Ze OsBEV PHYSIOLOGIE Z.D, VON DEN PROFESSOREN D. JOH. CHRIST. REIL D. J. H. F. AUTENRIETH. NEUNTER BAND MIT FÜNF KUPFERTAFELS, m ee ee < z HALLE IN DER CURTSCHEN LUCHHANDLUNG o 100% Erftes Heft. 3. Von dem Alter des Menfchen überhaupt und dem Marasmus fenilis insbefondere, vom Dr. Philites, S. 21-128 & Nachtrag zur Anatomie des kleinen Gehirns, vom Prof. Reil, 129-135 3. Unterfuchungen über den Bau des grofsen Ge- hirns im Menfcher, vom Prof, Reil, 136-146 As Das Hirnfchenkel - Syftem oder die Hirnfchenkel- Organifation im grofsen Gehirn. 147- ı7X b. Das Balken-Syftem oder die Balken - Organifation im grofsen Gehirn, 172-195 «. Die Sylvifche Grube oder das Thal, das geftreifte grofse Hirnganglium, deffen Kapfel und die Sei- tentheile des grofsen Gehirns. \ 195-208 4. Dr. Viviani’s zu Genua Bemerkungen tiber das Nervenfyftem und das Blut der Amphitriten, 209-212 3. G. Mangili über das Nervenfylten einiger zwey- fchaaligen Mufcheln, 213-224 6. Ueber die Beftimmung der Morgagnifchen Feuch- tigkeit, der Linfenkapfel und des HFaltenkranzes, als ein Beytrag zur Phyhologie des Auges, vom Dr, Gräfe, 225*236 2 I. » ni Zweytes Heft. Unterfuchungen über das Verhältnifs des thieri- fchen Magnetismus zur Elektricität, vom Dr, Naflfe, S. 237 - 312 Autenrieth und Kerner Beobachtungen über die Function einzelner Theile des Gehörs, 313 - 376 Bemerkung über einen Verfuch von Galen den Geruchsfinn betreffend, vom Prof, Autenrieth, 377 - 379 Ueber den Einfufs der herumfchweifenden Ner- ven auf das Achmen, von A.G, F, Emmert. 380 - 420 Drittes Heft. Ueber die Divertkel am Darmkanal, vom Prof. Meckel, | S. 421 = 453 Allgemeine Betrachtungen über die zwifchen allen Knochen und Muskeln des Stammes der Thiere Statt findende Analogie, von C. Dumeril, Aus dem Magazin encyclopedique, mitgetheilt vom Prof. Meckel, 454 - 48% Das verlängerte Rückenmark, die hinteren, feitli- chen und vörderen Schenkel des kleinen Gehirns und die theils ftrangförmig, theils als Ganglien- kette in der Axe des Rückenmarks und des Ge- hivos fortlaufende graue Subftanz, vom Prof. Reil. 485 - 324 Ueber den Bau und die Verrichtung der Milz, Von Everard Home, Ueberferzt vom Prof, Pfaff 525 - 537 Fernere Verfuche über die Milz, Von Everard Home, 538 - 550 Anatomifche Beobachtungen über die Nerven, die zu den Arterien gehn und fie begleiten , nebfr einem Anhang über das Zellgewebe, vom D, Lu- eae. ss = 559 non — Archiv für die Phyfiologie. Neunten Bandes erftes Heft. Von dem Alter -des Menfchen über- haupt und dem Marasmus fenilis insbefondere *). ’ Erftes Kapitel. Ba] ern) Dill in‘ "De Sr Von dem Verhältnifs des Endlichen zum Unendlichen, ‚m Unendlichen ift jede Idee beides zugleich, in fieh und in allen anderen Ideen, [elbft ein Cen- ”) De decremento, altera hominum aeratis periodu, (eu de Marasmo fenili in fpecie, Diff. inaug, med. quam publicae “ disquifitioni fubmittit Conft. Anaft, Philites. Ha- u lae 1808, Arch. fd, Phyfs 1X: Bd. 1, Heft. A = m— trum unendlicher Realitäten und doch auch Ausge- burt eines gemeinlamen Centrums. Sie ruht in [ich als in ihrem Centrum, grayitirt aber auch gegen ein Centrum, gegen welches he alle gravitiren. Jede Idee ift eine be[londere, aber blols ‘durch. die Form, keineswegs durch Zufatz oder Negation, da keine Theil des Ganzen, londern jede dem Ganzen gleich ilt, und die Welenheit des Ganzen in fich mägt. Daher die ablolute Synthefis, der nothwen- dige Organismus und das unvergängliche Leben der Ideen. Jede ift Grund von fich (elbft, alle find ewig, unendlich und ohne Wandel. Das Univerfum der Ideen hat daher ein abfolutes Seyn und eine ungemübte Ru h e in der Selbftbelchauung Gottes. \ i . Dies Ablolut- Ideale,‘ welches der ewigen Suh- ftanz im Realen gleich ilt, [ubjektivirt und objek- tivirt fich [elbft, und nimmt in dieler Verwandelung feiner Einheit in die Mannichfaltigkeit die Form der. Natur an, die feine relativ - reale Seite und ein blolser Durchgangs - Punkt in dem ewigen Akt jener Verwandelung der Einheit in die Vielheit und der Pückkehr der Vielheit zur Einheit oder des Strebens ift, aus ich heraus und wieder in fich zurück zu gehn. Denn das Anlich der Materie ilt eben der Akt der ewigen Selbfthefchauung des Abfoluten, Sofern es in derfelben fich objektiv und real macht. -Was dort Form des Erkennens ilt, wird hier Form des Seyns, was dort Idee ilt, wird hier ein Ding, d. b. Abbild-und Symbol einer Idee. . — 3 Mit den Realitäten im All oder mit den Ideen, die das einzige Vollkommne und wahrhaft Reale im Univerfum find, ift wegen ihrer inneren Gleichheit nicht allein ihre Beziehung auf ein allen gemein. [chäftliches Centrum, [ondern mit ihnen find auch alle Relationen geletzt,in welche he gegenfeitig unter fich, diefe mit der und mit jener, Zulammentreten, können. ‘Jene Beziehung auf das allgemeine Cen- trum ilt immer die nemliche,, "einfach und in einer- ley Richtung thätig , ' fofern wefentlich; hingegen verhalten fich die lateralen Beziehungen, die "dig Ideen gegenleitig unter fich haben, wie fich die Glie= der verhalten , die wir mit einander vergleichen, und find in diefer Rückficht zufällig und mannichfaltig, Doch find beide Beziehungen durch Ge von Ewig- keit her vorher beftimmt, - Eben fo verhalten fich die endlichen Dinge, die Geburten und Abbilder der Ideen find. Ueber beide [chweht einer: ley Nohn, “ind die Geleize der geiftigen Natur wie. derholen fich in der körperlichen. Denn wenn die endlichen Dinge gleich an fich fchon nichts Reales, Sondern blofse in der Relation der Realitäten erzeug- te Scheinbilder find, Lo vermögen doch diefe Rela. tionen nichts darzuftellen, als was in den Ideen, von welchen fie Relationen find, vorher beftimme ift. Denn die Realitäten bleiben in dem Zulammen« fluls, was he find, an fich ewige und unveränder. liche Subftanzen und tur veränderlich in dem Wech. Sel ihrer lateralen Relationen, Daher ihre centri, petale und cenirifugale Tendenz, ihre Beziehungen ee x 4 — unter fich und aufıein allgemeines Centrum, ihr Streben in fich,; aber auch in allem anderen zu [eyn, was aulser ihnen ift. Jedes endliche Ding ilt, wie die Idee, von der es Abbild ift, eine Monas, der das Ganze eingebohren ilt,; aus jedem endlichen und durch Relation zulammen geflolfenen Scheinbilde blickt eine Idee hervor , wie Ge im Abfoluten ur- fprünglich if, Daher ihre innere Verwandtfchaft, ihre allgemeine Sympathie , das Streben nach In: dividualität , oder Selbftftändiger, und nach Uni- verlalität, oder gemeinfchaftlicher Organifation; wodurch ihre Individualität wieder befchränkt wird. Die Realitäten treten unter fich zulammen, weil fie eines Welens find, entfernen fich dadurch von ih: zem allgemeinen Centrum und [treben, in diefem Abfall von dem£felben, für fich zu (eyn.,. Aber dann überwältiget wieder der ftärkere Zug auf den allge; meinen Schwerpunkt ihren Egoismus , ‚fie werfen das unwefentliche und durch Relationen auferlegte Band ab, und kehren ins Allgemeine zurück. Sie fügen fich durch Bildung fucce[fiv zulammen, bis.in dem Abbilde eine, Idee zu Stande gekommen ift, und laflen alsdann dies Abbild , da ‘es, blofser Wieder; fchein der, Idee ilt, durch Rückbildung wieder ins Nichts zurückfallem, ; r ... Im Endlichen wird die abfolute Ruhe in der Identität des ‚Idealen durch Störung von aufsen, und Wechfel der Relationen, in welchem das endliche Leben fich aus{pricht, unterbrochen. Hier entfieht Thätigkeit, mit derfelben. Zeit, die reine Tbä- tigkeit, ohne alles Seyn ilt. Hier ilt ein ununter- nn 5 brochenes Werden und Vergehn in der Com- “polition und Decompofition, das Seyn im Werden und in der ewigen Fluctuation ausgedrückt. Hier "find Dinge, die einer beftändigen Verwandelung "durch einander unterworfen find, gebohren werden und [terben, allo ein Zeitleben haben, das durch ‘Relation der Realitäten unter einander, alflo durch ein "Verhältnifs befteht und nur [o lang als das Ver- hältnifs befteht; welches an fich nichts jft. Hier ift nichts durch fich felbft,, jedes durch ein anderes, dies wieder durch ein anderes, und [o ins Unendliche fort. Doch löft ich diefer Mechanismus und diele fcheinbar progreffive Succe[fion der Relationen im AN zur Wechfelwirkung auf und [chliefst [ich zu ei- nem Kreife, in welchem wieder alles zugleich und des Ganze ohne Wechfel if. Alles ofcillirt gegen "einander, jedes Befondere ruht auf den fäimmtlichen Relationen im All und wird von der allgemeinen Spannung getragen, die wieder das Refultat aller be- fonderen Beziehungen ift. Daher pflanzt jede ört- liche Metamorphole ihre Schwingungen durch das "Ganze fort, und diefe werden wieder in die allge- meinen Lebens - Pulfe des Univer[ums verf[chlungen. ‘So ift jedes Waffertheilchen in einem Tropfen in fich, gegen alle anderen und gegen einen Schwerpunkt [chwer, den alle lich als den allen gemeinf[chaftlichen Setzen. Jedes Waflertheilchen hat eine unwandelbare, allen gleiche Beziehung auf "diefen gemeinfchaftlichen Schwerpunkt, die welent- lich ift; aber zugleich auch eine Beziehung zu jedem anderen Walfertheilchen, die als wirkliche gefetzt 6 — diele und jene feyn kann, daher zufällig, aber doch durch die allgemeine Schwere beltimmt ilt und in- nerhalb der Sphäre des Tropfens das veränderliche Ortsverhältnifs jedes Waflertheilchens beftimmt. Je- des veränderte Ortsverhältnils eines Atoms ändert die Spannung durchaus und im Ganzen ab, Sofern nun alles Endliche durch eine Relation des Unendlichen befteht, ift in der Natur das End- liche mit dem Unendlichen, die Zeit mit der Ewigkeit zugleich gefetzt, das Seyn ilt im Werden, die Unwandelbarkeit im Wechfel ausge- drückt, indem entweder die Materie ‚bey Aende- vung der Form, oder die Form hey Aenderung der Materie beharrt, Denn die Metamorpholen beziehen fich bald mehr auf die Form, und die Materie be- hauptet fich als Subftanz, z. B. in dem Anorgifchen, oder fie beziehen fich vorzüglich auf die Materie, und die Form beharrt unahänderlich, und behauptet fich als Subftanz. Dies [oll der Charakter des Organi- Schen, wenigftens auf den höheren Stufen delfelben, feyn, in welchen aber eigentlich bey dem unaufhör- lichen Wechfel, beides, [owohl die Form als die Qualität der Materie, immer diefelbe bleibt.‘ Mit der Zunahme der Wandelbarkeit entlteht in ihm der höchlte Grad der Unwandelharkeit, $.. 2 Der Bildungs- und Rü ckbildungstrieb. Jenes entgegengeletzte Streben der Rea- ‚Aitäten im All). lowohl in dem gemeinfchaftlichen Schwerpunkt zu Seyn, den fie fich felbit letzen, und — v4 zu demfelben zurückzukehren, wenn fie von ihm entfernt find, als aufser demfelben zu [eyn, gegen- feitig unter fich in Verbindung zu treten und da- durch in dunkele Körper und irdifche Dinge zu- fammenzuflielfsen, (welcher Gegenlatz eben durch das Verhältnils der lateralen Beziehungen zu der eentralen entlteht, [o fern jene in dem Maalse, als fie thätig find, die Tendenz auf das gemeinlchaft-, liche Centrum [chwächen, und umgekehrt), drückt Sich in der Natur als Bildungs-und Rückbil- dungstrieb aus, der allein von diefem Standpunkt aus verftändlich und als allgemeine Naturkraft be- gründet wird. Beide Procelle find gegenfeitig durch einander bedingt, unter fich in ewiger Wechfelwir- kung, daher gleich wichtige Gegenftände für die all- gemeine Phyfiologie. Denn beide find in Beziehung auf [ich immer gleichzeitig wirklam, Bildung nie ohne Rückbildung, neue Bande knüpfen fich in dem Maalse als die alten fich auflöfen und umgekehrt. In Beziehung auf das Produkt Äind aber beide Procelfe nur in der organifchen Natur gleichzeitig ihätig, hingegen in der anorganifchen durch lange Zwifchenzeiten von einander getrennt. _ Hier. ift blofse Production von Produkten, die durch je- den neuen Wechfel zer[tört werden, dort ltättige Reproduction des nemlichen Produkts, wodurch fich eben das Organifche von dem Anorganifchen unter[cheidet. Die Reproduction im Organifchen oder das Verhältnifs beider Proceffe zu einander, hat in dem nemlichen Individuum kurze und lange Olcillationen. Jene beftimmen die momen- sg ) — tanen, meiltens unfchtharen Metamorpholen, mit welchen das vegetative und animalilche Leben zu- fammenhängt; diefe entftehn dadurch, dafs die kurzen Olcillationen, die nie den vorigen Zuftand vollkommen zurückführen, in lange Umlänufe zulammenflielsen, die ich in der Succe[hon der Me- tamorphofen des Lebensalters und in der Re- production der Gattung aus[prechen. Von diefem Standpunkt angelehen, ift der plafti- fche Procefs eben das, wodurch der Akt der Subjekt- Objektivirung des Abfoluten fich im Realen offen- baret, die Allgemeinheit in die Befonderheit gebil- det und die Vielheit wieder in die Einheit und All- gemeinheit zurückgebildet wird. Er ift das Werk- zeug der Ideen, der Baumeifter der Sinnenwelt, der ewige Schöpfungsakt, der ftättig durch das Univer- fum waltet, das Unendliche verendlichet, das Geltalt- lole geftaltet , das Ununterfcheidbare und ewig in .„fich Verhüllte in die Erfcheinung hervortreibt. Jedes Produkt diefes Triebes , Kryltalle, Pflanzen und Thiere, jedes Sonnen-Syftem, die ganze Sinnen- welt Ipricht eine Idee aus, Indem die Natur bildet, phantahırt fie bewufstlos, und giebt zugleich ihren Phantafieen Realität. Das nemliche Eine ift beides zugleich, das Denkende und das Gedachte, die Ma- terie ein Schlafzuftand vorftellender Kräfte, die aus fich hervorbringen muls, wenn ihr Gleichgewicht durch den Bildungstrieb geltört wird, was von Ewig- keit her in fie gelegtift, Gebilde, welche das Ge- präge einer Idee an lich tragen, Sie gerinnt, indem fie fich organifirt, zu Abhildern der Ideen zulane- N 9 men, jeder Atom fügt fich dem andern in der Art, dafs auch in der Zufammenfetzung eine Einheit er- reicht wird, wie fie im Abfoluten urfprünglich ift, durch welche das endliche Ding als ein flüchtiger Abdruck ewiger Natur- Ideale erfcheint. Löft fich des Endliche wieder auf, [o bleibt in den Flemen- ten deffelben die Idee, als das Urbild von allem zu- rück, welche allein vollkommen, wahrhaft real, "unveränderlich und ewig ilt, urfprüngliche Finheit und ein unvergängliches Leben hat. Die Ideen find An und mit dem fichtbaren Univer[lum das, wo- ‘durch es einzig belebt und begeiftet wird. Hingegen jft die in der Relation beftehende und in der Zu- fammenfetzung durchbrechende Einheit vergänglich, nicht das Ding an [fich, fondern das Ding als Phänomen. Was in der Relation entfteht, ilt ein blofses Abbild und Symbol der wahren und “urbildlichen Finheit, ein blofses Scheinbild ( imula- “erum), wie das Bild der Sonne im Hohlfpiegel, das ‘ein hinfälliges Zeitleben.hat, und fo lang dauert als die Verhältniffe dauren, durch welche es getragen “wird *). Durch die lateralen Relationen der Realitäten im All, und deren Verhältnifs zum gemeinfchaft- lichen Centrum, find alle Formen von Ewigkeit her verher beftimmt. _Das Ablohıte trägt allo den Typns aller Geftalten als ewigin (ich. Daher ihre Verwandtfchaft und die Gränze der Sphäre, *) Reil und Autenrieths Archiv für die Phyfiologie Bd. 7. S. 477: ıo — innerhalb‘ welcher der Bildungstrieb beweglich ift. Hier find Welen und Form. fich gleich geletzt. Im Endlichen erfcheint bald die Materie, 'bald ihre Geltalt als das Welentliche, das Entgegengeletzte als das Zufällige., Das Repulfive abfolut gedacht, hat kei- ne Form, weil es keine Gränze hat, [ondern fich ins Unendliche zerftreut; das Contraktive, abfolut ge- nommen, ilt ohne Objekt, weil es.in einem ma- thematifchen Punkt zufammenlchwindet. Die Rea. lität der Körper gehört: dem Expanliven, ihre Grän- ze und Form dem Contraktiven an. Jenes giebt den Grund, dals eine Sinnenwelt ift; dies, dals fe in "einer beftimmten Form ilt. Die Materie ilt das Sub. ftrat deffen, was die Gränze giebt und alle Gränze flieht, das Identifche von Contraction und Expan- fion, ein graduelles Verhältnils diefer Kräfte im Gleichgewicht, welches relativ ift. Denn auf jeder Stufe ift das Nemliche, welches blofs durch en + oder — des Einen oder des Anderen ver[chieden ilt. Mit jeder Metamorphofe dieles Verhältniffes, welches im Dynamifchen als polarifcher, im Chemifchen als Bildungs- und Rückbildungs- Proce[s er[cheint, tre- ten andere Geltalten hervor. Der plaftifche Proce[s hat die Entwickelung ei- ner Individualität, alflo einer Einheit und Selbft- Ständigkeit in der Vielheit und Abhängigkeit zum Ziel, Er bildet den Waflerftoff und Sauerltoff, als die Repräfentanten des Werdens in den StickltofF und Kohlenftoff, als den Repräfentanten des Seyns, hinein , öffnet der Differenz durch die[e Quadru- plieität der Gegenfätze eine unendliche Mannichfal- m “Fr tigkeit, offenbart in der Zeit und im Raume nach und neben einan«r, ‘was im Abfoluten zumahl ift, wnd drückt in der Befonderheit das Bild der Univer- Salität aus. Dies Subftrat des Expanfiven und Con- Araktiven, ideal und als ein Freythätiges angel[ehen, wird allein feiner eigen Geletzmälsiskeit folgen; wenn es aber im Endlichen als bildende Kraft hervortritt, letzt es ich augenblicklich felbft eine und die erfte Schranke in dem Gebilde, wel- ches der Ausdruck des Contraktiven und Begränzen- ‚den“in ihm, im Gegenfatz des Expanliven ift, „Durch diefe Schranke wird das Freythätige, wenn fie gleich das eigne Werk deffelben ift, modiheirt und abhängig von derfelben. Seine Productionen werden nicht mehr durch daffelbe allein, londern zugleich durch [ein erftes Produkt beftimmt, find Geburten eines zufammengeletzten Geletzes und Kinder des Endlichen und Unendlichen zugleich. Das erfte Gebilde giebt dem Bildungsvermögen in Beziehung auf das zweyte; dies mit dem erften in Beziehung auf das dritte, und [o fort eine befondere und jedesmal eine andere Richtung. Mit jedem Schritte vorwärts bekömmt das Materielle mehr Uebergewicht, von dem erften Keim aus entwickeln Sich immer neue Gegenlütze, in unendlicher Ver- flechtung, bis zum Abfchlufs irgend einer mehr oder weniger vollendeten Individualität, Das Bildungs. vermögen fetzt fich, in der Evolution feiner Be- fchränkungen ‚; jede Schranke mit fayiel Sinn und _ einer Idee ent[prechend, dafs endlich Einheit in der Mannichfaltigkeit und ein organifches Ganze zu ı2 a Stande kömmt.' Jedes Vorhandene ruft das Folgen- de, dies in Verbindung mit dem Vorigen ein drittes, und fo fort nach den Geletzen des Inponderablen polarifch und in einer Succeffion hervor, die fich zuletzt in einen Kreis [chliefst. ‘Mit jedem neuen Kettengliede wird zugleich das Ganze höher poten- ziirt, wie in der Pfanzenbildung durch blofse Mul- tiplication des erften Gegenfatzes im Keim derfelbe zu Blättern, Blüthen und Früchten potenzürt wird. Indem das Ding fich eine Form giebt, vollendet es in fich einen real gegebnen Begriff, der ein Abbild des Alls, des Einen und des Unendlichen ift.' So- bald der Organismus abgefchloffen ift, wird nichts Neues mehr gebildet, fondern das Vorhandene durch Wachsthum nur ausgebildet und vergröfsert; der Productions- Procels geht in Reproduction über *). Die Afterorganifationen [chlielsen fich nie in fich, fondern immer nur in Verbindung mit dem mütter- lichen Stamm zu einem Organismus ab. Sie find gleichlam beftändige Embryonen, die abhängigften und daher unvollkommenften, Ihnen folgen die Productionen im Fötus- Alter; dann kommen die Organismen, die zwar in fich abgelchloffen und des- wegen [elhftftändig find, aber aus einem hlofsen Ve- getationsapparat beftehn; diefen folgen organifche "Wefen, die zwar ein animalifches Leben haben, welches aber ganz im Dienfte der Vegetation fteht, und fo fort. Das Organifche unterf[cheidet fich faft allem durch die gröfsere Intenfität des Bildungs-und Rück- *) Reilund Autenrieths Archiv Bd. 7. S. 485, —— 13 bildungs'- Proceffes von’ dem Anörganifchen; die Phyfik des Organifchen ruht allo falt ganz auf.der Erkenninils diefes Proce[[fes. Denn im Anorgani- - [chen behaupten. die Kalk-, die Kiefel- Gebürge, die edlen Metalle. u. [. w. mit einer unbefchreiblichem Harinäckigkeit ibre individuelle Natur; Hier hehr man keine Reproduction , [ondern ‘blolse Produ+ etionen, die durch lange Fpochen von einander ge: trennt find. . Hingegen ift im Organifchen der Bi’ dungsprocefs in dem nemlichen Individuum fori- daurend, daher nothwendig mit Rückbildung in be- Ständiger Wechfelwirkung, das Flülhge gerinnt ur- aufhörlich und das Starre zerflielst wieder, und in diefer ununterbrochnen Metamorphofe der Dichtig- keit und Cohärenz der Materie pulfirt das Leben. Dabey ilt eshöchft merkwürdig, dafs in diefer Flu- Etuation, in welcher lich das Wefen der Organismen _ ausfpricht, dennoch nicht blofs die Form, londern felble die Qualität der Materie hekartt, das Seyn fich ‘in feinem Gegenfatze, dem ER Wechfel ausdrückt. "+ Der Bildungstrieb ftellt feine Produkte in ver- fehiedenen Abftufingen dar; diefe theils im Raume, jede'Stufe als befondere Gattung, 'theils in der Zeit, ‚alle Stufen in dem Lebensalter eines Individunms, dafs er yon einem einfachen und unförmlichen Keim durch alle Labyrinthe der Organilation zu der Sehönften Geftalt hinaufhebt. Die Stufen iind'kei- ne welfentlichen Differenzen , fondern’blolse Poten- zen‘ des erften Gegenfatzes, die theils von dem + dnd’—, theils von der Multiplieation und Aggrega- I4 — tion deffelben abhangen. Er realifirt die Ideen’und fixirt die Entwickelungen wenigftens momentan, da- durch, dafs'er fie verkörpert, [chafft das Gerülte für das Spiel der Kräfte, biingt fie durch daffelbe in einen organifchen Zulammenhang, und poten- zirt fie durch dielen Zulammenhang. Er geht von der Senhbilität und Irritabilität aus, ift nachher aber wieder der Erzeuger dieler Kräfte, und conltituirt mit ihnen jene Trias, durch welche alle, die nie- drigften wie die höchften Functionen im Organis- mus, zu Stande kommen. Se Gleichheit des galvanifchen Proceffes und des Lebensproceffes, Die leızte Welturfache, welche fie auch [eyn. mag, ilt eine nach Ideen wirkfame, Thätigkeit und der Grund aller Thätigkeit nur Einer, der durch keinen anderen bedingt ilt, allo fich allein und [einer eignen Geletzmälsigkeit folgt. Jener abi folute Grund des Alls ilt immerhin beftwebt , aus fich heraus und. wieder in [ich zurück« zugehn. Daher erfcheint (ein Handlen [owohl im Idealen, als Deukendes und Gedachtes, als im’Rea- “len, als Umwandelung des Unendlichen in ein Ends liches und Rückkehr des Endlichen in das Unend» liche, allo das gefammte Handlen im Univerfum.in, einer zwiefachen Form, die aber in ihrem Anfich das Gleiche von. beiden.ilt, allo eine-blofs [chein« ‚ bare Differenz begründet. Jene Dichotomie [pricht: uns überall an; in dem Gegenlatz. des! Leibes-undks — 15 der Seele, der- Schwere und des Lichts, der Con traction und Expanfion, in der pofitiven und nega- tiven Polarität des Magnetismus und der Elektrieität; in der Quadruplieität der Elemente, in der Kalk- und Kiefelreihe , in dem Gegenfatz der Arterien und Venen, der Muskeln und Nerven, der SenAhbilität und Irritabilität u. [. w. ®). In jenem unwandelbaren Streben des Ahfoluten, fich felbft Subjekt - Objekt zu feyn, feine Einheit in ein Mannichfaltiges aufzulöfen und dies wieder in fich zurückzunehmen, liegt der Grund aller Thä- tigkeit in der Natur, der Anziehungen und Abfto- fsungen, der Bildungen und Rückbildungen, der be- ftändigen Störungen und Wiederherlftellungen des Gleichgewichts, durch welche die Lebenspulfe be- ftehen, die das ganze Weltall. er[chüttern. Sofern von jenem Gegenfatz alle Thätigkeit ausgeht, find auch die allgemeinen Naturfunectionen, das Bilden, Bewegen und Vorltellen Thätigkeiten ei- ner Art, die fich blofs durch die Potenz unterfchei- den, in welcher jene Urkraft wirkfaın ift! Die Ge- bilde find fixirte Bewegungen und verkörperte Ideen ; die Bewegungen, belonders die cosmifchen, wenn man von allem Körperlichen abfırahirt, das Gedicht des höchlten Verftandes; und die Vorftiellungen und Gedanken Bildungen und Bewegungen zu- gleich. Durch den wäetchen, elektrifchen und chemilchen Procels, die das Suchen nach _*)Rupprecht di, de Antirhefiuin ufü in Fngadlogte, Halae 1809, 16 nn Länge, Rreite, und die Durchdringung beider in dex Tiefe ausdrücken, werden die drey Dimenlionen der'Materie beftiunmt. Jene Proceffe ind Formen des Dynamifchen, allo die Categorieen der all- gemeinen Phyflik. Mit dem dynamilchen Pro- eefs ift der Lebensprocels organilcher Welen einer ley, blols eine höhere Potenz deffelben, welche von, der:Qualität des, Produkts abhängt. Daher finden fich in’ den Organismen die nemlichen Formen wie+ dery die in der Conftruction der Materie thätig find, Da nun der Galvanismus der allgemeine Aus- druck des ins Produkt übergehenden Procefles ilt, und magnetifche, ‚elektrifche und chemilche Thätig: keit, mit dem Produkte potenziirt, die drey Gate gorieen der Phylik der Organismen gehen; fo mülfen. wir uns, den Galvanismus, als.die Brücke denken, über welche die allge, meinen Naturkräfte, Schwere, Expanlion und Contractionin Plaftik, Sen[ibilität und Irritabilität übergehn. E Gleich bey der erften. Bildung treten die u fätze des [enfibeln und irritabeln Syftems,/..in dem Keime des Hirns und Herzens, als Pole hervor, und beide Elektromotoren find durch ‚eine Flülfigkeit zu einer galvanilchen Kette verbunden, _Ueberall fin, den wir diele. Trias heterogener Leiter , mit wel, chen die Bedingung einer organifchen Action gege- ben ile Im Gehirn find fie durch Rinde, Mark, und arterielles Blut gegeben. Die.nemlichen Stoffe, durch welche in der allgemeinen ‚Phylik j jene ‚Pola- ritäten fich ausfprechen, finden lich auch. i im. orga- nifchen — 17 züfchen Naturreich; Sauerftoff und Kohlenftoff auf Seiten der Contraction, Walferftoff und Stickfto auf Seiten der Expanfion; diefe als Repräfentanten des (enfiheln, jene als Reprälentanten des irritabeln Syftems. Kohlenftoff drückt das überwiegende Con- traktive, Azot das überwiegende Fxpanhive im Seyn; SauerftofF das überwiegende Contraktive, Waller- [toff das überwiegende Expanfive im Werden aus, Daher finden wir überall einerley Typus der Bildun- gen, und die nemliche Organilation im Einzelnen wie im Ganzen, nur mit dem Unter[chiede, dals das identifche Suhftrat jener Quadruplicität im Einzelnen wie im Ganzen in einer vierfach verfchiedenen Rich” tung nach dem Plus oder Minus des einen oder des andern bis zu einem gewillen Maximum hervortre, ten kann *). Die einfachen Ketten häufen fich durch den Bil- ‚dungsproce[s, vergröfsern fich durch Wachsthum, fammeln (ich zu Batterieen, potenzüren fich durch die Qualität der felten und Aüffigen Theile, und tre- ten gegen einander auf zu einer wundervoll verfloch- tenen organifchen Wechfelwirkung, die als be[ondere Sympathieen erfcheinen, und zuletzt in eine, und in eine allgemeine zuflammenllielsen. Wie durch Multiplieation einfacher Ketten eine Batterie entfteht; in diefer das Nemliche, was in der einfachen Kette, alflo das Ganze in dem Einzelnen ilt; die Batterie die Summe aller einzelnen Ketten enthält; fich allo blols durch ihre mehrere Intenfität unter[cheidet; *) Steffens Grundzüge der re: Naturwiffen- fchaft, Berlin 1806. S. 45: 3 Arch. f.d. Phyfiol..1X. Bd, 1. Heft. B ı8 — die Intenhtät die Qualität giebt; alle Qualität quanti- tativilt; und an den Polen der Batterie das nemli- che, Contraction und Expanfion, Oxydation und Hydrogenation fich äufsert, was an den Polen der einfachen Kette zum Vorfchein kömmt; die Kette _. wie die Batterie, nach zwey Richtungen als Pohti- vität und Negativität fich trennt, und in der Mitte das Indifferente von beiden zeigt: fo in den Orga . nismen. Sie find Aggregate mehrerer Organe, eins ift dem andern gleich, und nur der Potenz nach ver[chieden vonjihm; überall tritt in dem Einzelnen wie in dem Ganzen das Nemliche hervor, Contraction undExpanfion, Oxydation und Hydrogenation, Irrita- bilitätund Senhibilität. Die Intenhtät des Individuums wächlt mit der Zahl und Gröfse feiner Organe, Das ein- zelne Organ ift nur im Conflicte mit dem andern thä- tig, und die raftlofe Thätigkeit aller, Spricht fich auf einerley Art, als bildendes oder als thieri- [ches Leben aus. Das Thätige wirkt als plaftifche Kraft durch Bildung, Reproduction und Wachsthum, im Foetusalter und bey den Delphinen, deren un- geheure Mallen immerhin fortwach[en, aber wenig Animalität zeigen, oder als Animalität, indem die Kraft als Freythätiges gu der Oberfläche der Gebilde hervortritt, und fich durch Museularbewegung und Senfation offenbart. Wenn die Function irgend ei. nes Organs in einem Individuum oder in einer Gat. tung vorwaltet; fo finden wir, dals es auch das ver; hältnifsmäfsig-(tärkfte Volum hat, wie die Nafe im Hunde, der Magen, und Darmkanal. in den gras. \freflenden Thieren, Eben fo wird auch das Organ, e 19 welches am’mieilten geitbt wird, am ftärkften aus- gebildet, der Bruftkaften in den Läufern, die Arme - und Beine in den Laftträgern und Fechtern. : Men- [chen, deren Gehirn in einzelnen Theilen vorzüg- lich ausgebildet ift, charakterifiren fich auch durch - eigenthümliche Talente, und umgekehrt kann man zurückgebliebene Organe durch Uebung hervortrei« ben, hervyorgetriebene durch Ruhe zurücktreiben, In dem Maafse, als ein neues Glied eingefchoben wird, entl[teht eine neue Tendenz, und die Span- nung des Ganzen bekömmt durchaus einen andern Ton, z.B. durch die Entwickelung der Gelchlechts- heile zur Zeit der Pnbertät. Die Ketten find ent weder immer gefchlolfen, im bildenden, oder le werden gefchloflfen und geöffnet, im animalifchen _ und höheren geiltigen Leben. Wie in der galvanifchen Säule der dynamifche Pröcels den chemifchen einleitet, _dieler nirgends ohne jenen ift, und umgekehrt, [o bedingen fich auch im Orgenilchen, dynamifcher und chemilcher - Procels. Jener tritt im Somatifchen hervor, anfangs blofs allein durch Bildung, aber [elhft noch nach voll- ‚endeter Bildung ift jeder animalifche Akt, er mag in Bewegung oder Vorftellung beftehn, mit Bildung’ and Rückbildung, allo mit Chemismus oder (omati- Scher Metamorphofe verbunden, | > Die chemifchen oder qualitativen Erfcheinungen an der Voltafchen Säule richten fich nach der Na- Bar der Leiter, und wenn gleich beltändig Oxyda. tion und Hydrogenation und [onft nichts in der Bat- terie obwaltet; [o entltehn doch immer andere Ox- Bi 20 m—u yden und Hydrogenel, je nachdem‘ die Batterie aus dielen oder aus andern ftarren und feuchten Leitern zulammengeletzt ift. Eben fo verhalten fich in den Organismen nicht allein die chemifchen Produkte der Abfonderung, [ondern die Procelle felbft, die hier als thierifche Akte felb[t hervortreten und ficht- bar werden, wie [ich die [tarren und flüffigen Lei- ter verhalten, in welchen der dynamifche ‚Procels wirklam ift, und der eine Pol defl[elben vor dem an- dern vorwaltet. In den Nerven entltehn Senfatio- nen, in den Muskeln Bewegungen, in den vegeta- tiven Organen flülfige und fefte Gebilde. Aus der nemlichen Lymphe erzeugt der vorwaltende Oxygen- Pol Knochen und Knorpel, der vorwaltende Hydro- gen-Pol Nervenmark und Fett. Daher neigen fieh ‚die Afterorganilationen bald gegen den Oxygen-, bald gegen den Hydrogen-Pol *). Der Lebensprocels , als dynamilcher angefehen, [cheidet die neutrale Lymphe in Feftes und Flülfiges, und bildet das Felte” nach der Oxygen-Seite als Muskeln, Knorpel und Knochen, nach der Hydrogen-Seite als Nervenmark, Fett und Haare aus. Durch den erf[ten Eingriff der Oxydation in das hydrogene Flüffge entfteht die erfte Gerinnung, als erfter fefter Punkt der Plaltik, von dem aus fie das Gebilde weiter ausfpinnt. Mit dem Maximum der Fluidität und Hydrogenation fängt das Leben in dem Moment der Conception an, und ift um fo wirklamer, als die Organe in dem Kinde *) Reil und Autenrieths Archiv für die Phyfiologie, B, 7, S. 268. ——— 21 und Jünglinge reicher an Säften find. Im Fortgang der Bildung und des Lebens wird die Oxydation im- wer mächtiger, und fteigt zu einem Maximum, bey welchen der Tod aus übermäfsiger Starrheit des Al- ters erfolgt. Das Thier erlölcht mit Uebermaals der Oxydation, die Pflanze mit Uebermaals der Hydro. genation. Alle urfprünglichen Bildungen und die. ununterbrochenen Umformungen der urfprünglichen Gebilde durch die Reproduction entftehn durch das Wechfelverhältnifs des Hydrogenations-und Oxyda- tions-Procefles, welches von der Intenfität diefer Procelfe, dem Vorwalten des einen vdr dem an- dern und der Qualität der Materie abhängt, in wel- cher fie wirklam find. Und in diefem beftändigen Schwanken des Cohähions - Verhältniffes , nemlich der Erltarrung des Flülfgen und der Colliquation des Starren, wogt das Leben. Das Saamenkorn ‘löft fich erft in Milch auf, wenn es lebendig wird, bevor der Bildungs-und Entwickelungs - Akt in ihn anheben kann. Alle organifche Thätigkeit fpricht fich unter dem Schema des Galvanismus aus. Dem Hydrogen- Pol find die Verdauungs- Werkzeuge, die Hydrogen und Carbon geben; dem Oxygen- Pol die Relpira. tionsorgane zugelegt, die Azot und Sauerftoff dar- bieten. Affekte, wie Gram und Furcht, die die Senfibilität angreifen, offenbaren fich im Gehirn und den Unterleibs-Fingeweiden, alfo in folchen, die dem Hydrogenations - Pol vorftehn, hingegen fprechen [ich Freude und Hoffnung durch die Actio- nen des Herzens, die Brultorgane und Muskelthä- 22 u tigkeit aus, Muthiund Hoffnung begleitet die Bruft« - Krankheiten, Furcht die Krankheiten des Unterlei- bes. Andere Beweife, dafs die Functionen der Or- ganismen nach dem Schema ‚des Galvanismus erfol- gen, und ihre, dynamifehen Verhältnilfe den Ge- Setzen der Volta’fchen Säule entfprechen, übergehe ich *), . . 4 Du 028: Are, re, Ein unförmliches Klümpchen Schleim ilt der erlte Keim des Menfchen. ° Aus demfelben entwi- ckelt er fich durch eine Succe[lfion organilcher Me- tamorpholen, und nähert fich durch Ausbildung all- mählig dem Ideal des Menfchen an, geht dann von diefer höchften Stufe wieder rückwärts bis auf ei- nen Punkt, wo er nicht mehr als organilches We- fen, und noch weniger als Menfch zu beftehen im Stande if. Diefer Cyclus von Veränderungen, durch welche er von feiner Conception an, bis zu feinem natürlichen Tode nach einer durch ihn [elhft beftimmten Regel mit Stättigkeit fortgetrieben wird, ohne irgendwo einen Ruhepunkt zu finden, als im Grabe, ilt [ein Alter. Ideel angelehen ift diefe Succeffion nur eine, und ihr Typus unwandelbar durch den Begriff der Menfchenorganifation in allen feinen Verhältnillen, den kleinen wie den grofsen Umläufen und deren Zufammenfluls in dem Totalumlauf vorher beftimmt. Allein der empirifche Menfch durchläuft fie mit ®) Reilund Autenrieths Archiv, B. 8, 5, 305, = 23 ehen fo +ielen Variationen, als Abweichungen vom Normal möglich, und durch feine zufällige Exiftenz wirklich find. " Nur die Metamorphofen, welche fich in dem Menfchen felhft ereignen, und die Reihe derfelben, welche jeder für Gich an [einem Bogen abgelaufen ift, "befiimmen fein Alter. Succelfionsreihen ande- rer Dinge können blofs Maalsftab für daffelbe feyn. Tage, Monathe und Jahre find nicht Abf[chnitte in feiner, fondern in dem Alter unleres Planeten-Sy- Jtems. Da aber das concrete Alter mit verf[chiede- ner Gefchwindigkeit verläuft, die Individuen nicht alle einerley Grad der Reifung erhalten, und die Metamorphofen deffelben, befonders in der Periode des männlichen Alters, nicht fichtbar genug her- vortreten, um durch finnliche Merkmale auf jedem “ Punkt feftgehalten werden zu können; lo bedürfen wir eines fixen Zeitmaalses zum Maalsftab für den mittleren Durchfchnitt deffelben. Dazu kömmt endlich noch, dafs in dem allgemeinen Organismus das Ganze durch das Einzelne, und dies durch je- nes nothwendig beftimmt, ‘das Verhältnifs der Me- tamorphofen des einen zu den Metamorphofen des andern fixirt, und das raue der Thiere von dem ‘Leben der Weltkörper abhängig ift. Daher hat man von jeher für die Succelionsreihe im Menfchenalter die Succeffionsreihe in unferm Planeten -Syftem zum Maalsltab genommen, und jene nach einer Reihe von Tagen, Monathen und Jahren zu befimmen gefucht, die in dem cosmifchen Leben verftrichen find. Allein das Verhältmifs zwifchen den Snecef. 24 — Gionsreihen verl[chiedener Organismen zu einander, ift nur fix, [o lange wir fie ideel anfehen. Im Em- pirifchen herrfcht Abweichung; der eine Menlch altert [chneller, der andere langfamer, jeder für Gch nach feiner Conltitution, den äufsern Einflüf- (en und der Nutzung [eines Lehens. Was im Univerfum zumahl, ohne Zeit und Raum und in abfoluter Synthefis ift, das entwickelt fich in den Organismen, als dem verkleinerten und gleich- faın zulammengezogenen Bilde des Univer[ums in der Succelfon. Doch ift auch im Empirifchen diefe Syntheßs dadurch bildlich angedeutet, dafs theils alle Abltufungen der Organilation in den Gattungen Aixirt, und im Raume aus einander gelegt, theils eben diefe Abftufungen in dem Lebenslauf der, höheren, Organismen in der Zeit und nach einander ausge-, fprochen lind. Der Menfch ift durch eine Zufammenhäufung mannichfaltiger Organe. Jedes derfelben ift ein Ge- wächs eigner Art, Knochen, Muskel, Nerve u. [.w.; jedes metamorphofirt fich auf [eine Weile, und kömmt in einer kürzern oder längern Zeit zur Reife; fie entftehn und vergehn nicht alle zugleich, [on. dern eins nach dem afidern; fie find nicht gleich mit und durch ihre Exiltenz welentliche Beltand- theile des Individuums, Sondern durch ihre Auf- nahme in die organifche Spannung des Ganzen, welche Aufnahme fich nach ihrer Lebendigkeit rich- tet, Von diefen Momenten, nemlich der Art, der Zahl, dem Alter und der Lebendigkeit der einzel- nen Organe hängt die Gröfse der Sphäre und die — ’ 35 Intenhrät. ihrer Spannung, alfo die Stufe ab, die durch das gegebene Individuum ausgelprochen wird. Die Ordnung, in welcher diefe Momente zulammen- Stofsen und in ihrem Zulammenflufs fortrücken, be- fümmt das Alter des Individuums, die Spannung) der Totalität. Diele Succelfon ilt wiederum durch die organilche Spannung, jede I[pätere durch die frühere, die Gefchichte des Foetus durch die Span- aung mit-der Mutter nothwendig vorher beftimmt. Jedes Organ kann nur entltehen, wachlen und wieder abfterben in der Periode, die ihm durch das Verhältnils des Ganzen geletzt ift. Die Organe in der Zulammenfetzung des Men-, fchen entftehn nicht zumahl, fondern nach und nach, wie fie in jeder Periode des Lebens durch die Spannung des Gegenwärtigen hervorgerufen wei- den, Herz und Hirn find das erf[te, diefem hängt üich das Uebrige allmählig an. Eben [o allmählig ftirht ein Organ nach dem andern wieder ab. Die Vögel maufern, die vierfülsigen Thiere haaren fich, die Krebfe werfen ihr Knochengerüfte, und die Hirfche jährlich ihr Geweihe ab. Mit der Geburt verliert das Thier alle Entwickelungsorgane Im zweyten Jahre entftehn Zähne, dieim fiebenten Jahre [chon wieder abfterben. Die Thymusdrüfe geht noch frü. her verloren. Dazu kömmt noch, dafs nicht alle Organe, die in und an dem Individuum haften, [on- dern nur diejenigen welentliche Beftandtheile def-' felben find, die es in [eine Organifation aufgenom- men hat. Die Gelchlechtstheile ind nur in der Pe- riode der Mannbarkeit organifche Beftandtheile del- 26 y ra ‚lelbhen. In jeder Lebensperiode’ift'allo eine andere Gruppe yon Organen, diefe ‘nach Maalsgabe ihres befondern Alters von verfehiedener Qualität vorhan- den, und die Stufen, auf welchen das Individuums Steht, oder die Ideen, welche es ausfpricht, folgen fich, wie fich jene Gruppen folgen. Nur einen Mo- ment giebt es in der Succe[lfionsreihe, wo das Ob- jekt, feiner Natur angemel[fen, den Begriff eines Menfchen fo vollkommen ausfpricht, als es vermöge feiner Individualität möglich ilt. Jedes Organ ent[pringt mit feinem eignen Keim, jeder Knochen mit feinem Kern, und bildet fich dann für fich durch eine Reihe von Metamorphofen aus, die theils durch feinen Begriff, theils durch die Spannung des Ganzen beltimmt werden, durch welche es von Moment zu Moment fortrückt. Herr Kiefer *) hat einen Verfuch gemacht, der Succe[- fion der Metamorphofen des Auges in den verl[chie- denen Thiergattungen von feinem erften Keim an, bis zu [einer vollendeten Ausbildung nachzufpüren, und fie unter ein allgemeines Schema zu bringen, Die Abnahme der Hornhaut in ihrem Umfang, die Trübung der Feuchtigkeiten des Auges, die Abftum- pfung [eines Nervenapparats, Presbyopie und Am- blyopie ind Momente der Rückbildungs-Epoche def- felben. Was vom Auge gilt, gilt von allen andern Organen. Jedes Organ hat alfo feinen individuel- len Cyelus von Metamorphofen, [eine Zu-und Ab- nahme, und fein ihm eigenthümliches Alter, wel- '*) Reil und Autenrieths Archiv, B, 8. S. 94. n ches.es, leiner- Natur und der Spannung. des Gan- zen angemeflen, durchläuft. Diefe Bildungs-und Entwickelungs - Gef[chichten der einzelnen Organe find die Elemente der Gefchichte des Alters über- haupt. . Dies kann nicht ohne jenes verftanden wer . den. “ Jede Metamorphofe wird urfprünglich durch den Bildungsprocels eingeleitet. Die Produkte de[felben find Gebilde. Die Gebilde gravitiren im. Verbältnifs nit ihrer Zahl und Qualität dymamifch gegen einan. der und gegen! gemeinfchaftliche Centra. Das Pro- dükt davon ilt der Organismus der Functionen., Der Bildungsprocels ‚geht [tättig durch den ganzen Lauf des Lebens fort, und begleitet jeden Lehensakt, er mag bildend oder bewegend [eyn. Der Procels felbft erfcheint als Erftarrung des Flüffgen und Flui- - difrung des Erftarrten, Allein das Objekt wird bey jeder neuen Auflöfung zwar feinem Grundtypus an. gemellen von neuem geftaltet, doch nie wieder zur vorigen Geltalt vollkommen reprodueirt. Denn als- dann würde die Gelftalt fix, und keine allmählige Progreffion derfelben möglich feyn. Dadurch reift es [einer vollkommenften Ausbildung entgegen, und geht‘ dann wieder, von derfelben rückwärts. Dies gefchieht im Einzelnen wie im Ganzen. Das Alter ilt-allo eine frättige Fluctuation, die ftückweile an- gelehen in einer abwärts [teigenden Progre[fion ver- läuft und endlich ift, aber dadurch unendlich wird, und in eine Kreislinie zulammenlliefst, dafs fie be- Ständig in fich [elbft zurückkehrt. Es ift eine Evo, Iution beltimmter Accidenzien, die an dem Behar- 28 — renden ablaufen, aber [elbft das, 'was wir als’ das Subftantielle in dem Fluls der Accidenzien [etzen, (die Geftalt und das Geletz), befteht nur in die- fem Flufs. Jedesmal, wenn ein Organ eingefchoben, aus- geftiofsen oder bedeutend metamorphofirt wird, ent- fteht eine andere Gravitation und Spannung; die dynamifche Metamorphole greift durch das Ganze, in ihm werden andere Beftimmungen geletzt, die fich auf feine Intenfität und Qualität beziehn, und für jeden gegebenen Moment die Idee aus[prechen, die durch die ganze Succelhion reälifirt werden [oll, Nur auf einer Stufe diefer Evolution [pricht das In- dividuum den Begriff eines Menfchen [fo vollkom- men aus, als es nach Maalsgabe feiner Individua- Iität möglich ift; unter und über diefem Culmina; tionspunkt nähert es fich mehr oder weniger den blofs vegetativen oder thierifchen Gefchöpfen an. So mannichfaltig als fich die fomatifche Seite verän- dert, mufs fich auch die dynamifche Seite und die Idee verändern, die auf jeder Stufe der Succe[h- onsreihe ausge[prochen werden [oll. Durch den urf[prünglichen Bildungsakt werden die endlichen Organismen in die Erfcheinung her- vorgetrieben. Die Erf[cheinungen, durch welche fie ihre Exiftenz beurkunden, find, dafs fie [ich bil. den, vegetiren, fich thierifch bewegen, empfinden und denken. Sie thun dies alles durch fich [elbft. Das Gebildete ift auch das Bildende, das Empfun. dene auch das Empfindende. Eins diefer Phäno- mene ilt [öwohl als das andere Accidenz eines Be- — 29 harrenden, von dem wir nicht willen, ob es [ei- nen Acceidenzien analog vorltellet, denkt u. f. w. Wir tragen die Accidenzien, die allein zu unflerer Kunde kommen, auf daffelbe über. Das Ding an [ich erf[cheinı nicht, fondern es wirft nur end- liche und vergängliche Gleichrüffe von lich, als Nüchtige Abdrücke der ewigen Subltanz in den Strom der Zeit hin. Die endlichen Dinge erf[chei- nen fich gegenleitig mittelft des äufseren Sinns. Was erfcheint, ift nur dem äufseren Sinne wahr- nehmbar, allo die Aceidenzien ohne Ausnahme alle, nicht blofs die mechanilch - chemifchen , [ondern auch die dynamifch - plychifchen, die thierifchen Bewegungen, Empfindungen und Gedanken find nur dem äufseren Sinne wahrnehmbar. Er nimmt fie in einer Form wahr, die wir die objektive oder körperliche Seite des Dings nennen, und fie der fubjektiven oder dynamifchen entgegenletzen, die wir als den Grund der Erfcheinungen anlehen. Der Gedanke wird durch Bewegung, die Bewegung durch Orts- Veränderung des Materiellen, allo zu- letzt alles durch das Materielle fichtbar. Blols [eine eignen Gedanken [chaut das Individuum ohne jene Form, aber nur diefe, und diefe doch auch wieder nur unter der Bedingung eines materiellen Organs im eignen Bewulst[eyn, an. Der äufsere Sinn be- gnügt fich mit der Erfcheinung, aber die Vernunft fucht zu derfelben den Grund, der weder körper- lich noch unkörperlich, (ondern das Gleiche von beiden, eine aulser der Sphäre des Accidentellen, allo eine aufser unlerer Sphäre liegende und für uns 39 Te 2 unerreichbare Subftanz ift. Sie ile translcendental fowohl in Beziehung auf Bildung, als in Beziehung auf Bewegungen, Empfindungen und Gedanken, die an dem Gebilde eben fo wie feine mechanifch- chemifchen Accidenzien erfcheinen. Weder das eine ift das Schaffende, ‘noch das andere das Bafılche, Sondern beides Coeffekt der einen Subltanz. Doch [cheinen uns die Gebilde als folche, ihre Bewegun- - gen und Gedanken Dinge verfchiedener Art zu feyny und daher reihen wir fie an verfchiedene fabjektive Haltungspunkte der Plaftik, Trritabilität und Senf- bilität an, die aber fämmtlich Aeufserungen eines” Grundes find. An einigen Gebilden äulsern fich nur die mechanileh-chemifchen Erfcheinungen, die “dynamilchen, und befonders die höheren Potenzen derfelben find zurückgedrängt; an andern find fie‘ alle in gleicher Stärke hervorgetreten. Jene mecha- nilch - chemilchen Phänomene, - durch welche fich das Gebilde als ein Ausgedehntes im Raume offen- bart, ftehn mit dem animalifch -pfychifchen in ei- nem engen Verhältniffe. Mit einer beftimmten Mi-' fehung und Form find eben fo beftimmte organifch- animalifch - pfychifche Erfcheinungen verbunden; nit jeder Metamorphofe der Milchung und Form im Laufe des Alters tritt zugleich auch eine ihr ent[pre. chende Metamorphgfe der Functionen ein. Im der Schwangerfchaft lockert he die Gebärmutter - Sub- ftauz auf; heym Stillen bekömmt die Bruftdrüfe eine körnigte Organilatien, in der Peritonitis [chwillt das Darmfell, in der Leucorrhoe fchwellen die Drülen der Mutterfchelde ian. ° Schwinden-die Höden und* NENOETER 4a Br im Alter, fo geht das Zeugungsvermö- gen verloren. Das Ganze 'ift nichts anderes als [peeififcher Inbegriff von Kräften, die eine be- fümmte Richtung anf Bildung und Animalität haben, Daher bezeichnet Qualität und Form die Function. Die Zoochemie analyfirt die Qualität,® die Anatomie die Form; beide exponiren die Function. Qualität . und Form find die Hieroglyphe des Dynamifchen; Zoochemie und Anatomie die Kunft fie zu dechif riren. Wir können daher das Alter nach feinen [o- matifchen und nach [einen dynamifchen Metamor- phofen betrachten; beide Seiten entfprechen Aich vollkommen, und verlaufen in gleicher Parallele. ' - Aus diefem erhellet nun, dafs das Alter eine fräutige Fluctuation, eine Gefchichte des Ganzen ilts deren Elemente in der Gefchichte des Einzelnen liegen. Nach der Zahl, Qualität und Lebendigkeit - des Einzelnen richtet fich die Dynamik, die Span- nung, Centricität und Einheit des Ganzen, und die‘ Idee des Ganzen ift fo verfchieden als die Stufe fei- ner Entwickelung. Wie die Succelhon der Bildungen, fo die Succeffion der Functionen, fo die Succelhom der Ideen, die der unendliche Grund des Endlichen find. Durch die Aufnahme oder Ausftolsung des nen aus der organifchen Spannung und durch das Entftehen und Vergehen einzelner Organe ent- Itehen Epochen in dem Lauf des Alters, die fich durch den andern Charakter, welchen fie dem Gan- zen mittheilen, befonders herausheben, kleine Um. läufe, die fich in grofse, befondere, die fich in all- gemeine zulammenwälzen. So fallen die täglichen 32 — Rotationen der Erde um ihre Axe mit den jährl- chen um die Sonne, die Tage mit Jahren zulam- men. Wir müffen daher die Phyfiologie des Men- fchen, die wir zu [ehr als ein Stilleftehendes ergrif- fen haben, als ein [tättig fich Bewegendes darltel- len, und zwar als ein l[olches, das fich bald auf mehrere, bald auf wenigere Punkte, und auf jedem belondern Punkt mit ver[chiedener Gefchwindigkeit bewegt, dadurch dem Ganzen eine Bewegung mit- theilt, die zwar das Refultat des Einzelnen, aber doch von jedem Einzelnen verfchieden ift, und in dielem Fluls des Ganzen Stellungen des Einzelnen unter fich und zum Ganzen hervorruft, die fich als befondere Afpecten oder Epochen herauswerfen. Wir müllen die Gefchichte jedes einzelnen Organs geben, wie es von Moment zu Moment durch die Stadien feines befondern Alters fortrückt; die Ge- fehichte des Ganzen, wiees durch den Zufammen- flufs des Einzelnen entfteht, und durch den Flufs deffelben mit fliefst, aber wegen Verfchiedenheit in dem Zeitmaafse, mit welchem das Einzelne altert, eine eigenthümliche Richtung bekömmt; und end- lich den Typus auffuchen, der in diefem Flufs herr. fchend ift, das Einzelne ([o zulammentreibt, fuccef: sv weckt, tödtet und metamorphofirt, damit da. durch eine Metamorphofe des Ganzen, und in der- felben die nemlichen Abfchnitte der allmähligen Zunahme und Abnahme zu Stande kommen, die das Einzelne hat. Die gewöhnlichen Fintheilungen des Al- ters find zufällig und willkührlich; das Ganze wie das — 33 das Einzelnemetamorphoßfirt ich mit Stättigkeit, Da- her die grolse Verfchiedenheit.in den Eintheilungen deffelben. Einige haben den ganzen Lebenslauf in. drey, andere in fünf, andere in fhieben Ablchnitte, die Abfchnitte wieder in mehr oder weniger Unter- abfehnitte eingetheil. Die, meilten haben [chon den Fehler begangen, dafs fe den charakterifti- fchen Abfchnitt des Alters vor der Geburt, lo wie. die Verwelung nach dem Tode, über welche ‚Schu- bert*) loviel Schönes 'gelagt hat, mit Still[chwei- gen übergingen. Man hat ‚die Abfchnitte des Al-, ters entweder von ‘dem Entftehen und ‚Vergehen einzelner Organe, ‚oder von ihrer Aufnahme, und, Ausltofsung aus der organilchen Spannung, der Grup. . pe hergenommen, und aus dem Zuftand des einzel-; nen Organs auf die, Conltitution des ‚Ganzen, ‚aus, . der Pubertät auf Mündigkeit gelchlollen,,.,. Da dies, _ aher eigentlich nur Momente; in. der Gelchichte ‚der, einzelnen Organe find, und.diefe,Momente keinen, gleichen, [ondern einige einen unhedeitenden, an- dere‘ einen , durchgreifenden Einfluls auf die Span-, nung des Ganzen haben; l[o hätten ‚nur die letzten, "herausgehoben werden follen, die in, dem Umlauf) des Ganzen Epoche machen, ‚und die Potenzen, be=, "zeihnen, durch. ,welche es, zu,leiner; Idee hinange-, hoben werden mufs.‘, Dies letzt aber mehr Einlcht. in die Spannungsgefetze,: eine Schätzung, der Kraft, Pr „welcher . 1ye einzelne ass gegen alle an- , e Be) Ahndungen einer allgemeinen Gefchichee des Lebens, Leipz, u "1806, 3. Theil: , 1.8. 5.1. e u een Ar. f. u pa ee. 34 a dere und das Centrum gravitirt, voraus, als wir bis jetzt noch beüitzen. Endlich können wir zwar wohl die früheren Epochen, in welchen die [oma. tifche Metamorphofe vorwaltet, durch Äinnliche Merkmale fefthalten, aber defto fchwerer wird dies in den fpätern Abfchnitten, wo die Kraft als ein Freythätiges hervorgetreter, und das bildende Le- ben zurückgedrängt ift. Hier fchleicht der Fhils fo ftättig fort, dals er an keinem Punkt Abfätze macht, und nur die grofsen Abftände mehrerer Jahre durch ihre Differenz erkennbar find. Man könnte den ganzen Lebenslauf in zwey Epochen, dem Incrementum oder der Annäherung zur Idee des Menfchen und dem Decrementum oder der Entfernung von derl[elben eintheilen, und diefe als welentliche Epochen anfehen. Das Ganze hat einen Anfang, den Moment der Conception, ein’ Ende, den Tod vom Märasmus und einen Indiffe- renzpunkt, die Acme, welche zwifchen beiden liegt. Jede diefer Epochen kann wieder in zwey andere eingetheilt werden. So wie es im Umlauf des Jahres’ ein Soımmer-und ein Winter -Solftitium giebt, zwi- fchen welchen die Tag-und Nacht - Gleichen liegen, | die es in Frühling, Sommer , Herbft und Winter’ fcheiden, fo hat auch das Menfchenalter vier Nu- tations - Epochen, zwey in der Afcenfion, md zwey in der Defcenfion, jede von achtzehn Jah-- ren. Darnach würde das Menfchenalter 'zwey und: fiebzig Jahre, und was früher ftirbt oder länger lebt, Ausnahme vom Normal feyn. Die Alcenfion würde die Epoche der allmäbligen Ausbildung, und die De- Eee 35 fcenfhion die Epoche der Rückbildung feyn. In der erlten tritt das Endliche immer ftärker hervor, bis es die Einheit in der Mannichfaltigkeit, und das Bild des Unendlichen in dem Endlichen aufs voll- 'kommenlte aus[pricht; in der zweyten nähert fich der Organismus wieder dem Unbedingten, löft alle Verhältnilfe auf, und kehrt mit dem Tode in die Univerfalität zurück, wo nur noch die Idee, als Vorbild von ihm, übrig bleibt. Allein aus dem Obigen erhellet fchon, dals auch diefe Eintheilung, lofern he auf das Ganze bezogen wird, nicht von einem abfoluten und "gleichzeitigen Inerementum und Decrementum al- 'Jes Einzelnen zugleich verftanden' werden darf. Denn der Menfch ift nicht etwas, das in allen Theilen zugleich zunimmt und abnimmt, '[ondern ein Garten von ver[chiedenen Gewächlen, in wel- ‘chem eins entfteht, wenn das andere [chon ver- ‚geht; eins altert, wenn das andere erft aufblüht- -In’ihm ift, wie im Macrocosmus, alles, Geburt und: "Tod, Wachsthum und Abnahme zugleich da. Auch kann jene Eintheilung nicht auf das Leben [chlecht* weg bezogen werden. Denn das bildende Leben fängt mit der Acme an, und nimmt allmählig ab; “und wenn auch das thierifche Leben nach und 'nach wächft, und von [einem Culminationspunkt “wieder zum Minimum zurückkehrt, fo gefchieht dies doch nicht in allen [einen Verhältniffen, Die ‘Stärke und Lebhaftigkeit der Muskeln, die Schärfe der Sinne und des Gedächtniffes find fchon im ‚Sinken, wenn das Ganze noch der Acıne fich n4- cc“ 36 " 3 „hert.; Jene Eintheilung kann alfo weder auf. die Zu- ‚nahme, und, Abnahme des Enfemble der einzelnen Organe, noch des Inbegriffs der einzelnen Vermö- .gen ,. wie überhaupt nicht auf die körperliche Seite des Menfchen ‚bezogen, werden, Sie gilt nur yaı .denidynamilehen Verhältnilfen des Menfchen, fo- fern er ein Ganzes durch Gravitation ‘gegen’ lem ‚Centxum , durch Einheit in der Mannichfaltigkeit.ikt, und von der niedrigften Stufe diefer dynamifchen Einheit durch, Potenziirung derfeiben ‚zur höchlten geiftigen auflteigt. Sie gilt von dem allmähligen An- ‚mähern des Menfchen an [ein Ideal bis zu dem Punkt, der nach. Maalsgabe [einer Individualität für ihn der nächfte ilt,. und von.der, Entfernung von dielem Punkt. Die Zunahme ilt ein ftufenweiles Erwachen; die Acme der höchfie Punkt des Wachfeyns, den er als Individuum erreichen kaun; die Aa ein allmähliges Einfchiafen bis zum Todes-‚Schlaf.,.. Das | Wachleyn ift Bewulstfeyn.leiner [elbft-und der Welt, die Grade delfelben find ‚der Sphäre, des Bewufst- ‚[eyns parallel. . In jeder frühexen Periode (pricht das -Objekt auch einen Begriff,. aber nicht den.des Men- ‚£chen,, [ondern ‚den Begriff eimer Pflanze, | eines Thieres uf. w., aus. ‚Manches Individuum. kömmt nie dahin, _[ondern- durchwandelt' nur die niedere „Sphäre der Vegetation und, der Thierheit. , Jene, dy- „namilche Einheit des Ganzen und die Potenz dert felben ilt in der eonereten ‚Welt, nie ohne ‚ein Kör- perliches, das an Milchung und Form, ee h „men entlpricht. Denn ße ift eben die Einheit „dA das Mannichfaltige aus, ich heranswirft;, her Be mu £ ur} a,” 37 rum, in welchem däs Ansgedehnte zu einem Punkt verfchwindet; der Vereininngspunkt des Sichtha- ren, den es fich Selbft fetzt, und in welchem es äufhört, ein Sichtbares, Getrenntes, Endliches und Körperliches zu feyn. Allein es fehlt uns 'noch zu fehr an Erkenntnils des Somatifchen, um darnach den Gehalt des Dymamifchen beltimmen zu können. In der Aftronomie ift alles aus einander gehalten, die Gravitation richtet fich nach den Malfen und ih- ven Entfernungen, und das Leben der Weltkörper‘ Bricht in fichtbare Bewegungen durch, ' die fich blofs’ durch Richtung und Gefchwindigkeit unterfcheiden! Allein im lebendigen Körper Ind alle Sphären in ein- ander gefloffen, ihr Leben offenbart fich in Ge- fühlen und Gedanken, die keinen Maalsftab aufser. fich haben, deren Richtung und Gefchwindigkeit; Intenfität und Extenfität unendlich ift. " L Zweytes Kapitel, ine Se s "Inerementum und Decrementum überhaupt ı | » . Beym Entftehen des Menfchen, 'alfo dem An- fäng des Incrementums, ift nicht allein’ fein Ver. mögen, Lebenskraft und Erregbarkeit zu erzeugen am ftärkften, Sondern auch die. Malfe der Gebilde am kleinften, die durch” das Erregbare erhalten werden mufs. Die Summe ı und der Ueberfchufs der Lebenskraft ift alfo in, der: Ei | Nähe-des Entltehens aus einer. doppelten Urfache 'am gröfsten, und wird von da an immerhin gerin- ger, theils, weil das Vermögen zu ihrer Erzeugung fchwächer, theils, weil die zu erhaltende Malle durch den Pildungsprocefs grölser wird. Denn das Leben ift mittelft des Körpers, in welchem es wal- tet, nicht allein Mehrer, [ondern. auch Zerltörer feiner felbft. Der Ueberfchufs des Erregbaren, wel- ches nicht zur Erhaltung def[fen verwandt wird, . was actu da ift, kann nicht unthätig [eyn, ift dis ponibel. Es disponirt über [ich felbft, und wirkt nach dem immanenten Geletze, Einheit in der Mannichfaltigkeit und Mannichfaltigkeit in der Ein- heit, hervorzubringen. Jenes ge[chieht in dem Maa- Sse, als das Schaffende vor dem Bafilchen vorwal- tet. ‘Daher ift auch der Organilationstrieh vom Ent- ftehen an am ftärklten, aber die Tendenz zur Einheit nimmt ab und der Organismus zerfällt in dem Maa- [se, als das Bafifche im Verhältnifs zum Erregbaren. die Oberhand bekömmt. Anfangs äufsert fich die disponible Erregbarkeit als bildende Kraft, fie [chafft das Gerüfte, vermehrt die Fläche, fchliefst die Zahl der Gebilde zu einem Ganzen ab, bildet die Ge- bilde durch Reproduction weiter aus, vergröfsert fe dureh -Wachsthum, und erhält fie. Die Bildung geht im Anfang am rafchelten von [tatten, weil am meiften , Erregharkeit erzengt, und durch das animalifche Leben falt keine verzehrt wird. In dem Moment, wo fich in der Mitte der Schwangerf[chaft die fucce[hv. entftandenen Gebilde zu einem Ganzen abfchlie[sen, und» alles.da ift, was zum Begriff der refpektiven — 39 Organifatiom gehört, wird das Innere ein Aeulse- ves, das Gebundene ein Freyes; ein Theil der Er- vegbarkeit wird [trahlend und folgt, wie die Inpon’ derabilien, der Oberfläche. Das animalilche Leben beginnt, aber in [chwachen Pulfen, und alternirt mit langen Intervallen des vegetativen, in der Form des Schlafs. In dem Maalse als die Bildung abnimmt’ nimmt die Animalität an Intenfität und Extenfität zu. Zuerft tritt die Muskelbewegung, dann der äu- [sere, und zuletzt der innere Sinn hervor. Die ve- getative Seite des Lebens beginnt mit Bildung zur Zeit, wo die Frucht mit der Mutter dieKette [chliefst, dann folgt Wachsthum, die mit dem männlichen Alter ihr Ende erreicht, und zuletzt bleibt blolse Ernährung oder Erfatz deflen über, was durch die Lebensprocelle verzehrt wird. Die animali[che Seite des Lebens hat gleichfalls drey Stufen, Bewe. gung, äulseren und inneren Sinn, die fick aber in [teigender Progrelfion entwiekeln. Der Stoff erhebt fich im Gleichgewicht der Kräfte zur Materie, die Mäterie zu einem Organismus von Gebilden, in welchen ein Inbegriff ftummer Ideen realifirt ift; nach vollendeter Bildung tritt das Intelligente hervor, und bildet’ däs höhere thieri- Iche Leben mit Bewülst[feyn, wie es vorher das nie» dere plaftifche bewulstlos bildete; Ich habe oben, fchon gelagt, dafs die} dispo- nible Erregbarkeit nicht unthätig (eyn könne, [or- dern angemelfen der Thierart, in welcher fie er- zeugt wird, Sich in Produkte um[etzen.müfle. Die Delphine vegetiren unaufhörlich fort, ‘die Eich- 40 en hörnchen und andere eingefangene wilde Thiere‘) bewegen fich periodifeh aus Bedürfrifs, es entftehen? Krankheiten, Convulfionen, Veitstanz und ander& Eyolutions-Krankheiten, . Die eingefperrten wilden Thiere bekommen leicht Knochenfrafs. Vielleicht könnte man manche Nervenkrankheiten blols da durch heilen, dafs man mehr Thätigkeit, und durch dielelbe eine ftärkere Confumption der Erregbarkeit in der Organilation hervorbrächte. Wird zuviel Erregbarkeit erzeugt, oder zu wenig verzehrt, ‘fo bricht der Ueberfehufs in fthenifche Krankheit, im Polyfarcofis und Polychymie, die die Form des ve- getativen, oder in Entzündungen, Gefälsfieber, Con- vulfonen und Rafereyen durch, die die Form des animalifchen Lebens haben. Fehlt’es an Lebens- kraft, wegen gelchwächter Reproduction oder zu [tar- Rer Confumption derfelben; fo entfteht Mangel am 'Thätigkeit, entweder in den’ Aeufserungen des ve-) getativen oder des animalifchen Lebens, s ! . Die Frregbarkeit wird durch das Leben erzengt. und wieder durch daffelbe, fowohl durch das Ve= getative als: durch’das Animalifche verzehrt. ı Denn ohne Lebensgeift' kann [o wenig eim Eingeweide als ein willkührlicher Muskel wirken. Jeder Lebens- akt, auch der auf Vegetation gehende, ift mit Zer-ı fetzung' des Gebildes verbunden. ' Die unnittelbare Erfcheinung, in welcher das Leben hervortritt, ift immer die’ nemliche, ein Lehensakt; die ent fernte Viegerationmioder Animalirät. «Im bei- den Fällen geht.die Kraft in ein Produkt, »dors; in/ , t sul 4EN ein reales, in Gebilde, hier in ein ideelles, Bewe. gung und Gedanke, über. 4 “ Die Erregbarkeit wird wahrfcheinlich durch den Nerven- Appara', in welchem arterielles Blut, graue und weifse Suhftanz die Leiter find, fie wird vor- züglich in der Ruhe, dem Schlaf und Winterfchlaf erzeust. Wenigftens’ wird das Vermögen zu ihrer Erzeugung im Schlaf vermehrt. Sie wird nicht blo£s v im Ganglien-, fondern auch im Cerebral-Syltem er-* zeugt: * Die zum Ganglien-Syltem gehörige Kette der Eingeweide ife nur der Apparat, der neue thie- rifche Materie alfimilirt, damit die Batterie fich im- zierhin felbft'reproduciren könne. Daher mufs das animalifche Leben abwechlelnd im Schlafe feyern. In beiden Sphären, der animali[chen wie der vege-". tativen, ift der Akt felbft beides zugleich, chemilch- a vegetativ, und galvanifch -animalifch ; in beiden wird‘ das Gebilde durch die Action zerfetzt; "nur bereitet die vegetative Sphäre die Bedingängen vor, die zur Reproduetion der Gebilde nöthig find. ! « “Die Nerven find aufserdem, dafs hie Elektro- ' motoren find, ‚auch noch Collectoren , Lolatoren; . Leiter und Halbleiter des Inponderablen. Dadurch r ift ungleiche Vertheilung, alfo örtliche Anhäufung deffelben, und ein Wechlel der Thätigkeit von ei- nem Organ zum andern möglich. ';In dem Maafse, als es fich von einem Organ zum andern wirft, entftebt entweder eine Reihe plaftifeher Entwicke- je lungen, Bildung diefes oder jenes Knochens, Den-' tition, Pubertät, Schwangerfchaft, oder seine Sue- eeffion animalifcher Proceffe, die fich nn Bewegun. ” — 4 gen und -Vorftellungen offenbaren. ‘Dort, beftimmt das Gefetz der Plaltik, hier die Willkühr die Suc- celfion. In der Acme Steht die Erzeugung des Lebens- geiltes mit [einer Confumptionim Gleichgewicht, das Individuum hat den höchlten Punkt [einer Erweite. rung erreicht. Von nun an wird immer weniger erzeugt, und in dem Maalse, als dies gefchieht, zmuls fowohl die Sphäre der Thätigkeit des vegetati- ven wie des animalifchen Lebens enger zulammen- gezogen werden. Die Organe nehmen an Volum ab, die,Knochen verlieren ihr feftes Korn, Haare und Zähne fallen aus, Fett und Lymphe vermindern. fich, es entfteht Abzehrung vom Alter, Marasmus. Andere Organe, z. B. die Gelchlechtstheile, werden wegen Mangel an Lebendigkeit aus der organifchen Spannung ausgeltolsen, wodurch die Function weg- fällt, und die grofse Summe disponibler Erregbar- ikeit er[part_ wird, die die Function, z.B. der Ge- fchlechtstheile, verzehrt. Eine Muskelgruppe kün- diget nach der andern dem Greile den Dienft auf, ein Sinnorgan [chleicht fich nach dem andern da- von, und die Vernunft zehrt Gch zu einem Schat- ten ihrer ‚ehemaligen Grölse ab, den wir Albern- heit des Alters nennen, bis am Ende vom Menf[chen kaum etwas anderes übrig bleibt, als der ausge- . fogene und abfolut unfruchtbare Boden, auf den er ehemals gepflanzt war. Mit der Acme beginnt allo der grolse Rückbildungs- Proce[s in Beziehung auf das Ganze. Die aus der organifchen Spannung aus- geltolsenen Organe verzehren fich, oder werden = 45 translubltanzürt, fallen aus Zu ‚Begriff, und ver- wandeln fich in "fremde Gewächle, die nur ‘noch mechanifch dem Organismus anhangen, und.von ihm, wie die Pflanze vom Boden, ihre Nahrung [au-, Denn ein erblindetes Auge und eine abfolut unfruchtbare Gebärmutter haben ..als [olche ‚zu leyn.- aufgehört. Sie find capita mortua, aber keine we- fentlichen Beltandtheile des Organismus mehr, weil fie nicht mehr in [eine Spannung eingreifen. Der Menfch beginnt mit einem glimmenden Punkt, der Sich bis zur Acme zu immer gröfseren Kreilen ausdehnt, die Sterne umfalst, und das Weltall in fich einfaugt. Aber nach der Acme wird mit wei- fer Oekonomie von der Peripherie her alles wieder eingezogen, was zur unmittelbaren Exiltenz ent- behrlich if. Der Menfch entkleidet ieh von einem Organ und von einem Vermögen nach dem andern, bis er wieder auf den engften Raum des Punktes reducirt ift, und als Fünkchen in der leeren Nacht hängt, der zuletzt auch durch Apoplexie oder A- £phyxie erlöfcht: Das Kindes-und Greifenalter find fich alfo entgegengeletzt; jenes fängt mit dem Ma- ximum. des Erzeugungs - Vermögens der Erregbarkeit an, dies geht mit dem Minimum deffelben unter. In dem Incremento werden immer mehr Organe erzeugt, ausgebildet, und in die organilche Span. nung aufgenommen. Damit wächft die Intenfität und Qualität der Batterie. Am Ende des Incremen- tums l[ammelt fich noch ein Vorrath von Fett an, welcher der folgenden Periode des Alters zur Nah- rung dient. Im Decremento verfchwinden einige ass) 4% — Organe ganz, andere arten aut, andere werden endlich aus der 'organifchen Spannung ausgeltolsen- Embryo, Kind und Jüngling [trotzen von Säftenz der Greis hat wenige und erdigte Säfte. Mit dem Säfte-Vorrath [teht die Thätigkeit der Organismen, wie der Volta’[chen Säule im Verhältnils.. Wenn ir einem Theile das Leben zunimmt, [o wird er faftreicher, die Gebärmutter in der Schwangerfchaft, die Knochen in der Entzündung. Viele Nerven und Gefäfse, die Kinnladen-Fortlätze, Hoden und Ey- erftöcke gehen im Alter oft ganz verloren. Ans dere tabelciren, z. B. die Muskeln; andere arten im’ ganz fremde Gewäch[e aus, z.B. durch Verknö- cherung, Verwandlung in Fett. Daher die Tabes und das runzlichte Anfehen des Greifes, die grolser Hautfalten unter dem Kinn, an den Brüften und Bauch, die Furchen und Gruben im Geficht, am! Halfe und den Fxtremitäten, das Hervortreten der Jochbeine, Kinnladen, Schlülfelbeine, Schulterblät-' ter, Hüftbeine und 'Sitzknorren, theils von Con- fumption, theils vom Mangel des Turgors. Im In- ceremento wird'die Batterie immer zu einer höhern- Vollkommenheit, ' wenigftens in Beziehung auf die Potenz des Ganzen ausgebildet; im Decremento hin- gegen nimmt ihre Energie und ihr Ausdruck in dem Maals wieder ab; als die Organe verfchwinden, de- generiren, und aus der organifehen aus- geftolsen werden. In dem Incremento werden die Refiduen der Lebensprocelle ‘der Art zerfetzt und in ihre Eles wente aufgelölt, "dafs be in die ihnen geweihten’ „Bu“ 45 . Exeretions-Organe einıreten. und in der Form ei ‚nes Dunftes oder einer tropfharen Flüfßigkeit aus- ‚geleert. werden können. Die Lunge.leert die Kohle, &. Leber ‚den Wäflerltoff,, und der Urin den 'Stick- „Stoff aus, Mit dem Alter , verändern fich die Ex- „eretionen merklich an Qualität und Quanuität, Athem, ;Ausdünftung, "Urin tl. w. bekommen einen andern .Geruch, Farbe, Confiltenz, ', Die Refduen werden „wicht genug! zerletzt, belialten mehr oder weniger f ‚die Mifchung der thierifehen, Materie, treten ins \Zellgewebe und das, Parenchym der Eingeweide aus, and geben Anlals zu.den mancherley Degeneratio- men, die wir im Alter‘ an den Organen wahrneh- „men. Im Incrementwn reproduecirt fich das Organ ämmerhin zu einer vollendeten Form, im Decre- .mentum zu einer immer [chlechtern,: bis es zuletzt ‚ganz aus feinem Begiff fällt ‚und in ‚einen frend- . artigen Körper ausartet. j Lu Incremento walten Hydrogenation und Ex- - ‚panfion vor, ‚Oxydation und Contraction (ind ‚zu- ‚zückgedrängt. „Aber von der ‚Coneeption an wird lie Oxydation immer mächtiger, [teht in der Acme „mit, der Expanfion jm Gleichgewicht, ‚und wird im ‚Decremento vorherr[chend.; „Bey der Empfängnifs ift noch alles Aüllg, die erften Gebilde entftchen durch Oxydation, Frucht und Kind haben immer. och einen grofsen Vorrath Tyanphatilcher Säfte. as Gehirn, (‚die Nerven überbanpt; die Leber und andere hydrogenirende Eingeweide, find im Foe- tus- und Kindesalter. von vorzüglicher Gr ölse, ‚Auch »rdit Eos Laune der Kinder, ihre rafılofe Thäug- keit, ihre Neigung zu Kopf- und Nervenkrankhei- ten, weilt auf vorwaltende Hydrogenation hin. Selbft die Säure - Erzeugung im Magen, und die fauren Stühle und Schweilse [cheinen eine durch Energie des Hydrogen- Pols hervorgerufene örtliche Thätig- keit des Oxygen - Pols zu [eyn. Mit dem Decre- ınento beginnt dievorwaltende Oxydation. Der Dunft in dem Zellgewebe, die lymphatifchen Abfonderun- gen, ’Schlüpfrigkeit, Expanfon und Turgor der Theile nehmen ah, die Starrheit zu. Die Knochen werden fpröder, die Muskeln tendinös, Häute und Gefälse verknöchern, und die der Hydrogenation gewidmeten Eingeweide, Hirn und Leber, [chrum- pfen ein. Mit dem Entweichen des Lebensprineips wird das Muskelfleifch [chlaf, und der Turgor nimmt ab. In dem Turgor waltet zwar die Expan- fion vor, aber fie ift im Kampfe mit der Contrac- tion. Daher die mit Weichheit verbundene Härte ‘und Spannung. Die Pflanze beginnt mitvorwalten- der Oxydation, und endet mit Hydrogenation, das Thier macht diefen Umlauf in entgegengeletzter Richtung. Doch gilt auch dies Merkmal nur vom Ganzen. Die weiblichen Gelchlechtstheile find vor der Pubertät hart wie Knorpel, lockern fich in der Schwangerf[chaft auf, und enden wieder mit über- wiegender Contraction *). Einzelne Theile, z.B. Knochen, können [elbft im Alter durch Zunahme des Lebens fich auflockern. Wir haben Beyfpiele, *) Reil und Autenrieths Archiv für die Phyfiologic, "B,7. 5.409 \ ' er 47 dals Weiber nach dem funfzigften Jahre Ichwangei, graue Haare wieder [chwarz geworden, und zum drittenmale neue Zähne entfianden find, Das ein- zelne Organ kann [ich verjüngen, und wenn das, was örtlich gelchieht, allgemein möglich wäre; [o würde der Menfch, wie der Phönix, aus [einem Rückftand wieder aufblühen können, und aufser der beftändigen Verlängerung des nemlichen Indi- viduums und der Multiplication durch Zengung noch ein dritter Weg zur Erhaltung der Art offen [eyn. Das Incrementum ift endlich die Periode, wo der Menfch vom Tode durch Bewegung und Sinn zum Bewulstfeyn erwacht; das Decrementum die Periode, wo er nach und nach wieder ein[chläft: Mit dem Erwachen bildet fich das organifche We- fen immer mehr zur Individualität aus, mit dem permanenten Einfchlafen kehrt es zur Univerfali- fät zurück. In den Metallen 'herrfcht noch die Malle vor, ihre Differenz ift blofse Differenz der Schwere und Cohärenz, die Trennung der Schwere ünd des Lichts am gröfsten, und der Tod am ge: diegenlten in ihnen ausgelprochen. ‘In den Erd- ärten, Salzformationen und Kohlenlagern zeigt fich fchon eine bewulstlofe Perception in der Verwandt- aft, das Werden ift mit dem Seyn, der Sauer» ftoff und Wafferftoff mit dem Kohlenftoff und Stiek- fiof in einem gelelligern Verhäknifs; alles bildet fich gegenfeitig in einander hinein; das Individuelle witt hervor, indem das Univerfelle zurückweicht. In dem Maalse, als die äulsere Einheit, die durch’ die Homogeneität der Materie angedeuter ift, %: 248 a „zerfällt, ich entfaltet, different wird, tritt innere ‚Einheit in dem Mannichfaltigen ‚hervor.. Die erften ‚dunkelm Keime der Organilation erwachen, das ‚Ganze Spannt üich dymamifch, und auf allen ‚Punkten offenbart ich alles in. allem. Die. In- aelligenz .‚windet,fch nun durch ‚alle Labyrinthe und Krümmungen der organilchen Natur hindurch; ‚befreyt ch allmählig. durch viele Mittelftufen von ‚den Fefleln der Materie, um fich felbft zum Ob- jekt zu. werden, „und fich als Producirendes; und Produkt zugleich anzu[chauen. ‚Die Reihe der Or- ganilationen . ift, ‚eine. Stufenfolge bewulstloler An, Lchauangen »derfelben, durch welche das, Ich bis zum Bewufstleyn in ‘der höchften Potenz ieh er- hebt... Sie.gebt von der Bildung zur, Bewegung; von, der, Bewegung, zum Gefühl. fort, bis es ihr‘ ‚end; lich ‚gelingt ,, in der Menfchenorganifation, die, fie allein als identilch wit [ich anerkennt, die Ver, aunft ‚darzuftellen, in welcher, der äufsere Sinn mit dem innen, das Belondere mit dem Allgemei« nen vollkommen eins ift, und alle Differenz, wie- der verfchwindet,, „Denn je kräftiger ‚eine Organi, Sation ‚ausgeprägt, ,ilt,. defto lebendiger und-inniger wird das Belondere, in das Allgemeine, die Einheit in der Mannichfaltigkeit, das-höchfte Gentrumy ‚die ' Sonne der Vernunft, ‚in der Sphäre aufgenonımen, | „Je tiefer wir in, der organilchen Natur herab- Sisigen, defto jenger, wird die Welt, die Yas Indin viduum, in ‚Ach. danftelle,; defto kleiner der Theil des Univerlums, den.es in ‚lich verfiellt. Die un | terften, Thierklaffen. ‚haben blolses Gemeingefühl ,, | als | | — 49 als Receptivität für, das unmittelbar Gegenwättige, als Chaos der Sinnlichkeit, in welchem alle Potenzen derlelben, wie in der Urmaterie ihre Differenzen ver- ‚fchmolzen find. Aus dem Gemeingefühl blühen all- mählig durch Differenziirung die befondern Sinne auf, mit jedem neuen Sinne wird die Sphäre der Welt grölser, diftineter, und was in den Sinnen vereinzelt ift, vereiniget ich endlich wieder im Bewulstl[eyn. Mit dem Bewulst[eyn im Menfchen entfteht eigentlich erft#Wachfeyn. Denn nur der ift wach, der fich feiner und der Welt Verhältniffe befinnt. Nur der ift ganz wach, in dem das ganze Univerlum auf- gegangen und nirgends ein Schatten zu finden ift, welches allein in Gott ift. Jeder Gattung und je- dem Individuum ift durch [eine Individualität die Gränze feltgeletzt, über welche hinaus es nicht er- wachen kann, auch dem Menfchen. Selbft dem gröfsten Philofophen ift nur ein Punkt des Univer- fums hell geworden, er bleibt eine Somnambüle, wie das Thier, nur in einem geringern Grade. Un- fer Licht aufser uns und in uns ift für uns‘ die Gränze der Welt; aber jenleits dieler Welt ftrahlt eine andere in einem fremden Licht, für welches wir kein Organ haben. Mit dem Erwachen bildet fich im Somätilchen ein Nervenlyftem. Dies potenziirt fich mit jenen vollkommen parallel, von Stufe zu Stufe, zu immer grölseren Ganglien und Heerden, bis zum gröfsten und vollkomimenften, dem Menfchengehirn. Das Nervenfyftem und Gehirn ift die Sonne des Kör- . pers, wie die Vernunft die Sonne des Geiltes ift. Arch. f. d. Phyfiol. IX. Bd, 1. Heft. D 5a — Es ilt die materielle Bedingung der dynamifchen Gravitation, der Collector aller Strahlung des Ein- zelnen, der vielarmigte Polyp, der feine Fühlhör- ner durch das Ganze ausftreckt, und an denfelben das Mannichfaltige zur Einheit auffammlet. - An. Ffangs lebt! es blols pflanzenartig, nach vollendeter Bildung fammelt es die durch ihn erzeugte Frreg- barkeit um fich, wird nun erft als Gehirn in dem Maalse thätiger, als es mehr Erregbarkeit um fich fammlet, bis es zuletzt [elbft Jeuchtend wird, und in [einem eigenen Lichte [trablt. Mit dem Alter vermindert fich allmählig das Ver- mögen des Gehirns, Frregbarkeit abzulondern , und in demfelben Verhältnifs [ürbt auch die Identität der Einheit und Allheit, der Perfönlichkeit und An- [chauung dahin. Wir [chlafen allmählig wieder ein. Es ift, als trennten wir uns von uns felbft, als rückte eirt Gegenftand nach dem andern aus unlerm Geflichtskreile weg. Wir find nicht mehr lebendig eins mit uns und mit der Welt. Der Berührungs- punkte werden immer weniger, der Kreis immer kleiner. Man kann den Greis in Falerner- Wein eintauchen, und in ein Harem circalfifcher Schön- heiten einfperren, ohne dafs [eine Gefchlechtstheile dadurch zu Gefühlen, [ein Gehirn zu Gefängen erregt wird. Eben dies ift der erfte warnende Bote des herannahenden Alters, wenn unfere Eingriffe in die Welt nicht mehr mechanifch, [ondern mit Ueberlegung gefchehen müllen, wenn es uns vor- kömmt, als wenn wir nicht recht ausgefchlafen hät- ten, als wenn ein Nebel uns umhüllte, unler Ge- mn sı hirn und Kopf eingefehnürt wären, ein Zuftand der Deterioration der Seele, den wir nur durch Ver. gleichung mit der Vergangenheit entdecken, und in welchem viele Menfchen, die nie hell geworden find, ftehen geblieben find. Mit der Ausbildung der Eingeweide erreicht die ; Vegetation, mit der Ausbildung der Muskeln die Bewegung; mit der Ausbildung des Gehirns der Geilt [eine Höhe. Das Hirn wirkt zu allen mit, zuerft zur Vegetation, dann zur Muskelaction, und endlich [pannt fich der Apparat des innern Sinnes in fich [elbft, und begründet das höhere geiftige Leben. So müflen anfangs Oxygen-und Hydrogen- Pol (Refpiration und Nervenaction) dafeyn, damit gebildet werde, und eben diefe Pole bewirken nach- her in den Gebilden Bewegung und Sinn, äber wieder nicht ohne Transformation des Gebildes. So greifen die drey Grundfunctionen der Natur, Bil- dung, Bewegung; und Sinn überall gegenleitig in einander ein, keine ift ohne die andere, nur die eine vor der andern mehr hervorgetreten, alle find durch die nemlichen Faktoren der Oxydation und Hydrogenation, fie [elbft blolse Potenzen, die Po- tenz Produkt des Subftrats, in welchem jene Fakto- ren wirklam find. Der Tod ilt der letztePunkt des Decrementums. Seine Nothwendigkeit ift uns [o zweifelhaft, als wir _ über Seine Exiftenz gewils find. Wir willen es | blofs gefchichtlich, dafs wir fterben mülfen, aber nicht warum, fo lange nicht die Unmöglichkeit ei. ner allgemeinen Verjüngung des nemlichen Indivi- Da ;2 — duums erwiefen werden kann. Nun haben wir aber Beyfpiele einer örtlichen Verjüngung, von welcher auf die Möglichkeit einer allgemeinen gefchlolfen werden kann. Mit dem Alter häuft ich das Starre immer mehr an, und in dem Maafse nimmt das Dynamifche ab. Aber das Dynamifche bleibt im- mer das Beltimmende des Somatifchen. Würde je- nes von neuem als plaltifche Kraft auftreten, und den Körper des Greiles wieder dem Körper des Kin- des gleich machen; [o würde auch das nemliche Verhältnils der Kräfte wiederkehren. Der Kreislauf des Lebens wiederholt fich immerhin in ver[chiede- nen Individuen; warum kann dies nicht auch in dem nemlichen gelchehen? So wenig weils der Menfch, dafs er felbft über das, was ihm am ge- willelten bevorfteht, in Ungewilsheit lebt. 8. Der Typus für die Metamorphofe der.höheren Thierarten, Bevor ich die Succelfion der Umwandelungen des Menfchen während [eines Lebenslaufs, allo fein Alter, welches einerley mit [einer Bildungs - und Rückbildungs -Gelchichte ift, belchreibe, werfe ich noch einen Blick auf den Typus in der Bildungs-Ge- fehichte der höheren Thiere überhaupt zurück. Die höheren Thierarten f[cheinen blofse Potenzen der niederen Thierbildungen, die Potenz das Produkt der Multiplication, der zweckmälsigen Ausbildung und Gruppirung der einzelnen Organe zu [eyn, damit — 53 dadurch der Begriff der refpektiven Thierart am vollkommenften realiirt werde. Was fich jetzt noch in der allmähligen Ausbildung der höheren Thierarten wiederholt, dals fie die niedern Thier- bildungen als Durchgangsformen durchlaufen, ehe fie zu ihren bleibenden Formen kommen, das feheint in der Urzeit mit dem allmähligen Entlte- hen des organifchen Reichs auf der Erde überhaupt der Fall gewelen zu feyn. Frft entftanden niedere Bildungen, und [päter erft die höheren, und jene älteren Thierbildungen der Urzeit, die Palaeotherien und Anaplotherien find von der Erde verfchwunden, wie jetzt noch die Entwickelungsorgane an der Frucht, und die Fifchfchwänze an den Frofchlar- ven ver[chwinden. Alle arganifchen Bildungen der Vorzeit unterhalb des älteften Kalkfteins haben ei- nen fremden Charakter; aber von der Moluskenbil- dung im neueren Kalkftein geht die Folge ununter- brochen nnd rafch zu neueren Fifchbildungen, Rep- tilien und Säugethieren fort. In jeder niedern Thier- art ilt gleichlam eine eigenthümliche Bildungsftufe auısgefprochen, die für diefe Thierart die bleibende ift;, hingegen durchläuft das höhere Thier jene nie- deren Eildungsftufen als bewegliche Durchgangsfor- men, wirft fie gleichfam in der Folge an fich ab, um zu feiner höheren und bleibenden Form zu kom- men, Die ganze Gliederung der Bildungsltufen, die im Thierreich aus einander gelegt ift, [chwindet an ihm in der Zeit und in den Metamorphofen feines. Lebenslaufs vorüber. Das niedere Thier, ile auf ei- ner der unterlten Bildungsftufen Stehen geblieben; 54 — es ilt gleichfam ein milslungener Verluch der bil- denden Natur, durch welchen fie £ch zum höheren Binaufwindet. Sie lälst gleichlam eine Menge von Geltalten entltehn und wieder ver[chwinden, um den vollendetern Abdruck des Ideals zu erreichen, Jede untergeordnete Idee, die im Thierreich als eine bleibende Art realifirt ift, allo die Gelchichte des ganzen Thierreichs, wird als vorübergehende Form in dem Lebenslauf des höhern Thieres ausge- {prochen. Diefe Durchgänge der höhern Thierbil- dungen durch alle niederen Bildungsftufen ‚die wie- der an ihnen verl[chwinden, bevor fie zu ihrer eigenthümlichen und bleibenden Form gelangen, zeigen [ich befonders deutlich an [olchen Thieren, die ftark ausgeprägte Metamorpholen erleiden, an den Infekten, ‚die anfangs als Würmer, an den Fröfchen, die als Fifche gebildet werden. Doch giebt es hin und wieder auffallende Unterbrechun- gen in dem Flufle, der Thierbildungen. Wie die bildende Kraft bey den Pflanzen nicht immer von den Cotyledonen zu immer vollkommneren Blättern, nicht immer von den Bracteen durch Calyx - und Blumenblätter zur Bildung 'der Staubfäden auflteigt, fondern Sprünge macht; fo haben wir auch in der, Thierbildung Stadien, wo Ruhe eintritt, ımd blo- Sser Wachsthum [tattindet, um dann wieder mit neuen Schmelzungen früherer Bildungen zu wech- Ieln. So finden wir in der Thierreihe gewille Lieb- lingsformen der Natur, die fie in der mannichfal- tigften Geltalt auftreten lälst, aber diele kleinen Haufen eben fo verkeitet, wie es in der Bildungs- um 55 @efchichte des Thierreichs überhaupt gefchieht. Wie “bey der Anamorphofe durch gefchliffene' Gläfer die äulsere Geltalt-fich verändert, .der Fifch in einen _Frofch verwandelt wird; fo mufs in der Plaftik eine innere Brechung ihrer Faktoren [tattinden, wo. durch die ver[chiedenen Stufen hervorkommen. Die Dauer, mit- welcher das Thier auf'jeder Bil- dımgsltufe beharrt, ilt Sehr verfchieden.' Bey den In- "Sekten dauert die pflanzenartige Bildung fale durchihr ganzes Leben hindurch fort; in andern Fällen [ind "die auffallenden Formänderungen blofs ‚auf die er- ‚ften Tage des Embryo - Alters‘ zulammengedrängt, und nur ein kleiner Reft davon ilt gleichlfam dilu- irt über das Foetus-und Kindesalter verbreitet. Die lange Dauer der Metamorphofe bey den Fröfchen und Salamandern ilt daher ungemein anziehend. Die Durchgangsformen muls mian immer ‚ab- wärts und in der Nähe der Stufe Suchen, auf wel- che das refpektive Thier bereits gehoben’ if. Ari dem erlten Keim des Vogels findet man noch Pflan- zen- und Wurn- Aehnlichkeiten. Für die Spätern Stadien der Bildung giebt es näher [tehende Analo: gieen; "es folgen nun an den Vogel-und Sängıhier- Embryonen die Filch-und Molusken -' Aehnlichkei- ten.‘ Wie an den Stammorganen der Molusken die übrigen Organe knospenartg hervortreiben, lo die Glieder an den Gallen der höheren Thiere, Das Foetusalter der höheren Säugthiere ähnelt den Rep* tilien, und fpäter hinauf den Bildungen niederer Säugthiere, den Cetaceen, Taucher-Thieren, den unterirdifchen und winterfchlafenden Nagethie- 56 — > ren.. Je näher der Menfch_ feinem UrLprumg ift, de[to mehr ähnelt er den niedrigften Thiergattun- gen, und windet'fich durch Fifch-, Reptilien - und Wallfifch - Aehnlichkeiten zu dem Haufen hinauf, anter welchen er künftig dem Leibe nach gehört. In dem Maalse allo, als das höhere Thier in der Metamorphole aufwärts [teigt, gewinnt das Feld derlelben an Breite, aber in dem[felben Maalse durch- läuft es auch ‚die grolsen Strecken [chneller, ‚und die Beobachtung wird [chwieriger. Zuverlälfig. ift es einerley Kraft, die Pflanzen und Thiere- bildet, und einerley Geletz, nach wel- chem diefe Kraft thätig ilt. Blofs die Eigenartigkeit des Stoffs, der Bildungs- Apparat und die ‚äulsern Einflülfe bringen die Modilicationen der Produkte hervor. Selbft.das fo früh fich thierifch- bewegende Herz wird anfänglich pflanzenartig gebildet. Die neuen Organe [prollen an dem Keim der höhe- ren Thiere hervor, wie fich die-Organe der Pflan. zen durch Sproffen und Knospen vervielfältigen, und die Epigenelis ift bey den Thier-Eimbryonen eben [o unläugbar, als fe während des ganzen Le- bens der Pflanzen [tattindet, die in diefer. Hinficht beltändige Embryonen find. Neue Theile und Or- gane werden den höheren Thieren vollkommen pflan- zenartig angebildet, und wie Knospen hervorge- fchoben, Es erheht fich zuerft ein Hügel, der fich nachher in einen Kegel, und zuletzt in eine Walze verwandelt. Die hornartigen Gewächle auf der Oberfläche der Thiere haben eine fo grolse Aehn- lichkeit mit der Pflanzenform, ‚dals man fie'allge- — ;7 „mein! vegetebilifche Produkte nennt. Bey der Pfan- zenbildung herrfcht die Bildung in der Fläche, oder die ‚blattförmige vor. Diefe finden wir auch bey Polypen, und felbft bey den Embryonen der Säu- gethiere, ‘wo fie aber bald wieder verfchwinder, ‚Die [ogenannte Area umbilicalis des Hühnchens ift „vollkommen einer an einander gedrängten Malle von ‚Cotyledonen ähnlich. Schon Harvey verglich die Venenyeräftelung in derfelben mit der Veräftelung der Gefälsnetze in den Blättern. Die Bruft-und ‚Bauch[äumefind anfangs am Hühnchen eben [o platt und blattähnlich gebildet, wie [ein Darmkanal band- “artig entfteht, nachher fich muldenförmig zulam- „menkrümmt, und zuletzt erft zu einer Röhre ‚fich fchliefst. So wachfen auch die Bruft- und Bauch- läume erft Später über die Bruft-und Bauch -Einge- ‚weide in Säcke zulammen. Endlich find fich die Pflanzen-und Thierbildungen darin gleich, dafs "bey beiden die Keime der fpätern Organe gleich- Jam Verkleinerungen der Form des ganzen Embryos Sind. Jede Pflanzen - Knospe ift der Abdruck der ‚ganzen Pflanze im Kleinen. Mehrere und verfchie- dene Organe haben bey der Bildung des Hühnchens anfangs einerley Figur, nemlich die eines in ‘der Mitte zulammengezogenen Oyals, das [päterhin an der einen Hälfte) ich ausdehnt, und an der an- dern [ich zufammenzieht, und dadurch die Geftalt einer Frofchlarve bekömmt, _ Späterhin verfchwin- den diefe Aehnlichkeiten des Einzelnen mit dem Ganzen, bey den Thieren durch eintretende Pertur- bationen, dahingegen fie bey den Pflanzen fortdau- x 58 — ren. Der erfte Entwurf ift von allen, auch ‘den ver[chiedenften Organen immer der nemliche, und erft durch eine fortdauernde Metamorphofe wird es zu der eigenthümlichen Geftalt erhoben, die es als belonderes Organ haben muls. Endlich find fich auch Planzen- und Thierbildungen noch darin gleich, dafs auch bey den Thieren, die fpäterhin in Höh- len eingefchloffenen Organe anfangs freyliegend ge» bildet werden, dals bey Pflanzen und Thieren die Gelchlechts- Organe zuletzt entwickelt werden. Auch die Wurmform wiederholt fich in der Bildung höherer Thierarten. Die Larven der Infek- ten find Durchgänge durch die Wurm-und Aptera Bildung. Die Keime der Säugthier- Embryonen äh- neln in ihrem früheften Zuftande‘ den Würmern, heifsen daher Wurm, Made (vermiculus, galba) und die Schaaf-Embryonen haben nach Kuhlemanns Abbildungen anfangs einen wurmähnlichen kleinen Kopf, der erft fpäterhin auftreibt. Der Entwurf - des Rückgraths und die einzelnen Wirbel deffelben haben Aehnlichkeit mit den Ringen des Wurmkör- pers. In der Mitte werden die Wirbel zuerft gebil- det, an beiden Enden find ihre Andeutungen (Prae- delineationen) dunkler, und werden hier nach Mal- pighi allmählig angeletzt, wie die Bildung der Ringe an den Würmern bald vorn bald hinten zu- nimmt. -* Die Molusken find die erften gelungenen Werfuche einer höheren Thierbildung. Wie fie aus- ‚den blolsen Stammorganen der Bauchhöhle beftehn, auf diefer Bildungsliufe ftehen geblieben find; lo e— >>) beftehen die Embryonen der höheren Thiere anfangs falt allein aus diefen Organen und die peripheri. [chen Organe [chielsen in ihrer Bildung, wie in der ‚Bildungsgefchichte der ganzen Thierreihe, [päter her- ‚vor. Dahin gehört ferner die dem, Sepien - Iufun- ‚dibulum ähnliche urfprüngliche Trennung des; mitt- ‚Jeren Darmftücks vom Maftdarm, ‘die fchnecken. ähnliche-Windung, des Darımkanals, die nicht blofs bey den Frofchlarven, fondern auch bey dem in. der Nabelfchnur liegenden Darmkanal der Säug- ‚thiere fichtbar ilt, und endlich das Uehergewicht ‚der Leher in der Bauchhöhle bey den Embryonen, wie bey den Molusken. Die Natur erhebt lich alle anfangs durch Pflanzen-, Wurm-und Molusken - Bil- dung, die fe in der fpätern Metamorphole wieder fallen läfst, zu den höheren Formen. { Bey der fernern Ausbildung des Embryo und ‚Foetus fallen die Bildungsltufen immer näher zu- fammen , die Vögel - und Säugthier - Embryonen durchwandeln die Bildungsltufen der Fi£che und Rep- tilien. Wie bey den organifchen Relten von den Bolcafifchen an durch Reptilien-, Cetaceen - und Pa- ehydermen- Bildungen falt ein ununterbrochnes Stei- gen ohne Rückfall zum Niedern, der fich mit dem Steinfalz-Abfatz wirklich ereignet zu haben [cheint, Stattfindet; fo durchläuft nun der Embryo, .nach- dem er die Stufen der Pilanzen-, Wurm - und Molus- ken-Achnlichkeiten zurückgelegt hat, die ührigem niedrigen Bildungsftufen von den Fifchen an auf. wärts überaus [chnell und [tättig, ohne-R ückfall. „Alle höheren Thiere, Filche, Reptilien, Vögel ad %o un Säugethiere find gleichlam nach einerley Modell ge- bildet, blofse Variation deffelben, die durch Ver- Jängerung oder Verkürzung, wie die Anamorphofen durch optifche Gläfer, entftehn. Die f[cheinbar verfchiedenen Geftalten find fich innerlich nahe ver- 'wandt. Der Uebergang von den Fifchen zu den Reptilien durch die Siren-und Proteus-Arten ilt [o fprechend, dafs man diefe Thiere Fifch-Eidechlen genannt hat. Nach den neuelten Unterfuchungen bleiben diefe Thiere wahrfcheinlich Zeitlebens auf der Stufe der Salamander -Larven ftehen. Vollkom- ınen ähnlich diefen Uebergangs - Thieren iind die Durchgangsformen der Frofch-und Salamander -Lar- ven, die in den erl[ten Perioden ihres Lebens meh- rere Aehnlichkeiten mit Fifchen haben. Daher hat man auch die Larven der Rana paradoxa, Frofch- fifche genannt. Die Kiemenbildung der Frofchlar- ven ähnelt anfangs der Kiemenbildung des von Geoffroy befchriebenen Silurus anguillaris, nur dafs bey dem Wels die äufsern Frofchkiemen als innere Anhänge der Filchkiemen er[cheinen. Wenn die äufseren Kiemen bey den Frofchlarven verlo- ren gegangen find, was bey ihnen bald gefchieht; To athmen fie, neben ihrem Luftathmen durch Lun- gen, auch Waller durch gewöhnliche Filchkiemen, und die Zeräftelung der Blutgefälse ilt ganz diefelhe ‘wie bey den Fifchen. Aufserdem hat die Frofch- larve einen Fifchlehwanz, an dem die Nerven, 'Blutgefälse, und belonders die Muskeln vollkom- men, wie bey den Fifchen organilirt find. Später- "hin verfchwinden auch die Fifchkiemen, und der — 61 Frofch athmet wie ein höheres Thier, „blols durch Lungen; auch der Filchfchwanz verliert ich; beide werden eingelogen. Die frühen Vögel-und Säuge- thier- Embryonen ähneln in ihrer äufseren Gelftalt den Filch-undFrof[chlarven. Die Galba des Schaafs hat nach-Kuhlemann einen fifchähnlichen Schwanz, der fich bald verliert, und das Uropygium des Hühnchens hat die nemliche Geltalt, bis es gegen den vierzehnten Tag [eine eigenthümliche und blei- bende Geltalt'annimmt. Anfangs ift das Hühnchen wie der Fifch, ohne Hals, der Kopf und der erfte Rückenwirbel ftolsen zulammen; erft vom achten Tage an trennen [ich Kopf und Bruflt durch einen Hals. An dem fifchähnlichen Embryo treiben [päter- hin die Extremitäten, wie bey den Frofch-und Sala- mander-Larven, als Knospen hervor. Wie bey den Larven der Salamandra paluftris zuerft die Vorder- füfse hervor[proffen, und die Siren lacertina blolse Vorderfüfse hat; l[o zeigen fich am Hühnchen zuerft die Vorderfüfse nach der allgemeinen Regel, dafs die dem Kopf nahe liegenden Theile zuerft ausge- bildet werden. Die Beobachtung des St. Julien’s dals bey der Salamandra terreftris die Hinterfülse fich zuerft bilden, gehört, wenn fie wahr ilt, zu den Ausnahmen, wie die blofsen. Hinterfüfse und Fulskeime bey der Chalcis und Anguis atra. Auch von den Frofchlarven pflegt man gewöhnlich zu be- haupten, dals die Hinterfülse. fich "früher als die vordern bilden, Allein diefe bilden fich unter dew Haut, und werden nach Rölel früher als jene aus- 6: a gebilder. Bey den "Sängethieren fproffen Vorder- und Hinterfülse zwar zu gleicher Zeit hervor, doch haben beym Dipus und Känguruhk die vordern Fülse anfangs einen Vorfprung, ob fie gleich nachher [o fehr an Länge zurückbleiben, und die menfchliche Frucht ähnelt noch fpät den langarmigten Affen. Wie in der Bildung des einzelnen Thieres die Ex- tremitäten er[t [päter hervortreiben; [fo in der gan- zen Thierreihe.e Daher die Uebergangsbildungen von den Schlangen zu den Eidechlen, nemlich die Eidech[en - Schlangen. Bey dem Genus. Anguis, Ophifaurus, Chaleis, Seps u.£.w. werden die Fülse immerhin vollkommner, und der Schlangenkörper kürzer. Die Fülse bekommen immer mehrere Zehe, von ı bis 5, wie Kuhlemann diefe allmählige Zunahme der Zehen- Zahl bey Schaaf - Embryonen und Spalanzani bey der erften Bildung und der Reproduction der Salamander-Fülse beobachtet hat. Fine andere Reptilien- Aehnlichkeit ift der von Autenrieth wahrfcheinlich gemachte Mangel des Perinäums, wornach die Kloakbildung auch als ein Durchgangs-Phänomen bey den höheren Sängethie- ven vorzukommen [chein. Merkwürdig ilt das Vorkommen der Kloakbildung bey vielen niedern füdamerikanilchen Säugethieren, die überhaupt in ihrer ganzen Oekonomie viel Reptilienähnliches zei- gen. Genauer ilt eine Schmalheit des Perinäums bey der menf£chlichen Frucht, wie fie bey den Tau. cherthieren ilt, von Autenrieth beobachtet, Die Frucht hat mit den Reptilien und Taucherthieren na! 63 einerley Tenacitä. Die Taucherthiere find allo auch auf einer Stufe des Foetusalters , die andern Thieren Durchgangsform ift, [tehen geblieben." Da- mit harmoniren ihre unvollkommnen Extremitätemw und ihr zufammengedrängter Hals. Endlich ähnelt der menfchliche Embryo auch darın den Thierfrüchten, dafs [ein Geficht vor- fpringt, in eine Schnauze verlängert, das grofse Maul ohne Lippen ilt, und ven einem Ohre zum an- dern klafft. Andere Aehnlichkeiten der menfchli- chen Frucht mit Säugethieren niederer Art, Ceta- ceen,- tauchenden und unterirdifchen Thieren, die fich nicht [owohl auf die ganze Geltalt, (ondern vielmehr auf einzelne Organe, das Herz, Darm- kanal, Nieren, Gebährmutter, Thymusdrüfe, Ho- denlage u.