BEER URE it ei N HAAR NA UEAN Kath Kan a Bon a9) nr Pe Peg u eirne ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. IN VERBINDUNG MIT MEHREREN GELEHRTEN UERAUSGEGEBEN von Dr. AR. FR. AUG. WIEGMANN, AUSSERORD. PROFESSOR AN DER FRIEDRICH WILHELMS -UNIVERSITÄT ZU BERLIN. ERS TER JAHRGANG. Erster Band. EEE re BERLIN, 1835. IN DER NICOLAIU’SCHEN BUCHHANDLUNG, ANY: ANSHUADE WAR w. ’ _ sau Inhalt des ersten Bandes. Inhalt des ersten Heftes. S Bericht über die Fortschritte der Zoologie im Jahre 1834 (Zoo- phyten)), vom Herausgeben „mn ut ne ih RENT, 1 . Helminthologische Beiträge von Dr. €. T. v. Siebold (Tab. I.) 45 Eschscholtz, Anchinia Savigniana (Tab. II. Fig. 2 u.3.) 85 Poeppig, Psittacus cyanolyseos ...».- vr ennnen 87 . Ueber Lutra maculicollis, aus dem Kafferlande, vom Geh, Me- dieinalrath und Professor Dr. Lichtenstein (Tab. II. Fig.1.) 89 6. Beschreibung der vom Herrn A. v. Humboldt nach Europa gebrachten und dem Nationalmuseum zu Paris geschenkten Ame- rikanerschädel, von J. F. Meckel ..:... v2 22202202. 93 7. Blume, Einige Bemerkungen über den Culilawan-Baum des VE SEN seo ERS BD Oo PER 116 8. Sickler, Thierfährten im bunten Sandsteine .. 222.22... 127 BeNleyen, Eisbare\ Tange, na uni ene relenasena ana 131 Inhalt des zweiten Heftes. 1. Jahresbericht über die Resultate der Arbeiten im Felde der physiologischen Botanik von dem Jahre 1834, vom Prof. Dr. BIBIEyen a 0 ER 133 2. Ueber den Cucurrito Chile's (Psammoryetes noctivagus Poepp.), vom Prof. Dr. E. Pöppig - ... .2....:.. 252 3. Neue Südamerikanische Käfergattungen, aus der Familie der Blätterhörner, beschrieben von Dr. Erichson (Tab. III.) . . 256 4. Ueber das Thier der Solenomya mediterranea, von Dr. U g R GK 1 DAR 17a BD 271 5. Ucber Veretillum pusillum n. sp., von Demselben (Tab. IV. B.16—10.), „50.0, BAER Yale; BHENE: 277 6. Rüppel’s neue WVirbelthiere Ab yaruIEuaN ne. 2». aleiene lei 281 7. Sowerby, Cumingia, neue Bivalven-Gatung . 2.2.2...» 283 8. Broderip, Neue Conchylien. Gen, Triton. ... ..... 239 IY 7 Inhalt des dritten Heftes. Litteratur der systematischen Botanik von 1834... ...... 293 . Bericht über die Fortschritte der Zoologie im Jahre 1834, vom Herausgeber (Fortsetzung: Mollusken, Entozoen, Würmer, Cru- staceen und Arachniden) ...... 2 301 Ueber die Anatomie von Clavagella, von Richard Owen . 362 . Bemerkungen über die Geschlechtstheile der Schnecken, von Ru- dolphVVlagner 0... tn Wale Weaee EERREREEe 368 Einige Bemerkungen über den Bau der zusammengesetzten Au- gen der Insecten, von Rudolph Wagner (Tab. V. Fig. 3-5.) 372 Einige Bemerkungen über die Gattung Arctiscon und den Ma- crobiotus Hufelandii als Art derselben, von Chr, L. Nitzsch 374 . Bestimmung dreier neuen Gattungen und Auseinandersetzung eini- 10. ger verwandten Arten von Madagascar, aus den Familien: Ci- eindeletae und Carabici, von Dr. Fr. Klug (Taf. VI)... 381 Ueber die stengelartige Bildung bei dem Fucus pyriferus L., vonrd.,Meyen (Tab. VW.) -uaje 2.000 .15Laleus le orange nahe 389 Ueber die Kultur des Safrans v2 2222er essen e nen 392 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Bande, vom Heraus- geber (Thierfährten — Cucurrito — Krätzmilben) ...... 395 ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. IN VERBINDUNG MIT MEHREREN GELEHRTEN HERAUSGEGEBEN voN Da. AREND. FRIEDR. AUG. WIEGMANN, AUSSERORD. PROFESSOR AN DER FRIEDRICH- WILHELMS UNIVERSITÄT ZU BERLIN. br PROSPECTUS. Ih dem zu Anfang Novembers vorigen Jahres durch Mül- ler’s Archiv verbreiteten Prospectus sprach der Herausgeber bereits die Ueberzeugung aus, dafs eine regelmäfsig erschei- nende Zeitschrift, welche das Gesammtgebiet der Naturge- schichte umfalst, für unser Vaterland ein großses Bedürfnis sei. Indessen konnte er damals nicht hoffen, dafs ein solches Unternehmen eine so beifällige Aufnahme finden +würde, wie sie dem seinigen gleich im ersten Beginne zu Theil gewor- den ist. Nicht nur haben ihn mehrere der gefeiertesten hiesi- en Naturforscher, denen der Herausgeber hiemit gleich an- ng seinen wärmsien Dank abzustatten nicht unterlassen kann, auf das Wohlwollenste unterstützt, und sein mühsames Geschäft durch Mittheilungen aller Art erleichtert, sondern auch manche ausgezeichnete Naturforscher des In- und Aus- landes haben ihm mit der dankenswerthesten Bereitwilligkeit ihre gütige Mitwirkung auf jede Weise zugesichert. Bereits ist eine grolse Anzahl von Aufsätzen theils eingegangen, theils als nächstens eingehend versprochen, so dafs der Herausgeber schon jetzt die feste Hoffnung aussprechen darf, daß diese deutsche Zeitschrift hinter den Journalen des Auslandes, die sie sielı zum Muster nahm, in keiner Hinsicht zurückbleiben wird. Sie wird nicht nur dazu dienen, um Originalaufsätze aus dem Gesammtgebiete der Naturgeschichte möglichst bald bekannt zu machen, sondern sie wird auch vorzüglieh darauf hinar- beiten, ihre Leser auf dem jedesmaligen Standpunkte der Wis- senschaft zu erhalten. Was den ersten Punkt anbelangt, so fehlt es namentlich der Zoologie in unserem Vaterlande gänz- lich an einem solchen Organe. Daher ist unsere Zeitschrift dieser Wissenschaft nach ‚ihrem ganzen Umfange gewidmet. Aufsätze aus der beschreibenden Zoologie, Beschreibungen neuer Gattungen und Arten, Berichte über die Seelenfähig- keiten, die Lebensweise und geographische Verbreitung be- reits bekannter Thierarten, selbst zootomische Mittheilungen, sofern diese die systematische Stellung eines Thieres oder ei- ner ganzen Gruppe berichtigen oder befestigen, werden hier eine passende Stelle finden. Minder bedarf die Botanik einer neuen Zeitschrift, da sie bereits in zwei gelesenen Blättern, der Linnea und Flora, ihre Organe besitzt. Beide sind in- dessen mehr der beschreibenden Botanik als der Pflanzen- physiologie und Phytotomie bestimmt. Letztere Zweige aber sind es hauptsächlich, welche dem Naturforscher, selbst wenn er auch weniger Botaniker vom Fache ist, zu seiner allge- meinen Bildung wünschenswerth, ja unerläfslich erscheinen müssen. Ihnen sind demnach unsere ‘Blätter vorzüglich 'ge- widmet, so wie Alles, was auf genaue Charakteristik der’ Familien, ihre geographische Verbreitung, auf in technischer oder medicinischer Hinsicht‘ wichtige Pflanzen und sonstige, mehr allgemein interessante Gegenstände Bezug hat, hier ganz an seinem Orte sein würde. Auch dürften gründliche Mono- graphien einzelner Familien oder Genera unserem Zwecke nicht fremd sein. Im innigsten Zusammenhange steht ferner die Geognosie durch die Reste vorweltlicher Organismen mit den genannten Wissenschaften, so dafs wir sie aus dieser Rücksicht kaum von dem Forum unserer Zeitschrift ausschlie- Ssen dürfen. & | Die zweite Aufgabe, welche die Redaction dieser Zeit- schrift nach Kräften zu lösen beabsichtigt, die nämlich, dafs sie ihre Leser, so weit es irgend ausführbar ist, auf dem je- desmaligen Standpunkte der Wissenschaft erhalte, wird dureh die Ausdehnung der einzelnen Zweige immer schwieriger. Daß jeder Naturforscher in allen Fächern gleich gut bewan- dert sei, ist bei deren bedeutendem Umfange nicht mehr möglich; es sieht sich daher ein Jeder genöthigt, seine ganze Thätigkeit vorzugsweise nur einem Zweige zuzuwenden. An- dererseits aber stehen die einzelnen Theile der Naturgeschichte wiederum, in zu innigem Zusammenhange, als dafs nicht ein jeder Naturforscher, dem es um eine allgemeine Bildung zu thun ist, das Bedürfnils fühlen sollte, von den Fortschritten der anderen, von ihm weniger betriebenen Zweige, wenig- stens der Hauptsache nach, Kenntnilfs zu nehmen. Diesem Bedürfnisse nun glaubt‘die Redaction am besten dadurch be- gegnen zu können, dafs sie nicht nur die wichtigsten Arbei- ten des Auslandes in kurzen, aber möglichst erschöpfenden Auszügen zur Kenntnils der:Leser bringt,' sondern hoflt dies noch mehr dadurch zu erreichen, dals sie in einem den er- sten Heften des Journals einzuverleibenden Jahresberichte über die Fortschritte Nachricht giebt, welche die einzelnen Zweige der Naturgeschichte im Laufe des verflossenen Jahres gemacht haben. Die Ausarbeitung des Jahresberichtes über die Fort- schritte der Zoologie hat der Unterzeichnete übernommen; erfreut sich aber dabei für die Entomologie der gütigen Mit- wirkung des Herrn Dr. Burmeister. Der Bearbeitung des Jahresberichtes über die Fortschritte der Botanik, mit beson- derer Berücksichtigung der Leistungen in Physiologie, Phy- totomie und geographischer Verbreitung der Pflanzen hat Herr Professor Meyen sich gütigst, unterzogen. Ueber die wich- tigsten Erscheinungen im Felde der Geognosie, so weit die- selben für unsere Leser Interesse haben können, hat Herr Professor F. Hoffmann eine gedrängte Uebersicht zu geben versprochen, so wie uns derselbe auch seinen Rath und Bei- stand in allen die Geognosie betreffenden Artikeln zugesichert hat. Der Jahresbericht‘wird seinem Wesen nach vorzüglich referirend sein. Wenn jedoch die Referenten hiebei ihr sub- jeetives Urtheil nieht gänzlich zurückhalten können, ja es dem Leser sogar wünschenswerth erscheinen muls, wenn hie und da, wo es nöthig ist, zugleich Berichtigungen gegeben werden, so dürfen sie wohl die Ueberzeugung hegen, dafs ihnen dies nicht als Anmafsung gedeutet werde. Vielmehr wird der Leser die meist immer in Noten beigefügten Bemer- kungen der Berichterstatter als das, was sie sind, als deren subjective Ansicht betrachten, deren weitere Prüfung ihm selbst überlassen bleibt. Jede Berichtigung solcher abweichen- den Ansichten der Referenten wird stets mit Dank in diesen Blättern aufgenommen werden. Ausführliche Kritiken neu er- schienener ‚Werke liegen aulser dem Plane. dieser. Zeitschrift; doch behält sich die Redaetion vor, ihre Leser noch im Laufe des Jahres auf wichtige literarische Erscheinungen durch kurze ‚Anzeigen aufmerksam. zu. machen. ’ Da wegen ‚der. durch Veränderung des Verlages veran- lalsten Verzögerung, ‚das. erste, Heft nicht im Laufe des Ja- nuars‘ erscheinen konnte, so, wird auch künftig das erste Heft im Februar erscheinen ,. und. die! übrigen werden im Anfange der: Monate; April, Juni, August, October und December folgen. 3 „ARE Berlin, den 16. Febr.‘ 1835: Wiegmann. Von obiger Zeitschrift, deren Verlag die unterzeichnete Buchhandlung übernommen, erscheint regelmäßig alle 2 Mo- nate ein Heft von 8 Bogen Text, in gr.8., auf gutem wei- fsen Druckpapier mit 1 oder 2 Kupfertafeln. Auf eine ge- lungene Ausführung der letzteren wird die größste Sorgfalt verwendet werden, Der Preis eines vollständigen Jahrganges von 6 Heften, welche nicht getrennt werden, beträgt 6 'Rthl. Pr. Cour. Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen Be- stellungen darauf an, und werden das so eben erschienene erste Heft gern zur Ansicht liefern. Berlin, am 17. Febr. 1835. Nicolai’sche Buchhandlung. 8 Brüderstralse No. 13. 2 Inhalt des ersten Heftes: 1) Bericht über die Fortschritte der Zoologie im Jahre 1834 (Zoophyten), vom Herausgeber. 2) Helmin- thologische Beiträge von Dr. C. T. v. Siebold. 3) Eschscholtz, An- chinia Savigniana, 4) Poeppig, Psittacus cyanolyseos. 5) Ueber Lutra maculicollis, ‚aus dem Kafferlande, vom Geh, Medicinalrath und Professor Dr. Lichtenstein. 6) Beschreibung der vom Herrn A. von Humboldt nach Europa gebrachten und dem Nationalmuseum zu Pa- ris geschenkten Amerikanerschädel, von J. F. Meckel. 7) Blume, Ei- nige Bemerkungen über den Culilawan-Baum. des Rumphius. 8) Sick- ler, Thierfährten im bunten Sandsteine. 9) Meyen, Elsbare Tange. Bericht über die Fortschritte der Zoologie im Jahre 1834 vom Herausgeber. Bi der Schwierigkeit des Verkehres mit den verschiedenen Staaten des Auslandes wird es schwer, ja fast: unmöglich, gleich beim Beginne des neuen Jahres über die Leistungen des eben verflossenen Bericht zu erstatten, da fast ein Drit- theil seiner Productionen sich dann noch nicht in den Händen des Berichtenden befindet. Um’ diesem Mangel einigermafsen zu begegnen, und die Auslassung solcher Spätlinge möglichst zu vermeiden, erschien es zweckmälsig, dem ersten Hefte unseres Archives nur ein Stück des Jahresberichtes, mehr als eine Probe der Behandlung, einzuverleiben, und ‚das Uebrige dem folgenden Hefte aufzusparen. Der uns eng gesteckte Raum, auf welchen eine Masse von Erfahrungen gerechten Anspruch machen, ‚erheischt, dafs wir uns beim Beginne unseres Unternehmens aller ins Weite führenden Reflexionen enthalten, wie deren vielleicht manche unserer Leser, etwa über den Standpunkt der Wissenschaft in unserer Zeit, über ihr Verhältnifs zur philosophischen Na- turbetrachtung und was dergleichen Tummelplätze geistrei- chen Gedankenspieles mehr sind, von einem tüchtigeren Be- richterstatter erwarten dürften. Der Standpunkt der Zoologie scheint uns hinsichtlich der in ihr herrschenden Richtung ziemlich derselbe zu sein, auf den sie der Coryphäe der I. Jahrg. 1 2 neuesten Periode, G. Cuvier, das Bedürfnifs seiner Zeit völ- lig erkennend, versetzie. Indem die heutige Zoologie die zahllosen Formen des Thierreiches nach ihrer gesammten Or- ganisation und der Totalität ihrer Lebenserscheinungen bis ins kleinste Detail zu erforschen bemüht ist, strebt sie, weit entfernt, unter der Masse des Besonderen zu erliegen, viel- mehr mit allem Eifer danach, aus derselben allgemeine Ge- sichtspunkte für die Naturbetrachtung zu gewinnen. Dies und die Uebereinstimmung mit der Natur, nicht blos das leichtere Auffinden der Arten, ist auch der Hauptanspruch, den sie an die Systematik macht. Sie erwartet daher Nichts von einer mit Analogieen tändelnden Reflexion, deren leerer Schemalismus an ihr fast spurlos vorübergegangen ist, son- dern Alles von einem rein empirischen Wege, von einer möglichst sorgfältigen Erforschung des Besonderen. Ueber- zeugt, dafs nur in dessen genauester Kenntniß, in sicherer Bestimmung der Arten und Gatlungen sie ihre feste Basis habe, blickt sie weder mit vornehmer Geringschätzung auf das Treiben der nächst vergangenen Periode, welche sich, ohne nach allgemeinen Gesichtspunkten zu streben, ganz im Unterscheiden und Betrachten des Besonderen verlor, noch verachtet sie die in jener ganz zeitgemälse künstliche Syste- matik, noch schätzt sie die trefllichen Beobachtungen eines Rösel, v. Gleichen und Anderer deshalb gering, weil sie ihnen nur eine Augen- und Gemüthsergötzung, eine fromme Erbauung an den Werken des Schöpfers waren. Sie erkennt vielmehr in diesen Leistungen treflliche Vorarbeiten für ihren eigenen Glanz. Die Bemühungen hatten beide Perioden ge- mein, aber der Zweck ist beiden ein anderer. Schon Glei- chen fütterte, wie Ehrenberg, die Infusionsthiere mit farbi- gen Nahrungsstoflen, aber jener that das mehr zu seiner eige- nen Belustigung, was von diesem als ein treffliches Hülfsmit- tel angewandt wurde, um die innere Organisation und das eigentliche Wesen dieser Thierklasse aufzuhellen. Indem so in der Erforschung des Einzelnen die Auffndung allgemeiner Gesichtspunkte und Gesetze der Hauptzweck ist, wird auch die Zeit nicht gar fern sein, wo die denkend-empirische 3 Forschung und die philosophische Naturbetrachtung nicht mehr feindlich schroff einander gegenüberstehen, sondern sich ver- söhnt die Hände reichen, überzeugt, dals nur ein gegenseiti- ges Vorurtheil sie früher einander entfremdete. Manches Hirn- gespinnst hat freilich den Namen der Naturphilosophie sich angemafst, und die Phantasie sonst. geistreicher Männer ist oft über die Ergebnisse der Erfahrung hinausgegangen, aber damit ist noch nicht die Möglichkeit und Zulässigkeit einer philosophischen Betrachtung aufgehoben. Die wahre Natur- philosophie, die nur nach der Einheit des subjectiven Gedan- kens mit dem Objectiven sirebt, wird nicht, wie man zu sagen pflegt, so ins Blaue hinein speculiren, und sich, alle Erfahrung verschmähend, ein non ens von Natur schaflen, sie wird vielmehr mit der Erfahrung, der sie ihre ganze Ausbil- dung verdankt, Hand in Hand gehen, und keinen Schritt ihr voraus thun; sie wird den Stoff, welchen die Erfahrungswis- senschaften ihr denkend entgegen arbeiten, zum: Gegensiande ihrer Reflexion machen, indem sie, was durch die Erfahrung gegeben ist, a priori zu dedueiren, d. h. aus dem Allgemei- nen das Besondere herzuleiten und in seiner Nothwendigkeit darzustellen versucht. Wenn sie hiebei sich streng an die Erfahrung hält, wird die empirische Zoologie ihr dies auch für sie selbst ersprießsliche Bestreben gern gestatten, da sie die Natur in der Entwickelungsgeschichte des Individuums auf dieselbe Weise, vom Allgemeinen zum Besonderen fort- schreitend, operiren sieht, und ein mit Recht entschiedener Gegner aller leeren Speculation passend bemerkt, dafs alle richtig erkannten Realitäten sich « priori construiren las- sen !). Aber nur Derjenige wage sich an die philosophische Betrachtung, dem über die Richtigkeit der Thatsachen ein Urtheil zusteht, der bei umfassender Kenntnifs und Nüchtern- heit auch die gehörige Tiefe besitzt. Die Erfahrungslosigkeit oder die wuchernde Phantasie ihrer Bearbeiter hat die Na- turphilosophie mit Recht in Miscredit gebracht, während doch 1) Ehrenberg, Corallenthiere des rothen Meeres. S, 28. 4 andererseits in dem Fortschreiten unserer Wissenschaft ihr anregender Einflußs nieht zu verkennen ist. Doch wenden wir uns zu den literarischen Erscheinun- gen des verflossenen Jahres. Fast in allen Ländern unseres Welttheiles treffen wir Regsamkeit im Fortschreiten, obwohl verschieden nach Mafsgabe der Hülfsmittel. Grofsbritan- nien, vor allen Ländern Europens durch seinen Weltverkehr begünstigt, hat für das Studium unserer Wissenschaft in der Londoner Zoological Society den einflußsreiehsten Centralpunkt gewonnen. Die Hülfsmittel !) dieses in seiner Art einzigen Institutes in Menagerien und Sammlungen, zum Theil durch Schenkungen Reisender oder reicher Privaten erworben, setzen in Erstaunen. Kein Wunder, dafs sich dort auch die größte‘ Regsamkeit in unserer Wissenschaft zeigt. Nach der Menge beitragender Mitglieder der zoologischen Gesellschaft, nach dem zahlreichen, wenn auch etwas verminderten Besuche des Publikums in deren Gärten und Sammlungen, so wie nach dem Fortgange mehrerer, für ein größseres Publikum bestimm- 1) Einheimische beitragende Mitglieder (Fellows) zählte dies grofs- artige Institut nach dem letzten Berichte des Ausschusses (April 1834.)" 2,546, ohne die auswärtigen und Ehren-Mitglieder und ohne die (95) in den fernsten Gegenden der Erde verbreiteten Correspondenteu, Die Menagerien ihrer Gärten enthielten nie unter 140 Arten oder ausge- zeichnete Varietäten von Säugethieren und gegen 200 Arten von Vögeln. Die Zahl der Individuen war bei Abstattung des Berichtes 1002. Die Anzahl der Besucher aus dem Publikum in den Gärten und Sammlun- gen belief sich im Jahre 1833 auf 211,343, und trug die Summe von 7,954 L. ein, welche nebst den Beiträgen der Mitglieder (5,645 L.) die Kosten der Erhaltung bestreiten. Ueber die Verhandlungen der mo- natlich zweimal stattfindenden Versammlungen berichten die Proceedings of the Zoological Society of London, deen jährlich ein dünner Octavband erscheint (bis jetzt sind seit 1832 drei erschienen). Gröfsere Abhandlungen theilen die Transactions of the Zoological Society mit. (Bis jetzt erst ein Band in 4to in 2 Abtheilungen mit ausgezeichnet schönen Kupfern.) Ueber den Zustand des Institutes giebt der Aus- schufs jährlich in der Generalversammlung Rechenschaft. (Reports of the Council and Auditors of the Zoologieal Society of London, read at the annual general meeting. April 29. 1834. London 1834. 8.) 5 ten Werke !) zu urtheilen, mußs die Zoologie in jenem In- selreiche -lebhaftere Theilnahme finden, als anderwärts. Auch die Zahl der in neueren Zeiten erschienenen, meist ornitho- logischen Prachtwerke sprieht dafür. Dennoch sind die Lei- stungen Britanniens im Felde der Zoologie noch nicht so überwiegend, wie es jener Reichthum der Mittel erwarten liefse. Noch können die Staaten des Continents sich dreist “ mit ihm in. die Schranken wagen. Auch in diesen’ treten uns erfreuliche. Erscheinungen entgegen. In Frankreich fährt man fort, das zoologische Material, welches die ver- schiedenen wissenschaftlichen Expeditionen lieferten, bekannt zu machen ?), und bereitet das wichtige Werk über d’Or- bigny’s Reise im Süden Amerika’s vor. In Holland hat die Herausgabe der zoologischen Reichthümer, welche v. Sie- bold in Japan sammelte, begonnen ?). In Rufsland hat 1) Als Beispiel möge nur W. Jardine’s zierliches Werk (the naturalist’s Library. Edinburgh 1833. 8.) mit hübschen colorirten Stahlsuchen von Lizars genannt werden. Von den drei im Jahre 1833 erschienenen Bändchen umfassen die beiden ersten der Ornitholo- gie die Colibris (Humming- Birds), der erste.der Mammalia die Af- fen (Monkeys). Die im Laufe des verflossenen Jahres erschienenen werden am gehörigen Orte genannt werden. Jedem der Bändchen ist das Bildnifs und die Lebensbeschreibung eines Bennıcn Naturforschers beigefügt. Der Text ist leicht gehalten: 2) Lesson, Illustrations de Zoologie. in 8. Paris bei Ar- thur Bertrand, seit 1831 heftweise. Jedes ‘Heft enthält 3 Kupfer- platten mit erläuterndem Text. — Voyage aux Indes Orienta- les par le Nord de l’Europe, les provinces du Caucase, la Georgie, V’Armenie, la Perse etc. par Charles Belanger. Zoologie par MM. Belanger, J. Geoffroy Saint-Hilaire, Lesson, Va- lenciennes, Deshayes et Guerin. Paris 1834. 8. Mit einem Atlas in 4, 3) Fauna Iaponica sive descriptio animalium, quae in iti- nere per Iaponiam suscepto, annis 1823— 30, collegit, notis observa- tionibus et adumbrationibus illustravit de Siebold. Coniunctis stud. @. J. Temmink et H. Schlegel pro vertebratis atque W. de Haen pro invertehratis elahorata. , Regis auspieüs.edita., Lugduni Batavorum 4, seit 1833. Das Ganze wird ungefähr 25 Lieferungen ausmachen. 6 die Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg endlich die durch so mannigfaltige Hindernisse zurückgehaltene Ver- breitung von Pallas inhaltsreicher Zoographia Rosso- Asia- tica bewerkstelligt, und zwei Hefte der dazu gehörigen Ab- bildungen erscheinen lassen ’). In Schweden setzt Nils- son die illuminirten Abbildungen scandinavischer Thiere ?) fort, von welchen das l15te Heft (das 5te des 2ten Bandes) unter der Presse ist. Eine zweite Auflage seiner Scandina- visk Fauna haben wir. baldigst zu erwarten. Die Erläute- rung von Italiens Fauna mit trefllichen Abbildungen .setzt €. L. Bonaparte, Prinz von Musignano, fort °). Unser Deutschland ist in keiner Beziehung gegen die Nachbarstaaten zurückgeblieben. Gediegenheit, umsichtige Systematik und sorgfältige Berücksichtigung der Erscheinun- gen des Auslandes bilden auch diesmal den hervorstechenden Charakter der meisten seiner zahlreichen Productionen. Auch seine Bilderwerke können sich dreist mit denen des Auslan- des messen. Oltwohl sie weniger durch Eleganz dem Auge schmeicheln, als die seiner transrhenanen Nachbarn, streben sie dafür um so mehr nach der Hauptsache, nach naturhisto- rischer Treue in der sorgfältigsten Darstellung der Einzelhei- ten. Aufser Ehrenberg’s rühmlichst bekannten Symbolae physicae, von denen im verflossenen Jahre eine Dekade (In- secten) erschien, haben wir, als über das Gesammtgebiet un- serer Wissenschaft sich ausbreitend, nur Meyen’s reichhal- tigen Reisebericht *) zu nennen. Einen brauchbaren zoolo- 1) Zoographia Rosso Asiatica etc. III. Vol. in 4. Petropoli 1811. edit. 1831. und. Jcones ad Zoographiam Rosso - Asiaticam. Fase. I. et II. fol. min. Beides in Commission bei Vofs in Leipzig. 2) Illuminerade Fizurer till Skandinavisk Fauna med Be- skrifningar utgifna af S. Nilsson. Stockholm und Lund, seit 1830. in gr. 8. 3) Iconografia della Fauna Italica. Rom, seit 1832. Bis jetzt 8 Hefie, 4) Reise um die Erde u. s. w. von Dr. F. J. F. Meyen. Dritter Theil. Zoologischer Bericht. Herausgegeben - von der kais. Leopoldinisch-Carolinischen Akad. der Naturforscher und aus deren Ak- 7 ‚gischen Atlas in Stahlstichen hat H. G. Reichenbach zu geben begonnen !). Allgemein bekannt sind die beiden, be- reits früher begonnenen, gemeinnützigen Unternehmungen Oken’s und der Heidelberger Naturforscher, deren Zweck Verbreitung naturhistorischer Kenntnisse im größeren Publi- kum ist ?2); ein drittes Unternehmen der Art von H. Gräfe hat sich ihnen neuerlich angeschlossen ?). Als zweckmälsi- ges Lehrbuch verdient der von Goldfufs neu edirte Grund- rifs alle Beachtung *). Die vergleichende Anatomie, diese eherne Stütze unserer Wissenschaft, bietet uns in zwei über- sichtlichen Handbüchern von Carus °) und R. Wagner) schätzbare Hülfsmittel; das erstere, eine‘ neue Ausgabe der früheren Zootomie, zeichnet sich durch geistreiche Auffassung ten besonders abgedruckt. Mit 61 meist colorirten Kupfer- und Stein- tafeln,. Breslau und Bonn 1834. 1) Regnum animale iconibus exquisitissimis in tabulas: chaly- baeas incisis illustratum, cum commentario succincto editum. gr. 8. (Lexikon-Format.) Jede Lieferung mit 10 Stahlplatten, 2) Oken, Allgemeine Naturgeschichte. 4. Band. Thier- reich und 5. Bandes 1— 3 Lieferung. Stuttgart, bei Hoffmann. 8. Mit dem 5. Bande hat der fleilsig gearbeitete, specielle Theil begonnen, Ein Heft Abbildungen in klein Folio. In dem zweiten WVerke: Na- turgeschichte der drei Reiche, Zur allgemeinen Belehrung bear- beitet von G. W. Bischoff, J. R. Blum, H, G. Bronn, K. C. v. Leonhard, F. $. Leuckart und F. S. Voigt. Stuttgart, bei Schweizerbart, in 8., — übernahm der Letztgenannte die Bearbeitung der Zoologie; bis jetzt 2 Lieferungen. 3) Naturgeschichte nach allen drei Reichen für Schule und Haus. In Verbindung mit J. F. Naumann bearbeitet von H. Gräfe. Eisle- ben bei Reichard. 1834. in 8. 4) A. Goldfuls, Grundrils der Zoologie. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage, Nürnberg 1834. 8. 5) C. G. Carus, Lehrbuch der vergleichenden Zootomie, mit stä- ter Hinsicht auf Physiologie ausgearbeitet. Leipzig, bei E. Fleischer. 1834. 2 Bände in 8. Dazu ein Heft mit 20 schr schönen Kupfer- tafeln in 4. 6) R. Wagner, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. Erste Abiheilung. Leipzig, bei L. Vofs. 1834. 8. Ein Atlas mit erläuternden Lithographien wird nach Vollendung des Werkes folgen. 8 seines Gegenstandes, das letztere durch die sorgfältigste Be- nutzung des vorhandenen Materials aus. Wenden wir uns nun nach dieser gedrängten Uebersicht zu den Resultaten der verschiedenen Arbeiten in den einzel- nen Fächern. In den oberen Thierklassen beschränken sich diese fast einzig auf: Aufstellung neuer Gattungen und Arten; in den unteren dagegen werden uns durch einige dieser Ar- beiten, namentlich durch die Arbeiten Ehrenberg’s, die wichtigsten Aufschlüsse über die Organisation und Lebens- erscheinungen dieser Klassen gegeben. Die Entdeckungen die- ses ausgezeichneten Forschers erschüttern die Ansicht, welche man bisher von.der großsen Einfachheit der Organisation man- cher dieser Thiere hegte, namentlich die Ansicht, als sei die Ausführung der Körperfunctionen, welche wir im übrigen Thierreiche.an gewisse Organe geknüpft sehen, hier in. einer gleichartigen, noch ununterschiedenen Körpermasse vereinigt; sie machen uns vorsichtig, die Existenz von Muskelfasern und Nerven voreilig da zu läugnen, wo sie dem Messer oder der allerdings sehr erhöhten Schärfe unserer optischen Instru- mente bisher sich entzogen. Man denke nur an die Zartheit der erst nach Erhärtung im Weingeiste schärfer begränzten Nerven bei den Acephalen, und man wird: diesen Skepticis- mus begründet finden. Bei dem bedeutenden Einflusse, welchen jene Untersu- chungen auf die Physiologie und die richtige Erkenntnils des Wesens dieser Thierklassen ausüben, scheint es zweckmäßig, mit den unteren Klassen unsere Betrachtung zu eröffnen. 1. .Zoophyten. Wir beginnen nach der gewöhnlichen Weise mit den Infusionsthieren, ohne jedoch deshalb ihnen die unter- ste Stufe im Systeme des Thierreiches anzuweisen, in wel- chem nicht die sehr relative Gröfse oder Kleinheit den Aus- schlag giebt ’). Bekannt sind Ehrenberg’s frühere Ent- 1) Das muntere Umhertummeln der polygastrischen Infusionsthiere, die Sicherheit, mit welcher sie ihre Ortsbewegung ausführen, was wie- 9 deckungen, welche in diesen zeither für structurlose, thie- risch belebte Schleimkugeln erklärten Thierchen eine viel hö- here Organisation nachwiesen, als ihre bedeutende Kleinheit früher erwarten ließs, eine Organisation, welche, einem zwie- fachen Typus folgend, den Entdecker nöthigte, sie in zwei Klassen, in die der Magenthierchen (Polygastrica) und Räderthierchen (Rotatoria), zu trennen. Die dritte Ab- handlung Ehrenberg’s ') 'hat jene. früheren Entdeckungen bedeutend erweitert. Sie dehnt sich über 'beide Klassen, über Magen- und Räderthierchen, aus. 1) Die der Magenthierchen (so genannt von den bla- senförmigen Blindsäcken, welche, nach E., bald einem schlauch- förmigen Darme in grofser Menge anhängen, bald mit dem Munde in unmittelbarem Zusammenhange zu stehen scheinen) ist am meisten bereichert worden. Die Beobachtung der äu- Sseren Körpertheile ist zu bewunderungswürdiger Schärfe ge- diehen. Bald finden wir die Wimperreihen der Oberfläche, bald die als Bewegungsorgane dienenden Borsten und Haken gezählt, bald die Gestalt des Mundes beschrieben u. dergl. Nicht immer ist der Mund mit Wimpern umgeben, sondern oft wird der an dieser. Oeffnung im Wasser bemerkbare Stru- del durch die schnelle, peitschenähnliche Bewegung eines fa- derum weiter eine schon ziemlich feine Wahrnehmung der Aufsenwelt voraussetzt, möchte, sofern in Empfindung und willkührlicher Bewegung das eigentliche VVesen des Thieres beruht, und dies daher vorzugsweise seine graduelle Stellung im Thierreiche, besiimmen muls, wohl dafür sprechen, dafs sie trotz ihrer durchgehends. mikroskopischen Kleinheit eine relativ höhere Stufe im Thierreiche einnehmen, als die fast simmt- lich aller Ortsbewegung beraubten Polypen, mögen auch immer einige derselben eine bedeutende Gröfse erreichen. — WVas die Stellung der Räderthiere betrifft, so dürfte deren Verwandtschaft mit den Entomo- straceen und VVürmern, überhaupt ihre mannigfache Annäherung an den Typus der Gliederthiere, sie vielleicht später dieser Gruppe einverleiben, wodurch dann ihr Verhältnifs zu den Magenthierchen das der Analogie werden würde. Die Form ihres Nervensystemes würde dann in dem der Phalangien seine nächste Beziehung finden. I) Organisation in der Richtung des kleinsten Raumes. Berlin 1834. kl. Fol. 10 denförmigen Rüssels hervorgebracht, so in den Familien der Aenderlinge bei Astasia pusilla, Euglene viridis, unter den Kranzthierchen bei Peridinium, Chaetoglena, unter den Pan- zermonaden bei Prorocentrum, Trachelomonas, unter den Kugelthieren bei Synerypta, Uroglena, Gonium, Volvox. Die bereits früher von E. an Loxodes Cucullulus gemachte Ent- deckung eines fischreusenförmigen Zahnapparates ist von ihm weiter verfolgt worden, hat sich aber bei sorgfältiger Revi- sion vieler Arten nur an den genannten und fünf neu ent- deckten Arten gefunden, so dals diese Bewehrung des Mun- des in der Klasse der Polygastrica keinesweges allgemein, sondern nur einzelnen Gattungen eigenthümlich ist, weshalb denn auch Loxodes cucullulus als besondere Gattung, Chilo- don, von den andern zahnlosen Arten abgetrennt wird. Die Zähne dieser Infusorien, der Zahl nach 10—30, sind lang, haarförmig, und bilden in ihrer Zusammenfügung im Eingange des Mundes einen Cylinder oder hohlen Kegel, der sich, wenn größsere Körper verschluckt werden, vorn ansehnlich erwei- tert, während er sich ‚hinten verengt; dann aber beim Fort- rücken der Speisen sich hinten in dem Mafse erweitert, als er sich vorn, wahrscheinlich um das Rücktreten der Nahrung zu verhindern, mit Convergenz der Zahnspitzen fast schliefst. Bei den Individuen dieser Arten, welche sich durch Queerthei- lung fortpflanzen wollen, bildet sich im abgeschnürten Hin- iertheile, bevor er sich vom Vordertheile lostrennt, ein eige- ner Zahnapparat. Bei einigen Infusorien wurde im Inneren ein schön violetter (Nassula) oder röthlicher (Bursaria) Saft beobachtet, welcher sich in den Darm ergiefst und die Ex- cremente färbt. Er scheint von fast öliger Natur zu sein, und eine deutlich zersetzende Kraft auf die Nahrungsmittel auszuüben. Nur bei Nassula elegans liels sich ein dieses Se- eret wahrscheinlich bereitendes Organ vorn im Körper, nahe der Rückenseite, wahrnehmen, welches aus vielen kleinen, fast gleich großsen Kügelchen besteht. Ein perlschnurförmi- ger Kanal, in welchem die violette Masse weiter nach hin- ten rückt, schien damit in Verbindung zu stehen, und erst im hinteren Drittheile des Körpers in den Darm einzumün- 11 den. Jener hochgefärbte Darmsaft möchte der Galle am mei- sten vergleichbar sein. Bei Amphileptus margaritifer erschien ein analoger perlschnurförmiger Kanal, aber mit farblosem Darmsafte erfüllt. — Die feinkörnige Masse, welche E. schon früher als Eierstock ansah, ist genauer erkannt und die ein- zelnen Körner (Eier) sind selbst bei einigen mikrometrisch gemessen worden; bei den Bursarien haben sie etwa „I; Li- nien. Diese Eiermasse erfüllt die ganze Körperhöhle, den ganzen Raum zwischen den Magenblasen. Bald grün (Amphi- leptus viridis, Burs. viridis), bald braun (Ophryoglene acu- minata), bald roth (Leucophrys sanguinea) oder schwarz (Ophr. atra), bedingt sie hauptsächlich die Färbung des Thie- res. Zuweilen ist sie nur in geringer Menge vorhanden, zu- weilen fehlt sie ganz, so dafs dann die Individuen farblos sind. Für einen Hoden glaubt E. ein anscheinend drüsiges Organ ansprechen zu müssen, welches er bei' mehreren Infu- sorien mitten im Leibe deutlich erkannte. Endlich verdie- nen die von E. entdeckten contraetilen Organe die gröfste Aufmerksamkeit. Ihre Zahl ist nicht in allen Magenthier- chen dieselbe, sondern scheint zuweilen selbst in den Arten derselben Gattung zu variiren. Einige besitzen zwei solcher Organe, eins in der vorderen, eins in der hinteren Körper- hälfte (so Paramaecium aurelia), andere, z. B. Chilodon (Col- poda) Cucullulus, besitzen 3, nämlich 2 im Vordertheile neben dem Zahneylinder, 1 hinten nahe der Kloake; andere end- lich zeigen nur ein solches Organ, bald vorn, bald mitten, bald hinten im Körper gelegen. Die Arten, welche eins die- ser Organe im Vordertheile des Körpers, eins im Hintertheile besitzen, zeigten sich am häufigsten der spontanen Queerthei- lung unterworfen. Bei solchen, die aufserdem ‚einer Längs- iheilung fähig sind, Paramaecium, sieht man zu der Zeit, wo sie sich der Länge nach einschnüren, # (in jeder Längshälfte zwei) solcher Organe; bei denen endlich, welche nur ein solches Organ besitzen, bildet sich, wenn sie eine Queerthei- lung eingehen, in der abgeschnürten Hälfte, bevor sie sich als neues Thier lostrennt, ein neues contractiles Organ. Bei Paramaecium und Ophryoglena läfst sich die Bildung dessel- 12 ben am deutlichsten erkennen. Von der contractilen Blase gingen bis 8 nach ‚allen Körpergegenden strahlenförmig ver- laufende Kanäle aus, welche bei Zusammenziehung der Bla- sen sich an ihrer Basis zwiebelförmig erweiterten und sicht- barer wurden, während die Blase selbst in starker Contraetion fast verschwand; wogegen, wenn diese sich wiederum erwei- terte, jene Kanäle enger und unsichtbar wurden. E. hat sich über die Deutung dieses Organes noch nieht ganz fest ent- schieden; ist aber geneigt, es für ein Analogon der von ihm am Geschlechtssysteme der Räderthiere entdeckten, gleichfalls con- traclilen Blase, ‘also für ein Ejaculationsorgan zu halten, durch welches der in jenem drüsigen Organe bereitete männliche Samen zur Befruchtung der grofsen Eiermasse im Körper ver- breitet würde ?). Nerven haben sich bei den polygastrischen Infusorien ‚noch immer der Beobachtung entzogen. Ein ro- thes Auge ist bei mehreren neu entdeckten Formen, auch bei der gemeinen Monas pulvisculus, entdeckt. Da diese sich nicht, wie die übrigen Monaden, durch äufsere Queer- einschnürung vermehrt, sondern mit dem Alter. eine äufsere häutige, später‘ berstende Hülle erkennen lälst, unter welcher sie sich in 2 bis 4 Theile theilt, überdem mit einem faden- förmigen Rüssel das Wirbeln hervorbringt, trennt sie E. als eigene Gattung Chlamidomonas, und stellt sie zu.der Fami- 1) Dafs diese Organe als Herzen angeschen werden könnten, glaubt der Verfasser wegen der Langsamkeit ihrer Bewegung nicht zulässig. Indessen möchte doch jene Deutungsweise nicht völlig von der Hand zu weisen sein. Dals sie bei bevorstehender Längstheilung bereits in dem andern Körpertheile vorgebildet, und dafs sie dauernd thätig sind, möchte dafür sprechen, dafs man es mit zum Lebensprocesse durchaus nothwendigen Organen zu thun habe, während dagegen Fortpflanzungs- organe, die sonst erst bei völliger Körperausbildung ihre Functionen be- ginnen, weder eine so ‚frühzeitige Ausbildung, noch «eine fortdauernde Thätigkeit nöthig machen möchten. WVenn jenes drüsige Organ ein Hode ist, wäre bei der grolsen Ausdehnung des Eierstockes eine Selbst- befruchtung noch immer möglich. Andererseits möchte aber auch der Umstand, dafs die Zahl dieser Organe weder in der Klasse, noch gar in derselben Gattung dieselbe bleibt, unserer vom Verf. verworfenen Deutung entgegen sein. 13 lie der Kugelthiere, Volvocina, deren genauere Erforschung von hoher Wichtigkeit ist. Die hieher gehörigen, bekann- ten Gattungen Gonium und Volvox sind nämlich nicht, wie man früher glaubte, einfache Individuen, sondern vielmehr Thierfamilien, aggregirte Infusorien, den zusammengesetzten Ascidien und Polypen vergleichbar, indem viele, meist mit einem Rüssel, oft auch mit einem rothen Auge begabte Thierchen in einer gemeinsamen Gallerthülle (lacerna, E.) vereinigt sind. Die peitschenförmige Bewegung ihrer faden- förmigen Rüssel, welche den Strudel im Wasser und die Fort- bewegung des gemeinsamen Körpers bewirkt, ‘hat die Ober- fläche des letzteren früher behaart erscheinen lassen. . Bei Volvox bildet die gemeinsame Hülle eine hohle Kugel; die an deren Oberfläche sichtbaren grünen Körner erkannte E. für die einzelnen, durch Fäden netzartig zusammenhängenden Rüsselmonaden, deren jede einen beweglichen Rüssel (früher als Wimper angesehen) und ein rothes Auge besitzt. Die dem Innern der hohlen Kugel ansitzenden grünen Haufen werden durch die an bestimmten Stellen derselben vermehrte Theilungsfähigkeit einzelner der kleinen Thierchen hervorge- bracht. Wenn sich diese grünen Kugeln eben erst entwik- 'kelten, erschienen sie deutlich als 4 oder 2 durch nach in- nen gerichtete spontane Theilung entstandene, sonst den übri- gen Monaden ganz gleiche Körperchen. Die Beobachtungen von Michaelis über das durch In- fusorien verursachte Leuchten des Meeres hat E. bestätigt, und die von jenem beobachteten Arten systematisch, bestimmt. Es ist unmöglich, die grofse Zahl der neu entdeckten Gat- iungen und Arten, die in diesem ausgezeichneten Werke be- schrieben sind, namhaft zu machen. Viele derselben, der Baeillarienfamilie angehörig, werden von den Botanikern noch dem Pflanzenreiche zugezählt. Obschon wegen ihrer panzer- arligen Hülle die Einsicht in ihre innere Struetur 'schwieri- ger ist, so zeigte sie sich doch bei Navieula, Closterium und anderen derjenigen der polygastrischen Infusorien analog; die farbige Masse im Innern hält E. für den Eierstock, die sicht- baren Blasen für Magensäcke. Die flachen Seiten des, nach 14 E’s neuester Ansicht, aus 4 Stücken bestehenden Panzers der Naviculae sind nicht immer durch eine Längsspalte offen, sondern haben zuweilen rundliche Oeflnungen in verschiede- ner Zahl und an verschiedenen Stellen (s. l. c. p. 119.) zum Austritte der fulsartigen Fortsätze. Zahlreiche Beobachtun- gen überzeugten ihn, dafs bei allen Formen der Baeillarien- familie, wo zwei oder mehrere Stäbchen seitlich vereinigt oder gar zu Bändern verbunden sind, diese, wie Nitzsch in seiner ersten Schrift angab, durch wiederholte unvollkom- mene Längstheilung einzelner entstehen. Die Entdeckung von Kützing, dafs der Panzer derselben aus Kieselerde be- steht, hat E. bei Synedra, Navicula, Fragilaria u. a. bestä- tigt, doch kommt diese Eigenschaft nicht den Closterien, Micrasterien, Scenodesmen, Euastren zu, welche E. wegen ihrer Achnlichkeit mit den Bacillarien dem Thierreiche vin- dieiren zu müssen glaubt. 