit wegen, mit den beiden vordern Fülsen zugleich, und entfernte ihn von fich. In- dem er die Gefchwulft wieder einziehen wollte, ergriff ich ihn, fafste die Gefchwullt mit einer Pin- eette, durchftach fie mit einer Nadel, zog einen fchwarzen Seidenfaden durch, und knüpfte die bei- den Enden zufammen, Es wurde fogleich die Ge- fchwulft verfchluckt, als ich das Thier frey liefs. Ir dem ausgeleerten Schleime waren einige Blutkü- ‚gelchen. Als ich diefen Frofch öffnete, fand ich, dafs es der Magen war, welcher als jene ovale Ge- fchwulft aus der Mundhöhle hervorragte. Denn aın mittleren Theile diefes Eingeweides hing der [chwarze Faden, welchen ich eingezogen hatte. Ob diefe Reinigung des Magens bey den Frö- fchen ein eigenthümlicher Trieb leyn BIBEN Wenn’ ie lange hungern mülfen ? # Erfte — 273 Erfte Fortletzung der Unterfuchungen über den Bau des kleinen Gehiras im Menfchen, vom Prof, Reil*) Es ift eine befondere auf Weisheit vermuthlich gegrün- dete Einrichtung des Schöpfers, da/s die Vernunft, die Welten mifst und bis in das Wefen des Unendlicher dringt, gerade ihre eigene Wohnjtätte und ihre unmit= telbaren Werkzeuge um wenigften kennt Jupiters Ge- hirn fchlofs fich zu f[chnell, als die Weisheit daraus ent/prang! M. Herz Ver/uch über den Schwindel, f D IBV, Der fenkrechte Durchfehnitt in der Mitte des Hämifphäriendes kleinen Gehirns, Age"did' Markkerne der Hämilphärion' und” des Wurms fetzen ich die Markläulen für die Lap- *) Der große Einfluß, den die Anatomie des Gehirns auf die Fortfchritte der Naturlehre der Organismen hat, inufßs bey jedem den Wunfch, dafs fit bald zu Stände Itomme, und die Schwierigkeit der Ausführung bey dem Deut- fchen den Trieb erregen, fich dies Verdienft um die Wiffenfchaft zu erwerben. Ich lade daher meine Landg- Arch, f. d, Phyfiol. YIIL, Bd. 11. Heft, S 74. ee pen, Läppchen und ihre Verzweigungen ftrahlen- förmig, und falt fenkrecht auf. Sie umgeben diele Markkerne oben, hinten und unten; ftehn in einer ununterbrochenen Folge nel,en einander vom vör- dern Marklegel nach hinten zu auf der obern Flä- che des kleinen Gehirns; biegen fich um feinen hin- tern, dieken und abgerundeten Rand herum; gehn auf der untern Fläche von hinten nach vorn fort, “und enden dafelbft mit dem hintern Markfegel, Die von den Kernen abgeirennten Markfläulen ver- zweigen lich mehr oder weniger, und bilden da- durch die Lappen, Läppchen, und deren zu Tage ausgehenden, und mit Rinde überzogenen Blättchen, Sie laufen quer über die Fläehen des kleinen Ge- hirns und parallel neben einander fort, und find in der Mitte durch den Wurm verbunden *). Auf der obern Fläche gehn lie taft ununterbrochen und bogenförmig von einer Horizontalfüurche zur andern fort, und der obere Wurm ift ein integranter Theil diefer Zirkelausfchnitte, Allein am hintern Rande und der untern Fläche erlfirecken fich die Bogen nur von den Horizontal Furchen bis zur Mitte, und ihre beiden Extremitäten [ind in dem hintern beutel- leute ein, mir ihre Beobachtungen über diefen Gegen- ftand, und befonders über die Bildung des Gehirns in der Frucht und in den verfchiedenen Thierarten, über die urfprünglichen und durch Krankheit entftandenen Mifsbildungen deffelben und ihre Ideen über die Wir- _ kungsart diefes Organs als Beyträge zu diefer Arbeit mir- zurheilen, ”) Archiv, EB, $, 5. 10, — 275 förmigen Aus[ehnitt und im Thal durch den untern Wurm auf eine unvollkommne Art mit einander ver- bunden. Die,tießen Ein[chnitte-zwilchen jenenMark- . Säulen, durch‘ welche hie begränzt, und die Lap- pen gebildet.werden, find, wie die Bildung der Schenkel und ihre Vereinigung in den Kernen, und der Urfprung der Nerven aus, denfelben, beftän- dig und unwandelbar in dem einen Individuums wie in demandern. Allein die Verzweigungen der Markftämme in der Breite und Länge, durch wel- che die Unterabtheilungen der Lappen entftehn, "und die Zahl, Bildung ‘und’ Richtung der Blättchen, mit welchen die Läppchen zu Tage ausgehn, haben kein feltes Bildungsgeletz, fondern variiren auf das man- nichfaltigfte in den verfchiedenen Individuen. Was die Erfahrung hierüber ausfagt, wird durch die Idee des kleinen Gehirns beftätigt. Es ilt nemlich ein Ablonderungs- Organ des Inponderablen, wobey es blofs auf Ausdehnung der abfondernden Fläche ankömmt, und-die Differenz [einer Funktionen hängt von der Intenfität diefer einen Action delfelben ab, Das Gebilde muls allo in allen Theilen eines Welens -Seyn, aber die Aggregation und Figuration deffel- ‚ben in [einen verlchiedenen Parthieen ift aufser- welentich, und daher unbeltändig. Es ift genug, den Typus der innern Bildung richtig aufgefalst zu haben, um fich zu orientiren. Die ins Kleine ge- hende Belchreibung des äulsern Umrilfes der Läpp- chen und Blätichen, wie ie Malacarne gegeben S2 276 —— bat, trügt und ift eben deswegen unverltändlich, weil fie im der Natur nicht wieder gelunden wird» Durch die, Unterabiheilungen oder Läppchen, welche fich von den Hauptabtheilungen oder Lap- pen abtrennen, entftehn in den beiden Durchfebnit- ten des Hämjfphäriumsund des Wurms Einfchnitte oder Furchen von verfchiedener Tiefe. Daher "Qas Anlehen des ein - und zwey - gefiederten Baues in der Verzweigung. Allein diefe kleinern und un- tergeordneten Markfäulen gehn nicht in einem Zuge und mit einerley Stärke von einer Horizontal - Fur- che zur andern quer über die beiden Obertlächen des kleinen Gehirns fort. Am hintern Rande ift die Continwation durch die Querbänder im hintern Ausfchnitt und auf der uniern Fläche durch die Py- ramide, den Zapfen und das Knötchen im Thal vollends unterbrochen. Selbft auf der obern Fläche, die von dem vierfeitigen Lappen und dem obern Wurm gebildet wird, fteigen die tiefen Einfchnitte im! Wurm gegen die Häwilphärien zu in die Höhe, 'und umgekehrt erheben lich tiefe Einfehnitte in den Hämilphärien gegen den Wurm zu aufwärts, Beträchtliche Läppchen im Durchfehnitt der Hämi- [phärien verlieren [ich theils ganz in der Tiefe vor dem Wurm, theils werden fie gegen denfelben zu immer kleiner, und machen entweder nur einen Kleinen Zweig oder gar nur ein Blatt deffelben aus, Was hier ein eigner Markltamm oder ein befonde- res Läppchen ilt, zieht lich gegen einem andern angränzenden vor oder hinter ihm liegenden Läpp- as > 277 ehen eines andern Markltamms hinüber, und wird ein blolser Zweig oder Theil delfelben. Daher er- fcheint in jedem fenkrechten Durchfchnitt des klei- nen Gehirns von hinten’nach vorn, in dem Maalse, als man ihn näher ®gegen die Horizontal - Furchen oder den Wurm zu macht, ein anderer, und im ©“ Mittel -Duürchfehnitt der Hämifphärien ein von dem Mittel- Durchfchnitt des Wurms verfchiedener Ty- pus der Zeräftelung, welches fich beffer an[chauen als befchreiben lüfst, Noch verwirrter ift die Bildung, Richtung und Gruppirung der mit Rinde bedeckten Blättchen auf den Flächen der Läppchen, woyon ieh in der Folge durch eigene Zeichnungen befonders folcher Gehirne, die von ihrer Rinde entblöfst find, ein Bild zu geben fuchen werde, Einige find blofse flache und kurze Einfchnitte, diefe [chwach, jene ftark hervorgetreten und vollkommen ausgebildet. Einige haben einen fcharfen, andere, befonders die “oberflächlichen, einen breiten und abgerundeten Rand. Diele enden einfach, jene fliefsen je zwey und zwey' in einen [tumpfen Winkel zulammen, bilden Inleln, oder verbinden fich dendriüfch. An ‚der Oberfläche laufen fie mehr oder weniger: pa- rallel und concentrifch mit den Lappen neben ein- Ir. fort. Hingegen haben fie auf den Seitenwän- ‚den dene Richtung, ‚ ‚Bald halten fie mit ihnen einerley ‘Strich, bald gehn fie fchräg, bald vollkommen er Lappen und Läppchen eine [ehr verfchie- P} “quer über diefelben weg, Steigen [chräg oder quer in die Tiefe hinab, und biegen fich mit mehr oder 278 r — weniger [charfen Winkeln wieder auf die Seiten« Näche des angränzenden Lappens hinauf, » Die Ein- fchnitte muls man Ach von der Oberfläche her, ent- ftanden denken. Die Nachlten, geben Blättchen, die tiefern Läppchen und :Lappen. @Die Formation der Blättchen hat, wenn fie von ‘ihrer Rinde eniblöfst find, eine grofse Aehnlichkeit mit. der netzlörmi- gen und dendritifchen Geltalt der von ihrem Neu- zileım befreyten Nerven. Beide eutftehn wahrlchein- lich durch einerley Bildungs - Procels; der im klei«- hen Gehirn blofse Einfchnitte macht, hingegen bey den Neryen ganz durchgreift, und die Malfe in ey- lindrilche Körper trennt. Beobachtungen über die Bildung der Nerven in den frühften Perioden des Foetuslebens können hierüber vielleicht Auskunft ge- ben. Ueberhaupt [cheint es der Natur bey der Bil- dung des Gehirns darum zu thun zu feyn, Fläche, die mit Rinde überzogen ilt, zu gewinnen. Daher die Verzweigung des Kerns in zahllofe Loppen, Läppchen und Blättchen. Um fich diefe Bildung der Markkerne Me klei- nen Gehirns, der davon entfpringenden Markftämme und ihrer, Verzweigungen zu verfinnlichen, mufs man vorzüglich einen fenkrechten Durchfchnitt im Wurm, der auf der dritten Tafel gegeben ift, und diefen Durchfchnitt in der Mitte eines Hämilphäri- ‚ums vor Augen haben, In beiden Durchfchnitten ift die ftärkfte Abweichung in der Verzweigung der Lappen und Läppchen lichtbar. Es kömmt allo darauf an, dem allmähligen Uebergang des einen Exırems in das andere nachzufpüren. Diefem will r ü == 279 ich in der Folge noch eine Darftellung der Verbin- dung des obern und untern Wurms mit den Hämi- fphärien zufügen, wodurch jene Vorltellung von der Befchaffenheit der auf dem Kern aufhitzenden Theile des kleinen Gehirns an Klarheit (gewinnen muls Auf diefer fünften Tafel ift ein l[enkrechter Durchfehnitt des linken Hämilphäriums des nemli- chen kleinen Gehirns gegeben, von welchem der Durchfchnitt des Wurms auf der dritten Tafel ge- nommen ilt. Die Zeräftelung in jenem Durchfchnitt, die ich allein im Auge hatte, ift der Natur getreu dargeltellt,. obgleich der Umrifs des Ganzen, auf den es hier nicht ankömmt, fehlerhaft ift. Das ganze Gehirn ift nemlich von allen Seiten zu fehr zulammengedrängt, und befonders fehlt es [einer obern und untern Fläche an Wölbung,, , welches Folge des Branntweins und der Lage delfelben in dem Gefäls ift, in welchem es gehärtet worden. Jedes Hämilphärium für fich betrachtet, ähnelt einer Pyramide, die ihre Grundfläche hinten, ihre abgeltumpfte Spitze vorn hat. An demfelben un- terfcheiden wir zwey Ränder, zwey Seiten, zwey Flächen und vier Winkel, Von den beiden Rän- dern ift der vördere concav, ein Arm des vör- dern halbmondförmigen Ausfchnitts, und macht die abgeltumpfte Spitze der Pyramide aus. Ihm gegen- über liegt der hintere Stumpfrunde Rand, der von den beiden hintern Lappen gebildet wird, und die Grundfläche der Pyramide giebt. Die innere Seite geht am Wurm fort, hängt mit demfelben Ro u überall zufammen, und ift blofs im hintern Aus: ‘Schnitt frey,-deffen Seitenwände fie ausmacht; die äulsere ilt ganz frey, und läuft mit der Horizon- tal- Furche parallel. Diefe it die kürzefte, jene Jie längfte. Die obere Fläche ift [chwach, die untere ftark gewölbt, Jene wird von dem vier- feitigen und hintern obern, diefe von dem hintern untern, den dünnen und zweybäuchigen Lappen und den Mandeln gebildet. ‘ Endlich wird diefer Körper von vier Winkeln, zwey vördern und zwey hintern begränzt. Der vördere äulsere ift frey, die Extremität des vördern halbmondförmi- gen Ausfchnitts, der innere ftölst mit dem Anfang der Nath zufammen. Die hintern find beide frey; der äufsere entftebt durch die Zufammenkunft der äufsern Seite und des hintern Randes, der innere durch eben diefen Rand und den Vorfprung des hintern untern Lappens in dem hintern beutelför- anigen Ausfchnitt. Beide find abgerundet. ‚Der Durchlehnitt wird fo gemacht, dafs er das Hämifphärium von hinten nach vorn fenkrecht; und gerade in der Mitte des vördern und hintern Ran- des in zwey gleiche Hälften theilt. In diefer Rich- zung werden alle Lappen und Läppchen delfelben, mit Ausnahme des zweybäuchigen Lappens und der Mandeln auf der untern Fläche unter einem rech- ten Winkel, und falt in ihrer Mitte durchfchnitten. Das Präparat wird auf die nemliche Art, wie der Durchlebnitt des Wurms verfertiget *). Man ®) Archiv, 8, B. S. 37, mm egı vimmt ein in Alcohol gehärtetes, ‘und von feiner Gefäls, aut befreytes Gehirn, das im Wurm durch- fehnitten ift, legt um daffelbe einen Faden, fo, dals derfelbe gerade in der Mitte der vier Winkel daflelbe von vorn nach hinten umgiebt, und den vördern und hintern Rand in zwey gleiche Hälften theilt. Nun kehrt man das Hämilphärium um, richtet dellen hintern Rand auf fich, den vördern von fich ab, und legt es mit der obern Fläche auf einen Tifch, auf welchen eine Linie gezogen ift, bringt den Faden und diefe Linie in eine Richtung, hält es feft, fetzt die Klinge eines dünnen und langen Hirnmellers lo an, dals fie etwas gegen die '‘äu- Ssere Seite zu geneigt ilt, und [chneidet nun nach der Richtung des Fadens und der Linie in einen Zuge von vorn nach hinten zu, durch, Der Schnitt trifft auf der untern Fläche von vorn nach hinten, und auf der obern Fläche von hinten nach vorn im Umfang des Gehirns nach der Reihe folgende Theile. Er fängt in der Grube an, die zwifchen dem vördern Rande der Brücke und denHirnfchenkeln liegt, aus welcher das dritte Hirn- nerven- Paar entlpringt, geht [chräg durch die eine Hälfte der Brücke fort zu der Grube hinüber, die hinter der Brücke und [eitwärts vom Rückenmark liegt, aus welcher, der Gelichtsnerye entlpringr. Dann wird diefer und der Hörnerve, der Mark- ftiel der Flocke und die daran fortlaufende äu- Ssere Extremität des halbmondförmigen Seiten- theils des hintern Markfegels durchfchnitten. Der Schnitt geht an der äulsern Seite der Schwalben- 282 2 — nelter vorbey, durch die Schenkel zum "Rücken: mark, berührf die Wurzeln der Mandeln, und durch- [chneidet die Spitze des zweybäuchigen Lappens fchräg. In diefer Richtung geht nun der Schnitt fort und zerfchneidet alle übrigen Lappen der un- tern und obern Fläche rechtwinklicht, den dünnen, den hintern, untern und obern, und den vördern vierfeitigen Lappen. Er theilt den Markkern des Hämifphäriums und das darin enthaltene corpus ci- liare von hinten nach vorn, und geht oben und vorn durch die äufsere Seite des Schenkels zu den Vierhügeln, durch die Vierhügel und die Hirnfchen- kel fort, und trifft hier wieder mit feinem Anfang in der Grube für das dritte Hırnnerven-Paar zu- lammen. Erklärung der fünften Tafel. Er a & Die inwendige Fläche der linken Hälfte des fenkrechten Durchfehnitts des linken Häiwilphäriums des kleinen Gehirns, a. b.e, Die fchräg von innen nach aufsen durchfchnittenen Hirnfchenkel, Vierhügel und Brücke. b. Die vördere Grube zwilchen ‘den Hirnfchen- keln und dem vördern Rand der Brücke für das dritte Hirnnervenpaar. d. Der durchfchnittene harte ee. Der durchfehnittene weiche Hirnnerve. f. Der durchfchnittene Markftamm der im Hin- tergrunde fichtbaren Flocke, an welchem die äu- -— 283 Ssere Extremität des halbmondförmigen Seitentheils des hintern Marklegels fortläuft. 1. Der äufsere Theil des im Schnitt getrof- fenen Markftamms der Mandel, welcher dem Zapfen im Thal entfpricht. h.:. 2. Der zweybäuchige Lappen, der. fchräg , und mehr gegen die Spitze zu, zerfchnit- ten ift; 2, der Markltamm; h. der vördere, gegen das Rückenmark zu gekrümmte, und an die Flocke und Mandel angelehnte; ji. der hintere fenkrecht- heruntergehende, an den dünnen Lappen gränzende Bauch deffelben. Im Thal Hiefst die Spitze diefes Lappens mit der Pyramide zufaınmen. k 1.3. Der dünne Lappen, der gemein- fchaftlich mit den zweybäuchigen im Thal mit der Pyramide lich verbindet; 3. der Stamm deffelben, der fich bald in zwey Aelte, k, den vördern, ]. den hintern theilt. mn 4. Der hintere untere Lappen, se der kurze Markftamm deffelben, der ich in. zwey Aelte theilt, ım. den vördern, n. den hintern, und im Thale mit den langen Querbändern und mit dem kurzen und freyen Querzüngelchen zu- famınenhängt. In einigen Gehirnen hat der hintere untere Lappen zwey Stämme, mit welchen er auf dem Kern [teht, von ‘welchen der hintere der (tärkfte und in zwey Aelte getheilt ift. 0. p. 5. Der hintere obere Lappen, 5. der lange und Starke 'Markftanm..deffelben, der fich in zwey Hauptälte, o, det hintern, und p. den vör- 284 —_— dern theilt. © Was im verticalen Durchfchnitt‘ des Wurns (Tab. III. Fig. ı. f.) ein blofses einfaches Querbändchen ilt, das hat Gch hier in der Mitte “ des Hämilphäriums, zu diefem bedeutenden Körper ausgedehnt, der unter allen von den Markkernen der Hämilphärien fich abtrennenden Lappen den ftärkften und längften Markftamm hat. Denn von jenem Querbändchen im hintern Ausfehnitt [pringt der lintere obere Lappen theils beträchtlich vor dem Querbändchen vor, theils verdickt er fich all- ‚mählig feitwärts von dem hintern Ausfchvitt an, ge- gen die Horizontal- Furche zu, wo er den ftärk- ften Querdurchmeller hat. q.r.s.6— 13. Der obere vördere vierlei- tige Lappen. Dieler Lappen hat acht (6. 7. 8. 9: 10. 11. ı2. 13.) auf den Kern gehende Markftämme, da alle andere nur einen haben, die aber auch [chwä- cher find, als die Markftämnie der untern Fläche und deshintern Randes. Zuweilen hat er nur 6—7 Mark- fhämme, die alsdenn ftärker und nicht [o einfach wie hier find, Sondern ich mehr verzweigen, Wo dieler vierleitige Lappen an den hintern obern gränzt, zwifchen p und q. und 5 und 6. liegen falt immer einige, hier zwey, kleine und kurze Markftämmehen, die nicht zu Tage kommen, und den Winkel ausfüllen, der durch die nach hinten zu geneigte Lage des vierleitigen Lappens Zwie fchen ilım und der vördern Wand des hintern obern Lappens enfteht. Bey r. geht die Gränze durch, wo der [tehende Alt von dem liegenden im verti- ı 5 — 285 ealen Durchfchnitt des Wurms fich trennt, fo, dafs vier Stämme dieffeits, und vier Stämme jen- feits liegen. Wo [tebender und liegender Alt iu Durchfchnitt des Wurms zufammengränzen, ilt der Einfchnitt zwifchen beiden am tieflten, und geht bis auf den Kern des Wurms herunter, Allein von diefem Ort an, wird derlelbe gegen die Hämilphä- ren zu, immer f[chwächer, So‘ dals im Durchlchnitt der Hämifphärien aller Unterfchied zwilchen dem ftehenden und liegenden Alt verfchwunden ift, die Einkchnitte auf der obern Fläche zwilchen die Läpp- chen des vierfeitigen Lappens faft alle von einerley Tiefe, und die Markltämme deffelben von einerley Länge find, } t. Der beträchtliche Kern des Hämilphä- riums, mit dem Corpore ciliarı in [einer Mitte, welcher im Durchfchnitt des Wurms gleichfam nur ein Punkt ilt, in welchem ftehender und liegen- der Aft zufammenlftofsen, aber hier zu einer be- deutenden Maffe fowohl in der Höhe, als befon- ders in der Länge und Breite zugenommen hat, Daher auch das veränderte Verhältn:[s der Maik- flämme zu dem Kern. Im Wurm find deren nur zwey, [tebender und liegender Alt. Hingegen ftzen im Durchfchnitt der Hämifphärien zehn bis dreyzehn Markltämme auf dem Kern auf. Hinter 6, und 2, allo hinter dem vierleitigen Lappen oben und dem zweybauchigen unten, wird der Kern bedeutend fchmäler, und ift von oben nach unten zulammen- gedrückt, fo dafs man ihn als einen Itarken Stamm betrachten kann, von welchem die Markftämme des 286 er— hintern obern und untern und des zarten Lappens (3. 4. und 5) Aelfte find. ı—ı35 find dreyzebhn Mark[tämme, die in diefem Durchfchnitt lich auf den Kern des Hä- milphäriums fetzen. Von denfelben find 4 und 5 die ftärkften, 5 der.längfte. ı und.2., die Mark- friämme für die Mandeln und den zweybäuchigen Lappen, [ind zwar auch ftark, aber nur [cheinbar, weil fie [chräg vom Schnitt getroffen find. Im recht- winklichten Durchfchnitt der Mandeln und des zweybäuchigen Lappens (Fig. 2. und 3.) ift der- Stamm der Mandeln unter allen der ftärkfte ‚„ und der Stamm des zweybäuchigen Lappens bis auf den Kern in zwey gleiche Theile getheilt, fo, dafs je- der als ein Stamm für fich, Ach unmittelbar auf den Kern letzt, Zuweilen find nur zehn Markftämme da, [el- ten weniger als zehn, und mehr als dreyzehn, Wenn deren wenige find, fo fehlen fie meiltens in dem vierleitigen Lappen. Sind der Stämme viele, fo find fie [chwächer und weniger zeräftel, Da- her die vielen [chwachen und einfachen Markftämme für den vierfeitigen Lappen, In dem rechten Hämifphärium des nemlichen Gehirns war der vördere Alt des dünnen Lappens noch einmal Schwach eingefchnitten und ftärker, und der hintere untere Lappen war in dem Maalse, als der dünne ein [tärkeres Volum hatte, [chwä- cher und weniger verzweigt. Der hintere ‘obere Lappen war deın auf der linken Seite gleich. Der vierleitige Lappen hatte acht Stämme, mitwel- _— 287 chen er auf dem Kern auffals, wie auf der linken Seite, Allein die Scheidung zwifchen dem ftehen- den und liegenden Alt fiel hier weiter zurück, hin- ter dem fünften Stamm von vorn her, fo dafs fünf Stämme vor, und nur drey Stämme hinter demfel- ben lagen. Dies letzte ift der gewöhnliche Fall in den meilten Gehirnen. Fig. 2 Im Vertical- Durchfchnitt der Hämifphären wird der zweybäuchige Lappen nur an [einer ge- gen das Thal gerichteten Spitze und nicht winkel- recht, [ondern [chräg getroffen. In diefer Figur habe ich daher einen reehtwinklichten Durch- Schnitt de[felben, an feinem dicken und äu- fsern Ende gegeben, der etwa # Zoll von demfelben entfernt ilt, und parallel mit der Horizontal - Fur- che denfelben durchlchneidet. Hier hat jeder Bauch feinen eignen Stamm, der unmittelbar auf dem Kern auflitzt, da in Fig. ı. ein Stamm lich in zwey Zweige _ theilt, welche Theilung gegen die Spitze zu, fich ganz verliert. | a. Ein ausgelchnittenes Stück des Kerns, auf welchem die beiden Stämme der zwey Bäuche des zweybäuchigen Lappens auflitzen, b. Der vördere Stamm des Bauchs, der an die Mandel und Flocke angelehnt, der ftärkfte, und in zwey Zweige getheilt ift. f c. Der hintere [chwächere Stamm für den Bauch, der an den dünnen Lappen anliegt. 208 — Fig % Die Mandel liegt gegen das Thal zu, nach In- nen gedrückt, es wird allo im verticalen Durch- Schnitt der Hämifphärien nur die Wurzel derfelben an ihrer äulseren Seite getroffen. Um fie daher in ihrem grofsen Durchmelfer von der Oberfläche gegen ihren Kern [o zu trennen, dals ihre Verzwei- gungen winkelrecht durchfchnitten werden, muls man den Schnitt quer durch die Blätter von ihrer Spitze bis auf die Wurzel führen. Der Augenfchein lehrt dies am belten, da ihre Lage und ihr, Ver- hältmils zu den angränzenden Theilen fo variabel ift, dafs es fich darnach nicht beftimmen läfst, Der Schnitt gebt durch die Wurzel oder den Markltamm der Mandeln, den balbmondförmigen Seitentheil des hintern Markfegels, die Schwalbernefter und die Schenkeln zu den Vierhügeln. Der ftarke Mark- ftamın der Mandel ilt an feinem Urfprung von den Kernen etwas zulammengezogen, und breitet fich‘ dann in einen unregelmäfsig runden und kulbigen Körper aus, von welchem drey Aelte entlpringen, die fich wieder in Zweige und Blätter theilen. a. a, a. Der Schenkel zu den Vierhügeln und die gemeinfchaftliche Endigung delfelben mit dem halbmondförmigen Seitentheil des hintern Markfe- gels in den Kern des Hämifphäriums, wo er einen Theil der obern Decke der vierten Hirnhöhle aus- macht, und das ftumpfrunde und innere Ende der‘ Mandeln in fich, nemlich in das Schwalbennelt auf- nnamt, . b. Der te u u S : Br 289 b, Der durchfehnittene halbmondförmige Sei- tentheil des hintern Markfegels, welches in dem Schwalbenneft zwifchen der innern Seite der Schen- kel zu den Vierhügeln und dem ftumpfrunden Ende der Mandel liegt. b. Der ftumpfe Winkel, in wel- chem der vördere freye Rand diefes Segeis mit dem Durchfchnitt deffelben zulammenftölst. Das ltumpf- runde Ende der Mandeln ift etwas heruntergedrückt, fo, dafs das Segel um etwas von demfelben, wie von dem Schwalbennefte oder der innern Seite des Schenkels zu den Vierhügeln entfernt ift, damit man es anfchaue, wie es gegen den Kern zu, mit jenem Schenkel zulammenfliefst, und dann gemein fchaftlich mit ihm in den Kern des Hämilpbäriums übergeht, c. Das Knötchen im Hintergrunde, d. Der Markltamm oder die Wurzel der Man= del, der unmittelbar hinter derfelben fchräg von vorn nach hinten in den Kern des Hämilphäriums übergeht. e. e. Die freye gegen das Thal und das Bü- cekenmark gekehrte convexe Seite, die in den Schwalbenneftern anfängt, und an ihrer Spitze endet. fs Die Spitze der Mandel. g.. Die gerade Seite derlelben , mit welcher fie an den zweybäuchigen Lappen anliegt. Arch. f. d. Phyfiol. VL, B. II. Heft. 3 290 —H 1. 2. 3. Drey Aelte des Stamms, von welchen der fchwächfte Aft ı. in drey; der kürzefte’ und ftärkfte 2. in zwey, und der längfte 3. in mehrere Zweige zeräftelt ilt, V. £in Bruch des kleinen Gehirns vonhinten nach vorn, durch welchen daffelbe in zwey horizon- tale Hälften, eine obere und eine untere getrennt wird, Zu diefem Präparat muls man ein Gehirn neh- men, das mittelft des Alcohois vorzüglich gut, und bis auf den Kern durchgehärtet ilt. Der Bruch wird von hinten nach vorn, und der Anfang deffelben zwilchen den letzten und vor- letzten Läppchen des hintern obern Lappens ge- macht. Man zieht und drückt jene Läppchen an irgend einer Stelle gelinde von einander , bis fie fich trennen, führt den Bruch in der Runde am hin- tern Rande der Hämifphärien herum, geht allmählig tiefer, mehr durch Druck beider Daumen auf die entgegengeletzten Flächen beider Läppchen ‚als durch Ziehen, giefst dabey einige Tropfen Waller zwifchen den Bruch, bis er fo tief als der hintere beutelförmige Ausfchnitt eingedrungen ilt. Hier mufs man einige Vorficht gebrauchen. Selten fpal- tet er das Querbändchen für den hintern obern Lappen, Sondern geht meiltens hinter demfelbem — 2gr weg, [o dafs auf der vördern Fläche die hintere Wand des Querbändehens, und auf der hintern die vördere Wand des Zweiges (Tab. IIL: Fig. ı. h.) im verticalen Durebfchnitt des Wurms fichtbar wird, Nun wird der Bruch. mit kleinen in der Runde her- umgeführten Trennungen fortgeletzt, bis auf die uns» ten angezeigte Tiefe, wobey man in der Mitte, wo er zwilchen dem obern und untern Wurm fortgeht, am behutfamften [eyn mufs. Der Bruch geht im Wurm hinter dem Quer- bändchen der obern: hintern Lappen (Tab. II, Fig, ı. f,) in den oberften Zweig des liegenden Altes (Tab. IH. Fig. ı.f.g. h.) bis zum Kern dieles Durch fchnittes im Wurm, ‘wo [tehender und liegender Alt fich vereinigen, oder bis an den Winkel fort, in welchem im Zelt der vierten Hirnhöhle das vör- dere Markfegel mit dem, hintern am Knötchen zu. fammenltofsen. Ex trennt allo den obern und un- tern Wurm horizontal. Die Markl[ubftanz ilt dünn, weil der Bruch nicht in einen Kern, [ondern blols in einen Markltamm, _n»emlich in den angezeigten forıgeht. In den Hämilphärien. beginnt der Bruch in. dem unterften Zweig (Tab. V. Fig. 1.0.) des mms (Tab, V. Fig. o. p.5-) für den hintern obern appen, und geht durch den Kern derlelben (Tab. V. Fig. ı. t.) über die corpora ciliaria, die Schwalben- nelter und die halbmondförmigen Seitentheile des hintern Marklegels fort. Zur Seite fallt er in die Horizontal-Furchen, läuft in denfelben in gerader Ta 292 0 Richtung auf den Urfprung des fünften Nervenpäars zu, und endet zwifchen diefem, dem Kopf der Flocken und dem vördern und äufsern Winkel des vierleitigen Lappens. In den Hämifphärien geht er allo tiefer, als in der Mitte und im Wurm, herab, Die Schenkel zu den Vierhügeln liegen über, die Schenkel zum Rückenmark unter denfelben, und die Schenkel zur Brücke werden von ihm in der Horizontal- Furche von hinten nach vorn zu! ge- fpalten. Er trennt die beiden Hirnflächen in hori- zontaler Richtung von hinten nach vorn, fo dals fie blofs vorn noch durch die Brücke zufammen- hängen, aber hinten wie ein Wafeleilen von ein- ander klaffen. Dies Präparat giebt uns eine Anlchauung von der Organilation der Medullar - Subftanz in den Ker- nen und in den Stämmen und Aelten, die auf die Kerne auflitzen, Aufserdem ‚kann man es noch zu andern Zwecken nützen. Wenn man nemlich auch noch die letzte Vereinigung des Bruchs in der Brücke, nach der Richtung des Bruchs, mit dem Meller zer- fchneidet, fo hat man jede Hirnhälfte für fich und getrennt, in wagrechter Richtung, ohne dals irgend ein Lappen oder Läppchen verletzt if. Man kann zu diefem Behuf unmittelbar hinter dem hintern obern, zwifchen ihm und dem hintern untern Lap- pen einbrechen. Die obere Hälfte befteht aus dem vierleitigen, dem hintern obern Lappen und dem obern Wurm; die untere aus dem hintern untern, den dünnen und zweybäuchigen Lappen, den Man- — 293 deln, Flocken und den Theilen des Thals. Durch , die horizontale Trennung ift jede Hälfte [o dünn und bieglam geworden, dals man lie gegen das Mark zufammenbiegen, und dadurch die Lappen und Läpp- chen auf der Peripherie aus einander biegen kann. Man ift allo in den Stand gefetzt, die Bildung der Lappen und Läppchen bis in die Tiefe ihrer Fur- chen, die Befchaffenheit,. Zahl, Gruppirung, Zu- faınmenmündung, den Lauf und die Richtung der an ihnen befindlichen Blättchen unterfuchen zu kön- nen. Befonders fallen auch die Theile im Thal be- quem ins Gelfieht. Daher bedarf auch der Anatom diefes Präparats zur Demonftration derfelben. Man kann mehrere folcher Präparate haben, und fie, zur Vergleichung anwenden, oder es ilt vielleicht möglich, dafs man. die beiden horizontalen Hälften bey dieler Vorbereitung in Wachs poulfiren, oder in irgend etwas abgielsen kann, damit man zu ei- nem Normal komme, an welchem es noch fehlt, das als Vorbild in der Comparation, wenigltens in Beziehung auf den äufsern Umrifs, dienen kann, In dielem jetzt belchriebenen Horizontal: Bru- che des kleinen Gehirns von binten nach vorn, der es wagerecht in eine obere und untere Hälfte theilt, im Umfang durch die Zweige, Aefte und Stämme geht, die auf die Kerne auflitzen, in der Mitte die Kerne Spaltet, ‘und zur Seite durch die Schenkel zur Brücke geht, erblickt man eine ganz eigen- thümliche Bildung, die mit kleinen Modifikationen, in allen Hirnen fich ziemlich gleich ift, . Die Be- 294 ne fchreibung will ich mit möglichfter Deutlichkeit ge- ben, und dabey den Lefer erfuchen, fie zur bef- fern Verftändigung mit dem Kupfer und. einem Pıäparat zu vergleichen, das fich jeder leicht felbft nach meiner Vorfchrift machen kann. Allein über, / den Grund, die Bedeutung und den Zulammenhang diefer Formation läfst fich zur Zeit noch wenig fägen. Das Präparat dient vielmehr dazu, uns eine grolse Menge von Problemen über die Organifation des kleinen Gehirns vorzulegen, als fie zu löfen. Die Bildung im Innern unter[cheidet fich, theils in der Richtüng von hinten nach vorn, oder vom Umfang gegen das Centrum zu, theils in der Breite, von einer Seite zur andern. Im Umfang ift fie feinftrahligt, in der Mitte grobfaferigt. In der Breite findet man fünf Abfchnitte, die ich von einander unter[cheiden. Die beiden äulsern, in welchen fich die Schenkel des kleinen Gehirns %kreutzen, haben einen eigenthümlichen, die beiden darauf folgenden, zwifchen jenen und dem mittel= ften liegenden, wieder einen andern, "und endlich der mittelfte Abfehnitt hat einen durchaus feinfa- ferigten Bau, und die Fafern kreutzen fich im Grunde: Ich komme nun zu den befondern Be- merkungen: ı. Durch diefen Bruch bekömmt man eine weit natürlichere Anfchauung von der gröfsten Mark- fläche im kleinen Gehirn, als durch das Centrum femiovale des Vieuflfens im. grolsen Ge — : 295 hirn, das durch den Schnitt bereitet wird. Macht man den Bruch nicht zwilchen die Läppchen des hintern obern Lappens , [ondern am äufserften Rand feiner Läppchen, und /[paltet man felbft das äus [serfte Blättchen an dem Rande diefer Läppchen in der Mitte durch, welches möglich ift, wie wir in der Fölge hören werden; [o hat man eine Mark- Bäche vor fich, die fo grofs als die gröfsten Durch= meller des kleinen Gehirns ilt, und mit einem zar- ten Saum von blols fo vieler Rinde umgeben ift, als auf dem äufser[ten Rande des letzten Blättchens liegt. 