[,w. beziehen, mufs ich, wie interellant für die Gleichung der Bildungsftufen fie auch [eyn mögen, bey Seite liesen lalfen, weil fe mich zu weit von meinem Zweck abführen. Bleibt eine höhere Thierart entweder in Bezie- hung auf die Geftalt des Ganzen oder der einzelnen Organe auf einer niederen Bildungsftufe [tehn und adoptirt das als bleibende Form, was eine Durch- gangs -Bildung hätte [eyn (ollen; [o entlteht dadurch eine Monftrolität. Denn alle Monltroftäten, die fich durchaus von den fpäteren Mifsbildungen und Degenerationen unter[cheiden, [tammen ent- j Doeder von jener Urlache, oder von -einem. äufse- ren Hindernils der Entwickelung, oder endlich von urfprünglich fehlerhaften Befiimmungen im Keim 64 — felbft! her. Von diefer letzten Urfache mögen wohl die Monftrofitäten bey Menlchen herrühren, die keine. gewöhnlichen Durchgangsbildungen deffelben find, z. B. die Muskelbildungen, welche den Affen und den fleifchfreflenden Thieren ähnlich find, und die Zerältelungen der grolsen Blutgefälse auf eine Art, wie man fie bey den Thieren findet. Man fieht auch hieraus, dafs der Bildungsprocels überall der nemliche, und die Verfchiedenheit der Bildun- gen das Produkt des Verhältnilfes feiner Faktoren fey. Beyläufig mache ich noch darauf aufmerkfam, dafs das, was ich von den Gelfetzen der Bildung, von ihren beweglichen und [tehenden Formen und von dem Durchgang der höheren Thiere durch alle unter ihr liegenden Stufen der niedern Thierreihe, gelagt habe, wahrfcheinlich eine ergiebige Anwen- dung, auf Nofologie und Pfychologie habe. Es ilt mir [ehr wahrfcheinlich, dafs Krankheiten, die als befondere Arten für fch vorkommen, in andern Fällen blofse Durch&angsformen böferer Arten und € Drittes Kapitel, M. ar! a sI mu se die Te SRH Dile’ f. ıomkuWern.o .n, Wasift Marasmus [enilis und woher rührt er? Unter diefe Aufgabe fallen \die Discullionen der Aerzte über [eine näch[te Urfache , Fre: ‚aber “ | ihm felbft nicht verfchieden if. Nach dem Zeug- nils des Plutarch leiteten die alten Stoiker ihn von einem Mangel der Wärme her, und Ariftote- les pflichtet diefer Meinung bey. Allein die Wärme als Temperatur ift Produkt der Organilation; als dag Schaffende im Gegenfatz des Balifchen ilt eins nicht ohne das andere; als Element endlich hängt der Marasmus nicht von der Anomalie eines, fondern der Quadruplieität aller ab. Galen fucht die Ur- [ache deffelben in einem Fehler des Herzens, Are- täus ilt feimer Meinung, und die alten Aegyptier glaubten, das Herz nehme in der erften Hälfte des Lebens jährlich ein halbes Loth zu, in der zweyten eben [o viel wieder ab. Haller leitet denfelben von einer Abnutzung der feften Theile durch Rei- bung her, die theils beym Kreislauf der Säfte, theils bey der Bewegung der; Muskeln ftattindet. Wath- fon glaubt, er entltehe von einer Verftopfung des Bruftgangs, welcher Meinung aber Sömmer- ri ng *) widerfprochen hat. Einige haben den Grund des Marasmus in einer Ver[chlechterung des Somatifchen, andere in einer Abnahme des Dynia- *) Pathol, fyfr. abforb, p. 46. — 107 milchen gefücht. Allein beide find gleichzeitige Ent- wickelungen eines Subftrats, die dem äufsern Sinn als Körper, dem nnern als Kraft und Geift erfchei- nen, das Somatifche ift Kraft im momentanen Gleichgewicht. Die Kraft auf der unterften Stufe ihrer organifchen Thätigkeit nennen wir bildende Kraft, die fich durch ihre Bildungen zu einem hö- heren Charakter potenziirt. Der Marasmus entltehr nicht dadurch, dafs das Bafifche fich zum Herrfchen- den erhebt. Jenes ift diefem entgegengeletzt, und kann nie werden, was dies il. Das Ganze kann otenzüirt werden, aber das Verhältnils des Balı- fehen zum Schaffenden bleibt immer daffelbe. Auch it der Marasmus nicht in dem Einzelnen, [onderm in dem Ganzen begründet. Vermöge der yon dem Begriff einer Organilation unzertrennlichen Centri- eität derfelben find alle Theile gegenfeitig unter fich gefpannt und auf ein allen gemeinfchaftliches Cen- rum bezogen. Daher muls jede Metamorphofe des Zinzelnen durch das Ganze gehn, das gemeinfchaft- liche Centrum wie das Verhältnifs der einzelnen Theile unter fich abändern. Wir würden blofs durch den Geruch der Ausdünftung jede Thierart, die ver- fchiedenen Stufen des Alters, das Gefchlecht, dem gefunden und kranken Zuftand und die Arten des Jetzteren zu unterfcheiden im Stande feyn, wenn /unlere Nafe fein genug wäre, die Zartheit ihrer Mo. "difcarionen aufzufalfen, unfere Phantahie fie aus ein. ander halten und die Kunft fie an eine verltändliche Sprache anknüpfen könnte *). | ®) Reils und Hoffbawers Beyträge B. 2. 5. 186. | | | | 1 l 108 me " Der Marasmus ilt ein allmähliges Sehwinden, nicht allein des vegetativeny fondern auch des animalilchen Lebens, welches durch die Suceeflion der Ent- wickelungen in dem Lauf des Lebens, allo der Norm ent[prechend, herbeyge- führt wird. Er beginnt mit dem Decrementumy entwickelt ieh mit demfelben, endet mit dem na- türlichen Tode, ift allo nichts anders als das. De- erementum [elbft, und von demfelben nicht. ver- . fchieden. Er entfteht in dem Kreislauf des Lebens eben fo nothwendig als jede andere Evolution. Mag er auch eine lange Krankheit feyn, [o gehört er doch nicht in die Nofologie, weil er normal ift, fondern in die Phyhologie, die nicht blofs die Evo- Autionen der erften, [ondern auch der zweyten Hälfte des Lebens nachzuweilen hat. Wie im In- erementum eine Entwickelung die andere begrün- det, und jedes neue Glied ein anderes als [einen polarifchen Gegenfatz nothwendig hervorruft; [o bedingt der Bildungsprocefs den Rückbildungs - Pro- eels und jede vorhandene Metamorphole des De- erementums bedingt nothwendig die folgende. Das Increinentum ilt die vorbereitende Anftalt des Decre: wmentuns; dies kann nicht verftanden werden, wenn ams nicht der ganze Cyclus des Lebens vor Augen ‘ liegt. Wie. die galvanifche Säule nicht gleich, fon, dern erft nach einiger Zeit das Maximum ihrer Thä, tigkeit erreicht und. alsdann wieder finkt; in be- ftimmten Pulfen von Exacerbation und Remilfion (Schlaf und Wachen) wirkt; ihre Kraft der Zahl ih- —" 109 rer Korsihgitegen proportional ilt; alle fich zu ei- nem Ganzen, [pannen, und die Summe ihrer. Kraft an.den a aber ‚doch jedes Plattenpaar a dem Ganzen gleich ilt; jede Metamorphole des Einzelnen ‚nicht blofs in das Centrum des Ganzen, - fondern auch in ‚den Zuftand aller einzelnen Glie- ‚der eingreift: fo der potenzjirte galvanilche Appa- rat des organifchen, Lebens *), i Gran 2 j ? Evolutions= Krankheiten, N Te gleich der Marasınus an fich keine Krank. heit, fo giebt es doch auch im Decremento wahre a ichäiten, wie im Inerelenio) Diele find zu- fällig, wenn fie durch die Uebermacht des Aeu- fsern entftehn;, z,B. die Verwundungen, anftecken. ‘den und epidemilchen Krankheiten, oder Evolu- tions-Krankheiten, wenn fie, falt ohne alle “Mitwirkung des Aeulsern, blols allein durch die _ ätürliche Anlage hervorgerufen ‘werden , die lo Auctiurend als die Evolution des Menfchen felbft, und auf jeder Stufe des Alters eine andere ift. Denn auf jeder Stufe befteht er aus andern Kettengliedern, diele geben eine andere Spannung, jede andere Span- Aung ihre eigenthümlichen Sympathieen und Ten- __ denzen. Kurzer jlt auf jeder Stufe ein anderes Ganze, das Ganze ilt Anlage, die Anlage Anctuir end, ruft. allo _ auch, fofern hedie Krankheiten begründet, auf jeder Stufe andere, ihr entfprechende hervor. Diefe Eyolu- *)Reil und Ausenriech’s Archiv, & B, 9,339, 1 rw Sıe 1 — "tions-Krankheiten entftehn entweder Ren oder we- nigftens mit einer geringen Begünftigung des Aeulse- ren, blofs durch die Anlage, gehen den Fvolutionen des Alters parallel, wech[eln mit ihnen *), werden durch fie in Anfehung ihrer Form und ihres We- fens beftimmt, hängen von der jedesmaligen Tem- peratur oder Vertheilung der disponibeln Frreg- barkeit ab, [tehn mit den Krifen, unter welchen grofse Metamorpholen hervorbrechen, in Bezie- hung, und find mehr oder weniger blolse Modi- ficationen des allgemeinen Lebensprocefles , der der in Anfrage ftehenden Altersftufe eigenthümlich aft.. Die Monftrohtäten geben uns von ihrem Ver- hältnils eine klare Anfchauung. Wie diefe mit dan Entwickelungen des Alters vor der Geburt zufam- nenhängen, und dadurch entltehn, dafs die Pla- ftik einzelne Organe auf einer niedern Bildungsltufe zurückläfst; fo hängen auch die [pätern Evolutions- Krankheiten mit den Entwickelungen der fpätern Epoche des Alters zulammen. Doch find diefelben von diefem Gefichtspunkt angefehen noch fo we- nig beobachtet, dafs es uns an allgemeinen Reful- - %) Epilepticis pueris mutationes maxime aetatis — libert. ° tionem faciunt. Hippoecr. Sect. II, aph.45. Plurimae gui- dem affectiones pueris judicantur, aliae in quadraginita diebus, aliae in feptem menfibus, aliae in feptem annis, aliae, ipfis ad puberratem accedentibus. 'Quae vero per- manferint, neque, folutae fuerint, circa pubertatem, aut foeminis circa menftruorum eruptionem perfeverare folent, Hippocrates Sect,lIl, aphor, 28, ( — rır taten Fehlt. »Hopfengärtner *) hat auf diefem Felde falt die erlten Verfuche gemacht. Auch wird uns der Grund und die Genealogie diefer Krank- heiten nirgends anders, als in der Gefchichte (der Evolutionen des Alters aufgehen, wie die Genea logie der Monltrolitäten nur aus der Bildungsge- £ehichte des Foetusalters begriffen werden kann. _ «) Gewöhnlich bezieht fnan die Evolutions- Krank* heiten blofs auf das Incrementum. Allein das De- erementum ilt wie jenes auch eine beltimmte Suc- eellion von Metamorphofen, durch‘ welche das Le- bensende, die Verwef[ung und die Möglichkeit neuer Schöpfungen vorbereitet wird, hat alfo auch feine Evolutions - Krankheiten, die:mit den ihm eigen- thümlichen Metamorphofen eben den Caufal-Zulam- wmenhang haben, welche das Inerementum mit [ei- nen Krankheiten hat. - Die arteriellen Krankheiten fallen in der Regel in die Periode des Incrementums, die venölen in die Periode des Decrementums. : Die belondern Krankheiten beider Lebenshälften richten fich nach der‘ Succelfon der Metamorphofen in den befon- dern Organen. Mit der Dentition hängen Convul- fionen, mit der letzten Entwickelung des Kopfs, Hirmentzündungen, und befonders 'hitzige Kopf- wallerfuchten. zulammen. Um diefe Zeit leiden die Kinder gerne an Würmern. Am [chönften tre- s “®) Ueber die menfchlichen Entwickelungen, und die mir "denfelben in Verbindung ftehenden Krankheiten. Stutt- gardı 1792. hu 112 —— ten. die’ Entwickelungs - Krankheiten ‘zur Zeit, der: Pubertät, vorzüglich bey dem weiblichen Gefchlechte hervor. Sie beziehn fich meiltens auf die Functio- nen'des Seelenorgans, er[cheinen als verletzte Be- wegungen oder Vorftellungen, und haben falt durch- aus alle mehr oder weniger den Anftrich des ma- gmetilchen Somnambulismus. Sie find nemlich mit Irrungen in Anflehung (der* Perfönlichkeit, mit, [o- inatifchen und pf£ychilchen Handlungen, zu‘wel- chen das Individuum im gefunden Zuftande fchlech» terdings nicht fähig ift, mit merkwürdigen Ahndunm- gen und Vorherfagungen, mit zutreffenden Zeitbe- Stimmungen der Zahl. und Zeit der Krankheits- An- fälle, des Endes der Krankheit und: mit Selbftverl ordnung der Mittel verbunden, durch. welche die Krankheit am zweckmäfsigften geheilt werden kann. Die Evolution aller Krankheiten ilt zwar vorher 'be= ftimmt, jede folgende Metamorphole in der vori- gen ‘begründet, aber'diefe präftabilirte Succelfion kömmt nicht zum Bewulstfeyn des Kranken. Hm.» gegen gefchieht dies bey den Somnambülen, Ohnel diefe Vorherbeftimmung der Evolution würde auch» ihnen die Divination derfelben unmöglich . leyn, Einige diefer Entwickelungs - Krankheiten, bef[on.-' ders zur Zeit der Pubertät, charakterifiren fich auch! noch dadurch, ‚dafs fie in einem Nu vom 'höchlten- Grad der Alienation zur Norinalität überfpringen,, Die heftigften Convulfionen, die tolllten Ralereyen hören, plötzlich auf, die ganze Phyfiognomie chan- girt in einem Moment, und. der Kranke kehrt: mit tächelnder Miene zu lich. Es ilt als wenn’ ein Ne. bel l u 113 bel das Gehirn ımlagerte, den ein Hauch plötzlich zu zerftreuen im Stande ilt *). Eine merkwürdige Eigenfchaft einiger Krank. heiten, dals bey der Conception nur die Mög- lichkeit ihrer Anlage gegeben wird, die Anlage felblt aber [päter, erft nach zwanzig und mehre« ren Jahren entfteht, aber alsdann gewils entfteht, dals fie fogar durch eine Generation als blolse Mög- lichkeit hindurchläuft, ohne zur Wirklichkeit zu kommen, und erft inder folgenden Generation als reale Anlage hervortritt, findet hier ihre Erklärung, und beruht auf der Vorherbeftimmung der Succe[fion der Metamorphofen des Alters. Bey der Conception tragen die Eltern blols die Möglichkeit einer künf- tigen Anlage zur Schwindlucht auf den Embryo über; fie theilen ihm eine folche Richtung in feinen Evolutionen mit, dafs diefelbe im zwanziglten und fünf und zwanzigften Jahre er[cheinen muls. Die Anlage zum Podagra und Stein [pringt oft vom Va- ter auf den Enkel über, das Mittelglied zwilchen beiden, den Sohn, berührt fie nicht, [ondern geht durch ihn als blofse Möglichkeit hindurch, und zum Enkel über. 3 Im Mannsalter entftehn arterielle Blutungen, r Entzündungen und Gefälsheber; im Alter venöfe P Blutfüffe, Blutbrechen, Blutharnen, Goldaderflüfs, eu‘ -®) Büttner Diff, de organo animae, Halae 1794. pag. 163. Arch. fud. Phyfiol, IX. Bd, 1. Heft, H 114 m Mit der Abnahme der Gefchlechtsfunction Sammler fich Fett an, das zuleızt gern in Waller übergeht, Das Blüt und die Säfte zerletzen Sich, und wirken als Schärfen. Daher die Hämorrhoiden, die fich' durch Kreuz - Schmerzen , Schleimabfonderungen des Maftdarıns, Schweilse und Flechten im Mittel- Nleifch äufsern. . Sie gehn vom Kreuze gegen den Magen, die Bruft und das Gehirn in dem Maalse, als mit dem Sinken der Lebenskraft die Krankhei- ten immer näher an die Centra der Organilation, dem Sonnengeflecht, Herz und Hirn hervorireten. Die Gieht ift nur der Form nach von den Hämor- rhoiden, der Stein nicht von der Gicht verfchieden, und das Erbrechen von Säure im Alter oft Stein- fäure. Die Hautausdünftung nimmt ab, das.Ex- cernendum drängt fich gegen die Lungen 'und Nie- ren. Daher Engbrüftigkeit und Schleimhuften; da- her der (charfe ammoniacalifche Harn jm Alter und der öftere Reiz zum Harnen; daher der Zufammen- hang mancher Krankheiten des Alters, der Blennor- rhöe der Augenlieder,, des Huftens, des Hautjuckens mit den Harnwegen. Mit dem Alter nimmt die Reizbarkeit der Haargefälse ab, das Blut drängt ich in die grofsen Stämme und der Widerftand, den es dem Herzen macht , erregt Anomalie des Pulfes’ und Bruftwallerfucht. Merkwürdig ift noch die Neigung des Alters zu Degenerationen, After-Organifationen und gänzli- cher Einlaugung einzelner Theile. Es entftehn nem- lich in demfelben gern Balggelchwillte, Anfchwel- < — Be lungen der Eyerftöcke, Polypen, Steine, Verknö- cherungen, Scirrhus, Krebs und andere ähnliche Ausartungen. Der degenerirte Theil artet mehr oder weniger aus bis zur gänzlichen Umwandlung des Organs in eine ganz andere Subftanz, zB. der. Muskeln in Adipocire, Die After - Organilationen entftehn an der Gränze des Alters, weun die Kraft zwar gelchwächt, aber doch zur Vollbringung. des eigenthümlichen Gelchäfts nicht mehr fähig ift; die Degenerationen und Abforptionen fpäter. Abnahme der disponibein Erregbarkeit ift grölstentheils wohl die Quelle der Abforptionen, Degenerationen und After-Organilationen. Denn, wenn es einem Theile an dem gehörigen Maafs von Lebenskraft ‘fehlt, fo wird er aus der organifchen Spannung ausgeltolsen, und auf das ausgeltolsene Glied kann die Organila- tion nicht mehr einwirken. Jeder Theil muls eine gewille Summe yon Vitalität haben, um fich in fei- ner normalen Qualität zu erhalten. Ein ausgetre= tener Blutklump wird nur dann lebendig, wenn feine Malle mit dem Vorrath der’ Lebenskraft in ei- - nem gehörigen Verhältnifs fteht. Die After- Organila- tionen haben, wie die Früchte, ihre Wurzeln aulser fich, fie bilden fich in Velamenten, die mit einem dichten Gefälsnetz umfponnen find. Die Gefälse find ihnen eigenthümlich, und, wie das Pfortader- _ Syftem, nur in die Gefälse des Körpers eingefcho« ben, daher auch von der Enersie des allgemeinen Kreislaufs ausgelchloffen. ; So bildet ieh auch der Aalın an der Spitze eines, Nabelltrangs in einen Ha 116 — gefäfsreichen Sack, der mit Gallert angefüllt if, Die Bildungen in denfelben find meiltens [o ein- fach, wie der Bildungsapparat, blofse Trennungen der homogenen Lymphe gegen den hydrogenen oder oxygenen Pol, Knochen -, Knorpel-, Eyweils- oder Fett-und Haar-Erzeugungen. Durchgehends wohnt in einem [olchen Sack eine ganze Colonie dielfer Zoophyten zulammen. Einer Perlon wurden zwey grolse S$teatome, die neben einander in. der Knie- kehle lagen, ex[tirpirt. Jeder hatte feinen’ hefon- dern gefäfsreichen Sack, an deflen innern Fläche die Fettklumpen neben einander, und jeder für fich, wie an [einer Nabelfchnur anhingen, eine kugligte Geftalt, die Gröfse einer Wallnufs, und im Bruch eine [trahligte Organifation hatten. Der eine Sack mit feinen Früchten war abgeltorben, und fchon in Verwelung; der andere aber mit lei- nen Coloniften noch im jugendlichen Alter. _ Wahr- fcheinlich find alle Balggelchwülfte ähnliche Zoo- phyten - Colonieen, Mit dem fortfchreitenden Alter nimmt die Er- zeugung der Lebenskraft immer mehr ab, Daher Lähmungen, Brand der Extremitäten, Unvermö- gen den Urin und Stuhlgang auszuleeren, Schlag- fluls und eigenmächtige Erftickungen. Eine oft un- bedentende Anftrengung kann die Lebenskraft in dein Grade er[chöpfen, dafs fe nicht mehr im Stande ift, fich felbft zu reproduciren. Veränderte Le- bensart, ungewohnte Anftrengung der Seele, ein Beinbruch, eine leichte Staaroperation ift im Stande, —— ı1ı? den Greis Zu tödten, wie ich mehrmals gefehen habe *). $. ın Urfachen des Marasmus, Jeder Men[ch wird mit einer Anlage zum Ma- rasmus gebohren, deffen Ende der T'od ift. Diefe Anläge ilt [o verfchieden als es die Individuen find, Führt daher, foviel an ihr ift, den Marasmus frü- her oder fpäter herbey. Dann hängt auch noch die Zeit feines Entftehens von dem Einflufs des Aeu- Ssern ab, lofern er die Entwickelung der Anlage entweder begünltiget oder verzögert. Durch dielfe beiden Momente der ur[prünglichen Anlage und ih- rer Modification oder Beftimmung durch das Aeu- [sere ift jedem Menfchen die Dauer [eines Lebens vorher beftimmt, die weder zu kurz noch zu lang, Sondern jenen Momenten vollkommen adäquat ilt. Prämaturität und Longävität find allo res lative Begriffe, die fich auf einen mittleren Durch Schnitt beziehn, den wir von der Lebensdauer der ' Individuen abgelondert haben. Der eine Menfch erreicht diefen mittlern Durchfchnitt nicht, der an« dere geht über denfelben hinaus; yon jenem prädi- ciren wir ein zu frühzeitiges, von diefem ein ver- fpätetes Alter. Beide Zuftände find bald in der Anlage, bald in dem Aeufsern, meiltens in beiden zugleich begründet. ”) Fifcher, deSenio 109-278. Sauffaye Diff, fiftens aetiologiam generalem wmorborum aeratum L, B, 1805. R. Welfted, de adulta aerate liber. Londini 3725, vg er TOR 1. Ur[achen der Lonpariıae % Ein Menf[ch, der von vollkommen gefunden Eltern i in der Blüthe ihres Alters gezeugt wird, hat Anla- ge zur Longävität, Auf die. fernere Entwicke- lung nach‘ der Conception hat fchon das Aeulsere Einflufs. Die Mutter mufs während der Schwan- gerf[chaft gelund feyn, ein zweckmälsiges Seelen- und Körper - Regime beobachten, das Kind leicht, weder zu früh noch zu [pät, gebähren. In der Ju- gend ift ein närdliches Klima, welches die leben- digen Nerven weniger reizt, im Alter ein füdliches zuträglich, welches durch Licht und Wärme die ftumpfen Organe kräftiger erregt. Das Regime muls zweckmälsig, das Schick[al günfüg [eyn, damit Seele und Körper weder durch zu viele Ruhe er- fchlaffen, noch durch zu heftige Stölse brechen. Ein zur Longävität disponirtes Subjekt fon in feiner Entwickelung folgende Merkmahle an fich tra- gen. Es wächft gleichmälsig und langfam, der Kopf ift im Verhältnifs zum Körper klein, die Stirne rauh und,mit Furchen befetzt, der Hals nicht lang, dünn oder angelehwollen, das Gelicht in der Jugend nicht zu roth %), Es hat gefunde und dichtftehende Zäh- ne, die fich zuweilen im Alter noch reproduciren; eine breite und weite Bruft; rundgewölbte Schul- tern; einen platten und eingezogenen Bauch; Starke, toröfe, mit dichten und harten Haaren beletzte Fx- tremitäten; viele Muskeln und wenig Fett ,‚ aber zü- reichende Säfte; eine harte Haut, hartes, borftiges, *) Hufeland Kunft das menfchliche Leben zu verlängern, Wien 1798. 1. Th. 5. 153, en ı19 mehr blondes als Ichwarzes Kopfhaar. Ein frühes Grauwerden des Haärs ohne Glatze deutet nach Baco Longävität an. Die Refpiration ift leicht, voll, langlam, gleichmäfsig und kaum fichtbar; die Stimme ftark, der Puls langlfam, [tark und fchwer aus [einem Rythmus zu bringen. Die Hautausdün- [tung muls lebhafı, doch ohne Schweils; der Urin- abgang gering; der Stuhl feft und [elten; der Schlaf 'erquickend , Appetit und Verdauung kräftig; die Seele mehr zum Fr -ohfinn als zur Traurigkeit ge- Stimmt feyn und durch Leidenfchaften nicht leicht erfchüttert werden. " Wir haben mehrere Beyfpiele eines Sehr hohen Alters*). Maffinilla, der König der Numidier, zeugte ı noch in feinem fünf und achtzigften Jahre ei- nen Sohn; Sophocles [chrieb im fünf und neun. zigften Jahre den Oedipus und ftarb gewaltlam an einem verfchluckten Rofnenkern. Eine Sechzig- jährige Frau, die man für waflferfüchtig hielr, kam im funfzehnten Monath mit einem Mädchen nieder, das aber keine Augen und Arme hatte **). Der be- xühmte Philoloph und Phyfiker Democritus Ab. derites wurde hundert und neun, Thomas Par- re hundert und zwey und funfzig Jahre alt. 3. Die Urfachen eines zu frühzeitigen Alters find grade das Gegentheil von dem, was Longävität hervorbringt. Es fehlt an einem wohlor- ‚ganifrten präformirten Keim, die Eliern find unge- ” Fifcher l.c. p. 18. #) Sprengels Verfuch einer pragmatifchen Gefchichte der Arzneykunde, Halle ıgor. B, 3, S. ı51, ı2@ a fund, mit örtlichen Schwächen behaftet und in ei- nem Alter, welches der Zeugung nicht günftig ift. Während der Schwanger[chaft ift die Mutter man- cherlev phyfifchen und moralifchen Erfchütterun- gen ausgeletzt, die Geburt geht nicht leicht, von Statten, das Kind wird nicht zweckmäfsig erzogen,. das Kıma ift ungefund, der Menfch lebt nicht di- äterifch, letzt lich allerhand Schwächungen und Stürmen auf Seele und Leib aus. S., 02; Cur des Marasmus. Wenn auch der Marasmus an fich unheilbar und eine Entwickelungsftufe des fortfchreitenden Alters ilt, die nach dem Lauf der Natur nothwendig ent- ftehen muls: fo ift doch eine bedingte Cur, nem- lich Verzögerung de[lelben, auf jedemPunkt, wo man ihn antrifft, möglich. Er ift freilich [o fern und fo weit, als er wirklich da ift, unheilbar, denn nur das Zukünftige ift einer Verzögerung fähig. Al- lein man kann auch in jedem Moment [einer Ent- wiekelung in ihn eingreifen, um das zu verzögern, was noch erft kommen [oll. Hieraus folgt nun, dals unfere Cur um fo vollkommner ift, als ie früher beginnt, und nur dann ganz vollkommen ilt, wenn fie gleich mit der Zeugung und Geburt anhebt, Von dieler Seite angelehen , ift die Cur des Marasmus nieht verfchieden von der Kunft das Leben zu verlängern, Die unftatthaften Vorfchläge, das Leben zu ver- längern , führe ich blofs hiftorifch an. Die Alchy- u Rn 12 . miften eehen umfonlt nach einer erften Mate. rie, mit welcher fie Steine in Gold und den Greis in'einen Jüngling verwandeln zu können glauben. Paracel[lus, St. Germain und C aglioltro rühmten fich des Befitzes geheimer Arzneyen, die verjüngten; andere glaubten dies durch Transfufon des Bluts, oder durch den Hauch und die Ausdün- ftung junger Perfonen von entgegengeletztem Ge- fchlecht, die ieh dem Greife, wie der Magnetileur der Somnambule mittheiler follen, und der Dr. Graham durch fein himmlifches Bette bewerkltel- ligen zu können, welches die Menfchen mit einer fo überfehwänglichen Lebenskraft erfüllt, dafs [o- gar Unfruchtbare’ dadurch fruchtbar werden. Val- 1i *%) hat die Sauerklee - Säure vorge[chlagen, wo- durch er den Ueberflufs der phosphorfauren Kalker- de, als die Urfache des Alters, zähmen und das Le- ben leicht auf ein Jahrhundert ausdehnen zu können glaubt. Endlich kamen Maupertuis und Franklin auf die Idee, das Leben durch Unterbrechung zu verlängern. Der letzte fand in Bouteillen, die mit Madera gefüllt waren, Fliegen, welche in der Sonne bald wieder lebendig wurden, und meinte, es würde nicht fo übel feyn, auf ähnliche Art fich in Madera zu erfäufen, um nach funfzig und hundert Jahren wieder aufzuftehn, und die Früchte anzufchauen, welche die Saat in der Zeit getragen habe. Real würde freilich das Leben dadurch nicht verlängert ®) Entwurf eines Werks Über das hohe Alter, überfert Wien 1796, 122 — werden, doch wäre der Vortheil fchon grofs ‚genug, wenn man die unfreundlichen Epochen überhüpfen könnte. Nur möchte dann bey allgemeinen | Stür- men die halbe Welt auf einmal auf den Einfall kom- men, fich [chlafen zu legen,und die böfen Geifter i in die Verlegenheit fetzen, fich mit ihr hinzulegen, um wieder mit ihr aufftehen zu können, 0% Die ganze Kunft, das Leben zu verlängern, be- ”i fteht darin, es fo zu genielsen, dafs die jedem In- dividuum zuftändige und von ihm felhft nicht ver- fchiedne Anlage zum relativ höchften Grad der Voll. kommenheit entwickelt werde. Lebt man zu wenig, fo entwickelt ich die Anlage nicht, lebt, man zu Sehr, fo reift fie zu [chnell, wie eine getriebne Frucht und es entfteht Prämaturität. Verzärtelung Führt nicht zum langen Leben, denn fe macht über- mälsig empfänglich; aber Abhärtung auch, nicht, denn fie macht [tarr und das Leben liegt zwifchen dem Starren und Flüffgen, dem Kalten und War- men in der Mitte, gi Indefs verlieren wir meiltens alle anderen Zwecke des Lebens, wenn wir nur um des Lebens willen leben, und auf jedem Schritt von der Wiege, an, un- feren Tod vor Augen haben follen. Dann find wir auch nicht zu Thier-, fondern zu Vernunft- Men- fcehen beftimmt , und die Vernunft reift auf der Grundlage der Sinnlichkeit , welche dem: zufälli- gen und frühzeitigen Tode taufend Zugänge eröff- net. Ferner hängt unfere Zeugung eben [o we- nig von uns ab, die uns mit leifen Receptivitä- ten und mit einem Zunder vielfacher Krankhei- u > 0.5. Zu can f — 123 ten besaht, in die Welt ftellt, als es uns möglich ift, allen Gefahren auszuweichen, die uns von der Wie- ge an begegren. Ganze Schaıren rafft der Lebens- Zwang, die Dürftigkeit, nachtheilige Handthierung, urgelund>s Klima, anfıeckende Seuchen, der Krieg, "die See weg. Daher gelangen die wenigften Men- fchen auch nicht einmal zur Prämaturität, zu wel cher fie fonlt alle gelangen müfsten. Sie ind wurm- ftichig, ‘oder der Wind [chlägt fie vor der Reife vom Stamm. Und endlich ift das Alter auch mehr eine , Naturmerkwürdigkeit, als ein Glück, das man [ich bey kaltem Blute wünfchen kann. Geht es uns [lo wohl, dafs wir nicht wie die Indianer von unfern * Kindern todt gefchlagen werden; [o werden wir doch Aur geduldet in einer Welt, für welche wir das Organ verloren haben. Doch ich verlalfe dies weite Feld, nemlich diejenige Zulammenltellung des Aeulsern mit ’ jedem Individuum, die der Verlängeruug des Alters jerhaupt angemelfen ift, und befchränke mich blofs auf die Cur und das Regime, welches dem \ ralchen Fortfchritt des Decrementums Einhalt thut, Auch hier fteht der Erfolg unferer Cur mit je- dem befonderen Individuum im Verhältnißs. Bey jedem ift, Seiner Conftitution proportional , eine Verzögerung des Alters möglich, wenn gleich nicht alle einerley Zahl von Jahren erreichen können, Blofs durch die Stellung. des Aeufseren find wir im Stande einzugreifen. Die 'actu vorhandene und real gegebene Organifation ift als folche immer nur momentan, fich felbft metamorphofirend und daher für uns direkt unzugänglich. Aber ihre künftigen 124 — Entwickelungen, zu welchen fie fich als Anlage verhält, hängen nicht blofs allein von ihr, fondern zugleich von dem Aculseren ab. Das Aeulsere kann ihnen eine verfchiedene Richtung geben. "Nun ift aber jede durch das Aeulsere modifcirte Ent- wickelung wiederum Anlage der künftigen , und zwar eine modihcirte, und [o Schritt für Schritt fort, wodurch am Ende eine ungemein ftarke De- clination von der urlprünglichen Richung mög: lich wird. Gewöhnlich räth man dem Greis, durch eine anfeuchtende und erweichende Diät, durch Bäder und öligte Einreibungen die Säfte anzufeuchten, die ftarren Theile zu erweichen, und die erftorbene Reizbarkeit zu beleben. Die dazu vor gefchlagenen Mittel mögen allerdings auch wohl heilfam feyn, aber fie können keineswegs, wie man zu glauben, fcheint, direkt und chemifch das Trockene feucht und das Starre biegfam machen. Das Verhältnifs des Flülfigen zum Felten, des R epulliven zum Coat traktiven, der Grad der Rarefaction und Hydroge, nation, der Turgor der Theile, kurz alle ; inneren Beftimmungen des Organismus, letzt er feibkei in fich durch den in ihm waltenden Lebensproeels. "Davon überzeugen uns die Phänomene der Knochen-Ent- zündung. # ; Im Incrementum kömmt alles darauf an, der Evolution die Richtung zu geben, die für das in Anfrage Stehende Individuum die möglichlt voll- kommmenfte ift, und ihm feine Fortdauer am läng-, ften Gchert, Allein im Decrementum mu/s ; gr 125 h alle ‚Cur darauf gehn, jede unzweck- mälsige Zerltreuung der Lebenskraft zu verhüten, damit [ie der Vegetation nicht fehle, und durch diefelbe Mehre- sinihrer [elb[t bleiben könne, und das Aeulsere [lo zuftellen, wie es dielem Zwecke und dem Alter angemellen ift. Die Natur mufs auch hier unfere Lehrmeilterin feyn. Sie lälst mit dem Alter ein Organ nach dem andern aus der organifchen Spannung fallen, und zieht fich yon der Peripherie gegen den Mittelpunkt immer enger zulammen, um ihre Kraft auf die Thei- le zu eoncentriren, die zur Fortdauer des Lebens unumgänglich nothwendig find. So foll man auch m dem Maalse, als die Erzeugung der disponiblen Ervegbarkeit mit dem fuccelfiv fortlehreitenden Alter abnimmt, von Moment zu Moment, jener Abnahme proportional, die Bewegungen, Sinnes- und Seelen- wirkungen, kurz, die Thätigkeit des animalifchen Lebens einziehen. Denn dies zerftreut blofs, ohne ‚zu reproduciren. Dadurch wird an Lebenskraft er- \ Spart, dafs fie immer hinlänglich auf die Vegetation gehn und durch diefelbe ihre eigne relativ - [tärkfte Reproduction bewirken kann. Denn wenn die Ve- getation, und mit ihr der Körper, fortdauert, fo dauert auch das Spiel der Kräfte fort, deren Träger der Körper ift. Zugleich mufs der Greis in Rück- - ficht des ganzen Inbegriffs [einer Umgebungen ein Tolches Regime beobachten, wie es [einem Alter an» gemelffen ift. Ins Detail kann ich mich nicht weiter einlaffen, Sondern werde blols noch einige Indicata 126 ee fummarifch anführen, die fich auf obige Tädicaticr nen beziehn. Dahin gehören die Jauen Bäder, die mit er weichenden und aromatifchen Subltanzen verletzt find. Sie wirken keinesweges direkt auf das Bali- fche, fondern durch das Medium der demfelben beywohnenden begeiltenden Erregbarkeit. Sie wir ken zunächlt auf die Haut, allo auf eins der vor« züglichften Lebensorgane, die dem Thiere das, was die Rinde dem Baumeift, und mit der ganzen Or- ganilation in der engften Sympathie ftehn, Durch ihre Wärme und den Hautrejz erwecken fie den Le- bensprocels, und widerftehen durch ihn der iber- wiegenden Contraction , dem Gefährten des To- des *%). Mehr noch als die Waflerbäder, leiften die Dampfbäder,, die dirch ihre Expanfhibilität ftärker eindringen und durch ihren hohen Grad ron Wärme das Lebensprincip kräftiger ergreifen. Den Bädern’ füge ich die Frieionen und die Einpahrüngen der Oberfläche mit fetten Oelen zu - - 4 Es ift nicht genug; der Vegetation Stoff zur Allis milation anzubieten, [ondern die Lebenskraft mufs zugleich angeregt werden, damit fie die Vegetation und durch diefelbe ihre eigene Reproduction be- wirke. Der Art [ind gelind reizende Suhltanzen, die Condimente, Gewürze, Liqueurs und der, Wein, ”) Reil über die Soolbäder, Qualmbäder und die Anwene dung des Dampfkeffeis zu örtlichen Qualmbädern, Halle 1809 Marcard von den Bädern, Hannover 1793. S.276. Celfus Lib. I. «3. Galenus de fanitate tuenda Lib, V, 0, a2, und Note 43, nn 427 h _ der, den; Greifen. das, was den Kindern die Milch ilt, ‚Se Verdauung befördert, den Körper ftärkt und die See, jaufheitert. - Doch ınchr als diefe körper- en Reize leiften Wärme und Licht, diefe halbver- klärten ;Welen, die fich der Malle, vermählen,, ‚hie begeiften und. ihr dadurch,Form,geben. Daher ilt } WinzuesSonnenlchein und. die Vertaufchung des käl- teren Klimas nit einem wärmeren dem. Greile vor- zZüglich heillam. Pilo empfiehlt vorzüglich Braßlien. Hieher. ‚gehört auch ein frohes Herz, und die Hoff- zung einer, befferen Zukunft, Wohl dem Greife, F wenn er,ohne Reue, hinter Gch zurückleben kann; Be ‚dann auch. der, Blick vorwärts nicht be- unruhigend [eyn; r ., Der Greis muls nicht ganz unthätig, aber doch id in dem, Grade thätig.leyn,, als ‚es zur Erregumg des ‚vegetativen, Lebens nötbig ‚ift. , Die Bewegun- (müllen; kurz, mehr paliv als aktiv (feyn, In letzten. Zeit genügen .hlofse Frietionen. Ehen fo leicht , angenehm und abgebrochen müflen die a Befchäftigungen der Seele leyn.. Zuletzt [chwindet - die Kraft auf ein l[olches Minimum, dals die .ge- ringlte, Anfırengung , eine. veränderte Lebensart, eine unbedeutende Operation, die Stuhlausleerung ul. w.,fie erfchöpfen und durch Heetik und Schlag tödten kann. „Daher ift auch. oft.die unbedeutendfte Krankheit, z. B, ein Flufshieber, dem Greile Karin. „Die, Nahrungsmittel mülfen leicht verdaulich Eos „‚und in einem kleinen Volum viel Aliment enthalten, aus Fleilchhbrühen, Eyern, dem Fleifche 128 junger -Thiere, Mehlfpeifentrrd gutem Brodt bei Mchn. Auch hal man dem Greile es empfohlen, mit der Milch, alfo mit dem aufzuhören, womit er an- gefangen hat. Doch bekömmt fie felten. Die Speifen mülfen mäfsig gewürzt, nicht zulammenge- “fetzt feyn, und in folcher Quantität geno[fen wer- den, dals der Magen fie zu verdauen im Stande ift. Das Waller bekömmt Selten, beller Walfer und Wein, und Bier. \ Vorzüglich nachtheilig find dem Greife alle Aus- deerungen der Lymphe, des Bluts und befonders des Saamens. vi Endlich muls er in allen Verhältniffen Rich an Keine gewohnte Ordnung halten, Dadurch wurde Cornaro bey [einer [chwächlichen Gefundheit über hundert Jahre alt. Eine Perfon, die wegen einer leichten Staaroperation einige Tage das Bette hüten mufste, verlor dadurch den Appetit und ftarb. du ur) re Bl Fibn'f en Fr FE 3 = r 129 ee VIL > Nachtrag zur Anatomie des kleinen Gehirns, vom Prof. Reil, Dr Dritte Fortletzung, 2 vierleitige Lappen nimmt den gröfsten Theil der vörderen und oberen Fläche des kleinen Gehirns ein, ilt in der Mitte: durch den obern ‚Wurm, vorn durch den halhmondförmigen Aus: Sehnitt, zur Seite‘ durch die Horizontalfurche und hinten durch die tiefe Furche begränzt, welche ihn von den hintern obern Lappen fcheidet: Diefe Furche geht von einer Horizontalfurche zur andern bogenförmig um den vierfeitigen Lappen herum, vor dem einfachen Querbande vorhey, ‚ durch wel ches die hintern obern Lappen verbunden find, Er liegt in der Horizontalfurche den hintern untern, den zarten, den zweybäuchigen Lappen und den Flocken gegenüber, und fpringt vor den untern Lappen fo ftark vor, dafs [eine vördere und äu‘ fsere Ecke mit dem Urfprung des fünften Nerven. paars aus der Brücke in einer [enkrechten Linie liegt, : » © Der hintere obere Lappen ilt durch zwey tiefe Furöhen, eine vördere und eine hintere, wel- ehe die Fortfetzung der Horizontalfurche ift, von, Arch, f. d, Phyfioh 18, Bd. 14 Haft, i 459 — dem vierfeitigen und‘ hintern“ untern Lappen ge- trennt, Beide vereinigen fich im hintern beutel- förmigen Ausfchnitt durch das einfache Onerbundh nehmen den hintern Theil der obern Fläche und einen Theil der hintern Rundung des kleinen: Ge- hitns ein, und liegen in der Horizontalfurche dem hintern untern Lappen gegenüber. Die hintern untern Lappen find durch zwey tiefe Furchen, vorwärts von dem. hinter obein, und hinterwärts von dem zarten Lappen getrennt. ‚Ihre innere dem Wurm zugekehrte Ex tremität ilt [tark und dick; die äufsere in der Ho- rizöntalfurche dünn und zugelpitzt. Die hihtern obern Lappen haben das entgegengeletzte, Verhält- nils. Daher bilden fe, befonders gegen den Wurm zu, die untere Hälfte der hintern Rundung des klei- nen Gehirns. Sie liegen in der Horizontalfurche dem hintern obern Lappen und den hinterften Läpp- chens des vierfeitigen Lappens gegenüber. Die vier bis fünf kurzen Querbänder des Aftes Tab. IL. ii verbinden fie im Wurm mit einander, und auf'ih+ rer untern Fläche fieht man die langen Querbänder; die eigentlich blofse Ringe oder Blättchen diefer Flä- ehe find. 4 Die zarten Lappen find von dem hintern Antern nicht immer, hingegen von dem zweyhän- chigen Lappen durch eine bis auf den Kern herun- ter gehende Furche deutlich getrennt. Im Thal hän- gen fie mit der Pyramide zulammen, und in der ed 151 Horizontalfurche ‚liegen be den vierleitigen Lappen gegenüber und ftofsen an die Flocken an, Die zweybäuchigen Lappen find in der Mitte getheilt und haben die Gelftalt einer Keule, deren Spitze im Thal, die Grundfläche in der Ho« rizontalfurche liegt, Sie krümmen lich hogenför- mig gegen das Thal, und die Furchen zwilchen ih- reri oberflächlichen Blättern laufen falt parallel mit dem Rückenmark. In der Horizontalfurehe ftofser fie an die Flocken, und im Thal geht ihre Spitze feitwärts in den Markltamın der Pyramide über, s Die Mandeln werden von dem zweybäuchi« gen Lappen und dem Rückenmark bedeekt, find am ftärkften gegen das Thal hingedrängt, liegen zwifchen den zweybäuchigen Lappen, der Pyra, mide, dem: Zapfen und Knötchen, und ftehn mit ihrer innern zugerundeten Fxtremität in den Schwals benneftern. Ihr Markftamm geht mit dem Mark. ftamm des Knötchens und Zapfens gegen die Py« id f Um, die Verbindung det Lappen und Läppchen mit dem Wurm und die Bildung des Wurms zu G& ficht zu bringen, muls ınan die Seitenwände durch die ‚Furchen von einem Lappen und Läppchen zu em andern abfchälen. - Auf beiden Flächen hängen die äufsern Fxtre- mitäten der Lappen und Läppchen in den Horizon. x talfurelien’ über die feitlichen Schenkel weg, und Ia 132 — bedecken diefelben. _ Die äulsern, Markblätter der Lappen und Läppehen [chälen fich durch die Fur- chen von einer Wand zur andern ab, in ihrem Fufse bleibt allo ein dreyeckiger Raum, der mit £afrigter Marklubftanz ausgefüllt ift und die Riffe bildet, auf welcher die Centralplatten Stehen, Mi Die Läppchen des vierfeitigen Lappens find auf ihrem ganzen Wege durch gleich tiefe Furchen ge- trennt. Aber gegen den Wurm zu fliesen mehrere Läppchen in der Gegend der Riffe in einem Mark- ftamm zulammen, der an den Seiten des Wirms aufwärts fteig. Daher die weit gröfsere Zahl von Markftämmen im Durchfehnitt der Hemifphären als im Durchfehnitt des Wurms Tab. IM. Fig. I. und Tab, V. Fi@. I. In diefer Gegend reilsen die Läpp- clien des vierleitigen Lappens ab, wenn man ihn von der Horizontalfurche gegen den Wurm zu, über die Seitlichen Schenkel abfchält. Der Kern des Wurms liegt in der Mitte tiefer als der Kern der Hemifphären, theils weil fein Kern an fich zarter ift, ‚theils weil (eine und die Markftämme der Hemifphären an feinen Seiten auf- wärts lteigen. Werin man daher die Seitenwände der Läppchen des Wurms eihbricht, und den Bruch durch die Furchen fortführt, lo entftehn tiefe ku- gelförmig-ausgehöhlte Gruben. Deren find am obern Wurm zwey zwilchen dem Alt (Tab. II.-d. eu und e. 8.), von welchen die hinterfte die tieffte und ge- täumigfte ilt. Bricht man an.dielem Ort die Wände en 133 -des ‘ober Wurms von hinten nach vorn, oder die 'Pyranude vom Kopf zum Fulse ein; fo erfcheinen ‚die Tab. VI. Fig. I. angemerkten. runden und ner- 'venförmigen Markbündel, die aufwärts gegen den ‘beutelförmigen Ausfchnitt gehn und wahrfcheinlich abgetrennte Fafern der vördern Markfchenkel find. Die übrigen Gruben find untergeordnete, weniger tiefe, und zwilchen den Zweigen der Aefte liegende. ‘Auch im untern Wurm giebt es dergleichen Gru- ben, die eine hinter, die andere vor der Pyramide, md die dritte zwifchen dem Zapfen und dem Knöt- ye . " Das einfache Querband, welches die hin- tern obern Lappen im Wurm verbindet, ift zuwei- len zwilchen dem letzten Blatt des obern Wurms ' und dem erften Querbande im beutelförinmigen Aus- Schnitt verfteckt, doch meiltens geht es zu Tage " aus, und er[cheint als erftes kurzes Querband im beutelförmigen Ausfchnitt.‘ In der Mitte ift es glatt, " doch mit Rinde bedeckt; aber an [einen Seiten laufen oben die Blätter des letzten Läppchens des vierleitigen, und unten die Blätter des erften Läpp- chens des hintern untern Lappens an dafl[elbe heran, EuTET A - Vom untern Wurm ift die Pyramide der _ Hauptbeftandtheil; ihr Markltamm breitet fich [tark zur Seite aus und nimmt faft alle Lappen der un- “tern Fläche und die Theile des Thals in fich auf, Der. Zapfen und das Knötchen haben zwar ihre eignen Markftämme, aber zur Seite verbinden fie T34 =—— fich mit dem Markftamm der Pyramide, Die Pyra- wide fchält man an beiden Seiten ab, der Bruch ihrer obern Fläche nimmt die langen Querbinder, ihrer untern Fläche die ihr entgegengefetzte Wand des Zapfens mit. Das Knötchen fchält man von n der Spitze gegen leine Wurzel zu ab, ia Die hintern obern Lappen gehn durch das ein. fache Querband im Wurm direkt in einander über; die hintern untern Lappen find durch die übrigen. - kurzen und durch die langen Querhänder; die zar- ten Lappen. theils durch die langen Querbänder ‘theils durch die Pyramide mit einander verbunden; die zweybäuchigen Lappen und die Mandeln [en- ken fich in den Markftamm der Pyramide ein. Die Läppchen der oberen Fläche der Hemifphären liegen mit dem obern Wurm in einer Ebene; aber der untere Wurm ift gefenkt und liegt in einem Thale. Daher find die innern Extremitäten der hintern, zarten und zweybäuchigen Lappen falt rechtwink- licht abgefchnitten, und hängen nur mit ihrer in- nerlten Ecke an den Wurm an. Der Markftamm der Flocken theilt fich in zwey Wurzeln, von welchen die eine um den obern. Bogen’ der Schwalhennelter herum gegen die Pyra. mide zu geht, der andere fich quer über den hin- tern Schenkel hinwirft bis zur Mittellinie im Grunde der vierten Hirnhöhle, Zwifchen beide [enkt fich die äufsere Ecke des halbmondförmigen Seitentheils dos hintern Markfegels ein. = F 155 Zwilchen dem obern und untern Wurm fteigt die Fortfetzung des vördern Markfegels aufwärts bis gegen den: hintern. beutelförmigen Auslchnitt zu, a fich den Markltämmen des obern und untern urms mit, liegt zwifchen den beiden vördern Schenkeln, hat mit denfelben einerley Richtung der Falern, und verbindet dielelben gleichlam zu einer Marklamell. Alle Lappen und Läppchen fitzen auf den Flä. ehen des [eitlichen Schenkels. Blofs der hintere obere Lappen hängt an dem hintern Rande delfel- ben und begränzt denfelben hinterwärts, oder er läuft gleichfam in diefen Lappen aus. Daher ift es auch [chwer, die Wände diefes Lappens durch die Furchen abzufchälen; die Brüche dringen mei- ftens direkt in den Kern ein. m< 136 — { Unterfuchungen über den Bau des grolsen Gehirns imMenfchen, vom Prof. Reil, Vierte Fortfetzung. VIII i ? Einleitung N: Gegenwärtige Arheit muls ich mit einigen ‚Vorerin« nerungen einführen, - j Den gröfsten Theil des Hirnbaues, der Kern und Windung ift, glaube ich entwirrt zu haben. Denn der Kern ilt der Gegenftand der gegenwärti-, gen Abhandlung, und die Bildung der. Windungen, von der ich nächftens [prechen werde, it bey:ei- ner wie bey der andern, dals man nur eine ken- nen darf, um fie alle zu kennen, Von den noch ‚übrigen kleinen Theilen,. der vördern Commilbır, der Zwillingshinde des Balkens, den. Sehhügeln und den Vierhügeln werde ich jetzt [chon einiges l[a- gen, und das übrige nächltens nachholen, ‚Doch bilde ich mir keineswegs ein, durch meine Arbeit den Gegenftand erf[chöpft zu haben, Ich kenne ihre Fehler und ihre Mängel; werde.diefe zu ergänzen, und jene zu verbe[lern fuchen. Auch hier ift mir, wie beym Kleinen Gehirn, die Verbindung der Windungen mit dem Kern dunkel geblieben. An der Enträthfelung der Ganglienkette, die durchs Rür ckenmark heraufkömmt, von der hinterften bis zur ‚Pr d j > 137 _ vörderfien Hirmlöhle dinch die Axe des Gehirns fortgeht, nemlich des Grundes der vierten Hirn- höble, der ‚Vierhügel, _Sehhigel-und des: geftreiften Gangliums bin ich falt verzweifelt. Allein ‚ich habe in der letzten Zeit einige Handgriffe, kennen ge- - lernt, die mich hoffen laffen, durch fie auch den Bau diefer Theile zu ergründen, Ich werde von die. fer Ganglienkette, von welcher ich jetzt nur einige Bruchftücke gegeben babe, in der Folge eine Zeich- zung liefern, die fe in ihrem Zulammenhang dam Stellt. , Manches Dunkele wird fich, wie ich er warte, durch die’ Unterluchung der Gofäfse des Gehirns. aufhellen, die ich für eine der wichtigften balte, aber ‚bis zuletzt verlparen mufs, iii Hauptverdienft meiner Arbeit ift die Vor- bereitung des Gehims zur Zergliederung, und die Methode es zu zerlegen. Denn die Zergliede- zungskunft deffelben ilt fo wichtig, dals fe einer- ley mit der Kunde [einer Organifation ilt, und beide zugleich, und.mit einem Schlage erfunden werden müffen. Daher bin ich auch [o [orgfältig in der Be- Schreibung meiner Vorbereitungen, Handgriffe und Zergliederungsmethoden gewefen, damit ein jeder wieder.finden kann, was ich gefunden habe. Nie wird es uns gelingen, das verwickelte Gelpinnft des Gehirns zu entfädeln, fo lange man es blind- lings zerlleifcht, und wie Vieq d’Azyr in die Kreuz und Quere zerfchneidet. Im Anfang habe ich zahllofe Brüche auf gutes Glück gemacht, konnte aber das, was der Zufall mir ‚vors Auge brachte, 138 = z bey] {der nächften Zergliederung. nicht. wieder, An- den. Aber jetzt bin ich im Stande, | [owohl beym grofsen als beym kleinen ‚Gehirn,‘ 'beltimmt die Brüche anzugeben, die gemacht werden müflen, um beftiimmte Organifationen zum Vorfchein | zu- bringen. Ich habe die Idee zur Zergliederung ‘des Gehirns gegeben, und die Bahn mit [o vielem Glück "gebrochen, dafs jedermann fie mit Bequemlichkeit wandeln, und die Lücken ergänzen kann. ‚Die Methode führt zur Entdeckung der Theile, und die Bekanntf[chaft der Theile wiederum zur Vervollkomm- nung der Handgriffe, durch welche fie am zweck« mälsigften dargeftellt werden können, Denn wenn man den Lauf und die Lage der Schleife, der‘ vor dern Schenkel des kleinen Gehims, der Commilffur u.l[,w. genau kennt; fo wird es uns auch nicht fchwer werden, uns eine Methode zu abftrahiren, durch welche man fie mit dem meiften Vortheit fichtbar machen kann. Galls Methode langt nicht‘ aus. Das Gehirn ift ohne Vorbereitung zu breyigtund zerfliefsbar, und läfst ieh deswegen nicht im Zufam- menhang zerlegen. Auch mag es gewille Bildungen ha- ben, die für ich nicht deutlich genug heryortreten, [on+ dern er[t wie der Muskelapparat der Kryltalllinfe durch gegenwirkende Mittel fichtbar gemacht. werden müf- fen, Doch iftauch die[er Gegenftand nicht erfchöpft, fondern es giebt gewils noch zweckmälsigere Zerglie- derungsmethoden und beflere Vorbereitungsmittel ; die wir aufzufuchen haben. Der Alcohol drückt das Mark mit folcher Gewalt zufammen, dafs das Gehirm ‚fat ein Viertheil feines Volums verliert und fich des-" . a 139 j wegen nachher nicl.t wohl wieder aus einander tren- men läfst. Die gleichzeitige oder nachherige An- wendung der Kalien vermindert zwar den. Naclı- ‚eil' der Comprelfion, hebt ihn aber nicht ganz. San die Hirnfafern, wie die Nervenfalern Schei- den von einem Neurilem hahen, [fo würde dadurch \ ein anderes nicht geringes Hindernifs der Zerglie- - derung des Gehirns entftehen. Bey der Nerven- Präparation löfte ich die Zellfubftanz durch Salpe- ter-und Salzlänure auf, von welchen blofs diefe die Nervenfalern aus einander fallen liefs, jene hinge- . gen fie in Stränge zulammendrückte. Allein des - Gehirns Subftanz ift zu voluminös, dafs [chwerlich ia Säuren durchdringen; die Salpeterfäure macht es (o brüchig, dals es fich nicht entfalten läfst, und die Salzfäure leiftet wenigftens nach meinen jetzi- gen Erfahrungen, die Wirkung nicht auf das Ge- "irn, welche fie auf die Nerven hat. Auch find die durch Salzfäure getrennten Nervenfalern fo zer- Nielsbar, dafs man fie nicht anrühren darf. Sie würde daher theils nur bey kleinen Himtheilen, theils nur bey folchen anwendbar feyn, deren Fa- fern eine parallele Lage haben. Ey Unter’ den von mir verfichten Hülfsmitteln, das Gehirn zur Zergliederung vorzubereiten, habe ‚ich folgende bewährt gefunden: 1) Man härtet das Gehirn in Alcohol, legt es dann in eine Auflöfung des kohlenfauren oder reinen Kalis, in diele ein Paar, in jene mehrere Tage, nnd härter es an. wieder in Alcohol, nachdem es in der Kali -Auflö- 140 — fung weich geworden ift. Dadurch erhält man, den Vortheil, dafs es fich‘leichter trennen läfst, und der Unter[chied zwilchen grauer und markiger Sub- ftanz wieder fichthar wird, der durch die, Härtung in Alcohol mehr oder weniger verloren. geht. Die graue Suhftanz bekömmt nemlich durch die Kalien eine Schwarzgrane Farbe und eine [chlüpfrige und gallertartige Confiltenz. 2) Man letzt dem Alcohok in welchem das'Gehirn gehärtet werden [oll, gleich reines oder kohlenfaures Kalı zu. 3) Man legt es in Alcohol, in welchem Ammonium anfgelöft ift. Beide, Methoden geben gute Präparate, und find der erften. vielleicht . vorzuziehen, weil ie die (tarke Zufammendrückung des reinen Alcohols mindern. 4) Endlich habe ich die oberflächlichen Theile des Gehirns gleich am vierten, S[echsten: oder achten Tage der Härtung in Alcohol zu präpariren ange- fangen, und bin mit ‚der Zergliederung‘ der tiefern in der Maalse fortgefchritten, als fie fich allmählig! weiter 'härteten. _Diefe Alethode hat mir faft die befte zu feyn gefchienen, und würde vielleicht noch befler gelingen, wenn man dem Alcohol gleich ‚et+ was Kali ‚oder Ammonium zufetzte. Bey .dieler! frühen Präparation fafern fich die Theile [chöner,,, iind zäher und fefter, und der Aleohoi dringt bel; fer in die tiefliegenden Theile ein, weil. .Ge frülr. ‚entblöfst werden. Befonders hindert das Epithelium: dem Eindringen des Aleohols. Es würde daher [ehr vortheilhaft [eyn, wenn) man es gleich von) den frifchen ‘Gehirnen: theilweife ‘oder ganz weg. nehmen könnte, "Zuweilen blätterten ich aber auch, - — 14: (A e De teen: die Jahre anntwein gelegen hatten. ul Heinlich giebt 'es nöch MURIER RE TEREN ie Vorbereitungsmittel fehr übertreffen, 'Su- bir Luna Sehwefelleber- Auflölungen, Zufätze vor Färbeftöffen zu den Kali - uiid Ammönium'- Aufld. fügen, die Belchleunigung der Härtung durch Di- geftionswärme, "Zertliederungen des Gehirns unter Waller, nachdem es’ vorher in Kali - Auflöfangen Stark erweicht ife u. L. w., welche ich > zen noch ee Hank: u Asteriyikriacı { r N wen mon ih erft mit dem allgemeinen Zu- nei ing ‚der Orsanilarion des Gehirns bekannt "hat, lo mufs man es nachher immer nur en Portionen här ten und zergliedern. ' eriente” zur Zergliederung" ‘gebrauchte ich meine Finger, den Stiel eines ‚Scalpels, ein grif. "Felfe iges Inftruinient, ein fchmales, vorn abge- A hdetes Plättchen von Elfenbein und ein elfenbei. mes etterchen int einer geraden Schneide und inem krummnen abgerundeten und halb [charfen ken, ° Die Theile, welche man trennen will, fs man To ftärk als möglich aus einander biegen, ind nicht den Theil, den man darftellen will, fon- ern den Br a AR ) Inte ihiette he. an “ "SPERREN daran, dals man durch Mie allınihlige Vervollkommnung der Zübereitungs - "nd Zergliederunis - Methode des Gehirns bald da- 4 ommen wird, es mit eben der N CLaB; ie jeden andern Theil, zerlegen zu können, 24? —— Unter[uchungen des Gehirns, die’auf Entde& ekung gehn, muls man'von einer Demonftration des Entdeckten wohl unter[cheiden, Diele muls von einem Theil zum andern, wie es der Zu'am- menhang fordert, fortrücken, da jene nach ‚allen Richtungen gehen kann, Jede neue Entdeckung ift ein Schritt vorwärts, gleichviel wo fie gemacht wird, und bahnt den Wey zur Enideckung delfen, was noch unbekannt ift. Sobald nur erft alle or ganifche Beftandtheile des Gehirns gefunden find, wird es uns nicht [chwer werden, das Einzelne zu verknüpfen, und das, was in der Natur zumahl ift, nach einer beftimmten Succelfion der Anfchau- ung vorzulegen, Ein anderer fchwieriger Umftand in der Him- anatomie ift die Abbildung der gefundenen Organila- ‘| tion, ohne welche man Länder entdecken, aber auch wieder verlieren würde, weil man keine Karte hat, in welcher man fie eintragen kann. Zur De-; inonfltration würde ich Wachspräparate anrathen, ' Die natürlichen halten theils nicht lange aus, theils | kann man das ganze Gehirn weder in Alcahol här- ten, noch im Zulammenbhang zergliedern, und: die Demonftration nach Fragmenten verwirrt den ‚Zu- hörer. Aber die Wachspräparate lalfen fich nicht, wie die Zeichnungen vervielfältigen, und die Zeich- nungen find [chwierig, weil die Hirntheile über und neben einander liegen, ‘und fich nicht in einer Ebene neben einander darftellen laffen. . Doch hoffe icli, dals die Anlage der eilten Zeichnung, — 143 - nein, fie in der Ausführung auch. gerathen feyn nag, ‚doch [o vollkommen ift, dafs die meilten, _ und intereffanteften inneren Hirntheile fich in derfel- ben eintragen. laffen. Von unten kann man das - Gehirn, wie ein Buch auffchlagen, ‚ohne falt irgend e einen [einer welentichen Theile zu verletzen. “ss Endlich fehlt es uns zur 'Befchreibung der Theile an einer palslichen Terminologie. Ich erwähne 'es’nicht, dafs wir keine Namen für die Theile haben, die ihrer Natur und Beliimmung ent" Sprechen, Wir kennen ihre Beftimmung nicht, kön- samen allo auch keine Namen geben. Ich habe‘ daher auch die recipirten Namen beybehalten, wenn fie nicht zu falfehen Anlichten führten, um nicht in der Befchreibung durch neue Namen noch dunk- lerızu werden. " Denn wozu hift es, den Balken die grofse Commilfur zu nennen, da uns diefer Name [o wenig als jener Auffchluls über [ein We- fen giebt. Es kömmt vor jetzt nur darauf an, durch gültige Zeichen die aulgefundenen Theile zu und Pflöcke in das ununterfcheidbare Feld zu Stecken, durch welche man fich auf deinfelben orien- tiren kann. ° Einige neue oder veränderte Namien will ich anführen: Das’ Epithelium ift die lederartige aus ei- ehe und Structurloler Nervenfubftanz be- ftehende Haut, mit welcher die riacktliegenden mnar- kigen Theile des Gehirns bedeckt find, Pr Die ungenannte Marklubltanz läuft in der] Nähe und parallel nit dem Schnerven. ® “44 — . > Der haakenförmige Markbündel verbim | det den vördern und mittlern Lappen im Be | der Sylvilchen Grube, Es Die bedeckten Bänder liegen zu beiden Seiten der Raphe, äufserlich auf dem Balken, in den beiden Windungen, mit welchen die Hemis Iphären unmittelbar auf dem Balken ftehn. Die Zwillingsbinde des Balkens ilt das, was man das Gewölbe .nennt, ihre umgekehrte Wurzel im Sehhügel, die Knöpfehen, ihre Schenkel vom Knöpfchen zum Körper, der Kör- per, fo weit als fie in der Mitte zulammengellof. fen ift, die Leyer und endlich der Kolben, ihre hinterfte Formation im Seitenhorn, welche man den Flulspferdefufs zu nennen pflegt. Die Infel nenne ich den Jlänglicht - ovalen! Grund der Sylvilchen Gmbe, auf welchem kleine, kurze und verfteckte Windungen_ Itehn, die von. einer Rinne umflolfen find. Der Eingang in die Sylvifche Grube ift der tiefe Ausfchnitt ihrer, Wände, durch welche der vördere Hirnlappen von: dem mittlern getrennt ift. j Das geftreifte vördere oder grofse Hirnganglium ift die graue Subftanz, ° welche in der Seite des vördern und mittlern Lappens liegt, - theils auswärts, theils einwärts von der Hirn[chen- kel-Organilation. Jene nenne ich die au [sere, diele die innere Portion delfelben; die unter dem, Namen des geftreiften Körpers bekannt ilt. Die Kapfel ift eine von markigen Wänden ge- bildete Höhle, in welcher die äulsere Portion des’ grolsen — 145 A grofßsen Hirngangliums liegt, ihre äulsere Wand il: diejenige, auf welcher die Windungen des Grun- des der Sylvifchen Grube hitzen, „0, Das Knie (les Balkens ift (eine vördere Um» biegung, der Schnabel die Endigung und Spitze » des Knies; die Tapete ein Blatt des Balkens, womit er die äulsere Wand des Hinterhorns bekleidet, die aufgeletzte Wulft die Umkrempelung [eines hinteren Theils. Die zangenförmigen Arme find endlich die Markbündel, mit welchen [ein bin- terer Theil über das hintere Horn hin, bis in die Spitze des hinteren Hirnlappens fortgeht. Der Stabkranz ilt die kreisförmige [trahlig- „te Ausbreitung des Hirnfchenkel - Syftems vor dem äufseren Rande der Sehhügel, Die Falerung im grolsen Gebirn ift ver- fchieden. In den Windungen ifo fie platten. £örmig und der Faferung der Lappen und Länp- ©chen des kleinen Gehirns ähnlich , nur mit dem "Upter[chied, dafs die Blätter von diefen: in eine © Ebene ausgeplättet, hingegen in den Windungen zu- Sammengefaltet und gewickelt find, ‚daher diele . seinen mulchelförmigen Bruch haben. In der vörde- - zen. Commiffur und den fämmtlichen Beftandtheilen der inneren Zwillings - Binde ält fie zart verwebt und flachsartig; blätterigt-ftabartig in ‚der Hirnfchenkel - und Balken - Organifation, und . „endlich [trahligt in der Seitenwand der Kapfel, der Ausbreitung des Hirnfchenkels und der Tapete des 'Balkens. Arch, fi d, Phyfs IX. Bd, 1. Heft, K 146 — Das grofse Gehirn fitzt auf den Hirnfchenkeln wie der Huth eines Champignons auf feinem Stiel. Es befteht wie das kleine Gehirn aus einem Kern, in deffen Innerem die Hirnhöhlen liegen, “aus den Windungen, die auf diefem Kern fitzen, und endlich aus grauer Subftanz, die theils im “ Inneren liegt, ıheils die Oberfläche wie eine Rinde überzieht. ; Der Kern wird gebildet von der Hirnf[chen- kel- und Balken-O rganifation. Diefe, die Windungen und die graue Subftanz f[cheinen die Fundamental - Beftandtbeile des Gehirns, alles übrige nur Verbindungs - und Leitungs - Apparat zu leyn, Der Kern unterfcheidet fich durch [eine Farbe, und die eigenthümliche Richtung feiner Falern von den Windungen. Als Intermundium liegt noch zwi- fchen beiden eine Markıafle, die vorzüglich im Um- ‚fang der Sylvifchen Grube lichtbar ift, aus lauter auf einander liegenden Platten zu beltehen [cheint; fieh fchwer entfalten läfst, und wahrfcheinlich "dazu dient, enifernte Windungen mit einander zu ver- binden, Von dem Hirnf[chenkel- und: Balken- Syftem und der Sylvifchen. Grube werde ich in gegenwärtiger Abhandlung [prechen ‚; von den übrigen Theilen in der Folge, und, ‚mit, den « Nervenurlprüngen und der Gefäßsvertheilung den Belchlufs machen. SE ge IR Das Hirnfchenkel- Syftem oder die Pa). „Hirnfchenkel - Organilation im grofsen Gehirn *). ME kann von dem” Rückenmarke zum Gehirne “vorwärts, oder vom Gehirn zum Rückenmarke rück= wärts gehen, Im Idealen ift das Vollkominenfte das Erfte; im Realen [cheinen aus dem Füllhorn der Natur zuerft die Steinllechten, dann die Palmen zu ‘ fallen. Das Höhere ift das potenziirte Niedere;z - dies erfcheint zuerft und für fich, erfcheint dann mit jenem zugleich und dient ihm gleichlan: zum Funda- ment. Das Gehirn entlteht in den vollkoımmencrn ‘Thieren nicht etwa durch oder nach dem Rücken- mark, Sondern zugleich mit demlelben durch den allgemeinen Bildungs - Procels, N Das Hirnfchenkel- Syftem ift nicht eiwa ein aus yerlchiedenartigen Beftandtheilen, den Pyramiden, [chenkeln und dem, was beide in der Brücke werbindet, zulammengeletztes Ding, fondern ein "Ganzes. Die ganze Radiation von dem Urlprung der Pyramiden an, bis zum Ende des Stabkranzes PET Teen Ka i ”) 5 werde ich diefe Formation lieber nennen „ weil der 4 Hirnfchenkel im engern Sinn nur einen Theil derfelben ausmacht. Uebrigens mufßs dies, wie das ‚Balken - Sy- item in der Folge einmal feine Benennung; nach fei- ner Function bekommen, die es in dem Organismus des Gehirns hat, 148 _- h in den vörderen Hirnlappen ift Eins, ein ungetheil- tes und zulammenhängendes Syftem. Eben dies gilt vom Balken - Syltem. Die Pyramiden find Belftandtheile du ver- längerten Rückenmarks. Etwa zehn bis funfzehn Linien unter dem Hirnknoten kreuzen lich mehrere Markbündel auf der vörderen Fläche des Rücken- marks, gehn dadurch von der einen Seite deffelben zur auderen herüber und treten nun als Pyramiden hervor. Diefe Kreuzung fieht man am fchönften , wenn man die hintere Wand des verlängerten Rü- ckenmarks von der Schreibfeder an [anft bis auf die Kreuzung einbricht, nachdem man vorher !die Ge- fälshaut behutlam weggenommen hat. Man kann dann die einzelnen Nerven nach oben in die Pyra- miden und nach unten mehrere Linien abwärts bis in den Kern des Rückenmarks verfolgen. Die Py- ramiden fcheinen , wie die Hirn[chenkel und der Balken, aus Markftäbchen zu beftehen, die der Dass ge nach in der Form einer Walze zufammengelegt find, und daher denfelben auf ihrer Oberfläche ein falerigt- [treifigtes Anlehen geben, Da, wo der bin- tere und vördere Rand der Brücke die Pyramiden und Hirnfchenkel umfalst, drückt derfelbe fe zu- fammen und bildet einen Hals, der ein geflechtarti- ges Gewebe hat. Die Stäbe, welche zwilchen beiden Hällen in der Brücke liegen, werden von den Quer- fafern der Brücke in eine Horizontal - Ebene nieder- gedrückt, fie trennen [ich in mehrere Schichten über utıd neben einander, und die Querfafern der Brücke ziehn fich durch fie hin, wie fich der Auf- = 149 zug der Leinewand mit ihrem Einfchlag kreuzt, Vor der Brücke nehmen die Stäbchen wieder eine vertikale, oder eine von der Peripherie der Hirn- Schenkel gegen ihren Mittelpunkt gekehrte Richtung } ‚an, und behalten diefelbe nun für immer. Vor der Brücke wälzt [ich der äufsere Rand des Hirnfchen- kels ftark aufwärts ‚ legt ich an die Schleife des vörderen Schenkels des kleinen Gehirns und an die äufsere Seite der Vierhügel an, /geht mit demfelben vorwärts auf den hinteren Rand des Sehhügels und deffen corpora geniculata zu, um, mit dem Sehhügel f ' gemeinfchaftlich das Hirnfchenkel - Syltem in dem hinteren und feitlichen Horne zu bilden. Um die- fen Rand zu Geficht zu bekommen, muls man den Sehnerven aufheben und ihr fo weit alsımöglich von dem Hirnfchenkel trennen. Ueber der oberften Schicht von Querfafern der Brücke und zwilchen den [eitli- eben Schenkeln des kleinen Gehirns liegt noch in der Tiefe des Grundes der vierten Hirnhöhle ein dickes und breites Stratum von Längen - Falern , wel- ches die Schleifen von beiden Seiten aufnimmt, mit den Pyramiden keine Verbindung zu haben [cheint, aber vorwärts mit der Radiation der Hirnfchenkel zufammenllielst. Das Nähere hievon werde ich bey der Anatomie der Ganglienkette in der Axe des Ge- hirns geben. In der Grube für das dritte Nerven- paar trennt fich oft ein Markbündel von den Hirn- ‚Ichenkeln ab, und fchlägt fich von innen nach "aufsen um den vörderen Hals derfelben herum, } Das Hirnfchenkel - Syftem ift in gedoppelter "Zahl vorhanden. Beide liegen fich gegenüber, [md 150 —— { da am kleinften und liegen da am ‚dichtelten züfam: men, wo fie Pyramiden heilsen, Von hieraus ver- h grölsern fie fich immer mehr und mehr auf ihrem Wege vorwärts. Schon dadurch mufs jeder Schen- kel für fich aus einander weichen, derlelbe von der Pyramide aus bis zum Stabkranz divergiren. Allein aulserdem divergirt auch noch ein Schenkel von dem - anderen [chon in der Brücke, noch mehr vor der Brücke, wo fie die Grube für das dritte Paar zwi- fchen fich auflalfen, die Knöpfchen und den Hirn- anhang zwilchen fich aufnehmen. Doch find fie hier noch von oben gemeinlchaftlich von den Vier- hügeln bedeckt. Die Sehhügel find [chon durch die dritte Hirnhöhle von einander getrennt; noch mehr entfernen lich die vörderen Theile der Stabkränze in, den geftreiften Körpern von einander, und neh- men das Knie des Balkens und die Scheidewand zwilchen lich auf. Auf diefem Wege von hivten nach vorne fıeigen zugleich die Hirnfchenkel allmäh- lig aufwärts. Jeden Hirnfchenkel kann.man in eine Grund- “ Fläche und deren Haube eintheilen, Dies ilt befonders einleuchtend auf feinem Wege durch die Brücke und vor derfelben, bis zu dem Ort, wo der Sehnerve ihn ümfalst und er in das großse Hirngan- glium eindringt. Beide Theile [ind ganz verfchieden j ; orgauifirt, Schneidet man die Hirnfchenkel vor der Brücke durch, [o findet man im Durchfchnitt einen ' blätterigten Bau der Grundfläche, aber dieHaube hat weniger ÖOrganilation, und in ihr zeichnet ich ein kreisförmiges Feld aus, welches unmittelbar über 1 # d ) leo 151 der’Grundfläche liegt.‘ Die Gründfläche ift eigent- lich nur der Hirnfchenkel, die Haube eine fremde Organifation. Er umgiebt halbmondförmig die Hau- be, befteht, wie oben fchon gelagt ilt, aus Mark- - fiäben, die mit ihren Rändern nach innen uud aufsen gekehrt find, und mit ihrer Länge den Hirnfchen- keln parallel liegen. Legt man einen [olchen Durch- fehnitt abwechfelnd trocken und wieder in Brant- wein, fo trennen lich die Stäbchen an der Grund- fläche von aufsen nach innen in lauter bandförmige Plätichen, die etwa die Tiefe von ein Paar Linien haben, und die Haube des Schenkels wie die Blätter ‘ die untere Fiäche des Huths eines Champignons um- geben. Zwifchen diele Blätter dringt wabrfchein- lich die Gefäßshaut ein, mag auch wohl graue Sub- Stanz liegen. Auf der Grundiläche ruht die Haube, nemlich alle Theile, die im Grunde der vierten Hirnhöhle zwilchen beiden feitlichen Schenkeln des kleinen Gehirns liegen, ferner die [chwarze Sub- Stanz, die Vierhügel, die Sehhügel und zuletzt die obere Portion des grolsen Hirngangliumws, _die unter dem Namen des geftreiften Körpers bekannt ilt, Das Hirnfchenkel - Syltem ilt.auf feinem ganzen Zuge, von den Pyramiden bis zu [einer Endigung in der Kapfel des grolsen Hirngangliums ‚mit. grauer Subftanz. theils durchwebt, theils vorzüglich mit der- felben von obenher bedeckt. Diele graue Sulftanz ilt ein welentlicher Beltandtheil defleiben, „Ueber den Pyramiden liegt Jdie-graue Subltanz, die durch den Keru des Rückenmarks geht , und. auf [einem 1523 ac Durchgang durch die Brücke ift er überall mit der- felben darchwebt. Vor der Brücke bedeckt ihn auf feiner inneren Seite die graue Subftanz, welche vom grolsen Hicnganglium rückwärts durch die dritte Hirnhöhle bis in die Grube für das dritte Nerven- paar geht. Auf [einer äulseren Seite fällt die graue Subftanz von den Vierhügeln rückwärts mit der Schleife bis zu dem Winkel zwilchen dem [eitlichen und vörderen Schenkel, aus welchem die Schleife hervordringt, uud vermifcht fich dann mit der grauen Subftanz in der Brücke, Seine obere Fläche wird unmittelbar von der [chwarzen Subftanz be- deckt, die zwilchen ihm und [einer Haube liegt, und die Wurzeln des dritten Nervenpaars aufzuneh- men fcheint. Ueber dielelbe, und mehr vorwärts, bedecken ihn die Vierhügel und die Sehhügel, und am ltärkften ift (ein vorderer Theil unten und oben, nicht allein von der inneren und äufseren Portion des grolsen Hirngangliums umringt, fondern die, graue Malle legt fch auch überall felbft zwilchen die Stäbe, befonders in der Gegend des Kamms, In die Vierhügel, welche die Hirnfchenkel von oben bedecken, dringen die Schleifen von bei- den Seiten ein, bilden zur Seite eine Nath, in wel- cher fie ieh in zwey Productionen theilen, Die eine krümmt fich einwärts, anaftomofirt mit der entge- gengefetzten, und bildet unmittelbar unter der Kap- pe der Vierhügel ein halbmondförmiges Stratum von Fılern; die andere dringt unter dem innerften cor- pore geniculatoin den Schhügel ein, geht vorwärts, — 155 und wahrfcheinlich auf den Stabkranz zu. Unter der Schleife läuft der vördere Schenkel des kleinen Gehirns, feitwärts von dem Grunde der Wafferlei- ‚ tung fort, dringt von aufsen nach innen und in die Tiefe gegen die [chwarze Subftanz zu, und geht dann wahrfcheinlich auch in die Radiation des Hirnfchenkels und der Sehhügel über. Das Weitere ver[pare ich bis zur befonderen Unterfuchung der Vierhügel. Der Sehhügel befteht aus mehreren Lagen, jede Lage aus grauer und markiger Subftanz, jene liegt einwärts, diele auswärts am äufseren Rande des Sebhügels. Er hat eine [trahligte Bildung. Die ober£fte Lage fcheint in der Richtung von vorn nach hinten zu gehen, wenigftens lälst fie fich von hinten nach vorn am bequemften aufheben, Zwi- fchen ihr und der nächlten liegt die umgekehrte Wurzel der vörderen Schenkel der Zwillingsbinde des Balkens, unmittelbar unter ihr die Radiation des inneren corporis geniculati, die giebt die Taenia und endet in den Sehnerven. Von ihrer ganzen äufseren und oberen Fläche, allo von der Oberfläche des Sehhügels [elbft fällt eine markige Membran ge- gen feinen äufseren Rand herab, und löft-fich am Rande deffelben in zahllofe fachsartige Fiden auf, welche lich in einen Bündel fammeln, von vorn nach hinten ich um den Rand des Sehhügels, wie das Tuch um den Turban, herumwickeln, unmittelbar auf dem Stabkranz liegen, zwilchen diefen und je- nen, ineiner mehr oder weniger glatten Rinne am äufseren Rande der Sehhügel. Der hintere und in- 154 dus nere Theil diefer Marklamell giebt Fäden an den Sehnerven. An jenes Bündel lehnt fich die graue Subltanz des geltreiften Hirngangliums an, und be- deckt es, zwilchen beiden laufen Gefälse fort, und das Epithelium fchlägt fich über die Scheidung zwi- | fchen Sehhügel und geftreiften Körper weg. ' Diele Organifation ift das, was man die Taenıa zu nen- nen pflegt. Am hinteren Rande des Sehhügels füllt dies Bündel von Fäden, dann der Schwanz der in- neren Portion des geltreiften Gangliums die Lücke zwilchen dem Sehhügel und der Tapete aus; der Schwanz liegt hier hinter der Taenia und unmittel- bar‘auf dem Stabkranz, Im Seitenhorn ergänzt fie die Tapete. Hier I[paltet fich die Extremität des Seh- bügels in den Sehnerven und eine kulbigte Wullt, welehe unter dem Sehnerven bedeckt liegt, und ih- re Falern [trahligt unter der Tapete im Seitenhorn ausbreitet.:. ‘Hebt man diefe Lage ab, fo geht die Taenia mit und der’ Stabkranz kömmt zum Vor- fchein. WVorn endet die Taenia unmittelbar über der vörderen Commilfur,, oder ferzt fich vielmehr auf diefelbe zwifchen dem Fufs der Scheidewand war,‘ und der vörderen Fufs der Zwillings - Binde des Balkens hinter der Commilfur... Die zweyte Lage ift eine Produetion des innerften corporis ge- niculati, welche lich zu beiden Seiten ausbreitet, mit [einem äufseren Theile fch über den äufseren Rand des Hirnfchenkels wegzufchlagen [cheint,Jund wie ein Band denfelben in ‘der Kapfel des grolsen: Hirn- gangliums umfafst, vorwärts ftrahlt und gegen den Stabkranz geht. Nun folgt die dritte Lage von mer. rn 155 der Schleife, und endlich die unterfte vom Hirn- Schenkel. Auf der inneren Seite ift der Sehhügel am dicklten; gegen [einen äulseren Rand zu ver- ddont BE fich allmählig, feine Radiation geht von innen nach aufsen; das aus leiner ganzen Subltanz kommende Mark drängt fich gegen feinen äulseren Rand hin, bildet hier eine Nath und Niefst mit dem Stabkranz zulammen. Wenn man daher den Hirn- fchenkel unmittelbar hinter dem Sehhügel ablchnei- det und nun zuerft die obere, dann die zweyte, und endlich die dritte Lage in der [chwarzen Subltanz von innen nach aufsen aufhebt, und diefe Brüche bis an den äufseren Rand des Sehhügels fortletzt, fo zeigt es fich deutlilh, dals der ganze äufsere Rand deffelben 'mit dem Hirnfchenkel zufammenflelst, fich verwebt, kreuzt, eine Nath bildet, wie man fie an mehreren Orten, z. B. am Ganglium des fünf-' ten Paars findet, der Stabkranz allo von obenher von den Sehhügeln und von untenher von den Hirn- fchenkeln gebildet wird. Nachdem man auch die dritte Lage in der [chwarzen Subftanz unmittelbar über der Grundfläche des Hirn[chenkels weggenom- men hat; fo fieht ınan, wie er unter ihr ich ausbreiter, und auch auf feiner obern Fläche [eine eigenthüm. | liche ftabartige Structur behält, und bis zur Nath des Stabkranzes falt unvermifcht und für fich fort- geht, und erft in der Nath mit der Markproduction der Sehhözel fich verwirrt und zum Stabkranz zu- fammenfliefst. Der Sehhügel fteht mit dem Hirnfchenkel Sy- ftem in fo engem Verhältnilfe, dafs man ihn als einen 156 —— & “ welentlichen Beftandtheil deffelben und beide als von einander unzertrennliche Theile einer Organifa- tion anlehen muls, Durch den Sehhügel bekömmt der Hirnfchenkel Zuwachs und [eine fernere Aus- breitung die kreisförmige Richtung, Der Stab- kranz,‘ welcher ftrahlenförmig den Sehhügel um- giebt, ift die Fortfetzung von beiden, dem Hirn- Schenkel und Sehhügel. Unter dem Sehhügel brei- tet fich der Hirnfchenkel falt zu einem Kreis aus, delfen Brennpunkt eben der Sehhügel ift, der fich um den Hirnfchenkel herumwindet, Diefer Kreis fängt im vörderen Lappen, dem Knie des Bal- kens gegenüber an, geht über der Sylvifehen Grube weg, durch das vordere, hintere und feitliche Horn fort, immer um den Sehhügel herum, deflen äufse- rer Rand falt kreisförmig, wie die Radiation des Hirnfchenkels den Stamın deffelben umgiebt, und endet im feillichen Horn, in der Spitze des Mittel- lappens am Eingang der Sylvifchen Grube. Die Kıeile beider Hirnhälften ftehn falt feukrecht fich gegenüber, mit ihren inneren Seiten lich zugekehrt, und mit den äufseren bilden hie die Seitentheile des Gebirns. Um diefe Organilation zu Gelicht zu brin- gen, mufs ınan das Gehirn vertikal in der Raphe des Balkens durchfchneiden,: den Hirnfchenkel hin- ter dem Sehhügel abfchneiden, die innere Portion des geftreiften Hirngangliums in dem vorderen und die Tapete in dem hinteren und feitlichen Horn weg- n:hmen, und nun das Präparat fo legen, dafs die äufsere Seite der Hirnhällte unten und ihr unterer Rand uns zugekehrt if, Man fieht nun, wie die wi ner IL En 157 Strahlen des Stabkranzes den Se-hügel umgeben, und falt einen vollkommnen Kreis um ibn bilden, der blols allein durch eine Lücke in dem Eingang der Sylvifchen Grube unterbrochen wird. Diele Lücke ift aber auch nicht abfolut; denn in ihr liegt die un- genannte Markfubftanz, die vördere Commilfur und der Sehnerve. Die ungenannte Markfub- ftanz mündet mit der äulseren Wand des Seiten- horns und mit der hinteren Extremität der Taenıa in derfelben; die vördere Commillur liegt in ihrer Mitte etwas höher, und dieler Bogen berührt auf beiden Seiten den erften Stab des Stabkranzes; ihre Fxtremitäten gehen [trahlenförmig in die Radiation der äufseren Wand des Seitenhorns über und der Seh- nerve entlpringt von der hinteren Extremität des Sehhügels, umfafst den Hirn[chenkel von unten, be- rührt faft die vördere Extremität feines Hügels, und beide vereinigen fich wieder in ihrer Commillur. Denn wenn man den Sehnerven, allo die hintere Extremität des Sehhügels, noch mit zum Sehbügel zählt, fo fallen Kopf und Schwanz faft in einen Kreis um den Hirnfchenkel zulammen, Diele Sub- ftanzen fchliefsen allo nicht allein die Lücke in den Ring, womit der Sehhügel den Hirnfchenkel um- falst, fondern verbinden auch heide Kreile mit ein- ander, da fie in der Mitte zulaımmenhängen, zur Geltalt einer liegenden 00. Mehr oder weniger deın Sebhügel gegenüber, in dem Brennpunkt der Syl- vifchen Grube, liegt das grolse Hirnganglinum, um welches der Stabkranz wie um den Sehhügel krei- fet, und die äufsere Wand der Kapfel des Gangli- ‚ 158 _— A - ums hat mit ihm einerley Radiation, die ebenfalls nur durch eine Lücke im Eingang der Sylvifchen Grube ; unterbrochen , welche Lücke aber durch den ha- kenförmigen Markbündel gefebloffen wird. Durch diefe Organilation bekömmt nicht allein die Sylvi- fche Grube und ibre Formation, fondern auch die in der Lücke des Kreifes liegenden Subftianzen Sinn und Bedeutung, Jede Hirnhälfte ift. ein für lich be- ftehendes Organ und ein in [ich gelchloffener Kreis, und beide Kreife flielsen wieder -durch die genann- ten Theile in einander über. Die vörderen Strahlen des Stabkranzes find länger als die mitlleren, die hinterften die länglten, welches fich [chön auf dem heygefügten Kupfer zeigt, Diele verlängerten vörderen und hinteren Straklen treten als vördere und hintere Hirn- lappen hervor; zwilchen den vörderen und mitt- leren Lappen hat der Kreis eine Lücke im Eingang ‚der Sylvifchen Grube. Daher die Scheidung des Mittellappens von jenem. _ Vorderer und hin- terer Lappen [ind Produkte der blofsen Differenz der Länge der Strahlen; hingegen die Sonderung‘ des Mittellappens von dem vörderen durch die Lücke des Kreifes im Eingang der Sylvifchen Grube, ift,Pro- dukt der Bildung, Indem der Strahlenkranz. mit verfchiedener Strahlenlänge fich faft in einem Kreis um den Sehhügel herumfchlägt, wmüflen die äulse- ren Wände der dreyhörnigten Höhle und die Hörner derfelben, das obere nach vorn gekehrte, das hintere und untere nach dem Lauf des vertikal . 159 Stehenden Kreifes um den Sehhügel entfiehn. Diele Wände find daher auch die einzigen wahren, die in- meren’accellorifch und Gebilde verfchiedener Theile, Die Hirnböhlen entftehn ‚© indem. beide Hirn- hälften gegen einander geltellt, und durch den Bal- ken verbunden werden. 9 «“ Nach dem ‚was ich bis jetzt über den Sehhügel -gelagt habe, [chlägt er ich, wenn man ihn von fei- ‚ner vörderem: kulbigten bis zw [einer hinteren [chwanzförmigen Extremität verfolgt, wie ein wullti- "ger Ring um den ganzen Hirnfchenkel' herum, fo dafs nur ein kleiner Theil deffelben, der untere und äufsere frey bleibt, den er nicht umfalst, wenn man "nemlich auf den Sehnerven und die »ungenannte “ Markfubftanz Verzicht ıhut. . Er liegt als Heerd “oder Knopf auf der inneren Seite des Schenkels, “ falst ihn hier in ein Centrum zulammen, von demier “Sich dann in den ungeheuren Kreisausbreitet, der durch das ganze Gebirn [tralilt, und welchen ich den Stabkranz genannt habe. Er ift allo nicht - Sehhügel, Sondern Beftandtheil des Hirnfchenkel- . Syltems und in Verbindung mit dem Hirnfchenkel ‚ im engeren Sinn, Geburtsort des Stabkranzes; fer- ner das Organ , durch welches die Radiation des - worwärts gehenden Hirnfchenkels in die hinteren “ Lappen, oder die rückwärts gehende Strahlung ver- mine wird; und endlich der Hauptheerd in der Hirn- " akel- Organilation, von der die Radiation nach allen Seiten ausgeht, und der Sehnerve als der edelfte unter allen Sinnesnerven hat blols den Vorzug, mit 160 RUE ‘ diefem Hauptcentrum des grofsen Gehirns in Ver- bindung zu ftehen. Das Uebrige von der Organila- tion des Sehhügels werde ich da vortragen, wo von der Organilation dieles wichtigen Hirntheils befon- ders die Rede [eyn wird. Unten liegt der Hirnfchenkel zwilchen dem vör- deren Rand der Brücke und dem Sehnerven frey, dann geht er über die Sehnerven, die vordere Com- millur, die ungenannte Mark - Subitanz *) und end- lich einwärts über die lamina cribrola, allo über die untere Wand der Kapfel und auswärts über die in- nere Wand des Seitenhorns weg, und gelangt auf dielem Wege in die Kapfel für das grofse Hirngan- glium. An diefem Ort, wo die genannten Theile ihn umfalfen , verliert er wahrlcheinlich durch den Druck etwas von [einer blätterigt - [trahligten Bil- dung. In der Kapfel bedeckt die äufsere Portion des grolsen Hirngangliums [eine äulsere, die innere Portion deffelben, die unter dem Namen des geltreif- ten *) Die ungenannte Markfubftanz ift eine Mark Production, die mit der vörderen kulbigten Extremirät des 1 Sehhügels in Verbindung fteht, fich dann von innen nach außen um den Hirnfchenkel , über den Sehnerven und parallel mit demfelben , herumfchlägt und fich in die äuße- re Wand des Seitenhorns einpflanzt. Man bekömmt diefe Subftanz zu Geficht, wenn man den Sehnerven bis an fein corpus geniculatum vom Hirnfchenkel aufhebr, Ihre eigentliche Organifation und Beftimmung ift mir nicht klar und daher habe ich fie die ungenannre fo lang genannt, bis’ich fie befonders werde unterfucht haben, — 161 en’ Körpers bekannt ilt, [eine innere Fläche. Sein, vörderer Theil geht allo mitten durch diefe mit grauer Subftanz gefüllte Kapfel in ftrahligter Form durch. * Die auswendige Portion geht nicht fo weit eückwärts als die inwendige,, die fich in einen Schwanz verlängert, und um den äufseren Rand des Sehhügels bis an das Ende des Seitenhorns fort- läuft. Es wird allo nur der vördere und mittlere Theil der Radiation des Hirnfchenkel - Syftems auf beiden Seiten von dem grofsen Hirnganglium be- deckt. -Blols der Sehhügel falst denfelben auf lei- ner inneren Seite, wie wir gelehen haben, ganz zufammen. Alles, was vor dem äulseren Rand des Sehhügels' liegt, nenne ich den Stabkranz Der Hirnfchenkel hat auf [einem ganzen Wege von den Pyramiden an, einen. blätterigt - bandartigen Bau.. Seine Markftäbchen, welche da, wo er frey liegt , zwilchen der Brücke und der Kapfel, an einander liegen una nur durch den hygrofcopi- fchen Procels fich gewaltlam trennen, weichen in- nerhalb der Kapfel mehr aus einander. _ Dort lie- gen fie mit dem einen ihrer [charfen Ränder ge- gen die Axe der Walze gekehrt, bier breiten fie fich mehr in eine Horizontal-Fläche aus, und leine Stäbe haben eine mehr oder weniger vertikale Stel. Jung, wie die Stäbe eines gelchlolfenen Fächers, Jedes Stäbchen befteht wieder aus zahllofen, wie "Mohnblättchen dünnen Markplättchen, und ift mit einer zarten Scheide von Zellgewebe überzogen *), “,”) Das Epithelium befteht aus einer zarten und durchfich- tigen Membran, die eine Fortfewung der Gefäßshaut ilt, Arch, fd. Phıyfi IX, Bdı I. Heft, L 162 — e Der Stabkranz divergirt auf feinem Wege immer mehr und mehr , und dehnt fich zu einem falt vollkommnen Kreife aus, der durch alle Hirnlap- pen firahlet. Einwärts von dem erften Stab des Stabkranzes fteigt der vördere Schenkel der Zwil- lingsbinde des Balkens zum Knöpfchen herab. Dann folgt der erfte Stab, der fich an den Bogen der, vörderen Commillur anlegt undmit dem er fich wahr» fcheinlich verbindet. Die Commilfur [teigt nem- lich mit einem Bogen zwifchen den erften Stähen der Stabkränze beider Hirnhälften aufwärts, dehnt fich dann zur Seite unter, denfelben aus und endet in den Mittellappen. Die vörderen Stäbe find lang, zart, zahlreich und dicht an einander. und fieh befonders fchön am Septum präpariren läfst, wo man die Markfubftanz von ihr abfchaben kann, wenn fie weich geworden ift. Unter der Membran -liegt nemlich noch eine unorganifche, nervöfe, markige und graue Subftanz, die in Verbindung mit jener das Epi- thelium ausmacht, Graue Subftanz habe ich befonders im Hinterhorn gleich unter der Membran und in der Nähe der dafelbft laufenden Gefäfse gefunden, Da, wo, der Balken mit dem äufseren Rand des geftreiften Kör- pers zufammengränzt, fcheint fich das Epithelium in zwey Blätter zu fpalten. Das eine Blatt geht über die graue Subftanz weg, das andere geht unter ihr durch bis zum Rande der Sehhügel, und überzieht jeden Stab des Stabkranzes befonders, Ueberhaupt fcheint es Säcke, Veberzüge und Scheiden für die Theile des Gehirns zu bilden, auch die Stäbe im Balken, und vielleicht felbft die Fafern in den Windungen zu überziehn. Dadurch würde es Aehnlichkeit mir dem Neurilem bekommep, und die Vegeration des Gehirns begreiflich machen, # e — 153 liegend; die mittelften oder feitlichen die kürze: ften und dickften, walzenförinig, und bilden vor- züglich den Kamm; die hinterften And die läng- ften, falerartigen Baues; und die abwärts ins Sei- tenhorn gehenden find wieder etwas kürzer. Diele und die ins Hinterhorn gehenden find nicht mit grauer Sabftanz durchwebt, weil fie nicht durchs Hirnganglium gehen. So weit der Stabkranz in der Kapfel liegt; alfo bis an den hinteren Rand des ‚Sehhügels, dringt die graue Malle von innen nach aulsen, und von aulsen nach innen zwilchen den Stäben durch. Die [tärkfte Portion geht einwärts von dem .erften Stab, zwilchen ihm, dem Septum, dem Knie des Balkens und der vörderen Commil, fur durch; fo dals hier äulsere und innere Portion des Hirngangliums durch eine anlehnliche Brücke zulammenflielsen. Dann ift der mittlere und feit- liche Theil des Stabkranzes am [tärkften durchhro- chen. Ich nenne dies den Kamm, Selbe am hinteren Rande der Sehhügel, nahe an der Mün- dung des Seitenhorns; habe ich noch diele kamm- f artige Bildung gefunden. Durch denfelben geht nicht allein graue, [ondern auch markige Subltanz, die fich mit den Stäben kreuzt, in der Form von Zähnen von der markigen Unterlage der Taenia lich abfondert, von innen nach aufsen durch, und Nielst auf der äufseren Seite mit den beiden Wänden der Kapfel zufammen. So ‚läuft auch noch am äufseren Rande des geftreiften Körpers „eine Subftanz fort, die den Winkel zwifchen dem 2 "164 —— Hirnfchenkel- und Balken -Syfteın ausfülle, in!wel- cher fich die Extremitäten der mittlern Stäbe des Stabkranzes nach vorn umbiegen. Diele ftöfst hin- ter dem kolbigten Theil des geftreiften Körpers, da, wo er anfängt [chwanzförmig zu werden, mit der Taenia zulaınmen, beide [chlagen fieh'um den 'äu- fsern Rand der Schhügel herum, gehn durch das Seitenhorn fort, und verbinden fich endlich mit der ungenannten Markfubltanz. Von diefen Markt falern, die überall mit grauer Subftanz vermifcht find, trennen fich gegen jeden Durchbruch des Kamms einzelne Fafern ab, und gehn wie Zähne durch den Kamm. Die vörderfau Stäbe des Stabkranzes gehn nicht unmittelbar als folche bis an den Balken, f[ondern zwilchen ihnen und der Krümmung des Balkens im Knie bleibt ein fichelförmiges Feld im Grunde des Horns liegen, welches nicht von dem geltreiften Ganglium bedeckt wird, Diele erften Stäbe gehn in gradlinigter. Richtung gegen den Balken fort, aber die nächften, gegen die Mitte rückwärts liegenden krümmen lich mit ihren Extremitäten, lo dafs 'ei- ner bogenförmig hinter dem andern liegt. Dies gefchieht in der fcheinbar ftructurlolen Malle, die am äufsern Rande‘ des geftreiften Gangliums liegt, und hinterwärts mit der Taenia zulammenlfliefst. Bs ge[chieht nur inwendig in den Hirnhöhlen , aus- wendigin der Kapfel weichen die Strahlen nicht von ihrer geraden Richtung ab. Ob dies damit zulam- menhängt, dals die äufsere Fläche des Stabkranzes vom Hirnfchenkel, die innere von den Markproduc- m 265 tionen des 'Sehhügels gebildet wird?‘ Der hintere Theil des Stabkranzes, der das äufsere Stratum des hintern Horns bildet, über welches die Tapete weg- fällt, und was von dem rückwärts gelchlagenen. Theil des Hirnfchenkels und dem hintern Rand des Sehhügels ausgeht, ilt zwey bis drey Linien dick, in der Mitte mehrere Zoll lang, und geht in gera- der Richtung gegen die Spitze des Hinterlappens fort, Gegen das Seitenhorn zu, lenken die Strahlen des Stabkranzes von der Horizontal-Linie gegen die ver- tikale ab, ja die letzten Strahlen find fogar mit ih- ren Spitzen nach vorn gekehrt. Wie fich der Rand des Sehhügels krümmt, [o die Strahlen des Stab- kranzes, die von ihm als von ihrem Brennpunkt ausgehn. Denn des Sehhügels hintere Extremität theilt fich in zwey Spitzen, deren eine, welche in den Sehnerven ausläuft, die andere bedeckt, wel- che kulbigt ift, und; mit dem unter ihr liegenden Hirnfchenkel-Syftem das äufsere unter der Tapete liegende Stratum der äufsern Wand diefes Horns giebt, das vorn in die abgeftumpfte Spitze dieles Horns, und zur Seite in die Furche endet, in wel- cher äufsere und innere Wand de[felben zulammen- ftofsen. Mit dem Stratum vom Hirnfchenkel-Sy- ftem flielst die [trahligte Ausbreitung der vördern Commillur zulammen. Um auf dies tiefer liegende Stratum zu kommen, muls'man er[t die vördere Commillur frey machen, dann den Schnerven bis an [ein corpus geniculatum fanft aufbeben, und die unter ihm liegenden. Bündel des Hirnfchenkels in, die Wand des Seitenhorns verfolgen, Auf der än- 166 — Ssern Wand des Seitenhorns liegt allo unter dem Epithelium zuerft die Tapete, die von dem Balken und der Taenia gebildet wird, dann ein [tarkes Stra- tum von der bedeckten kulbigten Extremität des Sehhügels, und endlich eine Lage, die vom Hirn- Schenkel und der vördern Commilfur gebildet wird, Auswärts von dielem allen liegt noch ein Stratum von Längenfafern, das von der Spitze des Mittel- Lappens gegen die Spitze des hintern Lappens fort- geht, und in demfelbhen mit dem Hirnf[chenkel-Sy- ftem zulammenflielst, Beide im hintern und im feitlichen Horn befindlichen Theile des Stabkranzes liegen aufserhalb der Kapfel, über die Gränze der- felhen rückwärts hinaus, und find auch inwendig nur mit dem fchmalen Schwanz der inwendigen Portion des geftreiften Hirngangliums bedeckt. Sie find daher auch nicht mit grauer Subltanz durchbro- chen, wie der vördere und mittlere es im Kamm find, eben weil das Hirnganglium fie nicht an bei- den Seiten bedeckt. Die Markftäbe liegen unmittel- bar an einander, wie im Balken. Des Hirnfchen- kels Richtung geht vorwärts, wie bereits oben be- merkt ift, und doch geht der hintere Theil des Stabkranzes nicht nur gerade rückwärts, l[ondern die Spitzen der letzten Strahlen .find gar nach vorn gerichtet, wie es die Form eines falt [enkrecht fte, henden Kreifes erfordert, Diele entgegengeletzte Richtung wird von dem Sehhügel vermittelt, der ei- nen kreisförmigen Rand hat, und zur Bildung des Stabkranzes fowohl als der Hirnfchenkel beyträgt. — 167 In der Kapfel trennen fich von dem Stabkranz auf beiden Seiten einzelne, wie Haare zarte, Mark- fäden ab, und ragen mit feinen Spitzen in die graue Subltanz des Hirngangliums hinein, von wel- chen ich bey der Sylvilchen Grube noch befonders fprechen werde. Die Stäbe des hintern Theils der Hirnfchenkel- 'Organifation gehn bis an die Gränze der äufsern Wände des hintern und [eitlichen Horns fort, und verlieren fich dann in die Windungen, die in die- fen Gegenden liegen. An die vörderen legt fich auswendig die Radiation der äufsern Wand der Kaplel an, beide verbinden fich an ihrem Umfang ‚unter [charfen Winkeln, durchdringen und kreuzen fich, und gehn dann gemeinfchaftlich auf den Bal- ken zu, der ihnen von oben her begegnet. Wo beide, Balken und Hirnfchenkel zulammenftofsen, entftehn auswärts von den bedeckten Bändern auf dem Dach der Sylvifchen Grube, Riffe, die zu Geficht kom- men, wenn man die Hemifphären feitwärts über den Balken wegbricht. Hinten fliefst die Radiation der äulsern Wand der Kapfel mit der Radiation des Hirnfchenkel- Syftems zufammen, und im Seiten- horn verbindet ich noch die vördere Commiffur mit ihnen. Wie die Hirnfchenkel - Organilation, die von unten kömmt, und fich wie ein umgekehr- ter Kegel ausbreitet, dem Balken-Syftem begegnet, das in entgegengeletzter Richtung von oben kömmt, und den Becher gleichfam zudeckt, davon wird beym Balken-Syltem die Rede leyn. 168 —n Noch fehlt dieVorbereitung und'Zergliede- rung. Man entblöfst das Gehirn von der Gefäfshaut, fchneidet das kleine Gehirn über dem verlängerten Rückenmark in [einen Schenkeln und dem obern Theil der Hemifphären wagerecht. faft über dem Bal- ken ab, und öffnet endlich die Hirnhöhlen von un- ten. Man durchfchneidet nemlich das verlängerte Rückenmark, die Brücke und die Hirnfchenkel ge- rade in der Mitte von hinten nach vorn bis im.die vierte Hirnhöhle, durchfchneidet die Commiffur der Sehnerven, die vördere Commiffur und heide Schen- kel der Zwillingsbinde oder einen derfelben, und nimmt das Aderhäutlein weg. Dann [ehneidet man die innere Wand des hintern Horns von der Mitte ihres vördern freyen Randes bis zur Spitze. des Horns ein, oder trennt die innere Wand des Sei- tenhorns’ in der Furche, in welcher fie, mit der äulsern zulammenltöfst, von vorn bis an .die Spitze des Hinterhorns ab, [chlägt fe zurück, und macht dadurch die äulsern Wände des hintern ‚und feitli- chen Horns frey. Auch kann man ‚den Schnitt durch den Körper der Zwillingsbinde des Balkens und durch den Balken fortführen, und das Gehirn in zwey gleiche Hälften theilen. Auf diefe Art kann der Alcohol eindringen, und von beiden. Sei- ten durchwirken. Dem Alcohol fetzt man gleich Ammonium, oder reines, oder kohlenfaures Kali zu, oder legt das Gehirn, nachdem es vorher in Alcohol gehärtet ilt, ein Paar Tage in eine Auflö- fung diefer,Kalien und härtet es dann von neuem wieder in Alcohol. In der letzten Zeit habe ich a 169 .die Zergliederung [chon angefangen,‘ nachden das ‚Hirn erft fechs bis acht Tage in. Alcohol gelegen, und in dem Maalse fortgefetzt, als es fich allmäh- lig weiter härtete, wo fie mir be[fer gelang, . als bey vollkommen gehärteten Gehirnen. ‚Nun geht man an ie Zergliederung. Zuvör- .derft, entblölst man die äufsere Wand der Kapfel des geftreiften Hirngangliums, . bricht die. Wände der Sylvilchen Grube weg, und macht die vördere ‚Commillur bis an den Mittel - Lappen. frey, nach ‚einer Methode, die ich unten anzeigen werde. ‚Dadurch werden‘ die Hirnhälften dünner, biegfa- ‚mer, und laflen fich bequem wie ein Buch .auf- ‚fchlagen. Dann nimmt man zuerft die Theile weg, ‚die die inwendige Fläche des Hirnfchenkel-Syltems bedecken. Man trennt das Epithelium vom Balken gegen die Furche zu ab, in welcher der Balken mit dem Hirnfchenkel - Syftem zulammenftöfst, fchneidet daffelbe auf der Oberfläche des geltreif- ten Körpers ein, zieht die eine Hälfte gegen die ‚memliche Furche zu ab, wo es anhängt und fchlägt ‚die andere gegen den Rand des Sehhügels zurück, Nun hebt man in der Mitte des äulsern Randes der ‘Sehhügel die Taenia von innen nach aufsen aus der Rinne am äufsern Rande der Sehhügel auf, in wel- ‚cher fie liegt, wodurch der Kamm frey wird. Die- fen Bruch führt man nach vorn fort, und hebt den geltreiften Körper dicht über dem Stabkranz von in- nen nach aulsen ab, wobey die zarten Markfalern zum Vorfchein kommen, die fich vom Stabkranz ‚abrrennen, ‚und mit ihren Spitzen. in die graue 176. Subftanz hineinragen. Man nimmt die graue Sub- Stanz bis zum äufseren Bande des geftreiften Kör- pers weg, und zieht das hier fitzengebliebene Epi- thelium ab, unter welchem man die fcheinbar un- organifche Markmalfe findet, im welcher fich die Extremitäten der mittlern Stäbe vorwärts krümmen. Man letzt den Bruch fort, bis an den Bogen der vördern Commiflfur, die uns auf den erften Stab des Stäbkranzes führt. - Vor demfelben, zwifchen ihm und der untern Wand der Kapfel fieht man, | dafs die innere Portion des grolsen Hirngangliums fich mit der äufsern durch einen anfehnlichen Bal- ken verbindet. Hierauf verfolgt man den Bruch auf der entgegengeletzten Seite von der Mitte an hinterwärts. Man hebt die Taenja aufund zieht he übereck ab, um ihre durch den Kamm gehenden Zähne zu Gelicht zu bekommen. Am hintern Rande der Sehhügel folgt auf der Taenia der Schwanz des geltreiften Körpers, der unmittelbar auf dem Hirnfchenkel-Syftem liegt. Nachdem diefer wegge- nommen, und dadurch der innere Rand der Tapete frey geworden ilt, hebt man fie mit dem Stiel des Scalpels auf, [chneidet fie von vom nach hmten bis in die Spitze des Hinterhorns ınit der Schere durch, trennt fie zu beiden Seiten bis an die Gränzen der äufsern Wand des Hinterhorns ab, und nimmt fie zugleich im Seitenhorn weg. Um die Organilation im Seitenhorn zu Gelicht zu brin- gen, mufs man vorher die in ihrer Commillur zer- fchnittenen Sehnerven bis an ihr corpus. genicula- tum aufheben, und die zweyte unter ihnen liegende — ı7r kulbigte Spitze der hintern Extremität des Sehhü- gels frey machen, welche [ich unter der Tapete Strahligt im Seitenhorn ausbreitet. _ Dadurch kom- men zugleich die äufserften und oberften Bündel des Hirnfehenkels zu Geficht, die fich [tark rück- wärts krümmen, fich unter jenes Stratum ausbrei, ten, und mit demfelben zufammenfliefsen. Nach- dem auf diefe Art die innere Fläche der Hirn[chen- kel-Organifation entblöfst ift, mufs das nemliche‘ mit der äufsern Fläche gefchehen. Die Kapfel des geltreiften Hirngangliums ift bereits geöffnet. Man ftölst allo die ungenannte Markfubftanz von der untern Fläche des Hirnf[chenkels von hinten nach vorn zu ab, durchfchneidet die vördere Commif- fur, hebt die äufsere Wand der Kapfel auf, [chält die graue Subltanz aus ihrer Kapfel aus, entblöfse die Schenkel der Knöpfchen, nimmt den Hirman- hang weg, nnd macht auch von unten den erften Stab des Stabkranzes frey. Endlich hebt man die Vierhügel nach dem Lauf der vördern Schenkel des kleinen Gehirns und die verfehiedenen Lagen der Sehhügel von innen nach aufsen bis an ihren äu- Isern Rand auf, bis man in der f[chwarzen Sub- _ ftanz auf den Hirnfchenkel [elbft kömmt, um die Verbindung der Sehhügel mit dem Hirnfchenkel in der Nath zu Tage zu bringen, SOEBEN « 172 — X, Das Balken-Syftem oder die Balken- Organilation im grofsen Gehirn. De Balken ift auf beiden Seiten mit einem drey- fachen Bande umgürtet. Zwey derlelben liegen ge; xade in feiner Mitte, -das eine auf der äulsern, das andere auf der innern Fläche, und heilsen die Nä- the deffelben. Die Raphe externa kömmt vom Schnabel des Balkens, krümmt fich um das Knie def[lelben aufwärts, geht in [einer Mitte fort, brei- tet fich hinterwärts mehr aus, krümmt fich um [ei- nen hintern Rand herum und verfchwindet auf der aufgeletzten Wulft deflelben in der Nähe der Leyer. Diefem Bande gegenüber läuft auf der in- nern Fläche des Balkens über der Scheidewand und der Zwillingsbinde ein ähnlicher Strang ‚fort, die Rapheinterna, welche [ich ebenfalls vorn mit dem Balken umwendet, ‚und, das merkwürdige Knie deffelben auf feiner innern Seite, der Länge nach, zulammengürtet. Sie hat fich eine flache Furche eingedrückt, anderen Rändern die Wände der Schei- dewand .befeftiget find. Hinterwärts geht fie über die Zwillingsbinde, tief in die hintere griffelförmige, Fxtremität derHöhle des Septums hinein;’ vermifcht Sich dafelbft mit den Falern der Zwillingsbinde, die das innere Feld der Leyer ausfillen, und geht von der vördern Spitze des Dreyecks gerade hinterwärts zur Wulft, zwilchen welcher und dem Balken fie er 173 fich verliert. An mehreren Orten hat 'es das An- fehen, als wenn Falern dieler Stränge in den Bal- ken, und umgekehrt, Fafern des Balkens in diefe Stränge übergingen. Zwilchen beiden, den äufsern und den innern,, gehn zwar die Stäbe des Balkens ohne Unterbrechung durch, doch werden fie von denfelben in ihrer" Mitte enger zufammengezogen' und} ftärker mit einander verwebt. « Zu beiden Seiten der äufsern Nath und parallel mit ihr, laufen auf der obern Fläche des Balkens, da, wo die Hemilphären fich auf ihn fetzen, und amter dem innern und unterften Rand derfelben zwey [tarke, lange und beftändige Strän- ge länglichter Markfalern fort, die wie die äufsere Nath unmittelbar auf dem Balken liegen! Ich habe fe die bedeckten Bänder genannt, weil fie von oben und zu beiden Seiten von der Windung der innern Fläche der Hemifphären be- deckt find, die ieh unmittelbar auf den Balken letzt. Diefe Windung liegt auf der innern Seite mehrere Linien frey, ohne an dem Balken anzuhän- gen, bat eine wulftförmige Geltalt und keine Ein- fchnitte, aufser einigen fenkrechten an ihrer hin- tern Hälfte. Vorn krümmt fie ieh um das Knie des Balkens herum, läuft mit demfelben rückwärts bis an die lamina perlorata, biegt fich dann wie- ‘ der vorwärts und geht in die Windung über, wel- che die innere Seite der Furche für den Geruch- nerven bilde. Hinten krümmt fie fich gleichfalls um den Balken herum, befeftiget fch an der auf- geferzten Wulft'und geht dann im die länglichte Sei- 17& as ges tenwindung über, die den Rand der innern Wand des Seitenhorns begleitet, an welcher die hintern Schenkel der Zwillingsbinde hängen bleiben, bis zw ihrer Endigung im Kolben. Eben da, wo die Windungen um den Balken herumkommen, begeg- nen ihnen von innen her die hintern Schenkel der Zwillingsbinde und beide verbinden fich miteinander, Die Schenkel, „welche bis dahin markig waren, bie- gen fich muldenförmig zulammen;, nehmen von den genannten Windungen graue Subftanz in ihrer kahn- förmigen Höhle auf, die fie nun bis an ihr Ende behalten, und mit. derfelben den Kolben im Seiten- horn bilden, Auswärts von dielfer Verbindung der Windung mit der Zwillingsbinde ift die Wulft viel dünner, [cheint allo Subftanz an jene Theile abge geben zu haben. Hebt man diefe Windungen auf, fo findet man gleich unter ihnen die bedeckten Bänder, in der Geltalt plattgedrückter Regenwür- mer, die fich leicht aus denfelben aus[chälen laflen« Unter ihnen ändert fich die Textur des Balkens ab, der (tabförmige Bau verliert fich auf der äufsern Seite derfelben, die Plättchen werden zarter, und find ‚dichter zulammengedrängt. _Vorn krümmen fich diefe Bänder‘ um das Knie des Balkens, gehn bis an die vördere Commillur und nehmen, wenn man fie mit ihren Windungen abzieht, alle Win- dungen mit, die das Knie des Balkens umgeben, und an der innern Seite der vördern Hirnlappen Sitzen. Hinten krümmen fie fich gleichfalls um den Balken, verweben fich mit den hintern Schenken der Zwillingsbinde, und [etzen Ach in die Windun- — 175 gen fort, die den Rand der innern Wände des Sei- tenhorns ausmachen. ‘Sie gehn allo falt wie kreis- förmige Bänder um das ganze Gehirn ‚herum, fo dafs nur der Eingang der Sylvifchen’Grube und die lamina perforata zwilchen ihren Extremitäten liegen, und find daher wahrfcheinlich weflentliche und wichtige Beftandtheile in der Organilation des Gehirns. An einem Gehirn, deffen Hemifphären nahe über dem Balken weggefchnitten find, und welches dann mit Alcohol und Kali vorbereitet ift, hebt man diefe Windungen, in welchen die hedeck- _ ten Bänder liegen, in ihrer Mitte auf, [chneider fie durch, zieht nun die eine Hälfte vorwärts, die - andere rückwärts über den Balken ab, und fchält dann die Bänder aus ihnen aus. Noch liegt auf der innern Fläche die Zwil- lingsbinde oder das Gewölbe, die falt den nem- lichen Lauf mit den bedeckten Bändern hat, und das auf der innern Fläche zu [eyn [cheint, was diefe auf der äulsern lind.. Von der Anatomie die- " fes Theils künftig. Alle diefe Theile [cheinen ei- nerley Beltimmung zu haben; fie unterhalten. die Cireulation der Länge nach, oder von vorn nach hinten. Der Balken hat den nemlichen Bau wie der Hirnfchenkel. Er befteht wie dieler aus lauter Mark- Stäbchen, die der Quere gehn, und mit ihren Rän- dern [enkrecht ftehn. Daher das quergefalerte und geriefte Anfehen [einer obern wie [einer un- tern Fläche, und die Leichtigkeit, ihn in der Quere, aber die Unmöglichkeit, ihn in der Länge aus ein- «76 — ander zu ziehn. Jedes Stäbchen befteht aus vielen’ zärten Markplättchen. “In der Mitte zwifchen den Näthen find die Stäbe mehr verflochten und enger aneinander gezogen. Dies’ zeigt fich belonders fchön auf der inneren Fläche des Knies, "wo die Fa- fern von dem Brennpunkt desKnies in eine treflliche Strahlung nach allen Seiten fich ausbreiten. Zwi« fchen den bedeckten Bändern ilt die Organifation gröber, auswärts von denlelben zarter. Keins der Stäbchen ift ablolut begränzt, [ondern es gehn Mark- blättchen von dem einen Stab zum andern, wenn man den Balken aus einander zieht. Fr [cheint allo ein Aggregat zarter Markblättchen zu feyn, die fich bie und da, und an beftimmten Orten leichter als an _ andern, durch die Wirkung des Alcöohols trennen und in Stäbchen aus einander berlten. Der Balken ift gleichlam von allen Seiten, be fonders in dem Durchmelffer von vorn nach hinten, gegen den Mittelpunkt zurückgedrängt. Daher die vorwärts und rückwärts [treifenden Hörner def- felben und die Lücke zwilchen den Extremitäten der Hirnkälften. Vorn biegt fich der mittlere Theil def. felben nach wnteh zü, legt fich aber nicht auf den obern Theil auf, fondern lälst eine Lücke zwilchen fich, läuft wieder rückwärts gegen die Sehnerven.