2) Die Klasse der Räderthiere ist in dieser Abhand- lung nicht nur durch Beschreibung vieler neuen Gattungen und Arten bereichert, sondern auch die Kenntnis ihrer in- nern Structur, obwohl schon früher von E. bis zu einem ho- hen Grade der Vollständigkeit ermittelt, hat höchst wichtige Zusätze erhalten. Hauptsächlich das Nervensystem wird aus- führlicher dargestellt. Es besteht aus einer um den Schlund gelagerten Centralmasse von feinkörniger Struetur und aus einem zweisträngigen Rumpftheile mit kleineren Knötchen. Die Centralmasse (Hirn) wurde am deutlichsten bei Notom- mala cenirura und Synchaela pectinata erkannt; bei ersterer erschien sie drei-, bei letzterer fünflappig; das rothe Auge sitzt ihr unmittelbar auf, ähnlich wie dies bei einfachen Au- gen mancher Gliederthiere der Fall ist. Der Rumpftheil zeigte sich in seinem Verlaufe am deutlichsten bei Notomm. clavulata, und bildet hier zwei mitten im Körper nach des- sen Hintertheile verlaufende feine Nervenstränge mit ganglien- artigen Anschwellungen, wäre mithin dem Rumpftheile des Nervensystemes der Trematoden, wie uns dies Bojanus und Laurer’s Untersuchungen bei Amphistoma dargestellt haben, ziemlich ähnlich. 15 Ueberraschend ist ferner die Entdeckung vibrirender Or- gane, deren Thätigkeit E. bereits früher wahrnahm, aber für Muskelvibration hielt. Diese kleinen, schwer sichtbaren Or- gane sind gestielt, haben die Gestalt von Notenzeichen, fluetuiren mit ihrem verdickten, faltigen oder blättrigen Ende frei in der Bauchhöhle, und scheinen dem doppelten, schlauch- förmigen Hoden mit ihrem Stiele jederseits angeheftet. In- dessen vermuthet E., dafs, da er sie bei Notommata clavu- Zata nicht an den Samenorganen, sondern an einem freien Gefäßse sitzend fand, ein ähnliches Verhältnifs auch in den übrigen Fällen stattfindet, aber das minder sichtbare Gefäls dem Hoden angeheftet ist. Mit grofser Wahrscheinlichkeit erklärt er diese Organe für innere Kiemen, und setzt damit das abwechselnde Ausdehnen und Zusammenfallen des Lei- bes, als durch innere Aufnahme und Ausstolsen des Wassers hervorgebracht, in Beziehung, so wie er den im Nacken der Räderthiere sichtbaren Sporn (den er früher für ein Wol- lustorgan hielt) als eine Athemröhre (sipho) anzusehen ge- neigt ist. Unter den abgebildeten Formen sind besonders anzie- hend die Floscularia ornata. (Eichhorn’s Fänger) und Stephanoceros Eichhornii (Eichhorn’s Kronenpolyp), beide gleich den Röhrenwürmern, in einer gallertartigen Hülse mit ihrem Schwanzende festgeheftet. Am ersten übersah Eich- horn die schwer sichtbaren Gallerthülsen, in welchen das Thier seine Eier legt, so wie die langen Borsten an den Zipfeln des sechsspaltigen Räderorgans. Stephanoceros hat, wie Jener schon richtig darstellte, fünf wahre, denen der Polypen ähnliche Fangarme, welche jedoch als verlängerte Zipfel eines fünfspaltigen Räderorganes zu deuten sein möch- ten. Bei beiden augenlosen Thiergattungen zeigen die Jun- gen deutliche rothe Augen, die also, ähnlich wie bei mehıre- ren stationären Schmarotzerthieren, später zu obliteriren schei- nen. Sonderbare, den Räderthieren sonst fremde Bewegungs- organe zeigen Triarthra longiseta und Polyarthra Trigla. Er- stere hat drei sehr lange, stelzenarlige Borsten (zwei vorn, eine hinten), mit denen sie sich im Hüpfen schnellt; letztere 16 besitzt ähnliche Organe in zwölf langen Borsten, deren jeder- seits sechs in zwei Gruppen am Vorderende des Körpers zu- sammenstehen (analog den Armborsten der Wasserflöhe ohne die Armglieder), so dafs das Thier dadurch, wie in der Form, so in der hüpfenden Bewegung, eine grolse Aelmnlichkeit mit den Wasserflöhen (Daphnia) zeigt. Die bereits von Spallanzani gemachte Entdeckung, dafs Räderthiere, nachdem sie jahrelang eingetrocknet waren, wenn man sie befeuchtet, aus ihrem Scheintode erwachen, hat C. A, S. Schultze neuerdings bestätigt gefunden '). Er theilte von einer dunkelgrünen, aus Sand und Couferven be- stehenden Masse, welche er seit 1829 trocken aufbewahırte, sowohl der Versammlung der Naturforscher in Breslau (1833), als auch mehreren hiesigen Naturforschern mit. Bringt man einen kleinen Theil dieser Masse befeuchtet unter das Mi- kroskop, so kann man das allmählige Aufleben und Ausdehnen dieser zusammengezogenen Thierchen, welche Ehrenberg für seine Philodina erythrophthalma und roseola erkannte, bis zum völligen Erwachen und Fortbewegen verfolgen. Eh- renberg, welcher viele Versuche mit wirklich getrockneten Räderthieren erfolglos anstellte, hält diese Wiederbelebung für eine Täuschung, und hat (Isis 1. c.) eine Erklärung die- ses Factums zu geben versucht. Nach ilm wären diese Thiere weder todt, noch erstarrt, sondern hätten, in eine ei- förmige Gestalt zusammengezogen, fortgefahren zu fressen und Eier zu legen, und so wären dann die nach 3 Jahren schein- bar wiederbelebten Thiere gar nicht dieselben, sondern deren Nachkommen. Leichter scheint sich indessen diese Beobachtung unter die Erscheinungen des Zustandes einreihen zu lassen, wel- chen Carus neuerdings mit dem Namen des latenten Lebens be- zeichnet hat ?), eines scheintodten Zustandes, welcher durch allmäliges Aufhören der äulseren Lebensbedingungen, be- sonders durch allmälige Verminderung des Athmungsproces- ses 1) Bericht über die Versammlung der Naturforscher in Breslau. Isis 1834. S. 71. 2) Müller’s Archiv. I. Heft 6. S. 551. 17 ses oder der äufseren Wärme, bei niederen Thieren nicht sel- ten, bei höheren im Winterschlafe herbeigeführt wird. Wurde doch ganz neuerlich eine Kammkiemenschnecke (Cerithium ar- matum) trocken von Mauritius nach England gesandt (Phi- losoph. Magaz. 1834. August). Bei den Rädertlieren schwin- det indessen der Turgor bei mangelnder Feuchtigkeit bis zum Eintrocknen. Inzwischen lassen sich auch hier die Beobach- tungen an eingetrockneten Schnecken vergleichen. The natural History of Animaleules, containing. descriptions of all the kiown species of Infusoria. Illustrated by 300 ma- gnified figures on Steel by A. Pritchard. Lond. 1834. 8. Bevor wir uns zu den Polypen wenden, müssen wir ei- niger räthselhaften Seethiere gedenken, welche von Meyen auf dessen Reise beobachtet wurden !), und der äulseren Form nach zwischen Magenthierchen und Polypen mitten inne zu stehen scheinen. M. glaubt daraus eine eigene Thierklasse bilden zu müssen, die er Thiere ohne Magen, Agastrica, nennt, weil er in ihnen keine Spur von Verdauungsorganen bemerken konnte. Er unterscheidet zwei Familien dersel- ben. Die eine, Palmellaria von ihm genannt und den No- stochinen verglichen, begreift frei schwimmende, mehr oder weniger sphärische, gallertarlige Körper, in deren Innern kleine, gleichmäßsig großse Bläschen enthalten sind, und de- ren Bewegung durch Zusammenziehungen ihrer Oberfläche hervorgebracht wird. Hieher die im atlantischen Ocean - beobachtete Gattung Physematium und Sphaerozoum; letz- tere, in der chinesischen See gefunden, ist gleichsam ein Aggregat von vielen Physematien, die von einer schlei- mig-gallertarligen, gemeinsamen Masse umhüllt sind, in wel- cher krystallähnliche, doppelt dreizackige Körperchen, wahr- scheinlich von Kieselerde, beobachtet wurden. Die andere Familie, Polypozoa M., enthält nur die Gat- tung Acrochordium, hinsichtlich der Körpersubstanz und Form den Röhrenpolypen (Oligactinien E.) ähnlich. Aus einer auf k 1) Beiträge zur Zool. Nov. Act. Acad. Caes. Leop. Vol. XVI. uppl. p. 159. — Reise um die Erde, Bd. I. Zool. Bericht. $. 283. I. Jahrg, 2 18 Tangstielen rankenden, hornartigen Röhre, die sich seitlich verästelt, treten keulenförmige, auf ihrer Oberfläche mit kur- zen zerstreueten Fühlern besetzte Körper hervor, in deren Innern man eine auf- und niederwallende Säftebewegung be- merkt. Die einzige, abgebildete Art wurde im atlantischen Ocean, in der Gegend der Azoren, gefunden, und soll, da ihr ein Mund fehlt, die Nahrung mittelst der Oberfläche ein- saugen '). \ 3. Polypen. Sein bereits früher (1831) in den Symbolis physicis (Ever- tebrata 1. Polypi) im Umrisse gegebenes System der Poly- pen hat Ehrenberg vollständig ausgeführt, und mit physio- logischen Betrachtungen über diese Klasse begleitet 2). Mit Recht hatte schon Rapp getadelt, dafs man in der Systema- tik dieser Thierklasse mehr auf die An- und Abwesenheit eines festen Gerüstes und weiter auf dessen Beschaffenheit, als auf,die Organisation der Polypen Rücksicht genommen habe; er glaubte einige zu den Polypen gestellte Thiere, Flustra, Alcyonella, von dieser Klasse ausschlielsen zu müs- sen, weil sie hinsichtlich der schlauchförmigen Bildung ihres 1) Ohne an der Sorgfalt der Beobachtung zu zweifeln, möchte ich doch die Thiere der ersten Familie vor der Hand für schr grofse, polyga- strische Infusorien halten, deren innere Blasen vielleicht bei Anwendung von Farbestoffen als Magensäcke erschienen wären, welches Hülfsmittel derzeit noch nicht bekannt war. Sphaerozoum könnte dann ein den Volvocinen analoges, zusammengesetztes Thier sein. Die Gattung Acro- chordium scheint dagegen als ein der Gattung Stipula Sars. oder Syn- coryne Ehrb. verwandter Polyp anzusprechen. Auch R. Wagner be- merkte an seiner Hydra (Coryne) aculeata (Isis 1833. S. 255.) am Ende des Kolbens, wo der Mund sein mulste, nur zuweilen einen schwachen Einschnitt, und sah diese Thiere nie Nahrung aufneh- men, obwohl oft grolse Infusorien in ihre Nähe kamen. 2) Die Corallenthiere des rothen Meeres, physiologisch un- tersucht und systematisch verzeichnet von C. G. Ehrenberg. (Eine in der Akademie der WVissenschaften am 3. März 1831 vorgelesene Ab- handlung, mit einigen Zusätzen gedruckt im December 1833 u. Januar 1834.) Berlin 1834. 19 Ernährungsapparates mit Mund «und After sich näher an die zusammengesetzien Ascidien anschlössen. Ehrenberg hat mit Recht letztere Formen in ‘der Klasse der Polypen beibe- halten, aber sie als Bryozoa den übrigen, die nur Mund und Magen, keinen schlauehförmigen Darm und After besitzen (Anthozoa E.) entgegengestellt. Da die Kenntnifs ‘der er- steren nur zu geringer Reife gediehen ist, von ihm selbst auch nur wenige Formen derselben beobachtet werden kom- ‚ten, führt er in dieser Schrift nur die Systematik der An- thozoa völlig aus. Es giebt nicht leicht irgend eine Gruppe in dem Thierreiche, deren systematische Anordnung so durch- weg aus der ihr eigenthümlichen Natur herausgebildet wäre, als dies von E., mit steter Hinweisung auf ‘die einander, ana- logen Familien und Gattungen, in dieser Thiergruppe gesche- hen ist. Die Polypen, insbesondere die Anthozoen, sind Strahlthiere, also Thiere, bei denen die strahlenförmige An- ordnung der peripherischen Theile, wie in den Blüthen der Pflanzen. an ein bestimmtes Zahlenverhältnifs geknüpft zu sein pflegt, so mufs auch bei den Blumenthieren das Zahlen- verhältnifs 'bedeutungsvoll sein.» Die einen zeigen noch kein beständiges Zahlenverhältnils ihrer Fühler (OligactiniaE.), bei andern liegt diesen die ‘doppelte Vierzahl zu Grunde (Octactinia E.), bei anderen endlich zeigt sich"die Zahl’ 6 mit einfacher (Dodecactinia E.) oder mehrfacher Verdoppe- lung (Polyactinia E.) nicht nur in der Fühlerzahl, sondern auch in den vom Umfange des Körpers radienförmig nach innen gerichteten Lamellen. * Da bei den ein Kalkgerüst ab- lagernden zwölf- und vielstrahligen Polypeu jene Blättehen zwischen sich Kalktheilehen absondern, und dadurch eine sternförmige Zellenmündung am kalkigen Corallenstocke ent- steht, so giebt die Beachtung dieses Zahlenverhältnisses zum Bestimmen der Corallenstöcke, selbst der fossilen und abge- riebenen, einen 1refllichen Anhalt, wenn auch nicht selten einzelne dieser Lamellen durcli Obliteration fehlen, was sich dann in der Verdoppelung noch auflallender zeigt. Die Be- achtung jener Zahlenverhältnisse liefert dem Verf. die Cha- raktere seiner Tribus. Auch ob die Thiere freie Ortsbewe- Ph 20 gung und somit einen höheren Grad der Thierheit besitzen, oder ob sie, wie Pflanzen, zeitlebens an denselben Ort ge- bannt sind, mußte in dieser gleichsam zwischen dem Thier- und Pflanzenreiche schwankenden Klasse als ein wichtiges Moment erscheinen. E. hat: es zur Festsetzung der Ordnun- gen benutzt, aber dahin beschränkt, dafs er zu den Pflanzen- corallen (Phytocorallia) nur diejenigen rechnet, welche durch Ausscheidung einer hornartigen oder kalkigen anklebenden Materie zeitlebens festsitzen, dagegen zu den Thiercorallen nicht nur diejenigen zählt, deren Körper oder Polypenstock, wenn auch im Innern Festes ablagernd, vollkommen frei (Fun- gien, Seefedern) oder nur momentan festsitzend ist (Actinien, Armpolypen), sondern auch: die zeitlebens festsitzenden, deren Festheftung nur durch die Basis ihres Körpers oder dessen Ausläufer. bewerkstelligt ist. In diesem Sinne gehören dann auch die Orgeleorallen (Tubipora) zu den Thiercorallen, da deren Kalkröhre nur der rigide, untere Theil ihres Kör- pers ist, welcher den weichen, sich ein- und ausstülpenden Obertheil aufnimmt und allmälig außen verkalkt. In beiden gro- fsen Gruppen wiederholen sich dieselben Strahlenverhältnisse. Es giebt: vielstrahlige und achtstrahlige Zoo- und Plıytoco- rallen; aber zwölfstrahlige, den zwölfstrahligen Phytocorallen ; entsprechende Thiercorallen fehlen, und unter den Phytoco- rallen giebt es keine Oligactinien, wenn sich die nur auf ei- nem Exemplare beruhende, noch. zweifelhafte Gattung Allo- pora E. später nicht als eine solehe erweisen sollte. Die Familien, Gattungen und‘ Arten sind mit kurzen Beschrei- bungen versehen; viele der früheren Genera in einem verän- derten Sinne aufgefalst oder eingezogen, viele neue Genera und Arten unterschieden.. (Die Uebersicht der Familien s. unten. !)) 1) Ord. I. ZOGOCORALLIA, Thier- Corallen. Trib. 1. Z. Polyactinia. Die Familien: 1. Actinina (Actinia u.s.w.), 2. Zoanthina, 3. Fungina. Trib. 2. Z. Oetactinia. Die Familien: 4. Nenina (Xenia, Anthelia), 5. Tubiporina, 6. Haleyonina (Haleyonium, 21 Ein besonderes Verdienst hat sich E. um die bessere Kenntnifs dieser Thierklasse dadurch erworben, dafs er die Natur des Corallenstockes vollständig aufgehellt, und den Ein- fluls der Vermehrungsweise der Individuen auf dessen man- nigfaltige Gestalt, besonders bei den vielstrahligen Phytozoen, genauer nachgewiesen hat. Nur wenige Polypen, unter den vielstrahligen Thiercorallen die Familie der Actinien, die Gat- tung Fungia, Hughea, unter den vielstrahligen Pflanzencoral- len die Gattung Desmophyllum, Cyathina, Monomyces, blei- ben lebenslänglich vereinzelt, so dafs das bei Fungia innere, bei den Phytocorallen nach aufsen gelagerte Kalkgerüst nur von einem Individuum erzeugt ist. Bei den meisten ver- schwindet dagegen das Individuum gleichsam in einer gro- fsen Familienform, welche das Resultat einer nach gewissen Gesetzen vor sich gehenden Prolification ist, einer Vermeh- rung, die zuweilen nur durch spontane Selbsttheilung, am häufigsten durch Knospenbildung, zuweilen aber auch auf beide Art hervorgebracht wird. Aufser diesen ohne Ge- schlechtsfunetion bewirkten Vermehrungsweisen kommt allen Lobularia), 7. Pennatulina (Pennatula, Renilla, Vere- tillum). Trib. 3. Z. Oligactinia. Die Familien: 8. Hydrina (Hydra, Coryne, von deren ersterer jedoch E. glaubt, dafs sie eine Klasse für sich bilden müfste), 9. Tubularina (Tubularia, Penna- ria), 10. Sertularina. f Ord. II. PHYTOCORALLIA, Pflanzen- Corallen. Trib. 4. P. Polyactinia. Hicher die Familien: 11. Ocellina (Oculina, Explanaria), 12. Daedalina (Caryophyllia, Astraea, Maeandra). r Trib. 5. P. Dodecactinia. Hieher die Familien: 13. Madre- porina, 14. Milleporina (Seriatopora, Millepora, excl. M. truncata). Trib. 6. P. Octactinia. Hicher die Familien: 15. Isidea (Co- rallium Isis), 16. Gorgonina. Trib. 7. P. Oligactinia. Familie: Alloporina (Allopora E.). i Zu den Bryozoen rechnet E. die Gattungen Halcyonella, Celleyora, Flustra, fraglich die Gattungen Cristatella, Cornu- laria, Eschara, Aulopora, Myriozoon (Millepora truncata), Äntipathes, -22 noch die Fortpflanzung durch Eier zu, welche jenen verein- zelt bleibenden Gattungen nur allein eigen ist, und 'bei den stockbildenden den Grund zu einer neuen Familiengruppe legt. Die gröfste Mannigfaltigkeit in der Form der Familien- gruppe bringt die Vermehrung durch Knospen hervor. Wäh- rend diese bei den Armpolypen des süfsen Wassers sich, wenn sie ihre Ausbildung erreicht haben, vom Mutterkörper ablö- sen, bleiben sie mit ihm bei den meisten Polypen im steten Zusammenhange. Der Sitz dieser Prolification ist die äulsere Körperbedeckung, welche E. den Mantel nennt, weil sie von der strahligen Mundöffnung aus die Kalksubstanz, wo diese vorhanden ist, äußerlich einhüllt ?). Knospen nennt er die Auswüchse des Mantels, welche nur ein neues Indi- viduum entwickeln; Ausläufer, Stolonen nemnt er die lokalen Ausdehnungen desselben, welche mehr als eine Knospe entwickeln. Die Form dieser letzteren ist sehr. verschieden, fadenförmig bei Zoanthus, vöhrenförmig bei den Sertularien, oder eine flache allseitige Ausbreitung, bald näher an der Mundscheibe, bald tiefer, wodurch die schüssel- oder rasen- förmigen Corallen entstehen, oder mehr vereinzelt stehende Individuen, wie durch queere (verkalkende) Zwischenwände vereinigt, erscheinen (Tubipora, Anthophyllum). Da, wo die Gemmenbildung immer an gleicher Körperstelle und in glei- cher Zahl stattfindet, entstehen die regelmäfsig reihenweis gestellten Individuen der Seriatoporen, Cateniporen; wo, bei einer nur nach wenigen Seiten gerichteten Ansetzung der Gemmen in gebogener Richtung, das Abschliefsen der einzel- nen Thiere nicht vollständig erfolgt, entsteht die seltsame Gestalt der Mäandrinen, bei denen auch die Mundscheibe an dem Luxuriren des Mantels Theil nimmt. Bei manchen Ma- dreporen (Heteropora E.) bleiben die minder kräftigen Indi- viduen des Corallenstockes unausgebildet, wachsen nicht fort und treiben keine Knospen, während die kräftigeren durch 1) ‚Dieser Mantel überzieht bei den vielstrahligen Phytocorallen nicht immer die ganze Oberfläche des Corallenstockes, sondern läfst zu- weilen den dann wie verwittert erscheinenden Stamm unbedeckt (Ca- ryophyllia, Cladocora). 23 Ausdehnung und neue Gemmenbildung zu Zweigen werden, an denen nur das gröfsere Endindividuum eine vollständige Ausbildung erlangt. Vermehrung durch spontane Selbstthei- lung ist der Familie der Dädalinen eigen, bald im Verein mit Gemmenbildung, so bei Astraea, deren vorherrschend ku- gelförmige Gestalt dadurch bedingt scheint, bald allein, ohne Gemmenbildung, so bei den Caryophyllaeen, welche die di- chotomischen Aeste ihres Corallenstockes durch Selbsttheilung, den Strunk durch Ablagerung in der Basis bilden. So ist denn der unter den mannigfaltigsten Formen erscheinende Polypenstock nur das Product der nach gewissen Gesetzen vorgehenden Vermehrungsweise des Individuums, gleichsam ein lebender Stammbaum. Hiemit wäre denn die Idee, als lebe der Polypenstock sein eigenes vegetabilisches Leben, und als könnten die Polypen als seine thierischen Blüthen ange- sehen werden, völlig ausgeschlossen. Auch die den Jahres- ringen verglichenen concentrischen Ringe des Corallenstockes bei Gorgonien, Isideen haben nur scheinbare Aehnlichkeit mit der Pflanzenstruetur. Die in der äulseren gallertartigen oder lederartigen Rinde sitzenden und sie bildenden Thiere haben zuerst eine unzusammenhängende Kalkabsonderung im Innern, die da anfängt, wo die eigentliche Verdauungshöhle des Thieres aufhört; dann eine innere Horn- oder Kalkabson- derung, wodurch sie die todte Axe des Polypenstockes bil- den. Diese drei Schichten geben im Quzerdurchschnitte des letzteren drei im trockenen Zustande leicht trennbare Ringe; die Axe zeigt natürlich ebenfalls concentrische Ringe, da ihre Ablagerung lagenweise erfolgt. Bei den vielstrahligen Phytocorallen verschmelzen die abgeschiedenen Kalktheile des inneren Körpers in ein zusammenhängendes Kalkgerüst, wel- ches mithin nur der inneren Rindenschicht der Gorgonien verglichen werden kann, so dals denselben eine steinerne Axe, welche man ihnen gewöhnlich zuschreibt, eigentlich fehlt. Den Einflußs der Corallenthiere auf Rifl- und Inselbildnng hat E, in einer besonderen Abhandlung ') aus einander ge- 1) Ueber die Natur und Bildung der Coralleninseln und Corallen- bänke im rothen Meere von C. G. Ehrenberg. Berlin 1834. (Diese, 24 setzt. Die von Forster zuerst ausgesprochene, später ‘von Flinders und Peron weiter ausgeführte Ansicht, als ob viele Inseln der Südsee ihrer ersten Grundlage nach das Werk kalkablagernder Polypen seien, welche schon von Quoy und Gaimard bekämpft wurde, wird auch durch E’s Untersuchungen der Corallenbänke des rothen Meeres als un- haltbar erwiesen. Die dort sich immer an seichten Stellen findenden Corallenbänke steigen nicht vom tiefen Meeres- grunde an die Oberfläche, sondern haben zu ihrer Grundlage einen neueren Kalkstein, den sie in einfacher Lage überzie- hen. Sie zeigen eine tafelförmige Gestalt, oder stehen band- förmig parallel der Küste; während zahlreiche Vulkantrich- " ter die Basis und Form der ringförmigen Rifle der Südsee bedingen mögen. . Die lebenden Corallen gehen im rothen Meere nicht bis in grolse Tiefe, schon bei sechs Klafter Tiefe finden sich keine mehr. Oft betrug die Höhe der Corallen- schicht nur 1 bis 2 Fufs, nirgends, so weit es sich erkennen ließ, mehr als 14 Klafter. Nirgends bildeten sie über ein- ander gehäufte hohe Lagen. Ein natürliches Absterben von Generationen der Corallenthiere in gewissen Zeiträumen, um neuen Platz zu machen, was solche Auflagerungen hervor- bringen könnte, findet nicht statt; vielmehr ist der unter Wasser befindliche Corallenstock, wenn er nicht abgelöst, ein Spiel der Wellen, oder durch Sand bedeckt wird, fast unzerstörbar, und hält sich lebend von allen Parasiten seines Gleichen frei. Die Erhöhung der Corallenriffe durch die Thätigkeit der einzelnen Familiengruppen ist nur unbedeu- tend. Seit Menschengedenken wurde dadurch keine bedeu- tende Formveränderung in der Gestalt der Riffe hervorge- bracht, und die fast vor 300 Jahren von Juan de Castro gegebene Beschreibung dortiger Häfen und Inseln palst völ- lig auf deren heutige Form. Es scheint vielmehr, als ob die Corallen, indem sie nur als Einfassung und Ueberkleidung wie die zuvor erwähnte Abhandlung, findet sich in den Abhandlungen der königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, aus d. Jahre 1832. 1. Th. (Berlin 1834.) S. 225. 25 des unterseeischen Gesteines dienen, das Zerstören der Insel- massen durch die Brandung hindern oder schwächen. Im Allgemeinen scheuen die Corallenthiere die Brandung nicht, vielmehr fanden sich die schönsten und gröfsten am Aufsen- rande der Riffe. Aus der Tiefe schroff hervorragende und über das Meer sich erhebende Felsen, an denen eine hohe Brandung zurückfällt, zeigten keinen Corallenüberzug, wohl aber solche, welche, wenn auch schroff in die Tiefe gehend, nicht über das Wasser hervorragen und den Wellen der Brandung über sie hinzufluthen gestatten. Auf den wie blu- menreiche Wiesen unter dem Meere erscheinenden Corallen- bänken findet sich nicht ein ausschließliches Vorherrschen einzelner Formen, nicht einmal etwas unseren Heidesteppen und Kieferwaldungen Aehnliches, sondern Corallenthiere der verschiedensten Gattungen stehen neben einander. Ueber mehrere Polypen aus der Familie der Sertula- rinen hat Meyen interessante Beobachtungen mitgetheilt, und mehrere neue Arten derselben beschrieben und abgebil- det ). Bekanntlich ist der becherförmige Körper dieser Po- lypen an seinem oberen Rande von Fühlern umgeben, aus deren Mitte ein schon von Löffling und Cavolini darge- siellter, oft halsförmig verlängerter Mund sich hervorstülpt. Die Fühler sind nach Meyen innen nicht hohl; jenes sich vorstülpende Organ geht nach ihm etwa auf der Hälfte der inneren Fläche des becherförmigen Körpers von diesem ab, verengt sich halsförmig, um sich dann an seinem Ende fla- - schenförmig zu erweitern. Die Magenhöhle ist nach M. an der Basis des Polypen geschlossen, so dafs sie mit dem Innern des Polypenstammes, welcher, wie schon Cavolini sah, mit einer auf- und abwogenden Flüssigkeit erfüllt ist, in keiner unmittelbaren Verbindung steht. M. beschreibt die strömende Saftbewegung ausführlicher. Sie steigt in der- selben Richtung und auf demselben Wege auf und ab, geht z. B. erst aus den Aesten des gemeinsamen Stammes und im 1) Reise um die Erde. Zoologischer Bericht. $. 293. Nov. Act. Acad. Caes. Leop. Vol. XVI. Suppl. p. 169. 26 Stamme selbst abwärts, dann hält sie plötzlich inne, und be- ginnt gleich darauf wieder, auf demselben Wege, aber in entge- gengesetzter Richtung bis zu den Polypen aufsteigend, in wel- che sie sich, wie auch Cavolini angiebt, nicht fortsetzt. Ge- rade so beschreibt sie auch Lister !), welcher sie an Cam- panularia, Sertularia und Plumularia beobachtete, nur weicht er darin von M. und Cavolini ab, dafs nach ihm diese Be- wegung sich bis in die Polypen fortsetzt und durch deren Magen hindurchgeht. Dies würde mit Ehrenberg’s An- gabe ?) übereinstimmen, welcher diese Bewegung nicht für eine Saft- oder Blutbewegung, sondern als eine der peristal- tischen analoge des Speisebreies betrachtet, und die Röhren der Sertularien als blinde Darmverlängerung ansieht, durch welche die verschiedenen Individuen mit einander im Zusam- menhange stehen. Die Saftbewegung in der Tubularia indi- visa fand Lister von jener verschieden und der in der Chara beobachteten ähnlich, indem in deren Stamme zwei Ströme, ein auf- und ein absteigender, bemerkt wurden. Auch hier liefs sich die Bewegung in den Magen und Mund verfolgen; der Magen wurde bisweilen erweitert, während sich der Mund zusammenzog, und umgekehrt, als ob dies von dem Uebergange und Rücktritte der Flüssigkeit aus dem einen in den anderen hervorgebracht würde. Achnliche Differenzen, wie sich in den angeführten Beobachtungen finden, treflen wir auch in den Angaben über die Fortpflanzungsorgane. Meyen beschreibt die Form der Eierbehälter, ihre Bildung, ihr Oeflnen eben so, wie wir es aus Cavolini’s Schrift kennen, und stellt nach ihrer Gestalt eine neue Gattung Si- licularia ®) auf. Ehrenberg *) sagt dagegen, dafs alle 1) Lond. and Edinb. Philos. Magaz. May 1834. Daraus in v, Froriep’s Notizen, Bd. XL. S. 289. — Instit. Nr. 76. p. 351. 2) Corallenthiere. S. 75. 3) Silicularia. Stamm und Acste kriechend. Polypenstiele er- heben sich aus ihnen im rechten Winkel. Die Polypen sind von be- cherförmigen Zellen umgeben. Die Eierbehälter haben die Form von Pflanzenschoten, treten ebenfalls im rechten Winkel aus dem Stamme hervor. 4) Corallenthiere. $. 9. 27 sogenannten Kapseln bei Cöryne, Sertularia u.s. w. vorn eine Oelnung und nieht selten in der Mitie ein nieht ganz voll- ständig ausgebildetes Thier enthalten, welches zuweilen auch Fühler hat, und um welches die Eier liegen. Er nennt diese heteromorphen, fruchtbaren Individuen Weibchen, die an- deren unfruchtbaren (Polypen) geschlechtslos. Beides läfst sich indessen als (nach Verschiedenheit der Gattungen oder Arten) neben einander möglich denken. In ersterem Falle würde die neue Thierknospe gleich Anfangs in ihrer individuellen thierischen Entwickelung gehemmt, und auf Ko- sten, der Bewegungs- und Sinnesorgane (Fühler oder Fang- arme) in sich Eier ausbilden; im letzteren schritte sie in der Ausbildung etwas weiter vor, würde aber durch die über- wiegende Eierbildung zurückgehalten. — In den reifen Eiern der Campanularia dichotoma fand Meyen die Tentakeln des künftigen Polypen schon vorgebildet. Die Eier sind von ei- ner gallertartigen Membran umgeben, und diese ist auf ihrer Oberfläche mit Wimpern besetzt, wodurch, wie dies auch von anderen Polypeneiern bekannt ist, ihre anscheinend freie Bewegung im Wasser hervorgebracht wird. Rathke, der sich mit der Entwickelung der Actinien beschäftigte, fand '), , dafs deren Eier ebenfalls, wenn sie nach Erlangung ihrer Reife in Wasser gelegt werden, sich unaufhörlich rasch um ihre Axe drehen, zuweilen auch, gleich Infusorien, schnell eine nicht unbedeutende Strecke durch das Wasser fortschie- Ssen. Er konnte aber bei der stärksten Vergrößerung an ih- rer Oberfläche keine Wimpern wahrnehmen. Mit drei neuen Gattungen, Tubastraea, Sarcophytum und Spongodes, hat endlich Lesson diese Klasse bereichern wol- len; indessen werden sie sich wahrscheinlich in dem bereits stark genug herangewachsenen Synonymen -Register derselben verlieren. Tubastraea coccinea (von Neu-Irland) ?) scheint eine Explanaria zu sein, vielleicht E. radiata Ehrb. Sie ge- hört zu den Polyactinien, hat demnach schwerlich 8 Fühler, 1) v. Froriep’s Notizen, Bd. XXXIX. S. 120. 2) Belanger, Voyag-. Zoophytes. Tab. 1. 28 wie der Verf. angiebt und abbildet. Sarcophytum lobatum (ib. T. 2.) stellt: deutlich Halcyonium Pulmo dar; die Füh- lerzahl wäre richtig, aber die Fühler sind am Rande gefie- dert. Spongodes Celosid, wie vorige aus Neu-Irland ?), ist wahrscheinlich nichts Anderes, als Vephthya florida Blainv., dann ist aber die Abbildung bei aller Eleganz ziemlich un- genau. 4. Quallen (Acalephae). Aus der seltsamen Familie der Doppelquallen ist die Gattung Diphyes der Gegenstand sehr sorgfältiger Untersu- chungen von Meyen gewesen, welcher eine newe Art der- selben, D. regularis, aufgestellt hat 2). Die Abhandlung er- weckt besonderes Interesse durch die genaue Darstellung der Eierstöcke. Obwohl man diese auch bei anderen Arten schon früher erkannt hatte, sind sie doch bei dieser von ganz an- derer Bildung, und es scheint fast, daß hinsichtlich der Ova- rien, wie in den neben ihnen und den Saugröhren stehenden Deckschuppen, manche specifische Verschiedenheit stattfindet. Während bei D. campanulifera und angustata an dem Grunde der Saugröhren viele gelbe, blinddarmförmige Ovarien herab- hängen, weshalb sie Eschscholtz bei letzterer für Blind- därmcehen halten zu müssen glaubte ®), stehen sie hier ein- 1) Illustrations de Zoologie. Livr. VII. T. 21. 2) Nov. Act. Acad. Caes. Leop. Carol. Vol. XVI. Suppl. p. 209. — Reise um die Erde, Bd. III. S. 332. 3) Dies halte ich für den einzigen Mifsgriff, welchen E. in der Deutung der einzelnen Organe begangen, und mufs ihn daher gegen den Ausspruch meines Freundes, dafs er schr unrichtige Bemerkungen über den Bau dieser Thiere mitgetheilt habe, in Schutz nehmen, E. war vielmehr der Erste, welcher die Natur dieser räthselhaften WVesen rich- ig erkannte, indem er sie für ein einziges, gleichsam doppelleibiges Thier erklärte, während man sie vor ihm als zwei an einander hän- gende, selbstständige 'Thiere betrachtet hatte. Auch weicht der Verf. hauptsächlich nur in der Benennung einzelner Organe von E. ab. Die Namen Saugröhrenstück und Schwimmhöhlenstück, welche E. für die beiden leicht verbundenen Leibesstücke der Doppelquellen einführte, sind wohl dadurch hinreichend gerechtfertigt, dafs letzteres. (das in der Be- 29 zeln auf der oberen Seite jeder der einzelnen Saugröhren, welche dem gemeinsamen Röhrenstamme ansitzen. Jedes die- ‘ser Ovarien hat eine ovale Gestalt, und besteht aus zwei Häuten, einer inneren, welche unmittelbar die Eier um- schliefst, und einer äufseren, welche durch eine flüssige, in beständiger Bewegung befindliche Masse von jener getrennt ‚ist. Zwischen beiden Hüllen liegt ein eigener, aus einem Ringmuskel und vier Längsmuskeln bestehender Muskelappa- ‘rat. Letztere Muskeln ziehen die äußere Hülle bei der Ge- burt zusammen; ersterer dient dazu, die innere Hülle hervor- "zutreiben, die dann an der Spitze platzt, und die Eier ent- leert. Diese enthielten innerhalb einer eigenen Eihaut eine körnige Masse, zeigten aber noch keine Spur von der vorge- bildeten Gestalt des künftigen Thieres '). — In der Schilde- wegung hintere Körperstück) in allen Gattungen eine Schwimmhöhle besitzt, dagegen ersteres (das vordere) immer den Saugröhrenapparat enthält, während ihm eine Schwimmhöhle zuweilen, wie in der Gat- tung Eudoxia E., ganz fehlt. Dadurch nun charakterisirt sich das in der Bewegung vordere Stück als hauptsächlich der Ernährung und Fort- _ pflanzung vorstehend, das hintere dagegen als das eigentliche Bewegungs- organ. Dals die in den übrigen Gattungen meist viel kleinere, mithin nur secundäre Schwimmhöhle des vorderen oder Saugröhren-Stückes bei Diphyes eine gröfsere Ausbildung erhält, selbst öfter gröfser, als die Höhle des hinteren oder Schwimmhöhlen-Stückes wird, kann die Rich- tigkeit jener für die ganze Familie festgesetzten Benennung nicht auf- heben. 1) E. fand bekanntlich bei den Gattungen Eudoxia und Aglaisma Eier in der Höhle des Schwimmhöhlenstückes, was ihn bewog, diese für den Ort der Eierbildung zu halten, und die Eierstöcke bei Diphyes, obwohl sie bereits Quoy und Gaimard dafür erklärt hatten, als Blind- därmehen anzuschen. Die Analogie macht es wahrscheinlich, dafs auch bei Eudoxia und Aglaisma die von'E. als Blinddärmchen bezeichne- ten Anlıänge am Grunde der hier einfachen Saugröhre Ovarien sind. Dafs die Eier an einem anderen Orte ihre völlige Ausbildung erhalten, würde nach Analogie der Medusa aurita (s. unten) keinen Anstofs machen; wohl aber wäre die Art, wie sie in die Schwimmhöhle gelan- gen, ungleich schwieriger zu erklären, als bei Diphyes, bei welcher je- doch, meines Wissens, Eier in der Höhle des hinteren Körperstückes bisher nicht beobachtet wurden, 30 rung der übrigen Organe finden wir bis auf wenige Punkle eine größsere Uebereinslimmung mit, denen der früheren Beob- achter. Im Vorder- oder Saugröhren-Stücke erwähnt der Verf. vier Höhlen. Die erste, die sogenannte Schwimmhöhle desselben, enthält, wie die Schwimmhöhle des hinteren Kör- perstückes, innen einen der Länge nach gefalteten Sack, den bereits Blainville in den Abbildungen zum Diet. des sc. natur. Tab. V. jig.1.c.d. darstellt, und Chamisso und Ey- senhardt ') in den Worten „„cavum-membrana undique ve- stitum‘“ anzudeuten scheinen. Der Verf. ist geneigt. ihn für ein Respirationsorgan zu halten. Unter der zweiten Höhle versteht er dasselbe, was Eschsch. Flüssigkeitsbehälter nennt. Er fand sie mit trüber Flüssigkeit gefüllt, und hält sie für ein Seeretionsorgan. Da sie indessen mit dem hier angefüg- ten, gemeinsamen Stamme der Saugröhren im Zusammenhange zu stehen scheint, möchte sie wohl passender als Magen ?) oder vielmehr Chylusbehälter anzusprechen seyn. Die dritte Höhle ist die zur Aufnahme des hinteren Körperstückes be-, stimmte; die vierte, zwischen der dritten und ersten gelegen, wurde früher nicht beobachtet; aus ihr hängt der gemeinsame Stamm der Ernährungs- und Fortpflanzungsorgane hervor. Die- ser zeigte sich dem Verf. als eine aus wasserheller Membran gebildete Röhre ohne wahrnehmbare Strueiur. Die an ihr 1) Nov. Act. Ac. Caes. Leop. Carol. Vol. X. p. 366. 