2. So weit der Bruch im Umfang durch die Zweige, Aelte und Stämme des hintern obern Lap-» pens geht, ift das Korn fein, die Bildung falerigt, und die Strahlung convergirend gegen das imagi- naire Centrum jedes Lappens gerichtet. Die nem- liche Bildung findet in allen übrigen Blättchen, Läpp- chen und Lappen, allo in allen Zweigen, Aelten und Stämmen Statt, die im ganzen Umfang auf die Kerne auffitzen. Von dem Ort an, wo der Mark- ftamm des hintern obern Lappens fich auf den Kern fetzt, und der Bruch nun durch den Kern geht, wird Her Bau grobfalerigt, bandförmig, wirrig, zugleich ändert ich mehr oder weniger di® Richtung der Fafern. In dem Präparat, nach wel- chem die Zeichnung gemacht ilt, fcheinen die Fa- fern des Kerns falt in der nemlichen Direction mit den Fafern des Umfangs zu verlaufen; aber in den meiften andern Gebirnen ftolsen diefe mit jenen 296 — unter einem fpjitzen und abgerundeten Winkel zu- fammen, fo dafs die Fafern des Kerns bogenförmig von aufsen nach innen gehn, und die Falern des Umfangs fich mehr oder weniger [enkrecht auf die- felben [etzen, Dadurch entlteht eine Art von Kreu- tzung in der Rinne und dem Riff, in welchen Um- fang und Kern zufammengränzen, Einige Bündel und Payuete in dem Bruch des Kerns dringen aus der Tiefe hervor, fchlagen fich von Innen nach Aufsen um, und andere Bündel gehn in gerader Richtung über diefelben weg. Tiefer herab gegen die Brücke zu, kreutzen fich in den beiden äu- Sserften Abfchnitten der Breite auf jeder Seite je zwey und zwey Itarke Stränge, wodurch eine'wel- lenförmige Querlinie entfteht. Jeder dieler Stränge ift wieder in der Tiefe befonders und feiner ge- kreutzt, fo dafs fie dadureh auf der Oberfläche ge- rieft er[cheinen. Die Entwickelung diefer Stränge und ihre Kreutzung in der Tiefe gegen die Brücke zu, ent[pricht mehr oder weniger der Organilation der Schenkel des kleinen Gehirns, die an diefem Ort von vorn und hinten, und von beiden Seiten zufammenftofsen. i '3. Jede Fläche hat im Umfang, und parallel wit demfelben einen erhabenen Riff und eine tiefe Rinne. Auf der untern Fläche liegt der Riff aus- ’ wärts, die Rinne einwärts gegen den Kern zu; an der obern Fläche findet das entgegengeletzte Verhältmifs Statt... Daher palfen beym Zufammen- Ichlagen beider Hälften Riffe. und Rinuen in einan- ar 297 der. Die [charfe Linie in dem Grunde der Rinne auf der untern Fläche ift die Gegend, wo rund um der Markftamm für den hintern obern Lappen auf dem Kern aufftzt, und mit dem hintern untern Lappen zufammenltölst. Auswärts von demfelben liegt die Faferorganılation des Markftamms und [ei- ner Äcfte und Zweige, einwärts die Falerung des Kerns. Die fcharfe Linie im dem Grund der Rinne ilt der Ort, ‘wo beide Falerbildungen in verfchie- ‚denen Richtungen, alfo in einem Winkel zufammen- ftolsen, delfen Schenkel nach aufsen gehn. Der einwärts liegende Riff der obern Fläche ift die Ge-- gend, wo der hintere obere Lappen an dem vier- feitigen anliegt. Man kann ‘ich diefen Bau an der erften Figur der fünften Kupfertafel verfinnlichen., Der Alt o. fteigt' gegen den Punkt, wo der Alt p, Sich einfügt, und [enkt ieh von hier wieder gegen den Kern herab, und macht dafelbft mit dem Kern bey 5 einen neuen Winkel. Die Linie des Mark. ftamms geht in einem Zickzack. Wird derfelbe von der Peripherie in der Mitte von einander gelpalten, fo mülfen Riffe und Rinnen entftehn. Doch ift es befonders, dafs an den bemerkten Orten der Zu- Sammenfügung immer fcharfe Winkel in der Tiefe der Rinnen und an der Spitze der Riffe im Bruch entftiehn, da doch der Markftamm [elbft eine wel- lenförmige Biegung hat. Wo.alflo im Umfang Zweige, Aefte und S'ämme, BDlättchen, Läppchen und Lap- ‚pen zufammenftoßen und lich mit einander verbin- den, da entltehn Riffe und Rinnen. Der Bruch im Wurm bat auf der untern Fläche ‘(Tab. VI. Fig. 3, 298 — p- p.) eine Rinne, auf der entgegengefetzten einen, Rif. Der Bruch im Kern ift auf der untern Fläche erhaben, auf der obern flach ausgehöhlt; an den äu- fserften Seiten ift der Kern grob gekreutzt, allo, wechlelfeitig gelenkt und erhaben. Unter der er- habenen Stelle des Kerns der untern Fläche liegt das Corpus ciliare, gleichfam in einer Kapfel, von welcher jener erhabene Theil die obere Decke aus- macht. Der Bruch geht nemlich immer über das Corpus ciliare weg. 4. Zwilchen den beiden äufserften Seitentheilen und dem mittelften liegen noch zwey Parthieen (Tab. VI. Fig. 1. £ g.& g. und g. f. g.f.), die einen eigenen Bau haben, Die Falern laufen mehr in ge- rader Richtung nach hinten zu fort, zwifchen den- felben kommen Bündel aus der Tiefe hervor, die fich nach aulsen zu über die gradlinigten weglchla- gen, und wieder von andern gradlinigten Bündeln bedeckt werden. Da, wo diefe Parthieen zu beiden Seiten mit dem mittellten zwilchen dem Wurın fort. gehenden Abfchnitt zufammenftolsen,, [teigen cylin- drifche ‚Markkörper,. von der Dicke einer Starken Nadel, aus der untern Hälfte in die obere, faft in fenkrechter Richtung, doch etwas von vorn nach hinten gehend auf. Um diefelben trennt fich das angränzende Mark in der Form eines Kanals ab, Beym fortgefetzten Bruch müllen diefe Markkörper abreilsen; auf der einen Hälfte bleibenvdie ceylin- drifchen Markkörper, und auf der andern die ih- nen zukommenden Löcher jfitzen, - Diele beiden:Ab- — 295, fchnitte entfprechen unterwärts den Schwalbenne- ftern und den in ihnen liegenden Mandeln, 5. Noch ift der Bruch des mittelften Theils übrig Tab. VI. Fig ı.g g-. g. g.), der zwi-, fchen dem obern und untern Wurm durchgeht, und Sch in den f[charfen Winkel endet, in welchem das vördere Markfegel mit dem mittlern Theil des hin- tern am Knötchen, im Zelt der vierten Hirnhöhle, an dem Ort im verticalen Durchfchnitt des Wurms zulammenftölst, wo deflfen [tehender und liegen- der Alt [ich vereinigen, Diefer Bruch geht ganz, in dem Markftamm des Wurms (Tab. II. Fig. ı, f. g. h.) fort, kömmt allo ‚gar nicht in den Kern. der Hämilphärien, und zeigt ohngefähr die Breite des Wurms an. Dieler Theil hat immer ein eig- nes gradlinigtes und feinfaferigtes Anfehen, und hat die Riffe, Rinnen und den Kerntheil der Hä- milphärien nicht, Auf der untern Fläche ift er nicht allein von beiden Enden, fondern auch von beiden Seiten gegen die Mitte zu gelenkt, allo kahn- förmig vertieft. Die Hämifphärien find zu beiden Seiten delfelben in die Höhe getreten, und die in der‘Mitte quer durchgehende Senkung fcheidet fich durch eine [charfe Linie, die an den Ort fällt, wo, Pyramide und Zapfen mit dem liegenden Alt arti-, euliren, Auf der .obern Hälfte finder das umges; kehrte Verhältnifs Statt, beide Flächen pallen im, einander. Der gröfste Theil des Bruchs ift paral- lel und fein gefafert,; gegen den Kern des Wurms zu ilt die Falerung etwas gröber, doch lange nicht 300 4 fo ftark, als in dem Kern der Hämifphärien. Im Grunde kreutzen fich auch die Fafern, aber zarter als in den Hämifphärien, welches allerdings merk- würdig ift, da auf diefen Ort zu, die Schenkel nicht geradezu, Sondern blols feitlich laufen. So viel [cheint aus diefem Bruch hervorzugehen, dafs die Schenkel in der Nähe des verlängerten Rückenmarks fich auf mannichfaltige Art kreutzen‘, mit gröbern Strahlen, bogenförmig von allen Seiten um die beiden corpora ciliaria (ich herumfchlagen, fich ausbreiten, und dadurch die Markkerne der Himifphärien bilden, auf welche fich dann die Markftämme, Aelte und Zweige fetzen, die aus vielen über einander liegenden Markplättchen be- ftebn, in die Lappen, Läppchen und Blättchen fich ausbreiten, und eine [trahligte gegen einen einge- bildeten Mittelpunkt der Lappen gerichtete Fale- rung haben. Erklärung der fechsten Tafel. Er g.-L Das in horizontaler Richtung von hin- ten nach vorn zu aufgebrochene, undin eine obere und untere Hälfte getheilte kleine Gehirn, von welchem die innern Mark- flächen fiehtbar find, A. A. Die obere Hälfte des kleinen Gehirns, von der innern Seite des Bruchs angefehen. ggg 301 B. B, Die untere zurückgefchlagene Hälfte def. felben. C. C, Der hintere beutelförmige Ausfchnitt. D. Die hintere Fläche des Querbändchens für den hintern obern Lappen. E. Die vördere und obere Fläche des Zweiges, Tab. III. Fig. ı.h. F. F. FR. F. Die Rindenfubltanz der fich be» übrenden Wände des letzten und vorletzten Läpp- 5. des hintern obern Lappens, zwilchen wel-. chen der Bruch gemacht ilt, G. G. Die vorkuckenden innern Extremitäten des hintern untern Lappens, a,a. Die Rinne in der obern Hälfte. b. b. Der Riff, welcher auf der nemlichen' Hälfte nach innen zu folgt. e. c. Der Riff auf der untern Hälfte, welcher der Rinne a, a. entfpricht. d. d. Die auf den Riff nach innen zu folgende Rinne diefer Hälfte, die dem Riff b. b, entfpricht; b. b. d. d. Die Linien, innerhalb welcher der Kerntheil , aulserbalb welcher die Stämme, 302 — Aefte und Zweige’ liegen, Hier ift die Faferung regelmälsig, [trahligt und fein, dort verwirrter und gröber, Durch die Linien e. fg. find fünf Abfchnitte in der Breite des kleinen Gehirns bezeichnet, die Sich in Rücklicht ihrer Organilation unter[cheiden, e.keff.efe. Die beiden äulserften Abfchnitte. h.i.k.l.1,ki.h. Vier ftarke Stränge, auf jeder Seite in diefem Abfchnitt, die in der Tiefe 'fich zuerft unter fich kreutzen, und von a’ dann jeder wieder [eine eigenthümliche und feinere Kreutzung hat, durch welche er gerieft erfcheint. eg: fg. g.f.g.f. Die beiden auf’die äu- fern folgenden Abf[chnitte, welche über die Taubennelter fortgehn, und eine eigene Organilation haben. m, Ein Ort, wo hier ein Fafernbündel aus der Tiefe kömmt, und fich über das angränzende aus- wärts liegende Mark weglchlägt. 2.0.0.0, Löcher und cylindrifche Mark- körper, die in diefen Löchern bey Durchbrechen abgerillen find, welche auf der Gränze diefer Ab- ‚Schnitte und des mittelften aus der Tiefe zum Vor- ‚ Schein kommen, ei _— | 303 g. g. g.g. Der innerfte und mittelfte Ab- fchnitt, der zwilchen dem obern und untern Wurm fortgeht. p- p- Eine [charfe Linie, in welcher diefer Theil quer über auf der untern Fläche rinnenförmig ge- fenkt, auf der obern rilförmig erhaben ift. g« Die feine Kreutzung beider Hälften, mit wel- cher diefer Bruch des mittelften Abfchnitts in der Tiefe endet. Bici \a} In dieler Figur ind die eylindrifchen Markkörper, die an den innern Seiten der Al- Schnitte (Fig. 1... f.g. 8. g. f.) zum Vorfchein kommen, wvorgeftellt, wie fie erfcheinen, wenn der Bruch nicht fortgefetzt wird und fie daher nicht abreilsen, Das kleine Gehirn ilt nemlich, wie oben, von hinten und in der Gegend des beutelförmigen Ausfchnitts aufgebrochen, bis an jene Körper, und die untere Hälfte delfelben zurückgelchlagen. a, a, Die obere Hälfte des kleinen Gehirns. b, b, Die untere zurückgefchlagene Hälfte del. felben. ‘ c. c. Der hintere beutelförmige Ausfchnitt. d. Die vördere und obere Wand des Zweiges, Tab. III. Fig. ı. b, 304 u e, Die hintere Wand des Querbändchens für den hintern obern Lappen. f. f£& Die Abfchnitte in der Breite zeilkhah den Linien Tab. VI. Fe. 1. Egg ggf g. Der Mittelabfchnitt, zwilchen dem obern "und untern Wurm, - R h.b. Die cylindrifchen Markkörper, die’ aus der untern Fläche hervorkommen, von dem übri- gen Mark getrennt (iind, und daher das Anfehen haben, als wenn fie in eigenen Kanälen lägen. Sie fteigen [chräg von unten nach oben und von vorn nach hinten auf, und laufen an der obern Horizon- talläche bis an die Rindenfubftanz des Querbänd- chens für den hintern obern Lappen fort, - Pu F=} Po ul 1. When genochm » & GEberhan ER Are. TahV gr. v A GEberhao ‚geltochen. v. IF. Schröter Lug Aelı u Autenmichhe Arch: 1:9 Phulol # B2AH: he Archiv für die Phyfiologie. Achten Bandes drittes Heft, Verfuch einer fkizzirten, nach galvani- ichen Geletzen entworfenen Dar- ftellung des thierifchen Lebens, von Dr, Leopold Reinhold *), u ERBE Wiedervereinigung wogt das Leben des Wektalls; ”) Was hier folgt, ift der phyfiologifche Theil einer gröfßse- ren Abhandlung, welche Rechenfchaft yon meiner An- ficht des menfchlichen Organismus und des auf diefe ge gründeten rherapeutifchen Verfahrens zu geben beftimmr it, Sie wird, als Einleitung, mir dem erften Hefte der Annalen des klinifchen Inftirurs zu Leipzig vielleicht noch in diefem Jahre vollftändig erfcheinen. Meinen Zuhös rern find die darin enthaltenen Särze feir vier Jahren bereits bekannt, als wie lange ich diefelben meinen the» rapeutifchen Vorlefungen ichon zu Grunde legte, U Arch. f. 4, Phyfiol. VIN. Ba. I, Heft. U | I» dem unwandelbaren Streben getrennter Pole zug 306 — ibm allein dankt jedes materielle Gebilde des’Mine- ral-,Pflanzen- und Thierreichs feine Entftehung und Fortdauer; aus feinem Schoofse fprofst alles, was wir Mechanifch, Dynamifch und Chemifch nennen, hervor. Nur eine, aber in den mannichfachlten Modificationen geftaltbare Materie giebtes; ihre Kräfte müllen deshalb in allem, aus ihr erzeugten Materiellen nach gleichen Gefetzen fich regen; nur dals in regerem Wechlellpiele, in höherer Thätig- keit und mächtigerem Verein fie da hervortreten, wo fie, die Materie, den niedern Formen entnom- men, ilife vollendetfte Geftaltung erreicht; das ift, in thierifchen Organismen, und befonders in dem menfchlichen, als höchften derfelben. Olıne die Beweife unnöthiger Weile zu wieder- holen, welche die Naturwillenfchaft neuerer Zeiten für die Wahrheit obiger Sätze bis zur höchlten Evi- denz a priori und polteriori gegeben hat, begnüge ich mich blofs mit der Aufftellung einiger empiri« fchen Beobachtungen, die mir vorzüglich geeignet fcheinen, die Gültigkeit diefer Sätze für das Leben tbierilcher Organismen befonders zu beftätigen und hierdurch [elbft auf Folgerungen zu leiten, welche für die praktifche Heilkunde von nicht geringer Wichtigkeit feyn dürften, fine Polarität im thierifchen Organismus — der in-diefen Blättern allein uns befchäftiget, — läfst [ich leicht und von einer folchen Wichtigkeit nachwei- fen, dafs ohne fie kein Thierleben entltehen und fortdauren kann, Sie findet ich urfprünglich zwi- chen lenfibelm und irritabelm Sylteme, und fetzi ——_ & Joy von hier aus durch alle aus ihrer Wechfelwirkung erzeugte Theile des Organismus unter mannichfachen Modificationen fich fort. Zuerft überzeugt uns fun, liche Anfchauung hiervon, weun wir die frühelte Entwickelung des Foetus betrachten. Hier itritg zuerlt und gleichzeitig das Herz, als Quell des- irritabeln, das Hirn, als Quell des fenfbeln Sys ftemes hervor. Beide find durch Flülfgkeit mis einander verbunden, und durch das immer regs Streben derfelben zur Vereinigung wird. das ex» und intenfive Wachlen dieler Sylteme vermittelt, Denn überall, wo diefe Vereinigung errungen wird, da [prolfen von- diefem Punkte aus neue, durch gleiche Polarität zu leberdiger Thätigkeit lich auf, fordernde Gebilde, die Organe des werdenden Mon- Ichen, hervor, deren Zahl von dem Augenblicke nichg mehr zunehmen kann, wo diele Tendenz zur Ver- einigung in dem gröfsımöglichen Contakte beider Syfteme ihre volle Befriedigung fand. Aus eben diefer Tendenz wird es fich erklären; warum wir überall und ohne Ausnahme Zweige des irritabelg und lenfibeln Syltems — Gefälse und Nerven — im tkie- rilchen Organigg einander begleiten fehen *) fo, Da ”) Die Alweichungen, welche in diefer Hinficht einzelne Theile des Organismus autzufleilen fcheinen , wo z, Be mehrere oder doch grölsere Gefälse als Nerven, oder umgekehrt, fich finden, verligren diefen Schein bey gir ner allgemeineren Ueberfichr, fo dafs, wenn z. B, das Herz, der Quell der Irrisabilieät , gröfsere Gefälse als Nervon har, wir das umgekghreg im Hirn, als Quell der Senlibir lität, wahrnehmen, 308% nn wie die Erfahrungen , dafs jeder. beliebige Theil, vorzüglich des niedern Lebens, in dielem Organis- mus [tirbt, gleichviel, ob wir [eine Gefälse oder Nerven zerftören; dafs mit der Integrität beider Sylteme allein der Normalzuftand der Organe und _ der durch he vermittelten Verrichtungen beftehe, dals bey jeder von dielen letzteren die gleichzeitige Thätigkeit beider Syfteme nachgewiefen werden kann *), es laut genug bezeugen: dals inder Wech- felwirkung diefer beiden gegen einander die Mög- lichkeit des organifchen Lebens allein zu fuchen [ey. Dals wir endlich ley dielfer Polarität diefelben Stoffe, als Repräfentanten derlelben wiederfinden, welche die Phyfik neuerer Zeiten im Gebiete der unorga- nifchen Schöpfung, als diefe, anerkannt hat, er- weilen die, gröfstentheils in Bezug auf Galvanis- mus angeltellten Verfuche, wo man Sauer-oder Walferltoff-, Kohlen- oder Stickftoffhaltige Subftan- zen an die, mehr oder minder entblöfsten Mus- keln oder Nerven brachte, und hierdurch das Ver- w *) Pathologifche Zuftände, wo, wie z, B, bey einigen fo- genannten Nervenfiebern , alle höh „wie niedere Sinne, gänzlich erlofchen, und nur die Functivnen des irrira- beln Syfteıns noch fortzuleben fcheinen, oder wo, wie bey einigen Arten der Afphyxieen, Pulsfchlag und Mus- kelbewegung fchweigen, und'nur die Verrichtungen des Senforiums und aller oder einiger Sinnesorgane, wiewohl im niedern Grade fich fortfetzen, werden fich fartlam und mit obiger Behauptung völlig übereinitimmend aus dem er- klären laffen, was wir weiter unten von dem Unterfchiede zwifchen niederm und höhern Leben fagen werden. — Fr 3og balten derfelben gegen äufsere Reitze mit nie trü- gender Gewilsheit abgeändert fah; lo, ıdals Sau. er-und Kohlenftoff fich für das irritable, Waller” und Stickftoff für das fenhible Syftem als pofitiv, jene hingegen für diefes, diefes für jenes, als negativ bewielen. Ueberall aber, wo [tarre Stoffe im thie- rifchen Organismus fich finden, erblicken wir fie in wirklicher Berührung. mit Aüffigen begriffen , wel- che theils in Hinficht ihrer gröfsern oder mindern Flülfgkeit, theils in Hinficht ihres Sauer- oder Wal. Terftoff- Gehaltes, fo wie der hieraus hervorgehen- den, höchft mannichfachen, immer aber nach un- trüglichen, zum Theil von uns noch nicht erkann- ten Geletzen erfolgenden Milchungsverhältnilfe die ‚gröfsten Verfchiedenheiten darbieten. Selblt das quan- titative Verhältnils beider gegen einander fcheint feft beftimmt *) und mit dem qualitativen in unwan- delbarer Beziehung zu [eyn **), — Wir blicken wei- ‚ter und fehen, dafs, wo irgend ein Starrer und N . 3 *) Daher die krankhaften Zufälle bey wahrer Plethora, fo wie da, wo die Gefäfse im Verhältnif$ der vorhandenen Blutmenge zu klein; bey fehr fetten Perfonen; da, wo Aderlaffen zur Gewohnheit ward; nach Amputation; bey Störungen ‘des Blutumlaufs in einzelnen Organen aus mechanifchen oder dynamifchen Urfachen ; fo wie die ent- gegengefetzten Erfcheinungen nach bedeutendem Blutver- lufte, Colliquationen u, f. w, “) Dies zeigen die Dyskrafieen der ftarren wie flüfigen Theile bey längerer Dauer fo eben in Note *) erwähnter, in quantitativer Abnormität allein begründerer Krankheits- ‚formen. 3:16 m Nüffiger Stof fich wechfelfeitig berühren, Auch je: desmal ein dritter, ftarrer oder Aüffiger, in die Verbindung mit eintritt; doch fo, dals er unmit- telbar den in Hinficht der Cohärenz ihm näher ver-+ wandten, in qualitativer Hinficht heterogenen be» zührt; das Gefäfs den Nerven, die Muskelfiber die Ne:venfaler, ‘die Muskel - die fogenannte Nerven» haut, das Neurilem das Nervenmark, das hydro= gerirte Blut der Vene oder des rechten Ventrikels das oxydirte der Arterie oder der linken Herzkam- mer u.f.w. Diele [o verbundene Trias heterogener Leiter aber ift es; mit welcher zugleich die Bedins« gung galvanifcher Action gegeben ift, und da fie im tbierifchen Organismus überall fich vorfindet , fo find wir berechtigt, diefen nach dem Se und den Gefetzen des Galvanismüs zu be trachten und zu erklären. Diefe Polarität aber letzt ich, wie in den ein- ‚zelnen Platten und Plattenpaaren der galvanifchen Säule, auch in den einzelnen Syftemen und Orga: ner des Thierkörpers fort, Das irritäble Sykem Spaltet ich in Schlag-und Blutader *), in willkühr- Es wäte zu wänfchen,, daf% künftige Unterfüchungen tns genügendere‘ Anfichlüffe über die Beftimmung der Sinus’ der harten Hirnhaut geben möchten, als wir bis jerzt in diefer Hinficht befitzen. Wozu der grofse Tlä- ‚chenraum, den fie, hydrogenirtes Blut in einem Hydtögena- tionsproceffe vorftehenden Organe — demHirn — enthaltend, einnehmen; woher die fo haufigen gröfstehtheils in be- "iminten, fich ähnlichen Formen hervortretenden Verknö- "Eherungen im Sinus faleitormis? — In diefam leizteren — 311 liche und unwillkührliche Muskeln; in Flexoren -und Extenforen; das fenüible in Nerven der Bewe- ‚gung und Empfindung, Gall’s aus- und zurückfüh- ‚rende Nerven, in Nerven des höhern (tbierifchen) und niedern (organilehen) Lebens, und Ritter fand die bedingte und unbedingte Erregbarkeit in jedem Nerven fogar räumlich getrennt %), Zu der ER in den einzelnen Theilen des Organismus ‚fcheint ferner die Verfchiedenheit der Mark - und Rindenfubftanz im Gehirn, des linken und rechten Ventrikels im Herzen, der einzelnen Häute in den Gefälsen, dem Magen und den Därmen, der rothen Fiber und des Tendo im Muskel, der dünnen und ‚dicken Därme u. m. a. zu gehören. Dals aber ein. zelne Syfteme polarifirend fich einander gegenüber Stehen , beweilt die Mitleidenfchaft oder vikari- rende Thätigkeit, welche im normalen wie ebnor- men Zuftande zwilchen Haut, Lunge und den Or- ganen der Verdauung und Harnablonderung, zwi- fchen den Gefchlechtstheilen, Brüfien und den Or- ganen der Stimme, fo wie den diefen benaehbarten Theilen, dem Rachen, Ohrer-und Bruftdrüfe, be- habe ich mehrmals bey Perfonen , die an Typkus mit - afthenifcher Phrenitis geftorben waren, das Blut in Cruor, Lymphe und Serum fo getrennt gefehen, dafs jeder die- fer Beftandrheile den durch feine fpecifike Schwere ihm angewiefenen Platz eingenommen hatte, während das Blut im übrigen Körper nichts diefeın Aehnliches zeigte, ®) S. deflen Beyträge, 2, B. 3tes und 4tes St. S. 67 folg, 5, 84 folg, dı2 — fonders bey Weibern, [o unverkennbar obwaltet *). Hierher werden wohl zum Theil auch mehrere an- dere phyfiolagifche, wie pathologifche Erfcheinun- gen gerechnet werden müllen, z. B., dals Affekte, welche, wie Gram und Furcht, die Senfhibilität in ‚bedeutender Grade deprimiren , durch die dem Hydrogenations - Procefle befonders vorltehenden Or. gane, wie Hirn, Eingeweide des Unterleibes, zum Theil auch venöfes Syltem fich verkünden, indefs Freude und Hoffnung fich in erhöhter Muskelkraft, ftärkerin Herz - und Arterienlchlage und erhöhter Thätigkeit der Bruftorgane ansprechen; dafs über- triebene Furcht und Muthlöfigkeit die ünzertrenn- lichften Gefährten der Abdominal» Krankheiten find, während die gröfste Ruhe, Heiterkeit und Hoffnung die Rruftktankheiten begleitet. Vielleicht , dafs felbft das Wechlelverhältnifs paariger Organe, -Lo ‚wie der rechten und linken Hälfte des menlchli- hi Wei' erinnert hier in Hinficht des Eıftern fich nicht je- her confenfuellen Leiden des Darmkanals nach Erkältung, der mit dem Eintreten der Ausdünftung erfolgenden Bef- ferung tind Genefüng bey Ruhr, Colik u, d, gl., des inangelnden Harns bey heftigem Schweifse, fo wie des ftärkern Abganges deffelben bey fehlender Perfpiration ; tind in Rückficht des Zweyten, der anfchwellenden Ho- den in der Angina parotidea, . der Halsgefchwüre bey primären fyphilitifchen Leiden der Gefehlechtstheile, der Turgefcenz der Hals - und Bıültdrüfen zur Zeit der Pu- bertät und Schwangerfchaft, der nach der Geburt in den Brüften eintretenden Milchabfonderung ; der Reitzung der Genitalien, welche ein Kufs oder das Beraften der Brülte erregt? —. — 313 chen Körpers gegen einander hierher gehören; viel- leicht, dafs felbft Portals Erfahrungen, über den Confens einzelner Theile des Zellgewebes *) etwas Aehnliches andeuten. Es würde nicht [chwer Seyn, alle diefe Behauptungen durch noch mehrere und interellante Thatlachen zu unterltützen, wenn ich die hier angeführten nicht für den Zweck diefer Blätter völlig genügend, und die Darftellung ande- rer Sätze für ungleich wichtiger hielt. Wir bemerkten in dem Vorhergehenden: dals fchon bey dem erften .Entftehen des Foetus - Kör- pers galvanifche Aktion gegeben fey, und dals fie, ausgelprochen durch die zum wechlelfeitigen Ver- ein ftrebenden, einander polarifirenden Sylteme der Senhbilität und Irritabilität, diefen wabrfcheinlich allein ausbilde, ein Gefchäft, welches im Uterus begonnen und vollbracht wird, dellen Vollendung den erlten Aufruf zur Geburt zu geben [cheint **), *) S, Samml. auserlefener Abhandlungen zum Gebrauch für prakt, Aerzte, B. 23. S. ı8 fg, r *%) Dafs das die Geburt veranlaffende Moment nicht blofs me- chanifch, und weder in dem zu grofsen Gewichte des aus- gebildeten Foetus, noch in.der zu bedeutenden Ausdeh. nung der Gebärmutter allein begründer feyn könne, be- weifen, aufser mehreren andern Erfahrungen, befonders fol- > gende: dafs die verfchiedenen Geburten in demfelben In- dividuum immer zu einer und derfelben, voa. der, Natur vorgezeichneten Zeit erfolgen, obgleich das einemal ein ftärkeres und fchwereres Kind, viele Geburtswafler und eine grofse Placenta, das anderemal von allem diefen das Gegentheil zugegen war, und ‚dafs dagegen bey Abortus 314 — Bis diefe erfolgt, ift weder Anlage noch’ Ausbildung aller, zum Leben aufserhalb der Gebärmutter noth- wendigen Theile des Organismus vollendet, noch — was diefen parallel — die wirkliche Vereinigung der beiden Syfteme im gröfstmöglichen Grade gelungen. Deshalb bleibt es aber auch bis dalıin unmöglich, dals einer von dielen beiden Faktoren des Lebens- proceffes — weder Senhibilität noch Irritabilität — für fich allein und ohne gleichzeitige Mitwirkung des ‘ andern als handelnd auftreten, und diefe feine freye Tbätigkeit durch die, derfelben eigenthümlichen Er- fcheinungen verkündigen könne. Es findet weder eine fenforielle Verrichtung , noch willkührliche Muskelbewegung , als Zeichen des höhern Lebens Statt, und nur in der Erzeugung neuer materieller Gebilde — der einzelnen Organe — und ihrer allmäh- und Mola die Geburt frühzeitig erfolgt, obfchon hier weder die Laft des Enthaltenen noch die Ausdehnung des Uterus diefes hätte veranlaffen können, So würden wir denn in dem Dynamifchen und Chemifchen das Caufal- moment der Geburt vorzüglich wohl zu fuchen haben. Allein in Hinficht des erftern‘ haben wir bis jetzt nur noch dunkle Ahndungen, und fo lange diefe noch nicht zur Evidenz gebracht worden, ift esunmöglich, in Hin- ficht des letztern etwas mit Gewifsheit zu beftimmen. Höchft wahrfcheinlich gehen Oeffnung gefchloffen gewefe- ner und Schliefsung 'neu entftandener galvanifchen Ket- ten dem Akte der Geburt unmitrelbar vorher; vielleicht, dafs zwifchen dem ausgebildeten Toetus, oder zwifchen Placenta und Uterus Polaritäten hervorgehen, welche den Aufruf zu galvanifcher Wechfelwirkung zwifchen beiden und mithin zur Gebutt geben, — 3:5 ligen Vervollkommnong fpricht;fich die raftlofe Thä- tigkeit beider, unter dem Schema des Galvanismus ın fieter Wechlelwirkung begriffener Syfteme aus. Bis jeizt lebt der Fötus ein eigentliches Pflanzenleben ; das aber endet, [obald er den mütterliehen Schools verläfst, Mit diefem Moment beginnt die Verrich- tung des Atbmens, und mit ihr öffnet [ich eine neus Quelle der Oxydation für Blut, Gefäfse und alle zu dem irritabeln Syftem gehörigen Theile; ein Ereig- nils, welches neue Functionen in den polarihiren- den, dem Hydro,'enations - Procelfe gewidmeten Or- ganen gleichzeitig wecken, die früberen aber auf immer bef.ätigen mus. Und wirklich fängt von jetzt die wurınförınige Bewegung, [o wie die eigenthüm- liche Verrichtung der Därme an. Nunmehr ift'al- les gefchehen, wäs zur Erhaltung des in [einer Form vollendeten Individuums nothwendig war, und nun erwacht das eigentlich thierilche Leben. Indef. fen nämlich fenfibles und irritables Syltem — negati. ver und pofitiver Pol — in allen zur Ernährung und Erhaltung des Körpers notbwendigen Theilen — den Organen des niedern Lebens — immerdar zur Kette gelchloffen und fomit in ununterbrochener Produc- tivität befangen bleiben, bemerken wir andere Or- gane, namentlich das Hirn, einen grofsen Theil der von ihm ausgehenden Nerven und die willkührlichen Muskeln, welche diefer anhaltenden Schlielsung fich entziehen können, fo, dals fe diefelbe nur. unter “ gewillen, bis jetzt noch nicht gehörig erkannten Bedingungen geltatten, indels eine andere hervor- zubringen, fie fähig find, welche diefelben in fich 316 — felbft beginnen und enden, wozu fie deshalb nur ihrer felbft, nicht des zweyten polarifirenden Sy- ftems bedürfen. Als Refultat gehen die Verrich- tungen des Senforiums, und, gröfstentheils wenig- ftens, die Functionen der willkührlichen Muskeln *) aus diefer [o gelchlolfenen Kette hervor. Erfchei- nungen, welche von diefen Organen vermöge der jedem einzelnen derfelben einwohnenden Polari- tät **) vollbracht zu werden, und denen analog zu feyn [cheinen, welche wir an der Ritterfchen san a oder den elektrifchen Organen des *) 1 diefes, fo bejaht fich die Frage: ‚ob die Muskelfber auch ohne Beyhülfe der Nervenfafer einer Bewegung fähig fey® Der Anatomie fcheınt fie, der Zartheit der Theile wegen unbeantwortlich zu feyn; daher die fo häufigen nie entfchiedenen Streit, Um Mifsverftändniffen auszu- weichen, bemerke ich, dafs in dem Gehirn, wie den willkührlichen Muskeln, das niedere Leben fich ebenfalls raftlos rege , Gefäüfse und Nerven zur Erhaltung diefer Theile unausgefetze in einander wirken; dafs diefes Le- ben dagegen der unmittelbaren Mitwirkung genannter Or- gane zur Friltuong feiner Exiltenz von dem Akte der Ge- burt an weniger zu bedürfen fcheine; ‘was feine Fortdauer während des Schlafes, bey Typhus, partieller Lähmung, Sopor von einem Drucke auf das Gehirn, felbft bey hirn- los, d.h. mit wenigem Hirne gebohrnen Kindern beweilt, Und dennoch kann ohne Hirn der Organismus feine In- tegrität nie erhalten, da in’ ihm Abfcheidungen für das Nervenfyftem vor fich zu gehen fcheinen, denen analog, die in dem Herzen in Hinficht der Gefäfse fich NER dürften. ; w) 5, oben Seite 310, Zu 18 folg, . e 317 Zitterrochens, Zitteraals und mehrerer andern elek- trilchen Fifche *) wahrnehmen. Selbft in Fällen, wo die Wechfelwirkung zwilchen diefen beiden Sy, ftemen des höhern Lebens unverkennbar ift, bey Bewegung eines Muskels, welche zu Folge unferer Idee gelchieht, [o wie bey der Perception der ge. fchehenen Bewegung im Gehirne fcheint es, als wenn eines dem andern feine Ladung durch Lei- tung mittheile, und beide Akte, wiewohl unbe- merkbar für uns, in der Zeit wirklich getrennt feyen. Dals in einzelnen Individuen, zu Folge ihres Tem- peraments zum Beyfpiele, [o wie bey wirklich krank- haften Abnormitäten, als Schwäche, Lähmung, afthe- nifchem Fieber u. d. gl. beide Akte ungleich lang- famer und fchwieriger auf einander folgen, ja in höhern Graden der Krankheit der eine, bey völli- ger Integrität des andern gänzlich fehlen kann, fcheint für diefe Meinung zu fprechen. Dafs aber Er beider Syfteme gegen einander wirk- lich vorhanden feyn könne, beweilen [o manche % ") Sie beftehr, wie bekannt, nur aus einem feften und einem flüffigen Leiter, aus einem Metalle und einer Flüfigkeit, wie Kupfer und kochfalznaffe Pappe z.B. und erhält durch leitende Verbindung mit den Polen einer gewöhnlichen Volta’fchen Säule ihre Wirkfamkeit, S. Voigt Magazin für die neueften Z, der Naturkunde, 6. B. S. 114 folg., und S. 181 — 201. Ueber den Bau jener ei- genthümlichen Organe in den elektrifchen ‚Fifchen finder fich eine zwar kurze, aber intereffante Abhandlung von Geoffroy in Gilberts Annalen der Phyfik, 14, B, $S, 397 folg, 318 — Erfcheinungen in phyfiologifchem-wie pathologifchen Zuftande. So z. B. die Möglichkeit höherer wie nie- derer Sinnesverriehtungen ohne coexiftirende Mus» kelbewegung *) im Traume, bey einigen Arten der Ohnmacht, des Scheintodes, der Paralyfis **) und den höhern Graden derjenigen Gattung afthenifcher Fieber, wo Irritabilität in gleichem Verhältniffe de- primirt, als Senhibilität exaltirt (mein Synochus des irritabeln Syftems), fo wie dagegen für die mögliche Unabhängigkeit der willkührlichen Muskeln von dem Hirne felbft die Convullionen bey Apoplexieen, [o wie derjenigen afthenifchen Fiebergattung, wo $en-. x) Daß Darwins Behauptung, (Zeonomie von Brandis überferzt, 2. B. $. 