- Commilfur zu, hinten krempelt er fich um, und der umgekrempelte Theil legt fich an die untere Fläche des Balkens an. Daher die Wullt auf feiner unteren Fläche, die aufgelerzt zu feyn fcheint, Vorn legt er fich wie ein Schnabel zwifchen die Lücke, die bei- ‚de a 177 de Hirnhälften zwifchen: fieh offen lalfen, und Ichliefst die Hirzhöblen wirklich au, walshae hinten nicht gelchieht, ‚ Die vördere Krümmung des Balkens nenne ich das Knie dellelben; die untere Wand des Knies fpitzt fich in einen Sehbnabel zu, der- mit feiner Spitze an die Schenkel der Zwillingsbinde reicht und zu beiden Seiten in eine markige’ Linie ausgeht, die Gch zwilchen den Sehnerven und der lamina eribrofa fortfchlägt, und unter der kuibigten Extre- zmität des Mittellappens eindringt. Grade über die- Se Linie läuft die vördere Commiffur hin, Zur Seite geht der Schnabel in die dünne und markige Mem. bran über, auf welcher die Windungen der inneren und unteren Fläche des vörderenHirnlappens fitzen, und in Verbindung mit der lamina cribrola, die untere Wand der Kapfel ausmacht. Gerade in der Biegung ilt das Knie am dickften, gegen den Schnabel zu verdünnt es fich immer mehr und mehr, Auf [einer inne- ren Fläche find alle feine Stäbchen gegen einen Punkt zulammengezogen, der grade in der Biegung des Knies liegt, von welchem allo gegen beide Sei- ten eine Schöne halbmondförmige Radiation ausgeht, die wie ein Paar ausgebreitete Fächer zu beiden Sei- ten von der oberen Wand durch die Krümmung zur unteren fortgeht. In der Mittellinie des Knies ilt ie Scheidewand [enkrecht ausgelpannt, die eine Duplicatur des Epithelimus und ein Analogon des Medialtinums in der Bruftihöhle zu [eyn [cheint, aber eine Höhle, den Ventriculum fepti, zwilchen 2 0 Arch,f. dı Phyfiol, 1X. Bd, I. Haftı M 178 \ et Sich offen lälst. Diefer hat vorn zwey kurze Hör- Be dar und hahssin dem Knie des Balkens vorwärts gehn, aber hinten endet er in eine lange griffelförmige Spitze, die über den Körper der Zwil- lingsbinde fort bis an die Leyer derlelben rückwärıs “ geht. Die Wände derScheidewand adhäriren vorn an den Rändern einer breiten flach vertieften Furche des Balkens, in welcher die Nath liegt; hinten an den Schenkeln der Zwillingsbinde. Das Knie des Balkens enıfteht wie Seine hintere Extremität dadurch, dafs er in der Mittellinie vorn wie hinten gegen den Mittel- punkt zurückgedrängt wird. Daher [pringen die äufseren Wände des Knies zur Seite mit einer [anf- ten Rundung vorwärts, und nehmen die bedeckten Bänder und die Windungen der inneren Fläche des vörderen Hirnlappens auf, und inwendig in der Spitze des vörderen Horns macht die Balken- Orga- nilation mit der Eirnfchenkel - Organilation einen fcharfen Winkel. Die Radiation des Knies begegnet den erlten und vörderen Stäben des Hirnfchenkel- Syftems, die in dem vörderen und kolbigten Ende des geltreiften Körpers liegen. Das Knie fchmiegt fich gleichfam um den vörderen kulbigten Rand des Stabkranzes herum. Zwilchen beiden bleibt im Grun« de der Hirnhöble ein Feld liegen, das vorn kulbigt ile- und hinten fchwanzförmig ausläuft, in welchem fich die mittleren Stäbe des Stabkranzes mit ihren vörderen Extremitäten krümmen und unter fpitzen Winkeln mit der Balken - Orgavilation zufammen- ftolsen,. Doch geht unter dielem Felde in der Tiefe die Fortletzung der inneren und äulseren Wand der er 179 ' Kapfel, alfo das Hirpfchenkel Syftem in srader Richtung fort und Icheint mit dem Balken- Syliem zu münden, In der Mitte begegnen fich Balken- und Hirn. ‚Ichenkel- Syltem in grader Richtung, die [cheinbar ftructurlofe Marklubltanz ift in eine Ichmale Nath zulammengefchrumpft, Niefst endlich mit der Tae- nia zulammen, wird bedeckt von der grauen Sub- ftanz der fchwanzförmigen Endigung der inneren Portion des geltreiften Hirngangliums und dem Epi. elitım ‚das hier vorzüglich verdickt zu (eyn [cheint, Hier [ind die Strahlen von beiden Syltemen am kürzeften und [cheinen an einigen Orten unmittelbar in einander überzugehn oder zu münden. Ueber- haupt fcheinen die tieferen Schiebten beider Syfte- me, felbft im Hinterhorne mit einander zu münden und hier nur die innere Schicht des Balkens über das Hirnfchenkel - Syftem wegzufallen. Dieler mitt- lere Theil des Balkens hängt mit den Windungen der inneren Fläche der Hemilphären, mit den Scheitelwindungen und den Seitenwindungen der- ' felben zufammen, welche das Dach der Sylvifchen - Grube bilden. ' Der‘hintere und breitere Theil des Balkens ift ftärker als der vördere gegen den Mittelpunkt zus rückgenommen und alle Fafern deffelben, die feit. wärts in die hinteren Hirnlappen ausgebreitet find, find hier in einem Bündel aufgelammlet, Daher die Verftärkung des Balkens an diefem Ort. Die hier angehäuften Falern krempeln fich nach innen um, Ma 180 — Inge Bol auf dar innoron Fläche des Balkens auf und geben die aufgeletzte Wullt, welche den hinteren Schenkel der Leyer bildet und als Hahnen- fporn auswärts von der Zwillingsbinde im Hinterhorn fortgeletzt wird. Daher die ftärkere Trennung des hinteren Theils des Gehirns in die zwey hinteren Lappen dellelben. Diefer hintere Theil des Balkens dehnt fich von feiner Mitte zu beiden Seiten zangenförmig in zwey dicke Markbündel aus, die im Hinterhorne, aus- wärts von den Schenkeln der Zwillingsbinde, als Hahnen[porne fichtbar find , über das Hinterhorn faft in horizontaler Richtung hinterwärts bis zu del- fen Spitze und zur Spitze der hinteren Hirnlappen fortlaufen, Diele Organilation bekömmt man zu Ge- ficht, wenn man die Windungen über dem hinteren Theil des Balkens feitwärts und hinterwärts weg. bricht, wie ich unten fagen werde. Diele Mark- bündel ind zum Theil Fortfätze der oberen Fläche des Balkens, zum Theil Fortlätze der aufgeletzten Wulft, die fich büfchelförmig in der Spitze des Hin- terhorns ausbreitet und von da bis in die Spitze des Hinterlappens dringt, Ein anderer Theil der Wulft bildet die innere Wand des Hinterhorns. und der letzte verbindet fich mit der Zwillingsbinde und der Windung für die bedeekten Bänder, und geht bis in den Kolben fort. Die innere Faferlage des hinteren Theils des Bal-, kens fälltjaufder äufseren Wand des Hinterhorns über die Radiation des Hirnfchenkel-Syftems von der inne- ren Nath bis zur Verbindung der äulseren Wand mit 2 - —Z ı$1 der inneren herab, bedeckt diefelbe ‘und einen Theil’der äulseren Wand des Seitenhorns. Diele Ausbreitung des Balkens nenne ich die Tapete.’ Sie ift noch mit dem Epithelium bedeckt, unter wel- chem ich dann und wann eine zarte Lage von grauer Subftanz, befonders in der Nähe der Gefäfse, ge- fehen habe, die unter demfelben von vorn nach hin- ten fortlaufen, _Ohngefähr. einige Linien vor der aufgeletzten Wullt, fallen die erlten Falern des Bal- kens als Tapete über die Hirnfchenkel - Radiation herab, und diefe erften Fafern kreuzen {ich am hin- teren Rande des Sehhügels mit den Fafern des Hirn- fchenkel - Syftems und bilden dadurch eine zarte Nath, die einige Linien Länge hat. Die folgenden fallen falt in grader Richtung bis zur Mitre der äufseren Wand des Hinterhorns herab; die nächften mehr hinterwärts liegenden fallen tiefer herab und “ krümmen lich zugleich fichelförmig gegen die Mün- dung des Seitenhorns; aber die binterften von der Wulft kommenden krümmen fich zum Theil gegen die griffelförmige Spitze des Hinterborns und brei- ten Gch in derfelben büfchelförmig aus. Die Tape- te gelit aber nicht ganz bis an den hinteren Rand des Sehhügels heran, (ondern zwifchen dielem und ihr liegt zuerft die Taenia, dann das [chwanzförmige Ende des geftreiften Körpers unmittelbar auf dem Hirnfchenkel - Syftem. Ein Theil der Tapete krümmt fich nun auch noch durch die Mündung des Seitenhorns, und bekleidet den unterften Theil der äufseren Wand defleilen bis an die abgeltumpfte Spitze dieles Horns, und kreuzt fich in der Furche, 182 — in welahaw 141 Wände Aiofos Horns zufammen: Stolsen, mit den Longitudinal- Falern eines Stratums, das vom Mittellappen bis zur Spitze des hinteren fort- geht, Am Sehhügel wird hier die Tapete von der Taenia gebildet, ‘In diefem Horn ift fie viel dünner, ’ und hat mit dem Hirnfchenkel- Syftem falt einerley Richtung. Sie hat eine verfchiedene Dicke; in der Mitte der äufseren Wand des Hinterhorns ift fie am ftärklten und falt zwey Linien dick. In beiden Hör- nern geht fie his auf den Grund derfelben herab, wo äulsere und innere Wand zulammenftofsen, Sie kreuzt [ich im Hinterhorn faft unter rechten Winkeln mit der auswärts von ihr liegenden Hirnfchenkel - Organilation. Balken- Organilation und Hirnfchen- kel- Organifation fto[sen hier nicht auf einander, [on- dern jene fällt über diefe weg, ohne dafs beide fich vermifchen, Beide liegen wie zwey getrennte Mark- lagen blofs auf einander und laflen lich vollkommen glatt von einander abtrennen, Wie verbinden [ieh Balken- undHirn- fchenkel-Syftem mit einander? Zu änglt- lich darf man wohl in der Anatomie des Hirns nicht nach Continuität der Fafern halchen, da Con- tiguität zur Leitung zureicht, Beide breiten fich ftrahligt aus und ftoflsen im Umfang zulammen. Die Hirn[chenkel kommen von unten, entfalten fich in der Geftalt eines umgekehrten Kegels; das Bal- ken- Syltem kömmt von oben, [enkt fich zwifchen jene ein, und deckt gleichfam den Becher zu, Wahrfcheinlich ilt die Art der Verbindung beider yeılchieden; ı) im vörderen Horn, hefonders in - — 183 der Gegend des Knies, fiofsen beide auf einander, und zwilchen ihnen liegt eine Mark -Suvuauz, ar. weniger Structur hat und das Bindungsmittel aus- macht. Auf diefe Art find die kulbigten Köpfe des Hirnfchenkel - Syftems mit den hichelförmigen äufseren Rändern des Knies verbunden; 2) mehr hinterwärts analtomofiren die äufseren Schichten .. des Balken-Syftems mit dem Hirnfchenkel - Syltem; 3) am: bintern Rande des Sehbügels und in einer Entfernung zweyer Linien von ihm durchdringen und kreuzen fich zuweilen die Fafern des Balkens mit den Fafern des Hirnfchenkel- Syftems, und bil- den dafelbft eine zarte Nath;, 4) endlich fällt der letzte und hinterfte Theil des Balkens als Tapete über die Hirnfchenkel - Organifation weg. Beide liegen als zwey verf[chiedene Strata blols auf ein- ander. Es [cheint, dafs in der Maaße, als [ich von vorn nach;hinten die Stellung des Balkens ge- gen den Hirnfchenkel allmählig ändert, auch die Verbindungsart beider fich ändert. Im vördern Horne liegen beide unter einem [pitzen Winkel falt auf einander; mehr rückwärts wird diefer Winkel immer gröfser, und nähert fich allmählig der Ho- rizontal- Elıene. Die jetzt befchriebene Hirnfchenkel - und Bal- ken-Organifation, und die zum Hirnfchenkel - Sy- ftem gehörige Radiation der äufseren Wand der Kapfel, machen den Kern des grolsen Gehirns aus, in deflen Innerm die Hirnhöhlen liegen. Zwi- fchen diefem Kern und den Windungen liegt noch eine Mittel - Subftanz, die über den Kern weggeht, 134 rn und befonders unter und über der $Sylvilchen 'Gru- we uchtbar ift. Mir [cheint fie ein Lager zu leyn, das unter dem Fufs der Windungen fortgeht, in die Centralplatten derfelben eindringt, und fie da- durch alle in einen gemeinfchaftlichen Zulammen- hang bringt, da ihre äufseren Platten, wie beym kleinen Gehirn fich von einer Wand zur andern dureh die Furchen abfchälen. So verbindet der hakenförmige Markbündel die Windungen des vör- deren Lappens mit den mittleren. Die Central- platten hängen theils mit diefer Mittellubftanz, theils vielleicht mit dem Kern felbft zulammen; find alfo.Gemwifche des Balkens, des Hirnfchenkels und ihrer eigenthümlichen Subftanz, Um den Balken zur Unterfuchung [einer Or- ganifation vorzubereiten, muls man die Hemifphä- ren nahe über ihm wegfchneiden, das Gehirn von unten öffnen, die innere Wand der Hinterhörner in ihrer Mitte von vorne nach hinten zerfchneiden, und das kulbigte Ende des Seitenhorns vom Mittel- lappen ablöfen, To, dafs der Alcohol‘ alle inneren Theile des Gehirns frey belpülen kann. Nachdem man die von ihren Windungen: be- deckten Bänder auf die Art verfolgt hat, wie oben. angezeigt-ift, mu[s man ‚die zangenförmigen Arme der hintern Extremität des Balkens, und hefonders die innere Wand des Hinterhorns von aufsen frey machen und zergliedern. Man zieht die be- deckten Markbänder mit ihren Windungen über die hinterfte Krümmung des Balkens bis an den Ort ab, wo fie mit den hinteren Schenkeln der Zwillingsbin- o i . = -— 385 de auf der Wulle zulammenftofsen. Nun bricht man. das über dem hintern Rand des Balkens ftehende ‘Mark leitwärts auf, welches [ich meiltens [chon ge- hoben.hat. Bey diefer Manipulation kommen gleich die oben erwähnten zangenförmigen Fortfätze des ‚Balkens in. den Hinterlappen zum Vor[chein. Dann verfolgt man den Bıuch.an der inneren Wand des Hinterhorns abwärts, die [chr dünn bricht, und deswegen mit Behutfamkeit behandelt werden mufs. Dahey muls man die kahnförmige und mit grauer Subftanz gefüllte Höhle des Kolbens fanft aus einan- der biegen, und deswegen die innere Wand des Sei- tenhorns,vom Mittellappery getrennt haben, damit anan daffelbe öffnen kann. Auf der innern Fläche ‚der Hinterlappen des Gehirnsliegt nemlich eine, die kleine hintere Grube, welche vielleicht nach .der Sylvilchen die merkwürdigfte ift. ‘Sie ift tief, liegt falt lenkrecht, hinter der hinteren Wand des Hinterhorns, und eine ihrer Furchen macht nehen dem Hahnenfporn einen Höcker im Hinterhorn. Sie geht mit ihrer oberen Extremität über den Rand der Hemifphären in deren Oberfläche hinein, mit’ der unteren krümımt fie fich um den Balken herum, Ihre vördere Wand ift eine Fortfetzung der Win- dung,.,in welcher das bedeckte Band liegt, und macht von der innererr Wand des Hinterhorns die äufsere Fläche. _ Diele‘ Wand mufs man dünn ‚abbrechen, um die Bekleidung der inneren Wand des Hinterhorns zum Vorfchein zu bringen. Mit. zelft diefer Zubereitung beobachtet man nun, al les von aulsen angefehen: ı) dafs der obere Theil 186 a des hinteren Randse Aac Balkens l[eitwärts geht; 2) dann fich mit zwey [tarken zangenförmigen Markbündeln hinterwärts biegt und über das Hinter- horn fort bis in die Spitze des hintern Hirnlappens fort geht; 3) der letzte am ftärkften nach innen ge: krümmte Theil der Wulft Ach Fächerförniig in eine dünne [trahligte Membran ausbreitet und den gröfs- ten Theil der inneren Wand des Hinterhorns be- kleider; 4) diefer letzte Theil der Wulft des Balkens unmittelbar mit den hinteren Schenkeln der Zwil- lingsbinde zufammenhängt; 5) diefe Schenkel fich hier, wo jene Windungen um den hinteren Rand des Balkens herumgehn und fich auf feine Wulft auf Setzen, um in die Seitenwindung des Seitenhorns zu continniren ‚„ mulden- oder kahnförmig zulam- imenklappen , in ihre Höhlung graue Subftanz auf- nehmen, die mit der grauen Subftanz jener Win- dung zulammenflefst und den Kolben bilden. Die- fer befteht inwendig aus Rinde, auswendig aus ei- nem dünnen Markblatte, der Fortfetzung des Schen- kels der Zwillingsbinde, und ift eine Formation der Wände zweyer fich gegenüber liegenden Windungen, deren Rindenfuhltanz in der Furche zulammenge- Alolfen ift. Das innere Markblatt des Kolben endet mit einem freyen Saume am Rande der inneren Wand des Seitenhorns; hingegen dringt das entge- gengefetzte in die Mitte der Windung ein, die das Seitenhorn begleitet und bildet die eine Hälfte feines Markkerns. Die graue Subltanz im Kolbens berührt fich zwar, doch läfst fie fich in der Mitte Spalten. Zwilchen beide Hälften der grauen Subftanz dringt — 187 die ‚Gefäfshaut 'eim ' Der Kolben legt lich an der inneren Wand des Seitenhorns an-und geht bis zur Spitze deffelbh n vorwärts, wo er einige Einfchnitte, die Zehen des Flufspferdefufses, hat, die von der ge- rieften Oberfäche der Rinde in ihm herrühren. Ueber ihn fchlägt fich das Epithelium des Seiten- horns weg. Trennt man dies, fo kann man ihn‘ ganz ausfchälen, indem fich dann die Seiten - Win- dung in ihrer Mitte [paltet. Der übrige Theil der inneren Wand des Seitenhorns bekömmt [eine Be- kleidung von der änfseren Platte des Markkerns der Seitenwindung, welches man deutlich ieht, wenn man den Kolben ausgefehält hat. So And wir alle mit der Bekleidung: der fämmtlichen Wände der drey Hörner der grofsen Hirnhöhle aufs Reine, ’ Nachdem man. diefe Zergliederung* an der äu- £sern Fläche des Gehirns gemacht hat, entblöfst, man zun die innere Fläche des Balkens von ihrem Fpi- thelium. | Dies gefchieht aın leichteften an Gehir- nen, die erft einige Tage in Alcohol gelegen ha- ben. Fin vortheilhafter Handgriff bey diefem Ge- fchäft ift, dafs man den Ventriculum [epti von un- ten öffnet, und dann die eine Wand deffelben rechts, die andere links leitwärts über gegen die geftreif- ten Ganglien zu abzieht. Dadurch kann man zu- gleich auch die Radiationen im Knie, und die Fur- che in der Mittel - Linie des Balkens am fchönften darftellen, in welcher die Raphe liegt, und an de- ven Ränder fich die Wände des Ventriculi fepti be- feftigen: 188 — Um die Tapete zu Geficht zu bringen, mufs man die innere Wand des Hinterhorns bjs an feine; Spitze [palten, dadurch [eine äulsere Wand entblö- fsen, und das Epithelium von oben nach unten ah-, ziehn. Ihren vördern Rand bringt man dadurch zum Vorf[chein, dafs man die Taenia und das [chwanz- förmige Ende des geltreiften Hirngangliums am hm- tern Rande der Sehhügel wegnimmt, Um fie vom Hirnfchenkel-Syltem abzutrennen, letzt man den Stiel des Scalpels unter diefen Rand ein, hebt fie damit auf, und [chneidet fie mit der Scheere durch. Erft nachdem die Tapete weggenommen ilt, kömmt die Radiation des Hirnfchenkel-Syftems im Hinter- und Seitenhorn zum Vor[chein, [o wie dielelbe im Vörderhorn erft fichtbar wird, nachdem das ge- ftreifte Hirnganglium ahgefltofsen ilt. Erklärung des Kupfers R 1 Um das Präparat zu diefem Kupfer zu" berei- ten, muls man ein frifches und hartes Gehirn, am beften zur Winterszeit, nelımen, es von der Ge- fälshaut entblöfsen, die Hemifphären über dem Bal-. ken wegfchneiden und es von unten öffnen. Das Rückenmark, die Brücke, die Vierhügel werden fenkrecht in der Mitte getheilt, die Hirn[chenkel, Knöpfchen, der Hirnanhang und die Sehnerven- Commilfur bis an den Schnabel des Balkens, und die weiche Commiffur der Sehhügel wird in der dritten Hirnhöhle gefpalten, die innere Wand des Hinterhorns von vorn nach hinten bis zur Spitze — 189 - des Horns getrennt, und der Plexus Chorvidens weg» genommen, [o dafs die Hirnhöhlen von unten her ganz offen find, und der Alcohol fie befpülen kann. Nun wird es in Alcohol gehärtet, in Kalien er- weicht und wieder gehärtet. Dann zieht man die bedeckten Bänder vom Balken nach vorn und hin- ten zu ab, und macht dadurch die vördere und hin- tere Krümmung des Balkens frey. ‘ Hierauf präpa- rirt man die Sylvilche Grube und die äufsere Wand der Kapfel, und verfolgt diefe fo weit als möglich, damit die gefammten Wände der Sylvifchen Grube, _ und-befonders ihr Dach mit fortgehn. Durch diefe ‘Abfchälung an der äufsern Fläche bekömmt das Prä- parat eine (olche Bieglamkeit, dafs die in den Hirn- “höhlen über einander kegenden Theile aufgefchla- gen, und in eine Horizontal-Ebene entfaltet werden können. Nun geht man an‘ die Präparation der in den Hirnhöhlen liegenden Theile. Man fchneidet die vördere Commiffur und die vördern zu den Knöpf- chen gehenden Schenkel der Zwillingsbinde ‚auf bei- « den Seiten nahe vor ihrem Körper durch, entblöfst diefe Schenkel und ihre umgekehrten Wurzeln, mit welchen Ge aus den Sehhügeln entfpringen. Dann hebt man den Schnabel des Balkens in die Höhe, nachdem man ihn zu beiden Seiten von der untern Wand der Kapfel und dem vördern und äufsern “Rand der geltreiften Körper los getrennt hat. Nun zieht, man das Epithelinm vom Balken ab, entblöfst das Knie dadurch, dafs man die Scheidewand [eit- wärts abzieht , präparirt die Tapete, und durch 190 Ron Enifernnag der Tapete die unter ihr liegende Ra- diation des Hirnfchenkel-Syliems, und endlich den Stabkranz durch Manipulationen, die oben weitläuf- tig angezeigt find. + j Ta Die vorliegende Zeichnung ift nach einem lol chen Präparate gemacht, doch nicht ohne Schwie- rigkeit. Imihr find Theile, die über einander lie- gen, in eine Horizontal-Ebene gezeichnet, weil ie in ihrer natürlichen Lage theils gar nicht, theils fehr undeutlich vorgeltellt werden können. , Doch ift die Anficht, die ich in ihr gegeben hahe, die einzige inftruetive, welche ich nach vieler: Ueberle- gung babe finden können. Es war mir blols um Darftellung der Organifation, aber nicht um Dimen- fionen und Ortsverhältnifs in der Gruppirung der Theile zu thun, das theils bekannt genug ift, theils durch eine Anfchauung gefunden werden kann. Sie hat freilich viele Fehler, denn fie ift nach Frag- menten und unvollkommnen Präparaten entworfen, -weil ich damals, als fie angelegt wurde, nicht im Stande war, das Gehirn gehörig zu zergliedern. In der Folge werde ich einmal eine beffere Zeichnung liefern, welches leicht ift, da durch diefe das Schema zur Darftellung der innern Theile gefunden ilt, in welche nun alle Berichtigungen und neuen Entde-_ ekungen eingetragen werden können. A.A, Die vörderen, B. B. die mittleren, C. €. die hinteren Hirnlappen. a. Die am Schnabel des Knies hängen gebliebe- ne Markhaut, mit welcher er fich in die untere — ar “Wand der Kapfel des grölsen’Hirmganghuuns fort- letzt, die aber nicht ganz richtig gezeichnet ilt. b. Das durch die vördere Krümmung des ‚Bal- kens entltehende Knie delfe!ben von innen an. gelehen. Der dunkel [chattirte Theil [o!l die Höh- Jung deffeihen andeuten. Die breite Furche in der Mitte deffelhen, in welcher die Raphe interna liegt, und an deren Ränder die Scheidewand befeftiget ift; die Divergenz aller Stäbchen des Balkens aus dem ' Brennpunkt des Knies, daher die [chöne halbmond- förmige Radiation auf beiden Seiten. _ Auch dies Knie ift nicht ganz fehlerfrey und lange nicht [o fchön dargeltellt, als ich es in der Natur gefunden habe. ä erc.c. e.c. Fünf Bögen, durch welche angezeigt wird, wie und wo der im Knie umgebogne Theil des Balkens mit dem vorderen Theil des Stabkran- zes zulammenhängt. Man mufs nemlich den vör- deren Theil des Balkens von dem Hirnfchenkel- Syftem trennen, und den Schnabel des Knies auf- wärts biegen, um diefe Theile in eine Horizontal- Ebene entfalten, und in die Höhlung des Knies hin- einlehen zu können. ? d. Ein Ort, wo die Stäbe des Balkens aus ein- ‚ander gezogen find, um ihre Breite zu erkennen. e. Die in der Commillur zer[chnittenen Seh- nerven; auf der linken Seite ihr Fortgang zum hinteren Rand der Sehhügel. f. Die in der Mitte zerfchnittene vördere Commifllur. Diefe, wie die vorderen Schenkel ‚der Zwillingsbinde des Balkens, find im Durch- 192 _— fchnitt punktirt, um dadurch Fu dals p° in der Länge gefalert find. g. Der erfte Stab der Hirnfchenkel- Drashir fation im grofsen Hirnganglium; die Breite‘ del- felben. h.. Die folgenden Stäbezy die Krümmung ihrer Extremitäten nach vorn. i. Ein Ort, wo die Stäbe des Hirnfchenkel-Sy- ftems unmittelbar in die hier unter der Tapete lie- gende äufsere Schicht des Balkens zu münden und nit ihnen ein Continuum auszumachen [cheinen. k. Der Sehhügel. 1. Der abgefchnittene Hi rn[chenkel. m. Die ‚aufgehobene äufsere Decke des Sehhü- gels; die unter ihr liegende zweyte Schicht; die: Querfafern, die fich gegen die vördere Extremität des Sehhügels [ammlen und die umgekehrte Wurzel der Zwillingsbinde des Balkens umfpinnen und kreu- zen; die umgekehrte Wurzel der Zwillings- binde, welche im Sehhügel verborgen liegt und hier entblölsı ilt; ihr glattes Ende, mit welchem fie in der zweyten Schicht des Sehhügels verläuft. _ Das Knöpfchen durch Umfchlagung jener Wurzel nach innen, der vördere Schenkel der Zwil- lingsbinde, der durchfchnitten ift, nahe vor dem Körper derfelben; fein Fortgang unmittelbar hinter der vörderen Commilfur. a.n.n. Die Zwillingsbinde des Balkens, der Körper derlelben, vorn der Ort, wo fie von ihren vördern Schenkeln getrennt ift; ihre länglicht, fafe- xige nn 195 vige Textur ; die Divergenz des Körpers in die zwey feitlichen Schenkel der Leyer; das aus ihr ausge- fehnittene Stück, um den Fortgang der Stäbe des Balkens unter ihr zu fehen, ° 0.0. Der Ort, wo die Längen- Windune Für die bedeckten Bänder fich um den Balken herum: krümmt, auf der Wulft anhängt, mit den hinteren Schenkeln der Zwillingsbinde zufammenftöfst, die. fich hier muldenförmig zulammenfchlagen,, graue Subftanz von der Windung in ihre Höhle aufnehmen, und auf diefe Art den Kolben bilden. p: Die aufgeletzte Wullt, die den Quer- fchenkel der Leyer bildet; ihre inehrere Stärke im Dreyeck oder zwilchen den beiden Orten, wo lie mit jener Windung und der Zwilling»iude zulam- menftöfst, q. Ihr Fortgang über jene Windung hinaus, wo fie dünner ilt und kleiner Flufspferdefufs genannt wird. *“ x, Der durchfchnittene und zurückgelchlagene Theil diefer Wullt, der die innere Wand des hintern Horns bildet, f. Die abgefchnittene und weggenommene T'a- pete, ihre meilte Dicke in der Mitte, ihre Verdün- De oberwärts und unterwärts, . Die ftrahligte Ausbreitung der Hirn- re Organifation im hintern Horn unter der Tapete, oder auswärts von derfelben. u. Die von der hintern Extremität der Sehhügel kommenden Fafern, welche in Verbindung mit der Hirnfchenkel - Organifation das äufsere Stratum des Arch. fi de Phyfs 1X, Bdui1. Hefte N 194 — Seitenhorns geben. Die Zeichnung ift aber fh lerhaft. v. Das geftreifte Hirnganglium auf der entgegengeletzten Seite, welches nicht weggenom- men ilt. w. Die Taenia zwilchen dem geltreiften Kör- per und dem Sehhügel, ‚vorn in ihrer natürlichen Lage, aber am hintern Rande des Sehhügels gegen: den Balken zu lo aus ihrer Lage gedrängt, dafs ihre untere markige Fläche, und die von ihr abgehenden Markfalern fichtbar werden, die wie Zähne durch den Kamm des Stabkranzes der Hirn[chenkel- Orga- nifation gehn, x. Der unte A ab&efchnittenen und wegge- nommenen Taenia fichtbare und miı dem hintern Rand der Sehhügel verbundene Stabkranz. y. y. Die Knöpfchen auf beiden Seiten. Die umgekehrte Wurzel des rechten Knöpfchens ilt vom Sehhügel bedeckt und ınfichtbar, hingegen ift der vordere Schenkel der Zwillingsbinde nur zum Theil von grauer Subltanz bedeckt, zum Theil in der,Gegend der vörderen Commiflur fichtbar. z. Die Vierhügel und der Hirnfchenkel, wel. cher hier abgefchnitten ift, 1. ı, Die Tapete vom hinteren Theil des Bal. kens und [einer Wulft, die über die aufserhalb von ihr liegende Radiation der Hirnfchenkel- Organila- _ tion wegfällt und fie bedeckt. Die vom hinteren Theil des Balkens kommende Lage bekleidet die ar & 195 äufsere, die von der Wulft kommende Lage beklei- det die innere Wand des hinteren Horns, welche bier abgefchnitten und zurückgelegt ift, 2. Ein Ort, wo die Tapete aus einander gedrängt ' Mt und die Unterlage durchfchimmert. 3. Die Tapete im Seitenhorn, welche theils von, dem Balken, theils von der Taenıa und dem Seh- hügel gebildet wird, In beiden Seitenhörnern ilt aber weder die Tapete noch .die Radiation des Hirnfchenkel - Syltems richtig vorgeltelle, r XI Die Sylvifche Grube oder das Thal, das geltreifte grolse Hirngangli- "um, deffen Kapfel und die Seiten- theile des grofsen Gehirns, Nach dem Hirmfchenkel = und Balken - Syltem, von welchen ich oben gefprochen habe, ift diefe Gegend unftreitig die merkwürdigfte in der Anato- mie des grolsen Gehirns, Die Sylvifche Grube oder das Thal liegt an der äufseren Seite der Hemifphären des grolsen Gehirns; faft in der Mitte derfelben, doch etwas "nehr nach vorn, zwifchen und auf dem Vörter« "and Mittellappen, Sie Steigt von vorn nach hinten Na "196 a Ichräg aufwärts und nimmt ‚mehr: als ein Drittheil’der ‘Seitenlänge der Hemifphären ein. Im Hafenge- gehirn ift diefelbe durch eine Furche angemerkt, die faft wagerecht an der Seite der Hewilphären von vorn nach hinten läuft. An diefe Furche Stölst das grolse Hirnganglium mit feinem oberften Rand, wie ‚„„beym Menfchen an das Dach der Sylvifchen Gruhe an. Die Sylviflche Grube hat zwey Wände, eine untere vom Mittellappen und eine'obere, das D ach dex Grube, von dem mittleren Seitentheil des He- mifphärimus. Wenn man von der Rinne zwilchen dem Dach und der Infel bis zur Furche über der Winlung des Balkens, in welcher die bedeckten Bänd:r liegen,. das Hemilphärium wegf[chneidet, [o findet man, dafs hier die Makfubftanz quer über etwan nur einen guten Zoll Breite bat. Hinten ftofsen beide Wände in einen [pitzen Winkel zulam- men, vorn und unten find fie getrennt. Diele Stel- le , welche‘fich zwifchen dem Vörder - und Mittellap- pen um den Hirnfchenkel herum biegt und gegen die lamina perforata und den Sehneryen zu geöffnet “ft, nenne ich den Ringang des Thals. Zwifeßdn jene Wände ift die Hirnfubftanz wie ein Erdfall ge- 'fenkt. Das Thal hat eine trichterförmige Geltalt und im vörderen Theil [eines Grundes , auf dem "Vörder - und MitteJlappen liegt eine Inlel, über welche die beiden Wände zufammenf[chlagen und fie ‚verbergen. Die Infel hat eme länglicht- runde Ge- ftalt, beftelt aus einigen kleinen, bedeckten und untergeordneten Windungen, die eine, eigne ihrem Mittelpunkt zugekehrte Gruppirung haben. Sie ift j —— 197 fehwach erhaben und fitzt auf dem grofsen Him- ganglium und der merkwürdigen äulseren Wand deffelben. Um diefelbe geht eine Rinne herum, die ich hinterwärts und aufwärts als Sylvilche Gru- be zwifchen ‚ihre beiden Wände fortpfanzt. In dem Eingang der Grube fieht man einwärts zuerf[t den Sehnerven, dann die lamina perforata und nun die kurze und glatte Windung, die vom Mittellappen gegen die Inlel und den Vörderlappen geht. In die- fer Windung liegt der ftarke hakenförmige Mark- bändel, welcher beide Hirnlappen verbindet und gleichfam als der eigentliche Schlüffel zur Organifa- tion der Sylvifchen Grube angelehen werden muls. Unter der unteren Wand der Sylvifehen Grube, und parallel mit ihr, liegt noch eine fehmale linienförmi- ge Grube, die oft vier und mehrere Zolle Länge hat, von unten nach oben [chräg aufwärts fteigt, von al- len Seiten gefchlolfen und durch eine Zwifchen- Wand von der Sylvifchen Grube getrennt ift. Nach vielen mifslungenen Verfuchen habe ich endlich eine Zergliederungs- Methode entdeckt, durch welche man im Stande ift, alle Theile diefer Ge- gend jedesmal und leicht darzuftellen. Man’ [chnei- det ‘die Hemifphären etwan einen halben Zoll über dem Balken und dem Dach der Sylvifchen Grube ab, theilt das Gehirn gerade in der Nath in zwey' gleiche Hälften, bereitet es mit Alcohol und nach- her mit Kali, nach der oft angezeigten Methode,: biegt die Wände der Grube aus einander und hält Ger in diefer Lage durch ein Paar dünne Korkftöpfel, 98 ac \ damit die Vorbereitungsmittel fie frey befpillen kön- nen, Ift-das Hirn zur;Zergliederung genuglam vor- bereitet, fo biegt man die Wände des Thals, befon- ders in der Gegend [eines Eingangs aus einander, damit die kurze Windung frey ‘werde, in welcher -der hakenförmige Markbündel liegt, der den Vör- der - und Mittellappen verbindet. ‘ Von der Mitte diefer Windung hebt man ihre Rinde mit dem tiel ‚eines Scalpels gegen den Mittellappen zu ab, hricht über die untere Wand der Grube weg und wmacht erft einen Theil diefer Wand frey. Dann fetzt man den Bruch nach der entgegen gefetzten Richtung fort, und brieht von der genannten Win- dung gegen die Infel zu kin, Hier hebt fieh. nun der ganze Grund der Infel, mit den auf ihr fitzen- den Windungen in einer: ebenen Platte aufi Dielen Bruch verfolgt man. nach allen Seiten, bis an die Rinne, die die Infel umgiebt. . Dann muls man die Wände der: Grube.ftark aufbiegen, ‚damit der Bruch klaffe und aufwärts gehe und ihn, am beften mit dem angelegten Daumen, über die Wände der Gru- be vollenden, So fchält man im ganzen Umfang der Grube ihre Wände ab, dafs der: Bruch; durch die Mitte der Windungen geht, durch: welche he'ein- gelchlolfen ift.. Es bleibt eine tiefe Grube mit [enk- rechten Wänden ftehen, die einen glatten mufchel- förmigen Bruch haben , mit einem planeonvexen firahligten Grunde und einem Eingang nach vorn zu, zwifchen dem ‚Vörder - und Mittellappen, in welchem der hakenförmige Markbündel liest, der beide Lappen, verbindet Nachdeni dies gefchehen en 199 sift,! bricht manreinerder vörderen Windungen des Dachs vom Kopf derfelben 'bis zu ihrem Fufs ein, und zieht fie dann von vorn nach hinten zu ab , um die Längenfiriefen zum Vorfchein zu bringen, die unter dem Fuls des Dachs von vorn nach hintenzu j sehn. Diefe Brüche macht man theils mit dem "Stiel des Scalpels, theils mit dem Daumen, wie die "Umftände es wollen, und drückt dabey die Wände der Grube ftark aus einander, damit die Brüche klaf- fen. Man macht fie (o dünn als möglich, befonders im Grunde der Grube, um nachher ejn Blatt nach "dem andern wegnehmen und die tiefer liegenden La- “mellen zum Vorfchein bringen zu können. Die äufsere Portion des geftreiften grolsen Ge- hirngangliums liegt in einer Kapfel von Markfub- ftanz, die drey Wände, eine untere, eine äulse- re und eine innere hat. Die untere Wand ift zufällig, hingegen find die anderen beiden eigenthümliche Or ganifationen. "Sie wird von der ungenannten Mark[ubftanz, der Ja- "mina cribrofa und dem Grund der Windungen ge- "bildet, auf welchen die Wurzel des RL ruht, Sie Ktölst einwärts an den Schnahel des Balkens, binterwärts an der unteren. Fläche des. Hirnfchen- Akels und auswärts an den hakenförmigen Markbün- del im Eingang der Sylvifchen Grube an. Diefe wie, die äulsere Wand der Kapfel, lalfen' fich glatt von dem Ganglium ‚abfchälen und wenn dies; ge- ‚fchehen ift, fieht man deutlich, dafs innere und 200 \ I — äulsere Portion de[felben vor dem erften Stabkranz:, zulammenhängen und eine Malle bilden, Nachdem man diefe Wand frey gemacht hat, bricht man fie auf, um zur yörderen Commilfur zu kommen, die über ihr fortgeht, Man hebt zuerft den Sehnerven bis an [ein corpus geniculatum vom Hirn[chenkel ab, damit der äulserfte und oberfte “Pündel des Hirnfchenkels zum Vorfchein kommt, der in die äufsere Wand des Seitenhorns geht. Dann drückt man die ungenannte Markluhftanz vom Hirnfchenkel ab und hebt mit ihr die lamina perforata auf. Nun folgt die vördere Commilfur, die durch die Subftanz des Gangliums unter dem Maken- förmigen Markbündel im Eingang des Thals zum Mittellappen fortgeht, und fich in Verbindung mit dem oberften Bündel des Hirnfchenkels ficherför- inig.in der äufseren Wand des Seitenhorns ausbrei- ter. Hier folgen lich allo vier wichtige Theile, die ‚neben einander und concentrifch um den Hirnfchen- kel herumlaufen,, nemlich auswärts Her h akenfö r- mige Markbündel im Eingang des Thals, dann die vördere Commiffur, nun die unge- nannte Markf[ub[tanz und endlich der Seh- 'nerve, 7 Die äufsere Wand der Kapfel ift die ‘merk. würdigfte, Sie ruht auf dem hakenförmigen Mark- ‘bündel im Eingang des Thals, der von den’ Win- ‘dungen des vördern Hirnlappens, auf welchen‘ die Wurzel des Riechnerven liegt, ausgeht, lich 'aus- wärts um die lamina perforata herumfchlägt, durch ung 20: „den»Eingang der Sylvifchen Grube zum Mittel- Lap- ‚pen kömmt, fich wieder vorwärts krümmty und in die obere Fläche der Spitze des Mittel-Lappens Sich einfenkt. - Diefer hakenförmige Markhündel /umkreifet allo den Ausfchnitt, durch welchen der ördere Hirnlappen von dem mittlern getrennt ift, -und entfteht dadurch, dafs die fächerförmigen Aus- breitungen der 'Centralfafern der Windungen: des vördern ‘und mittlern Hirnlappens fich von beiden Seiten in einen Stamm fammlen. Am hinten Arm -deffelben fenkt fich die vördere Commiffur ein, und ‘bildet dafelhbft einen Punkt, in welchem die Radia- "tion noch enger vereint ift. Bricht man dielen von unten nach oben gegen den Hirmfchenkel zu ein, fo zeigt fich eine zwar kleine, aber fchöne Radia- tion, die in den hakenförmigen Markbündel, ‚die ungenannte Markfubftanz und hinterwärts in die Taenia geht. Diefer hakenförmige Markbündel lt gleichlam der Centralpunkt, ‘von dem die Radiation der gan- zen äufsern Wand der Kapfel ausgeht, der tief un- ter dem Niveau des Hirnfchenkels liegt, alfo ei- genthümlich ift, und weder von dem Hirnfchenkel - noch von dem Balken[yftem eine abgeleitete Orga- nifation zu feyn fcheint. Der Grund der Grube oder der mittlere Theil der äufsern Wand der Kap- fel ift, foweit als das Ganglium unter ihr liegt, planconvex mehr lamellirt und hat zartere Falern, hingegen ift über den halbmondförmigen .obern Rand des Gangliums hinaus, die Strahlung gröber . 202 . De 2 und ftärker ausgedrückt. Die Strahlung‘ geht unter die Wände der Grube durch, nach vorn zum Vör- derlappen, nach oben gegen den Balken und den obern Theil der'Hemifphären, und nach hinten zu den Hinterlappen. Ueber dem Ganglium und an deffen bogenförmiger Gränze fliefst die äufsere Wand der Kapfel unter fpitzen Winkel® mit der in- nern zufammen, beide Wände verwehen, . durch- dringen und kreuzen fich. Mit diefer Stelle höfst , das Balkenfyftem zulammen, und diefe Theile bil- den mit einander eine derbe Nath, in welcher al- les, der Balken, die Radiation des Hirnfcherikels und die äufsere Wand der Kapfel‘auf eine fonder- bare Art fich verwirren, kreuzen und durchdrin- gen. Nun bricht man die Wände der Grube über der Strahlung ab. Unter der hintern Wand geht ‘fie, nachdem fie mit dem Hirnfchenkel- Syltem zu- fammengefallen ift, bis in die Spitze, des hintern Hirnlappens fort, ‘und bildet gemeinfchaftlich mit dem Hirnfchenkel - Syftem die äufsere Wand des Hinter-und Seitenhorns, die auswärts von der -Ta- pete liegt. Im Seitenhorn gefellt ich ihr noch. die Fächerförinige Ausbreitung der Extremitäten der vördern Commiffur zu. Aufwärts geht die Strahlung gegen den Balken und die obern Windungen ‚der ‘Hemifphären; vorwärts gegen die Spitze der vör- - dern Lappen zu, Auf diefer äufsern Wand der Kapfel, zwifchen ihr und den Windungen, liegt eine internediaire Marklubftanz, die in. Strängen bricht, welche unter . u‘ —— 203 + dem Fuls der. Windungen durchgehn, fich mulfchel. förmig von unten in dem Centraltheil der Windun- gen einzulenken, alfo Verbindungen zwilchen ent: fernten Gruppen von Windungen zu machen [chei- nen, wie der hakenförmige Markbündel‘ im Ein- gang des Thals eben nichts anders als diele inter- ‚anediaire Subftanz feyn mag, durch welche die Win» dungen des vördern und mittlern Lappens verbun- den werden. ‘ Am leichteften findet inan diefelbe unter dem Fufls der Windungen des Dachs, wo:fie von vorn nach hinten zu fortgeht, fich um die hintere Wand der Grube hogenförmig herumfchlägt, und.fich in die Windungen zusbreitet, die den Sei- “ tentheil, den untern Rand des Gehirns und feine Grundfiäche befetzen, Vielleicht gehn von den .Kerntheilen aller Windungen, die im Umfang der Grube [tehn und ihre Wände bilden, dergleichen, ‚Stränge über den Grund der Grube fort, wodurch ‚Be gegenleitig von allen Seiten verbunden werden Die innere Wand der Kapfe! wird endlich von ‘dem Stamm des Hirnfchenkels und dem vördern Theil des Stabkranzes gebildet, der unter dem kul- bigten Theil der innern Portion des Gangliums liegt. ‘Sie ftöfst oben in einen bogenförmigen Rand und unter Spitzen Winkeln mit der äufsern Wand zu- fammen, und giebt dadurch der Kapfel die Bi eines umgekehrten Kahns, In diefer Kapfel liegt die äulsere Portion des grolsen geftreiften Hirngangliums, deffen innere Portion der fogenannte geftreifte Körper ift, wel- 71 wu cher unbedeckt in der Hirnhöhle liegt. "Beide find Theile eines Organs, das nicht getrennt werden darf, Das äufsere Ganglium hat unten eine breite Grund- fläche, mit welcher es auf der untern Wand auf- fteht, oben einen [charfen und fichelförmigen Rü- cken, mit welchem es in dem [charfen Winkel liegt, im welchem äufsere und innere Wand fich vereinj- gen.‘ Vorn ift es kulbigt, hinten läuft es mehr zw. gefpitzt zu. Schneidet man es von vorn nach hin- ten über [einer Grundfläche und da, wo es am dick- ften ift, horizontal durch, fo hat der Durchlchnitt eine elliptifche Geltalt, und der Querdurchmeller deffelben nach vorn zu, wo es am dickften ilt, ohngefähr .einen Zoll. Der Längendurchmelfer von vorn nach hinten hält ohngefähr drey, und der fenk- rechte anderthalben Zoll. Die äufsere und innere Flä- che delfelben find gewölbt. Seine vördere Extremität flielst vor dem erften Stab des Stabkranzes mit der innern Portion zufammen, der obere Rand läuft mit dem äufsern Rand des geftreiften Körpers parallel, liegt aber um ein Paar Linien tiefer, der hintere Pand endet um ein Paar Linien früher als der hin- tere Rand des Sehhügels, und unten-ilt es bloks von der dünnen untern Wand bedeckt. WUeberall ilt es eingelchloffen, hlofs vorn und einwärts of fen, Dort hängt es mit der innern Portion zulam- men, hier dringt es in der Gegend der Commilfur durch, giebt der Commillur der Sehnerven ein Pol- ter, fielst als Hirnanhang fort, umfalst die Schen- kel der Zwillingsbinde und die Knöpfchen, , über- zieht die Wände der dritten Hirnhöhle,. verbindet | — 205 die Sehhügel durch’ die weiche-Commiffur. Durch dalfelbe gehen die vördere Commiffur und die war. dern Schenkel der Zwillingsbinde des Balkens. - Ob auch diel[e äufsere Portion, wie die innere mit ei- nem Fpithelium überzogen feyn mag? Wenigliens läfst fie Gich von der untern und äufsern Wand der Kapfel glatt ab[chälen. Hebt man von der äufseren Kapfel-Wand des Gangliums ein Blatt nach dem anderen auf und zieht fie nach oben zu ab; [o bleibt eine Radiation fitzen, die das Anfehen hat, als wenn fie mit zarten Spitzen aus dem oberen Rand des Gangliums hervorfprolste. ‚ Es ilt als wenn aus der ganzen Subltanz des Gan- gliums Markfäden entftänden, die alle gegen [einen oberen fichelförmigen Rand gingen, fich dafelbft der inneren und äulseren Wand der Kapfel zugefell- ten und unter [pitzen Winkeln in he eindrängen. $o findet man auch, dafs ieh mit dem Ganglium, wenn inan es vom Hirnfchenkel abhebt, eine Ra- diation von Mark vom Hirnfchenkel abtrennt, die keine Verbindung mit, demfelben zu haben [cheint and in den oberen Rand der Kapfel eindringt. End- lich trennen fich auch noch fowohl von der äufseren als befonders von der inneren Fläche des Stabkran- zes, [o weit er durch das geftreifte Hirnganglium geht, einzelne wie Haare zarte Fafern ab, ragen mit freyen Spitzen in die graue Subftanz hinein und. faugen vielleicht die in derlelhen erzeugte Erreg- barkeit ein. Die Knöpfchen, mit welchen die vör- deren Schenkel der Zwillingsbinde .des, Balkens en- 206 aus j den, geben ein Beylpiel der entgegengefetzten Orga: nilation. Ob auch vorn der inneren Fläche der äulse- ren Wand der Kapfel Markfäden fich abtrennen und in die graue Subltanz eindringen? Zuweilen hat es ınir [o gelchienen, Neben den Sehhügeln ilt das grofse Hirngan- slium , nemlich beide Portionen in Verbindung, eins Wer merkwürdigften Organe des Gehirns. Es ilt gleichfam der Quell oder die Sonne der Hemifphä- ren. Um und um ilt daffelbe von Arterienblut un- floffen, das durch Gefälse zugeführt wird, die von unten in zahllofer Menge durch die lamina eribrofa, und von oben durch den Kamm eindringen. Ift dies Ganglium voluininös und lebendig genug, die Infel der Sylvifchen Grube grols, die Schlafgegend Wer Hirnfchale kugelförmig hervorgetrieben, der Kopf im Querdurchmelffer ftark, alfo das grolse Hirmganglium vollkommen entwickelt: fö find mel- ftentheils mit ihn zugleich auck alle übrigen Hirn- organe der Norm gemäls ausgebilder, weil fe von ihm abhängig find. Es fondert fich auf diefem Heer- de ein kräftiger und reichlicher Lebensgeilt ab, der Veh demfelben nach allen Seiten ftrömt, "allen Or: ganen eim leifes Gefühl ind ein ftarkes Reactions: vermögen mittheilt, wodurch fie fähig werden, das Leben in’ feinen drey Forimen aufs vollkommenlte hervorzuireiben. ‘Die Ganglienkette geht von der Stirn zwn Rückenmark in der Axe des Nervenly- ftems fort, und breit fich in der Schlafgegend Falt quer dürch’dön’Kopf aus. Dern’hier bertihten fich getan 207 beide Ganglien der Hemifphären, und find zur Sei- te blofs von der Infel bedeckt. Um diefe Heerde . ftehn alle Windungen der Hemilphären, als Strah- len diefer Sonnen, oder als Bäche, die aus dem ‚Meere ihren Lehensgeilt aufnehmen, um fie liegen die Hauptwerkzeuge der Seele; um fie wurzeln die Organe der Kunft-Sinne, des Inductions- und Dar- ftellangsvermögens. Hier findet man beym Blödfinn und anderen Seelenkrankheiten die meiften und * ftärkften Abweichungen in dem Bau der Hirm« [chaale. Erklärung des Kupfers. Tarburko A.B.C.D. [tellt die äufsere Fläche der rechten Hälfte des grolsen Gehirns vor, Aus dem Grunde der Sylvifchen Grube ift die Infel mit ihren Win- dungen weggebrochen, und die Windungen, welche fie als Wand umgeben, find in der Mitte von ihrem - Fufs bis zur Kappe durchbrochen. Dadurch ift der anittlere Theil der äulseren Wand der Kapfel für das-grofse Hirnganglium entblölst, deren Strahlung gleichlam aus einem Centrum unter jenen Wänden durch, nach allen Richtungen durch das ganze He- milphärium geht. D © A. Der vördere, B. der mittlere, €. der hintere Hirnlappen. © D. Der. obere Rand diefes Hemifphäriums, ’ 208 — a. a.a.a. Die in ihrer Mitte vom Kopf Dielen Fufs durchbrochenen Windungen, welche ich wie ee Wand um die Sylvifche Gruhe herumziehn. b. Der hakenförmige Markbündel, der den vör: deren und mittleren Hirnlappen verbindet, und die Gränze der äufseren Wand der Kapfel im Eingang der Sylvilchen Grube macht. + @, Die vorwärts in den vörderen Hirnlappen d. die aufwärts unter dem Dache der Sylvifchen Grube gegen den Balken zu e. die rückwärts in den hinteren det f. und endlich die abwärts in den mittleren Hirnlappen gehende Strahlung dieler Wand. g. Die äufsere Wand der Kapfel, die von den auf ihr ftehenden Windungen der Infel entblöfst ilt; ihr mittlerer, glatter und zartfaferigter Theil, der aber doch der Brennpunkt ilt, von dem die Strahlung nach allen, Richtungen unter dem Fufs der Windun- gen fortgeht, Senkrecht fteht und fich durch die ganzen. Seiten - Flächen der Hemifphären aus- breitet. ‚Dr Dr. Viviani’s zu Genua Bemerkungen über das Nervenfyftem und das Blur der Amphitriten, Man kann die bis jetzt blofs aus dem über lie erftatteten Bericht der Herren Bertolini und Lando *) bekannte Abhandlung **) des D. Vi- viani über eine Species von Amphitrite in einen anatomifch - phyliologifchen und in einen [yftemati- [chen Theil trennen. Was den erlten angeht, fo find feine Entdeckungen von der Art, dals fie uns “ über den Bau diefer Thiere, der bis jetzt beynahe ganz unbekannt war, gar nicht mehr in Zweifel la fen, und gründen fich auf die [chönften Präparate, welche er darüber aufbewahrt und die er auch dem berühmten Scarpa vorzeigte, Das Nervenlyltem, was von Haller und [ei« nen Anhängern den Mollusken lo zuverlällig ab- gelprochen wurde, und woraus fie [chon einen Be» weis für die Irritabilität der Muskelfaler ohne Bey- *) Aus d. Memorie della Societa imedica di Emulazione di Genova, Tomo II. Secondo Quadrimeltre 1803, =) Viviani las diefe Abhandlung am soften May der Ge- fellfchaft vor, nahm fie aber wieder zurück, um fie noch mit neuen Beobachtungen zu vermehren, Anmerk, d Veberf, Arch, fi. d, Phyfiol, 1X, Bd. 1, Heft, {9} 219 _— hülfe der Nerven nehmen zu dürfen glaubten , 5 nes uns nun kein problematifches Ding melhır. Schon früher entlockte der ‚gelehrte und uns zuj früh entrilfene Profellfor Presciani der Natur das Geheimnifs, denn er entdeckte das Nervenmark in einer Bivalve, Zu gleicher Zeit machte Prof. Man- gili diefelbe Entdeckung an den Blutigeln; und nun macht fie mit nicht weniger Kunlt als Fleiß- D. Viviani bey einer Amphitrite. Hr. Prof. Searpa behauptete nunmehr auch nicht ohne Grund fchon eine geraume Zeit zuvor, in der Vorrede zu feinem grolsen Werk über die Nerven des Herzens geltützt auf feine eigenen Beobachtungen, dals die Irritabilität der Muskelfaler vom Einfluls des Ner- ‚ venlyltems abhängig [ey. Wenn aber die Entdeckung des Anatomen zu Pavia [chon eines Theils die Haupteinwürfe Hal- lers und feiner Anhänger vernichtete, [o annihilirt die der Profelforen Presciani, Mangili und Viviani vollends jeden Zweifel, den man noch ge- gen den Einfluls des Nervenlyftems auf die IreNab lität fallen könnte, Nicht weniger merkwürdig ift eine zweyte Be- obachtung über die Färbung des Bluts, die der Verf, in den Lungen oder den Tentakeln diefer Thiere be- merkte. ‘Zu welchen intereffanten Entdeckungen hat nieht in allen Zeiten die vergleichende Anatomie geführt? Das Phänomen der Färbung des Bluts ift fchon vor Lowers Zeit, alsdann von Rofaan den Meerfchildkröten beobachtet und nun von Viviani auch bey einer [o wunderbaren Gattung lebender — arı Welfen entdeckt worden, Vielleicht dafs folche Be- obachtungen an kaltblütigen Thieren uns’ noch auf Wahrheiten führen, die die Phyliologie , ohnerach- tet ihrer heilfamen Verbindung wit der Chemie, bis jetzt doch nur muthmafsen konnte, So.Jläfst fich ‚daraus die Wärmeentwicklung bey warmblütigen Thieren einfehen, die einige in den Lungen im Moment der Relpiration und durch die Ablorbtion des Sauerftoffs entftehen liefsen, andere, wie Hal- Senfratz durch die Circularion des Bluts in’ den arteriöfen Gefälsen , welche letztere Meinung da- durch mehr Wahrlcheinlichkeit erhält, weil in den Lungen der kalıblütigen Thiere das Blut lebhaft roth gefärbt wird, und doch dabey eine Trennung vom Sauerltoff ohne Wärmeentwicklung vor lich geht. Endlich hat der Verf. noch zwilchen dem Iym«: phatifchen, Chylifications- und Gefälslyltem der Am- pbitrite die genauelte Verbindung aufgefunden, und auch hierinnen die Analogie der Naturoperationen in Thieren, die dem Anfchein nach unter-lich (ehr ver[chieden find, eben [owohl gezeigt, als wie die Natur in den einfachlien diefelben, Zwecke, nit nicht geringerer Kunft als Vollkommenheit erreiche. Was den [yltematifchen Theil der Abhandlung betrifft, fo wäre davon noch folgendes zu lagen, Linne mulste fich bey feiner Clallification der Seethiere öfters auf die Beobachtungen anderer be- ziehen, oder lich bey einigen Familien damit be gnügen, nur nach den Schaalen oder Mulchein zu gehn, ohne die Thiere, die fie bewohnen, L[elbft 02 212 ange gefehen zu haben. Daher kam es nun, dals er ganz verfchiedene Thbiere unter eine und diefelbe Clafle vereinigte. Diele Bemerkung, die fchon Pallas machte, und die Brugnieres, Cuvier und La- mark beftätigten,; wird noch evidenter bey der Species, von der wir [prechen, und die Linne in verfchiedenen Ausgaben [eines Naturfyftems erlt unter die Serpullen und dann unter die Sabellen fetzt. Dadurch aber, dafs fie in einem Tubus leben und vorne mit Tentakeln verfehen find, unterfchei- den fie fich hinlänglich von den 'Thieren ohne Tubus und ohne Tentakeln. Brugnieres, Lamark und Viviani [etzen fe daher mit Recht unter das Ge- nus: Amphitrite, was durch die eben angege- benen Unterfcheidungsmerkmahle eine zweyte Ab- theilung des Linneilchen Genus; Sabella gewor- den ilt. Dies ift kürzlich der Inhalt von Viviani’s Ab- handlung. Die neuen Beobachtungen, die er uns noch über andere Seethiere verfpricht, werden, wenn er fie mit gleicher Genauigkeit und mit eben [o viel Fleifs anftellt, gewils der Naturgelchichte zur Zier- de gereichen. G. Mangili über das Nervenfy- ftem einiger zweyfchaaligen Mufcheln *). Die Würmer find in vielfacher Rücklicht für die Phyfiologie merkwürdig. Das Thier wird zwar in dem Maalse, als es an Zahl der Organe abnimmt, depotenziirt, aber die organi[chen Functionen neh- men in dem Maafse an Intenfität zu, als fie an Extenfhtät verlieren. Der Polyp reprodueirt fich wieder, wenn er in Stücke zer[chnitten ilt. Es ift daher von Wichtigkeit, den Zufammenhang ihrer äulseren nnd inneren Organifation zu kennen, "um defto ficherer über die Wechfelwirkung ihrer Syfteme und Organe urtheilen zu können. In dieler Abhand- lung werde ich mich vorzüglich mit dem’Nervenfy- [tem dreyer zweyfchaaligen Mufcheln ( Mytilus eygneus, anatinns und Mya pietorum) belchäftigen, die faft in den meiften [ülsen Wallern von Europa gefunden werden. Diele Entdeckung bekämpft mit neuen Gründen den Irrthum, dafs die Reizbarkeit unabhängig von der Senfibilität fey. Poli **) hält das Ganglium centrale für die cifterna chyli, und *) Nuove richerche zootomiche fopra alcune fpecie di Con- ehiglie bivalvi del cittadino G. Mangili, Milano 1904, ”") Teftacea urriusque Siciliae, 214 nu - hehauptet fie, und die vonihr entfpringenden Milch- gefälse, mit Queckfilber angefüllt zu haben. Allein meine Verfuche, die lämmtlich milslungen fird, überzeugen vom Gegentheil. Eben L[o irrig ilt Cu- vier, der in feiner, vergleichenden Anatomie be- hanptet, dafs alle Acephala teltacea einerley Ner- venfyftem hätten, welches aus zwey Ganglien be- ftände, eins in der Gegend des Mundes, welches die Stelle des Gehirns verträte, und das andere an der entgegengeleizten Fxtremität des Körpers. Nach meinen Beobachtungen find deren mehrere vorhan+ den, Im Sommer 18903 belchäftigte ich mich hef[on- ders mit der Unterfuchung diefer zweyfchaaligen Mufcheln, : zeigte meinen Zuhörern an denflelben den’Durchgang des Darmkanals durchs Herz, und die doppelte Beftimmung der äufsern Kiemen, theils Refpirations- Organ, theils, zur Zeit der Fortpflan- zung, Gebährmutter zu feyn, und kam dann aufs Nerven[y[iem, Hier bearbeitete ich zuerft das Gan- glium, welches unter dem Musculus adductor pofte-. rior liegt, Zwey [einer Hauptäfte verlieren fich in die Kiemen, andere zwey [tarke Aelte vertheilen, fich an dem, untern und äufsern Seitentheil des Man- tels, der den Kiemen und den meilten weichen Theilen des Wurms zur Hülle beftimmt ift, Meh- rere kleine Fäden lenken fich [eitwärts und in der Nähe des Afters in den benannten Muskel. In der Nähe der zwey ftarken Acfte, die gegen den Mund aufwärts fteigen, entfpringen noch vier kleine Fä- den, die ich an zwey helondere Eingeweide, wel- — 215 che tief in der Mitte des Thieres legen, und an ‚andere benachbarte Organe vertheilen. Jene beiden Starken Aefte, die gegen den Mund aufwärts ltei- gen, dringen in den logenannten Fuls der Mufchel, einen Muskel, der ihre wichtig[ten Fingeweide um- fchliefst, und in die Subftanz der Leber ein, die - gröfstentheils den Darmkanal umfalst. Dann: geht jeder diefer Aefte feitwärts vom Munde, und unmit- telbar unter der Haut in ein befonderes Ganglium ein. Diefe zwey Ganglien in der Nähe des Mund. winkels geben zwey Fäden ab, die nach aufsen gehn und fich in dem vördern Theil des Mantels ausbreiten. Ein dritter ‚ftärkerer Zweig geht vor- wärts und zeräftelt [ich [trahlenweile in den Mus- eulus adductor anterior. Ein dritter, innerer geht am innern Rande der Oberlippe unter der Haut fort und begegnet in der Mitte einem ähnlichen Alt vom entgegengeletzten Ganglium. Beide gehn in einan- der über und bilden einen Halbzirkel unter der Haut ‚des obern und leitlichen Theils des Mundes. Der fünfte feinfte Faden vertheilt fich in die kleinen Flü- gel, die die Stelle der Tentabeln vertreten, und in der Nähe des Mundes liegen. Endlich entfpringt von jenen Ganglien noch ein fechster ftarker Alt, wel- cher in den Muskel eindringt, der unter dem Na- men des Fulses der Mufchel bekannt ift, und meh- rere ihrer Eingeweide umfchliefst... Dann geht ex fchräg von oben nach unten und innen zur Mitte des Körpers fort, und [enkt fich dafelhft in ein Ganglium ein, das in der Mitte ftark zulammenge- 216 h — zogen, und dadurch in zwey Lappen 'getheilt ift, welches man in Rücklicht feiner Lage in der Mitte des Körpers mit Recht das Ganglium centrale nennen kann. x i Von jedem Lappen diefes Central - Gangliums entfiehn in ftrahligter Richtung wenigftens acht Nerven, die fich theils in die äufsern, theils in die innern Theile ausbreiten, in den Darmkanal, die Eyerftöcke und andere FEingeweide der Mufchel, welche von andern Orten keine Nerven bekommen können. Dies Ganglinm kann man wegen [einer Gröfse, der Menge [einer Aelte, [einer Lage, die es für äulsere Verletzungen [chützt, und endlich we- gen feiner Nothwendigkeit zur Exiltenz des Thieres als das Gehirn der Mulcheln anfehen. Zum Schlufs bemerke ich noch ein Paar Eigen- heiten diefer Thiere in Beziehung auf Cireulation und Generation. Am mittlern Theil des Rückens der Mufchel, unmittelbar unter einer zarten Membran, die die Stelle des Zwerchfells vertritt, findet man das Herz mit einem Ventrikel und zwey Ohren zur Seite, Auswendig ift es glatt, inwendig von den vielen kleinen Muskelbündeln flockig, die es durchflechten und an den Mündungen der Ohren eine [olche Or- ganifation haben, dafs fie die Stelle der Valveln ver- treten, Die Herzohren find äulser[t zart, pyrami« dalilcher Geltalt. In ihnen öffnet fich die grolse Kiemen-Vene und andere Venen vom Mantel. Die Bewegung des Her zens ilt bald gefchwind, bald lang- Sam, zuweilen hört fie ganz auf und erwacht von nn 219. neuem wieder, fo dals es den Schein hat, als hänge fie von der Willkühr diefer Thiere ab. Von den beiden Spitzen des Herzens entftehn die obere und untere Aorta, die nach einem kurzen Lauf fich zer. äften, und‘'das arterielle Blut in alle Theile des Thieres verbreiten. - Mitten durch dies Herz geht bey mehrern Schaalenthieren nach Poli’s, bey den ' zweyfchaaligen Mulcheln nach meinen und Pres- ciani’s Unterfuchungen der Darmkanal. Poli glaubt, die Natur beabfichtige durch diefe Organifa- tion den Zweck, dals die wurmförmige Bewegung des Darmkanals dureh .die Action des Herzens be- fördert werde. Mir hingegen und Presciani ilt es wahrfcheinlicher, dafs fie zur Vereinfachung des Procefles diene, durch welchen der Milchfaft mit dem Blute verbunden wird. Setzt man voraus, dals in diefem Theil des Darmkanals aushauchende Min. dungen find, die durch den fanften Druck des Herzens ihren Milchfaft unmittelbar in die Höhle des Herzens ergielsen; [o hat das Thier keine Milch- gefälse nöthig. Was man fonft für die Cifterna chyli dieler Thiere anfah, ift das von mir ent. deckte und oben befchriebene Central- Ganglium. ‚Die zweyte Eigenheit der zwey[chaaligen Mu- fcheln betrifft ihre Generation. Die Eyer der[elben werden nicht durch befondere Kanäle ausgeleert, föndern von den Eyerltöcken in die äulsern Kiemen geführt, deren Blutgefälse [o vertheilt find, dafs fie Zwifchenräume haben, in welche die Eyer wie in belondere Nefter aufgenommen werden. Hier ent» wickeln lie lich [o weit, dafs man einige Tage vor 218 ge ihrer Geburt das abwechlelnde Oeffnen und Schliefsen ihrer kleinen Schaalen fehen kann. . Die Theile des Embryos in der Schaale find kaum zu unterfchei- den; aus der Schaale dringen zarte und durchlich- ‘tige Fäden hervor, ‘die wahrfcheinlich fein Nabel- ftrang find. Die äufsern Kiemen haben allo eine doppelte Function; fe find Refpirations-, und zu gewilfen Zeiten Entwickelungs - Organe der jungen Brut. Erklärung des Kupfers. ’ Tab. b. Fig. ı, 1. Man öffnet die Schaale des Mytilus cygneus, legt he auf den Rücken, bemerkt zuerlt einen Theil des Mantels mit feinem ganzen äufsern Rand. a.a. und die Franzen «. «. an dem unterften Theil delfelben. 2. Die doppelten Kiemen,, von welchen die äu- [sern b. b. mit der jungen Brut, die während ih- rer Entwickelung darin nilteln, angefüllt, und die, innern c, c. zart und gelinde gekräufelt find. 3. Nachdem der fogenannte Fuls der. Mufchel mit den benachbarten Theilen des Körpers vertikal eingefchnitten ilt, ohne Verletzung des Darnıkanals und die getrennten Theile rechts und links zurück- gelegt find, erblickt man das zweylappige Ganglium centrale T. mit den vielen von ihm entlpringenden Nervenfäden, deren einige fich in die Eingeweide, die andern in die äufsern. Theile des Fulses aus- nn d — 215 breiten. Diezwey Fäden.d. d., diein der Richtung der beiden Mundwinkel fich in ein Eingeweide einfen. ken, das einen grolsen Theil: des Darmkanals ein- [chliefst, verlieren fich geradeswegs in den beiden ‚oberflächlichen Ganglien M. M., die in der Nähe der Mundwinkel und unter denfelben liegen, ‘ Fig An die[er Figur zeigt fich zuerft das Gangliung K. mit feinen Aelten, welches unter dem Musc. adductor inferior liegt. Die Aclte find z .s ı. Zwey Fäden h. h., die fich in die Kiemen verbreiten. 2. Zwey [tärkere Aelte i.i., die fich gröfsten- theils in den untern und äulsern Seitentheil des Mantels verlieren. 3. Mehrere kleine Fäden m. m., die in den Musc. adductor pofterior eindringen. 4. Vier ganz kleine Fäden n. n., welche fich in die Eingeweide zeräfteln, die in der Wurzel 'des Fufses und den benachbarten Theilen liegen. 5. Zwey [tarke Aeftel.]., die gegen den Mund aufwärts Steigen, und dafelbft in die beiden Gan- glien M. M. eindringen. L Von den Gangliis angulo -Jabialibus entfpringen: 1. Zwey zarte Fäden.o. o., die inden obern und Seitentheil des Mantels gehn. 2. Ein Alt p., der fich in den Muse. adduetor anterior Senkt. 220 —— 3. Fin zarter Faden q., der in das Tentaculum ” labiale geht. > & 4. Ein Altr., der unter der Haut des innern Randes der Oberlippe fortgeht, mit einem gleichen Alt vom entgegengeletzten Ganglium anaftomofßirt, und mit demfelben einen halben Zirkel bildet. 5. Ein ftarker Alt d., der [chräg nach innen zur Mitte des Körpers geht, und dafelbft in dem Ganglium centrale T. endet. 6. Der rechte Lappen des Gangliums T., von der Seite angelehen , mit [einen vielen Nerven, welche zum Theil die äufsern Theile, zum Theil diejerigen Eingeweide des Tbieres verfehen, die anders woher keine Nerven bekommen hahen. Zufatz des Herausgebers. Von den vielen intere[llanten Refultaten, die diefe trefliche Zergliederung der Schaalenthiere der Phyfiologie anbeut, will ich nur ein Paar anmerken. Der Anblick jener vier in der organilchen Sphäre der, Mufcheln hingeworfenen Ganglien erhebt zu den finnreichften Inductionen. Esilt, als wenn ein Weltlyftem entfaltet vor uns läge. Eines Welt- fyltems Glieder, die unter fich und gegen ein ge- meinfchaftliches Centrum gravitiren,. find durch weite Räume aus einander gehalten, ihre Beziehun- gen bekannt, und die in denfelben gegründeten — 22E ı Lebensäufserungen durch Bewegungen fichtbar. Aber in einem Organismus,, deffen Glieder in einander gelchoben find, fehlt es an fubjektiver Klarheit der Beziehungen, an Erkenntnils ihrer Gefetze und an Auffallung ihrer Refultate, die nicht blolse Eewe- gungen, [ordern auch Sinnesanfchauungen und Vor- ftellungen, alfo Phänomene eines [cheinhar frem- den Charakters find. Daher ift auch ihr Streben nach Einheit, ihre Centricität, oder welches ei- nerley ift, ihre höhere Gravitation, noch faft nicht zur Sprache gekommen, obgleich das ganze Welen der Organismen ‚darauf beruht, dafs ihre Glieder, wie die Glieder eines Welt[yftems, gegen einander und gegen ein gemeinfchaftliches Centrum graviti- ren. Ein Ganglium ilt der erfte Ver[uch der Natur, ein Centrum in ein Nervengeflecht zu werfen, und dadurch die einzelnen Nerven, die als folche eine blofs magnetilche Richtung haben, zu einer höhern Potenz zu erheben. Die vor uns liegenden vier "Ganglien find noch von gleichem Gehalt, das mit- tellte blo[ls das Primum inter pares; jedes ift noch Heerd für fich and Souverain [eines Gebiets. Noch fehlt ein Gehirn, das fie fich durch feine Allge- wale unterwirft. Anaftomofirten diefe gangliöfen Gebiete auch nicht einmal durch Verbindungs- Ner- ven unter einander, [o würde jedes ein belonderes Thier, die Mufchel einer Corallen-Colonie ähnlich, . and nur wenig von einem Polypen verfchieden [eyn, in welchem noch jeder lebendige Atom für fich, und die Nervenmalfe durch das Ganze aufgelöft ift, Da aber die Nervenmalle in Nerven, die Nerven 222 — in Ganglien gelammlet, alle Ganglienfyfteme dımch Anaftomolen unter einander verbunden find; fo gravitiren die zu einem Ganglium gehörigen Theile des Thieres nicht nur gegen das refpektive Gan- glium, londern alle gangliöfen Gebiete gravitiren auch gegen ein gemeinfchaftliches unfiehthares Cen- trum, das he fich lelbft letzen, und weder in das eine noch in das andere körperliche Ganglium fällt. Der Nerve, als Körper angelehen, ilt nicht das Centrum, l[ondern ein Mannichfaltiges, aber er ift das lebendigfte, und daher der materielle Col- lector, der die unfichtbaren Strahlen des Dynami- fchen in einen Focus leitet. Daher die Harmonie der Reproduction, Generation und Muskelbewegung in der Mufchel, ihre Einheit und bewulstlole Seele, die in ihre Objektivität‘ hineingeworfene Subjektivität. In ihr ilt das Eingeweide -Sy[tem vor- zugsweile hervorgetreten, alles andere zurückge- drängt. Sie ähnelt daher auch dem Ganglien[yltem der höheren Thiere,- welches gleichfalls durch feine Gravitation gegen ein unlichtbares Centrum die Ein- geweide, in welche es fich verhreitet, zur Rinheit: ihres Gelchäfts nöthiget. Indefs fehlt der Mufchel noch, wie dem Ganglien[yltem, die Vorftellung die- fer Einheit im Gefühl und dem Bewufstfeyn. Dies entlteht erft dadurch, dafs ein Gehirn hervortritt, durch feine Superiorität ich alles unterwirft, und dadurch, dafs es ich in die abfolute Mitte [tellt, im Bewulstleyn, wie die Sonne, Selbftleuchtend wird. Werden uns diefe Thiere nicht auf die Erfor- fchung und nähere Beftimmung der Spannungs- — 22 ‚geletze der Organismen leiten, ohne welche ‚die Phyfiologie lo unvollkommen ilt, als die Aftro- nomie es ohne Gravitations- Geletze ([eyn würde? Wer. fie erfindet, wird ihr das feyn, was Newton und Keppler-für die Aftıronomie waren. Eben fo merkwürdig [cheinen fie mir für die compära- ‚tive Plychologie, das Ganglium gleichlam der erfte xohe Entwurf einer Thier-Seele zu [eyn. Eine zweyte merkwürdige Figenfchaft diefer Thiere ift die, dafs. ihr Refpirations - Organ ihren Conceptionen zugleich zum Entwickelungs - Organ. dient. Das Leben überhaupt, allo auch das bil» dende Leben wirkt nicht ohne den Antagonismus der Oxydation und Hydrogenation, allo nicht ohne Refpirations nnd Alimentations- Organ. Diele Or- gane mülfen bey der Conception zuer[t und au- {ser der Frucht entftehn, weil fie die Bedin-. gung aller Bildung find und noch keine Frucht da ilt, in welcher fie (eyn können. _Die Velamente find diefe Entwickelungs- Organe der Frucht,‘ die zuerft fich zeigen, aulser der Frucht liegen und die entgegengeletzten Pole der Refpiration und Alimen- tation, als die Bedingungen des Lebens überhaupt, allo auch des bildenden Lebens, in fich tragen müf- fen. Meine Vermuthung, dafs die Velamente die Entwickelungs - Organe der Frucht find, und die Entwickelungs-Organe nothwendig einen oxygenen und hydrogenen Pol, ein Relpirations-und Alimen- tations-Organ haben mülfen, wird durch die Or- ‘ganifation der Mufcheln, in welchen die Lungen 22% a AN auch die Gebährmutter find, und durch die Beobach- tung beltätiget, dafs ihre junge Brut unmittelbar in den Kiemen ausgebildet wird. In dem Maalse, ‚als durch den äulsern Wurzel-Apparat die Frucht, und in derfelben ein innerer Wurzel- Apparat, nemlich Lungen und Gedärme, gebildet werden, ftirbt jener allmählig ab, fchor während des Foetus - Alters. Wenigftens das Alimentations - Organ der Frucht wird f[chon thätig vor ihrer Geburt. Reil, Ueber — 225 Ueber die Beftimmung der Morgag. nifchen Feuchtigkeit, der Linfen- kapfel und des Faltenkranzes, als ein Beytrag zur Phyfiologie des Auges vom D. Gräfe. \ Unfere Sinne empfangen die Eindrücke der Aufsenwelt, und übergeben fie den Nerven, deren Amt es ilt, das Empfangene der Seele vorzultel- len. Beym Auge gefehieht jeder Eindruck durch das, vom Objekte aus, auf die Netzhaut geworl[ene Bild. Ohne diefes kann kein Regewerden der Seele, folglich auch kein bewulstes oder vollendetes Sehen zu Stande kommen, Es erfolgt die Erzeugung des Bildes im Auge vermöge der Brechung der Lichtftrahlen, die durch die Hornhaut zur Retina gelangen, und zwar nach dein in der angewandten Mathematik bewielenen Geletze: dafs das Bild bey einer Convex - Linfe um defto weiter hinter dem vom Gegenltande abgekehr- ten Brennpunkte fällt, je mehr lich der Gegenltand Arch, fd, Phyfı 1X Bdı 1. Heft Dr 226 en ” dem ihm zugekehrten nähert, und umgekehrt, dafs das Bild defto näher hinter dem Glafe entlteher, je entfernter das Objekt vom demfelben ilt. Soll nun das Bild naher und ferner Gegenltände auf eine und diefelbe auffangende Fläche auftreffen, [o muls fich die Wölbung des Glafes verhältnilsmälsig zu der verfchiedenen Entfernung umändern, fie muls bey fernen Objekten abnehmen, weil das Bild derfelben dem Glale zu nahe, und bey nähern vergröfsert werden, weil [onlt das Bild hinter die auffangende Fläche fallen würde. Da nun die Nervenhaut, welche das Bild em- pfängt ‚ ihre Entfernung von der brechenden Cornea nicht hinlänglich ändern kann, [o mufs letztere lich, in Bückficht ihrer Wölbung, fo umltalten als es er- forderlich ift, um das Bild naher und entfernter Ob- jekte auf die Nervenhaut zu bringen, fie mufs nem- lich bey nahen Objekten gewölbter, bey entfernten Hächer werden. Jene Aenderung der Hornhaut ift erwielen, fie gelchiehet wahrfcheinlich durch gleichzeitige Wir- kung der vier geraden Augenmuskeln, Diele ziehen die Seitenwände des Augapfels tiefer in die Augen- höhle, der hintere Theil deffelben ftöfst auf das’ | um ihn liegende Fetipolfter, und drängt fo die Au-\ genflüffigkeiten nach vorn, wodurch die elaftifche | Hornhaut gewölbter werden.muls. Obgleich diefe Aenderung auffallend gefchiehet, obgleich die Hornhaut um den achthundertlten Theil _— 227 „eines Zolles ich erheben kann, [o ift ihr Alleinwir- ‚ken doch nicht in jedem Falle hinlänglich, um eine zureichende Modification hervorzubringen. Denn bey Perfonen, die ain grauen Staaroperirt find, alfo bey folchen, deren Linfenfyltem verletzt, und denen die brechende Linle genommen ift, bleibt ein Con- “vexglas unzureichend, und: he bedürten zum deüt- lichen Sehen wenigltens zwey Gläler; ein ltark ge- wölbtes für nahe, und ein fächeres, für entfernte Gegenltände. Trüge ‘das Linlenlyfiem bloß zur Summe der Brechung bey, und wäre die Umiltal- tung der Hornhaut allein hinreichend, jene zu mo- difieiren, fo würden wir bey übrigens relervirten Theilen des Auges, nur ein Convexglas brauchen, um die Linfe zu erfetzen, Da wir aber bey zerltör- tem Linfen[yltem verfchiedener Convexgläfer bedür- fen, um verfchieden entfernte Gegenltände deutlich zu lehen, fo ift es wahrfcheinlich, dafs aulser der Hornhaut, auch im Linfeniyfteme Aenderungen vor- gehen, die mit dem künftlichen Erlatrze delfelben ‚übereinftimmen, das heilst, dafs der Linle und ih- ‚ren nächlien Theilen bedeutende Modificationen in der Convexität möglich find, durch welche die Brechbarkeit des Auges vermehrt oder vermindert werden kann, Die Nothwendigkeit einer Veränderımg der Linfe fühlten die fcharflinnigften Phyhologen: Manche wollten das Problem dadurch löfen, dais fie -der Linfe eine Fähigkeit zulchrieben, [ich dein vor- P2 22 ! — deren Theile des Auges nähern und von demfelben entfernen zu können. Allein theils fanden fie keine Bewegungsorgane an der Linle, die in der Morgag- nifchen Flülßgkeit, durch welche fie wahrfcheinlich ernährt wird, frey [chwimmt , theils widerf[prach diefer Muthmafsung die die Linfe umgebende Kapfel zit ihrer Befeftigung an der vordern Fläche der tunica hyaloidea, Andere nahmen eine Verlängerung und Ver- kürzung der Augenaxe an, und glaubten, dafs die Augenmuskeln das Auge durch Zulammenwirken in die Länge ziehen und fo die Retina von der Liufe entfernen, und umgekehrt wieder näbern könnten, Allein eine vollkommen gefülite, aus fo felten Hän- ten, wie die Sclerotiea in Leben ilt, gebildete Kugel, bedarf wahrlcheinlich, um ihre Form bedeutend zu ändern, einer ftärkern Kraft als die der Augenmus- keln if. Zwar ift es nicht zu läugnen, dafs eine Formänderung diefer Art im geringen Grade vor fich gehen könne, wenn die Augenmuskeln ‘die Mitte des Augapfels von a:len Seiten drücken, doch ‚kann dies nicht-hinlänglich gelchehen , weil fonft diefe Modihcation nach der Staaroperation eben [o gut wie vorher zu Stande käme, und die Linfe durch ein einziges Convexglas erletzt werden könnte, j Da vollends das richtige Auftreffen eines deutli- ehen Bildes weit leichter durch geringe Aende- rung der Conyexität, vermöge des dadurch verrück- "al — f 22% ten Brennpunktes, als durch Verfetzung der auffan- genden Fläche entfteht, fo war die Entdeckung will- kommen, dals die Linfe felbft ihre Convexität meh- ren und mindern könnte. Thom Young hielt fe aus durchfichtigen Fleifchfafern gebildet, und dich- "tete ihr mit der Fülle [eines Scharfünns ein Vermö- gen an, fich durch Zulammenziebung wölben, und durch Erfehlaffung ebenen zu können. Allein un- abgelehen, dafs vielleicht er[t durch die Art der Unterfuachung, der Strahlenbau der Linfe entfteher, fand man auch keine Verbindung zwilchen ihr und den Ciliar - Nerven die jene den Muskeln analoge Action hätten vorbringen können. Gäbe man endlich der Linfe eine eigene Vitali- tät, würde lie als ein Thier im Thiere gedacht, und nähmen wir an, dafs die durchdringenden Licht- Strahlen fe durch Zufammenziehung zur [tärkern Wölbung anreizten, [fo fehlt uns wieder eine Erklä- rung, wie die Linfe, ohne mit dem Nervenfy[tem in ” erwielenem Zufammenhange zu [tehen, fich nach un- ferer Willkühr umlialten könne, was doch ohnfehl- "bar gelchiehet. Sehen wir z. B. mit einem Au- ge zugleich nach zwey verfchieden entfernten, aber in gerader Linie ftehenden Objekten, fo hängt es immer von unferm Willen ab, für welches von beiden wir das Auge anpaffen; denn nur dieles wird uns vollkommen, das andere aber weniger deutlich erfcheinen. So, bin ich zwar überzeugt, dafs nach optifchen Geletzen eine Modihcation in der Convexität des ”, Su ’B 230 — 7 Linfenfyftems vorgehen mülfe, um von entfernten und nahen Gegenltänden, verhältnilsmäfsig intenfive ‚Bilder auf die Nervenhaut zu bringen, glaube aber, dafs diefe Umfraltung nicht unmittelbar in der Linfe felbft vor fich gebe, theils weil wir in ihrem natür- lichen , ungekünftelten Zuftande keine befondere LE 4 Struktur anihr finden, theils weil die Iolation der- felben ihr keine Verbindung mit der 'erfteren Klafle der Vital - Proce[fe einräumt, und fie blofs in die durch ihre Krankheiten erwielene vegetative Sphäre zurückfetzt. Es ilt mir eher wabrfcheinlich, dafs ‚die Linfe [elbft fich bey jenen Umftaltungen palfiv verhalte, und dafs die Aenderung mehr von der Kapfel und Morgagnifchen Flülfigkeit abhänge, Der Faltenkranz liegt regelmälsig um den Rand der Linfenkapfel; weshalb wäre er [o künftlich ge- bildet, weshalb wiche er [o beftändig von der ühri- gen Richtung der Choroidea ab, um [ich auf den Umfang der Kapfel zu legen, wenn er nicht in einer gewillen, in einer nothwendigen Beziehung mit die- fer ftinde? Die neueften Unterluchungen lehren es, dalser, gleich der Iris, aus den zartelten Ge- fäfschen gebildet fey, und Sömmerrings [fo treue, als [chöne Abbildungen machen fie uns fichtbar, «Der Ciliar- Körper ilt wie die Blendung [trahlenför- mig, wahrfcheinlich wie fie, blolse Fortletzung der Gefälshaut, beide haben gleichen Theil an der Ein- wirkung der Ciliar - Nerven und demnach an dem nächften Verkehr mit dem Nervenlyfteme, und wa- ‚rum follte Ausdehnung und’ Zulamimenziehung in — 231 dem Faltenkranze weniger möglich, als in der Rlen- dung feyn? In der Iris ift ohne Muskelfalern blofs durch Gefälse Bewegung in [o auffallenden, Graden, warum follte man fie in dem ganz analos gebildeten Faltenkranze weniger geltatten? Nun verengt {ich die Linfe bey nahen Objekten, um Ue- bermaals des Lichts, welches von diefen concentrir- ter ausltrömt, zu verhüten. Gleichzeitig mag lich auch der Faltenkranz, der um den Rand der Kapfel, allo um ihren niederern Theil herum liegt, zulaın- menziehen und durch diefe Bewegung von der Peri- pherie nach dem Centro, den überliegenden Theil der Morgagnifchen Feuchtigkeit nach vorn hinprel- fen, um die vordere Seite der Linfenkapfel bedeu- tender zu wölben. Die bey der Zulammenzie- hung diefes Gebildes, notbwendig erhöhte Thätig- ‚ keit [einer Geläfschen, unterftützt den genannten Zweck höchlt wahrlcheinlich auch dadurch , dafs’ die Gefälse des Faltenkranzes wegen des ınit ihrer Action verbundenen Vital- Turgors gefüllter werden. Ausdehnen müllen fie ich in diefem Zuftande, und da fie es wegen den Orbieulus ciliaris und der feftern Sclerotica nicht nach aufsen können, fo drücken lie nach innen, auf den Rand der Kapfel, preflen die Linfe vielleicht nach hinten, und drän- gen die Flüffigkeit, die in ihrem Umfange ift, nach vorne hin, unter die Kapfel. Wie die Kugel, die man in eine verhältnilsmälsig grolse mit Waller ge- füllte Blafe gelegt hat, nach hinten und alle Flüf. figkeit hervorireten wird, fobald man nur im Um-: fange einigen Druck anwendet, aga — Mindert fich hingegen die Zufammenziehung der Iris, wenn das Auge nach fernen Gegenftänden blickt, [o kann fich auch der Faltenkranz zugleich ausdehnen, die Gefälschen wieder entleert werden, die Morgagnifche Flüffgkeit nun in ihre vorigen Gränzen, nemlich von der Mitte an den Rand der Linfe zurücktreten , und die Linlenkapfel wieder ebenen, Zwar ift die "Quantität der Morgagnifchen Feuchtigkeit nicht beträchtlich ,- doch fpritzt fie, wenn man ‚bey Staaroperationen die Kapfel öffnet, ziemlich ftark hervor, und reicht daher hin, die Convexität der Linfenkapfel genugfam zu ändern, um von nahen und entfernten Gegenltänden das Bild euf die Neryenhaut zu bringen, da die geringfte Aenderung in der 'Convexität einer künftlichen Line | den Focus [chon bedeutend verrücken kann, Auch Scheint die vordere Fläche der Linfenkapfel deshalb um vieles ftärker als die hintere gewölbt zu (eyn, damit fie die auffallenden Lichtftrahlen um defto kräftiger brechen könne, Dafs diefe Aenderungen [chneil genug erfolgen können, lehrt uns die Eigenfchaft der Gefäfse, lich in wenigen Augenblicken füllen und entieeren zu können, Bey der Schaamröthe wird in einem Mo- mente die blalle Wange mit dem [chönften Rotlı ' getüncht, und eben [o tritt beym Schreck alles . Blut aus dem rötheren Gelicht zurück, um dem Ge- für- | » | r ag 233 Rindelten das;Anfeheni einer Leicherzu geben. Hie- bey [cheint zur Füllung ünd Entleerung des Falten- kranzes dennoch eine gewille Zeit zu gehören. Hat man nemlich [ehr entfernte Gegenltände lange be. trachtet, [o vergeht immer ein, wenn gleich Klei- ner, doch zu bemerkender Zeitraum, ehe wir die, nächlten in voller Deutlichkeit wahrnehmen können, weil die möglichfte Entleerung und möglichfte Fül- Kg gleich auf einander ‘folgen mülfen, Zwilchen! beiden find nun [o viel Abftufungen denkbar , als Aenderungen möglich: find, «um von verfchiedener Entfernung 'her die Bilder mit hinlänglicher"Intenfitär auf die Netzhaut zu bringen, Bedenken wir vollends, dafs eine geringe Aenderung in der Linfen- Convexi- tät das Bild fchon bedeutend verrücken kann, be- trachten wir die Menge der Flülfigkeit, die uns bey Eröffnung der Kapflel entgegenfpritzt, fo bleibt kein . Zweifel übrig, dafs die Wölbung lich fo verfchieden ändern könne als es nöthig ift, um das Bild der Ge- genftände von verfchiedener Entfernung her, auf die - Netzhaut auftreffen zu laffen. Ueberfchreitet aber "die Entfernung oder Nähe der Objekte die indivi. duell mögliche. Umftaltımg des Linfenfyftenis , To entltehen undeutliche Bilder, und mit diefen’undeut- > Jiche Erkennmils. Fällt der Ort, wo das Bild ent. . z ftehen kann, zu weit vor, oder hinter die Neryen: Arch.fı d. Phyfiol, IX, Bd. 1. Heft. Q haut, [o.hören wir auf zu fehen, wie es wirklich gelchiehet , wenn wir z. B. eine feine ‚Nadel dem Auge zu nahe bringen. Durch diefe Anficht wäre auch das Gefühl von Spannung, Vollheit und Druck im Augapfel erklärbar, deflen wir uns bey Betrachrungen naher Gegenltände bewulst find, und welches dann in Schmerz über- geht, wenn, durch, die Füllung der Gefäfschen des Faltenkranzes: die nach vorne ausgedehnte Kapfel, und die durch die Augenmuskeln mittelvar geflpann- te Hornhaut zu lange angefirengt bleiben. Hierin- nen mag, auch die Schädlichkeit gegründet feyn, die für die Augen entfteht, wenn man daurend in [einen Gefchäften mit kleinen und nahen Gegenftänden zu thun hat. Hieraus folgt endlich, wie nöthig es ilt, dutch Sehen in die Ferne die Gefäfschen zu entlee- ren, die Spannung zu heben, und [o dem Auge wie- der Ruhe zu gönnen, Dafs Greile nicht mehr gut in der Nähe fehen können, liegt vielleicht, die im Ganzen geminderte Convexität des Auges abgerechnet, auch in ge- fchwächter Thätigkeit des Faltenkranzes. Wenig- ftens Stimmt das im Alter eintretende Erblaffen der Iris für gleichzeitige Er[chlaffung des Faltenkranzes, Die Convexität der Hornhaut und des Linfenfy- — 235 ftems iftnun gemindert, fie kann’ durch Zulammen- ziehung des Falienkranzes nicht mehr [fo wie fonft vermehrt werden, das Auge bricht alfo die einfal- lenden Strahlen nicht genug. Der Ort ihrer Ver- einigung zu einem Bilde fällt hinter die Nervenhaut, und das Sehen naher Gegenftände ilt unvollkommen, Nur die Erkenntnils ferner Objekte bleibt zurück, weil eine geringere Summe der Brechbarkeit hin- reicht, die Strahlen diefer zum Bilde zu ver« einigen. Endlich find weitfichtige Augen meiltens fchwach, weil ihre Energie und Senfibilität, und "mit diefer auch die Thätigkeit des Faltenkranzes ge- ringer ift. Die Mehrzahl der jetzt lebenden Men- Ichen ift wegen herrfchender vorwaltender Reiz- barkeit des Nervenlyftems meilt kurzfichtig, indem die Reizbarkeit des Faltenkranzes verhältnils- mälsig mit erhöht ift, Viele Kurzfichtige lernen, wenn Gewohnheit ihr Auge nicht verdorben hat, im [päten Alter in die Ferne [ehen, fobald. mit der Reizbarkeit des Nervenlyftems, auch die des Faltenkranzes gemin- dert ift. Ilt der Normal- Grad der Augen - Convexi- tät und der Thätigkeit des Linfenl[yftems vorhanden, fo fieht das vollkommen gelunde Auge deutlich im die Ferne und Nähe, 336 ——- = Erklärung des Kupfers, Tab. x,b. Fig, 3. Sie ftellt die vordere Hälfte-des Auges vor, die zugekehrte Seite der Sclerotica und: Choroidea ift weggenommen, man heht blofs die Kanten beider Häute (a. b. und a. b.), auck ift die Iris mit der Cor- mea und Sclerotica im Kreile pis dahin weggelchnit- ten, wo der Faltenkranz anfängt (a. a.).. Sichtbar ift die von dem Faltenkranz umgebene in ihre Kap-ı fel gehüllte Linfe, deren vordere Hälfte (c.) entblöfst ilt, ihre hintere fchimmert etwas durch den Falten- kranz hindurch , deffen äufserfter Anfang da be- ginnt, wo die Retina [ich endiget. \ \ j \ v N A0 Eberhund Ee i 3 / "FE gehtuchen v UF Sheitus Zr " utensithr Arch 8 dPhitiol BIXHL A : ae gefsihen. x IP Scheöter 962 v AG Eberhard ls u. Autensiehe Arch 1:d-Philiol KB IH Iris u Anleumsellin. Acılıı DO Plrbol. IXIBAUT DI Archiv für die Phyfiologie. Neunten Bandes zweytes Heft. Unterfuchungen über das Verhältnifs des thierifchen Magnetismus zur Elektricirät vom Dr. Naffe in Bie- lefeld. D:- gegenwärtige Auffatz, ‘dem noch einige an- dere zur Folge beltimmt find, die lich, gleich ihn, mit Unterfuchungen über das Verhältnifs der Elek- trieität zum lebenden Thierkörper belchäftigen wer- den, [ucht von den ver[chiedenen Fragen, die fich über die, zwifchen thierifchem Magnetismus und Elektricität möglichen Beziehungen aufwerfen lallen, zwey der wichtigeren: It im Magnetismus eine elek- Arch» fu d, Plıyfı IX, Bd. 11, Heft. I 238 = R tifche Differenz zwifchen magnetißrender und magnetifirter. Perfon vorhanden, und wie verhält Sich die magnetifirte zu elektrifchen Einwirkungen ? befriedigender, als es bisher gelchehen, zu beant- worten. Die Belchäftiigung mit der erlten Frage wird zu einer Prüfung der in mehrern Schriften ge- äulserten Meinung führen, nach welcher das Magne- üfiren ein Elektrifiren [eyn foll; die mit der zwey- ten eine Unterfuchung über die Einwirkungen ver- [chiedener Körper, hauptfächlich der Metalle, auf Somnambülen veranlallen. Dort werden bisherige Nermuthungen als ungegründer erwiefen, hier wie- der neue aufgeltellt;werden, fo dafs das [chöne Ca- pital, das die Phyfiologie in diefem Papiergelde be- fitzt, beftens vollzähligf bleibt. _Uebrigens wird’ es bey Phyfiologen ‚keine Fntlchuldigung bedürfen , dals thierilcher Magnetisuns und feine verfchiede- nen Zuftände hier für ‘fie. als wirklich vorhanden angelehen werden. Es giebt indellen praktifche Aerzte, die, käme diefer Auffatz ihnen zufällig zu - Angelicht, fich höchlich wundern würden, wie man an einem Dinge, dellen Dafleyn fie noch bezwei- feln, Unterfuchungen anftellen könne, Diele follen dann gebeten [eyn, mit meiner Arbeit deshalb Nach- ficht zu haben; weil ja jenes Verfahren, ein blofs Vorausgeletztes, z. B. eine Krankheit, ohne Weite- res lo zu behandeln, als fey es wirklich vorhanden, ihr grofses und Nachahmung er were n Beylpiel für fich hat. _ Nach der Meinung derjenigen , welche das Magnetifiren für ein Elektrifiren halten, find die F | —— 239 mit der Manipulation des Magnetilirens verbunde- nen Berührungen und Reibungen elektrifche Erre- gungsprocelle , und die Einwirkung der erregten Elekwicität ift die äufsere Urfache der in der em. pfänglicheren magnetilirten Perfon. vorgehenden Veränderungen. Eim blofses elektrifches Gleich- fetzen beider Perfonen kann indellen das Magneti- firen nicht [eyn, weil hieraus der kräftige Einflufs der magnetifirenden auf die magnetifirte auf keine Weife begreiflich (eyn würde, wie wir denn auch keinen Berührungs - oder Reibungsprocefs kennen, der beiden Faktoren die gleichnamige Elektrieität gäbe. Man mufs daher annehmen, das Magnetifiren Setze elektrilche Differenz zwilchen beiden Perlo- nen, [o dafs die oben erwähnte Frage den einzigen Fall umfalst, in welchem das Magnetifiren ein Elek- triiren im eigentlichen Sinne [eyn kann. Man hat nun zwar gelagt, das Magnetifiren [ey ein Elektri- Siren zwifchen lebenden Körpern ; indefllen muls auch auf ein folches das eben Bemerkte fich anwen- den laffen; da durch die Annahme, die entltehende Differenz werde durch organifche Kräfte fogleich vernichtet oder in diefe aufgenommen, jedes Zei- chen, woran das Flektrifiren zu erkennen wäre, alfo auch jeder Beweis für jene Meinung unmöglich gemacht und blofs das Wort übrig bleiben würde. Es giebt indelfen noch einen andern Fall, wo durch das Magnetifiren elekırifche Differenzen, nur nicht zwifchen beiden Perfonen, entftehen könnten. Von ilun wird weiter unten die Rede [eyn. Beide zu- R 2 240 — fammen umfallen alle Vermuthungen, die über die Identität des Magnetifirens und Elektifirens in den fogenannten Theorieen des Magnetismus, in deren Hervorbringung fich befonders die Productivität franzöhlfeher Magnetifeurs erfchöpfte, aufgeltellt find. Bekanntlich find diefe Vermuthungen , wie [o nanches, delfen wir eben nicht bedurften, aus deın Lande, wo fie entltanden, auch zu uns gewandert. Es giebt indellen keine einzige Beobachtung , die direct für ihre Beftätigung [präche. Auch die jın fechsten Bande dieles Archivs S. 272. erzählten Ver- fuche, find nicht [o verfolgt, wie der Gegenftand und fie (elb[f#, wenn fie für jenen etwas ent[cheiden follten, es gefordert hätten. Wie man nun aber bey [o unvollftändigen Be- weilen fo muthig behaupten konnte, der thierifche Magnetismus [ey ein elektrifches Phänomen (eine Behauptung, um deren Sinn man fich eben keine grolse Mühe gegeben zu haben [cheint), *) würde unerhört [eyn, wenn es nicht eine bekannte Nei- gung der Aerzte wäre, andern und lich [elbft aufzu- binden, ihr Papiergeld fey klingende Münze. Die Beantwortung der oben aufgelftellten Frage, (cheint aufser der Bedeutung, welche fie für die Kenntnifs der äulsern Bedingungen hat, unter wel- *) So fteher noch, um das neuefte Beyfpiel anzuführen, im Journal der Erfindungen 43. St, S. 108: „Dafs thie- rifcher Magnetismus und alle von ihm abhängende Phä- nomene durchaus elektrifcher Narur und Eigenthum der Elektrik find, ift unter Phyfikern keine Frage mehr, “ Fe el — 241 chen die verfchiedenen Zuftände des thierifchen Magnetismus hervorgerufen werden, noch ein ande- res, allgemeineres Interelfe für die Phyfiologie‘ zu haben. Das Refultat, =. bey jener Beantwor- tung für die beiden, durch den Magnetismus ver- knüpften Perfonen ergiebt, wird auch überall, wo lebende Körper einander berühren, oder auch nur nahe find, gelten mülfen. Oder treten jene beiden, während des Magnetifirens in eine Wechlelwirkung, welche von der, die alles Lebende, im Augenblick des gegenleitigen Afhcirens verknüpft, dem Welen und der Art nach verfchieden ilt? Worans befteht die Operation, die diele Ipecififche Verfchiedenheit bewirken foll? Wir fehen Berührungen, Annähe- rungen lebender Thiere unter einander, deren Be- fonderes, den beftimmten Erfolg derfelben Herbey- führendes, darin befteht, dals Ge im einer gewilfen Form, und dann, dafs fie zwifchen Perlonen ge- fchehen, die in einem Gegenfatze von Gelundhei: und Krankheit, Kraftund Schwäche ftehen, Jene Formen der Berührungen [cheinen aber ‚mehr ein Unwelfentliches beym Magnetifiren zu [eyn, de man, um eines unter mehreren anzuführen, mit einiger Willkühr damit wechfeln kann., ‘Was als das Belondere der magnetifchen Operation übrig bleibt, ift alfo, dafs zwey in dem angegebenen Gegenfarze ftehende Perfonen während derfelben in Wechlel- wirkung [tehen, dafs Wirkungsvermögen und Em- pfänglichkeit im Magnetihrren in genauere Beziehung zu einander geletzt werden, einander näher, und wahrfcheinlich einander dadurch erliöhend, @egen- 42 m über treten. Aher beide werden chem wirt: men Magnetifiren vorausgeletzt, find fchon aufser ihm vorhanden. Der Ge atz eines Politiven und Negativen, den wir im'Magnetismus im höhern Grade [ehen, ift überall, ‘wo Organismen, [elbft die befreundetften, einander afficiren, in geringerem Maalse zugegen, und die magnetifche ‚Wechlelwir- kung unterf[cheidet fich blols durch ihre gröfsere In- nigkeit von der nichtmagnetifchen. Scheint nun aber jene für den Magnetismus aufgeltellte Frage nicht blofs der befondere Ausdruck der allgemeinern zu leyn: Sind da, wo lebende Körper einander be- rühren, auf einander wirken, find überhaupt int Conflict des Lebens mit dem Leben elektrifche Vor- gänge gleichzeitig oder nicht? — Mag die Beant: wortung obiger Frage bejahend oder verneinend aus- fällen, man wird das Recht haben, das’ aus der be- fondern Unterfuchung gewonnene Refultat für die allgemeinere zu gebrauchen. Sind da, wo lebende Organismen einander afficiren, elektrifche Actionen vorhanden, [o muls befonders das kräftige Fingrei® fen des Magnetileurs in das Leben der Magnetifirten, wo hey dem höchften Gegenfatz von Vermögen und Einpfänglichkeit die innigfte 'Einwirktng Statt fin- det, von ihnen begleitet Leyn, und was hier nicht nothwendig vorhanden ift, deffen Gegenwart wird dort gewifs nicht, und fchwerlich anderswo, erfor- derlich leyn. Die Unterfuching des Verhältniffes des thierilchen Magnetismus zur Rlektrieität hat alfo für die Phyfiologie ein allgemeineres Tnterelfe, "und es läßt ich nicht ohne Grund Eh varıen, dafs, wenn — 243 wi unfere phyhiologifchen Lehrbücher, künftig ein neues Kapitel erhalten, worin nach langem Schweigen auch endlich die. Rede von dem wird‘ leyn müffen, was imMomente gegenleitiger Einwirkung zwilchen lebenden Organismen vorgehet, und durch welchen organifchen Procels. diefe Einwirkung vermittelt wird, man alsdann vor allen die Data zu verarbei- ten haben werde, deren Aufindung wir den Entde- ekungen und Bearheitungen des Galvanismus und des thierifchen Magnetismus. zu verdanken ha- ben *). %) Hoffentlich. empfiehlt, folehe Brauchbarkeit des thierifchen Magnetismus, wodurch er ‚ich möglich(t qualificirt, an dunkeln Stellen in der Phyfiologie als Lämpchen zu die- nen, ihn mit der Zeir auch noch denjenigen Phyfiologen, die ihn bisher um feiner felbft willen der Aufmerkfam- keit nicht werth gehalten haben. Er kommt vielleicht : dann zu der Ehre, dafs man ihn da, wo von ihm ernft- ‚haft die Rede feyn follte, nicht mehr übergeht, welches frejlich die befte Art (feyn mö-hte, mit dem wenig An- Stelligen fertig zu werden, wenigftens eine- beff’re war, als wenn man fich ihn, wie nicht felten gefchah, da- . darch vom Halfe (chaffte, dafs ein Paar feiner Sympto- me aus dem Ganzen feiner Erfcheinung losgeriffen , und diefe mit ein Paar folchen Erklärungen, wie fie fich von einzelnen Symptomen geben laffen , ausgeftärrer wurden, Konnte jenes Losreilsen ohne Zerveifsen gefchehen, konn- ten die gegebenen fogenannten Theorieen,, wenn fie fich „an einzelne Erfcheinungen hingen , die Icbendige Tiefz enthüllen, aus der diefe alle, auch die noch künftig zu entdeckenden, herframmen? Wer das rechte Wort brin- ger, das den Zauber, der wunderbaren Erfcheinungen des thierifchen Magnetismits löfer, dem werden fich aush noch 244 — . So viel über die Frage; jetzt ‘von der Beantwors tung derfelben durch Verfuch und Beobachtung. Da zur vollltändigen Darftellung dieler letzteren auch die der Umftände gehört, unter welchen fie ange- ftellt wurden, [o bemerke ich darüber Folgendes: Die Magnetifirte, welche das Subjekt der zu erzäh- lenden Verfuche war, war eine [eit zwey Jahren an Bruftgefchwür und Krämpfen leidende Kranke, zu deren Heilung der Magnetismus angewendet wurde, Nach vierzehntägiger & grands courans gefchehener Manipulation, erwachte die Kranke als Somnambüle, und hatte nun fechs Wochen lang täglich eine drey bis fünf Stunden dauernde Krife, dann trat wieder auf die Manipulation blofser Schlaf ein. Ohne die Einwirkungen des gegenwärtigen Magnetifeurs konnte die Kranke indelfen nie Somnambüle wer- den, und war fie es [chon,, [o [ank fie in Schlaf zu- rück, fiel nicht felten in eine mit Krämpfen beglei- tete Ohnmacht, fobald der Magnetifeur fich entfern- te; ja, es erfolgte [chon bey ıhr ein convullivifches Zittern, wenn der Magnetileur fich weniger mit ihr andere dunkele Regionen des organifchen Lebens auf- fchliefsen; nur möchte es auf jenen Wegen nicht gefun- den werden. Wie, wenn es den Phyfiologen mir dem Magnetismus ginge, wie der franzöfifchen Chemie mit der Klektricität® Konnte doch auch diefe in den Traites und deren deurfchen Nachbildungen nirgends, nicht ein- mal in den letzten Kapiteln Platz finden, weshalb man denn auch lieber von ihr keine Notiz nahm, Seit einiger Zeit wird fie den franzöfifchen Herren zu mächtig, und fie werden fie fchon in die erften Kapitel aufnehmen mülffen, bequemt fie fich anders jetze dazu, nn > 72 — 243 befchäftigte, z.B. während der Krife fich einige Zeit mit andern unterhielt. Diefes Zittern und jene Krämpfe wurden indeffen durch die Manipulation, oft durch blofses Berühren der leidenden Theile , bald wieder gehoben. Die bekannten Verfuche , wo der Magnetileur ein Glied der von ilım magnetifhir- ten Perfon durch ein Streichen von unten nach oben, lihmt, und durch ein entgegengeletztes wieder be- weglich macht, gelangen jedesmal, zu welcher Zeit der Krifen fe auch angeltellt wurden. Der Zulam- anenhang der Somnambüle mit dem Magnetifeur , die Abhängigkeit jener von dielem waren alfo nie aufge- hoben. Die Manipulation des Magnetifirens gefchak. übrigens mit Unterbrechungen , und es wurden bey derfelben die Fingerfpitzen des Magnetifeurs dem Körper der Kranken mehr genähert, als dieler wirk«, lich berührt. Beide Perfonen falsen während derfel-: ben über trockenem Fufsboden einander gegenüber, ohne, befonders in den folgenden Verfuchen, in än- derer leitender Verbindung mit einander zu ftehen, els der feltenen der Manipulation und der geringen des Bodens. Da unter dielen äulsern Verhältniffen der Magnetileur die kraftvollefte Einwirkung auf die Magnetifirte ausübte , [o [chien eine Veränderung derfelben, z. B. eine ilolirende Vorrichtung nur überflülfg, ja ftörend. Noch mufs hier der Folge wegen für manche bemerkt werden, dals die Kranke durchaus nicht die mindefte Kenntnils von dem hat- te, was Magnetismus, Elektrieität u. f. w. fey, und dafs genau dafür geforgt war, dafs Niemand aufser den Krilen mit ihr über das, was in denfelben vor- ging, '[prach. Ihr [elbft blieb Keine Erinnerüng) davon. Bar pi } In den Krifen von der dritten bis zur [echsten Woche wurden nun an: Magnetileur und Somnam- büle folgende Ver[uche angeltellt:, 1 1. Die auf die angezeigte Weile dem Magneti» feur gegenüber fitzende Somnambüle fah, [o oft ihre und des Magnetifeurs Finger[pitzen einander genä- hert wurden, ein, nach ihrer Angabe, blaues Leuch- ten zwifchen denfelben. Bekanntlich erzählen an- dere ‘Beobachter von ähnlichen Senfationen bey - Somnambülen. Während diel[es Leuchtens nun wur- de ein ganz kleines Stückchen Papier auf den Dau- men der Somnambüle gelegt. Das Papier blieb ru- big. Es bewegte fich ebenfalls nicht, als es auf den glatten Rücken einer Feder gelegt wurde, ‘dem fich alsdann erft die Fingerfpitzen des Magnetileurs, dann die der magnetifirten Kranken näherten, oh} gleich jenes Leuchten auch hier Statt fand, allo auch gewils magnetilche Action zwilchen beiden Perl[o- . {a A; nen vorhanden war. "2. Die Enden zweyer einander gegenüber fie, henden, Dräthe; an denen zwey kleine 'Streifehen gemeinen Blattgoldes (o angebracht waren, dafs he einen hohen’Graäd von Beweglichkeit behalten hat- ten, wurden unter einer Glocke. einander bis auf eine geringe Entfernung genähert. Als die Streif- chen in Ruhe waren, falste die Somnambile den Drath der einen, dann der Magnetifeur den der an- dern Seite, oder fie fasten fie zu gleicher Zeit, und zwar ein Paar Mal mit der, zuvor an der eigenen — 247 geriebenen Hand. Die Goldftreifen zeigten nie eine Spur von Bewegung. Eben [o'ruhig blieben (he, wenn die beiden zum Anfalfen beftimmten Drath-, enden in zwey mit Waller angefüllte Gefälse, «jeder' in ein eigenes gingen, in deren eines der Magneti-, feur und in deren anderes die Somnambüle eine Hand tauchte. In beiden Fällen war'indelfen. die, leuchtende Erf[cheinung für die Somnambüle zu- gegen. 