—— A PHYSIOLOGIE VON DEN ‚PROFESSOREN D. JOH. CHRIST. REIL UND D. J. H. F. AUTENRIETH. ZRH MucEn. 5% = 2 EI H ER DE) = D TREE! X/ Bi sy N URaL Hi ZWÖLFTER BAND. MIT FÜNF KUPFERTAFELN, IA ’ET E IN DER CURTSCHEN BUCHHANDLUNG 1815 7-D. vi ‚ Rz asia, rn Bee a Ru: & I, 5. Er/[tes Heft. Refultate einiger Verfuche über das Blut und [eine Metamorpholen aus dem Infüitur für Cultur der Naturlehre der Organismen; gearbeitet vom Dr. G.C.L, Sigwart. S. 1—ı2 Bemerkungen über die Bewegungen der Mimola pu- dica, in welchen fich ein deutlicher Unterlchied des äulseren und innern Eindrucks zeigt; aus dem _ In ftitute für, Cultur der Naturlehre der Organis- men, gearbeitet von Dr. G.C,C, Sigwart. 13 —36 Ueber die Federbildung; aus dem Inftitute für die Cultur der Naturlehre der Organismen, gearbei- ter von A, Meckel, Doctor der Medicin, und Oberjäger beim Lützow’[chen Freicorps, 37— 96 Ueber den verfchiedenen Einflufs des Vaters und der Mutter, auf die von ihnen Erzeugten, Von Tho- mas Andr. Knight, Esq. Mitgliede der königl. Gefellfcbaft zu London, 97— 108, Winke über die tbierilche Abfonderung für künftige Unterfuchungen. Von Eberhard Home, Esq, Mitgliede der königl, Gefellfchaft zu London. 108— 118 Ueber einen Kanal in dem Nückenmark einiger Säug- thiere. Aus einem Briefe Wilhelm Sewell's an Eberhard Home. 119—ı12L Legallois von einem Bildungsfehler in dem Her- zen und den grolsen Gelälsen eines Kanin- chens „. 122—124 Zweites Heft. Verf[uche, um zu beweifen, dafs Flülfigkeiten, oh- ne ihren Weg durch den Bruflgang zu nehmen, aus dem Magen unmittelbar in den Kreislauf und von hier aus in die Zellen der Milz, in die Gall- und Harn-Blafe übergehen können. Von Eber- hard Home, Esq, Mitgliede der königl. Gefell- Schaft in London, S. 125— 136 Unterfuchungen über den Einfluß des Gehirns aut die Thätigkeit des Herzens und die Erzeugung der thierifchen Wärme. Von B, C. Brodie, Mit- liede der königl. Gelellfchaft in Lopdon. 137 —I155 erfuche und Bemerkungen über die verlchiedene Entftehungsweile des durch Pflanzengifte verurlach- ten Todes, Von Ebendeml, 156—198 Te — , Fernere Ver[uche und Bemerkungen über den Ein- Muls des Gehirns aut die Erzeugung der thieri- fchen Wärme, von Ebendeml. 199— 222 Weitere Verfuche und Bemerkungen über die Wirkung der Gifte auf den thierilchen Körper. Von Ebendemf, 223 —254 Ueber die Unterbindung der Gekrösblurader; aus einem Schreiben des Herrn Prof. Emmert an den Herrn Prof, Meckel. 255— 257 Unter[uchungen über den Einflule der Wärme auf die Sennb geh Miewegungen einiger Pflanzen. Von D, Nalle ‘ 258 — 284 Verfuche über den Einfluls des thierifchen Magne- tismus auf den Pflanzenwachsthum. Voh Eben-: deml, 285 — 292 Drittes’ Heft. Unterluchungen über die Natur der winter/[chla- Fenden Säugthiere. Von D, J, A, Saissy. S, 295—369 Ueber den Grund der Er[cheinung, dafs der thie- rifche Körper, der Hitze ausgelerzt, Kälte er- zeugt. Von Dr. F. Delaroche, 570 — 392 Von einem menfchlichen Fötus, bey dem der Blut- umlauf ohne Herz gelchah, Von B.C, Brodie, Mitgetheilt von Eberhard Home, Esq. Mitglied der königl. Gelellfchaft zu London. 393 —403 Bemerkungen zu Brodies Verluchen über die thierilche Wärme, Von Dr, Nafle. 4094 — 446 Age Archiv für die Physiologie. Zwölften Bandes er/[tes’Heft. \ Refultate einiger Verfuche über das Blut und [eine Metamorpholen aus dem Inltitut für Cultur der Naturlehre der Organismen, ge- arbeitet vom Dr. G,C,L. Sigwart, Dis. allen Gegenftänden der Chemie in der Thier- und Pflanzenwelt ift gewifs das Blut der erfte, wel- eher unfere Aufmerkfamkeit verdient, nicht allein, weil es einer Organifation angehört, die uns am nächften fteht, und mit deren Geletzen und Bedin- gungen des Lebens wir am genauften bekannt find, fondern auch, weil es einem Syftem angehört, dem die Natur felbft in Abficht der Allgemeinheit und Archiv f. d, Phyfiol, XI. Bd. I. Heft. A z = — Erftgeburt den Vorzug gegeben, und dadurch feine Wichtigkeit und Rang angedeutet, und in welchem fie gleichlam alle übrigen Sylteme vorgebildet hat; einem Syftem, das fichtbar und dynamifch in alle integrirende Theile der Organilation eingreift; ihr zur Bafıs dient, und fie mit der Aufsenwelt verbindet; ihre Verhältnilfe in der Aufsenwelt und ihre cosmi- - [chen Zultände, wie ihre individuellen und Ent- wickelungs-Verhältniffe durch ihre Pulfe begleitet und andeutet, und durch materielle Metamorpholen darftellt; einem Syltem endlich, welches befonders für den chemifchen Lebensprozels bedeutend ilt, als die Quelle, aus welcher alle Organe fchöpfen, und in welche fich alle ausgiefsen, und-als das Me- dium, welches das aufserthierilche inden Organismus aufnimmt, und wieder aus demlelben ausftöfst. ‚Seine Betrachtung ift aber nicht minder wichtig für die Chemie überhaupt, die jetzt fo (ehr das Be- dürfnils fühle, ihre Erfcheinungen nach höheren Geletzen, als bisher, zu erklären, aber auch [chon blofs in Rückficht auf die Analogie zwilchen dem Refpirations-und Combuftions- Prozels, welcher mit feinem Gegenlatz vielleicht die Grundlage der ganzen Chemie ilt, verdienen die chemifchen Verhältniffe des Bluts ganz vorzüglich unfere Aufmerklamkeit. Zuerft bemerkte ich in Abficht auf die näheren Beftandtheile des, Bluts eine gewille Beftändigkeit bey einem Individuum in einem gewillen Lebensfta- dium, dann aber auch bey verf[chiedenen Individuen in dem näwmlichen, Lebensltadium, und dies logar ZZ ; 3 in-folchen Fällen, wo lich die gröfsten Abnormitäten in der Secretion, die grölsten Metamorphofen in den Secretis zeigten, wie z. B. bey dem höchften Grad des diabetes mellitus; ob gleichwohl in folchen Fäl- len der unmittelbare finnliche Eindruck des Bluts in Abficht auf Geruch und Gelchmack oder. Farbe 'mir etwas verändert vorkaım. Nur da, wo lich der ganze Habitus auszeichnete, zeigten,fich vorzüglich gröfsere Differenzen; eine folche fand ich bey einem Neger. Diefe Beltändigkeit oder diefes Schwarken nur in- nerhalb beftimmter Grenzen findet lich ebenfalls bey ganzeu Haufen von Tbieren, die durch natürliche Grenzen einge[chlo[fen und von andern abgelondert find. -Uebrigens fand ich die Menge des Faferftoffs grölser, wo fich auf dem Blut, venöfem, eine crufta phlogiltica bildete; die erufta phlogiftica ift felbft geronnener und zufammengelflolfener Faler- Stoff, der in lülfigem Zuftand im Blut enthalten: ilt, — je grölser die Menge des Faferftoffs oder der gerin- nenden Maffe, defto langfamer die Gerinnung, je . ‚geringer die Menge des Falerftoffs, defto heller roth das Venenblut, — aber es fliefst aufser der Menge des Azots und des Faferftoß@ auf Farbe und Ge- ‚rinnbarkeit, fo wie auf die Neigung zur Fäulnils noch eine unbekannte Urfache einz die lich vorzüg- lich durch den Geruch verkündiget, und mit dem Grad und der Art der Belebung im Verhältnils zu Stehen [cheint. Vom Foetuszuliand herüber in den Vollkommenheitszuftand wächft die Menge des Fafer- Az A 4 — ftoffs, und mit ihm des Stickfioffs (des durch die Zerftörung des Bluts zu erhaltenden Ammoniums). Eben [o wächft die Menge des Faferftoffs und des Stickftoffs mit ihm, im Blut der Säugthiere und Vö- gel, in Vergleichung mit dem Blut der Amphibien und Fifche; der Faferftoff gewinnt nicht nur an abl[olu- tem, fondern auch an [peciilchem Gewicht oder Dichtigkeitszuftand. * ‘Die höhere Bildungsftufe ift. allo durch eine verbältnilsmäfsig grölsere Quantität des Azots in der Mifchung des Bluts ausgezeichnet, und das Blut niedrigerer Thiere grenzt an die Säfte der Pflanzen. Die höhere Bildungsftufe ift aber zu- gleich, der Farbe nach zu urtheilen, durch eine grö- [sere Differenz des Venen-und Arterienbluts ausge- zeichnet, wie überhaupt die Entwickelung durch immer fteigende Differenzen nicht nur in ihrem Lebensprozels, fondern in der ganzen Dynamik, in den Pflanzen, wie in den Thieren, bey jenen bis zum Unter[chied der Bewegungen auf äufseren und inneren Eindruck, hier bis zur höchften Differenz in Geilt und Materie fich äulsert. Das Venenblut ent- hält mehr Falerfioff und mehr Stickftoff als das ar- terielle; von verfchiedenen Portionen Venenblut, die man nach einander (einem Säugthier) aus der Ader läfst, enthalten die letztern weniger Falerfto£f als die erftern. Durch die Relpiration wird der Fa- ferftoff im Blut vermindert, der Stick[toff aus dem Organismus des Bluts ausgeltofsen, und Stickgas aus- geathmet und dagegen atmofphärilche Luft eingeath- met, und die Atmolphäre in den Organismus des — ; $ Bluts.aufgenommen. Dies alles find Thatfachen, Es’ wird um ‚[o mehr Stickgas ausgeathmet, je grölser .die Menge des Faferftoffs, und je gröfser die Diffe- renz des venölen und arteriellen Bluts ift; die Fifche athmen weniger Stickgas aus, als die Säugthiere. In den Anaftomofen der Venen mit den Arterien im Gehirn, und überall, wo das Blut. venöler zurück- kehrt, in jenen räthfelhaften Drüfen wird der Stick- ftoff im Blut vermehrt, erzeugt, oder aus den Orga- nen in den Organismus des Bluts aufgenommen, denn er erfcheint nicht als Stickgas, f[ondern als Faferftoff. Das Blut kehrt aus den Muskeln reicher an Faferltoff zurück, als es hingeht, ‘zum Beweis, dafs die Ernährung eben [o wenig als die Ab[onde- rung durch eine Trennung und Abfeheidung der Beftandtheile des Bluts, fondern durch eine Meta- morphofe delfelben vollbracht wird. _Der Muskel erzeugt [ich feinen Faferftoff in [einer eigenen Sphäre, wie das Blut den feinen in der [einigen, das Blut aber liefert ihm den Stoff zu die[er Ver- wandlung, und diefe gelchieht wahrfcheinlich mit Hülfe der in den Organismus.des Bluts aufgenomme- nen Atmofphäre nach Analogie des elektrifch.chemi- Schen Prozelfes in der galvanifchen Säule. Durch diefe Beraubung wird das venöfe Blut weiterhin unfä- hig, der Organilation feinen Dienft zu leilten, wäh- rend es für Sich felbft auf den höchften Grad der Ent- wicklung gediehen ift. So ift dann die Refpiration für das organifche Individuum, was die Fäulnifs für den Organismus Ba ı SZ überhaupt ift, auch bey der letzten wird die atmo- fphärilche Luft eingeathmet und Stickgas, nur unter einer andern Form, ausgeltolsen — und die Bedin- gungen der Relpiration find auch die Bedingungen der Fäulnils — ihr entgegengeletzt ift die Wiederbe- lebung in neuen Schöpfungen durch die ‚organifiren- den Kräfte der Natur; indem die Materie fault, ift fie fähig, fich von neuem zu entwickeln, Nun lalfe man uns von hier aus einen Blick auf die Combuftion werfen, und auf das, was ihr entge- gengefetzt ift. Aus dem Walser, in dem gleichlam eine Fülle von unentwickelten Kräften und Materien fchläft, Lieht, Wärme, Electricität, in eine ponde- xable Materie verhüllt, welche durch das Leben der Thiere und Pflanzen und der Erde aus ihnı entwi. ckelt werden, aus ihm bilden die organifchen Kräfte im Allgemeinen ein Combultibile im Gegenlatz einer eomburirenden Atmofphäre; die galvanilche Säule zerletzt es in Wafferftoff und Sauerftoff. Diefem Differenzirungsprozels, dieler Polarifi- zung und Entwickelung nach zwey Extremen hin, [teht die Refpiration, [teht die Combuftion entgegen, wodurch das getrennte wieder vereinigt wird, die Differenzen aufgelöfst werden, die Atmofphäre in den brennbaren Körper aufgenommen, oder vice ver- fa, das differenzirte ausgeltolsen, und eine von neu- em evolutionsfähige Materie gebildet wird. Bey der gewöhnlichen Verbrennung verfchwin- det die atmofphärifche Luft, und vereinigt fich mit dem brennbaren Körper während dafs Stickgas ent —=a 7 wickelt wird; bey der Verbrennung in Sauerftoff wird der Stickfiof, den der brennbare Körper ausltöfst, felbft daranf verwandt, mit dem Sauerftoff die Bafıs der atmolphärifchen Luft wiederzuerzeugen, die in der Vereinigung mit dem brennbaren Körper ver- fchwindet; es kann daher kein Stickgas zum Vor- fchein kommen. Bey der Reduction durch blofse Wärme wird die Wärme zerfetzt, und entwickelt aus der Bafıs der atmofphärifchen Luft — wie die Rlec- trichtät aus Waller Sauerftoff und Walferftoff — Sauer- Stoff und Sticklioff, es wird daher Sauerftoffgas ent- wickelt, und indem der Stickftoff dem Combulti- bile. oder vielmehr [einer Bafis reftituirt wird, das Metall reducirt. j Bey der Verbrennung des Sauerftoffgafes mit Waller, wird das Wafler reproducirt, indem der von den Wallerftofigas ausgeltolsene Stickftoff mit dem Sauer[toff wieder die Balis der atmolphärifchen Luft, erzeugt, welche in der Vereinigung mit der dephlo. giltißrten Balıs des Wallers ver[chwindet, und-fo das Walfer bildet, aus dem wieder alles werden kann, und das der Chemiker jetzt als eine Vereinigung von Sauerftoff, Stickftoff und einer unbekannten Bafıs, die wohl den Metallen ‘am nächlten Stehen dürfte, zufammengeletzg, anfehen kann. So ift aller chemilche Prozefs in den verf£chie- denften Sphären des Naturlebens, im Lebendigen, im’Todten, und auf der Uebergangsftufe, nur ein gro’ fser Naturprozels, Refpiration, Fäulnifs, Comlbu. *ftion und das was ihr entgegengefetzt ift,.zwey Gr genfätze, die aus dem einen chemifchen Lebenspto- cels hervorgehen, welcher in unfern Laboratorien eben lo thätig ilt, als in den Werkftätten des Blutes und der Ideen. Ich will nun noch die Relultate einiger Ver[uche namentlich anführen. Säugthiere, I) Menfch — in der Jugend und im Mittelalter, a) männlichen Gelchlechis, aus einer Ärmvene, ı, Verfuch. Verhältn, desSer. urPlac. =.... Falerlioff—= 0,0040 d. Ganzen. aus einer Kopfwunde, 2, Verluch, Verhältn, des Ser, zur Plac. 4,3:5,2 Falerltoff 0,0039 bis 0,0042, aus einer Vene am Fuls das Blut durch hellrothe Farbe ausge- zeichnen ı. Portion, 3. Verfuch, Verhältn. des Ser. zur Plac. 3,7:6,2 Fulerfiolf 0,0034. a. Portion, ‘4. Verfuch. Verbältm, des Ser. zur Plac, 4,8:5,0 Falerlioff 0,0026. 3. Portion. 5. Verfuch. von einem Neger, aus der Armvene — crufta phlogiltica, lang- {ame Gerinnung, ı. Portion, 6, Verfuch. Verhältn. des Ser. zur Plac. 4,0:4,8 Falerlioff 0,0080 2, Portion. 7. Verfuch, Verhältn, des Ser. zur Plac. 3,9:5,8 Falerfio@ „ ...., der Fa- ferkoff wurde)zu einem andern«Zwetk dargeltellt, nämlich um den unmittelbaren Zulammenhang leines falerigen Gewe- bes mit der Crufta zu zeigen; [o, nicht ganz vom Cruor be- freit, fand er [ich gegen 0,0190 b) weiblichen Gefchlechts, aus einer Ärmvene, Y Diabetes mellitus, 8. Verfuch. Verhälte. des Ser. zur Piac. 4,5:5,3 Falerltoff 0,0048. aus einer, Ärmvene, 9. Verluch, Verbältn. des Ser. zur Plac. 4,0:5,3 Falerltoßf 0,0050, aus einer Ärmvene, H j ı. Portion, ro, Verfuch. Verhältn. des Ser. zur Plac. 4,7:5,2 Faferliof 0,0043. 2. Portion. ır. Verfuch, Verhälto. des Ser. zur Plac. 4,8:5,0 Faferfloff 0,0039. aus einer Armvene; darauf erfolgte Ohnmachı, . Portion, ı2. Verfuch, V erhälte, des =) zur Plac. 2,4:4,4 Falerftoff 0,0021. ” 2. Portion, ı3. Verfuch. 'Verhältn, des Ser. zur Plac. 3,0:4,0 Yalerfioff 0,0020, 3. Portion. ı4. Verluch, Verhältn, des FR zur Plar. 4,0:4,0(ı:1) Falerlt, 0,0013. nd einer Armvene . Poriion, 175. Verfuch. Verhältnifs des "2 zur Plac, 4,6:4,4 Talerfioff 0,0022, 2. Portion. ı6. Verluch, Verhältn. des Ser. zur Plac. 4,0:3,9 Falerlioff 0,0013. 3. Portion, ı7, Verluch. Verhältn, des Ser, zur Plac. 4,0:4,2 Falerfioff 0,0032, 4. Portion. ı3. Verluch. _Verhältn, des Ser. zur Plac. 4,4:4,0 Falerfioff 0,0028. 5. Portion, ı9. Verluch, Verhältn. des Ser. zur Plac, 4,7:4,6 Faferfioff 0,0027. 6, Portion. 20. Verfuch, Verhältn, des Ser, zur Plac. 4,3:4,4 Falerltoff_ 0,0013, Neugeborne, aus dem Kindesantheil der Nabelfchnur. 21. Verluch, Verhältn. des Ser. zur Plac. 3,2:8,9 Fäler[toff 0,0025. von einem zweiten 10 a2. Verfuch. " Verhältn. des Ser. zur Plac. 3,9:6,0 Falerftofl' 0,0006, Das Verhälinils der Grenzen beim Erwachlenen 4:1 Neugebornen 4: r bey ver[chiedenen Portionen . . . . + . . * von einem Individuo NA ZEIE mittleres Verhälini/s der Menge das Falerfioffs beim Erwachfe- nen oder beim Neugebornen 2:1 Da fich ferner aus dielen Verfuchen nach und nach Geletze entwickeln liefsen; dergleichen zu [u- chen meine Abhicht war, [o wandte ich nun alle mögliche Mühe an, diefelben durch die genaueften Verfi:che an’ Hunden und Caninchen vollftändig zu eruiren; ‘das Verhältnifs des Serums zur Placenta* läfst Geh nichrigenau beftimmen, aber doch aus der Mehrheit der Refultate folgern. Hingegen die Men- gen des Faferftoffs zum Ganzen, weil er fich voll- Ständig trennen läfst, lalfen Ach genau angeben; ich habe übrigens diefe Verhältnifsmengen nie felt- gefetzt, als nachdem ich mich wiederholt davon überzeugt hatte, 1) durch Abwägung des noch feuchten und ausgeprefsten Falerftoffs und Schätzung feiner Quantität, fofern er jetzt noch gegen ‚die Hälfte feines Gewichts an Feuchtigkeit enthält, doch ybald etwas mehr, bald etwas weniger, 2) daher noch ein Mal durch Abwägung des durch Alkohol 'entwäflerten Faferftoffs, und 3) durch Abwägung der hornartigen Maflen, die man durch Austrocknen . an der Luft enthält. Die Refultate diefer Verfuche And folgemae! Säugthiere: I) Hund, Erfter Hund. Venöfes Blur. wi ı, Portion, 23. Verluch, Verhältn, des Ser. zur Plac. 4,5:6,0 Falerfioff 0,0050. 2. Portion. 24. Verfuch. Verhältn. des Ser, zur Plac, 3,8:4,8 Falerltoff 0,0045. Arterielles, ı. Portion. 25. Verluch, Verhältn. des Ser. zur Plac. 4,4:5:8 Falerfioff 0,0043. 2. Portion. 26. Verluch. Verhältn. des Ser, zur Plac. 4,0:4,2 Falerfioff 0,0043. Zweiter Hund. Venöfes Blut. 27. Verfuch. Verhältn, des Ser. zur Plac, 4,2:15,4 Falerlioff 0,0022, j Arterielles. 28. Verfuch. Verhältn, des Ser. zur Plac. 3,6:16,0 Falerftoff 0,0018. Il) Caninchen. . 1. C.; Venöfes Blut. 29. Verfuch. Verhältn, des Ser. zur Plac. 4.3:2,9 Falerftoff 0,0038. Arterielles.. 70. Verluch, Verbältn, des Ser. zur Plac. 4,5:4,2 Faferftofi' 0,0029. 2. C, Venöfes Blut, 31. Verluch. Nerhältn, des Ser. zur Plac, 4,0:4,0 (1:1) Falerft, 0,0029. Arterielles. 32. Verluch. Verhältn, deffen zur Plac. 5,2:4,4 Falerftoff .... gegen 0,0013, konnte wegen der geringen abfoluten Menge nur auls Ungefähr gelchätzt werden, IV) Ochfe, "33. Verfuch. Verhältn, des Ser, zur Plac, 4,0:5,0 Falerfloff 9,or1e, Vögel, ı) Huhn, z, Portion. 34. Verluch, Verbältn, des Ser, zur Plac. 3,0:4,0 Falerftoff 0,6081 v2 —— 2. Portion. 35. Verfuch. Verhältn, des Ser. zur Plac. 4,0:10,0 Falerlloff 0,0078 2) Gans, 36. Verfuch. Verhälin. des Ser, zur Plac, 3,0:5,0 Falerlioff 0,0050, Amphibien. Schildkröte, 37. Verfuch. Verhältn. des Ser. zur Plac. 5,2:1,0 Faler[ioff 0,0005 Filche. ’ Wels, 3 38. Verfuch, Verhältn. des Ser. zur Plac. 9,0:1,0 Falerfloff 0,0008 Mittleres Verhältnils der Mengen des Faferltoffs des voll- gebildeten Menfchen zur Schildkröte = 6: ı e3 SIäs:E des Neugebornen zu ebenderfelben = 3:1 des vollsebildeten Menfchen z. Wels = 4:ı latz sı =gr des Neugebornen zu ebendemlelben = a:ı a au Ferner leuchten aus diefen Verfuchen jetzt die Refultate, die ich daraus gezogen habe, deutlich und ohne Ausnahme hervor, welche fich aus den vorigen Verfuchen nur ahnden lielsen. Sie ma- chen es zugleich wahrfcheinlich, dafs eben [o merk- würdige Differenzen in Abficht auf das Eifen Statt finden. Und geletzt, wir finden nun, dafs durch die Refpiration Eifen erzeugt oder zerftört rirdl, ilt diefe Erfahrung nicht eben [o überrafchend, als die Erzeugung der Meteorfteine ? und wirft fie nicht ein neues Licht auf, diefe Naturer[cheinungen und auf die Phyik der Erde? Dies ift-nun der nächfte Gegenftand meiner Unterfuchungen, und bald hoffe ich diefe wichtige Frage zu beantworten. u zu Bemerkungen über die Bewegungen der Mimofa pudica, in welchen fich ein deutlicher Unter[chied des äufseren und innern Eindruck zeigt, aus dem Inltitute für Cul- tur der Naturlehre der Organis- men, begangen von Dr. G.C.C. Sig- wart, u grolsem Intereffe find die Bewegungen eini- ser Pflanzen, durch welche fie einen deutlichen Un- . hekaied des äufsern und innern Eindrucks offenba- Ten, fand wodurch fie einige Verwandt[chaft mit den ) N zeigen. Bekannılich ift die mimola pudica eine folche Pflanze, und wir wollen ihr hier einige Afnerklamkeit [chenken, welche fich vielleicht durch die Vergleichung mit andern Bewegimngen der . Pflanzen und der Thiere, und allen urfprünglichen Be- wegungen, belohnen, und wenigftens zur Phylik der Pilanzen einen kleinen Beitrag liefern wird. Die mimofa pudica zeigt lowohl auf äulsere mo- mentane und zufällige Eindrücke, als auf mehr re- gelmäfsig periodifch fich wiederholende und innere Eindrücke, Bewegungen, die fie vor andern Pflanzen auszeichnen, und die ich zuerft im Allgemeinen, und 14 — dann 'nach Verfchiedenheit ihrer Veranlafsung' be- trachten will. j ı. Vom Organ der Bewegung. S.dieFi- guren Fig. ı und ferner. f Diefes befteht welentlich aus drey Stücken, nem- lich zweien, wovon das eine relativ fix, das andere beweglich, und mit feiner Axe auf die des erften, von dem es getragen wird, unter einem gröfsern oder geringern Winkel aufgeftellt ift, und drittens einem Knoten, der diefe beiden Stücke trennt und verbin- det, [o dafs [i e gleich[am dieExtremen des Sy[tenis bil- den, er das Mittel- Organ, doch [o, dafs er mit dem freien Extrem in einer nähern Verbindung [teht. A| dem Knoten äulsert fich zunäch[t die Bewegung durch eine Drehung, und es fieht aus, als ob die Be- _ wegung oder die Ortsveränderung des beweglichen Extremseine blofse Folge diefer Drehung fey; dies ilt vielleicht aber [o wenig der Fall, als die Bewegun- gen der Magnetmadel eine Folge von der Drehung des Fadens find, an dem lie aufgehängt ilt. Die drei Hauptftücke djefes Syltems find bei der - Mimofa pudica namentlich 1) der Stengel (a b) als das Fixe 2) der Blattftiel (b c) als das bewegliche Or- gan 3) der Knoten (1.) am hintern Ende des Blatt- ftiels, welcher diefen vom Stengel trennt und ihn mit demfelben verbindet, und an welchem die ficht- bare Torhion [tatt findet. Diefem Hauptlyltem ift aber ein zweites unter- geordnet oder von jenem getragen, und zwar mit Vermehrung der getragenen und relativ beweglichen Me 15 ‚Körper der Zahl nach, aber mit Verminderung der Maffen, 'gleichfam mit einer Expanfion und wirklich erfolgten Theilung am freien Ende. Der Blatiftiel geht nemlich in mehrere Stielchen (e.d) auseinander, oder eigentlich in zwei Reihen, deren jede nur aus wenigen Gliedern befteht, und er, der gegen den allgemeinen Träger das bewegliche Extrem ilt, "Ile gegen ‚fie Glieder des untergeordneten Syftems das relativ fixe (dafs übrigens’diefes Verhälmifs des fixen und beweglichen g ganz relativ fey, werde ich unten nr beweifen) — von diefen Stielchen aber it jedes wie- \ derdurch feinen Knoten (2) mit dem Blatt£tiel (b e) verbunden und von demfelben getrennt, _Dielem fecundären Syftem ift noch ein drittes = untergeordnet, wieder mit Vermehrung der Zahl und A der Maffe der neuen Organe, und mit { deutlicherer Expanfion; die untergeordneten 1 zten Glieder (d e) find ir. wirkliche Blättchen ex- “ pandirt, und folcher Blättehen an jedem Stielchen auf U beiden ir eine Reihe von wenigltens fünfen, und verbunden mit ihrem gemeinfchaftlichen Träger (ce. d) rch Knoten (3.) indem fich der zuerft bemerkte jpus in jedem Syftem wiederholt. . - Wir erinnern uns hier an das dreygliederige "Spkem ‚der galvanifchen Säule und an die Tripli- cität der Thier- Bewegorgane, z. B. der Iris und der " Mufkel aus Nerv-, Gefäls- und Mufcularfiber; aber . alle urfprüngliche Bewegungen fcheinen in ihrer ‚Grundlage dreygliederig zu leyn. Zu einer mechani- Schen (d, i. mitgetheilten) Bewegung (ind zwey Glie- 16 RER ‚ der hinreichend, und [öfern immer ein drittes mit im ‚Spiel ilt, z. B. beim Stofs der Körper die Erde mit ihrer Gravitation, giebt es auch keine rein mechani- . [che Bewegung. — ‘Die Conftruction der Organe der Bewegungen der Mimola pudica ift allo im allgemei- nen.lo, wie wir fie überallin der Natur antreffen, wo ur[prüngliche Bewegungen beablichtigt ind, — Die Knoten find Mufkeln ähnlich. — / Von den Er[cheinungen der Bewegung. Fig. IL IM.IV. V. und fern. Die Bewegungen felbft ind dlnr chaus drehend und können jedesmal als aus dr Rn (die in = ver- fchiedenenEbenen, jede für fich, Statt inden würden) relativen Bewegungen combinirt, angelehen werden. Die erfte (Fig. IL) ift eine Bewegung des beweg- lichen Extrems- um [eine Axe, das einemal nach der einen, das anderemal nach der entgegenfetzten Rich. tung, z. B. eine Bewegung des Blättchens, wodurch es [einen äufseru Rand bald mehr nach hinten und aufsen, bald mehr vorwärts und ‚einwärts, kehrt — u die nemliche Bewegung wiederholt fo das Stielchen und mit ihm die ganze Blattabtheilung deutlich; und weniger auffallend der gemeinfchaftliche Blattfiel. und mit ihm das ganze Blatt, ‘ 2) Zugleich (Fig. IL.) bewegt fich daffelbe Organ um das relativ fixe Organ, es befchreibt mit [einer Axe oder eigentlich deren freiem Extrem ein Kreis- fegment um die Axe des gemeinfehaftlichen Trägers, wieder nach der einen oder einer entgegengeletzten Rich- 2 — 17 Richtung; fo drehen fich die Blättchen um das Stiel- chen, worauf fie aufitzen, mit den Spitzen nach innen und oben, oder nach aufsen und unten. Fine ähnliche Bewegung zeigt fich bei den Blattabtheilun- gen und ganzen Blättern, [o dafs alle Blätter eines Stengels mit diefem gleichfam wieder ein Blatt vor- ftellen, das einemal mit einer nach oben concaven « das andremal convexen Oberfläche. E) 7 Macht das bewegliche Organ jedesmal eine Bewegung (Fig. Ivy. V.) wodurch es dem relativ fixen Organ näher rückt oder fich von ihm entfernt, und mit feinem freien. Extrem. ein Kreisfegment in der " Ebene belchreibt, weche zwifchen demfelben Ex- r? trem und einem Extrem des gemeinfchaftlichen Trä- 3 gers und dem Knoten befindlich ift, während es mit dem andern Extrem den Winkel verändert, den es an der Stelle ‚des Kuoten mit dem relativ fixen Orga- ne bildet. Vermöge diefer Bewegung nähert lich ; Blättchen mit [einer Spitze und überhaupt dem Stielchen und feinem vordern Ende oder entfernt Sichim Gegentheil. Eben [o die Blattabtheilungen ge- gen die verlängert gedachte Axe des Blattfiiels. Am gr n aber ift diefe Bewegung bei den ganzen Blät- tern oder dem erften Knoten[yftem, indem die Blatt- Stiele fich nicht nur das einemal der Spitze des Sten- gels nähern und [ich dann wieder entfernen, [ondern auch bey diefer Entfernung foweit gehen, dafs fie dem entgegengefetzten untern Extrem des Stengels Archiv f. d. Phyfiol. XIL. Bd, I. Heft. B eben eine fölche des dritten zur Folge. 18 RE näher kommen. Fig. VIIL) (In diefem far hebt inan'zur Nachtzeit die einfachen Blätter.der Akacie.) Endlich hat natürlich die Bewegung des erften Syftems eine des zweiten und dritten untergeordne- ten Syltems als eines Ganzen, und.die des zweiten W An jedem Blatt 18 fpeeihlch ver[chiedene Bewe- gungenund der Summe nach an jedem Blatt ohne Wie- derholung über 270— in einem Moment über 135 — eine Pflanze mit ro0 Blättern macht auf eine ‚kleine Erfehütterung in kurzer Zeit 27000 ichtbare She gungen. . Lakfet uns nun‘ auch di Bewegungen der diffine- ten Glieder und Syfteme in ihrer Vralindung unter | „ einander betrachten. Jedes Glied und jedes Syltem ift unabhängig von den übrigen, fofern es fähig ilt für fich allein jene Bewegungen auf Veranlallung zu zeigen, fowohl an der Pflanze, als getrennt von ihr und gänzlich ilolirt von den übrigen. — Die Bewegungen werden aber gleichwohl von einem Syltem zum andern fortge- pfanzt nach Maalsgabe des Eindrucks und der Em. pfänglichkeit und nach beltimmten Gefetzen. Von den Geletzen der Fortpflanzung und den Bedingungen der Bewegungen. Die Fortpflanzung gelchieht im Allgemeinen nach allen Richtungen und mit zunehmender Schwä- che der Bewegungen, jedoch vorzugsweife in den zu- nächlt dem Raum nach verknüpften Organen, und — 19 2) nach Maafsgabe des Entwickelungsftadiums und ei- nes temporären Zultands der Empfänglichkeit in r einzelnen Organen. Die Fortpflanzung gelchieht ferner mit einem grölsern oder geringern Zeitverluft, und die Bewe- gungen find durch Paufen getrennt, wie die Organe durch fichtbare Intervalle. r Was die Bedingungen im Aniefinen betrifft, So find Ge: Einmal, das Dale der drei welentlichen Be- Standtheile des Organs, wie ich fie oben beltimmt habe; wo nur ein Stück von beiden Enden und der - Knoten dazwifchen vorhanden ift, da erfolgt die Be- wegung, wenn die übrigen Bedingungen erfüllt wor- N den — diele find: f “ Meitenst ein gewilfer Grad der BA ui und drittens ein innerer oder. Aulseret Eindruck. Wir en das Leben nicht von der Organifation tren- nen, aber die fichtbare Conftruction des Organs kann unverletzt [eyn, während dielelben Eindrücke die Bewegungen nicht hervorbringen, die fie [onft her- vorbrachten; und dies bemerken wir namentlich zu der Zeit, wo bald darauf ein Ableben der Pflanze er- folgt. „Erlenchtung und Erwärmung find Bedingun- Sue Vegetation der Pflanze überhaupt, befonders, aber befiimmen und erhöhen fie die Empfänglichkeit für Eindrücke, und verdienen in So fern als äufsere Bedingungen vorzugsweile genannt zu werden, aber, r B 2 20 blols als Lehensbeitrag, und fe find in der geforderten u Belebung des Organs [chon mitgefordert, Von den Folgen und Zwecken der Be- wegung. ' Das allgemeine Relultat diefer Bewegungen ilt einmal, eine Verrückung der Organe in ihren Raums- beziehungen zur Aufsenwelt, 2) eine Verände- rung in den Raumsbeziehungen der Organe: unter- einander und 3) überhaupt eine abwechlelnde 'Con- traction und vermehrte Berührung der Organe unter fich, und Expanfion und verteharn Berührung mit der Aufsenwelt, Diele Folgen könen zugleich als Zwecke diefer Bewegungen betrachtet werden. Ta. Von den Bewegungen Auf äulseremomen tane Eindrücke oder Reitze. Die Bewegungen auf Reitze find durch einen gewillen Zuftand ‚der Pllanze bedingt, und davon hängen äuch blofs die Frfcheinungen dieler Bewe- - gungen als befondere ab, — dayon ailo zuerft, Die Bewegungen auf Reitze zeigen ich in al. len Syltemen, wenn fich die Planze im Zuftand der Expanfion (Fig. VL) befindet, wie am Mittag, und fie beftehen im Allgemeinen darin, dafs diefelbe in den entgegengeletztien Zufiand übergeht, die Blätt- chen bewegen fich mit der Spitze nach oben oder innen und nach vorne, und zugleich mit dem vor- 2I dern Rand nach unten, und mit dem hintern nach oben, fo dafs fie am Ende fich von beiden entge- gengeletzten Seiten her mit der innern Fläche he- rühren, und auf jeder Seite dachziegelförmig über- » einander liegen; eben fo decken lich und legen fich übereinander die ganzen Blattabtheilungen; die ganzen Blätter nähern fich ebenfalls dem Stengel, aber nach einer entgegengefetzten Richtung, dem untern Extrem, erdwärts (Fig. VIL) Es giebt aber einen Zultand der Pflanze, wo man nicht fagen känn, dafs fie fich im Zuftand der Expanfion be- finde, wo nämlich Blätter und Blättchen gefchloffen, die Blattftiele aber ftarr in die Höhe gerichtet find, und den kleinften Winkel mit dem Stbakm bilden, namentlich [o in der Mitternacht, (Fig. VO.) wo | ‚ebenfa' ls Bewegungen auf Reitze erfolgen , nämlich "wieder ein Sinken der Blattftiele abwärts gegen die 7 Auf der andern Seite find diefe Erfcheinungen durch die Natur und Mächtigkeit des Eindrucks be- dingt. ’ 7 Natur und Mächtigkeit der Reitze. Die blolse mechanilche Berührung bringt durch- aus keine Bewegung hervor; verfchiedene fefte Kör- perchen init der gehörigen, Vor fiebt mit den Blättern "in eine momentane oder dauerhafte Berührung ge- bracht, änfserten nicht die geringfte Wirkung, f[on- dern es muls eine Verbiegung, Quetfchung, Fr- fehütterung vorgegangen feyn, wenn eine Bewe- 22 —. gung .erfolgen fol. Auf eine ftarke Er[chütte- “rung fteht die ganze Planze in einem Augenblick gleichfam verwelkt da, mit gelenkten Blättern , und fich wechlelsweife verdeckenden Blattabtheilungen und Blätichen, ein Zultaud, der übrigens von der Welkheit wohl zu unter[cheiden ift, denn in diefer ift fe in einem unbeltimmten Zuftand, und nicht einmal mehr fähig, die eben erwähnten Bewegun- gen zu machen. Von oxydirt [alzfaurem Gas fällt die Pflanze ebenfalls, wie von der ftärkften Erfchütte- rung getroffen, [chnell zulammen; die Blätter be* kommen gelbe Flecken und werden am Leben an- gegriffen. Waller[toffgas hingegen bringt keine Bewegung hervor, Ammo niakdünfte wirken als ein heftiger Reitz, aber doch weit nicht [o ftark wie das oxydirtlalzlaure Gas, auch keineswegs mit [o nachtheiligen Folgen. Die Ausdünftungen von Alkohol und. Terpentinöl find ohne Wirkung. Tropfbare Flülfigkeiten aller Art, felbft die ätzend- ften nicht ausgenommen, fo wie das mit oxydirt falzlaurem Gas gelättigte Waller , wirkten immer nur [chwach, und es [cheint, dafs der gas- und dampfförmige Zultand die Wirkung befördere. Wärme und Licht, wenn fie plötzlich und ungewöhnlich ftark und lokal einwirken, bringen ähnliche Bewegungen hervor, wie andere Reitze, und zwar ift die Wärme einer der allermächtigften Reitze, Die Hitze eines brennenden Zunders brachte [chon in der Entfernung ein Schliefsen des Blätteben _—— 2 berät, und bey der Berührung wirkte‘es heftiger, als irgend eine kauftilche ponderable Subltanz, als Quetfehung, Verwundung. Nur die Erfchütterung und Ueberfi römung nitorgdirt falzfaurem Gas fcheint ihr in der Größe der Wirkung voranzultehen, wenn “diefer Unterfchied nicht blofs auf der Be Summe der Wirkungen, beruht. Was das Licht betrifft, fo bemerkte ic dafs wenn man eine Pflanze eine Zeitlang dem Schatten “ und der Bude übergiebt, und bringt fie nun plötz- lich ins helle Tageslicht, fo fällt nach einer Weile (nicht fogleich, wie auf eine Erfchütterung) ein Blattftiel nach dem andern. Eben fo, wenn man um Mitternacht fchnell Licht herz bringt, fo bemerkt man nach einiger Zeit hin und der ein Fallen der en der dem Licht zugekehrten Seite. dem, Waslich über den Zuftand der Pflanze - Reitzbeweg: ıngen bedingend 'erwähnt habe, er- gi ne immer nur in einer Rich- "tung er ; siäpe es allo keine Reitze, ‚die eine Bewegung Bach einer entgegengefetzten Richtung veranlalfen? Mir ift kein Fall vorgekommen, wo ‚plötzlicher Eindruck von aufsen eine den vori- entgegengefetzte Bewegung, z. B. eine Expan- fionsbewegung fogleich zur Folge gehabt hätte, Wohl aber abe ich abgefchnittene Blätter vier und fün!- mal abwechfelnd durch eine künftliche Finfternifs chliefsen, und durch den wieder geftatteten er des Lichts jedesmal wieder zum Oeffnen ge- j ; Brbehn. Vergleichen wir diefen Fall mit dem vori- 2% 3 un gen, wo das Licht eine entgegengeletzte Wirkung zu haben fcheint, fo ergiebt ich ı) im einem Falle wirkte das Licht plötzlich und lokal, und im andern allmählig und mehr allgemein, 2) im erften Fall ift vom Blattftiel die Rede, im zweiten von einem ganz andern Syltem, nämlich der Blättchen. Ich wage daher noch nicht, über diefe Erfcheinungen zu ent- fcheiden, bis ich mehrere Verfuche darüber ‚ange- ftellt habe. Es ift möglich, dafs das Licht zu den ver[chiedenen Syftemen in einem verfchiedenen Ver- bältnifs fteht, es [cheint aber, dafs die Umgebung - mit Licht und Wärme, die letztere aber in viel län- gerer Zeit, wirklich Expanfion befördernd wirken. Was die Bedingungen der Reitzempfänglichkeit betrifft, fe verdieden hier wieder Licht und Wärme zuerlt genannt zu werden. Eine kühle Temperatur der Atmofphäre, und wie es [cheint, auch eine min- der erleuchtete Atmolphäre ftimmen die Reitzbarkeit | herab, wenn gleich eine tranlitorifche Entziehung Ye des’Lichts die Empfänglichkeit für Lichteindruck zu erhöhen [cheint; eine feuchte und fchwüle Atmo- £fphäre bringt eine auffallende Schläfrigkeitder Pflanze hervor. Hält man abge[chnittene Blätter unter dem ‚ Waller anftatt in der Luft, To geht mit der Zeit ihre Reitzempfänglichkeit verlohren, ob fie gleich noch Bewegungen anderer Art zeigen, und noch lebhaft fort vegetiren. Auf der Oberfläche des Wallers mit _ der untern Fläche aufliegend, zeigen die Blätter im Gegentheil längere Zeit [olche Bewegungen auf Reitz und überbaupt eine Lebensverlängerung,, ‚weil fie an 2; 25 &, Pflanze den neuentwickelten Organen aufgeopfert werden; zugleich bemerkt man bier eine Bewegung des Blattftiels als des beweglich gewordenen Theils äh Waller, während die Blattexpanlion auf der Ober- Räche ‚des Wallers nun zum relativ fixen Beftand- Stück des Organs der Bewegung worden ilt. Das Organ der Reitzempfänglichkeit [cheint air die grüne Subftanz zu [eyn. | . Was endlich die Geletze diefer Bewegungen auf Reitze betrifft, [o erinnere ich an die oben an» führten allgemeinen Geletze. “Ferner: die Bewegungen äufsern fich imner zuerlt in denen der gereitzten Stelle zunächlt gelege- zen Organen der Bewegung _ ui ‚Sie pflanzen lich fchneller oder langfamer, auf ‚eine ‚grölsere oder geringere Entfernung fort; je - Schneller die Fortpflanzung, defto gröfser die Sphäre der Fortpflanzung; und. darnach beltimme ich die " Gröfse der Reitzempfänglichkeit und die Mächtig- "keit der Reitze.. „ i 1 Fa fonderbärlten Abweichungen von der regel- R mä i eu Fortpflanzung entftehen, wie man dies bey 2 imirter Reitzbarkeit bemerken kann, durch die ‚ver[chiedene Stimmung der Reitzbarkeit in ver[chie- denen Organen, wodurch fich Bewegungen an ganz unerwarteten Orten äufsern oder nicht äufsern, in- dem einzelne Blättchen und ganze Blattabtheilungen aus der Ordnung überfprungen werden, und erft ‚fpäter nachfolgen, fich fchwächer bewegen oder gar nicht. Diefe Erfcheinung ift von einer grolsen Be- h 26 \ % deutung für die Pflanze, und eine Andeutung auf die Verwandtfchaft der Planzen mit den Thieren. Es entfteht damit oft hin und wieder in der Fort- pflanzung der Bewegungen ein plötzliches Wachlen derfelben, und eine Art von Undulation, 03 Die Potenzen, welche diefe Bewegungen der Pflanze zur Folge haben, find (olche, fdie ‚hefüg rei’ tzend auf die thierilchen Organismen wirken: wie Erfchütterung, Möxa,. oxydırt [alzlaufes-Gas; fol- che, die etwas Analoges, und auf das fe unmittel- bar wirken können, inden Aeulserungen ‘oder Pro- dueten des elektrilchen und galvanifchen Prozelfes finden; Solche, die‘ den Magnetismus und gie‘ ‚Co- häfoon zerftören; (wenn man Ammoniak durch glü- hendes Eilen leiter, lo wird es brüchig); ; folche end- lich, die, wenn fie mit einer gewilfen Intenfität wi ken, ein Aushrechen von Licht zur Folge haben (fo- ' wohl fnbjectiv, ‘als objectiv.) Die Folgen diefer Bewegungen uf Reitz find : 1) Entfernung des Reitzes durch die Ver rückung der Organe im abfoluten Raum und ihrer Oberfläche ge- gen den Horizont, wodurch die vorige Atmolphäre verlalfen, und dem feften Körper oder der tropf- baren Flülfgkeit das Gleichgewicht und die Unter- ftützung geraubt wird. 2) Eben dadurch die Be- rührung mit einer neuen Atmofphäre, 3) 'Ver- minderung der Berührung mit der Aufsenwelt über- haupt vermittelft der wechlelsweilen Verdeckung der Organe durch einander (wie hier die Bewegungen der Knoten auf den Eindruck auf die grüne Sub- _— ; 27 ftanz, [o haben die Bewegungen der Iris, auf den Eindruck auf die Retina, dielelbe Folge, hier für ‚das Auge, wie dort für j jenes dreygliederige Syftem.) 4) Vermehrung der Berührung unter lich, d.i. die Herbeiführuug eines Zuftandes, wodurch Cohäfon Meniehrt, und die Erweckung des Magnetismus be- günftiget wird. 4 t \ Von den Bewegungen auf innere Eindrü- „ cke, und zwar: R ; welche die Folge eines vorausgegangenen momenta- “ . nen äufsern Eindrucks find. ‘ - Nachdem auf einen äufsern Eindruck und in ‚Folge feiner Wirkungen die Organe eine Zeitlang in der Abgefchloffenheit Zoe Auweilisind ia der innigeren Berührung unter [ich verharrten, [o gehen n.allmählig durch entgegengefletzte Bewegungen in ihren vorigen Zuftand zurück. Die Blattfltiele er- heben fich, die Blattabtheilungen entfernen fich von einander und die Blättehen breiten fich aus und [tel- j von neuem ihre innere Oberfläche äuflsern Ein. dräcken blofs, Die allgemeine Bedingung diefer Bewegungen ift or Entfernung der Reitze. ' Das Licht ift nach meinen Verfuchen die einzi- ge Potenz, die von aufsen kommend, eben die[e Be- wegungen, wenigftens die Blattexpanfion (im gro- * Ssen Naturprozefs' bewirkt es die Blattbildung) her- worbringt, und man kann daher vermuthen, dals es 28 — vielleicht auch die innere Bedingung diefer Bewegun- gen (ey. Diefe Bewegungen finden noch ihr Analogon in. den Wirkungen der Elafticität, aber fie unter[chei- , den ich von denfelben dadurch, 1).dafs diefe Bewegun- gen nicht (ogleich auf die entgegengeletzten Bewegun- gen, .die die unmittelbare Folge des äufsern Ein- drucks find, folgen, fondern nach einer Paufe, nach einem Intervalle der Ruhe; 2) durch die grofse Diffe: renz ın der Gelchwindigkeit diefer Bewegungen und der Eindrucksbewegungen und dem Milsverhältnifs derfelben mit der Gel[chwindigkeit der Entfernung" der äufsern Potenz. Der elaftifche Körper [tellt feine Expanfion eben [o fchnell wieder her, als er fie ein- gebülst hat, augenblicklich auf die Entfernung der ‘ gegenwirkenden Potenz und in dem Maals gefchwin- der, als diefe fchneller ift. Hier aber erfolgen die Bewegungen er[t nach einer Paule, ganz allnählig und viellangfamer als die Bewegungen vom äufsern, Eindruck, die ihnen vorhergehen und mit einer, wenn fchon auch durch die äufsere Potenz, zugleich durch innere Bedingungen bedingten Gelchwindig- keit. Die letztere ift unabhängiger von der Mächtig- keit des äulsern Eindrucks und fteht übrigens mit dem Grad und der Art (Entwickelungszuftand) der Belebung und mit der Summe und Natur der gleich- zeitigen Eindrücke überhaupt in Verhältnifs. — 29 Won den periodilchen Bewegungen: oder Yöhden Bewegungen auf innere Ein- drücke, welche die Folge der periodifch- "veränderten kosmilchen Verhält- nille find. ei Die Bewegungen, die ich jetzt erwähne, werden. durch keinen in die Sinne fallenden äufsern Eirldräck "bedingt „und wenn gleich Luftdruck, Wärme, Feüch- tigkeit darauf einfiielsen, und der äufsere Lichteins ‘druck logar ähnliche Bewegungen hervorbringen kann, [o ereignen lich diefelben doch auch ohne ei- "ne entfprechende Veränderung in den Frleuchtungs- erhältnilfen u. f. w» Folglich müfsen fie von innern Eindrücken bedingt feyn. Sie ftehen mit den kos- fchtellurifchen Veränderungen und namentlich mit ‚Stellung der Sonne und der Erde und ihren Ober- ' Nächen gegeneinander, in einem [olchen’ Verhältnifs, dafs man fie als Folgen derfelben betrachten kann wir die Expanlions-Veränderungen der Atmo- i phäre und die täglichen Variationen der Magnetnadel Ms Folgen eben derfelben in einer andern Sphäre be- ten) und jene innere Eindrücke als begründet urch diefe eosmifch-tellurifchen Verhältnifse. s num diefe periodifchen Bewegungen betrifft, fo gehört dahin der Schlaf der Pflanze. Ne - Um Mitternacht und um Mittag bietet diefelbe einen ganz verfchiedenen Anblick dar. Am hohen Mittag (Fig. VI.) üind die Blätter möglichlt expandirt “und die Blattftiele bilden beinahe einen rechten Win. el mit dem Stamm; die Oberfläche der Pflanze ift > 30 _—— | möglichft vermehrt, und die innere Oberfläche der Aufsenwelt dargeboten. — Um Mitternacht (Fig. VII.) im Gegentheil ift die Expanlion möglichlt vermin- dert und dagegen die innere Berührung möglichft vermehrt, die innere Oberfläche verdeckt durch ge- genleitige Verdeckung der Blättchen und Blattahthei- lungen, die [ogar dachziegelförmig über einander ge- fchohen find und ein [chmales und langes Organ dar- Stellen, die Blattftiele bilden den möglichft [pitzen Winkel mit dem Stamin und find ftarr in die Höhe gerichtet, Die ganze Pllanze ilt ftatt blättrig, [teng- lich geworden, die getheilten Blätter einfach, die Aeu- [serungen der Reitzbarkeit einförmig, fie verleugnet gleichlam ihren tropilchen Character und hat den Charakter der Vegetation in den Polarländern ange- nommen, aber die Blattliiele bewegen fich ‚noch auf Reitze, wie bereits bemerkt wurde. Ueber den Uebergang aus dem einen Zu- | ftand in den andern habe ich folgendes | bemerkt: " In der Abenddämmerung bemerkt man mit ’ei nem Mal Bewegungen an der Pflanze, folche, wie fie auf Reitze folgen, bald hier, bald. dort, jetzt nachı einer kleinen, bald nach einer grofsen Paufe, bis endlich die ganze Pflanze in einem Zultand dalteht, als wenn hie von einem allgemeinen Reitz erf[chüttert worden wäre, und diefes ilt auch wirklich der Fall, indem eine Bewegung die andere als Reitz zur Folge) hat, daher fich hier Reitzungs- und Schlafsbewegun« en dürchkreuizen. Man bemerkt auch hier wieder, 1 fich die Glieder des erften und dritten Syliems nach entgegengefetzien Extremen bewegen, das ilt, während die Blättchen fich mit der Spitze gegen die " Spitze des Blatt£tiels hinkageßen, rückt dieler mit " der feinigen gegen das untere Exirem des Stamms b4 are Blätter Lehen nun [o, wie wir es auch bey den kacien a bemerken; in diefem Zu- EA ift die EP unfähig, fich irgend .auf einen Reitz zu Anlsern — fe ilt eingelelafen. Die Blätt- en [cliefsen fich zuer[t, Später finken die Stengel, unddiefeBewegungen der letztern find vielleicht blofse Folgen der Alfociation der Bewegungen und durelt Reitz hervorgebracht, wenigftens ıd fie vorüber- . gehend. Diefe Schlafsbewegungen äulsern fich zu- erlt am"obern und vordern Ende des Blattes und der ganzen, ‚Pflanze, und folgen fich in der Ordnung nach unten und hinten; allein oft läuft die Bewegung aus einer Blattabtheilung , deren Blättchen fich der "Reihe nach, von vorne Inaph hinten, gefchloffen ha- Kane RN fchnell i in dienächlte Abthei- en deren. Blättchen Beni von hinten nach me [chliefsen;, ; aber bald breitet ieh diefe Blatt« rk 1 wieder Aus, und [chläft dann von neuen Er näfsig wieder ein; ja felbft bey denen regelmä- Ku "Eigpehlafenden Blättern, bemerkt man öfters wei- und dreimal ein wiederholtes unvollkommenes‘ nd bis fie ich endlich dauerhaft [chlielsen; eine locale Stimmung modificirt auch diefe Bewegun- gen. Die Paulen, in welchen die Schlafsbewegungen 32 —— Tich bald hier, 'bald dort äulsern, find anfangs fehr klein, und werden immer gröfser, die Bewegungen Iindanfangs Tehnellund werden immer langf amer; die letztenBlätter und Blattabtheilungen Ichliefsen fich faft unmerklich. — Zuweilen erfolgt eine folche reguläre und unmerkliche Schliefsung an der ganzen Pflanze, und wie es [cheint, vorzüglich, wenn die Pflanze im Schatten aufgeftellt, gleichförmiger geftimmt und. minderreitzbar ift. Diele Bewegungen können gegen zwey Stunden dauern beyeiner Pflanze mit wenig Blät- tern. — Die Blattftiele erbeben fich nun bald wieder, während die Blattabtheilungen fich näher Zufämmien drängen, und die Blättchen bereits felt übereinander liegen; fie befinden fich jetzt in einer gemeinfchaft- lichen Bewegung, nämlich gegen das obere oder vor- dere Extrem und [o wird die Pflanze zu ihrem mit- ternächtlichen Zuftand vorbereitet. In der Morgendämmerung brechen En ent- ‚gegengeletzte Bewegungen aus. Die Blattabtheilun- gen haben fich wieder fächerartig von ‚einander r ent- fernt, die Blättchen [chlielsen fich auf a die Ex- panfion nimmt überhand, ‚und die Blattftiele rlähern fich einem rechten Winkel mit dem Stamm. _Diefe Bewegungen des Aufwachens nehmen weist ei- nen fo grolsen Zeitraum ein, wie die Schlafsbewe- gungen, fie find aber durchaus langlamer url regel- mälsiger, weil die Nacht gleichförmiger ift, als der Tag. Sie erfolgen in der verkehrten Ordnung der Schlafsbewegungen, die Expanfion der Blättchen er- folgt, — a2 Pe} folgt, erft fh auf die Ausbreitung der Blattabthei- lungen und die Blättchen öffnen fich der Reihe nach von hinten nach vorne. ‚Alle Sylteme find jetzt im Zuftände (Ch auf Reitze zu äufsern, das heilst die Pflanze ift wach. Aber längft war in diefem Sinne ein Syftem wach, und wacher als aın Tage, nämlich das Syftem. der Blattftiele, oder der dem Centrum oder Stamm der Pflanze am nächften gelegenen Knoten. Dieles zeigt wirklich um Mitternacht die grölste Reitzempfäng- lichkeit, die falt in dem Maalse zu [teigen [cheint, als diefelbe in den mehr excentrifchen Syftemen ab- nimmt, oder Sich zu äufsern unfähig wird. _ Die Glieder diefes Syftems bewegen fich, während die Blättchen ruhen, bis zu einem Mm ihrer Erhe- bung gegen das obere Extrem der Pflanze, Aber fchon fangen jetzt die Blattabtheilungen an, mit ge- fchloffenen Blättehen fich aus einander zu begeben (und zugleich ein wenig gegen das hintere Extrem und nach unten fich zu neigen), und die Nacht: ift ein ewiger Wechfel von Bewegungen der nie ruhen- den Pllanze. Ich möchte daher lieber fagen: die Pilanze wacht bey Nacht und [chläft bey Tage. R, ey Tage fcheint die Pflanze, wenn fie nicht ge- Ra , grölstentheils zu ruhen. Der aufmerkfa. me Beobachter wird aber auch am Tage periodilche Oscillationen wahrnehmen ‚ die ihm bey der rohen Beobachtung entgingen. Erftich wird er nach Mit- tag eine Art von Mittags[chlaf bemerken. Ja abge- Archiv f, d, Phyfiol. XIX, Bd, I.Heft. u 34 ba Hu fchnittene Blätter, mit der untern Fläche auf Waller gelegt, fchliefen um diefe Zeit vollkommen ein, und erwachten wieder des] Nachmittags, ae breiteten fich gar nicht wieder aus; der Mittagsfehlaf fiel mit dem nächtlichen Schlaf zufammen und das Erwachen erfolgte erft wieder am andern Morgen. Mein Freund Prszyftanowsky erzählt mir, dals er diefen Mit- tags[chlaf auch an den Akacien bemerkt habe. Eben fo wird er in Abficht anf das Sinken und Steigen der Blattltiiele zweimal ‚ein Maximum und ein Minimum in vier und zwanzig Stunden- bemer: ken — denn die Blattftiele Anken nicht nur ‚des Abends während der Bewegungen des Einfchlafens, fondern auch beim Erwachen, wenn ich die Blätter expandiren, und hie fteigen nicht allein vor Mitter- zacber fondern auch vor Mittag. Aber diefe Bewe- gungen find unmerklicher am Tage, und erfordern viele ekarnkeit denn obgleich die Pflanze viel leicht keinen Augenblick vollkommen ruhig. ilt, lo ift doch der Tag vorzugsweife, vorzüglich aber der Nachmittag, ihre Ruhezeit; ihre gröfste Thätigkeit zeigt fie zur Zeit der Dämmerungen, des Nachts ift fie immer thätig, aber nur in einem Syltem für äu- [sere Eindrücke empfänglich, während diefe Em pfänglichkeit fich am Tage auf andere Sylteme aus- breitet und fich in diefen vorzugsweile äulsert; des Nachts ift fie mehr durch innere Eindrücke befchäf- tigt, bey Tage durch äufsere. Sind nicht die Aenfserungen des thierilchen Le- -bens ähnlichen Bedingungen unterworfen? — aber ar . Nrager | 35 auch in der Aufsenwelt, namentlich in den Expan- Sions- Veränderungen der Luft und iin den Variatio- nen der Magnetnadel bemerken wir eine ähnliehe Periodieität. Diefe Periodicität it allgemein und fcheint eine Folge der organilchen Verhältniffe der Individuen im ganzen Organismus der Erde und des. Himmels zu feyn. " "Wenn man den äufsern Lichteindruck ee z.B. bey abgefchnittenen Blättern in einer verdeck- ten Schaale mit W. aller, fo Andet man fie gleichwohl am andern Morgen wach. ” Wenn man die Blätter, anftatt in der Luft, ganz unter Waller hält, [o zeigen fie nicht nur lange Zeit noch Bewegungen auf Reitz, [ondern, nachdem fich unter die[en Unftänden die Reitzempfänglichkeit en hat, fo zeigen Be noch lange Zeit, da fie n mehrere Wochen [ich unausgeletzt unter dem Walfer befanden, immer noch regelmälsig die Bewe- gungen des Einfehlafens und E rwachens, wie die - Blätter änderer ähnlich organifir rter, zwar Schlafshe- wegungen, aber nicht Reitzungsbewegungen zeigen- r Pflanzen — endlich aber verlieren fich diele, die er vegetiren nur noch im Zuftande einer beltän- digen Fxpanliony.bis die endlich ableben, die Blätt- chen [ich ablöfen u. f. w. In einem ähnlichen Zu- > ftände ftirbt auch die ganze Pflanze, (Fig. IX.) ” Zuletzt noch einige Bemerkungen über den Ein- a der Entwickelungs- Veränderungen der Pflanze; Ca 36° — fie zeigen einen [ehr auffallenden Einflufs auf den Schlaf der Pflanze. ‚ Jüngere Blätter fchlafen früher ein, und eıwa- chen [päter, als ältere, fie haben allo im Ganzen einen längern Schlaf und die jüngften [chlafen be- ‚Ständig. Eine ent[prechende Verfchiedenheit zeigen jüngere und ältere Pflanzen. Die Entwicklung der Blüthe äufsert einen be- deutenden Einflufs auf die Reitzbarkeit und zerhiört fie, der Schlaf, wird ganz kurz und unvollkom- men. — Einen ähnlichen Einfluls äulsert die Ent- wicklung neuer Blätter auf die ältere. 2 Die mit der Zeugung der Maffle eingepflanzte Natur, die kosmifchen Einwirkungen und die zu- fälligen von momentanen äufsern Eindrücken, [chei- nen mir alle Befiimmungen der Dafeynsweile eines organifchen Individuums in fich zu begreifen, und meine Abhandlung wenigftens alle Momente, die einfiefsen können und wirklich einfiefsen, berührt zu haben; el Pohl find diefe Beobachtungen, und Bemerkungen noch fo mangelhaft und fragmentarifch, dafs ich es noch nicht wage, etwas über die Urfachen diefer Naturer[cheinungen zu fagen. Ich werde aba diele Beobachtungen fortletzen, und mit folchen über die Bewegungen des Hedylarum gyrans, in einer zweiten Abhandlung liefern. 007% -Veber die Federbildung; aus dem ” Inftitute für die Kultur der Na- Br turlehre ‚der Organismen, gear- ö beiter von A, Meckel, Doctor der Mediein, und Oberjäger beim Lü- tzow ’fchen KEarsofs, *) ; Ur Wiffen um die Federbildung hat feit Mal- pighi’s Zeiten keine Fortfchritte gemacht. Doch ” verfpricht uns die Unterfuchung derfelben Auffchlüffe x Er *) Es giebt wohl nicht leicht einen Gegenftand, in wel- K chem die Erfahrung 'unlern Forlchungen über das bil- % dende Leben [o [ehr zu Hülfe kömmt, als der Bil- % dungsprozels der Feder, Er ift für die Theorie der n u Plaftik in gedoppelter Hinlicht interejlant, theils weil er fich in allen Perioden leicht Bestadken 1alst, theils weil er, abgefchieden von dem Einflufs anderer gleich- © zeitigen Bildungsprozeffe, in lich felbft gelchloffen, " feinen Cyelus für fich und ohne fremde Einmilchung ‚abläuft. Da hingegen find in der Bildung ganzer thie- 4 Tifcher Individuen mehrere Prozelle zu gleicher Zeit in den verfchiedenen, fich zu gleicher Zeit bildenden Organen, angelponnen, deren jeder ununterbrochen in den andern hinübergreift, keiner für lich, lfondern jeder nur in der Synthelis der gegenfecitigen gemein- x fchaftlichen Beziehungen, [eyn kann. Der Bildungs- prozels einer Feder, verläuft als eine Reihe von Ent- 38 Da über die Bildung überhaupt, und über die Hornbil- dungen hey, den höheren Organifationen insbefon- , wickelungen, die fich in ich abfchlielsen,, ‚wie Geh das Alter in fich abfchlielst. Solern kann. er zut Ere. > findung des Typus der Entwickelung ganzer Individuen führen, die doch am Ende auch nichts anders, Yalst eine Succelion nur mehr heterogener Bildungen it. # Urfprünglich ift in der Federbildung nichts weiter, als eine Eigielsung plafülcher Lymphe da, aus der allo die ganze Succellion begrifien werden mufs, Wie aber? Hier [cheint die Lebendiskeit der Lymphe ein Moment, _der ‚einer näheren ‘Erörterung bedarf. Denn wenn:diefer Anfangspunkt- dunkel gelaflen wird, fo bleibt eine Lücke in der Plaftik,. die alle fernere Eorfchung ‚befchatter, Lebendig würde ich eine Lym- . phe nennen, die fich im Kügelchen gebildet hat, und ©. deren Kügelchen durch eine gleiche Spannung des \ Auractiven und Repulfiven fich polarifch mit, gleicher E Kraft anziekn und abfioßsen, Damit ilt aber noch ‚keine Cohärenz und Bildung, [ondern ‚gerade das Ge- gentheil, Flülfgkeit, wie im Blute, gelerzt. Wenn aber erlt ein Kern da ift, wie klein derlelbe auch [eyn mag, der grölser als das „einzelne Kügelchen if, [o überwiegt deflen Attraction, " So nimmt das grölsere Queckfilberkügelchen das kleinere in [ich auf. Die ungleichnamigen Pole lebendiger Kügelchen ziebn lich in einer Linie an, bilden eine, Fafer, und die ganzen Gebilde find Aggregate von Falern. Diele Spannung des Artractiven und Repulliven in der plalülchen Lym- pbe, kann in einem unendlich ver[chiedenen: quanti- ’ tativen Verhältnifs (eyn, in der Succellion an Intenli- tät (teigen oder fallen, und mit jedem veränderten Verhältnifs wird eine andere Ofcillauion und eine Mo- ” ET» 39 "aA v \ j 2 oe dere. ER Hr Aa A den Eildungsprozels, den fie überall in ihren Tiefen falt unzugänglich ge’ x macht hat, nackt vor uns hingelegt zu haben. Oef£ et män eine in der Bildung begriffene Feder; lo überrafcht uns die Schönheit und Regelmäfsigkeit der Änwendig ae Pflanze, und man glaubt in die wz der Natur Felbft eingedrungen zu feyn. - Sehon vor mehreren Jahren zog mich die Feder- bildung an. Ich beobachtete he ’an jungen Hülinern, an welchen oben die Schwungfedern Achtbar wur- den, und an Krähen, bey welchen die Schwarze Farbe di Zeichnung behimiit'angiet. Doch blieb mir wegen Kleinheit diefer Vögel manches dunkel. Ich’wiederholte daher .diefe früheren Unter[uchun- gen ganz belonders in dem Reil’fchen ‚Inftitute z FE: “ ; dification: des Gebildes eintreten. Dazu kömmt ferner gr „das Produkt oder das Gebilde felbit, was proportio» nal feiner, Evolution ‚auf die bildende Kraft reagirt, ihre Richtung lenkt, und zwar durch, feine Gegen- wart, an Malle oder Körper. Ob auch die Umge- . bungen, 2. B. der Körper des Vogels auf die Strö- mungen des bildenden Lebens einwirken können? Mög- lich ift es wohl, da das thätige über alle unfere Be- 3. griffe Percemieht, und der Magner und die Elektricität durch ihre Umgebungen beflimmt werden. So legt Ichaflende Kraft, die in dem bildbaren, und mit demfelben Eins ift, fich felbft das Maafs auf, wo- di durch lie ihre 7 (am regelt, ihren Gebilden den Charakter der Totalitär einprägt, und fomit als eine wahrhaft finnige Kraft erfcheint, In A Reil. u 40 ‚ für die Kultur der Naturlehre der Organismen, an Gänfen und Truthünern, allo an den gröfsten Vo- geln, die man bey uns haben kann. Ichnahm, da die Wiedererzeugung der Federn ganz den Geletzen ihrer urfprünglichen Bildung folgt, und überdem noch [chneller vor fich geht, älte Truthüher und Gänle, rilsihnen täglich eine Schwung-oder Schwanz- | feder aus und tödtete fie-dann, bald nach der Aus- ziehung der letzten Federn. Auf diefe Weile hatte ich die ganze Reihe der Fortbildung der Feder, von ihrem erften Entftehen, bis zu ihrem vollendeten Wachsthum vor mir, die ich eben jetzt befchreiben werde, ; “# ‚Ich übergehe die ermüdenden Tagsberichte des beobachteten, und eile gleich zu den daraus genom- menen Refultaten und der lebendigen, ununterbro- chenen Darftellung des ganzen Verlaufs diefer Bil- dung von Anfang bis zu Ende, und werde ‘das Ge- faste durch felbft verfertigte, der Natur, wie ich glaube, getreue Abbildungen, vor Augen Stellen. Was bisher über dielen Gegenltand gelagt wurde, ift zwar gröfstentheils richtig, aber bey wei- tem nicht er[chöpfend, und allen (pätern Belchrei- bungen liegen offenbar Malpighi’s frühere zum Grunde. Ich glaube einen Schritt näher zu [einer Erkenntnifs gethan, jedoch keineswegs ihn er[chöpft zu haben, j Die Federn im Allgemeinen und die Schwung- federn im Flügel insbefondere, find auf folgende Art befeftiget: jede Feder fteckt in einer eignen, ’ ee 4i r L; von der ganzen Haut ‚gebildeten Rapfel.. Um jede Feder herum, zeigt heh an dem. Orte, wo he aus der Haut hervortritt, diele Kapfel, in Geltalt eines Walles, an der Feder anliegend, ‘und dieler Wall ält um fo mehr hervorgezogen, je [tärker die Feder, je [chlaffer und'magerer die Haut des Theils ift, aus welchem jene hervorwächl[t, und die Schwungfedern haben daher diefe Verlängerungen oder Wälle der Haut am [tärkften. ‘ An der Spitze oder dem hintern *) Rande des \Walles, [chlägt fich die Haut nach vorn, und bil- det, indem fie längs der Feder his zu deren vorde- rer Spitze i in ihrem: ganzen Uimfange hinablteigt, den Kanal, welcher, je länger er ift, um [o ftärker die Be befeftigt. Die Haut befteht in’ diefem Kanal "aus ihren een Schichten, der Oberhaut, dem Malpighi’ [ehen Netze und der eigentlichen Haut, Die Oberhaut, welche hier ftärker ift, als an.den meilten übrigen Theilen des Körpers, beklei- ‚det den ganzen Kanal gleichmäfsig von innen, und Wumgiebt zugleich überall dicht die Feder, ohne je- ga mit ihr verwachfen zu [eyn, hat aber da, wo das vordere Ende der Feder durch.fie ee ein ı®) Da in Pr Abhandlung immer vorzüglich von ne, Schwungfedern die Rede ilt, [o bedeutet der Aus, druck: vordere immer die dem Flügelknochen zu» ' gewandte, hintere, die entgegengelstzie, von dem- (elben abgewandte Extremität der Feder, [o wie ihre ' obere Fläche dem Rücken, die untere dem Bauche des Vogels entfpricht. 42 ENTE Loch. Die eigentliche Haut und die Schleimhaut, welche fich nicht wohl von einander trennen laflen, find am hintern Ende des Kanals dünn, und wer- den nach vorn, gegen den Knochen des Flügels hin, „auimer ftärker und zugleich lockerer, Sie bilden am innern Ende kein Loch, fondern umkleiden den. ganzen Grund des Kanals, find aber von der Feder durch eine Narbe, welche dem Grübchen der Feder entfpricht, getrennt. Die Länge des Kanals variirt fehr,; bey den Schwungfedern beträgt fie ungefähr 2 der Länge des Kiels, obgleich Ge unter allen Federn verhältnils- mälsig den längften Kiel haben; und der oben er- wähnte Wall, oder die Hautfalte, welche Ach nach hinten in den Kanal umfchlägt, ift bey ihnen fo lang, dafs dadurch, weil die Federn hier fehr dicht neben einander ftehen, zwifchen je zweien Federn immer eine tiefe Spitze, oder ein Thal im Gegen- Satz der Wälle entfteht, welches nothwendig auf bei. den Seiten auch von allen Schichten der Haut aus- gekleidet feyn mußs, p TR Zieht man nun die Feder aus ihrem Kanales fo wird die Narbe zwilchen ihr und der Cutis zer- rillen, die dicht an ihr anliegende Oberhaut [chnell abgezogen, und durch beides-der ganze Kanal und benachbarte Theil des Flügels heftig erfchüttert. Durch das Zerreifsen der Narbe wird an er Stelle ein Theil der Cutis blos gelegt, und es ent- fteht daher ein kleines Extravafat von einigen Tro- pfen Blut oder Lymphe in dem jetzt leeren Haupt- s 43 kanal, welches bald vertrocknet; ‚und bald darauf erfolgt in dem blofsgelegten Theile der Cutis, eben durch diefe Blolslegung, und durch die heftige Com- otion beim Ausreilsen eine [chnelle Abänderung ‚des Lebensprozefles, |die ich in der Form einer, Entzündung äufsert. s 4 hu iefe Phänomene find im Ganzen bey allen ‚ausgerilfenen Federn gleich, nur dem Grade nach verf[chieden, je nachdem die ausgeriffene Feder un- vollkommen oder vollkommen ausgebildet, oder die Zeit der periodifchen Mauferung nahe war. Denn - im erften Falle wird die Erfchütterung, die Blutung und Entzündung weit heftiger werden, im zweiten wird dies alles geringer [eyn, und im dritten wird aur eine [ehr unbedeutende, Veränderung erfolgen, ‚weil hier die Natur felbft [chon die Trennung der Eeder vom Kanale bewirkt-hat. Beilst man dem F. “ eine unvollendete Federnaus, l[o mufs man Ber [ehr grofse Kraft anwenden, man reilst oft die _ Feder entzwey, und der Vogel [chreit heftig; reilst man ihm dagegen um die Zeit der Mauferung ‚die ‚Fodern aus, fo gefchieht dies ohne viel Baßifteanf- wand, und der ‘Vogel empfindet wenig davon. © + N „Obgleich nun aber die unmittelbaren Folgen des Ausreisens [o auffallend gröfser, oder kleiner Sind; Lo äft doch das, was dadurch bewirkt wird, in jedem Falle gleich, und es wird immer diefelbe Bleder wiedererzeugt, lie mag nun im Anfange oder ade ihres Alters ausgerilfen feyn, und die Wie- 'erzeugung fängt mit dem Momente des Ausrein 44 — fsens an, diefer mag der natürlichen Mauferung nahe oder ferne liegen, zum Beweile, wie in der Natur das Zweckmälsige mit dem Notihwendigen überall Eins ift. Denn offenbar find die heftigen Erfcheinungen beim Ausreilsen einer unvollendeten Feder nothwendige Folge ihres organifchen Zulam- menhangs mit dem Körper, und die geringen im ent- gegengeletzten Falle nothwendige Folgen ihrer all- mähligen Trennung von demlelben. Aher fie find in beiden Fällen gleich zweckmälsig. Denn gegen die Zeit der natürlichen Mauferung bedarf die Natur nur eines [chwachen Anltof[ses, um dieneue Bildunget- was früher anzufangen, wäbrend fie dagegen eines [ehr ftarken bedarf, um diels Gafchäft ganz aulser der Zeit vom’ vorn wieder anzufangen, wovon der Grund tiefin der unbegreiflichen Periodicität des Le- bens liegt. Es entfteht allo nach dem Ausreilsen der Feder allemal eine Entzündung der dadurch ent- blöfsten Stelle der Cutis, die fich vielleicht in gerin- gerem Grade auchin der Haut des ganzen Kanals nach und nach fortpflanzt. Die Entzündung ift die Er- fcheinungs - Weile einer localen Erhöhung des'Le- bens/und Begleiterin aller Bildungs- und Reproduc- tions- Erfcheinungen, So find die Zeichen der an- fangenden Schwangerf[chaft bey den Weibern gleich den Symptomen einer leichten Entzündung der Ge- nitalien, fie [chwellen an, werden heifs und ertra- gen der Empfindlichkeit wegen oft in der erften Pe- viode den Beyfchlaf nicht. Dann aber erfolgt eine Ergielsung von plaltilcher Lymphe und in diefer ent- er. _—— 45 Steht der Embryo. Derfelbe Prozels zeigt fich wie- derholt bey der Narbenbildung , bey der Bildung der Afterorganilationen , Polypen, Condylome, Balggefchwülfte, und, wie wir fogleich fehen wer- den, auch‘ bey der Reproduction der Federn. Denn nachdem [ich die Cutis an der Stelle, wo die Narbe mit der Feder von ihr abgerillen N und wo fie, wie ich oben erwähnte, [chon im gewöhnli- chen Zuftande, fehr dick und locker ift, entzündet hat; fo wird eine plaftifche Lymphe ausgefchwitzt, welche fich in der Subftanz der Haut eine kleine runde Höhle bildet, deren Wände [ehr bald durch eine neuerzeugte Membran abgef[chloffen werden, je- doch [o, dafs der Ergufs plaftifcher Lymphe durch e Membran nicht gehemmt wird. ; Mit ihrer tftehung ift die Gränze gefetzt zwilchen den all- gemeinen Erfcheinungen der Reproduction bey jeder verletzten Stelle der Cutis, und den befondern bey „Verletzung. dieler Stelle, welche den Grund des Hauptkanals der Feder bildet. Denn die Aus[chwit- _ zung von etwas plaltifcher Lymphe erfolgt bey jeder, aueh noch fo unbedeutenden, Entzündung der Haut, i E... Einfchliefsen in eine Membran alt das Erfte, was bey der Bildung der neuen Feder Eigenthümli- ches vorkommt, und womit die Natur eine jede Er- zeugung einer Feder, fowohl beim jungen Vogel, der zum erfien Mal befiedert wird, als beim ältern, vor jeder Mauferung, beginnt. *) Denn das erfte -*) Malpighi opera polihuma Lond. 1697. p. 96. Prima oceursit indicara vagina feu membranolus tubulus, qui 46 en Entftehen der Federn ift [ehr ähnlich 'dem erften Zahnen der Kinder, ‚die Mauferung aber dem Wech- fel.der Zähne, und wie man [chon lange vor dem Ausfallen der erften Zähne die zweiten zum Theil im Knochen der Kiefer gebildet findet, fo habe ich zur Zeit der Mauferung der Vögel, wo einige Federn fchon ausgefallen waren, andere aber noeh locker in der Haut [alsen, hinter diefen, in der Cutis, zu- weilen [chon das erwähnte Bläschen gefunden, das fogar bey einigen [chon ziemlich grofs geworden war, aufdie Art, wie ich fogleich angeben werde, und die alte Feder wird daher bey der Mauferung eben [o zum Theil mechanifch von der neuen her) vorgeftolsen, wie dies beim Erfcheinen der blei- benden Zähne mit den Milchzähnen gefchieht, und wie die aus der Erde hervordringende Pflanze, me- chanilch, kleine Steine und Stücken Erde aufhebt, um [ich Platz zu verfchaffen, " Jenes Bläschen ilt nun die Amnios-Haut mit dem in ihr enthaltenen Liquor. Sie exiftirt vor dem Erfcheinen des erften Rudiments der Feder, aber hie vergrölsert ich mit dem Erfcheinen und Wachfen diefes Rudiments, während durch die Sichaußhien« den Gefäfse ihrer Wände, oder Anfangs wahrfchein- lich auch durch eine organifche Durchfchwitzung die Flülßgkeit in ihr immer mehr angehäuft wird. Diefe Anhäufung kann vielleicht mechanifch die Ausdeh- euti inferitur, media quadam perforata papilla, quam umbilicale valculum penetrat etc, —— 47 h nung des Amnii bewirken, aber die beftimmten Ver- "änderungen der Form, welche es jetzt durchläuft, Jalfen fich nicht mechanifch erklären, und können nur ‚mit ähnlichen F ormänderungen, welche wir bey „andern Erfcheinungen des bildenden Lebens beob- achten, verglichen werden, Das erwähnte Bläschen ‘erhält Polarität, und fo wird die Kugelform in eine u verwandelt, es ent[teht allo nun ein wahres Ey mit einem vordern ftumpfen und hintern- zuge- N fpitzten Ende. Jenes bleibt offen, und läfst die Gefälse aus der Haut in das Innere des Ovulums dringen, diefes aber [chliefst Ach eben fo wie der ganze übrige Theil des Bläschens, deffen Wände fich nun anfangen zu verdichten. Das ftumpfe vordere, dem Knochen zugekehrte Ende der Feder ift durch "feine Geltalt, und die Theile, auf welche es Stöfst, fixirt, das hintere zugelpitzte, vom Knochen abge- wandte Ende aber dringt aus der Haut hervor an der Stelle, wo die alte Feder gefelfen hatte, und wo | jetzt eine Narbe entltanden ift, welche feft mit ‚der Oberhaut des häutigen Kanals zufammenklebt. Das Bläschen wird immer länger, und feine ovale Geftalt verwandelt, ich in eine faft konifche, mit einer. abgerundeten Balis, weil ich das ftumpfe Ende m Du ‚nicht verändert, und das Spitze immer prei er hervorgelchoben wird. Die Wände deffelben, Be fich allmählig fo ftark, dafs fie Statt der anöfen eine wahre hornartige, blättrige, je- doch ganz unorganifche Befchaffenheit annehnien, shalbwerde ich fie fortan die hörnerne Scheide 48 nennen. Indem diefefich nun allmählig verlängert, fo hebt.die in den häutigen Kanal eindringende Spitze. dieNarbe mit der ganzen anihr klebendenOberhaut des Kanals auf, und ftöfst beides, und bey der Mauferung auch noch die an der Narbe mit dem Grübchen feft- fitzende Feder vor Gch her. Wie ilt dies möglich? Der Entzündungsprozefs, welcher den Grund ‘des Kanals beim Ausreifsen der Feder ergriff, und wel- cher ohne Zweifel vor der Mauferung darch eine eig- ' ne periodifche Thätigkeit des Lebens auf gleiche Weile entfteht, [cheint fich, wenn gleich in gerin- gerem Grade, über den ganzen Kanal auszubreiten, und hier daffelbe zu wirken, was die durch Zugpfla- fter erregte oberflächliche Entzündung "bewirkt, nämlich ein Abftolsen der Oherhaus durch Ergufs von Lymphe zwifchen ihr und der Cutis, und dann die Erzeugung einer neuen Epidermis unter der ab- geltolsenen. So wird nun bey der Mauferung zu- gleich mit der Feder auch die ganze Oberhaut ihres Kanals lofe gemacht, und die neu gebildete hörnerne Scheide hat allein noch das Gewicht dieler Theile beim allmähligen Hervordringen ı mechanifch zu über- winden, wobey fie.auch noch dupch das beftändige Auf - und Niederbeugen der Feder beim Fluge [ehr unterftützt wird. Die Oberhaut wird allo, nachdem fie durch die Entzündung abgeltofsen ilt, u 5; End nach mit der Narbe, welche das in ihr befindliche Loch im Grunde des Kanals fchliefst, hervorgefcho- hen), und da ie am hintern Rande des Kanals in del- - 49 delfen. ganzen Umfange noch mit der Oberhaut des Flügels zufammenhängt, [o legt fie ich, je mehr fie hervorgelchoben und gegen diefen Rand hin zu- fammengeprefst wird, in [ehr feine und ziemlich regelmälsige Falten an, bis fie endlich, wenn die hörnerne Scheide bis an die Mündung des Kanals vorgedrungen ilt, nicht weiter zulammengedrückt werden kann, und nun, vom Umfange des Kanals los- gerillen, zuweilen noch eine Zeitlang, als eine fein gefaltete Haut, an der Scheide fitzen bleibt, zuweilen aber auch fogleich abfällt, [o dafs man mit Recht fagen kann, die Vögel haben neben der Mauferung auch noch eine wahrepartielle periodifche Häutung, und der Theil der Haut, welcher ich [o häntet, ift ge- wifs nicht kleiner, als der, welcher [eine Oberhaut behält. Denn die Federn bedecken die ganze Ober- Aäche, und eine jede Feder hat ihren eigenen Haut- kanal. Nachdem nun diel[e alte Oberhaut abgeworfen ift, fo vergeht eine lange Zeit, ehe die neue erf[cheint, und ihre Vollendung fällt zufammen mit dem vollen- deten Wachsthum der Feder. Denn nach dem Vor- dringen der Scheide und dem allmähligen Abftofsen der alten Oberhaut, liegt die Cutis unbedeckt an der Scheide, und ift von ihr nur durch etwas Colliqua- ment gefchieden, aus welchem nachher zwar durch Einfaugen der wällerigten Theile die Oberhaut zu entftehen fcheint, das aber, fo lange die Scheide noch fortwächft, nicht ganz eintrocknet. ‘ Denn Archiv [. d.Phyfiol. XII. Bd. I. Heft. D 5o — auch bey der vollendetften Feder ift die Oberhaut im Kanal noch immer etwas feuchter, als an\ den ühri= gen Stellen des Körpers, vorzüglich am Grunde des Kanals, weil ihre Bildung in entgegengefetzter Rich- tung mit den zur Feder gehörigen Theilen, nämlich von hinten nach vorn, fortfchreitet, und fie vorn noch halblüfßg ilt, während fie hinten fchon ihre natürliche Be[chaffenheit erlangt hat. Ich kehre zurück zur Gefchichte der hörnernen, ‚Scheide. Wie erreicht, diefelbe ihre Höhe, wie geht die Feder -aus ihr hervor, und wie ver[chwindet Ge, nach vollendeter Ausbildung derfelben, wieder? Nachdem fich die beiden Extremitäten desOyals, und nachher das [pitze und fiumpfe, Ende des Kegels der Scheide geformt haben, kömmt alle Ernährung der Feder vominnern oder ftumpfen Ende, und von bier aus wäch[t nun auch die Scheide, wie eine Pflan- ze von der Wurzel aus, immer weiter hervor. Das j vordere abgerundete Ende der Scheide, die Bafis des Kegels, erhält eine Oefinung, durch welche die er- nährenden Gefälse in den gallertartigen Körper, der im Innern der Scheide liegt, dringen. Diele Oeff. nung wird allmählig etwas grölser, je mehr die Fe- der der Nahrung bedarf, und der Rand der Scheide, welcher fie umgiebt, wird in dem Maalse, als die Scheide wächft, felbft auch weiter und etwas aufge. worfen. Er ift die eigentliche Wurzel der Scheide, und nirgends angeheftet, fondern von allen Sei- ten mit fülßgem Nahrungsftoffe umgeben, aus wei chem er das für ihn Nährende einfaust, wie die Pflan- —— SL ze das Waller, in dem fie wächft, mit der Wurzel einlaugt. Die Wurzel der Scheide ilt alfo ganz in Rückficht der Function, zum Theil auch'in Rück- Sicht der Struktur, der Pflanzenwurzel ähnlich. Denn der Rand, welchen fie ausmacht, zeigt einige Fale- rung, obgleich die einzelnen Falern dicht neben ein- ander zu einer Fläche verklebt find, die man vorn [ehr leicht aufheben kann. Nimmt man nun diel[en ‘ vördern etwas aufgeworfenen Rand weg, oder hebt ihn auf, fo nimmt man bey noch jungen Federn die "ganze Hornfcheide an dieler Stelle weg. Bey ältern - aber findet man, dafs diefer untere Rand nur in die äufsere Schicht der Hornfcheide übergeht, und dafs unter diefer die innere noch mit einem ähnlichen . Rande, ungefähr eine halbe bis ganze Linie mehr hinterwärts, entfpringt. Jener Rand verdient daher den Namen der äufsern, diefer den Namen der innern wurzei der Scheide. Die innere unter[cheidet lich aber von der äufsern 'theils dadurch, dafs fie von diefer bedeckt ift, theils dadurch, dafs fie unmittelbar die fich bildenden Theile der Feder umgiebt, und nur durch eine äulserft dünne Schicht.des Colliquaments, welches fie blos [chlüpfrig macht, von ihnen getrennt ift, welches Schlüpfrige aber nach hintenzu, auf der innern Fläche der Scheide, in welche die innere Wur- zel übergegangen ift, allmählig verfchwindet, wo fie denn auch feft mit der Feder, die fie umfchliefst, zulammenklebt. 