25. u. m, a, O.) der zu Folge die Retina und andere, von allen Anatomen als neryige anerkannte Sinnesorgane Muskelfibern in jhrer Textur haben follen, jn wie fern fie dem Obigen widerfpricht, hier keiner be- fondern Widerlegung bedürfe, brauche ich wohl n, dem die neueren anatomifchen, wie chemifch - phyfiologir- fchen Unterfuchungen bekannt find, zu erinnern. RT *) Bey dem höchftmöglichen Grade vernichterer Senfibilirät in den Nerven gelähmter Sinnesorgane bleibt keine Idee wormaliger Aktion derfeiben zurück, Bey vollenderer Amaurofe und deshalb vollitommner Lähmung des Sehner- ven kann der Kranke von Licht, Farbe und Sehen über- haupt eben fo wenig fich eine Vorltellung machen, als . &iefes in Hinficht der Töne derjenige vermag, deflen Gehörnerven in gleichem Zuftande fich, befinden. Hier feheint fodann der paralyfirre Nery blofs zur Frifung des organifchen Lebens noch mitzuwirken, welches nun fieylich auch quansitativ, wie qualitativ verändert wer- den mufs, — ig Gbilität in gleichem Grade herabgefetzt, als Irrita- bilität gefteigert ift, (mein Synochus des [enlibeln Syltems) und die galvanifchen Verfuche an todten oder amputirten Extremitäten *) zeugen, Diefem ungeachtet leuchtet die Polarität des fenfibeln und ircitabeln Syltems, auch in den Organen des höhern, thierifchen Lebens überall und unverkennbar hervor. . Daher z.B. ein Theil der Schwächlichkeit des Stu- bengelehrten bey hohen Verltandeskräften, fo wie der fo vorzüglichen Muskelkraft der niedern, fich immer bewegenden Vollsklaffen , belonders der- Landleute und der fogenannt groben Handwerker. Wo bey jenem erhöhte Senlibilität mit verminderter Irritabilität den Zuftand bezeichnet, findet bey die, lem das umgekehrte Verhältnifs Statt. e Dies ohngefähr find die Anlichten, die nach meiner individuellen Ueberzeugung den Lebenspro. *) Ich kenne die Zweifel und Einwürfe recht gut, welche man der Gültigkeit diefes letzten Beweisgrundes enrgeg- ner hat und noch ertgegnen wird, auch habe ich be» © reits im Vorhergehenden (S. 316, Note *) einigermafsen v darauf hingedeurer. Hier nur einige wenige Erfahrungen, als Beläge für diefe beitrirtene Gültigkeit: jeder willkühr- liche, noch gehörig erregbare Muskel reagirt auf den gal- vanifchen Reitz, man mag ibm fo viele Stämme und Aeite der Nerven nehmen , als man wolle, und diefes zwar im Anfange mit faft immer gleieher Kraft, Daffelbe oile, wenn man dem Nerven entweder allein oder mit feinem Muskel zugleich, in eine, die Senfibilitär vernichtende Flülfgkeit, wie Säure z, B, bringt; nur dafs man dann, um bedeurende Wirkkung zu haben, die Metalle an den Muskel felbit anlegen mufs, 320 — cels im Allgemeinen ziemlich befriedigend erklä- ren, und auf die reinften Ver[uche und Erfahrun- gen fich ftützen. Schade nur, dafs auch fie, der noch [oe häufigen Lücken wegen, doch minder als andere, für eine detaillirte Expofition deflelben . noch unzureichend, und deshalb bis jetzt blofs ge- eignet find , die Skizze eines Syftems der prakti» fchen Heilkunde uns vorzuzeichnen. Und dennoch verlprechen diefelben fo bedeutende Auffchlülfe über die einzelnen Perioden des Lebens, fo wie delfen Gefchichte im normalen wie abnormen Zuftande, dals wir, bey ihnen felt' zu bebarren, und durch voreiligen Wankelmuth ihre Lauterkeit nimmer zu trüben, mit willigem Herzen geloben. Hier einige wenige, diele Behauptung rechıfertigende Beylpiele. In den erften Perioden des Foetuslebens [cheint diefes unter derjenigen Forın des galvanifchen Pro- cefles aufzutreten, wo’ zwey füülfige heterogene Lei- ter — dieFlüffgkeiten, woraus fpäter der erlte Hirn- knoten und das Punctum faliens, als die erften ftar. xen Theile des werdenden Menfchen, fproffen — mit einem feften, vielleicht Mutterkuchen, Nabelftrang oder Kindeshäuten die Kette bilden *). Dieles Schema ”) Die eıft (pärer von Volta angenominene, dritte Art der galvanifchen Kerte, welche, nach ihm, aus drey hetero- genen flüffigen Leitern befteht, fcheint immer zu einer der erftern beiden Arten gerechnet werden zu müffen, in, wiefern nemlich doch immer ein folcher Unterfchied der Cohärenz in diefen Leitern fich vorfinder, dem zu Folge zwey derfelben für füffiger oder ftarrer, als der dritte, geltsg müffen, — 321 Schema nimmt jedoch in eben dem Verhältnilfe ab, in welchem die Zahl und Extenfität der ftarren Theile wächlt, bis es endlich, vielleicht fchon von der zweyten Hälfte der Schwangerfchaft, gewils aber _ von dem Momente der Geburt an, als wo nun die im Schoolse der Mutter mögliche Bildung der Frucht vollendet ilt, in das entgegengeletzte — wo zwey heterogene [iarre und ein Aüfüger Leiter zur Kette fich vereinigen — volikommen übergeht. Doch dür” fen wir in demKörper des neugebohrnen Kindes bey weitem noch kein völliges, feftes Gleichgewicht der Lebensfaktoren erwarten. Wachfen durch extenlive Ausbildung der einzelnen, in ihrer Zahl jetzt nicht mehr zu vergröfsernden Theile ift feine Beltiimmung, fie, die nur durch das Uebergewicht, welches der negative — hydrogenirende, expandirende — Faktor über den politiven— oxygenirenden, contrahirenden + hat, erreicht und zwar in dem Momente nur wirklich erreicht werden kan, wo beide Faktoren an Inten- Gtät fich gleichen. Beweile für das Uebergewicht des Hydrogenations- und die mindere Intenlität des Oxygenations - Procefles lalfen fich aber im kindli- chen Organismus febr viele und genügende auffin- den. Hierher wird z.B. die, nach Verhältnils der übrigen Theile fo bedeutende Gröfse des Gehirns, der Leber und anderer hydrogenirender Organe, fo wie der durch lie vermittelten Funetionen gehö- ren, welche in Hinlicht des erftern fich durch den fo hohen Grad von Senlibilität, in Betre/f der letz. tern durch die [o ausgezeichnete Produetivität aus- Arch, fd. Phyfiol, VIIL, B. 111. Heft. X. 332 sn Sprechen *), : Deshalb find leichteres Erregstwerden, grölsere Haftigkeit der Functionen**) abnorme Thä- ®) Ich glaube es hier bemerken zu dürfen: dafs aus der fo bedeutenden Höhe des Hydrogenations - Procefles im Unterleibe des Kindes wir es uns wohl erklären müffen: dals jede Störung des Wohlbefindens in den eriten Le- bensmomenten fich durch widernatürliche Steigerung des Oxygenations - Procefles ausfpricht, und die bekannten Er- fcheinurgen als faures Aufftofsen, Erbrechen, faure Stühle und Schweifse, vielleicht auch Schwärnmchen und Friefel, fodann hervortreten. Dafs ich in diefen Blättern blofs des Oxygens und Hy= drogens, falt nie des Garbons oder Azotes erwähne, gc- fchieht theils deshalb , weil diefe Stoffe wahtfcheinlich Mifchungen aus jenen beiden, diefes als Oxygen mit über- fchüffgem Hydrogen, - jenes als Hydrogen mit überfchülfi- gem Oxygen zu betrachten (ind, und demnach auf die ' Seite des in ihnen überwiegenden Poles fallen mülfen, theils weil die fo manrichfach nuancirte Abfcheidung die- fer Stoffe im Organısmus noch nicht gehörig ausgemirtelt it, und detaillirtere Betrachtungen für diefe Skizze felbfk zu weitläuftig feyn würden, m Dafs die Frequenz der Functionen, hen ihrer Energie, das Werk des Hydrogens fey, beweift die er- höhte Erregbarkeit des in der galvanifchen Kette einige Zeit an dem minder oxydabeln Metalle gelegenen Frofch- fchenkels — (im. f. fchon Ritter im Beweis, dafs ein beftän- diger Galvanismus u, f. ws $, 119 folg. und nachher Def- den Beyträge 2. B. 2. St. S. 90. 91. 116 folg.) fo wie die auffallende Frequenz der Schläge, welche in die Batterie gebrachte Frofchherzen auf der Seite des Hydrogenpols'mir zeigten, f. meine der nach Sue von mir bearbeiteten Ge IR des Galv. (Leipzig 1803.) beygefügte Abhandl, — 323 tigkeit = Nervenfyfiens, als Conyulfionen, Kräm. pre u. d.gl. Eich To große, felbit durch die leichte Iten Veranlaflungen herbeygeführte Bedürfnifs des Schlafes, fo wie Ipäterhin, wo das höhere Leben dem niedern fich vollkommener entwunden, Phan- talieen, Sorglohgkeit, Heiterkeit, Freude und Hoff. sung neben Wilsbesierde und dem Triebe nach kör« perlicher und geiftiger Belchältigung das auslchliels- liche Eigenthum des kindlichen Alters. Deshalb ift grölseres Verlangen nach Nahrung *), [chnellere Ver- X 2 z über die Wirkungen des Galv. auf thierifche Organismen u.f, w. S. 63 folg. '”) Die erlte Nahrung des Kindes , nach welcher es am gie- rigften verlangt, und die am beften ihm gedeiht , ift die aus den Brüften feiner Meter frifch gefogene Milch eine hydrogenirte Flülfgkeit, die, um diefen Proceß noch mehr zu befördern, jene höhere Temperatur zu Nalten verbunden ift, welcher, während der erften Lebensmo_ mente insbefondere Nichts entbehren därf, was den Neus gebohrnen umgeben oder ernähren Toll, wie Arhofphäre, Betten, we u, d, gl. Auch mufs die erffe Nahrling des Kindes Auffig feyn. Aber das Flüß fige erkennt, als folches, {chon die Herrichaft des expandiz ‘renden Poles an , und umgekehrt ift diefer nebit den — Azör - haltigen — Nervenmitteln ausfchliefslich zur Stillung des Durftes beftimmt, welcher dem Nervenfylten eigens thümlich anzugehören fcheint, wie diefes die Netvenzufille nach feiner Nichrbefriedigung, fein Entitehen bey heifser Armofphäre , anhaltender Geittesanftrengung, langem Was chen, die Senfibilirkt ex«lrirenden Affekten, wie Fröhlichkeit, heiterm Gelpräche u, [,w, — die dagegen am leichteiten wid“ 324 Ba dauung und Ernährung, [chleuniges Wachlen, leb- hafte und copiöle Abfcheidung hydrogenirter Flül- figkeiten, deshalb aber auch Prädispofition zu Ner- ven-, Kopf-, Unterleibs-, Drüfen-und lolchen Krankhei- ten, die in abnormer Quantität und Qualität gedach- ter Säfte *%) begründet find, der Kindheit eigen. — Für das Uebergewicht des Hydrogenations - Procel- [es zeugt ferner die mindere Confiltenz der Aülli- gen und ftarren Theile. Das Blut ift Aüffger in den erften Zeiten nach der Geburt, [felbft dunkler geröthet, enthält weniger Cruor , dagegen finder ich aber eine grolse Menge [erös- lymphatifcher Feuchtigkeiten, wozu das im Kinde noch [o thätige Drüfenfyftem nicht wenig beyträgt, So l(ehen wir mit zunehmendem Alter [elbft Abfcheidungen einzel- ner Theile dieles Syltems, der Thymusdrüfe z.B. gänz- der durch Nervenmittel in flüfiger Form geweckt werden, — nach Blutverluften , in Fiebern mit erhöhter Senfibilitär, und im Gegentheil der Mangel deflelben bey Krankheit $ mit deprimirter Senfibilität, in manchen Arten der Manie, Hyfterie, der fogenannten Febris nervofa ftupida, 'bey Gram, Kummer u. f, w. vielleie die Wafferfcheu felbft, befonders als Symptom derfogenannten Neivenfieber, höchit wahrfcheinlich machen, *) Hierher gehören gewifs die ‚meiften Fälle des font wahr- fcheinlich oft verkannten, jetzt fo häufigen innern, Wal- ferkopfs, — der wohl nur in. den feltnern Fällen durch die in den Hirahöhlen gefammelte Menge von Feuchtigkeit tödter, weshalb fehon Werlhof ihn von einer Schärfe der- felben herleiten wollte — der Scropheln, Rachitis, einige Arten der’Atrophie , die Tinea, Crufta lactea, ferpigi- nola und andere Ausfchläge, — 325 lich verfchwinden, und''Secretionen in andern vor fich gehen, die nach der Geburt, wo nicht für immer , doch für längere Zeiten [chweigen, wie z. B. die Abfonderung jener milchähnlichen Feuch- tigkeit, die in den Brultdrüfen neugebohrner Kin- der fich findet, Eben [o zeigen die Knochen, be- fonders ihre Epiphyfen, die Bänder, Muskeln und Sehnen eine mindere Feltigkeit und Sprödigkeit, und die Ausbildung der Zähne wird nur der [pä- tern Kindheit möglich, aber auch dann von man- nichfachen Stönangen im Nervenlyltem umgeben. Selbkt die Krankheiten mit Uebergewicht des Oxydations- Procefles fcheinen, befonders der frühern Kindheit, fremd zu feyn, wie z. B. fthenifche Entzündung, vorzüglich ihr höherer Grad, floride Lungenfucht, die aber dann auch äulserlt gallopirend verläuft, Gicht u. mia. Diefe für den Normalzuftand des kindlichen Or- ganismus gezogenen Gränzlinien zwilchen Hydroge- nations - und Oxydations - Proceffe verwilchen lich in dem Grade, als die Mannbarkeit nahet, fie, die jeden Unterfchied endlich aufhebt, fo weit, als diefes das Gefchlecht geltattet, Denn immer [ehen wir den weiblichen Organismus fich mehr nach Hy- drogenations-, den männlichen nach abkions: Pro- cellen hinneigen. Daher das breiter gedehnte Be- ckeu,. das zartere Knochengerülte, die‘ grölsere Weichheit der felten Theile, das volle, in Wellen- linie fanft begränzte Fleifch, die hohe $Senfibilität und die mit ihr gegebene Neigung zu Nervenkrank- heiten, der Witz, Lift, und die Unbeftändigkeit 326 u des Weibes; daher:'auch; die, grölsere $tärke und Feltigkeit der -in [chärfern Linien begränzten Mus+ keln, die Energie und Ausdauer, Prädispolition, zu Entzündungen *) und ihr verwandten Krankheiten, die Urtbeilskraft, ruhige Entfchloflfenheit, und Be- harrlichkeit des Mannes **). ‚Mit dem Herannahen der Mannbarkeit ‚beginnen die ner zichtungen 'beftimmten Organe ihre Eutwickelung. Denn jetzt, wo.das Gleichgewicht im Organismus. errungen, mithin jede, anf Ab-oder Ausfcheidung kinzweckende Verrichtung beftiimmg geordnet ılt, weckt diefer die zur Ausbildung des Ganzen bisher, witwirkenden Zeugungsorgane zu belondern Abfchei- dungen und .diefen parallel laufenden Thätigkeiten,, Hierdurch aber gelingt es. der Natur wieder, das Charakteriftifche des Gefchlechts, ‚den überwiegen- den Procels der Hydrogenation im Weibe, der Oxy-, dation im Manne ‚zu erhalten, -Diefer Einrichtung zu Folge entleert auf diefem Wege fich das zur Er- nährung des weiblichen Körpers nicht nöthige, durch die jetzt periodilch erwachenden Abfcheidun. *) So: wiffen wir 2, B. dafs die häutige Bräune mehr Kna- ben als Mädchen befällt, wovon doch der Grund in den verfchiedenen Organifation,, nicht in fpäterhin eintreren- den Verhältniflen , wie Lebensart, Gewerbe u. d. gl lie- gen mufs, aus welchen allein viele die Erfahrung haben erklären wollen, dafs in einer Epidemie mehr Weiber, in der andern mehr Männer sıkranken, %) Ritter verfichert,. dafs Baguette und Pendel über das ‚Weib gehalten in einer Richtung fchwingen, welche der enrgegengeletzt it, die fi, über den Mann gehalten, zeigen. | — 927 gen bierzu vielleicht nicht taugliche Blut. ı Dieles Subftrat der Irritabilität kann aber nicht entweichen, ohne dafs, wie bey Ableitung des einen Poles der Volta’[chen Säule, die Senfibilität, als anderer Pol, in gleichem Grade fteige, und fo die Weiblichkeit fich durch fich [elbft erhalte. Beweife für diele Be- bauptung liefern aufser mehreren, [päterhin anzu- ü den, befonders folgende Erfahrungen : nie ile das Weib fo empfindlich, als während ünd nach diefer periodifchen Rlutausleerung,. Alles, [elbft das Unbedeutende, greift dellen Geilt und Nerven- [yftem, oft in widernatürlichftem Grade an; etwas, das befonders bey nervenfchwachen, doch auch bey Lonft gefunden Weibern nach ungewöhnlich Stars ker Menftruation fich zeigt. Jene find um diefe Zeit bisweilen zum Verkennen entartet; [onft (anft und froh, find fie jetzt ‘ohne Grund mürrilch, zän- kifcb, nicht zu beruhigen; manche klagen und wei- nen unaufhörlich, und andere geben fich den wi- dernatürlichften Affekten ohne alle Rückfichten hin» Um diefe Zeit ilt der weibliche Körper der Emn- pfängnils fähiger, als zu jeder andern, _ Dagegen aber wird dasjenige Weib, welches einmal zu Folge einer zu hoben Senfibilität abortirte, am leichtelten zur Zeit der periodifchen Wiederkehr. der Catame- nien— belonders wenn die[e vor derConception wi- dernatürlich [tark gelolfen waren — einen gleichen Unfall erleiden, da der Organismus, jener perio- difchen Ausfcheidung gewohnt, jetzt durch das Schwanken der Irritabilität und Senfibilität in ‚gem Sexualfyftem in hohem Grade afheirt ‚wird; ; etwas, 328 en das, die in diefen Fällen gewöhnliehen, jedem praktifchen Arzte genug bekannıen Symptome, als die mannichfachen Geiühle von Druck, Preffen, Hi: tze, das Anfchwellen des Unterleibes und der Ge- nitalien, der Ausfluls fcharfer Feuchtigkeiten aus dielen Theilen u. m. a, fo laut bezeugen, Zur Zeit der Menftruation ift jede Frau der Anfteckung, be- fonders durch epidemilche Krankheiten fähiger ; und jetzt ilt es auch, wo Hylterie, Fpilepfie, Fu- ror uterinus, [o wie alle übrigen Nervenkrankhei- ten exacerbiren. — Ganz anders aber verhält fich die- fes alles während der Schwangerfchaft ‘eines wahr- haft gefunden Weibes. Hier f[cheint es blols der durch die Conception modihcirten Thätigkeit des Üterinlyftems zu bedürfen, um in dem ganzen weib- lichen Organismus den Hydrogenätions - Procels im höheren Grade obwalten zu laffen. Daher jene Speckhaut auf dem Blute der Schwangerb , das Weich-und Lockerwerden ihres Fleifches, zuwei- len der Knochen [elbft *), die Geneigtheit zu wäls- rigen Anfchwellungen, das zögerude Feltwerden des Callus bey Knochenbrüchen , das Schweigen der Lungenflucht während der Schwangerfchaft, das *) Ich habe ein merkwürdiges Beyfpiel von Confümtion und "Weichwerden der Knochen, durch 'Schwangerfchaft ver- anlafst, beobachtet, wo unter beftändigen Nervenzufällen, ohne den geringften Verdacht einer Schärfe, das Knochen- gerüfte endlich ganz zufammen fank, Ich werde den Fall in den Annalen des klinifchen Inftiruts befchreiben, fie, die überhagpt fo manchen Beleg für das hier Vorge- tragene liefern werden. — 324 Auffchwellen der Brüfte und Ausfchwitzen einer milchigen Feuchtigkeit aus denfelben in den erften Monathen nach der Conception, die in der Schwan- gerfchaft lo häufigen, oft fo merkwürdigen Exan- theme; daher aber auch jene in der, mit dem Hy- drogenations - Procelfe gleichzeitig gelteigerten Sen- Gibilität begründeten Nervenzuftände, Gelüfte und Launen der Schwangern. Etwas Aehnliches, nur im mindern Grade [etzt während des Säugens fich fort, ‘und wie viel auch jetzt noch .diefe höhere Senfhibilität über die einzelnen Verrichtangen des Organismus vermöge, zeigt die durch jeden Affekt, jede Reitzung der Nerven in ihrer Mifchung fo fchnell und bedeutend geänderte Milch. "Das Ent. gegengefetzte von dielem Allen findet lich, Kup ai der [charf gezeiehnet, im männlichen Organismus. Hier ändert fich, fobald die erfte Abfcheidung des männlichen Saamens, einer im hohen Grade hy- drogenirten Flülßgkeit *) beginnt, das ganze Welen des Jünglings. Feurig und leidenfchaftlich verrathen Blicke und Geberden einen Grad von Erregbarkeit, der ihn der gröfsten und kühnften Gedanken, Ent. fchlüffe und Handlungen fähig macht, der aber klar und deutlich auf [eine Quelle hindeutet, indem er vergebens in dem aufgelchwemmten , weibilchen Caftraten fich fuchen läfst. Auch f[chwindet es in denen, die frühzeitig und zügellos in widernatürli- *) S. Jordan in v. Crells chem. Annalen, und Four- croy Syftem des conniffances chimiques, T,X, px 276 faq: 330 Ben cher Befriedigung des Gefchlechtstriebes, als. Ona- niten oder Wollülllinge fchwelgten. Sie verlieren, was zum Menlchen lie adelte, des Geiles Kräfte, Selbft die niedern Sinne, befonders Gelicht und Ge- hör [chwinden, und mit der Abfpannung des gan- zen. Nervenlyltems leidet [elbft das Gemeingefühl die mannichfachften Abänderungen;, der gelammte Organismus welkt dahin *). Diefe Saamenfeuchtig- keit fcheint jedech zum Nachtheil des Körpers zu lange in ihm zurückgehalten werden zu können, und deshalb in einem gewilfen Grade zur Auslee- rung beftimmt zu feyn, wie diefes die nächtlichen Pollutionen, felbft bey den gefündeften und keufche- [ten Männern, das Unbehagen, Verdrilslich- und Zornigleyn bey zu langer Entbehrung des gewohn- ten Beylchlafes, die auf Reforbtion und Abfetzung a, ai „2 Die „zu, häufige Befriedigung des Gefchlechtstriebes muls wegen widernatürlicher Befchleunigung gefammter Func- tionen und daraus hervorgehender Confumtion begreif- lich den: Organismus in beiden Gefchlechtern fchwächen, ° "nur dafs der Mann, welcher den, das fenfibele Syltem in .fo: hohem Grade erregenden Saamen verfchwendere, | gröfstentheils zugleich ftupid und fchwachfinnig, das zü-, gellofe, deshalb oft unfruchtbare Weib aber, befonders wenn. es wie ‚gewöhnlich der Fall zu feyu, pflegt, zur Zeit der Catamenien, wo ohnedem der Gefchlechtstrieb “am mächtigften fich reget, feine Lüfte befriediget, und “dann” gewöhnlich aufser der noch nicht gehörig erkann- ten, aus den weiblichen Gefchlechtstheilen während des Beyfchlafs Aiefsenden Feuchtigkeit, eine grofse Menge — oft - bedewend enzmilchten — ‚Blutes verlisın, ‚(ehr empfindlich und zu abnormen Neryenzuftänden geneigt befunden wird, re 33i " des, Saamens nach ‚andern Tbeilen in 'diefen, als Zeichen er"öhter\,Senfibilität, .entltehenden -wollü- ftigen Gelü;le ‘) und die niorbi.a(eaftitate, welche Sich noch in den Schriften der ältern Autoren fin-, den,. beweilen. Selbft etwas Periodifches läfst fich in .diefer Ab-und Ausfcheidung, [lo wie der durch, fie bedingten Steigerung ‚der Senhbilität' nachwei- Sen, ‚Nur in beftiumten: Alonathen,, gröfstentheils in.denen des, Frühlings, l[eltener, wie bey Füch-, fen und Wölfen, in denen des Winters, [chwellen die Hoden des, männlichen Thieres von dem in grö- Sserer,Menge aigsfchiedenen Saamen,an, und jetzt ifr.es auch, ‚woses am unbändigften, kühnften, wil. gelten, Gch. zeigt, , Am deuvichften findet | fich je- doch diefes bey den wilden, weit weniger bey den Hausthieren, am wenigften,bey dem Menfehen, ob« - gleich auch. bey.diefem der Gefchlechtstrieb in Früh- jahre am regelten und ‚tärklten ilt, Bedenkt man 'endlich, dafs dasımenfebliche Weib immer , das weibliehe Hausthier mehrere Male, das wilde fel- ten öfter als ein bis zweymal i im Jahre der Schwän- ‚gerung fähig ilt, fo wird man zu glauben veran- lafst, dafs die dem Begattungstriebe parallel laufende Veränderung im. männlichen Organismus ähnliche, Perioden, als im weiblichen halten, oder doch we- nigltens, im Normalzultande Ge zu pen beltimmt Seyn mwülfe. _ x | . ‚Alles diefes mindert fich ee mit zunehmenden Jahren. Jene Ab-und, Parlabeliyegen werden fel- _ ‚") M 6,2, B, Recueil des'Actes de la Societe de Sanıs de , Lyon etc, Lyon an, vl. Be 387: „ Su / 1% ht 332 N An tener. und fchwächer, und ‘hiermit Befänftiget fich der Leidenfchaft Sturm, fo wie der Tumült erhöh- ter 'Senlibilität "Daher das Geregelte, Rübige, Be- dächtige des männlichen Alters. 'Je'weiter aber der Oxydations-Procefs mit dem hetannähenden Alter’ fortfchreitet, je mächtiger feire Wirkungen im Orr; ganismus fich äufsern, defto mehr" mufs die Menge der durch ihn erzeugten [tarren Theile’ "zunehmen, defto mehr die der Aüffigen und Zugleich der für fie nothwendige Raum fich vermindern. ° Damit dielem, zwifchen Irritabilität und Senfibilität, Oxy- dations - und Hydrogenations - Procelle von Neuem jetzt eintretenden Mifsverhältniffe die Bedingungen allmählig finken, ja endlich fchweigen, die einft' das Sexuallyftem zu [einen eigenthümlichen Verrich-' tungen weckten, da diefes nun wieder in die Reihe der Organe fich fügt, welche für die jetzt immer kärglicher werdende Ernährung und Erhaltung des Organismus forgen, fo müffen die Gelchlechtsver- xiebtungen in gleichem Grade abnehmen und end- lich aufhören, zugleich aber auch die Für be- fümmten, keiner befondern Function mehr vorfte- henden Organe an In- und Extenfität fich vermin- dern. Aber auch hier bewährt fich das Charäkte- riftifche der Gefchlechter. Wo ein gröfserer Fond" von Kraft ilt, mufs eine längere, wo ein ralcherer Verlauf ift, eine kürzere Dauer feyn. Deshalb ife der Mann länger "zur Befruchtung , als das Weib zur Empfängnifs geeignet, und da mit Aufhebung der Sexüalverrichtungen das Greifenalter beginnt, [o begreifen wir es, warum auch” diefer Anlicht eu u % als das Erwachen von dielem Seyn. — —— 333 Folge, der Mann fpäter, als das Weib altere. Dem Greifenalter für immer zu entgehen, kann jedoch keinem der beiden Gelchlechter, gelingen, im je- dem von ihnen verkündet es fich mit dem, zu [ei- nem Welen gehörigen Starrfinne, durch gleiche Er- fcheinungen. Die Summe der ftarren Theile wächft in eben dem Verhältniffe, als die der füffgen fich mindert. Die;Knochen werden trockner und fprö- der, die Muskeln rigider und tendinöfer, die Häute ‚ der Gefälse verknöchern, der ganze Körper, be- fonders die. der Hydrogenation gewidmeten Organe, als.Gehirn, Därme, Magen, Leber u. [. w. [chrum- pfen zufammen, und die Abfonderungen des Lymph- und Drüfenfyftems verfiegen. So endet der Greis ob des Milsverhältniffes zwifchen Flülfgem und Starren, der Kraft und der Maffe, dem dynami- [chen und mechanifchen Procelle. Aber das hö- here Leben, durch höhere wie niedere Sinnesver- ! a und willkührliche Muskelbewegungen er- nbar, endet früher, als das organifche, nie- dere, das in Athmen, Pulsfchlage, unwillkührli- cher Muskelbewegung und Ernährung fich ausfpricht. So dem Kinde gieichend, vegetirt der Greis in den letzten, wie das Kind in den erften Lebens - Au- genblicken, fein Entfchlafen mufs deshalb [o Sanft, % Sollen die fo eben mitgetheilten Betrachtungen vorzüglichi dazu geeignet (eyn, uns einft bey noch grölserer Klarheit und Vollkommenheit — die lie von fortgefetzter und glücklicher Bearbeitung der Naturwillenfchaften haupılächlich erwarten — eine 334 —— genügende Erklärung des thierifchen Lebens zu ge- währen, fo müflen diefelben doch auch jetzt fchon für das Einzelne thun, was für das Allgemeine lie bereits leifteten; fie mülfen uns aufßser der, frey- lich nur im erften Contour gelieferten Gelchichte des Lebens, eine, wenn auch eben [fo unvollkom- men [kizzirte Erklärung der Erfcheinungen geben, welche wir in den einzelnen zu dielem gemeinfa- men Ganzen hinwirkenden Theilen des Organismus und ihren Verrichtungen bemerken. Sind diefe demnach nicht nach denfelben Anfichten —'’ den Gefetzeh des galvanifchen Proceffes — erklärbar, fo werden wir auch an der Aechtheit der früheren Erklärungsarten zu zweifeln uns berechtigt finden, — So gerecht diefe Forderungen aber auch feyn, [o befcheiden dürfen fich diefelben jedoch nur äulsern, da fo lange das einzelne, für die Erhaltung des Ganzen beftiimmte Organ im lebenden Organismus thätig ift, es diefes nur gleichzeitig und im Con- Nikte mit andern [eyn, mithin nie feine Verrich- tungen von @enen der übrigen völlig gefondert au fsern kann. In diefer Hinficht ähnelt der ‚Orga nismus einer zulammengeletzten Malchine, deren einzelne Theile, fo wie im Thierkörper, grölsten- theils im Innern verborgen, und [o dem Auge, wie der finnlichen Wahrnehmung überhaupt entzogen find. . Auch bier, wo doch der mechanilche Pro- cefs faft allein noch obwaltet, muls Erfahrung die Theorie fchou unterftützen, und die beltiimmte Art der Störung in dem Ganzen den einzelnen, fie veränlullenden Theil andeuten oder errathen lal- = 335 ' fen. — Dies vorausgefetzt wage ich es zu verfu- chen, ob und wie weit die Functionen der eirt« zelnen Organe fieh nach dem Schema des Galvanis- mus erklären lalfen, Diefem Verluche felhft aber fchicke ich einen Rückblick auf die Organifariom der Volta’feben Säule voran ‚ welcher diefe Verglei! chung einzuleiten und zu ordnen wohl am- beften' vermag, Die Batterie ıft das Aggregat mehrerer einfa- chen Ketten; daher müffen die in der Conftruction diefer, als Einheit, begründeten Erfcheinungen lich nothwendig in jener, als Summe von diefen, wie- derfinden, Desha!b kann aber auch die Batterie in dynamifcher Hinficht nur durch die ‚Intenfhität der Krälte von der einfachen Kette differiren, und die _ qualitative Verfchiedenheit der durch beide erzeug- ten Produkte kann blofs in den verfchiedenartig mo- difeirten Mifchungsverhältniffen, welche die Natur der einzelnen Faktoren beftimmen, begründet l[eyn, So z.B. wird an den Polen von beiden — der Bat« ‚rie wie der Kette — nie etwas anderes, als po= fitire und negative Elektricität nebft den durch fie eingeleiteten Phänomenen , als Oxydation und Hy- _ - drogenation,, Contraktion und Fxpanfion u. [.w., aber in verfchiedenen Graden oder der Intenfität nach _ verfchieden fich vorfinden, die bey der Schliefsung aber durch fie erzeugten Produkte werden in che- mifcher Hinlicht allerdings different feyn können, je nachdem, wie ich unten zeigen werde, der durch den dynamifchen eingeleitete chemilche Procels in diefem oder jenem Nüffigen oder liarren Körper vor 336 — fich ging. — ‚Dals diefes aber wirklich fo [ey, weils jeder mit Galvanismus nur eivigermals«n Ver- traute. Die Gegenwart politiver Elektricität auf der Seite des oxydablern, die der negativen, auf der des minder oxydabeln Leiters hat [ür die Kette Volta am Condenlator, für die Säule jeder mit dem Flek- trometer angeltellte Verfuch erwiefen. Diele Pola- rität, dieles gleichzeitige Er[cheinen beider, räum- lich von einander getrennten Elektricitäten findet aber nicht allein an den Polen, fondern auch an jedem einzelnen feften, wie flülßgen Leiter der Kette wie der Säule Statt *), nur dafs in diefer, wo jene zu einem höhern Zwecke, zur Bildung eines Organismus, fich vereinigen, die dem einzelnen Gliede eigenthümlichen Eigen[chaften und Aeufse- zungen [chweigen, oder doch modificirt fich dar- ftellen, um [o es möglich zu machen, dafs das Ganze ähnlich jedem feiner einzelnen Theile, glei- chen Geletzen gehorchen, und mit einer Kraft her- vortreten könne, welche der Summe aller Kräfte der einzelnen Kettenglieder gleiche. Wir [ehen nemlich, dafs jede, nicht oder unvollkommen ge- fchlolfene Säule in zwey völlig gleiche Hälften fich theilet, wovon die eine blofs pofitive, die andere blols negative Elektricität zeiget, [o, dals im Mit- telpunkte des Ganzen vollkommene Ruhe und In- differenz, ohne irgend eine Spur dieler beiden fich \ findet, ») M, f. z.B. Ermanmin Gilberts Annalen d. Phyf. $.B, S. ı07 folg, 10 B. $. ı folg. und meine ebendafelbfk 10, B, $.,367 folg. 455 folg. befindliche Abhandlungen, a — 337 Findet, von hier aus aber diefelben bemerkbar her- vortreten. Von dielem Indifferenzpunkte aus wach-: fem beidefElektrieitäten, nemlich nach entgegengel fetzter Richtung, mit jedem Plattenpaare in glei- elıem 'arithmetifchen Verbhältniffe, »bis endlich an den Polen ikr Maximum: fich findet, Eiae‘jede' von ihnen nimmt aber den Platz ein, an welchem fie auch an der einfachen Kette fich zeigen würde, die politive auf der Seite des oxydablern, die ne- gative auf der des minder oxydabeln Metalles *). — Je differenter beide, zu ‚derleiben Klaffe gehörige Leiter der einfachen Kette. in Hinfieht. ihrer: Ver- wandtfchaft zum Sauerftoff find, defto gröfser. pfle- gen die an ihren Polen bemerkbaren Grade der Elek» tzicität zu [eyn **), und ebendallelbe gilt für die Säule als Vielfachem der Kette, ..Selbft' die Malla der Leiter modilieirt die Wirkung der einen, , wie ?)S. Gilbert’s Annalen, 9. B, 5. 212, folg, 10, 2.5, 310 folg. und fchon 6. B.a.m, O, 8. B, S. 386 folg. ").In Hinficht diefer Behauptung fcheinen noch manche Ein. fchränkungen Start zu haben, wenjgftens bis jerzr noch nicht gehörig erkannte Rückfichten obzuwalten, wie di die Erfahrungen, dafs die Gröfse der galyanıfehen Aktion "nicht immer in gleichem Verhältnifle mie Her Differenz’ "der Oxydabilitär zwifchen den die Kette eonflieuirenden! "= Metallen’ ftehr, fo wie das mig dem Grade der-Oxydabili-: tät niche immer parallel, laufende ‘Verhalten der Alliagen, und der flüffigen Leiter in Ketcen, welche aus einem fe- % ‚fen und zween, Aülligen Leitern bafihan, a andeuren duf., wen, im! ö ' h f d — Archf,crEhyfol VUHBAÄLHESL Nabe j 338 eo der andern: «Denn weder die zunehmende Gröfse; noch Stärke derfelben bringt, dem Ausfpruche des Elektrometers' zu Folge, höhere Grade der Elektri. eität im ungefchlolfenen Zuftande hervor, indeffen bey der Schliefsung mit der Grölse der felten Lei- ter. der Procels der Lichtentwickelung und Verbren- nung fich ‚vermehrt,> die Wirkung für die organi. fche,. wie unorganilche Schöpfung aber mächtiger fich zeigt, wenn bey einer geringeren Stärke der Eeiter zwejter Klaffe einen bedeutenden Grad yon Feuchtigkeit'enthält. — So wie falt alles, was wir bisher’ betra&hteten, die Kette wie die Säule blols nm quantitativer oder dynamifcher Hinficht modifi- eirte, fo [ehen-wir das Qualitative oder Chemifche der in ihnen vorgehenden Procelfe durch die Natur der Ge conftituirendenLeiter modificirt hervorgehen. Denn ‚obgleich immer Oxygenation und Hydrogena- tion und Nichts aufser dielen in der Batterie obwal- tet, fo mülfen’ doch, je nachdem dielfes oder jenes Metall, diefe ‘oder jene Flüffigkeit der Einwirkung von ihnen unterworfen ward, hieraus auch eben fo vielfach ver[chiedene chemilche Produkte entfte- fen, andere Öxyde und Hydriren z.B., wenn Silber mit Zink, ‚Bley oder Zinn, oder diele mit einem. ‚an- dern Be Leiter: zu der, .die Batterie anne: den Kette:fich ‚paarten;) das, Zinkoxyd ift von dem des Bleyes und diefes von dem 'des Zinnes u. f. w. verfchieden. Auch differiren ‘diefe chemifchen Pro- dükte, je nachdem wir, bey dem Unverändertblei. ben der felten Leiter, einen indifferenten, oxydirten ’ oder hydrögenirten Stoff, Waller, Neutrallalze, \ — 339 diefe oder jene Säure, diefes oder jenes Lausen- falz zum Aüffigen Leiter wählten. Ja, die aus letz: terem lich erzeugenden Produkte felbft find nach der fpecifiken Verfchiedenheit deffelben verfchie, den; bald dieles oder jenes Salz, diefe oder jene Säure u.