2 E { 3. Denfelben negativen Erfolg hatten wieder-, holte, mit dem Bennetf[chen Elektrometer angeltell- te, Verfuche. Die Goldftreifen des (ehr emphndlis/ chen Inftruments blieben ohne alleBewegung , wenm; die Somnambiile die Hand auf den Deckel deffelben, legte, oder ihn der Magnetifeur zuerft, und dann die Somnambüle berührte. ; 4. Da der Magnetifeur verfchiedenen. Flüfhg-, keiten, befonders dem Wafler,; durch Berührung oder Annäherung [einer Fingerlpitzen für die Som- nambille einen veränderten, zuweilen bedentend fauren, zuweilen [ehr widerlichen Gefchmack_er- theilte, und es daher fchien, als wirke er dort gleich dem pofitiven, "hier gleich dem negativen Pole der Voltaifchen Säule auf das Gefchmacksorgan jener, fo ward es verfucht, ob die Somnambile auch in derfelben Art, ‘wenn auch nicht in ver[chiedenem Grade auf den Magnetifeur zurückwirke. _ Man liefs fie auf die bekannte Weile “aller magnetifiren;z vom Magnetifeur gekoftet, fchmeckte es ihm, wie jedes andere. „.Es ward nun der Somnambüle ein, in einen Knaul zufammengewundener Drath in die 248 Eren angefeuchtete Hand gegeben. Das eine Ende diefes Draths hing in ein Glas Waller hinab, oder be- wührte eine aufder Zunge des Magnetileurs liegende Kupferplatte. Allein diefer letztere, obgleich mit den Senlationen, die eine einfache galvanifche Kette hervorruft, wohl bekannt, empfand weder bey der erwähnten Vorrichtung eine, Gefchmacksverände- zung noch [ah er eine Lichterfcheinung, als der Drath an fein Auge gehalten wurde. Denfelben negativen Erfolg hatten die letzteren Verfuche, als hie (päterhin, wie die Kranke nicht mehr Somnam- büle war, [ondern nur noch blofs täglich in magne- tilchen Schlaf verfiel, während diefes Schlafes wie« derholt wurden. 5. Magnetifeur und Somnambüle hielten mit henetzten Fingern das eine Ende zweyer Melfing- dräthe, deren andere Enden in einer mit Wafler ge- füllten. Glasröhre in fehr geringer Entfernung ein-' Sie hielten die Dräthe ander gegenüber [tanden. Die Somnambüle [ah die: drey Viertelltunden lang. einander gegenüber ftehenden Enden leuchten und, wenn fie etwas mehr von einander entfernt wurden, von einem zum andern hinüberfchielsende Funken, Allein es war weder während, noch nach dem Ver- fuche eine Spur von Zerletzung des Wallers, oder Veränderung der Farbe der Dräthe zu bemerken. Auch wälsrige Lakmustinktur in einer Röhre mit "Meffingdräthen eben [o lange gehalten, zeigten keine Farbenveränderung *), *) Wer etwa annimmt, die zwilchen den beiden magnes tifchen Perfonen vermuthete elektrifche Strömung fey — 249 %. Die Schenkel eines eben aus dem Winter- fchlafe erweckten Frofches wurden, ohne von ein- ander getrennt zu werden, wie zum Behuf galvari- fcher Verfuche, auf die bekannte Weile präparirt. ‘Der Magnetifeur berührte nun behutfam den Ner- ven des einen und die Somnambile den des andern Schenkels. Die Extremitäten blieben durchaus ohne Bewegung, die Nerven mochten entweder mit den Fingerl[pitzen beider Perlonen, oder mit, von ihnen gehaltenen homogenen Dräthen berührt wer- den. Der Erfolg der Verluche blieb hier und bey einem anderen, gleich jenem für Metallerregung fehr erregbaren Thiere (wovon nur ein Schenkel präparirt wurde, delfen Nerven die Somnambüle, deffen Muskeln der Magnetifeur , oder umgekehrt jene diefe und diefer jenen berührte) immer gleich mehr der, zwifchen den Polen einer Voltaifchen Säule vorhandenen, als der explofiven, womit eine leidner Fla- fche fich entlader, ähnlich, (alfo der Spannung nach fchwach , der Succeffion der Action nach aber lange fort- dauemmd) der wird allerdings die Forderung machen, dafs in dem eben erzählten Verfuche beffer leitende Flüf- ügkeiten hätten angewendet werden follen, Obgleich nun alle übrigen, von mir angeftellten Verfuche daffel- be Refultat geben, wie der in Anfpruch genommene, fo dafs ein abgeänderter fchwerlich ein anderes, als das er- haltene, geben dürfte, fo werde ich den obigen Ver- fuch dennoch bey erfter Gelegenheit auf eine Art, wie Ritter (Journal der Chemie und Phyfik, herausgege- ven von Gehlen, 4, 622.) fie für den Verfuch: mit elektrifchen Fifchen anziebt, mit verdünnten Säuren, Salmiakauflöfung und Golddräthen wiederholen, 250 — negativ, fo oft. die Verfuche auch im Verlauf mehre- rer Viertelfiunden, durch alle Grade der Erreghar- . keit des Thiers hindurch, wiederholt wurden. Und dennoch [ah die Soemnambüle während der ganzen Krife, in welcher diefe Verfuche angeftellt wurden, fo oft ihre und des Magnetifeurs Fingerf[pitzen oder die Enden der von ihnen gehaltenen Dräthe einan- der genähert wurden , jedesmal die oft erwähnte Strömung eines bläulichten Feuers. Was nun die verfchiedenen, hier erzählten Ver- fuche einftiimmig auslagen, ilt: Von der Elektrici- tät, die ich am Flektrometer,. am Sinnorgan und am Frofchpräparat durch Bewegung, Senfation und Zuckung offenbart, ift zwifchen Magnetifeur und magnetilirter Perfon keine Spur‘ von freyer Span- aung vorhanden; die vollkommenften Flektricitäts- finder, welche die Phylik befitzt,} [uchten fie ver- gebens *). Waren aber die beiden durch das Ma- gmetifiren verbundenen Perfonen durch eine ver[chie- dene Spannung einander elektrifch entgegengeletzt, fo mufste diefe, war fie auch nur [o [chwach, um eben hinzureichen, ein Paar Muskelfibern eines empfindlichen Frofchfchenkels oberflächlich in Er- zitterung zu letzen, in den erzählten Verfuchen durchaus offenbar werden. Die Elektrieität des r h *) Beftätigend für die oben erzählten Verfuche ift es viel- leicht such noch, dafs niemals die mindeften Schwingun- gen bemerkt wurden, wenn der Magnetifeur einen gold- nen Ring oder ein Stück Schwefel an einem feuchten Faden über dem Kopfe der Somnambüle fchwebend er- hielt, u ne — 5 251 Magnetifrens [oll durch ihre Einwirkung auf die magnetilirte Perlon in diefer eine Veränderung ihres eigenthümlichen Lebens bewirken und vermag doch kaum auf dem Wege zu derlelben das empfindlich- fte aller Elektrofcope zu afficiren!' Man kann an- nehmen, die elektrifche Spannung der magnetifchen ‚Perfonen könne unmittelbar auf der Oberfläche der- felben durch phylikalifche Werkzeuge nicht aufge- funden werden, weil ihre freyen Aculserungen an den Flächen lebender Körper dureh organifche- Kräfte gebunden würden. _Geletzt, dem wäre fo, obgleich der Fro/ch[chenkel ebenfalls ein. organi- (cher, lebender Theil ilt, l[o hätten jene Aeufserun- ‘gen doch offenbar werden müllen, als das Frofch- präparat im lechsten Verfuche durch Metalldräthe von den Körperoberflächen der magnetifirten Perlo- nen entfernt war. Immerhin möge es Configlia- ehi nicht gelungen [eyn, die Elektricität des Zit- terrochens am Elektrometer und Condenlator be- ‚merklich zu machen; fie zeigte fich dennöch, als ‚er fie durch Lichtverfuch und Frofchpräparat auf- [uchte *#). Hier hätte allo auch eine zwilchen Ma- . gnetifeur und Magnetißirter vorhandene elektrifche Differenz , war fie anders da, fich äulsern müflen. Die Gewilsheit diefes Refultats wird durch die von der Sommnambüle gefehene Lichterfcheinung nicht vermindert. Frühere Beobachter fanden frei- ®) Gehlen’s Journal der Chemie und Phyfik, 4. Air. Uebrigens fah fehon Walfh (Ritrer’s Anmerkung ebendaf. S. 614.) den Krampfrochen leichte Körper an- ziehen und abftofsen, ’ 252 pn lich in den Empfindungen ihrer Somnambülen, wel ehen der Magnetifeur von einem glänzenden Nebel umgeben, der Hauch deflfelben feurig erlchien, den Hauptbeweis für die Identität des Magnetifirens und Elektihirens, indem fie jenes Leuchten ohne weitere Unterfuchung für elektrifch hielten ; jetzt aber, nach Jen obigen Ver[uchen, wird man [chon eine andere Erklärung, will man anders, ehe der ganze Magne- tismus klar wird, für das einzelne Phänomen eine M haben, auffuchen müffen. Es wäre eine eigene, in der Phyfik beyfpiellofe Sache um eine elektrifche Strömung, die, obgleich nach der Stärke des von der Somnambiüle gelehenen Leuchtens zu urthei- ien, von bedeutender Grölse, geradezu durch einen erregbaren Frofchfchenkel geleitet, mcht eine Faler an diefem in Bewegung letzte. Dals Niemand an- „ers die Erfcheinnng des Leuchtens, welche die Somnambüle mit zugefchloffenen Augen [o deutlich fah *), mit offenen, Zu keiner Zeit, [elbft wenn in *) So drückte fich die Soemnambüle aus, und was oben von einem gefehenen Leuchten gelagt wird, ift alfo blofs die Wiederholung ihrer Sprache. Auf welche Weife auch die Empfindung jenes Leuchtens, wie des Sehens anderer Gegenftände in ihr entftanden feyn möge, durch das Au- ge, als ein der Aufsenwelt zugekehrtes Organ erhielt fie fie gewifs nicht, Die tiefern Theile ihres Sehorgans fchie- nen allerdings noch empfindlich, da fie Funken fah, als eines ihrer Augen galvanifchen Einwirkungen ausgefetze wurde, Beide äufsere Augen waren bey ihr völlig ge- lähmt. Zog man die, während den Krifen über die Au» gen 2 »r Ei Bi ü $ wo 253 Bin; ders Dämmerung magnetifirt wurde, bemerkte, | ringe nicht geradezu als Einwurf ge- j: en herabgefenkten Augenlieder, welche willkührlich zu ben, der Sömnambüle unmöglich war, mit Gewalt und J zum. gröfsten Schmerz der Kranken in die Höhe, fo er- fchien der Augenball nach oben gewandt, die Iris con- trahıre und fo unempfindlich , dafs plötzlicher Eintritt des VER! keine Spur von Se in ihr erregte, , Auch no ehtefte > die Somnambüle ihrer äufsern Augen. (wenn +} 1 gläich wohl äufserer 'Eileuchtung) zum‘'Sehen nicht, © chilegre über beide Augenlieder. ein Paar felt anliegen. uinndeyi.die ganze Augengegend bedeckende, Heftpflafter und er ‚hieic, der Somnambile nun gefärbte ‚Papiere vor, Sie er FE kannte die Tarben richtig; blau, ‚ohne nur ein einziges Mal ‚zu irren; blaisgelb nahm fie ein Paar Mal für weiß, "gtün für blau. Den erlten ee hätre indeffen auch ein offnes Auge in dem etwas dunkelen Zimmer HN "Können, Sie brauchte bey diefem Erkennen die Papiere keinesweges zu betaften, nur mufsten fie ihr in der Rich- tung, ‚als wenn fie fie mit den. Augen fehen follte, vor« ‚ gehalten werden, wenigitens erkannte fie diefelben dann - E , „gm beiten. Gedruckte Schrift, welche die Somnambüle i bey blofs durch die Augenlieder gefchloffenen Augen ur las, konnte fie bey zugeklebten nicht entziffetn, wohl En erkannte fie erwas 'gröfsere Gegenltände) wenn die Auge‘ vom Magnetifeur mit den Fingern‘ zugehalten wurden. 'Belianntlich har man diefes Sehen der Somnams „bülen ohne, Hülle des Anges auf eine Schr. ungezwun« gene, Weife dadurch zu erklären gefucht, dafs „man fag= gi» der Magen werde zum, Auge, Indeffen dürfte eine olche Erklärung, die wieder ‘eine zweyte fordert, nicht ui 2 ah jedem ein Genäge thin, Ungleich! beftiedigen- L der fcheint das, was Schubert in feinen genialifchen Anfichten ıder Nachrleite-der- Narurwiflenfchafe; ; Dresden u mb 08. Se 363. Über jenes wundergleiche Phänomen, fagt, , Arch. F. d. Pıyfs IX. Bd. 11, Heft, S J Bi % I. \ 254 ir 4 gen die Annahme, Flektricität fey der alkrkarjeries 4 Leuchtens, anführen. "Wir willen noch zu wenig von dem eigenthümlichen Verhältniffe, worin die Sinne 'einer- Somnambüle zur Anfsenwelt ftehen, und es wäre ja z. B. möglich, dafs ein [chwaches, von der Sommambüle gelehenes Leuchten von an- dern Perfonen und dem Magnetileur eben deshall nicht gelehen wiwde, weil die Augen ajaßde (offen | find. Während das Auge der Somnambüle in dir a ' Krife ruhet, niınmt wahrfcheinlich die Empfindlich- keit ihres Gefühls zu. Bey Blinden fehen wir'nicht felten etwas Achnliches, nur in geringeren Graden. Flektrifehe Actionen- ‚ die nun nicht Stark genug S wären, um in dem Auge der Sehenden Senlationen # hervorzurufen,, könnten doch noch auf das Gefühl der Somnambüle, wenn diefes bedeutend erhöhet, beftimmt für die Einwirkung elektrifcher Actionen erhöht wäre, Eindruck machen und diefe Gefähls- eindrücke dann verwandte, durch "Gewohnheit mit ® ihnen verknüpfte Senfationen des innern Sehor: gang hervorrufen. Allein aufser den obigen Verfuchen ® ergeben noch andere Umftände, dafs die Urfache j jener Senfationen dennoch: keine‘ elektrifche- [ey. Schon 'dals das Fre ,. ee || wie oben 2, B. in der Walfenöhre von ihr gelehen | wird, deytet (eine nicht- elektrifche Natur an. "Die El. Somnambüle Aeht nicht, blols dann Feuer ‚aus,den | | Finger[pitzen des Magnetileurs aus[trömen, wenn er“ he'denlihrigen gegenüberhält, ’ l[ondern‘ auch dann, | — 255 wenn er die Finger (einer eigenen Hände einander nähert oder andere Theile [eines Körpers berührt. ‚Sie bemerkte ferner kein Leuchten, wenn ihre ‘Hand die Haare des Magnetifeurs [treichend be- rührte, wohl aber, wenn der letztere diefelbe Mani- pulation an [ich [elbft in gleicher Richtung vornahm, welche Thatfachen fimmtlich, mehr oder minder, ‘der oben erwähnten Annahme widerfprechen. Man wird nun fragen, welche die Urfache des. Leuchtens dann [ey, wenn keine elektrifche. Es lälst ich hierauf ınit vielen Muthmafsungen antwor- ten. Aber um eine befriedigende Antwort auf jene Frage zu geben, [cheint unfere Kenntnifs der Bedin- "gungen, unter welchen die Somnambüle Senlation hat, noch zu unvollkommen ; ich werde deshalb, um die künftige vorzubereiten, weiter unten die Summe vorhandener Beobachtungen durch neue Beyträge zu vermehren [uchen, Aufser jener Empfindung eines von Somnam- - bülen gefehenen Leuchtens werden noch andere Sen- Sationen derfel ben , befonders der faure Gefchmack, den wälsrige Flüfligkeiten durch die Manipulation des Magnetileurs für die Somnambüle erhalten, als Beweife für das Vorhandenfeyn eines elektrifchen Gegenfatzes zwifchen beiden Perfonen angeführt. Wir wollen diefe Senflationen in Hinlicht ihrer Bewei : e kraft für Hlektrieität eıwas näher unterfuchen. Be- kanntlich vergleichen Somnambülen zuweilen das Ge- - fühl,welches ihnen das Magnetiliren auf der Hautober- - Släche verurlacht, mit den durch Elektrieität ‚erreg- gı»- - Sa j 256 ; — ten Fmpfindungen. Aber einmal ilt diefes Gefühl “von einftrömenden Funken u. f. w. nicht bey allen vorhanden, und dann tritt es häufig unter Umftän- den ein, die der Annahme einer von dem Magneti- eur ausgehenden, elektrifchen Strömung gar nicht günftg lind. So entfteht die Empfindung eines L[te- chenden Schmerzes von Annäherung der Finger des Magnetifeurs bey Somnambülen ebenfalls, wenn der Magnetileur fie mit einem vollkommenen Nichtleiter berührt, delfen Maffe fo grofs ift, dafs bey der be- irächtlichen Entfernung der Hand des Magnetileurs von der an der Somnambüle berührten Stelle weder an eine durch den Ifolator gelchehende Leitung, noch an eine Wirkung deffelben, durch eine von. der Berührung des Magnetileurs 'berrührende La- dung zu denken if. Die Täufchung , einzene “ magnetifche Erfcheinungen bey ihrem erften Auf- treten für elektrifche zu halten, verfchwindet bey näherer Unterfuchung immer bald. Die Somnam- büle, an der die vorher erzählten Verfuche ange- Stellt wurden, hatte eine Fontanelle anf der Rruft. Als der Magnetileur zufällig über die Wunde mit den Fingerlpitzen hinabfuhr, klagte die Kranke über einen ftechenden Schmerz in derfelben, was natür- lich an die ähnliche Wirkung des Galvanismus erin- nern mufste. Aber der Schmerz, und mit ihm die Täufchung, verfchwand [ogleich, als der Magneti- leur mit der Fläche der Finger über =. Fontanelle fuhr. Man mufs allo, foll die Elektrieität durchaus die äufsere Urfache diefer Senfationen feyn, der Spitze, und der, dieler [o nahen, untern Rläche m. n22 h en 25% der Finger , entgegengeletzte Flektricitäten beyle- gen, und der einen Vorausletzung eine zweyte zur Stütze unterfchieben *). Was nun aber jenen [auren, Gefchmack beır ifft, den der Magnetileur dem Waller durch Anhauchen, Schütteln feiner Finger gegen ‚dal- felbe für die FmpfAndung der Somnambüle ertheilt, lo wider[pricht hier faft alles der Annahme, das Waller werde durch diefe Operationen elektrilirt. Das ma- Li ” Man könnte die Wahrfcheinlichkeit, dafs an einem und " demfelben Finger fich entgegengefetzte Elektricitären la- gerten, aus Jägers Verficchen, (Gilbert’s Annalen „der Phyfik ı1. 291. ). wo; fich auf derfelben befeuchteten Metallläche Oxydation und Hydrozenation neben einan- der zeigten, beweifen wollen, und es fcheint allerdings möglich, dats auf den verfchiedenen Flächen der Finger durch örtlich getrennte Proceffe der Ausdünftung. und Einfaugung eine ähnliche Differenz bewirkt, wäre, Allein ich habe in einer Reihe, bey ‚einer andern Gelegenheit darzulegender Verfuche, wo verfchiedene Flächen des “thierifchen Körpers mehrere Stunden lang in befeuchte- tes Lakmus - und Curcumapapier eingehüllt wurden, nie gefehen, dafs diefe Papiere da, wo fie die untere Fläche der Finger berührt hatten, anders gefärbt waren, als an den Stellen, die mit der Spitze der Finger in Contact gewe- fen waren. Die Farbe des Curcumapapiers bleibt unver- ändert; das Lakmuspapier wird ftellenweife, aber gleich- formig röthlich gefärbt. Letzteres wird man als eine Wirkung der Ausdünftungsmaterie anfehen; woher mag es aber kommen, dafs vielen Menfchen , wenn fie die Oberfläche der eigenen, rein gewafchenen ‚Einger mit der Zungenfpirze berühren, _diefelbe ihnen jedesmal fchwach falzig - fäuerlich Ichmeckt ? If dies ein Magnetifiren ver- fchiedener Theile eines und deffelben Körpers 2 258 — gsetifirte Waller‘ fchmeckt den Somnambiilen nicht immer fauer, (ondern, nach mehreren Reobachtun- gen, bald füfs, bald nach Schwefelleber , bald ‚auch indifferent, wie gewöhnliches. : Die Blektricität LEm regt aher nur fauren oder alkalifchen ‚Gelchmack. Ich habe bemerkt, dafs der Gelchmack des magne- tilirten Walfers in verfchiedenen Krifen, ja ein Paar Mal logar in einer und ‚derlelben , wechfelte. Das magnetifirte [ehmeckte dann wie das nicht - ma- gnetifirte, und umgekehrt, diefes wie jenes, Soll die Elektrieität der magnetilchen Perfonen eben fo _ oft und ohne ichthare änfsere Veranlalfung, ohne andere Zeichen ihres Wechfels, in die entgegenge- fetzte übergehen? Es ilt ferner bekannt, dals Sönnambülen mägnetifrtes Waller, das ihnen fäuerlich [chmeckt, [ehr angenehm finden und gern winken, welche Zuneigung [chwerlich irgend je- mand zu einem elektrifirten oder galvanilirten haben würde, und am wenigften die Somnambülen, aus Gründen, die wir nachher kennen lernen werden. Endlich unterfcheiden fich magnetifirrtes und elektri- fches Wafler noch durch ein welentliches Merkmal. Jenes ‚fchmeckt einer Somnambiüle noch Stunden- lang, ja noch in der Krife des folgenden Tages, fauer, widerlich u. fıw., obgleich es nach dem ein- maligen Magnetifiren, aufser aller Verbindung mit dem Magmetifeur,, in leitenden Gefälsen aufbewahrt worden; diefes verliert [feinen Gelchmack fogleich, Sobald ihm keine Elektricität mehr mitgetheilt wird, - und fobald es fich mit den Umgebungen ins Gleich- gewicht fetzen kann. Wer allo den Grund des lau- — 259 ren hmacks, „den magnetifirtes Waller oft für Somn en hat, in dem Objekte [ucht, muls ihn in eine pofitive Elekirißrung deffelben letzen *). Da nun aber auch nicht - magnetifirtes Waller der Somnambüle gewöhnlich verändert [chmeckt, wie will man den l[auren oder widerlichen Gefchmack, den ein Glas voll vollen auf das der Magneti- Sour nie auf irgend eine Weile einwirkte , für die Somnaınhüle hat, aus. Elektrieität erklären ? Einer politiv oder negativ elektrifirten Perflon N fchmeckt reines Waller , das: mar. ihr, wie. der Somnambüle, in einem ilolirenden Gefälse reicht, weder fauer, noch alkalilch, fie mag nun ihre Elek- ) Ich wollte verfuchen, den fauren Gefchmack des magne- tfirten oder nicht- magnetifirten Waflers durch die galva- nifche Einwirkung des Kupferpols , den widerlichen (vielleicht ammoniakalifchen?) durch die des Zinkpols zu neueralifiren. Allein, fo gern ich ein beftimmtes Re- fulrar für die obige Unterfuchung gehabt hätte, fo war es mir dennoch, theils wegen der Ungeübrheit der Kran- = ken, fich über ihre Seufarionen genau auszudrücken, theils und hauptfächlich wegen ihrer aufserordentlichen Empfindlichkeit für die Einwirkung des Galvanismus, un- möglich, zu einem folchen zu gelangen, Sie nannte das mit der Säule in Verbindung ftehende Waffer, mochte | es vorher fauer oder widerlich gefchmeckt haben, und jetzt mir dem Zink - oder Kupferpole in Verbindunz , | ftehen, immer fauer. Ihren Klagen nach erregte ihr der ' Zinkpol den heftigeren Schmerz, 350 ——n trieität dem Waller, ehe fie es kofter, mitiheilen können oder nicht. Hier reichen allo Erklärungen aus elektrilchen Spannungen, die dem Waller Pie der Somnambüle eigen [eyen, nicht mehr hin*). Wie möchte man aber auch das TR Leben der Sommambülen und das befondere Verhält- nils diefer zum Magnetifeur und zur übrigen Welt as [olchen Erklärungen begreifen, die, felbft wenn fie ein Paar äufsere zufällige Beziehungen richtig aufgefafst hätten, an jenen noch nicht “ 'mindefte' Klar zu machen vermöchten!: Katin 'eine"an ders Oberfläche hinftreifende Deutung, welche den Ma.’ gnetileur etwa einem Krampffifche vergleicht, der der Somnambüle, wie der Fifch der ihn‘ berübren- den Hand, elektrifche Schläge ertheilt, Fr Hafn die Nerven der magnetifirten Perfon elektrifch er- zittern follen, in den tiefern Grund des Magnetis- aus eindringen, vermag fie das innere Verhältnifs Y der magnetilchen Per[onen auch nur jm mindelften zu fallen? Es war der Zweck des Vorhergehenden, eine falfche Erklärung abzuweifen, und das Bedürf 0 1 NP u la SER *) Man führt auch noch die Erfchürterungen welche die Manipulation des pofitiven Magnetifirens zuweilen bey den Magnetifirten erregen foll, für die Identität deflelben mit Elektrifren an, Aber diefe Erfchürrerungen treten in den feltenften Fällen beym Magnetifiren und nur da, wo "es als folches gehemmt wird, ein; in der Regel ftiller es Krämpfe, weiche Eigenfchaft das Blektrifiren wohl fchwer- lich oft haben möchte. In wie fern elektrifche Einwir- kungen dem Somnambulismus günftig oder ungünftig find, wird weiter unten naher unterfucht werden. h —_— 261 snils ‚ kiinftiger tieferer Unterfuchung aufzuzeigen. Wie viel dunkle Gegenftände der ‚Phyhiologie find nicht unheachtet geblieben, weil man glaubte, mit ihnen längft im Reinen zu [eyn! Es ift für den Ma- 1 gmetismus, und für das, was die Unter[uchung del- felben für die Einficht in andere Erfcheinungen des Lebens verfpricht, wichtig, hier das Willen ‘des Nicht-wilfens lebendig zu erhalten, 4 ©. Es foll indeffen durch das hier Gefagte nicht be- ü ‚hauptet. wer dem, dafs nicht das Schema, unter wel- _ chem wir die elektrifchen Erf[cheinungen bemerken, ach beym. thierifchen Magnetismus wiederkehre; fehen wir doch auch bier Mittheilungen; Leitungen, ' \ Polarifirungen. Nur'[chliefse man ans diefer Aehn- lichkeit des Formellen nicht auf Gleichleyn des in beiden erfcheinenden Quüalitativen. Die Phyliker Ka ftellen faft diefelben Aebslinhteöften zwilchen Elek- - N arieität und dem Magnetismus der "unorganifche n ER auf, ohne, deshalb beide für identilch zu hal- ten *). Das Ipecififch Wirkende ift bey allen ver- _fehieden. Man kann diefe Verfchiedenheit eine ‚Modification eines und deffelben Thätigen nennen‘ und fich auf das Eine, das in allen wirkt, berufen; follte aber die Naturfor[chung, der es vor allem gilt, das Verfchiedene er/[t in [einer Belonderheit aufzufaf- fen und als B höfönderes genau zu erkennen, wohl durch folche unzeitige Uniwerteile Reduetionen ge- fördert werden ? Pr ”) Man vergleiche hierüber K. E. BETA E, in den dt büchern der Medicin 2, 1, 24, 262 — A ' Uebrigens [cheint nach lo manchem, was an- derweitige Unterfuchungen über die Bedentung der Elektricität für den lebenden Thierkörper gelehrt haben, es eben. ‚nicht befremden zu können, dals an den durch den Magnetismus verknüpften Perlo- nen keine freyen elektrilchen Spannungen auftreten. So viel von freyen, im lebenden Körper ‚erzeugten und auf deflen Oberfläche erf[cheinenden Elektrici- täten bey einzelnen Phyfiologen des Redens ift, lo Scheint demfelben doch noch ein rechter Grund zu fehlen , wie eine ‚bey Gelegenheit neuer Unter- _ fuchungen künftig zu liefernde Revifion der vorhan- denen, umltändlicher nachweilen wird. Die Reful- tate der vonHemmer*) angeltellten Verfuche find fo fchwankend , dafs dadurch allerdings Gen s Mifstrauen gegen den dabey angewandten Conden- fator gerechtfertiget wird und da auch Cavallo’s, freilich blols am Hlektrometer .angelftellte ‚ Ver- h fuche\**), nach welchen kein dem lebenden Kör- j ner als folchem angehörender Procefs auf der Ober- fäche frey wer dende Elektrieität erzeugt, ihnen wi- der[prechen, fo bleibt es ungewils, in wie fern die, von Hemmer. gefundene Elektricität Produkt des - lebenden Körpers als [olchen oder in wie fern fie Erzeugnils fremder äulserer Einflülfe war. Sind ») Unterfuchungen über die thierifche Elektricität, vorzäes lich über die freywillige, in Gren's Journal der Phy- fik 3. 26 =) Vollftändige N von der Elektricität , Leipzig 1797, 2. 312. - — 2 63 nun gleich von Cavallo’s zu allgemeiner Behaup- tung die elektrifchen Fifche auszunehmen, [o zeigt " doch felbft das ifolirte Daftehen der bekannten fünf Te Arten derfelben, denen die ausgedehnten ichthyolo- gifchen. For[ehungen der beiden’ letzten Jahrzehende,, der grolsen Verbefferungen unferer Elektrieitätsin- der ohngeachtet , keinen einzigen hinzuzufügen - wulsten, die feltene Vereinigung auch nur ober- Nlächlicher elektrifcher Erfcheinungen mit denen des Lebens. Wer hätte nicht mit Grund vermuthen zu dürfen geglaubt, dals auch unter unfern Süfswaller- filchen hier und da, befonders am Aal und manchen Schleimfilchen fich ebenfalls Spuren von elektrifcher Productivität ‚ wenn auch nur am. Frofchpräparat, zeigen würden! Der Zitteraal und Zitterwels find doch ebenfalls Flulshlche, wenn gleich eines heifse- ren Himmels. Allein Erman *) unterfuchte eine grofse Anzahl derfelben, ohne an irgend einem je- ne Vermuthung beftätiget zu finden. Sollte jenes Seltene Auftreten elektrifchproductiver Er[cheinm- gen in der organifchen Welt nicht die [chwierige Vereinbarkeit derfelben mit denen des Lebens andeu- ; ten? Allo auch mit diefen und ähnlichen Erfahrun- gen tritt das Refultat der vorigen Unterfuchung in eine nicht unwichtige Uebereinfimmung **). ”) Gilbert’s Annalen, 30. 120, **) Man kann freilich die Schuld des Nichtauffindens freyer Elekiriciräten an lebenden Körpern unfern Elektricitäts- auffindern aufbürden; allein welches Recht haben wir, auf das Organifche Procefle der unorganifchen Natur zu übertragen , die daffelbe als folches nur- befchränken können ? 264 — Durch das Nichtauffnden einer elektrifchen Differenz zwilchen den, durch den Magnetismus verknüpften, Perfonen,, ift nun auch die oben er-' wähnte allgemeinere Frage negativ. beantwortet wor-*. den. Da, wo zwey Organismen in der innigftem! und kräftigften Wechfelwirkung einander gegenüber» ftanden, wurde keine Spur von elektrifeher Action gefunden. Die höchfte Empfängliehkeit wie ı die‘ höchlte' Kraft der Einwirkung war ohne fie; die äufsere Urfache der in der magnetilirten Perfon vor-' gehenden Veränderungen ging ohne gleichzeitige ' elektrifche Vorgänge vom Magnetifeur aus. Sollte’ nun ein elektrifches Mitwirken, eine elektrifche Vermittelung da vorhanden feyn, wo,. wie in den Berührungen und Zulammenf[eyn verfchiedener Or- ganismen im gewöhnlichen Leben, der Gegenfatz von Kraft und Empfänglichkeit minder grofs, die‘ Gemeinfchaft minder innig ilt? 1 ala Vielleicht. laffen fieh aus jener Beantwortung‘ noch andere Folgen ziehen. — Man hat gefägt, der‘ Magnetilemr verhalte fich zur magnetilchen Perl[on, . wie der Nerv zu feinem Muskel. Wenn in diefer” Vergleichung etwas Wahres ift, f[cheint dann das’ Nichtvorhandenfeyn eines elektrifchen' Verhältmiffes ; beym Magnetifhiren nicht die von mehreren Phyfiolo- gen begünftigte Vermuthung der Nichtidentität der Nervenaction mit einer elektrifchen zu beftätigen ? Man hat ferner, durch die Wirkung der galvani- [chen Action auf verfchiedene Sinne veranlafst, die Behauptung aufgeftellt, alle Einwirkung eines Aeu- fseren auf die Sinnorgane lebender Körper ge[chehe — 265 durch Rlektricität, Lelbft das in der Tiefe des Organs dem "äuflsern Einwirkenden Futgegentretende fey. i eine elektrifche Thätigkeit. Die E Erfcheinungen des auf Auge und Zunge wirkenden Galvanismus be- „günltigen allerdings. diefe Anlicht. der Sinnenerre- gung; wenn es gleich.auch hier [chon auffällt, ‚dafs :der andere, Sinnorgane, befonders ‚das.des Ge- ‚zuchs fo wenig von’ elektrifchen Einwirkungen affı- ’ eirt werden,. daßs ein Sinn, namentlich der Gefühls- ‚finn, olıme gelähmt'zu l[eyn, und ‚bey normalem U Verhältniffe zu. allen, andern Einwirkungen, die ' Empfindlichkeit für elektrifche durchaus. verlieren kann. Wäre die Rlektrieität den Sinnorganen aber „das, was fie ihnen nach jener Anlicht feyn [oll, würde fie ‚dann auf einzelne [chwächer einwirken, als Lelbft andere nichtelektrifche Reizungen, würde | ‚fie‘ einen allen übrigen Eindrücken ‚noch offenen ‚Sinn unaffieirt laffen? — Auch das Refultat der obi- j gen Unterfuchung [cheint der angeführten Beliaup- 7 tung entgegen zu feyn. Was das Vermittelnde zwi- { fchen dem Organifchen nicht ift, wird es auch zwi- \ [chen diefem und dem Unorganifchen nicht feyn. "Welehen Grund hätte man anzunehmen , dafs, das- - jenige, was der thierifebe Körper der Einwirkung „ des ihm Gleichen entgegenftellt, ein anderes fey, als das, wodurch er mit dem Unorganifchen in echlelwirkung tritt? Wenn das letztere auf jenen irken will, wird es lich zu ihm erheben mülfen, es in, will es das Leben nicht zerftörend zu [ich hinabziehen, wenigliens während den Momenten ee mit dem Lebenden, Selbft als ein Lol- „ $ > 266 ie, | ches erfcheinen mülfen. Wenn nun aber die kräf- tiglte und innigfte Wechfelwirkung zweyer Organis- wien ohne Begleitung von elektrilchen Actionen er- ‚fehien; lfollten diefe dann wohl an jenen Confliet nothwendig gebunden feyn? — So lälst fich wenig- ftens fragen, wenn gleich gern zugegeben wird, dals|| der hier berührte Gegen[tand nach dem, was fehon Scharffinniges und Tiefgedachtes für ihn geleitet worden, noch eine tiefere und fich auf'direeterem Wege mit ihm befchäftigende Unterfuchung fordere, als dafs er durch das hier Gefagte befeitigt werden könnte. Es wurde oben noch eines anderen Falles er- währt, in welchem das Magnetifren elektrifche ‚Differenzen erregen könne. Wenn auch die durch die Manipulation verknüpften Perfonen nicht ’gegen | ‚einander in Differenz treten, :[o könnte es doch wohl leyn, dafs die eine für die andere, (beltimmt der Magnetifeur für die magnetifirte Perlon, da man den andern Fall wohl [chwerlich annehmen wird) Veranlaflung würde, dafs der Körper diefer letzte- ren in lich in elektrifche Differenz zerhele, und ver. fchiedene Gegenden deffelben,, z. B. die des Ma- ‚gens und des Kopfes durch das Magnetifiren in elek- trilche Gegenlätze verletzt würden, wo denn das Magnetifiren für die magnetihrte Perfon daffelbe wäre, was das Frwärmen für den Turmalin ift, da hingegen nach der oben widerlegten Anficht die beiden magnetifchen Perfonen in demflelben elektri’ fchen Verhältniffe ftehen lollten, wie zwey ich ein- ander berührende und elektrilch erregende, hetero- ü e $ 2 — - . en i 267 ler er Die Unterfuchung, in wiefern diefer > Fall ‚ftattinde und ftattinden könne, hängt mit % BR Frage zulammen: :giebt es Zuftände .d ; "Thierkörpers, in welchen die verfchiedenen ee de[[elben gegen einander elektrifch ver- % c tieden find? auf welche Frage einer der folgenden "Auffätze zurückkommen wird. Vorläufig werde hier nr bemerkt, dals nach mehreren, wiederholt an der oben erwähnten Somnambile, 'angeltellten Ver- fuchen, an derfelben keine örtliche freye Spannungen $. ehfZuhnden waren. ' Wenm der, nach einigen Pr- - Klärern des Somnambulismus , in einem [o hohen Grade elektrifchen Herzgrube der Somnambüle . Kügelchen von Kork, Wachs, Siegellack, Caout- fehuck und weilsem Zinkoxyd, die an trocknen ; Annäherungen zugleich in der Abficht ver[ucht wur- -, den, um die fie begleitenden Empfindungen der a kennen zu lernen), [o zeigte fich nie das mindefte Anziehen oder Abftofsen dieler Kör- per. Hier war allo keine Ladung der Magengegend; und eben [o wenig war, wie [chon oben bemerkt A den Gefchmacksempfindungen, welche N, nicht magnetilirtes Wafler der Somnambüle erregte, f einen ähnlichen Zuftand ihrer Mundlläche zu . sen. 2 ! J a > Die bis hieher geführte Unterfuchung bewiesz dals der Magnetileur nieht durch Elektrieität auf die von ihan magnetifirte Perfon wirke; dafs ernicht “u „durch elekttifche Einwirkungen Au ihr den Som 'bulismus hervorrufe. Hieraus geht aber noch rie! -heryor, wie lich denn eine Sownambüle,verhalte, ei ‚wenn man fie wirklich elektrifchen Reizungen aus-. -[etzet, ‘und in wie fern .diefe die Basiel gE und ‚Ausbildung des Somnanibulismus begünfiigen « oder verhindern, Da der befondern Lebenslorm: der Somnäinbülen ein eigenthümliches Verhältnils zur Anfsenwelt eigen ilt, lo kann he fieh auch zur Rlek- Aricität auf eine verfchiedene Weife, wie andere Zu- Stände des ‚Lebens, verhalten. Ift ihre Einpfindlich- \ keit für elektrifche Jheizungen. vermehrt oder ver- anindert, und in welchem Verhältniffe fteht diele Eınplänglichkeit zu der für andere, Reizungen? Ver- fuche, mund Beobachtung werden hierüber Auffchlufs geben können, Sehen wir denn zunächft, wie ge- ringe « ‚elektrilche Spannungen auf eine Somnambüle einwirken, wie fe fich in der bezeichneten Rück- ficht gegen dielelben verhält. A ht Die Erfahrungen, aus denen Gch die Bean ror- tung diefer Fragen ergehen’ kann, find ih vor- handen, und zwar [o yollltändig, IRB neu ange- ftellte Verluche kaum eıwas anders z ‚als die Conle- quenz der Natur aufzuzeigen vermöchten, ‚Wo noch elektrilche Actionen auf Somnambülen ‚einwirkten, fand fich durchaus daffelbe: die höchfte Eimpfäng- lichkeit der Somnambülen für clektrifche Reizungen, Wenn Heineken *) durch eine einfache Silber- ” eeZinke *), Ideen’ den thierifchen ı ee betreffend. © Bremen’ 18009, S. 132, pen er I ti Ir — 269 ‘ Zinkarmatur, welche die innere Seite des Mundes einer Somnambüle berührte, bey diefer, aufser den j gewöhnlichen Senfationen in erhöhetem Grade, krampfhafte Ziehungen in den Gehchtsmuskeln her- vorbrachte; wenn er von gleicher Belegung der Zun- ge vermehrte Speichelabfonderung, Heifswerden im Gelichte, fieberhafte Vermehrung der Puls[chläge fah; wenn ein anderer Beobachter bey einer andern Somnambiile *) durch ähnliche einfach.-galvanilche Armirungen ihrer Hautoberfläche empfindliches Ste-, el@ı und Brennen, welche Stelle ihres Körpers auch von Metallen berührt werden mochte, grolse Be- | ängftigung und durch das Galyaniliren der Zunge mitjeiner einfachen Kette Erf[chütterungen und con- vullivifches Zulammenfahren des ganzen Körpers be- wirkte, wenn endlich. in einem dritten Falle **) (o- gar ein ‚blofser Büfchel Wolle, der.zuvor:am Siegel- lack gerieben worden war, über den Kopf eines Somnambüle gehalten , diefem einen erfchütternden, Schlag galı, [o bedarf es wohl minder neuer Beweile für jene Empfänglichkeit, als einer genauern Unter- fuchung, wo die Gränze derfelben im Somnanıbu- lismus [ey Das Gefuchte liegt in jenen Beobach- tungen vollftändig da, und wenn gleich das Refultat derfelben allerdings noch durch, auf verfchiedene Weife abgeänderte Verfuche, einer Erweiterung fähig ilt, Lo möchte doch nicht jeder, der einmal er- ") Reils Archiv B, 6. S. 248, “ Bbend. 5. 273, Z Arch. f. ds Phyfiol. 1X, Bd, U, Haftı T 278 u fuhr, wie daurend fchmerzhaft einer Somnamhüle die Einwirkung eines einfachen Metallplattenpaars ilt; die heilbringende Ruhe und Schmerzlofigkeit, deren lich die magnetifirten Kranken während ihrer Krilen erfreuen, um des möglichen Neuen willen; das folche Verfuche lehren könnten, zu ftören ge- neigt [eyn. Es fällt auf,- dafs man jene dem Somnambulis- mus eigenthümliche Empfänglichkeit bisher [o we- nig beachtet hat, da es doch nicht gewöhnlich ift, die Senäbilität des menfchlichen Körpers für elektri- fche Einwirkungen zu lolcher Höhe gelteigert zu [e- hen. Eine Spannung von [o geringer Gröfse, dals fie aufser dem Somnambulismus nur auf die be- feuchtete und von Epidermis entblölste Oberfläche [chwach einwirkt, erregt auf der unverfehrten , nicht befeuchteten Oberfläche einer Somnambüle [o hefti- gen Schmerz, dafs in Hinficht diefer Empfindlich- keit für Rlektricität wirklich gegründet [cheint, was mehrere Beobachter des thierifchen Magnetismus von der zum Auge gewordenen Hautoberfläche ei- ner Somnambüle gelagt haben. Eine Spannung, die kaum hinreichen würde, in den entblöfsten, vom Ganzen getrennten Muskeln eines erregbaren Frofches leichte Zuckungen hervorzurufen , erregt die irritablen Organe einer Somnambüle, obgleich diefelben: in ihrer, die Gröfse des einwirkenden ‘Moments bedeutend [chwächenden, Verbindung mit dem lebenden Körper und ınit bedeckten Oberflä- chen der elektrifchen Action ausgefetzt werden, zu heftigen, felbft nach Aulsen fich offenbarenden Con- ” ———. art tractiönen. Welcher andere Zuftand des menfch- lichen Körpers möchte eine ähnliche Erfcheinung zeigen? Freilich läfst fich jetzt leichter fo fragen, da man noch [o wenig darauf aufmerklam gewelen ilt, in wie fern in den verfchiedenen Zuftänden des thierifchen Körpers, eine verf[chiedene Empfindlich- keit für elektrifche Einwirkungen vorhanden ilt. Dals die Empfindlichkeit verfchiedener Individuen für ‚die Finwirkungen der Voltaifchen Säule nicht diefelbe fey, hat zwar noch wohl jeder zu bemer- ken Gelegenheit gehabt, der fich und andere diefen Einwirkungen ausfetzte, Allein man hätte es bey folchen gelegentlichen Beobachtungen nicht [ollen bewenden laffen, da das Verhältnifs des menfch- lichen Körpers zu einer Action, die faft in jedem Momente des Lebens auf uns einwirkt, die gröfsere oder geringere Empfänglichkeit, mit der fie aufge- nommen wird, dem Phyfiologen und Arzte keines- weges gleichgültig leyn kann. Man letzt zwar ge. wöhnlich, ohne vorhandenen Beweis, voraus, die Empfänglichkeit für Elektrieität verhalte (ich, wie die übrige Empfänglichkeit des Körpers für andere Eindrücke; follte aber nicht auch das Gegentheil ftattinden. können? . Vielleicht liefert ‚auch der Somnarmbulismus leinen Beweis für dieles Gegen. teil. "Wäre: es dann nicht möglich, dals verfchie- dene Grade jener Empfänglichkeit'an wefentlich ver- fchiedene Zuftände oder Stufen des Lebens, wie dal- Selbe Schon bey den verfchiedenen Sinnen wirklich Tı2 ' fe 72 — der Fall ift, gebünden wäre? Es giebt krankhafte Erhöhungen der Senfibilität für andere fpeciffche Einwirkungen, für Licht, fir Wärme und wir [eheıt in diefen Erhöhungen den Grund entltehender Krankheit; l[ollte nicht auch in unbekannten Zultän- den die Empfindlichkeit des Thierkörpers für elek- twifche Reizurigen [o gefteigert feyn, dafs ‘der Schmerz, die Angft, die Zuckungen, welche [chon im Somnambulismus , wenn gleich in geringerem Grade von elektwilchen Finwirkungen entftehen, nun auch [elbft von den [chwächften Spannungen fo heftig, [a anhaltend erregt würden, dafs der lei- dende Körper dadurch in dauernde, [elhft lebensge- fährliche Krankheit verletzt würde? Es möge ver- gönnt leyn, weiter unten auf diele-Frage zurückzu- kommen. Diefelben Affectionen , ' welche $omnambülen von fchwächern 'elektrifehen Reizungen erleiden, entltehen bey ihnen im geringerem "Grade auch noch von ändern Einwirkungen. . ‘Man weils aus: Gmelin’s, Heineken’s und anderer Verfuchen,. wie empfindlich magnetifrrte Kranke für \die'‚Ein- drücke homogener metallilcher Körper find, wie fie die lezteren nicht ohne Schmerz und Krampf be- rühren, ja ich ihnen ohne diefe’kaum nähern kön- nen, Was indeflen hierüber bekannt ift, gilt mehr: die Einwirkung kleiner Metallplatten, Um die er regten Affectionen näher kennen zu lernen , iels) ich die Somnambüle gradezu auf etwas grölsere Me- tallmaflen treten; ohne fie indellen, um ihr nicht zu. — 273, Schaden, in’ wirkliche Berührung damit zu letzen. Es wurden folgende Verfuche angeltellt: "1. Die Somnambüle trat während der Krife auf den Rand eines gläfernen Gefälses, worin zwölf Pfund Queckfilber waren. Die auftretende, mit (aus Rückficht für die Kranke) wollener Bedeckung verlehene Fufsfohle war etwa einen Zoll weit vom Metall entfernt und diefes mit einer Oberfläche von Fünf Zoll Durchmelfer dem Fufse zugekehrt. Gleich nach dem Aufeten klagte die Somnambüle über ein Gefühl von, den ganzen Körper durchftrömender, Wärme, dem bald Angft und, ihrem Ausdruck nach, innere Zuckungen in der, dem. Metall genäherten, Extremität nachfolgten., Während des Verfluchs wurden die Schläge ihres Pulfes gezählt, deren vor dem Auftreten 723 in der Minute gewe[en waren. Die Anzahl derfelben ging über dem Metall in 98 über. Als das Queckhiber entfernt wurde, fank der Puls auf 78; bey der Wiederholung des Verfuchs nach einigen Minuten ftieg er wieder auf 97. Nach entferntem Metalle fank er auf 73. Die übrigen Affectionen wechlelten in gleichen Verhältniffen bey Näherung und Entfernung des QueckÄilbers. Auch waren fie völlig diefelben, als der Verfuch in einer andern Krife wiederholt wurde , nur erf[chien . Vermehrung der Pulsfchläge nieht fo bedeutend. 2. Die Somnambüle letzte den bekleideten Fufs auf ein halbes Scheffel Steinkohlen. Ihr Puls ftieg von 662 Schlägen, die er vor dem Verfuche hatte, auf 70, dann auf 73. Sie fühlte Kälte, bittern Ge- fchmack, innere Zuckungen, die auch nach außsen 27% — an den Flech[en in der Beugung des Handgelenks fichtbar wurden. Nach weggelchafften Kohlen blieb der Puls auf 73, aber die Senfationen und Zuckun- gen hörten auf. Am folgenden Tage kehrten Kälte, Gelchmack und Zuckungen über den Kohlen zurück, allein der Puls, ftatt zu fteigen, [ank von 97 Schlä- gen bis auf 91, und als die Kranke einige Minuten über den Kohlen geblieben war, bis 88. — Ueber fieben Pfund Gulseilen entftanden bey der Kranken dielelhen Senfationen, wie über Kohlen. 3. Die Somnambile trat, wie vorher, auf ein mit Papier zugedecktes Gefäls, defllen Inhalt fie nicht wulste. Sie gab Kälte, inneres Zucken und bittern Gefchmäck an, — In dem Gefälse waren fieben Pfund Steinkohlen. Unangenehme Gefühle von Temperaturverän- derungen, Affectionen des Gefälsfyftems, Beängfti- gungen, Muskularzufammenziehungen find bey Somnambülen allo fowohl die Folgen der Einwir- kung grölserer homogener Metallmalfen, als fie es der Einwirkung [chwacher elektrifcher Spannungen waren; nur greifen die letzteren noch kräftiger ein. Einzelne der in den erzählten Verfuchen bemerkten Affectionen werden weiter unten näher berücklich- tiget werden. N Das Verhältnifs , worin Somnambülen zu ein- fachen Metallen und metallifchen Körpern ftehen, ift nicht ohne Beyfpiel in der menfchlichen Natur. Es giebt Krankheiten , worin die Berührung von einem Stück Metall aufs [chmerzhaftefte empfunden wird, Es giebt fermer gelunde Menfchen, die, fich —n 275 von andern durch ihre ungewöhnlich Jeife Empfind, lichkeit für metallifche Einwirkungen auszeichnen, Ritter’s Verfuche über Cam petti haben vor Kur- zem auf eine'interellante Weile an ein merkwürdi- ges Vermögen des men[chlichen Körpers erinnert *). Es giebt, wie [chon früheren, aufmerklamen For- fchern bekannt war, Individuen, welche von Metal- len, die unter dem Boden, worauf fie [tehen, ver- graben find, afkeirt werden. Bemerkenswerth ift hier nun, dafs die Affectionen, welche diefe Perlo- nen von den vergrabenen Metallen erleiden, falt durchaus diefelben find, wie diejenigen, welche oben an der Somnambüle theils beobachtet, theils von ihr [elbft angegeben wurden. Pulsveränderun- gen, bald Vermehrungen [einer Schläge, bald kram- pfigte Zulammenziehungen, [elbft wirkliches Aus- fetzen des Pulfes, Abweichungen in der Teinpera- tur des Körpers, zuckende Bewegungen in den Mus- keln, bitterer Gelchmack über Kohlen, find den wirklichen Metallfühlern [owohl als den Somnam- *) Siehe Ritter’s neue Beyträge zur nähern Kenntnifs des Galvanismus, eıften Bandes, erftes Stück, Tübingen 1898. — Haben gleich einige Phyfiker, ohne eigene Un- terfuchung, fchon die blofse Nachricht, dafs Ritter fich mit einer folchen über Merallfühlen und Campetti befchäftige, wit lauten Proteftationen und fichtbarer An- ftrengung, die Sache (wer weis, aus welchen Gründen) nicht aufkommen zu laffen, empfangen, fo können den Phyfiologen Ritter’s Bemühungen doch nicht anders als willkommen feyn. Sie wiffen, was der Somnambulismus Aehnliches aufzeigt; ihnen gehört der Gegenftand von feiner wichtigften Seite ohnehin an. 276 u bülen, nach dem was Thouvenel *)'und Ritter von jenen erzählen und die eigene Beobachtung die- fer lehrte, gemein. Da nun das äulsere Objekt, von dem die Einwirkung ausgeht, ebenfalls bey bei- den daffelbe ift, fo frägt fich, ob das vom Metall _ aus wirkende Thätige und der Zuftand des, dem Einwirkenden entgegen tretenden Empfänglichen nicht auch bey beiden die[elben [eyen. Dals jenes Thätige, wodurch felb[t ein von der Oberfläche der Somnambüle, des Metallfühlers ent- ferntes Metall auf diefe einwirkt, nicht die Tem- peratur, der Druck der Schwere, die wärmeleitende Eigenfchaft des Metalls feyn könne, ergiebt der erfie Anblick der Sache. — Was ift denn der Grund der Einwirkung des entfernten Metalls? Ritter **) fetzte ihn, für Metallfühler wie Campetti, in die, nach Volta’s Entdeckung, von dem Metall,als Elek- wieitätsleiter, bey [einer Berührung mit einem an- dern heterogenen Leiter, erregte Elektrieität, ‘er nahm an, dafs diefe vom Metall erregte Elektrieität von demfelben aus bey gehöriger Leitung auf den Körper der metallfühlenden Perfon einwirke, Da indeffen aus der äufsern Einwirkung allein das Me- zallfühlen nicht begreiflich' feyn würde, lo läfst Ritter der Einwirkung eine erhöhte Senäbilität *) Ueber unterirdifche Elektrometrie, Zürch 1794. S. 25, 100. Die Veränderungen am Auge, welche bey Metall- fühlern eintreten, konnten an der Somnambüle , deren äufseres Auge gelähmt und verfchloffen war, nicht beob- achtet werden, ”) A, a Q.1S 2 u A 2 entgegentreten *).. Metallfühler wären alfo [olche Perlonen, bey denen nicht blofs ein einzelnes Or- gan, wie das Auge, die Zunge, fondern der ganze —— r 257 Körper, wenigltens die ganze Hautoberfläche delfel- ben, fo fenfibel ift, dafs fie elektrifche Einwirkun- ‚gen von einem Spannungsgrade, der nicht grols ge- aug ilt, um andere Individuen unter gleichen äufsern Umftänden zu afhciren, empfinden, die auf diefe Empfindungen aufmerkfam geworden find, und nach den graduellen , vielleicht auch [pecififchen Verfchiedenheiter ihrer Affecetionen .die graduelle ‘oder fpecififche Verfchiedenheit des Körpers, von welchem die elektrilche Einwirkung ausgeht , zu Ichätzen gelernt haben. Solltenun nicht auch bey Somnambülen das vom Metall aus auf fe Wirkende daffelbe, wie bey wirklichen Metallfühlern feyn, da alles übrige bey beiden gleich ift ? ‘Empfindlichkeit für elektrifche Eindrücke ift ja, den oben angeführten Beobachtun- gen zufolge, bey Somnambülen wirklich vorhanden, fo dafs alflo bey ihnen [chon etwas beftimmt nach- gewiefen ift,; was (wenigftens nach dem, was dar- *) So beftimmt Ritter den phyfiologifchen Zuftand der metallfühlenden Individuen. Die weitere Unterfuchung mufs indeffen noch zeigen, ob das Metallfühlen eine Er- höhung der Senfibilitär für alle, und nicht blofs für be- ftimmte einzelne Einwirkungen vorausferze, ob alfo im erfren Falle in allen Nervenkrankheiten, wo die Sen- fibilität oft bis zu hohen Graden erhöhet ift, auch im- mer erhöhte Empfindlichkeit für Metalle und elektrifche Einwirkungen vorhanden fey. 278 Mr \ über bekannt geworden) bey Metallfühlern bisher blols vorausgefetzt wurde. Auch [cheint es ja nicht in den von Heineken und andern angeltellten Ver[uchen, [elbft da, wo nur eine einzige Metall- platte den Arm einer Somnambüle berührt, an der Erfüllung der zur Elektricitätserregung nothwendi- gen Bedingungen zu fehlen. Denn werden die Me- tallplatte und die von derfelben bedeckte Fläche der, Epidermis, die, wenn gleich keiner der vollkom- menften, doch am lebenden Körper mit feuchten Ausdünftungsltoffen durchdrungen,, ein Leiter ilt, fich nicht gegenfeitig elektrifch erregen, da eineMe- tallplatte und eine [chwach befeuchtete Papp- oder Lederf[cheibe es thun ; wird die erregte Spannung die für Elektrieität empfindliche Somnambüle nicht afficiren? Bey Verfuchen, wo die berührte Hand- ftelle durch Befeuchtung zu einem vollkommneren Leiter, allo auch zu einem bef[lern Elektricitätser- reger wird, nimmt der Schmerz ja an Stärke zu, [o wie man ihn noch mehr hat wach[en [ehen, wenn man zwey fich berührende, oder durch einen Drath in Verbindung ftehende Platten differenter Metalle auf die Hautoberfläche der Somnambüle einwirken hefs #). Ritter's [charfinnige Erklärung des Metallfühlens [cheint al[lo nicht minder auch für ‚Somnambülen zu gelten, und es ift mit allem Rechte zu vermuthen, dafs eine Somnambile aus gleichen Urfachen, ‘wie ein Metallfühler, die Einwirkung einer entfernten Wafferleitung , eines Metalllagers und änderer Elektricitätserreger, von welchen fie *) Reils Archiv, B, 6, $, 248, 250. -—— 279 nur nicht durch ifolirende Strecken getrennt ilt, empfinden werde. Es frägt fich, ob Verfuch und Beobachtung die- fe Vermuthung beftätigen, ob die Somnambüle auch wirklich das Vermögen belitzt, unter ähnlichen, äufsern Bedingungen, wie Campetti und andere, verborgene Metalle, Kohlen u. [. w. durchs Gefühl aufzufinden. Schon oben wurde eine Beobachtung erzählt, welche für jene Vermuthung Spricht; es fchien aber nicht ohne phyfiologifches Interefle, die Sommambüle über den in Anfrage [tehenden Gegen; ftand noch weiter in die Probe zu nehmen und be- fonders zu unter[uchen, welches die Gränze ihrer Empfindlichkeit für metallifche Einwirkungen /ey. Nimmt man auf die Flächen der einwirkenden Mal- fen Rücklicht, [o können Verfuche über das Metall- fühlen der Somnambüle zugleich ein ungefährer Maalsftab für die Schätzung ihrer Empfindlichkeit, für elektrifche Einwirkungen werden, in [o fern man die Einwirkung des Metalls als eine elektrilche anlieht. Hier, wo die durch das Metall erregte Span- nung, [chon an fich fchwach, durch zerftreuende Leitung noch mehr gefchwächt wird, ift für die Somnambule keine Störung ihres Wohlbefindens, wie möglicher Weife felbft von der unmittelbaren Einwirkung differenter Metallplatten, zu befürchten. Um die Somnambüle mit den fpecififchen Ein- wirkungen der Metalle und anderer Körper bekannt zu machen, wurden die bekannten Verfuche, wo man fie mit einzelnen Scheiben von Metall u. f. w. berührt, an ihr wiederholt. Sie empfand,nach Ver- 250 — fchiedenheit der Metalle 'ein bald ftärkeres, bald fchwächeres Brennen an den berührten Stellen. Am ‚ ftärklten brannte Zink; dann folgten im Wärmegra- de abnehmend: Kupfer, Silber, Gold auf einander. Bey der Berührung von Kohle, Holz- fowohl als Steinkohle, hatte die Somnambüle jedesmal ein Ge- fühl von Kälte *). Idioelektrifche Körper er[chie- nen ihr aber in einem noch weit hähern Grade kalt, fo dafs he, wenn auf einem Arm ein Stück Schwefel lag und den andern eine Metallplatte be- rührte, an der vom Schwefel berührten Stelle; das Gefühl einer empfindlich ftechenden; Kälte hatte. Minder kalt, wie Schwefel, doch weit kälter, als *) Man ficht, dafs das Refultat der Verfuche im Kleinen, mit dem der oben erzählten, mir gröfsern Maffen und Tlächen angeftellten, übereinftimmt, In Beziehung auf Elektricität ift es auffallend, dafs die Metalle und Kohle in der obigen Reihe, als Wärmeerreger für die Somnam- büle eben fo auf einander folgen , als in der elektri- fchea als Elektricitätserreger unter fich, Silber und Gold ausgenommen, von denen jenes in der elekrrifchen Rei- he der Kohle näher freht. Dafs Gufseifen in den obigen Verfuchen fich wie Steinkohlen verhielt, wird freilich überrafchen. Erinnert man fich indeffen , worin Kohle "und Gufseifen in Hinficht ihres Gehalts mit einander übereinfrimmen; gedenkt man der merkwürdigen Aüsnah- me, die das Eifen nach Pfaff’s Verfuchen (Gehlen’s Journal der Chemie und Phyfik, B. 5. $. 106.).von an- dern Metallen dadurch bilder, dafs es mit mehreren feuch- ten Leitern, mit denen jene in der elektrifchen Säule negativ werden, pofitiv wird, fo fcheint das Wider- fprechende in obigem Verfuche bedeutend vermindert zu werden, F —— 28: - Kohle, war Colophonium. Diele Kälteerregung er- . folgte fo ‚eonftant, dafs die Somnambüle nie, aufser indem nachher zu erwähnenden Falle einer gänz- > lichen Umkehrung ihres Gefühls, in der Unterf[chei- dung des Schwefels vom Metall irrte, wenn es fich gleichwohl einmal ereignen konnte, dals [olche Me- talle, die in der obigen Reihe Nachharen, von ihr verwechlelt wurden. Dann: war Gold z. B. bren- nender als Silber, wie Heineken [chon dalfelbe bemerkte. — ‚Scheiben von Holz und Pappe afheir- ten das Gefühl der Somnambiüle nur auf die gewöhn- liche Weile; die- Berührung derfelben war ihr auf keine Weife unangenehm , wenn hingegen [chon ein Stück Metall, das fie in der Tafche trug, z. B. ein Schlüffel , ihr widrige Gefühle erregte. - Da der körperliche Zultand der Somnambüle nicht erlaubte, fie den Einwirkungen der Metalle im Freyen und mit entblölsten Fülsen auszuletzen, fo wurden, um fe den äufseren Vekxhältniffen nach wirklichen Metallfühlern fo. nahe als möglich zu ftel- len, gleich grofse Platten von Zink, Kupfer, Silber auf dem Grunde von irdenen Gefälsen bis zum Rand diefer, lich unter einander völlig ähnlichen, Gefälse mit mälsig feuchtem „ fünf bis [echs Zoll hohen, Sande zugelchüttet, auf deffen, bey.allen Gefälsen gleich geebnete, Oberfläche die Somnam- büle dann die innere Fläche einer Hand legte. Die Einwirkung der Metalle erregte hier diefelben Ge- fühle, wie in den oben erzählten Verfuchen; war der Inhalt mehrerer von der Somnambile unterluch- ten Gefälse verlchieden und ihr unbekannt, [o Itanı 282 — den die von ihr angegebenen Empfindungen von bald ftärkerer, bald [chwächerer Wärme in der be- rührenden Handfläche , mit nur leltenen Ausnah- men, in confequenter Beziehung mit der Art und der Summe der in den Gefälsen verf[chütteten Plat- ten. Grölsere Summen erregten grölsere Wärme, geringere geringere. Bey gleicher Plattenzahl, aber ver[chiedenen Arten derlelben z. B. von Zink und Kupfer, gab fie immer bey dem Zinktopfe das ftär- kere Wärmegefühl an. Kohle, Schwefel und Harz verhielten fich auch hier Kälteerregend; befonders war Schwefel kräftig einwirkend. Als die Somnam- bille aus wiederholten Verfuchen fpäterhin die Gradationen der, von den verfehiedenen Körpern erregten, Gefühle kennen gelernt hatte, beltimmte fie auch, wenn ihr der Inhalt der [ämmtlichen Ge- " fälse zuvor bekannt gemacht worden war, den be- fondern eines jeden einzelnen fogleich felbft. So gab fie, als ihr vier mit Sand zugel[chüttete Gefälse, von denen drey, gleiche Gewichte Zink, Kupfer; Steinkohlen, das vierte blols Sand enthielt, zur Un-' terfuchung hingeltellt wurden, den Inhalt der ein- zulmen Gefälse, ver[chiedenemal hinter einander, bey inifefveränderter Oberfläche derfelben, ganz rich- iig am. Die Gefälse, worin Zink und Kupfer, er- *ainnte fie daran, dafs he fich wärmer, das, worin die Kohlen, dals es fich kälter anfühlte, als das blofs Sand enthaltende. Die Somnambüle ilt allo Metall. ‚fühlerin. | Um nun das Maximum ihrer Empfindlichkeit aufzuhnden, wurden ihr in einer Reihe von Verfu-. : u 283 chen mehrere Paare von Gefälsen zur Unter[uchung gegeben, deren Inhalt an Metall, Kohle u. f. w. fo gering war, dafs vielleicht die Senfibilität eines viel- geübten Metallfühlers dadurch nicht afhicirt worden wäre. Es ergab fich aus diefer Verfuchreihe, die ich, um den Raum zu fchonen (aus welchem Grun- de ich auch alle übrigen mit der Somnambüle ange- ftellten metallofcopifchen Unterfuchungen,, deren eine nicht geringe Anzahl, hier unterdrücke) in ei- ner Note anführe ‚| dafs die Somnambüle die Einwir- kungen von 5 Pfund mit einer hohen Sanddecke be- decktem Kupfer, welches der Berührung des feuch- ten Leiters nur wenige Zoll Fläche darbot, noch zu empfinden vermochte *). Zu [olcher Höhe war die *) Die Somnambüle hatte aus vier glafurten, blofs mir Pa- pier zugebundenen, nicht mir Sand zugefchütteren Töpfen dreymal hinter einander jedesmal richtig denjenigen her- aus gefunden, der ein Pfund Kupfer in dreyfsig Platten enthielt, aber keine Veränderung im Gefühl wahrgenom- men, als in einen der leeren Töpfe noch vier Platten, von # Pfund Gewicht, gelegt worden waren, Um die Schärfe ihres Gefühls nun weiter zu prüfen, wurden in einer günftigen Krife folgende Verfuche angeftellt. Zwey einander völlig gleiche Töpfe a und b, enthielten die verfchiedenen, mit,Sand zugefchütteren Maffen,, und die Somnambüle berührte fie auf die oben angegebene Weife, In a war: » In b war: Verfuch ı. blofs Sand, z Pf, Steinkohlen, Dr 25: 3PR, Kupfer; blofs Sand, er Al eben fo, Dez 1 7 Br, >: 284 \ ——— Senhibilität der Kranken für den von den Metallen ausgehenden Reiz während des Somnambulismus gelteigert! In lolcher Vollkommenheit ‚war die. Somnambüle Metallfühler in! ; Da nun aber bey der Kranken, mit Ze je-, ae Verluche angeltellt wurden, der Somnambulis-, imus noch lange nicht den Grad der Ausbildung er- reicht hatte, den andere Beobachter bey magnetihir- ten Perfonen fahen,. [o läfst ich bey lolchen voll- kommenen Somnambülen auch noch ein höherer Grad jener Senfibilität, in lo fern eines, durch das andere bedingt ilt, erwarten, Vielleicht, werden von diefen noch Differenzen unterfchieden, wovon die hier erwähnte Somnambüle keinen Eindruck mehr | empfand. So fand das Gefühl diefer keinen Unter- fchied, wenn eine gewiffe Anzahl Kupferplatten in drey ver[chiedenen Gefäfsen gleich vertheilt, aber in jedem auf eine andere Weile, bald dem Boden näher, bald mehr von ihm entfernt, gelagert war. Warum‘ [ollte, eine‘ für Metalleinwirkungen noch em- "Verfuch 5. & Bf. Kupfer, blofs Sand, EEE BER Ne DIET SL SI0R eben do, en auybgner Ze 5. >, ine » 0000.180,bl0l8.Sand, ; = Pf. Zink, ae Re sb wa * 3:% IE z Pf, Sılber, , A == Pf. Schwefel, \ oo» . Die Somnambüle erkannte in den Verluchen ı, 4, 3,6, 7, 8, 9, 10, den Inhalt richtig, ‚itrte aber in 2 $ und ır. Ihr leifes Gefühl für Metälleinwirkungen fand allo zwifchen 5 und £ Pf. Kupfer feine Gränze, u — 285 eınpfindlichere Somnamhüle nicht auch hier emplin- "den, dafs das entferntere Metall fehwächer, das nä- here ftärker auf fie einwirkt? Ift das vom Metall ‚aus Wirkende Elektrieität, [o mufs ja die Zuleitung, Zerftreuung derfelben in beiden Fällen verf[chieden -feyn. — Indeflen wird es auch wieder Somnambü- len geben, die minder empfindlich für Metallreizun- gen find. Je ruhiger, je heiterer übrigens die Krifen der Somnambüle waren, eine defto glücklichere Metallfüh- lerin war fie. Es kann feyn, dafs in folchen Krifen ihre Empfindlichkeit erhöht wurde; vielleicht be. günftigten fie auch nur die ungeltörte Richtung ih- rer Aufmerklamkeit auf das in ihren Sinnen Vorge- bende. Was die Ruhe der Krilen, die gewöhnliche Klarheit der Somnambile trübte, unangenehme Ein- wirkungen, Gemüthsbewegungen, krankhafte Zu- fälle, wie Krampf u. d.gl., verminderte auch die Virtuofität der Kranken als Metallfühlerin. Man fieht leicht, dafs die zarte Empfindlichkeit der Somnambüle für Metalleinwirkungen defto verletzba- xer feyn mufste, je Zarter fie eben war. Sind es ia wie Ritter von Campetti fagt, nur Procen- ,' ja vielleicht nur Promille, die der Senfibilität 2 ‚Metallfühlers abgenommen, diefen in dem ihn auszeichnenden Vermögen den übrigen Menlchen gleich fetzen. Sollte die Soemnambüle das verhorgene "Metall durchs Gefühl wahrnehmen, fo mulste ihre Aufmerkfamkeit nur allein auf den vorliegenden Verfuch „gerichtet feyn.. . Alle äulsere Umftände Arch. f. d, Phyfiol, 1X. Bd, Il, Hefe, V 286 eb mufsten aufs genauefte gleich erhalten werden, es durfte z. B. das Einlegen und Verfchütten der Me- talle fin den Gefälsen nicht abwechfelnd von ver- [chiedenen Perfonen gelchehen. Nach vorhergegan- gener Gemüthsbewegung, und einmal nach dagewe- fenen Krämpfen, fchien das Gefühl der Somnam- büle völlig umgekehrt zu [eyn; Gold brannte mehr als Silber, der Kupfertopf fühlte fich kalt an. Die- felbe} Umkehrung des Gefühls habe ich ein Paarmal, ohne mir bekannte vorhergegangene Urfache , be- merkt; in allen während einer und derfelben Krife angeltellten Verfuchen, erfchien Sand kälter als Me- zall. Hier mufste bey der Somnambüle eine bedeu- tende innere Veränderung, vielleicht ein Wechfel ihrer bedingten und unbedingten Erregbarkeit, wo- hin fchon die oben erwähnte Gefchmacksverände- rung des magnetilirtren Walfers während derfelben Krife deutete, vorgegangen [eyr *). Bemerkens- *) Eine ähnliche Veränderung der Erregbarkeit fchien auch bey dem Erwachen der Somnambüle aus der Krife zu erfolgen, Hatte ihr das magnetifirte Waffer während der- felben fauer gefchmeckt , fo fchmeckte es fat jedesmal nach dem Erwachen widerlich, oder umgekehrt, das vorher widerliche fauer. Wurden ihr während der Krife gefärbte Papiere vorgehalten, fo erkannte fie fie richtig; zeigte man fie ihr nun nach dem ‘Erwachen, fo erfchie- nen fie ihr anders, Blaue, gelbe Farben nannte fie rorh und grün gemifcht, fchwarze und dunkelrothe zeigten fich ihr hingegen ebenfalls ftellenweife grün und blau, Auch beklagte fie fich oft nach dem Erwachen über einen eigenen, das Zimmer erfüllenden, von andern, und ihr feibit vordem Erwachen, nicht empfundenen Geruch, ‘Die 287 werth if: es indellen, dafs eine folche Umkehrung des Gefühls fich bey ihr nicht auf einzelne Metall- einwirkungen befchränkte, fondern fich auf alle aus- . dehnte , [o dafs die Senfationen der Somnambüle doch während einer und derfelhen Krife mit fich felbft in Uebereinftimmung blieben. In allen jenen, über die Einwirkung, welche geringe Metallmalfen auf die Somnambüle ausüben, angeftellten Ver[uchen, wirkte das entfernte Metall nur auf das Gefühl derfelben. Es [cheint alfo eine grölsere Annäberung deffelben , eine Vermehrung feiner Maffe und Fläche erforderlich zu feyn, wenn es bey ihr auf die für feinen Eindruck relativ min- der empfänglichen , irritablen Organe wirken , in. diefen Krampf und Zuckungen hervorrufen [oll. Eben fo wird eine aus der Entfernung wirkende Elektricität oder eine [chwache Spannung derfelben unter gleichen Umftänden eher von uns empfunden, als fie fich in Affectionen der Bewegungsorgane äufsert. Im irritabeln Syftem fcheinen die Muskeln eine grölsere Empfänglichkeit für den Metallreiz zu haben, als die Gefälse, wie daffelbe auch bey elek- trifehen Einwirkungen der Fall ift. . Der Puls der Sommambüle ward in den vorher erzählten Verfu- chen, als fie lich über gröfseren Kohlenmallen be- fand, auf eine Weile affieirt, die allerdings etwas Befremdendes hat. Bey übrigens gleichen äufsern Enz Perfon des Magnetifeurs, die fie Yährend der Krife un» verändert fah, eıfchien ihr jedesmal nach dem Erwachen auf eine auffallende Weife grölser, ausgedehnter, 288 —— ‚ Umftänden zeigte fich das eine Mal eine Vermeh-, rung, das andere Mal eine Verminderung feiner: Schläge. Waren die Zuftände der Somnambüle bey: ° beiden Verfuchen , wie es wenigftens den Anfchein hatte, nicht merklich von einander verfchieden, fo möchte der Grund diefer Differenz [chwer anzuge- ben [eyn, wenn er nicht etwa in’ einer noch wenig beachteien Figenthümlichkeit des Gefälslyftems liegt. Vermehrter und verminderter Puls [cheinenr ihrer nächften Urfache nach nicht [o wef[entlich ver- [chieden zu feyn, als fie es nach den Zahlen, wo- durch fie ausgedrückt werden, erfcheinen. In kran- ken Zultänden (ehen wir nicht Selten in einer und derfelben Viertelftunde ohne anderweitige Affectio- nen des Körpers den [chnellen Puls, in einen langfa- men, oder diefen in jenen übergehen, und wie oft wird das Phänomen des ungleichen, jetzt [chneller eilenden, dann wieder zögernden, Pulles beobach- tet! Faft derfelbe Kältegrad [cheint den Puls, bey feiner Einwirkung auf ihn, bald zu befchleunigen, bald anzuhalten *).. Befonders hemerkenswerth in Beziehung auf die an der Somnambüle von der Ein- wirkung der Kohlen bemerkte Erfcheinung ilt es, dafs die Elektrieität ebenfalls nach einigen Beobach- tern, die Anzahl der Pulsfchläge vermindert, nach andern fie vermehrt **), dafs es allo falt zufällig zu *) Man fehe unter andern Falconer’s Beobachtungen über den Puls, Leipzig 1797. S. 38. ®) Ich erinnere hier befonders an Gerhard’s Beobach- tungen in den Nouv. Memoires de l’acad. de Berlin 1772, Die übrige Litteratur über Pulsaffecuonen durch. Elek- m — 259 feyn [cheint, ob fie jenes oder diefes bewirke. Al- lerdings ift beides nicht daflelbe; aber gränzen nicht auch bey andern Organen Vermehrung und Unter- drückung ihrer Actionen nahe an einander ? Das Entftehen von Krämpfen bey der über grö- fseren Mallen von Koblen und Metallen befindlichen Somnambüle , liefs vermuthen,, diele werde auch Rabdomantin [feyn, d. h. Baguette und Balancier würden bey ihr ebenfalls die Affectionen ihres Mus- kellyftems andeuten,; und in ihren Händen durch die Einflüfle jener Körper in Bewegung geletzt wer- den. ‚Um hierüber, wenrigftens in Hinficht des Ba- Jancier, Gewilsheit zu haben, lie[s ich die Soemnam- büle in den obigen Verfuchen, während fie auf zwölf Pfund Queckfilber, fieben Pfund Eilen oder einen halben Scheffel Steinkohlen trat, auf dem mit Wal- ler benetzten Mittelfinger der linken Hand Rit- ter’s kupfernen Balancier nach Ritter’s Anlei- tung [chwebend erhalten. Allein ich fah, obgleich ‚ tricität findet man bey Cavallo a,a, O. 2, 220. und in Kühn’s Gefchichte der Elektricitär, Leipz. 1785. B. 2. 76. gefammlet. Man hat gegen diefe Beobachtungen die von van Marum angeftellten angeführt, welche beweifen follen, dafs der Puls durchaus nicht von einwirkender Elektricität affieirt werde, Wie kann man aber hier aus dem, was bey gefunden Perfonen vorgeht, für das beweifen wollen, was bey erhöheter Empfindlichkeit bey Kranken eintreten kann? Sind nicht fchon wirklich Fälle - beobachtet , die für die Verfchiedenheit gefunder und kranker Zufände, in Hinficht des Verhaltens des Ge- fälsfyftems zur Eiektricicät, Sprechen? Man fehe Ca- vallo a,a, 0, S. 219. 290 _— die Ver[uche mehrere Male mit aller Vorficht wieder- » holt wurden, nie irgend eine folche Bewegung des Inftruments, die den von andern beobachteten nahe gekommen wäre. Der Balancier lag völlig ruhig, oder fchwankte nur, wenn die Somnambüle den Finger bewegte. Eben [o erfolglos waren die Ver- fuche, als die Somnambüle, während fie auf jenem Finger den Kupferftreifen trug, den einen Fuls über bewegtem Waller hielt, oder mit dem Mittelfinger der rechten Hand folgende Körper: eine Zinkplatte, Silberplatte, Goldmünze, ein auf Zink liegendes Sil- berftück, des Magnetifeurs Finger, den Süd-, den Nord -Pol eines Magneten, hinter einander berührte, oder umgekehrt, während fie den Balancier auf den rechten Finger nahm, den linken in Queckülber tauchte. Ein einziges Mal, als beide Fülse der Somnamhüle über fieben Pfund Steinkohlen ftanden, fchien der auf dem befeuchteten linken Mittelfinger ruhende Balancier in dem erften Augenblicke, wo die Fülse ich den Kohlen näherten, in einzelnen Stölsen, wie der Sekundenzeiger einer Talchenuhr, mit dem vordern Ende nach der linken Seite der Somnambüle zu rücken. Allein, als der Verfluch wiederholt wurde, war keine Bewegung zu [ehen, Auch alle mit der Somnambüle angeftellten Pendel- verfuche milslangen, Fin geidener Ring, ein Stück Schwefel, welche fie an einem trockenen oder feuch- ten Faden über jene zwölf Pfund Queckfilber hielt, fchwangen nur kurze Zeit auf eine unregelmäfsige Weile, und geriethen bald in völlige Ruhe, — In diefen Beziehungen verhält lich allo eine Somnam —— 291 büle anders, als wie ein Campetti, Pennetund andere gebohrne Metallfühler, Wenn fie ihnen dagegen, wie wir oben gefehen haben, in Hinficht ihrer Senhibilität für Metallein- wirkungen völlig gleich er[chien, fo darf doch auch hier nicht überfehen werden, dafs die äufseren Be- dingungen, unter welchen Somnambülen und Indi- viduen, wie Campetti die Eindrücke entfernter Me- talle zuempfinden vermögen, bey beiden verfchie- den find. Die Schriftfteller über unterirdifche. Elek- trometrie fordern durchaus, dafs der Metallfühler, wenn ihn das von ihm entfernte Metall afficiren foll, mit demfelben in elektrifch - leitender Verbindung tehe. Bey Somnambülen [cheint die Erfüllung die. fer Bedingung nicht [o nothwendig zu feyn. Es giebt deren, welche die Einwirkung [elb[t homoge- ner Metalle in mehrzölliger Entfernung empfinden. Auch in den oben erzählten Verfuchen wirkten, un- ter andern, Kupferfcheiben auf das Gefühl der Somnambille, wenn fie gleich, in einem glafurten Topfe ohne leitende Sanddecke liegend , von der fühlenden Handfläche durch eine vier Zoll tiefe Luft- fchichte getrennt waren. Dafs diefe Verfchieden- heit für die Erklärung des Metallfühlens aus elektri- [cher Einwirkung kein unbedeutender Umftand [ey, wird man [chon bemerkt haben. Es möchte [chwer “werden, in dem angeführten und ähnlichen Fällen eine, auch nur ziemlich unvollkommene, Leitung vom’ Metall aus bis zur Hand der Somnambüle nach- zuweilen, ja es könnte in diefen und den üher grö- fsern homogenen Metallmaflen angefteliten Verfu- 292 — chen felhft die vollftändige Erfüllung’ der Bedingun- gen, unier welchen allein Elektricitätserregung hey blofser Berührung Statt, findet, vermifst werden. In-.. delfen folgt hieraus noch immer nicht, dafs dasjeni- ge, was den Grund der Einwirkung des Metalls auf wirkliche Metallfühler zu enthaiten [cheint, nicht ‚ auch bey Somnambülen das vom Metal aus Wirken- de (ey. Beide find lich in allem Uehrigen als Metall- fühler einander zu gleich, als dafs man in jener Hinficht eine Verfchiedenheit zwilchen ihnen an- nehmen könnte; der Frläuterung aber, welche Rit- ter den Phänomenen gab, wie fe uns Campetti und ähnliche Perfonen zeigen, dürfte fo leicht keine vollftändigere und befriedigendere zur Seite geftellt werden. Die bemerkte Ver[chiedenheit der äufsern Bedingungen [cheint vielmehr blofs anzudeuten, dafs die Empfindlichkeit der Somnambilen für elektxi- fche Einwirkungen gröfser fey,als die gebohrner Me- tallfühler, wofür auch die vorher erzählten Verfu- che fehon zu Sprechen [chienen. Wo im den ange- führten und andern ähnlichen Fällen die Redingun- gen zur Rlektrieitätserregung vermilst wurden, fehl- ten fie doch nicht abfolut *). Hängt aber nicht die ") So waren z. B. in dem vorher erwähnten Verfuche, wo die Somnambüle noch von Kupferfcheiben afficirt wurde, die, ohne feuchte Sanddecke, in einem glafurten Topfe Tagen, die einzelnen Scheiben in verfchiedenem Grade angelaufen, fo dafs fie felbit wohl noch different genug gewefen wären, um in einer galvanifchen Kette Action zu geben; auch ift in Hinficht der Luftifolation zu be- rückfichtigen. dafs die Verfuche im Winter angeftellt wurden, fo wie ferner bekannt it, dafs unfere Glafuren —— 295 Gröfse des'Wirkungskreiles, womit die elektrifche Spannung eines entfernten Körpers auf uns einwirkt, die Entfernung, worin fie von uns empfunden wird, eben [owohl von dem Grade unlerer Empfindlichkeit, ‚als von dem der Spannung ab? Wie [chwach wird nun aber eine Spannung l[eyn können, wovon [elbft aus einiger Entfernung, eine Somnambille noch a& Keirt wird, deren Senhibilität für elektrilche Eindrü- cke [o erhöht ift, dafs (man fehe die oben angeführ- te Beobachtung) ein mit Siegellack geriebener Bü- Schel Wolle, bey blofser Annäherung, wie ein Schlag aus einer Leidner Flafche von beträchtlicher Fläche auf fie einwirkı ? Da nun fchwache elektrifche Spannungen [o kräftig in das Leben der Somnambülen eingreifen, wie wird fich dalfelbe zu der unmittelbaren Einwir- nicht felten nur unvollffändig verglafer find u, f. w. So war auch die Oberfläche jener zwölf Pfund Queckfilber, auf welche die Somnambüle den Fufßs fetzte, fchwach werkalkt das unter der Fläche ftehende Metall dagegen hellglänzend; der Kohlen waren mehrere, wahrfcheinlich j mehr oder weniger von einander verfchiedene Stücke, Wie nun felbft in verfchiedener Härtung,, Politur der bei- den Enden eines und deffelben Metallbogens und andern, eben fo unbedeutend erfcheinenden Differenzen der Grund folcher Elektricitätserregung liegen kann, dafs ein er- regbarer Frofchfchenkel von der Einwirkung derfelben auf ihn afficirt wird, darüber fehe man Volta in Gren’s neuem Journal 2, 158. 159. Note, _ Uebrigens fcheinen auch Metallfühler bey fehr hoher Empfindlichkeit die Einwirkung eines von Ifolatoren umgebenen Metalls empfinden zu körnen Man vgl, Ritter 4,2, O, 5, 120, ‚Anmerkung zu Verf, 44 29% en kung ftärkerer verhalten? Aus vorhandenen Beoh- achtungen ift diefe Frage nicht zu beantworten. Man hat zwar Somnambülen hey dem Blitzen einer Ge- witterwolke amı ganzen Körper zittern gefehen *), aber fie der direkten Einwirkung naher und grolser Spannungen, [o viel ich weils, noch niemals aus- geletzet. Die Anftellung eigener Verfuche hierüber fchien deshalb nicht rathfam, weil zu fürchten war, fie würden der Somnambüle, welcher [chon eine [chwach wirkende Voltaifche Säule von zwanzig ge: wöhnlichen Plattenpaaren lo heftige Schmerzen und Erfchütterungen verurlachte, dafs die Ketten [chnell ausgehangen werden mufsten, daurenden Nachtheil bringen. Bedarf es inde[fen noch irgend eines Ver- fuchs , irgend einer neuen Beobachtung, um die Antwort auf jene Frage zu finden? Läfst fich nicht aus dem, was die oben angeführten von der Einwir- kung kleinerer Spannungen auf Somnambülen aus- "fagten, mit vollem Rechte der Schlufs ziehen, dals jene fieberhaften Zufälle, der Schmerz, die Anglt, die Zuckungen, welche durch fchwache Spannun- gen bey ihnen erregt wurden, bey der Einwirkung gröfserer noch an Dauer und Heftigkeit zunehmen werden, bis zu den höch[ten Graden, mit Gefahr des Lebens [elbft, zunehmen werden? Mit der Ur- fache wird die Wirkung fteigen. Weshalb [ollte hier irgendwo eine Gränze [eyn, wo aus dem, was auf die Somnambülen bey [chwacher Action verderblich einwirkt, bey vermehrter etwas Wohlthätiges wür- de? Nun ift es aber jedem, der fich mit Magnetih- *) Archiv B, 6, S, 273. Er 295 ren befchäftigte, bekannt, wie [ehr alle bey Somnam- bülen entftehenden Krämpfe und Schmerzen, ihre äufsere Urfache möge [eyn, welche fie wolle, nicht blofs die Ruhe und Klarheit derfelben trüben, ihr Wohlbefinden ftören, fondern [elhft die magnetifir- ten Per[onen von der Höhe des Somnambulismus zu feinen tiefften Graden, ja [ogar aus ihm heraus, in einen dumpfen, [oporöfen, mit allgemeinem Zittern begleiteten Zuftand verletzen, und es ift kein Grund vorhanden, um anzunehmen, dafs die Convulfionen, welche die Einwirkungen der Elektrieität und der Metalle bey Somnambilen hervorrufen, nicht die- felhe, den Somnambulismus befchränkende, Wir- kung hahen [ollten. Ja, einzelne Beobachtungen Sprechen beftimmt für. den nachtheiligen Einflufs der Eiektrieität beym Magnetifren. Wenn man eine Somnambüle vor Eintritt der Krife der Einwirkung einer einfachen galvanifchen Kette ausl[etzte, lo konnte, wenn gleich [chon Vorhoten des Somnam- bulismus, und grofse Neigung zum magnetilchen Schlaf da waren, ja [e!bft, wenn man das.Einfchla- fen durch Magnetifiren zu befördern fuchte, die Krife doch nie eher erfolgen, als nach Entfernung der Metalle *). Es giebt andere Beobachtungen, die, wenn gleich in anderer Abficht anigeftellt, daffelbe beweilen **). Die vorher aufgeworfene Frage ilt ®) Archiv B, 6. S. 249. “) Es verdient hier einer in der Salzburger medic. Zeitung erzählten Krankengefchichte gedacht zu werden, die im fechsten Bande diefes Archivs $, 256. als ein Beyfpiel an- geführt wird, dafs durch Galvanifiren der Somnambulis- 296 =—— alfo füglich dahin zu beantworten, dafs die Einwir- kungen gröfserer elektrilcher Spannungen dem Somnambulismus durchaus nachtheilig find, .[o wie ihn geringere [chon trüben, dafs fe auf [ein Entfte- hen , wie auf feine Ausbildung den. ungünfüglten Einfluls äufsern. _ Auf gleiche Weile verhalten fich Metalle zu Somnambülen, und [chwerlich möchten fie unter irgend einer Bedingung, ohne von einem, ihnen Kraft verleihenden, Lebenden unterftützt zw feyn, magnetilche Zuftände hervorzurufen ‚das Ver- mögen haben. Zwar wird vonCampetti erzäblt*), er habe, als man ihn magnetifrte, die Empfindung gehabt, als fey er über Metallen; doch kann der mus hervorgerufen worden fey. Wahrfcheinlich beweilet indeflen jene Gefchichte gerade das Gegentheil: die Unter- drückung des Somnambulismus durch das Galvanifiren, ‘als elektrifche Einwitkung.# Die Kranke war ja fchon Somnambüle, ehe an das Gulvanifiren derfelben nur ein- mal gedacht wurde, Die fomnambuliftifche Krife erfolgte bey derielben nicht, wenn die, einwirkende Säule aus mehr als fünf und zwanzig Lagen beftand und die Beob- schter- bemerken felbft , daß die Krife defto fehneller eintrat, je fchwächer die Säule war, Bey einer Einwir- kung von fechs und ‚zwanzig Platten wurde der einge: trerene Somnambulismus unterbrochen. Wenn‘ die operi- renden Aeızte ‚das Galvanifiren mit organifchen Berüh- sungen verbanden, wenn fie z, B. die Elektricität, ftatt durch die Dräthe, durch ihre die reizbare Nervenkranke berührenden Finger in das Ohr derfelben leiteten, fo be- kam diele Vorrichtung weit beffer, als jene. Dies führe auf die Frage; wie viel Antheil mag der Magnetismus an manchen galvanifchen Curen haben? — ®) Ritter a.2,0,5, 12 } f ae 297 Grund hievon auch der [eyri, dafs Campetti’s Sen- Gbilität durch die magnetilche Manipulation fo [ehr erhöhet wurde , dafs er nun auch die Schwachen - elektrifchen Einwirkungen feiner Umgebungen, die ihn vorher nicht afficirten, zu empfinden anfıng, wo - ihm denn natürlich werden mufste, als fey er über Metallen. B Wirkt nun aber, allem!Bishefigen zufolge, die Elektrieität zer[törend auf den'Somnambulismas, [o fehen wir noch auf einem andern Wege das Refultat der vorigen Unterfuchung:' Magnetifiren ift kein Elektrifiren, heftätiget. ‘Wen allo jene Empfindlich- keit der Somnambülen für elektrifche Eindrücke zu der Meinung veranlaffet hätte , der Magnetifeur wirke doch vielleicht auf die magnetifirte Perfon durch eine Spannung ein, die, [ey fie gleich lo [chwach ‚; dafs unfere Elektrieitätshnder fie nicht zu entdecken vermöchten, doch wohl die empfindlichere Magnetifirte affieiren könnte, den mufs doch die ge- - nauere Kenntnifs des Verhältniffes, worin Elektrici- - tät zum Somnambulismus wirklich fteht, vom Un- - grunde feiner Meinung überzeugen, Dals nun aber die Senfibiltät der Somnambü- len nieht etwa für Einwirkungen jeder Art, (ondern vorzugsweife für elektrifche erhöhet fey, ergiebt ich, wenn man das Verhalten derfelben zu andern Ein- üffen, befonders der Wärme und Kälte unterfucht. ? Ich habe nie bemerkt, dafs die von mir beobachtete 3 F Somnambile, wenn das Zimmer, worin fie fich be- fand, während der Krife [ehr Stark geheizt, oder wenn es in demjelben wegen unterbliebener Heizung * ‘ 1 A 298 — empfindlich kalt war, "eine belondere Empfindlich- keit für Wärme und [elbit für wirkliche Hitze oder | für Kälte gezeigt und etwa, was fie bey Metallein- wirkungen [o leicht that, Klage darüber geführt hät- te. In den Schriften über thierifchen Magnetismus finde ich keine Beobachtungen, die diefen Bemer- kungen widerfprächen. Die Empfindlichkeit der |\ Somnambülen für Temperatureinwirkungen fcheint demnach von der anderer Menfchen um nichts ver- j [chieden zu [eyn. Steht indelfen die bekannte Empfindlichkeit der Somnambülen für ‚die Einwirkungen des Magnets nicht jener Behauptung, lie [eyen nur vorzugsweife für elektrifche [enfihel, entgegen ? Es [cheint nicht. Mehrere Beobachter haben der eigenthümlichen Kraft des Magnets mit Unrecht einen Einflufs auf Somnambülen zugelchrieben, den wohl nur das Me- ıall ausübte, woraus derf[elbe beftand oder womit er bewaffnet war. Ich wenigltens habe nicht bemerkt, dals ein ziemlich kräftiger Hufeifenmagnet anders auf die Somnambüle einwirkte, als ein Stück nicht- magnetilches Metall von gleicher Gröfse, auf gleiche Weile mit ihr. in Berührung gebracht. ‘Eben deshalb ınag, wie fchon von andern erwähnt worden ilt, der Gebrauch des Magnets, de[fen man fich in früherer Zeit zum Magnetifiren bediente, den ma- gnetifirten Perfonen mehr [chädlich als nützlich ge- welen l[eyn und die Neueren [cheimen diefelben Er. Scheinungen ohne Metall oder Magnet weit eher her- vorzurufen. Der Magnet wird indeflen in der Hand des Magnetileurs minder nachtheilig wirken, indem ,— 299 hier, fo wie in andern Fällen, wo man fich deflel- ben bey verfchiedenen Kranken bediente, der [chäd- liche Einflufs des Metalls durch den wohlthätigen "des Magnetileurs ganz oder zum Theil wieder auf- gehoben wird. Metall und Magnet wirken dann " mehr als Leiter der organilchen Kraft, als durch ihre eigenthümliche, wie denn auch [chon Gme- - lin vermuthete, dafs der Magnet in einem von Heineken’s Verfuchen auf diefe Weile thätig ge- welen (ey. Wirklich [ah ich das Experiment, wo die von einem Pol des Magnets in Erftarrung gebrachte Hand dem andern in allen Richtungen folgt, auch dann »gelingen, wenn die blofse Hand des Magne- tifeurs, ohne Magnet, fie unternahm. Der Arm der Somnambüle wurde kataleptifch, wenn der Ma- gnetifeur mit der [charfen Seite der Hand an ihn hinabfuhr und er folgte alsdann den, zuvor durch Anhauchen erwärmten, Fingern des Magnetileurs. Nur für Lichteinwirkungen f[chien die Somnam- büle in einem ähnlichen Grade fenfibel zu feyn, wie für elektrifche, obgleich die Senfationen, welche Licht und Elektricität bey ihr erregten, verfchieden ‘ waren. Das gewöhnliche Tageslicht afficirte fie freilich auf keine befondere Weile, auch klagte fie nicht, wenn auf einmal Sonnenfchein in das Zim- aner fiel, worin magnetilirt wurde. Hatte fie aber eine Zeitlang in der Dämmerung gelellen und wur- de nun Licht gebracht, [o erregte es ihr Anglt, Schmerz in der kranken Bruft, erfchwerte ihr das Athemholen. Einmal klagte fie über eine Art von Raufch (Taumel, wie fie es nannte), den ihr das 300 pe nahe und hell brennende Licht verurfache, welche Einpfindungen indeffen Tämmtlich mit Entfernung ihrer äufsern Veranlaffung logleich aufhörten. So Scheint fich allo das Befondere des Lichts und der Elektricität , [o wie das Gemeinfchaftliche beider auch in dem Verhältnils derfelben zu Somnambülert auszudrücken, In fofern nun die erhöhete Empfindlichkeit der ‘Somnambülen für Lichteinwirkungen vielleicht den innern Grund enthält, dafs fe fehen, was andern verborgen bleibt, ilt hier noch einmal an jenes von Somnambülen bemerkte Leuchten 'zu "erinnern, welches man mit Unrecht eine Täufehung nennen dürfte, da die Fricheinung deffelben an äulsere Be- dingungen gebunden zu feyn fchien. Bekanntlich ward daffelbe auch [chon von andern Somnambülen gelehen *), die von mir beobachtete, ohne von je- nen das mindefte zu willen, nahm es unter folgen- den Umftänden wahr. ’ Am Magnetifeur ‚" wie [chon oben erwähnt wor: den, erfchien es ihr vorzüglich. ' Seinen Hauch fah fie feurig; wo er fich felbft mit den Händen berühr- te, bemerkte fie ein leuchtendes Ausftrömen, das defto lebhafter‘ war, je näher ‘die Berührung der. Hautoberfläche, Bey dem Gegenemanderüberhaltem der Fingerfpitzen ftrömte das meifte Feuer aus den zuerft genäherten. Uebrigens zeigte Ach auch ‘eine Lichtentwickelung an den Fingern der Somnambüle, wenn “")'Man fehe Tardi’s Tagebuch bey Norähofk a, a, O, und’ diefes Archiv B, 6.'$. 269, 270. : 2 — 30: wenn fie denen des Magnetileurs gegenüber waren; nur erlchien ihr das aus jenen kommende Feuer dunkler, de das des Magnetileurs heller. Wenn der Ma Körpers [eine Hand legte, [o [ah fie die dafelbft lie- genden inneren Theile erhellt ; .indeffen erfchien ihr gnetifeur auf irgend eine Gegend ihres auch nach blofsem Magnetifren in [ehr vollkomme- nen Krifen, ohne Berührüng des Magnetifeurs, das Innere ihres Körpers, befonders die dadurch aufge- fundenen Nerven erleuchtet. — Als ihr am Morgen eine Ader geöffnet worden war, wurde ihr "ach- ınittags das aufbewahrte Blut gezeigt; es leuchtete nicht. Von andern Perfonen, als dem Magnetileur gingen keine Lichter[cheinungen aus. Das noch zuckende Herz eines geöffneten Frofches nannte he hingegen leuchtend. Eben [o das Rückenmark eines getödteten Ochlen, [elhft einige Stunden nach dem Tode des Thieres; dabey zeigte die Markfläche nach ihrer Angabe die Erfcheinung lebhafter, als die ‚äufsere Fläche der weichen Haut. — So wie, den oben erzählten Verluchen zufolge, das Leuchten des "Magnetifeurs durch Metalldräthe fortgeleitet werden "konnte, wo es fich dann an dem äufsern Ende die- fer zeigte, [o gelang esauch, dalfelbe mehreren an- dern Körpern mitzurheilen. Eine vom Magnetileur geriebene Glasplatte erlchien der Somnambüle leuch- tend, und fie brannte die berührten Hautltellen. ‚Wenn die Glasplatte, entfernt von der Somnambüle, von mehreren Perfonen, unter denen der Magneti- Seur, gerieben wurde, fo fand die Kranke jedesmal Arch, fd. Phyfı 18, Bdı 11, Heftı x 502 . durch das Leuchten der Platte den Fall heraus, wo der Magnetileur fie berührt hatte Schlug diefer zwey Metällfcheiben an einanderg fo fah die Sownambüle fie Funken [prüben. Zink und Bley gaben die meilten und grölsten, wenigere Zink und Kupfer, die wenigften Bley und Kupfer. BRührte der Magnetifeur mit einem Finger Waller um, fo fah die Kranke in der Krife daffelbe glühen, Bis hieher [&heint der Urfprung des Phänomens blofs an das Organifche, und befonders an den Ma- ‚gnetileur geknüpft. Allein es gab auch Zuftände unorganilcher Körper , worin diele der Somnambille leuchtend erfchienen. Als ihr zufällig ein Stück Phosphor genähert wurde, welches, mit weilsem Oxyd bedeckt, für niemand anders leuchtend aus- fah, nannte fie es (o. Es ward ihr nun gemeines Brunnenwaller und anderes, worin zuvor Phosphor aufbewahrt worden war, gezeigt, und fie unter- (chied: das letztere richtig durch feinen Glanz vom erfteren. Am deutlichlten fah fie die Lichtentwicke- lung , wenn das Phosphorwaller gefehüttelt wurde. Dies veranlalste zu weitern Ver[uchen. Geriebener Schwefel, ferner Kupfer , während es mit einer Stahlfeile gerieben wurde, erf[chienen der Somnam- biüle lichtentwickelnd. Als auf Kochfalz Schwefel- ‚fäure gegollen wurde, [ah fie den auffteigenden [alzlauren Nebel mit blauem Feuer leuchten, und . wunderte lich, dafs nicht jeder ändere daffelbe (ah, Da auch Zink in verdünnter Schwefelläure viel Licht entwickelte, (o wurden folgende Verfuche angeftellt, um aufzufuchen, ob nicht vielleicht der chemifche — L 303 Procels die Bedingung des Leuchtens unorganilcher Körper fey. Zwey Gläler, « mit. einer Auflölung von [chwefelfaurem Natron, und 5 mit verdünnter Schwefelfäure, erfchienen der Somnambüle nicht leuchtend, als fe ihr gezeigt wurden. Nun wurde zu a verdünnte Schwefelfäure, zu 5 Hülfiges Ammo- nium gegollen. a blieb ohne Lichterfeheinung, 5 leuchtete hell und ftark. In einem zweyten Verfuche wurde nicht leuchtender Weingeift auf gepülvertes Harz gegollfen. Die Somnambüle (ah ein [chwaches ‚Lenchten; welches, während die Milchung erwärmt wurde, fortdauerte, dann (nach beendigter Auflö- fung) aufhörıe. Als nun Waller zu der Auflölung gegolfen wurde, erfchien die Liehtentwickelung von neuem, und ftärker als vorher „ auch dauerte fie jetzt weit länger ‚„ indem fie noch nach fünf und zwanzig Minuten vorhanden war, was mit dem Janglamen Niederfinken des in der trüben Milchung Schwebenden Harzes in Verbindung zu ftehen [chien.' ‚Auf eine gleiche Weile kam das Leuchten überall „wieder, wo chemifche Verbindungen und Trennun- ‚gen vorgingen.: Dennoch war daflelbe doch auch «mieht beltimint an diefe-gebunden. Wenn auch con- eentrirte Säuren in verlchlolfenen Gefälsen zeigten die Erfcheinung, befonders käufliche Schwefelfäure; _ auch ein Glas mit lauerkleefaurem Kali erfchien deuchtend; indelfen nahm. die Liehtentwickelung auch hier bedeutend zu, ‚als beym Oeffnen des Jange verfchlolfen gewelenen Gefälses. die Luft mit Ge- zäufch hineintrat, — Zwilchen dem‘ von oyrgani- Az 304 a fchen und dem von unorganifchen Körpern ausge- henden Leuchten, gab die Somnambüle übrigens den Unter[chied an, jenes [ey blauer, diefes heller und gelber. — Man fieht, dafs hier für den künftigen Oedip Räthfel zu löfen find. Vielleicht wird die Auf- gabe jedem minder [chwierig, wenn wir erft, nach Lichtenberg’s Wunfche, die Hauptverfuche al- ler Kapitel der Phyfik und Chemie im Dunkeln durchgemacht haben, und man zugleich nicht über- fieht, dafs es nicht allein die Aufsenwelt ilt, welche die Einpfindung des Lichts in unfernm Organe, nach den verfchiedenen Zuftänden deffelben bald leichter, bald [chwieriger , hervorruft. Schon vorher bey Vergleichung der Somnambü- len mit Metallfühlern, ergab fich, dafs der Somnam- _ bulismus nicht der einzige Zultand des menfchlichen Körpers (ey, dem eine erhöhete Empfindlichkeit für elektrifche Einwirkungen eigen ift, aber auch noch anderswo Scheint diefe fpecihfche Senhibilität vor- handen zu feyn, und die obige Vermuthung, fie könne in Krankheit übergehen, dort erfüllt zu wer- den. Bey Individuen, wie Campetti, ilt fie zwar noch nicht in dem Grade vorhanden, oblchon von eben diefem manches erzählt wird, was andeutet, dals er wenigftens eine, für einen männlichen Kör- per, [ehr zarte Organifation befitzet *). Metallfüh- ler und [olche Perfonen, die fich zu Somnambülen eignen, haben demnach eine leife Receptivität ge- ınein, und fo wie die Somnambüle fchon Metallfüh- lerin ift, fo werden metallfühlende Individuen leicht ”) Ritter a, 9 ©, S. 21. 57. 66. 68. 91. Be. 305 Somnambülen werden können, wie denn auch Cam- petti für magnetifche, Manipulationen Saar Senfibel feyn [oll *). Dals fchon bey Somnambülen. die Empfndlich- keit für elektrifche Einwirkungen nicht [elten als krankhaft erfcheine , zeigen die oben! angeführten, Beobachtungen. Denn ‘wo Spannungen, die andere Menfchen kaum afficiren, Convulhionen hervorru- fen, da liegt die Receptivität [chon aufser den Grän- zen der Gelundheit. Nicht minder dürfte die fpeci- filche Senfbilitätserhöhung in einem ähnlichen Gra- de bey Epileptifchen vorhanden [eyn. Man hat bey Fallfüchtigen, befonders vor und nach dem Anfalle diefelbe eigenthümliche Einwirkung der Metalle, diefelbe Unterfcheidung des Kupfers und Goldes, wie bey magnetifirten Perfonen, bemerkt **). Beob- achtungen einer grofsen Empfindlichkeit für Metall und Elektrieität bey Fallfüchtigen , ‚findet man an wmehrern Orten ***), und es dürfte nicht ohne man. che Ausbeute [eyn, wenn man das Verhältnifs der Elektricität zur Epilepfie in diefer und anderer Be- ziehung, einmal genauer unterfuchte. ° Indem ich meinen Beytrag hiezu in einem befonderen Auffatz ®) Rittera,a. 0. S. 12, ”) Nordhoff S. 167. ®r) Diefes Archiv B. 6. S. 265. Ein anderer intereffanter Fall von einer epileptifchen Perfon, welche bey einem Gewit- ter mehr als fonit an ihrem Uebel litt und die, als man fie elektrifirte , einen heftigen Anfall bekam , erzählt Prieftley in feiner Gefchichte der Elekrrieitär,, Berlin 1772, $, 265, 306° — zu gehen! denke, führe ich als’ Denlpieh, wie die, Fm- pfindlichkeit für elektrifche Einwirkangen bis aufs, höchlte gefteigert werden könne, eine Krankheit an, welche hier befonders dadurch merkwürdig ilt, dafs ihr Hauptlymptom in jener Empfindlichkeit gegrün-t det zu» feyn fcheint. Diefe Kramkheit ıft die Waflerfcheu, die vielleicht eben (o palfend Elektricitäts[cheu hiefse *). Wenigftens i zeigen die von derfelben (Befallänen nicht 'blofs! Widerwillen 'gesen Waller und wäfsrige Flüfhgkei- ten und bekommen nicht allein von der Berührung diefer Krämpfe, londern verl[chiedene andere Dinge, Metalle, Spiegel u. f. w. wirken auf gleiche ‘Weile auf fie ein. ' Um diefes letztere zu erklären, hat man gefagt, mit Hydrophobie [ey auch Lichtfcheu verbunden, was denn auch allerdings gegründet zu Seyn fcheint. Allein wenn dieKranken von geringen, Bewegungen der fie umgebenden Luft aufs eınpfind- lichfte erregt werden, ‘wenn die Convulfionen bey ihnen [chon entftehen, wenn das ihnen genäherte, Waller von ihnen nicht gefehen wird und [elbft, wenn (die Augen des Kranken felt ver[chlo£fen. find **), fa kann es hier nicht der Glanz des Wal. fers und dort nicht die Berührung der Luft [eyn, was den Kranken [o aulserordentlich zuwider ift, fondern das, was jene [lo nachtheilig afhcirt , ift (ehr wahrf[cheinlich die elektrifche Spannung, womit je- ne Körper einwirken. Für diefe Anficht der Hy- *) Man vergleiche, was fchon Ritter a.a. O. $. 