52 Ift nun aber gleich die Behbie an ihrem vordern, Ende in eine innere und äufsere Wurzel getrennt, fo ift doch diefe Theilung keineswegs durch die gan- ze Scheide fort[chreitend, fondern die Theilung in zwey Platten it nur eine kurze Strecke weit deutlich zu verfolgen. Denn bald nimmt das nach vorn zu falerigte Gefüge der Wurzeln eine blättrigte Struktur an, und man kann von der Scheide [ehr viele, äu- fserft feine Blättchen, von aufsen nach innen, abzie- hen. Sie trennt fich fogar fpäterhin von f[elbft in folche Blättchen, wie wir fogleich [eben werden. Die Scheide wächft nämlich immer in faft"gleichem Schritte mit der jungen Feder fort, und doch findet man fie immer nur wenig länger als den-Hautkanal, obgleich fie, wenn hie bliebe, beynahe [o lang [eyn mülste, als die Feder [elbft. Sie ift aber nur eine Bildungshaut, und deshalb fällt ie ab, [obald ihr Ge- fchäft geendet if. Denn nachdem die Spitze der Feder in ihrem Innern fertig geworden ilt, und nun hervordringt, um fich zu entfalten, fo öffnet Aich die Scheide, wie die Erde beim Durchbruche der kei- menden Pfanze, und wird durch die Ausdehnung der fich entfaltenden Feder bald in mehrere Stücke zer[palten. Durch diefes Aufbrechen er- hält die Scheide eine cylindrifche Gelftalt. Denn die Spitze des Conus verlchwindet, und das [chnelle Wachsthum der Scheide von vorn nach hinten, wel. ches, wenn die Feder einige Linien weit hervor- getreten ilt, beginnt, macht, dafs die Scheide über- all der Dicke der Feder entlprechend, allo im- SE Rau ” 53 mer, ‘wie die Feder [elbft, etwas von vorn nach hinten konifch abnehmend, jedoch, weil die Spitze fehlt, weit mehr einem Cylinder als einem Kegel ähn- lich ift. Diele allmählige Erweiterung der Scheide in gleichem Schritte mit dem allmähligen Dickerwer- den der Feder kommt daher, dafs die Wurzeln der Scheide fich, jemehr die Feder wächlt, immer mehr ausdehnen, und zwar [o lange, bis die Bildung des Kiels der Feder anfängt, wo dann in der Aus- dehnung ein Stillftand, und am Ende wieder eine , Abnahme erfolgt, wie [chon die nach vorn zuge- Spitzte Geftalt einer gewöhnlichen rohen Schreib- feder beweilt. Gegen diefe Zeit hin ändert fich der Urfprung der Scheide beträchtlich. Denn nach- dem die Bildung der Feder zu Ende geht, hört die Trennung der Scheide von der Feder durch die fchlüpfrige Oberfläche nach und nach auf, ihre in- nere Fläche wird trocken, und verklebt fo feft mit dem Horne des Kiels, dafs man es falt ein Ver- wachlen nennen könnte, und eben [o verfchmel- zen ihre Wurzeln wit denen des Kiels auf die Art, dafs das Ganze nur noch einen Rand bildet, der fich am Ende wieder verengert, und zum Umfange des Grübchens an der Spitze der Feder zulam- menzieht, ‘Nach vorn endet allo die Scheide durch all- - mähligen Uebergang in die äufsere Fläche des Kiels*), ‚welcher jedoch nie vollkommen ift, denn auch bey ”) Malpighi, p.97-, verlus medium arcte unitur vagi- nae, ut vix divelli poflit. ra des den völlig rausgewachlenen Federn kann. man fie noch vom Kiele [ehr deutlich in Schuppen abziehen, während der darunter liegende Kiel jelbft aus Län- genfalern befteht, wodurch die Spaltung deffelben zum Schreiben möglich ift, was aber die Schup- pen der Scheide verhindern, die man daher von dem Kiele durch das Ziehen abftreifen mufs. Ift dies nicht gefchehen, fo fallen diefelben, indent fie durch die Spaltung des Kiels zerrillen werden, als feine Lamellen oder Zähnchen ab. Nach hinten aber endet die Scheide auf fol gende Weile. Sie wächft mit der Feder weiter, und aus dem Hautkanale hervor. In der Nähe del- felben, wo fie noch durch ihn unterftützt wird, fteht fie der ausdehnenden Kraft der Feder entge- gen, und umgiebt diefe noch als eine wahre Scheide. Wenn fie aber weiter mit der Feder fortgeht, [o wird fie durch deren Ausdehnung zerrillen, be- kommt :erft an einer -Stelle der Länge nach einen Rils, welcher ungerade ift, weil die einzelnen Blätt- chen nicht in einer Linie zerreilsen, und fällt dann. nach und nach theilweife, indem .fich die Feder ausbreitet, ab *), theils ganz von l[elbft, theils durch die Bewegungen der Federn beim Fliegen, und durch das eigne Abftreifen des Vogels mit dem Schnabel. *) Malpighil.c. p.96., vaginae membrana in laminas furfuraceas folvitur — ulteriori vegetatione, hiante apice vaginae, erumpunt extremitates plumularum (bey jungen Vögeln) cum continuatis pilis. \ ze, 55 Doch bleiben zuweilen einzelne Schuppen, vorzüg- lich bey langen und dünnen Federn, die wenig Aus- eberkeit haben; wie die Schwanzfedern des Hahns, Togar ganze Ringe der Scheide noch [ehr lange litzen, fallen aber doch vor der neuen Mauferung endlich alle ab, foweit als die Fahne der Feder reicht, State dafs fe am Kiele, wie ich gefagt habe, felt ” firzen bleiben. - Dies ift die Gefchichte der hörnernen Scheide, „eines zur Bildung der Feder eben fo nothwendigen A als das Amnios zur Bildung des Embryos, und elches wahrfcheinlich allen Hornbildungen mehr der weniger zukommt, eben fo wie die Zähne auch in einer ähnlichen Scheide gebildet, und aus ihr her- vorgelchoben werden. Ich kenne zwar keine Beob- & ungen, welche bey den Haaren, Nägeln, Hör- nern der. Wiederk äuer oder Stacheln der Stachel- Ichweine ns ähnliches nachwiefen. Indefs könnte - man davon vielleicht die feinen Schuppen zwifchen den Haaren, welche man gewöhnlich einer fortwäh- renden Häutung des Kopfes zufchreibt, wie auch die "feinen Blätichen herleiten, welche man von der Lu. n ja des Nagels abziehen kann. Denn es ift nicht wahrfcheinlich ‚ dafs die Natur bey der Federbildung allein eine [o wichtige Ausnahme gemacht habe, Ich komme nun zur Bildungsgelchichte der Fe- felbft und ihrer einzelnen Theile, von deren all- einer Be[chaffenheit ich zunächft eine kurze Be- Ä Schreibung geben. werde. 56 SE ‚Eine jede Feder befteht aus drey Theilen, der Fahne, dem Schafte und dem Kiele,*) Ein vierter ilt die [ogenannte Seele, die aber als ein vertrocknetes Excrement und todtes Reliduum des Bildungsprozelles der Feder zu betrachten ift, und nicht zu ihrer vollftändigen Organilation mit gehört. Von diefen drey Theilen ift nun [owol jeder von dem andern bey derfelben Feder, als auch jeder in den Federn verfchiedener Thiere auf den erften An- *) Die Gebrüder Wenzel und andere vor und nach ih- nen, verbinden mit Schaft und Kiel andere Begriffe, als ich den natürlichen Gränzen zu Folge thun zu dür- fen meine; jene verftehen unter Kiel] allein den zum Schreiben tauglichen Theil der Feder, welcher ihren vordern Theil einnimmt. und cylindrifch ift; unter Schaft hingegen den ganzen zwilchen beiden Seiten der Fahne befindlichen Theil der Feder, Mir [chei- nen die Theile der Feder, fowol im Ent/ftehen als im ausgebildeten Zuftande betrachtet, durch die Natur allein auf folgende Art getrennt zu [eyn. Die Fabne befümmt zwilchen Kiel und Schaft die Gränze, was oberwärts von ihr liegt ili Kiel, was unten liegt, der Schaft, DerKiel belteht alfo nach vorn aus einer vollkommnen Röhre, der Spule, und einer von diefer nach hinten zu verlängerten, etwas ausgehöhlten hörnernen Platte, welche bis an das Ende der Fahne reicht. Der Schaft ift dagegen ein fehr lockerer, aus feinen, Lufi enthaltenden Zellen, be- Stehender, dem Marke des Hollunders ähnlicher ‚Kör- per, welcher die ausgeböhlte Platte des Kiels anfüllt, und nach vorn mit zwey Schenkeln noch in den 'Cy- linder deflelben hineinragt. . — 57 blick [ehr verfchieden, wie die Vergleichung des Kieles mit der Fahne, der Fahne einer Gänfe-und "Pfauenfeder unter einander, lehrt. Doch liegt aller diefer Verfchiedenheit der Theile einer Feder unter fich und der Federn verfchiedener Thiere eine Ein- heit der Forın zum Grunde, deren leichte Modih- cationen die ver[chiedenften Geftalten hervorbringen. Diefe gemeinfchaftliche Form haben wir [chon an der Scheide zur Zeit ihrer gröfsten Vollkommenheit, ehe fie durch die hervordringende Feder zerrillen wurde, kennen gelernt, nämlich die konifche Form nit abgerundeter Bafıs, oder die Form eines Kör- pers, der anf der einen Seite in einen langen Co- nus ausgezogen, auf‘der andern durch ein Kugel- Segment geendet ift. | Denken wir uns einen folchen Körper nach vorn gefchloffen, nach hinten aber einen Theil da- von weggenommen, fo haben wir den Kiel. !Den- ken wir uns denfelben Körper nach vorn, Statt ab- gerundet zu [eyn, in zwey oder drey Spitzen ge- endet, fo haben wir den Schaft. Denken wir uns endlich einen Ring, dem wir durch Druck jene Ge- Salt geben, [o haben wir die Fahne, welche die _ Gränze einnimmt zwifchen Schaft und Kiel, (o weit diefe von einander getrennt find, an der Spitze aber, wo diefe Trennung aufhört, äufserft fein wer- a dend, von der ganzen äufsern Fläche des vereinig- ten Schaftes und Kieles ausftrahlt, und die äufserfte Spitze felbft urfprünglich fächerförmig umgiebt, je- doch nur mit fehr feinen Fafern, welche nachher A 53 — verlohren gehen, und denen ähnlich (ind, welche fich am eutgegengeletzten Ende, nämlich an den Orte, wo der Schaft aus dem Kiele hervortritt, zei- gen, und welche nicht nur die Spitze, [ondern, wie wir auch nachher [ehen werden, urfprünglich fo- gar den ganzen äufsern Umfang: der Fahne umge- ben, und welche fogleich bey ihrer Entfaltung ver- lohren gehen. Die Fahne umgiebt allo ringförmig mit ihrem innern Rande den ganzen Schaft, [o weit er fichtbar ilt, oder: fie umgiebt den ganzen bintern Rand des Kiels, welcher die Geftalt hat, welche man der gefchloffenen Höhle des Kiels durch Wegfchneiden eines Theils ihrer'Wände giebt, um die Feder zum Schreiben brauchbar zu machen. Denn das vordere Ende [eines hintern Randes ilt abgerundet, wie- der Anfang jenes Schnitts, das hintere fein zugefpitzt, wie die Spitze der gefchhnit- tenen Feder, und wenn man fich dielen Schnitt mit Fafern befetzt denkt, fo hat man das verkürzte Bild der Fahne, wie fie bey allen Vögeln (ich findets Die Fahne befteht aus Fafern, die auf beiden Seiten (divergirend nach hinten und aufsen gehn, an den Enden aber von beiden Seiten zulammen kommen. Die einzelnen Fafern befteben aus ei- nem mittleren geraden Theile und aus Fälerchen, die von diefem auf beiden Seiten nach aufsen und hinten divergiren, an der hintern Spitze der Fafer von beiden Seiten confluiren, an ihrem vordern Ende aber nicht zufammen kommen. Die einzel- nen Fäferchen beftehen aus Hügelchen, wie wir bey ihrer Formation fehen werden, deren Farbe die Farbe der Feder beftimmt, und die durch einen an- fangs halbflüffgen, I[päterhin eintrocknenden Stoff unter einander verbunden find, Die Grenzen des Kiels find durch die Form der Fahne beftimmt. Denn fie umgiebt [einen ganzen "bintern Rand, und nach vorn ift er, als der zum Schreiben allein brauchbare Theil, einem jeden be- kannt. Für die Bildungsgefchichte wichtig ilt das Grübchen an [einer vordern Spitze, und die feine Oefnung anı Anfange der Fahne, von denen jenes, fofern es die Nahrung aufnimmt, mit dem Munde, diefe, fofern fieeinen Theil desErnährenden auswirft, wie wir [ehen werden, mit dem After übereinkommt. Der Kiel ift' der einzige Theil der Feder, welcher von ihrem vordern bis zum hintern Ende verläuft: "Nach vorn bildet er fie allein, dann entf£teht unter “ hm der Schaft, und noch etwas weiter nach hinten einen feitlichen Rändern die Fahne. Die Stru: etur des ganzen Kiels ift falerigt, und die Fafern "gehen zum Theil ununterbrochen von vorn bis hin- ten, zum Theil enden fie aber auch am ganzen "Bande des Kiels. Der Schaft endlich ift der einzige Theil der Feder, 'wenigftens bey denjenigen Vögeln, welche ich zur Unterfuchung hatte, deffen Forma- tion welentliche Verfchiedenheiten darbietet, die ' der vollkommen ausgebildeten Feder weniger affallend find, als bey der ieh formirenden. Näm- lich bey allen übrigen Vögeln entfpringt nach Wen. 60 En zel*) der Schaft mit zwey Wurzeln aus dem Kiele, beim Truthahne aber mit dreien; bey allen übrigen Vögeln geht die Höhle zwilchen Schaft und Kiel bis an die hintere Spitze der Federn, beim Truthahne dringt fie gar nichtin den Kielein, und der Schaft ift daher bey ihnen auf der ganzen obern Fläche. mit dem Kiele verwachlen, [tatt dals er es bey den übrigen Vögeln nur an den Seiten diefer Fläche ilr, Bey allen übrigen Vögeln ift die Furche auf der un- tern Fläche des Schafts weniger tief, als beym Trut- bahn, und dies alles, wie wir bey der Formation [ehn werden, aus einer gemeinfchaftlichen Urfache. Das Gewebe des Schaftes ilt eine mit Luft gefüllte Cellulofa, die mit einer undeutlich falerigten hörner- nen Lamelle belegt ift. Die ganze! Feder gleicht einer Pflanze mit ei- nem langen falerigten Blatte, die Fahne dem Blatte, der Kiel dem röhrigten Stengel, welcher mit leich- tem Marke ausgefüllt ift. Ihre Wurzel ilt immer dem Gehirne zugekehrt, die Spitze neigt fich gegen den Körper, wie die der Pflanze gegen das Licht, und ift daher bey den Schwungfedern, welche in den Flügeln zur Seite des Körpers [tehen, auch gegen dielen hingewandt, wobey es merkwürdig ilt, dafs diefe Seite der Fahne zugleich auch die längere und vollkommnere geworden ift, und dafs die entgegen- geletzte durch ein gleiches Hinneigen gegen den Körper an den Schaft angedrückt wird, weil er zwi- *) Ueber die Structur der ausgewachlenen Schwung- und Schweiffedern. _—— 61 fchen ihr und dem Körper liegt, während die er- ftere, wo dies Hindernifs wegfällt, in weit gerade- rer Richtung gegen den Körper vom Schafte abgeht, was offenbar eine vom Körper ausgehende Atmofphä- ren-Wirkung beweilt. Eine bewundernswerthe, bis in das kleinlte nachzuweilende Aehnlichkeit findet fich zwilchen der Feder und dem Schilffiengel, und zum! Theil auch den zwiebelähnlichen Pflanzen, welche ich einft noch auszuführen gedenke, wäh- rend ich jetzt zur Formation der Fahne übergehe. Bildung der Fahne. Mit Recht nimmt fie unter den Theilen der Feder den erften Platz ein, da fie beim jungen Vogel der am früheften fichtbare Theil derfelben ift, und da fie auch bey der Wieder- "erzeugung der Federn allemal zuerft erfcheint. Der zarte Flaum, ‘welcher zuerft den Körper junger Vö- ge] bedeckt, ift anzulehn als der erfte unvollkommne Verfuch der Natur, eine Feder zu bilden, und ilt der wahre Anfang einer Fahne, welche mit ihm zu- Sammenhängend [päterhin heryorbricht,*) eine Zeit- lang als vollkommene Fahne fortwäch[t, dann aher wieder abnehmend zu ihrer erften Geltalt des Flaums zurückkehrt. Der Flaum der Eulen entfteht in ei- ner äufserft kleinen dünnhäutigen hörnernen Schei- -*) Malpighi opera pofthuma Lond. 1697. p. 96. In te= nellis avibus, nuper natis, pili [ublutei erumpunt eri- denter ab apice tubuli [eu vaginae in qua inchoamen- tum pennae cultodirur — emergunt plumulae nigrae et in apico albae, a quo exporriguntur pili, unde ayullo involucro fecum rapiuntur, 6: —n de, mit welcher er in Gelftalt kleiner Bilfchel, die ans einem feinen Stiele, welcher eben die Scheide ift, hervorkommen, aus der Haut herauswächlt. In dem Stiele liegen die Fafern, durch die Scheide zulanımengehalten, [ehr felt neben einander Nach- dem aber die Scheide, wie gewöhnlich, zerriffen und in Schuppen ahgefallen ift, breiten fe,fich (ehr weitläuftig aus, und bilden die weiche und warme Decke des jungen Vogels. Nachdem nun die Erzeus gung diefes Flaums-in der Scheide einige Zeit fort- gegangen ilt; [o fängt die Bildung der vollkommnen Fahne an, und der Dlaum bildet nun, wenn diele felbft hervordringt, die Spitze der Feder, welche je- doch nur bey den Eulen und Raubvögeln als [olche noch lange fitzen bleibt, bey den übrigen Gelchlech- tern aber [ehr bald abfällt, Der Anfang der vollkommnen Fahne zeigt Sich nun bey reprodueirten Federn zuer[t und [ehr bald nach deın erlten Siehtbarwerden des Bläschens, in de[fen Inneren folgende Erfcheinungen vor lich gehen. Oeffnet man den Balgin der Periode, wo er ein deutliches Oval darftellt, ‘fo findet man Seine Höble noch mit der Flüffigkeit angefüllt, mit wel- cher er zuer[t entftand, und welche am vordern Ende durch eine kleine Oeffnung mit den Gefälsen der Haut kommunicirt, aber an feinen Wänden ilt die erfie Spur einer organifchen Bildung fchon ficht- bar. Denn an ihnen fieht man durch das Mikro- fcop, zuerft an dem vordern Ende um die Oeffnung herum, dann aber über der ganzen Fläche, eine —— u a Lage von Kügelchen, die, etwas gröfser als Blutkü- gelchen, [elten vollkommen rund (ind, ‚bald einzeln Stehn, bald aber auch zu zwey bis drey zulammen- hängen, halb durchfichtig und ungefärbr find, nach "vorn zu kleinere, nach hinten zu gröfsere Interftitia zwifchen fich laffen, und zu einer Membran ausge- breitet find, welche die innere Fläche des Balgs über- all bedeckt, und den Stoff ausmacht, aus welchem die Feder ihren. Ur[prung nimmt. Die Stelle, wo * dieler zuerft fichtbar wird, ift bey den Schwungfe- dern der vordere und obere, *) bey den Federn des Bauchs der vordere und untere Theil des Balgs, al- fo der obere Theil feines vordern abgerundeten, der Haut zugekehrten Endes, über der Oeffnung, durch - welche die Flülfigkeiten eindringen. Hier zeigt lich fehr bald, an den vorher durchlichtigen Kügelchen, bey den gefärbten Federn eine Färbung, bey den meilten aber nicht, und diefe Färbung ift gleichlam der erfte Entwurf der Färbung der künftigen Feder. Denn ich fand fie bey [chwarzen Federn auch E [chwarz, wahrfcheinlich von Kohle gefärbt, einmal { aber bey einer gelben Hahnenfeder auch gell ge- | | | | | | | färbt, wahrfcheinlich von einem erdigen Piginente, Ich vermuthe demnach, dafs fie bey allen hellge- färbten Federn, wenn gleich unvollkommen, die ‚ erlte Anlage der Farbe enthalten, und dafs man wohl bey hellblauen Federn auch hellblaue, bey hell- then, hellrothe Kügelchen finden werde, obgleich ®) Malpighi fügt bloß: a parte humiliori folliculi plumus 7 lae erumpunt, | | Bi. FR die verfchiedenen Nüancen diefer Farben durch die Einwirkung des Lichtes auf die Feder gewils noch Sehr modificirt und verf[chönert werden können. Denn nur die,dem Lichte ausgefetzten Federn und Theile der Federn [olcher Vögel, welche des vollen Lichtes geniefsen, find glänzend und bunt. Hinge- gen haben diejenigen, welche an verdeckten Stellen des Körpers fitzen, [o wie die Theile aller Federn, welche zwilchen den übrigen verborgen liegen, und die Federn der Nachtvögel nur matte, faft immer weilse, graue, braune oder [chwarze Far- ben aufzuweifen, was freilich ein böfer Umftand bey der Unterfuchung ift. Denn gerade die ftärk- [ten Federn, die Schwungfedern, find auch deshalb weniger gefärbt, weil fie bey der ruhigen Lage !des Flügels fich gegenfeitig befchatten, und nach vorn auch durch dieDeckfedern der Einwirkung desLichts entzogen find, weshalb ihre Farben falt immer Nüancen von fehwarz und weils, die Kügelchen aber, wenn nicht ungefärbt, allemal fchwarz find. Denn auch bey grauen und dunkelbraunen Federn fand ich fie [chwarz. f Die Kügelchen ordnen fich nun in Fäden, und diefe Fäden find die Spitzen der Fahne, oder ihr Anfang. Mit blofsem Auge fieht man vom [chwar- zen Flecke bey dunkeln Federn nach aufsen und hinten Falern auslaufen, welche ihn wie did ge- wmahlte Glorie den Kopf eines Heiligenbildes umge- ben. Der Ichwarze Fleck [elbft wiederholt im klei- nen PGEFEEEN % nen die Geltalt des Balgs, denn er ift oval, mit der Spitze nach hinten gekehrt, jedoch nach vorn nicht fcharf begrenzt. Die erlten Falern brechen an fei- ner hintern Spitze aus, und gehen in gerader Rich- tung von vorn nach hinten, dann folgen die zur Seite, und nach und nach brechen auch nach vorn zu immer mehr hervor. Die bintern find aber fchon bedeutend lang, wenn lie nach vorn zu kaum hervorbrechen, und die [eitlichen .Fafern wie die vordern find immer nach hinten und aufsen gerich- tet, mit der Spitze immer nach dem hintern, mit dem Urfprunge gegen das vordere Ende des Balgs gewandt. Das ganze Streben der Feder geht jetzt gegen das hintere Ende, des Balgs, der hintere Theil des fchwarzen Flecks zieht fich, indem er fchnell (chmal und fpitz wird, mit allen von ihm ‚ausgehenden Falern bald bis zu ihm hin, und die bintern Falern vereinigen fich in diefer Spitze zu einem Büfchel. Die Höhle wird nämlich hier fo eng, dafs die äufsern Spitzen der Fahne von beiden Seiten gegen einander [tofsen, und fich endlich fo- gar über einander wegfchlagen, was aber, wie wir fogleich fehen werden, nicht ohne Zerreifsung der feinften Enden der Fahne möglich ift. Denn indem - die Falern, welche von den Seiten des [chwar- zen Flecks, den ich von nun an die Spina nennen werde, ausgehen, in der Richtung nach hinten und aufsen verlängern; [fo mülfen Ge nothwendig, da die innere Wand des Balgs eine Röhre ift, zugleich Archiv f. d, Phyfiol. XU,2d. I, Hof E 66 — auch nach unten gekrümmt werden, 'und bey 'zu- nehmender Verlängerung endlich auf der uritern Wölhung von beiden Seiten zufammenftofsen und fich kreuzen, wie es auch wirklich in der hintern Spitze gefchieht. Auf diefelbe Art ftolsen die von der Spina nach hinten und aufsen abgehenden Rip- pen auch am Bruftbein zulammen, und würden fich bey Fortgefetztem Wachsthum kreuzen. Aber die Kreüzung gefchieht bey den Federn jetzt noch nicht, obgleich die Fafern fich [o verlängern, dafs fie Statt ' finden mülste, wenn fie immer in gleicher Rich- tung fortgingen. Denn die Verlängerung gefchieht auf der, der Spina entgegengefetzten Fläche, gleich- [am auf der Bauchfläche der Feder, in abgeänderter Richtung, und gerade von vorn nach hinten, der Spina parallel und ähnlich, wie auch das Sternum dem Rückgrade ähnlich gebildet ift. Davon haben nich mikrofkopifche Betrachtungen vollkommen über- eeugt. Der [chwarze Fleck geht, wie ich eben ge- Sagt habe, in die langgezogene Spina über, ‚Obgleich aber diefe, beim erften Entftehen, als zugelpitzter ‘[chwarzer Fleck, aus lauter [chwarzen Kügelchen, wie jener befteht,; [o kommt doch auch [ehr bald etwas fremdartiges hirizu, was wir unten kennen lernen werden, und die [chwarzen Kügelchen ziehen fich an den Rändern der Spina in zwey Streifen A men, in denen lie, wie vorher im [chwarzen Flecke, unregelmälsig durcheinander liegen. Von "dielen Streifen gehen nun, [o wie vorher vom [chwärzen Flecke, die Falern der Fahne aus, und zwar, dem ———_ 67 Welentlichen nach, wieder auf diefelbe Art, wie die ‚Spina zuer[t vom [chwarzen Flecke ausging, denn ‚bey der Feder ift nur ein Typus da, der fich immer ' wiederholt, und wie die Fafern in ihrer Vollendung die ganze Feder im kleinen darftellen, [co thun fie es auch bey der Formation. Die Kügelchen des fchwarzen Flecks und der beiden Streifen, welche zunächlt an den Rändern derlelben liegen, ziehen fich in der Richtung der Falern der Fahne in eine "Spitze zulammen, wiees die Spina auch vom [chwar- zen Flecke aus that, Diele Spitze befteht anfangs ganz aus [chwarzen, unregelmälsig neben einander liegenden Kügelchen; aber bey etwas fortfchreiten- ‘dem Wachsthum theilen fich diefe, hier wie dort, in zwey Reihen und nehmen etwas fremdes zwi- fchen fich auf; von dem ich unten bey der Bildung ‘des Schaftes reden werde. Aus diefen beiden Rei- hen, welche urfprünglich, als die äufserfte Spitze der Fafern, zulamınen nur eine Reihe bildeten, kom- men nun wiederum die Fäferchen der Falern auf eben die Art, wie die erften Spitzen der Fafern [elbft aus dem fchwarzen Flecke und den Streifen ent- Springen, und beftehen daher aus eben [olchen Kü- gelchen. Aber hier ift der Ausbildung, welche fich ' fonft ins Unendliche wiederholen würde, ein Ziel gelerzt. Denn hier bilden fich nur die erften An- DER von Federn. Es gehen einfache Kugelreihen *) Ei2 ip) Malpighi P- 97: minimae nlömnlae orbiculis inte- grari videntur. Bey der ausgebildeten Feder kann man 68 — von den Seiten der Falern aus, ganz [o wie auch die erften Spitzen der Fahne als Kugelreihen ent- .Standen, und gewils würden fich diefe wieder zu Federn ausbilden, wie die Fafern der Fahne, aber die Natur hemmt fie fogleich im Anfange, und fie enden als Rudimente. So theilt fich der Stamm des Lebensbaumes in kleinen Gehirn in Aelte, Zweige - und Blätter. Die Aelte und Zweige find Bilder des Stammes, denn fie veräfteln ich wie jener, und ha- ben gleiche Structur. Die Blätter würden bey fort: geletzter Bildung wieder zu Stämmen,werden, aber fie werden als Keime inihrem Wachsthume gehemmt. Indem nun die Falern der Fahne immer -fort- wach[en, verbreiten fie fich auf der innern gewölb- ten Fläche des Balgs, und nehmen felbft die Stelle ein, welche vorher nıt der gekörnten Membran be- deckt war. Deswegen ilt es mir wahrIcheinlich, dafs die Fahne nicht materiell von der Spina auswachle, Sondern dals die Kügelchen jener Membran felbft an Ort und Stelle die Farbe der Fahne annehmen, und durch die von der Spina aus wirkende galvanifch- lebendige Thätigkeit in die beftimmte der Fahne ei- gene Ordnung und Richtung ‘gebracht ‘werden. So lange nun die formende Thätigkeit mit hinlänglicher Energie wirkt, bleibt auch die Ordnung und Rich- tung diefelbe; fobald diefe aber nachläfst, wird die Form eine niedere, die Richtung aber weniger be- ftimmt, und durch andere Strömungen feicht ganz nicht unter[cheiden, ob es globuli oder orbiculi, wie Malpighi lagt, lind. PR GEL 69 verändert, eben [o wie ein [tarker Mann [eine felte Stellung auch gegen einen reilsenden Strom behaup- tet, der [chwache aber von der Gewalt des Stroms fortgerilfen wird. Nun aber haben alle Organilatio- nen gewille polarifche Strömungen, das heifst, die entgegengeletzten Theile derfelben find einander mehr oder weniger ähnlich in Bezug auf Richtung und Organifation,. oder (wenn wir fie uns als ent« Stehend denken). in Bezug auf Strömung jund An- rating. So fahen wir die Spina in gerader Rich- tung von vorn nach hinten wachfen. Die Urlache diefes Phänomens nennen wir eine von vorn nach hinten gehende Strömung, und diefe muls nun, nach allgemeinen Geletzen, wenn gleich [chwächer, auch auf der entgegengeletzten Fläche, alflo bey den Schwung-und Schweiffedern an der untern Wölbung der Scheide oder des Balgs wirken, und fich hier durch ähnliche, von vorn nach hinten gehende Fa. . fern offenbaren, und dies thut fie auch. Denn die Enden der Fahne, welche hier von den Seiten her herabfteigen, fetzen fich, wenn fie die der Spina entgegengeletzte Stelle erreicht haben, noch äulserft fein als Kugelreihen gerade von vorn nach hinten fort, und Stellen wirklich das Bild der Spina, wehn gleich [chwächer als oben, und in entgegengeletzter Form dar. Denn die Fafern der Fahne gehen hier nach vorn und aufsen, dort nach hinten und aufsen. Nachdem nun die Fahne eine Strecke weit ohne Hin- dernils, immer an der innern Fläche der zugleich mit fortwachlenden hörnernen Scheide feftgewachfen ilt; yo Fe fo trifft fie doch am Ende, "weil die Scheide, wie ich oben fchon angenommen habe, etwas langfa- mer wächlt, als die in ihr enihaltenen Theile, ge- gen die Spitze derfelben und durchbohrt fie. Vor- her aber werden, weil die Scheide nach hinten zu immer enger wird, die Fafern der Fahne, je mehr fie nach hinten fortwachfen, mechanifeh in einen engen Raum zufammengeprefst, und dadurch die Enden kreutzweis über einander gefchoben, wobey die-äufserft feinen, gerade nach hinten gehenden Verlängerungen der Falern zerrilfen‘ werden müf- fen. So zufammengeprefst und gerollt dringt nun die Fahne aus der Spitze der Scheide hervor, und zerreifst fe in Schuppen, worauf fie jetzt felbft frey wird und fich entfaltet wie ein Gras- oder Schilf. blatt, nachdem es aus dem Halme hervorgewachlen: ift. Sie wächlt auf eben die Art immer fort, und erreicht bey den meilten Federn [ehr baldihre gröfste Vollkommenheit. Denn die glänzendften Farben zeigen fich immer an den Spitzen der Federn, als Folge der Finwirkung des Sonnenlichts. Denn wenn gleich die Hauptfarben der Feder [chon angedeutet waren in den er[ten Kügelchen, aus welchen die Fahne entftand, fo zeigen diele doch höchft wahr-. fcheinlich nicht eher alle die glänzenden Farben, die wir an den Vögeln bewundern, als bis die Fahne vollendet, trocken geworden, und ‚endlich dem Sonnenlichte ausgeletzt ift. Die Vollkommenbheit der Fahne zeigt fich aufser in der vollendeten Färbung, auch noch an der Länge und Dichtigkeit ihrer Fa- RE ED yı fern. Und auch diele erreichen bey der Fahne unter allen Theilen der Feder bey weitem zuerft ihren Gipfel, auf welchem fie kürzere oder längere Zeit ftehen bleiben, endlich aber bey allen Federn wie- der abnehmen, und [o endet die Fahne auf eben die Art, wie fie beim jungen Vogel zuerft angefan- gen hat, mit einzelnen, fehr feinen, immer kür- zer werdenden, gerade von vorn nach hinten ge- richteten flaumähnlichen Fafern, *) wie man bey jeder ausgewachlenen Feder fehen kann. | © Bildung des Kiels. Wird der Kiel oder die Fahne früher gebildet? Die Antwort wird fich aus den Phänomenen ergeben, und von diefen ift zum Theil [chon die Rede gewefen. Dafs die Fahne bey einem jungen Vogel unter den Theilen, der Feder zuerft auf der Haut er[cheint, ift keinem Zweifel unterworfen, allein daraus folgt nicht abl[o- hıt, dafs fie auch der Zuerft gebildete Theil fey, und es mufs ihr nothwendig die Bildung eines Theils vor« hergehn, der entweder zur Feder felbft oder zu ih- ren Umgebungen gehört, von welchem fie ausgeht. Bey der ausgewachfenen Feder entfpringt die Fahne von der Grenze zwilchen Kiel und Schaft, bey der regenerirten zuerft vom [chwarzenFlecke, und dann von der Spina. Letztere ift, ihrer Form und Lage nach, fchon der unbezweifelte Anfang des Kiels, und geht auf die eben befchriebene Art aus dem 2) Malpighi p. 97. Complera vegetatione er lolidifacta tora penna, plumulae a ei fubftantia propa- gatae occnrrunt. 73 —— fehwarzen Flecke hervor. Aber ift nun auch fchom der [chwarze Fleck als Anfang des Kiels zu betrach- ten? Er würde es unftreitig leyn, wenn nicht die Farbe das einzige Merkmal wäre, welches ihn vom übrigen Umfange des Balgs unter[cheidet, und diele bey weifsen Federn fehlte, wo er aus blofsen un» gefärbten Körnern belteht, und daher keine beftimm- ten Grenzen hat. Denn ob er gleich auf beiden Seiten durch den Abgang der Falern der Fahne ziem- lich genau bezeichnet ift, fo fehlt doch, an Seinem vordern Ende, der Feder eine folche Beftimmung ganz und gar, und er geht hier geradezu in die in- nere Fläche des Balgs über, bis [päterhin auch fein vorderer Rand überall durch den Urfprung der Fahne angedeutet wird. Denn fo wie fich der [chwarze Fleck nach hinten in die Spina, den wahren Anfang des Kiels, zufammenzieht; fo breitet er fich nach vorn auf beiden Seiten um die vordere Oeffnung des Balgs herum aus, und die Fafern der Fahne ent- fpringen allmählig immer tiefer, endlich felbft vom untern Rande der vordern Oeffnung, und ihre Ur- Sprünge fteigen, jemehr die Spina wächlt, immer mehr nach oben und dann nach hinten, und ver- längern fich auf dielem Zuge zur eigentlichen Spina*) und mit diefer immer weiter gegen die hintere Oeff- nung der Scheide, bis fie gegen das Ende der Scheide in der Bildung gehemmt werden und abzutrocknen anfangen. Der Zug der Falern begrenzt überall den *) Malpighi p- 96. Superior portio follienli in haftulam allurgit, a qua binc inde pramuntur plumplae, | Kiel, und nach vorn fängt diefer daher auch als ein Ring an, der die vordere Oeffnung der Scheide um- gab, fo allmählig, wie die Fahne, zur Spina hinauf- fteigt und diefe bildet. Diefer Ring befteht nun aus parallelen feinen Fafern, in denen ich die Kügel- ‚chen nicht gefehen habe, obgleich fie ‚wahrfchein- lich auch, wenn gleich fehr klein varhanden find. Sie fteigen erft vom untern Umfange der vordern ‚Oeffnung nach oben hinauf, gegen den Anfang der Spina, wo fie fich wenden, und nun in gerader Richtung von vorn nach hinten gehen. Die Fafern find beim erften Erfcheinen der Spina falt [o [tark, als in der Folge, wo fie immer breiter wird, aber ihre Menge nimmt fehr zu, und die hinzukommen- den fetzen fich immer am äufsern Rande des Rin. ges an, in der Gegend, wo er [ich in die Spina ver- liert, welche fie dann begleiten, indem fie weiter wächft, und auf diefe Art ihr Breiterwerden beför- : „dern. So wird die Spina durch den Anfatz folcher neuen Fafern, allmählig fo breit, dafs fie erft die ganze obere, dann die feitlichen Wölbungen der Scheide auskleidet, am Ende felbft von beiden Seiten her nach unten zufammenftöfst, und zuletzt die ganze innere Fläche der Fahne einnimmt, wo- ‚dprch denn die Fahne, welche bisher immer [chon im ‚Abnehmen war, nothwendig beendet ‚werden mufs, {weil kein Platz mehr für fie übrig. bleibt. Nun fängt die Bildung des vordern gefchloffenen Theils vom Kiele an, der bis zum Ende mit der börnernen Scheide verwäckft, bald eing kürzere, 74 Ge bald längere Zeit noch fortgebildet wird *) zuletzt aber, wenn’das Leben der Feder erlifcht, fich all- mählig zulammenzieht, und als vordere Spivzehulie Feder endet. Yun Dies ilt die Bildung des Kiels der Feder, und auf ähnliche Art entftehen nun auch die Kiele der einzelnen Falern der Fahne, welche von dem Haupt- kiele ausgehen. **) Diefs habe ich bey der For« mation der Fahne angegeben, wo ich es bef[chrie- ben habe, wie die Körner der Fafer auseinander weichen, und zwifchen fich einen fremden Körper aufnehmen, welcher eben diefer Kielift. Er hängt allo bey feinem erften Entftehen, wenigftens auf der Oberfläche, welche durch die Kügelchen gebik det wird, nicht mit dem Hauptkiele zulammen, was aber fehr bald gefchieht, indem fich die Kügelchen bis an diefen Hauptkiel in zwey Reihen trennen, und ihn zwifchen fich aufrehmen. Nach aufsen aber verlängert er lich in gleichem Schritte, wie die Fahne wächft, und befteht eben fo aus geraden Fa-, fern, wie der Hauptkiel, von denen die feinften *) Malpigbi und alle Schrififieller nach ihm, nennen diefe Röhre allein den Kiel, und [o fagt er mit Recht pP: 96: Completa quali pennae generatione calamus, ıubulofa feilicet pennae, portio, elongara folidefeit, doch [agt er p. 97. richtig: haftula in tubulum 6 vata calamum poftremo producit. Traa . ON ”*) Malpighi p.97.: Calamo exterius probabiliter tota haftula inveftitur et in exterioribus partibus laciniara plumulas efformat, — Key 75 Fäferchen in fpitzen Winkeln rechts und links ab- gehen. An der Stelle aber, wo ‚die Fafern der Spina gegenüber, wie diefe, gerade von vorn nach hinten zu gehen anfangen, hört er auf, und hier bildet alfo, wie auch oben gelagt wurde, die Faler nur noch einen einfachen Streifen von Kügelchen, wel- cher [ich allmählig verliert. ’ Bildung des Schafts. Die erfte Spur des Schafts erfcheint unter allen Theilen der Feder zu- letzt. Denn naclilem.dielFalernider Fahne fichtbar geworden find, nachdem der [chwarze Fleck Jich fehon nach hinten zur Spina umzultalten anfängt, fieht man erft den noch halbflüffgen Anfang des Schafts, als eine leichte durchfcheinende Linie auf jeder Seite der Spina, welche die beiden [chwarzen Streifen, von denen die Fahne ausging, bedecken, und fehr bald unfichtbar machen, wenn fie erft ei- nige Conhftenz erlangt haben. “Diele erhabenen Linien oder Leif ten find aber mit der Spina [elbft bey den meiften Vögeln nur an einer. kleinen Stelle verwachfen, nämlich gerade am äufsern Rande, wo die Fafern der Fahne ausgehen, von welchen fie ‚felbft durchbohrt werden, Uebrigens bleibt die Spina elblr ganz unbedeckt, weshalb auch bey den aus- chfenen Federn der Schaft mit dem Kiele nur durch die äufsern Ränder verbunden ift. Nach un- ten zu aber verdicken fich diefe Leiften fo, dafs fie endlich einander von beiden Seiten her berühren, amd [o mit dem Schafte eine gefchloffene Höhle bil- den, welche man bey ausgewachfenen Federn noch 76 u bis an die Spitze hin verfolgen kann. In der Mitte verwachfen nun beide Leiften, jedoch fo, dafs im- mer noch die Spur der ehemaligen Trennung als eine Furche auf der untern Fläche des Schaftes ficht- bar bleibt, welche bald mehr, bald weniger tief ilt. Anders aber verhält es fich mit der Bildung des Schaftes bey den Truthahnsfedern. Denn hier erfcheint zugleich mit den beiden genannten Leilten noch eine dritte zwilchen beiden, welche die ganze untere Fläche des Kiels oder der Spina bedeckt, und durch ihre Ränder mit den beiden [eitlichen verwach- fen ift.. Sie ift alflo an der Stelle, welche bey an- dern Vögeln die Höhle der Feder ausmacht, und fie verhindert das Zulammenwachfen der beiden feitli- chen Leiften nach unten gröfstentheils; weshalb auch beim Truthahne die Höble fehlt, und gleichfam zum Erfatze derfelben eine [ehr tiefe untere Furche vor- handen ift, welche daher rührt, dafs die Vereini- gung der beiden [eitlichen Leilten mechanilch, durch die mittlere verhindert wird, ‚was dem Schafte ein unvollkommenes, getheiltes Anfehn giebt. Nach hinten zu verlängert -fich der Schaft im. mer völlig gleichmäfsig mit dem Kiele, und je brei- ter- diefer nach vorn zu allmählig wird, defto brei«. ter und dicker werden auch die Leilten des Schafts, und man. bemerkt immer deutlicher, dafs fie ei- gentlich nur an den ‚Schaft angeklebt: find, aber durchaus nicht von ihm aus entfpringen. Viel- mehr ent[pringen fie aus der im Innern des Gan- zen enthaltenen Bildungsmaflfe oder Sulze, in Ge- ftalt rundlicher Spitzen, welche in die Sulze nach vorn eingelenkt find, und nach hinten unmittelbar | in dieLeiften fortgeben. Dabey verändert fich zu gleich ihre Subftanz fehr. Denn aus dem halb- | # Rüffigen, Ichleimartigen Stoffe der Spitzen wird € das lockere, aus den feinften Luftzellen beftehende - Gewebe des Schaftes gebildet, welches, dem Ur- | fprunge und der Textur nach, ganz mit dem Marke ' im Innern der Bäume übereinkommt. Die glatte 1" Oberfläche, womit es bedeckt ift, fcheint durch blofses Eintrocknen der eiweifsähnlichen Flüffig- "keit, aus welcher die Leiften hervorkamen, zu ji entftehen. , u \ Pr Obgleich nım aber der Schaft gröfstentheils ' zelligt ift; fo lälst fich dennoch die faferigte Stru- | etur, welche den übrigen Theilen der Feder eigen ift, auch bey ihm, wenigftens an den Stellen [ei- ' nes Urfprungs nachweifen, und wiederum gleichen | diefe Fafern als Theile dem Ganzen, dem Schafte, v eben fo, wie die Fafern der Fahne der ganzen Falıne gleichen. Dies erkennt man mittelft einer guten Linfe fehr deutlich an den Urfprüngen der mittlern | e bey den Federn des Truthahns, wo die ein- ‚, zelnen Fafern in einer Fläche nelien einander ent- | Springen. Eine jede folche Fafer befteht nämlich aus zwey ähnlichen Leilten, wie die feitlichen des Schafts, die eben fo einen Raum zwilchen fich | laffen, welcher entweder nach hinten zu ver[chwin- det, weil hier beide Leiftchen verwachfen, und eine einfache Fafer conlttuiren, welche auch auf 73 — der untern Fläche eirie Furche behält, und vielleicht ebenfalls hohl ift, wie der Schaft felbft bey den meilten Vögeln, oder, was mir noch wahrfchein- licher ift, nach Art (des Schaftes der Truthhahns- feder durch eine dritte Leifte ausgefüllt wird. Auf die befchriebene Art geht nun die Bil- dung des Schafts immer gleichmäfsig mit der Ver- längerung des Kiels fort, bis zu der Zeit, wo die gelchloffene Höhle des leiztern zu entftehen an- fängt. Hier (teht plötzlich die Bildung des Schafts fill; und man erkennt die [pitzen Anfänge der Lei- ften durch die Subftanz des Kiels hindurchfchim. mernd, und noch etwas in die Höhle des Schafts _ vorragend, bey den meiften Vögeln als zwey, beim Truthahne aber als drey Wurzeln des Schaftes. "Von dem bildenden Stoffe und der Feder-Seele:*) Im Anfange wurde eine Flüfhg- keit in der Haut des Flügels ergolfen, um diele herum entftand der erft runde, dann ovale Balg, welcher zur hörnernen Scheide wurde, deren in- nere Wand mit einer gekörnten Membran fich be- deckte, in welcher die erlten Rudimente der Fahne und des Kiels fichtbar wurden, auf welchem letz- tern wiederum die Leiften des Schafts entltanden. *) Lacerata per longum vagina patet folliculus fubmollis et mucolus cinerei coloris cum maculis fanguineis. Et licer fibris per longum ftatutis compaginari videatur, tevera tämien nulla diftinguitur evidens organifatio, praeter umbilicale vas in medio contentum et per lon- gum producıum. - 79 Der’Kiel mit der Fahne verhreiteten. fich alsıeine gewölbte Fläche über die ganze Wand. Der Schaft allein ragte als zwey erhabene Leiften, in die Höhle hinein. Alle diefe Theile werden von einer gemein- Tehaftlichen Bildungsflüffigkeit befpült, welche die ganze innere Höhle ausfüllt, und, fich in alle ihre Vertiefungen einfenkt, alfo auch in den zwilchen beiden Leiften des Schafts übrig bleibenden Raum, weleber durch Verwachfen der Leiften zur Höhle wird. Diele Flülligkeit ı wird durch die aushauchen- den Enden der Arterien abgelondert, : Die Arterien FR erft als Lymphe, dann als wirkliches Blut führende Gefälse durch die vordere Oeffnung der Scheide von der Haut in das Innere der Feder ein, wie die Gentvalarterie durch den Sehierten. in.das Innere des Auges, und fondern hier den eyweilsar- tigen Bildungsftoff ab, welcher zum Theil zur Er- zeugung der Feder verwandt wird, #) zum Theil "aber auch dazu untauglich ift, und als eine mit dem Wachsthum ‚der Feder immer confiftenter werdende allertartige Maffe übrig bleibt. Sie hat bey der falt ausgewach[enen Feder, ihrer Farbe und Confäftenz ar. ‚ grofse Aehnlichkeit mit der Nabelfchnur einer ‚Frucht, #*) und aus ihr entfteht zuletzt durch . alpighi Pp- $: Ef enim folliculus velut uterina pla- generationis auclivam materiam pennae, tanguam ” proprio foetui praeparans er continene, $ ") Mit Unrecht fagt daher Malpi ghi I, c. p. 96, follicu« 0 Aus lacerarus humorem fundit, Doch ilagt er p 97. folliculi diltincrtam organilstionem allequi non licer, so FEN Vertrocknen die Seele der Feder. Abernur aus dem Flülfgen, dem Colliquament, wie es Har- vey nennt, kann die Bildung organifcher Körper hervorgehen. Sobald diefes dem halbfelten Zuftand 'fich nähert, iftes zur Ernährung untauglich. Dies wäre bey der Feder [ehr bald der Fall, wenn nicht die fulzigte Malle, wenigftens auf ihrer Oberfläche, von welcher eben die Bildung der Feder ausgeht, im- merhin mit einem flülfigen Eyweilsftoffe befeuchtet würde. Dies Colliquament wird abgefondert durch die Central- Arterie, welche fich anf der ganzen Ober- fläche der Sulze in Form eines [ehr feinen und [chö- nen Netzes verbreitet, *) und auf diefe Art an je- dem Punkte die Nahrungsflüffgkeit aushaucht. Dies Netz wird immer dichter und fchöner, je felter die Sulze, alfo je älter die Feder wird. Endlich tritt eber ein Zeitpunkt ein, wo. der Sulze Beltimmung erfüllt, die Feder ausgebildet ift, und jene, als eine _ unnütze Mafle, abftirbt, wie die Scheide, als äufse- res Bildungsorgan, allmählig in Schuppen abfällt. Denn diefe f[ulzigte Maffe klebt beim Abtrocknen der Feder gegen das hintere Ende der Scheide zu, feft an die Feder an, und vertrocknet zugleich mit ihr, Nothwendig muls alfo die Austrocknung der Sulze mit der Feder fortgehen, und da dies immer wieder gefchieht, fo lange noch die Feder 'heraus- wächft, der vertrocknete Theil eben fo lang werden, als *) Maipighi l.e. p. 96. Folliculus langnineum-vas (uie lateralibus ramis propagarum fovet, gı aıs‘die ganze Feder, [o weit fie felbft trocken ift. So ift es denn auch in der That mit dem Theile der Sulze, welcher zwilchen den Leiften des Schafts in ‚deffen Höhle eindringt, in welcher man bis an die - Spitze bey einer jeden Feder, wo die Höhle deutlich genug ilt, auch die Spuren eines häutigen Welens findet. Aber ariders verhält fich die Sache mit dem Theile der Sulze, welcher, fo lange der Schaft noch dünn ilt, bey weitem den gröfsten Theil der Höhle der Feder ausfüllt, wie er es im Anfange ganz that, “und die Wölbung einnimmt, die von den Blättern der Fahne und der Spina umgeben wird. Diefer Theil dringt mit der Fahne beftändig hervor, und fällt bey den meilten Federn, weil er, nachdem fich die Fahne ausgebreitet hat, nicht mehr in einer Höhle einge[chloffen liegt, in unregelmäfsigen Schup- pen, Blättern und Zellen ab.*) Nur beim Trut- hahne, wo die Höhle des Schaftes fehlt, und die Fur: ‚che dafür defto tiefer ift, bleibt in dielem ein Theil ‚des Vertrockneten bis ans Ende hängen. So wie nun die Feder zunimmt, wird, in dem Maalse „als.der Schaft [tärker wird, auch die Höhle in ihm, oder eigentlich zwilchen ihm und dem Kiele weiter, > dagegen die zwifchen dem Schafte und der Fahne enger, und der Theil der Sulze in jener inimer grö- Iser, fo wie der in der letzten Höhle immer kleiner *) Malpighil.c. p. 56.: Aperta vagina apparet folliculus qui in extremitate erficcatus dividitur in membrauolos „loculos vacuos. Mreliv f. d. Plyfiol, XIL. Bd, I, Heft. F 82 wird. Zur Zeit allo, wo der Kiel fich ganz [chliefst, und die ganze Höhle der Scheide einnimmt, und wo die Höhle zwifchen Schaft und Kiel, weil der Schaft aufhört, in die gefchloffene Höhle des Kiels allein übergeht, mufs der Theil, welcher früherhin zwilchen Schaft und Fahne lag, ganz aufhören, und dagegen der, welcher in die Höhle des Schafts drang, allein übrigbleibend, die ganze Höhle des Kiels aus- füllen. Nun ift die ganze Sulze zum Theil nach hin- ten in der Höhle [chon vertrocknet, zum Theil noch lebendig in der gefchloffenen Höhle des Kiels und Schaftes enthalten, und nur ein kleiner Theil *) von ihr drängt fich in, der Spalte zwilchen beiden Leiften des Schafts und dem Kiele, durch die Oef- ‚nung, welche bey der ausgewach[lenen Feder als die kleine hintere Spalte übrig bleibt, und im Anfange fo weit war als die Höhle der Scheide, noch hervor. Die Sulze ftirbt nun allmählig bis zur vordern Spitze des Kiels ab, und bildet [cheinbar durch ein plaftifches Phänomen des erlöfchenden Lebens die regelmälsig zellige Geltalt der Seele, **) welche fich meiner Meinung nach [ehr einfach und faft mecha- nilch erklären lälfe. Denn ihre Entftehung hat, wie es mir [cheint, ihren Grund in dem periodifehen *) Malpigbi p. 97. In principio calami extra prorumpit Folliculus tabefactus, ’ ") Malpighbil.c. p. 96. Exarati membranofi loculi api- Pa N cem folliculi conflituentes, figura || pollent, I Dt { } ! 1 1 ! | Typus des Lebens, und ift analog den Jahrringen der Bäume, ‘oder den Ringen an den Hörnern der Kühe, welche fie nach jedesmaligem Kalben bekom- men, doch mit dem Unter[chiede, dafs die Ringe der Bäume Jahresperioden, die Zellen der Federfeele Tagsperioden andeuten. Alle Bildungsprozefle bey Thieren und Pflan. zen, die nicht etwan in der Gebärmutter der Thiere oder unter der Erde vor fich gehn und dem unmit- telbaren Einflulfe der Geltirne entzogen find, find ftärker zur Nachtzeit, als bey Tage. Sie find bey hoher Lebenskraft am Tage gering, bey verminder- ter, am Tage gar nicht, und allein noch bey Nacht thätig. Endlich äber erfolgt auch bey Nacht keine Zunahme mehr, fondern nur ein Stilleftehen, wäh- rend bey Tage die Abnahme eintritt. So ift es beym Abfterben der Sulze in der Feder. Die Seele bildet fich von hinten nach vorn, fo wie die Sulze mehr und mehr eintrocknet. Dies Eintrocknen ift Folge '- des Mangels der Zufuhr durch die Central- Arterie, diefer Mangel rührt von einer Abnahme der Lebens- kraft her, und diele erfolgt bey Tage, während bey Nacht ein Stillftand eintritt. Durch die Abnahme bey Tage wird die Sulze immer um ein Stück kür- zer, und es entlteht allo ein leerer Raum. Durch ‚den Stillftand bey Nacht wird dieler leere Raum be- grenzt, indem die Oberfläche der Sulze während die- Ses Stillltandes zu einer Membran austrocknet,, wel- ehe allo immer als eine neue Scheide - und Seiten- Fa 73 wand *) zurückbleiben mufs, wenn die Sulze am nächften Tage noch weiter zurücktrit. Das Zu- rücktreten wird delto auffallender feyn, je länger die Sulze noch ift, denn die Verkürzung eines lan- gen austrocknenden Fadens ilt gröfser als die,eines kurzen, Deshalb find auch die hintern Zellen die gröfsten, und werdennach vorn zuimmer kleiner **). Sie werden von einander durch conyexe, falt trich- terförmig in einander gefchachtelte Blättchen gel[chie- den, deren Hervorragung immer nach hinten und oben gerichtet ilt, ***) und mit der Bildung der vör- derften Zelle ift die Entftehung der Feder vollendet. Eine andere Theorie von der Bildung der Feder- feele hat Mal pi ghi , ****) welche aber meiner Mei- nung nach durch die Erfahrung nicht beftätigt wird. Er nimmt nämlich an, dafs in dem Colliquamente, welches fich [päterhin in die faft knorpelartige Sulze verwandelt, von Anfang an die Abtheilungen in Zel- len vorhanden feyn, die Zellen [chon die Geltalt haben, welche fie bey der Eintrocknung behalten, und der Unterfchied allein darin liege, dafs fie jerzt *) Malpighi p. 97: Folliculus exficcatus pluribus com« paginatur loculis membranofis invicem unitis, qui membrano[o tubulo exterius inveltiente continentur, *) Malpighi p.97.: Loculi, qui pennae apicem occu- pant, frequentes numerantur. ®*) Malpighi p, 97.: Concavae ver[us pennae implanta- tionem membranae, Be) RP 97: > — 85 mit Lymphe, fpäterhin mit Luft gefüllt feyen. Doch man nehme einen [olchen fulzigten Cylinder von ei- ner falt reifen Feder, und [teche hinein, fo oft man will, nie wird Lymphe herauslaufen, wie wirdser dadurch zufammenfallen, fondern das Ganze zeigt eine gleichförmigehalbknorpelartige Bildung ohne Spu- ren von Abtheilungen, und fomit verfchwindet diefe Hypothefe von [elbft. 86 m Erklärung der Kupfer, Tab.I. Fig. l. Eine derlängften Schwungfedern der Gans, zur Zeit, wo die Fahne hervorzubrechen anfängt, Die Feder [elbft ift unverletzt, die Haut aber, in wel- cher fie befeltigt ift, queer durchgefchnitten, um die Art ihrer Befeltigung zu zeigen. a.a.b,b. Die Hautfalte, welche von einer Feder zur andern geht, e.c. Der am Urfprunge der Feder verdickte Theil der Haut, mit Gefälschen, von denen eins bey e. als Centralgefäls in die Oeffnung d. d tritt, g. Der Ort, wo die Scheide von der durchbrechen- den Feder geöffnet wird und in Schuppen abfällt, Fig I, Der aufgef[chnittene leere Kanal, welcher beim Ausreilsen einer Feder in der Haut zurückbleibt. Er zeigt [chwache Längen-und Querfalten; am untern Theile beya fängt die neue Iphärifche Bildung der Scheide an. — 37 / Fig MI. a. Die [phärifche Geftalt der Scheide hat fich in eine eyförmige verwandelt; die Spitze b. fängt fchon an, die Oberhaut des Kanals aufzuheben. Fig. .\IV: Die Scheide wird in die Länge gezogen, 'und drängt die Oberhaut des Kanals immer mehr in Fal- ten zulammen. Fig. V. Die Scheide füllt die ganze Länge des Hautka- nals aus, und [tölst die Oberhaut defl[elben als eine regelmälsig gefaltete Membran vor lich her. Fig VI Die noch gefchloffene Scheide, zur Zeit, wo fie ihre grölste Länge erreicht hat; [päterhin wird fie nicht länger, weil fie in Schuppen abfällt, und erfcheint wie in Fig. I. Fig. VIL Die Zeichnung gehört zur Structur der Scheide. Sie Stellt den vordern Theil oder die Wurzel der Scheide einer Schwungfeder der Gans vor, die um . das Vierfache vergrölsert ift, Das Ganze würde ein Cylinder feyn, wenn nicht das Stück a. b. f. der Länge nach herausgefchnitten wäre, um die innere Wand der Scheide fichtbar zu machen. e. c. c. aufgehobene und zurückgefchlagene Stü- cken der äufsern Wurzel, wodurch die innere bey d fichtbar wird, welche man auf der innern Wand auch von g aus bemerkt 58 ===5 e ift die änfsere Wurzel, welche den vordern Rand der Scheide bildet. f zeigt den Längendurchfchnitt der ‘Scheide, .an dem man die Trennung der äulsern und innern Wurzel deutlich bemerkt. Tab. IL Fig. Das haarähnliche Rudiment einer Feder beim jungen Vogel. a. Der Ort, wo die Haare aus der Haut hervor- brechen. b. Der Balg, in dem fie, wie die Feder in ihrer Scheide, gebildet werden. Fig MH . Das erlte Entftehen der Fahne bey einer rege- nerirten Feder, im natürlichen Zuftande und ver- gröfsert. a. b. Der Kanal für die Feder in der Haut. c. Der geöffnete Balg oder die Scheide.’ d. Der [chwarze Fleck, aus welchem die Faferı r Fahne auszuftrahlen anfangen, Fig. IM, Die erften Falern der Fahne, die [chon weiter in der Bildung fortgefchritten Ind; der fchwarze Yleck ift länglicht geworden, und nähert fich auf die[e Art [chon mehr der Form des Kieles.. Die Buchftaben haben die[elbe Bedeutung als’bey Fig. H. — s Fig. W. Die Fahne ift fchon bedeutend gröfser gewor- den, der [chwarze Fleck hat fich [ehr verlängert, und ftellt fchon deutlich den Anfang des Kieles dar, auf welchem auch [chon der fich bildende Schaft als eine weiche durchfichtige Gallerte fichtbar wird. Der [chwarze Fleck hat fich nach hinten zu in zwey Linien a. b. getrennt, welche die beiden Ränder des Kiels zu färben pflegen. Nach vorn ilt er einfach und umgiebt ringförmig die vordere Oeffnung des Balgs nach innen zu; was jedoch hier, wo der Balg der Länge nach aufgefchnitten ift, nicht fichtbar'ge- macht werden konnte. Fig V Die Fahne, wie in den vorigen Figuren mit der Scheide auseinander gerollt. Man findet [chon die Verfchiedenheiten der beiden Seiten, welche in Fig. X.'deutlicher dargeltellt find. Eig, VI Der vordere Theil der Fahne, wie fie die vo- rige Figur zeigt, vergrölsert, um genau die Art an- zugeben, wie die Falern der Fahne vom gattzen Um- ‚fange der vordern Oellnung der Scheide a. b, ent- Springen, Fig. VII Mikroscopifche Betrachtung einiger in’der Bil- dung begriffener Fafern der Fahne; die Hauptfafern befteben aus zwey Reihen Kügelchen, welche zwi- 90 za [chen fich einen Schaft aufnehmen; von den ge- nannten beiden Reihen gehen wiederum aus einzel- nen aneinander gereiheten Kügelchen beftehende Ne- benreihen aus, die man als die letzten Wiederho- lungen der Formation der ganzen Feder anzulehen hat, Das innere Ende derFafern ent[pringt aus dem Ichwarzen Flecke (a) das äufsere (b) endet auf eine Art, die man deutlicher bey der folgenden Figur fieht. Fig. VI. Die äufsern Endigungen der, noch in der Scheide verborgenen Fafern der Fahne, Die Fafern der Fahne convergiren von beiden Seiten her auf der Bauchleite der Feder. Die feinen, aus einzelnen Kügelchen beftehenden Enden legen fich von beiden Seiten parallel neben einander, ana- log den Falern des Kiels auf der Rückenleite. Fig. IX. Derfelbe Gegenftand der vorigen Figur, jedoch weniger vergrölsert, Fig X ? Die Normalform der, unendlichen Abweichun- gen ausgeletzten Fahnen, ift bey den Federn, wel- che nicht auf der Mittellinie des Körpers der Vögel ftehen folgende: Die Spitze neigt fich gegen den Körper, und namentlich gegen die Mittellinie def[fel- ben; die derMittellinie zugewandte Reihe von Falern ift länger und vollkommner, in einem weniger Spi- — 91 #zen Winkel vom Schafte der Feder abgehend; tiefer hinab aus vollkommnen Fafern beltehend. Die von der Mittellinie abgewandte Reihe enthält kürzere und unvollkommnere Fafern, welche nach unten in haar- ähnlichen Flaum übergehen, und in [ehr [pitzen Win- keln an dem Schafte anliegen. ; Fig. Al, Die ganze Feder, wie fie in der Scheide zu- Sammengerollt liegt, und fich beim Heraustreten ent- faltet. a. Der Ort, wo die Fahne aus der Scheide hervor- tritt, b. Eine Stelle, wo der Deutlichkeit wegen der Schaft fehlt, um die feinen Fafern, welche auf der Bauchfläche vorkommen, bemerklich zu ma- chen, Tab, I. Fig. I. Der ovale Balg (Tab. I. Fig. II.) ift durchf[chnit- ten, und beide Hälften find von einander geklappt, um die ganze Form des [chwarzenFleckes zu zeigen, wie er die untere Oeffnung umgiebt. Fig. I. Der wirkliche Anfang des Kiels, wie er unge- fähr bey Tab. II. ‘Fig. IV. [chon erfchien, mit einer durchfichtigen Gallerte bedeckt, aus welcher lich [pä- terhin, wie man bey Fig. IX. zuerft fieht, die, An- fangslinien für den Schaft abfondern. Der Kiel ift hier auf der Scheide auffitzend dargelftellt. Fig m PER: Daffelbe der vorigen Figur; jedoch ift der Kiel hier von allen übrigen Theilen gelondert, und man fieht, wie ernach vorn zu ringförmig die Oeffnung der Scheide umgiebt. Eie. ‚uIV. Der Kiel eben fo wie bey der vorigen Figur; doch länger und vorn fchon breiter. Der Ring, hat nicht im Verhältnilfe zum Kiele zugenommen. _ Fig V. Der Kiel ift hier [chon fehr breit gewor- den, und jetzt fängt auch der Ring an breiter zu werden. Fig. VE Der Ring wird, nachdem die Fahne vollendet ift, [ehr [chnell breiter, und dadurch entfteht der zum Schreiben taugliche röhrenförmige Theil der Feder. Fig. VI. Der, Ring ift hier [chon [ehr viel breiter gewor- den, und hat dadurch die röhrenförmige Geltalt an- genommen, Fig. VI, Die Normalform des ganzen Kiels für) ich” al lein betrachtet. Es ift hier von [elbft einleuchtend, dals der röhrenförmige, und der vom Schafte be- deckte Theil des Kiels nieht welentlich verfchieden ’ En an 93 und getrennt find, und dafs der Kiel bis in die Spitze der Fahne hineinreicht. ö € Fig. IX. - Die er[te Spur des auf dem Kiel fichtbar wer- denden Schaftes, in Geltalt zweier feirier Streifen a. b. an den Rändern des Kiels, welche lich nach hinten in der Mitte berühren. Fig. X: Derfelbe Gegenftand in einer etwas I[pätern Periode. Fig. XI: { Wiederum daffelbe, jedoch mit immier zuneh- mender Deutlichkeit. Man fieht jetzt die beiden Lei- ften frey vom Kiele hervorragen: Fig. XII. Die beiden Leiften verlängern fich immer mehr [4 nach vorn zum Umfange des röhrenförmigen Kiels, Fig. XUL. Die Leiltenı dringen felhft einige Linien weit indie Röhre des Kiels hinein, Die Oelfnung a wird dadurch immer kleiner. Fig. XIV; Die Oeffnung a ift hier noch kleiner gewor- den; man entdeckt bey der Truthahnsfeder einen dritten Schenkel des Schafts b; Fig. XV. Die Oeffnung a ilt nun bey der ausgewachfenen Feder zu einer felır feinen Spalte geworden. Die 94 Schenkel des Schafts [cheinen durch die Röhre des Kiels hindurch: Fig. XVL Die Art, wie die Schenkel des Schafts vom Kiele entfpringen, a. a. Die Falern jener Schenkel. b ünd c der Kiel: Fig. XV. Derfelbe Urfprung der Schenkel, im Durch- melfer zehnmal vergröfsert. Hier fieht man, wie jede einzelne Faler des Schafts denfelben Bau hat, als der ganze Schaft, und eben [o aus zwey Schen- keln a.a. b. b, befteht, welche fich in der Mitte vereinigen, ohne jedoch eine Höhle zwifchen fich zu lallenı Einige diefer Fafern find oberflächlich c. €. 6. 6,; andre kommen aus der Tiefe, und kreu- zen fich mit jenen d: d: Tab. W. Die folgenden Figuren [tellen die Entftehung der fogenannten Federfeele vor. Fig. I. Die im [Innern der Scheide‘enthaltene Bi- dungsflüffigkeit zur Zeit, wo der Schaft der Feder noch nicht deutlich fichtbar, und daher die Höhle im Innern noch ganz einfach ilt. Tara 95 Fig. I. Diefelbe Bildungsfüffigkeit für fich betrach- tet; man erkennt [chon bey a den erften Anfang der in die Höhle des Schafts dringenden Flüffigkeit. b, das ernährende Gefäls. Fig. II. Die allmählig immer gröfser werdende Höhle des Schafts a, welche jedoch von der Höhle der Scheide immer noch weit übertroffen wird; b; das Gefäls. Fig: IV. Die noch gröfser gewordene Höhle des Schafts; die Bildungsflüffgkeit, welche in beiden Höhlen Ichon zum Theil zu Zellen c. c.c, eingetrocknet ilt; das ernährende Gefäls hat fich hier [ehr man- nigfaltig ausgebreitet. Fig. V. 2 Zeigt die Zellen in der Höhle des Schafts a.a. a., welche bleibend find, und daher den län- gern Zweig der Seele bilden, während diejenigen, welche in der Höhle der Scheide b, b. find, [obald die Feder [ich aufserhalb der Scheide entfaltet, ab- fallen. Fig.. VI. Zeigt, wie die Anfangs [o unbedeutende Höhle des Schafts (Fig. II. a.) jetzt zur gröfsten wird, [o wie fich der Schaft immer mehr ausdehnt. a. Die Höhle des Schafts. b. Die Höhle der Scheide, 9% —— EL ANIE Die Höhle der Scheide ift in foweit bey der vollendeten Feder ver[chwunden, dafs nur noch ein kleiner Faden b. als Reft derfelben übrig ilt; dagegen ift die Höhle des Schaftes (a) jetzt [o überwiegend, dals fie ununterbrochen in die ganze Höhle des Kiels übergeht: Fig. VO. Zeigt die Art, wie die Federfeele gebildet wird, indem [ich mit jedem Tage eine neue Zelle anfetzt; die Zellen find allemal trichterförmig, mit der Spitze z aach hinten gewandt: Ueber Ueber den verfchiedenen Einflufs des Vaters und der Mutter, auf die von. ihnen Erzeugten. Von Thomas Andr. Knight, Esq. Mit- gliede der königl. Gelellfchaft zu London*). u. einer Reihe von Verfuchen, die ich in der Ab: Sicht, die befte Art und Weile aufzufuchen, wie Sich folche neue Obltarten erzeugen lielsen, die dem englifchen Klima be[ler zufagten, als die, welche jetzt gezogen werden, l[eit mehreren Jahren an Obt:t- bäumen anlftellte, hatten meine Bemühungen immer einen [ehr glücklichen Erfolg, wenn ich zu meinen Fortpflanzungsverfuchen die beiden Gelchlechter von zwei verfchiedenen Abarten (Varietäten) nahm; zugleich war ich durch daffelbe Verfahren im Stande, den ver[chiedenen Einflufs, welchen Vater -und Mut- terltamm auf ihren Abkömmling äufsern, genauer, als bisher gefchehen, zu befiimmen. Die Aehnlich- keit, welche faft in Allem, was die Erzeugung be- trifft, zwifchen Pflanzen und Thieren Statt findet, veranlalste mich, meine Unterluchungen auch auf *) Aus den Philof. Transact. für 1809. $. 392 — 399. Archiv f, d. Phyfiol. XII. Bd, I.Heft. G 9 ZE einige Thierarten auszudehnen,. und da die Mitihei- lung desjenigen, was ich hierbey mit der gröfsten Aufmerkfamkeit beobachtet habe, vielleicht einigen Nutzen ftiften Kunz, und Unterfuchungen dieler "Art nothwendig einen fehr beträchtlichen Zeitrauin erfordern, fo theile’ ich bier Von deki Ausgange' der meinigen die folgende Nachricht "mit, Linne war:der Meinung, der Charakter des Vaters walte, lowohl bey Pflanzen als bey Thieren, in der äufseren Gelftalt der Jungen vor; und die neu- ern haben meiltens daffelbe geglaubt. Es fcheint in- defs, dafs der fchwedifche Naturforfcher durch das ‚auffallende Hervortreten des männlichen Charakters in männlichen Thieren getäufcht worden fey, und dals er aus dem, was er gelehen, etwas zu allge- meine Folgerungen gezogen habe, denn meine Beoh- achtungen haben mich gelehrt, dafs aus dem Saamen gezogene Pflänzchen, wenn ihre Vater-und Mutter- pflanzen einen ver[chiedenen Charakter haben, und nicht unftät in ihren Gewohnheiten find, in. der Regel, jedoch mit einigen wenigen Ausnahmen, weit mehr den Charakter der Mutter annehmen, als den des Vaters, und daffelbe gilt, wie ich weiter unten näher zeigen werde, in gewilfer Hinficht auch von den Thieren, Ich [tellte meine Verfuche an vielen yarchiede nen Arten von Obftbäumen an; am ausgedehnteften aber und unter den günftiglten Umftänden an Apfel- bäumen; weil jedoch meine Beobachtungen mir überall dalfelbe zeigten, [o brauche ich hier blos ei- a er 9 nige von den an jener Obltart angeltellten Verluchen zu erzählen. R Der englifche und der fiberifche Apfel [cheinen, obgleich fie in ihren Gewohnheiten und in ihrem Charakter einander ungleich find, nur eine einzige Art auszumachen, welche blos zufolge des Einiuf- fes, den das Klima in einer Reihe von Generatio- nen auf fie geäufsert hat, nach zwey ver[chiedenen Seiten hin [ehr [tark abgeartet ift; denn beide zeug- ten, wie ich in meinen Verfuchen fand, [ehr leicht mit einander, und die jungen Planzen, mochten fie - nun aus dem Saamen der englilchen oder aus dem der fiberifchen Abart gezogen [eyn, waren im höch- [ten Maafse fruchtbar; In dem äulsern Anfehen wa- ren diefe jungen Pflanzen einander aber [ehr un- ähnlich, und in den Blättern und der allgemeinen _ Lebensweile derfelben fah man den Charakter der Mutterpflanze deutlich vorwalten, Die Knospen der aus den Kernen des engli[chen Apfels erzeugten Bäu- me entfalteten fich im Frühling nicht ganz [o früh, wie die, welche aus den Kernen der fiberifchen Abart gezogen waren, und ihre Früchte übertrafen in der Regel die Früchte der letztern [ehr bedeutend an Grölse. Auch in der Gelftalt der Frucht waltete der Charakter der Mutterpflanze vor; dies Vorwalten er- ftreckte fich jedoch nicht in gleichem Grade auf die innere Befchaffenheit und den Wohlgefchmack der - Frucht; denn der [aftreichfte Apfel, den ich je ge- fehen habe, und der beim Auspiellen einen Saft or e Gz 100 vol yeii grölserem [pecihfchen Gewicht gab, als ir- gend ein anderer, war aus einem Kern von dem gel- ‚ben fiberifchen Apfel gezogen. Ein Irrthum in den Verfuchen, deren Ausgang ich hier erzähle, war bey der Art, wie fie angeltellt wurden, [o weit ich urtheilen kann, nicht möglich. Die Bäume von beiden Abarten wurden an Wänden gezogen, wo hie lange vor allen andern Bäumen der- felben Obftart blüheten, und den Blüthen, woraus ich Kerne ziehen wollte, nahm ich, wenn fie noch unreif waren, immer [orgfältig alle ihre Staubfäden. Alle übrigen Blüten zer[törte ich durchaus, und au- fser denjenigen, wovon ich den Saamenftaub nahm, entfaltete fich in der Jahrszeit, wo die Verfuche an- geltellt wurden, niemals eine einzige andere in der Nachbarfchaft; :aulserdem habe ich es ohne Aus- nahıne vermieden, aus dem Ausfehen einer Pflanze, an der ich nicht deutlich einige Aehnlichkeit mit der von mir vorausgeletzten Vaterpfllanze erkennen konnte, irgend einen Schluls zu ziehen, Von unvollkommener Einwirkung des Saamen- ftaubs konnte das Vorwalten des Charakters der Mut- terpflanze in dem, in meinen Ver[uchen erzeugten Abkömmling ebenfalls [chwerlich herrühren; denn wenn ich diejenigen Fälle, wo Ueberbefruchtung Statt fand, ausnehme, fo habe ich jedesmal gefun- den, dafs es für die erzeugte Pflanze unveränderlich einerley war, ob ich zur Befruchtung eine fehr grolse, oder eine [ehr geringe Menge Saamenftaub nahm; überdiels wurde in den meilten Ver[uchen, — 101 woraus ich die vorher befagte Folgerung gezogen habe, über zehnmal fo viel Saamenftaub auf die Narbe gebracht, als bey der natürlichen Befruch- tung in unverftümmelten Blüten abgeletzt werden kann. Sucht man den verfchiedenen Einflufs zu be- [iimmen, den Vater und Mutter bey Thieren auf ihr Junges äufsern, fo [tellen fich diefer Unterfuchung wegen der Vermifchung der verf[chiedenen Abarten _ unferer Hausthiere, und wegen des dadurch bewirk- Rn ten Verfchwindens aller erblich daurenden chärakte- riftifchen Merkmale diefer Abarten manche ‘Schwie- rigkeiten in den Weg; denn unter diefen Umftän- den wird es [ehr häufig der Fall [eyn, dals das er- zeugte Thier, fowohl an Geltalt als an Grölse und Farbe, [einem Vater [o wenig ähnlich ilt, als feiner Mutter. Ehe ich daher über‘ das, was die lebendig- gebährenden Thiere betrifft, ‘mehr fage, mufs ich zuvor er[t bemerken, dafs, ‘wenn ich in’ dem Fol- genden von der grofsen oder kleinen Geltalt des Vaters oder der Mutter eines’ Thieres reden werde, ieh hiermit nicht blofs die Grölse der wirkliehen Aeltern des Thieres, [ondern auch die Gröfse'der wännlichen und weiblichen’ Ahnen, wovon es ab- ftammt, bezeichnen will, " Cline hat in einem,‘ dem Board of agriculture vorgelegten Auffatze die Bemerkung gemacht, ein neugebornes Thier, deffen Vater und Mutter beträcht lich an Gröfse verfchieden find, richte fich‘ in’ der feinigen weit mehr nach der [einer Mutter, als nach 102 > — der [eines Vaters, und 'wird hier'unter dem Aus- druck: Grölse der Mutter und des Vaters, lowol die Grölse der ganzen Abart, als die des einzelnen ‚ Thieres verftandeny fo ift diefe Bemerkung ' völlig’ gegründet. Wenn aber Cline aus [einen Beobach- tungen folgert, grolse ‘weibliche T’hiere feyen zur * Zucht vortheilhafter als kleine, fo muls'ichdiefen' Schluls, meiner Erfahrung Bu durchaus ver-. werfen.‘ ; | ish raue I ; Musselemn Die Natur hat den Jungen vieler Thiere ’das' Vermögen: verliehen, dafs fie fchon in früher Ju-: gend’ ihre Aeltern auf der Flucht begleiten können, wovon. das Lamm, das Kalbund das Füllen bekanntes Beyfpiele liefern; es find 'bey diefen Thieren gleich: nach ihrer Gebtrrt die Beine, bis auf einen geringen! Uniterfchied eben [o lang, wie wir fie bey den: ganz ausgewach[enen finden, , Ift ‘die Mutter, und allo; auch ihre Leibesfrucht grols, [o-wird auch das neu- gebornie‘\Thier, im Verhältnifs zu feinem ausge=, wachlenen Körper fich' gleichfalls fa verhalten; feine Beine:jwerden demnach in’ Vergleich ‚mit. der Tiefe: Seiner, Bruft und [einen Schultern lang l[eyn. .‚Ife, hingegen, die Mutter,'sund teben [o ‘die Frucht von, kleiner Geltalt, [o werden ‚die, Beine des nengebor- nen Thieres in Vergleich"; mit der Tiefe feiner Bruft und, (einer Schultzen kurz [eyn, und ein-fo geltal- tetes Thier wird fowohl zur Arbeit wie zur-Mäftung bey weitem den Vorzug verdienen. Ich habe. von dieler: Ver[chiedenheit des Einfluffes, welchen Vater) A ER ER ET = De a et ee fr —— 103 Ki, En sah aaa und Mutter auf ihr Junges äufsern, ein [ehr auffal- lendes Beyfpiel bey Gelegenheit eines Verfuchs ge- Sehen, wo ich von einem männlichen Efel und e- ner Pferdeftute [ehr grofse Maulthiere zu erhalten fuchte. Die grölsten Stuten, die anzufchaffen wa ren, wurden ausgewählt, und die Formen der. .da- von erzeugten Jungen waren bey deren Geburt völ- lig Cline’s Theorie gemäls, die Thiere zeichneten Sich durch ihre Gröfse aus, und ich ‚bemerkte, dafs, als fie nur erft ein paar Tage alt waren, ihre Beine den ee der Mutterftuten an Gröfse [ehr nahe ka- men. — ER ünterfuchte diefelben Thiere, als fie fünf Jahr alt waren; in der Tiefe ihrer Bruft und Schultern übertrafen fie jetzt [ehr wenig ihren Vater, und fie waren für den Landwirth demnach von ge ringem oder gar keinem Werthe, da hingegen an- dere Maulthiere, welche denfelben Ipanifchen Eflel zum Vater, aber kleine Stuten zu Müttern hatten, in’ allen Verhältniffen wohl gebaut waren. Ich Tale den kleinen Maulefel, welcher eine El[elinn zur Mut- ter und das Pferd zum Vater hat, niemals zu [ehen Gelegenheit gehabt, und eben’[o wenig eine Abhil- dung oder Befchreibung von ihm; ich zweifle jedoch nicht, dafs feine Bruft und Schultern in Vergleich mit der Länge feiner Beine nicht äulserft tief und ftark feyen, und diefer Eigenthümlichkeit feiner Geftalt wegen ift derfelbe denn wohl fo oft unter dem Namen eines Maulochfen (jumaret) auf dem fe- fien Lande als der angebliche Abkömmling einer Stute und eines Ochfens gezeigt worden. 104 ui Wenn ich mich übrigens der von Cline vor- getragenen Lehre entgegenltelle, [o ift es keines- wegs meine Abficht,, mit dem Urheber derfelben, als einem Phyliologen in die Schranken zu treten; als ein Landwirth, der fich mit: der Zucht von Thieren | von ver[chiedenen Arten abgiebt, habe ich jedoch wahrf[cheinlich manche Vortheile der beffern Gele- genheit genollen, die ihm abgiengen; und meine Schlüffe find aus fehr ausgedehnten, und wie ich glaube, g genauen Beobachtungen gezogen. Noch in anderer Rücklicht [cheint der Einfufs des Mutterthieres auf das Junge vorzuwalten, in der. Beftimmung des Gefchlechts nämlich, Bey mehre-. ren Arten von Haus -oder Zucht-Thieren (ich glaube bey allen) findet man, dafs gewilfe weibliche Thiere_ grölstentheils, und zuweilen felhft lauter Junge von gleichem Gelfchlechte gebären; und es hat fich mir mehrmals beftätigt, dafs ich, wenn ich eine Heerda® von dreifsig Kühen in drey gleiche Haufen theilte, mit Gewilsheit auf eine grolse Ueberzahl von weib- lichen Kälbern von dem einen Haufen, von männli- chen von dem andern, und auf beinahe eine gleiche Anzahl von Kälbern von beiden Gelchlechtern von. dem dritten rechnen konnte. Ich habe mich oft 'be- müht, diefe Gewohnheit der Gefchlechtserzeugung. bey demfelben weiblichen Thiere durch Zulallung' ei- nes andern männlichen umzuändern; allein ‚es ilt ınir nie gelungen; und ich habe [elbft einigemal ge- fehen, dafs der Jungen von einem Gelchlechte, ob» gleich fie von ver[chiedenen Vätern gezeugt waren, —— ro$ in dem Verhältnifs wie fünf oder fechs, oder logar fieben zu eins, mehr waren, wie der Jungen von dem entgegengeletzten Gelchlecht, Richtete ich hin- gegen meine Aufmerkfamkeit auf ‚die zahlreichen Abkömmlinge eines Ochfen, Schaafbocks oder Heng- ftes, [o fand ich die Zahl der Jungen von beiden Ge. fchlechtern nie beträchtlich verf[chieden, Und des- halb bin ich denn geneigt zu glauben, dafs die Mute ter das Gelchlecht der Jungen beftimme;, und das- jenige, was wir bey Fifchen und verfchiedenen an- dern im Waller gebährenden Thieren [ehen, [pricht offenbar für jene Vermuthung. Sind nun gleich die vorhandenen Thatlachen keineswegs fo zahlreich; dafs der hier berührte Gegenl[tand durch fie ent[chia den werden könnte, [o hat doch das aus ihnen her- vorgehende Zeugnifs wahrfcheinlich ‚bey Weiten, mehr Kraft, als Alles, was man für die entgegenge- fetzte Meinung anführen kann. Bey eierlegenden Tbieren ift, wie ich meiner Erfahrung zufolge glaube annehmen zu dürfen, der Einfufs der Mutter eben fo grols, als bey lebendig. gebährenden, obgleich meine Beobachtungen über, jene in einem engern Kreife angeltellt ind, und we- niger fichere Folgerungen erlauben, als die, welche ich an diefen anftelle. Bey diefen hat der Vater doch einigen Einflus auf die Gröfse der Frucht und zuweilen einen nicht unbeträchtlichen, die Gröfse und Gelftalt der Eier wird aber durch den Finfluls des Männchens durchaus nicht beftimmt oder ver- ändert; die Gröfse der Jungen muls ich deshalb 106 —— ganz nach der Mutter richten, und diefer Umftand wirkt dauernd auf die Geftalt und die charakterifti- [chen Merkinale derfelben. Die Eier von Vögeln, Fifchen und Infekten (wenn die letztein anders’ Eier im eigentlichen Sinne ‘genannt werden kön- nen) find darin, dafs fich ihre Geltalt und Gröfse völlig nach der Mutter richtet, den Saamenkörnern der Pflanzen ähnlich; die Bildung beider fcheint jedoch von [ehr verf[chiedenen Geletzen abzuhän- gen. Denn die Eier, [owohl von Vögeln als von. Fifchen und Infekten erlangen ihre völlige Grölse in gänzlicher Unabhängigkeit von dem männlichen’ Thier, und die Narbe, der Dotter und die Hagel (ehalazae) [chienen, glaube ich, den genauelten Be- obachtern in dem nee 'Eie eben [o gut. organifirt zu [eyn, als in den befruchteten; da hin- gegen in dem Saamenkorn der Pflanzen Alles, was deflen innere Organifätion betrifft, von der männ- Ijehen Pflanze äbhängt. Spallanzani hat indel- fen bekanntlich behauptet, "viele Pflanzen brächten unter Umfiänden, ‘wo es Ichwer zu begreifen ilt, woher der Saamenftaub von männlichen Planzeu oder. Blüten kommen konnte, vollkommen organı- fitte, und [elbft‘ vollkommen vegetirende Saamen- Körner "hervor. Der italienifche Naturforlcher [cheint jedoch bey feinem Verfuche einen urgeheu- ren Schnitzer gemacht zu haben; oder was ich für wahrfcheinlicher halte, BR feine Bosheit [einer Landsleute hat ihn zum Beften gehabt, denn als ich feine Verfuche unter fehr günftigen Umftänden und _—— 107° mit der genaueften Kufnenkfakett a er- hielt ich nicht ein einziges Saamenkorn. Blofs der Kürbis brachte eine’dem Anfchein nach vollkommene Frucht hervor, und die Saamenkänte derfelben erlang- ten ihre natürliche Gröfse und' Geltalt, "und indiefer Rückficht fchien der Wachsthnm ‚der,Kürbis- Saamen- körner w ie der Wachsthum der, Eier, yon dem Ein- flufs des Männchens völlig Bnabiene si, zu feyn. Allein die Saamenhäute des Kürbis waren ganz leer, und ich fand in denfelben in keinem Zeit. punks ihres, Waehlens ‚die ‚mindelte ‚Spur, | von den Saamenlappen, noch yon dem Federchen,; noch, yon, irgend etwas, das; unter den, „ver[chiede-, nen Umftänden, meiner Ver[uche ‚dem‘ innern;; "Rau, eines Saamenkorns der gedachten, Pflanze entfpro-, chen hätte. Spallanzani hat, [o viel ich weils, die Art des Kürbis, womit 'er..feinei Verfuche: an- Stellte, nicht angegeben; zu den meinigen gehranchte ich den gemeinen, oder orangefarbenen Kürbis un- Serer Gärten, 100 14 ia Schliefslich birhäike" ich Ho, dals bey Ver- gleickung der Erzeugung ünd des Wachsthums der Eier mit den Beobachtungen, ‘welche ich vorher de“ den Wachsthum der Saamenkörner angeltellt hatte, mich Herr Carlisle, dem ich bereits für fei- nentreiflichemBeiftand bey andern Gelegenheiten [ehr dankbar verpflichtet bin, gütiglt unterfrützt har, 108. TER ' 21: Winke über die thierifche Ablonde- rung für künftige Unter[luchungen. "Von Eberhard Home, Esgq. Mit- "gliede der königl. Gelellfchaft zu London*), Daisy glänzende Entdeckung über die Kraft der Elektricität, chemifche Veränderungen hervorzu- bringen, veranlalste mich zu dem Gedanken, die thierifchen 'Abfonderungen möchten vielleicht auf demf[elben Wege entltehen **), -*) Aus den Philofoph. Transaet. für 1809. 