2 ER A /0 KBMC-H.L V u « FUR DIE PHYSIOLOGIE voN DEN PROFESSOREN 2... JOH: CHRISTISBEER D. J. H.F. AUTENRIETH, 2-D, he), FT, ze ON N Yrar war ZEHNTERHSBAND., MIT NEUN KUPFERTAFELN, — AA — HL LE IN DER CURTSCHEN BUCHHANDLUNG FPOIT T Anl wuhurEarın ” ® 2 H 3 a ar N & aA u Er[tes Heft. Beytrag zum thierifchen Magnetismus, vom Dr. A. W. Müller in Bremen, Seite 1—4t Unterfuchung über das Nabelbläschen, vom Dr. Emmert. 42853 Unterfuchung über die Entwickelung der Eidech- [en in ihren Eyern, von Dr. Emmert und Dr. Hochltetter, Profefloren zu Bern. 84— 122 Ueber das Rückenmark, . vom Dr. Keuffel, % 125 253 Zweytes Heft. Ueber den Einflufs, den hellrothes Blut auf die Entwickelung und die Verrichtungen des menfch- lichen Körpers bat, aus Beobachtungen blaufüch- tiger Kranken, vom Dr. Nafle. $. 213— 297 Grundzüge zur künftigen Bearbeitung einer willen- fchaftlichen Phyliognomik, vom Df, Rolenthal, 298 — 518 Ueber die Sehmelzbildung, von Ebend. 319-325 Ueber die Urlachen , der verfchiedenen Knochen- anbäufung in verlchiedenen Thierorganilationen, von Ebendem[. 326— 759 u 5. 1, cher das Skelett Ber Fifche, von Ebendemf. i - S. 340 — 358 Ueber die Bildung der Flolsengräten und ihre Verbindung mit dem Skelett, von Ebendemil. 369 — 369 Nachtrag zu den beiden Abhandlungen über das Nabelbläschen und über die Entwickelung der Eidechlen in ihren Eyern, vom Prof. Emmert und Hochltetter. 370 — 373 Drittves ,Heft. Beobachtungen über einige anatomiflche Eigen- heiten der Vögel, vom Prof. Emmert. $. 377 — 392. Zergliederung des Filchauges, vom Dr. Rolen- thal. 393 — 414 Ueber das Auge, von Ebendemf. 415 — 426 Ueber den Geruchsfinn der Infekten, von Eben- deml, 427—459 Dreher das Athmen der Hydrophilen, vom Prof. "Nitz[ch. 440 — 458 A. Barba’s mikrofkopifche Beobachtungen über das Gehirn uud die Nerven. Auszugsweile aus dem Italiänilchen überletzt vom Prof. Reich. 459 — 478 Ei Archiv für die Physiologie. Zehnten Bandes erftes Heft. m in Beytrag zum thierifchen Magnetis- mus, vom Dr. A. W. Müller in Bre- men. I. die Mitte phyfiologifcher Phänomene [tellt fick immer fefter und anerkannter der thierifche Magne- tismus. Wenn die allgemeinften Geletze des Le- bens und [elb[t der ganzen Natur diefelbe Bedin- gung der Wechlelwirkung mit ihm theilen, [o lenkt er fich auch in die fpeciellften Erfcheinungen ein und führt nicht allein überall in die geiftige Exiftenz des Menfehen, fondern verfammelt zugleich eine Gruppe von Krankheiten peripherifch um [ich her, die unter fich nur Eine Kette bilden. Wie nahe ver- Archiv f.d,Phyfiol. X.Bd.I.Hefi. A 2 ö Ben, wandt [ich die einzelnen Nervenkrankheiten feyen, kann Keinem, der fie genau betrachtet, entgehen. Das pathologilche Uebereinftimmen, das Ueberge- hen der einen in die andere, j ja auch das gleiche Ver- halten zu Wafler, Metall und überhaupt zu äufsern Gegenftänden hat [chon früher auf ihre Verwandt- fchaft aufmerkfam gemacht; aber dafs in allen der fomnambule Zuftand vorausfehlummert und nur des Erweckens bedarf, bricht eine Hülle, die ihre wah- re Geltalt vordem lange von einer Seite verharg. Nach der genaueren Erfor[chung des Somnambulis- mus in [ich [elhft, nach dem Erfcheinen einer mehr- umfaflenden Elektricitätslehre, welche auch die dort vorkommenden Phänomene des Metallfühlens u. [. w. bereit ift aufzunehmen, kann jetzt jenes Verhältnils deutlicher hervortreten "und hat [chon an Klarheit vieles gewonnen @), Man kann mit Recht erwar- ten, dafs daraus überhaupt das iderifche Verhältnifs des abgelonderten Menfchen und befonders das in jenen kranken Zuftänden eintretende Ueber gewicht des Planeten über ibn in [einer Wurzel erkannt werde. In dem Gange der folgenden Krankheit und ih- rer Heilung durch fomnambule Hellfichtigkeit, wird a) Aufserdem, dafs hier leicht diejenigen Krankheiten auf- zufüliren wären, in welchen alle Beobachter den Som- nambulismus' am leichteften und heillamften bervorrie- fen, [ehe man vorzüglich: :Nordbofs Archiv. r. p- 167, ‚Schelling d, j. in den Jahrb, II. 2, Ritter in [einen neuen Beyträgen ı. und den Auflatz von Naf- fe in dielem Archiv IX, 2 | Ei s Sr 3 fich' mancher Auffchluls fowohl über den Zufammen- hang jener Krankheiten unter einander, (fchon weil fich die hyfterifche Krankheit in eine regelmälsige Epilepfe umwandelte, ein Fall, de[fen [chon van Swieten, Andree und Lorry nmltändlich er. wähnen), als über die in ihnen verborgene Helllich- tigkeit, die erweckt werden mu[s, um zur Heilung zu gelangen, ergeben, weswegen fie den ührigen phyhologifchen und pfychifchen Erfcheinungen vor- anlteht 6). Uebrigens [ollen folgende Erfahrungen, die zum Theil [cheinbar das Wunderbare und die Dunkelheit des Gegenftandes vermehren, weder da- Zu dienen eine Theorie Zu entwickeln, noch einzel- ne Anfichten zu unterdrücken. Az i n) Es find mir wenige Fälle einer durch Magnetismus geheil- Men, tiefgewurzelten, mehrjährigen Epileplie bekannt, Ein Beylpiel kenne ich, wo ein vieljährig Epileptifcher hell- fehend wurde, aber [einen in der Krile gegebenen Vor- Schriften immer entgegen handelte und lich daher nicht beflerte, fondern in vollkommenen Blödlinn verfiel und fiarb, Dafs aulser der grölsten Ausdauer des Magneti- feurs auch nur gewille Arten dieles hartnäckigen Uebels die Heilung geltatten, verfieht fich von lelbft; ganz be- fonders eignet lich aber für die magnetilche Behandlung jene von den Schriftfiellern Epilepfia hyfterica ge- nannte Art, die wir hier vor uns haben. Eine auffallen- de Aebnlichkeit mit dem hier erzälılten Falle finder fich in den Suites des cures faites par differents magnetileurs ä Strasbourg, T, II. p. 300, wo auch die Kranke fie- ben Jahre vergebens Hülfe bey der ärzılichen Kunft fuchte, - \ ur + = Das Mädchen, von dem die Rede ift, befand fich aufser einigen Kinderkrankheiten und eineni inehrjährigen Augenübhel, das. ihr 'feit den Malern anklebte, bis in ihr drey und zwanzigltes Jahr ganz ge- fund. Damals war fe Aufwärterin. bey einer epi- leptifchen Dame, bey der fie viel allein leyn mulste. Sie fühlte fich in dieler Gefellfchaft unwohl und kränklich., Eben damals zeigte ich zuerft ihre Men- ftruation, welche aher fogleich durch heftigen Schre- eken unterdrückt wurde und fich während ihrer gan- zen Krankheit, die beynahe heben Jahre dauerte, bis zur Zeit der magnetifchen Behandlung nur zwey- mal ganz [parfam wieder eihfand. Der Anblick je- nes [chrecklichen Uebels wurde ihr unerträglich, fie begab fich in den Dienft einer andern auch kränk- lichen Dame, die ihr hart begegnete und fie zu öf- terem Nachtwachen zwang. Nun brach plötzlich ih- re Krankheit aus, und zwar in [o heftigen convulfivi- fchen Stürmen, dafs vier Männer fie nicht zu halten vermochten. Siewurdevon jenem Augenblicke an von folchen Anfällen immer wieder heimgefucht, die ich durch eine Todtenkälte, durch Schwere der Glieder und eine vom Kopfe ablteigende Bewegung ankün- digten, — weswegen fie auch nur einmal auf der Strafse davon überfallen wurde. Die Anfälle kamen vie] häufiger im Winter, zumal von Weihnachten an, als im Sominer (dort zu Zeiten täglich, hier blie- ben fie drey bis vier Wochen aus) und zwar nach Ge- müthsbewegungen oder beym Mondwechfel. Die Kunft mehrerer Aerzte war an ihr gefcheitert, das ET 5 Krankenhaus behauptete fie kränker verlaffen, als betreten zu haben und verzweifelte an der Möglich- keit, ein [o grolses Uebel zu überwinden. Es entwi- ckelten fich im ferneren Verlauf auch immer mehr Krankheitskeime; durch das heftige Sichfelbftfchla- gen mit den Fäuften und die Bruftkrämpfe in den Anfällen litt ihre Lunge fo fehr, dafs hie nicht [el- ten Blut huftete. Auch bekam fie zwifchendurch anhaltendes Schluchzen und Erbrechen ce), wobey Blut ausgeleert wurde. Sie lebte in der dumpfeften Laune und jedes Waffer, über das fie ging, Jud he ein, fich hineinzuftürzen. Dabey waren ihre Seelenkräf- te zerrüttet, ihr Gedächtnils ganz abgeftumpft und ihr Nervenfyftem fo beweglich, dafs fie von aller- hand Umgebungen bis zu Schwindel und allgemei- nen Convullionen gereitzt wurde; [o durfte fie, die von der Hände Arbeit lebte, ohne dieunangenehmlten Gefühle nicht mehr in das Waller (be[londers kaltes) greifen, keine Scheere oder fonft ein metallifches Inftrument auf einige Dauer in der Hand behalten u. [Lw. ©) Diefen Zufall hatte ich Gelegenheit acht Tage hindurch an ihr zu beobachten, auf jedes Genollene wurden die Schmerzen im Halfe und das Schluchzen viel heftiger, ein Löflel voll Medicin, ja der eigene hinuntergefchluck- te Speichel machte ihr eine unbegreifliche Quaal, Wür- gen und l[ogar allgemeine Convullionen, Die Herzgru- be war zugleich [o empfindlich, dals fie auch die leile- fie Berührung mit der Fingerfpitze nicht leiden konnte. Mit andern Stockungen im Unterleibe vergelellfchaftete fich bier alfo ein heftiges Blutbrechen, 6 ; un Ich fand fie in einem heftigen Anfalle' allgemei- ner Convulfionen im December 1809. Er kam täg- lich und es folgte ihm ein langdauernder, nicht viel Gutes verfprechender Sopor. Eıholte fie fich dann etwas, [o war die Rede ganz unvernehmlich und es feblte der rechte Gebrauch ihrer Sinne. — ‚Die 'er- Ste an ihr verfuchte magnetifche Behandlung wirkte fichthar auf lie, nur war blo[s die negative Methode, am belten aus der Entfernung, wegen der grolsen Empfindlichkeit anzuwenden. Nach fünftägiger Fort- fetzung verloren fich die Anfälle, fie gerieth in Fie- ber und Schweils, ‚welcher mehrere Tage fofs und offenbar Product der Manipulation war, da fie frü- her nie eine bedeutende kritifche Ausfcheidung durch die Haut nach ihren Paroxysmen erfahren hatte. Mit diefem Fieber und Schweils würde he ihrer Sinne wieder mächtig, aher‘ es ftellten fich auch die gewöhnlichen Folgen der Anfälle: uner- trägliche: Kopflchmerzen, Bluthuften u. [. w. ein, und es blieb, mit der höchften Empfindlichkeit der Bruft, in den Armen (befonders dem einen, einft durchs Binden im Anfall gelähmten, in dem fie die Wetterveränderung heftig voraus empfand) ein un- unterbrochenes Zittern, das nur einzelne 'convulßhivi- fche Paroxysmen unterbrachen. Der Magnetismus, welcher er[t von der Mitte des-Aprils wieder täglich angewandt wurde, wirkte immer wohlthätig, befon- ders wenn die Krämpfe machende pofitire Art ver- mieden wurde. Er I[chläferte ein, beruhigte und, was ihr ein unauslprechliches Zutrauen dazu verur- — 4 lachte, er erheiterte"ie:und erhellte, nach ihrem Ausdruck, ihren Kopf. ‚ In der fiebenten Woche der regelmäfsigen ma- gnetifchen Behandlung, wurden, um mehr ärtlicH zu wirken, die [chon weniger zitternden Arme täg- lich elektrißirt. Dies nahm nicht nur das Zittern ganz ‚fort, fondern [chien auch dem Magnetismus- fehr zu Hülfe zu kommen, wenigftens [chlief fie von. da bis in die neunte Woche, als fie zum Sprechen kam, täglich länger (acht bis zehn Stunden) d). Be- vor fie [omnambul wurde, ftieg ihre Empfindlichkeit zu einem unbegreiflich hohen Grad, uud es gelan- gen jene. bekannten mit Somnambulen angeltellten Metallverfuche nach dem Erwachen jedesmal. Die edlen Metalle wirkten am beftigften auf fie, das Ei- fen und Kupfer [o [ehr, dals fie kleine Nadeln davon kaum halten konnte; Bley, Zink und Milchungen aus Zink, waren ihr weniger zuwider, als man nach ändern Beobachtern hätte erwarten können, fie er- d) Weit entfernt das Magnetiliren für ein Elektrifiren zu hal- ten, vermuthe ich doch, dals die Art der erfien Magne- tifeure, den Kranken vor der Manipulation elektrilchen Eintlüllen auszuletzen, in gewillen Fällen [ehr paflend fey und ihn viel empfindlicher gegen die Behandlung mache, Es find dieFälle, wo I[chwache Perlonen in krifenartige Ohnmachten durch Elektriliren fielen, nicht unbekannt. Man wird aber kaum ein;Beylpie! kennen, wo elekırilche Behandlung [o nothwendig die ınagneti- [che zu ihrer wahren Höhe fieigern mulste, als bey der von Wienholt erzählten Heilung eines Senlus aliena- 105; [. deflen Heilkraft Th. II, Gefch. XIX, $ — regten inzwilchen, wie auch Graphyt, Kohle, Glas, Schwefel, Siegellack, Alaun und vieles andere bey der Berührung Schmerz und das alte Zittern der Arme. Dies entftand ebenfalls noch, wenn fie die Arme einen Fufs über Metalle und Waller, befon- ders wenn Metalle darin lagen, oder es umgerührt wurde, hielt. Jene Körper wirkten erwärmt viel fchneller ihre befonderen in der Tiefe des Arines (fie lagte, im Knochen) ziehenden Empfindungen; denn die Kälte fühlte fe äufserlich und ganz anders widerlich. Ja, als ihr einft während dem krankhaf- ten Zittern aromatilche Armbäder verordnet wurden, bekam fie [chon jedesmal von dem blofsem’heilsen. Dampf Ohnmachten. Damals war es ihr unmöglich, das magnetifirte Waller zu trinken, wegen [eines bald falzigen, bald kupferhaften Gefchmacks, wel- ches fie in den darauf folgenden Krifen weniger; und in den letzten gar nicht inehr [chmeckte. (Den medieinilehen Nutzen davon [ah fie als Somnambule als lehr geringe an.) So fühlte fie den Schwefel und harzige Subltanzen beym Anfaffen nach eingetrete- nem Somnarmbulismus nicht mehr [pecififch;, und Zink, Melfling viel weniger unangenehm als zuvor. Der rohe Zufchauer hätte zu diefer Zeit des in- nern Erwachens ohne Sprachmittheilung leicht mehr Verfchlimmerung als anfangende Beflerung zu [ehen geglaubt , da nemlich auf die geringfte Veranlalfung, z. B. Annäherung gewiller Perfonen im Schlaf, be- fonders wenn fie von ihnen fcharf angelehen wurde, - 9 vorzüglich aber auf das kleinfte Ver[ehen, von Seiten des Magnetileurs, heftige Convulfionen, Katalepfie ‘a. derg]. entltanden. Wie vorlichtig auch der Magne- tifeur in der Zeit der [chon von ihm höchft abhän- gig gemachten, und doch noch nicht völlig erwach- ten magnetifch Schlafenden zu gehen habe, davon nur einen Beweis : Acht Tage nach eingetretener Hellfichtigkeit Aolfen, ohne. dafs die Kranke es lagte, nach mehreren Jahren zum erftenmal die Menfes wieder, und gegen das T ar di’[che Geletz, wurde der Unterleib, wie vorher, fortmagnetifirt, ‘wodurch drey Tage nach der Reihe, hey Berührung deflelben, Convulfionen ent£tanden. Das erfte, was fie in der Krife redete, bezog Sich nur auf ihre Heilung. Siebekam nemlich am Mor- gen des zten Junius einen Anfall von Starrkrampf, auf den keine Art von Manipulation wirkte. Als fie _ Nachmittags wieder in grolse Unruhe gerieth, wurde fie malfırt, und nun fagte fie: um dem neuen An- falle, der in zehn Minuten’[o heftig werden würde, wie der vom Morgen, zuvor zu kommen, mülle fie funfzehn Tropfen Lig. anod. in 'rothem Wein be- kommen. Um fie zu hintergehen, bekam fie, als das Angegebene, einen Löffel blofsen Wein, der Starrkrampf nahm aber immer zu, fie fing [ehr zu klagen an und äufserte eine unendliche Sehnfucht nach den genannten Tropfen. Sie erhielt: darauf ihr Mittel, und hatte es kaum verfchluckt, als der Kör- per in die vollkommenlte Ruhe gerieth. Sie redete Io — dann von ihrer" früheren Behandlung, verwarf die bisherigen Mittel als folche, die die Anfälle aufhiel- ten, damit fie nur doppelt heftig zurückkehrten, und fah, aufser dem fortgeletzten Elekırifiren, den Ma: gnetismus als ihr einziges Heilmittel,an, der, um ihre gänzliche Herftellung zu bewirken, noch fechs Wochen und zwey Tage‘, und zwar nur negativ, ohne Daumenberührung, angewandt werden mülle. Sie fagte fich in diefer. Zeit noch manches Unge- imach e), aber auch 'gröfsere Helllichtigkeit voraus, verordnete.einen Aderlals am rechten (dem nicht ge: lähmten) Arm von fechs Unzen, und am linken Fuls von neun Unzen auf den andern Tag, und aulserdem nach drey Tagen zwölf Blutigel um die Ohren. Nach diefer Blutentziehung befand fie fich leicht und heiter , war viel weniger empfindlich, lo, dafs fie nach langer Zeit zum erftenmal wieder mit Vergnügen Mufik hörte. Sie wurde nach jener na- türlich matter, ‘worüber fe fichin der Krife freute, obgleich fie behauptete; es [ey kaum genug von dem e) Sie deutete von Anfang auf kritifche Stürme, die fie vor ihrer Herltellung noch zu überwinden habe. Es [chien dabey eine Ahndumg von jener Kochung und Krile in Ner- venkrankheiten, wiefie Ti[lor nennt,: oder der Hei- lung durch Conyulfionen in. ihr zu [chlummern, die Reil zum Theil bewog, diefe Krankheiten unter die Fieber aufzunehmen (Fieberl. IV, Reil Diff, de crifibus etc.) , über welche Camper, Bordeu, Telta u.a. fchon fprachen, und die auch Wienholt zu einer eigenen Verhandlung veranlalste.: 1: c, I. 302, 4 — Ii „[chwarzen kalten Blut“ gefloffen, nach fünf Wo- chen müffe der Aderlafs wiederholt werden f). - Eine Woche Ipäter empfahl fie fich den rothen Wein und eine Eifentinctur. _Diefe Mittel, befon- ders jenen mit Zucker, brauchte fie äuch [päter in einer Bruftfcehwäche mit Schmerz, die theils durch Erkältung, theils auch durch einige wichtige Verfu- ehe entftanden war, die an ihrem Magnetileur ange; ftellt wurden, von denen fie Bruftkrämpfe bekam (£. weiter unten). Diele Verfuche, [o wie die meilten andern, waren ihr [ehr zuwider, und hie kündigte an, dals, wenn darin nicht.das äufserfte Maals gehalten würde, fie mehrere Wochen über. den angegebenen Termin magnetifirt werden müffe, Ruhe war die er[te Bedingung zu ihrer Heilung; und da he dies nur zu gut wulste, und jede Ausübung einer Thätigkeit im Schlafe, aufser dem Sprechen, ihr Anftrengung ver- urfachte, [o war es nur die Verpflichtung gegen ih- ren Magnetifeur, die fie vermochte, fich vom Lager oder Sitze zu erheben, zu gehen, durch die Decke des Augenliedes oder mit der Fingerfpitze zu lefen, durch das Uhrglas zu fühlen, welche Stunde die Wei- fer anzeigten, oder überhaupt auf ein mit ihr ange- Stelltes Experiment ihre Aufmerkl[amkeit zu richten, N Diesmal fowohl als bey einem fechs Wochen früher ohne Erfolg angeflellten Aderlafs, Nols das Blut dick und wie geronnen aus der Ader, wie es [chon Highmore, Willis und Treviranus d. ält. an Convulfivilchen beobachteten, zugleich war es auffallend fchwarz. \ Mit der dritten Woche: des Somnambnlismus in. der Mitte des Junius, trat die gröfste Hellfichtigkeit ein. Sie war viel mehr mit fich [elhft befchäftigt, und es bedurfte nicht jener Fixirung des Magnetifeurs auf die Kranke, welche Tardi als die erfte Bedingung des Willens der Somnambulen anlieht g), um über die Zukunft Auffchlüfle zu erhalten. In diefer und der folgenden Woche wurde es ihr immer klarer; dafs fie am oten Jul. um zehn Uhr Morgens einen lebensgefährlichen , vier und zwanzig Stunden dauernden convulfhivilchen Anfall bekommen werde, der, wenn fie ihn überwände, der Schlüffel zu ih- rer Gelundheit, und auf keine Weile zu umgehem fey. Tages Zuvor mülle ihr die nemliche Quantität Blut , aber vom 'entgegengeletzten Arm und Fufs, als das vorige Mal’ gelalfen werden. Mit zunehmender Hellfichtigkeit in der vierten und fünften Woche nahm ihre Finpfindlichkeit, be- fonders gegen Metalle und die Neigung zu Krämpfen, allmählig fehr ab. (Vergl. das unten über die Ver- fuche mit der Wünfchelruthe Gefagte.) Aber es fchien nun auch der höchfte Punkt der Herrfchaft des Magnetifeurs vorüber zu [eyn, was ihre mehr felbftftändige Fxiltenz und feine geringere Wirkung auf fie darthat, wovon hier nur Ein Beylpiel ftehen mag. — Sie’bekam am ızten Jun. ihre Menles; das 5) Auf diefen Grundfätz kommt er überall zurück, $. deflen Ellai fur la ıheorie du (omnamb. magn.; dellen Journ, du traitement de la Demoif. ‚N, und deflen Journ, du trait. de Mad. Braun. — 135 vorfätzliche poftive Berühren des Unterleibes, wel- ches ihr immer unangenehm war, erregte nun wohl die Empfindung des Brennens, aber keine krampf- hafte Befchwerde, wie am ısten May und an den fol- genden Tagen. Indeffen blieb ihre Abhängigkeit von ihm noch bedeutend genug, und fie [elhlt prognolti- eirte: noch drey Jahre würde er fie in Krife, wenn auch nur kurze, verletzen können. Sie verbot fich vom 27[ten Jun. an bis zu ihrem grolsen Anfalle, alle [chwere und hitzige Speilen, und erlaubte Sch nur denGenufs von jungem Gemü- fe, Brodt und Waller. Am $ten Jul. befand fie fich nach dem Aderlals er[chöpft, worüber fie ich, weil nun der Anfall viel gelinder werden würde, f[ehr freute, Diefer kam den gten um zehn Uhr, aber in einer eigenen, ihr vorher nicht ganz deutlichen Form und Folge, denn fie wufste nur, dafs fich die einzelnen krampfhaften und hyfterifehen Erfchei- nungen aus den heben Jahren nach der Reihe zeigen würden. Die Zufälle theilten fich nemlich in zwey grolse Gruppen, wovon die erfte ich mehr auf die Gliedmalsen und .die äulseren Muskeln erftreckten, und hier nach einander die heftiglten Agitationen des Gelichts, des Halles, der Arme, der Fülse, bald als Starrkramipf, bald als Tremor, bald als Zahnknir- fchen u. £. w. hervorbrachten. Darauf fo'gte Abends eine Paule von zwey Stunden, nach welcher die an- dere Gruppe von mehr inneren und noch heftigeren Conrvulfionen des Kehlkopfes, Zwerchfells, der Fin- geweide eintrat: kurze, ungleiche, wogende, ganz 14 ER verhaltene Refpiration, Schluchzen, Herzklopfen, Knurren in den Eingeweiden, Kolik u. £. w. In Momenten- befielen die Convulfionen den ganzen Körper, fo, dafs nicht Ein Muskel davon frey blieb, — In einer Paufe klagte fie über heftigen Durft; als ihr etwas laues Getränk gereicht wurde , fank fie zurück, bekam Zähneknirfchen, Zufchnüren ‘des Hallfes, Hüfteln und Magenkrampf. Der zweyte Verfuch fiel eben fo aus. Zum drittenmal trank fie mit Haft, bifs aber dann in die Talfe, würgte noch eine Zeit lang und litt an fürchterlichen halbfeitigen Hals- und Kopffebmerzen. Niemand wird hier eine ' vorübergehende Hydrophobie verkennen. Nach Ueberwindung diefes grofsen Paroxysmus am ııten Julius [chlief fe noch bis gegen Abend. Schon früher hatte fie gelagt, fie würde diesmal nicht zum Blut[peyen kommen, es würde dafür aber „ein Krebs” 7) in der Bruft entltehen, der ihr [ehr gefährlich werden könnte. Dies beftätigte fie nach dem Anfall: „fe [ähe ihn blau und roth”, und ver- ordnete zuer[t ein Zugpflafter auf die Stelle des Schmerzes, dann mülfe ihr angerathen werden, noch vier Wochen ganz ruhig, wo möglich auf dem Lande Selterwalfer mit Wein zu gebrauchen, fo wür- A) Olıne Zweifel ein durch Entzündung entftandenes Extra- vafat. Dals die Somnambulen das, was fie in fich ge- ‚wahr werden, oft nicht recht zu bezeichnen willen, da- von {pricht wohl kaum etwas [o lehr, als die angebli- chen Herzpolypen und der Wurm mit zwey: Augen im Magen der Mad.B, [. Tardi’s Tagebuch der M. B. er 15 de er fich ablöfen und verthellen.:— Sie war nın gleichlam ganz metamorpholirt‘, [chlaff, fchwach und abgemagert (an Gewicht hatte he zwanzig Pfund verloren). . Alles, was früher fo leicht Krämpfe er- weckte, machte ihr jetzt Ermattung und Ohnmach- ten. ‚Das Dominium des Magnetifeurs ging zu En- de, mit Mühe und nur:durch eigene Handgriffe konnte’er ein Gefpräch mit ihr im Schlaf einleiten, der nun einem blofsen feften Schlaf glich.. In den acht Tagen, die noch zu‘Krifen beftiimmt waren, währten diefe ‘nicht über zwey Stunden und wenn fie vermuthete, «dafs dies der Fall feyn könne, [o hielt fie es für nachtheilig und liefs fich erwecken z). Die Bruftfchmerzen verloren fich, aber die Hin- Fälligkeit dauerte bey aller Heiterkeit der Seele noch fort. Nach vierzehn Tagen fchwoll ihr der Leib und wurde befonders i in der Magengegend [ehr em- pfindlich, fie. bekam eine Art Würgen und bey gerin- ger Anftrengung Ohnmachten. Als fie in Krife ver- Setzt wurde, meinte fe: es werde fich nun wohl der ‚Krebs löfen. Dies [prach fie indellen in einer un- 9 Die Länge der frühern Krifen wurde nach eintretenden Umftänden beftimmt; im Ganzen wechlelte fie zwilchen lfechs bis zehn Stunden, Sollte fie über die von ihr an- gegebene Zeit eine oder zwey Stunden hinaus [chlafen, "fo gehörte dazu Erwecken und neue Manipulation, Die Blutentziebungen verlängerten die Krifen fehr. Nach der erften [chlief fie zwölf,nach den Blutigeln zwanzig, nach dem letzten Aderlals vier und funfzig Stunden, in denen der grolse Sturm und die Paule eintrat, i6 en Kr vollkommnen -Krife, ‘in der ihrer Hellfichtigkeit nicht zu trauen war; es zeigte fich auch bald aus dem ausgebrochenen, [chwarzen, [tinkenden Blut, dafs hier eine Melaena im Spiel fey. Diefe wich aber [chon nach einer Woche auf den Gebrauch von auflöfenden Mitteln und Kirfchlorbeerwaller. Sie bekam noch einigemal Nalenbluten und befand fich yon da an fo wohl, [o thätig und heiter, wie nie zuvor A). — Aus diefer kurzen aus dem Tagebuche ausgeho- benen Befchreibung der Heilung wird man er[ehen, wie [tufenweife und durch einzelne grofse Er[chüt- terungen die Kranke fich felb[t wiedergegeben wur- de, wie allmählig der Uebergang von dort war, wo fie keine Nähnadel handhaben durfte, bis wo fie mit geringer und endlich gar keiner Empfindung einen Brunnenfchwengel regierte. Ihre irritabeln Organe, die fich immer mehr dem Dienft des Willens und freyer Senfhibilität entzogen und der blinden im re- productiven Syfteme fich verlierenden Leidenf[chaft, dem Einflufs der blofsen Malle, dem Kosmilchen untergeordnet hatten, mufsten zuerlt in die Gewalt eines fremden, durch Berührung und feltgerichtete Auf- k) Man nahm aufserdem'— aber nur in den erften Tagen nach beendigter magnetilcher Behandlung — eine Nach- krankheit an ihr wahr, die bekanntlich Jahre lang bey nicht ganz glücklicher, oder zu lange fortgefetzter Ma- nipulation zurückbleiben kann; die Geneigtheit in Kri- [e zu fallen, I 17 Aufmerkfamkeit num innigft verbündeten Organi- fehen gebracht werden, um ihr eigenes Inneres zu einer felbftthätigen Aufregung und Harmonie zu er- wecken. So nur konnte fe dem anorganilchen Joch, das fie belaftete, entzogen werden, eine Um- wandlumg mit ihr vorgehen, ruhende Proce[le, be- fonders der mit den Knotengeflechten des Unterlei- bes verbundenen Organe wieder erwachen, und die Mafle des Körpers [elbft eine andre werden 2). Die Bedingung zu dielem allen war allo: durch fremde Willkühr. gefteigerte Veräufserung des Le- bens: Schlaf und Verknüpfung an ein Organi- fches;' Erwachen im Schlaf mit gleichzeitiger felbft- Ständiger innerer Action: Somnambulismus und endliche Vereinigung des Getrennten und Rück- kehr zum normalen Zuftand. ur - » Zwey Gegenltände haben oft bey Betrachtung des Magnetismus den Blick verwirrt. Durch das Streichen von oben nach unten, wurde der magne- tißrte Körper lange mit. einem künftlichen Magne- ten [pielend verglichen. Da aber jenes regelmälsige 2) Es mufs noch bemerkt werden, dafs das Blut des letzten Aderlalles hell und dünn floßs, dafs der einlt gelähmte Arm, der bis dahin braun und wie abgeltorben ausge- fehen, nun ein natürliches Anfehen bekam und zu allen Gelchäften rüchtig wurde, dafs Excretio alvi nicht Wo- chen, und Merniles nicht Jahre lang zurückgehalten wur- den, und der Urin, der früher wallerhell Nofs, nun im- mer einen bedeutenden Bodenlatz bekam. Archiv f. d. Phyfiol, X. Bd. I, Heft. B ı® am Streichen nicht ablolute Bedingung und das umge- kehrte Streichen nach oben, oft [chon die blolse Be- rührung, oder Nähe hinreicht, indem erfteres durch die Vervielfältigung der Berührung der wirkfamfien Theile die Wirkung nur befördert, [o verliels man jene Anficht, und verwickelte fieh in ein Syl[tem, welches alle Erfcheinungen, aus denen der Elektri- cität, der Leitung, Ifolation, Mittheilung u. [£. w. erklären wollte, indem man vergafls, dafs, wenn eine allgemeine Naturkraft vom Organifchen aufge- nommen wird, diefes nun das Beltimmende fey und aus ihm nur zu begreifen. — Es behalten jene rela- tiven Anfichten freilich ihren Werth; es tritt der all- gemeine Magnetismus, “der alle Körper der Erde zu- fammenbindet, (durch Cohärenz und Sympathie) dem thierifchen Magnetismus gegenüber. Dem ner- venkranken Körper, (dem [chwachen Körper, und da- her überhaupt mehr dem der Erde mehr unterliegen- den weiblichen Körper) der feine individualifirende Kraft der Sinnlichkeit verliert, wird der Erdmagne- tismus in den Dingen fühlbar, und [eine Heilung ge- fchieht, wie wir oben fahen, dadurch, dals er aus der Sympathie der Erdmaffe in die von organilchen Welen und feiner [elblt gezogen wird. Die früher angenommene Identität beider Arten von Magnetis- mus war, [o wie fie ausgelprochen wurde, eben fo fchief, als erzwungen, „und widerlegte Aich'in der, reiferen Unterfuchung. Nicht viel glücklicher war man mit dem Uebertragen von elektrifchen Geletzen in diefe Erfcheinung. Bun 19 Nach Naffle’s bündiger Entwickelung, wie wenig das Magnetifiren ein Rlektrißren [ey, und je- ‚zen negativen Refultaten gegen das Vorhandenfeyn freyer Elektricität an der Magnetifßrten, [oll, was in diefer Hinficht elektrometrifch an unlerer Kranken verlucht wurde, übergangen werden, da daraus dal- Selbe refultirt. Von der grofsen Empfindlichkeit ge- gen Metalle im Wachen ift [chon im Verlauf der Krankheit etwas erwähnt. Es [chien dabey zu er- hellen , dafs von empfindlichen Subjecten die ver- [chiedenen Metalle nicht auf gleiche Weile empfun- den werden, indem wobl [onft die leichter oxydir- baren, hier hingegen der Kern der Metallität, die edlen am heftigften. wirkten. Jene Einpfindlichkeit "war im Somnambulismus gegen den Magneten, oder ‚ein einzelnes Plattenpaar ganz aufserordentlich. Am Kopf und in der Gegend der Knotenplexus [chlug die Wirkung mehr in Gefühle; an den Gliedmalsen in die Bewegungsorgane, in Krämpfe über. Der Nordpol des Magneten zog und ftach mit Kälte, der Südpol brannte. Einigemal empfand fie die über das linke Auge gehaltenen Pole im rechten; gegen das rechte Auge gehalten, in der Nalenwurzel. Sowohl - auf dem Unterleibe als am Kopf fühlte fie von einem Plattenpaar: Zink, Silber, die Silberleite ftechender und brennender, die desZinks mehr ziehend und mil- der. Den bekannten Gegenlatz von laurem und al- kalifchem Gelchmack hatte fie auf der Zunge in ho- bem Grade. Vor die Nafe gehalten, bekam lie vom e Bz2 20 — Zink einen Elfigseruch ‚ den der Silberfeite bef[chrieb fie widerlich flüchtig. Es überralchte in diefem Ver- fuch die beltimmte Angabe, da bekanntlich der Ge- ruchsfinn faft gar nicht in elektrifche Prüfung zu ziehen il. Beym Berühren der Orbitalgegend ent- ftand ein ‚weilses Licht, das ihr nie polarifch er- fchien,, vielleicht weil fie wegen Ungeübtheit und Unbehagen nicht genau anfınerkte, denn häufig he- kam fie nach diefen Verfuchen Kopf- oder Zahn- fchmerzen. Unter den Nagel gehalten bezeichnete fie nicht den Gegenlatz von Wärme und Kälte, oder Expanlion und Contraction, doch war die Empfin- dung des.Zinks mehr ausgebreitet, die des Silbers einfchneidender, wobey alflo doch jedem die richtige Stelle angewielen wurde. — Wer überhaupt die Fein- heit elektrilcher Sinnesver[uche aus eigener Erfah- rung, oder Ritters Auflätzen 2) kennt, wird fich nieht wundern, dals lie an einem ungebildeten Mäd- chen mehr angeltellt wurden, um den Grad ihrer hohen Senlationen kennen zu lernen, als um jene Ver[uche zu erweitern, oder auch nur zu wieder- holen. Mehr als diefe von Gmelin, Heineken, Hu- feland, Filcher u. a. auf ver[chiedenen Wegen [chon fleifsig beobachtete Empfindlichkeit gegen Kör- per und elektrifche Actionen, [chien aber der Rap- port, die auffallende Verbindung mit dem Magneti- feur, und wie fich fein Verhältnils zu fremden Or- m) S. Gilbert's Annal. Bd, VII. Rirtter's Beyträge Bd, II, St. 2, Zund 4. 21 ganifationen und Dingen in der Somnambulen [pie- gelt, fernere Aufmerkfamkeit zu verdienen, befon- ders da in jenen Verfuchen mit Metallen u. [. w. die Hände des Magnetifeurs, oder anderer [elten aus dem Spiele bleiben und daher ftets mitwirken, wel- "ches die nachfolgenden Verfuche der Leitung durch Glasftäbe nur zu [ehr beftätigen, indem fie auch den Gedanken einermöglichen Holirung durchaus wider- legen. Die verfchiedenen Methoden, zu manipuli- ren, geben freilich [chon manches Geletz über jene’ Verbindung an, fie find aber noch vielfach zu erwei- tern, und können, vorfätzlich angeftellt, der Wil- Senfchaft reichliche und neue Auffchlüffe einbringen. Wenn der Magnetileur der liegenden Somnam- bule fo gegenüber [als, dafs feine Füfse in der Nähe ihres Kopfes an die Bettwand geftützt waren , lo klagte fie über einen unangenehmen Schwindel. Er legte fich neben fie, [einen Kopf neben ihre Fülse, feine Fülse allo neben ihren Kopf, fie wurde änglft- lich, die Sprache verging und lie erwachte in einigen Minuten; Seine umgekehrte Lage brachte fie aber wieder in den Schlaf. — Es warf fich, nachdem die- fer Antagonismus im Ganzen gefunden, natürlich die Frage auf: wie verhalten fich einzelne Theile des Magnetifeurs gegen die der Somnambule? wobey fich, aufser den bekannten, folgende befonders mo- dificirte Verhältniffe von + und — in den Organen vorfanden 2): ı) Durch Einlegen des Kopfes der ni) Man vergelie nicht, dals diefem Subject alle pofitive Be- handlung ä gr, cour, unangenehm, die negative will- 22 — Kranken in die Herzgrube des Magnetifeurs fehlief fie ein, aber mit dumpfer Aengftlichkeit. Wurde dies verlucht bey [chon vorhandener Krile, [o ge- rieth fie in eine todrenartige Schlaffheit und ver- \mochte nicht mehr zu reden, bekam auch beym Er- wachen Kopffehmerz. 2) Durch Einlegen [eines Kopfes in ihre Herzgrube bekam fie Stiche, Eruft- krampf, Brennen, und glaubte dort Feuer zu [ehen, 3) Die Berührung [eines Kopfes mit dem ihrigen führte grölsere Helllichtigkeit, Leichtigkeit und Auf- hören des Kopffchmerzes, wenn lie daran litt, her- bey, zugleich empfand fie feinen Stirntheil warm, den Hinterkopf kalt. 4) Die fpitz zufamınengeleg- ten Finger, die einzelnen Finger und in geringerem Grade die Schärfe der Hand erltarrten, in das EIl- bogengelenk, gefetzt, den Arm jedesmal, machten in der Herzgrube Beängftigung und Brufikrampf; hingegen auf den Kopf geletzt, Wärme und ein an- genehmes Säufeln; endlich unter dem Fu[s empfand fie davon eine Art elektrilcher Stölse. Unter den einzelnen Fingern zeigte fich, wie nachGerbois o), oder Amoretti 7?) hätte erwartet werden können, kommen war, weswegen in einer andern Somnambule, fo lebr fich auch das Geletz gleich bleiben muls, doch die Empfindung anders ausweilen könnte, 0) Recherches experimentales [ur un mouyeau mode de l'action elecırique etc, p) Unterfuchungen über die Rhabdomantie, oder die unter” irdifche Elektrometrie, a. d.'Ital. von C. U, v, Salis Bd, ı, 25 keine Polarität; der Daumen und Zeigefinger agirten am ftärklten, aber alle pofitiv. ° 5) Die Nache Hand weniger der Rücken der Hand, hoben jene Fr- Ing des Armes, jene Zulammenfchnürung der Brule durchs Auflesen auf, dagegen fie auf dem Kopfe ein widerliches Drücken verurlachten. 6) Wie die Finger und die fache Hand verhielten fich auch die Fufszehen (4-), der Plattfuls (—), nur war je- de Berührung, auch die politive der Zehen am Kopf unangenehm. 7) Blols in den letzten Krifen war fie auf Petetius Art durch Anhauchen der Nafen[pitze zu erwecken, früher entftand Schaudern und [chein- bar tieferer Schlaf mit Betäubung dadurch; das Hau- chen gegen die Herzgrube machte Be[chwerde und wirkte offenbar pofitiv, wie auch [chon Tardi ımd Gmelin anerkennen q). 8) Einige Theile [chie- nen fich weder auf die eine,moch andere Seite zu ü Stellen, wie die Spitze der Nafe, die des Ellhogen- gelenks u. a., welche Ge weder in der Herzgrube, noch lonft wo, Ipecififch empfand. ‚Jene fonderbare durch eine Glasltange bewirkte Ueberleitung eines kataleptifchen Zuftandes des ei- nen Armes in.den andern, die fo fehr gegen eine elektrifche Leitung [pricht, da hier Metalle wie har- zige Subltanzen auffallend fchlechter leiten, als Glas, ife Schon durch Ginelin bekannt r). Wurde auf den kataleptifchgemachten Arın die Hand des andern Armes gelegt, lo zog lich wohl der Schmerz, aber 9) Gmelin neue Unterfuchungen p. 387. ur) ib. p. 343. 24 — nicht die Erftarrung in letzteren; gefchah hingegen die Verbindung durch die, über einen Fuls lange, Glasröhre, [o zog die Erftarrung fogleich hin r Es wurden hierauf alle jene Verfuche der Verbin- dung von je zwey Theilen des Magnetifeurs und der Somnambulen, mit dem nemlichen Erfolg durch die Glasftange angeftellt. Verband die Glasltange [eine und ihre Herzgrube, [o empfand fie dies angenehm, feinen und ihren Kopf ebenfalls fo; unangenehm war es aber und [techend, wenn zwilchen feinem Kopf und ihrer Herzgrube, oder drückend, wenn zwilchen ihrem Kopf und [einer Herzgrube eine Ver- bindung gemacht wurde ul. w. nen, am menf[chlichen Körper Polen Aufser den einzel. hier un verkennbaren, ‚ wird man zugleich bemerken, wie überall die gleichnamigen Pole die freund£chaftlichen find und die ungleichnamigen fich zurückftofsen. — k Für das Verhältnils von je zwey Theilen der Somnambulen war weniger auszumitteln. Wohl em- pfand fie Linderung, wenn fie ihre flache Hand in die Herzgrube legte bey entftandenem Bruftkrampf, oder in das Armgelenk, wenn es [chmerzhaft war S). s) Diele Art von Selbftmagnetifiren ift nicht unbekannt, da Streichen am Backen herunter Zahnfchmerz, von der Stirn nach den Schläfen Kopffchmerz hebt, Würz, (in feinem Prolpectus d'un nouveau cours de magn, anim,), Gmelin und Tardi {prechen über das Selbftmagneti- firen; letzterer behauptet fogar, eine Kranke könne [ich felbft fomnambul magnetifiren, ohne dafs er die Metho- de dazu aufdeckt. So machte ein Frauenzimmer, um — 25 Aber nie agirten ihre [pitzen Finger in der Herzgru- be, oder dem Armgelenke pofitiv, fo gut ihre Hand auch, gleich der Glasröhre, die Action der Theile des Magnetileurs fortleitete. Der andere, befonders zu unter[uchende, Ge- genltand ift, auf welche Weile (ich die Aufsenwelt und fremde Organilationen durch den Magnetifeur in der ihm untergeordneten Somnambule [piegeln ? Wie eng die Verknüpfung beider logar in weiter Fer- ne ilt, läfst ich aus den belten Schriftftellern auf [o mannichfaltige Weile erfehen, dafs hier an eine wie- derholende Aufzählung nicht gedacht werden darf. — Unfere Somnambule gehörte zu jenen, die durchaus die Manipulation eines andern, als ihres gewöhnli- chen Magnetifeurs, trotz alles übrigen Rapports, nicht ertrug.‘ (Nur ein naher Verwandter von ihm konn- te auf ähnliche, nur [chwächere Art wirken.) Sie bekam durch fremde Behandlung allemal Krämpfe. ' Seine Macht über fie war aufserordentlich. Schon durch blofses An[ehen, oder durch [charfes Fixiren. in Gedanken in einem entfernten Zimmer (in Wien- holts und Nadlers auffallenden Beyfpielen inmei- lenweiter Entfernung, £[. Heilkr. Gefch. 5 und 6.), wurde fie in den Schlaf gebracht. Zum Erwachen kam fie durch, in Gedanken gemachte, Gegenftri- che nicht völlig, wohl aber in Unruhe. Bewegte fich ihr Magnetifeur heftig, lo [chwitzte fie auf ihrem dem in der Kirche leicht kommenden magnetifchen Schlat abzuwehren, an lich erweckende Gegenltriche, Wienh, Heilkr. IL, Abıh. 3. p. 382. 26 en 2 Lager mit ihm. So empfand fe es mit, wenn er zu dünn gekleidet war. Einft litt er an Kopff[chmerzen, fie hatte ein drückendes Gefühl in der Herzgrube, das erft mit [einen Kopffchmerzen wich. Oft hörte und [ah fie erft, was von ihm berührt war 2); nur an gewillen Tagen todte Töne, die nicht aus menlch- licher Kehle oder aufser Zulammenhang mit ihrem Magnetifeur waren. Es muls hier gelegentlich ange- merkt werden, dafs ihre Artzu [ehen x) von zweyer- ley Art war: durch das Augenlied und (wenn dies [o - genannt werden darf) mit den Fingerfpitzen. Es fand fich, wenn fie eine Zeit lang Farben, Karten erkannt, oder gelefen hatte, leicht Lichtfchen, Schmerz im Arm und Kopf ein. Nach ihrer Verfi- cherung diente bey der zweyten Art der Finger zur Leitung, fie mufste aber alles im Kopf ausrechnen, woihr allo der (onft unbemerkte und doch immer gegenwärtige active Zuftand unferer Sinne deutlich on Als fie eint Hn. Chir. M, ihre Methode, die Wünfchel- ruthe zu halten, zeigte und er diele [elbft verfuchte zu faffen, (ah und wies fie nur immer den Arm zurechte, der beym erfien In-Rapportletzen von mir berührt war, u) Dals fie auch auf eine ungewöhnliche Art höre, [chienen zahlreiche Verfuche darzuthun, in denen ihr, [o gut es nur möglich ift, die Ohren verftopft, verklebt und ver- bunden wurden, und fie doch immer gleich gut hörte und antwortete. Sie [elbft aber widerl[prach jener Mei- nung, „indem lie ja fühle, wie das Gehör örtlich im Ohr thätig [ey und auch abnehme, wenn die Ohren verbun- den wären.” Trotz aller Mühe war hier nicht zu einer reinen Erfahrung zu gelangen. am“ 27 erfchien. Jene dritte Art zu [ehen, fehlte bey ihr, die mit der Herzgrube, oder dem Plexus femiluna- ris, oder überhaupt mit der ganzen Körpermalle zu empfinden, wie ein Polyp, welches im [omnambu- len Zuftand freilich immer mehr oder weniger der Fall ift, indem bier die Halbleitung der Ganglienket- te durchbrochen und das [onft bewulste, centrale Gehirn [elbft nur ein Ganglion wird. Petetius glänzendes Beyf[piel der dritten Art, ilt ausMeiners, über den thier. Magn, und aus Nordhofs Archiv bekannt. Krämpfe fanden fich, wie von fremder Behand- hung ebenfalls ein, wenn ihr Magnetifeur von einenı andern magnetifirt wurde. Zwey grolse Bögen, in weiter Entfernung, ohne dafs fie davon wulste, vor- genommen, machten ihr Bruftkrampf und [ogar.all- gemeine Convulfionen, die das langfortgeletzte Cal- iniren kaum bändigtex). Nun zeigte fich bald her- nach fonderbar genug, dafs zu Zeiten dieler Verfuch x) Der Verfuch wurde wegen feiner Merkwürdigkeit oft mit gleichem Erfolg angeftell. H. Dr, J. machte ihn an- fänglich drey Treppen unter ihr; darauf entfernten wir uns [o weit vom Haufe, um bey eintretenden Convullio- nen noch ein gegebenes Zeichen bemerken zu können, Ein andermal begegnete mir H. Dr. G, in der Stralse, ich bat ihn, einige Striche an mir herunter zu ıhun, wor- auf ich zu ihr eilte und fie in heftigen Krämpfen fand, Ja fie war an einzelnen Tagen [o empfindlich, dafs wenn jemand in weiter Entfernung von ihr mit mir lebhaft re- dete und vor mir gelticulirte, dies ihr [chon yiele Un- zube machte, 28 Po und felhft die Manipulation Anderer an ihr ganz oh- ne Erfolg blieb. Da fie, fohald fie wulste, dafs er unternommen wurde, eine triumphirende Mine an- nahm, fo konnte man vermuthen, bier fey Kants Macht des Willens im Spiel. Und dennoch Stand ihr wirklich ein körperliches Schild zu Gebote, nemlich die lache Hand, die fie in die Herzgrube legte. Als fich dies entdeekte, fragte fie [elblt: Ob es mir denn immer entgangen wäre, dafs wenn fie die Hand dort habe, die tägliche Manipulation [ehr [pät erft auf fie wirke? gegen die üble Einwirkung Anderer [ey lie dadurch aber ganz gefchützt. Von diefem und den früheren Zeichen eines Sichfelbftmagnetifirens, wie von jener [ympatheti- fchen Gewalt eines Individuums über das andere, wenden wir uns zu einigen Ver[uchen des Magneti- firens von todten oder unvollkommener organifirten Körpern, wie wohl mit Grund die bewegende Kraft, bey Pendelfchwingungen, Baguette u. [. f. genannt werden kann, welche fich [chon näher den eigent- lichen elektrifchen Geletzen anfchlielsen, indem fie überall auf der einen Seite durch eine aufzuzeigende Elektricitätserregung, durch einen Elektromotor, auf derandern durch einen elektrifch zu bewegenden Kör- per bedingt find. Ob das Mittelglied zwifchen beiden nur ein organilcher Körper ‘[eyn darf, wie es bisher fchien, oder durch eine andre Leitung erfetzt wer- den kann, wie Ritter vermuthete und anfıng zu ver[luchen, wird die Zukunft ausweilen. In den frühere n Wochen des Somnambulismus, die fich u 29 durch übermäfsige Empfindlichkeit der Kranken ge- gen Metalle charakterifirten, mifslang der Verluch mit Pendel und Balancier [chon wegen dem in weni- gen Minuten entftehenden Zittern oder der Frftar- rung des den nalfen Faden, oder das Metall berüh- ' renden Fingersy). Aber auch in der vierten Woche gelangen die Verfüche weder im Wachen, noch im Schlafe, weder mit, noch ohne Ifolation. In’ die- _ fer Zeit machten funfzig Pfund Eilen, die ihr unter das Bett gelegt wurden, die Empfindung eines wi- - derlichen Windes in Armen und Beinen, und [tellte hie fich darauf, fo wurden letztere [chmerzhaft ge- lähmt, fie bekam den den Metallfühlern eigenen Schwindel und fchnelleren Puls. Acht Tage fpäter konnte fie befler darauf [tehen. Es wurde ihr eine frifche Hafelruthe gegeben, die fie feft und mit auf- ’ wärtsgerichtetem Bogen hielt, ohne dafs fich eine Bewegung zeigte. Tages darauf fagte lie in der Kri- 5 fe, es habe ihr die Nacht geträumt, wie die Ruthe gehalten werden mülfe, um zu [chlagen. Sie hielt fie fo, und nun [chlug fie. _Diefe Art beftand darin, dafs der Ruthe mehr Spielraum gelaffen wurde, das dicke Ende wurde nemlich auf die Spitze des Mittel- 2) Der nalle Faden wurde durch eine befeltigte Glasröhre geleitet, um die [onlt fo leicht entfiebende, mit Recht von den Phylikern gerügte Täufchung zu vermeiden. Mit die'em Apparat waren hmiir und vielen meiner Be- kannten die befirittenen Kiesverluche nie gelungen ; da- gegen kamen mir auf Campetti's Finger die Bewegun- gen des Balancier oft zu Gefichte, bey denen nicht jene Gefahr der Täulchung obwalter. 30 - fingers der einen Hand frey aufgeletzt, während das dünnere von der geballten andern nur vom Zeige- und Mittellinger felt gefalst wurde 2). Um bey die- fem Phänomen nicht in Irrthum zu verfallen, wur- den vier wohlbedeckte Tifchplatten auf Schemeln hohl gelegt und unter einer derfelben funfzig Pfund Eifen verborgen. Es mulste fich die Rhabhdomantin nach der Reihe darauf [tellen und während acht Ta- gen [chlug die Ruthe richtig und zwar über dielem Metall auswärts; nur einmal [chlug fie einwärts, als Meffing unter eine Tifchplatte gelegt war. Am leich- telten und ungeltörteften gelchah die Anzeige, wenn. eine unbedeutend feuchte Leitung vom Metall, das in einem feuchten Tuche lag, zu ihrem übrigens be- deckten Fuls ging, wenn der Hafelzweig diesjährig und zwar von der Wurzel genommen war, wo er anı elaftifchten wächlt, und wenn lich an ihr, oder z) Wie ich bald darauf aus Amoretti lernte, ift eine Art des italiänilchen Ruthenhaltens diefer ganz ähnlich, ’ nur dafe fie dort von beiden Händen auf die nemliche Art gefalst wird, Die Art, fie zu halten, ift begreiflicher Weile [ehr mannichfaltig. Pennet nahm fie zwifchen die Fulszehen, Anfol[li lälsı hie blols auf beiden Hand- flächen ruhen, fo dals der Bogen abwärts hängt, wobey fchon kein Betrug möglich. Um fich vor aller Täu- [chung zu bewahren, werden die beiden Enden der Rutbe in ein hobles Rohr geprefst; nun wird dieles mit den nalien Händen gefalst und darauf lange Stifte in das Rohr befeltigt, die [ogleich jede Bewegung, die von «den Händen ausginge, anzeigen würden, S, Amoretti Tat. 1, fig. ı1. rn 31 in ihrer Nähe kein Metall befand. Die. Bewegung. ift ein inneres Drehen im Zweige, wie ein Strang Leder fich drehen läfst und gelehah nach der gewil- fenhafteften Beobachtung durchaus nicht durch ge- ringe Veränderung der Hände, wie’dies rechten Me- ‚tallfühlern unbewulst begegnen könnte, da bekannt- lich die Senlation bei diefen, wie Aymar, Bleton, Pennet, Campetti, fo fein ift, dafs fie nur, wo I ihre Empfindung nicht ausreicht, lich der Ruthe be- . dienen. — Es wurde gehofft, diefe Fertigkeit im- - mer mehr auszubilden und zu erziehen, die Wir- B kung von bewegtem Waller , von ver[chiedenen Me- " tallmaflfen und andern Subftanzen im Freyen zu prü- fen. Wie unangenehm war daher mit der Abnahme _ ‚der Empfindlichkeit gegen Metalle das Stillftehen des Inftruments am fünften Jul. und folgenden Tagen, Nur einmal gelang der Ver[uch nach ihrem grolsen Paroxysmus am zehnten Jul. über hundert Pfund Ei- fen wieder, doch war er hier nicht zu wiederholen, da fie gleich hernach. durch die Anftrengung Ohn- "machten bekam. Ob an diefem Tage das Gefühl für - elektrifche Differenzen vielleicht gleichermalsen ge- _ fteigert war, wurde nicht geprüft a). * a) Das Vermögen der Metailfühler ifilich bekanntlich nicht - immer gleich, eine Menze innerer und äufserer Bedin- gungen können es verändern. Ein aulmerklamer alter Beobachter, der P. Schott, lagt [chon: non omnes cum virgula loqui poflunt; nec eidem perlonae [emper percutit. Magia [ympath. |, 4. p. 426: — ı Jenes Gelin- gen hatte lie zwey "lage früher voraus vermuthet, Noch Tages zuvor gelang der Verluch über funlzig Pfund nicht, 32 mon Eine andere, hierher gehörige, Er[cheinung war die, dafs wenn ihr Blumen in dieHand gegeben wur- den, diefe in wenigen Ninuten ihre Petala verloren, Diefe wurden dabey nicht welk, fondern ganz frilch erft dieäulseren,dann die mehr nach innen [tehenden abgeltofsen 2). Nicht allein Blumen mit lofe befefüig- ten Blumenblättern, [ondern auch andere verloren in ihrer Hand bald ihren Schmuck, — Die hier im Organifchen, durch die kranke Organifation rege ge- „machten Differenzen , liefsen fich gewils [chon mit verwandten Erfcheinungen in Verbindung bringen. Man denke nur daran, wie auffallend [ehädlich eini- gen Pflanzen die Berührung gewiller Perfonen, zu- mal in gewillen Zuftänden ift. Ohne Zweifel ver- ‚dient es Erwähnung, dafs unfere Kranke in. ihren Krifen ftets behauptete, ihre Manipulation würde auf andere Menlchen [ehr nachtheilig, belonders Kräm- pfe, wirken. Obgleich dies nicht unter[ucht werden. durfte, (o fand fich doch, dafs ein jüngeres Mädchen, ‚das einige Zeit bey ihr [chlief, auffallend an Kräften verlor. Jene oben aus den Suites des cures & Strasb, (p. 300.) erwähnte, der unlrigen höchft ähnliche, Epi- lepti-' 6) In drey Minuten war höchliens ein kleiner Kern einer fri- fchen, ihr zwilchen zwey Finger gegebenen Ceniifolie, oder eines gefüllten Mohnes übrig. — Es muls bemerkt werden, dafs dies Phaenomen [chon während ihrer gan- zen, Krankheit vorgekommen war. Hatte fie fich Sonn- tags beym Kirchenbeluch mit Blumen gefchmückt, [o wa- ren zu ihrem Verdruls die Blätter immer bald herausge- fallen, SE 33 leptilche verbot fich ebenfalls alle gleichzeitige Be- rührung des Baquets mit andern, die jenen eben [o nachtheilig, als ihr (eyn würde e). "Das Wunderbare an diefen.und ähnlichen That- Sachen wird fich löfen, [obald man he nicht mehr [o ilolirt ftehen läfst und, [tatt ie dem Volkswahn zu überlallen und gleichgültig zweifelnd darauf herabzu- blicken, fie einer befonnenen Forfchung unterwirft. "Es folgen hier den erzählten Beobachtungen, um den Gegenf[tand von allen Seiten genau betrach- tet!izu haben, noch einige auffallende pfychifche Phänomene. Was die Art und Tiefe des Schlafes bey diefer Kranken anbetrifft, [o befand lie lich eigentlich, feit dem Augenblick des innern Erwachens, am auffal- "lendften aber in den früheren und der letzten Perio- de in jeder Krife in dem fogenannten Doppellchlafe, in'welchem kein todter Laut oder Sinnesreizung und "niemand aulser dem Magnetifeur vernommen, und wo auf der andern Seite mancher Gegenltand und manche Perfon [chon aus der Ferne vom Gemeinge- fühl widerlich empfunden wird. Die Nähe einiger übte daher auch auf ihre p[ychifchen Vermögen, zu- c) Ebenfalls verbot der [ehr hellfehende Somnambule des M. de Puifegur das Zulammenfeyn von Epileptifchen und andern Kranken am Baquet. Ueber die hier mögliche Uebertragung von Krankheiten wird ausführlich gehan- 7 delt: Memoire fur le magn. anim. du M. de Puilegur p- 335 ley. uns, die Phyfiol, X. B. I. Heft. @ 34+ mal an gewillen Tagen, grolse Gewalt aus. Es wurde dadurch die Fertigkeit zu reden und zu den ken zuweilen plötzlich vernichtet. Mit andern war fie bald in Rapport geletzt.. Einige konnte fie an- fänglich nur hören, ohne ihnen Antwort geben zu können. _Hörte he auf diefe Weile ohne Vermögen fprechen zu können, fo erfolgte auf die Anrede [chnellerer Athem und eine ziehende Bewegung des Mundes, Ausdruck der inneren. Bemühung. : Dies wurde auch in den früheren. Krifen minderer Hell- fichtigkeit auf die erlte Anrede des Magnetileurs be- merkt. Je länger mit ihr geredet wurde, defto le bendiger und mittheilender wurde he, defto f[chnel- ler gerieth fie mit neu Hinzukommenden in Rela- tion. Ihre Bekannten und Befreundeten erkannte fie oft [chon, ehe fie ins Zimmer traten. Wer hin- gegen nur einmal mit ihr in Rapport geletzt wars wurde zum zweytenmal zuweilen verwechlelt, was den [chärfer individualißrten Männern [eltener, den Frauen dagegen öfterer begegnete. Das übrige auf den Rapport lich Beziehende ift [chon. oben durch- gegangen, weswegen wir uns dahin wenden, wo die Somnambule unabhängiger in ihrer Selbftbefchauung und Klarheit er£cheint. In der früheren Zeit der magnetifch Schlafenden zeigt diele fich rein pafliv und wird nur körperlich verändert. Schlaf, Fieber, oder Convullionen ma. chen die ganze Wirkung, aus; alle drey mit heilfa- men Ausleerungen. Sobald aber die Statue von ih- rem Pygmalion mit Leben und Seele verlehen ilt, ‘[o a 35 fängt fe auch’ fchon fich von ihm zu trennen und, obgleich nicht wie im Wachen frey, doch ihrer eige- nen Ideenentwickelung zu folgen an. Dafs in den fomnambulen Zuftand, bey recht lautem und heller- wachten Bedürfnifs des Körpers, fich Glauben, "Aberglauben, Phantafie und Hoffnungen einmilchen, wurde fchon von Andern bemerkt. Was im wachen- ‚den Zuftand des gewöhnlichen Lebens und nach feinen Formen [elten gefragt oder gar laut werden ‘darf, das tritt hier als volle Befeelung des Körpers und befonders des [onft unter den andern Sinnen ver- fteckten inneren Sinnes laut hervor: der In[tinkt. Unfere Kranke lagte finnvoll, wenn fie angeben Sollte, wie fie dies und jenes wille: es (ey, als habe fie es gehört, fie vernähme es von ihrem Gewillen. Aber das dämonifche Gewilfen fpricht gerade im moralifchen Gebiet, wie der Inftinkt auf phyfifchem undhat daffelbe Schickfal, nur felten gehört oder gar gebildet zu werden. Wie kräftig auch diefes bey ihr redete, davon gab fie die deutlichften Beweife. In den mittleren Wochen ihres Somnambulismus, als nicht blofs durch Anrede und Fixirung des Magne- tifeurs Gedanken ent[tanden, [oöndern die Phantafie und die Divination immer frey und ge[chäftig blieb, regte fich auch die Religiohtät und das Gewiflen am lautelten. Es wurden ihr Handlungen und Fehltritte von Individuen ihrer Familie klar, von denen fie im Wachen nichts wulste und fie ruhte nicht eher, bis das Schiele daran wieder ins Gerade gebracht wur- C2 36 —— de, wobey fie für ihren Bildungszuftand eine aufser- ordentliche Delicate[le bewies. Ihre Divination zeigte fich in jenen Wochen fehr lebendig. In Dingen, die fie felbft, ihre Hei- lung und ihre Zukunft betrafen, irrte fie nie; über andere, ihr nicht fremde Per[lonen, befonders nahe Verwandte, auch ihren Magnetifeur, wufste fie zu- weilen zum Erftaunen das Verborgenfte richtig nach einigem Befinnen anzugeben, umging mitunter auf kluge Art eine beftimmte Antwort und betrog ich nur [elten, wenn fie jene gab. Bey den mit Fleils nur einigemal angeltellten Confultationen über ande- re Kranke, fand fich keine befonders tiefe Einhicht, aber viel von der [ogenannten ärztlichen Klugheit, weshalb fie nicht irrte. In der Zeit der höchften Klarheit kam auch ei- nigemal der Zuftand der Phantalie vor, welchen Wienh olt an [einer vierten Somnambule beobachte- te, in welchem die Kranke Vifionen hat, die fie erlft nach und nach, oder, wie bey Wienholt, gar nicht erzählen, [ondern nur nieder[chreiben kann. Als fie einft in den Schlaf gebracht war, richtete fie lich mit unendlich heiterer Mine auf und machte aller- hand [onderbare Gelticulationen, mit dem Anfchein, als beobachte fie mit den feftgefchlolfenen Augen etwas [ehr aufmerklam. Als fie angeredet wurde, winkte fie, zu [chweigen. Endlich wurde fie ruhig und als fe anfıng, Rede zu geben und über jene Bes wegungen befragt wurde, befann fie ich lange und fand dann, fie habe gelehen, wie ihr das Abendmahl ar —— 3/ gereicht l[ey, auch wäre ihr das Becken zum Ader- lalfen erfchienen, aulserdem noch’ einige Perfonen, unter denen ihr Bruder, von dem fie (wie fich her- nach auswies, richtig) wulste, er fey auf einer Rei- fe von Leipzig hierher begriffen. — An demfelben Tage beltimmte fie, vor ihrem grofsen Paroxysmus zu communiciren und zur Ader gelaflen zu werden. Sie nannte diefen Zuftand nicht unpaflfend: Traum und [chien ihn öfterer zu haben, als gerade bemerkt wurde. Vielleicht kommt er bey Somnambulen über- haupt häufiger vor, als man noch bemerkt hat. Wenn diefer Zuftand auch nicht ganz für fich gefchlolfen, fondern in Verbindung mit dem ge- wöhnlichen Krifenzuftand erfchien, fo ging doch keine Spur von Erinnerung aus letzterem in das Wachen über; fie [chien jedesmal das Waller des Lethe reichlich genolfen zu haben. Nur als fie einft durch die Manipulation an ihrem Magnetifeur in heftige Convullionen verletzt wurde, verlor die Kri- fe fo viel anVollkommenheit, dafs fie für Einen Tag Erinnerung daraus behielt. Aufserdem gelang auch einigemal der Engelhardtfche au Bökmanns Archiv bekannte Verfuch, wo man der Somnambu- len bey [pitz auf den Scheitel aufgefetzten Fingern etwas zuruft, deffen fie ieh nach dem Erwachen, wenn man ihr durch Fragen zu Hülfe kommt, er- innert. Doch wurde diefer Verfuch nur in den letzten kurzen Krifen angeftellt, wo fie nicht mehr [o eigen. thümlich und abgefchnitten, dem Anfehen nach wehr blofser Schlaf zu [eyn pflegen und das Willen 38 er darin nicht ‚mehr die von den Formen der Sinne unbefchränkte Divination ift. "Eine andere Art von Erinnerung zeigte fich in der folgenden Krife von etwas in der vorigen mit ihr, ohne dafs fie es wulste, Vorgenommenen. Als Beyfpiel Folgendes: Sie hatte in den früheren Kri- fen, wenn fie nicht durch Anrede zu Gedanken erweckt wurde, keine gewöhnliche Empfindung, [o wie fie auch nichts wulste, nichts hörte, roch u. [. w. Sie wurde, um dies zu prüfen, [tark geritzt und mit einem glühenden Fifen gebrannt, ohne dafs fich eine Spur von Empfindung gezeigt hätte, nach dem Erwachen begriff fie die Entftehung der Brandblale, der geritzten Wunde nicht, gleich aber, nachdem lie in der folgenden Krife darüber befragt wurde. Wie bey der von Na[fle d) befchriebenen Kran- ken prälentirten fich auch bey der unfrigen einzelne Begebenheiten und Stimmungen aus denKrifen in ih- ren nächtlichen Träumen wieder, [o dafs einigen ihrer Divinationen durch den Traum eine Brücke gefchla- gen war, auf der fie aus jener Welt in das [onft im- mer getrennte fefte Land des wachenden Zuftandes hinübergelangten. Wie fich aber hier der Traum der Kranken als Schein, dem'Beobachter hingegen und;ihr in ihrer Krife als Wiederfchein darftellte, [o kamen noch andere freyere Träume vor, die wohl noch auffallender find, indem fie den, den Träumen (elten zukommenden Charakter hoher Hellfichtigkeit d) Reils und Hoffbauers Beyträge zur Beförderung ei- ner pfychifchen Kurmethode I. 3. ‚annahmen,. wie es in den dunklen Hallen der älten Traumorakel durch die Infpiration des Asklepios den Fragenden begegnete. Es waren diefe Träume wirklich tiefe weilsagende Stimmungen, in denen die Zukunft richtig vorausgelehen wurde; hie £tellten lange vor dem Eintritt der Hellichtigkeit auf eine dem Traum eigene phantaltifche Art den Gang und das Ende ihrer Heilung dar. Es war ihr in der Neujahrs - und einigen folgenden Mitternächten ei- ne Geltalt mit einer belondern Landestracht und Mundart vorgekommen, die ihr angedeutet und er- zählt hatte, was mit ihr bis zu ihrer Heilung vorge- hen würde, die rothe Binde hatte fe um ihren Fuls legen fehen, auch hatte (ich ihr eine Elektrißirma- fchine gezeigt, die, wie fie behauptete, der, mit wel- cher fie fpäter behandelt wurde, vollkommen glich, der Vorname ihres Magnetileurs war ihr genannt und dergl. mehr. (Man vergelle nicht, dafs fie aueh im Traum die rechte Art, die Wünfchelruthe zu hal- ten, gelernt hatte.) Damals erzählte fie als eitlen Traum mehreres davon ihren Hausgenolfen; aber als das, was für Spiel der Phantafie galt, Ernft zu werden und überrafchend einzutreffen anfing, milch- te fich ihre Art von Glauben oder Aberglauben in ' das Vorausgefühl und fie eröffnete als Somnambule mit grolser innerer Bewegtheit zur Mitternachis. ftunde, jenes feyen nicht Träume, fondern Erfchei- nungen ihrer längftverftorbenen bis dahin beun- rubigten, nun aber mit dem Ende ihrer Krankheit Ruhe findenden Mutter gewelen, die ihr überhaupt 40 m alle ihre nunmehrige Einficht zugebracht und ge- fchenkt habe. — Dafs eine Zugabe und ein Be- gleiter, wie die[er fefte und fromme Glaube, fie auf dem [ehweren Wege ihrer Heilung nicht wenig [tütz- te, ilt leicht zu begreifen; denn eben dieler griff im den wachenden Zuftand ein und lenkte fowohl ihr Zutrauen, als ihre Ausdauer.. Es kam freilich wohl vor, dafs fich im Wachen eine andere P[yche regte, ‘als in der Krife, die den hier gegebenen Vorlchriften gerade entgegen zu handeln, Luft fühlte, [o dafs Widerfpruch und feftes ärztliches Gebot erft den Ausfchlag geben mufsten. Dennoch war bey unlerer Kranken eine bewundernswerthe Harmonie beider Pfychen noch merklicher, und was im Schlaf laut und feft gefordert wurde, dem fügte fie ich im Wa- chen geduldig und oft nicht ohne Furcht: unter. Man fah den hellgewordenen Inftinkt, der dort re- dete, hier [tumm und bewulfstlos mitwirken und den Widerwillen z. B. gegen Blutigel, gegen die ihrem heftigen Charakter widrige Ruhe des Körpers, ‚die fie fich geboten hatte u. f. w. überwinden. Wenn das erf[te Verhältnils der ftreitenden P[y- chen an die platonifche Mythe im Phädros von dem ungleichen Gelpann erinnert, das der Führer durch viele Uebung erft fucht zur Gleichmälsigkeit zu er- ziehen e); fo könnte man bey der letztgenannten e) Bey jenem ungeheilten magnetilirten Epileptifchen ([. oben S. 3.b.) der, gegen feine'Gebote, im Wachen nur feiner Sinnlichkeit folgte und daher feinem Verderben — 45 nicht erzwungenen, [ondern urfprünglichen Harmo- nie beider Zultände an den Stand der Unfchuld des reinen Menfchen, an den erften alles verbinden- den Eros, der auch nach der Diotima Erzählungen das Göttliche als Bote in die menfchliche Bruft über- bringt, denken f). entgegenging, liegte das böle Rofs; der Führer (die Ver- nunft, hier der Arzt) und das gute Rofs (der Inftinkt) wurden überwunden. f) Obige Somnambule liefs drey Tage nach ihrer gänz- lichen Gene[ung, den Vater des Magnetifeurs zu ich kommen und [agte ihm, dafs fie fich über die über- ftandene Krife nicht fowohl ihrent - als feines Sohnes wegen ungemein freue, der, wenn fie geftorben wäre, innerhalb eines Jabres auch geftorben und dadurch der Verleumdung ausgeletzt gewelen feyn würde. Doch, fügte fie hinzu, habe er auch jetzt noch eine [chwere, Krankheit zu beftiehen, der Vater möchte alle Vorlicht für ihn gebrauchen. Leider find diele Weilsagungen nur zu bald erfüllt, Schon im Anfang dieles Jahrs ftarb diefer treffliche junge Mann, einer meiner belten Schü- ler, gleich achtungswerth von Seiten feiner Kenntnille als feines Herzens, der durch diele letzte Arbeit es.hin- länglich bewies, was die Willenfchaft von ihn zu hoffen hatte. Seine ehemalige Kranke, die fich voll- kommen wohl befindet, wartete ihn mit ausnehmender Zärtlichkeit in feiner Krankheit, fiel in dem Augen- blick feines letzten Athemzuges ftarrfüchtig in einen Stuhl und ‚bekam diefe Anfälle bey [einem Begräbniße noch einige Mal wieder, Reil, 42 un Unter[uchung über das Nabelbläs- chen, von Dr. Emmert e). ur | ka Nabelbläschen, Veficula Umbilicalis oder Tunica Erythroides, verfteht man ein Organ von den ungebohrnen Säugethieren, das meiftens unter der Geltalt eines Bläschens er[cheint, in der Höhle des Chorion aulserhalb der Harn - und Schaaf - Haut in der Nähe ihres Nabelrings liegt, lich mit dem Ge- kröfe ihres Dünndarms durch die Vala Omphalo- Meferaica und einen Fortlatz des Bauchfells verbin- det, und mit vielen Gefälsen verfehen ift, welche alle aus den genannten Stämmen ihren Urfprung nehmen. a) Die in diefer Abhandlung enthaltenen Beobachtungen machen einen Theil von den Unterfuchungen aus, die Hr. Prof. Hochftetter und ich [eit einigen Jahren, über die Anatomie des Förus, aus ver[chiedenen Thier- ‚ klallen angeltellt haben: daher gehört das Facti[che die- “ "fer Abhandlung eben fowohl meinem Freunde als mir. an. Sollte diefe Arbeit den Beyfall der Kenner finden, fo gedenken wir mehrere Unter[uchungen über Gegen- ftände aus dielem Abfchnitt der vergleichenden Anato« nie, und vielleicht (päterhin ein ausführliches Werk über die Entwickelung der Thiere aus den drey hö- hern Klaffen, in der erften Lebensperiode bekannt zu machen. rare 43 Es ilt eines von den eigenthümlichen Organen der ungebohrnen Säugethiere, das ihnen wahrfcheinlich allgemein zu- kömmt: wir haben es bey dem Schaafe, der Kuh, dem Pferde, dem Schweine, dem Kaninchen, der Katze,ı dem Hunde und der Fledermaus gefunden und mehrere Naturforfcher haben es bekanntlich. bey dem Menfchen, dem Biber, Igel und Marder angetroffen. j i Seine Gröfse ilt [ehr ver[chieden bey den genanntenThieren, aber beyallen in den früheften Zeiten ihrer Entwickelung beträchtlicher, als in den [pätern, [o z. B. fanden wir es bey etwa $ Linien langen Embryonen von Hunden und Rat- zen noch einmal fo grols wie diefe, hingegen bey den ausgebildeten Fötus dieler Thiere etwas kleiner als fe. Auch war es bey allen von uns unter[uchten Fleifchfre(fern beträchtlich gröfser, als bey den’ ühri- gen Thieren, welche wir in Abficht auf daffelbe anatomirt haben: bey den Wiederkauern fanden wir es am kleinften. Seine Geltalt ähnelt bey den meiften der vorhin erwähnten Thiere‘ der Allantois von den Schweinen, oder den Wiederkauern, welcher die Harnfchnur fehlt: fo z. B. ftellt es bey den falt rei. fen 5—6 Zoll langen Früchten von Hunden und Katzen einen Sack vor, der falt ihre Länge hatte, in der Mitte bauchig und etwa einen Zoll im Durch» fchnitt weit war, fich gegen [eine beiden Enden verengerte und mit denfelben in einen dünnen Fa- 44 Be den überging, welcher 'einigermalsen den Anhängen der Harnhaut ähnelte. Nach Hrn. Oken hat diefes Organ bey den Schweinen ebenfalls eine, ihrer Harn- - haut ähnliche Geltallt: bey den Pferden ilt es birn- förmig. Nur bey den Kaninchen, wahrfcheinlich auch bey mehreren andern Nagthieren ift es, we- nigftens in den [pätern Perioden ihrer Bildung, kein Bläschen, fondern blofs ein breiter Streif des Cho- rion, der wie ein Gürtel die Mitte des Fötus um- falst und fich von den übrigen Stellen diefer Haut dadurch unterf[cheidet,, dafs fich die Nabelgekrösge- fälse über diefelbe ausbreiten. Es liegt, wie [chon bemerkt wurde, bey al- len vorhin erwähnten Thieren, deren ungebohrne Jungen ich unterfucht habe, innerhalb des Chorion, zwifchen der Harn- und Schaafhaut an dem Ende der Nabelfchnur, das fich in den Mutterkuchen und die genannten Hüllen einfenkt und ift wahrfchein- lich mit den letztern an mehrern Stellen verbunden. Nur das Kaninchen macht hiervon eine Ausnahme, fo fern das Nabelbläschen, wenigftens bey den rei- fern Früchten de[felben, ein Theil des Chorions ift. Bey den Hunden und Katzen bildet die Harnhaut, indem fie mit ihrer äufsern Fläche über das Nabel- bläschen weggeht, mit den übrigen Hüllen einen eignen Behälter für daffelbe, der fich leicht aufbla- fen läfst, wenn man die Luft zwifehen die Eyhäute treibt. Auch bey dem Pferde fcheint dieles der Fall zu feyn. Hr. Oken hat etwas Aehnliches beym Schweine bemerkt, und diefes beftimmte ihn, wie — 45 ‚auch feine Hypothefe über die Entftehung der Di- vertieula Allantoidis, zu behaupten, es läge in der «Harnhaut [elbft, was er aber nach [einen publicirten ‚Unterfuchungen von den FEyern der Schweine mie ‚beobachtet hat. ot Zur nähern Beftimmung [einer Lage und Befe- tigung gebe ich hier an, wie wir beides bey den ver[chiedenen, von uns unterfuchten Thieren ge- funden hahen. u... Bey den Hunden und Katzen hängt es vermit- 4elft (einer ftrickförmigen Enden, mit der innern Fläche des Chorion, genau an den beiden Polen des Eys, zulammen, und da diefe Stelle zugleich: mit dem Rande der kappenförmig über den Fötus her- geworfenen Allantois zulammentrifft,- (o findet hier ‚auch eine Verbindung mit diefer Membran Statt; ” bey einem noch fehr jungen Katzenembryo war es »icht nur. an.beiden Polen des Eys, [ondern auch in einer zwilchen denfelben hinlaufenden Linie an das Chorion, «wiewohl hier fchwächer als an den Polen felbft, befeftiget. Auch hing es dürch eine beträcht- lich lange Linearyerbindung auf dem Amnion’ feft, befonders durch feinen mittleren Theil. Bey der Fledermaus (V. murinus) fanden wir das eine [einer Enden an das Amnion, das andere an das Chorion geheftet. Da die Früchte diefer Thiere [chon ganz reif, waren, fo konnten wir die Allantois nicht wohl unterfcheiden und fomit feine Lage in Abficht auf daffelbe nicht beftimmen., Uebrigens [cheint es bey den mieilten Thieren noch mit dem Ende der 46 pe Nabelfehnur zulammen zu hängen, das indie Hül- len des Eys übergeht. Bey Schweinsembryonen fanden wir die Veficula Umbilicalis ebenfalls in der Höhle des Chorion, au- fserhalb der Schaaf - und Harnhaut auf der rechten Seite von dem Ende der Nabelfchnur aufliegen; fie hing mit der Sulze von der letztern zulammen, und war auf das Chorion und Amnion aufgeheftet. Auch bey einem Kuhembryo lag fie auf der rechten Seite von dem Hüllenende der Nabelfchnur auf, aber bey einem andern auf der linken, was vielleicht von ei- ner Verdrehung BE herrührte. — Bey dem drey bis vier monatlichen. Fötus von 'einem Pferde lag fiein einem eignen Behälter zwilchen den aus’einander'tretenden, und in das Chorion’fich fen. kenden, Gefälsen der Nabelfchnur, aufserhall der Al- lantois im Chorion, und befeftigte ich mit dem einen ihrer Enden an die innere Fläche von dem Chorion, und mit dem andern an das Amnion, hing übrigens an mehreren Stellen zwilchen diefen beiden Punkten mit der äulsern Fläche von der Harnhaut zulammen. Was ihre Lage sim Verhältnils zum Fötus anbetrifft, [o fanden wir ’fie immer längs der Bauchleite dellfelben,; und zwar mitihrem mittleren Theile gegen den Nabelring liegen. Nur das Pferd, die Fledermaus und das Kaninchen ma- chen hiervon eine Ausnahme: nemlich bey dem Pferde fieht nicht ihr mittlerer Theil, fondern das eine von ihren Enden gegen. den Nabelring, und: bey der Velpertilio murinus fanden wir lie über die — 47 rechte Seite des Hinterhaupts gegen \die Stirn zu her- ge[chlagen. Wie lich eigentlich ihre Lage bey dem Kaninchen verhält, darüber kann ich aus Mangel an genauen Beobachtungen nichts Näheres beltim- nen, als was [chon vorhin darüber bemerkt wurde. Uebrigens liegt he bey allen erwähnten Thieren mit ihrer Längenaxe in der Längenaxe des Fötus, nur in den Eyern der Pferde und Kaninchen kreuzten fich die Längenaxen beider Organe. f Mit dem Fötus [elbft, nemlich mit [einer “ Bauchhöhle, (die Gch bekanntlich in den früheften Lebenszeiten in die Nabelfchnur fortletzt,) [teht das Nabelbläschen durch Gefäfse'iund durch einen Fort[atz des Bauchfells in inniger, Verbindung. ‘Die Anzahl der Ge- fälse, welche diefe Verbindung vermittlen, beläuft fich bey allen. von uns unterfuchten Früchten auf zwey, das Pferd allein ausgenommen, ‘denn bey diefem fanden wir zwey Arterien und 'eine Vene. Wir konnten diefe Gefäfse bey den Fleifch: freffern und dem Kaninchen leicht in die obern Gefälse des Gekröles verfolgen, d.h. die Arterie in die Arteria meleraica [uperior,; die Vene in die Vena meferaica und von dort in die Vena Portarum. Diefe Gefälse des Fötus fetzen fich, nachdem fie mehrere Aefte’an das Gekröfe des Dünndarms ge- geben, oder davon aufgenommen haben, auf eine ähnliche Art in die Vafa Omphalo-Meleraica fort, wie die beiden Gefälse in die Arteriae Umbilicales, auch treten fie, wie diefe, aus dem Nabelring in die 42 — Nabelfchnur und veräfteln fich nicht eher, als bis fe fich in die Subftanz des Nabelbläschens eingelenkt haben. Bey dem Pferde find die beiden Arteriae Omphalo - melferaicae, Aefte von der obern Gekrös- fchlagader. — Durch diefe Gefälse [teht nun das Nabelbläschen nicht blofs mit der Bauchhöhle, [on- dern vorzüglich mit dem Darmkanal und [einem Ge- kröfe in Verbindung, belonders in den frühern Zeiten der Bildung, [fo lange die Bauchhöhle, fich ellmählig zufpitzend, in die Nabelfchmur “erftreckt und in letztrer, wie in einem Bruchfacke ein Theil ' des. Darms (fowohl nach unfern, als andern, äl- tern; und neuern Beobachtungen) liegt. Um aber diefe Verbindung des Nahelbläschens mit dem Darm- kanal näher angeben zu können, fnufs ich vorher die Lage und Befchaffenheit des letztern in den früheften Lebensperioden, [o wie wir fie beobachtet haben, genawer beftimmen. Bey den Embryonen von Säugethieren, deren Extremitäten entweder gar nicht, ‘oder nur als klei- ne, erft! hervorfproffende Wärzchen lichtbar find, bildet der vorliegende Darm blofs eine ganz einfache Anfa: er läuft nemlich von dem Magen aus [chief nach vorwärts in die Nabelfchnur, biegt ieham En- \ de derfelben um, kehrt in die grofse Bauchhöhle zu- rück und endiget fich in den After; dabey ift er ganz ungewunden: aber fpäterhin wird er gelchlängelt und dann liegen auch mehrere Windungen deflelben in der Nabelfchnur; befonders bey den Widerkäuern. Ein‘ 49 Ein durchfichtiges Häutchen verbindet die vorliegen- den Stücke des Darms, als Gekröfe, mit einander und ihre dicke Subltanz unterfcheidet fich von der aller übrigen Baucheingeweide durch ihre weifse Farbe auffallend. Nicht blo[s die eben angegebenen Umf£ftände charakteriiren den Darm in den frü-. hern Lebenszeiten, als [olchen, fondern auch feine Form, die, wenigltens bey Schaafen, Kühen, Katzen und Hunden, in diefer Lebensperiode ganz gleichförmig eylindrifch ift. Nur eine kleine Stelle - des in die Bauchhöhle zurückkehrenden Darmftücks, it nicht ganz cylindrifch, fondern erheht fich bey den eben aufgezählten Thieren, in einiger Entfer- nung von der Umbiegung, als ein kleiner Fortfatz, deffen gelchleffene Spitze gegen das Nabelbläschen hinfieht. Diefer Fortfatz kann nichts andres, als der Blinddarm feyn, daher ift nun auch der grölste Theil von dem vorliegenden Darm, Dünn- darm:' wir fanden ihn [chon bey Embryonen, die nur einige Linien lang und deren Nabelbläschen noch mit Feuchtigkeit angefüllt waren. Ueber den mittleren Theil der Umbiegung des vorliegenden Dünndarms laufen die Nabelgekrösge. fälse hinweg, die Vene an der rechten Seite, die Arterie an ihrer linken vorbey, und fenken lich in das Gekröfe, ‘wo fie fich dann in die angegebenen Gefälsftämme endigen. Entfernt man daher das Nabelbläschen etwas von dem Bauchringe, [o wird der mittlere Theil diefer Darmwindung angelpannt Archiv fd. Phyfiol. X. Bd. I. Heft. D 50 er, und: winklich, "und ihre beiden Schenkel laufen dann einander mehr parallel. Legt man aber das Nabelbläschen und den Fötus fo, dafs die Gefälse, welche beide mit einander verbinden, nicht ange- fpannt werden, fo ift die Umbiegung des Darmes mehr bogenförmig und ihre Schenkel laufen mehr divergirend gegen die Wirbelfäule. Diefe Verbindung des Nabelbläschens mit dem Darmkanal, wird noch durch ein dünnes durchfich- tigest Häutchen vermittelt, das mit dem Gekröfe des letztern zulammenhängt: es tritt mit den vorhin befchriebenen Theilen des Darmkanals und den Na- belgekrösgefälsen in die Nabelfchnur, und geht dann mit den letztern in das Nabelbläschen über. Wahrfcheinlich ift diefes zarte Häutchen ein: Fort- fatz des Bauchfells, namentlich des Gekröfes; ob es aber ein Theil von dem Bauchfell ift, das die Höhle der Nabelfehnur, in welcher der Darmkanal wie in einem Bruchfacke liegt, auskleidet, ur.d ob es: fich nicht von der Infertionsftelle der Nabelgekrös- gefälse in die Vefieula Umbiliealis über diefelbe, wie das Bauchfell der Vögel, über den Dotterlack , fort- fetzt, darüber wage ich aus Mangel än Beobachtun- gen nicht zu entfcheiden, ‘ob gleich diefes [ehr wahrfcheinlich ift. Dieler Fortlatz des, Bauchfells verbindet die Nabelgekrösgefäfse, und die beiden Schenkel der Darmumbiegung: im einigen Fällen fchien er den vorliegenden Darm ganz zu umhüllen. und fich mit der Spitze des Coecums Zu verbinden. Je nachdem man das Nabelbläschen, oder blofs den — ie is Fötus, dreht, ‚nimmt diefer Fortfatz, befonders wehn er angelpannt wird, die Geltalt eines Stran- ges, oder eines zarten Kanales an; daher hat man fich bey Unterfuchung def[felben [ehr vor Täulchung zu hüten. ; In der Nabelfchnur liegen die V.'Omphalo - mie- feraica durch den Fortfatz des Bauchfells verbunden, , immer neben einander und lo, dafs he keine Win- dungen machen und von den Nabelgefälsen und der Harnfehnur etwas getrennt find, vorzüglich bey den Nagthieren, wo fie einen befondern Nabelftrang bilden, der aber mit dem eigentlichen 'zufammen- hängt. Sie theilen fich ‚an der Stelle des Nabelbläs- chens, an welche fie hingehen, in eine Menge von Aelten und Zweigen, die gegen alle Punkte deffelben hinlaufen und fich häufig unter einander verbinden, und dem Nabelbläschen das Anfehen von einem Gefälsnetz geben. Bey [ehr jungen Katzenembryo- nen gefchah diefe Ausbreitung der Gefälse von ei- nem Punkte aus [ternförmig durch vier Aelte, und bey der Fledermaus, überhaupt bey allen Fleifch- freflern;, wo man das Darmbläschen wegen [einer Stärkern. Entwickelung befler unterfuchen kann, find die Gefälse an.der innern Fläche des Bläschens, ohne ‚hier blols zu liegen, fichtbarer, als an der äulsern, warum es nicht unwahrfcheinlich wird, dals fie zwilchen zwey Blättern laufen, worüber ich aber aus Mangel an Beobachtung, nicht entfchei- den mag. . D.2 52 une Nach unferen Unterfuchungen erhält zwar das Nabelbläschen [eine Gefälse meiltens blols aus den Valıs Omphalo - meferaicis, und diefe Gefälse ver- breiten fich auch gewöhnlich blofs über daffelbe; aher das Pferd, das Meerfchweinchen, wahrfchein- lich auch noch andre Nagthiere, machen hievon eine Ausnahme. Bey dem Pferde nemlich anaftomo- firen wenigftens die Nabelgekrösgefälse mit den Nabelbeckengefälsen von dem Amnion und Chorion, durch ziemlich [tarke Aefte, aber dem Anfehen nach [chicken letztre Häute Gefälse an das Nabelbläs. chen; und bey dem Meerf[chweinchen veräfteln fich die Nahelgekrösgefälse über das ganze Chorion, wenn anders das Nabelbläschen nicht etwa bey diefen Thie- ren mit dem ganzen Chorion ver[chmolzen ift, weil es bey den Kaninchen blofs einen Theil davon aus macht; ich glaube daher, dals das achte 6) von den fogenannten Geletzen, die Hr. Oken zum Beweife, dafs die Tunica Erythroides allen Säugthieren zukom- me, aufltellt, wo nicht fallch, doch fehr gewagt ift. Eine andere Verbindung zwifchen dem Nabel- -bläschen und dem Darmkanal des Fötus, konnten wir bey unlern Sectionen nicht wahrnehmen, denn es war uns nicht möglich, durch unfere lorgfältige und wiederholte Bemühung, bey den Embryonen von Schweinen, Pferden, Schaafen, Kühen, Hun- 5) Diejenige Membran, auf die die Vala Omphalo melen- terica [ich verbreiten, ift Darmblale. S Beyträge zur vergleichenden Zoologie, von Dr, Oken und Dr. Kieler, 2. Heft. S. 35. ——— 53 den, Katzen und Fledermäufen, Luft, oder die in dem Nabelbläschen enthaltene Flülligk eit, aus dem- felben in den Darmkanal zu treiben, [elbft in den frühften Lebensperioden. Immer endete der Ver- Such mit Zerplatzen des Nabelbläschens, aber nie an der Stelle, welche mit der Nabellchnur zulammen- hängt. Auch haben Needham fie bey Thieren immer gef[chloflen gefunden und Lobftein (über die Ernährung;| des Fötus S. 60.) bey dem menfchlichen Embryo; fogar Hr. Oken konnte fie nur bis zu ihrem Eintritt in die Nabel[chnur aufbla- fen, nie aber Luft von ihr aus in den Darmkanal treiben, ob er gleich auf die Unterfuchung von den Embryonen, an denen er diefes beobachtete, [eine Behauptung gründet, das Nahelbläschen continuire fich in den Darnıkanal. Bey den Kaninchen wird eine folche Communication vollends ganz unwahr- fcheinlich, weil bey diefen Thieren, die Tunica Erythroides, nach unfrer obigen Bemerkung, kein Bläschen ift, (wenigftens in den [pätern Zeiten ih. rer Entwickelung, wo wir fie unter[ucht haben,) fondern blols ein breiter Streif von dem Chorion’ der die Mitte deffelben und des Fötus, wie ein Gür- tel umfafst. In den frühern Zeiten enthält die Tunica Erythroides der Thiere, bey welchen [fie ein Bläschen bildet, eine Flüffigkeit, dievon der in den Eyhäuten ver[chieden zu. [eyn [cheint, In einem Katzenembryo von etwa acht Linien, war fie gell 54 un lich von Farbe, falzig von Gefchmack, trübte fich mit dem Weingeift und hinterliels beym Abdampfen ziemlich viel. von einem glänzenden bräunlichen Rückftande. Auch in den Embryonen von Hunden "und Schweinen fanden wir diefe Flüffigkeit gelblich und gerinnbar,;, bey den übrigen Thieren, deren Nabelbläschen wir unterfucht haben, konnten wir fie nie antreffen, ob fie gleich zum Theil [ehr jung waren, z.B. beyEmbryonen von den Wiederkäuern, die nur einige Linien lang waren. Ueberhaupt ha- ben wir fie felten gefunden, und was mir merkwür- dig [cheint, zuweilen bey kleinen weniger ausgebil- deten Embryonen nicht, während wir fie bey etwas entwickeltern antrafen, doch lege ich. auf letztern. Umftand kein grofses Gewicht, weil die Beobach- tungen, in denen diefes der Fall war, nicht zahl- reich genug find und man fich wegen der Zartheit dieles Organs leicht täufchen kann. — Den Ka- ninchen wird diefe Flüffgkeit wohl ganz fehlen, es " mülste denn ihre Tunica Erythroides iu den frühern Lebensperioden auch einen gefchlolfenen Sack bil- den, was indelfen, wegen ihrer Be[chaffenheit in, den [pätern Zeiten, [ehr unwahrlcheinlich ift. Die Haut, welche das Darmbläschen bildet, unterfcheidet [ich, in Ablicht auf Befchaffenheit, auffallend, [o wohl von der des Darmkanals, als von dem Bauchfell und den Eyhäuten desEmbryo; nur bey den Kaninchen ift fe»von dem Chorion, wenigltens in den [pätern Perioden der Bildung, Sr s 55 wenig verfchieden. Sie ift dünn, leicht zerreilsbar, und hat von: dem [chönen Gefäfsnetz, das fie be deckt, eine röthliche Farbe. Da ihre Gefälse, we der aufihrer innern, noch äufsern Fläche blofs lie- gen, und das Bauchfell mit den Stämmen deflelben an fie.hintritt, [o [cheint fie aus zwey Blättern zu beftehen. Die beiden Fäden, in welche die Enden der Veficula Umbilicalis von den Fleifchfreflern übergehen, und die fie, wie eine Art Chalatzen, an die Eyhäute heften und in ihrer Lage erhalten, be- [tehen aus einer weilsen, gefälslofen, narbenarti- gen Malfe.. Auch fanden wir bey einem Katzen- embryo von etlichen Linien, diefe Haut gerade in der Mitte ihrer. bauchigen Erweiterung, rings um die Infertion der Vala Omphalo-meleraica in dielel- be, weils und gefälslos. — Bey eben dielem Em- bryo hatte fie auf der Seite, welche der rechten von dem Embryo entfprach, einige gelbliche drüfenar« tige Körperchen. Um eine deutlichere Vorftellung von der eigen- thümlichen Befchaffenheit diefes Organs bey den verfchiedenen, oben aufgezählten, Thieren, und von den mit ihrer Entwickelung coexiftirenden Umftänden, geben. zu können, theile ich hier einige Befchreibungen deffelben aus unlerm Jour- nale mit. Bey dem Embryo einer Kuh von er. wa fünf Wochen erfchien die Tunica Erythroi- des als ein dünnes, durchfcheinendes, leeres, zu- 56 fammengefallenes Bläschen, das von vielen zarten Blutgefälsen eine röthliche Farbe hatte, und zwi- fchen dem Amnios und der Allantois da im Chorion lag, wo die Nabelfchnur in das letztre übergeht. Es [chlug fich von der rechten Seite der Nabelfchnur über ihre vordre Fläche gegen die linke; war übri- gens ganz ge[chloffen. Der weilse dicke cylindrifche . Darmkanal von dem Fötus, dem es angehörte, war zu einem Kegel aufgerollt, und lag mit einigen Win- dungen in der Nabelfchnur, in welche fich noch die Bauchhöhle fortletzte, zwey Nabelgekrösge- fälse und ein dünnes durchfichtiges, fie begleitendes Häutchen verbanden das Nabelbläschen mit dem vorliegenden Theile def[felben, indem fie mitten über [eine äufserfte Windung hinweggingen. Er zeigte an [einem in die Bauchhöhle zurücklaufenden Theile einen kleinen zugelpitzten Fortfatz des Coe- cums, delfen gefchloffene Spitze gegen das Nabel- bläschen hinfah, und hing Arch ein! dünnes Häut- chen [owohl mit diefem, als mit dem zarten Häut- chen zufammen, das die Nabelgefälse begleitete. Der Rand von diefem Häutchen hatte fich umge- fchlagen und bildete zwilchen der Spitze vom Blind- darm und dem Nabelbläschen, einen dünnen Strang, de[fen wahre Befchaffenheit wir aber bey genauer Unterfuchung erkannten. Die Allantois von die- fem Fötus hatte Diverticula und das Chorion Co- tyledonen. Bey einem noch jüngern Kuhembryo, der nur einige Linien lang’ war, fanden wir das Na- 57 belbläschen ebenfalls leer von Flülßgkeit und röthlich von vielen Blutgefäfsen. Die Eyhäute diefes Em- bryo hatten keine Cotyledonen und keine rothen Blut- gefälse: der Darmkanal war eine weilse opake cy- lindrifche Schnur, die mit einer Umbiegung lich bis in die Nähe des Nabelbläschens erftreckte. ' Inden Eyern eines Schweines von et- wa zehn Wochen, deren Chorion mit Cotyledonen- artigen Körperchen, und die Harnhaut mit grofsen Anhängen verfehen war, lag das Nabelbläschen als ein gelbliches, mit Flüffigkeit verfehenes Säckchen da im Chorion, wo fich die Nabelfchnur in daffelbe einfenkt‘,; aufserhalb den übrigen Eyhäuten. Es hing durch zwey ziemlich grolse Gefälse mit der Nabelfchnur zulammen. Das Nabelbläschen von einem [echs- wöchigen Schweinsembryo lag mehr gegen die linke Seite der Nabellchnur da, wo der Urachus aus ihr heraustritt, zwilchen dem Amnion und der Allantois, im Chorion: es war ziemlich grols, und von vielen feinen Blutgefälsen röthlich, aufgeblalen. ähnelte es einem röthlichen Netze. Von [einem mittleren Theile aus liefen zwey Blutgefälse in die Nabelfchnur und durch diefe in die Bauchhöhle: fie machten nur bey einigen diefer Embryonen kleine Windungen und liefsen fich durch Zufammenpref[len des Nabelbläschens [tärker mit Blut anfüllen. Das eine davon war falt noch einmal [o dick, wie das andre. Der Darmkanal diefes Fötus hatte fich [chon in die Bauchhöhle zurückgezogen. 