2) Magen könnte sie mit demselben Rechte genannt werden, mit welchem der grofse Behälter in der Scheibe‘ der Rhizostomen so heilst, obwohl bei ihnen, nach den Beobachtungen von Milne-Edwards (Ann. des sc. nat. 1833. p. 259.), die Aufmahme der Nahrungsstoffe nur durch die Franzen der Saugarme, gleichsam nach aufsen liegende Darmzotien, bewerkstelligt wird. Umgekehrt kann der Verf. die Saugröhren mit eben dem Rechte Magen nennen, mit welchem man den vorstülpbaren Schlund einiger Quallen, z. B. der Gattung Thaumantias E., so be-# nennt, in den von ihnen WVasserthiere, selbst Fische, aufgenommen und ausgesogen werden. Dagegen würden die Erweiterungen‘ am Ende der vier Kanäle bei Thaumantias (s. Müller, Zool. danica, T. VII) dem Chylusbehälter der Gattung Diphyes und dem vierfachen Magen der Rhizostomen entsprechen. Es herrscht mithin noch eine grolse Will- kür in den Benennungen. 31 mittelst hohler Stiele ansitzenden einzelnen Saugröhren nennt M. Magen, da sie die durch ihre vordere Oeflnung aufge- nommenen Nahrungsstofle, sich zusammenziehend, aussaugen, und dann, sich öffnend, die unverdaulichen Reste wieder aus- werfen. Sie bestehen aus körniger Polypenmasse, haben im zusammengezogenen Zustande eine fast flaschenförmige Ge- stalt, und zeigen dann in ihrem Mundtheile zuweilen ei- nen faltigen Wulst. Hinsichtlich der äufseren Körpergestalt zeigt diese neue Art grofse Achnlichkeit mit dem D, dispar Cham. et Eys. ') (]. e.). Ueber die Heftigkeit der Zufälle, welche die Fangarme der Seeblasen (Physalia) durch den von ihnen abgesonder- ten Schleim bei Berührung der menschlichen Haut veranlas- sen, haben Meyen ?) und Bennet °) Mittheilungen gemacht. In dem von M. erzählten Falle veranlaßste der Schmerz und die Entzündung der Haut bei einem jungen Matrosen ein acu- tes Fieber. B. machte die Erfahrung an sich selbst. Obwohl die Berührung nur zwei seiner Finger traf, erreichte doch der Schmerz, da die Irritation an Umfang und Heftigkeit mit Beschleunigung des Pulses zunahm, zuletzt das Schultergelenk und den Brustmuskel. Eine halbe Stunde hindurch war er sehr heftig, nahm aber dann ab. Zwei Stunden nachher fand, man an der berührten Stelle ‚eine kleine Blase. Selbst in einem Tuche, mit welchem man die Fangfäden abgewischt - hatte, blieb die brennende Eigenschaft wochenlang zurück. Abwaschen der berührten Stelle mit Wasser half nichts. Die Kenntnifs der Organisation der Scheibenquallen (Discophorae E.) hat durch Ehrenberg’s glänzende Ent- 1) Es sei erlaubt, hier darauf zufmerksam zu machen, dafs sich D. dispar, wenn die Darstellung jener Naturforscher richtig ist, nicht nur von D. regularis, sondern auch von den übrigen beschriebenen Arten durch die ungestielten Saugröhren (oder Magen), so wie durch den Mangel der sie schützenden Deckschuppen, die hier durch Borsten ver- treten werden, unterscheidet, was hinreichen würde, sie mindestens als Typus einer eigenen Gruppe anzuschen. 2) Reise um die Erde, Bd. I. S. 45. 3) v. Froriep’s Notizen, Bd. XLIL. S. 183. 32 deckungen !) an Medusa aurita höchst bedeutende Fortschrilte gemacht. Analöffnungen, Muskeln, Augen und die Spuren ei- nes Nervensystemes sind von ihm aufgefunden worden. Da dies an einem so oft untersuchten Thiere’ geschah, steht zu erwarten, dafs sorgfältige Untersuchungen anderer Gattungen diesen Entdeckungen bald grölsere Ausdehnung geben wer- den. In den: freien Körnchen der Oberhaut erkannte E. kleine schüsselförmige Saugwärzchen, welche an der convexen (Rük- ken-) Seite der Scheibe haufenweis auf kleinen Erhebungen stehen, an der planen (Bauch-) Seite dagegen einzeln ver- streut und kleiner sind. Ueberdies fand er die Oberhaut an beiden Flächen von einem dichten Netze meist ‚sechseckiger Maschen durchzogen ?), welches nicht sowohl durch Zellen- wände, als vielmehr durch Fäden, vermuthlich feine Gefälse, gebildet wird. Dicht hinter der Oberhaut der Bauchfläche liegt eine zweite, mit ihr parallele Haut ebenfalls von einem solehen Netze durchzogen, aber olıne Saugnäpfchen. Den Zwischenraum zwischen der Rückenhaut und mittleren Haut, so wie den kleineren, zwischen letzterer und der Bauchhaut, füllt eine wasserhelle Gallerte, welche zahlreiche, verstreuete, aber durch: feine Fäden verbundene Körnchen enthält. In der Darstellung der Ernährungsorgane theilt E. die Ansicht derer, welche der Medusa aurita vier Magensäcke zuschrei- ben. -Der in seinen Winkeln in die vier Fangarme verlän- gerte Mund geht aufwärts in vier seinen Winkeln entspre- chende Röhren (Oesophagi, v. Baer’s Halbkanäle) über, welche durch einen dicken, viereckigen Zapfen der Knorpel- scheibe (v. Baer’s Decke der Magenhöhle) von einander getrennt werden. Die vier Magen stehen unter einander in Verbindung, indem immer ein Oesophagus sich in zwei Ma- gen öflnet. Aus der Erweiterung jedes Oesophagus, die man allenfalls einen Vormagen nennen könnte, entspringt ein di- cho- 1) Müller’s Archiv für Anatomie und Physiologie, Bd. I. H£t. 6. S. 562. 2) Etwas Achnliches stellt auch Lesson (Centurie zool. T. 80.) an seiner Melitaea brachyura (soll heilsen macroura) dar. Pe ni ut ul. 2.0 33 chotomisch verzweigtes Gefäls, während von jedem der Ma- gensäcke drei, ein mittleres verzweigtes und. zwei seitliche einfache ausgehen, wie dies schon Gäde und v. Baer dar- gestellt haben. Diese Kanäle oder richtiger Darmverzwei- gungen liegen tiefer hinter der inneren oder mittleren Haut, _ welche unter jedem Kanale sich nach der Bauchhaut zu ein- biegt und an diese ganz eng anschliefst. Man sieht in ihnen eine der peristaltischen analoge Bewegung der Speisen. Bei Färbung des Seewassers mit Indigo stellte sich nieht nur der Ernährungsapparat durch Einnahme des Farbestofles in seiner gesammten Verzweigung dar, wobei die Thiere ganz munter blieben, sondern E. entdeckte auch am Scheibenrande 8 se- cernirende, mit den braunen Randkörperchen abwechselnde Oefinungen (After) da, wo sich die einfachen Seitengefälse der Magensäcke enden und das Randgefäßs eine kleine Er- weiterung bildet. Wenn man die Thiere beunruhigt, bemerkt man die Entleerung leicht. — Die Bewegungen der Med. aurita hat man bisher nur dadurch erklären können, dafs man der die Knorpelscheibe bildenden Gallerte Irritabilität und Contraetilität zuschrieb. E. fand sämmtliche Darmver- zweigungen‘von 2 blafsrothen zarten Linien eingefafst, wel- che er, da sich unter dem Mikr= kope zarte Längsstreifung in ihnen erkennen ließs, für Muskelbündel hält, welche die Contra- elionen der Scheibe bewerkstelligen. Auch die dicht mit Saug- wärzehen besetzten, contractilen Randfäden werden durch 2 an ihrer Basis befindliche keulenförmige Muskeln bewegt. Ei- nen ähnlichen Apparat zeigen auch die Fühlfiden der Eier- höhlen. Von besonderer Wichtigkeit ist die genaue Erfor- schung der 8, ihrer Function nach bisher räthselhaften, brau- nen Randkörperchen. Jedes derselben besteht aus einem gelblichen, ovalen oder eylindrischen Köpfchen, welches auf einem wenig ‚dünneren Stiele sitzt. Diesem hängt wieder | ein Säckchen an, in welchem ein’gelblich oder weißslich er- + scheinendes Körperchen frei liegt, von dem 2 Schenkel nach dem Stiele des braunen Körpers bis an dessen eichelartigen Kopf gehen. Auf .der Rückenseite dieses Köpfchens zeigt je- des der braunen Körperchen einen rothen Punkt, welchen E. T. Jahrg. 3 34 den rotlen Augen der Räderthiere und anderer niederen Thiere vergleicht, und deshalb den erwähnten zweischenkligen Körper an der Basis des braunen Körpers für einen Nerven- knoten, seine Schenkel aber für die Augennerven anspricht. Das dem Stiele angehängte Beutelchen enthielt, wie schon Gäde beobachtete, feste Körperchen, welche E. als meist re- gelmäßsig auskrystallisirte sechseckige Säulchen oder Tafeln erkannte, und da sie, mit Schwefelsäure behandelt, unter Bla- senbildung sich auflösten, für kohlensaure Kalkkrystalle zu halten geneigt ist, denen ähnlich, welche von ihm früher, und zwar ebenfalls in der Nähe des Gehirns, des Rücken- markes und der edleren Sinnesnerven, bei Säugethieren und Amphibien .beobachtet wurden. Aufserdem nun, dafs hier- nach die Randkörperchen als gestielte, nach der Rückenseite gerichtete Augen anzusprechen wären, ist E. geneigt, den Stielen derselben nebenher die Funetionen der Kiemen zuzu- schreiben, da er in der Nähe der braunen Körperchen eine kreisende Bewegung kleiner, runder, farbloser Körner wahr- nahm, welche besonders in dem kurzen Stiele derselben und in dem hellen Säckehen an ihrer Basis sehr deutlich ist, aber mehr Achnlichkeit mit den Bewegungen in der Chara, als mit einer allgemeinen Bluteireulation hat. Dem Nervensy- steme scheint nach dem, was E. bisher davon wahrnehmen konnte, ein ähnlicher strahliger Typus zu Grunde zu liegen, wie ihn Grant bei Bero& (Eucharis) pileus fand '). Un- mittelbar um den Mund konnte E. nichts Ganglien- oder 1) Grant (Transact. of the Zoolog. Society. Vol.I. 1833. part.1. p.10.) beschreibt dies so: „In kleiner Entfernung über dem Munde liegt ein doppelter, in die Queere gehender Faden von milchweilser Farbe, welcher einen ununterbrochenen Kreis rings um den Körper bildet. Mit- ten in dem Zwischenraume zweier VWVimperreihen zeigen diese Stränge ein Knötchen, also 8 im ganzen Verlaufe. Von jedem derselben gehen jederseits 2 Nerven zu der anstolsenden WVimperreihe, und ein stärkerer Faden läüfst sich von jedem Ganglion aufwärts bis über die Mitte des‘ Körpers in dem Zwischenraume der WVimperreihen verfolgen. Im Ver- laufe dieser mittleren longitudinalen Fäden bemerkte man 2 oder 3 klei- nere Ganglien, von welchen Fäden einwärts nach den Eingeweiden ver- liefen. Diese Fäden und Ganglien lagen nahe der Oberfläche.“ 35 Nervenartiges wahrnehmen, aber um den Schlund herum, in den Gesehlechishöhlen, bemerkte. er 4 Gruppen von Mark- knötehen, welche in nächster Verbindung mit eben so vielen Gruppen von Fühlfäden stehen. Ferner beobachtete er eine zusammenhängende Reihe von Markknötchen am äufsersten Scheibenrande, welche nur an den 8 braunen Körpern, wo sich die Sehnervenganglien finden, unterbrochen ist. Jedes ‘ der Ganglien ist, wie letztere, zweischenklig, und liegt zwi- schen je 2 Randfäden, deren jeder mit einem seiner Schen- kel versorgt wird. Diese Knötchen würden aber dem An- scheine nach unmittelbar im Randkanale gelegen sein, so wie auch die vermuthlichen Sehnervenganglien von einer eirculi- renden Säftemasse bespült werden. — Die Untersuchungen der Fortpflanzungsorgane bestätigen: und erweitern Gäde’s Beobachtungen. Die 4 Eierhöhlen (Athemsäcke bei Gäde, Carus; Keimsäcke bei Eschscholtz), auf der Unterseite der Scheibe unter den 4 Magenhöhlen gelegen, und in ihrer Mitte durch eine ovale oder rundliche Oeflnung mit dem um- gebenden Elemente communicirend, enthalten einen halbzir- kelförmigen, einfachen, gefalteten Schlauch, Eierstock (Keim- wulst, Eschsch.), welcher, wenn er mit jungen Eiern er- füllt ist, schön violet erscheint, später aber, wenn er theil- weis entleert ist und wenigere, aber gröfsere Eier enthält, eine braungelbe Farbe annimmt. Im Eierstocke haben die rundlichen Eier eine dünne, häutige, glatte Schale, und er- scheinen wie mit einer feinkörnigen, trüben, violetten Masse erfüllt. Sie erlangen hier nicht ihre völlige Reife, sondern gleiten durch die Oellnung der Eierhöhle ins Wasser, wer- - den von den Fühlfäden und den beiden Blättern der Arme aufgefangen oder angezogen, und entwickeln sich, wie be- kannt, an den Blättern der Arme in kleinen, sich periodisch bildenden Beutelehen. Hier haben sie nach E. keine Schale mehr. Einige sind brombeerförmig, blals violet; andere stel- len eine kleine, blals violette Scheibe dar, einer Meduse ohne Fangarme und Ernährungsorgane gleichend; andere, und zwar die Mehrzahl, sind eylindrisch, an beiden. Enden abgestutzt und braungelb. Beide letztere Formen sind mit Wimpern 3° 36 beseizt, durch deren Vibration ihre bereits von v. Baer beob- achtete Ortsbewegung bewerkstelligt wird. Von einer neuen Art der Gattung Oceania (0. Blu- menbachii) hat Rathke der Versammlung der Naturfor- scher zu Breslau eine Abbildung vorlegen lassen und ihre Diagnose !) gegeben. Sie wurde bei Sewastopol beobachtet und leuchtet. Ueber das Leuchten der Quallen handelt Meyen ?). Die bei den Contraetionen der Scheibe oder bei Erschütterung vermehrte Intensität des Lichtscheines erklärt er durch die Erneuerung des phosphoreseirenden Schleimes an' der Ober- fläche, von dem immer neue Lagen dem Einflusse des um- gebendeu Elementes blolsgelegt werden. Das Leuchten beob- achtete er bei Bero@n noch einige Stunden nach dem Tode; bei Diphyes, die ihm so oft vorkam, sah er es nur einmal an deren Fühlfäden. 5. Echinodermen. Die Bearbeitung dieser Klasse hat, nach den gegebenen Proben ®) zu urtheilen, von Agassiz bedeutende Aufklärun- gen zu erwarten. Bei seiner Arbeit, welche ein eigenes Bändchen füllen wird, war er besonders darauf bedacht, die Gesetzmäßigkeit in den verschiedenen Formen und die Ana- logien der Theile aufzusuchen, um danach eine richtige Ter- minologie festzustellen. Er ging dabei von den unregelmäfsi- gen Formen, so bei den Seeigeln von der Gattung Spatangus, aus, an welcher sich, wegen der Lage des Mundes und Af- ters nahe den Enden der Unterseite, ein Vorn und Hinten, ein Oben und Unten und ein Rechts und Links von selbst giebt. Hiernach lassen sich aber dieselben Verhältnisse bei 1) Isis 1834. S. 680. — O. B.: campanulata, margine integer- rimo, tentaculis 24 filiformibus ad peripheriam. 2) Ueber das Leuchten des Meeres. Reise um die Erde, (Zool. Bericht.) Bd. III. S. 259. 263. 267. — Nov. Act. Acad. Leop. Vol. XVI. Suppl. p. 135. 139. 143. 3) Isis 1834. S. 254. 37 den regelmäßigen, den sphärischen und strahlenförmigen For- men bestimmen. Bei Spatangus giebt der Mund das Vorn, der After das Hinten; die Oberseite bestimmt sich durch die Fühler- oder Fulsgänge (amdulacra). Dieser sind 5; vier paarige (2 rechts und 2 links) und ein mittlerer unpaarer, über dem Munde liegender, also. vorderer. , Der After öffnet sich immer zwischen dem hinteren Paare; dies ist immer, selbst bei den regelmäfsigen Formen, der Fall, bei denen der After im Centrum .des Scheitels liegt. Die 5 Eierstocksplat- ten geben einen noch sicherern Anhalt, um diese Bezeich- nungen auch bei den kugelförmigen Seeigeln anzuwenden. Auch sie sind immer zweipaarig, auf zwei Seiten gestellt; die unpaare liegt auf einem fünften Strahle des durch sie ge- bildeten Sternes. Wo nur 4 Eierleiteröffnungen vorhanden sind, ist die unpaare obliterirt. Die unpaare Platte liegt dem unpaaren, vorderen Fühlergange gegenüber, zwischen dem hin- teren Paare der Ambulacra, giebt folglich das Vorn und Hin- ten an. Sie weicht immer in ihrer Beschaffenheit von den übrigen ab, ist fein gekörnt und porös, kommt mit dem so- genannten labyrinthischen Körper der Seesterne überein, so dafs man, wenn man die Lage des letzteren berücksichtigt, auch bei den Seesternen ein Vorn und Hinten, ein Rechts und Links unterscheiden kann '). A. hat ferner gefunden, 1) Selbst bei der 35strahligen Asterias Helianthus finde ich die- ses auf das Ueberraschendste bestätigt; ein Strahl liegt der porösen Platte, als der vordere, gegenüber und 17 jederseits rechts und links. Bei der 12strahligen A. papposa steht ihr aber nicht ein einzelner Strahl, son- dern ein Paar gegenüber. — Bei Clypeaster und Scutella kann nur die Lage der Eierleiteröffnungen, welche demselben Gesetze folgt, berücksichtigt werden; denn statt der 5 Eierstocksplatten findet sich eine einzige Platte, die poröse, im Scheitel, deren Strahlen bei Seutella von jenen Löchern durchbohrt werden, während dies bei Clypeaster nicht der Fall is. Bei länglichen Arten von Echinus liegt merkwürdiger Weise der unpaare, vordere Strahl nicht im Längsdurchmesser des EI- lipsoides, wie man nach Analogie von Spatangus erwarten sollte, son- dern im Queerdurchmesser desselben. Noch mufs ich bemerken, dafs ich in der Darstellung die Mundseite der regelmäfsigen Gattungen als unten genommen habe, da auch der Verf, sich wohl dieser gewöhnli- 38 dafs alle Echinodermen dieselbe Art des Wachsthums haben. Am augenscheinlichsten ist es bei den Sceigeln, bei denen die jungen Individuen bekanntlich weniger Platten in den Reihen zeigen, als die erwachsenen. Die Bildung neuer Plat- ten geschieht im Umkreise des Afters, indem sich zwischen den 'Eierstocksplatten und den schon gröfßseren Interambula- cralplatten kleine Plättehen bilden, die, allmälig größser wer- dend, nach und nach in die Reihe der stacheltragenden Schil- der rücken. Hier ist die überziehende Haut weicher, schwam- miger, und die neuen Sterne werden von ihr abgesetzt und ernährt, so wie die’ Stacheln, welche nach und nach auf der Mitte dieser Platten hirschgeweihartig entstehen. Nach A. hängen die Platten nicht genetisch in senkrechten Längsrei- hen zusammen, sondern, so wie die gröfseren Stacheln der See- igel, nach Art der Blattstellung im Pflanzenreiche, spiralför- mig stehen, eben so entstehen auch die neuen Platten in spi- raler Stellung um den After. Auch bei den Seesternen und Crinoiden treiben sich die Wachsthumsstücke immer in den von den Strahlen gebildeten Winkeln ein, und tragen so die Strahlen, dieselben verlängernd, hinaus. Als allgemeiner Charakter der lebenden Echiniden im Gegensatze der Seesterne hat immer die Anwesenheit beider Darmöffnungen, des Mundes und Afters, gegolten. Gold- fuls gab in seinem schönen Petrefactenwerke die Abbildung und Beschreibung eines afterlosen Seeigels, @lenotremites, so benannt wegen der vielen durchbohrten Vertiefungen der Ober- fläche, welche er für die Anheftungsstellen (Gelenkgruben) beweglicher Stacheln hält. Eine dieser fossilen Gattung’ ver- wandte Form schien der lebenden Schöpfung zu fehlen. Von grolsem Interesse ist es demnach, ‘dals ein solcher afterloser Seeigel kürzlich von Gray entdeckt und in der Zoological chen Ansicht accommodirte, wenn er den unpaaren Strahl oder Fühler- gang den vordern hennt, während dieser nur der obere genannt wer- den kann, wenn man, wie es der Verf. eigentlich will, den Mund im- mer als vorn annimmt, 39 Society beschrieben wurde !). Diese Gattung, Ganymeda Gray, hat, wie @lenotremites, den fünfeckigen Mund mitten auf der Unterfläche, eine vertiefte Stelle mitten im Scheitel, die vertieften Gruben an der Oberfläche; aber ihr fehlen die 5 trichterförmig in die Tiefe gehenden Löcher, welche bei der fossilen Gattung den Mund umgeben, und die zwischen denselben befindlichen flachen Fühler- oder Fulsgänge ( Am- bulacra); auch ist die vertiefte Stelle im Scheitel bei ihr viereckig. Sie ist demnach generisch von der fossilen ver- schieden, bildet aber mit derselben eine zwischen den Echi- niden und Seesternen mitten inne stehende Familie, die sich zu ersteren so verhalten würde, wie die letzteren zu den Cri- noiden. Die einzige Art dieser Gattung, @. pulchella Gray, an der Küste von Kent gefunden, hat 4 Zoll im Durch- messer. An den Seesternen hat Ehrenberg eine wichtige Entdeckung gemacht, nämlich Augen bei Asterias violacea aufgefunden ?). Sie sitzen an den Spitzen der 5 Strahlen auf deren Unterseite als schön rothe, scharf begränzte Punkte. Beim Kriechen biegen diese Thiere die Spitze ihrer Strahlen um, und sehen daher mit ihren Augen dahin, wohin sie sich bewegen. Man kann leicht den im Strahle verlaufenden Ner- ven bis zum Auge verfolgen, wo er eine kleine Verdickung bildet, welcher das Auge unmittelbar aufsitzt. Ferner über- zeugte sich E., dals in allen auf dem Rücken hervorstehen- den, einziehbaren Fasern dieses Seesternes eine innere Circu- lation von Blutkörnchen stattfindet, und vergleicht dieser Er- seheinung eine von Carus (Analecten, p. 132.) bei Seeigeln gemachte Beobachtung, nach welcher innerlich unter den Am- bulacris kleine abgeschlossene Kreislänufe des Blutes zu existi- ren scheinen. Bei Echinus saxatilis sah E., dafs alle Sta- cheln mit einer gewimperten, wirbelnden Haut überzogen waren, so wie er auch die Oberfläche jener, eine innere Cir- 3) London and Edinb. Philos. Magaz. and Journ. of Sc. p. 74. 2) Müller’s Archiv 1834. Heft 6. S. 577. 40 eulation zeigenden Röhrchen der Asterias unter dem Mikro- “skope mit Wimpern besetzt fand, welche dasselbe Wirbeln hervorbringen, wie wir es bei Kiemen zu sehen gewohnt sind. Endlich macht E. darauf aufmerksam, dafs der spiral- förmige Kalkbeutel der Asterias keinen Kalkstofl enthält, son- dern ein dickes Gewebe von Kalkfasern zeigt, die sechseckige oder fünfeckige Maschen bilden und eine kalklose Höhle ein- schlielsen. Ueber die Eintheilung der Gattung Asterias in kleinere natürliche Gattungen hat Nardo der Versammlung der deut- schen Naturforscher 1833 eine Abhandlung eingesandt, wel- che (Isis 1834. ‚S. 716.) abgedruckt ist. Aus A. aurantiaca, A. caleitrapa Lam., A. bispinosa Otto etc. bildet er die Gat- tung Stellaria (ein schon bei den Pflanzen vergebener Name); aus A. rubens, seposita, glacialis, spinosa die Gattung Stel- lonia; A. exigua, minuta sind die Typen seiner Gattung Aste- rina;, A. membranacea und rosacea die der Gattung Ansero- poda (vox hybrida!); A. laevigata, variolosa und eine neue Art (DL. Franeiscus) bilden «die Gattung Linkia, welche, wie die drei aufgeführten Arten, charakterisirt ist. Schließlich wenden wir uns zu einer kleinen Schrift, die, wenn auch im Jahre 1833 gedruckt, doch erst im Laufe des verflossenen durch den Buchhandel verbreitet ist, zu Wilh. Friedr. Jäger’s Inaugural-Dissertation de Holo- thuriis (Zürich 1833. 4. mit 3 Steindrucktafeln). Sie ent- hält außer einer systematischen Aufzählung der bisher be- schriebenen Holothurien die Beschreibung mehrerer neuen Ar- ten und auch manche Beiträge zur Anatomie dieser Familie. Die neuen Arten wurden nach in Weingeist erhaltenen, von Dr. Besel aus Celebes gesandten Exemplaren aufgestellt. Zoophyten müssen indessen nothwendig an Ort und Stelle lebend untersucht und beschrieben werden, wenn sie ein si- cheres Bürgerrecht im Systeme erhalten und nieht zu Ent- stehung leerer Nominalspecies Veranlassung geben sollen. Sie verlieren ihre schönen -Farben, verändern ihre Körperform, die Gestalt ihrer Fühler u. dergl., kurz, wer dieselben Thiere 41 später lebend zu beobachten Gelegenheit hat, wird Mühe ha- ben, sie in solehen Beschreibungen wieder zu erkennen. Die vom Verf. gegebene Systematik ist ziemlich schwankend, die Charakteristik der Abtleilungen noch etwas unsicher. So möchte es wohl wenig Beifall finden, dafs nach Lesson’s Vorgange die fulslosen Gattungen Minyas Cuv., Synapta und Chiridota Eschsch. mit den eigentlichen Holothurien, d. h. mit denen, deren Bewegung durch zahllose retractile Haft- fülschen bewerkstelligt wird, in einer Gattung (Genus) ver- bunden werden; eben so wenig, dals der Verf., indem er diese seine Gattung in 3 Gruppen (Subgenera), Cucumaria, Tiedemannia und Kolothuria, und diese wieder in Tribus theilt, in ersterer die fulslose Gattung Minyas mit Pentacta (Holothuria pentactes, frondosa u. s. w.)' zusammenstellt, und so letztere durch Einschiebung der fufslosen Gattung Tiede- mannia (Synapta und Chiridota Eschsch. ')) von den wah- ren Holothurien, zu welchen sie ihrer ganzen Organisation nach gehört, losreifst. Die Vermuthung, dafs der ersten sei- ner Untergattungen Cucumaria, also den Gattungen Minyas und Pentacta, das ästige Respirationsorgan der wahren Ho- lothurien abgelhe, ist. wenigstens in Hinsicht der letzteren, unrichtig; nicht nur zeigen Exemplare der Holoth. pentactes des hiesigen zootomischen Museums ein dem der wahren Ho- lothurien sehr ähnliches Respirationsorgan, sondern es ist dies auch bereits in der Zoolog. Danic.-t. 127. aus H. pentactes abgebildet. Unter Tiedemannia Leuck. werden die allerdings wenig verschiedenen Gattungen Synapta und Chiridota ver- einigt. Aufser den von Eschscholtz hieher gestellten Ar- ten zieht der Verf. noch Holothuria oceanica Less. (Cent. zool. {. 35. p. 99.) und H. radiosa Reynaud (ib. t. 15. p. 58.) hieher, und spricht die Vermuthung aus, dafs wahrscheinlich _ auch Hol. inhaerens Müll. (Zool. Dan. t. 31.) hieher gehö- ren möchte. Letzteres unterliegt kaum einem Zweifel, so dals daun jene Formen nicht gänzlich von den Gewässeru J) Zoologischer Atlas. Heft 2. S. 12. 42 der gemäßigten Zone ausgeschlossen wären, wie Eschscholtz (1. ce.) meinte. Die Sendung des Dr. Besel enthielt eine neue, der Hol. maculata Cham. und Eysenh. verwandte Art dieser Gruppe, deren genauere anatomische Darstellung als das Wichtigste in des Verf. Monographie anzusehen ist. Der langstreckige Körper dieser Thiere erinnert, bereits an die Gestalt der Sipunculaceen, während die bald fiederförmigen (Synapta), bald fingerförmig geschlitzten (Chiridota) Fühler und die 5 bis 6, mehr oder minder durch die meist dünne Haut hindurchscheinenden, Längsmuskeln ihre nahe Verwandt- schaft mit den Holothurien nachweisen. Das klettenartige Anhängen dieser bald zwischen Corallenriflen und Felsklip- pen, bald im schlammigen Meeresgrunde lebenden Thiere wird durch Rauhigkeiten ihrer Haut veranlafst, welche Les- son und Reynaud bereits für feine Häkchen erkannten, und J. von seiner Syn. Beselii als wahrhaft ankerförmige Häkchen darstellt. Der Schlundring der Holothurien fehlt den Synapten nicht, er ist knorplig, schr breit, und umgiebt fast den ganzen Magen. Obwohl ilmen die hohlen Haftfüls- chen der eigentlichen Holothurien abgehen, deren Stelle jene Häkchen zu vertreten scheinen, so fehlen doch nicht die 5 mitten in den Bündeln der Längsmuskeln verlaufenden Ge- fälse, welche den Fülschen der Holotliurien die zu ihrer Ere- etion nöthige Flüssigkeit zuführen. Wie dort, enispringen sie auch hier aus einem den Mund umgebenden Ringkanale, mit welchem die hohlen, aber blindsacklosen Fühler communi- eiren. Der hintere -Ringkanal am Magen, die an ihm lie- genden braunen Drüsenkörperchen und die Blase, welche Tiedemann bei den Holothurien als den Hauptbehälter der zur Erection der Fühler und Füfschen dienenden Flüssigkeit nachwies, fehlen den Synapten. Der Verlauf des Darmes ist ähnlich, doch fehlen die kloakenförmige Erweiterung des Mastdarmes und die Muskelbündel. welche letztere an der Innenwand der Haut bei jenen befestigen, was beides mit dem Mangel eines der Kloake ansilzenden Respirationsorga- nes zusammenhinge. J. glaubt, daßs die sehr entwickelten 43 fiederförmigen Fühler zugleich die Function der Respirations- organe erfüllten; indessen scheint hiebei die Dünnheit der Haut zu berücksichtigen, welche bei dem Verlaufe der Längs- gefäße unter ihrer Oberfläche eine nahe Einwirkung des um- gebenden Elementes auf die Blutmasse gestaltet; wie denn auch Tiedemann diesen Längsgefäßsen bei den Holothurien neben der Erection der Bewegungsorgane die Ausscheidung eines kohlenstoflhaltigen Secretes, welches man in den Bläs- chen der Füfschen und Höhlen der Haut antrefie, zuschreibt. Aus den dichotomisch verästelten bündelförmigen Ovarien gehen zwei Eierleiter hervor, welche, den Darm schlingen- arlig umfassend, aufserhalb des Fühlerkranzes münden. Die übrigen von J. beschriebenen neuen Arten gehören sämmtlich zu den eigentlichen Holothurien. Er theilt diese, nach Abtrennung der Pentacten in 6 Tribus: Mülleria, "Bohadschia, Cuvieria Peron, Psolus Oken, Holo- thuria und Trepang. Beide erstere Tribus, nach früher unbeschriebenen Arten aufgestelit, gründen sich nur auf ein unwesentliches Merkmal, die Bildung des Afters, der bei Mülleria mit 5 zur Anheftung der Längsmuskeln dienenden Zähne bewaflnet, bei Bohadschia sternförmig gestaltet ist; sie werden daher wohl mit Holothuria’ generisch verbunden blei- ben müssen. Unter Trepang versteht J. diejenigen, bei de- nen die Bauchseite nicht durch zahlreichere, dichter stehende Fülschen von der Rückenseite unterschieden ist; dann gehört aber des Verf.. H. Ananas zu seiner Tribus Holothuria. Die anatomischen Untersuchungen, welehe J. an den eigentlichen Holothurien anstellte, bestätigen größstentheils nur Tiede- mann’s Angaben. Die Zahl der Fühler, der Regel nach 20, wird zuweilen durch Obliteriren einzelner auf 19, 18, 17 gebracht. Tiedemann beobachtete bekanntlich bei 4. Zubulosa statt des einen blasenförmigen Flüssigkeitsbehälters einmal deren 2, J. fand bei seiner HM. atra bald nur eine, bald 5, bald gar 10, dann aber kleinere, Blasen. Auch dals von ilım bei einigen Individuen einer und derselben Art nur Eierstöcke, in andern nur die von Tiedemann für Hoden 44 genommenen Bläschen, in anderen beide Organe angetroffen wurden, verdient Erwähnung, so wie, dafs er bei H. (Bo- hadschia) Argus und marmorata zahlreiche, bei H. atra nur 2 blinddarmähnliche Absonderungsorgane fand, welche bei er- steren in den Bronchus des Respirationsorganes. bei letzterer in den Darm einmündeten, und ihm nierenartige Organe zu sein scheinen. (Fortsetzung folgt.) 45 Helminthologische Beiträge Dr. Carl Theod. von Siebold in Königsberg. Seit mehreren Jahren mit Untersuchungen der Helminthen be- schäftigt, wobei ich so glücklich gewesen bin, auf manches Neue und Unerwartete zu stoßen, gedenke ich die Resultate die- ser Untersuchungen von Zeit zu Zeit in diesem Archive, dem ich das beste Gedeihen wünsche, niederzulegen. Es ist in der Helminthologie noch unendlich viel zu beleuchten übrig, während in der Kenntnifs der den Helminthen benachbarten niederen Thierklassen die größten Schritte vorwärts gesche- hen sind. Die Infusorien sind jetzt nicht mehr organlose belebte Urmaterie, sondern sie sind durch Ehrenberg’s Entdeckungen zu ziemlich vollendet organisirten Geschöpfen ‚erhoben worden. Er lehrte uns ihre Verdauungsorgane und Geschlechtswerkzeuge kennen, in vielen ist durch ihn ein Muskel- und Nerven- Apparat, vielleicht auch ein Respira- tionssystem nachgewiesen. Wer möchte jetzt noch nach Ehrenberg’s Untersuchungen und Versuchen an eine @e- neratio aequivoca glauben? In der Klasse der Infusorien we- nigstens findet diese Theorie nur noch wenig Anhaltspunkte, und ihre Vertheidiger müssen daher zu den Helminthen ihre Zuflucht nehmen, deren Vorkommen in den geschlossenen Räumen mancher Thiere sich allerdings ohne Hülfe der @e- neralio spontanea schwer erklären läft. Die Helminthen sehen sich auf diese Weise bedroht, den Infusorien als voll- y » 46 kommener organisirten Geschöpfen zurückweichen zu müssen. Wir können den vielen Infusorien '), an denen Ehrenberg's Scharfblick Nervenknoten und Augenpigmente gesehen hat, nur wenige Helminthen entgegensetzen, deren Nervensystem mit Bestimmtheit erkannt ist; Augenpigment scheint nur als vorübergehender Schmuck jungen Thieren gewisser Helmin- then anzugehören und mit dem Heranwachsen derselben ver- wischt zu werden. Dagegen können sich sehr viele Helmin- then eines ziemlich ausgebildeten Gefälssystemes rülımen, in welchem sich sogar Cireulation der darin enthaltenen Flüs- sigkeit beobachten läfst, was bis jetzt an Infusorien aufzufin- den mißslungen ist. Der Vergleich der Helminthen ‘und In- fusorien würde am Ende doch immer noch zu Gunsten der ersteren ausfallen, wenn dieselben genauer und vielfältiger untersucht wären; aber so viel Theilnahme auch seit Pal- las das Studium der Helminthen gefunden hat, so ist dieser Zweig der Zoologie im Verhältnis zu der Litteratur, die darüber existirt, doch bei weitem nicht in dem Grade ge- fördert worden, wie man es erwarten sollte. Die meisten Schriftsteller begnügten sich nur mit der äufseren Beschrei- bung jener Schmarotzer. Von den älteren Naturforschern war es Goeze fast allein, der zur näheren Kenntnils des inneren Baues der Eingeweidewürmer etwas beitrug, und erst in der neueren Zeit wurde hier besonders durch Deut- sche die Bahn gebrochen. Bojanus gelang es zuerst, die bisher verkannten oder räthselhaft gebliebenen Organe der Helminthen richtig zu deuten, durch ihn lernten wir den Bau dieser Thiere zusammengesetzter kennen, als man es früher ahnete. Diesem folgten die wichtigen Arbeiten Bremser’s und dessen Schüler rasch nach; die interessan- ten Entdeckungen und Beobachtungen, welche: in der neue- sten Zeit in diesem Felde der Naturwissenschaft gemacht wurden, sind zu bekannt, als dals sie noch einer Erwäh- nung bedürften; ich erinnere nur an die Leistungen eines 1) Es sind dies sämmtlich Räderihiere, wie bereits im Jahres- berichte, S. 14., mitgetheilt ist, D. Herausg. 47 'Nitzsch, Mehlis, v. Baer, Laurer und v. Nordmann. Neben diesen klassischen Bearbeitungen einzelner Schmaroz- zer sind dennoch viele Lücken geblieben; so wurden bis jetzt die Cestoideen ganz übersehen; unsere Kenntnils der Echi- norhynchen ist durch Westrumb und Cloquet noch bei _ weitem nicht erschöpft. Wendet mar sich nun gar zur Ent- wickelungsgeschichte der Helminthen, so stölst man auf eine völlige Terra incognita. Ehe ich mich nun zu meinen eigenen Untersuchungen wende, mußs auch ich dem Prefsschieber, der vor einiger Zeit bei mikroskopischen Arbeiten ganz aufser Gebrauch gekom- men war, jetzt aber allmählig wieder zu Ehren gelangt, das Wort reden. Goeze hat sich zwar bei seinen Untersuchun- gen der Helminthen ganz besonders des sogenannten Preßs- schiebers bedient, jedoch oft so unvorsichtig, dafs er von vielen Dingen, die er untersuchte, eine falsche Ansicht be- kommen mufste. Man hat sich aber auf der anderen Seite durch die Irrthümer, in welche Goeze verfallen, zu sehr abschrecken lassen, diese Methode, an Heln:inthen Untersu- chungen anzustellen, weiter zu benutzen; auch warnte Ru- dolphi so dringend vor diesem Prefsschieber !), dafs die Autorität dieses Naturforschers, dem die Helminthologie so Aufserordentliches verdankt, hinreichend war, jenes vortrefl- liche Hülfsmittel ganz zu verlassen. Dafs man auch ohne Prefsschieber durch blofse Zergliederung mit dem Messer die Structur der Helminthen wirklich kennen lernen konnte,.ha- ben die vortrefllichen Arbeiten des Bojanus, Westrumb und Mehlis bewiesen. Um aber die Organisation der klei- neren Helmintlien kennen zu lernen, reicht man ihrer Klein- heit wegen mit der Zergliederung nicht aus, daher sich Lau- rer und Nordmann nebenbei anderer Hülfsmittel bedienten, um die feinere Struetur jener Thiere zu erkennen. Laurer ?) I) Rudolphi, Entozoorum sive vermium inteslinalium historia naturalis. Amstelod. 1808. Vol. I. p. 181. 2) Laurer, Disquisitiones anatomicae de amphistomo conico. Gryphiae 1830. ‚p. 10. 13, etc. 48 benutzte zu diesem Zwecke verschiedene Flüssigkeiten, z. B. heifses Wasser, Säuren u. s. w., wodurch er die zarten, we- nig in die Augen fallenden Theile der Helminthen gerinmen und so sichtbarer machte. Nordmann !).dagegen befestigte die mit dem Mikroskope zu untersuchenden Thierchen mit- telst Gummi arabicum auf eine Glasplatte, und deckte ein feines Marienglasplättehen darüber, wodurch die Tierchen jedenfalls etwas abgeplattet und ihre inneren Theile deutli- cher hervorgehoben wurden. Auch ich wendete bei meinen Untersuchungen eine ähnliche Methode an, die ich auf fol- gende Weise kurz beschreiben will. Ich bringe nämlich den zu untersuchenden Gegenstand in einem Tropfen Wasser auf die Mitte einer Glasplatte, und lege in gleicher Entfernung um ihn herum einige Partikelechen von Gummi elasticum, so- dann decke ich eine zweite Glasplatte darauf, und bringe das Ganze unter das Mikroskop. Ich bin auf diese Art im Stande, durch leises Niederdrücken der obern Glasplatte das lebende Thierchen festzuhalten, es etwas abzuplatten, und durch Ver- schieben der Platten sogar um seine Axe zu drehen. Ich habe dabei zugleich den Vortheil, den Druck, so oft ich will, wieder aufzuheben oder zu vermehren, ohne das Thier aus einander zu pressen, auch wird das letztere dadurch nicht getödtet, sondern setzt die Bewegung seiner inneren Organe nach wie vor fort. Damit mir aber bei dem schlimmen Rufe, in welchem der Prefsschieber steht, der Vorwurf nicht gemacht werden könnte, ich hätte mich bei Anwendung die- ser Untersuchungsmethode dennoch täuschen lassen, so ver- sichere ich, dafs ich mich nie damit allein begnügt habe, dals ich immer die Thiere zugleich in ihrem natürlichen Zu- stande genau betrachtet, und dafs ich die anatomische Zer- gliederung, wo es nur irgend anging, nie versäumt habe. Auf diese Weise habe ich mittelst eines Plössl’schen Instrumentes eine Reihe Untersuchungen an Helminthen an- gestellt, durch welche es mir gelungen ist, vieles bisher See: zwei- 1) v. Nordmann, Mikrographische Beiträge zur Naturgeschichte d. wirbellosen Tliiere. Berlin 1832. Heft I. S. 32. 