8. 385— 391. *) Der vorliegende Auflatz wurde, nachdem er von der Gefelllchafv zur Beförderung thierifch - chemilcher Unter[uchungen der königlichen mitgetheilt worden ,' am 39, Juni 1809 in ihr vorgelefen, D. Wollafton’s in das philofophicalMagazine (und daraus in Sch weig- ger’s Journal für Chemie, B, Il, S, 1— 7.) eingerückte, Bemerkungen erfchienen, nachdem meiq Auflatz ‚der. Gelellfchaft bereits vorgelegt war, Ich wurde zu diefer Unterfuchung 'veranlafst, Tals ich mich zu meinen Vorlelungen in Hunter's Mu- feum anfchickte, wo von den Abfonderungen verl[chie- dener Thiere gehandelt werden muls. Im letzten Sep- tember erluchte ich Herrn W. Brande, mir bey mei- ner Unterfuchung behülflich zu [eyn. Im November "Soll der hier erwähnte Gegenltand unter den ‚günftigften Umftänden unterfucht werden, [o erfor- theilte ich meine Meinung Herrn Banks mit, und er- klärte, dals ich fiein meinen Vorlelungen vortragen würde; zu diefer Zeit war D. Young’s Syllabus noch nicht erfcbienen, und D. Wollafton’s Meinung mir unbekannt, D, Berzelius, Profeffor der Chemie zu Stockholm, gab im Jahr 1806 in [chwedilcher Sprache ein Werk über die thierifche Chemie heraus, worin er an ver- fchiedenen Stellen [agt, er glaube, die thierilchen Ab- fonderungen hiengen von den Nerven ab, obgleich er die Art und Weile, wie die &bfonderungen bewirkt werden, nicht zu erklären im Stande if, Er führt für feine Meinung folgenden Verfuch an: „Man fuche bey einem lebenden Thier alle Nerven „auf, die zu irgend einem Abfonderungsorgan gehen, „und durchfchneide fie, fo klein fie auch [eyn mö- „gen, während man lich forgfältig in Acht nimmt, die „Blutgefälfse und den Bau des Organs [elbft zu ver- „letzen. Obngeachtet nun der Umlauf des Bluts in „dem Organe fortdauert, wird dallelbe [o wenig feine „gewöhnliche Flülfigkeit ablondern, als ein [eines „Nerven beraubtes Auge lelıen, oder ein Muskel, del- „fen Nerv durchfchnitten ift, fich bewegen kann, „Daraus ift leicht einzufehen, dals das Ablonderungs- »gelchäft einer Drüfe durch irgend eine geringfügige ‚Veränderung in deren Nerven welentich verändert „werden kann, während die Zufuhr von Blut zu der „Drüfe auf keine Weile leider, “ Derfelbe Schrifulteller fagt, der Einflufs der Nerven auf die Abfonderungen fey allgemein überleben wor- den, weil unlere Aufmerklamkeit nur dann auf ihre 110 ‚dert er anatomifche, phyfiologifche und ehemifche Kenntnilfe, die [elten in der nämlichen Per[on ver- einiget find, Ich habe deshalb den Beiftand ver- fchiedener Mitglieder der Geflellfchaft zur Beförde- rung thierifch - chemifcher Unterfuchungen Dednrzr, deren genaue Bekanntfchaft mit den letzteren Zwei- gen der Naturforfchung fie zu einem [olchen Un- ternehmen befonders gelchiekt machte. Die Unterfuchung des Gelfchäfts der thieri- fchen Abfonderung ift eine der wichtigften, wor- auf Davys Entdeckungen angewendet werden kön- nen; auch hat diefer Naturforlcher derfelben die- jenige Aufmerklamkeit gelchenkt, die ihr gebührt. Volta’s Säule treffen, wir auch in dem Zit- terrochen und dem Zitteraal an, und obgleich das elektrifche Organ diefen Fifchen blofs zum Beute- fang und zu ihrer Vertheidigung dient, [o dals es bey der gegenwärtigen Unterfuchung nicht in un- mittelbare Betrachtung kommt, [o lehrt uns dallelbe doch zwey wichtige Thatfachen, nämlich erltens, dals fich eine voltaifche Säule in einem lebendigen Thiere erzeugen könne, und zweitens, dals zu derfelben Nerven welentlich erforderlich feyen; denn bekanntlich übertreffen die in jenen Filchen zu den elektrifchen Organen gehenden Nerven, die zu allen übrigen Theilen gehenden in dem Verhält- verborgene Thätigkeit geleitet werde, wenn wir jede andere Erklärung unzureichend finden. Herr Davy zeigte mir das Werk von Berzelius, während mein Aullaız unter der Pıelle war, —— 111 nils, wie zwanzig, ‚zu eins. Nerven beftehen aber aus einer unendlichen Menge kleiner Fafern, und dadurch ift ihr Bau von dem. des elektrilchen -Or- gans jener Fifche [o verfchieden, dafs fie augen- Icheinlich zu keiner [ehr kräftigen voltafchen Bat- terie geeignet find; indelfen glaubt doch Herr Davy, ihr Bau mache fie zur Aufnahme und zum Felt- halten einer kleinen elektrifchen Kraft gefchickt. Dafs die mit Muskeln zu einer ‘galvanifchen Kette verbundenen Nerven die Eigen[chaft befitzen, die Elektricität in fich anzuhäufen und mitzuthei- len, wird durch den wohlbekannten Verfuch be- ‘wie[len, wo in den beiden eben abgefchnittenen Schenkeln eines lebenden Frofches Zulammenzie- hungen entftehen, wenn beide dadurch, dafs man den Schenkelnerven des einen Gliedes an die Mus- keln des andern lest, und dann eben [fo bey dem Schenkelnerven des zweiten verfährt, zu einer Kette verbunden werden: In dem Baue der Neryen und ihrer Verthei- Jung in dem thierif[chen Körper kommen mehrere Finrichtungen vor, die [ich aus der gewöhnlichen Anficht, die Nerven [eyen zur Empfindung und Bewegung beftimmt, durchaus nicht erklären lal- fen, und über deren Nutzen man felbft nicht ein- mal Muthmalsungen hat. Hierher gehören die Ge- flechte in den Zweigen des abfchweifenden Ner- venpaars, und in den zu den äulsern Gliedmafsen gehenden Nerven; ferner die Neryenknoten, wel- che die den Eingeweiden angehörenden Nerven mit 112 nn den zu den willkührlichen Muskeln gehenden ver- binden; [o wie der Lauf der Eingeweidenerven, welche auf fo mannigfaltig ver[chiedene Weile un- ter einander zulammenhängen. Die Ablonderungs- Werkzeuge beftehen haupt- fächlich aus Schlagadern und Blutadern; in der ver- fchiedenen Art, wie diefe Gefälse [ich zeräfteln, ift aber Nichts, was uns auf irgend eine Weile die im Blute gelchehenden Veränderungen, woraus die Abfonderungen hervorgehen, erklären könnte, Jene Werkzeuge empfangen aber ebenfalls eine grolse Menge Nerven. Um zu [ehen, in wiefern vermittel[t der Elek- trieität eine den Abfonderungen ähnliche Verände- rung des Bluts hervorgebracht werden könne, [tellte Herr W. Brande, der [eine Laufbahn in der thie- rifchen Chemie mit [o vielem Glück begonnen hat, folgende Verfuche an, wobey ihm Herr Davy auf jede Weile mit Rath behilflich war, Erfter Verf[uch. Angeltellt in der Mitte des Januars ı80gq, Die Enden der Leitungsdräthe von zwanzig vierzölligen Doppelplatten von Kupfer und Zink, die mit einer [ehr [chwachen Auflöfung {von Salz- fäure befeuchtet waren, tauchte man in vier Un- zen Blut, welches [fo eben aus einer Blutader am Arm gelaffen worden war. Das Blut wurde wäh- rend des Verfluch$ bey einer Wärme von hundert Gra- = ; 113 Graden erhalten. Der Apparat war fo eingerichtet, dals von den beiden Erzeugniffen des pofitiven und negativen Drathes jedes befonders erhalten und un- terfucht werden konnte. Als das Elektrifiren des ‚Bluts eine Viertelftunde lang gewährt hatte, fchien alle weitere Einwirkung auf daffelbe aufgehört zu haben. Das Blut; welches den negativen Drath umgeben hatte, war von einer tiefen rothen Farbe und äufserft alkalifch; das um den pofitiven Drath hingegen fchwach [auer und von heller Farbe. In diefem. Verfuche ward die Gerinnung des Bluts durch die Einwirkung der Elektricität- nicht welentlich verändert: Zweiter Verluch: Angeftellt den 8: Februar 1809, - Da man es nöthig fand, die Elektricität auf ‚ganz füffiges Blut einwirken zu laffen, fo wurde der folgende Verfuch in der Abficht angeltellt, das Blut fo lange als nur möglich im flüffigen Zultande zu erhalten. Nachdem einem Reh das Rückenmark durch- fchnitten worden, wurde fogleich deffen Unterleib geöffnet, und von einer grolsen Blutader im Grimm- därmgekröfe eine ohngefähr vier Zoll lange Strecke von den anliegenden Theilen abgelölet. Dann ftreckte ınan zwey dünne Platinadräthe, die mit dreizölligen Doppelplatten auf die gewöhnliche Weile in Verbindung ftanden, in diefe abgelöfete und un- 4rchiv f. d. Phyfiol. XIl. Bd. ZI. Heft. H 114 u terbundene Strecke der Blutader, fo dals ihre En. den etwa einen Zoll weit von einander entfernt waren. Die Verbindung der Dräthe mit der Batte- rie wurde eine Viertelltunde lang unterhalten, und dann zur Trennung des pofitiven und negativen Endes der elektrifirten Blutaderftrecke um den mitt- lern Theil derfelben ein drittes Band gelegt. Als nun das unterbundene Stück Blutader aus dem Kör- per genommen ward, fand man,'dafs die durch das Elektrifiren erzeugten gasförmigen Stoffe beinahe alles Blut aus der Stelle der Ader, durch welchevor- her die Dräthe gegangen waren, verdrängt hatten. Zeichen von Alkali und Säuren waren leiclit, auf- zufinden, aber kein neuerzeugter Stoff. Weil die Gerinnung des Bluts der lange fort- geletzten Einwirkung der Elektrieität ein unüber- fteigliches Hindernils in den Weg [tellte, fo wur- den die folgenden Verfuche blols mit Blutwaller (mit Serum) angeltellt. Dritter Verfuch. Angeltellt den ıo, März ı8og, Die Enden der Leitungsdräthe von einhundert und zwanzig vierzölligen, l[tark geladenen Doppel- platten wurden in einer gegenleitigen Entfernung von zwey Zollen in etwas frilches Blutwaller ge- bracht, welches man fich durch lorgfältiges Abgie- fsen de[felben von geronnenem Blute [rey von Blut- färbeftoff verfchafft hatte, An dem negativen Pole Ichied fich [ehr [chnell geronnenes Eiweis ab, und —— 115 es entwickelte fich Alkali; an dem politiven Pole fetzte fich eine geringe Menge Eiweis ab, und Lack- muspapier zeigte hier die Gegenwart von Säure an. So wirkte eine ftarke elektrifehe Kraft auf das Blutwaller, Vierter Ver[uch. Angeftellt den ı4. April 18909, Diefer Verfuch ward angeftellt, um die Wir- kung einer geringen elektrifchen Kraft kennen zu lernen; die angewandte Batterie beftand aus zwölf vierzölligen Doppelplatten von Kupfer und Eifen. Anfangs zeigte fich in diefem Verf[uche an keinen Pole ein Zeichen von Gerinnung; nach fünf Minu- - ten bedeckte fich der pofitive Drath mit einem Ei- weishäutchen, und nach funfzehn ‚[ah man eine Fa- fer von etwa einem Viertelzoll Länge in der Flüllig- keit [chwimmen, und an den eben gedachten Dra- - the felthitzen. ni Fünfter Verfuch. Angeltellt den 6. Mai 1809. Zwey kleine Platinabecher, die durch eine gro- [se Menge wohl ausgewalchener Baumwolle in Ver- bindung gefetzt waren, und wovon jeder eine Unze . Blutwaffer enthielt, wurden durch dreifsig dreizöllige, fehr fchwach geladene Doppelplatten in politiv. und negativ-elektrifchen Zuftand verfetzt, und erft ‚nach vier und zwanzig Stunden von den Platten wie- Hz 116 Pa En der getrennt. Diele Kraft hatte jedoch nicht hinge- reicht, um an dem negativen Pole Gerinnung des Blutwaffers zu bewirken. Bey Unterfuchung der Flülfgkeit in dem negativen Becher fand man, dals dielelbe haupt[ächlich aus einer alkalifchen Auflöfung, von Eiweisftoff beftand, Die Flülfigkeit in dem pofitiven Becher war et- was trübe, rötheie Lackmus, und [chmeckte [chwach fauer. Bey ruhigem Stehen [etzte fie ein paar Flok- ken Eiweis ab. Abgeraucht, gab fie einen falzigen Stoff mit Ueberfchufs von Säure. Durch diefe Verfuehe ift nun ausgemacht, dafs eine fchwache negative elektyifche Kraft eine alkali- [ehe Auflöfung von Eiweis[toff aus dem Blutwaffer fcheidet; dafs hingegen eine [chwache pofitive Kraft Eiweisltoff mit Säure, und die Blut[alze davon trennt; dals ferner bey einem gewillen Grade von elektri- fcher Kraft der Eiweisftoff in felter, bey einem ge- ringern hingegen in flülfger Geftalt abgefchieden wird. ; F Diefe Thatfachen veranlaffen mich nun, fol- gende Sätze als Anfragen für y. Kimiige Unterfuchun- gen aufzuftellen. ı) Eine folche durch die Rlektricität bewirkte Zerletzung des Bluts, wie wir fie im Vorigen gefe- hen haben, hat vielleicht mit der thierifchen Abfon- derung [o viel Aehnlichkeit, als man. durch die künft- lichen Mittel, die jetzt in unferer Gewalt (ind, nach. zuweilen hoffen konnte, — 112 2) Eine elektrifche Kraft, die fchwächer ift, als irgend eine, die wir auf künftlichem Wege im- mer bereit zu halten im Stande find, trennt vielleicht die verfchiedenen Stoffe, woraus das Blut befteht, von einander, und vereinigt diefelben in neuen Zu, fammenfetzungen, 3) Die Nerven find vielleicht durch ihren Bau dazu geeignet, die Träger einer fchwachen elektri- fchen Kraft zu feyn, welche zu jenem Zweck ‚ange wandt werden kann, und da unvollkommene Leiter, wie die thierifchen Flüffgkeiten, auf eine, folche Schwache elektrifche Kraft keinen Einflufs äufsern, fo werden auch die umgebenden Theile der Nerven ihre Elektricität nicht rauben. 4) Die Entdeckung einer elektrifchen Kraft, welche den Eiweifsftoffim flüffigen Zuftande aus dem Blute [cheiden kann, und einer andern, dieihn im feften Zuftande davon abtrennt, erklärt vielleicht die Art und Weile, wie verfchiedene felte und Aülfige thierifche Stoffe entftehen, da nach Hatchett’s -Verfuchen das Eiweils derjenige Stoff ift, woraus die thierifchen Theile hauptfächlich beltehen, 5) Die Nerven des Zitterrochens halten def[fen elektrifches Organ nicht blofs unter der Herrfchaft des Willens, fondern fie laden es auch, indem fie die zu feiner Thätigkeit erforderliche, zwifchen den Platten deffelben befindliche Flüffgkeit ablondern. 6) Da dasEiweils durch den Rinflufs von zwölf ' vierzölligen Doppelplatten von Kupfer und Fifen 118 u fichtbar gerinnt, obgleich die elektrifche Kraft eines folchen Apparats zu fchwach ilt, um auf den em- pfindlichften Elektrometer zu wirken, fo frägt lich, ob jener thierifche Stoff nicht zuweilen mit Nutzen als ein chemifcher Elektricitätsinder gebraucht wer- den könne, während die Erzeugung von Säure und Alkali, welche durch eine noch fchwächere Elektri- eität als die zur Gerinnung des Eiweilses erforder- liche, bewirkt wird, vielleicht ebenfalls als ein zu gleichen Zwecken dienliches Hülfsmittel betrachtet werden kann, —— ) 319 Ueber einen Kanal in dem Rücken- mark einiger Säugthiere. Aus ei- nem Briefe Wilhelm Sewell’s an Eberhard Home*), En ER Naen Ihrem Verlangen (ende ich Ihnen eine Nach- richt von dem, was ich im Jahr 13903 in Betreff ei- nes im Rückenmark des Pferdes, jungen Ochlen (bullock) Schaafes, Schweines und Hundes vorhan. denen Kanals beobachtet habe, und überlafle es Ih- nen, ob fie es palfend finden, diefe Nachriebt der königl. Gefellfchaft vorzulegen, Indem ich die fechste Gehirnhöhle, welche der vierten Gehirnhöhle beim Menfchen entfpricht, bis zu ihrem anfcheinenden Ende, der [ogenannten Schreibfeder, verfolgte, zeigte fich mir ein Kanal, der in gerader Richtung bis in den Mittelpunkt des Rückenmarks fortging. Um genau zu erfahren, ob eine folche Einrichtung die ganze Länge des Rücken- marks hindurch Statt finde, durchfchnitt ich daf. Selbe in ver[chiedener Entfernung vom Gehirn, an ®) Aus dem Philof. Transact, für 1809. $, 146-147, 120 ‚mehreren Stellen, und fand nun in jeder Durch- fehnittsläche eine Mündung; die weit genug war, um eine grolse Stecknadel aufzunehmen; und wor- aus ein wenig durchlichtige, farblole Flüffigkeit her- vordrang, von gleicher Art, wie die in den Gehirn- höhlen entlualtene: Es ift diefer Kanal mit einer Haut, die der Spinnwebehaut des Gehirns ähnlich ift, überzogen; und et liegt über der Spalte des Rü ckenmarks; wovon er durch eine Markfchichte ge- trennt wird: Wo in der Biegung des Halfes und des heiligen Beins die grofsen Nerven vom Rückenmark abgehen; ünter[cheidet man ihn [ehr leicht; fein ünteres Ende verliert ich unmerklich in der cauda equina: Nachdem ich das Vorhandenfeyn deffelben in der ganzen Länge des Rückenmarks hinreichend erwielen hatte; war es mein nächltes Gefchäft, zu üriterfuchen; ob er auch von einem Ende bis zum an- dern ununterbrochen fortlaufe; ich durchfchnitt des. hall das Rückenmark in deffen Mitte; und gols als- dann ir die beideri Kanalöffnungen der durchfehnit- teneri Stelle Quetkfilber: Hief fand ich nun, dafs eiri dünner Streifen des Metalls mit gleicher Leich- tigkeit fowohl nach dem Gehirn (worin es ein- drang), als nach dem unteren Ende des Rücken- anarks überging. Durch manche ähnliche Verfuche habe ich feit der Zeit erwiefen, dafs die in dem Kanal enthaltene klare Flülfigkeit zwilchen dem Gehirn und der ‚gan- zen Strecke des Rückenmarks überall unter fich in . freier —— 127 freier Verbindung Steht. Ich habe die berühmtelten Schriftfteller über die vergleichende Zergliederung nachgelchlagen, finde aber bey keinem eine [olche Einrichtung diefer Theile befchrieben, und da auch Sie jenen Kanal nicht kannten, [o darf ich vermu- then, dafs man bisher überhaupt keine Kenntnils von ihm gehabt habe. Ich bin.etc. Thierarzneilchule, den 26, Nov. ı30% Archiv f. d. Phyfiol. XII. Bd. I. Heft. 1 112 > { „Legallois von einem Bildungsfehler in dem Herzen und den grolfsen Gefälsen eines Kaninchens *), D. Herz und die grolsen Gefäfse eines zwölf bis funfzehn Stunden nach feiner Geburt geltorbe- nen Kaninchens zeigten folgende, von der gewöhn- lichen bedeutend abweichende Bildung. Es entfprang aus diefem Herzen kein ande- res grolses Gefäfs, als die Aorta. Diefe war weiter als fie fonft if. Nachdem fie ihren Bogen gemacht, ftieg fie an der rechten Seite der Wirbelbeine, ftatt fonft an deren linken herab. Von der Wölbung ih-, res Bogens ent[prangen, wie.gewöhrlich, zwey Schlagaderltämme; diefe Stämme verhielten fich aber umgekehrt, wie es [onft der Fall il. Denn im gewöhnlichen Zuftande theilt fich der erfte von diefen beiden Stämmen in drey Aelte, die zuerft " abgebende linke Carotis, die rechte Carotis und die rechte Schlüffelbein-Schlagader, der zweite Stamm ift dann die linke Schlüffelbein - Schlagader. Im dem hier befchriebenen Falle gab der erfte Stamm hingegen zuerft die rechte, dann die linke Carotis *) Aus ,.dem Bulletin de la fociet€ de medecine, 1809, pP: 99 — 723 und Schlüffelbein-Schlegader ab; und der zweite Stamm war die rechte Schlüffelbein - Schlagader; eine Umkehrung des Urfprungs: diefer Gefälse „wel che mit der abweichenden Richtung der Bruftsorta völlig übereinltimmt. Von der linken Schlüffelhein - Schlaägader ent- [prang nahe am Urfprung derfelben ein Zweig von mittlerem Umfang; \der in gleichlaufender Richtung mit den Wirbelbeinen herabftieg, und &ich im ei- ner geringen Entfernung vom Herzen. in zwey Lun- gen-Schlagadern fpaltete, fo dals allo diefe Gefälse aur 'erft aus der zweiten Veräftelung eines aus der Aorta kommenden 'Schlagader -Stainmes entlpran. gen. Bey fehr aufmerkfamer Unterfuchung: das Zwilchenraums, der zwilchen der Stelle, wo jene Spaltung gefchah, und der Grundfläche des Herzens lag, bemerkte man dafelbft eine fchwache, Spur von dem Stamme der Lungen-Schlagader, der aber äufserft dünn und völlig verfchloffen . war. Der linke Vorhof des Herzens war beträcht- lich weiter, als er [onft zu feyn pflegt, der rechte hingegen enger als der linke, dieler [owohl als je- ner voll Blut. Dagegen bildete die rechte Kammer für lich allein den gröfsten Theil des Herzens, {in- dem die linke nur fehr wenig geräumig war. Statt der Herzfcheidewand war ein blofser Pfeiler vor- banden, der an [einen beiden Seiten von feinem obern Ende bis zu [einem untern, einen ‘offenen Durchgang liels, fo dals allo das Blut um ihn herum von einer Kammer zur andern kreifen konnte. Von 10& ai . der mützenförmigen Klappe und den Fleifchfäulchen der linken Kammer fanden fich nur fechwache Spu- ren. In der reckten Kammer verhielten ich [owohl diefe Säulchen, als die dreizipfliche Klappe beinahe auf gleiche Weile, wie [onft, und eben [o die halb- mondförmigen Aortaklappen. Das eirunde Loch war [ehr grols. : Das hier befchriebene Herz wird in der Samm- lung der Societe de l’Ecole de medecine zu Paris auf bewahrt. Das Kaninchen, worin daffelbe vorkam, war mit fechs andern zu rechter Zeit zur Welt ge- kommen, und.f[o entwickelt, wie keines von den übrigen. Es hatte gefogen, [ein Magen war voll Milch, N Se NIRDDÄLL I, Q r AU if Kelle u, Antenrieche Asch Ad Pilot, BUT, f " Rails u, Autenrieths Arch. 1.d. Phyfiol, BAHT / Söhrelor „ le u.Aufenrietlw Arch, &.d.Phyatol, XD. I Archiv - für die Phyfiologie. men . Zwölften Bandes zweites Heft, Verfuche, um zu beweilen, dafs Flüffigkei- ten, ohne ihren Weg durch den Bruli- gang zu nehmen, aus dem Magen un- . mittelbar in den Kreislauf und von hier aus in die Zellen der Milz, in die Gall- und Harn-Blale übergehen können. Von Eberhard Home, Esq. Der königl. Gelellfchaft in London vorgelefen den Zılten Januar ı81r. Aus den Philos. Transacer. für ıgıı (Part 1. $.163— 170) überlerzt von D, Nalle, 2 D. im Folgenden erzählten Verfuche haben eine doppelte Ablicht; fie follen meinen früher befchrie- benen *), wodurch ich den Uebergang von Flülfigkei- | ten aus dem Mundtheil (der port. card.) des Magens | *) Man [ehe diefes Archiv, Bd. 9. S. 525 und 538. N, | #rchiv f. d. Phyfiof. XIL. Bd. II. Heft. K 129 —— De in den Kreislauf, ohne Vermittelung des Bruftgangs als des einzigen bisher bekannten aus dem Magen in denKreislauf führenden Weges, zu beweifen [uch- te, theils zur Beftätigung, theils aber auch, inlofern ich damals irrig die Milz für den diefen Uebergang ver- mittelnden Theil hielt, zur Berichtigung dienen. Dals jene früheren Verfuche nur zur Eröffnung einer neuen Bahn für phyhiologifche Forfchungen hinreichten, war mir, wie ich diefelben öffent- lich bekannt machte, nicht entgangen; weil ich jedoch nicht wulste, ob ich'jene mit [o vielen Schwie- rigkeiten verknüpfte Unterfuchung je würde weiter fortführen können, [o hielt ich es für recht, das, was ' meine Ver[uche mich gelehrt hatten, zur allgemeinen Kenntnils zu bringen, Seit diefer Zeit habe ich nichts unterlalfen, um zur Erforfchung jenes Ichwie- rigen Gegenltandes neue Unterfuchungswege aushn- dig zu machen. Bey Gelegenheit einiger (nächstens öffentlich bekannt zu machenden)) Ver[uche, wo der Gehülfe meiner phyfiologifchen Unterfuchungen und meiner amtlichen Geschäfte, Hr. Brodie; bey ver[chiedenen Thieren den Bruftgang unterband, kam ich auf den Gedanken, vermittelt eines (ol. chen unter zweckmälsigen Umftänden yorgenom- “ menen Unterbindens mülle fich die Frage: ob vom Magen in den Kreislauf noch ein anderer Weg führe, als der Bruftgang, {ohne ‚Schwierigkeit beantworten lallen. In diefer Abficht veranftaltete ich denn den fol. genden Ver[uch, welchen gedachter. Hr. Brodie, — 127 unter Mithülfe der H. H. Wilhelm Brande und Gatcombe, am 2glten September ıgıo anftellte. _ Unvermeidliche Abhaltungen waren Schuld, dals ich s perfönlich bey demfelben nicht zugegen [eyn konnte, { Erfter Verfluch. Es wurde einem Kaninchen um das obere Ende des Bruftgangs, grade vor der Stelle, wo die heiden fich vereinigenden Gefälse, die linke Droffel- und Schlüffel - Blutader diefes Ende aufnehmen, ein Band gelegt und ihm dann eine Unze eines [tarken Rha- barberaufgulfes in den Magen gelpritz. Drey Viertelftunden darauf leerte es etwas Harn aus, wor- in der Zufatz von Kali deutlich die Gegenwart von Rhabarber anzeigte. Fünf Viertelltunden nach der Einfpritzung des Aufguffes wurde das Kaninchen getödter. Man fand in [einer Blafe anderthalb Drach: men Harn, der eine [tarke Färbung von Rhabarber ‚zeigte und heim Zulatz von Kali die gewöhnliche Far- benveränderung erlit: Die Häute des Bruftgangs waren dem mittelften Rückenwirbelbeine gegenüber zerplatzt, und es hatte [ich beinah eine Unze Chylus in die Brufthöhle; und aulserdem noch eine beträcht- liche Menge in das Zellgewebe des hinteren Mittel- fells ergolfen. Oberhalb der geborltenen Stelle war der Bruftgang noch ganz; aber fehr ausgedehnt von in ihm befindlichem Chylus. Die Unterfuchung [ei- nes oberen Endes zeigte, dafs das um daffelbe geleg- te Band die Verbindung zwifchen ihm und der Blut- n K.2 14 128 ader völlig unterbrochen hatte. An mehreren Stellen des Unterleibs waren die Milch- und Saug - Gefälse geborften und Chylus und Lymphe unter das Bauch- fell ausgetreten. } In diefem, [o wie in den folgenden Verfuchen nahm ich zum Einfpritzen in den Magen lieber Rha- barberaufgufs, als blaufaures/Rali, weil ich in mei- nen früheren Unterfuchungen gefunden hatte, dals. ein Tropfen Rhabarbertinktur noch in einer Uns? Blutwaller (Serum) zu entdecken war, da hingegen wenigltens ein Viertel Gran blaufaures Kali in einer gleichen Menge Blutwalfer enthalten [eyn muls, wenn dieles letztere beim Zulatz des gegenwirken- den Mittels eine blaue Farbe zeigen [oll. Zweiter Verluch. Der vorige Ver[uch ward an einem Hunde wie- derholt, wobei mich die H. H. Brodie, W. Bran- de, Clift und Gatcombe wnterftützten. Nach Unterbindung des Bruftgangs fpritzten wir dem Thiere zwey Unzen eines ftarken Rhabarberaufguf- fes in den Magen, und tödteten es dann eine Stunde darauf. Der in der Blafe vorgefundene Harn erfchien nach dem Zufatz von Kali tief von Rhabarber g0- färbt. Auf gleiche Weile fanden wir auch Rhabarber in der Galle, welche die Gallenblafe enthielt. An mehreren Stellen des Gekröfes waren die Milchgefä- [se geborften, und es hatte ich Chylus in das Zellge- webe ergoflen; eben [o war in dem unteren Theile des hinteren Mittelfells aus einer zerplatzten Stelle 2 j 2 129 de ‚Bruftgangs Chylus’ausgetreten. ‚Oberhalb diefer Stelle zeigte ich uns der Bruftgang [tark von Chylus 1 ausgedehnt, und indem wir ihn bis zu feinem obe- ren, unterbundenen Ende verfolgten, fanden wir dallelbe durch das umgelegte Band völlig ver/chlollen. Diele Verfuche lehrten allo, in den Magen ge- fpritzter Rhabarberaufgufs gehe auf einem anderen Wege, als durch den Brultgang, in das Blut über. - Es war nun leicht auszumachen, ob die Milz der den | Uebergang vermittelnde Theil fey, man brauchte da- zu diefe letztere nur auszulchneiden und dann übri. H ans wie im vorigen Ver[uche zu ver fahren. Von den H. H. Brodie, Clift, Gatcombe und Money unterftützt, [tellteich dann den zıten October ıg10 den folgenden Verfuch an, ' Dritter Verfuch, h Einem Hunde, dem vier Tage zuvor die Milz ausgefchnitten worden war, unterbanden wir das obe- reEnde des Bruftgangs, und [pritzten ihm dann drey Unzen Rhabarberaufgufs in den Magen. Anderthalb Stunden darauf wurde der Hund getödtet. Wir fan- den [einen Harn ftark mit Rhabarber gefchwängert, und den Bruftgang durch das Band völlig ver£chloffen. Mehrere Milchgefälse waren geborften, der von Chy- lus und Lymphe [ehr ausgedehnte Bruftgang aber noch ganz. Diefer Verfuch zeigte vollkommen, meine an- fängliche Meinung: in den Magen gebrachte Flüflig- keiten gingen durch.die Milz in den Kreislauf über, 130 z / fey irrig gewefen, und es mulste demnach der in mei- nen früheren Verfuchen in der Milz gefundene Rha- barber in diefen Theil auf die nämliche Weile gelangt feyn, wie er in den Harn und in die Galle gelangt war. i Einmal irre geführt, fuchte ich mich vor einer neuen Täufchung in Acht zu nehmen; da nun der in den vorher erzählten Verfuchen in dem Harn ge- fundene Rhabarber auch durch die Lymphgefälse, welche in die Blutadern der rechten Seite des Halfes übergehen, aus dem Magen in den Kreislauf gelangt feyn konnte, [o hielt ich es, obgleich mir diefer Fall wenig Wahrfcheinlichkeit zu haben fchien, doch ehe ich weiter ging, für gut, in einem neuen Verfuche aulser dem Saugaderltamm der linken, auch den der rechten Seite, da, wo dieler in den Winkel übergeht, welchen die Drof[fel- und Schlüffel- Blutader die[er Sei- te bilden, zu unterbinden. Und dies that ich denn am 2$ften October ıgıo0, mit Beihülfe der nämlichen Perfonen, die mich bey Anftellung des vorigen Ver- Suches unterftüzten, Vierter Verfuch Es wurde, wie im vorigen Verfuche, einem Hun- de der Bruftgang unterbunden; da diefes Gefäls hie- bey verletzt ward, fo flofs ohngefähr eine Drachme Chylus aus demfelben aus. Hierauf legten wir ein Band um den Saugaderftamm der rechten Seite, und fpritzten dann drey Unzen Rhabarberaufguls dem Thiere in den Magen. Als es nach einer $tunde ge- r —— 131 tödtet worden war, fanden wir [einen Harn und [eine Galle deutlich mit Rhabarber gefchwängert. Bey Fr- öffnung der Bruft zeigten fich an der rechten Seite des Rückgraths einige von Lymphe ange[chwollene Saugadern, welche zu einer auf dem zweiten Rücken- wirbelbeine liegenden Saugaderdrüfe gingen, deren ausführende Gefälse fich dann mit anderen Saugadern verbanden und nach der rechten Schulter hin ver- breiteten, wo fie mit den Saugadern vom Halfe und der Achf[el einen gemeinfchaftlichen Stamm bildeten, er'in dem umgelegten Bande eingefchloffen war. "DerBruftgang war durch eine Milchung von Chylus und Lymphe mäfsig ausgedehnt; wie wir ihn nach oben hin verfolgten, zeigte fich inihm, unmittelbar unterhalb des Bandes, eine Oeffnung, aus welcher, wenn man auf ihn drückte, die in ihm enthaltene Flüfßgkeit [chnell hervordrang; oberhalb diefer Oeff- nung war er durch das Band feft verfehloffen. Wir fammleten beinah eine Drachme von jener Flülfigkeit und prüften fie mit Kali, konnten aber durchaus kei- nen Rhabarber darin entdecken, Fünfter Ver[uch Den eben erzählten vierten Verfuch wiederhol- teich am zılten Januar ıg11, mit Beihülfe der H.H. Brodie, W. Brande, Clift undGatcombe an einem anderen Hunde, der ebenfalls eine Stunde nachher, nachdem ihm der Bruftgang und der Lymph- h, gefälsftamm der rechten Seite unterbunden und ihm Phabarberaufgufs in den Magen eingelpritzet wor- den, getödtet wurde. 132 a, Bey Unterbindung des Lymphgefäfsitammes der rechten Seite ward eine Saugader verletzt, die fich von dem Bruftkaften aus nach jenem Stamme hin er- ftreckte, und woraus dann den ganzen Verf[uch hindurch eine beträchtliche Menge Chylus ausflols, wovon wir kurz vorher, ehe der Hund gerödter wur- de, etwas [ammleten und mit Kali prüften, ohne je- doch Rhabarber darin entdecken zu können. Den Harn fanden wir dagegen mit Rhabarber gelchwän- gert, [o wie auch die in der Gallenblale enthaltene - Galle; beide eber [chwächer, wie in dem vorigen’Ver- fuche. Die Milchgefälse und Gekrösdrülen waren ftark von Chylus ausgedehnt, und beim Einfchnei- den in die Drülen [ahen wir eine beträchtliche Men- ge Chylus daraus hervorquillen, Mit Kali. geprüft, gab diefer Chylus keinen Beweis von in ihm enthal- tenem Rhabarber. Der Bruftgang war ftark ausge- dehnt; als wir ihn bis an die unterbundene Stelle verfolgten, fanden wir ihn durch das Band völlig ver- £chloflen. Lymphatifche Gefäfse, die von der rechten Seite des hinteren Mittelfells kamen, und beinah leer wa- ren, erftreckten fich nach der Stelle des an dieler Seite angelegten Bandes hin; der Stamm, den diel[e Gefälse mit den von der rechten Achl[el und von der rechten Seite des Halfes kommenden bildeten, war, wie wir deutlich Sabenk in dem Bande eingef[chloflen, Während Hr. Brodie mit der Unterfuchung des Bruftgangs bef[chäftigt war, machte Hr, W. Brande einen Aufguls von der Milz, und zeigte er 133 mir ein aus derfelben ausgefchnittenes Stück, worin die Zellen gröfser und deutlicher waren, als ich fie je bey einem Hunde gefehn babe, Der Aufguls hat- te eine fchwache Färbung von Rhabarber. Ein äbn- licher Aufgufs wurde von der Leber bereitet; allein da die Leber blutreicher ift, als die Milz, [o konnten wir in dem durch Blut ftärker gefärbten Aufguls der erlteren nicht deutlich erkennen, eb Rhabarber dar- in enthalten fey, oder nicht, - Die hier erzählten Ver[uche find nun, wie ich ‚glaube, hinreichend zur Begründung des Satzes, der in den Magen gefpritzte Rhabarber lfey auf einem anderen Wege, als durch den Bruftgang, in den Kreislauf übergegangen, Zugleich widerlegen fie A "meine anfängliche Meinung, die Milz habe diefen R Uebergang vermittelt, und es geht allo hervor, dals, i dies Fingeweide einen anderen Nutzen haben mülfle, als den, welchen ich ihm, meinen früheren Verfu- - ehen zufolge, beilegte. Der in den Magen gelpritzte und dann in der Milz wiedergefundene Jhabarber gelangt in diefe letztere nicht eher, als nachdem er in den Kreislauf - übergegangen, und wird alfo höchft wahrfcheinlich auf dem Wege der Abfonderung in die Zellen derfel- ben abgeletzt. Dafs der Rhabarber in den Kreislauf übergehe, zeigen meine früheren Verfuche, wo ich ihn in der Milzblutader auffand. Das blaufaure Kali ift in dem Blute eines lebenden Thieres [chwer wieder- zufinden, weil die Menge, die von diefem Salze er- fordert wird, um beim Zufatz von Eilenauflöfung ei- 134 — ji ne blaue Farbe zu erzeugen, grölser ift, als man bey der Eigenfchaft deffelben, den Kreislauf durch die Abfonderungswerkzeuge falt eben fo bald wieder zu verlalfen, als es darin aufgenommen worden ilt, zu irgend einer Zeit in dem Blute erwarten darf. In der blutmalfe eines mälsig grofsen El[els müllen über zwey Drachmen blaulaures Kali aufgelöfet feyn, be- vor daffelbe durch Eifenauflöfung darin entdeckt werden kann *). *) Beftätigt lich diefes von Home behauptete [chnelle Ent- weichen des in das Blut übergegangenen blaufauren Ka- lis durch die Abfonderungswerkzeuge, lo wird die Zahl der merkwürdigen Thatfachen, woraus der für die Le- bensnaturkunde [o wichtige Satz: dals die Ablonderungen dem im lebenden Körper umlaufenden Blute feine Rein- heit, fo lange als nur eben möglich, zu bewahren fireben, hervorzugehen [cheint, und von denen man die vorzügli- eheren in Horkels reichhaltigem Archiv für die thier, Chemie Heft ı. $. 127 und ı28 zuflammengeliellt finder, durch eine neue, [ehr bedeutende vermehrt. Zugleich er- klärt dann diefes Entweichen den [onft ([o auffallenden Ausgang der von Wollafton und Marcet gemachten Beobachtung, dals in den Magen gehrachtes blaulaures Kali nach einer Zeit von anderıhalb Stunden zwar in dem Urin, aber nicht im Blute wiedergefunden werde, woraus dern Wollafton die Folgerung zieht, es gebe unbe- kannte Wege, aus welchen, ohne Vermittelung der Blut- gefälse, Flüfligkeiten aus dem Magen in die Harnblale 'ge- langen könnten, (Man [ehe die Philo[, Trausact. für ıgır S. 106— 109 oder auch Gilberts Annalen Bd, 42. S. 8082.) Indels möchten [owohl die Ver[uche von Ho- me, als die von Wollalton und Marcet, ehe lich et- was Befiimmtes aus ihnen folgern lälst, noch mehrerer an- wo r — 135 = Dafs die in den Zellen der Milz befindliche Flüf- figkeit dafelbft abgefondert werde, wird dadurch [ehr wahrfcheinlich, ‘dals diefe Flüfßsgkeit zu der Zeit, wo die Verdauungswerkzeuge befchäfüigt find, fehr reichlich in jenen Zellen vorhanden ilt , hingegen kaum darin angetroffen wird, wenn das zu dem Ver fuch gebrauchte Thier eine Zeitlang keine Nahrung zu ich genommen hat. Der Haupteinwurf gegen die- fe Anficht ift der: die Milz habe keinen anderen. Ausführungsgang, als die Saugadern. Aber eben die Milz hat gröfsere und zahlreichere Saugadern,. wie derer zu ihrer Erläuterung bedürfen, indem ver[chiedene eben dielen Gegenftand beıreffende Fragen, zu denen fie Veranlaflung geben, durch fie nicht beantwortet werden, So erwähnt Home nicht, oh er das in den Magen ge» brachte blaufaureKali, blo[s in dem Blute der Blutadern, oder auch in dem der Schlagadern gefucht; ob er das Mit- tel in der Menge gegeben, worin es, nach Maroet, ohne i Nachtheil gegeben werden kaan; ob er beim Aufluchen des blaulauren Kalis im Blute mit gehöriger Vorlicht ver- fahren eıc. Wollalton fuchte jenes Salz blols in dem aus einer Blutader abgelalienen Blute, und obendrein in, einem folchen, das erft dann abgelaffen wurde, als der Harn [chon Spuren von dem Salze gab (vier Stunden nach dem Einnelımen diefes letzteren), da er es doch umge- kehrt früher darin hätte fuchen follen; Marcet prüfte, aulser dem Harn, blos das Blutwaller und das Blut, das barnruhrkranken Frauen nach dem Einnehmen des Salzes durch ein auf die Magengegend gelegtes Blalenpflafter oder durch Schröpfköpfe entzogen worden war, Hier ift poch viel zu erforfchen übrig, hier noch eine reiche Aernd- te der wichtigften Auffchlüffe für die Naturlehre des Le- bens zu erwarten! N. 156 ur ‚irgend ein anderer Theil; beim Efel bilden diefe Adern einen gemeinfchaftlichen Stamın, der fich an der Seite des Bruftgangs grade über dem Milchbehäl- ter in eine grolse Drüfe öffnet; und treibt man Quecklilber durch die Aefte diefer Drüfe, [o zeigt fich auf der entgegengeletzten Seite” derfelben ein eben [o grolser Stamm, der er[t einen Winkel bildet und dann in den Brufigang übergeht. Hievon über- zeugte ich mich durch eine in der Thierarzneifchule angeftellte Unterfuchung, wobey mich die H. H. Sewell und Clift unterftützten. Diel[e der Milz angehörenden Saugadern find eben fo grols, als die Ausführungsgänge irgend einer anderen Drüfe, und allo hinreichend, um die in den Milzzellen abge[on- derte Flülßgkeit hinwegzuführen; foll aber eine ir- gendwo abgelonderte Flülfigkeit in den Bruftgang hinübergeleitet werden, [o würde es ja eine Abwei- chung von der im thierifchen Körper fonft überall _ geltenden Regel [eyn, wenn diefe Hinüberleitung auf‘ irgend einem anderen Wege, als durch Saugadern, ge[chähe. Für diefe Anficht [pricht denn auch das im letz- ten Verf[uche unter gleichen Umftänden (nämlich bey einer folcben Anfüllung des Brultgangs, dafs er nichts inehr aufzunehmen int Stande war), beobachtete glei- che Verhalten der Milchgefälse und der Milzzellen, Wozu nun aber die Ablonderung einer Flülfigkeit aus der Milz in den Bruftgang diene, läfst ich nach den jetzt bekannten Thatlachen nicht beftimmen. / s ’ Unterfuchungen über den Einfluls des Gehirns auf die Thätigkeit des Herzens und die Erzeugung der thierilchen Wärme, Von B.C, Brodie, Mitgiiede der königli- E chen Gefellfchaft. Vorgelelen den 2often December ı8r0 *),. nn . Aus den Philof, N. ; für 1811, S.36 — 48, über- x ferzt von D, Nalle, i B.; einigen Verfuchen, die ich in der Abficht an- ftellte, um zu beftimmen, in wie fern der Einfufs- des Gehirns zur Thätigkeit des Herzens erforderlich fey, fand ich, dafs bey einem Thiere, delfen Rücken- "mark am obern Theile des Halfes durchfchnitten wor- den, das Atbemholen gehemmt wurde, während die Herzthätigkeit und der Umtrieb eines dunkelgefärb- ten Blutes noch fortdanerten, [o dafs in einigen Fäl- Me ee nd len noch zehn bis funfzehn Minuten bis zum völlr- gen Aufbören des Herzfchlages vergingen. Ich fand ferner, dafs nach dem Abfchneiden des Kopfes und nach Unterbindung der durchfchnittenen Blutgefälse, der Blutumlauf noch fortwährte, ohne, dem äufsern Anfehen nach, durch die Fnifernung des gänzlich „weggenommenen Gehirns zn leiden. Diele Verfuche *) If die Croonian lecture für ı810. 158 — beftätigten Cruikfhanks *) und Bichat’s **) j Behauptungen, das Gehirn [ey zur Herzthätigkeit nicht unmittelbar nothwendig, und der Kreislauf hö- re bey Unterbrechung der Hirnverrichtungen blofs in Folge der Hemmung des Athmens auf. Dies veran- . lalste mich zu dem Schluffe, dafs das Herz nach Weg- nahme des Gehirns noch länger thätig feyn würde, wenn man bey einem des letztern Theils beraubten Tbhiere ein künftliches Athemholen hervorbrächte. Die Richtigkeit diefes Schlufles ward durch den fol. EN genden Verluch beftätigt, Erfter Verluch. ich durchfehnitt einem Kaninchen das Rücken- mark zwilchen dem Hinterhaupt und dem Atlas, und, nachdem ich ihn eine Oeffnung in die Luftröh- re gemacht hatte, befeftigte ich in derfelben ein Kaouıfchuk - Rohr, womit ein kleiner Blasbalg; *) Philol. Transact. für 1795 und ArchivBd. 2. S.69— 71. wo jedoch die unverftändlich überfetzte Stelle S. 70. unten, [ö heilsenmufs: „Er lehrt uns, dafs das Arhmen die erlte be- wegende Kraft der thierifchen Mafchine fey, und befeitigt alleEinwürfe, welcheman etwa davon hätte hernehmen kön- nen, dals bey den Thieren, an denen Hunter [eine Ver: fuche anftellte, die Verbindung mit dem Hirne, wegen Nichtdurchfchneidung des achten Paars und der Interco- fialnerven, vollkommen war, fintemaäl in dem eben erzähl: ten Verluche, wo doch die Nerven nicht mitwirken konn- ten, diefelben Er[cheinungen Statt fanden, “ N, **) Recherches str la vie er la mort (und deren deut[che Ueberl, Tübingen 1802, $; 371.) _——— 139 von folcher Einrichtung, dafs die Lungen dadurch aufgeblafen werden, und fich dann Lelbft wie- _ der entleeren konnten, in Verbindung ftanden. In- dem ich dies Aufblafen immer einmal in fünf Sekun- den wiederholte, wobey die Lungen jedesmal mit frifcher Luft angefüllt wurden, unterhielt ich ein künftliches Athmen bey dem Thiere. Ich unterband ! ihm alsdann die Blutgefälse am Halle, und [chnitt ihm den Kopf ab, indem ich erft die weichen Theile oberhalb des Bandes und dann das Hinterhaupt vom Atlas trennte, Das Herz fuhr fort fich zulammen zu ziehen, dem Anfcheine nach eben [o kräftig und _ eben [fo oft, wie in einem lebenden unverletzten _ Thiere, Ich unterfuchte das Blut in den verfchiede- nen Arten von Gefälsen, und fand es dunkel gefärbt "in den Hohladern und der Lungenfchlagader, und von der gewöhnlichen hellen Farbe in den Lungen- blutadern und der Aorta. Nach Verlauf von fünf und zwanzig Minuten von der Durchfchneidung des Rü- ckenmarks angerechnet, wurde der Herzfchlag [chwä- her und ich beendigte den Verfuch. In der Abficht, die Unterfuchung, welche die ‚zur Beförderung der Kenntnils der thierifchen Che- - mie vereinigte Gefellfchäft über den Einflufs der Ner- ven auf die Abfonderungen angeltellt hat *), weiter fortzufähren, [uchte ich zu erfahren, ob die Abfon- — derungen nochnach der Entfernung des Gehirns fort- dauerten. Ich entleerte deshalb zu Anfang des eben 0: 2) Philof, transact, für ı1809(und das yorige Heft des Archive | ” 8, 108 - 118) 140 Bei’ ; — erzählten Verfuchs die Harnblafe durch Druck von dem in ihr enthaltenen Harn; als der Verfuch been- digt war, [ah ich wieder nach und fand lie noch leer. Diefer Verfuch veranlafste mich zu dem Schlufs, die Thätigkeit des Herzens könne vermittelft eines künftlichen Athmens auch nach Entfernung des Ge- hirns unterhalten werden; Harnablonderung finde jedoch unter. diefen Umftänden nicht Statt. Es war indefs zu wünfchen, dafs diefer Verfuch an ei- nem grölseren und minder zarten Thiere wiederholt, und zugleich beftimmt werden möchte, wie fich die thierifche Wärme unter den angegebenen Umfltänden verhalte, ob fie nämlich anf der gewöhnlichen Stufe Stehen bleibe oder von derfelben abweiche. Zweiter Verluch, Ich wiederholte den erften Verfuch an einem. Hunde von mittlerer Grölse. Das Verf[uchs- Zimmer hatte eine Wärme von 63° Fahrenheit, Nach vorheri- ger Unterbindung der Kopf- und Wirbel- Schlagadern liels ich den Kopf des Thiers abfchneiden, was mit geringem oder gar keinem Blutverluft gefchah. Das Lufteinblalen ge[chah in jeder Minute vier und zwan- zig mal. Das Herz klopfte regelmäfsig und kräftig, Dreifsig Minuten nach Durchfehneidung des Rückenmarks fühlte man bey Berührung der Ribben | das Herz. des Thiers 76 mal in einer Minute [chlagen, Nach 35 Minuten hatte ich der Puls bis auf 94 Schläge vermehrt. Nach . ET e 141 Nach anderthalb Stunden [chlug er g8mal. a Nach zwey Stunden hatte er fich bis auf 70 ver- mindert und nach drittehalb Stunden bis auf 35; das Lufteinblafen ward jetzt nicht weiter Fortgeletzt. Vermittelft eines kleinen Wärmemellers mit freier Kugel, maals ich die Wärme des Thiers in vers [chiedenen Zeitpunkten des Verluchs. Nach Verlauf einer Stunde war das Thermome- _ teriun Maltdarın von 100° bis auf 94” gefallen. , Als nach Verlauf von 2wey Stunden dem Thiere | eine kleine Oeffnung in die Wand des Brultkaltens ge- macht, und die Kugel des Wärmemelflers mit dem Her- zen in Berührung gebracht ward, hel das Queckfilber auf 86°, und eine halbe Stunde nachher, an deimfel- ben Orte, auf 78°. ' Zu Anfang ‘des Verfuchs machte ich eine Oefl. nung.in den Unterleib, und vereinigte dann, nach. dem jeder Harnleiter etwa zwey Zoll weit von der Niere unterbunden worden, die Wundränder ver- ‚mittellt einer Nath. Zu E.nde des Verfuchs wurde in den Harnleitern oberhalb des Bandes kein Harn ge- _funden. Bey Unterfuchung des Blutes in den erkchiuhes nen Gefälsen fand ich daffelbe hellroth in den Schlagadern , und dunkelroth in den Daruegeı wie gewöhnlich. Während der erften anderthalb Stunden waren % Zei kräftige Zulammenziehungen in den Muskeln j des Stammes und der äufsern Gliedmaalsen zugegen, 'z Archiv f. d. Phyfiol, XII. Bd. II. Heft, je, 1242 3% — fo dafs der Körper des, Thiers auf dem Tifche, wor- auf er lag, (ehr merklich bewegt ward; auch erfolgte zweimal eine Kothausleerung aus dem After. Dritter Verfuch. Der vorige Verfuch ward bey 60° Fahrenh, Zim- merwärme an einem Kaninchen wiederholt, ‘Das Lufteinblafen gelchah 30 bis 35mal in einer Minute. Der Herzfchlag des Thiers war anfaugs Cark und häufig; aber nach Verlauf einer Stunde und 40 Minu- ten hatte fich der Puls bis auf 24 Schläge in einer Mi- nute vermindert. Das Blut in den Schlagadern fah hellroth aus, das in den Rlutadern dunkelroth. Es wurde eine kleine-Oeffnung in die Bauch- muskeln gemacht, und durch diefelbe die Kugel des Wärmemellers in den Unterleib gelteckt. Nach Verlauf einer Stunde war das QueckAilber andieler Stelle von 100° auf $9° gelunken. Nacheiner Stunde und 40 Minuten [tand es an demfelben Orte auf 395°, und als die Kugel des Wärmemelfers in die Bruft, in Berührung mit.den Lungen gebracht ward, fiel es auf 82°. Man hat [ehr allgemein gegläubt, dieWärme der warmblütigen Thiere hänge von der Milchungs-Ver- änderung ab, welche die Luft beim Athmen in dem Blute bewirkt. In den beiden letzten Verfuchen er- kalteten die Thiere [ehr [chnell, obgleich ihr Blut die gewohnten Veränderungen in den Lungen zu erlei- den [chien; und dies veranlafste mich, an der Rich- / ne 143 tigkeit jener Meinung zu zweifeln. Aus den vorher erzählten Verfuchen konnte jedoch gegen die eben erwähnte Anlicht, die thierifche Wärme werde durch ‚ das Athmen erzeugt, nichts beltimmt Entfcheidendes gefolgert werden. Rührt die thierifche Wärme von "der Veränderung her, . welche die eingeathmete Luft in dem Blute bewirkt, lo mufs die Erhaltung derfel- ben auf der gewöhnlichen Stufe von zwey Bedingun- ‚gen abhängen: von der Menge Luft, welche geath- met wird, und von der Menge Blut, welche in einer gegebenen Zeit durch die Lungen geht; mit andern Worten, die tbierifche Wärme muls im graden Ver- ‚hältnifs ftehen mit der Völle und Häufigkeit [owohl des Pulles als der Athemzüge. Diele beiden Punkte verdienten nun eine be[londere Aufmerkfamkeit. ' Vierter Verfuch. Ich wiederholte den dritten Verfuch an einem kleinen Hunde, deffen Puls 130 bis 140 Schläge in der Minute hatte, und der, [o viel ich beurtheilen konnte, 30 bis 35mal in einer Minute Athem holte, Das Zimmer hatte 63° Wärme. a Malftdarm des Thiers zeigte das Thermometer zu Anfang des Verfuchs 99°. Das künftliche Athmen ward dem natürlichen, in Hinficht der in die Lungen tretenden. Luftmenge und Häufigkeit der Athemzüge [o gleich als möglich ‘gemacht. Zwanzig Minuten nach der Durchfchneidung des Rückenmarks [chlug das Herz des Thiers 140 13 144 BT malin der Minute und eben [o ftark und regelmäfsig, wie zuvor; ‚die Wärme im Maltdarın war bis auf 965° gelunken. Vierzig-Minuten nach der DiPRRTchhng hat- te der Puls noch 140 Schläge; die Wärme im Maft- darm war 92% " 55 Minuten nach der Dur ch[chneidung hatte er- ‚fterer ıız Schläge; letztere 90°. Eine Stunde und zehn Minuten nach der Durch- fehneidung fchlug der Puls in einer Minute gomal; die Wärme im Maltdarm war 88°. Eine Stunde und 25 Minuten nach der Durch- fchneidung war der Puls auf 30 Schläge gelunken und die Wärme im Maltdarm bis auf 85°, Die Ku- gel des Thermometers, in den Herzbeutel getaucht, gab den Quecklilberftand auf 85°; zwilchen denEin- ‚geweiden des Unterleibs hingegen auf 87}. Während des Verluchs zeigten fich häufige und heftige Zulammenziehungen in den willkührlichen Muskeln des Thiers, und eine Stunde nach Anfang des Verf[uchs erfolgte eine Kothausleerung, Fünfter Ver[uch. Der vorige Verfuch wurde an einem Kaninchen wiederholt, das, fo weit ich urtheilen konnte, 30 bis 4omal in einer Minute athmete und deffen Puls zwifchen 1530 und 140 Schlägen in einer Minute wech- felte. Die Wärme im Zimmer war 57°, die im Malt- darm zu Anfang des Verfuchs 1013°. Das künftliche Athmen wurde dem natürlichen Towohl der Völle als n ' — 145 ' a © der Häufigkeit der Athemzüge nach fo ähnlich als möglich gemacht. y Funfzehn Minuten nach Durchfchneidung des h Rückenmarks, war dieWärme im Maftdarm auf 993° gefallen, 3 . Nach Verlauf einer halben Stunde fühlte man * bey dem Thiere durch die Ribben deffelben 140 [tar-' ke Herzf[chläge in der Minute, Nach 45 Minuten hatte der Puls noch 140 Schlä- " ge; die Wärme im Maftdarm, war aber nur 94°. Nach Verlauf einer Stunde hatte der Puls eben- fallsnoch 140 Schläge; die Wärme des Maftdarms war Bruft, zwifchen Lungen und Zwerchfell, 92°. “ Während des Verfuchs [ah das Blut in der Schen- kelfchlagader hellroth und das in der Schenkelblut« ader dunkelroth aus, wie gewöhnlich, Das Kaninchen leerte zu Anfang des Verfuchs Harn aus; zu Ende deffelben war keiner in der Bla» . d 92°, zwilchen den Baucheingeweiden 94°; in der j fe vorhanden. — 8Sechlter Verfuch. Hrr RN Ich ver[chaflte mir zwey Kaninchen von derfel- ben Farbe; eins war jedoch um ein Fünfte] kleiner als das andere. Ich durchfchnitt das Rückenmark des gröfsern zwifchen Hinterhaupt und Atlas. Nach Unterbindung der Gefäfse und Wegnahme des Kopfes, “ unterhielt ich das Atlımen des Thiers, wie-in den vorigen Verfuchen, durch Lufteinblafen, wobey das natürliche Athemholen [o genau als möglich nachge- alımt wurde, « - 146 ws Drey und zwanzig Minuten nach Durchfehnei- dung des Rückenmarks, war der Puls kräfigund von 1350 Schlägen in der Minute; das Thermometer, def- fen Kugel zwifchen die Baucheingeweide gebracht war, zeigte hier 95° Wärme, Nach 34 Minuten, von der Dikshfchutdknn an gerechnet, war der Puls 120; die Wärme im Unter- leibe 95°, Nach Verlauf einer Stunde konnte der Puls nicht mehr gefühlt werden; nach Eröffnung der Pruft fah man aber das Herz noch [chlagen, doch langfam und fchwach, Die Wärme im Unterleibe war 91°; und zwilchen den Lappen der rechten Lunge 99°, % Während des Verfuchs hatte das Blut in den Schlag- und Blut- Adern die gewöhnliche Farbe, Sowohl in diefem, als in den vorigen Verfuchen nahm alfo die Wärme der Thiere [chnell ab, obgleich ihr Athmen fortdauerte. Um zu beltimmen, ob über- haupt durch das Athmen Wärme erzeugt werde, [tell- te ich den. folgenden vergleichenden Verfuch an, Während die Wärme des Zimmers die nämliche war, wie in dem letzten Ver[uche, tödtete ich das kleinere Kaninchen, vermittelft Durch[ehneidung [eines Rü- ckenmarks zwifehen Binterhaupt und Atlas, Weil nun beide Kaninchen von verfchiedener Gröfse wa- ren, [o hätte unter übrigens gleichen Umftänden das kleinere [chneller erkalten müflen, als das grölsere; und ich unterfuchte daher die Wärme deflelben 52 Minuten nach [einem Tode in der Meinung, in die- fen, 52 Minuten würde das Thier zum Mindelten, eben — 147 fo viel kälter geworden feyn, als 'das gröfsere in 60 Minuten. Allein ich fand im Bauche des Tbiers jetzt 93° und zwifchen den Lappen der rechten Lunge, 91° Wärme. Es [chien alfo aus diefem Verfuche her- vorzugehen, dals in dem erltern gröfsern Kaninchen, bey welchem das Atlımen künftlich unterhalten. “ward, nicht blo[s keine Wärme erzeugt worden [ey, Sondern dafs daflelbe feine Wärme felbft [chneller 'verlohren hatte, als das nichtathmende todte. Auf Veranlälfung des Herrn Profeflor Davy, ‚welcher an dem Ausgange diefer Unterfuchung An- theil nahm, wiederholte ich den vorigen Verfuch an _ _ zwey andern Kaninchen, die ich mir zu dielem Be- " huf mehr von gleicher Gröfse und Farbe, wie die vorigen waren, zu ver[chaffen fuchte. # Siebenter Verfuch. Von zwey völlig ausgewach[enen Kaninchen von ‚gleicher Farbe, und fo ähnlich an Gröfse, dafs man nach dem Augenmaafs keinen Unterf[chied zwilchen beiden auffinden konnte, durchf[chnitt ich dem einen "bey 57° Zimmerwärme und 100° Wärme im Malt- darm der Thiere vor dem Verfuche, das Rücken- mark, blies ihm hierauf Luft in die Lungen, unter- ‚band ihm die Halsgefäfse, und fchnitt ihm dann den Kopf ab. Das Lufteinblafen gefchah 35mal in einer Minute, hi i Während der erften Stunde zog fich das Herz 144mal in einer Minute zulammen, 148 Ara Nach 1% Stunde hatte fich die Zahl der Pulsfchlä- ge bis auf 136 in der Minute vermindert, und eben fo oft fchlug der Puls auch nach Verlauf von andert- halb Stunden, Nach Ablauf einer Stunde und 40 Minuten hatte fich der Puls bis auf go Schläge in der Minute vermindert, und dasLufteinblafen ward nicht weiter fortgeletzt, 2 Eine halbe Stunde nach Durchfchneidung des Rückenmarks war die Wärme im Maftdarm bis auf 97° gefunken, Nach 45 Minuten bis auf 953°. Nach einer Stunde auf 94°. Nach ız Stunde auf 92°. "Nach ı3 Stunde auf 91°, RR - Nach 1 Stunde und 40 Minuten war die Wärme im Mafltdarm 90%°, und in der Bruft, innerhalb des Herzbentels, 873°. Bey gleicher Wärme des Zimmers ward nun das zweite Kaninchen vermittelft Durchfchneidung des Rückenmarks getödtet, und in gleichen Zeitpunkten, wie bey dem erften Kaninchen, der Wärmegrad def- felben unterlucht und angemerkt. Eine_halbe Stunde nach Tödtung des Kanin-+ chens war die Wärme in deffen Maltdarm 99°. Nach 45 Minuten war fie bis auf 98° gelunken, Nach Verlauf einer Stunde auf y6}, Nach ı% “tunde auf 95°. x Nach ı$ Stunde auf 94°, ' Nach einer Stunde und vierzig Minuten war fie 93° im Malftdarm, und 903° im "Herzbeutel, a 22 un ne Bir eh Dig. en nn. Die Re: u‘ en 149 © Die folgende Tabelle giebt eine vergleichende Veberlicht der hey beiden Tbieren in denfelben Zeit- } punkten durch das Thermometer gefundenen Wär- megrade, Kaninchen mit künft-] Todtes Kanin- F lichem Athmen. - chen. Zeit- Wärme ir Wärme im Hesz-# “ärme im Malı-|Wärwe im Herz= . punkt, Maltdarm, beutel, darm, beutels i , Vor dem © Verfuch 1005° 1003° Nach 30 Minuten 97° > 99° en 9537 98° wo =) 94° 963° er 92° 997 Baal 91° 94° 200 — 903° 874°. 93° 905° Die Bruft erkaltete alfo in dielem Verfuch, felbft > bey dem todten T'biere, [chneller als der Bauch; es "wurde ferner das Kaninchen, deffen Kreislauf durch Lufteinblalen unterhalten ward, [chneller kalt, als das todte Kaninchen, und diefer Unterfchied zeigte - fich noch merklicher in der Wärme‘ der Brult, als in der Wärme des Bauchs. Die erfte Erf[cheinung, nämlich das fchnellere Erkalten der Bruft, erklärt fich aus dem verfchiedenen Umfange der Bruft und k des Bauches; die letzte, das längere Warmbleiben des © todten Thiers, war zu erwarten, [obald die thieri- z che Wärme nicht vom Athmen abhing, indem die in die Lungen geblafene kältere Luft nothwendig eine [2 150 4 —_— gewilfe Menge Wärme Hinwegführen mulste , vor- ‚nehmlich da ihr erkältender Einfuls fich vermittelft des fortdauernden Kreislaufs über alle Theile des Kör- pers verbreiten Konnte, Hi Man hat mir.hiegegen den Einwurf gemacht, es könne fichbey dem erften Kaninchen doch wohl einige Wärme erzeugt haben, jedoch fo wenig, dals fie der abkühlenden Kraft der in die Lungen getriebenen Luft nicht habe das Gleichgewicht halten können. Es ift [chwer oder wohl gar unmöglich, ganz genau zu beltimmen, welche Wirkung das Einblafen von kalter Luft in die Lungen unter !den Umftänden des eben erzählten Verfuchs, unabhängig von aller che- milchen Veränderung des Blutes durch die Luft, auf die Wärme irgend eines Thieres haben, würde, in- _ dem, wenn diefer chemifche Einfluls der Luft weg- fällt, der Kreislauf nicht unterhalten werden kann, worauf denn auch der erkältende Finfluls der Luft allein oder doch vorzüglich auf die Bruft befchränkt wird. Es [chien mir jedoeh der Mühe werth, noch den folgenden Verfuch anzuftellen; durch ihn hoffte ich der Wahrheit näher zu kommen, als durch irgend einen andern, den ich mir ausdenken konnte, Achter Ver[uch, z Von zwey Kaninchen von gleicher Grölse und Farbe, tödtete ich bey 64° Zimmerwärme das eine vermittelft Durchfehneidung des Rückenmarks, und legte dann [ogleich, nachdem ich ihm zuvor in die linke Seite der Brult eine Oeffnung gemacht hatte, ne Eure te En Aue ie. mn I eh na ame nn 151 rings um die Bafıs des Herzens ein Band, [o dafs.da- durch der Kreislauf gehemmt wurde, Eine Nath - diente zur Verfchliefsung der Hautwunde. Dann - machte ich eine Oeffnung in die Luftröhre, und nach Anlegung der Vorrichtung zum Lufteinblafen, blies ich dem Thier die Lungen auf, und liefs fie dann wieder zulammenfallen, wie in dem vorigen Verf[u» che, 36mal in einer Minute, Dies Verfahren wurde „ anderthalb Stunden lang fortgeletzt, und der Wärme- grad des Thiers in verfchiedenen Zeitpunkten gemel- fen. Bey derfelben Zimmerwärme tödtete ich danm das andere Kaninchen auf diefelbe Weile, und un- terfuchte zu gleichen Zeiten den Wärmegrad del- - felben, In der folgenden Tabelle find die Wärmegrade angegeben, welche die beiden getödieten Thiere un- ter!den befagien Umftänden zeigten, _ Todtes Kaninchen, [TodtesKaninchen, dem Luft eingeblalen]| dem keine Luft ward. eingeblalen ward. © Zeit Wärme im Wärme in der | Wärme im | Wärme in der Mi punkte, Malıdarın, Brult, Maftdarn, Bruft, Vor dem _ Verfüche“ 100° 100° Nach 30 Minuten rd 98° — 953° 96° ‚60 ee 943° u .9% 95 Es — 91° 36° 913° 835° “ 152 — In dielem letzten Verfuche betrug alflo, wie die vorftehende Tabelle ergiebt, der Unterfchied in der Wärme der beiden Kaninchen nach Verlauf von an- derthalb Stunden, im Maftdarm einen halben’Grad, und in der Bruft drittehalb Grad; ‘da er fich hinge- gen in dem vorigen Verfuche nach Verlauf einer Stun- de und vierzig Minuten im Maftdarm auf 25 Grad und in,der Bruft auf 3 Grad helief, Und dies zeigt denn, dafs das Kaninchen, bey welchem in dem [ie- benten Verfuche der Kreislauf. durch Lufteinblafen ” unterhalten ward, im ganzen Körper [chneller erkal- tete, als dasjenige, bey dem im gegenwärtigen ach- ten das Lufteinblalen auf gleiche Weile, aber bey ge- hemmtem Kreislauf, gefchah. Dies war unftreitig zu erwarten, falls in der chemifchen Einwirkung der Luft auf das Blut keine Urfache der Wärmeerzeugung lag; denn bey dem. letzteren Kaninchen wirkte die kalte Luft immer auf diefelbe Oberfläche ein, da fie hingegen bey dem erfterern immer mit frifchen Blut- wellen in Berührung trat, wodurch denn die Verbrei- tung ihres erkältenden Finflulfes auf die entfernten Theile des Körpers befonders erleichtert werden mulste. i Bey Anftellung der hier erzählten Verfuche bin ich mehreren Mitgliedern der zur Beförderung‘ der Kenntnifs der thierifchen Chemie vereinigten Gelell- ‘fchaft recht vielen Dank [chuldig geworden für manchen guten Rath, womit he mich bey meiner Unterfuchung unterftützten. Dr. Home war auf meine Bitte bey dem hebenten Verl[uch zugegen. Dr. 153 E. N. Bancroft [chenkte mir feine Gegenwart und. feinen Beiftand bey.dem zweiten Verfuch; und "Hr. Wilhelm Brande unterftützte mich bey den meilten, die ich angeftellt habe, Aufserdem leifte- ‚ten auch die Herren Broughton, Wundarzt beim . Milizregimente von Dorfetfhire, und Richar d Rawlins und Robert Gatcombe, der Wund- arzneikunft Befliffene, mir bey denfelben Hülfe. ‚Ich habe die im Vorigen erzählten Verfuche aus l ‚einer grofsen Zahl ähnlicher ausgewählt, welche ein- zeln zu belchreihen unnöthig ift. Ich bemerke blofs, dafs der Erfolg im Allgemeinen immer der nämliche ar, und dafs kein merklicher Unterfchied in dem F rkalten der Thiere Statt fand, ihr Puls mochte voll foder klein, [chnell oder langfam feyn, ihr Athemho- len häufig oder anders gel[chehn. ı Aus dem Ganzen können wir nun folgende ‚Schlülfe ziehen: cn 1) Der Finflufs des Hirns ift zur Thätigkeit des Jerzens nicht unmittelbar erforderlich. 2) Nach Verletzung oder Wegnahme des Ge: hims hört die Herzthätigkeit blofs deshalb auf, weil das Athemholen unter demFinfluls deffelben [tcht; wird aber unter diefen Umftänden das Athemholen urch Luftemblafen erletzt, fo dauert der Kreislauf fort. A 3) Nach dem Aufhören des Hirneinfluffes hört auch die Harnabfonderung und Wärmeerzeugung auf, Obgleich die Verrichtungen des Athmens und der ı 154 een) Blutumlauf fortdanern und das Blut in den Lungen die gewöhnliche Farbe- Veränderung erleidet. 4) Wenn die eingeathmeteLuft einen niedrigern Wärmegrad hat, als der athmende thierilche Körper, fo bewirkt diele Luft im Körper keine Wärmeerzeu- gung, [ondern eine Wärmeverminderung, Brodie’s Anhang zu dem vorftehenden Auflatze, (aus Phil, Transact. für ıgıı S. 207). In den im Vorigen erzählten Verfuchen, wo nach der Enthauptung eines Thiers der Kreislauf def- felben vermittellt desEinblafens von Luft in die Lun- gen unterhalten ward, bemerkte ich, dafs das dun- kelrothe Blut auf leineın Wege durch die Lungen lich hellroth färbte, und dies veranlafste mich zu dem Schluffe, die Rinwirkung der Luft habe in ihm ähn- liche Veränderungen hervorgebracht, wie die find, welche beim Athmen eines gefunden lebenden Thie- res erfolgen. Seit der Zeit habe ich mit Hülfe mei- nes Freundes W. Brande den folgenden Verfuch ' angeftellt, welcher die.R. ichtigkeit jenes Schluffes darzuthun [cheint, Wir trennten einem jungen Kaninchen das Rü- ekeninark am Halfe, f[chnitten ihm nach Unterbin- ‚ dung der Blutgefälse den Kopf ab, und unterhielten feinen Kreislauf fünf Minuten lang durch das Einbla- Sen von atmofphärifcher Luft. Dann [teckten wir das j Toohr einer Kaoutfchukflafche, die mit einer Pinte Sauerftoffluft gefüllt war, in die Luftröbre des Thiers | ES 155 * und [orgten durch ein umgelegtes Band genau dafür, dafs die in der Flafche enthaltene Luft nicht änders als in die Luftröhre des. Kaninchens entweichen konnte. "Indem: wir nun die Fla[che dreilsigmal in einer Minute abwechl[elnd zulammendrückten und Sieh wieder erweitern liefsen, trat die darin enthal- "tene Luft eben fo oft in die Lungen des Thieres hin- ein und wieder aus den[elben; ‚heraus. Anfangs "zahl- ten wir in der Minute 120 deutliche und kräftige EHierzichlare; der Wärmemelfer im Maltdarm Irand auf1oo°. Nach Verlauf einer Stunde fchlug das Herz zwar noch eben [o oft, aber [chwächer; . das Blut in den Schlagadern war nur [ehr wenig heller, als das den Blutadern; die Wärme im Maltdarm bis auf ; 9 gelunken. Als wir nun die Kaoutfchukfla- e von der Luftröhre entfernten und einen Theil der darin befindlichen Luft durch Kalkwafler leite- ‚ten, verriet das Trübewerden diefes letzteren [o- | gleich die Gegenwart von Kohlenfäure in derfelben. Vie grols der Antheil an kohlenfaurem Gas war, den lie Luft enthielt, haben wir zwar nicht genau be- ins mt; er fchien jedoch die Hälfte des ganzen In- [7 P s der Flafche zu betragen, vH 4 28 e art Verfuche und Bemerkungen 'über, die verlchiedene Ent[tehungswei- fe des durch Pflanzengifte verur- fachten Todes. VonB.C. Brodie, Esq. Mitgliede der königlichen Gelellfchaft in London. Mitgetheilt von der Gelellfchaft zur Beförderung der thierilchen Chemie. Vorgelelen den oılien Februar ı$ı1. ' h Aus den Philos, Transacı. für ıSı1; $, 178 — 206 von D. Nalle, Y L D.: folgenden Verfuche wurden in der Ahficht an- geltellt, um Auszumitteln, auf welche Weile gewil- j fe Stoffe, die, olıne mechanilch zu verletzen, den Tod. verurfachen, auf den thierifchen Körper wirken. Ich i untermahm diefe Unterfuchung, weil mir der‘ Gegen- i ftand derfelben viel Anziehendes zu haben und von | Wichtigkeit zu [eyn fchien, und weil ich hoffte, dals \ es bey dem jetzigen Zuftande der Lebensnaturkunde vielleicht möglich [ey, zu einigen befriedigenderen Folgelätzen zu gelangen, als die ind, welche frühe- re Ver[uche ergeben haben. Der- = 157 Derjenigen Stoffe, welche auf den lebenden Thierkörper als Gifte wirken, ift eine [ehr grofse Zahl. In den Verfuchen, die ich bisher anftellte, ha- be ich blofs Pflanzengifte angewandt. Von diefen wählte ich folche aus, die auf den thierifehen Körper Sehr kräftig und ficher wirken, indem ich der Mei- nung war, durch Ver[uche mit diefen werde fich die wahre Natur der durch das Gift hervorgebrachten Wirkung am erften auffinden laffen. Meine Haupt- ablicht war, zu beftimmen, auf welchen Theil des wg lebenden Körpers das angewandte Gift zuerft einwir- ke, und durch welchen diefe Wirkung im Körper ver- 9, - mittelt werde. Ich habe aufserdem zu erforfchen ge- . fucht, auf welche Weile die tödtlichen Folgen eini- ‚ ger Gifte verhindert werden können. Ein Theil von dem, was ich aus meinen Verfuchen zu folgern ge- wagt habe, war, [o viel ich weils, bisher noch nicht bekannt; und andere von meinen Folgerungen find, obgleich nicht ganz neu, doch bisher noch nicht auf befriedigende Weife erwiefen worden. Ich werde zuerlt diejenigen Verfuche erzählen, wo ich Gifte innerlich, d. h. auf die Schleimhäute der “ Zunge oder des Speifekanals, anwandte, und dann die, wo ich fie auf Wundflächen einwirken liefs, I1. ns Verf[uche mit Giften, die auf die Zun- n . ge oder den Speilekanal angewandt wur- den. FE Archtv f. d, Phyfol, XI, Rd. IL Heft. M‘ ER. RR ; Verfuche mit Alkohol. . Wenn geilüge Getränke in einer gewillen Men- ge in den Magen gebracht werden, fo erregen fie die- jenige Art von Walınfinn, welche wir Raufch nen- nen; und werden hie in gröfserer Menge angewandt, fo vernichten fie bekanntlich das Leben durchaus, und zwar in [ehr kurzer Zeit., Der Raufch ift eine Störung der Geiftesverrichtungen, und da diefe letz. tern mit den Verrichtungen des Gebirns auf gewille Weile zulammenhängen, lo darf man als wahrf[chein- lich annehmen, dals in den Magen gebrachte geiltige Getränke den Tod durch ihre Einwirkung auf das Gehirn hervorbringen. Um zu [ehen, in wieferr diele Folgerung richtig [ey, [tellte ich folgende Ver« fuche an *). Erfter Verfuch. Ich gols einer Katze zwey Drachmen rectificirten Weingeift (proof-I[pirits) in den Schlund. Das Thier machte [ogleich heftige Be- wegungen, lag dann völlig bewegungslos und unem- pfindlich auf einer Seite; [ein Athemholen war müh- fam und fchnarchend, und fein Herzfchlag [ehr hän- fig. In diefem Zuftande blieb es eben oder acht Mi« auten; dann fing es an lich zu erholen; [eine Athem- / *) Herr Dr. E, N. Bancroft war [o gütig, mir bey meh- reren der bier zu erzählenden Verfuche feinen Beiftand zu leihen, Eben fo unterltützte mich Herr W. Brande bey dem gröfsten Theil derfelben. Ferner waren die Herren Broughton, R.Rawlins undR. Gatcom- | be und verfchiedene andere Herren mir güuiglt dabey, behülflich, B. aa RI % 5 M 2 159 züge wurden leichter; ‘es erhob fich gleich hierauf, und war im Stande umherzugehen.- - Zweiter Verluch. Ich fpritzte vermittelfe einer Kaout[chukröhre einem grolsen, ausgewachfle- nen Kaninchen anderthalb Unzen rectif. Weingeift durch den Schlund in den Magen. Es erfolgten bey dielem Thiere diefelben Er(cheinungen, wie bey der Katze im vorigen Verfache; nur erholte ich daffelbe ‚von feiner Unempfindlichkeit erft vierzig Minuten ‚nach der Einfpritzung. Dritter Verluch. Sieben Drachmen reciif, "Weingeift wurden einem Jüngern Kaninchen in den "Magen gelpritzt. _Zwey Minuten darauf wirkte die beraufchende Flülfigkeit fichtbar auf das Thier, und drey Minuten [päter lag es bewegungslos und unem- pfindlich auf der Seite, Sein Augenftern war völlig erweitert; in [einen äulsern Gliedmaalsen zeigten fich von Zeit zu Zeit [chwache Zuckungen; fein "Athemholen war mühfam, gefchah nach und nach in grölseren Zwilchenräumen, und hatte nach Verlauf von einer Stunde und funfzehn Minuten ganz aufge- ‚hört. Zwey Minuten darauf war das Thier dem An- Schein nach todt; ich öffnete ihm die Bruft, fein Herz zog [ich mälsig [tark und häufig zufammen, ein dunkelgefärbtes Blut umtreibend. Nachdem ich ein Rohr in die Luftröhre des Tbiers gebracht, und durch Lufteinblafen ein künftliches Athmen bey ihm be- "wirkt hatte, fand ich, dafs hierdurch (auf gleiche "Weife, wie bey einem Thier, dem der Kopf abge- ı60 f Ä fchnitten worden) das natürliche Verhältnils' feines Herzfchlages erhalten werden konnte. Vierter Verfuch. Ich fpritzte einem Kanin- chen zwey Unzen rectif. Weingeift in den Magen. Kaum war dies gefchehen‘, als das Thier völlig em- pändungslos ward. Eserfolgten hier gerade diefelben Erfcheinungen, wie in dem eben erzählten Verfuche, und fieben und zwanzig Minuten nach der Ein- fpritzung war das Thier dem Anfcheine nach todt; bey Unterfuchung [einer Bruft fanden wir aber fein ‘Herz noch klopfend, wie im vorigen Verfuche. _, Bichat hat gezeigt, und einige von mir ange- ftellte, in einem frühern Auflatze erzählte Ver[uche haben es beftätigt, das Herz bedürfe zu [einer Le- bensthätigkeit des Gehirns nicht unmittelbar; auch nachdem die Verrichtungen des letzteren gehemmt worden, fahre es fort, [ich noch einige Zeit lang zu- fammenzuziehen, und [eine Thätigkeit höre unter diefen Umftänden nur zufolge der Hemmung des unter dem Rinflufs des Gehirns ftehenden Athmens auf. Aus den Verfuchen, die ich eben erzählt habe, geht, wie ich glauhe, hervor, dafs die Zufälle, wel. che der in grofser Menge in den Magen gebrachte Weingeift hervorbringt, gänzlich von einer Störung der Hirnverrichtungen herrühren. Die völlige Un- empfindlichkeit für äulsere Findrücke, die Erweite- rung der Augenlterne und der Verluft des Bewegungs- vermögens,, zeigen l[ämmtlich eine Hemmung der Hirnverrichtungen an; das Athmen, welches unter en 161 dem Einfluffe des Gehirns fteht, wird geftört und hört zuletzt ganz auf; dahingegen das Herz, zu def- _ fen Wirklamkeit das Gehirn nicht gradezu erforder- “ Jich ift, noch einige Zeit nach der Hemmung der " Hirnverrichtungen ein dunkelgefärbtes Blut umzu- treiben fortfährt. Be: J ‚ Zwilchen den Zufällen, welche der Genufs von geiltigen Getränken und welche eine Verletzung des Gehirns heryorbringt, finder eine auflallende Aehn- lichkeit Statt. | 4 “Eine Hirnerfchütterung, welche als der niedrig. [te Grad der Hirnverletzungen betrachtet werden kann, verurfacht einen raufchäbnlichen Seelenzu- Stand, und die Aehnlichkeit zwifchen diefem Seelen- ‘zuftand und dem Raufche ilt in einigen Fällen [o vollkommen, dafs der genauelte Beobachter beide ‚ nicht anders, als vermittelft der Kenntnifs ihrer Ur- j Sachen, unter[cheiden kann. Druck auf das Gehirn, welcher eine ftärkere Verletzung ift, als Erf[chütte- “rung, verurfacht Verluft der Bewegung, Unempfind- lichkeit, Erweiterung der Augenfterne; das Athem- "hohlen wird mühlam und fchnarchend, gefchieht in langen Zwifchenräumen, hört zuletzt auf, und der Tod tritt ein. x Es ift eine anziehende Unterfuchung, auf wel- che Weife geiftige Getränke, wenn fie in den Magen (gebracht werden, ihre Wirkung auf das Gehirn äu- , ob durch die Mitleidenfchaft, welche zwifchen Magen und Hirn vermittelft der Nerven Staıt findet, r olrdadurch, dafs fie in den Kreislauf aufgenom! 162 —— men: werden, Die folgenden Gründe veranlallen mich anzunehmen, dafs das Erfiere der Fall ley. 1) In folchen Verfuchen, wo Thiere durch die Einfpritzung von Weingeilt, in den Magen getödtet worden, fand ich in diefem Theile immer Zeichen g, niemals aber etwas Wider- natürliches im Gehirn. 2) Die Wirkung des in den» Magen gebrachten Weingeiftes war in, dem von mir zuletzt erzählten Verfuche fo augenblicklich,‘ dafs von Starker Entzündun es unmöglich fcheint, die Flüfhgkeit fey vorher erft in den Kreislauf aufgenommen worden, 3) Eine be- raufchte Perfon wird, wenn hie lich erbricht , oft. plötzlich wieder nüchtern. 