[,w. — Die ftärkere Säule, als mächtiger eingreifend, bringt mehrere und andere Produk'e, ‘wie Oxyde u, d. gl. als die fchwächere hervor ; und was an den Polen, als dem Orte der fıiärkften Ak- tion wir wahrnehmen, vermindert oder verliert fich, je näher wir dem Indifferenzpunkte kommen, Den Beweis yon diefem allen liefern ıbeils die Uni terfuchungen derjenigen Stoffe, die bey dem Aus- einandernehmen jeder, einige Zeitjwirkfam gewe- Senen Batterie in ihren einzelnen Gliedern fich fin. den, theils alle jene bekannten, in der gefchloffenen Säule felbft wahrnehmbaren Phänomene. Endlich mufs ich noch jener, in der Zeit begründeten Ver- änderungen der galvanifchen Aktion erwähnen, wo, nach Ritter *) jede neuerrichtete Säule nach ei- ner beftimmten Zeit erlt das Maximum ihrer Kraft erreicht, welches Späterhin periodifch wieder fällt und fkeigt. | ” Soyiel von der Säule, jetzt die Unterfuchung: ob etwas Aehnliches in den Pröceflen des lebenden Organismus und feiner einzelnen Theile ‚Gch nach- weilen lalfe, Und allerdings ift dieles der Fall, denn 1 Yz r *) Annal, der Phyf, 8. B, $, 468 fg. 340 — a) wie in der Säule überall nichts, als’ pohtive oder negative Elektricität ich vorfindet, eben [o fehen wir im lebenden Thierkörper jede Function durch Aeulserungen der Irritabilität oder Senfibilität bezeichnet, und jede hieraus reflultirende Abfchei- dung auf Oxydations- oder Hydrogenations- Procelfe fich beziehen. Das Subftrat der Irritabilität aber ift vorzüglich die Muskel-, der Senhbilität die, Ner- venfafer *); von welchen, den Erfahrungen der Phy: fiker zu Folge **) diefe Repräfentant der negativen, jene der politiven Elektrieität ilt, Alter, Geflchlecht, und die verfchiedenen Gelundheits- Zuftände ändern ”) Ich fage vorzüglich, da ein ähnlicher Unterfchied.ei- gentlich bey allen fich polarifirenden Organen, als Häu- ten, Drüfen, vielleicht den Knochen felbft, ja fogar bey jedem in zwey polarifirende Halften getrennten Theile des Orgavismus , einem einzelnen Nerven, Muskel, Gefäls z. B. Statt finden mufs, a ”*) Ich meyne hier nicht jene ältern Erfahrungen und Ver- fuche, wo man z, B, auf der Oberfläche des Körpers ein elektrifches Leuchten wahrnahm, aus den geriebenen Haaren elektrifche Funken zog, oder bey der Ausdun- ftung, Muskelbewegung u.f, w. Zeichen von diefer oder jener Elektricitär entdeckte; wo man aus Nerven ein ne- gativ - elektrifches Reibzeug für Elektrirmafchinen ver- fertigre u. f. w.; nein jene, im Anfange diefer Abhand- lung angedeuteren Verfuche neuerer Phyfiker, befonders Galvaniften meyne ich, die wir in Humbold’s, Rit- ter’s, Volta’s, Pfaff’s u, m.a, Schriften, fo wie in Voigt”s Magazin, Gilberts Annalen, Gehlen’s Journale für Chemie, Phyfik und Mineralogie u. m. a. vorfinden, area en | 341 hier blofs den Grad und das Verhältnifs beider zu einander; überall, wo Leben ich reget, mülfen auch diefe in Thätigkeit zugegen [eyn. b) Diefe durch irritables und fenfibles Syftem vermittelte Polarität mufs demnach in allen Theilen des Thierkörpers vorhanden [eyn, in welchen die Zergliederungskunde die Gegenwart dieler Syfteme entdeckte, mit andern Worten: fie muls in jedem einzelnen Organe [ich finden. Es giebt aber, wie Phyfiologie und Pathologie uns lehren, keines der- felben, wo nicht unter gewiffen Verhältniffen Aeu* fserungen eigenthümlicher Thätigkeit und Empfin- dung, als der Faktoren ihrer vita propria, für diele ' Polarität zeugend hervorträten. — Wie jedoch bey der Säule in der einen Hälfte derfelben nur poli- tive, in der andern nur negative Elektricität fich vorfindet, obgleich in jeder der fie conftituirenden Ketten beide vorhanden feyn mülfen, eben [o [e- hen wir im thierifchen Organismus die eine Reihe von Organen blofs Oxydations-, die andere blofs Hydrogenations - Procelle im Normalzuftande voll» - bringen. Ein fehr belehrendes Beylpiel bieten in - diefer Hinficht die Organe der Bruft im Gegenlatze derer des Unterleibes dar, Auf die Seite dieler fällt der negative, auf die Seite jener der politive Pol. In diefen finden falt blols Hydrogenations- Pro- celle Statt, wie die dunklere Farbe und der Hydro- gengehalt des in ihnen bewegten Blutes, die Ablon- derung der Galle, die Bereitung des Chymus und "Chylus, die Abfcheidung des Darmfchleims, des fo viel Azot-haltigen Harns, des oft in unglaubli. \ h 342 ie cher Menge im Unterleibe fich !vorfindenden, an Hydrogen fo reichhaltigen Fettes, die Natur der in den dicken Därmen abgeflchiedenen Gasarten, das Vorhandenfeyn einer fo großsen Menge von Drüfen und Lymphgefälsen, fo wie der Ernährungs-Pro- cefs überhaupt, und falt alle Erflcheinungen, die bey den Krankheiten diefer Theile fich äufserns fo deutlich bezeu;en. Daher kommt es wohl, dafs wir bey Krankheiten des Unterleibes fo fehr oft physconifche Anfchwellungen einzelner, in ihm ent« haltener Organe, bedeutende Ausdebnungen, loge« nannte Afterorganilationen, die, indem fie gewöhn- lich Lymphe;oder aus ihr entltandene Gebilde, wie Hydatiden u. d. gl. enthalten, ihren Urlprung zu deutlich verratbeu, neblt den fa oft und: fchnell entftehenden, durch ihre lockere Textur und Zart. heit von denen der Bruft ich unterlcheidenden Pfeus domembranen und die oft ungeheueren, fo [chnell fich wieder erfetzenden Mengen widernatürlich au- gelammelter Flülßgkeiten wahrnehmen. . Alle. Er-, fcheinungen, welche auf die überwiegende Thätig- keit des hydrogenirenden oder expandirenden Poles hinweilen, fo wie die, den Abdominalkrankheiten eigenthümlichen, oft fo widernatürlichen und mit dem Grade des Uebelbefindens in offenbagem Mils- verhältnilfe (tehenden Gefühle *), die Heftigkeit der *) Welchem praktifchen Arzte wäre cs wohl unbekannt, wie weit die Phantafieen des Hypochondriften fich verir- ren, welche Anomalie, der, dem fenfibeln Syfteme zu- ' gehörigen Functionen die Hyfterie hervorbringen könne? Dafs pfychifche, d..h, auf Senfibilität primaır einwirkende in ihnen fich äufsernden Schmerzen *) und mehrere ‚andere, [päterhin noch anzuführende, Phänomene eine alleinige Affektion der Senübilität, ‘als Träger des negativen Poles im. thierifchen Organismus aus- fprechen, Dagegen [ehen wir die 'bedeutendeften Krankheiten der Bruft, mechanifche, wie dynami- fche und chemifche, nicht [elten falt [chmerzlos, ohne Ahndung einer Gefahr, bey voller Heiterkeit des Geiftes beginnen und enden **), [o wie, wenn » Mittel diefe Krankheiten zu befeitigen vorzüglich geeigner feyen, ahndete fchon Montanus, welcher dem, feine Ge- nefung wahr beabfichtigenden Hypochondriften, den Arzt und feine Mittel zu fliehen gebot, Eben deshalb ha- ben diejenigen Agrzte nicht weniger für fich‘, welche obige Krankheiten an die fogenannten Geilteskrankheiten anreihen. So viel leuchtet wenigftens mit Gewifsheit hers vor, dafs mit den Fortfchritten in der Behandlung von diefen wir auch jene zweckmäfsiger zu behandeln lernen werden, — Endlich werden wir wohl das fo eigenthüm- lich entftellte , das Gepräge ven Angft und Fürcht fo deutlich bezeugende Geficht der Abdominalkranken 'hiers her zu rechnen berechtiger feyn, - %) Man vergleiche in diefer Hinficht die angftvollen Klagen und Schmerzen bey Gaftritis oder Enteritis und Pneumos nie oder Carditis, bey Peritonitis und Pleuritis, bey iM und Afthma u, f. w, ””) Wie oft habe ich die Phehifis ruberculofa, ulkkista’ Aorida und piruitofa ohne irgend eine Aeulserung von Schmerz und Beforglichkeit tödtlich verlaufen fehen, indefs die Leichen- öffnung die bedeurendften Desorganifationen zeigte, Be- kanntlich fucht der Bruftkranke feine Leidem mehr auf Storungen im Unterleibe,. auf Hämorrhoiden, Blähungen u.d, gl. zu fchieben , und jemehr der Schwindfüehrige 344 — in ihnen hey gefteigertem Oxydations - Proceffe Des organilat onen fich vorfinden, diefe faft nie in wah- rer Vergrölserurg, fondern in einem Rleiner - und Dichterwerden, in Abnahme und Schwinden der Bruftorgane 'beftehen. -Selbft die während derfelben entftandenen Pfeudomembranen bezeugen durch ihre feftere, oft pergamentähnliche Textur, fo wie durch die Feftiskeit, mit welcher fie mit den benachbar- ten Theilen verwachfen, dafs hier der oxygenirende oder contrahirende Pol vorwalte. Und endlich wif- fen wir, dals in der Bruft das Blut fo reich an Sauerltoff werde, dafs zu diefem alleinigen Ge- Ichäfte die gefammten Organe ‘der Brult fich ver- einigen; indeflen die des Unterleibes in gleichem Grade fich trennen, damit jedes von ihnen eine ihm eigene Ablonderung bewerkltelligen könne. — $o leicht durch Vervielfältigtng der Beylpiele von ähnlichen Polaritäten im thierifchen Organismus *) fich auch die Aehnliekheit deffelben mit der Bat- terie in Hinficht der Trennung in zwey polari- firende Hälften noch vollkommener darlegen lielse, fo fchwierig feheint dagegen die Beantwortung der Frage zu feyn: wo denn wohl die Indifferenzpunkte fich vorfinden mögen, die doch im lebenden Thier- körper zwilchen ihnen eben lo, wie in der Vol. feinem Eade fich naher, defto wohler verfichert er fich zu befinden. *).Z.D. zw’fchen dem Haut - und Reproduktions - Syfteme, dem Stimmor an nebit den ihm benachbarten Theilen und den Genitali.n, Ü x ER 345 tafchen Säule zugegen leyn mülfen. Im Betreff'der fo, eben angeführten Polarität zwilchen Bruft und Urterleibe dürfte derlelbe vielleicht ins Zwerch= fell, als das beide Cavitäten trennende, für beide aber gleich wichtige Organ fallen *); fie aber alle im Organismus aufzufinden, fcheint bis jetzt der Phyfiologie noch unmöglich zu [eyn, [o viel auch Nutzen hieraus für Pathologie und praktifche Heil- kunde überhaupt fich erwarten lielse. So ift es z. B. gewils, dafs bey abgeänderter Schliefsung der im Organismus zu einem, der Batterie ähnlichen, Ganzen verketteten Syfteme, auch diefe Indiferenz- punkte ihre Stelle verändern, bald hier, bald dort- hir fallen müffen, und es früge fich: ob Schlaf und Wachen, das Enıftehen und Verfchwinden mancher Functionen, der Gelchlechtsverrichtungen z.B. inz Anfange und am Ende der Pubertät, der Thymus- drüfe, Nebennieren u.m.a. nach der Geburt; ob der Akt der Geburt felbft, die nach demfelben folgende ”) Für diefe Meinung fcheinen, nebft mehreren andern ‚. be- fonders folgende Erfahrungen zu fprechen: Die Functio- nen des Zwerchfells entziehen im Normalzuftande allemal, im abnormen — wie vielleicht beym Keichhuften u, ( w, — fich oftmals der finnlichen Wahrnehmung; wenn aber die= fes Organ — wie bey Verletzung deflelben, Diaphragmj- tis u. d. gl. — feinen widernarürlichen Zufland finnlich wahrnehmbar äufsert, dann zeigt die Anomalie in den Versichtungen der Bruft- und Unterleibs- Organe, dafs das, als indiferene, fie trennende Mittelorgan zu Thätigkeiten aufzerufen worden, die vormals — bey der vorigen Con- ftruktion und Shliefsung der erganifch- thierifchen a rie «— ihm fremd waren, 346 RER Milehabfonderung; ‚ob [chmerzhafte Krankheiten Sonft fühllofer Theile, der Haare, Sehnen, Knochen, Häute z.B., fich hieraus nicht, wenigltens zum Theil und befriedigender,, als es bis jetzt 'gelche- ben ift, erklären lielsen? c) Dals im Organismus die Intenfität der Aktion mit. zunehmender Zahl der Organe, ‚wie die der Säule mit Vervielfältigung der Plattenpaare wachle, begreifen wir, wenn wir den Menfchen als Fötus, Kind, Mann und Greis betrachten. Die fo unbe- deutenden Kräfte in den erlien Momenten des Rö- tuslebens nehmen in eben dem Verhältniffe zu, als in den fpätern Monaten immer neue Theile theils entworfen, theils ausgebildet werden. Aber mit ungleich gröfseren, für neue Funuctionen [elbft hin- xeichenden Kräften äufsert fich das Leben des Kin- des von dem Augenblicke an, wo mit dem Aus- treten aus dem mütterlichen Schooise die Dauungs- und Refpirations- Werkzeuge in die Reihe felbft- ftändiger,, thätiger Kettenglieder aufgenommen wur- den. Und felbft jetzt noch wachfen mit der all. mähligen Entfaltung der Organe des höheren Lebens diefe Kräfte, bis endlich, wenn mit den Jahren der Mannbarkeit die Gelchlechtstheile den eigenthümli- che Functionen vollbringenden Organen beygetreten find, fie ihr Maximum erreicht haben. Nunmehro ift das Individuum zu feiner höchften Vollendung gereift, hie, die in eben dem Verhältnilfe fehwin- det, als das nahende Greifenalter die Integrität ein- zelner Functionen ftört, und die Summe thätiger Organe, fo wie den aus beiden relultirenden Grad war 347 der Lehenskräfte vermindert. Was im naturgemä- [sen Zuftande Folge des Alters ift, wird in den abnormen durch Krankheit herbeygeführt, und wo die Reife zu frühzeitig erkünftelt ward, muls auch ein frühzeitiges Alter das Leben und feinen Genuls verkürzen, — So. wie die Zahl, eben [o [cheint auch die Gröfse der Organe für den Organismus und feine Verrichtungen nicht gleichgültig zu [eyn, und auch in diefer Hirficht fich die Analogie mit der Volta’f[chen Säule zu behaupten Denn ob wir gleich bey gehöriger Zahl und Integrität der ein- zelnen Theile in jedem Individuum diefelben Func- tionen, diefelben Ab- und Ausfcheidungen und zwar, belonders was das niedere Leben betrifft, in falı glei- chem Grade wahrnehmen, fo fag: die Erfahrung doch, dafs bey grölserer Malle und Extenfion fich in den tbierifehen Verrichtungen beftimmte Modificationen zeigen, die zu erklären wir aber bis jetzt [o we- vig freylich im Stande nd, als die mit der Grölse der Platten in der Batterie gefteigerte Intenfität des Verbrennungs Procefles. So fehen wir z. B., dals bey übrigens günftigen und gleichen Verhältnilfen, in jedem Individuum, das Volumen [eines Körpers fey auch, welches es wolle, dielelbe, d.h, für die Capacität der Gefälse grölstmögliche Menge de[- felben Blutes, derfelben Lymphe u. f. w. abge» fchieden werde, der Pulsfehlag derf[elben Aeu- fserungen fähig fey, dielelbe Menge von Nah- rung genommen und allimilirt werden könne, der- felbe Grad von Anlpannung, fowohl der [oge- nannten geiltigen, als körperlichen Kräfte, belon- 348 .— ders nach Uebung, im Affekt oder Krankheit mög- lich fey. Eben fo bemerken wir, dafs unter den verfchiedenen Klaffen der Thiere das kleinere oft kräftigere, [chnellere und anhaltendere Bewegungen hervorbringe, als das gröfsere, jenes mehr Klug- heit, Lift, Kunfttrieb u. d, gl. äulsere, als diefes, und dennoch müffen wir es eingeftehen, dafs nicht allein bey verfchiedenen Thiergattungen, fondern felbft bey verfchiedenen Individuen einer und der- felben dasjenige Organ an Gröfse fich auszeichne, deflen Function in- und extenliv die ftärkfte ift, Ich erinnere hier nuran das, was die vergleichende Ana- tomie über das Auge, das Gehör- und Geruchorgan, den Magen und Därme verfchiedener Thierarten, und neblt ihr die pathologifche über den Umfang einzelner Theile bey den, durch die Stärke der durch diefelben vollbrachten Functionen fich aus- zeichnenden Menfchen lehrte. So z. B. über die Ca- paeität des Bruftkaftens, die Gröfse der Lungen bey Ringern und Laufern, die Gröfse der Hände und Fülse, [o wie der ihnen zugehörigen Muskeln bey diefen und einzelnen andern, diefe Theile anftren- genden Belchäftigungen und Gewerben, den nicht von Erfchlaffung herrührenden und durch fie be- zeichneten Umfang des Magens bey Starken Elflern, der Leber bey Trinkernund zornigen Leuten *) u. [.w. ” Hierher gehört vielleicht die im Jahre 1807 bey mehr den vierzig, zum Theil in diefer Abficht geöffneten Lei- chen gemachte Erfahrung : dafs die, von den fo heißen Sommermonaten diefes Jahres an bis zu den erften Win- termonaten, an was immer für einer Krankheit Geftorbe- HE HE 0 | || 1: TE a a Er en nn - % Are Ess 349 Wohin denn.auch, [ollten fie Geh beftätigen, Gall’s Behauptungen “in Hinficht der Ausbildung einzelner Theile des Gehirns gehören würden, Dals die Gröfse der Aktion, 'befonders. aber, der rafchere Gang und das leichtere, Erregtwerden derfelben im. thierilchen Organismus, wie in der Säule, von der Quantität und Qualität, der Aüffigen, Stoffe, gröfstentheils zum wenigften abbange, zeigt die immer rege Kraft des von Säften ftrotzenden Jünglings im Vergleiche des trägen, ohnmächtigen Lebens im hagern Greile; die auf bedeutenden Blut- und Säfteverlulft erfolgende Ohnmacht, Schwäche, Abzehrung; die fo grolse Entkräftung nach Krank- heiten mit Confumtion des Blutes und ‘der übrigen daraus abgelchiedenen Säfte; der durch colliquative Ausleerungen l[o oft herbeygeführte, wenigftens be- fchleunigte Tod; die Höbe der Functionen bey: wahrer Pleıhora und den zu ihr [ich gefellenden, ‚Entzündungen gegen die Trägheit und Schwäche in cachectifchen und chlorotifchen Subjecten; ja viel- leicht, wie fchon die Alten es meinten, die Ver- £chiedenheit zwifchen fanguinilchem und phlegma- "tiflchen Temperamente. Dals ferner im Thierkörper, wie in der Säule, der höchfte Grad von Aktion da hervortrete, wo sen eine fo grofse Leber hatten, dafs fich diefelbe mei- ftentheils bis über den Magen, oft bis zur Milz, mit der fie in einzelnen Fällen verwachlen war, hin er- ftreckte, Nach diefer Zeit war diefes Phänomen ver- fchwunden, und man fand die Leber von der ihr fonft gewöhnlichen Größe, 350 — die am meilten heterogenen Leiter imter den gün- ftigften Verhältnilfen zur wirklamen Kette fich ver- einigen, f[cheinen alle‘ muskulöfen Organe, befon- ders die willkührlichen Muskeln zu beftätigen, die nicht, wie die unwillkührlichen, die Gefäfse u. d.gl, zur Fortfetzung des niedern Lebens in 'nie geöffne- ter Kette raltlos fich regen, nicht, wie diefe, durch gleiche Intenhität polarifirender Kräfte in die- fer nie gelöften Verkettung auf immer gebunden, und [o in der möglich gröfsten Aeufserung ihrer Aktion behindert find. Der willkührliche Muskel, in welchem Nerven. und Muskelfafer, jetie als Re- präfentant der gröfsten Hydrogeneität, diefe als Träger der 'grölsten Oxygeneität im Organismus *) an einander treten, 'Zeichnet fich durch die gröfste Kraftäufserung — als Attribut der Irritabilität, — fo wie der behendelften Aufregung derfelben — als durch Senfhibilität geletzt — in gleichem Grade aus, indeffen diejenigen Organe, wo die einzelnen Fak- toren des thierilchen Lebens am meilten von einan- der gefondert er[cheinen — die Senfibilität im Ge: hirn, die Irritabilität in dem Herzen — auch nur der gröfsten Steigerung der dem einzelnen Faktor eigenthümlichen Aktion fähig find. Das Hirn ift der Sitz der zur Perception gelangenden Empfin» dung, der Vermittler der Sinnesverrichtungen, der *) Ich erinnere hier blofs an le Febure’s Analyfe des Ge- “ hims und die genug bekannten Verfuche, wo die Mus- kelfiber den Veilchenfaft röthere u, f, w., Verfuche, welche die Zoochemie der neuern Zeiten unendlich vervollkommt, und bis zu einer hohen Evidenz gebracht hat, n FIR 3 Quell der Gedanken, feine Bewegung dagegen nur gering, fchwach und problematifch bis jetzt, nach der Behauptung mehrerer blofs mechanifch mitge- theilt, Das Herz ilt in fteter, durch’Intenfität wie Dauer ausgezeichneter Bewegung begriffen, fein Em- pfindungsvermögen nur gering'und genügend nock nicht erklärt, wor Kurzem noch geläugnet und be- Seritten *%). — Wo endlich die Subftrate beider Fak- toren in ihrer Form und Mifchung modificirt, nicht als. Nerv oder Muskel, und'deshalb nicht in fo be- deutendem Gegenlatze, fo bedeutender Heterogenei-' tät, zuweilen :felbft unter ungünftigeren Verhältnif-! fen, durch Verminderung eines [chlechtern Leiters der zweyten Klalle, wie Fett und Schleim z. B. zu-' larhmentreten;, 'müffen die der Senfhibilität und Irri- tabilitätieigenthümlich zugehörigen Aeufserungen — Ein pfindung und Bewegung — bald mehr, bald we- niger vermindert‘ und umgeändert erfcheinen, bald ganz verfchwinden, wie diefes die häutigen Organe, Pedler: or das Zeligewebe u. [. w. beftätigen.: = Bis jetzt können wir blofs die mögliche Gröfse 'der Ak: AN tion im nmiedern — gefchloffenen, — nicht aber im hö- hern — in die einzelnen dynamifchen Faktoren zu ent“ faltenden — Leben mit einiger Beltimmrheit angeben So wiffen wir z.B, welcher Pulsfchlag der häufigfte, vollfte, härtefte ift, dürfen uns aber nichr rühmen, die Schran- ken zu kennen, bis zu welchen Geiltesfähigkeit und die Kraft willkührlicher Muskeln in den einzelnen Individuen ‚gelteigert werden kann, Wer darf die Behauptung wagen: den klügften oder ftärkiten Menichen aufgefunden zu haben? 352 m Vielleicht dafs die nur periodifeh ‚oder im‘ abnor- men Zuftande hervortretenden Aeufserungen der Sen« Gbilität und Irritabilität in gewillen Organen, dem Uterus und der Harnblafe z.B. hieraus ‚Gch felbft, zum Theile wenigftens erklären, und die über ihre Structur geführten Streitigkeiten "beendigen liefsen *); Was endlich die Periodicität der Erfcheinungen im thierifchen Organismus betrifft, fo ift diele an- erkannt genug, um keiner weitern Beftätigung. zır bedürfen. Nur das glaube ich erinnern'zu müllen; dals he, wie Ritter es zu erweilen.verfuchte **), nach eben dem Typus hervortritt, als ‚welchen wir: bey den elektrifchen Erfcheinungen, befonders in. der Volta’fchen Säule, bemerken. | .s 1b Das bisher Vorgetragene wird, wie mich dünkt, hinreichen, um die Wahrheit meiner: obigen Be- hauptung zu erweifen:. dals die dynamifchen Verhältnille im thierifchen Organismus den Geletzen des Galvanismus geborchen, and ilt diefes erwielen, [o haben wir für die Anas logie beider faft alles gewonnen, da aus dem dy- namiflchen Procelle der chemilche Ach bildet ? jener, als ®) Es wäre nemlich wohl möglich, dafs wenn durch’ abge- änderte Kertenfchließung im Organismus, ein Theil def- felben.zu einer befondern Thätigkeir gerufen würde, die- fer, je nachdem er auf die Seite des pofitiven oder ne- gativen Pols fiele, Zeichen von Irritabilität oder Senfibi- lirät zeigte, ohne aus wirklicher Muskel-oder Nervenfa- fer zu beiteben, x “=, 5, deffen Beytäge, 2. B. 4, St. 5, 346 fg. Ze 353 als Faktor, in diefen eingeht, und demnach bey gleichen Faktoren auch die Produkte” fich gleichen müffen. Es wird dieles um fo wichtiger leyn, da bey dem Wiegenalter unferer Zoochemie die unter der Form von Ernährung, Ab- und Ausfcheidung der finnlichen Prüfung fich darbietenden M;[chungs- Procelfe, als Modificationen der qualitativen Ver- hältniffe in denen, den Organismus .conftituirenden Stoffen im Allgemeinen wie im Einzelnen mit hoher Wahrfcheinlichkeit zwar aufgefunden, bis zur po- £tiven Gewifsheit aber nie, oder doch nur .höchft Selten, fortgeführt und. dargelegt werden können, So zeigt uns Anatomie und die neuere, durch Na- turwillenfchaft geläuterte Phyliologie z. B.: eine ver- fchiedene Verbindung unter. fich lelbft qualitativer Beftandtheile in Hirn und Muskel, in den Nerven des höheren und denen des niedern Lebens, den Arterien und Venen, den dünnen; und dicken Där- men‘, ‚den Schleim- und Diaphanhäuten, den Orga- - nen. der Bruft und denen des Unterleibes u.f, w, _ und. diefen Verfchiedenheiten parallel Iehen wir dif- ferente,. durch Oxygen- und Hydrogengehalt. befon- _ ders fich charakterifirende Produkte, als Ab- und Ausf[cheidungen refultiren, und zwar [o, dafs die in ihrer Mifchung fich verwandıen Organe ähnliche, " die von einander verf[chiedenen, verfchiedene Pro- dukte liefern, Aber diefe in ihrer Organilation [o differenten Theile vermögen wir eben fo wenig, als die fie wiederum conftituirenden Stoffe und die durch fie bedingten Produkte bis zu ihrer erlten . Arch. f. d, Phyfiöl. ViIl. Bd, 111, Heft, p4 354 Entftehung zu verfolgen, bis auf ihr 'geheimltes In- ‘nere zu entfalten. Wir willen, dafs das Hirn reich ‘an Stickftoff,;, der Muskel an Kohlenltoff, das Blut der Schlagader oxygenirter, das der Blutader hydro- "genirter ilt; dafs in gleicher Hinlicht die Ablchei- dungen der dünnen und dicken Därme, der Organe ‘der Bruft und des Unterleibes von einander veıfchie- ‘den ich zeigen; dafs dagegen das Blut der Pfort« ader und die Galle, als Produkte verwandter Or- ‘gane, in ihrer Mifchung fich ähneln; wer aber ver- "mag es wohl, diefe [o mannichfach, fo fein nuan- -eirten Mifchungsverhältnilfe jedes einzelnen Theiles durch wirkliches Auffinden und Darlegen der letzten "Beftandtheile bis zur klaren Anfchauung zu entwi- ekeln, um hieraus den letzten Grund der qualita- 'tiven Differenz in den verfchiedenen, bis jetzt noch 'eben [o wenig erkannten Ab-und Ausfcheidungen "zu deduciren? Ich glaube, niemand; denn hier Tcheint die. gewöhnliche chemifche Unterfuchung Aähre Gränze gefunderi zu haben, und nur von dem, auf chemifche Phyflik gegründeten Experimente — dem galvanilchen allo — etwas erwartet werden "zu können, D - ” e —z — 355 Veber die Refpiration der Thiere, an Herra Doctor VERS *); Da Refpirationsgelchäft der Thiere beziehtfich! auf Organismus, Mechanismus ind Chemiss inüs. Von jedem befonders; ' i. Organismus; Das Refpirations. Organ der Thiere ift allge: mein, die Haut, oder belonders, Die beröh? deren Organe find vorzüglich darauf berechnet, der Luft eine grolse Fläche darzubieten. ihre Haupe verfchiedenheit befteht darin, dafs he entweder Höhlen, in welche; N eindringt, oder Vo r- [Ip rünge;, die in die Atmolphäre hiheiniragen, BER endlich in Höhlen enthaltene Vorlprünge bilden. Die erften nennt man Kie men; die letz- den Lüftgefälse oder Lungen. a Die meilten Thiere haben hür eine Art von Re fol Ations= Organ, entweder Kieimen‘; oder Llnged ünd Luftgefäßse ; ; und wo niehrere zu gleicher Zeit vorhanden find, RUHE doch die eine vor der ändera Alle Thiere mit Wirbetberadh haben eid Pkesfage Refpirarions - Organ in der Bruft- ie, das fich ‚Boll eiief eigen Öeffnung in den $ 22 > Commentario de tefpirarione anfihalidki', ametere Ch, 'Ludı Nöesteh WVirebergae 1808. Ion, 356 —— Rachen endet. In dem Maafse, als delfen Bildung zurücktritt, treten die Kiemen hervor. Die Säugethiere haben die vollkommenften Lungen. In den Vög eln iftdie Luftröhre Be we ihre Ringe find vollftändig und knöchern; die Bronchien länger und verlieren augenblicklich ihre Ringe i wenn fie in die Lungenf[ubftanz eintreten. Die Lunge liegt nicht frey, füllt die Brufthöhle nicht aus ‚hat; keine wirklichen Lappen, ift mit der oberen Fläche an die Rippen ‚und Wirbelbeine angewachfen, mit der unteren weit vom Bruftbein entfernt. Nur diele Seite ift vom Brulftfell bedeckt, fo dafs fie aulser- halb deffelben liegen, Diefe Fläche hat Löcher, in welche Aelte der Bronchien münden, und die Luft in weite, memhuatele Zellen der Bruft- und Bauch- höhle ergielsen. Die Luft dringt von einer Zelle i in die andere, deren es mehrere als Löcher in der Lungenlubftanz giebt, ja fie dringt logar aus dielen Zellen in die Höhlen vieler Knochen, und befpült falt alle innern Theile der Vögel. _Diefer Zellen find ı) drey bis vier grolse und leere Seitenzel- len, die auf beiden Seiten von der Spitze der Bruft bis ins Becken abwärts laufen, 2) eine Bronchial- Zelle, die den unteren Theil der Luftröhre und die Bronchien enthält,, 3) Die Herzzelle, die auf jene folgt und das Herz aufnimmt. 4) Die Ma- genzelle in Störchen, Reihern und dem Kuckuk, für den Magen. 5) Zwey Zellen für die Pole: \ die in der Mitte der Leber in eine Scheidewand au ; faınmenktolsen, und endlich 6) die Zelle für die —— 357 Gedärme, die grölste von allen, welche vom “ Pförtner an alle Gedärme, die Gefchlechtstheile und die Nieren aufnimmt. Das Zwerchfell fehlt. Von diefen Zellen gehn entweder Fortfätze zwifchen den Muskeln zu den verften Knochen der Rxtremitäten fort, oder die Knochen liegen nachend in ihnen, und die Luft dringt durch in ihnen befindliche Lö- cher in fie ein. Doch nehmen nieht alle Kuochen der Vögel, z.B. nie diejenigen, welche über das ©Oberarmbein und den Schenkel hinansliegen, Luft auf. In Vögeln, die einen grofsen Luftraum haben, ht fie in die Wirbelbeine, mit Ausnahme des er= F3 und der letzten Wirbelbeine, in die Rippen; das Bruftbein, die Schlüffelbeine, Schulterblätter, Gabelbein, Beckenknochen, Oberarm-und Schen- kelbein; in andern blols in die Schlüffelbeine, das Bruftbein und die Oberarmbeine; am häufigften in die letzten. Aufserdem find ‘noch faft bey allen Vögeln Lufthöhlen in den Knochen des Kopfs, die aber ihre Euft nicht von den Lurgen, fondern durch die Euftachifche Röhre oder durch die Nafe bekom- ‘nen. Die Euftachifche Röhre öffnet der Luft in der. Nähe des Tro:n lfells, die Nafe öffnet ihr in ei- ner Zelle unter den Augen einen Ausgang, aus wel- eher die meiften Knochen der obern Kinnlade, die - Diplöe der Hirnfchaale und die untere Kinnlade ihre Luft bekommen. ‘In den Federn ift keine Luftz ihre Bewegung haben fie von Muskeln, die an ihre | Wurzeln befeltiget find, In den Amphibien find die Lungen weniger - ausgebaut, Die Luftröhre theilt fich in zwey Bron- 358 en ehien,. die alsdann unmitielbar und, ohne weitere Theilung in die Lungenfubftanz übergehn. Die Lun- gen find nieht [chwammigt, ‚fondern Inekförmig, hangen frey in der Bruft, und ihre innere Fläche ähnelt wegen ihrer grolsen und winklichten Zellen der Haube der Wiederkäuer. In den Schildkrö- ten dringen die Bronchien tief in die Lungenfäcke ein und öffnen, ich darin mit vielen Mündungen; die Lungenläcke find in mehrere kleine Säcke ab. getheilt, und die Zellen auf ihrer innerm Rläche ‚häufiger. DieSchlangen und Eidechl[en haben fo kurze Bronchien , dafs die Luftröhre unmittelbar in die Lungen zu münden f[cheint. » Die Eidechfen befitzen zwey lich gleiche , conifche und überall freye Lungen; lo.auch die Blind[chleichie,, In der Ringelnatier ilt die linke Lunge [ehr klein, frey; die rechte hingegen [o grols, dafs Ge die ganze Bruft- höhle anfült, und am Rücken ‚angewachlen. Die Luftröhre und Bronchien der frofchartigen Am- pbibien, der Fröfche,, Salamander, Proteus und Siren haben keine knorpelartigen Ringe, und die Bronchien find kaum fichtbar. In den Fröfchen fehlt auch die Lufträhre falt ganz und der Kehlkopf mündet unmittelbar mit den a. A; Die Lungen find emifch, frey, fackförmig, inwendig mit grolsen Zellen verfehen. Das Zwerchfell und Mittelfell fehlt diefer ganzen Klalle, Die frofchar- ügen Amphihien haben, . aulser den $alamandern, die im Trocknen leben, neben den Lungen noch Kiemen auf. beiden Seiten des Kopfs, Bey den Frofchlaryen treten fie nach wenigen Tagen in den u 359 Kopf zurück, auf’ der linken Seite entfteht eine» Oeffnung, durch welche das mit dem Mund ge” fchöpfte Waller wieder ausfielst. Sobald aber die Vorderfülse hervorkommen, geht diefer ganze Ap- parat mit dem Loche linker Seits verloren. Bey den Salamandern dauert er etwas länger; hingegen fcheinen der Proteus und Siren ihn zeitlebens zu be- balten, Die Cireulation diefer Thiere ift in den Kie- men ftärker als in den Lungen, welches fchon aus der Theilung der Hauptarterie in Kiemenarterien erhellt, und der Blutumlauf ift in den Filchen wie in den Amphibien, die Kiemen haben, ' wirklich doppelt. Die Hauptarterie theilt fich in Aelte, die alles Blut in die Kiewmen treiben, von da wird es in einem Stamm gelammlet, und nun erft durch den übrigen Körper geführt. In diefer Form beharrt fie bey dem Proteus und Siren, hingegen verfchwindet in den Fröfchen und Salamandern die Kiemen.Circulation und die Zeräftelungen der Ar- terie in die Kiemen verkleben. Endlich haben auch die Fifche, die letzte Klaffe der Thiere mit Wirbelbeinen, Lungen, nem. lich eine Schwimmblafe, die ein einfacher oder gedoppelter Luftfack ift, der in der Brufthöhle liegt, und durch einen engen Kanal in dem Rachen die Luft aufnimmt, Die Vollkommenheit der Lungen nimmt von den Säugthieren an, zu den Amphibien und Fifchen immerhin ab, doch ift die Abftufung von den Lungen der Amphibien zur Schwimmblafe der Filche nicht fo grols als die der Lungen der Säugthiere zu den Lungen der Amphibien. In eini- 363 — i gen Fifchen ift he’ gar zelligt, wie die Lunge der Fıöfche , doppelt wie die Lungen, und bey der Natter ift die rechte Lunge fo klein,. dafs fie falt zu fehlen fcheint, die, linke inwendig glatt, und einer [ackförmigen Blafe ähnlich. Blofs darin un- terfcheidet fe fich von den Lungen, dals fie hin- ter dem Schlund und unmittelbar in feinem oberen Sıck mit einer Luftröhre fieb öffnet, die mit einem muskulöfen Sphineter yerlehen ift. Die Form der Schwimmblafe iltverfehieden. Sie befteht aus zwey Nlembranen, einer äulseren felten, und einer inne- ren zarten und gefäfsreieben ;, aufserdem ‚ift. fie noch, wo fe felt liegt, mit dem Darmfell bedeckt. Doch hat fie wenig Einflufs auf die Metamorphofe das Bluts, ift gleichlam nur Produkt des Necha- »ismus des Bildungstriebes, und fehlt in mehre- ren Fifeharten ganz, . Dafür find die Kiemen in den Filchen vorwaltend ausgebaut, die bey den Amphibien nur angedeutet waren. Sie liegen zu beiden Seiten des Kopfs, an knorplichte oder knao- chigte Bögen befeftiget, die man für Multiplicate des Zungenbeins anfehen kann. Mit dem einen Ende hängen ße an dem binteren Theil des Kopfs, mit dem anderen an den Zungenbein - Fortfätzen felt, und find beweglich, wie die Rippen mit dem Bruft- bein, articulirt. , Ihr innerer, dem Munde zuge- kehrter Rand jft rauh und gezahnt, die Seiten mit einer Haut bedeekt, in welcher zahllofe kleine kno- chigte Schuppen liegen. Meiltens find der Bögen auf jeder Seite viere, die in einer Höhle. liegen, in welche üich der Rachen von hinten und zur Seite — 361 öffnet, und welche von dem Kiemendeckel und der Kiemenhaut gefchlolfen wird, die an einem Kno- ehenpaare anhängt, das man als einen Theil des Zun- genbeins anfehen, und welches durch mehrere da- zwifchen liegende Knorpel ausgedehnt werden kann, Doch findet in Betreff des Baues eine grolßse Ver- fchiedenheit Statt. ‘Das Herz der Fifche, welches in der Mitte zwilchen dem letzten Riemenpaar liegt, hat nur eine Kammer und eine Arterie, die fich augenblicklich in fo viele Aefte theilt, als es Kie- men giebt. Zurückgeführt wird das Blut durch die Kiemen- Venen, die fich von beiden Seiten in ei- nen Stamm f[ammlen, der aber nicht ins Herz wur- zelt, fondern die Natur der Aorta annimmt s und fich im ganzen Körper verbreitet. Dies Blut wird von Venen wieder aufgefammlet, die in eine Hobhl- ader zufammengehn, welche fich ins Herz ergielst. Sofern ift auch bey den Fifchen, wenn fie gleich “ein 'einfaches Herz baben, doch eine doppelte Circulation vorhanden. Die Thiere ohne Wirbelbeine haben keine fefte Norm in dem Bau ihrer Relfpirations - Or- gane, Die höblenartigen Refpirations - Organe derfel- ben öffnen fich nie im Munde oder Schlunde. - In den Molusken find alle Arten von Relpi- zations- Organen, höhienförmige, vorfpringende und _ aus beiden gemifchte. Eiufache Höhlen, ohne Kie- men in denfelben, findet man bey vielen Gaftro- poden, Limax, Helix, Bulimus, Planorbis, Nerita u.l.w. Die Form der Höhle, ift unbeltändig, und öffnet fich rechter Seits unter dem Land des Man. 362 — tels. Die inneren Wände derfelben haben eine zahl- lofe Menge Blutgefäfse. Vorfpringende Kiemen fin- det man bey den Galtropoden, namentlich bey Do- ris, Tritonen, Aeolswürwern (.Aecolida), Blatt- fchnecken (Phyllidia), Seemoosfehnecken (Scyllaea), Naphfcknecken ;(Patella) u. a. Bey den Tritonen umgeben die Kiemen wie Federn 'den ganzen Kör- per, bey der Doris in eben der Geftalt den After, bey den Aeolswürmern liegen fie am Rücken über einander, bey der Seemoosfchnecke haben fie‘ die Geftalt von Pinfeln am Rücken, beym Glaucus die Geltalt fächerförmiger Federn zur Seite. In Höhlen liegende Kiemen haben andere Galtropoden, Acepha- len und Cephalopoden. Die Gaftropoden. haben prismatifch - blätterigte, federförmige, die Acephalen blättrigte Kiemen, die in einer Höhle liegen, wel- che durch eine ftarke obere und hintere Oeffnung Walfer [chöpft. _Die Sepien haben zwey pyrami- denförmige, in einem grulsen Sack liegende Kiemen. Diefer Sack öffnet [ich unter dem Halfe in der Ge ftalt eines umgekehrten Trichters. Die Cireulation der Molusken ift doppelt; kein Blut kömmt in die Aorta, was nicht vorher durch das Relpirations- Organ gegangen ilt. Einige haben ein, andere zwey, gar drey Herzen; doch hat jedes derfelben nur ei- nen Ventrikel. Aus dem einfachen Herzen entlpringt die blofse Aorta, und die Hohlader verwandelt lich, ohne dafs ein muskulöfer Sack dazwifchen kömmt, in die Kiemen- Arterien. Die Kiemen- Venen füh- ren das Blut in die eine Herzhöhle zurück. Diele allen Gaftropoden und Acephalen gemeinfchaftliche Be 2365 Circulation ift allo der Circulation bey den’Filchen völlig en'gegengeletzt, in welchendie aus dem Her- zen kommende Arterie in die Kiemen geht, und die Kiemen. Venen in die Aorta umgewandelt wer-. den, Wo zwey Herzen lind, z. E. in den Brachio- poder, bleibt die Circulation die nemliche, beide Herzen find aortifch. Und in den Sepien, die drey Herzen haben, verlängert fich das mittellte in eine Aorta, und nimmt die Kiemen - Venen auf, und aus den Seitenherzen entlpringen Kiemen- Arterien und Hohladern gehen i.: fie zurück. In den Cruftaceen wird die Relpiration blofs durch Kiemen vollbracht, die bey den Decapoden aus dem oberen Tbeil der Beine entltehn, aufwärts Reigen, und vom Rückenf[childe bedeckt find. Die, Krabben (Cancer) haben fieben blattförmige Kiemen auf jeder Seite, bey den Krebfen (aftacus), Henfchre- cken - Krebfen (Palinurus) und Langarm - Krebfen (Galathea) aber beftehen fe aus zahllofen und wei- ehen Fäden. Bey den Schaufel - Krebfen (Squilla Fabr.) en [pringen fie von den Schwanzfloffen „äh- neln den Pinfeln, und find mit den Flollen von gleicher Zahl. Die Kiemen der Monoculorum (Cru- ftacea Branchipoda) beftehn aus mehreren articulir- ten, am Rande behaarten Blättern, die am unteren Theil des Körpers frey liegen, Einigen derfelben dienen fie zugleich ftatt der Fülse zur Bewegung. Der Blutumlauf ift der nemliche wie bey den Ga- firopoden. Die Infecten haben Kostck Blutgefäfse, allo auch keinen Kreislauf; das Blut wird vom Speile- 364 gun kanal abgefondert, und ergiefst fich unmittelbar in die Zwilchenräume aller innern Theile. Es kann daher nicht, wie bey den vorigen ’Thbieren, dem Relpirations - Organ zugeführt werden, fondern dies breitet fich überall zwifchen ’daffelbe aus. Die Infecten haben falt alle einen vorzüglich vollkommenen Apparat innerer Kanäle, die durch mehrere Oeffnungen Lult fchöpfen, und he daher allen inneren Theilen durch zahllofe Zweige zuführen. Einige derfelben führen fie den Bruft- und Bauchmuskeln , andere dem Darmkanal und den Gefchlechtstheilen, andere dem Kopf, den Flü- geln und Füfsen zu, und verbinden fich mit denen . auf der entgegengeferzten Seite. Die Kanäle find cy- lindrifeh und beftehn aus zwey Blättern, deren äufse- res mit [piralförmigen und knorpligten Fäden umge- ben ift. Daher fallen fie nicht zu, und heifsen Tra- cheae. Meiftens liegt auf jeder Seite des Körpers eine folche Trachea, die vom Kopf bis zum Schwanz beruntergeht, und gleichfam der gemeinlchaftliche Stamm der übrigen ift. Der Durchmeller des Stamms ift rund, eckigt, ellyptifch, der Aefte hingegen falt immer rund. In einigen vollkommenen Infecten dehnen fie fich hie und da in Schläuche aus, die keine knorpligten Fäden haben, und daher zulam- menfallen, wenn fie Iuftleer find. Die äufseren Oeffnungen diefer Luftkanäle heilsen [tigmata, [piracula, larynges; fie befinden fich immer blols am Rumpf des Inlects, oder an einem Fort. fatz dellelben. Bey den meiften liegen fie zur Seite, bey einigen Larven vorn oder hinten, öder an bei! w — 365 den Orten zugleich. Der gröfste Theil und alle reifen ‚Infecten haben mehrere Paare derlelben, die fechsfüfsigen: niebt über zwölf und nicht unter fechs, bey den Seolopendern Sechzig und mehrere, In eineın Segment des Inlects findet. man nie mehr als ein Paar. Die Geltalt .derfelben ift meiltens rund, ellyptifch, der Rand hat zwey Klappen, die das Luftloch [chlielsen, wenn fie ich zufammenle- ‚gen. In einigen Iufecten ilt nur,eine, in andern Gnd mehrere Klappen, in anderen, [tatt dexfelben, Federn oder Boriten.