49 zweifelhaft Gebliebene aufzulösen. Meine Aufmerksamkeit war besonders auf die Entwickelung der Helminthen gerichtet, die bis jetzt noch wenig beachtet wurde, und so will ich hie- mit Einiges aus der Entwickelungsgeschichte eines Monosto- mum mittheilen, wodurch ich gewils wegen der Seltsamkeit der Erscheinungen, die sich hiebei darbieten, Interesse zu er- regen glaube. Leider mufsten in diesen Beobachtungen man- che Lücken bleiben, die auszufüllen grofse Ausdauer und viel- fältige, so wie länger fortgesetzte Versuche erheischen. Ich eile daher um so mehr mit der Bekanntmachung meiner Ent- deckungen, damit sich auch Andere veranlafst finden mögen, dieselben Beobachtungen zu wiederholen, zu verfolgen und vielleicht das, was ich unbeantwortet lassen mußte, zu ent- hüllen. Ueber die Fortpflanzung des Monostomum mutabile Zed. I. Wohnort des Mon. mutabile. Ehe ich zur Beschreibung der merkwürdigen Erscheinun- gen schreite, die sich bei der Fortpflanzungsweise dieses Wur- mes darbieten, wird es nöthig sein, über die Benennung und den Aufenthaltsort dieses Schmarotzers etwas zu sagen, und überhaupt den Bau desselben, der noch wenig bekannt zu sein scheint und sich von dem anderer Monostomen unter- scheidet, näher anzugeben. Das in Rede stehende Monostomum wurde zuerst von Zeder !) beschrieben und abgebildet, doch beides so man- gelhaft, dafs es leicht verkannt werden konnte. Rudol- phi ?2), der diesen Wurm nie selbst gefunden hatte, folgte in der Beschreibung fast ganz dem Zeder. Creplin ?) be- 1) Zeder, Erster Nachtrag zur Naturgeschichte der Eingeweide- wärmer. Leipzig 1800. S. 154. und dess. Naturgeschichte der Ein- geweidewürmer. Bamberg 1803. S. 189. Nr. 6. Tab. II. Fig. 1. 2) Rudolphi, Entozoor. hist. nat. Vol. II. P. I. p.333. Nr.9. und dess. Entozoorum synopsis. Bero!. 1819. p. 85. Nr. 16. 3) Creplin, Novae observationes de entozois. Berolin. 1829. p. 49. Tab. I. Fig. 10, 11. 1. Jahrg. 4 50 schrieb ein angeblich neues Monostomum, dem er den Na- men microstomum beilegte, welches aber, wie dies schon Mehlis !) gezeigt hat, nichts anders als Zeder’s Monosto- mum mulabile ist. Eine ausführlichere Beschreibung dieses Wurmes hat Mehlis in der Isis’an dem eben erwähnten Orte gegeben. Dieser Schmarotzer ist bis jetzt in verschiedenen Höh- - len von Sumpf- und Schwimmvögeln gefunden worden. Ze- der ?) entdeckte ihn im Juni in der Bauchhöhle einer @al- linula chloropus. Nach einem Kataloge der Wiener Helmin- “ then-Sammlung ?) ist dieser Wurm ebenfalls in derselben Höhle dieses Vogels im Sommer gefunden worden. Bar- kow *) fand im December vier Exemplare davon in der Brust- und Bauchhöhle der Fulica atra, und Laurer :), eben so viele im März auf der Arteria aspera in der Höhle des Brustbeines einer @rus cinerea. Mehlis °) iraf dieses Monostomum im Mai und September in den Luftzellen der Brust- und Bauchhöhle grünfüßsiger Rohrhühner an. Auch ich. erhielt denselben Wurm nur ein einziges Mal im Juni vorigen Jahres zu Heilsberg aus der Bauchhöhle desselben Vogels. Hieraus sieht man, dafs dieser Schmarotzer in den Sumpfvögeln nur selten vorkommt; um so erfreuter war ich, als ich in dem darauf folgenden Herbste und Winter dieses Monostomum so häufig und in solcher Größe in der Cella infraocularis ?) der Anas anser domestica anlraf, dals ich es 1) Isis. 1831. Heft II. S. 171. 2) Zeder, Erster Nachtrag ete. S. 154. 3) Westrumb, De helminthibus acanthocephalis. Hanoverae 1821. p. 75. Auch das Monostomum Vanelli, welches Bremser in der Bauchhöhle eines Vanellus eristatus aufgefunden hat, wird hicher und nicht, wie Rudolphi (Synops. entoz. p. 350.) meint, zu Monost. lineare gerechnet werden müssen. 4) Creplin, Nov. observ. p. 49. 5) Ibid. p. 50. 6) Isis. 1831. S. 171. 7) Es ist diese Höhle bis jetzt noch wenig als Aufenthaltsort für | 51 einer genauen und wiederholentlichen Untersuchung unterwer- fen konnte. Kürzlich ist es mir auch geglückt, denselben Wurm in der Cella infraocularis von Fulica atra und Ral- lus aquaticus zu entdecken. Am 19. November v. J. erhielt ich aus drei Gänsen nur einen Wurm, dagegen lieferten am 22. November zehn Gänse fünf und zwanzig Monostomen, von denen allein vierzehn in einer und derselben Zelle salsen !). Im October vorher hatte Schmarotzer bekannt gewesen °), was wirklich zu bewundern ist, da doch fast alle Höhlen und Räume der höheren Thiere in dieser Hin- sicht durchsucht worden sind, und gerade diese Höhle bei manchen Vö- geln ihrer Geräumigkeit wegen sehr in die Augen fallen mufste. Man hat aber überhaupt diese Höhle bis jetzt nicht besonders beachtet, sie ist bei den verschiedenen Vögeln in Gestalt und Gröfse mannigfach ge- bildet, oft auffallend geräumig, wie bei den Enten und Gänsen. Scarpa (anatomische Untersuchungen des Gehörs und Geruchs. Nürnb. 1810. $. 13€.) erwähnt diese Höhlen im Kopfe der Gans zuerst etwas ge- nauer, nennt sie Backenhöhlen, giebt aber auf der dritten Tafel Fig. 1. 2. 3. sehr undeutliche Abbildungen davon. Rosenthal (disquisition. anatomie. de organo olfactus quorundam animalium. Fascieul. II. Gryph. 1807. p. 8.) läfst es in Zweifel, ob diese Höhlen dem Ge- ruchsorgane angehörten. Nitzsch hingegen (de respiratione anima- lium. WViteberg. 1808. p. 11.) nennt diese Höhlen Cellae infraoeu- lares, und rechnet sie zu den Athmungsorganen; später will er sie (über die Nasendrüse der Vögel, in Meckel’s deutschem Archiv, Bd. VI. Heft 2. 1820. S. 243.) richtiger Ceellae hypophthalmicae genannt wis- sen. Treviranus (Biologie, Bd. VI. 1310. S. 290.) hält sie den Riechbeinzellen in der Oberkieferhöhle des Menschen analog. Nach den von mir angestellten Untersuchungen stehen bei der Gans die beiden Cellae infraoculares allein nur durch die Nasenhöhle mit der äufseren Luft in Verbindung, und werden von ihnen aus nur die Knochenzellen des Oberkiefers mit Luft gefüllt; eine Communication der Diple& der hinteren Schädelknochen mit jenen beiden Luftzellen, wie sie nach Nitzsch (osteographische Beiträge zur Naturgesch, der Vögel. 1811. $. 17.) bei manchen Vögeln vorkommen soll, findet bei der Gans nicht statt, hier kann nur allein durch die Tuba Eustachii die Luft in die Hirnschale gelangen. *) Bremser (über lebende Würmer im lebenden Menschen. S. 11.) erzählt, dafs er in der Highmor’s-Höhle einer Fulica atra und eines Charadrius Himantopus Rundwürmer gefunden habe, 1) Der Wurm, welcher nach einer Nachricht aus dem Land- und 4* 52 ich in zwölf Gänsen zwanzig Individuen angetroffen, darun- ter in einem Kopfe neun (sieben in der einen und zwei in der anderen Zelle). Alle untersuchten Gänse waren jung, und noch nicht ein Jahr alt. Die Gröfse dieses Monostomum mutabile scheint sich nach der Geräumigkeit der Zelle, in der es wohnt, zu richten; die kleinsten dieses Wurmes fand ich in Rallus aguaticus, wo ich einmal in dem engen Raum der linken Cella infra- ocularis vier Individuen zusammengedrängt sah. Ihre Länge betrug nur 2 bis 24 Linien und ihre Breite in der Nähe des Hinterendes 4 Linie. Dasselbe Monostomum aus der. Cella infraocularis der Fulica atra war 4 Linien lang und an sei- nem Hinterende 1 Linie breit. Noch grölßser zeigte sich das von mir in der Bauchhöhle der @allinula chloropus gefundene Monostomum, es mals 5 Linien in der Länge und 2 Linien in der Breite. Am gröfsten waren die in den Gänsen gefun- denen Würmer, einige erschienen 54 Linien lang, die mei- sten jedoch länger und viele sogar 9 bis 11 Linien lang; die Breite betrug bei diesen in der hinteren Hälfte des Leibes 2! Linien und darüber. Die Dicke des Wurmes ist in der vorderen Körperhälfte bei den gröfßseren Individuen 4 Linie stark, nimmt nach dem Hinterende allmälig zu, und gewinnt am Schwanzende 4 Linie an Stärke. II. Aeufsere Gestalt des Monostom. mutabile. Die äufsere Gestalt des Thieres ist von Creplin und Mehlis schon beschrieben, ich halte es daher für überflüs- sig, diese Beschreibung zu wiederholen, und füge hier nur hinzu, dafs ich bei keinem meiner Würmer einen abgeson- derten Hals, wie ihn Zeder ') gesehen hat, noch eine Ein- Hauswirth (Halle 1819. Nr. 3. Jan. 22. S.23.) in der Nase von Gän- sen gefunden wurde, und den Tod derselben veranlassen. soll, ist viel- leicht dieses Mon. mut., und nicht, wie Rudolphi meint, Dist. li- neare gewesen (Rud., Syn. p. 685. Nr. 79.). 1) Zeder, Erster Nachtrag etc. S. 154. [| 53 schnürung des Vorderendes, wie dies Mehlis !) angiebt, habe bemerken. können. Die Bauchfläche ist mehr abgeplattet und die Rückenfläche längs den beiden Seitenrändern herab sanft gewölbt, so dafs dadurch in der Mitte des Rückens sich eine lache Längsfurche herabzieht. Die Mundhöhle stellt einen triehterförmigen Kanal dar, der sich nahe unter der stumpfen Spitze des Vorderendes mit einer queer-ovaler Oeflnung nach aulsen mündet. Diese Mundöffnung wird von oben her von dem stumpfen Rande des Vorderendes des Leibes überdeckt, und von unten her durch eine halbmondförmig ausgeschnit- tene Hautfalte begränzt. Von einem Saugnapf ist keine Spur vorhanden. Nahe hinter der Mundöffnung befinden sich die Ausgänge der. Geschlechistheile dicht neben einander. Sie sind von einem gemeinschaftlichen kleinen Wulst umgeben, der jedoch nicht immer zu erkennen ist. Aus diesem Wul- sie sicht man häufig den Penis (Cirrus) hervorragen. ‚Dicht neben dem Penis befindet sich die Vulva, die aber nur wäh- rend des Aktes des Gebärens bemerkbar wird. Hinter den Geschlechtsöffnungen ist die untere Fläche des Leibes etwas vertieft, dagegen die gegenüber liegende Stelle des Rückens etwas gewölbt. Weder eine Afteröffnung, noch jene Oefl- nung, welche sich nach Zeder am Ende der durch die Mitte des Leibes herabsteigenden Furche befinden soll, habe ich entdecken können. Eben so wenig ist mir im Schwanzende des Wurmes am Rücken der vertiefte Punkt aufgefallen, den Mehlis ?) gesehen hat. Die Farbe des Wurmes ist im lebenden Zustande fleisch- rolh, zuweilen etwas schmutzig gelb; das Thier ist zugleich sehr durchsichtig, und läfst fast alle im Innern liegenden Organe ihrer Gestalt und Farbe nach deutlich erkennen. Lebend und unversehrt zeigt der Wurm nur in seiner vorderen Hälfte des Leibes lebhafte Bewegungen, die meist darin bestehen, dafs das Thier mit seinem Vorderende hin und her sucht, es lang und schmal ausstreckt, und dann wie- 1) Mehlis, Isis. 1831. S. 171. 2) Mehlis, Isis. 1851. S. 172. 54 der stark verkürzt und einzielit, während der Hinterleib ent- weder gar keinen Theil an diesen Bewegungen nimmt, oder sich nur träge wurmförmig bewegt; das Maulende legt sich zuweilen an einen festen Gegenstand an, dehnt und breitet sich aus, und höhlt'sich zugleich auf der Bauchseite wie zu einem Saugnapf aus; das Thier kann sich auf diese Weise lose ansaugen, zieht dann das Hinterende seines Leibes an sich, und kommt so aus der Stelle. Beim Ausstrecken und Verlängern des Vorderendes spitzt sich dasselbe ziemlich dünn zu, und beim Verkürzen und Ansaugen nimmt dasselbe eine herzförmige Gestalt an. In lauwarmem Wasser lebten diese Würmer nur eine Stunde lang. Liefs ich dieselben in der Cella infraocularis eines abgeschnittenen Gänsekopfs, wobei die äufßsere Temperatur 416° R. war, so komnte ich sie, ‘obwohl mit schwachen Lebensäußerungen, vier und zwanzig Stunden am Leben erhalten. Im Wasser abgestorben, wird von’ ersterem die rothe Farbe aus dem Körper dieser Wür- mer in kurzer Zeit ausgezogen, und sie sehen dann schmutzig gelb aus. II.» Von den Ernährungs- Organen des Monosto- mum‘mutabile. Die queer-ovale Mundöffnung führt zu einem trichterför- migen geraden Kanal; ich habe ihn oben schon als Mund- höhle erwähnt. Derselbe wird von vorn nach hinten allmä- lig enger, und endigt in dem sogenannten Schlundkopfe, der ungefähr in der Mitte des vordersten Sechstels des Wurmes liegt. Dieser Schlundkopf befindet sich gerade an der Stelle, wo'sich,. wie vorhin beschrieben wurde, der Rücken etvras wölbt, und schimmert hier durch die Hautbedeckung gewöhn- lich durch. Auf diesen Schlundkopf der Trematoden hat man erst in neuerer Zeit zu achten angefangen; er besteht immer aus einer derben musculösen Substanz, die bald eine runde, bald eine eylinderförmige oder birnförmige Gestalt hat. Die- ses Organ fehlt fast keinem zu den Trematoden gehörigen Wurme. Bei den Distomen liegt dieser Schlundkopf ge- wöhnlich dicht hinter dem vorderen Saugnapfe, zuweilen 55 aber auch von ihm mehr entfernt. Derselbe kann bald seine vordere, bald seine hintere Oeflnung verschließen, er kann ferner seine Höhle nach Willkür verengern oder erweitern, daher er besonders als Saugwerkzeug zu dienen scheint, und es von seinem Willen abhängt, die Flüssigkeit des Darmka- nales zurückzuhalten oder auszuspeien. ‘Der Porus' antieus der Distomen, der früher als Mundöflnung oder Maul ange- sprochen wurde, dient gewils nur zum Festsaugen und zur Ortsbewegung. Hätte man früher die Anwesenheit und Be- deutung des Schlundkopfes erkannt, ‘so würde man zugleich auch das Vorder- und Hinterende mancher Trematoden er- kannt, und nicht so lange beide Enden mit einander ver- wechselt haben. Der Theil des Darmkanals zwischen Mund- öffnung und Schlundkopf möchte demnach am besten mit dem Namen Mundhöhle und der hinter dem‘ Schlundkopfe gelegene Theil bis zur Verzweigung des Darmes mit dem Namen Speiseröhre belegt werden. ‘Die Speiseröhre macht bei Monostomum mutabile hinter dem Schlundkopfe eine Sför- mige Krümmung, und theilt sich zu Anfang des zweiten Sechs- tels des Leibes in zwei Arme, die queer aus einander und dann zu beiden Seiten des Leibes herablaufen. Diese beiden Darmschenkel endigen nicht blind, sondern vereinigen sieh im Schwanzende, wo sie einen geschlossenen Bogen bilden. Der Darm besitzt hier nirgends eine Mündung nach aulsen, die man als Afteröffnung betrachten könnte, auch habe ich niemals jene kurzen blinden Aeste, die nach Mehlis ') aus den Seiten des Darmes nach innen treten sollen, bemerkt, Der Darmkanal besitzt in seiner hinteren Hälfte eine größere Weite als in seiner vorderen; er ist einer lebhaften 'peristal- tischen Bewegung fähig. Der Inhalt desselben zeigt gewöhn- lich eine dunkelbraune Farbe, und ist eine Flüssigkeit, die, mikroskopisch vergrößert, aus lauter kleinen braungelben Körnern besteht. Da der Darmkanal der Bauchoberfläche näher gelegen ist, so sieht man ihn auf der Bauchseite schr deutlich hindurehsehimmern. . Zuweilen: ist nur seine hinlere 1) Isis. 1831. S. 172. 56 Hälfte mit brauner Flüssigkeit angefüllt, manchmal-sieht man den ganzen Darmkanal und Oesophagus so stark davon aus- gedehnt, dafs der Wurm, wenn er zu lebhaften Bewegungen gereizt oder etwas gedrückt wird, diesen Darminhalt in Menge ausspeit, und alsdann die durch die braune Flüssigkeit ge- färbte trichterförmige Mundhöhle, welche wegen ihrer farbe- losen Wände sonst: schwer zu erkennen ist, deutlich schen läßt. Noch einmal wiederhole ich es, dafs es mir nicht gelun- gen ist, in diesem Monostomum ein Foramen caudale und das ‚dazu gehörige Gefäls ‘zu: entdecken '). Das Foramen caudale ist nämlich eine Oeflnung, die sich bei den meisten Trematoden am Hinterende des Leibes befindet. Den Namen After, mit dem man schon früher diese Oeffnung bezeichnet hat, habe ich ‚absichtlich vermieden. Dieses Foramen cau- dale führt immer in die Höhle eines Gefälses, welches in den verschiedenen Trematoden die verschiedenste Gestalt hat. Bald ist es einfach und einem Bläschen ähnlich ?), bald ist es wie ein einfacher ‚blinder Kanal ?) gestaltet, der sich zu- weilen in zwei blinde hohle Anhänge theilt *), und so die Form der Blinddärme mehrerer kleineren Distomen nachahmt. Bei einigen verästelt sich dieser Kanal, und stellt ein förm- 1) Auch bei Monostomum verrucosum und ellipticum fehlt die- ses Gefäls sammt der Oeflnung nach aufsen. Ich kann nicht umhin, hier darauf aufmerksam zu machen, dafs das Monostomum verrucosum, welches ich aus den Blinddärmen des Phasianus Gallus, Rallus aqua- tieus, der Gallinula Porzana und Fulica atra gesammelt habe, Rück- sichts seiner Eier von den übrigen Trematoden auflallend abweicht. Seine ovalen Eier besitzen nämlich an beiden Enden einen ungeheuer langen und dünnen Anhang, der an die Allantois der WViederkäuer erinnert. 2) So verhält es sich im Amphistomum conieum. S. Laurer, Disquisit. p. 10. Fig. 22. f. 3) So sah ich es bei Distomum eirrigerum und duplicatum (Baer). 4) Bei Distomum lima und chilostomum (Mehlis) und bei Am- phistomum subelavatum, nach Creplin, Nov. obs. p. 61., auch bei Distomum elegans. 57 liches Gefäßsnetz dar !), was sich oft so ausbreitet, dafs der ganze Körper des Thieres davon umwebt erscheint ?). Es ist in diesem Gefäfse immer eine aus farbelosen runden, sel- ten ovalen Bläschen zusammengesetzte Masse enthalten, wel- che vom Inhalte des Darmkanals, gewöhnlich einer ungleich körnigen, krümlichen und gefärbten Masse, leicht zu unter- scheiden ist. Fast alle die Trematoden, welche dieses Ge- fäls besitzen, geben, wenn man sie lebend in’s Wasser legt, den Inhalt: desselben durch das Foramen caudale mit einer gewissen Gewalt von sich. Sehr oft wird dieser Inhalt von der peristaltischen Bewegung des Gefälses hin und her ge- drängt. Ist das Gefälßs leer, so wird es leicht übersehen. Die Oeffnung desselben nach aufsen befindet sich bei den Diplostomen ?) und Distomen immer an der Schwanzspitze, wo sie entweder in einer Grube oder in einer papillenförmi- gen Hervorragung verborgen ist. Bei den wahren Amphisto- men findet man diese Oeflnung auf dem Rücken des Wurms in der Nähe des hinteren Saugnapfes *). Bei Holostomum urnigerum sah ich diese Oeflnung in einer am Schwanzende seitlich stehenden eylinderförmigen Hervorragung angebracht, die sich aus- und einziehen kann. Man kann dieses Organ für nichts anderes als ein Ex- erelionsorgan halten, wofür ich folgende Gründe anführen zu dürfen glaube. Es ist nämlich die Mündung desselben immer an dem der Maulöffnung entgegengeseizten Ende gelegen; bei keinem derjenigen Trematoden, welche diesen Apparat be- 1) Bei Distomum hepaticum, nach Mchlis (s. 1 1831. S.175.), bei Holostomum spatula. 2) Bei Distomum militare und Holostomum urnigerum lernte ich es so kennen, ein ähnliches Gefäfsnetz beobachtete Mehlis (s. Isis. 1831. S. 182. 183.) im Distomum echinatum Zed. und vielen ande- ren stachelköpfigen Distomen. 3) S. Nordmann’s Abbildungen im 1. Hefte seiner mikrographi- schen Beiträge. 4) So bei Amphistomum conieum, s. Laurer, Disquis. p. 4. 10. Fig. 12.k. Fig. 22.9. Auf dieselbe Weise sah ich das Foramen caudale bei Amphist. subelavatum angebracht. 58 sitzen, kann man in der Nähe seiner Mündung eine Einrich- tung erkennen, mittelst welcher das Contentum desselben von aufsen aufgenommen werden könnte. ‘Immer hat dieses Con- tentum bei allen Trematoden dieselbe Beschaflenheit, wäh- rend der Inhalt des Darmkanals nach Verschiedenheit der Nahrung an Farbe und Gestaltung verschieden ist. Man sieht endlich diese Trematoden das Contentum jenes Organs immer willkürlich entleeren, und sie wissen dabei, selbst wenn sie nur wenige Bläschen enthalten, die kleinste Quantität der- selben auf das Geschickteste herauszuschaffen. Aufser diesem Organe läfst sich bei den meisten Trema- toden noch ein besonderes, stark geschlängeltes Gefälssystem unterscheiden, welches gewöhnlich farbelos ist, aber, mit Auf- merksamkeit betrachtet, einen Anflug von blafsrother oder gelbrother Farbe besitzt. Es fällt dieses Gefälssystem nicht bei alien Trematoden gleich leicht in die Augen. Bei vie- len dieser Helminthen trifft man nur hie und da Spuren da- von an. Gewöhnlich machen sich zu beiden Seiten des Hal- ses zwei Gefälsstäimme bemerkbar, deren Ursprung und wei- terer Verlauf aber schwer zu verfolgen ist, so auch bei Mo- nostomum mutabile. Laurer hat den Ursprung dieses Ge- fälssystemes im Amphistomum conicum aus eigenthümlichen birnförmigen Bläschen dargethan ). Nordmann hat das- selbe bei den Diplostomen genau beschrieben ?); es ist ihm sogar gelungen, in diesem Gefälssysteme bei Diplozoon para- doxum die Circulation einer ungefärbten Flüssigkeit zu beob- achten ®), von der auch ieh mich vor einiger Zeit an meh- reren Individuen dieses wunderbaren Thieres, welches hier an den Kiemen des Cyprinus Brama sehr häufig vorkommt, überzeugt habe. Es scheint dieses Gefälssystem mit dem Ex- »etionsorgane zusammenzuhängen ?), wenigstens ist dieser Zu- 1) Laurer, Disquis. anat. de Amphist. conico. p. 10. Fig. 22. 2) Mikograph. Beitr., Heft I. S. 36. 46. 3) Ebend. Heft I. S. 70. 4) Man hüte sich übrigens, dieses Gefälssystem mit dem netzartig 59 sammenhang bei Amphistomum conieum von Laurer und bei den Diplostomen von Nordmann nachgewiesen. Ich selbst sah im Distomum eirrigerum an das schon vielfach erwähnte Exeretionsorgan einige Aeste des Gefälssystemes herantreten. Ob und wie dieses Gefäßssystem mit dem Darmkanale zusam- menhängt, ist mir nicht klar geworden; doch möchte ich nicht bezweifeln, dafs dasselbe die Verbindung zwischen dem Darmkanale und dem Exeretionsorgane vermittle, was durch v. Baer schon längst ausgesprochen wurde !). Kein Wurm ist zur näheren Untersuchung dieser fraglichen Punkte geeig- neter, als das grolse Distomum tereticolle, welches in seinem sehr ausgebildeten Gefäßssysteme eine deutlich gefärbte Flüs- sigkeit führt, die in den größeren Stämmen roth ‘oder braun- gelb und in den kleineren Verästelungen gelblich hindurch- schimmert. Eine regelmäßige Strömung dieser Flüssigkeit, wie sie im Diplozoon paradoxum vorkommt, konnte ich im Distomum tereticolle zwar nicht sehen, die: Gefälse schleu- derten nur, indem sie sich gerade streckten ‘oder in noch slärkeren Windungen zusammenzogen, ihre Blutmasse mit Heftigkeit unregelmäßig bald vor-, bald rückwärts. IV. Von den Geschlechtswerkzeugen des Mono- stomum mutabile. Aufser diesen Ernährungsorganen fallen bei diesem Wurme zunächst die Geschlechtswerkzeuge in die Augen, von denen ich die männlichen Geschlechtstheile zuerst betrachten will. Sie bestehen aus zweien Hoden, ihren Ausführungsgängen und aus dem Penis (Cirrus). Die Hoden werden von zwei runden Körpern gebildet, die verhältnilsmälsig klein sind und bei den größseren Individuen nur + Linie im Durchmesser betragen. Ihre Farbe ist weißlich, der eine Hode liegt in verästelten Exeretionsorgane der stachelköpfigen Distomen zu verwech- seln, wie dies schon geschehen zu sein scheint. 1) v. Baer, Noch ein Wort über den After der Distomen. 8. Heusinger’s Zeitschrift für die organische Physik. Bd. U. Heft 2. 18528. S. 198. % 60 der Mitte der hinteren Körperhälfte etwas nach rechts hin- ausgeschoben, unweit des inneren Randes des rechten Darm- schenkels. Er ist nicht immer deutlich zu sehen, indem er von den Windungen des Uterus verdeckt wird. Der zweite Hode liegt fast in der Mitte des Schwanzendes, gerade vor dem Bogen des Darmkanals; er ist auf der Rückenseite des Wurmes immer deutlich zu schen. Beide Hoden enthalten eine farbelose, granulirte und etwas zähe Masse. Aus beiden Testikeln entspringt ein Was deferens, welches als äulserst zarter Faden zwischen den Windungen des Uterus hindurch nach vorn läuft; einige Linien von dem Hinterende des Cir- rusbeutels entfernt vereinigen sich beide Samengänge zu ei- nem gemeinschaftlichen Ausführungsgange !), der sich in dem Hinterende des Cirrusbeutels endigt. Dieser leiztere hat eine langgestreckte, keulenförmige Ge- stalt, und liegt nicht ganz in der Längsaxe des Körpers, son- dern ist etwas rechts zur Seite hen Er erstreckt sich von der äufsern Geschlechtsöffnung in gerader Richtung bis zur Theilung des Darmkanals herab. Der glatte und dünne Cirrus oder richtiger Penis steckt ungewunden in dem Beu- tel zurückgezogen; zuweilen sieht man ihn eine halbe Linie lang hervorgestülpt. Die weiblichen Geschlechtstheile dieses Wurmes sind sehr zusammengesetzt, nehmen den grölsten Raum im Thiere ein, und lassen sich am besten in drei Abtheilungen überse- a) Zu der ersten Abtheilung rechne ich die Eierstöcke mit ihren Ausführungsgängen, 5) zu der zweiten die Organe, welche die Eierhäute bilden, und c) zu der dritten Abthei- lung den Uterus nebst der Vagina. a) Die Ovarien bilden kurze blinde Schläuche, die unter einander anastomosiren und den Darmkanal, nachdem er vom Oesophagus aus die Seiten- ränder des Leibes erreicht hat, in seinem ganzen weiteren Verlaufe wie ein Netz umgeben. Es ist dies eine eigenthüm- liche Anordnung, die ich bis jetzt noch bei keinem anderen, 1) Eine ähnliche Vereinigung der beiden Samengänge hat auch bei dem Monostomum verrucosum statt. ? t 61 zu den Trematoden gehörigen Wurme angetroffen habe. Im- mer laufen aus dem hinteren Theile dieser Eierstöcke kurz vor dem Bogen, welchen der Darmkanal im Hinterende des Leibes bildet, und der ebenfalls von den Ovarien netzförmig umschlossen wird, zwei feine weilse Fäden heraus, die sich in einer bogenförmigen Linie nach dem hinteren Hoden be- geben, und sich in dessen Nähe zu einem kurzen gemein- schaftlichen Kanale vereinigen. Diese weilsen Fäden lassen sich bei allen Individuen auf der Bauchseite immer schr deut- ‚lich, sogar mit unbewaffneten Auge, erkennen; sie sind nichts anderes, als die Ausführungsgänge der Ovarien, aus denen sie, wie man es deutlich verfolgen kann, mit mehreren Wurzeln entspringen. Sie bilden sehr zarte, farbelose Kanäle, in wel-- chen eine feinkörnige weilse Masse enthalten ist, die ganz mit dem Inhalte der Ovarien-Blindschläuche. übereinkommt. Diejenigen Stellen der Ausführungsgänge und Blindschläuche der Ovarien, welche von jener weilsen Masse leer sind, wer- den ihrer Zartheit wegen von dem forschenden Auge gewöhn- lich übersehen, und treten nur dann wieder sichtbar hervor, wenn durch Pressen wieder etwas von der weilsen Masse in sie hineingedrängt wird. Mehlis ’) scheint diese Ausfüh- rungsgänge der Ovarien für Nervenfäden gehalten zu haben. b) An der zweiten Ahtheilung der weiblichen Geschlechts- theile, die zur Bildung der Eierhäute bestimmt zu sein scheint, lassen sich deutlich drei eigenthümliche Organe erkennen. a) Erstens fällt hier ein runder, weilsgelber Körper in’s Auge, der zur rechten Seite dicht neben und vor dem hinteren Ho- den liegt, und an Umfang etwas kleiner als dieser ist. 8) Die- sem runden Körper hängt zweitens nach innen ein ovaler, noch kleinerer und ebenfalls weilsgelb gefärbter Körper an, der mit ersterem durch einen kurzen, anfangs weiteren, nach- her engeren Kanal in Verbindung steht. 7) Endlich liegt drittens, theils unter diesen Organen, theils zwischen dem runden Körper und dem hinteren Hoden eine durchsichtige, fast farbelose und unregelmälsig umgränzte, feinzellige Masse, 1) Mehlis, Isis. 1831. S. 173. 62 in die der gemeinschaftliche kurze Ovariengang einmündet, und aus der der eierführende Uterus hervortritt. Es ist mir bis jetzt nicht gelungen, eine Verbindung dieses unregelmä- fsigen Organes mit dem größeren runden Körper bestimmt nachzuweisen; doch bin ich überzeugt, dafs eine solche wirk- lich existirt. , Da nun die Ausführungsgänge der Ovarien ganz deutlich in die feinzellige Masse (7) einmündet und der eierführende Uterus aus dieser hervortritt, so darf man gewils nicht mit Unrecht annehmen, dafs in diesem zelligen Organe der aus den Ovarien herbeigeflossene Dotter mit Eihüllen überkleidet werde; der Stoff zu letzteren wird vielleicht in dem kleine- ren weilsgelben Körper (3) abgesondert und in dem grölse- ren runden Körper («) aufbewahrt. Bei den meisten Tre- matoden erscheint ein solcher die Eihüllen bildender Appa- rat zwischen dem Ende der Ovariengänge und dem Ursprunge des Uterus eingefügt. Der weibliche Geschlechtsapparat des Amphistomum conicum, den Laurer beschrieben hat, stimmt ziemlich mit dem des Monostomum mutabile überein. So läfst sich der Körper m (Fig. 23.), welchen Laurer Uterus genannt hat, mit dem größseren runden Körper («) unseres Wüurmes, der gelbe nierenförmige Fleck an der rechten Seite des Uterus (Laur.) mit dem kleineren weifsgelben Körper (8) vergleichen, und der Knoten, welcher den gemeinschaft- lichen Dottergang aufnimmt und den Ursprung des Uterus (nach Laurer des Oviduets) bildet, als Analogon des zel- ligen Organes (7) des Monost. mutabile betrachten. Der vorerwähnte gröfßsere Körper («) existirt fast bei allen Tre- matoden, und wird leicht für einen dritten Hoden ange- sehen. ec) Mit dem Uterus, der fast den ganzen Leib des Wur- mes ausfüllt, beginnt nun die dritte Abtheilung der weibli- chen Geschlechtstheile. Derselbe windet sich sogleich nach seinem Ursprunge in dem hinteren Theile des Körpers unre- gelmäfßsig durch einander, wird nachher in seinen Windun- gen regelmäßsiger, indem er in dichten Reihen von einer 5 Seite des Körpers bis zur anderen hinüber und herüber läuft, 65 bis er ungefähr das vordere Viertel des Körpers erreicht hat; von hier an werden die Windungen sparsamer und kürzer, erreichen nicht mehr die Seitenränder des Körpers, sondern beschränken sich auf den mittleren Raum des Leibes, der von dem Darmkanale umgränzt wird. Noch vor der Thei- lung der Speiseröhre in die beiden Darmäste hören die Windungen ganz anf, und der Uterus läuft nun fast gerade neben der linken Seite des Cirrusbeutels in die Höhe bis zur Vulva. Der Durchmesser dieses Uterus, welcher von ei- nem einfachen Kanale gebildet wird, betrug fast durchweg an allen Stellen 4 Linie rheinl., nur das letzte Ende, was neben dem Cirrus gerade in die Höhe läuft, ist etwas ver- engert, und erweitert sich allmälig wieder vor seinem Ueber- gang in die Vulva. Dieser verengerte Theil des Uterus kann woll am schicklichsten als Vagina angesehen werden. Der ganze Uterus sowohl wie diese Vagina sind einer lebhaften peristaltischen Bewegung fähig, und können ihren Inhalt mit einer gewissen Gewalt vor- und rückwärts treiben. Der Uterus ist aber nicht im Stande, durch seine Bewegungen auch seine Lage zu verändern, indem seine Windungen von dem fleischrothen Parenehym des Wurmes umgeben sind, und dadurch in ihren Bewegungen sehr beschränkt werden. Noch bleibt zu erwähnen übrig, dafs der Uterus, wo er auch mit seinen Windungen den Darmkanal kreuzt, immer über ihn, von der Rückenseite aus betrachtet, hinweg läuft; über- haupt liegt der Uterus in seinem ganzen Verlaufe der Rük- kenoberfläche näher als der Bauchoberfläche. Die Farbe des gewundenen Uterus wird ganz durch seinen Inhalt bestimmt. Die ersten Windungen des Uterus in dem Hinterende des Leibes haben eine weilse Farbe, welche von den unreifen Eiern, die sie enthalten, herrührt. Die vorderen Windungen des Uterus sind dagegen von den reifen braungelben Eiern braungelb gefärbt. Der Uterus mündet sich mit einer beson- deren Oeflnung (Vulva) nach außen; ich habe, wie Meh- lis *), aus dieser neben der Basis des hervorgestreckten Pe- 1) Mehlis, Isis. 1831. S. 173. 64 nis befindlichen Oeffnung den Inhalt des Uterus sehr oft her- vorschlüpfen sehen. Der Ausführungsgang des Uterus und des Penis ist hier also nicht gemeinschaftlich. Gewils findet auch bei den übri- gen Trematoden eine ähnliche Einrichtung 'statt; ich habe sie wenigstens bei den von mir untersuchten Trematoden- Arten immer so angetroffen. Am deutlichsten sah ich den Austritt der Eier neben der Basis des hervorgestülpten Penis bei le- benden und unverletzten Individuen von Distomum_ clavige- rum, lima, ovatum, eirrigerum !). Auch Creplin beobach- tete dasselbe an Distomum lima ?). Bojanus fand bei Am- phistomum subtriquetrum ?®) und Mehlis bei Distomum he- paticum und lanceolatum eine neben dem Penis befindliche Oefl- 1) Dieses seines sonderbaren Cirrus wegen interessante und immer nur in Hydatiden lebende Distomum eirrigerum, welches Herr von Baer in seinen Beiträgen (Nov. Act. Caes. L. B. Nat. Cur. Vol. XIII. P.II. p.553.) zuerst erwähnte und benannte, fand auch ich in Heils- berg im Astacus fluviatilis schr häufig. Die Hydatiden safsen ge- wöhnlich in den Muskeln, besonders in denen des Schwanzes und der Scheeren, auch in der lockeren Haut, welche die noch gallertartigen grünen, sogenannten Krebsaugen einhüllte, und nicht selten in den Ova- rien des Krebses, wo sie zuweilen den Eiern desselben sehr ähnlich sahen und im ersten Augenblicke mit ihnen verwechselt werden konn- ten, besonders wenn der in ihnen enthaltene VVurm im Absterben be- griffen ist, und eine gelbe Farbe angenommen hat. Ich traf diese Di- stomen gewöhnlich im Mai an, jedoch nur in solchen Krebsen, die in dem benachbarten Chrossendorfer See gefangen waren; Krebse aus der bei Heilsberg fliefsenden Alle waren immer von diesem VWVurme frei gewesen. Auch in denjenigen Krebsen, welche ich früher in Berlin un- tersucht hatte, war mir dieses Distomum nie aufgefallen, während ich dort einen Echinorhynchus, dessen Körper schön orange gefärbt war, und mit Zenker’s Echinorh. miliarius aus dem Gammarus pulex (s. dess. Commentat. de gammari pulieis histor. natural. 1832. p. 18.) übereinzustimmen scheint, an dem Darme des Flufskrebses sehr oft habe anhängen schen, 2) Creplin, Nov. observat. de entoz. p. 72. 3) Bojanus, Enthelmintica. Isis 1821, Hfi. 2. S. 168. 65 Oeflnung (Vulva) !). Um so auflallender ist es daher, dafs Laurer in Amphistomum conicum den Eierleiter in den Pe- nis hat münden sehen ?) und Nordmann in Distomum per- latum einen von der den Distomen gewöhnlichen Organisa- tion der Geschlechtstheile ganz abweichenden Bau gefunden hat ®). Diese beiden letzten Beobachtungen werden denje- nigen besonders willkommen sein, welche der Meinung hul- digen, dafs die Trematoden sich nicht unter einander begat- ten, sondern dafs jedes einzelne Individuum seine Eier wäh- rend des Hindurchschlüpfens durch den Penis selbst befruch- tet. Bei Distomum hepaticum, lanceolatum, clavigerum, lima, ovatum, bei Amphistomum subtriquetrum und Monostomum mutabile wenigstens kann Letzteres nicht stattfinden. Man könnte nun annehmen, dafs die Eier der genannten Trema- toden beim Austritt aus der Vulva mit dem männlichen Sa- men in Berührung kommen und so befruchtet werden; aber auch dieser Meinung wird man wenig Zutrauen schenken dürfen, da eine genauere Untersuchung der im Uterus dieser Trematoden enthaltenen Eier die Ueberzeugung giebt, dafs sie schon im Uterus befruchtet sein müssen. Auf welche Weise die Befruchtung der Trematoden-Eier im Uterus zu Stande komme, muls ich freilich vor der Hand noch unbe- antwortet lassen. Viele Trematoden lassen in den Eiern, welche noch vom Uterus eingeschlossen sind, schon ganz deutlich entwickelte, und oft auch lebhaft in den Eischalen sich bewegende Em- bryonen erkennen; bei einigen sah man die Jungen, kurz nachdem die Eier geboren waren, aus diesen hervorschlüpfen. 1) Mehlis, Observationes anatomicae de Distomate hepatico et lanceolato. Gottingae 1825. p. 34 u. 36, Fig. 8. Fig. 21. 2) Laurer, De Amphistomo conico. Gryphiae 1830. p. 18. Fig. 23. 3) Nordmann, Mikrographische Beiträge, Hft. I. Berlin 1832. S. 97. Taf, IX. Fig. 6. Hier mündet sich der Eierleiter in den rech- ten Hoden und von da in den Cirrus. I. Jahrg, 5 66 So konnte ich in dem Uterus von Distomum tereticolle, cy- lindraceum und eygnoides ') deutlich entwickelte und in den Eischalen sich bewegende Embryonen erkennen. Mehlis ?) hat aus den Eiern des Distomum hians und Monostomum flavum ®2) und Nordmann aus den Eiern des Distomum per- latum und nodulosum *), kurz nachdem sie gelegt waren, Junge hervorschlüpfen sehen. Man hat bis jetzt nur selten Trematoden in gegenseiti- ger Copula angetroffen, die wenigen Beobachtungen, welche von Goeze °), Schäffer °) und Olfers ?) darüber gemacht wurden, sind nicht genau genug angestellt worden, nnd da- her unzuverlässig, bei dem einzigen Holostomum serpens ist es nach Nitzsch ®) außser Zweifel, dafs dieser Wurm sich unter gegenseitiger Begattung befruchtet. Wie soll man sich aber die Befruchtung derjenigen Trematoden erklären, die in Hydatiden isolirt leben und ausgebildete, von einander ge- trennte. männliche und weibliche Geschlechtstheile besitzen, wenn man sie nicht für sich selbst befruchtende Hermaphro- 1) Die entwickelten Eier dieses Doppelloches boten mir im Anfang Juni ein schr interessantes Schauspiel dar. Ich sah nämlich in ihnen den Embryo sich träge zusammenziehen und wieder ausdehnen. Legte ich diese Eier unter den Prefsschieber, und drückte ich sanft darauf, so sprangen sie auf, und liefsen die Jungen herausschlüpfen, die nun wie mit einem Zauberschlage in äufserst unruhige, bewegliche und gewissen polygastrischen Infusorien ähnliche Thierchen verwandelt waren. 2) Mehlis, Isis 1831. S. 174. 3) Dieses schöne, den Entenvögeln eigenthümliche Monostomum habe ich in diesem Herbste nicht allein in den Bronchien des Mergus Albellus, sondern auch in der Nasenhöhle und den beiden Infraocular- zellen dieses Sägers angetroffen. 4) Nordmann, Mikrograph. Beiträge, Hft. I. S. 94. und Hft. II. S. 139. 5) Goeze, Naturgeschichte der Eingeweidewürmer. S. 170. 6) Schäffer, Die Egelschnecken in den Lebern der Schafe, $. 17. 7) Olfers, De vegetativis et animatis corporibus in corpori- bus animatis. p. 45. 8) Nitzsch, in Ersch u. Gruber’s Encyclopädie, Th, II. 1819. S. 399, u. S. 401. 