4) Wenn ich in den vor- her erzählten Verfuchen den in den Magen eines Thiers zu [pritzenden Weingeift mit Rhabarbertink- tur verfetzte, lo fand ich, obgleich zwar immer Harın ‘in der Blale, doch nie beim Zufatz von Kali Zeichen von Rhabarber in demfelhen, Unterbindung des oberen Endes des Bruftgan- ges verhindert nicht, dafs der in den Magen gebrach- ve Weingeift auf die Nerven und das Gehirn [eine gewöhnliche Wirkung äufsere; [pätere Beobachtun- gen, welche Herr Home bereits diefer Geflell[chaft, mitgetheilt har, haben jedoch gezeigt, dafs fich aus folchen Unterbindungsverfuchen für die obige Ver- muthung keine Folgerung ziehen laflfe. Dafs ein Gift, ohne Aufnahme in den Kreislauf, durch die Nerven auf einen entfernten Theil wirken könne, beweilet die wohlbekannie Thatfache, dafs eine Auflöfung ‚des Belladonnaextrakts, auf die Bin- % i DE " 163 dehaut des Auges a, eine Erweiterung des Au- genftetns derfelben Seite hervorbringt, ohne dafsi ir- gend ein anderer Theil des Körpers hiebey leidet. Schon früher haben Mead und andere Phylio- logen vermuthet, ein Gift könne durch Einwirkung auf die Enden der Magen- und Darınkanal- Nerven, ohne Aufnahme in den Kreislauf, den Tod verurla- chen. Dafs auf dielem Wege ein Leiden des Gehirns bewirkt werden könne, kann keine Verwunderung r » ‘ erregen, wenn man die zahlreichen und mannichfal- tigen Mitleiden[chaften erwägt, welche zwifchen dem "Gehirn und dem Speifekanal, und zwar offenbar nicht anders, als durch die Nerven, ‘Statt finden, " Verluche mit dem wefentlichen Oel "von bitteren Mandeln *). | Fünfter Verfuch, Ein Tropfen welentli- ches Oel von bitteren Mandeln ward einer jungen Katze auf die Zunge gebracht. Sie bekam aganblick, lich heftige Zuckungen, lag dann bewegungslos, un- empfindlich , befchleunigt athmend, auf der Seite; "mer gröfseren Zwilckenräumen, und hatten fünf Mi- | nuten, nachdem ihr das Gift auf die Zunge gebracht worden, völlig aufgehört, und dem Anfcheine nach war fie todt, In der alsdann geöffneten Bruft fahen *) Das wefentliche Oel von bitteren Mandeln [cheint von dem wrelentlichen Oel vom Lorbeer nicht verlchieden z:: feyn. Ich erhielt einen Vorrath davon zuer/t von mei- nem Freunde, W, Brande, und nachher, von Herra Gooke aus der Southampton -Stralte, B. Bi,e . fr . . 14 ihre Athemzüge wurden mühfam, erfolgten in im- 164 — wit jedoch das Herz unter Umlauf eines dunkel ge- färbten Blutes noch achtzig regelmälsige Schläge in der Minute thun und die Thätigkeit deffelben noch fechs oder fieben Minuten lang fortdauern. Sechster Verf[uch. Ich fpritzte einer Katze eine halbe Unze Walfer mit zwey Tropfen welent- lichem Mandelöl, in den Maftdarm. Zwey Minuten hierauf bekam fie ähnliche Zufälle, wie das Thier im vorigen Verfuche, und fünf Minuten nach der Ein- ‚[pritzung des Giftes war fie dem Anfchein nach todt. Zwey Minuten nach Fintritt des Scheintodes zähl- ten wir bey ihr achtzig Herzfchläge in einer Minute, Bey der Leichenöffnung zeigte fich weder in der in- uern Haut des Maftdarms, noch im Gehirn etwas „Widernatürliches, Die Zufälle, welche diefes Gift erregte, und der „Umftand, dals das Herz nach Eintritt des Scheintodes zu (chlagen fortfuhr, veranlafsten mich ‚zu dem .Schlufse, das bittere Mandelöl verurlache den Tod durch Störung der Gehirnverrichtungen. Während ich mit diefen Verfuchen befchäftigt war, tauchte ich das ftumpfe Ende einer Sonde in „das Oel, und berührte damit, um es zu koften, meine Zunge, indem ich nicht vermuthete, dafs eine [o ge- ringe Menge von diefem Oel irgend eirte von den ei- geuthämlichen Wirkungen, die es in gröfserer Gabe auf die Nerven äufsert, hervorzubringen im Stande fey. Aber kaum hatte ich das wenige Oel auf meine Zunge gebracht, ‘als ich eine [ehr deutliche unange- nehme Empfindung wahrnahm, welche vorzüglich _ aus der Oherbanchgegend herzukommen fchien, de- ren Natur ich aber nicht genau befchreiben kann, weil mir nichts dieler Empändung völlig Aehnliches bekannt ift. Zu derfelben Zeit fpürte ich ein Gefühl von Schwäche in den Gliedern, als wenn ich keine Herrfchaft über meine Muskeln hätte, fo dafs ich "glaubte, ich würde fallen. Diefe Gefühle dauerten jedoch nur einen Augenblick, und ich empfand hier+ auf durchaus nichts Unbehagliches mehr, Ich brachte nachher mehrmals eine geringere Menge 'von dem Oel auf meine Zunge, ohne irgend eine unangenehme Wirkung davon zu [püren;' wie "ich aber eine grölsere Menge nahm, hatte ich die. Selbe augenblicklich eintretende Fmpfindung, wie das erftemal, und drey oder vier Sekunden nach dem - erften Anfall [pürte ich einen zweiten, . Die augenblicklich erfolgende Wirkung des bit tern Mandelöls , die [chnellere Wirkfamkeit deffel- ben, v wenn es auf die Zunge gebracht wird, als wenn man es in den Darmkanal fpritzet, obgleich der letzte eine beffer einlaugende Fläche darbietet, lalfen 2 uns [chliefsen, es wirke jenes Gift auf das Gehirn durch das Mittel der Nerven, ohne vorher in den Kreislauf aufgefaugt zu werden, 0 Verfuch mit dem Saft der Blätter vom Eifenhut, | -- $iebenter Verfuch. Eine Unze von die- Sem Safte ward einer Katze in den Malftdarm ge- ritzt. Drey Minuten darauf Ieerte das-Thier'dem Anfehen nach beinahe alle eingelpritzte Flülligkeit 166 eh wieder aus Ltand alsdann einige Minuten lang völ- lig bewegungslos, die Fülse zulammengezogen ; neun Minuten nach der Einfpritzung [tiels es auf und er- brach, ‚verfuchte dann zu gehen, wankte aber und fel bey jedem Schritte, wie [chwindlich. - Nach Ver- lauf von dreizehn Minuten lag es unempfindlich auf der Seite, und bis auf einige [chwache Zuckungen der Gliedmaalsen ohne Bewegung. Sein Athemho- len ward langfaım und mühfam; und fieben und;vier- zig Minuten nach der Ein[pritzung war es dem An- Icheine nach todt, Anderthalb Minuten nachher zähl- ten wir bey ihm hundert regelmäfsige ee in einer Minute. Aus diefem Verfuche geht hervor, dafs der Ei- fenhutlaft, wenn er in den Darmkanal eingefpritzet wird, den Tod durch Vernichtung der Gehirnver- richtungen verurfache, Nach dem ähnlichen Ver-- halten anderer Gifte wird es wahrlcheinlich, dafs jener Saft vermittellt der Nerven auf das Gehirn wir- ke, ohne Aufnahme in den Kreislauf. Für diefe An- Sicht [pricht auch die Er[cheinung ‚ dafs man, wenn man ep wenig von einem BEENNERIE kaunet, eine zmerkliche Gefühlloßigkeit in den Lippen und dem Gaumen [pürt, welche in zwey bis drey Stunden nicht % . wieder vergeht. Verfuche mit dem Tabaks-Aufgufs. Achter Verf[uch, Vier Unzen Tabaks-Auf- guls wurden einem Hunde in den Maltdarın ge- fpritzt. Vier Minuten darauf ftiels er auf, erbrach aber nicht; er ward dann ohnmächtig und lag bewe- RR e r gungslos auf einer Seite, neum Minuten nach der Ein- Spritzung konnte man [einen Herzfchlag nicht füh- len; er fehnappte‘ von Zeit zu Zeit, jedoch in langen Zwifchenräumen, nach Luft; zeigte aber zehn Mi- ; muten nach der Einfpritzung keine Spur von Leben znehr. Ich öfinete [ogleich [eine Bruft- und Bauch- Höhle, Sein Herz war [ehr ausgedehnt, und hatte völlig zu Schlagen aufgehört; die Därme waren ohne wurmförmige Bewegung. - Neunter Ver[uch. Eine Unze fehr ftarker Tabaks - Aufgufs wurde einer Katzein denMalftdarm . ‚gelpritzt. Sie bekam ähnliche Zufälle, wie der Hund im vorigen Verfuche, und ihr Tod erfolgte feben Minuten nach der Einfpritzung. Als ihre Bruft gleich nach dem Tode geöffnet ward, fanden wir das Herz. äufserft ausgedehnt, und ganz unthätig, eine fchwache zitternde Bewegung der Yard aug« genommen. Zehnter Verluch. Drey Unzen Tabaks. Aufgufs wurden einem Hunde in den Maftdarm ge- Spritzt. Er bekam Zufälle, .wie die Thiere in den vorigen Verfuchen, und ftarb nach Verlauf von zehn, Minuten, Als feine Bruft fogleich nach dem Tode geöffnet ward, fand ich das Herz [ehr ausgedehnt; die Zufammenziehungen de[lelben baten völlig auf- gehört. >. \ Eilfter Verfuch. Drey Unzen Tahaks- Aufguls wurden einem Hunde in den Mafıdarm ge- ritzt. Esltellten fich bey ihm fogleich zitternde alammenziehungen der willkährlichen Muskeln 168 EN ein, Fünf Minuten darauf wurden ihm wieder drey Unzen eingefpritzt. Er würgte fich dann und leerte einen Theil des Aufgufses, zugleich mit andern Stof- fen, aus dem Magen wieder aus; dann ward er ohn- mächtig und [tarb zehn Minuten nach der zweiten Einfpritzung, Gleich nach dem Anfhören des Athem- holens öffnete ich die Bruft des Thieres und fand- das Herz darin äufser[t ausgedehnt und ohne ficht- bare Zufammenziehung ‚„ ausgenommen, dafs der Anhang des rechten Vorhofs fich von Zeit zu Zeit fchwach zulammenzog, Ich durch[chnitt den Herz- beutel auf der rechten Seite, Wegen der aufseror- dentlich grofsen Ausdehnung des Herzens konnte biebey eine Reizung [einer Falern vermittelft der Melfferfpitze nicht vermieden werden. Sogleich fin- gen die Vorhöfe und die Kammern an, fich ziemlich kräftig zulammenzuziehen, fo dafs der Kreislauf wieder hergeltellt ward. Ich veranltaltete ein künft- liches Athmen und unterhielt dadurch den Kreislauf | über eine halbe Stunde lang, worauf der Verfuch be- endigt ward. Y - Aus diefen Verfuchen können wir [chlielsen, dafs die Wirkung des in den Maftdarm eines leben- den Thieres eingelpritzten Tabaks- Aufgufses in der Hemmung der Herzthätigkeit beftehe, wovon denn Hemmung des Kreislaufes und Ohnmacht erfölgt. Es [chien mir, als wenn der Herzfchlag felbft vor dem Athemholen aufhöre, und dies beftätigte fich mir durch einen andern Verfuch, worin ich hey ei- nem durch Tabaks- Aufgufs getödteten Hunde in den pen 169 linken Herzhölen hellrotbes Blut fand, während die . ‚rechten dunkelrothes enthielten. Jener Anfgnfs ile allo i in der Wirkung auf den thierifehen Körper we- ‚Tentlich vom Weingeilt, von dem wefentlichen Man- delöl md dem Eifenhutfafte verfchieden., welche Sämmtlich keinen unmittelbaren Einflufs auf das Herz äufsern. Der Tabaks - Aufgufs macht das Herz für den Reiz des Blutes unempfindlich; er mufs indefs die Kraft der Muskelzufammenziehung nicht völlig vernichten, weil das Herz im eilften Ver[uche bey Durchfchneidung des Herzbeutels wieder thätig wer- den konnte, wie ich denn auch gefunden habe, dafs die wilkührlichen Muskeln eines durch jenen Auf gufs getödteten Thieres, durch den Einflufs der vol- taifchen Säule eben fo fchnell zu Zulammenziehun- n erregt werden, als die Muskeln eines auf andere Weife getödteten Thieres. In derfelben Zeit, wo der Tabaks. Aufgu[s die Herzthätigkeit heınmt, [cheint - er auch die Hirnverrichtungen zu hemmen, weil die Sein dem zuletzt erzählten Verf[uch nicht wieder eın- traten, obgleich der Kreislauf wiederhergeltellt bier “durch Lufteinblafen unterhalten ward. . Weil es keine unmittelbare Verbindung zwi- fchen Darmkanal und Herz giebt, fo vermuthete ich ‚anfangs, das letzte werde dadurch in [einen Verrich- tungen geftört, dafs der Tabaks- Aufgufs durch Ein- faugung in den Kreislauf übergehe, Einige Umftän- de in dem folgenden Verfuche haben mich jedoch h feit der Zeit gegen dielfe Vermuthung mifstrauifch gemacht, «709 —— Au Zwölfter Verfuch. Bey einem enthaupte- ten Hunde unterhielt ich ‘den Kreislauf vermittellt des künftlichen Athmens auf die [chon früher be- fchriebene Weile. (Man fehe den erften Auffatz,) Dann I[pritzte ich ihm neun Unzen Tabaks- Aufgufs in den Magen und Darmkanal. Während der Ein. fpritzung lag das Thier ganz ruhig und bewegungs- los auf dem Tilche; [ein Herz hatte jedoch hundert regelmälsige Schläge in der Minute. Zehn Minuten nach der Einfpritzung nahm die Zahl der Herzfchlä- ge bis auf 140 Schläge zu; die Wurmbewegung des Darmkanals ward viel ftärker, und alle willkührli- chen Muskeln wurden von wiederholten und hefti- gen Krämpfen befallen. Die Gelenke der äufsern, Gliedmaafsen krümmten und [treckten fich wechfels- weile; die Muskeln des Rückgraths, Bauches un Schwanzes zogen fich bald zufammen, bald erfchlaff- ten fie, [o dafs fieh das ganze Thier von der einen Seite nach der ändern wendete. Ich habe in andern Fällen, wonach Wegnahme des Kopfes der Kreis- lauf durch Lufteinblafen unterhalten ward, Mus- kelkrämpfe beobachtet; niemals aber welche, diean Heftigkeit und fchneller Aufeinanderfolge denen, die ich hier fah, gleich gekommen wären. Um den Lauf des Blutes nach den unteren Gliedmaafsen zu hemmen, machte ich über eine Minute lang einen Druck aufdie Unterleibsaorta, aber die Zulammen- ziehungen der Muskeln liefsen deshalb nicht näch: . Eine halbe Stunde nach der Einfpritzung wur- de mit dem Lufteinblalen aufgehört: Die Herz: z are “8 thätigkeit dauerte fort, dunkel gefärbtes Blut umtrei- bend; auch die Muskelzufammenziehungen dauerten, liefsen, aber allmählig an Stärke und Häufigkeit nach. Ich legte ein Band um die Gefälse an der Grundfläche des Herzens, fo. dafs der Kreislauf da- - durch gehemmt ward; demohngeachtet währten die ‚Muskelzufammenziehungen noch immer fort, ob- gleich minder häufig und gewaltfam, als zuvor, und es vergingen einige Minuten, ehe lie ganz auf- hörten. In dem hier erzählten Verfuche war die Nei. sung zur Muskelzulammenziehung, [tatt, wie in den vorlıererzählten Fällen, 'vermindert zu [eyn, im Ge» gentheil [ehr ftark vermehrt. Wirkt der Tabaks- Aufguls auf das Herz, weil er in das Blut aufgefogen wird, und auf folche Weile mit den Fafern de[felben | in unmittelbare Berührung kommt, [o ilt nicht ein- zufehen, warum die Wegnahme des Gehirns und die Anwendung des Lufteinblafens die Wirkung des Giftes [o wefentlich umändere, Auch dürfen wir mit Recht vermuthen, dafs die Zufammenziehungen der willkührlichen Muskeln, wenn fie anders von dem ins Blut aufgenommenen Aufgulfe hertühtten, ch bey dem auf die Aorta gemachten Druck, [o wie " bey’der völligen Hemmung des Kreislaufs anders ver- dals nämlich jener fie hätte vermindern und diefe hie hätte ganz hemmen mülfen, A In Petracht aller diefer Umftände, bin ich zu 172 Darmkanal gebracht, 'auf das Herz,. vermittelft der Nerven; es ilt mir jedoch bis jetzt nicht gelungen, einen Verfuch auszudenken, durch den ich die Rich- tigkeit diefer Anficht hätte ganz aulser Zweifel letzen können. Ei } Es fällt auf, dals das Hirn und die Nerven, ob- gleich zur Thätigkeit des Herzens nicht erforderlich, dann, wenn fie unter dem Einflufs des Tabaks - Auf- gulles find, auf dieles Organ [o zu wirken im Stande ° [eyn [ollen, dafs he die Thätigkeit deffelben hemmen können; wir [ehen jedoch eine ähnliche: Frfchei- ‚nung bey heftigen Gemüthsbewegungen. Diejeni- gen Nerven- Zultände, welche die Erregungen der Freude, .der Furcht oder des Zorns begleiten, machen, wenn diefe Erregungen mälsig find, das - Herz für den Reiz des Blutes empfindlicher, und ' vermehren die Zahl (einer Zulammenziehungen, da-_ hingegen dalfelbe Organ, bey einem höheren Grade jener Gemüths-Bewegungen, für den Blutreiz ganz ünemphndlich wird und Ohnmacht eintritt. Verfuche mit dem brenzlichen Ta- baksöl *): Dreizehnter Verfuch. Kein voller Tro- pfen von dielem Oel wurde einer jungen Katze auf AR die *) Ich erhielt das Übrenzliche: Tabaksöl von Herr W. Brande,. Man kann es bereiten, wenn man Tabaksblät- ter bey einer Wärme über dem Siedepunkt einer Deltil- Jation unterwirft, wobey dann eine Menge wällriger Flüf- figkeit übergeht, auf deren Oberfläche ein dünnes fertiges Häutchen [chwimmt. B. — 175 die Zunge gebracht, Augenblicklich bekam diefelbe heftige Zuckungen in allen Muskeln und ihr Athem- holen wurde [ehr [chnell. Fünf Minuten nachdem _ ihr das Gift auf die Zunge gebracht worden, lag fie unempfindlich auf einer Seite, mit [chwachen Zuckungen in den Muskeln. Nach Verlauf von eilf Minuten würgte fie ich, erbrach aber nicht. In ei- ner Viertelftunde [ah man fie fich wieder erholen. Ich wiederholte die Vergiftung, und das Thier be- kam,von Neuem heftige Zuckungen , ward unem- pfindlich, athmete in langen Paufen, und zwey Mi- nuten nach diefer zweiten Vergiftung hatte fein Athemholen ganz aufgehört, und)es war dem An- '[cheine nach todı. Nach Eröffnung der Bruft [ah ich das Herz fich regelmäfsig und kräftig zulammenzie- - ben, und dunkelgefärbtes Blut im Umlaufe. Ich brachte ein Rohr in die Lufiröbre des Thiers undıbe- wirkte bey ihm ein künftliches Athmen. Die Herz- zufammenziehungen nahmen jetzt.an Kraft und Häu- figkeit zu, und in den fechs oder fieben Minuten, während welchen das Lufteinblalen fortgefetzt ward, erfolgte keine fichtbare Abnahme des Herzchlages. Hin - Bey der Leichenöffnung fand fich äufserlich an der Zunge und dem Gehirn nichts Befonderes. _ Die Zufälle und die Todesart, die, diefes Thier erlitt, unterl[chieden fich nicht welentlich von de- men, welche das welentliche Mandelöl hervorbringt, wunderte mich, dafs das brenzliche Tabaksöl [o iz anders wirkie, wie der Tabaks -Aufgufs, und da Archiv f. d. Phyfiol. XI. Bd, U. Hofe. N ] E 174 —— 3 ich vermuthete ‚ diele Verfchiedenheit rühre viel. leicht davon her, dafs das Gift in dem Oel mehr zu-. fammengedrängt [ey, als in dem Aufguffe, fo ftellte _ ich zur Unterfuchung hierüber folgende Verfuche an. Vierzehnter Ver[uch. Ein Tropfen Ta-' baksöl ward ınit Hülfe von etwas Mimofafchleim in. anderthalb Unzen Walfer fchwebend erhalten, und- das Ganze einem Hunde in den Maltdarm gelpritzt« Zwey Minuten darauf ward derfelbe ohnmächtig, würgte fich, erbrach aber nicht. Er erholte fich alle: mählig und fünfund zwanzig Minuten nach der er-' Sten Einfpritzung ward ihmeine zweite gleich [tarke Portion beigebracht. Er bekam dann ähnliche Zu- fälle, wie die Katze in dem vorigen Verfuche, und‘ war in drittehalb Minuten dem Anfcheine nach todt. ' - Als zwey Minuten hierauf feine Bruft geöffner ward, fand inan das Herz noch thätig; es hatte in’ einer Minute hundert regelmäfsige Zufammenziehun« gen, die noch einige Minuten lang fortdauerten. Funfzehnter Ver[uch, Ein Tropfen brenz-' liches Tabaksöl wurde mit einer Unze Waller einer Katze in den Maftdarm gelpritzt. Die alsdann ent- Stehenden Zufälle glichen im Welentlichen den im vorigen Verfuche beobachteten. Das Thier war, dem äulsern Anfehen nach, fünf Minuten nach der Ein- (pritzung todt; fein Herz fuhr indefs noch einige - Minnten nachher fort ich zulammenzuziehen. Wir können aus diefen Verfuchen I[chliefsen, dals das brenzliche Tahaksöl, werde es nun auf die Zunge oder in die Därme gebracht, die Thätigkeit = u 175 Y zens ı Sicht ang und keine nei er. rege, wie es der Tabaks-jAufgufs thut; [ondern dafs & es vielmehr, ohne gradezu auf den Kreislauf, zu wir ken, den Tod durch Hemmung ‘der Hir nyverrichtun- ‚gen verurl[ache. Mit andern Worten, Seine Wirkun- ‚gen gleichen denen dcs Alkohols, des Eifenhutfaftes, und des welentlichen Mandelöls. A, tt. u röche mit auf Wundflächen ger’ Ben Giften. > Verluche mit wefentlichem Mandelöl. Sechszehnter Ver[uch. Ich machte einen Einfchnitt in den Schenkel eines Kaninchens, und brachte dann zwey Tropfen welentliches Mandelöl "zwilchen Fell und Muskeln des Thiers. Vier Minuten hieraufward daffelbe von heftigen Zuckungen befallen, unempfindlich, und zwey Minuten [päter war es ‚dem äufsern Anfehen nach todt; man konnte jedoch urch feine Ribben fühlen, dafs fein Herz noch hun- dert und zwanzigmal in einer Minute [chlug, und dafs daffelbe noch einige Minnten nach Eintritt des Scheintodes zu klopfen forıfuhr, An der verwunde- ten Stellewar nichts Anderes zu [ehen, als was inan in. jeder Wunde lieht, k) « Ei zohnder Verfuch, Zwey Tropfen we- ntliches Mandelöl brachte ich in eine Wunde, die r Maus in die Seite gemacht worden war. Zwey Ne 176 Patputen darauf bekam das Tbier ähnliche Zufälle, "wie das Kaninchen im letzten Verfuche, und noch zwey Minuten fpäter war es dem äufsern Anflehen nach todt; fein Herz, fuhr jedoch noch einige Minu- ten lang fort, fich zulammenzuziehen. Sowohl die hier erzählten Verfuche, als einige andere, deren nähere Anführung hier unnöthig ift, ' da fie mit jenen im Allgemeinen denfelben Ausgang hatten, haben mir gezeigt, dafs in den Fällen, wo das welentliche Mandelöl in eine Wunde gebracht wird, die Wirkung deffelben nicht fo augenblicklich ' fey, als dann, wenn man es auf die Zunge bringt; dafs jedoch feine übrige Wirkung in beiden Anwen- dungsarten nicht ver[chieden [ey. Ver[uch mit dem Saft von Eilenhut- blättern. Achtzehnter Ver£uch. Ich machte einem ‘ jungen Kaninchen eine Wunde in die Seite, und brachte ihm dann etwa zwanzig Tropfen Eilenhut- faft zwifchen Haut und Muskeln. Drey und zwan- zig Minuten darauf bekam das Thier Zufälle, die in allen wefentlichen Punkten den in einem bereits oben erzählten Verfuche (wo Eifenhutf[aft in den Maft- darın gelpritzt ward) bemerkten gleich waren; und fieben und vierzig Minuten nach der Vergiftung war es dem Anfehen nach todt. Zwey Minuten darauf zog lich [ein Herz noch zulammen, jedoch [ehr fchwach. « Verfuche mit der Woorara *). 'Neunzehnter Ver[uch. Es ward eine kleine Portion gepulverte Woorara in eine, einem e Meerfchweinchen i in die Seite gemachte Wunde ge- bracht. Zehn Minuten darauf war das Thiex unfähig ' zu gehen; dann ward es ganz bewegungslos, aufser dals fich an ihm von Zeit zu Zeit leichte Zuckungen ‘ Athemholen gefchah mit Schwierigkeit und hatte ‚vierzehn Minuten nach der Vergiftung der Wunde ‚ ganz aufgehört, und das Thier war, dem äufsern Anfehen nach, todt. Bey Eröffnung feiner Bruft fah man jedoch das Herz fich noch fiebenzigmal in einer Minute zulammenziehen, und ein dunkelgefärb- - tes Blut im Umlauf; auch dauerten diefe Zufammen- ziehungen noch einige Minuten lang nachher fort. Die Leichenöffnung zeigte nichts Widernatürliches in dem Gehirn, noch irgend etwas Belonderes in dem ‚ verwundeten Gliede. Zwanzigfter Verfuch. Ich machte einem jana ibre Pfeillpitzen bewaflnen. Es fcheint mir von dem Ticunas, welches Fontana zu feinen Verluchen ge- brauchte, nicht welentlich ver[chieden zu feyn, Ich bin Herrn Dr. E. N. Bancroft vielen Dank fchuldig, dafs "er mich nicht blofs mit einem Vorrath von Woorara, den nich bey meinen damit angeltellten Verluchen zu unter- fützen, #2, Meerfchweinchen eine Wunde in die Seite und that” zeigten. Allmählich ward es unempfindlich ; fein - ‚ erbelals, verlorgte, Sondern dals er auch fo gütig war, N 178 nn lauf von fünf und zwanzig Minuten traten bey’ dem Thiere gleiche Zufälle ein, wie bey dem im vorigen. Verfuche, und dreizehn Minuten [päter war dalfelbe dem äufern Anfehen nach todt, [ein Herz fuhr je- doch fort, ich hundert und achtmal in einer Minute zulammenzuzieben, und vermittellt des Einblafens e von, Luft wurde der Kreislauf über zwanzig Minuten lang im: Gange erhalten, Der Erfolg anderer mit der Woorara angeltellten Verfuche war dem eben erzählten ähnlich. Das Herz der mit’ diefem Gifte vergifteten Thiere fuhr nach dem Scheintode fort, fich zulammenzuziehen, und'der Kreislauf-konnte, vermittelt des Einhlalens von Luft in die Lungen, unterhalten werden. Offen- bar wirkt diefes Gift auf eine oder die andere Art auf das Gehirn, und die nächlte Urfache, wodurch es tödtet,, ilt das Aufhören der Verrichtungen. die- [es Organs. Ich fandin dielen Verfuchen, dafs die Woorara, fich am beften in Wunden brinsen lalfe, wenn fie mit Waller zu einem dünnen Teige gemacht worden ift, Ich machte zuerft die Wunde, und [chmierte dann das’Gift mit dem breiten Ende eines Melfers darüber her. Das Gift wirkte fchneller und ficherer, wenn die Wunde'etwas blutete; nur durfte die Blu- tung nicht zu [tark [eyn,-weil.das Blut Tonft das Gift von der Wunde wegfpülte, wodurch dann die Kraft des letzteren im Gegentheil vermindert ward, Wurde eine grofse Menge von dem Gifte in die Wunde ge- bracht, (o fing es zuweilen fchon in fechs oder fieben” —_ Minuten an zu wirken, Nie verftrich über eine halbe Stunde von dem Augenblick der Gifteinbringung bis - zu dem Augenblick, wo die Wirkung deffelben Acht- } "bar wurde, einen weiter unten ausführlicher zu er ' zählenden Fall ausgenommen, wo um das verwun- - dete Glied ein Band gelegt worden war. Die von mir angewandte Woorara hatte einige Jahre lang ge- legen, woraus ich der Umftand erklärt, dafs ich fie in meinen Verfuchen ıninder wirklam fand, als fie . nach der Erfahrung derjenigen, welche die Wirkung des frifchen Giftes beobachteten, feyn fol, ° Verfuche mit dem Upas Antiar *) ‚ Ein und zwanzigfter Ver[uch. Es wur- - den etwa zwey Gran Upas Antiar, die vorher mit Waller zu einem dünnen Teige gemacht worden, ei- ‘nem Hunde in eine Wunde am Schenkel gebracht. > Zwölf Minuten darauf ward das Thier matt; nach ir Verlauf von funfzehn Minuten fchlug lLein, Herz Sehr unordentlich und oft-ausfetzend; bierauf be- " kam es einen [chwachen Schauder. Nach Verlauf von zwanzig Minuten fchlug das Herz deffelben fehr Ichwach undunordentlich; das Thier war matt, würg- - teunderbrach fich; feine Athemzüge’ waren jedoch "3 Man hat mir erzählt, die Infel Java bringe zwey kräf- tige Pfllanzengifte hervor, wovon die Eingebornen das eine Upas tieute, das andere Upas antiar nennen. Ei- nen Vorrath von dem leızteren erhielt ich durch dio Güte des Herrn Marsden, welcher etwas davon be- Er als, B, 180 AR j fo häufig und voll, wie unter den gewöhnlichen Um- "ftänden, und fein Gefühl’hatte nicht gelitten. Näch Verlauf von zwanzig *) Minuten fiel es plötzlich auf die Seite, und war, dem äufsern Anfehen nach, todt. Ich öffnete ihm logleich die Brult, und fand dasHerz ausnehmend von Blut'ausgedehnt, und durchaus ohne ‘ Zulammenziehungen. Nachdem ich bereits angefan- gen hatte, einen Einfchnitt in die Brultmuskeln des Thiers zu machen, that es noch einen deutlichen und vollen Athemzug, Das linke Herz enthielt hellrothes Blut, und das rechte dunkelrothes, wie in einem le- benden Thiere, Den Nachrichten zufolge, die uns Leschenault von jenen beiden Giften mitgetheilt hat ([. Journ, de pbyfique Tom, 74. P: 14.), rühren diefelben von zwey ver[chiedenen Gewächfen her, von denen [ie in Geltalt von flülfigen Gummiharzen abfliefsen. Das Tieute ift, ‚ dielen Nachrichten zufolge, ein noch feineres Gift, als | das Antiar, nnd die Pflanze, die es liefert, eine Liane, die Leschenmault Strychnos tieute nennt. ‚Das Antiar rührt von einem Baume her, der zuweilen eine Höhe von bundert Fuls und einen Umfang von achtzehn Fuls erreicht, und der zu der Familie der Urticeen und im ' Syltem in die Nachbarlchaft der Gattung Brosimum ge- hört. Leschenault macht eine neue Gattung aus ihm, die er Antiaris toxicaria nennt, — Andere Nachrichten von dem Upas antiar findet man in dem Bulletin. des Sciences medicales, Juillet 1809, und aus dielem in Hu- Feland's und Himly’s Journal der präktilchen Heil- kunde, Novemberheft von 1809, 9.125 — 125. N, *\ 55 Sieht in der Uıfchrift. N, =, 191 Zwey und zwanzig[ter Verfuch. Ich brachte eine kleine Portion Upasgift in Form eines Teiges einer jungen Katze in eine Wunde am Schen- kel. Zwey Minuten nach der Einbringung [ah das Thier matt aus. Die Zufälle, die es erlitt, unter- fehieden fich nicht welentlich von den im letzten Verfuch beobachteten; es traten blols in dem gegen- wärtigen Falle auch einige Zuckungen in den Glie- dern ein. Acht Minuten nach der Gifteinbringung lag das Thier gefühllos und ohne Bewegung auf der Seite; [ein Herzfchlag konnte nicht mehr gefühlt werden, fein Athemholen hatte indels noch nicht ganz aufgehört. Nach Eröffnung der Bruft fah ich das Herz [ehr von Blut ausgedehnt, ohne Zulammen- _ ziehungen, und fcharlachrothes Blut in feinen linken Höhlen. Nachdem bereits mit der Oeffnung der Bruft der Anfang gemacht worden, that das Thier noch zwey volle Athemzüge. Wie das Herz mit der Spitze des Melfers gereizt ward, erfolgten in den Fafern der Herzohren [chwache Zulammenziehungen, jedoch keine irgend anderswo. Drey und zwanzigfter Verfuch, - Der eben erzählte Verfuch ward an einem Kaninchen wie- derholt. Es traten ähnliche Zufälle ein, wie bey der Katze im vorigen Verfuche; das Thier erbrach aber nicht und die Zuckungen waren [chwächer; der Tod _ erfolgte eilf Minuten nach der Gifteinbringung. In der geöffneten Bruft fand ich das Herz völlig ohne - Zufammenziehungen, fehr ausgedehnt von Blut, und das Blut in den linken Höhlen feharlachroth. Beim vw 152 ——— Reizen des Herzens mit der Mefferfpitze zogen fieh die Kammern zufanımen; doch nicht binzgiehend, k um. den Kreislauf wiederherzultellen. ; Vier und zwanzigfter Ver[uch. Ein Kaninchen, dem ein Gran Üpasgift in eine Wunde an der Seite gebracht ward, litt an ähnlichen Zufäl- len, wie fie im vorigen Verfuche beobachtet wurden; und l[tarb zelın Minuten nach der Gifteinbringung. Gleich nach dem Tode ward dem Thier die Bruft ge- ' öffnet. Das Herz hatte aufgehört fich zuflammenzu- ziehen, und das Blut in deffen linken Höhlen war fcharlachroth, } . Es ergiebt fich aus diefen Verfuchen, dafs. a " in eine Wunde gebrachte Upas antiar, gleich dem in den Darnıkanal gefpritzien Tabaks-Aufguffe, den Tod # dadurch hervorbringt, dafs es das Herz für den Reiz des Blutes unempfindlich macht und den Blutumlauf "hemmt, . Das Herz [chlägt fchwach und unordent- . Jich, bevor weder die'Verrichtungen des innern Sin- nes, noch das Athmen zu leiden [cheinen. _Selbfe nach dem Aufkören des Blutumlaufs dauert ‚das Atkemholen noch; ‘und man findet in dem linken Herzen [charlachrothes Blut, eine Erfcheinung, die da, u der Tod vom Aufhören der Hirn!- oder Lun- gen-Verrichtung herrührt, nie Statt finden kann, Die Zuckungen, welche alsdann eintreten, wenn der Kreislauf beinahe aufgehört hat, entf[tehen hier | wahrfcheinlich aus derfelben Urf[ache, wie bey fich- yerblutenden Thieren, nämlich von der Abnahme des Blutzufulfes nach dem Gehirn. | FEN 183 Noch bleibt eine wichtige Frage zu beantworten. übrig: „Auf welchen Wege verbreitet das in eine Wunde gebrachte Gift [einen Einflufs auf das Ge- ‚hirn?“ Dafseim (o angebrachtes Gift [eine Wirkung‘ nicht völlig auf gleiche Weile hervorbringe, wie ein innerlich genommenes, wird daraus wahrfckeinlich, dals einige giftige Stoffe, welche, fehlt i in geringer Menge in Wunden gebracht, [ehr kr äftig auf den Kör- per wirken, innerlich angewandt entweder ganz un- wirklam find, oder Be ee wenn fie wirk- fam feyn follen, in grolser Menge genommen wer- den müllen, fund umgekehrt. Der Einfuls eines in eine Wunde gebrachten Giftes kann auf einem dreifachen Wege ins Gehirn gelangen: 5) Vermittelft der Nerven, auf diefelbe Weife, wie es bey innerlich genowmenen Giften gefchieht, 2) Indem das Gift vermittellt der Saugadern in den Kreislauf übergeht. 3) Indem es vermittelft der durckfchnittenen Blutadern unmittelbar in das Blut übertritt, Fünf und zwanzigfter Ver[uch. Um zu fehen, ob die Woorara durch das Mittel der Ner- ven wirke, legte ich die Achfelhöhle eines Kanin- chens blofs, und durchfchnitt dann dafelbft die zu der oberen Gliedmaalse gehenden Rückenmarksner- ven grade vor ihrer Vereinigung zum Achfelgellecht, Ich verfuhr hierbey mit der grölsten Sorgfalt; denn ich durehfchnitt nicht blofs jedes nach [o kleine Ner- venfädchen, das ich auffinden konnte, (ondern auch 184 0 jede Zellgewebsfafer in der Achfel, fo dafs die Schläg- und Blut - Adern , von allen ihren Umgebungen ge- trennt, allein übrig blieben. Darauf machte ich zwey Wünden in den Vorderfuls, und brachte et- was Woorara, in Form eines Teiges, hinein. Vier- zehn Minuten nach der Einbringung des Giftes wur- den die Hinterfüfse des Thiers gelähmt, und zehn Minuten [päter [tarb es, unter ganz gleichen Zufäl- len, wie die in frähern Verfuchen mit dem nämli- chen Gifte getödteten, der Herzfchlag dauerte auch noch nach'dem Scheintode. Bey der Leichenöffnung ' wurden dieNerven der verwundeten Gliedmaalse be- fonders genau unterflucht; aber nicht das mindelte Fädchen war unzerf[chnitten geblieben. } Um zu [ehen, ob die Woorara durch die Saug- adern in den Kreislauf übergehe, [tellte ich folgen- den Verfuch an. Sechs und zwanziglter Ver[uch, Ich legte ein Band um denBruftgang eines Hundes, grade da, wo diefes Gefäls den Winkel der linken Schlül- felbein- und Drofsel- Äder durchbohrt. Dann mach- te ich zwey Wunden in das linke Hinterbein des Thiers und brachte etwas gepulverte Woorara hinein. In weniger als einer Viertelftunde bekam das Thier die gewöhnlichen Zufälle und [tarb einige Minuten darauf. 3 Nach dem Tode unterfuchte ich den unterbun- denen Bruftgang [ehr forgfältig. Das Band hatte ihn völlig gefchloffen, Er war [tark ausgedehnt von Milchlaft und etwa zwey Zoll unterhalb feinem Ende % u , 185 hatten feine Häute nachgegeben, fo dafs von der in ihm enthaltenen Flüfsigkeit in das Zellgewebe ausge- ) alten war. Die Saugadern in. der linken Achfel wa- . ren [ehr bedeutend ausgedehnt, und beim’ Darch- fchneiden derfelben ergofs fich nicht weniger als eine Drachme Lymphe aus ihren getrennten Enden. Da nun weder die Durchfchneidung der Ner- ven, noch. die Unterbindung des Brultganges den Wirkungen der _Woorara den mindelten Eintrag thut, [fo wird es wahrfcheinlich, dafs diefes Gift [ei- nen nachtheiligen Einflufs auf das Gehirn dadurch äufsere, dafs es vermittelt der Blutadern in den. Kreislauf übergeht, Ich bemühte mich, durch Ver- fuche auszumitteln, ob die[s wirklich der Fall [ey. “ Unterbindungen der grolsen Gefälse, die zu el-, nem Gliede geben, würden offenbar über den hier zu unterluchenden Gegenl[tand keine befriedigende Auskunft gegeben haben, da,der Kreislauf noch im- mer mit Hülfe der zulammenmündenden Gefäfse 5 bewerkfielligt werden konnte. Das einzige erdenk- bare Mittel zur Entfcheidung jener Frage war allo die Unterbindung der [ämmtlichen zu einem Gliede gehenden Gefäfse, der kleinen fowohl als der grolsen. Sieben und zwanzigl[ter Ver[uch. Um einer möglichft befriedigenden Verfuch anzuftellen, legte ich den ‚Schenkelnerven eines Kaninchens an dem obern und hintern Theil des Schenkels blofs, und [teckte unter demfelben ein einen halben Zoll reites Band her. Dann machte ich in das Bein eine: 138 5 TEE L N Wunde, und nachdem ich in dielelbe etwas mir Waf- fer vermifchte Woorara gebracht hatte, [chnürte ich das Band auf der Vorderfeite des Schenkels mälsig felt zu. Auf diefe Weile wurde die Gefäls - Verbin dung zwifchen der verwundeten Stelle und den an« dern Theilen des Körpers unterbrochen , während der Nervenzulammenhang ungeltört blieb, ‚Nach dem Zufchnüren des Bandes brachte ich noch einmal etwas Woorara in einen andern Theil des Beins. Das Kaninchen litt nicht das Mindefte von dem Gie te, und nach Verlauf einer Stunde löfte ich das Band. Mit andern Unterfuchungen bel[chäftigt, gab ich auf das Thier nicht [o genaue Acht, als ich fonft wohl gethan haben würde; allein zwanzig Minuten nach e Löfung des Bandes fand ich dalfelbe, fichtbar an der Wirkung des Giftes leidend, bewegungs - und gefühl. los auf der Seite liegend. Die Zufälle, die es erlitt, waren jedoch minder heftig, als diejenigen, die ich in den meilten andeın von mir angeltellten Ver- fuchen beobachtete; es erholte fich dann; das ver- wundete Glied ward wieder völlig warm, und das Ka- ninchen bekam wieder die Macht, es zu gebrauchen. Acht und zwanzigfter Verfuch. Ich wiederholte den vorigen Verfuch mit dem Unter- fchiede, dafs ich, nach Einbringung des Giftes in die "Wünde, ‚das angelegte Band [o feft zufchnürte, als ich nur vermochte. Ich entfernte das Band nach Verlauf von einer Stunde und zwanzig Minuten, das Thier litt aber durchaus nichts, weder vor, noch nach — y 187 der Löfung des Bandes, und konnte den Tag darauf fein Bein wieder gebrauchen, ER ° Neun ‚und zwanzigfter Verfuch. Ich wiederholte ‚diefe Verfuchsart zum drittenmal, das umgelegte Pand [ehr feft zufehnürend. NachYV. erlanf” - von fünf und vierzig Minuten war das Thier noch völlig wohl, und das Band ward ihm nun gelöft, Ich beobachtete es drey Viertelftunden lang nach dieler Löfung, bemerkte aber kein Zeichen, dals es vom Gifte leide, Den Tag darauf ftarb es zwar; ich fchreibe feinen Tod jedoch der Verletzung zu, wel che das Bein und der Schenkelnerve durch die Unters bindung erlitten hatten, da die Theile in der Nach“ Varlchaft des Bandes entzündet auslahen, w Diefe hier erzählten drey Verfuche würden mit der gröfsten Sorgfalt angeftellt, Sowohl die Arr, wie das Gift in die Wande gebracht,-die Menge, worin es angewendet ward, als auch meine früheren Erfah- Jaffen mich nicht im Mindelten zweifeln, as Gift, ohne die Anlegung des Bandes, nicht - in jedem Falle im weniger als zwanzig Minuten (eins — Wirkung geäufsert haben würde, In zweien voır- _ den eben erzählten Verfuchen hatte ich die Woorar& in gröfserer Menge angewendet, alsin irgend einen Sräheren, Ich habe es für unnöthig gehalten, die Verfuche Sit Glieder -Unterbindungen noch zu vervielfältigen, weil die grofse Menge von Verfuchen, die der Abt Fontana mit Tiennasgift angeltellt hat, mit mei- en eben erzählten dem Erfolge nach übereinftimmt, 88 —— und weil diefelbe die Kraft eines Bandes zur Hem. mung der Wirkung eines Giftes hinreichend dar- ‚thut. Dafs die Unterbindung zuweilen fehlfchlägt, ift nicht zu verwundern, da der Erfolg derfelben of. fenbar theils von. der grölsern oder geringern Hem- mung des Blutlaufes, theils auch von dem Zeitraum, während welchem diefe Hemmung unterhalten wird, abhängig ilt, Dafs der Weg, worauf die Woorara zur Einwirs kung auf das Gehirn gelangt, der Uebergang, derfel- ben in den Kreislauf vermittelft der durchfchnittenen Gefälse [ey, ilt wenig zu bezweifeln. Wahrfehein- lich äufsert fie nicht eher ihre Wirkung, ‚als bis fe mit dem Blute, worin fie fich aufgelöft befindet, in dem Gehirn angelangt ilt; und wenn gleich, Fon- tana’s Verfuchen zufolge, das Ticunasgift, wenn es in die Drofselader eines Kaninchens gelpritzt ward, faft augenblicklich den Tod 'hervorbrachte, [o A d man doch hierin keinen Beweis gegen jene And finden, wenn man anders nur fowohl den kurzen Weg, den das Blut bey einem [o kleinen Thiere von der Drol[selader zur Kopffchlagader zu durchlaufen hat, als auch die Schnelligkeit des Kreislaufs in die- fer Art von Thieren in Anfchlag bringt; denn dals Sich das Herz eines geängfteten Kaninchens während eirıes [chmerzhaften Verluchs [o [elten zulammen- ziehe, dafs esnur drey Schläge in. einer Sekunde tue, ift etwas, was fich nicht annehmen läfst. Auf a 189 Auf welchem Wege andere in Wunden gebrach- te Gifte auf die Lebenswerkzeuge wirken, darüber , habe ich bis jetzt keine Verluche angeftellt; das Verhalten der Woorara läfst jedoch verinuthen,, dals auch andere vergiftende Stoffe durch die verwunde- ten Blutgefälse in den Kreislauf übergehen. iv: Die bereits’erzählten Thatfachen führten mich zu dem Schluffe, Weingeilt, welentliches Mandelöl, Eifenhutfaft, Tabaksöl und Woorara verurfachten den Tod blofs durch Hemmung. der Gehirnthätigkeit. Der folgende Verfuch beftätigt die Richtigkeit diefes Schlufles vollkommen, Dreifsigfter Verfuch, Bey 58° Fahrenh. Zimmerwärme machte ich einem Kaninchen zwey Wunden in die Seite und brachte etwas Woorara in Teigform hinein. Sieben Minuten nach der Einbrin- gung des Giftes wurden die Hinterbeine des Thieres gelähmt, und nach funfzehn hatte [ein Athemholen aufgehört, und es war dem Anfehen nach tod. Zwey Minuten darauf [chlug [ein Herz noch; inatı [teckte jetzt in eine, ihm in die Luftröhre gemachte Oef- mung ein Rohr, und blies ihm vermittel[t delfelben Luft in die Lunge; regelmälsig 36mal in einer Minute. Anfangs zog lich das Herz hunidertmal in einen. Minute zulammen. Archtv f, d. Phyfiel. XU, Bd, U. Heft, (0) 190 ur Nach Verlauf von 40 Minuten war die Zahl der Pulsfchläge bis auf 120 in der Minute Ge j Nach Verlauf einer Stunde bis auf 140. ", Nach einer Stunde und 23 Minuten ie das Herz noch 100 Schläge, und man höme mit dem Lufteinblalen auf. ö ; Als zu Anfang des Verfuchs dem Thiere die Ku«’ gell eines Thermometers in den Maftdarm gebracht wurde; ftieg das Quecklilber bis auf 200°; am Ende des Verfuchs war es hingegen bis auf. 883° gefallen. Während. das Lufteinblalen fortgeletzt ward, war das Blut in der Schenkelfchlagader hellroth, und das in der Schenkelblutader dunkelroth, wie ge- wöhnlich. Bichat *) hat den Satz aufgeftellt ,- jede Art fchnellen Todes beginne damit, dafs entweder der Kreislauf, oder das Athmen, oder die Hirnthätigkeit unterbrochen werde. Diefler Satz läfst fich auf den Tod überhaupt ausdehnen, unter welchen Umftän- den er auch erfolge. Der Magen, die Leber, die Nieren und viele andere Gebilde find für das Leben nothwendig, nicht aber ihre beftändige Thätigkeit; das Aufhören ihrer Verrichtungen kann deshalb. nicht die unmittelbare Urfache. des Todes [eyn.. Da in dem eben erzählten Verfuche, die Thätigkeit des Herzens ununterbrochen fortdauerte; da der Blutumlauf über eine Stunde und zwanzig Minuten, nachdem das Gilt [eine volle Wirkung geäufsert, durch Lufteinblafen im’ Gange erhalten wurde; und *) Unterf, über Leben und Tod; $. 190, EN FERRER, ugt da während diefer Zeit die Farbe des Blutes die’ ge- wöhnliche Veränderung in den Lungen erlitt: [o ilt es offenbar, dafs fowohl die Verrichtung des Her- zens, als die der Lungen keine Störung erlitten hat- te; dafs die des Gehirns hingegen fich umgekehrt verhielt, zeigt theils die Fortdauer des gefühllo[en Zuftandes, worin das Thier durch die ihm beige- brachte Woorara verfetzt worden war, tbeils auch der Umftand, dafs bey demfelben die Wärmeerzeu- gung (die, wie ich an einem andern Orte gezeigt habe, ohne den Einfluls des Gehirns nicht vor fick gehen kann) aufgehört hatte. Nachdem ich die Erfahrung gemacht, man ver- möge durch das Einblalen von Luft in die Lungen eines durch Woorara vergifteten Thiers noch eine "geraume Zeit lang, nachdem das Gift [eine volle Wir- kung geäufsert, den Kreislauf zu unterhalten, kam ich auf den Einfall, das Gehirn eines Thiers, wel- ches fich unter dem Einfufs diefes oder eines ande- ren, auf ähnliche Weile wirkenden Giftes befindet, könne fich vielleicht, falls man nur nach dem Auf- hören des natürlichen Athmens eine hinreichende Zeit Jang ein künftliches unterhalte, von dem Ein- druck des Giftes wieder erholen, [o dafs das Thier wiederhergeftellt würde. An dem Kaninchen des zuletzt erzählten Verfuchs war freilich nach dem Lufteinblafen kein Zeichen wiederkehrender Empfin. dung zu bemerken; man mufs jedoch berickfichti- gen, ı) dals die Menge des angewandten Giftes [ehr ' OÖ: 193 — grols war; 2)-dals die Wärme des Thiers wegen. der geringen Wärme des Zimmers, worin der Verfuch - angeltellt ward, weit unter den! natürlichen Grad herabgefunken war, lo dafs allo die Umftände für die Wiederherftellung dieles Kaninchens nicht lo günftig. waren, als fe es dann, gewelen feyn würden, wenn [ich das Thier in einer wärmeren Umgebung befunden hätte; und dafs 3) der Kreislauf deffelben; als ich mit dem Lufteinblafen aufhörte, ‚noch immer kräftig war, weshalb man denn atıch nicht willen kann, welchen Erfolg ein längeres Tuifteiniblnden ger habt haben würde, Heylaı ‚, Bin und dreifsigfter Verfuch. Ineine einem Kaninchen in die Seite ‘gemachte Wunde brachte ich einen Tropfen welentliches Mandelöl, und gleich darauf das Tbier in 90° Wärme. In zwey Minuten fing das Gift an zu wirken; die gewöhnli- chen Zufälle traten ein, und drey Minuten [päter hatte das Athemholen aufgehört; das Thier lag dem Anfehen nach todıt da; indefs fühlte man durch die Ribben noch [einHerz [chlagen. Durch eine ihm in die Nafenlöcher gefteckte Röhre wurde ihm nun ohn- gefähr 35 mal in einer Minute Luft in die Lungen ge- blafen. Sechs Minuten nach dem Anfange dieles Verfahrens bewegte es Kopf und Fülse, und bemühte fich Athem zu holen, Dann bekam es Zuckungen, und lag wieder ohne Bewegung da, indem es jedoch zuweilen zu athmen [uchte.. Sechzehn Minuten nach dem Anfang des Lufteinblafens wurde damit aufgehört. Das Tbier athmete nun von [elbft zomal \ * we 2 Pr — 1953 An einer Minute und bewegte den Kopf und die äulse- “ ren Gliedmaalsen, Hierauf erhob es fich von Zeit zu Zeit, und ver[uchte zu gehen. In den Zwilchenzeiten blieb. es in einem betäubten Zuftande, erholte [ich aber davon allmählig. In weniger als zwey Stunden [chien es völlig wohl zu feyn, und blieb es auch am folgenden Tage. Man hat das Lufteinblafen in die Lungen häufig in Erftickungsfällen empfohlen, wo:der Grund des Todes in dem Aufhören der Lungenverrichtung liegt; fo viel ich weils, ift es aber bisher noch nicht für folche Fälle vorgefchlagen worden, wo der Grund des Todes das Aufhören der Hirnverrichtungen ilt *). Wahrfcheinlich lielse fich von diefem Verfahren zur Wiederherftellung folcher Perfonen, welche an der Wirkung des Mohnfaftes und mancher andern *) Seitich dielen Auffatz vorgelelen, hatte ich Gelegenheit, eine über die Wirkung des Upas tieute neulich in Paris heraus gekommene Schrift durchzulehen,, deren 'Verfal- fer, Herr Delile, zur Wiederberliellung folcher Thie- re, welche durch die Wirkung jenes Giftes in Schein- tod verletzt worden, mit Erfolg Lufteinblafungen in die Lungen angewendet bat. (Man [che Delile fur les effets d'un poifon de Java appel& Upas tieuts; ä Paris 2809.) Herr Delile bolchreibt das Upas tieute als ein Gift, welches dadurch tödtert, daß es, ohne unmittelbar die Hirnverrichtungen zu [tören, durch das Mittel des Rückenmarks wiederholte und lange anhaltende Zulam- menziehungen in den Athmungsmuskeln verurlacht. (Man [che auch den Auszug aus Magendie's im franzöfi- 1 '194. Gifte he liegen, ein vortheilhafter Gebrauch na ED ? i V, ’ Aus den hier erzählten Verfuchen ergeben en nun nach[tehende Folgerungen. 1. Weingeift, welentliches Mandelöl, Eifenhut- Saft, brenzliches Tabaksöl und Woorara wirken als Gifte blofs durch Hemmung der Hirnverrichtungen; den allgemeinen Tod erregen fienur, weil das Athem- holen unter dem Einfufs des Gehirns [teht und weil en zugleich mit der Hirnthätigkeit aufhört. 2. Der in die Därme gelpritzte Tabaks- Aufguls und das i in eine Wunde gebrachte Upas antiar haben die Kraft, das Herz für den Reiz des Blutes unem- pfindlich zu machen, wodurch fie denn den Kreislauf hemmen; mit anderen Worten: fie verurlachen or . 3. Man hat Grund anzunehmen, dafs die in den oben erzählten Verfuchen innerlich angewendeten Gifte, ihre Wirkung auf den;lebenden Körper ver- mittellt der Nerven äufsern, ohne vorher in den Kreislauf aufgenommen zu werden. 4. In eine Wunde gebrachte Woorara äufsert ihre Wirkung auf das Gehirn, indem fie durch die fchen Nationalinftitur vorgelefener Abhandlung: Unter- "fuchungen über die Wirkung einiger. Pflanzen auf das Rückenmark, im Bulletin des [ciences medicales, Juin, 1809, und daraus in Hufeland’e und Himly”s Jour- nal a. a. O0, $, 126— 129.) B.u N. *) Man lche die Anmerkung zu Ende diefes Auflatzes, N. A Ba — 195 ‚zer[chnittenen Blutgefälse in den Kreislauf übergeht, . und der Analogie nach dürfen wir fchliefsen, dafs auch andere in Wunden gebrachte Gifte auf gleiche Weile wirken. : A 5. Ein durch die Kraft eines Giftes, welches blofs durch Hemmung der Hirnverrichtungen wirkt, in Scheintod verfetztes Thier kann, zuweilen er. nigftens, dadurch wiederhergeftellt werden, dafs man ihm Luft in die Lungen‘ bläft, und hiemit eine Zeit lang fortfährt. Den Thatfachen zufolge, die ich in den hier erzählten Verfuchen zu [ammlen Gelegenheit hatte, dürfteich es nun vielleicht wagen, Vermuthungen über die Wirkungsart verfchiedener anderer Pflanzengifie aufzuftellen; ich unterlafse dies aber lieber, da ich hier nur das habe mittheilen wollen, was unmittel- bar durch Beobachtung begründet ilt, Anm. Was Brodie hier nur als Vermuthung aufftellt, ift bereits dreifsig Jahre vor ibm in einem merkwürdigen (ihm eber, wie es [cheint, unbekannt gebliebenen) Falle, der in dem [echfien Bande der medical commentaries and inquiries "(London 1784; S. 331 — 339) belchrieben (teht, [elbft von einem feiner Landsleute ausgeführt worden. Ein vierzigjäh- siger Mann, [o erzählt Thomas Whateley in einem durch W. Hunter der Gefellfchaft der londoner Aerzte mirgetheilten Auflatze, hatte eine halbe Unze feltes Opium vwerfchluckt, _Wiederholte ftarke Gaben von Brechweinltein und fleifsiges "Trinken von warmem Waller verur[achten ‚dem Vergifteten zwar endlich Erbrechen, und dem zufolge eine bedeutende Erleichterung der durch das Gift bewirkten Zufälle; allein etwa vier Stunden nach der Vergiftung ver- 196 _— fiel er in einen todtähnlichen Schlaf, worin fein Ausfehen leichenhaft, fein Geficht blals und kalt, die Farbe [einer Lippen [chwärzlichweils, der Glanz der Augen erlofchen, die Lage der Augenlieder wie bey einem Todten verf[chiebbar,‘ ‚ das Athemholen, fo weit man bemerken konnte, völlig auf- gehoben , und blols in dem kleinen und unregelmälsigen Pulfe noch ein Zeichen von Leben zugegen war. Whate- ley blies dem Manne jetzt vermittelt eines Blafebalges zu _ wiederboltenmaleq Luft in die Lungen. Einige Minuten lang that er dies ohne allen anfcheinenden Erfolg, worauf er dann eine kleine Paule machte, danach aber, freilich mehr in; der Abficht, nichts unverlucht zu laffen, als in der HoHl- nung, den Mann zu retten, mit dem Lufteinblafen fortfuhr. Er hörte nun in dem Augenblick, wo die eingeblalene Luft wieder ausgetrieben ward, in der Brult des Mannes ein fchwaches Krächzen, das bey den folgenden Ausathmungen immer ftärker ward, bis fich 'allmählich deutlichere Zeichen des Lebens einfanden, das leichenartige Anfehen des Man- nes entwich und endlich auch das Bewulstfeyn bey ihm zu- rückkehrte. — Brechmittel und häufiges Waflertrinken [tell- ten den fo dem Leben Zurückgegebenen vollends wieder her. — Ein folcher Fall ift unftreitig ein wichtiger Belag für den Satz, den Brodie oben unter No. 5 aufftellt, und es ift zu hoffen, dafs wieder umgekehrt Brodie’s fo wie Delile’s Verluche die ‚ausübenden Aerzte veranlaflen werden, dem von Whateley erzählten Falle mehr Auf- merklamkeit zu [chenken, als ihm bisher geworden zu [eyn Scheint, Aber widerlpricht nicht die Erfahrung eines trefflichen deut[chen Phyhologen ‚ der die Wirkung der Gifte fchon fir längerer Zeit zum Gegenfiande feiner Nachforfchungen gemacht hat, jenem von Brodie aufgeftellten Satze? „Un- terhälı man," fagt Emmert in feinem in die falzb. med, hir, Zeit. für 1813, Bd,'3, S. 162169 eingerückten Briefe: en — 107 Ueber Gifte, „‚bey vergifteten T’hieren das Atbmen künft- lich, fo ftellt fich die Venofität nicht ein, ungeachtet man dadurch nicht, wie Brodie behauptet, den Tod des Thie- res abwenden kann, dem man eine hinlängliche Dofe von Gift beigebracht har“ — Man fieht leicht, dafs [chon in die[em ‚, eine hinlängliche Dofe + recht wohl die Quelle dea Widerfpruchs liegen kann, welcher, der hier angeführten Stelle zufolge, zwifchen dem Ausgange von Emmert's und Brodie’s Verluchen Statt finder; ift ein Gift bey einem Thiere in einer [olehen Gabe angewendet worden, dafs die Wirkung deffelben über den Zeitraum hinaus dauern mufe, während welchem die Lebensfähigkeit diefes T’hiers nach Unterdrückung feiner Birnthätigkeit durch Einblalen von Luft in feine Lungen erhalten werden kann, [ao ilt es wohl natürlich, dafs hier keine Wiederherftellung aus dem Schein» tode möglich [ey, wie denn auch Brodie jenen eben an- geführten Satz nur als einen, für gewille Fälle geltenden, auf ftellt, Der Zeitraum, während welchem man die Wieder herfiellungsfähigkeit 'eines Thieres durch Veranftaltung einds künftlichen. Aıhmens bey demfelben zu erhalten im Stande if, kann nun aber für alle Thiere, und für alle Zuftände derlelben nicht von gleicher Dauer [eyn;; unter übrigens glei» chen Umftänden wird der Tod früher oder [päter erfolgen, je nachdem die Menge der [chleimigwälsrigen Flüffigkeit, welche fich, nach dem Aufhören des Gehirneinflulles auf die Werkzeuge des Athmens, in die Luftröhre und deren, Verzweigungen ergielst und dem zufolge das Athmen hemmt, grölser oder geringer ilt, fo wie auch nach Verhältnils des Athmungsbedürfnilles des in den Verfuch genommenen Thie- res, Dann find auch bekanntlich ver[chiedene Thiere für ‚diefelbe Art Gift nicht gleich empfänglich, Pflanzengifte wir- ken ferner auf eine andere Weife, als Mineralgifte; auch wird man weiter unten [ehen, dafs Brodie den oben aufgeltalls ten Satz keineswegs auf die leıztere Arı von Giften ausdehnt, ‚Welche Thiere, was für Giftarten, welche Gaben derfelbeu wandte nun Emmert in [einen Verluchen an? — 'Es muls endlich, da bey Thieren, denen man nach. Hemmung ihrer Hirnthätigkeit Luft einblält, dieErwärmung derlelben durch ei- ‚gene Kraft aufhört, warmblütige Thiere aber zur Fortdauer und alfo noch mehr zur Wiedererweckung ihrer vollen Ner- venthätigkeit eines 'gewillen Wärmegrades bedürfen, für den Ausgang [olcher Wiederherliellungsverfuche viel auf den Wärmegrad der Umgebungen ankommen , worin fich die durch ein Gift in Scheintod verletzten Thiere befinden, wel- chen Umftand Legallois in den übrigens [o wichtigen Verluchen, die er in feinen Experiences sur le principe de la vie, Paris ı8ı2 erzählt, nicht gehörig berücklichtigt hat, da ihm die fpäterbin auch von ihm befiätigte Thatfache, dals durch Lufteinblafen im Leben erhaltene Thiere ihre Wärme verlieren, bey Anftellung [einer früheren Unter[u- ‚chungen noch nicht bekannt war. Vielleicht hatte nun auch der Wärmegrad, wobey Emmert die [einigen unternahm, Einflufs auf den Ausgang. derfelben. — Die ausführliche Schrift über die Gifte, wozu uns dieler, um die daurende Bereicherung der Lebensnaturkunde bereits [o verdiente Phy- Gologe in dem angeführten Schreiben Hoffnung gemacht hat, - wird [ehr wahrlcheinlich, über alles Dies und Anderes ‘den noch vermilsten Auffchluls bringen; möge uns denn diele Arbeit eines [o'genauen und umlichtigen For[cherse nur recht bald zu Theil werden! ; N. I Fe 199 Fernere Verfüche und Bemerkun- gen über den Einflufs des Ge- hirns auf dieErzeugung der thie- rifchen Wärme, von B, C. Bro- die, Esq. Von ihm-der Gefellfchaft "zur Erweiterung der thierifchen -Chemie, und von diefer der königlichen Gefell- fchaft mitgeiheilt. Vorgelelen den ıgten Juni 1812, Aus den Philos. Test für 1812; Part 2. 8, a überletzt von D. Nalfe, 3. einem früheren, bereits öffentlich mitgetheilten Auffatze gab ich Nachricht von einigen ‚Verfuchen, die mich zu der Folgerung veranlafsten, es komme bey der Erzeugung der thierifchen Wärme gar [ehr ‚auf die Thätigkeit des Gehirns an. Einige [eit jener Zeit von mir beobachtete Thatfachen geben über ‚diefen Gegenftand weiteren Auffchlufs nnd [cheinen meine früheren Folgerungen zu heftätigen. In einem Thiere, auf welches ein durch Störung der Hirnverrichtungen den Tod herbeiführendes Gift wirkt, wird das Vermögen der Wärmeerzeugung in dem 'Maalse gefchwächt, als die Senfbilität deffelben abnimmt. Ift. das Thier durch ein auf 200 SE ‘Solche Weife wirkendes Gift in Scheintod verletzt, und unterhält man dann bey demfelben den Blutum- lauf durch Einblafen von Luft in feine Lungen, [o . zeigt lich bey ihm eine fo vollkommene Vernichtung des Vermögens der Wärmeerzeugung, als wenn die- Ses Thier des Kopfes und [oinit des Gehirns völlig be- “*"Faubt wäre, =) Wird unter diefen Umftänden das Lufteinblalen ‚fo lange fortgelfetzt, bis das Gift zu wirken aufge- „hört-hat, fo bekommt das, Thier in dem Maalse, ‚als es feine Senfibilität zurück erhält, auch [ein Vermögen, Wärme zu erzeugen, wieder; doch wird die Wärme nicht eher, als bis nach völliger Wie- derherf[tellung der Nervenkraft, in fo hinreichender ‘Menge erzeugt, dafs fie dem erkältenden Einfluffe des den Körper umgebenden Luftkreiles entgegenwir- ken kann *). Sowohl in denjenigen Verfuchen, die ich früher ‚anftellte, als in denen, wodurch ich die eben erzähl. ‚ten Thatlachen kennen lernte, bemerkte ich, dafs ‚das Blut bey [olchen Thieren, denen der Einflufs der *) Das su folchen Verfuchen gebrauchte Gift [ollte im- mer wefentliches Mandelöl feyn, oder irgend ein ande- res ähnliches, deflen Wirkungen fchnell vorübergehen. Wendet man Woorara an, [o verflielst bis zum Aufhö- sen der Wirkung diefes Giftes eine [o lange Zeit, dals man genörhigt ift,; den Verfuch bey einem hohen Gra- de äufserer Wärme anzuftellen, weil das dazu gebrauch- te Thier fonft einen zu grolsen Wärmeverluft erleidet, um durch das Einblafen von Luft in feine Lungen wie derhergeftellt werden zu können, B. —— 201 Gehirnthätigkeit entzogen ift, in’den Lungen und in den äufseren Gefälsenden die 'nämlichen Farheyer-, änderungen erleide, welche auch im gewöhnlichen Zu-, Stande des Körpers in ihm vorgehen, und dafs auch dort bey jedem Ausathmen Kohlenfäure aus den Lun- gen komme; was mich denn zu’ der Annahme ver- anlafste, die Verrichtung des Athmens gelchehe bey jenen Tbieren beinahe eben fo, und das Blut erleide bey ihnen diefelben Milchungsveränderungen, wie hey unverletzter Gehirnthätigkeit. Da mir jedoch. "eine genauere Kenntnils hievon wünlchenswerth, fchien, To ftellte ich zur Ausmittelung der, von einem unverletzten und von einem den Gehirneinfluls ent- _ behrenden Thiere beim Athmen verbrauchten Menge Lebeusluft, eine Reihe von Ver[uchen an, wovon ich bier das Nähere mitzutheilen die Ehre habe. Allen und Pepys haben durch ihre Verfuche folgende zwey Sätze dargethan, Erftens: jeder Ku- bikzoll kohlenfaure Luft gebraucht zu [einer Bildung genau einen Kubikzoll Sauerftoffluft *); und zwei- tens: beim Athmen eines warmblütigen Thiers in ge- meiner Luft, bleibt der Stickltoffantheil derfelben unverändert zurück, und es wird, dem Umfärige nach, genau fo viel kohlenfaures Gäs ausgeatlimet, als in der eingeathmeten Luft Sauerltofigas verlohren geht **). Man darf demnach mit Recht annehmen, *) Philos. Transact. für 1807; Part II, (und Gehlen’s Journal für die Chemie etc, Bd. 5. S, 673). **) Philos, Transact, für 1808; Part, (und Schweig- ser's Jonrwal für Chemie und Phyük, Bd. ı, S, 210.); ’ 202 — f ne dals der Walferdunft, welcher beim Ausathmen mit der Luft aus den Lungen komnit, dort nicht durch die Vereinigung von Sauerfioff und Wafferftoff ent- ftehe, fondern dafs derfelbe vielmehr von der Schleim- haut des Mundes und des Schlundkopfes auf ähnliche Weife ausgehaucht werde‘, wie derjenige, den das Bauchfell oder andere innere, frey liegende Oberflä- chen ausf[cheiden; welcher Schlu[ls denn auch durch die Verfuche, wovon Magendie neulich dem Natio- nalinftitute Bericht: erftattete *), völlig Be zu werden fcheint. Diefe Thatfachen find für die gegenwärtige Un- *erfuchung von Wichtigkeit; fie machen dielelbe ein- facher, indem fie zeigen, dafs man zur Ausmitte- Jung der durch das Athmen in gemeiner Luft hervor« gebrachten Veränderungen nur die Menge- der ausge- athmeten kohlenfauren Luft aufzufuchen braucht. Diefe kohlenfaure Luft giebt dann einen genauen Maafsftab für die Menge der ‚verbrauchten Lebens- h Juft, und fowohl der Stiekgasgehalt, als der Waller. dunft- Antheil der geathmeten Euft braucht nicht in Betracht gezogen zu werden, Bef[chreibung der auf der beigefügten Kupfertafelabgebildeten Vorrichtung, der fo wie Phil, Transact. für 1809; Part U. (noch nicht überfetzt). i *) Magendie Memoire sur la transpiration pulmonaire, im Nouyeau Bulletin de la soc. PIROEECE 'T, 2. A, a8ır. p. 25% &. a nn PIE BER 205 ich,mich zu dennachftehend erzählten Athmungsver« - fuchen bedient hahe, ; A ift eine hölzerne Unterlage, worin fich ein kreisförmiger, drey Viertel Zoll tiefer und weiter - Einfchnitt befindet, { > B ift eine Glasglocke, deren unterer Rand in den Einfchnitt der eben erwähnten hölzernen Un- terlage palst: Oben hat diefe Glocke eine Oeffnung zur Aufnahme einer Röhre, welche an den Hals ei- ner Blafe (H) befeftigt ilt. D ift eine Kaoutfchukflafche mit einem is nen Hahne E. F ift eine flberne Röhre, deren eines Ende in den ebengedachten Hahn palst, während das andere, nachdem es mit dem übrigen T'heil der Röhre einen rechten Winkel gemacht hat, durch einin der höls zernen Unterlage befindliches Loch unter die Glocke tritt, wo es fich noch einmal unter einem rechten Winkel umbiegt und zugleich an Umfang abnimnt, In dem aufrecht ftehenden Theile diefer Röhre ift bey € eine Oeffnung. Alle Röhren find unter fich und mit den übrie gen Theilen der Vorrichtung luftdicht verbunden, und,die kreisförmige Rinne der Unterlage ilt mit Queckfilber ‚gefüllt. \ Die.Glocke falst, wenn ilır Rand in der Rinne der Unterlage fteht, 5o2 Kubikzoll; die Kaoutfchuk- - Rafche 52 Kubikzoll. Bey den Berechnungen der "Verfuchserfolge find für den Luftantheil, welcher theils in den Röhren, theils in der mit dem oberen 204 - — , Ende der Glocke in Verbindung ftehenden Blafe, nach vorherigem Ausdrücken. diefer letzteren, be- findlich war ; jedesmal 2. Kubikzoll abgezogen worden. R | j Die Verfuche mit diefer Vorrichtung wurden auf folgende Weile angeltell. Nachdem vorher die Blafe H durch Druck entleert worden, und die Kaout[chuk- Balche ich durch ihre Ausdehnung mit Luft gefüllt hatte, ward das zu dem Verluch beftimmte Thier auf die Unterlage unter die Glocke gefetzt. Indem man nun während des Verfuchs von Zeit zu Zeit auf die Kaoutlchukflalche drückte, wurde die darin ent- haltene Luft unter die Glocke getrieben, lo wie um- gekehrt beim Aufhören des Druckes ein Uebergang von Luft aus der Glocke in die Flafche Stätt fand, wodurch denn die das Thier umgebende Luft in fte- ter Bewegung blieb. Da die Blale: H jedesmal vor dem Verfuch ausgedrückt wurde, lo konnte diefelbe beim Druck auf die Kaoutfchukllalche Luft aufneh- _ inen, ünd dadurch verhindern, dafs bey: dielem Drück keine Luft unter dem Rande der Glocke her durch das Queckfilber entwich. Zu Ende des Ver- fuchs drückte man die Flafche vorher völlig aus, und liefs lie ich wieder mit Luft aus der Glocke anfüllen; und dies gelchah zwey oder dreymal hinter einander, worauf denn die darin enthaltene Lüft Zur Unter- fuchung ihres Gehalts an kohlenfaurem Gas äufbe- wahrt ward. Nach diefem Gehalt der Flafche konnt& dann (da die Geräumigkeit der verfchiedenen Theile der . ‚ . 205 der Vorrichtung bekannt war) durch Rechnung leicht die Menge der in der Glocke enthaltenen kohlenfauren, und fomit auch der in dem Verfuche . verzehrten SauerltofF-Luft, ausgemittelt werden. % Bey Verfuchen an einem [olchen Thiere, defsen Hirnthätigkeit gelähmt war, und das alfo nicht felbft Athem holte, wurde das [chmal zulaufende Ende des ımter die Glocke gehenden Rohrs in eine dem Thiere in die Luftröhre gemachte Oeffnung gelteckt, und dann bey demfelben durch regelmäfsig wieder- holtes Drücken auf die Kaoutfchukflafche ein künft- liches Athmen veranltaltet. Der Umftand, dafs je- nes Ende die Luftröhre nicht ganz ausfüllte, bewirk- te hiebey, dafs der grölsere Theil der Luft, ‚welche ‘bey der Wiederausdehnung und der Wiederanfüllung der Kaoutfchukflafche durch die Oeffnung G aus den Lungen trat , neben derRöhre herim den Raum der Glöcke drang. Zu Ende des Verfuchs ward dann auch‘ hier vermittelft der Flafcbe ein Antheil Luft aus. der Glocke-aufbewahrı und auf feinen Gehalt an kohlenlaurem Gas geprüft. Die zu den folgenden Verfuchen gebrauchten Thiere waren immer von der nämlichen Art und bei- nahe von gleicher" Gröfse. Ich hielt es für nöthig, auf Beides Rücklicht zu nelımen, um die aus den Verfuchen zu ziehenden Folgerungen [o entfchei- dend als möglich zu machen. Die chemifche Prü- fung der geathmeten Luft gefchah dadurch, dafs die- fe Luft in einem , nach Graden eingetheilten Maalse Archiv f. d. Phyfiol. XII. Bd, II. Hefi. P 206 : Segen über Queck£ilber mit wälsriger Kaliauföfung ge- [chüttelt ward. ' Mein Freund W. Brande, unter- [tützte mich bey dielem Theile meiner jetzigen Un- terluchung, wie er es bereits bey manchen früheren "geihan hatte, Noch ift zu. bemerken, dafs hey Schätzung des Antheils an kohlenfaurem Gas, wel-' chen die geathmete Luft enthielt, “auf den Kohlen- fäuregehalt‘ der Luft vor ee ‚Verfuche keine Rückficht genommen ward; theils, weil diefer Ge-' halt des Luftkreiles, den bisherigen Unterluchungen nach, [o gering ift, ‘dafs die Nichtberückfiehtigung. de[felben keinen welentlichen Irrthum veranlaflen konnte, theils auch, weil ich in meinen Verfuchen‘ nicht fowohl die abfolute, als die relative Menge der ' unter verfchiedenen Umftänden von gleichartigen Thieren ausgeathmeten kohlenfauren Luft, auszu=' mitteln bemüht war. , 1 Die erften Verfuche ftellteich mit (olchen Thie.' ren an, die fich im natürlichen Zuftande befanden. .: Erfter Verfuch. Wärme 65° Fahr., Luft- druck nicht angemerkt, Minus Es ward ein junges Kaninchen dreifsig Minuten lang.unter der Glocke gelalfen. Nach Verlauf diefer dreifsig Minuten war 75 von der in der Kaoutlchuk- Slafche befindlichen Luft, kohlenfaure; einen glei- chen Gehalt hatte allo auch die Luft unter der Glocke, i Das Kaninchen hatte einen Raum von 50 Ku- bikzollen eingenommen, Da nun, wie [chon vor- her erwähnt, der Inhalt der Glocke 5o2 K, Z,,. 4 —— j 207 der der Flafche $2, und der der Röhren und der Blafe 2 Kubikzoll betrug und BOARE Ze = 253 Bad, fo hatte demnach das Kaninchen inner- ‚halb 30 Minuten 25, 3 RK, Z. kohlenfaues Gas ausge- athmet, und eben To viel Sauerftoflgas verzehrt; in einer Stunde allo 50, 6K. Z. Zweiter Verl[uch. Wärme 65° F., Luft- druck 30 Zoll, r Linie, s „ Ich liels ein etwas kleineres Kaninchen gleich» falls dreifsig Minuten lang unter ‚der Glocke athmen, Die geathmete Luft war hierauf dem achtzehnten Theil nach kohlenfaure. ‚Der Raum, den das Thier einnahm, betrug/48, Kubikzoll. Nun find so2+52 +2-48 __ So8 : "7348 Traun: ‘Die von diefem Kaninchen ausgeathmete koh- ZyayV22 lenfaure Luft betrug allo 28, 22 K. Z. in einer halben, . oder 56,.44 K. Z. in einer ganzen Stunde; Dritter WER EDRR Wärme 64°, Luftdruck zouzın, b Ka Es ward ein junges Kaninchen, von demfelben Umfang wie das vorige, ebenfalls eine halbe Stunde läng unter der Glocke gelaffen, Die geathmete Luft war ebenfalls dem achtzehnten Theil nach kohlen- Säure, und allo der Ausgang diefes Ver[luchs dem des vorigen durchaus gleich. Alle diefe Verfuche wurden mit grofser Sorgfalt _ anigeltellt. Das Einfperren unter die Glocke f[chien den Thieren durchaus keine Unbehaglichkeit zu ver- | 208 x Ei urfachen, und der Grad ihrer Wärme blieb derfelbe, ‚wie er vorher gewelen war. Die folgende Reihe von Verluchen ftellte ich in der Abficht an, um auszumitteln, wieviel Sauerftoff- luft folche Thiere verbrauchten, deren Blutumlauf, “ nach dem Aufhören des Hirneinflulfes, durch das Einblafen von Luft, in ihre Lungen unterhalten ward. j ierter Ver[uch. Wärme 65°; Luftdruck nicht angemerkt. 2 Von zwey der Farbe und Grölse nach gleichen “Kaninchen durchlchitt ich dem einen das Rücken- mark am obern Theil des Halles, machte ihm dann eine Oeffaung in die Lufröhre, und blies ihm ver- mittelft eines kleinen Blasbalges Luft in die Lungen. Um den Hals des Thieres, hinter der Luftröhrelher, wurden zwey Bänder gelegt, eines um den oberng das andere um den untern Theil delfelben; und» dann, nachdem beide felt zugefchnürt worden, alle zwilchen ihnen liegende Nerven, Gefälse und an-. dere weiche Theile , .durchgelchnitten. Acht Mi- nuten nach der Durchlchneidung des Rückenmarks, fand ich die Wärme im Maltdarm des Thiers bis auf 97° gelunken. Ich brachte es jeizt unter die Glocke, und trieb ihm auf die vorher angegebene Weile, ver- mittellt der Kaoutfchukflafche funfzigmal in einer: Minute Luft in die Lungen. Nachdem dies dreilsig - | Minuten lang gelchehen, wurde ein Antheil von der unter der Glocke gewelenen ;Luft vermittellt der - Kaoutfchukilafche zur chemifchen Unterfuchung auf- SE a —— 209 bewahrt, und dann die Glocke von dem’Thiere hin- weggehoben, Sein Herz [chlug jetzt noch regelmä- Isig, aber langlam; der Wärmemefler im Maltdarm zeigte 90°. ! inet Zu derfelben Zeit, wo ich dem zu diefem Ver- [uch gebrauchten Kaninchen das Rückenmark durch- fchnitt, that ich das Nämliche auch bey dem An- deren, überliefs es hierauf aber, in gleich warmer Umgebung, wie jenes, [o lange [ich felbft, bis feine Wärme im Maftdarm ebenfalls bis auf 97° gefunken war, wo ich es dann unter eine zweite Glasglocke legte, damit es fich, fo viel als möglich, unter glei- chen Umftänden wie das er[tere befinden möchte. Nach Verlauf von dreilsig Minuten war die Wärme in [einem Maltdarm bis auf yı° gelunken *). Die mit dem erften Kaninchen unter derGlocke gewelene Luft enthielt „3 kohlenfaure. Da nun das Thier einen Raum von 5o K. Z. eingenommen hatte, und un m = 20,24 [ind, fo waren von demfelben in dreifsig Minuten 20, 24 oder in einer Stunde 40, 48 K.Z. kohlenfaures Gas ausgeathmet worden. Die Menge der in einem glei- chen Zeitraum ausgeathmeten Kohlenfäure fällt bier *) Beim Mellen der Wärme im Maftdarm mus man ge- nau dahin [ehen, dals der Wärmemeller immer gleich weit in den After bineingefchoben wird; da fich fonft wegen des längeren Warmbleibens der mehr nach Innen gelegenen Theile aus der Angabe des Inftrumentg nichts Beltimmıes folgern lälst, R. 210 \ D— allo geringer aus, als wir fie in den erften. drey Verfuchen fanden. f Aber dort war auch ein vollltändiger, hier nach, der Unterbindung der Halsgefilse ‚ nur ein he- fchränkter Kreislauf vorhanden. Dann erde auch noch in Anfchlag gebracht zu werden, dafs bey dem letzten Kaninchen zu Anfang des Verfuchs zufällig ein Band abgeglitten war, welcher Umftand bey dem- felben einen Verluft von einer Unze Blut veranlalset hatte, Um nun bey meinen ferneren Verfuchen alle Nebenumftände [o viel als möglich gleich zu letzen, gebrauchte ich zu den jetzt zu erzählenden fol- che Thiere ‚ deren Gehirnthätigkeit | nicht ver- mittelft Durchfchneidung des Rückenmarks und der Halsgefälse, f[ondern dadurch, dals man ihnen Wooraragift oder welentliches Mandelöl eingeimpft hatte, unterdrückt worden war, bey denen allo die Bahn des Blutumlaufs nicht befchränkt und zugleich alle Veranlalfing zu Blutungen vermieden ward, Fünfter Ver[luch, Wärme 65°, Luftdruck 29 4“ 8 u, Zwey Kaninchen, wovon jedes einen Raum von 45 Kubikzollen einnahm, wurden beide mit Woora- ragift geimpft, ‚ Das erfte war neun Minuten nach der Einim- pfung des Giftes fcheintodt; [ein Herz [chlug indefs noch. Mit Hülfe eines Blasbalgs blies ich ihm nun zwey Minuten lang Luft in dieLungen. Die Wärme in feinem Maltdarım war jetzt 98°. Nunlegte ich es ie m. v 1 . w { — ®2ı1 unter die Glocke, und trieb ihm auf gleiche Art, wie dem Kaninchen in dem zuvor erzählten Verfüche, vermittellt eines regelmäfsig wiederholten Drucks auf die Kaoutfchukflafche, Luft in die Lungen. Nach Verlauf von dreilsig Minuten ward hiemit aufgehört, und ein Antheil von der unter der Glocke befindli- chen Luft zur Prüfung aufbewahrt. Die Wärme im Maftdarm betrug jetzt nur 9ı°, Das Herz des Thiers fchlug noch regelmäfsig und kräftig, Der Tod des zweiten Kaninchens erfolgte weni- ge Minuten nach der Gifteinimpfung Als [eine Wärme im Maftdarm auf 98° gelunken war, legte ich es, wie das erfte, unter eine Glocke, Dreifsig Minuten hierauf zeigte der Wärmemeller in [einem Maltdarm 92°, ' Die mit dem erften Kaninchen in der Glocke gewelene Luft war zum zwanzigften Theil kohlen- so2 +52 r2 as _ = zo faure. Da nun = 15,55; To. hatte diefes Kaninchen in dreifsig Äh 25, 55 K. Z. kohlenf. Gas ausgeathmet, oder 51, ı KR, Z.in einer Stunde, i ‚Sechster Ver[u ch. Wärme 66°, Luftdruck zo 1 4, Nr? Zwey'Kaninchen, deren jedes einen Raum 'von 48 K. Z. einnahm, wurden mit Woorara geimpft, . Bey einem derfelben wurde nach Fintritt des Scheintodes der Kreislauf eine Zeit lang durch Luft- einblafen unterhalten, und es dann unter die Glocke gelegt, und ihm 5o bis 6omal in einer Minute Luft 212 in die Lungen getrieben. Um diefe Zeit war die Wärme in [einem Maltdarm 97°. Nachdem das Luft- einblafen 35 Minuten lang fortgeletzt worden, ward ‚ein Antheil Luft aus der Glocke vermittelt der Kaoutfchukflafche zur Prüfung aufbewahrt. Die Wärme im Maftdarm war jetzt bis auf 90° gelunken; das Herz [chlug noch regelmälsig. Das andere Kaninchen liefs ich fo lange todt lie- gen, bis die Wärme in feinem Maftdarm bis auf 97° gelunken war, wo ich es dannjebenfalls mit einer Glocke bedeckte. Nach Verlauf von 35 Minuten war feine Wärme im Maltdarm bis auf 904° 'gefunken. Die von dem erften Kaninchen geathmete Luft war zum [echzehnten Theil kohlenlaure.. Nun find go2t2ts2 Tas = a 31,75; und lo viel kohlenfaures Gas war demnach in 35 Minuten, oder 54, 43 K. Z. in einer Stunde erzeugt worden. r Siebenter Ver[luch, Wärme 60°, Luft- druck 30 #2 «u, j Der vorige Verfuch ward an einem Kaninchen wiederholt, dem ich wefentliches Mandelöl einge- impft hatte. Als man es unter die Glocke legte, war die Wärme:in [einem Maltdarm 96°. Wenige Minu- ten darauf gab es Zeichen von Empfindung, und es bemühte fich Athem zu holen; da aber [eine Athem- züge durch lange Paufen von einander getrennt wa- ren, l[o wurde das Uebertreiben von Luft aus der Flafche in die Glocke und aus diefer in jene’bey ihm fortgeferzt. In einer halben Stunde athmete es dann s — i n i 213 von [elbft vierziemal in einer Minute. Die Wärme in [einem Maftdarm war nur noch 90°. Die unterfuchte Luft enthielt „45 kohlenfaure; # der Umfang des Kaninchens betrug 47 K.Z. Da nn Zu aun 7 = °02 — 28, 275, [o wa: 18 Tr Ya ren demnach in diefem Verf[uche 28, 275 K Z. koh- lenfaues Gas in 30 Minuten, oder 56, 55 in einer Stunde entwickelt worden. Das Thier lag jetzt wie in tiefem Schlafe. Zwey Stunden und zwanzig Minuten nach der Einimpfung des Giftes war der Wärmenieffler in feinen: Maltdarm bis auf 79° gefunken, und es lag von Neuem im Scheintode. Sein Herz [chlug indels noch, wenn gleich [chwach; die Thätigkeit delfelben ward ver- wittelft Lufteinblafen noch dreifsig Minuten lang un- terhalten, wo die Wärme des Thiers bis auf 76° ge Sunken war. Die während diefer letzten dreifsig Mi- nuten ausgeatlimete kohlenfaure Luft beirug nahe 13 K. 2. Bey der Vorlicht, womit die hier erzählten Ver. fuche angeftellt wurden, glaube ich hoffen zu dürfen, dafs das, was ich aus ihnen gefolgert habe, in der Hauptfache richtig fey. Sie [prechen fämmtlich für den Satz, es athme ein Thier, das feiner Hirnthä- tigkeit beraubt ift, deffen Kreislauf aber durch das Einblafen von Luft in feineLungen unterhalten wird, _ eine gleiche Menge kohlenfaures Gas aus, wie ein unverletztes, Selbft athmendes; es werde ferner def- len-Blut, während der Kreislauf auf die gedachte 214 REN Weife bey ihm.unterhalten wird; fowohl in dem Haar- gefälsnetze der Lungen, als in dem des Körpers, in feinen fichtbaren Eigenfchaften‘ auf diefelbe Weile verändert, wieim gewöhnlichen Zuftande; und den- noch fehle einem folchen Thiere das Vermögen, der ee und es erkalte daflelbe verimittellt der zı v Unterhaltung feines Athmens ihm A die Lunge: 1 getriebenen Luft [chneller, als eines, das neben der Hirnthätigkeit, auch des Athmens und des Kreislaufs beraubt ift. sift ein merkwürdiger Umltand, dals eın Thier Et fo Aa Menge Luft verbraucht, während die Verrichtungen fowohl des Gehirns, als wie derjenigen Theile,:die von dielem in ihrer, Thätigkeit abhängen, bey ihm aufgehoben find. Nicht ohne Grund dürfen wir vermuthen, dafs uns das weitere Fortfchreiten auf dem hier betretenen Unterfuchungswege noch zu einer genaueren Kenntnils fowohl der Natur des Athmens, als des Nutzens, den diefe Verrichtung für den thierifehen Körper hat, werde führen kön- nen. Es wäre indels demZwecke diefes Auflatzes entgegen, wenn ich mich hier über dielen Gegen- [tand in Vermuthungen auslaflen wollte, und ich be- merke deshalb blofs, dafs zur Entftehung derjenigen. Mifchungsveränderungen, welche das Blut in den Lungen durch die geathmete Luft erleidet, der Ein- Aufs des Nervenfyltems nicht nothwendig zu feyn fcheine *), *) Der hier aufgeftellte Satz widerfpricht geradezu demje- nigen, den Herr Dupuytren aus einer Reihe von ihm er 215 Wenn’nun, wie fowohl diein diefem Auffatze, " alsdie früher von mir erzählten Thatlachen zu bewei- ‘ Sen fcheinen, die Wärmeerzeugung warmblütiger über den Einflul® den dieDurchfchneidung des ahlchwei- " fenden Nervenpaars auf das Atmen äulsert, angeltellter merkwürdiger Verluche hergeleitet hat, Es ilt für meine Umterfuchung in gewiller Rücklicht wichtig, dafs ichmich für Herrn Dupuyrren’s und meine dem Anfchein nach einander [o widerfprechende Beobachtungen ‘nach ei- nem Ausgleichungswege umlehe, Herr Dupuytren bemerkıe, dafs bey Thieren, de- nen das abl[chweifende Nervyenpaar durchfchnitten wor- den, das aus den Lungen zurückkehrende Blut eine un» gewöhnlich dunkle Farbe habe, und er [ah diefe Thie- r . ze, obgleich fie nach ‚der Dürchfchneidung jener Ner- ven fortfuhren, Luft ein- und auszuathmen, früher oder fpäter unter den Zufällen des Erftickungstodes Iterben, Er fchliefst hieraus, die beim Aıbmen im Blute entfte. henden Veränderungen [eyen nicht die Folge blofser che. milcher Vorgänge, [ondern fie hiengen vom Nervenein- fufs ab und hörten nach Unterbrechung des Nervenzu- fammenbangs zwifchen Hirn und Lungen auf. (Man fehe Archiv B. 9. S. 384— 387.) Fi el # Herr ‚Provencal fand beim weiteren Verfolgen die- fes Gegenltandes, dals die Lungen von dergleichen Thie- ren weniger kohlenfaures Gas aus[chieden, als [onlt im unverletzten Zultande, Herr Blainville bemerkte, ‘dafs fich bey jenen Thie- R zen ‚die Zabl der Athmenziüge ‚bedeutend verringerte 4 (Archiv, B, ı1. S. 129.); und Herr Dumas (vergl. Geh. } len’s Journal für die Chemie B, 9. S,744-750.) ftellta h ” ' bey denfelben die Scharlachlarbe des Schlagaderbluts da- “durch wieder her, dals er ihnen Luft in die Lungen blies, was, neblt andern Tharfachen, ihn dann zu Fol. ’ 216 ei - Thiere von dem Einfluffe des Nervenfyftems nicht wenig abhängig ift, in welcher Verbindung ftehen dann beide? Ift das Gehirn zum Entftehen der thie- rifchen Wärme mittelbar oder'unmittelbar nothwen- dig? Dies find Fragen, worauf lich keine andern Antworten geben laffen, als blofs folche, die aus Vermuthungen gel[chöpft find. Für jetzt müffen wir uns mit der Kenntnils der noch einzeln [tehenden gerungen leitete, die von denen, welche Herr Du puy- tren aus [einen Verfuchen zog, [ehr verlchieden find. Meine eigenen Beobachtungen [immen mit denen von Dumas und Blainville völlig überein. Nach Durch- [chneidung des ablchweifenden Nervenpaars kommt we- niger koblenfaures Gas aus den Lungen; die Zahl der Athemzüge nimmt bedeutend ab, und das Blut der Kör- perlchlagadern färbt fich dunkler; feine natürliche Farbe kann jedoch durch das Einblafen von Luft in die Lun- gen, [o dals dem Blute im kleinen Kreislaufe mehr Sau- erltoffgas zugeführt wird, wiederhergeltellt werden, Wir können annehmen, dafs vermittellt der Durch- fchneidung des ab[chweifenden Nervenpaars die Empfind- . lichkeit (die Senfibilität) der Lungen äußerlt gelchwächt oder völlig vernichter werde, [o dafs das Thier nicht mehr das vorige, Verlangen empfindet, frifche Luft ein- zuathimen, Dies bewirkt dann, dafs die Zahl feiner Atbemzüge abnimmt, und das ilt denn, wie ich glaube, “ der Grund der nach jener Durchfchneidung eintretenden. Erfcheinungen, B- Man vergleiche hiemiu, was über den hier befproche- nen Gegenltand befriedigender von! A, F. Emmert (Archiv B.9. S. 417.) und befondersauch von Legallois ca. a. ©. 