58 .—— In jüngern etwa vier bis Fünf Wochen alten Schweinsembryonen erfchien die Ve- fieula Umbilicalis als ein länglichtes zulammenge- fallnes,, ziemlich ‘grolses, gefäfsreiches Bläschen, das aufgeblalen einem gefchloffenen röthlichen Netze ähnelte. Eslag an der rechten Seite des Em- bryo und [einer Nabelfchnur (deren rechter Aft fich über dalfelbe wegfchlug) im Chorion, ‚zwifchen den übrigen Eyhäuten; ‘wurde an das Amnion und Cho- xion mit feinen Enden geheftet‘ und hing mit der Nabellchnur, vorzüglich mit ‘der. Sulze derfelben, da, wo fie fich in die Eyhäute verliert, zulammen. Seine Gefälse vereinigten fich in zwey Stämmen, in die man durch gelindes Drücken des Bläschens Blut treiben konnte: fie traten in die Nabelfehnur, lie- fen über die Umbiegung des in ihr liegenden Dünn- darms und verloren 'fich in das ‚Gekröfe .def[elben. Der Darm [elbft. war ein weilser, undurchlichtiger, eylindrifcher, dem Anfehen nach folider Körper, fein Coecum war ein kleiner, zugelpitzter, aber ge- £chloflener Auswuchs von dem in die Bauchhöhle zurücklaufenden Theile: es lag einige Linien mehr von. dem Nabelbläschen entfernt, als die Umbiegung des vorliegenden Darms, ftand aber mit demfelben. an keiner Verbindung. Bey noch jüngern Schweinsembryo- nen von etwa funfzehn Tagen waridie Tu- nica Erytbroides fo ‚grols, wie diefe, hatte eine xöthliche Farbe von vielen Blutgefälsen und [chien noch etwas Flüffigkeit zu enthalten. Die Embryo- er 59 nen [elb[t waren ftark gekrümmt, etwa vier Lmien lang und liefsen deutlich den Magen und. den Darm in ihrem Bauch unterf[cheiden: letzterer trat mit 'zwey kleinen über ihn weggehenden Blutgefälsen in die Nabelfchnur bis zum Nabelbläschen, bog fichin der Nähe deffelben um, kehrte in die eigentliche "Bauchhöhle zurück und verlor fich in den Malt- darm. Er unterfchied fich auffallend durch [eine weilse, undurchfichtige,, dicke Subltanz, von dem röthlichen, gefäfsreichen, durchfcheinenden, dün- nen Nabelbläschen und [tand mit ihm durch die Nabelgekrösgefälse in Verbindung, und [ein Ge- kröle [chien in die Haut des Nabelbläschens überzu- gehen. Der Darmkanal hatte an [einem zurücklau- fenden Theile in einiger Entfernung von [einer Um- biegung einen kleinen Fortlatz, den Blinddarm, der mit feinem zugefpitzten Ende gegen das Nabelbläs- chen fah. Bey einigen von diefen Embryonen Sehien ein dünner Fortfatz der Tunica Erythroides das Coecum und den ganzen vorliegenden Darın zu umgeben und in das|Gekröfe überzugehen. Das Darmbläschen erfchien aufgeblafen ganz gefchlof- fen, fowohl gegen die Eyhäute, als gegen den Em- bryo, wir konnten von ihm aus weder in jene, noch in diefe Luft treiben; hey Wiederholung des Verfuches zerrifs es. In dem drey bis vier Monate altenEy eines Pferdes hatte die Veßcula Umbilicalis eine -birnförmige Geltalt, und lag in dem Chorion aufser- halb, der Allantois, in einem eignen Behälter, zwi- 60 een fehen den aus einander tretenden und fich in das Chorion einfenkenden Nabelgefälsen lo, dafs ihre Längenaxe mit der von der Nabellchnur parallel lief. Sie war einige Zolle lang, mit ihrem [tumpfen Ende an eine ziemlich breite Stelle von der innern Fläche des Chorion und mit ihrem zugefpitzten an den Theil des Amnion geheftet, welcher der Nabel- fehnur angehört; fie hatte eine gelbliche Farbe, ent- ' hielt blofs einige kleine gelbliche, dem Ohrenfchmal- - ze ähnliche Körperchen, war nach allen Seiten ganz gel[chloffen und zeigte eine Menge, ihrer Länge nach laufender Falten, welche an ihrem [tumpfen Ende, das wie zulammengefchnürt erfchien, den Anfang nahmen und fich in der Nähe des zugelpitzten ver- loren. An das letztre traten drey Nabelgekrösge- fälse, nemlich zwey Arterien und eine Vene, mit einer fie begleitenden Falte von dem Amnion; aulser diefen Gefälsen gingen aber auch einige feine Aelte der benachbarten Amnionsgefälse an fie hin. Auch die Gefäfse des Theils von dem Chorion, mit wel- chen das ftumpfe Ende des Nabelbläschens verwach- fen war, traten an dalfelbe fo, dafs man Blut aus je- nen in die Gefälse von diefem treiben konnte. Die Stelle des Chorion, mit welcher das [tumpfe Ende des Nabelbläschens verwach[en war, entfprach ge- rade der Mitte von dem Gebärmuttergrunde, und der Stelle, in welche fich die Gefälse in daffelbe fenken:' fie hatte auf ihrer äufsern Oberfläche keine Spur von den drüfigen, den fadenförmigen Gelchmackswärz- chen ähnlichen Auswüchfen, welche in frühern En 61 Zeiten der Schwangerf[chäft bey den Pferden die Stelle der Cotyledonen zu vertreten [cheinen. Die Nabelfchnur war ganz gefchloffen und der Darm: kanal in die Bauchhöhle zurückgetreten. Die bei- den Nabelgekrösarterien er[chienen in der Nähe des Nabelrings einfach, waren aber in der Nähe des'Na- belbläschens und in der Bauchhöhle ganz von einan- der getrennt und mündeten auch hier jede be[fonders in die Arteria Meleraica [uperior:: die Vene fchien fich in dieVena Meleraica zu verlieren; wir konnten uns aber hievon nicht ganz überzeugen, ‘weil die Leber und die Gefälse derfelben zerdrückt waren, In den Eyern einer Katze, die nicht grö- fser als eine Queifche waren und deren Embryonen’ etwa acht Linien in der Länge hatten, fanden wir die Tunica Erythroides als ein länglicht rundes, in der Mitte bauchig erweitertes, gegen ihre beiden Enden verengertes Bläschen, das von einer Flülfig- keit [trotzend ausgedehnt wurde. ‘Es war etwa noch einmal [o lang, als der Fötus, lag längs des Bauchs deffelben in der Längenaxe des Eys im Cho! zion, zwilchen dem Amnion und dem Mutterkuchen in einem eignen Behälter, welchen die Allantois mit diefen Theilen für daflelbe bildete, indem fie mit ihrer äufsern Oberfläche über das Nabelbläschen weg in die innere des Chorion ging. Mit [einen beiden Enden befeftigte es fich durch einen narben- artigen, den Chalatzen ähnlichen Fortfatz, an die Stelle von der innern Fläche des Chorion, welcher den Polen des Eys entfprach: es hing aber noch an G2 REN andern’ Stellen mitihm, wie auch mit dem Amnion und der Allantois zulammen. _ Uebrigens war [ein ftumpfes Ende an den [tumpfen Pol des Eys, und fein zugelpitztes an den: zugelpitzten Theil deffelben geheftet. Die Flüffigkeit deflelben war gelblich, £chmeckte‘falzig, trübte fich mit Weingeift und hin- terliels, abgedampft, ziemlich viel von einem glän- zenden, bräunlichen Rückftand.. Das Nabelbläs- chen felbft fah’ röthlich aus und hatte viele Blutge- fälse, bis auf den mittleren Theil feiner bauchigen Erweiterung, der mit der. Nabelfehnur zufammen- hing; diefer war ganz gefälslos und durchäichtig, wie. däs Bauchfell des Embryo. Seine Haut [chien dicker, als die,der' Allantois. und des Amnion, zer- zils aber beym Aufblalen leichter, als diefe Häute: der Theil von ihm, welcher der rechten Seite des Embryo ent(prach, hatte einige gelbe drüligte Kör- perchen, von.denen zweye halb fo grols wie ein Gerftenkorn waren, die übrigen aber kleiner. Es war fo völlig ge[chloffen, .dals man weder [eine Flülfigkeit noch Luft in den Bauch. des Embryo, eoder.in deflen Hüllen treiben konnte; bey Anwen- dung einiger. Gewalt zerplatzte es. — Der Darm- kanal des’etwa acht Linien langen Embryo erftreck- te fich mit zweyen Windungen in der Nabelfchnur bis in die Nähe des Nabelbläschens, bog lich dort am ‚| kehrte dann} in die eigentliche Bauchhöhle wie- der zurück und [tieg etwas links von der Mittel- linie in das Becken hinab. An feinem zurücktre- tenden Theil hatte er einen kleinen Fortlatz, das en, 63 Coecum, der mit feiner gelchlolfenen Spitze gegen das Nabelbläschen hinfah, er war gleich förmig eylin- drifeh und durch feine weilse, dicke Subltanz von der des Nabelbläschens völlig verfchieden. Diefes ftiels an die Umbiegung feines Dünndarms, (aber nicht an das Coecum) und wurde mit ihm theils durch zwey Nabelgekrösgefälse, die über feine Um- biegung weg in das Gekröfe, zwilchen feine beiden’ Schenkel traten, theils durch ein zartes Häutchen verbunden, das aber nicht gefäfsreich und nicht fo‘ gefärbt wie das Nabelbläschen’war, aber in daffelbe überzugehen [chien. Die Nahelgekrösgefälse breite- ten fich von der Mitte des bauchigen Theils des Na- belbläschens mit vier Aeften’fternförmig aus. Bey, einem fat ausgetragenen fünf bis [echs Zoll langen Fötus von einem Hunde war die Vehcula Umbilicalis ein leerer. (ehr: gefäfsreieher Sack, der aufgeblafen eine der Alläntois der Wiederkäuer ähnliche Geltalt zeigte, [o lang als der Fötus‘ war und einen Zoll im’ gröfsten Quer- Durchmeffer hatte. In der.Mitte 'war fie bauchig, gegen die Enden verengert, 'eylindrifch und ge- krümmt. Sie lag in der Längenaxe des Fötus im Chorion, aufserhalb der übrigen Fyhäute, und be- feftigte fich mit ihren beiden Enden, durch einen dünnen Faden, in welchen fie übergingen, an die innere Fläche des Chorion, da, wo die Pole des Fys liegen, und zugleich an die angränzende äufsere Fläche der Allantois. - Sie beftand aus einer dünnen . röthlichen Haut, die beym Aufblalen leicht zerrils, 64 SEEN von’ vielen rothen Blutgefäfsen ein netzförmiges An- fehen hatte und nach allen Seiten l[o gefchloffen war, dafsıman, weder von ihr aus Luft in den Fötus und feine Hüllen, noch von dem Darmkanal des letztern Luft in ihre Höhle treiben konnte. Alle ihre Gefälse vereinigten ich in zwey Vala Omphalo meleraica, von denen die weitere Vene, dem Kopf des Fötus näher, hingegen die engere Arterie mehr nach unten, dem Becken zu lag.- Letztere war eine Fortletzung der Arteria Meleraica [uperior, erltere ein Theil der Gekrösvene, [omit die Pfortader. Bey jüngern Eyern voneinem Hunde, die etwa die Grölse einer Taube ‚hatten, war das leere Nabelbläschen beträchtlich gröfser, als der Em- bryo, in der Mitte bauchig erweitert, und: hing durch [eine beiden: Enden mit der äufsern Fläche der 'Allantois und an den Polen des Eys; mit dem Chorion zulammen. Seine Haut war durch- fcheinend und von. vielen Blutgefäfsen röthlich, beym Aufblafen zerrils fie leicht, bildete aber einen völlig ge[chloffenen Sack, fo dafs man die Luft von ihr aus nirgends anders wohin treiben konnte. - Der gekrümmte Fötus war etwa vier Linien lang, [eine Extremitäten [prolsten erft als kleine, kaum bemerk- liche, Wärzchen hervor, ‘und [eine Bauchhöhle ent- hielt aufser der Leber und den Nieren, den Magen mit dem Darm. Letztrer er[chien als ein weilser, folider und gleichförmig eylindrifcher Körper: er lief vom Magen aus gegen das Nabelbläschen, bog fich 65 fich in deffen Nähe um, und indem er in die Bauch- höhle zurückkehrte, endigte er fich in den Malft- darm. Der Blinddarm war ein kleiner Fortfatz [ei- zes zurücklaufenden Theils, der in einiger Entfer- nung von der Umbiegung lag, und mit [einer ge- fchloffenen Spitze gegen das Nabelbläschen hinfah. Der Darmkanal [tand mit dem letztern durch die zwey Nabelgekrösgefälse, die über feine Umbiegung wegliefen, und durch ein zartes Häutchen in Ver- bindung, das von [einem Gekröfe aus an das Nabel- bläschen hinlief. Die Nabelgekrösgefälse waren mit Blut angefüllt; das dem Kopf vom Embryo näher liegende, war dicker und durch[cheinender als das andere. Der Blinddarm Stand mit dem Nabelhläs. chen in keiner bemerklichen Verbindung. Die Tunica Erythroides von ganz reifen Foetus der Vef[pertilio. murinus hatte das Anfehn einer röthlich opaken zulammen- gefallenen leeren Blafe, fie liels fich aufblafen R ohne leicht zu zerreilsen, und war dann ein ovaler, gegen die Enden zugefpitzter, übrigens ganz gefchloffener Sack, der aus einer [ehr gefäfsreichen Haut beltand. Das ftumpfe Ende davon war mit einer etwa zwey Linien langen Stelle an das Amnion geheftet, das zugelpitzte hingegen an das Chorion. Sie lag in der Höhle von dem letzteren, aufserhalb des Amnion über die rechte Seite des Hinterhaupts, gegen die Stirne zu, hergefchlagen. Ihre zahlreichen Gefälse wagten mehr an der innern als äufsern Oberfläche Archiv f. d. Phyfiol, X.Bd. I. Heft. E 66 — deffelben hervor‘, und entlprangen’aus den Nalel- gekrösgefäfsen; diefe trennten fich von der bey die- fen Thieren ziemlich Jangen Nabelfchnur, als ein eigner Strang da los, wo [ich ihre Nabelbeckenge- fälse in das Chorion und den Mutterkuchen [enken, und traten an den mittleren Theil des Nabelbläs- chens. Wo diefes an das Chorion geheftet war, [chien ein Gefälszulammenhang dieler beiden Häute Statt zu finden. Im Waller fah das Nabelbläschen dockig aus. si Wir haben zwar die Tunica Erythroides auch bey einigen Nagethieren gefunden, aber ihre Be- fchaffenheit noch nicht hinlänglich erfor[cht, um fie genau angeben zu können; daher begnüge ich mich hier blofs mit der Bemerkung, dafs unfere bisherigen Beobachtungen darüber (bey den Kaninchen) mit denen von Needham übereinltimmen. Das Wenige, was wir von der Ent- wickelung dieles Organs willen, be- [chränkt fich auf Folgendes: Es entfteht, wo nicht vor dem Embryo, doch wenigl[tens mit ihm, weil es bey den kleinften Em- bryonen nicht allein fichtbar, [ondern auch beträcht- lich gröfser, als diefe (elbft ift. Seine Lebensdauer ift bey den erwähnten Thie- ren verfchieden: bey den Fleifchfre[fern wächlt es, und erhält fich bis zu ihrer Geburt in einem blühen- den Zuftand, denn wir fanden kurz vor derfelben feine Gefälse mit Blut angefüllt und voluminöfer in 67 und das Bläschen 'weit gröfser, als in den frühern Zeiten der Schwangerfchaft. In den übrigen Thie- ren verwelkt es noch vor Ablauf des dritten Theils der erlten Lebensperiode, und ver[chwindet nach der Hälfte derfelben ganz: am [chnellften ge[chieht ‘diefes bey den Wiederkauern und am [pätelten bey den Schweinen, Bis jetzt konnten wir keinen Umftand auffin- den, nach dem fich das Verwelken und Abfterben diefes Organs richtet. _ Das Entftehen von den An- hängen der Harnhaut und von dem Blinddarın [teht damit in keinem Verhältnils, weil beide fich fchon ‚zu einer Zeit zeigen, wo das Nabelbläschen noch vegetirt, ja der Blinddarm der Katzen zu einer Zeit, wo die Veficula Umbilicalis noch ihre Flülfigkeit ent- hält. Auch findet ich das Nabelbläschen bey Thie- ren, die weder Diverticula Allantoidis, noch einen Blinddarın haben, wie z. B. bey der Fledermaus. Es trennt [ich früher oder [päter von dem Fö- tus los, und wird nie in [eine Bauchhöhle aufge- nommen, 1) weil zu der Zeit, wo es welkt und ver- fchwindet, die Nabeilchnur bey den Pferden, Schwei- nen und Wiederkauern fo ver[chloflen ift, dals es unmöglich durch hie in die Bauchhöhle treten könnte, Bey den übrigen Thieren, in denen es fich bis zur Geburt erhält, ift diefes ohnehin der Fall. 2) Weil es bey allen Thieren mit mehreren Stellen ihrer Eyhäute ‚in den fpätern Zeiten fo felt E a 68 —— verwachlen ilt, dafs es fich nicht-leicht davon'tren- nen, und ohne diefe Häute in die Bauchhöhle gelan- gen könnte: ‚es gilt diefes vorzüglich von dem Ka- ninchen, wo das Nabelbläschen nur einen Theil des Chorion ausmacht, und den Thieren, bey welchen: es in einem eignen Behälter liegt. Die Nahelgekrösgefäfse haben wir bey dem Ka- ninchen und dem Meer[chweinchen noch einige Ta- ge nach der Geburt, alfo nach dem gänzlichen Ab- fterben des Nabelbläschens mit Blut angefüllt ge- funden. . Die Flülfgkeit des Nabelbläschens Verfchwine: det [chon in den erften Wochen der Schwanger- Schaft aus ihm: ich würde glauben, dafs diefes nicht gerade an eine beftimmte Zeit gebunden wäre, wenn wir die Beobachtung , dafs das Nabelbläschen bey‘ ältern Embryonen mit diefer Flüffigkeit angefüllt- war, während wir jes bey jüngern von derfelben Species davon leer fanden , wiederholt gemacht hät- ten. Sovielilt aber gewils, dafs diefe Erfcheinung weder mit der Entwickelung des Darmkanals, noch mit feinem Zurücktreten hinter die Bauchwandun-' gen im Verhältnifs fteht, weil diefe Flülfgkeit fchon bey Embryonen aus dem Nabelbläschen verfchwun- den ift, deren Darmkanal noch in der Nähe deffel. : ben liegt, und keine bemerkliche Höhle hat. Eben’ fo wenig richtet fich die Entleerung’deffelben nach [einer Lebensdauer; denn bey den Fleifchfreflern, hey welchen es erft nach der Geburt abftirbt, [cheint 69 fein Saft nicht viel [päter, als’ bey den ändern Thie- ren, zu ver[chwinden. A Die Ausbildung und Lebensdauer des Nabel- bläschens richtet fich einigermalsen nach der Nah- zung der Thiere, [ofern die Fleifchfrelfer alle übrige in Abficht auf dielelbe übertreffen. Aus den bisherigen BR an ergeben [ich folgende Refultate: © 1 Das Nabelbläschen ähnelt in meh- rern Hinfichten der gefälsreichen Dot- terhaut der Vögel, womites auch Sömmer- ring (in der Note zu S. 670. feiner Ueberfetzung . von A.v. Hallers Grundri[s der Phyfiolo- gie) verglichen hat, nemlich: a) Beide haben einen [ehr gefäfsreichen Bau, und zeigen die Gefälse vorzüglich an ihrer innern Oberfläche. b) Beide Organe erhalten ihre Gefäfse aus den Vafıs Omphalo-meleraicis. ec) Beide hängen mit dem Bauchfell des Fötus zulammen ; vielleicht überzieht auch das Bauchfell eben [o das Nabelbläschen, wie den Dotterfack des Hühnchens, und die V. Omphalo - mefenterica. d) Beide hängen durch ihre Gefäfsftänme und durch das Bauchfell mit dem dünnen Darm des Fö- tus und vermittelft diefer Gefälse noch mit [einer Leber zulammen. \ e) Die Lage des Dotterfacks und des Nabel- bläschens , in Beziehung auf den Fötus , ilt eine ähnliche, 70 ’ Ze f) "Beide enthalten eine eigne Flüffigkeit , die von der der Eyhäuf@verfchieden ilt, und mit zu- nehmender Ausbildung des Fötus abnimmt. I. Dagegen aber finden auch bedeu- tende Ver(chiedenheiten zwifchen dem Nabelbläschenund der Dotterhaut Statt; nemlich: a) die Vafa Omphalo-meferaica des Hühnchens anaftomofiren mit keinen andern Gefälsen, fie bil- den ferner auf der äufseren Fläche des Dotterfacks einen Gefälskreis, und fie laufen an der innern Flä- che def[felben in Falten, welche die Dotterhaut in die Subftanz des Dotters [chickt, auch werden fie von kleinen Dotterkügelchen bedeckt, und die Arte- rien entlpringen-aus der Arteria Coeliaca des Fötus. — Die Nabelgekrösgefälse analtomofiren wenigftens bey dem Pferde, und wahrfcheinlich auch bey der Fledermaus mit den Nabelbeckengefälsen der Eyhäu- te, zeigen nie ein Vas terminale, laufen auch nicht in Falten von dem Nabelbläschen u. f, w., und die Arterien find Aelte von der Arter. Melenterica fuper. des Fötus. b) Die Dotterhaut zieht fich in die Bauchhöhle des Vogels, wenn er reift, hingegen das Nabelbläs- chen trennt fich dann ganz von ihm los. c) Die Dotterhaut ift mehr Darmähnlich, als das Nabelbläschen: nicht allein, [ofern fie von dem Bauchfell überzogen und in die Bauchhöhle, aufge- nommen wird, fondern wegen der vielen Falten, in welche ich ihre innere Oberfläche erhebt, (in denen nn 51 ihre Blutgefäfse laufen) und wegen der Communica- tion ihrer Höhle mit der des Darmkanals vermittelt des Dottergangs, wodurch diefer und der Dotterfack zu einem Coecum des Vogels wird. Wenn auch das Nabelbläschen. von dem Bauchfell wirklich einen Ueberzug erhält, [o tritt es doch nie in die Bauch- höhle des Fötus, bildet auch nie Falten in [einer Höh- le, zwifchen denen die Aelte [einer Gefälse laufen, und eröffnet fich nach allen bisherigen Beobach- tungen nie in den Darmkanal. Auch ift es [ehr un- wahrfcheinlich, dafs man je eine Communication der Art finden werde, weil die Gedärme zu der Zeit, wo das Nabelbläschen noch [einen Saft enthält, kei- ne bemerkliche Höhle haben, und weil bey den Vö- geln die Zulammenmündung des Dottergangs und Darmkanals erft in den [pätern Zeiten, wenn letz- terer mehr ausgebildet ilt, eintritt. d) Die Verbindung zwilchen dem Nabelbläs- chen und Fötus nimmt mit der Reife des letztern ab, hingegen die zwilchen dem Dotterlack und Vogel zu, [ofern fich der Dottergang erft gegen das Ende der Brütezeit bildet und noch nach derfelben wächft. e) Der Dotterl[ack ift noch einige Zeit nach dem Auskriechen des Vogels aus dem Ey thätig, aber das Nabelbläschen ftirbt, [elbft bey den Fleifchfre[lern, in denen es doch am länglten fortlebt, mit der Ge burt ab. f) Der Dotter unterfcheidet ich von dem Saft des Nabelbläschens, nicht allein in Ablicht auf Be- Schaffenheit und Entftehung, l[ondern auch in meh. 72 ae reren andern Hinfichten:: er füllt nemlich immer den Dotterfack an, ift [elbft nach dem Auskriechen des Vogels vorhanden, wo er ihm die Dienke der Milch bey den Säugethieren leiftet, und ver[chwindet zu- gleich mit der Dotterhaut, während der Inhalt des Nabelbläschens fich [chon in den erften Wochen der anfangenden Bildung vom Fötus, aus demfelben verliert. g) Endlich [cheint das Nabelbläschen bey den verfchiedenen Gattungen von Säugethieren mehre- ren und gröfseren Abänderungen unterworfen zu feyn, als der Dotterfack der Vögel. II. Offenbar geht aus diefer Verglei- chung des Nabelbläschens mitidem Dot- ter[ack hervor, dafs die Verfchieden, heit dieler beiden Organe wenigltens eben [fo grofsift, alsihre Aehnlichkeit. Indeflen [cheint doch die erwähnte Ueberein-' ftiimmung beider Organe Hrn. Oken zu der Be- hauptung veranlafst zu haben, dals der Darmıkanal mit den beiden in der Nabelfchnur liegenden Thei- len, feinen Urfprung aus dem Nabelbläschen nehme, denn dafs er diefes nach [einen publicirten Unter- [uchungen über diefen Gegenftand nicht beobachtet hat, will ich hier beweilen. Nach S. gı und 82. fand er blols bey dem etwa vierwöchigen Ey eines Schweins, dafs der bauchige Theil des Nabelbläs- chens, welcher an der. Nabelfchnur liegt, fich in einen [chmalen, weilsgelben, kaum eine Linie dicken Faden verengerte, der durch die Nabelfchnur lief, + und fich in zwey Därme trennte , wovon einer zu dem Magen, der andere zu dem After lief: aber nach S. 32. konnte er. die Luft, welche er in das geöffnete Nabelbläschen. blies, nicht weiter, als bis zu ihrem Eintritt in die Nabelflchnur trei- _ ben; er fügt dann dieBemerkung bey: „es ift mir da- „her höchft wahrlfcheinlich, dafs jetzt keine offene „ Communication 'zwilchen der Tunica Erythroides „Statt hahe. ” Auch’erklärt er ichnicht, wie die in der Nabelfehnur liegenden Därme, die er bis zur T. Erythroides hin trennen konnte, in der Nähe der- felben befchaffen waren. Belonders merkwürdig fcheint mir aber der Umftand, dafs nach Hrn. Oken auch „die Vena Omphalo-mefenterica mit dem Ma- „gendarme verllielst, [o dals drey Kanäle (Magen- darm, Vene und Afterdarm) „in einen einzi- „gen, der eben [o dick ift, als alle drey zulaınmen- „Nielsen, und aus diefem Zufammenflufs die Tunica „Erythroides entfteht” ce). Ein [olches Entfpringen von Vene und Därmen aus einem und demfelben Ra- . nale, wäre in der That einzig in feiner Art! Vergleicht man die Beobachtungen des Hrn. Oken mit den unfrigen, fo wird es (ehr wahrf[chein- lich, dafs Hr. Oken den Bauchfellsfortfatz, welcher mit den Nabelgekrösgefälsen den vorliegenden Theil des Darmkanals und das Nabelbläschen unter ein- ander verknüpfen, für feinen verbindenden Strang, oder nicht hohlen Kanal angefehen habe, und ec) Beyträge zur vergleichenden Zoologie, von Dr. Oken und Dr. Kieler, 1.Bd. S, 82. 7% er “ dafs er, vielleicht durch An[pannen oder Verdrehen des Nabelbläschens, getäufcht wurde; weil dann je: ner Fort[atz des Bauchfells, das Anfehen eines Stran- ges erhält, und die beiden vorliegenden Darmftücke fich nicht unter einem Bogen, [ondern unter einem Winkel vereinigen. . Wenn wir aber auch die Sache fo annehmen, wie fie Hr. Oken beobachtet hat, fo folgt nichts weniger daraus, als dals der Darmkana] in das Nabelbläschen einmünde, aus diefem entfprin- ge, [omit das Nabelbläschen der Urmagen [ey, und durch Lostrennung def[felben der Blinddarm und die Diverticula Allantoidis ent[ftehen. Zwar führt Hr. Oken noch einige Facta zum Beweis für die[e Be- hauptung an, aber fie beweilen eben fo wenig, als feine vorhin erwähnten Beobachtungen, wenigltens begreifen wir nicht, wie die Nabelbrüche der Em- bryonen (a. a. O. Bd. 2. $. 84.) und die aufserordent- liche Gröfse und Dicke der Nabelfchnur in den er- ften Lebenszeiten, und endlich der Urfprung von den Gefälsen des Nabelbläschens aus denen des Gekröfes berechtigen, ein. folches Zulammenmün- den des Darmkanals und, Nabelhläschens anzu- nehmen. ' Alle diefe willkührlichen Behauptungen werden zwar [chon durch die obigen Bemerkungen über das Nabelbläschen widerlegt, aber da fie nicht allein Glauben und Beyfall, fondern auch Beftätigung ge- funden. haben, fo [telle ich hier alles zulammen, was dagegen [pricht. 1) Hr. Oken hat eben fo wenig, wie Need- ham, Lob£ftein und wir, einen verbindenden Kanal zwilchen dem Nabelbläschen und dem Darm- kanal, oder eine‘Communication von der Höhle die- . Ser beiden Organe, beobachtet. 2) Coexiltiren die Anhänge der Allantois und der Blinddarm mit einer noch blühenden, das Coe- cum [ogar mit einer er[t gebildeten, ihren Saft noch enthaltenden Tunica Erythroides. 3) Findet fich die Tunica Erythroides auch hey Thieren, die keine Spur von Blinddarm zeigen, z.B. der Fledermaus. 4) Steht das Darmbläschen bey allen Säugethie- ren, vorzüglich mit der Umbiegung des vorliegen- den Dünndarms, nicht f[owohl mit der Spitze des Blinddarms — [o wenig wie der Ductus Vitello- in- teltinalis der Vögel mit einem ihrer Blinddärme — in Verbindung: mit letzteren hängt es nur durch einen zarten Fortfatz des Bauchfells zulammen, aber nicht immer, wie es [cheint. 5) It die weilse dicke Suhftanz des Darmka- nals eben fo fehr von der dünnen, durch viele Ge- fälse röthlichen Membran des Nabelbläschens, als von dem zarten, durchfcheinenden Häutchen ver- fchieden, welches jene beiden Organe unter einan- der verbindet und die Nabelgekrösgefälse begleitet. 6) Findet eine auffallende Verf[chiedenheit zwi- [chen dem Nabelbläschen und dem Dotterfack Statt. S. No. II. Uebrigens entfpringt der Darmkanal der . Vögel eben [o wenig aus dem Dotterfack, wie bey 76 — den Säugerhieren aus dem Nabelbläschen , fofern der Dottergang lich erft nach dem Darmkanalider Vögel bildet. 7) Endlich wird der Beweis von der Analogie des Dotterfackes der Vögel, worauf ieh am Ende vorzüglich die Behauptung ftützt, völlig durch unlere Beobachtung entkräftet, dafs die Reptilien zwar ' einen Dotterfack, aber keinen Dottergang haben. IV. Mit der Allantois hat das Nabel: bläschen keine Aehnlichkeit, ausgenom- men in Hinficht auf Geltalt, aber nur bey einigen Thieren. Es ift daher nicht wohl 'zu begreifen, wie Hr. Dr. Lobftein an dem angef. Orte die alte Meinung, das Nabelbläschen der Menfchen [ey die Allantoisvon den Thieren, die [chon Danz d) mit trifftigen Grün- den beftritten hat, in Schutz nehmen mochte, bef[on- ders daihmNeedhams und andere Beobachtungen über diefe beide Organe, (den Citaten in feinem Werke. nach zu [chliefsen,) bekannt waren, aus denen er- hellt, dafs den meiften Thieren ganz deutlich das Nabelbläschen und die Harnhaut zugleich zukom- men, dafs die letztere nie rothe Gefälse hat, (die Diverticula bey einigen Thieren ausgenommen,) und dafs fie nur mit der Harnblale oder der Cloaca der Vögel durch den Urachus in Verbindung fteht. Ue- brigens läfst fich ja auch im Menfchen die Allantois nachweilen. Eben [o unbegreiflich ift es, wie Hr. d) Grundrils der Zergliederungskunft des un- gebohrnen Kindes 1,B, $. 30. 27 K.Fr. Burdäch in feiner Phyliologie, Leipzig 1810. $. 820. ganz unbedingt behaupten mag: „Der „Embryo nährt fich jetzt von der Flüffigkeit, welche „innerhalb des Nabelbläschens (Veficula Umbilicalis) „enthalten ift, und durch den Urachus in „den Nabelring des Embryo sintritt” u. [. w. Ueber die Verrichtung dieles Organs lälst fich Folgendes mit Wahrfcheinlich- kei t [agen. _ Die in dem Vorigen nachgewielene bedeutende Aehnlichkeit zwifchen dem Nabelbläschen und der gefälsreichen Dotterhaut, das frühzeitige Entftehen deffelben und fein allmähliges Zufammenfliefsen mit dem Chorion bey den Nagethieren, endlich der Um- ftand, dafs es die gröfste Zeit feines Lebens blols eine mit vielen Gefälsen verfehene Membran ift, berech- tigen zu der Vermuthung, dafs es die Ernährung des Fötus der Säugthiere auf eine ähnliche Art, wie die Dotterhaut der Vögel, oder vielmehr der eyerlegen, den Reptilien vermittle, nemlich durch Bereitung von Blut und Herbeyfchaffung von Nahrungsftoff. Da indeffen die Flülfigkeit, welche es enthält, we- der beträchtlich, noch reich an thierifchem Stoff ift, überhaupt die Hülfsorgane der ungebohrnen Säugethie- re mehr den Nahrungsftoff aufnehmen und bereiten, als ihn hergeben, [o [cheint die Function des Nabel- bläschens mehr in Bereitung von Blut, als in Auffau- gung von Nahrungsftoff zu beftehen, was noch über- dies der Umftand wahrlcheinlich macht, dafs diefes 78 —— Organ und [eine Gefälse bey den Fleifchfreffern noch lange Zeit nach [einer Entleerung wachf[en und thätig find, und ihm bey den Nagthieren die Flülfig- keit wahrfcheinlich ganz fehlt, Ich kann diefe Abhandlung nicht [chliefsen, oh- ne eine kleine Schrift zu berückfichtigen und zu wür- digen, die kürzlich über diefen Gegenftand heraus- gekommen ift, und die ich erft dann erhielt, wie ich meine Unterfuchung darüber zum Abdrucken, einfchicken wollte, Sie ift betitelt: Der Urf[prung des Darmkanals aus der Veficula Umbilicalis, dargeltellt im men[chlichen Embryo. Eine anatomilch- phyfiologifche Abhandlung von Dr. Die- terich Georg Kiefer, Göttingen ı$10, Ich durchlas fie begierig, in der Erwartung, ge- nauere Beobachtungen, als die bisher darüber gemach- ten, zu finden, aber ich überzeugte mich bald, dafs ihr Inhalt durchaus dem Titel nicht entfpricht, und dafs Hr. Dr. Kieler in feiner Abhandlung nicht einmal feine Vorgänger, die Herren Doctoren Meckel und Lobftein, viel weniger Wrisberg erreicht hat. Der kurze Inhalt diefer Abhandlung ift: Hr. Dr. Kieler hat bey der Unterfuchung eines menlchli- chen Fötus, der drey Mönate alt war, und eben [o lange in Weingeift lag, dieVeficula Umbilicalis und einen feinen, [oliden Faden: angetroffen, durch welchen fie mit dem äulserften Theil des in der Na- uk 79 belfchnur vorliegenden Darms’und feines Gekröfes zulammenhing; diefen Faden hält er für den oblite- rirten Verbindungskanal jener: beiden Organe, und glaubt hiermit den Urfprung des Darmkanals von. dem Menfchen aus dem Nabelbläschen erwielen zu haben. Dafls diefes wirklich die factifche Dar- ftellung des Urfprungs des Darmkanals aus .der Veficula — und der wefentliche Inhalt der Abhand- tung des Hrn. Dr. Kie[ers ift, will ich hier mit [ei- nen eigenen Worten beweifen. %, An der äulsern Wand des Amnion, doch mit „einer [ehr zarten Membran dicht überzogen, unge- „fähr einen halben Zoll von dem Infertionspunkte „des Nabelftrangs in das Amnion und,Chorion , liegt „ein runder, platter, compakter, etwa eine Linie „im Durchmeller haltender, weilser Körper, und „von ihm läuft gleichfalls an der äufseren Wand des „Amnion, und mit einer zarten Membran überzogen, „ein äulser[t feiner, weilser Faden, in einem Bo- „gen zu dem Infertionspunkte des Nabelltrangs in. „das Amnion, wolelbft er das Amnion durchbohrt” (was wohl [chwerlich der Fall feyn. wird) „und in „den Nabelftrang übergeht.” — »Dielfer weifse Körper entfpricht ganz der Ve- „Aeula Umbilicalis” u. f. w., S. 10. No. f. „Die feine, die Velicula Umbilicalis von aufsen „bedeckende, Membran, wurde aufgefchnitten, und „es wurde verfucht, Luft unter diefelbe zu blafen, „und vielleicht die Allantois zu finden, in,:oder an „welcher bey den Thieren die Vehcula Umbilica- 30 — „lis liegt , ‚doch wollte diefes nicht gelingen, und „das genauere Verhältnifs dieler äufserft zarten „Membran zum Amnion, war. allo nicht näher zu „beltimmen.” S. ır. „Die durch Einfchneidung der äufsern feinen » Membran. freygelegte Velicula Umbilicalis, enthält „eine käfigte verhärtete Malle.” „Nachdem der Nabelltrang der Länge nach auf- „gefchnitten, und die Bauchhöhle geöftnet‘ war, zeig- „ten fich logleich die Därme, welche ganz frey vom „Zellgewehe' liegend , mit ihren Windungen zwey „bis drey Linien im Nabelftrange herauf fich erftre- „eken” u.Lw.| Sırz. 2 „Zugleich "mit den Därmen zeigte fich ein Falk „ganz vom Zellgewebe frey liegender, äufserlt feiner „Fäden, der von derJleizten Spitze der Windung der #Därme ent[pringend, im Nabelltrange' verlief. Er „wurde'verfolgt, und es zeigte fich, dals er am In- „fertionspunkte der Nabelfchnur ins Amnion das „ Amnion durchbohrt (2), und in den [chon bemerk- „ten feinen weilsen Faden der Vehcula Umbilicalis „ übergeht.” $. 14. Nach S$. ı5. biegt fich an der Vereinigunigsftelle des Afterdarms mit’ dem Magendarm der erltere „in „einen Knopf um, in welchen fich das Ende des „Afterdarms zu inleriren [cheint. Ob eine wirk- „liche In[lertion vorhanden war, konnte „nicht unterfchieden werden; es [chien, „als wenn die Enden beider Därme hier noch ge- „trennt — gı „trennt waren. Da der Magendarm [ich in „den Afterdarm inlerirt, und aus die[ler „Verbindung die Valvula Coli, der Blind- „darm und der Wurmfortlatz entltehen, „hier aber nur ein Nebeneinanderliegen „beider Darmenden unter[chieden wer- „den konnte, fo müflen die\.ferneren Verände- „rungen diefer Theile in einen [pätern Zeitraum fal« „len. ” „An diefer Stelle der Vereinigung des Magens „und Afterdarms zeigt fich nun das Ende der von „der Veficula Umbilicalis bis hieher verfolgten fei- „nen weilsen Schnur. Sie umfalst mit einer trich- „terförmigen Ausdehnung die Enden beider Därme „zum fichern Beweile (!) des Urfprungs der letztern „aus der erftern. Die Trichterform verliert fich „bald, und die felbft unter vergrölsernden Gläfern „einfach erfcheinende Schnur, wickelt fich in ihrem. „Verlaufe in. dem Nabelftrang ein halbmal um den „Urachus und die Nabelgefälse, [o dals fie vorher „an der linken Seite liegend, bey der: Inlertion des % Nabelftrangs ins Amnion an der rechten Seite er- „fehleint. S. 15. »Wrisberg konnte 'in der Schnur die beiden '„Gekrösgefälse unterfcheiden, bey meinem Fxem, „plar waren diefe Gefäfse, obgleich in dem zwilchen „den Gedärmen liegenden Gekröfle [ehr deutlich, in „der Schnur [chon verfchwunden, und von ihnen keine Spur mehr vorhanden‘, daher ich auch die Archiv f. d. Phyfiol, X. Bd: I. Heft. F 82 —— „Schnur nicht blols für die obliterirten Relte diefer „Gefälse, (ondern im weitern Sinne für dieDarm- „Leheide ‚[elbft ,» vielleicht’ eine Fortletzung. des „Peritonäums ‚: halten kann; ‚deren .trichterförmiges, 4 fpäterhin völlig; abgelöftes Ende, bey wirklichen „Nabelhrüchen, den aus dem Peritonäum entftehen- „den ‚Bruchlack bildet. ” .1S. 22. | ) u Da..diefes die ganze factilche Darftellung vom Urfprung des Darmkanals des menf[chlichen Embryo aus dem Nabelbläschen ift, welche die Abhandlung des Hrn. Dr. Kiefers enthält, [o habe ich meinen Ausl[pruch über'diefelbe hinlänglich erwiel[en. Uebri- gens glaube ich, auch abgelehen von den, im Vori- gen mitgetheilten Beobachtungen, . dafs jeder Vorur- theilsfreye, dem blols die ältern Unterfuchungen über dielen Gegenftand bekannt find, oder der etwa Selbft einige darüber gemacht hat, mit mir dieSchnur, von welcher Hr. Dr. Kiefer [pricht, eines Theils für die obliterirten Nabelgekrösgefäfse, und andern Theils für den Fortfatz des Bauchfells halten wird, welcher die erftern "begleitet. Zwar glaubt Hr. Dr. Kiefer, den Theil dieles Einwurfs , welcher die Nahelgekrösgefälse betrifft, (den er fich als den ein- zig möglichen denkt) mit folgender Bemerkung zu entkräften. „Allein diefem widerfpricht, da es un- „möglich ilt, an dem vorhandenen Präparat den „Lauf diefer Gefälse bis ans Ende zu verfolgen, „fehon die beträchtliche Dicke diefer Gefälse im „Gekröfe, befonders der Vene, welche allein jene „Schnur an Dicke, wenigftens viermal übertrifft ; en 83 „auch ift die angegebene Art der Verbindung der „Schnur mit den Därmen zu deutlich, und der Ort ‚ihrer Verbindung an der Zulammenfügung der dün- „nen und dicken Därme (die er doch nicht unter- „[ucht hat) zu charakteriltifch, um jenem Einwurfe „Gewicht erlauben zu können.” — -Aber die Na- beigefäfse , und fowohl der venöfe,, als der arteriöfe Gang, bieten diefelbe Er[cheinung dar, überhaupt jedes Gefäls, das kein Blut mehr erhält, und was die vom Hrn. Dr. Kieler beobachtete Umfchliefsung beider Gedärme durch eine trichterförmige Erwei- terung der [oliden Schnur anbetrifft, fo macht gera- de diefer Umftand es [ehr wahrlcheinlich, dafs nicht blols eine Fortletzung der Gekrösgefälse, (ondern des Gekröfes [elb[t jene Schnur zulammenfetzen, 34 —— Unterluchung über .die Eniwicke- lung der; Eidechfen.in ihren Eyern, von Dr. Emmert und Dr. Hochltetter, 'Profelforen zw ur Bet . Var ’ Vorerinnerung "> D.: folgenden Unterfuchungen wurden gröfsten- theils an Eyern der Lacerta Vulgaris geinacht, ein, kleinerer Theil an Eyern der Lacerta; agilis:. die er- Stern haben wir mit B, C. und D, ‚die letztern ‚mit, A. bezeichnet. Dals die Eyer B, C und D der L. Vulgaris angehörten, [chlielsen wir aus der Bef[chaf- fenheit der in ihnen enthaltenen reiferen Fötus; dals die mit A bezeichneten von der andern Species ab- ftammten, vermuthen wir wegen ihrer Gröfse, die etwa um den vierten Theil geringer, -als bey den er- ftern, übrigens bey Eyern von derfelben Mutter im- mer ziemlich gleich war. i Ueber den Einfluls äufserer Umftände auf die Entwickelung der Eidechfen in den Eyern, konn- ten wir, aus Mangel einer hinreichenden Anzahl derfelben, keine andere, als folgende wenige Beob- achtungen machen, Der freyen Luft ausgeletzt, oder unter trockner Erde aufbewahrt, wurden fie bald welk und [tarben az 85 langlam ab; der Fötus lebte in diefem zulammenge- fallenen Eye noch mehrere Tage. "Durch förgfältiges Befeuchten der, auch nur ın einem geringen 'Grade eingefunkenen Fyer, konn- ten wir nur [elten das Abfterben derfelben ver- hindern. Zu ftarkes und häufiges Befeuchten hatte auch tödtliche Folgen für diefe Fyer. ." Falt reife Eyer fchienen uns leichter und fchneller , als die in der Entwickelung weniger vor- gerückten zu fterben, "© Phosphoreseiren fahen wir weder die Fyer der Eidechfen, noch die der Coluber Natrix, ob wir fie gleich in diefer Abficht mehrere Mal im Dunkeln betrachteten: indeffen will Hr. Lienert, Auffeher an dem Naturalienkabinet zu Bern, bemerkt haben, dafs Lacerteneyer an dem Abend, wo er fie unter Sand fand, leuchteten, aber nicht mehr an dem fol- genden: auch hat er die Beobachtung gemacht, dafs Wärme das Ausf[chlupfen der reifern Eyer befördert, und dafs Junge, die an der Sonnenwärme f[chon zum Theil aus den Schaalen herausgekrochen waren, fich wieder in diefe zurückzogen , wenn er fie in einen kühlen Ort brachte, aber durch die Sonnen- wärme wieder aus ihnen hervorgelockt werden. Die Nummern A, B, C und D in den folger- den Unterfuchungen, bezeichnen das Fortfchreiten der Entwickelung diefer Eyer, nemlich A die nie- drigfte Stufe der von uns anatomirten, D die höchfte. 86 en Der Vollftändigkeit wegen haben wir der Un- terfuchung diefer Eyer noch die von,ausgekrochenen Eidechlen beygefügt, und wir bedauren fehr, dals wir dieles nicht auch in Abficht auf noch nicht ge- legte Eyer thun können. Unterfuchung der Eidechleneyer N Diefe Eyer waren die kleinften und frühlten, die wir zu anatomiren Gelegenheit hatten, etwa um den vierten Theil kleiner, als die Eyer B, CundD. Ihre Geltalt war mehr, oder weniger oval, doch die beiden Enden derlelben nicht [o auffallend von ein- ander ver[chieden, wie bey den Eyern der Vögel. Zu äufserft umgab Ge eine weilse, zähe, lederartige Schaale, und unter diefer zwey dünnere , weilse, gefälslofe, den Eyweifshäuten der Hühner ähnliche Membranen, die fowohl unter einander, als mit der lederartigen Schaale felt zulammenhingen. Zog man diefe dreyfache Hülle ab, [o ergoffen fie, und alle übrigen von uns unterfuchten Eyer, eine beträcht- liche Menge einer faft gefchmacklolen , ziemlich walferhellen, doch etwas grauen, zähen, klebrigen Flüffigkeit, die in Abficht auf Confiftenz und Unauf- löslichkeit in Waller dem Eyweils der Hühner ähnel- te, aber in weit geringerer Quantität, wie dieles durch Weingeilt und Wärme gerann,, [omit mehr aus thierifchem Schleim als Eyweilsltoff beftand, Wir hielten diefe Flüffgkeit in unfern frühern Un- terfuchungen für eine Art von Eyweils , das zwi’ een f} 87 fchen der ganzen innern Fläche der dreyfachen Hül- le diefer Eyer und feinen übrigen Theilen liege, aber nach [pätern Unterfuchungen, [owohl von den Eyerı der‘ Eidech[en, ‘als der Coluber Natrix, glauben wir, dafs entweder gar nichts davon, oder nur eme fehr geringe Menge unmittelbar unter jener Schaale Sich vorfindet, «und dals der gröfste Theil derfelben aus einer gleich zu beftimmenden Haut hervordrang,; die bey dem Oeffnen dieler Eyer meiftens verletzt wird. ‚ In diefen Hüllen lag ı) eine gefäfsreiche Haut, die wir Chorion nennen wollen, 2) eine dem geron- nenen Eyweils ähnliche Malle, 3) ein Dotter, und 4) im der Nähe von dem [tumpfen Ende des Eys der von feinem Amnion umgebene Fötus. ' Das Chorion beftand aus zwey fchr gefäls- reichen Blättern, die denen vom gleichnamigen Or- gan des Hühnchens [ehr ähnelten, das äufsere war dieker und fehwammigter, das innere dünner und ganz durchlichtig; beide umfafsten alle übrigen Thei- le des Eys bis auf die geronnene eyweifsähnliche Maffe, und wurden durch einen Zwilchenraum von einander getrennt, welcher noch reinen Theil der vorhin befchriebenen Flülfgkeit ‘enthielt, ‘die beym Abziehen der Hüllen des Eys ausfloßs. ‘Das äulsere Blatt umgab das Amnion und den Dotter-bis auf eine rundliche Stelle des letztern, welche etwa den fünf- ten Theil von ihm betrug, den die halb fefte eyweils- artige Maffe einnahm; bier trat’es unter den Rand der letztern, befeftigte fich an [eine untere Fliche, 83» — und indem es fich umbog, 'ging es in. das innere Blatt über, das [o.fe[t auf den Dotterlack und das Amnion; über die es weglief, aufklebte, und dabey fo. dünn war, dafs wir es nur mit Mühe davon trennen konn» ten, und es in unfern frühern Unterfuchungen für die äufsere Fläche diefer Häute hielten. In der Nähe der Nabelfpalte von dem Fötus, verlor fich das .Cho: rion in einen trichterförmigen Fortfatz, der.durch fie in die Bauchhöhle trat, und dann in das Becken de[felben wie ein Urachus hinablief, Fig. ı und 3.a., Die zahlreichen Gefäfse des Chorion Fig. 1. vereinigten fich alle in drey Stämme , die Schlag» adern in die zwey kleinern Arteriae Omphalo Iliacae und die Venen in die grölsere Vena Omphalo-Diaca, die auf dem Theil von ihm Jagen, welcher: die rech- te Seite yon der Bauchfläche des Fötus bedeckte, und mit dem Urachus ähnlichen Fortfatz in die ‚Bauch+ höhle traten ‚ wo dann die Vene an der vordern Flä- che der Leber bis zum Herze hinaufftieg, Fig. 3 und 7. €, die Arterien hingegen 'zu beiden Seiten des Urachus in das Becken hinabliefen, Fig. 3. a. Die 'geronnene eyweilsähnliche Malle. hatte eine [chmutzig. weilse Farbe, die Confiltenz von dem halbgeronnenen Eyweils und 'eine rundliche zufam- mengeprelste Geltalt: fie lag, wie bey dem Hühn- chen, an der. von dem Fötus abgekehrten Seite des Dotters Fig, 1. ce, und hing hier mit dem Chorion; auf die angegebene Art zulammen, ‘Der Dotter war viel gröfser, als bey den Vögeln, indem er den bey weitem grölsern Theil des Eys ausmachte: »er hatte, er 89 in der Nähe von.dem [tumpfen Ende deflelben, ge- rade gegenüber von der halbgeronnenen eyweilsarti- gen Malle eine ovale Vertiefung, in welcher, wie in einem Neft der Fötus, mit [einem Amnion lag. Es umgab ihn ein zartes Häutchen, ‚das eine Menge _ feiner Gefälse zeigte; diele Gefälse fehlten aber der rundlichen ‚Stelle, welche die .albuminöfe Suhftanz einnahm, ganz, und die Gränze zwifchen dielem ge fälsreichen und gefäfslofen Theil wurde durch ein grolses rothes kreisföormiges Gefäls bezeichnet, das ganz mit dem Vas terminale von der Dotterhaut des Hühnchens übereinfümmte und mit welchen auch 'die zarten Gefälse der Dotterhaut fo zulammenmündeten, wie wenn fie daraus ihren Urfprung nähmen, F}2.a Die innre Fläche der gefäfsreichen Dotterhaut erhob fich mit vielen Falten, die von dem Infertions. punkt der Nabelgekrösgefälse in diefelbe nach allen Seiten ausliefen und ihr das Anfehn von dem dritten Magen der Wiederkäuer gaben. Den freyen Rand diefer Falten begränzte ein Gefäls, das gegen ihre Bafıs zahlreiche und [ehr feine Gefälse [chickte, die zwilchen diefe beiden Gränzen, wie die Saiten ei- ner Harfe ausge[pannt waren, übrigens wie die gleich- namigen Gefälse des Hühnchens von Ditterkögel. chen bedeckt wurden, Von einem Dottergang konnten wir keine Spur bemerken, Der Dotter felb[t war blafsgelb von Farbe, auch confiftenter, als der vom Hühnchen, und beftand aus kleinen rundlichen blafsgelhen Körperchen. 98 fe Alle Gefälse der Dotterkaut vereinigten ich 'ge- gem die Mitte der Aushöhlung, in welcher:der Fötus lag, in zwey Stämme, die Vafa omphalo -meleraica, die mit den Nabelgefäfsen durchaus in keiner Ver- bindung ftanden :; fie traten durch die Nabelfpalte in die Bauchhöhle und verloren fich in der Nähe der Leber und des Magens (F.3. e.). Ein zartes, mit dem Bauchfell des Fötus zufammenhängendes Häutchen umhüllte fie, trat mit ihnen an die Dotterhaut und fchien, wie in den bebrüteten Eyern vom Huhn, ih- re äufsre Fläche zu überziehen: hiedurch wurden die Nabelgekrösgefälse zu einer Schnur verbunden, in welche fich der Dotter, wie in einen Dottergang, Fortletzte, auch [ahen wir fie anfangs dafür an. Das Amnioön, das den Fötus zunächft um- gab (F. 1. bb.), bildete ein ovales Bläschen, das au- [ser jenen noch eine waflerhelle, zähe, weniger con- fiftente Flüffgkeit, als die des Chorion enthielt: es war durchfichtig und ganz gefäfslos, denn das zarte Gefälsnetz, das [eine vom Dotter abgekehrte Ober- Fläche bedeckte, gehörte, wie [chon bemerkt wurde, nicht ihm, fondern- dem innren Blatte des Chorion an, mit dem man es abziehen konnte. Der kleine, gegen den Bauch gekrümmte Fötus lag nun von diefer doppelten Hülle umgeben mit fei- iiem Rücken fo in der Vertiefung des Dotters, dafs fein Kopf dem ftumpfen Ende des Eys, und fein hin- terer Theil, dem [pitzen Pole deffelben zugekehrt war (F. 1. a: hier ift aber [eine Lage etwas verl[cho» ben). In diefer Lage wurde er theils durch die Gefäfs- yı fämme, theils durch das innre:Blatt des Chorions erhalten, das mit feinem Amnion ımd dem ganzen Umfang der Stelle von der Dotterliaut, die er ein- nahm, feft verwachlen war. " i jur ‚Er hatte, feinen gegen den Bauchtiaufgerollten Schwanz abgerechnet, die gröfste Aehnlichkeit Mit dem noch nicht ausgebildeten Hühnchen im Ey voh etwa 6 Tagen (F. 3 u. 4.) Sein voluminöfer Kopf zeigte oben und hinten vier gro[se Hirnblalen (F.4. @a.), zu den Seiten und vorm die ungehener grofsen Augen (F.3u.4), vorn [chon die Anlagen zu den zu- künftigen Gelichtsknochen, vorn und unten die weit ausgelchweifte Mundl/palte (F, 5 u, 4)... Dicht unter dem Hinterhaupt hatten diefe Embryonen auf jeder Seite ein zugelpitztes, cylindrifches, kreideweilses ‚Körperchen, das auf eine leichte Verletzung in eine kreideweilse Flülßigkeit zerflofs, vielleicht die Anfän- ge des Labyrinths (F. 4. bb). — Das an der hintren Fläche des Fötus durch[cheinende Rückenmark wur- ‚de an beiden Seiten durch eine Wellenlinie begränzt und hatte deswegen ein ganz knotiges An[ehen (F.4.). "An den grolsen "hervorragenden Augen bemerk- te man die weitgeöffneten, durchfcheinenden Augen- lieder und zwey grofse concentrifche Ringe, einen äufsren, breitern, hellern, den viele kleine dunkle Pünktchen zufammenletzten (F. 5. a), und einen in- nern, [chmalern, aber dunkleren (F.5.b.). Jener ge- hörte der Membr. Chorioidea, diefer wahrfcheinlich ‚dem Corpus Ciliare an. Innerhalb diefes zweyten Ringes zeigte fich noch ein kaum merklicher Anfang 92 — einesdfitten, unter der Geftalt eines daraus hervo £proffenden [chwarzen Flors (F. 5.c.u. F.3.), der fang der Iris.‘ «Die: beiden grolsen Augenkreife wa ren nach unten und aufsen von’eimer [chmalen Spal te: durchfchnitten‘, die nicht durch die Iris dran (Fi 5. e. u. F.3.) und mit der im Auge’ des unreifen Hühnchens noch darin übereinkam, dafs ein zarte rothes Gefäls über ihren äulsrenRand bis zu der erf hervorwächfenden: Regenbogenhaut hinlief, fich a dem äufsrem Kreileiderfelben in'zwey Aelte theil und, fie ‚mit diefen von BR Seel "um[panntell Bere ar" 2 "Bey einem etwas reifern Fötus fahen wiran dem oberen Theile des Auges, gerade jener Augenfpalte ge- genüber, eine zweyte (F. 6.bb), fo dafs die M. Cho- rioidea aus zwey in diefen Spalten verwachlenen Hälften zulammengeletzt wird. Durch die Augen- fpalten [ah man die M. Retina, Im Inneren des Auges konnten wir dieLinfe und den Glaskörper leicht unterfcheiden, aber auf den Häuten deflelben. kein rothes Gefäls, als das eben erwähnte, Die an den Körper dicht anliegenden Extremi- täten, waren kurze, [tumpfe Fortlfätze, an denen wir noch. keine deutliche Abtheilungen‘ erkennen konnten (F. 3. 1,1,1,); bey einem'etwas mehr entwi- ckelten Embryo waren zwar ihre Enden in Zehen abgetheilt, aber diefe wurden alle durch eine gefäfs- reiche Schwimmhaut vereiniget (F. $.), was wir eben- Zn 93 bey zarten Embryonen von Säugthieren und ühnern immer gefunden haben: 0. Das Herz zeigte einen Ventrikel (F. 3.k.) und ın [einer Krone ‚ aulser den beiden grolsen geftreif Vorhöfen (F:3.]1.) einen Bulbus Aörtae (F. 3. m.). e grolse Nabelvene ftieg auf der rechten Seite 'zır hinauf und die Aorta, aus deren Bogen mehrere fte ausliefen, rechts längs der Wirbelläule von m hinab: die beiden Stäimme der letztern konnten ir nicht unter[cheiden. ‚ "In der Bauchhöhle lagen folgende Organe: 1) Die grofse Leber, fie war blalsgelb wie die s unreifen Hühnchens, nahm den grölsten Theil der uchhöhle, befonders den rechten Theil ihrer obren egend ein und war mit einer angefüllten, dunkel- ärbten, kleinen Gallenblale verfehen (F. 3. h.). 2) Der Magen (F. 3. ff.) und Darm (F. 3. £); ftrer war blofs eine blafigte Erweitrung des Schlun- *s; die loin der linken Seite der’öberen Bauchgegend ag, dals feine Cardia gegen den Kopf und links, ein Pylorus gegen den After ünd zugleich etwas echts und vorwärts ah: eine helle zähe Flülfigkeit te ihn an. " Der Darın erfchien als eine weilse, opake, rund- he Schnur, die wenig Windungen machte; er lief r emlich von dem untren Magenmunde aus rück- wärts gegen die Wirbelfäule, und indem er fich dort mbog, vorwärts gegen die Bauchwindungen, trace aus ihrer Nabelfpalre heraus, bog fich in’ der Nähe 3 Dotterlacks zum zweyten Mal um, "kehrte dann 2% — wieder in die Bauchhöhle zurückuiid.liefin dem Be- cken zum After hinab). An dielem hinabflteigen- den Theil hatte der Darm eine Spur von einem Coe- cum (F. 7. g. ilt.es abgebildet) unter der Geltalt' ei- aes kleinen Fortfatzes, de[len gefchloflene Spitze ge- gen den Kopf des Fötus gerichtet war. _ Nur bey Ei- nem Fötus (ahen wir in der Mitte der vorliegenden. Darmwindung eine kleine erhabene, zerrillene Stel- le, die auf ‚einen Dottergang hinzuweilen [chien; fie war aber wahr[cheinlich erft durch Verletzung ent- Standen, weil fie einen zerrilfenen Umfang hatte und weil wir fie bey keinem andren Fötus, weder aus die- fer, noch aus einer [pätren, Periode finden konnten. Uebrigens wurden die beiden Schenkel der vorliegen- den Darmwindung durch ein Gekröle vereiniget und mit dielem hing das zarte Häutchen zulammen, wel- ches die Nabelgekrösgefälse umhüllte. 3) Zu beiden Seiten der Bauchhöhle röthliche fchwammige Organe, wahrfcheinlich die Nieren (Eu 3..d.).., ...% Die Aorta, welche faft auf der Mitte der Wir- belläule hinabftieg. 5) Der Fortfatz des Chorion, der mit den Beiden Nabelflchlagadern, wie eine Harnfchnur über die h) Dielen Verlauf des Darms fieht man einigermalsen ia der dritten Figur: aber die Zeichnung, welche ihn ei- gentlich darftellt, haben wir, wie mehrere andre, für diele Abhandlung nicht copiren laffen, um nicht diefes ‚ Heft, des Archivs durch die Menge von Kupfertafeln zu wertheuren, 0 95 vordre Fläche des Mafıdarmrs zu ‘der Cloaca hinab- ftieg (F. 3. a.). 6) Endlich die verfchiedenen fehon aufgezähl- ten Gefälse. In Beziehung auf diefelben fügen wir noch die Bemerkung bey, dals wir ie, die Nahelve- ne ausgenommen, nicht bis zu’ihrem Urfprung ver- folgen konnten, und dafs die Vala Omphalo-Mefen- terica an den vorliegenden Darm gegen den Magen und die Leber hinliefen. “ Die Fötus aus diefen Eyern bewegten ihren gan- zen Körper nur [chwach; ihr Herz hingegen zeigte längre Zeit einen lebhaften Trippel- Schlag. Unterfuchung der Eidechfen-Eyer B. Diele Eyer waren reifer und etwa um den dtrit- ten Theil gröfser, als die vorigen, aber ganz wie lie conftruirt, enthielten auch keine Luft. Das Chorion umfchlo[s mit feinen gefäfsrei- chen Blättern eine grölsre Fläche des Dotters, als in den Eyern A.; theils weil die geronnene albuminöle Maffe kleiner ‘war, theils weil es ganz unter diefelbe ' bis auf eine kleine Stelle (F. ı1. f.) weglief, wo Dot- ter, Eyweils und Chorion zulammenhingen. Das äufsre dickre, [chwammige Blatt ging hier in das zar- te innre “über und diefes überzog dann den Dotter- fack und das Ammnion bis auf den Theil diefer Häu- te, auf welchen der Fötus auflag, ‘Man fieht.diefen Zufammenhang beider Chorionblätter und den Ver- 96 ad = lauf des inneren ziemlich deutlich in’der ııten und ı2ten Figur. Beide Blätter verloren fich in der Mitte von dem Amnion in einen trichterförmigen Fortlatz (F. 12.aa.), der fich durch die Nabelfpalte in die Bauchhöhle fenkte und dann auf die in F.7.a. angezeigte Art in dem Becken hinahging; oder wenn wir ihren Lauf nach der Analogie, welche dieles Organ, wie alle übrigen aus den Eyern der Eidechfen mit denen von den Vögeleyern hat, beftimmen dürfen — fie ent- [prangen aus dielem, "der Harnfchnur ähnlichen, Fortfatz und bildeten einen Sack, welcher auf die an- gegebene Art den Dotter und Fötus umgab. In der Höhle zwifchen beiden Blättern des Chorion war mehr von der klaren [chleimigen Flülfgkeit enthalten, als in den Eyerr A, vielleicht weil das äufsre bey dem Abziehen der dreyfachen Hülle weniger verletzt wurde. Beide Blätter waren reich an Gefälsen, den Ver- lauf derfelben fieht man F.'g u, 10. 'auf dem äufsren Blatt, wo zugleich bey b ihre beiden Stämme abge: bildet find, in F.ır u. 12. auf dem innen. Bey ge- nauerer Betrachtung der gröfsren Gefäfse, (ahen wir immer :zweye derlelben neben einander laufen, wo- von das dinnere eine Ärterie und dunkelroth, das diekre-eine Vene,und hochroth war, was in der‘gten und roten Figur durch die [chwarze und rothe Farbe der Gefälse angezeigtilt.; Dielen Unterlchied in der v4 . Farbe Pr’? 2ep; 97 Farbe der Gefälse, baben. wir in mehreren Eidech- feneyern bemerkt, nämlich in allen, die wir aus ‚diefer Periode unterfuchten. - © Mittelft einiger gröfsrer Gefälse von dem äufsren ‚Chorionsblatt hing diefes !mit dem innren noch auf eine andre, als die fchon angegelne Art zufaınmen. Diele Gefälse liefen in zwey Falten vom äufsren ‚Blatt, — wovon jede in der Gegend: des trichterför- migen Fortfatzes ihren Anfang nahm und an einer Seite des Fötus und Dotters bis zu der Eyweilsmalfe, ‚an die fie fich befeftigte, hinabftieg — und vertheil- ten fich fowohl in das äufsre als in das innre Blatt des Chorion, wodurch beide an einander geheftet wur- den (F. ı1.cd u.F.ı2. fg). Die Falte, welche der Jinken Seite desFötus ent[prach, war grölser, die an- dere enthielt mehr Gefälse. 7 Die drey Stämme diel[er Gefälse (F. 7. a.) konn- ten wir nicht weiter verfolgen, als in den vorigen Eyern. Die geronnene albuminöfe Malle, die wie- der an der vom Fötus abgekehrten Seite des Dotters lag, hatte eine weilse, ins Graue fallende Farbe, war breit gedruckt, falt oval und kleiner, als in den vorigen Eyern F.9. ro. aa, u.F. ıru. 12.e,d. Das ähfsre Blatt des Chorion überzog ihre untre Fläche bis auf eine kleine Stelle, die unmittelbar auf dem Dotter auflag F. ı1. a,e,du.F. ı3, und befeftigte fich faft in der Mitte von ihren beiden bogenförmi- ‘gen Rändern mit den vorhin befchriebenen Falten, Archtv f. d. Phyfiol, X. Bd. I. Hafı. G “a8 Kuba, die'als Leiter”von Gefäfsen dienten F.11.f,cwF. 12."fg, hu) Der Dotter war auch kleiner, befonders in ‘Verhältnifs zum Fötus, aber [eine Kügelchen und die “innre, Fläche [einer Haut ganz wie in den Eyern A. befchaffen. ‘Die‘Gefälse derfelben, die fich durch ähren Verlauf von denen des Chorions auffallend un- terfchieden F. 13., auch damit nicht anaftomofirten, ‚verbreiteten fich über eine grölsre Fläche des Dot- ters: fie warenin den Umkreile der kleinern Stelle, wo die Eyweifspafte den Dotter unmittelbar berühr- te, zahlreicher, und dar von den gefälslofen -noch durch ein Vas terminale gefchieden. Die bei- den Stämme in die lich alle diefe Gefälse vereinig- ten, traten aus der Mitte der Dottergrube, welche der Fötus einnahm F. 13,, liefen an der linken Seite -feines Bauches:und der vorliegenden Darmwindung vorbey in die Bauchhöhle und fchlugen fich dann nach der rechten Seite. Die Vene konnten wir bis in die Leber verfolgen, aber die Arterie nicht bis zu ih- rem Urfprungl F. 7. b, e,f. Uebrigens wurden fie auch von einem Fortfatz des Bauchfells begleitet. Einen Dottergang konnten wir nicht finden. In der Mitte von dem, für den Fötus ausgehöhl- ten Theil des Dotters, fanden wir in einem diefer Eyer, zwifchen den Nabelgekrösgefälsen auf dem Dotterfack ein Zäpfchen, bedeckt mit feinen Gefä- [sen, die mit denen des Dotters zulammen zu hän- gen [chienen; zerfchnitten zeigte es fich hohl. War diefes etwa die unvollkommne Anlage zu einem Dot- en 99 tergang? In einem andern Ey von derfelhen Gröfse und Entwicklung, konnten wir dieles räth[elhafte Körperchen nicht finden, ohnerachtet wir es forgfäl- tig [uchten. i Das Amnion [ahen wir in diefen. Eyern, et. wain der Mitte von der Bauchfläche des Fötus, als einen trichterförmigen Fort[atz mit dem Chorion'zur Nabelfpalte hingehen; in der ı2ten Figur ilt diefes einigermalsen angezeigt. Im Uebrigen verhielt es Sich ganz lo, wiein den Eyern A, auch [eine Flüf- Sigkeit. } Der Förus war grölser und mehr ausgebildet als in den Eyern A; [eine Lage in Abficht auf den Dotter, das Eyweils und die Pole des Eyes war die- Selbe, wie man F. 9. 10 u. 12. fehen kann. Seine an den Körper anliegenden und mit ihren Enden gegen einander gerichteten Extremitäten, hatten [chon alle ihre Haupttheile und die getrennten Zehen Nägel. Der Kopf war zu den übrigen Theilen nicht fo un- verhältnilsmäfsig grols und das Geficht mehr ausge- bildet; in diefem waren die Oeffnungen der Nale und Ohren fichtbar, die erftren. als zwey [chwarze Pünktchen über der Mitte der Mundfpalte, die letz- tern als eine kleine rundliche Oeffnung in der Nähe eines jeden Mundwinkels F.7. Die Iris war grölser und die Spalte der Chorioidea verwachlen; nur bey einem Fötus, deffen Ey wir einige Tage vor den übrigen anatomirten, farrden wir.noch diefe Spalte und zwey zarte, roıhe Gefälse, dieich an dem Rande 2 Ga 100 u «der Iris kreuzten nnd fie dann in entgegengeletzter Richtung umfafsten; ‘als wir aber nach einiger Zeit das Auge zum zweyten Mal betrachteten, bemerkten wir zwar noch die zwey Gefälse, welche den Iris- rand umfpannten,, aber' nur ein einziges, aus dem fie entlprangen. — Die kreideweilsen Zäpfchen an dem Hinterhaupt waren noch wie in den Eyern A. vorhanden und befchaffen. Bey einigen von diefen Eidechlen ragte zwilchen ihren Hinterfüfsen der doppelte Penis, in Geftalt zweyer platter, kolbiger Körperchen [tark hervor F TR: In der Brufthöhle lagen zu beiden Seiten des Herzens, die Lungen, als zwey grofse, anf ihrer ' ‚Oberfläche gegitterte, von vielen Blutgefäfsen röth- liche Organe. — Der Bulbus Aortae war weniger fichtbar, als in den Eyern A, übrigens aber das Herz, wie in jenen be[chaffen, auch hatte: es einen dreyfachen Schlag. ei Die hellgelbe Leber zeigte unendlich viele ro- the Pünktchen; die Gallenblafe enthielt eine grün- liche Galle. — Der Darm lag mit einer Windung vor, aber nicht fo weit wie in den Eyern A. t Die Bewegungen diefes Fötus waren lebhafter und hielten länger als bey denen ans den vorigen Eyern an; [ein Herz fahen wir durch die Hüllen pul- firen. Unterluchung der Eidechlen-Eyer C., Diefe Eyer waren alle von der grölsern Art, aber reifer, als die [chon unterfuchten. Das gröfs- I. ’ 101 ie davon hatte 7% Linie im Längendurchmefler und 54 Linien im gröfsten Querdurchmeller; ein zwey- tes war 64 Linie lang und 5 Linien breit, und ein drit- tes, das ungewöhnlich [chmal war, hatte 7 Linien in der Länge und 5 Linien in der Breite. So lange diele Eyer feucht waren, hatten fie ein buntes Anfe- hen, von hechtgrauen, verfchieden grolsen, unre- gelmäfsig geformten Flecken , wie, fie aber anfıngen zu trocknen, nahmen fie die weilse Farbe .der vori- ‚gen an ; befeuchtet wurden fie wieder gelleckt. "BHielt man he gegen das Licht, fo [ah man in ih- len einen fchwarzen,, gegen des [tnmpfe Ende des Fys breitern, Körper, der fich von einem Pol deffel- ben zu dem andten erftreckte und beym Drehen des Eys’ um die Längenaxe [eine Lage zu verändern. fchien; "auch [ah man überall durch die Schaale Blut- gefäfse von dem drunterliegenden Chorion durch- Tehimmern. Die Schaale fanden wir bey der Unter- fuchung beträchtlich dünner, als in den Eyern A. Unter dem Walfer geöffnet drang keine Luft aus ih-» Yen hervor, aber weil dabey das äufsre Chorionblatt verletzt wurde, eine beträchtliche Menge von der Klaren’ [chleimigen' Flüffigkeit. r ‚Das Chorion umfafste 'das ganze Ey, [eine Gefäfse zeigten in Ablicht auf Farbe keine auffallen- de Verfchiedenheit; der Fortfatz, mit welchem es auf der ‚vordren Fläche des Maftdarms in dem Becken hinabftieg,: war eylindrifeh und dem Anlehen nach hohl, und verlor fich in die Cloaca, 102 —_—_ Der Dotter, der bis auf eine kleine, dünne, rundliche Malfe verzehrt war, lag auf der linken Sei- te desFötus und erf£treckte fich bis zu [einem Rücken F. 14. aa, in dem er Sich gegen den Rand hin ver- dünnerte. Die beiden Dottergefälse traten, umhüllt von dem zarten Häutchen, als ein Strang, der wie ein hohler Fortlatz des Dotterfacks auslah, in die Bauchhöhle, gingen an der linken Seite des Dünn; darms vorbey gegen die Leber und trennten ich hier; dann verlor fich die Arterie in die Aorta und die Ve- ne in die Leber, Das zarte, fie begleitende. Häut- ehen [chien von ihrer In[ertionsltelle in den Dotter- fack aus, diefen zu überziehen. Von einem Dotter- gang konnten wir keine Spur finden, auch zeigte fich die Dotterhaut, bey dem Einblafen von Luft in diefelbe, ganz.gefchlollen, und Luft, die wir in den Mund von den Jungen aus diefen Eyern trieben, drang zwar zum After heraus, aber weder aus einer ‚andren Oeffnung, noch in den Dotter. Von, der geronnenen Eyweilsmalle war kaum noch ein Relt an der Seite des Dotters zu bemerken, ‚die von dem Fötys weglah. Das gefälslofe, durchfichtige Amnion Be, nur [ehr wenig Flüffigkeit, daher konnte man es auch nur da erkennen, wo es, wie eine Brücke, von Bi- nem Theil des Fötus zu dem KUNreH hinlief, z, B, am Halfe deflfelben, Die Jungen unterfchieden fich nicht merklich von er[t ausgekrochenen Eidechfen, nicht einmal in ‚Ablicht auf Färbung; fie öffneten die Augen und aus Me 103 den Hüllen herausgenommen, bewegten fie fich wie Eidech/en, ‚die fie von [elbft unter unfren Augen. verlaflen hatten; das eine diefer Jungen, das wir in Brandtewein warfen, lebte 2 bis 3 mal fo lange, als fehon ausgekrochene Eidechfen ‚unter diefen Um- ftänden, Sie lagen in der ganzen Längenaxe des Eys und mit dem Kopf am ftumpfen Pol deffelben; ihre mit den’Enden gegen einander gekehrten Extre- mitäten waren felt an den Leih angeprefst und ihr ganzer Körper auf eine Spirale gewundenF.14. Der Nabel warn bis auf eine kleine Spalte gef[chlollen, durch welche die Gefälsftämme und: der Urachus ähnliche Fortfatz in die Bauchhöhle traten; von dem, Darm lag niehts mehr vor. Unterluehung. der Eidechlen-Eyer D. Diefe Eyer, deren wir [echs zur Unterfuchung erhielten, waren alle fo reif, dals dreye davon fich unter unfren Augen öffneten und auskrochen, und die übrigen in dem Brandtewein, in welchen wir fie mit ‘der Abficht warfen, um die» Jungen darin zu tödten. Ed "Sie waren alle fo höckrig und ver[choben, dafs fie die eyförmige Geltalt faft ganz verloren hat- ten; ihre äufsre Schaale war bläulich gefleckt und Sehr verdünnt; wir konnten die, den Eyweilshäuten ähnliche, Membranen nicht mehr daran bemerken, Sie öffneten fich in der Nähe des [tumpfen En- des und die Jungen krochen dann zuer[i mit dem Kopf und nachher mit dem übrigen Körper aus der 104 x hie durchbrochenen Schaale heraus. Bey dem einen die- Ser Eyer, das wir in Weingeilt geworfen hatten, brach der Fötus an dem einen Ende mit dem Kopfe und an dem andren mit dem $Schwanze durch, fo dafs die Schaale noch den mittleren Theil [eines Körpers amgab. Zugleich mit dem Fötus drang‘ziemlich viel von 'der klaren [chleimigen Flülfgkeit hervor, aber keine Luft, was uns in [o‘ fern ‘bey diefen Eyern merkwürdig f[cheint, als eine von’ den Eidechfen, welche in dem Brandtewein aus der’ Schaale [chlüpf- te, mehrere Luftblafen aus dem Maul oder den Na- fenöffnungen heraustrieb. Mit dem Fötus trennte fich ‘auch das Choriori von der Schaale des Eyes los, zog fich dann [chnell gegen feine Nabellpalte über den dortliegenden un- bedeutenden Reft von dem Dotter zulammen und bildete mit diefem ein kleines, ovales, röthliches Knöpfchen, das an der Nabelfpalte dünner und farb» los wurde und an dem von dem Bauche abgekehrten Theile, in ein zerriffenes Häutchen überging F. 15: a,b. Das Amnion konnten wir'in diefem Knöpf: chen nicht erkennen. Der Urachus ähnliche Fortfatz; mit welchem das Chorion auch in diefen Eyern in dem Becken zur Cloaca hinablief, ‚war weiter und deutlich hohl; gegen die Mitte des Maftdarms erwei- terte er fich, aber vor feiner Einfenkung in die Cloa- ca verengerte er fich wieder (F. 16. c, h.).‘ Die Arteriae Omphalo-Tliacae begleiteten dielen Fortlatz auf eine ähnliche Weile, wie bey den Säug- thieren und Vögeln den Urachus, nemlich fo, dafs FRSR 105 er mitten zwilehen ihnen lag, aber bald nach ihrem Eintritt in die Bauchhöhle verliefsen lie ihn, gingen mehr nach auswärts, bogen fich dann gegen den Ri . cken des Thieres unı und verloren fich, indem. fie wieder: einwärts in die Höhe [tiegen, in das untere Ende der Aorta F..16. k. Die Nabelvene trat am obren Theil des Knöpf- chens mit zwey Aeften in die Bauchhöhle und [chien in einen Alt zulammenzuflielsen, nahm dann ihre Richtung gegen die Leber ünd fpaltete fieh in zwey Aefte, (oder fie nahm aus diefem Organe eine Vene auf). Der gröfsere von diefen Aelten F. ı6. k, 0.3 welcher demDuctus Veno[us der Säugthiere ähnelte, lief theils unter, theils an der mittleren vordren Flä- che der Leber bis in die untre Hohlvene, der andre kleinere hingegen, Ramus Communicans F. 16. k,n, ging zwilchen den Leberlappen an der linken Seite der Gallenblale vorbey, in die Leber und verband fieh mit einem Gefäls, das zu derfelben über den Ma- gen hinaufftieg und der Pfortader entfprach. .. Der Dotter war nicht fo grols, ‚wie eine Linfe, "aber eben fo, wie in den vorigen Eyern gefärbt; [ein Sack ging in einen Faden über, der zwifchen der rechten Seite des Magens und der linken des Dünn- darms gegen die Wirbelfäule lief und ich in zwey Gefälse theilte, ‘von denen [ich das eine in die Leber einfenkte und das andre mit der Aorta oberhalb des Magens zufammenmündete; in der F. 16. k. find diefe Gefälse getrennt abgebildet. Ein Dottergang war nicht zu bemerken. 106 Eulen In der Nähe der Nabelfpalte lag auf jeder Seite des Urachus, ein Iinfenförmiges,' glattes, Ffettähnli- ches Körperchen F. 16, g., das wir fchon in ‘den. Eyern B u. C bemerkt hatten und wahrfcheinlich ei- neFettanhäufung it; wenigltens fanden wir bey aus- gewachlenen Eidechlen in diefer Gegend ähnlich geformte Fettklumpen. Beobachtungen über ausgekrochene Ei- dechlen. ' In jungen Eidechlen, an deren Bauche man noch die Nabelfpalte fah, F. 17.a., die alfo erft feit wenig Tagen ausgekrochen waren, fanden wir den Reft des Chorion und des Dotters innerhalb der Bauch: höhle liegen. Jenes war in Gelftalt eines kleinen, runden Knöpfchens, an der innren Fläche der Bauch- decken der ehemaligen Nabelöffnung gegenüber an- gewachlen F. 1$. a, b. und hing mit dem noch vor- handenen Analogon des Urachus, auf ähnliche Wei- fe zulammen, wie in dem Fötus. Der Reft des Dot- ters lag mehr links F:13.c., hatte nur noch die Grö- fse eines Stecknadelknopfs und war mit dem Gekrös 5 durch einen dünnen, rothen Faden F.ı3.d., wahr- fcheinlich den Nabelgekrösgefälsen, verbunden, Die Aufnahme von diefen Theilen in die Bauch- höhle fcheint aber zum Fortleben der Eidechfen nicht nothwendig zu [eyn, weil’eine, die unter un- fern Augen ausgekrochen war und deren.Chorion an ” der Schaale hängen blieb, zu einem Faden eintrock- Mer 107 nete und abfiel, einige Tage hindurch, fo lange wir auf fie Acht gaben, nichts Krankhaftesizeigte. In einer ausgewachlenen, wenigfiens zwey Jah: re alten, weiblichen Eidechle, trafen wir eine Art vonUrachus und die Refte von den Nabelbeck@n -üund Nabelgekrösgefäfsen an. Den Urachus konnten wir von dem After aus, einem Theile nach, aufblafen,'wö er dann. wie eine Harnblafe aus[ah, - Relultate dieler Beobachtungen. Vergleicht man die bisher aufgezählten Beobach- tungen über dieEntwicklung der Eidech[en mit dem; was über die Entwicklung der Vögel bereits bekannt ift, fo ergiebt fich, dafs zwifchen beiden folgende bedeutende Aehnlichkeiten Statt finden. 1) DieEidechfen erhalten, wiedie Vö- gel, ihre er[te Ausbildung in einem Ey, und diefe Eyer find bey beiden Klaffen von Tbieren in der Hauptfache auf diefelbe Art zufammengeletzt, nemlich aus Dotter, Eyweils und einer beide um- fchlielsenden feften Schaale von ähnlicher Gelftalt. = 2) Die Entwieklung des Fötus aus eir nem folchenEy gefchiehtin beiden Thier- klaflfen durch ähnliche Organe, nemlich ei- ne durchfichtige Haut ohne Blutgefäfse, das Amnion, welche den Fötus zunäch[t umgiebt und zwey [ehr gefälsreiche Häute, das Chorion und die gefäfsreiche Dotterhaut. Jede diefer beiden letztren fteht mit dem Fötus durch eine eigne Ordnung von Gefälsen 108 u in Verbindung, das’Chorion durch die drey Vala Um- bilicalia, die Dotterhaut,durch die beiden Vafa Om- phalo-Meleraica. Das Verhältnils, in welchem diefe beiden Gefälsordnungen zu den Organen des Fötus fteheng ilt in beiden Thierklaffen faft dall[elbe. ‘vr, 3) Wahrfcheinlich entftehen und bil- den.[ich diele Hülfsorgane bey den Fi- dechfen auf diefelbe Art aus, wie bey den Vögeln. Zwar fehlen uns Beobachtungen über die Entwicklung der Eidechlen in den frühlten Le- benszeiten derfelben, aber [chon durch das, was wir über die Befchaffenheit jener Organe bemerkt ha- ben und das wenige, ‘was wir über ihre allmähligen Veränderungen heobachten konnten, vorzüglich aber durch unfre Unterfuchungen über ungelegte, Natter- eyer, wird es [ehr wahrfcheinlich, f 7 a)\.dals die gefäfsreiche Dotterhaut der Bideehfen wie die der Vögel zuerft nur,als ein kleiner, den Fö- tus umziehender, Gefäfskreis, auf der, dem [tum- pfen Ende des'Eys'2ugekehrten, Seite des Dotters erfcheine, ‘(als eine Art Figura venol[a), von da aus fieh'immer' weiter ausdehne, an Feltigkeit und Dir cke zunehme, immer mehr gefälsreiche Falten in das Innre des Dotters bilde und diefen zuletzt völlig umfchliefse. Wir glauben hiezu um [o mehr berech- tiger zu [eyn, da wir einmal! bey einem halb ausge- trockneten Eidechfeney;, 'däs’ aus einer frühern Pe- riode, als alle bisher 'befehriebene-war,; bemerkten, dals die Gefälsausbreitung kaum. den dritten Theil der Oberfläche des Dotters einnahm, und bey noch ı PR 109 nicht gelegten Eyern von der Coluber Natrix die Dotterhaut mit dem Fötus eine kleine Scheibe aus- machte. ®# 6) Dafls das Chorion der FEidech[en, wie das der Vögel, als ein gefäfsreiches Bläschen aus dem Bauch des Fötus hervorfprolfe, mit zunehmendem Wachsthum immer platter werde, fich auf das Am- nion und die Dotterhaut fe[t anlege und zuletzt bei- de als eine doppelte Hülle ganz umfchliefse. ‚Wenig- Ttens machen dieles das deutlich von uns bemerkte Vorrücken [einer Gränze, die zwey Blätter, aus de- hen es befteht und der eylindrifehe Fortlatz, wahr- Tcheinlich, in welchen beide vor ihrem Eintritt in die Bauchhöhle übergehen. c) An dem Amnion konnten wir ohnedies kei- ne Verändrung als in Rückficht auf Gröfse und Fe- ftigkeit wahrnehmen. Es umfchliefst daher wahr- fcheinlich bey den Fidech[en, eben [o wie bey den Vö- geln, den Fötus vom Anfange [einer Entftehung an, bis zu feinem Austritte aus den Hüllen. 4) Auch der Fötus [elbft durchläuft bey den Ei- "dechfen ähnliche Metamorphofen wie bey dem Hühn- chen im Ey. Die allmählige Ausbildung des Kopfes 'ünd befonders des Auges, ift bey den Eidechfen ganz diefelbe, wie bey dem Vogelembryo. Die Ent- wicklung der Extremitäten, welche als unförmliche Läppchen heryorfproffen, dann Schwimmpfoten wer- den, bis fie endlich alle ihre Theile völlig losgeglie- dert und frey darftellen, das allmählige Zurücktreten der Eingeweide hinter die allgemeine Bedeckung, wo- 110 ee bey ebenfalls ein Theil des Dünndarms das letzte ift, die mannichfaltigen Verändrungen in der verhältnifs- weilen Gröfse der einzelnen Theile Zu einander; das [päte Entftehen von Hautbekleidung, ja.(chon die Lage des Fötus im Ey und die Art, wie er feine Hül- len verlälst— alles diefes ind eben [o viele Aehnlich- keiten, welche zwilchen der Entwicklung der Ei- dechfen-Fötus und der des Hünchens (zum Theil auch der meiften Säugthiere) Statt finden. Merkwürdig ilt; dafs mit diefer grolsen Ueber- einftimmungin der Entwicklung der Fötus von die- ‚Sen beiden Thierklaffen, auch eine grolse Aehnlich- keit in der Befruchtung .derlelben zulammentrifft, danach Blumenbach Specim. Phyliol.Comp. Seite 34 und Wurfbain Salamandrolog. p. 83, die Eyer der Reptilien wie die der Vögel, durch- das Männchen auf einmal für längre Zeit befruchtet werden. ie, 5) Doch finden auch bedeutende Verfchieden- heiten zwilchen der Entwicklung diefer beiden Klaf- fen, von Thieren Statt; die wichtigften find folgende: a) Die Eyer der Eidechlen und Sehlangen ent- halten nach unfren Beohachtungen keine Luft, &) Der Dotter ilt in ihnen, im Verhältnifs zum Eyweils, grölser, denn in allen von uns unterfuch- ten Eidechleneyern konnten. wir keine andre Art von Eyweils bemerken, als die weilsliche geronnene Mafle, welche der dem Fötus entgegengefetzten Sei- te anhängt. _In den Eyern der Natter fanden wir ‚keine, Spur von Eyweils. Te II e) Der Dotter der Eidechfen erfährt in Abficht auf Befchaffenheit während der Entwicklung keine bemerkliche Verändrung, auf jeden Fall eine gerin- ‚gere als bey den Vögeln, aber in Rücklicht auf die Maffe delfelben find fie ohnftreitig grölser, weil der Dotter bey den Eidechleneyern, zur Zeit ihres Aus- kriechens, mit der Dotterhaut, bis auf einen kleinen Relt verzehrt und eingefchrumpft ilt. Vielleicht fteht diefe [chnellere Auflaugung des. Dotters mit der ge- zingeren Menge von Eyweils in Verbindung. d) Bey den Eidech[en, (auch bey der Natter) konnten wir nie einen Dottergang wahrnehmen, we- ‚der während ihrer Entwicklung im Ey, noch gleich nach der[elben, ohmerachtet wir in der letztren -Zeit noch deutlich den kleinen Relt,des Dotters und feines Sackes in der Bauchhöhle fanden. Diefer Um- ‚[tand erklärt fich aus dem Vorigen; auch bey den Vö- ‚geln tritt nemlich die Ausbildung des Ductus Vitella- aus und die Aufnahme des Dotters in den Darmka- nal durch denfelben, erft gegen das Ende der Be- brütung und in den erften Tagen nach dem Auskrie- chen ein, wo dann bekanntlich diefer Dottergang ‚fehon nach Needham’s Bemerkung erft (eine völ- ige Gröfse erhält und bis zu der Stärke eines kleinen Blinddarms anwächlt. Da nun in diefer Periode bey den Eidechfen fchon der gröfste Theil des Dotters ‚verzehrt ift, fo wurde diefe Einrichtung bey ihnen überflüflig. e) Zwifchen den beiden Blättern des Chorion 'ift “ ‚bey den Eidechlen eine beträchtliche Menge einer 112 —z falt walferhellen, etwas klebrigen Flüfßgkeit enthal- ten, die man’leicht für den dünnen Theil des Ey- -weilses halten könnte, weil beym Abziehen der Schaa- le gewöhnlich das äufsre Blatt des Chorion verletzt _ ‘wird und daher diefe Flüffigkeit fogleich ausfliefst. Sie enthält wenig Eyweilsftoff, mehr Gallerte oder ‘Schleim und ilt beynahe gefchmacklos, hingegen in ‘den Eyern der Coluher Natrix,'wo fie fich nach un- ‚lern Unter[uchungen ebenfalls in grofser Menge vor- findet, hat fie einen [tark bittren, etwas herben Ge- Tehmack. Sie [eheint während’der Entwicklung des Fötus im Ey nicht vermindert zu werden, vielmehr ‘glauben wir, fie gegen das Ende derfelben in gröfs- rer Menge vorgefunden zu haben. Alle diefe Um- [tände machen’ es wahrfcheinlich, dafs fie eher unter -die extcemenititiellen als unter die ernährenden Flül- -hgkeiten zu rechnen ift, fie verhält fich etwa, wie -der Liquor Allantoidis der Säugethieve oder wie die, -einem Härnfediment” ähnlichen, weilsen erdigten -Flocken, welehe man’ gegen das Ende der Bebrü- tung zwifchen den Blättern vom Chorion der Vögel “findet. Ift diefes wirklich die wahre Natur von die- -Ler Flülhgkeit, fo fände bey dem Fötns der Reptilien mehr Harnabfondrung, hingegen bey dem der Vögel mehr Ausdünltung Statt. vie barii f) Die Fidechfen nehmen bey ihrem Anskrie- ‘chen aus dem Ey nicht nur den Relt des Dotterlacks, fondern auch das Chorion oder wenigftens einen "Theil deffelben, ‘(wahrfcheinlich auch das’Amnion), Bu. ?, ih 113 in ihre Bauchhöhle auf. Aber es ift diefes zur Fort“ fetzung ihres Lebens nicht fo nothwendig, als die Aufnahme des Dotterlacks, nach den Beobachtun- gen von Vieg d’Azyr in delfen Oeuvres T. IV. p- 383-, für die Vögel if. Denn einige junge Ei- dechlen, bey denen diele Theile aufserhalb der Bauch- höhle geblieben und vertrocknet waren, lebten, lo lange wir auf fie Achtung gaben, eben [o fort als an- dre, bey denen die[e Aufnahme erfolgt war. Eben diefes haben wir an den ausgekrochenen Jungen der Coluber Natrix, und Man gili an denen der Vipern beobachte. Mangili*) [chnitt nemlich den erlt gebohrnen jungen Vipern denDotter, welchen er für den Mnutterkuchen anfieht, ab, ohne dals die Thiere dadurch Schaden erlitten. Diefer Umftand wird da- durch einigermalsen begreiflich, dafs bey diefen Thieren, einer frühern Bemerkung zu Folge, um die Zeit des Auskriechens, der Dotter [chon falt ganz verzehrt ift, folglich denfelben durch den Ver- hıft des Dotterfacks keine bedeutende Nahrungsquel- le entzogen wird. e) Der cylindrifche Fortfatz, vermittelft deflen fich das Chorion der Eidechfen wie das der Vögel in die Cloaca des Thieres einfenkt, erhält fich bey den erltern auch noch in dem erwachl[enen Zuftande des Thieres und fogar feine Höhle [cheint, nicht ganz ö) 8. die Anzeige feines WerkesSul Veneno della Vipera dis- corli, in der Salaburger Medicinifch - Chirurgilchen Zei- tung No. 67. den 27 Aug. ı810. Archiv f. d. Phyfiol, X. Bd. I, Heft. H 114 a obliterirt zu werden, weil wir bey einer ganz ausge- wachfenen, einige Jahre alten, Eidechle, noch ei- nen kleinen Theil deffelben, vom After aus, aufbla- fen konnten. Eben diefes ilt in einem noch höhern Grade bey den Blindfchleichen (Anguis fragilis) der Fall, in denen ich diefer Fortlatz, auch noch im erwachlenen Zuftande derfelben, in Geltalt einer beträchtlich grolsen, wurmförmigen Blafe auftreiben läfst, fo dafs bey ihnen diefes Analogon des Ura+ ehus zugleich als eine wahre Harnblale angefehen werden mülste, wenn die Harnleiter in diefelbe ein- mündeten; was nicht der Fall ift. Indeflen fcheint uns diefes immer eine Art von’ WUebergangsftufe zu der Bildung einer wirklichen Harnblafe zu machen. A) Was die Umftände anbetrifft, unter dene® fich der Fötus in den Eyern der Eidechfen entwi- ckelt, (o unter[cheiden fich diefe ebenfalls in meh- reren Rücklichten (ehr von denen, welche die Aus- bildung des Hühnchens im Ey bedingen. ı) Zwar fehlte es uns an Gelegenheit; trächtige Eidechfen zu unterluchen, oder [olche Eyer, von denen wir hätten gewifs leyn können, dafs fe frifch gelegt wären, allein der Umftand, dafs unter den vielen Eidechfeneyern, welche wir unterfucht haben, nicht ein einziges war, delfen Fötus nicht fchon ei- nen beträchtlichen Grad von Ausbildung gezeigt hät- te, und die Analogie andrer Eyerlegender Reptilien, namentlich der Natter und der Blindf[chleichen, machen es [ehr wahrfcheinlich, dals auch bey den Eidechfen die Entwicklung des Fötus zum Theil 115 Schon im mütterlichen Körper beginnt, dafs folglich daffelbe Surrogat ‘der Bebrütung wenigftens einiger- mafsen bey den Eidech[en Statt inde, welches die Natur bey den Blindfchleichen und Vipern in einem fo reichlichenMaalse angewendet hat, dafs man die- fe Thiere unter die Lebendiggebärenden zählt. Dals aber in Abficht auf diefen Umftand nur eine gradweife Verfchiedenheit bey den Reptilien Statt findet, davon haben wir uns bey den Blind[chlei- chen durch den Augenfchein überzeugt. Diele Thie- re gebären nemlich, nach unfern Beobachtungen, ihre Jungen ebenfalls mit einem Reft von Dotter und in Häuten eingelchlolfen, allo in Eyern, aber weil dielen eine dickre Schaale fehlt, und die darin ent- haltenen Jungen [chon fehr ausgebildet find, [o wer- den die Hüllen bald nach der Geburt durchbrochen. Etwas Aehnliches [cheint auch bey den Vipern Statt zu finden, weil fie, wie [chon vorhin bemerkt wur. de, nach Mangili’s Beobachtung einen Dotterl[ack, (den er Mutterkuchen nennt,) mit auf die Welt bringen. 2) Die Entwicklung der Eidechfen im Ey er- folgt viel langfamer als die des Hühnchens: fie brauchen nach den Beobachtungen des Herrn Profelf. Studers, der fich viel mit der Naturgelchichte die- fer Thiere befchäftiget hat, von der Zeit an, wo die Eyer gelegt werden, zwey bis drey Monate zum Aus- kriechen. Eben dieles haben wir an den Eyern der Coluber Natrix beobachtet: wahrfcheinlich ftebt die- H 3 116 PR VER fes mit dem Mangel an einem Dottergang und ihrer Ernährung blofs durch Einfaugung mittellt der Na- belgekrösgefälse in urfachlichem Zulammenhange, 3) Die Hidechlen bedürfen zu ihrer Entwick- lung weniger Wärme, aber mehr Feuchtigkeit, als die Vögel; in trockner Luft [chrumpfen die Eyer der er[tren zufammen und [terben ab; eben [o die der Coluber Natrix, doch widerftehen diefe, wenigftens immer einige,'von der Traube, zu welcher fie ver- bunden find, länger der Trockenheit als die Eidech- [eneyer, wovon der Grund theils in ihrer dickren Schaale, theils in der angegebnen Verbindung der- felben, liegen mag. — 4) Da die Eidech[en ihren Dotter noch vor dem Auskriechen falt ganz aufzehren und da fie den klei- nen Reft deffelben nach dem Auskriechen falt ganz enthehren können, [o hat man fchon wegen diefer Umftände anzunehmen, dals ie während ihres Auf enthalts im Ey einen höhern Grad von Selbftftän- digkeit erlangen, als die Vögel, von denen [elhft die- jenigen, welche fogleich nach dem Auskriechen ge- hen und freffen können, wie die Hühner, der Auf- nahmıe des Dotters in den Unterleib als Nachhilfe ihrer Ernährung nicht entbehren können. An diefe Vergleichung der Entwicklung der Ei- dech[en, mit der der Vögel, [chlielsen fich noch fol- gende allgemeine Betrachtungen, über die Hülfsorga-: ne der Entwicklung bey den höhern Tbhierklalfen überhaupt, an. = 117 Alle Thiere diefer Klalfen find nemlich, nach ‚den bisherigen Unterfuchungen, während der erlten Periode ihrer Bildung, fie mag nun in einem eigent- lichen Ey, oder im mütterlichen Uterus, gelchehen, zunäch[t von einem Amnion umfchlolfen und ftehen durch zwey von einander unterfchiedene Gefälsord- nungen mit eben fo vielen membranölen Organen, nemlich einer Dotterhaut und Chorion, oder wenig- ftens einem Analogon derfelben in Verbindung. Das Amnion der Säugethiere entfpricht völlig dem der Vögel und Reptilien; die Dotterbaut der letztren findet ihr Analogon an dem Nabelbläschen der erft- ren und das Chorion der Säugthiere repräfentirt das gleichnamige Organ der Vögel und Reptilien. Ueber die Verrichtung des Amnion wilfen wir bis jetzt weiter gar nichts, als dals es zum Schutz des zarten Fötus dient. Die Beftimmung der Dotterhaut ilt aufser Zwei- fel; das erfte Entftehen des Blutes in der Figura Ve- nola, der Urfprung ihrer Gefälse aus denjenigen Stämmen, welche die wichtigften Organe der Ver- dauung verfehen, der Fortfatz des Bauchfells, der fie begleitet, die Art, wie fie fich auf dem Dotter ver- breiten, in ihn einfenken und wie die Kügelchen def- felben fich auf ihre Wandungen anlegen, das all- mählige Verfchwinden von dem Dotter, während ihrer Thätigkeit, vorzüglich aber der unmittelbare Zulammenhang dieler Haut mit dem Darmkanal durch den Dottergang bey den Vögeln und die Ver- 118 ähnlichung dieles Kanales mit dem Darme [elhft nach dem Auskriechen des Hühnchens, beweifen hinlänglich, dafs die Hauptverrichtung dieles Organs in Zufuhr desgröbren Nahrungs/[toffs zu dem Körper, und, wenigftens in den frühlften Zei- ten diefer Epoche, in Bereiten von Blut aus demlelben befteht. — Bey dem Nahelbläschen der Säugethiere finden freilich keine [olche genügen- de Beweile feiner Verrichtungen Statt; indellen ift es doch eben [o gefälsreich, die Stämme [einer Ge- fälse haben denfelben Urf[prung, wie die der Dotter- haut, werden auf diefelbe Weife von dem Bauchfell bekleidet, auch ift die verhältnifsweile Lage diefes Organs zu denen des Fötus eine ähnliche und es ent- hält, befonders in der frühften Periode, ebenfalls eine Flüfßigkeit. Alle diefe Umftände berechtigen zu der Vermuthung, dafs diefes, bey den Säugethieren [o allgemein vorhandne Organ die Blutbereitung über- haupt und wenigltens in den frühften Perioden des Eınbryo, wo es mit Flüffigkeit angefüllt ift, die Er- nährung deflelben auf eine ähnliche Weile vermittlen dürfte, als es die Dotterhaut der Vögel und der Rep- tlien bis zum Auskriechen derfelben thut. Uebri- gens wäre es wohl möglich, dafs bey einigen Gattun- gen von Säugethieren, namentlich den Wiederkauern, deren Nabelbläschen [o früh verwelkt, dieles Organ, wie [o manche andre in der Reihe der Thiere yorhan- dene, kaum etwas mehr, als ein Zeichen durchgrei- fender Bildungsgeletze. darftellte. _— ı19 Was endlich das Chorion anbetrifft, fo kommen diefem, in den Klallen der Vögel und Reptilien wahr- fcheinlich zweyerley Verriehtungen zu. 1) Auf der einen Seite nemlich weilen fein Zu- Jammenhang mit der Cloaca diefer Thiere und die Befchäffenheit feines Inhalts darauf bin, dafs es als Behälter von Auswurfsftoffen dient. 