| In der Verwandlung der In- fecten wird auch das Relpirations- Organ verwan- delt. . Bey den Dipteris hat .die,Larve nur eine Röhre am hinteren, die Puppe zwey an der Bruft, und das vollkommene Infect ‚mehrere, Spiracula zu beiden Seiten. Einige unvollkommene Infecten ha- ben. gar keine, oder lehr unvollkommene Luftge. fälse, einen Stamm ohne Aelte, andere haben zwar vollkommene Luftgefälse, aber keine oder verfchlof- Tene Spiracnla; dennoch bekommen lie nach der Verwandlung, wenn fie, zu den, geflügelten gehören, ein vollltändiges Luftfyftem, mit offenen Mündungen, Hingegen giebt es unter den ungeflügelten manche, z.B. Spinnen, Kellerefel, die nie Lufigefälse ha- n Die Wafferläufe (Idotea Fabr.), welche auch ‚keine Luftgefäfse beftzen, haben Kiemen unter dem Schwanz. ;Alfo auch bey den Inlecten giebt es Kie- men, ja age noch unvollkommene ‘und gellü- gelte Infecten, z. B. die Larven der Tagelliegen (Ephemera) und die Nymphen der Schnaken (Ti- pula) atımen durch Kiemen, Die Ephemeren haben % 366 namen mehrere blattförmige Kiemen zur Seite, einige Schna- ken ein Pinfel - oder Federförmiges Kiemenpaar ander Bruft. Die ungeflügelten Infecten ohne Lufigefälse und mit Kiemen gehören vielleicht zu den Crufta- ceis; die aber, welche weder das eine noch das andere haben, find zweydeutigen Welens; Einige Infecten, z.B. die Spinnen, I[cheinen Blutgelälse zu befitzen, und’ diefe haben vielleicht. keine Luftge- false, und umgekehrt ; wo BEP find} ‘Fr die Blutgefälse. - Unter den Würmern hate alle Inteftinal- Würiner , die Waflerfchlängelchen (Nais) ; die mei- ften Regenwürmer; die Blutigel; die Fadenwürtner (Gordius) u: a; m; kein befonderes Relpirations- Or: gan Die andern haben pinlelförmige oder fächer- förmige Kiemen; welche päarweile an der äufse- ren Seite des Körpers fitzen; ‘z.B. die Wurmröh- ren (Serpula), Sandköcher (Amphitrite), Steinbohrer (Atmphinome), Seeraupen (Aphrodite) und Nerei- den (Nereis); ‘Sonderbar ift es; dafs die Würmer; Wenige ausgenommen; unter allen Thieren ‚ohne Wikbelbeine, Allein rotbes Blut haben, das durch eih’vollkommmnes Gefäfslyftem; aber ohne Herz, her- ümgetrieben. wird: Die Arterien gehn unmintelbar indie’ Venen, und die Venen in die Arterien über} Alle haben einige Gefälsltämme;, die parallel neben einander der Länge nach im Körper 'herablaufen; deren Verhältnifs bey denen, die Kiemen haben, darin beftehf, dafs fie Aorten find, wenn fie das Blut im Körper vercheilen‘’ Hohlvenen, wenn hie &s zurückführen, Die Venen führen es in: die Kie- i Zaggfe 367 men, und aus den Kiemen kömmt es in die Aorta zurück. Bey den Zoophyten fehlt meiftens das Re- fpirations- Organ ganz. Doch [cheinen die Seeigel (Echinus), Seefterne (Afteria) und Seeblalen (Holo- thuria) es zu befirzen. Die Seeigel und Seelterne haben zahliofe offene Röhren, die fich zurückzie- hen, auf der ganzen Oberfläche des Körpers; bey den Holothuriis [cheint eine Höhle, die in der Nähe des Afters fich öffnet und einwärts fich zer- ähtelt, die Stelle eines Refpirations- Organs zu vers treten, Den übrigen fehlen Luft=und Blutgefäßse an: 2: Mechanismüs. Der Mechanismus der Refpiration if bey den Säugethieren hinlänglich bekannt, Bey den Vögeln ift er eigenthümlich wegen Mangel des Zwerchfells,; der felten Lage der Lungenitund des: Uebergangs der Luft in andere Behälter. "°Die Bleura, welche: die untere Fläche der Lungen, und ‚nachher die Seitenwände der Brufthöhle überzieht, Sersrirt mit den ihr angehefteten Muskeln einiger- malsen die Stelle des Zwenchfells» Jene Muskeln fpannen die Pleura und erweitern die Lungen, da» mit die Luft eintreten muls. Doch ift die Ausdeh- nung der Lungen bier weit geringer als bey: dem ‚ Säugtbieren, und erreicht das Bruftbein nie, Vor« züglich werden durch die Erweiterung der Brüfts böhle die, großsen Zellen mit Luft: gefüllt. Daher find auch die Knochen derfelben beweglicher, und | ibre Rippen haben einen veränderlichen Winkel, 368 — der in der Mitte eine Articulation hat. Indem die- fer Winkel durch einige Muskeln gedehnt, und die Rippen zugleich nach vorn und nach aufsen gelcho- ben werden, entfernt fich das Bruftvein [tark vom Rückgrath. Die Exfpiration erfolgt durch Veren- gerung der Bruft-und Bauchhöhle. Der Rippen- winkel wird wieder durch eigenthümliche, und die Bauchhöhle durch ihre Muskeln 'zufammengezo- gen. Im Straufs follen die Zellen Muskelfafern ba- ben; wenigftens ind die Lungen überall contractil und treiben die Luft aus. Die hoblen Knochen können die Luft weder eigenmächtig einziehn ‘noch ausftolsen, londern fie [tagnirt in demfelben. Die Amphibien haben einen andern, weit unvollkommneren Mechanismus, weil fie kein Zwerch- fell, einige keine oder unbewegliche Rippen, an- dere kein Brufibein befitzen. Die frofchförmigen Amphibien, die keine Rippen haben, und die Schild- kröten, deren Bruftknochen in eine felte Schaale verwachlen find, follen nach Townfon durch die Erweiterung ihrer ‘weichen Kehle infpiriren. Mit- telft derfelben bewirken fie bey gelchlolfenen Kie- fern, einen leeren Raum, in welchen die Luft ein- dringt, und drücken fie dann durch Contraction der Kehle, bey verfchloffenen Nafenlöchern in die Lungen herunter. Sie exfpiriren nach ihm durch die Bauchmuskeln. ''' In der That fieht man auch bey diefen Thieren eine deutliche Bewegung der Kehle, ' wenn fie relpiriren, die unter dem Waller aufhört, Da aber die kleine Quantität von Luft, die bey je- der — 369 "der Erweiterung der Kehle in fie eindringt, Zur An- “Füllung der Lungen nicht zureicht, und die Bewes gungen der Kehle wirklich auch häufiger find als die Action der Lunge, [o glaubt man, die Lunge werde allmählig angefüllt. Sonderbar ift es, dals plötzlich die Lungen der Fröfche anfchwellen, wenn fie lebendig geöffnet, und zwar allemal, wenn ihre Kehlmuskeln durchlchnitten werden. Ihre Inipira- tionsart ilt daher nicht klar. Die Exfpirätion wird wahrfcheinlich blols durch die Contractilität der Lüngenfäcke vollbracht, da die Bauchmuskeln unthä- tig ind. Amphibien, die bewegliche Rippen ha- ben, infpiriren und ex[piriren mictelft rs Mecha- nismus. Das Lungen - Organ (Schwimmblale) der Filche wirkt träge, wird [chwerlich jemals ganz geleert, und die Infpirationen ‚und Exfpirationen erfolgen in ‚ langen Zwifchenräumen. Det Filch Schöpft blolse N late. an der Oberfläche , oder Luft mit Waller, und drängt fie in den Schlund, zieht den Schlund unter und über der „Mündung der Schwimmblafe zulammen , öffnet den erften Sphineter , ver- fchlielst ihn wieder nach der Aufnahme der Luft und öffnet dann den zweyten an der Schwiinimblale, Die Exl[piration erfolgt durch die Elafticität des . Schlauchs und die fücceflive Oeffnung beider Sphins eteren, Uebrigens [cheint dies Organ keinen Einflufs auf die Oekönomie des Filches 2u haben, weder ' zur Refpiration noch zum Schwimmen zu dienen, und ein zwecklofes Produkt des Bildungstriebes, wie " Arch. fd. Phyfiol, VIII Bd, 111, Heft. Aa 370 a die Brüfte der Mänter, die Clitoris.der Weiber, die Beutelknochen der männlichen Beutelthiere, die Af- terflügel' an den Flügeln der Vögel zu leyn, Die freyftehenden Riemen der Frofch.und $a- lamander- Larven bedürfen keines befondern Mecha- nismus, weil feimmerbin von Waller belpült wer- den. Wenn aber bey den Frofchlarven die Riemen in den Kopf zurücktreten, und auf der linken Seite eine Oeffnung entfteht, fo [chöpfen fie durch den Mund Walfer, und treiben daffelbe durch die ge- nannte Oeffnung wieder aus. _Derfelbe Mechanis- mus; fcheint bey dem Proteus und der Sirene Statt zu finden, wenn gleich die Kiemen immer auswen- dig frey ftehn. Bey den Fifchen ift die mechani- [che Bewegung der Kiemen fo regelmäfsig als die Exfpiration und Infpiration der Lungen der Säuge- thiere und Vögel. Sie öffnen die Kinnladen, erwei- tern die Höhle des Mundes und ziehn das Waller ein; dann verengern fie die Mundhöhle, öffnen die Kiemendeckel und Kiemen- Membran, und treiben das gefchöpfte Waller wieder ’durch die Oeffnungen der Kiemen aus, Die Kiemen bewegen lich theils durch die Oefinung und Schliefsung des Winkels, den die Bogen des Zungenbeins in ihrer Articula- tion haben, theils durch eigenthümliche Muskeln, die an den Extremitäten jener Bogen adhäriren, und fie vorwärts und rückwärts [chieben, Unter den Thieren ohne Wirbelbeine athmen einige Molusken Luft, andere Waller. Jene, die Lufthöhlen haben, fteigen, wenn fie im Waller find, an Pflanzen und andern Körpern aufwärts und [chö- — 371 pfeh Luft, wenn fie an die Oberfläche gekommen find. Dadurch werden fie zugleich leichter, und können nur in dem Maalse fich wieder in die Tiefe fenken, als fie die Luft auslaffen. Dies heht man befonders an den Scheibenfchnecken (Plänorbis) und Vielfrafsfchnecken (Bulimus). Die Inlpiration und Exlpiration wird durch Erweiterung und Ver= engerung ibrer Lufthöhlen bewirkt, ift übrigens weder rythmilch noch regelmälsig, fondern fteht oft lange Zeit fill. Molusken mit Kiemen in Höh- len, wie die Acephalen und Cephalopöden, athınen Waffer, aber träge, wie jene die Luft. Wo die Kiemen frey ftehn, Werden fie meiltens durch eigus ee regelmälsig bewegt. H Kit | Die Cruftac een leben It im Wälfer, inige auch im 'Trosknen, und der Flufskrebs kann wenigltens lange Zeit des Walfers entbehren, Diele Thiere find die einzigen unter denen, die Kie- hen haben, welche die freye Luft arhınen. Wo die Kieinen vom Rückenlchilde bedeckt find, dringt Has Waller durch eine Oeffnung, die mit Klappen verle- Ben ift, zu beiden Seiten der Kinnladen ein. In den schaufelkreblen (Squilla) ftehi die Kiemen freyz fe bewegen lich lebhaft ünd regelmätsig wit dei chwimmblätterh, an welchen lie durch Muskela feftiget Lind. Auch die Bränchipoden (Monoculi L.) find derichtycercus hät freys Kiemen, die immerhin Jurch Muskeln vorwärts und rückwärts bewegt wer: len, wodurch zugleich der Körper mit Yorwärt a Ada ’ 372 \mreon gefchoben wird, wenn die Bewegung ftark.ift, Da- her ihr Name, Branchipoda. 4 Die Inlecten mit Luftröhren athmen blolse Luft, und es ift fonderbar, dafs [elbft in folchen Larven und Puppen, die keine, oder gefchlollene Spiracula haben, die Luftgefälse mit Luft gefüllt find. Der Mechanismus ihrer Refpiration ilt dun- kel. Der Durchmeller ihrer Luftgefälse ift meiltens unveränderlich; die Luft dringt in. diefelben ein, wenn die Klappen lich öffnen, und wird vielleicht durch den Luftzug bewegt, wenn die Klappen auf beiden Seiten zugleichgeöffnet find, Andere In- Tecten, die Dipteren, Hymenopteren, Lepidopte- ren und Koleopteren haben fchlaffe und ftellenweile fchlauchförmig ausgedehnte Luftgefälse. Diele fieht man, ‚prenn ihre Bedeckung durchlichtig ift, in lan- gen und ungleichen Intervallen anlchwellen und zu- fammenfalien, vielleicht durch eine wechfelnde Zu- fammenziehung und Erweiterung des Bauchs, der mit artieulirten und beweglichen Ringen umgeben ift, die den Rippen ähneln, und zu beiden Seiten Falten haben, welche fich erweitern und zulam, menziehen können. Diele Infecten haben ihre meir ften ‚Luftgefälse im Bauch, und man fieht auch, dals fie ihn bewegen, Die Wallerinfecten mit Luft fchläuchen , befonders die Larven, fteigen an ug Oberfläche des Walfers, öffnen ihre Spiracula wie die Larven der Mücken, ‚oder heben die Flügel» decken auf wie der Wallerkäfer ( Dytilcus), oder verlängern, wenn fie das Luftloch an dem bewe lichen Schwanzende haben , daffelbe, biR he die Bag rn 373 Luft erreichen. Die Walferinfeeten mit bewegli- ehen Kiemen, wie die Waflerläufe (Idotea Fabr.), und die Larven der Ephemera, bewegen diefelben; die, mit unbeweglichen Kiemen, z.B. die Nym- phen der Federhornichnecken (Tipula plumofa), bewegen den ganzen Körper. Wallerlarven ohne Luftgefälse und Kiemen fixiren fich mit den Hinter- ülsen an etwas, und bewegen dann den ganzen Körper, damit ihre Haut immerhin von frifchem, Waller befpült werde. Bey den ungeflügelten In- fecten, die gar keine befondern Relpirations - Or- gane haben, bemerkt man auch keine Bewegung des Körpers, die auf diefe Function Pezug hätte. A Würmer mit Kiemen mögen wohl die Action diefer Organe haben. Andere, die kein befonde-, res Refpirations - Organ befitzen, bewegen den gan. zen Körper, um beftändig neues Waller mit ihrer Oberfläche in Berührung zu bringen. Dies fieht man an den im Waller lebenden Regenwürmern, Plautwürmern (Planaria), und befonders deutlich an, den Blutigeln, die fieh mit ihrem hinteren Theil, fixiren, und nun den ganzen Körper in eine wel- lenförmige Bewegung bringen. Eben diele Bewe- gung hat unter den Infeeten die Larve der Tipula plumofa. Bey den übrigen Würmern "bemerkt man keine Bewegung. Die meilten Zoophyten haben keine belon- deren Relpirations- Organe, mit Ausnahme der See- fterne, Seeigel und Seeblafen, wo aber der Me-. ehanismus nicht bekannt ift. Doch, athmen fie Wal L. fer. Andere bewegen den ganzen Körper, z.B. 374. — die Cercaria ephemera, die ‚lich 'wechlelsweile, Schnell wälzt und dann wieder ruht, 3. Chemismus der Refpiration, _ Der Sauerltoff der Luft wird vermindert, der Koblenftoff vermehrt. Doch hängt dies nicht von jenem ab, auch wird der Sauerltoff nicht etwan von der Koble verfchluckt. Denn Spallanzani hat in reinem Stickftoff- oder Wallerftoff- Gas athmen lalfen, und die Erzeugung des kohlenfauren Gas war einerley, ja grölser als in atmofphärilcher Luft. Bey grofser Hitze, nach der Mahlzeit, bey ftarker Muskelanftrengung und anderen Reitzen wird mehr Sauerftoff verfchluckt, mehr Kohlenfäure erzeugt, Daher 'wird von Thieren im Winterfchlaf die Luft falt nicht verändert; aher nach dem Tode thut die Fäulnifs, was die Refpiration thut, fie zerftört den Sauerltoff der Luft, und vermehrt ihren Koblen-. ftof. Doch find hiervon die Ablonderungen,, %. B., die Galle ausgenommen. Auch bey der Fäulnils be-, Fchlewmiget, die Wärme jenen Procels, und die Koh. lenläure erzeugt fich auch in reinem. Stick - oder. Wafferftoff-Gas. Der Chemismus der Refpiration hängt allo ab von einer phyfilchen Verwandtfchaft des Sauerltoffs zur gelatinös- albuminöfen thierifchen Materie und einer Abneigung diefer Materie gegen, die Kohlenfäure. Die Haut thut das nemliche, was. i $ \ | die befonderen Refpirations - Organe thun. Der Grad der Luftveränderung hängt von der Vollkommenheit der. Relpirations- Organe ab. Die Amphibien ath- men färkex ‘ durch die Haut und fterben Schneller, , — 375 wenn die Hantfünetion, als wenn die Limgenfunction gehemmt ift. Die Molusken und Würmer ablorbi- ren vor ihrem Tode in einer gefchlolfenen atmo- Iphärifchen Luft allen Sauerftoff, die Säugethiere und ‘Vögel von zwanzig Theilen Sauerftoff in der atmofphärifchen Luft nur funfzehn, fechzehn,, fieb- zehn Theile. 7 Die im Waller lebenden Thiere athmen die Luft, und zerfetzen das Waller nicht. Denn in dem letz- ten Fall würde Wallerftoff frey werden, und die Thiere müfsten auch athmen können in einem von der Luft getrennten, oder mit einem irrefpirablen ‚Gas bedeckten Waller. Allein unter diefen Um- ftänden fterben fie. Auch wird die Luft über dem Waller ihres Sauerftoffs beraubt und mit Kohlen- fäure gefchwängert. Doch geht die Relpiration im Walfer träger als in der Luft von [tatten, weil we- niger Luft im Walffer ift, und diefelbe darin nicht fo fchnell erneuert werden kann. Thiere, welche in anderen leben, z.B. die Inteftinal - Würmer, ha- ben auch Sauerftoff nöthig, um zu beftehen, wenn gleich. wenigeren, und verändern die Luft, wie alle andere Thiere, wenn fie ibr ausgelerzt werden, Sie mülfen den Sauerftoff von den Thieren bekom- men, in welchen fie find. Auch die Zoophyten können der Atmofphäre nicht ganz entbehreu. Zur'Fortdauer des Lebens wird nicht allein die Aufnahme des Sauerftoffs, fondern auch die Ent- fernung der. Kohlenläure erfordert. Die Thiere Sterben in einer gelchloffenen Luft nicht allein durch die-Abnahme des Sauerftoffs, londern auch durch 378 — die Anhäufung der Kohlenfäure,, vermittellt ihres eignen Athems .Während des Winter[chlafs haben die Thiere keine Relpiration. Sie wird alfo. blofs zum freyen Leben erfordert. Ihre Effekte find 2») Wärmeerzeugung, 2) Vermehrung der Reitzbarkeit: der contractilen Theile, 3) Gerinnbarkeit des Bluts und des Nah- rungsftoffs, ; Der Hauptvermittler diefer Wirkungen fcheint das Blut (elbft zu (feyn. Daher der Mechanismusı dafs alles Blut erft mit der Luft in Berührung ge- bracht wird, ehe es fich im ‘Körper ausbreitet, Das Blut hat zwar [eine Röthe von der Oxydation fei- nes phosphorfauren Eilenoxyds. Doch wird es hellrö- ther durch. die Refpiration, Jene Verwandlung er- eignet fich in dem Maalse vollkommner als das Or- gan und fein: Mechanismus vollkommner, und die Luft an Sauerfto reicher ift. ‘Doch ftehn jene Mo- mente nieht überall mit einander in gleichem Ver- hältnifg; ‘Bey den Vögeln und ‚Infecten berührt die, Luft die gröfste Fläche, dann folgen die Säu- gethiere, die Filche," Cruftaceen, Molusken, Am- phibier, und zuletzt die Thiere, welche gar kein befonderes Refpirationsorgan haben. Ferner kömmt es auf den Mechanismus und auf die Güte'des Me- diums'an, das refpirirt wird, Das Waller ift da- zu weniger fähig, ‚als die Luft, Der Mechanismus bey den Infecten. it, nicht fo vollkommen als bey den Vögeln, die'alle drey Momente in gleicher Voll- kommenheit haben. Die'Fifche| die Cruftaceen und die meilten Molusken athmen'Walfer, der Mech& - BEN -——; 377 nismus ält-träge, und das Organ hat keine bedeu- tende Fläche, Bey den Thieren, die blofs durch die Haut athmen, kömmt es darauf an, ob die Haut viele Gefälse babe, die Thiere fich bewegen, und in der Luft oder im Walfer athnen. Mit diefen Mo. mienten [tehn die Einfüffe der Refpiration auf den Organismus im genaulten Verhältnils. Die Wärme‘ ilt bey den Vögeln am ftärkften, dann folgen die’ Säugthiere, auf die Säugthiere die Infecten. Auch die kaltblütigen Thiere, feiblt die Pflanzen entbin- den Wärme. ‘In den Bienenftöcken fteist fie bis zur Temperatur der Menfchen. Die Wärme entlteht durch die Zerfetzung des Sanerftoffgales , das als folches nicht: durch’ die Membranen dringt. Der Wärmeltoff trennt Äch von [einer Bahs. ‘Doch mag nicht alle Wärme ‘aus dem Sauerftoffgas [chon in den Lungen, ‚Sondern zum Theil erlt allmählig auf dem Wege des Bluts durch den ganzen Körper frey' werden. Dann fteht die Vollkommenheit der Refpiratio mit der Muskelreitzbarkeit im Verhältnifs, Die Vögel find am beweglichften, hie fliegen’ fafe alle; einige liegen, [chwimmen und’ gehen zugleich, Die. Säugethiere find zu fo Starken und’ rafchen Bewe- gungen nicht fähig. Hingegen laufen und fiegen:die Infeeten [chnell, einige [chwimmen fogar auch, und aufser ihnen und den Vögeln giebt es keine andern! Thiere, die jene drey Arten der Bewegung zugleich belälsen. Läfst die Thätigkeit des Körpers nachy’ fo vermindert fich auch die Refpiration, und um» gekehrt; durchErftickung wird die Reitzbarkeit'/der 378 — Muskeln vermindert, durch das Athmen des rei« nen Sauerftoffgas vermehrt; 'die den Lungen nahe "liegenden Theile, das Herz und ‘das Zwerchfell, haben die meilte Reitzbarkeit, und fie nimmt ab in dem Maalse, als fie fich vom Herzen entfernen, ' Endlich fteht noch der Ernährungsprocel[s und die Gerinnbarkeit des Bluts mit der In- "tenfität der Refpiration in Verhältnils. Durch die Refpiration wird der Milchfaft in Blut verwandelt, und das aus der Ader gelalfene Blut gerinnt an der Luft. In kaltblütigen und erftickten Thieren ife das Blut Aülfiger. ; Wachsthum und Reproductions- "Vermögen | fte- hen mit der Relpiration, "jenes im direkten, Biug Jin umgekehrten Verhältnifs, Je ftärker die Refpi- ration ift, defto fchneller wachlen die Thiere, delto weniger reproduciren fie verlohren-gegangene Theile und umgekehrt,‘ Fifche, Amphibien, Cruftaceen, Molusken, Würmer und Zoophyten wachfen lang- m, und falt fo lange als fie leben, und haben alle ein Starkes: Reproduetions- Vermögen. Die Fi- fche erfetzen ihre Floffen ‚'die Amphibien Schwanz, Fülse, und Augen‘, die Cruftaceen. ganze äufsere: Glieder, die Molusken follen den verlohren gegan- genen Kopf reproduciren, welche Eigenfchaft den Deutfchen gegenwärtig [ehr zu [tatten käme; und. bey 'den Würmern und Zoophyten hat vollends das Reproductions --Vermögen kein Ziel. Die, Vögel wachlen am ltärklten, dann folgen die Säugthiere, dann die Infecten. . Die Vögel und Säugthiere re-. ‚produeiren nur ibre pflanzenartigen Theile, Ober . ger 379 haut, Haare und Federn; die Infecten, wenigftens die vollkommnen, gar keinen Theil, nicht einınal die Haare oder andere verlohren gegangene äu- fsere Theile; ein Umftand, der bis jetzt der Phy« fologen Aufmerkfamkeit entgangen zu feyn [cheint. Bey diefen Einfluffen der Relpiration auf die Organismen verhält fich der Sanerftoff als das Poli- äive, und die Ausleerung des Kohlenftoffs als das Negative. Mit den Nahrungsmitteln wird immer- hin Carbon und Azot in den Körper gefchafft, das Earbon mit dem Sauerftoff ‘verbunden und wieder —ausgeleert. Daher das Vorwalten des Azots in den Thieren, und die Azotirung ift der chemifche Pro. eels, welcher die Thierheit charakterihrt, ». warst R; N, 380 u; Ueber die Bildung des menfchlichen Eys, von D. J. Burns, Lehrer der Hebammenkunft in Glasgow*) ı In dem erften Monathe nach der-Empfängnils [chie, (sen Gefälse aus dem Theil der Membran der Ge. bärmutter aus, die ihren Grund überzieht. Sie ähneln dem Schimmel des faulen. Fleifches, drän, gen fich gegen ihre ‚Wurzel zulammen, trennen fich mit den entgegengeletzten Enden und haben ohnge- fähr die Länge eines Zwölftels eines Zolls. An dem glandulöfen. Theil des, Gebärmutter -Halles,, der eine röthliche Gallert abfondert, fehlen diele Gefäfse, £ doch unmittelbar über diefer Stelle ieht man einige wenige, während der zwilchen beiden liegende Kör- per der Gebärmutter keine hät. Diefe vasculöfe Production bildet das äulsere Stratum der Decidua, das eben von der Richtung dieler Gefälse, welche unter rechten Winkeln auf der Gebärmutterfläche ftehn, ein ftreifigtes Anfeben hat. Die Striefen find wechfelsweile weils und dunkelroth, nach Maafs- gabe der Leere der Arterien und der Anfüllung der Venen; doch färben fie ich durch die Injection alle. Zwilchen dem zweyten und dritten Monath ver- Ichwindet dies geftreifte Anfehen der äufseren De. eidua, und fie bekömmt dafür eine lamellirte Geltalt. Faft unmittelbar darauf, dafs jene Gefälse aus der Gebärmutter hervorgetrieben find, entfteht ein *) The Edinburgh medical and furgical Journal, Edinburgh 1806. Vol. Il. p. ı. \ — 381 zweyter Satz von Gefälsen aus den Extremitäten der erlten, die mehr zerältelt, in ein unregelmälsiges Ge- webe gebildet find, und unter rechten Winkeln mit dem erften zufammenhangen, die kurz, gerade und parallel neben einander fehn: , Diele Gefäls - Pro- duction bildet das innere und unregelmäfsigere Sıra- tum der Deecidua. Es hat das Anfehn zerrillener, in der Gebärmutter herabhängender Flocken, doch bey genanerer Prüfung findet man nirgends eine Verle- tzung, [ondern die Ränder find glatt und begränzt. Dies ift der Bau der Decidua in den erften drey und vier Wochen nach der: Empfängnils, wo noch keine Frucht in der Gebärmutter ilt. In einem Fall fand ich um diele Zeit das blalenförmige #y in der Mitte der Tube, in einem andern’noch im Eyerftock, umlchlolfen von der Tube, und bey einem kleinen ' Stich in das Peritonäum des Oyariums [prang die Blale hervor, Die Decidua dringt nicht in die Tuben ein. Die Frucht lieigt mit zwey Häuten umfchloflen, einer innern gefälslofen (Amnion) und einer äufse- ren, auf der äulseren Fläche mit flockigten Gefä- [sen befetzten (Chorion) in die Gebärmutter herab, Hier wird fie von einer kleinen Höhle in der Nähe der Tube aufgenommen, 'die fich in jener vascu« löfen Subftanz bildet, deren Seitenwände das [trei, Äigte Stratum der Decidua externa, deren Grund die Decidua interna ausmacht, In dem Maalse als das Ey lich vergrölsert, fchiebt es die letzte vor fich ber, und bildet dadurch die Decidua protrufa oder refiex.. Während diefes Proceffes [chielsen auch Gefälse aus dem Körper der Gebärmutter her- vor, die Gefälse der Decidua ‚interna verlängern 382 — Ich, bilden mit denen des Körpers der Gebärmut- ter eine Decidua, und füllen alle Zwilchenräume zwilchen der Decidua rellexa und dem Pflock von Gallert in dem Gebärmutterniund aus. Zwilchen dem zweyten und dritten Monath ift allo die Gebär- mutter vollkommen ausgefüllt, das Ey ausgebildet, ‚die Frucht in ihre Häute eingefchloffen, die Pia- eenta dick und grols, die Decidua relexa deutlich, der untere Theil der Gebärmutter mit zwey Schich- ten der Decidua und einem Fortlatz der inneren angefüllt. Wenn man um diefe Zeit das Ey aus der Ge- bärmutter nimmt, fo gleicht es einer altmodifchen Talchenuhr, deren Gehäufe die Placenta, das Glas die Membranen vorltell. An dem untern Theil der Membranen fieht man die Ränder der Decidua re- Hexa, noch tiefer die Decidua externa und die Pro- celle der interna, welche den untern Theil des Uterus ausfüllen, und eine Art von Stiel für die dar- auf ftehende Kugel bilden, In demfelben ilt ein Ka- nal, der von dem gallertartigen Pllock bis auf den Grund der Decidua reflexa geht, und in dem Maalse als die Membranen fich vergröfsern, von der Deci- .dua beruntergelchoben wird, bis er zuletzt ganz ver- fchwindet. Am ralchelten und härkiten erweitert fich die Gebärmutter in ihrem Grunde, lanpfaın und falt unmerklich in der drüfigten Portion über ihrem Munde, die keine Decidua erzeugt, und daher nie durch Gefälse, Iondern blols durch Gallert mit dem Ey zulammenhängt. j en —— 385 Die Haut faugt nicht ein. Ein Auszug aus des Dr. Rou/feau aus Domingo Inaugural-VDilfertation, die er auf der Univerlfität Penfylvanien ver- theidigte*). Die Lunge! ilt das einzige Organ das eim- faugt; die Saugadern der Haut abforbi- ren nicht. Dielen Satz hat der Verf. durch Ver- fuche mit Terpentinöhl, der dem Harn‘ Veilchen- geruch mittheilt, zu beftätigen gelucht. Beym er- Sten Verfuch nahm er einige Tropfen .deffelben auf Zucker ein; beym zweyten letzte er fich den Däm- pfen delfelben in einem verfchlolfenen Zimmer aus, In beiden Fällen bekam der Urin Veilchengeruch, Beym dritten Verfuch, wo er Jich gleichfalls den Dämpfen des Terpentinöhls ausletzte, aber durch ein Rohr die Luft eines benachbarten Zimmers zwey Stunden lang aıhmete, und die Nafenlöcher ver- ftopfte, war kein Veilchengeruch am Urin zu be- ne Der vierte Verfuch: D. R. fteckte den nackten Arm, mit einer Schaale in der Hand, in welcher Terpentinöhl war, in einen gläfernen Krug und verküttete die Mündung des Kruges rund um den Arm. Er blieb drey Stunden lang in dieler Stellung, und athmete während der Zeit durch das eben bemerkte Rohr. Allein es Zeigte ich [chlech- terdings kein Veilchengeruch am Urin. Beym fünf. ”) The Edinburgh medical and furgical Journal, na 1806, Vol, II, p, ı0, 384 — ten Verfuch nahm er vorher eiwas Salpeter, um den Urin zu treiben, athmete durch das Rohr, wie vor- her, und liefs ich nnu den ganzen nackten Leib eine Stunde lang mittelft eines Schwainms mit Terpentin- ‚öhl wafchen. Aber alıch nach dielem [chmerzhaften Verluch blieb der Urin ohne Geruch. Nach die[en Verfuchen machte er andere in der Abficht, um dadurch die Einfaugung der Lunge zu beweilen. Er nabm eine Flafche mit einem engen Halfe, in welcher Terpentinöhl war, fteckte die Nafe hinein, und athmete zwölfmal aus derfelben. Dann ging er [patzieren, und nach ız Stunde war der Ter- pentingeruch noch an feinem Athbem wahrnehmbar. Der Urin hatte Veilchengeruch bis zur Schlafenszeit. Das nemliche ereignete fich bey Verfuchen, wo Ter- pentinöhl verbrannt wurde. Durch den zweyten Ver- fuch fuchte er zu beftimmen, wie wenig Terpentin- öhl nöthig [ey, um aufs Harnfyftem zu wirken. Er entledigte daher feine Lungen möglichlt von Luft, und athmete dann nur einmal den Dampf des Terpentin- öhls ein. Eine halbe Stunde nachher hatte der Urin Veilchengeruch, und behielt denfelben dreyt ‚ bis vier Stunden lang. Daber muls man bey den erlien Verfu- chen fich wohl hüten, dafs keine Dämpfe eingeath- met werden, wenn fie gültig [eyn follen. Beym letz- ten Ver[uch bediente er fich eines Rohrs, und athmete durch dallelbe die Dämpfe des Terpentinöhls aus ei- nem gläfernen Kruge ein, der [o entfernt ftand, dafs er nur durch das Rohr erreicht werden konnte, Der Urin bekam Veilchengeruch. Un- — 385 Unterfuchungen über den Bau des kleinen Gehirns im Menfchen. Zweyte Fortletzung. Ueber die Organifätion der Lappen und Läppchen, oder der Stämme,, Aefte, Zweige und Blättchen des kleinen Gehirns, die auf demKern deffelben auffitzen, vom Profef- for Reil, vL Da Mi diefer Aufgabe, was des kleinen Ge- hirns innerer Bau [ey? wage ich mich an ein Gewebe, welches in fich fo verflochten ift, dafs vor mir Keiner es gewagt hat, dalfelbe zu entwir- ren. Freylich werde ich es auch nicht: fo dünn aus- fpinnen können, dals es überall, im Einzelnen wie ‚im Ganzen, durehlichtig wird, Doch bin ich über- zeugt, dafs ich das meifte entdeckt habe, vieles "hoch entdecken werde, und dafs meine Art zu un- - terfüchen, die noch auf mannichfaltige Weile ver- - ändert werden kann, uns in Kurzem ganz zum Ziey führen, und damit eine neue Epoche der Phyliolo- gie beginnen wird, Beyträge und Erinnerungen von Naturforichern, die nicht meine und ihre, fondern P > Arch, f.d, Phyfiol, VIII, Bd, III. Heft. Bh 386 ” die allgemeine Vernunft als das einzige Tribural der Wahrheit anerkennen, nehme ich mit eben [o vielem Dank an, als ich den hohlen Dünkel ein- zelner Menfchen und ganzer Nationen verachte, die den Arbeiten Anderer durch ihr Urtheil Credit zu machen lich anmalsen, und den Verfall ihres eignen durch dergleichen lole Künlte zu bemänteln fuchen *), ER *) „Ileft done Evident, d’apres lextrait que‘ nous venons de donner du rapport de M. Cuvier, que les prete n- dues grandes decouvertes für le cerveau, annon- cees par M.M. Gall er Spurzheim, fe reduifent A un tres- petit nombre de faits, qui font bien loin de pouvoir compenfer les pretentions de ces anaromiltes, „Le principal merire de M, M. Gall et Spurzheim, et d’avoir force M. Cuvier, en ptefentant un „memoire a l’Inftitur, de s’occuper de l’anatomie du cerveau. ‚Cet illaftre favant a fait beaucoup de recherches fur ce vis- ctre dans I’homme et les animaux; ila detouvert’ une foule de faits trös-importans qu’il a-confignes, ainfi que eeux, qu'il avoit obferves depuis long-tems, dans fon vapport; il a donn& des idees extr&inement ingenieufes fur les fonctions du cerveau ; il a expofe avec beaucoup d’ordre et de clart& la doctrine -anatomique de M. M Gall et Spurzheim, de maniere que chacun pouıra Pen- tendre et verifier. leurs pretentions; il ’a confidere tous les articles feparement; et dans cer examen, apıds avoir rapport€ tous ce qu’on a Ecrit fur ce viscöre, l’avoir compar& aux opinions de nos anatomiftes et demontre que presque tous ces objets Etoient connus depuis long- tems, il