8.231 — 235.) gelagt worden ilt. N, — a17 Thatfache begnügen; die Entdeckung anderer, fich ihr anreihender, [etzt uns vielleicht künftig in Stand, _ Ge mit einem allgemeinen Grundlätz in Verknüpfung, zu bringen. Es ift erwiefen, dafs ein Thier das Vermögen der Wärmeerzeugung verliere, fobald fein Gehirn aufhört [eine Verrichtungen auszuüben, obgleich ' Herz und Lungen die ihrigen noch fortletzen. Es wäre jedoch ungereimt, wenn man hieraus folgern wollte, die Mifchungsveränderung, welche das Blut in den Lungen erfährt, fey zur Erzeugung der-thie- rilchen Wärme ganz überflüfsig, da uns kein Fall be- kannt ift, wo diele Erzeugung nach dem Aufhören. - des Athmens fortgedauert häute. — Es ift nicht zu Ä läugnen, diefer Theil derLebensnaturkunde eröffnet künftigen Forfchungen noch. ein weites Feld. { Von Meinungen, die den. Namen eines Black, | Laplace, Lavoifier und Crawford für lich haben, mufs man mit Behutfamkeit und Achtung. reden; ohne indels diefe Pflicht zu verletzen, mag es, ‚hier zu fagen wohl vergönpt feyn, dafs, wie.es mir f feheint, von: den bisher. zur Erklärung der thieri- fehen Wärmeerzengung in Vorfchlag gebrachten Frklärungsweifen keine einzige einen völlig, befriedi- genden Auffchlufs.über jene Aufgabe gegeben hahe. f Wo eine [olche Anzahl und eine folche Mannich- altigkeit von Mifchungsvorgängen vorhanden, ift, wie im) lebenden Körper, welches Recht "haben 218 —- ei % zeugung ‘einen einzelnen dielfer Vorgänge” aus 'der ‚ ganzen Anzahl auszuwählen? Pe diejenige Anficht von (der Entftehungsweile der thierifchen Wärme, welche zuerft von’ Black aufgeftellt worden ‘ift, tergiebt fich ein unbeantwort- barer Einwurf‘aus der Er[cheinung, dafs die Lungen nicht wärmer (ind, als der übrige Körper, , Diefem.. Einwurfe ift zwarr Crawfords [chöne und finnrei-; che Erklärungsweile nicht ausgeletzt; fie beruht in- ' defs auf der nämlichen‘ Grundlage, ‘wie Blacks, feine: der Verwandelung von Sanerftoff-Luft in koh- lenlaure in den Lungen; und .es ift deshalb [chwer, eine von beiden mit dem Erfolge der oben erzählten , Verf[uche, in Uebereinfiimmung zu bringen. Mah könnte, zur Vertbeidigung von Craw- £ord’s Anficht, gegen das Zeugnils jener Verfuche. vielleicht den Einwurf machen, es feyen bey den von mir der Hirnthätigkeit beraubten Th eren, Hr bey denflelben die Abfonderungen beinahe, ‘wo nicht ganz aufgehört hätten, wahrlcheinlich auch die an- der en, in den Haargefälsen vorgehenden Verände tungen in Stocken gerathen, und es könne deshalb ihr Rlut, obgleich die Einwirkung der Luft auf daffel- ' be vielleicht die nämliche geblieben fey, wie unter ‘den gewöhlichen Umftänden, dennoch bey feinem Vebergange aus den Schlagadern in die Blutadern nicht die font in ihm Statt indende Veränderung lei» ner eigenthümlichen. Wärme erlitten haben. Sollte 'diefer Fall aber wohl wahrfcheislich feyn? !Ange- nommen, dafs 'Crawfords Lehre von der verfchie- _— 219 4 dönen Wärmelkapacität’des hellroihen und’ dunkel- rothen ‚Blutes riehtigifey, "was für eine ungeheuer x großse Menge von gebnndener Wärme mülste lich, falls’ die eben angefühgte Vermuthung' gegründet wäre, bey’ dem fortgefetzten Umlaufe. des Blutes’ nach und'nach in demfelben angehäuft haben, und mit welchem Rech- te ekönnen wir annehmen, dafs eine Solche Anhäufung ohne eine völlige Verändering der Natur des Blutes‘ möglich (ey? Erleidet das Blut die gewöhnliche Verän:! derung i in dem Haargefäfsnetz der Lungen, fo miuls & lich wahrfcheinlich auch in dem Haargefäfs- netz des Be Kreislaufs auf die gewöhnliche” Wäle verwandeln, weil beide Veränderungen offen- Bar von einander abhängig une ander ver- ı Kadpft find. Das Blut in’der Aorta und i in den Lun- genblutadern hatte nun aber in meinen "Verfuchen" keirte hellere, und das in der Hohlader und i in der ' - ci senfchlagader" ‚keine KHasiiers Farbe, als unter den gewölinlichen Umftänden. Dazu muls man noch "in Anfehlag bringen, dafs die unmerkliche Hautaus- dinftung und die Ausfcheidung von Walferdunft Tun und und Rachen die teichlichften Abfonder ungen im ganzen, Körper find, beide aber unftreitig eher zur Erkältung als zur Erwärmung des Körpers beie wragen müiffen. Dals im Gegentheil Verminderung der Abfonderungen mit keiner Wärmeabnahme ver- bunden fey, zeigt uns jeder Hitzeanfall eines Fiebers, wo, bey trockner Haut, bey ausgedörrtem Munde und [amem Abgange eines dunkelgefärbten Harns, lo in einem Zuftande, wo kaum irgend eine Ab- 220. MT — ae fonderung Statt. findet, die’ Wärme des Körpers die . gewöhnliche Stufe überlteigt, hingegen grade dann ? 3 wieder herabfinkt, wenn der Körper zu Beine natür- Jichen Zultande zurückkehrt und’ die Ablonderungen wiederhergeltellt' werden. Ein. ausgezeichneter Chemiker hat die Bemer- kung gemacht, „Verfuche zur Ausmittelung der ei- genthümlichen Wärme des Blutes (eyen von [o zarter Art, dafs man lich [ehwerlich mit vollem Vertrauen auf fie verlallen könne“ *%). Crawford mulste zu [einen über diefen Gegenltand angeltellten Ver- fuchen ein aus dem Körper gelallenes Blut nehmen; und mit eineın folchen, noch dazu ftillltehenden, find fe denn auch angeftellt. Nun erleidet aber das Blut, [o bald es aus den Gefälsen des lebenden Kör- pers tritt, eine merkliche Milchungsveränderung; es trennt fich in einen felien und einen Aüffigen Theil. Diefe Trennung ift zwar in der erften Zeit nach dem Ausfliefsen des Blutes aus dem Körper noch. nicht vollkommen; wer fich indels die Mühe giebt, ein folches Blut zu beobachten, der wird [chwerlich zweifeln, dals'nicht wenigftens der Anfang jener Trennung gleich nach dem Ausfliefsen de[lelben aus den Gefälsen eintrete,. Können nun Verfuche, die unter dıefen Umftänden angeltellt find .über die eigen- 3) Thomfon in feiner Hiltory of the Royal fociety; p. 129. B: (Und auch in feinem Syltem der Chemie, deutfehe Ueberf, Band 4. $. 667.)- { RE Dip ‚ ‚eigenthümliche ‘Wärme des in den Gefäfsen des le- benden Körpers kreifenden Blutes einen befonders , befriedigenden Auffehluls geben? Die von Craw- 5 Ford vorgelchlägene. und auch von ihm angewandte - Verdünnung des in den Verfuch zu nehmenden Blu- h .tes mit einer grofsen Menge Waller, beleitigt den eben grgefühnen Einwurf nicht völlig, da durch eine k folche Verdünnung das Gerinnen des Blutes nur ver- - zögert, nicht aber verhindert wird, und da, während das Blut aus der Ader flielst, und die zum Verfuch beltimmte Menge def[felben abgemellen wird, doch immer einige Zeit vergeht, in welcher (dann auch in ihm jene Trennung in einen felten und Hülsigen Theil bereits den Anfang nimmt. & “ . Es lielse fich über dielen Gegenftand noch mehr, Sagen; ‚ich möchte indefs Streit führende Ba gen [o viel als möglich vermeiden. Mein Wunfch ift nicht, Meinungen, fondern Thatfachen aufzuftel- len, die ich bey meinen phyfiologifchen Unterfuchun- gen beobachtet habe. Diefe Thatlachen befitzen, wie ich geneigt bin zu glauben, einigen Werth; und fie 'veranlalsen vielleicht zum Auffinden anderer, die an Werth jenen weit vorzuziehen find. Die Naturlehre des Lebens ift noch in ihrer Kindheit. Sie umfalst eine grolse Menge mannichfaltiger Erfcheinungen, von denen es fchwer ilt, genaue und befriedigende Kenntnils zu erlangen, wir find jedoch zu der Er- wartung berechtigt, dafs diefe Lehre durch die fort- ı' Fu Archiv f. d, Phyfiol, AIL.Bd. I, Hof, Q 222 Baus geletzte Bere derer, die auf dem Wege des Ver-, fuchs und der Beobachtung fie zu vervollkomm- nen fuchen, fo wie durch die treue Aufzeich- nung‘des auf diefem Wege Gefundenen, noch zu- letzt in einer befferen wiffen/chaftlichen Ge- ftalt, als wie ihr jetzt eigen ilt, werde auftre« ten können. 5 - ü Fr Weitere Ver[uche und Bemerkun- gen über die Wirkung der Gifte auf den thieri[chen Körper. Von B. C. Brodie, Esq. Mitgliede der kö- niglichen Gefellfchaft. Der Gefellfchaft zur Förderung der thierifchen Chemie, und von dieler der königlichen mitge: theilt. Vorgelelen den orten Febr. 1812, ‚Aus den Philof, ‚Transact. für 18:2, 'S. 205 — 227, überletzt von D. Nälle, % Seit meinem erften Auffatze über' die Wirkungs- weile ver[chiedener Gifte, habe ich meine Nachfor- fchungen über diefen Gegenftand fortgefetzt, und - theils weitere Verfuche mit Pflanzengiften, theils f auch mehrere andere mit den kräftigeren Mineral- giften 'angeftellt. Die erfteren ftinmen in ihrem. Erfolge [onahe mit meinen früheren überein, dafs ich fie bis auf zwey, die ich über die Wiederherftellung durch Woorara vergifteter Thiere vermittelft Luft- einblalens anftellte, und die mir deshalb eine nähere 2 Erwähnung zu verdienen [cheinen, weil fie meine - früheren Verfuche erläutern, hier zu erzählen für unnöthig halte. In den mit Mineralgiften angeftell- "= "2 224 S a ten habe ich Einiges beohachtet, wodurch fich die Wirkungsweife diefer Gifte von dr Wirkungsweile der Pflanzengifte unter[cheidet, ‚und hievon will ich hier das Nähere mittheilen. Von welchem Werth meine Verfuche und Bemerkungen auch feyn mögen, fo wird man doch zugeben müffen, dafs der Gegen. ftand derfelben einer Unterfuchung wohl würdig it, _ da fich nicht ohne Grund erwarten läfst, dafs uns die nähere Kenntnifs der Art-und Weile, wie die Gifte wirken, noch einınal zur Vervollkommnung des ärztlichen Handelns am Krankenbette werde führen können. Und diefe Ausficht rechtfertigt, wie ich hole, denn auch das Verfahren des Phyfiologen, welcher [einen Unterfuchungen das Leben von Thie- ren aufopfert; ein Verfahren, zu dem man uns aller- dings wohl-das Recht ftreitig machen könnte, , hätten wir nichts- weiter dabey zur Ablicht, als die Befrien digung unferer Neugier. J Weil ich zu Anfang meiner Unterfuchungen zu der Erwartung veranlalst ward, dafs lelbft das näm. liche Gift nicht immer genau auf gleiche Weife wirke, fo glaubte ich in meinem früheren Auffatze eine um- ftändliche Nachricht von dem gröfsten Theil ’der von mir angeltellten Verfuche geben zu mülfen; nach- dem ich aber feit jener Zeit hinreichend überzeugt, worden, dafs die Wirkungsweile eines und deffelben, Giftes bey Thieren,von der nämlichen, ja auch von verfchiedener Art (abgefehen von.der Verfchieden- heit, welche lowohl das Alter und. das Kraftmaals der zu den Verfuchen gebrauchten Thiere, als die un- N Pe 225 ' gleiche Gabe oder Anwendungsart des den Thieren beigebrachten Giftes hervorbringt), im’ Wefentli- chen gleichförmig’fey, fo habe ich es für unnötbig - gehalten, hier [o viele einzelne Verfuche zu erzäh- len, wie ich in meinem früheren Auflatze für nö- tig hielt, obgleich ich auch jetzt nicht minder forg- fältig vermieden habe „‚aus einer blols befchränk- ten. Anzahl von Thatfachen allgemeine Folge- rungen zu ziehen. Sollten diefe folgerungen, ih- rer Zahl und Wichtigkeit nach, die Erwartungen des Lelers nicht erfüllen, [o wird man, hoffe ich, diefe Unvollkommenheit meiner Arbeit mit Nach- ' Sicht beurtheilen; wenigftens werden dies diejenigen gewils thun, welche es wilfen, wie grofs die mit einer Reihe phyfiologilcher Verfuche verknüpften Schwierigkeiten find, und was für einen Zeitauf- ‚wand, und welchevmühlame Aufmerkfamkeit der- . gleichen Unterfuchungen, in denen [o zahlreiche "Quellen des Irrthums und der Täufchung liegen, noth+ _ wendig machen. Su) II. Verfuche mit der Woorara. ' In einem in meinem früheren Auffatze erzähl- "ken Falle gelang es mir, ein durch’ wefentliches bit- teres Mandelöl in Scheintod verfetztes Thier dadurch wiederherzuftellen, dafs ich ihm [o lange Luft in die - Lungen blies, bis der Eindruck des Gifts auf fein Ge- _ birm aufgehört hatte. Ein ähnlicher Verfuch mit ei- em durch Woorara vergifteten Thiere hatte nicht denfelben Erfolg. Einige Umftände veranlafsten mich \ zu der Vermuthung, diefer Verfuch würde fieh in 1 Fr I | 226 \ i as x Hinficht feines’ Ausgangs vielleicht anders verhalten haben, wenn er mit Berücklichtigung gewilfer Vor- fichtigkeitsregeln 'angeftellt worden wäre; ich konnte ihn aber damals nicht wiederholen, weil mein Vor- rath von jenem Gifte verbraucht war. ‘Nachdem ich ‚ feit der Zeit wieder etwas Woorara bekommen, [tell- te ich damit die folgenden beiden Verfuche an. In dem einen ward ein durch diefes Gift in Scheintod verfetztes Thier , ohngeachtet die 'Gehirnthätigkeit dieles Thiers eine geraume Zeit hindurch völlig ge- hemmt zu leyn [chien, wiederhergeftellt; und in deın andern, wenn gleich das vergiftete Thier zuletzt [tarb, doch bey ihm der Kreislauf mehrere Stunden lang nach dem Aufhören der ‚Hirnthätigkeit unter- halten, ; j - Erfter Verfuch. Es wurde einer jungen Katze etwas Woorara in eine Wunde gebracht. Das Gift wirkte auf fie in wenigen Minuten, und fie ver+ fiel in einen fchlaftrunknen ‚ halb. gefühllofen Zu- ftand,' worin fie ich auch noch nach Verlauf von ei- ner Stunde und funfzehn Minuten befand, wo ihr dann eine zweite Gabe Gift in die Wunde gebracht ward. Vier Minuten hierauf hörte ihr Athemholen, auf und Ge [chien todt zu feyn; man fühlte ihr Herz jedoch noch hundert und vierzigmal in einer Minute fehlagen. Sie wurde in eine Wärme von 35° ge bracht und ihr etwa vierzigmal in jeder Minute Luft in die Lungen geblalen. — Ihr Herz hatte einen re gelmäfsigen Sehlag, N 237 ’ " Nachdem" das Lufteinblafen ” vierzig Minuten ‚Jang fortgel[etzt worden, [ah man die Augenfterne des Thiers beim Zu- und Abnehmen des äufseren Lichts enger und weiter werden; es flofs ihm Speichel aus dem Munde, und zwifchen feinen Augen und deren Liedern fammelte fich eine geringe Menge Thränen- feuchtigkeit an; übrigens blieb es völlig bewegungs- los und unempfindlich. Eine Stunde und vierzig Minuten nach der zwei-. ten Einbringung von Gift in die Wunde, [tellten lich fchwache unwillkührliche. Zufammenziehungen in - den Muskeln ein, und man bemerkte von Zeit zu Zeit an dem Thiere ein Bemühen, Athem zu holen. Die Bewegungen in den Muskeln dauerten fort, und die Verfuche, Athem zu holen, [tellten fich allmäh- Jich häufiger ein. Nach Verlauf einer zweiten Stunde gab die Katze, als man fe aufzuwecken fuchte, zum erftenmal einige Zeichen von Empfindung, und fie holte von felbft zwey und zwanzigmal in einer Mi- ; nute mühfam Athem, Man hörte nun auf, ihr Luft einzublafen. Sie lag noch vierzig Minuten lang, wie in tiefem Schlafe, erwachte dann plötzlich und ging ‚davon. Den Tag darauf [chien fie ein wenig unwohl zu feyn, erholte fich aber allmählich und ift jetzt noch im Leben und gefund, Zweiter Verfuch, Finem Kaninchen ward - etwas Woorara in eine Wunde gebracht. Vier Minu- Prien darauf lag es im Scheintode;, fein Hepz fehlug in- ‘defs noch, Man brachte es in 90° Wärme ind blies ihm Luft ein. Sein Herz fuhr fort, etwa hundert und k 228 BEER funfzigmal in ‚einer Minute zu fchlagen.. Ueber, drey Stunden Jang war fein Puls kräftig und regel- mäfsig; hierauf ward er fchwach und unordentlich und nach Verlauf einer Stunde hatte der Rueislanf ganz aufgehört. Während dieler Zeit war kein Zei. chen rückkehrender Empfindung an dem Tbiere wahrzunehmen, . r Der Blutumlauf Jäfst fich in einem Thiere im Gan- ge erhalten, welches bereits eine beträchtliche Zeit lang des Gehirnes beraubt ilt; diele Zeit darf aber nicht über eine gewilleGränze hinaus dauern. Das Kaninchenjdes zuletzt erzählten Verfuches erholte, ‘Sich, wie wir [chliefsen dürfen, blols deshalb nicht, weil bey demfelben die Wirkung des ihm beigebrach- ten Giftes über die Zeit hinaus fortwährte, während welcher der Blutumlauf bey mangelndem Gehirne im Gange erhalten werden kann. III. Ueber die Wirkungen des Arleniks. Bey einem durch innerlich gereichten Arfenik j getödteten Thiere findet man im Magen Zeichen von Entzündung; und es wird [ehr allgemein behauptet, dafs diefe Entzündung 1) die Urfache des durch den Arfenik bewirkten Todes fey, und dafs fie 2) unmit- telbar von dem Berührtwerden der innern Hant des Magens durch den Arfenik entftehe. Ich habe jadach in mehreren Fällen diefe Entzündung im Magen lo gering gefunden, dafs: fie bey oberflächlicher Unter, fuchung leicht hätte überfehen werden können; und Ye) d . P3 5 n ann 229 in den meiften Verfuchen, die ich mit Arfenik an- ftellte, erfolgte der Tod in zu kurzer Zeit, als dafs znan ihn für eine Folge der Entzündung hätte halten können; woraus wir denn fchliefsen dürfen, die er(te von jenen Behauptungen fey unrichiig, wenigfiens in fofern fie allgemeine Gültigkeit. haben [oll. - Mehrere Umftände vereinigen Sich, um das Nämliche auch von der zweiten Behauptung zu be- weilen. / “Auf welche Weile der Arfenik auch in den Kör- per gebracht werde, immer befchränkt fich die von ibm verurfachte Entzündung auf den Magen und die Gedärme; nie [ah ich eine Spur Hasdett ina Rachen oder-Schlunde. ‚Herr Home erzählte mir, in einem von Hun- ter und ihm angeltellten Verfuche, wo einem Hun- de Arfenik in eine Wunde gebracht ward, [ey das Thier in vier und zwanzig Stunden geftorben, und der Magen delfelben beträchtlich enızündet gewelen, Ich wiederholte dielen Verfuch mehreremal, in dem ich zugleich die Vorficht hatte, einen Verband um die Wunde zu legen, [o dafs das Thier hie nicht lecken konnte, _Der Erfolg war, dafs die Entzün- dung des Magens lich unter diefen Umftänden ge- meiniglich heftiger äufserte und [chneller eintrat, als wenn das Gi’t innerlich gereicht worden war; auch Ö erfchien fie früker, wie irgend eine Spur von Ent- Zndung | in der äufseren verwundeten Stelle *), Ei- *) Als ich bereits den grölsten Theil meiner Verluche über > dielen Gegenltand angeltellthaue, las ich eine Nach- 230 an nige von meinen’ früheren’ Verfuchen veranlafsten mich zu der Vermuthung, in Wunden gebrachte Pllanzengifte wirkten auf den Körper "zufolge ihres, durch die zerfehnittenen Blutadern vermittelten Ue- bergangs in den Kreislauf. Diefem Verhalten der Pllanzengifte und allen eben erwähnten Umftänden nach zu fchlielsen, äufsert der Arfenik, auf welche Weife er auch in den Körper gebracht werde, [eine Wirkung [elbft auf den Magen nicht eher, als'bis er in das Blut übergegangen ift. Aber das Blut ilt für das Leben nur deshalb noth- wendig, weil die Verrichtungen der Lebenswerkzeu- ge nicht ohne daffelbe "fortdauern können. Die nächfte Frage ift daher: auf welchen Theil äufsert der in den Kreislauf übergegangene Arfenik feine den - Tod herbeiführende Wirkung? Bringt man Arfenik auf eine gelchwürige Ober- fläche, fo erzeugt er einen-Brandfchorf, nicht, wie ein ätzender Stoff , "durch chemifche Einwirkung, richt von ‚einer in Tübingen erf[chienenen Wi en fcrtation, de effect. arsenici in varios organismos, Der Verfalfer "diefer Schrift, Herr D. Jäger in Stutrgard, ifl zu ähnlichen Folgerungen gelangt, wie meine obigen find, dafs nämlich in einem durch Arlenik getödteten Thiere die Entzündung des Magens nicht die Urfache des Todes l[ey, und dals das Gift. [eine tödtliche Wir- kung nicht eher äulsere, als bis es in den Kreislauf übergegangen il, (Man. Gehlen's Journal für die Chemie, Bd.6, $. 289 und 2gr.) Ich mufs bedauern, ‘dafs ich nicht Gelegenheit gehabt habe, diele Diflerta- tion [elbli zur Anficht zu bekommen. B, — « 251 fondern, unabhängig von folcher Einwirkung, durch Vernichtung der Lebenskraft in dem von ihm berühr. ten Theile. Dies veranlalste mich anfangs zu der Vermuthung, naclı dem Uebergange von Arlenik in den Kreislauf erfolge der Tod nicht fowohl deshalb, weil das Gift die Verrichtung irgend eines befonderen Theiles ftöre, fondern weil es die Lebenskraft des ganzen Körpers auf einmal vernichte. Folgende Thatlachen [cheinen jedoch zu beweifen, dafs diefe Vermuthung irrig [ey. 'In einem der vollen Wirkung des Giftes hingegebenen Thiere dauern , felbft bis zum Augenblick des'Todes, einige Abfonderungen, wie diein den Nieren, dem Magen und den Gedär- men, in reichlichem Maalse fort; und in den Mus- ‚keln eines [o getödteten Thiers ift man vermittelft der voltafchen Säule deutliche und kräftige Zuckun- gen zu erregen im Stande, Dritter Verluch. Sieben Gran weilser Ar- Senik wurden einem Kaninchen in eine Wunde am Rücken gebraeht. | - Weni& Minuten hierauf [ah daffelbe matt und er- Schöpft aus, und [eine Athemzüge waren klein und häufig. Sein Puls fchlug fchwach, und war kurze ‚Zeit darauf nicht mehr fühlbar. Die Hinterfülse wur- den von Lähmung befallen *); das Thier ward ge- *) Ich Bobs bemerkt, dafs bey Störungider Gehiru- Verrich- tungen die Lähmung zuerft die hintern Gliedmaalsen» und dann den Stamm und die vordern Gliedmaalsen, am letzten von allen aber die Obr - und Gefichts-Mus- Keln befällr.. Dies fcheint zu beweilen‘, dals der Ein- u 238 Ka LTE fühllos, und lag, aufser dafs es zuweilen zuckte, ohne Bewegung da. Drey und funfzig Minuten nach der Vergiftung der Wunde war es dem .Anfcheine nach. todt; bey Eröffnung der Bruft fand man jedoch feinHerz noch [chlagend, wenn gleich nur fehrJang- ‘ Jam und [chwach. Es ward ihm’ jetzt eim Rohr in die Luftröhre gefteekt, und ihm vermittelft delfelben Luft in die Lungen geblafen; dies hielt das Erfterben der Herzthätigkeit jedoch nicht auf. Bey der Leichen- öffnung zeigte ich, dafs die innere Haut des Magens Ichwach entzündet war. Vierter Verfuch, Zwey Drachmen Arflenik- fäure, die in [echs Unzen Waller aufgelöft waren, wurden einem Hunde vermittelft einer ihm i in den Schlund gelteckten Kaoutfchukröhre in den Magen gelpritzt. Drey Minuten darauf brach er mehrmals hinter einander etwas Sehleim aus. Sein Puls Ward langfamer und [letzte zuweilen. aus. Nach Verlauf von fünf und dreilsig Minuten waren [eine Hinter- beine gelähmt, und er lag halb gefühllos.da. Noch zehn Minuten fpäter hatte er noch weniger Gefühl; feine‘ ‚Augenlteine waren erweitert; fein Puls hatte fluls des Gehirns, wie der des Herzens, zu den ent » fernten Theilen, nicht mit gleicher Leichtigkeit fortge- pflanzt werde, wie zu den nahen, ' was dean auch die zuweilen ‚vorkommenden Fälle beltitigen, wo man bey Gelähmtgewelenen nach dem Tode die Urlache der Krank- heit allein im Gehirn findet, obgleich die Lähmung fich vicht über dem unteren Theil des Körpers hinauser- fireckts, B. — . 233 fich von 140 Schlägen bis auf 70 vermindert und fetzte häufig aus.‘ Jetzt trat völlige Gefühlloßgkeit ein; es erfolgten Zuckungen, ‚und funfzig Minuten nach der Einfpritzung des Giftes ftarb der Hund- Bey der gleich hierauf vorgenommenen Eröffnung feiner Bruft, bemerkte man zitternde Bewegungen - des Herzens, die jedoch nicht kräftig genug waren zur Unterhaltung des Kreislaufs, Magen und Ge- därme enthielten eine grolse Menge [chleimige Flüß - figkeit, und ihre innere Haut war [tark entzündet, Bey Wiederholung diefer Verfuche zeigte fich in der Hauptfache der nämliche Ausgang. Die durch das Gift bewirkten. Zufälle waren: ı) Lähmung der hintern Gliedmafsen, und darauf der anderen Theile des Körpers; Zuckungen; Erweiterung der Augen- Sterne; Gefühllofigkeit; Jauter- Erfcheinungen, wel che auf Störung der Hirnverrichtungen deuten; 2) ein fchwacher, langfamer, ausletzender, allo.das Leiden der Herzthätigkeit verrathender Puls; 3) Schmerzen in der Unterleibsgegend, widernatür«' liche Schleimabfonderung im Speifekanal, Uebelkeit und Frbrechen bey folchen Thieren, die fich erbre- chen konriten; [ämmtlich Zufälle, die von der Wir- kung des Giftes auf Magen und Gedärme herzuleiten find. Ob der Arfenik‘ als weilses Oxyd, oder als Säure änkewenlder wird, macht keinen Unterfchied' in der Art, wieer wirkt; in dem letztern Falle ift "feine Wirkung blofs'kräftiger. Wird Arfenik ineine Bern gebracht. fo ftellen lich die Vergiftungszufälle . 234 — früher ein, als wenn man ihn innerlich reicht; der Natur nach find die Zufälle aber beidemal gleich. In keinem einzigen Falle, wo ich ein Thier durch Arfenik vergiftet hatte, bin ich im Stande ge- welen, das Erfterben der Herzthätigkeit ‚durch das Einblafen von Luft in die Lungen des Thiers auf- "zuhalten. Alle Zufälle, welche der Arfenik Keiroriilfenie laflen fich von [einem Einfluls auf das Nervenge- bäude, das Herz *) und den Speilekanal herleiten, Da von die[en Theilen blofs die beiden erften an den zur Unterhaltung des Lebens unmittelbar nothwendi- Sy Wenn ich lage, dafs ein Gift auf das Herz ker fo meine ich damit nicht, dafs es unmittelbar auf die Mus- kellalern del, Theils wirken müffe. Sehr wahrlchein- lich wirkt das Gift blofs durch die Vermittelung der Ner- ven auf das Herz; das Leiden den letztern ilt jedoch im Allgemeinen [o weit:von dem Leiden der erlteren unab- hängig, dafs der Kreislauf aufhören kann, obgleich die Hirnverrichtungen noch fortdauern, und umgekehrt diele gänzlich aufgehoben feyn können, olıne dals jener im Mindelten geltört il. Um die erlte von dielen Behaup- tungen zu beweilen, brauche ich mich nur auf meine "früheren Verluche mit dem Upas antiar zu berufen, in wel- chen die vergifteten 'Thiere bis zum Augenblick ihres Todes Gefühl harten, und das unter dem Einflufs: des Gehirns [tebende Athemholen felbft nach dem Aufhören der Herzthätigkeit fortdauerte, Für die zweite Behauptung Sprechen, aulser vielen andern Thatlachen, auch diejeni- gen, die ich in meinem erlten Auflatze über den Einfluls des Gehirns auf die Thäuigkeit des Herzens C8ßehsn S. 137. u, &) erzählt habe, L, —z 235 ; gen Verrichtungen Antheil haben, und da der Spei- ' fekanal bey durch Arfenik vergifteten Thier en oft aur wenig angegrilfen wird, lo müflen wir die näch- ' SteUrfache des durch dieles Gift verurfachten Todes in dem Leiden des Herzens und des Ner venlyftems Sachen, In allen meinen mit Arfenik angeftellten Ver[uchen fand ich in jedem der eben genannten Theile deutliche litten alle nicht immer in gleichem Grade. Bey dem vorher erwähnten Hunde war, den Achtbaren Er- [cheinungen zufolge, das Herzleiden vor dem Leiden des Gehirns vorwaltend, und als ich diefem Hunde gleich nach feinem Abfterben die Bruft öffnete, fand ich Sein Herz nicht mehr [chlagend und im ansge- dehnten Zuftande, Bey den Kaninchen fchien dage- gen das Hirn mehr zu leiden, als das Herz, und ge- wöhnlich fchlug diefes noch langfam und [chwach, ‘ wenn die Hirnverrichtungen bereits aufgehört hatten. ? In der Regel wirkte der Arfenik bey Kaninchen auf Magen und Gedärme [chwächer, als bey Nleifch» - frellenden Thieren, Die Wirkungsart des einem Thiere beigebrach- “ten Arleniks ift minder einfach, als die der meilten Pflanzengifte. Da er nicht blofs auf einen, fondern uf melırere Theile des Körpers einwirkt, l[o verur- t er verfchiedene Reilien von Zufällen, und je hdem dann das Leiden eines oder des andern . "Spuren, dafs das Gift auf ihn eingewirkt hatte; nur 236 ee Theils vorwaltet, wechleln auch die Zufälle in Thie- “ ren derfelben Art. he 37 In der Regel findet man bey durch ehe ge- tödteten Thieren das Blut im Herzen und in den Ge- fälsen in einem flüffigen Zultande,, alle übrigen nach dem Tode fich darbietenden Abweichungen vom ge- fanden Zuftande belchränken fich auf den Magen und den Darmkanal.' Demjenigen zufolge, was meine Beobachtungen mir gezeigt haben, findet man in vielenFällen von tödtlicher Arlenikvergiftung nur eine [ehr geringe Entzündung. des Speilekanals; in anderen ilt die Entzündung indels beträchtlich. Sie yimmt gemeiniglich [ehr bald’nach Anwendung des Giftes ihren Anfang, und ilt bedeutender oder ge- ringer,, nach Maalsgabe des Zeitraums, welcher von der Vereiftung bis zum Tode des Thiers verltrichen ilt. ‚Unter gleichen Umftänden findet man hie gerin- - ger in grasfreffenden Thieren, als in Neifchfrelfen- den. Sie ift am. [tärkften im Magen und den Ge- därmen, dehnt lich aber gewöhnlich auch über den ganzen Darmkanal aus *). Niemals habe ich eine Entzündung des Schlundes beobachtet, DieEntzim. k dung ift (dem Grade nach) ftärker und tritt früher ein, wenn der Arlenik in eine Wunde, als wenn er’ in den Magen gebracht worden ift. Die entzünde. ten Theile find in der Regel durchgebends roth, in [‘, an- *) It is the greatest in ıhe stomach and intestines, but it usually’ extends also over ıhe whole intestine; [6 fteht in der Urf[chrift, N, Ei — 237 andern Fällen jedoch blofs rothgefleckt,. Die zum Magen und zu den Gedärmen gehenden Hauptge- fälse Strotzen von Blut; die Entzündung hefchränkt üich aber gewöhnlich auf die Schleimhaut dieler Theile, welche letztere fich unter diefen Umftän- den hellroth färbt, weich und breiig wird, und von der Zellhaut, deren natürliches Ausfehen man-in den durch Arlenik vergifteter- Thieren nicht verän- dert findet, ohne viel Schwierigkeit loszutrennen ilt, Zuweilen, und zwar unabhängig vom Erbrechen, Sieht man auf der inneren Fläche der Schleimhaut, oder zwilchen. derfelben und der Zellbaut, kleine von ausgetretenem Blut herrührende Flecken. In kei- nem einzigen Falle’habe ich in dem Magen und in den Gedärmen durch Arl[enik vergifteter Thiere Ver- Schwärungen oder brandige Stellen gefunden; über lebt ein [olches Thier aber noch eine Zeit lang den Eintritt der Entzündung , fo darf man mit Recht fchliefsen, dafs einer oder der andere von diefen Entzündungsausgängen Statt finden könne, Ich bin zu glauben geneigt, dals der in den Ma- gen oder Darmkanal gebrachte Arlenik [ehr Selten und vielleicht felbft niemals einen Brandfchorf .er- zeuge, In einGefchwür gebracht, wird er dies aller- dings thun, aber auch dann nur [ehr langlam. Wenn ich weilsen Arfenik in eine Wunde brachte, [o be- merkte ich, obgleich das vergiftete Thier zuweilen 4 noch drey oder vier Stunden lang lebte, und im Ma- und in den Därmen eine heftige Entzündung gen . Archiv f.d.Phyfiol. XIU.Bd, II. Heft. R 258 — Statt fand, doch niemals an demjenigen Theil, wo. mit der Arlenik zunächlt in Berührung gebracht wor- den war, ein widernatürliches 'Ausfehen, eine ge- singe Blutwalferergiefsung in das Zellgewebe ausge- nommen. Der Arlenik erzeugt in kurzer Zeit eine reichliche Abfonderung yon Schleim und wällriger Flüffgkeit im,Magen und in den Gedärmen, und diefe abgefonderten Flülßgkeiten verhindern felbft dann,. wenn derf[elbe in grolser Menge und in Pulver- form genommen wird, [eine Berührung mit der’in- nern Fläche des Speifekanals; aufserdem ‚geben die- jenigen Thiere, welche erbrechen können, bey wei- tem den gröfsten Theil de[felben fehr bald nachdem er ihnen in den Magen gebracht worden, wieder von fich. Aus diefem Grunde habe ich, obgleich . man zuweilen ein paar Arleniktheilchen dem Schlei- me oder dem 'geronnenen Theile des ausgetretenen Blutes anhängend findet, doch nie [o viel von die- fem Gifte im Magen angetroffen, dafs man anneh- men durfte, es könne davon ein Brandfchorf erzeugt werden. In einem Falle, wo ein Hund eine grofse Menge Arfenik in Subftanz verfchluckt hatte, be- merkte man nach dem Tode des Thiers an der inne: ren Fläche des Mundtheilendes des Magens einen braunen Fleck von ohngefähr einem Zoll im Durch- melfer, welcher einem Brandfchorf fo ähnlich war, dafs ich anfangs nicht zweifelte, es [ey einer; bey näherer Unterfuchung fand ich jedoch, dafs es blols eine Lage von dunkelgefärbtem geronnenen Blute war, welche [ehr feft an der Schleimhaut hing, und eu 239 in der ein paar Arfeniktheichen fteckten. Nach Ent- fernung diefes Blutes [ah die Schleimhaut noch im- zmer dunkelfarbig aus; aber auch dies Auslehen rüht- te von einer anderen EERAR Lage geronnenen Blutes ber, welche fich zwifchen ihr und der Zellhaut be- fand. Die Schleimhaut felbft war entzündet, übri- gens aber natürlich befchaffen. Ein ähnliches Ver- halten der inneren Magenfläche habe ich mehr- mals bemerkt; nur war in diefen Fällen die [chein- bar brandige Stelle minder grols. In Hunter’s Sammlung befindet fich ein Magen aus einer menlch- lichen Leiche, den man in der Abficht aufbewahrte, um an demfelben den durch Arfenik verurlachten Brandfchorf zu zeigen, Bey Unterfuchung diefes "Magens fand ich, dafs der darin befindliche dunkel- gefärbte Fleck, welchen man bisher für einen Brand- fchorf gehalten hatte, genau von derfelben Natur war, wie der, den ich eben befchrieben habe. Obgleich das Leiden des Magens und der Ge- därme unter den gewöhnlichen Umftänden nicht die Urfache des durch Arlenik bewirkten Todes ift, [o datf inan doch mit Recht fchliefsen, ‘dafs dies den- noch zuweilen der Fall feyn könne, wenn nämlich das dureh Arfenik vergiftete Gefchöpf die Wirkung, wel- che dieles Gift auf die zum Leben unmittelbar noth- wendigen Theile äufsert, eine Zeit lang überlebt hat, Herr Heinr. Earle erzählte mir eine Krankheitsge- fchichte, , wo dies der Fall gewelen zu feyn Scheint, - Eine Frau im Bartholomäus - Krankenhaufe, welche Ra alt, Da * ‘Arfenik genommen hatte, erholte fich von den Zu- erlt eintretenden Zufällen, [tarb aber nach Verlauf von vier oder fünf Tagen. In der Leiche fand man ausgebreitele Verfchwärungen des Magens und der Därme, welche, wie fich [chwerlich bezweifeln läfst, den Tod der Frau verurl[acht hatten. . Eine wichtige Frage für den gerichtlichen Arzt ift die: in wiefern find wir durch den Leichenbefund zu ent[cheiden im Stande, ob ein Thier an den Wir- kungen des Arfeniks geftorben fey? Ich habe hier= über nur wenige Bemerkungen beizubringen. Die durch Arfenik bewirkte Entzündung, wel- che in der Regel über den ganzen Magen und Darm- kanal verbreitet ift, nimmt eine grölsere Fläche ein, als die Entzündung von irgend einem, anderen mir bekannten Gift. Rachen und Schlund wird indefs von ihr nicht ergriffen, und diefer Umftand unters fcheidet fie von der Entzündung, welche von der unmittelbaren Einwirkung reizender Stoffe herrührt. Die Unterfuchung des nach dem Tode im Ma- gen Gefundenen giebt in der Regel nur wenig Auf- fchlufs. Ift der Arlenik in Subftanz genommen wor- den, fo findet man häufig kleine Theilchen davon zwilchen dem Schleim oder dem ausgetretenen Blu- ‚te; wo das Gift aber in flülfiger Geltalt angewendet ward, daift, [o vielich weils, bey einem des Er- brechens fähigen Thiere, felbft durch die genauelten chemilchen Prüfungsmittel noch nie etwas davon im LTD, ze y u N 241 Magen wiedergefunden worden *). Da einige Stoffe fehr bald, nachdem Ge in den Magen gebracht wor- den, durch den Harn aus dem Blute wieder ausge fchieden werden, [o vermuthete ich, ‘auch der Arle- nik möge vielleicht auf diefen Wege den Körper ver- laffen; allein Herr Brande, der mir bey dieler, wie bey [o vielen anderen Gelegenheiten [einen Beiltand lieh, fand, als er auf meine Bitte den Harn der durch Arfenik vergifteten Thiere unterfuchte, in dem[elben nie die mindelte Spur einer folchen Ausfcheidung. - IV. Verfuche mit Be DER NE chrrer os In den Magen, oder in eine Wunde gebrachte Schwererde kann den Tod verurfachen; die reine, nicht mit Säure verbundene ‚wirkt jedoch [ehr lang- fam. Ein weit wirklameres Gift ift dagegen die mit Salzläure vereinigte, wovon vielleicht der Grund in der befferen Auflöslichkeit dieler letzteren liegen mag. - Fünfter Ver[uch, Es wurden einem Kanin« chen in zwey Wunden, wovon die eme am Schen- el, u andere i in der Seite lag, zehn Gran [ehr fein 2 In Fe Medical and surgical Journal für 18:1 wird ein Fall erzählt, wo ein zwanzigjähriges Mädchen eine Unze Sublimat, in einer Viertelpinte heilsem Waller verlchluckte, wo aber dennoch, genauen chemilchen Verfuchen zufolge, [owohl in dem, was zwölf Stunden hierauf ausgebrochen, als in dem, was bey dem fechs Tage nach der Vergifiung geltorbenen Mädchen im Magen gefunden wurde, keine Spur von Sublimat zu entdecken war, 5 N. 242 re zerriebene und mit zwey Tropfen Waller angefeuch- tete (alz[aure Schwererde gebracht. In vier Minuten trat fchtbar die Wirkung des Giftes ein. Das Kanin- chen ward bald hierauf von Schwindel befallen; [eine hinteren Gliedmaalsen wurden gelähmt ; allmählig ftellte fich bey ihm Gefühllofigkeit ein, und eslag ' dann mit erweiterten Augenlternen und, bis auf ein von Zeit zuZeit eintretendes Zucken, im Ganzen oh- ne Bewegung, auf der Erde. Sein Puls fchlug r5omal in einer Minnte, jedoch [chwach und zuweilen aus- fetzend. Zwanzig Minuten nach der Gifteinbringung war es dem Anfcheine nach todt; bey Eröffnung [ei» ner Bruft fand ich jedoch [ein Herz noch [chlagend, und es vergingen beinah drey Minuten, beyor deflen Thätigkeit ganz aufhörte, . Sech[ter Ver[uch, Anderthalb Unzen ge - fättigte [alzlaure Schwererdeauflölung wurden ver- mittelft einer Kaout[chukröhre einer ausgewachlenen Katze in den Magen gefpritzt. In wenigen Minuten wirkte die Aufläfang wie ein Brechmittel. Das Thier bekam Schwindel, ward dann gefühllos und lag mit erweiterten Augenfternen, und im Ganzen bewe. gungslos, jedoch von Zeit zu Zeit zuckend, auf der Erde. , Fünf und fechzig Minuten nach Anfang des Verfuehes war es dem Anfchein nach todt; man fühlte jedoch, wenn man ihm die Hand auf die Bruft legte, [ein Herz noch hundertmal in der Minute Schlagen, Fs ward ihm nun ein Rohr in die Luft- röhre gelteckt und ihm vermittelft deffelben etwa [Sechs und dreifsigmal in der Minute Luft in die Lun- 243 gen geblalen; fein Puls fank demohngeachtet, und nach Verlauf yon heben Minuten hatte der Kreislauf ‚bey ihm völlig aufgehört, Be 7 Diele Verfuche veranlafsten mich zu der Annalı- me, die Hauptwirkung der falzfanren Schwererde gche auf das Gehirn; diefer Annahme fieht indels erltens entgegen, dafs bey den mit diefem Salze ver- gifteten Thieren der Puls fehwach und ausletzend war, und dann, dals auch das lorgfältigfte Luftein- blalen i in die Lungen ‚folcher Thiere den Kreislauf derfelben nicht fiber wenige Minuten lang zu unter- halten yerınochte, Dies veranlafste mich zu der Ver- muthung, die Schwererde wirke zwar hauptfächlich auf das Gehirn, aber in einem gewiffen Grade auch @uf das Herz, Fernere Verfuche beftätigten diefe Vermuthung. In einigen derfelben ward der Puls bald fo fchwach, dals man ihn kaum fühlen konnte, ‚und er letzte häufiger aus; jedesmal [chlug das Herz indels noch, nachdem das Athemholen bereits auf- gehört hatte, fo dafs demnach die Hemmung der Ge- hirnyerrichtungen immer die unmittelbare Urfache ® des Todes war. Dadurch, dafs ich nach dem Ein- Art des Scheintodes den Thieren Luft in dje Lungen blies, war ich (elten im Stande, den Herzfchlag län- ger als ein Paax Minuten lang im Gange zu erhalten; blofs ein einzigesmal fah ich ihn durch Hülfe diefes Mittels drey Viertelftunden lang fortdauren, Fin durch Salzfaure Schwererde in Scheintod verlerztes - Thier durch Lufteinblafen wiederherzuftellen, gelang ‚ mir nie, obgleich ich meine Verfuche hierüber in der 244 —— Wärme und mit der gröfsten Sorgfalt veranftaltete Es traten zwar in einigen Fällen, nachdem das Luft- einblalen eine Zeitlang fortgefetzt worden, Zeichen von einigermaalsen 'wieder hergeftellter Gehirnthä- tigkeit ein; allein der Puls fuhr demohngeachtet fort, fchwächer und langlamer zu werden, und zuletzt hörte er ganz auf, Ich will einen von diefen Fällen _ erzählen, da er zeigt, wie das Gift zugleich auf das Gefäls- und auf das Nerven- Gebäude [einen Einfluls äufsert. K Siebenter Ver[uch. Es ward etwas falz- faure Schwererde einem Kaninchen in eine Wunde an der Seite gebracht. Es ftellten fich die gewöhnli- chen Zufälle ein, und nach Verlauf einer Stunde war das Thier dem Anfchein nach todt; fein Herz fuhr indefs noch fort fich zulammenzuziehen. Man brach- ‘te das Kaninchen jetzt in $0° Fahrenh. Wärme, und blies ihm, durch eine ihm in die Nafenlöcher gelteck- te Röhre, ohngefähr fechs und dreifsigmal in einer Minute Luft in die Lungen, ' Nachdem dies Lufteinblafen vier Minuten lang gewährt hatte, [chien das Thier fieh’zu erholen; es athmete von [elbft hundertmal in einer Minute und gab Zeichen von Empfindung. Jetzt ward mit dem Lufteinblafen aufgehört. Das eigene Athemholen des Kaninchens dauerte ohngefähr neun Minuten lang; dann hörte es wieder auf und das Kaninchen war von Neuem [cheintodt; [ein Puls blieb indefs noch ftark und häufig. SE; ward ihm nun wieder Luft in die Lungen geblafen. Nach Verlauf von vier Minu- r® 245 ten holte es von Neuem hundertmal in einer Minute Athem, und bewegte zu wiederholtenmalen [eine äufseren Gliedmaalsen und Augenlieder. Sein Puls ward jedoch langfamer und [chwächer. In wenigen Minuten hörte das eigene Athemho- len des Thiers wieder auf und das Lufteinblafen ward wieder vorgenommen. Der Puls hatte fich jetzt bis auf hundert fchwache Schläge vermindert, Das Ka- ninchen athmete wieder [elbft, hörte aber nach fünf Minuten wieder damit auf. Man blies ihm jetzt noch einmal auf diefelbe Weile, wie vorher, Luft rein; al- lein es gab jetzt kein Zeicheri von Leben mehr, und “Sein Puls war nachher nicht weiter zu fühlen. Eben ‚ fo fand man bey Eröffnung der Bruft auch das Herz, " völlig ohne Bewegung. 4 Dafs jedoch das Herz [ein Zulammenziehungs- vermögen noch nicht verloren hatte, zeigte ich, als dem Thiere eine Sonde in das Rückenmark gefteckt, und dann das Herz der Einwirkung der voltafchen Säule ausgeletzt ward. Es erfolgten unter diefen Umftänden i in demfelben [ogleich kräftige Prln- imenziehungen, und eben fo verhielten ich der Darm- kanal und die willkührlichen Muskeln, woraus allo zu fchliefsen ift, dafs die falzlaure Schwererde, gleich dem Arfenik, auf den Kreislauf durch Abftumpfung der Reizbarkeit des Herzens für den Eindruck des © Blutes wirke, nicht aber durch völlige Verniehtung des Vermögens der Muskelbewegung. "Die falzfaure Schwererde wirkt auch auf den _ Magen, aber minder Stark, als der Arlenik, Bey 246 in Thieren, die des Erbrechens fähig find, äufsert’fie die Wirkung eines Brechmittels; doch thut fie dies fehneller, wenn fie innerlich genommen, als wenn fie in eine Wunde gebracht worden ift. In der Re- gel, jedoch nicht immer, findet man nach Anwen- dung derfelben Merkmale von Entzündung im der innern Haut des Magens, nicht aber der Därme, In manchen Fällen zeigt fich,eine dünne Lage von ge- ronnenem Blute, ‘welche die ganze innere Fläche des Magens überzieht und [ehr felt damit zulammen- hängt, fo dals fe einem Brandfchorf fehr ähnlich fieht, und diefe Erfcheinung ılt unabhängig vom Er- brechen, da die Thiere, bey denen ich he bemerkte, Kaninchen. waren. Die nämlichen Umftände, woraus fich £chlie- (sen lälst, der Arlenik äulsere feine verderbliche Wirkung nicht eher, als bis er in den Kreislauf über- gegangen, ver anlalsen mich zu derfelben Folgerung in Betreff der [alzlauren Schwererde, NV Von den Wirkungen des PrOEN- weinlteins, Die Wirkungen des Brechweinfteins gleichen denen des Arfeniks und der [alzlauren Schwererde in der Hauptlache [o fehr, dafs ich es für unnöthig halte, die Verfuche,. die ich mit jenem Stoffe ange- ftellt habe, hier,ausführlich zu erzählen. In die Wunde eines zum Erbrechen fähigen Thieres gebracht, wirkt der Brechweinltein gewöhn- lieh, jedoch nicht [ehr fchnell, wie ejn Brechmittel; ’ en 247 einen welentlichen Unterfchied in feiner’ Wirkung habe ich bey den verfchiedenen Thieren, die mir zu meinen Verfuchen dienten, nicht bemerken können. Die Zufälle, welche er erregt, (ind Lähmung, Pe- täubtheit und zuletzt völlige Gefühlloßigkeit; der Puls wird fchwach ; das Herz fährt nach Eintritt des “ Scheintodes fort zu [chlagen, und man kann es durch Lufteinblafen in die Lungen thätig erhalten, jedoch nie über wenige Minuten lang; fo dafs der Brech- weinftein allo [owohl auf das Herz als auf das Gehirn zu wirken [cheint, wenn gleich feine Hauptwirkung auf das letztere gehen mag. Sowohl in den willkühr- lichen „ als in den unwillkührlichen Muskeln der durch Brechweinftein vergifteten Thbiere können nach dem Aufhören des Herzlchlages vermittelt der voltalchen Säule noch Zulammenziehungen erregt werden, In dem Magen hemerkt man zuweilen Merkmale von Entzündung; in anderen Fällen hat derfelbe indels fein natürliches Anfehen. Niemals habe ich irgend ein Zeichen von Entzündung in den Därmen angetroffen, Der Zeitraum zwifchen der Einbringung des Gifts; in den Körper und dem Tode ift nicht immer von gleicher Dauer; zu- weilen währt er nicht über drey Viertelltunden, zu- weilen aber auch zwey bis Beer Sonde, und [elbft noch länger. Eine Auflöfung von Brech weni in den Ma- gen eines Kaninchen gefpritzt, bewirkte diefelber ‚? Zufälle, als wenn diefelbe in eine Wunde gebrachv worden wäre, VI. Von den Wirkungen des ätzenden ; Sublimats. Y Giebt man’ den Sublimat in [ehr kleinen Gaben zu wiederholtenmalen innerlich, [o wird er in den Kreislauf aufgefogen, und er verurfacht dann im Körper diefelben eigenthümlichen Erfcheinungen, welche andere Queckfilberbereitungen hervorbringen. Geht er in grölserer Menge in den Kreislauf über, fo bewirkt er eine Entzündung eines Theils des Speile- kanals, deren Ausbreitung nach der Menge des in den Körper gebrachten Giftes verfchieden ift. In noch gröfserer Menge genommen, verurlacht er in jehr kurzer Zeit den Tod. Auf eine Wundfläche gebracht, bewirkt er, dem, was ich beobachtet habe, zufolge, an der von ihm berührten Stelle einen Brand- £chorf, ohne irgend ein Leiden des übrigen Körpers. Dies veranlalste mich zu dem Schluffe, die Wirkung diefes in grofser Menge genommenen Giftes rühre yon deflen örtlicher Einwirkung auf den Magen her, und ftehe mit der Auffaugung deffelben in den Kreis- laufin keiner Verbindung. Die folgenden Verfuche [cheinen diefe Anlıcht zu beftätigen. Achter Ver[uch. SechsGran ätzender Sub- “ Jimat wurden in fechs Drachmen deltillirtem Waller aufgelöfst, vermittellt einer Kaoutfchukröhre einem Kaninchen in den Magen gelfpritzt. Unmittelbar auf die Einfpritzung folgte kein krankhafter Zufall; das Thier verrieth durch [ein Aeulseres nicht, dafs es Schmerzen habe, In drey Minuten ward es jedoch gefühllos, bekam Zuckungen, und fünftehalb Minu- 249 ten nach der Einfpritzung. ftarb es._ Zitternde Zu- h fammenziehungen der willkührlichen Muskeln dau- | { erten noch eine Zeitlang nachher bey ihm fort. Bey Eröffnung feiner Bruft fand man das Herz "völlig ohne Bewegung, und das Blut in de[len linken Höh- 53 " len fcharlachroth. Der Magen war [ehr ausgedehnt, "und deffen Pförtnertheil von dem Mundtheile durch eine ftarke Muskelzufammenziehung gefchieden, Die i im Pförtnertheile enthaltene Malle war felt und Leif, und glich in jedem Betracht der, die man ge- wöhnlich im Magen findet; das in dem Mundtheile Enthaltene beftand hingegen aus den von dem Kanin- chen genof[enen Speifen, die aber durch Flüfligkeit Sehr verdünnt waren, [o dafs alfo die eingelpritzte Auflöfung blofs in dem Mundtheil des Magens ange- troffen ward, indem die Muskelzulammenziehung in der Mitte beider Magenabtheilungen den Ueber- gang derfelben in den Pförtnertheil verhindert hatie. - a In dem eben genannten Theil des Mozens hatte die Schleimhaut ihr gewöhnliches Anfehen; allein in „dem Mundtheile war fie (dunkelgrau, mürbe und N GR abzulöfen; ja an einigen Stellen fand dich ihr Gewebe völlig zerftört, [o.dals fie einem Bieie glich, nach ‚deffen Wegnahme die Muskel - und die vom . Bauchfell kommende Haut zum Vorfchein kamen. Neunter Verfnch. Es wurde ein Skrupel ätzender Sublimat, in fechs Drachmen deftillirtem "Waller aufgelöfet, einer ausgewachfenen Katze in den Magen gelpritzt, In den erften fünf Minuten / 250 wa, i hät zeigte [ich nichts Krankhaftes’ an dem Thiere. Dann erbrach fich daffelbe zweimal, hatte nirgends Ruhe‘, und gab Zeichen von Schmerz im Unterleibe. Es wurde hierauf allmählich gefühllos und lag ohne Be- wegung, und mit erweiterten Augenfternen auf der Seite. Sein Athemholen war mühfam, und fein Puls nicht zu fühlen. Fünf und zwanzig Minuten nach der Einfpritzung des Giftes [tellte fich bey ihm ein Zucken in den willkührlichen Muskeln und darauf der Tod ein. Bey der gleich nachher vorgenommenen Eröffnung leiner Bruft fah man das Herz noch [chla- gen, jedoch [ehr [chwach, Der Magen war ganz leer und zufammengezo- gen. Die Schleimhaut de[felben [ah überall dunkel- grau aus, hatte ilır natürliches Gewebe verloren, war ınürbe und liefs fich leicht von der Muskelhaut ablö- fen. Die innere Haut des Zwölffngerdarms hatte äuf eine Strecke von beinahe drey Zallen vom Pfört= ner an, das nämliche Anfehen, nur in geringerem Maalse. in der Gegend des Pförtners waren die Fol- "gen von der Einwirkung des Giftes minder auffallend, els an irgend einer andern Stelle des Magens. Die Veränderung, welche die innere Magenhaut fowohl in dielem, als in dem vorher erzählten Ver- füche durch den in den Mägen eingefpritzten Subli- inat erlitt, glaube ich von der chemilchen Ein- wirkung des Giftes auf jene Haut herleiten 2u inül- fen. Denn-auch in den Magen einer todten Katze oder eines todten Kaninchens gefpritzt, be: | wirkte die Sublimatauflöfung nach ein paar Minus ui =. 25E ten, eine ähnliche Veränderung, Ar Wär hier die “ graue Farbe jener Haut heller, wie in den beiden vor- ä her erzählten Fällen, wo die Einfptitzung während des Lebens gelchah; auch belchänkte fich unter [ol- chen Umftänden die Auflöfung des Zufammenhangs in der gedachten Haut nicht in gleichem Grade auf den Mundtheil des Magens, wie ich es im achten Verfuche beobachtete, Diele Verfchiedenheiten er- klären [ich indefs daraus, dafs die Geläfse in dem einen Falle zur Zeit der Einfpritzung leer, in dem . andern hingegen voll Blut waren; und dafs im tod- ten‘ Zuftande die Muskelzufammenziehung fehlt, welche bey dem Kaninchen des achten Verfuchs den Magen in zwey Abtheilungen trennte, | Jene Zerftörung der innern Magenhaut erlaubt ‚ ans nun nicht anzunehmen, der Sublimat wirke mach vorhergegangener Auffaugung in den Kreis- jauf, und wir find genöthigt, die vermitteinde Ur. fache des durch ihn bewirkten Todes in der chemi- fchen Einwirkung zu [uchen, die er auf den Magen ausübt. Nun ift aber der Magen kein zum Leben vonmittelbar nothwendiger Theil, da feirie Verrich+ tungen unter gewilfen Umftänden Stunden, ja Tage lang unterbrochen feyn können, ohne dafs deshalb der Tod erfolgt, Man muls ällo, obgleich nicht zu läugnen ift, dafs der Magen nach der Vergiftung- durch Sublimat unter allen Theilen des Körpers zu- erft leidet, doch die nächfte Urfache des durch die. Ses Gift bewirkten Todes anderswo fuchen; dent unmöglich könnte nach jener Vergiftung der Tod [# 262 z eg bald’ erfolgen, wenn nicht einer oder mehrere von denjenigen Theilen, ‘die zur Unterhaltung des Le- bens unausgefetzt thätig. leyn müflen, ‘durch das Gift in Unthätigkeit verletzt würde. Die Lungen können diel[er Theil nicht [eyn, das beweilt die Schar- lachfarbe, welche das Blut des linken Herzens bey dem Kaninchen im achten Verfuch zeigte; wie [ehr aber Herz und Hirn bey den durch Sublimat vergifte- ten Thieren leiden, ergiebt fieh fowohl aus den Zuckungen, der Gefühllofigkeit ind der Verände- rung des Pulfes, welche beide Thiere des achten und neunten Verluchs gemeinfchaftlich erlitten, als wie aus dem Aufhören des Herzfchlages, welches bey dem Kaninchen des achten Verluchs befonders beobachtet ‘ward. Wir können deshalb mit Recht fchliefsen, fdie nächfte Urfache des Todes dieler ' Thiere fey das Aufhören der Hirn- und Herzvertich- tungen gewelen. Und da die Wirkung, welche das in den Magen gefpritzte ı Gift bervorbrachte; unab- hängıg von der Anffaugung deffelben i in den Kreis- lauf erfolgte, fo können wir annehmen, die Fortlei- kung des den Tod bewirkenden Einflulfes von dem Magen naktı dem Hirn ünd Herzen ea ana die Nerven gelchehen. Dals eine plötzliche ünd heftige RR des Magens fo fchnell den Tod herbeizuführen vermö- ge, kann keine Verwunderung erregen; wenn man fich der mächtigen Mitleidenfchaäft erinnert, welche zwilchen denjenigen Theilen; die zum Le. ben er 253 ben unmittelbar nothwendig find, und dem Magen Statt findet, und von der eine grofse Anzahl im kran- ken Zuftande häufig vorkommender Erfcheinungen hinreichendes Zeugnils giebt. VII. Schlufslätze, Aus den bisher feltgefetzten Thatfachen fchei- nen 'nun über die Wirkung derjenigen Mineralgifte, womit die im Vorigen erzählten Verfuche angeltellt wurden, nachftehende Folgelätze hervorzugehen. 1. Arfenik, Brechweinftein und (alzfaure Schwererde äufsern ihre verderbliche Wirkung nicht _ eher, als bis fie in den Kreislauf übergegangen find. 2. Alle diefe Gifte verurfachen eine Störung der Verrichtungen des Herzens, des Hirns und des Spei- fekanals; _ fie wirken jedoch auf diefe Theile nicht gleich [tark. } -3. Arlenik wirkt auf den Speifekanal [tärker, als Brechweinftein und Salzfaure Schwererde. Auf das Herz wirkt derfelbe ebenfalls [tärker, als der ! Brechweinftein; und dieler wieder [tärker, als die Salzfaure Schwererde, 4 4. Sublimat tödtet, in grofser Menge innerlich genommen, durch chemifche Einwirkung auf die , Schleimhaut des Magens und die dadurch bewirkte Zerltörung derfelben; die zum Leben unmittelbarer nothwendigen Theile leiden von diefem Gifte nur in Folge ihrer Mitleidenfchaft mit dem Magen. Archiv f. d. Phyfiol. XII, Bd, IL.Heft, s 254 een ' Bey Vergleichung der Pfänzengifte mit den Minerälgiften findet man, dals die letzteren auf eine. minder einfache Weile wirken, als die meilten von der erftern Art; und dafs die Wiederherftel- lung von der Vergiftung durch Mineralgifte weit weniger wabr[cheinlich ift, als die Wiederherftel- lung von der Vergiftung durch Pilanzengifte, » Ueber die Unterbindungder Gekrös- blutader;| aus einem ‚Schreiben des Herrn Profellor Emmert an den Herrn Profe[lor Meckel, No nehine ich mir'die Freiheit, Ihnen hier eine phyfiologifche Beobachtung für das "Archiv mitzu- theilen, die mir in Anfehung der Erfcheinungen, welche eingeklemmte Brüche darbieten,; in Anfe- hung der Kommunikation der. abfondernden; Ka«. näle mit den Blutgefälsen,! der Verfuche , welche man mit Unterbindung der Pfortader'über den An« theil ihres Blutes an der Gallenablonderung gemacht haben will u. f. w., von Wichtigkeit fcheint. Un- - * terbindet man die Gekrösvene nahe an ihrer Einfen- kung in die Pfortader, [o [terben die Thiere, mit de- ‚nen man diefen Verfuch anftellt—ich bediente mich dazu Kaninchen — fpäteftens in drey Viertelltun- den unter Zufällen eines hohen Grades von Schwä- che. Bey Unterfuchung ihrer Unterleibseingeweide erfcheint der ganze Dünndarm bis auf das oberfte Stück vom Duodenum an feiner äulseren und noch P mehr an feiner innern Eäche dunkelbraun von un- "zählbaren, von Blute Strotzenden Gefälsen; auch fin- - den Sich bin und wieder unter der Villola, welche Li Sa 256 ganz wie geronnenes venöfes Blut ausfieht, kleine Blutunterlaufungen, und überall auf ihrer inneren Fläche Nülfiges, venöles Blut ausgefchwitzt, welches dem Inhalt des Dünndarms eine rothe Farbe ertheilt, “ Zer[chneidet'man ein Stück deffelben, fo ergiefst der - Durchfchnitt eme grolse Menge von flülsigem, venö- fem Blute, vorzüglich die Villofa und Propria. Im Magen undindem obern Theile des Zwölfhngerdarms find Zwar die Gefälse ebenfalls mit Blut überfüllt, aber in geringerem Grade, auch findet hier keine Ausfchwitzung von Blut Statt; in dem obern Theile vom Dickdarm ift hingegen die Blutüberfüllung der. Gefälse unbedeutend, und im Reetum konnte ich fie gar nicht mehr wahrnehmen. Die grölseren Gefälse des Gekröles findet man bey diefem Ver- fuche immer bis zum Platzen mit flüffgem, kirf[ch- braunem Blute angefüllt, die Gekrösdrüfen dunkel- ‚roth von Farbe und fo reich an Blut, dafs fie daflfelbe beim Durchfchneiden in grofser Menge ergielsen, Merkwürdig ift, dafs die Pfortader immer von Blut ftrotzt, und die Gefälse des Magens [elbft dann mit Blut überfüllt ind, wenn man die Vena meleraica unterhalb ihrer Vereinigung mit der V. coronaria, ‘wo lomit der Rückfluls des Blutes, vom Magen frey bleibt, unterbinde. Wenn man den Kreislauf in der Vena caya inferior durch eine Ligatur, die man ober - oder unterhalb der Nieren 'an diefelbe legt, unterbricht, [o findet ich weder in den hintern Extremitäten, noch in den FEingeweiden des Beckens und der übrigen Bauchhöle, eine Spur von 257 die[er boerhaavelchen Entzündung; auch überleben die Thiere diefen Verfuch länger als 48 Stunden. Wahrfcheinlich fterben die, denen man die Vena meleraica unterbindet, an einer Apoplexie der Splanchnifchen Nerven, Ich habe die Ehre hochachtungsvoll zu Seyn Ew. Wohlgeboren ergebenfter De, Dr. Emmert, der ältere, Unterfuchungen über den Einflufs, der Wärme auf die Staubgefäls- bewegungen einiger Einmzon, Von D. Nalfe, IR Folge einer Reihe von Verfuchen über den Ein- Aufs elektrifcher Einwirkungen auf reizbare Pflan- zen, von deren Erfolge ich einiges die Staubgefäfse der Berberis vulgaris Betreffende an einem anderen Orte *) erzählt habe, [tellte ich auch verf[chiedene andere an über das Verhalten der Staubgefälsbewe- gungen einiger Pflanzen zur Wärme. Da dieler Ge- genftand, [o viel ich weils, noch wenig oder gar nicht unterfucht ift **), fo findet man es vielleicht *) Gilbert’s Annalen der Phylik für ıgı2; Bd, au, 5, 392— 416. % *) Blols Kölreuter (Nova acta acad. petrop. Tom, vr, p- 213) ftellie einige hieber gehörende Verfuche an der Berberitze an, indem er die Staubgelälse derlelben in den Brennpuncr eines Brennglafes brachte. Er [ah die Staubgefälse auf dielen Reiz zum Stempel überl[pringen, und, wenn lie durch die Wärme nicht zu viel gelitten ha:ten, auch nach ihrer Rückkehr in die Entfernung vom Ä Stempel für neue Reizungen empfänglich bleiben. — Ueber den Einlluls der Wärme auf die Bewegungen der Mimol[a finder; lich Einiges bey Ritter (Gehlens Journal der Chemie, Phyfik, und Mineralogie, Bd. 6, S. 472 2 ol 259 nicht überflülsig, wenn ich von meinen,-nicht ohne Sorgfalt angeltellten Unter[uchungen hier, folgendes Nähere mittheile. R “Die zu den zuerlt zu erzählenden elngbenig ge- brauchte Vorrichtung war eine oben olfene Glocke, die auf einer eilernen Platte ftand, unter welche zur Erwärmung des Raums der Glocke glühende Kohlen gelegt wurden. Den Wärmegrad dieles Raums be- zeichnete ein Thermometer ; de[fen Röhre durch die obere Oeffnung der Glocke hindur chging, indem lie dieleihe zugleich ver[chloßs, und deflen Kugel i in den erwärmten Raum hinabragte,, ‚In diefen Raum wur- den nun auch in kleinen, enghalfigen, mit: Waller gefüllten Gefäfsen die dem Verfuch zu unterwerfen- den Blumen geltellt und dann die Kugel des Wärme- wmellers durch Hinauf- oder Herab[chieben.denfelben fo ‚nahe ala möglich gebracht. ’ „. „Bekanntlich *) haben die Staubgefälse einiger Pflanzen mit getrennien ‚Gelchlechtern die Eigen- Schaft, dafs fie, nachdem fie allmählich einen gewiflen Punkt der Entwickelung erreicht, eines nach dem ‚anderen, in bald Cchnellerer, bald langfamerer Auf- einanderfolge, eine plötzliche Veränderung. ihrer Lage erleiden, und dabey: zugleich einen Theil des ihre Staubkolben bedeckenden Saamenltaubes aus- ftıreuen, Da diefe Verftäubungen bey mehreren Arten von jenen Pflanzen, namentlich bey Urtica di- ®) Man [ehe vorzüglich Medicus: pfanzen-phyliologifche ar Abbandlungen; erlıes Bändchen, Leipzig, 1893; 9. 38, 4, 46u.L 260 6 ß ‘oica, und'Parietaria officinalis [o reichlich find, dafs fie auch in einiger Enifernung an den kleinen weils- lichgrauen Staubwolken, welche in dem Augenblick, wo hie erfolgen, von den verftäubenden Staubgefälsen ausfahren, erkannt werden: [o lalfen fich auf diefe Weife [ehr gut Vergleichungen anltellen über die Menge von Staubgefälsen,, welche unter verf[chiede- nen Umftänden die befagte Entwickelungsverände- rung erleiden. Von der bekannten Erfcheinung ausgehend, dafs die Verltäubungen der Urtica und Parietaria an warmen Tagen und in den Mittags- ftunden“vorzüglich häufig find, brachte ich nunin der Blüthe ftelende und 'mit männlichen Blumen ver+ fehene Zweige von U. dioica und P} officinalis, an denen ich die Menge der Verftäubungen, die he in einer beftiimmten Zeit bey 'mälsiger' Sommerwärme ‚zeigten, gezählt hatte, ‘in den mehr oder weniger ftark erwärmten Raum der oben befchriebenen Glocke. "Wiefern hiebey die Zahl der Verfiäubungen zu- oderabnahm, werden die nun zu erzählenden Verfuche ergeben. j ö 1. L:Verluchermit Zweigen der Urt. dioica. Erfter Verfuch, Ich beobachtete einen kurz . vorher abgepflückten Zweig einer männlichen Urt. dioica eines Nachmittags zwilchen vier und fünfUhr, bey trübem Wetter und 65° Fahrenh. Wärme, im Zimmer zehn Minuten lang; es war keine einzige Verftäubung an ihm zu fehen. Ich ftellte ihn nun unter die Glocke, in eine Wärme von 108° Fahrenh, - IY i? r 5 ® A Is Bee 24T Fr befand fich hier kaum eine Minute lang, als [chon eine [einer Antheren ihren Staub ausftreute, der dann bald mehrere andere folgten. Ich zählte in den erften fünf Minuten 25 Verftäubungen ; in den zwei- ten fünf Minuten 30; in den hierauf folgenden zwey Minuten noch 7, ‘dann aber keine einzige mehr. Zu Ende der erften fünf Minuten war das Thermometer, wegen der mit dem Zweige unter die Glocke gekom- menen äufseren Luft, bis 100° gefallen, dann aber in den nächften fünf wieder bis 106° geftiegen. — Der nach neunzehn Minuten aus der Glocke genom- ınene Zweig [ah noch ganz frifch aus, und es waren noch mehrere Staubgefälse an ihm, "die ihren Staub noch nicht ausgeftreut hatten.“ - Auch aufser‘der Glo- cke zeigte er jetzt in fünf Minuten keine einzige Verftäubung. 4 er "Zweiter Verluch. An einem andern frifchen Zweig einer männlichen U, dioica zählte ich in fünf Minuten aufserhalb der Glocke bei 65° Fahrenhizwey Verftäubungen, unter der"Glocke hingegen, Vin: 96 bis 100° Wärme %), in fünf Minuten fieben,! und "zwar eine bis zwey hievon in den erften zwey Minu- ten, die übrigen fünf bis fechs in ‘den folgenden drey Minuten, ' In’den nächlten fünf Minnten bey 96 bis 90° W, erfolgten noch einmal fieben Verftäubungen. Dritter Verfuch. Ein friifcher männlicher . Neffelzweig zeigte bey 63° W. Mittags im Zimmer in fünf Minuten keine einzige Verftäubung. Unter der ”) Das heilst: 96° zu Anfang, und 100° au Ende der fünf Minuten, 262 nr Glocke bey 108 his 90? erfolgten deren meinem gleis chen Zeitraume acht, undin.den nächften fünf Min. bey 90 — 92° eilf. R ‚Vierter. Ver[uch, "Bey gleicher Zimmerwär- me zählte ich an einem anderen Zweige, aulser der Glocke, in drey Minuten keine einzige Verftäubung; unter der Glocke hingegen bey 92 bis 100° in.den erlten drey Min. vier, die alle in die letzte Minute fielen; in den zweiten drey Minuten bey 104 bis 110° ebenfalls vier (nur hier nicht blols in der letzten Mi- nute); in den dritten drey,Min. bey ı10 bis 112° fie- ben; in den vierten drey Minuten, zu deren Anfang frifche Kohlen unter die Unterlage der Glocke gelegt worden waren, bey ı12 bis 132° vier Verltäubungen, und dann, während die Wärme bis 140° [tieg, im, den letzten drey Minuten keine einzige. mehr, ob+ gleichifich an dem Zweige noch mehrere reife Blu- inen mit nichtverltäubten Staubgefälsen befanden, Zwifehen 124 bis 140° fingen die; Blätter des EneisR an ,uhch: welkend herabzufenken.., Eonfter Verfuch.‘ Es wurde ‘ein Kerala männlieher Neffelzweig, der aber. nur wenige Blü- thenrispen hatte, in,eine Wärme von. 148° unter die Glocke geftellt. In der erften Hälfte;der erlien Mi- nute erfolgten fechs, in der zweiten Hälfte hingegen keine einzige, in der zweiten Minute bey 143° W. vier, in der dritten bey 135° zwey Verftäubungen; nachher keine einzige mehr. In der fiebenten Mi- nute [tand der Wärmemelfer auf 132°, der Zweig hatte jetzt noehjein ganz frilches ar den und erft in der neunten ‘zeigten (ich an ihm die erften Spu- ren des Welkens. Als er in der zehnten Minute bey 128° W. „ noch nicht völlig welk, aus der Glocke genommen ward, fanden [ich unter feinen Staubge- fälsen mehrere, die, obgleich dem äufsern Anfchen nach reif, ihren Staub noch nicht ausgeltreut hatten, - Sechster Verfuch, Ich ftellte einen fiir [chen blühenden Zweig einer männlichen Urt, dioica in eine Wärme von 156° unter die Glocke. Gleich in der erften Minute ver[täubten an ihm [echs Staub- - gefälse; in den folgenden Minuten kein einziges mehr. Inder dritten bey 152° W. fingen [eine Blät. ' ter an [ich zu fenken; in der fünften bis 156?W. war bereits Alles an ibm welk und todt. Von [ei- nen Staubkolben ;batte, wie ich jetzt bey näherer Unterfuchung zeigten, nur ein Theil feinen Staub ausgeltreut, | Siebenter Verfnch, ‚An einem anderen frifch gepflückten "Alt, einer blühenden männlichen die Wärme darin 160° war, erfolgten in der erftenMi- ' Nelfel, den ich in den Raum der Glocke [tellte, als nute febzehn Verftäubungen, wovon ein Theil gleich in das erfte Viertel diefer Minute fiel; dann aber bis zur fünften Minute, während die Wärme unter der Glocke auf 146° herabfank, keine einzige mehr, - In der zweiten Minute fenkten fich bereits feine " Zweige, in der fünften war Alles an ihm welk, “Auch er enthielt,‘ als er/aus der Glocke genommen wurde, B noch viele Blumen mit nichtverftäubten Staub« " gefäfsen, 264 RER ERIEE Anmerkungen. Gewöhnlich zeigten fich an, einer und derfelben Stelle eines unter (die Glocke ge- brachten Neffelzweiges zwey, drey und vier Verltäu- bungen hinter einander, [o dafs allo, wenn in einer Blüme ein Staubkolbenteinmal mit dem Verftäuben den Anfang gemacht hat, auch die übrigen noch un- verftäubten bald nachzufolgen [cheinen. Der Verfuch, die Staubwölkchen der Nelffel- blumen durch die Flamme eines Lichts anzuzünden, ift mir, obgleich ich ihn zu wiederholtenmalen an- ftellte, nie gelungen, 1I. ‚Ver[uche mit den Blumen des ge- meinen Glaskrauts. Erfter Verfuch. Ich brachte einen [chon et- was welken, mit männlichen Blumen verfehenen Glaskrautzweig, der, obgleich fich verfchiedene Blumen mit noch unverftäubten Staubkolben an ihm befanden, in einer Wärme von’ 63° mehrere Minuten hindurch keine Verftäubung gezeigt hatte, in 122° W. unter die Glocke, und beobachtete ihn dort fünf Minuten lang. Blofs in der zweiten Minute ‘erfolgte anihm eine Verftäubung; [onft weiter keine.’ Als: in der dreizehnten Minute die Wärme unter der Glocke bis zu 95° gefunken war, wurden ein paar frifche Kohlen unter die Platte gelegt, fo dals die Wärme wieder bis 102° [tieg. In der vierten Minute hierauf erfolgte nım bey 108° W, eine zweite Verltäu- bung, nachher vier Minuten lang keine mehr. Der Zweig war jetzt ganz welk, und [eine Staubgefälse, | Y 265 Sowohl die bereits in Streckung übergegangenen, als die noch gekrümmten, befanden lich, ‘wie die Un- terfuchung eines grolsen Theils derfelben mit der Nadel zeigte, in einem völlig er[chlafften Zuftande, Zweiter Ver[uch. Ein anderer, männliche, Blumen tragender Glaskrautzweig, der, ob er gleich frifcher war, als der im erften Verfuch gebrauchte, y % dennoch zwilchen vier und fünf Uhr Nachmittags bey 63° W, in vier Minuten keine einzige Verftän- bung zeigte, ward nach Verlauf diefer vier Minuten in 127° W. unter die Glocke gebracht. Es verftäub- ten hier an ihm gleich in der er[ten Minute zwey Staubgefälse, in der zweiten wieder zwey, in der dritten drey in einer Blume, und ein viertes in einer andern; dann aber in der vierten und fünften kein einziges mehr. Die Wärme unter der Glocke war während diefer fünf Minuten nur um 1° geftiegen. Auch als derfelbe Zweig fechzehn Minuten nachher noch einmal drey Minuten lang in 117 bis ı75° W. gebracht ward, erfolgte an ihm, obgleich er noch ei- nige nichtverftäubte Staubgefälse befals, keine ein- zige Verltäubung mehr. Dritter Verfuch. Ein RN der Schon [eit ein paar Tagen abgepflückt gewefen, aber noch ziemlich frifch und mit mehreren noch unver- 7 ftäubten männlichen Blumen verfehen war, zeigte, { bey 63° fechs Minuten lang beobachtet, keine einzige x Verftäubung. Sobald er aber unmittelbarnach diefen F fechs Minuten unter die Glocke, in 129° Wärme, ge- f bracht worden, verftäubten gleich in der erften halben 266 ° Min. vier,in der zweiten zwey, und in der dritten hal- ben Minute (biszu welcher Zeit die Wärme in derGlo- ° cke [chnell bis 142° geftiegen war)‘, noch einmal vier - Staubgefälse an ihm; dann aber auch kein einziges mehr , obgleich er noch vier Min. lang beobachtet ward, während welcher Zeit die Wärme unter der Glocke noch um 3° zunahm. Um die dritte Mimute fenkten fich welkend [eine Blätter; zugleich ging ihre Farbe aus Hellgrün in ein bräunliches Dunkel.- grün über, und nach Verlauf der vierten Minute wa- ren die unteren [chon dürre- Die nähere Unterl[u- chung des aus der Glocke genommenen Zweiges zeig- te, dafs ich an demfelben' noch mehrere nicht ver- ftäubte Staubgefälse befanden, Vierter Verfuch. Es wurde ein mit mehre. ten reifen männlichen Blumen verfehener, noch ziem- lich frifcher Glaskrautzweig, an dem während drey Minuten aufserhalb der Glocke in 63° W. zwey Ver- ftäubungen erfolgten, unter die Glocke in eine Wär- ime von 133° gebracht. Es verftäubten hier an ihm in der erften Minute drey, Staubgefälse, und zwar alle.drey in der erften Hälfte diefer Minute, in der Zweiten zwey, in der dritten bey 126° W. vier, dann aber bis zum Ende der fiebenten Minute, bis wohin die Beobachtung des Zweiges fortgefetzt ward, und während welcher Zeit die Wärme unter der Glocke bis zu ı17° herabfank, kein einziges mehr... Die Blätter des Zweiges waren um, diefe Zeit zwar noch grün, aber etwas herabhängend. Befreite'man andem f jetzt aus der Glocke genommenen die noch unver: k ' # 4 ‚ Y h » | —— j 267 Stäubten Staubgefälse mit Hülfe einer Nadel aus ihrer gekrümmten Lage, [o-verftreuten fie, ohne bedeu- tend erf[chlafftt zu,leyn, ihren Saamenftaub noch mit vieler Kraft, Fünfter bis achter Verfuch. Ich [tellte - vier blühende Glaskrautzweige-A, B, C und D hin- ter einander in den erwärmten Raum der Glocke, Alle waren an dem Morgen deffelben Tages, an wel- chem zwifchen vier und fünf Uhr Nachmittags die Verfuche angeltellt wurden, ‚ gepflückt worden. ‘A, Bund D zeigten bey 62° ‚Ziminerwärme in vier Mi- nuten nur eine, C hingegen gar keine Verltäubung, A,C undD hatter jeder vier Quirle von männlichen Blumen, alle von ziemlich gleicher Gröfse. B befafs deren zwar fünf, aber es waren auch -bereits mehrere Blumen anihm verblühet. _ Das Stielende von C hatte eine Zeitlang aufser dem Waller gelegen, fo dafs diefer Zweig allo etwas weniger frilch war; als die übrigen, D [tand hingegen in Vergleich ge. gen A und € dadurch zurück, dafs er eine geringere Zahl verftäubungsfähiger Staubgefälse hatte, als jene, Unter der Glocke zeigte nun A in Min, ı bey 127° W. ı2 Verltäub, —_ 2 — ı7 — m _— m En 2 ug —_— _ 4—- 19 — o PER £ Bin Min, ı beyı32° W. 4 Verltäub, 3 —_ 2-17 — 7 er £ =: ZI 124 10 — 5) — — 123 5 — 268 Tage Bin Min, 5 bis 122° W. 5 Verltäub. ° 6 120 10 _ a, —_ -mo—oı — C in Min. ı bey ıg6° W. ı2 Verftäub. *). m Band: SE ZN En)». u en 1 0 ED. ar? 1 "2 Uı. 0 SEC _ s—-1ı72 —o _ D in Min. ı beyı95?,W. ı7 Verftäub. — EB RS Ele) — — gay, 50 Br 1 _ KELTHE HEINO — . Nach dem Herausnehmen der Zweige aus der Glocke fand fich, dafs in A alle zum Verltäuben reife Staubgefälse während’ des Verfuchs ihren Staub aus- geftreut hatten, und dafs die noch unverftäubten, minder ireifen unter der Glocke in einen Zuftand von!Erfchlafung übergegangen waren, Dieler letzte Zuftand fand im Ganzen auch bey den Staubgefälsen von B Statt; ich bernerkte hier jedoch noch einen lich ziemlich rafch ausftreckenden Staubfaden. C liefs zu Ende der vierten Minute, und D bereits im Ver- lauf der‘ dritten die dunkelgrün werdenden Blätter finken; als beide aus der Glocke genommen wurden, waren alle ihre Staubgefälse welk und todt. Von den in die ausgeftreckte Lage übergegangenen Staubge- fälsen von € [chnellten jedoch einige, wenn man die zuvor ”) Alle zwölf in der zweiten Hälfte der Minute, *') Alle drey in der erften Hälfte der Minute; . 