2) Auf der andren Seite aber Iprechen mehrere Uimftände dafür, dafs es zur Aufnahme luftförmiger Stoffe diene, und fomit als [tellvertretendes Organ für die noch unthätigen Lungen des Fötus änzufehen fey. Diele Umftände find folgende: a) Seine Lage nach aulsen und [ein genaues An- Tenbelsen an die Bedeckungen des Eys, zu, der Zeit feiner völligen Entwicklung. b) Seine äufserft gefälsreiche Textur, welche die Aufnahme von luftförmigen Stoffen in das Blut begünftigen müffen, und [chon auf den erften An. blick an den Bau der Lungen erinnern. ce) Die Art, wie feine Gefälse mit dem Ge- fäfs[yltem des Fötus zufammenhängen ; fo wie nemlich die Arteria Omphalo-meleraica die Fortfe- tzung des Stamms der Gekrösfchlagader und der Ve- ‚na Omphalo-Meferaica die der Pfortader ift, eben fo find die Arteriae Omphalo-Diacae Fortfetzungen der Aorte felbft und die Vena Umbilicalis oder Omphalo- Diaca Fortfetzungen der untren Hohlvene des Fö- tus. — Diefe Einrichtung ift allo fehr dazu geeig- net, jede Veränderung, welche das Blut in dem Cho- 320 x .- tion erleidet, im Kurzen der: garizen Blutmalfe des Fötus mitzutheilen, . d) Blumenbach will an dem Chorion. des Hühnchens wirklich bemerkt haben, dafs die Venen de[lelben heller und rötheres Blut, als die Arterien füh- ren und wir [elbit haben diefe Beobachtung an meh- reren Hühnchen belftätiget gefunden, was auch Hal ler dagegen &nwenden mag; auch [timmen hiermit die Verfuche der Mitglieder der Königl. Dänilch, Gefelllchaft der Willenfchaften über die Entwicklung des Hühnchens im Ey, überein, f[ofern nach denfelben atmolphärilche Luft dazu nothwen; ° dig ift und in den irre[pirablen Luftarten nicht vor fich geht *). Eben diefe Verf[chiedenheiten zwilchen dem Blut der Arterien und Venen des Chorion, glaubten wir an mehreren Eidechfeneyern zu} be- merken. Da übrigens die Eyer der Eidechfen und Schlan- gen an trocknen Orten [o leicht einfchrumpfen und ahfterben, während fie in der Feuchtigkeit gelpannt bleiben und fortleben, fo darf man annehmen, dafs wenigftens in diefer Thierklaffe dem Chorion auch. die Aufnahme von Feuchtigkeit zukomme. — Viel -*) S. den Bericht an die Königl. Dänilche Ge- felllchaft der Willenfchaften, über die Ver- [uche, welche dielelbe mit dem Ausbrüten von Eyern in Gasarten, die zum Athemho- len untauglich [ind, hat anfltellen ;lallen, von Prof. Viborg, in deffen Sammlung von Abhandlungen für Thierärzte und Oekono- men, 4r Band S, 443. — 121 leicht nimmt es [ogar gegen die Zeit des Auskrie- ehens hin, einen Theil von der Subftanz der Schaa- le felbft und lomit gröbre Stoffe auf, in fofern dann diefe Schaale viel dünner, als vorher erf[cheint. ' Auf das Chorion von den Säugethieren palfen nun freilich die wenigften von diefen Bemerkungen. ‚Allein feine Lage nach aulsen, [ein gefälsreicher Ban, vor allen aber der Zulammenhang diefer Gefälse mit dem Gefäls(yftem des Fötus, weifen doch auf eine bedeutende Analogie mit dem Chorion der Vögel und Reptilien hin. “Die Ernährung des Fötus, zu welcher das Cho- rion der Vögel und Reptilien wenig oder nichts bey- tragen kann, ilt bey den Säugethieren diefem Organ und feinen Anhängen faft allein überlallen und die der Dotterhaut analoge Veficula Umbilicalis tritt in diefer Hinficht fehr früh zurück. Dagegen ilt die Aufnahme excrementitieller Stof- fe bey vielen Säugthieren dem ©horion ganz abge- nommen und einem eignen Organ, der Allantois übertragen, welche dann die wnmittelbare Fortle- tzung des Urachus, aber doch in der Höhle des Cho- ion enthalten ift. Hingegen andere Säugethiere, wie das Pferd, der Hund, die Katze u. [. w., ja der Menfech felbft, ähneln in diefer Hinficht den Vögeln und Reptilien mehr, [ofern fie keine vom Chorion getrennte Allantois erhalten haben, [ondern diefe nur ein innrer Ueberzug delfelben ausmacht. Ob diefem Organ auch bey den Säugethieren ei- ne, der Refpiration ähnliche, Function: zugefchrie- 123 — hen werden kann, oder nicht, das ift noch auszu- machen. Zwar will Bichat einigemal hey Fötus von, Säugthieren bemerkt haben, dafs das Blut der Nabelvene eine hellere Farbe gehabt habe, als das der Nabelarterie, allein diefe Behauptung hat zu vie- len Widerfpruch gehabt, um ohne weitre Beftätigung angenommen werden zu können. Wir [elbft konn- ten das Blut diefer Gefälse bey den noch lebenden Fötus von Meerfchweinchen nicht ver[chieden ge- färbt finden; aber da wir den Uterus von der Mutter diefer Thiere erft nach Tödtung derfelben geöffnet hatten, [o entfcheidet diele Beobachtung eben fo we- nig, wie alle andre auf ähnliche Weile angeftellte. Auf keinen Fall könnte man fich diefe Erfcheinung aus den gleichen Gründen erklären, wie bey den Vö- geln und den Eyerlegenden Amphibien; und es ift in. gieler Hinficht immer [ehr merkwürdig, dafs bey den. Säugethieren ein weit gröfsrer Theil des Nabelvenen- bluts durch die Leber geführt, auch weit mehr Meco- nium in ihrem Darmkanal gegen das Ende der erften. Entwicklungsperiode gefunden wird, als bey den Vögeln und Reptilien. Man könnte nemlich hierauf die Vermuthung gründen, dafs bey den ungebohrnen. Säugethieren die Leber [elbft mehr als vicarirendes Organ für die Lungen eingetreten [ey. —— 123 Ueber das Rückenmark, vom Dr. Keuffel *). Erfter hiftorifcher Theil, $. 1 An. der in der Gefchichte der Anatomie auch zur oberflächlich bewandert ift, wird es nicht unbe- kannt [eyn, dafs unter allen Theilen des menfchli- chen Körpers das Nerven[yftem den Anatomen bis auf die neuelten Zeiten am unbekanntelten geblie- ben ilt, Die Ur[ache davon liegt, wie es gewöhnlich zu gefchehen pflegt, einer Seits in dem zu unterf[u- chenden Objekte, dem Nervenf[yftem, anderer Seits in dem unterfuchenden Subjekte, den Anatomen. Die Struktur jenes ift nemlich von der Art, dafs fie nur mit Schwierigkeit entdeckt werden kann, und, da fie ihrem Welen nach von der Conformation der übrigen Theile des thierif[chen Körpers abweicht, auf eine ganz eigue Art unter[ucht werden muls. Die Anatomen fühlten fich aber um fo weniger aufgefor- dert, einen neuen Weg der Unterfuchung aufzufin- den, je weniger fie den grofsen Nutzen einlahen, der aus einer weitern Vervollkommnung der Anato- *) De medulla: (pinali, dislertat, inaugur. med., quam pro gradu D. Med, et Chir. defender G. G. Th. Keuffel, Magdeburg. Hälae. ıg10. 124 PR BER mie des Nervenfyftems Für die Phyhiologie und [elblt für die Therapie delfelben hervorgehen könnte, in- dem die meilten unter ihnen von der Nervenaction und von dem Verhältnils derfelben zur Nervenmate- rie gar keine oder nur eine [ehr unrichtige Vorftel- lung hatten. Als aber gegen das Ende des verflollenen Jahr- hunderts die richtigeren Ideen über das Leben im Ganzen und über das univerfelle Daleyn deffelben in der ganzen Natur, die freilich [chon lange in den Köpfen Einzelner geblüht hatten, allgemeiner in Umlauf kamen, als die Philofophen die alte Meinung von der Trennung des Menfchen in Leib und Seele verlaffen, und den unzertrennlichen Zulammen- hang, die ewige Verbindung beider erkannt hatten: ‚fo fingen auch die Phyfiologen an, mehr und mehr einzulehen, wie [ehr es zur richtigen Erkennung und Würdigung der Nervenaction nöthig fey, vorher die Struktur des Nervenflyltems genau zu unterfu- chen. Der erfte der an dies [chwierige Werk [eine Hände legte, war Reil, mein verehrter Lehrer, dem auch diefe Schrift ihre Entftehung und einen grolsen Theil ihrer Ausbildung verdankt. Er ilt es, der in feinem berühmten Werke, über die Struktur der Nerven, zuer[t zeigte, dafs der von den Anatomen bisher erwählte Weg, die thierifchen Theile allein durch Hülfe des Melflers zu unterfuchen, nicht hin: reiche, und der uns! eine neue Methode, die Strük- tur der Nerven aufzufinden, lehrte, die man im Ge- genfatz der vorigen mechanifchen, die chemifche en 125 nennen könnte, der auf diele Art allo der Unterfu- chung ein ganz neues Feld eröffnete. Nach den Ner- venunterluchungen ging er zum Gehirn über und jeder weils, wie weit wir durch [eine und Galls neu- fte Bemühungen den Bau des Gehirns kennen ge- lernt haben. Jetzt find von den ver[chiedenen Zwei- gen des Nervenlyftems noch die Ganglien und das Rückenmark zu unter[uchen übrig. Von dem letz- tern nimmt es um [o mehr Wunder, dafs es bis jetzt noch nicht näher unterfucht ift, da es nach Galls Meinung eine [o gro[se Rolle in dem thierifchen Kör- per [pielt, und als der Keim des ganzen übrigen Ner- venl[y[tems angefehen werden muls. Mit der Ueber- zeugung allo, van der Nothwendigkeit einer ge- nauern Kenntnils des Rückenmarks, habe ich mich an die Unter[uchung deffelben gewagt. Ob ich et- was darin 'gethan hahe, mögen die, welche [elhbft ähnliche Nachforfchungen angeltellt haben, ent- fcheiden. ! $. 2. Ehe ich aber zur Sache [elbft übergehe, [ey es mir vergönnt, einiges vom Gelfchichtlichen kurz vor- auszulchicken, da, fo viel ich weils, noch niemand zulammengeltellt hat, was die Schriftfteller bis jetzt über das Rückenmark gefagt haben. Die alten Griechen und Römer haben das gan- _ ze Nervenfy[tem und vorzüglich auch das Rücken- mark [o wenig gekannt, dafs ihrer hier kaum Fr- wähnunggefehehenkann. Vor Hippocrates wuls- “teman falt gar nichts vom Nerven[yftem und Hippo- 125 F ice crates [elbft hat zur Frkenntnifs deffelben nur fehr wenig beygetragen. Ein wenig mehr wird in den, ihm fälfchlich zugefchriebenen, Büchern, deren Ver- Faller, dem gröfsten Theil nach, lange nach ihm ge- lebt haben, von dem Rückenmarke erwähnt. Sie lehrten, dafs das Rückenmark von dem Knochen- marke [ehr verf[chieden [ey, indem jenes Häute habe, diefes nicht, und jenes auch eine weit grölsere Fett- mall[e befälse als diefes. Ueber den Nutzen des Rü- ckenmarks finden wir hier daflelbe, was wir gleich beym Plato erwähnen werden. Aufserdem lind in diefen Büchern auch noch einige, aus dem Rücken« marke entf[pringende, Nerven gut befchrieben. Nur wenig, und zwar nicht [owohl über die Struk- tur als über den Nutzen des Rückenmarks, finden wir beym Plato in [einem Timäus. Nach feiner Mei- nung ift das Rückenmark, welches mit dem Gehirn genau verbunden ift, von ihm entfteht und als [ein Anhang betrachtet werden mufs, nicht allein der Sitz des Lebens, [ondern auch der Zeugung, und zwar [o, dals es dem men[chlichen Saamen nicht al- lein, ablondert und aufbewahrt, [ondern auch den Hoden zuführt. Wir fehen alfo, wie [chön: [chon Plato den fehr genauen Verkehr des Gehirns und des Rückenmarks mit dem Zeugungs[yftem geahndet hat. Uebrigens meint er aber, das Rückenmark fey dem Mark in den Knochen ganz gleich und verfällt dabey in den Irrıhum zurück, den die falfchen Hip- pocratifchen Bücher [chon beftritten und den auch» Ariltoteles fchon widerlegt, indem er bemerkt, —— 127 dafs aus jenen Nerven ent[prängen, aus dielen aber nicht. An andern Orten zeigt aber Ariftoteles wieder, dafs er in der Kenntnils des Gehirns und Rückenmarks zurückgefchritten [ey. Er läugnet nemlich gegen Plato den Zufammenhang des Rü- ckenmarks mit dem Gehirn ganz und nimmt eine gänzliche Verfchiedenheit beider in Struktur und Function an. Dies mufs uns vom Ariftoteles um fo mehr wundern, da er über die Nerven [o [chön und befler als alle [eine Vorgänger fpricht. $. 3 Ehe ich zur Alexandrinifchen Schule übergehe, ınufs ich mit Wenigem des Praxagoras erwähnen, def[fen Werke uns zwar nicht mehr übrig find, den wir aber aus dem Galen @) kennen. Praxago- ras war nemlich der erfte, der gegen alle feine Vor- gänger, die immer den Urfprung des Rückenmarks im Gehirn gefucht hatten, die Meinung aufltellte, das Gehirn ent[pränge aus dem Rückenmarke. Wir können alfo den Streit über den gegenleitigen Ur- fprung des Gehirns und Rückenmarks aus einander, der in den neuften Zeiten noch fo manchen befchäf- tigt hat, bis in die älteften Zeiten zurück verfolgen. Von dem Zeitalter, wo die Wiflenfchaften in Alexandrien blühten, würden gewils [ehr viele und fehr wichtige Auffchlüffe über die Anatomie über- haupt, alfo auch über das Rückenmark auf uns ge- kommen leyn, wenn die Werke der Gelehrten, die a) De ulu part, Lib. V]U. cap. ı2, ı2$ . 1 EIER E fich damals in der Kenntnifs des menfchlichen Kör- pers auszeichneten, auf uns gekommen wären. Aber leider kennen wir jene Männer, deren anatomilche Bemühungen durch die Erlaubnifs, menf[chliche Lei- chen und, wie einige wollen, [ogar lebende Körper von Verbrechern zu [eciren, [o [ehr unterftützt wur. den, nur aus dem Galen. Unter denen, welche Galen als belonders verdient um die Anatomie an- führt, behaupten den erften Platz Herophilus und fein Zeitgenolle Eraliltratus. Sie (ollen die Leh- reißen den Funetionen des Gehirns und Rücken- marks, die vorher noch fo roh war, aufserordentlich verbeflert haben, doch-iinden wir von ihren Pntde- ekungen über das Rückenmark beym G.alen. nichts. Von dieler Zeit an bis zu: der, wo’ die Wilfen- fchaften unter den Arabern blühten, ift aufser dem Marinus, den Galen 5) mit dem gröfsten Lobe erwähnt, ohne aber feine Meinung vom Rückenmar- ke anzuführen, niemand zu erwähnen als Galen felbft, der nicht allein als Entdecker, fondern auch als Sammler alles deffen, was vor ihm vom Bau des men/chliehen Körpers bekannt war, in der Gefchich- te der Anatomie immer unter den erften genannt werden wird. Nur Schade für uns, die wir das Rü- | ekenmark unterfuchen wollen, dafs in [einen anato- mifchen, Unterfuchungen gerade das Buch fehlt, in welchem er, wie aus den vorigen erhellt, fich vorge- nommen hatte, über das Rückenmark zu fprechen. Denn 5) De adminifirat. anatom. Lib. II. cap. 1. —— 129 Denn das, was er in feinem Buche vom Nutzen der Theile über das Rückenmark l[agt, bezieht fich nicht Sowohl auf [eine Struktur und Conformation, fondern nur auf den Zweck, den Gebrauch und die Function der einzelnen Theile de[lelben. Er erläutert nem- lieh e), warum die Rückenwirbelläule und das Rü- ckenmark gerade lo gebaut feyen, wie fie wirklich gebaut find, warum erftere unbeweglich ey, und warum lich [tatt-des letztern nicht ein oder mehrere dünne Nervenftränge vorfänden, und endlich war- um es durch Knochen und Häute [o fehr umhüllt und gefchützt (ey. An einem andern Orte d) zeigt er, dafs er die harte Hirnhaut und die Gefälshaut [chon fehr gut gekannt hat, meint aber, dafs aufser diefen fich noch eine dritte, mit den Knochen genau ver- bundene, Hülle vorfinde, “u $. 4 Von den Römerzeiten bis zum Wiederaufleben der Wiffenfchaften [chliefen alle Forfchungen, alfo auch die unfrige. Nach diefer Epoche aber, und be- fonders in den neuern Zeiten, traten wieder mehre- re auf, die ich um die Anatomie des Rückenmarks verdient machten. Doch würde es hier am unrech- ten Orte feyn, fie alle zu nennen; ich werde allo nur die in chronologifcher Ordnung anführen, die eigens vom Rückenmark gehandelt haben. Ihrer find fehr €) De ufu part. Lib. VII cap. 2. d) ]..c. cap. 3. Archiv f. d. Phyfiol. X. Bd. I. Heft. { 130 En wenige, und auch diele wenigen bleiben falt ganz nur bey dem Aeufsern,'bey den Umhüllungen, der Gelftalt des Rückenmarks u. [. w. [tehen und haben falt gar nichts von [einer innern Conformation. Vom Blafius, welcher zu Ende des ı7ten Jahrhunderts in Amfterdam Profelfor war, müfste ich eigentlich anfangen, da er meines Willens (der erfte ilt, der eine belondere'Schrift über das Rücken- mark herausgegeben hat. Aber ich habe diefelbe, al- ler angewandten Nühe ungeachtet, nicht bekommen können, mufs ihn alfo hier übergehen. _ a he Dem Blalius ftehtr.der Zeit'nach Huber am nächlten, wiewohl’er ein 'halbes Jahrhundert nach, ihm lebte. Er war Pröfector in Göttingen und hat fich unter allen, felbft den neuften, (um (die Anato- mie des Rückenmarks am verdienteften gemacht. Er - hat uns zwey Schriften über diefen Gegenftand hin- terlalfen, die von allen feinen Nachfolgern mit dem gröfsten Ruhme erwähnt worden find, und von de- nen die eine e) dasRückenmark [elbft, dieandere f) die aus ihm entfpringenden Nerven zum Gegenftan« de hat. Die erftere allein haben'wir bier zu berück- fichtigen. Er, führt darin zuerft die verfchiedenen Meinungen der Schriftfteller über den Urfprung des e) Profellionem medicinae extraordinariam bonis aulpiciie adit, dillerens de medulla Ipinali Joan. Jac. Huber, Balıl. Goettingae 1739. f) Joan. Jac. Huber de medulla [pinali, [peeiatim de neryis ab ea provenientibus; commentatio cum adjunc- tis tabulis. Goettingae 1741. nn 25 131 Gehirns iind des Rückenmärks aus einander an ünd fügt am Ende [ein Urtheil hinzu, dals keins von bei- den aus dem andern entlpränge. Bey der Belchrei: bung des Rückenmarks bleibt er, wie alle übrigen, fat ganz bey den Velamenten und der Struktur im Allgemeinen [tehen. Ueber die Bildung des Rücken- marks [elbft (agt er nur wenig, doch äulsert er rich- tige Vorftellungen über die Form der grauen Suhltanz und über den feinen Faden, der von dem Ende des Pferdefchweifs bis in die Spitze des Schwanzbeins geht, wie wir unten näher unter[uchen werden. Aus dieler Quelle haben alle die, welche nach ihm über das Rückenmark gefchrieben haben, vieles gelchöpft und nur fehr weniges und unbedeutendes, ja oft fal« fehes hinzugefügt.‘ Ihm folgt auch Haller, der zu derfelben Zeit, als er lebte, Profe[for in Göttingen war. Er hat nichts Neues hinzugefügt; aufser dafs " et vielleicht die Membran, die fich von der innern Wand der vordern Fläche der Gefäfshäut der ganzen. Länge des Rückenmarks nach, bis in die Mitte del: felben, nach hinten hineinfehlägt, genauer be: Schreibt. R Mayer g), Pröfelfor in Frankfurt, hat nichts Neues zu dem vor ihm Bekannten hinzugefügt, aber Seine Kupfertafel, worauf er das ganze Rückenmark, von der harten Haut enthlöfst, abgebildet bat, ift faft Ia g) Johann Chrift, Mayer Abliandlung vom Gehirk, Rückenmark und den; Urf[prung der Nerven. Berlin und Leipzig 1779 132 PAAR die befte von allen, die bis jetzt das Rückenmark im Ganzen dargeftellt haben. Unter allen hat das mehrfte Neue über das Rü- ckemmark der jüngere Monro gelagt%). Ob aber das Neue auch alles wahr (ey, wird {ich vielleicht unten ergeben. Er theilt das Rückenmark in vier Strän- ge. In den. vordern derfelben will er die Längenfh- bern viel deutlicher gefehen haben als in den hintern, Dann will er auch eine Lage ‚grauer Subftanz auf der Oberfläche des Rückenmarks zunäch[t unter der Ge- fälshaut gelehen haben, Ferner bemerkte er zuerft, dals jedes der Nervenbündel, die aus der dura mater, des Rückenmarks hervortreten, nicht durch einLoch, der harten Haut durchgehn‘, wie man bis dahin 'ge- glaubt hatte, [ondern jedes [ein befonderes habe, durch) welches es gehe. Endlich beobachtete er, dafs die, Bündel der vordern Halsnerven öfter zu. den zunächft ohern oder untern Nervenbündeln, kleine Nervenfä- den abfchiekten und fich [o mit ihnen! verbänden. Unter denen, die von dem Rückenmarke be[on- ders gehandelt haben, ift Frot[cher der letzte ö), Er erwähnt zuerft der weichen, fettigen, weilsli-, chen, das Rückenmark umgebenden, Subftanz, die zwifchen der harten Haut und dem knöchernen Ka- h) Obferyations on the firucture and functions of the ner- vous Syftem, illuftrated with tables by Alexander Monro, Edinburgh 1753. ö) Delfcriptio medullae fpinalis quoque nervorum iconibus illufirata, auctore Georg. Chrift, Frot[cher, Er langae 1788. Er 13$ nale ausgegoflen ift und die im natürlichen Zuftande gallertartig, im krankhaften öfter eingedickt, hart und zerreiblich er[cheint. Dann bef[chreibt er die Häute des Rückenmarks und das gezähnte Band fehr weit- läuftig und genau, läfst ich aber über die Bel[chaffen- heit des Rückenmarks [elblt nur [ehr wenig ein, in- dem die Be[chreibung derfelben von dem ganzen 30 $$. enthaltenden Werke, nur einen einzigen um- falst, allo kaum werth ift, dem Ganzen den Titel zu geben. Den übrigen Theil der Differtation nem- lich, nimmt eine [ehr, genaue und ins Einzelne ge- hende Befchreibung aller Rückenmarksnerven ein. Doch ift dabey nur ihr Verlauf erwähnt und etwas eben fo Wichtiges, ihr Urfprung, ift ganz übergan- gen. Die hinzugefügten Tafeln find gut und nach Huber gearbeitet. Ichierwähne jetzt noch den, welcher in den neuften Zeiten über das Rückenmark gefchrieben und dieRolle deffelben als [ehr wichtig in der thieri- [chen Oekonomie beftimmt hat, Gall nemlich A). Er hat bis jetzt nichts Neues über die Struktur de[felben bekannt gemacht, aufser dafs es aus [o viel ver[chiedenen und ganz beftimmt getrennten Gan- glien oder Anfchwellungen von grauer Subltanz be- ftehe, als Nervenpaare ausihm hervorgingen, und dafs k) Untesluchungen über die Anatomie des Nervenlyfiems überhaupt und des Gehirns ins befondere. Ein dem. franzölilchen Infüitute überreichtes Memoire von Gall und Spuraheim, nebfi dem Berichte der Herrn Com- mifläre u, kw, Paris und Sıralsburg 1809. 134 — die Anfchwellungen, fo wie die zwilchen ihnen fich befindenden Zulammenfchnürungen, nicht allein in den niedern Thieren, [ondern auch in den vollkom- menlten und [elb[t in dem Menfchen deutlich er- kennbar wären. Dann redet er in der Vertheidigung gegen die Anmerkung des Nationalinftituts auch über den Urfprung der Rückenmarksnerven, und fagt, dafs er diefelben bis in die graue Subftanz ver- folgt habe. Aus diefen wenigen, von mir angeführten, ge- fchiehtliehen Momenten, wird jeder leicht erleben können, wie viel bis jetzt über die Conformation des Bückenmarks bekannt fey. Jetzt (ey es mir ver- gönnt, zu befchreiben, wie ich nach vielfach ange- ftellten Verfuchen den Bau def[felben gefunden habe, n m u a rn Zweyter Theil. Vom Rückenmark [elbft, G 5: Wenn ich hier vom Rückenmark rede, fo [chlie [se ich das verlängerte Mark aus diefem Begriff aus. Dies gefchieht'gewöhnlich, wiewohl beidetein völli« ges Continuum ausmachen. Diefe Trennung wird aber auch durch den viel zulammengefetztern Bau des verlängerten Marks und durch die ganz. einför- mige Bildung des eigentlichen Rückenmarks ;yollkom- men gerechtferti gt. “ —— 135 Eine vollftändige Be[chreibung desRückenmarks znülste, nun nicht allein die normale Befchaffenheit deffelben in den vollgebildeten Menfchen und Thie- ren, und dieEntwicklungsgefchichte deffelben durch die ver[chiedenen Stadia des Fötuslebens in den ver[chiedenen Thierklalfen darlegen, fondern auch die Veränderungen delfelben und die Abweichungen vom Normalzultande, die es in Krankheiten erlei- det, genau aus einander fetzen. Dies alles zu erfül- len, erlaubten mir nun weder Zeit noch Gelegenheit, daher werde ich nur bey einem und zwar bey dem erlten, bey dem Normalzuftande des Rückenmarks im erwachl[enen Menfchen [tehn bleiben, und nur zuweilen, der gröfseren Deutlichkeit wegen, die Ver- gleichung mit einigen höheren Thieren hinzuzie- hen, — Das Ganze, glaube ich, wird ich am be- ften in vier Ab[ehnitte theilen lalfen, lo dafs ina er[ten von den Hüllen, im zweyten von der äu- fsern Form, fowohl des ganzen Rückenmarks als auch der einzelnen, es conftituirenden, Maflen, im drit. ten von der innern Struktur des Rückenmarks und im vierten endlich von dem Urfprunge der Rür ckenmarksnerven aus demfelben gehandelt werden wird, 136 —— Erfter Abflchnitr Die häutigen Hüllen des Rückenmarks. $. 6. Die harte Haut. Ueber die, das Rückenmark umhüllenden, Mem- branen kann ich [ehr kurz feyn, weil fie [chon vor ir hinlänglich unterfucht find und ich gröfstentheils nur das wiederholen müfste, was Huber, Haller und Frot[cher [chon gelagt haben. "Ich verweile allo ganz auf diefe und werde nur da etwas zuletzen, wo jene mir nicht genau genug unter[ucht zu haben [cheinen. ei Die membranöfen Hüllen des Rückenmarks find im Ganzen, wie bekannt, eben fo conltruirt als die des Gehirns. Die harte Haut des Rückenmarks die der gleichbenannten Haut des Gehirns ganz ähnlich ift, hat auch diefelbe innere Struktur und gehört, wie jene, zu den fibröfen Häuten. Merkwürdig und, wenn wir auch auf die dadurch beförderte Beweglich- keit des Rückenmarks Rückficht nehmen, [einem Zwecke nach noch nicht erklärt, [cheint es mir zu feyn, dafs he einen weit grölsern Durchmelfer hat als das Rückenmark und ihr Contentum wie ein wei- ter Sack umgiebt. Beym Austritt aus dem Schädel wird fie an ihrer hintern Wand [o verdickt, dals fie ein [ehr feftes, falt knorpliges, breites Band bildet, womit fie das Rückenmark mehr als zur Hälfte um- giebt und es fefter an die Knochen anheftet. Unter diefem Orte bis zum mittelften Rückenwirbel herab 137 ift fie feiner als an allen andern Stellen, vorzüglich vorn, wo fie, wie [chon Haller /) bemerkte, im- mer etwas dünner und durchlichtiger ift. In den un- tern Rückenwirbeln, [o wie in allen übrigen Wirbel. beinen, ift fie vorn und hinten gleich dick und zeigt, wie überall, Längenftreifen. Doch er[cheinen die- felben hier nicht fo deutlich als im vordern obern Theile, wo das ganze Gewebe, wegen der grofsen Feinheit der Membran, fichtbarer hervortritt, und die Prävalenz der Längenfalern vor den Queerfalern deutlich erkannt werden kann. Bey den verfchiedenen Thieren ift ‘die harte Haut von verfchiedener Dicke und hat gegen die Maffe des Rückenmarks und der übrigen Membra- nen ein verl[chiedenes Verhältnifs. In den Schwei- nen ift fie falt eben [o dünn als die weiche Haut, wie- wohl das Rückenmark derfelben falt eben [o dick ift als das menfchliche. SEE Die Spinnwebehaut. Ueber die arachnoidea habe ich zu dem Bekann- ten nichts hinzuzuletzen. Die Struktur derfelben Scheint hier am Rückenmark diefelbe zu [eyn als am Gehirn. Unpallend wird fie von Sömmeringm) Schleimmembran genannt, da fie auch, abgelehen von ihrer Conformation, [chon wegen der wälsrigen Se- 4) Elementa pbyfiologiae corporis humani auctore Alberto de Haller. Laufannae 1761. Tom. IV. Sect. 1. pag. 3% m) Vom Bau des men/chlichen Körpers, Zweyte umgear- heitete Ausgabe. Frankfurt am Mayn 1800. Th. 5. pag.9. 138 em eretionen, die wir oftin ihr wahrnehmen, richtiger nach Bichat den [eröfen Häuten zugezählt wird. SanB: Die weiche Haut. Die 3te,zoch übrige Membran desRückenmarks, die [o genannte weiche Haut, ilt zwar nicht [o dick als die harte, aber. ihrer Textur nach eben [o -folide und compakt. In ihr überwiegen ebenfalls die Län- genfibern, was man ganz deutlich fieht, wenn man fie vom Rückenmark getrennt und von allen fremden Theilen befreyet im Waller [chwimmend betrachtet. Noch mehr aber tritt .diefe T'’extur hervor und wird allem Zweifel überhoben, wenn man fie durch das Vergröfserungsglas anfieht. Bis jetzt hat diefe Längen- fibern noch keiner erwähnt, vielmehr reden alle, die die weiche Haut des Rückenmarks vor mir be- fchrieben haben, nur von Queerfalern, die aber al. lein in dem ober[ten Theile derfelben deutlich her- vortreten. Dieler Irrthum über die Struktur der wei-- chen Haut ift gewils dadurch entftanden, dafs die,, welche fie bis jetzt unterfuchten, fie nur in ihrer Verbindung mit dem Rückenmark betrachteten. In diefem Zufammenhange nemlich bildet fie durch, un- ten näher zu befchreihende, Fibrillen, vermittelft de- ren fie mit dem Marke felbft zulammenhängt, und gegen den Mittelpunkt de[felben von allen Seiten an- gezogen wird, kleine Queerfurchen, die den Schein von Queerfibern haben, Diele vermeinten Queerfa- fern verfchwinden aber alle, [obald die pia mater von 139 dem Mark getrennt, und vorzüglich wenn fie [o un- ter Waller gebracht wird. Sie werden dann plötzlich in fehr deutliche Längenfibern umgewandelt, Die äufsere Oberfläche der weichen Haut, durch die fie an die Spinnwebehaut gränzt, ift glatt und durch nichts als durch einzelne kleine Gefälse oder Falern mit der arachnoidea verhunden. Mehrere Blutgefälse, die nur durch kurzes Zellgewebe an fie _ angeheftet find, kriechen auf ihr, befonders an, ihrer hintern Fläche, theilen fich in [ehr feine Aefıchen, durchdringen fie dann und gehen in das Mark [elbft ein, auf diefelbe Art wie die arteriae meningeae. Von der innern Oberfläche der pia mater ent[pringen un- ter einem rechten Winkel eine zahllofe Menge klei- ner Fäferchen, die in das Mark und zwar ibis in [ei- nen Mittelpunkt eindringen und die der pia mater,, wenn fie vom Mark losgetrennt wird, auf dieler Sei- te ein rauhes und flockiges Anfehn geben, indem ‘ fie dann alle abgeri[[en werden. Ihre Form und Zahl Springt am deutlichften ins Auge an einer pia mater, die von einem, in Alkohol erhärteten, Rückenmark getrennt wurde, indem fie fich daraus ohne abzurei- [sen leicht auslöfen und ‘an der weichen Haut hängen bleiben. Auf diefe Art wird auch der Fortfatz der weichen Haut, der aus der Mitte ihrer vordern Seite und zwar von ihrer ganzen Länge entfpringt, fich nach hinten bis auf die graue Subftanz fort erftreckt und den vordern Theil des Rückenmarks in zwey Seitliche Hälften theilt, am beften ins Licht geftellt, Dieler Fortfatz aber fo wie die Fibrillen werden wir, 140 mu da hie die Struktur des ganzen Rückenmarks beltirh- men, er[t nachher in dem Ablchnitt, wo von dem innern Bau des Rückenmarks die Rede [eyn wird, näher betrachten. Zu beiden Seiten, [o wie vorn, wo fie den Fort- fatz nach hinten abfchickt, bildet die weiche Haut Verdoppelungen. Die [eitlichen, welche die weiche Haut mit der harten verbinden, find unter dem Na- men des gezähnten Bandes allen hinreichend bekannt, und haben bald eine grölsere, bald eine geringere Brei- te. Die vordere bildet längs dem Rückenmark eine Scheide, in welcher die grölste Arterie dieles Theils, die vordere nemlich, verborgen liegt. Die beiden _ Seitlichen Duplicaturen nähern fich einander mit dem Dünnerwerden des Rückenmarks nach unten immer mehr und mehr, und flie[sen endlich, nachdem die ınedulla [pinalis (elbft und mit ihr die eigentliche pia imater ihr Ende erreicht hat, ganz zulammen, ver- binden auch die vordere Duplicatur nebf[t ihrer Arte- rie mit fich und bilden [o einen feinen tendinöfen Faden, der, immer dünner werdend, vom Ende des Pferdefchweifs bis zur Spitze des Schwanzbeins geht. Von den alten Anatomen wurde er mit dem Namen, des unpaaren Nerven ohne alles Recht belegt, er ilt vielmehr fehnigt und fcheint dazu beltimmt zu [eyn, dem Pferdefchweif eine gewilfe Haltung und gewil- lermafsen eine Befeftigung an dem Knochen zu ge- ben. — Faft alle Anatomen und vorzüglich Söm- mering geben diefe weiche Haut für ein vasculöfes Gewebe aus und nennen fie Gefäfshaut. Dafs dieles 141 aber falfch fey, folgt [chon aus dem,‘ was Frot- [cher z) und, Cuvier o) zwar nur oberflächlich und nicht beftimmt, aber doch [prechend genug über Ge geäufsert haben, und wird. durch das, was von mir über ihre Struktur angeführt ift und was jeder leicht [elbft fehen kann, aufser allen Zweifel geletzt, Und wenn wir auch die innere Struktur gar nicht ein- mal berückfichtigen, [o, glaube ich, kann man [chon aus den räumlichen Verhältniffen, in denen fie mit dem Mark [teht, deutlich genug [chliefsen, dafs fie nicht aus lauter Gefälsen zufammengeletzt feyn kön- ne. Denn. dals fie (ehr viel zur Formung des Marks. heytrage, werden wir unten fehen, und dafs fie bey feiner Befeftigung und Zulammenhaltung welentliche Dienfte leifte; hat man bis jetzt [chon’ allgemein aus- gelprochen,, indem falt jeder anführt, dafs das Mark nach Wegnahme dieler Haut [ogleich zerflielse. Auch!’ wird diefe Function durch die Be[chaffenheit des von. ihr entfpringenden gezähnten Bandes vollkommen beftätigt. — Aus diefem Allen geht alfo hervor, dafs die fogenannte Gefäfshaut des Rückenmarks eigent- lich gar nicht dazu dient, die Blutgefäfse zu führen, die in das Mark gehen follen, denn diefe find nur an ihre äufsere Oberfläche angeheftet, fondern dafs fie vorzüglich zur Bildung und Erhaltung der Struk- tur des Rückenmarks beftimmt fey. Daher kann fie n)) 1. c. pag. 4. 0) Lesons d’anatomie comparde de G. Cuvier, recueil- lies et publiees [ous les yeux par C, Dumüriel, AParis An VIII. 142 mit der weichen Hirnihaüt, die nur zum Einfchliefsen und’ Aneinanderkleben der Gefälse, welche zum Ge- hirn gehen, gemacht zu feyn fcheint und die auch fogleich beym erften Anblick ihre viel zartere Struk- tur und gröfsere Feinheit deutlich an den Tag legt, keinesweges zulammengelftellt und verglichen wer- den. Um dielen Unterfchied defto deutlicher zu be- zeichnen und gewiffer zu begründen, mülste fieauch eigentlich eine andere Benennung erhalten, die ih- rer Be[chaffenheit und ihren Functionen mehr ange. mellen wäre. Uebrigens wird die weiche Haut des: Rückenmarks, indem fie fich über das verlängerte Mark und die Varolifche Brücke wegfchlägt und fo fich dem Gehirn immer mehr und mehr nähert, all- mählig ihrem Welen nach verändert und geht [o durch viele Abftufungen in die weicheHaut des Ge- hirns über. | .— Zweyter Abl[chnitt, Ueber dieäufsere Form [owohl desganzen Rückenmarks als auch der einzelnen, es, conltituirenden, Marktheile, Die äußsere Form des ie KORRAR En bey den niede- ren Thierklallen und bey den Vögeln; Die äufsere Form des Rückenmarks ift, im All- gemeinen betrachtet, bey allen Thieren diefelbe. Es ftellt bey allen, wo es ein continuum bildet, einen Cy- linder, der an feinem Ende allmählig zugelpitztift, oder 143 einen [ehr lang antbezogenen Kegel vor. Wenn wir aber ins Einzelne gehen, [o Airiden wir’leicht, dafs fich in den verfchiedenen Tbierklalfen auch merkli- che Verfchiedenheiten aufhnden lallen. In dert nie- derften Thieren ‚bey denen es zum Auftritt kommt, in. den Würmern und Infecten, hat es im Vergleich mit der Kleinheit des Gehirns, das mit ihm zugleich da ilt, [chon einen [ehr hohen Grad von Vollkom- menheit erreicht, fowohl in Rückficht der Formation. als auch der. Functjon.. , Die, Lebensyerrichtungen nemlich, welche, grölstentheils von ihm beftimin, werden ‚ die Muskelbewegungen nemlich, walten in, diefen Thieren vor,,, Jedoch befteht jes;noch aus’ ver-, fchiedenen Ganglien, die yon, einander ganz ge- trennt liegen und. nur durch einzelne Nervenfäden, mit einander‘ verbunden find. In. den Fifchen, und: Vögeln bildet ‚es; einen zulammenhängenden Oylin- der, der ich vom Hinterhauptsloche bis zum Ende, des Schwanzbeinsjerftreckt, und der, wenn wir.die, Anfchwellungen an den Orten, ‚wo die Neryen. der. Extremitäten ent[pringen, abrechnen, bey. feinem. Herabfteigen allmählıg dünner wird, bis er endlich. in dem Schwanzbein unter der Form eines (ehr dün«, nen Fadens lich endet. Der eigentliche Körper, des, Rückenmarks geht hier ‚allo weit tiefer herab, als bey den Säugthieren, wo er fich, wie wir nachher fehen, werden, [chon viel weiter oben endet. Jenes tiefere Herahfteigen des Körpers, aus dem die Nerven noch tief unten entlpringen können, macht allo auch un- nöthig, dals ie [o dicht hinter einander an einem Or- 144 —— te entltehen,. was bey den Säugthieren eine Folge desikurzen Verlaufs des Rückenmarks ilt. Der Pfer- defchweif fällt bey ihnen allo weg. Bey den :Vögeln hat die untere Anfchwellung des Rückenmarks aus der die Nerven der untern Extremitäten ent[pringen, eine eigenthümliche und über die Struktur des Rückenmarks im Allgcmeinen viel Auffchlufs gebende Geltaltung, deren Meckelp) fchon Erwähnung gethan hat. Die zwey leitlichen Hälften nemlich, aus denen, wie wir' fehen wer- den, das Rückenmark zufammengeletzt ilt, wei- chen an diefer Stelle des Vogelrückenmarks- zu bei- den’ Seiten aus’einander und trennen lich falt ganz, fö.dafs fie an der oberen, gegen die Stachelfortfätze gekehrten, Seite durch eine tiefe Fürche völlig ge- fchieden, an der untern, gegen die Wirbelkörper ge:. wandten, aber nur noch durch ein [ehr feines Plätt- chen der weilsen Subltanz verbunden find. Auf diefe Art hängt alfo die weilse Malle beider Hälften zufammen, die gräue aber ift getrennt und bildet zwey ganz gefonderte Cylinder. Um diefe Struktur gut fehen zu können, ift es nöthig, die ganze Wir- belfäule zu kochen und nachher den Theil, in wel- chem die Intumeszenz liegt, in eine, das Mark er- härtende, Subftanz zulegen. Das Mark wird nemlich durch p) Vorlelungen über die vergleichende Anatomie vonH. Cu- vier, überferzt und mit Anmerkungen und Zufätzen ver- mehrt von J, F. Meckel. Leipzig 1809. 2ter Theil. 5. 139. FB 145 durch das Kochen allein noch nicht fo hart, dafs man es unbef[chadet [einer Struktur herausnehmen könnte. Zu diefem Endzweck [cheint mir die Sal- peterfäure das palfendfte Erhärtungsmittel zu [eyn, da fie nicht allein das Mark in fich zulammenzicht, Sondern auch die Wirbelbeine, deren Eröffnung oft [ehr viel Schwierigkeiten macht, erweicht, Sy 0. Die anläere Form des Rückenmarks im Ganzen bey den Säugthieren, Der Cylinder, der vorher als-Normalform für das Rückenmark angegeben wurde, findet fieh auch beym Menfchen und bey allen vierfülsigen Thieren. Er ift hier von vorn nach hinten etwäs zulammen- gedrückt, allo zu beiden Seiten ausgezogen. Diefe Form ift im Allgemeinen freilich von allen Anatomen beobachtet, wie fie fich aber in den einzelnen Thei- len verhalte, ift nur von wenigen der Natur gemäls befchrieben. Faft alle haben gemeint, das Rücken- ınark (ey am oberften Ende am dickften. Dies ver- hält Geh aber anders, wie Gall treffend bemerkt hat und wie man es an jedem Rückenmark, vorzüg- lich an dem von jungen Thieren, z. B. am Kalbe, deut- lich fehen kann. Das Rückenmark [chwillt nemlich in den letzten Halswirbeln, da, wo die Nerven der obern Extremitäten aus ihm hervortreten, beträcht- lich an und ift da dicker als bey [einem Austritt aus dem Hinterhauptsloche. Nachher wird es aber iın- Archiv f. d. Phyfiol, X, Bd. I. Heft. K Bau" vi. En mer dünner, je mehr es herablteigt, bis es in. den un- tern: Rückenwirbeln wieder anfchwillt, weil die Ner- ven der untern Extremitäten da hervortreten, und endlich, nachdem es diefe Nerven abgel[chiekt hat, von nenen dünner wird, und in conifcher Form fich endet. Den Ort, wo es ich endet und in den oben befchriebenen Faden übergeht, hat man bis jetzt im- mer an eine beftimmte Stelle des Wirbelkanals fixi- ren wollen, er ift aber nach meinen Bemerkungen nicht immer derfelhe. Haller q) und mit ihm alle übrigen [agen, es endige fich im er[ten oder zweyten Lendenwirbelbeine. Diele Form findet fich auch wirklich in den meiften Fällen und fe ilt als die Norm anzulehen, allein in mehreren Leichen fand ich doch bedeutende Abweichungen von diefer Regel. Ich [ah das Ende bey einigen im eilften Rückenwir- bel, bey andern im dritten Lendenwirbel. Dennoch waren diefe Exemplare von Rückenmark auf keine Weile krankhaft äffieirt, auch hatte fich im Leben keine Spur von regelwidrigen Symptomen an ihnen geäulsert. Denn in diefem Falle wäre diele Abwei- chung von der Regel nichts Neues und Merkwürdiges gewelen. Viele nemlich, unter denen ich nur Ma. lacarne nenne, haben beobachtet, dafs die, an {pina bihida leidenden, Rückenmarke tiefer in den Wirbelkanal herunterfteigen. Diele Abnormität fällt Sicher mit ihrer gehemmten Entwickelung zulammen, da das Rückenmark im Fötus des Menfchen und der übrigen vierfülsigen Thiere [o geformt ift, wie das in g) lc. p.8t. 147 vollgebildeten Vögeln und Fifchen, indem es, ohne cauda equina zu haben, bis ans Ende des Schwanz- beins lich fort er[treckt. Verfchiedene Schriftfteller haben am äufserften _ Ende des Rückenmarks verlchieden geformte An- Schwellungen gefunden. Huber 7) und [eine Nach- folger befchreiben deren zwey, eine obere runde und eine untere conifche. Frot[cher s) fagi, man fände ein oder zwey runde Körperchen am I:nde der " eaudaequina.. Monro aber, der in (einem ganzen Buche einen eigenen Weg geht, bildet in [einer Ta- fel, welche das Rückenmark von der Seite darftellt, das Ende deffelben ohne alle Intumescenzen und * Strikturen ab, jedoch fagt er in der Belchreibung felbft nichts, weder von feiner Meinung, noch von den verfchiedenen Meinungen der Schrififteller über diefen Gegenftand. Ich hahe das Rückenmark bey allen Säugthieren, die ich unterfucht habe, an feinem Ende gleichmälsig verlaufend und zugelpitzt, allo keil- förmig gefunden. Daraus geht nun wenigftens das hervor, dafs jene runden und conilchen Körper nicht immer vorhanden find. Ich [ehe auch nicht ein, warum fie, nach der Analogie der übrigen Anfchwel- lungen im Rückenmark zu [chlielsen, da (eyn und wie fie entltanden [eyn [ollten. Denn an der Or- ten, wo man diefe Anfchwellungen gefunden hat, kommen keine Nerven mehr aus dem Rückenmark “hervor, und nur der häufigere Urfprung derfelben an r) 1. ce. pag. 19 Kz #) 1. c. pag. 7. 148 ee einer Stelle ilt in der ührigen medulla fpinalis mit In- tumescenzen verbunden. Daher glaube ich auch nicht, dafs die Knöpfchen, die allerdings öfter dage- welen feyn müllen, indem fich gegen eine folcheEr- fahrung nicht [treiten läfst, die Norm der Bildung beftimmen können. Wenigltens find die Anlchwel- lungen nicht immer fo markirt, dafs fie wie Körper- chen, die beftändig eine beftiimmte Form beybehal- ten, aufgeführt werden können. Dies erhellt auch. daraus, weil den Intumescenzen der eine diefe, der andere jene Ford beylegt. PAIR | Auf ähnliche Weife [cheint mir Gall vom rech-. ten Wege abzuweichen, der?) beftimmt auslagt, dafs ‚ das Rückenmark an allen den Orten, wo Nerven aus ihm hervorgehen, anfchwelle und dals diele An- fchwellungen, vorzüglich ander hintern, den Dorn- fortfätzen zugekehrten, Fläche deutlich feyen. Ich habe davon nichts, weder an derhintern noch an der vordern Fläche, weder im Menfchen noch an irgend einem andern Tbiere, entdecken können. Wenn wir der Theorie allein folgen, [o müllfen wir [ehr gern bekennen, dafs Galls Meinung uns fehr änfpreche und dafs wir uns dasRückenmark [ehr wohl wie aus vielen Nervenknoten zufammengeletzt denken kön- nen, da es fich bey feinem erften Auftritt in der Thierreihe [o zeigt. Doch läfst fich diefe Idee der Sache nicht gewalt[am aufzwingen, denn diefe gan- gliöfe Struktur, die bey den höhern Thieren in den ° erften Bildungsftadien vielleicht auch da ilt, kann ja £) l. c. pag. 28 u, 194. a 149 Iehı: wohl im Verlaufe des Lebens, wo alle Formen «mehr oder weniger fich ändern, verfchwinden‘, und ‚uns weiter ‚keine Spufen zurücklaffen, als an den «Orten, wo viele und zwar [ehr dicke Nerven ge- drängt entlpringen und allo gleichlam mehrere ein- »zelne kleine Intumescenzen in eine grölsere zufam- j smengellölfen find.) Nur an den zwey Stellen, wo fich eine [olche Formation zeigt, laffen fich derglei- »eChen Anfchwellungemw'entdecken und zwar an jeder „aux eine, nicht aber mehrere einzelne den einzelnen Nervenfäden entfprechende. Aus diefem Allen geht hervor, dals wir uns das Rückenmark der höhern Thiere wol fo analyfiren können, als [ey es 'aus vie- _ den Ganglien'zulammengeletzt, ob wirtefelben gleich -im' ausgebildeten Zultande keineswegs mehr zu un- “terfcheiden im Stande find. Dafs die Sache fich auch veigentlich [o verhalte, beltätigt: G all [elbft an einem “andern Orte, indem er x) fagt, dafs auch er, wie alle j “übrige Anatomen, die Intumescenzen nicht gefehen haben würde, wenn er nicht die Nothwendigkeitjih- "res Daleyns ‘vorher aus allgemeinen Geletzen er- «kannt hätte. In der Mitte der vordern Fläche des, von allen "Velamenten entblöfsten, Rückenmarks finden wir “eine, der Länge def[elben nach laufende und daffel- "be in zwey feitliche Hälften theilende, Furche, in "welcher die vordere RückenmarksI[chlagader von ih- “rer Hülle der weichen Haut eingefchloflen herab- +Steigt, und indie der, oben auch [chon erwähnte, u) ], c. pag. 194. 150 2 Fortfatz der weichen Haut fich einfenkt. — Von Finfehnitten auf der hintern Fläche und zu beiden Seiten, durch die Viele das Rückenmark in vier Stränge haben theilen wollen, ift mir auch nicht die Spur zu Geficht gekommen. Wie aber diefer Irrthum entftanden feyn mag, werden wir nachher bey den Unterfuchungen über die Struktur des Rückenmarks felbft, deutlicher fehen. | Huber hat die äufsere Form des Rückenmarks gut abgebildet, daher habe ich es für überflülfg ge- halten, eine neue Kupfertafel hinzuzufügen. GR Die äufsere Geltalt der weilsen und der grauen Subltanz« Die Figur der einzelnen, das Rückenmark con- ftituirrenden, Markfubftanzen und das Verhältnifs beider unter fich, fieht man am deutlichften, wenn man das Rückenmark queer durch[chneidet, wie es in den beiden erl[ten Figuren dargeltellt ift. Man heht die weilse Subftanz im Umfange, die graue in der Mitte. Hierin kommen auch alle, die bis jetzt über das Rückenmark gefchrieben haben, überein, aufser Monro. Er») behauptet nemlich, es fände fich in allen Thieren, vorzüglich im Ochfen, unmit- telbar unter der pia mater eine feineLage grauer Sub- Stanz, die die ganze weilse Malle rund umgebe und in dem. Queerdurchfchnitt ‘eines frifchen Rücken- ınarks am deutlichften fichtbar fey. Ich habe diefe graue Subltanz im Umfange niemals ‚finden können, v) lc. p. 24. — 151 wiewohl ich viele Rückenmarke.von 'Thieren in die- fer Abficht mit Sorgfalt unterfucht habe. Ich bin da- her, ‚wie alle übrige Schrift£teller, dazu genöthigt, an ihrem Daleyn zu zweifeln. Jedoch läfst lich der Urfprung diefer Meinung nicht [chwer erklären. Sehr oft häuft fich nemlich eine 'grofse Menge Blut zwilchen der arachnoidea und pia mater an und coa- gulirt da fo, dafs das ganze Rückenmark mit einer dicken Bluthülle umgeben ift., Diefe färbt die unter ihr liegende weilse Subltanz, die dann faft das An- fehn von grauer Malle bekommt. Das auf diefe Art gefärbte äufserfte [tratum. der weifsen Subltanz, ilt nach meiner Meinung die, im Umfang fich findende, graue Malle des Monro. Denn dafs wirklich keine graue Malle im Umfange da [ey und nicht da [eyn könne, wird unten bey der Befchreibung der im Rü- ckenmark- ich findenden Fibrillen deutlich hervor- ehen. Die Fibrillen nemlich, mit denen die graue Subftanz immer verbunden ift und die fich von de- nen der weilsen Subftanz deutlich genug auszeich- nen, zeigen [ich nur im Centro, nie aber in der Peri- ' pherie des Rückenmarks. Die Form der grauen Subftanz, wenn wir fie durch das ganze Rückenmark laufend betrachten, hat einen Generaltypus, den man in allen Individuen mehr oder weniger modificirt wieder findet. In je- der medulla fpinalis nemlich können wir uns die graue Subltanz. im Ganzen ihrer Form nach vorftel- len, als beftände fie aus vier, bald dickern bald dün- nern, bald breitern bald [chmalern, Strängen oder 152 : — ! Platten, die der ganzen Länge des Rückenmarks nach von der Peripherie deflelben gegen das Centrum Streben, und deren Urfprungsorte an der Peripherie durch die vier Linien bezeichnet werden, welche die vier aus dem Rückenmarke hervortretenden Nerven- reihen längs der ganzen medulla [pinalis bilden. Je- doch entfteht keiner derfelben von der Peripherie um- mittelbar, fondern jeder läfst zwifchen fich und der pia mater noch’eine dickere oder dünnere Lage der weilsen Subltanz. — Die hintern und vordern Strän- ge jeder Seite kommen mit einander immer zufam- men, indem fie ich dem Centro des ganzen Rücken- mnarkscylinders mehr oder weniger nähern. Die bei- den [eitlichen Paare aber, deren jedes aus dem vor- dern und dem hintern Strange jeder Seite gebilder- wird, gehen felten unmittelbar in einander über; fie werden entweder durch eine queer gehende Platte der grauen $Subltanz verbunden, oder fie bleiben ganz getrennt. Letzteres habe ich [ehr häufig, befonders bey Thieren gefehen und Tcheint mir fehr merkwür- dig zu leyn, ob es gleich bis jetzt noch von keinem berührt ift. Mufs uns nicht dieles Getrenntl[eyn der grauen Subffanz des Rückenmärks in zwey [eitliche Hälften. wenn diefelbe auch meiltens verbunden find, zuerft darauf hinweifen, dafs diefelbe Dycho- tomie, die wir im ganzen übrigen Nerven[yftem und felbft im Gehirn [o [chön ausge[prochen finden, auch in dem Rückenmarke Statt finde, das beym erften Anblick [o ganz als eins erfcheint ? Er — 153 Diefer eben angeführte Typus ift in der grauen Subltanz des Rückenmarks immer fichtbar, wenn fie auch noch fo verfchieden gebildet zu leyn fcheint. Huber w) befchreibt die Form derfelben, ‚wie fe dich dann darbietet, wenn man das Rückenmark queer durch[chneidet. Er vergleicht'ihre Geltalt in diefer Durchfehnittsläche mit der eines Zungen- beins, deffen obere Hörner etwas verlängert find, Haller &) giebt ihr eine vierfchenklige und Mon- roy) eine kreuzförmige Geltalt.‘ Alle diele Figuren hat he nun zwar oft, aber nicht immer, fie können allo auch nicht als allgemeines Bildungsgeletz aufge- führt werden. Oft nemlich, befonders in Thieren, finden wir, dafs die vier Radien (man erlaube mir, die Durchfehnittsfläche der‘ oben befchriebenen Stränge der grauen Subftanz [o zu nennen, da jetzt zur von der Form der grauen Mafle 'im' Queerdurch- fehnitt die Rede ift) fo dick und kurz (ind und fich (der Peripherie’ [o wenig nähern, dafs die beiden Ra- dien jeder Seitefowohl derrechten als der linken ganz zulammenflielsen, und der Durchfchnitt zwey'ganz von einander gefehiedene graue Halbovale zeigt. Die- Se Geltalt der grauen Subftanz [timmt aber mit kei- =ier von den obigen Befchreibungen überein. Oft ift auch jener Queerftreif, der gleichlaın aus dem Zu- Jammenflufs aller Radien entfpringend alle verbin- det, fo lang, dafs die ganze, daraus hervorgehende, w) l.c. pag. 23. z) |. c. pag. 83. y) 1. ce. pag. 29. 154 eh Figur wol mit einem Zungenbeine, 'keinesweges aber mit einem Kreuze, verglichen werden kann. Oft endlich find jene vier Radien [o gegen einander ge- richtet, dafs fie alle in einem gemeinlchaftlichen Cen- iro zulammenflielsen und fich zu f[chneiden [chei- nen. Diele Form können wir nun ganz vollkom- men einem Kreuze, keinesweges aber, da die Queer- verbindung ganz fehlt, einem Zungenbeine pallend vergleichen. Und wo bleiben dann alle jene Verglei- che, [elbft der Haller’[che foweitumfallende, wenn, wie es öfters, be[onders bey kleinern Thieren, der Fall ift, ftatt aller jener Radien nichts als ein einziges ı Oval im Mittelpunkte fich findet ? N Der ver[chiedenen Form der grauen Subltanz ınuls nun nothwendig die Figur der, fe umgeben- den, weilsen Malle entf[prechen. _ Wie fich jeder _ leicht [elbft vorftellen kann, [o wird die weilse Maf- fe durch die graue, wenn die[e die Form eines Kreu- zes oder Zungenbeins in der Durch[chnittsfläche dar- bietet, dem Anfchein nach auch in vier Stränge ge- theilt, wovon der vordere dem hintern, der rechte dem linken der Figur nach gleich ift. Wenn aber die graue Subftanz nur einen einzigen dieken Cylinder oder zwey Halbeylinder in der Mitte des Rücken- marks bildet, dann kann auch die weifse Malle kei- ne beftimmte Formung zeigen, [ondern fie um- fchliefst dann die graue Subftanz wie ein Knochen fein Mark. > So viel Verfchiedenheiten giebt es in der Ge- ftalt jeder der beiden einzelnen Subltanzen. Es rich- dia t To 155 ten fich diefelben nicht allein nach den verfchiede. nen Thieren, [ondern auch nach den ver[chiedenen Wirbelbeinen, aus denen das Rückenmark geradetge- nommen ift. Die Art, wie dies gefchehe, verdient wol noch einer kurzen Betrachtung. _ Scr2u Form der beiden Subftanzen in den ver[chiedenen Thieren, In allen Thieren, die ich unterfucht habe, fand ich die graue Subftanz im Verhältnifs zur weilsen we- niger voluminös als beym Menfchen. Denn wiewohl in den gröfsten derfelben, z. B.im Pferde und Ochfen, das ganze Rückenmark viel dicker ift als im Men- fchen, fo ift doch die graue Subftanz in ihnen, wo nicht dünner, doch wenigftens keinesweges dicker. "Ueberdies find auch die einzelnen Stränge der grauen Subftanz im Menfchen viel ausgebildeter und nähern fich der Peripherie weit mehr als bey den Thieren, bey denen fie mehr im Centro contrahirt erfcheinen. Ferner liegt bey allen Thieren die graue Subftanz den Dornfortfätzen, beym Menfchen aber dem Körper der Wirbelbeine näher. Alfo liegt fe bey keinem ge- rade in der Mitte des Rückenmarks. Jenen Unter- fchied in der Lage der grauen Subftanz fand ich mehr oder weniger durch alle Exemplare vom Rückenmark beftätigt. Daher deutet er doch'wahrfcheinlich etwas und vielleicht etwas [ehr Wichtiges ah, was uns bis jetzt noch verborgen ift, was aber mit einer ver[chie- denen Function der medulla [pinalis in Verbindung ftehen kann. - Vielleicht könnte jemand glauben, 756 Sunadı ‚dafs, weil bey dem Thieren die’ graue Subftanz mehr ‘nach oben den Dornfortfätzen näher liegt, die Schen- ekel derfelben;diernach oben gerichtet find, kürzer feyen als die'untern, die gegen die Körper der Wir- belbeine hin weifen. Dies ilt aber nicht der Fall, denn die obern Schenkel nähern [ich der Peripherie des Rückenmarks weit mehr als die untern. ImMen- fehen dagegen, wö man das Gegentheil erwarten [oll- \te, find'die'vordern faft immer kürzer als die hintern. -Auch [cheinen fie von der Peripherie. weiter entferät 'zu bleiben. -Indefs find fie auch meilt dicker. — Aus ‚dielem Allen geht ‚hervor, dals das Verhältnis zwi- - chen den vordern oder untern und den hintern oder “obern Schenken der grauen Subltanz 'gewils einem allgemeinen’ Geletze folgt, was(aber bis jetzt noch "nieht aufgefunden ift. Eben fo ift auch'das Verhäk- nifs diefer'Schenkel der grauen Subltanz: zu den aus «dem Rückenmarke entfpringenden: Nerven noch un- "bekantıt. 'Im Menfchen ftimmen mit. den vordern 'kleinern Schenkeln der grauen Subltanz ‘die vordeen dünnern Nervenfäden wol überein, ‘aber ‘bey: den Thieren, in welchen die vordern oder untern Ner- venfäden auch ein geringeres Vohrmen haben, Andet ınan keine entfprechende Kleinheit der grauen Mark- fchenkel. ho Some Verlcbiedene: Formen der beiden Subftanzen in den'ver- fchiedenen Theilen des Wirbelkanals. Die weilse Subftanz bildet in allen Theilen 'des Bückenmarks einen vollkommenen Cylinder, der ge- e —— 157 gen das Ende in einen’ Conus ausläuft. So ohne alle Anfechwellung würde fich uns das Rückenmark zei- gen,'wenn wir die graue Subftanz ganz aus ihm her- äusnehmen könnten. Diele graue Subftanz aber, die fich bald mehr, bald weniger nach beiden Seiten hin auszudehnen [trebt, drängt jenen Cylinder der weilsen Malle nach rechts und nach links aus einan- - der und ertheilt ihm nicht nur [eine, im Ganzen von vorn nach hinten zulammengedrückte, Figur, '[on- dern ift auch die Urfach von den Intumescenzen an den Stellen, wo die Nerven entl[pringen. An diefen Orten ift nemlich die weilse Mafle nicht nur nicht vermehrt, f[ondern noch vermindert, befonders da, wo die Lendennerven abgehen. Die graue Subltanz hingegen dehnt fich hier [ehr aus und wird nicht [el- ten noch dicker als die weilse. ; An welchen Orten der Wirbelfäule' die beiden feitlichen Strängenpaare der grauen Subltanz fich dem Centro am meiften nähern, woalfo die queere Verbindungsplatte am wenig([ten hervortritt, davom habe ich das Gefetz nicht auffinden können. Beym Menfchen fcheint die Annäherung derfelben gegen. das Centrum, alfo gegen einander, in den Wirbel- beinen, in welchen die wenigften Nerven ent/[prin- gen, am geringften, im Pferdefchweife aber, wo die teilten Nerven ihren Urfprung nehmen, am gröfs- ten zu [eyn, und oft in wahre Berührung überzuge- hen. In den Thieren, glanbe ich, kann hierüber gar nichts feft beftimmt werden. Bey den Pferden und Ochfen glaube ich bemerkt zu haben, dafs beide N 158 —— feitlichen Strängepaare in der cauda equina meiftens fehr weit von einander getrennt find, in dem Theile aber, wo die Nerven für die obern Extremitäten ab- gehen, weniger weit. Inden Rückenwirbeln [ahich fe bald ganz, bald gar nicht zufammenkommen. — Die einzelnen Stränge der grauen Subltanz find ihrer Aus- breitung nach gegen die Peripherie zu, da, wo die Nerven der obern Extremitäten abgehen, immer bis auf einen gewillen geringern Grad ausgebildet. In den obern Rückenwirbeln aber nähern fie fich der Peripherie oft (ehr, oft verfchwinden fie ganz. — Die Queerlamelle von grauer Suhftanz, die die hei- den feitlichen Strängenpaare verbindet, [cheint dann. ‚vorzüglich zum Auftritt zu kommen, wenn die ein- zelnen Stränge vollkommner ausgebildet find, dann aber mehr zu ver[chwinden, wenn die graue Sub- Stanz zu jeder Seite nichts als einen dicken Strang bildet. Daher findet fie fich auch beym Menfchen, in welchem die radiale Form der grauen Subltanz mehr hervortritt, öfter und gröfser als in den übri- gen Thieren. Nur felten und nur bey den Thieren habe ich fie und mit ihr alle Ausbildung der Mark- [tränge verfchwinden [ehen, fo dafs ieh im Durch- fchnitt nur ein einziges Oval von grauer Malle im Mittelpunkte des Rückenmarks zeigte. Diefe nach den verfchiedenen Thieren und den verf[chiedenen Regionen des Wirbelkanals abweichen- den Formen der beiderley Subltanzen einzeln durch Figuren zu erläutern, habe ich für überflülßg gehal- ten, da theils jeder die Befchreibung auch ohne die- m 159 felben leicht wird verftehen können, theils diefe ver- Sehiedne Zuftände ohne alle Mühe und Präparation in jedem Rückenmark leicht gefehen werden kön- nen. Da aber die Form der grauen Subftanz über- haupt noch von keinem, weder von Frot[cher noch vonMonro, deutlich genug abgebildet ift, und auch vor mir auf die lo beträchtlichen Verfchiedenheiten derfelben noch niemand aufmerkfam gemacht hat, fo habe ich es doch nicht für unnöthig gefunden, zwey Figuren hinzuzufügen, die die graue Subltanz vom mittlern und vom untern Theile eines men{[chli- chen Rückenmarks, alfo gerade an den Stellen, wo es diegröfste Ver[chiedenheit in Abficht auf Form und Malle zeigt, darftellen. Dritter Abflchnit:e. Ueber die innere Struktur des Rücken. > marks. $. 14 ' Meinungen der Schrififieller über den inneren Bau des Rückenmarks. Die innere Struktur des Rückenmarks ift ein _ Feld der Anatomie, das bis jetzt noch ganz unbebaut liegt. Alle nemlich, die bisher über das Rückenmark gelchrieben haben, find bey der Befchreibung des Aeufsern, von dem bis jetzt gehandelt worden ilt, Stehen geblieben, ohne weiter in das Innere einge- drungen zu feyn. Faft alle Anatomen glauben nem- 160 lich, das eigentliche Rückenmark [ey eine einförmi- ge pulpöfe fich jeder weitern Unterfuchung ‚entzie- hende Malle, die nur durch die pia mater zulam- mengehalten werde, nach deren Wegnahme ie ihre Form nicht weiter behaupten könne, [ondern. (o- gleich aus einander falle. : Jedoch hätten fie auch oh- ne alle Unterfuchung es leicht einlehen können, dals diefe Meinung mit den allgemeinen Geletzen der or- ganifchen Bildung gar nicht übereinftiimme.. Denn woilt wohl in den höhern Thieren ein nicht Alüffiger organifcher Theil von fo beträchtlicher Grölse. als das Rückenmark, der nicht eine beltimmte Struktur hätte? Diefe Meinung müllen wir allo [chon a prio« ri verwerfen, ob wir gleich über den wahren innern Bau des Rückenmarks bis jetzt noch nichts willen. Etwas Belleres finden wir darüber bey einigenandern Schriftftellern. Laurentius Bartholinus, Hil- debrandt und Frotfcher nemlich beinerken, es zeige lich eine Abröle Struktur der Länge nach im Rückenmark, doch thun lie derfelben nur oberfläch- lich Erwähnung, ohne weiter aus einander zu fe- tzen, wo fie fich vorfinde, und ob fie in allen oder nur in einzelnen Theilen des Rückenmarks fich zei- ge. Daher will diefe Bemerkung auch zur Aufklä- rung der Conformation der medulla [pinalis im Gan- zen nicht viel [agen. Gall z)hat über diefen Gegen- ftand etwas Neues, aber nur wenig gefagt, Er meint nemlich, wie ich oben [chon erwähnte, dafs das Rü-, z) 1. c. pag. 29. N | | I 1 | mu 161 Rückenmark in allen Thieren ans eben [o viel Gan- glien beltehe, als Nervenpaare aus ihm hervortreten, air mit dem Unterfchiede, dafs diele Ganglien in den unter[ten Tbierklaffen völlig, in den obern we- niger getrennt. feyen. Was von diefer Meinung zu halten fey, die. theils der Stütze einer l[orgfältigen Unterfuchung zu enthehren,, thejls nur ausgel[pro- chen zu [eyn f[cheint, um einer theoretifchen An- Sieht Vorfchub zu leilten, wird am befien aus der ge- nanern Unterfuchung der innern Struktur des Rü- ckenmarks [elbft hervorgehen. er un $. 15. Das Rückenmark enthält eine zweyfache Sublianz, eine fbrö- fe und eine markige, Wenn wir den Bau des Rückenmarks richtig un- terluchen wollen, fo müllen wir vor Alleın die Be- Standtheile, aus denen es zulammengelerzt ilt, ge- hörig trennen und jeden derfelben für «ich betrach- tem — Jeder, der ein Rückenmark, das von allen Häuten befreyt und befonders fchon etwas weich ges worden ife, mit einer Pincette falst, wird l[ogleich bemerken, dafs; er etwas Membranen - oder Faden- artiges zwilchen der Pincette habe, vermöge welches er das ganze lkückenmark bewegen und von einem Orte zum andern tragen könne. Dals dieler, von der Pincette ergrillene, Theil von dem, welchen er bey der unmittelbaren Anfchauung desR enwise fieht und den er abfpühlen kann, [ehr verf[chieden Archiv f. d. Phyfiol, X: Bd. I. Heft. L 162 en feyn mülfe, wird jeder zugeltehen. ‚Wir finden allo eine ‚doppelte Subltanz im Rückenmark, eine, die beym erfien Anblick jedem in die Augen fällt,'die.bis jetzt allein den Anatomen bekannt war, die halbflül- ige, vielleicht dem Eyweils ähnliche, und eine an- dere, die nur durch eine genauere Präparation. demi Auge Gchtbar gemacht werden kann, die, compakter und fihrös ift. Die-Jetztere muls in der Befchreibung vorangehen, weil‘he. allein die Struktur des Rü- ckenmarks befimmt und..der. erftern -eine gewille Form giebt. Diefe Subftanz ift übrigens: von. den Fi- brillen, deren ich oben bey der weichen Haut er- wähnte, keineswegs ver[chieden. — Um nun aber diefe fibröfe Subftanz ihrer Struktur nach genau be- fchreiben zu können, ilt es nöthig, zuerft der Metho- de mit ein Paar Worten zu erwähnen, vermittelft welcher man fie dem Auge darltellen kann. Hierin hat der Herr Profelfor Villars in Strafsburg den erften Schritt gethan. Erilt der erfte, der die Idee hatte, das Rückenmark nach der Manier zu unter[u- chen, wie ich es unterfucht habe. ‚Er hat zwar nicht öffentlich, aber in einem Privat[chreiben geäufsert; dafs er durch die Reil’fchen Unterfuchungen über die Nervenftruktur auf die Idee gebracht fey, das Rü- ekenmark in kleine Scheiben zu [chneiden. Diele habe er in reinem Waller ausgewalchen, unterfucht und fo herausgebracht, dafs. auf der Oberfläche des Rückenmarks dielelbe ftrangförmige Struktur State finde, die Reil in den Nervenbündeln entdeckt ha- be. Ich machte die Verfuche nach, die übrigens gar 163 “nicht, weiter befehrieben waren, lernte aber bald, dals die von dem Rückenmark abgefehnittenen Schei- ben durch das Waller allein, wenn es auch, wie Vil- laxrs'will, Sehr häufig gewechlelt und fehr kalt zuge- Schüttet würde, die Textur gar nicht, oder doch we- augltens fehr unvollkommen, zeigen. Denn wennich jene Scheiben, ‚die mehrere Wochen in Walter gele- gen hatten, mit: dem Pinfel abwafchen und [o das "Mark trennen wollte, [o bemerkte ich bey geringer angewandter Kraft nichts und zerftörte bey grölserer ‚alles. Daher [ah ich mich genötbigt, andere Verfuche zu machen. Nachdem ich nan mehrere fruchtlos an- geltellt hatte, [o fand ich folgende Methode, die Struktur der Fibrillen im Rückenmark darzultellen als die befte. $. 16. Methode, die übröfe Subftanz (Reil's Neurilem) im j Rückenmark darzuliellen. Ich nahm ein Stück vom Rückenmark einesPfer- des oder Ochfens einige Zoll lang aus der Gegend der obern Rückenwirbel, wo die kleinften und we- niglien Nerven aus demfelben bervorkommen und legte es in eine Auflöfung von Kali caufticam in de- fiillirtem Waller, wovon eine Unze eine halbe bis eine ganze Draclhıme Kali enthielt. In diefer Auflö- fung liels ich es eine Woche oder etwas länger liegen. Dann fchnitt ich es in mögliehft feine und dünne Scheibchen, mit Hülfe eines lehr [char- Bo 1 Ö4 nn fen Mellers oder heffer mit'einer Scheere, und legte diefe Scheihchen in kaltes Waller. In diefem Waf- ler, was oft erneuert wurde, machten fie [ehon eine Trübung durch das vom Waller allmählig abgefpühlt- werdende Mark. Nachdem he nun wieder mehrere Tage in diefem Waller gelegen hatten, fchritt ich zur Präparation felblt. Ich that eine von jenen Schei- ben in ein kleines ‚[chwarzes hölzernes Gefäls, das einen ebenen polirten Boden hatte und auch mis Waller gefüllt war. Nun fpühlte ich durch Hülfe eines feinen Malerpinfels mit der gröfsten Genmig- keit und Vorlicht alles Mark ab, was beyın erften An- blick das ganze Rückenmark zn conftituiren fcheint, und fand fo am Ende ein netzförmiges Gewebe der feinfien Fafern, von welchen die gröfsten von der Peri- pherie, alfo von der pia mater nach dem Centrum, wo die graue Subfıanz gewelen war, [trebten. Die beyge- fügte Figur giebt davon eine deutliche Anfchanung. Wenn man jene Scheiben nach Villars Vorfchlage allein durch die Maceration im Waller präpariren will, £o bleibt das Mark, das vom Waller nicht auf gelöft wird, immer fo eompakt und den Fafern [o adhärent, dafs es von denfelben, belonders im Cen- tro, wo fie am feinften find, gar nicht Josgetrennt werden kann, ohne fe zu zerrei[sen und ihre For. mation gänzlich zu zerltören. Weshalb dann Vil- lars die fihröfe Struktur auch nur einem [ehr kleinen Theil nach an der Oberfläche gefehen hat. Um alfo das Mark von den Fibrillen leichter löfen zu können, habe ich es m Kali caufticum erweicht und flüffiger —— 165 gemacht. Dies Erweichen des Marks glückte mir immer befler, wenn ich.ein grölseres Stück vom Rü- ckertmarke macerirte und dies dann in kleine zer- theilte, als wenn ich das frifeheRückenmark [ogleich in die feinen Scheibehen zerfchnitt und diefe dann maceriren liefs. Die durch das Kali erweichten Scheiben legte ich deshalb vor dem Auswafchen erft in Walfer, um dem Pinfel vorzuarbeiten und das [chon zum Theil aufgelöfte Mark vorläufig von den Fibern abzufpülen. Die Scheiben mülfen [lo dünn als mög- lich gefchnitten werden, damit man wo möglich nach der Auswafehung nur ein einziges Stratum. des fihrö- fen Neizes erhält und das Bild durch mehrere über einander liegende Faferlagen nicht verwirrt und dun- kel wird. Dies hält aber [ehr [chwer, weil die Fi- brillen aufserordentlich fein’ find und die einzelnen Strata derfelben [ehr dicht übereinander liegen. Sehr gut ift es, wenn das kleine Gefäls, in dem wir die Scheiben abwalchen, ‘einen [chwarzen Boden hat, weil auf einem dunkeln Grunde. die- Struktur der weilslichen Fihriller , die wegen. ikrer Feinheit dem Auge kaum fichtbar find, viel deutlicher erf[cheint. _ Endlichdarf das Gefäfschen nicht von Thon oder von ingend einer andern ganz glatten Materie feyn. Denn wenn wirıdarin die Rückenmarksfcheibe vermittelt Jes Pinfels zulammendrücken, um dasMark von den Eibrillen zu irennen, [o adhäriven diefe beftändig an dem Pinfe), da ie am Boden des Gefälses gar ‚keine Raubigkeit finden, woran fie haften. könnten. Wenn man fie nun von dem Pinfe] wieder losınachen 166 nn will, fo zerreilsen fie [ehr leicht,‘ machen auch die Unterfuchung höchft befchwerlich. Im hölzernen Gefäfsen aber ift es anders. Denn wenn hier der Boden auch noch’fo eben gearbeitet ift, [o bleiben doch, befonilers wenn'das Holz nicht [ehr hart ift, immer einige Fafern oder Rauhigkeiten zurück, an die fich dann die Fibrillen des Rückenmarks eher anhängen als an die Haare des Pinfels. Dielen kann. man allo von ihnen, indem fie auf dem Boden des Gefälses bleiben, leicht trennen, um ihn von neuem aufzudrücken und fo allmählig das Mark von ihnen zu trennen. Ferner habe ich, wie ich oben erwähn- te, die Scheibehen aus dem Theile des Rückenmarks genommen, der in den obern Rückenwirbeln firzt und die gerimgfte Menge grauer Subftanz enthält, und dies zwar deswegen, weil die Fibrillen in der grauen Subltanz viel feiner find als in der weilsen, allo leichter zerreilsen,' theils weil ihnen auch das Mark viel fefterranhängt, fie allo in beider Rücklicht weit [chwerer darzuftellen find. » Nachdem’ich nun die Präparationsmethode der fibröfen Subftanz angegeben habe, [chreite ich zu der Befchreibung ihrer Struktur. Da diefe aber in der granen und weilsen Mafle verfchieden ift, fo mache ich den Anfang mit den Fibrillen der weilsen Maffe, theils weil diefe an Fxtenfität die überwiegenden find, theils weil'fie'ein unwandelbareres und 'regel- mälsigeres Gefüge haben. Vorher 'mufs ich äber den. Fortfatz der weichen Hirnhant, den ich oben bey der pia mater erwähnte, genauer befchreiben, da er ei- | PS mer . gentlich ‘auch "zur fibröfen Suhftanz''des Rücken- marks gehört und zwar am belten, als aus unzählich vielen an: einander gereihten Fibrillen beftehend, angefehen werden kann, und allo als das Hauptltück des ganzen Neurilems, als das einzige Stück, was einer [peciellen Befchreibung fähig ilt und als dasje- nige, wovon die Struktur des Rückenmarks am mei- r ften abhängt, betrachtet werden mufs. ., uch ER S.. 1% it . Der Fortfatz der pia mater, 'Wenn wir vou der vordern oder bey den Thie- ren von der untern Fläche des Rückenmarks die pia mater zu trennen fuchen, fo inden wir immer, dafs fie überall in der Mitte, wo die vordere Rücken- marksf[chlagader in einer eigenen Scheide herabfteigt und der Medulla felbft'eine Furche eindrückt, fefter adhärire als an dewübrigen Stellen. Bey der nähern Betrachtung 'ergiebt fich, dafs längs des ganzen Rückenmarks eine [ehr feine Membran von der innern Fläche der'pia mater'unter einen rechten Winkel’ab ins Rückenmark geht, und bis an das Centrum.def‘ felben eindringt. Diefe Lamelle fand ich bey allen Thieren, die ich unterfuchte, [elhlt bey den klein- ten. ' Sie muls daher wol ein welentliches Stück im Rückenmarke feyn. Man kann fie fich vorftellen, 'als fey fe'durch'einen nur halb geglückten Verluch, das Rückenmark durch die pia mater in zwey feitliche Hälften zu theilen‘, entftanden. Ihrer thun fchon Huber, Haller und melırere andere oberflächlich 168 se Erwähnung. Sie hat falt die Feinheit der Spinawe> behaut, verbunden ‚mit der Denlität und Compakt= heit der pia mater, ift immer einfach und f[cheint nichts als ein Fortlatz der innerften Lamelle der weichen Haut zu feyn. Sie gehtimmer bis auf die graue Subltanz, dringt alfo in den Thieren, bey denen die graue Subltanz mehr im obern Theile des Rückenmarks liegt, immer tiefer ein als beym Men- fehen. Sie führt mehrere Plutgefäfse, [chickt zu beiden Seiten viele Fibrillen aus, deren eine (wenn ı man nemlich das Rückenmark als vör fich auf dem Tifche liegend betrachtet) immer unter der andern. ent[pringt, und deren unterften, in diefichgie ganze: Membran fpaltet und endet, die. dickften ind. Alle diefe Fibrillen gehen, wie die von der ganzen in- nern Oberfläche der pia-«mater entlpringenden, nach der granen Snbltanz zu, die.von der rechten ‚Seite nach dem rechten, die von der linken nach dem lin- ken Strange, derfelben.'; Diele Struktar des Fort- fatzes der pija mater fieht-man am beften, wenn man ‚Ibn aus einem in. Alkohol erhärteten Rückenmark, behutfaın auspräparirt. Die Fihrillen nemlich wer- den vom Marke, das auf diefe Art contrahirt ift, nichtmehr lo felt umfchlolfen, als im natürlichen Zuftande, . können: allo einem Theil näch. leieht aus ihm hervorgezogen werden. Yet Haller @) meint, diefer Fortfatz diene, zu nichts als die Blutgefälse ‚nach der,grauen Subltanz; hin und von ihr zurück zu leiten. Wir bemerken nun va) l. c. pag. 83. 26% zwar viel Gefälse inihm, aber, dafs diefer Zweck. nicht fein einziger, nicht [ein höchfter fey, können wir fchon aus der ungemef[enen.Menge der, aus ihm entfpringenden, Fibrillen [chliefsen und werden es’bald näher erörtern, Er’theilt der ganzen Länge nach den vordern Theil des Rückenmarks in zwey feitliche Hälften, in eine rechte und eine linke. Ob nun gleich diele Theilung der Wirklichkeit nach nur im vordern Theile Statt findet, [o können wir fie der Struktur des ganzen Rückenmarks und belon- ders dem oben fehon erwähnten, doppelten Centro _ der Marklubftanz gemäfs, [ehr gut auf das Ganze, alfo auch auf den hintern Theil, ausdehnen. Auf die Art würde dann das Rückenmark aus zwey halben Cylindern'zufammengeletzt feyn, deren nicht con» vexe mit einander verbundene Flächen vorn darch jenen membranöfen Fortfatz getrennt würden, hin- ten aber ihrer Textur nach ganz zufammenflöffen und ohne Zerltörung des Nenrilems nicht getrennt werden könnten. — Sehr gut ftimmt mit diefer Meinung eine Beobachtung von Meckel überein. Er fah neinlich, “dals das Rückenmark der Kanin- chen in den. erften Stadien feiner Bildung eine Platte darftellte, die ganz eben aus einander gelegt war. Das Rückenmark nimmt alfo erlt nachher, indem die Ränder diefer Platte lich allmählig einander nähern, und endlich zulammenkommen, die cylin- drifche Form an. _ Diefe Plattenränder aber gehen, indem fie ich gegen einander [chlagen, nie unmit- telliar in einander 'über ‚und wachlen nie zulammen,! 170 ü Dis föndern behalten jene Membran, jenen Fortfatz der weichen Haut, immer zwilchen fich, als Andenken an ihre frühere Trennung. Mir-ilt es wenigltens wahrfcheinlich, dafs derlelbe Entwickelungsprocels des Rückenmarks, von dem Meckel die Spuren an den Kaninchen beobachtete, in allen höhern Thieren fich finde, da das ausgebildete Rückenmark in allen lo ähnlich geformt ift. ı $.., 18 Die fibröle Subltanz der weilsen Mafle, Gegen jeden der beiden Stränge der grauen Sub- ftanz, die neben einander liegen und die Axe der beiden Halbeylinder bilden, geht von der Hälfte der weichen Haut, die ihn umfchliefst, und von: [einer Seite des membranöfen Fortfatzes eine unzählbare Menge der feinften Fibrillen, ‘deren ich ‚oben bey der pia mater und dem membranöfen Fortfatze.[chon. erwähnt habe, wie Radien eines Zirkels gegen den Mittelpunkt, indem fie aufdie mannichfaltiglte Weile unter fich analtomofiren, und fich durch zahllofe Seitenälte unter einander verbinden. Meift, vorzüg- lich im untern Theile des Rückenmarks, ‚walten die von der Peripherie zum Centro ftrebenden Fibril- len an Extenfität vor und bilden fo mehr eine ra, diale Struktur. Aber oft find auch der Anaftomolen und der feitlich Ach ausbreitenden Aelfte lo viele und fo grofse da, dafs die Richtung gegen das Centrum falt ganz ver[chwindet, und die 'ganze’ibröfe Sub- Stanz mehr eine netzförmige Geltalt'annimmt. Dies bin 171 ift "oft in demfelben Rückenmark, ja in derfelben. dus ihm 'herausgefehnittenen Scheibe [ehr verf[chie- den. Die einzelnen Fibrillen,- deren Volumen in den verfchiedenen Rückenmarken und den ver- fehiedenen Regionen deffelben fehr verfchieden ift, End im Menfchen im Durchfchnitt nicht viel dicker als ein Spinngewebefaden, fo dafs fie, wenn fie fich nicht auf einem fchwarzen Grunde befinden, [chwer ınit blolsen Augen unterfchieden werden können. Ich habe aber ‚auch Rückenmarke von Menfchen ge- fehen, in denen einzelne von der Peripherie zum Centrum gehende Fafern die Dicke eines mittel- mäfsigen feidenen Fadens hatten. — Diefe von der ganzen innern Oberfläche der weichen Haut und von den beiden Seiten des membranöfen Fortlatzes ent- fprungenen und gegen beide Centra gehenden Fi- brillen convergiren: überall, aulser in der Mitte der 'hintern Seite, wo fie gewöhnlich etwas’ di- vergiren, indem der eine Theil'nach den linken, der andern nach dem rechten Centro 'der grauen Subftanz geht. ‘In der Mitte des ganzen Rücken- ınarks haben die Fibrillen der weilsen Subftanz, die die beiden Centra der grauen unter einander ver- binden, faft ganz eine netzförmige Struktur und gar keine vorherrfchende Direction. — Diefe Struktur der'Fibern für die weifse Subftanz findet fieh im ganzen Rückenmarke und zwar [o, dals man die einzelnen Lagen folcher, vom ganzen Umfange ge- gen die beiden Centra gehenden, Falern über einan- der falt überall ziemlich deutlich unterfcheiden kann. 172 en Wir können alfo das Rückenmark [einem fbröfen Theil nach anfehen, als [ey es aus einer unzähligen, Menge folcher Lagen über einander zulammengeletzt, die auf mannichfaltige Weife durch einzelne Fihril- len wieder verbunden wären und wechlelsweile in einander übergingen. Hierauf weilt auch [chon die obesı befchriebene Präparationsart hin. Ueber den Zufammenhang der einzelnen Lagen von Fibrillen können wir aın beften urtheilen, wenn wir eine etwas dickere Scheibe vom Rückenmarke abfehneiden und auswalchen, in welcher immer mehrere .derfelben über einander liegend durch das Mikro[kop unter: fchieden werden können. Obgleich nun die einzelnen Fibrillen der ein- zelnen Lagen, die der Länge nach unter einander von der pia mater ertfpringen, fich nicht immer vollkommen decken, [o dafs fie gerade über einander lägen, alfo keine ganz gerade Linie mit ihren Ur- {prungspunkten längs dem Rückenmarke bilden, lo können wir es uns doch, ihrer Feinheit und der unermefslichen Menge von Lagen wegen, [o vorltel- len, als ob die unter einander ient[pringenden Rei- hen derfelben in, Membranen zulammenflöffen, die fich der Länge nach ‚ vom Anfang bis zum Ende des Tückenmarks, und der Breite nach, ‚wie die einzel- nen Fibrillen von der Peripherie zum Centrum hinftrebten. , Eben fo können wir uns: dann- auch die Zwilchräume, die durch die.netzartige Struktur in allen Stratis gebildet werden, und im’ vollkomme- nen Zuftande das Mark enthalten, wenn wir die , eg) 173 | ‚ganze Reihe derfelben durch das ganze Rückenmark anfehen, als Kanäle betrachten, die neben einander ‘die ganze Medulla fpinalis hindurch fortgehen und ‘das Mark führen, obgleich ihre lamina in den ver- Sehiedenen Lagen fo wie die, fie bildenden, Fibril- Ten nicht genau auf einander pallen. So wird denn, auf diefe Art betrachtet, die Struktur des Rücken- marks der der Nerven [ehr ähnlich, und wir können ‚den Fibrillen den Namen des Neurilems nicht un- "pallend beylegen. — ' Wenn man ein an fich [chon etwas weiches Rückenmark noch einige Tage im Walfer maceriren lifst, und es dann, ‘nach Ein- fehneidimg der pia mater, vorfichtig’zu beiden Seiten aus einander zieht, [o wird man immer finden, dafs es der Länge nach in einer geraden Linie‘ [palter, gerade als ob eine Membran, die eben’ [o wie der Fortfatz der pia mater von oben nach unten undvon der Peripherie zum Centrum ginge, die Art der Spal- tung und die Spaltungsfläche beftiimmt hätte, die [eit- lichen Fibrillen nemlich in den einzelnen Lagen, die die radialen unter Ach verbinden, werden ihrer gröfsern Zartheit wegen zerriflen, und die Reihe der unter einander hiegenden radialen Fihern bewirkt, dafs die Trennung auf diele Art gefchieht, als ob eine Membran da wäre. Dafs das Rückenmark ge- neigt fey, auf diele Art fich trennen zu lalfen, leben wir an dem[elben, wenn es feiner pia mater entl& digt und in Sublimat oder, was noch wirkfamer ift, in verdünnter Salpeierläure erhärtet ift, vorzüglich beym Rückenmärke von kleinen Thieren, z. B. Vö- x) 174 -_— geln. .. Diefe,zerfallen,, ‘auf diefe Art’ behandelt, in eine Menge der Länge nach Jaufender Blättchen, die ährer Breite nach eben [o wie die einzelnen Fibril- len von der Peripherie zum Centrum ftreben. Diele Blättchen find dann wieder aus ganz dünnen Strän- gen zulammengeletzt., Diefe, der obigen Conftrue- tion des Rückenmarks gemäfse, [trängige Struktur ‚deffelben. fehen wir'auch an jeder frifchen'Medulla £pinalis. -Wenn-wir.nemlich das.KRückenmark auf die’ angegebene Weile. bis auf die graue, Suhftanz thei- len, und den einen Theil nach rechts, ‘den, andern ‚nach links legen, fo fcheint die ganze, uns fich dann darbietende, innere Subftanz aus einer Menge grö- fserer.‚und kleinerer Stränge, die’der Länge nach neben einander laufen, zufammengeleizt zu feyn. Das. Mark nemlich,, welches man bey diefem Expe- riment allein zu Gelicht bekommt, er[cheint uns, als beftände es, durch diePfeudokanälchen der Fibrillen geformt, aus einer zahllofen Menge Nervenftränge. Diefe geraden Stränge'zeigen fich uns aber bey die- (em Experiment mır dann, wenn wir bey der Tren- nung des Rückenmarks keine grolse Gewalt anwen- den. Werden aber die Theile nur ein wenig zur Seite gezerrt, [o werden die, bis jetzt allein Aicht- baren, Längenftränge zerftört, die vielen, ‘oben erwähnten, Seitenverbindungen und Anaftomofen zwilchen ihnen treten hervor und das Ganze be- kommt natürlich mehr das Anfehen einer netzför- migen Struktur. Diefe Struktur ift aber nicht Pro- dukt der Natur, fondern allein der Kunft, wie zen 175 überhaupt jede Netzform erft Produkt des Auseinan- ‘derzerrens nach den Seiten hin ift.. Wie fich das Boskonmark in beiden Fällen, f[owohl ern es mit, “als wenn es ohneGewalt getrennt ift, 'uns präfen- Aire; zeigt die beygefügte Tafel. — DieDarftellung ‚der funieulöfen Styuktär gelingt an den Stellen des „Rückenmarks am befien, wo die graue Suhftanz der Oberfläche am nächlten liegt, das Mark fich allo am deichteften trennen «läfst. Die Medulla, die man hiezu' gebrauchem'will, \muls nicht [ehr hart feyn, ‚denn [onft reicht. diefelbe Kraft, ‘die’ zur Theilung derfelben nöthig ilt,Satrch hin zu ihrer gänzlichen "Zerltörung. Frhärtung. des Rückenmarks macht, ‚dals man diefe Struktim leichter zu Geficht bekommt. Doch ift eigentlich gar ‚keine Vorbereitung nöthig, um fie zu fehen, denn in jedem frifchen von der pia mater enthlöfsten Rückenmarke, befonders aher in dem vom Kalbe, was meift (ehr hart‘ ift, 'erken- nen wir fchon an der Oberfläche [ehr deutlich viele Längenftreifen und Furchen, die auf eine funiculöfe Siruktur hinweilen. je m Dem Allen nach können wir das Neurilem im Rückenmark, [einer Conformation nach, faft mit keinem Theile des thierilchen Körpers, aufser mitdem Glaskörper und dem Nehenhoden vergleichen. Die Umhüllungen diefer nemlich, [chicken eben [o wie die pia-mater, Salerähnliche Fortfätze in die Subftanz delbft, ‚und geben diefer dadurch eine gewilfe Form. Sehr pallend aber Scheint mir die Zufammenfiellung | der erwähnten Struktur mit der im [panifchen Rohre 176 „zu feyn, nur mt dem Unterfchiede, dafs in diefem ‚die ‚Fihrillen. ein vollkommenes: Netz bilden, ‚in dem: fich. alle einzelne gleich amı Volumen nnd'an ‚Werth And, und fich keine durch 'eine beftimmte ‚Richtung auszeichnen, wie.es bey dem Rückenmark ‚der Fall ilt. Dies und die halbe Treunung der Me- dulla [pinalis in zwey Hälften, mit:zwey verlchiede- nenMittelpunkten- abgerechnet, können wir die gan- ze Compoßition des Rückeninarks mit der des fpa- nilchen Rohres [ehr gut vergleichen. In beiden ilt Mark zwifchen Fibrillen eingelchloffen und ‚dureh diefe, und zwar auf dielelbe-Art, geformt; Daher hat auch ein Rückenmark,, worin der Marktheil zu- fammengetrocknet ift, was z. B. einige Wochen in Sublimät gelegen hat, in [einer Durchlchnittsfläche dalfelbe Anfehen, als der Durchfchnitt eines ge- trockneten [panifchen Rohres, wie es bey uns im Gebrauch zu feyn pflegt: . In beiden ift das Mark zufammengelchrumpft und bildet (o, indem es ich an.die Fibrillen anlegt, leere Räume, kleine Löcher, allo- die Poroktät, die fe beide haben. $. 19. Die fibröfe Subftanz in der grauen Malle. Hierüber ift nur noch [ehr wenig zu erinnern. Die Fihrillen in ihr zeigen eine ganz einförmige voll- kommen netzartige Struktur, ohne alle vorherrfchen- de Richtung. Ferner find fie noch vial dünner als die in der weilsen Subftanz, wiewohl diefe [chon einen [o gerin- ie : — 177 gen Umfang haben; fie find nemlich ‚[o fein, dafs man in jenen ausgewalchenen und von allem Mark befreyten Scheibchen, an den Orten, wo die graue Subftanz gefeffen hat, mit blolsen Augen nichts fieht, als einen weilsen, etwas umegal gefärbten Fleck. _Selbft "mit dem‘ Mikrofkop kann man die einzelnen Fibrillen'nur [chwer unterfcheiden, doch fieht man deutlich, dafs he netzförmig unter einan- der verwebt find. — » Uehrigens gehen die Fibrillen der grauen Subftanz-in die der weilsen unmittelbar und mit [charfen Gränzen über; ‘doch verbietet die allzugrofse Zartheit und Feinheit.beider Subftanzen, die Art des Uebergangs näher zu erfor[chen. $. 20. Wefen der fibrölen -Subftanz, Hierüber läfst lich weiter nichts fagen, als dafs fie aus verdichteter animalilcher Subltanz, aus ver- dichtetem Zellftoff beftehee. Durch [ehr [charfe Mi- krofkope betrachtet, fcheint jede Fibrille aus un- zählig vielen Kügelehen zufammengefetzt zu [eyn. Wie lie fich‘ aber zur pia mater verhalte, ob fie diefer im Rückficht der Subftanz ganz gleich [ey, oder nicht, wage ich nicht zu beftimmen. Villars meint in feinem Briefe, dafs die Fibrillen, die er auf der Oberfläche des Rückenmarks entdeckt haben will, denen gleich feyen, die Reil als zufammen- ferzende Beftanditheile der gröfsern Nervenftränge dargethan hat. Aler ich weils nicht, wie ich diefe Archiv f. d. Phyfiol, X, Bd. I, Heft. M 178 hi. .! Aeufserung mit feinen gemachten Verluchen zulam- menreimen [oll. ' Denn diefe den Reilfchen Ner- venfibrillen ähnlichen Fafern. könnten ' doch nur Längenfafern feyn, und doch geht aus feinen, mit ganz dünnen. NRückenmarkslcheiben angeltellten, Verfuchen hervor, dafs er wahrfcheinlich Fragmente derfelben Querfalern,; die ich gefunden habe, gele- hen hat. Dals diefe beiden aber keineswegs mit einander verglichen oder verwechfelt werden kön- nen, geht wohl aus alle dem, was über beide gelagt ift, hinlänglich hervor. SCAn 2 15 72 Spalten des Rückenmarks. 