67 diten halten will? Bei dem Distomum cirrigerum ist die Ge- stalt und Krümmung des ausgestülpten Penis so beschaffen, dafs man beim ersten Anblick desselben sogleich auf den Ge- danken kommt, dieser Wurm könne sich selbst befruchten. Der starke keulenförmige Penis dieses Distomum nämlich ist an seinem vorderen dieken Ende etwas zugespitzt und ge- wöhnlich im hervorgestreckten Zustande. nach unten und in- nen umgebogen; hinter der Basis des Penis ragt die Vulya papillenartig hervor, und so sieht man die Spitze dieses Pe- nis der Vulva oft so genähert, dafs es nur noch einer gerin- gen Turgescenz beider Theile bedürfte, um sie in gegenseitige Berührung zu bringen. Genauere und häufigere, zu allen Zei- ten des Jahres an einer und derselben Thierart angestellte Untersuchungen mülsten diesen Gegenstand endlich einmal aufklären; an Geduld und Ausdauer dürfte man es aber da- bei nicht fehlen lassen, da man bei den aufgefundenen Mo- nostomen und Distomen wenigstens die Zeit der Befruchtung gewöhnlich schon verflossen findet; fast immer sieht man ih- ren Uterus mit befruchteten Eiern angefüllt, mag man sie in Gesellschaft anderer Individuen oder auch nur einzeln an- treffen. V. Ueber das Lebendig-Gebären des Monostomum mutabile. Das Monostomum mutabile bietet eine ganz besonders interessante Erscheinung dar, nämlich die des Gebärens le- bender Jungen, was bis jetzt von keiner anderen Tremato- den-Art mit Bestimmtheit bekannt gewesen ist. So sehr mich auch das Lebendiggebären dieses Wurms überraschte, so will ich gar nicht zweifeln, dafs noch bei anderen, hieher gehö- rigen Helminthen dieselbe Erscheinung entdeckt werden wird. Zeder ’) behauptete zwar schon, dafs das Amphistomum subelavatum lebendiggebärend sei, und dafs er die lebendigen Jungen desselben sowohl im Mutterleibe als auch im Was- ser, nachdem sie unter seinen Augen geboren waren, sich 1) Zeder, Erster Nachtrag. S. 187 5* 68 lebhaft habe bewegen schen. Es ist dies von anderen Natur- forschern nicht bestätiget worden; auch ich habe bei diesem Amphistomum etwas Aehnliches nicht beobachten können; doch mufs ich gestehen, dafs alle die von mir untersuchten Individuen nur sehr wenige, etwa drei bis sieben, unreife Eier im hinteren Ende des Uterus enthielten, und die Eier- stöcke zugleich leer waren, woraus ich schliefsen mußte, dafs bei diesen Thieren der Akt des Gebärens schon verstri- chen war. Frölich’s') Vermuthung, einige Arten von Dop- pellöchern brächten lebendige Junge zur Welt, gründete sich nur darauf, dafs er in einem dem Distomum clavatum ähnli- chen Doppelloch die Eier durch die peristaltischen Bewegun- gen des Uterus hin und her gleiten sah, was ihm eine will- kürliche Bewegung der Eier geschienen, und dafs er ein mi- kroskopisches Thierehen in einem Tropfen Wasser unter den Distomen sich lebhaft herumbewegend entdeckte, das er für ein Junges dieser Distomen hielt, aber eben so gut mit ei- nem Infusionsthierchen verwechselt haben konnte. Das Hervorschlüpfen der lebendigen Jungen geht sogleich vor sich, wenn man das Monostomum mutabile aus seinem Aufenthaltsorte herausnimmt, und in ein kaltes oder lauwar- mes Wasser legt; denn kaum hat ein solches Monostomum im Wasser gelegen, so wimmelt auch schon das letztere ganz voll von Jungen. Bei den in den Gänsen gefundenen Mo- nostomen habe ich dieses Lebendiggebären in den Monaten Juli, October und November beobachtet; an denselben Hel- minthen aus Gallinula Chloropus und Fulica atra zeigte sich mir dieses Phänomen nicht, indem die Eier und Jungen in denselben noch nicht die gehörige Entwicklung erlangt hat- ten. Um mich von jenem Gebärakte recht klar zu überzeu- gen, stellte ich diese Monostomen in einem mit Wasser ge- füllten Uhrglase auf die Kante, und sah nun ganz deutlich, wie aus der neben dem ausgestülpten Penis papillenförmig hervorragenden Vulva die Jungen hervorkamen. Diese Jun- 1) Frölich, Beiträge zur Naturgeschichte der Eingeweidewürmer. S. Naturforscher, Bd. XXV. 1791. S. 72. 69 gen schwammen augenblicklich schnell davon, während ihre leeren Eierschalen, die mit ihnen ausgestolsen wurden, zu Boden fielen. Zuweilen kamen auch Eier zum Vorschein, die noch ihren Embryo enthielten; diese platzten gewöhnlich in dem Augenblicke des Hervoriretens aus der Scheide, und lieisen das Junge heraus und davon schlüpfen. Das Gebären geschah in Absätzen, es füllte sich in der Zwischenzeit die leere Scheide mit Jungen an, die dann wieder rasch hinter einander ausgestofsen wurden. VI. Ueber die Brut des Monostomum mutabile. ‘War mir das Lebendiggebären eines Monostomum schon etwas Ueberraschendes, wie mufste ich erst bei der näheren Betrachtung der von ihm geborenen Jungen erstaunen, die letzteren von dem Mutterthiere in Bau und Bewegung so gänzlich abweichend: zu finden, dafs ich, wenn sie nicht vor meinen eigenen Augen geboren wären, dieselben nimmermehr für die Jungen eines Monostomum erkannt haben würde. Die Grölse dieser Jungen beträgt etwa +4 Linie; sie sind farbelos, länglich oval und walzenrund, mit abgestumpftem Kopfende und abgerundetem Schwanzende (Tab. II. Fig. 5.). Hinter dem Kopfende ist der Körper zuweilen etwas einge- schnürt (Fig. 5.m.). Auf dem Rücken dieser Jungen, dicht hinter dem Kopfende, erscheint ein grolßser, schwarzer, vier- eckiger Fleck, der, näher betrachtet (Fig. 5.e.), aus 2 Qua- draten eines blauschwarzen Pigmentes zusammengesetzt wird, welche schief neben einander stehen, und deren vordere, in- nere Ecken in einander geschmolzen sind. Diese blauschwar- zen Quadralflecke bestehen aus einer sehr feinkörnigen Masse, die ganz dem Pigmente entsprechen, was man in den Augen der kleinen Entomostraceen antrifft. Ich nehme daher kei- nen Anstand, diese Flecke für ein Auge zu erklären, da man ähnliche Pigmentanhäufungen in anderen niederen Thieren für Augen angesproehen und auch Nordmann ') dem dunkeln Flecke der Jungen von Distomum nodulosum eine solche Be- 1) Nordmann, Mikrograph. Beiträge, Hfi. II. $. 140. 70 x deutung gegeben hat '). Hinter der Augengegend verschmä- lert sich der Körper nach Art eines Halses (Fig. 5.n.), und geht dann allmälig in den keulenförmigen Hinterleib über. Das Innere ‘des Leibes jener Jungen besteht aus einem kör-, nigen Parenchym, in der hinteren Hälfte des Leibes ist der Umrils eines gröfßseren Organes zu erkennen, was ich anfangs als zu den Ernährungsorganen gehörig angesehen habe; spä- terhin ergab sich aber zu meinem größten Erstaunen, dafs dieses Organ ein besonderes, für sich bestehendes Thier ist (Fig. 5.8.). Ueber die Organisation des Kopfendes dieser Jungen war schwer in’s Klare zu kommen; bei der Schnelligkeit, mit der es sich fast in jedem Augenblicke verändert, wurde mir nur Folgendes zu beobachten möglich: Das Kopfende ist nach vorn abgestumpft und in der Mitte ausgehöhlt. Der diese Höhlung umgebende Rand ist sechsmal eingekerbt und sehr beweglich und veränderlich; es treten nämlich diese sechs Einkerbungen bald nur schwach hervor, so dafs der Rand des Kopfendes ein wellenförmiges Ansehen hat (Fig. 4.r.r.), bald erscheinen sie als tiefe Einschnitte (Fig. 5.r.r.), ein an- dermal drängen sich die dadurch entstandenen sechs Abschnitte als eben so viele runde Knoten heraus, dafs das ganze Thier dadurch mit Distomum nodulosum Achnlichkeit bekommt. 1) Die Zahl der Helminthen, welche Spuren von Augen tragen, ist bis jetzt noch sehr gering, dürfte sich aber mit der Zeit noch ver- mehren lassen. Bis jetzt kennt man sie als bräunliche oder schwärz- liche Flecke bei Cercaria ephemera ‘(Nitzsch, Beiträge zur Infuso- rienkunde, $. 32.) und anderen Cercarienarten (Baer’s Beiträge in Nov. Act. T. XIII. P. II. p. 625.), bei Polystomum integerrimum (Baer, ebend. S. 685.) und bei Gyrodactylus auriculatus (Nord- mann, Beiträge, Hft. I. S. 108.). Von jungen, mit Augen versehenen Helminthen sind nur die Jungen von Distomum nodulosum und Am- phistomum mutabile zu nennen. Auch der mit einem rothen Punkte gezierte Scolex polymorphus, der ein junger Bothriocephalus zu sein scheint (Leukart, Zoolog. Bruchstücke, I. S. 54.) gehört hieher. Ich kann endlich noch das Amphistomum subelavatum hinzufügen, welches auf seinem Nacken zwei ovale, sehr ansehnlich schwarze Augenflecke besitzt, die bisher ganz übersehen worden sind. 71 Zuweilen treten die sechs Abschnitte wie ein Hals aus dem Vorderende hervor, und ziehen sich dann wieder so zusam- men, dafs die Höhlung, welche sie umgeben, sehr verklei- nert; verengt, oft ganz geschlossen wird. Im Grunde dieser Höhlang steckt nun der eigentliche Mund, eine Art Saugrüs- sel, verborgen, den das Thier oft aus seiner Höhle weit her- vorstreckt (Fig. 5.d.). Dieser Saugrüssel hat eine eylinder- formige Gestalt, ist an seinem freien Ende gerade abgestumpft und in dessen Mitte mit einer runden Oeffnung versehen. Das Parenchym dieser jungen Thiere ist in ‚der vorderen Kör- perhälfte am deutlichsten zu erkennen, und besteht hier aus einer ungleichen, bald blasigen, bald körnigen Masse, in wel- che das eigenthümliche Organ, das fast die ganze hintere Kör- perhälfte ausfüllt, schief hineingedrückt ist. In den dünnen Wänden der Jungen, welche jenes eigenthümliche Organ um- schlielsen, liegen einzelne, farbelose Körnchen zerstreut. Die- ses eigene Organ ist ganz farbelos, durchsichtig, und läfst in seinem Innern durchaus keine Structur erkennen. Es hat die Gestalt eines länglichen Oyals, ist. nach vorn stumpf zuge- spitzt (Fig. 5.%.) und am entgegengesetzten Ende mit drei Hervorragungen versehen, von denen die beiden äufseren nur sehr kurz sind (Fig. 5.:.i.), die mittlere aber länger und im- mer mehr oder weniger umgebogen ist (Fig. 5.h.). Bei gro- fser Aufmerksamkeit war an diesem Organe nicht selten eine selbstständige Bewegung zu bemerken. Es bewegte sich näm- lich das im vorderen Theile des Jungen gelegene Ende die- ses Organes hin und her, und drückte seine stumpfe Spitze öfters in das Parenchym ein; auch verkürzte und verlängerte sich das Ganze, da sich aber alsdann auch das Junge ver- kürzte und verlängerte, so wagte ich nicht zu entscheiden, ob die-letzteren Bewegungen von jenem Organe selbstständig ausgingen oder von den Bewegungen des Jungen abhängig waren. Von einem Darmkanale, Afler, einer Gefäßsverzwei- gung und von zukünftigen Geschlechtstheilen konnte ich an liesen jungen Thieren nicht die geringste Spur entdecken. Die Bewegungen des eben beschriebenen jungen Thieres sind äufserst lebhaft. Kaum aus der Schale hervorgekrochen, 72 schwimmt es rasch, dafs man nicht mit den Augen folgen kann, von dannen. Es dreht sich dabei, wie viele Infuso- rien, fortwährend um seine Längenaxe. Mit der gröfsten Un- ruhe schwimmt es auf diese Weise ohne Rast hin und her, und wenn es hier und dort auf einen im Wasser treiben- den Gegenstand stößst, hält es an, stellt seine Drehungen um die Axe ein, und sucht an demselben herum, ohne aber lange zu verweilen. Es kann übrigens auch solchen in den Weg tretenden Gegenständen geschiekt ausweichen. Oft biegt sich dieses Thierchen rasch um, indem es den Vorderleib nach der einen oder anderen Seite zurückkrümmt und einzieht, und schwimmt dann nach der entgegengesetzten Richtung schnell dahin. Diese jungen Thierchen im ruhigen Zustande zu beob- achten, gelang mir,nur dadurch, dafs ich sie in einen auf ei- nem ebenen Glase befindlichen Wassertropfen that, wo sie sich am Rande des Wassertropfens, mit dem Kopfende nach aufsen gerichtet, sammelten, dort länger ohne Umdrehung verweilten, und sich so bequem belauschen liefsen- Der schwarze Augenfleck war alsdann nach oben gerichtet, und ihr Mundende bewegte sich und veränderte sich zu den ver- schiedenartigsten, vorhin beschriebenen Gestalten. Sehr über- raschend war dabei das Schauspiel, dafs nämlich das Wasser ununterbrochen nach der Mitte ihres Mundendes strömte, und von da nach beiden Seiten des Leibes bis zum Schwanzende hinuntergleitete; alle im Wasser schwimmenden kleineren Ge- genstände wurden mit einer gewissen Heftigkeit von dieser Strömung mit fortgerissen, rasch gegen das Maul des Thier- chens geworfen, alsdann an den Seiten des Leibes herabge- trieben und erst am Hinterende desselben wieder weggeschleu- dert. Diese Strömung fand um den ganzen Leib dieser Thier- chen statt, am stärksten jedoch vorn am Munde. Sie machte, so lange die Thierchen lebten, nie eine Pause. Der ganze Leib dieser Thierchen erschien zugleich von einem schmalen Saum oder Hof umgeben, der nach dem Absterben derselben verschwand. Ich vermuthete gleich anfangs, dafs diese Strö- mung von Wimpern bewirkt würde, und überzeugte mich 73 unter einer 340maligen Vergröfserung wirklich von der Ge- genwart derselben; am deutlichsten geben sie sich am mat- ten oder todten Thierchen bei Lampenlicht zu erkennen. Der ganze Leib erscheint alsdann von kleinen Wimpern bedeckt und wie behaart (Fig. 5.). Durch die rasche Vibration der dicht an einander stehenden Wimpern wird man verhindert, dieselben am lebenden Thiere zu unterscheiden, und nur der Saum, der den ganzen Leib umgiebt und so breit ist, als die Wimpern lang sind, läfst ihre Gegenwart ahnen. Ich will mich nicht rühmen, der Erste zu sein, der an jungen Helminthen Wimpern entdeckt hat, da schon vor mir Mehlis ') an den Jungen des Distomum hians und Nord- mann?) an den im Wasser geschickt herumschwimmenden Jungen von Distomum nodulosum Wimpern gesehen haben. Auch mir fiel, gleich Nordmann, die Aehnlichkeit dieser jungen Helminthen mit einigen polygastrischen Infusorien, mit Paramaecium, Leucophrys u. a., sogleich auf. Ich kann es hier nicht unerwähnt lassen, dafs mir schon sehr oft, beson- ders im Frühjahre, in dem Darmkanale der Frösche eine zalıl- lose Menge mikroskopischer Thiere vorgekommen sind, die ich für nichts anderes, als für polygastrische Infusorien hal- ten konnte. Ein solches Infusorium von hellgrauer Farbe fin- det sich in der Kloake der Rana temporaria in unendlicher Menge ®); eine andere von diesem ganz'verschiedene Art von weißser Farbe trifft man an demselben Ort an; auch im Darme dieses Frosches halten sich ähnliche Infusorien auf. Alle sind mit lebhaft zitternden Wimpern besetzt. In der einen Art sah ich ganz deutlich im Leibe mehrere runde, durchsichtige ]) Mehlis, Isis 1831. S. 174 und 190. 2) Nordmann, Mikrograph. Beiträge, II. S. 139. 3) Dieses Infusorium zeigte mir dieselben regelmäfsig undulirenden Streifen auf der ganzen Körperoberfläche, welche Purkinje an einem infusoriellen Entozoon im letzten Darmstücke der Rana temporaria bemerkt hat, und welche gewils nur durch die reihenweise erfolgende Undulirung der Wimpern entstehen. (S. v. Foriep’s Notizen, Bd. XXXVIN. 1833. S. 152.) 74 Flecke (leere Mägen) und im Schwanzende eine durchsich- tige Höhle (Uterus), in welcher sich viele Junge äußerst lebhaft bewegten, von denen mehrere unter meinen Augen ihren Aufenthaltsort verliefsen, und gleich ihren Müttern im Wasser geschickt umher schwammen. Ich erinnere mich nicht, dergleichen Infusorien in freiem Wasser angeiroflen zu ha- ben, und vermuthe daher, dafs diese Thierchen dem braunen Frosche und vielleicht auch anderen Batrachiern als Binnen- würmer eigenthümlich sind. Könnte man nun nicht auch einige dieser Infusorien, wenn man sie mit den Jungen der oben erwähnten Trematoden vergleicht, für junge Tremato- den halten? Der vollkommenere innere Bau jener Thier- chen, die mit Verdauungs- und Fortpflauzungswerkzeugen versehen sind, wird sie bei sorgfältiger Betrachtung gewils von diesen jungen Helminthen unterscheiden lassen. Wenn man die Jungen des Monostomum mutabile im Wasser so geschickt umher schwimmen sieht, sollte man nicht glauben, dieses Element mülste ihr natürlicher Aufent- haltsort sein? Es fragt sich nur, wie sollen die Jungen die- ses Monostomum, welches in der Brust- und Bauchhöhle von Vögeln lebt, nach aufsen in’s Wasser gelangen, doch wohl auf keinem anderen Wege als durch die Arteria aspera, wel- che bekanntlich bei den. Vögeln durch mehrere Oeffnungen an. der vorderen Fläche der Lungen mit dem Cavum abdo- minis in Verbindung steht; auch aus der Cella infraocularis könnten sie, da diese mit der Nasenhöhle in Verbindung steht, einen Weg nach aufsen finden. Die Möglichkeit, aus diesen Höhlen in’s Wasser zu gelangen, ist also wirklich vorhan- den. Würden diese jungen Helminthen auf diesem Wege in das Wasser gerathen, könnte man auch annehmen, dafs sie auf demselben Wege wieder zu ihrem Geburtsorte zurück- kehrten, wenn die Zeit gekommen, das muntere Umher- schwärmen aufzugeben, das Auge abzulegen und ein träges Leben in jenen finsteren Höhlen der Vögel fortzusetzen. Un- ter solchen Verhältnissen könnte man sich die Entstehung dieses Monostomum in jungen Wasserhübnern und jungen 75 Gänsen recht gut erklären, ohne die Zuflucht‘ zur Generatio aequivoca nehmen zu dürfen. Um das weitere Verhalten der Jungen des Monostomum mutabile kennen zu lernen, beobachtete ich sie von der Zeit ihrer Geburt an ununterbrochen fort. Nach einigen Stunden waren mit vielen derselben merkwürdige Veränderungen vor- gegangen. Einige lagen auf dem Boden des Gefälses mit be- wegungslosem, abgestorbenem Vorderleibe, während sich das Hinterende noch ausdehnte und zusammenzog, und mit seinen Wimpern wirbelte. Von anderen Jungen schwamm nur das unversehrte Hinterende, an welchem der Vorderleib in Bläs- chen und Körnerhaufen aufgelöst hing, umher, strudelte mit Wen Wimpern, und drehte sich nur langsam um seine Axe. Mehrere Junge waren gänzlich abgestorben, hatten sich zu einem Haufen Körner oder Bläschen aufgelöst, von denen ei- nige dicht behaart waren; der Saugrüssel, das schwarze Au- genpigment und das grofse innere Organ lagen\ allein noch unversehrt dabei. Das Merkwürdigste bei diesem Absterben dieser Thier- chen war, dafs sich jetzt jenes eigenthümliche Organ als ein besonderes lebendes Thier zu erkennen gab. Es war ganz farbelos und vollkommen durchsichtig, genau begränzt, an keiner Stelle verletzt, als wäre es irgendwo von dem Thiere, in welchem es eingeschlossen war, abgerissen (Fig. 7. 9.) Seine Gestalt war länglich und walzenförmig, vorn und hin- ten stumpf zugespitzt, an dem einen Ende, welches ich als das vordere nehmen will, scheint eine Art Mundöffnung sich zu befinden (Fig. 7. 9.k.), etwas weiter nach hinten, etwa hinter dem vorderen Viertel des Leibes, ragt zu beiden Sei- ten eine kleine Papille hervor, die aber nicht immer zu se- hen und dann wohl eingezogen ist. ‘Hinter diesen Papillen ist der Leib zuweilen mehr oder weniger eingeschnürt (Fig. 7. 9.1.); in der Gegend des dritten Viertels treten zu. beiden Seiten des Leibes zwei ansehnliche Fortsätze etwas schräg nach hinten und unten gerichtet hervor (Fig. 7. 9.i.). Hin- ter diesen Fortsätzen verschmälert sich der Leib stark, und 76 läuft in eine stumpfe Spitze aus (Fig. 7. 9.A.). Die eben er- wähnten Fortsätze haben eine abgerundete kegelförmige Ge- stalt. Im Innern des Leibes läfst sich mit Mühe ein sehr feinkörniges Parenchym erkennen, von Organen keine Spur. An den stumpfen Spitzen der beiden Fortsätze. glaubte ich eine Saugöffnung bemerkt zu haben. Die Länge dieses Thie- res ist in der Ruhe meist „5 Linie. Seine Bewegungen, die es jedoch nur träge äufsert, beschränken sich auf Verkürzung, Verlängerung und auf Einschnürung des Leibes im zweiten vorderen Viertheil des Körpers (hinter den beiden Papillen) und auf Aus- und Einziehen der Fortsätze. Sehr oft wälzt sich auch der Wurm um seine Axe, und biegt sich in einem Bogen rückwärts um; doch kommt er durch keine dieser Anstrengungen aus der Stelle. Was sollte ich nun aus diesem Wurme machen; ist er ein Schmarotzer des jungen Monostomum mutabile, oder ist er das eigentliche junge Monostomum? In keinem aus dem Ei geschlüpften Thiere fehlte dieser Binnenwurm; immer hatte er in demselben dieselbe Lage. Er steckt nämlich in dem jungen Monostomum stets mit dem Vorderende nach vorn gerichtet (Fig. 5.%.), das Hinterende ist immer nach vorn umgebogen (Fig. 5.h.), indem es zum Ausstreeken nicht Raum genug hat; eben so sind die Seitenfortsätze eingezo- gon, und bilden nur zwei kurze Hervorragungen (Fig. 5.:.), von denen oft nur eine zu sehen ist, indem durch eine Sei- tenlage eine die andere deckt. Ob dieser Wurm erst nach dem Absterben seiner ihn einschliefsenden belebten Hülle her- auskriecht, oder ob er selbst seinen Kerker zerstört, lasse ich unentschieden; vielleicht sind die Bewegungen, die der- selbe, wie oben beschrieben wurde, in seiner Hülle macht, Versuche, sich zu befreien. Jedem, der die merkwürdigen Beobachtungen kennt, wel- che Bojanus !) und v. Baer ?) über die Entwickelung der Cercarien gemacht haben, müssen sogleich beim Anblicke je- 1) Bojanus, Isis 1818. S. 729. 2) Baer, Nor. Act. T. XII. P. II. p. 629 77 ner Binnenwürmer die königsgelben Würmer, aus denen sich Cercarien entwickeln, einfallen. Sie haben mit diesen Wür- mern aufserordentliche Aehnlichkeit; die beiden Papillen kom- men mit den beiden kleinen warzenförmigen Erhabenheiten überein, welche v. Baer an seinen Würmern abgebildet hat (Tab. XXXL Fig. VII.a'!.2.), die beiden hinteren Fortsätze sind mit den ansehnlichen Hervorragungen am hinteren Theile der gelben Würmer zu vergleichen (v. Baer, ebendas. Tab. AXXXT. Fig. VIl.a'.a?.z.). Eben so scheinen meine Thiere an denselben Stellen, an welchen sich bei den gelben Wür- mern Mundöffnungen und Saugnäpfe befinden, damit versehen zu sein, Leider konnte ich diese Würmer eben so wenig als die sie einschlicisenden Thiere länger als 24 Stunden am Leben erhalten. Noch ist zu bemerken, dafs die Bin- nenwürmer ein festeres Parenchym zu besitzen scheinen, als das äufsere Thier, indem es weit länger als das letztere nach dem Tode der Auflösung widerstand. Es fragt sich nun, bil- det sich das Thier, welches als Binnenwurm in dem aus dem Eie des Monostomum mutabile hervorschlüpfenden Thierchen eingeschachtelt steckt, späterhin zu einem Monostomum mu- tabile um, mit dem es jetzt noch nicht die geringste Aehn- lichkeit hat, oder erzeugen sich in ihm, wie in den gelben Würmern die Cercarien, erst späterhin die wirklichen jungen Monostomen? Wäre vielleicht dann nur das infusorienartige Thierchen als eine zu einem eigenen Thiere potenzirte und belebte Eihülle zu betrachten, die den einschliefsenden Keim- stock der jungen Monostomen an einen zu seiner weiteren Entwicklung geeigneten Ort tragen sollten? Man kann sich hier in Fragen und Vermuthungen gar nicht erschöpfen; ich will mich daher aller Reflexionen enthalten und mich dar- über freuen, wenigstens ein neues Räthsel in der Physiologie der Generation aufgefunden zu haben, welches zu lösen eben so schwer sein wird, wie die Erscheinungen, welche die Boja- nischen gelben Würmer und das Leucochloridium paradoxum !) 1) Leider ist mir Carus ausführliche Abhandlung über diesen räth- selhaften Schmarotzer (Nov. Act. Nat. Cur. Leop. T. XVII. P. 1.) 78 5 darbieten. Denn durch Vermehrung und Vergleichung dieser Beobachtungen wird man im Stande sein, das Gesetz und die Absichten, welche die Natur hier zum Grunde gelegt hat, aufzufinden. Betrachtet man den Uterus des Monostomum mutabile, bevor er seinen Inhalt entleert hat, so sieht man in seinen vorderen Windungen die bereits ausgeschlüpften Jungen sich lustig hin und her bewegen, und sich zwischen den leeren Eierschalen und einer granulirten Masse, die sich im Kanale des Uterus befindet, geschäftig vor- und rückwärts drängen. Es findet hier also eine Einschachtelung von vier verschiede- nen Thieren in einander statt. In der Cella infraocularis der Gans steckt das Monostomum mutabile, im Uterus des- selben lebt das infusorienartige Thierchen, in welchem wie- derum ein träger Wurm eingeschlossen ist. In den mittleren Windungen zeigen sich die ausgeschlüpften Jungen seltener, dagegen bewegen sie sich in ihrer Eischale schon sehr leb- haft (Fig. 4.). Weiter nach hinten erkennt man die Em- bryonen zwar in den Eiern, besonders leuchtet der dunkle Augenfleck durch die Schale hindurch, aber die Bewegung fehlt. Weiter zurück nehmen die Eier immer mehr an Ent- wicklung ab, bis man endlich auf ganz unreife Eier stölst. Es läfst sich hier die Entwickelung der Eier von Stufe zu Stufe beobachten. Die hintersten Eier, welche sich in der Nähe des Ute- rus-Ursprungs in dessen Windungen befinden, sind nur „; Li- nie grofs, eiförmig und farbelos (Fig. 1.). Sie entlialten eine sehr feingekörnte, weilse Masse, die in denselben gleichmäfßsig vertheilt und nur an dem einen Ende der Eier dünner zer- streut ist (Fig. 1.£.). Ein runder heller Fleck, der dem Keim- bläschen der Eier höherer Thiere entsprochen hätte, war bei keinem dieser Thiere zu entdecken gewesen ’). Der Inhalt noch nicht zu Gesicht gekommen, auf welche durch die Andeutungen, welche in Müller’s physiolog. Archiv. 1834. Hfi. 2. S. 159. und in Carus Zootomie, 1834. Bd. II. S. 737., über diesen wunderbaren Wurm gegeben sind, meine Neugierde auf’s Höchste gespannt ist. 1) Bei keinem Ei der Trematodenarten, die ich bis jetzt unter- 79 dieser unreifen Eier kommt ganz mit dem überein, den die Ausführungsgänge der Ovarien bei sich führen. Die Schale der unreifen Eier des Monostomum mutabile ist farbelos. Beim Fortrücken im Uterus vergrölsern sie sich allmälig, werden länglich- oval, und erreichen zuletzt die Gröfse von „; Linie. Unter diesem Wachsthume der Eier nehmen die Eischalen allmälig eine gelbbraune Farbe an, die körnige Dottermasse erscheint in ihnen nach und nach lichter und ungleicher zertheilt, auch lassen sich bald die Um- risse eines Embryo erkennen, das aus der Mitte des Dotters als ein ovaler oder bisexitförmiger Körper hervorschimmert (Fig. 2.f.). Noch sind aber weder Auge noch Binnenwurm zu erkennen. Die Dottermasse nimmt jetzt immer mehr ab, und liegt zu einzelnen grölseren Haufen im Ei umher (Fig. 2.a.a.); in vielen Eiern hat sich der Dotter zugleich auch in einzelne oder mehrere Ringe zusammengezogen, die den Embryo gürtelförmig bald in gerader, bald in schiefer Rich- tung umgeben (Fig. 2. 3. 4.6.2.). Ich habe zuweilen durch einen oder den anderen dieser Ringe den Embryo so eng ein- geschlossen gesehen, dafs letzterer dadurch förmlich einge- schnürt wurde. Bei weiterer Ausbildung des Embryo er- „scheint das Vorderende desselben sanft eingekerbt (Fig. 3.). Es zeigen sich auf dem Rücken des Vorderendes Spuren ei- nes Augenpigmentes, welches als zwei getrennte schwarze Flecke von unregelmäßsiger Gestalt zum Vorscheine kommt (Fig. 3.e.). Im hinteren Theile des Embryo tritt zugleich der künftige Binnenwurm als ein ovaler Umrifs hervor (Fig. 3.g-.). Noch bewegt sich am Embryo nichts. Die gelbe sucht habe, konnte ich dieses Keimbläschen antreffen, eben so wenig war es mir gelungen, dasselbe in den Eiern der Acanthocephalen und Ce- stoideen aufzufinden, während ich bei vielen Nematoideen einen runden durchsichtigen Fleck in der körnigen Masse der’ Eier antraf. In dem Strongylus auricularis und der Ascaris brevicaudata lassen sich diese Flecke schon in der körnigen Masse erkennen, ehe die letztere die Ova- rien verlassen hat, und che sie mit Eihüllen umgeben ist. Also auch hierin zeigen sich die Rundwürmer mit den höheren Thieren ver- wandter. 80 Schale hat sich indessen dunkler gefärbt. Je weiter man nun die Eier in den Uteruswindungen nach vorn verfolgt, um so mehr findet man den Embryo in ‘denselben entwik- kelt. Die Augenpigmentflecke vergrößsern sich, fliefsen all- mälig zusammen '), und bilden zuletzt die oben beschriebene regelmäfsige Figur (Fig. 4.e.). Der Binnenwurm wächst eben- falls, und bildet sich in demselben Verhältnisse aus, so dafs man an ihm, obwohl er im Embryo zusammengekrümmt liegt, seine zukünftige Gestalt errathen kann (Fig. 4.g.). Hat der Embryo seine völlige Ausbildung erreicht, so besitzt er eine ovale und walzenförmige Gestalt (Fig. 4.f.), und zeigt gewöhnlich hinter dem Kopfende eine Einschnürung (Fig. 4. 5.). Er besitzt alsdann. die Größse von -; Linie. Er fängt jetzt auch an, sich zu bewegen und langsam zu- sammenzuziehen; diese Bewegungen nehmen mit der völligen Ausbildung des Embryo immer mehr zn, bis sich.derselbe zuletzt eben so munter und lebhaft in seiner Eischale zeigt, als wie das eben geborene Junge. Er zieht sich bald kugel- förmig zusammen, dehnt sich rasch wieder aus, verändert die Gestalt seines Maulendes fast- in jedem Augenblick, indem dieses bald einen sechsmal eingekerbten (Fig. 4.r.r.), bald einen sechslappigen (Fig. 5.r.r.) Rand sehen läfst, zwischen welchem oft der Saugnapf (Fig. 5.d.), wie im ausgeschlüpf- ten Jungen, weit hervorgestreckt wird. Kurz, das Maulende des Embryo ahmt alle die Gestalten und Metamorphosen nach, welche das neugeborene Junge mit diesem Organe vorzuneh- men im Stande ist. Der Embryo dreht sich dabei: oft mi- nutenlang mit der gröfsten Schnelligkeit nm seine Längen- axe, und unterhält fortwährend mit seinen Wimpern, die jetzt deutlich zu erkennen sind (Fig. 4.), einen Strudel in der Eifeuchtigkeit, wodurch die von den einzelnen körnigen Haufen und Gürteln losgerissenen Körner ununterbrochen vom Maulende angezogen; sodann längs den Seiten herabgetrieben und am Schwanzende vom Leibe wieder fortgeschleudert wer- den. 1) In diesem Zustande der Entwicklung, scheint Mehlis (Isis 1831. S. 173.) die Eier dieses Helminthen geschen zu haben. 81 den. Diese Wimpernbewegung, wenn sie einmal zu strudeln angefangen hat, macht nie wieder eine Pause, und erlischt nur erst mit dem Tode des Embryo. Die Anwesenheit der Wimpern wird, wie bei den ausgeschlüpften Thierchen, auch bei dem lebenden Embryo durch einen schmalen Hof, der seinen ganzen Leib umgiebt, angedeutet. Die grölseren Kör- nerhaufen und Gürtel als Ueberbleibsel des Dotters werden durch die Bewegungen des Embryo nicht von der Stelle ge- rührt, und scheinen an der inneren Fläche der Eischale fest- zukleben. In denjenigen Eiern, welche sich in den vorderen Windungen des Uterus befinden, verschwinden die Körner- haufen und Gürtel zuletzt ganz, indem sie wahrscheinlich vom, Embryo verzehrt werden. Man sieht dann nur noch einzelne lose Körner, die nun ohne alles Hindernifs in einem ununterbrochenen regelmäßigen Kreislauf am Leibe des Em- bryo herab und nach hinten gejagt und mit der Strömung eben so wieder längs der inneren Wand der Eischale nach vorn getrieben werden. & In den vordersten Windungen sah ich gewöhnlich nur noch wenige Embryonen in ihren Eischalen, die meisten wa- ren ausgeschlüpft. Die leeren Eischalen von braungelber Farbe hatten den Deckel, mit welchem sie aufgesprungen waren !), zum Theil noch anhängen (Fig. 6.) oder zum Theil ganz verloren. In diesen leeren Eischalen waren nur noch schr wenige feine Körnchen (Fig. 6.u.) oder einzelne kleine Kör- nerhaufen (Fig. 6.a.) als Reste des Dotters zurückgeblieben. Beim Herausschlüpfen aus dem Ei verlängert und ver- schmälert sich der Embryo, und schwimmt dann unter der Gestalt von Fig. 5. enısig und rastlos in der Höhle des ge- wundenen Uterus hin und her. Nur beim Süllhalten des Embryo, welches jedoch selten geschieht, verkürzt er sich, und nimmt wieder die Form an, welche er im Ei hatte (Fig. A.f.). Dieses bunte Gewimmel der in den engen Ute- ruswindungen mit gröfster Schnelligkeit durch einander schwim- 1) Das Aufspringen der Eier mittelst eines Deckels findet fast in allen Trematoden statt, . I. Jahrg. 6 32 menden Embryonen gewährt dem Auge einen iafserst über- raschenden Anblick. Hiemit will ich nun die Beobachtungen, die ich mit dem Monostomum mutabile angestellt habe, schlielsen, und nur noch Folgendes als Resultat des über die Entwicklung der Trema- toden bis jetzt Bekanntgewordenen zusammenstellen: 1) Man kennt von Trematoden, deren Eier sich im Ute rus entwickeln, für jetzt nur folgende acht Arten, nämlich Monostomum flavum und mutabile, Distomum_ cylindraceum, cygnoides, hians, nodulosum, perlatum und tereticolle. 2) Die aus den Eiern des Monostomum mutabile, des Distomum cygnoides, hians und nodulosum entwickelten Jun- gen haben dem äufseren Ansehen nach mit gewissen polyga- strischen Infusorien die größste Achnlichkeit. 3) In den Jungen des Monostomum jlavum, mutabile und Distomum nodulosum ist ein Augenpigmentfleck vorhanden. 4) Die Jungen des Monostomum mutabile schlüpfen schon im Uterus aus dem Ei, werden mithin lebendig geboren. 5) Alle Jungen des Monostomum mutäbile beherbergen einen Binnenwurm. . 6) Der Binnenwurm der von dem Monostomum mutabile geborenen Jungen gleicht in seiner Gestalt und seinen Be- wegungen ganz dem von Bojanus entdeckten königsgelben Wurme. Ich mache hier noch darauf aufmerksam, dafs die übri- gen Ordnungen der Helminthen nicht minder überraschende Erscheinungen in ihrer Entwickelungsgeschichte darbieten; was mich meine darüber angestellten Untersuchungen bereits gelehrt haben, werde ich demnächst bekannt machen. Es war mir besonders interessant, gefunden zu haben, dafs sich in allen Taenien- Arten, die ich bis jetzt untersucht habe‘ (es ist deren eine ganze Reihe), die Eier mit ihren auf die wun- derbarste Weise an Zahl und Gestalt variirenden Eihüllen schon im Uterus entwickeln, und dafs sich der Embryo, mei- stens einem runden ungegliederten Körper ähnlich, im Ei be- wegt und seine in einen Kranz gestellten sechs Häkchen, 3 S3 mit denen jeder Embryo ohne Ausnahme an seinem Kopf- ende versehen ist, lebhaft aus- und einzieht !). Königsberg, im November 1834. Erklärung der Kupfertafel (Tab. I.) Fig. 1. Ein unreifes farbeloses Ei aus den hintersten Uterus- windungen des Monostomum mutabile; der darin be- findliche Dotter -ist in dem schmäleren Theile des - Eies a. stark angehäuft, in dem breiteren Theile t. weniger zusammengedrängt. Die natürliche Gröfse dieses Eies beträgt 7; Linie. Fig. 2. Ein blafsgelbes Ei aus den hinteren Windungen des Uterus von Monost. mutabile. Der Dotter ist bis auf einzelne Körnerhaufen a.a. und bis auf drei Gür- tel 2.5.b. geschwunden. In der Mitte des Eies er- - blickt man den Umrils des Embryo f. Fig. 3. Ein dunkelgelbes Ei aus den mittleren Üteruswindun- gen des Momost. mutabile mit dem mehr ausgebilde- ten Embryo f. in der Mitte; r. eingekerbtes Maul- ende desselben; e. die zwei noch getrennten Augen- pigmentflecke; g. Umrifs des Binnenwurms. Die Kör- nerhaufen a.a. und Gürtel 2.5. als Reste des Dotters sind mehr geschwunden. Die natürliche Größe die- ses und des vorigen Eies beträgt -; Linie. Fig. 4. Ein braungelbes Ei aus den vorderen Uteruswindun- gen des Monost. mutabile mit einem ziemlich ausge- bildeten und lebenden Embryo ‚f. in seiner Mitte; der ganze Leib ist mit Wimpern besetzt; r.r.r. einge- kerbtes Maulende; s. Einschnürung hinter dem Kopf- ende; e. zusammengefiossene Augenpigmentilecke; g. mehr entwickelter Binnenwurm, von der Seite gese- hen; %. dessen Vorderende; i. einer der beiden hin- 1) Am deutlichsten sah ich diese, mit Häkchen bewaffneten und im Ei sich bewegenden Embryonen bei Taenia ocellata Percae cer- nuae im Herbste, bei Taenia infundibuliformis Phasiani Galli, Taenia angulata Turdi musici, Taenia lanceolata und setigera der Hausgans im October, bei einer Taenia aus dem Darme des @a- sterosteus pungitius im Juni und bei einer von der’ Tiaenia pusilla verschiedenen T'zenia nov. sp. aus der Hausmaus, in deren abnorm er- weiterten Ductus choledochus ich diesen Schmarotzer zur WVinterszeit sowohl in Berlin als in Heilsberg nicht selten angetroffen habe. 6* s4 Fig. 5. Fig. 8. Fig. 9. teren Seitenfortsätze, und A. eingebogenes Schwanz- ende dieses Binnenwurms. Die Körnerhaufen a.a. und Gürtel d.6. des Dotters sind noch mehr geschmolzen. Die natürliche Gröfse dieses Eies beträgt -; Linie. Ein aus dem Ei geschlüpftes Junge von Monost. mu- tabile. r.r.r. lappiges Maulende, aus dessen Mitte d. der Saugnapf hervorragt; m. Einschnürung des Kopf- endes; e. Augenpigment; n. Hals, welcher der Ein- schnürung s. von Fir. 4. entspricht; g. entwickelter Binnenwurm, von der Seite gesehen; %. dessen Vor- derende; A. dessen eingebogenes Schwanzende; i.i. seine beiden hinteren Seitenfortsätze. Die Pfeile ge- ben die Richtung der Wasserströmung an, welche dieses Thierchen mit seinen über den ganzen Leib verbreiteten Wimpern zu Wege bringt. Die natür- liche Gröfse beträgt 5 Linie. Ein leeres braungelbes Ei des Monost. mutabile; c. der aufgesprungene Deckel; a.a. Reste des Dotters; u. einzelne Dotterkörnchen. Binnenwurm, auf den Rücken liegend, nachdem er sich aus dem abgestorbenen Jungen des Monost. mu- tabile befreit hat. %. Vorderende mit der Spur einer Mundöflnung; Z. Einschnürung hinter den eingezoge- nen und nicht sichtbaren Seitenpapillen; ö.i. die bei- den hinteren Seitenfortsätze mit Spuren von Saug- näpfen; A. das Schwanzende. Die Reste eines abgestorbenen und zerfallenen Jun- gen des Monost. mutabile, aus denen der Binnenwurm hervorgeschlüpft ist; d. unversehrt gebliebener Saug- napf; e. noch Eros deutlich zu erkennendes Augen- pigment; 0.0. Körnerhaufen, die nicht scharf begränzt sind; p.p. scharf .begränzte und bewimperte Bläschen; qg.g. scharf begränzte nackte Bläschen. Sehr stark vergröfsert. Ein Binnenwurm des Jungen von Monost, mutabile, auf der Seite liegend. %. Vorderende mit der Spur einer Mundöffnung; 2. Einschnürung hinter den einge- zogenen Seitenpapillen; i. rechter hinterer Seitenfort- „satz mit der Spur eines Saugnapfs; %k. nach dem Rük- ken umgebogenes Schwanzende. Die natürliche Grö- fse dieser und der siebenten Figur beträgt -'; Linie. 85 Anchinia Savigniana Eschsch.') (Hierzu die Abbildung Fig. 2 u. 3. auf Tab. II.) Unter dieser Benennung ?) macht Rathke am angeführten Orte die Beschreibung und Abbildung 'einer früher unbekann- ten Mollusken-Gattung aus den hinterlassenen Papieren von Eschscholtz bekannt ®). Sie gehört zur Abtheilung der Acephala nuda Cuv. oder Lamarck’s Tunicata, und ist den Gattungen Pyrosoma und Salpa verwandt; ersterer, indem mehrere Thierchen an einem gemeinsamen Körper hängen, 1) Memoires presentes a ’Academie des sc. de St. Petersbourg. Tom. II. lior. 1 et 2. Petersb. 