11. über diefe ‚Krankheit andeutete. ”*) Hufeland’s Journal der Heilkunde, 16, 4. 100. j - n — 507 drophobie als erhöheter Empfindlichkeit für elektri- fche Finwirkungen [cheint mehreres zu [prechen, Dahin gehört: dafs fefte Speilen, als minder voll- kommene Elektricitätserreger , bey den Kranken ' nicht fo leicht Krämpfe hervorrufen, als Aülfge und bewegte, dafs die erften Zuckungen bey ihnen ge+ wöhnlich dann entftehen, wenn fie trinken wollen, wenn .allo die Flülfigkeit ihren Körper wirklich be- rührt, und nur erft [päterhin aus Furcht auch beym Anblick des entfernten Wallers, und manche ande- re Erfcheinungen *). Auch die von andern be: anerkte Verwandt[chaft zwilchen Hydrophobie und Hyfterie, mit welcher wieder der Somnambulismus fo manches gemein hat, ift jener Anficht günftig. In Beziehung auf die hier aufgeftellte Ver- "muthung 'mülste es interelfant feyn, zu wiffen, wie fich hydrophobifche Kranke verhalten, wenu man fie geradezu der Wirkung einer Leidner Flafche oder *) Welchen Antheil in dem einzelnen Falle bald das Licht, bald die Elektricirät an den erregten Zufällen habe, läfst fich wohl eben fo fchwer beftimmen, als wo die Gränze fey, welche Lichteinwirkungen und elektrifche fcheidet. — Auf eine auffallende Weife an die von der oben erwähn- ten Somnambüle gefehenen Lichterfcheinungen erinnernd find ein Paar Beobachtungen, welche Portal (obferva- tions fur la rage, Yverdon 1779.) und Römer (Samm- lung medicin. Abhand,, Zürch 1805.) erzählen. - Jener bemerkt, dafs waflerfcheue Perfonen im Finftern Funken _ _fahen und Römer fah in Wien vier an der Mundswuch Leidende , denen allen das in einem Glafe enthaltene Wafler mir einer blauen, ihnen Abfeheu verurfachenden» Flamme erfchien. 308 u Voltaifchen Säule ausletzt. Es ift nun. ein die vor- liegende Unterfuchung begünftigender Umftandy dafs das letzte [chon irgendwo beobachtet wordem ilt. Um den Verfuch zu.machen, ob ein an volk. kommener Wuth leidender Mann nicht durch den Galvanismus geheilt werden könne, liels Rolli *% einen Voltaifchen Apparat von funlzig Plattenpaaren, der in einem Nebenzimmer ftand, [o dafs der Kran- ke die Metalllcheiben und die übrige Vorrichtung nieht [ehen konnte, auf denleiben fo einwirken, dals der ganze Körper in die Kette genommen wur: de. Die elektrilche Action griff den Kranken [o heftig an, dafs er in Ohnmacht fiel, welcher Erfolg wohl fchwerlich [chon anderswo unter gleichen äu- fsern Bedingungen bey galvanifchen Einwirkungen auf den menfchlichen Körper eingetreten feyn mag: Auch als der Kranke auf der Erde lag, wurde mit dem Galvanifiren fortgefahren. Es brach nun bey jenem ein allgemeiner Schweifs aus, dann erholte er ich und war — geheilt. Das letzte wird auffallen, aber man wird es doch nicht als einen Beweis ge- gen die obige Annahme, für die es ja gerade Tpricht, anführen wallen? Wie würde es einer lichtfcheuen Retina ergehen, die man plötzlich einer Flamme entgegen hielte? Wäre die Einwirkung kräftig ge- nus, fo würde fie gewils gelähmt, das Auge blind werden. Ganz daffelbe erfolgte nun in Hinficht der Elektricitäts[cheu des von Roffi behandelten Kranken; die Empfindlichkeit für elektrifche .Ein- *) Aldini Verfuch über den Galvanismus, Leipzig 1804. 1, 157, und Hufeland’s Journal a. a, O. S. 159. — 309 wirkungen, welche bey ihm bis zur Krankheit er- höhet war, wurde durch das Galvanifiren gelähmt, vernichtet; nur entftand hier durch die Lähmung des Gemeingefühls für Eine Art von Einwirkung, nicht wieder eine neue Krankheit, wie dort durch‘ Blendung der Netzhaut. Was Roflfi durch die Einwirkung einer Voltaifchen Säule that, liels [chon Celfus auf einem andern Wege thun, und der zömilche Arzt würde [eine Untertauchmethode nicht fo heftiimmt empfohlen haben, wenn fie nicht zw feiner Zeit mit Frfolg angewendet worden wäre *). Hydrophobifche, epileptifche Kranke, Somnam- bülen und Metallfühler bilden demnach, dem Vori- gen zufolge, in ihrem Verhalten zu -einwirkender Elektricität eine Reihe; den Metallfühlern fcheinen fich diejenigen Perfonen anzufchlielsen, welche von der Flektrieität eines Gewitters, einer Voltailchen Säule u. [, w. empfindlicher als andere aflicirt wer- *) Aus dem Waffer wird der Kranke, nach Celfus Vor- Schritt, in warmes. Oel gebracht, fo dafs allo, wenn es erlaubt ift, die Verfahrungsweife des alten Römers auf “modern: Weife zu deuten „ der’ Berührung mit ‚einem feuchten ,„ bewegten Leiter die Umgebung von einem ruhisen Nichtleiter deshalb folst, damit die eben er- fchöpfte Senfibilirät nicht gleich nach der Erfchöpfung durch neue Reizung wieder aufgeregt werde, — Aller dings mufs man. bey folchen Lähmungszuren das Leben erft aufs Spiel fetzen, um es zu gewinnen, wie es denn auch bekannt it, dafs bey einem neueren, in Paris an- geltellten, Verfuche wo man einen Walfericheien nach römifcher Art untertauchte, der Kranke todt heraufgezo- gen wurde, Zu a zo —— i den. Wahrfcheinlich gehören.'in jene Reihe noch andere. Zuftände des. thierilchen. Körpers , indeflen, möchten .die elektrifchen Filche, hat.man fie gleich den Metallfühlern gleich ‚geftellt , nicht hieher zu nsehrien feyn... Bey ihnen ift ein Maximum von elektifcher Productivität, in den Zuftänden jener Reihe hingegen ein Maximum von, Receptivität für elekirifche Einwirkung vorhanden. ‚Beides kann in einen und demfelben Organismus fchwerlich neben einander beftehen, da.die Empfänglichkeit eines, elektrifch productiven Thieres für elektrifche Einwir- kungen durch. ‚den beftändigen Einfufs der lelbfter- zeugten. Elektrieität, wenn fie nicht fchon urfprüng- lich gering ift, ‚abgeltumpft werden. muls, oder das Thier mülste denn in beftändigen Krämpfen liegen. Vergleicht man die über die elektrifchen Fifche vor- handenen Beobachtungen, ‚[o fiebt man auch in ih- nen. dentlich , wie ‚elektrifche Productivität und Receptivität fich einander gegenfeitig aus[chliefsen. v. Humboldt fah den minder elektrifch productj- ven Zitterrochen die Brufillollen convullivifch be- wegen, wenn diefer feinen Schlag gab, wenn allo lektrieität in ihm frey ward, dahingegen der weit produciivere Zitteraal die furchtbarften Erfchütterun- gen ertheilte, ‚ohne die mindefte Bewegung mit dem Kopfe, mit! den Augen oder Floffen zumachen *). Auch dasjenige, was Fahlberg *%*) an einem Gymnotus, deffen Receptivität durch eine Reife von Surinam nach Schweden sewils fchon beträchtlich 9) Gilbert’s Annalen, 22, 5 *) Ebendaf, 14, 419. u nn u u Sn Fu ee ie % — Ehe: erhöht war, als er ihn den Einwirkungen einer Elektrifrmafchine ausfetzte, bemerkte, fcheint die geringe Eınpfindlichkeit des Zitteraals zu ‚beweilen. Auf eine gleiche Weile werden Menfchen, die eine ‘ rege Wärmequelle in fich haben, nicht [o‘leicht von äufsern Temperaturveränderungen afheirt, ‘als fehwächliche, bey denen der Procels‘ der Wärmeer- Zeugung träger von Statten geht. Den für elektrifche Einwirkungen fehr empfind- lichen Menfchen würden Lolche: entgegengeletzt feyn, denen (ob mit hervortretender Productivität?‘) alles Gefühl für elektrifehe Eindrücke fehlt. Fälle von folchen Anäfthäfieen find wirklich fchon beob- achtet, Clos *) erzählt von einer übrigens gefun- den Dame, welche die heftigften elektrilchen' Ex- plofionen fortleitete, ohne fe felbft zu fühlen. ‘Eine Schwelter diefer Dane war falt in demf[elben Falle. Glos bemerkte, dals jene Dame, nachdem fie mehrmals von Nervenübeln befallen worden ,' für elektrifche Einwirkungen empfindlich ward, wo allo bey ihr daffelbe vorging, was die Fpileplie bey ih- ren Kranken bewirkt. Flagg **) fah, dafs Perfo- nen, welche die Auszehrung hatten, einen Zitteraal, der [ehr heftige Schläge gab, ohne die mindelte Em- pfindung davon zu haben, angreifen konnten. Ift die Beobachtung glaubwürdig, fo erfcheinen Somnam- bülen und phthififche Menf[chen, welche [chon in anderer Beziehung einander entgegen [tchen, durch %) Gilbert’s Annalen, 14, 423. “') Magazin für das Neuefte aus der Phylik, Gotha, 5, 3, 164. suzr —. diefelbe in einem nenen Gegenfatze. _ So wie bey beiden die Richtung des Lebens verfchieden ift, in-' dem die Somnambüle mehr ein in fich zurückgezo- genes, der Schwindfüchtige mehr ein äulseres, der Sinnenwelt zugekehrtes führt, weshalb denn auch: wohl ‚jene in einem gewiflen Grade das Vermögen’ befitzt, künftige körperliche Zuftände im Voraus zu) empfinden, und den Verlauf einer Krankheit oft auf lange Zeit vorauszubeltimmen, da hingegen Phthifhei felven an die nahe Stunde ihres Todes glauben wol-! len, [o wären fie'nun auch in ihrem Verhältnils zur! einwirkenden Aufsenwelt, wenigftens in dem be- deutenden zu elektrifchen Einwirkungen, verf[chie- den. ‘ Leicht anzuftellende Verfuche werden bey nächlter Gelegenheit zeigen, ob die obige Beobach- tung auch von der Einwirkung der elektrifchen Säu- le, und zwar bey allen Schwindfüchtigen gelte oder nicht. - Autenrierh und Kerner Beobachtun- gen über die Function einzelner Theile des Gehörs. I WW. ich bey einer andern unter meinem Vorlitz vertheidigten Inauguraldillertation im zweyten Hefte des achten Bandes diefes Archivs bemerkte‘, gilt auch in Ablicht auf den Antheil des Hrn. Dr. Ker- nersan dieler im Dec. 1308 er[chienenen. Herr Dr. Kerner, def[fen mufikalilchem Ohr. ich weit mehr , als meinem völlig ungeübten, trauen konnte, ftellte die Tonver[uche mit den in der Diflertation angeführten lebenden Thieren allein an; die anato- mifchen Unterfuchungen dazu unternahm ich vor- züglich, die Abhandlung [elbft arbeiteten wir ge- _ meinfchaftlich aus. Ich bin nie Präfes bey einer Disputation, welche nicht wenigltens auf einige Er- weiterung der Wilfen[chaft hinweift, und halte die _ Ausarbeitung derfelben am liebften für die letzte _ Univerfitäts[chule, in der fich der junge Mann im er eeheen und im Bearbeiten eigener Beobachtun- 4 en üben kann, nicht für eine Gelegenheit, Olera recoquendi deeies cocta. Kann ich durch meine mehrere Erfahrung im Anftellen von Verku- chen und Beobachten dem jungen Arzt helfen, oder beytragen, dals die Arbeit heller fich an das bishe- 314 _— rige Willen anfchlief't, Lo halte ich es für meine Schuldigkeit, damit keine Gelegenheit, unfere Wil- (enfchaft, [ey es auch nur um den kleinften Schritt, zu befördern, ungenützt bey dem wmermefshchen Felde, was noch in ihr zu bearbeiten ilt, vorüber- gehe. Bey diefer Disputation hatte ich aber noch einen andern Zweck. Wie viele Menfchen find nicht unglücklich wegen Mangel an Gehör, oder wegen Schwäche dellelbigen; wie wenig hat man nur noch verfucht, in diefe unbekannte Region auch nur mit einiger Geiltesenergie einzudringen; es gieht der Augenärzte eine mehr als hinreichende Menge, aber es giebt keine Ohrenärzte! Für diefes Feld, vielleicht in Verbindung mit der [chon viel weiter gediehenen Kunft , Taubfiumme zu unter- richten , einen jungen Mann von fo vorzüglichem -perfönlichen Charakter, wie Hr. Dr. Kerner (von Ludwigsburg gebürtig) ilt, zu gewinnen, mülste doppelter Gewinn [eyn, da felbft noch die Phyfiolo- gie (des Gehörfinnes [o wenig bisher vorgerückt ift; ‘diefe aber mufs die Bahn für eine vernünftige Pathologie und eine hülfreiche Therapie brechen; und ich hoffe, diefe letztere wird viel erwarten dür- fen von jenem jungen Ärzie, der lich ihr vorzüglich widmen wird, und bereits widmet. \ Was von den Eigenfchaften des Schalls mefsbar ilt, Aemtieh die Höhe oder Tiefe des Tons, die Stär, ke oder Schwäche deflelben, die dureh‘ die Entfer- nung, in welcher er noch hörbar ilt, ich beftimmen Jälst; die Gefetze endlich der Richtung, in der, und der Gelchwindigkeit,, mit welcher die Schallftrahlen Gich heivegen, find genau genug bekannt. Anders aber verhält es fich mit den nicht meßsbaren Figen- - fehaften des Schalls, namentlich mit dem eigenthüm- lichen Klang oder Laut (was die Franzolen tim- bre nennen) jedes einzelnen fchallenden Körpers. "Jeder fühlt, dafs, wenn zwey Inf[trumente,_ deren ' eines, z. B. mit Darmfaiten, das andere mit Drath | "bezogen ilt, auf eine gleiche Höhe des Tons geltimmt X find, und fo angefchlagen werden , dafs beide in gleichweiter Entfernung noch gehört werden, doch | "nöch für das Ohr eine bemerkliche Verfchiedenheit in dem Schall ftattindet, welchen beide von Iich ge- ‘ben. Es ift das, was zu den unvollftändigen Be- zeichnungen: Harfenton, Klavierton u. [. w. nöthigt. 'Chladni-(in femer Acultik) glaubt, diefe Eigen- 'fchaft des Schalls, welche er mit dem Wort Klang ausdrückt, 'entftehe durch die Beymifchung von si- f nigem Geräufch zu dem reinen Ton, den (onft das - Anftrument gehen würde, und an einer andern Stelle ‘vermuthet er, ungleichförmige Schwingungen ein- zelner kleinfter Theile des [challenden Körpers mi- eben ein folches Geräufch dem reinen Ton bey. Cuüvier (in feinen berühmten Legons d’Ana- tomie compare&e) glaubt:im Gegentheile , der ‘Grund des ver[chiedenen Klanges (timbre) dey noch ganz unbekannt; und hält [ogar davon. noch Figenfchaft des Schalls verfchieden, wodurch "die Selbftlauter beym Sprechen ausgedrückt werden ; und fogar noch von beiden für verfchieden diejenige, wodurch Mitlauter gebildet werden. Allein die Voll- kommenheit, zu welcher man [chon Sprachmafchi- 316 en) nen gebracht hat, dürfte es wahrfcheinlich machen, da[s der menfchliche Kehlkopf keine befondere Qua- lität des Schalls hervorbringe, und dafs alle’nicht melsbare Eigenfchaften delfelbigen (die einigerma- [sen der Verfchiedenheit der Farben gleichen) unter einer generilchen Bezeichnang des Klanges be- griffen werden können. Befteht der Schall in Schwin- gungen, welche die Luft, wie jede andere geeignete Materie in ihren kleinften Theilen erleiden kann; [o könnte man lich die Verfchiedenheit des Klanges erklären; entweder wenn man annehmen würde, die Schwingungen [eyen nicht einfach, [ondern jede beftehe aus kleinern, die in verfchiedenem Verhält- nifs erfc eine grölsere zufammenfetzten; oder aber ein jeder kleinfter hin und her fchwingender Theil bewege lich zu gleicher Zeit entweder um feine Axe, ader aber er thue diefes während [einer Pendelarti- gen Schwingung nicht. Auch feht man wirklich, wenn man nach Chladnis Methode Sandkörner, welche.auf eine Glasplatte geftreut ind, durch aus dieler hervorgelockte Töne, in regelmäfsige Figuren zulammen hüpfen läfst, fie ich wirklich zu'gleicher Zeit um ihre Axe drehen, und gleichlam walzend tauzen,. Will man freilich ein eigenes Schallfluidunı annehmen, [o kann man bequemer den verfchiede- nen Klang verfchiedener Körper durch einzelne Beftandtheile eines. folchen. Schallmediums, wie, nach Newtons Anficht das Licht fieben Prisma- farben enthält, erklären. Allein da der Schall, nieht wie, die übrigen Imponderabilien, (Magnetismus, Licht, — 817 Eicht, Blektrieität, felbf:, wenn gleich langfam, nach Pietet’s Verfuchen die Wärme) fich im Iuft- leeren Raum ausbreitet, da das Dafeyn einer Schall- imaterie mit dem Dafeyn von ponderabler Materie in eins zulammenfallen würde , jene ohne diele nir- gends lich zeigt, und da Fortpflanzung, Zurückwer- fung des Schalls u. £. £. völligidentifche Gefetze mit fortgepflanztem, zurückgeworfenem Stols bewegter ponderabler Körper hat, fo ift man um [o weniger berechtigt, eine eigene Schallmaterie willkührlich anzunehmen, als das wenige, was man etwa aus der Verfchiedenheit der Fortpflanzung des Schalls bey werlchiedenen ponderablen Körpern für fie anführen könnte, [chon dadurch erklärlich wird, dafs erftens um den Stofs in einer Körperreihe for'zupflanzen, diefe Körper nicht nöthig haben, elaltifch- zulam- mendrückbar zu [leyn, und zweytens, dafs eine Aus- dehnungin einen grölsern Raum mit darauf folgen- der Zufammenziehung wieder in eimen kleinern, wie fie zu Schall erzeugenden Schwingungen noth- - wendig erfcheint, bey jedem auch nicht elaftifchen Körper -[chon bey Temperaturveränderungen Statt j habe; am Ende auch die Schall erftickenden Körper ‘die nemlichen find, welche die Fortpflanzung eines mechanifchen Stolses erfticken. k Eine Erklärung des Gehörfinnes mufs allo dar- 'auf ausgehen, zu zeigen, wie der verfchiedene der einzelnen Theile des Ohrs, den verf[chiede nen Eigenfchaften derjenigen Bewegungen der Kör. ‚per, wodurch ein Schall entfteht, nicht aber den Arch f. d. Phyf. IX. Bd, II. Heft, Y . \ 318 } MM — ver[chiedenen Eigen[chaften eines willkührlich. an- genommenen Schallluidums., fo entfpreche, dafs jede Eigenfchaft dieler zulammengeletzten Bewe- gung einzeln wahrgenommen werden könne. Bleibt man bey dem oben angegebenen Beyfpiel ftehen, dals die [challenden Theilchen eines Körpers eine Bewegung vornehmen, wodurch fie, nicht blofs vor und rückwarts ([chwingen, londern zugleich mehr _ oder minder um ihre Axe fich drehen, oder wenig- [tens [olche Bewegungen den Theilen der Luft mit- teilen und dadurch den Schall fortpflanzen; ‚lo würden [chon zwey diefe hewegte Luft auffangen- de Platten verfchiedentlich von folchen Bewegungen affheirt werden, wenn beide nur in ihren Flächen, aber nicht in der Richtung von einem Rand oder der einen Kante zur andern gebogen werden könn- ten, und nun die eine der. vorwärts gehenden Be- - wegung ‚eines zugleich um feine Axe rotirenden. Theils ihre Fläche, die andere aber einem ähnlichen bewegten Theile nur ihren Rand darböthe, Die er£[te‘ würde; durch ihre Einwärtsbeugung. blofs den vorwärtsgehenden Sto[s des bewegten Theils, aber nicht die Rotation deffelben um [eine Axe anzeigen ; die zweyte aber blols durch diefe Rotation können auf die eine oder ‚andere Seite gebogen, aber nicht von dem vorwärtsgehenden Stols des Theils bewegt werden. Nun zeigt auch wirklich die Structur des innern Gehörs eine grolse Mannichfaltigkeit von Theilen, welche zur Aufnahme .der Sehallftrablen beftimnt find, einer Bewegung allo, deren zugleich beftehende verfchiedene Richtungen fich nicht dem nn 319 " Raume''näch fo trennen laffen, wie fich dem Ran- me nach die verfchiedenen Prismafarben des weilsen Lichts fehon früher trennen lallen, ehe ie im Auge anlangen. Das Ange konnte allo aus diefem Grun- ‚de blo[s eine einfache Nervenausbreitung dem Lichte ‘darbieten, und doch hinreichend feyn, um die ver- Ichiedenen Qualitäten des Lichtes oder die Farben, "zum Bewulstfeyn zu bringen; aber nicht [o das Ohr. Zum innern Ohr gelangen nicht blofs die Schall- “ftrahlen, welche die Luft durch den äulsern Gehör: gang demfelben mittheilt, fondern auch die Schall- erzeugenden Schwingungen, welche die Kopfknochen, felbft das ganze erf[chütterte Knochengerült auf dal- felbe fortpflanzen. Stopft man das Ohr mit der Spitze des Zeigefngers zu, und hält man eine - Tafchenuhr an das Gelenk eines Fingers mit der 'Mittelhand; fo hört man das Schlagen derlelben deutlich, wenn gleich mit etwas verändertem Klang. Entfernt man aber die Uhr von dem Finger, fo ‘'hort man fie nicht mehr, wenn fie gleich noch in eben fo weitem Abftand, wie vorlıer, von dem Fin- ‚ger gehalten wird. — Aufser jenen beiden Wegen ‚fcheint tes keinen dritten zu geben, auf welchem -Schallftrahlen zum Innern Ohr gelangen könnten, "Das bekannte Experiment, nach welchem man eine ’Tafehenuhr , die in den offenen Mund gelchoben wird, nicht hört, fo lange kein Theil'von ihr die "Zähne oder den Gaumen berührt, Ge aber fogleich hört, So bald diefes gefchiehtz widerlegt Kchon die t u Y ww 320 | — i . Meinung, dafs die Euftachifche Röhre Schallftrah- len in die Trommelhöhle führe. Noch mehr ift ge- gen jene Meinung, dafs der Bau diefer Röhre felbfe lie dazu ungelchickt macht. Denn wenn gleich bey einigen Thieren, z.B. bey dem Schaäf, der knöcherne Theil derfelben lang und zugleich fehr weit ift; fo ift doch bey vielen andern, z. B. beym Hunde, der Katze, dem Kaninchen, [elbft die Mündung der Röhre an den hintern Nalenöffnungen nichts, als eine feine zulammenklebende Ritze, deren Ränder bey der Katze nicht einmal aufgeworfen find, fon- dern [ich blols durch ihre weilslichte Farbe auszeich- nen. Beym Hunde, wie bey der Katze, [chien die enge Eultachifche Röhre gar keine freye, Luft hal- tende Höhle zu beftzen, [ondern bey den fich faft berührenden Wandungen wie, ein Haärröhrchen mit wäflerigtem Schleim angefüllt zu feyn. Auch beym Menfchen ift die Höhle diefer Röhre da, wo ihr knorplichter Theil in den knöchernen ühergeht, fo enge, dafs es keinem Zweifel unterworfen ilt, dafs nicht die weiche fie auskleidende Schleimhaut im gewöhnlichen Zuftand von beiden Seiten vermit- tellt wällerigter Feuchtigkeit gleichlfam an einander klebe. ' So dafs es [cheint, es könne'zwär die in der Trommelhöble eingefchloffene Luft, wenn fie durch das bey ftarkenmı Schall einwärts getriebene Trommelfell gedrückt wird, leicht fich einen ‚Weg durch die Euftachilche Röhre in die Rachenhöhle bahnen , und umgekehrt auch beym Gähnen und Niefen Luft von der’Rachenhöhle aus durch jene Röhre in die Trommelhöhle gelangen, aber es ilt e wn— 321 wohl nicht möglich, dafs durch die blofse [challen- de Schwingung der in der Mundhöhle befindlichen. nicht zugleich felbft ihren Ort verändernden Luft die Höhle der Euftachifchen Röhre geöffnet werde, oder dafs diefe immer der ganzen Länge nach für die Luft offen fey. Die Meinung von Bre[la, wel- che im VIIL Bd. 1. Heft diefes Archivs angezeigt ilt, nach welcher nemlich die Euftachifche Röhre dazu dienen [oll, den Schall der eigenen Stimme zur Trom- melhöhle zu führen, widerlegt ich [chon durch die, kürzlich erft wieder von mir beftätigt gefundene Beobachtung, dafs Men[chen, welche wegen krank- haft verfchlollener Euftachifcher Röhre anderer Stimme nicht hören, ihre eigene ganz gut verlte- hen. Alle übrige von Bre[l[a für feine Meinung angeführte Gründe reduciren fich blofs darauf, dafs. ‚die Schallfchwingungen der eigenen Stimme den Knopfknochen fich vom Rachen aus mittheilen; [o wie das leichtere Hören bey offenem Munde den nemlichen Grund, wie das be[lere Hören eines Cla- viers. durch einen,zwilchen die Zähne genommenen und daffelbe berührenden Stab, hat. So viel. bleibt aber richtig, dafs , wenn gleich die Euftachifche Röhre, kein immer offener ‚Weg ilt,. fie doch ein, leicht zu öffnender Weg ‚[eyn muls; wenn der Menfch nicht bey nie,erneuerter Luft in der Trom- melhöhle zuletzt das Gehör verlieren foll. Wenn allo.dureh die Luft Gch fortpflanzender Schall blofs durch den äufsern Gehörgang zum ins nern ‚Ohr gelangt, [o.ift der Einflufs des äufsern Ohrs wichtig. Da es bey den Thieren meiliens eine } * 323 — Trichter - Form (wie beym Menfchen der äufsere Ge-' hörganglelbft) befitzt; [o verluchten wir, ob durch‘ ein [ehr grolses trichterförmiges Hörrohr nicht au-' {ser der Stärke auch noch andere Eigenfchaften des’ Schalls verändert würden. Es zeigte fich aber nicht, ' dafs diefes der Fall war, das äuflsere Ohr wird allo‘ auch blofs als ein Schall verftärkendes , aber ihn nicht veränderndes Organ angefehen werden mül- fen; wobey der oben mit der Fortpflanzung des‘) Schalls durch die gleichfalls mit weichen Theilen be- deckte Fingerknochen angeftellte Verfuch erweilt, dals die den äulsern Gehörgang auskleidende wei- che Haut nicht im Stande feyn werde, jede Einwir- kung des Schalls auf [eine knöcherne Wandungen “aufzuheben. Dadurch wird es bemerkenswerth, dafs bey dem Menfchen allein der knöcherne äufse- ve Gehörgang einwärts zu gleichlam trichterförmig' fich verengernd zeige, da er bey den übrigen von uns unterluchten Saugthieren mehr oder minder cy- lindrifch bleibt; dafür ift das Menfchenohr felbft de- fto ungefchickter, die Schallftrahlen zu vereinigen. In Abhicht auf den Gefehlechtsunterfchjed fanden wir, beym' Menfchen, die Länge des "knöchernen Theils vom 'äufsern Gehörgang gleich ;, die Weite aber , fowohl beym Eingang als an dem engften Theil des Ganges in einiger Entfernung von dem 'Trommelfel, beym Weibe beträchtlich kleiner, als’ beym Manne, und zwar an beiden Stellen Beynahe in’ Verhälmifs wie’g'zu ro. Wir berechneten diefe Stellen als Fllipfen nach Mittelzahlen 2 nachdem wir bey l[echszehn männlichen und zwölf” weiblichen 5 Basen ae Vu BR 323 Schlafheinen ihre Durchimeffer gemelfen hatten. Der Eingang in den äufsern Gehörgang it Seiner Figur nach bey verfchiedenen Subjekten weniger werfchieden , als der Durchfchnitt jener engern Stel- le, die ungefähr zwifchen der Mitte des Gehörgan. ges und dem Trommelfelle ift; der Gehörgang ilt nemlich ‚hier bald in Seinem Durchfchnitt einem . länglichten Viereck mit, abgerundeten Ecken, bald’ einer nach oben zu [pitzigen Ellipfe ähnlich, über- haupt ohne Rücklicht auf den Gelchlechtsunter/[chied in einem Individuo etwas weiter, in einem andern vom nemlichen Gefchlecht oft enger. An demfel- ben Individuo fanden wir häufig den Gehörgang auf der rechten Seite weiter, als auf der linken. Be, kanntlich ift bey Neugebohrnen ftatt eines röhren- förmigen knöchernen äufsern Gehörganges blofs ein Knochenring vorhanden, in welchem das Trommel- " fell ausgelpannt ift. Doch fanden wir an dem Ske- let eines vierjährigen Knaben den äufsern Gehör- gang fchon vollkommen ausgebildet, Selbft an [ei. nem'Eingang rauh am untern Rande, inur. war er noch um die Hälfte kürzer, als er bey Erwachfe- nen ilt, und die Weite feines Einganges verhielt lich zu der bey dem erwach[enen, Manne nur wie 4 zu 10. Bey einem fünfund ein halbes Jahr. alt gewor- denen Mädchen war der knöcherne Gehörgang [chon etwas länger als bey dem Knäbehen, und die Weite feines Einganges zu der beym erwachfenen. Weibe wie 7 zu 10; bey einem acht und ein. halbes Jahr alt gewordenen Mädchen aber hatte der Gehörgang an der nemlichen Stelle Schon die vol’kommene 324 OFT Weite, wie fie in der Mittelzahl bey. erwachfenen Frauenzimmern vorkommt. ‚Es [cheint allo, nach dem fiebenten Jahr des Alters die Natur nicht,blofs durch das Bilden der zweyten Zähne die Hauptent wickelungen des Kopfs zu vollenden; wobey zu be- merken ift, .dals [chon viel früher die Weite des Gehörganges an dem, demi Trommelfelle zugekehr- ten Ende vollftändig ift, und in jenen dreyen Kin- derfkeletten der Weite des Gehörgangs gleichkam, wie er in der Mittelzahl bey Erwachfenen ift, lo» gar in einem derfelben diefes Mittelmaals übertraf, So dafs wie im Auge die Regenbogenhaut, lo im Ohre die Infertionsftelle für das Trommelfell. fchon in den erften Kinderjahren fcheint ausgebildet zu werden. Der Mangel eines trichterförmigen, den: Schall verftärkenden äufsern Gehörganges bey Kindern, und die geringe Tauglichkeit ihrer Kopfknochen, Schallerfchütterungen fortzupflanzen dürfte erklären, warum die Kleinen bekanntermalsen, da fie doch fonft fo reizbare Nerven befitzen, an einem. Ge räufche eine herzliche Freude haben können, bey dem ein Erwachlener glaubt, es zerreifse ihm die Ohren. Im Abficht auf Erwachfene beider ‚Ge- fchlechter folgt aus der gleichen Länge, aher der windern Weite des weiblichen Gehörganges, der;alle einen weniger [chnell fich verengernden, Trichter, oder einen mehr verlängerten bildet, dafser zwar. bey geringerer Weite weniger Schallftrahlen auffaffe, als der männliche Gehörgang; dafür aber von den einmal aufgenommenen weniger zurückwerfe als die- ‘ 325 fer. Je näher alfo ein, Schallftrahlen nach allen Richtungen ausfendender, tönender Körper dem Ohr ift; eine defto verhältnilsmäfsig gröfsere Menge von weniger parallel in den Gehörgang eindringenden Schallftrahlen wird der männliche zurückwerfen, der weibliche Gehörgang aber nach einwärts auf das Trommelfell zu brechen. Umgekehrt wird der znännliche Gehörgang bey feiner gröfsern Weite mehr Schallftrahlen von einem entfernten tönenden Körper auffangen, weil he jetzt wegen der Entfer- nung paralleler anlangen, der#weibliche Gehörgang fafst von dielen weniger. Dazu kommt, dafs felbft bey in der Nähe entftandenen, alflo mehr divergi- renden Schallftrahlen die knöchernen Wandungen des männlichen Gehörganges , der auch einen di. ckern Rand an feinem Eingange hat, als der weib- liche, [tärker von den, unter [tiunpfern Winkeln auf fie auftreffenden, Schallftrahlen erfehüttert wer- den als der weibliche Gehörgang; dafs .alfo beym Manne der Antheil von Gehörsempfindung, den er- Tchütterte Kopfknochen veranlalfen, unter gleichen Umftänden ftärker feyn wird, als beym Weibe, Somit [cheint zwar das Weib beffer gebaut zu feyn, wın beftimmt auch in der Nähe einen kleinen Schall Zu unterfcheiden, der Mann aber, um [chon in der Entfernung, wenn gleich minder deutlich, ein jedes Geräufch wahrzunehmen. Davon mag es her- rühren, dafs es zwar mehr Männer giebt, als Wei- ber, welche im Alter nieht mehr deutlich hören, dafs aber Weiher, ‘wenn fie einmal anfangen, nicht mehr gut zu hören, balder faft ganz taub find, ! 326 — während Männer unter gleichen Umftänder immer noch [tarkes Geräufch wahrnehmen. Einen auf fallenden Beweis des über alle Organe nach 'einem gemeinlchaftlichen Geletz fich erftreckenden Ger . [chlechts-Unter[chiedes giebt die Uebereinftimmung ' im Baue des Gehörganges bey den verfchiedenen Gelfchlechtern mit dem Baue der Luftröhre, Bey allen den unfern Gegenden gewöhnlichen Säugthieren fast der äufsere knöcherne Gehörgang viel weniger Schallfirahlen als beym Menfchen. Bey. dem Pferde ift erseine eigene Röhre, etwas'ge- krimmt , einigermalsen trompetenförmig, gegen das Trommelfell zu im Durchfchnitt oval, fein Ein- gang aber, wo er am weitelten ift, zu dem beym erwachlenen Manne, nur wie 2 zu ro. Sollte alfo | das Pferd für die Enge feines knöchernen äufsern Gehörganges Erfatz haben, fo mulste fein Ohr! Fünfmal fo grofs, als ein menfchliches feyn. «Diefes. ift nun auch mehr als der Fall; woraus aber wieder-, um folgt, dafs die gleiche Menge von Schallftrahlen, da fie auf eine viel kleinere Fläche beym Pferde zu-\ letzt concentrirt werden, als beym Menfchen, ins ihrer Verfchiedenheit, je nachdem fie ftark oder! fchwach find, auf das Pferd, alles übrige gleichge- fetzt, einen viel ftärkern Eindruck machen mülsten, - als auf den Menfchen. Daher wird vielleicht das Pferd vom Geräufehe fo leicht [cheu. — Bey der Kuh dringt der knöcherne Gehörgang von aulsen: einwärts in einer verticalen Knochenrunzel ein, wel- che von der Bafıs ‘des Wangenbogens herablteigtz mit [einem innerften Drittheil beugt er fich vor- + F EZ u # 7 ou , ze 327 wärts und abwärts; von [einer Hälfte an ragt aber in feiner Höhle auf ihrer untern Wandung der Länge nach eine kleine Knochenrunzel hervor, welche ge- gen das innere Ende zu fich wieder verliert; die Höhle ift jim Ganzen ziemlich eylindrifch ; ihre Weite verhält fich zur Weite des menfchlichen Gehörgan- ges, da, wo diefer die Mitte feiner Länge erreicht hat, ungefähr wie 3 zu ıo. — Beym Schaaf, fo ver- wandt es auch der Kuh zu [eyn [cheint, bildet doch, wie beym Pferde, eine eigene knöcherne Röhre den. Aufsern Gehörgang, fie liegt hinter dem hervorragen- den hintern Rande der Gelenkfläche für den Unter- kiefer; ilıre Höhle ilt gleichfam keulenförmig,' doch gegen die Trommelhöhle zu, wieder etwas weiter. Ihr gröfßster Queerdurchmeller ift gleich hinter dem Fingang, und 1% pariler Linien, da.beym menfch- lichen Gehörgang, der Mittelzahl bey Erwachfenen nach, er 3% Linien ift. — Die Weite des Gehör- ganges bey dem Schweine verhält fich zu der des Menfchen , ungefähr wie die Weite diefes Theils beym Pferde; «doch übertrifft das Schwein diefes Thier noch etwas. Sein äufserer Gebörgang dringt faft gerade, aber ehr fchief von aufsen, oben und hin- ten nach innen, unten und vorn durch die aulfser- ordentlich hervorragende Balıs des knöchernen Wan-, genbogens. — Das Kaninchen: hat einen kurzen, geraden, röhrenförmigen knöchernen Gehörgang — der Igel, [o wie die Hausmaus hat ftatt deflfel- ben nur eine dünne, kleine, halbmondförmige knö-: eherne Schuppe, welche verhältmifsmälsig bey der Maus etwas gröfser ift, 328 — Es ift bekannt, dafs beym Menfchen fchon das Gehör [ehr leidet, wenn das äulsere Ohr fehlt wenn es gleich wahrfcheinlich ift, ‚da[s ein [olcher. Verluft bey [einem weitern. Gehörgange weniger fehade, als bey den grofsen hier vorn angeführten; Thieren, deren knöcherner Gehörgang l[o viel en- ger ilt. Dafs aber [ogar auch bey Thieren, welche. gar keinen knöchernen Gehörgang befitzen, das äulsere Ohr äulserft viel zum Gehör beytrage, das zeigte uns folgender Verluch. Einer Katze wurde das rechte Ohr hart am Kopfe abgefchnitten, die Wunde liefs man heilen, der Gehörgang blieb ..of-, fen. Nach drey Wochen wurden wiederholte Ver- fuche angeftellt, wie das Thier höre. Es war we- niger zu verwundern, dafs die Katze immer den Kopf [o drehte, dafs fie mit dem ihr übrigen lin- ken Ohr deutlich auf den Schall Acht'haben konnte; als zu verwundern war, ..dals fie noch eben fo fich benahm, nachdem ihr durch wiederholte Stiche auf diefer linken ‘Seite das Trommelfell durehbohrt wor- den. Verftopfte man das linke Ohr, fo [chien das Thier, ungeachtet auf der rechten Seite das Trom- melfell gar nicht verletzt worden war, und hier blols das äufsere Ohr fehlte, doch nun gar nichts zu hören, die hellften und. höchften Töne ausge- nommen. Bey der getödteten Katze zeigte fich das Unverletztleyn des Trommelfelles der rechten Seite, _ auf der linken aber diefe Membran fich vor und hinter dem Handgriff des Hammers ftark durchbohrt., Wenn nun die Function des äufsern Ohres und des Gehörganges als Schall verftärkenden Hör - Rolh- — 324 res [o wichtig ift, [o läfst es fieh wohl nur daraus, - dafs auch Erfchütterung der Kopfknochen Schallftrah- A len zum innern Gehör fortpflanzt, erklären, warum manche Säugthiere doch hören, ob fie gleich kein - äufseres Ohr haben. Jene Fortpflanzung [cheint bey den Cetaceen und einigen Arten von Phoca,' wel- . che nach Cuvier'kein äufseres Ohr haben, durch ihren Aufenthalt im Waller, das be[fer als die Luft fchallende Erfchütterungen leitet, begünftigt zu wer- den. Etwas ähnliches [cheint der Aufenthalt in der Erde bey dem Maulwurf und den Spitzmäufen zu leiften; die Schuppen, womit das ohrlofe Schup- penthier (Manis L.) bedeckt ift, können eher, als die weiche Haut anderer Thiere Schalllchwingungen 'auf die Kopfknochen fortleiten. Bey den Vögeln ver- tritt theils ein Kranz eigen gebauter Federn das äu- fsere Ohr, theils erletzt das übrige die Weite ihres Gehörganges. Dafs übrigens auch die bereits in den Gehörgang eingedrungenen Schallftrahlen bey den Säugthieren nicht blols auf das Trommelfell auffal- - len, l[ondern vorher fehon durch die knöchernen ' Wandungen des Gehörganges mehr oder minder, vermittellt des Zulammenhanges der Schädelkno- chen mit dem innern Gehörorgan, durch erftere _ anf diefes fich fortpflanzen, wird fchon aus der falt allgemeinen, beym Menfchen bekannten, und bey mehreren Säugthieren oben be[chriebenen Krüm- mung des knöchernen Gehörganges wahrfcheinlich. - Den fonderbarftien Weg nimmt er beym Maul- wurf; hier läuft er unter der Schädelbafis beynahe ‚bis zum hintern Winkel des Unterkiefers vorwärts, 33% sg] und ftellt hier einen $ par. Lin. im Durchmelfer haltenden Cylinder vor, dann krümmt er fich un- ier einem Ipitzigen Winkel rückwärts, wird in der Richtung von einer Seite zur andern [ehr erwei- tert, und endigt fich mit dem horizontal oben auf ihm liegenden Trommelfelle. Einen ähnlichen, doch nicht fo [charf in der Mitte gebogenen Gang nimmt der Gehörgang bey der-gemeinen Fleder- maus (V. murinus.). b Da wenigftens der Klang jedes Schalls fich verändert, wenn er lich durch ein heterogenes Me- dium fortpflanzt; fo [cheinen durch die Kopfkno- chen fortgepflanzte Schaller[chütterungen zwar noch Empfindung von Geräufch zu erwecken, aber nur die auf das Trommelfell auffallende Schallfirahlen deutlichere Gehöreindrücke zu veranlaffen. In te- leologifcher Anficht ftimmt damit überein, dafs die grafsfrellenden Thiere,-welche faft immer blofs in der Flucht ihr Heil zu [uchen haben, durch die Einrichtung ihres äufsern knöchernen Gehörganges zum [tärkern Auffallen von Geräufch gefchickter ‘find; während die feifchfreffenden Thiere, wel- che für fich weniger zu fürchten haben, aber zu ihrem Gelchäfte ein beftimmteres Gehör bedürfen, gar keinen knöchernen Gehörgang befitzen; der Menfch käme eher auch hierin mit den pflanzen- als mit den feifchfrefllenden Thieren überein. Der Hund hat [tatt alles knöchernen Gehörganges blols unten an der ovalen Oeffnung, welche in lene blalenförmige knöcherne Trommelhöhle führt, ei- nen etwas erhabenen rauhen Rand; die Katze \ \ — i ‚331 bey einerähnlichen ‚Trommelhöhle nicht ‚einmal diefen; blols ein knorplichter kurzer, gekrümmter Gehörgang ilt bey diefen Thieren vorhanden. Bey den. pflanzenfrelfenden Thieren ift aber zum Theil noch eine eigene Vorrichtung, vorhanden, . welche ‚die Wandungen des knöchernen Gehörganges gleich- Sam unmittelbar mit den Theilen der innern ‚Ge- hörorgane verbindet. — Beym Pferde zeigt die durch[ägte Wandung des knöchernen Gehörganges eine mehr lteinartige als knöcherne, brüchige Sub- Stanz, welche mit einer [ehr dicken, aber kurzen Malle ‚von der gleichen Be[chaffenheit einwärts zu, zulammenllielst, in der,‘ als eigentlichem parte petrola, vorzüglieh die drey Halbcanäle des Laby- " zinths begraben liegen, während die übrigen Theile ‚des Labyrinths weiter ‚vorwärts zu weniger. dick ‚davon überzogen find. So [ehr übrigens diefe Sub- Stanz ein lteinartiges Anfehen. hat, lo [chlägt fie ‚doch nicht, wie der Schmelz der Zähne, am Stahl 4 ‚Feuer. — Beyin Hirfch ilt diefe Subltantia petrofa Khnllls marmorartig, doch an Malle geringer, als En ‚Pferde. — Bey der Kuh verhält Ge fich eben fo, und letzt fich nach hinten und aufsen zu in ‚die Wandung des knöchernen äufsern Gehörganges fort. — Beym Schaafe, einem Thiere,’ das faft noch furchtlamer, als ein Hirfch zu feyn fcheint lt aufser dem Theil der petrofen Subftanz, welcher vorzüglich die Halbcanäle des Lahyrinths umgiebt, noch in der dicken Knochenwandung des Schädels binter dem äufsern Gehörgang, gleichlam als ein eigner Kern eine Fortletzuug diefer Suhftanz vor Y 392 => handen, die marmorartig, homogen, äußerkt weils ift, und ohne Zweifel am allerbeften zur Verferti- gung künftlicher Zähne taugen würde. Die Ziege fcheint noch mehr als das Schaaf von diefer Sub- ftanz in der Schädelwandung zu haben. — Auch beym Schwein [etzt fich die petrofe Subftanz vom Labyrinth aus durch die Schädelwandung hindurch Fort in die Wandung des [ehr langen, äulsern, knö- chernen Gehörganges; aber fie ilt fehon nicht mehr fo fteinartig, wie beym Pferde und den Wiederkau- ern, fondern nähert fich mehr der blofs [ehr feften knochenartigen Maffe beym Menfchen; auch ift fie an Malle weit weniger, als beym Pferde. Die Hausmaus, die gemeine Fleder- waus, der Maulwurf haben_gar nichts bemerk- liches von die[er (teinartigen Malle; den grasfrel[- fenden gröfsern Thieren aber nähert fich das Ka- ninchen darin etwas, dafs die Theile des Lahy. rinths, ob fie gleich falt nackt in der Schädelhöhle er[cheinen , aufser ihrer eigenthümlichen Wand doch noch mit einer dünnen Lage von brüchiger Knochenfubftanz umgeben find. Eine fchon weit dickere und Steinartigere Krulte über diefe Theile nähert den Igel den lleifchfreffenden Thieren; wel- che letztere gleichlam den Wiederkauern gegenüher- ftehend, ihren Labyrinth ebenfalls in einer ftein- artigen Malle begraben haben, doch mit dem be- merklichen Unter[chiede, dafs fie bey ihnen fich nicht durch die Schädelwandung nach aufsen fort- Setzt, und überhaupt an Mafle weit geringer ilt. Bey = 333 Bey dem Hunde und dem Fuchle ift diefe Sub- Itanz etwas weniger lteinartig als bey der Katze, Bey allen Thieren, welche fie befitzen, f[cheint fie für das innere Gehör wohl eben das zu leiften, was den Fifchen die, kreidenartigen Steine nützen, die im Nervenmark ihres Labyrinths [elbft aufgehängt find, Es ift bemerkungswerth, dafs diefe Subftanz unter allen bey den Cetaceen die grölste Härte be- fitzt, bey ihnen aber der Labyrinth gar nicht mit den, Schädelknochen verbunden ift; und dafs der Menfch bey feinen relativ aufserordentlich grofsen Halbeirkeln des Labyrinths eigentlich gar keine ltein- artige Malfe-um diefen angehäuft hat, [ondern da- für blols eine äufserft harte und dichte, immer aber noch knochenartige Subltanz, Was von Schallftrablen nicht durch die Wan- Jungen des äufsern Gehörganges nach aulsen zu- rückgebrochen wird, oder irgendwo l[enkrecht auf be treffend blofs zur Fortpflanzung des Schalls zu dem Labyrinth durch die Schädelknochen verwen- det wurde, trifft bey dem’Wenfchen und den Säug- thieren Aue das Trommelfell; welches theils als eine, dünne, gelpannte Membran wirkt, , die von beiden Seiten dem gröfsten Theile ihrer Fläche nach von Luft berührt wird, theils als eine Mem«= bran, ‚welche einer grölsern oder geringern Span« nung fähig ilt, auf Fortpflanzung der Schallerfchüt- terungen Einfluls haben mufs. Es.ilt wahrfchein. lich, dals durch das Trommelfell hindurch, Lo weit es eine gelpannte dünne ‚Membran ilt, nicht Arch.fi d. Phyfiol, IX. Bd, 11, Heft, ya 354 ee blofs die Stärke und Schnelligkeit der Schallfehwin» gungen, fondern auch das in ihnen, was den Grund des Klanges bildet, fortgepflanzt werde. Der be- kannte Verfuch mit den fogenannten Cartelifchen Teufelchen beweilt wenigftens, dafs durch dünn& gelparnnte Membranen [elbft kreisförmige Bewegun- gen fich fortpflanzen lallen. Ueberhaupt fcheint der jedem Körper eigenthümliche Klang nur dann eniftehen zu können, wenn die Körper in dünne von beiden Seiten freye Platten ausgebreitet find, wo alflo die Schwingungen der die Luft berühren- den äufserften Theilchen freyer find, und einiger- malsen wenigftens Segmente von Rotationsbewegun- gen 'vollbringen können, welche nun eben fo von den Theilchen einer andern dünnen Platte fortge- pflanzt werden können. So giebt eine Melfingplatte nur dann den eigenthümlichen Metallklang, wenn fie frey aufgehangen ift; drückt man fie aber feft an einen feften Körper, [o giebt fie angelchlagen blols einen Holzton. Soweit aber das Trommelfell unverändert die Schallerfchütterungen durchläfst, gleicht es der durchlichtigen Hornhaut, welche für das Licht und die Farben die gleiche Fähigkeit hat. Wie die Hornhaut gewölbter oder flächer durch die Muskeln des Auges gemacht werden kann, [o kann das Trommelfell durch feine Muskeln mehr oder minder gelpannt werden. Dadurch wird es den von aufsen auffallenden Schallftrabhlen mehr oder minder entfprechen, und mit ihnen’ überein. frimmend felbft [ehwingen.:. Es läfst fick bey feiner Trichterform als eine Sammlung von Saiten anfe- Ben ) 335 ben, welche vom Mittelpunkt aus gegen den Um« fang laufen, von deren Länge und Spannung es nun abhängt, ob auf einen beftimmten von aulsen kom- menden Ton ein gröfserer Theil des Trommelfells, oder nur ein kleinerer fo anlpreche, wie zwey gleich geftimmte Violinen, wenn blofs die eine von ihnen angefchlagen wird, Uebrigens müllen die Schwingungen des Trommelfells höchft mamnichfaltig werden, da es beym Menfchen, fo wie bey jedem andern Säugthiere, das wir beobachteten, immer fchief gegen die Axe des Gehörganges [teht, alla auch die Schallftrahlen [chief auf daffelbige auffal« len müffen, der Stols, den es durch diefe erhält, theilt ich allo in zwey Bewegungen, wovon die eine lenkrecht auf das Trommelfell wirkt, die an- dere der Richtung der Fläche delfelben folgt. Durchs die erlte Bewegung mülfen in feinen Theilen Trans- verfal- Schwingungen, durch die andere Longitudi- nal- Schwingungen entftehen; auch mufs die Trich« terform des Trommelfelles vieles zur Mannichfaltig- keit feiner Schwingungen beytragen, So wäre eg fähig, allen Eigenfchaften, und felbft dem Klange des ankommenden Schälles zu entfprechen, nur dafs der Gehörgang diefem immer einerley Rich“ tung giebt. Unbeachtet bis jetzt, aber wichtig im Abficht auf Spannung des Trommelfells'ift der Ein« Aufs der bekannten Einrichtung, dafs bey jedem Thiere der Handgriff des Hammers fo! in das Trom« melfell eingewachlen ift, dals es von einem Punkte des Umfarges aus nur bis in den Mittelpunkt der Sr 22 336 — h Membran reicht. . Da er nun vorzüglich ‚mir feinem freyen Ende lich einwärts und auswärts bewegen kann, fo müflen die Theile des Tromielfelles durch, diefe Einrichrung beym Einwärtsziehen des Trich- ters ungleich gelpannt werden, weit mehr nemlich diejenigen [einer Theile lich (pannen, ‘welche zwi- [chen dem freyen Ende des Handgriffes vom Ham- mer, und der gegenüberliegenden Stelle des Tıom- melfell- Umlanges Iind, als diejenigen, welche auf jeder Seite zwilchen den Seiteniheilen des Hım- mer Handgriffes und der beiachbarten Tıiommel- fell- Peripherie liegen. Letztere Theile mülleu über- dies immer weniger gelpannt werden, je näher fie demjenigen Ende des Hawmer Handgrıffes liegen, welches der Peripherie des Trommelfells nahe ilt. Da der Handgriff des Hammers immer nach der Richtung der länglten Axe des Trommeifells dielem eingewachlen ilt; l[o heht man zugleich ein, wie verfchieden die Uebereinftimmung der Schwingun- _ gen eines elliptilch . länglichten Trommelfelles von der Uebereinltimmung eines ‚kreisförwigen, bey glei- chem auf beide von aulsen ankommenden Schall feyn müfle. . Nimmt man an, ein elliptifches Tıom- melfell habe in feiner Queeraxe nur halb [o viel Ausbreitung, «als der Durchmelier eines, kreisför- migen Trommelfells, und der Handgriff des Ham- ımers werde bey beiden Trommelfellen verhältnils- mälsig gleich ftark einwärts bewegt; fo können die Seitentheile des elliptifchen Tremmelfells, die zwi- fchen feiner Peripherie und den Seitenrändern des Handgrißies vom Hammer gelagert find, eine Reihe - rn: 337 ‘von Saiten vorftellen, welche eben fo gelpannt find, als die gleichen Theile in dem kreisförmigen Trom- melfelle es find, aber fie werden nur die halhe Länse von diefen haben. Wenn alfo letztere Th-ile des kreisförmigen Trommelfelles im Einklange mit einem von aufsen auf fie treffenden Schall von be. ftimmter Tonhöhe fchwingen; fo können erftere blofs die höhere Octave diefes Tons mit ihren Schwin- gungen erzeugen, Oder mit andern Worten, je kreisförmiger das Trommelfell eines Thieres ilt, ein defto gröfserer Theil defleibigen wird durch feine Schwingungen tielen Tönen enilprechen; je elliptilcher es ilt, defto mehr wird es im Einklang mit höhern Tönen [tehen. Thiere mit kreislörmi- gem Trommelfell werden alfo auch tiefe Töne deut- lieh wahrnehmen, fo weit diefes Wahrnehmen von Tönen von der Fortpflanzung derfe!ben durch das Trommelfell ins Innere abhängt. Thiere mit fehr elliptifchem Trommelfell aber werden blofs hohe Töne deutlich hören;' wobey. übrigens hohe Töne auch von denen Thieren, welche neben ihnen zu- gleich die tiefen wahrnehmen, enipfunden werden muffen, da diefelben überhaupt viel eindringender find. Was fich nun auch durch Kerners Verlu- che beftätigt, von welchen das Welentlichlte hier folgt. Fleifchfreffende Thiere haben nach Cuvier ein mehr elliptifches Trommlfell, als grasirel- fende, Beym Hunde fanden wir das Verhältnifs der Länge zur Breite wie ı0 zu 4 Bey der Karze fchon nur wie ı0o zu 6. Katzen unterlcheiden 338 _— blofs höhere Töne deutlich; Hunden. aber werden fie fogar unerträglich durch ihren heftigen Eindruck, In der mu[ikalifchen Zeitung ilt das Beyfpiel eines Hundes angeführt, der durch hobe Töne bis zur Wuth afhcirt worden fey. Katzen von beider- ley Gefchlecht, und halb- wie ganz erwachlene lie- Ssen fich durch tiefe Töne nur fchwer oder gar nicht aus dem Schlaf wecken, durch hohe Töne aber fogleich, wenn diefe auch noch fo leife ange- geben wurden. Auf Töne, die auf einer Basgeige oder Trommel angegeben wurden, [chienen fie ent- weder gar nicht Acht zu geben, oder Aohen vor ih- nen, da fie bey hohen Tönen einer Mandoline oder eines Trinkglafes, eines Flageolets, wenn fie auch noch lo [tark angegeben wurden, die Thiere moch- zen den Spieler fehen oder nicht [ehen, -nie eine Bewegung machten als ob fie fiehen wollten, [on- dern aufmerkfam zuzuhören fchienen, und theils dem Orte zuliefen, wo die Töne herkamen. Dafs die Flucht, welche die Thiere zuweilen auf ge- wille Töne nehmen, oft weniger von.dem ltarken Eindruck des Schalles, als von ihrer Beftürzung, wenn fie den Schall nicht gehörig wnterfcheiden können, herrühre, wird aus dem Betragen meh- zerer Pferde wahrfcheinlich, welche bey den höch- ften und am ftärkften angegebenen Tönen mehre- zer mufikalifcher Inftrumente ruhig blieben, fogleich aber flohen, wenn fie das viel [chwächere Geräufch von Papier hörten, das man mit den Händen rieb. Zwölf Hunde ven verf[chiedenem Gefchlecht und Alter, und von ver[chiedenen Racen, nemlich Hüh- . 77 el 339 nerhunde,, Fleifcherhunde, Mopfe, Pommer, Budel flohen die tiefen Töne einer Basgeige, eines Wald- horns oder Fagotts nicht, wenn fie auch noch [o Stark waren. Theils kamen fie herbey und rochen an die gelpielte Basgeige. Die hohen Töne einer Violine aber, eines Zinken, einer Flöte, eines mit nallem Finger geftrichenen Glafes, eines kleinen Me- tallglöckchens [chienen ihnen unerträglich. zu feyn. Sie flohen hie theils mit dem gröfsten Geheule, ıheils zitterten fie krampfhaft am ganzen Leibe, oder be- wegten den Kopf beftändig hin und.her, oder gähn- ten dabey beftändig. Doch war bey den verfchie- denen Individuen hierin eine Verfchiedenheit, lo dafs z. B. ein männlicher einjähriger Budel nur bey den hohen Tönen des Clarinets, wenn diefe auch noch fo leile angegeben wurden, bis zu einem Ge- heule kam, und fich ängftlich auf dem Bauche lie- gend verkroch; das nemliche aber bey einem zwey- jährigen weiblichen Budel fich blols auf die hohen Töne einer gewöhnlichen Violine zeigte; bey an- dern Individuen aber diefe Inftrumente keinen fo aufserordentlich heftigen Eindruck hervor zu brin- gen [chienen. — Auch ein Igel, mit welchem bey Nacht Verfuche angeltellt wurden, fchien von tie- fen, wenn gleich [ehr [tark angegebenen Tönen nicht gerührt zu werden, er flohe aber [ogleich wie die Hunde, [o oft man einen hohen Ton an« gab. Sein Trommelfell, welches nach oben zu ver- fchmälert ift, unten zugerundet aufhört, ähnelt aber ' auch in dem Verhältnifs der gröfsten Breite zu der grölsten Länge, das wie 5 zu 10 ilt, dem des 349 — Hundes. — Die Hausmaus wie der Igel mit ei- nem gleichlam in zwey Theile getheilten Trommel- fell verfehen, delfen verengerte obere und äulsere Parthie beynahe an der knöchernen Wandung an- liegt, während die untere, breitere und trichter- förmige Parthie freyer vor der Trommelhöble aus- gelpannt ift, ilt der Katze in den Verhältniflen die- fer Membran gleich, Unter eine Glasglocke geletzt, wurde fie aber auch, wie diefe, von den Tönen einer Basgeige, [ellift von den ftärkften nicht be- wegt; l[obald man aber auf dem Flageolet, oder’ durch Pfeifen mit dem Munde, hohe Töne angab, waren die[e auch noch [o leife, fo wurde fie auf- merkfam, und fuchte aus dem Glafe zu kommen, Das Schwein, delfen Trommelfell wir bey- nahe kreisförmig fanden, war im Gegenlatze zu den bisher befchriebenen Thieren, auf die tie/ften Töne, wie auf die höchften aufmerkfam, nur Töne von mittlerer Höhe [chienen es nicht zu rühren, Zwey Thiere dieler Gattung lielsen bey den häöch- ften Tönen einer Flöte, und den hoben Tönen ei- nes Flageolets, fo wie bey den Tönen einer Bas- geige,. diefe mochten ftark oder leife angegeben worden feyn, das Fre[fen ftehen, und [prangen an den Mauren des Hofes, worin fie eingefchlollen wa- ren, herum, ohne aber je den Kopf oder die Oh- ren befonders nach der Stelle zu richten, wo die Täne herkamen; die tiefen Töne einer Flöte, und die nicht ftarken Töne eines Metallglöckchens [chie- nen fie aber nicht zu rühren. — Der Menfch, der tiefe wie hohe Töne wahrnimmt, "hat in bei- BZ ra 341 den Gefchlechtern und in beiden im Allgemeinen gleich grols, ein beynahe vollkommen kreisförmi- ges Trommelfell unfern Meffungen nach, Es ift merkwürdig, dafs auch darin das neugebohrne Kind noch etwas den meilten übrigen Säugthieren fich nähert, dafs bey einerley abfoluten Länge des Trom- melfells die gröfste Breite deffelbigen noch beynahe um den vierten Theil geringer, als bey dem Er- wachfenen ift. — Beym Maulwurf, delfen Trom- melfell Cuvier als kreisförmig angiebt, wir aber doch dem ovalen fich nähernd fanden, ftimmt die verhältnilsmäfsig grolse Breite dieler Membran mit den Tönen überein, die er gewöhnlich allein wird zu unter[cheiden haben, da unter der Erde alle dumpf feyn müllen, Bey den grasfreffenden Thieren war das Geletz der Uebereinftimmung der Figur des Trommelfelles mit den Merkmahlen von ftärkerer oder fchwäche- rer Wahrnehmung der Töne nach Verfchiedenheit ihrer Höhe oder Tiefe minder deutlich. Theils, weil abgemattete Metzgerpferde, zahme Kühe und ftupide Schaafe oder Kaninchen, überhaupt weni- ger lebhaft fich äufsern, als der verftändige Hund, oder als die halb- oder ganz wilde Thiere, welche ihre Reglamkeit weniger durch vollendete Sclave- rey verloren haben. Theils aber fanden wir wirk- Iich die Bemerkung von Cuvier nicht allgemein, nach welcher das Trommelfell der ruminirenden Thiere verhältnifsmäfsig breiter feyn foll, als bey den Aeifchfreffenden. Theils dürfte die Spannung ihres Trommelfells verfchieden feyn, da nach der 342 —_ Bemerkung von Cuvier der kurze: Schenkel des Ambofs bey den fleifchfreffenden Thieren wie beym Menfchen dicker als der lange Schenkel, beym Schaafe aber dünner ilt. — Kühe und Pferde rich- teten bey tiefen Tönen das Ohr oder den Kopf ge- gen die Stelle, wo fie berkamen, fchienen fich aber dann nicht weiter um fie zu bekümmern, bey. [ehr hohen Tönen zeigte fich eine grölsere Auf- merkfamkeit und ein [chnellerer Gang, ohne aber dals fie fiehen zu wollen [chienen. — Schaafe wur- den unruhis auf tiefe Töne, bey hohen blieben fie ruhig, /chienen aber fehr aufmerkfam zu Seyn, Das Verhäl:nifs der gröfsten Breite ihres Trommel- fells zur grölsten Länge ilt wie 4 zu 10. — Kanin- chen, welche überhaupt keine grofse Empfindlichkeit auf Töne zeigten, flohen doch [ehr hohe Töne, während tiefe fie nicht viel zu afficiren fchienen. Ihr Trommelfell ift einem an allen Ecken abgerun- deten Rhombus gleich, deffen obere Ecke, ober der Anheftung des Anfangs vom Hammer - Handgriff eine fiache Grube einwärts zu bildet; die Länge der Mem- bran war bey ihnen zu der Breite wie ı0 zu, 6. Dals das Trommelfell Muskeln befitze, welche es anzulpannen fähig Gnd, ilt bekannt. Bemerkungs- werth dürfte es leyn, dals wie die Säugthiere an dem Musculus ([u[penforius oculi gleichlam eine zweyte, dem lienfchen fehlende, innere Lage von geraden Auge ımuskeln haben, fie den Men- fchen auch wenigftens in Ablicht auf ‘Stärke ihrer innern Ohrmuskeln zu übertreffen [cheinen. So fan- den wir namentlich im Hunde und bey der Katze — 343 den Steigbügel - Muskel verhältnilsmälsig aufseror- dentlich ftark; obfchon die Gehörknöchelchen Selbft auch in weit gröfsern Thieren als der Menfch ift, z. B. in der Kuh kleiner find, als bey diefem. Die Schalllehwingungen nun, welche durch das ge- fpannte Trommelfell theils blofs fortgepflanzt wer- den, theils durch daffelbige verfiärkt, theilen fich entweder durch die Gehörknöchelchen und das ey- runde Fenfter dem Vorhof des Labyrinths, theils durch die Erfchütterung der in der Trommelhöhle enthaltenen Luft, dem kleinen Trommelfell des run. den Fenlters, und der ganzen äulsern Knochenwan- dung des Labyrinths mit. So wenig noch bekannt ilt, wie viel die Erfchütterung der Kopfknochen zum Gehör beytrage, (daman ohne Trommelfell, wenn nur das eyrunde Loch des Vorhofs noch durch den Steigbügel ver[chlolfen bleibt, auch noch etwas hö. zen [oll); fo wenig ift bekannt, wie viel und was durch die Gehörknöchelchen, und,was durch die erfchütterte Luft der Trommelhöhle von Schall- Schwingungen zum Labyrinth fich fortpflanze. Wenn nach Cuviers [charfinniger Bemerkung das An- Spannen des Trommelfells durch die Gehörknöchel- chen auch ein Anfpannen des kleinen Trommelfells vom runden Fenfter, vermittelft des vom Steigbü- gel gedrückten, in allen Theilen des Labyrinths zu- Sammenhängenden Walfers Statt hat; fo find viel- 4 leicht die Gehörknöchelchen ein bloflser Spannungs- " Apparat für das Trommelfell. Dafs wenigftens die Empfindung der Richtung, wo ein Schall herkomme, ich nicht vermittelft der Fortpflanzung durch die Ge- 344 — hörknöchelchen wahrhehmen laffe, ift für fich klar. Den Antheil, den Kopferfchütterung an den Gehörs- empfindungen hat, könnte man bey einer Katze, deren beide Trommelfelle man zerftört. deren Kopf aber man abwechlelnd bald unbedeckt gelaffen, bald mit einem weichen Teig überzogen hatte, unterlu- chen. Den Antheil, welchen die Fortpflanzung der Trommelfells- Erfchütterungen durch die Gehörlinö- chel Reihe an den Gehörsempfindungen hat, woll- ten wir an einem Kaninchen verfuchen, dem wir voın Halle aus die Trommelhöhle hinter dem Trom- melfelle aufbrachen, und die G>hörknöchel - Reihe durchfchnitten. Der Verfuch gelang im me=chani- [chen vollkommen gut; das Thier [tarb aber am zweyten Tage anderHalswunde. Daskleine Trom- melfell des runden Fenlters fanden wir zwar bey dem Schweine und der Katze einwärts zu trichter- förınig; allein da es blols durch Anwachfen an eine kleine Knochenflpitze, die der Anfang des Spi- ralblattes in der Schnecke bier bildet, allo unbe- weglich einwärts gezogen ilt, fo könnte es demun- geachtet von innen herausdurch einen Druck gelpannt werden. k Dals auf die Schwingungen der Luft in der Trom« melhöhle vieles ankomme, fcheint nicht nur aus der Nothwendigkeit, wenn man gut hören foll, ei- ner leicht zu öffnenden Euftachilchen Röhre, fon- dern auch aus der Manpichfaltigkeit von Vorrichtun- gen in der Trommelhöhle ver[chiedener Thiere zu erhellen, welche nothwendig jene Schwingungen modihcıren mufs. Die Katze hat hinter ihrem nn 345 Trommelfell nach unten zu eine innen glatte aus; Sehr fefter Knochenfubltanz beftehende hohle Blale, deren oberer Rand der Lärge nach auf dem loge- nannten Vorgebirge auffitzt, lo dafs der Raum. zwi- fchen beiden bis aut eine kleine Oefinung na«ch hin- ten zu, durch die Beirhaut ansgefüllt ift Das ıunde Fenlter fieht hinten in diefe fonft überall gefchlof. fene hohle Kayfel, das ovale in die weit kleinere eigentliche Tiommelhöble. — Beym Hunde ilt auch bey einem grölsern Schädel diefe Kapfel klei- ner als bey der Katze, und wegen weniger einge- bogenem obern Rande läuft ihre Höhle überall mit der eigentlichen Trommelhöble in eins zufammen; » vorn [cheidet ihre innere Fläche eine knöch-rne Queerrunzel vom Eingang in die Eultachifchie Röhre ab; hinter diefer Queerrunzel fieht, ebenfalls in der hohlen Fläche der Kapfel, eine Reihe von ein- zelnen kenlförmigen , mit Beinhaut überzogenen Knochenpapillen. — Beym Fuchle ift die g eiche Einrichtung der bey ihm fehr bauchigten Kapfel vor« ı handen, nur theilen ihre innere Fijäche noch meh- rere Queerrunzeln ab. — Das Karinchen hat eine ähnliche Blale wie der Fuchs, nur find auck gezen ihr hinteres Ende hin, bey ihm einzelne kleine Kiochenpapillen vorhanden. Die Hausmaus und Fledermaus haben kleine, innen glatte, dürne, aber doch aus felter Knochenfubltanz beftehende Blafen. — Höchft merkwürdig ife, dafs auch beym Schaaf der Boden feiner weiten, von beiden Sei- ten zulammengedrücktzn Trommelhöhle, eine’ [ols, ’ che innen giatie, aulsen aber unebene, übrigens 5 346 | sr wenn fie gleich vor der übrigen Schädelbafis es unten zu nicht fehr hervorragt, nicht unbeträchtli- che Knochenblafe bildet. — Beym Igel ift es mehr Schon blofses Analogon einer folchen Blafe, die äu- [serlich unter der Schädelbafis durch eine knöcherne Queerruuzel mit der der entgegengeletzten Seite fich verbindet, Wichtig ilt es, dafs diefe Knochenblafe gerade denjenigen Thieren fehlt, deren rundlichtes Trom- melfell fie gefehickt macht, auch tiefe Töne deut- lich zu vernehmen, und dafs fie im Gegentheil vor- “züglich bey denen Thieren vorhanden ift, welche vorzüglich nur höhe Töne beltimmt zu hören [chei- nen, Je höher aber Töne find, defto reiner find fie, und defto weniger nimmt man bey ihnen die Beymifchung derjenigen Eigenf[chaft wahr, die wir Klang nennen, wenn’diefer dadurch entlteht, dafs die Schalllehwingungen nicht blofs in pendelartigen Bewegungen der fchwingenden Theile vor- und rück- wärts, fondern auch zugleich in rotatorifchen oder Seitlichen Bewegungen beftehen; fo muß er fich in eben dem Verhältniffe mindern, als der fchallende Körper fchärfer gelpannt ilt, alfo höhere Töne giebt. Da nun nach leicht von jedem anzuftellen- den Verfuchen, nicht fowohl die Höhe eines Tons verändert, aber deutlich fein Klang vermehrt wird, wenn der Ton in ein rundlicht hobles Gefäfs fällt; [o dürfte den Thieren mit länglichtem Trommmelfell ‚die holıle Knochenkapfel gerade dazu dienen, um nicht jede Empfindung des Klanges bey ihrer Wahr- — 347 nehmung blofs hoher Töne zu verlieren, und lie allo eher noch einige weitere Verfchiedenheit der Aufsendinge durch das Gehör wahrnehmen lallen. So läfst fich erklären, wie z. B. der Hund zu glei- cher Zeit eine fo aufserordentliche Empfindlichkeit ‘ für hohe Töne, und doch Empfänglichkeit für den verfchiedenen Klang verfchiedener Inftrumente ha- ben kann. Dafs die Schhbcke dek Labyrinıhs, de- ren rundes Fenfter immer in jene hohle Knochen- blafe fieht, lich als vornehmlich der Wahrnehmung des Klanges beftimmt zeige, wird ürten vorkom- men. Es ift fehr merkwürdig, dafs das Daleyn oder Nichtdafeyn der Knochenblafe an der Trom- melhöhle fo wenig innern Zulammenhang mit dem ‘übrigen Bildungstypus des Thieres hat; wollte man die Thiere blols nach jenem Organ an einander rei- hen; fo käme der Hafe zum Fuchs, und das Schaaf zum Hunde zu [tehen. Eine ganz entgegengeletzte Einrichtung traf dio * Natur bey denen Thieren, welche durch ein kreis» - förmiges Trommelfell im Stande find, neben ho- hen Tönen vorzüglich auch tiefe Töne genau zu _ anterlcheiden. Die Zunahme des Klanges bey tie- fen Tönen hätte fie der Gefahr ausgeletzt, nichts als diefen Klang zu unterf[cheiden. Statt einer Ännen glatten, Schwingungen gegen die Schne- cke zurückwerfenden Knochenblafe gab ihnen aber die Natur an der gegenüber ftehenden Wandung der Trommelhöhle eine Menge kleiner laby- “Tinthartig in einander übergehender Zellen, in wel- 348 en: chen die Schwingungen, [tatt gegen das eyrunde Fenlter zurückgeworfen zu werden, erlticken mül- Ten. — Schon bey der Kuh ift die vordere Hälfte des Bodens ihrer von den Seiten zulammengedrück- ten, gleichlam etwas Icheibenförmigen, vorne aber ‚weitern Trommelhöhle mit fehr vielen kleinen Lö- chern abwärts zu durchbohrt, deren Zwilchenräume dünne vorltehende netzförmige Lamellen bilden. Diefes, durchlöcherte Sieb führt in einen wahren zitzenförmigen Fortlatz,, der aber nicht wie beym "Menfchen rückwärts, Sondern vorwärts und ein- ‚wärts [o geht, dals er von jeder Seite fich an die ‚Seitlichen Ränder des Grundfortlatzes vom Hinter- haupts- Bein anlegt, Sein Inneres befteht aus ziem- lich regelmälsigen , Strahlenförmig von jenem Sieb aus fich verbreitenden Reihen von Luftzellen, wel- ‚che gegen die Spitze des Fortfatzes zu immer wei- ter werden, und dafelbft zuletzt in eine grölsere unregelmälsige hohle Blafe zufammenflielsen. Beym Schwein erltreckt fich ein gleich[am keulenförmi- ger, oben an [einem Urfprung etwas dünnerer be- trächtlicher Zitzenfortlarz abwärts und vorwärts zu vom Felfenbein aus, Er enthält Reihen von Luftzel- len, welche gleichlam in gegliederten Strahlen fich in ihm austheilen, und den kohlen Zuftzellen im: Stengel mancher: Wallerpflanzen gleichen. Ihre Mün- ‚dung ilt such bey dielem Thiere in dem hebförmig durchbrochenen Boden der rundlichten, ‚von aulsen nach innen zufammengedrückten Trommelhöhle, die größer ilt als das Trommelfellı Beym Menfchen = ife, — 349 Ale Böker das Sieb, ‘was zu den Zellen feines hinter der Trommelhöhle®elagerten Zitzenfortlarzes führt, gleichlam ein gekrümmter, durchlöcherter, fonft blinder Sack, welcher von der Trommelhöhle oben und nach hinten zu ausgeht, Den Vebergang gleichfam zwifchen den vorwärts zu gelagerten zit« zenförmigen Fortlätzen obiger Säugthiere und dem xückwärts herahfteigenden des Menlchen fanden wir in einer merkwürdigen Abweichung bey einem vierzigjährigen Weihe, das fieben Jahre früher eine Hemiplegie der linken Seite erlitten hatte, und im Frühjahr von 1908 an einer Wiederholung des Schlagfluffes geftorben war. Ihr ganzer Schädel zeigte lich fchief, und weiter auf der rechten, als linken Seite, die Jugular-Venen-Grube rechts un- gewöhnlich weit, links äufserft klein. : Die eigent« lichen Zitzenfortfätze waren gehörig grofs und fich einander gleich; aber der rechte knöcherne Gehör- gang durch einen blafenförmigen Knochenauswuchs "von der obern und hintern Seite her, bis zu einer in der Mitte kaum linienbreiten [enkrechten Spalte verfchlöffen, Diefer, einer knöchernen Gehörblale der Thiere ähnliche, Knochenauswuchs war durch eine Rinne von den übrigefi Theilen des Schlafkno- chen gefchieden, innen ganz zelligt; doch fanden wir keine Verbindung dieler Luftzellen, mit denen des eigentlichen Zitzenfortlatzes,; der Gehörgang wurde durch ihn in der Mitte feiner Länge noch mehr zulammengedrückt, als bey feinem Eingang, ch erhielt er gegen die Trommelhöhle zu wieder‘ Arch, fi dı Phyfiol: 1%, Bas Il Hefts Aa 550 ng feine gewöhnliche ‚Weite, ı Die’ Sußkrane des 'Kno. chenauswuchfes felhft Midas fo wie die im- nerenTheile des Gehörorgans es waren, Sofern die Erfchütterungen der in der Trom- melhöhle eingefchloffenen Luft gegen die äufsere Wandung des Labyrinths geworfen werden, erfchüt« tern fie nicht blofs die Membran des runden Fen- fters, welches zur Schnecke führt, fondern diele felbft, und es ift wiehtig, dafs die Theile des Laby- zinths , zu welchen die Schallfehwingungen ' nicht vermittel[lt der Luft der Trommelhöhle , fondern durch die Reihe von Gehörknöchelchen und das ey- förınige Fenfter dringen‘, “nach Scarpas Unter- fuchungen eine andere, nemlich breyartige Ausbrei- tung! des Nervenmarks enthalten, als die Schnecke, in welcher das Nervenmark mehr fadenartig ver- theilt ift. Die Lage der Schnecke [elbft ift aber ver- fchieden von der Lage des Vorhofs und der halbeir- kelförmigen Kanäle. Während die[e letztere Organe gleichlam in die dicke Malfe des Felfenbeins fich verbergen; fo dringt gleichlam die Schnecke nach ' aufsen, und ift einem Theile ihrer Länge nach nur durch eine dünne hnöcherne Wand von der Trom- melhöhle gefchieden. Bey der Fledermaus liegt fogar die Schnecke, einem wirklichen kleinen Schneckenhaus ähnlich, faft vollkommen frey in der Trommelhöhle , und ift nur mit ihrer Rückwand an- gewachlen an die obere Wandung diefer Höhle, Sie I ift verhaltnifsmäfsig zu den ganz kleinen Gehör. # Iknöchelchen diefes Thiers [ehr großs, und überhaupt der entwickeltfte Theil feiner innern Gehörorgane. u x rv u a5: Ihre ich. Wandung ift glatt; ihr Spiralblatt er- ‚reicht, wie gewöhnlich, die gegenüberftehende Wan: -dung nicht, it aber verhältnifsmäßsig beträchtlich diek; die ganze Schnecke fchien uns zwey vollltän= dige Windungen zu haben. . Bey der Hausmaus liegt die der vorigen im übrigen ganz gleiche Schne: cke, die ein noch etwas diekeres Spiralblatt zu haben fchien, zwar auch deutlich Schtbar, doch. nicht [o beynahe vollkommen frey, wie bey der Fledermaus, in den Trommelhöhle. Die fehr grofse, jedoch auch nur. zwey Windungen‘und etwas darüber befitzende Schnecke des Kaninchens, ilt gleichlam aufge- thürmter, und ragt als eine glatte Knochenblafe in die. Trommelhöhle hervor; doch ift von diefer aus der Unterfchied der Windungen der Schnecke nicht dentlich mehr zu erkennen, und ihren untern Theil bedeckt etwas der auf fie [ich legende, einwärts ge- rollte untere Rand der eigentlichen Knochenblale der Trommel. Beym Schaafift es minder mehr der ganze Kegel der Schnecke, welcher in die Trommel: höhle herein ragt, als vielmehr nur der Anfang ihrer erlten Windnng,; vom runden Fenfter aus, welcher als ein Spitziges Vorgebirge hervorragt; doch ift auch die äulsere Wandung der übrigen Schnecke nur ; durch eine dünne Knochenwändung von der Troms melhöhble gefchbieden. Viel weiter als beym Men- fchen lt die Röhre der erften Windung der Schne: ecke des Schaafs, von da,an aber nimme Ge [chnell am Weite ab, lo dafs die ganze Schnecke viel kleiner als die menfchliehe wird Imi Gegentheile zum L h Aa ’ 352 — ? Schaafe ift bey der Kuh das fogenannte'Vorgebir- ge der Schnecke zwar niedergedrückt, dafür aber ragen ihre obere Windungen, ohngefähr wie beyın Schweine, und gleichfam durchfcheinend in die Trommelhöhle herein. Wegen der Aushöhlung des übrigens nicht [ehr ausgearbeiteten Nabels (anodio- lus) der Schnecke.hat fie hier keine dicke, knöcher- ne, hintere Wandung gegen den Gang für den Ge- hörnerven zu, aber defto mehr Knochenmaffe Jängft ihren beiden Seiten angehäuft, was auch beym Men- [chen der Fall ift. Die Gröfse derSchnecke bey der Kuh £chien uns vollkommen der des Menfchen zıw gleichen. Wie die menfchliche Schnecke hat jene auch zwey und eine halbe Windung; ihre erfte Win- dung [cheint weiter, als beym Menfchen, die’ fol genden aber enger zu leyn, Beym Pferde ift die ganze Schnecke [ehr niedergedrückt, fie hat nicht ganz zwey und‘eine-halbe, fondern nur zwey und eine Viertels - Windung. Die erfte ilt aulserordent- lich weit, diele Weite nimmt aher gegen die Spitze der Schnecke zu [ehr [chnell ab. Bemerkungswerth ilt noch, dafs beym Pferde der Kern der Schnecke durch einen Knochenfaden bis an ihre Kuppel reicht, und dals die zwey Knochenlamellen ihres Spiral- blattes, wo fie vom Kerne ausgehen, einen drey- eckigten Kanal zwifchen ich und demfelben laffen. Bey der Katze gleicht die Form.der, dritthalb Win- dungen befitzenden, Schnecke einem Kegel, dellen Seiten gewölbt find. Sie ift gleichlam bis an ihre Spitze in die Knochenmaffe des Felfenheins einge- fenkt, und ragt nur wenig in die Trommelhöble Sy 353 hervor. Tre Windungen find weiter als beym Hun- de; ihr Nabel ilt zwar hohl, aber weit, nicht in dem Maafse [piralförmig ausgedreht, wie er beym Hun- de, und. vorzüglich heym Fuchs lich. zeigt; . Bey diefen Thieren ift die Schnecke länger, gleichlam mehr thurmförmig oder eylindrifcher aufgerollt, fie hat drey vollkommene Windungen, und ragt [chon wieder etwas mehr in die Trommelhöhle herein, als bey der Katze. Beym Igelragt die ganze Schne- cke in die Trommelhöhle hervor, doch find wegen ihren dickern Knochenwandungen die Unterfchiede ihrer Windungen nicht wie bey der Fledermaus, Hausmaus oder dem Kaninchen fehon von aufsen zu bemerken. Sie befitzt nicht ganz zwey Windungen, die weit find, doch nicht wie beym Pferde trom- petenförmig gegen das runde Fenfter zu erweitert find. Beym Schweine befitzt die Schnecke, die verhältnifsmäfsig zum Labyrinth äufserft grofs ift, dritthalb Windungen; fie ragt ganz in die Trommel- M höhle herein, doch ift ihre hintere Wandung ftär- N ker, als bey der Fledermaus in das Felfenbein ein- gelenkt, auch find verhältnifsmäfsig ihre knöcherne Wandungen viel dicker, vorzüglich der Raum zwi- fchen den Wölbungen der erften und zweyten Win- dung mit viel mehr Knöochenmaffe ausgefüllt; [o dafs nur die Spitze der flachen Kuppel, gleichfam halls _ durchfcheinend, deutlich in der Trommelhöhle her- " vorfteht. — Unter allen Säugthieren [cheint der Maulwurf die am mindeften ausgearbeitete Schne- ecke zu haben. Sie fcheint nur eine und eine halbe _Windung dder etwas daruber zu haben; äft in ‚der 354 —— i zelligten Subftanz im hintern Winkelt ddr [ehr grolsen Trommelhöhle verborgen , [ehr klein und niedergedrückt; demungeachtet ‘hat fie ein ‘lehr diekes, gleichlfam grob ausgearbeitetes, röthlichgel- bes Spiralblatt, deffen Rand gleichfalls nicht bis au die gegenüberftehende Wandung reicht. — Beym Menlchen glaubten wir anfangs eine Gelchlechts- - verfchiedenheit auch in Abficht auf die Schnecke wahrzunehmen; beym Manne [chien fie uns nem- lieh, nach ihrer Axe gemelf[en etwas länger, und die obere Windungen derfelben etwas weiter zu [eyn, als beym Weibe, doch zeigte fich hey zwey alten Weibern nichts von dielem Unterfchiede, Die Lage der Schnecke, je nachdem fie freyer oder minder frey in die Trommelhöhle hereinragt, eben [o ihre verfchiedene Länge, muls in Beziehung auf die Schwingungen der in der Trommelhöhle ent- haltenen Luft bey verfchiedenen Thieren verfchiede- ne Refultate hervorbringen., Wo, wie beym Men- fchen und mehreren andern Thieren, vorzüglich nur längft beiden 'Seiten der Schnecke herauf, viele und diehte Knochenmaterie angehäuft ift, an ihrer Spitze aber, und längft der der Trommelhöble zugewandten dritten Seitenfläche, fo!wie hinten an ihrem Nabel, blöfs eine dünne Wand das Waller der Schnecke einfchliefst; da mmufs auf diefes Waller die Schwin- gung der felten die Schnecke umgebenden Knochen, malfen einen bedeutenden Einflufs äufsern. Auch ) anufs überhaupt eine längere Schnecke, oder eine möglichft frey in der Trommelhöhle liegende leich, ter von der Luftin der Trommelhöble in Schwingun- ”n Ti 355 wen verletzt werden können, alsieine kürzere, oder eine fat ‚gänzlich in die Knochenmaffe des Fellen- ‘beins eingelenkte. Für welche Art von Schwingun- gen die Schnecke vorzüglich beftimmt fey, würde ‚fich muthmafsen lalfen, wenn die Natur der einzel- ‚nen ‚Schallfchwingungen genauer bekannt wäre. Die ıSchraubenform der Schnecke ent[präche der Muthmafsung, dals die Urfacherdes Klanges in ' zotirenden Schwingungen befteke. “Folgende Ver- fnche machen es aber mehr als wahrfcheinlich, dafs die Schnecke wirklich, befümmt fey, die Ver[chie- denheit des Klanges, welche durch die Reihe der Ge- hörknöchelchen fich nicht ins Innere des Labyrinths fortpflanzen könnte, zur Empfindung zu bringen. Nur wo die Schnecke verhältnilsmäfsig [ehr lang war, oder zugleich [ehr ‚frey in die Trommelhöhle hereinragte, [chienen: die Thiere die Verf[chiedenheit . des Klanges bey gleicher Höhe und Stärke der Töne von verf[chiedenen Inftrumenten wahrzunehmen; wo jenes nicht der Fall war, zeigten die Thiere auch keine Empfindung für die Ver[chiedenheit des Klan- ges. .$o eben wurde bemerkt, dafs die Sehnecke des Hundes länger ilt als die’der Katze, freyer in die Trommelhöhle hineinragt, als bey letzterem Thiere. . Jener oben angeführte Budel, welcher bey den Tönen des Clarinets heulte, wurde durch den gleich hohen Ton, aber auf einem andern Infıru. ment, einer Flöte oder Geige angegeben nicht be» wegt, er unter[chied aber [ehr Jebhaft die Töne des Clarinets, [elbft wenn fie von den Tönen anderer Inftrumente begleitet wurden. Es äft gleichfalls 356 - oben [chon bemerkt worden, dafs-ein anderer: Bu- del eine ähnliche Idiofyncrahe blofs gegen die Töne einer gemeinen Violine hatte, Im Gegentheile zeigte eine erwachfene Katze keinen Ausdruck verlchie- dener Empfindungen ‚für Töne von gleicher Höhe, wenn fie auf: den verfchiedenften Inftrumenten an- gegeben wurden. Im Vorigen wurde angegeben , wie klein, und ihren Anfang ausgenommen: wenig her- vorragend die Schnecke heym Schaafe fey, wie viel freyer fe mit ihrem. obern Theile bey der Kuh und dem Schweine fey, und zugleich grölser als bey denı Schaafe, bey der Kuh, noch grölser aber bey dem. Schweine, Beym Schaafe konnte man aber aus keinem Verfuche [chliefsen, dafs es Empfindung von der Verfchiedenheit des Klanges habe, Die Kuh wurde. fchon von Tönen, die dem Klange nach ver[chieden waren, ver[chieden erregt, Das Aufrichten und Zurücklegen ihrer Ohren 'gegen die Hörner hin, zeigte, dals fie, mehr äufmerkfam dem Discantton C zuhöre, wenn er durch eine Flöte angegeben wurde, als eben diefem Tone, wenn er [elbft mit mehr Stärke auf einer Violine, oder mit einem mit Waller gefüllten Glafe hervor- gebracht wurde, Das’Schwein wurde durch dies fen Ton € ebenfalls nicht fo fehr in Bewegung ge- fetzt, wenn ihn das Glas oder die Violine hervor+ brachte, als wenn ihn [elbft mit minderer Stärke eine Flöte oder em Flageolet angab, Das mit einer freyliegenden Sehnecke verlehene Kaninchen flo- he, fo unempfindlich es [onft für feinere Gehörs- Verfuche fich zeigte, doch den Ton. Cjdes Glas- end 357 hiechers oder eines Saiten -In ftruments, während es -beym nemlichen Tone ruhig fich verhielt, wenn er auch mit mehrerer Stärke auf einer Flöte angebla- Sen wurde. Auch die Hausmaus richtete ich un- ter einer Glasglöcke blofs auf, bey den Tönen ei- nes Faseolets, fuhr aber beftändig im Kreife herum, bey den Tönen eines Merallglöckehens, ungeachtet die- fe etwas tiefer als jene waren, und ungeachtet [onft die Maus vorzüglich nur nach der Höhe von den Tönen bewegt zu werden [cheint. Pferde, deren Schnecke zwar fo aufserordentlich weit, aber ver- hältnifsmäfsig auch fo'kurz, und niedergedrückt ift, fchienen keine Empfindung für Ver[chiedenheit des Klanges zu befitzen. ‘Die Fledermaus, welche unter allen 'von uns wnterfuchten Thieren die am meiften freyliegende Schnecke befitzt, war zu furcht- fam, als'dals mit ihr hätten irgend Verfuche ange- ftellt werden können. Bemerkungswerth ift es, dals bey denen Thieren, welche keine Empfindung oder nur eine geringe für die Verfchiedenheit des Klan- Bee: der Töne zu 'befitzen fcheinen, wie beym Pfer- T de; ‚dem Schaaf, der Katze, auch der Gäng der Schnecke von der Trommelhöhle aus, I[chnell im Verlaufe feine anfängliche Weite verliert; ' ferner dafs beym Menfehen das runde Fenfter [o fehr bey einzelnen Individuen variirt, nicht blofsin der Grö- fse, fondern auch darin, dafs es bald freyer in die ; Tromimelhöhle hervorlieht, bald mehr unter Rauhig« keiten der knöchernen Wand der Troimmelhöhle ver- fteckt ift, und fein Rand bald ausgefchweift, bald begränzt fich zeigt; was mit Urfache leyn 358: — mag, warum der’eine Menfch diele, dew andere ei- ne andere Eigenfchaft des Schalls [chärfer unter- fcheidet. Die Haut; ‚welche ‘als ein kleines Trom- melfell vor -das runde-Fenfter gelpannt ift, [cheing von der Membran herzurühren, welche das Spiral- blatt bis am. die gegenüberftehende‘ Wandung der Gänge der Schnecke ‚gleichlaın ergänzt £ und .zu- gleich zulammenzuhängen mit der harten Hirnhaut, welche aus der Schädelhöhle durch die Waflerleitung der Schnecke gleich hinter diefem kleinen Trommel: fell in. den Labyrinth eindiingt. Beym Schweine hatte diefes kleine Trommelfell des runden Eenfters faft eben die Zähigkeit, wie die harte‘ Hirmhaut felbft. Die-Lagerung der Waflerleitung ‚der Schne- eke gleich hinter dem runden Fenfter , Io wie die Nähe des Anfangs der Walflerleitung des: Vorhofs bey dem oyalen Fenfter, macht es noch wahrf[chein- licher, dafs die Verrichtung diefer Waflferleitungen die gleiche in Abficht.auf das durch. beide Fenfter er- Schütterte Waller des Labyrinths fey, wie die der Euftachilehen Röhre in Ablicht auf die erfchütterte Luft der Trommelböhle ift,; dafs aber auch Erfchüt- terungen in den Labyrinth nicht blofs durch die Ges hörknöchelchen und. das eyförmige Fenfter,: (ondern zunächft auch, durch das runde Fenfter eindringen. ,. Der zweyte, Theil der Schwingungen, welche das er[chütterte Trommelfell fortpflanzt, dringt ver- wüttellt der Reihe; von Gehörknöchelehen in den ebenfalls mit Waller-gefüllten Vorhof durch das ey- förmige Fenfter ;, ders Vorhof verbindet gleichfam als Mittelorgan. die halbeirkelförmigen Kanäle und die ’ — 359 | ‚Schnecke; , in diefer mifchen fich die Schwingungen vom. Vorhof aus mit jenen, weidhE die 'erfchütterte - Luft in der Trominelhöhle unmittelbarer der Schne- ecke mittheilt; jene find das Organ, ‘welches am we- "nigften unmittelbar mit Schwingungen der er[chütter- ten Luft zufammenitrifft. Wo nicht erfchütterte Luft, Sondern er[chüttertes Waller den Schall fortpflanzt, bey den Fifchen, fehlt mit dem Trommelfell und der Trommelhöhlerauch die Schnecke, und blofs ein - Vorhof ift mit drey halbeirkelförmigen’ Kanälen im h ‚Innern des Kopfes verborgen. Defto ‘genauer aber ile »die Verbindung der halbeirkelförmigen Kanäle anit der harten Schaale des Kopfes, und’ wo bey den Thieren ein knöcherner Gehörgang und eine eigent- - lich fteinartige Malle des Felfenbeins vorhanden | find, verbindet diele vorzüglich die halbeirkelförmi- gen Kanäle mit jenem. Offenbar allo können die halbeirkelförmigen Kanäle nur zur Wahrnehmung derjenigen Eigenfchaften des Schalls beftimmt feyn, ‚welche ohne Verluft ihrer Wefenbeit auch durch he- eerogene Stoffe fortgepflanzt werden können, und " offenbar find diefe Kanäle 'beftimmt, um Schaller- | [chütterungen des Schädels, welche diefem zum Theil [chon vom: äufsern Gehörgang aus mitgetheilt werden, empfinden zu machen. Dazu dient die Art ährer Verbindung mit den Schädelknochen, "welche bey vielen Säugthieren durch ‘das [ogenannte knös cherne Zelt des kleinen Gehirns verftärkt wird. Sa verfchieden diefes knöcherne Zelt bey verfchiedenen Thieren ift, (und im Allgemeinen f[cheint es vorzüg- Jich bey denen vorzukommen, deren Schädel äulser- 360 a lich ftarke Temporal- Muskeln bedecken); fo hat es bey allen doch das Gemeinfchaftliche, dafs es den obern und innern Theil des Felfenbeins durch eine breite Prücke 'gleichlam mit den Seitentheilen des Schädels verbindet. Dadurch aber dient es, Frfchüt- terungen von dem minder durch Fleifch bedeckten, aber entfernten Hinterhaupt, dem Theile allo, den die Thiere mit gefenktem Haupte in die freye Luft vorragend tragen, bis auf den Labyrinth fortzupflan- | zen. Der Menfch bedurfte bey feinem gewölbten, und nur fo dünne mit Fleifeh bedecktem Schädel, keines [olchen knöchernen Zeltes, das’ weder die fcharfheifsenden Thiere allein befitzen, wie der zahnlofe, und es doch behtzende Myrmeleo for- micarius beweilt, noch die fchnellen Tbiere, denn auch der träge Bär hat es. Demungeachter pflanzen fieh auch beym Menfchen ‚‘ vorzüglich vom Hinterhaupte aus, Erfchütterungen des Schädels auf das innere Gehör fort. Kerner ftellte fieh auf ein ausgedehntes ftilles und einfames Feld mit verbunde- nen Augen, und ftopfte allmählig mit der Spitze des Zeigefingers den rechten Gehörgang zu; während ein anderer in der Entfernung von hundert und zwan- zig Schritten auf der Flöte blies, 'welcher dem rech- ten Ohre Kerners gegenüher ftand. Zwar [chien der Schall, ‘war das rechte Ohr gänzlich verftopft, von der Seite des offengebliehenen linken Ohrs zu kommen; aber beym allmähligen Verftopfen des rechten Ohtes und der immer dadurch fchwächer werdenden Wahrnehmung des Schalles auf diefer Seite, fchien der Schall gleichlam in einem halben, nn 561 am, das Hinterlraupt befchriebenen Cirkel auf die entgegengeletzte. linke Seite zu wandern, nie aber fchien ‚der Schall diefen Halbeirkel um die Stirne herum zu befchreiben. ‚ Ueberhaupt zeigt ich eine beträchtliche Verfchiedenheit zwifchen der Fortpflan- zung der Schallerfehütterung durch den Vorkopf nach hinten zu, und der Fortpflanzung eben .dieler Erfchütterungen durch das Hinterhaupt vorwärts zu Schon dadurch, dals man bey bedeckten Augen, aber offenen Ohren, immer unterfcheiden kann, ob un- ter den oben angegebenen Umltänden der Flötenblä- fer fich vor oder hinter einen geltellv habe, und Venturi’s (l(. Voigt’s Magazin.2.B. 1.H.) Verfuche, Welche das Gegentheil zu zeigen [cheinen, beftäti- gen lich hierin nicht. Chladni (Acuftik pag. 198: u. £) bewies übrigens, dafs Schallerfchütterungen on verfchiedenen Seiten herkommend, fich wech- sweile durchkreuzen können, ohne fich in ihrer ichtung zu [tören, wie ohngefähr die Kreife, wel- e in Stillliehenden Waller durch in einiger Ent- rnung von einander hineingeworfene Steine fich vvorbringen laffen. Auf ähnliche Art [cheinen, it Beybehaltung ihrer Richtung, ‚auf den ‚Schädel uftreffiende Schalllchwingungen lich bis auf den: La- rinth fortpflanzen zu können; nur. ltärker und deutlicher von der einen Stelle aus,. als von der an- . Unmöglich'aber kann. verfchiedene Richtung Schwingungen, welche nur Statt finden kann auf platten oder gekrümmten Fläche, fortgepllanzt den von einem Ende zum andern der fchmalen örknöchelehen ; hier könnte blofs Fortpflanzung Schalls nach einer Richtung Statt finden, 862 un 5 Werden auf die halbeirkelförmigen Kanäle Schwingungen des Schädels mit Beybehaltung ihrer vorzüglichen Richtung fortgepllanzt; fo ent[priche der Bau jener Kanäle ihrer Beltimmung, diefe be- ınerklich zu machen. Nie giebt es’bey einem Thiere mehrere oder wenigere derfelben auf'einer Seite als drey, welche fo gelagert find, . dafs fie den drey Di- menfionen des Cubus, der Länge, Breite und Tiefe entfprechen ‚ und dafs jeder in einer diefer drey Richtungen ankommende Schall immer den einen Kanal fenkrecht auf [eine Axe, den andern derLärs» ge derfelben nach trifft: Zugleich liegen die Kanäle fo, dafs die, welche fich auf beiden Seiten des Kopfes entfprechen, doch in keiner Hinficht einander voll- kommen parallel find; dafs allo jeder Schall, der in irgend einer Richtung den Kopf trifft, doch immer nur vorzüglich fıark auf’ einen halbeirkelförmigen Kanal der einen Kopfhälfte auffällt, nie gleich ftark auf die gleichnamigen halbeirkelförmigen Kanäle bei: der Seiten zugleich, wodurch [chon wahrgenommen werden mul[s, ob in der gleichen Lmie, z.B. von Welten nach Often, der Schall wirklich von Welten nach Olten, oder von Olten nach Welten fich'be» wegt habe. Doch hilft zu diefer Unter[cheidung N theils die eben bemerkte Ver[chiedenheit in der Fort= pflanzung der Schallerfchütterungen durch den Vor- kopf, von denen durch den Hinterkopf; theils m allwepe bey feitlich herkommendem Schalle die ver Ichiedene Stärke, womit das dem Schall zugewandte Ohr im ’Gegenfatze von dem vom Schalle abgewand- ten erregt wird. Und zwar hat letzterer Unterlchied — 363 D'viel Gewicht, dafs Venturi dafin vollkommen | Recht hat, bey gänzlich verftopftem einem Ohr glau- be man.den Schalt von! der Seite" des offenen, wenn gleich vom 'Schalle abgewandten Ohres, herkommen‘ ‘zuhören. Ein Beweis, dafs wir auch beym’Schalle nur, die Erregung unferer Organe, nicht aber den eigentlich fchallenden. Körper aufser uns‘ hören; wenn gleichdie Berichtigung durch das Auge zeigt, dafs die Erregung unferer Organe gleichfam in einer Harmonia praeftabilita mit den Dingen aufser” uns Stehe. “Dafs' wirklich die Ver richtung der halbeirkelför- Bike Organe darin beftehe, die Richtung, in wel- cher ein Schall auf uns auftwiffe, zur Empfindung zur bringen; das zeigten die Verfuche, welche bey Thie- ren, wo diehalbeirkelförmigen Kanäle fehr ausge- bildet find, 'auch'eine beftimmte Wahrneätmung der verfchiedenen Richtung des Schalles' verrieihen. Ein! Maulwurf zeigte fich aufserhalb' der Erde wenig’ h Töne erregbar, mehr aber, wenn er unter der Erde war; denn band man ihn einen Faden an den "Schwanz , und'liefs ihn ch eingraben, . dafs. blofs diefer Faden äufserlich noch Gichtbar blieb, '[o be- wegte fich diefer Faden, wenn man’ gewartet hatte, "bis das Thier ruhig geworden, fogleich, wenn man irgend einem Infırument einen auch nur leifen Ton anıgab. 'Diefen Maulwurf, den man in einem weiten, aber Aachen mit Erde gefüllten Gefäls fich hatte eingraben lallen, konnte man vollkommen feinem Gange leiten, wie man wollte," je nach» n matı von einer Seite her auf einem Inltrumente 364 = einen Ton angab, das Thier wandte fich dann in [einem Graben immer anf die'entgegengeletzte. Der Fuchs [chien, wenigftens bey: tiefen Tönen, die Richtung belfer zu bemerken, als die Katze. Allein fchon der Fuchs nahm deutlicher die Richtung ho- her Töne wahr; als tiefer. Lie[s man von entgegen- geletzten Seiten zu gleicher Zeit die hohen Töne ei- nes Glöckchens, und die tiefen Töneveiner Bafsgeige erfchallen, [o wandte fich der Fuchs immer gegen‘ die Seite, von welcher die höhern. Töne kamen. Die Katze vollends [cheint mur einfeitige Empfin- dung für die Richtung der Töne, ' nemlieh'nur für die Richtung hoher Töne zu haben. ', Gab mamauf einer gewöhnlichen Violine, auf einem Flageolet, oder mit einem mit Waller gefüllten: Becher hohe! Töne an, [o wandten [ich die Katzen, auch wenn. das Inftrument vor ihnen verborgen gehalten wurde, beftändig fogleich gegen den Ort hin, wo der Schall herkam. Im Gegentheile [chienen mehrere Katzen in einem Garten, als von jemand, der auf der Erde fals, Töne auf einer Balsgeige angegeben wurden, den Ton bald in der Höhe, bald auf der entgegenge- fetzten Seite, als von welcher er herkam, zu fuchen, Die Kuh, das Pferd, das Schwein, und das Kaninchen [chienen überhaupt wenig Gefühl für die Richtung der Töne zu befitzen. Auch der Hund. fcheint weniger als der Men[ch die Richtung des Schalls zu unterfcheiden. Dals er zum Theil den Geruch zu Hülfe nehme, um einen Schall unterfu- chen zu wollen, ift oben Ichon bemerkt worden, — 365 and bekannt ift, dafs, wenn einem Hünde fein Herr _ xuft, er gewöhnlich vorher hin und her läuft, ehe er ‚die rechte Richtung zu feinem Wege findet. In Ab- Geht auf die halbeirkelförmigen Kanäle’ felbft über- ‚wiegt; was ihre Weite betrifft, der Men/[ch alle von uns unterfuchten Säugthiere. aufserordentlich; doch betrifft diefes Uebergewicht mehr die eigentlichen ‚Kanäle, als ihre blalenförmigen Anfänge im Vorhof. Schon Scearpa bemerkte bey dem Ochlen und dem ‚Pferde, dals ungeachtet ihre halbeirkelförmige Ka- näle felbft viel enger (eyen, als die des Menfchen, ‚doch die eJliptifche' blafenförmige Anfänge derfelben im Vorhofe nicht viel kleiner als bey ‘diefem fich - zeigten. Auch wir bemerkten, dafs ungefähr in eben ‘dem Verhältniffe, als ein Thier enge'halbeirkelför- “mige Kanäle hatte, der. eine Anfang derfelben ver- hältnifsmälsig defto weiter war, Etwas ähnliches zeigt fich bey der Schnecke, wo ein gröfseres rundes -Fenfter vorkanden ilt, wenn der zur Trommelhöhle - "führende Gang der Schnecke felbft enger ift, als der in den Vorhof fich einmündende. . Im Verhältnilfe ungefähr, als ein Thier die halbeirkelförmigen Kanäle ‚ felbft, wurden fie mit:der Grölse des Thiers vergli-, chen, weiter hatte, [chien es die Richtung des Schal- les befler wahrzunehmen; und in jener Beziehung kam zuerft der Igel, dann der Maulwurf, die Maus, ‚die Fledermaus; der Fuchs und der Hund, das Ka- ninchen, die Katze, das Schwein, die Kuh, das Pferd, und endlich das Schaaf. Nach dem Menlchen "hat der Igel verhälmifsmälsig die weiteften halbeir- U Arch, f.d. Phyfs 1X, Bd. II. Heft, Bb 368 — kelförmigen Kanäle, denn fie find in ihrer Mitte bey- nahe [o weit, als die halbeirkelförmige Kanäle des Schweins, was doch ein fo unverhältnifsmäfsig viel grölseres Thier ilt. Doch waren die blafenförmigen Mündungen beym Igel viel enger als beym Schwein. Beym Maulwurf find die halbeirkelförmigen Ka- näle verhältnilsmälsig zu dem kleinen Thier aufser- ordentlich lang, und, wenn gleich in geringerem Ver- hältnifs, auch weit; der obere Kanal hat nicht weni- ger als drey Linien (altes Parifer Maafs) Länge, und “die Dicke eines Pferdehaars. Der hintere Kanal fcheint bey dielem Thiere mit [einem untern Ende genauer mit dem untern Kanal verbunden zu (eyn, als bey andern Säugthieren. Alle liegen gleichlam nacktin der Schädelhöhle, fo dafs nur eine dünne durchlichtige Knochenlamelle fe zulammen unter der Form einer hohlen Kappe verbindet, in deren Höhlung ein Seitenlappen des kleinen Gehirns liegt. Auch bey der Hausmaus und bey der Fleder- maus bilden die halbeirkelförmigen Kanäle durch die fie vereinigende Knochenlamelle ebenfalls eine folche Grube für die Seitenläppchen des kleinen Ge- hirns, Beym Igel noch ift eine folche, doch nicht mehr zeltförmige Grube vorhanden. Da beym ınenfchlichen Fötus ebenfalls noch die halbeirkelför- anigen Kanäle ftärker in der Schädelhöhle hervorra- gen, als beym Frwachfenen, und noch eine Grube unter dem Bogen des obern Kanals ift, wenn fie gleich keinen Theil des kleinen Gehirns mehr auf- nimmt, [o fieht man auch hieraus, dafs die eigen- thümliche Forın des Menlchen lich gleichlam erft aus — dem allgemeinen Bildungstypus der Säugthiere los- „wickelt. Bey der Hausmaus find die halbeirkel- förmigen Kanäle kleiner als beym Maulwurf; und laffen nur ein diekes Menfchenhaar durch; bey der gemeinen Fledermaus find die halbeirkelför- migen Kanäle noch’ enger, als bey der Hausmaus. Beym Hunde fanden wir beträchtliche Verfchie- denheiten in Abficht auf die Weite der halbeirkel- förmigen Kanäle in den ver[chiedenen Racen. Bey allen aber waren, wie auch bey dem Fuchl[e,. diefe Kanäle weit grölser als bey der Katze. Das Kanin- chen hat bey einem weit kleinern Schädel doch eben [o weite halbeirkelförmige Kanäle, als die Ka- tze, wo lie im Ganzen genommen [o enge find, dals kaum eine dünne Schweinsborfte durchgeht, wenn gleich ihre blafenförmige Mündungen im Vor- hof beträchtlich weit find. Beym Schweine find die halbeirkelförmigen Kanäle ungefähr um die Hälf te weiter als beym Pferde; bey diefem Thiere fan- den wir fie kaum doppelt fo weit, als bey dem klei- - men Hunde, und zwölfmal enger als beym Menfchen;, deflen halbeirkelförmige Kanäle, vorzüglich der hintere, Statt wie bey den Säugthieren im Durch- -fchnitt rund zu feyn, einen zulammengedrückten Cylinder vorftellen, welcher in [einer Nitte unge- fähr zwey Drittheil einer Linie in dem einen Durch- aneller, in dem andern ein Drittheil einer Pariler Linie hat, Beym Pferde find die engen Kanäle zu- ‚gleich aulserordentlich lang. Bey der Kuh find fie kürzer, als beym Pferde, aber ehen fo weit; beym Bba 368 rare Schaafe aber zugleich enger und viel kürzer. (Es ilt auffallend, dafs die mehrere oder mindere Ausbildung der halbeirkelförmigen® Kanäle bey den Säugthieren falt vollkommen im umgekehrten Ver- hältnils mit der Ausbildung der nern oe Sub- [tanz , welche um fie her ilt, zu [tehen [cheint, doch mit einiger Ausnahme des Igels; eine Einrichtung, welche etwas ähnliches mit den Hülfsmitteln durch eine glatte Knochenblafe, oder}zelligten Zitzenfort- _ fätze in der Trommelhöhle bey f[chmalem oder brei- tem Trommelfell hat. A.) Wenn nieht nach Scarpas Unterfuchungen bey den Schlangen ein Gehörknöchelchen und ova- les Fenlter, ohne ein eigentliches Trommelfell und ohne ein rundes Fenfter, vorhanden wären; fo könn- te man glauben, die Reihe der Gehörknöchelehen bey den Säugthieren [ey blols ein Spannungsappa- rat für das Trommelfell, und vermittelft des im gan- zen Labyrinth zufammenhängenden Waffers auch für das kleine Trommelfell des runden Fenfters. Man könnte glauben, Stärke des Tons werde über- haupt durch Stärke der Erfchütterung des innern Ohrs; Höhe und Klang deffelbigen durch Einfluls des Trommelfells auf die Luft der Trommelhöhle, und durch fie auf das runde Fenfter und die ganze Wandung der Schnecke; Richtung des Tons aber durch Erfchütterung der Kopfknochen und Zufam- menhang der halbeirkelförmigen Kanäle mit den. Kopfknochen,, und vermittelft der fteinartigen Maf- fe mit dem knöchernen äufsern Gehörgang beltimmt. ‘Jene Einrichtung aber beweift doch, dafs die Reihe ” | nn . s m CrE 369 der Gehörknöchelehen auch unmittelbar von dem [chwingenden Trommelfelle aus in den Vorhof Schall- er[chütterungen fortpflanze. Vorzüglich mufs allo, und gleich[am unmittelbar der Vorhof die Stärke und die Schnelligkeit, womit die äufseren Schall- ofeillationen ‚auf das Trommelfell fallen, empfinden, und wahrfcheinlich ift vorzüglich der mit Nerven verfehene hohle fogenannte Vorhang im Vorhof und die innen ebenfalls Nervenmark befitzende Blale in der halbkugelförmigen Grube des Vorhofs beftimmt, den Eindruck dieler Eigen[chaften des äufsern Schal- £ les aufzufalfen. (Da nach dem früher Angeführten = A das Trommelfell offenbar in Abficht auf die daffelbe treffende [challende Luft, eine doppelte Rolle fpielt, "eine palfive, wie jeder von [challender Luft in Be-. = - wegung gefetzte Körper, eine active, vermöge der es je nach [einer mehr runden, oder mehr ellipti- fchen Form, oder nach dem Grade [einer Spannung die erhaltenen Fr[chütterungen verf[chiedentlich mo- = auf die Luft, die in der Trommelhöhle ein- gel chlolfen ift, und durch diefe Luft, auf das runde Fenfter und die vorragenden Theile der Schnecke fortpflanzt; fo ergiebt fich darans die eigenthümliche Function der Gehörknöchelchen noch weiter. Ein- gewachfen mit dem Handgriff des Hammers in das } Trommelfell [elbft, und unmittelbar durch die Bahs des Steigbügels mit dem Vorhof zufammenhängend, mülfen fie auf diefen den pafliven Eindruck vorzüg- ; lich fortpflanzen, welchen das Trommelfell von der Aufsern [challenden Luft erhält, mit Ausnahme des Eklanges und der Richtung des Schalls, welche beide ® Eigenfchaften defllfelben durch die Gehörknöchel- chen theils nicht rein, theils gar nicht zur F mpfin- dung kommen könnten. Bemerkungswerth ilt die Art ihrer Befeftigung. Imdem die Reihe dieler Ge- hörknöchelchen gleichlam in die Qneere, wie an ei- ner Axe, die fich drehen kann, durch den dünnen fchwankenden langen Fortlatz des Hammers in der Glalerifchen Ritze, und das blofse Aufliegen des kurzen ‘Schenkels des Ambos an der gegenüberflie- henden bintern RKnochenwandung der Trommelhöhle Sich aufftützt; bildet der in das bewegliche Trommel- fell eingewachlene Handgriff des Hammers mit dem ‚Steigbügel , welcher ebenfalls auf dem eyförmigen Fenfter beweglich ift, eine Art von Winkelhaken, wo immer der eine Arm fich erheben muls, wenn der andere niedergedrückt wird, und umgekehrt. Durch die unmittelbare Fortpflanzung der palhven. Erfchütterung des Trommelfells vermittelft der Rei- he von Gehörknöchelchen auf den Vorhof, ift das Thier gefichert, dafs feinen Gehörsempfindungen in Stärke und Gelchwindigkeit etwas Aeufseres ent- fpreche, und dafs diefe Empfindung nicht blolse Täufehung der Einrichtung [einer Gehörsorgane, wodurch diefe mehr oder minder jeden von aufsen anlangenden Schall modifhciren, feyen. Das Thier kann alfo dadurch zu [einer Sicherheit [chlielsen auf die Natur der äufsern [challerregenden Urfache. Hingegen ift die Beftimmung der Luft in der Trom- melhöhle, und die Beftimmung des runden Fenfters und der Lage der Schnecke, die, den Einfluls des belondern Baues des Trommelfelles, wodurch diefes u 371 modifcirend auf den von /aulsen erhaltenen Schall wirkt, zur Empfindung des Thiers zu bringen, und allo dadurch theils Gefühl blols von einzelnen Qua- Jitäten des Schalles, z. B. blo[s dentliches Gefühl von hohen Tönen mit Ausf[chlufs von tiefen, theils über” haupt modificirte Gefühle, welche mit dem ganzen Zuftand des Nervenfyftems des Thieres übereinftim- men, und wodurch jedes Thier bey einerley äufse- rem Schall einen andern ihm allein eigenen Eindruck erhält, hervorzubringen, von welchen Gefühlen, wenn fie gleich in Abficht auf die äulsere [challer- regende Urfache täufchend wirken, doch das Ange- nehme oder Unangenehme für die einzelne Thierart, und damit die Erregung der Neigung abhängen mag, der einen Art von Ton nachzugehen, die andere An zu fiehen. Was z. B. im weiblichen Katzenge- fchrey dem Menfchen ganz unerträglich ift, wird für das modificirte Ohr des männlichen Katers zur Tüfseften anlockenden Mufik. Nach diefer Anficht wird die verfchiedene Grölse beider Fenfter wichtig, und man würde [chliefsen können, je grölser das, runde Fenlter der Schnecke ift als das eyrunde des Vorhofes, je minder wird das Thier von dem palli- ven, aber del[o richtiger auf die äulsere [challerre- gende Url[ache [elbft einen Schluls geftattenden Ein- druck des Trommelfelles gerührt werden, defto mehr aber werden [eine thieri[che Luft oder Unluft, über- haupt feine Neigungen, dadurch aufgeregt werden; und umgekehrt. Die relative Grölse des runden Fenfters allein wird aber zunächft noch nicht die Stärke derjenigen eigentkümlichen Function der 272 — Schnecke beftimmen,, wodurch die Empfindung:des Klanges hervorgebracht wird; londern loferne überhaupt nur die active Modihcation. des Schalles durch das Trommelfell dadurch angezeigt wird, [o wird die relative Grölse diefes Fenfters hald bey ei- ner verborgenen, oder trotz eines grofsen runden Fenfters in der Weite ihres Ganges fchnell abneh- menden Schnecke nur die Empändung des, von ei- nem elliptifchen Trommelfelle entftehenden hohen Tones begünftigen, oder eines tiefen, hey entgegen- geletzter Structur des Troinmelfells; ‚bald aber das Wahrnehmen des Klanges der Töne, wenn die Ein- vichtiingen der Schnecke ‚und der Tronımelhöhle es begünftigen, befördern; überhaupt ‘in jedem Falle den gröfsern Einfluls nicht, der ‚änfsern Urfache, fondern der eigenen Organe des Thjers auf die Art der entftehenden Gehörsempfindung darthun, .. Es ift merkwürdig, dafs der Menfch auch in diefer Hin- ficht freyer von thierifcher Luft oder Unluft, fähiger ift, die äußsern Gegenltände [elhft, in foferne he ei- nen Grund zur Hervorbringung der Empfindungen enthalten, zu erkennen. Nach Cuvier ift bey den Nleifchfreffenden Thieren, den Fledermäufen, bey den Wiederkäuern, den Pferdearten, dem Schweine, Flufspferd und den Wallfifcharten das runde Fenfter ‚grölser als das eyförmige; beym Meer[chweinchen, den zahnlofen Säugthieren und dem Hermelin unge- fähr gleich, kleiner aber beym Elephanten, dem Beutelthier, dem Hafen, den Affen und dem Men- fchen, Wir fanden das Flächenverhältnils des run. ‚den Fenlfters zum eyförmigen, beide als Elliplen. be- - oh 373 rechnet, beym Igel wie 98 zu.10,. bey der Kulı ‘ wie 73 zu ıo, bey der Katze wie's6hzu 10, beym } Schwein,wie 31 zu 10, beym Schaafe wie 27 zu 10, beym Pferde wie ır zu ı0, beym Kanin- chen aber und dem Menfchen nur wie 5 zu 10. | Einfacher er[cheint das Gehörorgan des Menfchen, als das vieler anderer Säugthiere, denkt man nur an die - ihm fehlende Knochenhlafe des Trommelfells, den Mangel eigentlicher fteinartiger Mafle des Labyrinths- und Mangel des knöchernen Zeltes, l[o wie an [ein _ einfaches kleines, fo wenig Muskeln befitzendes, äulseres Ohr. Eben fo mangelt feinem Auge fowohl ein eigentliches Tapetum als auch eine Membrana nictitans und ein musculus [ulpenlorius. Seine Nafe, ift ohne den künftlichen Apparat des Geruchsorgans bey fo vielen andern Säugthieren; feine Mundhöhle, Sein Kehlkopf, fein Magen und feine Gelchlechts- theile ftehen in Abficht auf künftliche Zulammen- fetzung weit der vieler anderer ‚Säugthiere! nach. . Sein Hirn felbft ermangelt proceffus inammillares _ und abgetrennte Nebenlappen des kleinen Hirns, und wird im verwickelten Bau der [eitlichen Hirn- höhlen weit von dem des Känguruh’s übertroffen. Wie er durch keinen künftlichen einfeitigen Infiinkt gebunden ift; [o ift er der ausgedehnteften Freyheit tim durch die einfachfte Einrichtung [einer Or- gane, welche jedem Findruck von anfsen feinen ei- ; genthümlichen Charakter ungeftörter laffen. 