4 Aus diefer Befechreibung von der Textur des Neurilems fieht man leicht, was von den Furchen, [owohl den vordern und hintern, als auch den feitli- chen, zu halten ley, die die Schriftfteller angeführt haben, und wodurch fie das Riickenmark in zwey oder in vier Stränge theilen wollen. Unter denen, welche das Rüskenmark durch vier Furchen in vier Stränge theilen, führe ich nur Sömmering an, der 6) am neuften derfelben Erwähnung thut. Ich zweifle aber daran, dals er je an einem gelunden und vollkommenen Rückenmark vier Spalten gefehen habe. Unter denen die zwey Furchen, eine vordere und eine hintere, annehmen, ift der Zeit nach Cuvier der letzte, Doch auch mit ihm kann ich nicht übereinfimmen, wie aus meiner gegebenen 2) l.c. pag, 68- — 179 Befchreibung vom Riückenmarke erhellt. Die Mei- nung aber, dals aulser der vordern Spalte, die allein der Natur gemäls angenommen werden kann und angenommen werden muls, noch eine hintere da fey, kann lich dem leicht aufdringen, der nur wenig Exemplare vom Rückenmark und diefe nur ober- Nlächlich unterfucht har. - Es giebt nemlich Rücken- ınarke; bey denen lich hinten, gerade in der Mitte aller ‚oder der meilten Falerlagen, zwey Fibrillen finden, die viel dicker als die übrigen find, und die in divergirender Richtung von der Peripherie aus, die rechte zum rechten und die linke zum linken Cen- frum der grauen Subftanz gehen. Ein [o gebildeies Rückenmark kann allo mit leichter Mühe auch auf der hintern Fläche aus ee‘ gezogen werden, und [o eine künftliche Spalte darftellen, die fehr leicht mit einer natürlichen verwechlelt werden kann. Aber an der Seite habe ich bis jetzt auch nicht einmal folchen Schein einer Spalte oder Pacht ent- decken können. Haller «) und Hildebrandt d) hahen hier [chon recht beobachtet. Sie nehmen nur die vordere Fillur an, die auch conltant da ift und in die der Fortlatz der pia miater lich einfenkt, wie fchon oben erwälhnt ift. e) I. c. pag. 87. d) 1. c. pag. 305. 150 an u r NER 75 u Die Höhle im?Rückenknarke iD 4A i Falt eben fo, wie mit den Filluren, geht es mit der Höhle der Medulla [pinalis, die Morgagni I Er elplich befchreibt, faft alle übrige Schriftfteller aber läugnen. Dafls Mor gagni diefelbe gelehen habe, wird niemand bezweifeln; aber es alt wohl auch eben fo gewils, dafs das Rückenmark, was er unter[uchte, nicht normal gebaut, [ondern kr. ankhaft, verändert gewelen (ey; denn alle übrige, die nach ihm das Rückenmark anatomirten, [o wie auch ich, hahen keine Spur von der Höhle entdecken können, die er: To grols fand, dals er den kleinen Finger hin- einftecken konnte. Vielleicht würden wir fie auch gefunden haben, wenn wir das Rückenmark von ei- nem Menfchen zu unterluchen Gelegenheit gehabt hätten, der an Wafllerkopf oder an gelpaltenem Rück- grat gelitten hatte. Ich wenigltens bin überzeugt, dafs diefe Höhle nur Produkt einer allzu grolsen Wallererzeugung fey und lich nur in jenen’beiden Krankheiten findet. Dafs übrigens diefe Höhle des Morgagni nichts als eine Continuation der vierten Hirnhöhle fey, geht aus der Befchreibung delfelben hervor. Er l[agt nemlich, dafs fie in der Mitte des obern und hintern Theils des Rückenmarks fichtbar gewelen [ey. «) Adverl, anatom. VI. Animad. XIV. pag. 57. — 18 Sa Ueber’den Markıheil des Rückenmarks im Allgemeinen, Die zweyte Subftanz, die fich in der Medulla fpinalis indet, das Mark, l[owohl das graue als das, weilse, ift viel weniger dick und compakt als das im Gehirn, was auch [chon immer bemerkt worden ilt. Das Mark des Gehirns hat nach den neueften' Un- terfuchungen überall eine beftimmte Struktur, das Mark der Medulla fpinalis aber ilt fo weich und [o “wenig eohärent, dals es für fich gar keinebeftimmte Form zeigt und [ehr leicht zerfliefst: ‘Die Geltalt - allo, unter welcher wir dallelbe im vollkommenen Rückenmark erblicken, ift ganz dem Neurilem, ‘von welchem es umgeben ift, zuzufchreiben. Durch diefes und zwar durch die Pfeudokanälchen deffel- ben, fcheint es in lange, der Länge des Rücken- marks nach laufende, neben einander liegende, Strän- ge gebildet zu werden, wie fchon oben erwähnt ilt. — - Ueber ‘die wahre Natur dieles Marks kann ich, fo wie alle die, welche vor mir über dielen Ge- genftand gefchrieben haben, nichts befiimmen. Es ift eine halbllüffige, im Waller leicht auflösliche, und vor allen thierifchen Theilen leicht faulende Malle. Dafs fie bis in ihre kleinften Theile homogen Tey, "bezweifle ich, vielmehr ift es wahrfcheinlich, dafs fie aus fehr kleineri Kügelchen und einer etwas Nül- figen Subltanz, in der diefe Kügelchen eingelenkt find, beftehe,; wie das Blüt, der Fitern. (!w. Hier- "überift aber bey mir gar keihe Gewifsheit, da theils “iefe Unterfuchungen an "ind für fich mänchen ı$2 ‚ — Schwierigkeiten unterworfen find, theils von mie noch nicht genau genug angeftellt werden konnten. Ueberdem gehört nach meiner Meinung die Unter- „Suchung des Marks, fowohl ausder Medulla [pinalis, als aus den Nerven, mehr für das Forum des Zooche- mikers, als des Anatomen. — Dals übrigens das Mark der Medulla [pinalis auch feinem Wefen nach ein ganz anderes fey, als das des Gehirns, erhellet fchon daraus, dafs es fich gegen manche Rea- gentien ganz anders verhält, als dieles. Durch Salpe- terfäure nemlich wird das Hirnmark ganz erhärtet und eonträbirt, das Rückenmark aber gewinnt nur Sehr wenig an Confiftenz. Das Mark. des Rückenmarks [elbft ift-auch in den verfchiedenen Thieren verf[chieden, [chon nach dem, was man. ohne alle genauere Verfuche wahr- nehmen kann. „In einigen, z. B. dem Menfehen, ifv es weicher, in andern, den Ochlen, ift es härter, in einigen hänge es mehr, in andern weniger, [owohl unter fich als mit dem Neurilem zufammen. Auch die Wirkung der galvanifehen Säuleraufs Rückenmark zeigt nichts Neues über die Natur def- felben.. An dem einen, den Sauerftof raubenden Pole [chwellt es auf und wird weich, an dem andern, der den Walferftoff, entzieht, [cheint es etwas zu- fammenzußintern und fich zu contrahiren.‘ ı RENE $.5..24: Von;jeder der beiden Markfublianzen einzeln, Die weifse Subltanz ilt viel dichter-und eompak- ter und hängt dem Neurilem weniger felt an, als die —— usa graue, auchhat fie nur wenigBlutgefälse. Die graue Subftanz hingegen ilt lockerer und gleichlam zelliger und hängt den Fibrillen fefter an, was man beym Auswafchen der[elben deutlich bemerkt. Auch hat fie viel mehr Blutgefälse. Dals fie aber auf der an- dern Seite, wie Ruylh will, aus lauter Blutgefä- [sen beftehe, wird nach meiner Meinung [chon da- durch widerlegt, dafs fie in kurzer Zeit einem gro- [sen T'heil nach eyaporirt, wenn man das Rücken- mark nur einer mälsigen Wärme ausletzt. Aus die- fem Umftande läfst fich aber auf ihre Nüchtige und gleichfam ätherifche Bef[chaffenheit [chliefsen, ‚die wir bey der weilsen Subftanz 'vermilfen, wo wir die Verdunftung nicht bemerken. Was aber von derlel- ben nach Wegnahme der Gefälse zurückbleiben wür- de, wiffen wir nicht. , Dals fie, wie Malpighi lehrt, aus kleinen Bälgen beftehe, glaube ich, auch von der Zartheit ihrer Subftanz abgelehen, [chon deshalb nicht, weil dergleichen ab[fondernde Orga- ne, unter deren Kathegorie ich doch einen lebendi- gen Balg im lebendigen Körper bringen muls, nur in den Vegetationsinftrumenten gefunden werden, die, graue Suhbftanz aber gewils der am meilten animali- fche Theil im ganzen thierifchen Körper ift. Eine von der grauen und weifsen Subltanz ver- fchiedene, und zwifchen beiden in der Mitte liegen- de weifsliche Subftanz, die Frot[cher f) erwähnt, aber nicht gerlauer'befchreibt, habe ich eben [o we- nig, als die übrigen Unterfucher entdecken können, p. c.pag. 7- „184 | ua z Dadurch ift’es aber noch nicht erwielen, dals fie niemals da fey und niemals da gewefen ley. Viel- leicht ift fe das Produkt eines krankhaften Zultandes des Rückenmarks, Da Ift das Rückenmark ein Nerve oder nicht? - Sömmering.g) vorzüglich hat von diefem Ge- genltande gehandelt, und beftimmt, das Rücken- mark [ey (einem Wefen nach von den Nerven ganz ver[chieden. Andere, von denen ich nur Mayer und Frot[cher änführe, haben, dem Sömme- ring gerade entgegen, das Rückenmark für den gröfsten ‚Nerven des Körpers ausgegeben. Was ift wol davon zu halten ?'— Wenn wir die Struktur des Rückenmarks, die doch allein Schiedsrichter. in die- (em Streite [eyn kann, genau ins Auge fallen, und mit der des Gehirns auf der einen, mit der der Ner- ven auf der andern Seite vergleichen, [o werden wir leicht einfehen, dafs die Medulla (pinalis weder zu den Nerven, noch zu deın Gehirn zu rechnen [ey. Denken wir uns nemlich das ganze Nervenfyltem als aus zwey Theilen aus Mark und Neurilem zufam- mengeletzt, [o ergiebt es fich von [elbft, dafs das Verhalten dieler beidew Subftanzen gegen einander in allen drey Theilen verfchiedenfley. Sie find in den Nerven durchaus und unendlich von einander getrennt, fie nähern [ich einander‘mehr im Rücken- marke, und im Gehirn verbinden fie fich endlich 3) 1. c. pag. 7. NUEEEERDES 185 ganz mit einander und Nielsen vollkommen in eins zulammen. Das Nenrilem bildet in den Nerven gan- ze felte Kanäle, in welchen das [ehr weiche Mark enthalten ift, im Rückenmark find die Wände der Kanäle unterbrochen und nur einzelne Fibrillen übrig geblieben, welche auf diefelbe Art, aber im geringeren Grade, als die Kanäle das Mark zufam- menhalten und formen, was hier aber auch des Zu- fammenhaltens weniger bedarf, da es hier in fich confiftenter geworden ift. Im Gehirn endlich ver- fchwindet das Neurilem ganz, die Trennung in fibrö- fe Subftanz und Mark fällt ganz weg, beide find in eine Malle zulammengefloflen, die in Rückficht der Conliftenz zwifchen den beiden vorigen Subftanzen die Mitte hält. Das Hirnmark ift zerflielsbar, wie der Marktheil des Rückenmarks und hat‘ eine be- f{immte Struktur, wie das Neurilem der Nerven. Da- her würde es auch wol fehr gut feyn, wenn die ver- fchiedenen Subftanzen, die bisher alle den Namen des Marks geführt haben, auch durch die Benennung getrennt würden, wie fie es durch die Natur find. Ein anderes Moment in der Vergleichung des Gehirns, des Rückenmarks und der Nerven unter ein- ander, ift das gegenfeitige Verhältnis der weilsen und grauen Subftanz in ihnen. Beide Subftanzen find in den Nerven und befonders in den Ganglien noch nicht deutlich ausgebildet, ‘wenigltens noch nicht diftinet getrennt , fondern fie liegen noch ver- inifcht im erften Rudiment. Im Rückenmark find fie zwar gelondert, aber auf der andern Seite durch die, 85 a nach’ allen Richtungen ausgehenden, Schenkel.der "grauen Subltanz gewiffermalsen wieder verbunden, wenigftens im mehr Berührungspunkte gefetzt. ' Im "Gehirn endlich ftehen fie beide in’ ihrer, vollkom- menlten Ausbildung von einander gelöndert da, '; .— Vierter Abfchnitt, Vomden Rückenmarksnerven, $:26: Ueber die Zulammenletzung der Rückenmarksnerven in über den Verlauf derfelben aufserhalb der weichen Haut im $ Wirbelkanale. Hier ift nur von den eigentlichen Rückenmarks- nerven die Rede, welche aus den Zwilchenwirbel- beinlöchern hervortreten. Den Nerven des Willis ‚fey mir allo vergönnt zu übergehen. Solcher eigentli- schen Rückenmarksneryen treten auf jeder Seite 30 ans der dura mater der Medulla fpinalis hervor, de- ren jeder aus zwey Strängen, einem vordern und ei- nem hintern, zulamımengefetzt ift. ° Die einzelnen Stränge beftehen wieder, aus vielen Fäden. Sehr merkwürdig ilt es gewils, dafs die vordern und bey den Thieren die untern Stränge immer dünner und aus feinern Fäden: zulammengeletzt er[cheinen, als die hintern.oder ohern. Frot[cher .%) und Gall) haben das [chon bemerkt und wir können diefen Un- R 7 l! c. paß. 15. OF) We pag 194. > . u ls ‚male 187 terfchied bey jedem Rückenmark von jedem Thiere, fo wie auch in allen Regionen der Medulla (pinalis deutlich wahrnehmen, vorzüglich gut aber habe ich ihn beym Menfchen und beym Ochfen und zwar an. den Nerven, die nachher das Armgeflecht conftitui- ren, gelehen. Es ilt mir [ehr wahrfcheinlich, dals diefe conltante Verfchiedenheit zwifchen den vor- dern und hintern Nerven mit einiger Verfchieden- heit zwilchen ihren beiderfeitigen Funktionen zulam- menltimme. Doch können wir über die Natur der- felben nicht einmal eine Vermuthung wagen, ‚es müfste denn vielleicht die feyn, dafs die vorderen die wichtigeren wären und eine höhere Kraft ausüb- ten, als die hintern, da fie dünner find und die Ner- ven in der Thierreihe immer mehr und mehr an Di- ‚cke abnehmen, je vollkommner die TBiere werden, in denen fie fich finden. — Jeder von den beiden 'Strängen befteht, wie [chon oben erwähnt ift, aus einer grölsern oder geringern Menge von Fäden oder Fibrillen. Frotf[cher, der ihre Anzahl mit der grölsten Genauigkeit unterfucht, und in dem vor- ‚dern und hintern Strange bey jedem Nerven [chr Sorgfältig verglichen hat, l[agt, dafs die vordern immer „weniger Fäden enthalten als die hintern. Oberfläch- lieh betrachtet Scheint dem nicht [o zu leyn, denn die vordern Stränge beftehen fichtbar. aus einer Men- ge Fäden, die einzeln aus der pia mater hervortreten ‚und wie die Fihrillen einer Wurzel auf ver[chiedene Weile unter fich, analtomofiren. ‚Dahingegen. die bhintern nur aus einigen wenigen dickern Fäden zu 188 cam beftehen [cheinen, die ganz aus der pia mater ent- fpringen und keine Anaftomole unter fich machen. ‘Allein bey genauerer Betrachtung der hintern Ner- ven, befonders anihrem Urfprunge, entdeckt man, dafs auch he aus einer Menge feiner Würzelchen zu- fammengeletzt find. Ob aber hier oderin den vor- ‘dern Nerven deren mehr find, kann ich nicht be- ftimmen, da ich es für Zeitverlult gehalten habe, ei- ne genauere Zählung anzuftellen. tal Bey vielen Thieren und auch bey dem Menfchen haben die einzelnen Nerven nach ihrem Austritte aus der pia mater keinen ganz queeren Verlauf im Kana- le der Wirbelfäule. Sie entfpringen nemlich höher ‘oben aus dem Rückenmarke als dies bis zu den Zwi- fchenwirbellöchern, die zu ihrem Austritt beftimmt Sind, herabgetreten jft, machen alfo im Kanale der Rückenwirbel keinen queeren, fondern einen fchie- fen Weg, der immer longitudineller wird, je tiefer unten nach dem Schwanzbeine zu die Nerven 'ent- Ipringen. Diefe Struktur ift aber, wie ich oben fchon erwähnte, nicht durchgreifend'durch alle Thie- re. Bey allen Vögeln, die ich unter[ucht habe, und auch bey einigen Säugethieren, z. B. beym Schweine, haben nicht alle, einen Strang conftituirende,, Ner- venfäden, wie es bef’dem Menfchen und den’ mei- {ten Säugthieren der Fall ift, eine herabfteigende ' Richtung, fondern die obern derfelben fteigen her- ab, die untern herauf und vereinigen ich fo in einen Sfrang, der fich dann mit dem entgegerßeferzten, init dem'vordern, wenn er der hintere ilt, und üm- ur x Tr — 189 gekehrt, zu einem Nervenbündel vereinigt. «Der (o, conftituirte Nervenbündel fteigt dann, natürlich auch. nicht herab, was der auffteigenden Direction der untern Nervenfäden widerfprechen würde, fondern fie haben alle, auch das unterlte, einen transverfellen Verlauf im Wirbelkanale. Dafs; das Rückenmark der Vögel diefer Urfach wegen keinen Pferdefchweif ha- be, ift’oben’ Schon gefagt ;. wahrfcheinlich ift dalfelbe beym' Schwein: der-Fall,'ich kann aber jetzt nicht, ganz beftimmt darüber entleheiden, weil ich das En- de des Rückenmarks bey demfelben noch nicht ge- fehen habe. ; + Die vyordern und hintern Stränge durchdringen die harte Haut getrennt, [obald fie aber ‚diefelbe durchbohrt haben, [o werden fie durch eine Schei- de derfelben verbunden. Da allo, wo ein Nerven- bündel aus der harten Hirmhaut hervortritt, findet fich wenigftens ein doppeltes Loch, eins für den vor- dern und eins für den bintern Strang. In vielen Thieren, befonders den grolsen, mit dicken Nerven begabten, z. B. im Ochfen, finden fich deren noch viel mehr, wenigftens für die gröfsern Bündel, die zu den Extremitäten gehen. Hier hat falt jeder Ner- venfaden [ein eignes Loch. Im Menfchen habe ich nie mehr als zwey gelehen, vielleicht aber nur des- wegen, weil die Zwifchenwände. zwifchen den Lö- chern [o klein find, dafs fe bey der Wegnahme der Nerven immer zerrillfen werden. —. Sonft glaubte man allgemein, dafs für den ganzen Nervenftrang 190 nur ein Loch in der dura mater (ey, und Monro A) }lt der erfte, der mit'Beftimmtheit deren zwey nach-' gewiefen hat. Mit Unrecht bürdet er aber dem Hal- ler auf, dafs diefer nur eines Erwähnung gethan habe. Haller) nemlich wagt hierüber nichts Ge- naues zu beftimmen, er führt die Meinungen der ein- zelnen Schriftfteller über diefen Gegenf[tand an und Setzt, um [eine eignen Worte zu gebrauchen, hinzu, dafs dieNerven in ein oder in zwey [ehr nahe’ an ein- ander liegende Löcher verbunden würden. ‘ REN Urf[prung der Nerven aus dem Rückenmark. Bey der Nachforlchung des Ur[prungs der Rü- ckenmarksnerven, geben uns auf diefem [chlüpfri- gen Wege, die Vorgänger wiederum nur [ehr wenig oder gar kein Licht. Die meilten, welche über das Rückenmark oder über die, aus ihm entfpringenden Nerven gelchrieben haben, enthalten über die Ent- ftehung derfelben entweder gar nichts, oder doch et- was [ehr mageres. Huber und Frot[cher fagen über die Art des Urfprungs gar nichts, ich mülste denn eine merkwürdige Stelle im Frot[cher m) hieher rechnen, in welcher er den Urfprung aller Nervenfafern ans der protuberantia annularis daraus beweilt, dafs man es fühle, wenn irgend ein Nerve verletzt werde. Die übrigen haben den Urfprung k) l. c. pag. 30. 1) 1. ce. pag. 239. m)) |. c. pag- 8. 191 der Rückenmarksrierven ganz im Dunkeln gelallen. Sie haben die Nerven, [o weit man fie ohne grolse Mühe mit blofsen Augen verfolgen kann, bis zu ih- rem Austritt aus der pia mater gut be[chrieben, und präjudieirt, dals fe aus dem Rückenmarke [elhft ent[prängen, fich aber um die Art’ ihres Zufammen- hanges mit demlelben weiter nicht bekümmert. Gall ift der erfte, welcher uns auf ein gewifles Verhält- nifs zwilchen den beiderley Markfubltanzen und den Nerven: aufınerkfam gemacht hat. Auch "kann es meiner Meinung nach [elbft dem ‚weniger‘genauen Beobachter kaum entgehen, dafs eine gewil[e Ueber- einftiimmung zwifchen der grauen Subftanz und den Nerven des Rückeninarks Statt inde. Denn erftlich entfprechen die vier Reihen der entfpringenden Ner- ven. den vier Schenkeln der grauen Subftanz; dann zeigen fich die Nerven immer an den Stellen der Pe- ripherie, wo ihr die Stränge der grauen Sub- “ Stanz am nächften find, endlich wird die graue Sub- Stanz an allen den Orten viel dicker, wo viel Ner- ven aus der Medulla [pinalis bervorgehen. "Es ilt al- fo wol keinem Zweifel, unterworfen, dafs die graue‘, Mafle mit den -N@gven in irgend einem Bezug L[tehe. Es folgt daraus aber noch nichts für eine materielle Verbindung beider, da die Beziehung auch in einer dynamifchen Spannung ohne körperlichen nexus Statt finden könnte. Gall z) behauptet, auch die - materielle Verbindung fände Statt, indem er lagt, dafs man nach der Trennung der weifsen Subftanz n)l.c pag. 334. 292 —_—_ hey Pferden, die Nerven bis. in ‚die graue Maffe verfolgen und. die Würzelchen derfelben. in jener kriechen fehen und aus ihr herausziehen könne: Diefe Behauptung 'zu prüfen, ihre Wahrheit “oder Ealfchheit -zu..erweilen, ift, wie jeder leicht ein-, heht, . wiegen, der‘ unendlichen Zartbeit der Ner- venfafern und der, grolsen Weichheit des Rücken- marks lehr f[chwierig.. Lange Zeit bemühte ich mich vergebens, ‘den Urfprung der Nerven im: Bäckenmark zu entdecken. Wenn ich die pia ma- ter von einem frilehen oder in Alkohol erhärteten Bückenmark vabzog, um nachzufehen, wie die Nervenfafern durch diefelbe ins Mark hineinträteny fo löften Ach immer mit den Fibrillen des Neuri- lems auch die Nerven vom Rückenmark los und blieben an der pia mater fitzen und zwar lo, dafs nicht einmal eine Spur von Zulammenhang derfel- ben mit. der Oberfläche des Rückenmarks übrig blieb... Dann verfuchte ich, um die Nerven in ih- nen zu verfolgen, das Rückenmark [elbft zu öffnen und aus einander zu legen. Aber die frifchen Rü- okenmarke. waren lo weich, dafs bey der Tren- nung derfelben in zwey Theile, ähre ganze Struk- tur zerltört wurde. In den Exemplaren aber, die in Alkohol oder in Salpeterfäure: erhärtet waren, fand ich das Mark [o ın fich Lelbft contrahirt und zulammengefintert, dafs ich die, Struktur der 'ein- zelnen Theile nicht mehr unterfcheiden konnte. Auch in den, durch eine wälsrige Auflöfung des Suhli- a 2 - — 3 . 193 Sublimats erhärteten,. Stücken fuchte ich vergebens dem Urfprunge der Nerven auf die Spur zu kom- men. Endlich, als ich an dem glücklichen Erfolge meiner Unterfuchungen [chon verzweifelte, löfte ich, um das Rückenmark [o hart als möglich zu machen, die gröfst- möglich[lte Quantität von Subli- mat in Alkohol auf, legte in diefe Auflöfung den Theil der Medulla [pinalis von einem Ochlen, wo- von die Nerven für die vordern Extremitäten ent- Springen. Auf diefe Art fah ich vorzüglich an ei- nem Stücke, was an dem Orte, wo die Nerven vorkommen, vorher [chon gefpalten gewelfen war, die Nerven ganz deutlich, nicht allein wie fie in die weilse Subltanz eindrangen, [ondern auch wie fie durch diefelbe durchgingen und ich bis zur granen Suhltanz forterltreckten. Die Nervenfäden, die im Marke lagen, waren nicht [ehr dick, lagen aber dicht neben einander, [o dafs die Längen Stränge der weilsen Subftanz eine ziemliche Stre- cke ganz durch he getrennt wurden. An Weich- heit und Farbe ftanden fie in der Mitte zwilchen dem weifsen und grauen Mark und hatten vom Neurilem keine Spur, Das zeigte fich [ogleich, wenn man fie mit einer Pincette ergreifen wollte, denn diefe fand in ihnen gar nichts, was fie hät- te fallen oder fefthalten können. Bis zur grauen Subhftanz konnte ich fie verfolgen; auf welche Art fie aber mit diefer zufainmenhingen, war ne wegen der allzu grofsen Weichheit und Zartheit Archiv f. d. Phyfiol. X. Bd. I. Heft. N ing, 194 der Theile zu entdecken unmöglich. Nachher ha-, - be ich die [Nervenfalern eben [o auch in einem Menfchen-Rückenmarke gefunden, das ich eben [o vorbereitete, nur nicht mit der grolsen Deutlich- keit,.als bey, dem vom Ochfen. Endlich glückte es mir auch in einem noch ganz frifchen und fehr harten Kalbsrückenmarke die Nerven bis zur grauen Subltanz zu verfolgen und zwar noch deutlicher als bey den beiden vorigen Verfuchen. —. So kön- nen wir denn den dynamifchen Zulammenhang zwilchen den Nerven und der grauen Subftanz des, Rückeniarks, den wir vorher [chon, der ganzen Struktur des Rückenmarks nach, anzunehmen be- rechtigt waren, jetzt durch einen materiellen un- -terltützen, der jedem zur unmittelbaren Anfchauung gebracht werden kann, allo dem Reiche der Ver- | muthungen entrillen ift. Auf diefe Art glückt es uns allo immer mehr und mehr, den Urfprung aller Nerven bis zur grauen Subftanz zu verfol- gen. — Hinzufügen muls ich noch, dafs de Unterfuchungen fowohl in der frifchen als in der durch Sublimat und Alkohol erhärteten Medulla | £pinalis, wegen der [chon oft angeführten Zartheit der Theile, fehr häufig milsglücken. Daher muls man fie oft wiederholen, wenn man das er[temal nichts findet, und immer lehr vorlichtig und forg- fälig dahey zu Werke gehen. Wenn man unprä- parirte Medullen unterfucht, woran die Verluche arm beften gelingen, und die ich auch nachher immer dazu genommen habe, fo muls man lie [o 295 Frilch, [Lo dick, fo hart und mit fo dicken Ner- ven verfehen als möglich nehmen; auch dürfen fie noch nicht den geringften Druck erlitten haben, da fonft die Gränzen zwilchen dem’ Mark der Ner- ven und dem Mark der Medulla [pinalis im Innern {ah leicht verwifcht werden. In einem weichen Bückenmarke ift von dem Nervenurfprunge gar nichts und in einem dünnen mit dünnen Nerven- fäden verfebenen nur mit der gröfsten Mühe etwas Unvollkommnes zu entdecken. An Rückenmarken von Ochlen oder von Kälbern ift die Unterfuchung am leichteften. — Endlich. mufs ich noch ein Mo- ment erwähnen, was bey der Auffindung der Ner- venurfprünge [ehr wichtig ift.. An den Orten, wo die vier Reihen der Rückenmarksnerven entl[prin- gen, finden fich, belonders bey jüngern Thieren, bald mehr bald weniger deutliche Spuren von Fur- chen, die ganz denen, die man re den Körpern des verlängerten Marks antrifft, und aus denen die Nerven, welche nachher in die Kopf- höhle gehen, hervortreten, entfprechen und gleich- Sam als Rudimente derfelben anzufehen find. Die Furchen im verlängerten Mark find ziemlich tief und machen, dals ein Theil von dem andern leicht getrennt werden kann. Diefe letztere Eigenfchaft haben nun auch die Stellen, an denen die Ner- ven aus dem Rückenmarke entfpringen, zurückbe- halten, wiewohl die Furchen dafelbft, befonders in den ältern Subjekten, gänzlich verfchwunden find, Das Rückenmark trennt ch an.dielen Orten am N z 196 Zu allerleichteften, was auch aus den vielen Ner- venfäden, die die Längenftränge des Rückenmarks queer durch[chneiden, hinlänglich erklärt wird. Daher hat man.einen doppelten Vortheil, das Rü- ckenmark immer an diefen Orten aus einander zu ziehen, wenn man den Urfprung der Neryen [e- hen will; theils läfst fich daffelbe hier ohne es zu ' zerltören, am belten theilen, theils kann man die Nerven auch blofs dann fehen, wenn man gerade die Längenftränge des Marks, zwifchen welchen fie liegen, von einander trennt. Bricht man an einem andern Orte ein, [o dafs man alfo noch Marklamellen wegzunehmen hat, ehe man die Ner- - ven zu Gelicht bekommt,’ [o wird es mit den. gröfs- ten. Schwierigkeiten verknüpft, ja, ich glaube, un- möglich feyn, diele wegzunehmen, ohne nicht auch die Nerven dabey zu zerlftören, da fie dicht von dem Mefke unnfchloffen in demfelben verborgen liegen, ziemlich felt mit ihm zufammenhängen und eme gleiche Weichheit mit ihm haben. — Mir ift es deshalb auch nie gelungen, die Nerven aufidie' Art, wie Gall will, aus der Medulla her- ° auszuziehen und begreife auch nicht, wie fie auf diefe Art herausgezogen ‘werden können. Denn die:Nerven, die‘ich im’ der. weilsen Subltanz gefe- hen halie, zeigten, ‘wie ich [chon gefagt habe, kei- ne Spur von confiltenter Subftanz oder von Nen- rilem, fie waren im Gegentheil [o weich, dafs fie nieht eintnal die Berührung mit der Pincette ver- trugenz ohne nicht fogleich, fowohl an ihren Thei- —— 197 len, als in ihrer Verbindung mit dem Marke, zer- ftört zu werden. Allein Gall behauptet, die Ner- ven aus dem Rückenmark herausgezogen zu ha- ben und zwar lo, dafs an den Würzelchen derfel- ben noch etwas graue Subltanz hängen geblieben wäre, wie an der, aus lockerem Boden gezogenen Worzel einer Pflanze etwas Erde fitzen zu bleiben pflegt. Sollte aber nicht das, was Gall für einen Nerven ausgiebt, ein Fälerchen des Neurilems ge- welen feyn? Somit hätte ich denn beendigt, was ich durch möglich[t genaue Verfuche von der Befchaffenheit des gefunden Rückenmarks des Menfchen und eini- ger Tbiere in ihrem Vollkommenheitszuftande habe entdecken können. Ich glaube, die Aufgabe meilt gelöft zu haben, da der Bau des Rückenmarks im ‚Ganzen [ehr einfach und einförmig ilt, wenigftens im Vergleich mit andern Theilen des Nervenly- . ftems. Um aber nun die Kenntnifs der Medulla Spinalis als vollkommen anfehn zu können, fehlt nach dem, was ich Schon in der Einleitung darü- ber erwähnt habe, noch [ehr viel. Es fehlt noch die vollftändige Unterfuchung derfelben in der gan- zen -Thierreihe, die Unter[uchung der Verände. rung, die es in den verfchiedenen Krankheiten er- leidet und endlich die Gelfchichte feiner Bildung im Foetus, Um diefe letzte aufzuklären, wird es aber nöthig feyn, Foetus aus der frühern Zeit der Schwangerfchaft zu unterfuchen, Denn das Rü- 198 m ckenmark ‘gehört nicht allein zu den Theilen, die am erlten aus dem Colliquamente gebildet werden, fondern auch zu denen, die zuerft vollendet er- [cheimen und die Geftalt bekommen, die he nach- her beftändig behalten. Dafs dem fo [ey, hat mich auch die Erfahrung, gelehrt. Ich habe einen Kalbs- Foetus unterfucht, der kaum die Hälfte feines Ver- laufs im Uterus gemacht hatte, und fand das Rü- ckenmark in ihm nicht im geringften anders ge- formt, als im erwachlenen Stier, Erklärung des Kupfers, Tab. III. f Ka ale 2 Fine aus dem Rückenmark herausgefchnittene Scheibe, die nur von der pia mater umgeben ilt. Sie ilt aus dem frifchen Rückenmark eines erwach- fenen Menfchen und zwar den obern Rückenwir- beln genommen, um die Form der grauen Sub- ftanz in dieler Gegend zu zeigen. 5 a. bh. c. d. Die pia mater. a. Die vordere ge- gen die Wirbeibeinkörper gerichtete Seite, von wel- cher ‘der Fortfatz derfelben fich zur grauen Sub- ftanz hineinfchlägr. Der Fortfatz [elhblt aber ift hier, "weiler ‚diefelbe weilse Farbe als das Mark hat, unfichtbar. ©c. Die hintere Seite, mit der das. Rückenmark gegen die Dornfortlätze gerichtet ift. Syärz. 199 b. d. Die linke und rechte Seite, wo fich das ge: zähnte Band findet. ve. f. g. h. Die weilse Subftanz. - ik. 1]. m. n. Die graue Subftanz! ji. k. Die, fich nach vorn erftreckenden, Schenkel derfelben. 1. m. Die hintern längern Schenkel. n. Die Qneer- platte, die jene Schenkel verbindet und hier [ehr lang ift. Fig. 2. Ein Abfchnitt aus demlelben Rückenmark auf diefelbe Art bereitet, aber aus den letzten Rücken! wirbeln, wo die Nerven der untern Extremitäten abgehen und die graue Subftanz am dickften ilt. a. Die graue Subftanz der einen Seite, wo der vor- dere mit dem hintern Schenkel in eins zulammen- geßoflen ift. b. Die: graue Subftanz' der andern Seite, wovon man auch die beiden Schenkel nicht mehr unterf[cheiden kann. ce. Die hier ziemlich kur- ze Queerplatte der grauen Malle. Fig." 3. Fine dünne Scheibe aus einem Ochfenrücken- mark, das aus den oberften Rückenwirbeln genom: "nen und auf die oben angegebne Weile präparirt ift, fo dafs nur die fibröfe Subltanz, in der vor- her das Mark (als, zurückgeblieben ift. a. b. c. d. Die pia mater, von deren ganzer innen Fläche die Fibrillen entfpringen. ı'»a. e. Der Fortlatz'der pia mater, der von der vordern Seite derfelben ins Mark lich einlenkt, 208 — f. g. Die letzten beiden Fihrillen, die von je- nem Fortfatze entlpringen, und in die beiden Cen- tra hich fortleizen, In fie fpaltet Ich das Ende des Fortlatzes. hi h, Das Neurilem, dem das weilse Mark in-- härirt. EN Das Neurilem, was zur Einfchlielsung des grauen Marks beltimmt ift. ! Fig.: 4: Beide Centra der grauen Subftanz aus derlel- ben Scheibe, abgefondert für fich .dargeltellt, aber vergrölsert. a. Das Ende des Fortfatzes der pia mater. b. b.. Die letzten Fibrillen, in die fich diefer Fortfatz [paltet. c. c. Die beiden Centra der grauen Subltanz. Fig. 3. Ein Stück aus einem frilchen Rückenmark des Ochl[en, das nur von der pia mater umgeben ilt. Der rechte Theil deffelben ift nach Einfchneidung der pia mater da, wo die rechte vordere Nerven- reihe abgerilfen ift, zur Seite gelegt und zwar mit aller Vorficht, damit die innere funiculöfe Struktur zum Vor[chein komme. . a. b. c. d. Ein und zwar der gröfsere Theil der vordern oder beym Ochfen der untern Fläche des Rückenmarks. e. fi Die kleine Furche in der Mitte dieler vordern Fläche, in welcher die vordere Rücken, — 201 ‚ marlksfchlagader liegt und der Fortfatz der pia ma- ter [einen Anfang nimmt. e.d. g. h. Eine falt perpendiculäre Ebne, die durch die Theilung des Rückenmarks entftanden ilr. 1, m. Die zurückgefchlagene Fläche, wel- che vor der Trennung die mit c. d. g. h. bezeich- nete deckte, g. b.i. k. Die fcheinbaren Längenltränge, in die die weilse Subftanz durch das Neurilem ge- formt wird. Gegen die linke Seite hin [cheinen fie feiner zu feyn und mehr wellenförmig zu lau- fen, weil fie da von der grauen Subftanz noch et- was bedeckt lind. Fig. 6. Ein Stück aus einem frifchen Kalbsrückenmark, das ganz auf diefelbe Art als das vorige bereitet ift, und diefelbe Lage hat als jenes. Doch ilt es mit gröfserer Gewalt nach den Seiten hin ausgezogen, fo dafs die Stränge, die im vorigen dicht neben einander lagen und nur einen longitudinellen Ver- lauf hatten, tbeils in mehrere kleinere getheilt find, theils einen mehr queeren Verlauf angenommen haben und [o eine netzförmnige Struktur darftellen. a. b. Die Längenfurche in der Mitte des vor- dern oder untern Theils des Rückenmarks, die ine natürlichen Zuftande kaum fichtbar ift, bier aber wegen der gefchehenen Ausdehnung zur Seite klafft. a. b. c. d.e. f. Ein Theil der vordern Ober- Bäche des Rückenmarks zwifchen jener Furche und der Reihe der rechten vordern Nerven. An dem Kinfenkungsorte der letztern ift die Medulla ge- fpalten. d. e. £ Die Punkte, wo ich das Rückenmark mit der Zange gefalst habe, um es aus einander zu ziehen, an denen allo die netzförmige Struktur iım Innern am deutlichlten hervortritt, D {07} Erklärung der Kupfertafeln‘). Mab.iR umdall: Zu Hrn. Prof. Emmerts Unterluchung, über die Entwick- lung der Eidechlen, Seite 84 bis ı22. Fig. 1. Ein noch [ehr junger Eidechfen Fötus in den Hüllen. Nur die Schaale des Eys ift wegge- nommen: die gefälsreiche Haut, welche das Ganze überzieht, ift das Chorion. Bey a, fieht man, den cylindrifchen Fortfatz (den Urachus) durch[cheinen, in welchen das Chorion vor feinem Eintritte in den Unterleib des Fötus übergeht. bb. Bezeichnet den durchfcheinenden Umrils des Amnion. c, Ein Theil des Albumen, welcher bey der et- was verfchobenen Lage des Eyes zum Vorfchein kömmt. *) Die vorliegenden Zeichnungen wurden zu verfchiedenen Zeiten, grölsten Theils mit der Lupe in der Hand und während der Präparation der Gegenltände lelhft ge- macht, daher es unmöglich war, bey der Vergrölsrung derlelben eine beflimmte Norm zu beobachten, 20% Fe Der Fötus ift auf fich felhft zulammengerollt: ınan bemerkt an dem Auge deffelben die untere Spal- te der Chorioidea und das Ciliargefäls (ef. Fig. 5.). Fig. 2. Dallelbe Ey fchräg von unten angele- hen nach Wegnahme des Eyweils., Bey aa. fieht man ein Gefäls, das Aehnlichkeit mit einer Vena terminalis hat. Fig. 3. Ein Fötus von ungefähr gleichem Al- ter, wie der Fig. ı. abgebildete, Die Bauch - und Bruft-Eingeweide find entblöfst, um den Verlauf der Nabelgefälse zu zeigen. a, Das zurückgefchlagene Chorion. b. An diefer Stelle fteigt das Chorion als Ura- chus gegen die Cloaca hinab, zu beiden Seiten delfel- ben bemerkt man die Arterias Omphalo - iliacas. c. Vena Omphalo-iliaca. A d. Hier ift wahrfcheinlich die Vena Omphalo- iliaca während der Wegnahme der Bauchdecken ak- gerillen worden, ee. Vala Omphalo-melaraica. f. Darm. gg. Leber. Zwilchen ihren Lappen bemerkt man bey h. die Gallenblafe. An dem Kopfe des Thieres fieht man die Anfän- ge der Gelichts- und Schädelknochen, hingegen an i. denFülsen noch keine Spur von Zehenundan k. dem Herzen einen Ventrikel, 3 ..20$ 1l. die zwey Herzohren und x ın. den Bulbus Aortae. Fig. 4. Ein}ähnlicher Fötus von der Rücken- Seite, angelehen. aa. Hemifphären des Gehirns. b. Zwey kreideweilse Körperchen, die durch die zarten Bedeckungen durch[ehimmern. Längs des Rückens fieht man das wellenförmig begränzte Rückenmark und zu beiden Seiten deffel- ben die Anfänge der Wirbelfäule durchfcheinen. Fig. 5. Das Auge eines in der vorigen Figur abgebildeten Fötus. Die Chorioidea. Das Corpus Ciliare. Der Anfang der Iris. d. Ein Ciliargefäls, 'das mit}/zwey Aelten den er» äufsern Rand der Iris um[pannt. e. Die untere Augenlpalte. Fig. 6. Der Kopf eines etwas reifern Fötus (als der in Fig. 4.) von. oben ange[ehen. aa. Rudiment der Orbita. bb. Durchfcheinende obere Augen[palten. Fig. 7. Ein Fötus von ungefähr gleichem Al- ter, wie Fig. 6. a. Ein Theil des zurückgefehlagenen Chorion. b. Ein Theil der Dotterhaut. 206 FE c. Vena Omphalo-Iliaca. d. Urachus und zu beiden Seiten deflelben Ar- teriae Omphalo-Ilircae. e. Vala Omphalo-melaraica. f. Ein weilses Häutchen, das diefe Green tet, vermuthlich ein Fortfatz des Bauchfells. g. Darm mit einer Spur vom Coecum, (das der Kupferftecher nicht gehörig abgerundet hat). h. Leber und zwifchen ihren Lappen die Gallen- blale. i. Das doppelte männliche Glied. Fig. 8. Plantarfeite von dem rechten Hinter- pfötchen eines ähnlichen Fötus; dieZehen find durch . eine Art von gefälsreicher Schwimmhaut vereiniget. Fig. 9. Aeufsres Blatt des Chorion eines noch etwas reifern Fötus von der linken Seite de[lel- ben ange[ehen. aa. Eyweilsmalfe. bb. Der hinter dem Chorion fichtbare Dotter. c. Stämme der Chorionsgefälse, die rothen Ge- fäfse iind die Arterien, die [chwarzen die Venen. d. Eine Falte des äulsren Blattes diefer Haut (FFF. Fig. 11.) Fig. ı0. Eben daffelbe Blatt des Chorion von der rechten Seite ange[ehen. aa. Ey ‚weilsmäffe. bb. Der hinter dem Chorion fiehtbaye Dotter, —— 207 ‘Man fhieht bier nur die Veräftungen, nicht die Stämme der Gefälse. Der von uns bey diel[er Gele- , genheit bemerkte Unterfchied von dunklern und hel- lern Gefälsen des Chorion, ilt in diefer Figur, wie in der vorhergehenden, durch die rothe und [chwar- ze Farbe derfelen ausgedrückt. Fig. 11. Anficht desinnren Blattes vom Cho- rion eines ähnlichen Fötus, von der linken Seite def- felben angefehen. aaaa. Zurückgelchlagenes äufsres Blatt des Chorion. be, Gränze des durchfcheinenden Dotters. de. Die durch das zurückgefchlagene äufsre Blatt des Chorion fichtbare Eyweilsma[le. Mansfieht einige Gelälse jenes Blattes darüber [treichen. cf. Fine Falte des äufsren Blattes vom Chorion, die auch Fig. 9. in der Richtung cd bemerklich ilt. In ihr laufen ftarke Gefälse, die fich theils nach eben diefem äufsren Blatte vertheilen, theils bis nach f. hinuntergehen, wo Chorion, Dotter und Eyweils an einer kleinen Stelle zufammenhängen, wie man in der ızten Figur deutlich fieht. Fig. ı2. Das innre Blatt des Chorion von der rechten Seite des Fötus angefehen. abede,. Wie in Fig. 9. fg. Eineähnliche Falte des äufsren Blattes wie Fig. ı1.ef. Man Sieht hier deutlich ein ftarkes Ge- fäls an diefelbe treten. 208 —T- re h. Vereinigungsftelle des Chorion, Dotters und Eyweils. Sie’hat faft das Anfehen, als ob hier ein Kanal von dem Eyweils zum Dotter führte, Fig. ı3. Der Fötus von den leztern Figuren nach Wegnahme beider Blätter des Chorion. 1% a. Ein Theil des zurückge[chlagenen Chorion. bb. Der Fötus in [einem Amnion, das nun ganz klar und gefälslos er[cheint. cd. Vala Omphalo-melaraica. ce. und ef. Vafa Omphalo-Tliaca. gg. Einige ftärkere Aefte aus dem Stamm ed, die fich fogleich in die Tiefe (enkten, wahrfchein- lich Venen. h. Feinere entleerte Gefälse, die mehr an der Oberfläche hinkrochen , wahrfcheinlich Arterien. - i.k.l. Grube des Dotters, in welcher der Fö- tus init [einem Amnion lag. Hier ilt er etwas heraus- gehoben, um die Grube lichtbar zu machen. Fig. 14. Ein beynahe reifer Fötus mit unver- letztem Chorion. aaa. Dürchfcheinende Gränze des Deotters. Es ift nicht viel mehr, als die Haut deffelben übrig, und diefe liegt kappenförmig auf der Seite des Fötus auf. Am Rande: des Dotters fieht man die Gefäls- ftämme des Chorion hervortreten. Fig. o m 209 Fig. ı5. Fine [o eben ausgekrochene Fidechfe, an deren Nabel noch die Relte des Dotters und des Chorion hängen. a. Chorion, b. Relt des Dotters in Geltalt eines Knöpf- chens. ;7 Fig. 16. Eine ähnliche Eidechfe geöffnet. a. Chorion. b. RBeft des Dotters. A. Magen. ce. Lungen. d. Leber und zwifchen den Läppen derfelben die Gallenblale. e. Ein Theil des Darmkanals. f. Maltdarm. gg. Zwey fettähnliche Körperchen, von denen jedes ‚ein befondres Blutgefäls aus dem Becken er- hält. hi. Urachus, er ift in der Mitte breiter, als an beiden Enden. An ihm hin laufen die beiden Arte- teriae Omphalo - iliacae. kl. Vala Omphalo-melaraica, die über den Ma- gen weg, zum Darme ]. herüberlaufen. km. Vena Omphalo-iliaca. n. Hier fcheint ein Aft derfelben in die Leber felbft zu treten, während der Hauptltamm nur zwi- fehen ihren Lappen hinftreicht, unı fich in Archiv f. d. Phyfisl. X, Bd. I. Hoafı. o 219 —— 0, die Hohlvene zu ergielsen. Fig. ı7. Eine junge Eidechfe mit noch offner Nabellpalte a., die wir im Freyen gefangen hatten. Fig. 18. Die in der vorigen Figur abgebildete Eidechfe geöffnet. Die Bauchdecken find fo wegge- nommen, dafs ein Theil derfeiben um a. die Nabelfpalte her [tehen blieb. b. Reft des Chorion auf der hintren Seite des Na- bels angewachlen. c. Reft des Dotters, der in der linken Seite des Thiers hinter den Reften des Chorion lag. Ein Fa- den, vermuthlich die ehemaligen Vala Omphalo-me: faraica verband ihn mit d. dem Darme. Der Reft des Chorion und des Dotters erfchei- nen in diefer Figur darum von einander entfernt, weil der Nabel, um die, hinter ihm liegenden Thei- le fichtbar zu machen, auf die rechte Seite zurückge- fchlagen werden mulste. Fig. 19. ‚Stellt die Eingeweide einer alten weib- lichen Lacerta agilis in natürlicher Grölse vor. a. Eine Art von Urachus, der fich noch erhal- ten hat. «x. Zwey feine Fäden, vermutlich die ehe- maligen Arteriae Omphalo-iliacae. —— 211 b. Hier liels fich jener Urachus vor dem After aus, als eine Art von Harnblale, aufblalen. ce. Stelle des ehemaligen Nabels. ec. Wahrfcheinlich Nabelbecken - Arterien.! ed. Ein Streifen von den Bauchdecken. e. Ein Gefäls, das (ich gegen die Bauchdecken bin in zweye [paltet (vermuthlich eine Vene, die hier in die Vena cava inferior tritt). fg. Ohne Zweifel die Rudimente der ehemali- gen Nahelgekrösgefäfse und der Nabelbeckenvene, die ohne Blut waren: nemlich f. Vena Omphalo:>iliaca. ! g. Vermutbhlich Vala Omphalo - melaraica. k. Pancreas. 1. Leber. m. Lungen. n. Fettfäcke, vermuthlich eine Art von Netz, o. Ein Theil des [chwarzgefärbten Bauchfells, das auf die obere (hintre) Seite des Uterus 'aufgeklebt ilt und die Falten zu beiden Seiten; deffelben macht. p: Eyergang der linken Seite, q. Eyerftöcke, r, Maftdarm. f. Vena Cava[uperior, Subelavia, Arteria Coro- naria [iniltra. t. Herz. 11 Er ERBEN BET 1 en rege Ar Fr e Gr, j DIE a Sy Bis nuuälta ni 1a _ R y En RN" fi ABHOLEN red Has nie ÄRrealadne., EA WONG 1 > we a: a 35 . E d Ra k IS f 1 RT E Hin. er Ba 1 vi “4 We eh um % 13 Fa 4 ee ee - ee K rt; 2 3 eirlana ru oT a ' 2 grimlhun ib te lc ou ac) Vak Ins lihaesy p\ Kal 6 ur ® j ir & RT N erg re I Dee LER hr. ).nes { 2 N in Ki wur PLEITE BET SrEeNe ale ud 2 Be ihr Te AU tab ih ro) Sram. S1 TER hr Anaın.ns Aids manloß end ers RN ar krsu a tiuh ts Br salz sure“ us Ey [ ‚Was a ae Y Asche. ’ ’ | REEL TORRENT EN | | ‚ 47 : fr v4 G JE y L j‘ / 1 DAN ‘ un DE DAWN —N) 7 : ent "lab. | N Re [®) ) \ 4 4, Eaafı(! E bh E ee / N j ve‘ L I Ih j 5 3 2 De 5 lab. 72 le Fo Fehhnder in Zu 200. Enreethe/cch 1.2. Phyliot. X B IH Archiv für die Physiologie. ” { E* Zehnten Bandes zweytes Heft. Ar Be en ’ Ueber den Einflufs, den well . Blut aut die Entwickelung und „die Verrichtungen des menl[chli- ‘chen Körpers hat, aus Beobach- tungen. Bahr Kranken, 6 vom Dr. Naffe. „r 13% K "D.: der menfchliche Körper in den verfchiedenen- Lebensaltern nicht gleiches Oxygenbedürfnifs habe, ift zwar im Allgemeinen yon den neuern Phyliologen anerkannt; wenn es aber gelingen könnte, irgend ein ‚warmblütiges Tbier auf längere Zeit in einen Zuftiand Zu verletzen, wo der Oxydationsgrad [eines Arterien- blutes bedeutend unter. den gewöhnlichen vermin-. F Archiv f. d. Phyfiol. X. Bd. II. Heft. p » 214 MT % dert wäre und das Thier dahey fortlebte, ohne an andern Uebeln, als blols an den Folgen [olcher Ve- nofität, zu leiden, würde dann die fortgefetzte Beob- achtung deffelben nicht auf einem neuen Wege Auf fchlüffe über das gegenfeitige Verhältnils (einer Ent- wickelung und leines Sauerftoffbedürfnilfes finden ' lalfen? Was der Verfuch hierüber, [elbft heym Thie- re, nicht wohl geben kann, giebt am Menfchen die Beobachtung einer Krankheit, in welcher ein Leben mit gröfserer oder $eringerer Entbehrung eines hell- rothen Blutes auf.die angegebene Weile daurend er- feheint. Die Blaufucht ift im Mangel hellrothen Blu- tes gegründet; der Eintritt ihrer Erfcheinungen, [o wie ihre Verfchlimmerung und der Tod durch die- ‚ felbe, mülfen vom Eintritt und von Verinehrung diefes Mangels herrühren, in fofern fie anders nicht von zufälligen Einwirkungen hervorgerufen werden. Das letztere,wird der Fall feyn, wenn jene Verän- derungen, ohne einem deutlichen Geletze zu folgen, an keine belfimmte Perioden des Lebens gebunden er[cheinen;, treffen ihrer aber mehrere i in demfelben Alter zulammen, und er folgen he vorzüglich als Re- ’ fultate der abnormen Blutmilchung, fo muls daraus hervorgehen, dafs die zur Blaulucht geneigten oder fchon wirklich blaufüchtigen Individuen in folche Zeiten des Lebens getreten find, we in ihrem Körper - Entwickelungen gelchehen follen, die nur bey einer Vermehrung ihrer Arterienblut- Oxydation erfolgen können. Weil aber jener Mangel ihnen, für immer unabinderlich , angebohren ift, lo muls ihre Gelund, REN - — » 215 ‚heit, oder l[elbft ihr Leben in jenen Perioden zu Grunde gehen. In fo fern fie indeffen in allem Uebrigen, was nicht jener Mangel und Folge deflel- "ben ift, anderen Nichtblaufüchtigen gleich lind, wer- den auch für diefe diefelben Zeiten des vermehrten ‚Oxygenbedürfniffes gelten; es werden diefe Zeitpunk- te nur bey jenen durch die eintretenden krankhaften Erfcheinungen lichtbarer feyn; bey diefen, welche das vermehrte Bedürfnifs vermittel[t einer intenfiv oder extenfiv verftärkten Refpiration befriedigen können, gehen fie in der Regel unmerklicher, wenn auch in allen Fällen nicht ohne erregte Krankheit, vorüber. Zeigen fich nun aber die Frfcheinungen der blauen Krankheit nur dann am Körper, wenn er an krankhafter Venohität des Arterienblutes leidet, [o ° werden fie auf folchen Lebens[tufen, wo zwar auch Venofität des Schlagaderblutes, aber nicht als Krank- heit vorhanden ift, nicht eintreten können. Auf einer folchen Stufe lebt der Fötus; in [einen Arte- rien Sie[ser ein der Farbe und Neigung zum Oxygen nach nur venöfes Blut, welches zwar, um zu feiner Entwickelung tauglich zu [eyn, in die Spannungs- Sphäre der Placehta geführt werden muls; das aber aus diefer wahrfcheinlich etwas anderes, als Oxygen, wenigftens dieles gewils nicht, aufnimmt «@). Dem Di 3 © a) Ofiander (Annalen der Entbindungskunft, 2. 245, Göttingen 1804.) fand in wenigftens funtzig Beobach- " rungen das venöfs Blut eines Kindes unmittelbar nach 216 Bi —— Evolutionsalter des Fötus gehört Blaufucht als Ge- [undheit an. . Erft wenn der Körper den Moment der Bildung erreicht hat, wo ein Theil [eines bisher nur oxydablen Blutes fich in oxydirtes verwandeln muls, werden die Er[cheinungen der Blaufucht als Krankheit an ihm auftreten können. Je grölser, [ein Oxydationsbedürfnifs, defto früher wird dies, unter übrigens gleichen Uml[tänden, der Fall feyn. Aber die Reihe der organifchen Evolutionen verläuft nur allmählig; auch der Moment der Geburt ilt kein plötzlicher Sprung vom venölen Leben zum vollen arteriellen... Das neugebohrne Kind und der Fötus find in Hinficht ihres Oxygenbedürfniffes ein- ander nicht [o ungleich, als es dem äulsern Anblick, der Umgebung beider nach, wohl [cheinen könnte. der Geburt nicht ein einziges Mal von dem arteriölen ver[chieden. Scheel (de liquoris amnii natura, Haf- niae 1799. Pp- 47.) fagt ebenfalls: (anguinem foetus arte- 'riofum e vena umbilicali haufium, fi cum fanguine in- fantis, vel adult relpiratione perfecta gaudentis, com« paraveris, non magis zubere, quam adult l[aaguinem wenolum; und er verlichert, dies hundertmal gelehen zu haben. Autenrieth und Schütz (diff. filtens ex- per. circa calorem foetus et languinem iplius inftirura, 'Tubingae 1799. p- 17. ı8.) fanden das Aortenblur le- bender Kaninchen- und Katzen-Fötus [o [chwarz, wie das Venenblut der; Mutter oder des Föıus lelbfi. An der Luft nabm (p. 12. 13.) das [chwarze Blut der Nabel- vene eine [charlachrothe Farbe an; und zwar erl[chien diefe Röthe vollkommner und früher an dem Blute der ältern Fötus, als an dem der jüngern, Eigene Verluche hierüber werde ich nächltens vorlegen, — 217 Wie das Kind während der erften Monate feines Le- bens in der Communication des rechten und linken Herzens, durch das alsdann noch weit geöffnete ey- xunde Loch, wie durch den: häufig, wenigftens zum Theil, noch offenen Schlagadergang, dem ungebohr- nen gleicht, [o fcheint daffelhe, ‚das ‚befonders im Schlafe fo viel Aehnlichkeit mit dem relpirationslo- fen Fötus hat, auch den Kreislauf durch die in ihren ‚Luftzellen noch unvollkommen entwickelten Lun- gen ohne Athmen mit ihm zu theilen. Das Refultat der Verfuche, wodurch Senae 6), Büffon ec) und ‚Rool[e d) den Beweis führten, ‚dafs die neugebohr- nen Jungen warmblütiger Thiere, auch nachdem fie -Schon'mehrere Male Athem gel[chöpfet, in der Ent- behrung eines oxydirten Blutes wieder auf eine Zeit- lang in den Stand des Fötus zurückkehren können, b) Traire de la firucture du coeur, Paris 1749. p.4ı3. In mehreren Verluchen lebten neugebohrne Hunde und Katzen vier und zwanzig Stunden fort, ob ihnen gleich «ie Luftröhre durch ein umgelegtes Band völlig ver- fchloflen ‚war. c) Hifioire naturelle gener. et partic. T. IL, Paris 1749. P- 446, oder deren deut[che Ueberletzung in 8, Band 5, S. 51. Die eben gebohrnen Jungen lebten abwechfelnd halbe Stunden lang, baldin derLuft, bald in warme Milch untergetaucht, d) Phyliologilche Unterfuchungen, Braunfchweigr706. 8.66, Von vier neugebobrnen Jungen einer Katze, welche ei- nige Stunden lang auf. dem Grunde eines mit Waller an- ©, gefüllten Gefäßses gehalten wurden, blieben zwey am +. Leben, 218 a muls-auch für menfchliche Neugebohrne gelten, in fo fern kein Grund vorhanden ift, den Thierarten, welche von jenen Naturforfchern in Verfuch genom- men wurden, ein geringeres Sauerl[toffbedürfnifs bey- zulegen als dem Menfchen. Falls man indeffen die- fe Analogie dennoch nicht gelten laflen wollte, Io find aus früherer Zeit Erfahrungen vorhanden e), in welchen diefelbe Fähigkeit; blofs mit venöfem Blut zu leben, welche die obigen Verfuche an den neu- gebohrnen Jungen der Zehengeher zeigten, auch an neugebohrnen Kindern vorkommt. Wie könnte nun aber folche Fähigkeit bey ihnen vorhanden [eyn, wenn das Leben der Neugebohrnen, in Hinficht fei- nes Oxygenbedürfniffes, von dem des Fötus [o Sehr ver[chieden wäre! Für diefe geringe Verfchiedenheit fprechen nun vorzüglich die Beobachtungen folcher Kinder , bey denen ein Bildungsfehler des Herzens, oder feiner nächlten Gefälsproductionen der Verbreitung eines hellrothen Blutes im Körper hinderlich ift. Es müls- ten die[e Kinder wegen der bey ihnen dauernden Fö- talconformation des Herzens und der dadurch verur- fachten Venofität ihres Blutes, der gewöhnlichen Anficht zufolge, gleich, nach ihrer Geburt, [obald e) Lebendig begrabene neugebohrne Kinder lebten bei gex hemmtem Aırhemholen fort; in einem Falle Eins fogar fieben Stunden lang. S. Jo. Bohn de renunciatione vuloerum, Lipliae 1755. p. 355. Oder auch Brühier Abhandlung von der Ungewilsheit der Kennzeichen des Todes, überletzt von Janke, Leipzig 1754. S. 295. 9 21$ ihr Refpirationsleben anfängt, als blaufüchtige Kran- ke erfcheinen. - Sucht man aber die Zeiten auf, wo bey ihnen die erften Krankheitsphänomene vorkom’ men, fo findet fch, dafs mehrere derfelben in der erften Periode nach ihrer Geburt völlig wohl waren; dafs fich nichts Krankhaftes an ihnen zeigte; dals fie gefunden Kindern ihres Alters durchaus glichen; Wilfon f) erzählt von einem Kinde, deflen Herz nur aus einer Kammer und einer Nebenkammer be- ftand, und bey dem alfo ein Kreislauf, wie ihn die niedern Reptilien, die Batrachier, haben, vorhan-, den war; dennoch bemerkte man an ihm kein Zei- chen der blauen Krankheit; Farbe und Wärme wa- ren, wie fie bey gefunden Neugebohrnen zu feyn pflegen. Das Kind war freilich [chwach, und es ‚Schien Schmerzen zu haben; es mufsten diefe aber, fo wie [ein am fiebenten Tage nach der Geburt er- folgender Tod, nicht von der Venohität [eines Bluts, dieja nicht einmal auf die gelunde Farbe und Wärme einwirkte, fondern vielmehr von einer anderweitis gen Mifsbildung der dem Körper nur [ackförmig an hängenden Bruft- und Bauchbedeckungen, welche, wie Wilfon erzählt, bald nach der Geburt, wegen Mangel ernährender Gefälse ,„ in Fäulnifs übergin- gen, herrühren. Ohne jene, den frühzeitigen Tod bewirkende Urfache, möchte das Kind nicht blofs noch einige Zeit lang (Wilfon vermuthet, noch Jah. re lang) lebend geblieben, (ondern es möchte, [einer bedeutenden Venolität ohngeachtet, in den nächlten “'f) Reils Archiv B. 4. $, 448- 220 d erreen, Monaten auch gelunid geblieben feyn. Lebten doch‘ andere Kinder mit einer Venolität, die, aus der Bil- dung ihres Herzens zu‘ [chlielsen, nicht geringer feym “ mulste, als.diein Willons Falle vorhandene, eine ‚geraume Zeit nach der Geburt, und zwar nicht etwa blofs wie das von Abernethy g) beobachtete, bey welchem die erften [chwachen Anfälle- einer unre-, gelmälsigen Relpiration vierzehn Tage, nachdem es gebohren, er[chienen, ‚[ondern Monate lang, ohne alle Erfcheinungen der blauen Krankheit völlig ge- fund. Obet %) erzählt von einem Kinde, bey dem in den erften Monaten feines Lebens alle Verrichtun» gen mit Leichtigkeit erfolgten ‚. de[fen Refpiration ohne die mindelte Befchwerde, deffen Hautfarbe na- türlich war, lo. dafs nichts an einen Bildungsfehler des Herzens denken liels. Erft nach Verlauf von zwey Monaten erfchienen die Zeichen der blauen Krankheit. Ein kranker Knabe, den Nevin ;:) beobachtete , genols bis gegen Ende des zweyten ° Monats derfelben Gelundheit, wie andere Kinder feines Alters; [eine Farbe hatte nichts Krankhaftes; nun erft zeigte ich ein befchwertes Athemholen, und g) Chirurgifche und phyliologifche Verfuche; überletzt von Brandis, 1795. S. 156. h) Harles Annalen der ausländifchen Medicin und Chirur- h gie, I. ı. Nürnberg ıgog. S. 186. : . fa i) Medicinilche Commentarien von einer Gelellfchaft der Aerzte in Edinburgh. Zweyte Decade, neunter Band; Altenburg 1797, S. ıı2, Und Sammlung auserlefener Abhandlungen zum Gebrauch praktifcher, Aerzte, 17, 86, 221 in ihm der erfte Anfang des morbus coeruleus, del- deh Zufälle dann mit Eintritt des fünften Monats häu- figer und heftiger wurden. Bey einem von Juri- ne A) erwähnten Kinde, [cheint die Krankheit erft im [echften Monate entltanden zu feyn. Ein krankes Mädchen, welches ich zu beobachten Gelegenheit hatte, und das jetzt in feinem neunten Jahre voll- 1 men blaufüchtig ilt, war, genauer Erkundigung zufolge, in feiner frühern Kindheit ganz wohl. Im fiebenten Monat zeigte [ich ein Durchfall, und wie . diefer zu Ende des achten aufhörte, erf[chienen an YA dem an der Bruft der Mutter liegenden Kinde die. ften blaufüchtigen Erftickungsanfälle. Jetzt erlt war die befchränkte Menge hellrothen Blutes, womit es bisher gefund gelebt hatte, zur Erhaltung [eines fer- ; zaıeren Wohlbefindens nicht mehr hinreichend. Wo in den angeführten Fällen die Section an- geftellt wurde, und wo fie genau angeltellt wurde, wasin dem von Jurine erzählten, nicht gefchehen zu [eyn [cheint, da zeigten fieh Conformationen des Herzens, welche die verminderte Bereitung eines hellrothen Blutes und die geltörte Verbreitung defflel- ben iın Körper, (ehr begünftigt haben mulsten. x Bey dem von Abernethy erwähnten, und im zweyten Jahre geltorbenen Kinde, kam die Aorta neben der verengerten Lungenarterie aus dem rech- ' ten Ventrikel, zugleich fand fich im obern Theile der Scheidewand der Kammern eine Oeffnung; das ey- ") Mimoires de la Societ€ de medecine, Paris, an 6, vol,ıo, p« 52. 222 — förmige Loch war noch offen. Auch bey Obets und Nevins Kranken war die Herzbildung auf der Stufe ftehen geblieben, wo im Fötus bey fehlendem Septum beide Kammern noch communiciren. _ Nur entl[prang hier die Aorta nicht aus einem, [ondern über beiden Ventrikeln, das aus den Lungen kom- mende Blut konnte alfo in einer gradern Richtung aus der linken Kammer in die Aorta übergeführt wer- den, alsin Abernethy’s Falle, wo zugleich die Kraft, womit das oxydirte Blut in die Aorta getrie- ben wurde, wegen des kleinern linken Ventrikels fchwächer feyn mulste. Eben hieraus ift vielleicht das frühere Leiden des von Abernethy beobachte- ten Kindes zu erklären; [o wie in Obets Falle die ausgebildete blaue Krankheit deshalb früher, als bey Nevin, er[cheinen mochte, weil dort der Schlag- aderkanal, der hier ver[chlolfen, noch zum Theil offen war. Wie dem nun auch [eyn möge, die Ve- nohtät diefer Kinder mulste, obgleich fie in der er« ften Zeit nach ihrer Geburt gefund lebten, [ehr be- deutend feyn, und es ilt wohl kein unrichtiger Aus- druck, wenn man ihr arterielles Blut ein halbvenö- fes nennt. Sollte die Venofität des Arterienbluts in Willons Falle nun wohl grölser gewelen [eyn? Wenn die[e Frage verneinet werden muls, fo bedarf es auch nicht Willons Annahme, das von ihm beobachtete Kind [ey deshalb nicht blaufüchtig gewe- Sen, weil bey ’demfelben durch intenfivere Oxydation des zu den Lungen geführten Blutes, [o wie durch fchnellere Circulation deflelben im kleinen Kreislau- —— 223 fe, die Nachtheile, welche die Vermifchung des arte- riellen und venöfen Blutes in einer Kammer für das gelunde Leben hätte haben mülfen, wieder compen- firet worden feyen. Wäre in Willons Falle der Tod nicht fo bald erfolgt, [lo würde fich [chon ge- zeigt haben, dafs ein geholrnes Kind bey einem ein- fächen Herzen'nür'in der erlten Zeit nach der Ge- -burt gelund feyn kann. Denn ilt gleich im erften Kindesalter das Oxygenbedürfnifs des menfchlichen Körpers fo gering, dafs es durch einen Blutumlauf, wie ihn die niedern Gefchlechter der Amphibien ha- ben, noch befriedigt werden kann, fo tritt doch, [o- bald nur die erften Monate des Lebens vorbey find, eine Vermehrung diefes Bedürfniffes ein, welche den, nur mit einem einfachen Herzen verfehenen, Körper ohnfehlbar in einen blaufüchtigen Zuftand ver[etzen mufs. Wahrfcheinlich entwickelt fich die blaue Krank- heit auch in allen andern Fällen, wo ihre nächfte Urfache nicht in der grölsten Vollkommenheit' vor- handen ift, d. h., wo die abnorme Herzbildung nicht faft alle Oxydation des venöfen Blutes, oder alle Ver- breitung des oxydirten im Körper hindert, grade fo, wie in den eben angeführten, nicht eher, als bis die erfte Zeit des Kindesalters vorüber ift ; es mülste denn das Oxygenbedürfnifs der ver[chiedenen neu- gebohrnen Kinder lich fo wenig gleich feyn, dals das eine mit einer Menge hellrothen Blutes ein ge- fundes Leben führt, mit deren Doppeltem ein an- deres erkranket. In den von den Schriftftellern auf 224 rare gezeichneten Beobachtungen blaufüchtiger Kranken findet fich nun zwar in den weniglten Fällen dieEnt- Stehungszeit der erften pathologifchen Erfcheinun- gen angemerkt; es lälst fich indellen aus denen Beobachtungen, wo diele Zeit bekannt ift, mit vol- lem Rechte auf die, wo fie nicht bekannt geworden, fchlielsen. Denn wird gleich bey Erwachfenen durch abweichende Lebensweife, Nahrung n. [. w. aufser der Differenz, wovon ihre ver[chiedene ab- norme Herzbildung die Url[ache ift, noch eine ande- ve hervorgerufen, weshalb es denn auch [o [chwer, ja meiltens unmöglich ift, die ver[chiedene Sterhe- zeit der Blaufüchtigen aus der verfchiedenen Gröfse ilires Herzleidens und der dadurch bewirkten Blutab- normität zu beftimmen ; fo muls doch bey neuge- bohrnen Kindern, deren Lebensart im Ganzen weit gleichförmiger ilt, jene Schlufsweife mit einer viel gröfseren Sicherheit angewandt werden können. Nur die ver[chiedene Conftitution, womit die Kindler ‚gebohren werden, kann hier Störungen verurfachen, #in nicht unintere[(antes Beyl[piel, wie bey eimer, in zwey Neugebohrnen nur wenig differenten, Anla- ge zur Blaufucht die Krankheit, oder doch wenig- . tens ihr vorzüglichfies Symptom, bey dem einen gleich nach der Geburt vorhanden war, hingegen in ‚dem andern, bey nur wenig geringerem Herzleiden, die, erlten Tage des Lebens frey von ihr er[chienen, .ergieht [ich aus der Vergleichung von Willons Fall ‚mit einem von Standert /) erzählten. Bey beiden 2):Harles und Ritters neues Journal der ‚ausländi- 225 Kindern war nur ein einfaches Herz vorhanden; al- lein bey Willon ftanden die beiden Arterienälte, welche aus dem grolsen Stamme der Herzkammer als Aorta und Lungenarterie 'ent[prangen, in einem Verhältnifs zu einander, wie vier zu drey; bey Standert hingegen waren beide in ihrer Grölse um [o viel ver[chieden , dafs die Lungenarterie nur als Alt der Aorta er[chien. - Bey Standerts Kinde mufste 'allo auch eine um»[o viel geringere Menge Blutes zu den Lungen geführt werden, als die Weite der Pulmonararterien in beiden Fällen differirte. Wirklich war auch Willons Kind, wie fchon vorher angeführt worden , ohne alle blau- füchtige Krankheitserfcheinungen; ‘das von Stan- dert beobachtete zeigte hingegen jenes zuer[t ein- tretende Zeichen erhöheter Venofität: eine krank- haft vermehrte blaue Hautfarbe; diefes [tarb, als es zehn Tage alt geworden war; jenes hätte, oh- ne anderweitige Url[achen [eines Todes, wahr[chein- lich noch längere Zeit gelebt. Wo die Conformation des Herzens eine [ol- che ift, dals die Verbreitung eines oxydirten Blu tes im Körper gänzlich gehemmt ilt, da muls aller- dings unmittelbar nach der Geburt nicht blofs die volle Krankheit, fondern auch in kurzer Zeit dar- auf der Tod durch diefelbe eintreten. So gering ift das Oxygenbedürfnifs des Neugebohrnen keines- weges, dals er eine völlige Entbehrung des hellro- [chen medicinifch-chirurgifcheg Literatur, 7,1. Erlan- gen 1807. 9, 187. 236 i en, then Blntes auf längere Zeit ohne Nachtheil für fein Lehen ertragen könnte. Aus den nachltehenden Beobachtungen wird man die Gränzen [einer Veno- fität ziemlich genau zu fchätzen im Stande feyn. Baillie »n) erzählt von einem Kinde, dellen Aorta aus der rechten und .deffen Lungenarterie aus der linken Herzkammer kam; _ [o dafs hier allo, die ge- ringe Oeffnung des falt ge[chloflenen Schlagadergan- ges abgerechnet, gar kein Weg vorhanden war, auf welchem das Blut des grofsen Kreislaufs in’den klei- nen, oder das in diefem enthaltene, in jenen hätte übergehen können. Bey einem andern Kinde, das W. Hunter z) heobachtete, war die Lungenarterie an ihrem Urfprunge gänzlich verfchloflen, und in eine fefte Subftanz, ohne alle Oeffnung, verwach- fen, fo dafs die Oxydation des Blutes durch die Lun- _ gen durchaus gehemmt war. Auch zeigten fich bei- de. Kinder gleich von Geburt an völlig blaufüchtig; das von Hunter erwähnte hatte eine faft [chwarze Hautfarbe. Dennoch dienen auch [elbft diefe Beob- achtungen als Beweile für das geringe Sauerftoffbe- dürfnifs des erften Kindesalters. Die unbedeutende Menge des oxydirten. Blutes, welche in Baillies Falle durch den falt ge[chlolfenen Kanal des Schlag- aderganges aus der Lungenarterie in die Aorta trat, reichte hin, das Leben des Kindes zwey Monate lang zu erhalten, und das von Hunter beobachtete, leb- ’ Pe m) Die angeführten Sammlungen für prakt. Aerzte, 20% 532. n) Medical obfervations and inquiries, vol. 6. p. 292. a it Kl RN ' . 227 re, der völligen Entbehrung eines hellrothen Blutes ohngeachtet, dennoch dreyzehn Tage. Es verlucht nun zwar Bell die gewöhnliche Anficht: das Oxy- genbedürfnifs des neugebohrnen Kindes (ey falt gleich grols, wie das des Erwachlenen, dadurch zu retten, dafs er annimmt, in Hunters Falle [ey ein Theil des Aortenblutes durch den noch offenen Schlagadergang in die Lungenarterie, und aus dieler in die Lungen gelangt, von wo.aus es dann nachier- littener Oxydation auf dem gewöhnlichen Wege in das linke Herz zurückgeführt worden [ey. ' Verge- Yoas fucht man aber bey ihm nach den Beweilen für diefes, nur er[t vorausgefetzte, Vermögen des Schlag- aderganges, [einen Inhalt, der gewohnten Richtung entgegen, rückwärts nach der Lungenarterie hin zu bewegen. Allein es [cheint ihrer auch nicht zu be- dürfen. Wie lebte denn Baillies Kind zwey Mo- natelang? Es giebt ein Leben mit nicht-oxydirtem Blut; das des Fötus ift ein lolches; dafür zeugen, aufser den Unterfuchungen [eines Blutes, ja eben die Erfahrungen , wo neugebohrne, dem Fötus nahe ver- wandte Kinder, mit einer durch bedeutende Herz- milsbildungen verurfachten, ‘grofsen Venofität, ge- fund lebten; der Zuftand des von Hunter beobach- teten Kindes war nun in Hinlicht [einer Venofität ein folcher, eine kurze Zeit lang bey übrigens nor- maler Lebensfähigkeit, aufserhalb der Gebärmutter fortgeletzter Fötal - Zuftand, der aber bey Entbeh. zung mütterlicher Wärme, nach Entfernung aus der magnetilchen Sphäre des Fruchthälters und bey var. , 228 —._ ändertem Ernährungsbedürfnifs‘ allerdings a. in den Tod übergehen mufste. Es find nun aber bey den ärztlichen Schriftftel- lern zwey Fälle’ von Blaufucht aufgezeichnet, wo die Krankheit, nach ihrer Dauer, und, wenigftens in dem einen Falle, auch nach ihven Symptomen zu fchlielsen ‚geringer war, als bey den von Obet und Nevin beobachteten Kindern, und wo fie dennoch yon Geburt an da gewelen [eyn fol. "Eine, von Morgagni o) erwähnte Kranke, hart&'zwar immer an grolser Schwäche und einer keichenden Relpira- tion gelitten, , war indeffen‘ doch fechzehn Jahre alt geworden. Der andere Fall wird von Sachfe er zählt p). Ein junger Mann, bey demdie‘ blaue Krankheit nur in einem mittlern Grade vorhanden war, und der’ deshalb auch wohl'noch im zwanzig- Iten Jahre lebte, foll an dem Uebel von Geburt an gelitten haben. Die Herzbildung, weiche hich’bey der Section der von Morgagni erwähnten Kran- ken zeigte, konnte für die Störung der Blutoxyda- tion keinesweges [o nachtheilig gewirkt haben, wie diein Abernethy’s und Wilfons vorher ange führten Fällen aufgefundene. Dazu kommt, dafs Morgagni felbft vermuthet, das Herzleiden habe fich während des Lebens der Kranken noch ver- fchlimmert. Und dennoch follte hier bey geringerer \ " Veno: “ 0) De Sedibus et caufis morborum; epilt. 17, no, 12,13. p) Hufelands Journal der praktilchen Arzneykunde; 15. 2.126. 229 Venofität die blaue Krankheit logleich entfianden feyn; da fie hingegen in Obets und Nevins Falle erft nach Monaten fichtbar wurde! Wenn die Natur conlequent it, und.fie ift es unveränderlich , fo kann das.nicht feyn. Wahrlcheinlich enthielt allo in Morgagni’s, wie in Sach[e’s Falle, die Angabe der Aeltern einen leicht möglichen Irrthum. Es [ey denn, dafs man annehmen wolle und nach- weilen könne, jene Kinder [eyen mit der kräftiglten Cuafiipstion. mit'einem ungewöhnlich grofsen Sauer- [tofbedürfniffe gebohren ; oder gleich nach ihrer Ge- burt fey alles Mögliche gefchehen, um durch (olche Nahrungsmittel, die den Kindern (onft ungewöhn- lich , ihre Oxygenconfumption gleich auf das Höchfte, zu er ‚ Ergiebt fich nun. aus allem Bisherigen, dafs an ei des Kindes kurz nach der Geburt dem des Fö- tus an Venofität verwandter ilt, als dem des Erwach- Be fenen an Arteriohität; gehört ein nur geringes Oxy- - genbedürfnils zu feinem Normalzuftande: fo’ muls ; ) die Frage entltehen, welche Folgen es für ein neuge- bohrnes Kind baben würde, wenn ihm diejenigen, Mittel, wodurch lich die ihm aus dem Fötalzultande übertragene Venofität [eines Blutes, in der er[ten Zeit - leines Lebens aufser der Gebärmutter erhält: offener. Schlagadergang, offenes, eyförmiges Loch, kleiner Kreislauf ohne Athmen, unvollkommne, Ausbildung der Luftzellen in den Lungen‘, gleich nach der Ge- burt einzeln oder fämmtlich durch eine abnorme Me- . Archiv f. d.Phyfiol, X.Bd. U. Heft. 2 230 Mainz tamorphole entzogen würden? "Der Fall, wog ganze, im rechten Herzen zulammenfliefsende, Blut- malfe, gleich nach der Geburt durch die Lungen zu ftrömen gezwungen wird, und wo dann zugleich das Athmen fo vollkommen ilt, dafs alles durch die Lungen gehende Blut oxydirt wird, if!'wohl nie vor- handen; die Lungen bedürfen gewils iinmer erlt ei- nes beträchtlichen Zeitraums, um fich für die volk- ftändige Ausübung ihrer Verrichtung auszubilden. Eine der Zeit nach abnorme Verfchliefsung des: bJo- fsen Schlagaderkanals wird (ehr wahrfcheinlich, vor- handenen Beobachtungen dieles Falls zufolge, ohne bedeutende Folgen für die Gefundheit ertragen. ‘Bey einer zu frühen Ver[chlielsung des eyförmigen Lo- ches kann die Natur vielleicht, vermittellt- einer Durchführung des Blutes durch die Lungen ohne Athmen helfen. Wo jene dennoch ohne diele eintritt, da wird eine krankhafte Arteriofität des Neugehohr- nen die Folge davon feyn müffen. Es kommen dem ausübenden Arzte nicht ganz felten Kinder aus dem erlten Lebensalter vor, an welchen eine ungewöhn- lich blühende Hautfarbe, befonders an den Wangen, eine kräftigere Relpiration, als wie fie fonft kurz nach der Geburt vorhanden zu feyn pflegt, 'ein'rela- tiv voller Puls[chlag, eine grolse Begierde zum 'Sau- gen und eine auffallende Lebhaftigkeit der Bewegun- gen, ein zu frühes Zurückdrängen’ der dem erlten Kindesalter im normalen Zuftande eigenthümlichen Venofität deutlich verrathen. 'Solche Neugebohrne lehen ätuf die angegebene Weife'eirie kurze Zeitlang; 4 _— 23T dann treten Convulfionen ein und fie fterben. Il diefe [chnelle Verzehrung des Leberis' Wirkung eines zu früh ausgebildet@n- kleinen Kreislanfs und einer dadurch hervorgerufenen, dem kindlichen Alter nicht angemelfenen, Blutoxydation ? Fntltehen jene Zu- ekungen und der Tod durch diefelben als Folge krankhaft vorherrfehender Irritabilität , zu’ früher Entwickelung des Muskelfyltems und einer dadurch verurfachten Lähmung des Neryenilebens? ©" Wenn man die Zeiten, wo Blaufifehtige zuerft von ihrem Uebel befallen und wo fie daran geftorben find, in eine Tabelle faınmlet, fo ift.es auffallend, dafs jene Eintrittszeiten der Krankheit‘ oder des To-, des fich in gewilfe Lebensperioden zufammendrän- gen und andere dagegen völlig frey laffen. Stan- derts Kind ftarb am zehnten Tage; das Hunter- [che am dreyzehnten, bey Abernethy erlchien: die Krankheit, ‘als das Neugebohrne vierzehn Tage alt geworden war. — "Bey den oben angeführten, von Obet und Nevin beobachteten, Kindern, war das Ende des zweyten Monats die Zeit, wo die blaue Krankheit fich zuerft zeigte. ' Grade in die[elbe Pe- riode fälle auch der Tod des von Baillie erwähn- ten Kindes. Das Älter von vierzehn Tagen bis zu Ende des zweyten Monats, ift dagegen von folchen 'Krifen Blaufüchtiger gänzlich frey. Dieles Zufammen- treffen kann allerdings nur ein Spiel desZufalls feyn: es kann'aber auch andeuten, dafs in jene durch das Erkranken oder den Tod Blaufüchtiger bezeichnet& ey 3 0:17 Qz a 3 232 Be / ‘ . Zeiten [olche Momente der ‚Entwickelung fallen, welche eine vorher nicht in. demfelben Grade da ge- welene Vermehrung des Sauefftoffbedürfniffes be- gleitet. Dieles bis zur Höhe des, Lebens immer zu- nehmende Bedürfnils, mufs, wie der Körper, an den es geknüpft ilt, gewilfe gröfsere und kleinere Perioden durchlaufen, von'denen zwey vielleicht ih- ‘re Acmen am Ende der zweyten Lebenswoche und des zweyten Monats haben. Die eben erwähnten Kinder mulsten dann erkranken, mulsten [terben, weil fie jenes Bedürfnifs nieht im normalen Verhält- nille befriedigen konnten; bey andern, wo die näch- fte Urfache zur blauen Krankheit minder vollkom. men vorhanden war, gingen jene Perioden dagegen ohne Erkrankung und ohne Tod vorüber. Diefe erfcheinen dann bey ihnen int[pätern Zeiten. Bey,dem von mir beobachteten Mädchen zeigten [ich die erften blaufüchtigen Erltickungsan- fälle, als.dalfelbe acht Monat alt geworden war; Ne- vins Kranker [tarb im zehnten Monat, und eben fo alt wurde das von Jurine erwähnte Kind. Dort fiel allo der Eintritt der Krankheit, hier der Eintritt des Todes in dielelbe Zeit, wo gewöhnlich der Aus- bruch der erften Zähne erfolgt. Es erwähnen indel- fen weder Nevin noch Jurine, dafs ihre Kran- ken an andern, die Dentition nicht lfelten begleiten- den, Zufällen gelitten hätten; auch bey: der meini- gen wurde hievon nichts bemerkt. Vermehrtes Oxy- genbedürfnifs allein bewirkte allo jene Veränderun- gen inihnen; und es ift die Periode des Ueberganges Ir ee 233 zu derjenigen Stufe des Kindesalters, wo das anima- lifehe Leben zuerft deutlicher neben dem bildenden erfcheint, wo die willkührliche Bewegung erwacht, die Sinnenthätigkeit freyer geworden ilt, wo desHer- zens und der Gefälse Energie [o zugenommen hat, dafs nun Fieberbewegungen, die bey normaler Ent- wickelung vorher kaum möglich waren , entftehen können; diefer vorbereitende Moment ilt es, der jene neue Vermehrung des bisherigen Oxygenbedürf- nilfes nothwendig fordern mufs, und den Beobach- tungen an Blaufüchtigen zufolge auch wirklich for- dert. has Derjenigen Fälle von Blaufucht, wo die Anla- ge zu derl[elben in einem aus dem Fötalzuftande herrührenden Conformationsfehler des Herzens von Geburt an vorhanden war, und wo die Krankheit _ dennoch erft nach der Dentitionsperiode erf[chien, find wohl nur äulserft wenige, wenn anders noch welche beobachtet worden find. Eben dadurch wird denn jene, zur Zeit des Zahnausbruchs eintretende, Ne- gativitätsverminderung noch vollkommener belftätigr,, Tacconi g) erzählt zwar einen Fall, wo das Uebel bey einem Mädchen er[t nach’ dem fünften Jahre ent- ftanden feyn [oll; es war hier inde[fen, nach [einer | Angabe, als Folge eines zu derfelben Zeit von der Kranker erlittenen Sturzes von einer bedeutenden Höhe, erfchienen; oder wenn es auch, wie Me- 49) De bononienfi [cientiarum et artium inflituto arque aca- demia commentarii. Bonon. 1783. Tom. 6. p. 74. 234 —_—— ckel 7) vermuthet, und wie.allerdings wahrfchein- licher ilt, Schon vorher, da gewelen war, fo hel, der Gröfse des Herzleidens, und Fällen, von gleichartigen, Bildungsfehlern nach zu [chliefsen , die Zeit [einer, Entftehung doch gewifs in das Alter vor der Denti:, tion. Das eyförmige Loch ftand [ehr weit offen;, die Lungenarterie war durch Verwachfung der Klap-. pen falt gänzlich gefchlo[fen. Bey folcher Befchaf-, fenheit des Herzens mulste.die blaue Krankheit, war fie nicht erft: durch den Fall’entftanden, fchon in: früher Jugend da. gewefen [eyn. ! Bey dem Knaben, den Hahn beobachtete,, und von welchem Sandifort erzählt s), erf[chien die Blaufucht erft am Ende des erften Jahres. Es könnte dieler, in Vergleich gegen die übrigen Beob- achtungen‘, etwas verf[pätete Fintritt der Krankheit nun zwar recht wohl in einer vielleicht ebenfalls ver-’ fpäteten Dentitionsperiode gegründet feyn; das Ab-' weichende des von Sandifort erzählten Falles’ fcheint indef[en eine andere Url[ache zu haben. ‘Es ift fchon vorher bemerkt worden, ‘dals Mor gagni die Vermuthung äufsert, bey. der von ihm unter-' fuchten und in einem Alter von [echzehn Jahren ge- ftorbenen Kranken, habe der Zuftand des Herzens fich noch nach der Geburt verfchlimmert. Er fand bey der Section derfelben, aufser einem offenen ey- förmigen Loch und abnormen Verhältnifs der Gröfse r) Reils Archiv, VI. 5gı. s) Obfervationes anatom, pathologicae, Lugd. Batav. 1777. Vol,I. p-.ın 2335 der Kammern und Nebenkammern, die Klappen der Lungenarterie an. ikrem obern Theile knorplich, ein kleines Knochenftückchen enthaltend, und .da- bey, fo verwachfen, dafs fie dem Blute kaum eine linfengrolse Oeffnung ‚übrig gelallen haben konnten. Dielen an der Mündung der Lungenlchlagader ge- fundenen Fehler, hälter für [pätern, -allmähligen Urfprungs. , Eine ähnliche Zunahme der Störung des kleinen. Kreislaufs möchte nun auch bey Sandi- forts Kranken Statt gefunden haben, , Denn als dieler in einem Alter von dreyzehn Jabren an der Blaufucht geftorben war; fand ich bey. der Section deffelben aufser einer Communication zwiflchen bei- den Herzkammern durch ein offenes Septum, und aufser einer erweiterten, aus. beiden Ventrikeln ent- Springenden, Aorta, eine an der Stelle ihres Ur- Sprumgs aus dem Herzen, bis auf eine geringe Oefl- aung, falt völlig verfchloffene Eungenfchlagader r). Nun befitzet zwar ein neugebohrnes Kind in der er- ten Zeit nach der Geburt nur ein [ehr geringes Oxy- genbedürfnifs; allein bey einem zehnjährigen Kna- ben, üherhaupt nach der Zeit der Dentition, müllen die Erftickungszufälle, welche ein beynahe gänzlich -£) Haec arteria (pulmonalis [c,) (upra valvulas ablcifla, has parvas admodum, ferme concretas, et [ubftantia quadam granulola, carneas excrelcentias referente, ob- fellas exbibuit, fic ur non nili exiguum relinqueretur fpatium, quod apicem tenuioris ftili admittens, huic aditum ad ventriculum praebebat, eundem vero diffici» lius a ventriculo ad arteriam transmittebar. Sandi. fort |. ec. 256 en ! gehemmter Blutlauf durch’ die Lungen zur Folge hat; gewils bedeutender feyn, wie diejenigen waren, wel- che Sandifort, als in diefem Alter an feinem Kranken beobachtet, anführt. Tacconi's Kranke hatte an einer gleichen Störung des Blütlaufs durch eine falt‘ verfchloffene Lungenarterie gelitten =); aber es war auch bey ihr, feit der vermeinten Zeit ihres Erkrankens, beftändig nur eine vita mimima vorhanden gewelen. Sandiforts Kranker hinge gen war, wenigltens bis zu feinem zehnten Jahre, noch willkührlicher Muskelaetionen fähig; er beweg te ich, athmete u. [. w. Dazu kommt, dals San- difort ausdrücklich bemerkt, "mit dem zehnten . Jahre feyen alle Zufälle Ichlimmervgeworden‘, wel- ches alles die Vermuthung beftätiget, dafs der Fehler des Septums zwar allerdings ‘aus dem Fötusalter des Kranken hergerührt habe, dals aber die Entftehung körnigter, fleifchiger Excrescenzen an den halb- miondförmigen Klappen, und die beynahe gänzliche Verfchliefsung der Lungenfehlagadermündung durch diefelben fpätern Urfprüngs gewelen, und erft'all- mählig nachdem zehnten Jahre erfolget fey. Spricht «lafür nicht auch der Umftand, ‘dafs bey Teadeoıı is Kranker die Luüngenvenen ‘weit mehr zulammenge- zogen waren, als bey dem von Sandifort beob- .u) Zur Vergleichung beider Fälle, in Hinficht der Herzbil- h dung, dienet: Meckel differtatio de cordis mutatio- nibus abnormibus, Halae 1802, p, 25, Bey Tacconi's Kranker war zwar das Septum nicht perforirt ; dafür fiand aber das eyförmige Loch auch weiter offen. ons 237 achteten, in fo fern’ die gröfsere Coniraetion der Blutadern aufreine frühere Verfchlielsung der Schlag äder dentet ?’ Bey folcher allmählig zunehmender Ver: fehlimmerung war es möglich ‚ dals die blaue Krank- ‚beit erft nach Verlauf eines Jahres erfchien. In wie fern übrigens "in dem, "nach Sandifort s von Blancard und Vieufsens alıfgezeichneten Falle; ‚eine ähnliche Tpätere Entftehung der nächlten Urfa- che der Blaulücht Schuld daran war, dafs die Krank: heit erft bey einem Erwachlenen eintrat, weils ich dicht zu fagen, da ich die Erzählung davon nicht habe nachlefen können. Wiedereröffnung des blolsen eyförmigen Loches kann den Gründ Tölcher Ipät er! fcheinenden Blaufucht nicht enthalten, denn follte diele auch, wie es Abernethy x) wahrfcheinlich Zu machen Tucht, bey Erwachferien unter gewillen Umftänden' erfolgen können, [o wird doch, wenn auch nicht immer ein geftörter Eintritt des Bluts in die Lungenarterie, doch ein Verfchwinden der Klap- pe des eyförmigen Loches Kinzu kommen müllen, wenn daurende blaue Krankheit erfolgen [ol y). 2; x) Reils Archiv, V. 133. y) Jurine erzählt einen Fall, wo die blaue Krankheit fich zuerfi im. [echsten Monat gezeigt haben fol. Das Factum ift aber nicht recht ficher.. Das Kind wurde, wie Jurine berichtet, im [echsten Monat wegen blau- füchtiger Zeichen den Aeltern vom Lande zurückge- bracht; es mag deslıalb auch wohl [chon früher krank gewelen (eyo, Als Sectionsbofund wird blofs der noch offene , obgleich merklich verengerte Schlagadergang, Jäs fehr geräumige rechte Herzohr und das nur halb 233 Fare ‚Weil. nun ‚bey faft,.allen zur Blaufucht geneig- ten Individuen ‚ .die;Krankheit nicht f[päter, als mit dem Dentitions -'Alter eintritt, [o lallen fich die Perioden der Vermehrung des Oxygenbedürfnil. fes nach diefen Zeit nur noch aus den Sterbezeiten der. Kranken: folgern, __Vorühergehende Verfchlim- merungen ihres Uebels können zu dielem Zwecke nicht gebraucht werden; und daurende ‘indet man bey. den Schriftltellern lelten bemerkt ; wie denn, auch ‚die Aeltern meiner Kranken nicht zu lagen, wufsten, das Uebel (ey, leit feinem erften Entftehen vom irgend einer Zeit an [chlimmer geworden. Ster- befälle Blaufüchtiger [cheinen aber in dem Zeitrau- me,,der unmittelbar auf die Periode des er[ten Zahn- ausbruchs folgt, [ehr felten zu feyn; es ind mir we, nigftens, nach fleilsigem Auffuchen derfelben, keine bekannt geworden. Blofs gegen das Ende des Den- titionsalters fällt noch die Todeszeit von ein Paar blaufüchtigen Kindern. Das: von Abernethy beohachtete [tarb, als es zwey, ein von Horn 2) erwähntes; als es drittehalb, und Obets Kind, als es drey Jahr alt war, wobey indelfen bemerkt wer- den mufs, dafs an dem Tode des von Horn er- durch ein muskulöfes Band (bride musculaire) ver- fchloffene eyrunde Loch erwähnt. Wahrfcheinlich lit- ten aber auch die nächlten Gefälsproduktionen des rechten Herzens, da aus der hier angegebenen Deffor- “ mität allein der frühzeitige Tod des Kindes im zehnten Monat nicht erfolgen konnte, z) Horns Archiv für medicinifche Erfahrung, 8. 218. > 239 wähnten Kindes wohl minder die blaue Krankheit, als ein erworbenes , zu jener hinzugekommenes ‚Ue- bel, der Keichhuften, Schuld war. Es mufs daher, wenn ‚anders ‚aus dielen Todesfällen für ‚eine Ver- "mehrung „des Oxygenbedürfnilfes ‚ zwifchen dem zweyten und dritten Jahre des Kindesalters etwas zu folgern ift, .diele Vermehrung doch nur gering feyn. Es verdient inde[len hier daran erinnert zu werden, dals Haller @). nach [einer Beobachtung das dritte Lebensjahr; als den Zeitpunkt beftimmt;, ‚jenfeits wel- chem er den Schlagadergang nicht mehr ganz geöff- net gefunden habe. Vom dritten Jahre bis zum eilften, ver(chwin- den dann in dem Verzeichniffe der Blaufüchtigen alle Todesfälle; auch nicht ein einziger war in diefen acht Jahren aufzufinden. Zwar erzähltWrisberg 2) den Fall eines im euenten.alalss geltorbenen Mäd- chens, de[fen rechte Herzkammer durch eine in den. offen gebliebenen Schlagadergang führende Oeffnung init der Aorta in Verbindung [tand ; es wird aber nicht erwähnt , ob bey diefer Bildung auch blaue Krankheit gegenwärtig gewelen war. _ Höchft wahr- fcheinlich hatte diefe gefehlt, da aus anderen Beob- achtungen bekannt ift, dals Oeffnung'des Schlagader- ganges, lo wie [elbft Offenbleiben des eyförmigen Loches, ohne Leiden der Lungenarterie, die volle a) Elem, phyfiol, Tom, 8. P. 2, p. ır, &) In friner und Mockols Ausgabe von Hallers Phy- fiologie, $. 77. \ 240 BES Krankheit, ‚wenigltens i in der frühern Zeit des Le- bens, nicht hervorzurufen vermögen. Auch bedeutende daurende Verfchlimmerun- gen blaufüchtiger Kranken find aus dem erwähnten Zeitraum bey den Schriftftellern nicht angemerkt; Sandiforts Fall, wo aber auch zugleich das Herz- leiden zunahm, etwa ausgenommen. Die Mutter der von mir beobachteten Kranken fagte aus: To wie das Kind in den erften Jahren feines Lebens, in Hinficht feiner Krankheit, gewelen fey, fo feyes, vorübergehende Verfchlimmerungen des Uebels durch Diätfehler, und den Umftand, dafs häußgere® Bewegung auch häufigere, wenn gleich keine ge- fährlichere, Anfälle hervorrufe, abgerechnet, auch noch jetzt. Das Oxygenbedürfnifs wächlt in dielem Alter allo nicht fo bedeutend, dafs durch [eine Nicht- befriedigung bey folchen Menlchen, die nicht, gleich Gefunden, mit vermehrter Relpiration eine verhält- nilsmäfsig vermehrte Blutoxydation [etzen können, Tolche Revolutionen, die das Leben gefährden, ver- urlacht würden. Diejenigen Kranken, bey denen 2 ein hoher Grad des Uebels vorhanden ilt, [terben fchon vor dem zweyten, dritten Jahre; für die übri- gen, "welche über diefe gefährliche Zeit hinaus find, lälst fich mit ziemlicher Gewifsheit darauf rechnen, dals fie auch noch acht Jahre-länger leben werden, bis dann mit Eintritt des eilften Jahres eine auch für die Blaufüchtigen mittleren Grades höchfr verderbli- che Periode anbricht. ie 241 Auffallend ift es allerdings, - dafs die Zeit. des Zahnwechflels , das Beginnen des Knabenalters, ‚bey -. Blaufüchtigen [o ganz ohne nachtheilige Folgen für fie vorübergehet. , Blols Wrisbergs Fall könnte, wäre er vollftändiger erzählt, vielleicht die einzige Ausnahme bievon bilden. Dadurch beftätigt fich denn auch hier, was von’andern Seiten [chon früher aufgeltellt wurde e): es [ey ‚die, erfte Dentition der bedeutendfte Act im kindlichen und Knaben - Alter, und fie bilde den Hauptabfehnitt, zwifchen. der Zeit des Losreilsens von der Mutter und zwilchen.der Pe- riode der Pubertät. Das, was in den Zahnhöhlen vorgehet, ift nur eines’ der Zeichen, wodurch fich jene wichtige Epoche des Lebens offenbart; auch in. den Lungen und im Oxydationsbedürfnil[fe des Kör- pers find die lie begleitenden Metamorpholen nach- zuweilen. i ‚Gleich einem ‚Würgengel: fchwebt die blaue Krankheit über dem Leben aller. derjenigen, ‚welche mitihr das eilfte, zwölfte Jahr erreicht haben..' Vor dem achtzehnten, (nicht wie Lentin d) behaupte- te, vor dem fiebzehnten).