1833. p. 177. 2) Anchinia (ayglvow prudentia). 3) Der auffallende Parallelismus in der Gruppe der Tunicata, der sich wenigstens in der Familie der Ascidien in den gestielten und sitzen- den Gattungen der einfachen und den gestielten und sitzenden Gattun- gen der zusammengesetzten oder richtiger ‚aggregirten Formen derselben bemerklich macht (so Boltenia = Cynthia, Clavellina = Phallusia, Sigillina = Diazona, Distomus, Synoicum = Polyelinum u. s. w.), liefs wohl jeden aufmerksamen Beobachter dieser Analogien in der Fa- milie der Salpen eine Lücke fühlen, indem bisher keine, diesen entspre- chende, aggregirte Formen bekannt waren. Wie denn auch bereits der Herausgeber diesen Mangel in seinem Handbuche der Zoologie, S. 575., andeutete, Von grofsem Interesse ist es demnach, dals in der Gattung Anchinia eine solche Thierform gegeben ist. Leider läfst die etwas rohe Abbildung, welche wir nur in getreuer Copie wiedergeben konnten, fast allein die äufsere Form erkennen. 86 letzterer, indem jedes der einzelnen Thiere im Baue grolse Aehnlichkeit mit den Salpen zeigt. Der gemeinschaftliche Thalamus, ein walzenförmiger Faden, +—2 Linie breit, meh- rere (6) Zoll lang, enthält einen schleimigen, mit weilslicher dünner Haut überzogenen Kern. An ihm hängen kleine sal- penähnliche Thierchen mittelst eines Stielchens fest, alle in einer Reihe und an einer Seite. Wenn sie von ihm loslas- sen, bleiben an der Stelle kleine dehnbare Zipfel stehen. Sie sind höchstens 14 Linien lang, länglich-eiförmig, an beiden Enden abgestutzt und offen. Die Bauchseite geht hinten in einen ziemlich langen Fortsatz aus, mit dem das Thier dem Faden ansitzt. Die diesem Fortsatze entgegengesetzte Oefl- nung des Körpers ist gleich der vorderen der Salpa, hat aber keine Lippen. Den gröfsten Theil der grofsen Höhle des Kör- pers nimmt die breite Kieme ein; sie nimmt ihren Ursprung an der Rückenseite vom vorderen Körperende, und zwar in - Gestalt zweier Blätter. Diese reichen dann bis nahe dem hinteren Körperende hin, wo sie sich nach der Bauchseite umschlagen, und an ihr bis zur Mitte des Körpers wiederum hinaufsteigen. Jedes Kiemenblätt besteht aus feinen weilsen Queerfäden, von denen immer 2 an beiden Enden unter ein- ander verbunden sind, und auf diese Weise einen zusammen- gedrückten Ring bilden. Diese Ringe sind am Anfange und Ende der Kieme sehr klein, in der Mitte aber sehr breit. Zwischen den Blättern des oberen Kiemenendes bemerkt man den etwas näher der äußseren Haut liegenden, weilsen, ver- hältnifsmäfsig ziemlich grofsen Nervenknoten und feine, von ihm ausgehende Nerven. Vor dem vorderen Kiemenende aber bemerkt man einen weilslichen Faden, der anfangs in einen kleinen Kreis zusammengeschlungen ist, und darauf ei- nen Faden links, einen anderen etwas tiefer entspringenden rechts abgiebt; diese gehen am Rande der vorderen Oeflnung zur Bauchseite hin, und vereinigen sich hier in eine breite weilse Bauchlinie, die bis zum Bauchende der Kieme reicht. , Im hinteren Winkel der Bauchseite bemerkt man den weils- lichen, sackförmigen Magen, und von ihm ein kurzes Darm- stück, sich nach oben wendend und sich dort mit erweiter- EN 87 ter Oeffnung mündend, ein anderes kurzes aber sich seitlich wendend. Unter dem Magen pulsirt das kleine wasserhelle Herz. Vom Darm und Magen bis zur Spitze des Fortsatzes verläuft ein feiner Kanal. Die Spitze des Fortsatzes selbst ist an zwei Stellen weißlich trüb und das hintere Ende et- was abgestutzt. Die hintere Körperöffnung ist rund und ohne Lippen; sie sowohl als die vordere standen immer offen. Die Thierchen schluckten bald vorn Wasser ein und schwammen nach vorn, bald hinten ein und schwammen rückwärts. Uebri- gens scheint das Wasserschlucken oder vielmehr das dem Re- spiriren ähnliche beständige Einschlucken und Ausstofsen des Wassers zu ihrer Respiration nicht besonders nothwendig zu sein, indem die Thierchen die gröfßste Zeit über unbeweglich lagen, und nur spät erst anfingen, zuweilen Wasser einzu- schlucken. Fünf feine Reihen von Muskeln, die den Kör- per in gleichmäfßsigen Entfernungen umgeben, waren zu be- merken. Die einzige Art, A. Savigniana, wurde unter dem 46° nördl. Br. und dem 16° westl. Länge von Greenwich ge- funden. Psittacus cyanolyseos Mol. ') s Dieer Vogel errichtet auch in den Anden von Antuco seine Colonien, obwohl weniger häufig als in denen der Nordpro- vinzen. So bunt er auch ist, so ist seine Färbung doch nicht schön, und die Fähigkeit, die Laute der menschlichen Stim- men nachzuahmen, theilt er nicht mit seinen Verwandten. Den Ungewohnten mögen seine geselligen Niederlassungen 1) Pöppig, Reise in Chili u. s. w. 1835. 4. 1. Bd. S. 451. cf. Linn. Syst. Nat. ed. Gmel. I. p. 343. Nr. 118. 88 sehr überraschen. Man nähert sich bei einer mühsamen Strei- ferei um die Mittagsstunde einer senkrechten Felsenwand, und glaubt sich ganz allein, die tiefste Stille herrscht rings um- her, welche in allen wärmeren Gegenden Amerika’s, beson- ders aber in den tropischen Ländern, die Mitte des Tages bezeichnet, wo die meisten Thiere in festen Schlaf versun- ken sind. Eine Art von Knurren wird von allen Seiten hör- bar, allein man sieht sich umsonst nach den Thieren um, die es hervorbringen könnten. Plötzlich ertönt der Warnungs- ruf eines Papageien; er wird von vielen anderen beantwor- tet, und ehe man noch recht das Ganze begreift, ist man mit Schaaren jener zänkischen Vögel umringt, die mit augenschein- lichem Zorn in engem Kreise um den Wanderer fliegen, und auf ihn zu stofsen drohen. Aus der Menge von Löchern der mürben Felswand blicken possirlich genug die runden Köpfe der Papageien hervor, und was von ihnen nicht umherfliegt, stimmt wenigstens in den Aufruhr durch lautes Schreien ein. Jede Oeffnung bezeichnet ein Nest, welches von den Eignern in den Thonschichten, welche sich zwischen den Felswänden befinden, ausgehöhlt worden, und gar nicht selten mag man von ihnen einige Hundert zählen. Immer sind aber solche Colonien so klug angelegt, dafs weder von unten noch von oben ein Raubthier sich ihnen nahen kann. Die Chilenen vergnügen sich, wo irgend die Oertlichkeit es erlaubt, mit dem ziemlich gefährlichen Aufsuchen der Jungen. Sie lassen sich mit Lassos über den oberen Rand des Felsens herab, und plündern trotz des Geschreies der Alten die Nester, und in der That liefern die jungen Papageien kein unangenehmes Gericht. 89 Ueber Lutra maculicollis Lichtenst. aus dem Kafferlande, vom Geh. Medieinalrath und Professor Dr. Lichtenstein. (Hierzu die Abbildung Tab. II. Fig. 1.) Bekanntlich hat die in den früher durchforschten Gegenden des südlichen Amerika’s einheimische, großse Flufs-Otter ') ihr Merkmal in dem bei einem Raubthiere sehr befremdlichen ‘Mangel der Krallen. Die Frage, ob dasselbe ein untrüglich constantes oder etwa nur an den Zustand des ‘höheren Le- bensalters gebundenes sei, ward durch das Vorkommen klei- nerer Otiern aus derselben Erdgegend angeregt, welche in der Krallenbildung mit ihren Gattungsverwandten überein- stimmten ?). Sie mufste so lange unbeantwertet bleiben, bis jugendliche Exemplare der gemeinen capischen Otter unter- 1) L. capensis Schinz, L. inunguis F. Cuv., Aonyx de Lalandii Less. 2) @. Cuvier, Le Regne animal, nouv. Edit. 1829. Tom. I. p. 148.: L. capensis; ce qui la distingue le plus, c’est que (dw moins a un certain üge) elle n’a point d’ongles, caractere, sur le- quel Mr. Lesson a etabli son genre Aonyx. Cependant on a rapporte du Cap de jeunes individus, qui ont des onglesz il reste a savoir, s’ils sont de la meme espece. 90 sucht werden konnten, und auch die kleinere Art mit Kral- len in genügenden Proben nach Europa gelangte. Beides ist jetzt geschehen. Im Leidner Museum befindet sich nämlich ein von Dr. Smuts bereits 1832 erwähntes !) und mir 1833 zu genauer Untersuchung verstattetes Exemplar der L. capensis aus den ersten Lebensmonaten, das zwar, wie auch die meisten aus- gewachsenen derselben Art, an den Zehen der Hinterfülse mit schwachen Nägeln versehen ist, doch an den Vorderfülsen auch nicht eine Spur davon wahrnehmen läfst. Es stimmt überdies in der mehr schiefergrauen als braunen Färbung des Balges, so wie in der Zeichnung des Kopfes und Vorderlei- » bes mit den ausgewachsenen so vollkommen überein, als es der jugendliche Zustand nur zuläßst. Wir wissen also nun, dals die Hauptmerkmale der capischen Otter sich in allen Lebenszuständen gleich bleiben. Seitdem sind auch von der zweiten südafrikanischen Art zwei wohlerhaltene ausgewachsene Exemplare nach Berlin ge- kommen, von welchen unser zoologisches Museum eins an sich gebracht hat. Sie wurden in den weniger bereisten Ge- genden des Kaflerlandes am östlichen Abhange der Bambus- berge erlegt, aus welchen auch wahrscheinlich die von Cu- vier erwähnten jungen Exemplare stammen, indem Herr de Lalande, dem das Pariser Museum in neuerer Zeit die mei- sten seiner südafrikanischen Seltenheiten verdankt, auch bis in jene Gegenden vorgedrungen war. Unsere Abbildung stellt diese nunmehr als wesentlich verschieden bewährte Art dar, an welcher zunächst die flek- kige Zeichnung des Vorderhalses ein von allen bisher bekann- ten Ottern abweichendes Merkmal darbietet, von welchem daher auch die Benennung zu entnehmen war. Das zweite diagnostische Merkmal ist die, die Zehen des Vorderfulses nach ihrer ganzen Länge verbindende Schwimm- haut, die der großen capischen Otter ganz fehlt ?), ein drit- 1) Enumeratio Mammalium capensium. Lugd. Bat. 1832. p.13. 2) Diese Zehen sind vielmehr bis an die Basis gespalten und von 9 tes: die tief kastanienbraune Färbung des Bälges, die der der Sumpfotter (L. Lutreola) am nächsten kommt, nur dals das Haar viel kürzer und glatter anliegend ist, ein viertes end- lich die halbkreisförmige Gestalt der deutlich vorragenden Ohren. Die Diagnose würde also lauten: L. saturate castanea, collo subtus ‚albo maculis castaneis, auriculis semiorbicularibus, digitis palama integra (pilosa) connexis '). Ausmessung: Ganze Länge von der Schnautze bis zur Schwanzwurzel 2 2” Länge des Schwanzes ... 22.00. 11 Länge des Kopfes v. d. Schnauze bis zwisch. die Ohren .33 Entfernung des vorderen Augenwinkels v. d.Nasenspitze 14 Entfernung des hinteren Augenwinkels vom inneren DEREN. RITTAL} a © Breite der Olıren 8”, Höhe derselben 4”. Länge d. Vorderfüfse vom Ellenbogen bis zurZehenspitze 44 Länge der Hinterfüfse vom Hacken bis zur Zehenspitze 4 Länge der mittleren Vorderzehen ............ 2 Länge der mittleren Hinterzehen ............ 4 Als speciellere Ausführung des Obigen diene Folgendes: Unsere Exemplare waren, wenn auch nicht vollkommen aus- gewachsene, doch rein ausgefärbte, dem Jugendzustand ent- wachsene; denn die hinteren Backenzähne, deren Entwicke- lung bei den Ottern langsam von Statten geht, waren völlig [I auffallend gestreckter Gestalt. Achnlich ist auch die Bildung der Vor- derzehen an den indischen L. Barang F. Cuv. und L. leptonyx Horsf. Bei beiden (deren specifische Verschiedenheit noch deutlicher in’s Licht zu setzen ist) sind die Nägel aufserordentlich klem, aber an der ersten wenigstens keinesweges fehlend (wie Temminck vermuthen liefs), auch nicht platt, sondern seitlich zusammengedrückt, Die Auf- stellung der gesonderten Gattung Aony.x bleibt demnach bedenklich, 1) Auf die hier zur Diagnose gebrauchten Momente wird eine kri- tische Revision der Otter-Arten überhaupt die Charakteristik derselben vorzüglich zu gründen haben. Die Verhältnisse der commensurablen Glieder haben in der ganzen Gattung eine grolse Constanz. Die Farbe allein entscheidet nicht hinreichend, besonders wenn sie, wie bisher ‚’so höchst ungenau angegeben wird. 92 ausgebildet vorhanden, und der Schädel zeigte die ausgewirk- teren Leisten des festen Alters. Das Gebils bot übrigens nichts, von seinem generischen Grundtypus irgend Abwei- chendes dar. — Das Borstenhaar ist über dem ganzen Leib von grolser Gleichmälsigkeit der Länge, Dichtigkeit, der Fär- bung und des Glanzes. Nur an der Bauchseite entbehrt es des letzteren, und die Färbung erscheint daher weniger ge- sättigt. Das Wollhaar ist ebenfalls überall gleich dieht und von grauer Farbe. Ober- und Unterlippe sind bis an den Mundwinkel weifsbehaart; schmaler die. Oberlippe, die un- tere fast in der ganzen Breite des Kiefers. Zwischen dessen Aesten schiebt sich in den Kinnwinkel ein aus zwei unglei- chen und unregelmälsigen Schenkeln bestehender Fleck von mattbrauner Farbe ein; ähnliche, nur kleinere Flecke stehen zerstreut auf der ganzen weilsgefärbten Vorderseite des Hal- ses, bis sie, gegen die Brust sich häufend und mehr zusam- menfliefsend, die helle Grundfarbe ganz verdrängen. Die ganze Zeichnung ist unsymmetrisch, auch an beiden Exem- plaren ungleich, an dem einen ‘die rechte, an dem anderen die linke Seite voller gefleckt. An beiden zeigt die Spitze des Unterkiefers einen fast kahlen, nur äulserst zart behaar- ten, halbkreisförmigen Fleck, der in seiner Breite den ganzen Raum der Vorderzähne und unteren Eckzähne einnimmt, und nach hinten von einem regelmälsigen Bogen begrenzt wird. Die Nasenkuppe ist, wie bei den meisten Galtungsverwandten nackt, von schwarzer Farbe. Die Ohren sind von der inneren, wie von der äulseren Seite mit kurzem Haare dicht bewaclısen, dessen Farbe am Rande um ein Geringes heller erscheint, als in der Mitte. Der äußsere Gehörgang liegt, wie eine schmale (verschliefsbare) Spalte in der Mitte einer ebenen Halbscheibe. — Ein runder weilser Fleck am Knie (der Hinterfülse), von einem Zoll Durchmesser, ist, wenn constant, ohne Zweifel ein charakteristisches Merkmal. — Die Krallen sind stark, 2 Linien lang, nicht sonderlich scharf zugespitzt und an den Vorderzehen von gelblich weilser, an den hinteren von elwas dunklerer, schmutziger Färbung. 93 Beschreibung der vom Herrn A. von Humboldt nach Eu- ropa gebrachten und dem Nationalmuseum zu Paris geschenkten Amerikanerschädel von J. F. Meckel '). x Unter den vielen, das lebhafteste Interesse des Naturforschers erweckenden Gegenständen, welche wir der Reise des Herrn v. Humboldt verdanken, behaupten einige Amerikanerschä- del, welche er nach Europa brachte und im Nationalmuseum deponirte, gewils eine der ersten Stellen. Mehrere Umstände maehen gerade diese Schädel sehr interessant. Zwei davon, ‚ein Mexikanischer und Peruanischer, sind es, weil Herr v. Humboldt mit der größsten Genauigkeit sich versicherte, dafs beide durchaus echten und unvermischten Ursprungs sind; zwei andere, weil sie wahrscheinlich von einem jetzt erloschenen, ehemals berühmten Stamme, dem Karaibischen, herrühren. Einen von den beiden letzteren hat Herr v. Humboldt dem Herrn Hofrath Blumenbach zum Geschenke gemacht, und ich habe daher bei der Beschreibung dieser Schädel, theils um Herrn Blumenbach nicht vorzugreifen, theils weil sich I) Diese bisher ungedruckt gebliebene wichtige Abhandlung, durch deren gütige Mittheilung Herr Alexander v. Humboldt diese Blätter beehrte, wurde für denselben von dem verstorbenen Meckel zu Paris im Jahre 1805 verfafst, 94 durchaus keine wesentlichen Verschiedenheiten zwischen dem seinigen und dem im Museum befindlichen wahrnehmen las- sen, vorzüglich nur auf diesen letzteren Rücksicht genommen. Alle drei Schädel sind vorzüglich gut erhalten. - Der Mexikanische und der in den Katakomben des Orinoko ge- fundene gehörten Männern in den mittleren Jahren, der Pe- ruanische, wie die an mehreren Stellen beträchtlich absorbir- ten Kiefer bewiesen, einem Greise an. Alle haben eine so grofse Aehnlichkeit mit einander, dafs man sie auf den er- sten Blick für Schädel eines Stammes erkennt; ganz vorzüg- lich auffallend gleichen einander der Mexikanische und Ka- raibische. Weniger auflallend ist in mehreren Rücksichten die Aehnlichkeit zwischen den beiden letzteren und dem Pe- ruanerschädel; allein dies gilt vorzüglich nur für die Form des eigentlichen Schädels, das Gesicht kommt im Wesentli- chen durchaus mit jenem überein, und die kleinen Verschie- denheiten, welche auch in dieser Hinsicht zwischen diesem und den beiden übrigen Schädeln statt finden, sind theils in- dividuell, theils dem hohen Alter des Peruanischen zuzu- schreiben, das einige der wesentlichsten Charaktere, z’B. die Höhe der Kiefer, weniger auffallend macht. Die ‚wesentlichen Charaktere einer jeden Race ergeben sich natürlich nur auf zwei Wegen, einmal durch die Zusam- menstellung, und Vergleichung. einer möglichst grofßsen Menge von Individuen aus verschiedenen Stämmen derselben Race, zweitens aus der Vergleichung des auf diese Art gefundenen allgemeinen Bildes dieser Race mit denen der übrigen. Es war daher natürlich, diese Schädel von drei verschiedenen Stämmen derselbe Race unter einander und mit Schädeln der übrigen Racen zu vergleichen. Herr Cuvier erlaubte mir zum letzteren Behufe die Vergleichung der Amerikanerschä- del mit den Schädeln der äthiopischen und tartarischen Race, deren sich mehrere in dem Cabinet für vergleichende Anato- mie befinden. Was die Art, den Schädel zu betrachten, betrifft, so er- geben sich zwar unstreitig die wesentlichsten Charaktere des- selben aus der Betrachtung des Gesichts von vorn und des 95 Gesichts nebst dem ganzen Schädel von der Seite; doch wer- den einige unten vorkommende Beobachtungen beweisen, dafs die Betrachtung desselben von oben, hinten und unten gleich- falls nicht überflüssig ist. Ich betrachte zuerst die Schädel von vorn. Stellt man sie so auf eine Horizontalfläche, dafs der untere Rand des Unterkiefers und der zwischen dem Dornfortsatze des Hinter- hauptbeines und dem Hinterhauptloche befindliche Theil die- ses Knochens dieselbe überall berühren, so hat man von dem eigentlich sogenannten Schädel den größsten Theil des Stirn- beines und die ganze Form des Gesichtes vor sich. Sehr auflallend ist hier sogleich die beträchtliche Com- pression des Stirnbeines von einer Seite zur anderen beim Amerikanerschädel, eine Conformation, die sich zwar in al- len, vorzüglich aber im Mexikanerschädel sehr deutlich aus- spricht. Diese Enge ist, wie sich aus den unten befindlichen Messungen ergiebt, theils reell, theils scheinbar. Beim Me- xikaner, wo der Schädel wirklich in dieser Gegend weit schmäler als bei denen aller übrigen Racen ist, zeigte sich auch der Einfluls, welchen diese Compression vielleicht auf die Form des Stirnbeines hat, am deutlichsten. Statt dafs bei den Schädeln aller übrigen Racen der Schädel hier von einer Seite zur anderen gewölbt ist, so dafs eine Seitenhälfte des Stirnbeines unmerklich in die andere übergeht, erheben sich diese beiden Seitenhälften von der durch die Anlage des Schlafmuskels bezeichneten Stelle an bis zur Mitte so steil gegen einander, dafs dadurch das Stirnbein eine durchaus dachförmige Gestalt erhält. Diese dachförmige Gestalt zeigt sich vorzüglich steil in der Mittellinie desselben, in der Stelle der ehemaligen Stirnnaht, und setzt sich über den ganzen Schädel durch die Pfeilnaht fort. Beim Karaibenschädel fin- det sich dieselbe Bildung, wiewohl nicht ganz so auffallend, noch etwas weniger beim Peruanerschädel, der überhaupt in der eigentlichen Schädelform sehr merklich von den anderen beiden abweicht. Daß indefs diese dachförmige Gestalt des Stirnbeines vielleicht unabhängig von der gleichzeitigen Schmal- heit desselben existire, läßt die Conformalion desselben Kno- 96 chens beim Tartaren, namentlich dem Kalmucken, vermuthen, wo mit fast gleich beträchtlicher Schmalheit des Stirnbeines unmittelbar hinter den Jochbeinfortsätzen gerade das entge- gengesetzte Extrem, die grölste Wölbung der Stirn von ei- ner Seite zur anderen, statt finde. Doch divergirt auch beim Kalmucken die rechte und linke Seite der Stirn nach hinten schneller und stärker, als bei irgend einer anderen Race. Am weitesten entfernt sich offenbar, wie aus den un- ten befindlichen Zahlen erhellt, von der Amerikanischen Bil- dung in Rücksicht auf Schmalheit der Stimm der Negerschä- del, am nächsten steht ihm der Kalmuckische und zwischen diesem und dem Aethiopischen liegt der Kaukasische. Son- derbar ist, dafs gerade da, wo die größste Schmalheit nächst dem Amerikanischen stattfindet, beim Tartaren, doch zugleich die größste Wölbung der Stirn, und da, wo die gröfste Breite, beim Neger, zugleich eine der dachförmigen des Amerikaners etwas ähnliche Erhabenheit in der Mittellinie des Stirnbeines vorkommt. Weniger auffallend als bei allen übrigen Racen ist auch der aufsteigende Theil des Stirnbeines vom hinteren, mehr horizontalen geschieden. Auch diese Bildung, welche dem Amerikanerschädel eigenthümlich ist, und der zufolge das Stirnbein also weit schräger aufsteigt, seine Wölbung ein Abschnitt eines weit gröfßseren Kreises ist, als bei allen übri- gen Racen, ist beim Mexikanerschädel weit deutlicher, als bei den beiden übrigen, am wenigsten beim Peruanerschädel ausgesprochen. Die Stirnerhabenheiten des Mexikaners und Karaiben sind sehr wenig ausgebildet, ragen wenig über die übrige Stirn- wölbung hervor, und sind durch keine starke Vertiefung von den Augenhöhlenerhabenheiten geschieden. Beim Peruaner- schädel ist dies viel stärker, allein nicht wegen beträchtlich grolser Stirnerhabenheiten, sondern wegen noch weit stärke- rer Ausbildung der Augenhöhlenerhabenheiten, als bei den beiden übrigen Schädeln, wo sie dennoch nicht unbeträcht- lich sind. Die Stirn geht beim Peruaner von der Stelle an, wo sich von unten die Stirnerhabenheiten zu erheben anfan- gen, 97 gen, eben so schräg nach hinten und oben fort, als bei dem Mexikaner und Karaiben. Von allen Racen hat offenbar die tartarische die Stirn- erhabenheiten sowohl von oben nach unten als von einer Seite ‘zur anderen am größten und breitesten; beim Euro- päer sind sie kaum merklich größser als beim Neger. Es versteht sich von selbst, dafs dies nur im Allgemeinen gilt, und dafs auf einzelne Ausnahmen hier keine Rücksicht ge- nommen werden kann. Die Richtung und Länge der Jochbeinfortsätze des Stirn- beines hat einen sehr wesentlichen Einflufs auf die Form des Gesichtes, und sie verdient daher eine genaue Betrachtung. Ihre Richtung giebt dem Gesichte des Mexikanerschädels eina auflallende Breite. Aus den unten befindlichen Mafsen er- giebt sich, dafs er und der Kalmückenschädel die am meisten divergirenden Jochbeinfortsätze des Stirnbeines haben. Doch findet sich zwischen beiden eine beträchtliche Verschieden- heit, welche auf die Form des Gesichtes einen wesentlichen Einfluß hat. Beim Mexikaner nähert sich nämlich die Rich- tung der Jochbeinfortsätze weit mehr der perpendieulären als beim Kalmücken, und, wenn das Verhältnifs zwischen der Breite des Gesichtes beim Anfange dieses Fortsatzes und der Breite desselben bei seinem Ende, wo er sich mit dem Joch- beine verbindet, beim Mexikaner und Kalmücken gleich ist (etwas, das sich aus den unten angegebenen Zahlen ergiebt), so beweiset dies nichts gegen diese Angabe, indem der Joch- beinfortsatz des Mexikaners zugleich um die Hälfte länger ist, als der des Kalmücken. Noch ein anderer Umstand ist Ursache, dafs die Joch- beinfortsätze des Stirnbeines an ihrer unteren Extremität nicht viel weiter von einander entfernt sind, als die des Mexika- ners. Beim Mexikaner steigen sie ab- und auswärts, ohne eine Richtung anzunehmen, welche ihre Entfernung von ein- ander, folglich die Breite des Gesichtes in ihrer Gegend ver- mindern könnte; sie gehen nur zugleich stark von hinten nach vorn, was, wie man leicht sieht, auf die Entfernung ihrer Flächen und Ränder, welche die Breite des Gesichtes I. Jahrg. 7 98 in ihrer Gegend noihwendig bestimmen, keinen Einflufs ha- ben kann. Beim Mongolen hingegen findet ganz das Gegen- theil statt; der Jochbeinfortsatz biegt sich eben so stark nach hinten, als er sich nach aufsen vom Stirnbeine wegbiegt, und dies mufs einen sehr wesentlichen Einflufs auf die Gesichis- breite in seiner Gegend haben, indem diese dadurch noth- wendig um so viel geringer wird, als er sich von seiner Richtung nach aufsen ab und nach hinten biegt, was beim Mon- golen fast die Hälfte der Breite des ganzen Jochbeinfortsatzes beträgt. Dazu kommt noch eine weit gröfsere absolute Breite, wodurch sich der Jochbeinfortsatz des Stirnbeines aller Ame- rikanerschädel, vorzüglich des Mexikanischen, auszeichnet. Der letztere unterscheidet sich daher vom Tartarenschädel, mit welchem er in dieser Hinsicht aın meisten übereinstimnt, sehr merklich durch weit beträchtlichere Steilheit, Länge, Breite und Riu'ıtung des Jochbeinfortsatzes des Stirnbeines von oben und hinten nach unten und vorn. Statt dafs da- her der Jochbeinfortsatz des Tartaren, unmittelbar nach sei- nem Ursprunge vom Stirnbeine, sich so nach hinten biegt, dafs sein Rand, welcher sich in die von der Anlage des Schlafmuskels veranlaßste Rauhigkeit fortsetzt, nach hinten, seine. in die vordere Stirnbeinfläche übergehende Fläche nach aufsen gerichtet ist, verläuft dagegen der Jochbeinfortsatz des Mexikanerschädels so gerade von oben nach unten und vorn, dafs die erwähnte Fläche nach vorn, der erwähnte Rand nach aufsen gerichtet sind. Dasselbe sieht man sehr deutlich bein Peruanerschädel, nur steigt bei ihm der Jochbeinfortsatz steiler herab als beim Mexikaner, und der Unterschied zwischen der Breite des Ge- sichtes an seinem Anfange und seinem Ende ist daher weni- ger grols als dort. Der Karaibenschädel weicht hierin etwas von den beiden übrigen ab. Die Jochbeinfortsätze sind zwar anfänglich eben so stark, ja stärker divergirend; allein, da sie bedeutend kürzer sind, überdies ihre anfänglich stark nach aufsen gehende Richtung sich in ihrem unteren Drittel plötz- lich in eine ganz perpendiculäre verwandelt, so ist die Ditle- venz zwischen den beiden angegebenen Entfernungen, wie \ 99 aus den Messungen erhellt, noch unbedeutender als beim Pe- ruaner. Diese Bildung der Jochbeinfortsätze ist beiden Ka- raibenschädeln gemein. Merkwürdig ist, dafs in dieser Rück- sicht der Karaibenschädel sehr nft den meisten Europäer- schädeln übereinkommt. Wie bei ihm biegt sich auch ge- wöhnlich bei diesen der Jochbeinfortsatz des Stirnbeins, der immer viel kleiner und schmäler als beim Amerikaner-, selbst als beim Karaibenschädel ist, erst etwas nach außen, dann aber gewöhnlich in oder etwas unterhalb seiner Mitte so stark nach innen, dafs der durch die Verschiedenheit der Richtung des oberen und unteren Theiles hervorgebraelte Winkel oft mehr nach aufsen gerichtet ist, als die untere Extremität des Jochbeinfortsatzes. Der Jochbeinfortsatz des Stirnbeines beim Neger unter- scheidet sich auf eine merkwürdige Weise von dem aller übrigen Racen. In der Breite übertrifft er alle übrigen und selbst den aufserordentlich breiten des Mexikaners, in der Länge den des Karaiben und Europäers, und nähert sieh sehr dem des Peruaners. Ungeachtet die unter angegebenen Malse beweisen, dafs beide Jochbeinforisätze an ihrer unteren Ex- tremität sehr weit von einander entfernt sind, so zeigt doch zugleich die schon oben bemerkte beträchtliche Breite des Stirnbeines an ihrem Ursprunge vor demselben, dafs ihre Di- vergenz geringer als bei den übrigen Racen ist. Sehr wenig nach aufsen, noch geringer nach vorn abweichend, steigt ‚also der Jochbeinfortsatz des Negers von oben nach unten herab, und die beträchtliche Dicke des oberen Augenhöhlenrandes in seiner äußeren Hälfte macht, dafs seine mit der vorderen Stirnbeinfläche continuirende Fläche ganz nach aufsen, wenig nach vorn gerichtet erscheint. Dasselbe gab ich oben vom Tartarenschädel an; allein dort ist der Jochbeinfortsatz nach hinten gedreht, und deshalb diese Fläche nach aulsen gekehrt; hier ist der Jochbeinfortsatz, wie die Richtung seines Ran- des, der nicht, wie beim Tartaren, nach hinten, sondern nach aulsen sieht, beweist, nicht nach hinten gewandt, sondern der äulsere sehr dicke Oberaugenhöhlenrand auf seiner vor- deren Fläche fortgesetzt, so dals sie nolhwendig vorn so weit m. 4 100 Ü nach aufsen reichen muls, als hinten, was ohnedies nicht der Fall sein würde. Dadurch ist der Jochbeinfortsatz des Negerschädels auffallend dieker als bei den übrigen Racen. Diese Bildung ist übrigens durchaus nicht individuell; denn ich finde sie constant bei fünf Negerschädeln, welche ich vor mir habe. Ich gehe jetzt zur Betrachtung des Oberkieferbeins über, das, in der Mitte aller übrigen Gesichtsknochen liegend, ih- nen allen mehr oder weniger als Basis dienend, als gröfster und stärkster Gesichtsknochen. vorzüglich die Form des Ge- sichtes bestimmt. Hier kann indefs nicht eine so vollstän- dige Vergleichung der drei Schädel unter einander angestellt werden, weil am Peruanerschädel, der, wie ich schon oben anführte, einem Greise angehörte, ein beträchtlicher Theil des Zahnhöhlenrandes schon aufgesogen ist, folglich weder für seine Höhe, noch seine Breite in der Gegend des letzteren ganz genaue Resultate gegeben werden können. Der Karai- ben- und Mexikanerschädel sind hingegen sehr vollständig, und können daher genau mit einander verglichen werden. * Ich erwähne hier nichts von der Richtung des Oberkie- fers, weder im Allgemeinen, noch seines Zahnhöhlenrandes insbesondere, weil ich darauf bei Betrachtung des Profils zu- rückkommen werde, und betrachte blos seine Höhe und Breite und das verschiedene Verhältnis seiner Theile unter. ein- ander. An allen drei Amerikanersehädeln fällt sogleich eine sehr beträchtliche Breite dieses Knochens in die Augen, welche sich durch die grofse Entfernung der Verbindungsstellen sei- ner Wangenfortsätze mit dem Jochbeine jeder Seite von ein- ander sehr bestimmt in den unten befindlichen. Messungen zeigt. Diese grofse Entfernung der Extremitäten beider Wan- genfortsätze von einander rührt nicht etwa von einer gröfse- ren Länge der Wangenfortsätze selbst, sondern von einer grö- fseren Breite des Körpers des Oberkiefers her, als man sie bei den übrigen Racen findet. Die Wangenfortsätze 2. sind im Gegentheil nicht blos relativ zu dem gröfseren Kör- per des Oberkieferbeines, sondern absolut kleiner als bei den 101 Schädeln der übrigen Racen. Ihre Breite beträgt z. B. von der Stelle, wo sie sich vom Körper wegbegeben, bis zu ih- rer Verbindung mit den Jochbeinen beim Europäer sieben, beim Mexikaner fünf Linien. Auf die Art der Verbindung dieser. Fortsätze mit den Jochbeinen komme ich unten wie- der zurück; jetzt Einiges über die Form des Oberkieferkör- pers und seiner mehr nach innen befindlichen Fortsätze, welche vorzüglich die größsere Breite desselben bewirken. Die Form des Oberkiefers unterscheidet sich dadurch we- sentlich von der Form desselben Knochens in der Kaukasi- schen und Aethiopischen Race, dafs der Theil desselben, wel- cher zwischen dem hinteren Ende des Alveolarrandes und dem Hundszahne liegt, nicht, wie bei ihnen, mehr oder we- niger länger ist, als der vordere Theil desselben, der von ei- ner Seite zur anderen zwischen beiden Hundszähnen liegt, und den man deshalb den Queertheil, so wie jene beiden die Län- gentheile des Oberkiefers nennen könnte, sondern durchaus gleiche Länge mit ihm hat. Eine gleiche Bildung findet sich bei der Tartarischen Race, und die Oberkiefer dieser und der Amerikanischen müssen also schon darum breiter als bei den übrigen Racen erscheinen, weil der Queertheil des Oberkie- fers oder specieller des Zahnhöhlenrandes, der die Breite des unteren Theiles des Oberkiefers bestimmt, auf Unkosten der hinteren Längentheile desselben verhältnismäßig breiter als bei den übrigen ist. Die Vergleichung der unten befindli- chen Messungen beweist übrigens, dafs der Oberkiefer nicht blos aus diesem Grunde, sondern auch darum an dieser Stelle, so wie überhaupt, breiter erscheinen mufs, weil wirklich der Umfang des Alveolarrandes beim Amerikaner absolut größer ist; indem beim Mexikaner die Länge des ganzen Umfanges fünf Zoll, beim Karaiben fünf Zoll drei Linien, beim Neger fünf Zoll eine Linie, beim Europäer vier Zoll zehn Linien beträgt, ungeachtet die Köpfe der letzten beiden Racen ab- solut größser als die Amerikanischen, wenigstens als der Me- xikanische, sind. Der Alveolarrand des Karaibischen ist da- hier auch beträchtlich länger als der’ des Neger- und Euro- päerschädels. 102 Beim Kalmücken sind die hinteren Enden des Oberkie- fers von einer Seite zur anderen am weitesten von einander entfernt; wegen des größseren Bogens, den der Alveolarrand bei im von hinten nach vorn beschreibt, scheinen indefs hier die hinteren Theile des Alveolarrandes nach vorn weni- ger zu convergiren als beim Amerikaner. Die unten befind- lichen Messungen beweisen indelßs, dafs bei ihnen ein durch- aus gleiches Verhältnifs der Länge der Queer- und Längen- theile des Oberkiefers stattfindet, und dafs, da die Entfernung der hinteren Enden des Alveolarrandes beim Kalmücken re- lativ größer (2 Zoll 6 Linien), die absolute Größe des Zahn- höhlenrandes aber geringer ist, als bei den Amerikanerschä- deln (4 Zoll 9 Linien), nothwendig beim Kalmücken die Convergenz von hinten nach vorn größser sein mufs, als bei ihnen. Beim Europäer und Neger sind die Längentheile des Oberkiefers von vorn nach hinten gar nicht gewölbt, son- dern verlaufen gerade, stark gegen einander convergirend, nach vorn. Beim Europäer ist diese Convergenz vorzüglich auffallend, weil der gerade verlaufende Längentheil des Al- veolarrandes nicht in demselben Verhältnisse länger ist, als der des Negers, bei dem das Verhältnifs zwischen Längen- und Queertheil des Alveolarrandes zum Vortheil des ersteren bei weitem am beträchtlichsten erscheint. Aus diesem Grunde ist der absolut größere Alveolarrand des Negers vorn doch bei weitem schmäler als der kürzere des Mexikaners. Dies betraf. die Breite des Oberkiefers an seiner Basis, welche durch den Alveolarrand gebildet wird. Die unten befindlichen Messungen beweisen, dals beim Amerikaner und Kalmücken der Längen- und Queertheil desselben, deren Grän- zen ich oben angab, ganz gleich sind, der erstere hingegen beim Europäer, noch weit mehr aber beim Neger, den zwei- ten an Grölse beträchtlich übertrifft. Durch ähnliche Conformation, aus der eine größsere Breite und Höhe resultirt, unterscheidet sich der Körper und Nasen- fortsatz des Amerikaners von dem der übrigen Racen. Die unten gegebenen Messungen beweisen, dafs der Oberkiefer vom Zahnhöhlenrande bis zum Ende des Nasenfortsatzes verhält- 103 nifsmälsig beträchtlich höher ist, als bei den übrigen Racen, etwas, das besonders beim Karaibenschädel sehr auffallend ist. Beim Neger und Europäer findet sich eine der beim Mexika- ner angegebenen fast gleiche Höhe; indefs die mit ihm zu- sammengestellten Schödel waren, wie ich schon bei einer an- deren Gelegenheit erwähnte, absolut größser als er. Der Kör- per des Oberkiefers wird durch eine sehr eigenthümliche Con- formation beim Amerikaner bedeutend breiter als bei den übri- gen Racen. Bei diesen ist, am meisten beim Kaukasier, beim Neger weniger, am wenigsten bei dem also auch hierin. dem Amerikaner am nächsten stehenden Mongolen, die vordere Hälfte des Theiles des Oberkieferkörpers, welcher zwischen der Nasenöffnung und dem Infraorbitalloche liegt, vom Rande jener Oeflnung an so fast gerade nach hinten gerichtet, dafs dadurch zwischen dieser vorderen Hälfte dieses Theiles und seiner hinteren, nebst dem ganzen Theile des Oberkiefers, welcher sich zwischen dem Infraorbitalloche und dem Verbin- dungsrande des Jochbeinfortsatzes mit dem Joehbeine befin- det, ein fast rechter, wenigstens nicht viel größerer Winkel entsteht. Statt dessen setzt sich beim Amerikaner, sowohl beim Mexikaner als dem Peruaner und Karaiben, der ganze, zwischen dem Nasenlochrande und Infraorbitalloche befindli- che Theil schräg von vorn und innen nach hinten und au- fsen zum Infraorbitalloche fort. Der zwischen dem Nasen- lochrande und dem Infraorbitalloche befindliche Theil des Oberkieferkörpers ist aber bei allen diesen Racen gleich grols, folglich müssen nothwendig beim Amerikaner, wo er geradeaus verläuft, seine Gränzen weiter aus einander ge- rückt werden, als bei den übrigen Racen, wo er sich mehr oder weniger stark nach innen beugt, das Gesicht also hier breiter werden. Das Gesicht wird indefs nicht allein’ brei- ter, sondern nothwendig in dieser Gegend auch stärker her- vorspringend, und ein vresentlicher Charakter der Amerika- nischen Gesichtsbildung ist also hierin begründet. Also auch im mittleren Theile des Oberkiefers findet sich dieselbe Con- formation, wie in seiner Basis; er ist breiter von einer Seite zur anderen und weniger tief von vorn nach hinten. 