4.) - Der Vorhof, der beftimmt zu leyn [cheint, die unmittelbaren Einwirkungen des äufsern Schalles, feiner Stärke und Höhe vorzüglich zum Bewufstfeyn " zu bringen, aber delfen Erregung offenbar ich m > 374. AT. den Frregungen der mit ihm zufammenhängenden Schnecke -und der halbeirkelförmigen Kanäle mi- Schen mufs, [cheint bey einigen Thieren, wie beym Pferde und Hunde grölser zu (eyn, wenn der zum Vorhof gehörige Gang der Schnecke enger als der zur Trommelböhle führende Schneckengang ilt; wo diefes Verhältnifs das umgekehrte ift, wie bey dem Schwein, der Katze, dem Schaaf, ift der Vorhof verhältnilsmäfsig kleiner. Auf der andern Seite ift auch wieder der Vorhof kleiner, bey den relativ aufserordentlich grolsen halbeirkelförmigen Kanälen de Maulwurfs, und hier nichts als eine äufserft kleine und enge, in die Länge gezogene Höhle, die blofs aus dem Zufammenlliefsen ' der Mündungen der halbeirkelförmigen Kanäle und des Ganges der Schnecke ent[prungen zu [eyn [cheint. Auch bey der Hausmams und der gemeinen Fle- dermaus verhielt fich der Vorhof eben fo. Diefes Verhältnils feiner Gröfse gegen die zwey andern Theile des Labyrinths, erfcheint beynahe als blofse Folgerung des fo eben Gefagten, und als den Unter, fchied zwifchen activer und paffiver Erregung der Gehörorgane heftätigend. Beym Kaninchen ilt der Vorhof ehenfalls noch zufammengedrückt; beym Schweine länglicht - mndlicht, beym Schaaf, und dem Igel der Kugelform fich nähernd, und nicht zufammengedrückt; bey jenem Thiere verhält- nilsmälsig zu den übrigen Theilen des Labyrinths klein, bey diefem aber grols; bey der Kuh ift der Vor- hof um etwas kleiner als beym Menfchen, aber mehr zufammengedrückt; beym Pferde übertrifft, abloltıt genommen, der Vorhof den menfchlichen an Gröfse. “5% 375 Vicht blofs das Zulammenflielsen aller Höhlen des Labyrinths ‚ fondern auch die Vereinigung aller Seiner Nervenausbreitungen in einen weichen Ge- hörnerven, f[cheint Urfache zu [eyn, warum der Wahrnehmung verf[chiedener Qualitäten im Schalle ungeachtet, noch die Empfindung deffelben eine ge- wilfe Einheit, die fich auf den Raum bezieht, hat. Es war noch der Mühe wertlı, auch den ver[chiede- nen Grad von Felftigkeit zu unterfuchen, den der weiche Gehörnerve bey verfchiedenen Thieren hat. Zu einer und ebenderfelben Zeit, wurde einer leben- den Katze, einem Hunde und einem Kanin- ehen der Kopf abgefchlagen, ihr Schädel [ogleick aufgelägt, und die Feftigkeit ihrer Hirnnerven mit dem Melfler unterfucht. Bey der Katze wurde der Gehörnerve ausnehmend grofs, und eben lo felt, wo nicht felter, als der neben ihm liegende harte Gefichsnerve gefunden, welcher letztere [elbft fefter als der ähnliche Nerve beym Menfchen Sich zeigte. Bey dem Hunde war der weiche Gehörnerve we- niger felt, [owohl als der der Katze, als auch wei- cher, als fein eigener harter Gefichtsnerve. Bey dem Kaninchen war der weiche Gehörnerve än- [serft weich, beynahe breyartig. Diefem nach dürf- te es [cheinen, als ob, abgefehen von Wahrnehmung _ einzelner Qualitäten des Schalls, Schärfe des Gehörs überhaupt gleichen Schritt mit mehrerer Feftigkeit des eigentlichen Gehörnervens hielte. Was den knö-' chernen Kanal betrifft, in welchem der Gehörnervo vor Seiner Zertheilung liegt, den fälfchlich fogenann, ten innern Gehörgang allo; [o war unter allen von 376 rag uns unterfüchten Säugthieren der des Men[chen der tieflie, bey ihm allo treffen Erfchütterungen des Felfenheins noch den Stamım des Gehörneryen felbft. Der Maulwurf im Gegentheil hat ‘gar keinen in- nern Gehörgang; einzelne kleine Grübchen auf der’ Fläche des Knochens, durch welche die Nervenäfte eindringen, vertreten feine Stelle, Auch bey den übrigen unterfuchten Säugthieren ift‘ er blols einer! mehr oder minder tiefen Grube gleich; wenn gleich‘ bey einigen, wie bey dem Hunde und Fuch/[e der Kern der Schnecke von ihm ftärker [piralför- mig,'als beym Menfchen ausgehöhlt er[cheint,; nur bey dem Igel hält der innere Gehörgang gleichfam das Mittel zwifchen einer tiefen Grube, und einer kurzen Röhre. Möchte nun die weitere Bekanntmachung diefer' Verfuche wenigltens dazu dienen, die Aufinerkfam- keit der Phyhiologen auf ein, nach mancher Rück- Gicht noch fo wenig hearheitetes, Feld zu ziehen. Sollten fie auch nichts als eine Malle von Ideen und Gelichtspunkten für künftige weitere Unterfuchung darbieten, follten auch bey einer nochmaligen Wie- derholung und Erweiterung der Beobachtungen alle Schlufsfolgen als ungegründet erfcheinen; l[o wird doch ihre Widerlegung felbft die Wiffenfchaft er- weitern, und dadurch unfere Unternehmung recht- fertigen; ‘vorausgeletzt, die Widerlegung ilt Frucht der Beobachtung, und nicht einer blofsen fich Telbft fo nennenden Naturphilofophie. D. Autenrieth, -—— = 277 Bemerkung über einen Verfuch von Galen den Geruchsfinn berreffend vom Prof. Autenrieth, R Beamnsicn fürzte Galens finnreiche Hypothefe -über den Geruchsiinn durch die Entdeckung zufam- men, dafs die hiebförmige Platte des Fthmoideallkno- chens keine Oeffnungen, fondern blofs einen Durch- gang für die, ihre Löcher zugleich ausfüllende Aefte der Geruchsnerven darbiete.e Galen kannte die Höhlungen in den vorderften Enden der Hirnhalb_ kugeln bey den Wiederkäuern, welche auf dem Sie- be liegen, er kannte die dem Athemholen entf[pre- ehende Bewegung des Hirns, und [eine mit jenen Höhlungen zufammenhängende Ventrikel. Er zuerft fetzte fchon in den Dunft der Hirnhöhlen das nähere Seelenorgan, und glaubte, entfprechend dem Athemholen dehnen Gich die Hirnhöhlen aus, und finken wieder zulammen; während ihrer Ausdeh- nung ziehen fie durch das Sieb aus der Nafe Däm- pfe in fich, welche er [ehon richtig als das Mittel zwilchen Gas und tropfbarer Flüffigkeit haltend, und für die eigentliche Forın der riechbaren Theile erkannte. Diele in die Hirnhöhlen angezogene Däm- pfe erregen nach ihm dafelbft die Empfindung des Geruchs. Mit der Vernichtung diefer durch die Anatomie widerlegten Hypothefe Scheint man nun- Er er — den Grund vergeffen zu haben, auf deın fie beruhte. Völlig wahr erfcheinend, ift diefer noch ganz nicht aufgeklärt, und vielleicht würde er doch genauer ver- ‚folgt, zu wichtigen Auffchlüffen über den Zulam- menhang der Functionen des Nerven- und des Re- fpirations[yftems führen, Galen beobachtete nem- lich, dafs der Menfch auch in einer ganz mit riech- baren Dünften erfüllten Luft doch nichts rieche, [o lange er nicht athme, dals er [elbft nichts rieche, wenn ihm mit riechbaren Stoffen gefchwängerte Luft Stark in die Nafe geblafen werde, [o lange er den Athem anhalte. "Vor einiger Zeit wiederholte ich in Gefell[chaft' unferes Hrn. Prof. Gmelin’s den Wer. fuch mit einer Flalche [o [tarken cauftifchen Salmi- akgeiftes, dals in beträchtlicher Entfernung ober ihr gehaltene Salz[äure [ogleich die ent[tehenden wei- fsen Salmiakdämpfe zeigte. Hielt man über diele of- fene Flafche die eine Nafenöffnung [enkrecht,, wäh- rend man den Athem anhielt, fo entftand in der Nafe, "in welche gewils die elaftifche Dämpfe des flüchtigen Ammoniums hinaufdrangen, gar keine Empfindung eines Geruches, blols die Empfindung von ‚einigem Beilsen, wie es auch auf den Finger- Ipitzen von einer Icharfen Flülfigkeit entftehen kann; fo wie man Athem holte, war der Geruch faft unerträglich. Haller führt zwar diefe Beoh- achtung Galen’s an, aber wie es [cheint, ohne fie auffallend gefunden zu haben. Dafs- der weich- fte Sinnnerve nur dann Empfindungen erregt, wenn das Hirn während des Einathmens zulammenfnkt (was zunächlt gegen Galen’s Hypothele Ipräche) E2 EA a A a Ed # zu 374 und fich feines venöfen Blutes entledigt, allo noth- wendig ihm nun delto fieyer arteriöles Blut zulirö- men kann; diefes dürfte doch [ehr beachtenswerth feyn. Periodifch [cheint allo der weiche Geruchs- nierve in ähnlichem Verhältnifs zum Hirn zu [tehen, in welchem zu diefem beftändig das weiche, keine deutliche Empfindung gebende Intercoftal - Nerven- [yftem des Unterleibs fteht, wo in jeder Beziehung die Venclität des Pfortader[y[tems überwiegend über das arteriöfe Syftem fich zeigt. Bekannt ift aber “auch, dafs das Gemeingefühl, delfen vorzüglicher Sitz das Intercoftal - Nerven[yltem ift, von keinem andern Sinnneryen aus fo leicht, als von dem wei- chen Geruchsnerven modifhcirt werden kann; dafs bey Manie vom Unterleibs- Nervenfy[tem aus, der Geruchsnerve unter den Sinnnerven am meilten ver- ändert zu werden [cheint; und dafs im Gegenfatze von dunklen Empfindungen, klare Empfindungen auch von weichen Nerven aus nur dann entftehen, wenn diefe einen Ueber[chals von arteriöülem Blute bey fihenilcher Entzündung erhalten, Ueber den Einflufs der herumfchwei- fenden Nerven auf das Athmen von A. G. F. Emmert, ı DR: den vielen Verfchiedenheiten, durch wel. che fich die Aufnahme und Verarbeitung der gas- förmigen Nahrung von der der gröbern unter[chei- det, ift wohl die eine der gröfsten und auffallendften, dafs die erftere mehr von den cosmifchen Kräften der Materie, als die letztere abhängt und dafs fich das Athmungsgefchäft ziemlich befriedigend aus den gewöhnlichen phyfifchen und chemifchen Geletzen erklären, ja [ogar der däbey vorgeliende chemifche Procels, fich mit fterbendem Organismus und aufser- halb deffelben hervorbringen läfst *), während Chemie und Phyfik die Verdauung der gröbern Nah- rungsmittel gröfstentheils unerklärt läfst, und nicht im Stande find, fie künftlich nachzuahmen. Auch ilt diefer Procels fo vielen unmittelbaren Einflülfen und davon abhängenden Modificationen von den einzelnen Theilen des Körpers, vorzüglich des Ner- venlyliems, unterworfen, während wir nur einen durch *) Nach Beobachtungen von Spallanzanı und Carra- dori. Letzterer fand, dafs alle organifche Körper, felb/k wenn fie durch Fäulnifs gröfstentheils zerftört find, be- feuchtet den Sauerftoft an fich ziehen, I y RI die! Bene and Belchaffenheit des Bluts ‚und durch die Bewegung des Bruftkaftens vermittel- ten Einfuls des übrigen Organismus auf das Ath- ‚mungsgelchäft kennen. ‘ ‚Die Aehnlichkeit, welche auf der andern Seite die Verdauung in dem Speifekanal mit der in den Lungen hat, die beträchtliche Menge von Ner- ven, welche fich in den Lungen verlieren, die bis- her nieht genug gekannten Folgen, ‚ welche diefe Nerven für das Athmungsgelchäft haben, und die Unentbehrlichkeit deffelben für das Leben, lalfen dagegen vermuthen,, dafs auch diefe Versichtung a nit einer eignen organifchen Wirkfamkejit verbun. den [eyn und unter dem Einflufs des Nervenlyftems ftehen werde. Diele Umftände beftimmten auch Herrn Dupuytren mit Hern Dupuy eine Reihe von Verfuchen über den Einflufs des Nervus Vagus ‘auf das Athmen anzuftellen, aus denen er das wich- ge Refultat %ieht, dafs der in den Lungen. vorge- ende Procefs durch den unmittelbaren Einflufs die- Ses, Neryens, fo lang er mit dem Gehirn in Verbin- (dung [tehe, bedingt werde, und dafs nach Zerl[chnei- ‚deffelben — er eben [o wenig vor fich gehe, die Verdauung i im Speilekanal. "56 annehmlich aber die Behauptung dem erften lick nach erfcheint, fo viele Zweifel erheben „dagegen bey jnäherer Unterfuchung derfelben, neben weil die Aufnahme von luftiger Nahrung das Leben fo nothwendig ift, dafs eine nur kur- ‚ Zeit anhaltende Unterbrechung derfelben tüdtli- Arch. f. d. Phyf, IX. Bd, II, Heft, [ear:. 27 382 em "ie che Folgen hat, lo mulste fe mehr von den auf den Organismus gleichförmig einwirkenden phyfifchen Eigen[chaften der Materie abhängen, ‘und mulfste ziemlich frey von dem unmittelbaren Einfufs der fich immer verändernden Nervenwirkfamkeit leyn. Daher auch bey die[ler Verdauung weder wahrer Hun- ger noch wahre Sättigung Statt finden; man mülste denn das mit Hemmung des Athmens eintretende Gefühl von Beängftigung und die anf jede Relpi- ration erfolgende Paufe dafür nehmen, _ Daher er- folgt wahrfcheinlich das Mechanifche diefer Verrich- tung den gröfsten Theil des Lebens hindurch un- willkürlich und der Wille kann es blofs abän- dern. Dann begreift man nieht wie [owohl nach älteren, als neueren Ver[uchen, Thiere, denen man diefes Neryenpaar unterband, oder zerfchnitt, mehrere Tage hindurch fortleben konnten, ja nach Arnemanns *) Beobachtung das Zerfchneiden beider ‚Stimmnerven Hunden nicht einmal tödtlich war, wenn die von jenem Procels abhängende Um- wandlung des venöfen Blutes in 3 durch den angegebnen Einfluls des Stimmnervens bedingt wurde ; da bekanntlich eine nur wenige Minuten an+ haltende Unterbrechung deffelben für höhere Thie- re tödtlich ift. Und gelerzt, es würde wirklich die Oxydation des Blutes in den Lungen von dem Ner- veneinflufs bedingt, fo wird diefer ja nach Zerfchnei- den der Lungennerven eben [o wenig ganz auf hören, als der Einflufs deffelben auf die Verdauung *") Arnemalnn über die Regeneration der Nerven $, 99 und 193, : , 4 E— 333 im Magen (welche, wie ich [päter hier zeigen wer- pe— beltimmt noch fortdauert) — und auf die Be- wegung des Hetzens und RR he Muüs« keln. I: ns: ; Diefe' Betrachtungen mächten mir die angegebne Behauptung von Dupuytren, die ich zuerft durch einen meiner Freunde erfuhr, [ehr zweifelhaft, und liefsen mich ivermuthen, dafs er aus den Beobach:- tungen, auf die er fie gründet, mehr möchte gefol« gert haben, als 'eigentlich daraus refultirt. Meine Vermuthung "wurde auch wirklich durch das Lefen von ‚den, Verfuchen des Herrn Dupuytren, lo “wie fie in dem Bericht angegeben find, welche die Herren Rinel und Hale jals Berichterftatter über die Arbeit des Herrn Dupüuytren dem Na‘ tionalinftitut vorgelegt haben, und durch die Experi. imente beftätiget, die ich mit meinem Freunde Dr, Hochftetter über diefen Gegenltand $vor mehre- ren Monaten angeltellt habe. Ehe ich aber diefe Werfuche und die Refultate, die fich daraus ergeben, hier anführe, halte ich es für zweckmälsig, eine “ kurze Angabe der Beobachtungen und Behatptun« gen des Herın Dupuytren, fo wie he in dem ge- nannten Bericht enthalten find *), vorauszufchicken und mit wenig Worten die Refultate zu beltiimmen, die fich aus diefen und den vielen Verluchen erge- ben, die man von den Zeiten Galens an, bis auf die neuften über das Zerfchneiden und Unterbinden des zehnten Nervenpaars angeltellt hat, Cer m) Salzburger med, chirugifche Zeitung 1808, } £ 384 i ER Herr Dupuytren, der mit Herr Dupuy experimentirte, unterband, prefste, oder zerfchnitt entweder ganz, ode r zum Theil das zehnte Ner. venpaar von Pferden und Hunden aufeiner, oder auf beiden Seiten und bemerkte dabey Folgendes *). ı) Das gänzliche Zer[chneiden von die Ner- ven, blo[s auf einer Seite verurlachte ii zen und wenig Veränderung im Athemholen, die Lippen wurden etwas violett, aber das T'bier erholte fich bald wieder, N 2. 2) Wenn man aber nach Durchfchneidung des einen Nervens ‘von einen Pferde, den der andern Seite drückte, [o trat grofse Unruhe ein, und auf das völlige Zerfchneiden deffelben erweiterte das Thier [eine Nafelöcher, [perrte das Maul auf, ftreckte den Hals aus, und athmete unter grolser Anftrengung und unter kläglichen Tönen, die Lip- pen und das ganze Innere des Mauls wurde yiolett- roth und dann bleyfarben: es raflte ich auf, wurde fchwach , von einem allgemeinen Zittern befallen, fank aufs neue um, wälzte fich auf der Erde und £tarb nach einer leidensvollen Stunde. Wenn er aber nach Durchfchneidung des einen Nervens nur die Hälfte oder 2 des andren durch- fchnitt, fo waren die erlten Zufälle zwar diefelben, aber nach Verflufs einiger Stunden erholte Aich das Thier wieder, [chien belfer und endlich ganz ge- fund zu werden, aber ohnerachtet diefes [cheinba- ren Wohlbefindens fing es doch an, wenn man es antrieb und im Galopp ritt, nach einem Wege von *).%0, — 385 eiwa 2 — 200 Meter mit dem Bauch zu athmen, fich auf die Erde zu legen und zu wälzen, wurde mit 'Schweils bedeckt, [ein Maul bleyfarben und es tra-- ten alle Symptome,‘ wie bey der ganzen Durch- fchneidung des Nervenpaars ein. | Gewöhnlich‘ wur- ‚de es aber nach einer qualvollen Stunde beller, al- lein diefe. wiederholten Zufälle endigten fich döch bisweilen mit dem Tode. Die merkwürdigfte Ver- änderung zeigte bey diefen Verfuchen das Blut der ‚Arterien. Nach Zer[chneidung bei Ie Nerven, wenn ‚das Thier äufserft all [am athmet, lt es ungewöhn- «lich dunkel und fchwarzroth, "das venöfe Blut ünge: wöhnlich dunkel, und doch geht die zum Athem- holen erforderliche Bewegung noch von Statten, und die Luft tritt dabey in die Bruft und wieder heraus, nur tritt he öfters und mit mehr Heftigkeit heraus. 3) Wenn man ober den Nerven nieht zer[chnei- det, fondern ihn Dlofs drückt, fo ftellen fich diefel- ben Zufälle, wie nach dem Durchfehneiden deffel- ben, nur früher ein; lo wie man aber mit dem Druck nachlälst, fo kehrt der natürliche Zuftand des Thieres wieder. zurüdk'und fo kann man wieder- noir die Farbe des Bluts aus’“der''rothen in die | fchwar ze, und aus diefer wieder in die rothe über- gehen machen. War aber der Druck zu ftark und emrde dadurch der Einfufs diefer Nerven abfolut hoben, fo erfolgte der Tod’ und zwar früher, ‚auf die Durchfchneidung derfelben. 4) Hunde zeigten diefelben Erfchemungen; zu. dem tritt bey ihnen gänzliche: Stimmlofigkeit und Erbrechen ein, während das Pferd, wegen leines 4 388 — _ eigenthümlichen Baues nur Beftrebungen Arzu zeigt. Auch erfolgt. der Tod der Hunde [päter in zwey bis drey Tagen, bey den Biewien hingegen fchon in 3 Stunde, [päteftens in zwanzig Stunden, Die Helven; Hale und Pinel, welche mit den Herrn Dupuytren und ‚Dupuy an zwey Pfer- den diele Verf[uche deren, beobachteten diefel- ben Er[cheinungen, nur bemerken fie noch im ih- ‚rem Bericht an das Nationalinftitut:; a) Dals das Blut aus der Carotis eines Pferdes, dem man’ beide. ner ven durchlchnitten hatte, zwar anfangs [chwar zroth "auslah, aber einige Minuten nachher mit einer weniger dunklen Farbe, die [chwarz durch/prengt und mehr lymphatifch war, ( herausgedrungen ley.. b) Dafs bey einem grofsen Hunde die Farhen- Veränderung des Blutes nicht [o auffallend, wie . beym Pferde war, m c) Endlich fanden fie noch die Huber basti Oeffnen: der Thiere [ehr gefund, und im u; des Einathmens, 5) Dunuyiren will über diefes noch mit Dupuy an Hunden beobachtet haben, dals, wenn er hinter einander blofs die zum Magen gehenden Aelte des zehnten Nervenpaars in der hintern Mittelfellfcheidewand durchfchnitt, ich dann zwar ' heftiges Erbrechen einftellte, aber die Refpiratio frey blieb, und das arteriöfe Blut feine gewöhnlich rothe Farbe zeigte, Aus diefen Verfuchen [chlielst nın Her Du puytren, und mitihm dieHerren Hale und Pinel Bo an ° warte: 337 ı) Die Färbung des Blutes fteht in einem gera- den Verhältnifs mit dem Zuftand der Lungen- nerven. r “en RN 2) Das Leben des Thieres hängt von diefer Veränderung des Blutes in den Lungen und von ‚dem Einfufs diefes Nervens, durch den fie vor- ‚geht, ab. 3) Die abwech[elnde Erfcheinung des Ein- und Ausathmens reicht für die Beftimmung der Wir- kung der eingeathmeten Luft und ihrer Einwirkung auf das Blut bey dem Athemholen nieht zu. m) Ferner [chliefsen fie daraus, dafs man dabey noch die Mitwirkung des Einfluffes der Nerven auf die Lungen zu Hülfe nehmen muls, da[s nur die- fer Beytritt der Nerven das Spiel der chemifchen Verwandtf[chaften in dem lebenden Organismus zulälst, und dals ohne ihn [ich die Wirkung dieler Ver- wandt[chaften gar nicht äufsert. Was die letztern Folgerungen anbetrifft, [o re- fultiren fie durchaus nicht aus den Verfuchen, [o wie fie in dem Bericht angegeben find. Es folgt aus denfelben in Beziehung auf die Reflpiration blols, dafs nach Zerfchneidung ‚oder Unter- bindung des Stimmnervens nicht nur der Mechanismus derfelben, l[ondern auch die mit diefem verbundnie Um“ wandlung des venölen Blutes in arte- ziöfes mehr oder weniger leide, nicht aber, dafs der unmittelbare Einflufs die. fes Nervens auf die Lungen dazu noth. 388. u wendigley. Digit geh, ‚Pinel und Hale ‚ \nd um fo weniger zu dieler Annahme berechtigety da nach dem Bericht der er ‚bey dem Verfuche mit dem Hunde, dem fie beywohnten, die Oxyda- tion des Blutes nicht ganz aufgehoben war... Die fchwarze Farbe des Arterienblurs beweiftı freilich eine Störung der Oxydation. Allein davin den angeführten Beobachtungen der ‘Mechanismus des Athmens litt, fo mufste auch weniger Luft in den Zellen der Lungen aufgenommen ‚werden, und Somit mufste nun auch das Blut ziemlich venös in die Lungenvenen und von dort in das Aorten[yltem übergehen , weil bekanntlich der kleine Kreislauf ohne das Mebchanikehe rdeb Athmens vor fich gehen. kann *%). Denn Biehat hat in feinem Werke über Leben und Tod in mehreren Verfüchen beobachtet, dafs das Athmımasgöfchäft immer mit der Farbe des! arteriöfen 'Blutes im Verhältnifs fteht: Er fand nem.-' lich, je mehr es auf irgend eine Art'geltört wurde dals fe dann um [o venöfer er[chien. "So 'z. B: war die Farbe vom Blut aus dem Aortenfyftem um lo dunkler, je ftärker der Schlag war, den er einem Thiere auf das Hinterhaupt verfet te, oder je mehr er. das Hirn’ zulammenprefste — und je unordentli- cher das Athmen dabey wurde. che beobachtete er, dafs bey Blutflüffen aus den Arterien gegen das En- dederfelben, lobald' als die Räplkaien unregelmä- 6 ER ‚Bichat über Leben und Tod an use een Stellen und eine Abhandlung von mir über die Unabhän- gigkeit des kleinen Kreislaufs vom Achmen, "Reils Archiv By 5. 5, goı. vol & 4 nr 389 i Rig wird, das sahen Plut‘ ‚bräunlich er- feheint, . (da doch wegen geringerer ‚Blütmaffe inz N Verhaltnits zur Euftmenge ie oxrdakln zunehmen Mühe Die blaue Farbe des Gelichtes. ie Dun- kelheit des Blutes, [elbft die phlogiftifche Haur, die [. ch bey Krankheiten sehon einftellt, bey 'de- "das Mechanifche des Athmens leidet, Kamen alls hiermit überein. len 1 Sl Lu Aus Dapuyiren s Beobachtungen. über den Ru SER ee Ner venpaars aı "auf die, Refpira- u tion ergiehbt lich i t Hi « . auch mit der Höru es, Athmens, “wir wi. wele e sl. Folge der Verletzung diefes emit nichts Naues, als dals 2 t, Störungen in der Verän- nz a “ derung de venölen Bluts in arteriöles eintrete emicht von dem Theile die- Tes Nervens Merraßren: welcher fichi in ; - Au en gehen £fchon. aus a ‚Altern Verfu- { chen, Porta Galen anbis za Dupuytren mit i dem Zei ine iden, und Unterbinden, dieles Nervens der Bauehhöhle verbr eifet Ei * angelt wur 1, diefelben Refultate,hersor, aulserr dem aber noch Armen ehr. wichtige; die mir noch Ah Licht über, « den Einflufs diefes Neryens auf die thierifche Oekonomie, namentlich auf die Tielpirası, tion zu verbreiten fcheinen, als die von Herın Du- b A R b £) ‚Hier bemerke ich nach, dafs ich nichr hegreife, wie "= Dupuyrren den Theil des N. Vagus, der mir dem "Schlund in die Bauclihöhle hinabfteige, ohne tödtliche Verletzungen zeifchneiden konnte, 390 puytren, daher ich fie bier mit wenig Worten anı- geben will. Zus Auf die Verletzung dieles Nerrc erfolgte nach den meilten Beohachtungen : - 1) Grölsere oder geringere Unterdrückung der Stimme , oder gänzlicher Verluft derfelben., 2) Nach einiger Zeit ein Rothwerden, Thränen der Augen und ein Ergiefsen einer [chleimigen ‚eitri- gen Feuchtigkeit? Man beobachtete diefes vorzüg- _ lich nach Verletzung eines Stimmnervens, und zwar auf der Seite, wo man fie vornahm, wie auch nach Verletzung des Intercoltalner vens *), 3) Eine fehr mühlame, befchwerliche Refpira- tion, das Ausathmen wurde [ehr langdaurend RO), was auch Dupuytren beobachtete. Zwar erfcheint anfänglich das Athmen befchleunigt, ‚aber nur auf eine kurze Zeit, und es it dieles eine Folge der will- kührlichen Anltrengung, welche die Thiere aus grolser Bruftbeklemmung machen. 4) Allerley Störungen in der Verdauung, ge- wöhnlich Erbrechen, befonders bey den, ihm mehr unterworfenen Carnivoren, doch auch hey Kanin- chen; Ausleerungen von einer galligten, oder fchlei- migen Flüflfigkeit durch dalfelbe, Verminderung, in der Regel logar gänzliche Unterdrückung der EIs- *) Petit in den Memoires de l’Academie roy, des Scien- ces 17:27.. Molinelli in den Commentar. Bonon. Tom. Ill. p. 280. und Arnemann über die Rege- neration der Nerven $. 58, 66, und an mehrern andern Stellen, 4) Arnemann a, 20. S. 99. 2 — 391 ‚luft und Aufhören der Verdauung in dem Magen, lo dafs die Speilen darin faulten Ay, meiltens Diarrhoe, oft aher auch Verftopfüng, Arnemann ‚beobach- tete indellen an, einem Hunde, für den das Zer- Ichneiden beider Stimmnerven nicht tödtlich war, eine aulserordentliche Gefrälsigkeit: er magerte aber zwey Monate lang (ehr dabey ab, und litt beftändig an Diarrhoe **). 7 5) ‚Meiltens fterben die Tlıiere früher oder fpä- ter, mit denen man an beiden Stammnerven diefen Ver[uch anftellte, nur beinerkienl einige der ältern Schriftfteller den Tod fpäter eintreten, als Du puytren und Dupuy. So zum Bey ‚tpiel ftarb dem B agliv ***) ein Thier erft am zwölften Tage; Pe- tit +) am fiebenten, ob er gleich mit beiden Stimmnerven beide [ympathifche durchf[chnitten hat- 3 te. Ja Vallalva tt) bemerkte bey einigen Thie- ren, mit denen er dielen Verfuch anltellte, den Tod erlt am fechzehnten, und in einem andern Fall am achtzehnten Tage nach Zer[chneidung des zehnten, en 7 So viel ich weifs, ift Arnemann der einzige, wel- , cher diefe Beobachtung machte, alle andere hingegen, welche diefen.‚Verfuch anftellten , bemerkten ‚entweder Verminderung, oder ‚ gänzlichen Mangel des Apperits k darnach eintreren, z, B. Willifius 4, a. 0. und Brunn’ de Higaruris, *) Brunn de ligaturis 9, 30, und Haller Elementa . Phyfiolo; iae. ") Opera 'omnia Experim, anat. pr. VI, +) Memoires de 1’ Acid. des Sc, 1727. Pul, +#) de Aure humina C. V. $u8- 392 So N ervenpaars eintreten. Arnemann Wecbuchteree fogar, dafs einige'Hunde an den Folgen dieler Ver letzung gar nicht ftarben. In feinem Werke über die Regeneration der Nerven [agter:' „Ich „habe mehreren ftarken Hunden beide Vagos und „ einen Intercoftalnerven zu gleicher Zeit durch[chnit- „ten. Nach’ einem Monate 'durchl[ehnitt ich eben „diefen Thieren mehrere grolse Nerven beider „Vorderbeine, und in der Folge noch. beide Ifchia- „difche Nerven. Von allen diefen Thieren habe ich „kein einziges verloren. “ Indeflen erfolgt doch nach allen a mir be- kannten Beobachtungen der Tod meiltens [chon ei- nige Tage nach dieler Verletzung, und zwar auf Un- terbindung dieler Nerven früher, als auf das Zer- Schneiden derfelben *). Verletzungen. blo[s von dem einen diefer Ner- ven waren nur für, (ehr empfindliche Thiere tödt- lich, bey ftärkern Thieren hingegen verloren fieh die dadurch hervorgebrachten Störungen, wie be- fchwerliches Athmen und Löhgelttzteh einiger Zeit, Ueberdies beobachteten. mehrere, die über die- ken Gegenltand Verfuche anftellten, Störungen im nu =» S. Haller Eleinenta Phyfiolog. T. T. p. 461. In allen an diefem Orte aufgezählten Verfuchen von Haller und andern , erfolgte auf das Zerfchneiden diefer Nerven der Tod; dafs er nicht immer auf das Unterbinden eintrat, mogte wohl von der Art des Unteibindens her- rühren, wie in dem Verfuche von Brunn, a kam 2 j 393 Kreislauf und ‚deffen Organen. Willis *), deflen Vi r[uche über die Folgen der Verletzung dieles Ner- venpaars wohl von den ältern die lehrreichften find, bemerkte bald nach dem Zerfchneiden de[felben eine itternde und [chwache Bewegung des Herzens und in dem Cadaver des daran geltorbenen Thieres, die, Ventrikeln, ‚die Arterien und Venen voll von einem in Klumpen geronnenen Blute. Auch Bagliv **) fand; in‘ den Brufteingeweiden der 'auf diefe Art ge- ftorbenen Thiere grolse Anhäufyngen von geronne- nem Blut. Richard Lower ***) beobachtete Zit- tern und Klopfen des Herzens gleich nach dieler Ver- lerzung. Ens ft) bemerkte die Bewegungen des Herzens davon zitternd und [chwächer. werden, eben [fo Chirac, Sennac und Borellus 1D; Boyle tt}) [ogar einen ausletzenden Puls, j Dagegen glaubt Haller ttt}), das Durchfchnei- den der Herznerven überhaupt habe keinen Einflufs Her „*) Nervorum Deferiptio C. XXIV. p. 194. ”) Am angeführten Orte fagt er: circa,vifcera naruralia et vitalia magnas fangyinis fixationes coagulationesque in- "Venimus, Mh i ”*) De Corde p. 96 91. etc. +) Differtatio inauguralis de caufa vices cordis alternas producente . 4 tt) Alle diefe Beobachtungen findet man in Hallleri Elem, Phyf. T.I, p. 461 fgq. und Brunn Differt, de Jigaruris Nervorum in Ludwig Scriprores Neurologiae minores T. 1. und van Swieten Comment. T. 5, P- 255. +P) Birch hiftory of the royal Sociery T, I, p, 5 * +ttt) =. a 0, 394 — auf die Bewegung deflelben, wenn hie gleich i in mam- chen Verfuchen von ihm und andern [chwächer he- merkt wurde, Aber alles, was Haller und Endabs Phyliologen gegen die Beobachtung und Behauptung, dafs das Herz einen belebenden Einfluls von ‚dem Nervenfyliem erfahre, anführen , beweilt weiter nichts, als dafs es nicht vom Gehirn, aus zu feinen Bewegungen gereizt wird, dafs vorzüglich das Blut die Bewegung delfelben bedingt, und dafs die Ner- ven des Herzens nicht von den äulfsern Reizen, welche auf die Nerven der willkührlichen Muskeln Bewegung erregend wirken — [o afhcirt werden, dals die Bewegungen de[lelben dadurch merklich ab- geändert würden. Auf der andern Seite nöthigen uns, aber die Störungen, die Willis auf das Zerfchneiden ar zehnten Nervenpaars im Kreislauf eintreten fah; die von andern nach diefer Verletzung beobachtete Schwächung der Bewegung des Herzens; die Zufälle in Krankheiten, bey denen vorzüglich das Gehirn leidet, wie in Ohmnachten, im Schlagflufs und in Ergielsungen von Blut, oder Waller in der Schädel- höhle; ferner der Einkuls der Leidenfchaften auf die Bewegung des Herzens, vorzüglich aber die Aehnlichkeit [einer Nerven mit denen von den will- kührlichen Muskeln — ihnen eben den belebenden Einfluls auf die Sublianz des Herzens zuzulchrei- ben, der den Nerven von den übrigen Muskeln zu- kömmt. Denn nach Scarpa *) ilt die Malle der Herznerven zur Subltanz diefes Organs nicht gerin- *) Tabulae neurologicae jı 14, en 335 ger, als bey den willkührlichen Muskeln , die Augen- muskeln, die ich durch ihre vielen und grofsen Ner- ven, vor allen andern Muskeln auszejchnen, ausge- nommen. Hiezu kömmt nun noch, dafs die eigent- liche Nervenmalle an den Gangliennerven beträcht- : licher alt, als an den übrigen, wegen der Feinheit ihres Neurilems; dafs diefe Nerven in ihrem Verlauf weit mehr an Malle zunehmen als alle übrige, und dals die andre Bedingung der Muskelthätigkeit, nemlich die Befpälung mit arteriöfem Blute beym Herzen in weit höherm Grade [tattfindet, als bey allen anderen Muskeln. Bey näherer Betrachtung [cheint [ogar der Streit, ol» die Thätigkeit des Herzens durch die Nerven deffelben bedingt werde, oder nicht, eben fo ab- furd, als die Unterfuchung, ob alle einzelne Be- ftandtheile einer beftiinmten Milchung Antheilan den | PRBETT DATEH haben, oder nicht? Son- | ‚barer Weile hat auch, fo viel ich weils, ‘kein . be annter Schrifilteller je daran gezweifelt, dafs die 0% "Nerven des Magens die Lebenser[cheinungen deffel- | ben bedingen, und doch entlpringen diefe Nerven, | wie der gröfste Theil der Herznerven aus dem her- $ rumfchweifenden und dem fy mpathifchen Nerven- paar *). Eben [o wenig tragen mehrere Phyliologen Bedenken, die Thätigkeit der Arterien mit von den Nerven derfelben zu deriviren, obgleich ihre Ner- { ven ganz mit denen des Herzens übereinkommen. - Vielleicht werden einige mir hier einwenden, dafs _ , £ *”) Scarpa Tabulae Neurologicae $, ı5. macht diefe Be» merkung., j 396° — die Herznerven den Gefäfsen diefes oil ange- hören. Aber find die Arterien nicht welentliche Beftandtheile der Muskeln, und vertheilen fich* nicht die Nerven von den übrigen Muskeln auf ähn- liche Art *) „indem fie in Begleitung der Arterien in die Muskelmaffe eindringen und fich in Ahr, ver- ältlen? Zwar haben die Herznerven. beym Men- fchen das Eigne, dals fie [ich [chon auf der Ober- fläche dieles Organs an die‘ Srolsen Aefte der Kranz- adern anlegen, und mit diefen in die Subftanz def. felben eindringen **), aber diefes ilt bey den klei- nen oberflächlichen ***) Zweigen .der Kranzgefälse nicht der Fall, und dann kommen ja eben fo grolse Eigenheiten in der Ngr ältlung der Nerven und Ge } fälse auch an andren Theilen vor, “Wie . fich ‚endlich eben diefe Nerven bey mehrerr ug-, thieren, namentlich dem Pferde und Jehlen ? Bey diefen Thieren fieht man die Nerven ‚des Herzens auf der Oberfläche diefes Eingeweides nach Richtungen laufen, [ogar die gröfsern RR, [elben durchkrenzen, und erft, wenn fe in feine Sub. [tanz dringen!, [ich an die Gefäfse (anlegen +). Wenn nun diefe Umftände es ganz aufser Zwei- fel letzen, dafs die Neryen des Herzens die Tha- tigkeit dieles Organs zum Theil bedingen, lo muls auch. ;feine Bewegung ge[chwächt werden, Io a bald *) Scarpa im angeführten Werke 5, 13. Mr; *") Behrends Dill, in qua .d, Cor nervis earere pi: in, KT PL : ”*#) Scarpal,c. % 14. 1) Scarpale p, ın {,3t - i 397 bald der belebende Einflufs feiner Nerven auf dal: Selbe vermindert wird. Dikfes wird run auch nach dem Zerfchneiden des zehnten Nervenpaars früher "bder fpäter der Fall feyn, und zwar bey den von imehrern vierfüfsigen Haustbieren um fo eher, weil nicht nur die Nervenmaälle in Vergleichung zu der von den Muskeln bey ihnen weit gröfser, als bey den Menfchen ift *), fondern auch, weil, (nament- lich bey dem Pferde, dem Ochfen, dem Hunde und dem Kaninchen,) die Herznerven grölstentheils aus dem herumfchweifenden Nerven, und nicht wie beym Menfchen, aus dem grofsen [ympatifchen ent[prin= gen **). Auch wird man diefes bey gendauerer Beob= achtung der Thiere, denen man diefes Nervenpaar zerfchnitten hat, immer finden, vorzüglich bey der Unterfuchung des Blutes in den grölsern Gefälsen von den Thieren, die an den Folgen diefer Verle- tzung Starben. -Eben diefes gilt von den Aeften des Stimmner- vens, die fich über die grölsern Luhgengelälse ver« breiten, *) Scarpal.c. 6. 1% +) Schon Willifius Defeript, Nervor. bemerkt im zjften . Capit, $, »856. Notandum eft, quod in Brutis animali- bus a Paris Vagi trunco. long& plures et majores Nervä in Cor et appendicem ejus feruntur, qua ih homine, in quo feilicet praecipui Ne. .: Cardiaei a Pari inrer= ,. coftli procedune prour inferius oftenans., quare in bruris ideo Par Vagum Cordi ‚majora fublidia praetee, quia ‚Nervüs- intercoftalis ‚eidern vix ulla contribuit. ‘* Von dem Pars Cervicalis Nervi Sympäthici hısgni bes inerkt er $. 205: Atraitien hi rami cardfaci A Nervo in= tereoftali, Aeuti et plexus Cervicalis; A quo procedünt homini peculiares fünt;; atque in. brütis anımalibus Arch. fd. Phyfial, IX. Bd. 1. Heft: DA 398 Free Das find die Refultate, die fich aus den Verfu- chen ergeben, welche mir über die Verletzung des genannten Nervenpaars bekannt wurden. Sie geben uns in gewilfer Hinficht mebr Auffchlufs über denı Einflufs deffelben auf die thierifche Oekonomie als die von Herrn Dupuytren, aber fie unterrichten uns nicht hinlänglich über den Einflufs diefes Ner- venpaars auf das Arteriöswerden des Blutes in den Lungen und über die Tödilichkeit der angegebenen Verletzung. Ich ftellte daher, um mehr Licht über diefen Gegenltand zu erhalten, folgende zwey Ver- fuche ın Verbindung mit meinem Freunde D, Hoch- [tetter am, Wir präparirten an einem weilsen, halb ausge- wachlenen Kaninchen die Carotiden und den Stimm. nerven auf beiden Seiten, und zerfchnitten ihn dann “einen ftarken Zoll oberhalb des Bruftbeins, Bey die- fer Operation wurde, aulser der Haut und einigen Halsmuskeln, durchaus kein anderer Theil verletzt. Gleich nach der Verletzung diefes Nervens auf bei- den Seiten, wurde die Relpiration etwas fchwieri- ger, hie erfolgte mit ungewöhnlich ftarker Oeffnung der Nafenlöcher, aber die Pulfation der feifchfar- bigen Carotis zeigte fich nicht bemerklich verändert, Freygelallen lief das Thier etwas im Zimmer her- omnino defiderarr.. sehrendis macht eben diefe Be. merk»-s Und Scarpa in feinen Tabulis Neurologicis $. ı2. Man mufs fich daher mir Recht wundern, dafs Cuvier Legons d’ Anatomie Compar. T. II, diefer Ver- fchiedenheit nicht einmal erwähnt, Bey den Kaninchen habe ich ebenfalls gefunden, d.fs der gröfste Theil der Herznerven aus dem Vagus en fpringt und von dem Cervicaltheil’ des Intercoftalneryen nur das untere Gan- glion Acfte zu diefem Geflecht fchickt, ren 399 um, wie wenn ihm nichıs fehlte, nur war die Re. Spiration fortdaurend mühfam: es gab den Harn von fich, und fchien von ihm vorgeletzten Waller etwas zu [aufen. Nach neunzehn Minuten nahmen wir das Thier und legten es auf den Rücken, um nach der Farbe der Carotiden zu [ehen, wobey es fich [träub- te und etwas anftrengte: gleich darauf beltrebte es fich zu [chreyen, oder es relpirirte vielmehr mit einem heiferen Geräufch, und von diefer Zeit an wurde das Athmen auf einmal äufserft mühlam, es erfolgte unter Starker Oeffnung des Mauls und der Naflenlöcher, und Verzerrung des Gelichts, zugleich ftreckte das Thier den Hals und Kopf dabey [tark vorwärts, und [trengte alle Muskeln diefer Theile an; inde[lfen wurde die Farbe der Hals« Ichlagadern nicht auffallend dunkler, So wie wir aber die Luftröhrezufammenprelsten, _ fo wurde fie zufehends und invkurzer Zeit, wie die der benachbarten Venen, Nach Entfernung des "Drucks von der Luftröhre ging aber die Farbe der Carotiden unter fortdauernder mühlfamer Refpira- tion wieder in die rothe über; doch wurde fie nach einiger Zeit etwas dunkler, wie auch die Farbe der ‚Ohren diefes Thieres, Wir durchfchnitten nun die Luftröhre der Quere nach; gleich darauf wurden die Carotiden wieder et- ‚was heller, und nachdem wir, einigemal, mittelft eines eingebrachten Tubulus, Luft in die Lungen eingebla- fen hatten, erfchienen hie ganz natürlich hellroth, Das Thier athmete auf die befchriebene Art mit ‚der gröfsten Anfırengung durch den Tubulus fort, Dd a2 496 a und wir konnten dabey deutlich bemerken, wie die Luft aus- und eindringe: die Carotis wurde aber, fo lange der Tubulus in der Luftröhre war, nicht dunkler, vielleicht weil feine äufsere, trichterför- mige Mündung gröfser, als die Stimmritze war; denn gleich, nachdem wir die Röhre herausnahmen, ging die Farbe derfelben merklich in die dunkelere über, aber fo wie wir Luft durch den Tubulus ein- bliefen, wieder in dierhellrothe, Etwa eine Stunde nach Zerfchneidung der bei- den Nerven, nahmen wir den Tubulus aus der Luft- röhre, warteten, bis die Carotis eine dunkle Farbe angenommen, und öffneten fie dann; wo fie .ein' dunkles Blut ergols. Das Blut drang aber, nachdeın wir [einen Ausäuls, durch Zufammenprelfung der Carotis gehemmt, und mittelft des Tubulus Luft in die Lungen getrieben hatten, ganz hellroth hervor, und gerann wie gewöhnlich. An dem Cadaser dieles Thiers war nichts un-' gewöhnliches zu bemerken, Bey der Section überzeugten wir uns, dafs wir den Nervus Vagus wirklich zerfchnitten und nicht blofs ihn verletzt hatten, An einem andern [chwärzlichen, etwas grölsern Kaninchen , präparirter wir eben lo lorgfältig die Carotidon und das zehnteNervenpaar, und zerl[ehnit- ten.es dann, etwa an derfelben Stelle, wie beym vorigen, worauf es einige [töhnende Töne von fich . gab, und gleich mühfam athmete. Frey gelallen ging es aber noch ziemlich kräftig herum. Etwa drey Minuten nachher war die Relpiration [eufzend, felten und [ehr mühlam, fie erfolgte mit ftarker Er- — 401 öffnnng des Mundes und der Nafenlöcher ‚unter Vor- wärts[irecken des Kopfes und mit lang anhaltender Exfpiration, Nach dreyzehn Minuten war das Athmen nicht mehr feufzend, das Thier bewegte dabey den Kopf nieht mehr [o [tark vorwärts: man’ [ah deutlich, dals das Zwerchfell Antheil daran nahm, die Bruft- muskeln fchienen aber dabey vorzüglich thätig zu feyn, wegen der [tarken Bewegung, die man an ih- men und den Rippen fühlte, Nach fechzehn Minuten war die Farbe der Ca- rotiden noch unverändert, aber die Relpiration wie- der mühlam und verglieben mit der von einem ge- funden Kaninchen beträchtlich verlangla- mert; von ihm vorgelegtem Brodt frals das Thier mehrere Mal. Nach vier und vierzig Minuten konnten wir noch keine Veränderung in der Farbe der Carotis bemerken: wir hefteten die Wunde und liefsen das Thier frey, worauf die Refpiration wieder feufzend - und fchwieriger wurde, überhaupt war dieles die jedesmalige Folge einer jeden Anftrengung des Thiers. Es drang ihm etwas Schleim aus der Nafe, und es gab öfters ähnliche Töne, wie beym Räu- Spern von fich. Nach drey Stunden drey und fimfzig Minuten war die Relpiration [ehr mühfam,, feufzend, [elten langfanı und mit [tarkem Oeffnen des Mundes ver- Qubunden. Am Halle zeigten lich Spuren von Em- ’ phyfem, aber die Carotis hatte ihre vorige helle Farbe: auf Zafammenprelfung der Luftröhre wur- de fie fchnell dunkel, wie. eine Vene, aber fie 402 — nahın gleich nach Entfernung des Drucks wieder ihre vorige helle Farbe an. Den andern Tag um neun Uhr, allo etwa fieb- zehn Stunden nach Durchfchneidung des zehnten Nervenpaars, war das Athmen althmatilch , langfam und [elten, hin und wieder mit ftöhnendem Ge- räufch und immer mit [tarker Erweiterung der Nafenlöcher und des Mundes, und,Vorftrecken des Kopfs verhunden: jede, auch nur geringe Anftren- ‚ gung des Thieres, machte fie noch befchwerlicher. Die Ohren fühlten fich etwas kalt an, hatten aber, wie die Lippen, ihre gewöhnliche Farbe, Excere- mente hatte es, [a viel wir bemerken konnten, in diefer Zeit nicht von [ich gegeben. Um Mittag herum frals es von ihm vorgelegten Vegetabilien, Abends um fieben Uhr zwölf Minuten lag das Thier traurig in einer Ecke des Zimmers auf dem Bauch; in [einer Nähe war der Boden feucht, eben fo die’Nafe und der Mund des Thieres von einer ‚ zähen gelblichen Feuchtigkeit; die Lippen dellel- ben waren nicht blau, aber [ein ganzer Körper kalt, belonders die Ohren; die Relpiration war noch [eltner und langfamer, als vorher, ‘und mit dem pfeifenden Geränfch verbunden, das fie oft bey einem tief [chlafenden Menfchen zeigt; das Thier öffnete dabey [tark den.Mund und die Na- (enlächer, dehnte den Bruftkalten nur wenig aus, erhob kaum den Bauch, aber bewegte, dem Ge= fühl der Hand nach, Stark die Rippen, [elbft die oberlten. Der Herzfchlag ‚war [chwach. Die Wunde erfcshien livid, kaum etwas zulammenge- klebt, die Carotiden weniger ausgedehnt, als den ne 403 Tag zuvor, aber noch hochroth und kaum etwas dunkler. Bis gegen eilf Uhr hörten wir das lang- fame ftöhnende Athmen des Thieres, hin und wie- der@wurde es unruhig. Den andern Morgen fan den wir es todt. Bey der [orgfältigen Section wurde Folgendes beobachtet: Die Wunde fah weifslich aus, zeigte keine Spur von Entzündung, oder wahrer Vereini- gung der getrennten Theile: blofs in der Tiefe der- felben hatte fich etwas geronnene Lymphe ange- Setzt; die Carotiden waren zulammengefallen und dunkel wie Venen. Bey der Oeffnung von den Höhlen der Pleura fanken die Lungen zulammen: in beiden Bruftfell- fäcken, befonders im linken, war etwas [eröfe Flülfigkeit ergolfen. Der Herzbeutel war, belon- ders an dem der Spitze des Herzens corre[pon- direnden Theile, verdickt, wie wenn phlogiltifche Lymphe in feine Subftanz ergoffen wäre, Die Lungen fahen in ihrem ganzen Umfang kirfchbraun aus, da fie doch bey diefen Thieren fonft blalsroth find, am meilten hatte [ich ihre hel- le Röthe noch an der hintern und. untern Spitze erhalten. Durchlchnitten ergollen fie eine Menge kirfchbraunes Blut; Das Blut der untern Hohlvene, verglichen mit dem von der Aorta thoracica erfchien kaum etwas dunkler, als das letztre, hatte aber auch nicht ganz die gewöhnliche Farbe des Venenblutes; übrigens war die untre Hohlvene ziemlich ausgedehnt, die grolsen Schlagadern aber zulammengelunken, 404 a h Das’ rechte Herzohr und [ein Venenfack waren ganz von einem polypofen felten, innen gleichför« mig weilsen ‚ aufsen fchwärzlichen Concremente an-, gefüllt, das lich noch etwas in die rechte ‚Herzkam- mer hineinzog, Ein ähnliches kleines, fand fich im linken Vorhofe, Beide Ventrikel enthielten wenig Nüffiges Blut, ohngefähr von gleicher Farbe, Auch in der Aorta thoracica fanden [ich neben dem aufge. löften Blute ähnliche Concremente, das Blut nahm “an der Luft eine [charlachrothe Farbe, an, [chien aber verhältnifsmälsig wenig Blutkuchen zu bilden. Die rechte, noch unverlehrte Lunge konnten wir ganz aufblafen; fie erbielt dadurch ein: hellro- thes Anfeben: hie und da zeigten fich emphylemati- fche Stellen in derfelben. Die durchfchnittenen Nerven waren wirklich die beiden herumfchweifenden: in der Lufiröhre fanden fich graue Klümpchen, die aus einem mit gekauten Vegetabilien vermilchten Sehleim zu be- ftehen [chienen. ° Am Zwerchfell war nichts Wider- natürliches zu bemerken. Die Baucheingeweide hatten alle ein mifsfarbi- ges Anfehen, die Farbe der Leber war noch am wenigften verändert, hingegen [ah die linke Niere ganz [chwarz aus, während die rechte ein weit frifcheres Anlehen hatte: die Farbe der Milz war ein [chmutziges chwarzblau: die dünnen Gedärme waren von Luft aulgetrieben und leer von Speilen: die Harnblafe enthielt viel ledimentöfen Harn; die Gallenblafe war voll von einer gelbgrünen, intens- bitter [chmeckenden Galle: die Subftanz der Leber, zeigte auf ihrem Durebfchnitt nichts Belondres: die _— 405 Pfortader enthielt nicht viel Blut: der Magen zeigte - Im äufsern Anfehen auch nichts Aufserordentliches; er war voll von gekauten Vegetabilien, [eine innre Oberfläche blafs und gröfstentheils mit einem zähen Schleime überzogen, übrigens war am Schlund, an der Cardia und dem Pylorus nichts Widernatürliehes zu bemerken, * Das Gehirn zeigte aufser der überall gleichen Befchaffenheit des Blutes nichts Befonderes, auch ‚fand fich keine Walferanfammlung in feinen Höhlen. Die abgefchnittenen Stimmnerven bis zu ihrem Urfprung hin verfolgt, waren ganz natürlich, Die Augen zeigten in ihrem Innern vor der Lin® Se ein trübes fleckiges Häutchen, das nicht von der Linfenkapfel, fondern von einer Alteration der wällerigen Augenfeuchtigkeit herzurühren fchien.- "Aus dielen Verfuchen ergeben fich folgende ‚Befultate: ı) Das Athmen wird durch das Zerfchneiden des zehnten Nervenpaars feltner und langfamer, we- nigftens bey Kaninchen, mit denen ich meine Ver- fuche anktellte, und mühlamer; es erfolgte unter gröfserer Anfırengung, befonders von den Rippen- muskeln: das Ausathmen hält länger an. Ob mehr oder weniger Luft bey jeder Refpiration aus und " eindringt, und ob die ausgeathmete Luft völlig die Veränderung erfahren hat, die fie im gefunden Zu- Stand, in den Lungen erleidet oder nicht, darüber fehlen bis jetzt die Unterfuchungen. Auch möchte ich für meine Perfon keine über den letzteren Ge- genftand anftellen, weil es mir als eine zu nichts führende Graulamkeit erlcheint, [ofern nach den \ 406 — eben angegebnen Verfuchen, keine grolse ‚Verände- rung in dem chemifchen Proeefs, der in den Lungen vorgeht, unter diefen Umftänden zu erwarten ilt und man dann nicht entfcheiden kann, ob fie eine mittelbare, oder unmittelbare ift. Diefe Störung in dem Mechanismus des Ath- mens, tritt zwar gleich nach Verletzung beider Lungennerven ein, aber fie wird oft erft einige Zeit nachher beträchtlich, und he vermehrt [ich nach je- der, auch nur geringen Anftrengung. vo Uebrigens dauert die Wirkung; fowohl der Intercoftalmuskeln, als des Zwerchfells nach dieler Verletzung noch fort, nur [cheınt die des letztern etwas gelchwächt. \ 2) Die Stimme gebt durch diefe Verletzung nicht ganz verloren, was Arnemann öfters be« merkt hat und fchon Bagliv beobachtete: er er- wähnt nemlich eines Hundes, dem er beide Stimm- nerven zerfchnitt und der gleich darauf verftummte, aber am neunten Tage anfıng zu heulen und zu bellen. f Die Stimme fcheint dann erft fich gänzlich zu verlieren, wenn die Verletzung dieles Nervens von der Artift, dafs, fowohl der obere, als untere Ner- vus Laryngeus vom Gehirn getrennt wird, 3) Die Umwandlung des venöfen Blutes in ar- terielles, wird zwar durch diele Verletzung etwas geltört, fie dauert aber — [o viel man fie nach der Farbe, Gerinnung und Tauglichkeit des Blutes zum Leben beurtheilen kann — noch fort, und gefchieht wie vor dieler Verletzung, wenn nur die gehörige Menge von Luft in die Lungen gelangt und der Kreis- =” 407 lauf nicht fehr geftört ift, Ob unter diefen Um- Ständen die Umwandlung des venöfen Blutes in ar- teriöles ganz fo erfolgt, wie im natürlichen Zuftand, darüber kann nicht entfchieden werden, es lälst fich diefes aber nach der Farbe, Gerinnbarkeit und der Tauglichkeit des Blutes zur Erhaltung der Lebensthätigkeit vermuthen, Die Gründe zu diefer wichtigen Folgerung find, weil im zweyten Verluche die Farbe der Carotis mehr als vier und zwanzig Stunden nach Zerfchnei- dung des zehnten Nervenpaars nicht merklich dunk- ler war, und weil in beiden Beobachtungen das ve- nöle Blut der Carotiden ganz hochroth wurde, [o bald wir auf die angegebne Art den geftörten, oder mittelft Zufammenprelfung der Luftröhre gänzlich: gehinderten Zutritt der Luft in die Lungen beför- derten, oder wieder frey gaben. Somit hat, wie [fchon vorhin ver- muthet wurde, die möglichfte Trennung der Lun gen von dem Gehirn, durch Zer- fchneidung beider Stimmnerven keinen bemerklichen unmittelbaren Einfluls auf das Arteriöswerden des Blutes in den Lungen, in fo weit [ich diel[es aus der Farbe, der Gerinnung und der Tauglich- keit des Blutes zur längern Unterhal- tung des Lebens beurtheilen läfst. Daher mufs die von den Herren Dupuytren, Pinel und Hale, und auch von mir im erften Experiment beobachtete venölfe Farbe des Blutes, in den Ar- terien des Aorten[yltems eine mittelbare Folge der Durchfchneidung diefes Nervenpaars, nem.ich die 408 — Wirkung des dadurch geftörten Mechanismus, des Athmens [eyn. en I) 4) Zwar dauert der Kreislauf nach der Durch- fchneidung diefer Nerven fort, aber er wird [ehr dadurch geftört: weil einige Zeit nach dielfer Ver- letzung die grofsen Venen am Halfe anlchwellen und die Carotiden nicht mehr fo ausgedehnt, wie fonft erfcheinen, weil die Bewegung des Herzens fehwächer wurde und weil wir, wie auch Willis und Bagliv die Ventrikeln und die.Gefäfse der’Thie- re, welche an den Folgen der Verletzung beider Stimmnerven Starben, voll von ftockendem polypo- fen Blute fanden. 5) Das Verdauungsgefchäft fcheint mit Verle- tzung der beiden Stimmnerven nicht ganz aufgehoben zu werden, wenigltens zeigte das Kaninchen im zweyten Verfuche nach vier und zwanzig Stunden nachher Appetit und frals, auch bemerkten andere Phyfiologen diefes, wie Brunn *) und Bagliv **, Ueber.diefes fanden wir die von unfern Kaninchen verfchluckten Speifen nicht faulend im Magen, Es ift wir auch wahrfcheinlich, dafs das, was mehrere Schriftfteller für faulende Speilen im Magen hielten, es öfters wicht waren, [ondern Excremente, weil nach den Beobachtungen von Brunn ***) auf das ’Zerlehneiden des zehnten Nervenpaars oft ein Heus ”)a.a. 0. f. 30. Arnemann S. 99. beobachtete fogar, wie fchon bemerkt worden, eine aufserordentliche Ge- fräfsigkeit nach diefer Verletzung bey einem Hunde entftehen, der nicht daran ftarb, ®") Experim. VII, "ra. 0. (30 und 32 — 409 . eintritt, und fich deutlich Excremente und deren Geruch im Magen vorfanden, 6) Uebrigens ftimmen diefe Verfuche mit denen von Dupuytren und mit den ältern ganz überein, Die eben angeführten Beobachtungen und die fowohl aus diefen, als aus den früheren herausge- bobenen Refultate, [cheinen mir einiges Lieht über den Einflufs des herumfchweifenden Nervenpaars auf die Refpiration, und über die abfolute Tödtlich- keit der Zer[chneidung deflelben zu geben: es reful- tirt nemlich Folgendes daraus über den Nutzen def- felben für die thieriiche Oekonomie, abgelehen von dem Einfluls deffelben auf das Ge[chäft der Verdau- ung, auf die Erzeugung der Stimme und’ auf'ver- f>biedene confenfuelle Erfcheinungen, ehr 1) Es erhält, fo lang es noch mit dem Gehirn in Zufammenhang fteht, die gehörige Wirkfaınkeit des Herzens, vorzüglich bey mehreren Säugethieren, weil bey ibnen die Herznerven in gröfserer Menge aus diefem Nervenpaar, als beym Menlchen ent Springen, 2) Es erhält die Wirkfamkeit der Lungen, be« fonders ihrer Gefäfse, von der mir zum Theil die Aufnahme der nöthigen Menge von Luft beym Ath+ men, die rhytmifche Bewegung des Bruftkaftens und der Lungen [elbft, und vorzüglich der kleine Kreislauf abzuhängen [cheint. Es ift eine alte Beobachtung, dafs Wunden der Brufthöhle, deren Oeffnung gröfser, als die der Summritze find, nicht tödten. Houftown *) hat h; fogar gegen Galen erwiel[en, dals diefes l[elblt dann - ”) Van Swieten Commentar, Tom. I, p, 270% 410 —— der Fall ift, wenn die Wurden beide Brultfellfäcke öffnen: diefe Beobachtung macht es [chon wahr- fcheinlich , dafs die Lungen beym Athmen nicht blofs pafliv [ondern auch thätig find. Zwar ift nicht zu läugnen, dafs nach Hallers *): Erklärung dieler Erfcheinung , durch [takes Gegeneinanderziehen der Rippen, und durch Anlegen der verlappten Haut und Muskeln, oder auch der Lungen felbft, an die Wunden, während der [tarken Anltrengung, welche die Thiere aus Angft und Beklemmung machten, die Oeffnung derlelbem einem grofsen Theil nach verf[chloffen wird und fo die Relpiration fortdauren kann, und dafs nach van Swietens Verfuchen fie wirklich aufhört, wenn die Gröfse der Wunde die der Stimmritze weit übertrifft #*); aber es ift noch nicht dargethan, dafs Hallers Erklärung auf alle Beobachtungen dieler Art palst, und van Swietens Ver[uche beweilen blofs, dafs das Athmen bey einem allzu grofsen Widerftand 'von der äufsern Luft, nicht fo fortdauern kann, als zum Leben erforderlich ilt, fie laffen immer noch unent- fchieden , ob eine active Bewegung in den Lungen beym Athmen [tattfindet, .oder nicht: eben das gilt zum ’Theil von den Verfuchen, in denen man das Bruftbein aufhob, die Bruftfellfcheidewand und eine‘ grolse Anzahl von Arterien zerfchnitt. Uebrigens wird das Gewicht , von Hallers und van Swieten’s Beobachtung und Erklärung durch die richtige Bemerkung von Haller fehr gelchwächt, dals einige von den Thieren, denen er *) Elementa Phyfiolog, T, III. p. 227. ht) res: Pi [eR P r7u, — qıı beide Brufthöhlen, fowohl im’ Medium der Luft, als ‘des Wallers öffnete, noch aulserordentlich lang fort- lebten *), was wahrfcheinlich macht, dafs bey die- fen Thieren die Refpiration noch einigermalsen fort- dauerte, und zwar der genannten Umftände wegen, vorzüglich durch Selbfthätigkeit der Lungen. Hiezu kömmt nun noch, dafs die Zulammen- fetzung der Lungen aus einem lockern, fehr gefäfsrei- chen Zellltoff, der Nerven enthält, und die vielen theils röthlichen, theils weilslichen Fibern **) von den feinften Aeften der Lultröhre vermuthen lallen, dafs die Lungen, wie alle Organe von dieler Zulam- menletzung ***) eine turgeleirende und contrahirende Bewegung befitzen werden. Auch find folche Bewegungen in der That von mehreren Naturfor[chern beobachtet worden. Da diele Unterfuchung bier blofs eine Nebenfache ilt, fo führe ichnur einige von den genauern ältern Beob- achtungen über dielen Gegenltand, und die neuelten, mit wenig Worten an. Bremond ft) beobachtete in einer Reihe von Verfuchen mit Hunden, nach Oeffnung der Bruft- höhle, eine Bewegung in den Lungen, die der des Brultkaftens entgegengefetzt war: lie dehnten fich - *y Haller Opera minora T. I, In einem Falle lebte ein Hund noch eine halbe Stunde nach völliger Ocffnung der Brufthähle $, 295. Exper, 39. In einen andern Fal- le S. 310. Exper, 108. fchrie das Thier noch nach Oefle nung beider Brufthöhblen und lebte fehr lang — eben fo in Exp, 105. u, f. w. ”*) Sömmering und Reifseifen über die Lungen, an mehrern Stellen, befonders S. ı6 u, fg, ""=) Hebenftreir de turgore virali, 4) Hitteire de l’Academ, roy, des Scietices 1739, Pı 333- 412 De nemlich aus, wenn diefer lich verengerte, und fie fanken zufammen, wenn er fich erweiterte. Diele Bewegung der Lungen war ganz unverkennbar," oft ftark, und dauerte einige Minuten hindurch 'nach Oeffnung der Brufthöhle fort, aber, was’ wohl zu’'mer- ken ift, bey weitem nicht fo lang, wie die desBruft- kaltens *), welche eine aulserordentich länge Zeit anhielt. Bey der Ausdehnung traten die Lungen meiltens aus der Brufthöhle durch die in ihn gemäch- te Oeffnung, fie wurden bleich und fühlten fich hart an **), ten fie in die Brufthöhle zurück und wurden roth *#**%). Bremond will deutlich gelehen haben; dals bey der Verengerung des Thorax weder die Wandungen deffelben noch das Zwerchfell die Lun- gen berührten, oder aus der Brufthöhle heraus bey ihrem Zufammenfallen hingegen kehr- drängten’ +). Die Bewegung zeigte ich nicht, wenn die Kräfte des Thieres erfchöpft waren und wenn ‘es beym Oeffnen der Brult viel Blut ‘verloren oder die Lungen eine Verletzung erlitten hatten, wohl aber, wenn unter Vermeidung diefer Umftände, ent- weder blols eine Brufthöble geöffnet und drey bis fünf Rippen zerbrochen \vurden, oder beide, Sie zeigte ich noch, wenn er die Durchgänglichkeit der Luftröhre für die Luft, durch eine um fie gelegte Ligatur- verminderte ff), oder wenn er die Ränder der zerfchnittenen Rippenknorpel einer Seite nach auswärts zog, und [eine Hand zwilchen die Lungen und die Wandungen des Bruftkaltens brachte: ja - f \ P Bre- ß *) Ebendf. 5,339 ),4..0, 8,35. *"+) Ebendf, 7) 8 351 17) Ebendf, 5. 359, BR 413 - Bremond bemerkte [ogar noch an den zulammen. . gefallenen. Lungen kleine Dilatationen und Contra- ‚tionen *%); und diefe Bewegung verftärkte fich wieder auf einige Zeit, wenn er die Lungen künlft: hich-aufblies, » „Herillant **) beobachtete ebenfalls Ans- dehnungen und Verengerungen der Lungen, nach: dem er auf beiden Seiten der Bruft, die Zwifchen- räume, Zwifchen den Rippen mit'möglichfier Scho- nung der Blutgefälse geöffnet hatte, oder wenn..er „zur kleine Oeffnungen in die Bruftfellläcke machte und weite bleyerne. Röhren in diefelbe einbrachte, Die Bewegungen waren denen des Bruftkaftens ent gegengeletzt, nicht [tark, aber deutlich, In neuern Zeiten bemerkte Dr. Flormann***) in den Lungen eines erfäuften Hundes ‚dem er: die Brufthöhle öffnete, [elbft nach Zerfchneidung. des Zwerchfells Bewegung, und Rudolphi}) anei- nem ftrangulirren Hunde, dem er, die Brufthöhle ‚ganz zerltörte, indem er das Bruftbein wegnahm und die Zwilchenrippenmuskeln nebft dem Zwerch. ‚fell zer[chnitti auch hier waren die Bewegungen ‚der Lungen, namentlich ihre ‚Ausdelinung nicht ‚Stark, aber unverkennbar. Ich füge diefem nur noch die Bemerkung bey, ‚dafs die. vergleichende Anatomie und Pathologie ‚manche Erfcheinung liefert, die eine Selbftthätigkeit r ") 5.348. ont } "*) Hiitoire de P Atadenie toy, des Sciences 1943. S, 7. "N Rudolphi’s anatemifch- phyfiologifehe Abhandlungen $. 110. }). In dem eben angefühtten Werke $, ıti, Arch. f. dı Phyfiol, 1%. Bd, 1i. Heft, . J Be 414 7 i — der Lungen während des Athmens wahrfcheinlich machen. Hieher [cheint mir ‘zum Theil das Mecha- nifche des Athmens hey den Vögeln und Amphi- bien und in, den Krankheiten zu gehören, in wel- chen die\Lungen eine [o aufserordentliche Dichtig- keit und Feltigkeit annehmen, dafs fie durch das Zwerchfell beym Ausathmen nicht wohl zuende: geprelst werden können. Nach Herillants Beobachtung wird esınun zwar wahrfcheinlich , dafs die thätigen Bewegun- gen der Lungen zum Theil von dem Kreislauf al- hängen, weil er fand, dafs, wenn er laues Waller in die Lungenarterien eines eben gelftorbenen Thie- res einlpritzte, ein vor die zerfchnittne Luftröhre gelegtes leichtes Körperchen in diefelbe eindrang *); aber‘ wegen. der Aehnlichkeit der Lungen mit andern‘ Theilen und wegen der Zulammenziehun- gen,‘ welche nach Varniers **) Verluchen die feinften Aefte der Luftröhre, l[ögar auf mechanifche Reizung zeigen, ilt man genöthiget, anzunehmen, dals diefe Bewegung nicht blols von einer Anhäu- fung, oder Vermindrung des Blutes in den Lungen, etwa wie die'des Gehirns, [ondern wie die Bewe- gung der Muskeln hervorgebracht und f[owohl durch die Nerven, als Blutgefälse bedingt werde ***). Diefe Bewegung [cheint nun das Ein- und Aus- ftrömen der Luft beym Athmen [ehr zu: befördern; das Ausfwömen mittelft Verengerung der ; Luft- *)-Hiftoire de I’ Academie roy, des Sciences 1743. S. 75, “n) Ebendaf. 1779. S. 344. “*) Hebenftreit de Turgore vitali. — Treviranus phyfiol, ERSETAEIIG. "5: 59. En 415 zellen, die durch ein blofses Sirenen der Lungen mittellt der Wandungen des Bruftkaftens wreder fo [chnell, noch [o gleichförmig und vollkom- men bewirkt werden könnte, als es das Athmen er- fordert, nicht fo vollkommen, weil bekanntlich die Lunge eines lebenden Thieres, dem man den Thorax öffnete, weit kleiner wird, als wenn dief[es erlt' nach dem Tode gefchieht *). Das Eindringen der Luft hingegen befördert die Bewegung der Lun- gen durch Erweiterung der Luftzellen, etwa auf ähnliche Art, wie die in einem entzündeten Theile erhöhte Turgefcenz das Eindringen des Cruor in die Vala Serol[a befördert. Was den kleinen Kreislauf anbetrifft, fo bedarf diefer ohnftreitig weit mehr, als der grolse, aufser der Zulammenziehung des Herzens die der Gefälse und überhaupt der Thätigkeit des Theiles, in wel- ehem er vor lich geht, weil der rechte Ventrikel [o wohl wegen [einer geringern Musculoßtät, als auch wegen der grolsen Malfe und Venofität des Blutes, das er in fich aufnimmt, diefes nicht mit der Ge- walt auswirft, die nothwendig ift, um es in den lin- ken Vorhof zu treiben, und ihm den Grad von innerer Bewegung mitzutheilen , der zur nörhigen, namentlich zur gleichförmigen Oxydation, deffelhen erfordert wird. Aber eben diefe Wirkfamkeit der Gefälse hat man zum Theil von der Integrität der zu denfelben gehenden Nerven abzuleiten. Eeza ”) Sömmering und Reifseifen über die Lungen S, 4ı und folg, 416 ng "Was nun endlich den Mechanisnius des Ath« mens anbetrifft, fo hängt diefer bekanntlich vom Sen: forium eommune ah, [ofern die Re[piration aufhört, wenn man den Zufammenhang der. Muskeln, durch» die es bewirkt wird, mit demfelben, durch Zer- fehneidung des Rückenmarks,' oder Verletzung des Gehirns, befonders des kleinen *) aufhebt. ‘Worin diefe Wirkung des Gehirns befteht, das ift unbe- kannt: etwas mag die mit dem Atlımen gleichzei- tige Anfüllung und Entleerung deffelben von Blut nach Roofe **) zu derlelben: beytragen, aber fie erklärt den Anfang diefer Erfcheinung und ihre Fortdauer in manchen Krankheiten nicht, vielmehr fcheint fie in einer Periodieität ihren Grund zu ha- ben, die vom Gehirn aus bedingt wird. Den Impuls zu ihrer unwillkührlichen Thätigkeit [cheinen irddel- fen die Refpirationsmuskeln auch von den Lungen aus zu erhalten ***), (ob unmittelbar von den Lun- gennerven, oder mittelbar, von diefen Nerven aus, durch das. Gehirn, wage ich nicht zu entf[cheiden) weil Reizung des Stimmnervens die Refpiration ah- ändert, weil eine jede Reizung von der Luftröhre und deren Aeften unwillkührliche Zufammenzie- hungen der Refpirationsmuskeln, z. B. Huften erregt, und weil Anhäufungen von Blut in den Lungen auf mannichfaltige Art das Athmen modihcirt, Gäh- nen, Seufzen , Keuchen und dergleichen veranlaft. Daher afthmatifche , überhaupt Bruftbe[chwerden, fo häufig von Congeltionen gegen die Bruft‘, (oder *) Vieuffen Neurographia, =") Reils Archiv der Phyüologie, B. V, S. 159. *+) Verghi biemit Sömmering und Reifseifen über die Lungen $, 48, 1 — 417 von Unverdaulichkeiten,bey denen der Neryus Vagus leidet,) oder von Fehlern des Herzens.und der grö- fsern Gefäfse herrühren, welche nicht mechanifch die Ausdehnung der Lungen hindern ‚ daher jede Anftrengung der Thiere, denen das zehnte Nerven- paar, entweder gröfstentheils, oder ganz vom Ge- hirn getrennt wurde, eine Vermehrung ihres Aftb- mas hervorbrachte, und daher die Gef[chwindigkeit und Stärke des Kreislaufs und des Athmens immer znit einander parallel laufen. £ Aus dem Bisherigen erhellt, dafs man fich den Tod von den Thieren, denen beide Stimmnerven zer- fchnitten wurden, folgendermalsen zu erklären hat: Mit der Verletzung dieler Nerven, wird die Wirk: Samkeit des Herzens, der Lungengefälse und derLun- gen überhaupt gefchwächt , hiedurch wird der kleine Kreislauf und die Reizung der Relpirationsmuskeln; fowohl vom Gehirn als von den Lungen aus geftört, was nothwendig Unordnung in dem Mechanismus des Athmens hervorbringt. Daher wird nun das Ath- men feltner, das Ausathmen langdaurender und dabey wird weniger Luft in die Lungen aufgenommen ‚und das venöfe Blut unvollkommen in arteriöfes verwan- ‚delt, weil ihm der dazu erforderliche Grad von inne- ker Bewegung und die nöthige Menge von Luft fehlt. Diefe Störung in dem Athmungsgefchäft vermehrt wieder die im Kreislauf, giebt namentlich zu Anhäu- fungen des Blutes in den grofsen Gefälsen, und Trennung deflelben in. [eine Beftandtheile Veranlal- fung, (etwa wie das Viperngift, das auf das Blut felblt applieirt, keine merkliche chemilche Veränderung darin hervorbringt, wohl aber die Reizbarkeit, vor- 418 ee züglich des Herzens, tilgt,) und fo nimmt die Un- ordnung in diefen beiden zum Leben unentbehrli- chen Verrichtungen immer zu, bis der Tod erfolgt. Viel'mag biezu noch die zugleich eintretende Störung der Verdauung beytragen, wenigltens bey denen Thieren , welche längere Zeit nach Verletzung beider Stimiinerven lebten, und vor ihrem Tode fehr abmagerten; wie z. B. bey dem Hunde, von wel chem Bagliv erwähnt, er habe noch zwölf Tage lang gelebt; denn diefer wurde, nach der Ausfage von Bagliv, wie ein Gerippe. Uehrigens mag auch - wohl in den Fällen, wo die Thiere noch [o gar lange Zeit nach der Zerfchneidung diefer Nerven lebten, öder gar nicht an den Folgen derfelben ftarben, die Trennung oder Unterbindung derfelhen keine voll- kommene gewefen feyn, wie in dem Verfuch von Dupuytren, wo er fand, dafs ‘das zehnte Ner- venpaar in mehrere Stämme getheilt war: oder diefe abweichende Frfcheinung mag in der verfchiedenen Befchaffenheit der Thiere überhaupt, vielleicht auch in der Verfchiedenheit der Stelle, an welcher die Zerfchneidung der Nerven 'gefchah, ihren Grund haben. . a A Warum das Zerfchneiden, 'öder Unterbinden blofs von einem diefer Nerven, oder von einem und dem gröfsern Theil des andern nach Dupuytrens Frfahrnngen nicht tödtlieh ilt, begreift fich daraus, dafs das Geflecht der Herz - und Lungennerven fo innig ift, dafs jeder einzelne‘fympathifehe und her- umichweifende Nerve feine ’Aefte beiden Seiten des Herzens und beiden Lungen fchiekt, dafs noch än- dere Nerven zu dem Herzgeflecht Aefte hergeben, dafs — 419 die Nerven nach ihrer. Trennung vom Gehirn, be- _ Ionders die weichen und die der Ganglien ihre Wirk- famkeit nicht ganz verlieren, und dafs:bey den Ner-- ven die Analtomol[en, den Nachtheil einer. lolehen Trennung ähnlich, wie bey den Gefälsen, ‚wenn Schon nicht in gleichem Grade, erletzen. > Noch: bleibt mir hier die Frage zu RREHEN DAR: übrig, warum gerade beym Pferde, nach Dupuy- ‚teren, Pinel und Halt, die Oxydation’ des Blutes durch dir angegebene Verletzung nıehr, als bey Hun; den und Kaninchen leidet. Der Grund bievon [cheint mir in der Ver[chiedenheit der Lebensverrichtungen des Pferdes und jener Thiere zu liegen. Ein gelundes grolses, ruhigltehendes Pferd, ath- met nur neun birzehn Mal in einer Minute, und hat nur vierzig bis fünf und vierzig. Puls[chläge in dieler ‚Zeit; auch gerinnt nach meinen wiederholten Erfah- sungen das Blut von einem gefunden Pferde immer in ‚drey Schichten, und zeigt beltändig eine Crulta - phlogiftica; nur im .krankhaften Zuftande, ntament- lich im Entzündungsheber gerinnt es gleichförmig, ‚ohne diefe Crufte. Nothwendig mufs nun bey der ‚grolsen Bhutmafle des Pferdes, ‘bey der [eltnen Er- ‚Lohütterung derfelben durch die Entleerung der Herz- kamınern, bey der ftärkern Venofität des Blutes von ‚Pferden , als dem der Hunde und Kaninchen, und endlich bey der fo Seltnen Refpiration der Pferde, ‚auch die Oxydation der Blutmaffe dureh Störung des Mechanismus des Athınens und der Bewegung des Herzens weit mehr leiden, als bey denen Thieren, wo diefes nicht derFall ift. Hiezu kömmt noch, dafs diefelbe Luftmenge , wenn lie durch kleine Relpira 429 — tionen in die Lungen aufgenommen und fo mehris Bewegung erhalten wird, noch einmal [o lang zum Athmen tauglich ift, als wenn fie bey grofsen Relfpi- vationen nicht in Bewegung il, Es ift mir daher niehtunwahrfcheinlich, dafs der langfamere Kreis- lauf, das feltmere Athmen, die gröfsere Malle und Venoßität des ‘Blutes von den Pferden, ‘und der ge- ringere Grad von innerer Bewegung deffelben die Url[achen find, wartım bey ihnen die Umwandelung des veno[en Blutes in arteriöles durch das Zer[chnei- den des zehnten Nervenpaars mehr, als bey den Ka- süinchen und Hunden geftört wird, uud diefe Ver- letzung die Pferde [chneller tödtet, als die andern genannten Thiere. Warum endlich die Verletzung dieles Nerven- paars, nach den Beobachtungen von Arnemann für Hunde nicht immer tödtlieh it, (vorausgeletzt, dafs die Zer[chneidung deflelben. eine vollkommene war, woran ich wirklich zweifele,) das mag zwar ei- nigermalsen von der gröfsern Lebenszähigkeit, die diefe Thiere haben, 'herrühren, ift mir aber für jetzt nicht ganz erklärlich. Vielleicht werden wir durch eine [ehr genaue vergleichende Anatomie der Thiere, denen man das zehnte Nervenpaar zer[chnitten hat, anehrere Gründe zur Erklärung von!der Ver[chieden- "heit der Folgen, welche diefe Verletzung für die ein- zelnen Thiere hatte, in dem befondern Verlauf ihrer Nerven finden, Archiv. für die Phyfiologie, a0} Neunten Bandes drittes Heft. "Ueber die Divertikel am Darmkanal, _ vom Prof. Meckel. id waw. ) RT. 1.’ PET... allen Mifsbildungen find unftreitig die, wel- che man auf ein Stehenbleiben des refpektiven Or- gans, oder ganzen Organismus, auf einer früher nor- malen Büldungsftufe zurückführen kann, die interef.- Tantelten ‚ indem man fie, wenigltens der Form Bnsch, erklären kann, wenn man auch, nicht im Stande ift, den Grund der Hemmung, wodurch he veranlalst werden, anzugeben, Aufserdein haben diele Mifsbildungen noch zwey andere, dem den- kenden Anatomen äufserft wichtige Seiten. Theils Arch. f. d, Phyfiol, IX, Bd, 111, Heft, Ff 422 - nemlich wird die Kenntnifs der frühern Bildung der Organe durch diefe Milsbildungen erleichtert, in- dem fie nichts als das, einem frühern Typus gemäls fortgewachfene, nicht in den [päterhin der Regel nach eintretenden, ibergegangene Organ find, die- [es allo in diefer, wenn ich mich [o ausdrücken darf, durch die Natur [elbft bewirkten Vergrölserung, weit befler, als ohne diefes Hülfsmittel, allen feinen Be- dingungen nach erkannt werden kann, theils [tellen fie häufig die überrafchendfte Uebereinfiimmung mit Thierbildungen, dar, welche den Arten, bey denen fie vorkommen, das ganze Leben hindurch im Nor- malzuftande zukommen. Aus allen diefen Gründen habe ich [eit einiger Zeit meine Aufmerkfamkeit vorzüglich auf diefe Klaffe von Mifsbildungen gerichtet, die mir, je mehr ich mich damit befchäftigte, immer werther wurde. Es würde mir nicht [chwer werden, für jedes Organ zu beweifen, dafs fich nicht eine einzige Formabwei- chung, fondern oft eine Menge von Mifsbildungen deffelhen auf ein Stehenbleiben auf einer früher normalen Durchgangsbildung zurückführen laffen ; allein ch ver[pare dieles Gefchäft auf einen andern Augenblick, und [chränke mich hier blofs auf eine nicht (elten vorkommende, aber dennoch entweder gar nicht, oder falfch erklärte Bildungsabweichung des Darmkanals ein. Dies ift die, welche den Namen des Diverti- kels, Därmanhanges oder Darmfortlatzes führt, gewils jedem nur etwas befchäftigten Zerglie- derer mehrmals vorgekommen, und von mehrern k — 423 ‚Schriftftellern theils einzeln befchrieben, theils zum Gegenftande eigner Auffätze gemacht worden. ift, Wäre meine Abficht daher blofs, fie ihrer äufsern Form nach zu beichreiben, und höchltens zu unter- luchen, ob fie angebohren, oder [päter entftanden fey, lo würde ich ein unnützes Werk unternehmen, indem Ludwig *) und Bole **) dielen Gegen- ftand in diefer Hinficht [chon beynahe völlig er- [chöpft haben. Ehe ich aber zu der Darftellung mei- ner Gründe, für die ®ben über den Url[prung diefer Milsbildung geäufserte Meinung und zur [peciellen - Angabe der Bildungsftufe, auf welcher der Darm. ‚kanal in [einer Entwickelung gehemmt wurde, wenn das Divertikel ich vorfindet, komme, muls ich die- fes im kurzen, feiner äulsern Form nach, darltellen, Mit dem allgemeinen Namen des Darmanhan- ges oder Darmfortlatzes, belegt man alle die- jenigen blind geendigten hohlen Erhabenheiten, wel. che über den Umfang des Darmkanals hervorl[prin- gen, und deren Höhle mit der feinigen zulammen- ‘ hängt. Aufser dielen allgemeinen Charakteren aber ‘finden fich befondere, welche nur einigen Darman- hängen zukommen, andern aber fehlen, und umge- kehrt. Diefe befondere Charaktere find [o conftant, dafs fie vollkommen zur Abtheilung der Darman« hänge in zwey Klalfen hinreichen, die ihrem We. Ffa *) Adverfatiä medico- präetiea, Vol, I; Pars II, De pros eefibus inteftinorumm, *") De diverticulis inteftinorum, Lipfhae 1799. 424 —_ fen, alfo auch ihrer Entftehung nach , durchaus von einander verl[chieden find. Man findet nemlich 1) Darmanhänge, ‚die eine rundliche, kugelförmige Geftalt haben, und mit einer etwas zulammengezogenen Grundfläche auf dem Darmkanal fitzen. Diele ind, wie man deut- lich fieht, nicht aus allen Häuten des Darmkanals, fondern nur aus der Peritonealhaut, Gefälshaut und 'Zellhaut deffelben gebildet, indem die Falern der Muskelhaut an ihrer Grundfläche aus einander wei- _ chen, und lich nicht über fie fortbegeben. Sie kom- men an keiner belondern Stelle .des Darmkanals, Sondern überall vor, indem man fie am Schlundkopf, dem Magen, dem Zwölffingerdarm, dem dünnen und dicken Darın beobachtet hat. Selten find fie der Zahl nach einfach, [ondern in demfelben Individuum häufig an mehrern Orten zugleich vorhanden, wie ich dies mehrmals felbft beobachtet habe. Diefe Anhänge find offenbar, fie mögen nun vor oder nach der Geburt entftehen, als folche ge- bildet werden, oder erft, was wohl der gewöhnlichere Fall ilt, eintreten, nachdem der Darmkanal auf eine regelmälsige Weile gebildet war, blolse Brüche der innern Häute durch die Muskelhaut, und haben im letztern Falle wohl immer entweder einen mechani- fchen Urfprung, oder entftehen durch Laxität der Muskelhaut än den Stellen, wo fie [ich Anden. Allein es giebt Anhänge von einer andern Art, bey denen das Gegentheil aller jener Bedingungen Statt findet. P} £ R — 425 Die Geltalt dieler zweyten Art ift immer eylin- edrifch oder kegelförmig. Ihre Zahl ilt immer ein- fach, die Stelle des Darınkanals, an der fie vorkom- men, immer, nur in einer gewillen Breite, dielelbe, der Krummdarm, und fie find immer aus allen Häu- ten des Darmkanals gebildet. Die Länge und Weite diefer Anhänge varürt, "Gewöhnlich find hie höchftens einen Zoll lang, bis- weilen aber erreichen fie (ogar, wie Cocchi *) einen [olchen Fall beobachtete, die Länge von acht Zollen. In Hinficht auf ihre Weite kommen fie mit dem Theile des Darms, auf dem fie fitzen, gewöhn- lich vollkommen überein, find aber bisweilen enger, bisweilen auch etwas weiter. Nur ein Fall, den ich vor mir habe, bietet eine vom Gewöhnlichen auf eine merkwürdige Weile abweichende Bildung dar. Ganz an der gewöhnlichen Stelle nemlich findet [ich bey einem neugehbohrnenKinde eine Erweiterung von der Länge und Breite eines Zolles, und der Höhe von } anderthalb Zollen, die allo, da. der Darm f[elbft nur einen Drittheilszoll weit ilt,. fein Volum ungeheuer überfteigt. Gewöhnlich Sitzen fie. an dem Theile 7 des Umfangs defl[elben, der.fich dem Gekröfe gegen- über befindet, und der entgegengefletzte Theil des Darmumfanges bildet dann einen eintretenden Win- kel, bisweilen aber fitzen fie auf einer andern Stelle, dem Gekröfe näher. Ein, [o viel ich weifs, noch nicht beobachteter Umftand ift auch noch der ver- - fchiedene Grad der Verbindung, der zwifchen dem. Anhange und dem Rohre des Darmkanals Statt fin. *) Haller elem, phyfiol. Vol, VII. pag. 97, 426 — det. . In den meiften Fällen nemlich gehen beide ganz ununterbrochen in einander über; nicht ganz felten aber ind auch die, wo fich von oben und un- ten die Communications - Oeffnung durch eine Art von Klappe verengt findet, welche von’ dem ehern and untern Theile der Darmenden, aus welchen der Anhang hervorlprofst, auszulaufen fcheint, und nichts als ein Anfatz zur Schlielsung des Darms ift. Diefer Umftand ift nicht unmerkwürdig, weil er die normgemälse Art des Ver[chwindens diefes Anhangs anzudeuten [chein. Eben fo verdient auch eine andre bisweilen vorkommende Variation des blinden Endes dieles Anhangs bemerkt zu werden. Ge- wöhnlich nemlich erftrecken fich alle Häute des Darmkanals bis zu der mehr oder weniger ftumpfen Spitze des Anhanges, bisweilen aber findet man am Ende deffelben einen oder mehrere einzelne Hö- ekerchen. Diefe find bey einer nähern Unterfu- chung Brüche der innern Häute durch die Muskel- haut, lo, dafs diefe Form des Divertikels eine Zu- fammenfetzung aus der erften und zweyten Art ilt. Die Brüche am Ende des Anhangs befremden nicht, wenn, wie ich es zu zeigen [uchen werde, der ganze Anhang ein Produkt einer nicht mit hin- länglicher Energie gefchehender Entwickelung des Darmkanals ift. Eigentlich mülste der ganze An- hang verfchwinden , dafs daher der, aus diefer Ur- fache übrig bleibende Theil häufig durch weniger fefte Textur Spuren jener mangelhaften Entwicke- lang zeigt, ilt nicht auffallend, und eben fo wenig, nn 427 dals diefe gerade am letzten, fchwächften Theile deffelben am deutlich[ten vorkommen. Ueber die Bef[chaffenheit der Muskelhaut diefes Darmanhangs, finden fich nicht alle Beobachter der- felben Meinung. Haller *) wulste nicht gewils, ob fich die Muskelfafern über ihn fortfetzten, oder ' an [einer Balıs von einander wichen. Weitbrecht dagegen bemerkt ausdrücklich , dafs der von ihm beobachtete die normalen Muskelfalern gehabt habe. Sömmerring **) fand an einem viertehalb Zoll langen, von ihm unterfuchten Anhange, die Mus- kelfafern in der Quere verlaufend. Ich bemerke in den meilten meiner Fälle über den Kreismuskelfa- fern auch longitudinale, die fich nothwendig bey voller Integrität der Muskelhaut immer finden ınüflen. 100% Die Gefäfsvertheilung weicht nach Lud- wig ***) von der gewöhnlichen dadurch ab, dafs die Gefälse fich nicht kreisförmig auf dem Darman- hange vertheilen, [ondern der Länge nach verlau- fen, und ihre Zweige nach allen Richtungen verlen- den; allein man fieht leicht, dafs das der Länge nach. verlaufende gröfsere Gefäls für den Darm die Stelle der noch nicht an ihn getretenen Gekrösgefälse in dem übrigen Verlauf des Darmkanals verfieht, und dafs die ans den Längengefälsen entfpringenden Zweige ihn auch kreisförınig umgeben, wie ich es #) 2.00, 5.96 .**) Baillie Anaromie des krankhaften Baues, von Söm- merting, S. 217, na00. S. 371, 428 „ z— auch in einigen eingelpritzten Exemplaren ,- die ich vor mir habe, deutlich [ehe. , Aus dem Vorigen ergiebt fich nun. zwar ohne Widerrede, dafs diefe Anhänge Fehler der erften Bildung find, wie darüber auch alle beflere Beobäch- rer übereinkormmmen; allein bis jetzt hat man, fo viel ich wenigftens weils, nicht zu erklären verlucht, auf welche Weile dieler Febler der erften Bildung. entftehe. Der neuelte Schriftfteller über pathologi- fche Anatomie, Vaigtel, fagt noch, er (ehe nicht ein, warum diefe angebohrnen Anhänge vorzüglich am Krummdarm vorkommen, und alle Frklärun- gen, die man über das Entltehen gerade der wahren Krummdarmanhänge hat, können hier nicht berück- fichtigt werden, indem fie lich auf ein Entftehen derfelben an einem normalen Darm durch Druck von innen, oder Zerren von aulsen, in einem Bru- che u. [. w. beziehen. Sr Meiner Meinung nach, die ich auch [chon frü- her, wiewohl nur beyläufig *), geäufsert habe, ha: ben fie in der anfänglich Statt findenden Communi-: cation zwilchen der Nabelblafe und dem Darmkana- ‘le ihren Grund, für die ([owohl andere, als ich,. mehrere Gründe und Belege geliefert haben , und die auch noch zum Theil durch einige im Verlauf die- fer Abhandlung vorkommende Data, beftätigt wer- den wird. Inder Regel fchnürt fich der Nabelbla- fenkanal vom Darmkanal dergeltalt ab, dafs diefer -in [einem ganzen Verlauf eine cylindrifche Höhle *) Beyträge zur verzl, und menfchl, Anatomie, Heft r. $. gı. _—_- 429 bildet, indem’ an der Stelle, wo fich jener in ihn ein- mündet, [eine der Inlertion des Gekröfes gegenüber ftehende Wand [ich der enigegengeletzten parallel fchlielst; gefchieht aber dies nicht, und bleiht ein grölserer oder kleinerer Theil des Nabelblafenkanals am Darmkanal ftzen, fo erfcheint dieler, weil fein Verfchwinden nur in einer gewillen Periode mög- lich ift, lebenslänglich als Darmanhang. Einige Gründe für diefe Meinung habe ich fchon | an demfelben Orte, wo ich fie äulserte, zugleich vorgetragen; da ich aber feitdem durch abfichtlich angeltellte Unterfuchungen und zufällig erhaltene Data, noch mehr in derfelben beftärkt worden bin, fo habe ich es nicht für unzweckmäfsig gehalten, fie in ihrem ganzen Umfange dem phylielogifchen Pu- blikum vorzulegen. Einer der Gründe, deren ich mich bey ihrer erften Darltellung bediente, betraf das gleichzeitige Vorkommen diefer Art von Mifsbildung mit an- N dern, A, offenbar in einem Stehenbleiben auf einer früher normalen Bildungsftufe begründet find. Die- fer Grund hat feit jener Zeit für mich ein noch grö- fseres Gewicht erhalten , indem ich theils felbft, wie man bald fehen wird, Gelegenheit gehabt habe, den Darmanhang anf eine auffallende Weile mit Mifsbil- dungen obiger Art vergefelllchaftet zu fehen, theils - noch mehrere fremde Beyfpiele, die daffelbe beftä- tigen, aufgefunden habe. Allein ich habe zugleich Gelegenheit gefunden, ihn auf die ganze Familie der Milsbildungen auszudehnen, indem ich den Darm- anhang Sowohl mit, Mifsbildungen, deren Wefen . 430 — eine in modo alienirte Thätigkeit, als mit [olchen, die in einer zu grolsen Energie der bildenden Kraft begründet find, zulammengefunden habe. Aus der erften Rlalfe kenne ich zwar nur einen Fall, zweille aber nicht, dafs eine genauere Unter fuchung der Anatomen eine grölsere Menge ähnli- cher enthüllen würde. Es ift der von Baillie *) meilterhaft befchriebene Fall von einer Umkehrung aller Organe der Bruft und des Unterleibes, ‚wo zu- gleich ich am Krummdarm ein langer Darmanhang fand. Merkwürdig ift mit diefem Stehenbleiben des Darmkanals auf einer Durchgangsbildung die Thei- Yung der Milz in fünf einzelne grofse Lappen, kdie dabey zugleich vorkam, weil auch diefe eine nie- dere Cetaceenbildung ift, die ich nicht ganz f[elten zu anderen Bildungsabweichungen zu gefellen [cheint, indem fie von Abernethy **) in dem berühmten Falle der unmittelbaren Inlertion der Pfortader in die untere Hohlader, wo fich [ogar fieben einzelne Lappen fanden, und von Malacarne ***) mit Bauchfpalte beobachtet wurde. Aus der zweyten erwähnten Klaffe dagegen kenne ich mehrere Fälle. So fand Melle +) bey einer vollkommen doppelleibigen Mifsgeburt ein Di- vertikel an denı Krummdarm des einen Kindes, dicht über der Stelle, wo er fich von dem gemeinfchaftlichen ”) Phil. transact. vol. 78. P. 350 - 363. **) Phil, transact. year 1793- P. 59 - 63. =+») Memorie della focierd Italiana Vol. IX. p. 5% +) Nova acta n. c, Vol. VI, p. 153. ra 431 dünnen Darm trennte. Klinkofch *) fahe dal- felbe an einer ähnlichen, aber noch an dem gemein- Ichaftlichen dünnen Darm. Albrecht **) bemerk- te an der Trennungsltelle eine Erweiterung, die ei- nem dritten Magen glich, deren Befchaffenheit aber ' durch die oben von mir angeführte feltene Varietät des Divertikels wohl hinlänglich dargethan wird. Dafs fich der Darmanhang mit Mifsbildungen aller Art zulammenfetzt,‘ kann nicht befremden, wenn man erwägt, dafs grölsere Energie der bilden- den Kraft an einem Punkte, l[o wie Störung der- felben in modo beynahe nothwendig die Energie der- felben in einem oder dem andern Organ [chwächt, was ich, befonders in Beziehung auf Mifsbildungen, die ihrem Wefen nach in einer zu grolsen Thätigkeit der bildenden Kraft begründet find, welche fich durch Vergröfserung oder Vervielfachung einzelner oder mehrerer Organe, oder des ganzen Individuums aus[pricht , für falt alle Organe durch eine Menge von Fällen belegen könnte. Doch übergehe ich dies hier, und wende mich zu den, wie leicht zu erwarten ilt, bey weitem zahl- reichern Fällen, wo die[e Mifsbildung mit andern, deren Wellen daflelbe ift, zugleich gefunden wurde. Ich habe fie bis jetzt einmal mit Hafen[charte, Wolfs- sachen und gelpaltener Gebärmutter, einmal mit Lendenwirbelflpalte, Nabelbruch und Perforation der Herz(cheidewand, und einmal mit mangelhafter Ent- wickelung des Schädels, d. h. äufserft unvollkomme- *) Anatom, monftri bicorporei, Pragae 1767. P. 9. ®*) Nova acta n, ec. Vol. H, p. 273, 452 Senn ner Verknöcherung, der übrigens der änfsern Form und Grölse nach, regelmäfsig entwickelten Knochen . de[felben, Perforation der Herzfcheidewand, Atrelie des Afters und Klumpfüfsen vergelellfchaftet gefun. den. Mein Vater *) fand fie einmal mit Hafenf[char- te, Gauimenfpalte und doppelter Gebärmutter, und fahe ınit den[elben Mifsbildungen in einem andern Falle zwar kein Divertikel des Darmanhangs, aber doch eine andere abweichende Bildung, welche deut- lich daffelbe ausdrückte, nemlich die vala omphalo- melenterica, die von der obern Gekröspulsader fich zum Nahel erftreckten **), In einem andern Falle fahe Sandifort ***) den Darmanhang mit Halen- fcharte, Wolfsrachen,, Nabelbruch , gefpaltenem Rückgrate, Verwachfung der Nieren und Perfora- tion der Berzfcheidewand vergel[ellfchaftet. o tr to ****) fand dabey zugleich Hirn-und Schädelman- gel, ynd anderweitige unvollkommene Entwicklung des Darmkanals, u. d. m. Rofenmüller +) fand gleichfalls den Darm- anhang einigemal mit Hirn- und Schädelmangel zu- fammen. Ilenflamm ft) und ich #4) [ahen ihn *) Thamm de genitalium fex. feq. varieratibus, Halae 1799- P» 27. . =) Ebend, S. 29. =‘) Obf. anat. pathol. Lib. II, Ei) Otto monftrorum trium cerebro arque cranio deftitu- torum disquifitio. Francof, ad Viadrum 1808. +)Ifenflamm und Rofenmüller Beyträge f, d, Zer- gliederungskunft, Bd. 1. Hz S. 275. ++) Ebend. trF) Beyträge u. f. w. Heft 2, S, 146, 4 4 ‘ — 433 bey vollkommener Acephalie.e Dupuytren *), fand den Darmanhang in. Verbindung mit gefpalte- ner Harnblafe ‚ Ruthe, Mangel der einen Nabelarte- rie, des aponeurotifchen Theiles des Zwerchfells, gelpaltener Oberlippe und Gaumen. Hieher gehören auch die äufserft merkwürdigen Fälle, wo fich in oder an einem andern vollkomme- nen Individuum ein zweytes, mehr oder weniger vollftändiges, nicht auf die beym Doppeltwerden ge- wöhnliche Weile, fondern dergeftalt entwickelt hat- te, dafs es mit ihm ungefähr auf diefelbe Weile, als der Fötus mit der Mutter in Verbindung zu ftehen fchien, ungeachtet entweder das Alter, oder das Ge- Schlecht, oder beide Umftände zugleich jeden Ge- danken an eine Befruchtung des enthaltenden Indi- viduums verwehrten. Aulser dem Bilfieufchen Falle find mir zwey neuere, hieher gehörige Fälle _ diefer Art bekannt. Im erften, den Simmons **) befchreibt und abbildet, fand fich am Ende des Rückgrates eines nieugebohrnen Mädchens eine grofse Gefchwullt, wel- che diefelbe Farbe mit der übrigen Haut hatte. In ihr fühlte man Knochen, welche mit Beckenkno- eben Aehnlichkeit hatten, und in der Gegend der Schaambeinfuge weit von einander entfernt [tanden: zugleich hingen zwey krumme Fülse von ihr herab. Oben und hinten befand fich ein runzlicher, aber andurchbohrter After. Das Kind ftar) in einem *) Bulletin de P’&cole de medecine an. XIII er XIV. p- 58. ”) Simmons medical faits and obfervat, Vol, VII, Lon- -don 1800. p. 1 - 15, n 434 ee Alter von zwey Jabren, Bey der Leichenöffnung fand man die Gefchwulft mit dem Steifsbein nur durch eine bandartige Malle zulammengeheftet, und nur eine Arterie und einen Nerven von der Gröfse einer Rabenfeder in fie dringend. Hı der Malle fand man Fett, einen Heiligbeinähnlichen, zwey Schienbeinknochen, zwey Fülse und eine unförm- liche Hand; ganz im Innern einen überall ver[chlof- fenen Darm, der, nach dem Kupfer, ein Stück Grimmdarım und Krummdarm war, von denen der. letztere ein Divertikel abfchickte. Zugleich befand Gch auch am Krunundarm des Kindes [elblt en An- hang. Der zweyte, noch merkwürdigere Fall *), hat einen Knaben zum Gegenftande, und kommt äufserft auffallend mit dem Bilfieufchen überein, wes- halb ich ihn, befonders, da er unter den jetzigen Um- ftänden nicht leicht zu einer allgemeinen Kunde ge-, langt l[eyn kann, hier etwas umltiändlicher , ein- rücke. i Das Kind war anfangs gefund, fing aber bald nach der Geburt an, fich häufig zu erbrechen, und zugleich eentltand am ohbern Theile des Unterleibes, etwas links von der Herzgruhe, eine [tarke Erhaben- heit, die beftändig wuchs, fo, dals das Kind fieber Monate nach der Geburt [echs und dreyfsig Zoll im Umfange hatte, Im fiebenten Monate wurde plötz, lich, nach hebentägigem Leiden, der Unterleib über- *) Medico - chirurgical transactions publifhed by the me- dical and chirurgical fociery of London 1809, VolrI. Cafe of a foetus found in the abdomen of,a boy. ET. 435 all gleichmäfsig ausgedehnt und weich; während der ganzen folgenden Woche flols eine Menge Urin ab, zugleich fiel der Unterleib etwas zulammen, und es fchien daher, als fey die Gef[chwulft durch einen jetzt geborftenen Balg gebildet gewelen. An die Stelle des vorher permanenten Brechens und Ano- rexie, trat nun ein wüthender Hunger, der aber bald wieder verfchwand, als fich in der nächften Woche der Leib wieder, und, wie man deutlich be- "merkte, durch Anfüllung eines Balges, angefüllt hat- te. Endlich [tarb das Kind in einem Alter von neun Monaten. Man fand zwifchen den Blättern des Quergrimm« darmgekröfes eine anfehnliche rundliche Ge[chwullt, aus der auf einen Einftich beynahe fünf Pfund einer wafferhellen Flülfigkeit hervordrangen., Als man die Oeffnung erweiterte, fand man in dem Balge ei- nen menfchlichen Fötus. Seine Extremitäten waren kurz, etwas dick, allein feft und ftark, und lagen beynahe wie beym Fötus in der Gebärmutter, An der Stelle des Kopfes fand fich eine dunkelrothe Fleifchmaffe, die aus einem Gefälsgewebe beltand, allein nirgends eine Spur von Gefälsen und Nerven. zeigte. Der Fötus hing theils durch einen [ehni- gen, von der harten Hirnhaut ftamınenden Streifen, Aheils, und zwar vorzüglich, durch einen Fleifchke- gel mit dem Balge zulammen. Die Grundfläche def- felben befand fich am Balge, gerade da, wo lich der Leerdarm des Kindes an denlelben heftete, die Spi- tze am Nabel. Als dielfer Fleifchkegel durchf[chnit- ' ten wurde, Bols aus feiner Grundfläche eine Menge ” \ 436 sn Bi Schwarzer , zäher, kindspechähnlicher Maffe, die im, mehrern Darınwindungen enthalten gewefen war, wovon eine nothwendig beym Durchfehneiden des Kegels zerichnitten werden mulste. Die Oeffnung, aus welcher jene kindspechähnliche Maffe flols, führ+ te durch einen kleinen Gang zum dünnen Theile des Darnıkanals, der unter allen Organen am vollltän- digften, wiewohl bey weitem nicht rege'mälsıg ent- wickelt war, fich oben und unten blind endigte, aber doch eine deutliche Tkeilung in dünnen und dicken Darm zeigte. Diefes Ende des Darıns hält der Verfaller der Beobachtung für den After, es ilt aber offenbar der Nabelblalengang. ‘ _Uebrigens fand fich die Wirhelläule unvollkom- men entwickelt, hinten gefpalten, kein Rücken- mark, ein unregelmälsiges Rudiment einer Schädel. grundfläche, wenig Muskeln, die Extremitäten bey- nahe hlofs aus Fett gebildet. Die Verbindung zwi- fehen dem Fötus und dem enthaltenden Kinde, wur- de durch Gefälse vermittelt, die Aich pfortaderähn. lich verhielten, indem aus einem mittlern Stamm fich nach beiden Enden Aelte fortlfetzten, und offen- bar hatte der Balg die Stelle des Mutterkuchens ver- treten. up Den beften Beweis aber für die ] Meinung, dals das Divertikel des Darmkanals ein Ueberbleiblel der Verbindung zwilchen dein Darmkanal und der - Nabelblafe ilt, führt die leizte der drey, oben nur kurz erwähnten Milsgeburten, die übrigens alle ihre Reife erlangt hatten. Die vielen äufsern Bildungs- "Fehler an 437 fehler !derlelben, «machten mich auf eine Unterlu- ‘chung ihrer innern Form äufserft begierig, ‚und wirklich fand ich, dals diele der, äufsern vollkom= men entlprach. Das Herz war ganz platt, rundlich, beynahe fo breit als lang, [tand ganz gerade, die Spitze war in zwey, über zwey Linien weit von einander abfte- _ hende Höcker getrennt. Aus der Mitte der Grundflä- che ftieg die Aorta, um die Hälfte weiter als gewöhn- lich, gerade empor, und [chlug fich nicht yor, lon. dern hinter der Luftröhre, zur Wirbelfäule. Von der Lungenarterie, als einem eignen, aus dem Her- zen entlpringenden Gefälse, fand fich keine Spur; dagegen fand ich bey Oeffaung des, Herzens und der Aorta, dals diefe aus dem rechten, weit grölsern, und dem linken Ventrikel zugleich und aus ihr, vier Linien über ihrer Balis, die [ehe enge Lungenarte- rie entlprang, welche fich logleich in ihre bei« den Aelte theiltee Von einem arteriölen-Gang fand j fich natürlich keine Spur. Die Aorta hatte nur drey ’ Klappen, und dicht unter ihrem Urf[prunge war die Herzfcheidewand durch eine, vier Linien breite, ei- ne Linie hohe, mit glatten Rändern ver[ehene Oef- | „nung perforirt. Der After fehlte gänzlich : eben [o war vom Malt. darn keine Spur wahrzunehmen, [ondern der von Kindspech Stayk angelchwollne Grimmdarm- endig- ‚te fich, auf den erften Anblick, blind, öffnete fich "aber in der , That in einen Stark muskulöfen, fünf Zoll langen , andertlıalb bis zwey Zoll hohen und „Arch fı d Phyfiol. 