‚fterben falt alle Kranke diefer Art, welche der Tod vorher verfchonte. Von zwanzig Blaufüchtigen, deren Sterbejahr mir bekannt geworden, ind acht in dem. Zeitraum von der Ge, burt an bis zum dritten Jahr geltorben; keiner zwi- e) Malfatti Entwurf einer Pathogenie aus der Evolution . "und Revolution des Lebens, Wien 1809, S. 47. d)) Beyträge zur ausübenden RP ETNERL: Leipzig 1798. U. 75, 242 en fchen dem dritten und eilften Jahre; einer Iebte bis zum.achtzehnten Jahre hinaus; die übrigen eilfe (ind fämimtlich in der angegebenen Periode ein Opfer ih- rer Krankheit'geworden. ' Wie der Acephalus mit Aufhören des Fötuszuftandes [terben muls, fo kann auch das Leben des Blaufüchtigen, nach Eintritt eines beftimmten Alters, nicht dauern. Deshalb vermag mit dem’Grade von’ Venofität, womit ein zehnmo- natliches Kind gefund oder krank lebt, ‘wahrfchein- lich auch’ein zehnjähriger Knabe zu leben; er wird mit demfelben fo gefund oder aueh nicht” kränker feyn, wie jenes Kind; [o ‚dafs eben darım die Blau- fucht Erwachfener ein Stehenbleiben der -Arterien- Blutoxydation’ auf der Kindesftufe, nicht, wie man wohl gelagt hat, auf der Fötusftufe,, genannt werden kann. ' Der‘ Jüngling zwifchen dem eilften und fünf zehnten Jahre, fällt hingegen durch [olche'Oxygen- entbehrung dem fichern Tode anheim. Fs muls um diefe Zeit eine Veränderung im Körper vorgehen, die nur bey vermehrter Zuführung hellrothen Blutes zu Stande kommen kann; und die Entwiekelung des Körpers mufs fo nothwehdig an das Finitreten diefer Veränderung geknüpft feyn,'däfs das Lehen aufhört, wenn'fie'ausbleibt. Das geringe Oxygenbedürfnils vor dem eilften Jahre ergiebt fich auch noch aus der von Tiedemann e) angeftellten Section eines eilf Jahr alt, gewordenen blaufüchtigen Knabens, welcher der jünglte, von den in der mehr erwähnten. Periode Geliorbenen, ift,. Es fand fich ‚bey demfelben ein e) Zoologie, erlter Band, Landshut 1808. $. 177. = 245 Herz, das zwey Ohren, aber nur eine Kammer hatte, aus welcher fowohl ‘die Aorta als die Lungenarterie _ ent[prang; die Venofität feines Blutes mulste, bey einer Abnormität des Herzbanes, welche [einen F Kreislauf dem der Schildkröten gleich [tellte, Iehr bedeutend gewefen feyn. Hatte nun zwar der Kran- kean der Blaufucht, und wahrfcheinlich an einem nicht mittlern Grade derfelben’gelitten, [o war doch fein Oxygenbedürfnifs nicht [o grofs gewelen, dafs er nicht hätte das eilfte Jahr erreichen können. Die nähere Vergleichüng diefes Falls mit’ dem ähnlichen, von Willon beobachteten, ift deshalb nicht mög. lich, weil die‘ Weite der Lungenarterie und Aorta von Tiedemann nicht angegeben ife. ne 0 Welches ift aber das Organ oder Organenly- ftem,' deffen Ausbildung in der erwähnten Sterbe- zeit blaufüchtiger Perfonen eine Vermehrung ihrer helleothen Blutmenge fordert, und ihren Tod verur- facht ? ‚Wegen des Zulammenfallens jener Zeit mit der Pubertätsperiode , könnte man anfangs geneigt feyn, in dem vorzüglichlten Acte der letztern, in der Ent- wickelung der Generations- Organe, die Ur[ache des vermehrten Oxydationsbedürfnilfes zu. fuchen. Bey näherer Anficht wird man es jedoch vielleicht min- der wahrfcheinlich finden, dafs unter den ver[chie- denen Organen, ‚in deren Ausbildung fich die Puber- tät offenbart, ‚grade die mehr durch Hydrogen thäti- gen, die eine vergrölserte Blutoxydation fordernden feyen. Auch [pricht Folgendes beftimmt dagegen. Die Zeit der Evolution der Generationsorgane er 244 — fcheint in dem weiblichen Körper kröki als i in dem männlichen; die frühere Ausbildung derfelben mwüls- te allo auch einen frühern Tod weiblicher Blaufüch- tigen zur Folge haben. Nun ergiebt ich aber aus dem Verzeichnils der Todesjahre Blaufüchtiger, dals im Gegentheil die männlichen früher fterben. Alle- vom eilften bis zum funfzehnten Jahre Geftorbene waren männliche , einen einzigen ausgenommen, deffen Gelchlecht ich nicht angegeben finde; -keine einzige weibliche Kranke befindet fich,darunter. Da- gegen waren alle, „welche ‚vom funfzehnten bis zum. achtzehnten Jahre ftarben, ohne Ausnahme weihli- "chen Gelfchlechts, und unter denfelben kein einzi. ger männlicher Kranker. Das, hier folgende Ver- zeichnifs der Sterbezeiten Blaulüchtiger, ‚zu welchem ich alle mir näher bekannt gewordenen Fälle benutzt habe /), und,worin zur vollkommneren Ueberlicht ) aller N Die Beobachtungen blaufüchtiger Kranken, welche v von je. Richerand (dellen Phyliologie, vierte Ausgabe, "Pas die 1807.), von Burns (obfervations an the mort fre- quent and important difeafes of the heart, Edinburgh 1809,}und'von Prochaska (nach Meckels Ueberf, von Cuvier.4. 47.) erzählt find, habe ich nicht nach- (eben können, Die Fälle, welche,nach Bell bey Val- [falva, und nach Sach[e bey Velalius, von funf- zehnjährigen Mädchen mit offenem eyrunden Loch und “ verwachlener Lungenarterienöffnung belchrieben [eyn follen, waren mir aufzufinden unmöglich; follte in je- nen Angaben nicht Tacconi’s Kranke &&meint feyn? 2 1a fi Sind — „245 aller Beobachtungen, auch die in frühern Jahren Ge- ftorbenen aufgeführt find, beweilet, wie conftant jenes Geletz [ey, welches, nicht eine einzige fichere Ausnahme zeigend, tief im Welen der menfchlichen Entwickelung begründet feyn mufs: Es [tarb ein Kranker erwähnt bey 10 Tage alt unbelt. Gefchlechts Standert a.a.0: Ba , Amanınlene as Hunter Tr 2 Monate unbelt. : :: :. Baillie Re Nr te Banana B Bomann]. ..7%4 4» Nevan 2 Jahralt unbe. . . .„ Abernethy BE TEN männl, ve Horn s Br urihelt er eo ; EL au... männl #9 40,Tiedemann,. Baur a are a fe re aa Sad Ni a or Hunter 13 » Mo unkeft. ; °, + Hüetibey ;Obet 133. . . männl ; . . Pulteneyg): Sind indellen in dem obigen Verzeichnifle äuch noch andere bekannte Fälle ausgelallen worden, [o können diefe, (o wie künftige Beobachtungen, zür Prüfung der aufgeltellten Geletze dienen, ünd es hat alfo in (ofern Telbit feinen Nutzen, dafs fie fehlen. Einzelne Ausnah- men werden lich allerdings finden; ob ihrer aber, ımi Widerfpruch gegen das Geletz obiger Reihe, viele [eyn werden, möchte ich bezweifelit. g) Medical transactions publifhed by ıha college of phyL- cians$ vol, 3. p. 340; Archiv f.d, Phyfiöl. X, Bd. II. Hoft. R 246 er Es ltarb ein Kranker erwähnt bey 14 Jahr ale männl. Gelchlechts Trotter 4). siehe s . = - Lentin 2). Sie weibl. 2 +. „KDale&co0n4:3:32,,0. IA... & n 4 . Morgagni ....| NE RER h R r ai Spry A). EHE WE männ!. s = Seiler /). Sterben nun männliche Individuen am Mangel hell- rothen Blutes! früher als weibliche, [o ilt dadurch auch das Organ oder Organen[y[tem bezeichnet, deflen in die Sterbezeit der Blaufüchtigen fallende Entwickelung eine Vermehrung des Oxygenbedürf- nilfes mit fch führt, und. dasjenige wird es feyn, auf delfen zu rechter Zeit erfolgender Energiever- grölserung dasHervortreten der Politivität im männli- chen Körper vorzüglich beruhet. Denn, wird zwar Lchon in. der Zeugung das Gefchlecht des werdenden Organismus beftiimmt, [o hängt es doch von dem Verlaufe des fpätern Lebens ab, ob eine politivere oder eine negativere Natur im Körper hervortreten, foll. Das früher zur Reife gelangende und in diefer beftehende Organ, wird das [päter entwickelte be- herrfchen. Wo die durch Hydrogen thätigen Organe eher zur vollendeten Kraftübung kommen, als die durch Oxygen wirklamen, da wird dem Körper für 4) Sammlungen für praktilche Aerzte, 17. 103. 3) a.a. O. Aulserdem erwähnt-Lentin eine im vierzehn. ten Jahre noch lebende weibliche Kranke. k) Memoirs ot ihe medical [ociety of London vol. 6, p. 1374 2) Horns Archiva.a, O.- S. a0r. * wet 247 iınmer eine vorherrfchende Neigung zur Negativität ‚eingebildet werden; hingegen, dafs das’ Organen/[y- [tem der Bruft und die Motoren des arteriellen Blu- tes früher reifen, als Hirn- und Generationsorgane, darauf beruhet die Politivität des Mannes. Hatnun der männliche Körper die Periode der Pubertät, wo feine Natur für das folgende Jünglingsalter beftimmt werden [oll, erreicht, [o mufs bey normaler Ent- - wickelung die Zeit der Kraftvermehrung feiner pohi- tiven Organe in den Anfang, die [einer negativen aber gegen das Ende diefer Periode fallen. Als Bafıs des neuen Lebens, welches der Körper in diefer Zeit, der wichtigften zwilehen Geburt und Tod, beginnen Soll, erfcheint aber die Evolution jener pofitiven Or- gane;, an fie ift die der übrigen erft als Folge ge- knüpft. An Schwindfüchtigen aus dem Alter der Pubertät fehen wir , was blofse Störungen diefer Evolution dem Leben drohen, Hemmung derfelben duldet der Körper, dem rafches Fortfchreiten in die- fer Zeit Bedürfnils,‘ durchaus nicht. Es gilt hier mehr als je in der Periode des Wachsthums, Progrel- fion oder Aufhören des Lebens. Die Kraftvermeh- rung des politiven Organen[yftems hängt nun aher davonab, dafs es nicht an einem Blute fehle, das den gehörigen Grad von Oxydation hat; die voll- kommene T'hätigkeit der für hellrothes Blut. wirkla- men Organe wird auch durch daflelbe bedingt, zu der beftimmten Zeit der Entwickelung muls daffelbe da lfeyn. Fehlt es, wie bey Blaufüchtigen, fo ftürzt R% 248 _— mit der Bafıs der ganze Körper ein; die in ihrer Evo- lutiom gehemmten Organe der Bruft und des Gefäls- [yltems fallen jetzt um fo eher in Lähmung, je mehr fie vorwärts [trebten, und paralytilche Erftickungs- anfälle der Lungen und des Herzens, [o wie waller- füchtige Ergielsungen der gelähmten Gefälsenden endigen das in [einer innern Quelle, dem Blute, ver- fiegte Leben. Bey dem weiblichen Gelchlechte erfcheint die Entwickelung der Bruftorgane erft, nachdem Hirn- und Generationstheile zur völligen Reife gelangt find, als Schluls der Pubertätsperiode. Es bedarf ihrer ebenfalls in einem gewillen Grade, allein fie ilt bey ihm mehr zurückgedrängt, und eben deshalb minder vollkommen. Weil nun auch das Bedürfnifs eines hellrothen Blutes bey weiblichen Individuen min- der grofs und dringend ift, fo muls eine geringere Anzahl weiblicher Blaufüchtigen am Ende der Puber- tätsperiode [terben,, als männlicher beym Eintritt derlelben. Das obige Verzeichnifs zählt wirklich gegen fieben vom eilften bis zum funfzehnten Jahre geltorbene männliche nur drey zwilchen dem funf- zehnten und achtzehnten geftorbene weibliche Kran- ke. Wie gering aber bis zum funfzehnten Jahre das, Sauerltoffbedürfnils des. weiblichen Körpers feyn mülfe, beweilet Tacconi’s Kranke, welche bey faft gänzlich unterdrücktern Blutlauf durch die Lun- gen dennoch dieles Alter zu erreichen vermochte. Nach dem funfzehnten und nach dem acht- zehnten Jahre werden nun bey beiden Gelchlech« _— 249 tern die Sterbefälle hlaufüchtiger Perlonen [eltener; der Tod hat die meiften Kranken hinweggenommen, und diejenigen, welche die kriti[che Zeit der Puber- tät glücklich überftanden haben, [cheinen ein länge- res Leben hoffen zu dürfen. Das Oxygen-Bedürfnifs bleibt fich in den nun folgenden Jahren mehr gleich, Beobachtungen, dafs folche Blaufüchtige, welche die Pubertätsperiode überlebt hatten (und folcher werden allerdings, obgleich ihrer wenige, von eini- gen Schriftftellern erwähnt), zwifchen dem acht- zehnten und dreylsigften an dem natürlichen, nicht etwa durch zufällige Umftände verf[chlimmerten, Verlauf ihrer Krankheit geftorben [eyen, finde ich keine aufgezeichnet. Nach der Acme des Lebens nimmt das Sauerftoffbedürfnifs des Körpers wieder ab, wenn gleich feine Oxydation fortdaurend wächft, und es ilt deshalb wahrfcheinlich, dals der Kör- per in [einem ganzen Leben, bleiben anders das Maals feiner willkührlichen Bewegung, die Art [ei- ner Nahrungsmittel u. f. w. die nemlichen,, mit der- felben Quantität Oxygens auszukommen vermöge, deren er, ift er männlich, im funfzehnten, und ilt er weiblich, im fiebzehnten bedurfte, Die Erfah- rungen an Perfonen, welche zur Schwind[ucht; ge- neigt find, fcheinen dies zu beltätigen; haben die- felben fich einmal durch das Alter der Pubertät, ver- mittellt Vermeidung aller willkührlichen Oxygencon- fumptionen und Verminderung der unwillkührlichen des Gefälsfyftems durch den Gebrauch von Digita- lis u. £. w. durchgeholfen , [o ift die gefährlichlte Zeis 250 ee für fe vorüber. In der [pätern Periode des Lebens kehrt falt die Venofität des kindlichen Alters wieder. Meckel n) erwähnt einer l[echzigjährigen Frau, in deren Herzen das offene eyrunde Loch wenig- ftens zwey Drittheil eines Zolls im Durchmeller hielt, und wo die Klappe, welche fonft den Ueber- ‚, gang des Blutes aus dem rechten Vorhofe in den lin- ken verhindert, fo wenig verwickelt war, dafs die Communication zwifchen beiden Nebenkammern völlig frey blieb; dennoch war die Alte ganz gefund gewelen. Schwerlich mag fie ich, bey gleicher Be- fchaffenheit der-Klappe, in ihrer Blüthezeit eben [o wohl befunden haben. Geringere Venoftät muls, unter übrigens glei- chen Umftänden, ein längeres Leben, grölsere ein früheres Ende deffelben bewirken. Im Ganzen wird dies auch durch die Unterfuchung des Herzzuftandes geftorbener Blaufüchtiger beftätiget. Bey dem Kran- ken, von welchem Seiler a. a. O. erzählt, und der ein Alter von neun und zwanzig Jahren erreichte, fanden fich zwar die halbmondförmigen Klappen verknöchert, und die Lungenarterie [ehr verengert, das eyförmige Loch und der'‘Schlagadergang olfen, und das Herz dreymal fo'grofs, als das Normal; der Eingang in die Lungenarterie war jedoch durch jene Verknöcherung der Klappen, die keine Verwach[ung begleitete, nicht verfchloffen, und wenn die Lun- genfchlagader verengt war, fo hatte das Herz dage- gen defto muskulöfere Kammern; die Kraft, womit m) Reils Archiv, VI. 588. 251 das Blut in den kleinen Kreislauf getrieben wurde, war allo gröfser, die Blutbewegung in demfelben Schneller, die Venofität geringer. Auch fehien der Kranke in früherer Zeit weniger als andere an fei- nıem Uebel gelitten zu haben. Daffelbe wird in den Sammlungen: für praktifche Aerzte z) von einem Frauenzimmer erzählt, die ebenfalls die Pubertäts- periode überlebte. Viel zur längeren Erhaltung des Lebens vermag unftreitig, auch ‘'bey gröfserm Herz- leiden ‚' die Entfernung aller Veranlaffung zu Oxy- geneonfumptionen: Vermeidung willkührlicher Be- wegung, angeftrengter Verdauung u. f. w. Auch findet fich bey Erwähnung blaulüchtiger Kinder, die mit einem hohen Grade des Uebels grofs und ftark aufwuchlen, ausdrücklich angemerkt, dafs ein gutes Regimen zu ihrer Erhaltung mitwirkte 0). Wahr- fcheinlich fand daflelbe Stattbey Sachl[e's Kran- kem, der nach dem zwanzigften Jahre noch die Uni- verfität beziehen konnte p). Mangel eines guten Verhaltens wird dagegen, auch bey geringerem Uebel, das Leben durch vergröfsertes Oxygenbedürf- nifs vor der Zeit endigen können. So würde der von Seiler beobachtete Kranke länger gelebt haben, wenn er den Rath der Aerzte, angeftrengte Bewe- gung zu'vermeiden, "nicht unbefolgt gelalfen hätte, a) Band ı7. S. 90. und Bd. ze, S. 334. 0) Gött. Anzeigen für 1807. S, 1880. Wie alt die Kinder geworden, ift nicht bemerkt. PM Hufelands Journal a. a. O. und Lentins Beyträge, Supplementband, S, 372. Leiprig 1808. 252 weshalb fein Tod denn auch nicht als natürliche Fol- ge [einer Krankheit angefehen werden kann. So wie, dem obigen Verzeichniffe zufolge, die Verfchiedenheit des Gefchlechts wegen frühererloder fpäterer Entwickelung der eine pofitive Spannung fordernden Organe einen bedeutenden Einflufs auf die Sterbezeit blaufüchtiger Kranken hat, [o werden aus ähnlichen Gründen unter Kindern def[lelben Ge- fchlechts bey gleichem Herzbau diejenigen, welche im Fötusltande eine Richtung zur Pofitivität empfan- gen haben, früher und heftiger an der blauen Krank- heit leiden, als die mit einer Anlage zu einer negati- vern Natur begabten. Jene werden ihre Richtung anfangs zu serfolgen [treben, und deshalb um einige Zeit früher die Folgen der gehinderten Blutoxydation. empfinden, Die Beltätigung dieles verfchiedenen Leidens des Körpers, je nachdem das Verhältnils der Erregbarkeitsfactoren auf derfelben Stufe ‚des Alters und Gelfchlechts in ihm wechfelt, zeigt ich, wenn man den Einflufs erworbener Krankheiten auf [olche Individuen, die zur Blaufucht geneigt find, oder fehon an derfelben leiden, beobachtet, In dem Maalse, wie diefe Krankheiten ein politiveres oder negativeres Streben im Körper hervorrufen, tritt die Blaufucht früher oder [päter ein, wird das blaufüch- tige Befinden, während der Dauer der fremden Krankheit, [chlimmer oder befler. Vielleicht würde eine fölche begleitende Krankheit, dauert fie mehrere Jahre neben der Blaufucht fort, was übrigens nur eine negative könnte, jedoch aber auch —————— — —.—= - 253 von einer folchen, lo viel mir bekannt, noch nicht beobachtet worden ilt, den Verlaufder angebohrnen, ihren Eintritt vor der Dentition, ihr gewöhnliches En- de im Alter der Pubertät, bedeutend verändern. Dals aber eine blofs vorübergehende eine daurende Stö- rung in diefen Stadien veranlalfen könnte, dazu fcheinen dielelben zu felt an die in gewiflen Altern vorgehenden Metamorpholen geknüpft zu [eyn. Eine Verfpätung, eine Be[chleunigung der Krifen auf kur- ze Zeit; diele wird der Einfluls eines folchen frem- den Uebels allerdings zu bewirken vermögen. Wenn _ die von mir beobachtete Kranke am Durchfall litt, waren ihre Anfälle [chwächer und kamen [elte- ner. Die er[ten Zeichen des Uebels erfchienen bey ihr, als, wie [chon oben erwähnt worden, ein kurz zuvor eingetretener Durchfall wieder aufhörte, Len- sins Kranker hatte lange an Schleimflüffen gelitten; als diefe ver[chwanden, und Fieber mit vollem, har- ten Pul[e eintrat, verfchlimmerten fich die Er[chei- nungen der Blaufucht. Bey dem yon Obet beob- achteten Kinde zeigte fich dieKrankheit, als dalfelbe von einem epidemifchen Katarrhalfieber ergriffen wurde. Auch Sandifort erzählt von [einem Kran- ken etwas Aehnliches, Es gereicht indeffen zum Vortheil der Blaufüchtigen, dafs das Entftehen [ol- cher Krankheiten, die mit häufigerer Confumption eines oxydirten Blutes verbunden find, durch die Venofität ihres Körpers gehindert ift, wie ich denn auch in denmir bekannt gewordenen Beobachtungen keine Beweife auffinde, dals arterielle Fieber, Ent- 254 REN zündungen, follten fe auch einmal bey Blaufüchui- gen durch 'äufsere Einflüffe erzwungen worden feyn, an ihnen zur vollen Erl[cheinung gekommen wären. Dafs Blaufüchtige wohl nicht plaftifche Ener- gie genug für die Bildung der Gattung befitzen,, läfst fich fchon daraus [chlielsen, dafs diefer die des ei- genen Individuams nur eben gelingt. Sie mögen im- merhin ihre Generationsorgane vorbereitend entwi- ckeln, wenn die Zeit daift, wo diele zeugen und‘ gebären [ollen, find fie nicht mehr. "Schon bey’ Thieren fehen wir, dafs auf den Act der Begattung tiefe und häufige Infpirationen folgen, welche mit Recht als Wirkung einer in jenem Acte vermehrten‘ Oxygenconfumption anzufehen fmd; follten Blau- füchtige unter [olchem Sauerftoffbedürfnifs nicht zu Grunde gehen? Im weiblichen Körper erfcheint während der Schwangerf[chaft die höchlte Pofitivität, deren derfelbe, in dem Zuftande der Gelundheit we- nigftens, fähig ift; das Bedürfnifs der Blutoxydation‘ muls allo in ihm, während jener Zeit, bedeutend zunehmen. Eben deshalb werden aber auch weibli- che Blaufüchtige höheren und mittleren Grades, kön- nen fie anders fchwanger werden, während der Gra- vidität, in Folge ihres Unvermögens, dielem Bedürf- nils Gnüge zu thun, [terben mülfen. Auf eine in- verelfante Weile wird diefes durch einige von Burns 9) erzählte Beobachtungen beftätiget. Es fand derfelbe bey vier Frauenzimmern, die wegen g) a. a. O. nach den Götting. Anzeigen für ıgıo. $. 119. —— 255 eines kranken Herzens geltorben waren, einen be- fruchteten Uterus. ‘ Derfelbe Beobachter erwähnt anderer Fälle, wo Frauen, die im erften Monate: fchwanger, plötzlich am Aneurysma Aortae [tarben, obgleich die Gefchwulft bey der Section nur noch fehr klein und ohne Ruptur gefunden wurde. Burns erklärt, dafs er die Urfache des. Zulammenhangs zwilchen jenen Herzfehlern und der Mortalität fchwangerer Frauen nicht anzugeben wilfe. Liegt fie nicht darin, dafs in dem Körper jener Frauen vermehrtes Oxygenbedürfnifs und verminderte Fä- higkeit, diefes Bedürfnifs zu befriedigen, zu gleicher Zeit eintraten? Die Verbreitung eines hellrothen Blutes im Körper war durch ihre Herzkrankheiten, _ and bey den Aneurysmatifchen durch ihr Aortenlei- den bedeutend geftört. Nun verurfachte ihre Schwan- ger[chaft grade Vermehrung ihrer Politivität, häufi- gern Zufluls oxydirten Blutes nach den Generations- theilen ; mufste da nicht Lähmung des Gehirns, Läh- mung des Gefälsfyftems weit leichter, als im gelun- den Zuftande ent[tehen? Der Verfchiedenheit des Sauerftoffbedürfniffes nach dem Alter, dem Gelchlechte, nach zufällig ein- tretenden körperlichen Veränderungen, gelellt füch noch eine andere: die von den jährlichen und tägli- chen Perioden , welche der kleinere Organismus mit dem gröfsern gleichzeitig hält, abhängende hinzu. Schon im gewöhnlichen Zuftande des Körpers, läfst fich aus der tiefern Infpiration im Winter, dem rö- theren Venenblut im Sommer, der [chwächern Re- 256 ii fpiration im Schlafe und anderen Erf[cheinungen ab- nehmen, wie jenes Bedürfnils in den ver[chiedenen Jahrs- und Tageszeiten wechlele; und die Beobach- tungen Blaufüchtiger würden eben diefes noch deut- licher gezeigt haben, wenn man aufmerkfamer auf den Verlauf ihrer Krankheit gewelen wäre. Die von mir erwähnte Kranke befindet ich, nach der Aus- fage ihrer Mutter, zu ver[chiedenen Zeiten, den Einflufs von Diätfehlern u. [. w. jabgerechnet, nicht immer gleich ; fie wohnt mir aber jetzt zu weit ent- fernt, als dafs ich diefe Perioden näher beobachten könnte; was ich deshalb auf die Zeit ver[chieben mufs, wo ich die verftändiger gewordene zu diefen und anderen Unterfuchungen, , belonders auch zu Refpirationsverfuchen, werde zu mir nehmen kön- nen, Von Sandifort wird bemerkt, dafs die Anglft feines Kranken gegen den Herbft, und bel[on: ders im Winter, zunahm; auch Tacconi erzählt von der [einigen, fie [ey im Winter [chlimmer ge- wefen, Auffallend ift es beym Auffuchen der Ster- bezeiten Blaufüchtiger, dafs diefe, wo fie angegeben find, fämmtlich in den Winter, oder in den anfan- genden Frühling, keine hingegen in den Sommer fallen, Obets Kind [tarb im December; der von Trotter beobachtete Kranke im Februar; Nevins und Sandiforts Kranke im März; der von Sei- ler erwähnte, doch mehr zufällig, im April. Sollte der Grund diefer Erfcheinung nicht die Vermehrung des Sauerltoffbedürfnilfes im Winter feyn? — Auch einen Typus der täglichen Perioden haben einige be- >; 2j7 merkt. Nevyin [ahe bey [einem Kranken [ehr re- gelmäfsige Exacerbationen, welche fich gegen zehn Uhr Morgens einftellten, und gegen zwey Uhr Nachmittags aufhörten. Einige Zeit vor dem Tode fanden ich jedoch die Anfälle auch häufig während der Nacht ein, ‘wo fie dann vorzüglich heftig waren. Abernethy bemerkte, dafs die Exacerbationen anfangs um den dritten Tag, nachher aber täglich erfchienen. Künftige Unter[uchungen über das Be- finden anderer Blaufüchtiger zu verf[chiedenen Zeiten werden nachweilen, in wiefern jener Tertiantypus der Anfälle in einer epidemifchen Conftitution, oder in einem, dem menfchlichen Körper überhaupt eige- nen, dreytägigen Wechfel des Sauerltoffbedürfnilfes gegründet war. © Die bisherigen Bemerkungen verfuchten es, den Einfluls, den hellrothes Blut auf den Zuftand und die Gefchichte des ganzen menfchlichen Kör- pers hat, aus Beobachtungen blaufüchtiger Kranken darzulegen; es bleibt nun noch übrig, die Bedeutung eines folchen Blutes für die einzelnen, bildenden und animalifchen, Verrichtungen des menfchlichen Körpers auf demfelben Wege aufzufuchen; die hier und dort gefundenen Refultate können fich dann ge- ‚genleitig einander erläutern. Wie verhält fich Er- nährung, Geftaltung, Verdauung, Muskelaction, Wärmeerzeugung und fenforielle Thätigkeit bey ver- mninderter Verbreitung oxydirten Blutes im Körper? Wenn hellrothes Arterienblut, wie es bey ge- ‚Sunden Menfchen vorhanden, Bedingung normaler 258 ne Ernährung ilt, fo muls diefe bey Blaufüchtigen, de- ren von. den Lungen kommendes Blut durch das ihm beygemifchte venöle des rechten Herzens beträcht- lich wieder desoxydirt wird, in ihren Produkten fichtbar geftört erfcheinen. Auf jeden Fall mufs dies bey der Ernährung oxygener Organe Statt finden. 1 Wirklich fanden Tacconi, Obet und Spry den Körper ihrer Blaufüchtigen [ehr abgemagert; das Kind, welches Horn [ah, war atrophifch. Andere Beobachter bemerkten jedoch keinesweges dalfelbe: Der kleine Blaufüchtige, von dem Nevin erzählt, nahm gut zu, war. wohl genährt, und hatte die ge- hörige Gröfse feines Alters; Abernethy fand an dem (einigen ziemlich breite und dichte Muskeln. Die Muskeln,des von mir beobachteten neunjährigen Mädchens, haben seine für das Alter deflelben nor- male Ausbildung; fie unterfcheiden ich, der äufsern Unterfuchung zufolge, von denen anderer Kinder blols darin, dals fe, befonders die der obern Extre- mitäten, beym Druck eine mindere Elafticität zei- gen. Seiler fand den Körper des von ihm [ecirten ‘Blaufüchtigen wohl genährt und ein ungewöhnlich grolsesHerz in demfelben. ‚DieWände der Kammern und Nebenkammern waren [ehr feft und voluminös; an: der Seite des hintern Ventrikels hatte die Herzfub- ftanz über einen Zoll Dicke. ‚. Obgleich die Aorten- wände während des ganzen Lebens des Kranken von einem venös- arteriellen Blute ernährt und berührt worden waren, [o zeigten fie fich doch von ihrer ge- — 259 wöhnlichen Confilienz nicht verfchieden. Auch an- dere [olche Organe, deren Ernährung aus oxydirtem Blut hergeleitet'wird, hat man nichts weniger als atrophifch. gefunden, Die Häute des Magens und der Därme waren bey Seilers Kranken von einer fe- [ten Subftanz, und ınehr als noch einmal fo dick, als Ge im normalen Zuftande bey gleicher Gröfse des Körpers zu leyn pflegen. Auch Tacconi erwähnt des grofsen Magens der von ihm ‚beobachteten Blau- füchtigen. In wie fern das Knochen[yftem der Kran- ken. gut oder [chlecht ernährt war, bleibt faft von allen Beobachtern unerwähnt; blofs Seiler erwähnt - den Starken Knochenbau. des, feinigen. Wenn Ver- kröcherungen einzelner, fonft muskulöfer oder häu- tiger Theile, einen Ueberfluls von’ Knochenmaterie im Körper ‚andeuten, [o mulste in ein Paar Fällen von Blaufucht felbft. [oleher Ueberfluls gegenwärtig feyn; denn Morgagni [ah die halbmondförmigen Klappen bey [einer Kranken verknorpelt und einen Knochenkern in denfelben ;. Seiler fand fie wirk- lich verknöchert, und [elbft in den Wänden der hin- tern Herzkammer Spuren anfangender Olfification. ! Schon vorher ilt von Nevins Kinde bemerkt | worden, dafs bey demfelben das Wachsthum des gan- zen Körpers durch feine Venofität nicht geltört wor- den war. Dalfelbe erzählen andere Beobachter von ihren Kranken. Abernethy’s im dritten Jahre geltorbenes Kind war nur wenig im Wachlen zu- rückgeblieben. Sandifort fagt von feinem Kran- ‚ken: [tatura pro aetate procera.. Hunters drey» 260 nn zehnjähriger Blaufüchtiger hatte die gehörige Grölse, war nur [chlank und mager. Sachle’s Kranker hatte eine gute Mannsgröfse erreicht ; von den in den Göttingilchen Anzeigen erwähnten Kindern wird ebenfalls gefagt, fie [eyen grols und [tark ge- worden. Die Grölse meiner Kranken geht über die eines neunjährigen Alters hinaus, Dals zugleich der Wechfel der Materie in ihr, obgleich bey, von den gewöhnlichen abweichenden, Blutfactoren nicht re- tardirt fey, zeigte fich, als ihr die Schutzblattern eingeimpft wurden. Die Zeiten der Efflorescenz und Deflorescenz des Exanthems waren völlig normal; nur die livide Farbe der Blatter und die dunkelrothe ihres Umkreifes verriethen die Blaufüchtige. Hier- her gehört auch die gefunde Reproduction der Haare, welche Sach[e nach einem Nervenfieber bey [ei- nem Kranken bemerkte,‘ Fben [o [cheint der gute Appetit mehrerer Blaufüchtigen für die in ihnen vor- gehende rege Zerletzung des thierifchen Stoffes, in Sofern Nahrungstrieb ein Bedürfnis des Wiederer- fatzes, zu (prechen. Sachfe’s, Obets, Sandi- forts Kranken, [o wie die meinige, hatten gehöri- ge Efsluft; ja bey Spry’s Blaulüchtiger war wirk- liche Gefräfsigkeit zugegen, Die erzählten Erfahrungen beweifen, dafs Belis Behauptung: alle Blaufüchtige blieben wegen unvollkommener Ernährung klein, oder die Au- tenrieths: chronifch - erfchwerte Blutoxydation fey von Abmagerung begleitet, nicht ganz richtig ift. Die a 261 DielBeweile, die man hiefür etwa von Lungenfüch- tigen hernehmen möchte, können deshalb nicht gel- ten, weil bey diefen entweder fichtbar krankhaft ver- mehrte Excretionen, oder doch kohlenltoffgasartige Profluvien durch die Lungen gegenwärtig find, wie ich nächftens durch die Analyle der von Schwind- füchtigen ausgeathmeten Luft darthun werde. Bei- des fehlt bey Blaufüchtigen; ja die Aus[cheidung des Koblenftoffs durch die Lungen ift bey ihnen im Ge- gentheil wegen des, in der blauen Krankheit gewöhn- lich gehinderten Durchgangs venöfen Blutes durch die Pulmonararterie wahr[cheinlich geringer, als bey gefunden Menfchen.. Dafs die gut genährten Blau- füchtigen nicht etwa blols Kinder waren, deren Al- ter ein venöfes Blut. mehr zufaget,. beweifet der von Seiler beobachtete neun und zwanzigjährige Kran- ke; dafs fie nicht allein [olche waren, die nur an einem geringern Grade des Uebels litten, beweilen Nevins und Abernethy’s angeführte Fälle, in welchen, der Herzbildung der Kranken zufolge, eine bedeutende Venohtät zugegen gewelen .(eyn mulste. Die,fchlechte Ernährung von Tacconis, Sprys, und Obets Blaufüchtigen, kann in andern Urfachen gegründet gewelen [eyn; (die erzählten Fälle von gu- zer,’ [tehen ihnen entgegen, und wäre von .diefen auch nur ein einziger bekannt, [o würde diefer [fchon hinreichen, um gegen den gewöhnlichen Ausf[pruch der Phyliologen: Gerinnung der Säfte, Anfatz des Geronnenen im Körper, gelchieht durch Oxydation, Archiv f. d‚Phyfiol. X, Bd. II. Heft. 5 262 ERBEN wird durch hellroihes Blat vermittelt, bedeutende Zweifel zu erregen. Dals die Ernährung der durch Hydrogen thäti- gen Organe bey Blaulüchtigen nicht geftört ilt, wie derfpricht minder der jetzigen Anlicht des Nutrie tionsprocelles. Obet, [o wie Tacconi, fanden bey ihren Kranken das Volumen derLeber vermehrt; Seiler [ah diefelbe, hefonders ihren rechten Lap- pen, fo wie auch die Milz, ebenfalls vergröfsert, ihre Subftanz hart und felt; Spry fand fie von einer felten Textur, und von [olchem Umfang, dafs fie, aulser dem ganzen rechten Hypochondrium, auch. einen grofsen Theil des linken, und zugleich den obern Theil der Nabelgegend einnahm. Es beftätigte fich hier allo das Geletz, dafs verminderte Function der Relpirations- Organe von einer vergröfserten Le- ber begleitet werde. Ob auch andere, zur Vermin- derung der Venofität des Blutes vielleicht wirkfame, Drüfen bey Blaufüchtigen, grölser gefunden werden, wird von keinem einzigen Beobachter [olcher Kran- ken erwähnt, Willon [ah bey dem von ihm un- ter[uchten Kinde die Bruftdrüfe fich unter dem gan- zen Brultbeine ausdehnen; es war dalfelbe aber auch er[t aus dem Fötus[tande herausgetreten. Bey mei- zier Kranken ilt die Schilddrüfe, dem äufsern Anfe. hen nach, nicht entwickelter, als bey anderen Kin- dern gleichen Alters. — Fettanhäufungen find aller- dings von einigen Beobachtern, namentlich von Trotter und Pulteney, bey Blaufüchtigen be- merkt worden; fie [cheinen indellen keine nothwen- wa 263 dige Folge der Venofität der Kranken zu [eyn. Die meiften gedenken ihrer nicht; wo der Körper ahge- magert gefunden wurde, fehlte es an ihnen gewils; auch erwähnt Lentin ausdrücklich des verzehrten Netzes. So verm#g denn venöfes Schlagaderblut die Fa- fer des Muskels und der Knochen zu ernähren, und zugleich die Abfonderung hydrogenifirter Stoffe zu unterhalten ; und diefe Abfonderung gelchieht aus ihm nicht häufiger, als jene Ernährung. Das Organ, deffen Thätigkeit mehr gefordert wird, erfcheint auch gewöhnlich materiell am meiften ausgebildet; ein anderer Unterfchied möchte zwilchen oxygenen und hydrogenen Theilen der Blaufüchtigen, in Hin- ficht der Nutrition, nicht vorhanden feyn.‘ Diele ungeftörte Ernährung des Muskels aus unvollkom» men oxydirtem Blute, fteht allerdings im Wider- Ipruch mit dem, von den Phyliologen gegebenen, Gelfetze, Aber auch mit dem der Natur? Iftdenn der Gerinnungs- und Anfatz-Procels des erwachfenen Menfchen wirklich [o ver[chieden von dem des Fö- tus? In jenem foll er unter Mitwirkung hellrothen oxydirten Blutes gefchehen; in diefem erfolgt er bey fchwarzem oxydablen. Auch wenn man die Placen- ta noch als Fötuslunge anfieht, muls man doch einen bedeutenden Theil des Körpers fich aus [chwarzem Blute ernähren lalfen. Oder ift etwa das in die Nabel- arterien übergehende Aortenblut nicht-oxydirt, das in der Aorta zurückbleibende hingegen oxydirt? Nun sa 264 Bu ilt aber beym Fötns eine fo grofse Production vor- . handen, wie he ich kaum nachher wieder zeigt. Auch auf den venöfen Stufen der Thierreihe ift der Anflatz, im Vergleich gegen. die mehr arteriellen, nicht vermindert. Dabey find es nicht blofs bydro- gene Organe, welche beym Fötus ent[tehen und [o bedeutend wachlen; auch Herz, Gefälse, Muskeln und Knorpel bilden fich bey ihm unter Mitwirkung eines wenig oder gar nicht oxydirten Blutes. Die Differenz der Feftigkeit diefer Theile beym Fötus und beym Erwachfenen, fordert keine wefentliche des Nutritionsprocelles. Dafs normale Confhiltenz der Aortenwände bey Blaufüchtigen zugegen feyn könne, wurde fchon oben aus.dem Leichenbefunde des von Seiler unterfuchten Kranken erwähnt; je- ne Differenz kann alfo nicht von Oxydation abhän- gen. Giebt es nun eine doppelte Ernährung derfel- ben Organe, eine des Fötuskörpers, der Blaufüchri- gen, kaltrothblütiger Thiere, aus [chwarzem Blute und eine andere der Erwachfenen, der Nichtblau- füchtigen, der.rothwarmblütigen Thiere aus hellro- them Blut; oder giebt es nur eine für alle geltende ? Ilt nicht hydrogenirtes Albumen [owohl im venöfen als im arteriellen Blute vorhanden, und diefes nicht der Nahrungsltoff für alle Organe zu jeder Zeit, fo wie hydrogenirte Flüffgkeiten auch die Quellen ihres Entftehens find? Es [cheinet diefe Frage eine weitere Unterfuchung. zu fordern; immer werden aber die an Blaufüchtigen ‚gelammmelten Beobachtungen bey Beantwortung derfelben eine befondere Rücklicht _—ı 265 verdienen. Man hieht leicht, dals ver[chiedene von den Beweifen, welche für die Ernährung aus arte- riellem Blute angeführt werden, wie z.B. der von der Abmagerung desjenigen Theils, in de[fen zufüh- renden Gefälsen der Blutlanf gekindert ift, auch für die Ernährung aus venölem Blute geltend gemacht werden können. Für die nähere Einficht in den Ernährungspro- cels wäre es nun wichtig, den Grad der Venoftät des Blutes blaufüchtiger Kranken genauer zu ken- nen; [o lange bis fich zu einer vollltändigen Unter- fuchung hierüber Gelegenheit findet, mögen folgen- de Bemerkungen hinreichen. Gering'ift jene Veno- fität, auch des Arterienbluts (olcher Kranken, die nur an einem mittlern Grade der Blaufucht leiden, gewils nicht. Das Venenblut, welches zufolge der Communication beider Herzhälften, ohne vorherige Oxydation in den Lungen, ihm beygemifcht wird, und das feine Arteriellität vermindert, ilt kein in dem Grade, wie bey gefunden Menfchen, kohlen- wallerftoffhaltiges; es ift ein Venenblut, das aus un- vollkommen oxydirtem Schlagaderblut entftanden ift, alfo ein Venenblut in zweyter Potenz, und eben dar- um mufs das mit ihm vermifchte Arterienblut auch wieder um fo viel venöfer feyn. Auch reden alle Beobachter, die des bey Aderöffnungen oder bey Sectionen gefundenen Blutes erwähnen: Sandifort, Lentin, Seiler, Spry, Tiedemann, von der auffallenden Schwärze deffelben; Jurine vergleicht "das Venenblut des von ihm unter[uchten Kindes mit "266 - eure, einem mit Rufs vermifchten. Die Venofhtät des Blu- tes war allo keinesweges durch die Function der Le- ber, welche Spry und Seiler eben in jenen Fäl- ten [ehr grofs fanden, aufgehoben worden. Grofse Dünnheit und Flüffigkeit des Bluts wurde ebenfalls in ein Paar Fällen bemerkt. Sandifort [ah bey der Section feines Blaufüchtigen fortdauernd ein [chwars zes dünnesBlut aus dem Leichnam ausflielsen. Spry erzählt: aus jeder, mit dem Melfer verwundeten, Stelle der von ihm lecirten Kranken habe fich ein fchwarzes Blut ergoflen. Dielelbe Flüffgkeit des Blutes ift auch bey lebenden Blaufüchtigen bemerkt _ worden. Wenn die von mir beobachtete Kranke ich auch nur wenig verletzet, [o ift der Flufs des aus der Wunde kommenden [chwarzen Blutes nur mit eini- ger Mühe zu [tillen. In diefer venofen, wenig ge- rinnbaren, Natur des Blutes der Blanfüchtigen 7) 7) Nicht diefelbe Urfache haben wahrfcheinlich die kaum zu fillenden, bey den geringfien Verletzungen, oder (elbfi ohne diefe, eintretenden Blutungen, wozu die Anlage in gewillen Familien erblich ift, und wovon Ot- to, Rufh (medical repofitory, vol. 6. Newyork 1803. p. 1. und medical and phyfical Journat for 1808, July), und Consbruch (Hufelands und Himly’s Jour- nal der praktifchen Arzneykunde; 30, 5, 116.) erzäh- len. Der Grund diefer leicht entftehenden Hämorrha- gieen [cheint allerdings auch im Blure zu liegen; nur wicht in einer krankhaften Venofität deffelben. Die blu- tenden Perfonen folcher Familien find, den Angaben je- ner Beobachter zufolse, nur die männlichen, nicht die weiblichen (venoleren), wenn gleich deren Söhne. Die _— 267 find auch wohl die Hämorrhagieen gegründet, welche andere Beobachter häufig bey ihren Kranken wahr- nahmen, Der von Sandifort erwähnte litt am Nalenbluten und Bluthuften; bey Obets Kinde ‚zeigte fieh alle vierzehn Tage ein fchwarzer Blutfluls aus dem Munde; Tiedemanns Blaufüchtiger ver- eine [olche Anlage befitzenden, zeichnen fich, nach Consbruch, durch ein dunkles, feuriges Auge, fchwarzes Haar und einen ftarken Anfirich der [oge- nannten atrabilarifchen Conftitution aus ; die Verblu- tung durch Verletzung ift bey ibnen Bedürfuils, und kann durch Nafenbluten vertreten werden; in einigen Fällen [ah man, wie Otto erzählt, nach [chon gebilde- ter Narbe, eine Woche nach der erften Ergiefaung, das Blut aus dem ganzen Umfange der Wunde wieder bervorltürzen; Glauberf[alz hilft, als Abführungsmiitel angewendet u.[,w.; welches alles dafür (pricht, dafs die Urfache nicht in krankhafter Venolität liege, Der eine der vorhin angeführten Beobachter: Hr. Cons- bruch, erzählte mir, das abflielsende Blut [ey jedes- mal hellroıb, dünn und wenig gerinnbar. Dieles mit den eben angeführten Umftänden verglichen, [cheint mir anzudeuten, die Flüfligkeit des Bluts, der, mit je- ner Anlage zu Hämorrhagieen begabten Per[onen, habe grade den entgegengelerzten Grund, wie die des Blutes der Blaufüchtigen. Hier ift verminderte chemilche Ge- sinnbarkeit des [chwarzen Blutes aus vorherr[chender Hydrogenität deflelben ; dort kommt diefelbe Erfchei- mung am hellrothen Blute vor, weil es zu fehr oxydirt, weil durch Ueberoxydation fein Falerftoll' zu [ehr ver- Nüfbgtift, Das zu oxydiste Blut reirzt dann die Gefäfs- enden, und ergielar lich in Ichwer zu Stillenden Blu® Nüflen. 268 lor oft Blut durch Lungen und After. Einen Blut- Huls aus dem Munde fah auch Tacconi bey [einer Kranken. Wahrfcheinlich würde man bey allen die- fen Blaufüchtigen auch minder leicht zu [tillende Blutungen nach Verwundungen bemerkt haben, hät- te die Gelegenheit darauf’ geführet. So verbluten auch Thiere, deren Blut mehr venöfer Natur ilt, aus der[elben: Urfache an kleinen Wunden ; den Wall- filch koltet eine geringe Verletzung durch die Harpu- ne das Leben. Eine ähnliche Flüffigkeit (nicht etwa auch eine ähnliche Leichtigkeit der Verblutung ?) er- [cheint beym Fötus wieder, delfen Blut Fourcroy arm an Falerftof, und in einem bedeutend geringe- ren Grade, als das gelunder Erwachlener, concres- eibel fand. Und dennoch ift dieles chemilch [o we- nig gerinnbare Blut des Fötus durch Gerinnung im lebenden Körper eine [o fruchtbare Quelle der Er- zeugung und Ernährung! Erwägt man das Uebergewicht venölen Blutes bey Blaufüchtigen, [o entfteht leicht die Frage, wie fich bey weiblichen Kranken, wenn fie das Alter der Pubertät erreicht haben, die Menftruation verhalte. Da das bey derfelben aus den Poren der Schleimhaut des Uterus ausflielsende Blut, nach Beobachtungen bey vorgefallmer Gebärmutter s), dunkel blauroth, allo carbonifirtes Venenblut ift, [o [cheint es, der Körper blaufüchtiger Mädchen und Frauen werde vorzüglich geneigt [eyn, fich monatlich eines Theils s) J. Fr. Ofiander dillert. de fluxu menftruo atque ureri prolaplu, Goett, 1808. p. Io. BI ‚269 des in ihm im Uebermaalse vorhandenen venölen Blutes durch früh eintretende und f[tark ich er- gielsende Menftruationen zu entleeren. Allein das- jenige, was an blaufüchtigen Mädchen wirklich beob- achtet wurde, beftätigt diefe Vermuthung nicht. Die Kranke,vonder Spry erzählt, hatte, obgleich hie fieb- zehn Jahr alt und im hohen Grade venös war, den- noch nur ein einzigesmal kurz vor dem Tode einen Blutflufs aus der Scheide erlitten. Eben [o war Tac- coni’s funfzehn Jahr alt gewordenes Mädchen ohne Menftruation. Venöfe Blutergiefsungen aus andern Theilen,. find aber, wie [chon vorher erwähnt wor- den, bey blaufüchtigen Kranken [ehr häufig. Hier- durch verliert nun die Meinung derjenigen, welche den alleinigen Zweck der Menftruation in eine perio- difche Entkohlung des Blutes fetzen, an Wahrfchein- lichkeit, und es zeigt fich vielmehr, dafs eine erhö- hete Spannung des Uterus das Welentliche der;mo- natlichen Periode [ey; wo diel[e fehlt, da fehlt auch die venöfe Secretion, blofses Uebergewicht venöfen Blutes kann fie nicht hervorrufen. Die vorüberge- hende monatliche Spanniungserhöhung wird aber bey Blaufüchtigen aus demfelben Grunde nicht eintreten können, aus welchem fie der länger daurenden, ‚welche mit der Schwanger[chaft verknüpft ift, nicht fähig find ! Die geringe Störung der Ernährung blaufüchti- ger Perfonen durch die bedeutende Venofität ihres Blutes, f[chliefst nicht mit ein, dafs diefe Venofität von eben fo wenigem Einfluls auf die Geltaltung ih- 270 ih. res Körpers fey. Der Nutritionsftoff mag nun [eine "Quelle in arteriellem oder in venölem Blute haben; wo der Anfatz deflelben gelchehen [oll, dies hängt von der verf[chiedenen Spannung ab, welche jedem Organe und den einzelnen Theilen des Organs aus den Centralpunkten des Lebens mitgetheilt worden ift. Obgleich fich nun der Körper Blaulüchtiger nur erft nach der Zeit des erften Kindesalters von dem selunder Menfchen verfchieden zeigen kann, indem Venofität vorher ja normales Eigenthum aller ift, fo ergiebt fich der bedeutende Einfluls eines venölen Blutübergewichts auf die Geltaltung, doch [chon aus den wenigen Bemerkungen, welche von den Beoh- achtern blaufüchtiger Kranken über die im Verlauf der [pätern Entwickelung an dem Körper dieler Kranken entftaudenen Abweichungen von der ge- wöhnlichen Geltalt gelunder Menfchen aufgezeich- net worden find. Dafs Blaufüchtige mehrmals von auffallend [chlankem Körperbau waren , ift [chon oben angeführt worden; aufser Abernethy, der nur ein zweyjähriges Kind vor [ich hatte, gedenken dieles Umftandes Hunter, Tacconi und San- difort von ihren mehr erwachfenen Kranken. Vorzüglich zeigt fich aber an den Extremitäten der Blaufüchtigen die mehr geftreckte Form ihrer Kno- chen. Lentin, Sach[e und Seiler erwähnen der ungewöhnlich langen Arme ihrer Kranken. Es verdient, nicht über[ehen zu werden, dals die beiden letzten Beobachter grade die älteften Kranken, bey denen jene Form allo am meilten entwickelt leyn ei I7ı ‚konnte, zu unter[uchen Gelegenheit hatten. Bey der meinigen kann ich diefe Länge der Extremitäten noch nicht bemerken ; fie ift aber auch erft neun Jahr alt. _Wo zugleich Magerkeit vorhanden ift, da muls diefer Knochenbau noch auffallender werden. Bell erzählt, dafs die Beine von Hunters Kran- ken denen eines Kranichs glichen,, und dafs der ganze Körperbau de[felben fo [chlank war, dafs ihn Hunter mit dem eines Wind/piels verglich. Dals auch das Schulterblatt Blaufüchtiger mehr der Länge nach entwickelt [fey, [cheint aus der Beobachtung Lentins, Sach[e’s und Seilers, welche der aufgezogenen Schultern ihrer Kranken erwähnen, hervorzugehen. Andere Eigenthümlichkeiten des Körperbaues, obgleich vielleicht eben [o nothwendige Folgen vor- _ herrfchender Venofität, find bis jetzt nur noch an einzelnen Blaufüchtigen bemerkt worden. So fand Trotter an dem [einigen einen ungewöhnlich gro- fsen Kopf; Sach[e eine flache Bruft; derfelbe und Lentin erwähnen der grofsen hervorragenden Au- gen, welche he bey ihren Kranken fahen. Welche interelfante Bemerkungen, welche wichtige Verglei- chungen laffen (ich aber von demjenigen Beobachter hoffen, der einmal das Skelett eines erwachl[enen Blaufüchtigen ernftlich zu unterfuchen Gelegenheit und Willen hat! Eine auffallende, näher zu erwähnende, Ei- genheit der Bildung Blaufüchtiger zeigt fich an allen ihren Fingern und Zehen, in der Form des Nagelglie- 27% PREITL des. Die ganzen Finger der Kranken haben zwar, fo wie ihre Armknochen, eine geftreckte Form; das letzte Glied derfelben ift aber zugleich breiter, [ein ganzer Umfang grölser geworden; die Nägel er[chei- nen, wie man faft daffelbe, nur in geringerem Gra- de, bey Schwind[üchtigen fieht, dicker, gewölbter, mit ihrem vorderen Ende über die Spitzen der Finger übergebogen;, die Farbe des Gliedes ilt blauer, dunke ler, als die aller übrigen Theile des Körpers. Diefe Bildung des Nagelgliedes der Kranken wird von meh- reren Beobachtern erwähnt, und ift höchft wahr- fcheinlich bey allen Blaufüchtigen vorhanden, fo dafs fie deshalb auch als ein diagnoftifches Merkmal des morbus coeruleus angefehen werden kann. Die Unterfuchung am Skelett würde zeigen können, in wie fern jene Vergröfserung des Gliedes von verän- dertem Bau des Knochens herrühre, und ob hier vielleicht eine abnorme Form diefes letztern beym Menfchen er[cheine, die unter den von Dümeril aufgeführten normalen anderer Organismen ihres Gleichen fände. Mir f[chien indeffen, äufserer Un- terfuchung zufolge, die Anfchwellung der Phalanx minder von folcher Zunahme ihres Knochens, als von Ueberfüllung derfelben mit venölem Blute herzu- rühren, die jedoch, wie Verfuche zeigten, auf die Empfindlichkeit der Gefühlspapillen keinen merkli- chen Einflufs hatte. So äufsert fich denn die Wir- kung eines verminderten Finflu[fes der Refpirations- organe auf den übrigen Körper am deutlichften in der überwiegenden Venofität, grade desjenigen Or- — 273 gans, das vom Herzen am meilten entfernt ift, und dem deshalb jener Einfluls bey Blaufüchtigen zuerft entzogen werden mufste. Dafls die benachbarte Pha- lanx, obgleich dem Herzen nur nm ein Geringes näher, dennoch weit minder metamorphoßirt ilt, da- won [cheint der Grund in dem, in Hinficht' [eines Vegetationsprocelles, auf eine auffallende Weile un- abhängigen, Leben|jenes Fingergliedes, das, man nach einigen Erfahrungen eine dem Körper blo[s an- gehängte Molluske nennen möchte, ‚gelucht werden zu mülfen.. Es ift bekannt, wie auch beym Wurm am Finger zuweilen blofs das letzte Glied von der Krankheitsmetamorphofe mit, [charfer., Begränzung derfelben am Gelenke ergriffen! wird; vor'allen ge- hört hieher jener merkwürdige, von Tiemann er- zählte Fall, wo,einer Frau, [ö oft ßeiempfangen hat- te, jedesmal das Nagelglied eines befondern Fingers, und dieles allein, zu [chwären anfing, worauf dann Brand des Gliedes und Herausfallen leines-Knochens folgte 2); ein Fall, der auch in Hinficht [einer näch- ften Urlache Aehnlichkeit mit dem in.:der Blaufucht vorkommenden zu haben [cheint. Erfolgte hier etwa partieller Tod aus demfelben Grunde, aus welchem in den von Burns erzählten Fällen der allgemeine e) Moritz Magazin der Erfahrungsleelenkunde, Berlin ß 1786. Band 4, St. 3. S.46. Die Reihe der fieben Fin ger, deren Nagelglieder in lieben Schwangerfchaften abfielen, war folgende: Mittelfinger, Zeigefinger, Ohrs finger, Daumen der linken Hand; Zeigefinger, Ohrs finger, Daumen der rechten Hand, 274 — entltand? Starb das vom Focus der Oxydation ent- ferntefte Glied, weil, bey einem vielleicht minder thätigen Relpirationsgelchäft, mit Eintritt der Schwangerfchaft, wo das Sauerltoffbedürfnifs der Generationstheile zunehmen mufste, der normale Grad [einer Arteriellität [o [ehr herabgefetzt wurde, dals es in Krankheit und Tod verfallen mulste? Wie dem auch feyn möge, lo ilt es doch wohl nicht über- fülßg, darauf aufmerklam zu machen, dals die Fin- ger der linken, venöleren Seite zuerft litten, und dals an beiden Händen die vom Herzen entfernteren Nagelglieder der längern Finger früher abfielen, als die denfelben nähern der kürzern. Die nahe Beziehung, worin Confumption des durch Athmen zugeführten Oxygens und Digeftion der Nahrungsftoffe (tehen, welche von Sorg u) felbft noch bey den Inlecten wiedergefunden wurde, zeigt fich auch im morbus coeruleus. Das blaufüch- tige Befinden der von mir beobachteten Kranken ilt defto f[chlechter , ihr Ausfehen defto ftrangulirter, ihre Erftickungsanfälle entftehen defto leichter, je fchwerverdaulicher für fie die genoflenen Speifen find. Sie leidet daher am mindelten an ihrem Uebel, wenn ihre Digeftionsorgane wenig be[chäftiget iind, wenn ihre Nahrung mehr aus gekochten Vegetabi- lien, die fie leichter zu alfimiliren [cheint, beftehet. Diefelbe Erfahrung haben auch andere Beobachter an ihren Blaufüchtigen gemacht; Tacconi’s Kran. ke z. B. konnte nur dünne, füffige Speilen ertragen. u) Disquißtiones pbyüologicas, Rudolft. 1805. p. ı6r. iu 275 It das blanfüchtige Leiden der meinigen einmal ein Paar Tage lang [chlimmer wie gewöhnlich, fo weils ihre Mutter durch eine Gahe Glauberfalz, deffen gu- te Wirkung in folchem Falle fie aus Erfahrung ken- ‚nen gelernt hat, meiftens Rath zu [chaffen. So war es denn Selbfthülfe der Natur, wenn bey Nevins Krankem der Erftickungs- Anfall durch ein Paar von felbft erfolgende dünne Darmatisleerungen beendigt "wurde. Als meine Blaufüchtige hingegen einmal Molchus, Baldrian und ähnliche Arzneyen genom- men hatte, [ties ihr Uebel bis zu einem vorher nicht ‚da gewelenen Grade. Eben [o fah'Sach[e das Lei- den [eines Kranken, wenn derfelhe fpirituöfe Ge- tränke genolfen hatte, bedeutend vermehrt. Von ‘allen Nahrungsmitteln bekommt dem von mir beob- achteten Mädchen Fleifch am Ichlechteften, fo dafs hierin im Wefentlichen eine Erfcheinung wieder- kehrt, welche Thornton x) von dem Taucher -Spalding erzählt. Es verbrauchte diefer die Luft feiner Glocke weit eher, wenn er thierif[che Nah- rungsmittel, oder gegohrne Flüffigkeiten, als wenn er Pflanzenfpeifen und Waffer genoffen hatte, Hie. ‚her [cheint auch die Erfahrung zu gehören, dals [ol- che Perfonen, bey denen die Bereitung des hellro- then Blutes geftört ift, fich nach thierifcher Kolt am [chlechteften befinden ;, das gewöhnliche Nachmit- tagsfieber Hektifcher, ift nach folcher weit ftärker =) Ueber die Natur der Gelundheit und die Geletze des Nerven- und Muskellyfterns. Ueberl. von Roofe, Göttingen ı801, $, 143, 276 und anhaltender; der folgende Schweifs weit profu- fer- und entkräftender, wenn die Kranken blofls thierifche Speifen genoflen haben. Ueber die Zeit, wo das [chlechtere Befinden meiner Kranken nach dem Genuls [olcher Speilen, die ihr minder zufagen, eintritt, beobachtete ich Folgendes. Hat fie harte vegetabilifche Nahrungs- mittel, die.ie Schwer zu alfimiliren f[cheint, zu fich genommen, und bewegt fie [ich darauf, [o entftehen ihre Erftickungsbefchwerden weit leichter und frü- her, als bey [oleher Bewegung, welcher der Genuls leichtverdaulicher Speilen vorausging. Diele Ge- neigtheit zum Anfall dauert dann einige Zeit, und zwar nach der verfchiedenen Menge und Verdaulich- keit der Speifen..bald. länger, bald kürzer, hört aber in der Regel nach ein Paar Stunden auf. Hiernach ilt es allo mehr derjenige Theil der Digeftion, der im Magen erfolgt,, als der in den Därmen vorgehen- de, welcher durch Sauerftoffeonfumiption mit der Re- fpiration in Verbindung fteht. Aber der Genufs £[chwer verdaulicher Nahrungsmittelimufs noch eine andere Beziehung zu dem Befinden der Kranken ha- ben. Denn hat diele Mittags Fleifch, hartes Brot, ‚oder andere ihr minder zufagende Speifen zu fich ge- mommen, fo erfcheint. bey ihr am andern Morgen noch ein zweytes, grölseres und dauernderes Leiden, als dasjenige ilt, welches unmittelbar auf den Gennls folgend, mehr lin einer Geneigtheit zu vermehrten Belchwerden, als in dem von [elbft erfolgenden Ein- tritt —— 277 - ‚tritt derfelben beftehet. Ihre blaue Farbe hat dann ‚zugenommen; die Suffoeationsbefehwerden , treten auch ohne vorhergegangene Bewegung ein. Was mag die Verfchlimmerung am andern Morgen verur- Sachen? Ift fie vielleicht eine Folge des Uebergangs .des in der Verdauung des. vorigen Tages.bereiteten Chylus in das Blut, deffen geringe Oxydation durch ‚die Beymilchung einer oxydablen Flüffgkeit noch ‚mehr herabgeletzt werden mufs ?,..Dafs die Ver- Schlimmerung nicht [chon in der Nacht erfolgt, Jäfst fich vielleicht daraus erklären, dafs das Sauenftoffbe- ‚dürfnils während des Schlafes minder ilt, und die Desoxydation des Blutes deshall) zu dieler Zeit leich- ter ertragen wird. i Diejenige Function, welche der Erfahrung an Blaufüchtigen zufolge, unter allen am meilten von der Gegenwart eines hellrothen Blutes bedingt ift,, Scheint die willkührliche Bewegung der Muskeln zu feyn. Schon die minder ausgedehnten Muskelbewe- gungen, womit Sprechen, Schlingen u. [. w. ver- knüpfet find, werden den an blauer Krankheit Lei- denden nicht [elten befchwerlich, und es fehlt ihnen an Kraft, fie wie ein gelunder Menfch auszuüben. Bey dem von mir beobachteten Mädchen erf[chien der erfte Erltickungsanfall, als es an der Bruft der Mut- ter heftig (og; die bey ihm vorhandene Geneigtheit zur Blaufucht ging durch die mit der Bewegung des Saugens verbundene Oxygenconfumption in die Krankheit felbft über, wobey jedoch das beym Sau- Archiv f. d. Phyfiol. X. Bd. U.Hefi. T 278 mn gen verhinderte Athmen, [o wie die Anfüllung des Magens, ‘mitwirken mochten. Jetzt hat daffelbe nur ‘Anfälle.bey Tage; zu der Zeit aber, wo es noch’des Nachts geftillt wurde, er[chienen fie auch des Nachts. Vorzüglich zeigt aber die geringe Kraft und Dauer, womit die willkührlichen Bewegungen der Extremi- täten bey Blaufüchtigen gefchehen, wie nothwendig ‘Oxydation des Blutes zur Erregung der Muskelactio- nen vom Nerven aus [ey. Die Bewegung des Ge- hens ift denjenigen Perfonen, welche an einem ho- hen Grade des morbus coeruleus leiden, völlig un- möglich ;. bey denen, wo nur ein minderes Uebel vor- handen'ilt, kann fie nicht lange fortgeletzt werden. Sie mülfen ftets langfam gehen, wenn fie nicht fo- gleich von heftiger Bruftbeklemmung befallen feyn wollen. Wenn Sach[e von dem von ihm beobach- teten Blaufüchtigen fagt, es habe demlelben nicht an phyfifcher Kraft gefehlt, fo könnte diefes ein Wider- [pruch gegen die Erfahrungen anderer Beobachter zu feyn fcheinen. Es wird jedoch nachher auch von diefem Kranken erzählt, feine Refpiration fey bey jeder Bewegung befchwerlich und keichend gewe- fen, und die geringfte habe [eine dunkle Farbe erhö- het und ein heftiges Herzklopfen bey ihm erreget. Wenn meineKranke einen Gegenftand mit derHand ergreift, Io ilt diefer Angriff in den erften Momen- ten zwar ziemlich ftark; allein es währet nicht lange, fo verliert fich ein Theil diefer Kraft. Sie kann kei- ne hundert Schritte ohne Unterbrechung gehen; zum Laufen ilt lie faft unfähig; kaum hat fe es verlucht, 279 To hören ihre untern Extremitäten auch [chon wie- der auf, ihrem Willen zu gehorchen; ängftlich fucht fie fich an irgend einen Gegenftand feft zu halten und finkt, findet fie keine Hülfe, gelähmt nieder. Aber ihr Puls hört dabey nicht auf zu [chlagen; auch [cheint fie dann noch Bewulfstfeyn zu befitzen, wenn fie der willkührlichen Muskelaction fchon nicht mehr fähig ift. Können nun, ift gleich das Vermögen der willkührlichen Extremitätenbewegung gelähmt, die übrigen Lebensverrichtungen fortdau- ren, [o ergiebt fich daraus die Lölung eines Wider- fpruchs, worin zwey von Büffon und Aberne- thy angeltellte Verfuche gegen einander zu [tehen fcheinen. Der Letztere y) wiederholte den oben er- zählten Ver[uch des Erftern, indem er einen neuge- bohrnen Hund unter Waller tauchte, um zu [ehen, wie lange derfelbe ohne Athmen leben könne. So- bald er bemerkte, dafs das Thier das Vermögen ver- lor, fich aufrecht zu erhalten, brachte er es wieder an dieLuft. Dieler Verfuch veranlalst ihn nun, die Richtigkeit des von Büffon weit vollftändiger an- geltellten zu bezweifeln, fo dals es nach Aberne- thy ein Irrthum [cheinen mufs, wenn neugebohr- nen Jungen der höhern Thierordnungen, fo wie neugebohrnen Kindern, von denen bis jetzt nicht bewiefen ilt, dafs ihr Oxygenbedürfnils gröfser z), Tua y) Reils Archiv B. 5. S, 135. z) Es [cheint im Gegentheil geringer zu [eyn, als dasSauer- Kofibedürfails neugebohruer Saugtbiere aus den höhera 280 NarBn als das jener Thiere (ey, das Vermögen, eine Zeit: lang nach der Geburt, ohne zu athmen, fortzuleben, beygelegt wird. Die Erfahrung an Blaufüchtigen beweilet aber, dals Abernethy’s Annahme: mit dem Vermögen der willkührlichen Muskelbewegung hörte auch die unwillkührliche Muskelaction, der Kreislauf des Blutes und die davon abhangenden Le- bensverrichtungen- auf, irrig ift. Sollte das Thier auf einige Zeit,. der Entbehrung der Blutoxydation nach, in den Zuftand des Fötus zurücktreten, [o mülste ja grade das Vermögen der willkührlichen Muskelaction, das der Fötus nicht hat, in ihm wie» der unterdrückt werden. Wie jede andere Muskelaction des menfchlichen Körpers ein geringeres Oxygenhedürfnifs befitzen anüffe, als diejenige, durch welche die Extremitäten willkührlich bewegt werden, wird noch deutlicher erkannt, wenn man die Daten auflucht, welche fich über dielen Gegenf[tand aus den Beobachtungen blau- füchtiger Kranken ergeben. Das Mädchen, von welchem Tacconi erzählt, hatte [eit dem Anfange feiner Krankheit [eine Gliedmafsen nicht mehr be- wegen können ; dennoch dauerte der Ernährungs- procels , und allo auch die Blutcirculation bey ihm fort. Refpirationsbewegungen wurden indeffen an demlelben nicht bemerkt. Dagegen zeigten fie fich Klaffen. Denn die[e, fo wie fie gebohren worden, [au- gen gleich, aıhmen ohne Anftrengung und Ungleichheir, und ihre Bewegungen find vollkommener und [cheinen willkührlicher, als die neugebolrner Kinder. —— 281 an dem von Hunter beobachteten Kinde,' deffen Lungenarterie an ihrem Urfprunge aus dem Herzen völlig verfchlo[fen war; ja es wird von diefem Kinde fogar erzählt, es habe gefchrieen. Alfo felbft die Stimmorgane vermögen, bey mangelndem hellrothen Blute, thätig zu [eyn. Uebrigens wird man die Mus- kelbewegungen, durch welche jenes Schreyen bewirkt wurde, will man fie auch nicht grade Convulfionen nennen, doch nicht als willkührliche anfehen können. Dafs auch den Muskelfafern des Herzens und ‚der Gefälse bey ihren Actionen ein geringeres Oxy- genbedürfnifs, als denen der Fxtremitäten, eigen feyn müffe, folgt'aus der mindern Störung, welche die Thätigkeit jener Organe bey Blaufüchtigen erlei- “det. Mitten im Erftickungsanfalle des Uebels, l[etzet das Herz, obgleich beide Kammern deffelben falt das nemliche venölfe Blut enthalten, [eine Pulfationen noch fort. Allerdings erfolgen fie nicht [o wie bey gefunden Menfchen,; fie find langfamer, zitternd, abwechfelnd [chwächer als gewöhnlich, dann wieder heftig, ftürmifeh, den Thorax mächtiger erf[chüt- ternd. Aber fe dauren doch; und ich finde bey keinem Beobachter erwähnt, dafs he eine Zeitlang ausgeblie- ben. Einzelne Schläge [etzen allerdings zuweilen aus. Nicht minder, wenn gleich auf andere Weife, äufsert fich das Leiden der Arterien im Anfall; ihr Puls wird, ftatt kräftiger anzufchlagen, [chwächer, kleiner; übrigens gleichen die Contractionen deffel- ben an Häufigkeit und zuweilen erfolgender Intermil- 2852 re fion denen des Herzens. Aufser dem Anfall fand ich den Puls meiner Kranken im Ganzen klein, ‚ doch zuweilen ftärker anfchlagend , und die Zahl feiner Schläge zu verfchiedenen Zeiten oft kurz nach einander bedeutend variirend.. So waren ihrer eines Nachmittags 66; eine Viertelftunde nachher, ohne dafs die Kranke von aufsen her irgend eine bekannte Veränderung erlitten hatte, wurden ihrer 78 in der Minute. Kurz nach einem Anfalle hatte der -Puls 58 Schläge, die abweichende Zahl derlelben zu ver- fchiedenen Zeiten, deutete allo das wechlelnde Sauer- ftoFbedürfnifs des Körpers an, und es könnte: wiel-, leicht gelingen, aus der genauen. Beobachtung. des Pulfes blaufüchtiger Kranken, die ftündlichen und täglichen Perioden der Vermehrung und Abnahme die[es Bedürfnilfes zu erforfchen. Man hat behauptet, der Puls der Kranken [ey immer ausfetzend; dem. widerfpricht aber fowohl Abernethy’s und Sei- lers Wahrnehmung, als die meinige. Auffallend ift die Beobachtung Trotters, welcher den Puls feines Blaufüchtigen zwar beym funfzehnten Schlage aus[etzend, aber dabey voller, als er im gefunden Zuftande zu (eyn pflegt, gefunden zu haben ver- Sichert. Wie fich die periftaltifche Bewegung des Darm- kanals bey Blaufüchtigen verhalte, läfst {ich aus Beob- ächtungen nieht angeben. Man darf indeffen aus dem guten Appetit, wie aus dem Zuftande der Er- nährung der Kranken, auf die Normalität derl[elben fchliefsen. Wenigltens muls ihre Störung nur gering — 293 feyn. Als ein Beweis’ für diefe Störmg, lielse lich vielleicht die Beobachtung 'Sandiforts, Tacco- ni’s und Lentins, welche bey ihren Kranken ei- nen er[chwerten Stuhlgang bemerkten, anführen; es kann jedoch die Urf[ache .diefer Erfcheinung, wie man leicht fieht, auch in andern Umf£tänden gelegen haben. Grade diejenige Muskelaction, welche am mei- ften der Willkühr angehört, bedarf allo auch, am meilten der Gegenwart eines hellrotken Blutes. Die- fes Bedürfnils der Extremitätenmuskeln zeigt fick aber auch nur dann, wenn fie von aufsen her, durch Einwirkung ihres Nerven in Thätigkeit gefetzt wer- den [ollen. Solcher Actionen, die fie mehr aus eige- nem Antrieb, "nicht auf'Geheils des Nerven vollzie- hen, find fie auch alsdann fähig, wenn fe nur von dunkelrothem Blute benetzet werden. Dies zeigen die Convulfionen, womit wir bey Erwachlenen, nach gehemmter Blutoxydation den Tod eintreten [ehen, fo wie die Bewegungen des Fötus im Mutterleibe, die doch ebenfalls nur unwillkührliche Contractionen, künftig willkührlicher Muskeln zu nennen find. Hunters vorher erwähntes Kind [tarb unter Con- vulionen, wobey doch wahrfcheinlich auch die Ex- tremitäten litten. Können nun folche Muskelactio- nen, bey denen die Fafer mehr durch fich felbft, als durch ihre Verbindung mit dem Nerven thätig ilt, bey blo[s venöfem Blute gefchehen , und ift zugleich bekannt , dafs die Reizbarkeit der Muskeln beym Kinde, und nach Bichats und Herholdts Ver- 254 — fuchen,, auch bey neugebohrnen Thieren , bedeutend zunimmt, [obald das Blut durch Athmen oxydirt wird; - fo fcheint daraus ziv’ folgen, "dafs die Muskel- fafer zu ihrer Contraction nur [chwarzes Blut bedür- fe; dals he aber, um für Einwirkungen, belonders für die ihres Nervens, (wenn anders nicht alle durch Nerven gefchehen) empfänglich zu [eyn, der Ge- genwart eines hellrothen Blutes nicht entbehren könne @), Ein grofser Theil der Beobachter Blaufüchtiger erwähnt der Kälte, welche an den Kranken fowohl durch ihr eigenes Gefühl, als durch die Berührungen anderer wahrgenommen find) Auch die meinige klagt fehr oft über Froft, hält fich gerne beym Ofen auf, und beym Anfühlen finde ich ihre Hände kälter, als die gefunder Kinder gleichen Alters. Man weils indeflen, wie wenig genau [elblt gefunde Menfchen dem, was das Gefühl über die Temperatur des eige- nen und fremder Körper ausfagt, trauen können; und dafs dies von Kranken noch weit mehr gelte. Sandiforts blaufüchtiger Knabe klagte über beftän- diges Kältegefühl auch dann, wenn [eine Haut von andern bey der Berührung warm gefunden wurde, a) Die ganze Lehre vom Verhältnifs des Blutes und.der Re- fpiration durch daflfelbe zur Muskelaction, [cheint noch weiterer Unterluchungen .zu bedürfen, und manche Sätze derf[elben find vielleicht bis jetzt noch zu früh für die ganze Thierwelt ausgelprochen. So behauptet z. B. Cuvier wohl mit Unrecht, bey Fifchen und Reptilien gelte diefelbe Abhängigkeit der Muskelkraft von der Gröfse der Refpiration, wie bey höheren Thieren. — 285 Wie häufige Fehlfchlüffe mufs' aber auch ein Sinn veranlalfen, deffen [ämmtliche Affectionen nur als Kälte - oder Wärme-Gefühle vorgeltellt, wenigltens von uns im gewöhnlichen Zuftande nur als folche unter[chieden werden, diefe Affectionen mögen nun von der Einwirkung wirklich erhöheter oder vermin- derter Temperaturen, oder von der objectiv verf[chie- denen elektrilcher und thierifch - magnetifcher Rei- ze 5) herrühren; ein Sinn, welcher Erhöhung [einer Senhibilität [o oft als Vermehrung des einwirkenden Reizes vorftellt. Konnte es deshalb, neben fo man- chen andern Veranlallungen zum Irrthum, nicht auch die thierifch - magnetiiche Negativität der blau- füchtigen Kranken [eyn, welche beym Anfühlen der- [elben ein [cheinbares Gefühl von Kälte in der berüh- renden Hand erregte? Mit einem guten Queckfilberthermometer fand ich die Temperatur meiner Kranken auf folgenden Graden. Gleich nach einem ‚eben da gewefenen Erftickungsanfall, bey noch daurender Anglt, ver- mehrter blauer Farbe, zeigte das Thermometer im Munde der Kranken 28 Grad Reaumür; einige Zeit 5) Einer Somnambüle erregt eine kalte Kupferplatte eine brennende Empfindung ; magnetifirte Perfonen haben febr oft das Gefühl, als wenn aus den Fingerlpitzen des Magnetifeurs Wärme ausftrömte, Sollte der calor mor« dax, der zuweilen bey der Berührung von Faulfieber- kranken wahrgenommen wird, nicht von einer magneti- [chen Einwirkung des Kranken auf den ihn berührenden Gefunden herrühren? 29% en nach dem Anfall, bey Ruhe des Körpers, 2473 — 27% Gr. R. Die Melfung wurde im Sommer angeltellt. Einige Monate darauf, im Winter, im geheizten Zim- mer'bey ı8 Grad Wärme, bey gewöhnlichem Behin- den der Kranken, war die Temperatur derfelben im verf[chloffenen. Munde 29 Gr. R.; unter den Achlel-, höhlen 29% Gr. Ihr Puls hatte in der Minute 66, eine Viertelltunde nachher 7$, mit gleichen Paulen , aber nicht mit gleicher Stärke erfolgende Schläge. Ein. anderesmal [tieg das Thermometer, aufser dem An- falle, in ihrem Munde.bis zu 295 Gr.; in ihrer Hand’ fank es hingegen wieder bis zu 21. Gr.;. worauf es, daurend [tehen blieb. Nach erfchöpfender Bewe-., gung der Kranken durch Gehen im- Zimmer, zeigte das Thermometer in ihrem Munde .27 Gri; [tieg dann bis 28; ihr Puls hatte dabey 58 Schläge in der Minu- te. Als die Kranke fich nachher im Gehen wieder angeltrengt hatte, ihr Ausfehen [trangulirter gewor- den war, f[tand das Thermometer in ihrem Munde auf 29 Gr. Zur Vergleichung wurde die Wärme eini- ger &elunden Mädchen von gleichem Alter gemellen. Bey einem Pulfe von 96 bis 105 Schlägen in der Mi- nute, zeigte das Thermometer in der Hand derfelben 285, im Munde 295 — 30 Grad, Die äufsern Enden der Extremitäten find bey Blaufüchtigen allo allerdings kälter, als bey gefunden Menfchen, wie Trotter, Sach[e, Seiler und Obet [chon nach ihrem Gefühl angaben; dagegen befitzet der Stamm ihres Körpers, obgleich [ein Ar- terienblut an krankhafter Venofität leidet, eine Tem- —— 287 peratur, ‘die nur um ein [ehr geringes niedriger ift, als die bey gefunden Menflchen vorhandene; wo- aurch denn auch die Vermuthung entftehen muls, diejenigen Beobachter, welche von der Kälte blau- füchtiger Kranken bey der Berührung derfelben [pre- chen, hätten nur die Extremitäten der Kranken un- terfucht. _Selbft in den Momenten, wo die Venofi- tät durch Oxygencon[umption fo zunahm, dafs Er- Stickungsgefahr entftand, wo die Thätigkeit des arte- xiellen Gefäls[yftems gelchwächt und die Zahl [einer Puls[chläge bedeutend vermindert war; [elbft da zeig- te fich die Wärme meiner Kranken nur wenig gerin- ger, als zu der Zeit, wo ihr blaufüchtiges Leiden und die Venofität ihres Blutes minder beträchtlich waren; ja einmal ftand das Thermometer während der Erftickungsbefchwerden in ihrem Munde [ogar höher, als nach denfelben. Eine [olche Erfahrung erinnert nothwendig an [o manche andere: an die oft fo beträchtliche Wärme Schwindfüchtiger , bey gelftörter Lungenfunction; an die Rückkehr der Wär- ıne bey Scheintodten bey noch fehlender Refpiration; an die, nach dem Thermometer, zuweilen zuneh- ende Temperatur desjenigen Gliedes, delfen Haupt- fchlagadern unterbunden worden find u. a.m., und ınan darf bey ihr wohl einmal wieder die von Roole aufgeworfene Frage erneuern: it denn die unmittel- bare Quelle der thierifchen Wärme auch wirklich im oxydirten Schlagaderblute ? Wie fich die [enforielle Thätigkeit bey Blaufüch-. tigen verhalte, ergiebt fich aus folgenden Beobach- y 288 ne tungen. Dals [chnelle Aufregungen des Geiftes die Zufälle der Krankheit vermehren und den Anfall her- vorrufen, bemerkte fchon Hunter, und ich fand daffelbe bey meiner Kranken. Allmählige Entwi- ekelung der fenforiellen Kraft [cheint dagegen durch die bey Blaufüchtigen mittleren Grades gegenwärtige Venofität nicht ‘gehindert zu werden, und es leiden bey derfelben die an die Sinnennerven und das Ge- birn gebundenen Thätigkeiten aufser der Zeit des Anfalls keinesweges. Eben diefes fahe ich auch an meiner Kranken; ihr Perceptionsyermögen ilt’rege; find die Anfälle nicht grade häufiger bey ihr, [o ge- fehehen ihre fenforiellen Functionen auch! mit der gehörigen Energie ihres Alters. Normale Entwicke- lung der Geifteskraft fahen auch Sandifort und Sachfle bey ihren Blaufüchtigen; Lentin erwähnt der vortrefflichen Geiltesgaben des von ihm beobach- teten jungen Mannes. Nach diefen Erfahrungen zu fehliefsen, kann die aufserordentlich grolse In- dolenz, welche Spry bey feiner Kranken bemerkte, wohl nicht als Erfcheinung oder Folge der Blaufucht angelehen werden. Anders verhält fich aber die Thätigkeit des Ge- hirms und der Sinnennerven blaufüchtiger Kranken im Erftickungsanfalle; fie fcheint während deffelben ganz gelähmt zu feyn. Wenigfiens gilt diefes von Erwachlenen; blaufüchtige Kinder machen, viel- leicht weil die Anfälle bey ihnen wegen ihrer gröfse-' ren Venofität minder heftig, bievon einige Ausnah- me. Abernethy vermuthet, das von ihm beob- m 289 achtete Kind [ey im Paroxysmus nicht!bewulstlos ge- welen; er giebt jedoch die Gründe feiner Vermu- thung nicht an. Ohet hingegen [ahe das Bewulst- feyn wirklich bey [einem kleinen Kranken , obgleich der[elbe an heftigen Erftickungsanfällen litt, bis zum letzten Augenblick des Lebens dauern. Bey meiner erwachlenern Blaufüchtigen wird, wenn ihre Veno&- tät durch Oxygenconfumptionen zu [ehr vermehrt ilt, der äulsere und innere Sinn völlig gelähmt; ‚das Gleiche bemerkt fchon Sandifort von dem [eini- gen. Nach dem Anfall find die Kranken träge und müde; die meinige [chläft weit mehr zu der Zeit, wo ihre Paroxysmen heftiger und häufiger find; Nevi n fah auf den Anfall gewöhnlich Schlaf folgen ;, hey Seilers Kranken zeigten fich bey zunehmendem Uebel Ohnmachten, , die zuletzt in den Tod über- gingen. . Auf [olche Weile äufsert ich der Einflufs eines Uebergewichts von [chwarzem Blute im menfchlichen Körper auf die wichtigeren Verrichtungen del[l[elben;; wie jener Einfluls auf die Entwickelung wirke, ilt oben gezeigt worden. Einige der aufgefundenen Re- Sultate widerfprechen allerdings den jetzt geltenden Anfichten; man. möge ihnen jedoch folchen Wider- Spruch fo lange verzeihen, bis manche, bisher aus der Hand franzölifcher Chemiften auf Glauben ange- nommene, phyliologifehe Lehrfätze der genaueren Bevifion unterworfen worden find, deren fie noch zu bedürfen [cheinen. Sollten jedoch die obigen Re- [ultate mit einer andern Änficht des Lebens, als jener 290 Re chemifchen, nicht vereinbarer leyn ? Es fey ver- gönnt, hierüber, zum Schlulfe diefes Auflatzes, noch Folgendes zu bemerken. Der zwiefachen Beziehung, worin das Blut zur Aufsenwelt [tehet, entfpricht eine ebenfalls zwie- fache Beziehung deffelben zu dem lebenden Körper, worin es kreilet. Aus der Vermehrung [einer Malle vom Darmkanal aus entlpringt [eine ernährende Fä- higkeit; [eine Begeiftung in den Lungen wird zur Begeiftung des ganzen Körpers. Wie die beiden Pro- celfe der [omatifchen und pneumatifchen Hämatofe, fo find auch die beiden Verrichtungen des Blutes, die man auf'gleiche Weile bezeichnen könnte, genau von einander getrennt. Einen Beweis, dafs die Ver- änderung, welche das Blut in den Lungen erfährt, _ und welche man gewöhnlich, [tatt mit einem phyfio- logifchen Ausdrucke, mit einem aus der Chemie entlehnten, eine Oxydation de[felben zu nennen pflegt, von wenigem oder gar keinem EinAufs auf die ernährende Function des Blutes feyn, giebt die ge- nauere Beobachtung [olcher Perfonen, in welchen eben jene Veränderung nur unvollkommen gelchieht. Die obigen Unterluchungen haben gezeigt, dafs die Ausbildung des Körpers bis zu gewillen dynamifchen Evolutionsperioden 'bey Blaufüchtigen in der Regel nicht geltört fey, dafs ihr minder begeiftetes Blut den Körper hinreichend mit Nahrungsltoff verforge. Hie- her gehört auch noch die Bemerkung, dafs die mate- riellen Secretionen folcher Perfonen bisher noch im- mer ohne Krankheit gefunden worden ind. Dage- 291 'gen find bey ihnen alle, vom Ponderablen weniger abhängige, Kraftäufserungen mehr oder minder ge- Ttört. Die Erzeugung der Wärme, diele dynamifche ‘Secretion, 'ift extenfiv vermindert; dem, feinem Umfange nach gehörig ausgebildeten, Muskel fehlt ‘es an elaftifcher Spannung; 'die Herr[chaft des Ner- ven über ihn ift gefchwächt; die'Thätigkeit des Gei- tes erfcheint im Anfall faft gänzlich gelähmt. Vor- züiglich zeigt ich die Bedeutung, welche Erfrifchung ‚des Blutes in den Langen für den Körper hat), in der Art, wie die Entwickelüngsperioden bey Blaufitchtit gen verlaufen.’ 'Entftehung ‚ Verfchlimmerung der Krankheit ‘und den Eintritt des Todes l[ahen‘ wir bey ihrien dann erfolgen, wenn ihr Körper auf eine höhere Stufe der Thätigkeit treten [ollte;, feine Kraft, welche, wäre kein Mangel an hellrothem Blute zuge- gen gewelen, ‚bedeutend zagenommen haben würde, fank zu der Zeit, wo das mehr oder weniger milslun- gene Beftreben zur Entwickelung feine Venofität ver- mehren mufste, noch tiefer herab. Schon die Evo- lutionen des kindlichen Alters find bey Blaufüchti- gen, oder zur Blaufucht geneigten Individuen auf Solche Art geftört, und faft durchaus tödtlich ift ih- nen diejenige Periode, wo der Körper eine pofitivere Spannung und durch diefe ein vermehrtes Wirkungs- vermögen erlangen [oll; erreicht auch eine [ehr klei- ne Anzahl der Kranken die Acme des Lebens, [o er- reichen fie doch nicht die Acme der Kraft, die ihr Körper feinen materiellen Verhältnilfen zufolge ha- ben [ollte; und ob ieje das Vermögen befitzen, in 292 geiftigen oder körperlichen Erzeugniffen ‚fchaffend über das Individuum hinauszugehen, ift wenigftens noch [ehr unwahrfcheinlich. Wie vollkommen ihr venöles Blut und ihr Körper auch ernährt werde, die Begeiftung des Lebens, aus [einer atmolphärifchen ‚Quelle ift bey ihnen zerftört, und das ift der Grund, warum fie fiechen und [terben. ui Ilt es aber falt ausfchlielslich die dynamilche Entwickelung des Körpers , welche durch Mangel an hellrothem Blute leidet, [o mul[s der pneumatilche Act der Hämatofe in naher Beziehung, zu den Verrichtun- gen des Nervenf[yltems f[tehen. Durch ‚die Thätig- keit des Gehirns oder [einer Correlate, der Ganglien, wird.das Imponderable für die übrigen feften Theile erzeugt, und durch die Neryen ihnen mitgetheilt; iin die geiftigen Erfcheinungen des. Lebens vom Nervenf[yfteme ausgehen, lo [cheint ‚auch:.der begei- ftende Procels der Sanguification vorzüglich zum Dienfte de[felben da zu feyn. Schon die grolse Menge hellrothen Blutes, welche zum Gehirn gehet, und in demfelben für keine vorzugsweile vermehrte Wärmeerzeugung, [o wie [chwerlich , wie man wohl behauptet hat, für die Präcipitation,des Eyweisftof- fes aus dem Blute, [ondern für die [enforielle Thätig- keit der Markfubltanz verbraucht und in venöfes umgewandelt wird, macht diefe Vermuthung wahr- fcheinlich, und die an Blanfüchtigen gelammelten Erfahrungen [prechen ebenfalls dafür. Diejenigen Phänomene der blauen Krankheit, in welchen wir zum 293 zum Beylpiel in der veränderten Farbe der Haut, der verminderten chemilchen Gerinnbarkeit des Blutes die ungewöhnlich grolse Venolität unmittelbar er- Scheint, abgerechnet, lalfen fich die übrigen auf ver- minderte Thätigkeit des Nervenlyltems zurückfüh- ren. Die Muskeln des an hellrothem Blut Mangel leidenden Körpers find der Contraction aus eigenem Antriebe noch fähig, aber der Einfluls des Nerven auf fie ift gelchwächt; das Vermögen, fie daurend in willkührliche Thätigkeit zu verletzen, ift nurnoch geringe, und mit ihrer Erregbarkeit hat ihre Elafti- cität abgenommen. Die Zunahme des Sauerftoffbe- dürfniffes nach Speifengenuls, [cheint nur aus der vermehrten Thätigkeit des herumfchweifenden Ner- ven, der zugleich die Magenbewegung und die Lun- genfunction unterftützt, erklärt werden zu können. Dafs nach dem Genufle gewiller Nahrungsmittel erft fpäterhin eine Verfchlimmerung des blaufüchtigen Leidens erfolgt, davon kann der Grund allerdings darin liegen, dals hier ein vermehrter Alfimilations- procels und dem zufolge vermehrte Ernährung des Blutes eintritt, ohne dafs zugleich die Begeiftung deflelben in gleichem Verhältnilfe zunimmt; aber je- nes vermehrte Leiden it wieder nur in verminderter Thätigkeit des Nervenfyftems gegründet. Geltaltung des Körpers hängt, nachdem diefem einmal die er- ften Richtungspolaritäten mitgetheilt worden find, von der vom Gehirn aus ge[fchehenden Vertheilung des Inponderablen, welche nicht für alle Regionen Arckiv f[.d. Phyfiol, X. Bd. IL, Heft. U 294 ne rer 3 und Organe diefelbe ilt, ab. Ift gleich im gewöhn: lichen Zuftande der Kranken die [enforielle Function derfelben nicht deprimirt, weil die Lebensthätigkeie da, wo fie erzeugt wird, leichter bewahrt werden kann, [o erfcheinen doch von Zeit zu Zeit, allo pe- riodif[ch, wie Affectionen des Nervenlyltems vor- zugsweile, Lähmungen der Sinne und des Bewulst- feyns beyihnen: In den Anfällen wird dem Gehirn und den Nerven der willkührlichen Muskeln, wahr- fcheinlich auch denen anderer Theile das Inponde- rable entzogen, und [o wie bey winterf[chlafenden Thieren während ihres Schlafs das Leben nur noch im Herzen und in den grofsen Gefälsen wohnt, fo fcheinen auch im Anfall der Blaufüchtigen die zer- [treuten [chwachen Funken deffelben nur noch in den zu der Brult gehenden Nerven für die Organe der Refpiration aufgelarnmelt zu werden: _ In Folge diefer Concentration vermag dann, nachdem der An- fall einige Zeit lang gedauert, wieder eine Infpira: tion zu Stande zu kommen, durch welche dann von neuen hellrothes Blut gebildet werden und dasLeben der übrigen Organe wieder beginnen kann. Nicht Selten heht man auf diefe Lebensäulserung eine neue Erlchlaffung folgen; . die Infpiration nach dem An- falle [cheint dann nicht. kräftig genug gewefen zu feyn; um das Gehirn aus feinem Schlummer zu er- wecken. Bell hält zwar die Relaxation der Relpı- rationsorgane zu Anfang des Anfalls, und die dann folgende, zuweilen ungewöhnlich tiefe, Infpiration für willkührlich ; der erwachfene Kranke foll fich, _— 295 wie er erzählt, abfichtlich auf die Erde werfen, win eine vollkommenere Exfpiration zu bewirken. Es läfst fich inde[fen aus andern Erfahrungen nachvwrei- fen, dafs folche willkührliche Bewegungen. im Er- ftckungsfall erwachl[ener Blaufüchtiger unmöglich feyen, und Sandifort erwähnt ausdrücklich von dem feinigen, er habe in Ohnmacht gelegen. Der Paroxysmus der Kranken er[cheint vielmehr als Wir: kung der heilenden Natur, durch Stillltand der Oxy: genconfumption in den [enforiellen Organen und in den willkührlichen Muskeln eine vermehrte Energie der bey der Refpiration thätigen Nerven zu bewir: ken. Diefelbe Abficht wird durch den auf den An: fall zuweilen folgenden Schlaf erreicht. Wie durch Mangel hellrothen Blutes, vorzüglich die Nerventhätigkeit leide, ergiebt ich auch aus dem Umftande, dafs bey blaufüchtigen Kranken die ex: tenfive Wärmeerzeugung 'geltört ilt. Diefe Erfchei: nung fcheint daraus nicht erklärbar zu feyn, dafs man etwa annimmt, die Circulation des Blutes in den Extremitäten der Kranken fey, im Verhältnifs gegen die in dem Stamme, auf eine ungewöhnliche Weife vermindert. ‘Ich fand wenigftens, dafs die Pulsfchläge an der Handwurzel meiner Kranken aufser dem Anfalle zu derfelben Zeit, wie die Pulfa: tionen des Herzens erfolgten ; und wie wenig lich die Wärme nach der Zahl der PulsIchläge ‘richte, haben die oben angeführten Erfahrungen gezeigt: Dale die oxydirten Theilchen des Schlagnderblütes bey Ur 296 a Blaufächtigen im Stamme des Körpers bleiben, und dagegen die minder oxydirten zu den Extremitäten gehen, wird man wohl nicht leicht anzunehmen ge- neigt [eyn. Die im Nervenlyfteıne vorhandene Möglichkeit, dafs einzelne Organe aus der Kette des Ganzen mehr oder weniger ausgef[chloffen werden können, enthält hingegen den Grund zu einer voll- ftändigeren Erklärung jenes Phänomens. Das Ge- hirn kann minder wichtigen Organen Inponderables entziehen, um daffelbe anderen, für die Erhaltung des Lebens unentbehrlicheren, zu bewahren. Dals aber für die Wärmeerzeugung die Thätigkeit der Ner- ven das Erfte, Wefentliche fey, hingegen die Mit- wirkung des Schlagaderblutes nur das Secundäre, "Accidentelle, daran lälst eine unbefangene Unterl[u- chung derjenigen Bedingungen, unter welchen Wär- me im Körper er[cheint, nach den jetzt darüher vor- handenen phyliologifchen und pathologifchen Daten, nicht mehr zweifeln. Bey folcher Annahme ilt dann die verminderte Temperatur der Extremitäten eine Folge der verminderten Spannung ihrer, der repro- ductiven Sphäre angehörenden, Nerven. In wie fern nun, wie es aus dem Vorigen wahr- fcheinlich ift, auch die oben aufgefundenen Perioden des vermehrten Sauerltoffbedürfnilfes, welche die fernere Beobachtung blaufüchtiger Kranken noch [chärfer heftiimmen, und denen fie gewils noch an- dere hinzufügen wird, mit ntwickelungsltufen des _ Nervenlebens zufaınmenfallen, ‚darüber erlaube ich wir keine Bemerkung. Aber die Forfchungen unferer 297 Phyfiologen über das Entwickelungsgefchäft fchrei- ten vorwärts; eine Gefchichte des Nervenlehens, welche diefe Forfchungen vorbereiten, wird auf jene Frage, wie auf [o manche andere, [chon die Antwort bringen. Möge denn von einem jener Männer, de- nen wir es verdanken, dafs die Phyfiologie jetzt eine deut[che Wilfenfchaft (im Gegenfatz der feience frangaife, wie man neulich die Zoologie philofophi- que hiefs,) genannt werden darf, uns bald eine [ol- che Gefchichte in ihrem vollen Umfange vom Ent- ftehen und der Bedeutung des erften Nervenknoten bis zur Darftellung der vollendeten Reife des Gehirns; zu neuer Zierde jenes deut[chen Eigenthums, zu Theil werden! e Grundzüge zur künftigen Bearbei- tung einer willenfchaftlichen Phy- fiognomik, vom Dr, Rofenthal, ’ “ I mannichfaltig. verfchiedene Organismen uns in der Thierwelt auch er[cheinen mögen, [o find doch alle nur als Ausdrücke eines Lebens anzunehmen, und mithin die vollkommenfte wie die einfachfte Bil- dung in der Stufenreihe der Thiere nur als Modifica- tion eines Thierlebens zu betrachten, Wenn diele Modificationen nur aus dem Thierleben refultiren, fo können auch keine andere, als die, welche fich aus dem Begriff des Thierlebens ableiten lalfen, Statt haben, Demnach kann die Möglichkeit der Entfte- hung und die Bedingungen ihrer Exiftenz nur nach Ableitung des Thierlebens aus der für uns höchften Ur[ache mit Sicherheit beflimmt werden, und, in fofern fe auch Grund aller Verfchiedenheit der Bil- dungen find, er[t nach dielem Gelchäft die Ver- fchiedenheit der Formen erklärt, und dann nach diefer Einficht von der Verfchiedenheit der Form auf die Verfchiedenheit des Lebens zurückgelchlof- fen werden. Das Organilche im Gegenlatz des An- organilchen unterfcheidet fich dadurch, dafs es das belebende Welen, was bey letzterem nur als äufseres erfcheint, in fich felbft aufgenommen hat, und da- 299 durch gegen die Aufsendinge zu einem Selhfiftändi- gen fieh conftituirt. Die anorganifche Natur wird aur durch ein äufseres Princip gleichfam zu einem Leben combinirt. Was [ich in derfelhen unter den Formen des Magnetismus, elektrifchen und chemi- fchen Proceffes darftellt, ift der organilchen Materie eingebohren, Grund der Darftellungen. Jdiefer For; men in der höhern Potenz als fenfible, irritahle und productive Function. Dies Fingebohrne — die[ehölıere Influenz — kann aber nicht etwas feyn, was aus der äufsern Natur in diele komınt, es mufs diefer vielmehr entgegenge- fetzt (eyn, wenn der Organismus als [elbfiftändig gegen den äufsern Andrang lich‘behaupten foll, und deshalb von einer höhern Ordnung ausgehend ge dacht werden, Es mufs im Organismus für dieße höhere Influenz ein Mittel geben, wodurch fie fich nit diefem identificirt, und dies kann nur wieder das Erfte und Höchfte der Organifation feyn, nemlich das, was als rein Producirendes, Princip alles Lebens, und als der Erde heteyogen, receptiv für die Aufsen- welt auch Grund der Lebensthätigkeit und Bildung if. Diefer belebende Keim wird dem Organismus mit [einem Urlprünglichen und Höchften, nemlich mit der Senfibilität zugetheilt, und ınit ihr ilt der mögliche Conflict beider Welten gegeben. Die Sen- fibilität ift diefem nach Bedingung des Lebens und Urquelle aller Lebensthätigkeit und Bildung. Für fich ift die Senfibilität nicht erkennbar. “ Nur im Confliet mit der Aulsenwet und der hieraus 300 nn refultirenden Lebensthätigkeiten ift ihre Erfcheinung gegeben, und daraus ihr Verhalten zu beftimmen. Sie er[cheint fo als eine Kraft, die nur durch Heminung einer gleichen entgegengeletzten Kraft an endliche Thätigkeit, an fixirte Bildung gebunden ilt, und durch den beltimmten Grund diefes Gegenlatzes, Grund einer beftimmten Thätigkeit und Bildung wird. — Zweyen Welten angehörend geht fe produ- cirend, entweder in fich zurück, oder im Conlliet mit dem Gegenlatz, nach aulsen auf das Product: — Jedem Thier, in (ofern es lebt, muls Senhbili- tät zugetheilt und diefe in Conflict mit dem Gegen- fatz gebracht [eyn; denn nur allein unter diefen Be- dingungen ilt Leben und Lebensäufserung möglich; demnach können auch nur mit der Modification die- fer Bedingungen Lebensverfchiedenheiten eintreten. Jede diefer Verfchiedenheiten wird daher nur als Stufe eines Lebens erfcheinen, oder alle verfchiedene Le- bensftufen zulammen gleichlfam nur ein Totalleben ausdrücken. In diefem Ganzen mufs jede Bildungsltufe eine Beltimmte feyn, weil fie nur als [olche ein Theilganzes des Totallebens ausmachen kann. Wie jede Bildungsftufe als [olche eine Beltimmte werde, liegt in der wechfelleitigen Befchränkung aller inner- halb diefer Vereinigung , wodurch jede Einzelne eine durch alle übrige befchränkte Sphäre der 'Thä- tigkeit erhält, über welche fie nicht hinaus kann, Durch diefe Befchränkung ift gleichfam jeder Stufe ihre Receptivität für die höhere Influenz angewie- ze 301 fen a), und zugleich mit diefer Empfänglichkeit der Stand auf der Stufenreihe des Thierlebens. Wenn zwar [o jede Thier[tufe vor allen übri- gen ihre beftimmte Lebensfähigkeit und Auszeich- nung erhält, [o ift wohl durch den beltimmten Grad der Senäbilität Differenz der Gattungen gegeben; ‚ doch nicht erklärt, wie die mannichfaltige Ver[chie- denheit der unter der Gattung enthaltenen Individuen entltehe. Der beltimmte Grad der Senfibilität, welcher den Gattungscharakter bedingt, mufs abfolut unwan- delbar [eyn, wenn die Gattung als [olche erhalten werden [oll; demnach kann nur einzig durch die Veränderung des Gegen/atzes jene zur Differenz be: flimmt werden, und durch diefen nur in [o fern als er der Senhbilität nicht ablolut entgegengeletzt ift. Auf diefe Weile werden Grade diefes Conllicts, die differirende T'bätigkeiten und Producte bedingen, möglich. Diefe Grade find nur als Hemmungspunk- te der Senhibilität zu betrachten, welche nur bey re- lativem Gegen/latz entftehen können. Denn wäre derfelbe ab[olut hemmend, fo würde im Moment des Confliets Aufhebung Statt finden ; alle Punkte der Hemmung würden [o ohne Differenz gleichlam in einen zulammenfallen. Hieraus allein ift auch nur erklärbar, wie differente Functionen und Bildungen an einem Individuum erfcheinen können. a) So ift der Weltkörper, den wir bewohnen, durch andre in diefem Welılyftem befchränkt, und daher nar die- [er Lebensltufe empfänglich. ‚302 m \ In fofern nun diefer gröfsere oder geringere Gegenlatz mehr oder weniger die Senhbilität be- ftiimmt, ihrer Tendenz mehr nach aulsen zu folgen, oder in fich zurück zu gehn, hedingt hie für jede Gattung fowohl die plychifche als phyfifche Lebens- ftafe der unter ihr enthaltenen Individuen. Doch nicht unbedingt kann diefer Gegenfatz für jede Thier- ftufe angenommen werden ; es muls eine Gränze geben, innerhalb welcher er fteigt und fällt, und fo wird jede Tbierftufe, mit Behauptung des Gattungs- eharakters, in [einen Individuen determinirt erfchei- nen können, ’ Der Menfch nun auf eine beftimmte'Lebens- und Bildungsftufe geftellt, mufs eines beftimmten. Grades der Senfibilität theilhaftig geworden feyn, nnd durch diefe vor allen übrigen Bildungsftufen fei- ne Auszeichnung , welche fich in der Wahrneh- mung feines Lebens und Bildung ausdrückt, erhalten haben. In der Lebensthätigkeit ift es die höchfte Selbft« thätigkeit, in der Bildung der verwickeltfte organifche Bau, welche diefe Lebensftufe unterfcheidet, Da nun Senhibilität das ift, was jeden Organismus zum $elbltftändigen erhebt und fie auch Urquelle aller Ge- ftaltung ilt; fo ift es doch wohl nur die höhere In- tenfität der Senfhibilität, wodurch die Menfchengat- tung ihre charakteriftiflche Verfchiedenheit erhält. Mit diefem höhern Intenfitätsgrad wird es auch für die[e Stufe möglich, dafs bey der Fähigkeit zum ver- wickeltften Bau auch noch die urf[prüngliche Ten- ir 303 denz der Senfibilität — in fich zurückzugehn — als Geiftesproduction — erhalten werden kann. Um nun die, diefer charakteriftifchen Verfchie- denheit parallel Jaufende [peciellere Auszeichnung in der Bildung diefer Lebensftufe nachweilen zu kön- nen, mülfen wir eine Vergleichung mit den übrigen Thierftufen anftellen. Zunächlt find wir bey diefer Vergleiehung auf das fenhible Syftem, als das Erftge- bohrne, mit dem fich das Höhere identificirt, hinge- wiefen. Ergiebt fich hieraus, dafs der Menlch Ge- ‚hirn, Rückenmark und Nerven mit den übrigen Thieren gemein hat, fo kann nur in der Bildung die- fer die Differenz Aufzufinden feyn. Diefe Differenz ift bey einiger Aufmerkfamkeit unverkennbar in einer grölsern Quantitätund vermehrten Coneentration der Markfubftanz im Ge: birn ausgedrückt. Die Folgen, welche fich für diefe Thierftufe im Vergleich mit den übrigen hieraus [owohl für die Bil dung des fenlibeln Syltems, als auch für die Form des ganzen Körpers ergeben, find fehr bemerkbar. Das Gehirn erfcheint auf diefer Stufe vollkommner ausgebildet, Nerven und Rückenmark erhalten eine geringere Quantität Markfubftanz und erfcheinen daher kleiner. Dafs mit dieler Differenz der An- häufung des Nervenmarks Verf[chiedenheit in der Form coexiftiren müffe, folgt daraus, dafs dies Sy- Item als Subftrat der [enforiellen — bildenden — Kraft angenommen werden mufs. Daher erfcheinen auch im Vergleich mit den Thieren, die Sinnorgane desMen- 304 = [chen im Verhältnifs ihres gewölbteren Schädels klei« ner, und gegen die Balıs des Schädels contrahirt; das ganze Gelicht verhältnilsmäfsig kleiner; die nach aufsen [trebende Form beym Thier wird hier gleich, fam durch die höchlte Potenz der Senhbilität nach innen verzehrt. In der Determination des menfchlichen Senfi- bilitätsgrades durch den Gegenfatz find nun alle Dif- ferenzen der Individuen begründet, .