jette le plus grand jour fur les divers points de fa ftrueture: er transforme ainfi fon rapport &n un tiaite compler fur l’anatomie du cerveau,“ D. Provengal im Journal general de Medecine de Paris, XII annee. m, 144, T. 32, Aodt, 1808. — 387 Ehe ich an meine Arbeit gehe, will ich [elbft auf einen Gedanken aufmerkfaın machen, der uns beunruhigen könnte; ob nemlich die Bildung des kleinen Gehirns, wie ich fie befchreiben werde, urfprünglich ift, oder erft nach dem Tode durch die Einwirkung des Alcohols, wie die geblätterte Form des gekochten Eyweilses durch die Siedehitze entlteht? Diefer Einwurf würde nicht blofs das Ge- ‚ birn, fondern auch die von mir entdeckte Organi- fation der Cryltallinfe treffen. Aber gerade dielfe bat eine fo beftimmte und eigenthümliche Bildung, dafs es kaum glaublich ift, fe entftehe ohne orga- nifche Kräfte durch eine -blofse todte Anziehung ih- rer Moleculen, zu welcher dielelben durch die Sal- peterfäure beltimmt werden. Und gefetzt auch, das Gehirn Sey Wahrend llaenens in einem halb- Nüffigen Zuftande, und habe actu den Bau nicht, wie ich ihn gefunden habe, fondern bekomme denfelhen erft' nach dem Tode durch die Kräfte der Oxyden und des Alcohols; ‚fo würde doch der einge[chlagne Weg der einzige feyn, Seiner Organifation auf die Spur zu kommen; die Strömungen der Kraft, die "in den animalifchen Actionen unlichtbar wirkt, in den Gebilden Gchtbar zu machen, welche fie formt; und in der Richtung, in welcher die [tarken Oxyda- tionen nach dem Tode die Malle bilden, die Bahn nachzuweilen, welche das Leben mit beftändigen leichten Oxydationen und Desoxydationen, durch Hülfe des arteriellen Bluts, im galvanifchen Procelfe wandelt, t li ano 8 DEE 2 a ne 27T 388 — Auf jeder Seite des kleinen Gehirns fteht ein aus drey Armen dellelben zulammengeßoflener Pfeiler, aus welchem das Gehirn hervorgetrieben wird, und in.welohen es zurückkehrt, Die feit- lichen Arme diefer Pfeiler nehmen die vörderen und hinteren in ihrer Mitte auf, und breiten fich dann über dem Rückenmark in eine grobfalrigte $ubltanz aus, die in bogenförmiger Richtung von beiden Seiten "zum Wurm geht, und das Corpus ei- liare in. dem Mittelpunkt jedes Hämifphäriums, del- fen Mechanismus ich bel[onders befchreiben werde, wie eine Kapfel umfchliefst. Ueber diele innerlte, bogenförmige und grobfalerigte Schicht liegt eine zweyte, lamellirte, die gleichlam das Intermundium zwilchen jener und den Verzweigungen des klei- nen Gehirns ift, und. ars äufserfte Schieht des Kerns der Hämifphärien ausmacht. Auf diefem Kern fitzen nun die Lappen des kleinen Gehirns mit ihren mannichfaltigen Zerältelungen auf, und enden an ibrer Oberfläche mit zarten Blättehen, die mit Rinde überzogen find, An diefen in dem ganzen Umfang des Kerne auf ibm aufftzenden Blättchen, Zweigen, Aelten und Stämmen, .die.der Gegenftand der, gegenwärtigen Abhandlung, ind, ift nur zweyerley zu enträthleln, nemlich die Artieulation an.dem Ort, wo die genannten Theile fich, verzweigen und der Bau dieler Theile zwilchen den Ar- ticulationen. Denn die, Organifation aller Arti-/ eulationen, fo wie aller Theile zwilchen ihnen, ‚ie fich überall vollkommen gleich, und man kennt daher zur 389 den ganzen Bau diefer Theile, wenn man nur von jenen beiden Punkten richtige Begriffe hat. Was zwilchen den Articulationen liegt, nemlich die Blättehen, Zweige, Aelte und‘’$Stämme felbft, beftehn aus Markplättchen, die die Rich- tung haben, in welcher die Lappen den Kern von’ einer Seite zur andern umgeben, und von vorn sach hintenzu eins auf das andere gelegt find. Je- des Markplättchen befteht wieder aus Falern, die: * Faferung ift ftrablige, und die Strahlen concentriren fich in einen imaginairen Heerd, der theils durch die Formation des Lappens beltimmt wird, z.B. in den Mandeln, theils in den Mittelpunkt des Hämi- fphäriums fällt, von welchem fie gegen deflfen Um- | fang divergiren. (f. Tab. VL, Fig. 1.und 2,) In den dem Kerne nahe liegenden ‘Stämmen und Aelften find die Markplatten und deren Falern gröber und ftärker, hingegen wewden fie in dem Maalse, als es dem Umfang zugeht, in den Zweigen und Blätt- chen immer zärter, wo fie nicht einmal die Dicke eines Mohnblatts haben. Eben weil die abgezogenen Markplättchen ge- falert find, kann man fie von oben nach unten, oder von unten nach oben, nach dem Lauf der Fa- fern, in lauter feine Striefen reifsen, Hingegen laffen fie fich in der Quere nicht in Striefen rei- fsen. Die Fafern haben ein veignes glänzigt- blalig- tes Anfehn, wenn man fie mit der Lupe befieht, und feheinen Stellenweile mehr oder weniger an» gefehwollen zu feyn. Aus obigen folgt nun, dafs die Markplättchen eine lineare ftrahligte Bildung 390 — haben, aber es folgt daraus nicht, dafs jede Fafer für fich ift, wie die Falern der Muskeln, dals fie in einer Fläche neben einander getrennt liegen, und durch irgend ein Zellgewebenartiges Bindungsmit- tel am einander geheftet find. ‘Doch habe ich auch in diefer Rückficht eigene Er[cheinungen an Gehirnen gelehen, die in Alcohol alt geworden und ftark ge- härtet waren; bricht man dielfe Gehirne, die keine Feuchtigkeiten mehr einfaugen, und inwendig gleich- fam eingetrocknet find, auf und zieht die’ Mark. platten ab, fo trennen fich oft fo feine, und im Durchmelfer fich überall gleiche Fäden ab, dafs fie dem zarten Gelpinft des Seidenwurms ähneln. Articulation findet man allenthalben, we Zerältelung ift, der Stamm vom Kern, der Zweig vom Alte, das Blättchen vom Zweige fich abtrennt, - allo an jedem Orte, wo eine [chwächere Mark- Schicht auf einer ftärkeren aßflitzt. Denn des klei- nen Gehirns Theile find wahrfcheinlich keine conti- nua, [ondern nur contigua, welches aus dem erhellt, was weiter unten über deu Bau delfelben gefagt werden wird. Die Artieulationen find linear und in.die Länge gezogen, wie die Theile, welche fie verbinden, haben daher die. Form von Riffen und Rinnen. DieRiffe find entweder mehr oder we- niger zugelpitzt oder abgerundet; ihnen gegenüber liegt eine Rinne, in welcher fie einpallen. Au- Sserdem find noch zwifchen je zwey und zwey Rif- fen Rinnen oder [chwache Senkungen. Von diefen Biffen mus: man: die [charfen Ecken unter[cheiden, die in dem Winkel entftehn, wo zwey Aeclte von a 391 gleicher Stärke aus e'nander gebrochen werden, Diefe-Ecken-find: fcharf;, gerilfen, liegen auswen- dig und es find deren zwey, die zulammenftofsen, ' ohne Rinne. : Jedes Blättchen theilt fich von der Spitze bis zu [einer Wurzel in zwey Hälften, und wo diefe an der Wurzel zulammenftofsen, bleibt eine dreyeckige Rinne offen, in welcher ein Riff der Markfläche eingefugt ift, auf welcher es auf- ‚ftzt. Vollkommen auf die nemliche Art artieuli- ren die zarten Zweige mit den Aelten, ‘die Aefte‘ mit den Stämmen. Jedem Riff entfpricht eine Rinne, und umgekehrt, wie der Gelenkkugel eine Pfanne. Von den Starken Riffen und Rinnen, die im’ gan- zen Umfang des Gehirns fich zeigen, wenn es von hinten nach vorn in zwey gleiche Hälften gebro- chen wird, ife bereits oben S. 296. die Rede ge- welen, "welches hier verglichen werden muls, Wenn ' man ein Läppchen [paltet, und von der einen Hälfte de(felben auf der innern Markfeite ein Markplätt- chem nach dem andern von der Wurzel gegen den’ freyen Rand zu abzieht, bis man auf das letzte kömmt, auf welchem die Riffe für die Blättchen Sitzen, und dies nicht gerade, fondern übereck und leitwärts abzieht; fo fiekt man, dafs’ vonje- dem Riff ein Markplättehen' in die Spälten am Fufs‘ der Blättchen aufwärts Tteigt. : Die Riffe find alfo die Orte, auf welchen die Centralplättchen der Blätt- chen, Zweige u. [, w. auflitzen.. ., Wenn auf einem Riff noch das Centralplättehen aufftzt, und man dies rechts über abhricht, [o rückt der Riff hinks, ‚ and’ umgekehrt rückt er rechtsz‘ "wenn man das 1 392 —— Plättchen Iinks über abbricht- Die-Riffe find allo Orte, an welchen die Markplättchen'von beiden Sei- ten zulammenltolsen., Die Riffe werden in dem Maalse immer zärter," als es von den Kernen zur Oberfläche geht. Die Blättchen haben die zartelten Riffe und Rinnen, © «Merkwürdig ilt’es, dafs die Brüche von der Oberfläche gegen die“Kerne zu in den Artieulationen nicht ausreilsen , ' [ondern 'von den Blättchen in die Zweige, und fofort bis'in den Kern gehn. Die mittelften Plättcehen ‘der Blättchen: Schlagen‘ fich-alfo nicht zu den benachbarten Zweis gen fort, fondern laufen an dem Zweig abwärts, auf welchem fie fitzen. Das: nemliche Verhältnils findet zwifchen den Zweigen und Aelten, ‘den Ae- ften und Stämmen Statt. Nur die äulserften Lamel., len gehn an der einen Wand herab, durch die Fur- che fort und an der entgegengeletzten wieder her- auf, Die inwendigen hingegen folgen dem Lauf des Altes und Stammes. + Dies fieht man auch, wenn man einen Lappen von innen nach aulsen einbricht und aus einander zieht, Die Markplättchen .des Stamms gehn in die Aefte und Zweige, ja [elbft im die Blättchen hinein, Ich werde mit den Theilen ‚anfangen, die an der Peripherie liegen, 'zuerft.den Bau der Blätt- ehen*) belchreiben, ‚von ihnen zu den Zweigen, ®”) Blättchen nenne ich die letzten zu Tage ausgehenden Productionen der Verzweigungen des kleinen Gehirns, die auf feinem Kern auffitzen, eine faumförmige Geftalt, in der Mitte ein, zartes Markplättchen \haben, und auswen« dig mit Rinde ‚bedeckt find, Meiltens ffehn fie unterleis —— 393 Aelten und Stämmen, an welchen fie haften, fort- gehn und mitdem Bau. des Kerns und der Pfeiler den Befchlufs, machen, Ift der Weg einmal gebahnt, fo kann man ihn nach Belieben von oben hinab, oder von unten hinauf gehn. Die: Blättchen haben Rinde im Umfang ‚und Mark im Kern, Die Rinde befteht aus zwey Blät- tern, einem äulseren grauen und einem innern [chmu- tzig gelben Blatt. Ein Blatt ilt auf das andere, und die ganze Rinde auf das Mark blols aufgelegt, trennt fich von derfelben glatt ab, und hat alfo keine un- mittelbare Verbindung mit ihm. - Im Alcohol wird fie weils, das Mark gelb, dies gelber in den Blätt- chen als in den Zweigen, Aelten und Stämmen, Die Rinde ift lockerer und weicher als das Mark und faugt die Feuchtigkeiten ftärker ein. Nach die- fem und dem; ‘was; unten über die Organilation der Blättchen gefagt werden wird, dafs nemlich ihre äufserften Markplättchen nicht einwärts in die Zweige hinein [teigen, Sondern an der Oberfläche nem fpitzen Winkel auf ihrer Grundfäche, und variiren in der Geftalt, Größe und der Richtung ihres Laufs fehr, wovon ich in der Folge befonders fprechen werde. Die #° Rinde bedeckt aber nicht blofs diefe Blättchen, fondern ©» auch die Furchen und Flächen zwifchen ihnen. Das Mark 0... hat; nur an feiner Oberfläche eine Decke von Rinde, mir Ausnahme der Ganglien im Innern deflelben; und alles zu Tage ausgehende Mark hat Rinde, mit Aussahme des Gewölbes der vierten Hirhhöhle, des Stiels der Flocken der Markfegel und der Schenkel, die daher wahrfchein- lich auch eine von jenem ganz .verfchiedene Befimmung haben, 394 m fort von»&inem Blättehen- zum anderw gehn, [cheim es, als wäre.die Rinde ein Anflug oder\ein Nieder- fehlag von. aufsen, ‚aus der Gefälshaut, . der-Aich all. mäblig verdichtet; anfangs in’ eine [chmutzig=gelbe, - und nachher in eine weilse Subftanz «übergeht. + Ob allo das Gehirn in» feinem Innern »zulammenfchwin- det, und-durch' neue! und füevelive Niederfchläge aus, der Gefälshaut ‚fich 'reprodueirt? Wenigltens ift die Gefäfshaut in der Bildungsepöche des Fötusalters ungewöhnlich ftark, und zwifchen Rinde und ? kein Unterf[chied. ao Der Markkern der Blättchen befteht aus zarten Lamellen, die von beiden Seiten zufammengelegt find, und fieh.daher in der Mitte Ipalten- allen, Diefe Plättchen find aus parallel’ neben: einander liegenden Fafern zulammengeletzt; ' die gegen den freyen Rand des Blättchens ftrahligt auslaufen, und von allen Seiten mit einen Ueberzug von Rinde be- deckt werden. Die äufserften Plättchen gehn «von einem Blättchen durch die Furche zwifchen beiden zum andern fort, Wenigftens kann man fie auf der innern Seite des Blättehens über den inneren und ftumpfen Winkel hinaus, und durch die Furche fort abtrennen, Wo es auf der Flächeides'Zweiges, dem es’ angehört; auflitzt,. articulirt es mit 'derfelben durch ginen Biff, ‘und zwar lo) dafs es fich von feiner Spitze bis auf den Grund gerade in zwey glei- che Hälften theilt, die am Grunde mit zwey [tum- pfen Ecken zulammenftofsen, in welche die dritte gleich grofse des Riffs einpalst, Inder Mitte: des ‚Blättehens fenken fich Markplättchen des Zweiges — 395 in daffelbe hinein; welches man wenigftens an der innerften Hälfte ‚deutlich fieht. Von der Seitenwand eines Lappens oder Läpp- chens kann man ein Blättchen.nach dem andern ab- ziehn; das unterfte urmd tieffte zuerft, und fo der Reihe nach fort. Man nimmt; dazu den Stiel ei- nes Scalpels, (etzt denfelben in den: hinterften mei- ftens ‚[pitzen Winkel des Blättchens, und drückt und zieht es mit den Fingern oder der Pincette ab. Mit dem Blättchen trennt fich eine Marklamell an der Fläche des Zweiges abwärts, und die erften Plätt- ghen Steigen, wenn der Zweig nicht abgetrennt ilt, an der entgegengefetzten Wand des angränzenden Zweiges wieder aufwärts. Da wo das Blättchen abgedrückt lt, alfo an dem Ort, wo es articulirt, bleibt ein Riff füitzen. Drückt man das nächftie über dem vorigen: liegende Blättchen ab, fo zeigt fich da wieder ein Riff, wo dies aufgefelfen hat, und wenn man es mit dem zu ihm ‘gehörigen Markplätt- ehen abzieht,. [o geht der'erlte Riff verlohren, und bleibt auf dem abgezogenen Markplättchen fitzen, Auf diefe Art kann man die Blätterung bis an, ‚den freyen Rand des Läppchens, dies auf der einen wie auf der anderen Seite deffelben fortfetzen. Doch löft fich nicht mit jedem Blättchen ein Mark- plättchen ab, entweder weil nicht alle Blättchen in die Subltanz des Zweiges' eindringende Markplätt- ehen haben, oder fie fo zart find, dafs zuweilen zwey und mehrere mit einem Male abgezogen wer- den. Durch das allmählige Abziehen der Blättchen wird das Läppchen oder der Lappen immer dün- ner. "So giebt 'es"gewille Pflanzen - Subftanzen , "die in über einander liegenden Lamellen’gerinnen, wel- che 'man grob ‘oder fein‘ abziehn kann, nachdem man’ das Melfler tief oder flach einfetzt. ‘Sowohl in Anfehung diefes Gegenltandes als der Expofition der Functionen des Gehirns ilt die Frage wichtig, wel- chen Grad der Oxydation es im lebendigen Zuftand habe, ob es ganz oder halbgeronnen [ey? - |, Wenn man an einem Läppchen, deffen Blättchem falt unter rechten Winkeln auffitzen, die Blättchen de(felben in umgekehrter Richtung von der Wurzel delfelben gegen den freyen Rand 'zu abdrückt , 'allo den Stiel des Scalpels in den inneren (tumpfen’ Win- kel fetzt'und fo flach als möglich einbricht, lo geht der Bruch nicht unter den Blättchen fort, in dem Mark des Zweiges aufwärts, [ondern er [paltet’das anliegende obere Blättchen, oder geht an'der innern Wand delfelben ‚aufwärts. Das nemliche erfolgt, wenn man den oberen und hinlänglich breiten Rand: eines Blättchens parallel mit. feinem Lauf einfchnei- det, und die eine Hälfte gegen das entgegengeletzte obere Blättchen zu abdrückt.. Der Bruch geht in. dem erften Blättehen abwärts, durch die Furche fort, fieigt an dem benachbarten Blättchen wieder in die Höhe, und man kann ein keilförmiges Stück ausheben, das aus den beiden fich gegenüber fte- henden Seitenwänden zweyer Blättchen befteht. Oder man nimmt von einigen Blättern die Rinde weg, hebt an einer Wand derfelben ein zartes Markplätt- ehen auf, «und zieht es mit der Pincette an, wo: es dann an [einer Wand abwärts, durch die Furche — 397 fortgeht, und an der entgegengeletzten Wand wie- der aufwärts fteigt. Die äulserften Marklamellen der Blättchen. ind .allo zwilchen ihnen [o 'einge- fenkt,: dafs fie die beiden fich entgegengeletzten Wände und die dazwifchen liegende Furche bede- cken, Wenn man ein zartes Läppchen von innen nach aulsen in zwey Hälften fpaltet, und.an dem unter- ften Rand der Markfläche einer [olchen Hälfte durch einen Sachen. Einfchnitt mit dem Mel[ler ein Mark- plättchen ‚aufhebt, es mit einem ftumpfen Inftru- ment abdrückt, und mit der Pincette anzieht, [o trennt es [ich von unten nach oben bis an den äu«- Sserften Rand des Läppchens ab. Diefe Manipula- tion [letzt man auf die angezeigte Art fort, zieht ein Plättchen nach dem andern vom Kern gegen die Peripherie zu ab, bis zum letzten, welches unmittelbar unter die Blättchen fortgeht. Wird auch dies abgezogen, [o erfcheinen parallel neben einan- der liegende Wülfte und, dreyeckige Rinnen zwi- Ad en denfelben. Die Wülfte entlprechen den Fur- chen zwilchen den Blättchen auf ‚der entgegenge- fetzten Seite, die Rinnen der Mitte der Blättchen an ihrem Fufse, wo fie [ich in zwey gleiche Hälf- ten fpalten, und auf der auswendigen Fläche des zuletzt abgezogenen Plättchens zeigen fich fo viele Riffe als Rinnen zwilchen den Wüllten find, welche in die Rinnen einpallen. Nun Spaltet ich jedes Blätt- chen in der Rinne von der« Wurzel gegen [einen freyen Rand zu in zwey Hälften, nach dem Lauf der Rinngzgerade in der Mitte aus einander, Zeigen lich 398 BER die Spalten nicht überall von felbft,- [6 kann man die Trennung leicht dadurch bewerkltelligen, dals man das Ganze gelinde anzieht, oder eine Spalte nach der andern gelinde aus einander drückt. Die neben einander liegenden Blättchen gehn nun, wenn die Spaltung nicht bis zu Tage fortgefetzt wird, wie ein Zickzack oder wie ein in Falten zulammen- gelegtes Papier aus einander, [o dafs es das Anle= hen hat, als könne man fie wie eine gefaltete Mem- bran entfalten. $o kann man auch einen Baum von feinem Stamm in die Aefte und Zweige [palten, und ihn wie eine Membran’ aus einander plätten. Am fchnellften gelingt diefe Präparation auf folgende Art. Man [chneidet ein Querltück aus einem der hinteren Lappen eines frifchen Gehirns von ohnge- fähr einen Zoll Breite aus, legt es zwölf bis vier- und zwanzig Stunden in eine fchwache Auflöfung Yon ätzendem Pflanzenalkali, wällert es nun einige Stunden mit deftillirtem Waffer aus, und sielst dann reinen’ Alcohol auf, den man vier und zwanzig bis acht und vierzig Ständen darauf [tehen läfst, An die [em Präparate kann ınat ‘die Blättchen mit leichter Mühe in der Mitte von einander ziehn oder drü- cken, ja fie fallen bey einem gelinden Stofs fat von felbft aus einander. Auch die Markplättchen derLap- pen und Läppchen kann man an einem ähnlichen Präparate am leichteften vorzeigen. Man nimmt ein ganzes in Alcohol gebärtetes kleines Gehirn, oder einen Lappen deffelben, legt dies vier und’ zwanzig bis acht und vierzig Stunden lang in eine verdünnte Auflöfung des caultifchen Pflanzenalkalis, und zer- Ian 399 legt nun die Lappen gleich, oder nachdem hie vor- her wieder einige Tage in Alcohol gelegt find, wenn Ge zu weich geworden [eyn follten: Die Blättchen lalfen fich an diefem Präparate mit den daran hän- genden Markplättchen mit leichter Mühe abziehen. Durch diefe Organilation wird eine bedeutende Aus- dehnung in der Breite vermittelt, Jedes Blättchen Ipaltet [ich allo in der Mitte in zwey Hälften, die am Fuls deffelben mit zwey ftumpfen Ecken zufam: menftoßen, dadurch eine Rinne bilden, in welcher die dritte [tumpfe Ecke des Riffs liegt, Es ftolsen allo drey ftumpfe Ecken in einem Punkt zufammen, die gemeinfchäftlich den Raum ausfüllen. Indem man bey der obigen Präparation die mei- ften Markplättchen abgezogen hat und auf die leız- ten kömmt, fieht man, dals von dielen die unter- Iten in die ünterften Spalten, in welche lich die Blätichen theilen, einfenken, die nächften in die folgenden uud fo fort, Man fieht, wie einige Plätt- chen über die Spalten fortgehn, ändere in fie hin- einfteigen, und gleichlam den Kern des Markftamms, der auf dem Riff des refpectiven Plättchens auflitzt, ausmachen, Indie Spalte an dem Fuls jedes Blätt- chens lenken lich alfo eine oder mehrere Plättchen der Markfubftanz des Zweiges und gehn in derfel- ben aufwärts, Wenn man bey der angezeigten Prä- paration das letzte Markplättchen, welches die Riffe kat, und die Grundlage oder den Boden für die Blätt- ohen ausmacht, nicht gerade aufwärts, l[ondern übereck und Seitwärts abzieht, fo fieht man, dafs von jedem Riff ein Markplättchen in die Spalte hin- 400 — einlteigt, allo die Riffe die Orte-ind;} ‚wo die mit- tellten Markplättchen der Blättchen aufltzen. Spal- tet man ein Läppchen von unten nach oben, [o-gelit oft die Spaltung nicht ganz bis zum freyen Rand deffelben fort, fondern bricht früher leitwärts in der Mitte eines Blättchens durch, und man’. Aeht dann, wie die Markplättchen des Zweiges [ich um die Ecke herumfchlagen, und in den Kern des Blätt- chens eindringen. Diefer Organilation wegen ‚geht ein Bruch von der Oberfläche gegen den Kern zu durch die Zweige, Aelte und Stämme bis auf den Kern hinab. | ; Die Organifation der Zweige, Aelte und Stämme, oder der Läppchen und Lappen, ilt im Ganzen die nemliche der Blättchen, welche ich eben ausführlich angezeigt habe, Die ‘Mark- Stämme der Zweige beltehn nur aus mehreren und ftärkeren, und. die Markftämme der Aelte und Stämme wieder aus mehreren zufammengelegten Markplättchen, als die Blättchen, und die Mark. plättchen aus Falern, die ftrahligt vom Mittelpunkt gegen den Umfang gehn. Man kann fie von nnen nach aufsen in der Mitte fpalten, wie, die .Blätt» chen. Ihre äußerlten Markplättchen gehn auf bei- den Seiten von einer Wand durch den Winkel der Verzweigung abwärts zur entgegengeletzten fort, und man kann überall keilförmige Stücke, mit den daran hängenden Blättchen, aus ihren Zwilchenräu- a nen ausheben. De —— dor Der Zweig ift auf der Fläche des Altes, auf welcher er auffitzt, der Aft anf der Fläche feines Stamms durch Rıiffe und Rinnen articulirt, wie die Blättchen., Wo der Zweig auf der Fläche des Altes auffitzt, hat diefelbe einen Bruch, mit welcher fie fich gegen den Zweig zu dreyeckig erhebt und ei= nen Riff bildet, und die Wurzel des Zweiges hät eine gleich geltaltete Rinne, in welcher jener auf- genommen wird, [o dafs auch hier drey Kane Ecken in einen Punkt zulammenftofsen. Endlich find die Lappen organifirt wie die Läppchen und Blättchen, Bricht.man den vierlei- tigen Lappen vom Kern ab, kehrt ihn um und zieht die lamellirte und bogenförmige Schicht ab, die un: ter Seinen Läppchen weggeht, fo entftehn Wüllte und Rinnen, wie oben bey den Blättchen bemerkt ift, zur von grölserer Art. Die Rinnen kann man einbreehen, jeder Bruch geht ‘in den Markftamm eines Läppchens aufwärts, theilt es in zwey Hälfs ten, und man kann den ganzen Lappen wie eine zulammengefaltete Membran aus einander ziehn; Die Wüllte enılprechen den Fürchen zwilchen den Läppchen auf der entgegengeletzten Seite, und ha= ben bald eine zugelpitzie und keillörimige, bald! eine abgerundete und wulltförmige Gehalt: Die Seitenwand eines Läppchens biegt fich aüch hier zur Seitenwand des andern herauf; ind die gan: zen Lappen [cheinen wie die Läppchen, Blättchen und die Rinde durch einen Niederlchlag von aufsen. auf dem Kern entftandeni zu feyn: Daher geht aueh Arch. f.d, Phyfiol, Will. Bd. 111 Heft de 4a. -— die Brüche von der Peripherie her. nicht in den Kern hinein, mit Ausnahme des Bruchs zwilchen den hinteren oberen und unteren Lappen, der in den Kern eindringt, und über das Corpus ciliare weggeht, wahrfcheinlich weil bier die bogenförmi- gen Falern, die das Corpus ciliare als Kapfel um- fchliefsen, von der Seite in ihre Zwilchenräume ge- falst werden, ([. Tab.VI. Fig.ı.) Doch fieht man, dafs auch diefer Bruch widernatürlich ilt, und die [trah- ligten Falern. der hinteren Lappen unter [tunpfen Winkeln Geh auf ‚die bogenförmige Schicht aufle- tzen. Die Läppchen articuliren durch Riffe und Binnen mit dem Kern. Nur find beym vierleitigen Lappen meiltens nur drey [tarke Riffe fichtbar', und mehrere Läppchen [etzen fich an einen, befonders- an den vörderlten Riff, daher bekömmt diefer auch, wenn der vierfeitige Lappen abgebrochen wird, ein gerieftes Anfehn. Hebt man den vierleitigen Lap- pen, indem mwan ihn abbricht, von der Horizon tal- Furche gegen den Wurm zu. auf, fo heht man die nemliche Erf[cheinung wie, bey den Blättchen, nemlich gegen den Wurm zu: bleiben Markplatten auf den Riffen Gtzen, die in. die Spalten der Läpp- chen des vierfeitigen Lappens aufwärts fteigen, und! den Centraltheil ihrer Markftämme bilden. Aus obigem erhellet nun, wie auch bereits an. gemerkt ilt, dafs überall Fafern und Markplättchen: eingefehoben find, und ein Theil auf dem andern, befonders alle Läppchen und Lappen auf dem Kern, blofs. aufßtzen. Dies erhellet auch [chon daraus, dals die Malle der Hämilphärien mit der Stärke n) — 403 der Pfeiler in keinem Verhältnils fteht; die Mark- fubftanz der Aefte nicht in dem Verhältnifs abnimmt, als fie Zweige abgeben; die Strahlung der Verzwei- gungen an manehen Orten eine der Strahlung des Kerns entgegengeletzte Richtung hat; und endlich die Lappen und Läppchen beider Flächen zur Seite in der Horizöntal- Furche über die Arme weghän- gen: Sie [cheifien oben ünd unten auf denfelben gleichfar einen Heerd Zutt erften Befeltigungspunkt Zu haben, gegen welchen he fich zulammendrängen, ünd diefem Heerd ein gerieftes Anfehen geben. Was übrig bleibt ift der Kern der Hämifphä- xien, die Pfeiler, in welche feine Arme oder Schenkel zulammentliefsen, und der Urfprung der Nerven. Unmittelbar unter den Lappen liegt eine la- mellirte Sehicht, die gleichlam der Boden der- Selben und die äufserfte Schaale des Kerns ilt. Sie ife das, was man von dem abgebröchenen vierleitigen Lappen erft wegnehmen muls; damit (eine Wüilte wnchSpalten zu Gelicht kommen. Unter dem wegge- brochnen vierlfeitigen Lappen Habe ich oft zwey, drey ünd mehrere Plättchen, die auf einander la gen, von ein-m Riff zum andern, belonders zwi« fchen den hinterfren, aufheben können, Es [cheint, als weun die Lamellen quer durch die Rinnen fort- gingen, fiel an einander legten, die Riffe bildeten und in die Läppchen aufwärts Stegen, Außerdem gehm hoch einige gröbere Fafern in den Zwilchen- räumen zwilchen den wulliförmigen Bögen der Läpp- ohen von der Korizomal-kusche gegen den Wurm disisb sih brw incl Pr WER dei Ser zu, fort, die man in dire Richtung abziehen kann, ohne dals fie mit den feitlichen Schenkeln zufammenzuhängen fcheinen. Wahrfcheinlich find es Gerinnungen, die zur Ausfüllung jener Zwilchen- räume dienen. Auch diefe Schicht fcheint von au- fsen her durch Niederfchlag in lamellirter Geftalt entftanden zu [eyn. Denn befonders in dem oberen Wurm giebt es bedeutende Vertiefungen zwilchen den Läppchen, die zu beiden Seiten in den Hämi« fpbärien in die Höhe fteigen, alfo fackförmig und local find. Hier gehn auch die Markplätichen von einer Wand zur andern. Däher das mufchelförmige Anfehen des Bruchs des vierfeitigen Lappens in der Gegend des Wurms. (Tab. VII. Fig. 1.) Zuletzt folgt noch die grobfalerigte und bogenförmige Schicht, die vorzüglich mit den Seitlichen Schenkeln des kleinen Gehirns zulammen- hängt, und mit den vörderen und hinteren Schen- keln, und dem Corpore ciliari den Centraltheil des Kerns ausmacht. Die [eitlichen Schenkel fteigen in der Horizontal- Furche rückwärts und auswärts, breiten fich in die obere und untere Fläche des Rerns aus, indem fie ich von der Horizontal - Fur- che gegen den Wurm zu einwärts krümmen, am ftärkften vorn, am [chwächften hinten. Der vördere Theil diefer Fafern Schlägt ich oben wie eine ftarke Wulft über die vörderen Arme weg, und geht mit dem ihm folgenden Theil auf den oberen und unte- zen Wurm zu; die nächften Fafern laufen in glei« eher Richtung mit dem Mark des Wurms nach hin. ten, gegen den hinteren Auslchnitt und die dafelbft — 495 befindlichen innern Extremitäten der hinteren Lap- pen, ihrem mittleren und äufseren Theil zu, und die radiaten Falern diefer Lappen fetzen fich unter ftumpfen Winkeln auf fie auf. Wenn deswegen ein Stück des Kerns an den Markplatten der hinteren Lappen fitzen geblieben ift, fo reifsen fie entweder an der Gränze ab, oder die Striefe macht an der- felben einen’ Winkel nach der bogenförmigen Rich- tung, in welcher die Fafern des Kerns an den Lap- pen herumlaufen. Zwilchen diefenSchenkeln, diedie Kapfel für das Corpus ciliare bilden, das aus meh- reren Lappen befteht und fich aus jener Kapfel ausfchalen lälst, und den vörderen Schenkeln drän- gen fich die hinteren durch, und [chlagen fich ge- meinfchaftlich mit den f[eitlichen Schenkeln über die vörderen Schenkel weg. Die vörderen Schenkel gehn in gerader Richtungwückwärts, durchdringen wit fchmalen Striefen die Lappen des Corporis cilia- ris, und gränzen an das vördere Markfegel und den Kern des Wurms an, mit welchen fie gleiche Rich- tung von vorn nach hinten zu haben. Doch genug hievon, weil ich die Organifation des Kerns und [ei-- ner Arme zum befondern Gegenltand einer folgen- den Abhandlung machen werde. Erklärung der Kupfertafeln. Tab. VII Fig. ı. Ein Bruch des vörderen vierleitigen Lappens. Man nimmt ein hinlänglich in Alcoho! 