1X. Bd, Ill. Hefe GE 438 \ — breiten Körper, der die ganze Breite des Unterlei- - bes einnahm, und aus der Harnblale und dem Maft- darm gebildet zu feyn [chien. Diefe Oeffnung he- fand fich am linken Ende diefer grofsen gemein- fchaftlichen Höhle, war aber kaum eine Viertheils- äinie weit. Eben da öffneten fich auch die beiden Saamengänge, von denen aber nur der rechte zu ei- nem, hoch im Unterleibe liegenden Hoden führte, der linke blind geendigt war. Zugleich befand fich bier auch die Mündung des einzigen linken Harn- leiters, der zu der einzigen Niere [einer Seite führ- te. Aus dem rechten vordern und obern Ende des “ Harnblafen - Maltdarıns gelangte man durch eine Klei- ne, aber [ehr deutliche Oeffnung, in einen rundlichen, über einen Zoll weiten und langen, aber blols häuti- gen Balg, der den Nabelbruch gebildet hatte, und für nichts anders als den Urachus gehalten werden konnte, fich aber am Nabel blind endigte. Ein für den gegenwärtigen Zweck befonders merkwürdiger Umftand aber war die Anwelenheit eines Divertikels, das fich am dünnen Darme, eilf Zolle über der Verbindung deflelben mit dem dicken befand. In der Länge eines halben Zolles, hatte es ungefähr gleiche Weite mit dem dünnen Darm, hier aber hörte es, nicht wie gewöhnlich, blind auf, [on- dern verwandelte [ich in einen etwas engern, aber überall offnen, aus ziemlich dünnen Häuten gebil- deten Kanal, der bis zur Infertion des Nabelftranges reichte, und bis zu ihr geöffnet, und mit dünnem Kindspech angefüllt war. In [einem ganzen Verlauf wurde er von den Gekrösnahelgefäfsen, die von der x —. 439 öbern Gekrösarterie entfprangen, begleitet, endigte fich am Nabel blind, und’ commünicirte durchaus nirgends mit der Blafe, welche den Urachus darltellte, Hier alfo fand fich ganz deutlich ein offner Gang zwilchen demDarmkanal und dem Nabel, der fich an derlelben Stelle, wo fich immer das Diver- tikel befindet, und fich der Dottergang der Vögel einfenkt, in den dünnen Darm begab, und von denfelben Gefäfsen, als dieler, begleitet war. Es fand fich überdies ein wahres Divertikel, das lich von dem gewöhnlichen nur dadurch unter[chied, dals es fich nicht gefchloffen hatte. Kein Zweifel, dafsije- ner Gang wirklich der Nabelblalengang war, Kein. Zweifel aber auch, dafs die Lobfteinifche *) Behauptung, der zufolge die Nabelblafe des Men- fchen fich in die Harnblale öffnen [oll , durchaus unrichtig ift, indem fich hier der vom dünnen Darm zum Nabel verlaufende Nabelblalengang, und ‚der erweiterte Harnftrang zugleich fand, Ift diele blafenähnliche Geltalt vielleicht die ur[prüngliche "Form des Urachus? Der vorliegende Fall, in Verbindung mit einigen andern, [cheint es wahr+ fcheinlich zu machen. So fand Saviard **) am der Stelle des Urachus eines neugebohrnen waller« füchtigen Kindes einen Gang, in den man zwey bis drey Finger einbringen konnte, und ich be& “merkte im Urachus eines reifen Schweinsfötus eine ‚Erweiterung von der Länge und Weite eines Zolles, Ggı “) Effai für la nütrition du ferus p. 47, =") Obfervations ehirurgicales, Paris 1788. pr 317% e 448 on die ich ungefähr vier Zoll weit vom Nabel befand, und in deren vorderes und hinteres Ende fich der Urachus endigte. Ift vielleicht anfänglich Allantois und Nabelblale eins, fpaltet ich dann das gemein- fchaftliche Organ in beide Organe bey manchen Thieren, während bey manchen andern fie nur als Nabelblale, bey andern nur als Darmblafe perhftirt? Die Einmündung eines offnenFortfatzes des dünnen | Darms in die gemeinfchaftliche Mafle der nicht ge- | ‚fchloffenen. Harnblafe, wovon ich am Ende diefes Auffatzes einige Beyfpiele anführen werde, [cheint diefer Meinung viele Wahrfcheinlichkeit zu geben. Die. vorher befchriebene Milsgeburt zeigte allo "noch eine deutliche Verbindung zwilchen dem dün- nen Darn und dem Nabel, und auf dem Verbin- dungkanale verliefen die Nabelgekrösgefäfse. Jener | Verbindungskanal obliterirt ich zwar beym gewöhn- lichen Divertikel; allein nicht ganz [elten [cheinen ‘doch jene Gefälse, wenrigltens bis zu einer gewif- fen Periode, auf ihm zu verlaufen. So habe ich fe 'erft kürzlich bey einem vierteljährigen Kinde, wie gewöhnlich aus der obern .Gekrösarterie und Vene kommend, in [einer ganzen Länge auf ihm. verlau- fen, und erft an [einer Spitze in einen ver[chloffenen Faden, der in der Länge einiger Zolle herabhing, "verwandelt gelehen. Einen ähnlichen Faden be- ‚'merkten auch Otto *%) und Sandifort **) bey ‚neugebohrnen Kindern, und van Döveren***)bey ”) 2.2.0. **) Obf. anat, pathol. Lib. I. p. 124, « +) Obfervats acad. fpecimen, 1765. P. 30, Dr 441 einem Frwachfenen. In den beiden letzten Fällen war diefer Faden dort mit dem Gekröfe, hier mit dem Grimmdarm verwachlen, und bildete allo eine Schlinge, die zu den gefährlichften Zufällen Veran: laffung geben konnte, Eine andere Milsgeburt, die ich gleichfalls vor mir habe, vollendet endlich den Beweis, fo weit er von diefer Seite geführt werden kann, - ; Es ift ein ungefähr viermonathlicher,, vier Zoll langer Fötus. Aeufserlich bemerkt man blofs, dafs feine beiden untern Extremitäten, doch dergeltalt verwachlen find, dafs man in ihrer ganzen Länge beide deutlich von einander unterfcheiden kann. Merkwürdig ift die Art diefer Verwachlung, die immer diefelbe zu feyn [cheint. Die untern Extre- ‚mitäten find dabey äufserlich [o gedreht, dafs fie, im 'Verhältnifs zur obern Hälfte des Körpers ganz nach hinten gewandt find. Sie find nicht an ihrer innen ‚Seite, fondern an der, welche im Normalzuftande die äufsere ift, unter einander verwachfen, was’ ınan deutlich daran erkennt, dafs an beiden Füfsen die grofsen, nicht die kleinen Zehen, nach aufsen liegen. Offenbar alfo ftellt diefe Anordnung die grö- [ste Entfernung von einem Zufammentreten beider feitlichen Körperhälften, und allo, wenn ich mich fo ausdrücken darf, einen hyperembryonifchen Zu- ftand dar. Damit fällt auch die Eildung des Her- zens und des Darmkanals zulammen. Das Herz nemlich ift ganz platt und rundlich, ftatt dafs es» bey gleich grofsen und alten Fötus, im: Noymalzu-' 442 en Stande fchon längft eine längliche Kegelform hat, und ganz deutlich ift das Septum, nur etwas tiefer als gewöhnlich, perforirt. Der Darmkanal ift in zwey Hälften 'getrennt, die in der Unterleibshöhle nicht vereinigt find. Die obere, oder die Magenhälf- te, enthält den regelmäfsig gebildeten Magen und ein eilf Zoll langes Stück dünnen Darm, der in fei-_ nem grölsten Verlauf die gewöhnliche Weite hat, in der Länge eines Zolles aber fich um das vierfache erweitert, dann aber allmählig wieder beträchtlich zufammenzieht, und durch den Nabel in den Nabel- ftrang tritt, Hier verläuft er in der Länge eines Zolles, und zieht fich zuleizt zu einem änfser-ft fei- nen Faden zufammen, der fich unter einem [pitzen Winkel mit einem andern eben [o feinen, dem Ende der untern Darmkanalhälfte, verbindet. Dieler er- weitert fich, tritt in den Unterleib zurück, und ver- bindet fich bald mit dem Grimmdarm, der fich bald beträchtlich angelchwollen und blind endigt: An der Stelle ihrer Verbindung finde: &ich ein fehr anfehn- licher, freyhängender Wurmanhang. Aufser die- fem aber geht von der Stelle, wo fich das zu einenı dünnen Faden ausgezogene obere und untere Stück des dünnen Darms unter einander verbinden, ein kleiner Faden im Nabelftrange fort, der fich aber bald verliert. Sehr deutlich tritt, nebft beiden Dünn- darmhälften, die Gekrösnabelarterie und Vene durch den Nabel aus dem Unterleibe, und verliert fich neblt jenem kleinen Faden im Nabelftrange , der offenbar das Ueberbleibfel des Nabelblafenganges, fa wie diefer vom Blinddarım völlig verfchieden ift un ee 7 7 Gegen diefe Gründe und Beyfpiele aber könnte man einwertden, dafs fie nichts für den normalen Bau beweifen, indem fie von Mifsgeburten entlehnt feyen; allein diefer Einwurf hebt fich durch die Un- _ terluchung menfchlicher Embryonen [ehr leicht. Schon früher *) habe ich einen Fötus befchrieben, bey dem aus dem Vereinigungswinkel des obern und untern Dünndarmftückes lich ein von den Na- -belgefälsen ver[chiedenes, gelbliches Gefäls in der Nahelfcheide fortbegab. Bey einem andern, noch frühern Fötus **), fahe ich ein ähnliches Gefäls von der Nabelblafe aus durch den ganzen Nabelftrang werlaufen. Kürzlich habe ich in derfelben Hinficht noch einige Embryonen unter[ucht, und bey fpätern, ungefähr zehn Wochen alten, zwar den Darm- kanal in den Unterleib zurückgetreten, jenen langen Kanal, fo wie die Nabelblalfe felbft, ver[chwunden, aber dafür bey zwey Embryonen diefes Alters, an der gewohnten Stelle, ungefähr einen Zoll über der Verbindung des Grimmdarms mit dem Krummdarme, aufser dem deutlichen Blinddarm ein wahres blin- - des Divertikel, das bey dem einen eine halbe, bey dem andern eine ganze Linie lang war, dort perpen- . dikulär, hier [chief auf dem Krummdarm [tand, und nur halb fo weit, als er felbft war, angetroffen. In beiden waren zugleich die. Gekrösnahelgefälse als äufserft feine, dünne Fäden gegenwärtig, in beiden lagen die Darmanhänge dem Nabel gegenüber. Bey mehrern, etwas [pätern Embryonen, die ich in die- ”) Beyträge zur verg!, und menfchl, Anat. H. J, $, gu ) Ebend, $, 92. AR. fer Hinfichr augenblicklich," nachdem ich Aiefen, Fund gemacht hatte, unter[üchte, "fand ich keineh Darmanhangz, aber, 'was äufserft merkwürdig ift, die Gekrösnabelgefälse in voller Integrität, fo dals allo auch beym Menfchen,' wie bey den Thieren, früher die Spur‘ des Nabelblafenkanals am Darmka- nal. als im Gefäfslylieim verfchwindet. ' Hunde werden bekanntlich mit noch offnen Gekrösnabel- gefälsen gebohren, allein bey mehrern Hunde -Fötus, die ich: in diefer Hinficht unterfuchte, konnte ich durchaus keine Spur eines Därmanhanges bemerken. Damit kommt auch das nicht felime Vorkommen die- fer Gefälse, befonders bey frühern menfchlichen Fötus überein, - Aus dem Gefagten ergiebt fich daher, dafs jene Milsgeburten allerdıngs für meine Meinung beweilen, ‚indem fich, nur dem Wachsthum des Ganzen ge- wmäls, vergröfsert, allo deutlicher zu erkennen a ganz daffelbe wiederhindet, was ich bey kleinen normal- gebildeten Fötus im Kleinen bemerkte, und dafs der Darmanhang offenbar in einer frühen Fötusperiode eben ‘fo [ehr normaler Zultand ift, als die vala om- } phalo- melenterica, Nachdem wir auf diefe Weile gelehen haben, dafs ‘das wahre Welen der Darmanhänge [owohl dürch: die Befchaffenheit des Darmkanals früher, regelmäfsiger Embryonen, als älter gewordener aus- gebildeter Fötus hinlänglich dargethan wird , kön- nen wir diefe Meinung noch durch andere Gründe zu einer vollltändigen Gewilsheit erheben, A Tu 445 Finer davon betrifft die Beftändigkeit der Stelle des Darmkanals, an welcher fich der Darmanhang findet, die ich [chon oben als Unterfcheidungszei- chen diefer Art der Darmanhänge von den übrigen. angeführt habe. Nach den bewährteften Schriftftel- lern ift diefe Stelle immer der Krummdarm, oder wenigftens das Ende des Leerdarms. So bemerkt Ruyfch *): Ejusmodi diverticula, ut plurimum, fi aon [emper, in Deo occurrunt. Haller **) fagt: Nempe plerumqne, qnantım vidi, in tenui inte[tino, inque ejus parte noyillima änprimis, quae ijleum dieitur, valde frequens eft, in- teltinum hine quidem cylindrum fuum continnare, aliquando etiam ea parte foveam imprellam gerere, inde vero appendicem erigere etc. Mor gagni ***) bemerkt ausdrücklich ‚' dafs fowohl er als andere, ‘von denen die Stelle des Darms,. an welcher fich der Anhang befand, be: Stimmt angegeben Yried), ihn am Krunmdarm und dem Grimmdarm näher als dem Leerdarm fanden! Sandifort ****) fahe mehrmals einen folchen . Anhang, und immer am Krummdarm, nie an einem andern Theile des Darmkanals. Ich habe ihn bis jetzt [eit zwey Jahren im Gan. zen fiebenmal, und immer am Krummdarm, bey Erwachfenen gewöhnlich vier, bey neugebohrnen Kindern, einen Fuls vom Griinmdarm entfernt ge- *) Thef. VII. p. 10. “) a,.a. 0, S. 96% =) De cauflis er fedibus morb, Ep. XXXIV, art. 17. =) Obf, path, anat, L. 1, er III, "446 — ö funden. Dals er fich gewöhnlich, wo nicht immer, am Krummdarm befinde, beweilen mir 20 Exemplare diefer Mifsbildung, welche ich in meiner Sammlung vor mir habe, und wo entweder der Krummdarm mit dem Grimmdarm in Verbindung gelaflen wor« den ift, -oder wenigliens der Mangel der Kerkonigi- fchen Klappen deutlich darthut, dafs das Stück, wor- an er [ich befindet, der Krummdarm ilt. . Günz [ahe fechsmal einen folchen Anhang am Krummdarm, Bole *) dreymal, und immer in den letzten Windungen diefes Darms: Damit ftimmen auch die einzelrien Beobachtun- gen anderer Schriftlteller überein. i : So fahe ihn Weitbrecht **) eine Hand breit, Fahrizius ***) zwey Hände breit über der Ver- bindung des dünnen Darms mit dem dicken. Auch der von Meibom ****) beobachtete befand fick in derfelben Gegend; van Döveren ft) fand ihn eine Elle, Schlichting tf) fünf Spannen über der Vereinigung beider Därme. Zwinger t}}) &- he ihn bey einem Fötus zehn Zoll über derfelben. Eben fo fahen auch Verheyen t+it}), De- *) 2.20. 52% ®*) Acta petropol, Vol, IV, _ “) bey Morgagni 2,4, 0, »eer) De valis palpebrarum, p. 6, DdDı.aO0, HDNa.n.c. r. VI. obf. 20. +r}) Acta n. c, &. I. p. 157. +++F) Anat. c, h, tab. VI. £ 3. u 447 lius *), Hünauld **), „Littre' *#), Wal- ther %***%), Wrisbe#rg *****%), Mery D,Amy- andtt), Tabarrani tH}), Düpuytren 4:}) und eine Menge anderer Beobachter, alle den Darm- anhang nur am Krummdarm. Offenbar aber bietet die Struktur des’vollende- ten Darmkanals an Geh an diefer Stelle kein Mo- ment dar, aus welchem fich das alleinige Vorkom- . men.des Anhangs in dieler Gegend erklären liefse, es mufs daher in den anderweitigen Verhältnilfen dellelben gefucht werden, und diefe [cheinen: offen. bar keine andern als die auf den vorigen Seiten an- gegebenen zu [eyn. Einen [ehr wichtigen Grund für meine Meinung eber bietet der Umftand dar, dafs man den Darm- enhang bis jetzt nur an Thieren beobachtet hat, die entweder mit der Tunica erythroides oder dem Dot- terlacke verfehen find. So fand ihnSchenck }ttt}) -anHunden, Schulze ttfftf) und ein Unge- ®) Amoenitat, acad. decas fecunda, p, 93. ®”) Mem, de Pacad. des fc, 1732. p. 40, »er) Ebend. 1700. p. 384. wer) Progr. de aneurysmat, p. 8. # =“) Loders Journal für Chir, I, 2, +) Mem, de V’acad. des fc, 1701. V. +) Philof, transact, 1736. no, 443. rt) Arti di Siena vol, Ill, p. 99 4) «a 0, I y4trt) Exercit. anat. p. 334 Eritit) Act. phyf, med, vol, I. p. 505, 448 m nannter *%), und zwar nicht felten, an Schwei- nen, Ruyfch %) an Hafen, Morgagni ***) mehrmals an Gänfen. Er bemerkt zwar, dafs der Anhang, den er an Gänlen fand, wegen [eines gro: [sen Durchmelfers nicht für einen Ueberrelt des Dotterganges habe gehalten werden können; allein offenbar beweilt die vorher gelieferte Angabe des Verhältnilfes der Weite diefes Anhangs zum Darm! kanal, im Vergleich mit dem, welches hey Erwach- fenen vorkommt, wo er gewöhnlich völlig [6 weit, als der Darmkanal [elble ift, dafs, wenn während des Fötuslebens eine Verfchiedenheit zwilchen dem Durchmeffer beider Kanäle Statt findet, diefe im Leben durch den Eintritt der Contenta des Darm- kanals völlig gehoben wird. Ich habe in mehrern Vögeln aus den verfchiedenften Familien dielfen An- hang beobachtet, beym $ chwan fahe ich ihn zwey- mal; und offenbar'ift das, was Cuvier ****) beym’ Agami (Plophia crepitans) und andern Vögeln’ als einen dritten Blinddarm angiebt, nichts als der übriggebliebene Relt des Dotterganges. Nach N eed- ham +) und Maitre-Jan tt) exiftirt diefer So- gar bey allen Vögeln das ganze Leben hindurch, nur bald mehr bald weniger [tark entwickelt, was nicht auffallen kann , wenn man an den bis nach dem *=) Bresl, Sammlungen. ®*) Catal, rariorum p. 170, =) aa 0. #r) Anat. compar&e vol, IU. ß. zıı. +) De formato foetu p. 97. Tr) Obfervations fur la formarion du poulet pı 29%: “ — 449 Auskriechen noch Statt findenden Zufammenhang ' zwilchen Dotterfack und Darmkanal denkt, der bey den Säugthieren fchon fo früh, lange vor der Ge- burt, ver[chwindet. { Ift-es nun einmal durch die bisher angeführten Gründe erwiefen, dafs der Darmanhang wirklich eine ftehengebliebene Durchgangsbildung ift, lo wird dadurch eine andere zufammengeletztere Mils- bildung erklärt, oder wenigftens der Weg zur Er- klärung derfelben gebahnt. Diele Mifshildung he- Steht in der Anwel[enheit einer [chwammigen Ex- krefcenz am untern Theile der vordern Unterleibs- | "wand, in welcher fich mehrere Oeffnungen finden, von denen zwey zu den Harnleitern, eine aber, und zwar die oberfte, zum Darmkanal führen. Bis- weilen finden fich auch noch andere, die zuden Ge nitalien leiten. Man fieht leicht, d ‚jene [chwam- mige Malle, wenigftens zum Theil, die [ogenannte invertirte Harnblafe ilt; allein, dafs fie auch noch et- was mehr ilt, beweilt der Umftand, dafs fich nicht felten der Darmkanal und die Genitalien (auch beym weiblichen Gefchlecht, denn beym männli chen könnte dies nicht befremden ) in ihr öffnen, % Diel[e Malle ift offenbar ein Ueberreft jener frühen "Bildung, wo durch das untere Rnde des noch nicht von der Nabelfcheide algefonderten Unterleibes ‚noch die Kanäle aus der Nahelfcheide in den Unter- leib drangen, welche mit der Bildung des Darmka- nals und [einer Anhänge, [o wie des Harnlyftems ‚und [einer Anhänge in Beziehung [tanden, nemlich 458 i —, der Gang ‘der Nabelblafe und der Harngang, oder wo vielmehr der letztere 'noch nicht gebildet war. Dadurch wird die Stellung der Oeffnung in diefer [chwammigen Malle, welche zum Darmkanal führt, erklärlich. Immer nemlich befinder fich diefe Oef- nung über der Mündung der Harnleiter, und immer führt fe zum dünnen Darm. So fand Delfini*) bey einem Kinde, das mis einer Gel[chwullt, die ich vom Nabel bis zum Mit- telfleilch erftreckte, und vier Oeffnungen, zwey über einander [teliende und zwey feitliche enthielt, und aulserdem mit einer Spalte, die fich von der Mitte des Rückens bis zum Steilsbein herab er[treckte, gebohren wurde, die Harnblafe und den Harngang gänzlich fehlend, die Ureteren in die beiden L[eitli- chen Oefinungen der Geflchwulft, den Krummdarm aber in die oberfte geöffnet. Die untere führte in einen anderthalb Zoll langen , vier Linien weiten Blindfack, der eine ohrenfchmalzähnliche Subltanz enthielt. Im Hodenfacke befanden fich die Hoden und Nebenhoden, allein vom Saamengange und den Saamengefälsen fand fich keine Spur. Auch der AR ter und die äufseren Genitalien fehlten gänzlich. Aehnliche Fälle erzählen Mery**), Petit***), Littre ****), Kleinf) und Thamm}tt). Im *) Opufe, fcelti fulle feienze e fülle arti, Milano t, VI,- 1783. P. 21 - 23. ”*) Mem, de Pac, des fc, an, 1716. pı 184 *"#) Ebendaf. p. 114 - 121, ”*) Ebendaf, p. 9 - 18. +) N. acta n. c. a. 1. p, 146 if) a a, 0. 9,17 - 26, 2 _— 451 Mery’[chen Falle fehlten die äulsern Genitalien und der After. Auf einer dünnen Tafche, welche die Unterleihseingeweide enthielt, befand fich ei- nen Zoll über den Schambeinen,die eben [o weit von einander entfernt waren, eine ovale Malle, die fünf Oeffnungen entbielt. Die unterlte führte zu einer kleinen, mit Fett angefüllten Höhle, zwey mittlere führten zu den Ureteren, die fich kreuzten, die vierte zu einer Art von Gebärmutter, die oberfte zum dünnen Darm, der fich ohne Veränderung des Durchmeffers und ohne Wurmanhang u. [. w. vom ‚Magen aus zu ihr fortletzte. \ Im Petit’fchen Falle fehlten die Bauchmus- keln und Bauchbedeckungen vom Schwertknorpel | bis zu den Schambeinen. In einer-über den Scham- beinen befindlichen Vertiefung, von der Gröfse ei- nes Thalers, öffnete fich der Leerdarm (der Krumm- därm fehlte) nebft dem Grimmdarm, der einen doppelten Wurmfortlatz hatte, Eben [o war auch der Littre’fche Fötus ge- Spalten. Es fand fich zwar eine Harnblafe, allein zur der linke Harnleiter öffnete [ich in fie, der rech- te unmittelbar auf der vordern Unterleibswand. Der dünne Darm [chwoll zu einer fleifehigen Talche, von der Grölse eines Hübnereyes an, aus deren unterem Ende eine fleifchige Röhre auslief, die ich auf der vordern Unterleibsfäche öffnete, Im Klein’[chen Falle fand fich eine wahre sffne Harnblale, an deren oberem Ende fich eine 452 — ‚Oeffnung von ler Grölse eines Kreuzers fand, die ‘zum Krummdarm führte. > Im Thamm’fehen Falle, den mein Vater’ be obachtete, öffneten fich auf einer gemeinfchaftlichen fchwammigen Malle, unten Zır beiden Seiten am meiften nach aufsen die zwey Harnleiter , zwifchen ihnen zwey Scheiden, die zu einer zweygehörnten "Gebärmntter führten, und weiter oben, in der Mitte, ‘der Krummdarım. In der vorher angeführten Schrift wird zwar diefe Oeffnung für den After gehalten, ‘allein ich fehe in dem Präparat, das ich vor mir habe, deutlich, dafs der Krummdarm dielen Gang ah- fchickt, fich, einen Zoll tiefer, in den Grimmdarm ‚öffnet, und dieler Sch, wie es auch auf dem Kupfer angegeben ilt, blind endigt. > Offenbar hatte fich in den angeführten Fällen „das untere Ende des Darmkanals, [o wie die ganze amtere Hälfte des Unterleibes nicht regelmäfsig ent- wickelt, die ver[chiedenen Organe hatten fich nicht von einander getrennt, und namentlich hatte fich - ler dünne Darm nicht gegen die Nabelblafe hin ge-.' fehloffen, Diefe Milsbildung deflelben unterfcheidet ich indefs nur dem Grade nach, und nur in fofern vom Darmanhange, als diefer ein gegen die Nabel- blafe verfchlolfenes, von den Unterleibswänden ge. 4 trenntes Stück des Nabelblalenhalles ilt. Ift es mir gelungen, auf den vorigen Keilen das wahre Wefen des Darmanhanges 'zu [childern, lo fällt damit zugleich die, kürzlich von einem geift- zeichen / — 453 reichen Schriftfteller *) als beftimmte Wahrheit auf: geltellte Behauptung, dafs der Blinddarm und der Wurmfortfatz der ductus umbilico- inteltinalis fey, fo wie die auf den folgenden Seiten gegebene Erklä- zung der Entftehung delfelben, was um [o weniger Widerrede finden kann, da derfelbe Verfalfer 2) der Blumenbachi[chen und Sömmerringi« [chen Meinung beypflichtet, der zufolge die Na- belblafe mit dem Dotterfack übereinkommt, welcher fich mit, dem Darmkanal durch ‚einen, von den Blinddärmen ganz ver[chiedenen Gang, und an ei« ner, mit dem Sitze der Divertikeln ganz überein» kommenden Stelle verbindet, =) Oken und Kiefer Beyträge °H. IL 5, 93. ”)a.a, 0. S. 59 _ "Arch, fd. Phyfs IX. BdtttHef& Hi 454 er) E Allgemeine Betrachtungen über die zwifchen allen Knochen und Mus. keln des Stammes der Thiere Statt findende Analogie, von C. Dü- m&ril, Aus dem Magazin encyclo- pedique, mitgerheilt vom Profeffor Meckel. | D:: Rückgrat der Thiere fcheint bekanntlich nach einem und demfelben Plane, nach einem Grund- typus gebildet zu [eyn, deffen unbedeutende Modi- fikationen der. Lebensweile der verfchiedenen Arten ent[prechen. Immer ift es eine Säule, die einen hohen Grad von Feftigkeit befitzt, ungeachtet fie aus einer Reihe von Wirbeln oder knöchernen Rin- gen zufammengeletzt ift, die künftlich zufammen- gelenkt, mit Erhabenheiten zur Anlage der zahlrei- chen Muskeln, wodurch fie bewegt werden, verl[e- es; hen find, und zugleich einen Kanal bilden, der zum Schutz des Rückenmarks ur.d zum Durehgange der Nerven beftimmt ift. Das eine Ende diefer knöchernen und beweg- lichen Säule endigt fich immer mit dem Kopfe, einer feften Schale, die das Gehirn einfchlielst, die Kinn- laden trägt, und die meilten Sinnorgane enthält, — 455 Hinten ilt fie in den Schwanz ausgezogen, dellen Länge, Geltalt und Nutzen vielen Abweichungen un« terworfen ift. An den Seiten der Wirbelfäule find meilten. theils die Rippen und die Beckenknochen eingelenkt, gebogene Knochen, die aufser den übrigen Verrich- tungen, woran fie Antheil haben, die Höhlen, worin die Eingeweide enthalten find, umgeben, und bald verlängerte Hebel zur Erleichterung der Bewegun- gen des Stammes, bald einen feften Unterftützungs- punkt gegen die Bewegungen der Glieder, im Fall diefe fich vorfinden, abgeben. Das durch das Knochengerüft und die bewegen- den Organe des Stammes gebildete Ganze ilt der Ge- genftand der gegenwärtigen Abhandlung. Sie ent- hält einige Anfichten, die ich für neu halte, und deren Auseinanderfetzung vielleicht für die Thierge-. fehichte und die allgemeine Anatomie nicht unwich- rg ilt. Ich werde zuerf[t auf die grolse Aehnlichkeit auf- "merkfam machen, welche zwifchen allen Theilen ‚der Wirbelfäule, in Bezug auf ihren Gebrauch, ihre Gelftalt und ihre Bewegung bey allen Arten derfel- ‚ben Klaffe von Thieren Statt findet, und dabey den Einflufs zu berechnen fuchen, den ihre unbedeuten- den Verfchiedenheiten hervorbringen. Dann werde ich unterfuchen, ob, wenn man ‚Organe infofern betrachtet, als fie allgemeiner egungen fähig find, der Kopf nicht als ein [ehr ickeltes Wirbelbein, mithin die Muskeln, wel. üb 456 it che ihn bewegen, als den Rückenmuskein analog ange[ehen werden können. a, Zuletzt werde ich aufzufinden fuchen , in wie fern ee Rippen und die Beekenknochen als Verlän- gerungen der Querfortfätze der Wirbelbeine betrach- tet werden können, und mich bey allen diefen Nach- forfchungen aller Unterftützungen bedienen, welche die vergleichende Anatomie gewähren kann. 41 Aehnlichkeit aller Wirbelbeine in Hinficht auf den Gebrauch, die Ge ftalt und die Bewegung. Die Wirbelthiere haben, wie ihr Name andeu- tet, eine gemeinfame Bildung, wodurch fie; leicht von allen übrigen unter[chieden werden können, denn hie bieten zwey wichtige Abänderungen in den welentlichen Verrichtungen des thierifchen Lebens, der Bewegungsfähigkeit und des Empfindungsver- mögens dar: In erfterer Hinficht find ihre Knochen beynahe immer von Muskeln umgeben, und fetzen fich an einen gemeinfchaftlichen Stamm; in letzte- ver ift die Verlängerung, in welche. ihr Gehirn aus- läuft, immer in der Höhle der Wirbelfäule enthal« ten , liegt daher über und hinter den Eingeweiden | und den vornehmften Gefälsen des Körpers. Die Charaktere ‚eines Knochens des Rückgrats, oder ei- nes Wirbelbeins im Allgemeinen, beziehen lich aber auf diefe Hauptbeltimmungen, das Rückenmark ız befchützen: und aufzunehmen und. zugleich ein: Grundlage für, das ganze Knochengerült abzugeben. _— 457 " nter der erften Anficht 'muls das Wirbelbein vringförmig ausgehöhlt [eyn, ‘und fo eines der Glie- der der hohlen Säule bilden, deren Ganzes eine Tefter aber nach verfchiedenen Richtungen, welche durch" die Gegenden, und die eigenthümliche Bildung des’ Körpers beltimmt werden, bewegliche Scheide bilder. Aus dem zweyten Gehichtspunkte betrachtet a muls das Wirbelbein'ein Stück eines Cylinders dar- ftellen, das an feinen Grundflächen feft eingelenkt und dafelhft gewöhnlich etwas breiter ift. Zugleich kann es inden verfchiedenen Richtungen, in welchen es fich bewegt, verlängert [eyn, um den Muskeln, die fich daran befeftiigen, eine gröfsere Fläche dar- - zubieten. \ Wäre es immer möglich, ein Organ in dem Au- genblicke, wo es in der Thierreihe hervortritt, aufzufnden, [o würde man bald den wefentlichen. "Theil feines Baues von dem zufälligen unterfcheiderr können. Unglücklicherweife aber wird diele analy- tifche Methode dem Phyfiologen nur [elten geltattet, urgeachtet er fie befolgen mufs, fo oft esihm mög“ lich ift. Die Erfahrung lehrt in der That, dafs die Natur immer vom Einfachen zum Zufammengelerz- ten fort[chreitet, und zwar fruchtbar an Mitteln, aber nicht verfchwendrifch damit ift.' Sie geht zu einem untergeordneten Typus nur dann über, wenn | der Grundtspus und die erften Modifikationen def- felben nicht mehr hinreichen, und nie letzt fie ei nem Organ etwas zu, als bis neue Umftände grölsere Anftrengungen und zulammengefletztere Mittel uo.h- "| wendig machen. a5 — Die fogleich darzuftellenden' Thatfachen Ichei- nen diefen Gang der Natur offenbar anzudeuten. Wir werden zuerlt die ganze Wirbelläule das ganze Leben des’ Thieres hindurch knorplig bleiben fehen, wie fie es bey ihrem Erfcheinen in allen Embryonen ift. Bisweilen werden wir ihre verfchiedenen Theile kaum merklich und zu einem biegfamen und fehr elaltifchen Cylinder verf[chmolzen finden, der in [ei- nem äulsern Umfange glatt, und blols zur Aufnah- zme des Rückenmarkes beftimmt ift. Darauf er[chei- nıen die Wirbelbeine deutlicher. Immer ift ihr vor- derer Theil, der den Mittelpunkt ihrer Verbindung, oder den Körper des Wirbelbeins bildet, am dick- ften, und trägt, entweder in der ganzen Wirbelfäu. ie, oder nur in gewillen Gegenden derfelben, an feinen Grundflächen die einer jeden Klafle eigen- thümlichen Charaktere. Er ilt der einzige beftändi- ge Theil der Wirbelfäule, hinter welchem man im. mer das Rückenmark bemerkt. ; Steigen wir in der Thierreihe höher zu Thie- ‚gen empor, deren Knochen eine grölsere Feftigkeit erhalten, fo finden wir, dafs Muskeln fich an die Wirbelfäule fetzen, und, wenn ich mich diefes Ausdrucks bedienen darf, die Knochenmafle nach aulsen ziehen ‚ Indem fie die Hervorragungen bil- den, welche man Fort[ätze nennt. Von diefen liegen die, welche zuerft hervortre- ten, in der Mittellinie. Sie find unpaar, liegen mei- [tens an der obern, bisweilen an der untern Seite der Wirbelfäule ; und heifsen Dornfortfätze, Zunächft erfcheinen die, welche fich an den Seiten ee 459 der Wirbelbeine behnden : fe führen .den Namen der Querfortlätze, Zuletzt entwickeln fich end- lich die [chiefen oder Gelenkfortfätze, wel- che zur Verfeftigung der allmählig [ehr beweglich ge- wordenen Verbindungen dienen. Sie geltatten dem ‚ringförmigen oder hintern Theile der Wirbelbeine eine leichte Reibung, und geben einen gegenleitigen Unterftützungspunkt für diefelben ab. In den Gegenden der Wirbelläule, wo Beweg- lichkeit wegen gewilfer Bedingungen , die immer leicht zu beltimmen find, und einen bedeutenden Widerftand erfordern, unnütz und [ogar gefährlich werden würde, find die Körper der einander berüh. renden Wirbel immer unter einander verwachflen. Dies bemerkt man an den fünf bis (echs letzten Hals- wirbeln der Gürteltbiere, und im Allgemeinen an den Halswirbeln der Cetaceen und der Fifche, Eben fo find bey den Vögeln und Filchen die Rückenwir- . bel, die Lenden - und Beckenwirbel unter einander . vereinigt. Die Wirbel des Beckens find bey den Säugthieren beftändig zu einem Stück verwachlen, und daffelbe bemerkt man an den Schwanzwirbeln des Menfchen, einiger ungefchwänzten Affen, der Pteropusarten , und einiger unge[chwänzten Batra- chier. Sollen dagegen die Bewegungen der Wirbel- Säule in gewillen Gegenden mit gröfserer Leichtigkeit wöllzogen werden, wie es bey mehrern Säugthieren, allen Vögeln und auch vielen Reptilien der Fall in der 4 Gegend des Kopfes ilt, [o bemerkt man an den Hals- - wirbeln bisweilen befondere Anordnungen , welche eine gröfsere Beweglichkeit zulaflen. Er 40 — Die erften Rudimente der'Wirbelfäule kommen bey den Cykloltomen vor, allo z.B. bey den Lam-' preten und Bauchkiemen, und auch dies nur in ge- wiffen Perioden des Jahres *%), Man findet dannin der ganzen Länge des Körpers und der Dicke der Muskeln einen knorpligen durchfichtigen Cylinder, der an der Oberfläche glatt ift, und in [einer Höhle das ‚Rückenmark und die Häute deffelben enthält. Seine aulserordentliche Biegfamkeit und Schnell. kraft erfetzen den gegliederten Bau, der aber. doch durch eine Art häutiger Scheidewände, wie- wohl nur fchwach, angedeutet wird. Aufserdem ift es noch merkwürdig, dafs diefe knorplige, aus ei- nem einzigen Stück beftehende Wirhelläule , in. der Quere durchfchnitten , in ihrem vor dem Rückenmarkskanal befindlichen Theile am dickften er[cheint. h Bey den Plagioftomen, den Rochen, den HayfifTchen und den übrigen verwandten Arten, kann man die Reihe von Wirbeln, die zufammen einen Cylinder , oder eine kegelförmige Säule ohne die mindefte Erhahenheit darftellen, über der die Neryen in einem [ehr feften häutigen Kanal liegen, noch nicht mit dem Namen einer Wirbelfäule oder eines Rückgrates belegen. Allein die Stücke, wor- *) Die Wirbelfäule findet fich gewöhnlich im , Sommer, Dies beobachtete fchon Rondelet, der (de piscibus, lib. 14. p. 399.) fagt: Offa nulla haber, fed pro ver- tebris er fpinis cartilaginem, cui medulla ineft;z :illam noftri chordam vocant, guae vere tenerior, aeftate du- sion ek ec, ur, D — 461 aus die Wirhelfäule befteht, unterf[cheiden fich doch fchon voneinander, ' und enthalten die Charaktere, welche die Wirbel bey allen Arten von Filchen be+ zeichnen, au? eine unzweydeutige Art, .Die beiden) Parallelflichen eines jeden Stückes find nemlich zu kegelförmigen Vertiefungen ausgehöhlt, die mit ihren Spitzen einander entgegen [tehen, und fich auf ihre’ Grundflächen ftützen. Diefe Höhlen find mit einem’ falerig-knorpligen Gewebe angefüllt, das gegen den Mittelpunkt immer weicher wird, deffen äufsere Fa- [ern aber einen Grad von Feftigkeit haben, } Die übrigen Knorpelfifche nähern fich in der Bildung der Wirbelfäule, [o wie in vielen andern’ Hinfichten fehr den Knochenfifchen. Alle diefe Thiere haben, ohne Ausnahme, Fortfätze, die ein-' ander berühren, und die erften, welche erf[cheinen, find die obern Dornfortfätze, die in der ganzen Länge der Wirbelfäule verlaufen, ferner die untern Dornfortfätze in der Gegend des Schwanzes, einem Theile, der immer bey den Filchen [ehr ftark ent-” wickeltift, weil er beym Schwimmen die Art ihres Vorfchreitens beftimmt. y Die Querfortfätze, welche nächft diefen hervor- brechen, finden fich an allen Wirbeln vom Gelenk des Kopfes an bis zu den Gränzen der Bauchhöhle. Sie find defto länger, wenn die Rippen an den Ge- genden, welchen diefe Knochen ent[prechen, feh- len, und der Querdurchmelfer des Körpers gröfser ift. Oft krümmen fich’diefe Fortfätze nach unten, wie man es z.B. an demzweyten Wirbel des Karpfen bemerkt. Vielleicht bilden fie fogar bey allen = 402 na Schwanzwirbeln, die in der Mitte gewöhnlich zu- fammengedrückt find, den untern Dornfortfatz, der bey den Leptolomen und: Heterolomen [o an- fehnlich ilt. Die [chiefen Fortfätze finden fich nur felten bey den Fifchen, indem fich ihre Wirbelfäule falt gar nicht in fenkrechter Richtung bewegt. Man bemerkt blofs an der Wurzel des obern Ringes, der den obern Dornfortlatz ‘bildet, kleine knöcherne Anhänge oder zwey dünne Stacheln, die nach vorn gerichtet... Sind, und fich einigermafsen den Bewegungen nach oben widerletzen könnten, wenn die Art des Ge- lenks der Wirbelkörper diefes Umbeugen des Stam- mes geltattete, das in der That aber unmög- lich ift. Für die Wirbel der Reptilien läfst fich kein fo allgemeiner Charakter, als für die Gelenke der Fifch. wirbel aufinden; doch bemerkt man in jeder Fami- lie Eigenthümlichkeiten, die zugleich deutlich bewei- Sen, dafs, wenn die Hauptbeftimmung der Wirbel der Schutz des Rückenmarkes vor äufsern Verletzun- gen ilt, der zweyte Zweck, den fich die Natur vor- fetzte, die Bildung einer grolsen Menge von Befefti- gungspunkten für die Kräfte ift, welche die Bewe- gungen der Wirbelfäule hervorbringen. In der That - find in diefer Klalfe mehr als in irgend einer andern, die Wirbel nach den Familien abgeändert, und ihre äufsern Formen derLebensweile und derBildung der Arten untergeordnet. ee 463 So findet ich bey den: gefchwänzten Batrachiern *) Iehr deutlich in der hintern Fläche ihres Körpers diefelbe kegelförmige Höhle, welche man bey den Fifchen bemerkt. Ungefähr dielelbe Anordnung be- merkt man auch bey den Schlangen. Doch ilt die Verbindungsweile derfelben fehr ver[chieden. Bey den Filchen ruht die Grundfläche des Kegels, den das abgeftutzte Wirbelbein darftellt, mit ihrem Um- fange auf dem benachbarten Wirbel, und die Bewe- gung ilt daher (ehr befchränkt, weil beide fich mit ebnen Flächen genau an einander legen. Bey den eben erwähnten Reptilien dagegen bildet die vordere Fläche eines jeden Wirbelkörpers eine Kugel, welche in eine Vertiefung der hintern Fläche des zunächft vordern eingreift, ein wahres Nufsgelenk. Auch be- wegen [ich diefe Thiere vorzüglich durch [eitliche Bewegungen des Stammes, nur die Sirene ausge- nommen, deren Wirbel, wie bey den Fifchen, ke- gelförmige Höhlen enthalten, ‘ Bey den Fröfchen und den übrigen ungef[chwänz- wen Batrachiern, mufsten die Wirbel weit felter un- ter einander verbunden feyn, um den Bewegun- gen des Fortfchreitens, das bey ihnen durch einer ganz andern Mechanismus,, mit Hülfe der Fülse nemlich, die fie gegen den Boden oder das Waller anftemmen, bewirkt wird, zu widerltehen, und der Körper der Wirbelbeine widerletzt ich daher den feitlichen Bewegungen. Die Gelenkfläche ift hier in der Quere am breiteften, vorn leicht ausgehöhlt, *) Der Sirene, den Tritons, denSalamandern, D, 454 ra kinten'gewölbt. Weder an der obern, noch deriun- tern Fläche der Wirhelläule, finden fich Dornfort- fätze, weil die Bewegungen nicht thätig in dielen» beiden Richtungen gefchehen. % Bey den Schildkröten befteht im Allgemeinen: die Wirbelfäule gröfstentheils aus einem einzigen’ Stück, Die obern Dornfortfätze und die Querfort= fitze der Wirbel machen das Rücken[child äus, und ihr verhältnifsmäfsig weit weniger entwickelter Körs per bildet unter dem Rückenmarkskanal einen lon-' gitudinalen Vorfprung. Da die Wirbel des Halfes' und des Schwanzes einer Bewegung in entgegenge- fetzten Richtungen fähig feyn mulsten, um, indem fie fich auf die Mitte der Wirbelfäule ftützen, zwi- fehen das Rücken- und Bruftfchild zurücktreten zw können, [o ind fie an ihrem Körper mit abgerunde- ten und eingefchachtelten Gelenkoberflächen 'verfex hen, die gegen ihre freyen Enden gerichtet find. Endlich bieten uns. die Tbiere diefer Klaffe ei-' nen Umftand dar, der unfere ganze Aufmerkfamkeit verdient, weil er über die Analogie der ver[chiede- nen Theile aufklärt. Dies ift die beträchtlich lange Zeit, welche zum Verwachfen der Anfätze diefer Knochen mit ihrem Körper erfordert wird, eine Ei-' genthümlichkeit, die vorzüglich an den Wirbeln der beiden erften Familien, der Eidechfen und der Schild. kröten, und befonders in den grolsen Arten derfel- ben, z, B. den Krokodilen und den Meerfchildkrö-. ten, vorkommt, und auf welche wir, im Verlauf diefer Abhandlung, noch einmal zurückkommen werden. we 465: Bey den Vögeln nehmen vorzüglich die Gegend des Halfes und des Schwanzes an den Bewegungen Antheil, Die übrigen Theile der. Wirbelfäule die- zen nur als Unterftützungs-und Befeftigungspunkte der Glieder, und find, jedoch [o, dafs man die Ge- ben Fort[ätze, und unter diefen befonders dieDorn- fortfätze, die (ehr lang find, erkennt, unter einan- der verwachlen. N Die Halswirbel diefer Thiere kommen durch die Be[chaffenheit ihrer beweglichen Verbindung mit allen Wirbeln der Schlangen einigermafsen übereint; doch find ihre Dornfortlätze weniger [tark entwi- ckelt, weil Ge der Bewegung in [enkrechter Rich- tung hinderlich gewefen feyn würden. Allein fchon finden fich eingelenkte knöcherne Griffel, welche‘ die Stelle der Querfortfätze und der Rippen vertre- ten, mit denen fie wirklich fehr genau überein-’ kommen. 5 astectt Bey den Säugthieren endlich ‘Andet fich alles, was wir bis jetzt in den Thieren der übrigen Klaffen beobachtet haben, vereinigt wieder, * | Die Arten, welche, wie die Cetaceen, die Ge- ftalt und Lebensweile der Fifche haben, find in der Gegend des Halfes und des Kopfes keiner bedeaten- den Bewegungen fähig. Die Gelenkfortlätze ihrer ' Wirbel verfchwinden völlig, oder werden, wie bey den Fifchen, vor die Dornfortfätze gerückt, und richten fich nach vorn gegen den Schädel." Die Querfortfätze der Lendenwirbel verlängern fich und werden abgeplattet,, [o, dals fie die Breite des Wir- belkörpers; von dem fie abgehen, zwey bis dreymal 456 — überfteigen, und deutlich die Stelle der Rippen zum Schutz der Unterleibshöhle vertreten. An den: Schwanzwirbeln, wo- die Querfortfätze zu ver- fchwinden [cheinen, treten die untern Dornfortlä- tze hervor. Bey den Gürtelthieren, deren Hals, wie die Wirbelfäule der Schildkröte, in ein knöchernes Schild eingefchloffen ift, werden die Körper der: fechs untern Halswirbel [ehr breit, verwachfen da- Lelbft unter einander, und der letzte Halswirbel ver- bindet fich, wie bey den Schildkröten, unter einem Winkel mit dem erften Rückenwirbel. Beyden Seehunden, den Maulwürfen und den Chiropteren kommt eine entgegengeletzte Bildung vor. Der Hals diefer Thiere ift nach hinten fo beweglich, dafs dieDornfortfätze ganz ver[chwun- den find, mithin diefer Theil der Wirbelfäule einen beynahe vollkommnen Kreis be[chreiben kann, def- fen Umfang durch den Körper der Wirbel gebildet wird. 4 Die Halswirbel. der. Wiederkäuer und Einhufer kommen, in Beziehung auf die Bewegungen, [ehr genau mit den Schwanzwirbeln überein. Die eine Gelenkfläche eines jeden Wirbels ift ausgehöhlt, die andere gewölbt, und die letztere wird von der erftern ' aufgenommen, [o dafs ie um ihre Axe auf einander eollen können, Immer erkennt man Rudimente der obern und untern Dornfortfätze, Die übrigen Säugthiere mit gelpaltenen Zehen bieten keine welentlichen Verf[chiedenheiten im Baus des Centraltheiles ihrer Wirbelläule dar: doch Scheis — 467 nen bey [ehr vielen von ihnen die letzten Schwanz- wirbel fich, in Beziehung auf ihre Geftalt, [ehr den Schwanzwirbeln der Knorpelfifche zu nähern, in- dem fie uns blols einen, an beiden Enden grweiter- ten und beweglich eingelenkten eylindrifchen Kür, per ohne Rückenmarkskanal darftellen. Dies ift die Bildung des mittlern Theiles des Stammes in den mit einer Wirbel[äule verfehenen Thieren. Wir fehen aus diefer Darftellung, dafs die Wirbel, aus denen fie befteht, in Hinficht auf ihren Gebrauch, ihre Geftalt und ihre Bewegung auffallend mit einander übereinkommen, und dafs die Abweichungen meiftens von der Bef[chaffenheit, der Bewegungen der ganzen Wirbelfäule und der einzelnen Gegenden derfelben abhangen. Jetzt wer- den wir unter[uchen, ob fich diefelben Bemerkun- gen nicht auch auf die Bildung des Kopfes, als eines Theiles der Wirbelläule, der mit ihr in allen we: fentlichen Charakteren übereinkommt, anwenden! lalfen. IL Von dem Kopf, als eın Wirbelbein betrachtet, [einen Muskeln und feinen Bewegungen. Bey allen Wirbelthieren ift der Kopf am hintern, und bisweilen am untern Theile des Schädels mit dem erften Wirbelbein eingelenkt, und auf demfel- ben beweglich. Man bemerkt an diefer Stelle, in der Subftanz des Zapfenfortlatzes, das Hinterhaupts- loch, durch welches das Rückenmark, der Fortlatz des Gehirns, hervortritt, und welches zu dem in der A» a ganzen Länge der Wirbelfäule verlaufenden Kanal führt. Gewöhnlich befinden fich vor oder an den Rändern diefes Loches eine oder zwey Gelenkflä- chen, gie ähnlichen Gelenkflächen am erften Wir- bel, correlpondiren, und den Namen der Hinter- hauptsgelenkfort[ätze führen. Ueber dem Hinterhauptsloche und in der Mittellinie des Kno- ehens findet fich immer ein Vorfprung, der in der Regel in eine Erhabenheit ausläuft, welche man mit dem Namen des äulsern Hinterhauptsf[tachels belegt. Neben diefer Oeffnung endlich, und in ei- ner ziemlich queren Richtung, bemerkt man zwey andere, mehr oder weniger [tark vorlpringende knöcherne Erhabenheiten, die man beym Men- fehen und den meilten Säugthieren die Zitzenfort[ätze nennt. Wir können im Voraus. behaupten, und werden bald im Stande [eyn, hinlänglich zu beweifen, dafs diefes Hinterhauptsloch mit dem Rückenmarkskanal der Wirbel, deffen Anfang es ift, ühereinkommt, dafs der Zapfenfortlatz des Hinterhauptsbeiges, und fehr oft der Körper des Keilbeines, in Bezug. ‚auf ıh- ren Bau und ihre Beftimmung mit den Körpern der Wirbelbeine übereinkommen, dafs der einfache oder doppelte Gelenkfortlatz des Hinterhauptes die’ Gelenkfortlätze der Wirbel darftellt, dafs der Hin. terhauptsftachel und der unter ihm befindliche Raum den Dornfortfätzen und den Knochenplatten derfel- ben entlpricht , ci dafs endlich die Zitzenfort- . [ätte” fätze vollkommen eine Wiederholung der Quer- fortfätze find. Um’ jeden diefer Sätze zu beweifen, betrachten wir zuer[t die Bewegungen, deren der Kopf in den verf[chiedenen Klaffen der Wirbelthiere fähig ift. Bey den Knochenfifchen ift der Kopf auf der, Wirbelfäule nicht beweglicher als die übrigen Wirbel, unter einander. Auch haben diefe Thiere am Schä-. del keine Gelenkfortlätze, [ondern eine kegelförmi- ge Höhle, die unter dem Hinterhauptsloche liegt, und ınit dem erften Wirbel genau wie die folgenden Wir- bel unter einander eingelenkt ift. Die Rochen und die ganze Familie der Plagio- ftomen, befinden fich mit den Cetaceen, den meilten Batrachiern, und unter den Schlangen mit dem einzi- gen Gelchlecht der Cäcilien*), in demfelben Falle. Ihr Kopf lenkt fich mit dem erften Wirbel durch‘ zwey Gelenkfortlätze ein, die oft [o dicht zulam- men ftehen, dafs fie fich in ihrem vordern Theile einander berühren, und die Verpflanzung der beiden Gelenkfort[ätze auf den mittlern Theil des Wirbel- *) Diefes Gefchlecht bildet, wie ich in meinen Vorlefungen am Mufäum gezeigt habe, einen uffenbaren Uebergang von den ungefchwänzten Batrachiern zu den Schlangen, Die Haut ift nackte und’ klebrig; es finden fich keine’ Rippen, der Kopf-ärtikulirt durch zwey Gelenkfortfärze, der After ife rund, nicht quer und ain Ende des Kör« pers befindlich, es finder fich kein Schwanz, — D. Arch, f. d, Phyfiols IX: Bds Illı Heft; Ti 479 vn körpers , ‚der durch den Zapfenfortfatz dereseg wird, anzudeuten [cheinen. Die drey übrigen. Reptilienordnungen haben wirklich einen einfachen Gelenkfortfatz, allein die- fer ift dreygelappt.. Die andere Fläche lenkt fich blofs mit denı Körper des erlften Wirbels ein, der, wie wir [chon vorher bemerkt haben, oft von den Gelenkfortfätzen getrennt ift, welche, wie man es bey den Meer[childkröten, den Krokodi- len, den Boa’s, leicht bemerkt, die beiden bin- . ern Flächen einfchliefsen. Ri Bey den Vögeln ift der Gelenkfortlatz der Zahl und Geftalt nach einfach. « Er entfpricht‘ der gewölbten Gelenkfläche, die man hinten am Körper‘ aller Halswirbel bemerkt. Es finden fich keine Ge- lenkfortlätze', und der Kopf bewegt fich blols auf dem erften Halswirbel. Nicht fo verhält es fich bey den Säugthieren, wo fich der Kopf mit der Wirbelläule beftändig durch zwey Gelenkfortfätze verbindet, die mehr oder weniger weit von einander entfernt find, und. die Bewegungen dieles Theiles auf das Strecken und Beugen einfchränken würden, wenn die Gelftalt der beiden erften Wirbel nicht fo abgeändert wäre, dals fie ihm eine rollende Bewegung geltatten. Die- fer eigenthümliche Umftand bringt logar allein die vorzügliehlten Abänderungen hervor, die wir in der Folge in der Anordnung der Muskeln des Menf[chen und der Säugthiere kennen lernen werden. = 471 Der erfte Wirbel der Säugihiere hat weder einen eigenthümlichen Körper, noch Dornfortlatz, dagegen find feine Gelenk- und Querfortlätze zur Aufnahme der Gelenkfortfätze des Hinterhauptsbeines fehr ftark entwickelt. Diefe entfprechen durch ihre Wöl- bung der Vertiefung der obern [chiefen Fortlätze des erften Wirbels, und geftatten dem Schädel, mithin dem ganzen Kopfe, nur eine leichte Charnierbewe- gung von vorn nach hinten. Das zweyte Wirbelbein dagegen wird die Achfe, um welche [ich der ganze Kopf und der Atlas verei- nigt, drehen. Vom obern Theile [eines Körpers, der [ehr ftark entwickelt ift, geht eine [peichenför- wige Erhabenheit ab, um welche fich der Ring dreht, den der Körper des erften Wirbels bildet, Ihre Dorn- fortfätze find kaum merklich, Statt dafs die Quer- fortlätze aulserordentlich [tark entwickelt find, Mit diefen befondern Bewegungen des Kopfes und des erften Wirbels auf dem zweyten, die von denen, welche die übrigen Wirbel geftatten, [o [ehr abweichen, fcheint auch eine Abänderung in der Urform der Muskeln eingetreten zu feyn, welche fich an den Kopf fetzen. Ohne diefe Anordnung wären fie allen übrigen Muskeln der Wirbelfäule ähnlich, wovon die Knochenfifche ein auffallen. des Beyfpiel geben, deren Kopf keiner andern Be wegung fähig ilt, als die übrigen Wirbelbeine unter einander, 11a 472 — Bey den Rochen, den Hayfilchen, den Fröfchen, den Salamandern und den Cetaceen, hewegt.lich der Kopf gleichfalls auf zwey Gelenkfortlätzen, allein das erfte Wirbelbein. rollt fich nicht um das zweyte, , und es finden [ich keine belondere Muskeln für die Bewegung des Schädels auf der Wirbelfäule, als die, welche den kleinen geraden vordern und hintern, und bisweilen den [chiefen obern ent[prechen, Bey den Vögeln hat der Atlas, der nur ein, nur bisweilen vorn etwas dickerer Ring, ohne Querfort- fätze und hintern Dornfortlatz ilt, weder hinten , noch zu beiden Seiten eigne Muskeln, [ondern diele fetzen fich an. das Hinterhauptbein. _ Auch ift der. Atlas bey ihnen den Bewegungen des Kopfes auf dem zweyten Wirbel völlig wie ein Zwilchengelenk- knochen untergeordnet. ., Uebrigens wird die fogleich zwilchen den Mus- keln des Kopfes und den zur Bewegung der übrigen Wirbel beym Menfchen beftimmten Muskeln anzu- . ftellende Vergleichung, die grolse Aehnlichkeit zwilchen diefen ver[chiedenen bewegenden Kräften, [a wie zwilchen den Erhabenheiten des Schädels und der Wirbel, an welche hie fich fetzen, aufser Zweifel fetzen.. Der Menfch ilt unftreitig diejenige Säugthierfpecies, wo diefe Theile am meilten ver- wickelt find, Doch werden wir finden, dafs alle Verfchiedenheiten feines Baues mit der Rollbewe- gung, welche der Atlas auf dem zweyten Halswirbel vollzieht, und. mit dem Gewerbegelenk des Hinter. ar 473 hauptheins zufammenfallen, die fich fehr von der Dehnung und der Zufammendrückung unterfchei- den, welche die zwifchen den übrigen Wirbeln be- findlichen Falerknorpel geftatten. Wir vergleichen daher diefe Muskeln in der Ordnung, in welcher fie die anatomifche Unterfuchung darltellt. Der Kappenmuskel ift der oberflächlichfte diefer Muskeln. Er ift zwar vorzüglich für die Bewegun- gen der Schulter beftimmt, wirkt aber doch zugleich auch auf die Wirbelfäule und den Kopf. Seine Be- fefügung an den Hinterhauptsbogen und die neun- zehn folgenden Dornfortfätze zeigen die Analogie zwilchen diefen T'heilen hinlänglich an *). Der Baufchmuskel des Kopfes und des Halles, die auf diefen Muskel folgen, und fich nur durch ihre Befeltigungspunkte von einander unterfcheiden, Nielsen ganz natürlich zu einem einzigen zulammen, wenn man im Zitzenfortlatz einen Querfortlatz wie- derfindet, denn alle Zitzenmuskeln, welche die all- ‚gemeinen Bewegungen des Schädels bewirken, kom- men mit den Halsmuskeln überein. Der Baufch- *) Das Nackenband fetzt fich beym Menfchen und den Säugthieren sn das Hinterhauptsbein, wie an die Dorn- fortlätze der übrigen Halswirbel, Es ift für. diefe Ge- genden das, was die gelben Bänder in dem übrigen Theile der Wirbelfäule find, und bildet bey den Vö- geln kleine eylindrifche Bündel, welche fich in Höhlen legen, die fich vor und hinter den Höckern befinden, welche die Rudimente der Dornfortfärze darftellen, D, 474 zul inuskel, des Kopfes und des Halfes machen allo nur einen Muskel aus, der in anderweitigen Beziehun- gen mit dem hintern obern und untern [ägeförmigen Muskel diefelbe Bedeutung hat. Der grolse durchflochtene Muskel, der von den Querfortlätzen der vier erften Rückenwirbel und der Jechs untern Halswirbel kommt, welche allein be- feftigt bleiben, ent£[pricht offenbar den Semilpinal- muskeln des Rückens und der Lendengegend, die überdies am Halle nicht vorkommen. Der kleine durchflochtene , oder.der Nacken- zitzenmuskel, wirkt auf den Zitzenfortfatz, den wir als den Querfortlatz des Schädels betrachten, gerade wie auf die übrigen Halswirbel. Nur mufs man be- - merken, dafs er fich nicht an die erften [etzt, in- dem er ihre Bewegungen gehindert haben würde. Ueberdies fcheint fich [eine Mafle vorzüglich. auf den erften Querfortfatz concentrirt zu haben, den er vorzugsweile zu bewegen beftimmt ift. ‚Unter an- dern Beziehungen hat diefer Muskel viel Aehnlich- keit mit dem kleinen Rippenhalter, den grofsen Rippenhebern, dem viereckigen Lendenmuskel, und felbft mit dem Brulibeinzitzenmuskel. Die vier Mister; welche in der hintern Ge- gend des Halles auf diele folgen, find zur Bewegung des Schädels auf den beiden erften Wirbelbeinen, oder dieler beiden Knochen unter einander beltimmt. Man hat lie bisher immer als eigene und befondere Muskeln betrachtet, in der That aber Jäfst (ich zei- gen, dafs fe, wie die vorigen, andern Muskeln an der Wirbelfäule entfprechen. Der grofse und kleine hintere gerade Muskel, kommen unftreitig mit den Zwilchenguermuskeln und Zwifchendornmuskeln überein, nur mit dem hefondern Umfiande, dafs einer von ihnen wegen der [eitlichen Charnierbewegung und Dehnung, die zwilchen dem erften und zweyten Wirbel Statt fin- det, eine andere Stelle erhalten hat. Inder That find die-kleinen geraden hintern Muskeln, die wir von nım an als die erften Zwilchendornmuskeln be- wachten werden, weil fie in der untern Gegend des Hinter ‚bauptbeines, hinter dem grofsen Wirbelloche, eine breitere höhere Fläche finden, [tärker entwi-, ckelt, und können daher anfehnlichere Bewegungen hervorbringen. Wenn man daher bis jetzt gemeint hat, dafs das Padr von Zwilchendornmuskeln , welches die kintere Mittellinie zwilchen den beiden erften Wir- beln einnehmen [ollte, fehle, fo gefchah es, weil man durch ihre grolse Entwickelung verhindert wurde, fie für das zu erkennen was fie find. Diefe Bildung aber wurde durch zwey Umftände nöthig gemacht. Der erfte ift der Mangel des Dornfortfa- tzes am Atlas, der zweyte die Horizontalbewegung des Atlas, welche durch einen gewöhnlichen Zwi- fchendornmuskel verhindert worden wäre. _ Dieler hat allo den Dornfortlatz des zweyten Wirbels ver- laflen, ift dadurch länger geworden, um den Roll- bewegungen zu gehorchen, und hat zugleich mehr 476. —— Raum zur Vermehrung der Zahl [einer Falern, mit- hin der Summe [einer Kraft erhalten *). Der obere und untere [chiefe Muskel kommen mit dem hintern Zwifchenquermuskeln überein, ha- ben aber mit den obern Zwi[chendornmuskeln einer- ley Veränderungen erlitten. _Der kleine, oder der obere [chiefe Muskel ent[pricht offenbar dem erften Zwifchenquermuskel , und feine grolse Entwicke- lung rührt von dem Platz her; welchen er durch den Zitzenfortfatz des Schlafheins erhält, der die Stelle eines Querfortfatzes vertritt. Man fieht leicht, dafs, wenn der zweyte Zwilchenquermuskel fich an [einer gewöhnlichen Stelle gefunden; hätte, er fich dem Rollen des erlten Wirbels um den zweyten und um- gekehrt, widerfetzt haben würde. Aus diefem Grun- de hat er ungefähr auf diefelbe Weile, als der großse gerade Muskel [eine Stelle verändert, und geht nicht vom Querfortfatze des Atlas zum Querfortlatze des zweyten Wirbels, der kaum angedentet ift, [ondern zum Dornfortfatze diefes Knochens **).‘ Diele An- ordnung geltattete zugleich die Bewegungen des Nie- derbeugens und Rollens, welche ohne diefe Stellver- *) Diefe Anordnung ift bey den Vögeln noch deutli- cher, D. ‚**) Die Länge der Fafern diefes Muskels feheint von dem anfehnlichen Umfange abzuhangen, in welchem fich die beiden erften Wirbel in horizonraler Richtung bewegen können, Dies kommt mit der Anordnung der Spul- muskeln an den Händen und Füfsen überein, D. Kar 477 änderung unmöglich gewefen wären. Uebrigens be- merkt man ungefähr diefelbe Anordnung in denRip- penhebern, nur mit dem Unterfchiede, dafs die Richtung derfelben entgegengeletzt ilt. Um diefe vergleichende Unter[uchung über die zu den Bewegungen des Kopfes beym Menlchen be- ftimmten Muskeln mit denen zu be[chlielsen, welche in derfelben Richtung auf die ührigen Wirbel wir- ken, brauchen wir nur noch die zu betrachten, wel- che ihn nach vorn ziehen. Dies find die kleinen geraden [eitlichen Muskeln, die grolsen und kleinen geraden vordern und der Bruftbeinzitzenmnskel. Der kleine gerade [eitliche Muskel entfpricht fo- wohl durch feine Beftimmung als feine Lage genau dem vordern Bündel des erften Paares der Zwilchen- quermuskeln. Der grofse und kleine vordere gerade Muskel find nur ein und derfelbe Muskel, de[fen untere oder Halsbefeftigungen wegen der Rollbewegung (des er- ften Wirbels auf dem zweyten , ungefähr auf diefelbe Weile, als wir es beym Nackenzitzenmuskel be- merkten, unterbrochen find. Er kommt völlig mit dem langen Halsmuskel überein, und hat einige Aehnlichkeit mit dem kleinen runden Lenden- muskel. Unter allen Muskeln, welche den Kopf des Men- fchen bewegen, ift der Bruft - Schlüffelbeinzitzen- muskel am [chwerften mit andern zu vergleichen; allein ungeachtet feine Hauptbeftimmung die Bewe- 478 — gung des Kopfes nach vorn oder zur Seite ift, mufs man doch einräumen, dals er zugleich auch auf die Schulter wirkt. Auch letzt ich‘ bey einer grolsen Menge von Thieren der Schlüffelbeintheil diefes Muskels unmittelbar an den Oberarmknochen oder das Schulterblatt. Diefer Theil allo kommt einiger- mafsen mit dem Kappenmuskel überein, wie man z+ B. beym Pferde [ehr deutlich ieht, wo dieles Fa- ferbündel fich zugleich an den Zitzenfortlatz und die Querfort[ätze der Halswirbel fetzt. Der andere Theil diefes Muskels, der fieh vom Kopfe zum Bruft- bein begiebt, kommt nur mit den Rippenhaltern, den Rippenhebern und dem viereckigen Lendenmus- kel überein, allein um diefe Uebereinkunft zu ver- Stehen, müllen wir erft die Rippen aus einem an- dern Gelichtspunkt, als dem bisherigen, betrachten, und dies ift der Gegen[tand des dritten Theiles die- fer Abhandlung. II. Von den Rippen und den Becken- knochen, als Verlängerungen der Querfortlätze der Wirbel betrach- tet. Ich werde hier die Rippen und die Beckenkno- chen blofs in Beziehung auf die Bewegungen der Wirbelfäule unterfuchen, und von allen den übrigen wichtigen Verrichtungen, woran fie Antheil haben, ablehen. Zuvörderft bemerke ich, dafs man fich im All- gemeinen keine genaue Vorftellung von dem vorzüg-, — 479 lichften Nutzen der Rippen macht, ‚wenn: 'manfie als Hebel betrachtet, die blols zum Erweitern und Verengern der Brult beym Athmen beftimmt find; denn, fondert man, wie es nothwendig gefchehen muls, erltens die ganze Rlaffe der Fifche, wo die Relfpiration durch einen andern Mechanismus von Statten geht, ferner die Chelonier, Saurier und Ba- trachier ab, welche die Luft, wie alle übrige Nah» rungsmittel, verfchlucken, fo bleiben nur die Säug- tbiere und die Vögel übrig, beym Athemholen bedienen. Aber auch hier weils welche [ieh ihrer Rippen man, dafs bey den er(tern das Athemholen in man- chen Fällen blo[s durch das Zwerchfell, oder die Un- terleibsmuskeln vollzogen werden kann, und dafs bey den letztern, wo fich kein Zwerchfell finder, vorzüglich der vordere Theil der Rippen oder das Bruftbeinende derfelben beweglich ift, und den Iee- ren Raum in der Brufthöhle hervorzubringen ftrebt. Um fich daher eine genaue Vorftellung von der Wirkung der Rippen zu machen, mufs man fie im Augenblick ihres Hervortretens in der Thierreihe beobachten, und bey diefer Unterfuchung den nem- lichen Weg verfolgen, den wir beym tn an der Wirbel eingelchlagen haben. Die Knorpelfifche, einige Batrachier, und die Cäcilien, find die erften Wirbelthiere, denen die Rippen zu fehlen fcheinen; allein fchon bey den Salamandern, Sirenen und Protens bemerkt ınan zu beiden Seiten der Wirbelfäule, und über der Unter- 480 MD — leibshöhle, Knochenanfätze, die nach hinten gerich- tet und an den Stellen eingelenkt find, welche die Querfortfätze einnehmen [ollten. Bey den Knochenfhifchen lenken fich die Rippen, deren fich auf jedem Wirbel des vordern Theiles der Wirbel[äule bald eine, bald zwey, bald drey finden, fo eng ein, dafs fie oft völlig damit verwachlen find. Sie werden dann breiter und fefter, bald um die Schwimmblafe, oder die Eingeweide zu be[chützen, bald um eine gröfsere Fläche für die Infertion der Seitenmuskeln des Schwanzes abzugeben, in die he eingefenkt find. Auch bey den meiften Schlangen können die Rippen nur als bewegliche Verlängerungen der Quer- fortlitze angefehen werden, die zwar dem Stamme einen hohen Grad von Bieglamkeit und Ausdehnbar- keit geltatten, aber dabey doch die doppelten Hebel verlängern, welche jeder ihrer vielen Wirbel für die Muskeln abgiebt. x Die Krokodile geben dem Anatomen vorzüglich den beften Auffchlufls über die Aehnlichkeit zwilchen den Rippen und den Querfort[ätzen der Wirbel. Hier ift jeder Halswirbel unten und zu beiden Seiten ih- res Körpers mit zwey platten, eingelenkten und be- weglichen griffelförmigen Knochen verfehen, die in den tiefern Halswirbeln gegen die Bruft hin allmäh- lig gröfser werden. Ungefähr daffelbe findet man bey den Vögeln; denn die knöchernen Stacheln, von denen oben die > 481 Rede war, und die man vorn am Körper der Hals- wirbel bemerkt, find nichts als die Anfätze zu den unvollkommen entwickelten Rippen, von denen die erften, welche weit länger als fe find, noch’ nicht einmal bis zum Bruftbein reichen. Ohne übrigens in eine genauere Befchreibung, der Querfortfätze einzugehen, die wir [chon im er- ften Theile diefer Auffätze betrachteten, wird die Ver- gleichung ihrer Muskeln in den verf[chiedenen Ge- genden der Wirbelfäule unter einander zum Erweife ihrer Uebereinkunft mir den Rippen dienen. Auch: hier werden wir unfere Beyfpiele aus dem menfch- lichen als dem am allgemeinften bekannten Baue ent- lehnen. Abgefehen vom Zwerchfell, das nur den Säug- thieren zukommt, find die blofs für die Rippen be- ftimmten Muskeln die äulsern und innern Zwifchen- rippenmuskeln, die Rippenheber, die kleinen hintern [ägeförmigen Muskeln, die Rippenhalter und die vier- eckigen Lendenmuskeln. Suchen wir jetzt ander Wirbelfäule die Muskeln auf, welche: ihnen _enı- f[prechen. Wenn die Rippen des Menfchen, wie wir lo. eben fahen, [ehr entwickelte Querfortfätze darltel- len, und diefe einigen Einfluls auf die Bewegungen der Wirbelkörper haben können, fo müllen dieZwi-: Schenrippenmuskeln den Zwilchenquermuskeln des; Halfes entfprechen. Wirklich ilt dies auch’der Fall. Sie beltehen aus zwey Schichten, gerade wie dies) 482 — welche zwilchen den vordern und hintern Höckern der Querfortlätze der Halswirhel verlaufen. Freilich find fie weit gröfser; allein wir erinnern uns, dafs auch die obern und untern [chiefen Muskeln des Kopfes Zwifchenquermuskeln find, und dafs ihre Grölse von ihrem Gebrauch und dem Raum, worin fie Ach entwickeln konnten, herrührt. Auch die grofsen Rippenheber haben, wie- wohl in entgegengefetzter Richtung, im Nacken- zitzenmuskel, dem Bruftbeinzitzenmuskel, und vor- züglich in den Rippenhaltern analoge Muskeln. Die beiden hintern Sägemuskeln kommen nur mit dem Kappenmuskel überein, von dem wir [a- hen, dafs er nicht allein auf die Schulter, fondern auch fehr anfehnlich auf das Hinterhaupt wirkt, Die Rippenhalter, die von den Querfortlätzen der Halswirbel zu den Rippen gehen, kommen mit dem Nackenzitzenmuskel und den darauf folgenden Rippenhebern überein. Der viereckige Lendenmuskel fcheint endlich durch [eine Lage zugleich dem Nackenzitzenmuskel, . den Rippenhaltern, den Zwilchenquermuskeln, mit- bin den Zwilchenrippenmuskeln zu ent[prechen, x Um den Zweck, den ich mir in diefem Auflatze zu erreichen vornahın, ganz zu erfüllen, ilt mir nur noch übrig, die Beziehungen anzugeben, welche aus dem Gefichtspunkt der Einlenkungsweife und | der Art der Bewegung zwifchen den Darmbeinen & — i 483 und den Querfortfätzen der Wirbel aufgefunden wer- den können. Man lieht leicht, dafs, wenn fchon die Rippen diefe Uebereinkunft ‘dargeboten haben, das Becken noch weit mehr äls eine quere Verlänge- rung der Wirbelfäule angefehen werden mufs. Dies fieht man bey allen den Thieren fehr deutlich, wo die Hüftbeine mit dem Heiligbein verwachl[en And, und Befeltigungspunkte für die Muskeln der Unter- leibsglieder, [o wie die Rippen für die Schulter - und Armmuskeln abgeben. Allein da der kleine run- de Lendenmuskel und der” viereckige Lendenmus- kel die einzigen find, welche dem Becken und der Wirbelläule eigenthümlich angehören, und wir die Analogieen dieler Muskeln [chon feftgeletzt haben, fo [chlielse ich hiermit meine Unterfuchungen. Wenn die Thatfachen , welche diefer Auflatz enthält, genau find, wenn die Uebereinkunft, wel- che ich zwifchen allen Knochen der Wirbhelfäule, in Hinficht auf ihre Beftiimmung und ihre Geftalt zw bemerken geglaubt habe, wirklich Statt findet, [o ınuls man, in Beziehung auf die Bewegungen des Ganzen, den Kopf der Thiere als ein [ehr entwi- ckeltes Wirbelbein, mithin die Rippen und die Kno- chen des Beckens als Querfortlätze betrachten. Man kann daher in Zukunft die Myologie des Stammes _ der Wirbelthiere auf eine allgemeine Art ftudieren, und dadurch beträchtlich vereinfachen, indem fich die _ Muskeln, welche dem Kopf, den Rippen und dem Becken eigenthümlich find, in der That von denen, j welche fich an die übrigen Theile der Wirbelläule 484 = Setzen, nur in Hinficht auf Geftalt und Länge un- ter[cheiden. ’ Aus diefem Grunde habe ich diefen Auffatz ent- worfen,in welchem ich aufeine allgemeinere Art, und durch aus der vergleichenden Anatomie entlehnte Beyfpiele, die Ideen entwickelt habe, die ich [chon in meinen Vorlelungen an der Schule der Heilkunde angedeutet hatte, En 485 Das verlängerte Rückenmark, die hinteren, feitlichen und vörderen Schenkel des kleinen Gehirns und die theils ftrangförmig, theils als Ganglienkette in der Äxe des Rü- ckenmarks und des Gehirns fort- laufende graue Subftanz, vom Prof, Reil. Fünfte Fortlfetzung. Kl; Das verlängerte Rückenmark und der rau« tenförmige Grund der vierten Hirnhöhle, Ein hydrogener und oxygener Gegenlatz, graue Subfltanz und Mark, Icheinen welentliche Be» Standtheile jedes} Nervenapparats zu leyn. Beide nehmen in gleicher Proportion mit einander zu und ab, Auf der unterlten Stufe, in den Molusken, fammilet fich die graue Subltanz in kugelförmige Ganglien, die ohne Symmetrie ausgefäet find, und das Mark Schiefst in Nerven, allo in [trahligten und gradlinigten Bündeln von ihnen aus; dann ordnen fich in den Regenwürmern und Blutigeln diefe Gan« glien zwar in einer Reihe ; bleiben aber noch ge trennt; nun entfteht ein Rückenmark, indem hich Arch.f. dı Phyf. IX. Bd. Il, Heft, Kk 486. Be die graue Subltanz in Stränge bildet, um welche das Mark fich anlegt, und fie in feiner Mitte ein[chliefst ; und endlieh bricht dies gefchlolfene Rückenmark, indem es zum Gehirn aufblüht, wieder auf in dem rautenförmigen Grund der vierten Hirnhöhle. , Die graue Subftanz, die bisher als Strang in dem Kern des Rückenmarks fortlief, wird nun Ganglienkette, die fich in der Axe des Gehirns fortletzt. Darnach hat das Nervenfyftem im Wefentlichen überall einerley Mifchung und Bildung. Das Ganze ift den Theilen gleich, und jedem Theile das Ganze eingepflanzt. Es wird blols durch Malfenvermeh- rung in feinen Wirkungen gelteigert. Die Nerven und Ganglien werden zu einem Rückenmark, das Rückenmark zu einem kleinen und grolsen Gehirn potenzürt; ‚Das Ganze ift ‚dynamilch gelpannt. Daher die:Differenz ‘der Functionen. Denn die Spannung letzt den gegenleitigen Rapport, vertheilf _ die Rollen, giebt jedem Theile feine Bedeutung, und fchliefst fie zu einem Ganzen ab, in welchem das animalifche Leben waltet, aber in verfchiedenen Graden, Zurverlälfig ift die Analyfe des verlängerten Rü- ckenmarks und der Ganglienkette im Gehirn eine der [chwieriglten. Ich werde daher gegenwärtig nun eine oberflächliche Anlicht diefer Theile geben, um mir den Weg zur Darltellung der Schenkel des klei nen Gehirns zu bahnen, und fie in der Folge noch befonders zum Gegenftande meiner Unterfuchungen machen. a — 487 * Die graue Subltanz zeigt offenbar eine Neigung zur Kugel-, die markige zur Strahlenbildung. Jene wird rückwärts gedrängt, diefe ftrahlt vorwärts ınr faferigten Bündeln und Flächen. Die Ganglien und ihre Nerven in den Molusken beym erften Ana. . men des Nerven -Syftems, die Vierhügel und ihre vorwärtsgeheriden markigen Arme, die Zirbeldrüfe und ihre Säulehen, die corpora geniculata am hin: teren Rande der Sehhügel, und endlich die Sehhügel felbft, find fprechende Beweile für’ diefe Geltaltung/ Es ift ein und eben daffelbe Gebilde, was, nach Art des Magnets, einen pofitiven und einen negativen Pol hat. An anderen Orten find Mark und graue Subftanz ganz getrennt, und die Pole an verfchiede- ne Subftrate vertheilt, z. B. in dem grolsen Hirn- ganglium und in dem Gegenfatz der Rinde und des Marks der Windungen. Dort ift meiltens die graue Subftanz härter, gelber; hier weicher, [chwarz- grauer, [trücturlofer. ‘ Die mit diefen Ganglien zulammenhängenden' markigen Theile, 2. B. die Schleife, die vörderen Schenkel des kleinen Gehirns, die Arme der Vier- hügel und die Hirnfchenket, find weilser, härter‘ und falrigter, wo hie blols liegen, und verlieren in-* zierhalh der Ganglien, z. B. in den Sehhügeln mehr öder weniger von ihrer weilsen Farbe und von ihrer fäftiften Structur. Das Rückenmärk hört auf, und bekömmt den‘ Nähen des ve rlängerten Rückenmarks, wo es [eine Rückenmarks- "Organifation ändert, und’ B Kkoa ee 488 ee fich zur Hirnbildung anfchickt.__ Den. Ort, wo.,dies gefchieht, können wir nicht genau angeben , ‚dock fällt er wenigftens unter die Kreutzung der Pyrami- den. Aufwärts hat das verlängerte Rückenmark keindnatürliche Gränze,. [ondern die einmal ‚ange- fangene Metamorphofe [chreitet ununterbrochen in. der Entwickelung des Gehirns fort. _Je näher das verlängerte Rückenmark dem Rückenmark liegt, deltomehr ähnelt es demfelben in der Bildung ; je, weiter es lich von demfelben entfernt , deftomehr nimmt es die Hirnbildung an... ‚Es trägt allo die, Merkmale der Rückenmarks - und Hirn - Bildung. an) ich. „3,5; ! An dem verlängerten Rückenmarke kann man vier Paare von Strängen oder Markbündeln deutlich unter[cheiden: 1) die Pyramiden auf der vörderen. Fläche; 2) ein ftarkes Bündelpaar,, welches die Sei-, ten des verlängerten Rückenmarks zwilchen den, Pyramiden und den hinteren Schenkeln des kleinen Gehirns einnimmt; 3) die hinteren Schenkel des kleinen Gehirns und endlich 4) das zartelte Bündel- paar, welches-in der Mitte der hinteren Fläche des Rückenmarks liegt, und auf die unterf[te Spitze der Area ltöfst. Die Pyramiden find von allen Theilen 2 verlängerten Rückenmarks am deutlichften gefalert., Gegen den Ort, wo fie fich kreutzen, fpitzen he, Sich zu, und verfchwinden falt yon der Oberfläche. Die Kreutzung gelchieht in der grauen Subltanz des Rückenmarks. Ob fie hier entltehn, oder unterhalb eer Kreutzung fortgehn , auf der vörderen Fläche — 489 des Rückenmärks fortgehn, öder an’ die Seitenbün- del treten? ilt nicht bekannt. Von der Kreutzung an, bis zum hinteren Rande der Brücke, liegen fie dicht zulammen, und die hinter ihnen liegende Schicht der Oliven, in welcher fie ich einen Kanal eingedrückt haben, umfalst diefelben. Unmittelbar von dem hinteren Rande der Brücke trennen fie ich unter ich, und zum Theil auch von der hinter ih- nen liegenden Schicht, und jeder derfelben dringt für fich, wie eine Walze, in die Brücke ein. Daher das blinde Loch in ihrer Mitte und die beiden Gru- ben für die Gefichtsnerven an ihrer Seite. Doch gehn wahrfcheinlich nicht die ganzen Pyramiden durch die Brücke, [ondern einige Bündel derfelben über ihre oberfte Querfchicht im Grunde der Area fort, und vermifchen fich mit der Schleife. Wenn man die Hirnfchenkel vor der Brücke zwilchen den Sehhügeln und Vierhügeln, das Rückenmark hinter der Kreutzung der Pyramiden und die Schenkel des’ kleinen Gehirns über der Area durchfchnitten hat, und nun die Area in ihrer Mittellinie bis auf die oherfte Querfchicht der Brücke und die Pyramiden einbricht, wobey die fenkrechte Schicht in ihrer ganzen Länge zum Vorfchein kömmt, und alsdenn theils vom Grunde diefes Bruchs, theils von den feitlichen Schenkeln aus, die Haube von der oberen Querfchicht der Brücke abdrückt, fo behält man blofs die Schenkel des grofsen, und die Seitlichen Schenkel des kleinen Gehirns zurück, deren recht- winklichte Kreutzung eben die Brücke bildet. Von allen Theilen des verlängerten Rückenmarks gehn’ 499 = aAlo, mit Ausnahme einiger Nervenpaare, blofs die Pyramiden durch die Brücke, alle übrigen Thei- ie, aulser den hinteren Schenkeln, die ans kleine Gehirn treten, gehn über die obere Querf[chicht der Brücke durch die hufeifenförmig - gekrümmten '[eitli- chen Schenkel fort, und in die Ganglienkette über, die in der Axe des Gehirns liegt. Das zweyte feitliche Bündelpaar Köpınt unter den hinteren Schenkeln, zwifchen ihnen und den Oliven vor, geht an der Seite des verlängerten Rückenmarks zwifchen den Pyramiden und den hin- teren Schenkeln fort, und [teht wahr[cheinlich mit den hinteren Schenkeln, mit den Oliven und mit der Haube über der oberften Querfchicht.der Brücke in Gemeinfchaft., Jede Olive für fich hat eine glatte bohnenförmige, aber beide haben in ihrer Ver- bindung, wenn die Pyramiden weggenommen find, eine herzförmige Geltalt. Sie find Ganglien, wie die Ciliarkörper, hängen mit den beiden Strängen grauer Subltanz,, ‚die in den Hälften des Rücken. marks fortlaufen, zufammen, und [cheinen aus den- felben hervorgetrieben zu feyn, wie die corpora ge- niculata aus den Sehhügeln, ‚An beiden Enden hän- gen fie mit Platten von Längenfalern zulammen, die aufwärts über die Schleife in die Haube eindringen, abwärts lich bis zur Kreutzung der Pyramiden ver- folgen laffen. In einem Fall trennte (ich an ihrer unteren. Extremität ein Fafern-Bündel, von Man Py- ramiden ab, ging hinter ihnen weg, und vereinigte Sich an ihrer oberen Spitze wieder mit den Pyra- miden. le 491 Das dritte. Bühdelpaar find die hinteren Schenkel des kleinen Gehims; das vierte ilt das zartelte, liegt in der Mitte der hinteren Fläche ‚des verlängerten Rückenmarks, und ftöfst mit einem kulbigten Ende auf die untere Spitze der Area. Die Area, im Grunde der vierten Hirnhöhle, hat eine rautenförmige‘;' von. der‘Seite zulammenge- drückte Geltalt. ‚Vorn wird fie von den vörderen und feitlichen, hinten: von den hinteren Schenkeln des kleinen Gehirns begränzt.. _ Ihr .[tärkfter Quer- durchmeller in ihren Seitenwinkeln ilt. da, wo jene beiden Schenkelpaare ‘und die hinteren Schenkel mit den [eitlichen zulammenftofsen. Ihre vördere Spitze endet in der Waflerleitung, die hintere in der Schreibfeder; die vördere Hälfte liegt auf, die hin- tere über den hinteren Rand der Brücke zurück. Den Grund bilden die obere Querfchicht der Brücke, „die Oliven und die.Pyramiden. Auf diefe Weile entfteht gleichfam ein Becken, das mit grauer Sub- ftanz angefüllt ift, welche eine unmittelbare Fort- fetzung derjenigen ilt, die in der Axe des Rücken- marks und bedeckt von der Markfubftanz deffel- „ben aufwärts [teigt. Die graue Subftanz des Rücken- marks fetzt fich nemlich durch die Area in die Vierhügel, Sehhügel und die grolsen Hirnganglien ‚fort; fie geht ununterbrochen durch die ganze Axe des Nerven[yftems, als Strang im Kern des Rücken- “marks, als Ganglienkette in der-Mitte des Gehirns “fort. Die graue Subftanz des Rückenmarks muls in der Gegend der Area, proportional der An- » Schwellung der Markfubftanz , die das kleine Ge- 492 j en hirn bildet, anfchwellen. Indem dies gefchieht, ‚fprengt fie die hinteren Stränge des Rückenmarks aus einander, drängt fie als hintere Schenkel des klei- nen Gehirns zur Seite, und) öffnet auf diele Weile den Kern des Rückenmarks. Dadurch entfteht die Spitze der Schreihfeder, die der Anfang des Auf- bruchs ilt, ‘und allmählig his zum Querdurchmefler der Area zunimmt. Die graue Subltanz der Area geht durch die Vierhügel zu den Sehhügeln. In.den Sehhügeln geht alles, die graue Subftanz der Area, die Schleife, die vörderen ‘Schenkel, die Arme der Vierhügel,, » die hintere Commilfur u. £. w. auf den Kamm an ihrem äufseren Rande zu. Vor dem Kamm geht der Stabkranz blo[s noch durch das grofse Hirn- ganglium durch, das daher wohl mit dem Marke in einem anderen Verhältnilfe (tehn mag, als jene rück- wärts liegende. Ganglienkette. Die graue Subftanz der Area ähnelt den Vier. hügeln und Sehhügeln, fie ift bläffer'und härter als die grofsen Hirnganglien und .hat einige Structur, nemlich eine. Faferung , die der Axe des ga parallel läuft. ' In der Gegend des REM Durchmeffers der Area, [teigen die hinteren und feitlichen Schenkel an einander auf, legen fich zufammen und bilden hier gleichlam ein kleines dreyeckiges Zelt, das gegen die'Area zu geöffnet, und mit ihrer grau- en Subftanzvausgefüllt ift, die vielleicht noch unter dem hinteren 'Schenkel forıgeht. ‘In diefe hier be- findliche graue Subftanz fenken fich die Wurzeln des: fünften und fiehenten,, vielleicht auch des achten — 493 Nervenpaars ein. Ob fie weiter fortgehn, der fünfte unter die hinteren Schenkel bis ins Rückenmark, ilt "problematifch *). In der Länge der Area geht eine Furche fort, die fie in zwey gleiche Hälften theilt und durch zwey runde Bündel gebildet wird, die halbmar- kig/und blofs mit dem Epithelium bedeckt find. Sie find in der’ Mitte der Area am breit[ten, vorwärts im ‘der Walfflerleitung [pitzen fie fich zur Dicke einer Stricknadel zu, und gehn, begleitet von einiger grau- ‚en Subftanz, über die Anfa der vörderen Schenkel, in die Sehhügel über, rückwärts werden fie gleich- falls wieder [chmäler, [enken fich unter die beiden - mittelften Bündel der hinteren Fläche des Rücken- „marks und gehn bis zur Kreutzung der Pyramiden fort. Die ganze Haube, vom vörderen Rand: der Brücke an, bis an die Kreutzung der Pyramiden, hat seine fat [enkrechte gelinde rückwärts gelehnte Schicht, die man zu Gelichte bekömmt, wenn: man die Area in jener obengenannten Furche einbricht, und dadurch in zwey gleiche Hälften theilt. Diele Schicht ift doppelt,. weil fie auf jeder Seite des Bruchs ftehen bleibt, und befteht wahrfcheinlich nicht aus Nervenfubftanz allein, weil fie zu felt it, fondern zugleich auch aus Zellhaut und Gefälsen- ”) Mir fcheint es, dafs alle Nervenurfprünge die graue Subftanz, der Sehnerve fein Ganglium, der dritte die fchwarze Subftanz, der fünfte, fiebente und achte das Zelt ünd die Spinalnerven die grauen ' Ba A ‚in der Axe des Rückenmarks fuchen, 494 Fr Die Fafern derlelben fcheinen fich in der Tiefe zu &kreutzen. Vorn und [o lang als die Brücke ift, fteht _ fie auf der oberften Querfchicht der Brücke, ‘hinter ‚derfelben auf der inneren Fläche der Pyramiden auf. Die Fafern, welche in beide blinde Löcher am vör- deren und hinteren Rande der Brücke eindringen, werbinden fich mit ihr. Vorn geht fie unter der Anaftomofe der vörderen Schenkel im Grunde des "Aquäduets durch, in die graue Subftanz über, die fich auf den inneren Rand der Hirnfchenkel [etzt, ‚zum Theil die Seitenwände der dritten Hirnhöhle, -und vorzüglich ihre hintere [chmale Wand bildet, welche diefe Höhle zwifchen dem vörderen Rand der Brücke uud den Knöpfchen zufchliefst , und in fchräg - abwärts gehender Richtung von der vörde- xen Mündung des Aquäducts zum Infundibulum führt. Von vorniher ift das Hirnfchenkelflyftem bis an die Knöpfchen in zwey Hälften getrennt; von den Knöpfchen an, fetzt die [enkrechte Schicht die Trennung bis an die Kreutzung der Pyramiden fort. XIIL Die hinteren Schenkel, des kleinen Gehirns. Die Lappen und Läppchen des kleinen Gehirns, von welchen bereits oben die Rede war, fitzen auf einem Kern auf, der durch die Radiationen [einer Schenkel gebildet wird, und das corpus eiliare in „ich aufnimmt. Deren giebt es drey: die vörde- ‚ren, feitlicehen und-hinteren Schenkel; Von denfelben bleibt blofs der feitliche, der'im Wurm — 495 und in der Brücke in fich Selbft zurückläuft, ganz im kleinen Gehirn; die beiden anderen breiten fich nur mit ihrer einen Extremität in daffelhe aus, mit der anderen geht der vördere zum grofsen Gehirn, der hintere zum Rückenmark. Der feitliche Schenkel iltder dickfte und Bi. pt ‚der hinterfte rund und dünner; der vördere dünn, ‚breit und bandförmig. Der Körper des vörderen liegt zwifchen den Vierhügeln und der Wulft, der ‘feitliche in der Brücke und der Horizontalfurche "blofs, hingegen ift der Körper des hinteren von den Flocken und anderen Theilen bedeckt. Die hinteren Schenkel fteigen an der hinteren Wand des verlängerten Rückenmarks aufwärts, zwi- fchen den zarten mittleren Bündeln und den [eitli- ‚chen, mit welchen fie Verbindung zu haben [chei- men. Wenigftens find fie von denfelben durch kei- ne [o deutliche Scheidungslinie als von jenen ‚ge- trennt. Zwifchen ihnen und den zarten mittleren Bündeln und zwifchen den feitlichen, ‚dringen die beiden Stränge grauer Subltanz aus dem Rücken- mark in die Areaein. Von der Spitze der Area an werden fie durch die Anfchwellung der grauen Sub- ftanz immer mehr aus einander gedrängt und begrän- zen die hintere Hälfte derfelben. Wo fie am ltärk- ften divergiren, im gröfsten Querdur: chmeffer ‚der Area, Schlagen fie fich gleichfam rückwärts über, um ans kleine Gehirn kommen und ich, mit den Seitlichen Schenkeln verbinden zu können, Wo bei- de zufammenftofsen, entfteht in dem: Winkel un ter ihnen das kleine dreyeckige Zelt, deffen ‚oben 496 — gedacht ift. In diefer Krümmung, ihrem Nacken, haben fie eine ovale, von vorn nach hinten zu platt gedrückte Geltalt. Hier geht der ftärkfte Alt des Markftamms der Flocken quer über fie weg, und pflanzt fich in den äufseren Rand der vörderen Schenkel ein, der andere geht am Bogen der Schwal- bennelter fort. Hier bedecken die äufseren Wur- zeln der Hörnerven und die queren Markftreifen fie, die in dem Grund ‚der vierten Hirnhöhle fichtbar find. In diefer Gegend mündet ein [tarker Bündel des hinteren Randes der Brücke von vorn her mit ihnen, bildet abwärts die obere Wand der dreyecki- gen Seitengrube für das achte Paar, und die untere Wand einer ähnlichen dreyeckigen Grube, in wel- cher der Hörnerve durch die Brücke eindringt, und unter dem Nacken des hinteren Schenkels zum Zelt geht. Ob unter dem hinteren Schenke] die Wurzel des fünften Nerven vom Zelt zum Rückenmark fort- geht, ift zur Zeit noch ungewils, Am äufseren Rande der vörderen Schenkel läuft im Zelt der vierten Hirnhöhle eine [tarke Wulft her- ab, die den äufseren Rand der Schwalbennelter bil- det, und gemeinhin für den hinteren Schenkel ge- halten wird. Nimmt man von denfelben den quer- übergehenden Markftamm der Flocken weg, [o bleibt im Nacken der hinteren Schenkel, und auf ihnen ein Höcker fitzen, der mit einem ftarken Lappen des corporis ciliaris angefüllt ift, und fein. Auswendiges Markblatt vom feitlichen Schenkel zu bekominen fcheint. Diele Wulft wirft fich über die Krümmung des hinteren Schenkels bin, wie lich = 497 vorn die Wulft' ‘über den vörderen ‚Schenkel weg. fchlägt, und man muls fie mit Behutfamkeit weg- nehmen, um dem Fortgang a hinteren Schenkels. zu Gelicht zu bekommen. Nun dringen die hinteren Schenkel mit dem vörderen Rand ihres Stamms zwilchen den vörderen, und leitlichen Schenkeln durch, legen fich als inne- res, etwas vorfpringendes Blatt an die £eitlichen Schenkel an, und beide werfen fich nun gemein- fchaftlich als ‚Wulft über die vörderen Schenkel und das zwilchen ihnen. liegende vördere Markflegel hin, und vereinigen [ich im Wurm, Zwilchen beiden ver- längert fich, als Scheidungslinie, der aufwärtsfteigen- de Winkel des kleinen Zeltes, Von dem Stamm des hinteren Schenkels-gehn feine Markfalern rückwärts, die oberen bilden die Decke der Kapfel, die unteren einen Theil ihrer unteren Wand, Dadurch entfteht am Nacken des hinteren Schenkels ‚gleichlam ein Ausguls , in welchem der Lappen des corporis cilia- zis liegt, der den benannten Höcker, alfo die äulse- re Ecke der vörderen fiumpfen Spitze des corporis ciliaris bildet. An dem Deckel der Kapfel bleiben falt allein, wenn man die vörderen Schenkel ent- blöft, die Würfte des corporis ciliaris hängen, und zwar fo, dals fie faft unter rechten Winkeln auf den Stamm der hinteren Schenkel [tofsen. In jeder Hemifphäre des kleinen Gehirns liegt ein corpus eiliare in einer platten und drey- eckigen Kapfel mit [tumpfen und abgerundeten Ecken, deren eine Spitze nach vorn gegen die Wulft vorkukt, die Grundfläche gegen die hinteren Lappen 8 = des kleinen Gehirns ‚gekehrt ife. Die äulsere Seite der Kapfel liegt. gegen den feitlichen Schenkel in der Horizontalfurche, die innere gränzt an den Wurm, die hintere an die hinteren Lappen des kleinen Ge: Kifhs. Den Deckel der Kapfel bildet der hintere Schenkel, ihren Gründ der vördere, und einige rückwärts gehende Blätter des hinteren Schenkels. Aus derfelben kann man das corpus ciliare ganz aus- fchälen. Es befteht aus grauer Subltanz, und inne fich i in wurftförmigen Läppchen entfalten, die von vorne nach hinten gerichtet ind. Ob Markfalern von den vörderen und hinteren Schenkeln fich durch diefe Würfte hindurch ziehn? Wahrfcheinlich drin- gen mehrere Bündel des vörderen Schenkels zwi- fchen ihnen ein, und verlieren fich darin. Es ift mit vielen Gefäfsen durchflochten , vielleicht auch in ein Zellgewebe, nach Art der Gefälshaut,, einge- wickelt. Ein Theil dieler Gefälse dringet durch eine lamina cribrofa zwifchen der Wulft und dem vörde- ren Schenkel ein *). Daher wahrfcheinlich die den- dritifehen Röhren, die fich von vorne nach hinten im corpore ciliari ausbreiten **). *) Noch habe ich zwifchen den -Hirnfchenkeln. und der Schleife ; um die corpora geniculara der Sehhügel ; zwi- fchen den Knöpfchen, den Hirnfchenkeln und dem vör« deren Rand der Brücke, in dem Grund der Grube für das dritte Paar; und in den beiden hinteren Gruben für das achte Paar laminae cribrofae, die fich um die Oliven herumzogen, gefunden. ie ” =) Die Gefäfse unter der Taenia liegen auch in Röhren, “die rerhe'Wände haben, walirfcheinlich von durchge —— 499 Präparation.‘ Vorher mufls man den vier- Seitigen Lappen wegbrechen, die vörderen Schenkel entblöfsen‘; die Wulft des hinteren und [eitlichen Schenkels, die fich über jenen hinwirft, aufheben und [eitwärts [chlagen. ‘Dann bricht man die zwey. bäuchigen und zarten Lappen weg, '[chält die Mans» deln auf beiden Seiten von’ ihren Mark[tämmen'ab,,. hebt die Flocken nach innen’ zu ab, löft die äufse- ren Wurzeln des Hörnerven vom hinteren Schenkel, und legt fie nach aulsen gegen ihre inneren Wurzeln hin. Nun zeigt fich der Bogen des feitlichen'und vörderen Schenkels in [einem Nacken, unter wel- chem man [einen Durchgang zwilchen die vörde- ren und feitlichen Schenkel‘ verfolgt... Endlich’ fucht man das corpus ciliare theils von vorm theils von hinten und vom Höcker her, aus fei- ner Kapfel auszufchälen. XIV, Die feitlichen Schenkel. Die feitlichen Schenkel liegen auswärts, umfalfen die vörderen und hinteren, bleiben ganz im kleinen Gehirn, und kehren wie ein Ring in fich felbft zurück. Der tieflte Theil diefes Rings heist‘ die Brücke, Seine zulammengezogenen Seitentheile Hälfe der Schenkel. Diele breiten fich unmittelbar fchwitztem Blute.e Zuweilen hat auch die graue Sub- ftanz, z, B. in den Sehhügeln da, wo der Alcohol noch nicht durchgedrungen ift, durchaus eine blafsrothe Eleifchfarbe. 500 — unter die Lappen des kleinen Gehirns‘ aus‘, und ftolsen im Wurm deffelben zufammen. Die Brücke‘ ift breit, hat parallele und bündel- weile liegende Falern, ‚daher ein grobfalerigtes An- fehen, Ueber ihr ziehn fich die [eitlichen Schenkel: enger zulammen, und find befonders von vorn nach! hinten platt gedrückt. ' In diefem Halle liegen die Falernbündel dichter zulammengedrängt. Zur Seite der Brücke und unmittelbar unter diefem Halfe, werfen: fich die Fafernbündel fonderbar durch ein- ander, [chlagen ich über einander weg, einige kom- men aus der Tiefe hervor, andere fenken [ich in diefelbe ein. - Die: erften Falern am vörderen Rand der Brücke, kommen! aus. der Tiefe der Grube für das dritte Paar, umfallen die Hirnfchenkel, und werfen (ich bis an die Schleife und den vörderen Schenkel aufwärts, Ein anderes Bündelpaar geht von der Mitte des Seitentheils der Brücke rückwärts gegen die Gruben für das achte Paar. Von diefem Bündel trennt fich ein keiner Theil, geht zwilchen dem fiebenten und achten Nerven durch, und verbin- det fich mit den hinteren Schenkeln. In dem Halle felbft kreutzen fich die Fafern mannichfaltig, die: vörderen gehn nach hinten, die hinteren nach vorn. Daher die Kreutzung im Aufbruch des kleinen Ge. hirns von vorn nach hinten, (Tah. IV. Fig. ı.) In der Brücke durchfchneiden die Hirnfchenkel falt unter reiten Winkel die [eitlichen Schenkel des kleinen Gehirns, und bilden eben dadurch die Brücke. Denn wenn man, nach einem oben an- ‚gezeig- — 501 "gezeigten Handgriff, die Haube aus der Area weg- nimmt; [o kömmt man auf die oberfte Querfchicht der Brücke, und behält blols die fich kreutzenden ‚Hirn - und feitlichen Schenkel zurück, Diele oher- fte Qnerlchicht ift von vorn nach hinten gewölbt, die Brücke allo in der Mitte am dicklten, die Haube hier am dünnften und concav. Die Hirnfchenkel kreutzen die [eitlichen falt unter rechten Winkeln, und gehn in mehreren platten Streifen, die über und neben einander liegen, durch fie durch, diefe durch- wirken jene, wie der Finfchlag den Aufzug *), In ‘den Zwifchenräumen liegen Schichten grauer Sub- ftanz, die näher an die Querfalern als an die Län- | genfalern der Hirnfchenkel gelagert find. Die Ge- fälse gehn zur grauen Subltanz; wenigftens fieht man blofs in ihr Löcher, wenn man die Brücke in horizontale Scheiben zerfchneidet.» “Ueber jene oberfte Querfchicht [cheinen noch Längenfafern vor ‚den Pyramiden fortzugehn und mit der Schleife in der Haube zufammenzulliefsen. In die[em Fall be- Stände die oberfte Schicht der Brücke aus Längen- falern, und würde von den Pyramiden gebildet. Auf die erfte und oberfte ziemlich ftarke Schicht von Querfalern folgt ein breites Pack von Longitu- dinalfafern ; hierauf Querfalern, dann Längenfafern, % *) Ob auch Fafern von den feirlichen Schenkeln an die Hirn. % © fehenkel, oder’ umgekehrt, Hirnfchenkel. Fafern an die feitlichen gehen mögen; kann ich nicht mit Gewifsheit beftimmen, “Arch fi d. Phys IS Bd I. Heft, A| 502 — wieder Querfalern und Längenfalern, und endlich befchlielst die unterfte, dickfte, in der Mitte nach unten gewölbte Schicht von Querfalern , die den Grund der Brücke bildet. Die der Mittellinie nahe liegenden Packe von Längenfalern liegen, von oben- her angelehen, am tiefften, und gehn in gerader Linie durch; die leitwärts liegenden [tehen höher und divergiren von den Pyramiden an, auswärts. Gerade in der Mittellinie liegen blo[se Querfafern, die mit grauer Subltanz abwechfeln. Die Querfa- fern am vörderen Rande der Brücke bilden mit den Hirnfchenkeln die Grube für das dritte Paar. Sie legen fieh dicht um jeden Hirn[chenkel an, ver- zahnen lich mit demfelben, und (teigen mit lauter über einander liegenden Bögen in jene Grube für das dritte Paar ein. Dadurch wird eine dreyeckige Platte gebildet, die heh auf die oberfte Querfechicht der Brücke legt, in feiner hinteren Spitze die vör- deren Falern der l[enkrechten. ‚Schicht aufnimmt, und fich rückwärts in Längenfafern verlängert, die von der Haube auf die oberfte Querfchicht der Brü- cke fortgehn. Ein ähnliches Verhältnifs hat das Bündel von Markfalern, welches den hinteren Rand der Brücke bildet. Auch dies umfalst die Pyrami- den eng und fenkt fich in, das, zwilchen den Pyra- miden liegende blinde Loch ein. Nun gehn die Stämme der leitlichen Schenkel in der Horizontalfurche fort, und fpalten fich einwärts in zwey Blätter, einem oheren und unteren, deren Fafern fich zum Theil von aufsen nach innen. ge- u 503 gen den Wurm zu, krümmen, und fich in demf£el- ben vereinigen, zum Theil gerade rückwärts in die Läppchen der hinteren oberen und unteren Lappen ftrahligt ich einfenken. Daher greifen auch die Brü- che dieler beiden Lappen tief in die feitlichen Schen- kel ein, da alle übrigen oberen und unteren Lappen. flach über fie wegbrechen, und blofse Riffe fitzem: laffen. Die Fafern der Blätter des feitlichen Schen- kels unter den Lappen des kleinen Gehirns find zarter und weniger gewunden als die Falern im Stamm. Eine intermediäre Subltanz zwilchen beidem mag wohl nicht da feyn. Unter der vörderen und äufseren Ecke des vierleitigen Lappens liegt gleich- fam ein Heerd, von dem die Fafernbündel divergi- ren, und fich gegen den oberen Wurm krümmen. Auf der unteren Fläche heften fich die Köpfe der Flocken an ihn an, die man aufheben muls, um feine Anlehnung an die vörderen Schenkel zu' Ge: Sicht zu bekommen. Mit denfelhben vereiniget er fich durch einen Bogen, den er im Nacken der hinteren Schenkel, die eben hier unter dielem Bo: gen durch zwilchen die leitlichen und vörderen $cherikel aufwärts dringen, zu den vörderen hinä über wirft. Ueber dielem Bogen bleibt, nach Weg- zahme der Markftämme der Flocken, ein Höcker Stehen, der die äufsere Ecke der vörderen [tum- pfen Spitze des corporis ciliaris enthält. Diefer Hö- eker bildet mit den Flocken die äufsere von den fünf in dem Zelt der vierten Hirnhöhle Nichtbaren Waülften, Die vördere Spitze des corporis ciliaris Lil 504 Ian oe dringt nemlich mit ihrer äufseren Ecke als Höcker, in den Winkel, den das untere Blatt des hinteren Schenkels mit dem oberen bildet, mit der inneren unter der Wulft vor, welche fich oben über die, vörderei: Schenkel hinwirft. Denn der . hintere Schenkel legt fich an die innere Seite des [eitlichen‘ an, und polftert nicht allein den Deckel der Kap- fel, Londern zum Theil auch ihre untere Wandi aus. Oben werfen beide Blätter des leitlichen und! hinteren Schenkels fich als Wulft über die vörde- ven weg, und vereinigen. fich im oberen Wurm; Unten giebt der [eitliche Schenkel zuerft den Mark- ftamm der Flocken ab, der fich um die Schwalben- nefter herumwirft , und lich in ‚den Markftamm der Pyramide fortletzt. Dann folgen auswärts ‚die Markltämme der zweybäuchigen und. zarten Lap- pen, und endlich geht ex [wrahligt in den hinteren unteren Lappen über. Um alle diele Theile zu Gekicht zu. bekommen, muls man oben die vierfeitigen Lappen abbrechen, unten. die Flocken mit ihren Markftämmen. von aufsen nach innen abziehn, die zweybäuchigen und zarten Lappen wegnehmen,'.die Mandeln von ih, _ ren Markftämmen auf beiden Seiten von unten nach oben abfchälen und ihre 'Markftämme [tehen lalfen, die hinteren Schenkel unter ihre Bögen ent, blölsen, und nun vom Höcker, allo vom Zelt dex vierten Hirnhöhle aus, die vördere Spitze des cor- poris ciliaris lölen, und fofort dallelbe von hinten nach vorn aus[chälen. an 505 XV, Die vörderen Schenkel, das vördere Markfegel und die Schleife, | Der Schleife kann man bis an den hinterm Rand der Brücke, wo die Pyramiden eindringen, nach[püren. Hier liegt fie zwilchen den Pyramiden und der oberen Spitze der Oliven, und fliefst mit der Schicht der Pyramiden, die über die oberfte Querfchicht der Brücke hinläuft, und mit dem Bün- del zulammen, das von der oberften Spitze der Oliven durch die Haube vorwärts geht. Einwärts gränzt fie von beiden Seiten an die [enkrechte Schicht, auswärts breitet fie fich bis an den Ort aus, wo der fünfte und fiebente Nerve in die Area eindringt. Unmittelbar vor diefem Orte theilt fie fich. Eine ihrer Productionen geht in gerader Linie auf die Schenkel des grofsen Gehirns, und zwar unter der [chwarzen Subftanz fort. Die andere drängt fich, nachdem fie unter den Wurzeln des fünften und fiebenten Nerven durchgegangen ilt, aus der Tiefe aufwärts, bricht zwifchen den vörde- ren und feitlichen Schenkeln des kleinen, und den Schenkeln des grolsen Gehirns nach oben durch, wirft fich in fchräger Richtung über die vörderen Schenkel des kleinen Gehirns weg und kreutzt ich: mit ihnen, [teigt an der äufseren Seite des hinteren Hügelpaars heran, dringt unter die Seitenarme die. fes Hügelpaars von aulsen nach innen ein. Hier bildet fie, an der äufseren Seite der Vierhügel eine Art von Nath und theilt fich in zwey Strahlungen. 