104 Der äufsere Rand der Nasenfortsätze des Oberkieferbeins macht aus diesem Grunde einen stumpfen Winkel mit dem unteren Augenhöhlenrande, der durch den Körper des Ober- kiefers gebildet wird. Die Augenhöhlen sind folglich an der Basis dieses Fortsatzes weiter von einander entfernt, als bei den übrigen Racen; allein in seinem Verlaufe weicht der Na- senfortsatz auf eine merkwürdige Weise, die der, welche wir für den Körper und die übrigen Theile des Oberkiefers an den anderen Schädeln ‚bemerkten, ganz entgegengesetzt ist, ab. Er ist nämlich beim Amerikaner so gedreht, dafs seine vordere, die Gesichtsfläche, nicht nach vorn, sondern fast ganz nach aufsen, nach der Augenhöhle seiner Seite hin, ge- wandt ist, während bei allen übrigen Racen diese Fläche weit mehr nach vorn gekehrt ist. Dies mufs nothwendig beim Amerikaner die Augenhöhlen einander oben beträcht- lich mehr als bei den übrigen Racen nähern. Eine breite Nasenwurzel gilt für ein Zeichen von grolser physischer oder moralischer Kraft, und Lavater ruft irgendwo: in seiner Phy- siognomik aus: „Man zeige mir einen Menschen, bei dem diese Stelle sehr breit, und der nicht äufserst kraftvoll wäre!“ — Die Bildung des Amerikanerschädels in dieser Gegend könnte dieser Behauptung zur Bestätigung dienen, so wie die des Negerschädels sie gleichfalls unterstützen kann, denn bei diesem sind die Nasenfortsätze des Oberkiefers absolut breiter als bei irgend einer anderen Race, indes auch zu- gleich beträchtlich kürzer. Bei allen drei Amerikanerschä- deln hingegen sind diese Fortsätze und die Nasenbeine am längsten; ihnen steht hierin die Europäische Race am näch- sten, die Aethiopische am fernsten, und zwischen beiden liegt die Tartarische, = Von den Wangenfortsätzen habe ich schon oben angege- ben, dafs sie verhältuilsmäßig kürzer als bei allen übrigen Racen sind. Sie sind zugleich auffallend höher von oben nach unten als bei diesen, und begeben sich vom Körper, weil sie sich tiefer unten, dem Zahnhöhlenrande näher, von ihm entfernen, unter einem stumpferen Winkel weg. Aus den unten befindlicheg Messungen ergiebt sich, dafs die bei- 105 den Wangenfortsätze an. der Verbindungsstelle mit den Joch- beinen beim Amerikaner unten am weitesten von einander entfernt sind. Dieser untere Theil derselben ist zugleich der, welcher beim Europäer, Neger und Amerikaner die gröfste Entfernung der Verbindungsränder beider Fortsätze von ein- ander angiebt. Bei diesen drei Racen steigt nämlich dieser Rand von unten nach oben, am wenigsten beim Amerikaner, vorzüglich gering beim Peruaner und Karaiben, etwas mehr beim Neger und sehr steil beim Europäer nach oben und in- nen empor. Beim Karaiben und Peruaner steigt er fast die Hälfte seiner Länge erst fast senkrecht empor, und biegt sich von da schräg nach innen und oben. Beim Kalmücken und, doch weniger stark, auch bei anderen Köpfen der Tartarischen Race, welche ich vor mir habe, steigt er von unten erst et- was nach aufsen, und biegt sich erst von da nach innen und oben. Dieser Umstand ist nicht unwesentlich, indem er viel zur Bestimmung des Grundes der Verschiedenartigkeit der Amerikanischen und Mongolischen Gesichtsbreite beiträgt. Beim Mongolen nämlich wird nothwendig dadurch das Jochbein nicht blos unten breiter, wie beim Amerikaner, sondern, da über dem Untertheile des Jochbeinrandes der Jochbeinfortsatz bei ihm noch mehr nach aufsen reicht als bei diesem, mehr in seiner ganzen Höhe. Dies -wird sehr deutlich durch die Vergleichung der Richtung der Jochbeine in den verschiede- nen Racen; eine Richtung, die zunächst die Verschiedenartig- keit der Gesichtsbreite hervorbring:, selbst aber erst durch die Verschiedenheit der Conformation des Oberkiefers hervor- gebracht wird. Beim Europäer, wo der Rand des Wangen- forisatzes des Oberkiefers am schrägsten von unten nach in- nen aufsteigt, nur unten zu einem kleinen Theile sich erst etwas weniger schräg aufwärts biegt, dann gleich sehr stark mach innen wendet, ist die bei weitem größste obere Hälfte des Jochbeines auch sehr schräg nach oben und innen ge- richtet, viel weniger beim Neger und noch weit weniger beim Amerikaner, so dafs der obere Rand des Jochbeines sehr wenig mehr nach hinten dem Mittelpunkt des Schädels zu, als der untere liegt, und die obere Hälfte dieses Kno- 106 chens von der unteren nicht durch einen, bei den beiden er- steren Racen sehr merklichen, vorspringenden Winkel geschie- den ist, sondern beide in einen etwas schief von aufsen nach innen aufsteigenden verschmolzen sind. Beim Mongolen ist diese Bildung noch weit markirter. Das Jochbein' steht ganz perpendiculär, der untere Rand befindet sich nicht mehr wei- ter nach vorn als der obere, und zugleich ist die äußere Joch- beinfläche von oben nach unten gewölbt, indem der mit der breitesten Stelle des Verbindungsrandes des Oberkieferwan- genfortsatzes communicirende Theil am stärksten nach aufsen getrieben ist. Da auf diese Weise beim Mongolen die Joch- beine im Ganzen stärker nach aufsen getrieben sind, als beim Amerikaner, so divergiren sie nach hinten weniger ‘als bei diesem, und das Gesicht des Mongolen ist daher in der Ge- gend, wo sich die Jochbeine mit dem Oberkiefer verbin- den, nicht um so viel schmäler als an der breitesten Stelle des Jochbogens, wie beim Amerikaner. Dies bestätigt sich auch durch die Vergleichung der drei verschiedenen Ameri- kanerschädel unter einander; denn der Karaiben- und Pe- ruanerschädel, wo die Verbindungsweise des Oberkiefers mit dem Jochbeine sich der Mongolischen näherte, kommt in der Richtung der Jochbeine mit dem Mongolischen weit mehr überein als der Mexikanische. Man sieht also, dals sich die Gesichtsbreite der Mongolischen und Amerikanischen Race vorzüglich dadurch von einander entfernen, dafs, ungeachtet sie wegen grölserer Breite des Oberkieferbeines beträchtlicher bei beiden als bei den übrigen Racen sind, beim Mongolen das Gesicht in der ganzen Höhe des Jochbeines gleich breit, beim Mexikaner unten breiter, und dafs beim letzteren die Breite des Jochbogens zu dieser Breite beträchtlicher als beim Mongolen ist. Ehe ich zur Betrachtung des Profils übergehe, noch ei- nige Worte über den Unterkiefer. Es ist leicht zu erwar- ten, dafs er in Rücksicht auf seine Breite und auf das ver- schiedene Verhältnils seiner Theile, seiner beiden Längen- und des Qucertheiles beim Amerikaner sich auf dieselbe Weise von den übrigen Racen unterscheiden werde, wie der Ober- 107 kiefer. Die unten angegebenen Malse tiberheben mich, da sie dasselbe Resultat, wie für den Oberkiefer, geben, der ge- nauen Beschreibung dieses Theiles in dieser Hinsicht. Sie geben den wesentlichsten Grund der grölseren Breite des Un- terkiefers beim Amerikaner als bei den übrigen Racen an; doch ist es nicht uninteressant, zugleich in der Conformation des Unterkiefers noch einige andere Momente zu finden, wel- che diese Breite noch beträchtlicher erscheinen machen. Er- stens ist hierzu die beträchtliche Dicke des Unterkiefers beim Amerikaner eine sehr bedeutende Veranlassung; zweitens der Umstand eine nicht minder wichtige, dafs vom hintersten Backzahn an bis zum vorderen, wo sich die beiden Horizon- taläste einander entgegen liegen, der Unterkiefer des Ameri- kaners sehr stark von oben und innen nach unten und au- fsen gebogen ist, so dals sich weit mehr als bei irgend einer anderen Race, vorzüglich stärker als beim Neger, der untere Rand mehr nach außen befindet als der obere. Dieses Her- vorragen des unteren Randes vor dem oberen rührt vorzüg- lich von der viel gröfseren Entfernung der äufseren Linie des Alveolarrandes vom aufsteigenden Aste und der sich von ihm aus auf der äulseren Fläche des Unterkiefers fortsetzenden Linie her; denn von da an bis zum unteren Rande weicht der Unterkiefer nicht mehr von oben und innen nach aufsen ab als bei den übrigen Racen. Der Queertheil des Unter- kiefers verhält sich ganz entgegengesetzt; denn der untere Rand steht viel weniger unter dem oberen vor als beim Eu- ropäer, ungeachtet er beträchtlicher als beim Neger promi- nirt. Man sieht die angegebene Conformation des Längen- theiles vom Horizontalaste sowohl von aufsen als innen sehr deutlich; ihre Wirkung auf die Richtung der Backzähne ist sehr auffallend. Beim Neger, wo der Längentheil, wie über- haupt der Unterkiefer, am geradesten ist, stehen die Back- zähne vom hintersten bis zum kleinsten perpendieulär; beim Europäer, wo sich die beiden Horizontaläste schon etwas ge- gen einander zu neigen anfangen, richten sich auch die Kau- flächen der Backzühne etwas gegen einander, beim Amerika- ner hingegen sind sie, vorzüglich die hinteren, ganz gegen 108 einander gewandt. Ungeachtet der relativ gröfsern Länge des Queertheiles des Unterkiefers zu seinen Längentheilen schei- nen dennoch beim Amerikaner diese mehr zu convergiren als bei den übrigen Racen; allein dies erklärt sich sehr leicht aus der vorher auseinandergesetzten Bildung des Unterkie- fers, der zufolge die Prominenz des unteren Randes des Län- gentheiles von hinten nach vorn -abnimmt, und im Queer- theile sogar unbeträchtlicher ist, als bei den übrigen Racen. Die unten angegebenen Mafse beweisen, dafs auch die Höhe des Unterkiefers beträchtlicher ist, als bei den übrigen Racen. So viel über den Amerikanerschädel von vorn; jetzt die Betrachtung desselben von der Seite, woraus sich theils we- sentliche Verschiedenheiten des Amerikanerschädels von den übrigen Racen, theils der verschiedenen Racen unter einander ergeben. Der Gesichtswinkel nähert den Amerikaner mehr dem Neger als dem Europäer; denn, wenn er bei diesem im All- gemeinen 85 Grade, beim. Neger 70 beträgt, so erhebt er sich beim Amerikaner nicht über 75, indem er beim Mexi- kaner 72, beim Karaiben 73, beim Peruaner 75 beträgt. Beim Kalmücken beträgt er 80, und der Mongole steht also fast mitten zwischen dem Kaukasier und Amerikaner. Die ein- zelnen Verschiedenheiten des Profils des Gesichts in den ver- schiedenen Racen erstrecken sich vorzüglich 1) auf die Rich- tung der Nasenbeine und der Nasenfortsätze des Oberkiefers; 2) auf die Richtung des Alveolarrandes des Oberkiefers, und endlich 3) auf die des Unterkiefers. Von dieser letztern habe ich schon oben bei Betrachtung des Unterkiefers angeführt, dafs sie beim Amerikaner von oben nach unten schräger als beim Neger, aber steiler als beim Europäer ist. Die Rich- tung des Alveolarrandes nähert das Profil des Amerikaners dem Europäischen mehr als dem des Negers; denn zwischen ihm und dem Amerikaner steht noch der Mongole. Beim Neger geht der Boden der Nasenhöhle unter einem äufserst stumpfen Winkel in den Alveolarrand über. Auffallend un- terscheidet sich hierin, so wie in mehreren Rücksichteu, die 109 aber hier auseinanderzusetzen nicht der Ort’ ist, der Schä- del eines Negers von Mosambik, der sich nebst seinem gan- zen Skelett im Museum befindet, von den übrigen Negerschä- deln, indem sein Alveolarrand, der viel höher ist, und viel senkreehter herabsteigt, als bei den übrigen, einen fast rech- ten Winkel mit dem Boden der Nasenhöhle macht. Dieser Winkel ist kleiner als beim gewöhnlichen Neger beim Mon- golen, noch kleiner beim Amerikaner und am kleinsten beim Europäer. Die Verschiedenheit der Richtung der Jochbeine und der Jochbeinfortsätze des Stirnbeines habe ich schon oben aus- einandergesetzt, und ich’ halte mich daher jetzt nicht, bei Betrachtung derselben auf. Die Nasenbeine und Nasenfortsätze des Oberkiefers sind beim Kalmücken und Neger steiler als beim'Amerikaner, beim Europäer aber weniger steil als bei diesem absteigend. Da sich das Stirnbein beim Amerikaner nicht so bedeutend auf- wärts biegt, als beim Europäer, so bilden sie daher nothwen- dig bei ihm einen stumpferen Winkel mit seinem Nasenfort- satze als beim letzteren. Beim Kalmücken steigt die Stirn anfangs sehr gerade empor, und daher ist ungeachtet der grö- Seren Steilheit seiner Nasenbeine dennoch der Winkel zwi- schen ihnen und dem Stirnbeine nicht größer als beim Ame- rikaner. Dieser ist sogar kleiner beim Neger als beim Ame- rikaner, weil ungeachtet der gröfßseren Steilheit: der Nasen- beine die Glabelle dort beträchtlicher prominirt als beim letz- teren, so dafs wegen der Steilheit der Nasenbeine die Nase des Negers zwar platter, der Winkel zwischen den Nasen- beinen aber nicht grölser wird. Das Profil des eigentlichen Schädels unterscheidet sich beim Amerikaner sehr wesentlich von dem der übrigen Ra- cen, und hier finden sich auch die Hauptverschiedenheiten zwischen den einzelnen Stämmen der Amerikanischen Race, vorzüglich dem Karaibischen von dem Mexikanischen und Pe- ruanischen. Bei allen übrigen Racen ist das Scheitelbein so gebogen, dafs sein oberer vorderer Theil mit dem hinteren untern einen mehr oder weniger stumpfen Winkel macht, wo- 110 durch eine, vorzüglich beim Neger, beim Mongolen am we- nigsten starke Wölbung hervorgebracht wird. Bei dem Ame- rikaner sind die Richtungen dieser beiden Theile des Schei- telbeines nicht so auffallend von einander verschieden. Beim Mexikaner und Peruaner, mehr beim letzteren als beim er- steren, begiebt sich das Scheitelbein erst, von seiner, Verbin- dung mit dem Stirnbeine an, wenig gebogen nach hinten und steigt nicht beträchtlich abwärts, doch immer mehr als beim Europäer, Neger und Mongolen; plötzlich aber biegt es sich nach hinten und unten um, und geht, ganz steil absteigend, zum Hinterhaupte. Noch stärker, so dafs sie sich auffallend auf den ersten Anblick von der Peruanischen und Mexikani- schen unterscheidet, ungeachtet sie nur gradweise von. ihr verschieden ist, findet sich diese Bildung beim Karaibenschä- del ausgesprochen; denn bei ihm läuft das Scheitelbein, fast unmerklich gewölbt, von seiner Verbindung mit dem Stirn- beine an bis zu seiner Verbindung mit dem Hinterhauptsbeine in derselben Richtung sehr schräg herab. Daher muß noth- wendig beim Karaiben der Schädel länger werden, als beim Mexikaner; beim Peruaner ist er um nichts länger als bei den übrigen Racen, weil die Richtung des unteren Theiles sehr steil ist. Beim Karaiben bringt dieses schräge Abstei- gen des Scheitelbeines, verbunden mit einer weit grölseren Schrägheit des zwischen dem Hinterhauptsloche und Dornfort- satze befindlichen Theiles des Hinterhauptsbeines, als man sie bei den anderen Racen, unter der Amerikanischen auch beim Mexikaner und Peruaner, wahrnimmt, eine sehr sonderbare Bildung des Schädels in dieser Gegend hervor. Dieser Theil des Hinterhauptsbeines nämlich und das Scheitelbein scheinen den zwischen dem Scheitelbein und dem Dornfortsatze des Hinterhauptsbeines befindlichen oberen Theil des Hinterhaupts- beines so zwischen einander nach aufsen geprelst zu habe, dafs er, da sich Hinterhaupisbein und Scheitelbein nothwen- dig wegen der grolsen Schrägheit des letzteren einander frü- her als sonst begegnen, sich nieht nach innen und vorn be- giebt, sondern eine sehr starke Convexität angenommen hat, und über den Umfang des Kopfes nach hinten auszuweichen 111 scheint. Es fragt sich, ob eine so auffallende Bildung blos Wirkung der Natur sei? In den übrigen Amerikanerschädeln findet sich zwar eine Spur davon, aber sie ist aulserordent- lich schwach. Das Profil der Basis des Schädels läfst eben so deutli- che Verschiedenhei$en zwischen der Amerikanischen und den übrigen Racen und den einzelnen Stämmen jener unter ein- ander wahrnehmen. Der uniere Theil des Hinterhauptsbeines sieigt beim Mexikaner etwas, beim Karaiben weit schräger gegen den Horizont geneigt, als bei den übrigen Racen, vom Hinterhauptsstachel zum Hinterhauptsloche herab. Das Hin- terhauptsloch ist aber im Verhältnis zum Oberkiefer tiefer beim Amerikaner als bei den übrigen Racen (was nothwen- dig aus dem steileren Absteigen des Scheitelbeines folgt), folg- lich ist der Basilarfortsatz bei ihnen beträchtlich kürzer als bei allen Amerikanerschädeln. Die größere Höhe des Ober- kiefers bei den Amerikanischen Völkern hat eine auflallende Höhe der Pterygoidalfortsätze zur Folge. Diese sind beim Mexikaner und Peruaner länger und schräger als beim Ka- raiben, während der Basilarfortsatz bei diesem schräger und kürzer ist, indem eins nothwendig das andere bedingt. Bei den übrigen Racen ist das Hinterhauptsloch zugleich dem Oberkiefer näher und weniger tief im Verhältnifs zu ihm als beim Amerikaner, folglich wurde nothwendig der Basilartheil des Hinterhauptsbeines nicht nur kürzer, sondern steiler auf- steigend und, wegen geringerer Höhe des Oberkiefers, auch die Pterygoidalfortsätze nicht nur kürzer, sondern auch stei- ler absteigend als beim Amerikaner. Diese Betrachtung des Profils der Schädelbasis enthält ihre wesentlichsten Verschiedenheiten von denen der übrigen Schädel; die Mongolische steht der Amerikanischen hierin, so wie in Rücksicht auf das Profil des ganzen eigentlichen Schädels, am nächsten; übrigens hat die Basis des Schädels wenig Ausgezeichnetes. Betrachtet man endlich den Schädel von oben, so findet man erstens beim Amerikaner, am stärksten beim Mexikaner, am schwächsten beim Peruaner, jenes steilere Aufsteigen der 112 Scheitelbene von den Parietalerhabenheiten und der durch die Anlage des Schlafmuskels bezeichneten Linie bis zur Pfeil- naht. Die Vergleichung der Stirnbreite hinter den Jochbein- fortsätzen mit der Schädelbreite in der Gegend der Parietal- erhabenheiten zeigt zugleich, dafs beim Kalmücken der Schä- del hier am überwiegendsten gegen seinen vorderen Theil brei- ter ist, dafs ihm der Peruaner- und Karaiben-, dann der Me- xikaner- und der Europäische Schädel, dann endlich der Ne- gerschädel folgt, bei dem die Verschiedenheit beider Breiten nur äufserst unbedeutend ist. Beim Mexikaner, wo die Pa- rietalerhabenheiten weit weniger von einander entfernt sind, als bei allen übrigen Schädeln, ist auch, wie die Messungen sehr deutlich ausweisen, seine Höhe beträchtlicher, also über- all seine geringe Breite durch gröfßsere Höhe compensirt. So- wohl von oben als von der Seite nimmt man eine Bildung des Peruanerschädels wahr, welche diesen auflallend von den übrigen Amerikanerschädeln unterscheidet. Alle diese haben eine mehr längliche Form, dieser allein ist äußerst breit und zugleich außerordentlich kurz: eine Bildung, wodurch er sich, wie aus der Vergleichung der sich hierauf beziehenden Zah- len erhellt, selbst noch vor dem Kalmückenschädel auszeich- net. Von oben nimmt man auch am besten die Entfernung und Richtung der Jochbogen wahr. Die gröfste Breite des Jochbogens fällt immer in den Jochbeinfortsatz des Schlafbei- nes, und die Messungen beweisen, dafs sie bei den Amerika- nern beträchtlicher ist, als bei den übrigen Racen. Bei den gleich grofsen Peruaner- und Karaibenschädeln übertrifft sie die des Negers um vier, des Europäers und Mongolen um fünf Linien, beim Mexikaner, der kleiner ist, beide doch um einige Linien. Wie dies mit der Richtung der Jochbeinfort- sätze des Stirnbeines zusammenhänge, habe ich schon oben gezeigt. 1 Gröfsere Breite und Höhe des Gesichtes im Verhältnifs zum Schädel, größsere Schmalheit vorn und schnellere Abda- chung des Schädels vorn und hinten unterscheiden also den Amerikanerschädel von denen der drei übrigen Racen. Im Fall, dafs die angegebene Rundlichkeit und Kürze des Perua- ner- 113 nerschädels !) nicht individuell, die grofse Schrägheit des Schei- tel- und Hinterhauptsbeines beim Karaiben nicht artifieiell ist, könnte man beide als die wesentlichsten Charaktere zur Un- terscheidung dieser Schädel vom Mexikanischen ansehen, der sich, wiewohl nur dem Grade nach, doch immer sehr be- trächtlich, von ihnen durch Schmalheit des Schädels im Al- gemeinen, steile Abdachung von der Mittellinie der Scheitel- und Stirnbeine nach den Seiten, und größsere Höhe vom Oc- eipitalloche zum Scheitel unterscheidet. Sehr auffallend berühren sich in mehreren Punkten die Amerikanische und Mongolische Form. Aus dem Verfolg die- ser vergleichenden Betrachtung ergeben sich. trotz mehrerer Abweichungen eine solche Menge unverkennbarer Achnlich- keiten, dafs man geneigt wird, zwischen ihnen eine nähere Verwandischaft als zwischen den übrigen Racen und ihnen anzunehmen. Wäre der Peruaner- ein Mexikanerschädel, so erhielte diese Vermuthung wegen. der gröfseren Nähe des Va- terlandes desselben an dem Vaterlande der Mongolischen Race noch mehr Wahrscheinlichkeit; denn er ist das‘ Bild eines Schädels, der den Uebergang beider Racen in einander an- deutete. Hinten wölbt er sich von einer Seite zur anderen, wie beim Kalmücken, weit weniger steil steigen die Schei- telbeine bei ihm nach hinten herab als bei den übrigen Ame- rikanern, und vorn ist er vollkommen Amerikanisch, Com- petenteren Richtern überlasse ich indefs, über Vermuthungen zu entscheiden, und begnüge mich hier mit der Erfüllung des mir von Herrn v, Humboldt gegebenen Auftrages der Be- schreibung der Schädel, wofür ich ihm, als einen Beweis sei- nes ehrenden Zutrauens, hiermit öffentlich danke. 1) Dies, wie andere Stellen dieser Abhandlung, beweisen, dafs der Verf. einen hinten weniger flach gedrückten Schädel eines Ureingebore- nen von Peru vor sich hatte, Meyen hat sowolıl Schädel dieses Stam- mes, wie den der eingewanderten Peruaner, von denen er vermuthet, dals sie zum caraibischen Stamme gehören, beschrieben und abgebildei (Act. Acad. Caes. Leop. Carol. Vol. XVI. Suppl. und Reise um die Erde, Bd. III. (Zool. Bericht.) S. 127.), auf welche interessante Ab- handlung wir den Leser verweisen. Herausg. 1. Jahrg. 8 114 „OL u I) uE «DL uF «OL u& Mi u& ug u ud us 9 A Mu uV Spnmey u& uS 6 3 wL u8 ul ur >) 13 6 ug m 1) ul ‚L uOE uP Sgrerey 3 ug «OL uE mi us ul uV >) u& MA ug [7 I 9 u 9 A mut Mi "PUENIOT ug mA 3 16 uV 16 u& u6 u& ud ud ll ug ud g ıl 8 uv "IOUEHTXOJAT maeni mA M3 m Mi M ud I u& us 8 ud ul L m adanı asjew «OL u Mi us m MA ma u& Mi u& ul u9 AL ud uV aaydoms * su9doqyaor Sop Syloag] aJsJoaz) ser rer SEPLIOTG SOp dzyesjlofumquoguerAy wop ur (9 nee SOungFeıTag sOp 9ZIESJIOFUIOANEOF wOP ut opfajssdunpurgioy dop ur (n SuraqypoF dop Funuuoprumg rer uapund -19A AUlDqy90F wop yımı yoıs as om afIS Op ur soursgquung sop 92}ES}IOJuIOqYOOF dp Fumurorrurg U9ZPSJLOJUNDAUOOF uap aayurı aeg -poyrwun souraquimg sap Sauer een moon -uogeqloppoyag 19p Sunwioyumg “+ eurdsppdioog op aayun +uo7p Stq-etfoge]n) AOP&IOgn.HgOTp ‘uojury peu UA UOA adurrf Te Er Pa ns -epdiaog ap aoyun pun oIfoq 279 Top Joqn aegjoyprwun Jung uourD yomp sordoyy sap Iuryun "709 PopaIpg umz oroorjer -1d1990 WoA sjapryog sop Ofopf (8 (2 (9 (8 (F (€ & (t 115 7 -onptagun] wonray jey Ppeypsuay -ynujeyp 20] ug uG mA „l ul ul m.) uG och mi ul uG 3 Mi ll 6 u& Mi} uG u L ug ul uE uG 088 uG „L 3 Pa | us n& ng uG us ul I ul ug uG Be LO) (), so, wie auch wir selbst *), haben diesen Gegenstand unter- sucht; ‚wir geben hier ‚die Hauptresultate dieser Untersuchun- gen in derselben Reihenfolge, wie die genannten Schriften der Zeit nach erschienen sind. Es war der Mangel an Ma- terial, wodurch die Structur der Farrn in früheren Zeiten so sehr vernachlässigt wurde. Wie waren wir erfreut, als wir, schon im November 1830, jene Gegenden durchstreiften, in welchen schlanke Farrnstämme, mit zitterndem Laube bedeckt, selbst die Höhe von:15 bis 20 Fuls überstiegen. In einem Werke, wie der historische Bericht unserer Reise, konnte die Anatomie dieser schönen Pflanzen nur in gröfster Kürze auseinandergeseizt werden, indem wir uns die Bekanntma- ehung unserer Zeichnungen zu der’ speciellen Uırtersuchung für einen anderen Ort aufsparten.. Wir haben zuerst die Meinung des Hrn. Link bestritten, welcher, schon in frühe- ren Arbeiten, den Farrnstamm durch ‚eine Zusammensetzung 1) Flora 1834. TI. S. 20. 2) Die Urwelt und das Alterthum, erläutert durch die Naturkunde, ‚2. Ausg. Berlin 1834. 'Th. 1. S. 177. u. S. 235 ete. 3) De Structura caudieis filicum arborearum. v. Martius, Teones selectae plant. eryptog. Monachii 1828 — 1834. fol. p. 40 —61. 4) Meyen’s Reise um die Erde u. s. w., Berlin 1834. 1. S. 109 —113. 162 von Blattstielen erklärte. Ferner haben wir die Meinung aus- gesprochen, dafs die Farrnstämme den Cycadeen näher ver- wandt sind, als man bisher geglaubt hat. Im Allgemeinen bilden die Holzbündel der Farrn, und zwar getrennt von weih- ander, einen Holzring, welcher mehr oder weniger nahe dem Rände des Stammes liegt und keinen geschlossenen Holzey- linder bildet. Es werden diese Holzbündel bei den’ vollkom- men ausgebildeten Stämmen durch rothbraun gefärbtes Pleur- enchym eingefafst, an dessen innerem Rande eine dünne Schicht von amylumhaltigem Parenchyme liegt, welches durch die weilsen Kügelchen eine weißsglänzende Farbe erhält. In- nerhalb dieser amylumhaltigen Parenchymzellenschicht liegt eine sehr feine Einfassung von schmalen, langgestreckten, pa- renchymatischen Zellen, welche unmittelbar das Bündel Spi- ralröhren einfassen. Die Spiralröhren dieser Holzbündel der Farrn sind stets gestreifte Röhren. Außer diesem Kranze von nicht zusanımenhängenden Holzbündeln finden sich bei verschiedenen Gattungen noch mehr oder weniger kleine, ziemlich eylindrische Bündel, welche entweder aufserhalb jenes Holzringes, also zwischen diesen und der Rinde, ge- stellt sind, oder innerhalb und aufserhalb des Holzringes. Häufig ist das Mark dieser Stämme. d. h.. das Zellengewebe, innerhalb des grofsen Holzringes ganz und gar ohne Holzbün- del. Diese Angaben ‚haben wir für den mehr oder weniger normalen Bau der Farrnstämme gegeben, doch auch zugleich auf sehr wichtige Verschiedenheiten, welche in anderen Fäl- len vorkommen, aufmerksam gemacht. Der Farrnstamm von Sadleria cyutheoides Kalf. ( Blech- num fonlanesianum Gaud.) weicht in seiner Struelur, so wie auch in der Form der Blattstiele, von dem vorhin angegebe- nen Typus ab.. ‚Der ganze Stamm besteht aus einer sehr fe- sten Holzmasse von brauner Farbe, welche aus braunem Pros- enchym ') gebildet ist, und nur dieht um das Centrum 5 bis 6 eylindrische Bündel von gestreiften Spiralröhren aufzu- 1) Durch einen Schreibfehler ist in unserer Reisebeschreibung Pleur- enchym gesetzt worden. 163 weisen hat, welche von einander durch das gewöhnliche Pros- enchym des Stammes getrennt sind, und sich nur selten durch seitliche Aeste verbinden. Zu jedem Blattstiele gehen feine Aeste von Spiralröhrenbündeln aus dem im Centrum stehenden Ringe von Spiralröhrenbündeln ab. Noch eine andere, von dem normalen Typus gänzlich abweichende Form von Farrn- stamm haben wir in unserem Reiseberichte beschrieben; von einem regelmäfsigen Ringe von Spiralröhrenbündeln ist in die- sem Stamme wmichts zu finden. Diese Bündel, von keinem besonderen Zellengewebe begleitet, verästeln sich und laufen höchst unregelmäßsig nach allen Seiten hin; auf dem Queer- schnitte sieht man bald.runde Spiralröhrenbündel, bald mehr oder weniger bandförmig ausgebreitete, welche nur horizon- tal verlaufende Aeste der anderen Bündel sind. In den Wur- zeln dieses Farrnstammes sind die Spiralröhren sternförmig gelagert, und nehmen das ganze Centrunı derselben ein, von wo aus sie die Radien nach dem Rande ausschicken. Das Zellengewebe des ganzen Stammes dieser Pflanze besteht aus einem grolsmaschigen Parenchym und Prosenchym, welches reich an grofsen Amylumkörnern ist. Bald nach unserem Buche erschien Hın. Link’s zweite Ausgabe der Urwelt, worin er theils seine früheren Ansich- ten über den Bau der Farrnstämme wiederholte, theils neue Ideen und Beobachtungen über diesen Gegenstand mittheilte. Hr. L. sagt, dals die Blattstiele bei einigen Farrn zusammen- wachsen und Stämme bilden, welche sich zu 15 und 20 Fuls Höhe erheben. Indem der Stamm sich erhebt, wachsen un- ten Blattstiele nach, welche sich aber nicht zu vollkomme- nen Blättern entwickeln, sondern sich von den eigenthümli- chen blattartigen Theilen lösen und nun die Figuren bilden, welche bis jetzt als die Narben der abgefallenen Blattstiele angesehen wurden. Diesen Ansichten können wir nicht bei- stimmen; geleitet durch die Untersuchung dieses Gegenstan- des an vielfach verschiedenen Arten und Gattungen, wissen wir genau, dafs sich die einzelnen Blattstiele aus der Spitze des Stammes hinaus entwickeln, ohne vorher in dem Stamme vorgebildet gewesen zu sein. Am unteren Theile des Stam- 164 mes wachsen aber niemals Blattstiele nach, sondern die Nar- ben auf dessen Oberfläche entstehen blos durch das Abfallen " der früher an der Spitze, gestandenen Blatistiele.. Hieraus möchte schon hervorgehen, dafs der Stamm der Farrn nicht durch Zusammenwachsen der Blattstiele gebildet sein kann; ganz bestimmt wird dieses aber durch die Vertheiluug der Holzbündel widerlegt, welche ununterbrochen durch den gan- zen Stamm hindurchlaufen, und nur seitliche Aeste zu den einzelnen Blattstielen abgeben. Hr. L. glaubt ferner, dafs alle diese Farrnstämme hohl wären, was aber nur im trok- kenen Zustande ‚so erscheint; in der Natur haben wir an den wirklichen Stämmen dieser Gewächse niemals eine Höhle gefunden, und wir haben so manchen schönen Stamm abge- hauen und auch noch ganz gefüllte mitgebracht. Der Strunk von Struthiopteris germanica zeigt allerdings kleine, niedlich gestellte Lücken. Bei der Untersuchung der Stämmchen von Polypodium vulgare, hat Hr. L. die Anordnung der Holzbündel derjeni- gen in den Monocotylidonen sehr ähnlich gefunden, und die näheren Angaben hierüber stimmen mit denjenigen in unse- rem Berichte ziemlich überein. Die Blätter der Farrn be- trachtet Hr. L. als zusammengewachsen aus dem Blatte und dem Schafte, so wie den Blattstiel aus Schaft und Strunk, wenn wir ihn recht verstanden haben. An anderen Stellen vergleicht Hr. L. den unteren, Theil des Farrnstammes mit einer Knospe, und meint, dafs derselbe auch wie eine Knospe wachse. Dem äufseren Ansehen dieser Theile nach könnten wir dieser Ansicht beistimmen, wenn man nämlich den gan- zen Farınstanım als eine lang aus einander gezogene Knospe betrachtet, wo das Centrum der Knospe zur Spitze des Farrn- stammes geworden ist. Die Beobachtung aber, dals der Farrn- slamm am oberen Ende hohl ist, können wir nicht bestä- ligen. Ausführlicher als die vorhergegangenen Arbeiten ist die- jenige des Hr. Mohl, welehe in Hrn. v. Martius prachtvol- lem Reisewerke mit aulserordentlicher Ausstattung erschie- nen ist; 8 colorirte Tafeln begleiten diese Arbeit. ‘Zu be- dauern 165 dauern ist es, dafs dem Hrn. M. nicht mehr verschiedenartiges Material zu Gebote stand, denn die von ihm untersuchten Farınstämme zeigen alle nur denjenigen Bau, welchen wir weiter oben als den normalen darzustellen uns bemüht ha- ben. Mit Recht findet Hr. M. die Vergleichung der Baum- ‚ farrn mit den Palmen unstatthaft, erkennt aber ebenfalls ihre Aehnlichkeit mit den Cycadeen. Hr. M. glaubt, dafs die Blatistiele bei den Farrn theils spiralförmig, theils quirlför- mig gestellt sind, Letzteres ist jedoch wohl nicht der Fall, denn die Entwickelung dieser Blätter zeigt sich stets in spi- ralförmig sich windenden Linien, daher die Narben der ab- gefallenen Blätter, welche an den von Hrn. M. beobachteten Stämmen in einer Ebene liegen, stets zu verschiedenen, pa- rallel laufenden Spiralen gehören. Diese Narben reichen zum Theil etwas über die Oberfläche des Stammes hinaus, theils nieht; wir haben jedoch Fälle beobachtet, und werden die- selben durch Abbildungen ‚bekannt‘ machen, wo die Narben an knolligen, 3 bis 4 Zoll langen Hervorragungen sitzen, wie auch solche Fälle, wo lange Stücke der Blattstiele sitzen bleiben und sich gar keine Narben zeigen. Hr. M. beobach- tete stets eine Längsfurche in der Mitte des unteren Theiles jeder Narbe, was wir auch bei einigen Polypodiaceen sehr deutlich sehen, während wir bei anderen keine Spur davon bemerken. Diese Furche zeigt aber, nach unseren wieder- holten Beobachtungen, dafs hier die Mitte zwischen zwei ne- ben einander liegenden Holzbündeln ist, denn die Holzbündel eines jeden Blattstieles dieser Pflanzen kommen von zwei ne- ben einander liegenden Bündeln, und bilden, wie Hr. M. zu- erst angegeben hat, zwei Halbkreise, wovon der eine den un- teren Rand, der andere hingegen den oberen Rand besetzt, während noch einige andere in der Mitte dieser Kreise zer- streut vorkommen. Die Rinde oder der äufserste Theil des Farrnstammes ist aus zwei Schichten zusammengesetzt, welche allmälig in ein- ander übergehen, olıne sich durch verschiedene Zellenformen auszuzeichnen; die äufserste Zellenschicht bildet die Epider- mis ohne Hautdrüsen. Was sonst noch über den Bau der I. Jahrg. 12 166 Zellenmembran der,Farrn gesagt wird, hat Hr..M. schon frü- her bekannt gemacht, und wir stimmen ihm hierin ziemlich allgemein bei. Eigenthümlich ist aber die Meinung, dafs der Holzring bei diesen Pflanzen einen vollständigen Cylinder bilde, welcher nur an denjenigen Stellen’ durch eine Spalte perforirt werde, die den Blattnarben entsprechen. Wir sind hierin ganz anderer Meinung, denn wir haben gefunden, dafs der Holzeylinder durch einzelne getrennte Holzbündel gebildet werde, welche sich nur an denjenigen Stellen etwas mehr nä- hern oder verbinden, wo die kleinen Holzbündel zu den Blatt- stielen abgehen; denn, wie schon vorhin bemerkt wurde, diese kommen stets von zwei neben einander liegenden Holzbündeln. Durch diese unrichtige Ansicht von dem Holzeylinder in den Farrnstämmen, welche durch die ganze Schrift des Hrn. M. hindurchgehf, aber sehr einfach zu widerlegen ist, werden natürlich auch viele der schönen Vergleichungen unbrauch- bar, welche in Bezug auf die Structur der Monocolyledonen, der Dicotyledonen und der übrigen Acotyledonen ausgeführt worden sind. In der Darstellung des Baues der einzelnen Holzbündel stimmt Hr. M. mit uns so ziemlich überein, die vorkommenden Verschiedenheiten möchten wohl dem indivi- duellen Falle angehören. So stellt Hr. M. bei Alsophila pha- Terata und bei anderen Arten die amylumhaltige Zellenschicht im Innern der Holzbündel sehr breit dar, während wir sie in denjenigen Fällen, wo sie überhaupt vorhanden ist, nur als eine ganz schmale Schicht gefunden haben. Aber sicher- lich ist es unrichtig, wenn Hr. M: ein Holzbündelchen bei jener Alsophila ohne umschlielsendes Prosenchym darstellt, wie in Fig. 3. Tab. XXXI. bei utw. Ob das Prosenchym, welches auf jenen Zeichnungen dargestellt ist, bei jenen Pflan- zen wirklich vorkommt, können wir nicht sagen, bei der schönen Polypodium speciosum nob. und Pol. axillare Raddi, welche uns vorliegen, kommt es nicht vor; dort ist die harte, braune Einfassung der grofßsen Holzbündel aus wirklichen Fa- serzellen bestehend, deren Enden man nur in sehr seltenen Fällen zu sehen bekommt. Die Zellenmasse, welche den Holzeylinder von aufsen umschliefst und ihn im Innern füllt, 167 besteht theils aus Parenchym, theils aus Prosenchym, doch dieses ist, wie wir beobachtet haben, in jedem speciellen Falle verschieden. Hr. M. spricht von einzelnen grofsen Zel- len in dem Parenchym dieser Farrnstämme, welche mit ei- ner schleimig-harzigen Masse gefüllt sind, und zählt diese zu Hrn. Link’s Oryptae, was allerdings richtig ist; doch haben weder jene Cryptae, noch diese Gummibehälter eine eigene Wand, sind demnach nicht einzelne großse Zellen, sondern Höhlungen im Zellengewebe, welche denen im Parenchym der Cactus ganz ähnlich sind. Die gummiartige Masse in den Höhlen der Farrnstämme ist im frischen Zustande ganz dünnflüssig und.in sehr‘ grolser Menge vorhanden. Bei der Vergleichung dieser Farrnstruetur mit derjenigen anderer Pflanzen setzt Hr. M. seine Ansicht über die Bestand- theile eines Holzbündels der Monocotylodonen nochmals aus einander, und will zeigen, dafs das Holzbündel in dieser Pflanze von demjenigen der Farrn ganz und gar verschieden ist; hier fehlten z. B. die Bastzellen und die eigenen Gefü- fse. Was die ersteren anbetriflt, so finden wir selten ausge- bildetere Organe dieser Art, als wir eben bei den hohen Polypodienstämmen in der harten, braunen Holzschicht ge- funden haben. Mit den eigenen Gefälsen hat es aber eine "eigene Bewandnißs; Hr. M. hat nämlich die feinen, langge- siveekten, säulenförmigen Zellen, welche in der Mitte mo- nocotyledonischer Holzbündel vorkommen, mit dem Namen der eigenen Gefälse belegt, unbekümmert, dafs dieser Name schon längst an andere Gebilde abgegeben und auch ganz und gar kein Grund vorhanden ist, diese Zellen mit ei- nem eigenthümlichen Namen zu belegen. Weniger erwarteten wir, dafs Hr. M. die Lebenssaftgefälse des Hın. Schultz mit seinen sogenannten eigenen Gefälsen vergleichen oder ver- wechseln könnte, wie dieses in der Anmerkung zu $. 