269 — zuvor nach dem Mittelpunkt der Blume hingeboge- > nen wieder los liels, noch ziemlich kräftig in ihre vorige Lage zurück. E ; Anmerk. Es verdient hier haknehke zu wer- den, dafs, wenn man Glaskrautzweige, die ein paar Tage lang abgepflückt in Waller geftanden haben, in den Verfuch nimmt, man zuweilen welche antrifft, die, - ohgleich mit reifen und dem äufseren Anf[ehen nach noch nicht verwelkten männlichen Blumen verfehen, dennoch felbft durch hohe Wärmegrade zu keinen Verftäubungen veranlafst werden können, Ich - brachte folche Zweige in 100, 110 und 120°, andere - im 160, ızomnd 190° Wärme, ohne dafs ein einzi« ges Staubgefäls an ihnen [einen Staub äusgeltreut ine, ‚während .die E inwirkung derfelben Wärme- $ grade auf die Blumen anderer Zweige, die mit jenen zu gleicher Zeit gepflückt waren, und die nicht rei- fer und frifcher ausfahen, als jene, gleich in den er- h ften Minuten mehrere Verftäubungen zur F olge hatte. Esfcheint allo, dafs die Staubgefälse des ge- meinen Glaskrauts, wenn fie durch den Einflufs der: - Wärme zum Uebergange aus der gekrümmten’Lage in die geftreckte, und zu dem damit. verbundenen Ausftreuen ihres Saamenltaubs veranlalst werden Sollen, neben dem äufseren Anlehen der Reife noch ur gewiffen inneren Befchaffenheit bedürfen, von deren Vorhandenleyn wir uns aber erft durch den ärme ausgeletzt werden, vergewilfern können. Verfuch, wo diefe Staubgefälse der Einwirkung der; e- f. d. Phyfiol, XI. Bd, IL. Hefı. Z h > 270 ade ILI. Aufser den im Vorigen erzählten Verfu- chen über denEinAufs, den die Wärme auf die Staub- gefälsbewegung der Urtica dioica und Parietaria offi- einalis ausübt, [tellte ich nochveine Reihe anderer über das Verhalten der Staubgefälse der Berberis vul- garis gegen denfelben Einflu[ls an., Da eine ausführ- liche Erzählung diefer Verfuche: hier zu viel Raum wegnehmen würde, und ich .diefelben einmal bey ei- ner«anderen Gelegenheit in einer. ausführlicheren Arbeit über die Reizbarkeit dei Pflanzen, mit verwand- ten, die Einwirkung anderer Finflüfle-auf die ver- fchiedenen yeizbaren Theile der Pflanzen betreffen- den Unterluchungen zulammenzultellen’ denke: [o mögen hier nur einige von den Hauptergebniffen, die aus jenen Verfuchen hervörgingen, kürzlich ange= führt werden, W 3 =" Ich’letzte die Staubgefäfse der ARORBRE ‚der Eins wirkung derWärfne dadurch aus; dafsich he in verfchie- dentlich erwätmtes Wafler tauchte, Ehe dies gefchah, wurden die Blumen'ihrer Blumenblätter beraubt, was fich vermittelft eines behutfamen Abbiegens diefer letzteren mit [o geringer Reizung der Staubgefälse bewerktftelligen läfst, dafs diefelben, wie reizbar he in frifch gepflückten Blumen auch feyn mögen, den- noch nicht zuın Ueberl[pringen nach dem Stempel ver- anlafst werden. Diefes Blofslegen der in den Ver- füch zu nehmenden Staubgefälse durch Wegnahme der Blumenblätter ilt aber deshalb nothwendig, weil Fonft das erwärmte Waller wegen der Decke, wel- che jene Blätter für fie bilden, mit ihnen weder in x '— a7e, wr % _ vollkommene, noch jedesmal in eine gleichmälsige FRE Berührung treten kann. i 1. Waller von 50° W. erregte, meinen Verl[u- chen zufolge, die Staubgefälse behutlam in daflelbe eingetauchter, und auf die angegebene Weile entblät- terter Berberitzenblumen weder zu dem bekannten Ueberfpringen nach dem Staubweg, noch [chien es die Stimmung ihrer Reizbarkeit merklich zu verän- dern. Eben [o verhielt ich Waller von 57° Wärme, 2. Wurden [olche der Kronenblätter beraubte SEFo- tn ti ME ee U Berberitzenblumen, die fich vorher in einer Wärme won 5o bis 60° befunden hatten, in Waller von 90 bis 95° getaucht, fo erfolgte in ihnen gewöhnlich ein Ueberfpringen eines oder mehrerer Staubgefälse nach dem Stempel hin, und zwar entweder im Augenblick des Eintauchens, oder kurz darauf. (Die Staubge- - fälse von nicht- entblätterten Blumen blieben, wenn diefe' Blumen in ein [lo erwärmtes Waller eingetaucht "wurden, in der Entfernung vom Stäubweg). ' Die- jenigen Staubgefäfse, die-während oder gleich nach “ dem Fintauchen nicht zum Stempel überfprangen, "konnten unter dem Waller durcli den Reiz einer - Nadel u.f. w. dazu veranlafst werden. Inein paar Fällen fchien es, als wenn die:Staubgefälse von folchen Blu- men, die einen Augenblick lang in ein Waälfer von ) dem angegebenen Wärmegrade getaucht gewefen wa- ren, bey ihrer darauf folgenden Reizung durch eine „Nadel fchneller und kräftiger zum Stempel über[prän- gen, als andere, nicht vorher eingetauchte, — In fi Di 27% RR i ’ . Wafler von 92° W. [ah ich ein paarmal alle [echs Staubgefälse zum Staubweg über[pringen. Von den in folchem Waller übergefprungenen, -und alsdann, nachdem fie eine Zeitlang darin geblieben, in Waller von 57° gelegten, erlangten nur einige, nicht alle, einen Theil ihrer anfänglichen Kraft wieder. 3. Die Staubgefälse von‘ entblätterten Berhbr ritzenblumen, die ich aus einer atmosphärifchen Wärme von 55 bis 60° in Waller von 102° tauchte, zeigten meiltens im Augenblick des Eintritts in das Wafler eine Bewegung nach dem Stempel hin; nur war diele Bewegung nicht [o kräftig, die Annäherung an.den Staubweg nicht fo vollkommen, wie hey [ol- ‘chen Staubgefäfsen, die.bey einem niedrigeren Wär- megrade in der Luft durch eine Nadel zum Ueber- Ipringen nach, dem Stempel veranlalst wurden, — Auf gleiche Weile, wie hier das erwärmte Waller, wirkten auch Weingeift, Aether und andere reizende Flüffgkeiten auf die in fie eingetauchten Staubgefälse entblätterter Berberitzenblumen. Auch hier erfolgte das Ueberfpringer, waren die Flüffigkeiten nur hin- reichend reizend, im Augenblick des Eintauchens, und nur in minder reizenden, wie namentlich in verdünnter Kochlalzauflöfung, erft eine Zeit- » lang darauf. 4. Wurden die in Waller von 102° getauchten “ Blumen nach einer Minute wieder herausgezogen, fo bekamen die meiften von ihnen, in Waller von 57° gelegt, die Eigenl[chaft, bey Berührung ihrer inne- ren Seite nach dem Stempel hinüberzufpringen, nicht da 273 % wieder, und bey denen, welche hievon eine Aus- " nahme machten, kehrte Ge nur in geringem Maalse - zurück. Reizende Flülßgkeiten anderer Art wirkten auch hier auf’ähnliche Weife. 5. Kürzeres Verweilen in warmem Waller töd- tete die Reizbarkeit der in daffelbe eingetuuchten. Staubgefälse der Berberitze nicht in gleichem Gra- de, wie eines, das länger währte. So zeigten mir Staubgefälse, die in Waller von 122 bis 124° W. nur einen Augenblick lang hineingetaucht gewelen % waren, nach anderthalb bis zwey Stunden, während welcher Zeit he in Walfer von 57° gelegen hatten, ! bey ihrer Berührung mit einer Nadel, w ieder kleine _ Bewegungen; ohngefähr halb fo grofse, wie die, welche fie im frifchen Zuftande äufserten. 6. Wurden reizbare Berberitzenblumen, nach Entfernung ihrer Kronenblätter, in Waller von der . Wärme des Luftkreifes getaucht, und dann diefes Waffer allmählich bis 135, 140 oder 150° erwärmt, jr befanden fie ich, wenn fie alsdann herausgenom. men wurden, in einem geltreckten Zuftande in der “ Entfernung vom Stempel, und ihre Reizbarkeit war 1) \ 2 vernichtet. - + 7. Aehnliche Erfcheinungen erfolgten in Waller won 154 bis 162°, auch wenn die Blumen nur eine kurze Zeit lang in daffelbe hineingetaucht wurden, Waren die Staubgefälse vor dem Eintauchen in das - in der Entfernung vom Staubweg, [o entfern. - ten fie fich, in dem Waller, anfangs noch mehr von mfelben, um fich ihm dann, aufser den Waffer, 2 FREE mehr oder weniger durch Krümmung wieder zu nähern. - Anmerk. Die hier gegebenen Beftimmun- gen find aus der Vergleichung des Erfolgs mehrerer Verfuche hergenoemmen. Sie find die Regeln, 'wel- che aus diefen Verfuchen hervorzugehen [chienen, aber diefe Regeln find nicht ohne manche Ausnah- men, "und'um diefe genau zu bezeichnen, ‚mülste ich die fämmtlichen Verfuche erzählen. Es kommt für den Ausgang diefer und ähnlicher Verfuche auf eine Menge von Umftänden an; der Wärmegrad, die Witterüng, wohey die Blumen gepflückt werden, die Tageszeit, wann es gefchieht, die Dauer ihrer Auf- bewahrung bis zur Zeit des Verfuchs, der Ort, wo fie aufbewahrt werden: dies und manches Andere hat Antheil an dem Erfolg der Unter[uchung. Die meiften der den obigen Beltimmungen zum Grunde liegenden Verfuche wurden in einem ziemlich kühlen May angeftellt, mit Blumen, die gewöhnlich des Abends gepflückt, und dann den nächften Morgen in den Verfuch genommen wurden, zuweilen aber doch, bevor dies letztere gefchehen konnte, ein paar Tage lang ftehen mulsten, wo fie denn, mit den Stielen in Waller, an einem kühlen, [chattigen Orte aufbewahrt wurden, Von den Folgerungen, die fich nun aus den im Vorigen erzählten Beobachtungen und Verluchen zie- hen laffen, und die zum Theil keiner weiteren An- — 275 deutung bedürfen, mögen’hier zunächlt nur die bei- den nachftehenden kürzlich erwähnt, und mit eini- gen Bemerkungen begleitet werden. 2. Was in den.oben unter I und Il erzählten Ver- fuchen die häufigere Verltäubung in den Neffel- und Glaskraut - Blumen veranlalste, konnte blofs: die von den glühenden Kohlen ausgehende Wärme feyn, indem: der Einflufs des von den Kohlen ver- breiteten Lichts abfichtlich aus den Verfuchen ans- gefchloffen war. Eben fo: verhielt es fich in den, wit den Staubgefälsen der Berberitze angelftellten Verfuchen. Erregt dies nicht Zweifel gegen die neuere Behauptung, das Veranlaffende der bey eini- gen Pflanzen zur Zeit der Blüthe erfolgenden Be- fruchtungsbewegungen [ey vorzugsweife das Licht, nicht die daffelbe begleitende oder durch daffelbe er- weckte Wärme? i - 2. Scheinen ferner jene mit der Parietaria an- geftellten Verfuche nicht dahin zu deuten, es [ey noch nicht ‚[o ausgemacht, wie mehrere. neuere "Schriftfteller annehmen *), dafs die Bewegungen, *) Unter anderen Smith in den Philos. Transact, für 1788, vol. 78,5. 162, (und Lichtenbergs und Voigts Magazin, Bd. 6, St. 2, S. 41.); ferner Erdmann in Ulteri's Annalen, Heft ı6, $. ı7; Link in [einen Grundlehren der Anat, und Phyf. der Pflanzen, S, 226 und 259; Sprengel von dem Bau und der Natur der Gewächfe, S, 305 und 365. Medicus a.a. 0, $.46 ı ift dagegen der Meinung, die Staubfäden des Glaskrauts könnten bey anhaltender Hitze im höchfien Grade zeis- ‚bar werden, 276 ne welche die Staubgefäfse jener Pflanze zur Zeit der Reife,zeigen, und wodurch fie'aus der gekrümmten Lage in die geftreckte übergehen, keine lebendige, ; fondern blofs mechanifcher Art feyen? Ift die Er- [cheinung, dafs die Verftäubungen der Gläskraut: Staubgefälse (lo wie auch die der Staubgefälse der Urtica) durch den Einflufs der Wärme auf die vorher erzählte Weife, nach Verhältnifs der Stärke und der Dauer diefesEinflulfes, vermehrt oder gehemmt wer- den, nicht völlig demjenigen ähnlich, was wir anderswo anreizbaren Theilen der Pflanzen und Thiere, die ebenfalls durch mälsige Reize zu Bewegungen aufge- regt, durch zu [tarke gelähmt werden, erfolgen [e- hen? — Es [cheint der Mühe nicht unwerth, den hier einmal berührten Gegenftand noch etwas weiter zu verfolgen, Wenn dasjenige, was in den Staubgefälsen der - Parietaria und Urtica den fie zur Veränderung ihrer Lage veranlaffenden Eindruck der Wärme empfängt, Reizbarkeit ift, (0 müflen diefe Staubgefälse auch noch durch andere Einflüffe, die ich gleichfalls für reizbare Theile reizend verhalten, in Bewegung zu letzen feyn. Das find fie nun aber in der That. Berührte ich die obere Fläche einer zum Verftäuben ihrer Staub- gefälse reifen Glaskraut- oder Nef[fel- Blume behut- fam vermittel[t eines mit reinem Wafler (das die ' Wärme.des Luftkreifes hatte,) benetzten Pinfels, Io fah ich, ‚bey häufiger Wiederholung diefes Ver- fuchs, während des Augenblicks der Berührung, in der fo berührten ‚Blume nie eine Verltäubung erfolgen > 277 auch in den näch[ten Minuten nach einer folchen Be- rührung blieben alle Staubgefälse der benetzten Blume ‚ dem äufseren Anfehn nach in der Regel völlig rus hig, und die feltenen Ausnahmen, wo nach einer Tol- chen Berührung ein Staubgefäfs in Verftäubung über- ging, konnten wenigftens eben [o gut von felbft (d. h. zufolge des Entwickelungsganges der Blume), als auf den Reiz jener Berührung entftanden feyn, Wenn ich dann aber den zuvor wieder ausgedrückten Pinfel mit Weingeift, Schwefelnaphtha oder einem ätheri- fchen Oele benetzte, und hierauf eine [olche zum Verftäuben reife Glaskrautblume leife mit ihm be- rührte, [o fehlte es faft nie, dafs nicht, meilt im Au- genblick der Perührung, oder doch wenigftens in den nächften Augenblicken darauf, ein, zwey oder drey, oder bey ganz reifen Blumen [elbft alle vier Staubge- filse aus der gekrümmten Lage in die geftreckte und in die damit verbundene Verftäubung ihrer Antheren übergegangen wären, Wo diefe Ausftreuung des . "Saamenltaubs in noch nicht ganz entwickelten Blu- men (die man an der minderen Weilse ihrer Staub. kolben u.f.w, bald erkennen lernt) nicht im Au.-. genblick der Berührung oder gleich darauf erfolgte, da fchien der Eintritt derfelben durch den Einflufs jener Flülfigkeiten doch wenigftens befchleuniget zu werden ; die ver[chwilterten Staubgefälse folgten ein- ander in jener Thätigkeitsäufserung fchneller, wie es fonft gewöhnlich war. Diejenige Flüffigkeit, wel. che, meinen Frfahrungen zufolge, das ftärkfte Reiz- mittel für die Pflanzen ift, das Teerpentinöl, wirkte ars — auch unter allen am kräftigften zur Erregung der Staubgefälse der Parietaria; es war, wenn die Be- zührung mit dielem Oel gel[chah, faft Regel, dafs jedes- mal alle vier Staubgefälse der berührten reifen Blume zugleich oder [ehr bald hinter einander in Verltäu- bung übergingen. — Auf gleiche Weile, wie die Staubgefälse der Pariet. offic. waren auch die der Urt. dioica durch. die genannten Flülfigkeiten zur Aus. ftreuung ihres Saamenftaubs zu veranlallen. Wie die hier erzählten Verfuche nach der gewöhn- lichen Anficht, welcher zufolge die Bewegungen der Staubgefäfse des Glaskrauts ohne allen Antheil leben- diger Thätigkeit, blols als eine Aeufserung der Schnellkraft diefer Gefälse erfolgen [ollen, auf be- friedigende Weile zu erklären [eyen, ift um fo weni- ° ger einzufehen, da jener Anficht [elbft eine falfche Vorftellung von der Art, wie der gewöhnliche von felbft erfolgende Uebergang der Glaskrautftaubfäden aus der gekrümmten in die'geftreckte Lage gefchieht, zum Grunde liegt. Man hat diefen Uebergang durch die Annahme zu’ erklären gefucht, die Kelchblätter hielten die Staubgefäfse in der gekrümmten Lage, undeerft dadurch, dafs jene beim Eintritt der vollen Entwickelung der Blume fich ausbreiteten, oder [onft entfernt würden, bekämen diefe die Freiheit, ich nach ihrer Neigung auszultrecken *). Allein man kann die Kelchhlätter von reifen Glaskrautblumen von den Staubgefälsen abbiegen,’ oder felbft ganz wegnehmen, und dennoch verlalfen diefe letzteren *) Smith a. a, O, und nach ihm Link 2.2.0. 9.226. Suse a 274 ihre gekrümmte Lage nicht, wenigftens nicht gleich, _ und nicht in der Ordnung, in welcher man jene Blät- ter weggenommen hat. Es ift demnach nicht ein äufseres mechanilehes Hindernils, was jene Befruch- tungstheile bis zu einem gewillen Zeitpunkt ihrer Ent- wickelung in der Ruhe des Pflanzenzuftandes. er- hält; [ondern die plötzliche Aeulserung einer pflan- zenthierartigen Thätiekeit, welche auf der Höhe ih- res Lebens einen Augenblick lang an ihnen fichtbar wird, erfolgt deshalb nicht eher, weil die innere Ei. genfchaft, woraus fie hervorgeht, bey ihnen nicht früher zur vollen Entwickelung gelangt. Machen nun die im Vorigen erzählten Verfuche, wo Wärme, Weingeift, Acther u.[. w. die Staubge- fälse der mehrerwähnten Blumen fo [chnell in Be- wegung letzten, es nicht in hohem Grade wahr[chein- lich, dafs jene innere Eigenfchaft die nämliche [ey, die auch in den Staubfäden der Berberitze, der Fackel- Liltel u. [.w. zur Zeit der Reife hervortritt, und die wir hier Reizbarkeit nennen? Auf diele Reizbarkeit der Staubgefälse fcheint dann, nachdem diefelbe durch die fortfehreitende Entwickelung der Blume die gehö- rige Vollkommenheit erlangt hat, die Wärme des Luft- kreiles an warmen Sommertagen reizend einzuwir- ken, wie die der Glocke es in den vorher erzählten Verfuchen that, und hierauf die durch ihren geglie- derten Bau möglich gemachte Bewegung zu erfol- gen *). Vielleicht ift auch bey Abwefenheit eines *) Man [ehe eine Abbildung diefes Baues bey Erdmann 2.a.0, 280 —— äulseren Reizes ein aus dem Innern der Pflanze kommender im Stande, jene Staubgefälse im Zeitpunkt ihrer Reife zur Veränderungihrer Lage zu veranlaflen, wie wir etwas Aehnliches an den fich zu gewilfen Stunden (auch ohne äufsere Veranlalfung), zulammen- legenden Blättern der Mimolen und anderer dem Pflanzenf[chlaf unterworfener Gewächle [chen Dals mechanifche Einwirkungen [o geringeKraft haben, die Staubgefälse des Glaskrauts und der Nel- fel zu Verftäubungen zu veranlalfen, da fie doch die reizbaren Theile der Berberitze, des Cactus, der Sinn- pflanze u. f. w. fo leicht zu Bewegungen reizen, rührt wohl theils von der minderen Reizbarkeit jener Staub- gefälse, theils von dem Umftande her, dafs fie we- niger frey [tehen, und deshalb allo auch jenen Ein- wirkungen, und der Erfchütterung durch diefelben, weniger ausgeletzt find. Diele mindere Reizbarkeit der Glaskrautftaubgefäfse hat denn vielleicht auch Antheil an der Erfcheinung, ‚dafs folche elektrifche Einwirkungen, welche die Staubgefälse der Berbe- fitze augenblicklich zum Ueberfpringen nach dem Staubweg hin veranlalsen, in ihnen keine fichtbare Veränderung hervorbringen, wie jch an die Kraft einer aus vierzig anderthalbzölligen Zink - Kupferlagen beftehenden voltalchen Säule vergebens auf fie angewandt habe *). Es kann jedoch die Schuld . *) Auch an folchen Blumen, worin fchon zwey oder drey Staubgefäfse in Verftäubung übergegangen waren, wollte mir der Verfuch, die noch gekrümmten dadurch zur Streckung zu veranlallen, dals ich ihre Staubbeutel mit pP” \ 4 k 28L - dieles Nichterfolgs auch darin liegen, dafs die elektri- . M ’ r fche Strömung bey ihrem Durchgang durch den ge- dem Drathe des negativen Poles berührte, während das Stielende des in den Verfuch genommenen Zweiges in einem Glale mit Waller ftand, worin der politive Drath bioabhing, nie gelingen, da diele Staubgefälse hinge- gen, mit einem zuyor in Aether getauchten Pinlel be- zübrt, im Augenblick oder doch kurz nach dieler Be- rührung in Verftäubung übergingen. — Die einfache gal- vanifche Kette wandte bekanntlich bereits Rafn (Ent- wurf einer Pflauzenphyliologie, S. 148.) auf die Staub- gefälse der Parier. oflic., [o wie v, Humboldt (Ver. fuche über die gereizte Muskel- und Nerven-Faler, B,r, S. 249.) auf die der Urt. pilulifera, vergebens an. Aber eine lo [chwache elektrifche Kraft ilt bey dem geringen elektrifchen Leitungsvermögen des Pflanzenfiofls unver- mögend, den Leitungswiderltand eines nicht ganz. kur- a; und noch obendrein ziemlich [aftlofen Pflanzen- teils zu überwinden, und [ie gelangt deshalb wenig oder gar nicht zur Einwirkung auf den Theil, den der Verfuchsanfteller durch fie zu reizen bealfichtigte, Sieht man doch die Staubfäden der Berberitze, obgleich fie[ehr wahrfcheinlich beträchtlich reizbarer find, als die des Glaskrauts, von derlelben elektrifchen Kraft, welche ei- nen nur mälsig reizbaren Frolchfchenkel hoch auffprin- gen macht, kein einzigesmal zu Bewegungen veranlalst werden, und dennoch find jene Staubfäden an ihrer reisbaren inneren Fläche gegen mechanilche Eindrücke nicht minder empfindlich, als [elbit der Nerv eines [ol- chen Frofchfchenkels; eine Erlcheinung, -die unltreitig ebenfalls von der geringen elektrilchen Leitungskraft des Pflanzenllofis hergeleitet werden muls, wenn man nicht etwa ohne allen Grund annelimen will, die reizbaren 232 RUF Ss nm krümmten Staubfaden :diejenige Stelle, wo derfelbe allein oder doch vorzugsweile reizbar ilt, unberührt lälst,; da hingegen Wärme, Aether, Weingeift und ätherifche Oele den Pflanzentheil, den man ihrer Einwirkung ausletzt, [chnellnach allen Seiten hin durchdringen, Es ift auffallend, wie man bey faft jeder neuen Unterfuchung über die Verrichtungen der Gewächle die Spuren des aus dem Schlafe der Pflanzenwelt er- wachenden -Thier - oder vielmehr zunäch[ti Thier- pflanzen -Lebens weiter verbreitet indet*). Wo man Theile.der Pflanzen [eyen vorzugsweife für mechanifche, die der Thiere hingegen vorzugsweile für elektrifche Ein« wirkungen empfänglich. T *) Spuren diefer Art zeigen [ich auch in dem eigenen, an die gallertigen Muskeln niederer Thiere erinnernden An- fehen der Mimolengelenke und der Berberitzenfiaub- fäden, da wo diele vorzugsweile reizbar find, worauf ‚bereits Ritter a. a. O. $. 460 und 466 aufmerkfam gemacht hat ; ferner in der nach thierifchem Saamen riechenden Ausdünftung der Berberitzenblumen, oder viel- melir der neben dem unteren Ende ihrer Staubfäden und in der Nähe von deren reizbaren Stellen liegenden Drülen und des darin abgelonderten Safıes. Sehr auf- * "fallend ilt auch die Aehnlichkeit der äulseren Form, welche zwilchen einer ihrer Kronenblätter beraubten Berberitzenhlume, die man mit ihrem Stiel an die Seite eines mir Waller gefüllten Glales feftgeklebt hat, und sinem kurzarmigen Polypen, [owohl zu der Zeit, wo beide ihre Arme ausgeltreckt halten, als dann, wo fie dielelben auf einen äulßseren Reiz zulammenziehen, a — 283 den neueren phyfiologifchen Schriften zufolge nur Wirkungen der Schnellkraft, nur todte Zulammen- ziehungen und Ausdehnungen durch das Verdunften oderEinfaugen vonFeuchtigkeit erwartet,da zeigen fich Aeufserungen der Reizbarkeit, die denan Thieren vor- kommenden [ehr ähnlichGind; undnicht ohne Grund wirdman zu der Vermuthung veranlalst, dals künftig wohl noch manche Erfcheinungen der Pflanzenwelt,- die jetzt in das Reich des Todes verwiefen werden, Sich als wahrhaft lebendige darthun dürften. Dafs nicht alle Befruchtungstheile der Pflanzen, die mechani- 'fchen, elektrifchen oder anderen Einwirkungen ausgeletzet werden, ihre Reizbarkeit nach Art der Thiere durch fichtbare Bewegungen verrathen, kann recht gut blols darin Seinen Grund haben, dafs der Mangel an Gelenken fie daran verhindert; ein fteifer Finger zeigt auch keine Bewegungen, ob- gleich feine Muskeln noch reizbar find. Sollte es nicht vielleicht gelingen, an den Befruchtungstheis len der Pflanzen, befonders den männlichen, durch örtliche Trennungen ihres Zulammenhangs, künft- liche Gelenke, und dadurch eine auf reizende Fin- wirkungen fich äufsernde Beweglichkeit derfelben hervorzubringen? — Bey anderen Pflanzen ift zwar ein folches Gelenk von Natur vorhanden, allein es wird fchon durch einen einmaligen Ge- brauch ausgelenkt und dadurch zu ferneren Be- Staıt finder, Manche Nichtunterrichtete glauben wirk- lich, beim Aublick einer folchen entblätterten Berberitzen- blume eine ihnen unbekannte ‚Polypenart zu [ehen, 284 — wegungen. untauglich ; ein Fall, der bey den _ Staubgefälsen der Parietaria, der Forskolea und an- deren, nur einmal in plötzliche Bewegung, überge- -henden und dann erftarrenden Pllanzentheilen Statt zu finden fcheint, ; RR . # r Verfuche über den Einflufs des thieriflchen Magnetismus auf den Pflanzenwachsthum, Von D. Nalle. Rt Franzößtche Schriftfteller über den thierifchen Mag- netismus haben behauptet, durch Magnetifiren lalle “ fich das Wachfen der Pflanzen befördern, und diefe Behauptung ift vor Kurzem auch unter uns von Bartels in [einen Grundzüger einer Phyhiologie und Phyfik des animalifchen Magnetismus S. .190, jedoch ohne Anführung irgend einer diefelbe begrün- denden Thatfache, wiederholt worden, Die Zulammenltellung der in dem vorhergehen- den Auflatze erzählten Verfuche über den Rinflufs der Wärme auf gewilfe Pilanzenbewegungen hat mich an einige andere vor ein paar Jahren von mir veran ftaltete erinnert, woraus fich Thatfachen zur Prü- fung jener Behauptung ergeben, und die mir des- halb hier wohl eine kurze Erzählung zu verdienen fcheinen. Erfter Verfuch, Es wurden am 4ten Juli 18911 in acht gleich grofse Weingläfer, die mit glei - chen Mengen von einem und demfelben vorher wohl : ungerührten Haufen genommener, durchgeliehter, Archiv f. d, Phyfiol, XU, Bd. IL. Heft, U 236 — \ lockerer Gartenerde angefülle waren, und auf dem- felben Tifche, unter dem nämlichen Einflufs des Luftzuges, der Wärme und des Lichtes ftanden, acht Erbfen, A bis Hy, alle gleich grofs und von gleich ge- fundem Anfehen, eine [o tief wie die andere ge- pflanzt. Alle acht Gläfer emphingen hierauf und fer- nerhin alle zwey bis drey T’age zu gleichen Zeiten die 'nimliche Menge aus demfelben Brunnem ge- fchöpftes.Wafler, Auf vier von dielen [o gepflanzten Erbfen A,B, C und D wurde nun vom sten Juli an die magneti. {che Einwirkung eines gefunden, weibliche Nerven- kranke bald in Schlaf, und bey gehöriger Empfäng- lichkeit derfelben, auch in Somnambulismus ver- fetzenden Mannes verlucht, Die Art, wie dies gelchah, war I, Es wurden in der Regel jeden Morgen (der Tage, wo eine Ausnahme Statt fand, waren wenige) die Glä- fer von A bis D durch Streichen derlelben mit bei- den Daumen, [o wie auch die in ihnen befindliche Erde an den Stellen, wo die Erbfen darin einge- pflanzt waren, und nach dem Keimen diefer letz- teren, die hervorgekommenen Pflanzen durch Schüt- teln der Fingerfpitzen und ein anhaltendes Ausftre- “cken der Daumen gegen fie, mekrere Minuten lang, magnetihrt. Es wurde ferner vom neunten Tage des Verluchs an, alle Morgen eine friflch magnetifirte ' Glasröhre auf den oberen Rand der Gläfer von A. bis D gelegt, die dann bis zum nächlten Morgen liegen blieb. Und endlich wurde das zum Begie- —— 287 fsen jener Erhfen befiimmte Waffer vorher je- desmal auf die bekannte Weife magnetifirt, das für BE bis H dienende hingegen vor aller magnetifchen Ein- wirkung [o viel als möglich bewahrt und deshalb auch zur Handhabung deffelben ein Gefäls ge- braucht, delfen Handgrife mit Seide überzogen waren. Den $ten Juli trat zuer[t der Keim vonE aus der Erde; den yten Juli der von A. Den tıten Juli er[chienen die Keime von B und D, [o wie von F undH. Den ı4ten Juli zeigte ich der von G; von C war noch nichts zu [ehen. E war das gröfste von allen Pfänzehen; dann folgten D’und F, die faft gleiche Gröfse hatten; dann H; A war hinter allen zurückgeblieben. Die Grölse von B finde äch im Tagebuche nicht bemerkt. Den ıgten Juli fand fich folgendes Verhältnis der Gröfse. Das gröfste von allen Plänzchen war E, dann folgte B, dann F, hier- auf D und G, die gleiche Gröfse hatten, dann H, endlich A. C war noch nicht aus der Erde. Uebri- gens bemerkte man bey jenen allen ein gleich gefun- des Anfehen, Den 2z/[ten Juli hatten B und F'’den Vorzug der Gröfse vor allen andern; A war die kleinfte; C, wie fich jetzt beim Nachfehen fand, in der Erde in Fäulnifs übergegangen. Eben [o zeigte fich nun bey näherer Unterfuchung, dafs E und A über der Erde (von [elbft oder durch Zufall, ift un- — gewils) abgeknickt waren, Uz 2398 Es wurden nun B und F, fo wie Diund G, wo- von die beiden erften, [ö wie die beiden letzten fich einander an Grölse gleich waren, von der etwas fehattigen Stelle, wo fie bisher geltanden hatten, weg an ein Fenfter, übrigens auch hier unter gleichen Luftzug, Lichteinflufs u. £, w., geltell. Am 2glten Juli band man die Pflanzen an kleine Holzltäbe, was bey F und G, die am meiften überhingen, befon- ders nothwendig war. Als zwifchen dem r2ten und ızten Aug. das Begielsen vier Tage lang unterblieb, litt D am meiften von der Entbehrung des Wallers; fie hing matt und ein wenig welk nieder. Vom ızten Auguft an wurde blols die Anwendung des magneti- firten Walffers und das Auflegen der Glasröhre, nicht mehr aber das unmittelbare Magnetifiren der Pflanzen _ fortgeletzt, Am ızten Sept, waren B und'F gleich grols; dann folgte G; D war am kleinften, matt und welkend. An den drey erften wollten Blumen ausbrechen, nicht [o an der letzten, — Die Pflan- zen konnten jetzt nicht länger beobachtet werden. Zweiter Verfuch, Mit gleicher Vorlicht, wie im erften Verfuch, wurden den ı9ten Juli fechs Erbfen A bis F, wovon B und C vorher durch Rei- ben magnetifirt worden waren, in zwey Untertalfen gepflanzt, A, Bund € in die eine, D, EundF in die andere Taffe, und dann die drey erften der mag- netifchen Emwirkung der nämlichen Perfon, die im er[ten Verfuch und auch in den beiden noch zu erzäh- lenden Veifuchen das Magnetifiren verrichtete, aus- geletzt. Die Art und Weife des Magnetifirens war 5 use > 239 ebenfalls diefelbe, wie im erften Verfuch; aulser dafs die Anwendung der Glasröhre in dem gegenwärtigen Falle gleich von Anfang an gelchah, Den 23ften bis 25ften Juli kamen A undB aus der Erde; den 26lten Juli erfchien auch D. Den >7lten Juli waren GE und F noch nicht heraus; fie hatten jedoch, wie das Auffcharren der Stellen, wo fie eingepflanzt waren, zeigte, unter der Erde bereits Keime getwieben, de- ren Heryortreten üher die Oherfäche a durch kleine Erdfchollen verhindert worden war, welche das zum Begielsen angewandte Waller in der vorher . lockeren Erde gebildet hatte, Nach Zertheilung die- fer Erdfchollen kamen zwifchen dem 2$lten und 3often Juli dann auch C und F heraus, An dem letzten Tage fand fieh folgendes Verhältnils der Grä- [se unter den Pflänzchen. Oben an [tand A, dann folgten B und D, die beide gleich grofs waren, dann C, endlich F, Den zten Aug. dauerte dies Verhält, nils der Gröfse nach. Den 14ten Aug. war B die gröfste, gröfser als die welkende A; dann folgte D, hierauf C, dann F, E war in der Erde vergangen, Als den ısten Aug. A verwelkt gefunden ward, wur» den die übrlgen vier gefunden Pflanzen in ein Ge- fäls mit tieferer Erde verpflanzt, und in demlelhen, ohne ferner magnetifirt zu werden, fich [elbft überlalfen. C verging in Folge diefer Verpflan» zung; B, D und F wuchfen hingegen fort, erftere jetzt noch die gröfste von allen. F Wblieh, fortdauernd fehr klein; D ward aber mit der- Zeit gröfser, als B, 290 —— Dritter Verfuch. Es wurden am »yften ‚Juli drey vorher in der Hand geriebene Frbfen, mit ‘ein wenig magnetifrtem Walfer in ein Weinglas A geihan. Zum Gegenverfuch diente ein anderes Wein- glas B mit drey nicht vorher geriebenen Erb[en und nicht - magnetifirtem Waller. A wurde bis den zten Aug. täglich Morgens ein paar Minuten lJang'magne- tihrt. ” ;often Juli "bemerkte ah an dem Waffe Anfehn, das den zıften Jul. vorzugsweile in A zu- genommen hatte, Den zten Aug. wurde das jetzt faul riechende Waller in beiden Gläfern mit fri- [chem vertaufcht. Die Erbfen zeigten fämmtlich einer weiflsen Keim, der aber bey denen in B ficht- bar grölser war, Den zten Aug. wurden alle, mit n beiden Gläfern ein trübes, milchichtes den Keimen nach oben, unter feuchten Sand ge- legt, und die in A täglich magnetifirt, [o wie auch zu gleichen Zeiten mit magnetifirtem Waffer begollen, wo die in B nicht-magnetifßirtes erhielten. Den gten Aug. war weder in A noch in Bein Keim über dem Sande erfchienen, und bey der Herausnahme der Erbfen fand fich, dafs fie fämmtlich in Fäulnifs über- gegangen waren, Vierter Verluch. In zwey Schalen, wovon dieeine, A, etwas magnetifirtes, die andere, B, eine gleiche Menge nicht - magnetifirtes Walfer enthielt, wurden am 2glten Juli gleiche Mengen Kreflfenfaa- men geltreut,'und dann die Saamen in A durch An- hauch und Schütteln der Finger gegen diefelben täg- lich des Morgens ein paar Minuten lang magnetifirt. \ Sr... ri 391 Zugleich diente zum Bogielsen derfelben magnetifir- tes Waller, Statt dafs die anderen zu der nämlichen Zeit eine gleiche Menge nicht- magnetißirtes erhielten. Den zoften Juli öffneten fich!die Saamen, unter Ver- breitung ihres bekannten 'Gerüuches, in beiden Ge- fälsen. Den zt1[ten Juli hatten die entwickelten Keime in A und in B gleiche Länge, Den zteri Aug. waren diePfänzchen in B etwas grölser, als die in A, Vom sten bis ı6ten Aug. [chienen die in A den Vor- rang vor denen in B zu gewinnen; auch zeigten ihre Blätter ein dunkleres Anfehen. Den ı7ten Aug. hat- ten fich die Pfänzchen in A, nachdem vorher [o=, wohl bey ihnen als bey PR in B drey Tage lang das Begiefsen unterhlieben war, [tark niedergelegt und ein welkeres Anfehen bekommen, als die in B. Den zgften Aug. waren die Pflanzen in beiden Gefä- fsen gleich grofs und fie verhielten lich auch [onft gleich, aufser dafs die nicht- mägnetilirten ihr Waller immer fcheller zu verbrauchen fchienen, Sie wur- - den nun nicht weiter beobachtet. Man flieht, der Ausgang der hier erzählten, zwar ohne Vorurtheil für oder wider die Sache, jedoch nieht ohne den Wunfch für den Fall des Gelingens, mit Sorgfalt angeltellten Verfuche [pricht eben nicht für dieBehauptung: Magnetihiren befördere den Pflan- . zenwachsthum. Schliefslich erwähne ich hier noch eines-zoo- magnetifchen Verfuches, den ich bey Gelegenheit einer Unterfuchung über das Leuchten der Pflanzen anftellte. Eine in einem Topf blühende Calendula 292 — 4 ofhcinalis wurde an einem hellen Sommertage Nach-_ mittags in ein dunkles Zimmer gebracht, und hier durch Anhauch und Schütteln der Finger ‘gegen ihre Blumen magnetifirt, um zu fehben, ob fich hiedureh nicht das Leuchten hervorrufen lalle, welches diefe Art; von Blumen zuweilen an den Abenden heller und-warmer Sommertage zeiget. Allein es war, wie forgfältig der Verfuch auch angeltellt ward, keine Lichtentwickelung an den Blumen zu bemerken. — Eben [o wenig vermochte das neben dem Magneti- firen verfuchte Elektrifiren der Blumen eine [olche Wirkung hervorzubringen. E; IE EEITHR Sehroler Je. wAstonririke Arch r.d. Physiol ZILB. ILH de Archiv für die Phyliologie. nn Zwölften Bandes drittes Heft. Unterfuchungen über die Natur der winterf[chlafenden Säug- thiere; von D. J. A. Saissy. Nach Saissy's Recherches sur la physique des animaux bybernans, überletzt von D. Nalle *), Er[(ter Theil, ı Baden. Abfchnitt. Von dem Wärmegrade der nrmelthiere > Siebenfchläfer u. f. w.; 1) im gewöhnlichen Zuftande diefer Thiere; 2) während ihres Winterichlafs. D.- Wärmegrad der hier genannten Thiere fteht im graden Verhältnifs mit der Wärme der Atmofphä- *) Der vollftändige Titel der Urfchrift ift: Recherches experi- mentales anatomiques, chimiques etc. sur la physique des animaux mammileres hybernans, notamment les Marmottes, les Loirs etc. ouvrage qui a remport@ le Prix, le 4 jan. vier 1808, ä la classe des sciences phyliques et mathe. Archiv f, d. Phyfiol, XI. Bd, III. Heft, x 294 Bert - Bes re; doch ilt derfelbe ftets höher als diefe, und zwar felbft an den wärınften Sommertagen. Die ftärklte _ Kälte fetzt ihn nicht bis zum Nullpunkt herab; und gefchieht das, fo fterben die Thiere *). 4 6. 1. Von dem Wärmegrade der winter- fchlafenden Säugthiere in ihrem wachenden Zu- ftande **), matiques de Y'Institut National, Par Mr, J. A. Saisly, Docteur en Medecine, ancıien Medecin er Chirurgien- major de la ci-devant Compagnie Royale d’ Afrique, Membre du ci-devant College ‚de Chirurgie de Lyon, et Membre de la Societ€ de Medicine de la m&me ville & Paris et ä Lyon, ı508. — Die von dem National- infüitut aufgeltellte Aufgabe war: „durch Beobachtung und anatomilche und chemilche Verluche die Erfchei- nungen ‘des bey einigen 'Thieren, den Murmelthieren, Siebenfchläfern u. T, w. vorkommenden Winterfchlafes, in Beziehung auf Blutumlauf, Athmen und Reizbarkeit, genau zu befiimmen und die Urlachen dieles Schlafes und den Grund, weshalb derfelbe jenen Thieren eigen ift, aufzuluchen.“ — Mit jener Beliimmung der Er- fcbeinungen befchäftigt ich nun der erfte, mit der Ausmittelung der Urfachen der zweite Theil der hier überfetzten, an wichtigen Thatlachen reichen Preis- fchrift. Die Ueberletzung ift in Hinficht diefer That. fachen vollftändig; nur die Vorrede, die Einleitung und einige Wiederholungen find weggelallen. N. *) Barthez nouveaux Elemens de la Science.de l’homme; seconde edit. tom. I, p. 198. » 5: #*) Die Verfuche über die Wärme und das Athmen der Winterfchläfer [tellte ich in einem hoch gelegenen und oa 295 .. “ Zur Ausmittelung dieles Wärmegrades ftellte ich an verfchiedenen, [owohl äufseren, als inneren Theilen der Thiere, wo ich die Kugel des Thermo- zseters anbringen konnte, wiederholte Wärmemel- fungen an, und zwar zu verfchiedenen Tages - und zu allen Jahrszeiten. Die nachftehende Tabelle giebt eine Ueberlicht delfen, was ich bey diefen Mellungen gefunden ha- be; fie zeigt auf einen Blick l[owohl den verfchiede- nen Wärmegrad der unter[uchten Thiere, als auch - die Abhängigkeit-diefes Wärmegrades von der Wär- me des die Thiere umgebenden Luftkreifes. X2 NT allen Windep offen Aehenden Zimmer an, worin ein nach dem Decimallyfiem eingetheiltes Thermometer, das von gleicher Art war, wie das, womit ieh die Wärme der Thiere maals, und ein nach Toricelli verfertigtes Barometer hing, Wo ich alfo oben von dem Wärme- grade der Atmofphäre rede, da eine ich die jenes Zimmers, worin fich denn auch die mir zu meinen Ver- fuchen dienenden T’hiere befanden. Jedesmal, wenn ich die Wärme eines Theiles maafs, liels ich die Kugel des Thermometers zehn Minuten lang mit dielon Theile ia Berührung, S \ ’ \ 276 \ Wärmegrade der winter[chlafenden Säug- thiere während ihres Wachens. Am fechften Augnft 1806 bey 173° atmofphärifcher Wärme, und 27 Zoll 9 Lin. Barometerltand. Mit dem Wärmemefler | Murmel- Igel, | Grofse Fleder- unterluchte Theile. thier, Halel- | maus. maus. Am Ok re NER I Eee Im Munde . . . 30° eu 293°| 248 Unter der Achfel . [293° 28° [2980| 24° Zwifchen Schenkel und Weichen . 297° 25° | 29%°| 24° ImsAfter). .., "spe wu | In der Brult beim Her- ZEN 1.) 00100 er 234°] 30° | 244° Im Bauchebey derLe ber VD. Min ads 305° 29%°| 30° | 243° Am 23{ten September 1906 bey 14%° atmofphär. Wärme und 27’ 9° Luftdruck. ’ ee — Mur- | Igel. [Grofse|Fleder- Unter[uchte Theile. mel- Hafel- | maus. tbier, maus, Am Ohr : A Pa IE 20 u je a Im Munde . a e 27° Nu 2622| 223° Unter der Achfel 1.25% 163° Kr 72430] Dee *) Im Original find die Wärmegrade hier und im Folgen- den nach dem hunderttheiligen Maalsftabe angegeben; da aber der von Reaumur in Deutlchland bekannter . ift, fo babe ich Saissy’'s [ämmtliche Angaben aufihn reducirt. N. ”) Dieler hohe Wärmegrad kann keine Verwunderung er- regen, wenn man in Erwägung zieht, wie der Igel durch e % 4 Fr” 297 Mit dem Wärmemeller Mur- | Igel. |Grolse |Fleder- A unterluchte Theile, mel- Hafel- | maus. thier, maus. Zwifchen Schenkel und _ Weichen . x . 125° | 263°] 243°| 223° Im After s 3 E ER a ee In der Bruft beim Herzen 30° |273°| 294°] 233° Im Bauche bey der Leber 302 | 273°1 284°| 233% Am zsoten November 1506 bey 53° atmolphär. Wärme und 27 9‘ Luftdruck, ı DE ET EEE GT ZEEREEEEEREERIETERORTEEE TIERE SEE Mur- | Igel. Grolse}Fleder- a Unterfuchte Theile, mel- Hafel-| maus. tbier, maus, Am Ohr . . 2.412139 Fe — an Im Mund . . « 265° | — |174° |103° Unter der Achfel . - 213° | x2° 165° | 93° Zwifchen Schenkel und Weichen . % . 214° | 11° [163° | 93° Im After n 2 4278 iR er Kite In der Bruft beimHerzen |27%° | 12° |r93° i! 17° In Baynche bey der Leber |273° | x2° lıg3° 113° re Die Angaben diefer Tabelle [timmen [chlechtmit der Auslage anderer Naturforfcher, welcher zufolge die winterf[chlafenden Säugthiere in ihrem gewöhn- lichen Zuftande nur eine Wärme von zehn Grad R. haben [ollen *) Indels haben bereits [owohl Spal- fein Zufammenkugeln das Entweichen der aus [einen Lun- gen dringenden Wärme zu verhindern im Stande ili, $. *) Buffon Hist. mar, tom. XVI. Ausgabe in z2, p. 207, und folgende; und Buffons Werke, deutfche Ueber- 298 lanzani *) als J. Hunter **) durch forgfäl- tig angeftellte Ver[uche bewielen, dafs der Wärme- grad jener Thiere während des Wachens derlelben , Sehr hoch fey. Pallas ***) fagt zwar, die Sieben- fchläfer, die Igel, die Murmelthiere und Fledermäufe hätten ein minder warmes Blut als die übrigen Nage- thiere; es beträgt jedoch diefer !Wärmeunter[chied, von dem Pallas redet, nur drey bis vier Grade. . Wie es fich nun aber auch mit diefer von Pal- las aufgeftellten Behauptung verhalten möge, lo geht aus meinen Ver[luchen hervor: ı) Dals den Murmelthieren, Siebenfchläfern u. £. w. im Sommer, oder wenn man fie reizt, ein Salt ehen fo hoher Wärmegrad eigen ift, als dem Men- fchen, und den mit den Winter[thläfern verwand- ten Thieren, 3 2) Dals diefe Wärme, was bemerkenswerth ift, mit der Wärme der Atmofphäre im graden Ver- hältniffe ftehe. Der folgende $ wird das Nöthige hierüber nachweilen. Setr. in 8; Pd, 4, S. 272. Ferner Geoffroy im Rap- port des ırav, de la Soc. plilomat, de Paris, p. tır, ?) Opuse, de physig. anim. et veget. tom. 1, p. roß. ”) Mem. sur la chaleur anim. ‚er veget. im Journal de physique, annde '178r. (Und Hunters Bemerkungen über die thierifche Oekonomie; Braunfchweig 1813; $. 142, u, £) " } *") Man [che Braun de Calore animalium hybemman- tium, in den nov. Commentariis der Petersburger Aka- demie, — 299 h N $. 2. Von dem Wärmegrade der. winter- Ichlafenden Säugthiere während ihres Winter» fchlafes. Die Zeichen, welche diefen Zultand ankündi- gen, lalfen lich auf folgende zurüekbringen: 1) die Tbiere liegen in fich gekrümmt da, fie gehen nicht _ - ” anehr, die Fledermaus verliert das Vermögen zu flie- gen; z)ihre Augen find verfchloffen; 3)ihr Athemho- len ift [chwach, gefchieht felten, fehlt lelbft völlig in dem ganz tiefen Schlafe, 4) der Kreislauf verhält Sich eben fo; 5) die Thiere fühlen ich kalt an, Die Wärmemelffuugen, die ich an folchen Thie- ren während ihres tiefen Erftarrungsfchlafes anftell- te, zeigten mir folgende Wärmegrade derlelben. Zr Am z5$[ten Januar 1907, bey ı° Wärme unter dem Nullpunkt und 27 3” Barometerftand. Mit dem Thermometer | Murmel- | Igel, |Grolse|Fleder- unterluchte Theile. thier, *) Halel- | maus, maus, Am Olr . . 1? EN Im Munde . . 4° — |-4+23°143 Unter der Achfel . 144° 14r23°)423°1463 ifchen Schenkel und Weichen . . . |+4° FR 3°433 Im Malıdam . . 144° A In der Bruft beim Herzen 44° Ir 4° er °-+- a Bauch bey der Leber |4+4° | 4° *) Die Mellungen am Murmeltbiere ie am 2$lten Mai und Zten Juni 1807 an einem durch künftliche Käl- te in den Erliarrungsfchlaf verletzten Thiere. $ ”) D, b: über dem Nullpunkt, u N. z ı® 33 ı® 37 soo u Am zı[ten Januar, um drey Uhr Nachmittags, wo die Kälte der Atmof[phäre ı° unter dem Null- punkt, die eines in tiefem Erftarrungsfchlaf liegen- den Igels 2%° über dem Nullpunkt war, verfchlofs ich diefen Igel in einen grolsen Glasbecher, der an allen Seiten mit einem Gemenge von Eis und Koch- falz umgeben war. Die grolseKälte weckte das Thier anfangs aus feinem Schlafe; ein Zeitraum von drey Stunden reichte aber hin, um es wieder in tiefen Er- ftarrungs[chlaf zu verletzen. Ich hatte dem Igel eine [olche Lage BER dafs ich die Wärmemellungen, Io oft alsich es nöthig er- achtete, an ihm wiederholen konnte. Sobald [eine Wärme bis zum Nullpunkt herabgefunken war, wo- hin fie erft gegen zwey Uhr Morgens gelangte, brachte ich ihn aus dem Becher in eine Wärme von 95° und darüber, über dem Gefrierpunkt; er war aber todt. ü Den hier erzählten Unter[uchungen zufolge find wir alfo anzunehmen berechtigt, dafs die winter[chla- fenden Säugthiere eine Ausnahme machen von dem für andere warmblütige Thiere geltenden Grundge- fetze: „der Wechfel der Soeben Wärme und Kälte bewirke in dem Wärmegrade warmblütiger Thiere falt gar keine Veränderung;“ und dals folglich jene Winterfchläfer in diefer Hinficht eine von den übri- gen Säugthieren deutlich gefonderte Klafle zu bilden fcheinen. — Um mich jedoch von meinem Gegen- ftande nicht zu entfernen, führe ich dielen Gedan- ken hier nicht weiter aus. ee. nn Ele} } es” , Zweiter Abfchnitt. 1) Von dem, zum Ein- h Ichlafen der Murmelthiere, der Siebenfchläfer “ Eu f. w. in den Winterfchlaf, erforderlichen Kältegrade; 2).von dem Zeitraum, den diele Thiere brauchen, um, wenn fie aus ihrem Schlafe erweckt werden, ihren gewöhnlichen | Wärmegrad wieder zu erlangen. Die meilten von die[en Thieren [chlafen bey ei- ner Kälte von 4° über dem Nullpunkt ein. Er- wekt man fie aus ihrem Schlafe, lo zeigt ich, wie tief auch ihr Schlaf war, augenblicklich wieller ' Athemholen und Blutumlauf bey ihnen, und ihre Wärme fteigt in einigen Stunden bis zu ihrem Maximum *), $. 1. Von dem zum Einfchlafen diefer Thie- . re erforderlichen Kältegrade, Murmelthier, Da ich [ah, dafs die Murmelthiere noch wach blieben, als bey den Igeln, den grolsen Hafelmäulen (lerots) u. S. w. der Winterfchlaf bereits eingetre- ten war, So [perrte ich eins davon in einen ei- ®) Mit Unrecht behauptet man, die winterlchlafenden Thiere könnten, wenn [ie einmal eingelchlafen (eyen, nicht ohne Gefahr ihres Lebens vor der Zeit, wo die Natur ihren Schlaf beendigt, daraus aufgeweckt wer- den. Ich habe Igel und grolse Halelmäufe wechlels- weile in den Erftarrungslchlaf verletzt und wieder dar- aus erweckt, ohne dals ich die mindefte Spur bemerkt hätte, dieles Aufwecken bekomme den Thieren übel. 8. >02 en R lernen Käfig und [etzte es iu demf£elben, in der Nacht vom 23[ten Januar ı$07, auf dem Dach des Haufes an der nach Mitternacht gelegenen Seite einer Kälte von 34° unter dem Gefrierpunkte aus. Am andern Morgen war das Thier noch eben [o wach, wie in dem Augenblicke, wo ich es den Abend vorher in jene ftrenge Kälte gebracht hatte. Am zslten deffeiben Monats um acht Uhr Mor- gens, wo die Temperatur der Atmofphäre 1° unter dem Nullpunkte, die des Murmelthiers 19%° über dem Nullpunkte war, ver[chlofs ich das Thier in einen kupfernen Kaften, in de[fen Deckel eine Oeffnung von der Grölse eines kleinen Pfennigs (einer Cen- time) befindlich war, Ich umgab diefen Kalten mit einen Gemenge von acht Pfund (vier Kilogrammen). Eis und’Kochfalz. Nach [echs Stunden war dies Ge- menge ge[ehmelzen, das Murmelthier aber noch [o wach, wie vorher. \ Einige Tage nachher fperrte ich das nämliche Thier zugleich mit etwas Futter für daffelbe noch einmal in jenen’ Raften, und ftellte denfelbem fo tief in eine Eisgrube, dafs er falt ganz mit Eis bedeckt war. Nach dreimal vier und zwanzig Stunden fand ich meinen Gefangenen in vällig wachem Zuftande und fein Futter verzehrt. Am 2$ften May delfelben Jahres letzte ich'ein Murmelthier, das fich vorher vier und zwanzig Stun- den lang, in den eben erwähnten, auf dem Boden mit etwas Stroh bedeckten Kaften gefperrt, in der Eis- grube befunden hatte, von;fhieben Uhr Morgens bis \ a | N 305 Sieben Uhr Abends einer Kälte von $° unter dem Nullpunkt aus. Erft um fechs Uhr Abends war bey dem Thiere tiefer Erftarrungsfchlaf eingetreten. . Am 3ten Juni wiederholte, ich diefen Verfuch mit demfelben Erfolge. 3 j Igel, grofse Hafelmaus und Fleder- maus. Von allen winterf[chlafenden Säugthieren , mit . denen ich Verfuche angeftellt, und welche ich beob- achtet habe, [ah ich den Igel am leichteften und am tiefften in den Erftarrungsfchlaf verfallen. Ich habe bemerkt, dafs derfelbe fchon einfchläft, wenn Reau- murs Thermometer noch 54° Grad über dem Null- punkt Iteht. \ den ee Auf gleiche Weife wirkt derfelbe Temperaturgrad auf die Fledermaus; doch ift.der Erftärrungsfchlaf diefer letzteren nicht [o tief, wie der des Igels. Die grofse Halelmaus bleibr'völlig wach, bis die Temperatur der Atmofphäre auf + 4° herabgefun- kenift, Sypallanzani *) war der Meinung, die Siebenfchläfer fielen bey +10° in den Erftarrungs- fchlaf; diefe Meinung ilt aber nichts weniger als ge- gründet. Damit der Erftarrungsfchlaf bey den Igeln, den grofsen Hafelmäufen und wahrfcheinlich bey al- len winterfchlafenden Thieren an Tiefe zunehme, braucht die Temperatur nicht niedriger zu feyn, als - diejenige war, bey welcher ‚die Thiere einfchliefen; r fie darf nur nicht [teigen, und der Schlaf der Thieme 3 *)A.a0,p. rı6. 904 . — nicht unterbrochen werden. Diele Behauptung ftütze ich auf folgende; Thatlachen, In demfelben Zimmer, worin fich zwey Murmel- thiere befanden, bewahrte ich auch mehrere Igel und grofse Hafelmäufe auf. Hiebey bemerkte ich nun, dafs diejenigen von dielen Thieren, deren Schlaf ich in funfzehn bis zwanzig Tagen. nicht geftöret hatte, in einer tieferen Erftarrung lagen, als: die, welche mir zu einigen, die Wärme und das Athmen beıref- fenden Verfuchen gedient hatten. $. 2. Wie bald die winterfchlafenden Thie- re ihren gewöhnlichen Wärmegrad ‘wieder erlan- geu, wenn man fie aus ihrem Schlafe erweckt. Murmelthier. Am 2$ften May 1507, Abends um fieben Uhr, bey --19,° atmofphärifcher Wärme, war die Tem- peratur im Maftdarm und Munde eines in tiefer Er- ftarrung liegenden Murmelthiers 44°. Um Mitter- nacht fing das Thier an zu gehen, und [eine Wärme ftieg auf 16°. Aber erft um vier Uhr Morgens hatte _ es den höchften, ihm natürlichen Wärmegrad er. reicht, nämlich 23°, welches ebenfalls (fein Wärme- grad war, bevor ich es der Kälte ausf[etzte. Igel, grofse Halelmaus, jFledermaus. Am 25/ften Januar 1807, um 10 Uhr Morgens, bey — ı%° atmofphär, Wärme, reizte ich einen Igel und eine grofse Hafelmaus, die beide im tiefen Er- Starrungs[chlafe lagen, und deren Wärme 4- 23° be- 4 | i I. € 22". u 309° trug, lo wie eine ebenfalls im Erftarrungsfchlaf lie- - . gende Fledermaus von + 33° W. zu gleicher Zeit, und liefs Ge dann in der nämlichen Temperatur, wobey Be eingefchlafen waren, liegen. ? Die grolse Halelmaus erwacht um zehn Uhr und fünf und vierzig Minuten; um eilf Uhr war ihre Wärme 20°, um zwölf Uhr 2$#°, welches letztere der gewöhnliche Wärmegrad dief»r Art von Thieren ift. Die Fledermaus erwachte um eilf Uhr; um eilf Uhr und dreifsig Minuten war ihre Wärme 12°, um zwölf Uhr 214°, welches letztere man als den höch- ften Wärmegrad, deflen diefe Thiere in der Kälte fähig find, betrachten kann, wenn fich gleich die ". Wärme derfelben durch ı2 bis 15° äufsere Wärme bis zu 24° Tteigern läfst. f Der Igel erwachte erft um zwölf Uhr; feine Wärme war jetzt 10°, um ein Uhr 24°, um zwey Uhr 253°, und dabey blieb hie. An demfelben Tage und in derfelben Stunde legte ich einen andern Igel und eine 'andere grolse Hafelmans, deren Wärme 433° war, und an denen - ich Schwache Spuren von Athemholen bemerkte, bey einer atmo[phärifchen Wärme von — 3% behutlam, um fie nicht aufzuwecken, an ein dem Nordwind ausgeletztes Fenlter. Die grofse Hafelmaus erwachte einige Minuten vor eilf Uhr, und lief darauf mit Behendigkeit in dem Käfig, den ich über fie gedeckt hatte, umher. Ge- nau um eilf Uhr war ihre Wärme 20°, um zwölf Uhr » 306 era Der.Igel erwachte um zwölf Uhr und dreilsig Minüten; feine Wärme war jetzt nur !93°, und erlt um drey Uhr Nachmittags betrug fie 223°. Ich liefs dielen Igel noch eine Stunde lang in jener Kälte; nach Verlauf diefer Stunde hatte [eine Wärme [chon wieder um 13° abgenommen, Aus den in diefem Abfchnitte erzählten Ver- fuchen und Beobachtungen folgt nun: ı) dafs die winterfchlafenden Säugtbiere nicht alle bey dem nämlichen Kältegrade;in den Erftarrungsfchlaf ver- fallen *%).. Das, Murmelthier [chläft'nur bey einer [ehr ftarken Kälte ein **),; und vielleicht mufs es ich Selbft in einer Grube beinden, wenn es ein[chlafen foll, wie Daubenton ***) dies bey dem Hamfter beobachtet hat, Inder That brachten zwey Murmel- thiere }) den Winter in einem hoch gelegenen und > Spallanzani a. a. 0. p, ır5 und folgende, *) Reaumur [ab eins von dielen Thieren, welches bey einer Kälte von 5° unter dem Gefciorpankse noch ganz munter war. Siehe Bonnet contempl. de la nat, tom, 9, p: 353% &, **) Eneyclopedie merhodique; tom. I, p. 136: +) Das Murmelthier, ‘welches ich zu zwey verlchiedenen- malen in den Erftarrungsichlaf verletzte, [chlief, wie ich glaube, blofs deshalb ein, weillich auf den Gedanken kam, das in dem Deckel feines Kaftens befindliche Loch zuzuftopfen, fo bald das Athemholen des Thiers beträchtlich [chwächer geworden war: Nur auf diele Weile konnte ich meinen Zweck erreichen; denn alle i wich früheren Verluche, diefes Murmelthier in Erltar- rung zu verletzen, waren vergebens; $; —— 307 allen Winden offen ftehenden Zimmet zu *), ohne dafs eins von ihnen in den.Erftarrungsfchlaf verfiel, _ der bey den, in demfelben Zimmer beändlichen Igeln, grolsen Hafelmäufen und ‚Fledermäufen im - böchften Grade eintrat. i 2) Dals der Igel und die Fledermaus, fobald die Temperatur der Atmofphäre bis auf fünf, ja nur bis - auf lfechs Grad über den Gefrierpunkt [inkt, in den Erftarrungsfchlaf verfallen. r 3) Dals die grofse Hafelmaus erft dann in diefen Schlaf verfällt, wenn die Temperatur der - Atmosphäre ‘drey bis vier Grad über dem Nüull- _ punkt ift. 4) Dafs das Murmelthier und der Igel in einen tie[eren Erftarrungs[chlaf verfallen, als’die Fleder- maus, und befonders, als die grofse Hafelmaus, 5) Dafs das Murmelthier acht bis neun Stunden der zu bekommen; der Igel fünf bis fechs, und die ‚ Fledermaus drey bis vier Stunden, während die ‚grolse Hafelmaus das Maximum ihrer natrlichen ' Wärme in zwey Stunden erlangt. r 6) Dafs man endlich, um diefe Thiere aus ihrem Erftarrungsfchlafe zu erwecken, nicht nöthig habe, fie, wie einige Schriftfteller wollen, einer mälsigen Wärme auszufetzen. Ein gelindes Reizen derfelben; inige leife Stöfse, der Eindruck einer gröfsern Kälte, 5 diejenige ift, 'wobey fie einfchliefen, reicht (chon in, um fie zu erwecken, und um ihre natürliche *) Die Kälte Liieg in diefem Zimmer wie unter —ı15°, 6, - braucht, um feinen gewöhnlichen Wärmegrad wie- = 308 Wärme auf den hächlten Grad zu erheben. Diele Erhöhung ihres Wärmegrades, dauert aber, wenn man die Thiere in der Kälte läfst, nur eine kurze Zeit lang; es finkt derfelbe unter diefen Umftänden bald wieder herab, und die Thiere verfallen noch "vor Verlauf von achtzehn bis zwanzig Stunden wie- der in den Erftarrungsfchlaf *). Dritter Abfchnitt. Unterfuchungen über „die Menge von Sauerftoffgas, welche die Mur- melthiere, die Siebenfchläfer und andere win- ter/chlafende Thiere fowohl in ihrem gewöhn- lichen Zuftande, als während ihres Erftar- zungsfchlafes in’ einer beflimmten Zeit ver- brauchen. Der Sauerftoffgasverbrauch der winter[chlafen- den Säugthiere Steht im,graden Verhältnils mit dem Wärmegrade derlelben, In einem mälsig_ tiefen NSchlafe, worunter ich hier und in der Folge einen folchen verftehe, wo ihr Athemholen noch nicht völ- lig aufgehört hat, ilt diefer Sauerftoffverbrauch falt unmerklich; im tiefen ErftarrungsIchlafe fehlt er Lelbfte *) Bringt man die Thiere, nachdem fie aus dem Winter« [chlafe erweckt worden, in eine höhere Temperatur, ‚x. B. in ı2 bis 13° Wärme, und läßt man [ie zwey bis drey Tage lang darin, fo brauchen fie, wenn man fie alsdann von Neuem in die Kälte bringt, acht und vierzig Sıunden, um wieder in ihren Schlaf zu ver- fallen. S Be 309 felbft gänzlich. Es find ferner die winter[chlafen« den Säugthiere im Stande, in einer Luft zu leben, worin dieFlamme eines Lichts verlölcht, und die den übrigen durch Lungen athmenden Thieren [ogleich den Tod bringt. .$. 1. Beftimmung der Menge von Sauerftoff- gas, welche die winterfchlafenden Thiere während ihres wachenden Zuftandes in einer beftimmten Zeit verbrauchen; fo wie von der Eigenfchaft die-, fer Thiere, eine gewille Zeit lang, ohne merklich zuleiden, in verdorbener Luft leben zu können. Um die Menge von Sauerftoffgas, welche die in Ver- Such genommenen Thiere in einer gewillen Zeit ver- zehrten, ganz genau auszumitteln, mufste ich erft beftimmen ‚ wie viel Luft die Glocken falsten, wor- unter ich die Thiere einfchlols, und wie viel Luft aus den Glocken durch das Sperrwalfer und durch den Körper der Thiere verdrängt ward *), *) Bey Unterfuchungen über den Einfluls der Thiere auf die Luft brauchte ich für die Murmelthiere eine 890 Kuybikzoll fallende Glocke, die nach Lavoiliers An- gabe (Trait, elem. de Chim.; tom. 2. $. UL) gradirt war. Von dielen 890 Kubikzollen muls man 100 für den Umfang des Murmelthiers und 20 für das unter der Glocke bleibende Waller abziehen. _Drey andere auf dielelbe Weile gradirre, 240 Kubikzoll«fallende Glo- cken, dienten mir zu den Verluchen mit kleineren Thie- ren, Von dielen 240 Kubikzollen muls man 40 für den Umfang 'des Igels abziehen, 10 für die grolse Hale]- Archiv f. d. Phyfiol. XIL.Bd, III, Heft. Y 510 m Nachdem dies mit Hülfe eines an den Glocken und dem Eudiometer angebrachten Maalsftabes ge- fchehen, brachte ich ein Murmeltbier, einen Igel, eine grolse Hafelmaus und eine Hufeifenfleder- maus unter drey folche mit Maafsftäben verlehene Glocken. - In den erften Verfuchen prüfte ich alle funfzehn Minuten die unter den Glocken befindliche, Luft vermittellt einer brennenden Kerze, ünd zwar fo lange, bis die Flamme und das Glühen desDochts der Kerze augenblicklich darin erlofchen. Dann lei- tete ich 20 Kubikzoll von der nämlichen Luft in ein, Eudiometer; und wenn der Phosphor, ohne zu hchiie, darin [chmolz, wenn das Waffer in der Röhre nicht emporftieg, wenn ein Vogel, in einen Antheil von diefer Luft gebracht, augenhlicklich darin erftickte, und wennendlich dieLuft, mit einem gleichen Maals Salpetergas verletzt, durchlichtig blieb, und das Gasgemenge keine Verminderung fei- r ’ N I BB eben [o viel für die Fledermaus, welche letztere, obgleich von geringerem Umfange, als die gros fse Halelmaus, doch wegen der Unterlage, womit ich fie > der Glocke unterftürzte, eben [o viel Raum weg- nahm, wie. diefe, und ıo Kubikzoll für das unter der Glocke bleibende Wafler, Die Glasröhre, welche mir. sum Eudiometer diente, = war nach Kubikzollen eingetheilt, und fafste deren zwey und zwanzig.. In fämmtlichen Verfuchen lies ich je- desmal zwey Zoll hoch Waller in der Eudiometerröhre, damit bey Prüfung der Luft durch Phosphor die da- durch erwärmte Luft nicht alles Waller aus derlelben herausdrängen möge, S , h { 4 —— ? 3110 nes Umfangs erlitt: Io [chlols ich, dafs der Sauer- ftoffgasantheil diefer Luft von den darin eingefperrt gewelenen. Thieren verzehrt worden [ey. Durch folche, auf verfchiedene Weife angeftellte Ur eeridiben sch, habe ich mich nun überzeugt, dals die atmofphärifche Luft in der Glocke, worin fich das Murmelthier befand, in Verlauf von anderthalb Stunden allen ihren Sanerftoff verloren hatte. Die in der Glocke befindlich gewefene Luft betrug, _ nachdem die nöthigen Abzüge davon gemacht wur- den, 770 Kubikzoll, fo dafs allo, da in 100 Theilen atmofphärifcher Luft 21 Theile Sauerftoffgas enthal- _ ten find, während jener Zeit 161,7 K. Z. dieles letz- teren von dem Thiere verzehrt worden waren. \ Ich fand ferner, dafs der Igel das Sauerftoffgas di 190 K. Z. atmofphärifeber Luft, worin er einge- Sperre gewelen war, in dreilsig Minuten verzehrt ; hatte, und demnach in diefer Zeit 39,9 K. Z. Sauer- ftoffgas von ihm verbraucht worden waren. Die grofse Hafelmasbarte das Sauerftoffgas aus 220 K. Z. atmofphärifcher Luft. in einer Stunde und zwanzig Minuten verzelirt, In 220 K. Z. atmosphär, RT Luft find aber 46,2 K. Z. Sauerltoffgas enthalten. Um das Sauerftoffgas aus einer gleich grofsen Menge atmofphärilcher Luft, wie die eben angege- bene, zu verzehren, hatte hingegen die Fledermaus zwey Stunden und fünf und dreilsig Minuten ge: braucht, za 312 — Diele letztern Verfuche wurden den r2ten Aug, 1806 um 3 Uhr Nachmittags angeltellt, während die Temperatur der Atmolpkäre auf 144°, der Barometer auf 27 7, und die Wärme der Thiere auf ihrem Maximum [tand. Ich wiederholte fie am andern Ta- ge zu derfelben Stunde; der Erfolg war der näm- liche, wie den Tag zuvor. Aus den hier erzählten Verfuchen erhellt nun, dafs die vorhergenannten Thiere in ihrem lehhafte- Sten Zuftande in jeder Stunde die folgende Menge Sauerftoffgas verzehrten: ‚Das Murmelthier 1207, $°K. Z., der Igel 79, 8 *) K. Z., die gro[se Halelmaus 34,65 K, Z., die Fleder- maus 17, 884 K. Z. So wie aber die Wärme der Thiere abnimmt, vermindert fich auch ihr Sauerftoffgasverbrauch. Die nach[tehend erzählten Verfuche werden hierüber, wie ich denke, keinen Zweifel übrig lalfen. j Am $ten November 1806 um 9 Uhr Morgens bey -}+6° atmofphärifcher Wärme und 27’ 11° Luft- druck. war die äulsere Wärme des Murmelthiers 214°; des Igels 11°; der grofsen Halelmaus 164°; der Fledermaus 93°. Nachdem ich auf gleiche Weife, wie in den vor- her erzählten Verfuchen, die Menge Luft, die jedes- mal durch den Körper eines dem Verfuch unterworfe- nen Thiers, [o wie dureh dasin der Glocke gebliebene Waller verdrängt worden war, in Abzug gebrachthatte, *) Im Original fteht für diefe beiden Zahlen fälfchlich j 107,799 und 80,8. N. Ak BR 2 su ' brachte ich die Thiere unter die nämlichen Luftbe- hälter, deren ich mich in den Verluchen vom 12ten und 13ten Auguft bedient hatte; fo dafs allo die Menge atmofphärifcher Luft, ‘worin ein jedes von ihnen fich unter einer befonderen Glocke einge- fchloffen befand, folgende war: für das Murmel- thier 770 K.Z.; für den Igel 190 K. Z.; für die Ha- [elmaus 220 K. Z.; für die Fledermaus 220 K. Z. Die Thiere hatten dasin der Luftihrer Glocke ent- haltene Sauerftoffgas verzehrt: das Murmelthier um eilf Uhr fünfzehn Minuten; der Igelum zehn Uhr drei- [sig Minuten; die Halelmaus um eilf Uhr funfzehn Minuten; die Fledermaus um neun Uhr, Abends. Es erhellt nun aus diefen Thatfachen, welche auf eudiometrifche Unterfuchungen gegründet find, die mit gleicher Sorgfalt angeltellt wurden, wie die vorher erzählten, .dals jene Thiere, wenn ihre Wärme die vorher angegebene ilt, in einer Stunde an Sauer- Stoffgas verbrauchen: das Murmelthier 71, 867 RK. Z.; der Igel 26,6 K.Z.; die Halelmaus 20,533 K. Z.; die Fledermaus 3,35 K. Z. Nachdem der Sauerftoffgasantheil der Luft völlig verzehrt worden, liefs ich die Thiere noch fünf und a vierzig Minuten, ja fogar eine ganze Stunde lang un- ter den Glocken, ohne dafs fie dem Anfehen nach — merklich gelitten hätten. % $. 2. Wie viel Sauerftoffgas die Thiere E Während ihres Erftarrungsfchlafs verbrauchen. "Am erften Februar 1807 um 8 Uhr Morgens, h legte ich, bey —ı3° atmolphärifcher Wärme und F ’ J14 en 27'' 9’ Luftdruck, einen Igel und eine grofse Halel- maus, die eine Wärme von —- 3° hatten, und deren Athemholen noch ein wenig fichtbar. war, unter zwey von ‚den vorerwähnten gradirten Glocken. : Die Menge der die Thiere umgebenden atmofphärifchen Luft war die nämliche, wie in den verher erzählten Verfuchen; d.h, bey dem Igel waren 190 und bey der Halelmaus 220 Kubikzoll unter der Glocke. Nachmittags um vier Uhr unterfuchte ich. die Luft der Glocken, in der, worin fich der Igel befand, fing ein Licht an [chwächer zu brennen; die Flam- me war unl:ät, ohneje'och zu verlöfchen; in der von der Hafelmaus brannte die Kerze hingegen wie in freier Luft. j } Als ich zwanzig Kubikzoll der erftern Luft in die Eudiometerröhre leitete, brannte der Phosphor mit ‚einer [tarken Flamme darin, und das Waller [tieg drey Zoll hoch in der Röhre empor. In einer gleichen Menge von der Luft, worin fich die Hafelmaus befunden hatte, brannte der Phos- | phor mit einer [prudelnden Flamme (avec eclat), und das Wafler erhob Ach in dem Eudiometer um vier Zoll. } Ich unterfuchte hierauf noch die Luft aus beiden Glocken mit Hülfe des Salpetergales; das Luftge- mifch ward röthlich, und das Waller [tieg, wie ın dem Verfuche mit Phosphor, in der Röhre, worin die Luft aus der Glocke des Igels war, drey Zoll, und in der, worin fich die aus der Glocke der ‚Hafel- maus befand, vier Zoll hoch empor, u Sa \ Es ergiebt fich aus die[en Verfuchen, dafs jene eiden Thiere binnen acht Stunden an Sauerftofflufk verzehrten:: der Igel 16,39 K. Z,, die Hafelmaus 9,24 Kubikzoll. Dies beträgt für eine Stunde: für den Igel 2,037 K. Z., für die Hafelmans 1,155 K. Z. *) *) Da Saissy's obiger Angabe zufolge, 20 Theile von der Luft vom Igel durch die darin vorgenommene Phos- phoryerbrennung 3 Theile, fo wie 20 Theile von der Luft von der Hafelmaus durch dallelbe Mittel 4 Theile verloren, [o waren allo in jener Luft noch 15, und in dieler noch 20 im Hundert Sau®rlioffgas enthalten. Ziehr man aber von sgo K. Z, armolph. Luft 15, fo wie von a2o K. Z. 20 fürs Hundert Sauerftoffgas ab, [o bleiben für jene nur noch 11,4, [o wie für diefe nur 2,2 K, Z, übrig; und jene 11,4 K, Z. find alfo die von dem Igel, fo wie, diele 2,2 K. Z, die yon der Hafelmaus in acht Stunden verzehrte Sauerftoffgasmenge, welches für die Stunde für jenen 1,425 und für diele 0,275 K. Z, giebt. Saissy [cheint die eben von ihm aufgeftellten Zahlen nach Amieitung [einer Prüfung der geathmeten Luft durch Salpetergas berechnet zu baben; weil er aber [ein bey dieler Prüfung befolgtes Verfahren (und wie viel auf das Verfahren bey diefen Prüfungen ankomme, Alk aus Gay - Luflacs Unterfuchungen über dielen Gegenlland bekannt) zu unvollffändig angegeben hat, fo kann man ihm’ hier nicht nachrechnen, So viel Icheint indels gewils, dafs Saissy auch bey der Be- rechnung feines mit Salpetergas angellellten Verfuchs nicht auf dem rechten Wege gewelen fey, was jedoch, . wie bier wobl kaum bemerkt zu werden braucht, dem ' Werth feiner Beobachtungen keinen Eintrag ıhur, N. 316 en Wie die Thiere nach ihrer Entfernung aus der Glocke von Neuem mit dem Wärmemefler unter- fucht wurden, [tieg das Queckfilber bey dem Igel bis ' auf 53°, und bey der Hafelmaus bis auf 52°, fo dafs allo der erftere im Verlauf von acht Stunden um 2.4 und die letztere um 22 Grad wärmer geworden war, Am zweiten Februar 1$07 um acht Uhr Morgens. bey 0° atmofphärifcher Wärme und 27’ 6° Luft- druck legte ich einen Igel, eine Hafel- und eine Fle- dermaus, welche im tiefen Erftarrungsfchlafe lagen, und wovon die beiden erften 24° und die letzte 23° Wärme hatten, unter die nämlichen Glocken, deren ich mich in dem vorigen Verfuch bedient hatte, und liels ie acht Stunden hinter einander darunter. Hier- auf unterf[uchte ich die Luft einer jeden Glocke durch die oben angegebenen Prüfungsmittel. Ein Licht, 1 brannte in diefer Luft, wie in der gewöhnlichen at- molphärifchen; der Phosphor entzündete fich darin. mit [tarkem Glanz und das Waller [tieg fünf Zoll hoch in dem Eudiometer in die Höhe. Als ich fünf Kubikzoll von derfelben Luft mit ‚ einer gleichen Menge Salpetergas über Queckfilber vermifchte, [ah ich das Gemifch fich röthlich färben und das Queckfilber über einen Zoll hoch in der Eudio- meterröhre [teigen. Es erhellt aus diefem Allen, dafs die Thiere gar kein Sauerltoffgas verbraucht hatten. Wir fehen alfo, 1) dafs die vorerwähnten Thiere, während fie wach und völlig munter find, im Verhält- nils gegen den Umfang ihres Körpers, ziemlich viel Sauerltoffgas verbrauchen. en 317 2) Dals diefer Sauerftoffgasverbrauch mit ih- rer Wärme abniınmt. w 3) Dals fie, ohne dadurch merklich erfchöpft zu werden, ziemlich lange in einer Luft leben kön- nen, welche weder zum Verbrennen noch zum Ath- men taugt. 4) Dals der Sauerltoffgasverbrauch ‚derfelben bey demjenigen Grade ihres Erftarrungs[chlafs, wo ihr Athemholen noch merklich ift, im Verhältnifs gegen ihren gewöhnlichen Zuftand, [ehr gering ift. Eu 5) Dals fe endlich während ihrer tiefen Erl/tar- rung weder Sauerftoffgas verzehren, noch an Wärme "zunehmen, und dafs folglich alsdann kein Athmen bey ihnen Stait findet *). Vierter Abfchnitt. Von dem Athmen der Murmelthiere, der Siebenfchläfer u. f. w. ı)in ihrem gewöhnlichen Zuftande; 2) während ih- res Erftarrungsfchlafes. Das Athmen diefer Thiere wird [chneller oder "langfamer, je nachdem die Wärme der Atmolphäre fteigt oder fällt. j *) Bedürfte die Lehre, dafs die thierifche Wärme aus der Zerleizung des Sauerftoffgales in den Athmungswerkzeu- gen enıftebe, noch fernerer Beweile, [o mülste, wie mich dünkt, der Erfolg derjenigen Verluche, welche ich über mie - die Wärme und das Athmen der winterichlafenden Säug- ıhiere angefielltihabe, und befonders der im zweiten $ diefes Abfchnits erzählten, felbft den Ungläubiglien au # überzeugen im Stande l[eyn, 5, 318 —— x $. 1. Vom Athmen der winterfchlafenden Säugthiere in ihrem gewöhnlichen Zuitande. Das Murmelthier; athmet in kurzen und [chnel- len Zügen. ; ; Bey dem Igel gefchehen die Bewegungen des 4 Ein- und Ausathmens langfamer, wie beim Mur- melthier. % x Die Athemzüge der grolsen Hafelmaus erfolgen hingeren fchneller, als die des Murmelthiers. Die Fledermaus, 'befonders die Hufeifennafe, holt, fohald fie fich etwas bewegt, [o [chnell Athem, ‚dafs fe zu keichen [cheint; wenn fe jedoch in Ruhe ilt, find ihre Athemzüge langlam. Alle Umftände gleich geletzt, ilt das Athemholen der hier genannten Thiere fowohl bey Nacht als bey Tage, bey ftarker Soemmerwärme lebhafter, als in den kühlen Tagen des Herbftes. Hievon überzeugte ich nich durch aufmerkfame und zu allen Tages-Stun- den und in allen Jahreszeiten wiederholte Unter- Suchungen, ZweyBeilpiele werden jedoch, wie mich dünkt, hinreichen, um darzuthun, dafs das Athem- holen der winterfchlafenden Säugthiere fieh nach dem Wechfel der Temperatur des Luftkreifes richte, "Den achten Auguft 1806 um acht Uhr Abends bey 16° atmofphärilcher Wärme und 277 Luft- ! druck, zählte ich die Athemzüge eines. Murmelthiers, eines Igels, einer Hafel- und Fledermaus, durch'ge- naaue Beobachtung der Bewegungen, welche die Ser- en NE Rd "_ ten die[er Thiere zeigen. Die Zahl der in einer Mi- nute erfolsgenden Arhemzüge war: bey dem Murmel- thiere 30, bey d. Igel 16, bey d. Halelm, 45, bey der Flederm. 70. Am zehnten November deffelben Jahrs um vier Uhr Abends bey.5%° atmofphärifcher Wärme und 27’ 9 Luftdruck zählte ich in einer Minute: bey dem Murmelthier 20; bey d. Igel 10 Athemzüge; bey der Halelmaus 30; bey d. Flederm. g Athemzüge. Dafs diefe Angaben nicht ganz genau [eyn können, fällt von felbft in die Augen; ja es ift, wie ich glaube, völlige Genauigkeit in denfelben felbft unmöglich, weil die Thiere, [cheu wie hefind, bey dem mindelten Geräufch erfchrecken, wo denn die Zahl ihrer Athemzüge augenblicklich zunimmt. Die obigen Angaben beweifen inde[s wenigftens, dafs das Athmen jener Thiere von der Wärme der At- molfphäre abhängig fey, und dies ift uns für die Er- klärung der Erfcheinungen des Winter[chlafs äufserft wichtig. $. 2. Vom Athmen der winterfchlafenden Säugthiere während ihres Erftarrungslchlafes. Zu Anfang des Erftarrungsfchlafes und bey An- näherung des Erwachens aus demfelben, gefchieht das Athemholen der befagten Thiere langlam und falt unmerklich. Das Murmelthier holt dann fieben oder acht- mal in einer Minute Athem. 