[o dals diejeni- gen, in welchen der grölsere Gegenlatz. die Tendenz der Senlibilität, mehr nach 'aufsen, beftimmt, mehr dem Thierleben genähert find; diejenigen ‚aber, in denen durch den geringern Gegenlatz die Senhbili- tät ungebundener, ift, auf, einer/höhern Stufe des geiltigen Lebens er[cheinen werden, Aber damit die Gattung auch hier nicht über- fchritten werde, mufs auch hier eine @ränze für das Steigen und Fallen der entgegengeletzten Kraft ge geben [eyn! - #4 Wie vieler Grade diefelbe'mit Erhaltung, des Gattungscharakters fähig ilt, zeigen. die Stufen der Ausbildung von der Geburt bis zum Auslöfchen durch den natürlichen Tod. Der Anfang der erlten Stufe ift die er- Ste Erfcheinung des Lebens — die Gehurt des Men- £chen — in ihrem ganzen Umfang aber wird fie durch die Grade der Entwickelung des kindlichen Alters dargeltellt. AlleFunctionen zeichnen fich hier durch Schnelligkeit ihrer Verrich- tung, und befonders die fenforielle Function durch 305 höchfte Empfindlichkeit aus. Mit dem Fortfchrej- ten diefer Entwickelungsperiode nimmt die Leichtig- keit in den Functionen ab; Empfindung und Wahr- nehmung find nicht mehr fo fchnell vorüber [chwin- dend, und verltatten fo [chon mehr einige Reflexion. Je mehr die Reflexion über dieEmphndung gewinnt, je mehr werden, um mich [o auszudrücken, die leicht erweckten lebhaften äufsern Empfindungen innerlich lebhafter , und daher das Vermögen der leichtern Aufbewahrung der gehabten Empfindung — das Gedächtnils — hervorgebracht. Diefe gehabten lebhaften Empfindungen felbft- thätig zurückzurufen, neue Vorlftellungen an diefe anzuknüpfen, ohne correfpondirende gleichzeitige äufsere Empfindung, ift die Einbildungskraft; wovon wir die erlten Spuren zu Anfang des Jüng- lings-Alters bemerken. Die Leichtigkeit aller Lebensfunctionen [ind [chon hier mit Kraft gepaart. Die höchfte Harmonie unter Leich- tigkeit und Kraft in der Ausübung der Lebensfunetionen, herr[cht auf der Stu- fe des männlichen Alters. Die [enforielle Function erf[cheint uns hier als das [chönfte Zulam- menfimmen aller Empfindung zur vollkommnen menfchlichen Denkkraft. Diefe Stufe des menlch- lichen Lebens bleibt am längften Aixirt, und mit ih- rem Ende [chreitet die Natur in der Er[cheinung des Lebens eben [o zurück, als he fioh zu diefer Stufe erhob. ‚ . 306 mn Das Alter, die erlte Stufe diefes Rückwegs, übt alle Lebensfunctionen mit geringerer Lebhaf- tigkeit und Kraftäuflserung aus. Im der fen: foriellen Function verfchwindet, was fich auf der er- ften Entwickelungsftufe darftellte: die Empfäng- lichkeit; für äuflsere Sinneseindrücke wird [chwächer; das Gedächtnils nimmt ab: Die letzte Stufe ilt die Vegetation des Greifen-Alters. Mit der vermehrten Kno- chenreproduction nehmen allmählig die Gei- ftesproductionen ab, wo endlich mit immer znehr zunehmender Knochenreproduction das phyli- fche Leben ganz erlöfcht, Wenn nun mit diefen verfchiedenen Graden und den davon abhängenden ver[chiedenen Lehenser- fcheinungen Verfchiedenheit der Bildung gegeben feyn muls, fo müffen alle ihnen coexiltirende Ver- fchiedenheiten in der Totalform mit allen Nüancen angegeben werden, um fie in der Folge als fichere Typen für den innern Menfchen benutzen zu können. It in der Bildung. das Nervenmark des [en- fiblen Syltems, als Subftrat der lenforiellen Kraft; zunächlt zu betrachten, und finden wir, dals daffel- be in der Periode, welche durch das Kindesalter be- zeichnet wird, zwar von geringem Umfang, doch auch im höchflt Auiden Zuftande erfcheint, fo kann die höchlte Concentration deflelben im Gehirn auf diefer Bildungsftufe nicht verkannt werden: In [pä: tern Jahren der Kindheit kann dies, was hier er[i — 307 Anlage war, in der Einwickelung durch den zunch- menden Gegenflatz zur individuellen Erfcheinung ge- langen. So erhält denn das Nervenmark mehr Con- Ailtenz und zugleich mehr Extenlion,; es geht mehr Nervenmark in die Sinnorgane, und überhaupt in die Nerven über: Die Totalform zeigt überall runde Umrilfe und bekommt ein volles Anfehn; nur am Ende diefer Periode werden bey Bewegungen Mus- kel-Umriffe bemerkbar. Doch find die Sinnorgane hier noch befonders ftark gegen die Bafıs des Schädels contrahirt, und das Gelicht im Verhältnifs zum Schä- del klein. _Schreitet mit dem zunehmenden Gegen: Satz Wie Ausbildung des Gehirns und der übrigen Theile im Jünglingsalter fort, fo erhält auch im Ge hirn die Mark[ubftanz mehr Extenfion, die graue - Subftanz ver[chwindet mehr. In der Totalform be- ınerken wir das Gelicht [ich vergrölsern, indem die Sinnorgane mehr hervorgezogen werden, auch be- kommen die Muskeln deutlichere Umrifle. Mit dem immer mehr zunehmenden Gegenlatz, im männlichen Alter, äufsert fich in der Er[chei- nung der Functionen noch mehr Kraft, und mit die: fer er[cheint nicht allein das Nervenmark confilten: ter, Sondern auch extenfiver; Sinnorgane, Mus- keln und Knochen erhalten ihre vollkommenfte Aus: bildung. Obgleich durch diefe vollkommene Ausbil: dung des ganzen Körpers die Disproportion der Grö- fse des Schädels zum Gelicht oder ganzen Körper mehr ausgeglichen wird, fo darf dennoch das ange. gebene relpective Grölsenverhältnils diefer Theile — 30% wenn nicht auf Koften der diefer Stufe charakterifti- fchen Geiftesfunetion — völlig aufgehoben werden. So wie nun auf der erften Stufe des Rückwegs im höhern Alter die Individualität der lenfiblen Function immer [chwächer fich ausdrückt, [o wird das Gehirn- Nervenmark immer confiftenter. Die Sinnorgane werden durch Erhöhung der relativen Cohäßion der Nerven in ihren Functionen [ehwach oder gar geftört, die Muskeln werden härter, un- biegfamer in ihren Bewegungen; die rundliche Form eollabirt; das Gelicht bekömmt eine mehr eckige Form und daher ein [cheinbar hervorgezogenes Anlehn. Endlich wird auf der letzten Stufe durch die herr[chende Knochenreproduction falt alle Fleifch- form verzehrt, die Knochen werden hervorragend, die Hirn[chale immer dicker, wie das Gehirn in der- felben zulammenfällt. Da eben diefe Grade des Lebens und der Bil- dung in den Temperamentsverf[chiedenheiten, nur an mehreren Individuen vertheilt, vorkommen, auch fich in den Menfchenracen wiederholen, nur mit dem Unterfchiede, dafs fie ich hier für mehrere In- dividuen gleichbleibend wiederfinden ; lo können demnach über die Modificationen der menfchlichen Bildungsftufe folgende allgemeine Geletze ausgelpro- chen werden. 1) Alle Ver[chiedenheit des Lebens und der Bildung hängt von der Relation der Senlibilität zum Gegenl[atze ab. 2) Mit ur \ 309 '3) Mit dem höch[ten Grade der Senlibi- lität, die [ich in der höchften Concen- tration der Markmalle des Gehirns iruckı, fteht die Aeulserung ihrer Individualität im umgekehrten Ver- hältnils Beym Kinde, wie bey den Bewohnern der Süd. länder, findet fch diele höchlte Concentration der Markmaffe; im Kinde [o wenig als in die- Sen, ift die Individualität dieler Function ficht« bar. > 3) Mit Zunahme des Gegenflatzes bis zu dem Grade, wo die exten[ive Tendenz mehr für die höheren Organe des [en- fiblen Syftems wächlft, markirt [ich die höhere [en[ible Function, Das Gehim erfcheint hier mehr ausgebildet, die Auide Markfubftanz erhält mehr Conli.‘ ftenz. ‘ 4) Je mehr bey [teigendem Gegenlatz die Extenfion der Senfibilität mit gleichzeitiger Verminderung der In: tenlität der[felben für die höhern fen- fiblen Organe nach aulsen zunimmt, defto [chwächer werden die höhern Senfitiven Aeulserungen, oder mit der relativen Zunahme der Intenlität für den Körper nimmt die Geiltesprodu- etion ab, > Archiv J.d, Phyfiol, X, Dd: IL. Heft, x Hier erfcheint gleichfani eirte!grölsere Qüuanti- tät Mark vom Gehien:in die: Nerven herausge- drängt — dieSinne überhaupt: miehr nach,aulsen gekehrt. 5) Die höhere Intenfität der Senfibilität in einem Organ bedingt leiehtere Em- pfängliechkeit deflelben für äulsere Ei, Eindrücke und grölsere Rxpanfion der ı oi So nehmen die Sinnorgane mit Potenzirung der Senhibilität für den Körper im Jünglingsalter, fowohl an Lebhaftigkeit als am Umfang ihrer Form zu. 6) Mit der grölsern Empfänglichkeit der Sinnefür äulsere Eindrückellteht die gröfsere Deutlichkeit der durch [ie zum, Senforium gebrachten Vorftel- lungen im umgekehrten Verhältnifs. Sinnlichkeit — Phantafie wird hier um [o herr- fchender leyn, als .an den, leichter geweckten Vorfiellungen, andre ohne Uebereinftiimmung im Realen angeknüpft werden können — [o entfteht das Dichtungsvermögen, Was, hier, von den äufsern Sinnen ausgefpro- chen ilt, gilt auch von den Organen des Ge- ıneingefühls. Mit dem leichter erregten Ge- fühle der thierifchen Luft oder Unlult entftehn Abfcheu oder Begierden, die weniger vom Wil- len belchränkbar find. \ — zıt #r)'Je geringer die Intenl[ität der Sen/i- bilität für den Körper im Verhältnils zum Gehirne, defto höher die Geiltes- Itufe.des Menfchen: ‚Hier erfcheinen die zunächft vom Ieriiblen Sy- ı ftem abhängenden Organe gegen die Balıs des Schädels‘ contrahirt. ‚Hier wird bey der voll- kommenften. menlchlichen‘ Individualität das angegebene relpective Grölsenverhältnifs der —_ Nerven zum Gehirn am deutlichften. > Mit der relativ grölsern Extenlion der Benkibilitäx in den Sinnen nimmt die Kraft ihrer eigenthümlichen Fun: - etion zu, die durch fie erhaltenen Vorftellungen werden bleibender, be- ftimmter, die äulsere Form er[cheint contrahirter. 9)Mit der exce[llivenExtenlion det Sen: fibilität, wo,gleich[am ihre Intenlität uch, Production erlöfcht —, welche . Stufe die herrfchende Knochentepro- duction bezeichnet, verliert die Indi: vidualität ihrer Function: 10) Die Veränderung des Gegenlatzes Far den ganzen Körper wie Für das ein: zelne Organ, wird durch den äulseren Einfluls beftimmt; der Grad [einer Veranderlichkeit aber ilt dütch die Senlibilität bedingt. Xa = \ Daher ift die Macht der äufsern Einfüffe des terminirt ; aber auch zugleich für das Indivi- duum determinirend. ı1), Jede Verf[chiedenheit in der Lebens- er[cheinung und Bildung wird nicht unmittelbar vom äufsern Binflufs, [on-. dern mittelbar durch die in Relation geletzten organilchen Thätigkeiten begründet. Demnach kann auch nicht einmal die ver£[chie- dene Farbe der Menfchenfpecies vom äulsern Einflufs abgeleitet werden. Denn erklärt man. auch die Modification der Farben aus einem ver[chiedenen Milchungsverhältnifs chemifcher Stoffe, [o ift diefer Mifchungsprocels doch nur den organifchen Thätigkeiten untergeordnet. Wenn man z.B. die Entftehung der fchwarzen Farbe von der fchnellern Abfcheidung des Sauerftoffs und gröfsern Anhäufung des Koh- lenftoffs erklären könnte, lo it diefer Vorgang doch nicht chemifch, fondern nur in der Mo- dification des organifchen Productionsprocelles begründet. 12) Der äufsere Einflufs kann nur eine bleibende Veränderung in der Form | hervorbringen, wenn er eine bleiben- de Veränderung der Relation des Ge- genlatzes zu conltituiven. im Stan- ‘ % de ıft. lu 315 13) Die vermehrte Ausübung der Fun- etion eines Organs, ilt fowohl für die- fesOrgan zunächft, alsauch für die mit ähm in Wechfelverhältnils ftehenden Organe alsReitz zu betrachten, wobey befonders das unmittelbar erregte Or- gan, auf Koften der Function feiner Wechflelorgane, an Individualität fei- ner Function gewinnt. Daher fehen wir bey anhaltender Anftrengung der Denkkraft die Geiftesfunction auf Kolten "der Ausbildung der übrigen Theile des Körpers wachfen, oder bey [chon erfolgter Ausbildung Abmagerung erfolgen. Daher laflen auch an- "haltende Befchäftigung bleibende Ausdrücke im der Miene und Gebehrde zurück. * * %* Wenn nun jede Modifcation der Senßhilität in der äulsern Form fich markirt, [o ift es keine Chi- zmäre aus der äufsern Form den Zuftand der Seele zu beltimmen. Entweder wird der durch die äufsern Einfülfe bedingte Gemüthszuftand’aus den nur für Momente gegebenen Veränderungen’der äufsern Form aufge- falst — Pathognomik — oder man erforfeht den Zu- ftand.der Seele aus dem bleibenden Ausdruck im Kör- perbau und der Gebehrde — Phyfiognomik. Cra- nioskopie kann eben fo wenig als Mimik allein, die Aufgabe der Phyfiognomie löfen; daher‘ auch 314 — Schon Jängft die aus diefen Einzelnheiten erhobenen ein[eitigen Beltimmungen von der Erfabrung verwor- fen und ihre Blöfse. mehr zur Belultigung als zum Ge- winn für Naturwahrheit: aufgedeckt wurde. Wenn allo nur das organifche Ganze die lesba- ren Typen des innern Menfchen liefern kann , fo hat die Phyfognomik, wenn fie es zu irgend einigen wahrfcheinlichen Schlüffen bringen will, die menfch- liche Charakteriftik nach folgenden Momenten. zu entziffern: ß I. Nach dem Ausdrucke im organifchen Bau.der har- ten und weichen Theile. Hier mufs beachtet werden *7) der Schädel, a) nach [einem relativen Umfang zum Gelicht, wobey man die Anfichten deflelben von oben, hinten, vorne und [eitwärts benutzen muls. b) Nach [einer Bedeckung. Wuchs und Befchaf- fenheit der Haare, deren Weichheit, Starrheit und Farbe, welche als Merkmahle der Modifiea- tion des Productions-Procelles zäeht überfehn, werden dürfen, 2) Das Gelicht, OrRE a) nach [einer relativen Grölse zum Schädel, b) nach der Lage zum Schädel, ob es mehr profi- lirt.oder fich gegen den Schädel contrahirt; : e) nach feinen weichen Theilen, ob die Rleifch- oder Knochenproduction die herrfchendfte ift, wie [ich die Sinne‘, in Hinficht ihres a und Anlagerung verhalten, an 315 3) Der Leib, a) nach dem relativen Umfang der Bruft zum Bauche, b) nach den weichen Theilen, ob mehr Torofität oder Muskulofität fich ausdrückt, ob die Haut Eu glatt oder mit’Haaren befetzt fey, 735 ee \ a 4 a) ı nach dem aa ter k ob diefer zart oder robuft, ) “ 5) nach der Muskuloßtätund Torohität, . II. Nach dem Ausdruck in der Gebehrde. Unter Gebehrde'verftehn wir jede Veränderung in der Ge« ‘ Stalt und Bewegung der .dem Willen untergeordne- "ten Organe, fie mögen in den Muskeln des Ge- fichts, des Körpers oder der Gliedmalsen fichtbar ‘ werden, mithin werden [owohl Atsdruck in der j Mine und Attitude, als auch Action und’ Geftieu- Hation zur Gebehrde gerechnet werden müffen. "Die Gebehrden find nun entweder Ausdrücke für den Charakter, indem fie theils aus der Com? plexion hervorgehn , theils als Spuren ehemaliger Nervenwirklamkeit zurückbleiben 2); oderınur Ab» drücke äufserer Einwirkungen‘, welche durch öftere Wiederholungen die ‘von ihrer Wirkung hervorge- brachte Veränderung‘ "gleichlam habituell' gemacht haben. 'Dahin gehören:' der Einflufs des Gewerbes, Beyfpiele im Umgang — fremde Re — Er. ziehung. 5 in „5 "%) Durch letztere wird mehr auf den moralilchen, DR " erfiere mehr auf den phylifchen Charakter Bingedeuter. 316 — Obgleich die erfteren befonders zu den charak- teriltilchen Gebehrden gerechnet werden dürfen, und daher für den Phyfiognomen vorzüglich Werth haben, fo müflen doch letztere durchaus nicht von demfelben unbeachtet gelallfen werden; denn in [o. fern durch fie der reine Charakter- Ausdruck maskirt ilt, fo kann nur durch ihre Unterf[cheidung und Trennung der reine Charakter- Ausdruck aufgefun- den werden. Dies Gelchäft wird für den Phyhogno- men um fo leichter, als es nur wenige Menfchen giebt, bey denen die charakteriftifchen Gebehrden, durch diefe zufälligen unkenntlich maskirt find, Bey der hächften Gewandheit, welche der Deutfche fich im Umgange mit feinem Nachbar erworben hat, wird er dennoch den Nationalchärakter durchblicken laf- fen. Auch der feinften Bildung und der dadurch er- worbenen gröfsten Verltellungskunft wird es kaum gelingen, durch keinen widerfprechenden Zug dem aufmerklamen Blicke feinen wahren Charakter- Werth zu entziehn, ' Um diefe charakteriftifchen Merkmahle in den, Gebehrden aufzufnden, und fo leicht zur wahren Beftimmung des Charakters zu gelangen, hat man diefe nach folgenden Momenten aufzufuchen: I. Nach der Haltung des ganzen Körpers und der Miene, in denen fich durch höchfte Er{[chlaf- fung oder Spannung das „Charakteriftifche, ‚zeichnet. II. Nach den zeichnenden Ausdrücken in der Attitu- de und der Miene, welche vorzüglich bemerkbar Ten“ 317 find, in denjenigen Muskeln, die der leichtern Be- weglichkeit fähig find, und deren Actionen unter einem grölsern Nerveneinilufs ftehn. Daher find auch der Blick des ruhigen Auges, gewille blei- bend gewordene Züge um den Mund und Nale, oft die Verräther des leidenfchaftlichen Men- fchen. III. Nach dem Gange und der Sprache. Auch in diefen giebt es einen verfchiedenen Rhythmus, der auf die Verfchiedenheit des innern Men- fchen hindeutet. Die Ausdrücke der Affecten, die fich mit gerin- gen Nuancen falt bey allen Individuen gleich darftel- len, können nicht zur Auffindung der Individualität ) benutzt werden, mithin wird der Phyfiognome diel[e ausf[chliefsen mülfen, wenn er fich fein Gelchäft nicht unnöthig erf[chweren will. Er wird demnach bey Auffuchung diefer charakterjftifchen Merkmahle nach diefen Momenten nur den in ruhiger Seelen- ftiimmung fich befindenden Menfchen zum Gegen- Stand [einer Betrachtung zu wählen haben. Doch kann ihm die Beobachtung der Art des Ueberganges aus der ruhigern in die affectvollere Stimmung für feine zu löfende Aufgabe, von [ehr grolsem Nutzen [eyn. Ohne Scheu übergebe ich die[fe wenigen Blätter der Prüfung folcher Männer, denen es an ernftlicher Forfchung der Natur gelegen ift, und hoffe, dafs fie nicht verkennen werden, dafs nicht Charlata- a rien. tn ee wir Pi: hen ARTE Er us) DT: ur pre rare? ei POP ER PER sshmährdnd do gerri v 7 « r . a MT pda ı ara era diem us“ re x en 1 ir He oh srubhnede sit RP anne Be rar; was nov un (2 2 SZ Ri all Aal, lnin dr FE SR aD Aula" \ ars iwalas narmıly POTT wartihl y uote A ach ee rege sata Eee Seh. rhree ee ee ai — 319 ie. Schmelzbildung, vom Dr, Bahr # Won ich zwar .mit folgender Beobachtung über die Schmelzbildung der ‚Zähne keine neue Entde. ckung mitzutheilen mir anmalsen kann , [o halte ieh felbige doch in fofern der, Bekanntmachung werth, alsich mir fchmeichle, wenigftens hierdurch zu erweifen , dafs nicht die Milchung der todten chemifchen Stoffe, fondern vielmehr die Modification der organifchen Kräfte jede Verfchiedenheit der Bil- dung bedinge, Wenn gleich die Zähne ihrer Malfe nach, we- nig von der, der Knochen verfchieden find, fo kom- } men fie doch ihrer Struetur nach mit diefen nicht überein. Dies lehrt nicht allein die unmittelbare Anfchauung | in der Vergleichung beider, londern äuch die Beobachtung, über das ungleiche Verhalten beider, wenn man fie in Säuren zerlegt. Obgleich wohl einige Chemiker, die, den Zähnen vor allen Knochen, auszeichnende Härte, eigenen Beftandtheilen zufchrieben, und die belondere Härte des Schmelzes, von einem darin entdeckten Antbheil der Kielelerde erklären wollten : [o ift diefer. doch. won. andern bey genauer chemifcher Unterfuchung nicht gefunden worden, und das Refultat aller des-, halb angeltellten Verfuche giebt nicht Nur 7 kei- Ir) 320 — nen beftimmten Grund diefer Befchaffenheit an, [on- dern lehrt vielmehr, dals die Beftandtheile der Zahn- maffe nicht viel von der der Knochenmafle verlchie- den [eyen. ! Wenn es überhaupt nicht möglich ift, durch die chemifche Analyfe über das Wefen der Organi- fation beftimmt zu enıtfcheiden, und. der Grund je- _ der Bildung von einem höhern Standpunkte aus zu erfor[chen ilt; [o müllen wir auch hier auf einem belfern Wege zur Beltimmung des Begründeten die- fer eigenthümlichen Structur zu gelangen [uchen. Zum Erweis, dafs man nicht nöthig habe, ei- nen eignen Beltandtheil derKnochenmalle als Grund der eigenthümlichen Härte anzunehmen, dürfen wir nur die verfchiedenen Knochen. eines Skeletts be- trachten, und mit Aufmerklamkeit vergleichen, in- ‘dem uns dies hinlänglich davon überzeugen wird, dafs die Natur bey gleichen Beltandtheilen ver- [chiedene Structur und Härte bewirken könne, — Wie nun aber diefelbe zu diefer fo mannichfaltigen Verfchiedenheit — bey gleichem Stoff — gelangen könne, ift nur aus den Geletzen der .organilchen Bildung überhaupt zu erklären. So wie nun jede organifche Bildung ur[prüng- lich im Leben oder den organilchen' Thätigkeiten be: gründet ift — wie dies durch die Coexiftenz der ver- fchiedenen Bildung mit der Verfchiedenheit der Le: bensthätigkeit angedeutet wird — fo kann auch nur der Procefs der Knochenbildung von der Lebensthä- en. 321 tigkeit abhängig [eyn c), und demnach wäre denn einzig die durch die höhere Lebensthätigkeit begrün- dete Modification des Knochenbildungsprocef[les, als das Bedingende der ver[chiedenen Structur und Här- te der Knochen anzunehmen. Müllen nun auch die Zähne, wie vorher erwie- fen ift, i Beftandtheilen nach, durchaus zu den ri. Mm werden, [fo wäre die fie von:den Knochen auszeichnende Stumetor' allein nur in dem hier verfchieden modificirten Bildungsprocels bedingt, und diefen hätten wir hier näher‘ zu erforfchen ‚ um den welentlichen :Unterfchied der Zähne von den Knochen angeben zu können. Stellen wir zu dem Ende eine Vergleichung unter denen in der urfprünglichen Bildung begriffe- nen Zähnen und Knochen an, fo.ergieht fich, dafs in der Anhäufung der Maffe zum Knochen organifche ‚Theile, die mit der allmähligen Abletzung der Kno- chenmafle zum Knochen erbärten, mit eingehn, und ‚ daher ‚diefe wegen der Intercurrenz [olcher Theile nie in das Starre des Anorganifchen verlieren; dahingegen der Zahn, als ein reineres Concrement der Malle, lich mehr zur anorganifchen Structur 4 hinneigt. Da jeder Zahn aus zwey verfchiedenen Sub- ftanzen befteht, [o mülfen auch hier Modificationer e) Auch hier können wir nur auf dielem unlern genomme« nen Standpunkt allein die parallellaufende Verlchieden« heit des Knochengerüftes mit der graduellen Lebens+ * weilcbiedenheirin der Tbierreibe als Erweis anfülıren, : 322 nn des Bildungsprocelles Statt haben. In‘ der erlten ‚Anlage zur Knochenlubftanz, als den weichen Theil, fiehe man deutlich den«Zulammenhang der Gefälse = wenn gleich ihre Verbreitung in derfelben — wie bey dem Knochen — .nicht fichtbar ift. "Auch ift diefe Subltanz noch mit einem dünnen 'Periolteum üumzogen, dem man doch die Gefälse t ab[pre- ‚chen'kann. ‘Von diefer Art der Bildung A fich xlie des Schmelzes hinlänglich aus, l[o-dafs ‚diefe als die Abfetzung(der reineren Knochenmafle erfcheint, und. daher noch zu einem höhern Grade der Starr- heit gelangen kann, 'Dafs hierin einzig der Unter: [chied diefer Subftanz. von jener mehr knochenarti- gen geletzt werden mülle, und wie er vom Bildungs- procels bewirkt werde, lehrte mich folgende Beob- achtung, die ich daher hier ganz mitzutheilen für Pflicht halte. f Ich legte einen injicirten Oberkiefer eines Kin- des, um ihn in einer andern Ablicht zu unterfuchen; eine Nacht hindurch in verdünnte Salpeterfäure. Wie ieh hierauf zufällig eine Zahnzelle des hinteren K1 ekenzahns öffnete, l[ahe ich nicht allein den in [ei- her erften Bildung begriffenen Zahn allen feinen Theilen und feinem Zulammenhange nach mit dem in umkleidenden ‚äufserft gefälsreichen Sack, [on dern auch, was mir be[londers merkwürdig [cheint; an den Aufsenfeiten der drey alıf der noch weichen erlubianz als dünne Scherbehen. befeftigte Schaalen; mehrere dieht an einander. gereihte locker zufaniinenhängende weilse Punkte, welche ich mit — 323 der feinen Mefferfpitze als eine Lamelle abheben konnte, und die beym Zerdrücken”mit dem Finger als äulserlt:harte:Körnchen fühlbar waren. Sey es; dals diefe Punkte’ der Anfang einer neuen Lamelle waren, oder dals die Säure die[e äulsere noch lockere Lamelle bis zu diefem Ueberrelte auflöfte; lo ilt doch hiemit vorerlt klar, dafs die grölste Lockerheit nach aufsen fey, wodurch die Meinung, als [chwitze der Schmelz von der Knochenfubftanziaus, eine'grolse Unwahrfcheinlichkeitierhält 2). .ı Wenn wir die ganze Vorrichtung zur Bildung | dieles Theils ferner genauer;betrachten, ‘lo kann es uns nicht mehr zweifelhaft feyn;'diefelbe als eine Knochendepofition von außsen; welche‘ mit der Sin: terung in der anorganifchen Natur vergleichbar ilt; und ihr Product als ein Concrement der reinen con- denfirten Knochenmalle zu betrachten,, a Zu einer folchen Knochendepoßition vorzüglich "geeignet, ift der äufserft gefälsreiehe; Sack, welcher den knöchernen Theil überall frey umgiebt, und über- all an [einer innern Fläche Gefälsmündungen zeigt; die bey meiner kleinen, mit rother Injectionsmaflle gefüllten Arterienfchädel als dicht zulammengedräng« d) Denn kann nur durch allmählige Anletzung an einen. fchon gebildeten fefien Knochenpunkt der Wachsthum gefchehen,, und ift dieler feftere Punkt an der Knochen. fubltanz; fo wird durch diefen primär erhärteten Theil das Durchichwitzen von dielfer Seite verhindert, und l das fernere Auswachlen diefes Theils ganz gehemmt a werden müllen. 324 — te rothe Punkte er[chienen. Eigne abfondernde Drülen, welche Herillant in dielem. Säckchen entdeckt haben will, 'habe ich nicht gefunden. Die Art, wie diefe allmählige Abfetzung, der Knochenmalle ‚durch diefe Sackmündungen die Schmelzmafle forme, fcheint nach meiner Beobach- tung folgende zu leyn: Die aus den kleinen Gefäls- mündungen abgefetzten Knochenpunkte fetzen lich an den mit einem weißslichten Schleim überzogenen Knochenkern ab, und reihen fich [o dicht zulam- men, dafs fie diefen wie eine Lamelle decken. An dieler fo gebildeten Lamelle legen ich neue Knochen- punkte, die wiederum eine l[olche Lamelle zulam- menfetzen, an, u. [, w. Die Abletzung dieler Punk- te kann überall und gleich gefchehen, weil.der Sack nach allen Seiten diele exhalirenden Gefälse befitzt. Die Bildung geht nun [o lange auf diele Art fort; bis zu dem Punkte, wo die Gefälsmündungen von diefem [o gebildeten Concrement verf[chloflen, - nichts mehr abfetzen können, und der Zahn bricht hervor: Unterfucht man nun das fo gebildete Concre- ment, [o findet man diefe Knochenpunkte [o gehäuft und zufammenhängend, dafs kein Punkt der Lamelle Im Querdurchfehnitt diefer Malle zu unterf[cheiden ift, und [o bilden die Punkte diefer auf einander ge- häuften Lamell€ nur Querftriche, weil jeder Punkt ohne ein Zwilchenglied fich an den andern anreiht. Durch diefes Zulammenflielsen der Punkte in Linien ilt ift doch wohl hinlänglich erwielen, dals fich hier die Knochenmaflle ohne.organilche Intercurrenz in ihrer höchften Condenfation finde. Was ich bier noch [chliefslich zur Bekräftigung ‚meiner Beobachtung’über diefen Bildungsprocels hin- zufügen kann, find die von Schreger (Ilenflam’s Beyträge zur Zergliederungskunft ı B. ı H, S. ı-7) bemerkten Schichten des Schmelzes, welche fich im Querdurchfchnitt des Zahns durch die ver[chiedenen farbigen Striche in der Schmelzmafle darftellen, ——— rc ı b u \ Archiv f. d.Phyfiol. X. Bd. II. Heft. 326 A Ueber die Ur[lachen der verf[chiede- nen Knochenarhäufung in ver- fchiedenen Thierorganilationen, vom Dr. Rolenthal, IR jede Lebensthätigkeit nur durch die fich entge- gengeletzten Grundkräfte — Senhibilität und Irrita- bilität — conftruirbar, und ift jedes organifche Ge- bilde nur der Ausdruck diefer organifchen Thätigkei- ten; [o muls alle Ver[chiedenheit der Function und Ge- ftaltung, welche wir auf der Stufenreihe der Organis- men erblicken, nur von der Proportion diefer Thätig- keiten abhängen. Diefe Proportion für jeden Orga- nismus mit der-ihr entlprechenden Bildung nachzu- weifen, ilt der höchfte Zweck einer vergleichenden Phyfiologie. Hiezu kann fie aber auf keinem andern Wege gelangen, als nur, indem fie alle uns bekann- te Thierorganifationen, in Hinficht der verfchiede- nen Lebensfunction fo vergleicht, dafs fie die ähnli- chen und ver[chiedenen Er[cheinungen im Bau mit den coexiltirenden ähnlichen und verfchiedenen Er- fcheinungen in der Lebensfunction beftimmt anzu- geben vermag: Wenn lich nun aus einer folchen Vergleichung ergiebt, dafs jedes Thierleben Ach nur unter zwey — 327 verfchiedenen Hauptfunctionen darltellt, dafs auch der ‚Organismus in eben fo viele Hauptgebilde fich Spalte, und dafs alle übrige nur Milchungsverl[chie- denheiten diefer beiden find: fo dürfen wir mit Grund diefe beiden verfchiedenen Lebensfunctionen als Elementar- Actionen des Lebens, und die beiden ihnen zu Grunde liegenden Gebilde als Urf[toffe der Tbierorganismen annehmen, Ift es erwielen, dafs jede verfchiedene Lebens- funetion nur durch Modification der beiden organi- [chen Grundkräfte — Senlibilität und Irritabilität — begründet ift, und dafs diefe beiden Kräfte keiner andern Modification als der der Erhöhung oder FEr- niedrigung fähig find, [o können fie auch nur in die- fen Lebensfunctionen dahin modifcirt feyn, und der Unterfchied diefer Hauptactionen würde alfo einzig darin beftehen, dafs die eine derfelben mit + Senhi- bilität und — Irritabilität, die andere mit — Senhbi- lität und + Irritabilität ich darftelle. Indem nun jede diefer Hauptactionen unter dem Plus-Grad einer der beiden organilchen Grund- kräfte ihre Eigenthümlichkeit erhält, [o haben wir in der Erfcheinung diefer die Repräfentanten der Grundkräfte, fo wie im Organismus als Object, die ihnen zu Grunde liegenden Syfteme, und lo find die Kräfte felbft für uns nicht unmelsbar. Wenn nun, fo wie auf der Thierreihe die Le- bensfunction, welche unter plus Senfibilität ausge- drückt ilt, lteigt, auch das Gehirn und die Nerven Ya 3283 R an vorzüglich ausgebildet erfcheinen, und umgekehrt; wie diele Funetion mehr verfchwindet, auch diefe Organe fich mehr verlieren, [o ind wir berechtigt, im Organismus namentlich diefe Organe als Reprä- fentanten der (enfiblen Kraft anzunehmen. In fofern nun auf der Stufenreihe der Thiere das Gefäls[yltem gegen. die irritable Function auf ähnliche Weile fich verhält; fo dürfen wir diefes mit eben dem Rechte als Repräfentanten der Irritabilität betrachten. Beider Kräfte Verhalten zu einander wäre allo im Object des Organismus aus dem Verhalten dieler beiden Sylteme zu einander beftimmbar und die Pro- portion diefer Grundkräfte für jeden Organismus aus der Vergleichung beider Syfteme auszumitteln. Nach diefer richtigen Vorausfetzung kann aus der Zootomie [chon allein erwiefen werden ,. dafs nur, einzig diele beiden Kräfte es ind, welche alle leben- dige Form.begründen, und. dals ohne ihre Modifica- tion keine Modihcation in der Bildung Statt hat, in- dem wir nachweifen können, dafs keine lebendige Form eines organilchen Gebildes ohne den Antheil beider Sylteme zu Stande gebracht werde. Anmerkung. Wenn z. B. bey Entzündungen le“ cernirender Membranen durch vermehrte Lymph- Abfonderung organifche Form erzeugt wird, [o fehlt diefen Theilen doch immer die thierifche Reitzbarkeit, und.nur mit-dem'Antheil’der Sen- fibilität erhalten fie diefe, ne 323 n Eee * er Wenn gleich in der Knochenmaffe bisher von keinem Anatomen die Vereinigung beider Syftieme anf“ gezeigtilt, [o kann es dielemnach doch noch nicht geläugnet werden, dafs beide an der Erzengung der Knochen Antheil nehmen; denn dafs fie fich hier nicht aus[prechen, kömmt daher, weil diefe Producte gleichfam der letzte Auswurf der organifch bildenden Kraft find. Ebendaher find diefe Theile doch im» mer — wenn gleich das letzte — Erzeugnils dieler organilehen Grundkräfte,, und allo muüfs ihre Bil- dung von der jedem Organismus zugetheilten Lebens thätigkeit abhängig, wie auch ihre Verfchiedenheit an der verfchiedenen Proportion der Grundkräfte gebunden [eyn. Anmerkung. Dals in den Organismen von ver- ’ fchiedener Lebensbildung auch verfchiedene Kno- - ehenbildungen coexiltiren, heftätigt [ich auf der grolsen Reihe der Thierbildungen. _ Es herrfcht ınit der Functions- Verfchiedenheit unter den Fleifch- und Pflanzenfrelfenden Tbieren eine auf- fallende Verfchiedenheit in der Knochen- Structur, ‚Die kleinften Nuancen in der Function bey einer Species zeigen [ich in der Structur des Knochens, . Genügend erweilt dies die Vergleichung des männlichen und weiblichen Skeletts des Men« Schen. Nehmen wir nun die verfchiedene Proportion der organifchen Grundkräfte als Grund der Verfchie- denheit der Knochenftructur an, fo mülfen nicht 330 need allein bey der Modification der Knochen- Structur ver- fchiedener Organismen verfchiedene Verhältnilfe der beiden Syfteme, in welchen diefe beiden, objectiv werden, Statt haben, [ondern jeder beftimmten Ver- fchiedenheit in der Knochen-Structur, mufs auch ein beftimmtes Verhältnifs der Syfteme nachgewielen werden können. Alle Verfchiedenheiten in der Knochen-Structur, lalfen fich auf zwey Hauptver[chiedenheiten zurück- führen, nemlich auf die vermehrte oder verminderte Knochen-Anhänfung, und diele find es, welche wir bier in ihrem Begründeten nachzuweilen unter- nehmen, In der frühern Entwickelungs- Periode" des menfchlichen Skeletts, findet fich vor allen Organen das Gehirn zuer[t am vollkommften gebildet und re- lativ zum Körper beträchtlich grofs. So wie bey ver- mehrter Entwickelung des ganzen Körpers das Ske- lett an Knochenmaffe und Härte gewinnt, [o verliert das Gehirn an Gröfse relativ zum Körper. Im zunehmenden Alter, wo die überwiegende Knochenmafle an der Arterie abgeletzt erf[cheint, und zugleich eine grölsere Steifheit und Ungelenk- famkeit des ganzen Knochengerüftes @) verurfacht, a) Dafs aber auch im hohen Alter die Knochen wiederum viel Mafle verlieren, hängt von der gänzlichen Alienation des ganzen Nurritions- Gefchäftes ab, und kann daher bier nicht als Widerfpruch gelten, Es betragen vielleicht hier die erdigen Anhäufungen in andern Theilen mehr, als das Skelett verlor. — 331 ift für das Gehirn eine grölsere Contraction einge- treten. Bey den vierfülsigen Thieren findet [ich überall in ihrem Knochengerüfte gröfsere Härte und Feftig- keit, als in ihnen ein relativ kleineres Gehirn fich zeigen läfst. Unter diefen find es die Raubthiere, welche fich durch ein relativ kleineres Gehirn aus- zeichnen, und nicht allein aus dem dichtern Gefüge ihres Skeletts, fondern aus der eignen Bildung ihres Tentoriums erhellt, dafs mit diefer coexiftirenden Gehirnbildung die Anhäufung der Knochenmalle vermehrt [ey. Von den Tliieren, welche nicht Raubthiere find, hel dem Elephant, Kameel und Och[en das klei- nere Gehirn zu, und aufser dem trägen Gange, der auf ein [chwer bewegliehes Knochengerüfte hindeu- tet, finden wir noch beym Elephanten die höchft möglichfte Concentration der Knochenmaffe im EI- fenbein. Welche auffallende Verfchiedenheit zeigen, gegen diele Thiere verglichen, die Maus und alle Na- gethiere im Gefüge ihres Skeletts! Das knöcherne Tentorium Aiel ganz weg, fo, dafs bey einigen kaum eine [chwache Leilte übrig blieb, und felbft im Ske- lett wurde die Knochenmaffle [o vermindert, dafs bey den mehreften die platten Knochen des Schädels durchlichtig erfcheinen. Allen dielfen ilt aber auch ein relativ gröfseres Gehirn zu tribuiren, Auch in den Vögel- Ordnungen zeichnen ich diejenigen durch vermehrte Knochenanhäufungen aus, denen vor andern dieler Klalle ein relativ klei- neres Gehirn zugetheilt wurde. So trat bey den Raub. vögeln eine Volums-Verminderung des Gehirns ein, und mit ihr ein diehteres Gefüge ihres ganzen Kno- ehengerültes. Noch beftiimmter zeigt fich diefe vermehrte Knochendepolition in den diefer ganzen ‚Thierklalle eigenthümlichen Knochenlamellen des Auges. Von den Singvögeln zu den Raubvögeln auf wärtsnimmt der [chuppige knöcherne Ring des Auges anGrölse zu, und zu diefem kommen noch bey den Eulenarten im hintern Segment der Sclerotica einge- fprengte ziemlich. beträchtliche Knochenplättchen, welche fich bey keinem Vogel aus den andern Ord- nungen finden. So fehr fich auch die. fogenannten kaltblütigen Thiere in ihrer ganzen Organifation von der vorigen Klalfe unterfcheiden, fo f[cheint doch nieht minder auch hier die Knochenproduction an diefes Verhal- ten gebunden. Die Meerlfchildkröte, deren hartes Skelett noeh in einem unvergleichbaren harten Kno- ehenpanzer eingefchloffen ift, könnte füglich als Re- präfentant der höchften Knochenreproduction aufge- ftellt werden, und zugleich ergiebt ich, dafs auch hier die angegebene Relation den höchften Grad er- reicht hat, da diefe von keinem der bisher betrach- teten Thiere in der Kleinheit des Gehirns 5) (refpectu eorporis) übertroffen wird. Sehr bedeutend fpricht fich hier der Gegenfatz im Frofche aus, dem bey einem weniger dichtern Gefüge der Knochen zugleich auch ein relativ gröfseres Gehirn zu Theil ward. 6) Vergl. Cuvier's Anatomie Bd, 2. S. 166. en 333 Wenn. fich nun die Fifche von der bisher ibe- trachteten Thierreihe allgemein durch ein relativ- kleineres Gehirn auszeichnen, lo mnufste dies mit allen hieran geknüpften Folgen auf die ganze Orga- nifation [owohl, als auch auf die Stuctur des Kno- ehengerüftes dieler Thiere von wichtigem Einfuf[fe feyn. Obgleich die Gräten der eigentlichen Filche gegen die Knochen der warmblütigen Tbiere gehal- ten, viel vonder Knochenmafle verloren zu haben fcheinen, fo ift es dennoch unverkennbar, dafs die Knochenmalfe inniger und überall: ohne Unterhre- chung in der Gräte angehäuft ift, da hier kein Zell- gewebe, wie bey den Knochen, ‘der Anhäufung der Knochenerde Zwilchenräume letzt. Doch, unbeküm- ınert um den Grund die[es Unterf[chiedes, ilt es bey unferer Aufgabe nur Pflicht, zu zeigen, dafs es auch in dieler eignen Knochenbildung Grade der vermehr- ten und verminderten Anhänufung der Knochenerde gebe, und dafs diefen gemäls ein bey den vorigen Thierklalfen aufgezeigtes analoges Verhalten des Ge- hirns eoexiftire. Dies gefchieht bier um [o leichter, da bey keinem der vorher verglichenen Thiere die Relation fo beftimmt und deutlich dargeftellt wird, als bier durch die fogenannten Knorpel- und Grät-Fifche. Den erftern, als den höhern Organifationen dieler Thierreihe, ift mit einem relativ- gröfsern Gehirn ein mit Knochenerde fchwach getränkter Knorpel zum Gerüfte gegeben. So wie in den Grät-Fifchen das Gehirn graduell vermindert erfcheint, lo fteigt 354 re in eben den Graden die Härte ihres Gerüftes durch vermehrte Depofition der Knochenerde, und [o ent- ftehn Nuancen der Grätbildung wie die der Knochen» bildung. Bey diefer fo allgemein gleichen Coexiltenz in fonft [o ver[chiedenen Thieren, lälst fich wohl dar- über das Geletz ausfprechen: N So wie auf der Thierreihe das Ge- hirn relativ vermindertwird, fo gewinnt das Skelett allgemein oder im Einzelnen an Knochenmafle, die Härte nimmt zu, und umgekehrt: So wie das Gehirn relativ grölser er[cheint, [lo nimmt auch die Knochenanletzung, und daher die Härte des Skeletts [owohl im Ganzen als Ein- zelnen ah. Hier aber muls ich bemerken, dafs alle weitere Folgerungen aus dielem Geletz für die unterfte Thier- klalle unzuläfslich find, da man daffelbe zu widerle- gen glauben könnte, wenn man Folgendes entgegen« letzte: Wenn die vermehrte Knochenanhäufung an ‚dem coexiftirenden kleinern Gehirn gebunden ift, [o muls in diefer letzten Klalfe, wo wir kaum ein Ana. logon des Gehirns bemerken, und wo es bey einigen ganz verfchwindet, die Knochenreproduction am ftärkften feyn; wir mülsten hier ein Skelett finden, welches alle bisher betrachteten Thiere an Knochen- maffe überträfe. Da wir nun aber im Gegentheil, und vorzüglich in denen, wo weder Herz noch Ner- venfy[tem demonltrabel ift, nicht einmal ein Analo, er | 335 gon des feften Skeletts aufzeigen können; [o ilt dies Geletz allgemein geltend falfch. Es ilt zwar wahr, dafs die Knochenmafle ganz verfehwindet, wo das Gehirn und fogar das Nerven- Iyftem nicht mehr erfcheint, z.B. beym Polypen, "Medufen, Infußonsthierchen; doch dies beweifet nichts gegen dieles Geletz, [ondern nur, dafs ein beftimmter Antheil beider Syfteme zur Bildung der Knoehen nothwendig erfordert werde, oder dafs dies angegebenerelative Verhältnifs innerhalb eines abfolu- ten, über welchem keine wahre Knochenbildung mehr Statt hat, als geltend angenommen werden könne. Dafs wir aber in diefem ausgelprochenen Ge- fetze nicht den Grund der vermehrten oder vermin- derten Knochenanbäufung angegeben haben, erhellt Ichon aus den früher aufgeftellten Grundfätzen über die organilche Bildung überhaupt; denn das Gehirn ift nur der Ausdruck einer beftimmten Proportion der organifchen Grundkräfte, mithin nur das Pro- duect der bildenden Kraft, nicht die[e Kraft felbft. Ift das Gehirn das Organ, in welchem ich die Senfibilität zunächft ausfpricht, und fchwindet dies Organ für einen Organismus wie die [enforielle Fun- etion, fo kann zwar mit Sicherheit aus diefer Orga- i nen - Betrachtung auf diefe Kraft zurückgefchloffen werden, doch darf fie uns nicht mehr [eyn, als ein Mittel, wodurch wir zur Beftimmung der alle Bildung begründenden Proportion die[er Kräfte gelangen. Der Grund für die verfchiedene Knochenan« häufung würde alfo beftimmt werden mülfen: Mist ‘ D 336 PR Potenfirung.der Senfibilität im einem Organismus nimmt in dem[elben dieKno- chenanhäufung ab, [o wie mit Depoten- firung derfelben in einem Organismus, deffelhen Knochenmafle vermehrt wird, - 2 Anmerk, Doch gilt dies nur von dem Grade der Potenfirung und Depotenfirung der Senhibilität, wobey ihr unmittelbares Organ — das Gehirn — in feiner Form zwar verändert, nicht aber.deftruirt erfcheint, , * ” + Sey die Potenfirung diefer Kraft primär oder fecundär, fo wird fie, [obald fie den angegebenen "Grad erreicht hat, in dem Skelett bemerkbar [eyn, Die coexiltirende Verfchiedenheit im Skelett, "mit der primär-potenfirten oder depotenÄhirten 'Sen- ‘fibilität, haben wir bereits nachgewielen. Dafs aber ‘auch für einen Organismus die ihm ur[prünglich zu- "getheilte Proportion der Grundkräfte durch die äu- [seren Einflüfle verändert, ja bis zu diefem Senfibi- litätsgrade gelteigert ce) werden könne, beweilen ei- nige Krankheiten, ” Wenn wir allo den Grund der verfchiedenen Knoehenanhäufung beftimmt haben, fo müffen in ‘diefen Krankheiten diefelben Modifcationen in der Knochenbildung Statt haben, als auf der gefammten ‘Tbierreihe, e) Dals diele Steigerung nur mittelft der Irritabilitär gefche- hen kann, mufs hier, um jedem Milsverltand zu be- n gegnen, bemerkt werden. 337 “In der Rhachitis, einer Krankheit, wo die Ab: forption der Knochenmalle bis zu dem Grade lteigt dafs die Knochen biegfam werden, findet [ich ein grolses Milsverhältnils des Kopfes zum übrigen Kör- per, und das Gehirn nimmt immer mehr an Volu- men zu, als die Krankheit wächft. Wenn gleich in diefem Zultande am öfter[ten die Volumsvergröfsel rung des Gehirns durch Walleranhäufung bewirkt Zu feyn fcheint, fo ift es doch nicht die Quantität des angehäuften Walfers allein, was den Umfang des Schädels bedingt, fondern die bey diefer Verän- derung gleichzeiög eingetretene Fxpanfion der Hirn- malfe. Denn [o wie mit der erhöhten Krankheit die Senfibilität immer höher lteigt, [o entfaltet ich das Gehirn, die Mafle der Schädelknochen wird vermin- dert, und alsdann er[t kann nach dem Grade der Entfaltung Walferanhäufung Statt Anden, die nun Immer mehr zunehmen kann, da durch die erweich-' ten Schädeldecken der Expanfion der Hirnmaffe kein Widerftand geleiltet wird. Dafs die Form diefes Uebelfeyns einzig durch exce[fiv erhöhte Senfibilität begründet fey, ift daraus zu beweifen, dafs nur die [enlibelften Subjecte, be* Sonders nur [chwächliche Kinder, an diefer Krank: heit leiden, und dafs.in (pätern Jahren, je mehr die Irritabilität zunimmt, auch die Krankheit fich mehr vermindert. Sehr felten zeigen fich daher bey Erwachfenen Solche Knochenerweichungen, und in den feltenens 338 — Fällen diefer Art finden wir doch immer Knochen- malle an andere Theile abgeletzt, wenn das Skelett viel verlor. Unläugbar ift es auch hier, dafs dielfe Knochenmodifcation in der erhöhten Senäbilität be- dingt fey, da die Krankheit nur fehr hylterifche Weiber, oder durch Ausfchweifung und Krankheit fehr gelchwächte Männer befällt. Dals nun auch umgekehrt in den Krankheiten von Depotenfirung der Senfibilität, die Anhäufung der Knochenerde vermehrt [ey, zeigen die Gemüths- krankheiten, welche durch verminderte Senfibilität und relativ-erhöhte Irritabilität begründet find, die fich uns unter der Form von verminderter Reitzung darftellen. In folchem Fall findet man oft die Schä- delknochen bis zu halben, ja ganzen Zollen verdickt. Diefe Verdickung aber als allgemeines Kriterium des Wahnfinns anzunehmen, ift deshalb falfch, weil bey Kranken diefer Art, die fich durch erhöhte Reitzbar- keit von den vorigen auszeichnen, grade die Schä- delknochen abnormal dünn gefunden werden. Wenn daher im Skelett etwas als Merkmahl des Wahnfinns gelten foll, [o muls [owohl die exce[five Verminde= rung als auchdie exce[live Vermehrung der Knochen- malle dafür angenommen werden, Für die höhere Organifation würde hich nach diefem Geletze aus der Knochenbildung manches richtig folgern lalfen; [o wie es auch deminach nicht fo ganz ungegründet wäre, von der Bildung des Ske- ketts auf die Geiltesfähigkeit zurückzufchlielsen; — 359 wenn man nur nicht, wie Gall, das Einzelne, [on- dern das Allgemeine diefer ver[chiedenen Bildung vergliche, Hier mag es genügen, ‚die Wichtigkeit diefes ausgelprochenen Gefetzes nur angedeutet zu haben, um Männer von reinem Sinn für die Natur zu bewe- ‚gen, nicht allein das Gel[agte ihrer Prüfung werth zu halten, [ondern auch die weitern für die Phyfiologie nützlichen Refultate daraus zu erheben. 340 — Ueber das Skelett der Filche, vom Dr. Rolenthal. Wenn bey jeder Thierbildung die Eigenthümlich- keit ihrer äufsern Forin [chon im Skelett vorbereitet liegt, [o werden wit durch den ausgezeichneten Ha- bitus der Filche auf einen eben [o ausgezeichneten Bau ihres Knochengerültes hingewielen. Doch in [o= ‚fern diefe Thiere nur eine Bildungsftufe der gelamm- ten Thierreihe ausmachen, ift eine Vergleichung mit den übrigen Thieren zuläffg, [o [ehr auch immer die Bildung und Lage der Theile von den analogen der Thiere anderer Ordnungen differiren mögen. Wird zwar durch diefe Verfchiedenheit die Auffin- dung und Nachweilung der Analogie der Einzelnheit [ehr fchwer,, befonders wenn man das Auszeichnen- de in dem Total- Ausdruck nicht vorher genau be- [timmt hat; [fo muls der fpeciellen Betrachtung des Skeletts die Aufzeigung der Differenz in dem Aus- druck der allgemeinen äufsern Form vorangehn. Dies wird um fo nöthiger, -als wir hiedurch nicht allein geleitet werden, die Analogie am Skelett leicht aufzufinden, fondern auch in den Stand geletzt find, zu beftimmen, wie weit überhaupt die Analogie def- felben mit der, der übrigen Thiere reicht. Was 341 Was daher vorerft von der Auszeichnung der allgemeinen Form des Filchkörpers zu bemerken feyn wird, ilt folgendes: Kopf und Rumpf werden durch keinen Hals von einander unterf[chieden; die Theile, welche zur Locomotivität des Thiers dienen .— allo die Stelle der Extremitäten vertreten — find mit dem Stamm zulammengellollen, und bis auf ihre letzten Enden unbeweglich mit demfelben. vereinigt; der Rumpf endet nicht mit dem After, fondern geht nach diefem, oft über die Hälfte des ganzen Thiers verlängert, als Schwanz fort; der Rumpf bildet nur eine Höhle, welche === Anfnahme der Eingeweide der Cireulation und Digeltion dienen; die Relpira- tionsorgane, von diefer Höhle ausgef[chloffen, lie- gen daher bis auf einige unvollkommene Decken frey unter dem Kopf vorgefchoben. Hiedurch, wie auch durch die Verlängerung des Rumpfs, erhält befon- ders die äufsere Form diefer Thiere ihren charakte- riftifehen Ausdruck, und hiedurch wird auch vor- züglich die Differenz im Skelett diefer, Thiere gege- ben. Nach diefem Ausdruck in der Total-Form hät- ten wir auch nur den Kopf und Rumpf am Skelett zu unter[cheiden. Beym Kopf müffen aueledı die den Refpira- tionsorganen zur Grundlage dienenden Theile mit betrachtet werden. Am Kopfe für.fich unterf[chei- den wir, wie bey den Thieren höherer Ordnungen, die Schädel- und Gefichts-Knochen, Meh- tere der Schädelknochen legen fich durch fogenannte Archiv f. d. Phyfiol, X, Bd. IH. Heft. zZ 342 — Schuppennithe an einander, die übrigen, Me auch die Gelfichtsknochen, zeigen nur glatte Ränder — bilden daher die fogenahnte Harmonie. — Sie wer- den in diefer nur lockern Verbindung durch eine klebrigte Mafle gleichfam mit eimander verleinit. Wenn man daher durch Aufgufs Venklkelidm oder warmen Waller diefen Leim auflölt, [o zerfällt der Kopf leicht in die ihn zulammenfetzenden Knochen- frücken. Obgleich hier die Zahl der Knochen it 1 Verhält 'nils zu den andern Thieren (ehr vermehrt [cheint, fo wird do&h die[e Verlchiedentieie ziel [2 grofs ausfallen, wenn man fie mit den in ihrer Bildung begriffenen gleichnamigen Knochen der andern Thie- "re vergleicht. Bey mehreren gleichnamigen Knochen laffen Iich fogar tie Knocheriftüicke nit dehen des reifen Embryos der höherh 'Thiere parallelihren,, To z.B. befteht das os frontis und die ofla temporum aus zwey Stücken. mia ’ ’ die Der Schädel wird bey fehlendem Siebben "Ans heben Knochen zulammengeletzt. Er ilt nadlı der ver[chiedenen Species bald gewölbter, bald zulam- mengedrückter, und durch die Ausdehnung der gro- fsen Augenhöhlen ganz voin Gelichte getrennt. Die Gehirnhöhle, welche durch die Zufammenfetzung dieler Knochen entfteht, ie daher aunk bald gerät- miger, bald mehr zu ammengedrückt. 1) DasHinter] auptsbein(os ocetpitis) bilder “den hintern untern Theillles Schädels, und befteht aus fechs Knochenltiicken: a) dem Giundftück, b) zwey a 343 dürchbrochenen Seitenftücken, c) der Stachelfchuppe und d) den zwey kleineren Seitenftücken: r Das Grund[tück liegt an der Balıs des Schädels nach hinten, und ift dem Körper der Wir- belbeine ähnlich; es verbindet fich mit dem erften Wirbel. Bey den Karpfenarten finden lich an der äufsern und untern Fläche ein nach hinten hervor- ragender langer und [tarker Stachel mit einem ovalen ausgehöhlten Scheibchen, welches zur Aufnahme eines ziemlich gewölbten falt [teinartigen Körper- chens — Karpfenftein — dient. Die zwey durehbrochenen Seitenltü- ecke legen fich an das Grundftück an; und bilden die'ganze Hinterwand des Schädel: Wo lie über dem Grundftück zulammengehn , laflen fie einen dreyeckigen Raum zwifchen fich — foramen trigo: num — zum Durchgang des Rückenmarks, "u Die Stachelfchuppe entfpricht dem eigent: lichen (breiten mufchelförmigen Hinterhauptstheil (pars occipitalis) der höhern Thiere. Sie nimmt den oberften’und mittleren Theil des Hinterhaupts ein, und verbindet fich nach vorne mit'dem Scheitelhein; an den Seiten mit den kleinern Seitenftücken diefes Knochens: Aus der Mitte diefer'Schuppe tritt eine perpendiculär geltellte Knochenleilte hervor. Sie dient zur Befeltigung des Rückenhandes; und ilt beyin Karpfen von [o ausgezeichneter Größse; dafs das Hauptftück, welches ihre Balis ausmacht; nur als eine Production derfelben erfcheint; fie bildet bier zZ a 344 EN einen Triangel, de[fen obere Seite [tark aufgeworfem ‚ ift, und nach hinten in eıne [charfe Spitze verläuft. ı Die zwey kleinern Seitenftücke liegen an den obern Seitenrändern der Stachellchuppe, und find gebogene dünne Knochenblätter. 2) Die Schlafheine ’(o[fa temporum) liegen am Grundtheil des Hinterhauptbeins, und [chliefsen die hintern Seitentheile der Schädelhöhle. Es befteht jedes aus zwey Stücken, wovon das gröfsere beynahe [cheibenförmig, das andere mehr eckigt irregulär ge- bildet ift. Frfteres könnte mit dem Steintheil, letz- teres mit dem Schuppentheil verglichen werden. Wo fich diefe beiden Theile mit einander verbinden, ift eine längliche quergeftellte Glenoidalfläche zur Auf- nahme eines Knochens, der bey den Kiemendeckeln erft näher befchrieben werden kann, 3) Die Scheitelbeine (ofla rin: find fehr klein, und werden noch überdem vom Stirnbein bedeckt. - Sie beltehn, wie die der andern Tbiere, aus zwey Knochen... Bey Karpfen findet man fe von beträchtlicher: Gröfse, auch. verbinden fich hier noch zu jeder Seite zwey andere noch grölsere Kno- ehenftücke,,..Lo ‚dafs allo hier die Scheitelknochen aus vien, Stücken ‚beftehn. ") Das Stirnbein (bs frontis) fand ich bey allen bisher unterfuchten Filcharten pnter allen Schä- dellinochen vom gröfsten Uimfange. Es hilft nicht allein den gröfsten Theil 'der”Schädelhöhle bilden, fondern macht Auch das ganze Gewölbe der grolsen De) 345 Augenhöhle. Es befteht aus zwey ziemlich [ymme- trilchen Stücken. 5) Das Keilbein (os [phenoideum) liegt vor und zwilchen den beiden Schlafbeinen, und [chliefst fo die Hirnhöhle nach vorne gegen die Augenbhöhle. "Wie das Hinterhauptsbein die hintere Wand des Schä- dels, [o bildet diefer Knochen die vordere, indem er fich von der Bafis bis zum-Stirnbein mit [einen Knochenproductionen verbreitet. Es befteht. aus dem Flügelbein und dem Schuppenblatt, Das Flügelbein bildet die hintere Seiten- wand der Augenhöhle, und gleicht beynahe den grofsen Flügeltheilen des Keilbeins bey andern Thieren., Das Schuppenblatt ift faft rund und gegen die Schädelhöhle ausgehöhlt. Es liegt nach oben und vorne zwilchen jenen Flügeltheilen, und reicht mit feinem obern und vordern Rande an das vom Stirn- bein gebildete Gewölbe der Augenhöhlen, fo dafs es nach oben die Schädelhöhle vollkonunen [chliefst. Ihre den Augenhöhlen zugekehrte Fläche ift convex, und hat in der Mitte eine [tark hervorragende Kno- chenleifte (fpina interocularis), an der fich die häu- tige Zwilchenwand der Augenhöhle befefiige. Wo fich diefes Knochenftück mit der innern Fläche des Stirmbeins verbindet, werden die Löcher zum Durch- gange der Geruchsnerven gebildet; man könnte es daher als Analogon des Siehplättchens betrachten. Gelichtsknochen. Sowohl ihre Lage als Geftalt ilt bey den verfchiedenen Fifchen verfchie- 548 yuhen den. Bey allen find fie mehr oder weniger von den Schädelknochen entfernt, je nachdem die Augenhöh- len - Ausdehnung gröfser oder geringer ift. Ihre Zahl ift im Vergleich mit der bey den andern Thieren ver- mehrt, und bey den verfchiedenen Fifchen ver- fchieden. Es gehören zu dem Gelficht nicht allein alle die vor den Augenhöhlen gelegenen Theile ‚ ‘londern auch der ganze Apparat von Knochenftücken, der zur Befeftigung und Einlenkung der Rieferdeckel und der Untermaxil dient. | 1) Der Oberkiefer (maxilla fuperior ) liegt vor den Augenhöhlen und bildet die vordere Wand derfelben; an jeder Seite nach vorne ilt eine tiefe Grube zur Aufnahme des Geruchhäutchens. Bey den mehreften befteht er gröfstentheils aus Knorpel, der mit dünnen Knochenftücken belegt ift. Je nach- dem die Schnanze diefer Thiere abgeftumpft oder verlängert ift, erhalten auch die Knochenftücke eine verfchiedene Form. 2) Der Gaumenknochen (os palati) ift ein mit dem vorigen an der Gaumenfläche verbundenes Knochenftück, welches fich bis an die Augenhöhlen erktreckt. Bey den mehreften ift es mit dichten Zähnen befetzt. Bey den Karpfenarten ift es glatt und vorne mit zwey Knorren (condyli) verlehen, auf denen die Intermaxillar- Knochen articuliren. 3) Der Zwilchenkiefer (os intermaxillare) befteht aus vier gegen den Oberkiefer [ehr beweglichen Knoehen. Zwey davon, bilden den vorderften Rand 347 des Mauls, ‚und Gnd gewöhnlich mit Zähnen beletzt (ofla labiorum), zwey a längere zahnlofe, oft bogenförmig nach hinten ausgebreitete Stücke (offa malae) dienen zur Unterltützung der Haut des Mauls, und nehmen bey. manchen ein oder mehrere eigen ‚gebildete Beytwitts- „Lamellen auf, A 4) Knochen, welche den 8 genhöh- lenbocden bilden Colfa Suhoenlatig): Dies ift eine Reihe platter ‚verlchieden geftalteter Knochen. Es werden hiezu gerechnet: a) das den viereckigen 'Gelenkknochen der Vögel analoge Stück ,.b) das Ge- lenkftück für die -Unterinaxil,..c) die Gaumenbogen, ‘@) das Mittelftück, e) Beytritts-Lamellen von irregu- Järer Form, Der viereckige’Gelenkknochen, de ‚wegen [einer Lage mit dem gleichnamigen Knochen an.den Vögeln zu vergleichen ilt, varüirt in Hinficht feiner Geltalt bey den verlchiedenen Filchen fehr; beym Karpfen bildet er ein längliches verfchobenes Viereck, beym Hechte ein längliches Kreuz. Je- doch kömmt er bey allen darin überein, dafs [ein oberer Rand Stumpf abgerundet, und fein äufserer Rand mit einem Knöpfchen verfehen ift. Mit die- Sem Knöpfchen wird er in eine an dem grofsen Bran- chiendeckel befindliche tiefe Pfanne aufgenomnaen; jener obere ftumpfe' Rand pafst in der erwähnten Jänglichen Glenoidal- Rinne der Schlafbeine. Das dreyeckige Gelenkftück hat an feinern untern Rande nach vorne ein doppeltes Ge- 348 —— lenkknöpfchen , mit dem die Untermaxil beynahe wie die Ulna mit dem Humerus articulirt. M Die Gaumenbogen find’ ftarke, oft rund oder zulammengedrückte bogenfärmig gekrümmte Knochenftücke, die von dem Gelenkknochen der Untermaxil zu dem vordern Theil der Obermaxil Fee Steigen, und gewöhnlich an der dem Gaumen zuge- kehrten Fläche mit Zähnen befetzt in, Das Mittelftück (os discoideum) ilt. zwi- [chen dem Gelenkftücke der Untermaxil und dem viereckigen Gelenkknochen eingefchoben. Sein der Augenhöhle zugekehrter Rand ilt ungleich halbmond- förmig ausgefchnitten,, bis auf diefen Ausfehnitt würde es ein vollkommenes Scheibchen vorltellen. Beytritts-Lamellen find unbeltändig, und in Hinficht ihrer Geftalt und Gröfse, ja nach der Breite des Kopfes, bey den verfchiedenen Filchen verf[chieden, 5) Ring der Augenhöhle,. Das Stirnbein, welches fich über die Augenhöhle verlängert, bildet den obern und vorderen Rand 2), von diefem hän- gen mehrere längliche durch Haut ringförmig verbun- dene Knochenltücke herab, ‚durch welche das Auge wie in einen Rahmen eingefalst wird. a) Wo durch einen beträchtlichen Auslchnitt diefes Randes der Knochen zurückweicht, wird er durch ein eigenes mufchelförmiges Stückchen ergänzt, z. B. beym Bley (eypr. brama). 349 6 Das Grundbein des Kopfes (os bali- fare) 2). Diefen Namen verdient es, weil es die Schä- del- und Gefichts-Knochen vereinigt. Es ift der längfte und ftärkfte Knochen des Gelichts. Er be- giebt fich vom Bafilartheil des Hinterhauptbeins zum Gaumenbein, indem er gerade in der Mitte unter den Augenhöhlen fortgeht. Seiner Lage wegen könnte er wohl mit Er Pflugfchar verglichen werden. 7) Der Unterkiefer ift im Verhälmils zu dem langgeltreckten Kopfe nur klein, denn er teieht nur bis an die Augenhöhlen. Seine Gelenkfläche bildet ein doppeltes Grübchen, worin das erwähnte doppelte Knöpfehen des Gelenkbeins aufgenommen wird. Hinter diefer Gelenkgrube ift noch ein'ftar- ker Fortfätz, der wie das Oleeranon der Ulna die Articulation zu befchränkeni vermag. ' Es befteht die- fer Knochen aus vier Stücken, als den beiden'Bögen. Stücken des Körpers, welche am Kinn fich verbin- den, und den beiden Acften, die in jenen, wie in einer Scheide eingefteckt liegen. Werkzeuge der Relpiration. Hierun- ter werden alle die Theile gerechnet , welche den Refpirationsorganen Sowohl zur Grundlage als Bede- ckung dienen, Die Grundlage machen acht von vor- ne nach hinten verlängerte [chwach ge- b) D> diefer Koochen an der Bildung der Schädelhöhle kei- nen Äntheil nimmt, [o muls er billig den Gefichtskno- chen zugezählt werden, 350 — krümmte Bogen, die fich gegen den Baßlartheil des Hinterhaupts umfchlagen; lie ftellen,Lo beynahe die Ringe.der trachea bey den vollkommnen Tbieren dar.. Jeder diefer Bogen ilt nach unten « der Länge nach rinnenförmig ausgehöhlt und nach dem Rachen zw.convex. Die äufsere ausgehöhlte Fläche dient zur Aufnahme der franzenartigen Kiemen, Die dem Maule zugekehrte convexe Fläche ift glatt und mit der Rachenhaut überzogen; öfter aber auch mit,Zäh- nen beletzt, »; Jeder ;dieler Bogen iftin [einem Ver- lauf,durch kleine Knorpelftücke unterbrochen, „WO- durch ihre Beweglichkeit bey der Relpiration ‚belon- ders erleichtert zu werden [cheint, » Die ‚vier Bogen von jeder Seite kommen in der Mitte an einem Stift zulammen , mit:dem fie fich wie,die Rippen mit dem Bruftbein (Sternum) verbinden, Der kürzere Theil diefer.Bogen ‚; welcher umgefchlagen gegen die Balıs des. Hinterhauptbeins liegt, wird hier durch Muskeln wad, ‚Bänder befeftiget, ER Die Schlundknochen, reihe en Er ons: als Refpirations-Organen anzugehören. Scheinen, find zwey [tarke, nur flach gekrümmte breite Knochenftücke, die gleich hinter den Kiemen- bogen liegen, und auch fo, wie diefe mit ihrem vordern Ende am Mittelltift zulammenftofsen. Sie Sind den an.der Bafis;umgelegten, kurzen Bogenftü- ‚oken entgegengeletzt. ‚Gewöhnlich find fie auf ihrer Rachenfläche mit kurzen dichten Zähnen beletzt. Beym Karpfen -Gefchlecht haben diefe Knochen eine ganz eigne Bildung; jeder derfelben ilt [tark gebogen . 35# und mit fünf langen tumpfen Zaeken»verfehen. $ie liegen hier dem mit dem Karpfenftein verfehenen langen Stachel des Hinterhauptbeins gegenüher,; und Scheinen fo durch Frietion mitidielem — beym zahn- lofen Maul dieler Thiere— dem ganzen Maltications- Gelchäfte, vorzuftehn. Das Kehlbein (os laryngis) ift dem Unterz kiefer ähnlich, und liegt gleich hinter demfellien vor denKiemenbögen. ‘Es befteht aus zwey langen brei- ten, [enkrecht geltellten Seitenftücken, die nach vor- ne zulammenlaufend in einem [pitzen Winkel .ver- bunden werden, nach hinten aber divergirend zwi, fchen den Branchiendeckel — denen fie mit einem kleinen Theil ihrer äufsern Fläche, gleichlam ange: leimt find — eingefchoben liegen. In diefer Lage wird die eine Fläche nach vorne. und aulsen, die an- dere nach innen, den Kiemen zugekehrt leyn, und der eine der Ränder nach oben‘, der andere nach aufsen und unten gewandt feyn. Von der vordern Fläche des Verbmdungswinkels, ‚zhehr am obern Rande deffelben, geht ein bald kürzeres oder länge- res Knorpelftüäck ab, welches‘mit der Rachenhaut überzogen, eine der Zunge analoge Hervorragung im Maule bildet. : An eben diefem Winkel an der hintern Fläche find noch zwey wichtige Verbindungen zu bemer- ken. Am obern Rande def[felben befeftiget fich der zur Anlage der Branchienbogen dienende Mittelftift, Unter diefem mehr am untern Rande wird durch ein doppeites Ligament ein eigen gebjldetes Knochen- 352 Zee blatt ‚angeheftet, welches bald als ein langes und fchmales, bald als herzförmiges oder dreyeckiges La- mellchen gefunden wird, und was befonders den bey Oeffnung und Schlielsung der Kiemen wirkfamen Muskeln zur fehern Anlage. dient. 1 Zu den Decken derKiemenbogen gehören a) die Kiembnhaut und b) die Kiemendeckel. L Die Kiemen- oder Branchien-Haut liegt nach vorne an jeder Seite der Bogen, und wird durch mehrere, der Zahl nach verfchiedene, faft rippen- artige Gräten unterftützt, welche vom untern Rande des Kehlbeins abgehn.‘ Die Branchiendeckel Ichliefsen den hin- tern Seitentheil der Branchien. Es find auf jeder Seite drey platte Knochen, welche durch einen plat- ten bogenförmigen Knochen unter den o[üib. fubocu- lar, zufammengehalten werden. Der hinterfte von diefen dreyen ilt der gröfste, hat entweder eine dreyeckige oder viereckige Geltalt, An feinem öbern und vordern Rande be- merkt man einen knopfähnlichen Fortlatz, auf dem fich eine tiefe Pfanne finder, in welche der erwähn- te Knopf des viereckigen Gelenkknochens aufgenom- men wird, » Der zweyte, amRande des vorigen gleichlam angeklebt, ift nur [chmal, und hilft jenen nach unten vergrölsern, doch dehnt er fich nicht über den vor- dern Rand def[felben aus. Der dritte oder vordere ift zwar länger als der vorige zweyte, doch ift er gleichfalls nur 353 fchmal, liegt vor dem zweyten gerade unter dem Verbindungsbogen, und ergänzt [o dielen. Das vierte Knochenftück, oder der Bo- gen, liegt zwifchen den Augenhöhlen und diefen Deckeln, und zwar in [chräger Richtung, [o dafs er von oben und hinten nach vorne und unten fteigt. ‘So wie er mit feinem untern Rande die Deckel zu- fammenhält, [o verbinden fich mit [einem obern die Knochenftücke des Augenhöhlenbodens. Zum Rumpf oder Stamm gehören die Wir- belläule, Rippen- und:-Floflsenglieder. Die Wirbelläule belteht aus vielen an ein- ader liegenden cylindrifchen Knochenftücken, die in Rücklicht ihrer Zahl und Geltalt bey den ver[chie- denen ;Filchen [ehr variiren. Jeder diefer Wirbel- körper ift mit zwey conifchen Höhlen verlehen, ‚welche mit ihren Spitzen in der Mitte zulammen- ftofsen, mit ihren Bafen aber den Verbindungsflä- chen zugekehrt find. Jede Höhle ift mit concentrifch laufender Knorpelmalfe ganz ausgefüllt, und daher ‚werden auch bis auf den übrigbleibenden peripheri- [chen Knochenrand , die Körper der Wirbel gröfs- tentheils durch diele Knorpelmalfe an einander be- feftiget. Nach ihrer Lage und nach der Geltalt ihrer Fortfätze, muls man dieBruft-, Rücken-, After- und Schwanz-Wirbel unter[cheiden. Alle kommen je- ‚doch darin überein , dafs fie einen Stachelfortfarz (proe. (pinofus) haben, an deflen Bahs das dreyeckf 354 Zus oz ge Loch zum Durchgange des Rückenmarks, fich befindet. Die Bruftwirbel, an denen das Herz mit (einen Häuten befeftiget wird, fangen vom Balilar- theil des Hinterhaupts an, und find im Allgemeinen daran kenntlich, dafs fie einen breitern Dornfortlatz haben, und fich mit ihrem Körper keine Rippen ver- binden. Am ausgezeichnetlten findet man fie ina Karpfen-Gelfchlecht. Es find hier drey Knochen, die wiederum unter fich ihrer Geftalt und Fortfätze nach fich unterfcheiden. Der erfte diefer Wirbel, welcher fich mit dem Baßilartheil des Hinterhaupts verbindet, hat einen flachen, falt fcheibenförmigen Körper, an dem nach oben zwey Schuppenförmige Knochenftückehen — welche die Stelle des proe. [pi- nolus vertreten — eingeletzt find. Zwey andere perpendiculär nach unten gerichtete; nach aufsen gebogene Knochenfpitzen, [cheinen den Querfort- fätzen zu ent[prechen. Der zweyte Wirbel unter- fcheidet fich durch einen ftärkeren Körper und einen langen breiten oben gabelförmig getheilten Dornfort- Satz ; überdem bemerkt man zwey horizontal geltell- te transverfelle Fort[ätze; gleich hinter der Bafis die- fer Fortlätze, zu jeder Seite des Körpers; eine läng- Jiche quergeftellte Pfanne, in der ein faft [äbelför- iniges Knochenftück eingelenkt liegt: "Mit dielen lo verbundenen 'Säbelftücken bilden diefe drey Wirbel zulämmen eine falt eyförmige Grube, zur fchern Anlage des Herzens. Der hierauf folgende dritte Wirbel ift von noch ausgezeichneterer Bildung als der FIErn 355 Förige. Aufser' der Dornfortlatze, der lang; Ipitz und nach vorne gekriimmt jle, hat er'noch drey an- dere der Herzgrube Zugekehrte lange Fortlätze, wo- von einer 'auf jeder Seite perpendieulär und mehr hach aufsen vom Wirbelkörper abgeht. Die dritte ebenfälls perpendieulär geftellte Knochenfpitze liegt in der Mitte dieler beiden, von denen er mit zwey Wurzeln feinen Urfprung nimmt. Erift breit, faft Tchaufelförmig, und indem feine Wurzeln gleich'un- ter dem Körper des Wirbels fich nach unten und in- nen ımbeugen, von dem Wirbelkörper durch einen ‘ovalen Zwilchenraum getrennt. ® Die Rückenwirbel haben einen gröfsern ünd mehr eckigen Körper als die übrigen, einen “Starken langen, nach hinten gekrümmten Dornfort- Satz, welcher an [einer Balis auf jeder Seite nach “Aufsen in einen Höcker verläuft, der bey mehreren, "z.B. beyin Heringe, in eine lange [pitze Gräte ([pi- ia proc. [pinofi) verlängert wird. Sowohl ver als ‘hinter dem Dornfortfatz find zwey kleine aufrecht ‘Stehende Knochenfpitzen bemerkbar ;, die man we- gen ihrer gleichen Richtung mit den Dornfortfätzen proceff. [pinoh accellorii nennen könnte, oder auch, weil fie fich mit den gleichen Fortfätzen der über "md ünter gelegenen Wirbel verbinden, als Analoga der artieulirenden Fortlätze (proc. artiulares f. obli- qui) annehmen könnte. Die Querfortlätze (proc. "transverfales) ftehn mehr horizontal und find ftark verlängert, wo die Rippen nur kurz find, hingegen 356 - Er bilden he.bey ftarken und langen Rippen nur [chwa- che Höcker, wie beym Karpfen, _ Die Afterwirbel haben einen den vorigen ganz ähnlichen Körper, auch einenproc. [pinofus wie jene. Ihre Querfortlätze (proc. transverlales) aber find länger und mehr perpendiculär geftellt, welche endlich bey den letztern inımer perpendiculärer wer- dend von beiden Seiten in einen Fortlatz zulam- ‚menlaufen, und [fo den Uebergang zu den folgenden. Schwanzwirbeln bilden. Doch find diele Wirbel am ‚dielen Fortfätzen von den folgenden merklich unter- fchieden, weil diefelben hier eine breite Lamelle bil. den, die mit einer doppelten Spitze enden. "Die Schwanzwirbel haben kleinere an den Seiten mehr zulammengedrückte Körper, zwey ganz gleiche Dornfort[ätze, wovon der eine nach oben, der andere nach unten gerichtet ift. Je mehr fich die Wirbel dem Schwanze nähern, defto mehr wer- ‚den diefe Fortfätze dem Körper angebogen und am untern Ende breiter. Beym letzten werden ihre ‚Enden ganz nach hinten gerichtetund platt gedrückt. .Zwilchen dielen werden noch mehrere andere platte, ' falt keilförmige Knochenfticke eingefchoben , wo- durch der ziemlich lange Rand zur Aufnahme der ‚Schwanzflolsengräte formirt wird, Die Rippen find in Hinficht ihrer Zahl, Stär- ke und Länge bey den verfchiedenen Fifchen [ehr ver[chieden. _Beym Karpfengefchlecht find fie von beträchtlicher Stärke, ziemlich breit nach oben, und BUSF- zZ z 357 zugefpitzt nach unten. Ihre Krümmung ilt bald ge- ringer oder [tärker und dadurch auch die Höhle, wel- che fie einfchlielsen, bald mehr zulammengedrückt oder erweitert. Bey den Heringen find fie äulserft fein, und haben an ihrem obern befeftigten Ende eine falt haarförmige lange Gräte (fpina coltarum), welche gerade unter der Gräte des Dornfortfatzes liegt. So werden hier an den Seiten der Körper zwey Reihen langer Gräten bemerkbar, welche wohl kei- nen andern Nutzen haben, als den hier [o gehäuften Muskelfalern zur Anlage zu dienen. Etwas dem Bruftbein Analoges habe ich bey allen bisher Unter[uchten nicht gefünden. Zu den Flolsengliedern gehören die Rücken- und Schwanz-Flo[se, auch die mit den Extre- mitäten der Thiere anderer Ordnungen vergleichba- ren Bruft- und Bauch-Flo/se. Da die folgende Abhandlung der fpeciellen Be- Ichreibung der Flofsenglieder gewidmet ift, [o werde ich hier nurnoch die dem Skelett näher angehörenden Verbindungsknochen dieler Theile abzuhandeln ha- ben. Hiezu gehören: Der Gürtel, ein aus mehreren Knochen zu- fammengefetzter, hinter dem Kopf herahfteigender Bogen, welcher die Bruftflofse, und bey den jngula- ribus und thoracicis auch die Bauchflofse aufnimmt. Fr befteht aus drey Knochenftücken: Das erfte und oberfte diefer Kno- ehen[tücke befeftiget ich am obern und hintern Archiv [. d.Phyfiol. X.Bd. U, Heft. A 35% ut Rande des Schädels, fteigt hinter den Branchiende- ckeln herab. Die mit dem Schädel verbundene Ex- tremität ilt breit, und die untere zugelpitzt. Man könnte es mit dem Schulterblatt vergleichen. Das zweyte Knochenftück ift länglich, fchwach ge- krümmt, und liegt zwilchen dem vorigen und dem folgenden, die es mit einander verbindet, Es läfst hich daher mit dem Schlüffelbein vergleichen. Das dritte ift das gröfste von allen Stücken, liegt nach unten, unter den Kiemen, ift knieförmig gehogen, hat breite Knochenblätter, und verbindet fich mit dem gegenüber liegenden gleichen Knochen in einem fpitzen Winkel unter den Kiemenbögen. Mit diefen Knochen unmittelbar verbinden fich die eigentlichen Flofsenknochen, Beckenknochen werden bey den Fifchen nicht gefunden. Auch nicht einmal bey den Bauchllofsern wird irgend ein Knochenftück zur Befeltigung der Bauchllofse fichtbar, denn nur mittelft ftarker Liga- mente werden diele an den Spitzen der Rippen an- geheftet. Diejenigen Knochenftücke, welche dieRücken- flofse mit dem Skelett verbinden, find in dem folgen- den Auflatze befchrieben. ; Sara 359 Ueber die Bildung der Flolsengrä- ) ten und ihre Verbindung mit dem Skelett, vom Dr. Rolenthal. D. überhaupt zu einer genauern Beftimmmung der mannichfaltigen Bewegung der feften Theile, eine genauere Kenntnils der erften Vorrichtung im Ske- lett erfordert wird, indem jede durch die Muskel- wirk[amkeit hervorgebrachte, noch [o ver[chiedene Bewegung auf der Art der Einlenkung und Verbin- dung der felten Theile beruht, fo ift es zur Erklä. rung der mannichfaltigen Bewegung, welcher die Fi. [che beym Schwimmen fähig find, befonders wichtig, diejenigen Organe, wodurch fie hiezu gelchickt wer- den, ihrer verfchiedenen Bildung und Zulammen- fetzung nach näher zu unterfuchen. So,wie bey den in einem leichtern Medium fGich bewegenden Vögeln, der durch den Schaft un- terftützte Bart der Feder als Ruder zur Lenkung ihres Körpers dient; fo werden die zu dielem Zweck beftimmten Theile bey den Filchen von einer durch mehrere ähnliche fefte Schäfte unterftützten Haut gebildet, um eben diele Function in einem dichtern Medium ausüben zu können, Aa 366 me Te nach der Gröfse der zu unterftüitzenden Plofsen: haut, ift die Zahl diefer Schäfte ver[chieden. Jeder diefer Schäfte (pinna) befteht aus zwey ganz gleichen Gräten, die zwilchen [ich die innere Flolsenhaut auf- nehmen, und nach aulsen von den gemeinfchaftli- chen Hautdecken überzogen werden. Jedes einzelne Stück @) (pinnula [, lemipinna) diefes Schafts ift eine dünne gegliederte, nach oben in mehrere Fila- . mente auslaufende Gräte. Wenn beide Stücke ver- wachlen find, bilden fie einen feften Stachel >), Man unterf[cheidet daher allgemein [trahlige und ftachlige Schäfte, Aufser diefer allgemeinen Verfchiedenheit fin- det fich noch manche Abweichung der Bildung der. einzelnen Gräten, je nachdem es ihre verfchiedene Articulation fordert; es wird daher nothwendig, die Zufammenletzung und Bildung der Theile jedes Flo- fsengliedes [peciell zu bef[chreiben. Die mit dem Vordergliede anderer Thiere zu vergleichende Bruftflofse varürt in Hinficht ihrer Lage, Stellung und Gröfse [ehr bey den ver- Ichiedenen Fifchen. Sie wird bey den mehrelten allein von [trahligen Schäften unterltützt. Jedes Stück (pınnula) dieler Strahlen verläuft fich nach oben rundlich, und ift an diefem Ende auf der einen Seite abgeflacht, auf der andern aber hakenförmig gebogen e). Bey der ziemlich dichten Zufammen- a) Fig. 6.7. A. (Tab. IV, V, VL) b) Fig. 8. A. (er ©) Fig. ı. ccc. ddd, u 361 reihung diefer Enden, wird der Haken der einen auf die abgeflachte Seite der andern vor ihr liegenden gefchoben. So zulammen verbunden artieuliren fie am Rande eines platten am Gürtel befeltigten Kno- chens, welchen man mit dem Antibrachium verglei- ehen könnte, Diefer als Antibrachium angenommene Theil befteht aus mehreren Knochenftücken. Beym Hech- te wird es aus zwey durch Knorpel verbundene flache Knochen gebildet, wovon das obere 4) breit und nach oben in eine Spitze verlängert wird, das zur Seite gelegene untere e) aber mehr rund und mit ei- nem Haken f) verfehen ift. Am untern Rande die- fer beiden werden mittelft Knorpel noch vier kleine längliche g), den Handwurzelknochen der höhern Thiere analoge Knochenftückchen neben einander befeftiget, mit welchen die Strahlen diefer Flofsen- haut unmittelbar articuliren. Gleich gebildet finden fich diefe Theile beym Flunder und Barfch; auch giebt es bey diefen wie beym Hechte vier kleine Rache Zwifchenknochen, die jedoch kürzer find als bey jenen. Beym Flufsbrachfem, Bley (Cypr. brama) und einigen andern von mir unter[uchten Karpfenarten ilt es ein mannichfaltig gekrümmtes, mit mehreren grolsen Löchern und Knochenleilten verfebenes und d) Fig. ı. a, e) Fig. ı. b. N Fig. ı. b. ß. 6) Fig. 1. ccoc, 362 daher fo eigen geltaltetes Knochenftück 2), dafs eme beftimmte Befchreibung feiner Figur unmöglich ift, Auch diefem find an [einem untern Rande vier Zwi- fchenknochen ;) angereiht, welche mehr breit und nach aulsen mufchelförmig ausgehöhlt find. Noch unter[cheiden fich bey dielem Fifche die einzelnen Stücke der Strahlengräten A) durch eine längere ha- kenförmige Krümmung. Die Bauchflofsengräten articuliren auf zwey dicht an einander verbundenen Knochen, welche in Rückficht ihrer Grölse, Geltalt und Lage bey den ver[chiedenen Fifchen verf[chieden find. Bey allen denen, wo fie über die Bruftflo[lse heraufgelchoben “ liegen, find fie klein, grölser hingegen bey den fo- genannten Bruft- und Bauchllofsern. Bey dem unter- fuchten Seitenfchwimmer (pleuronectes) find ‚es zwey dünne [chmale Knochenlamellen, die ich mit ihren Flächen zulammen verbinden. | Beym Barfche find es breite, mit ihrem innern Rand felt verbundene Knochen 2), welche in diefer Verbindung einem gleich[chenkligen Triangel glei- chen, def[en Spitze nach oben am Gürtel befeltiget, delfen Bafıs nach unten gerichtet ift, und nur durch Muskeln und Ligamente mit dem Skelett verbunden wird. _Diel[er Geftalt wegen mufs man an diefem Knochen zwey Flächen und drey Ränder unter[chei- Ah) Fig. 2. AB ») Fig. 2.b.b. b. k) Fig. 2. c. I) Fig 5 Er a 363 den. Die eine dieferFlächen ift nach aufsen gekehrt, und da, wo fich die beiden Knochen verbinden, raulı und aufgeworfen, wodurch in der Mitie diefer Fläche eine Frhabenheit 2) ent[teht, gegen welche die bei- ‚den Seiten mehr concav er[cheinen. Gegen die Ba- fis bemerkt man auf diefer Knochenrauhigkeit zwey nach oben gekrümmte dünne Häkchen 3) zur Anla- ge von Muskeln und Ligamenten. Die innere Fläche ift glatt und flach concav. Die beiden nach oben convergirenden Seitenränder beftehn aus zwey dün- nen doppelten Knochenleiften 0), durch welche tiefe Rinnen gebildet werden. Der untere Rand oder die Balis wird von zwey [chräge gelegenen Rändern for- mirt, Sie gehn in der Mitte in einen [pitzen Winkel, der in eine Starke und breite Knochenfpitze ?) ver- längert wird, zulammen. An dielen beiden fchrä- gen nur kurzen Rändern, werden die articulirenden Enden der Flofsengräten zulammengedrängt. Bey den fogenannten Bauchllofsern, wo diefe Knochen dem After näher gelegen find, beftehn fie eben wohl aus zwey Stücken, die, wie vorhin er- wähnt *), dureh Muskeln und Ligamente an den Rippenenden befeftiget werden. Unter fich find fie "nur locker verbunden, indem nicht der ganze innere Rand zulammenftöfst. So gefchieht z.B. beymFlufs- brachfem die Verbindung nar an der Balis, beym m) Fig. 5. 6 n) Fig. 5. d. 0) Fig. 5. 0. p) Fig. 5. £. *) S. über d. SkeletrS, 364 A — Hechte an der Spitze ihrer innern Ränder, Beym Heringe hängen fie mit ihren Rändern der ganzen Länge nach zulammen, dach nur fehr locker, daher werden fie hier auch nach aufsen von kleinen Rippen ähnlichen, wie Dachziegel auf einander gelchobenen Gräten umfalst. In Hinficht der Form variiren diefe Knochen fehr, je nach den ver[chiedenen zu diefer Abtheilung gehörenden Arten. Beym Hechte 4) find fie ach dreyeckig, nach oben fpitz, nach unten mit einem convexen Rande ver[ehen. Beym Bley 7) belteht jedes Stück aus einer dünnen, nach oben gabelförmig ge[paltenen, nach unten breiteren Lamelle.. Der äulsere Rand s) diefer Lamelle ift [tark und abgerun- det, und verlängert fich nach oben in die lange von der Lamelle gabelförmig getheilte Knochenfitze 2). Der untere Rand oder die Balis ilt ungleich, höcke- rig, legt fich aım Ende nach innen etwas um, und verläuft in einen nach unten [ehr verlängerten brei- ten Knochenhaken z). Die auf diefen Knochen articulirenden eigent- lichen Flofsengräten find an ihrem artieulirenden En- de wie die der Bruftflofsen gebildet. Beym Hechte, Flunder, Hering und Bley beftehn fie alle aus [trah- ligen Gräten; auch beym Bar[che find es Strahlige 9) Fis. 3. ») Fig. 4. s) Fig. 4 & e) Fig. 4. c. u) Fig. 4. d. — 365 Schäfte bis auf den an jeder Aufsenfejte gelegenen, der in einen Stachel verwachlen ift. Bey den meh- relten\artieuliren fie unmittelbar an den mit Knor- pel überzogenen untern Rand des vorher befchriebe- nen Knochens. Beym Brachfem allein finden fich «noch vier kleine irreguläre, dem tarfus analoge Kno- chen x), durch welche diefe Flolsen mittelbar mit dem untern Rande dieler Knochen eingelenkt iind.