406 2 — gehärtetes, und von feiner Gefälshaut entblöfstes' Gehirn, Setzt den Stiel des Scalpels an den vör- deren und äufseren Winkel des vierfeitigen Lap- pens, unter diefen und über den Schenkel zur Brü- cke in der Horizontal - Furche an, und drückt erft diele vördere äulsere Ecke des Lappens ab. Dan fetzt man die Trennung leitwärts in ‚der Horizon- tal- Furche fort, bis zum änfseren hinteren Winkel diefes Lappens, wo delfen letzte Läppchen mis dem hinteren oberen Lappen in der Furehe zwi- fchen beiden zulammengränzen. Meiltens nimmt der Bruch ‘hier noch einen Theil der vörderen Wand des hinteren oberen Lappens mit. Nun wird er von der Seite gegen den Wurn: zu fortgeführt, bald mit den Fingern, bald mit dem Stiel’ des Scal- pels, wie es die Umftände mit Ach bringen. In. dem fich der, vierleitige Lappen allmählig von dem Schenkel zur Brücke gegen den oberen Wurm zu abtrennt, kommen die Riffe zum Vorfchein, mit welchen [eine Läppchen artieuliren, und gegen. den Wurm zu bleiben Markplättchen auf der Riffen fitzen, die ferikrecht in die Höhe fteigen, und fich in die Läppchen einfenken. ‚Zu beiden Seiten die- fer Markplatten entltehn Spalten, durch welche Gich die äufseren Blätter von ihnen abtrennen. Erwei- tert man diefe Spalten mit dem Stiel des Scalpels, fo-feht man, dafs jene Platten der mittelfte Theil der Markftänme find, die in die Läppchen ein- dringen und von welchen fich die äufseren Sei- tenwände abgetrennt haben, Nahe vor dem Ort, wo der vierleitige Lappen mit dem, oberen Wurm en 497 zufammenliöfst, reifst‘ der Bruch nach oben zu durch, die Markftämme der Läppchen Tpriigen vor und bleiben auf den Riffen fitzen: hr Je Rächer man den vierleitigen’ Bäppen vort dem Kern abtrennt, delto' [ehöer Roitinen die Riffe, auf welchen die Läppcken fitzen, "die zwi- fehen ihnen befindlichen breiten und Hack dusge- Ichweiften Rinnen und die Spalten in det Mittel- linie der Läppchen zuwi Vorfehein. Unter dem db- getrennten swierfeitigen Lappen ünd auf dem Kern‘ bleibt eine lamellirte Schicht liegen, welehe von’ der Mitte gegen die Seite, und von vorn niäch hin te zu abgedacht if. Am ftärkften häufen Gch diefe Lamellen vorn in der Gegend des Cebträl-’ Lappens und der erften Läppchen des vierleitigen Läppens, fchlegen [ich bogenförmig gegen den vör- deren Theil des oberen Wurms über die Schenkel Zu den Vierhügeln einwärts, uhd vermehren die Stärke Wulft, mit welcher die Schenkef zur Brücke über diefe weggeht. Die Fafern diefer Lamellen feheinen quer durch die Rinnen, allo von einem Riff zum andern zu gehn. Will der flache Bruch auf diefe Art nicht gelingen, lo drückt man ein Blättchen an der Seitenwand irgend eines Läppchens mit dem Stiel des Scalpels ab, und fetzt den Bruch bis in die Furche fort, wo er [ich entweder von felbft herum auf die enfgegengeletzte Seite [chlägt, oder wenn dies nicht gefchieht, und er Neigung hat, in die Tiefe zu gehn, fo bricht man ihm gegen- über an der Wand des ihm entgegengeletzten Läpp- chens ein, und verfolgt auch areten Bruch abwärts, 408 a bis fie fich begegnen, und, man das abgelöfte Stück | in der Form ‚eines Keils ‚wegnehmen kann. Auf diele Art nimmt man alle übrigen Läppchen weg, bis die Riffe erfcheinen, und die obere Fläche des Kerns frey geworden ilt. Macht man') den Bruch um etwas tiefer, als oben angezeigt ift, lo kömmt man gleich auf eine gröber gefalerte ‚Schicht, die, bogenförmig von der Horizontal Furche gegen den.oberen Wurm zu, fort- geht, vorn fich über die Schenkel zu den Vierhü= geln wegfchlägt, und oben und unten die Kapflel für die grofsen Ganglien der Hämilphären bildet. Durch diefen Bruch erhält man zugleich noch den Vortheil, dals man den abgelöften vierfeitigen Lappen, und wenn man ihn auf beiden Seiten weg- gebrochen, bat, die Flügel des Gehirns nach oben zulammen biegt, und dadurch [eine untere Fläche entfaltet, auch die Lappen, und Läppchen der unte- ren Fläche und den unteren Wurm dafelbft bequem unterluchen kann. Hier mache ich gelegentlich auf ‚die Vortheile meiner Methode aufmerkfam, das kleine Gehirn in feine natürlichen Be. ftandtheile zu zerlegen. Dadurch. ift jeder- mann in den Stand geletzt, zu finden, was ich gefunden habe, und es feinen Zuhörern zu demon- ftriren. Was auf dielem Wege gefunden wird, kann pie wieder verlohren gehn, weil man nichts auf Glauben annehmen darf, [ondern [ich durch die eig- nen Sinne von der Wahrheit überzeugen kann. An dem abgezeichneten Gehirn ilt der vördere siexleitige Lappen des linken Hämifphäriums ganz — 409 bis am oberen Wurm, und von dem hinteren obe- ren Lappen das erlie Läppchen ganz, und des zwey- ten vördere Wand zur Hälfte weggebrochen. Das Gehirn ift [chräg von der Seite gelegt, damit die an dem oberen Wurm fortlaufende, und falt fenk- recht durchbrochene Wand der benannten Theile ins Gelicht falle. " a. Das rechte verkürzte, b. Das linke Hämilphärium. e. c. Der obere Wurm, ‚der beide Hämifphä- wien verbindet: g At d. Der hintere heutelförmige Ausfehnitt. e. Die Vierhügel, * £& Der-linke Schenkel zu den Vierhügeln, der von den Centrallappen entblöfst, und daher bis an den Ort Gichtbar ift, wo hich der Schenkel zur Brü- cke über ihn weglchlägt. g. Der Ort, wo zwifchen dem feitlichen und vörderen Schenkel eine weiche ımd graue Subftanz hervorbliekt, welche ein mit Anflug bedeckter Fort- farz des Corporis eiliaris diefes Hämifphäriums ift. Diefe Subftanz, welche in Alcohol mehr [chwin- det, und an der Luft ftärker eintrocknet, trenn# Sich leicht'von der Markfubftanz beider Schenkel ab, zwifchen welchen fie liegt, und hat fich hier durch eine fichtbare Spalte wirklich abgetrennt. h. Ein dreyeckiger Theil des Schenkels des grolsen Gehirns, der zwilchen dem Schenkel zur Brücke und zu den Vierhügeln liegt, und diefe bei- den Schenkel von einander trennt. ‘Von der Spitze dieles Dreyecks läuft zwilchen beiden Schenken eine 419 z beftimmte Furche bis an den Ort fort, wö,lich. der Schenkel zur Brücke über den Schenkel zu den Vier- hügeln hinwirft, iı, Der Schenkel‘ zu Brücke, k. Eine Stelle auf der oberen Fläche des Schen- kels zur Brücke, die nach aufsen und gegen die Horizontal- Furche zu glatt und blofs mit Anflug be«i deckt ift, aber nach innen zu in allen Richtungen fort£wrahlt, fo dafs man fie als einen Heerd betrach- ten’ kann, von welchem die Fafern ‘nach allen: Sei- ten [ich ausbreiten und den Kern bilden. Am fchön« ften erfcheint diefer Centralpunkt, wehn von einem in Alcohol gehärteten, und nachher wieder in caulti- fchem Laugenfalz erweichten Gehirn, der vierleitige Lappen hinreichend tief weggebrochen wird. ' An diefem Ort dringen immer theils zahlreiche, theils bedeutende Gefälse durch. l.. Die Markfubftanz des nemlichen Schenkels, welche fich in die Läppchen des hinteren oberen Lappens ausbreitet, mit der Abdachung der lamel- Jirten Schicht vom Wurm gegen die Horizoptal-Fur- che zu, die unter dem vierleitigen Lappen fortgeht, und in die Markftämme [einer Läppchen eindringt. | m. m.m, Einige Starke, an ihrer Spitze abgerun- deteRiffe, mit bedeutenden flach ausgehöhlten Rinnen zwilchen ibnen. Auf dieRiffe [etzen lich die Markplat= ter; die fich in die Läppchen des vierfeitigen Lappens ausbreiten. Der vörderfie ift unter allen der ver= wickeltfte, hat eine bogenförmige Faferung, die Stark von aufsen nach innen geht, ‘und macht vor- züglich die Wulft aus, mit welcher der Schenkeb £ — [38 zur Brücke, fich über den Schenkel zu den Vierhü- geln wegfchlägt. Mit diefem Riff articuliren die Ka- tzenzunge, der Centrallappen, und faft alle vörde- ren Läppchen des vierfeitigen Lappens., die im obe«- sen Wurm mit dem ftehenden Alt zufammenhängen. Diefe Läppchen find theils vorn über gedrängt, und hängen über das vördere Markfegel, die Schenkel zu den Vierbügeln und zur Brücke weg, theils ftehn fie aufrecht, oder find fehwach rückwärts gelehnt. Dann folgt noch ein zweyter und dritter Rift für die Läppchen des yierfeitigen Lappens, die im Wurm mit dem liegenden Alt zulammenhängen, n. Ein etwas fchwächerer, aber immer noch bedeutender Riff, auf welchem der Markltamm für das erfte Läppchen des hinteren oberen Lappens auffitzt. | 0,0. Feine Riffe dieffeits und jenleits des vo- rigen gröfseren, auf welchen die zarten Markplätt- ehen für die mit Rinde bedeckien Blättchen auffitzen, und daher fo zahlreich als die Blättchen find, und in der nemlichen Richtung verlaufen, ‘Diele Riffe ent[prechen immer dem Mittelpunkt der Blättchen und der eckigen Rinne, die fe zwifchen ihren bei- den Seitenwänden auflalfen. Quer durch diele zar- ten Riffe und fie [chneidend laufen die [trahligten Fafern der unter ihnen liegenden Markplatten fort. Fig % Auf der unteren Fläche des kleinen Gehirns bricht man auf die nemliche Art die zweybäuchigen und zarten Lappen, die Wand des Läppchens vom hinteren unteren Lappen, welche an den zarten 42 — gränzt, und die Hälfte der Mändeln weg. Man fetzt den Stiel des Scalpels unter dem zweybäu- ehigenLappen und über dem Kopf der Flocke und dem Schenkel zur Brücke in der Horizontal - Furche an, hebt diefen Lappen an feiner 'äulseren Extre- mität, und nachher auch die äulsere Extremität des zarten Lappens in die Höhe. Nun bricht man von oben her die an den zarten Lappen angränzende Wand des’ hinteren unteren Lappens bis auf den Kern ein. ‘Nachdem dies geflchehen ift, führt man den Bruch von der Seite gegen das Thal zu fort, wo er die Hälfte der Mandeln mitnimmt, ‘an de- ren Markliamm er auswärts in die Höhe f[teigt, und auch hier vor dem Thale abreilst. Durch die- fen Bruch wird die untere Fläche des Kerns frey, und wenn man auch die vierfeitigen Lappen weg- gebrochen hat; fo find blofs noch der obere und untere Wurm, und der hintere obere und untere Lappen an ihn befeltiget. Auch hier erfcheinen Rinnen und Riffe, nach der Richtung der Lappen, und unter denfelben liegt eine lamellirte und ab- gedachte Schicht, wie auf der oberen Fläche. Von dem kleinen Gehirn, welches ich auf die- fer Zeichnung gebe, ift auf der unteren Fläche und linker Seits der zweybäuchige und zarte Lappen ganz, die vördere Wand des Läppchens des hinte- ren unteren Lappens, die an den zarten gränzt, und die äufsere Hälfte der Mandel, über den Schen- kel zug Brücke, bis auf den Kern, weggebrachen, a. a. Die Hirnfchenkel, b. b, Die Brücke, — 413 e. Das ‚abgelchnitten und [anft rechts über ge- drückte verlängerte Rückenmark. d.. Das rechte, e. Das linke Hämifphärium, ‘f. Die Pyramide. g. Der äufsere Rand des vierfeitigen Lappens, h. Der in der Horizontal-Furche fortgehende Schenkel zur Brücke, von unten. j. Die Flocke, k. Die zur Hälfte weggebrochene Mandel. l. Der Brennpunkt auf det unteren Fläche des Schenkels zur Brücke, von dem aus: deffen 'Fafern divergiren, und fich in die untere Hälfte des Kerns ausbreiten. ERDE, m. Ein grofser Riff, auf welchem der zwey- bäuchige Lappen auffitzt, der fich gegen die Man- del zu trennt, und mit der vörderen Linie an den hinteren Rand des Markftamms der Mandel, mit der hinteren gegen den Markftamm der Pyramide geht, mit welcher die Spitze des zweybäuchigen Lappens fich verbindet, n. Ein zweyter Starker Riff, mit welchem der zarte Lappen artieulirt. Zwifchen diefen Riffen und dielfeits und jenleits derfelben zeigen fich Aach aus- gehöhlte Rinnen, 0.0.0, Der eingebrochne Markftamm des hinteren unteren Lappens, auf welchem die neben einander fortgehenden zarten Riffe der Bläitchen lich zeigen, die auf feiner vörderen Wand fitzen. In die gegen die Pyramide zu firzen gebliebenen und quer durch- brochnen Blätchen ficht man das Mark von den 414. — Riffen aufwärts lteigen. Diele Riffe werden von den Falern der Markplättchen, die in die Stämme und Aelte eindringen, durchfchnitten; Tab. VIIL Fig. ü Ein verticaler Durchfchnitt eines Zweigleins aus der Subftanz ‚des kleinen Gehirns, theils in [einer natürlichen Grölse, theils vergrölsert, an welchem fünf Blättchen, zwey auf der linken, und drey auf der rechten Seite fitzen, Die zwey unterlten Blätt- chen, rechts, find in der Mitte gefpalten, und von der Seitenläche des Zweiges abgetrennt, Am Fulse hat jede Hälfte eine ftumpfe Ecke, die zulammen eine Rinne bilden, wenn beide Hälften an einander gerückt werden, und auf der Markwand des Zwei- ges, wo die Blättchen aufgefellen haben, fieht man eine dritte eckige Erhöhung, den Riff im Profil, der in die Rinne einpalst, und mit ihr in einen Punkt zulammenltöfst. $ Zu dieler Präparation nimmt man ein dünnes, oder in der Mitte gefpaltenes Läppchen, das hin- länglich feucht ift, und fchneidet es quer, durch in Riemen von der Breite eines Viertel oder Achtel Zolls. Nun hebt man die Blättehen mit einem ftum, pfen Infırumeote von unten nach oben, oder von der Wurzel des Läppchens gegen [einen freyen Rand zu, fo flach als möglich, in die Höhe. Der Bruch geht alsdann: flach über die Seitenwand ‘des Zwei- ges weg, trenut die Blätichen von derfelben, und jedes Blättchen- Ipaltet fick wieder gerade, in,der —— 415 Mitte von der Wurzel bis zu [einer Spitze in zwey Hälften. Auf diefe Art kann man die ganze Reihe von Blättehen auf einer Wand abtrennen, in der Mitte Spalten, und fie wie ein Zickzack, oder wie eine zulammengefaltete Membran aus einander ziehn. Fig, 2 Ein mit Rinde bedecktes Stück des kleinen Ge» hirns, an welchem zwey Präparationen gemacht find, die den Fortgang der Markplättchen von ei- ner Wand eines Blättchens zur entgegengeletzten zeigen [ollen. Man nimmt dazu ein Stück des Ge- kirns, das 'hinlänglich ftarke Blättchen hat, die falt Senkrecht auffitzen, und breite freye Ränder haben, Dann macht man auf dem freyen Rand eines Blätt- chens einer: parallel mit demfelben gehenden Aa- ehen Einfchnitt, und drückt die eine Hälfte des Blättchens gegen die Furche zu ab, Der Bruch geht durch die Furche fort, [teigtin der Mitte des angränzenden Blättebens wieder aufwärts, und hebt ein keilförmiges Stück aus. , a. Die beiden Blätichen‘, deren [ich gegenüber- ftehende Wände weggebrochen find. b. Das keilförmige von beiden Blättchen' her- ausgebobene und zurückgelchlagene Stück. Noch deutlicher fällt diefer Mechanismus in die: Augen, wenn man eine Furche zwilchen zwey Blättchen aus einander drückt, die Rinde von den fieh gegenüberliegenden Wänden wegnimmt, auf der einen Wand einen flachen Einfchnitt wach», eim Markplättchen aufhebt, und es mit der Pincette an- 416 me zieht. Dies Plättchen geht an der Wand, von wel- cher man es abgelöft hat, abwärts durch die Fur- che fort, und fıeigt an der entgegengeletzten Wand wieder in. die Höhe, e, c. Die aus einander gedrängte Furche zwie fchen. zwey Blättchen, d. d, Der Ort, wo die Rinde abgetrennt it, e. e, Das von der Rinde entblöfste Mark des Blättchens, f. Der Ort, wo das äufserlte Markplättchen von den beiden fich gegenüber liegenden Wänden der Blättchen abgezogen ift. _ g. Das abgezogene und zuräckgefchlagene Mark« plättchen, ih, br P} ni Fig. % Ein Alt mit zwey Zweigen, und den dazu ge- körigen Blättchen im verticalen Durchfchnitt, a. Der Alt. b. c. Zwey Zweige deflelben. b. Der oberlte in feiner Mitte gelpaltene Zweig, deflen beide Hälften an ihrer Wurzel 2wey ftumpfe Ecken haben, die bey dem Zulammendrücken bei« der Hälften eine eckige Rinne bilden. “ d. Die Marktläche des Afıes, die unter eis nem ftumpfen Winkel eingeknickt ift, und die Ecke auf ihrer oberen Fläche, welche den Riff bildet, und in die Rinne einpafst. Auc An dielem Präparate fieht man, dafs die Zweige wit den Aelten auf die nemliche Art, wie dieBlätt=- no neken n— 47 hen mit den Zweigen articuliren, » Am: beften be- reitet man. fich daflelbe auf ‚folgende Art. "Man bricht den vierleitigen,Lappen falt.bis an den Wurm ab, und wählt nun.eins feiner hinterften Läppchen, die am Wurm fiZen/geblieben find, drückt:die Blätt- chen an der einen Wand eines Zweiges ab, und ver- folgt den Bruch durch die Furche bis zur, Wand des gegenüber ftehenden‘ Zweiges.. \ Fig. 4 N Die Mandeln, der zweybäuchige und zarte Lap- pen auf der unteren Fläche des kleinen Gehirns, rechter Seits, find -weggebrochen; die einwärts lie: genden Extremitäten des zweybäuchigen und zarten Lappens, mit welchen fie an das Thal gränzen, [te- hen noch und find im verticalen Durchfchnitt ficht: bar. * a. a. Der Markkern des rechten Hämifphäri- ums, fenkrecht: durchfchnittem "b. c. ‘Die untere Markfäche des Kerns, auf welcher die Mändeln, der ge N und der zarte Lappen aufgelellen haben, au 1 Der Riff für den zweybäuchigen, e. Der Riff für den zarten Lappen. or ‚4. Die eine Wand des zweybäuchigen Lappens, oe Der zarte Lappen. Seine beiden äufseren mit Blättchen befetzten Wände lind abgetrennt, aber das mittelfte Markplättchen iltauf dem Riff ftehen geblie- ben ;. und, fenkt ‚Sich in,die oberften beiden Blättchen Arah, f. d. Phyfiol. VIll. Beh ll» Haft, ; ,., Da 4ı8 — ein. DiezurRechtenliegende äufsere Wand geht durch ‚die Furche im‘die angränzende Wand eines Läpp- chens des hinteren unteren Lappens, die zur Linken liegende in die angränzende Wand des zweybäuchi- gen unmittelbar über. Zwilchenbeiden liegt noch die Spitze eines kleinen Läppchens, die gleichfalls in ihrer Mitte gefpalten ift. Das Centralplättchen des zweybäuchigen Lappens bat fich rechts über feinen Riff fort wie eine Schuppe in die angränzende Rinne zwilchen beiden Riffen abgelölt, und dadurch ift fein Riff weiter links gerückt, Diele Figur zeigt, dafs die Geenwände, der Läppchen in einander übergehn, das mittelfte oder Centralplättehen auf dem Riff fteht, und die Riffe ihren Ort verändern, je nachdem fie fich rechts ao links in Schuppen ablöfen, k Fig. g Der rechte vierleitige vördere Lappen des klei. nen Gehirns ift vom Kern abgebrochen, und umge- wendet, [o dafs feine Markfeite, mit welcher er auf dem Kern auffhtzt, oben liegt. N Der äufsere Rand delfelben, mit welchem feine Läppchen in der rechten Horizontal - Furche enden, liegt hier links; der innere dem Wurm zugekehrte Rand ift fchräg durchfchnitten, und liegt rechts; der vördere Rand, welcher den einen Arm des vörderen halbmondförmigen Aus- fchnitts ausmacht, 'ift nach oben; der hintere,’ mit welchem er an den hinteren oberen hi an- gränzt, nach unten gekehrt, - » — 419 ' Die lamellirte Schicht, auf welcher der vierlei- tige Lappen zunächft auffitzt, zwifchen ihm und der letzten grobfalerigten und bogenförmigen Schicht, it weggenommen. Dadurch [palten fich die Mark- Itäınme und ihre Zweige gerade in der Mitte, und bringen die hier fiehtbaren Einfchnitte und Furchen hervor; hingegen hat das, was auf der entgegen- geletzten Seite Furche zwilchen den Läppchen ift, hier theils ein keilförmiges, theils ein rundwullti- ges Aufehen. Man fieht neun Markftämme durch Furchen gefpalten, und oben find noch zwey, und ‚unten noch ein Läppchen ungelpalten geblieben. ‚Den Spalten entfprechen Riffe auf dem Kern, . die ‚bier fehlen Dies Präparat zeigt allo, dafs die Or- ganilation überall die nemliche fey, die ganzen Lap- pen wie die Läppchen, und. die Läppeben wie die Blättchen gebildet ind, Fig. & Die innere Markfeite eines in der Mitte gelpal- tenen Stücks des zarten Lappens, in deflen Mitte ein Markplättchen abgezogen, und von unten nach oben, und von der Linken zur Rechten zurückge- *fehlägen ift. "Um fich dies Präparat zu fertigen, wihhmt man ein nicht zu hartes und zu trockenes ‘Gehirn, von demfelben die zarten oder die hinte- ren oberen oder unteren Lappen, die die breitelten und gröfsten Seitenwände haben. Nun [paltet man ‚den Lappen oder ein Läppchen dellelben' von innen ‚mach außsen in der Mitte, nimmt die, eine Hälfte Dda 420 pe deffelben, macht'mit dem Melfer an’ dem unterlten “Rand [einer Markfeite einen Aachen Einfchnitt, drückt ‘das eingefchnittene Plättchen‘ mit einem ftumpfen In- ftirumente aufwärts, falst es mit einer Pincetce, und "zieht es theils "aufwärts , theils ‘übereck und zur "Seite, hier von der linken zur rechten. Dabey mufs man immerhin einmal das Präparat mit einigen Tro- ‚pfen Branntwein anfeuchten. Unter dem aufgeho- benen Markplättchen werden Wülfte, die den Fut- ‘chen zwifchen den Blättchen auf der entgegenge- ‚Letzten Seite entfprechen, und Spalten zwifchen' den Wüllten fichtbar, ‘welche die Orte anzeigen, 'wo "die Blättehen fich in ihrer Mitte in zwey Hälften trennen. Auf der inneren Seite des anfgehobenen Markplättchens fieht man die Riffe, die jenen Spal- ten entfprechen, In der Tiefe, wo das Märkplätt. ehen noch an den Lappen befeftiget ilt, verlängert fich jeder Riff in ein zartes Markplättchen, das in die Spalte eindringt, und in dem Kern jedes Blätt- chens aufwärts lteigt, Die Riffe zeigen die Stellen an, wo jedes Blättchen mit der unter ihm fortlau- £enden Markplatte, artieulirt. i ad aa a. a, Die innere Markfeite eines Kairipge "Länge nach in der Mitte gelpaltenen Stücks des zarten Lap- pens, und zwar die Wand deffelben, mit welcher diefer Lappen im linken Hämifphärium an den zwey- bäuchigen Lappen angränzt. rm’ is b. “Die Rindenfubftanz 'derjenigen Wand tiefes 'Lappetis, mit welcher er an den hinteren unteren angränzt, ° m” ©. » Stellen, wo die Rinden s und Markfub- ftanz der fehlenden‘ Wand'flach weggebrochen ie, .d. Die a auf dem Mark fichtbaren Riffe, welöhie zu der weggebrachenen Wand gehören, -und ihre Coutinuation i in den Ber der quer derchgeriflenen Blättchen, - “u” & Das von. unten nach oben, und von dr Rechten zur Linken aufgebobene, und rechts über zurückgefehlagene Markplättchen; -an feiner innern Fläche die-Riffe, welche‘ den’ Spalten! der Fläche tlprechen, die es bedeckt. ‚Da, wo dies aufge. hobene Markplättchen noch an dem Lappen befekti- get ilt, Steigen zarte Markplättchen ; ‚als ‚Fortletzun- gen der Riffe, in jene Spalten aufwärts, q Pe A Fig, 7- ru ©) "Ein Läppchen des zweybäuchigen Lappens, das in derxMitte ‘gelpalten ift, liegt mit der inneren Markleite vor, und die eine rg Wr delfelben ift MR: durchfehitten. ©, a. Ein Theil deffelben, der fo dargeftellt ift, wie er unmittelbar nach dem Bruch in der Mitte er- Icheint, und ein falerige- ‚ftreifigtes, lamellirtes Anfe- hen hat, das fich belfer anfchauen, als belahrrihen, Lälst. v 20 do ms mals los „> He “tb. b. Das letzte Blättchen 'änz-öberen Rande ift'in:der Mitte'gefpalten;. um die ftumpfe Ecke def- felben: fchlägt (ich die Markfabftanz des Zweiges: herum, und continuirb-auf-der ftehen ‚gebliebenen: gez — Wand deffelben. Der äufserfte Rand ilt mit einem zarten Saum von Rinde bedeckt, : ec Ein keilförmiges Stück, deffen "hinterer Theil aus der vörderen Wand des ‘obigen, dellen vörderer Theil aus der hinteren Wand eines höher gelegen und weggenommenen Blättchens belteht. Das Ganze ift blols aufgefetzt; die eine Wand fteigt zur ‘Furche nieder, krümmt fich in derlelben, und geht an der anderen wieder aufwärts, in der Form-eines Hufeifens. In der Mitte ift noch ein zartes Plättchen ‚Stehen geblieben, das über die Spalte des darunter liegenden Blättchens fortgeht, und einen Riff hat, auf welchem ein höher Dr Blättchen aufge* Selfen hat. 1. 2.3.4. 5. 6. 7." Sechs firiefenförmige, der Reihe nach abgezogene Markplättchen, von welchen 1. in die unterkte, 2. in die zweyte»Spalte, und fo fort jedes nächfte.in eine höhere Spalte eindringt. Der Markltamm ‚befteht aus Plättchen, von welchen die äufserlten im die unter[ten und lo fort.die mehr nach innen liegenden Plättchen in die folgenden, hö- her liegenden Spalten.der Blättchen eindringen, d, Kine Stelle, wo die Markplättchen ganz weg- gevommen find, f6 dafs die Spalten in der Mittel- linie der Wurzel der-Blättcheh fich öffnen, welches befonders an den Einfchnitten «des’fchräg:abgelchnit- tenen Randes fichtbar:ilt. ‚Zwilchen den'Spalten’lie- gen runde Wülfte, die die.:Gegend markiren, wa auf der entgegengelerzten Seite‘ Furchen find. BR 423 ee, ‘Das zurückgefchlagene, und mit fo vielen Riffen befetzte Markplättchen, als der Theil Blätt- chen und diel[e Spalten in ihrer Wurzel haben, von welchen es aufgehoben ilt. Fig. &% Eine Markplatte aus dem hinteren oberen Lap- pen:der rechten Hälfte des kleinen Gehirns, an wel- cher ein Theil der bogenförmigen Schicht fitzen ges blieben ift, die fich über den Kern wegfchlägt. k a. a. Der freye Theil derfelben, wo fie mit Rinde bedeckt war, die hier weggenommen ift, fo dafs die Blättchen und die zwifchen ihnen liegen- den Furchen rein markigt er[cheinen. b. b, Der Theil der Mafkplatte, fo weit als fie zum hinteren oberen Lappen gehört. e. c. Die Gränze, wo diefer Lappen in nen; ganzen Umfang auf dem Kern auffafs., Diefer Theil ift zarter gefalert, und die Fafern conyergiren alle gegen einen eingebildeten Centralpunkt, Auf dieler Fläche find mehrere Riffe fichtbar, durch welche Läppchen und Blättchen mit ihr articulirten, ‚d. e.. Die Fortletzung diefer Markplatte über äne Kern weg. d. Der Ort, wo die agree Falern des Kerns fich am [tärkften von aufsen nach innen krüm- men, die ftrahligten Fafern des Lappens falt perpen- diculair fich auf fie Oz und [ich dafelbft leicht trennen lallen. 424 u ‚e; Der Ort, :mebr'einwärts; woıhe in die ftrah{ ligten-Falern-überzugehen-fcheinen, u N £.'"Der Ränd,' wo 'das"bogenfärimige Stratum von dem Schenkel zur Brücke, , in welches’es fich fortfetzt, abgetrennt ilt, j P | ar wid Bigb ua mung ai * Eine anche Winduhg aus dem grofsen Gehirn, die vorher in Aleohol‘gehärter, und äls- dann von innen nach’ aufsen 'aufgelirochen ilt, Wa, a. Die Rindenfubftanz, Wi m un lashad: „hi *'b. Die Markfubftanz,, ER Strahlung vom innen v nach aufsen geht, und | a büfchelfsnmig g gegen die TT ia 2 Ins Peripherie ausbreitet. u ün Ye e " & Der Grund, tige weichem das "Stick gegen den Kan des grofsen “ak: gerichtet war. en® “TB Yellenı ow 0x Ob es mir leich an einem ehe Praparate, zu, eier Zeichnung | fehlte , 1fo giebt fie doch eine zureichende Änfehauung 1 dem Bau der De: gen des großen Gehirns, 2 au feinem Kern auf. fitzen, die gröfste } Male deftelben ausmachen, und, alle einerley Geftalt haben. Das grolse Gehirn ar den nemlichen Typus’ des" Baues)'" wie das "kleine, einen Kern und Organe, die den Kern vonallen Seiten umgeben. ‚ Diele „darimförmigen! Windungen find. den. Blättchen, des’ kleinen. ‚Gehirns gleich ‚ırbe-') ftehn aus.Markplatten, die.Platten: aus Fafern, und: find am‘ Ende, wit Rinde bedeckt. \.Nunifind dies Windungen weit ftärker, nicht zerältelt „lundı.imr D — 425 eine Ebene ausgedehnt, fondern überall gegen’fich zulammengedrängt."Daher'ihre‘darmiförmige Geltalt an der Oberfläche, 'der'mufchlichte und büfchelför- wige Bruch, und die Schwierigkeit, die auf einander liegenden‘ Markplatten. ganz ‘und ‘im ''Zufammen- bang abzuziehen, wie beym kleinen ‘Gehirn. ) "Die Markplatten in der Mitte‘ der Windüngen bärgen am [chwächlten zulammen, doch lallen fie wegen ibrer Krümmung fich nicht fo leicht, wie die Blätt- ehen des kleinen Gehifns, in zwey Hälften zerle- gen. Die Platten haben eine ftrahligte, Aibröfe Stru- etur; die Strahlung der Fafern geht büfchel- und pinlelförmig vom Kern gegen die Peripherie. Da- her kann man auch die Platten vom Kern gegen die Peripherie in lauter Striefen zerreifsen, aber nicht in der Quere, wie beym kleinen Gehirn. Die Rinde trennt fich vom Mark leicht ab, welches ich [chon vor vielen Jahren angemerkt habe *), liegt an den Enden der Windungen mit dem Mark in einer Linie, an den Seitenwänden derfelben fcheint fie aber un- ter einem rechten Winkel fich auf dalfelbe zu fetzen. Aufser-der grauen Subftanz, dem Urfprung der Nerven und der Gefülsvertheilung ift mir noch der Kern der Hämilphärien des kleinen Gehirns mit [ei- nen Armen übrig, den ich im nächlten Hefte zu geben gedachte. Allein ich habe meinen Entfchlufs geändert, und werde einige Fragmente über den Bau des grolsen Gehirns einfchieben. Beide Gegen- ”) Grens neues Journal, der Phyfik, 1,.B, ftände hängen [o genau zulammen, dafs der eine nicht ohne den. andern äufgeklärt werden kann, die Analyle des Gehirns ift fo wichtig, dafs jeder Bey« trag fchätzbar ift, und ich glaube wirklich im Stande au (eyn; eben dem Lichte, welches Herrn Pro« wengal. bereits ‚leuchtet, aber nicht erleuchtet, noch eins anzünden zu können. ' STIYHV % . Br eajtelar\eol, vol het re J RE r = L f ı3 n 2 & FR [34 z x At I En 5 2 r 4 - „Lei af s E ik Zuvesmieah SIR h f1 [? sn ” ae DI: d IHN r i u Aadı3 Ge , 2 rc } " 3 v - ia sarsl us 3b A } a a . un near Keen bosrzah ent are bruis hr lan man li Braten unb Aw 3 angal äph uch Inw er Ahsgei in! 1207 Ueber den Winterfchlaf der Thiere, vom Herrn Mangili, Profeffor der Naturgefchichte zu Pavia“): Der Winterfchlaf vieler kaltblütigen und einiger warmblütiger Thiere, des.-Murmelthiers, Sieben- Ichläfers, der Fleder-und Hafelmaus u. [. w. it eine Naturbegebenheit,; deren Erf[cheinungen und Urfa- chen, [o wie die Gründe, warum er gerade nur ‚diefen Thieren eigen ilt, dem Naturforfcher wich- tig find. Ich fchränke mich vorzüglich auf den Win- terfchlaf des Murmelthiers, Sieben[chlä- fers, der Hafel- und Fledermaus auf die Phänomene, den Zuftand der Functionen, und den Einflufs der Kälte und Wärme auf die genannten Thiere während deffelben ein, Den Anfang mache ich mit dem Winterfchlaf des Murmelthiers, der zu feiner Erhaltung dient, und daher von der tödtlichen Schlaffucht verfchieden ift, die man durch eine ftarke Kälte in allen Thieren heryorbringen kann **), „..”) Saggio d’oflervazioni per fervire alla (toria dei Mammi- feri foggeri » periodico letargo; Memorie di Giufeppe Mangili, Profeflore di ftoria naturale etc, Milano 1807. ”") Die Mürmelthiere leben auf hohen und kalten Gebir- gen dicht an der Schneeregion; während der guten Jah- zeszeit nähren fie fich im Freyen von den Alpenpflanzen. 428 — Am erften December 1803. bekam ich einige Mur- melthiere aus den Alpen, die im Winter[chlaf lagen; N NER ER. Henn fie ia Ende "des" Augufts oder ‚C der 39 berften Hälfte ides Septembers jedetmal'nen mächen. Er hat gine,X „förmige Geltalt, „und, wird an, der, Morgen Teite der Berge angelegt, wo Eis und Schnee zuerft fchmel- zen. Sie machen denfelben immer fo tief, dafs der in Ss Ban, sagtnasnds Erb, Sin lasse, Foft sell ‚erreichen kann. Diefes hintere etwas höhere Ende wählen ie zur Lagerflärte, 13 daß, "wenn auch beym Schmel- "zen des Schnees Waffer in ihre Höhle kommen follte ge - % doch trocken’ liegen. ' "Sie fahmeln Vor!ihrer Schläfzeit, ‘ entweder einzeln‘oder gewöhnlich Familienweile, ‚in der 2. Nähe ihrer Wohnungen einen Haufen; Pflanzen, die,fie,auf „Am ‚Hügel ‚der. aus,‚dem. Bau, ausgsgrabenen Erdg var Aapiiben, gelben, n Diefes, Heu Bloß zum Lager in der Höhle an, freffen aber nichts davon, fon- "> dern werfen! es’ im Frühjahr” aus ihrer Wohnung’ herats. "9% Auf’ unbefuchten Bergen find" zuweilen "vierzehn bis "9%" $unfzehn” Murmelthiere, auf miehr‘ befuchten "hingegen . weniger in einem Baus do. dafs ‚man ‚fie/zuweilen ‚fogar In Einzeln jantriffe, was, aber felten‚ift.,,.. Sobald,.die Mur- ‚som melthiere,.eritarrt, ind, finder man fie,immer, in dem, hö- . ‚her liegenden Theil der Höhle, und wenn mehrere darin - find , liegen fie dicht an einander gedrängt, 'und zwar fo, "dafs die Schnauze des einen immer an dem Hintern’ ei- nes andeın liegt. Wo fie einzeln find," kugeln fie fich zufammen, fo dafs die Schnauze die untere Gegend: des " Bauchs berührt, wie ich glaube, um die innern Organe "gegen die Kälte zu fchützen. Wenn der erlte Schhee- auf "den Alpen falle, fo verltopfen fie det Eingang zu ihrem "Bau, und zwar (0, dafs die Jäger oft viel’leichter den- “el felben am jedemlanderniOrttals an: dem: auf eine lange 1:Strecke von demThier verltopften Eingange öffnen können. er ns m 429 eins derfelben wog fünf -und zwanzig, ein anderes zwey und'zwanzig: Unzen und drey Scrupel, Beym erlten Anblick [chienen fie leblos zu feyn..\ Sie wa» zen wie eine Kugel zulammengerollt, die Nafe lag an der Maltdarmöffnung , , Zähne und’ Augen waren ges fchloffen, die Thiere kalt, wenn manifie anfühlte. Stach, oder reitzte man lie aber auf verlchiedene andere Art, fo gaben fie unzweydeutige Zeichen von Bewegung von fich, und einigemal habe ich auch, ‚wenn gleich Selten, eine [chwache Bewegung der Seiten, allo . ; „u Yrstilgnan A i Die NER ER verfallen nicht gleich - in a a fchlaf, fo wie fie.ihren Bau verftopfte haben, fondern erfk nach zehnbis zwölf Tagen; er fcheintalfo gradweife anzufan- gen. Daher laffen auch die Alpenjäger diefe Zeit verflieisen, "ehe fie ai Adler beginnen, weil die Thiere im Anfang "des Schläfs ‘leicht erwachen, und fich dann felmell tiefet sl eingraben, 'Sie begeben‘ fich entweder in dem lerzten Tas u! gen des Seprembers, oder in den erlten‘ Tagen des Octo» bers in’ihre Höhlen, und kommen, daraus am Ende des Aprils oder Anfang des Mays wieder zum Vorfchein; r Reine . lich auf Alpen von mittierer Höhe. Denn auf den höch- ften Alpen kommen fie fpäter,, und erft am Ende des Mays, oder im Anfang des Junius zum Vorfchein. Wenn fie fich "in ihre Höhlen begeben, find fie überaus fett, Diefe Menge +, Fer hat für fie den doppelten Nutzen, einmal die ed« ; lem Eingeweide gegen dic Kälte zu fchürzen, und zweys tens ‚den Verluft der Subftanz des Körpers zu erfetzen, ins dem es während des Winterfchlafs eingefogen, und. in - die Blutmaffe übergeführt wird, Wähtend des Winter- terfehlafs, wird aber nur ein kleiner Theil des Fetts ver- braucht, denn fie find, wenn man Ne am Ende des März] ‚oder in den erften’ Tagen das "Aprils ausgräbey" immer »\». noch berrüchtlich, fer, islsammiW oh bs saw lub vs. 430 a Merkmahle einer matten Relpiration wahrgenommen Beide Murmeltbiere blieben bis zum vierten Januar 1804. in ihrem Schlaf, das Reaumur’fche Thermometer fchwankte zwilchen fünf und neun Graden über dem "Nullpunkt. Am Abend dieles Tages war das gröfste erwacht, hatte fich von feinem Gefellen entfernt, und einen [chaurigen Ort der Kammer aufgefucht, wo es fich beller vor der Kälte Schützen konnte, Ich wog beide; das gröfste hatte achtzehn, das klein- fte hebzehn und einen"halben Scrupel feines Ge. wichts verlohren. Am elften gegen Abend [tand das Thermometer in der freyen’ Luft auf vier Grad. Ich ‘brachte das’ eine Murmelthier in die freye Luft; aber gleich fing es an, fich zu‘ bewegen, athmete fchwach, und gab Zeichen von Milsbehagen von fich. Ich brachte es augenblicklich in [ein Nelt zurück, damit es nicht durch die zu ftarke Kälte geweckt würde; aber demohnerachtet wurde die Refpiration ftärker, und es erwachte wirklich zwey Stunden darauf, f[chlief aber bald wieder ein 1 Eins der Murmeithiere legte ich auf einen Ge- ftell unter eine Glasklocke, deren Rand in hel- lem Kalkwalfer ftand, und liefs es zwölf Stunden unter derfelben, wo das Kalkwaller um drey Linien geftiegen war, und fich mit einem Häutchen be- deckt hatte. Ich unterfuchte die Luft mit dem Vol- ta’ichen Eudiometer und fand, dafs fie einen Theil ihres Sauerltoffs verlohren hatte, gols einige ‚Tro- pfen Salpeterläure auf das Kalkhäutchen, und es entftand ein lebhaftes Aufbraufen.'.- Hieraus. folgt, dals während des Winter[chlafs die Belpiration;'alle — 431 auch die Ciroulation fortdauert, doch in einem ge- fchwächten Grade. .’Ich bemerkte auch wirklich eine [chwaehe Erhebung der Seiten, die in ‚vier; und vier und einer halben Minute wiederkehrten, fo dafs das Tbier im Winterlehlaf vierzehnmal in einer Stunde refpirirt, da dies im\wachen Zuftande 3500 mal gelchieht. Man mufs fich nicht wundern, dafs ich meine Murmeltbiere in eine Temperatur von lechs. bis neun Grad brachte; fie ift'der gleich, die Ge in ih- zen Höhlen ‚geniefsen. In einer berühmten Groite meines Departements, in welcher ich viele einge: fchlafene Fledermäufe fand, war die Temperatur während diefes Winters beltändig über neun Grad: Die Murmeltbiere graben fich tief ein, verltopfen den Ausgang ihrer Höhle forgfältig, machen fich Betten von Heu; fchützen fich durch ihr eignes Fett und durch den Schnee, der ihre Höhlen bedeckt; Ein zu Starker Grad der Kälte weckt und tödter die winterfchlafenden Thiere; Am fünften Februar wog ich die FREE von neuem, das kleine hatte ‚ein und zwanzig, das grolse zwey und zwanzig Unzen und ein und zwan- zig Scrupel, Jenes, welches nur einmal aufgewacht war, hatte feit,dem vierten Januar neun Scrupel, diefes. welches mehrmals aufgewacht war, hatte drey- und dreylsig Scrupel in der nemlichen Zeit an Ge- wicht verlobren; Die Thiere nähren‘fich alfo von ihrem Fette nicht blols während des Schlafs,; Icn- dern auch während des wachen Zulftandes, in welchem fie durch zu viele Wärme oder Kälte ver- a32 BER Setzt werden. Denn infolchenIntervällen des Wach- feyns falten.Ge, undındas Falten,fchadet: ihnen im geringlten nicht 10 oh DENSUBERETNT in .