5320 5 — Der Igel hat kaum vier bis fünf Athemzüge; ja es gehen ganze Minuten hin, ohne dafs man an [ei- nen Seiten die mindelte.Bewegung wahrnimmt. Die grolse Hafelmaus holt neun bis zehnmal in einer Minute Athem. Die Athemzüge der Fledermaus find fo [chwach, dafs man fie kaum unterf[cheiden kann. Ich zählte deren fünf bis fechs in einer Minute. Obgleich alle diefe .Thiere bei einem mittleren Grade von Erltarrung die geathmete Luft nur [ehr wenig verderben, fo dürfte man diefelben doch in diefem Zuftande, ohne ihr Leben in Gefahr zu letzen, nicht gänzlich der Luft berauben, *) oder fie in eine das thierifche Leben tödtende Gasart bringen **). Liegen fie aber im tiefen Erftarrungsfchlaf, fo ruht ihr Athmen gänzlich}). Man kann lie alsdann, ohne dafs es ihnen nachtheilig ift, in eine dem Leben im höchften Grade gefährliche Gasart legen +F), ja fie lelbft, ohne dals es ihnen Schaden bringt, unter Waller tauchen. *) Ego, erzählt Gesner(de quadrupedibus viviparis, tom. 1, lib.L, p. 745.), cum dormiturientem aliquando bunc murem initio hyemis in vas ligneum e [candulis abienis concin- matum et ;foeno [emiplenum depofuillem, addito etiam, quo magis a frigore tuerelur, operculo, polt aliquot dies mortuum reperi, S, ")Spallanzani Memoires fur la relpiration; $, XII, p. 335 und folgende, »*) Der zuerfi in die Augen fallende Beweis hiefür ift das Aufhören ihrer Seitenbewegungen, S. ++) Spallanzani aaO, % nn 321 ' 00 0. Murmelthier. ‚Am achtundzwanzigften May ı807 um fieben Uhr Abends tauchte ich ein Murmelthier, das ich in tiefen Erftarrungsfchlaf verletzt hatte, in einen Eimer mit frifchge[chöpftem Waffer, undliels es funf- zehn Minuten lang darin. ‚Es ftiegen von dem Thiere blo[s einige Luftblafen in die Höhe, die fich in [einen Ohren und [einer Mundhöhle befunden hatten. ‘ Igel, grofseHalelmaus und Fledermaus. Den nämlichen Verfuch hatte ich bereits mitdem= felben Erfolge im Lauf des Januars mit Igeln, grolsen. Hafelmäufen und Fledermäufen angeltellt, die von Selbft in Erftarrung gefallen waren. Als ich diefen, in einem gleich tiefen Er- ftarrungsfchlafe liegenden Thieren die Brufthöhle an einer Seite öffnete, konnte ich an den Lungen ‚derfelben keine Bewegung wahrnehmen. “,Bedürfte es, aufser den hier erzählten, wie es, " mir [cheint, ent[cheidenden Thatlachen, für das ‚Nichtathmen der im tiefen Erltarrungslchlafe liegen- - den winterfchlafenden Tbiere noch anderer Beweile, fo könnte ich die von dem berühmten Spallan- zani *) erzählten Erfahrungen anführen, Zugleich erinnere ich hier nur noch an diejenigen, welche ich über denfelben Gegenftand im zweiten $ des - dritten Abfchnitts erzählt habe, Alle thun einftim- mig dar, dafs die Verrichtungen der Athmungswerk-, "Zeuge während des tiefen Erftarrungsf[chlafes ruhen. EtyA. 0,5 X, p. 33% 24 i 3:2 t —— Es’erhefleYaus diefäh' Verfuchen Beohach tungen, dafs, eben lo wie die Wärme der winter- [chlafenden Säugthiere, auch das Athemholen der- felben von der Temperatur der Atmofphäre ab- hängig fey. So [ehen wir diefes Atbemholen kurz und befchieunigt im Sommer, langlam in der kal- ten Herbftzeit, faft unmerklich bey einem mittleren Grade, und keine Spur deffelben bey dem höchlten Grade ‚des bey jenen Thieren vorhandenen Erftar« rungsfchlafes. Fünfter Abfchnitt. Von dem Blutumlauf der Murmelthiere, Siebenfchläfer u. f. w. ı) in ihrem gewöhnlichen Zuftande, und 2) wäh- rend ihres Erftarrungsfchlafes, Der Blutumlauf derjenigen winterfchlafender Thiere, an welchen ich meine Unterfuchungen an- Ttellte, [telt, wie die natürliche Wärme und das Athembolen derfelben, unter dem Einflufs der At- mofphäre. So ilt der Puls derfelben fehr häufig im Sommer, während hingegen in der kalten Herbftzeit die Zahl [einer Schläge fehr merklich abnimmt, und er zu den Zeiten, wo die Thiere in den Erftarrungs- Schlaf verfallen'und aus demfelben erwachen, [ehr [chwach und fehr langfam fchlägt. a Während die Thiere im tiefen Rrftarrungs[chlafe liegen, ruht der Blutumlauf bei ihnen, und ihre Ge- fäfse [cheinen todt zu feyn. Blofs im Mittelpunkt der Bruft, im Herzen und den daraus ent[pringen- den grofsen Gefälsen ilt noch ein Reft von Blutbe- v a Tee rn Mr u u En SE ee, u >> — 323 r = . _ wegung, die einzige Aeufserung des nach Innen ge- Slüchteten. Lebens, vorhanden, -& ı. Von dem Blutumlauf der winterfchla- fenden Säugthiere in ihrem gewöhnlichen Zu- Stande, : Am gten Auguft 1906 um fieben Uhr Abends, bei 15%° atmo[ph. Wärme und 27” 7’ Luftdruck, legte ich bey einigen Murmelthieren, grofsen Halel- _ undFledermäufen zu wiederholtenmalen meine Hand auf die Gegend der Achfel - und ‚Schenkellchlag= aderh und auf die des Herzens. Ich fand, dafs das er, ; Blut dieler Tbiere, ‘wenn die natürliche Wärme der- [elben den höchften Grad erreicht hat, fich mit gro- fser Schnelligkeit bewege, Die Zahl der Herzfchläge „betrug bey dem Murmelthier yo, bey der Hafelmaus 105, und bey der Fledermaus 30 in einer Minute, Eben [o oft, wie das Herz des Murmelthiers, [chlugen. die Achfel - und Schenkelfchlagadern deffelben. — Bey den Hafel- und Fledermäufen konnte ich an die- fen Gefälsen, wegen der Kleinheit derfelben, kei- nen Puls fühlen. . "Beim Igel ift, der Einrichtung feines Körpers wegen, die Unterfuchung des Pulles weder an den Arterien, noch in der Herzgegend möglich. Nur wenn man.das Herz deffelben blofs legt, kann man "deffen Schläge wahrnehmen, deren ich auf diefe Weife 75 in der Minute zählte. Wie unficher aber Kin folches Verfahren f[ey, fällt von felbft in die Augen. r k v k 324 — Am ııten November def[felben Jahrs, um vier Uhr Nachmittags, bey 4%° äulserer Wärme und 27° EL Luftdruck betrug die Zahl derıHerzichläge bey‘ dem Murmelthier 90, bey der grofsen Hafelmaus 60, bey der Fledermaus 30. Eben’[o oft, wie das Herz des Murmelthiers, [chlugen auch deffen Schenkel -und Achlelarterien. Das blols gelegte Herz eines Igels fah ich 25mal in der Minute [chlagen. Diefe fich nach dem Wärmegrade der "Atimo- [phäre richtende Verf[chiedenheit in der Schnelligkeit des Blutumlaufs ift bey den winterfchlafenden Säug- thieren nun allerdings vorhanden; doch hält es [chwer diefelbe genau zu beobachten, wegen der Furchtfamkeit diefer Thiere, bey denen das Athem- holen und folglich auch der Blutumlauf, [obald man fie zu ergreifen [ucht, [ogleich beträchtlich [chneller werden. Man mufs daher, um zu [einem Zweck zu kommen, fich der Thiere plötzlich bemächtigen, und alsdann augenblicklich ihren Puls unter[uchen. $. 2. Von dem Blutumlauf der winterfchla- fenden Säugthiere während ihres Erftarrungs- Ichlafes. Wenn das Murmelthier, die grofse Hafelmaus _ und Fledermaus im tiefen Erftarrungsfchlafe liegen, fo ift die Bewegung des Blutes bey ihnen blols in der Herzgrube zu fühlen; ihr Herz [chlägt an nur neunbis zehnmal ineiner Minute. Oeffnetman einem gleich tief erftarrten Igel die Brult, lo heht ‚man bey ihm ° vo 325 \ ihm keinen [chnelleren Herzfchlag, als bey den vor- her genahnten winterfchlafenden Thieren, Am dritten Juni #907 um fieben Uhr und funf- zehn Minuten Morgens, entblölste ich die Schenkel- arterie eines Murmelthiers, welches ich künftlich in tiefen Erftarrungs[chlaf verfetzt hatte, und legte fie völlig frey, konnte aber an derfelben einen Puls+ Ichlag weder [ehen noch fühlen: Um mich, wo möglich, noch näher von der Be- wegung oder Ruhe des Blutes in den äulseren Ge- fälsen der winterf[chlafenden Säugthiere zu !untei- richten, unterband ich dem Murmelthiere die Schen- kelfchlag - und Schenkelblutader. Dieerftere [chwoll nicht oberhalb des Bandes, und. die: letztere ‚nicht unterhalb deflfelben an. Als ich beide Gefilse' öff- nıete, kam das Blut langfam und ohne allen Nach- druckjfliefsend (d’une maniere passive) aus, derfel- ben hervor, grade fo, als wenn es aus einem todıen Theile käme. So wohl die eben genannten Gefälse, wie alle übrigen nach Aufsen liegenden, find bey den winterfchlafenden Thieren, {während diefe im Er- Starrungsichlafe liegen, halb leer. Ich wiederholte die hier erzählten Verfuche an den Gefälsen des rech- ten Oberarms bey dem.nämlichen Thiere; der Er- folg war derfelbe, wie an den Schenkelgefälsen, Beim Oeffnen der Bauchhöbhle fand ich alle Ge- fälse derfelben ftark yon Blut angelchwollen, undin der völligften Unthätigkeit, ; Archiv f. d. Phyfiol. XI. Bd. HL. Heft. 2 > 326 . Eben fo voll Yon Blut, wie die Unterleibsgefälse, waren auch das Herz, die Bruftaorta, die Stämme der Schlüffelbein - und Kopffchlagadern; doch konnte ich an allen diefen noch zehn biszwölfPuls[chläge in der Minute zälılen. Die Zahl diefer Puls[chläge ftieg bis auf zwanzig, als ich den Zinkpol einer voltafchen Säule mit dem Zwerchfellnerven, und den Kupferpol mit dem Bruftbein - Warzenmuskel in Verbindung [etzte. Verband ich hingegen den Kupferpol Fit dem Nerven und den}Zinkpol mit dem eben genannten Muskel, fo ftellte fich die vorige Zahl von Herzlchlä- gen wieder ein, Gleiche Verfuche hatte ich bereits im Januar 1907 an Igeln, grofsen Halel - und Fledermäufen angeltellt, die ineinem von [elbft entltandenen tiefen Erftarrungsfchlafe lagen ; der Erfolg dieler Verfuche war von der nämlichen Art, wie der, den ich in den eben erzählten an einem auf künftliche Weile in Er- ftarrung verfetzten Murmelthier beobachtet hatte; aulser dafs bey den Hafelmäufen zu Anfang und ge- gen das Ende ihres Erftarrungsfchlafes das Herz nur zwanzig bis fünfundzwanzigmal in der Minute [chlägt. Aus diefen Verfuchen und Beobachtungen erge- ' ben fich nun nachftebende Erfahrungsfätze: ı) Der Blutlauf der winterfchlafenden : Säug- | thiere' Lteht unter dem Einfluffe des atmofphärifchen " Wärmegrades. | 2 327 2) Das Blut diefer Thiere bewegt fich zu Anfang und gegen das Endeihres Erftarrungs[chlafes äu- [ser[t langlam. 3) Bey völliger Erltarrung jener Thierefind die Haargefälse in den äufsern Theilen derfelhen faft leer, und die gröfseren Gefälse nur halb voll; und das Blut befindet fich in ihnen in einem [tockenden Zultande. 4) Die Schlag- ‘und Blutadern in der Bauch- höhle der im tiefen Winterfchlafe liegenden Thiere find mit Blut angefüllt, und [ehen aus, als wären lie eingefpritzt worden; das in ihnen befindliche Blut ift aber ohne Bewegung. 5) ImHerzen, inder Bruftaorta, in den Stäinmen der Schlüffelbein- und Kopffchlagadern bewegt fich hingegen das Blut zufolge des ihm durch das Herz mitgetheilten Stofses. Diele Bewegung ilt jedoch ınehr ein Hin- und Herwogen (ondulatoire), als ein wirklicher Kreislauf, 6) Selbft in dem tiefften Erftarrungsfchlafe ift " jedoch das Blut der winter[chlafenden Thiere nicht, wie einige Schriftlteller behauptet haben, geronnen, Sondern blols in einer anfcheinenden Stockung, Sechfter Abfchnitt. Von der Empfindlich- keit und Keizbarkeit der winterfchlafenden Säug- thiere während ihres Erftarrungsfchlafes. Der Erftarrungsfchlaf der winterfchlafenden - Thiere ftumpft, je nachdem er mebr oder weniger tief ift, die Empfindlichkeit diefer Thiere, auch in ; za 328 SE I den [onft empfindlichften Theilen ihres Körpers, mehr oder weniger ab, ja vernichtet fie felbfe dem An-_ fcheine nach völlig, Die Muskelreizbarkeit widerfteht dem Einfluffe der Kälte weit mehr; da fich diefelbe, fo tief der Er- arrungsfchlaf jener Thiere“auch feyn miag, doch immer mehr oder weniger [tark äufsert, je nachdem die reizende Einwirkung verfchieden ift. $. 2. Von der Empfindlichkeit der, Winter- Ichläfer während ihrer Erftarrung. Igel, grolse Halelmaus und Fledermans. Mittlerer Grad des Erftarrungs[chlafs. Am 2sften Januar 1907 um acht Uhr Morgens, bey 27’ 8"! Luftdruck und — 13° atmolphärifcher.. Wärme unterwarf ich die in der Ueberf[chrift benann- -ten Thiere, deren Wärme 4- 33° war, den nach- -ftehend erzählten Ver[uchen. Ich ftach ihnen mit der Spitze eines Skalpels in dieHaut, in dieSchnauze und in diePfoten. Der Igel zog fich ein wenig zulammen, und als ich ihm dieHaut und den Hautmuskel der Queere nach durch- [chnitt, *) gab er, aufser einem [olchen Zulammen- ziehen, kein Zeichen von Schmerz. Die grolse Hafelmaus und die Fledermaus mach- ” ten, wie he [o gereizt wurden‘, eine [chwache Bewe- gung mit dem Kopf und den Pfoten. 5) Nur vehnirtal, [olcher Durchfchneidungen des großen Hautmruskels kann man diefe Thiere, wenn fie im Winter- fchlaf liegen, aus der kugelfärmigen Lage in die gelireckie bringen, S, x gel ) 322 Als ich die Thiere der Einwirkung einer frifch- i gebauten ;voltafchen Säule ausfetzte,' indem ich ilı- nen den einen Poldrath an .das eine Nafenloch, den anderen an dieinnere Fläche des Mundes, wel- che beiden Theile mit Salımiakauflöfung benetzet wa- ren, anlegte, erfolgte bey demIgel [ogleich eine [chwa- * che Zulammenziehung, hey der grofsen Hafel - und der Fledermaus hingegen ein beträchtlich Starkes Zittern. . Wenn ich den Thieren in den blols gelegten Achfelnerven [tach, oder wenn ich diefen Nerven nit der Spitze eines Skalpels zerfetzte, ihn mit einem dünnen Faden zulammenfchnürte, oder mit Ammo- niak benetzte, zeigte der Igel nur [chwache Zulam- menziehungsbewegungen, die grolse Hafelmaus ver- rieth ihren Schmerz durch Jeife Klagelaute, und die Fledermaus bewegte Sich lebhaft und Ltiels 'pfeifende Töne aus; RT + Murmelthier, Tiefer Erftarrungsfchlaf, - Aın dritten Juni 1567, Morgens um Sechs Uhr, ftach ich mit der Spitze eines Skalpels in die Schnauze und Pfoten eines durch künftliche Kälte in tiefen Frfltar- rungsichlaf verfetzten Murmelthiers; es äulserte kein Zeichen von Emplindung, Auch das Anlegen der Poldräthe der voltafchen Säule an feine Zunge und an eins [einer Nalen- Jöcher brachte keine ınerklicht Veränderung hev Bin hervor. u ’ 330 ze Eben fo zeigte es nicht die mindelte Bewegung, als ich die Muskeln, die Nerven und di& Gefälse lei- nes rechten Schenkels hlofs legte. Ich reizte dann die Nerven dieles Schenkels auf verf[chiedene Weife, durch Stechen, durch Zerfetzen derfelben mit der Spitze des Mellers, oder indem ich fie mit Ammoniak, oxygenirter Salpeterläure und Salzläure benetzte; allein durch alles dies vermochte ich nieht das mindelte Zeichen von Empfindung bey dem Thiere hervorzurufen. Igel, grofse Hafelmaus, Fledermaus. Tiefer Erftarrungsfchlaf. Am erften Februar 1807, um acht Uhr Morgens, bey — 13° atmofphärifcher Wärme, und 27° 3 Luftdruck, unterwarf ich einen Igel, eine grofse Ha- felmaus, eine Fledermaus, welche Thiere im tiefen Fr- ftarungsf[chlaf lagen, und deren Wärme + 3° war, in der Reihe, wie ich fie hier genannt habe, der näm- lichen Behandlung, wie das eben erwähnte Murmel- thier. Der Igel verhielt fich gegen alle jene Einwir- kungen unempfindlich, die grolse Hafelmaus und Fledermaus machten mit dem Kopf und den Pfoten einige Bewegungen, von denen die der erften aber äufser[t [chwach, die der letzten jedoch etwas lebhaf- ter waren, 3 Aus den hier erzählten Verfuchen, die, befon- ders beyj den drey leızten Thierarten, mehrmals wie- derholt wurden, läfst Ach, däucht mir, der Schluls ziehen, dals der Erftarrungsfchlaf der Murmelthiere und Igel tiefer (ey, als der grofsen Hafelmäule und — u Car eg ———N EEE 33X2 ‘ Fledermäufe ihrer. Daffelbe erhellt denn auch dar- aus, dals, wie wir oben Seite 304 u, f. gefehen ha- ben, die erfteren beiden Thierarten beim Erwachen aus ihrem Schlafe zu ihrem völligen Munterwerden einen dreimal fo langen Zeitraum bedürfen, als die beiden letzteren, , u $: 2. Von der Muskelreizbarkeit der Win- terfchläfer während ihres Erftarrungsfchlafs. Am 3zı[ten Januar 1907, um eilf Uhr und fun, zehn Minuten Morgens, bey — ı4? Wärme des Luft- kreifes, und 27’ 8% Luftdruck, als die Wärme eines _ Igels, einer grolsen Hafelmaus und einer Fledermaus -H 34°, und das Athemholen dieler Thiere langfam und kaum merklich war, legte ich bey denfelben die Muskeln und Nerven der hinteren Gliedmaalsen blofs, und reizte dann die erlteren mit der Spitze eines Skalpels, mit Ammoniak, Salpeterfiure und über- faurer Salzfäure. Bey dem Igel wirkten diefe Mittel nur wenig auf die Reizbarkeit [einer Muskelfafern; bey der Hafelmaus und befonders bey der Fleder- maus erfolgten indefs deutlichere Muskelzulammen- - ziehungen; die volle Thätigkeit der in den Muskeln wöhnenden Kraft regte hingegen der Einfluls der voltafchen Säule auf. Denn als ich zuvörderft den Drath des Zinkpols mit dem Schenkelnerven, und den des Kupferpols mit einem von den, Beugemuskeln des Schenkels der rechten Seite in Berührung brachte, erfolgtejin den. Gliede eine Starke Zufammenziehung; zugleich zo- { \ 532 ag gen fich die Bauchmuskeln derfelben Seite zufam- men, jedoch minder ftärk,' wie die Schenkelmus- keln. Als ich hierauf, nach Blofslegung der Muskeln und Nerven des linken Schenkels, mit den Drath des Zinkpols den Schenkelmeryen d:r rechten Seite, und mit dem Drath des Kupferpols den vorderen graden Muskel des linken Schenkels berührte, [o gingen die Gliedmaafsen beider Seiten in Beugungs - und S$tre- ckungsbewegungen über; zugleich [ah ich die Bauch- muskeln hich kräftig zulammenziehen. Und wieich als- dann den Drath des Zinkpols mit dem rechten Achlel- nerven, und den des Rupferpols mit Einem’der Schen- kelbeuger derfelben Seite in Berührung letzte, fo zogen fich die Gliedmaalsen,. wozu die berührten Theile ' gehörten, heitig zulammen; die der linken Seite be- wegten lich nur eben merklich, Auch die Zufammen- ziehung der Bauchmuskeln warauf der rechten Seite Stärker, als auf der linken. Wurde der rechte Achfelnerve mit dem Drathe desZinkpols und derlinke grofse Brultmuskel mit dem desKupferpols berührt, fo erfolgten lebhafteZulammen- ziehungen in den vorderen Gliedmaalsen, [o wie in den Nuskeln der Bruft und des Halfes; ;die Fleder- maus fchlug mit den Flügeln, als wolle fie davon fie, gen. In den hinteren Gliedinaalsen und den Bauch- muskeln waren dagegen die Bewegungen unter dielen Umftänden bey allen drey Thierarten fehr fchwach, Wenn ich den Zinkpol mit einem von den Schenkelnerven, dem rechten z. B., und den Kup- ferpol mit den linken ‚grolsen Bruftmuskel in Ver- : ATeR Pe . IS 333 - bindung letzte, fo fah ich in allen Theilen der - vorher genannten Tbiere Bewegungen eintreten. . Wurde der linke Zwerchfellnerve mit dem Drath des Zinkpols, und der rechte Brufibeinwarzen- » ınuskel mit detn Drath des Kupferpols berührt, [o erfolgte eine lebhafte Zulammenziehung in dem | Zwerchfell, dem dreieckigen Bruftbeinmuskel, dem Herzen und den Halsmuskeln, DiejBerührung des Herzens mit dem Leitungs- drath des Kupferpols brachte nur eine [ehr wenig _ merkliche Wirkung hervor, obgleich der Zwerchfell- merve fortdauernd mit dem Zinkpole in leitender Verbindung geblieben war, Gar keine Wirkung erfolgte, als ich, 'während . * der Drath des Zinkpols mit dem Zwerchfellnerven in Berührung war, den Magen, und nach dielem die Ge- därme, an Stellen, woich von ihnen vorher die än- [sere Haut weggenommen hatte, mit dem Drathe des Kupflerpols berührte, Die von allen hier erzählten Verfuchen vermit- tellt Anlegung des Zinkpoldraths an die Muskeln, und des Kupferpoldraths an die Nerven angeltellten Ge- genverfuche brachten nie eine merkliche Wirkung. ‘hervor, Murmelthier, Tiefer ‚Erftarrungs[chlaf, Am dritten Juni 1807 um lechs Uhr Morgens, ‘wiederholte ich die im Vorigen erzählten Verfuche an einem künftlicher Weile in tiefen Erftarrungsfchlag ' verletzten Murinelthier mit folgendem Erfolge, 334 Als ich mit der Spitze des Skalpels über die Mus- keln des Thieres hinfuhr, runzelten fich diefelben ınerklich, Ammoniak und Mineralfäuren bewirkten hinge- gen in ihnen keine Zufammenziehungen, Auf den Einfluls der voltafchen Säule äulserte fich das Zufammenziehungsvermögen der Muskeln fehr merklich, jedoch nicht in dem Maafse, wie bey dem Igel, der grofsen Halelmaus und der Fledermaus, welche durch natürliche Kälte in einen mittleren Grad von Erftarrungs[chlaf verfetzt worden waren. Die umgekehrte Anlegung der Poldräthe wirkte bey dem Murmelthier eben fo, wiein den vorher er- zählten Verfuchen, Igel, grolse Halelmaus und Fledermaus, Tiefer Erftarrungsf[chlaf, Am erften Februar unterwarf ich den Igel‘, die grolse Hafelmaus und die Fledermaus, die mir zu den Verfuchen über die Empfindlichkeit gedient hat- ten, der nämlichen Behandlung durch mechanifche, chemifche und elektrifche REinwirknngen, welcher ich den Tag vorher drey andere gleichartige Thiere ‚unterworfen hatte. Der Erfolg war derfelbe, bis auf den Unterf[chied, dafs die Muskelthätigkeit fich bey den im tiefen Erftarrungsfchlafe liegenden Thieren nicht fo kräftigäufserte, alsbey den den Tagzuyor un- bi terfuchten, wovon der Grund unftreitig eben in dem tieferen Schlafe der erfteren lag. Die Gegenver[uche yermittellt Umwechfelung der Poldräthe hatten den nämlichen Erfolg, wie die denTag zuvor angeltellten. \ wi ar ‚= 333 Uebrigens fand ich eben [o in diefen wie bereits in den frühern Ver[uchen! bey der grolsen Hafelmaus und bey der Fledermaus eine grölsere Empfänglich- . keit für die auf die Reizbarkeit einwirkenden Ein- drücke, als bey dem Murmelthier und dem Igel; eine Erfcheinung, die in dem tieferen Schlaf der letzte- ren gegründet ift, Die Unterfuchungen, die ich über die Empfind- lichkeit und Reizbarkeit der im Vorigen genannten Tbiere, f[owohl bey einem mittleren, als bey einem hoben Grade des bey diefen Tbieren vorkommenden . Frftarrungsfchlafes angeftellt habe, thun allo dar: ı)dals hey den Winterfchläfern die Empfindlichkeit defto abgeftumpfter und die Muskelkraft delta min- der thätig ey, je tiefer der Erftarrungsf[chlaf dieler Thiere ift; 2) dafs die Muskelkraft derfelben durch galvanifche Einwirkungen weit ( inconıparablemient) ftärker erregt werde, als durch irgend ein anderes, fowohl mechanifches, als chemifches Mittel; 3) dafs der galvanifche Reiz auf die Muskelkraft der im Er- Starrungs[chlaf liegenden Tbiere nur alsdann wirke, wenn der Drath des Zinkpols die Nerven, und der Drath des Kupferpols die Muskeln berührt; 4) dafs das Herz diefer Thiere für den galvanifchen Reiz wenig empfindlich fey; endlich 5) dafs auch ihr Ma- gen und ihre Gedärme diefem; Reize nicht, gehor- Sam find, J 236 — Zweiter Theil. Erfter Abfchnitt. Verfchiedenheiten des Körperbaues , welche zwifchen den Murmel- thieren, Siebenfchläfern u. f, w. und den ihnen verwandten Arten nichtwinterfchlafender Thie- P} re Statt finden. ‚ 3 Durch drey Eigenthümlichkeiten des Baues un- terfcheiden fich die winter[chlafenden Säugthiere von den nichtwinterfchlafenden, nämlich; 1) Durch den geringen Umfang ihrer Lungen. 2) Durch ‘die gröfsere Geräumigkeit ihres Her- zens, und der bey ihnen in der Bruft- und Bauchhöhle befindlichen Schlag- und Rlutadern, mit Ausnahme der Lungengefälse. 3) Durch die Dicke der in den äufseren Theilen Ihres Körpers vorhandenen Nerven. $. 1. Verfchiedenheiten, ‚welche zwilchen dem Murmelihier, dem Igel u, f. w. "einerfeits, und dem Kahinchen, Meerfchweinchen u. f. w. anderfeits, im Betreff des Umfangs ihrer Lungen Statt Anden. Um die Lungen eines Thiers auszumellen, bliels Pe dielelben, nachdem ich zuvor das Herz von ih- nen getrennt hatte, [o [tark als möglich auf, und tauchte Ge dann in ein mit Waller gefülltes nnd nach Kubikzollen gradirtes glälernes Gefäls. Die Menge von Waller, welche nun durch die von verfchiede- nen Tbieren genommenen Lungen aus dielem Ge- un. —— 337 fälse verdrängt wurde, findet man in der nachltehen- den Tabelle nach Kubikzollen angegeben. Es verdrängten die Lungen vom Murmelthier 2 K. Z. vom Igel ı$ R. 2. — Kaninchen 3 — — — Meer- fchweinchen 23— — von der grolsen Hafelmus &—— v.d,Fledermaus ve — derRaze ı —— v. d.Hausmaus 3—— Unterfucht man !die Lungen der im tiefen Er- Starrungsfchlafe liegenden Thiere, [o findet man die- felben ohne Bewegung, und.bläffer, als im gewähn- lichen Zuftande, allo wenig.blutreich. $. 2. Verfchiedenheiten zwilchen dem Her» zen und den Blutgefäfsen der nämlichen T'hiere. Bey dem Murmelthier, dem Igel u. [ w. find‘ r das Herz und die Gefälse der Bruft- und Bauchhöhle geräumiger, als beim Kaninchen, Meet[chweinchen _ m.S.w.; dagegen haben bey diefen letzteren die Ge - fäfse in den äufseren Theilen des Körpers ein. wenig mehr Umfang, worüber die folgenden Tabellen das: Nähere ergeben werden, Tabelle über das ver[chiedene Maals des Herzens bey den nachftehend ver: _ zeichneten Thieren, Länge Umfang des Herzens. des Herzens, h Beim Murmelthier ı Zoll 53Lin, 2 Zoll 8 Lin, ‚— Kaninchkhn 1 — — 2— — 338 Länge Umfang p des Herzens. des Herzens. Beim Igel - ı Zoll — Lin. 3. Zoll — Lin. — Meerfchw. — — ı0 — 2 —— — Bey der grolsen Halelmaus *) — — 6— von I Bazeih' = Be — Fledermaus — — .5 — eg — Hausmaus — — 4— _-— 7 — *) Dies Thier hatte ein Gewicht von 57 Grammen und 322 Milligrammen, (etwas über ı5 Drachmen und x Skrupel nürnb. Med. Gew.) S. #”) Diele Ratze wog 183 Grammen und 430 Milligrammen (etwas über 6 Uuzen und ı Drachme nürnb, Med, Gew.) } S. = 91%) or/ol 09“ 0$‘0 99'0 1 ı 06‘ en en Tee a Te . yadyu alınpu e — a zıtol zıro) £Lol Griol Lo) 08° gL‘o Et are 2 1er naar Lil zıiol Gzrol Gerol Geo 0G0o) EErol GL *° rt 8 * mepedergpyng usıasıne — Lı‘ol - LZito] - Gzrol Gzro) ° Gzro go) - 80) GL“ 8... ne mIopedejupjungg uassuuı — > gro] "Ge‘o) LE ggrol €‘ 99°] 0g'0 a 9° 8 + wioprdepppungg ueypıpyegapnaued — zz‘ol 00) .0$* 060) 990 ı| Lo] 05‘ Te, 8 OR, neenoy A -utawad aıp ur Bunmagg zeuut 0 — — — gS'o 0gol gg ggol SLiol| Gr et a he 'e gap pun 'f09 'e Br Zurdqy ypeu euorpneg — 0g'o Be * * * gspeingg usseedan — 09°0 er un u 7 aHEgog meipune— gz‘o ern Gassen Japejgoy uazugo — 03‘0 Seren te. 2 7e S BrapmanIneden 990 ..—n tr nr. n gapedegsjuofun] — | gg%0 ° * Jnıg sap sne nunsny sag 2 — '— 090 ; ı Sr uapedeypjutsgjagnjyag S ı0p Surdgy ypeu — _ *77.09‘0] ur ı L r ıl ug z| wg © i - “snew| 'sneur|, “neun | “ps -snez]|-Z0pa]g eye "PIEH |-z0oy sj0J0) "usdaly T, uUgjUUrUuagd pusyoayydru -onrg pun -pmıg a0p aspyjoijdurgy 19p Saayppwusanc] sap AyPyaaqayy Spuayprapdaoy r - gazI1ap] wap sne 1nsny weigı daq elıoy 12(] NEED mi Dumm me Du. mn Dan ana cn aan in mn "opueıy Jorge usoqur au uop ÄAsq arıfoy > jePH wouaruaq puasjojpypeu asp Jafjsdupancy Po... ; ‚ Fortfetzung der umftehenden Tabelle. Durchmelfler der nachitehend benannten Gefälse, | Mur- Grofse mit Inbegriff ihrer Winde, a maus. Batze, me. a! LEE TE RER EEE EEE ee msn man Der unteren Hoblader gleich Kinter den Hüfiblutadern f3,a5 |1,50 - |1,50 Ir 6,797 6,33 |, ori — gemeinlchaftlichen Hüftblutadern . . » 2...‘ h,33 0,75 |ı 0,66 0,66 ee 0,12 10,15 “ inneren Hüftbluradern . . 2 2 2 2... h 0,75 10,75 |0,25 Jo,50o (0,33 lo,ıo -Io,ı2 — äufseren Hüftblutadern. . 2 2 22 2.2 2 0,66 0,50, [0,50 - jo,50_ lo,a5 [0,50 [0,107 Jo,ı2 . — Pfortader vor Bildung ihres Sinus „2... [3,33 2,50 |350 Ir, 1,25 |r 1 0,50 Des Sinus’der Pfortader 27.0.2. =... au % 3,50 ‚350 142,33. 11,66 |1,50 It 0,66 Der gemeinfchaftlichen Kopfichlagadern . . 2». &k 0,75 . 0,66 10,66 jo,ı7 10,33 lo,i2 lo,ız — äulseren Kopfichlagaden . . . 22 2... 0,50 0,50 lo,25 Jo,50o |o,10o 10,25 ‚og Jo,rt — inneren Kopffchlagaden , . 2 2 2.0. 0,38 0,50 j0,25 0,25 lo,ıo [0,25 Ja,1ı2 Jo,ır — Achlelfchlagadern. „2.2 2 2.2..0.0% 050 10,66 „16,3 0,50 0,17 10,33 10,17 |o,20 Ss=Achlelblutadernt, E77 a gr. ch 1,25 (0,33 (6,66 0,17. [0,35 lo,ı7 e,a5 — Oberarmichlagadem. . 2. 2 2 2. 0,35 |0,50 0,25 |0,33 jo,ıa 10,25. 10,06 0,17 — Oberarmbluraden „2. 2 2 2 2 v0 0,50 0,66 10,25 10,33 fo,ı2 lo,2 0,06 j0,17 — inneren Drofleladen . 2. 2 2 2 2 03. 1,33 Iı,50o 10,7 1,25 . |0,25 |0,75 lo,20 |lo,5o — äußeren Drolleladen . 2 2 2 H 2a. 1,33 |1,50 [0,75 |1,25 . |0,50 _ lo,751 l0,50 10,75 —_ Schenkelfchlagade ya ee. > - as “10,50 10,66 .10,33 .Jo,50 . 10,17 j0331 lo,ı2 0,17 _ Schenkeliliindert amı nouparichen Dakiike. « (5a (0,66 lo,25 Jo,50 ' lo,ıa 6,33 10,08 0,17 „ 5 x 2 "MT - "uade] nz > era ao ypr sjIaM “pur Juramod xnespwng mop darum Ioge uaArauuıy ayafoM “usAlauusyanyy 1ap < SFlamz usaopıoA uapuajnrj1aa uaggiyy uop aoıun aıp Zmeayun Jgom pur xneI609 -snos ualuueuad uago Pıcy („ zıro) ortor SGelol Bio) Gero Liio] owol Geo nn ne usAlouuapua] Jaly go] Zora gorol 90% zıro) Gerol Seo Es‘of °* SONuayDg ap any Top ur maareujoyueyag zoll . 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Es hatte wi das Schlagaderblut das Blutaderblut einesMurmelthiers 30%° W, B „.. 383° W. — Igels KB 29,° — 283° einer grofsen Halel- ARN. maus *) 303° — 30 — . — Fledermaus*) 253° — 243° — r : Der Gelchmack des Blutes ift'dey allen ebenge- nannten Thieren fade und widrig, hat jedoch bey jeder Art etwas Eigenthümliches, das, Ach beffer felbft wahrnehmen als befchreiben läfst. Der Geruch deffelben ilt bey den ver[chiedenen Arten ebenfalls ver[chieden; das Blut vom Murmelthier riecht Stark j und unangenehm, das vom Igel nach Mofchus, das "U von’ der grofsen Hafelmaus hat einen ‚[chwachen Ratzengeruch,; und auf gleiche Art, nur frarkenil d| riecht das Blut der;Fledermans. Zugleich ift.das Blut ‚diefer Thiere weniger [chmierig, weniger zäh, als das des Menfchen und der übrigen Säugthiere. Au- *) Da das Herz der grolsen Halel- und Fledermaus nicht” Y geräumig genug ifi, um die Kugela von zwey Thermo- ‘ metern, wie klein diele Kugeln auch [eyn mögen, auf einmal fallen zu können, fo nahm ich zu den Mellun- gen, worauf ich die obigen Angaben gründen, immer zwey Thiere von derielben Art und von gleicher Körper- wärme, wovon ich dann dem einen die Kugel des e nen T'hermometers in die rechte Herzkammer, dem. an- dern die Kugel des anderen 'Thermometers in den. lin- ken Vorhof ftsckte. S, Ex » —— 345 _ Iserdem ift das Blut des Murmelthiers, des Sieben- fchläfers und wahrfcheinlich aller-winterfchlafenden Säugthiere von dem Blute aller übrigen warmblütigen Thiere noch darin welentlich verf[chieden, . dafs es, fo lange es in den Adern ift, auch nach dem Verluft feiner natürlichen Wärme und nach dem Aufhören feines Umtriebs im flülfigen Zultande bleibt. Wovon rührt diefe merkwürdige Eigenfchaft her? Die chemi- fche Unterfuchung jenes Blutes und die Vergleichung deffelben mit dem Blute einer anderen Thierklafle, wo ebenfalls ein kaltes, Hülfiges Blut vorkommt, wer- den uns vielleicht dies Räthfel löfen. SiebenGrammen und 9613 Zehntaufendftel Gram- men (nahe 2 Drachmen und 8 Gran nürnb. Gew.) Schlagaderblut, die von einem ganz wachen und lebhaften Murmelthier genommen worden waren, trennten ich, nachdem fie vier und zwanzig Stun- denlang ruhig geltanden hatten, in zwey deutlich von einander gelchiedene Theile, das Blutwaller - (Serum) und den Blutkuchen. Das erfte' wog ı_ Gramme und 5y23 Zehntaufendftel Grammen (nahe # Gran.); es gerann am Feuer wie das Weilse ei- nes Ries, ohne dafs jedoch der Glherne Löffel, worin es fich befand, [chwarz anlief, was allo anzuzeigen - Scheint, dafs das Blutwaffer jener Thiere keinen { chwefel enthält. Der hiebey geronnene Theil be- en gewogen, 7961 Zehntaufendftel Grammen nahe ı3 Gran). Von diefem Eiweils löfete ich, als es mit warmem Waller gewafchen ward ; einıklei- y ze Theil auf, und das Waller bekam danach die Far- 346 —— ‘be und die Konfhiftenz! nicht abgeklärter Molken. Gallus[änre [chlug daraus eine NockigeSubltanz nieder, welche durch Ammoniak aufgelöft ward; ohne Zwei- fel allo Gallerte, Der getrocknete Eiweilsftoff wog, jetzt von Neuem gewogen, 0,0354 Grammen (etwas über 3 Gran.) Nachdem der Blutkuchen in einem Netze [o lan- ge gewalchen und geknetet worden, bis er allen Far- beftoff verloren hatte, blieben nur einige, weilse und elaftifche Fafern davon übrig. Ich fammlete diefe Falern [orgfältig, rollte fie in eine Pille zufammen, und trocknete fie dann in einem mit Papier bedeck- ten Uhrglale; die getrocknete Malle war hart, brü- chig wie Tragantgummi, und beinahe auch von der Farbe diefes Gummis. Ihr Gewicht betrug 0,0177 Grammen (etwas über 3 -Gran.) In dem zum Auswafchen |des Blutkuchens ge- brauchten Waller, {welchesljetzt die färbende Sub- [tanz des Blutes enthielt, gerann über dem Feuer ein eiweilsartiger Stoff, der, nachden er wohl ge- trocknet worden, 0,3492 Grammen (nahe 133 Gran) wog. Das diefes Stoffes beraubte Waller liels, bey: fchwachem Feuer abgedampft, auf dem Boden des Gefälses ein blalsgelbes Häutchen zurück, welches fich in kaltem Waller auflöfste.. Gallusfäure erzeugte n diefer Aufölung einenflockigen, weilslichen, in Am- monjak auflösbaren Niederfchlag. Ich glaube jenes Häutchen für Gallerte halten zu können, die jedoch nicht über einige Zehntaufend[tel Grammen betrug. 347 »” Eine gleiche Menge (7,9613 Grammen oder nahe 2 Drachmen 's Gran) Blutaderblut, die dem nümlichen Murmelthiere abgelallen worden, gab, - einer gleichen Unterfuchung unterworfen, dielelben. - näheren Beltandtheile. Der Kytekiehien beider Blut- arten beruht auf ihrer Farbe, ihrem Wärmegrade und _ ihrer Gerinnbarkeit. Von den beiden erften Ei- genfchaften ift (chon vorher,die Rede gewefen. Die gröfsere Gerinnbarkeit, welche das Blut derSchlag- | adern vor dem der Bintadern voraus hat, rührt offen- bar von dem Sauerltoffgale, womit das erftere reich- ) N verfehen ift, und von einigen Hunderttaufendltel- Grammen Faferftoff her, die das erftere mehr als das letztere befitzt. Um jedoch diefen grölseren ‚Falerftoffgehalt des Schlagaderblutes auf eine völlig überzeugende Weile darzuthun, müfste man von bei- den Blutarten eine beträchtliche Menge in den Ver- Such nehmen können, die aber unendlich [chwer an- „zulchaffen feyn würde. Auf diefelbe Weile, wiedas Blut des Murmelthiers, wurde das Schlagader- und Blutaderblut des Igels, der grolsen Hafel - und der Fledermaus unterlucht;, der Erfolg war bey allen diefen Unterfuchungen in [ol- B ‚chem Grade der nämliche, dafs es unnöthig ift, bier a2 7 um die beiden Blutarten des Kaninchens und Meer- fchweinchens zu unterfuchen. Den hiebey gefun- "denen Gehalt diefes Blutes habe ich in der folgen- ' den Tabelle mit dem Gehalte des Blutes der win- jede einzeln zu erzählen | Eines gleichen Verfahrens bediente ich mich, \} 348 a _ terfchlafenden Thiere, zu leichterer „ Vergleichung beider, zuflammengeltellt. 7,9613 Grammen (oder Theile) 7.9613 Grammen (oder Theile) Schlagaderblur, oder eben [olSchlagaderblut, oder eben fo, viel Blutaderblut von einehilvigl Blutäderblut von einem Kaninchen, Meer[chweinchen|Murmelthier, Igel u, [L. w. u.f. w. gaben: gaben: ' x Verdampfendes Verdampfendes Waälfer 47237 Grammen| Waller 6,2628 Grammen Falerfiof . 0,0531 — — [Falefiot 0,17 — — Eiweilsfiof 3,1845 .— — |Eiweilsfiof 1,6454 — — Gallerte 0,0 — — IGallerte 0,0554. — — g Es ift fonach in meinen Augen erwielen, dafs “ das Blut dem Winterfchlaf unterworfener Säugthiere zwey Drittel Falerltof, und die Hälfte Eiweilsf[toff weniger, dagegen ein Viertel Waller und einige Tau- , Sendtheile Gallerte mehr hat, als das Blut der von mir den Winterfchläfern gegenüber geftellten, nicht- winter[chlafenden Thiere. Bey folcher Bef[chaffen- heit des Blutes der erfteren ift es nun nicht zu ver- wundern, dals dallelbe auch dann, wenn es, wie während des tiefen Winter[chlafes dieler Thiere, kalt und ohne Bewegung ift; im flüffgen Zuftande bleibt. » ‚ Ich habe auch das Schlag- und Blutaderblut jener Thiere in den beiden Zuftänden der[elben mit gegen- wirkenden Mitteln unterfucht; weil mir aber diele Unterfuchung, oder vielmehr Zerftörung der jnähe- ren Beltandtheile des Blutes keinen Auffchlufs über meinen Gegenftand gegeben hat, -fo übergehe ich diefelbe hier mit ‚Sülllchweigen. | u, h Bra 349 $. 2. Aeufsere und innere Befchaffenheit des Schlag - und Blutaderblutes des Murmelthiers, 3 Igels v. L. w. während ihres tiefen Erftarrungs- fchlafes. j Befinden fich die au Winter[chlaf unterworfe- " nen Thiere in dem eben genannten Zuftande, [o hat ihr Blut, f[owohl das in den Schlagadern, als das in | den Blutadern, eine rothbraune Farbe; [ein Wärme- grad ift in beiden Gefäfsarten der nämliche, und zwar [ehr niedrig, [o dals er [elbft bis auf 4- 23 hin- "ablinkt, Zugleich hat das Blut dann falt gar keinen Geruch; [ein Ge[cehmack bleibt indefs der nämliche, wie [onft. Seine Konäftenz ift etwas geringer, als wie fie es im völlig wachen Zultande jener Thiere ilt. Ich unterfuchte durch das vorher angegebene Verfahren gleiche Mengen Schlagader- und Blutader- blut, eine nach der anderen, und jedesmal die nämliche Menge, wie in den vorher erzählten Ver- Suchen; beide Blutarten gaben mir die nämlichen Produkte und gleiche Mengen derfelben, wie ich bey der i in $. ı. befchriebenen Unterfuchung erhielt. Das Blut der winter[chlafenden Thiere hat, be- fonders während diefes Schlafes, einige Aehnlichkeit mit dem derFifche. Bey beiden gerinnt das Blut nicht, To lange es fich in feinen Gefäfsen befindet. Das der Fifche ift fehr reich an Waffer; es hat weniger \ Eiweifsftofl und ermangelr des Faferftoffs, oder ent- F hält nur eine unendlich kleine Menge davon; 9,5535 " Grammen (etwas über drittebalb Drachmen) Karpfen- 350 , ne . blut lielsen, in einem feinen und dichten leinenen Säckchen mit Waller gewafchen und geknetet, ‘nur eine fo geringe Menge [chleimiger Subftanz zurück, dals das Gewicht derfelben nicht zu beftimmen war. Die vergleichenden Unterfuchungen, die ich mit dem Blute.von Thieren aus verfchiedenen Rlaf- fen anftellte, haben in mir die Ueberzeugung zu- rückgelaflen, dafs die Gerinnharkeit deffelben von der darin enthaltenen Menge von Sauerftoffgas und Falerftoff abhänge; und eben dies ift denn auch die Meinung eines der berühmtelten Scheidekünftler Europas *). Es ilt übrigens längft bekannt, dafs die wenig athmenden Thiere, wie die kaltblütigen, und namentlich die Fifche, ein [chwarzes und we- nig gerinnbares Blut haben; was demnach ein offen barer Beweis ilt, dafs die Wärme des Blutes, [eine fcharlachrothe Farbe und feine Gerinnbarkeit von der igröfseren oder geringeren Menge Sauerftoffgas, welche die Lungen beim Athmen verf[chlucken, ab- hängig Sey. 2 $.,3. Aeufsere und innereEigenfchaften der Galle des Murmelthiers, Igels u.f. w. _ , Die Galle diefer Thiere ilt von blafsgrünlicher, 'fich ins Pomeranzengelbe neigender Farbe, und [y- rupartigem Zulammenhange. Eine jenen Thieren ei- genthümliche Figenfchaft derfelben ift ihr fülser Ge- fchmack; erft, nachdem man hie mit Aufmerkl[am- *) Fourcroy Systeme des connaiss. chim. tom, IX, pP. ar. u = 351 keit gekoftet hat, bemerkt man ein wenig Bitterkeit anibr. Die‘ verfchiedenen Zuftände, worin jene Tbiere fich befinden, [o wie die verfchiedenen ‚ Jahreszeiten, bewirken keine Veränderung in der Belchaffenheit jener Flüffigkeit, welche letztere, mit gegenwirkenden Mitteln behandelt und dem Feuer ausgeletzt, folgende Erfcheinungen zeigt. Galle des Murmelthiers. Alkohol veränderte die Farbe der Galle nicht; es [chieden fich Flocken ab, die{mitten auf der Flüf- figkeit [chwammen, Auf diefen geronnenen Stoff ‚gegollenes Ammoniak löfte denfälben auf. Gallus- fäure erzeugte in der Flülfigkeit einen beträchtlichen Niederfchlag, oder trübte fie vielmehr, ohne jedoch die Farbe derfelben zu verändern, Schwefelläure färbte die Flülfgkeit fogleich byäun- lich; die Mifchung erhitzte fich unter [chwacher Ent- wickelung eines, wie es mir [chien, wälsrigen Dam- pfes. Durch hinzugegollenes Waller wurde dieFlüf- figkeit wieder dunkelgrün, und fie trübte fich, ohne jedoch einen Niederfchlag zu geben. Nach vier und zwanzig Stunden fand ich auf ihrer Oberfläche eine grünliche, flockige Subftanz fchwimmend, welche durch Ammoniak aufgelöfet wurde. Salpeterfäure verwandelte das Anlfehen derGalle , aus Grün in Pomeranzenfarb. Anfangs entwickelte fich ein falt geruchlofer Dampf, der mir aus Waller zu beftehen und mit Stickgas verbunden zu leyn fchien, dann eine andere elaftifche Flüfligkeit von Sehr durchdringendem Geruch; wie ich glaube, $al- 35? — petergas. Nachdem die Mifchung, nach Hinzufü- gung von Waller zu derf[elben,' vier und zwanzig Stunden lang ruhig geftanden, hatte fie die Farbe und die Konliltenz von noch nicht abgeklärter Milch (lait non clariie) angenommen; ein Satz war aber nicht vorhanden. ‚Auch Gallusläure [chlug nichts darin nieder. j Oxygenirte Salzläure entfärbte die Galle durch- aus; und zwar ohne Aufbraufen und Wärmeent- wickelung. Durch das Hinzugielsen von Waller zu dieler Mifchung wurde das klare Aus[ehen derfel- - ben weder vermehrt noch vermindert. Nachdem fie vier und zwanzig Stunden lang ruhig geltanden, bil- dete ich auf dem Boden des Glafes ein kleiner Satz, ‚welchen Ammoniak auflöfte. \ Gemeine Salzläure veränderte die Farbe der Galle nickt; jedoch entwickelte fich aus der Mi- [chung eine elaftifche Flülfigkeit von (ehr durchdrin- gendem Geruche, welche, wie ich glaube, aus Wal- Ferdampf und Salzfaurem Gas beftand. Durch das Hinzugielsen von Waffer zu der Mifchung wurde die grüne Farbe derfelben nicht zerltört. Gallusfäure erzeugte in ihr einen beträchtlichen, durch Ammo- niak auflösbaren Niederfchlag; zugleich trübte lie fich, eine Farbe wie Weinhefen annehmend. Auf einen Antheil Galle gegofsenes Ammoniak verurfachte darin weder Aufbraulen noch Gasent- wickelung; die Mifchung wurde aber fchön zitronen- farb. Das Hinzugielsen von ein wenig Waller zu ‚der Flüffigkeit erzeugte, auch nachdem beide mit ein- v8 ander gefehüttelt worden, und dann wieder eine ge- raume Zeit langruhig geftanden hatten, keinen Nie- derfchlag in ihr. f Als 0,7961 Grammen (nahe 13 Gran) von der- felben Galle in einem Glbefnen Löffel über glühenden Kohlen erwärmt wurden, entwickelten fich Waller- - dämpfe, die [ehr deutlich den Geruch der Tbierart “hatten, wovon die Galle, genommen worden war. Was in dem Löffel zurück blieb, war nur mehr halb To viel, wie vorher, und von der Geltalt eines gum- miharzigen Extrakts. Uebrigens wurde.in diefem Verfuche weder die Zitronen/[arbe der Galle, noch der Glänz des von diefer letzteren während ihres Aufkochens berührten Metalles verändert. Warmes Waller lölte ein wenig von jenem Extrakt auf; .der ‘ zurückbleibende Theil gerann, Durch das Zugielsen von Alkohol entftand in der Auflöfung eine weilse Hockige Subftanz, wovon nur ein Theil in der Flül- figkeit [chwimmend blieb, hingegen das Meilte ich“ . an die Wände und den Boden des Glafes anhing. - Ammoniak löfte diefe Subftanz [chnell auf. Igel, grolse Halelmaus, Fledermans. Die Galle diefer Thiere wurde den nämlichen Verfuchen unterworfen, wie die des -Murmelthiers. Der Ausgang diefer Verfuche zeigte, dafs die erftere fich ihren äufseren und inneren Figenfchaften nach ganz [o verhielt, wie die letztere; ausgenommen, dafs der Geruch der Galle bey jedem Thiere verfchie-. den war, wie denn z. B. die Galle des Igels einen 354,0 era ftarken Mofchusgeruch hatte, der bey der 'Einwir- kung des Feuers auf diefelbe zunahm. $. 4. Von den äufseren und inneren Eigen- fchaften des Fettes vom Murmelthier,, Igel u. f. w: in den verfchiedenen Zuftänden diefer Thiere. "Das Feit det.uns hier befchäftigenden Thiere hat eine weilse Farbe, die beim Igel fich etwas ins blafsrothe neigt, ilt weich und’ fchmierig, wie Schweinefett , falt geruchlos und von einem faden Gefchmack. Der Zuftand des Winterf[chlafes ändert diele äufseren und inneren Eigenf[chaften des Fettes blofs darin ab, dafs es während diel[es Zultandes ein wes nig konfiftenter wird, obgleich es noch weit von je- ner Feltigkeit entfernt bleibt, die es, einigen Schrift- ftellern zufolge, im Winter[chlafe haben [oll. Che- milch 'unter[ucht, verhält es fich, möge es nun von‘ denj[chlafenden oder wachenden Thieren hergenom« men [eyn, auf folgende Weile. Die oxygenirte Salzläure bewirkt in ihm, allem Anfchein nach, keine Veränderung, wenigftens keine merkliche; denn als ich es mit diefer Säure mehrere Stunden lang unter häufgem Umrühren in Berüh- zung liels, erfolgte weder irgend eine Gasent- ‚wickelung, noch erlitt es eine Veränderung in [einer Farbe. — Durch Schwefelläure ward es, wenn ich fo lagen ’darf, verbrannt; während das Gefäls, worin es enthalten war, fich [tark erhitzte, ftellte ich plötz- lich eine Entwickelung von [chweflichtfaurem Gas —- 355 ein; auch entband fich Kohlenfäure. Dabey wurde der gröfste Theil deffelben verzehrt und der Reft im. eine kohlige Malle verwandelt. — Gemeine Salzläure färbte daffelbe bräunlich, fo wie Salpeterfäure gelb- lieh, zugleich machte die letztere Säure es ein wenig “ gerinnen. — Ammoniak verband fich damit zu einer Art Seife. Doch es ift, wie ich glaube, für den mich hier befehäftigenden Gegenftand; unnöthig, noch. mehr | folcher Unterfuchungen anzultellen. Die hier ange- führten haben mich überzeugt, dals das Fett der win- 'terfchlafenden Säugthiere nichts Befonderes habe, wodurch daffelbe mittelbar oder unmittelbar dem Er- Starrungsf[chlafe jener Thiere förderlich feyn könnte. Die im Vorhergehenden erzählten chemilchen Unter[uchungen zeigen demnach: ı) dafs das Blut der winterfchlafenden Säugthie- rein dem gewöhnlichen, Zuftande diefer Thiere falt eben fo warm [ey, wie das verwandter Thierarten, oder auch des Menf[chen,; dafs der Wärmegrad del- felben während. des Erftarrungsfchlafes bis auf vier, drey, und [elbft drittehalb Grad über dem Nullpunkt herabfinkt; dafs daffelbe, obgleich es während diefes Schlafs kalt ift, und allem Anfehen nach ftill fteht, - dennoch, So lange es [ich in feinen Gefälsen beiin- _ det, [eine Flülligkeit nicht, verliert, dafs endlich der "Grund diefes Flüffigbleibens, wenigftens demjenigen, N zufolge, was uns vergleichende Verfuche und die } Analogie lehren, in dem Mangel an Faferftoff zu lie- gen [cheine, den ich durch meine vorher erzählten 356 — F Verfuche in dem Blute der Winter[chläfer nachgewie- [en habe. . 2) Dafs die Galle jener Tbhiere einen [ülslichen, äufser[t wenig bitteren Ge[chmack habe; dals dielel- be reich an Eiweilsftoff fey; dafs fie Gallerte und viel Waller und (wenigftens ihrem Gelchmacke nach zu urtheilen), ohne Zweifel eine gewille Menge Zucker- Stoff enthalte. 3) Dals das Fett des Murmelthiers, Igels u, [. w. [chmierig ley, wie Schweinefett, und dafs dalfelbe durch den Winterf[chlaf diefer Thiere wenig verän- dert werde. Dritter Abfchnitt. Von den Urfachen des Winterfchlafes bey den diefem Schlafe unter- ‚ »worfenen Säugthieren. , $. 1. h Von den inneren, vorbereitenden Ur- fachen des Winterlfchlafes jener Thiere. Liegen diefe Urfachen, wie Buffon *) glaub- te, in der geringen Blutwärme der dem Winter[chlaf unterworfenen Säugthiere, wodurch diefe letztern au- fserStand geletztfind, der äufseren Kälte, wie andere dielem Schlaf nicht unterworfene Thiere,zu widerlte- hen; oder, wie Spallanzanis **) Meinung war, in einem Steifwerden ihrer Muskelfalern; oder endlich, wie ”»)A.a. 0. i *") Opusc. de phylique, animale er yegetale; "Tome I, p- 114» \ 357 wie derfelbe Schrifilieller anderswo *) vermuthet, in der Ueberfüllung ihrer Gehirngefälse? Es [cheint znir, irre ich mich anders nicht, als wenn diefe berühm- ten Männer in diefem Allen die Wirkung für die Ur- fache angefehen hätten. Esift wahr, das Blut jener Thiere ift während ihres Winterfchlafes kalt, ihre Muskelfafern find ftarr und [tark zufammengezogen; allein dies indnur Wirkungen der Kälte, welche [elbft nur dieäufsere veranlalfende Ur[ache des Winterfchla- fes if. Was die Ueberfüllung der Gehirngefälse be- trifft, fo hat Spallanzani das, was er hierüber gelagt hat, [elbft blofs als Vermuthung betrachtet; hätte er diele Vermuthung durch Zergliederungen ge- ‚prüft, [o würde er die Sache ganz anders gefunden haben, als wie er fie ich dachte. Ich habe um fo mehr Grund, dies anzımehmen, da mir, als ich das Gehirn von mehreren in tiefem Erftarrungs[chlaf liegenden Winter[chläfern unterfuchte, in demfelben nie eine Blutanhäufung, wie fie im Schlagfluls Statt findet, vorgekommen ift, und ich vielmehr im Ge- gentheil die Gehirngefälse lolcher Thiere halb leer, und das darin enthaltene Blut ohne Bewegung fand, J. Hunter **) [etzt die Urfache des Winterf[chla- fes in den Mangel an palfenden Nahrungsmitteln, der in der Strengen Jahreszeit für jene Thiere eintre- *) Aliberts Lobfchrift auf Spallanzani in dem dritten Jahrgange der Memoires de la Societe d’ Emulation, ") Journal de physique, Jahrgang 1781. (Und J. Hun- ters Bemerkungen über die thier, Oekonomie; $, 158.) Archiv f. d. Phyfiol. XU. ba, Ill. Heft. Bb ‚358 Sn te. Diefer Gedanke ift indels nicht glücklich‘, weil es erwielen ilt, dals die dem Winterfchlaf unterwor- fenen Thiere neben den Speilen, die ihnen die lieb- ften find, der Igel z. B. neben frifchem Fleilche, die grolse Hafelmaus neben Aepfem, Birnen, Nüffen u.f. w. einfchlafen. Daubenton *) und nach ihm Geoffroy, find der Meinung, wenn der Ham- fter in den Winterfchlaf verfallen [olle, dürfe die äufsere Luft keinen Zutritt zu feinem Aufenthaltsorte haben. „Der in feine Grube eingefchloffene Ham- ter ,*, fagt Geoffroy **), „verzehrt [chnell alles darin vorhandene Sauerltoffgas, und wenn er dann nicht mehr [o viel davon findet, als zur Unterhal- tung des für ihn erforderlichen Wärmegrades durchs Athmen nöthigift, [o wird fein Fett feft, (ein Blut “ erftarrt, hört auf im Körper zu kreifen, und er vere ‚liert Seine Bewegung, bis der Frühling wärmeres Wet- ter und dadurch für ihn ein erneutes Leben herbei= führt.“ Alles dies gehört, wie man fieht, blols zu den entfernten oder veranlallenden Urfachen des Winterfchlafs; es ift allo unumgänglich nothwendig, dafs wir. die bisher unbekannt gebliebenen inneren, vorbereitenden Urfachen delfelben auffuchen, Wie es mir [cheint, liegen die[e Urfachen in dem geringen Umfang der Lungen jener Thiere; in der Geräumigkeit [owohl ihres Herzens, als ihrer in- neren Brult- und Bauchgefälse (mit Ausfchlufs der *) Encyclop. method, T. 1, p. 135. *) Tapport general des trav. de la Soc, philom, de Pa- sis; von Silvestre, S. zıı, — 359 Lungengefälse) , im Gegenfatz mit der geringen Wei- te der in den äulseren Theilen ihres Körpers befind- lichen Gefälse; ferner in der Dicke ihrer an der Oberfläche des Körpers gelegenen Nerven, der gerin- gen Gerinnbarkeit ihres Bluts, und endlich in der befonderen, fich durch einen füfslichen Gelchmack verrathenden Befchaffenheit ihrer Galle. ' 1) Man hat gefunden, dafs das Blut der ver[chie- denen Tbierarten delto‘wärmer.[ey, und dafs es al- “len Theilen desKörpers defto mehr Wärme mittheile, je gröfser die Oberfläche der-Lungen ilt; und dafs der Wärmegrad!des Menfchen und der Thiere von dem Umfange und der Kraft ihrer Lungen abhänge *), Nun befitzen aber, wie wir oben gelehen haben, die winter[chlafenden Säugthiere, unter übrigens gleichen Verhältnilfen, weit kleinere Lungen, als die nicht- winter[chlafenden Thiere der nämlichen, oder doch nahverwandter Familien; und eben [o find fie denn auch um einige Grade kälter, als diefe. 2) Dadurch, dafs die Natur bey den winter[chla- fenden Säugthieren das Herz und die inneren Bruft- und Bauchgefälse geräumiger [chuf, als diefe Theile bey verwandten, nichtwinterfchlafenden Thieren find, hat diefe weile und’ vorfichtige Bildnerin für be- queme Behälter gelorgt, wohin fich das Blut der Win- terfchläfer, wenn es durch die Kälte von Aufsen nach Bb 2 *) Bulfon in den Nachträgen zu leiner Naturgefchichte, Ferner Encyclop, me&thod. art, Med, T. ı, p. 498. Auch Dumas princ. de physiol. T. 3, p. 522. 369 —— Innen gedrängt wird, zurückziehen könne, da’es hingegen, ohne diefe Einrichtung, erft den Wider- ftand des in den iuneren Theilen befindlichen hät- te überwinden müllen, wovon denn eine gewaltlame Erweiterung des Herzens undder inneren Gefäfse, ‚nicht ohne grolse Gefahr des Zerberltens diefer Thei- le und des dadurch nothwendig bewirkten Todes, die Folge gewelen (eyn würde. 3) Die faft. haargefäfsartige Dünne der in den äufseren Theilen des Körpers verbreiteten Gefälse ift Urfache, dals bereits ein geringer Grad von Käl- 'te eine bedeutende Gewalt über fie hat, welche dann, wie gelagt, durch die Geräumigkeit des Herzens und der im Inneren der Brult und des Bauches befindli- chen Gefäfse mächtig unterltützt wird. 4) Ein anderer Grund, weshalb die Kälte fo kräftig auf die winter[chlafenden Säugthiere wirkt, liegt in der Dicke und der häufigen Veräftelung der “ Anden äufseren Theilen diefer Thiere verbreiteten Nerven. Eine am menfchlichen Körper vorkommen- de Erfcheinung erhebt diefe Behauptung zu falt ma- thematifcher Gewilsheit. Ein Jeder kennt aus eige- ner Erfahrung die Wirkung der Winterkälte auf die “Finger; er[t werden diele Theile kalt und blafs, wäh- rend der Rücken der Hand fich bläulich färbt; ihr ‚Gefühl und ihre Wärme nehmen in dem nämlichen Verhältnifs ab, als fe allmählich [teifer werden; bis zuletzt, ein Zeitpunkt eintritt, wo beides, Wärme ‘und Gefühl, in ihnen dermaafsen vernichtet ift, dafs der mit ihnen in Berührung gebrachte Wärmemeller - En 361, » aicht über 23° bis 3° über dem Nullpunkt ftehr, dals- der Sinn des Getafts in ihnen gänz aufgehoben ift, und dafs man fie, obneıSchmerz zu‘ertegen, ‚[t&ehen, felbft brennen kann. Sie ind dann in eimem [olchen’ Grade fteif, dals es eine Unmöglichkeit ift, he zu. beugen oder zu [trecken, oder [eitwärts zu bewegen. — Ein ähnlicher Zuftand nun, wie ihn uns hier ein einzelner Theil unferes eigenen Körpers zeigt, befälle‘ den ganzen Körper der winter[chlafenden Thiere *).s Jedermann weils, dafs die äufsere entfernte Url[ache jenes Erftarrens, das im Winter unfere Finger befällt,. die Kälte fey; die innere, vorbereitende,. muls aber natürlich etwas Anderes feyn. Wir müflen diel[e in dem Bau der auf folche Weife erftartenden Theile: " » N. 1) 370 _— Ueber den Grund der Er[cheinung, dals der thierilche Körper, der Hitze ausgeletzt, Kälte erzeugt. Von Dr. F. Delaroche. Vorgelelen in der Sitzung der erften Klafle des franz. Infütuts am 6ten November 180g. Aus dem Journal de physique, Tom. 71, p. 289 — 302, überfetzt von D, Naffle. *) We mit "Unrecht hat man in neuerer Zeit be- hauptet, alle thierifchen Lebenser[cheinungen er- folgten auf eine andere Weile, wie die Erfcheinun- gen nichtlebender Körper. Mülfen wir gleich auf dem jetzigen Standpunkte unleres Willens eine im lebenden Körper wirkende Kraft annehmen, die fich nicht nach den Geletzen richtet, welche bis jetzt von | ‘den Phyfikern und Chemikern für dieEr[cheinungen ihres Gebiets aufgeltellt worden find, und ift nicht | zu läugnen, dafs diefe/Kraft an allen Lebensvorgän- 'f gen Antheil habe: fo läfst ich doch nicht behaupten, *) Und zwar mit Zulammenziebung der Einleitung, fo wie auch hier mit Uebertragung der nach dem hundert- theiligen Maafsltab angegebenen Wärmegrade auf Reau- murs l[einen, Pe 373 dals allein in ihr (von der es überdies noch ungewifs ift, ob fe wirklich von eigenthümlicher Art, oder ob hie nicht blofs eine andere Wirkungsform des auch in den nichtlebenden Körpern Thätigen [ey) die Er- fcheinungen des Lebens gegründet feyen. Beim Thä- tigfeyn der Muskeln verhalten fich die Knochen wie Hebel; beim Sehen werden die Lichtftrablen durch die Angenfeuchtigkeiten nach optilchen Geletzen ge- brochen. Und fo ift faft jede an thierilchen Körpern. vorkommende Erfcheinung zwiefachen Urf[prungs, theils den blols im Gebiete des Lebens, theils den auch aufser demfelben wirkenden Kräften (causes vi- tales et physiques) angehörend, nur bald mehr die- fen, bald mehr jenen. Die genaue Ausmittelung, welcher Antheil jeder Art von Kräften an irgend ei- ner Lebenserfcheinung zukomme, ift nun aller- dings oft [chwer; foll uns aber über das, was wir Le- 'benskräfte nennen, noch ein[t Auffchlufs werden, fo dürfen wir uns diefem Ziele nur dadurch zu nä- "'hern hoffen, dafs wir überall genau zu unterfcheiden Suchen, was jenen Kräften in den Erfcheinungen des Lebens wirklich angehöre, nicht aber, indem wir "ihnen alle und jede Vorgänge diefer Art ohne weitere Umftände ins Unbeftimmte hin zufchreiben. ; Eine von den Erfcheinungen, wobey fich ein folcher Unterfchied leicht machen lälst, ift, wie es mir [cheint, die allgemein bekannte, dafs die Thiere in der Hitze einen weit niedrigeren Wärmegrad zei- gen, als das fie umgebende Mittel. Schon leit mehr als funfzig Jahren kennt man diefe merkwürdige Fi- 372 en genfchaft des thierifchen Körpers, und fie hat feit diefer Zeit zu mehreren Verfuchen, und befonders zu den von Banks, Fordyce, Blagden und eini- gen anderen Naturforfehern angeltellten, Veranlaf-. fung gegeben; die Urfache derfelben it aber noch immer nicht hinreichend erforfcht. Einige Phyfio- logen glaubten die[e Urfache in der Erkältung zu fin- den, welche die Verdampfung des Schweilses auf der Haut bewirkt; andere hingegen eben da, wo lie den Grund der thierifchen Wärme [uchten, fey es nun, dals he diefen Grund entdeckt zu haben mein- ten, oder fey es, dals fe ihn ebenfalls noch‘ für unbekannt hielten. Bevor ich nun nach dem Zwecke diefes Auflatzes die Löfung der nämlichen Aufgabe verfuche, mufs ich hier an eine Bemer- kung erinnern, die ich bereits vor einigen Jahren gemacht und in meiner Inauguraldiffertation *) öf- fentlich mitgetheilt habe, dafs man fich nämlich von dem Vermögen des thierifchen Körpers, Kälte zu er- zeugen, eine [ehr übertriebene Vorftellung mache, wenn man fich da[felbe bey den Thieren in einem gleichen Grade vorhanden denkt, wie das ihnen ei- gene Vermögen ‘der Wärmeerzeugung. ' Ich glaube bewielen zu haben, dafsdiele, feit Blagden und | Burdyce ihre Verfuche bekannt machten, allge- mein *) Sie belchrieb: Experiences sur les effets qu’une forte chaleur produit dans l’conomie animale, und ift die Nr. ıı der Collection des Theses de l’Ecole de ia “cine de Paris des Jabrgangs 1806, D, are —— 373 nein herr[chende Meinung ganz irrig [ey, in [ofern ich in einer Menge von Verfuchen, die ich -gemein- - [chaftlich mit meinem Freunde Berger anltellte, beftändig beobachtet habe, dafs die Wärme [olcher Thiere, die ich einer Temperatur über 28° bis 32° ausgeletzt hatte, (ehr merklich zunahm, obfchon fie allerdings der des umgebenden Mittels nicht gleich, ward. Ich habe oftmals gefehen, dafs diefe Wärme- zunahme fünf bis fechftehalb Grad betrug; ja, ich habe mich [ogar überzeugt, dafs fie bey [ehr beträcht- licher Hitze des umgebenden Mittels keine andere ı Gränze hat, als den unter diefen Umftänden unfehl- ö bar eintretenden Tod. Die Ausmittelung des bey den Thieren vorhandenen Wärmegrades bewerkltel- ligte ich in diefen Verfuchen auf eine allen Irrıhum ausfchliefsende Weile dadurch, dafs ich den Thieren die [ehr kleine Kugel eines Wärmemellers in den . Maftdarm [teckte. Auch bey Menfchen, die der Hitze ausgeletzt worden, zeigte mir das Thermome- _ ter, deffen Kugel fie im Munde hielten, eine ähnli- che Wärmezunahme ; ja eine folche Wärmezunah- me erfolgte [ehr merklich felhft in einem Falle, wo.die den Verfuch anftellende Perfon blofs bis an den Hals in einem mit warmen Dämpfen angefüllten Behälter eingef[chloffen war, während fie fich hin- gegen mit dem Kopfe aufserhalb deffelben befand. Ift nun gleich das Vermögen des thierifchen Kör- % [4 pers, Kälte zu erzeugen, weit befchränkter, als " man gemeiniglich glaubt, fo ift es doch nicht erdich- Archih f. d, Phyfiol. XII. Bd. III. Heft. C.c 374 : - ua tet, und für das Dafeyn deffelben fpricht eine zu grolse Menge von Thatlachen, als dafs man es in Zweifel ziehen könnte. Unterfuchen wir nun, wo- durch diefes Vermögen begründet ift. , x Die Schriftfteller, ‚die, wie oben gelagt , die thierifche Kälteerzeugung der nämlichen Urfache, wovon die thieri[che Wärmeerzeugung betridirt, ‚zu- fchreiben, ftützten fich hiebey auf jene, durch Blagdens und Fordyces Verfuche veranlafste Meinung, es [ey in dem thierifchen Körper.eine eben fo grofse Kraft der Kälteerzeugung vorhanden, als eine der Wärmeerzeugung inihm ile. Inder That, wäre dies der Fall, fo würde es natürlich [cheinen, in der Beftändigkeit des thierifchen Wärmegrades- nur eine und diel[elbe, aus gleicher Quelle herrühren- de Erf[cheinung'zu [ehen; da aber,' wie gelagt, das Faktum nicht ganz richtig ift, lo lälst ich vermu- then, dafs die Folgerung daraus es’ ebenfalls nicht Sey. , Eine Thatfache,. welche der Anficht, dafs das Vermögen der Kälteerzeugung mit dem der Wärme- erzeugung nicht von der nämlichen Urfache'herrüh- re, {ehr zur Beltätigung dient, ift die, dafs die kalt- blütigen Thiere das erftere Vermögen in einem glei- chen oder felbft noch höheren Grade befitzen, wie die warmblütigen, da es ihnen doch, wenn beide ; Vermögen von der nämlichen Urfache abhingen, bei- nahe gänzlich abgehen mülste, _ Ich habe. die Rich- tigkeit diefer Thatfache in meiner vorher angeführ- } ten Streit[chrift durch mehrere Verf[uche erwielen, _— f 375 f Seh n der folgende, zuletzt von mir angeltellte ift, en: hinreichend, um diefe Sache aulser Zweifel zu [erzen. ge Ich [perrte ein Kaninchen von 31%° Wärme in Bi: 56? erwär: mten Raum. "Nach einem Auf ehe: von einer Stundesund vierzig Minnten i in die- lem Raume, hatte, a Thier 35°W. ° Eininden en, noch immer 36° warmen Raum gelperr- zeigte, nach einer Stunde Aufenthalt in dem , 21?° Wärme, die er dann während der ir übrigen Zeit [eines Bleibens in dem Raum, d. h, eine . halbe Stunde lang, behielt. ei in einen Raum, deffen mittlere Temperatur A Die Wärme eines an- '37° war, gelperrten Froöfches, [tieg bis’auf 223°, wo " fie dann [tehen blieb. n di Diejenigen Naturforfcher, welche keinen noth- wendigen Zufammenhang zwilchen der thierifehen Wärme- und Kälte-Erzengung annahmen, glaubten die Urlfache der letzteren in der [owohl mit der Lun- - gen-, als mit der Haut- Ausdünftung verbundenen - Verdampfung zu finden, [o dafs fie alfo die im thie- fifehen Körper vorkommende Kälteerzeugung) der- jenige gleich [tellten, welche fich an jedem anderen verdampfenden Körper einftellt. Ift aber diefe finn. ö he Vergleichung, welche, [o viel ich weils, zu- erft Franklin gemacht hat, ganz richtig? Die ein- Pelgen Verfuche, die bisher über diefen Gegenftand ngeftellt worden find, nämkch die früheren von agden und feinen Gefährten, und die Spä- Ce % ’ 376 m teren von Crawford [cheinen das Gegentheil an- zudeuten, Dagegen veranlafsten mich die, welche ich vor einigen Jahren über den nämlichen Gegenftand anftellte undin der bereits angeführten Schrift erzähle habe, zur Annahme der von Franklin aufgeltell« ten Erklärungsweife. Da mir indels diefe früheren Verfuche nicht ganz entfcheidend zu [eyn [chienen, So habe ich [eit der Zeit neue angeltellt; "und indem diefe nun dieFolgerungen, die ich aus jenen erlteren zog, beltätigen, befeitigen fie jeden Zweifel, den man über diefen Gegenltand noch hegen dürfte, Ich will hier die Erfolge derfelben erzählen, vorher aber ‚eine kurze Ueberlicht von meinen frühern geben. Meine Abficht bey diefen früheren Verfuchen ging, dabin, zu unterfuchen, von welcher Bedeutung der Einwurf [ey, welchen man der von Franklin aufgeftellten Erklärungsweife ziemlich allgemein ent- gegenletzt, indem man nämlich [agt, die durch Ver- dampfung bewirkte Erkältung [ey keineswegs hin- reichend zur Erklärung der Temperatur - Verf[chie- dänheit, welche zwifchen einem der Hitze ausgeletz- ten Thiere und dem dalfelbe umgebenden Mittel Statt findet. Um diefen Streitpunkt ins Reine zu brin- gen, kam es auf die Unterfuchung an, wie fich die Temperatur von Thieren und die von todten Kör- pern, deren ganze Oberfläche nals ilt, bey gleichen Wärmegraden des umgebenden Mittels verhält. In dieler Abficht verl[chlofs ich ver[chiedene Thiere, mit Waller gefüllte Alcarrhazas *) und feuchte Bade- *) Diefe Alcarıhazas üud poröfe Gefälse, welche, das in lie ij | | — 77 44 [chwämme zu gleicher Zeit und [o, dafs fich eins ne- ben dem andern befand, in einen erwärmten Behäl- ter. Bey mehrmaliger Wiederholung diefes Ver[uehs bemerkte ich nun, dafs die Alcarrhazas und dis Schwämme, mochte ich fe nun kalt, oder mochte ich fie nach vorheriger Erwärmung in den Behälter bringen, jedesmal einen niedrigern Wärmegrad an- nahmen, als warmblütige Thiere, hingegen beinahe den nämlichen, wie Thiere mit kaltem Blute *); [o hineingegollene Wafler allmählich nach aufsen ‚durch- fickern lallen, Io dafs ihre äulsere Oberfläche immer feucht bleibt. Man bedient fich derfelben in Spanien und mehrern andern füdlichen Ländern zur Abkühlung des Wallers. (Man [ehe Gilberts Annalen, Bd. 3, S. 250 bis 234.) D. *) Um den Verluchen die höchfie Genauigkeit zu geben, hätten fowohl die Thiere, als ;die todten Körper, fo lange bis fie die volle Wirkung der Wärme erfahren, in ‘dem Behälter bleiben, und dann erft der endliche Wär- megrad eines jeden von ilınen angemerkt werden mül- fen, Allein dies liels ich mit den warmblütigen Thieren, welche durch eine dauernde Wärme zu [ehr ange- "griffen wurden, [chwerlich ausführen, und ich mulste mich daher bey ihnen darauf befchränken, fie diefem endlichen Wärmegrade blols nahe zu bringen. Bey den todten Körpern wartete ich gewöhnlich [o lange, bis fie diefen Grad erreicht hatten, was bey ihnen weit leichter war, indem ich fie nämlich, ehe fie in den Behälter gebracht wurden, bis beinabe zu dem Grade, welchen fie nach- ber in dem Behälter erhalten follıen, zu erwärmen Sor- ge trug. 378 N a ‘dafs man demnach aus diefen Verfuchserfolgen fchlieisen kann, die Verdampfung reiche hin, zur Herv orbringung einer eben [o grofsen und noch grö- fseren Erkältung, wie die ift, welche an Thieren in der Hitze wahrgenommen wird. Dem zufolge liels fich denn auch annehmen, dafs die Verdampfung. die Urfache der thierifchen Kälteerzeugung fey. Indels würde man diel[e letzte Folgerung doch mit Unrecht, für eine aus dem vorhergehenden Satze nothwendig hervorgehende‘ halten, da, dafs ein Ding [o_feyn könne, noch nicht beweift, dafs es wirklich fo fey; Ich will bier. zwey“felche Verfuche, die ich zu al- lerlerzt angeftellt habe, kürzlich erzäblen, Ein Kaninchen und ein mit Waller angelüllter Alcarr- haza wurden in einen und denfelben Korb gethau, wor- in fie blofs durch eine Gitterwand von einander gefchie- " den waren, Dann verf[chlols ich fie in einen Behälter, “ deffen mittlere Wärme während des Verfuchs 36° war, ° Das Kaninchen und das mit Waller gefüllte Gefäls hat- ten in dem Augenblick, wo fie in den Behälter gebracht wurden, jenes 312°, diefes 28° Wärme, In dem Behäl- ter fiieg die Wärme des erlieren allmählich bis auf 35°, die des letzteren fiel hingegen bis auf 254°, bey welchem "Grade fie dann-Stehen blieb, ' . ii In dem zweiten Verfuche [etzte ich in dem Sämlioheng " Behälter zwey kleine Stück Badefchwamm‘ und einen 'Frofch einer mittleren Wärme von 202° aus. Nach ei- ner Stunde Aufenthalt in dem Behälter zeigte der Frolch, der feine Stelle zwifchen den beiden Schwämmen hatte, ‘ eine endliche, weder mehr fieigende, noch fallende Wär- me von 22%°, der Schwamm zur Linken von 22% ‚ der zur Rechten von 22;7;°. - D, x . \ _— 379 wie es denn.auch,als ich jene Verfuchserfolge be- ‘kannt machte, keineswegs meine Abficht war, be- fimmt zu behanpten, die Verdampfung fey wirklich die Urfache der bey den Thieren vorkommenden Käl- teerzeugung, indem ich mich blols darauf befchränk- te, die Wahrfcheinlichkeit meiner Meinung zu zei- gen. Jetzt bin ich aber im Stande, unmittelbare.Be- weile für die Riehtigkeit derlelben aufzuftellen, " Wenn das Vermögen der thierifchen Kälteerzeu- gung fich blofs auf die Ausdünftung gründet, [o muls . dalfelbe unfehlbar unterdrückt werden, [obald man bey einem Thiere, fowohl auf der äufseren Ober- Näche feines Körpers, als auf der inneren der Lun- gen, bey ungeltörter Fortdauer feiner übrigen Ver- richtungen, die Verdampfung hemmt, und das in einen folchen Zuftand verletzte Thier mufs einen gleichen oder noch höheren Wärmegrad annehmen, als ihn das umgebende Mittel befitzt. - Gefchieht dies; fo ift kein Zweifel, dafs jene zuerft von Franklin aufgeftellte Anlicht der Wahrheit gemäls fey; ge- fchieht dies nicht, [o ift fie ohne allen Widerftreit - falfch. + Eine Schlufsfolge, wie die vorhergehende, mufste fich denen, welche über das Vermögen der Thiere, Kälte zu erzeugen, nachdachten, natürlich [chon früher darbieten. Eben fo hat man [chon früher ei- nige Verluche hierüber angeltellt, deren Beweiskraft und Anzahl jedoch nur gering ift. Der eine ift von Fordyce, Als diefer letztere fich in einem reichlich zmiı Wallerdimpfen angefüllten, geheizten Zimmer be.” 580 —— fand, glaubte er wahrzunehmen , dafs die Hitze durch diefe Feuchtigkeit zwar unbequemer ward, dafs jedoch der Wärmegrad [eines Körpers der nämliche war, wie in einem trocknen geheizten Zimmer, d.h, falt derfelbe, ‘wie im gewöhnlichen Zuftande. Hie- bey ift indefs zu bemerken, dals Fordyce m dem geheizten Zimmer nicht lange genug blieb, um ei- ner [o beträchtlichen Maffe, wie der menfchliche Körper ilt, Zeit zu ihrer gehörigen Durchwärmung zu lalfen, fo dafs man alfo aus [einem Verfuche keine entlcheidende Folgerung ziehen kann, Dallelbe ift , der!Fall mit einem anderen von Crawford ange- ftellten, in welchem der Wärmegrad eines in ein warmes Bad gebrachten Hundes gemellen ward. Die Art, wie diefes Melfen gelchah, war [ehr we- nig genau, und überdies unterdrückte das Bad ja nur die Hautansdünftung, nicht äber: die Lungen-' ausdünftung des Thiers. Die gleichartigen Ver- [uche, welche derfelbe Naturfor[cher 'an Fröfchen anltellte, allo an Thieren, bey denen die Lungen« ausdünftung wegen der Einrichtung ihrer Lungen nur wenig beträchtlich feyn kann, würden von grö- Iserer Beweiskraft [leyn, wenn dasjenige, was uns Crawford von dem Ausgange derl[elben erzählt, mit anderweitigen Erfahrungen übereinftimmte; was aber, wie ich mich überzeugt habe, nicht der Fall ift. Vielfach wiederholte und mit Sorgfalt ange- ftellte Verfuche haben mich überzeugt , dafs die Frö- [che beftändig die Wärme des Waflers annehmen, in welches man fie eingetaucht hat, welchen Wär- 381 megrad dalfelbe auch haben möge; und dafs in die- [er Hinficht zwilchen todten und lebenden Fröfchen kein Unter[chied Statt finde *). Dies find, meines Willens, alle Verfuche, wel- che man zur Ausmittelung deffen, was Menfchen | und Thiere, bey gehemmter Hautausdünftung, in der Hitze erleiden, bisher angeltellt hat; offenbar lei- Sten fie den Forderungen, die man an folche Ver- fuche machen kann, keine Genüge. Es war allo wich- tig, neue anzultellen, und dies bin ich denn zu thun ‚ bemüht gewelen. Ich wählte zu diefem Zweck das nämliche Verfah- ren, deffen fich bereits Fordyce bediente, nur mit dem Unterfchiede, dafs ich meine Ver[uche nicht an Menfchen, [ondern an Thbieren, und zwar an Thieren von geringer Gröflse, anltellte, damit der Körper derlel- ben [chneller durchwärmt werden könne. Das Verfah- ren, die zu den Verfuchen beftimmten Thiere in eine mit Dämpfen beladene Luft zu fperren, ift unftreitig für den beabfichtigten Zweck [ehr pallend, da bey einem in eine [olche Luft gebrachten Thiere die ausge- fchwitzte Flüffigkeit weder auf der Oberfläche der Haut, noch in den Lungen verdampfen kann, wäh- =) Man [ehe meine Differtation, S. 54, u. f, D. Crawford (Verfuche und Beobachtungen über die Wärme der Tbiere; Leipz, 1789; 9.298.) wollte näm- lich einen folchen Unter[chied bemerkt haben, , Seine Fröfche athmeten aber mit den Lungen aulser dem Wal- fer; es frägt fich nun, ob dus in Delaroches Ver- fuchen eben fo der Fall war, oder ob hier die Thiere ganz untergsiaucht waren, N, 382 a rend dabey die übrigen Verrichtungen des Körpers eben lo ftey vor fich gehen können, als in trocke- ner Luft, Die Vorrichtung; deren ich mich bediente, war lo befchaffen, dafs die Dämpfe in dem ganzen Raum, Worin lich das in den Verluch genommene TEier befand, gleichmäfsig vertheilt, und die‘ Menge “ derfelben'nach Gefallen vermehrt oder vermindert werden konnte *). Ich nahm lowohl warmblütige 6) Man kann fich von diefer Vorrichtung leicht eine Vor- Stellung machen, wenn man fich einen tngefähr drey parifer Füls hohen, vorn anderthalb Fuß und ’an den Seiten ‚fünf Viertel Fuls breiten‘ Kafien denkt, der etwa zwey Fuls über [einem Boden durch eine wagrecht lie- gende Gitterwand in zwey Abtheilungen gefchieden wird, ‘ An einer von den breiteren Seiten diefes Kaltens be- findet ich eine Thür, die fich in die obere Abtheilung \ öffnet. In diefer Abıheilung ift ein runder aufrecht fte- hender, von Weiden gellochtener Korb angebracht, der in ihr einen zweiten, etwas kleineren Behälter bil- det, und in dem ebenfalls eine Thür befindlich ift, die nach derfelben Seite hin liegt, wie die des Kaltens, In dieles Flechtwerk wird das zu dem Verfuch beliimmte Thier gefperrt, Ein Thermometer mit [ehr langer Röhre und fehr kleiner Kugel, ift an dem Kaften dergeltalt angebracht, dafs feine Kugel in jenes Flechtwerk hinab- | geht, während leine Röhre lich, aulserhalb des Kaftens befindet, wo allo der von ihm angezeigte VWVärmegrad bemerkt werden kann. Gegen Wie Verletzung durch die Thiere wird es durch eine gegiiterre Hülle von Wei- denflechtwerk, gefichert. — Die Dämpfe werden in ei- nem kleinen, weilsblechenen Kellel entwickelt, und ge- langen durch eine mit einen Knie verfehene Röhre, welehe durch den Boden des Kaliens, grade in feiner < IF — 383 n 'erfuchen, fetzte diefe Thiere verfchiedenen e "nach ihrer Einfperrung in den mit Dämpfen ange- $:* h a üllten Raum, [orgfältig ihre Wärme vyermittellt.eines 7 » Mitte bindurchgeht, in das Innere des Kaftens. Ein viereckiges, auf jeder Seite eıwa 33 Zoll langes Brett, das ein wenig oberhalb diefes Bodens angebracht ilt, ziemlich gleichmäßsig in dem ganzen Raume des Kalftens zu verbreiten, Etwas über dem Kefjlel befindet fich aa der Röhre ein Hahn, der fo eingerichier'ift, "dafs, je nachdem man’ den Zapfen delielben dreht, die Dämpfe entweder durch eine "Seitenöffaung des Hahns, oder dringen. Diele Einrichtung macht es möglich , dals, fich die Menge der in den Kalten überftrömenden Däm- pfe, und dem zufolge auch der demfelben mitgerheilte Wärmegrad, nach Gefallen abändern läfst, Dies wird dadurch noch crleichterr, dafs man den Zapfen des - Halhns vermittelt eines [ehr einfachen Mechanismus nach Gurdünken drehen kann, ohne zugleich die Röhre des den Wärmegrad des inneren Maumes, worin fich ‚das Thier befindet, anzeigenden T'hermometers aus den Augen zu ‚verlieren, Der Zapfen trägt nämlich einen hinreichend langen Hebel, von dellen Enden zwey Stre- cken Bindfaden nach den Enden eines anderen, eben fo langen Hebels gehen, der fich auf einer oben auf den Kallen in der Nähe der 'Thermometerröhre ange- brachten Angel drebet, und durch welchen dann, lo oft er fich bewegı, jedesmal dem unteren an den llabn be- fofligteen Hebel eine gleiche Bewegung, wie gr lelbft ausübt, mirgerheilt wird. £ D, von.ver[chiedenen' Arten, als Frölche zu mei- Wärmegraden «aus, und unterfuchte, fowohl vor als bricht den Strom des Dampfes, und nöthigt ibn, fich . durch die Röhre, oder auch durch beide zugleich . 