‘ Die Rückenflofse ift nicht fowohl vor dielen eben befchriebenen ausgezeichnet, als auch in den ver[chiedenen Fifchen in Hinficht ihrer Articulation "und Bildung [ehr verfchieden. Wie bey den vorigen wird die Flofsenhaut durch Schäfte , die aus zwey Stücken beftehn und in einen Stachel verwachlen find, unterftützt; doch hat hier jeder Schaft einen eignen Träger, auf den er articulirt. Ein [olcher Träger ift ein nach unten zuge- fpitztes, nach oben mit vier breiten perpendiculären ziemlich breiten Knochenleilten ver[shenes, falt keil- förmig gebildetes Knochenftückchen y), welches durch Bänder und Muskeln mit feinem langen Körper zwifchen den Dornfortfätzen der Wirbelbeine befe- ftiget wird. Aufserdem werden auch noch ihre obern Enden durch eigneKnorpel oder Knochenfchuppchen nit einander innig vereinigt. Ihre Zahl kömmt mit der Zahl der zu tragenden Schäfte überein. Beym Hechte find diefe Träger ihrer ziem- lich breiten Knochenleiften wegen beträchtlich Stark, x) Fig. 4. ee, y)Fig6.B.a aaa, 3656 BEERERBEN ihre obern Enden verlaufen in rund längliche Köpf- chen z), die durch eylindrifche Knorpelftücken a) vereinigt werden. Jeder Schaft befteht wie bey den andern Flofsengliedern aus zwey Stücken , wovon jedes an feinem untern Endeeinen abgerundeten plat- ten Knorren 6) bildet, der mit feiner innern Fläche, welche flach ausgehohlt ift, an einem kugligten über dem Kopfe jedes Trägers gelegenen Knorpel c) fich anlegt. Beym Flunder haben diefe Träger nur [chwa- ehe Knochenleiften , daher fie nicht [o ftark und nach unten [ehr [pitz erfcheinen. Die Bildung und Einlenkung der Flofsenfchäfte ift wie beym Hechte, nur fehlt den Trägern der cylindrifche Zwilchen- Aenorpel, der jedoch durch ein auf der äufsern Haut zwilchen zwey Träger geltelltes, mit vielen kleinen -Zacken verfehenes Knochenlternchen erletzt zu feyn Scheint. Denn nach Wegnahme der Haut it die Ver- -bindung der Träger äufserft locker, Beym Lachs ilt die Bildung und Articulation diefer Flofsengräten denen des Hechts ähnlich. Beym Bley ilt der Träger an [einem obern nit den Schäften articulirenden Enden von dem der ‚vorigen ver[chieden; [tatt des runden Knöpfchens “bildet er eine breitere Fläche, ' mit einer auf jeder Seite befindlichen Hachen horizontal geltellten Ge- z) Fig. 6. B. bb. a) Fig. 6. B. ddd. 5) Fig. A, a, c) Fig. 6. B, cc. nn En N 367 , lenkfläche d). Diefer gleichfam abgeltutzte Kopf verlängert [ich nach hinten, wo er in einer mit ei- nem Gelenkfacettchen ver[ehenen Abdachung e) en- det. Zur Verbindung der Aachen Köpfe diefer Trä- ger,dient ein kleines derbes [chuppenförmiges Kno- ehenftück f), welches mit [einem [chuppenförmigen Theil auf jedem Träger zwilchen den Seiten- Gelenk- Nächen liegt, und mit [einem vordern abgerundeten Ende immer in dies bemerkte hintere Gelenkfacett- chen g) einfalst, wodurch Abweichung diefer Kno- chen zur Seite falt unmöglich gemacht wird. Die einzelnen Stücke des Schaftes haben an ihren En- den ftatt des ausgehöhlten Plättchens einen runden Kopf 4), mit dem fie unmittelbar auf die beiden Sei- ten-Gelenkflächen articuliren. Bey den Barfch-Arten findet fich am obern Ende diefer Träger eine falt Sattelähnliche Fläche z), welche nach hinten flügelförmig verlängert, in einen fcharfen Rand %) verläuft. Auch hier ind nach vorne zwey zur Seite gelegene Gelenkflächen be- merkbar. Alle Schäfte find [tarke, nur an ihrem articulirenden Ende getheilte Stacheln.. An jedem diefer Enden haben fie zwey runde Gelenkknöpfe, init denen Ge mittelft einer äufserft niedlichen Ein- I .d) Fig. 7. B. C. dd, e) Fig 7. Ce N Fig.7. © £ &) Fig- 4) Fig. 1) Fig, K) Fig. u PIE > = s 368 ! richtung [ehr ficher auf den'beiden Gelenkflächen des Trägers articuliren. Von jedem Gelenkkopfe des Flolsenftachels gehn zwey lange und [tarke Stif- tel) nach innen, auf dem Träger in der Mitte der beiden Gelenkflächen find zwey fich entgegenftehen- de Haken m) angebracht, welche jene Stifte der Ge- lenkköpfe umfallen, und [o entfteht hier eine Ver- bindung, welche der unwandelbarlten der Kunlt (charniere) gleicht. Auch hier werden die obern Enden der Träger mittellt eines derben Knochenfchüppchens z) an ein- ander vereinigt. Diefe Schuppe ift nach vorne breit und in einen [charfen Rand abgefchnitten, nach hin- ten aus ihrer Mitte ineine pyramidenförmige Spitze 0) verlängert, mit diefer wird fie zwifchen die getheil- ten Gelenkköpfe der Schäfte gefchoben, lo dafs fie den Stift derfelben deckt, mit jenem Randwird fean den hintern [charfen Rand des vor ihr liegenden Trä- gers befeltiget. Die Schwanzflofsenhaut wird vom Schaf- te mit doppelten Stücken unterftützt, die fich aber nach ihrer Lage in ihrer Bildung merklich von ein- ander unter[cheiden. Bey allen bisher Unter[uchten bemerkte ich folgende Verfchiedenheit ihrer Geltalt: Die, welche an der äufsern Seite liegen, und den äulsern obern Rand dieler Flolse ») bilden, zeich- 2) Fig. 8. C. bb. m) Fig. 8. B. cc, ‚n) Fig. 8. A. cc. _ 0) Fig. 8. A. d.d. p) Fig. 9. aaaa, Fig. 10. C. 369 nen fich von den übrigen, in Hinficht ihrer Geltalt, am mehreften aus. Es [ind kurze, nicht gegliederte fäbelförmige Knochenltücke, welche nach oben in einen abgerundeten Stift verlaufen, mit dem fie auf der von den breiten Dornfortfätzen des Schwanzwir- _ bels gebildeten Fläche gleichlam angeleimt find. Die hierauf folgenden Schäfte beftehn aus ge- gliederten, nach unten getheilten Stücken 9) (pinnu- lae), wovon jedes wie die vorigen nach oben in ei- nen langen Stift verläuft, mit denen fie dicht zulam- mengereiht neben den vorigen, und wie diele der breiten Schwanzfläche [ich anlegen. Von diefen find die letztern nach innen gele- genen r) wenig verfchieden, nur haben fie nach oben, [tatt des Stifts, ein kleines breites nach innen . ausgehöhltes Plättchen, mit dem fie am Rande der zwifchen den Dornfortfätzen eingefchobenen keil- förmigen Knochenftücke articuliren. a) Fig. 9. bbbb. Fig. ı0, B. r) Fig. 9. ccec. Fig. 10. A, Erklärung der Figuren auf Tab. IV. V. und VI. 979 Flo[lsenglieder. Fig. ı. Bruftflofsenknochen mit den einfachen ftrah- ligten Gräten von einem Hechte : a. das grölsere Stück des antibrachiü, b. das kleinere deffelben f.der daran befindliche Haken, ceccc. die vier dem carpus analogen Knochenftücke, dddd. Haken der: Strahlengräten , ee. das [tumpfe Ende derfelben. Fig. 2. A. Bruftflofsenknochen des Brachlem mit der daran befeftigten äufsern Reihe der Strahlen- gräten, aaa. der Bruftflolsenknochen, bb. die dem carpus analogen Knochenftücke, c. bogenförmige Krümmung der Stfahlengräten am obern Ende. B. der Bruftfloßsenknochen del[felben Filches von der hintern Seite, Fig. 3. Der Bauchllofsenknochen ER einen Seite von. einem Hechte; die vordere Reihe Strahlengräten ift weggenommen, man [ieht daher hier die innere Fläche der hintern Strahlengräten, a. h. die abge- rundete Bafs diefes Knochens, c. die Spitze, d. ein Knorpelanhang, der ich an dem untern Knochen- rand fortfetzt, und der zur unmittelbaren Verbin- dung der Strahlengräten dient. Fig. 4. Der Bauchflofsenknochen der einen Seite vom Brachfem mit der an ihm befeltigten hintern Reihe der Strahlengräten, «a. der äufsere [tumpfe Rand, b. der innere [charfe Rand, c. die gabelförmi- ge Theilung, d. der untere breite Knochenhaken. Fig. s. Der Bauchflofsenknochen des Hechts von beiden Seiten in ihrer Verbindung, a. die Balis, 378 b. die äulsereFläche, c. die Spitze, dd. zwey Kno- chenfpitzen, zur Anlage der Muskeln und Liga- “ mente, ee. die ausgefurchten Seitenränder, f. der breite Knochenfortfatz, ggg. die äulsere Reihe der " Strahlengräten. Fig. 6. Die Rückenflolse vom Hecht. A. Eine einfache Strahlengräte (pinnula [. femi. pinna), a. der abgerundete articulirende Knor- ren der[elben. B. Mehrere einfache mit ihren Trägern verbunde- ne einfache Strahlengräten von der innern Seite, aa. die Spitze der Träger, welche zwilchen den Dornfort[ätzen der Wirbel befeftiget ift, b. das Köpfchen der[elben, cc. der cylindrifche Knor- pel, eee. das kugligte Knorpelchen, Fig. 7. Rückenflolsengräte des Flufsbrach[em. «A. Einfache Strahlengräte von aulsen, oben will- kührlich abgebrochen, a. das untere artieuliren- ‚de Knöpfchen. -B. Zwey einfache Strahlengräten von der innern Seite in ihrer Verbindung mit dem Träger, a. das ‚ obere mit den Strahlengräten articulirende Ende, b. die untere Spitze derfelben, ec. die hervor- £pringende Seitenleifte der Träger, dd. die Ge- lenkflächen zur Aufnahme der Strahlengräten, e. der Verbindungsknochen der Träger. €. Ein Träger von vorne, a. b. die beiden Seiten- leiften, c. die abgebrochene Spitze deffelben, dd. die beiden Gelenkflächen für die einfachen Strahlengräten der beiden Seiten, e, die mit ei- nem Gelenkfacettchen verlehene Abdachung, f. das [chuppenförmige Knochenftückchen,, wo- durch die Träger mit einander verbunden wer- den. 372 RE Fig. 8. Rückenflofsgräte des Sanders (P: lucioperca). ‚A. Der Flofsenftachel in Verbindung mit dem Trä- ger, b. die [attelähnliche Fläche des Trägers, dd. Gelenkknorren der Stachel, cc. Verbindungs- fchuppchen der Träger, e. pyramidenförmige Spitze diefer Schuppe. B. Der Träger von der Seite, a. der [charfe hin- tere Rand deffelben, b. die Gelenkflächen, cc. die gegenüber [tehenden Haken, welche den Stift der Flofsenftachel umfalfen. : C. Ein einfacher Flofsenftachel, aa. Gelenkköpfe, bb. Stifte der Gelenkköpfe. Fig. 9. Die Schwanzflofsengräte vom Bley. Hier find die letzten Schwanzwirbel mit ihren keilför- migen breiten Fortlätzen gezeichnet, auf der einen Seite find die einzelnen Strahlengräten von aufsen, vorgeltellt und gezeigt, wie fie fich mit dem Schwanzknochen Arber; auf der andern Seite fieht man die innere Seite der Flolsen(trahlen, wie fie fich nach Wegnahme der erl[ten Reihe zeigen, aaaa. die äufseren [äbelförmigen Gräten, bbbb. die mittleren Strahlengräten, cec. die inneren Strah- lengräten. Fig. 10. A. Eine einfache innere Strahlengräte, a. ihr breites articulirendes Ende. B. Eine mittlere Strahlengräte , a. ihr oberer verlängerter Stift, G. Zwey läbelförmige äufsere Gräten. || — Nachtrag on 373 Nachtrag zu den beiden Abhand- lungen über das Nabelbläschen „und über die Entwickelung der "Eidech[en in ihren Eyern, vom Prof. Emmert und Hochftetter *). 03 N. der Zeit, dafs ich jene Arbeiten lieferte, hatte ich Gelegenheit, zwey bis drey Monat alte menfch- liche Eyer [ehr bald nach ihrem Abgange zu unterf[u- chen. . Ich fand aufser dem Chorion und Amnion. noch zwilchen beiden‘ eine zarte Haut , Allantois, und zwifchen ihr und dem Chorion eine dem Liquor! Amnii ähnliche Flüffgkeit. — Die Flocken des Cho- rion hatten das Anfehen von Kanälen, [chienen auch wirklich Kanäle zu feyn, und in denfelben liefen immer zwey rothe Blutgefälse , welche Fortfetzun- gen von den beiden Nabelgefälsen ‚des Chorion wa: ren. ‚Sowohl bey dem zwey als dreymonatlichen Eyı fand ich das Nabelbläschen zwifchen dem Amnion und der Allantois, mit, einer etwas röthlichen, hel-, len Flülßgkeit angefüllt, konnte fie aber auf keine Weife aus demfelben — ohne das Bläschen zu zer- reilsen — in den Fötus oder [eine Zellen drücken. In *) Reils Archiv:B. 10, $, 42, und 84, Archiv f.d, Phyfiol, X, Bd. H. Heft. Bh >74 — dem jüngern Ey war das Bläschen gröfser, mehr oval, und feine Gefäfse in einem .blühenderen Zuftande, in deın älteren etwas kleiner, (phärifch, und die Ge- fälse fingen an zu obliteriren. Das Bläschen Tag zur Seite der Infertion der Näbellchnur in den Hüllen unter dem Amnion, zwifchen diefem und der Allan- tois; an daflelbe trat ein eigener Strang , welcher aus zwey zarten Blutgefälsen, ‚und einem [ehr dün- nen Häutchen beltand; die Gefälse de[lelben [enk- ten [ich mit dem Häutchen in den Hals des Bläschens, und verbreiteten fich mit einem [chönen zarten Netz über’ daffelhe. =» Der‘Strang lief gewunden durch die Nabelfehnur, und verlor fich in das Gekrös des Fötus, das gröfsere Gefäls konnte ich bis in die Vena‘ portarum, das dünnere bis in die Gefälse des 'Ge- kröfes verfolgen. Einen Kanal'zwilchen dem Nabel: bläschen und Darmkanal konnte ich, ohnerachtet meines [orgfältigen Nachforfchens, nicht wahrneh- men. Bey dem jüngeren Embryo lag der ganze Darmkanal bis auf das Duodenum und bis auf das Rectum nochin der Nabelfchnur, er war übrigens noch fehr kurz, [chon der Anfang des Jejunum trat in die Höhle derfelben, machte einige Windungen, bog fich dann um, und lief mit ähnlichen Windungen gegen die Wirbelfäule zurück. In der Nähe derfelben zeig- te der zurücklaufende Darm ein deutliches, völlig gefchloffenes Coecum, das mit dem Nabelbläschen und der Nahelfehnur in keiner Verbindung [tand — unterhalb des Coecum war der Relt des Darmkanals etwas dünner ‘als oberhalb de[lelben, und bog fich ann 875 fehnell in das Rectum um. ‘Der vorliegende Darm war [o weit Inteltinum tenue; übrigens‘liefsen fich daran ein Gekrös, und in diefem Gefälse wahrneh- nen, mit denen das eine Gefäls, 'wahrfcheinlich die Arterie des Nabelbläschens in Verbindung [tand. — ‘Bey dem Maulwurf habe ich kürzlich ebenfalls das Nabelbläschen unterfucht; er bildet in Abficht auf dalfeihe den Uebergang zu den Nagethieren. So wie aemlich bey diefen das Nabelbläschen blofs eine Stel- le des Chorion ilt, über welche fich die Nabelgekrös- gefälse ausbreiten, fo ift es bey dem Maulwurf ein Kelch , in deffen [tumpfe Spitze lich jene Gefäfse einlenken, und de[fen offener Rand feinem ganzen Umfange nach mit der innern Fläche. eines kleinen Theils des Chorion verwachlen ift. Was Hochftetter und ich, in unferer Ab- handlung: über die Entwickelung der Eidechfen - Fö- tus, über die erfte Entftehung deffelben, und ihres Chorion vermuthet, das habe ich neulich durch Beob- achtung beftätiget gefunden. Die Eyer derfelben zeigen [chon an dem erften Tage, wo fie gelegt wer- den, eine deutliche figura venofa — welche Halonen umgeben, und ein Vas terminale einfchliefst. Von diefem Gränzgefälse aus, laufen zahlreiche kleinere gegen den Fötus — der in der Mitte der fig. venola in einer Art von Nelt mit [einem Amnion liegt, und vereinigen fich in gröfsere Gefälse, welche mit de- zen des Fötus zulammenhängen, die ich aber bis jetzt, wegen ihrer Kleinheit und ihrer blafsrothen Farbe nicht genau kenne, An dem Fötus unter[chei: 376 — det man [chon am erlien Tage ein,lebhaft ich bewe: gendes, von‘Hülien einge[chlollenes Herz , zwey grolse Gefälse , die Wirbelfäule, den Kopf, das un» tere.Ende, und ein [ehr-gefälsreiches, birnförmiges, mit Flüffgkeit angefülltes Bläschen, das mit einem Stiel aus der Bauchleite des Fötus, in der Nähe fei- nes untern Endes heraus wächlt:und.fchon zu der angegebenen Lebensperiode deffelhen ihn grölsten- theils bedeckt! In einem etwas ältern Ey-fand ich, dafs die zahlreichen Gefäfse diefes Bläschens alle aus zwey grölsern Stämmen entl[pringen, die eine Fort- fetzung von dem Gefälse find, welches länglt der Mitte der vordern Fläche von der Wirbelfäule des Fö- tus-hinabläuft.. ‘Da diefes Bläschen nichts anders, als Chorion, und fein Stiel Urachus feyn kann, [o' Stimmt die Entwickelung des Eidechfen- Fötus mit denen ‚der Vögel auch: in Anfehung der erften Bil- dung ng überein. 5 i 3 geltsch.v. 1. "Schröter in Lei ja h Reils u Autenriethr Ackdı: $9 Plupiol.X B.UH. 2. 7a Reils w. Auteneichha Arch.£9 Phykiol: XBIIH geltoch ; v IF Sohröter, “TE Scheöter aeltoch. 19 Physiol XBAEH EV ulenteioths Acch ea} 1 KERN RE ERS = — — BORN NEBEN BENTEEHNE 0 _ Aa en ' T dam rt ib Iarlslew: „fans Ä {av “tt i u w ser vo1)4 inls sin us sb li : in sb Archiv-für die en eV ne Pr nalie > ra Solid Fi ash ($ u Tao ü sl Ioal doing] © ivoV/ | 0 21a elislıade WV Zehnten' Bandes drittes Hefe'od Wach 91 isisib nor TI zb Is do ei kuw ; Hy en. cu Mi slıoh asi! doddA Airse ja Beobachtungen über 'eimige' ana- . tomilche "Eigenheiten der, Veit yo Pr o£&'Emmert. dual Te ee yet Isjsd in 1 D. den Vögeln die pars cervicalis des (ympathi- fchen Nervens zukömmt, wie ich in dem Nachtrag Zu meiner Abhändlung über den Einflufs der herumfchweifenden, Nerven auf das Athmen erwielen habe, fand ich ‚leitdem bey meh- Archiv f.d, Phyfiol. X.Bd. IN. Hefi.. Ge 578 LS Yensnkmeiinietisseiiehe reren Eulen-"und Falken-Arten, auch bey dem Ra- ben beftätiget. In diefen Vögeln läuft der [ympathi- [che Nerve ebenfalls in dem Kanal, welchen die Querfortlätze der Halswirbel für die Arteria verte- bralis bilden: fein 'obres Ende fteht mit dem Gan- glion Cervicale [uperius in Verbindung, fein untres mit dem oberften Bruftknoten. Auch verbindet lich der mittlere Theil def[felben mit jedem Halsnerven zu einem eignen Ganglion Cervicale, das ganz [o, wie bey dem Reiher befchaffeh ift,| Ich vermüthe,daher, als der [yınpathifche Nerve bey allen Vögeln diefen Ver- lauf hat, befonders da Herr Tiedemann ae) ebenfalls die pars cervicalis Nervi Sympathieci beobachiter hat, . Somit unter[chieden dich die Vögel in Abficht auf das Dafeyn von diefem Theile des Nerven[yftems nicht von den” Säugthieren , wohl aber in Ablicht auf die Ganglien derlelben. ..s: Eine wierkwürdige Eigenheit, der ; Vögel ift die Spaltung von dem untern T heile ih es Rückenmarks. Da fie der Aufmerkfamkeit der neueften Natur- forfcher 5) entgangen ift‘‘ fo'khäile ich hier eine "kurze Belchreibung von-ihr-,— wie fie bey der Taube eı[cheint, mit. r ilisgray? zeb eilaalh iss au Sib nlagbV ab al :& a) Zoologie ater Band $. Es en södusensyısfi user 8) Unseren Yrerkp yon ‚Irall Anarenner Phyliologie du [ylteme nerveux en Eendral et du Cer- veau en particulier Tab. t. Fig. Eu finde ich ar Sdua in der Abbildung von dem 'Rückeuntark* eines Huhh nicht angegeben. BUTE Sn . Das. Rückenmark von der Taube wird in dem obern Theile des Heiligbeins breiter und platter, als es anirgend einer Stelle der Wirbelfäule ift, nimmt aber dann, weiter gegen [ein unteres Ende hin, [ehr an Umfang ab: diefe breitere Stelle des Rückenmarks er[treckt fich bis zur Mitte des Kreuzbeins. Auch der Kanal von diefem Knochen ift da, wo er den breitern Theil des Rückenmarks umgiebt, weiter als irgendwo in der Wirbelfäule. Die hintere ven den Linien, welche bey den Vögeln, wie bey den Säug- thieren, in der Mitte von der vordern und hintern Fläche des Rückenmarks hinablaufen, erweitert [ich allmählig an der ‚bezeichneten Stelle delfelben in einen länglichten Sinus, der fich gegen das untere Ende des Rückenmarks wieder in die Mittellinie ver- engert. „ Diele Spalte hatte das Anfehen wie die Grube einer Fontanelle, in welcher eine Bohne lag: fie war oval, über vier Linien lang, und an ihrer breiteften Stelle 13 Linie breit. Sie wurde von gebo- genen, mit ihrer Convexität nach aufsen gekehrten Rändern umgeben, die gegen die Axe und vordere Fläche des Rückenmarks umgebogen und abgerundet waren: fie drang durch die Mitte des Rückenmarks bis zur vordern Fläche deffelben, war aber hier durch eine dünne Wand gefchlolfen. Die vordere Wandung des Rückenmarks, von diefem Sinus an- gefehen, erfchien in der Mittellinie ungleich dünner, als zu beiden Seiten.derfelben, fie war hier lo dünn und .durchfoheinend, dafs es das Anfehen hatte, wie Ge 2 390 ar uen wenn hier das Rückenmark durch eine ähnliche, nur ungleich kürzere und [chmälere Spalte, wie an [einer hinteren Fläche, getrennt würde. Den gröfsten Theil des nach binten offenen Sinus — namentlich der rechten und linken Seitenwandung — Weidera graue Hirnmalle aus. Uebrigens wurde er von vielen zarten Blutgefälsen umgeben, die der gröfs Be zahl nach von der hintern Fläche des Rückenmarks, und dem kleineren Theile nach ‚von der vordern Pie: che de[felben in ihn drangen. En 2 PDT) TE le Spalte oder Höhle wurde dadurch gebildet, dals die beiden Markbündel der hintern Fläche des Rückenmarks fich in der Nähe derfelben allmählig _ von einander entfernten, dann mit ihren Rän- dern fich gegen die Axe und vordere Fläche deffel- ben umbogen, und unterhalb der breiteften Stel- le diefer Spalte fich eben fo allmählig einander wieder näherten und in die Mittellinie zufammen- Rollen. Die hintern Markbündel, welche an den übri- gen Stellen von der Medulla Ipinalis in die hintere Mittellinie deffelben vereiniget find, lielsen Ach ober- halb diefes eyförmigen Sinus eine beträchtliche Stre. cke weit leicht von einander trennen, inter halb delfelben nicht, weil fie hier graue Hirnmaffe innig unter einander verband. Dieler Sinus [cheint die Erweiterung eines, dürcH die Mitte des Rücken: znarks laufenden Kanals zu [eyn. reg 381 — x .„.. „Ein gallertartiges wafferhelles Kügelchen , das ei den Häuten des Rückenmarks lag, füllte diele ‚Spaltung aus. ...„Herr Prof. Hochf[tetter und ich fanden die- „Sen Sinus zuerft in dem Rückenmark eines Raben, ‚JSpäterhin aber auch bey Vögeln aus ver[chiedenen ‚Klaffen, namentlich bey Enten, Gänfen, Hühmern, ‚ver[chiedenen Eulen - und Falkenarten, bey dem Reiher u. [.w. Wir hielten damals unlere Beobach- ‚tung für nen, aber im letzten Frühjahr zeigte mir „Herr Prof. Froriep zu Tübingen, ‚dem ich fie mit- ‚theilte, ein Präparat davon, und vor einigen Tagen ‚fand ich in dem zweyten Bande von der Zoologie „des Herrn Profelfor Tiedemanns in den Zu- Sätzen S. 728, dafs diefe Spaltung des Rücken. marks fchon den ältern Anatomen bekannt war: ich füge hier die Stelle aus dem genannten Werke, welche über diefen Gegenftand handelt, bey. un a; „Beym Rückenmark der Vögel verdient noch „der merkwürdige Sinus rhomboidalis bemerkt zu „werden, welcher üich an derjenigen Stelle des Rü- »kenmarks befindet, welche in dem untern Bruft- „wärbel und in den obern Kreuzwirbeln liegt. Nic, '„Steno [cheint ihn zuerft gekannt zu haben, er „erwähnt Seiner in feiner Abhandlung de Cane „Carcharia in.der Schrift: Myologiae [pecimen nf. anufenli deferiptio geometrica, Florent. 1667. 4. p. 1p8.,,,Nec in aliis animantibus argumenta defide- 382 — „rantur idem confhrmantia, cum in iis, quibus prae- „ter fpinam artus dati funt, circa Jumborum regio- „nem [pinalis medullae cralfities multum augeatur, „imo in avibus eodem in loco cavitas rhomboidalis „reperiatur.” A Perrault' belchreibt den Sinus rhomboidalis in feiner Deler. anatom. de trois aigles a.a.0. T. 3. P. 2. p. 300: „Ona fait une remargue '„dans P’un de ces [ujets, [ur la ftructure de la Moälle „epiniere, que l’on croyoit d’&tre particuliere ä ce „fujet, mais que !’on areconnu depuis &tre commu- „ne a d’autres Oileaux. On a trouve que vers lo „milieu du dos la partie exterieure [e fend et fe [epa- „re en deux,, et fe rejoint en fuite; Ja partie inte- „rieure demeurant entire, et etant [eulement dila- „tee: ce qui fait la figure d’une fronde.. Cette [epa- „ration de la partie exterieure, et cette dilatation de „linterieure, etoit de la longueur d’un pouce et demi, '„et de la largeur de huit lignes dans ce [ujet, et aux „autres Oifeaux 4 proportion. Ona toujours trouve „la cavite que les deux parties ecartees laiffent au „milieu, remplie d’une humeur blanche et gluante, „ qui paroiffoit &tre de ’'humeur Iymphatique epaiffe.” Abgebildet ebend. $. ı. T.V.X- Auch Ol. Jaco- baeus hat ihn abgebildet in den Act. Hafn.: Vol. 2.. No. 124. Anatome Phittaci p- 317. „Figura finus „vbomboidalis in [pinali medulla avium eregione lum- „borum ubi o[fa acetabulo inleruntur. ” ? Unter die Eigenheiten von dem Baue der Vögel, rechnet man bekanntlich die Einfachhait ihres Eyex- ftocks: nach meinen Unterfuchungen kommen aber PS 3 inelireren Vögeln zwey Ovarien zu.” Ich machte die- fe Beobachtung zuer[t an einem Lämmergeyer, bald iachher an eihem Göldädler. Herr von Salis, dem ich’fie mittheilte, hatte die Güte, fie in den Beyträ- gen zur Naturgefchichte des Lämmer- geyers co) aufzunehmen. Späterhin fand ich auck bey andern Falken- und mehreren Eulen-Arten ein zweytes Ovarium: ich theile hier die Befchreibung, die ich bey einigen Vögeln von diefem Organe aufge- zeichnet habe,‘ mit'Beftimmmung der Jahreszeit mit, in welcher ich‘ fie anatomirte,' weil nach Ver[chie- denheit derfelben die Gröfse des: rechten Ovariums eben fo ar RIESE des‘ linken. Sinner ob > ia ‘In En ee Vultur Barhatus Blumen- bach., Gypaetus''barbatus Steinmüller, den ick im 1807 anätomirte, ‚fand ich beide Ovarien dur ‚den Maftdarın und das Meforectum von einan« der abgefondert.'/Sie:Jagen in der Vertiefung am obern Theile der vordern. Fläche von den Nieren, zwifchen dem ebern rundlichen:und den langen Lap- pen derfelben auf den Nierengefälsen: das rechte un- ter der rechten Nebenniere, das linke hingegen mit Seiriem obern Theile auf der Neheniniere feiner Seite. Ein jeder Eyerltock wurde bis auf einen fchmalen Streifen feiner hintern Fläche von einer dünnen, äufsen glatten Haut umgeben. Dieler Ueberzug war Fortfatz des Bauchfells: es entfprang von dem deffelben, welcher die vordere Fläche der Nie. c) Alpina 1809, “4ter Band $, 68. 384 — ren umgiebt :, ‚das Bauchfell erhob fich' nemlich’an diefer Stelle mit zwey,, dicht an einander liegenden Blättern, trat als Ligamentum Ovarii an den mittlern Theil von der hintern Fläche des Eyerftocks,' und bildete dann den Ueberzug deffelben. Diefes Liga, mentum Ovarii, warı viel fchmäler ,, als das Ovarium felbft und (eh kurz, fo dals der: Eyerltock daran wie an einem Stiel-hing. , sr IF N va ie a ae Der rechte Eyerltock'war etwa: fechsmal kleiner als der linke: «erienthielt: weniger ;.\zum Theil’auch kleinere Eyerchen als diefer; doch waren ‚einige von ihm etwa [o grolsy \wie-Pfefferkörner:iidie übrigen waren kleiner, und meift fo klein, dafs man fie mit dem blolsen: Auge kauniı erkennen konnte. Der lin- ke Eyerftöck war entwickelter, alsıdee rechte, und enthielt mehrere, grölsere Eyerchen ‚als jener ; übri- gens waren die grölsten derfelben nicht'tiel grölser; als.die deshinken, überhaupt »I[chien die Turgefcenz der :Genitalien. dieles Vogels 'erft ihren Anfangı'ge nommen zu haben und noch nicht weit vorgerückt zu feyn. \ilanıre Ins sad { il. ©: "SV di i ‚In einem Falco Aquila war das linke'Ovarium ebenfalls‘ beträchtlich grölser; als das rechte, und enthielt'eine Menge Eyerchen: das rechte hingegen, welches ‘auf der"andern Seite des Melorectum zwis fchen dielem der rechten Niere und ‘der Nebenhiere lag, war etwa fiebenmal kleiner, als das linke, zeigte auf feiner Oberfläche ein gebändertes Welen und ei. E 385 nige [ehr PEN ER NO vielleicht war das rechte Oyarium hier ‚deswegen weniger\deutlich, weil der Adler, dem es angehörte, ‚ziemlich jung war, und nicht zur re von mir unter[ucht wurde; 7 -Ssyt gr N Buru Pa # „,'.In einem. Gel Er RTU war. an rechte, Ovarium etwa fechsmal. rue ‚alsdas linke, ı di nöbssııh os y9 f 97 dnn,Bey einem ale o Buteo and jeh im Februar 1408 zwey Sehr entwickelte, falt gleich grolse Eyer- ftöcke, die durch das Meforectum von einander ab» gelondert wurden, und viele gröfsere und kleine r.entbielten ; fie waren über.emen. halben ZoH ‚und arl-ihrem ‚obern Ende gegen drey Limiew breit, an ihrem untern zugelpitzt:,doch war der rech- te etwas kleiner, als der linke; .fie Jagen auf den obern BR und auf der Nebenniere auf. ehlan . neistneiihgr na Nifus fand un haiin zwiey gleich ; grolse längliche Ovarien, die unter den Nebennieren auf: den Nieren ,. zwifehen den Ge- fälsen derfelben ; und dem Meforectum lagen, das hiewon einander ab[onderte. In dem rechten waren die Eyerchen 'eben.[ö zahlreich, wie im linken. sd hie min ) In einerälten, BO Chan. Strix.B en die, ich den z6[ten October 1%09 zergliederte, hatte das linke Ovarium etwa den Umfang einer gröfsern Boh- ne, und jentlsielt mehrere, wie Hirfenkörner großse | ustchen: es lag. unter. der Nebenniere zwifchen dem His nn innern Rande yon dem ’'obern Nierenlappen ‚diefer Seite und dem Meloreetum. ° Däs vechte Ovarium’ wär etwa’ fechsmal Kleiner ‚von ‘der "Gröfse: einer . Lihfe/, enähielt ebenfalls mehrere, kleine, mit dem! blolsen Auge zu erkennende Eyerchen, und lag un- ter der rechten Nebenniere zwifchen diefer und dem obern inneren Ratide der Niere unddem Melorectum; wodurch es von dem der andern Seite gefchieden Wurde. "Nicht allein die Eyerftöcke ; [oöndern auch der Eyergang war bey diefem Yan (ehr se? ed | 4 3 "> Ineiner andernlalten grolsen’Ohreuley; die ich den zg9lten‘October 19809 unterfuchte, a © ebenfalls zwey Ovarien, von’ denendas’rechte auch kleiner), als das linke war. hizhhe i ) In einer jungen grofsen Ohreule, welche jch den z7[ten November 1809 zergliederte, erfchien das’ linke Ovarium als ein ovaler, über vier Linien langer Körper, der an feinem obern, ftumpfen Ende Nur einige, wie Hirfenkörner grolse Eyerchen; aber in feiner übrigen Malle ein feinikörniges Gefüge zeig- te. Auf der'rechten Seite fand’ 'fich ein Körper von ähnlicher Geftalt, Lage und einem feinkörnigen Ge- füge, der aber etwa drey bis viermal kleiner als der linke Ai war. ! 20 In einer $ Han eo traf ichim December 1909 ebenfalls ein’ zweytes Ovärium auf der rechten Seite, — 337 das deutliche Fyerchen zeigte, aber kleiner, als das linke war. ’ ‚Bey einer dritten Eulenart habe ich ebenfalls zwey Ovarien gefunden, ich entfinne mich aber nicht mehr, welche Species es war. Nach diefen Beobachtungen kommen fomit den Gelchlechtern Gypaetos, Falco und Strix zwey Eyer- Stöcke zu, von denen der rechte meiltens beträcht- lich kleiner, als der linke, und aufser der Blüthezeit diefer Organe [o klein ift, dafs man begreift, wie es bisher von den Naturfor[chern nicht bemerkt wurde, hingegen in diefer Periode unverkennbar ilt, be[on- ders bey dem Falco Buteo und F. Nifus. Auch finde ichindem Tafchenhuch der deutf[chen Vö- gelkunde von Dr. Mayer und Prof. Dr. Wolf SS. 52, dafs diefe bey dem Falco Nifus eben- falls gewöhnlich zwey Eyerftöcke wahrgenommen haben, Wegen der erwähnten Umftände hoffte ich, auch im andern Vögelarten ein zweytes rechtes Ovarium , anzutreffen, und unterfuchte in diefer Hinficht meh- rere: aber ich konnte bis jetzt bey dem Raben, dem Reiher, bey den Gänfen, Enten, Hühnern, Tau- ben, Tauchern, Sperlingen u. f. w. keinen zweyten abgefonderten Eyerftock antreffen, ob ich gleich inehrere diefer Vögel zu ihrer Begattungszeit anato- mirte. Hingegen fand ich in den Gänfen und Hüh- 388 E nern,.die ich in dieler Hinficht genauer unterfuchte, den Eyerftock ziemlich in der Mitte der Wirbelfäule liegen, und aus zwey Lappen beftehen, von denen der grölsere mehr links, und gegen den Kopf, der kleinere nach unten,., mehr in der Mitte der Wirbel- fäule und etwas auf der rechten Seite derf[elben lag. In diefen Vögeln findet fich fomit wenigftens eine Spur’ von einem. zweyten Ovarium, aber es ift mit (dem prädominirenden, linken. ‚zulammenge- £chmolzen. äh In Ablicht auf die verhältnilsweife Gröfse bei- der Ovarien, und auf das allmählige Verfchwinden des rechten bey den erwähnten Vögeln Icheinen mir folgende Um/[tände merkwürdig. Hr ı) In einer Hausratte, deren Eyerftöcke wie die der Vögel, aus lauter abgelonderten Fyerchen be- ftehen, fand ich das rechte Ovarium beträchtlich klei. ner als das linke. 2) Nach ältern und neuern Beobachtungen ife gewöhnlich der linke Hode von den Vögeln Bericht. lich gröfser als der rechte, ar og zur Begattungs- zeit derfelben. & 3) Herr Prof.'Meckel d) hat in einem männl- chen wilden Schwan zur Begattungszeit die ii d) Abhandlungen aus der wen Lchlichen N vergleichenden Anaromie ı806. S. 180. _— 389 Nebenniere beträchtlich gröfser'(lechs Linien) als id DER Er Linien) EeRUndER. nos vI x ‚7 " 4) In dem Podiceps Criftatus’ ift nach meiner ne die wär Niere | äls’die rechte. 4 a1 ed i Alle diele Umftände weilen offenbar auf ein Üeberge ich? der Jinken Seite über die rechte, Abficht auf diefe Organe hin, und Nehen GanHRESER lich mit der erwähhten BEE von den Eyer- es der Vögel in Verhältnifs. ar ! PR Ohnerachtet fich in den aufgezählten Kay. geln deutlich ein zweyter Eyerftock" vorfinder ,” 1 konnte ich doch keinen zweyten Eyergäng,, tadn ih dem Sperber und Habicht entdecken; bey dehen “ das rechte'Ovdrium eben fo ausgebildet, wie darlin. ke war. Indeffen fand Hr. ‘Prof. Hochftetter, dem ich meine aehrängeh über die Dupfichtät der Eyerftöcke von den genannten Raubvögeln mit- iheilte, ‘und der fie an einigen derfelben beftätigte, in einer weiblichen Gans etwas einem zweyten Övi. duet Bene, nemlich in der Cloaca an der äufsern Seite von der Mündung des rechten Harnleiters eine Falte mit vorfpringendem Zäpfchen, wie auf der lin- ken Seite von der Tube, und hinter ihr ein Kurzes, etwa zwey Linien langes Bläschen. Ftwas dielem ganz ähnliches habe ich in der Cloaca eines weiblichen Mergus Merganfer beobachtet: ich fand nemlich auf der rechten Seite ein kleines Wärzchen ganz in der * 399 — Lage zu der Oeffnung des rechten Haxnleiters, ‚wie die äufsere Mündung der Tube zu dem linken Ure, ter, ‚von ihm aus erftreckte fich längs der Seiten- wandung von der Bauchhöble ein-häutiger Streifen, welcher wie ein zulammengefallener enger Ranal aus, fahe, und fich nach oben zu allmählig verlor. nis Lorr;” . NT lei altA Vorausgefetzt,, Zu, Oraer wäre, wirklich ein zweyter Oviduet,, und fände lich ebenfalls in dem. Raubvögeln vor, fo-könnte .es doch nicht die, Ver, richtungen defl[elben haben ,. weil [eine Höhle, zur Begattungszeit diefer Vögel [o klein feyn muls, dafs es weder die Eyer.des reehten Oyariums aufnehmen, noch fortleiten könnte,. [ofern es bis jetzt, meinen forgfältigen Nachforfchungen entgangen, ift.,,. Es frägt ich, ‚ob dieE,yer des rechten Oyariums-befruch, tet,werden, oder unbefruchtet ‚bleiben, und ihr Da, Teyn blofs die, Folge eines; durchgreifenden Bildungss triebes ilt, etwa wie die Brüfte der Männer? ..., Ich wage hierüber nicht zu entf[cheiden, befon- ders daich bis jetzt keine Gelegenheit hatte, einige der genannten Raubvögel zu einer Zeit zu unter[u- chen, wo.ihre.Eyer reiften, und ich fomit nicht weils, ob die Eyer in dem rechten Eyerftock eben [o ausgebildet, wie im-linken vorkommen, _ Aber der entwickelte Zultand, in welchem fich die Eyer des rechten Ovatiums bey dem Sperber und dem Habicht vorfinden, das Blühen oder Turgiren derfelben zur Begattungszeit und endlich die Beobachtungen von a; ‚Haighton e), nach‘ denen die, Tuben‘ zw;; Con- .geption nicht nothwendig, ind, alles diefes; macht es ‚wahrfcheinlich „dafs .die(e Eyer der-Befruchtung fä- ig find, Den Umnltand; dafs bey diefen Vögeln beide Eyerltöeke durch,das Maftdarmgekrös getrennt wer- ‚den, unterftützt freylich diefe Meinung, nicht, wider- Spricht. ihr aber, auch nicht;, Sofern die Lage von. dem Infandibulum,, < oder. der, innern ‚Oefnung, des Eyer- ganges bey den Vögeln — vorzüglich aber bey, den R en die Aufnahme von den Eyern fo wenig Bi, dals man fienicht wohl begreifen kann, Blumenbach N deswegen ‚die [onderbare _ Bewegung, welche die Eyer machen mülfen, um in den Oviduct zu gelangen, mit dem Namen Vita pro- pria unter[cheidet. Blofs Unterfuchungen von weib- lichen Raubvögeln, befonders von dem Falco Buteo und Nifus in verfchiedenen Perioden ihrer Begat- tungszeit und Verfuche über den Einfluls der Zerftö- rung von dem linken Ovarium auf die Fortpflanzung derfelben können hierüber Auffchlufs geben, Bekanntlich breitet fich bey den Vögeln der Seh- nerve von der innern Fläche der undurchfichtigen Hornhaut als ein länglicher Streifen in die M. Retina aus; aber dieles ift keine Eigenheit von den Vögeln, e) Reils Archiv für die Phyliologie, Il. Bd. ıltes Heft S. 31, f) Handbuch der vergleichenden Anatomie $. 474. *) is und B, 477% | ann! whole ® 39% a Ser vw weil PX VERSEIEBFRRIRIE SURFEN Mürmelthier eben dieles Statt rider‘, "doch unter. feheiden Koh "aiefe "Stugerhiere'vön den Vögel di Ana nF Are Uritand adaner aan ne ddr Sehnetve 'vöf leiniem Eintritt einem Bogen)’ der mit Zwey'inein Bimdenen'A n die ündurehlichtige Horb. , i Jaglicher Stile — av wid er bon r smudlaginA ein sei zlah ee awaob X dosdnem el Er ‚uslle dpsmuany d sib Holaw ;p: ee vorg UV mamapı ah tiuskier. sgaslsg us ouhirO mb dio nom nogaullontini LE 57 Jahisrloties eh tad alagöndua "unnabsichlver ni Erg ©. „bN, Aehi mob wach sdarıe u yrosnhr eh tug\einiri«O: m pre "yassı ralleg SL ui wdiri nseuöf aadisleb art rin cheisiktmnnhalh "FE run 10h - mov sven Bis 3ih uri Fharloigeril ia als iuscißh elanz N io aladı EEE IE ©0257 77 u gr 1.0 ir cr u Re I ua Hlollgisı ri „v ol mer elann: I nslio “MER Sie. sah te doeh t\ nn Zerglie- | — 393 Zergliederung des Filchauges, vom Dr. Rofenthal. - ARE der vielen Unterluchungen des T'hierau- ges fehlen uns dennoch richtige Belchreibungen und ‚Abbildungen der Theiledes Filchauges,-und [elhft das, was Cuvier hierüber mitgetheilt hat, ilt nicht To vollkommen, als man billig von ihm hätte erwar- ten können. Wenn daher jeder Beytrag zur nähern Kenntnifs diefes Organs dieler Thiere jedem Zooto- men willkommen feyn wird, [o hielt ich es für Pflicht, diejenigen Filcharten, welche mir Ort und Gelegenheit zuführten, in Hinficht diefes Organs ei- ner genauern Zergliederung zu unterwerfen, Aulser dem Hechte, Bar[ch, Sander und einigen Karpfenarten, bot die nahe Oft- fee meiner Unterluchung folgende Seefiflche dar: den Stör (accip. [turio), Häring, Lachs, Wels und von den Seitenfchwimmern (pleuro- nectes) den an unferm Strande fo häufig gefangenen gemeinen Flunder (pl, flelus). Archiv f. d.Phyfiol. X.Bd. UL.Ef. DA 394 — Die hier folgende kurze Befchreibung des Fifch- auges ilt allo nur das Refultat der Unterfuchung der _ hier genannten Arten. Ift die Zahl zwar geringe, fo darf ich mir doch fchmeicheln, durch forgfältig wiederholte Unterfuchung — diefer Arten wenig- ftens — diejenige Kenntnils diefes Organs erlangt zu haben, welche zur richtigen Grundlage dienen kann, um hieran neue Entdeckungen der Verfchiedenheit diefes Organs in andern Filcharten anzuknüpfen, in- dem hoffentlich jede zu Eusleokaile Typus - Ver, fehiedenheit doch mit einer. ‘der "hier angegebenen verfchiedenen Bildung vergleichbar feyn dürfte. ' Lage, Form und Befeltigung des Auges. _ Bey allen, den Flunder ausgenommen, hegen die Augenan den Seiten des Kopfes. Die zu ihrer Aufnahme dienende Höhle ift [ehr unvollkommen, befteht nur aus einem Boden und Dache, mithin bleibt fe nach vorn und hinten unverfchlolfen. Der Boden wird von mehreren pläuen, zulammen ver- Dundenen Knochenftücken — die auch den gröfsten Theildes Gaumengewölbes bilden helfen, und vor- züglich zur Befeltigung der Kiemendeckel und Ein- lenkung der Untermaxil dienen, — formirt. . - Das Dach befteht aus dem hervorl[pringenden Scimmakeil, dem bey einigen ei eine ziemlich breite Schuppe bey- tritt, wodurch erft das FR: eine vollkommme Decke erhält. Der Grund dieler beiden Augen- gruben ift nach oben‘ durch eine knöcherne Zuwie mel 395 fchenwand @) getrennt. Der vordere Rand wird von eigenen ringförmig verbundenen kleinen Kno- chenftücken 5) gebildet. In Hinficht der Form ift der Augapfel ver- ; bey einigen ift der vordere Theil fach, der ere conyex, er gleicht daher falt einer, Halbku- gel, z. B. beym Lachs und Bley; bey! andern ift fowohl der hintere als vordere Theil etwas zulam- mengedrückt, namentlich beym Hechte , oder er ‚nähert fich mehr der kugligten Form — die aber nur dem Stör', vielleicht auch den übrigen Knorpel £chen — eigenthümlich ilt, a Die Befeftigung des Auges gefchieht mittelft eines kleinen runden und felten Bandes, welches am Rande der Infertion des Sehnerven von der häu- tigen Sclerotica entfteht ce). Aufser dem erhält es zu feiner Bewegung Sechs Muskeln 4), ‘die in Hinficht ihres Urfprungs, Verlaufs und Befeftigung mit de- nen bey den Thieren der höhern Ordnung: überein- kommen. . Dd 2 a) Sie entfteht durch die Perpendiculär - Lamelle des uppenblatts des Flügelbeins, [. Abhandl, über das ett, 6) Vergl. Abbandl, über das Skelett, e) Vergl. Scarpa anatom, Unterluchungen des Gehörs und Geruchs Tab. U. fig,.ı. d) Scarpal.c. I u 395 Felte Augenhaut(T. [elerotica). *' Die felte Augenhaut belteht, wie bey den Vögeln, aus zwey Lamellen. Dieäufserfte weilseHaut ift gleich der Sclerotica der Vierfülser, weich, ela- ftifch und aus dichtem Zellltoff a a Die zweyte Lamelle e) ılt knorplig, und rer Dicke bey den verfchiedenen Fifchen [ehr verfchie- den. Bey den mehrelten hat fie kaum die Stärke eines Papierblatts und ift durchfichtig. Beym Lachs und Stör [chwillt fe zu einer ausgezeichneten Di- cke an, auch ift fie hier nicht durchgehends von gleicher Stärke, wie dies der Querdurch[chnitt der- felben am &videntften zeigt f); [o erfcheint beym ‘Stör der. Hintergrund, beym Lachs aber die mittlere Zone am dickften. Bey den mehrften findet fich im hintern Abfchnitt diefer Lamelle ein beträchtlicher irregulärer Ausfchnitt, der vollkommen bis auf das Loch zum Durchgang des Sehneryen von der erften weilsen Haut-Lamelle gefchloffen wird. In diefem Fall ift denn diefe Lamelle, fo weit fie diefen Ab- fchnitt ausfüllt, von gröfserer Dicke und felterem Gewebe, und fcheint [o vollkommen diele hier feh- lende harte Lamelle zu erfetzen. Nur beym Stör g) findet fich diefer Knorpel 7) bis auf das runde Loch für den Durchgang des Sehnerven vollftändig vor. e) Fig. 1.2, 3.4 W f) Fig. 1. 2. vom Lachs — Fig. 3. 4. vom Stör, 8) Fig. 4 A h) Beym Schwerdtfifch (Xiphias gladius) ilt Rlale Lamelle bis auf den hintern Abfchnitt aus Knochen von be- ei 397 Noch find zwey halbmondförmige Rnochen- Stücke z), welche bey den mehre[ten am Rande die- fer Knorpel-Lamelle eingeletzt, oder wie beym Stör.A) über denfelben herausgefchoben find, zu bemerken. Beide liegen einzeln an diefem Rande fich gerade gegenüber 2), und wenn fie [o zwar kei- en vollkommenen Ring für diefen Rand bilden, [o find fie doch in Hinficht ihrer Lage nicht unpaffend als Analogon des vollkommneren Knochenringes des Vogel-Auges anzunehmen, 3 Hornhaut (cornea) und Bindehaut (T. conjunctiva). Die äufsere oder vordere Fläche der Hornhaut ift Nach convex; die hintere oder innere m) aber nicht gleich concav, denn an ihrem mit der Sclero- tica verbundenen Rande ilt fie wulftig aufgeworfen, wodurch die Concavität, wie in einen Ring einge- trächtlicher Dicke gebildet, Es wäre zu wünlchen, dals der Hr. Dr. Helling in Berlin, dellen Güte ich diele Bemerkung verdanke, und x Augen in Weingeift aufbewahrt, uns recht bald bey Mulse über dielen interellanten Bau eine Abbildung und Be- _ fchreibung mittbeilen möchte, 3) Fig. r. 2. aa, k) Fig. 3. a. I)Fig.ı.a-a m) Fig. 5. 398 fafst wird. ‘Da diefer Ring z) nicht durchgehends gleich breit ift, fo ift auch diefe Concavität, die als Abdruck der vorgefchobenen kugeligten Lin[e einer tiefen runden Grube 0) gleicht, nicht genau in die Mitte diefer Haut geltellt. Ihrer Structur nach unter[cheidet man deutlich drey Lamellen, die erfte und äufserfe ift dünn und vollkommen durchlichtig. Zwilchen diefer und der zweyten ilt eine gelbgefärbte Flülfigkeit ergolfen, wodurch die Durchfichtigkeit diefer Haut im Ver- gleich 'mit den Thieren höherer Ordnung mehr ver- mindert wird. Die inner[te und letzte Lamelle ift, fo weit der aufgeworfene wulftige Ring fich erftreckt, ganz undurchlichtig, und nur [o weit die Grube fich bildet, zum Lichtdurchgang geeignet. Die dünne, aber fefte Bindehaut (t. conjunc- tiva) umzieht das Auge wie bey den andern Thieren, nur bildet Ge hier ftatt der Augenlieder rund um dal- felbe ein. [chmales Fältchen , 'was beym Lachs am vordern Augenwinkel durch ein unbewegliches Gal- lertpolfter vorge[choben wird, und fo gleichlam ein Rudiment der Nickhaut bildet, wodurch hier der Rand des früher befchriebenen Knochenringes ergänzt wird. n) Fig. 5. aaa, o)Fig. 5. bbb. a —— ‚399 u “on Gefälshaut mit ihren Drüfe. Die Gefälshaut umfchliefst die inneren Theile des Auges enge die Sclerotica, fie berührt daher ichtrüberall die innere, Wand diefer Haut; es bleibt fogar im. hintern. Abfchnitt eine‘ beträchtliche Di- ‚ftanz p) zwifchenbeiden, die mit einer Feuchtigkeit ausgefüllt ift, worin diefe Häute gleichfam frey fchwebend erhalten werden. Bey keiner andern Thierklaffe lälst Ach die Sclerotica [o leicht von den darunter liegenden Häuten trennen, als. hier, und felbft- auch im vordern Theil des Auges, wo dieHäu- te enger zulammen liegen, ift die Verbindung doch nichtifo innig, dals die Trennung nicht leicht gelin- gen Sollte. . Es befteht diefe Haut aus zwey abgefonderten deutlich zu unter[cheidenden Lamellen, wovon die zn Bi unter der Selerotica, fich durch ihrem Silber- oder, Gold-Glanz auszeichnet. Die[e Haut g) ife dünn, aber felt gewebt, und geht ohne Unterbre- chung nach vorn; in die Regenbogenhaut über, {die auch eben ı[o wie die[e bald filber - oder !goldfarbig fich zeigt. Die zweyte Lamelle oder eigentliche Ge- fäfshaut 7) (t. chorioidea [. m. Ruyfchiana) ilt von Schwarzer, Farbe, und geht, nachdem fie einen F oxt- FIAT u DK En 4) Fig. 7. bbbb die Lappen dieler zurückgelchlagenen ° Haut, ee 2 a1) Fig. 7 € [3 s Wi » 4009 — fatz zur Linfenkapfel abgegeben hat, indie hintere Lamelle der Regenbogenhaut (Uvea) über. Men ie ‘Nach Abtrennung der erf[ten gefärbten Lamelle der Gefäfshaut er[cheint ein purpurrother, ziemlich wulltiger Körper s), der den Sehnerven umgiebt, und auf der eigentlichen oder [chwarzen Chorioidea befeltiget ift. Diefer Körper ift in Hinficht feiner Grölse und Geltalt bey den verf[chiedenen Fifchen ver[chieden. Bey einigen ilt es eiri dünner Cylinder, der den Sehnerven wie ein Ring umfalst; bey an- dernift er breiter, Aacher, und bildet falt einen Halhcirkel um den Sehnerven, hier ift [ein äufserer Rand aufgeworfen und ausgedehnt, der innere aber flacher und um den Sehnerven enger zulammenge- zogen. Der erlte unbefangene Blick wird die drü- fenartige Be[chaffenheit diefes Körpers nichtiverken- nen; noch weniger läfst mich die ne, chung hierüber in Zweifel, denn ich fand, nament- lich beym Lachs, nicht allein, dafs fich darin ein bedeutendes Gefäls zeräftelte, fondern auch auf’ der innern Fläche der eigentlichen Gefäfshaut hin und wieder Spuren zahlreich gehäufter Gefälsmündun- gen, die wahrf[cheinlich den Ausführungsgängen die- fes Drüfenkörpers angehören: Schon Hovius £) nter[u- s) Fig. 7. c. c.'c, wie er im Flulsbrach[em (cypr. brama) erfcheiat. r #. e) Jac. Hovius Tractatus de circulari humorun. motu in oculis, Lugd. Bat. 1740, p. 76. # v — 401 befchrieb diefen Körper als ein Gefäfsnetz, in dem Venen, Arterien und Jymphatifche Gefälse anafto- mofiren. Wenn man die zwifchen der Nerven- und Gefäls-Haut enthaltene weilsgelb oder dunkelbraun gefärbte firnisartige Malle, die befonders im Brach- [em (cypr. brama) zu einer [tupenden Quantität an- gehäuft ilt, beachtet, [o wird es höch[t wahrfchein- lich, dafs dieler Körper zur Abfonderung derlelben beftimmt [ey. Von dem äufsern Rande diefes Körpers 'ver- breitet fich überall auf der fchwarzen Haut ein mit Schleim dünn überzogenes netzförmiges Gewebe, Iches fich von jener trennen und deutlich unter- iden läfst. Dies wäre die dritte Lamelle der Gefäfshaut (membr. vafculofa Halleri). Regenbogenhaut. DieRegenbogenhaut u) findet fich hier nur als Analogon der vollkommenen Bildung jenes [o le- bendigen Schleyers diefes Namens bey den höheren Thieren. Es ift hier nicht zu verkennen, dafs fie eine Fortfetzung der Gefälshaut ift, die, indem jlie fich hinter der Cornea gegen die Axe um[chlägt mit ihrer Lamelle die Iris, mit ihrer innern die Uvea bildet, Indem fich alle Häute im vordern Theil des Au- gesl dichter zulammendrängen, [o wird auch, wie u) Vergl. Fig. 6. d. 402 aka [chon ‘früher erwähnt, die Gefälshaut hier mit der Selerotica durch kürzeres Zellgewebe verbunden;'ja fogar in ihrem Fortgang als Regenbogenhaut! bleibt , fie nicht frey, indem fie dem wulftigen Ringe der hintern Seite der Hornhaut angeklebt wird. ‘ Dieler Befeftigung wegen läfst fich keine vordere und kin: tere Augerikammer unterfcheiden, fo'wie daher auch Nur ihre geringe Beweglichkeit auf einen [ehr [chma- len, die Pupillen- Oeffnung einfchlielsenden Rand x), —_ ‚der über diefen wulftigen Ring in ‚die rg her- vorragt — befchränkt ift. Pa) ERBE und Nervenhant, «> - Der. Sehnerve belteht hier nichg aus jr derten fadenartigen Bündeln,. fondern bildet eine Haut y), die nach Wegnahme cer Nervenfcheiden durch Mefler und Maceration fich leicht und deutlich entfalten z)lälst. Entweder find diefe Falten fo ge- ordnet, dafs der Nerve eine eylindr A cHieh Geftalt er- hält, z..B. beym Karpfen; oder er ilt an zwey Seiten zufammengedrückt , wie beym Hechte und Barfch u.a. m. Die Augenhäute durchbohrt er mit gering [chrä- ger Richtung in beträchtlicher Abweichung von der Augenaxe. Wenn er in das innere Auge gelangt Ur, x) Vergl. Fig. k. RR f y) Dies hat [chon Malpighi bemerkt (de Sn. 2) Fig. 8. a. ve [7 493 macht er bey den mehrften einen länglichen, in der Mitte gerinnten Strich @) mit [charfen Rändern 2), die wie Linien von blendender Weilse er[cheinen. Die Neryenhaut entfteht von allen Punkten diefes Strichs, ‘und geht die Gefäfshaut vollkommen aus- kleidend nach vorne bis zur Umbeugung der[elben, wo fie mit einem [charf abgefchnittenen Rand endet. Belonders ausgezeichnet ift ferdurch die ihr eigne Theilung e), die von einem der Endpunkte diefes Strichs anfängt, und bis zu ihrem vorderen Rande fortgeht. Es entftehn hiedurch an der einen Seite zwey Lappen d), wodurch eine enge Spalte formirt wird, in die lich eine faft fichelförmig gekrümmte Falte der [chwarzen Gefälshaut (Procel[f., faleiformis m, chorioid.) einlegt. Bey denKarpfenarten bildet der Nerve ein run- des Plättchen e), von delfen Umkreis die Nerven- haut ich nach allen Seiten ausbreitet. Nur aın obern Bandälllieler Haut ift zum Durchgang des erwähn- ten Fortfatzes der Gefälshaut ein nicht tiefer, Ein- rils f) bemerkbar. a) Fig. 10. aa, '»d) Fig. 10. bb, ; e) Fig. 9. b. Fig. so, c. d) Fig. 9. ve) Fig. ırı. a. N Fig ı1. b. 404 u Y Was den [ichelförmigen Fortfatz be. trifft, [o ift nicht zu verkennen, dafs er von der in- nern Lamelle der Gefälshaut oder der eigentlichen chorioidea ent[tehe und offenbar nichts anders [ey, als eine in die Nervenhautfpalte eindringende Falte diefer innern [chwarzen Lamelle. In Hinficht [einer Form und Entftehung, zeigt er in den ver[chiedenen Fifchen manche Verfchiedenheit : Bey einigen er- fcheint er nur als ein [chwarzer Strich, namentlich im'Bley und Hechte g); bey andern zeigt er ich als ein breiteres Häutchen, z. * beym Lachs A); gleichfalls als ein Häutchen, welches nach vorn hin- ter der Uvea breiter werdend einen Triangel bildet, dellen Spitze lich gegen die Linfenkapfel anlegt, fin- det er ich im Häringe 2). : Bey allen, in welchen die Nervenhaut- Spalte von der Infertion des Nerven anfängt, geht er im Hintergrunde des Auges von der Gefälshautab, durch- dringt die Spalte, und läuft im Glaskörper befeftigt in der Richtung der Spalte nach vorne, begiebt fich hier hinter der Uvea zur Linfenkapfel, an die er ich anlegt, ohne fich jedoch mit der[elben zu verbinden. Beym Brachfem hingegen entfteht er von der vor- dern Seitenwand der Gefälshaut, durchdringt den am vordern Rande der Nervenhaut befindlichen Ein- g) Fig. 9. c» Fig. 13.d, h) Fig. 14. dd. ©) Fig. 15. d. — 405 rils, und geht von der hyaleidea des Glaskörpers umfalst, in gerader Richtung hinter der Uvea zur Linfenkapfel. "Noch klarer beweilt die Structur diefes Theils, dafs derfelbe als Verlängerung der eigentlichen Ge- fäfshaut betrachtet werden müffe, denn nicht allein in feiner Fa e, [ondern auch in der Structur [einer Häute iu. diefer Lamelle gleich. Uebrigens nimmt er zwilchen feinen Blättern eigne Gefälse auf, und an dem Ende, mit welchem er fich der Linfe anlegt, noch ein birnförmig gebildetes Körperchen Ak), (corpus piriforme [. campanula Halleri), delfen Befchaffenheit ich nicht zur voll- kommnen Kenntnifs habe bringen können, denn ob es ein drülenartiger Körper, oder vielmehr ein Ner- venknötchen fey, wage ich nicht beftimmt zu ent- fcheiden. Zwar deutet die Farbe dieles Theils, nach- dem man das Auge einige Zeit hindurch in Säuren gelegt hat, auf Nervenmalfle hin; doch noch mehr für feine drüfgte Belchaffenheit [pricht das körnigte Anfehn unter der Luppe und der Uebergang einiger Fädchen, welche mehr den Gefälsen als Nervenfa- den gleichen. N Ueberhaupt ift mir das ganze fichelförmige Fält- chen nebft dem birnförmigen Körper und feine ei- gentliche Beftimmung für’s Auge noch problematifch. RK) Fig. 9. d. 13. d. pe 5 406 nn Gewifs [ehr unpaflend. wird es [o allgemein. mit dem [ogenannten Kamm’(pecten)' des Vogel- Auges analog angenommen; mir Scheint es vielmehr einem ‚einfa- chen Ciliarprocels des Auges der Thiere höherer Ord- nung zu gleichen, denn wie. diele entlteht es von der Ruyfchifchen Haut und legt ich gleich diefen am Rande der Kapfel an; der Kamm hingegen ift als eigne Haut 2) erwielen, auch erreicht diefer nicht immer die Kapfel, und wenn es Bi bindet er fich nur mit der hintern Wand derlelben. :,: So ver- . , Die Arteria centralis.ilt {owohl ihrem Eingan- ge. als ihrer Vertheilung nach bey. den.,verfchiedenen Fifchen verf[chieden. ‚Bey den mehrften gelangt fie gieht am Strich durch die Spalte zur innern. Fläche der-Markhaut, theilt ich dann in .zwey. kleine Aelte, wovon der eine fich in die zwifchen den zweywei- fsen Linien befindliche Rinne einlegt‘, und über derfelben am Glaskörper in ein [tumpfes Ende ver- läuft, der andere den Glaskörper durchdringt, und fich in demfelben mit einem Netz von Gefälsen ver- theilt. Diele Verzweigung i 'ilt befonders im San- der (Perc. lucioperca ). ohne ‚Injection am deutlich- ften. Beym L'achs, in welchem die Vertheilung diefes Gefäfses eben [o zu feyn [cheint, erhalten die Aelfte deflelben noch eine eigne Stütze m). Eine 2) C. A. Rudolphi's anatom, phyliolog. Abhandlungen. Berlin ıg02. S. 23, m) Fig. 14. e, — 407 falt kettenartig.durchlöcherte [chwarze Haut, die vorl dem vorhin: be[chriebenen :hichelförmigen Forıfatz ihren Urfprung nimmt, und quer |imHintergrunde des Glaskörpers einge[ehoben wird; 'hüllt ihre Aefte fo ei s nur mittellt Injection ihre 'Vertheilung RN fich zeigen laflen: würde. : Seren treffender als die hchilftunnigd Hautfalte wii hefer Fortlfatz, wenigfte er Lage wegen, hit! TE des Vogel Aug Vergleichung zu (tellen.feyn. ) 9 olui) singe T ih ern Hude Im Braffen und aller ftetnunren durch- bohrt dieles Gefäls den Sehnerven und deffen Plätt- chen gerade in der.!Mitte‘ z), verbreitet fich dann überall auf dem Glaskörper mit dicht liegenden vie- len Aelten' 0), «dierwie Strahlen von ‚einem Punkte ausgehn, und’ am vordern Theil des Glaskörpers in einem Gefälse zulammenkommen;, welches hier die- u wie. mit einem Kranz umfalst. Von den dupchhehngel Theilen des Auges; U90 3 „Diele Feuchtigkeit eı eint hier fluider als in dep Augen der höhern Thiere, auch ift im Vergleich Die gläferne F Re ‚diefen eine beträchtliche Verminderung ihrer Quantität eingetreten. In Weingeift erhärtet, bildet n) Fig. 11, a, wo der Ichwarze Punkt das Loch zum Durchgangs dielos Gefälses andeutet, e) Fig. ı2. y 408 —— fie gleichlam nur eine dünne Schale, die beynahe das Drittel des Körpers der Linfe aufnimmt. ‘Die Glashaut (m. hyaloidea) ift (o dünn und durchäichtig, wie bey den Thieren höherer Ordnung, doch in ih- rem Fortgange und der Verbindung mit der Linfen- kaplel ae ro ver[chieden. Mit dk hintern Wand der Ka el verbindet fie fich nicht, denn fie überzieht die zur FAnıkeshme der Linfe dienende tiefe Grube glatt. An der Krone des Gläkkörpers bil- det fie um die Peripherie der Linfe einen Ring, von dem nur 'aus zwey gegenüber [tehenden stay Ver- bindungsbänder zur Kapfel abgehn. So gleichlam an Handhaben befeftiget wird die Linfe ‘einer Drehung um ihren Querdurchmeller wie um eine Axe fähig. Das Verbindungsband der einen Seite macht eine falt viereckige Verlängerung p) der hyaloidea. Dies Bändchen verbindet fich [o innig mit der Kapfelhaut, dafs es nicht ohne Zerreilsung derfelben zu trennen ilt, ja es [cheint fogar Fafern von der Kapfelhaut zu erhalten. Zu einer ausgezeichneten Feltigkeit gelangt es durch ein eigenes pergamentartiges, falt halb- mondförmiges Plättchen g), welches der Kapfel an- hängt, und [o der hyaloidea eine grölsere Verbin- | dungsfläche darbietet. Auf der entgegenftehenden Seite gefchieht die Befeltigung durch diejenigen Fort- | fätze der Glashaut, welche das birnförmige Körper- chen umfalfen und zur Linfe begleiten. Mit p) Fig. 3.0c. 9) Fig. 16. b. | g 2 — 409 Mit dem viereckigen Bande hängt die Uvea fo innig zulammen, dafs nach Abtrennung diefer, Schwarze Striche auf jenem zurückbleiben. Bey einigen, namentlich beym Lachs, findet fich am Rande des viereckigen Bandes ein [chwarzes triangu- laires Flöckchen, welches, wie der fichelförmige Fort- Satz, von der Ruyfchen Haut ent/pringt. So wie in dielfemFlöckchen und dem fichelförmigen Fortlatz die erfte Spuw des Ciliarkörpers der höhern Thiere fichtbar wird, [fo dürften diele Bänder der hyaloidea, als unvollkommner Ausdruck des Strahlenplättchens (zonula) betrachtet werden. Die Kryltallinfe ift faft kugelrund und zeigt getrocknet r) auf ihrer äufsern Fläche concentril[ch- laufende hervorfpringende Rippchen. In ihrem Quer- durchlehnitt ‚erfcheinen zwey Ringe, die einen durchfichtigen Kern einfchliefsen. Der äufserfte ‚dieler Ringe s) rührt von einer Schale her, welche aus dicht zulammengelegten Schleimlamellen, — die fich im frifchen Auge als Fafern trennen lallen — befteht. Der zweyte Ring 2) ift die Durchlchnitts- Nläche einer zweyten Schale, die fich von der erfte- ren nur durch ihr dichteres Gefüge auszeichnet, Der in dieler eingefchlollene Kern x) ilt falt von horn- artiger Sprödigkeit, und bleibt auch in Säuren durch- ge i £) Fig. ı7. s) Fig. 18. a, e) Fig. 18. bs u) Fig. 18. « "Archiv f.d. Phyfiol, X, Bd, OI.Hef. Be 410 ERBE Die Haut der Kapfel ift diehter und dicker als die der Vierfülser und Vögel. Die wälferige Feuchtigkeit ilt nicht [o Nülßg, auch in geringerer Quantität, als in den Au- gen der Vierfülser und Vögel, vorhanden. Da hier die vordere Augenkammer wegfällt, lo ilt diefe Flül- figkeit nur hinter der Regenbogenhaut und in die Grube der Corniea um die Lin[e ergollen, dennoch aber [cheint fie nicht ganz ohne Einfluls auf die Mo- dikcation der Brechung der Lichtftrahlen zu [eyn; denn indem fie durch ihren Ab- und Zufluls die Bän- der der Kapfel zu (pannen oder zu relaxiren im Stan- de ift, wird fe auch eine Veränderung in der Lage der Linle zu bewirken fähig l[eyn. Ebenfalls wällerig, und mit öligen Theilen vermifcht, ift die Flülhgkeit, welche den durch die Diftanz der Gefälshaut und Sclerotica gebildeten Zwilchenraum im Hintergrunde doch weniger durchfichtig des Auges ausfüllt. Die Beziehungen aller der hier angegebenen Verf[chiedenheiten im Bau des Auges auf die Sehfun- ction diefer Thiere lalfen fich zur Zeit nicht be- ftimmt angeben, weil diefe nur einzig aus,der ge- nauen Vergleichung dieler ver[chiedenen Einrichtung mit der ver[chiedenen Lebensweife diefer Thiere — wovon wir aber bis jetzt eine noch zu mangelhafte Kenntnils befitzen — erhoben werden können, ge E 4it Erklärung der Kupfertafel. Filchauge Fig 1. Die Knorpellamelle der Sclerotica von einem Lachs, aa die beiden halbmondförmigen Kno- chenftücken. Fig. 2. Durch[chnitt diefer Knorpellamelle von eben die: fem Filche, a halbmondförmiges Knochenftück, bb die gröfste Dicke diefer Lamelle. Fig. 3» Knorpellamelle von einem Stör, a das Knochen: ftück, b die Cornea, c Lamelle der Sclerotica. Fig. 4: Durchfchnitt diefer Lamelle von eben diefem Fifch, aa der hintere Abf[chnitt diefer Lamelle, bb der vordere Rand, c der Suleus zur Aufnah- ime des Sehenerven. Fig. 5. Die innere Seite der Cornea mit einem Theil dei Sclerotica, aaa der wulltige Ring, bb die tiefe Grube zur Aufnahme der Kryltallinfe. Fig. 6. Der Durchfchnitt der Sclerotica mit dem darin lie- genden innern Auge von einem Stör, a der Bez 412 —— Rand der durch[chnittenen Sclerotica, b dieGe- fälshaut, ce der Zwifehenraum zwilchen der Gefäfshaut und der Sclerotica, d Regenbogen- haut, e der freye Rand der Regenbogenhaut. Fig. 7- Zeigt den hintern Abfchnitt des Brachfemauges, nachdem die Sclerotica weggenommen und die eigentliche Gefälshaut von der erften Haut ent- blöfst ift, aa der Rand der durchf[chnittenen Sclerotica, bb zurückgelegte Lappen der erlten Lamelle der Gefälshaut, cc Drüle, dd [chwar- ze Gefälshaut. Fig. 8. Der Sehnerve mit einem Theil der Nervenhaut, a der Sehnerve entfaltet, b die Nervenhaut. I} Fig. 9. Seitenanlicht der Nervenhaut mit dem darin 'ent- haltenen Glaskörper undLinfe von einem Hecht, aaa Nervenhaut, b Nervenhautlpalte, c fichel- förmiger Fortfatz, d birnförmiges Körperchen. Fig. 10. Innere Anficht der Nervenhaut voneinem Hecht, frey im Waller flottirend gezeichnet, aa die weilsen Ränder des Sehnerven, b die Rinne diefes langen Strichs, c Spaltung der Nerven- haut in zwey Lappen. Fig. ıt. Eben diefe Anficht der Nervenhaut von einem Flulsbrachfem, a das runde Plättchen des Seh- 418 nerven, der fchwarze Punkt de[felben deuter das Loch zum Durchgang der art. centralis an. b_.Der Einrifs am obern Rande zum Durchgang der [chwarzen Gefäfshautfalten. Fig. 12. "Die hintern Seiten des Glaskörpers vom Flufs- brachfem mit der durch[cheinendenLinfe, a der Punkt, aus. dem fich die Aelte der art. centralis „. über.den Glaskörper verbreiten. Fig. 13. Der Glaskörper mit der darauf befeftigten Linfe eben diefes Fifches von vorne, a die Linfe, b der Glaskörper, c das viereckige Band für die Linfe, d.birnförmiges Körperchen mit den dar- in hangenden [chwarzen Strichen des fichelför- migen Fortl[atzes. Fig. 14. Der Glaskörper nebft Linfe mit einem Theil der Gefälshaut vom Lachs — die Nervenhaut ift weg- genommen, — a Linfe, b Glaskörper, ce ein Stück der Gefälshaut, d fichelförmiger Fortfatz, e kettenartige Stütze der Gefälse. . Fig. 15. Glaskörper nebft der Linfe und einem Theil der Nervenhaut vom Häringe (clupea harengus), a Linfe, b Glaskörper, ece Nervenhaut, d fichelförmiger Fortlatz. 414 — Fig.'r6, Linfe vom Flulsbrachfem, aa Umfang der Linfe, b der pergamentartige halbmondförmige An- hang derfelben. Fig. 17, . Umfang der getrocknetenLin[e mit den erhabenen Rippchen. Fig. 18. Die Linfe im Durchfchnitt, ‘a der äufsere Ring, b der zweyte Ring, c der durchfichtige Kern. Ueber das Auge, vom Dr. Rolenthal, Wen wir die mehreften Sinnwerkzeuge als Or- gane von zarterem Bau in tiefen Höhlen , einge- fchloffen, und auf. diefe Weile vor äufseren Ver- letzungen möglich[t gefichert finden, lo fällt es auf, dafs das Auge als ein Organ, was alle übrigen in Hinlicht Seiner feinern Structur übertrifft, mehr nack aulsen gedrängt, den äufsern Einflüffen mehr blofs gegeben angetroffen wird. Es wäre unbegreiflich, wie dies Organ von [einem eigenthümlichen Reiz beftändig affıcirt ich in [einer Function ‚Io lange un- geltört erhalten könnte, wenn man nicht alle die Mittel, wodurch die Natur diefem Organ, nicht al lein Schutz vor dem [chädlich werdenden Lichtreiz, als auch dem innern zarten Bau deffelben fichere Be- deckung verleilt, in Anfchlag bringen wollte, Betrachtet man diefe Schutzmittel bey den ver- fehiedenen Thieren, [o findet fich im Bau derfelben eine grofse Verfchiedenheit, welche von der Natur recht gelucht feheint, um der Lebensweile und den % . ” 416 en dazu nothwendigen Modificationen des Sehvermö- gens der verlchiedenen Thiere zu ent[prechen. Eine Vergleichung diefer Theile bey den verf[chiedenen Thieren mit heftändiger Rückficht auf die zu ihrer Lebensweile erforderlichen Sehfunctionen wird daher, in fofern die Nothwendigkeit der ver[chiedenen Ein- richtung und die daran geknüpften möglichen Verän- derungen des Auges beym Sehen daraus gefolgert werden kann, für die beffere Einficht der Gehichts- function überhaupt von grolsem Gewinn feyn. Alle Thiere, welche in einem lichtvollern Me- dium leben, und ein vollkommner gebildetes Seh- organ befitzen, haben Decken vor den Augen erhal- ten, welche [o eingerichtet find, dafs das Thier nach den Umftänden dadurch willkührlich das Licht vom Auge abhalten oder empfangen kann. m Das Auge in feiner höchften Vollkommenheit und Empfindlichkeit beym Menfchen erhielt zwey Augenlieder, welche aus einer Duplicatur der Haut beftehn, die zwilchen fich eine Menge Muskelfihern aufnimmt, wodurch fie einer leichten mannichfalti- gen Bewegung fähig werden. Sie find daher auch leicht verfchiehbar, und können fo dicht ver[chlof- fen werden, dafs fie auch im hellften Medium nur einen Licht[chimmer zum Auge zulallen. Ferner find die am Rande diefer Augenlieder befindlichen Haarchen (cilia) grolse Hülfsmittel zur Belchattung des Auges bey zu grellem Lichte. — ei 417 Es fehlen den übrigen Saugthieren diefe Au- genlieder nicht, doch tritt hier eine geringere Be- weglichkeit derfelben ein; auch vermindert [ich ihre Grölse [o, dafs bey ihrer Schliefsung keine‘ voll- kommene Bedeckung für's Auge gebildet wird. Entı- fchädiget werden fie dafür durch ein im innern Au- genwinkel befindliches drittes Augenlied (membr, ni- etitans). Dies Augenlied ift eine Verdoppelung der Conjunctiva, die zwilchen ihren beiden Blättern ei- neKnorpellamelle von beträchtlicher Dicke aufnimmt. Zur Bewegung dienen diefem Augenliede eigne Mus- kelfafern @), welche ich [owohl auf der innern als äu- [sern Fläche diefes Knorpels anletzen, und durch kur zes Zellgewebean der Knorpellamelle, von dem äulsern Blatt der Conjunctiva bedeekt, befeftiget find. Die Knorpellamelle ift fowohl in Hinficht der Geftalt als Grölse bey den ver[chiedenen Thieren verfchieden; bey den Wiederkäuern ift das hintereEnde oval und beträchtlich breit, und ift gegen den vordern Rand der Nickhaut beynahe T förmig gebildet; beym Haa- Ten formirt es einen Triangel, deffen Spitze dem in- nern Augenwinkel, deffen Bafis dem Rande der Nick. haut zugekehrt ift. 4 Auch die Vögel haben diefe drey Augenlieder, doch find die beiden gegenüberftehenden wenig be- a) Cuvier — vergl, Anatomie IS. 463. — läugnet eigne Muskelfalern dieles Augenliedes, Albers — Bey- träge zur Anat. und Phyliolog. 8,7. — fand diele Muskeln bey einem Seebunde ziemlich Itark. 418 weglich ; bey den mehreften kömmt nur dem unteren einige Bewegung zu, und nur bey [ehr wenigen die fer Klaffe ift auch das obere einiger Bewegung und Verlängerung gegen das untere fähig; dafür ift aber auch die Nickhaut defto gröfser, lo dals durch lie das ganze Auge bedeckt werden kann. Sie befteht hier nur allein. aus einer Duplicatur der dünnen Con- junctiva, die nur an ihrem vordern freyen Rand ei- nen fehnigten dünnen Reif aufnimmt, daher ift fe 'beynahe durchfichtig. Es ift nieht unwahr£cheinlich, dafs diefe Thiere, wenn fie auch dureh diefe Haut ihre Augen verf[chleyert haben, 'bey recht vielen *Lichtftrahlen dennoch Gegenftände zu unter[cheiden im Stande find, wenigltens [cheint der zu ihrer Be» wegung dienende, mit [o vieler'Kunft am hintern Theil des Auges angebrachte Muskelapparat darauf binzudeuten. Nach Cuvier’s Beobachtungen haben die meh- reften Amphibien zwey Augenlieder und eine be- wegliche durchüchtige Nickhaut, welche, wie bey den Vögeln, durch die Wirkung eines im hintern Theil des Auges befindlichen Muskels über das Auge fortbewegt werden kann. "Die Schlangen, welchen Augenlieder und Nickhaut mangeln ‚ fcheinen durch eine feltere Conjunctiva für dielelben einen Erfatz erhalten zu haben. Auch den Fifchen fehlen diefe Augendecken; nur in einer Verdoppelung der Conjunctiva, die eine A u 410 kurze Fälte macht, und das Auge gleichlfam wie ein Ring umfalst, ift eine [chwache Spur derfelben licht bar. Beym Lach[e drängt fich aus dem einen Au- genwinkel eine mit der Conjunctiva überzogene Fett- malle hervor, welche man eben [lo als Rudiment der vollkommenern Nickhaut betrachten könnte, Bey den Infekten verfchwindet jede Spur diefer Theile. Nach diefer aufgezeigten Abftufung in der Bildung diefer Theile, fcheint das Dafeyn, wie die gröfsre Vollkommenbeit diefer Decken an die höhere Vollkommenheit der Bildung des Auges [elbft gebun- den. Das Auge auf der niedrigften Stufe der Bildung beym Infekt ift der Conftruction nach einzig einer Lichtempfindung mit Ermangelung eines wirklichen Bildes des Gegenftandes fähig. Die beynahe kug- lichte über die Iris hervorgefchobene Lin[e bey den Filchen, verfchafft dem Thier eine gröfsere Circum- fpection, die ihnen bey der fehlenden Beweglichkeit des Auges fonft abginge, und die hier fogar auf Ko- ften der Intenfität der Gefichtsempfindung eingetre- ten zu [eyn fcheint. Mit der Beweglichkeit des Au- ges und der dadurch möglichen Fixirung eines Ge- genftandes nach Willkühr, erfcheinen erft die De- cken, von deren Bildung in der Thierreihe folgen- „des gilt: „dafs fie als zwey höchft beweg- „liche, feft verfchliefsbare Deckel in ihrer höchften Vollkommenheit beym '„Menfchen gefunden werden, und dafs „abwärts ihre verfchwindende Gröfse (er a he — Wr „und Beweglichkeit durch ein ‚drittes „Augenlied zwar ergänzt, nichtnaber völ- »lig erletzt wird.” Der Menfch bedarf [einer höhern geiltigen Bil- dung nach des Auges nicht allein zum Auffuchen [ei- ner Nahrung: es mufste ihm dies Organ in der Voll- kommenheit gewährt werden, dafs er durchıdaffel- be das reine deutliche Bild des Gegenftändes empfan- gen konnte; denn nur [o ent[pringen für ihn Man- nichfaltigkeit der Phantafie und die daraus erwahlen- den Neigungen. ‘Wenn [owohl durch ablolute Ver- mehrung der das,Auge treffenden Licht(trahlen und durch relative Erhöhung des Lichtreizes vermöge der erhöhten Empfindlichkeit des Auges [elblt, diefe nö- thige Deutlichkeit des Bildes getrübt werden kann; fo dürfen wir — nicht ohne Grund — behaupten, dals diefe Augenlieder durch Abhalten der üherflülh- gen Lichtftrahlen zur Entwerfung des deutlicien Bil- des eines Gegenftandes nicht wenig beytragen. Bey den Thieren würde wegen minderer Beweg- lichkeit und abnehmender Gröfse ihrer beiden Au- genlieder das Befchattungsmittel [ehr unvollkommen ausgefallen feyn, wenn nicht durch ein hinzukom- mendes Dritte diefer Mangel zum Theil erletzt wor- den wäre. Dies gelchah um [o zweckmälsiger durch Anbringung eines Augenliedes an der Seite, als die Seitenlage der Augen nicht allein ein Befchattungs- mittel zur Seite nöthig machte, l[ondern auch zu- — & gleich dadurch die bey diefer Lage möglichft grofse Abweichung der ins Auge fallenden Lichtftrahlen verhindert werden konnte. Bey den Vögeln, die ihrer Beute [owohl in den untern als höhern Lnftregionen nachjagen mülf- fen, trifft das Auge eine grölsere Lichtver[chieden- heit, als bey der vorher betrachteten Thierreihe. Eine blofse Befchattung des Eingangs fcheint bey dielen Thieren unter allen Umftänden ihrer Lebens- weile nicht hinreichend zu feyn; ihre Nickhaut diente ihnen daher zur gänzlichen Verfchleyerung ihres Auges, und es wird [ogar wahrfcheinlich, wenn man die Durchfichtigkeit derfelben berückfich- tiget, dafs [o alle Hindernilfe beym Verfolgen ihrer Beute am beften befeitigt wurden. Denn dem grell- ten Sonnenlichte entgegen würde ihr Flug nicht ge- hindert, indem fie, diefer Einrichtung nach, felbft die Sonne fixiren könnten, ohne geblendet zu werden. d Schlangen leben meiftens an dunkeln Orten. Fifche und Infekten dürfen fich wegen der [chon an- gegebenen Einrichtung ihres Auges des Lichtes we- niger erwehren. Zu den Theilen, welche dem innern zarteren "Bau des Auges zur Hülle dienen, gehören: 1) die knöcherne Augenhöhle, 2) die fefte Augenhaut (fclerotica), die unmittel- bare Hülle der zarteren Häute des Auges. Pen PIESErR: Beym Menfchen findet fich die Augenhöhle als eine vollkommne von allen Seiten gelchlollene 5) Knochenhöhle. Die felte Augenhaut ift hier [ehr nachgiebig und dünne, doch fefter Textur, und hängt mit den innern feinern Häuten des Auges durch kur- zes Zellgewebe innig zulammen. Bey den meilten übrigen Säugthieren ift diefe Augenhöhle nicht [o vollkommen und fteht zur Seite der Schläfe zu offen. Die Sclerotica ift an manchen Stellen von beträchtlicher Dicke, und läfst fich leicht von den feinern Häuten ablölen. Bey den Vögeln ind die [o geräumigen Augen« höhlen nach unten gar nicht gelchloffen, auch neh- men fie nicht einmal das Auge ganz auf, denn ein beträchtlicher Theil def[elben ift über den unvoll- kommenen Rand hervorge[choben. Das unmittel- bare Involucrum ihres zarteren Auges befteht aus zwey Lamellen, wovon die äulserfte der weilsen Haut der vorigen Thierklaffe ganz ähnlich, die andre aber eine dünne, doch fefte Knorpellamelle bildet, in deren Hinterabfchnitt bey einigen eingelprengte Knochenplättchen gefunden werden, wodurch diefe Hülle eine befondere Steifheit bey dielen Thieren erhält. Es umlchliefst diefe Hille den ganzen in der Augenhöhle gelegenen Theil des Auges; der Theil des Auges, welcher über den Rand der Höhle 6) Auch beym Affen und Makid, 3 —— 423 hervorrägt, erhält dürch den bekannten knöchernen Ring eine noch feftere Decke. Bey den Amphibien finden fich die Seiten der Augenhöhlen nicht gefchloffen, auch ift der Boden derfelben ofen. Nach Cuvier’s Beobachtungen finden fich auch hier die beiden , bey der vorigen Thierklalfe erwähnten Lamellen der Sclerotica und der knöcherne Ring. #% Bey den Filchen ift eine wirkliche Augenhöhle Ku anzunehmen. — Das Auge liegt bier gleichlam nur unter einem Dache und erhält durch einige klei- ne, mittellt Haut verbundene Knochenftücke, nach vorne einen Rahm. Das eigentliche Involucrum be- fteht, wie bey den Vögeln, aus der weilsen biegfa- inen Haut und der Knorpellamelle, welche hier zu einer [tupenden Dicke anfchwellt. Dem knöchernen Ringe des Vogelauges analog, finden [ich hier zu bei- den Seiten am Rande der Cornea zwey halbmondför- mige Knochenftücken, wodurch das Auge für den unvollkommnen vordern Rand der Knochenhöhle ei- nen Erfatz erhält. Zwifchen diefer äufserft feften Knorpellamelle und den feinern Häuten des Auges, ift eine wälsrigte Feuchtigkeit ergolfen, ‚fo dals die zarteren Häute in diefer felten Kapfel frey [fchwim- mend erhalten werden. Die Verfchiedenheit der Einrichtung diefer Osehutzminel [cheint nach dem Geletze modificirt: Fe 424 ee „dals, je nachdem die Knochenhöhle an Vollkommenheit abnimmt, die unmittel- bare Hülle an Feftigkeit und Steifheit ‚zunimmt, und die[lelbe mit dieler zuneh- menden Steifheit dasinnere Auge locke- rer umf[chliefst.” An diele verfchiedene Ein- richtung [cheint die zur Modihcation der Sehfunction nothwendige, bald grölsere oder geringere Verände- rung in der Lage der Theile des Auges geknüpft zu feyn, und zwar [o, dafs dies mit Verminderung aller möglichen Frietion des innern Auges gefchehen kann. Das Auge, wie jedes andre Organ, ilt nur in fofern einer Veränderung fähig, als durch innere und äufsere Lebensbedingungen [ein Lebensprocels veränderlich wird. Jedes Organ ändert ich in je- dem Moment — doch innerhalb der Gränzen der Individualität — daher ift dies bey manchem Organ kaum bemerkbar, ‘und wo es fichtbarer wird, kann es nur als Formveränderung er[cheinen. Dies ver- leitete nicht [elten, diefe einzig imLebensprocels be- gründete Modihcation der Forın von äufsern Urlachen abzuleiten, und die mannichfaltigen Nuaneirungen einer Function in einem todten Mechanismus be- dingt anzunehmen. Bey diefer wahrhaft mangelhaften Anlicht des lebenden Organs darf man fich nicht wundern, dafs man nn 425 man bey der Erklärung der Function desAuges, das Bild naher und entfernter Gegenftände zu empfangen, die Veränderungen der Lage [einer durchlichtigen Theile als Hauptbedingung zu diefer möglichen Verrichtung anlah. Die [trenge Vergleichung dieles Organs mit den optilchen Inftrumenten, [cheint eine [olche Er- klärungsart noch mehr zu begünftigen. — Eine Ur- Sache, welche eine der Conftruction diefer Werkzeu- ge ähnliche Veränderung bewirken könnte, war leicht aufgefunden, und [o entftanden die Hypothe- fen, von der Zufammendrückung der Sclerotica durch die Muskeln, von der Bewegung des Strahlen- körpers und des Kamm’s und der dadurch bewirkten Veränderung in der Lage der durchfichtigen Theile. Wie unzuläffig die Annahme der Zufammendrü- ekung des Auges durch die Muskeln [ey, beweift die Conformation; denn es ift hieraus nur zu deutlich, dafs jeder Druck auf das zartere Auge vermieden wird, auch zeigt die bey der gröfseren Thierreihe eingetretene Felftigkeit der Sclerotica , dals diel[e Wirkung der Muskeln aufs innere Auge nicht einmal möglich [ey. Ift die Wirkung des Strahlenplättchens und des Kamm’s auf die Aenderung der Lage der Linfe zwar nicht unwahrfcheinlich, [o erklärt fie doch das Pro- blem nicht ganz. “ Archiv f. d. Phyfiol. X, Bd. III. Hefı. F£ 426 — Dafs eine Veränderung in der Lage der Theile des Auges der Gelichtsfunetion nöthig [ey , lärignen wir nicht, und dafs fie möglich fey, leuchtet [elbft Aus der Conformation ein, Dafs dies aber nur mit: der Modification des intividuellen Lebens jeder lei« ner Theile eintreten könne, ilt aus der beflern An- ficht dieleslebenden Organs zu erweilen. Das Auge wird dielemnach nur dann zu den verfchiedenen Ver- Yichtungen conftituirt, wenn lich jeder Theil in [ei- niem Lebensproce[s lo verändert, dafs er die zur Function des Ganzen beltimmte Form annimmt, wo- bey befonders FExhalation und Abforption , welche» jede Modification des Lebensprocelles zur Folge hat, die wichtigften Rollen (pielen. Doch zur genauen Berechnung der zu diefer Modification erforderlichen Lage aller Theile werden wir auch durch die ffreng- fte Vergleichung des Auges mit den analogften opti- fchen Inftrumenten nie gelangen, wenn es uns nicht einft eine beflere phyfiologifche Optik lehrt, — 427 Ueber den Geruchsfinn der Inlek- ten, vom Dr. Rofenthal, L. einer vor mehreren Jahren herausgegebenen Ah- handlung, über das Geruchsorgan einiger Thiere, bemühte ich mich, diefes Organ auch bey den Infekten zur Kenntnils zu bringen. Es fehlte ınir zu dieler Zeit ein guter Zeichner, um meinen Befchreibungen durch Abbildungen die Deutlichkeit zu ver[chaffen, welche Gegenftände dieler Art durch- aus fordern, wenn fie überhaupt für andere verftänd- lich werden Sollen. So [ehr ich wünfchte, durch wiederholte Un- terfuchungen mich von der Richtigkeit meiner Re- fultate zu überzeugen, und diele mit Klarheit dem zootomifchen Publico vorlegen zu können, lo wur- de ich doch bis jetzt durch meine, folchen Unterfu- chungen weniger günltige Lage abgehalten, dielen Wunlch realifirt zu lelın, Ffaı 423 — Jetzt bey einem Inftitute angeltellt, was die Aufklärung der Thieranatomie mit zu [einem Haupt- endzwecke hat, halte ich mich doppelt verpflichtet, die in jener kleinen Abhandlung niedergelegte Ent- deckung nicht allein abermahlig [elbft zu prü- fen, [ondern fie auch zur allgemeinen Prüfung einem grölsern zootomifchen Publico bekannt zu machen. Da jene Abhandlung nicht in den Buchhandel gekommen ift, fo theile ich hier den welentlichen Inhalt, diefen Sinn betreffend, mit, und füge die Abbildung diefes Organs von denen Thieren diefer Klaflfe hinzu, bey denen die Exiftenz deffelben durch die höchfte Deutlichkeit des den höhern Thieren analogen Typus unläugbar wird. Fs find die Naturforfcher bis jetzt immer noch nicht einig darüber, ob man überhaupt den Inlekten, die bey den übrigen Thieren aufgezeigten fünf äu- fsern Sinne zufchreiben könne oder nicht. Auch find die Meinungen darüber getheilt, ob man den Infekten die Geruchsempfindung beylegen könne, und dann, welcher Theil der Sitz der[elben [ey, und ınithin als Geruchsorgan angenommen werden mül- fe. Ueber die Lage des Organs herr[chen zwar viele Meinungen, die jedoch alle [ich nur auf Vermuthun- gen gründen. —. 429 Viele, falt die mehreften Entomologen hielten die Fühlhörner @) für das Geruchswerkzeug. Andere 5) nahmen mit Bonsdorf die Frefs- fpitzen c) (palpi) dafür. Balter d) glaubte, dafs die Luftöffnungen (ftigmata) fich eigneten, Geruchsempfindung her- vorzubringen. Auch Cuvier e) ift diefer Mei- nung. Obgleich nicht zu läugnen ift, dafs Nerven zu den Antennen abgehn, [o ift dennoch dieler Theil nicht als Geruchsorgan erwielen, wenn man nicht zugleich die diefem Sinne eigenthümliche analoge Form nachweifen kann, oder durch angeltellte Ex- a) Vergl. Reimarus über die Triebe der Thiere, 3te Aufl. S, 308. Reaumur Mem. pour [ervir & l’hiftoi- re des inlectes T. a, p. 224. Lyonnet Traite ana- tomique de la chenille, qui ronge le bois de [aule 1762. p. 48. Lellers Infekten - Theologie 1740. $. 62, Röfel’s Inlekten - Beluftigungen, B. 2. S. 5r. 5) Knochs neue Beyträge zur Infektenkunde, Th. r. e) De fabrica er ufu palporum, Aboae 1792. d) Over het Gebruik der Spriten by de Inlecten in Ver- bandl. door de Holl, Maatschap, te Haarlem. D, XU. p- 6ıa. n e) Cuvior Lec. d’anat. comp. Tom, Il, Les. XV, Sect. I, Art. IX, p. 675. Ueberl. v, Meckel Th. Il. 459 - —— perimente fich überzeugt , dafs diefen Teilen die Geruchsempfindung auslchliefslich zukomme. ‚Wenn eben dies auch gegen Bonsdorf”s Meinung gilt, fo hat mich auch noch überdem die Section der Frels- fpitze gelehrt, dafs ihnen nur allein der Nutzen, welchen der Name [chon andentet, zuzulchrei- ben [ey. Bafters und Cuvier’s Vermuthung find ganz verwerflich, da man den Luftröhren wohl eine eigne Jrritabilität geftatten mus, jedoch kein Grund vorhanden ift, ihnen eine [pecifiko Senfibilität bey- zulegen, Um [o weniger alle diefe Meinungen befriedi- gende Auffchlüffe gaben, um [o grölser war mein Beltreben, der Wahrheit nahe zu kommen, welche ich ohne Selbfttäufchung am beften nur auf die[e Weile aufzufinden glaubte, wenn ich vor allem erft unter[uchte: 7) welchen Infekten überhaupt diefe fpeeifike Em- pfindung des Geruchs zukomme f); 2) welcher Methode man fich am ficherften bey Aufluchung diefes Organs bediene. N Denn dafs alle Infekten ihre Nahrung felbft an verbor- genen und dunklen Orten auffinden, ift wohl kein hinlänglicher Beweis für den in dieler Klafle allge- mein verbreiteten Geruchsfinn. — | FREE: 431 Diejenigen Verfuche, welche deutlich darthun, dafsüberhaupt die Infekten eine Emipfänglichkeit für verfchiedne riechbare Körper belitzen, und dafs bey ‚einigen diefe Senlation ftärker oder [chwächer , je ‚nach dem Grade des Riechftoffes inErregung geletzt werde, müllen die erlte Unter[uchung leiten. Verfuche, welche ich in dieler Abficht anftell- te, haben mich von der Fxiftenz diefes Sinnes, we- "nigftens bey der Stuben- und Schmeifsfliege (Mufe. domeltica et carnaria) überzeugt. Ich letzte nemlich zwey zur Hälfte mit Branntwein angefüllte Spitzgläfer an einen fiegenreichen Ort. Beide Gläfer hedeckte ich mit einer Brodrinde, worin ein kleines Loch ge- macht war. Die Ränder des Lochs der einen Brod- erulte beftrich ich mit Honig, die andere mit einem Geimifch aus Honig und Terpentin, Es fammelten fieh auf das mit Honig beftrichene Brod bald eine Menge Fliegen, auch flogen zum zweyten Glale meh” rere, welche es aber, bevor fie noch den Rüffel zum Anfaugen angeletzt hatten, wieder verlielsen, Ich liefs diefe Gläfer einige Stunden hindurch Stehen, „und fand dann in dem mit der Honigerufte belegten ‚Glafe eine Menge diefer Thiere, welche von der ‚Ausdünftung des Branntweins betäubt durch dasLoch „der Brodfcheibe herabgefallen waren, Im zweyten „Glale war nicht eine gefangen, Wenn folche Experimente durch diefe ganze Thierreihe durchzuführen für den Einzelnen nielır 432 — möglich find, auch nicht allgemein [o evident und gut gelingen@nöchten, [o ift doch fchon die bey die- fen Einzelnen gemachte Erfahrung: in [ofern genü- gend, als unfere Unterfuchungen beym Auffinden diefes Organs dadurch eine beltimmtere Richtung erhalten. Ueberdem beweilen die von Le[[ler g) ange- führten Beobachtungen diele eigenthümliche Ge- ruchsempfindung bey der Schmeifsfliege und der Biene. Um nun bey Auffuchung diefes Organs [elbft uns einer Methode zu bedienen, welche uns vor allem Irrthume bewahre, halten wir zwey Hauptrequilite nothwendig: 1) die genaue Zergliederung des Theils, welcher muthmalslich das Geruchsorgan enthält; 2) Verfuche, wodurch bewielen wird, dafs dem durch die Zergliederung aufgefundenen Theile die Ge- ruchsempfindung wirklich ausfchlielslich zukomme. Was die Zergliederung betrifft, [o läfst fich da- durch nur ein folcher Theil als Geruchsorgan aufzei- gen, der im Ausdruck die Form dieles Organs bey den höhern Thieren bewahrt. Wenn man die grofse Vereinfachung diefer ganzen Thierreihe inErwägung bringt, [o wird es wohl niemand einfallen, hier ei- nen den vollkommenen Thieren ganz gleichen Ty- pus dargelftellt zu fehn; denn gleich wie die Augen e) a. a. 0. 