506 — Die eine diefer Strahlungen geht vorwärts, fiefst unmittelbar am äufseren Rand der Hirnfcherkel mit der Radiation. zulammen, die auf der oberen Querfchicht der Brücke in gerader Richtung über die Hirnfchenkel fort in die Sehhügel geht, dringt dann unter das corpus geniculatum in die Sehhü- gelein, und geht wahrfcheinlich bis zum Stabkranz fort. Die zweyte krümmt fich von der Nath ein- wärts, breitet fich unter den Kuppen der Vierhü- gel, vorzüglieh unter dem vörderen Paar aus, und die von beiden Seiten gegen einander gehenden Ra- diationen münden in 'der Mittellinie der Vierhügel mit einander, und bilden das Dach der Walferlei- tung. In dem Dreyeck zwilchen und vor dem vör- deren Hügelpaar liegt diefe Radiation der Schleife nackt und [chimmert durch das Epithelium durch, mit welchem fie allein bedeckt ift. Diefe Markfa- fern des Dreyecks biegen fich nun vor ihm auf- wärts, und bilden die hintere Commiflur, die gleich[am die Fortfetzung diefer Radiation der Schleife ift, welche fich unter die Vierhügel ausbreitet. Bey der Aufhebung der Kuppen der Vierhügel und der Entblöfsung diefer Production der Schleife bleibt im- mer ein Höcker auf jedem hinteren Hügel fitzen, der aus grauer Subltanz befteht und viele Gefälse ' hat, quer liegt, einen fcharfen Rücken hat, der nach aulsen in eine ftumpfe, nach innen in eine fcharfeExtremität endet. Zwifchen beiden Höckern continuirt die Querfaferung; hinter ihnen laufen noch Querfalern der Schleife fort, die von beiden Sei- ten zulammenfliefsen und fich mit dem Frenulum — 507 verbinden, das vom hinteren Hügelpaar an das vör- dere Marklegel geht. Ob die Schleife unter diefen Höckern durchgehen mag? Die Schleife hat eine mit ihrer Richtung paral- lele Faferung. Die vörderen Schenkel bedeckt fie fo locker, dafs man nach weggenommenem Fpithe- lium leicht eine Sonde zwifchen beide einfchieben kann. Präparation. Man erkennt die Schleife [chon an der Erhabenheit, die von dem hinteren Rand der Seitenarme des hinteren Vierhügelpaars gegen den [eitlichen Schenkel des kleinen Gehirns herah- fallt. Sie ift hier blofs mit dem Epithelium und etwas grauer Subftanz bedeckt, die von dem hin- teren Hügelpaare [ich herabfenkt. Man nimmt ein halbgehärtetes Gehirn, entblöfst zuvörderft die Schleife und den vörderen Schenkel des kleinen Ge- hirns vom Epithelium, verfolgt fie bis an den Sei- tenarm des hinteren Hügelpaars, hebt diefen, und mit ihm die Kuppe der Vierhügel auf, bis an ihre Mittellinie, um die unter ihr liegende Radiation zu Gelicht zu bekommen. Nun verfolgt man die vor- wärts gehende Radiation dadurch, dafs man den hinteren Rand des Sehhügels und [ein corpus geni- cewlatum aufhebt, nachdem man zuvor den Sehner- ven von dem Hirnfchenkel bis an fein Ganglium ge- Jöft hat. Nun geht man an die hintere Extremität der Schleife. Man drückt fie auf ihrer äufseren Seire bis auf eine gewille Tiefe von den [eitlichen Sen, Pr J 508 un keln ab, bricht dann die Area in der Mittellinie ein bis auf die obere Querfchicht ‚der Brücke, und hebt die Haube, an deren Grundfläche die Schleife fitzt, von innen nach aulsen gegen die [eitlichen Schenkel zu ab. Nun wirft:man die Haube mit der Schleife rückwärts, und treunt fie von der oberen Querfchicht der Brücke bis an die Pyramiden ab. Zuletzt kann man auch noch die Schleife über dem vörderen Schenkel zerfchneiden und ihre innere Flä- che verfolgen, Die vörderen Schenkel des kleinen Ge- hirns find wahrfcheinlich nicht Schenkel, denn fie find nicht rund, nicht körperlich genug, fondern dünn und bandförmig, und ähneln der Schleife und der Zwillingsbinde im Bau. Die Schleifen und die vörderen Schenkel gehn von grauer Subltanz zu grauer Subftanz, jene von der Haube zu den Vier- hügeln und Sehhügeln, diefe von der Haube zu dem corpore ciliari. Beide kreutzen fich zur Seite, und knüpfen gleichfam mit einer doppelten Kreutzbinde das grofse und kleine Gehirn zulammen, und an, die Hirnf[chenkel an. Sie find weicher als die feit- lichen Schenkel, haben einen zärteren, falerigt - Nachsartigen,Bau, die Fafern find vorzüglich diftinct, wo fie nackt liegen, und trennen fich in befondere Bündel. Ihr Körper ift mit dem Epithelium und anit einer dünnen Lage grauer Subftanz, wenigftens auf der unteren Fläche, bedeckt, Die vörderen,-Schenkel theile ich, Behufs der Belchreibung, in Körper und Extremitäten m 509 ‚ein. Ihren Körper nenne ich den zwifchen den Vier- hügeln und dem kleinen Gehirn nackt liegenden Theil, die Extremitäten find die Radiationen ‚\ mit welchen: fie vorwärts in das grolse,, und rückwärts in das kleine Gehirn Sich ausbreitet. Beide Flichen des Körpers der vördern Schen- kel find nackt. Die obere liegt zwifchen den Vier- ‚hügeln und der Wullt, mit welcher fich der feitli. ‚che und hintere Schenkel über fie wegfchlägt, blofs und blofs mit der Schleife bedeckt. _ Die, untere Flä- che ift fo weit nackt, blols mit dem Epithelium und mit einer dünnen Lage grauer Suhltanz aus der Area bedeckt, als das Zelt der vierten Hirnhöhle geht, Beide gehn unter und zwilchen den hinte- ren Schenkeln durch, am äufseren Rand der Schwal- bennelter fort, über die halbmondförmigen Seiten- theile des hinteren Markfegels weg, bis an der Schwalbennefter oberen Rand herauf, den die Mark- ftämme der Mandeln, des Zapfens und der Pyramide bilden. Von den fünf fchollenförmigen Körpern im Zelt der vierten Hirmhöhle nehmen fie die Plätze zwilchen den mittelften und den beiden äufserften Zwilchen den Körpern der vörderen Schenkel liege 2. vördere Markfegel, welches wahrfchein- lich nicht Theil für fich , Sondern Beftandtheil und Ergänzung der vörderen Schenkel. ilt, und beide zu einer Markplatte verbindet, die in der Mitte dünner ift, wie überhaupt das kleine Ge 510 en birn im Wurm dünner ift. Beide Flächen deffelben find vom Epithelium bedeckt. Auf der oberen ift es bald glatt und markig, doch felten, und nur in den früheren Jahren, bald, und meiltentheils mit quergefurchter Rindenfubltanz bedeckt, in den [pä- teren Jahren. In diefem Fall ift das Züngelehen oder erfte Läppchen des oberen Wurms mit dem Marklegel entweder ganz und in einen Körper verwach[en, oder nur die Wurzel delfelben, oder die Ränder find angewachfen, und in der, Mitte geht zwifchen dem Züngelchen und dem Markfegel ein Kanal rückwärts *). Von der Mitte des hinteren Vierhügel-Paars fällt ein Bändchen auf daffelbe her- ab. Oben wird es von den vörderen Läppchen des oberen Wurms bedeckt, inwendig legt es bis ans Knöpfchen frey, und macht mit den vörderen Schen- keln das Dach der vierten Hirnhöhle. An beiden Seiten ift es zwilchen die vörderen Schenkel ein. gelpannt. Seine Falern laufen mit den vördern 'Schenkeln parallel, und in diefer Richtung zwi- fchen dem oberen und unteren Wurm durch, bis an den hinteren beutelförmigen Ausfchnitt, und machen gleichlfam den Kern des Wurms aus. In Schaafgehirnen geht gleich hinter den Vierhügeln ein Markbündel von einem vörderen Schenkel zum anderen quer über daffelbe weg, ein ähnliches Querband bilden rückwärts die vörderen und hinte- ren Schenkel, die fich als. Wulft über daffelbe hin- *”) Malacarne nuova espofizione della vera ftruttura del cervelletto umano, Turino 1776. p. 108, — 5ıı werfen. Dadurch entfteht ein Oval, in welchem das vördere Marklegel eingefpannt ift. Mehr oder weniger hat das Menfchengehirn die nemliche' Bil- dung. Wir haben allo eine Radiation im kleinen ‘Gehirn, die aus dem ganzen Kern deflelben kömmt, "vor demfelben fich in eine Platte, die vörderen Schenkel und das vördere Marklegel fammler, an beiden Seiten der Waflerleitung in die Haube ein- dringt, und unter der Wafferleitung in der Haube in eine Anfa zulammenfliefst. Die vördere Extremität der vörderen Schenkel geht unter der Schleife durch, kreutzt [ich mit ihr, indem fie abwärts fteigt, krümmt fich von aufsen nach innen, begränzt die vördere Hälfte der Area, und bildet mit dem vörderen Markfegel das Dach der vierten Hirnhöhle. Inwendig in dem Winkel, wo der vördere Schenkel mit der Area zulammen/töfst, [chimmert ein Strich von [chwar- zer Subftanz durch, die blofs mit dem Epithelium bedeckt ift. Nur an zwey Orten findet man [chwarze Subftanz im Gehirn, hier und auf den Hirnfchen- keln vor der Brücke, und an beiden Orten [cheint fie den vörderen Schenkeln anzugehören %). Aus der Mittellinie der Area zwifchen den beiden oben- erwähnten runden Bündeln kommen zarte Markfä- den hervor, laufen quer über jene Bündel und die [chwarze Subftanz fort, und legen fich an die innere Fläche der vörderen Schenkel an. Nun *) Zuweilen fehlt die fchwarze Subftanz, und ftate derfel- ben ift die Hirnmaffe mir rothem Blure gefärbt, 512 dringen die vörderen Schenkel unmittelbar hinter den Vierhügeln in die Haube ein, vorwärts, ein- wärts und abwärts- gehend, auf ihrer äufseren Flä- che von der Schleife, auf der inneren von den runden Bündeln und der diefelhen begleitenden ‚grauen Subltanz bedeckt, welche fie mittellt ihrer ‚Anla von beiden Seiten umfallen. Unter den run- den Bündeln münden fie von beiden Seiten, und bilden eine Anfa, die mehrere Linien dick ilt, und die obere Wand der Grube für das dritte Paar bildet. Ob fie in der Mitte eine Nath hat? Sie ift eine der fchönften Organilationen, die gleichlam im Mittelpunkt der Ganglienkette liegt. Ueber he weg gehn, wie fchon gelagt, die runden Bündel, unter ihr durch die tiefer liegenden Theile der Haube und die vörderften Fafern der ‘fenkrechten. Schicht. Einige Theile der Haube [cheinen auck durch fie durch zu gehn. Von ihr laufen Radiatio- nen in der Form dünner Blätter vorwärts, und um- fallen einen kugligten Klump grauer Subltanz, der inwendig und im hinteren Theil der Sehhügel, bedeckt von ihrer Kappe, unmittelbar auf den Hirn- fchenkeln, vor jener Anfa liegt, an die Wand der dritten Hirnhöhle gränzt, und vor fich die Wurzel der Zwillingsbinde liegen hat. Durch denfelben gehe‘ die [chwarze Subftanz der Hirnfchenkel durch, das dritte Paar der Hirnnerven wurzelt in ihm. Es ilt gleichlam ein Ganglium innerhalb eines anderen. Man bekömmt es im Durchfchnitt zu Gelicht, wenn man die Hirnfchenkel nahe vor der Brücke quer durchfchneidet. — x 513 Mit derientgegengeletzten und hinte- zen Extremi tät dringen die vörderen Schenkel unter ‚der Wulft in die.Hemilphärien des kleinen Gehirns ein. ‚In einigen Fällen! hat 'es mir gefchie-i nen, als, wenn, belonders in ‚Schaafgehimen, ein! Körper aus dem kleinen Zelt zwilchen dem .feitli- chen und hinteren Schenkel unter ‚dem‘ hinteren vorkäme, und fich in den äufseren Rand der vwör-* deren Schenkel unmittelbar vor dem Ort einpflanzte, wo [ich [eitlicher und: hinterer ‘Schenkel über’ ihn! hinwerfen. ; Zwifchen ihm und der Wulft liegt'eine‘ lamina cribrofa, durch.welche:Gefäfse in das cor. pus. ciliare eindringen. Hier: kult) auch «die innere Ecke der vörderen Spitze des eorporis.ciliaris vor. An dem Ort, wo die Wulft fich ‚über ihn weg# * fchlägt, drückt diefelbe ihn: in der Form eines Hal- [es zulammen. ‚Nun geht er in gerader Richtung rückwärts, ‚breitet fich fächerförmig aus, theilt ich in Bündel, und [cheint einige Würfte des corporis eiliaris in [ich aufzunehmen, durch fie durchzugehn, und fich darin zu verlieren. Die meilten Bündel liegen aber über dem vörderen Schenkel, und blofs die Lappen des Höckers unter demfelben. Doch ift das Verbältnils der vörderen und hinteren Schen- kel zum corpore 'ciliari, und die Art, wie fich der vördere Schenkel im kleinen Gehirn endet,’ [o ver- worren, dafs ich es mir nicht getraue, pofitiv über die Organilation zu entfcheiden. - Vieles wird, wie * ich hoffe, durch künftige Injectionen der Gefälse Geh, entwirren. Sig — Präparation. Nachdem die vierfeitigen Lap- pen-vom kleinen. Gehirn weggebrochen find, ent- hlöfst ınan die Schleife und den Körper des 'vörde- ren‘ Schenkels voni Epithelium, trennt beide Hemi- fphärien im Wurm [enkrecht bis in die vierte Hirn- böhle, hebt-in der lamina ceribrola die Wullt vom vördereri Schenkel: allmählig auf, und legt die feitli- chen und hinteren Schenkel mit dem an ihnen hän- gen. bleibenden ’corpore ciliari feitwärts nach aufsen.' Dann hebt man! die Kuppen der Vierhügel auf, da- mit ‚die unter ihnen liegende Radiation der Schleife frey: werde, [chneidet die Wafferleitung auf, nimmt die- Schleife ander äufseren Fläche der‘ vörderen Schenkel weg,‘ entblöfst fie auf der inneren [o weit als- möglich‘ in die Tiefe hinein, und bricht vorher die Wafferleitung unter den Vierhügeln in ihrer Mit- tellinie lanft ein, wodurch man’ auf die Anfa kömmt. Nun nimmt man die runden Bündel aus ihr weg, . wirft die vörderen Schenkel vorn über, und löft die Anfa auch in ihrem Grunde, mit welchem hie auf der Brücke [teht, ab. xXVL Die Vierhügel und die Sehhügel, In dem Maafse, als die Zergliederung des'Ger hirns fich entwickelt, gehn die Vierhügel und Seh «hügel als belondere Organe verloren. Sie fallen im- mer [tärkeriin die allgemeine Organilation ein, und: löfen fich in die Ganglienkette als Beltandtheile dem felben auf. —— 515 Die Vierhügel haben vier runde Kuppen von grauer Subltanz, die auf der Radiation der Schleife ftehn, welche fich unter ihnen ausbreitet. Vor und zwilchen dem vörderen Vierhügelpaar bildet diefe Radiation das gefalerte Dreyeck, und dies fetzt fich wieder in die hintere Commilfur fort. Die Kuppen des hinteren Hügelpaars find tiefer einge, fenkt, undbleiben daher beym Entblöfsen der Schleife ftehn. Auch hinter diefe Höcker wirft die Schleife Fäden hin, die an das Frenulum gehn, welches von der Mitte des hinteren Hügelpaars herab auf das vördere Markflegel fällt. Zur Seite find die Vierhügel bedeckt von dem hinteren Theil der Sehhügel. Hier haben beide Hü- gel-Paare [eitwärts und vorwärts dringende markige Arme, die in die Sehhügel gehn. Unter den Armen des hinteren Hügelpaars [teigen die Schleifen, auf. Dann dringen fe unter, und die Arme des vörde- ren Hügelpaars über die corpora geniculata in die Sehhügel ein, breiten fich in denfelben aus, fie- [sen mit der Schicht des corporis geniculati und der Schleife zulammen, und gehn mit der ganzen Malle Strahlenförmig gegen, den Stabkranz. Doch muls’ man nicht glauben, in den Vierhügeln, und befon- ders den Sehhügeln liege jede Schicht getrennt; viel- mehr find alle in fie eingehenden Theile im eine Malle zufammengefloffen. Von den Armen des hinteren Hügelpaars [cheinen noch Fäden bogenför- inig über die corpora geniculata weg am hintern Rande der Sehhügel fortzugehn. 516 — Das fafrigte Dreyeck zwilchem dem vörderen Hügelpaare biegt fich als hintere Commillur aufwärts. Daher die Vertiefung zwilchen beiden. Die Falern diefer Commilfur find auf ihrer hinte ren Fläche getrennt, auf der vörderen durch das Fpithelium in einem Bündel vereint. Auf ihr fitzt die Zirbeldrüfe mit vier Säulchen, von welchen zwey die vördere, zwey die hintere Fläche der Ebimmilftr umfallen. Diele Commilfur’ geht mit eineim markigen Bande an den oberen und inneren Rand der Sehhügel vorwärts, und begränzt den obe- ren Rand der Wände der dritten Hirnhöhle. ' Eme andere Production derfelben geht der Quere in die Seitenarme des vörderen Hügelpaars über, und eine dritte mag vielleicht an der vörderen und äufseren Ecke des vörderen Hügelpaars lenkrecht in die Seh- hügel niederfteigen. Wenigftens habe ich hier oft einen weichen Nerven von der Dicke eines Pfer- dehaars gefunden. Nun’folgt die Walferleitung. Im Grunde der Walfferleitung liegen die runden Bündel, unter den- felben die Aufa der vörderen Schenkel, und unter dielen geht der Reft der Haube auf den SP sa | kein fort, ‘Die Sehhügel haben eine Kuppe, die auf il _ ver Oberfläche mit einer Markhaut hedeckt ift, un“ dem oberen Rand der Wände der dritten Hirnhöhle und den corporibus genithlatis fch ablchält, und u fich u 517 fich "hinterwärts immer mehr zufpitzt. Hier theilt fich der Sehhügel in zwey Productionen. Die - eine bintere. [tumpfe Spitze, die zum Vorfchein kömmt, 'wenn man den Selınerven abzieht, und unmittelbar unter dellfen Ganglium liegt, bildet mit der Tänia und mit einigen Falern des Balkens die ‘Tapete des Seitenhorns, und fielst mit der hier lie- genden Radiation des Hirn[chenkels tind der vörde. ren Commillur zufammen, Die andere krümmt ich um die Hirnfchenkel herum, und läuft in die Seh. nerven aus, r) Die Sehnerven entfpringen theils von der dünnen Markplatte, die die Oberfläche der Sehhü« gel bedeckt, theils mit einer Wurzel, die unter dem. unteren Rand der Sehhügel vorköinmt,theils end- lieh'von Markfäden, die von dem corpore genien- lato entltehen. Wo [ich der Sehnerve abtrennt, hat . er ein 'corpus genieulatum, ‘das fein Ganglium zu feyn [cheint. Seine untere Fläche; und [ein hinte- rer Rand liegen frey,'.die obere Fläche ilt mit Zell. ewebe an die Hirn[chenkel angeheftet, der vördere Rand fcheint mit der grauen Suhftanz des grofsen Hirngangliüms zufammen zu hängen und Gefälse zu haben, die unter und über die ungenannte Mark» [tanz fort , wie vala meleraica in feinem gan, ‚Umfang an ihr heranlaufen. Unmittelbar vor- ‚ehe die Nerven ihre Commilfur bilden; wer« fie fich fo herum, dafs ihr hinterer Rand orwärts und zur Seite zu liegen kömnt. Die Com- > Arch, fi d. Phyf. IX. Bdı Ill, Heft» Mm 318 — wiffur felbft il auf. ein Pollter, grauer Subftanz an- geheftet, die aus der dritten Hirnhöhle kommt und mit dem Infundibulum zufammenfliefst. In der Kup- pe wurzelt noch die Zwillingsbinde des Balkens. Die Subftanz unter der Kuppe hängt mit den Armen der Vierhügel, mit der vorwärts gehen- den Radiation der corp. genie. der Sehhügel, mit den Radiationen der Schleife und der vörderen Schenkel zulammen, Vor der Anla der letzten liegt der oben bemerkte graue Klump im hinteren Theil der Sehhügel. Die corpora geniculata der Sehhügel “find hinten kugelförmig und grau, vorwärts markig, und breiten fich -ftrahligt über. die Hirnfchenkel, „und befonders deren äufseren Rand aus, Am äu- fseren Rande. der Sehhügel Nielsen alle diefe Orga- zilationen in ihren Kamm zulammen,,. der'ein Ge- webe der Hirnfchenkel und der Sehhügel ilt. . Ihre innere Fläche'ält durch die graue Commilfur und durch die hintere fchräg- rückwärts’ gelelinte! Wand der dritten Hirnhöhle vereint, die vom Aquäduct zum Infundibulum geht, ie, davıay Von dem letzten Theil der Ganglienkette, nem- lich dem grofsen Hirnganglium, delfen äu- fsere Portion unter, . delfen innere auf dem Hirn- fchenkel liegt, als corpus [triatum um den garizeh ‚m fseren Rand der Sehhügel herumgeht, : und in der |, vörderen Extremität des Seitenhorns endet, ift be- reits oben gelprochen An “ - je — 519 Erklärung des Kupfers, a en xT, ! rn nimmt Be Hemifphären des ah Ge kirns wagerecht über dem Balken weg; fchneidet den Balken von hinten nach vorn in der Rapha 'bis an feinen Schnabel’ durch, kehrt das Gehirn un, löft den Mittellappen -im Seitenhorn ab, nd fetze den Schnitt zwifchen feinen beiden Wänden bis in die Spitze des hinteren Horns fort. Nun fchneidet man. den Balken bis an den geltreiften Körper, die inne ren Wände der Seitenhörner , die vörderen Hirn- tappen vor dem Balken und zur Seite des Gehitiis alle Theile fenkrecht weg, die überllülig ind: End: kch fehneidet man die hinteren Lappen des kleinen Gehirns mit einem Zirkelfehnitt vom Kern delfelk bei weg, und fchält die vierleitigen und die äuf der unteren Fläche fitzenden Lappen oberflächlich ab; [o dals blofs die Ganglienkette in der Axe des Gehirns übrig bleibt, härtet fe mäfsig, und präpas Kirt an derfelben die Theile, von welchen die Reda gewefen ift; auf eine Weile; wie es bey jedex heil befonders angezeigt ilt. aa. Der hintere Ränd ünd die hinte: ren oberen und unteren Lappen des klei "| nen Gebirns, Links hat das vördere Läppchen des “| hinteren oberen Lappens,; mit welchen es än den vierleitigen Lappen ftöfst, feine Rinde lehaltönz “lgechts ift lie weggebrochen. Daher ilt das Mäik "lim Kern diefes Läppchens fiehtbar,; welches eins Sefakligte Falerung hat; “lei » 1 R Mini ;ı2® — b. ‚Der hintere beutelförmige Ausfchnitt, in welchem das letzte Läppchen des oberen Wurms ftzen geblieben ilt. ; N. c. Der flach weggebrochene vierfeitige Lap- pen; der dadurch fichthar. gewordne Stamm des feitlichen Schenkels, welcher in der Horizontal-Fur- che fortläuft; die groben Riefe und Falern, die von | dem Stamm des [eitlichen Schenkels ausgehn, diver- giren, und fich gegen den oberen Wurm krüm- men. d. Ein [chmaler Striefen des vierfeitigen Lap- pens, der an der Gränze des oberen RR Stehen. geblieben ift. e. Der mit [einem Fpithellum noch air vördere Schenkel des kleinen Gehirns, bedeckt an der Wulft des feitlichen und hinteren Schen- kels, die fch über ihn hinwirft, f. Die Schleife diefes Schenkels, like gleichfalls noch ihr Epithelium ‚hat, und fich zwi« {chen dem vörderen und f[eitlichen Schenkel des kleinen, und dem Schenkel des grofsen Gehirns in den rautenförmigen Grund der vierten Hirnhöhle einlenkt. g. Der Hirnfchenkel und delfen Verzah- nung mit dem [eitlichen Schenkel des kleinen Ge- | hirns oder mit dem vörderen Rand der Brücke, die j auf der entgegengeletzten Seite deutlicher indie |; Augen fällt. | h, Ein Theil des aufgefehnittenen ai feitwärts- | gedrückten Balkens, der yon dem Schwanz des) geftreiften Körpers befreyt it. Die oberflächliche N gır Schicht‘ feiner inneren Fläche, welche üch mit den Stäben des Hirnfchenkel- Syftiems an diefem Ort kreutzt. A... Die Vierhügel in ihrer Integrität. k..Das Corpus geniculatum des Sehhü- gels am hinteren Rande des Sehhügels. Ueber dal- felbe dringen die Arme des vördsren, und unter ihm die Arme des hinteren Vierhügelpaars in ‚die Sehhügel ein. 1. Der Sehhügel: in [einem natürlichen Zu- Stande. ’ ‘m. Der vördere kulbigte Theil des geltreif- ten Körpers; [ein inwendiger Rand, mit dem er an den Sehhügel ftöfst, ft [ammt der Tänia [eit- ‚wärts gedrückt, dadurch der Kamm fichtbar gewor- den; von ihm fällt graue Subltanz durch den Kamm und fie[st mit der äufseren Portion des grofsen Hirn- gangliums zulammen, n. Die innere Fläche ds Schnabelsdes Balkens, welcher die dreyhörnige Höhle zwilchen den geltreiften Körpern [chliefst. Er ift vom Epi- thelium befreyt, aber hinter ihm, von feiner Spi- tze bis an die vördere Commilfur, ift daflelbe, wie es von dem Septum herabfällt, und fich über x geltreiften Körper hinfchlägt, ftzen geblieben. o. Die durchfchnittenen Schenkel der . Zwillingsbinde des Balkens, welche zu den Knöpfchen gehn, hinter ihnen die querliegende und durch[cheinende vördere Commifllur, welche durch das grofse Hirnganglium geht, und mit ih- ren Extremitäten in die äulseren Wände heider Sei- I} 523 u tenhöfner der dreyhörnigen 'Höhle des ac hirns ftrahligt ich ausbreiter.”" 940. od p. Der markige Kern des Wurmis,' der mit dem vörderen Marklegel den Raum zwilchen den beiden vörderen Schenkeln des kleinen’ Gehirns ausfüllt, und mit denfelben RES ee gel. ner Falern har. g in a q. Das vördere Markflegel; welches von, der Rinde und dem Epithelium entblößst if. Zwi- fehen ihm und dem märkigen Kern des Worms, wo, fich die Wulft über daffelbe hinwirft, ift’es zu- "fammengedrückt und'har einem Hälsir Von der'Mitte der Vierhügel fällt die rechte Hälfte des Frenulunis auf daffelbe herab, die linke ift weggenömnien. r. x. Der vördere Schenkel des kleinen Gehirns, der unter der Schleife vorkömmt; da, wo fich die hinteren und feitlichen über ilın een. gen, zufammengedrückt ift; fich'dann theils' durch 'das corpus eiliare hinzieht, "theils unter demfelben qusbreitet, und die untere Wand der Kapfel deffel- ben bildet. Er ift gefafert, die Falern trennen fich hie und da in Bündel. s. t Der vom Wurm und den hinteren oberen appen abgetrennte und feitwärts aufgefchlagene . und feitliche Schenkel des kleinen "Gehirns. s. der Stamm des hinteren Scehen- kels, der das innere Blatt macht, und zwifchen dem feitliehen und vörderen Schenkel von hinten vorköinmt, 4. der. feitliche Schenkel, der das äufsere Blatt macht. Da, wo beide, diefer von.vorn , jener von hinten zufammenktolsen, am 323 bleibt zwifchen ihnen und dem rautenförmigen Grund ein kleines, nach innen offenes Zelt, das aus dem rautenförmigen" Grund der vierten Hirn- höhle mit grauer Subltanz gefüllt wird, und in wel- chem die Wurzeln des fünften und fiebenten Nerven. » Schtbar find. Die obere Spitze deffelben verlän- gert fieh in eine Rinne, wo die''beiden Blätter des ‚hinteren und feitlichen Schenkels zulammengefüge find.” An dem äufseren Blatt hängt noch das erfta „bäppchen des vierleitigen Lappens, ‘welches das wördere Markfegel bedeckt. Auf feiner inneren Flä- he . das corpus ciliare fitzen geblieben, wel- jes eine wurftförınige Geftalt hat, und in einer Kern liegt‘, deren’ untere Wand der’vördere, die obere der hintere'Schenkel ausmiacht. ! "mw Der Hirnfchenkel, feine Verzahnung mit ‘dem vörderen Rand der Brücke. Vorwärts, wo die Spalte zwilchen ihm und dem Sehhügel Gchtbar ft „breitet er fich unter dem Sehhügel aus. "m. w.xy. Die’Schleife vw. die Radia- tion derfelben, welche theils in gerader Richtung auf den Hirnfchenkeln förtgeht, theils zwifchen den vörderen und [eitlichen Schenkeln des kleinen, und den Schenkeln des grolsen Gehirns aus der Tiefe der Area aufwärts lteigt,undfich mit dem vörde- “ wen Schenkel kreutzt. w. die Radiation derlel- ben, welche unter die Arme des hintern Hügelpaars _ eindringt, fich dann unter der hier weggenomme. nen Kuppe der Vierhügel einwärts krümmt, und in der Mittellinie mit der entgegengeletzten mündet. Dabey verliert das hintere Hügelpaar blofs [ein Epi- 324 ni; thelium , und bleibt immer ‚als ein Höcker. von grauer Suhltanz [tehen, der ohen einen [charfen Rücken, auswärts eine ftumpfe , einwärts eine, Icharfe Spitze hat, Die beiden inneren Spitzen find) durch Markfafern verbunden , "hinter ihnen, gehn einige Markfalern der Schleife fort, und:lenken fich in das Frenulum ein. Vor und’zwilchen dem vör- dern Hügelpaar ilt ein Dreyeck auch ohne Präpara- tion fichthar, ‚das von den Falern diefer Radiadon® der‘ ‚Schleife, gebildet wird, und durch das Epithex \uum durchfchimmert, Diefem gegenüber fteigt, die hintere Commillur aufwärts. : Daher die Senkung zwilchen heiden. ‚Sie iftıauf ihrer Rückfeite gefalert, auf, der vörderen durch das Epithelium in einen Bün- del vereiniget, Die Zirbeldrüle ilt weggenommen, % yı ‚Die wAusbreitung. der Schleife,i m’ Sehhügel, von ‚dem die Kuppe von innen \nach, aulsen gegen den Kamm zu, weggebrochen ilt., Diefe Radiation fliefst mit der Malle' des Sehhügels zulammen. Gegen den. Kamm zu bekömmt hie die nemliche Formation, die derKamm hat, y. Der Ort, wo die umgekehrte Wurzel der Zwillings, bindedesBalkens in dem Sehhügel gg Steige und ahgerillem ilt, Ueber den Bau und die Verrichtung „.der Milz. Von Everard Home *), " Veberfetzt vom Prof. Pfaff in Kiel. Tran: ich eine fo wichtige Thatlache als diejenige einer, Communikation zwifchen der Magenmund- Portion des Magens und dem Kreislaufe vermittelt der Milz ift, vortrage, will ich die Gelellfchaft nicht dureh irgend vorläufige Bemerkungen aufhalten, [on- dern fogleich die Um/[tände angeben, welche auf die Entdeckung leiteten , und die Verluche erzählen, “durch we'che die verfchiedenen Thatlachen zur Ge: wilsheit gebracht wurden, wo "Während der Unter[uchung der Ver ichtangen des Magens, mit welcher ich mich kürzlich befchäf- tigt hatte, fand fich, dafs im Fortgange der. Ver- dauung eine re zwilchen der Magenmund- | und Pförtner. Portion vermittel[t einer entweder per- manenten oder abwechlelnden Muskular - Zulammen- *) Aus den Philof, Transactions für das Jahr 1807. S. 45. abgedruckt in Will, Nicholfons Journal of Natural Phi- lofophy etc,. Vol. XX. Supplement No, 995 374-392 und Vol, XXI, Octob. Iı No, 92, nl 526 — ziehung ftattfinde #). Diefe Tharfache ftellte den Vorgang der Verdauung in ein neues Licht, und lei- tete mich auf die nähere Betrachtung, auf welchem Wege es verhüter werden könntegr dafs. ‚die grofse Menge von ver[chiedenen Flüffgkeiten, welche fo oft in den Magen aufgenommen werden, ‘nicht mit den. balbverdauten Speilen vermilcht würden, und fich in die Bildung des Milchfaftes einmifchten. Im Verfolge diefer Unterfuchung fand ich, dafs die Flüf- figkeiten vorzüglich in der Magenmund - Portion enthalten, und die Nahrung, welche die Pförtner Portion erreicht hatte, H gewöhnlich von einer gleich- förmigen Confiftenz fey, fo, dafs es das Anfehen hatte, als wenn die Flülßgkeiten mit Ausnahme. def[- fen, was zur Bir: nee erforderlich ift, auf einem andern Wege aus dem Magen fortgefchaftt würden, ohne bis zum Pförtner zu gelangen. Die Wahrheie diefer Meinung auszumitteln, ilt der Gegenftand der erg Abhandlung. > vr Die Saugadern des Magens find zahlreich, doch, es finden fich eben lo viele, oder noch mehrere i in den Eingeweiden, Mehrere Umftände Icheinen es wahrfcheinlich zu machen, dafs die Milz der Weg ilt, durch welchen die Flülfigkeiten fortgeleitet wer- den. Je mehr ich die Sache überlegte, um fo mehr drängten fich die Gründe in meiner Seele zu, lo, dals fie gleichfam die-Ueberzeugung aufdrangen, und *) Diefer Auffätz findet fich 5 15: des XX, Vol. des Ni- cholfon’fchen Journals, den ich nicht bey der Hand habe, P£. — . $2z mir verfehiedene Methoden anzeigten „wodurch. die Wahrheit oder Falfchheit da ER entfchie- den werden könnte, on lu "Vor allen Dingen mufste' die Thatfache,jausge- wacht werden, "ob die in den Magen aufgenommer nen Flülfigkeiten' in irgend einer beträchtlichen Menge fortgehen können, wenn fie auch am Durch» gange durch den Pförtner gehindert werden: Dies wurde durch’ dis nachfolgenden: Verfuche , welche den 31[ten October 1907 mit Hilfe der'Herren Bro- die, Brande und Clift angeltellt wurden, ‚aufser allen Zweifel-gefetzt. Der Pförtner eines: kleinen Hundes wurde feft unterbunden, und'einige-Minu- ten hernach fünf-Unzenmaalse eines wälferigten: In; digo- Aufguffes, von der Temperatur: der Atmolphät re, durch den Mund in den Magen. eingefpritzt. Nach einer halben ‚Stunde wurde der Hund»krank, und brach zwey Unzenmaafse einer beynahe farben- lofen Flüffgkeit aus. Der Hund wurde nun ohne . " Verzug getödter, und näher unterfucht. Der Pfört- ner wurde vollkommen genau unterbunden gefum- den, fo dafs nichts in diefer Bichuing fortgehen. _ konnte. Die Pförtmer-Portion ‚des Magens wurde leer und zulammengezogen gefunden. Die Magen- f inund- Portion enthielt ohngefähr zwey Unzen fefter Nahrung, eingewickelt in eine gallertartige Subltanz, und eine Unze beynahe farbenlofes Waller, da der " Indigo vollkommen davon abgefondert, und über die Oberfläche der innern Haut ausgehreitet war, Yon den fünfin den Magen gebrachten Unzen Fläf: 528 m figkeit waren zwey ausgebrochen, und nur, eine einzige im Magen angetroffen worden, zwey Unzen waren daher im Laufe einer halben! Stunde, ent- fchlüpft. Da der Magen zwey Unzen fefter Nah- rung in dem Zeitpunkte, da der Verfuch angeltellt wurde, enthielt, [o kann man mit Grund anneh- men, dafs auch einige Flülfgkeit in’ demfelben zu dieler Zeit war, und in diefem-Falle:mufste alfo die ganze Quantität, welche ent[chlüpft war, mehr als zwey Unzenvbetragen haben, ‘Bey Unterfuchung der äufsern Bedecküungen des Magens und längs des Laufs der kurzen Gefälse, wo die Saugadern gewöhn- lich ihren Fortgang haben, konnte man keine ent- decken, fo dafs diefe Gefälse in diefem Zeitpunkte keine Flüffigkeit führten. Die Milz war angefchwol- len, ungewöhnlich breit, und ihre äufsere Oberflä- che (ehr unregelmälsig. Beym Einfchneiden in die- felbe zeigten ich überall kleine Zellen, welche eine wällerigte Flüffgkeit enthielten, und einen grolsen Theil ihrer Subftanz einnahmen. Diefes Auslehen, wasich nie zuvor beohachtet hatte, veranlafste mich nachzuforfchen, ob fchon früher Andere darauf ge- achtet, und die Umftände zu beftimmen, unter wel- chen es hervorgebracht wird, Folgendes ilt das Re- Sultat dieler Nachforfchung. Malpighi fcheint der erfte Zergliederer gewefen zu [eyn, welcher eine genauere Kenntnifs von dem Bau der Milz hatte. Er hefchreibt ihre Kapfel, und ein Netzwerk, welches allenthalben ihre Suhftanz durchzieht. Er führt eine Menge kleiner Drüfen an, welche hohl und mit ar- teriellen Zweigen umgehen feyen, aber er war nie — I29 im Stande gewefen, einen venölen Zweig bis zu den- felben zu verfolgen. Er glaubte, dafs die Milz aus einem rothes Blut enthaltenden Zellgewebe beftehe, welches zwifchen den Arterien und Venen in der Mitte liege, und dies leitete ihn auf die Theorie, dafs diefes Netzwerk von muskulöfer Befchaffenheit (ey, und durch feine Action das Blut forttreibe, [o dafs in der Milz eine Art von Syltole und Dialtole wie im Herzen ftattinde. Stukely in feiner Gullto- niani[chen Vorlefung, hatte Malpighi blofs nach- gelchrieben, ohne weitere Aufklärung zu geben. Cuvier, der letzte Schriftfteller über diefen Ge- genftand, verbelferte in feinen Lecons d’anatomie comparde den Irrthum Malpighi’s in Betreff der Natur des Netzwerkes, von welchem er behauptet, dafs es aus elaftifchen Bändern zulammengeletzt [ey, und dafs fich in der Milz kleine Körperchen finden, deren Nutzen ‚unbekannt (ey, und welche bey [ehr feiner Ein[pritzung der Blutgefälse verfchwinden. In dem Laufe der gegenwärtigen Nachforfchung, unterluchte ich die Milz nach dem Tode unter den gewöhnlichen Umftänden, und fand das innere An- fehen derfelben, [o wie es Cuvier belchrieben hatte, Ich wnterfuchte fie auch öfters unmittelbar, wachdern der Magen eine ungewöhnliche Menge von Flüffigkeiten aufgenommen hatte, und in diefem Zu- ftande habe ich conftant gefunden, dals Cuvier’s Körperchen, welche mit Malpighi’s Drüfen über- ‚ einkommen, deutliche Zellen [eyen, die eine Flüffigkeit enthalten, welche ausläuft, [o wie diefe 338, Fa Zellen angeltochen, ei und welche ‚Ihre, Häute, fichtlich macht, [o dafs die Ausdehnung dieler Zels len mit dem Zuftande: des Magens im Zufammen- hange zu Stehen [chien, und gelegentlich eintritt, und dafs die elaftifche Kapfel,; welehe die Milz ‚um- Ichliefst, letztere zu. diefen Veränderungen ihrer Ausdehnung gelchickt macht. Bey weiterer Unter- fuchung des Baues der Milz, wobey ich welentlich von Herrn Brodie unterftützt wurde, wurden. fol- gende Thatlachen zur Gewilsheit gebracht, In der Milz des jungen Ochfen , Pferdes und Schweins, Geht man bey Einfpritzung der Arterien und Ve nen mit gefärbter Haulenblafe eine Menge von arte- riellen Zweigen fich auf den Hänten der- Zellen ver- älteln, aber durchaus keine venöle Gefäßse, welches die Behauptung Malpighi’s beftätigt, und wenn die Zellen leer und zulammengezogen ‚find, und: man die Blutgefälse (ehr fein einfpritzt "fo geht das Anfehen des zelligten Baues gänzlich verloren, was mit Cuvier’s Angabe übereinltimmt. Waren die Zellen in einem ausgedehnten Zuftand;, fo erfchienen ihre Höhlen in vielen Fällen fehr auf- fallend; indem lie durch das Durchfchrieiden der Milz offen gelegt worden waren: _ Die zwilchenges legenen Theile der Milz erhalten nur (parlam artes rielle Zweige, und die kleinften Zweigehen fcheinery keine belondere Vertheilang zu haben: Werden die Venen allein eingefptitzt, fo er[cheinen ihre Zweige, viel zahlreicher; und weiter als die arteriellen; ins, dem die,gatize Subftanz der Milz davon kotlugefärbts a 531 wird, Sie [cheinen von der Aufsenfeite der Zellen ‚zu entlpringen, indem fie, gleich Radien, in rech- ten Winkeln zu ihrem Umfange auflieigen. War die Einfpritzung nicht fehr fein, fo [cheinen fie von ‚eben [o, vielen Punkten: der Kapfel ihren Urfprung zu,nehmen ,ilt aber.die Einfpritzung in die kleinen Zweige gedrungen; [o er[cheinen fie fo viel zahlrei- cher, dafs ‚lie Geflechte rund um die Zellen herum zu bilden [cheinen. „Der Stamm: der, ‚Milz - Vene Steht zu dem Stamm der Arterie, wenn heide mit ‚Wachs ausgefülltüind, in dem Verhältnifs wie s:r. i urde f[owohl durch genaue Mellung ihres bei- . itigen Durchmellers, als auch durch Abwiegen ze. Zolls von jeder auf einer [ehr genauen ‚Waage zur Gewilsheit gebracht. Das Uebergewicht „der ‚Vene über die Arterie ift hier gröfser als. bey den zulammiengehörigen Venen und Arterien irgend eines andern Theils. z Nach diefer, vorläufig erlangten Kenntnis des innern Baues der Milz, machte ich folgende Verfu- che mit einer Abkochung der Färberröthe, Die- fe Mäterie wurde angewandt, weil bey Thieren, die ‚damit gefüttert werden, die Knochen roth, gefärbt werden, lo dafs kein Zweifel darüber obwalten kann, dals. die färbende Materie in. den Kreislauf überge- führt wird. . Es war mir [ehr ungelegen, (die Farbe der Abkochung,. Itatt glänzend ‚roth, (die Tinte, welche die Knochen annehmen) [chmutzig braun zu finden, ; Die oben genannten Herren unierltützten inich auch in den fogleich zu exzählenden Ver- Machen... 532 —— Den sten November 1867, wurden fieben Un- zen einer concentrirten Abkochung der F ärberröthe in den Magen eines Hundes ingefpritzt, unmittel- bar, nachdem der Pförtner gehörig unterbunden wor- den war. In diefer Zeit leerte der Hund einigen klaren und farbelofen Urin aus.‘ In zwey und wierzig Minuten hatte er zwey Unzen einer gelbli- chen Flülfigkeit ausgebrochen. Nach "weitern. acht- ‘zehn Minuten brach er von neuem, das Ausge- ‘brochene beftand aus drey und einer halben Unze felter Materie, und drey Unzen Flüfßgkeit. „Nach ‘fernern funfzehn Minuten, wurden fünf Unzen der Abkochung eingefpritzt, welche zwey und eine hal- be Stunde ruhig im Magen blieben, worauf derHund getödtet wurde. Im Augenblick des. Sterbens leerte er zwey Unzen Urin von einer dunkeln [chlammi-, ‘gen Farbe aus. Diefer wurde aufbewahrt, und machmals mit der im Magen noch vorhandenen Flülfgkeit verglichen, welcher er vollkommen ‚glich. Bey Unterfuchung der Gegend, wo Milz und Ma. ‘gen zulammenhängen, war keines von den einfau- genden Gefälsen, [o wenig wie in. den vorherge- "gangenen Ver[uchen, fichtbar. Die Pförtner-Portion des Magens, enthielt ohngefähr zwey Unzen halbver- dauter Nahrung, aber keine Flülligkeit,. Die‘ Ma- genmund - Portion enthielt vier Unzen . Flüfligkeit, und eine halbe Unze feier Nahrung, lo dals das Erbrechen , welches damals eine hinlängliche An- ftrengung zur vollkommenen Ausleerung des Ma- gens gewelen zu [eyn [chien, nichts von dem Inhalt us 533 “der Pförtner-Portion aufgebracht, und lelbft die Ma- genmund-Portion nicht vollkommen ausgeleert hatte, Wenn man auch in diefem Verfuche gar keine Flül: figkeit , die vor dem Einfpritzen. der Färbertöthe- Abkochung im Magen enthalten war, in Anfchlag "bringt, [o war doch ein Viertheil der in den Mager gebrachten Flüffigkeit fortgefchafft worden. * Die Zellen der Milz waren fichtbarer als in den vorher- gehenden Verfuchen, vorzüglich an dem grolsen Ende der Milz. Ohngeachtet man mit Grund ana nehmen konnte, dafs die färbende Materie der Färberröthe nach der Urinblafe gebracht worden l[eyz fo war doch die Farhe lo [chlammig und unbeltimmt, dals die völlige Gewilsheit fehlte. Ich entfchlofs mich allo in den folgenden Verfuchen eine färbende Subftanz anzuwenden, deren Gegenwart auch in. einem [ehr verdünnten Zuftande durch chemilche Proben entdeckt werden könnte, und Herr W. Brande, den ich darüber um Rath frug, theilte imir fogleich die Idee mit, dafs, [o wie er fich der Rhabarber als eines Prüfungsimittels, um die Gegen- wart von Laugenfalz zu entdecken , bedient habe, eben fo das ätzende Laugenfalz ein gutes Prüfungs- “mittel feyn möchte , .um die Rhabarber zu ent- decken. Diefe Subltanz bot einen andern Vortheil‘ _ an, indem es hinlätiglich bekannt ift, dafs ie durch die Nieren geht, ohne zerletzt Zu werden. Vorläu: fig ftellte ich nachfolgende Verfuche an, um die befte Methode, fie im Blute und Urin zu entdecken, aus zumitteln, fo wie die Zeit, welche fie braucht, win Arch, fi d, Phyfiol, IX. Bd. 111 Heft, Nn 534 Fe vom Magen nach der Urinblafe zu gelangen. Fünf Tropfen Rihabarbertinktur mit drey Unzen Wafler verdünnt, nahmen beym Zulatze des alkalifchen Prüfungsmittels eine Orange- Tinte an, welches bey grölserer Verdünnung nicht der Fall ift. Sechs Tro- ‘pfen Rıhabarbertinktur zu drey Unzen Serum hinzu- 'geletzt, werden vom Auge leicht entdeckt, die Far- 'be wird aber durch den Zufatz des alkalifchen Prü- fungsmittels nicht erhöht, zum Beweife, dafs das im Serum enthaltene Laugenlalz hinreichend ift, eine fo [tarke Farben - Veränderung hervorzubringen, als die Quantität von Rhabarber durch Zulatz von Lau- genfalz annehmen kann. Wird Rhabarbertinktur mit dem aus dem Arme gelalfenen Blute A fo wird [eine färbende Materie nachmals, f[owohl in dem Serum als in dem Blutkuchen gefunden. Wird Blut aus dem Arme einer Perlon gelaffen, welche hinlänglich viel Rhabarber genommen hat, um den Urin zu färben, fo findet man das Serum leicht da- von gefärbt, und zwar in dem Grade, wie eine hal- be Unze Serum durch den Zufatz eines Tropfens Rhabarbertinktur gefärbt wird. Eine halbe Unze Rhabarbertinktur mit anderthalb Unzen Waller ver- dünnt, in dem Zwilchenraume zwilchen den Mahl- Zeiten genommen, ging nicht eher als nach einer Stunde mit dem Urin ab, und felbft dann nicht in hinlänglicher Menge, um ohne Zulatz des Reagens entdeckt zu werden. Diefelbe Quantität wurde un- mittelbar vor einem Frühftück von Thee genommen, Nach hebenzehn Minuten wurde eine halle Unze Urin ausgeleert, weleher durch das Prüfungsmittel . — 535 eine leichte Färbung annahm, Nach dreylsig Minu- ten wurde abermals eine halbe Unze Urin gelalfen, ‚deflen Färbung ftärker war, und nach ein und rier« zig. Minuten eine dritte halbe Unze, in welcher die Färbung [ehr ftark war. In einer Stunde und heben Minuten wurden fieben Unzen gelallen , in welchen die Färbung von der Rhabarber [ehr fchwach war, und nach zwey Stunden wurden zwölf Unzen gelaf- fen, in welchen die Färbung kaum lichtlich war. Nach [echs und einer halben Stunde wirkte die Rha- barber auf den Darmkanal, ünd theilte den Fxere- menten eine deutliche Farbe mit. Der zu gleicher Zeit gelaffene Urin hatte eine viel ftärkere Tinte, als der nach einer Stunde und zehn Minuten gelaf- fene, ;In diefem Verluche fchien die Rhabarber aus der Magenmund - Portion des Magens fortgegangen zu [eyn, nach zwey Stunden aber aufgehört zu ha- ben, diefen Weg zu nehmen, nachmäls aber wieder aus den Gedärmen in das Syltem übergegangen, und in dem Urin er[chienen zu [eyn, Diefer Verfuch wurde bey einer andern Perfon wiederholt; nach zwanzig Minuten wurde die Rha« barber in dem Urin entdeckt, Nach zwey Stunden wurde die Färbung fehr [chwach, nach fünf Stun- den war fie kaum bemerklich, nach fieben Stunden, wirkte die Rhabarber auf die Gedärme, und der Urin, der nach diefem Zeitpunkt gelallen wurde, war wieder fo Stark gefärbt wie im Anfang, Ein «hemifcher Freund äufserte den Gedanken, dafs das : Nna 573% a blaufaure Kali eine noch tauglichere Subftanz für dergleichen Verfuche wie die Rhabarber feyn möchte, weil ein Viertelgran davon in zwey\Unzen Waller, auf den Zulatz von falzfaurem Eifen eine blaue Farbe erhalte. Um dies auszumachen, wur- de ein Viertelgran davon in zwey Unzen Serum aufgelöft, es erfolgte aber keine blaue Farbe auf .den Zufatz des Prüfungsmittels, und [elbft dann nicht, als das blaulaure Kali bis auf einen Gran ver- mehrt wurde, [o dafs demnach kleine Quantitäten von blaufaurem Kali, oder wenigftens von Blaufäure dem Blute beygemifcht feyn können, ohne durch Zufatz von Eilen entdeckt zu werden. Den ırten November 1807, fünf und dreylsig Minuten nach 'eilf Uhr, wurden fünf Drachmen einer Milchung von Rhabarbertinktur und Waller, in dem Verhältnils von einem Quentehen zu einer Unze in den Magen eines Hundes eingefpritzt, def- fen Pförtner gehörig unterbunden worden‘ war, _ Zwanzig Minuten nach ein Uhr brach der Hund zwey Unzen Flülfigkeit aus, zehn Minuten herxach wurde! eine Unze: von der Flülfgkeit eingefpritzt; und eine halbe Stunde nach vier Uhr zum dritten-, mal neun Quentchen. Die beiden letzten Portionen. blieben bey dem Hunde, der Abends acht Uhr ge- tödtet wurde. Bey der Unterfuchung nach dem Tode, fand man den Pförtner vollkommen genau unterbun- den, der Magen enthielt ohngefähr zwey Unzen, Flüffigkeit, keine von den Saugadern, welche von feiner grolsen Krümmung ausgehen, war hinläng- ao 537 lich ausgedehnt, um fichtbar zu feyn. Die Milz war wie in den vorherigen Verfuchen ausgedehnt, und die Blafe voll Urin.‘ Durch Laugenfalz unterfucht, nahm er eine tiefere Tinte an, als der menl[chliche, der drey Stunden nach dem Einnehmen der Rha- barber unterfucht worden war, und glich übrigens in andern Rückfichten demfelben. Bey Durchfchnei- dung der Milz erfchienen die Zellen be[londers deut- lich und ausgedehnt. Ein Theil davon wurde in zZwey Quentchen Waller in einem Glafe zehn Minu- ten hindurch eingeweicht, und forgfältig mit dem Waller in allen Punkten in Berührung gebracht. Das Walfer wurde abgegolfen, und nahm beym Zu- fatz des Prüfungsmittels augenblicklich in der Mitte eine bräunliche Farbe an, die fich nach einer Minute durch das Ganze verbreitete. Fine gleiche Portion der Leber wurde auf diefelbe Weile behandelt, und zu dem abgegoflenen Waller gleichfalls das Prü- fungsmittel hinzugeletzt, das aber keine Verände- rung darin hervorbrachte. Im diefem Falle, konnte alfo die Rhabarber nicht auf dem gewöhnlichen We- ge der Einfaugung durch den Bruftgang und den Kreislauf nach der Milz gelangt feyn, da in derLe ber nichts davon entdeckt werden konnte, Pr is 2 r Fernere Verfuche über die Milz, Von Everard Home *). D: die in dem erften Auffatze mitgetheilten Vers [nche bereits die Thatfache gelehrt hatten, dafs Flül- Ggkeiten, die in den Magen gebracht worden find, hey Unterbindung des Pförtners durch die Milz in den Kreislauf gelangen, [o war es wichtig, durch Ver[uche auszumitteln, ob derfelbe Fall auch ein- irere, wenn die Theile fich im natürlichen Zuftande befinden, Der Efel [chien aus mehreren Gründen das befte Subjeet zu diefem Zwecke, und da man fich zum Unterrichte der Schüler in der Veterinär. Wilfenfchaft in der Veterinär» Academie dieler Thie- te bedient, fa wandte ich mich an den, Profellor um die Erlaubnifs, meine Verfuche auf dem anato- wmilchen Theater des Veterinär - Collegiums anftel- len. zu dürfen, Dies wurde mir auf das verbindlich. fte zugeftanden, die Thiere wurden mir von dem Collegium geliefert, und der affiftirende Profeffor, Herr Sewell, unterftützte mich hiehey mit belon- derem Eifer und Gelfchieklichkeit, Aufser ihm, waren mir bey den nachfolgenden Verfuchen noch die Herren Brodie, W. Brande und Clift be. hülflich, ®) Nichalf, Journ, XXL, Oct, I. 7 N. 92. 5. 103. % « Ei 539 Erfter Verluch. Einem Efel, welchem vier und zwanzig Stunden hindurch kein Heu gereicht worden war, um 'zu verhindern, dals die in [einen Magen zu bringende Flülfgkeit nicht davon aufgela- gen und zurückgehalten werden möchte, wurde den 31[ten December 13907 Abends um fieben Uhr, ein Trank von einer halben Pinte geiltiger Rhabarber- tinktur, ‘mit einer halben Pinte Waller verdünnt ge- reicht. Den ten Morgens wurde dies um acht Uhr, und zum dritten Mal um zwölf Uhr wiederholt. Um zwey Uhr wurde das Thier [o gefchlagen, dafs [ein Gefühl dadurch vernichtet wurde, und ehe der Kreis- lauf ganz [tockte, wurden [echs Unzen von dem Blute der Milz - Vene in ein graduirtes Glasmaals, \ und eine gleiche Quantität ans dem linken Herzohr in ein gleiches Glasgefäls gelallen, und zum Ge rinnen und Abfondern des Serums bey Seite geletzt. Die Milz war grofs und ausgedehnt, beym Durch- fchneiden derfelben, fand man die Zellen [ehr zahl- reich darin, und gegen das grolse Ende, und nahe am Rande waren fie dem blofsen Auge [ehr fAichtbar. Die durchfchnittene Fläche hatte einen ftarken Rha- barbergeruch, und da fie mit weilsem Papier, das mit dem alkalifchen Prüfungsmittel befeuchtet war, berührt wurde, fo kam eine Orangetinte zum Vor- fchein. Dies contraftirte auffallend mit einem Fleck, der auf diefelbe Weife mit der Leber in Berührung gebracht wurde, auch gab die Leber nicht den ge- ringften Geruch nach Rhabarber von fich. Sowohl von der Leber als von der Milz, wurden unter ganz gleichen Umftänden Aufgülfe gemacht, fe wurden 548 — in verfchiedene Gläfer gegoflen, und durch das alka- lifche Prüfungsmittel unterfucht, Der Urin wurde auf diefelbe Weile unter[ucht. Das Serum von den - verfchiedenen Portionen Blut, wurde gleichfalls in abgelanderte Gläler abgegoflen, und das Prüfungs- wittel zugefetzr. Neunzehn Stunden, nachdem das Blut-aus: den Adern gelalfen worden war, wurden alle diele Materien mit, einander verglichen. Der Urin hatte’ eine fo tiefe Farbe, dals, er beynahe der. reinen Rhabarbertinktur glich, die übrigen hatten . gleichfalls eine dergleichen Färbung, jedoch in: [ehr . verfchiedenem Grade; die verhältnifsweife Menge von Rhabarber, welche fie enthielten , wurde durch - Zulatz von [o, viel Rbabarbertinktur zu einer Laugen- falzauflöfung, als zur Hervorbringung der entlpre- chenden Farbe erforderlich war, gefchätzt. Der, Auf- gufs der Milz hatte eine Tinte, gleich fechzig Tro- pfen Rhabarbertinktur in zwey Unzen von Laugen- [alzwaller, das Serum der Milz - Vene gleich funf. aalıa Tropfen, das Serum aus dem linken Herzohr glich drey, Tropfen. , Der Aufgufs der Leher gab ' keine Orangetinte, wäre fie aber nicht durch rothe Bluttheilchen undentlich gemacht worden, [o mülste Ge gleich der vom linken Herzohr gewelen feyn;, Die Verbindungs - Membran zwifchen dem Ma. gen und.der, Milz wurde aufmerklam'nnterfucht, , nur wenige, kaum etwas ausgedehnte Saugadern wurden entdeckt, die zu der Reihe von Drüfen gin- gen ‚ welche längs dem Rande der Milz liegen, und die. Saugadern aus dem ‚Magen aufnehmen, aber ' — 34: keine konnten entdeckt werden, welche über die Drüfen hinau'gingen, fo wie auch durch die Drü- fen kein Qusckfilber nach der Milz getrieben wer- den konnte, - „" Zweyter Ver[ueh. Derfelhe Verfuch wur- de bey einem zweyten Efel wiederholt, und gab denfelben Erfolg, doch in einem weniger auffallen- den Grade. Der Grund diefer Verf[chiedenheit lag darin, dafs die Eingeweide des Unterleibs fich in einem entzündeten Zultande befanden. Der Urin war weniger mit Rhabarber imprägnirt, der Aufguls der Milz hatte eine [chwächere Tinte, und. das Serum der Milz-Vene hatte fe in einem noch viel geringern Grade, doch deutlich überwiegend die Tinte des Serums (der untern Hoblader, die gerade unterhalb dem Zwerchfell geöffnet worden war, Dritter Ver[uch. Derfelbe Verfuch wurde an einem dritten Efel mit demfelben Erfolg wie- derholt. Vierter Verfuch. Einem Efel, denfier Tage kein Getränk, und zwey Tage keine felte Nah-. rung gereicht, worden war, wurde den $ten Januar zg08 Abends ein Bilfen, der eine halbe Unze pul- i verifirte Rhabarber enthielt, eingegeben, den gten _ um eben Uhr Morgens, wurde dies wiederholt, wn neun Uhr wurde ein dritter gleicher Bilfen, und um zwölf Uhr ein vierter gereicht. Um zwey Uhr wur- Je der Efel vor den Kopf gefchlagen, und vier Un- 542 u zen Blut aus der Milz- Vene, und eine gleiche Quan- tität aus dem linken Herzohr gelaffen. Die Milz war zu der halben Gröfse wie diejenige in den vor- herigen Verfuchen zufammengezogen, beym Ein- [chneiden in diefelbe fanden fich die Zellen klein, und es bedurfte eines Vergröfserungsglafes, um fie beftimmt zu [ehen. Die Subltanz war feft, und hatte gro[lse Aehnlichkeit mit einer Portion der Leber, fo dafs in diefem Zuftande die Blutgefäfse, befonders die Venen, [ehr zulammengezogen gewelen feyn mufsten. Der Magen enthielt ohngefähr zwey und eine halbe Unze einer mit Rhabarber gemengten gallert- artigen Subltanz, die dünnen Gedärme waren bey- nahe leer, das Cöcum und Colon enthielten aber einige Quartiere Waller, in welchen die Rhabarber fowohl für das Geficht als den Geruch merklicher war, wiein dem Magen. Die Saugaderdrüfen am Rande des Colons wa ren in zwey Reihen geordnet, eine Reihe auf jeder Seitd Mer grofsen Vene, und fie waren ungemein zahlreich. In dem Zwifchenraume zwifchen diefen beiden Reihen vön Drüfen, konnten an einigen Stellen zwanzig Stämme von Saugadern von einer‘ fehr beträchtlichen Gröfse mit Leichtigkeit gezählt werden. Der Urin war mit Rhabarber imprägnirt, fo dafs er vom Zufatz des Prüfungsmittels eine Orangetinte annahm, der Aufguls der Milz und das Serum der verfchiedenen Portionen Blut enthielten aaa 543 aber den färbenden Stoff nicht in hinlänglicher Men- ge, als dafs ihre Farbe durch das Prüfungsmittel er- höht werden konnte. Fünfter Ver[uch. Der vierte Ver[uch wur- de an einem neuen El[el wiederholt. Es wurden. zwey Unzen Blut aus der Milz-Vene gelallen, zwey aus der grolsen Vene des Colons, und zwey aus der untern Hohlader in der Lenden-Gegend. Die Milz hatte dalfelbe Anfehen wie in dem vorhergehenden Verfuche, Der Magen enthielt beynahe eine Pinte mälsig feften Inhalts, worin die Rhabarber leicht erkennbar war. Die dünnen Gedärme waren bey- nahe leer, das Cöcum und der Anfang des Colons enthielten aber einige Quartier Flüffigkeit, welche ftark mit Rhabarber imprägnirt waren. Die Saug- aderdrüfen und Saugadern hatten daffelbe Anfehen wie in dem vorhergehenden Verfuche. Der Urin zeigte fich bey Anwendung des Prüfungsmittels mit Rhabarber gefehwängert, Das Serum von den ver- febiedenem Portionen Blut erhielt durch Jen Zufatz des Laugenlalzes gleiche Tinte. Sechster Verluch, Da ich von Herrn Se. well unterrichtet worden war, dafs geiftige Flül- figkeiten, in grolsen Quantitäten den Pferden einge- geben, Hirnentzündung und bisweilen den Tod ver- urfachen, und da diefe Erfahrung einigermalsen. durch den oben erwähnten Verfuch mit einem Schwächlichen Efel beftätigt worden war, der des Abends eine halbe Pinte der geiftigen Rhabarhertink«- 544 BE Mn tur genommen, und. in der Nacht geltorben war, fo hielt ich es für angemelfen, einen vergleichen- ı den Verfuch mit dem Aufgufs der. Rhaharber zu machen. Den 9gten. Fehruar 1508 wurde einem Efel des Abends eine Pinte von einem Rhabarber - Aufgufs eingegeben, diefelbe Gabe wurde den yoten Mor- gens um fechs Uhr wiederholt, und abermals um neun Uhr und um zwölf Uhr. Um zwey Uhr wur- de das Thier vor den Kopf gefchlagen, und zwey Unzen Blut aus der Milz-Vene, zwey aus der Vene des Colons, und zwey aus der untern Hohlader in der untern Lenden-Gegend gelaffen. Die Milz war ausgedehnt und'grofs. Da die durchfchnittene Oberfläche an weilsem Papier gerie- ben wurde, [o kam die Orangefarbe ohne Anwen- dung des Prüfungsmittels deutlich zum Vorfchein, - belonders in Vergleich mit einem ähnlichen Flecken, der mit der ange[chnittenen Oberfläche der Leber ge- macht wurde, an welchem keine [olche Farbe zu be: merken war. Im Magen und Zwölffingerdarm fand fich die Rhabarber in grofsen Quantitäten, aber keine wur- dei im Blinddarm angetroffen. Der Urin war mie Rhabarber gelchwängert, da die Orangetinte bey Anwendung des alkalifchen Prüfungsmittels fehr deutlich zum Vorfchein kam. "Nach zwanzig Stunden hatte das Serum der Milz-Vene eine Tinte, gleich vier Tropfen der Rha- barbertinktur in'zwey Unzen der alkalifchen Flüffig- keit; weniger auffallend war die Tinte des Serums der Vene des Colons und der Hohlader. _ \ Die Wirkamgen des Rhabarber- Aufguffes auf die Milz, das Bluıferum und den Urin, [timmten genau init denjenigen der Tinktur in den vorhergegange- nen Verfüchen überein, nur hatten fie einen gerin- gern Grad von Intenlität. In dem Laufe dieler Verfuche bemühte ich mich auszumiiteln, ob das Blut der Milz-Vene ein gröfse- res Verhältnils an Setum habe, als das aus den an- dern Venen, und die Refultate waren zu Gunlten einer folchen Meinung; aus dem Folgenden wird aber erhellen, dafs die Quantität von Serum, wel- che fich in vier und zwanzig Stunden abtrennt, auf keine Weile ein ficheres Criterium der verhältnils- weilen Menge, welche das Blut enthält, ift. Erfter Ver[uch. Drey Unzen Blut aus dem Arme einer gefunden Perl[on, würden in ein geräu- miges Glasgefäls, das zuvor auf 32° F. abgekühlt worden war, aufgefangen, drey andere Unzen im ein zweytes Glas von einer Temperatur von 50°, und drey in ein drittes von 70°. Die drey Gläler wurden in ein Zimmer gebracht, deflen Tempera- tur zwilchen 40° und 509 weahlelte, Nach neunzehn Stunden wurde das Serum in folgenden Quantitäten gefünden; er 545 — In dem Glafe von 32° waren 9 'Quentchen f ee ee S OD 0 WARE ZT Das Blut war nicht [o frey in das Gläs von 70° wie in die beiden andern Gläler geflo[fen. Zweyter Verfuch. Der erfte Verfuch wur- de wiederholt, und das Blut nach drey und vierzig Stunden unterfucht: In dem Glale von 32° waren ız Quentchen DT EEE Te ee yet . - ul, 20 4,0 ann ld 2 Fler Dritter Ver[uch. Bey Wiederholung def- felben Verfuchs wurde das Serum nach fieben und fechzig Stunden unterfucht: In dem Glale von 32° waren ıt Quentchen : . x BoM. o BO® ie Earl Aue Vierter Verfuch. Das Serum wurde nach neunzig Stunden unterlucht: In dem Glafe von 329 waren 113 Quentchen x A 2 0 N EN Ze R iA FO eh OR ER Das Blut war nicht [o frey in das Glas No. 3, wie in die beiden erften geflolfen. Aus diefen Verfuchen erhellt, dals fich das Se= zum in ‚gröfserer Quantität abfondert, wenn es in ein Gefäls von 70°, als wenn es in ein Gefäls von — 547 320 oder 50° aufgefangen wird, doch mit der Ein- [chränkung, dafs diefer Erfolg gehindert wird, wenn das Blut nicht fo frey aus der Vene flielst. Durch die Verfuche über die Milz, welche in dielem und in dem vorhergehenden Aufflatze enthal- ten find, [cheinen folgende Thatfachen aufser Zwei- fel geletzt zu leyn: ı) Dafs die Milz in zwey [ehr verfchiedenen Zu- ftänden angetroffen wird, wovon der eine der ausgedehnte, der andere der zulammengezogene ° genannt werden kann, und dafsin dem einen ihre Gröfse die doppelte von der in dem andern ift. In dem ausgedehnten Zuftande erl[cheinen ganz deutlich Zellen in der Milz, welche ein durchfichtiges Fluidum enthalten, das [chon dem blofsen Auge erkennbar ift, in dem zufammen- gezogenen Zuftande find fie dagegen nur durch ein Vergröfserungsglas fichtbar. Der ausgedehn- te Zuftand tritt ein, wenn der Magen eine un- gewöhnliche Menge Flüflfgkeit vor dem Tode aufgenommen hat, und der zulammengezogene Zuftand, wenn das Thier einige Tage vor der Unterfuchung der Milz ohne Getränk geblieben ift, a) Dals der Stamm der Milz-Vene (des Schweins) mehr als fünfmal fo grols wie der Stamm der Milz - Arterie ift. 3) Dals, wenn der Pförtner unterbunden ift, ge- färbte Flüllgkeiten aus der Magenmund - Por- 548 Kon iR den Bluhiant aber mie dee um " weggehen , und dafs während diefes Vorgan- ges die Milz in ihrem am meilten ausgedehn- ten Zuftande fich befindet, und die färbende Materie in ihren Säften angetroffen wird, ohn- geachtet fie [ich nicht in den Säften der Leber vorfinde. Die färbende Materie kann daher nicht durch die gewöhnlichen Saugadern des Magens, welche zum Bruftgang führen, nach der Milz gebracht werden. 4) Dals, wenn der Pförtner offen ilt, die färben- de Materie unter den angegebenen Umftänden gleichfalls in der Milz angetroffen wird. 5) Dafls, wenn die Milz in diefem Zuftande ilt, das Serum des Bluts der Milz- Vene mit der fär- benden Materie [tärker gelchwängert ilt, als das Serum des Bluts der übrigen Venen, und dafs, wenn der Magen keine Flüffigkeiten enthält, alsdann keine deutliche Spur der färbenden Ma- ierie in der Milz oder ihrer Vene angetroffen wird, wenn gleich die färbende Materie aus dem Darmkanal durch die gewöhnlichen Kanäle in das Syltem übergegangen ift, #) Dals der Blinddarm und der Theil des Grimm« darms unmittelbar ünter demielben (in dem Kfel) zu allen Zeiten mit Flüfhgkeiten angefülle gefunden werden, lelbft danit, wenn einige “ prR « Tage >: ; 549 ‚Tage hindurch nichts von Flüffgkeit in den Magen aufgenommen worden it, und dals lich eine grölsere Anzahl von Saugadern zum Fort- führen von Flüffgkeiten aus dem Grimmdarm in den Brultgang als aus irgend einem andern Theile des Körpers findet. Der .Grimmdarm-ilt allo ein Behälter, „aus welchem die Blutgefälse gelegentlich mit Flülligkeiten ver[ehen werden. Herr Sewell benachrichtigt mich, dafs diefel- be Beobachtung in einem noch höhern Grade von dem Pferde gelte. 7) Dals gefärbte Flülfigkeiten , welche in den menfchlichen Magen aufgenommen werden, unter einigen Umftänden fchon nach fiebzehn Minuten durch den Urin abzugehen anfangen, dafs dies einige Stunden hindurch Ffortdauert, und dann aufhört, und dafs fie dann wieder im Urin angetroffen werden, nachdem die färben- de Materie bereits in den dicken Gedärmen an- gekommen ift, und während fie durch dielelber "hindurchgeht. Aus diefen Thatfachen lalfen fich folgende Schlüffe ziehen, Dafs die Flüfßgkeiten, welche in - den Magen in grölserer Menge, als zur Verdauung erforderlich ilt, aufgenommen werden, nicht gänz- lich durch die gewöhnlichen Saugadern des Magens ‚oder ‚den Darmkanal_ fortgefchaflt , Sondern zum Theil durch das Medium der Milz in die Circula- Arch, fd. Phyfiolh, IR, Bd, UL. Heft O0 350 — tion der Leber gebracht werden. Die Gefälse, wel- che diefe Verbindung zwilchen dem Magen und der Milz machen, haben nicht entdeckt werden können, ‚wenn es äber bewielen ift, dafs die färbende Mate- rie des Mageninhalts in gröfserer Menge in der Milz und in der Vene, welche von der Milz zur Leber geht, angetroffen wird, als in den andern Venen des Körpers, fo fcheint keine andere Art [tattzufinden, auf welche fie dahin gelangen kann, als durch das Medium folcher Gefäfse, und die zwey verlchiede- nen Zultände der Milz, welche den Quantitäten von Flülfigkeiten, welche vom Magen dahin gelangen, entlprechen, find fehr zu Gunlten der Exiltenz fol- cher Kanäle. Diefe Communication zwilchen der Magenmund-Portion und der Milz, dient zur Er- klärung der fo häufigen Milz- und Leberkrankheiten, und der Uebereinftimmung der Natur dieler Krank- heiten bey denjenigen, welghe häufg geiltige Ge- tränke trinken. Die Milz ilt nicht welentlich zum Leben, da ihre Verrichtung von einer untergeordne- ten Art ift, wenn fie aber ernfthaft krank, oder gänzlich weggeräumt ift, [o muls die Verdauung ge- ftört werden. Der Grad, in welchem dies ftatihn- det, kann aus Verfuchen an vierfülsigen Thieren nicht genau beftimmt werden, und die Fälle, in welchen die menfchliche Milz ausgel[chnitten 'wor- den ift, find nicht mit binlänglicher Genauigkeit be- ' achtet worden, um eine Erklärung der Wirkungen zu ver[chaffen, welche auf den Magen hervorgebracht worden waren. ; m ——— FOR En fe7 Anatomifche Beobachtungen über die Nerven, die zu den Arterien gehn und fie begleiten, nebft ei- nem Anhang über das Zellgewebe, vonD. Lucae *), iy D.- organifche Apparat, ohne welchen kein Äheil beftehen kann, muls Gefälse, die Blut zu- führen und Nerven haben, die ihm Senfihilität mittheilen. Gefälse und Nerven [ind allo die Grund. fäulen aller thierifchen Organifation. Die mechani- fche Bafıs diefes Apparats ilt die Faler, welche Zellen bildet. In den Zellen ift eine nach den Organen ver[chiedene Materie, die chemilche Balıs, als todte Malle enthalten, und die Zellen lelbft find gleichlam die anatomifche Bafıs de[felben. Arterien und Nerven [tehen in einem .beftimmten Ortsverhältnifs zu einander. ‘ Die meiften Arterien haben Nerven neben fich. Diefe find jenen an Zahl und Grölse gleich, z. B. in der Bruft- und Bauch- 002 #*) 5. C, Lucae quaedam obfervationes anatomicae circa ; nervös arterias adeuntes et comitantes; cum fig.; af- nexae fünt annotationes circa telam ealulefam, Fran- cofurti ad Meenum 1810. 4. 192 Ta T 352 a höhle, oder übertreffen fie gar, wie in den Extremis täten. Jeder Nervenftamm beiteht aus mehreren Nervenfäden , die Nervenfäden aus Zellen, die Mark enthalten, zu welchem Gefälse gehn. | Aufser- dem find noch die Nerven und Arterien äulserlich durch Zellgewebe verknüpft. ‘ Dies Zellgewebe ift lockerer in den willkührlichen Muskeln, enger in den inneren Theilen, und enthält hie und da Fett. Nur in einzelnen Fällen und als Ausnahme trennen fich Arterien und Nerven. Diefes gilt 2.BO für die Müskelälte der Cervikal- Nerven und die re ‚der harten Hirnhaut und un Herzbeuteli w z T Von dem Stamm des ae gehn Aefte an die Ärterie, und zwar zu ihrer Mu skelhau t oder zu ihrem Zellgewebe. Wo die Arterie ich. zer- äftelt, giebt auch der Nerve ihr nıehrere Aelte. Ha re Die Nerven, welche nicht eigentlich in die Sub- Stanz der Arterien eindringen, "[ondern ich in ihr Zellgewebe oder in andere benachbarte Theile ver- lieren, nehmen gleich bey ihrem Abgang’ vom Stamm eine platte Geftalt an, gehn im Zellgewehe "der Arterie fort, krümmen fich’um fie herumy, ‘oder "gehn zu einem ihrer Aefte,' oder gar zu einer ande- ren Arterie fort, und geben, [6 lange fie breit blei- ben, keine Aefte an die Muskelhaut der Arterie, fondern er[t dann, wenn hie [ich zeräfteln, dringen einzelne Fäden an die Muskelhaut. Diefe Nerven- 'älte find weich, breyigt, löfen fich gleichfam in das Zellgewebe der Arterie auf Ye und geben nur einzelne Fäden an ihre Muskelhaut, .;. &. | Bea. MR — 553 Hingegen .unterfcheiden fich .die den Arterien eigenthümlichen ‚Nerven. [chon durch. ihre äufsere Geltalt... Sie Gnd’dünner, cylindrifch, [chwer vom Zellgewebe zu unter[cheiden, durchbohren das Zell« gewebe der Arterie [chräg, und;gehn geradesweges. “ auf ihreMuskelhaut zu, »Hier werden fie.halb durch- Sichtig, breiten fich aus, und: legen fich in. der Ger ftalt einer zarten Membran auf die Muskelhaut der Arterie. Hebt man.diefe Neryenhaut: behutlam mit der Pincette auf, fo Geht man, dals. fe eine [trah- ligte Ausbreitung ift. Um diefe Nerven zu Gelicht za bekommen, muls man aus magern und jungen Leichen, die vorher eingelprützt Gnd,.. Bündel gro- fser Arterien und Nerven mit dem Zellgewebe aus- fchneiden, und Ge einige Tage in Brantwein legen. Sie unter[cheiden fich an einem ‚folchen Präparate vom Zellgewebe, belonders,, wenn man daflelbe ge-, lind an der Luft trocknet. „Es. giebt alflo zwey Arten von Arterien -Ner- ven; die eine, welche für befondere Abfchnitte der Arterie, die andere, welche für ihre Toralität be- fimmt ift, daher fich in ihrem Zellgewebe verliert, das nicht blofs Füllmaffe und mechanifches Bin-, dungsmittel.ift, Sondern höhere Zwecke hat. Jene beziehn [ich auf den befonderen Lebensprocels, zu dem jede Arterie an ihrem Ort heftimmt ift, diefe auf etwas ganz Allgemeines. Sie [cheinen zunächft auf das arterielle Blut Bezug zu haben. Das Herz und die zum Leben nothwendigen Eingeweide be, kommen gröfstentheils ihre Nerven vom Ganglien- 554 x Syftem; hingegen erhalten die Arterien der willkühr- lichen Muskeln ihre Nerven vom Gehirn und dem’ Rückenmark. : Im Zellgewehe der Arterien der Bruft' und Baucheingeweide find viele Nerven, die fich daran in Geflechte [ammlen, hingegen haben die Ar- terien der willkührlichen Muskeln wenige Nerven. Endlich unterfcheiden fich diefe Nerven [chon durch ihr Aeulseres. Sie find gelb, halbdurchfichtig, brey- ärtig, wegen ihrer Weichheit; da jene wegen’ ihrer Kleinheit [chwer zu unterfüchen find. £ Einige Nerven haben das Anfehen, als gebrauch- zen fie die Arterien nur zu Leitern, um über he zu den’ Theilen fortzulchreiten,, für welche he beftimmt find. So wählen fich die Herznerven auf ihrem’ wi ten 'Wege zum Herzen, die Arterien zu Stützen; ehen dies fehn wir im Gehirn, wo: die zarten Ner- venfäden fich an die Stämme der Arterien anhälten, um zu deren Zerältelungen zu kommen. Den nem- lichen Zweck mögen auch wohl die Nervenfehlingen ai | * Die Arterien, behaupten faft alle Anatomen, bekommen in dem Maalse mehrere Nerven, als he kleiner werden. Man fah nemlich auf der Aorta, den Carotiden, und anderen grolsen Gefälsftämmen nicht die Neryengeflechte , wie auf den Arterien der Bauchhöhle. ' Allein meine Unterfuchungen haben mich gelehrt , dafs die Quantität der Nerven mit der Gröfse der Arterien in gleichen Verhältniffen zu und abnimmt. Die vielen Nervengeflechte auf den — £ 555 ‚Gefälsen der Bauchhöhle gehören nicht ihnen, [on- ‚dern ihrem Zellgewebe an. sale Eine andere eben [o allgemeine Behauptung ilt die, dafs alle Arterien Nerven bekommen. Allein "dies hat man nicht beobachtet, fondern nach Analo- gieen gel[chloffen. Ich habe wenigftens in mehreren Arterien Ichlechterdings keine Nerven finden kön- hen. . Nach Scarpa haben die Carotiden, nach Wrisberg die Vertebral - Arterien nur bis an den "Ort Nerven, wo fie in das Gehirn eindringen. Meine Unterfuchungen geben das nemliche Refultat, dafs nemlich die Hirnarterien [chlechterdings keine Ner- ven haben. So findet man auch bey der forgfältig- ften Unterfuchung keine Spur von Nerven in der Nabelfchnur und dem Mutterkuchen. In die Subltanz der Leber, Milz und den Nieren, drangen mit den Arterien die Nerven nur um einige Linien ein, theil- ten fich dann in wenige fchwach divergirende Aelfte a Farbe und verl[chwanden. Nach Reifs- eilen und Sömmerring dringen auch in dieLun- gen die Nerven des Herzgeflechts nicht ein. Doch find hievon die Arterien der Hoden a Lungen aus- genommen, die tief in das Parenchym diefer Theile hinein Nerven haben. Zuverläfhig ift dies beobach- tete Verhältnifs der Nerven zu den Gefälsen höchlt „merkwürdig ir in Beziehung auf Phyliolögie. - Je jünger die Menfchen find, defto häufiger find die eigenthümlichen Nerven der Arterien, die zu ihrer Muskelhaut gehn; mit dem zunelımenden Alter werden fie weniger, [o wie die Gefälse der Gefälse in ihnen weniger werden. Damit ilt eine Abnahme des bildenden wie des thierifchen Lebensprocelles verbunden, 336 _ g Diefem füge ich noch einige Bemerkungen über das Zellgewebe zu. Es entfteht aus der bildba- xen Lymphe bey der Bildung der Frucht und der Heilung der Wunden dutch Reunion vermittellt einer noch unbekannten Metamorphofe. Wie fein Urfprung unbekannt ift, [o fein Wachsthum. . Wir ‚willen nicht, ob die Zellen an Grölse oder an Zahl zunehmen. Die Gelftalt der Zellen ilt überall ver- fchieden. _Die Form der Organe [cheint von der Art der Verbindung der Zellen abzuhängen. _ Sind Sie linienförmig verbunden, [o entfteht eine Faler; liegen"hie ohne Regel neben einander, [o entfteht Kugelgeltalt; dies in den Secretions - Organen, jenes in den Nerven. Wenn endlich die Zellen eine ‚platte und in fich zulammengerollte Fläche bilden, fo haben wir Gefälse. Grolse Zell geben ein grobes, kleine ein zartes Zellgewebe. Zuletzt werden. fie fo klein, dafs fe nicht mehr fichthar ‚find. Die Gröfse der Zellen nimmt in einigen Or- ganen lagenweile ab; daher die Verfchiedenheit im Durchfchnitt der Knochen, Sehnen, Haut und Gefälse. Vielleicht entfteht davon auch die Ver- fchiedenheit in der Subltanz der meilten m. weide und des Gehirns. In den Höhlen der Zellen liegt eine nach Ver- [chiedenheit des Organs verlchiedene Materie, die 305 557 demfelben Farbe, Confiftenz, Specihlche ‘Schwere, und Anlage zu Krankheiten giebt. Man muls diefe Füllmalfe als eine todte anfehn. ‘Sie ilt [o ver. fchiedner Qualität als es die Organe find, [elbft in dem nemlichen Organ verf[chieden. Sie varüirt in Anfehung der Dichtigkeit, vom zarteften Dunft bis zur Dichtigkeit der Knochenmaterie. Zu den Zellen gehn Gefäfschen und kleine Nerven, deren Action auf die in ihnen enthaltene Materie gerichtet if. Gefälse und Nerven find "allo ‘die nächften organifchen Beftandtheile, deren Bafıs aber auch wieder Zellgewebe ift, fo, dafs wir das Zellgewehe unter zwey Anfichten bringen’ können. ° Das eine ift das einfache, was die Zwilchenräume zwi« Schen den Organen’ ausfüllt, fie [ondert, die jedem Organ eigenthümliche Materie enthält, .und..lein Capillar -Syftem trägt. Das andere ilt das zulam- mengeletzte, welches in Röhren liegt, die Ner: ven und Gefäfse bildet, und einen zu [einer eignen Ernährung und Action beftimmten Apparat, ficht- bare Gefäfse, Nerven und reizbare Falern hat. Die vegetative Seite des Lebensprocelfes er fcheint als ; beftändige Fluidifrung der. ftarren und Et ung’ der füligen Materie. Diefe Metamor- phofle ift nur nach dem Gefetz möglich, dafs die Körper nur in flülfger Gelftalt auf einander wirken, Dieferhalb fteht das zufammengeletzte Zellgewebe in feiner Mitte mit feiner Füllmafle im Gleichgewicht, hingegen [chlägt an feinen Enden die Fillmalfe vor, Dies ift fowohl bey den Gefälsen als den Nerven der 558 — Fall, diean der Peripherie die zarte[ten Häute/haben. Daher kann man die Gefälschen und Neryen der zulammengeletzten Zellhaut nur in-ihrer Mitte mit Augen [ehn. ı Denn da die Gelftalt der Theile von der Zellhaut abhängt, diefe aber, fpfern fie auch die _ Balıs der Gefälse und Nerven ilt, ‚gegen deren peri- pherifches Ende abnimmt, [o ift,es wahrfcheinlich, dafs fie hier ‘die Füllmaffe in eine andere Forn zwingt, die von der gewöhnlichen. Geftalt der Ge- fälse und Nerven.abweicht. "Die einfache Zellhaut hat mehr Reproductions- kraft als die zulammengeletzte, oder ‘die Subltanz der Gefälse, und ‘Nerven. Damit hängen ihre all- mähligen Metamorphofen nach dem Lauf des Alters zulammen. ‘Jedes Organ verändert fich, und ftirbt gleichfam für fich ab, wenn es [eine Zwecke erfüllt hat. Thymus, Thyrioidea u. [..w. löfen fich wie- der in das Zellgewebe,auf, aus welchem fie anfangs entftanden.., Diefe tranftiven Organe beftehn vor. züglich aus Gefälsen und weniger aus Nerven, da hingegen die edlen Organe, Herz, Lungen u. f. w., die perenniren , 'eine, verhältnilsmälsig gleiche Zahl: von Nerven und Gefälsen haben. Daher ift ‚die Nachgeburt falt ohne Gefälsg, "und diefe haben aufserdem noch ‚wegen Mangel an oxydirtem Blut ftatt Zellhaut Gallertum fich. Von diefen allmähli- gen Metamorphofen der zulammengeletzten Zell- haut, hängen auch die Verwachlungen der Nabelge: fälse, die Verminderung des Volums der Leber, die Dentition, die Entwickelung des Kehlkopfs,, der Ge- — 359 " fehlechtstheile, des Barts, der Brite, und die Ver- knöcherung der knorplichten Knochenanfätze ab. Erklärung des Kupfers, g Tab. XI. b. Ein Stück der linken Armarterie, an deren oberem Theil das Zellgewebe weggenommen und daher die Muskelhaut fichtbar,, ‘das aber unten noch mit dem 7eligewebe bedeckt, ift., „Die „Theile des Median . Nerven [ind von einander getrennt, umge- ben die Arterie, und fchicken ihr fünf Aelte zu. Die vier oberften gehn in ihre Muskelhaut, auf eine Art, wie es oben angezeigt ift, der unterf[te fünfte verliert fich ins Zellgewebe. Die Dicke diefer Ar- terien - Aefte ilt um viermal ftärker als im matürle chen Zuftande. ter > snublidiuUM ‚157? annBegifter.. N des neunten Bandes, “> Ater, Mifsbildung deffelben 437. bus er Afterorganiffation durch das Alter 115. Alantois, ift anfänglich wahrfcheinlich eins mit der Nabel- blafe 440. | Alter, das concrete, bedarf für feinen mittlern Durchfchnite eines fixen Zeitmaalses zum Maafsftabe 22; feine gewöhnli- chen Eintheilungen find zufällig und willkührlich 325 Ein- theilung in Incrementum und Decrementum 345 ift Evo- Iution beftimmter Accidenzien die an dem Beharrenden ab- MN laufen 27; vor der Geburt 66; jedes Orzan hat fein Eigen- thümliches 26; des Individuums beftimmt die Extenfität und Intenfität der Spannung der einzelnen Organe gegen einan- der 225 des Mannes 97; des Menfchen überhaupt (Ab- handlung) ı; ‚nach der Geburt bis zur Pubertät 79; Nei- * gung deffelben zu Degenerationen und Afterorganifationen 2155 verändert die Excretionen an Qualirät und Quantität 45; Zeichen deffelben 5o, T — S6E Amphitrite, über das Nervenfyltem und Blut derfelben 209. Anäfthäfien für elektrifche Einwirkungen 3ır. Area, Lage und Befchaffenheit, derfelben gr. S i Arterien, Hirnarterien haben keine Nerven 555; Nerven die zu ihnen gehen, und fie begleiten 551; die Quantität “ihrer Nerven verhält fich wie ihre Gröfse 54; Verhältnifs derfelben zu den Nerven nach den verfchiedenen Organen. 558. L Atchmen, Einflufs des herumfchweifenden Nerven auf daffelbe 380, Aufgefetzte Wulft des Balkens 180, PER: Auge und Sehvermögen während der Krife des Somnambulis- u 2 Autenrieth Bemerkungen über einen Verfuch von Galen über den Geruchfion 377; Beobachtungen über Kloakbil- dung 62; Autenrierh und Kerner Beobachtungen über ‘die Function einzelner Theile des Gehörs 3135 über den "Grund der Eigenfchaft des Klanges 316, Bänder (bedeckte) des Balkens 144. 173. Balggefchwulft 116. Balken, Ausbreitung deffelben nach hinten 184. 180; Form und Verlauf 1765 Knie deffelben 145; Struktur deffelben 175. Balkenfyfrem im grofsen Gehirn 1725 Verbindung mit der Schenkelorganifation 179. Beckenknochen find Verlängerungen der Querförtfätze der Wirbel 478. Bewegung des Kopfes bey den Wirbelrhieren 469." Bildung der einzelnen Organe aus der Galba 75; der Ex- tremiräten 67, 562 — Bildungsftufen,;niedere, find Durchganrspunkte für die höhern Bildungen 535 Bildungstrieb 6; Pflanzenbildung ift der Thierbildung gleich 56, Blinddarm, der dritte bey einigen Vögeln, ife ein conftan- ter Divertikel 448. ' Blut der Amphitrite 2095 Befchaffenheit deffelben_ nach Durchfchneidung des nervi vagi 383,386, 398, 406, 4195 feine Färbung fteht mit der Refpiration in Verhältnifs 2ıı, 388; der Milzvene hat mehr Serum als das Uebrige 545. "Brücke wird gebildet von den feitlichen Schenkeln des klei- nen Gehirns 500. Brüfte im Decremento 101. Bündel paar, das zweyte feitliche des verlängerten Rücken- marks 490. R ‘Cerebrum, Balkenorganifation deffelben 172; Einleitung "in die Anatomie deffelben 136 - 146; Hirnfcherkelorganifa- tion deffelben 147. . Chemifcher Procefs ift die Bedingung des Leuchtens un- organifcher Körper für die Somnambüle 303. Chladni Meinufg über den Grund der Eigenfchaft des Klanges 315. Circularion.des Blutsiim Förus 765 kleiner Kreislauf, Er- forderniffe zu demfelben 4155 wird geftört ‚durch die Un- terbindung des Stimmnerven 392. 408. Corpus eiliare. des kleinen Gehirns 497. Cu vier, verbefferte Anficht über denBau der Milz 529. Cycloftomen zeigen die erften Rudimente einer Wirbelfäule 460. Daclhı der Sylvifchen Grube 196, d Darmkanal, Divertikel an demfelben 421; Mifsbildungen deffelben 442; der Mufcheln geht durch das Herz 217; Oeffnung zwifchen ihm und dem Nabel 439. | Decrementum 34, 37, 90; beginnt mit der Acıne des Incre- menti 42; feine Eintheilung gilt nieht abfolut, fondern nur relativ 35; Eintheilung defielben von Galen, Riverius, Fi- fcher, Meibom und Haller 91. Degenerationen durch das Alter 115. Digeftionsorgane im Decremento 101. Divertikel, allgemeiner Charakter deffelben 423; Art des Anfatzes 4465 Complication derfelben mit andern Arten von Mitsbildungen 430; fie find ein Stehenbleiben eines höhern Organs auf einer niedern Bildungsftufe 4215 _ Entftehung derfelben 428; fie find normal beym Embryo 443; find nur an Thieren beobachtet, die die Tunica erythroides , oder einen Dotterfäck haben 447; theilen fich in zwey wefentlich verfchiedene Arten 424. Dumeril, €, über die zwifchen allen Knochen und Muskeln des Stamms der Thiere Sratt findende Analogie 454. Dupuy und Dupuytrens Verfuche über den Einflufs des Nervi Vagi aufs Athmen 584; ihre Folgerungen find falfch 387- Eintheilung des Alters in Incerementum und Decrementum darf nicht auf das Leben des Menfchen fchlechthin bezogen werden 355 die Eintheilung in Incrementum und Decre- mentum gilt nicht von einem abfoluten und gleichzeitigen In- cremenrum und Decrementum alles einzelnen 35. SElektricität, Unempfindlichkeit dagegen 3115 ihr Ver- hältnifs zum Organismus 261; Verhältnifs derfelben zum thierifchen Magnetismus 237. Embryonen haben ein normales Divertikel 443. Emmer, A. G. F., über den Einflufs des herumfchweifenden Nerven auf das Athmen 380, Entwickelung des erften Keims des Menfchen bis zum Tode ife (ein Alter 22; jedes einzelnen Organs gefchicht aus einem 564 => befondern Keim 26; Hauprzwecke derfelben 65;_ des Thiers N in den Ovarien 66; imsUterus 695 der Gefchlechtstheile 34. Entwi ckelungso rgane, alle, werden nach der Geburt aus der organifchen Spannung ausgeftofsen 80, Epilepfie, Analogie derfelben mit Somnambulismus 305. Epithelium 143, 161. Erregbarkeit ift beym Entftehen des Menfchen am ftärk- ften 375 difponible ift nicht unthä:ig, fondern fetzt fich in Produkt um 395 wird durch das Leben erzeugt und ver- zehrt 405 hat ihr Maximum im Kindesalter, ihr Minimum im Greifenalter 435 wird durch den Nervenapparat erzeugt Aue & Eu ftachifche Röhre dient nicht dazu, die Schallfrrahlen ins Ohr zu bringen 320. Evolutions- Krankheiten 109; finden auch im Decre« mento Statt ııı; zur Zeit der Pubertär 112. Extremitäten, Bildungsgefchichte derfelben 61, Faltenkranz 220. Faferung des Gehirns 145. Fett, fammelt fich am Ende des Incrementi, um im Deere: mento als Nahrung zu dienen 43; Fettbildung 39 F 0 che, elektrifche, gehören nicht mit in die Reihen der Me« tallfühler, Somnambülen u, f. w. 310, Tlüffigkeiten gehen aus dem Magenmund in die Milz über 548. Fortfärze der Wirbelbeine 458, Frofchlatven to. Funktion, die, wird bezeichnet ducck Qualität und Form als de a , I 2; ß x Gatba; >; 565 Galba, Entwickelung derfelben 74, Galen Verfuch über den Geruchsfinn 377. Galvanifcher Procels ift gleich dem Lebensprocefs 14, Galvanismus, Anwendung deffelben auf einen Hydrophobi- fchen 308. Ganglien, das geftreifte vordere ioder grofse Hirnganglion 144; die Mufcheln haben nicht zwey, fondern mehrere 2145 G, centrale der Mufcheln 216; ift mit Unrecht für die eyfterna chyli gehalten worden 214. Gebilde, ihre Maffe ift beym Anfang des Incrementi am klein? ften 37. Gefäfsbildung an den Divertikeln 457, Gefäfs(yftem, Zuftand deffelben itn Decremento 98, Gehirn, grofses, Einleitung zur Anatomie deffelben 136« 147; Hirnfchenkel-Syftem 147 - 171; Balkenfyftem ı72= 195; die Sylvifche Grube oder das Thal, das geftreifte grofse Hirnganglion,, deffen Kapfel und die Seitentheile des grofsen Gehirns 195 - 2085 Gehirn, kleines, Nachtrag‘ zur Anatomie deffelben 129 = 135. Gehör, Function einzelner Theile deffeiben 3135 Gehör- gang, äufserer, Bau deflelben im Menfchen 322; bey ver fchiedenen Thieren 326 - 329; Unterfchied deffelben bey den Gefchlechtern 322 « 325; Gehötknochen, Struk« tur und Function derfelben 368} fie dienen vielleicht zur Spannung des Trommelfells 343; löcherigte Struktur der Trommelhöhle bey einigen Thieren 347. Gemeingefühl, hat einen wefentlichen Einfufs auf die Refpiration 410, Generation, Art derfelben bey den zweyfchaäligen Mu» fchein 217, Geruehsfinn, Galens Verfuche über danfelben 37%, Arch, fı d. Phyfol: 1X, Bd, 11 Hefts pp 560 u - Gefchlechtstheile, Entwickelung deifelben 435 ihr Verhältnifs zum Organismus im Decremento 107, Gräfe über die Beftimmung der Morgagnifchen: Feuchtig- keit der Einfenkapfel und des Faltenkranzes, als Beytrag zur Phyfiologie,des Auges 225. Graue Subftanz in der Area 492; zeigt die Neigung zur Kugelform 487; ift ein wefentlicher Theil der Hirnfchenkel- Organifadon 151; ift der Urfprung der Nerven 4935 Ver- hältnifs derfelben zum Mark 485. Grundfläche der Hirnfchenkel 150. Gürtelthiere, Bildung ihrer Wirbelbeine 466. Haare, im Decremento 104. Hakenförmiges Markbündel 144, Haube der Hirnfchenkel 150. Haut, Zuftand derfelben im Decremento 104, Häute des Eys, Phyfiologie derfelben 70. , Hayfifche, haben noch keine eigentliche Wirbelfäule 460. Herz, Einfufs der Nerven auf feine Bewesung 393; bey den zweyfchaaligen Mufcheln 2165 Mißsbildung deffelben 457 und 441; Herzfcheidewand , Perforation derfelben 437. Hirnganglion, das grofse 203, Hirnhöhlen ı;9. Hirnfchenkel, Eintheilung in Grund und Haube 150. Hirnfchenkelfy ftem im grofsen Gehirn 147; Worberei- tung und Zergliederimg deffelben 168. N Hören, das, ift bedingt durch die Schallftrablen und durch die Schwingungen der Schädelknochen 319, 329. Home, E, über den Bau und die Verrichtung der Milz 329. — s67 Hornhaut, Veränderung derfelben durch den Aet des Se- hens 226. Hydrogen fchlägt in der Jugend vor 45. Hydrophobie, durch Galvanismus geheilt 308; ift er- höhte Empfindlichkeit für elektrifche Einwirkungen 306. [ Incrementum, bey feinem Anfange ift das Vermögen Le- benskraft zu erzeugen am frärkften ; die Maffe der Gebilde am kleinften 37 ; Stufen in demfelben 65; Incr, über- haupt 34. Infel der Sylvifchen Grube 144, 196. Inteftinal - Verdauung beginnt mit der Hälfte der Schwangerfchaft 76, Kälte, Unempfindlichkeit der Somnambüle gegen diefelbe 297. { Kanäle, halbeirkelförmige, des Ohrs, ihre Struktur 358, Kapfel des grofßsen Hirnganglions 145, 199. Kerner über die Function einzelner Theile des Gehörs 313, Kiemen der Frofchlarven 60; der zweyfchaaligen Mufcheln, dienen zugleich als Uterus für das Ey 217. Kloakbildung 62, 458, Knie des Balken 145, 177: Knochen, die Anfätze derfelben verwachfen bey einigen Thieren fehr langfam 464. Knochen des Beckens find Verlängerung der Querfortfätze " der Wirbel 478. Knochen im Decremento 95 - 99; die Gehörknochen find vielleicht ein Spannungsapparat für das Trommelfell 343; Knochen des $tamms find unter einander analog 454, Ppa Kopf, Bewegung deffelben in verfchiedenen Klaffen der Wirbelthiere 469; als Wirbelbein betrachtet 467. Kopfknochen, Erfchütterung derfelben , ift Bedingung zum Hören 319. Krankheit, Wanderungen und Metamorphofen derfelben in der Evolution begründet 114; befondere Arten können Durchgangsformen für böfere Arten feyn 64; Krankh, erb- liche, finden in Rückficht auf ihren Ausbruch in der Evo- „Jution eine Erklärung 173. Krummdarm, ift die permanente Stelle des Anfatzes der Divertikel 445, Lappen des cerebri, der hintere obere 129; der hintere untere 130; der vierfeitige 129; der zarte 130; der zwey- bäuchige 131, Lebenskraft, ilt beym Incremento am ftärkften 37. Lebensperioden, die verfchiedenen, zeigen einen Wech« fel in der Gruppirung der Organe 26, Lebensprocefs ift gleich dem galvanifchen 14. Lichteinwirkung, Empfindlichkeit der Somnambüle ge- gen diefelbe 299. Lichterfcheinungen der Somnambüle find nicht elek- trifch 25t, Linfe 227, Longävität ım. Lucae, D, anatomifche Beobachtungen der Nerven, die zu den Arterien gehen und fie begleiten , nebft einem Anhang über das Zellgewebe ssr. Lungen im Decremento 95; find beyin Athmen nicht paf- Av, fandern activ 410, Magen, Bewegung deffelben bey der Verdauung 525; ent- leert feine Flüfügkeiten in der Milz 526, Magnetismus, Art der Wirkung des Magnetismus auf Jie Somnambüle 298; Eigenthümlichkeit der magnetifchen Operationen 247; Empfindlichkeit der Somnambüle für ho» mogen - metallifche Körper 273, 279 ; Empfindlichkeit für idco -elektrifche Körper 2805 die Lichterfcheinungen der Somnambüle find nicht elektrifch 251; die Senfibilität der Somnambüle ift für elektrifche Einwirkungen erhöht 2975 Empfindlichkeit derfelben für Lichteinwirkungen 299. — — — thierifcher, im Verhältnifs zur Elektricirät 237; Verhältnifs der Somnambüle zur Elektricität 268; an- zeftellte Verfuche an Blektrometern 246; Verfuche mit magnetifirtem Waffer find nicht auf rein - elektrifche Urfa- chen zurückzuführen 255 ; Veränderung des magnetifchen Schlafs durch Veränderung der Erregbarkeit 286; Verfuche mit dem Balancier und Pendel mifslangen 289; über den Einflufs der elektrifchen Spannung auf die Somnambüle 293; zwifchen dem Magnetifeur und der Magnetifirten findet kei- ne wahre elektrifche Differenz Statt z5o. \ Malpighi über den Bau der Milz 328. Mandeln 131. Mangili über das Nervenfyftem einiger zweyfchaaligen Mu- fcheln 213. Mannsalter 87. Marasmus fenilis 106; Cur 120; Definition deffelben 107; Meinungen über die näckfte Urfache 106; Urfachen deffelben 117 - 120, Mark, Verhältifs deffelben zur grauen Subftanz 485. Markfegel, das vordere 509. Markfubftanz, bildet fich ftrahligt 4975 Markfubftanz) ungenznnte 169, 143, 357, jFo — Maulwurf, die Bildung feiner. Wirbelbeine 466. Meckel, über die Divertikel am Darmkanal gar, Metullfühlen der Somnambüle, die Urfache davon ift bey "ihr und den Metalltühlern gleich 278. Metamorphofen einiger Thiere durch die Aufnahme der Gefchlechtstheile in die organifche Spannung 103; der Fröfche 60; Typus derfelben bey den höhern Thieren 52; zur Zeit der Pubeıtät ı - 97, Methode die Gehirne zur Unterfuchung gefchickt zu machen "17-141, Milz, Bau und Verrichtung 5255 ift nicht wefentlich zum „Leben, wegen ihrer unrergeordneten Function 550; ift-der Weg der Fontleitung der Flüffigkeiten aus dem Magen in die Nieren 526; Zellen derfelben 530; hat zwey Zuftände, Ausdehnung und Zufammenziehung 547, Mifsbildungen, die in diefem Theil vorkommenden, find bey den Organen, wo fie vorkommen, angegeben, Mifsgeburt, in einem neugebohrnen Kinds wurde noch ein anderer Fötus gefunden 434. Molusken, Nervenapparat derfelben 495; ‚find die erfte höhere Bildung 58. Monftrofität ift verfchieden van Mifsbildung. und. Dege-- _ neration 63, Mufcheln, zweyfchaalige, Nervenfyfiem derfelben 213. ' Muskeln, Analogie aller am Thorax hefindlichen 454; die innern Ohrmuskeln der Thiere find ftärker als beym Men- fchen 3435 Muskeln der Rippen enrfprechen «den Muskeln „ner Querfort(äteg der Wirbel 481 ; ihr Zuftand im Decre- mento des Alters 97 ; Muskelapparat , zur Bewegung des nn. s7ı ‚ Köpfs , verglichen mit den übrigen Muskeln der Wir beliäule 472; Muskelhaur der Diyertikeln 427. Mabel, offener Gang zwifchen ihm und dem Darmkanal, als Erkisrurgsgrund für die Entfehung der Diverrikeln 439. Nabelblafe öffnet fich nicht in die Harnblafe 439; ift wahrfcheinlich anfangs mit der Alantois eins 490; giebs Gelegenheit zur Entftehung der Divertikeln 428; Nabel- blafengang ift die Urfache der Divertikelbildung 439, 442; Nabelblafenkanal, feine Spuren verfchwinden früher am Darmkanal als im Gefälsfyiten 444. Nabelfchnur 8. Nackenband 473. Nägel im Decremento 104, 4 Io Näthe des Balkens (raphe externa et interna) 172. Naffe Unterfuchung über das Verhältnifs ‘des rhierifchen Magnetismus zur Elektricität 237, 2 Nerven (Arterienneryen), einige dringen in. die Subftanz der Arterien ein, andere begleiten fie ssr; find der Grö- fse der Arterien proportional 554; Nerven des Gehörs, Phyfiologie derfelben 275; entfpringen alle aus der grauen Subftanz 493; Folgen der Durchfchneidung des Nervi va- gi 390, 398; fehlen in vielen Theilen, wo man fie be- "haupret hat 555; "Nerven des Herzens entlpringen bey vie- len Thieren aus dem Nerv, vag. 397; Einflufs derfelben auf die Bewegung des Herzens 393; find ‚Elektromotoren, Collectoren, Leiter und Halbleiter des Imponderabeln 41; Verhältnifs derfelben zu den Arterien nach den verfchiedenen Organen 559; Schnerven, ihr Urfprung und Verlauf 517. . 572 De Nervenapparat, wefentliche Befrandtheile deffelben 485. x Nervenfyftem 49; der Amphitrite 209; einiger zwey- fchaaligen Mufcheln 2135 phyfiologifche Zufätze zu der- Abhandlung 213, 220; im Decremento 99; Verlauf de[- felben in den Mufcheln 215, Nervus vragus, Art des Todes nach feiner Durchfchnei- dung 417; Nutzen deffelben für die thierifche Oekonomie 409; feinjEinfußs auf das Athmen 380. Oberhaut, Zuftand derfelben im Decremento 104. Ohr, das äufsere, ift fchallverftärkend, nicht fehallverän. dernd 322, 328. Oliven, des verlängerten RückenMarks 490, Organe, verjüngen fich 47. Organismus, Verhältnifs deffelben zur Elektricität 267. Oxydation waltet im Alter vor 45. Oxygenpol erzeugt aus der Lymphe Knochen ünd Knor- pel 20, Philites, C. A, Differtatio inauguralis de decremento, al- tera hominam aetatis periodo, feu de ımarasmo fenili in Tpecie 1, Ö Prämaturität 119. Pubertät 83. Pyramide, Struktur derlelben 133, 148, 488. Querband, das einfache) 333. Rautenförmiger Grund der vierten Hirnhöhle 485. Reil, I,C., Nachtrag zur Anatomie des kleinen Gehirns 129; Unterfuchung über den Bau des grofsen Gehirns im Menfchen 136 - 2085 Zufätze zu Viviani’s Bemerkungen über das Nervenfyftem und das Blut der Amphitriten 220; über das verlängerte Rückenmark, die hintern, feitlichen und vördern Schenkel des kleinen Gehirns 4895. Refpiration fteht mit der Färbung des Bluts in Verhält- nifs 388; die Lungen find dabey activ 410; der Mecha- nismus derfelben wird durch die Durchfchneidung des Ner- vi vagi geftört 405; ihr Mechanismus hängt vom Senforium commune ab 416. Refpirationsorgane werden nach der Geburt thätig gı5 liegen auf der Seite des Oxygenpols ar, Refpirationsfy[tem, fein Zuftand im Decremento 95, Rippen, dienen nicht wefentlich zum Athınen 479; in der Thierreihe 479; find Verlängerungen der Querfortlärze dei Wirbelbeine 478, Rochen, Wirbelfäule derfelben 460, Rückbildungstrieb 6. Rückenmark, verlängertes, 485; Beftimmung feiner Gräng zen 488. ! Rückgrat 454, Schall, für denfelben ife kein Schallluidum anzunehmen 317. Scheidewand des Balken 177. Schenkel, die hintern des kleinen Gehirns 491; Struktur und Verlauf 494; feitliche des kleinen Gehiins, Struktus 574 — und Verlauf 499; Präparation 4995 vordere des kleinen Gehirns ,„ find keine wahren Schenkel , Eintheilung und Verlauf 508; Präparation 514; Verlauf der vordern Ex- ‚tremität,sır; Verlauf der hintern Extremität 513, Schenkelfy (tem ‚ Verbindung mit der Balkenorganifation 179, 18%, Schnecke, veränderte Lage derfelben verändert den Ein- Aufs der Töne 353; Struktur und Function 350. Sehhügel 133, $ı6. Senfibilität der Somnambüle ift vorzugsweife für elektri- fche Einwirkungen erhöht 279. : Serum, das aus dem Blute abgetrennte, ift kein Criterium für die Menge, welche das Blut wirklich enthält 545; ift in einem frärkern Verhältnifs in dem Blute der Milzvene vorhanden 545. Sinnorgane im Decremento 99, Srabkranz 159, 145 Stimme, mach Durchfehneidung des Nervi vagi erfolgt meiftens Stimmlofigkeit 309, 406. Sylvifche Grube, oder das Thal 195; Methode diefelbe darzulegen 197. Taenia 15% Tapete 151. Thal ı95. Thiere, höhere, find Potenzen der niedern Thierbildung . 52; Typus in ihren Metamorphofen 32. Tod, Art deffelben nach Durchfchneidung des Stimmnerven 417; kann nicht als nothwendig erwiefen werden sr, Töne, Wirkung derfelben auf Thiere, im Verhältnifs zur “Struktur .des Trommelfells 338, an 575 Trommelfell, Struktur und Function 3335 feine Struk- tur beftimmt die Art der Einwirkung der Töne 338. Typus für die Metamorphofen der höheren Thiere 52. inf Uebergang der niedern in höhere Bildungen 53 - 56. Unorganifche Körper leuchten, im chemifchen Procels be- griffen, der Somnambüle 302. j Urachus, über die urfprüngliche Form deffelben 439. Verbindung des Balken - und Hitnfchenkelfyfrems 182, Verdauung, neue Anfichr ihres Vorgangs 525 ; Scheine mit Verletzung des Stimmnerven nicht ganz aufgehoben zu werden 408. NMerdauungsorgane werden nach der Geburt felbftftändig thätig go. . Verhältnifs des Endlichen zum Unendlichen 1, Verjüngung einzelner Organe 47. Vorhof im Gehör 373. Verwachfung der untern Extremitäten 44t. Vierhügel sı4 Viviani’s Bemerkungen über das Nervenfyftem und Blur der Amphitriten 209. Vögel, Mechanismus der Bewegung ihres Kopfs 470, Wärme, die Somnambüle ife nicht empfindlich für diefelbe 297. > Wirbelbeine, Aechnlichkeit derfelben in Hinficht auf Ge- brauch, Geftalt und Bewegung 456. Halswirbelbeine find bey mehreren Thieren verwachlen 459; der Körper ift der einzige beftändige Theil 458; der Kopf als Wirbelbein be- 570 —— trachtet 4675. Fortfätze derfelben 458; der Fifche 460; der Reptilien 462; der Säugchiere 465; das Wefentliche ihrer Struktur 456. Wirbelfäule, in der Thierreihe 460, Wirbelthiere unterfcheiden fich welentlich,“ durch die Art der Bewegungsfähigkeit und des Enıpfindungsvermögens 456. Wurmform, wiederholt fich in der Bildung höherer, Thie- re 58. Wurmfortfatz ift fälfchlich für den ductum umbilicalem inteft. gehalten 453, Zähne 82 - 9% Zangenförmige Arme des Balkens 145, Zellgewebe, it einfach und. zufammengefetzt 957; fein Urfprung und Wachsthum ift unbekannt 556, Zunahme des Lebens macht die Organe faftreicher 144. Zwillingsbinde des Balken r44, 175, Ta b. ar IP Schröfee) AG Eberhard Zr Aukenciths Arch: fd Phulsol | s Tab-XIh "@chrater, fiulps Bela u Autenrielhs Arch P d.Philiol IKB .