394 u Thermometers, delfen Kugel ich ihnenin den Malt- darım oder auch tief in den Schlund fteckte. Die nachfolgende Tabelle giebt die Wärmegradean, die ich in dielen Verluchen an den Thieren beobachtete *). *) Acbnliche Verfuche, wie die, aus denen die nachfol- gende Tabelle entftand, hatte ich [chon vor einiger Zeit angeltellt, und in einer der parifer philomatis ' fchen Gelellfchaft vorgelefenen Abhandlung erzählt. Da ich jedoch ‚mit der Genauigkeit .derfelben nicht ganz zufrieden war, [o gab ich es auf, jene Abhandlung dru- cken zu laffen, und theilte blofs einen Auszug daraus mit in dem neuen Bulletin jener Geflellfchaft, December 1807, Nr. 3. (Siehe Gehlens Journal für Phyfik, Che- mie und Mineralogie, Bd. 5, Intelligenzblatt Nr, VIIL S, 105.) D. Pe 1 "eu Jammm ualayyla Iap mısp Dopal ° mey uaroizja] zajeıp Sopg ag "uusy moneqg eprın, wensre]j3 ur aypıu 1oge ypı Naysıneusn) uarap zus “ayayodue aropue, y9on ypı oqey “ueypnzoy uepuasor apunıg, unz Iqoragep) z2Jsıp uap aasny (\, Tiz sız 08 .. ne a9nazlsı — 8oc g‘or SsL_ “+ tr 0° gpory.asyıgjbr — b'sg grLE- 955 ch Er a Ren — 9'238 9£ 9'z& op a RR gone jer Tem „vE gg vog 95 Fe Er Sue en Log - 17 gg 65 "+ wEpEWAHDJLRTNl0or — -Tıug 77 4 SP * * + magpmtaaıpjeoE — zig gvg 15 sg 5, norpouiomyapeapyl8 — : vis urg z‘og 95 (teigeyf) vogautouypjuay L — sig Sp£ 978 77 IE — — simazg — Et reils, Br in den meilten Fällen nichts h befse diefe kandlang mirAuffiellung den Satzes, der, wie ich SIPL, aus den en erzählten Beobachtungen nothwendig‘ : seht: die an Thieren, welche der Hitze ausge- t Sind, vorkommende KRälteer zeugung ilt eine e olge der Verdampfung. der Auslünftungsmaterie, Elche Verdampfung wegen des reizenden Einfuffes, die Wärme auf die aushauchenden Gefälse»äu- ‚ert, in demfelben Maalse, wie die äufsere Wärme, inimınt, fo dafs demnach fowohl die ‚pbyfifchen als die L Lebeuskräfte an jener Kälteerzeugung ABEN uber. n. E a — klärung der Kupfertafel, | Anficht der ganzen Vorrichtung, R ni. Der Dampfbebälter, BD, der Ofen, cH der. Pr . . $ Die durch einen Schieber verfchloffene Ocftaung Dd: 2 2 392 | na b. Der Wärmemeller, ö j hr cc. Die den Keflel und den Behälter verbindende Röhre. \ dd. Der an dem Behälter befeftigte Hebel. at ee, Der an dem Zapfen des Hahns befindliche Hebel, - i. Die Röhre zur Aufaahme des in den KaiS zu gie fsenden Wallers, Fig. 2. Das Innere der 'binteren Hälfte des DE Y durchf@hnittenen Behälters, ! cc. Ein Theil der den Keflel und den Behälter ver- ‚ bindenden Röhre, A: ii, Die hintere Hälfte des kreisförmigen Flechtwerks, ll. Das dem Andrang der Dämpfe entgegengeletzte Breit. ; m. Der hintere Theil der Thermometerhülle, on. Die gegitterte Queerfcheidewand. Fig. 3. Längendurchfchnitt des Hahns, "Von einem men[chlichenFötus, bey dem der Blutumlauf ohne Herz gelchah. VonB. C. Brodie. Mit- getheilt vonEberhard Home, Esq. Mitgliede derkönigl. Gelellfchaft zu London. Vorgelelen den ı6ten Febr, 1809. Aus den Philos. Transact. für 1809, S. ı61 — 168, überletzt von D. Nalle, e I. hatte neulich Gelegenheit, einen menfchlichen "Fötus zu unterfuchen, in welchem !das Herz fehlte, und der Blutumlauf blofs durch die Kraft der Gefäfse . bewerkftelligt ward. Es find nun zwar bereits einige andere Beifpiele einer [olchen merkwürdigen Abwei- » chung des Körperbaues von dem natürlichen Zuftan- de beobachtet worden; allein in dem Falle, wovon ich hier rede, hatte das Kind'[eine natürliche Gröfse, “und die Mifsbildung des übrigen Körpers war beyihm _ weit geringer, als in irgend einem der bisher beob- achteten Fälle; was mich denn auch veranlafst hat, von ihın hier die folgende Befchreibung zu geben. Eine Frau kam zu Anfang des fiebenten Monats ihrer Schwangerfchaft mit Zwillingen nieder." Es 394 a fand ich bey ihr eine After (einePlacenta) mit zwey etwa dreyZoll weit von einander ent[pringenden,Na- belfträngen. Herr Adams, welcher der Frau bey ihrer Niederkunft beiftand, bemerkte nichts Unge- wöhnliches an dem Aeufseren der Nachgeburt, die | nicht aufbewahrt wurde. Beide Kinder kamen todt zur Welt, und waren beide nahe von derlelben Grö- „£se. "Die Bildung des einen unterfchied [ich in kei- nem Stücke von der gewöhnlichen; das andere hatte ein ungewohntes Aeulsere, und Herr Adams hielt | es daher der näheren Unter[uchung werth. Zu die- [em Zwecke kam es dann durch Herrn Hooper in meine Hände, Die Länge des Kindes vom Scheitel bis zu den Fülsen betrug dreizehn Zoll. Bruftkaften undUnter- | leib waren von einer grofsen unförmlichen Malle umgeben, welche die Gelftalt des ganzen oberen | Theils des Körpers verhüllte. Bey näherer Unter- fuchung erkannte ich in diefer Malle die Bedeckun- gen des hinteren Theiles des Halles und der Brut, , welche Bedeckungen von ohngefähr drey Pinten: | Cohngefähr fünf Viertel berliner Quart) wälstiger Flüffigkeit ausgedehnt waren, die fich in zwey, mit einer glatten Haut überzogenen Säcken befand. Nach Ausleerung diefer Flülfgkeit und nach dem Zufam- ımenfallen der Säcke, hatte der Körper des Kindes‘ beinahe die natürliche Geftalt. Eben [fo fahen die äulseren Gliedmaalsen beinahe wie gewöhnlich aus; nur war an der rechten Hand kein Daumen, | und,an der linken ebenfalls kein Daumen, und blofs N E98 0 ein einziger Finger vorhanden. Der rechte Fuls hatte drey Zehen, der linke vier., Die äulseren Na- _ Ienlöcher (mostrils) beftanden blofs aus!zwey Haut» falten, unter deren jeder ich die Mündung eines in- neren Nafenloches hefand, worin ich aber nur etwa einen halben Zoll weit eindringen konnte. Aufser einer Haalen[charte war bey dem Kinde auch eine Spalte in dem knöchernen Theil des Gaumens vor- handen, die fich einen Drittel Zoll weit nach hinten ‚erltreckte. , Die Sektion zeigte, dafs der Schädel, durch die Flüfßgkeit, welche der dahinter liegende Sack ent- hielt, etwas zulammengedrückt worden war. - Das Gehirn konnte wegen Fäulnifs nicht genau unter- . [ucht,werden; es hatte jedoch nahe (nearly.) die na- türliche Gröfse, und ich bemerkte nichts Ungewöhn- liches in ihm. Seine Häute waren, dem Anfehen nach, natürlich befchaffen, und die Nerven trenn- ten fich vom Hirm- und Rückenmark nahe [o wie Sonft (nearly as usual). In der Bruft war weder ein Herz, noch eine Thymus, noch eine Pleura vorhanden. _ Die Luft- röhre lag unmittelbar hinter dem Bruftbein, {fah übri- gens, wie [onft, aus, und theilte ich, wie gewöhn- lich, in ihre beiden Aefte. Diefe endigten fich in den Lungen, d.h. in zwey rundlichen, nicht ‚über einen Drittel Zoll im Durchmelfler haltenden Körpern, die eine glatte äufsere Oberfläche hatten, und inwendig aus einer dichten Zell[luhftanz beftan- den. Der Schlund lag an der gewöhnlichen Stelle, 396 Be endigte fch aber blind in der unteren Gegend der Bruftihöhle. Der übrige Theil diefer Höhle war mit einer dichten Zellluhltanz angefüllt; eine zwilchen der Brult - und Bauchhöhle liegende häutige Scheide- wand vertrat die Stelle des Zwerchfells. ‘ Im Bauche fand fich ein Magen ohne Magen- mundöffnung. ‘Der Darmkanal hing auf die gewöhn- liche Weile mit dem Gekröle zulammen, war aber verhältnilsmälsig kürzer, als lonft. Es fand fich ein unvollkommener Blinddarm; aber der Grimmdarm unter[chied fieh weder durch [eine Geftalt, noch durch [ein (onftiges äulseres Anfehn von dem ühri- gen Darmkanal. Der Maftdarn hatte die gewöhn- liche Lage im Becken. Die Milz und die Nebennie- ren waren klein; die Nieren, die Blafe, die Ruthe , und die Hoden hatten das gewöhnliche Anfehn. Ich fand die Unterleibshöhle mit dem Bauchfell überzo- gen, aber kein Netz. Eben [o fehlten die Leber und die Gallenblafe, Da fich bey dem Kinde kein Herz fand, [o war es wichtig, ‘über die Art, wie der Blutumlauf bey demfelben gefchehen feyn mochte, genaue Nachfor- [chungen anzultellen, und ich unter[uchte daher den - Lauf der Blutgefäfse lorgfältig. Der Nabelftrang beftand nur auszwey Gefälsen, wovon eines grölser war, als das andere. Die Hän- te des,erfteren glichen den Häuten einer Blutader, die des letzteren hingegen, welche dick und elaftifch waren, denen einer Schlagader. Beide Gefälse tra- ten inden Nabel des Kindes. Die Schlagader ging ui: d Kidm 397° neben dem Urachus nach der linken Weiche, indem fie der gewöhnlichen Richtung der linken Nabel- fchlagader folgte. Hier gab hie die äufseren und in- neren Hüft[chlagadern der linken Seite ab, und [etz- te fich dann nach oben auf der Vorderleite des Rück« graths, die Aorta bildend, fort. Aus der'Aorta ent- fprangen der gemeinfchaftliche Stamm der rechten ' Hüftfchlagader , und die Aelte für die Eingeweide und Wände der Bruft- und der Unterleibshöhle. In. der oberen Gegend der Brufthöhle gab die Aorta die beiden Schlülfelfchlagadern ab, und theilte fich dar- auf, ohne einen Bogen zu bilden, in die beiden Kopf [chlagadern. Die diefen Schlagadern entlprechen- den Blutadern endigten fich in die Hohlader, welche an dem vorderen Theile des Rückgraths vor der Aor- ta lag, und vor der rechten Niere nach der rechten Weiche hinabftieg. Hier bog fie fich neben dem Ura- chus nach dem Nabel hinauf, um fich dann in das - grölsere Gefäfs oder die Blutader des Nabelftrangs fortzufetzen. Aus dem Gelfagten erhellt nın, dafs bey dem hier befchriebenen Fötus nicht blofs das Herz fehlte, fondern dafs auch zwifchen den Stämmen des Blut- " ader- und Schlagader-Syftems durchaus keine folche Verbindung vorhanden war, wie fie da, wo das Herz sicht fehlt, Statt findet. Die einzige Verbindung beider Gefäfsarten gefchah vermittelft der, in deın Fötus und in der After auf die gewöhnliche Weile zu- Sammenmündenden Haargefälszweige. Das Blut mwulste allo durch die Schlagader des Nahelltrangs 398 i — aus der After nach dem Körper des Kindes getrieben worden feyn, und-.dann durch die Blutader jenes Stranges wieder [einen Rückweg zu der After genom- men hahen , [fo dafs allo diefe letztere zu gleicher Zeit die Quelle und das Ziel des in dem Körper des Kindes, umlaufenden Blutes war, der Umtrieb dieles . Blutes aber blofs durch die Kraft der Gefälse be- werkftelliget ward. Esfcheint etwas Aulserordentliches, dafs die Af- ter unter dielen Umltänden, wo der Blutumlauf durch diefelbe nothwendig träger als [onft gelchehen mufs- te, ‚dennoch ihre eigenthümlichen Verrichtungen „auszuüben im Stande war, d.h. dafs in ihr noch die Veränderungen des ihr durch die Schlagaller des Na belftrangs zugeführten Blutes, welche zur Unterhal- tung des Lebens der Frucht nothwendig ind, erfol- gen konnten. Man kann lich jedoch diefe Erfchei- "nung erklären, ‚wenn man bedenkt, dafs bey dem gewöhnlichen Baue der Frucht die Nabelfchlagadern Zweige des allgemeinen Schlagader[yftems find, wo allo blofs ein Theil des Fötusblutes zu der After geht, während fich hingegen in dem hier befchriebenen Falle der Stamm der Hohlader in die Blutader des. Nabelftrangs fortfetzte, wo allo das fämmtliche ve- nofe Blut der Frucht durch die After geführt und in derfelben dem Einfluls des mütterlichen Schlagadey- blutes ausgeletzt wurde. Doch das Wichtgfte, was wir aus dem hier er- zählten Falle lernen, ift das, es könne nicht blols der Blutumlauf ohne Herz gefchehen, [ondern eine nes ri TE ren re Dee ae 899 ‚diefen Theil, entbehrende Frucht fey eine eben [ol- che Gröfse zu erreichen im Stande, als eine damit ver[ehene. Diefe Thatfache widerlpricht dem, was früher beobachtete ähnliche Fälle erwarten liefsen, wie der folgende Auszug ‘aus den Nachrichten, die wir'über dergleichen beglaubigte Fälle befitzen, zei- gen wird. Eine Milsgeburt, in welcher das Herz fehlte, hat. Mer y *) befchrieben. Sie war der Zwilling eines wohlgebildeten Kindes, das die gewöhnliche Grölse- “ einer Frucht von [echs Monaten hatte, Ihre Gröfse wurde nicht angemerkt, [eo dafs fie alfo mit dem wohlgebauten Kinde in diefer Hinficht nicht vergli= chen werden kann, Sie hatte weder Kopf nochHals, noch obere Gliedmaafsen. Spuren eines Gebirns wa- ren bey ihr nicht aufzufinden, und eben fo fehlte bey ihr dieLeber, Die Unterfuchung der Blutgefälse fcheint mit keiner grolsen Sorgfalt angeft:ilt worders zuleyn; nach Merys ganzer Befchreibung möchte ich indefs vermuthen, dafs der Kreislauf bey dem von ihm beobachteten Fötus von dem, welcher bey dem von mir befchr iebenen vorhanden gewelen feyn mulste, nicht welentlich verfchieden war. Einen anderen hieler gehörenden Fall finden wir von Winslow **) befchrieben. Auch hier war *) Memoires de l’Academie royale des Sciences de Paris, Jahrgang 1720. #*) Die angeführten Mem, Jahrgang 1746 >> 406 ul... die milsgebildete Frucht ein Zwilling, und nur fieben Zoll lang, Alter und Gröfse des anderen Kindes find nicht angegeben. Bey jener war weder einKopf och eine Spur von Gehirn vorhanden. Auch Lungen, Leber, Magen und Milz fehlten, und von dem Darmkanal fand Aich nur ein kleines Stück. Das Schlagader[yftem wird als vollftändig befchrie- ben, indem daffelbe mit der After durch die fich in die Aorta öffnende Nabelblutader in Verbindung ftand, und die Nabelfchlagadern ihren gewöhnlichen. U:fprung hatten. , Es war hier allo ein blols aus Schlagadern beftehender Gefälskreis vorhanden, denn ‚ Winslow fagt ausdrücklich, es feyen keine Blut- adern da gewelen; und wie auffallend dies auch feyn möge, [o dürfen wir doch an der Richtigkeit der Beobachtung eines wegen [einer äulserften Genauig- keit. ausgezeichneten Zergliederers nur mit Vorlicht zweifeln, Le Cat aus Rouen erzählt einen anderen Fall von Zwillingen, welche eine Frau am Ende des neunten Monats ihrer Schwangerfchaft gebar *). Finer davon war gut gebildet und von gewöhnlicher Grölse; der andere hingegen nur zwölf und einen halben Zoll lang. Der [ehr unvollkommen gebildete Kopf. des letzteren enthielt nur [ehr wenig Gehirn. Herz, Lungen, Leber, Magen und Milz fehlten bey, | diefer milsgebildeten Frucht durchaus, und vom Darm- kanal fand fich nur ein kleines Stück. Das Schlag- *) Philos. Transact. für 1767. —— 40: " aderfyftem war vollkommen; die Nahelblutader en- digte lich in die Aorta, und die Nabelfchlagadern ! entlprangen, wie gewöhnlich, aus der inneren Hüft- fchlagader. In der Befchreibung diefes Falles ift je- ' doch der Umftand dunkel, dafs in derfelben. gelagt wird, es feyen bey dem Kinde Blutadern vorhan- den gewefen,, deren Verlauf aber zficht unterfucht ward. Eben [o wenig findet man irgend einen Zu- "fammenhang zwifchen den Blut - und den Schlag- 'adern oder den Nabelltranggefälsen in jener Be- ‚ fchreibung nachgewielen. k Einen Fall, wo eine Frau nach den gewöhn. lichen Wehen ein gefundes Kind, und aulser dem- felben auch einen eiförmigen, vier Zoll langen, mit den natürlichen Bedeckungen ver[ehenen Körper ges bar, der einen befonderen Nabelftrang und Mutter- Vorlefusg in dem new montbly Magazine; n. 4; May 14, P- 355, lo wie in Thomlons Annals of philolo- phy, vol. 3, p. 229 'abgedruckt findet), vorzüglich mit + Lammsblut an, da hingegen Crawford zu den [einigen das Blut von Hunden und Schaafen gebrauchte. In die- fer Verlchiedenheit liegt jedoch [chwerlich die Urlache, dals Davy den Unterlchied der Wärmefallungskräfte _ beider Blutarten nicht lo grols fand, als Crawford (der bekanntlich die eigenihümliche Wärme des Schlay- aderblutes ia dem Verbältnils von 103 zu 89 grölser ge- Wenn num gleich der ‘englifche‘ Berichterftatter im Monthly Magazine und in Thomfons Annals Gwahrfcheinlich"Thomfon felhft, ‘der fchon frü- ker ‘die Richtigkeit von Grawfords'Verfuchen be» Zweifelte), darüber "Bedenken zu erregen fucht, ob man Davy's Meflungen auchrecht' vertrauen könne, da bei ihnen das zurUnterfuchung beftimmte Schlag- aderblut den’Tkieren‘oft um einen Tag Ipäter abgelaf- Ten: worden [ey, als das damit in’ Vergleichung'gebrach-! sg ‚wo alfo'der Zuftand der Thiere any " mat) 2 1 funden haben rs als die des Bludäderblntes: und ‚eben [o wenig kann diele Urfache in dem Umltande lie- gen, ‚dals Davy gleiche Maafstheile Qulke, Crawford hingegen gleiche Gewichistheile Blu in (den "Verluch” nahm, da Schlag- untl Blutäderblut in ibrem on lichen Gewicht nur [ehr wenig verfchieden find. Wahr-' fcheinlich haben fich in Grawfords Verluche, ‘wenn, gleich der aus allen hervorgehende „Satz: das Schlag«, aderblut habe eine grölßsere eigenth, Wärme, als das “ii P Blutaderblut, derWahrheit gemälsift, kleine Fehler ein- gefchlicheu, ' wie es denn z. B. [ehr auffällt, dafs Cr; bei der Gerinnung des Blutes in feinem eriten und zwei- ten Verfuche (a. a, O. S. 212) kein Steigen des Wärs imemellers wahrnahm);' da doch nach 'Fouteroys Ver- füche (Antal.'de Chimie, tom. 7,'p: 147), womit auch der Ausgang einiger yon Coleman angeltellten über- einfiimmt, das Blüt im Augenblick diefer Gerinnung um 5° R, wärmer wird, Wie dem aber auch [eyn möge, fo it doch wohl mit Recht anzunehmen, daß Davys Angaben, weil fie [ich auf ein zwiefäches Verluchafer- fahren fiütZen, der Wahrheit näber kommen, als Gr aws fords feine; u Yes in #19 zweiten Tage durch den Verfuch krankhaft verändert gewelen feyn könne; wenn er ferner den Einwurf; den man auch [ehon früher geßen Crawfords Vers fuche machte, däfs fick nämlich die eigenthümliche Wärme des Bluts durch Vermifthüng deffelben mit Waller nicht beftimmen laffe, weil hiebei wahrfchein- lich eine chemifche Wirkung zwifehen beiden Flil: Sigkeiten eintrete, auch den von Davy angeftellten entgegengefetzt: fo berechtigt uns” dies Alles doch nicht, an der Verfchiedenheit der Wärmefallungs kräfte von 'hellioıhem und dunkelrothem Blute zu zweifeln; denn Davys Vergleichsinelfungen [chei- nen nicht immer-/an zwei verfclhiedenen -Tagen an- geftellt zu feyn, und die Verfuchsweife durch Be: obachtung der Abkühlungszeiten.gab ja bis auf einen ' geringen: Unterfchied diefelben Verhältnifszah- len der Wärmefaflungskräfte, wie die durch Vermi- hung der Blütarten mit Wale, Pi Ancries giebt noch eine andere Thatfache, die zu dem Ausgang von Brodies Verfuchen in einem ai BERBAlmilfe Steht, wie die von den ver[chie» denen ärmefallungskräften der beiden Blutarten, Schon Martine; Schwenke'und David fan- den, dafs das von den Lungen kommende Blut et- wa rmer fey, als das dahin gehende, und damit ftimmt denn auch der Ausgang der von Sailly an dem Blute des Murmelthiers, Igels, der Hafel- und ‚Fledermaus angeltellten Mefllungen überein *). Eben "*) Oben $. 344. — In dem Dictionaire des sciences meldi- * eales; ‘Tome 1; p. 252 behaupten Hall und Nyften: fo. fand auch -J..Davy das Blut der Schlagadern im- ıner,etwas,reicher, an. freier Wärme, als. das der Blut adern;i. das exftexe,hatte ‚bei, einem \ Schaaf. 104 bis 105° , das letztere hingegen nur 103 bis.104° ,„. bei ei- aem ‚Ochlen;jenes. (tor ,. diefes 100° F. Wärme, fo dafs alfo' der Wärmeunter[chied beider Blutarten bier Nur um 5° F. grölser war, wie beyiden.von Sailly wnterlüuchten Tliieren. Zeigte lich nun gleich in einigen von’An deren angeftellten Unterfuchungen umgekehrt das. Blutaderblut wärmer,. als das Schlagaderblut, lo fcheint doch das Verhältnils, was Davyis und Sails Dys Unterluchungen lo genau übereinftiimmend ‚er- gaben, das natürliche zu [eyn *)... Wie kann nun aber + das Arterienblut ley „um einige Grade” wärmer, als das Venenblut; [ollten hier aber nicht ein ae 2 über die Wahrheit hinzugekonımen leyn? *) Davy [tellte feine Mellungen an einem den leben- den. Thieren abgelallenen Blute an; Sailfy fteckte den wahrfcheinlich ebenfalls noch lebenden Thieren die Kugel des Thermometers in die Herzhöhlen. Da- gegen wurden alle die Munde, Katzen und Kaninchen, bei denen Coleman (Diflertation on fuspe ded re- Spirstion; London .1791 ; Sect. 4) das Blut der rechten Herzkammer [tets um zwei bis drei Grad Fahr. wär- mer fand, ‚als das der linken, vorher durch Unter- tauchen unter Waller oder durch Erdrolleln getödtet, oder wenigftens in den Zuftand desScheintodes verletzt, worauf einigen von ihnen dann fo langeLuftin dieLun- gen geblafen ward, bis lich das Blut in ihrem linken j k Herzen wieder hellroth färbte. Rührt nun von die- fer ! di ae 421 aber das Athmen dem Blute zugleich Wärme geben und Wärme rauben? Wie können Brodies Ver- Suche richtig [eyn, wenn die von Davy, von Sailly, und von den andern vorher genannten Beobachtern es ind? Die Antwort, hierauf ergiebt fich leicht, wenn man nur in Erwägung zieht, dafs die‘Menge Rlut, welche aus dem rechten Herzen nach den Lungen geht, dem Umfang nach gröfser [ey, als die, welche von daher ins linke zurückkehrt, dafs, wie bereits fer Verfchiedenheit des Verfahrens nicht die Verfchie- denheir der Wärmeverhältniffe her, weiche die ge- nannten Beobachter bei ihren Mellungen beobachte- ten? Ift nieht Sel'’ft der Umftand, dals Coleman bey jenem Verfahren blols das Blut der Herzhöhlen, nicht die änfseren Flächen ihrer Wände von ver[ hiede- ner Wärme land, eine Andeutung, dals das von ihm aufgefundene Wärmeverhältnils nur erft eine kurze Zeit lang in den Höhlen vorisanden gewelen fey, da Sonfe die Wärme des Inhalts diefer Höhlen auch einen Unterfchied in der Wärme von deren Äufseren Wan- dungen hervorgebracht haben würde? — Wenn übri« > gens Stevenlon (a. a 0 p. 292.) das aus der Drof- Selader eines Kalbes abgelallene Blut um einige Grad Fahr. (leveral degrees) wärmer fand, als das zu glei» cher Zeit und in gleicher Menge aus der Kopffchlag- ader gelsllene, lo vermuthet er lelblt, dals diefem Erfolge irgend ein bey dem Verfuch, vorgegange- nes Verlehen zum Grunde liege, wofür denn auch Saillys und Davys Unterluchungen zu Sprechen Scheinen. Archiv [. d. Phyfiol. XU. Dd, IM. Hefe T£ 422 — Autenrieth *) gezeigt hat, das Athmen in dem Blute nicht blols eine Abnahme an Stoff, [ondern auch eine bedeutende Zulammenziehung bewirke. Diefer Behauptung,, dals fich das Blut in den Lungen zulammenziehe, [cheint nun zwar der Umftand zu widerfprechen, dafs genaue Unterfuchungen nur ei= nen geringen Unter[chied zwifchen den eigenthüm- lichen Gewichten beider Blutarten gezeigt, haben; (wie denn nach J. Davy Schlagader - und Blutader- blut fich in ihren 'eigentlümlichen Gewichten wie 1,047 zu 1,050, das liigengewicht des Waflers als Einheit genommen, oder eines mit dem andern ver- glichen, wie, ı zu 1,003 verhalten, welche Beltim- mung bis auf einen geringen Unterfchied überein- kommt mit der von Hammerf[chmidt **), .die wohl eine der genauelten unter den früheren ift, und der zufolge das Eigengewicht des Blutes aus der Kopffchlagader eines Hundes fich zu dem des Blu- tes aus der Droflelader deflelben Thieres wie ı zu 1,007 verhielt );, doch mufs man dagegen nicht au- fser Acht lalfen, dafs das Blut in den Lungen auch feinen Gehalt verändert, dafs es da, wo es fich zu- fammenzieht, eine Luftart aus[cheidet, deren eigen- thümliches Gewicht fich zu dem eigenthümlichen Gewicht derjenigen, welche es aufnimmt (d.h. hier und dort der Grundlage nach) nach Thomfon }) *) Handbuch der Phyhiologie; Bd. r, S. 238. **) Notab, discrimen inter fanguin, arter, et ven. Göt- ting. 1756; p, 18 +) Schweiggers Journal; Bd. 11; S. 57. u 423 wie 1,518 zu 1,104 (das Eigengewicht der atmol[phä- rifehen Luft als»Einheit genommen), oder, ver- gleicht man die Gewichte beider Luftarten unter fich, wie 1,375 zu ı verhält, [o wie, dafsich von dem Ver- hältnifs der'Eigengewichte, welche das Blut aufser dem lebenden Körper zeigt, wohl nicht mit völliger Genauigkeit auf das in dielem Statt findende [chlief- fen läßst. - Zieht ich nun aber das Blut in den Lungen zu: fammen, fo muls, da Zufammenziehung eines Kör: pers, in der Regel wenigftens, mit Wärmeentwicke- lung verbunden ift, in ihm freie Wärme hervortre- ten, und daher rührt denn unftreitig der eine Grad Fahr. freie Wärme, den; Davys und Sailflys ‚ Melfungen zufolge, das aus den Lungen kommende Blut vor dem dahin gehenden im natürlichen Zuftan- de voraus hat. Diele Wärme kommt aber dem Blute aus ihm felbft, und nicht von Aufsen. Ift ferner Blutaderblut ausgedehnter als Schlagaderblut, [o könn- ten. gleiche Maafsıheile beider Blutarten, ‘wie fie Davy in feinen Verfuchen verglich, immerhin eine verfchiedene Menge eigenthümliche Wärme zeigen, ohne dafs daraus folgt, es fey in der in einem be- fömmten Zeitraum ztı den Lungen gehenden Blut- malfe mehr Wärme enthalten, als in der in gleicher Zeit daher zurückkehrenden *). Geletzt die rechte Ffz *) Da das Blut in döh Lünpen auch an abfölntem Ge- wieht verliert, da aus demfelben aufser dem Antheil Waffer tind Kohlenftoff, welcher durch das Athmen 424 Herzkammer fende den Lungen ein Blut zu, das nur um den fünf und zwanzigften Theil ausgedehnter [ey, als das, was die linke aus dem kleinen Kreislaufe empfängt, — eine Annahme, die gewils eher unter dem wahren Verhältnifs ift, als darüber "hinaus geht, da gewöhnlich die rechte Kammer faft um die Hälfte weiter angegeben wird, als die linke *) —, fo träten Brodies und Davys Verfuche bereits in volle Uebereinftimmung. Denn multiplicirt man die von Davy aufgefundenen Verhältnifszahlen der aus dem Körper fortgeführt wird, und der in vier und zwanzig Stunden mehr als den dreifsisften Theil des Gewichts der ganzen Blutmalfe beträgt, noch eine Menge wälsrige Flüffigkeit, die in den Athmungswe- gen hängen bleibt, im Munde fich dem Speichel, in den Nalenhöhlen ficeh dem Nafenfchlein beimifcht, fo wie alles dasjenige, was die Saugadern in den Lun- gen aus ihm wegnehmen, verloren geht, fo ift auch der Schluls, den Crawford aus Seinen Verfuchen zog, nicht ganz richtig, worauf jedoch keiner von Al- len ‚die feineBeweile für dieAufnahme von Wärme durch die Lungen wiederliolten, Rücklicht genommen hat. *) In dem Verhältnils wie heben zu fünf. So verfchie- den, wie die Weite der Kammern, (wie Autenrieth a. a. ©. anzunehmen Scheint), kann die Menge des von und zu den Lungen kommenden Blutes nun wohl nicht feyn. Dies fetzte eine Zulammenziehung des Schlagaderblutes voraus, die [chwerlich mit dem Ver- hältnifs der Eigengewichte beider Blutarten vereinbar feyn möchte. Auch leert fich ja das rechte Herz we- gen [einer [chwächeren Muskelkralt wahrfcheinlich nie in dem Grade aus, wie das kräüftigere linke, ner 425 freien und gebundenen Wärme heider Blutarten mit “ einander, fo ergiebt fich für das Schlagaderbint ein Ueberfchufs von zwey Procent abfoluter Wärme. Nämlich das Mittel von 100 oder 103 oder 104 zu ı01 oder 104 oder ros (den Verhältnilszahlen der freien Wärme beider Blutarten), ift 025 zu 1033, [o wie das von 92 oder 94 zu 93 oder 95 (den Verhält- nilszahlen ihrer eigenthümlichen Wärmen) 93 zu 94. Nun verhält fich aber 1024. 93 = 95324 zu 1033: 94=97155 nahe wie 100: 102 oder 1: ı73. Hienach folgt alflo, dafs während des Durchgangs des Blutes durch die Lungen nicht blofs keine Wärme von Aulsen aufgenommen werde, l[ondern dafs dabey Selbft ein Theil derjenigen, welche in dem den Lun- gen überlieferten Blute enthalten war, verloren ge- hen mülfe. Woran aber diefe in dem Blute ver[chwin- dende Wärme verloren gehe, das bedarf nach der obigen Aufzählung der in den Lungen zur Erkältung des Körpers wirkenden Urfachen hier keiner weite- ren Unterfuchung mehr. So löft ich demnach der Widerfpruch, der zwi- fchen den Erfahrungen von der verfchiedenen Wär- mefalfungskraft beider Blutarten und der Abkühlung des Körpers durch das Athmen dem erften Anblick - nach obzuwalten [chien, und es tritt der [chon in früher Zeit erkannte, von den neueren Erklärern der - thierifchen Wärme aber oft angefochtene phyhologi- - fche Lehrfätz: durch die Lungen wird der Körper abgekühlt, wieder in feine alte Würde ein. Zugleich führen uns die vorfiebenden Erörterungen zu dem 426 Schlufse, das Blut müffe die Wärmequelle, woraus es fich für den beim Athmen erlittenen Verluft ent[chä- diget, da haben, wo es die umgekehrte Veränderung wie in den Lungen erfährt, wo es auseiner oxygenir- ten Flülfigkeit in eine mehr kohlenfäurehaltige über- geht, wo es, ftatt Walfer auszufcheiden, an Waffer- gehalt zunimmt, wo es den vergleichungsweile zu- fammengezogenen Zuftand, worin es in den Lun- gen verletzt ward, mit einem vergleichungsweile aus- gedehnten vertaufcht *), Denn [olles bey der Aus- dehnung, die es hier erfährt, nicht mehr als einen Grad Fahr. an freier Wärme einbülsen, [o muls die abfolute Menge der in ihm enthaltenen Wärme auf irgend eine Weile vermehrt werden. Aus den Um- gebungen des Körpers kann dem Blute nun aber diefe Wärmevermehrung durch Mittheilung nicht kom- men; das kaltblütige Thier, de[fen Wärmegrad nicht höher ift, als der feiner Umgebungen, vermag die *) Wodurch diefe Veränderungen in den Haargefälsen des grolsen Kreislaufs auch bewirkt werden mögen, wir feben, dals he im natürlichen Zuftande da lind. In Krankheits -Zuftänden mag die Ausdehnung des Blutes im Körperhaargefäfsnetze Fehlen, oder fchwächer feyn können; da wird dann das Blut nach feinem Ueber- gange aus den Schlagadern in die Blutadern in diefen letzteren die freie Wärme ganz oder doch gräfstenr theils behalten können, die es in jenen hatte. Aber ein folches Blut wird fich auch in den Lungen nicht zulammenziehen, wie ein gefundes, alfo dort auch keine freie Wärme erzeugen. Waren vielleicht Co- lemans Thiere in einem folchen Zuftande? „ Ft ‚#7 Wärme, die ihm durch Verdampfung verloren geht, aus diefen Umgebungen nach dem Gelfetze der Mit- theilung wieder zu erhalten; aber der Körper, dellen Wärmegrad den der Umgebungen bedeutend üher- fteigt, kann diefs nicht. Eben fo wenig kann dem Blute die Wärme, die es während [eines Uebergangs aus den Schlagadern in die Blutadern‘ aufnehmen muls, aus der Entwickelung von Aufsen empfange- ner gebundener Wärme komınen. Der einzige Weg aufser den Lungen, auf welchem gebundene Wärme in den Körper gelangen könnte, ift der Speilekanal; aber Rigbys Meinung, dafs dem Blute auf diefem Wege Wärme zugeführt werde, bedarf nach dem, was Roofe*) und Buntzen **) über diefelbe gelagt “\ Grundzüge der Lehre von der Lebenskraft; zweite Aufl. $. 358. **) A.a.0. 5.74. Blofs nebenbei erwähnen einige neuere phyhiologilche Schriftifteller der Verdauung als eines Wärme entbindenden Vorganges, und in der That be- dürfen die angeblichen Wärmequellen, woraus gewöhn- lich die Temperatur des thierif[chen Körpers herge- leiter wird, es allerdings, dafs man es nicht an Suc- eurs für fie fehlen lalle. — Als eines der entfchei- dendften Zengnille gegen die Lehre: durch die Nah- rungsmittel empfange der Körper Wärme, möge hier noch der von Currie (Ueber die Wirkungen des kal- ten und warmen Wallers; Bd. 1; $. 267) beobachtete Tall angeführt werden, wo ein an Verfchliefsung des Schlundes leidender Mann, obgleich derfelbe durchans keine Speifen. in den Magen bringen konnte, und von den ihm durch den Maftdarm beigebrachten Nah- rungsftoflen nur wenig oder gar niohts bei ihm blieb, 428 nn hahen, keiner Widerlesung mehr. Es mufs allo im Körper eine Wärmequelle [eyn, die das, wäs aus ihr hervorgeht, nicht erft von Aulsen zu empfangen, aus dem Aeufseren zu entwickeln braucht, fondern die es dureh die Kraft des Lebens aus fich [elbft erzeugt. Und fo fehen wir, uns denn noch zu einer an- deren Anlicht früherer Zeit zurückgeführt, welche bereits dem, was Hippocrates über die einge- pflanzte Wärine lehrte, zum Grunde lag, und der unfere Unterfuchungen jetzt zur Beftätigung dienen müllen, zu der Anficht, der lebende Körper habe eine eigene, vicht von Aulsen entlehnte Wärme- quelle in Geh, Leben und Lebenswärme [eyen eines gleichen inneren Urfprungs. Was Crawford und Lavoifier, durch Wilkes, Delues und Blacks Entdeckungen von der gebundenen Wärme veran- lafst, fuchten und gefunden zu haben glaubten, ein Aecufseres, in welchem der Körper eine gewille endliche Menge eines gehundenen Stoffes in fich aufnehme, Mbn er dann in feinem Innern frey mache, um fich vermittelft delfelben zu erwärmen, fo etwas giebt es nicht; und mit Unrecht weigert man [ich, in dem lebenden Körper eine gleiche Fä- higkeit zu unerfchöpflicher Wärmeerzeugnng anzu- erkennen, wie man fie doch jedem leblofen Körper zugeftehen mufs. Ein geriebenes Metall erzeugt, nach Rumford und Davy, ohne Wärmeauf von Anfang feiner Krankheit bis zu feinen Tode in feiner von Zeit zu Zeit durch ein Thermometer ge- mellenen Wälme Sich ganz wie ein Gefunder verhielt. \ \ — 423 nahme von Aufsen (denn Mayers und Henrys Be- weile des Gegentheils befriedigen nicht) eine nnend- liche Wärme aus Sch; in der Wafferröhre zwilchen den Poldräthen der Voltafchen Säule entfpringt, theils frey hervortretend, theils in den lich entwickelnden Luftarten in den gebundenen Zuftand übergehend, eine unerfchöpfliche Menge von Wärme, die ebenfalls nicht von Aufsen kommen kann; und in dem leben- den Körper follte nicht das Nämliche möglich [eyn? Doch wir find gezwungen, diefe Möglichkeit anzu- nehmen; die Wärmeerzeugung im thierifchen Kör- per tritt künftig mit unter den Beweilen auf, welche für die dynamifche Anficht der Wärme, für das Nichtda- feyn eines Wärmeltoffs [prechen, wodurch dann der Corpusenlarphilofophie zum Theilvergolten wird, was fie hier und anderswo der Pliyliologie Böjes zugefügt hat; es mufs in dem Körper warmblütiger Thiere ei- nen Vorgang geben, wodurch auch fie einer unend- lichen Wärmeerzeugnng aus fich [elhft fähig werden, einen Vorgang, dellen Dafeyn auch alle diejenigen [4 vorausl[etzten, die vor der Entdeckung von der ge bundenen Wärme den-Ur(prung der thierifchen in der Reibung der Nüffigen Theile an den feften, oder dieler letztern unter fich, oder in der Gährung uf. w. fuchten, welchen vermeinten Wärmeqnuellen man eine unerlchöpfliche Ergiebigkeit zufchrieb, ohne im Mindeften daran zu denken, oder wenig. Stens es zu äufsern, dafs die geriebenen, gährenden, und aufbraufenden Theile, un üch immer von Neuem erwärmen zu können, einer Wärmezuluhr von 430 auen Aufsen bedürften. Es gilt nun, diefen im thieri- [chen Körper vorhandenen Vorgang ausfindig zu machen *). *) Es ift zu zweifeln, ob ein einziger früherer Schrift- fteller Ach die zur Erhaltung der tbierifchen Tem- peratur erforderliche Wärme als von Aufsen kommend gedacht habe, Selblt Mayow nimmt blols an, der Ipiritus nitro - aereus verurfache das Aufbraulen, die Giührung des Blutes, und in dem Ineinanderwirken beider .entltehe die thierıfche Wärme, — Wenn von Humboldt (Verfuche über die gereizte Muskel- und Nervenfafer, Bd. 2, $. 94) vom Hippoorates fügt, . es habe diefer gebundenen Wärmeltoff für den Grund des Lebens gehalten, fo ift das wohl eine etwas zu freie Ueberfetzung des Vaters der Aerzte in die Spra- che der neueren Chemiker. Gebundene‘ Wärme ilt eine endliche Menge Wärme, ein Quantitatives; Hip- pocrates hat fich aber fein eu@®yrov Jegunv, feinen Aeufserungen darüber nach zu urtheilen, als eine Befchaffenheit, als ein Qualitatives gedacht. — Das Unhaltbare der fonderbaren Anlicht, dafs der lebende Körper, wenn er Wärme-, wenn er Lichterfcheinun- gen hervorbringen foll, dazu vorher erft Wärmeftoff, Lichtftoff von Aufsen aufnehmen mülle, tritt [ehr auffallend in Carradoris Behauptung hervor (Brug- natelli Giornale di Filica;, Tom 6; ıg13, p- I1). Die Johanniswürmer [ollen bei Tage das Licht einfan- gen, womit fie des Nachts leuchten, [o dafs diefe Thie- re allo das Vermögen haben müllen, die Finfternifs, worin he ich den Tag über zurückziehen, vorher in Licht zu verwandeln. Im Monthly Magazine (l c.p. 356) befindet fich die‘ Nachricht von einer Abhandlung, die D. Crichton neulich der Londoner königlichen Ge- fellfchaft eingefendet hat, welcher zufolge die Lebens- ni En DE zu ——— 431 Bekanntlich haben bereits vor mehreren Jahr- zehenden verfchiedene deutfche Aerzte, R'’öde- zer *), Wrisberg **), und Sehäffer ***), die Bedingung des Vorganges, wodurch im thieri- [chen Körper Wärme erzeugt wird, nicht blos, wie wie einige Engländer, Musgrave, Elliot und Andere 1) im Nervenfyfiem, fondern beftimmt im Gehirn gefucht. Blumenbach [chlofs in [einem noch jetzt fo äufserft anziehenden Specimen phyhiol. eomp. inter anim. cal. et frig. fanguinis aus den Fr. fcheinungen, welche die vollkommneren Amphibien, die Winterfchläfer und mehrere Krankheitszuftände darbieten, fchon vor dreilsig Jahren auf den wichtigen Antheil, den das Gehirnan der Unterhaltung des wär- kraft Schon in den Nahrungsmitteln enthalten ift, [a dals der Körper alfo weiter nichts zu thun hat, als die vitality daraus in fich aufzunehmen. Sollen wir Deutfchen nicht diefe Entdeckung als uns angehörend in Anfpruch nehmen? *) Programma de animalium calore; Götting. 1758. **) Progr. de relpir. prima, nervo phrenico et calore animali; Götting. 17635 $. 5. #+*) Verfuche aus der theoret, Arzneikunde; Nürnberg 1782; Th. 1, S. 41. #) Caverbill (Experiments on the caufe of heat; Lon- don 1770) leitet zwar ebenfalls die Wärme vom Ge- hirn ab, aber nicht von der Lebensthätigkeit dellel- ben, wie die genannten deutfchen Aerzte, [onderu von dem Reiben des vom Gehirn kommenden erdigten Dervenfaftes an den Seiten der vermeinten Neiven- röhrchen, 432 un. meerzeugenden Vorganges habe, für delfen Heerd er jedoch damals, wie auch fpäterhin in den verlchiede- nen Ausgaben [einer Phyfiologie, nach Crawfords und Lavoiliers Lehre die Lungen hielt *). Am vollftändigften hat Roofe in feinen Grundzügen die grolse und gewichtige Menge von Thatfachen, welche für die Abhängigkeit der thierifchen Wärme- erzeugung von derLebensthätigkeit des Ge zeu® gen, zulammengelftellt, und dadurch auf eine beredte Weile weiter ausgeführt, was (ein berühmter Lehrer bereits in den Hauptzügen angedeutet hatte, So konnte denn Brodie durch feine Verfuche nur be- ftätigen, was von Anderen vor ihm [chon beftimmt ausge[prochen worden war; find die kaltblütigen Thiere deshalb kaltblütig, weil ihnen das Gehirn der warmblütigen Thiere fehlt, [o müffen diefe letzteren zu kaltblütigen werden, wenn ihnen das Gehirn ge- nommen oder gelähmt wird, und dafs diefs fich wirklich fo verhalte, [cheint durch jene Verfuche, wenn’ fie fich anders bewähren, dargethan. Der Unterfuchungsweg, den Brodie in der Lehre von der thierifchen Wärme, wiein der von den Abfonderungen zuerf[t betreten hat, öffnet uns die Aus- ficht, auf demfelben über die wichtigften und inner- [ten Vorgänge des Lebens einmal etwas mehr zu er- fahren, als alles Suchen auf anderen Wegen uns bis- her darüber gelehrt hat, Beltätigt lich, dafs das Ge- hirn die Bedingung der thierilchen Wärmeerzeugung *) Specim. p. 23. und Inftit, phyfiolog. 1810; $$. 165 und 169. oa "435 fey, fo bedarf es vielleicht nur eines Schrittes weiter, um endlich einmal die Frage gelöft zu finden, die, obgleich fie wohl die wichtigfte in der Lehre von der thierifchen Wärme genannt werden könnte, doch von keinem der bisher über den Urfprung dieler Wärme aufgeftellten Erklärungsverfuche berückfich- tiget, gelchweige denn beantwortet worden ilt, die Frage nämlich: wie geht es zu,-dals warm- und kalt- blütige Thiere fo fcharf von einander getrennt find, dafs in der Thierreihe zwilchen den unterften Ge- [chlechtern der Säugthiere und Vögel, und den ober- Sten der Amphibien und Fifche ein fo plötzlicher Ab- fall von Wärme zur Kälte, ‚oline.irgend eine Abftu- _ fung, vorhanden ift? Wir [ehen im Thierreiche über, all Uebergangsltufen der Bildung, und.eine allınäh- liche Entwickelung der meilten Verrichtungen, wie) denn auch des Athınens, keine aber in der Wärmeer- zeugung; wie der Säugthier-Fötus mit einemmaleaus dem Leben eines kaltblütigen (d.h. keine eigene Wär- me erzeugenden) Tbhieres in das eines warmblütigen hinüberfpringt, fo find auch jene beiden Thierclaf. Sen, gleichlam durch einen Sprung der [chaffenden Natur, in Hinhicht ihrer Wärme von. einander ger trennt *).. Weiteres Fortgehen auf dem von Bro- *") Wenn einige! Schriftfteller' den Amphibien und Fi- fchen eine eigene Wärme zufchreiben, wenn z.B. Wil- brand in feiner Preisfchrift über die Eintheilung der Tbiere S. 80 u, 81 Sagt: „Die Blutwärme der Fifche ift über der Temperatur des Elements, welches fie be- - wohnen, um einige Grade höher“ und „das Blut.der 434 die eröffneten Wege brächte uns'nun vielleicht Auf- [chlufs, in wiefern diefe räthfelhafte Rrfcheinungin der Verfchiedenheit des Gehirns beider Thierclalfen be- gründet fey. Ilt die gröfsere Entwickelung, der grö- fsere Umfang des ganzen Gehirns, oder ilt nur ein einzelnerTheil’deflelben, den diewarmblütigen Thiere vor den kaltblüugen voraus haben, das Bedingende der thierifchen Wärmeerzeugung? Es käme darauf an, warmblütigen Thieren einmal dasjenige vom Ge. hirn wegzunehmen, was fie darin mehr oder gröfser haben, als die. kaltblütigen. Ein Theil, der allen’ unter den Vögeln ftehenden Thieren fehlt, ilt be- kanntlich der Lebensbaum des kleinen Gehirns; wie, wenn dieler Lebensbaum, deflen reichlicher: Antheil an grauem. Nervenftoff eine Fülle von Le-. benskraft für den ‘übrigen Körper erzeugen 'mufs, | ‚Amphibien, übertrifft das Blut der Fifche noch um ei-_ nige Grade Wärme,“ wenn Andere, wie Tiede- mann (a.a.0. 5 636.) etwas Aehnliches behaupten, lo Iteht diels im Widerlpruch mit den genauen Unter- fuchungen Brauns (Nov. comment. acad.i !petrop, tom. 13, P. 427.), Spallanzanis (Senebiers Rap- ports de Väir, vel. 1,.P. 181, 274 u. 331.); Delaroches (Gehlens Journal a. a, 0.) und von Humboldts und Provengals (Schweiggers Journal, Bd. 1, Stı1r.), — 'Olaflens, Broulfonets, Perrins u. Anderer Wärmemellungen an Fifchen, die kurz vor- ber ih offenem Waller'gefangen worden, können nichts beweilen, da diefes Walfer an verfchiedenen Stellen eine ungleiche Wärme hat, und Fifche Ichnell und bänfg ihren Aufenthalt verändern, 4 435 und dem unfere Altvordern, hier vielleicht wie in [o manchem Anderen die innere Bedeutung der Dinge richtig ahnend, wohl nicht mit Unrecht diefen Namen gegeben haben möchten, jenes Bedingende wäre? — Die Beantwortung dieler und anderer aus Brodies Verfuchen hervorgehenden Fragen ift vielleicht noch durch Verfuche möglich; und ich werde die erfie Gelegenheit, wo ich einen an diefen Gegenltän- den Antheil nehmenden Mitarbeiter finde, dazu benutzen, um Arnemanns Ver[uche über die Ge- birnverletzungen, mit Berückfichtigung des Wärme- grades der in Verfuch genommenen Thiere, und mit Hülfe von Lufteinblafungen für die Fälle, wo ein Stocken des natürlichen Athmens eintritt, in Bezie- hung auf jene Frage zu wiederholen, ‘bey welcher Wiederholung aufserdem noch Manches, was Arne- mann unbeachter gelalfen hat, zu beachten [eyn möchte *). *) Der Leebensbaum ift zwar bey den Vögeln minder zu- Sammengeletzt, minder entwickelt, als bey den Säug- thieren, aber dafür verlieren jene auch, wie bereits oben erwähnt worden, weniger Wärme durch Haut- ausdinftung und Abfonderungen; und wenn ihre Tem- perstur etwas höher ilt, [o dauert lie dagegenin der Kälte nicht fo lange aus, wie die der höhert Siugthiere und insbefondere des Menfchen. Der [echsmonatliche menfchliche Fötus beftzt nun zwar ebeufalls bereits einen deutlichen Lebensbaum (Carus Verfuch einer Darltellung des Nerveufyftems, $. 286); aber das Fö- tusgebirn kann auch wegen des Mangels an hellrothein Blut noeh kein eigenes Leben erzeugen, und es ver- 436 a Es ift natürlich, dals Verfuche, wie Brodies feine, deren Erfolg der noch bey vielen, befonders hey den meilten englifchen und franzöhlchen phy- fiologifchen, und faft bey allen chemifchen ‚Schrift- Itellern geltenden Meinung: das Athmen [ey ein Ver- brennungsvorgang, [o geradezu entgegen ilt, Zwei- fel und Widerfpruch erregen, mülfen. — Tbatfachen können jedoch nieht durch Vermutbungen unficher gemacht, noch weniger dadurch als nichtig erwielen werdeti, Und fo kann denn auch dasjenige, was Dalton in dem Nachtrage zu einer Abhandlung über Athmen und thierifche Wärme *) gegen Bro- dies Verluche gelagt hat, die Beweiskraft derfelben nicht fchwächen. Dalton lucht, nachdem er in jener Abhandlung dieLehren Crawfords mit den bekannten‘ Gründen , jedoch ohne Hinzwfügung ‚mag allo zu dem übrigen Körper nicht in das Kraft- übergewicht zu treten, welches, Brodies Verluchen zu- folge, zur Wärmeerzeugung im thierilchen Körper erforderlich zu feyn [cheint. Es wäre der Mühe werth, einmalzuunterfuchen, ob wohl ein uhrerfen; von der Mutter getrennter Säugthierfötus,; dem man Luft ein- bliefe, feine Wärme über die der Umgebungen erhe- ben könne. Die vergleichungsweife [chwache Wärme- erzeugung in zu früh geborenen atımenden Kindern erklärte fich obiger Anlieht zufolge recht gut aus der geringen Gröfse des kleinen Gehirns beim Fötus nach Wenzels Unterfuchungen. (de penit. ftruet. cerebri; tab. tert.) *) Memoirs of the literary and philofophical Society of Mancheftre; Second Series; 1813, vol. 2; p. 43. 437 neuer, als die allein richtige aufgeltellt hat, und ihm dann Brodies Verfuche bekannt geworden, jene Lehre in einer Nachfchrift dadurch gegen Brodie zu retten, dafs er annimmt, die Wärmeentwicke- lung aus der Verwandelung des hellrothen Blutes in dunkelrothes inden Körperf[chlagadern möge lich viel- leicht unter folchen Umftänden, als die in jenenVer- fuchen, nicht auf gleiche Weife, wie in einemunver- fehrten Thiere, nach dem angeblichen Verbrennungs- vorgange in denLungen und dem damit verbundenen Eintritt von Wärme in das Blut richten, es[ey alfo'auch der Schlufs aus Ver[uchen über jene auf diefe zu vor- eilig; auf welchen Einwurf indels bereits Brodie felbft am Ende feines zweiten Auffatzes *) (den Dalton bey Abfalfung [einer Nachfchrift noch nicht kannte), befriedigend geantwortet hat, Brodies Verfuche [cheinen mit folcher Vor- ficht angeltellt zu ([eyn, die Frzählung derfelben er- regt ein folches Vertrauen zu der Wahrheitsliebe des Mannes, der hie anltellte, dals man fich [chwer über- reden kann, fie feyen ungenag oder falfch **); *) Das vorige Heft des Archivs; $. 218. ”*) An einer Stelle von Brodies Erzählung ift nur der Ausdruck nicht beftimmt genng, worauf auch Dalton (a. a. O.) aufmerklam gemacht hat. In dem Verfuche mit Sauerftofigas, den Brodie in der Nach- fehrift zu feinem erften Auflatze (Archiv & a. O, S. 154.) erzählt, foll das Blut in den Schlagadern nur fehr wenig heller als das in den Blutadern gewefen Archiv f. d. Phyfiol. Xl, Bd. IL. Hett. Gg z 458 nn Wenn daher Legallois in feinen Experiences fur le prineipe de la vie *) erzählt, er babe bey Wie- derholung jener Verfuche gefunden, dafs junge Kätz- chen, auf Brodies Weile behandelt, etwas weni- ger Wärme verlören, als nach dem Tode (refroidif- fent un peu moins qu’apres Ja mort), fo dafs der Unterfchied in feinen Verfuchen einen bis drey Grad des hunderttheiligen Wärmemelfers (4° bis 23°R.) betragen habe, wozu er indels noch hinzufügt, dafs der Unterfchied bey Kaninchen noch et- . was geringer fey: [o kann man wohl mit Grund an- nehmen: dafs die Urfache, warum Legallois bei [einen Verfuchen einen etwas anderen Erfolg erhielt, als Brodie, in der Verfchiedenheit feines bey den Ver[uchen befolgten Verfahrens gelegen habe. Und in der That findet man bey nälıerer Vergleichung deffen, was beide Verfuchanfteller über ihr Verfahren - lagen, diefe Vermuthung beftätiger. Brodie ver- richtete das Lufteinblafen ‚bey den in Verfuch ge- feyn. Das kann nuu freilich dreierley heifsen: das Blut - der Schlagsdern fey beinahe fo dunkelroth gewe- Sen, wie das der Blutadern, oder das letzte beinahe [o hellroth wie jenes, oder beide hätten fich in einer Mittelfarbe einander genährt, Keiner von diefen drey Fillen palst indels zu dem, was Brodie im erlten, zweiten, dritten, fünften und fechften Verfuche [ah, wo beim Einblafen von atmofph. Luft das Blut in den Schlagadern jedesmal eine hellrothe, das in den Blutadern hingegen eine dunkelrothe Farbe zeigte. : =) Avant-Propos; p. Xx. — 439 nommen Thieren vermittelft eines Blalebalgs, Le- gallois vermittellt einer metallenen Sprütze; beide Werkzeuge wurden mit den Händen behandelt. Aber eine Sprütze und die in ihr enthaltene Luft mufs fich nnter diefen Umftänden bedeu- tend mehr erwärmen, als ein Blafebalg und def- fen Inhalt; Legaihois trieb alfo den Thieren eine wärmere Luft in die Lungen, als Brodie; jenefmulsten allo natürlich auch [päter erkalten. Dazu kommt, dafs Brodie, der in [einen beiden Hauptver[uchen *) den Thieren in einer Minnte nur fünf und dreifsig- bis fechs und dreifsigmal Luft ein- bliefs (da hingegen Legallois, wie er uns S. 343. Seiner Schrift erzählt, in derfelben Zeit funfzig Luft einblafungen machte), der den Thieren eingeblale- nen kälteren Luft weit länger Zeit liels, dem Körper derfelben Wärme zu entziehen, Endlich mag an dem verfchiedenen Ausgange der von beiden Phyhiologen angeltellten Verfuche auch noch der Umftand An- tbeil haben, dafs Legallois zu feinen Unterfu- chungen'jüngere Thiere, hingegen Brodie mehr er- wachlene gebrauchte, Tbiere von erfterem Alter find aber den Scheitod länger zu ertragen im Stan- de, fie haben das Vermögen, das in ihren Nerven vorhandene Leben länger zu bewahren; und fo ınochte denn auch in den Nerven der von Legal- - lois behandelten ein Reflt der ihnen vor dem Ab. fchneiden des Kopfes vom Gehirn mitgetheilten Gg:z *) Archiv a. a. O0, 6.147 u, 150, 440 Kraft zurückgeblieben feyn, der alsdann in denfelben das Vermögen der Wärmeerzeugung (hängt diefes an- .. dersvon dem Gehirneinflulse ab) noch eine kurze Zeit- "langnach demAbfchneiden desKopfes erhalten konnte, Aber wenn Brodies Verfuche auch richtig find, ift der Schlufs auch richtig, dafs, wenn des Gehirns beraubte, durch Lufteinblafen im Leben er- haltene Thiere fchneller erkalten, als todte nicht- athmende, ‘gerade der Mangel der Gehirnthätigkeit die Urfache diefes [chnelleren Erkaltens (ey? Le- galliois erzählt ein paar Erfahrungen, die über die- fen Punkt wohl einiges Bedenken erregen können, „Ich habe gefunden”, lfagt er *) „dafs eine der Haupturlachen des Erkaltens [olcher Thiere, die man nach dem Abfchneiden ihres Kopfes durch Luftein- blafen im Leben erhält, in diefem Lufteinblafen liege, und dafs im Allgemeinen alle Um[tände, welche ver- hindern, dafs das Athemholen auf die gewöhnliche Weile gefchehe, zur Verminderung der Lebenswärme beitragen, So braucht man ein Thier nur auf dem Rücken ausgeftreckt zu halten, um zu bewirken, dafs feine Wärme abnehme.” An einer anderen Stelle feiner Schrift **) erzählt er noch den Verfuch, dafs, wenn man bey einem übrigens unverletzten und gefunden Kaninchen das natürliche Athemholen hemme, und ihm dafür Luft einblafe, fo dafs keine andere Luft in feine Lungen gelangen könne, als die aus der zum Einblafen dienenden Sprütze, die Wär- *) Avant-Propos 1. c. . ==) P, 241. in der Anmerkung, De N se 441 me diefes Kaninchens falt in gleichem Verhältniffe abnehme, wie die eines todten, auf welche Weile fich denn, wenn man ein folches Verfahren eine ge- wilfe Zeit hindurch fort[etze, das Thier dahin brin- gen laffe, dals es vor Kälte fterbe, Durch diele Erfahrungen wäre nun allerdings die Unrichtig- keit von Brodies Folgerung erwielen, wenn Bro- die nicht noch fragen könnte, ob denn bey einem Thiere, deffen Athmen man befchränkt, oder delfen Blutumlauf man ftört, nicht auch die Gehirnthärig- keit befchränkt und geftört werde. Dafs die Lage auf dem Rücken für Kaninchen und andere ge- wöhnlich zu ver[uchen dienende Säugthiere etwas fehr Beängftigendes haben mülfe, zeigt uns ihr heftiges Wiederftreben gegen diefelbe; wahrfchein- lich leidet bey ihnen in diefer Lage das Ath- men, vielleicht auch durch den Druck ihreg nicht ans Zwerchfell befeftigten Herzens, der Fort- ‘trieb des Blutes im kleinen Kreislaufe und in der Aorta *), Durch eine Behandlung, wie die in dem *) Für diefe letztere Vermuthung [pricht die Nichtbe« fchwerlichkeit der Rückenlage beim Menfchen und nach F. Cuvier (Annales du Mulcum d’hift. nat tom. 16, p- 50.) auch beim Orang - Utang, bey welchen bei- den der Herzbeutel mit den Zwerchfell verwachlen it, wie denn auch wenigftens bei den er/teren die Wärme durch jene Lage nicht abnimmt. — Vielleicht fteht jedoch der Kreislauf noch auf eine andere Weile mit der Läge des Körpers in Beziehung, Merkwürdig ift in diefer Hinficht die Erfahruug, die Baidon (Edinburgh medical and furgical Journal; vol. 3; n. 3.) 442 mi zuletzt erzählten Verfuche, wo das natiirliche Ath- men unterdrückt und dafür ein künftliches bewirkt ward, mufs wohl ein jedes Thier, und zumal ein furchtfamnes Kaninchen, in die grölste Angft verletzt werden; wahrlcheinlich lagen die von Legallois fo bebandelten Thiere noch überdiels auf dein Rücken. Ob nun aber die Gehirnthätigkeit durch ein betäu- bendes Pflanzengift, oder durch heftige Angft und durch Störung des Kreislaufs gehemmt werde, mag für den Kinflufs des Gehirns auf den Körper [o [ehr verfchieden nicht feyn. Und ftarben denn die Thiere, denen Legallois Luft einblies, wirklich blofs vor Kälte, nicht auch vor Angft und an Hem« nung des Kreislaufs? — Doch fernere Verfuche mülfen hier Ent[cheidung bringen, und das werden denn: folche von der vorher erwähnten Art am 'belten können, wo man den Thieren nicht das ganze Gehirn, .[ondern nur fo viel davon {weg« nimmt, dafs ihr natürliches Athmen nicht unter- brochen wird. Indefs wenn fich nun auch Brodies Ver[uche und Folgerungen beftätigen (ollten, über die Haupt- fache, auf welche Weile denn das Gehirn Bedingung der thierifchen Wärmeerzeugung fey, geben fie uns an fich und Anderen beim Gebrauch des Fingerhuts machte, dafs nämlich dieles Mittel weit mehr au£ den Puls wirkte, wenn die Perfonen, die es genom- men hatten, lagen, als wenn fie ftanden, [o dafs der Puls von hundert Schlägen, die er beim Stehen hatte, beim Liegen bis auf vierzig abnahm. “ l 00443 keine Auskunft. „Patarem’adeo,” [agte Röderer *) fchon vor fechzig Jahren, „idem principium, quod homini yitam per cerebrum et nervos dat corpoream, dat (enfum et motum, cum corpore etiam calorem > communicarj,” und weiter möchte denn auch unfer jerziges Wilfen nicht gehen, wenn wir gleich einige aus den Frfcheinungen der Electricität gelchöpfte, aber noch wenig begründete Vermuthungen vor je- ner Zeit voraus haben. Was ilt das Gehirn dem Kör- per, aufser dals es ihm die Bedingung des Empfin- dungs =» und Bewegungsvermögens ilt? In welchem Verhältnils fteht leinLeben zu dem der Nerven, und wie fteigert jenes diefes und damit das des übrigen Körpers? Wie wirken die Nerven durch ihr eigenes Leben und wie durch das ihnen vom Gehirn mitge- theilte bey den verfchiedenen Lebenserfcheinungen ? Auf diefe und andere Fragen, die wichtigfien der Lebensnaturlehre, haben wir die Antworten noch zu Suchen. Dafs diele Antworten auf dem Wege des Verfuchs nicht zu finden feyen, läfst’fich nicht mit Grund hehaupten. Wäre. die Kraft deut[chen Gei- fies, welche die mancherley Theorieen vom Leben, von [einenDeflexen und Reflexen, in den letzten Jahr- zehenden verbraucht haben, anf Erfahrungsunter- Suchungeu von ähnlicher Art, wie treffliche Phyhiolo- gen des Auslands, uns hierin als Mulfter vorangs- hend, fie feit einiger Zeit begonnen haben, verwandt worden, vielleicht möchte uns [chon jetzt manches, je- nenTheorieen freilich verborgen gebliebene Geheim- )L.cp 7. 444 — nils enthüllt feyn. Wie ift die Chemie, lirenge den Weg der Erfahrungsunter[uchung verfolgend, falt in gerader Linie vorwärts geeilt, während die Phyfio- logie ich noch immer in einer krummen bewegt, ja (wie eben wieder die Lehre vom Urfprung der thieri- [chen Wärme zeigt Jauch wohl in einer infich zurück- laufenden! Doch Betrachtungen dieler Art find nicht recht an ihrer Stelle auf dem letzten Rlatte der hier endigenden phyfiologifchen Zeitfchrift, die in einer wenig günftigen Zeit, wo man durch den leicht zu erworbenen Befitz erlernter Formeln des mühla- men Verweilens bey Verfuch und Beobachtung entübrigt zu [eyn glaubte, und der Sinn für treue Er- forfchung der Natur fich nur in [ehr Wenigen erhielt, manche erfahrungsreiche Unterfuchung über die Mifchungen und Geltaltungen des thierifchen Kör- pers geliefert hat, follte fie auch der Vermuthungs- phyüologie zuweilen etwas zu vielRaum vergönnt ha- ben, und das Dunkel über den Tiefen des Lebens, del[fen nicht mehr fernes Ver[chwinden uns der fie eröffnende Auffatz, eins der herrlichen Denkmäler der Geilteskraft ihres Stifters, hoffen liels, nur we- nig durch fie vermindert worden feyn. Indem wir nun mitDank anerkennen, was während einer mils- lichen Conftitutio ftationaria des Geiftes, die gleich der des Körpers die Lebensthätigkeit auch der kräfti- gen Gefunden, nur diefe minder, wie die der Schwa- chen, beherrfcht, durch die hier fchliefsende Zeit. “ [chrift geleiftet worden, [fo kann uns doch nicht ver- verborgen bleiben, wie. viel noch zu leiften übrig, und was zu leiften am mehrften Noth ift. Dafs die Unter[uchung der Mifchungen und Gelftaltungen der thierifchen Körper nach den verfchiedenen Abftufun. gen, die diefe Erzeugnilfe der Lebensthätigkeit in der Thierreihe zeigen, von’ grolser Wichtigkeit für die Phyfiologie (ey, unterliegt keinem Zweifel, da: wir aus dem Hervorgebrachten auf das Hervorbrin- gende [chlielsen können,und.da die Erzeugniffe der Le- bensthätigkeit zugleich wieder ihre Bedingungen find; aber die höchfte Aufgabe des Phyfiologen, gleich- fam der Mittelpunkt, wohin (ein Streben gerichtet feyn foll, ift doch wohl die Erferfchung des Lebenerzeugenden Vorganges (des Athmens und [einer nächften Folgen), und des Erzeugniffes diefer Belebung, der Nerventhätigkeit.: ‘Sollen wir Deutfchen auf dem Entdeckungswege nach die- fem Mittelpunkte hinter unferen Nachbaren zurück- bleiben? Aber phyliologifche Unterfuchungen bedür- fen vor allenandern des wetteifernden Zulammenwir- kens Mehrerer; je mehr Kräfte fich an der Löfung fo f[chwieriger Aufgaben verfuchen, je mannichfalti- ger die Anlicht, defto erfreulicher ift die Auslicht zu reichem Ertrage der Forfchung; wo hingegen das befchränkte Cefetz der Schule herrfcht, wo jeder Lehrer in fich abgefchlolfen, in feinem in die Luft hinausgebauten Gewebe fitzt, da mögen Erfahrungskenntniffe [chwerlich bedeutend geför- dert werden können. Doch der Geift der Hh 446 ee Unterfuchung ilt unter uns wieder freier geworden, das Spiel mit erlernten Formeln nimmt allmählich ab, zugleich wird die Freude an lorgfältiger Natur -Be- obachtung und Unter[luchung wieder allgemeiner. Unterdefs ift auch das äufsere Leben heiterer, der ftillen Befchäftigung des Naturforfchers günftiger geworden. Möge denn bey [o erfrifchter deutfcher Kraft unter uns recht viel Tüchtiges gelchehen, dafs die Phyfiologie, und mit ihr die Medicin, die doch fortdauernd [o lange im Dunkeln tappt, als jene ihr nicht be[fer vorleuchtet, auch endlich einmal in die Richtung der geradenLinie komme! Möge die neue Zeit[chrift, welche [ich an die hier S[chliefsende an- reiht, einerecht reiche Ausbeute bringen an Früch- ten treuer und mit unbefangenem Geilte angelteliter phyhiologifcher Forfchungen! "Resiker. A. A, arten, Einflufs derfelben auf die Fortpflan- — zung 97. Abfonderung. Winke über die thierifche für künftige Unterfuchungen von E. Home 10$8- 118. Abfonderungen. Der Mangel derfelben,bey den der Hirnthätigkeit beraubten Thieren enthält nicht den Grund des Mangels der Wärmeerzeugung. 218. Abl[londerungswerkzeuge empfangen grolse Nerven 112. Alkohol. Verfuche über die Wirkung deffelben 158— 163. Verurlacht den Tod blofs durch Hem- mung der Hirnthätigkeit 1399. Ammoniakdünfte wirken als heftiger Reiz auf die Mimofa pudica 22, Antiaristoxicaria $, Upas, Antiar, S$, Upas. Apfelbaum. Siberifcher und englifcher, Verfuche mit demfelben 99. Arfenik. Verfuche mit demfelben 228 ff. Wirkt weder durch Entzündung noch durch unmittelbare Berührung der innern Magenhaut, fondern durch Uebergang in das Blut, worauf es Entzündung im Speilekanal hervorbringt 233. Unmöglichkeit der Herftellung des :Lebeus durch ‚Lufteinblalen nach feiner Anwendung 234. , Athmen. Ift für das organifche Individuum dal- Selbe, was für den Organismus überhaupt die Fäul- nils ilt 6. t %a 448 m Athmen, ilt nicht die Quelle der thierifchen Wär- me 404. Künftliches, ein Mittel zur Wiederer- weckung des Lebens nach der Vergiftung durch “Pflanzengifte 192. Athmen der Winter[chläfer im wachenden und Erftarrungszuftande 313; richtet fich nach der Temperatur 318; hört im vollkommenen Winter- [chlaf ganz auf 3:21, Ausdünftung ilt die Urfache der Kälteerzeugung von Thieren in einem heilsen Medium 337. B. Bedingungen der Bewegungen der Mimofa pudica 18. F. Belladonnaextract 16. h Berberis vulgaris. Verfuche mit derfelben, wor- aus fieh ergiebt, dals die Staubgefälsbewegungen durch Einwirkung der Wärme bedeutend verltärkt werden 269 —274. A Berührung, blofs mechanifche, bringt keine Be- wegungen in der Mimola pudica kervor 21. Black. ' Seine Erklärung der thierifchen Wärmeer- zeugung in den Lungen nicht wahrlcheinlich 218. Bläschen. Bildung deffelben ift die erfte Erf[chei- nung bei der Federbildung 46. r Blut. Refultate einiger Verfuche. über daffelhe und feine Metamorpholen, Fine Abhandlung v.Dr, Sigwart I— 12, Veränderlichkeit feiner Milchun bey Menfchen und felbft Thieren deffelben Alters, in [ehr verfchiedenen Gefundheitszuftänden 3. Blut wird auch ohne Einwirkung des Gehirns in venöfes und arteriöfes umgewandelt 201.214. Ver- fuche zur Ausmittelung [einer eigenthümlichen Wärme [ehr fchwierig 220. Hellrothes in dem rech- ten Herzen bey Ver[uchen mit Tabaksöl und Upas- gift, zum Beweife, dafs das Gift nicht durch Hem- mung der Hirnthätigkeit tödtet. 152, Blut der Winterfchläfer kreift im Winter[chlafe nicht, ift.aber auch nicht geronnen 327. ; Blut der Winterfchläfer chemifch unterfücht. Es unter[cheidet ich im Wachen von dem Blute ande- 449 rer Thiere, fofern es weit weniger Fafer[toff und Eiweils, als das Blut der nicht winterfchlafenden .. Thiere, dagegen ınehr Waller und Gallert enthält 343; ift im Winterfchlafe kalt und röthlich braun 3425 von geringerer Conliltenz 349; ‚hat, befon- ders während des Winterfchlafes, einige Ahätig- keit mitdem Blute der Fifche 349. Blutumlauf der Winterfchläfer im Zuftande des Wachens und der Erftarrung 322 — 327. Brechweinftein. Verfuche mit demfelben 246 bis 247. Wirkt erft nach Aufnahme in das Blut 1253. - €: Calendula offieinalis., Ihr, Leuchten wird nicht durch den thierifchen USRERBENE ERROR „292. Cline. Meinung deffelben über den. Eindufs der . ‚Mutter auf die Befchaffenheit des Kindes: 202. Crawford. Seine Erklärung der. thierifehen Wär- . meerzeugung in. den Lungen nicht, wahrfcheinlich 218, Gründe, weshalb-feine Unterfuchungen über die [pecififehe Wärme ‚des Blutes nicht - befriedi- gen 220, D. Davy. Anwendung [einer Entdeckungen aufdas Ab- — fonderungsgefchäft ı10. ‘Seine Meinung über die _ Nervenkraft ı11. Darmkanal bedeutend in feiner KPENSRINPE ge- _ hemmt 396. > E. Eim. Vergleichung derfelben mit den Sämenkör- nern 106, 2 Einflv [s, über den.des Vaters amd der Mutter auf die von ihnen Erzeugten, Ein Auffarz von Knight 97 — 107. Eifenbut Verfuche mit demleltn 165..166.' ver- ‘ arfaeht den Tod durch Vernichtung der Gehirn- wirkungen 166..194* 450 Fe Eiweifs ift der'Stoff, aus welchem die thierifchen Theile hauptfächlich beftehen ı ı7; kann vielleicht mit Nutzen als’ Electricitätsfinder gebraucht wer- den ır$, Electrieität. Verfuche mit derfelben eine der Abfonderung. äbnliche Veränderung im Blute hervorzubringen ın2— 116. Diefe Veränderung des Blutes hat; viel Aehnlichkeit mit der Abfonde- rung z16. Eleetrveität hat nur einen geringen Finfufs auf die Irritabilitätsbewegungen der Pflanzen 230. ' Empfindlichkeit der Winterfchläler während ihrer Erftarrung 327. j Erklärungsweilen der thierifeben Wärmeerzeu- gung'geben alle’ keinen befriedigenden Auffchluls 217. 5 Erfcheinungen der Bewegung in der Mimola pu- diean 16 R. non." ® i Erf[chütterung,; [tarker Einfluls derfelben auf die Mimofa pudica 22. t Erfchütterung des Gehirns. Achnlichkeit derfelben mit dem Raufche 161. Rt, Erftarrungsfchlaf der Winter[chläfer durch die Kälte 340. r. Faferftoff. Die Menge deffelben ift im phlogifti- fchen Blute vermehrt 3; vermehrt fich allmählich vom Fötuszuftand an bis zum vollkommnen und auf diefelbe Weile aufwärts in der Thierreihe 4. Feder. Ein Auflatz über die Bildung 'derfelben von Dr. Mekel 37—96. Befeltigung derfelben 40. Aehnlichkeit der Federbildung mit der Zahnbil- dung:45. %' IT rar E30 Fett der Winterfchläfer wird durch den Winters [chlaf wenig verändert 356.7 1 0 w!! i Fledermans fällt £chon bey. einem niedrigen Kälte- grade in Frftarrung 307. vorne Fötus. ‚Zergliederung seines menifchlichen;: bey dem der Blutumlauf ohne. Herz’ gefchahe, ' Ein Auffatz von Brodie 390 —404, IE Er0Z Liu, — 451 Folgen und Zwecke der Bewegungen der Mi- mola pudica 20 fi, j G. Galle der Winter[chläfer ift [ülslich 342. Gartenerb[en wach[en nicht fchneller unterm Einflufs des thierifchen Magnetismus. 285. f. Gefälse der Bruft-und Bauchhöhle find bey den Winterfchläfern [ehr geräumig 336. Gefäls[y[tem, Bemerkungen über daffelbe bey ei- nem Fötus ohne Herz 397. Gehirn. Ift nicht zur Erhaltung des Kreislaufs noth. wendig 137. #. Iftfür die Wärmeerzeugung [ehr wichtig 153, Ift nicht zur Umwandlung des venö- fen Blutes in arteriöfes und das arteriölen in venö- fes nothwendig zor. Gekrösvene, über die Unterbindung derf[elben ass Gerinnung des Bluts ift defto langfamer, je ge- ringer die Menge des Faferftofles ilt 3. Gel[chlechtsbeftimmung der Jungen- [cheint von der,Mutter abzuhängen ros. Geletze der Fortpflanzung der Bewegungen in der Mimofa pudica 19. FE. Getränke, geiftige wirken wahrfcheinlich durch Mitleidfchaft zwifchen Magen und Gehirn mit- telft der Nerven, nicht dadurch, dafs fie in den Kreislauf treten ı61. Gründe dafür 162. Gifte wirken ohne Aufnahme in den Kreislauf, blofs durch die Nerven 162. 565. H. Harn, 'Abfonderung'delfelben nach Wegnahme des - Gehirns hört auf, unerachtet Athmen und Blut- umlauf fortdauern, und das Blut in den Lungen auf die gewöhnliche Weile umgewandelt wird 154, Halelmaus grofse, fchweres Erftarren derfelben 306. Hemmungsbildungen, "mehrere, in einem menfchlichen Fötus 394. E 452 Herz über einen‘ Bildungsfehler deffelben in einem Kaninchen, von Legallois 122 —ız4. Herz, Seine Thätigkeit hört nach Wegnahme'! des Gehirns blofs deshalb auf, weil das Athmen unter dem Einfluls des Letztern "fteht. 153. Das der Win- ter[chläfer unter[cheidet {ich durch grölsere Geräu- migkeit von dem der nicht winterfchlafenden - Hhiere 336. Herz. Mangel de[felben bey einem menfchlichen Fötus .397, I. Igei fällt [ehr leicht in den Winterfchlaf 303. K. Kälteerzeugung, über denGrund derfelhen durch Thiere, dieeinem hohen Wärmegrad ausgeletzt ind, Eine Abhandlung von dela Roche 370— 392. Das Vermögen dazu ift weit geringer, als das Ver- mögen zur Wärmeerzeugung 372; rührt nicht, von derfelben Urlache her, als diele 374. Kältegrad, der zum Einfchlafen der Winterfchläfer irn ift nicht für alle derfelbe 301. fl. » Kali, blaufaures. Schnelles Entweichen deffel- ben aus dem Blute 134. Kanal. Ueber einen im Rückenmark einiger Säug- thiere,; Ein Auflatz von Sewell ır9 — ı21. Kaninchen mit merkwürdigem Bildungsfehler des Herzens, ftirbt 15 Stunden nach der Geburt 122, Kapfel der Federn, Bildung derfelben gr. Körperbau, Verfchiedenheit de[felben bey den Win- ter(chläfern, ‘von ‚den nicht winter[chlafenden Thieren 336.. ff. Kohlenfaures Gas‘ wird in derfelben Menge durch.ein Thier erzeugt, de[len Hirnthätigkeit ge- ‘ Jähmt alt, als im normalen Zuftande 213. ."Ver« fuche, die diefs beweilen 206— 2 13. Kraft elecirilche, äufserlt,[chwache, vielleicht das Agens der Abfonderungen 117, Fr 455 L. Leber foll überall fehlen, wo das Herz fehlt 403. Leuchten der Pflanzen fcheint nicht durch den thierifchen Magnetismus befördert zu werden 292. Licht. Zweifel gegen die Meinung, dals es vorzungs- weile die Befruchtungsbewegungen der Pllanzen veranlafle 275. Lorbeeröl, welentliches, [cheint von dem bittern Mandelöl nicht verfchieden 163. Luft, eingeathmete. Wenn lie eine niedrigere Tem- peratur als der athmende thierifche Körper hat, fo bewirket fie Wärmeverminderung 154. Künftlich eingeblafene erleidet diefelben Veränderungen, als beim natürlichen Athmen ı55. Menge der beim Athmen vorbrauchten, bey einem Thiere, delfen Ge hirnthätigkeit 'gelähmt ift, eben [o grofs als im normalen Zuftande 214. Lunge. Kleinheit derfelben bey den Winter[chläfern 336. ilt eine derUrfachen des Winter[chlafes 359. Lungenpulsader ein Alt der Aorte ı23. M. Magnetismus. Verfuche über den Einflufs des thie- rilchen auf den Pflanzenwachsthum, von Nafle 285 — 92. [cheinen zu beweifen, dafser ohne Ein- Aufs auf die Beförderung delfelben ift. _z9r. Mandeln, bittere. Verfuche mit dem welentlichen Oel derfelben an Thieren, wenn es an dem Darmkanal angebracht wird 163— 165. In Wun. den 175.176. Mead, Meinung deffelben über die Wirkungsweile der Gifte 163. Milchbruftgang, ift nicht der einzige Weg, auf welchem 'Flülfigkeiten aus dem Magen unmittelbar in den Kreislauf gelangen 127; 128. 131. Milz. Ift nieht der Theil'in welchen Flüffigkeiten unmittelbar aus dem Magen gelangen 129; befitzt Sehr gröfse Saugadern 135. 136. Die in ihren Zellen enthaltene Flüffigkeit wird'in ihr abgefon- dert, und geht durch die‘’Saugadern in das Blut 136. 454 En Mimofa pudica.. Bemerkungen über die Bewe« gungen derfelben. Eine Abhandlung von Dr. Sigwart 13—36. Mif es ngvorgänge. Alle im organilchen Körper müllen zur Erklärung der thierifchen Wärme be- nutzt werden 219. Murmelthier, fällt nur bey einem [ehr hohen Kältegrade in Erftarrung ' 306. Mutter, gröfserer Einfluls derfelben auf die Geltalt des Kindes, als der des Vaters 9$. N. Nerven, ihr Bau macht fie zum Fefthalten‘ einer kleinen electrifchen Kraft gefchickt ırr. Nerven, [cheinen nicht der W eg zu feyn, auf wel- chem das in eine Wunde eingebrachte Gift; zum Gehirn gelangt . 184. Nerven der äufsern Theile find bey den Winter- fehläfern verhältnifsmäfsig fehr grols, 342. Nervenpaar, ab[chweifendes. Muthmafslicher Grund des unvollkommnern Athmens nach Durch- £chneidung dellelben 216. 1 [0] Organe der Bewegung in der Mimofa pudica. Ge- fralt derfelben 14. Oxydirt[lalzlaures Gas. Wirkung deflelben, auf die!Mimola pudica z2. P. Parietaria officinalis. Ver[uche mit derfelben, welche beweilen, dafs die Temperatur einen bedeu- tenden Finfluls auf ihre Staubgefälsbewegungen hat 264 —269. Pflanzengifte. Ueber die ‚verfchiedene Entfte- hungsweile, des durch fie veranlafsten Todes. Eine Abhandlung von Brodie 156 —.198 und 223—254. ar 455 R.. Reize. Bewegungen der Mimola pudica auf diefel- ben 20. ff, Reizbarkeit der Staubgefälse der Berberis vulga- ris, wird durch langes Verweilen derfelben in war- mem Waller vernichtet 2735. Der Winterfchläfer „während ihrer RErftarrung 327.ff.. ; Relpiration, Verminderung des Falerftoffs im Blut durch diefelbe 4. f S. Saamenl[tanb. Menge deffelben, ift für die Be- fruchtung gleichgültig 100, ; Sauerftoffgas. Unterfuchungen über dieiMenge, „ delfelben, welche die Winter[chläfer im Wachen und Erftarrungszuftande verbrauchen 508 — 317; wird in völliger Erftarrung nicht vermindert 317. Saugadern. Sehr grofse der Milz 135. 136. [chei- nen nicht der alleinige Weg für Flülfgkeiten aus den Magen in das Blur zu leyn, und führen das Gift aus einer Wunde nicht zum-Blute 174. : Scheidewand der Herzkammern durchbohrt bey einem Kaninchen i23. Schlüflelbeinpulsader, rechte ent[pringt auf der linken Seite bey einem Kaninchen _ 123. Schwefelmaphtha, bewirkt Bewegung der Staub« gefälse 177. Schwererde, S[alzflaure,, Verfuche mit derfel- ben 241— 246. wirkt erft nach dem fie in den Kreislauf übergegangen ilt 246. Speilekanal. Verfuche mit Pllanzengiften, die auf denfelben angewendet werden 157— 175; mit Mi- „ meralgiften 232 — 253. | gt 7 Staubgefäfsbewegungen find nicht mecha- ««mifeh 276. fi, Stiekftoffgehalt des Bluts defto geringer, je jünger das Thier ift 4. Strychnos tiente. $. tieute, i Swblimat. Verfuche mit demfelben 248 —a253. Wirkt vermittellt der chemifchen Einwirkung auf 456 en. den Magen durch’ die dadurch veranlafste Hem- mung der Hirn- und Herzverrichtungen 252. Sympathifcher Nerve. ' Apoplexie deffelben, nach Unterbindung der Gekrösvrene .257. T. Tabacksaufgufs. Verfuche über die Wirkung def[= felben, wenn er in den Darmkanal gebracht wird 166— 172, Scheint auf das Herz vermittelt der Nerven zu wirken, und [eine Thätigkeit zu hem- men 172. - Tabacksöl. Brenzliches, Verfuche mit demfelben 174. fi. Bringt diefelben Erfcheinungen "hervor, als wefentliches Mandelöl ı75. Hemmt die Thä- «° tigkeit des Herzens nicht 175. : Terpentinöl, das ftärkfte Reizmittel der Pflan- zen. 273: & - . Tieute ein Japanilches Gift 150, U. Upas Antiar. Verfuche mit diefem Gifte in Win- den eingebracht 179— 189. Macht das Herz für den Reiz des Blutes unempfindlich und bereitet den Tod durch Stillftand der Bewegung deffelben 2257 ’ Urtica Aoea. Verfuche mit derfelben 260 — 264. Be- deutender Einfluls der Temperatur auf ihre Staub- gefäfsbewegungen, deren Menge mit der Tempe- ratur im directen Verhältnifle fteht, Ebendal, V f Vater, Scheint keinen Finflufs auf dieGelchlechts- beltimmung der Jungen zu haben 105. 2 Venen, durchfchnittne, [cheinen durchaus der ein- zige Weg, auf welchem das in eine Wunde einge: brachte Gift in den Körper gelangt 195—189, Venenblut enthält mehr Falerftoff, als das Artes rienblut 4. enthält: weniger Faferlftoff ‘als das Axterienblut! 347%! gr 457 Veräftelung der Gefälse der Abfonderungsor- gane enthält nicht den Grund ihrer befoydern Thätigkeit 112, Vorrichtung. Befchreibung einer bequemen zu Ahmungsverluchen, von Brodie 203. ff. W. Wärme, einer der mächtigften Reize für die Mi- mofa pudica 22. Wärme ilt nicht zur Erweckung der Winterfchläfer nöthig 307. Wärme. Ueber den Einfluls derfelben auf die Staub- gefälsbewegungen einiger Pllanzen, von Dr, Nafle 253 — 284. Wärme, thierifche, Unterfuchungen über den Ein- fuls des Gehirns auf die Frzeugung .derl[elben. Ein Auffatz von B. C, Brodie 137 — 1355 und. 199 bis 222. Abhängigkeit der Thätigkeit derfelben vondem Einfluffe des Gehirns, indem fie [ich ver- mindert, l[obald diefer aufhört, unerachtet die Thätigkeit des Herzens und der Lunge kiünftlich. erhalten werden 153. 214. 2ı7. Sie nimmt indem Maaflse ab und zu, als die Senfibilität eines vergif- teten Thieres ab und zunimmt -199. 200. Wärme über einige angebliche Quellen der thieri- fchen, ein Auffatz von Dr. Nalfe 404—406. Die Umwandlung des venölen Blntes in arterielles und umgekehrt ilt nicht die Quelle derfelben. Wärmegrad, über die Schnelligkeit, mit welcher die Winter[chläfer, wenn fie erweckt werden,fihren natürlichen wieder erlangen 304— 307. Nimmt bey Starker äufserer, Hitze bedeutend zu 373. Weg. Dreifacher, auf welchem das in eine Wunde eingebrachte Gift zum Gehirn gelangen kann 133, Weingeift bewirkt Staubgefälsbewegungen 277. Wiedererzeugung der Federn. Erfcheinungen. bey derfelben 42. ff. Wiederherftellung von der Vergiftung durch Mineralgifte ift weit fchwieriger, als nach Pflan- zengiften 254, 455 =—— Winterf[chlaf, Zeichen de/[felben 294. Tiefe del- felben ift nicht bey allen Wiaterfchläfern gleich 307. Urfachen deflelben 356. f. Wiänter[chlafende Säugthiere. Unterfuchun- gen über die Natur derfelben. Eine Abhandlung von Saissy, überletzt von Nalle 2935 —3%9. Haben im wachenden Zultande im Sommer einen falt eben [o hohenWärmegrad als die übrigen Säugthiere 293. Im Winterl[chlafe bey [ehr niedrigem äufsern " Wärmegrade Iınkt ihre Temperatur bedeutend 299. Können ohne Schaden vor der Zeit erweckt wer- den 301. Verbrauchen im Wachen viel Sauerftoff 316; in der Wärme mehr, als in der Kälte 317. Woorara ein Amerikanilches Gift 177. Verfu- che mit derfelben, in Wunden eingebracht 177 bis 179. 225— 228. Wirkt durch Hemmung der Gehirnverriehtungen 288. \ Wundflächen, Verfuche mit auf diefelben ange- brachten Giften 175 — ı89. 2. Zufälle Aehnlichkeit der nach Gehirnverletzungen und im Raufch erfolgenden 161. Zulammenhang. Art desder Gehirnthätigkeit mit der Wärmeerzeugung lälst fich nicht mit Gewils- heit angeben 216. > Kg . all Ahreor #0. Reile w. Aufenrieths Arch. £.d, Physiol. XILB.ICH.