5.248 — 252. >» 433 die[er Thierklaffe nur die er[ten Grundzüge zu jenem vollkommneren Auge zeigen , fo dürfte auch dies Organ nur als ein Bild des verwickeltften und voll- kommneren Baues der höhern Thiere gefunden ‚werden. Da fich auch in diefer Thierreihe einige durch ihre grölsere Vollkommenheit im ganzen Bau vor an- deren auszeichnen, [o müllen wir bey diefen unlere Section anfangen, indem wir das Organ hier nicht allein leichter aufzuinden im Stande find, [ondern auch zugleich Form und Ort für die untern Stufen ‚dieler Reihe beftimmt [ehen. DieKreb[e, durch ihren vollkommneren Bau aus- gezeichnet, nehmen die oberfte Stufe in diefer Thier- reihe ein, und find daher auch die erften, mit denen wir unfere Unterfuchung anfangen. Flufskrebs (C.aftacus), Wennman das grofse Rückenf[child mit dem nach vorne gebildeten Schna- bel wegnimmt, [o erfcheint der blafenförmig ausge- fpannte Magen, und nach Zurückbeugung de[felben das erfte Ganglion des Nervenlyftems. In diefem Ganglion bemerkt man. vier kleine mit einander ver- fchmolzene, durch ihre blendende Weilse ausgezeich- ‚nete Kügelchen. Von den vordern, die gleichlam die Sehhügel vorftellen, entfpringen die Sehnerven; von den gröfseren f[eitlichen entftehn mehrere Ner- wenpaare, die zu den Theilen des Gefichts[child- 4 — 63; ‚ehens und den 'gröfseren ‚Fühlhörnern ' hingehen. Legt man die Augen mit ihren Nerven [o zurück, dafs die untere Fläche’des Gehirnchens zu'Gefichte kommt, [o Aeht man noch dem Urfprung zweyer kleinerer Nerven, die fich zu den kleineren Fühlhör- nern begeben. Diefer im Vergleich zum kleinen 'Gebirnchen micht" uiibedeutende‘Nerve, "und die Scarpalche Entdeckung: des Gehörorgans in den gro- ‘(sen Fühlhörmern , führte mich auf die-Vermuthung, dafs diele kleinern Fühlhörner das, Geruchsorgan ent- . halten könnten. Ich fing daher fogleich meine Unter- [uchung mit genauer Zergliederung: diefer Theile an, und fand zu meinem nicht geringen Vergnügen, 'ei- nen Bau, worin man mit gelundem Auge nicht leicht ‚das Analogon des Geruchsorgans verkennen kann. \ ini; - Diefe'Fühlhörner beftehn aus einigen an einan- der gereihten Ringen , wovon der erfte, welcher zum Theil von den Augen bedeckt liegt, eine lange, falt prismatilche Biöhre bildet. Man kann daher drey Flächen unterfcheiden, ‘zwey gering conyexe [tehen nach unten, die'obere gröfsere, mehr.ebene, ilt’dem Auge zugekehrt,‘ und mit borftenähnlichen Haaren befetzt. Auf diefer obern, aus harter Schale: gebil- -deten Wand, "bemerkt man.beynahe in derrMitte der Fläche ein 'falt dreyeckiges: Loch‘, was mit ftarken Haarborften befetzt ift, “und in die Höhle des Röhr- ‚chens mündet. ‘Die Höhle diefes prismatifchen Kör- ‚perchens ilt wie der äufsere Umfang deffelben drey- eekig, und enthält munter der 'obern Wandyıda, wo 435 aufsen das Loch bemerkt wird, einen Körper, der der untern Nafenmufchel bey den höhern Thieren nicht ganz unähnlich ift, jedoch gleicht hie mehr ei- nem rundlichen aufgetriebenen Bläschen , welches gegen das Nalenloch mit einem kleinen Ausfchnitte verfehen ift, [o liegt fe gleichlam wie ein blinder Sack vor dem Nafenloch, und ift gegen die obere Wand heraufgedrückt auf die Weife, dafs fie von den untern Wänden durch einen Zwifchenraum abgelon- dert wird. Dieler Zwilchenraum ilt mit einem ge- fälsreichen Häutchen ausgefüllt, in welches der Ner- ve übergeht. Die untere Fläche diefes kleinen Bläs- chens ift durch einen bogenförmigen Suleus , aus delfen Rändern feine Striche über die Mufchel fich verbreiten, uneben gemacht, Der Sulcus dient zur Aufnahme des fortgehenden Nervens, der fich von bier, gleich[am wie der Gehörnerve der Schnecken auf der Lamina [piralis, in diefen Strichen über die Mu- Schel zu verbreiten Scheint, Hummer (C. gammarus). Die kleinen Fühl» hörner kommen in Hinficht ihrer Geftalt mit denen des Flulskrehfes, ihre refpektive Gröfse ausgenom- men, ganz überein. Die obere Wand des erften prismatifchen Ringes wird hier jedoch nicht, wie bey jenen, vollkommen von der Knochenfchale gebildet, fondern durch eine felte Haut ergänzt, die in der har- ten Schale eingefalst liegt, Auch bier findet man ein - Loch an dem innern und vordern Rande diefer Haut, ’ welches zur Höhle führt, und mit Haarborf[ten befetzt 436 — ift. Der Mufchelkörper ift hier länglicht und grölser, auch heht man die geltreifte bogenförmige Rinne am untern Theil diefes Körpers deutlicher. Obgleich ich nun durch diefe Entdeckung zwar für die nachfolgenden Stufen diefer Thierreihe auf die Lage des Organs hingewielen wurde, [o wagte ich dennoch nicht zu ent[cheiden, ob den Fühl- 'hörnern die Empfindung des Geruchs oder Gehörs zuzufchreiben fey. Hierüber ungewils, zergliederte ich den Kopf einer Libelle, und fand die befonders gröfsern einfachen Augen diefes Infekts von einer Structur, die ganz mit dem Bau des von Scarpa %) beym Krebfe entdeckten Gehörorgans übereinkom- men 2). Ich zweifelte nun nicht mehr, dafs das zu fuchende Organ in den Antennen enthalten feyn mül- fe. Daich bey diefem eben genannten Infekt kei- ne Spur diefes Organs auffinden konnte, [o ging ich zur Unterfuchung der Fliegen über. Schmeiflsfliege (m. carnaria). Die kleinen dicken, vor einem kleinen Schildchen herabhangen- h) A. Scarpa’s anatomilche Unter[uchungen des Ge- hörs und Geruchs, aus dem Lat, Nürnberg 1800. S. 3. 9. 2. 3. i) Die barte dünne, faft durchlichtige aufgetriebene Haut diefer Augen, enthält kein Pigment, fondern nur ein arhr ungefärbter breyiger Malle amgefülltes Säckchen, was dem bey Scarpa im Krebfe gefündenen Gehör- lack (ehr ähnlich if. Nerven habe ich jedoch zu demfslben nicht verfolgen können. 437 den Fühlkölbehen zerf[chnitt ich oft von allen Sei- ten, fand jedock nichts mehr als eine Breymalle dar- in enthalten. Ich zergliederte daher den Kopf fo, dafs ich die ganze hintere Lamelle def[felben abhob bis zu den hintern Rändern der Augen. Da nun das Gehirn frey vor mir lag, doch die grolsen Sehnerven faft den ganzen kleinen Kopf ausfüllten und alles deckten, was an der vordern Kopffläche enthalten ilt, [o legte ich das ganze Gehirn mit diefen Sehner- ven nach hinten zurück. Hierauf kam mir eine braunröthliche Membran zu Gelichte, die fich an der Bafıs desSchildchens, da, wo die Fühlhörner mit ih- ren Wurzeln befeftiget find, in vielen zierlichen Fält- chen anheftete. Auch [ahe ich deutlich von der vor- dern Spitze des Gehirnchens zwey dünne Nervenfa- den zu diefer Haut abgehn. So klar fich hierin auch die Form die[es Organs der höhern Thiere ausfpricht, fo hielt ich’s dennoch nicht für überfüffig , diefe Entdeckung durch Verfuche an lebenden Thieren zur überzeugendften Gewifsheit zu erleben. Zu dielein Endzwecke beraubte ich mehrere Schmeifsfliegen der Fülilkölbehen, wobey ich zugleich mit einer [pitzen Nadel die Balıs des kleinen Schildchens durchhohrte, um dadurch das Geruchshäutchen [elbft zu zerftören. ‚Ich gab diefen nun an einem fliegenreichen gehörig verfchloffenen Orte ihre Freyheit. Eben dafelhft ftell- te ich die mit Branntwein gefüllten, und wie in den erlten Verfuchen mit Brodfchnitten iiberdeckten Glä- fer hin, und fand nach einigen Stunden in dem mit "dem Honigbrode bedeckten Glale fehr viele betäubt, : BR. 00 48 nn aber in dem mit der Terpentinkrufte verfehenen ei- nige, jedoch nur (olche, bey denen ich das Geruchs- organ auf die angegebene Weile zer[tört hatte. Erklärung der Zeichnungen. Ma; Fig. 1. Vordere und hintere Parthie des Rückenfchildes von innen. (Flufskrebs), a das mit den Au- gen zurückgelegte Gehirn, fo, dafs die untere Seite zu Gefichte kommt, bb Nervenfäden, wel- che zu den kleinen Fühlhörnern abgehn, c er- Ste faft prismatilche Röhre der kleinen Fühlhör- ner, d das dreyeckige mit Haarborften befetzte Nafenloch, Fig 2 Ein kleines Fühlhorn vom Flufskreble, die obere Schale aufgebrochen, lo, dafs man die kleine blafenförmige Mufchel fieht, a der Rand der weggebrochenen Schale, b die Mufchel, Fig. 3; Das kleine Fühlhorn vom Hummer von oben, aa die Haut, welche diefe Röhre von oben deckt, b das Nafenloch, c eine Borlte, die im Nalen- loah eingeletzt ilt, ee 439 ' Fig. 2 Kleines Fühlhorn vom Hummer von unten, die untere Wand der Röhre aufgebrochen, fo, dafs man die Jänglichte Mufchel Geht, a die Ränder der weggenommenen Schale, b die Mufchel, c die geftreifte bogenförmige Rinne. n A - Fig. 5. " Der vordere Theil des Kopfes einer Schmeifsfiege vergrölsert, aa die Augen, b der Rüffel, ce "die Gefühlkölbchen, d das. Schildchen, Fig. 6. Der Kopf von innen nach Wegnahme des Gehirns, aa die innere Augenfläche, b der Rüffel, c die Reife des Schildchens, dd die gefaltete Haut (Riechhaut). . 440 —— Ueber das Athmen der Hydrophi- len, vom Dr. Chr. L. Nitz[ch, Pro- fellor der Naturgelchichte zu Wit- tenberg. D.. vollkommenen Hydrophilen bieten in der Art, wie fie im Waller den Zutritt der Luft zu ihren Spirakeln bewerkfltelligen, eine ausnehmende | Merkwürdigkeit dar, die bisher allen Phyfiographen, fo viel deren auch diefe Infekten be[chrieben haben, unbekannt geblieben zu [eyn [cheint. Man findet überhaupt nur in [ehr wenigen Schriften etwas über das Relpirationsge[chäft dieler Käfer bemerkt. Die ältern-Infektenbeobachter , wel- che die Schwimmkäfer (Hydrophilos) als Gattung nicht von den Wallerkäfern (Dytis- cis) trennen, belchreiben , dafern hie dielen Ge- gen- 441 " genltand nicht ganz unberührt lalfen, nur das be- kannte Verfahren der eigentlichen Wallerkäfer, wenn fie im Waller Luft (chöpfen wollen, und [chei- nen vorauszuletzen, dals es bey den Hydrophi- len nicht anders fey. Auch Hausmann, einer der neuelten Schrift[teller über das Athmen der In- fekten, der beide Gattungen wohl unter[cheidet), erwähnt nichts von der Refpiration der Schwimm- käfer insbefondere, indem er unrichtig von allen im Waffer lebenden Koleoptern [agt: Sie letzen, um zu athmen, das Ende des Hinterleibes an die Ober- Näche des Wallers, lüften die Flügeldecken ein we- nig, und nehmen fo die Luft in die, zwilchen den Flügeldecken und dem Hinterleibe ent[tandene Höh- lung auf 2), — Unter den vielen Naturforfchern, deren Schriften ich deshalb nachgefehen habe;, ift der alte Frifch der einzige, welcher den Refpi- rationsmechanismus der Hydrophilen! ei- gends beobachtet und befchrieben hat. Wir werden aber fehen,. dafs er, fo wenig wie andere, zu einer richtigen Kenntnifs deffelben gekommen war. . Er läfst ich , indem er von Individuen des Hydrophi- lus piceus redet, folgendermalsen darüber verneh- men. „Sie holen Luft unter den Flügeln ‚- wofelbft oben am Leibe eine rechte Oeffnung dazu ilt. Sie a) Hausmann de animal. exlanguium relpiratione — pP 48 Archiv [. dPhyfiol. X.Bd. IIL.Heft. Gg 442 —— - lallen fich durch die Luft, To fie noch unter den Fir geln und im Leibe übrig haben, an die Oberfläche des Walfers hinauf heben, welches gleich gefehieht, wenn fie fich unten nicht mehr anhalten, öffnen nachher die Flügel zu unterft an der Spi- tze ein wenig, dafs wieder frifche Luft hinein kann, und weil unter den Flügeln eine ziemlich grolse Höhlung ift, kann ein guter Theil Luft da- felbft eingefchloffen feyn. : Die Haare unter den Flügeln, die Unterflügel felbft, (fammt den Oberklü- geln — alles ilt [o befchaffen, dafs diefe eingezogene Luft kann eingefchloffen bleiben, [fo dafs eins von diefen dreyen im Nothfalle allein die benöthigte Luft halten kann. Ich habe einem folchen Käfer einen obern Flügel, etwa im Fangen abgebrochen, fo konnte er dennoch die Luft unter den Flügeln be- halten, und man konnte die Pulfe der Athemholung an demfelben recht deutlich fehen 2). ” Es find in diefer Schilderung einige. Punkte im Athmen der Hydrophilen ganz richtig bemerkt. Es halten diefe Käfer allerdings Luft unter. den Flü- geln; fie'find gewöhnlich leichter, als das Waller, und fteigen von [elbft oft in die Höhe; fie können auch wohl bey verftümmelten Flügeldecken Luft fchöpfen; und in ihrem Athmen ift ein deutlicher Rhythmus wahrzunehmen. — Allein, obgleich die 6) Job, Leonh. Frilch Befchreibung von allerley In- [fekten, 2ter Th, $. 30. — 443 Anführung diefer richtig beobachteten Thatfachen auch der Behauptung des Frifch, dafs die Schwimmkäfer gleich den Dytisken unmit- telbar von hinten Luft unter die gehobenen Flügel einzögen, einen Schein von Wahrheit geben könnte, fo bin ich doch felt überzeugt, dafs Fri[ch ein [ol- ches Verfahren niemals an den Hydrophilen ge- Sehen, und dals er es nie von ihnen prädicirt haben würde, wenn er nicht zuvor ‚das Luft[chöpfen der Dytisken beobachtet und [olches muthmalsend auf jene übergetragen hätte, da ihr eigentlicher Ath- amungsmechanismus feiner Aufmerklamkeit entging. Ich kann verlichern, dafs mir, noch ehe ich Gelegenheit hatte, meine Verfuche und Beobachtun- gen an lebenden Schwimmkäfern anzuftellen, die Richtigkeit jener Angabe fehr zweifelhaft ‘wurde, wenn ich den bedeutenden Unter[chied in der Form der Schwimmkäfer und der Dytisken er- wog. Diefe letztern find .nemlich auf der Rücken- Näche, [o weit fie von den zufamimengelegten Flügel- decken gebildet wird, merklich flach, unten aber an Bruft und Hinterleib gewölbt; das Ende der Flügel- decken fteht gerade nach hinten aus, wenn es nicht gar ein wenig. aufwärts gezogen: ift , und ragt gar nicht über das Ende des Hinterleibes hervor und her- ab. Diefe Verhältnilfe find offenbar auf die Relpi- rationsweile berechnet, und fie laflen (ich bey Kä- fern, welche im Waller, [o wiedie Dytisken, Luft | Gg 2 R 444 — fchöpfen follen,' falt nicht anders'denken. — Bey den Hydrophilen findet man aber die Unterleite des Körpers mehr oder weniger abgeflacht, die Rü- ckenfeite hingegen, bef[onders die der Flügeldecken gar [ehr gewölbt. Die letztern ftehen nicht gerade aus, fondern bilden mit ihrem Rande, zur Seite, [o wie am Ende, ein kleines Dach über die Theile hin; welche von ihnen bedeckt 'werden ; woraus. folgt, dafs, wenn die Schwimmkäfer eine Mündung am Ende ihres Körpers zwilchen Flügeldecken und Hin- terleib bilden wollten, diefe, ftatt nach hinten, wie bey den Dytisken,— nach unten‘kommen müls- te, was gewils nicht die zweckmäfsigfte Einrichtung feyn würde. | Meine Zweifel an der Richtigkeit der Frifchi- fchen Vorltellung vermehrten lich noch, als ich die Verhältnilfe der Luftlöcher in beiderley Käfern genauer unter[uchte und verglich. — Die Luftlö- cher aller vollkommenen Koleoptern belte- hen in einem Pari [piraculorum thoracico, einem Pari pectorali und mehreren (gewöhn- lich fechs bis acht) Paribus abdominalibus. Das er[t genannte liegt unterwärts in der weichen Falte, welche das Halsftück mit dem Bruftftücke verbindet. Das zweyte, welches fich durch den Mangel der eigentlichen Klappen vor allen übrigen auszeichnet, ift in einer eigenen, am Bruftftücke oben über dem zweyten Fufspaar befindlichen Spalte verfteckt, wo es nehft den Abdominalpaaren noch a ir weg 445 unter die zulammengelegten Flügeldecken zu liegen kommt. Die Abdominal paare aber befinden fich auf dem Rücken des Hinterleibes, zu beiden Sei- ten in der weichen Längenfalte, welche die Rücken- theile der Segmente mit den Bauchtheilen verbindet, und werden fo von den Flügeln bedeckt. — Bey den Dytisken bemerkte ich nun in Anfehung diefer Euftlöcher zwey grolseEigenheiten, nemlich die, dafs das Par thokacicum fo weit nach hin- ten und dem Rücken zu geltellt war, dafs es, was fonft nie der Fallift, noch unter die Flügeldecken reichte, und dann die, dafs (ebenfalls ganz gegen die (onftige Regel) die beiden letzten Abdomi- nalpaare ausnehmend grofs und ausgebildet, die übrigen alle aber viel kleiner waren. . Die[e Einrich- tung der Spirakeln ent£pricht auf das, fchönfte der Athmungsart diefer Käfer, welche im Waffer nur unter die Flügel Luft bringen, und, indem fie die[fes thun, mit den letzten Segmenten des Hinterleibes, an welchen eben die gröfselten Luftlöcher find, zu- erft und zunächft die obere Luft berühren. Hätte ich bey den Hydrophilen [olche Verhältniffe der 'Spirakeln gefunden, fo würde ich auch keinen Au- ‚genblick angeltanden haben, einen gleichen Relpira- tionsmechanismus bey ihnen anzunehmen. Alleim "hier fand ich das Par thoracicum, wie gewöhn- lich, nach unten geftellt, und unter den Abdomi- nalpaaren nur das er[te von anfehnlicher Grö- Sse, indem die übrigen fämmtlich weit kleiner und 22 446 — die an den letzten Abfchnitten des Hinterleibes be- findlichen, die kleinften und englten waren. Dies alles brachte meine Vermuthung, dafs die Schwimmkäfer auf andere Art, als die Dy- tisken die Communication der Luft mit ihren Tra- cheenmündungen bewirken möchten , falt zur ge- wilfen Ueberzeugung, und machte mich fehr begie- vig auf die Gelegenheit, directe Unterfuchungen darüber an lebenden Hydrophilen anltellen zu können. Da mein Bemühn den Hydrophilus pi- ceus zu erhalten, anfänglich fruchtlos blieb, lo fammelte ich mehrere Individuen von einer gemei- nern Art, dem Hydrophilus caraboides, und fetzte folche in grofse, offene, mit Waller gefüllte Gläler. An diefen Käfern bemerkte ich fogleich eine ‘Erfcheinung, von welcher man keine Spur bey den Dytisken findet, — nemlich einen Luftüber- zug, der fich, wenn die Käfer im Waller find, con- ftant an den untern Theilen, befonders unter dem Halsfchilde und der Bruft verhält. Diefe Theile find nemlich mit fehr feinen, dichten Härchen beletzt, zwifchen welchen die Luft, als eine filberne, ange- fchmiegte Blafe haftet, die von dem überftehenden Rande des Halsfchildes und der Flügeldecken noch begränzt und vor dem Abgehen gel[chützt wird. Die- fe filberne Luftblafe oder Lufthaut habe ich nachher ‚an allen, auch den kleinften Arten diefer Gattung, — 447 hingegen niemals an den Dytisken, wahrgenom- men, welche weder die lufthaltenden Härchen an Bruft und Halsfchild, noch den überftehenden Rand der Flügeldecken, noch die nöthige Fläche und Ver- tiefung der untern Theile haben, um im Waller da- felbft Luft halten zu können. Indem ich in diefer Wahrnehmung [chon ein Mo- ment zur Betätigung dellen fand, was, ich blofs aus der verfchiedenen Bildung beider Käfergattungen ge- 'fchloffen hatte, [ah ich, dafs meine Hydropbi- len häufig an die Oberfläche des Wallers kamen. Siethaten dies, um frifche Luft zu [chöpfen. Ich fah, wie die filberne Lufthlale bald anfchwoll, bald einlank. Ich bemerkte auch, dafs fie Luft unter den Flügeldecken hatten, welche mit der unter dem Lei- be befindlichen erwähnten Blafe in Verbindung ftand; denn indem fie die Flügeldecken etwas erho- ben, zog fich aus der Blafe Luft unter die Flügel auf den Rücken des Bruftftückes und Hinterleibes, und wenn fie diefelben wieder andrückten, trat eben- daher Luft in die Blafe zurück. Es war in dieler Be- wegung ein gewiller [ehr bemerklicher Rhythmus, die Käfer hatten offenbar die im Waller an den be. merkten Theilen ihnen [tets anhängende Luft mit der über dem Waller in Verbindung geletzt, und die Bewegung der Flügel und Flügeldecken, ihr abwech- felndes Erheben und Sinken bewirkte das Aus- und Einftrömen der Luft. Allein nie kamen die Kä- fer mit dem Hinterende in die Höhe, im 448 PRRTEE Gegentheil war dieles immer unter Wal- fer, und, wenn fie Luft unter die Flügel nahmen, fo kam diefe nie unmittelbar, fondern erf[t aus der an Bruft und Hals[child haftenden Blafe dahin. — Dennoch konnte ich auch nie gewahr werden, wie und arı welchem andern Punkte ihres Körpers die Communication mit der über dem Waller befindli- chen Luft bewirkt wurde, und der welentlichfte Punkt im äufsern Relpirationsmechanismus der Hy- drophiten blieb mir [fo lange verborgen, als mir die Gelegenheit mangelte, die grölsefte hieländilche Art diefer Gattung in ihrem Wallerleben zu beoh- achten. Diefe Gelegenheit wurde mir indelfen im Früh- ling des Jahres 1508, wo ich ganz unerwartet den Hydrophilus piceus auf einmal in [o grolser Menge (es waren gegen vierzig Individuen) erhielt, dals ich jede Unterfuchung über die natürliche Oeko- nomie diefer Käfer auf das bequemlte anltellen und wiederholen konnte. Ich zweifelte nicht, dafs ich an diefen grofsen Repräfentanten der Schwimmkä- ferform das [ehen würde, was mir bey Betrachtung der kleinern entgangen war. Allein, wiewohl ich alle an den vorigen Käfern bemerkten Erfcheinungen auch an diefen wahrnahm, wiewohl ich die rhyth- mifche Refpirationsbewegung, wobey niem als das Hintertheil an die Oberfläche des Waffers kam, auf das [chönfte fah, lo verging doch einige Zeit, ehe ich den Ort, wo die Käfer den — 449 Zugang der obern Luft zu ihrem Körper hin bildeten, bemerken konnte, indem ich ihn freilich nicht da fuchte, wo er war. Ei Wer [ollte ich auch bey einiger Bekanntfchaft mit den modis re[pirationis der übrigen Wal- ferinfekten und [elb[t der andern, im Waller leben- den Koleoptern träumen laffen, dals die Hy- drophilen im Waller [ich der. Fühlhör- ner bedienen, um der Luft von oben ei- nen Weg zu ihren Tracheenmündungen zu bahnen, und doch fand ich dies zu meinem nicht geringen Erftaunen und Vergnügen wirk- lich fo. Nachdem ich einmal zur Entdeckung diefer merkwürdigen Operation gelangt war, [ah ich diefel- be ohne Mühe an jedem meiner Käfer, wenn er, um zu athmen, an die Oberfläche des Wallers kam. Er wendete fich dann ein wenig auf die Seite, und bog die erften Glieder des einen, vorher unter dem Kopfe verborgenen, Fühlhorns in die Höhe, die blätterige Kolbe aber abwärts, fo, dafs das Endglied der Kolbe nach unten, das er[te aber nach oben, und gerade an die Oberfläche des Walfers kam. Solcher- geftalt entftand, vermöge der anzugebenden Bildung der Antennenkolbe, ein Leitungsröhrchen im Waffer, durch welches die obere Atmofphäre mit der am Halsfchilde und der Bruft immer fich verhaltenden ; Luftparthie in Verbindung geletzt wurde. Da nun 450 ’ diele ‚Luftparthie oben zu beiden’ Seiten des Bruft- ftücks unter die Flügel eingeht, wie wir [chon am Hydrophilus caraboides fahen, [o konnte der Käfer durch die blofse Bewegung der Flügel ein or- dentliches Ein- und Ausftrömen in [einer vom Wal- fer wıngebenen Atmo[phäre hervorbringen. Es war offenbar, wie fo alle Spirakeln, mit welchen die Schwimmkäfer verfehen find, den Genuls frifcher Luft erhielten, und ich war über den äulsern Re- (pirationsmechanismus diefer Käfer völlig auf dem Reinen. Es ift fonach bey den Hydrophilen feine "neue, vielleicht [onft beyfpiellofe Function der Fühl- hörner aufser Zweifel geletzt, die um fo merkwürdi- gerift, da fie hier die urfprüngliche Verrichtung die- fer Theile aufgehoben zu haben fcheint. So lange nemlich die Schwimmkäfer im Waller find, haben fie die Antennen unter den Kopf zurückgefchlagen, und nur, wenn fie frifche Luft [chöpfen wollen, zie- hen fie [elbige auf die angegebene Weile hervor. Die Antennen können allo hier nicht zum Fühlen oder Taften dienen; im Gegentheil feht man, dafs das lange (eben zum Erfatz des Zurücktretens der Fühl- hörner) [ehr ausgebildete und lange Palpenpaar in diefer Hinficht die Stelle derfelben vertritt. Mit diefen Palpen (ondiren und befühlen die Käfer alle Gegenftände (lo wie es die Dytisken mit den Fühlhörnern thun), während ihre Fühlhörner, [o lange fie nicht die Refpiration vermitteln mülfen, aulser aller Thätigkeit find. 451 - Wie die Antennen der Hydrophilen zu der befchriebenen Function gefchickt, find, fieht man aus ihrem Baue, Jedes Fühlhorn befteht aus neun Gliedern, von welchen die vier letzten eine blätterige Kolbe bilden. Diefe Kolbenform der Fühlhörner ift in der Ordnung der Koleoptern etwas [o gewöhnliches und [cheinbar bedeutungslo- fes, dafs fe auch bey den Hydrophilen eben kei- ne wichtige Beftimmung vermuthen laflen follte, und doch hängt die Fähigkeit diefer Käfer, im Waller zu athmen, einzig von der Anwelenheit diefer Kolbe ab. Alle Glieder diefes Theiles der Fühlhörner ha- ben die Form unregelmälsiger Halbringe, welche zulammen eine halbe Röhre bilden, die um [o voll- Ständiger wird, da die zwifchen den Gliedern geblie- benen Interftitien durch lange, von einem Gliede zum andern gehende, Borften ausgefüllt werden. ‚Aufser diefen Borften aber find die Kolbengl’eder (das erfte, welches nur nach innen und am Rande diefe Bekleidung hat, ausgenommen,) über und über mit fehr feinen und aufgerichteten, kurzen Haaren befetzt, während die erften, nicht zur Kolbe gehörenden, Glieder ganz glatt ind. Da der Käfer die Antennen unter den Kopf zurückgelchlagen trägt, [fo kömmt die Kolbe in die oft erwähnte, un- sere Luftblafe zu liegen, welche fich nach vorn noch bis unter und binter die Augen erltreckt. Die Här- ‚chen der Kolbe halten beftändig Luft zwilchen fich, und nehmen [o wenig als die unten an Bruft und Thorax jemals Walfer an. Wenn nun die Fühlhör- 452 ner bewegt werden, [fo wird an der Luftblafe gezo- gen, und wenn der Käfer die untere Luftblafe mit der obern Atmofphäre in Verbindung [etzen will, fo thut er nichts, als dafs er einen Theil der Blafe mit der Antennenkolbe an die Oberfläche des Wallers zieht, wo die Blafe dann [ich öffnen, und [obald der Käfer durch Lüftung der Flügeldecken einen Zug be- wirkt hat, die Luft in fie einftrömen mufs. — Ob- gleich die Kolbe der Fühlhörner keinen vollltändigen Kanal darftellt und fe an der Seite offen ift, fo hin» dert doch die Luft, welche ftets zwifchen den Haa- ren und Borften der Kolbe haftet, und die fie mit aus der untern Luftblafe bringt, gänzlich das Eindrin- gen des Wallers in die Höhle des Halbkanals, [o dafs wohl ein offener Durchgang bleiben mufs. Man fieht, dafs die Zweckmälsigkeit der Antennenkolbe bey der angegebenen Anwendung derfelben, auf der Ringform und haarigen Bekleidung ihrer Glieder beruht. Die er[ten oder Stiel-Glieder der Antennen aber haben darum keine Haare, weil der Käfer mit diefen Gliedern eigentlich die’ Bewe- gungen der, fich blofs paffiv verhaltenden, Kolbe dirigiren muls, wobey die Haare nur hinderlich feyn und die Bewegung aufhalten würden. Merkwürdig ift es, dafs die Hydrophilen in der Regel nur ein Fühlhorn (gleichviel, ob das rechte oder das linke) beym Athmen gebrauchen. Indeffen fah ich fie doch einigemal mit beiden zu» gleich Luft fchöpfen. In diefem Falle hatte der Kör- —— 453 per eine ganz gleiche Stellung, da er in jenem mehr oder weniger auf die eine Seite geneigt if. Wenn die Käfer die Antenne zum Athmen hervorziehen, [o nimmt es ich, von der Seite, durch das Waller ge- fehen, fo aus, als käme ein filbernes Röhrchen aus der, zwifchen Kopf und Halsftück befindlichen Lücke hervor, denn eben aus dieler Lücke wird die umge- kehrte Kolbe aufwärts gezogen. BE chderi ich alles diefes an den gro[sen Schwimmkäfern einmal entdeckt:hatte, [ah ich daffelbe "auch am Hydrophilus! caraboides 'und an allen Arten diefer Gattung, die ich zu beob- achten Gelegenheit hatte, auf die nemliche Weile. — Bey den [ehr kleinen Arten ilt freilich eine [ehr ge- naue Aufmerkfamkeit und ein myopifches Auge nö- thig, um das an [ich heimliche Heben des Fühlhorns gehörig wahrzunehmen. A Design Die Hydrophilen [cheinen die Erneuerung der Luft im Waffer nicht [ehr lang (jedoch bisweilen halbe Stunden lang) entbehren zu können. Sie kom- nen oft auf die Oberfläche des Walfers, und wenn die es lang unterlalfen haben, Scheint ihnen der Ge- nnufs der frifchen Luft (ehr noth zu tun. Sie wer- den dann ängftlich, wenn fie im Auffteigen gehin- dert werden, und'probiren oft [chon tief unten, oh die Luft über fich haben, indem fe die Antennen. kolbe wie ein Silberröhrchen, freilich ohne Erfolg, in die Höhe ziehen. Sind fie aber wirklich an der 454 _— Oberfläche , fo fetzen fie augenblicklich die umge- kehrte Kolbe an. Manchmal , befonders wenn fie geltört werden, verweilen fe nur einen Augenblick ohen; [onft aber, wenn fie nichts hindert, ‘dem Athmen ruhig obzuliegen, und fie [olches lange aus- geletzt haben, bleiben fie wohl mehrere Minuten mit angeletzter Kolbe oben an der Oberfläche des Wal- fers. Sie beginnen dann eine fehr vernehmliche Exfpiration und Infpiration. Sie pumpen unaufhör- lich , ziemlich fchnell und in gleichmälsigen Zeiträu- ınen Luft aus und ein. Man fieht alsdann nicht nur, dals ich die oft erwähnte untere Blafe abwechfelnd vergrölsert und verkleinert, indem:lfich die Flügel und Flügeldecken bald heben bald fenken, fondern man bemerkt auch, dafs fich abwechfelnd Kopf, Bruft und Hinterleib in ihren verbindenden’ Gelenken. und Hautfalten aus- und einziehen, und dafs der Hinter- leib fich aufbläht und wieder zulammenfällt, indem der ganze Körper in ein deutliches Hin- und Her- Irr fchaukeln oder Schwanken geräth. DENT So [tellen fich zu gleicher‘ Zeit die äulsern oder vorbereitenden Refpirationsbewe- gungen und die direeten''oder innern dar. Das Anfetzen des Fühlhorns, die Bewegung der Flü- gel ‚ und, als Folge derfelben, |das Auftreten und Niederfinken der untern Luftblafe‘ gehören zu den erften; das Aus- und Einziehen dei Rumpfgliede- rungen, [o wie das Aufblähen und Zulammenfinken des Hinterleibes zu den letztern. Durch jene — 7 wird die Luft'nur an die Tracheenmündungen ge-, bracht und vor:denfelben bewegt, durch diele aber wird fein diefelben eingezogen oder aus ihnen her- ausgeführte). — Am Hydrophilus piceus war mir die Stärke und der regelmäfsige Rhythnmas in dielen Athmungsbewegungen befonders auffallend. und merkwürdig, da man [onft bey fo wenigen In- Ei etwas deutliches davon heht. Wenn die befchriebenen Bewegungen der Hy- drophilen im hohen Grade thätig waren, [o ka, men, fo oft &e die Flügeldecken niederdrückten, eine Menge Luftblafen unter dem Seitenrande derfelben in der Gegend des dritten’ Fufspaars hervor, welche fich lostrennten und in die Höhe gingen. Es war nemlich bey dem vorhergegangenen Heben der Fli- _ geldecken, [o viel Luft durch die Röhre der Anten- ron. eingezogen worden, dafs fie bey dem plötz« lichen Niederdrücken derfelben nicht fo [chnell auf ‚dem nemlichen Wege wieder herausgehen konnte. Sie mufste aber blafenweis daneben fich lostrennen. | Haben die Käfer viel Luft in f&ich gezogen, fo find fie fo leicht geworden, dals fie fich vergeblich bemühen, wieder in die Tiefe zukommen. Sie zap- peln alsdann mit halb entblöfstem Rücken oft Sehr lange oben auf dem Ber: und Suchen ängftlich > ©) Ueber die Arten des TE: über- haupt (ehe man meine Commentario de re[pi- tätione animalium. — 456 nach. einer Pflanze, oder einem andern leitenden Körper, um daran hinunter kriechen zu können, — eine Er[cheinung, die bey den Dytisken auch nicht angetroffen wird, und die ich aus dem Bau ihrer Tra- cheen erklären würde, wenn ich mich hier auf eine Be[chreibung die[er innern Theile einlaflen könnte. Bey der Beobachtung aller hier aus einander ge- fetzten Belonderheiten des Refpirationsmechanismus der Hydrophilen, hatte ich im Frühling und Som- | mer des Jahres ıgog nicht nur die Herren Zuhörer meiner, eigends der Demonftration lebender oder ‘ frifeher Thiere gewidmeten, Vorlefungen., [ondern auch viele andere hiefige Freunde und Kenner der Natur zu oftmaligen Zeugen. Es war keiner unter ihnen, der nicht mit lebhaftem Interefle das Athmen dieler Käfer gelehen hätte. Einige fanden in der Betrachtung deffelben eine ganz befondere Belufti- gung, und äufserten im Scherz: es [ehe aus, als leg- ten die relpirirenden Hydrophilen einOhran.die Oberfläche des Waflers, um zu hören, was in der Luft palfre. Ich mulste fogar einen Theil meines Hydrophilenvorrathes austheilen, weil Mehrere das vergnügende Schaufpiel, welches ihnen das Luft- fchöpfen diefer Käfer gewährte , ungeftört für fich, und [o oft wie möglich zu häben wünfchten. Erklä- 4 Rn; — 457 Erklärung der Abbildungen Tab. IX. Fig. 1. 1% i Ein (männlicher) Hydrophilus piceus, wie er mit Hülfe des linken Fühlhorns an der Ober- fläche des Wallers athmet, — von der Seite, in natürlicher Grölse, aa. Das lange, die Stelle der Fühlhörner, in fo fern fie Taftorgane [eyn [ollen, vertretende Pal- penpaar. : b. Das kleine Palpenpaar. $ ec. Das linke mit der umgekehrten Kolbe an die Oberfläche des Wallers angefetzte Fühlhorn. d. Das rechte Fühlhorn. ee. Die Oberfläche des Waflers. Fig. 2. Das Fühlhorn in der Richtung, die es beym Äth- > men des Käfers im Waller hat, — vergröfsert. a. Das grolse, gekrümmte Wurzelglied. b — c. Die zurückgebogene Kolbe, Archiv f.d,Phyfiol. X. Bd. III, Heft. Hh 458 h, ER iR: dddd. Die Wände, welche das Walfer um die Kolbe her bildet, e. Die Einftrömung der obern Luft in die durch die Kolbe gebildete Röhre. £. Der Uebergang diefer Röhre in die unten am Käfer im ‘Waller haftende Atmolphäre oder Luftblafe, Fig. 3: - Das Fühlhorn vergröfsert und ausgeltreckt mit der gewöhnlichen Richtung der Glieder, wo hie fich etwas anders, als in der vorigen Figur darftellen. a vet ? S a, b. c. wiein der vorigen Figur. —. j sur Eu ar ® y rt 459 A. Barba’s mikrofkopilche Beob: achtungen über das Gehirn und die Nerven. Auszugsweile aus dem Italiänilchen überfetzt vom Prof. Dr. Ban, Be: mit dem grölsten Intere[le hat jeder Ärzi: die vortreffliiche Abhandlung des Herrn Dr. Keuf- felin Reil’s und Autenrieth’s Archiv für die Phyliologie, Xten Bandes ıltes Heft, Halle ıgı0 ge- lefen. Was hier blo[ls vermuthungsweile über die innere Structur des Rückenmarks 8. 172. gelagt wird, „dals. wir nemlich die Zwifchenräume, die durch die netzartige Structur in allen ftratis gebildet wer- „den, und im vollkommenen Zultande das Mark ent- en, wenn wir die ganze Reihe derfelben durch das ganze Rückenmark anfehen, als Kanäle betrach- ten können, die neben einander die ganze medulla Hb 2 460 mu fpinalis hindurch; fortgehen und das Mark führen, obgleich ihre Jamjna: in den verfchiedenen Lagen, [o wie die, fie bildenden, Fibrillen nicht genau auf ein- ander pallen,” das ift [(chon drey Jahre früher durch die mikrofkopifchen Beobachtungen eines neapolita- nifchen Arztes und Profellors der Chemie und Phy- fik an den Militairfchulen, Herrn Antonio Bar- ba, bis zur Evidenz dargethan. Da die Schrift, worin dies gefchehen ift, in Deut[chland ziemlich felten (eyn möchte, [o glaube ich, keine unnütze Ar- beit zu leiften, wenn ich im Auszug aus derfelben mittheile, was mir das Wichtigfte zu feyn [cheint. Sie führt den Titel : Offervazioni microfcopiche [ul cervello e [ue parti adjacenti di Ant. Barba etc. Napoli 1807, della ftamperia del Corriere di Napoli, und enthält nicht mehr als 64 Seiten in $y. nebft ei- ner Kupfertafel, worauf blols die Verfertigungsriffe der zu den Beobachtungen dienenden mikrofkopi- fchen Glaskügelchen und Linfen, und die Einrich. tung eines daraus zulammengeletzten einfachen Mikrofkops dargeltellt ift. Die er[ten 36 Seiten des Werkchens [elblt ent- halten die genaue Be[chreibung. des zur Verfertigung des mikrofkopifchen Apparats erforderlichen Verfah- vens, wobey der Verf. erwähnt, dafs er [chon vor dem Jahre 1730 dem berühmten P. Torre bey del- fen mikrofkopifchen Beobachtungen über das Gehirn und die Nerven hülfreiche Hand geleiftet, nachher aber für fich allein weitere Unterfuchungen angeltellt habe. Folgendes find die Relultate derfelben. el 461 Die vom P., Torre (in deffen Nuove ollerva- zioni mierofeöpiche, Napoli 1776) gemachte Bemer- kung, „dafs die beiden Subftanzen des Gehirns aus einer unzähligen Menge durchfichtiger , in einer ziemlich klaren Flüfßgkeit [chwimmenden Kügelchen beftehen, von welchen aber die der Markfubftanz faft um das Drittel kleiner wären, als die der Rin- denfubftanz, und dafs die Flüfligkeit der Markl[uh- ftanz zäher und klehriger [ey, als die der Rinden- fubltanz,” hat der Verf. nicht beftätigt gefunden, vielmehr glaubt er [ogar mehrmals gerade das Gegen. theil bemerkt zu hahen. Bey fortgeletzten, auf man- nichfaltige Weile und mit Hülfe des Prefs[chiebers abgeänderten Unterfuchungen, ergah fich aber, dafs alle Kügelchen aus beiden Subftanzen, hey geringer fowohl als taufendmaliger und noch ftärkerer Ver- „_ grölserung, [ämmtlich von gleicher Gröfse waren, und dafs der zuerft bemerkte Unterf[chied blofs davon her- rührte, dafs er und P. Torre die erforderlichen Mittel nicht angewendet hatten, um die grofse Ad- häßonskraft zu überwinden, womit die kleinften Kü- gelchen zu gröfseren fich gebildet hatten.. Auch die Kügelchen des kleinen Gehirns waren [owohl unter fich, als mit denen des grofsen Gehirns von ganz ‚gleicher Gröfse, fobald die Unterfuchung nach vor- gängiger Maceration, oder beym Anfang der fauligen _ Zerletzung vorgenommen wurde, obgleich P. Tor- re gelehen haben wollte, dafs die Kügelchen der Rindenfubftanz des kleinen Gehirns gröfser wären, „als die der Markfubftanz, und dafs die erftern den . 462 —— Kügelchen der Markfuhftanz des grofsen Gehirns an Gröfse nicht gleich kämen. Selbftdie angebliche grölsere Zähigkeit, der die Markfubltanz des grofsen Gehirns enthaltenden Flüffgkeit, war eine Täu- fehung. Eben fo wenig beftätigte fich die Angabe, des P. Torre, dafs. die Kügelchen des verlängerten Marks kleiner und weniger durchlichtig, äls die der Markfubftanz des kleinen Gehirns, die Kügelchen des Rückenmarks [elbft noch kleiner und dunkler als die des verlängerten Marks, und die Flülßgkei- ten des verlängerten und des Rückenmarks zäher als die des kleinen Gehirns wären, vielmehr waren auch diefe fowohl unter lich [elbft, als in Hinficht auf das grolse und kleine Gehirn völlig gleich. Dagegen ift es aber ausgemacht, dals man, um die Kügelchen des verlängerten und des Rückensmarks zu [ehen, keine Maceration und keinen [o ftarken Druok an- zuwenden braucht, als bey der Betrachtung der Sub- ftanz des grolsen und des kleinen Gehirns, und dafs die Kügelchen des Rückenmarks unter fich den ge- ringften Zulammenhang haben. Höchft merkwür- dig ifties, dafs die Kügelchen des verlängerten und des Rückenmarks, befonders die letztern, ganz deut- lich in gerader Linie, oder wie fehon P. Torre [ag- te, in Längenfalern (Alamenti longitudinali) fich an einander reihen, in deren Zwifehenräumen deutlich einzelne zahlreich zerftreute Kügelchen fichtbar wer- den, wenn man zwey Tage lang den Apparat ruhig fiehn, und die helle Flüligkeit verdunften läfst. Die von P. Torre erwähnte angebliche Ver[chiedenheit s — 463 der Confiftenz und Farbe der Flüffigkeit ift, nach des Verf. Bemerkung, von der Zeit abhängig, die zwi- ‚[chen dem Tode und der Zeit der Beobachtung ver- offen ift. Die Kügelchen der Rindenf[ubftanz des grolsen Gehirns haben übrigens die angeführte Ei- genfchaft (in faleriger oder lineärer Geltalt ich an einander zu reihen) im geringlten, die des Rücken- marks hingegen im ftärklien Grade. Dem P. Torre erfchien die Suhftanz des Seh- nerven als ein Aggregat von Kügelchen, die in einer durchfichtigen Flülßgkeit [chwammen, und [owohl ohne.als mit EA Druck in Längenfalern fich vertheilten, zwifchen welchen eine Menge an- derer Kügelchen vertheilt waren. Der Verf. [ah nun zwar diefelben Kügelchen ; allein auch hey dem ftärk- ften Druck liels ich nicht das ganze Stück des Ner- ven in Markkügelchen verwandeln, [ondern es blieb ‚Ammer ein häutiges etwas dunkleres Wefen übrig, aus welchem er während des Drucks die Markkügelchen ungefähr [owie Waller aus einem feuchten Schwamm hervorquellen fah. Zu [einer gröfseften Verwunde- zung blieb diefes häutige Wefen auch dann noch fichtbar, als er die äufsere Scheide des Sehnerven ganz hinweggenommen hatte, Um der Sache noch gewiller zu leyn , präparirte er ein Stückchen aus Mittelpunkte des Sehnerven heraus , legte es . zwifchen zwey dünne Glasplättchen, und liels es’ it einem Stücke Bley befchwert, vier und zwanzig nden lang Stehen, worauf es erft unter das Mikro- Be [ 464 he fkop gebracht wurde. Die Markkügelchen hatten fich nun in Geltalt eines Netzes vertheilt, und es zeigte fich aufs deutlichfte, dafs jenes häutige Wefen eine von der äufseren Nervenf[cheide ganz verl[chie- dene, äufser[t zarte und durchfichtige Membran war, in welcher, wie in einem Sacke, die kleinen Mark- kügelchen der Nervenfubftanz enthalten waren. So oft, und unter [o mancherley Umftänden und Ab- weichungen die Unterfuchung vorgenommen wurde, fo zeigte ich doch immer derfelbe Erfolg; ja es liefs fich der neue häutige Körper l[ogar mit der Spitze einer Nähnadel von der Nerven[uhftanz trennen, wenn der Verf. die zwifchen zwey ‚Glasplättchen ge- legte Nervenf[ubftanz [o ziemlich hatte austrocknen laffen. Kurz, alle wohl taufendmal wiederholte und mannichfaltig abgeänderte Verfache lehrten , dafs der Sehnerve nicht allein aus einem Haufen ganz deutlich in Längenfafern vertheilten, [ondern auch in Geltalt der Hirnfubftanz mit einander verbundenen Kügelchen, und aus einer quer durch diefe Subftanz, hindurchgehenden, und, fie in verfchiedene Lagen oder Schichten trennenden Membran beltehe. Gerade diefelbe Einrichtung fand auch im drit- ten Nervenpaar, und in allen übrigen Nerven Statt. Am erfterwähnten (dritten) z. B. zeigte fich [chon bey mälsiger Vergröfserung die. belagte Subltanz, und: aufserdem noch mehrere an einem gröfse- ren Stückchen feftfitzende kleinere Stückchen Membran. _Bey noch [tärkerer Vergrölserung wa- ren die zahllofen Längenfafern und die zwilchen en 465 denfelben unregelmäfsig zerftreut liegenden Kügel- chen der Markfubftanz durch die äufserft dünne in- nere Haut durchfchimmernd deutlich wahrzunehmen. Ein Faden derjenigen Nerven, welche den fogenann- ten Pferdefchweif bilden, liefs ich mit einer Nadel- | Spitze in andere noch kleinere Fäden zertheilen, die ınan blo[s mit Hülfe des Drucks eines zweyten Glas- plättchens bey mäflsiger Vergrölserung als Theile je- nes erftern Fadens erkannte, zwilchen welchen viele extravalirte Mark[ubftanz zu (ehen war. Als ein an- derer kleiner Strang der zuletzt erwähnten Nerven in der Mitte, ohne Berührung der äufserften Enden, in drey Theile zertheilt wurde, fah der Verf. in der Mitte diefer Theilung eine durchfiichtige Feuchtigkeit ausgetreten, und aufserdem noch eine mälsige Quanti- tät Mark[ubftanz, Daraus ergab fich, dafs jene klei- ne Stränge des fogenannten Pferdefchweifs nicht fo, wie Einige geglaubt haben, aus anderen kleineren Strängen beftehen, denn, wäre dies wirklich der Fall, fo hätte ich, beym erften fowohl als bey die- Sem letztern Verfuche, zwilchen den erwähnten Theilungen nicht die allermindefte Mark[ubltanz fin- den können. Mit einem Worte, auch der Centralfa- denides fogenannten Pferdefchweifs enthält eine von der äufseren Nervenfcheide ganz ver[chiedene, aus fehr langen Falern beftehende Membran, worin die - "Markkügelchen zum Theil in deutlichen Längenfa- fern, zum Theil zerftreut enthalten find. Auch alle übrigen, unmittelbar aus deın verlängerten und dem en entfpringenden Nerven, verhalten [ich er, ven blofs die äufsere Scheidenhaut befitzen, zwilchen 466. el w auf dielelhe Weile, fo, dals es als eine ausgemachte Wahrheit zu betrachten ift, dafs die Nerven üher- haupt bey ihrem Ur[prung, aulser der äulseren Schei- denhaut, noch, eine Membran befitzen, die mit der Markfuhftanz in fie eintritt und ihre innere Structur ausmachen hilft, i i Blofs der Riech - und der Hörnerve [cheinen von allen Gehirn - und Rückgratsnerven eine merk- würdige Ausnahme zu machen. Sie find nemlich von fehr weicher Confiftenz (confiltenza molto flos- cia), zerfliefsen daher, [fobald man fie, zwilchen Glastäfelchen oder Frauenglashlättchen bringt, und fcheinen demnach weder die innere Membran, nach eine äulsere Scheide zu haben. Nirgends hat der Verf. die Markkügelchen deutlicher, und nie ihre geradlinichte Lage [chöner gefehen, als bier. _ Nur ein einzigesmal glaubt er ein Stückchen der innern Memhran im Innern des Riechnerven bemerkt zu haben. Erift daher der Meinung, dafs diele Ner- welcher die Markfubftanz (ich vertheilt; fie ift aber fo A dafs fie durch. den leileften Druck in eine dem Nerven [elbft analoge. pulpöfe Subftanz verwan- delt wird. "Was nun die neue innere Membran eines jeden Nerven [elbft betrifft, lo ftellt ich der Verf. die Sache auf folgende Weile vor: Unter der äufseren Hülle oder Scheidenhaut des Nerven fängt die erfte Schicht Be Ser 52 der Markfubltanz an; diefe wird von einer andem mit der erftern eoncentrifchen Hülle, nemlich der befagten Membran begränze Bier auf folgt eine neue Lage von Markfubftanz, und diefe wird wiederum von einer zweyten Hülle begränzt, welcher abermals ‚eine neue Lage von Marklubftanz folgt u. [.w. Die gelammte Mafle des Nerven wird demnach in fo viel eoncentrifche Marklagen getheilt, als innere Umhül- lungen oder Scheiden vorhanden find. In dem zwi- chen je zwey Hüllen liegenden Zwifehentaum brei- tet fich die Nervenmalfe der Länge nach aus, und jene find alfo als fo viele in einander [teckende con- trifche Röhren zu betrachten, ‘Noch natürlicher % fich aber die Sache [o vorftellen, dafs die äulsere Hülle oder Scheidenhaut des Nerven in die Maffe def- felben eintritt und fich umfchlägt, um eine zweyte (oder vielmehr die erfte innere) Scheide zu bilden, ‚dafs diefe, nachdem Sie lich einmal umgefchlagen hat, ‚zum zweytenmale, dann zum drittenmale u. £. f. ich umf[chligt, und dafs fonach das Nervenmark immer .zwifchen je zwey Blättern oder Duplicaturen einer "und. derfellen Haut enthalten ilt; eine Vork.ellung, die durch die weiteren Unterfuchungen des ver über die Nerven des Rückenmarks und Ganglien. ‚Syltems vollkommen beftätigt wird, N . Die fchon bekannten Wahrnehmungen des P. MBorro über die drey Hirnhäute, fand der Verf. bey feinen Verfuchen ganz richtig. Er bekam dadurch weh einigen Auffchlufs über die Befchaffenheit der- 468 ug jenigen Membran , die im Innern der ‘Nerven auf vorbefagte Weile das-Mark einfchlielst. Nachdem er nemlich ein Stück'der Spinnwebenhaut unmittel- bar von der Stelle, wo das Zufammen[eyn mehrerer Nerven den [ogenannten Pferdefchweif bildet, aus- gefchnitten, und auf demfelben Glasplättchen,, wor- auf er dieles Stück ausbreitete, ein Stückchen von der innern Mark[cheidenhaut derfelben Nerven dar- neben gelegt hatte, [ah er, bey [chwacher fowohl als bey der allerltärk[ten Vergröfserung, dafs letztere mit der erftern völlig übereinkam, daher er geneigt ilt, die äulsere und innere Scheidenhaut der Nerven für'eine Fortfetzung der Spinnwebenhaut zu halten, Folgende Ver[uche gaben aber den bedeutend- ften Auflchlufs über die innere Structur der Nerven. Es wurde ein Faden des Hüftnerven, da wo er zum Schienheinnerven wird, auf eine Glasplatte gehracht, und deffen äufsere Scheide gegen die Mitte hin ge- öffnet. Schon bey [chwacher Vergröfserung [ah man unter diefer Oeffnung eine kleine Schicht einer wei- fsen, dem Hirnmark ähnlichen Subftanz, die auf einer der äufseren Nervenfcheide ähnlichen Mem- bran auflag. Diefe wurde mit zwey Nadellpitzen [ehr leicht geöffnet, und hierauf fah man einezweyte Schicht der obenberührten "Markflubltanz, die wie- derum gleich wie die erfte, auf einer der vorherge- henden ganz gleichen Membran ruhte. Auch diefe ward auf diefelbe Weile geöffnet, und darunter er- [chien wiederum eine Lage pulpöfer Nervenfubftanz, nn 469 die aber mehr betrug, als die beiden erften Schich- ten zulammengenommen. Zuletzt wurde der ganze kleine Nerve aus einander gebreitet, und einer etwa taufendmaligen Vergröfserung unterworfen. _ Hier zeigte ich nun, dafs [owohl die äulsere Scheide, als die Membranen, von denen das Mark inwendig um- fchlolfen wird, aus dunklen Longitudinalfäden (Ali longitudinali ed opachi) zufammengeletzt waren, die fäinmtlich mit Markfubftanz befprengt waren, wel- che aus ganz kleinen Kügelchen beftand, Bun i Als der Verf. einen andern Nervenfaden ( un. { altro funicello nervo[o) zugleich mit einem Theil des Zellgewebes, der den[elben mit andern ähnlichen Fä- den verbindet, auf einem Glasplättchen unter eine nicht fehr [tark vergrölsernde Linfe brachte, [ah er aus [einer Scheide viele Fäden zum Zellgewebe hin- gehen und fich in dalfelbe verfenken, [o, dals man fie für Beftandtheile des Zellgewebes [elbft zu halten berechtigt ift. Als er nun ferner an derjenigen Stel- le, wo die getrennten Fäden abgingen, vermittelft zweyer Nadelfpitzen den Nervenfaden auf dem Glas- plättchen [elb[t aus einander dehnte, und diefelbe Vergröfserung anwendete, [ah er, dafs lich von [ei- ner Scheide viele Fäden getrennt hatten, die den Fä- den des Zellgewebes ganz gleich, und fämmtlich mit Nervenmark (pulpa nervola) befprengt waren. > Als der Verf. einmal einen andern Nervenfa- den'auf einem andern Glasplättchen ausbreiten woll« 479 — t&, bemerkte, er, dafs fich in dem Verhältnilfe, als fich davon eine falerige Memıhran (membrana fila- mentola) löstrennte; feine Malle allmählig vermin- derte,; und das ereignete [ich auf dielelhe Weile, als wenn man ein Blatt Papier, das vorher in ich felbft zufammengerollt worden, wieder aufrollt: Nach- dem der ganze kleine Nerve auf diefe Art ganz auf- | gerollt oa aus einander gelegt war, betrug die Brei- | te der befagten, durch das Aufrollen ensiltenen | Membran, falt noch mehr als achtmal die Länge des | Durchmeffers des kleinen Nerven. Sie war überall mit Nervenmark beftreut, und erfchien Ahr dem Mikro(kop als eine Zufammenfetzung aus unzähligen Längenfalern (fili longitudinali), deren Trennung in | gewilfen Lagen (in certi fiti) ganz deutlich zu erken- nen war. Bey einer ungefähr taufendmaligen Ver- | größserung zeigte ich das Nervenmark ganz von der- | felben Be[chaffenheit wie das Hirnmark , und die kleinen Markkügelchen waren beiderleits von durch-. aus gleichem Durchmeffer, Um die Fäden der durch Spaltung des Nerven: fadens erhaltenen Membran deutlicher [ehen zu kön- nen, brachte der Verf. einen andern Nervenfaden auf eine Glasplatte, und breitete ihn darauf [o aus; dafs der gröfste Theil (einer äufseren Scheide in die einzelnen Fäden (fi) getrennt wurde, woraus fie zu: fammengefetzt ift. Diefelbe Trennung wurde auch, mit den inneren Scheiden (interni involueri ) vorge- nommen: Nachdem folchergeltalt der ganze klein& EN 47t Nerve aus einander gelegt, und die einzelnen Fäder feiner verfchiedenen Umhüllungen (inviluppi) ficht- bar gemacht waren, erkannte man unter dem Mikro- fkop ganz deutlich, dafs alle Fäden vom Nervenmark umwickelt waren, und dafs diefes aus Kügelchen be: ftand. Als num noch die ganze Vorrichtung mit.de- Killirtem Walffer ausgelpült, und dadurch die an den Fäden der verfchiedenen [cheidenartigen Umhüllun- gen feltfitzende Nervenmalle _weggenommen Würde, fo lielsen fich die gedachten Fäden auf das dentlich- fte und beftimmtelte wahrnehmen. Bey Lorgfältiger wiederholter Betrachtung diefer Fäden unter man- cherley Vergrölserungen, erkannte der Verf., dafs Sowohl diejenigen, woraus die äufsere Scheide des Nervenfadens befteht, als diejenigen, welche die in- nern Umhüllungen deffelben ausmachen, ganz de- ’ nen des Zellgewebes gleich waren, wodurch die fämmtlichen Nervenftränge (funicelli) zu einem ge- meinfchaftlichen Stamm verbunden werden. ie Um noch überzeugendere Beweile von der zel- lulöfen Natur (indole cellulofa) der Nervenlcheiden 'ztı erhalten, verglich der Verf. unter dem Mikrofkope die kleinen Nervenfäden mit mehreren Stücken Zell- gewebes, das er von verfchiedenen Theilen des menfchlichen Körpers genommen hatte. ° Schon bey einer ungefähr dreyhundertinaligeu Vergröfserung bemerkte er keinen andern Unterfchied zwifchen ‚beiden, als dafs an den Falern der Zellgewebehaut ‚(meinbrana eellulofa) eine öhligte Materie und einige 472 | dunkle Körperehen feftfalsen, dahingegen. die Falern der Nervenfcheiden fämmtlich von Markfubftanz be- deckt waren. Einige diefer letztern Falern waren an gewillen Stellen dergeftalt mit Nervenmark bekleidet, dafs fie ganz weils und durchfichtig erfchienen. Aus allen diefen, wohl taufendfältig abgeänder- ten, Verfuchen geht demnach hervor, dals es ein Irrthum war, wenn man bisher geglaubt hat, jeder ‘kleine Nervenftrang (fünicello nervolo) beftehe aus andern noch kleineren, und diele wieder aus kleine- renu.[.w., ohne dafs man beftimmen könne, wo dies [eine Gränze habe, Es erhellet ferner, dafs die Scheide jedes Nervenfadens zellulöfer Natur ift, und aus einer zahllofen Menge dicht mit einander ver- bundenen Fäden belteht; dafs ferner jeder Nerven- [trang inwendig in ver[chiedene membranöfe Schich- ten getheilt ift, und dafs die Membran, von welcher diefe verfchiedenen Schichtungen gebildet werden, F gänzlich mit der übereinkommt, welche die äufsere Scheide eines jeden Nerven ausmacht, indem beide 1 aus ganz gleichen und auf diefelbe Weile mit einan- der verbundenen Fafern beftehen; und dafs endlich das Nervenmark eine wahre Verlängerung des Hirn- | marks ilt, indem fie beiderleits aus durchhiohtigen, gleich grofsen Kügelchen zulammengeletzt find. \ i Da nun jeder Nerve in ver[chiedene, mit der äulsern Scheide concentrilch laufende Lagen oder Schich- =—— 475 Schichten getheilt ift, [oö muls das Nervenmark den Zwilchenraum zwilchen der äufseren Scheide und der unmittelbar darunter liegenden Schicht, dann den zwifchen diefer und der zweyten u. [. w. ausfül- len. Oder vielmehr, da die äufsere aus Zellgewebe beftehende Scheide in die Neryenfubftanz hinein- tritt, fich hier umfchlägt, um eine Windung (rivolu- zibne) zu machen, hierauf fich wieder umfchlägt, um eine zweyte und .[o weiter noch mehrere Win- dungen zu machen, bis fie in den Mittelpunkt des Nerven gelangt, [o befchreibt das Nervenmark längs des Zwifchenraums der verfchiedenen Windungen gewilfermalsen eine förmliche Spirallinie, Dals die Nerven als die eigentlichen Leiter des Hirnmarks zu den verf[chiedenen Theilen des menfchlichen Körpers zu betrachten feyen, und dafs - die Scheide eines jeden Nerven aus Zellgewebe belte- he, das war zwar [chon den bisherigen Anatomen bekannt; allein davon hatten fie, [o viel der Verf. weils, noch keine Kenntnils, dafs im Innern eines jeden auch noch [o kleinen Nerven, aufser der dar- in befindlichen Markfubftanz, noch ein befonderes feltes zellulöles Gewebe vorhanden fey, wodurch der befagte innere Raum in mehrere Höhlen oder röh- renartige Kanäle getheilt werde. Bey [einen erften, in Gemeinfchaft mit dem P. Torre angeltellten Beobachtungen über die Ner Archiv f.d, Phyfiol, X. Bd. III. Heft, Ti 474 — "ven, gefteht der Verf., die Falern, welche das in ih- rem Innern befindliche Zellgewebe bilden, mit dem darin vorhandenen Mark [elbft verwechfelt zu haben: Da nemlich jene Fafern 'gröfstentheils mit markiger Nervenmalle umgeben find, ' fo glaubte man, dafs “ fie zu diefer letzteren gehören. P. Torre nannte fie deshalb feine, longitudinale und vonli- ftente Falern, gebildet aus den Kügelchen des Nervenmarkes, die [ich in Form von Fäden oder Fa- [ern an einander reihen, und [o feft unter einander verbunden find, dals man fie mit dem Mikrofkop durchaus nicht unter[cheiden könne. Auch andere vortreffliche Beobachter, als Alex. Monro und Fontana, die ebenfalls die gedachten Falern in jedem Nerven bemerkt, und fie immer mit Mark- [ubltanz befetzt gefehen hatten , ‚waren derfelben Meinung gewelen. Da die Nerven die Organe find, wodurch das Hirnmark zu den ver[chiedenen Theilen des menfch- lichen Körpers hingeleitet wird (organi deferenti), fo glaubt der Verf., dals fie hier gleich den Sehner- ven das Zellgewebe abltreifen, worin das Nerven- mark enthalten ift, und diefes, gleich der Netzhaut im Auge, fich ausbreitet. Dies fcheint wirklich durch feine mikrolkopifchen Unter[uchungen erwie- fen zu feyn, indem er jede Nervenmembran bey Menfchen und Thieren inner mit unzähligen Kü- gelchen, gleich denen des Hirnmarks, bedeckt gefe- hen hat, die zuweilen wie Längenfalern an einan- Sr; 475 der lagen, zuweilen aber wie das aller[chönfte Netz- gewebe ich ausnahmen. Beyläufig bemerkt auch der Verf., dals ihm der frifche Pockeneiter, zwifchen zwey. Blättchen von Frauenglas einer ungefähr fünfhundertmaligen Ver- grölserung ausgefetzt, als ein Haufe kleiner Kügel- chen von verfchiedener Gröfse er[chien, die bey einem ganz leichten Druck, und bey Anwendung einer ftärkeren Vergröfserung in andere noch klei- nere [ich zertheilten, die in einer weilslichen hetero- genen Flüffigkeit [chwammen. Auch der Eiter aus verfchiedenen Wunden genommen, und mit deftil- lirtem Walfer verdünnt, zeigte diefelben Kügelchen in derfelben Flüffigkeit. Da nun der Verf. in allen animalifchen Subftanzen dergleichen Kügelchen ge- fehen hat, To meint er, hierin eine Beftätigung der Behauptung gefunden zu haben, dafs jeder Nerve, fo wie er an den Ort Seiner Beftimmung gelangt ift, das zur Hülle des Marks dienende Zellgewebe ab- ftreife, und die Markfubftanz fich gleich der Netz- häut im Auge ausbreite. Zuletzt erzählt der Verf., was er bey vielfälti- ‚ger Unterfuchung der Nervenknoten oder Ganglien bemerkt hat. Auch ihnen kommt jene innere Mem- bran zu, die aus den zarteften, ganz dicht mit ein- ander verbundenen Fafern befteht; fie [chlägt fich auf verfchiedene Weife um, und bildet [o kleine E’ li z 476 Zwilchenräume, die voll einer weilsen, härtlichen und feft an der befagten Membran hängenden Sub- ftanz find. Als er einft ein Stückchen eines Ner- venknotens, zwilchen zwey Glasplättchen mit ei- nem Stück Bley befchwert, einige Tage lang hatte ftehen lalfen, und es dann er[t unter das Mikrofkop brachte, hatte lich die weifse Subltanz an mehreren Stellen von der ebenerwähnten Membran losge- trennt, und [ich in [olche weilse und durchfichtige Falern geordnet, wie der an ich härtlichere Sehner- ve zu zeigen pflegt, belonders wenn man ihn auf die nemliche Weife behandelt hat. So oft der Verfuch wiederholt wurde, bemerkte er dalfelbe. Bey An- wendung der allerftärkften Vergrölserungslinfen er- Schienen die Kügelchen, woraus die weilse Subftanz befteht, vollkommen [o wie die des Hirnmarks und jedes anderen Nerven. _ Man erkennt allo deutlich, dafs in den Nerven fern von ihrem Ur[prung und in den Ganglien zweyerley Fafern vorhanden find; nemlich folche, die aus der Länge nach an einander gereiheten Kügelchen beftehen, und folche, die der Membran , welche das Innere der Nerven und Gan- glien in mehrere Schichten theilt, und folglich dem Zellgewebe angehören. Diefe letzteren trennen lich aber beym leichteften Druck von einander und lau- fen mit denen der er[tern Art zulammen. Dellen ohn- geachtet laflen fich aber beide (ehr gut von einander unter{cheiden, indem diefe dunkler und vollkommen eylindrifch find, dahingegen jene erftern viel weilser und [ehr durchfichtig (pellucidi) find, und rückficht- # 477 lich ihrer Form der thierifchen Faler fehr nahe kom- men. Uebrigens befitzen die Nerven, die unmittel- bar aus dem Gehirn entfpringen, nur diejenigen Fa- fern, die aus der Verbindung der kleinen Kügelchen entlpringen, woraus das Hirnmark befteht, das zwi- fchen den feheidenartigen Windungen der innern Membran der Nerven hinläuft. Diele Falern lallen keine weitere Zertheilung in noch kleinere zu, weil fie blofs aus Markfuhftanz beftehen, und daher weils und durchlichtig find. Interelfant ift es nun, aus der Vergleichung des gegenwärtigen Auszugs mit der Keuffel[chen Abhandlung zu erfehen, wie beide Schriftfteller ein- ander auf ver[chiedenen Wegen begegnen. Dals Herr Dr. Keuffel und [ein berühmter Lehrer bey eitem mehr geleiftet haben, ift offenbar. Befon- K.. dient die fünfte und [echfte Keuffel[che Fi- gur dazu, fich eine richtigere Vorftellung von der innern Structur der Nerven zu machen; und es er- hellet daraus, wie Herr Barba habe darauf kom- men können, mehrere mit der äulseren Scheidenhaut der Nerven parallellaufende concentrifche Röhren- fich zu denken. Dafs dem nicht ganz [o feyn kön ne, wird durch die dritte und vierte Figur deutlich. Durch die Priorität der Bar ba’[chen Bemerkungen wird übrigens den Verdienften des Hrn.Dr. Keuffel durchaus kein Eintrag gethan, und ich würde es gar _ nicht unternommen haben, den vorftehonden Aus- 5 ur 0 478 hr mn zug zu fertigen, wenn ich es nicht der literari- [chen Rechtlichkeit unferes Volks gemäls erachtet hätte, dem Verdienfte eines Ausländers zu huldi- gen, und feine Beobachtungen in dem vortrefli- chen Archive für die Phyfiologie niederzulegen., das wohl der [chicklichfte Ort dafür ift. “ Kinmeıny Beobachtung einer MEN des Herzens 220, j nor demfelben 241. t A fterwirbeilder Filche 356.) ie Pe . e A 04 aun, Wirkung deffelben auf eine Somnambüle $. a Eu ” h ” Mesilfter des zehnten Bandes A. 0.2 zähnzes Take, rn faft'aller Blaufüchtigen 480 —— Allantois in zwey menfchlichen Eyern 373; ihre Anhänge [tehen mit dem Nabelbläschen in keiner Beziehung 57. 75; hat keine Aehnlichkeit mit dem Naäbelbläschen 76. Alter, Charakter des kindlichen 304. 305; des ju- gendlichen 305; des männlichen ebendaf.; bleibt am längften fixirt; des Greiles 306. Amnion der Eidechfen 90. 99. Anhang, blinddarmähnlicher, am Darmkanal fehr früher Eidechlenfötus 94. $. auch Al lantois. Antibrachium der Fifche 361. Aortenwände, anfehnliche Confiftenz derfelben hängt nicht von Oxydation ab 264. Ariftoteles, Kenntniffe deffelben über das Rü- ckenmark 127. Arteria omphalo - mefenterica , doppelte bey Pferde 48. S$. auch centralis. Arteriolität, krankhäfte neugebohrner Kinder, vielleicht in einer zu frühen Verfchliefsung der Fötuswege begründet 231. Auge, Entwickelung deffelben im Eidechfenfötus 91. 92. 99; Abhandlung über daffelbe vom Dr. Rofenthal 415; Schutzmittel deffelben varüiren in verfchiedenen Thieren beträchtlich ebendaf.; “Gelfetz für diefe Verfchiedenheiten 423; Theile, welche das innere Auge fchützen 4.21. 481 Augenhaut, Ifefte der Filche, befteht aus zwey Lamellen 396. Augenhöhle des Menfchen, Affen Maki, der Säugthiere 422; der Vögel ebend.; der Amphibien 423; Filche 425; Ring derfelben bey den Filchen 345. B. Bauchfell, Fortfatz de[felben vom Fötus zum Na- belbläschen 47; fchlägt fich vielleicht um das Na- + belbläschen 49. z ‚ Bauchfl offen gräten. Knochen, welche dielel- ben tragen 362, Verfchiedenheiten derfelben 363. 364. Behälter des Nabelbläschens bey mehreren Tbhie- ren 44. 46. Bell, irrige Behauptung def[felben 260. Bewegung, willkührliche, ift am meiften unter allen Functionen bey der Blaufucht eingelchränkt, 277; Aufhören derfelben ift kein Zeichen des Auf- - hörens der unwillkührlichen 279. 280; periftalti- fche ift bey Blaufüchtigen wahrfcheinlich normal 282. Beytrittslamellen der Gelfichtsknochen bey den Fifchen 348. e 482 EN. Bildungsfiufe, ‚Gefetze für die Modikcationen der menfchlichen 308 ff. \ Bindehaut des Filchauges 348. Blafius, Kenntnilfe. deffelben über das Rücken- mark 130. Blaufucht, Grund derfelben 214; Entftehung der- felben f[ogleich nach der Geburt bey gänzlich ge- hinderter Oxydation des Blutes in denLungen 226; irrige Angabe über die Zeit ihrer Entftehung in - einigen Fällen. 228; Perioden ihres Eintrittes und des durch fie veranlafsten Todes 231; früheres Fintreten und Verfchlimmerung durch pofitive Krankheiten 252. Blinddarm der frühen Säugthierembryonen 49; fteht mit der Nabelblafe in keiner Beziehung 57. Blindf[chleiche, weiter Urachus derfelben 114; Befchaffenheit ihres Fötus bey der Geburt 115. Blut, venöfes und arteriöfes, ift beym Fötus gleich [chwarz 215. 216; [chwarzes reicht zu den unwill- kührlichen Contractionen der Muskeln hin 284. Blumen, verlieren ihre Petala in der Hand einer Hyfterifchen 32. r , Bruftbein, fehlt durchaus bey den Filchen 357. Bruftflof[len der Fifche 360 ff. Bruftwirbel der Fifche 354. f Burdach, Irrthum deffelben 77. BEINE >. 433 # ß; Chalazenähnliche Fortfitze des Nabelbläs- chens 61. Chorion, Befchaffenheit def[felben in [ehr frühen Eidechleneyern 97. 88; in [pätern y5. 101; Ge- fälse deffelben 3g; Bildung aus zwey Blättern, zwilchen denen [ich eine Feuchtigkeit befindet 96; Mifchung dieler Feuchtigkeit 112; Relt derfelben im Unterleibe ausgetragener Eidechfen 106; [cheint fich während der Entwickelung zu vermehren und daher excrementitiell zu feyn 112; Hervorl[proflen ‘ des Chorions aus dem Unterleibe in Geltalt einer “ gefäfsreichen Blafe 109; doppelte Verrichtung de[felben bey den Vögeln und Reptilien 119. Centralis arteria, Verf[chiedenheit derfelben bey den Filchen 406. Coluber natrix, [ehr langfame Entwickelung ihres Fötus 115. 4“ D. Dammbhirfch, länglicher Streif, [eines Sehnerven 392. N Darm, Anordnung deffelben bey frühen Säugthier- - embryonen 48. 49. Decken des Auges, Gefetz, nach welchem hie ex- iftiren 416. 419; Belchreibung derlelben beym 484 FRE Menfchen 416; den Säugthieren 417; den Vö- geln 417 £; den Amphibien 418; Mangel der- felben bey den Fifchen 418. 419. Diverticulum, [. Anhang. Dotter der frühen Eidech[eneyer 88. 99; [päterer 98; noch [päterer 102; ilt viel grölser als bey den Vögeln ebend[. ıro; Befchaffenheit der innern Fläche [einer Haut 89; Gefälse derfelben find die Vala omphalo-mefenterica 90; [tehen mit den Na- helgefälsen in keiner Verbindung ebend.; findet fich im Unterleibe ausgekrochner Eidechfen 106; feine Aufnahme ift nicht nothwendig 106., 107° 113. Dottergang fehlt in den Eidechfeneyern 89. 98. ı12; eben [o bey der Natter ııı; Spuren .del- felben 94. 98. Dotterhaut, Beftimmung derfelben 117, 118. Drüle des Filchauges 400. Ductus venofus der Eidechlenfötus 105. Dünndarm liegt beym frühen Embryo vor 49. Durchfall, Schwächung blaufüchtiger Anfälle durch denfelben 253. Dytisken, Eigenheiten ihrer Stigmaten 445. — 485 E. Eidechfen, Abhandlung über die Eyer derfelben, vom Dr. Emmert und Hochftetter 34 f.; Ge ftalt derfelben 86; Zulammenletzung 87; Schale derfelben verdünnt fich während der Entwicke- lung des Fötus ıo1. 103; Refultate der Beobach- tungen über diefelben 107 — 122. Eifen, Wirkung def[[elben auf eine Somnambü- le’ 2, Eiter, Befchaffenheit deffelben unter dem Mikro- fkop 475. Elektri[liren unterltützt die Wirkung des Magne- tismus 7. Empfindlichkeit gegen Metalle, Abnahme der- felben mit zunehmender Hellfichtigkeit 12. Entwicklung des Eidechfenfötus; Vergleichung derfelben mit der Entwicklung des Fötus der Vö- gel 107 F.; Aehnlichkeiten 107 — 110; Ver- fchiedenheiten ııo — 116; fängt fehon im müt- terlichen Körper an 115; dynamifche, leidet falt allein bey der Blaufucht 292. Epilepfie, Fälle von Heilung mehrjähriger durch den thierif[chen Magnetismus 3. Erafifltratus, Verdienfte um die Lehre vom Ge- hirn und Rückenmark 12$. 436 —. Ernährung leidet zwar bisweilen, doch nicht ge- wöhnlich,, bey verhinderter Oxydation des Blutes : 258. 259; oxygener Theile wird nicht nothwen- dig durch Oxydation und bellrothes Blut bewirkt 263. Erftickungszufall, erfter, einer Blaufüchtigen durch heftige Bewegung veranlalst 277. Efsluft nicht geltört bey der Blaufucht 260. Extremitäten, Länge derfelben bey Blaufüchti- "gen ‘270; "Befchaffenheit derfelben bey frühen Eidechlenfötus 92. Eyer der Eidechfen und Schlangen enthalten keine Luft 110. Eyergang, Rudiment eines zweyten bey einigen Vögeln 389. Eyerftock der Vögel, ift bey.den Falken und Eulen immer doppelt 383 ff; bey den Gän- fen, Hühnern, Tauben, Tauchern, Sper- lingen immer einfach 337. Eyweifs fehltin den Eyern der Natter 110. | F. Fettanhäufungen bey Blaufüchtigen 262. Feuchtigke it, wälferige der Filche 410; wäfferig« ölige zwilchen der Chorioidea und harten Augen- 487 haut der Fifche 410; gläferne it Nülfiger als in den Augen der höhern Thiere 407. Fieber verlchlimmert die Blaufucht 253, . i Fieberbewegungen, Bedingungen zur Möglich- keit der erlten 233. " Filche, Abhandlung über das Skelett derlelben vom Dr. Rofenthal 340 — 358; Eigenthümlichkeiten ihrer äulsern Form 341. . Filchauge, Abhandlung über dalfelbe Kon Dr. Rofenthal 393 F.; Lage, Form nd Befeltigung felben 407. Fleilchfre[ler haben das gröfste Nabelbläschen 43: Floffen, Bildung derfelben 359. 360; Gräten derfelben ebendaf. Flüflfigkeit, f. Nabelbläschen. Flufskrebs, Geruchsorgan delfelben, hat feinen Sitz in den kleinen Antennen, Belchreibung de£ Fötus der Eidechfen, Geltalt und Lage eines [ehr frühen 90; eines [pätern 99; langlame Ent- wicklung delfelben 115; ift bey der Geburt felbft- Ständiger als der Fötus der Vögel 117, Fortlatz, trichterförmiger, dem Urachus ähnli- eher des Chorion der Eidechlen 96; “Höhlung ! delfelben 394 — 396; durchfichtige Theile def-,. E felben 433. 435. ‘ ar 2 488 —— delfelben ıor. 104; [cheint das ganze Leben hohl zu bleiben 113; fichelförmiger im Filchauge 404. Frifch, [eine Befchreibung des Athmens der Hy- drophilen 441. 442. Frot[cher, [eine Verdienfte um das Rückenmark 132. 133. Fühlhörner, eigenthümliche Function! derfelben bey den Hydrophilen 450. 27 G. . % Galen, [eine Verdienfte um die Gelchichte des Rückenmarks 124. 129. Gall, [eine Entdeckungen über das Rückenmark 133, irrige Anficht deffelben über die Knoten des Rückenmarks 148 F. Ganglien, Structur derfelben 475. 476. Gaumenbogen der Fifche 348. Gaumenknochen der Fifche 346. Gefälse des Nabelbläschens, [. Nabelbläschen. Gefälshaut des Fifchauges 399. Gefrälsigkeit einer Blaufüchtigen: 261. Gegen —— 439 Gegenl[tände, welche bey Betrachtung des Ma- gnetismus den Blick verwirren ı7. Gehirn ift das Organ, in welchem [ich die Senfibi- lität zuer[t aus£[pricht 335. — mikrofkopilche Beobachtungen über daffelbe und die Nerven. Eine Abhandlung von Barba, aus- gezogen von Reich 459 F. "Gelenkknochen, viereckige der Filche 347. Gelenkftücke, Adreiiee der Filche 347. Gemüthskrankheiten zeigen, dafs bey Depo« tenzirung der Senfibilität üch die Knochenanhäu- fung vermehrt 338. Geruchs[inn der Infekten, über denfelben eine Abhandlung vom Dr. Rofenthal 427—439; Mei. nungen über die Exiltenz und den Sitz deffelben. 428.429; Verfuche, welche beweifen, dafs ihn ‚ die Stuben- und Schmeifsfliegen befitzen 431. Gefchmack, bald kupferhafter, bald falziger des _ magnetifirten Wallers 8. elichtsknochen der Filche 345— 349; find durch die Augenhöhle vom Schädel getrennt 346. ’ Glas, Wirkung de[felben auf eine Soemnambiüle 3. raphit, Wirkung deffelben auf eine Somnam- büle 8. Archiv f. d. Phyfiol. X, Bd. HI. Heft. Kk 490 a — Yak Hämorrhagieen, Häufigkeit venöler bey Plau- füchtigen 267 ; arterielle, von ihnen verfchieden ebendal. Haller, Beyträge deflelben zur Gefchichte des Rückenmarkes 131. Harnablonderung der Repiilienfötus ift gröfser, , als bey den Fötus der Vögel, die Ausdünftung da- gegen geringer 112. Ah Harte Haut des Rückenmarks 136 fl.; verf[chie- dene Dicke und faleriger Bau der[elben 137: en Haut, f. harte. Spinnwehenhaut. Herophilus, Lehre vom Gehirn und Rückenmark 128, Herz, Bildungsfehler deffelben, veranlallen die ‚Blaufucht gewöhnlich nicht l[ogleich nach der Ge- burt 219 — 221; allmählige Vergrölserung der- felben während des Lebens, enthält vielleicht den Grund der Verfchlimmerung der Zufälle 235; an- [ehnliche Dicke feiner Wände bey einem Blaufüch- tigen 258. ’ Hinterhauptsbein der Fifche, aus wie viel Stü- cken es befteht 343. 344. i Hippocrates Sätze, welche in den ihm fälfchlich — = zugefchriebenen Büchern über das Rückenmark " enthalten find 126. Hirnhäut e, Eilchaffenheit derfelben 4467. Hoden, linker, der Vögel ift gröfser als der rechte ‘ Hören, ungewöhnliches der Somnambülen 26.' Hörnerv, feine Structur macht eine merkwürdi- - ge Ausnahme von der Structur der übrigen Ner- ven 466. Hornhaut des Fifchauges 397. Huber, Bemerkungen über das Rückenmark 130. Hülfsorgane, über die der Entwicklung in no: ı höhern Thierklaffen 17 F. ’ i Hummer, Befchreibung [eines Geruchsorgans 435. ataß: er Hundsembryonen, Belchreibung des Nabelbläs- ‚ chens eines falt ausgetragenen 63; eines jüngerm 364. 365. Hyaloidea, Bänder derfelben im Fifchange, Ru- “ dimente des Strahlenbandes 409. Hydrophilen über das Atkmen derfelben, eine - Abhandlung vom Prof. Nitzfch 440 — 456; An- ordnung ihrer Luftlöcher 445; athınen nicht mie Kk z 492 0 ei, dem hintern Ende des Körpers 447; [ondern be- fördern die Luft von oben durch die Fühlhörner zu den Luftlöchern 449; könneuiilje Erneuerung = - der Luft nicht lange entbehren 453. . Hyfterifche Krankheit, Umwandlung derfelben in eine regelmälsige Epilepfie durch den Magnetis, mus 3; grölsere Häufigkeit ihrer Anfälle im Win- ter als im Sommer , nach Gemüthsbewegungen oder beym Mondwechfel 4; unangenehme Em- pfindungen beym Greifen in kaltes Waller und Metallberühren in derfelben 5. Mr Infekten erman@eln der Augenhüllen 419. Inftinkt, Hervortreten de[felben im Somnambu- lismus 35. Intercoftalnerv, Beltätigung des Cervicalthei- les deffelben bey den Vögeln 378. Intermittirender Puls findet fich nicht bey al. len Blaufüchtigen 272. Jurine‘, Fallvon einer Mifsbildung des Herzens z:r. K. Kaninchen, Befchaffenheit ihres Nabelbläschens 44. 4, _— | F. 4 ” Katäleptifcher Zuftand, Ueberleitung. def[lel- ben aus dem einen Arm einer Somnambüle in den „ andern durch eine Glasftange .22. 23. Katzenembryo, Befchreibung [eines Nabelbläs- © chens 61. j | Kehlbein der Fifche 351. ’ Keilbein "der Fifche befteht aus zwey Knochen "345. . Kiemendeckel derFilche 352. Kiemenhaut der Fifche ‚352. Kieler, Würdigung [einer Meinung über den Ur- fprung des Darmkanals 73. Knechenanhäufung, über den Grund der ver- " fehiedenen in verfchiedenen Thierorganilationen, eine Abhandlung vom Dr. Rolenthal 326 — 339; wie! der Grund der, wer[chiedenen zu beftimmen Sey 336. En ochenmaflfe, warum fich Gefälse und Nerven nicht in ihr aus[prechen 329. , Kn och enmaterie, [cheinbarer Ueberflufs derf[el- ben in einigen Fällen der Blaufucht 259. Körper, birnförmiger, im Fifchauge 405. - K örperchen, drüfenartige, des Nahelbläschens der Katze 55. A 494 Fe j Kohle, Verhalten einer Magnetifirten gegen (diefel: be 8. f ri Ko Kopf, Grölse delfelben bey einem Blaufüchtigen 271.7 T Kügelchen, der grauen und Markfubltanz des Ge- hirns, find von gleicher Grölse 461; eben [o die des grofsen und kleinen Gehirns ebendaf.; des verlängerten und Rückenmarks’ reihen fich, in ges rader Linie an einander 462; haben diefe Fähig- keit hier in einem höhern Grade alsin den übrigen Theilen des Nervenfyltems 463. - Kupfer, Einfluls deffelben auf eine Somnambüle 7. Z. Lacerta agilis 84; vulgaris ebendal. Lachs, Rudiment der Nickhaut im Auge deffelben 0419. Leber, Vergröfserung derfelben bey Blaufüchtigen 265. Libellenm [cheinen kein. Geruchsorgan ‚zu‘ haben 436. Luftl öcher der vollkommenen Koleoptern 449. Luftüberzug der Hydrophilen 446. 447. . MM. ‚ Männliches’Gelchlecht; früheres Oxygenbedürf- nils bey ihm als bey dem weiblichen. 248. % 495, Magen, anfehnlich grolser und; ftarker bey) Blau- füchtigen 259, Magnetismus, Beytrag zum thierifchen, eine ©" Abhandlung vom Dr. Müller. 2 — 41; Verhältnils deffelben zu den Nervenkrankheiten 2; fünftä- gige Anwendung deffelben im einer hyfterifchen Krankheit bringt feit langer Zeit die erfte Belle- rung hervor. Verfchiedenheit in der Wirkung des negativen und pohitien 6. vr Markkügelchen der Nerven er[cheinen imRiech« und Hörnerven am deutlich[ften und am [chönften Falern bildend 466; haben diefelbe Gröfse ‚in 2 allen Theilen Bes Neryenfytiems 461. 470. 8. Marklubftaxz, i in ihrer era Quantität und Concentration im Gehirn, ift die Differenz zwi- [chen Menfch und Thier ausgedrückt 303. Marktheil, über den des Rückenmarks ıg1. Malle, geronnene eyweilsähnliche in den Eyern . der Eidechfen $8- 95. 97. 102, Mayery Bemerkungen über das Rückenmark 131. Meckel, Beobachtungen über das Rückenmark 144. 169. Meerfchweinchen, Gefälse feines Nabelhläs- chens 52. Membran, innere der Nerven, Befchreihung ih- rer Anordnung 466 F. nie Menftruation verfchwindet nach heftigem Schreck 4; nicht häufige bey Blaufüchtigeny‘ ihr alleiniger Zweck ilt nicht die Entkohlung des Blutes 269. Metallver[uche, ‚Gelingen ‚derfelhen ıhey einer Magnetifirten 7... u mail Mitrelftück der Filche 348. Monro, Lehre vom Rückenmark 152; irrige An- “ nahıne einer aufsern graugp Subltanz durch den- er Joy Bug Drns OT felben ı5o ff, Murmelthier, länglicher Sireif feines Sehnerven ıab2, i ) 119v4S511JöH Muskeln des Auges, ihre Function ılt nicht das Zulammendrücken diefes Organs 425. z ir N liöyst [D rkesldul; "N..«: Nabelbläschen, Unterfuchungen über "dalfelbe, eine Abhandlung vom Dr; Enmnert ‚42; — ‚83; De- Ainition deffelben 42; kommt wahrfcheinlich allen Säugthieren zu 43 , feine Grölse varüirt, ilt aber in feühern Perioden anfehnlicherebend.; Geltalt ebd. ; Lage 44; Beleltigung 45; Verbindung mit dem Fötus 47; Gefälse ebend.; communicirt nicht mit dem Darmkanal 53; Flüffigkeit deffelben 53. 54; unterlcheidet fich durch [eine Structur vom Darmkanal, dem Bauchfell und den Eyhäuten 63; Entwicklung deflelben 66; tritt nicht in die Bauch- höhle 67; Uebereinkunft delfelben mit dem Dot-. ter der Vögel 69; Verfchiedenheiten beider Or- on © — 437 gane 71. 72; WVerrichtung derfelben befteht in Blutbereitung und Herbey[chaffen von Nahrungs- ftoff 77. L - Nabelgefälse, arterielle und venöfe, Blut derfel- ben differirt beym Fötus des Menf[chen und Meer- fchweinchen nicht 122. Nagelglied, [tärkere Entwicklung de[felben bey ' Blaufüchtigen rührt von Ueberfüllung mit Blut her 272; Unabhängigkeit de[felben vom Ganzen; Ab- © fterben de[lelben bey einer Schwangern 273. Na ger, Befchaffenheit ihres Nabelbläschens 44. Nerven, von denen desRückenmarks 186 ff.; über ihre Zulammenletzung und Verlauf aufserhalb der weichen Haut in der Wirbelfäule 186, Meinungen über ihren Urfprung 190 ff.; Ent[tehen derfelben aus der grauen Subftanzıy3 ff. Structur derfelben 464.467; enthalten aulser der äufsern Scheidenhaut " eine Membran, die mit der Marklubftanz zu ih- rer Bildung eintritt 466; beftehen aus vielen con» eentrifch abwechfelnden , Lagen diefer Mem- “ bran und der Marklubftanz 467. 468; ftreifen “ die Membran ab, [obald fie an den Ort ihrer Be- ftiimmung kommen 474.475. f[. auch Gehirn. Nervenhaut des Fifchauges go2. Nervenknoten, f. Ganglien. Nervenmark, von derfelben Befchaffenheit als das Hirnmark 470. % 498 — Nervenfy[tem,'Urfachen der Unbekanntfchaft mit demfelben: 123. Netz, Verzehrung deffelben bey der Blaufucht 263. Nevin, Fallvon emer Milsbildung des Herzens 220. O. Oberkiefer der Filche 346. Oken, Prüfung feiner Meinung über den Urfprung „des Darmkanals aus dem Nabelbläschen 72 F. Organifation; fremde, und die Aulsenwelt, wie fie fich durch den Magnetifeur, in der Somnambüle, fpiegeln BBERAE .) > ri Olfa [ubocularia der Fifche 347. Oxygen wird nicht in der Placenta von dem Fötus- ? blute aufgenommen 2135. , Oxygenbedürfnifs varürt in den verfchiedenen Lebensperioden'bedeutend 214; -ilt, beym. Neuge- bohrnen nicht bedeutend gröfser als beym Förus 216.217; vermehrt lich nach. den er/ften Monaten des Lebens 223; wächlt vom zweyten bis eilften Jahre nicht bedeutend 240; erfcheint beym männ- lichen Gefchlecht. früher erhöht‘ als heym weibli- chen 247; bleibt ich nach dem achtzehnten Jah- re in beiden Gefchlechtern gleich 249; varlirt nach den Tags- und Jahrszeiten 255; iftim Win- ter grölser als im Sommer 256. Oxygenconfu mtion, Verminderung derlelben ift für Blaufüchtige vortheilbaft 251. ar 499 Dr Palpen der Hydrophilen vertreten die Stelle der Fühlhörner 450. Penis der Fidech[enfötus 100. Pferd, Geltalt feines Nabelbläschens 44; Analto- mole [einer Gefälse mit denen des Chorion 52, Befchreibung feines Nabelbläschens 59. Fa elchweif, Structur deffelben 465; feine Stränge beftehen nicht aus andern kleinen Strän- “gen ebend. { Phosphoresciren der Eidechfeneyer 85. Phyfliognomik, Grundzüge zur künftigen Bear- beitung einer wiffenfchaftlichen, eine Abhandlung vom Dr. Rofenthal 298 — 31$; nach welchen » Momenten fie den menfchlichen Charakter zu ent- ziffern hat 314 £. Phyfiologie, höchfter Zweck einer vergleichen- den 326. Plato, Meinung deflfelben über den Nutzen des Rü- ckenmarks 126; [eine Kenntnifs von dem Ver- kehr deffelben mit den Zeugungstheilen ebend. 3 Pockeneiter, frifcher, erl[cheint als ein Haufen kleiner Kügelchen 475. Pofitivität des Mannes, worauf fie beruhet 247; höchfte des Weibes während der Schwangerfchaft "254. 500 — Praxagoras Kenntnifle vom Gehirn und Rücken- anark 127. P[ychen, Streit und Harmonie derfelben 40. Pulfationen des Herzens und der Arterien wer- den nicht im den Erftickungszufällen Blaufüchti- ger unterbrochen, ‘ihre Befchaffenheit in deufel- ben 231, merkwürdige Verfchiedenheiten aulser dem Anfalle 282. R. ca Rapport, nähere Betrachtungen über den des Ma- gnetileurs zur Magnetifirten 2ı M. Regenbogenhaut der Filche gor. Reptilien haben einen Dotterfack, aber keinen Dottergang’ 76. Relpiration, nahe Beziehung derfelben mit den Verrichtungen des Nervenlyftems 292; Werkzeu- ge derfelben bey den Filchen 349; Grundlagen derfelben 350. Rhachitis, Entwicklung des Gehirns in derfelben, im entgegengeletzten Verhältnifs mit dem Skelett ilt auf excefhv erhöhter Senfhibilität begründet 337. Riechnerv differirt in [einer Structur von’ den übrigen Nerven 466. n Rippen der Filche 356. Rückenflollen der Fifche 365. Rücken Cu ER 5oI Rückenmark, über daffelbe, eine Abhandlung von Dr. Keuffel 125 — 203; Gelfchichte der Ent- deckungen über dalfelbe 125 — 134; Begriff def- felben 134; äufsere Form 142 ; ift vorn nicht, am dicekften 145; endigt fich nicht immer an der- felben Stelle 146; hat nicht immer an [einem hintern Ende Anfchwellungen 147; Form der grauen und weilsen Subftanz des Rückenmarks 150 ff.,; innere Structur 159 f.,; fibröfe und markige Subftanz deffelben 161 ff.;, Methoden fie darzuftellen 163 #.; Spalten 179, Höhle 1805 ob es ein Nerv [ey 184; knotiges Anlehen def- Telben beym Eidechlenfötus 91; Belchreibung fei- ner Höhle bey den Vögeln 144. 378 ff., feine Kügelthen find nicht kleiner als die des verlän- gerten Markes 462. . ‚Rückenwirbel der Fifche 355. Ruthe, Schlagen derfelben bey einer Somnambüle 2$ FR. S, Säugthiere, Bildung ihres Rückenmarks 145 fl, Schädelknochen, mehrere der Fifche legen fich durch Schuppen an einander, die übrigen nur durch Harmonie 42; Zahl derfelhen ebend. Schäfte der Schwimmlloffen der Fifche 360, Archiv f. d‚Phyfiol. X. Bd, III. Hofi. LI 5o2 _— Scheidenhaut, äufsere und innere der Nerven ift eine Fortletzung der Spinnwebenhaut 468. Scheitelbein der Filche 344. Schlaf, Tiefe und Art deffelben bey einer Magne- tifirten 33. ‚ Schlafbein der Fifche befteht aus zwey Stücken 442. Schlankheit des Körpers mehrerer Blaufüchtigen 270. Schlundknochen der Filche 350. Schmeilsflie ge, Befchreibung ihres Geruchsor- gans 436. 437. fie Schmelzbildung, Abhandlung über diefelbe vom Dr. Rofenthal 319 — 325; ilt eine, der Sinte- rung vergleichbare Knochendepolition von aulsen 323; Art, wie fie gefchieht 324 Schwangere [terben gewöhnlich , ‘wenn das Herz milsgebildet oder die Aorta aneurysmatifch ils 255. Schwanzflo[[en derFilche 363. 369. Sohwanzwirbel der Fifche 356, Schwein, Dünne der harten Rückenmarkshant def- felben 137. Schweinsembryonen, Lage des Nabelbläschens bey denfelben 46; Belchreibung des Nabelbläs- chens bey zehnwöchentlichen 57; l[echswöchent- — ag 503 lichen 57; vier bis fünfwöchentlichen 5$; zweywöchentlichen 53. 59. $Secretio nen, Blaufüchtiger find normal 290. x Sehen, doppeltes der Somnamhülen 26. Sehnerv, länglicher Streifen deffelben ift keine Eigenheit der Vögel 392; der Fifche befteht nicht aus Bündeln, fondern bildet eine Haut 402. — Structur dellelben 464. Senfibilität ilt Bedingung des Lebens 299; Ur- quelle aller Geftaltung 302; ihre höhere Intenhi- tät giebt der Menfchengattung ihre charakteriftifche Verfchiedenheit ebend, Sich[elb[tmagnetifiren 29. ‚Siebbein der Fifche fehlt 442, Siegellack, Wirkung delfelben auf eine Somnam- büle' $. Skelett der Fifche, eine Abhandlung über dalfel» be vom Dr. Rofenthal 340 — 358, Somnambüle, Empfindlichkeit derfelben gegen Metalle, und Werfchiedenheiten in diefer Hin- ficht 19: Spannung, der höchlte Grad derfelben im Uterus, ilt das Wefen der Menftruation 269. L.1 2 504 a, % 2 Spinnwebenhaut des Rückenmarks 137. [. a. Scheidenhaut. Stamm, Knochen del[[elben bey den Fifchen DE ap) Stimmorgan, Thätigkeit deffelben bey mangeln- dem hellrothen Blut '2g1, Stränge, vier graue des Rückenmarks ı52; find im Menfchen ausgebildeter und der Peripherie nä- her als den Thieren 155, Subftanz, fibröfe, der weilsen n alle des Rücken- marks 171; der grauen 176; Welen der fibrö- fen Subltanz 177; von der grauen und weilsen des Rückenmarks 182. 7 Temperatur, Blaufüchtiger, ift an den E.xtremi- täten viel niedriger, am Stamm beynahe eben fo * hoch als bey Gefunden 237. Thätigkeit, (enforielle, Blaufüchtiger in und au- [ser dem Anfalle 233. Thierilche Koltift nachtheilig für Perfonen, die an Relpirationsbe[chwerden leiden 275. it Thornton 275. Tiedemann, Fall von einer Mifsbildung des Her- zens 242. aut: , Torre mikrofkopilche Beobachtungen über das Ge- hirn 460. 461; nicht beltätigt, gefunden durch Barba 461. Totalform, Veränderungen derf[elben in den ver- [chiedenen Altern 307. e Träger der Rückenfloffengräten der Filche 365 — 368. Träume, nächtliche, enthalten bisweilen Erinne- rungen aus den Krilen der Soemnambülen nr Traumzuftand der Somnambülen 36 ff. - — Tunica erythroides, [. Nabelbläschen, U. Unterkiefer der Fifche 49. Unterleibseingeweide Sehr früher Eidechl[en. fötus 93; Späterer 100. ’ Vas terminale in den Eidechfeneyern 89. 98- Vala omphalo-mefaraica, Lage derfelben 5ı; Ver theilung ebend. Venen des Chorion, führen bey den Eidechler und Vögeln rötheres Blut als die Arterien 120. Re ii u 4 2” 506 RE Vemofität kehrt im Greifenalter vielleicht zurück 250; grölsere bewirkt einen frühern Tod als ge- ringe 250, hindert das Entftehen von arteriellen Fiebern und Entzündungen 254; anfehnliche des Blutes blaufüchtiger Kranken 265. 266. Verdaulichkeit der Speifen, Zulammenhang zwilchen ihr und den Anfällen der Blaufucht 275. Ger umbilicalis, £. Nabelhläschen. Ve Ip ertilio murinus, Lage [eines Nabelbläschens 46; Belchreibung ‚des Nabelbläschens eines rei- fen 65. Villars, Entdeckung def[elben über die Structur des Rückenmarks 162. Vögel, Beobachtungen über einige anatomifche Ei- genheiten, vom Dr. Emmert 377 — 392; Form ihres Rückenmarks 144. W. Wachsthum leidet nicht durch gehinderte Oxyda- tion des Blutes 260, Wärme, Einflufs derfelben auf das Auskriechen der Eidechfen aus den Eyern 34. Wärmeerzeu gung, erfte Bedingung derfelben ilt Nerventhätigkeit 296. « Sur 507 Weiche Haut des Rückenmarks 138; Längenfa- fern derfelben; Querfafern; Urfache der irrigen Begriffe über diefelbe ebend.; Verdoppelungen 140; warum fie nicht als eine Gefälshaut anzufe- hen ift 141; ift der weichen Hirnhaut unähnlich 140; Fortfatz derfelben, der in die Furche der vor- deın Fläche des Rückenmarks dringt 167. Wiederkäuer, haben das kleinfte Nabelbläschen 43- Willon, Fall von einer Mifsbildung des Heraei 219. r Winter, Tod der meiften Blaufüchtigen in demfel- ben 256. i Wirbel[äule der Fifche 355. 2. Zähigkeit, gröfsere, der dıe Markkügelchen ent- haltenden Feuchtigkeit, ilt eine Täufchung 462. Zähne, Wechfel derfelben ohne nachtheilige Fol- gen für Blaufüchtige 241; Ausbruchszeit der er- fıen ift die letzte Periode des Eintrittes der Blau- fucht 232; Ausbruchszeit der letzten Milchzähne als Todeszeit einiger blaufüchtigen Kinder 239; warum fie fich mehr als die Knochen zum Anor- ganifchen neigen 321. er ar 508 & Zäpfchen; kreidenweilse, unter dem Hinter- hauptsbein der Eidechfenfötus too. Zellgewebe, die Nervenfäden find Beftandtheile de[lelben 469. \ Zink, Wirkung deffelben auf eine Somnambüle 7. Zwifchenkiefer der Filche 346. 347. 2. RK . Tab VI c c gen Ahreter u, Autenriethis Arch,r,.d, PhyholXB.HM © BAttenrieths Archit:? Phelml: XD