„ Andem nemlichensten Hebtuirbrachtb, ich:.das gro« fse Murmelthier unter eine mit Kalkwafler gefperrte Glalsklocke; »esyrefpiriftesin ‚Interyallen von drey, vier und fünf Minuten. Das. kleine: legte ich den nemlichen Tag um.lechs,Uhr ’des-Abends vors Fen- fter ,anfangs,vermehrte-hch die,Relpiration nicht, aber: nach einer.Stunde/wurdeifis,häufiger, und die Temperatur der freyen»Luft, «die, idrey und einem halben Grad unter-Null war, befchleunigte diefelbe; Statt fie zu vermindern. ‚Auch die: Wärme des Kör« pers hatte zugenommen. Ich.brachte: es wieder in- feine Kammer;,döch war es um:zehn Uhr: erwacht und hatte feine-natürliche Lebhaftigkeit und Wärme bekommen, Bey dem andern war das Waller in der. Klocke, geftiegen, und hatte fich, mit einem: Kalkhäutchen bedeckt. Am andern Tage nahm ichl es um Mittag unter der-Klocke vor; als die Wärme, in«der Kammer zwilchen: (echs ünd- Geben, “und | draulsen fieben: und: einen: halben ‚Grad [tand, ‚und, legte, es vor. das Benlter, ; Ich-- wollte, nemlich \fe-, hen, ob die. allmähliche Zunahme der Kälte den- felben Effekt auf.das Thier-machte, als eine! plötz= liche Veränderung. der. Temperatur: : In.den.er-» ften Stunden merkte, mamıkeine' Veränderung, ‚aber; um; halb fieben: Uhr, als.das Thermometer: auf view, Grad gefallen’ war , bekam,es).conyülßvifcheiBewre&i gungen, die von Mifsbehagen äeigten,-die Belpira-; N wäh. alsiv u: dasuh wi Adern —— 433 tion wurde fchneller, und um fieben Uhr refpirirte es fchon fechzehnmal in einer Minute, da dies in der Lethargie nur funfzehnmal in einer Stunde gefehieht. Mit der Zunahme der Relpiration [ıieg verhältnifsmäfsig die thierifche Wärme, Um halb zehn Uhr war es vollkommen erwacht. Ehe ich es wieder in [eine Kammer brachte, nöthigte ich es zum Gehen; aber es konnte fich nur auf die Vorderfülse ftützen, die hinteren fchleppte es nach, weil fie von der Bruft am weitlten entfernt, und daher noch eingefchlafen waren, re Am zwanzigften Februar legte ich das große Murmelthier vors Fenfter in einen Recipienten, den ich mit Eis und falzfaurem Kalk umringte. Da- durch fiel das Thermometer auf fieben Grad unter Null. Die plötzliche Veränderung der Temperatur von dreyzehn Grad wirkte nicht augenblicklich, aber nach einer halben Stunde entftanden Zeichen von Mifsbehagen und Schmerz. ‘Die’ Refpiration nahm zu, doch dauerte es in diefer grolsen Kälte länger, ehe das Thier den Grad von. Wärme bekam, der zum Erwachen und zum Gebrauch der Muskeln nothwendig ift. Um elf Uhr des Abends war es erwacht; es blieb bis zum andern Morgen draufsen, war aber nicht wieder eingelchlafen. Eine noch rölsere Kälte würde es zuverlälfig in eine tödtli- she Schlaffucht geltürzt haben *). v ”) Wahrend der zwey Jahre, dafs ich die Murmelthiere be- obachtete, habe ich oft folgeride fonderbare, noch une Arch. f. d, Phyfiol, VII. Bd. 111, Heft, BE A — Im Anfang des Aprils diefes Jahres bekam ich einen gewöhnlichen Igel, und brachte ihn in eine Kammer, die zwilchen neun und elf Grad Wärme hatte. Er fiel bald in Schlaf, und blieb darin bis zum zehnten May, in welcher Zeit er einige Mal erwachte, - Seine Relpiration hörte periodifch”auf, und ftellte ich wieder periodifch ein, fo dals er nach einer Ruhe von funfzehn Minuten dreyfsig bis fünf und dreylsigmal langfam athmete. Im Anfang des Mays Stand das Thermometer auf dreyzehn Grad, Nun refpirirte er von acht zu acht Minuten, und alsdann jedesmal Geben bis zehnmal. Ich lief die Temperatur der Kammer durch hereingebrach- tes Eis abkühlen; die Intervalle des abfoluten Still- ftandes der Refpiration wurden dadurch länger, aber die fich folgenden In-und Exfpirationen ver mehrten fich auf achtzehn und zwanzig, Am ein und zwanziglten Junius nahm ich mir ‘wer, dielen Igel, der bereits einen Monath erwacht bekannte Erfcheinung an ihnen wahrgenoinmen, nemlich dafs fie ihre obern Schneidezähne reproduciren, wenn fie diefelben durch Zufall abbrechen. Da fie die Gewohnheit haben, die Thüren mit Gewalt zu öffnen, und auf die Fenfter zu klettern, fo fallen fie zuweilen hoch herun- ter, und mit der Schnauze voran auf den Boden, und brechen auf diefe Art bald die Hälfte, bald zwey Drittel von den obern Schneidezahnen ab. Sie wurden aber je- desmal zu meiner grofsen Verwunderung wieder ganz her- geftellt, und die Reproduction diefer Zähne ift den Mur- melthieren fo gewöhnlich, als die Reproduction der ob- gefchnittenen Füfse und Schwänze den Wafferfalamandern, — 435 \ war, durch eine ftarke-Kälte in eine tödtliche- Schlaffucht zu ftürzen, damit ich [eine Eingeweide unter[uchen, und diefe Beobachtungen mit denen vergleichen könnte, die ich am Ende des Winters an einem Murinelthier gemacht hatte, das wäh- rend des gewößinlichen Winterfchlafs getödtet war, Ich brachte ihn in eine künftliche Kälte von zehn Grad unter Null. Die Refpiration wurde fchnell und ängftlich, nahm darauf ab, hörte endlich ganz auf, und nach zwey Stunden war das Thier nicht allein todt, fondern bis an den Hals gefroren. Bey der Oeffnung deffelben fand ich, dafs das Blut in den 3 Extremitäten der Glieder zuerft, und [o fort gegen den Körper zu gelroren war. Im Unterleibe zeigte fich kein merkwürdiges Phänomen; die Muskeln wa ren blals, wie bey einer Hafelmaus, die vor Kälte geltorben war, da lie bey dem Murmelthier, das ich während des gewöhnlichen Winterfchlafs ge= tödtet hatte, fehr roth auslaben. Hier war das Blut gleichmälsig vertheilt, dort hatte es fich im Kopf und der Bruft angehäuft. Die Herzohren wie die Lungengefälse waren nemlich in dem Igel überfüllt, und fowohl unter der Membran, die die Lungen be- kleidet, als in den Luftgefäfsen hatte fich Blut er goffen. Eben fo ftark waren die Venen des Halfes und des Gehirns angefüllt, Am zwey und zwanziglten May [chnitt ich ei- nem Igel den Kopf ab, um den Grad [einer Wärme und Reitzbarkeit zu beobachten. Das in die Höhle des Bauchs gebrachte ‚Thermometer fieg auf fünf kez Er 436 — und zwanzig Grad, die Muskeln. zogen fich eine Stunde lang nach dem Tode durch den galvanifchen Reitz zulammen, das Herz fchlug eine und eine halbe, und das rechte Herzohr gab zwey und eine halbe Stunde lang Zeichen einer [chwachen Contraction von fich. Darauf tödtete ich noch einen andern Igel, deflen innere Wärme fieben und zwanzig Grad war. Die Muskelreitzbarkeit verlohr fich nach einer Stunde und vierzehn Minuten, das Herz pulfirte eine und eine halbe Stunde. Der Igel hat allo weniger Wärme als die übrigen warmblütigen Säugthiere; aber er athınet auch langfamer als alle andern, Denn in feinem natürlichen Schlaf reflpirirt er nur fünf, höchftens fiebenmal in einer Minute, Mehrere Arten der Fledermäule, und befon- ders die Hufeilennafe und die Speckfledermaus find "dem Winterfchlaf unterworfen. Am Ende des Som- mers 1795 befuchte ich die berühmte Grotte En- ıratico, die mit eier ungeheuren Menge gemei- ner Fledermäufe, und mit noch mehreren Schmet- terlingen angefüllt war, welche jenen zur Nahrung ‘ dienten. Am Ende des Decembers des nemlichen Jahres, als das Thermometer auf neun Grad l[tand, befuchte ich lie wieder, fand aber nur zwey Grup- pen von ohngefähr dreyhundert eingefchlafnen Fle- dermäulen im Eingang, aber keine im Gewölbe, wo ich fie im Sommer zu taulenden gelehen hatte. Ich fchofs auf einen Klump, wodurch ohngefähr fechzig/Stück abhelen, aber lauter Hufeilennafen, und keine einzige gemeine Fledermaus. Diele müf- fen uns allo beym Anfang des Winters verlalfen, und 437 dafür andere aus den nordlichen Gegenden “zu uns kommen. In der Mitte des Februars ging ich noch einmal in diefe Grotte; fand viele eingelchla- fene Fledermäufe in ihr, aber faft lauter Speckfle: dermäufe, und nur wenige Hufeilennafen. \ Die Relpiration diefer Thiere war äulserft fel- ten, und in ihren Flügeln, die ich unter das Mi- erofcop brachte, circulirte das Blut lJangfam und ftofsweile, da es im wachen Zuftande [chnell und mitStättigkeit kreifet. Eine der Fledermäufe brachte‘ ich an meine Fackel; fie bekam Convulfiosen,‘ brauchte aber eine mehr oder weniger lange Zeit, um aus ihrer Schlaffucht zu erwachen. Andere‘ legte ich auf den Schnee vor der Grotte; ihre Re-' fpiration und Circulation vermehrte fich, die Wärme nahm zu, fie erwachten innerhalb einer halben und ganzen Stunde, und flogen in die Grotte zurück, Die übrigen nahm ich mit nach Mayland. Eine der- felben legte ich am Abend, als das Thermometer zwey Grad unter Null ftand, vors Fenfter, und fand’ fie am andern Morgen erfroren. Eine andere brachte’ ich am andern Morgen um halb elf Uhr unter einer Klocke vors Fenfter, als das Thermometer einen Grad unter Null ftand. Die Refpiration fing an ängfilich zu werden, das Thier fuchte zu entkom- men, entfaliete die Flügel, und bewegte den Kopf convullivifch. Aber um Mittag waren alle diefe Be- wegungen wieder ver[chwunden bis auf die befchleu- nigte Relpiration. Um fünf Uhr hatte auch diefe aufgehört, ‚und das Thier war todt. Die Fleder- mäufe erwachen allo auch von einer zu grolsen 438 — Kälte, entfliehn oder fallen in eine tödtliche Schlaf. fucht, wo jenes nicht möglich ift. Die übrigen in einer Temperatur von l[echs bis acht Grad befindli- chen Fledermäufe blieben in ihrem Winterfchlaf, holten am Ende von zwey, drey und vier Minuten ohngefähr viermal Athem, und ruhten fich dann eben fo lang wieder aus. ef, Einen Sieh@nfehiäfer. (Mus glis L.) ih ich im Anfang des Decembers wach bekam, beobach- tete ich am Sieben pd zwanzigften, als er einge- Ichlafen war, und as Thermometer auf drey und einen halben Grad [tand. Die Relfpiration ftockte in beftimmten Paufen von vier Minuten, und dann 'relpirirte das Thier zwey. und zwanzig bis vier und zwanzigmal in einem Zeitraum von ein und einer halben Minute. Stieg das Thermometer um einen Grad, fo dauerten die Paufen nur drey Minuten, aber die Zahl der Refpirationen blieb fich gleich. Am acht und zwanziglien December ftand das Ther- wmometer auf zwey Grad über Null. Die Paufen dauerten vier Minuten, ihnen folgten zwanzig bis fechs und zwanzig Relpirationen. Dann folgte eine Pau[e von fünf und einer halben Minute, nach der- Selben neun und zwanzig Relpirationen in zwey Mi- nuten; ferner eine Paule von fünf Minuten, nach derfelben zwanzig Refpirationen. In dieler Zeit war das Thermometer um einen halben Grad gelftiegen. In einer, ftärkern Kälte erwachte das Thier; im ei-. ner milderen von drey bis fünf Grad über Null fchlief es Seft, die Paufen dauerten fechzehn bis achtzehn Minuten, und ihnen folgten immer achtzehn — 439 bis zwanzig Relpirationen. Am [echzehnten Februar, als das Thermometer auf fieben Grad ftand, holte es dreyzehn bis vierzehnmal Athem, und ruhte wie- der achtzehn bis vier und zwanzig Minuten. Jede Bewegung fing mit einer leichten Biegung des Schwan- zes an; die erlten Bewegungen waren die ftärklten, und nahmen allmählig ab. In einer künftlichen Käloe nahm die Relpiration zu, und endlich er- “ wachte das Thier in derfelben, fchlief aber in ei- ner mälsigen Temperatur bald wieder ein. Am ein und zwanzigften Februar dauerten die Paulen bey einer mäfsigen Kühle, acht und zwanzig bis fünf und dreyfsig Minuten, und danach folgten fünf bis heben Athemzüge, F In der [chönften Jahreszeit, als das Thermome- ter funfzehn bis fechzehn Grad Wärme zeigte, letzte ich den Siebenfchläfer in ein grolses Gefäfs, und gab ihm Kaftanien und Nüffe, aber er frals nicht» Sondern überliefs ich von neuem dem Schlaf, rollte fich aber nicht zulammen, Sondern legte fich auf den Rücken, und bot der Luft die unterften Theile feines Körpers dar. Die Paulen zwilchen der Re- Sypiration waren kürzer, und die In. und Exfpiratio- nen weniger häufig. In dielem Zuftande blieb er bis zum hebzehnten Julius, wo er erwachte und entfloh. Bey einer Hafelmaus, die ich am neun und zwanzigften December ı805 bey einem Grad über Null unter[ucehte, war die Refpiration felten., Sie athmete hundert Geben und vierzigmal in zwey und vierzig Minuten, aber ungleich und nach ungleichen Paulen: die beiden erlten Paulen dauerten nemlich 44a — vier; die dritte acht; ‘die vierte drey; die fünfte acht; die [echte feben Minuten. Am er[ten Januar, als das Thermometer einen Grad unter Null Itand, erwachte fe, [chlief aber ein Paar Tage nachher, bey einer milderen Witterung wieder ein. Am zehn- ten Januar bey vier bis fünf Grad Wärme athwete fie in zwey und achtzig Minuten hundert und vier und febzigmal; die kürzelten Paulen zwifchen dem Athmen dauerten zwey, die längften dreyzehn Mi- nuten; fie athmete alfo bey diefer Temperatur weit weniger, als am neun und zwanziglten December, wo das Thermometer nur einen Grad über Null zeigte. Am vierzehnten Januar, bey drey und vier Grad Wärme, aıhmete fie nur fechs und lechzigmal in hundert und neun Minuten. Die Paufen dauerten lange, eine gar fieben und zwanzigMinuten, und die Refpirationen nach den Paufen‘waren weniger zahl» reich. Am fünften April athmete fie bey zehn Grad Wärme fieben und vierzigmal in vier und dreylsig Minuten; an einem andern Tage, bey elf Grad Wärme, zwey und [echzigmal in zwey und dreylsig Minuten, Setzte ich fein die Sonne, fo hörte die Sufpenlion der Relpiration auf, fie continuirte mit gleichem Rhythmus, wie im natürlichen Schlaf. Bald darauf erwachte das Thier, frafs etwas und [chlief wie- der ein. Eine halbe Stunde lang dauerte nun noch die Refpiration obne Unterbrechung fort, dann wurde fie (eltner, es entftanden kleine und nach- her längere Paufen. Eine der Halelmäufe tödtete ich durch künftliche Kälte ;..die Muskeln waren blafs; die Herzohren, die Lungengefälse, die Venen am —— ur Halle und-das Gehirn mit Blut überfüllt. Die Ha- felmäufe erwachen allo von zu vieler Kälte und von zu vieler Wärme, nehmen Nahrung während des Wachfeyns, doch mäfsig, brauchen ohngefähr eine halbe Stunde zum Erwachen, da die Murmelthiere dazu eine längere Zeit nöthig haben. Sie erwachen um [fo fchneller als die Wärme ltärker ilt, weil fie dadurch bald die zu Ausübung der Lebensfunciio- nen nothwendige Temperatur bekommen. Eins der Murmelthiere, das den ganzen Win- ter gelchlafen hatte, tödtete ich am fünf und zwan- ziglten May nahe vor dem Erwachen. Es hatte zwey und eine halbe Unze [eines Gewichts in drey und ei halben Monath durch die Einfaugung, des Fetts verlohren. Der Magen war leer und zulam- mengezogen, der Darmkanal gleichfalls, mit Aus- nahme des Blind- und Malıdarms, die einige Excre- mente enthielten. Die Harnblale war mit einem hellen Urin angefüll. Das Thier war fett, befon- ders im Inneren. Kinem andern Murmelthier fchlug ich am zwey und zwanziglten März 1807 während des Schlafs den Kopf ab. Die Temperatur feiner Kammer war Sechs und einen halben, die [einer Eingeweide heben und einen halben Grad. Die Ent- hauptung gab wenig Blut, von welchem fich zwey Stunden nachher viel Blutwalfer abgefondert hatte, Büffon hat allo Unrecht, wenn er glaubt, dals den Thieren während des Winterf[chlafs das Blutwaller feble. Die Lungen waren in ihrem natürlichen Zu- Stande, das Herz fuhr länger als drey Stunden fort au pulfiren, wenn gleich die Pullationen mach und 442 — nach feltner würden. Im Anfang der erften Stunde zählte ich deren fechzehn bis achtzehn in einer Minute; am Ende der dritten Stunde kaum drey in der nemlichen Zeit, Am Kopf, den ich in Brannt- wein gelegt hatte, bemerkte ich noch nach einer halben Stunde Zeichen des Lebens. Daraus erhellet, dafs das L.ebensprineip im Winterf[chlaf zwar weni- ger energifch ift, aber defto fefter den Theilen an- hängt, und fich fchwerer von ihnen trennt. Die langfame Cireulation jft die Urfache der geringen “Blutung bey der Enthauptung; das Elur ift durch alle Theile des Körpers verbreitet, daher das Mus- kelfleifeh vorzüglich roth. Ich fchnitt einige Stücke von den willkührlichen Muskeln ab, und bemerkte zu meinem Erftaunen, dafs fie drey Stunden lang nach dem Tode fich jedesmal zufammenzogen, wenn fie dem Galvanismus ausgefetzt wurden. Eıft am Ende der vierten Stunde verminderten, fich die Zu- fammenziehungen. Die Reitzbarkeit der Murmel- thiere ähnelt alfo während des Winterfchlafs der Reitzbarkeit der kalıblütigen Thiere. h Am fünf und zwanzigften Junius köpfte ich ein anderes Murmelthier, das feit zwey Monathen er- wracht war, um an demfelben die Belchaffenheit der Beitzbarkeit im wachen Zuftande zu beobachten, Das Thermometer ftänd auf achtzehn; in der Höhle des Unterleibes des Thieres ftieg es auf neun und zwan- zig Grad. Ich entblöfste das Herz,’ zählte im An- fang fieben und zwanzig bis acht und zwanzig Pul- fationen in einer Minute; nach einer Viertelfiunde 443 zwölf, nach einer halben acht Pulsfchläge, In den fol- genden zehn Minuten waren nur vier [chwache Schläge in einer Minute wahrnehmbar, diefe hörten in den nächften zehn Minuten ganzauf, alfo die ganze Action des Herzens ver[chwand funfzig Minuten nach dem Tode des Thieres, da das Herz des im Winterfchlat enthaupteten Murmelthiers noch drey Stunden nach der Enthauptung viermal in der Minute pulfirte, Während und durch den Winter[chlaf häuft fich alle die Erregbarkeit an. Die Muskeln des Tbieres [chie- nen blälfer zu feyn, hatten zwar eine grolse Em- pändlichkeit gegen die Wirkurg des Galvanismus, verlohren fie aber bald. Sie war hier zwey Stun- den nach dem Tode kaum [o ftark als vier Stun- den nach dem Tode des im Winterfchlaf getödteten, In den Intercoftal- Muskeln hielt fich die Reitzbar- keit länger als in den Muskeln der Glieder. Das Verhältnifs der Pulsfchläge zur Refpiration, wie die Zahl der Pullationen, lälst [ich [chwer be- fiimmen. Denn der Herzfchlag und die Refpiration verändern fich augenblicklich, wenn man das Thier reitzt und in andere Lagen bringt. Wahrfcheinlich macht die Action des Herzens keine Paulen, aber fie ift weit matter und langlamer im Schlaf als im wachen Zuftande, Was ift endlich die Urfache des Winterf[chlafs und warum ilt er nur gewillen Thieren eigen? Man glaubte, er entltehe bey gewillen Säugethieren von der Kälte, nehme mit derfelben zu und gehe end- lich in Brand und Tod über, Freylich wirkt eine 444 a ftarke Kälte auf alle Thiere, und ftürzt fie in eine tödtliche Schlaffucht. Die Kälte, Sagen die Naturfor- fcher, raube den Gefälsen der Oberfläche ihre Lebens- kraft, dränge das Blut zum Gehirn, und bewirke Schlaf‘ durch Comprefhion deffelben. Aber diefe Erklärung des Phänomens mag wohl nur zum Theil wahr feyn. Denn diele tödtliche Schlaflucht [cheint gröfstentheils von einer Erf[chöpfung des Vermögens, die tbhieri- fche Wärme zu erzeugen, herzurühren. Das der Kälte ausgefetzte Thier fängt an, öfterer und änglt» licher zu athmen, um fich Lebenswärme zu verfchaf- fen, es wird dadurch in dem Maalse erfchöpft,, als die Kälte vorwaltet, die Relpiration wird im- mer langfamer, und hört endlich mit dem Tode des’ Thieres ganz auf. Cleghorn *) [chreibt den Win» terfchlaf theils. der Kälte, theils der verdorbenen Luft der Höhlen zu, in welcher die Thiere einge- [chlolfen find. Er führt das Bey[piel des Hamlters an, der an der Luft erwache, aber in [einen Gru- ben tief unter der Oberfläche der Erde einfchlafe, Allein ich bin durch meine vielfältigen Ver[uche über- zeugt, dafs weder die verderbte Luft, noch die Kälte, den Winterfchlaf hervorbring. Ich habe zwey Jahre lang ein Murmelthier bey mir gehabt, das nie im Winter einfchlief, wie fehr die Temperatur es auch dazu einladen mochte. Eben diele Beob- achtung hat Herr Bo[li in Turin gemacht. Er hatte zwey Jahre lang drey Murmelthiere um fich, *) Recueil de Differtations de la Soc. roy. et medic. d’ Edin- burg Vol, W. ; nn 445 die nie inden Winter[chlaf fielen, obgleich das Ther- mometer zuweilen fechs Grad unter Null ftand, und fie Heu in ihrem Behältnille hatten, in welchem fie fich verkriechen konnten. Auch die verdorbene Luft ift nicht Urlache des Winterfchlafs. Denn die von mir beobachteten T'hiere [chliefen in einer Kam- mer, in welcher die Luft rein war und beftändig erneuert wurde, In derfelben Kammer, in welcher zwey Murmelthiere im Schlaf lagen, war ein drit- tes: zahmes, welches nie inden Winter[chlaf fiel. Dies nahm aber wie gewöhnlich, auch im Winter Nah- rung zu fich, da jene, wenn fie auch einmal er- wachten, bald darauf ohne etwas zu genielsen, wie- der einfchliefen. Vielleicht gehört allo das Falten mit unter die Nedingungen des Winter[chlafs. Wirk, lich nöthigte ich eins meiner Murmelthiere, das zum fünftenmale erwachte, etwas zu genielsen, und die Neigung zum Einlchlafen verlohr fich. Es fing in der Folge von felbft an zu freffen und blieb wach, da die übrigen Murmelthiere in derlelben Kammer fortfchliefen. Die Murmelthiere find im Herbft, ehe fie fich zum Winterfchlaf einfchliefsen, [ehr fett, neh- men aber keine Nahrung mit [ich in ihre Höhlen, Die Temperatur in denfelben ilt zwilchen acht und neun Grad. Diefe Wärme, die ablolute Ruhe und das vorhergegangene Falten von einigen Tagen bringt fie allmählig in den Schlaf, in welchem hie bis zum Frühjahr beharren, Sie verzehren in demlelben we- nig Lebenskrälte. Denn das Thier athmet während des Schlafs in Sechs Monathen nur 61,000 mal und 446 . an, zwar| fchwach, da es im Sommer 72,000 mal in zwey|Tagen athmet, „Allein welche Urfache hält die Murmelthiere in diefem Zultande, in welchem das Leben blofs auf Un- kofter] des Fetts fortdauert? In Beziehung auf diefe Aufgabe habe ich mein Augenmerk vorzüglich auf das Gehirn gerichtet, das zur Erhaltung feiner Er- regbarkeit und Lebenskraft einer beftimmten Quan- tität arteriellen Bluts bedarf, Weberflufs des Bluts-, erhält!in demfelben einen beftändig wachen Zuftand, ‚Wenn' daher [chon wegen der Organilation wenig arterielles Blut zum Gehirn geht, daffelbe z. B. kleine und wenige Arterien vom Herzen bekömmt, und dazu noch andere äulsere und fchwächende Umftände hinzukommen; fo mufs die Energie des Gehirns finken, und davon anfangs Schlaf und nach- ker Schlaffucht entftehn. In diefer Rücklicht inji- eirte ich die Gefälse ver[chiedener Murmelthiere, und fand dafs fie weit mehr Venen im Verbältnils zu den Arterien haben, als die Säugethiere, die dem Winterfchlaf nicht unterworfen fiud. Aber vorzüglich zog die Befchaffenheit ihres arteriellen Syftems meine Aufmerkfamkeit auf fich. Bey den übrigen Säugethieren finden wir zwey große innere Carotiden, allo auch zwey grofse Hirnfchlagadern, und zwey Vertebral- Arterien, die fich in der Balıl- lar- Pulsader vereinen. Von diefen Gelälsen ent- Brke alle Gefäfse, die fich an die verfchiede- nen Theile des grofsen und kleinen Gehirns ver- breiten; vom ihnen entlpringen die verbindenden — 447 Arterien, durch welche die Hirnfchlagadern mit den Bafillar- und den Vertebral- Arterien analtomo- firen. Allein bey den Murmeltbieren zeräftelt [ich blofs die Baßillar- Arterie, um fich an die Theile des grolsen und kleinen Gehirns auszubreiten, Die beiden Hauptäfte derfelhen gehn gegen die vörde- ren Theile des grofsen Gehirns, und geben an dem Ort, wo die Hirnfchlagadern in das Gehirn einire- ten, zwey kleine Aclte ab,.die die harte Hirn- haut durchbohren und fich gegen die Augenhöhlen richten, indem der Hauptaft fich zurückfchlägt, um Sich mit einem anfehnlichen Alt der äulseren Hirn fchlagader oder der Maxillaris interna zu verbin- ‘den. Nach der Infertion diefes Altes, denman für die Hirnfchlagader halten kann ‚ vermindert fich der Alt der Bafillar- Arterie, in welchen jener [ich ein- fenkt oder vielmehr daraus, entlpringt, in [einem - Durchmelfer allmählig [o fehr, .dals er ein blolses Gefäls zu feyn [cheint, welches fich von den Haupt -Hirnarterien abfondert, um eine Communica- tion mit der äufseren Carotis zu bewerkltelligen. Wenn allo diefe beiden kleinen Gefälse der beiden Hauptäfte der Bafillar- Arterie nicht fowohl als Hirnfchlagadern, fondern vielmehr als Gefälse an- zulehen find, die mit der Maxillaris interna ana- ftomoliren, [fo fieht man bald, dafs die Murmel- thiere aus Mangel an arteriellem Blut im Gehirn im Soininer eine grolse Geneigtheit zum Schlaf und im Winter zum Winterf[chlaf haben mülfen, wenn zu jener Organifation noch eine verminderte Tempe- zatur und das Falten hinzukömmt, welches den 448 Zufufs des Bluts zum Gehirn, allo auch die lirre- gung deffelben [chwächt, Unterdels muls doch das Gehirn während des Winterf[chlafs foviel Blut be- kommen, dafs die Lebensverrichtungen, wenn gleich in einem gefchwächten Zuftande, fortdauren können, _ Dies [cheint die Natur dadurch bewerkltelligt zu haben, dafs die Murmelthiere verhältnilsmäflsig meh- vere und grölsere Hirnvenen als andere Thiere ha- ben, wodurch die Circulation verzögert wird. gr Nach- _ 443 sum a 5 85 N We. PIE TE Am Ende des Märzes vorigen Jahres [peilte ich mit Herrn R. R. G. und mehreren andern Perlo- nen bey dem Herrn C, v. G, in Q. Es wurde eine Schüffel gewöhnlicher Flulskrebfe aufgetra- gen, die eine rothe Schaale, und vor dem Ko- chen gelebt hatten. Beym Aufbrechen waren aber Schwanz und Scheeren leer von Fleilch. Ich war unbelonnen genug, dielem äufserft merkwürdigen Phänomen nicht weiter nachzugehn, mache aber jetzt darauf aufmerkfam, damit bey der bevorfte- henden Wiederkehr der nemlichen Jahreszeit jeder, wer Gelegenheit dazu hat, demlelben auf die Spur zu kommen fuchen kann. Einer eben [o interellan- ten Erfcheinung der ungelchwänzten Krebfe, dafs fie das ganze Bein glatt am Leibe abfallen laffen, wenn man den letzten Phalanx abbricht, und um- gekehrt in den angränzenden einfticht, habe ich mehrmals an verfchiedenen Orten gedacht. Der Zweck diefer Handlung, einen kranken Theil aus der organifchen Sphäre auszultofsen, ift fo ein. leuchtend, als der Procefs, durch welchen dies Arch. f. d. Phyfiol. Vll. Bd, II. Heft, Ff 450 re ausgeführt wird, unbekannt ift. Die Fifche erblaf- fen nahe vor ihrem Tode durch Erftickung, und verlieren die Bläue des Rückens. Diefe Thatfache weils jeder Filcher, aber die Urlache derfelben, dafs diele Thiere die Bläue durch Luftmangel ver- lieren, da andere fie dadurch bekommen, weils der Phyliologe wielleicht nicht; Reil. 2 rer er des achten Bandes Be; A. Abfterben einzelner Glieder 59. Alantois nach Oken 84; Anhängfel derfelben 87. Auge, Bildungsgefchichte delfelben 94; Central- und Ciliarlyltem in demflelben 164. Autenrieth, über das Däfeyn des Queckfilbers im Blute nach blolsen Einreibungen delfelben 213. — Hypothefe, dafs es aufser der Oxygenleite der Metalle, des Schwefels, des Phosphors u, [. w, auch eine Hydrogenleite derlelben gebe 234. B. Beyträge zur Kenntnils des Speifelafts 145, Blinddarm, .delfen Entftehung im Fötus 87. Ffz 492 ns Blut, wird durch Queckfilber mehr venös 243. Brarndis Pathologie und Lehre von den Affecten gg. Bre[la, über den Nutzen der Euftachifchen Röhre 67; durch comparative Anatomie erläutert 72. Burns, über die Bildung des menfchlichen Eyes 38a. C. Gentral[y[tem, im Auge nach Brandis 164. Chylus, Beobachtungen über denlelben, von Li- fter 183. Ciliarlyltem in diefem Organ 164. D, Darmbläschen 85. Dysphagia luforia; Zulatz zu diefem Auffatze 264. E, Einfachftes WER Gern h bey den Vögeln. 28, Emmert, Beyträge zur Konurmils des Speilelafts 145; — chemilche Analyfe 163; Verlchiedenheiten del- felben, nach Alter, Nahrung und andern Umftän- den 200. _ Emmert und Reufs n Analyfe des Milchfafts 17% Euftachifche Röhre, ihr Hauptnutzen 67; durch comparative Anatomie erläutert 72, ®y, über dieBildung desmenlchlichen von Burns 380, Fleifchfreffende Thiere bekommen früher Spei- ehelflufs nach dem Gebrauch von Queckfilber als Pflanzenfreflende 262, Fötusbildung nach Reinhold 305, Fötushäute nach Oken und Kiefer $3. F Fortfetzung der Unterfuchung des kleinen Ge. hirn im Menfchen, von Reil 273. Frolch (ein) ftülpt feinen Magen um, damit er ihn reinige 271. G. Galle, Verfuche über diefelbe in Thieren, die durch Queckfilber getödter waren 257. Galvanifche Anlicht des thierifchen Lebens, von Reinhold 305. Galvanifche Säule, verglichen mit dem Orga- nismus 340, Gegenfatz der Lungen-und Bronchial-Arterien 132; Gehirn kleines, Scheint ein Apparatzuftand tbie- rifch-galvanifcher Säulen zu feyn 6; Neue Be- nennungen feiner Theile zur nähern Bezeichnung 8—ı15; Idee über eine zweckmälsige Demonftra- tion des kleinen Gehirns 17; Methode, daffelbe zu härten ı8; Einfaches der Vögel und anderer Thiere 28. 30; Durchfchnitt des kleinen Gehirns in zwey Richtungen 280; Bruch deffelben in eine obere und untere Hälfte 290; Unterfuchung über die Organifation der Lappen, Läppchen, Stämme und Aelfte 385; Articulation derfelben 390; Die Blättchen beftehn aus Rinde und Mark 398; Methode, die Blättchen zu [palten und aus einau der zu plätten 398; Organilation der Lappen, , 454 En Läppehen und Blätter gor; Grobfaferigte Schicht 404. i hr j Gruithuilen, dellen Beobachtungen an einem Frofche 271. Grundzüge der Naturlehre des menfchlichen Or- . 'ganismus von Heinroth 114, H, Hämilphärien des kieinen ‚Gehirns, jedes für fich betrachtet 279, Häute, [eröfe, [tehn im elektrifchen Gegenlatze, und verwachlen deshalb im Normalzuftande nicht 134. Halbleitung, als Urfach mancher Erfcheinung -in Nervenkrankheiten 142. Halsmuskel, Seltener 269. : Haut, Gegenlätze in der Lederhaut, dem Malpygbi- fchen Schleimnetz und der Papillarfubftanz 133; Die Haut faugt nicht ein, fo wie man glaubt nach Rouffeau 383. Heinroth’s Grundzüge der Naturlehre des menfch- lichen Organismus 114. Hohlader, ihre Inlertion in dem Herzen des Em- bryo, wodurch zugleich die Vorkammer deffelben gebildet wird gı. Hülfs-und eigentliche Sinnesnerven 102. Hypothefe des Dr, Autenrieth , dafs es aufser der bekannten Oxygenleite‘der Metalle, des Schwefels, - ‚des. Phosphors u. [. w. ‚auch eine Hydrogenleite derlelben gebe 234. = 455 LEER 7 Idee über Entwieklung einer wilfenfchaftlichen Sy- ftematik des Thierreichs 92. K. Kaninchen, Verfache der ung des Queck- \ filbers am denfelben 215— 220. Katzen, ähnliche Verfuche mit denfelben 222. Kinder bekommen [päter Speichelfluls nach Queck- Glbergebrauch' als Erwach[ene, weil fie mehr den grasfrelfenden Thieren gleichen 262: Knötchen im kleinen Gehirn 15. L. Lappen des kleinen Gehirns, und befondere Namen derfelben 13. Lilter’s Beobachtungen über den Chylus 183. Luftzellen der Vögel 356. Lungen der Fröfehe werden gefüllt, wenn man ihre Kehlmuskeln durchfchnitten hat 369. Lungen-und Bronchialarterien, Gegenlatz derfel- ben 132. M. Männlicher Organismus ilt mehr dem Oxygen- procels analog als der weibliche 329. Magen, ein Frofch, kehrt den feinigen um 271; Es treffen im Magen Nerven des Cerebral- und des Ganglienfyltems zufarhmen, Folgerungen daraus ı3r. 456 — Mandeln im kleinen Gehirn 15. Mangili, über den Winter[chlaf mehrerer Thiere 427. Markflocken und Markfegel dafelbft ı5. Marklegel, hinteres 46. Meckel, über den Nutzen der Eultachilchen Röhre 67. Metallgehalt im Blute, nach dem Genufs delfel- ben 229, : Milch[aft, Verfuche darüber, von Emmert 145; von Whright 163; von Meyer 165; Analyfe nach Reufs und Emmert 170. Milz, ift vielleicht Hülfsapparat des Pankreas 110, Mittel[tück des kleinen Gehirns 26. Murmelthiere, ihre Lebensart 428; verzehren im Winterfchlaf Oxygen 430, "Muskel, ein feltener am Halfe 260. N. Naturlehre des menfchliehen Organismus, von Heinroth 114. Nebennieren find Hülfsorgane der Nieren ı10, Nitzfch, über die Relpiration der Thiere 355; in Beziehung auf Organismus 355, Mechanismus und Chemismus 375. OÖ, Oberhäutchen, [eine Entftehung ı11, Oken und Kieler, über das Nabelbläschen und über die Bildungsgelchichte des Auges 8ı. 2 8 457 Oken Ideen-über eine willenfchaftliche $Syftematik des Thierreichs 92. ; a P. Pllanzenfrellende Thiere bekommen fpäter vom Gebrauch des Mercur Speichelflufs als Fleilch- frelfende Thiere 262. Pyramide im Kleinen Gehirn 15. Queceklilber äufserlich eingerieben geht ins Blut über 213; wirkt bey plantivoren anders als bey earnivoren, bey Kinderf anders als bey Erwach- fenen 219— 246; Section der durch Mercur ge- tödteten Thiere 220; Trüglichkeit der chemi- fchen Unterfuchung animalifcher Säfte auf Mer- cur 229. Queckfilberoxyd kann fich im Organis- mus reduciren, und als kleine Kügelchen vorkom- men 237; Urfach des Magerwerdens nach Queck- filbergebrauch 247. Quercommilfur und Querbänder im kleinen Ge- kirn 14, R, Reagentia Auida auf Metallgehalt find bey ani- malifchen Säften fehr trüglich 229. Keil’s erfte Fortfetzung über das kleine Gehirn 273; Deffen zweyte Fortfetzung über die Organifation der Lappen, Stämme und Aelfte des kleinen Ge- birns 385. 458 u Reinhold Darftellung des thierifchen Lebens nach galvani[chen Geletzen 340. Refpiration, ihr Zweck ift nicht blols Oxyda- tion des Bluts ı1ı, der Vögel 356 und 367; der Amphibien 357 und 368; der.Fifche 359—369. der Mollusken 361 und 370; der Cruftaceen 363 und 371; der Infecten 363 und 372; . der Wür- ıner 366 und 373; der Zoophyten 367 und 373; -— derSchildkröten durch Erweiterung der Kehle 368» Reufs Analyle des Chylus 170. Roufleau, die Haut faugt nicht ein 383. Rüdiger, Differtatio de natura et medela morbo- rum Neuriticorum 137. S. 'Schwalbennelt im kleinen Gehirn 48. Sehwanz im kleinen Gehirn 318. Scehwimmblafe der Filche 359 und 369. Section von Thieren, die durch Queckfilber ge: tödtet find 220, Seehund ähnelt phyfilch ünd moralifch den Men- fchen 265. n Seröfle Häute [tehnin elektrilchem Gegenlatz, und verwachlen deshalb im Normalzuftande nicht 134. Sinnesnerven find wohl zu unterfcheiden von den Sinnes- Hülfsnerven 102, Speichel wurde früher mercurialifch als das Blut 259; dellen Secretion fteht mit der Leber-und Magenfecretion in Rapport 260, Speifelaft, Unterfuchung delfelben 145. a 459 Starrkrampf entlteht nicht, ‘wenn die Wunde fich tüchtig entzündet 141. Synochus des irritablen 318; des fenfiblen Sy- ftems 319. Syltematik eine verbellerte des Thierreichs nach Oken 92. a: Tarins Anficht des Markfegels 46. Temperamente, beftimmt nach vorherrfchender Irritabilität, Senfibilität oder Reproduction 128, Totalcommilfur des kleinen Gehirns 26, U, Umftülpung des Magens eines Frolches 271. V. Vergleichung des menfchlichen Cerebelli mit dem anderer Thiere 30. x Ver[uch einer nach galvanifchen Gefetzen ent- worfenen Darftellung des thierifchen Lebens von Reinhold 305. Volta’s Säule verglichen mit dem Organismus 340, n W. Walther’s Phyfiologie des Menfchen ız0, Weiber Saliviren früher nach Queckfilber als Män- ner 262; die Baguette [chwingt entgegengeletzt über dem Weibe als über dem Manne 326; der ganze weibliche Organismus neigt ich mehr zum Hydrogen hin 325. X 460 — Whright’s Verfuch über den'Milchfaft 164. Winterfchlaf der Thiere von: Mangili 427; ins-. befondere von dem des, Murmelthiers 428; des Igels 434; der Fledermäule 436; des Siebenfchlä- ers 458; . der Halelmaus 439; Urlachen des Win« ter[chlafs 446. Z. Zapfen im kleinen Gebitn ı5. ö Zeller und, Autenri eth über das Daleyn von Mercur in dem Blute bey l[olchen Thieren, die Quecküiber genommen haben 213, Zunge im kleinen Gehirn ı2. Zulatz zur Abhandlung über Dysphagia luloria 264» > P} » I wnsrr r Ecke Bes » 5 ) talähuenlan don 1:5) 1 4 _ 2. ” b io c E 17V { ö 8 & DIURG 8 oaYy I 112° 1% WW u i i V 1 83 Tab. A } E 9er: + Al Kiherhore gtochen v.IF. Schröter Lipfie Hau Autenrieltir Ardutd Pheliob8 B>»H | Ab.lberhasd hl j ychlachen v SF. Schröter Lapf. s Res u Autenrutle Anl: Phylol ABAH