51. geschehen ist. Bei der Bestimmung eines Holzbündels mufs ınan, wie wir glauben, nicht immer die Holzbündel der Mo- noeotylodonen im Auge haben; man sehe z. B. die Holzbün- del der Coniferen, und man wird sich überzeugen, dafs der Begriff über die Bestandtheile des Holzes etwas erweitert 12* 168 werden muß. Hr. M. spricht später die Meinung aus, dafs nur das Spiralröhrenbündel für Holzbündel zu halten wäre, und dafs die harte, braune Einfassung zum Zellengewebe zu stellen sei. Bei vielen anderen Farrn, welche Hrn. M. nicht bekannt waren, kommt es allerdings vor, dafs diese beson- dere harte Einfassung des Spivalröhrenbündels fehlt; indessen, wo sie vorhanden ist, da müfste sie auch, wie wir glauben, zum Holzbündel gezählt werden. Das Resultat der Untersu- chungen des Hrn. M. ist, dafs sich, sowohl die Mono- als Di- eotyledonen, wie auch die Acotyledonen, nicht nur durch den Bau der Früchte, sondern auch durch ihre Structur von einander unterscheiden; Ersteres ist wohl allgemein durch- greifend, Letzteres aber zeigt einige bemerkenswerthe Aus- nahmen, denn die Farrn reihen sich unstreitig an die Cy- cadeen. Hr. M. gedenkt noch in seiner Anatomie des Farrnstam- mes gewisser Organe, welche sieh auf der Rinde dieser Stämme zeigen, und immer der Basis eines jeden Blattstieles zugruppirt sind; Hr. v. Martius hielt dieselben einst für Antheren, ist aber gegenwärtig nieht mehr dieser Meinung. Die Anzahl dieser Gebilde, so wie ihre Vertheilung über die Oberfläche des Stammes, ist bei den verschiedenen Arten und Gattungen recht sehr verschieden, bei vielen sind sie aber auch ganz fehlend. Es sind höchst eigenthümliche Erschei- nungen, doch besitzen wir einen Cycadeenstamm von Manila mit beinahe vollkommen quirlständigen Blättern, wo ganz ähnliche, aber mehr runde Organe der Art vorhanden sind. Die Zellen, welche in diesen ovalen Höhlungen enthalten sind, haben eine Sternform; doch sieht man sie in einem früheren Alter noch ganz ellipsoidisch und rund, so dafs sich die Strahlchen auf ihrer Oberfläche erst später, ähnlich wie bei unserem sternförmigen Zellengewebe, bilden. Es wird uns gegenwärtig sehr wahrscheinlich, dafs diese kleinen, sehr locker zusammenhängenden Zellen als Keimkörner zu betrach- | ten sind, denn die jungen Marattien, welche sich, nach den | Beobachtungen im botanischen Garten zu Berlin, aus den Schuppen der Marattia cicutaefolia entwickeln und bei Hrn. 169 v. Martius !) abgebildet sind, kommen gerade aus diesen Höhlungen hervor, wo die kleinen Zellen enthalten sind. ‘Hr. Will. Nicol ?) hat am 14. December 1833 in der Wernerian Society eine Abhandlung über die Structur neuer und fossiler Zapfenbäume vorgelesen, welche die größste Auf- merksamkeit verdient, indem sie zugleich zeigt, mit welcher geringen Umsicht die Werke verfalst wurden, welche neuer- Jichst über die Structur fossiler Bäume in England erschienen sind. Wir mögen uns nicht wundern, wenn Hr. N., um die fossi- len Coniferen erkennen zu können, zuerst die Structur der neuen Coniferen selbst aufsuchen mufste, denn bis jetzt steht es mit der speciell vergleichenden Phytotomie noch sehr übel, und dieser Zustand wird noch lange dauern, indem die Schwie- rigkeit der Herausgabe der hiezu erforderlichen Abbildungen, besonders in Deutschland, nur schwer zu überwinden ist. Wenn wir Arbeiten der Art unternehmen, so müssen wir uns stets nach demjenigen richten, ‚was herausgegeben wer- den kann. Abbildungen von. fossilen Hölzern werden, beson- ders in England, noch als etwas. Curioses gehalten, und .die- ses findet noch immer mehr Käufer, als etwas rein Wissen- schaftliches der Art. Hr. N. hat gefunden, dafs der bei weitem gröfsere Theil der Coniferen ‚deutliche Jahresringe zeigt, welche in ihrer re- lativen Breite oft sehr verschieden sind; im Allgemeinen sind sie dem Mittelpunkte zu breiter und nach der Peripherie hin schmäler. Pinus larix und Juniperus communis zeigen sehr häufig Ausnahmen ‚hievon, indem, selbst bei walzenförmigen Stämmen, die Breite mehrerer Ringe von der einen Seite des Baumes vielmals gröfser ist, als an der anderen, ja dafs der Ring auf der einen Seite fast ganz verschwindet; besonders Juniperus communis zeigt dieses sehr deutlich. Hr. N. fand, dafs bei allen Kiefern, Taxbäumen, Wach- holdern, Cypressen und Lebensbäumen wirkliche Jahresringe 1) S. Icones selectae plantar. eryptogamie. Tab. LXIX. F. 5. 2) v. Froriep’s Nouzen. März 1834. No. 859. 170 vorkommen !), dafs diese aber in der Zunft der Arauearien ganz und gar fehlen. Ferner macht Hr. N. auf die verschie- dene Form aufmerksam, welche die Zellen der inneren Schicht des Jahresringes bei den Kiefern darbietet, und glaubt, dafs diese Form bei den amerikanischen Bäumen mehr regelmäßig viereckig ist, als bei den einheimischen; indessen ist dieses nicht der Fall, denn beide Formen sind auch bei uns zu fin- den, sowohl die regelmäfsige als die unregelmäfßsige; letztere scheint immer mit breiten Jahresringen, also mit schnellem Wachsthume, verbunden zu sein. Die Queerdurchschnitte der Coniferen haben so viel Aehnliches mit einander, dafs man mit Recht sagen kann, dafs es nicht leicht ist, in jedem Falle die eine Gattung von der anderen zu unterscheiden, aber das zartere Gewebe kann ein mit dem Gegenstande vertrautes Auge in den Stand seizen, den Juniperus und die Thuya von Pinus zu unterscheiden, und die unregelmäßsige Gestalt der Maschen bei Salisburia und Araucaria kann diese Gat- tungen zuweilen von Pinus, Juniperus und Thuya unter- scheiden. Diese Auffassung der Formenverhältnisse auf den Queer- schnitten der Baumstämme ist aufserordentlich leicht, und man kann darin etwas sehr Brauchbares, sowohl für die Phytotomie als auch für die Petrefactenkunde, leisten, wenn 1) Wodurch diese Jahresringe in den Coniferen so deutlich zu se- hen sind, haben wir schon in unserer Phytotomie, $. 122. 123., nach- gewiesen, und zugleich gezeigt, dafs jene Ursache bei Ephedra fehle, da- her auf dem verticalen Durchschnitte des Stammes die sogenannten Jalh- resringe nicht zu sehen sind. Diese Beobachtung ist von Hrn, Mohl "(Linnaea, Bd. VI. S. 595.) bestritten, doch mit Unrecht; mit dem Mikroskope, bei einer 200maligen Vergrölserung, vermögen wir wohl die Begrenzungen der Jahresringe dieser Pflanze zu erkennen, aber nicht mit blofsem Auge, was wir in jener Stelle meinten. Der grofse Un- terschied, welchen die zwei verschiedenen Schichten des Kiefernholzes an ihren Zellen zeigen, fehlt bei Ephedra, nur ein sehr schmaler Strei- fen von bveiter gedrückten Zellen, ohne jene bekannten grolsen porösen Röhren, zeigt hier die Grenze eines Jahresringes. An einem dicken Stamme von Ephedra americana ist nichts deutlicher zu schen, als was wir für Ephedra distachya behauptet haben. 171 man auch mit den Structurverhältnissen der Elementarorgane dieser Theile gänzlich unbekannt ist. Ein solches Beispiel giebt Hr. N., der mit aller fremden Litteratur über diesen Gegenstand gänzlich unbekannt zu sein scheint, was aber gar nicht mehr zu verantworten ist. Ist Hr. N. der fremden Sprachen nieht mächtig, so sollte er wenigstens die Abbil- dungen nachsehen, welche zu jenen Schriften erschienen sind, ' denn diese sind in einer allgemein verständlichen Sprache ab- gefalst. Fast Alles, was Hr. N. über die Formverhältnisse sagt, welche er auf den Längsdurchschnitten der Coniferen beobachtet hat, ist zu tadeln. Die oftgenannten Wärzchen, Tüpfel oder Poren der älteren Botaniker, werden hier Schei- ben genannt, und sie sollen aus einer beträchtlichen Anzahl eoncentrischer Linien bestehen, welche immer, besonders an ihrem Umfange, sehr nahe an einander gedrängt sind. Ein Raum im Mittelpunkte enthält oft eine kreisförmige krumme Linie, von einer etwas breiten krummen Linie umgeben, welche bei mianchen Holzarten eine elliptische Gestalt hat. Hätte man die Abbildungen in unseren deutschen Werken über diesen Gegenstand angesehen, so würde man so etwas nicht mehr haben drucken lassen. Wir können uns alles dasjenige, was Hr. N. bei diesen Gebilden gesehen hat, nicht anders erklären, als wenn wir annehmen, derselbe habe das Objeet mit direeten Sonnenstrahlen beleuchtet, wozu uns auch eine Stelle bei ihm in diesem Glauben bestätigt, denn er spricht von kleinen Gruppen prismatischer Farben, welche er hiebei im Mikroskope gesehen hat, und dafs sich Alles im Kerzenlicht besser schen lasse. Eine sehr grolse Lücke ist in den Resultaten der Unter- suchung des Hrn. N. dadurch entstanden, dafs ilım die Gat- tung Ephedra ganz unbekannt ‘geblieben ist, welche bekannt- lich am meisten von dem Baue der übrigen Coniferen ver- schieden ist. Es war schon lange bekannt, dafs die Wärz- chen, auf der Holzzelle der Coniferen, auflser in der Gal- lung Ephedra, steis in einer Reihe gestellt vorkommen, und dals eine doppelte Reihe dieser Gebilde nur in äufserst sel- tenen Fällen zu finden ist, dann aber zeigen sie gewöhnlich 172 nur einfache Kreise. Dieses bezieht sich auch auf Pinus strobus, P. canadensis, Taxodium disticha und den Arauca- rien, wo wir fast eben so selten eine doppelte Reihe von jenen Gebilden sehen, wie es bei Pinus Abies der Fall ist, obgleich Hr. N. diesen Arten und Gattungen allgemein die doppelten Reihen von Scheibehen auf ihren Zellenwänden zuschreiben möchte. Bei Salisburia adiantifolia hat Hr. N. einen faserigen Eau den Zellen zuertheilt; an sehr jungem Holze dieses Baumes habe ich davon nichts sehen können. Bei der Araucaria brasiliensis vermögen wir nichts von al- len den feinen Beobachtungen über die Form und die rela- tive Stellung der Scheibehen auf den Zellenwänden zu sehen, welche Hr. Nicol gemacht haben will, sondern wir sehen überall nur da die doppelten Reihen von Wärzchen oder Tüpfel, wo, Markstrahlen an den Zellen festgesessen haben. Nachdem nun Hr. N. die Untersuchung der noch vor- handenen Bäume vorausgeschickt hat, bezieht er hierauf die Siructurverhältnisse der fossilen Coniferen. Es sind fossile Coniferen mit und ohne Jahresringe beobachtet; erstere sind häufiger, letztere sind in der Liasformation, in Neweastle- Steinkohlenformation und in Quadersandstein von Craigleith, sie sind theils in Kiesel, theils in kohlensauren Kalk ver- wandelt. Im October 1833 ist in dem Quadersandsteine von Craigleith vielleicht das köstlichste Exemplar von einer ver- steinerten Conifere gefunden, welches einer Araucaria gleichen soll und ebenfalls keine Jahresringe zeigt. Der Stamm hat 3 Fuls im Durchmesser, und ist schon auf 34 Fufs zu Tage gefördert. Hr. N. schliefst seine vielfachen Untersuchungen der fossilen Coniferen mit dem Schlusse, dafs alle Fos- sile der Kohlen- und Liasformation, welche Holz- struclur zeigen, ursprünglich Coniferen sind, und dals, mit einer einzigen Ausnahme, die der tertiä- ren Formation entweder Monocotyledonen oder Dicotyledonen sind. Hr. N. hat die reichen Sammlun- gen des Hrn. Jameson benutzt, wo Exemplare aus allen Weltgegenden aufgehäuft sind. Hiebei kommt Hr. N. auch darauf zurück, dafs das vor- 173 hin ausgesprochene Resultat durch Witham’s Werke, als eine Entdeckung des Letzteren, verbreitet sei, dafs aber die- selbe Hrn. Witham von ihm mitgetheilt sei. Die Art, wie sich Hr. N. jene feinen Blättehen aus den fossilen Hölzern bereitet, welche zu diesen Untersuchungen erforderlich sind, ist die, dafs er die schon abgeplattete Flä- che eines Stückes mittelst dicken Canadabalsams an ein Stück Tafelglas kittet, und dann das Stück mit Schmirgel auf ei- ner Kupferplatte abreibt. Da Glas und Kitt durchsichtig sind, so kann man hiebei genau erkennen, wann die Platte eine gehörige Feinheit erreicht hat. Wir reihen hier die Resultate einer Arbeit an, welche nachweist, wie mehrere, ganz verschieden geformte Verstei- nerungen von einer und derselben Pflanze abstammen. So wie früher schon Hr. Rhode ') nachgewiesen hat, dafs: viele von denjenigen Versteinerungen, welche man für Farrnstümme hält, mit allem Rechte von Cactusgewächsen abzuleiten sind, eben so zeigt auch Hr. F. C. Lukis ?), dals es noch andere suceulente Pflanzen gebe, welche auf ihren Stämmen Formenzeichnungen hervorbringen, die denen so mancher Versteinerungen ganz aufserordentlich ähnlich: sind. Hr. L. beobachtete einen armdicken Stamm von Sempervi- vum arboreum, und fand an ihm, dafs nicht nur die Epider- mis-, Rinden- und Holzschicht desselben ganz verschiedene Zeichnungen liefern, sondern dafs auch diese Verschiedenheit noch durch das Alter vermehrt werde, was. durch enispre- chende Abbildungen hinreichend bewiesen wird. Zugleich zieht Hr. L. hieraus den Schlufs, dafs eine und dieselbe fos- sile Pflanze der Art unter drei ganz verschiedenen Zeichnun- gen auftreten könne, nämlich mit der Zeichnung der Epider- mis, der Rindensubstanz und mit derjenigen des Holzes. Auch dieses wird durch Abbildungen an Phytolithus verrucosus und Phytolitkhus cancellatus nachgewiesen, und möge den Natur- 1) Beiträge zur Pflanzenkunde der Vorwelt. . 2) Remarks and Illustrations on the Decay of the Stems of succulent Plants. Louden, Magazin. 1834. Jan. p. 32 — 38. 174 forschern, welche fossile Pflanzen beschreiben, recht sehr zur Beachtung empfohlen werden, damit sich die Anzahl dieser Gebilde nicht ohne Grund um das Doppelte und Dreifache vermehre. Es wird durch Hrn. E. Andr& !) auch wiederum in Er- innerung gebracht und gegen anderweitige Behauptungen nach- gewiesen, dafs sich die Dicke der Jahresringe an den Stäm- men der Bäume keinesweges nach der Witterung richte, son- dern künstlich hervorgerufen ‘und auch wieder unterdrückt werden kann, je nachdem eine schlechte oder eine zweck- mälsige Behandlung des Waldes in Anwendung gesetzt wird. Der lichtere Stand hat eine grölsere Ast- und Wurzelver- breitung zur Folge, und diese verursacht eine stärkere Ent- wieckelung der Jahresringe. Hierauf gründet sich die Theo- rie des Durchforstens, wodurch ein gröfßserer Holzzuwachs entsteht, als wenn sich die Bäume durch nahes Aneinander- stehen selbst ersticken. Auch Hr. Nicol ?) fand, bei der Untersuchung über die Structur der Coniferen, dafs die Jahresringe mehr gleichmä- fsig breit bei den einheimischen (d. h. bei solchen, welche im wilden Zustande wuchsen) Fichten waren, dagegen mehr unregelmälsig stark bei den angepflanzten Bäumen der Art, und, was sehr wichtig ist, dafs die Bäume, welche durch gleich breite Jahresringe ein mehr gleichmäfsiges Wachsthum bezeigen, viel stärker waren, als solche, welche angepilanzt waren. Diese schmalen Jahresringe mit gleichmäßsigem Wachs- thume sind natürlich in den dichten Forsten erzeugt, und hierauf begründet sich auch die Erfahrung, dafs die guten Mastbäume nur in, den ältesten Forsten zu finden sind, wo man vielleicht auf einem bestimmten Raume für dreilsig oder vierzig Thaler Holz verderben, oder sich weniger ent- wickeln läfst, um nur einen hohen und guten Mastbaum zu erhalten. 1) Ueber das Wachsthum der Bäume. Oeconomische Neuigkeiten und Verhandlungen. No. 12. 1834. 2) v. Froriep’s Notizen. 1834. No. 859. 175 Die Kenntnifs von der Bewegung der Säfte in den Pflan: zen hat im vergangenen Jahre nur wenige Fortschritte ge- macht; doch sind ältere Beobachtungen und Ansichten all- gemeiner anerkannt worden, was gewils eben so hohen Werth haben mufs. Wir selbst ') haben uns veranlaßst gesehen, eine kleine Schrift über diesen Gegenstand zu verfassen, welche theils den französischen Gelehrten zeigen sollte, was in Deutsch- land über die wirkliche Circulation des Lebenssaftes gearbei- tet worden ist, theils aber auch um die Behauptung zu entkräf- ten, welche Hr. C. H. Schultz, in einem Schreiben an die Akademie zu Paris 2), aufgestellt hat, um dem physiologi- schen Publikum Deutschlands heftige Vorwürfe zu machen. Wir haben in jener Schrift nachgewiesen, dafs die Ro- tationsbewregung des Zellensaftes eine wahrscheinlich ganz all- gemein vorkommende Erscheinung in den Pflanzen ist, wel- che aber durch Structurverhältnisse. so wie durch die Inten- sität der Lebensthätigkeiten der Pflanze bedingt wird, so dafs sie bald allgemein, bald nur in einzelnen Theilen einer Pflanze auftreten und wahrnehmbar werden kann. ‘Sehr aus- führlich ‘haben wir die Circulation der Lebenssäfte mit den Cireulations-Erscheinungen in den niederen 'Thieren, wie bei den Sertularien und den Salpen, verglichen; Erscheinungen, welche theils ganz neu, theils zuerst von dieser Seite aufge- falst worden sind. Es ist bekannt, dafs mich die französische Akademie der Wissenschaften für jene Arbeit mit einer Me- daille beehrte. Dieses veranlafste Hrn. €. H. Schultz hie- selbst zu einem späteren Schreiben an die französische Akade- mie ?), in welchem er zu zeigen suchte, dafs meine Arbeiten nur die seinigen bestätigen könnten, indem ich einer seiner 1) S. Meyen, Ueber die Bewegung der Säfte in den Pflanzen. Ein Schreiben an die Königl. Akademie der Wissenschaften zu Paris. Berlin 1834. 8. Hr. v. Schlechtendahl (Linnaca von 1834.). giebt bei der Referirung über diese Schrift ein schr falsches Urtheil, in- dem er sagt, dafs in derselben nichts Neues enthalten, was nicht schon den Deutschen längst bekannt wäre, 2) S. Ann. des science. nat. 1830. 3) S. DL’Institut. 1834. No. 57. 176 Nleifsigsten Schüler gewesen wäre. Diese mir erwiesene Be- lobung möchte ich als eine unverdiente ablehnen, da ich schon nach wenigen Stunden dem Vergnügen, den ‚öflentli- chen Vorlesungen des Hrn. Sch. beizuwohnen, entsagte, da- her ich Hrn. Sch. bedauern würde, wenn er keine fleißsige- ren Schüler als mich aufzuführen hätte. Ueberdies weils bei uns Jedermann, was von solch einer Angabe zu halten ist; wir treffen hier nicht selten. Männer vom Fache, welche den Vorlesungen hiesiger Professoren beiwohnen, ohne dafs es des- halb diesen in den Sinn kommen ‚möchte, erstere für ihre Schüler zu halten.: Dessen ungeachtet scheint jene Meinung, als wären wir ein Schüler des Hrn. Sch., schon Eingang ge- funden zu haben, denn mehrere Botaniker, worunter auch Hr. de Candolle, haben unsere eigenen Beobachtungen dem Hrn. Sch. zugeschrieben. Hm. Schultz’s fernere. Angaben in jenem Schreiben an die französische: Akademie,, daß ich mir seine Methode zu beobachten angeeignet, danach. auch mehrere Pflanzen mit Erfolg untersucht, aber keine neue Beobachtung gemacht hätte, welche seinem Werke über die Natur der lebenden Pflanze hinzuzufügen wäre, möchte ich den Gelehrten vom Fache zur Beurtheilung überlassen. Hr. Schultz.!) hat schon im Jahre 1833 zu Breslau ei- nen Vortrag über die Entwickelungsgeschichte der Lebens- saftgefälse gehalten, welcher im vergangenen Jahre publieirt worden ist. Es werden darin drei verschiedene Entwicke- lungszustände der Lebenssaftgefälse unterschieden und mit bestimmten Namen belegt, indem bei verschiedenen Pflanzen oft nur die eine oder die andere Form dieser Gefälse vor- kommen soll. Jene 3 verschiedenen Entwickelungszustände sollen sein: 1) Die Vasa laticis contracla; sie sind zart, am meisten contractil und dadurch oft zu einem dichten Ge- webe verbunden. 2) Die Yasa latieis expansa; sie sind die gewöhnlich bekannten Lebenssaftgefälse, welche stellenweise Einschnürungen und bauchige Erweiterungen zeigen, wovon letztere die Neigung zur allgemeinen Expansion, erstere hin- 1) S. Flora 1834. S. 120. 177 gegen die eontractile Eigenschaft dieser Gefäßse beurkunden sollen! 3) Die Vusa latieis articulata; die Enden dieser Glieder der Gefäfse haben verengerte Mündungen, sind aber nicht geschlossen; doch sollen sie sich an diesen Einschnü- rungsstellen sehr leicht trennen. Bei vielen Pflanzen sind diese drei Entwickelungsstufen zu gleicher Zeit enthalten. Wir haben allerdings Vieles gegen diese sogenannten Ent- wiekelungsstufen der Lebenssaftgefälse einzuwenden und de- ren Contraetilität, so wie ihre Neigung zur Expansion ete., gänzlich zu bestreiten; doch wollen wir dieses aufschieben, bis Hr. Sch. eine ausführliche Darstellung dieser interessan- ten Untersuchung gegeben haben wird. Hr. Alison !) hat einige Gedanken über die Ursache der Säftebewegung, sowohl in den Pflanzen als im Allgemei- nen mitgetheilt; er stellt darin fest, dals diese Bewegun- gen nicht durch Contraction der umgebenden festen Theile, sondern dafs sie durch eine gewisse Attraetion und Repul- sion geschehen, welche dem Leben des Individuums angehö- ren. In der Aufzählung der verschiedenen Typen der Saft- bewegung, sowohl in den Pflanzen als auch in den Thieren, zeigt Hr. A, dafs er mit diesen Erscheinungen nur wenig be- kannt ist. Hr. Valentin hat in der schlesischen Gesellschaft zu Breslau ?) einen Vortrag über die Erscheinungen der Safteir- eulation in den Pflanzen gehalten, worin er alle Bewegun- gen, im Innern der Pflanzen, in drei Klassen bringt, welche jedoch ‘nicht anzuerkennen sind. Er nennt: 1) die Bewegung der bekannten Brown’schen Molekule. Dieses sind kleine, runde, meist dunkle Körperchen, welche ‚meistens in den Zel- lenwandungen, seltener in den Pflanzensäften, sich befinden u.s.w. Wir gestehen, diese Körper nie gefunden zu haben, sondern die Zellenwandungen erschienen uns stets als gleich- mälsige Membran. Unter anderen will sie Hr. V. auch in Hoya carmnosa, dieht unter der Oberhaut gesehen haben, wo 1) L’Institut. 1834. p. 243. 2) S. Deren Bericht von 1834. S. 69. 178 sie aber sicher nichts anderes als Lebenssaftbläschen waren, welche bekanntlich. eine‘ selbstständige Bewegung besitzen, die aber von der Cireulation des Saftes ganz unabhängig ist. Bei Cycas und Zamia ist dieses besonders schön zw sehen. Die zweite Klasse von inneren Bewegungen in den Pflanzen nennt Hr. V. die infusorielle Bewegung, welche in der Re- gel in abgestorbenen oder kranken Pflanzen, vorzüglich im Herbste, vorkommen soll. Zur dritten Klasse gehört die Be- wegung des Saftes der Pflanzen, sowohl des Lebenssaftes als des Zellensaftes. Hr. V. hat alle die Beobachtungen der Ro- tirung des Zellensaftes bei den ‚Charen und bei Vallisneria spiralis wiederholt, und auch die Atmosphären der Zellen- saftbläschen gesehen, welche wir. zuerst beobachtet haben, von denen aber die Botaniker, bis zum heutigen Tage, nur wenig Notiz zu nehmen scheinen. Auch über die Bewegung der rohen Nahrungssäfte in den Pflanzen sind einige Beiträge geliefert. Bekanntlich hat Hr. Biot schon im Jahre 1833 Beob- achtungen bekannt gemacht, welche ziemlich bestimmt be- weisen, dafs sich‘ der überschüssige Saft der Bäume. in den Blättern wieder umdrehe, und durch die innersten Schichten der Rinde nach der Wurzel zurückkelhre. Als Ursache der Bewegung ‚des Pflanzensaftes nimmt Hr. B. die hygroskopi- sche Eigenschaft des Pflanzengewebes an, und: sucht damit Alles zu erklären. Die periodischen Erscheinungen des Pflan- zenlebens, so wie. das Verhalten des Pflanzengewebes nach dem Tode der Pllanze, sind hiebei ganz übersehen, ‘denn ge- rade hieran bricht jene Theorie. Hr. B. fand, dals an einem abgehauenen Stamme der Pharaonsfeige die innere ‚Schicht der Rinde noch lange Zeit hindurch feucht blieb, und schlofs daraus, dals diese Rinde, in einem gewissen Grade, das; Auf- saugungsvermögen nach innen und die Emissionskraft nach aufsen besitze, ganz ähnlich den Blättern. Uns scheint es, dafs diese anhaltende Feuchtigkeit ‘der Rinde des Baumes durch den Lebenssaft erklärt werden mufs, welcher noch lange Zeit hindurch, nach dem Abhauen eines Baumes, in Bewegung ist. 179 Am 10. Februar des vergangenen. Jahres "hat Hr. B. ') vor der Akademie der Wissenschaften zu Paris einen ande- ren Vortrag gehalten, worin er gezeigt, dafs in der Mitte ei- nes Baumes eine grofse Menge Saft aufsteigen könne, ohne dafs man, durch Einbohren in den Stamm, auch nur einen Tropfen Saft erhalte. Hr. B. hat nun einen Apparat. erfun- den (er ist in der angeführten Zeitschrift beschrieben und mit Abbildungen begleitet), mit welchem er den aufsteigen- den und den absteigenden Saft gesondert aufzufangen ver- mag, und in Folge dieser Entdeckung ist es leicht gewor- den, zu zeigen, dafs der absteigende Saft stets concentrirter und zuckerreicher ist, als der aufsteigende Saft. Hr. And. Knight) stellt in einer Abhandlung über die wohlthätige Wirkung der Saftanhäufung in einjährigen Pflan- zen die Meinung auf, dafs zweijährige Pflanzen oflenbar in dem ersten Jahre den Saft bilden, welchen sie im folgenden Jahre zur Erzeugung der Blüthen und Saamen verwenden. Auch Bäume sollen im vorhergehenden Jahre denjenigen Saft erzeugen, welcher im Frühjahre zur Entfaltung der Blüthen und der jungen Blätter gebraucht wird. Wir glauben nicht, dafs hinreichende Gründe zu diesen Annahmen vorhanden sind, wohl aber haben wir Thatsachen, welche ganz gegen solche Meinung sprechen. * Sehr interessant sind die ee Arbeiten, wel- che im vergangenen Jahre über verschiedene andere Aeulse- rungen des vegetabilischen Lebens, als über die Erzeugung der Wärme, der Farben, der Lichterscheinungen und der Ver- schiedenheit in der Materie der Pflanzen erschienen sind; sie möchten am meisten dazu beitragen, den Vegetalions- Akt in seinem Wesen zu erkennen. Hr. Ch. Daubeny liefs Pflanzensaamen in Erdarten von bekannter Zusammensetzung keimen, und analysirte später diese auf angegebene Art gezogenen Pflanzen. Die Pflanzen 1) L’Institut. 1834, p. 66. 2) Transact. of the Hortic. Soc. of London. Vol. I. Tab. IV. 323. Pr 180 zeigten hiebei stels mehr erdige Bestandtheile, als in dem Saamen zu finden war, aus welchem sie gezogen wurden. Die Pflanzen, welche in Strontianerde gewachsen waren, ent- hielten nichts von dieser. Andere Versuche über das Wach- sen der Pflanzen in Sand, Marmor, schwefelsaurer Strontian- erde und Schwefelblumen zeigten, dafs sich der Kalkgehalt in jedem Falle vermehrt hatte, am meisten bei denjenigen Pflanzen, welche in Marmor und der schwefelsauren Stron- tianerde gewachsen waren, am wenigsten aber in denjenigen, welche in Schwefelblumen gewachsen. Indessen 0,4 Gran war 'stets die grölste Menge, welche Hr. Daubeny in jenen Pflanzen entdecken konnte, und so kam er endlich durch verschiedene Versuche zu dem Schlusse, dals die Pflanzen- wurzeln entweder die Strontianerde, selbst im Zustande der Auflösung, durchaus nicht einlassen, oder wenigstens viel schwerer aufnehmen, als kalkige Stoffe. Einige andere Schlüsse, welche Hr. D. aus diesen Ar- beiten zieht, scheinen nicht gehörig begründet zu sein. Hr. Goeppert ') hat durch Versuche nachgewiesen, dafs Jod und Brom unter dem Einflusse des Sonnenlichtes das Keimen der Saamen befördern, ganz eben so, wie dieses durch Hrn. Alexander v. Humboldt vom Chlor beobach- tet wurde. Hr. G. hat jedoch zugleich gefunden, dals es nicht diese einfachen Stoffe, sondern ihre Verbindungen mit Wasserstofl sind, welche diese reizende Wirkung auf den Pflanzensaamen ausüben. Ein 15 Sekunden langer Aufenthalt der Saamen von Camelina sativa in Bromdunst von 15° R. reichte hin, um die Entwickelung der Keime an diesen Saa- men schon in wenigen Stunden hervorzurufen, während die- ses im blofsen Wasser erst innerhalb 24 Stunden geschah. Eine analoge Wirkung auf das Keimen der Saamen zeig- ten auch die Sauerstoflsäuren, als Schwefel-, Salpeter-, Phos- phor-, Weinstein-, Benzoe-, Citronen-, Sauerklee-, Essig- und Gal- 1) Versuche über die Einwirkung des Chlor, Jod, Brom, der Säu- ren und‘ Alkalien auf das Keimen der Saamen, v. Froriep’s Notizen. No. 861. März 1834. 181 Gallus-Säure im verdünnten Zustande; doch war die Wir- kung gerade entgegengesetzt, wenn fixe Alkalien mit dem Saamen in Berührung gebracht wurden. Sehr interessante Untersuehungen über das Keimen, be- sonders in Bezug auf die Producte desselben, so wie über den Einflufs der Wärme auf den Keimungsprocefs, haben die Herren Edwards und Colin !) bekannt gemacht, aus de- nen hervorgeht, dafs während des Keimens Essigsäure, Zuk- ker und ein Ferment gebildet würden. Durch Endosmose und Exosmose wird der Austritt des Zuckers aus dem Saa- men in das umgebende Wasser erklärt. Merkwürdig ist eine Beobachtung an keimenden Mays-Pflanzen, welche sich schon in einem vorgerückteren Zustande befanden, die plötzlich ei- nen starken Alkoholgeruch zeigten, der nach der Höhe der Temperatur verschieden war. — Luft, Wasser und Wärme sind überhaupt die der Agentien, olıne deren Vorhandensein keine Keimung vor sich geht. Es ist allgemein bekannt, dafs die Saamen bei einer Tem- peratur unter dem Gefrierpunkte nicht mehr keimen, ja Ver- suche an Getreidearten zeigten, dals diese nie unter 7° Cels. keimten. Man untersuchte ferner, welcher Grad von Kälte, und welcher von Hitze im Stande wäre, das Keimungsver- mögen zu tödten. Selbst die hohe Kälte, bei welcher das Quecksilber erstarrt, vermag das Keimungsvermögen in den Saamen nicht zu zerstören; doch anders verhält es sich mit der Einwirkung der Wärme. 50° Cels. ist ungefähr die Tem- peratur, bei welcher die Saamen nahe sind, ihr Keimungs- vermögen zu verlieren; doch ist die Natur des umgebenden Mediums dabei sehr zu beachten, denn, wie es Versuche lehrten, entsprachen jener Wärme des Wassers von 50° Cels. eine Temperatur von 62° in Wasserdampf, und 75° Cels. so- gar in trockener Luft. — Hiebei ist aber auch die Dauer des Experiments zu beachten, denn eine Wärme von 35° Cels. zerslörte das Keimungsvermögen nach dreitägiger Einwirkung. 1) De U’Influence de la Temperature sur la Germination. Ann. des scienc. nat. 1834. Tom. IV. p. 257 — 270. 1. Jahrg. 13 182 Wurden die Saamen unserer Getreidearten in angefeuchtetem Sande erhitzt, so waren 45° die höchste Wärme, wobei die Keimungskraft nicht zerstört wurde. Ueber die Veränderung der Saamen durch hohes Alter hat man, besonders bei dem Getreide, abermals interessante Resultate in Erinnerung gebracht. Im Jahre 1817 fand man in der Citadelle von Metz ein Magazin, worin das Getreide vom Jahre 1523 an eingeschlossen worden war, und das Brod, welches man daraus machte, wurde für sehr gut be- funden. Hr. Raspail hat erkannt, dafs sehr alte Getreide- saamen, wie diejenigen, welche aus den ägyptischen Gräbern entnommen sind, stets etwas freie Säure, aber keinen Gluten haben, während sich zuweilen das Amylum darin erhal- ten hat ?). Hr. de Saussure ?) stellte eine abermalige Reihe von Versuchen über den Einflufs der Vegetation auf die verschie- denen Bestandtheile der Atmosphäre an, und fand, dafs das Keimen in der atmosphärischen Luft nicht dazu dienen kann, um rücksiehtlich der Zerstörung des Sauerstoffes und der ver- hältnilsmäßsigen Erzeugung der Kohlensöure für alle Saamen eine allgemeine. Regel aufzustellen. Bei keimendem Waizen und Roggen scheint sich ein eben so grofses Volumen von Kohlensäure zu bilden, als dasjenige ist, welches vom Sauer- stoff eingenommen wurde; bei der Schminkbohne wurde mehr Kohlensäure erzeugt, als Sauerstofl zerstört war, und in noch anderen Fällen war dieses Verhältnifs gerade umgekehrt. Ja diese verschiedenen Verhältnisse wurden sogar bei einem und demselben Saamen in verschiedenen Stadien des Keimens be- obachtet. In der ersten Zeit wird mehr Kohlensäure erzeugt, als Sauerstoff verschwindet, in der späteren Zeit wird das Gegentheil hievon beobachtet. Keimen die Saamen in Sauerstoff, so wird stets mehr von diesem Gase consumirt, als Kohlensäure entbunden wird. \“ 1) L’Institut. 1834. p. 241. 2) De Valteration de Vair par la germination et par la fer- mentation. ‚Biblioth. univers. 1834. Juin. p. 113—199. 183 Die Absorbtion des Stickstofles wurde in allen Fällen;bei dem Keimen‘ des Saamens beobachtet; doch war es noch nicht zu ermitteln, wieviel hievon dem Keimen, dem Gährungspro- cesse oder der Porosität des Saamens zuzuschreiben war. In Folge‘ der Versuche, welche Hr. de S. über das Keimen der Saamen: in atmosphärischer Luft und: in Sauerstoffgas ‚ange- stellt hat, kam er zu den Resultaten, dafs alle .Saamen ‚bei ihrem Keimen, sowohl in atmosphärischer Luft als in.Sauer- stoflgas, letzteres Gas fixiren oder absorbiren, dafs sich die- ses’ aber, bei Anwendung von gewöhnlicher Luft, nicht im- mer beobachten lasse, wie sie durch den in der Kolilensäure enthaltenen Sauerstoff verdeekt wird, zu dessen Entbindung der Stickstoff der Luft die Veranlassung giebt, und dals die Saamen ferner auch bei dem.Keimen in der atmosphärischen Luft den Stickstoff absorbiren. Der zweite Theil dieser Abhandlung, erilchenn über das Verhalten des Stickstofles bei der, Gährung der Saamen spricht, gehört rein in das Feld der Chemie! / gl Hr. A. Brongniart ') behandelt‘ die Erscheinung; von der Wärmezunahme.in der Blume einiger Pflanzen, und zeigl, dafs sie schon im! Jahre: 1777 von Lamark entdeckt wor- den ist; ‚doch. hat. derselbe die Zeiten seiner Beobachtung nieht genau angegeben. Senebier, Desfontaines, Gme- lin, Bory-Saint-Vincent und Hubert, so wie Th&o- dore.de Saussure.und €. H. Schultz zu Berlin, haben diese. Entdeckung 'zu verschiedenen Zeiten bestätigt, so dals Niemand mehr daran zweifeln durfte. Hr. Brongniart be- obachtete die Blume- an‘ Colocasia odora (Caladium odorum), und fand die Temperatur an verschiedenen Stellen des Spa- dix verschieden, Die Staubfäden zeigten 24° Cels., während die Basis an den abortirten Staubfäden 26% und die Mitte der Masse-an den-'aborlirten Staubfäden sogar 28,5% zeigte, wo- bei die Temperatur der Luft gleich 21° war. Demnach war ‚ eine Diflerenz von 7,5° zwischen der‘ Temperatur der Luft I) Note sur le Colvcasiu odora et ‚sur lelevation ‚de tempera- ture de ses fleurs. Nouv. Ann. du Museum. 1834. Tom. III. 13* 184 und derjenigen der Anthierenmasse; dieses fand um 3 Uhr Nachmittags statt, und ‚eine Stunde darauf, nämlich" um 4 Uhr, ‚war die Differenz nur noeh 2,5%. Während der gan- zen Zeit der Befruchtung; nämlich von’ 14. bis zum 19: März, beobachtete Hr. B, täglich eine Zunahme der Temperatur an den: genannten -Blumentheilen, und giebt hierüber eine Ta- belle mit ‚einigen 50 Beobachtungen, ‘woraus sich folgende Maxima: der Differenzen zwischen der Temperatur der Luft und der Blüthe ergeben. Am 14. März, um 3 Uhr Nachntg., war die Differenz 4,5° - 125 - EP =“ ammgf: 2 10° LIE zunene nbch= - De = 10,2° - 11. - 0-5 - - 0. - 12° - 18. -4 = 1 - Vormitg, - 0. - 8,2° - 1. - - MW - = 4 le 2b 25° Es wird hiebei am'reehten Orte’ sein, wenn wir auf die Resultate einer Arbeit aufmerksanı machen, welche Hrn. B. noch unbekannt war. Nämlich Hr. Göppert, welcher be-: kanntlieh''noch vor einigen Jahren dieses Phänomen leugnete, hat sich‘ seitdem ebenfalls davon überzeugt, und die Beob- achtungen darüber im Jahre 1832 publieirt !). Hr. G. beob- achtete die Blume von Arum Dracuwnculus, hat jedoch eben so, wie lie meisten seiner Vorgänger, die Zeiten der: Beob- achtung nicht aufnotirt; nach diesen Beobachtungen sind alle Theile der Blume wärmer, als die atmosphärische Luft, am wärmsten ‚ist aber der Kolben, welcher die Staubfäden und die Stempel trägt. Der Hauptsitz aller Wärmeentwickelung befand sich nach Hrn. G. in den Staubbeuteln, und von hier aus nimmt die Temperatur von oben und von unten gleich- mälsig ab. Ja Hr. G. beobachtete an den Staubbeuteln eine Wärmezunahme von 14° R. (gewils eine aulserordentliche Erscheinung!) bei 13° Wärme der Luft. Selbst abgeschnit- tene Blüthen blieben noch 24 Stunden lang warm. Vergleicht man nun die Angabe des Hrn. Göppert und 1) Ueber Wärmeentwickelung in der lebenden Pflanze. WVien 1832. 8. 185 die des Hrn. Brongniart, so wirdı es nöthig, dafs die Beob- achtungen ‚noch weit mehr‘ vervielfacht werden müssen, um zur Aufstellung allgemein 'gültiger' Regeln ‚für. diesen. Gegen- stand: zu kommen. Da zur‘ Zeit, als wir. dieses schrieben, so eben ein Arum viviparum im Königl. botanischen. Garten aufblühen wollte, so: suchten wir jene Beobachtungen: zu wie- derholen, und um dieses: mit‘gröfserer Ruhe und Genauigkeit ausführen zu können, 'wurde die Pflanze in unser Arbeitszim- mer gesetzt. Wir sahen die Entfaltung dieser Blume, und unterlielsen nicht, sowohl ‚stündlich alsıhalbstündlich.: die- selbe, in Bezug auf ihre Wärmezunahme, mit einem sehr fei- nen, kalibrirten Instrumente zu untersuchen; ‚aber, zu unse- rem ‘Erstaunen, sahen wir zu keiner Zeit eine höhere Tem- peraturzunahme, als von2° R., welche das Instrument, mit der Antherenmasse in Berührung gesetzt, höher zeigte, als in der umgebenden Luft: Die Spatha zeigte. kaum »0,5° mehr Wärme als die Luft, und ‚der Blumenstieli war mit‘ der ‚um- gebenden Luft von gleicher Temperatur. Was nun ‚aber jene Zunahme der Wärme um 2° .R. betrifft, welche wir an den Antlıeren beobachtet ‘hatten, so zeigte: es sich bald, dafs hie- von gar nicht die Rede sein ‘konnte; denn alle schlechte Wär- meleiter, als das Holz der Stühle-und Tische, welche sich in unserem Zimmer befanden, ‘zeigten /ebenfalls ‚2° R. mehr Wärme, als die Luft ‘der Stube. Wir führen diese Beobachtungen an, nicht etwa, um die früheren der Herren B. und G.; damit) in Zweifel ziehen, zu wollen, sondern nur um'zu zeigen, wie leicht es war, diese ganze Erscheinung zu leugnen, ‘wenn. man aus einzelnen Beob- achtungen diesen Gegenstand beurtheilen wollte. Mit unseren negaliven ‚Beobachtungen erweitert sich aber«auch.der Kreis der Fragen, welcher ‚durch‘ künftige, weit umfassende Beob- achtungen zu lösen ist. Auch über den Einflufs der Farben gewisser Pflanzen- theile auf deren Temperatur hat man bereits angefangen, Beob- achlungen anzustellen. indem man die Blumen verschiedener Pflanzen mil einem feinen Thermometer in Berührung brachte, und den Unterschied der Temperatur der Blumenblätter mit 186 derjenigen der umgebenden Luft aufnotirte.: Nach‘ Hrn. Mur- rey !) geben weilse Blumen die geringste Differenz, sind dem- nach fast ‘gleich warm mit der Luft; die-Beobachtungen mit gelben, blauen und rothen. Blumen geben indessen sehr ver- schiedene Resultate. Unserer Meinung nach könnten‘ diese Beobachtungen nur dann "einiges; Resultat liefern, wenn sie an verschieden gefärbten Blumen einer und derselben Art an- gestellt wären, denn die Struetur ‚und die Menge Feuchtig- keit, welche‘ in dem Gewebe ‘dieser Blumen enthalten ist, bedingen das Wärmeleitungsvermögen. Weilse Blumen, (de- ren Epidermiszellen meistens viel Luft enthalten, müssen wohl am ersten dieselbe Temperatur zeigen, welche. die, umgebende Luft hat. "Uebrigens ‚sind 'alle schlechte Leiter mit einer: hö- heren' Temperatur‘'begabt; als. die umgebende. Luft:2)..: Hr.'Ph: A. Pieper °), ‚der: Verfasser genannter Schrift, in welcher grofser Scharfsinn und unermüdlicher Fleifsin der Beweisführung' gefafster Ansichten ‘zu’ finden ist, wollte die Lücke ausfüllen, welche in den physiologischen Werken über das Farbenverhältnifs der Blätter geblieben ist. Die Grund- ansichten, welche‘ in diesem Werke ausgesprochen und um- ständlich bewiesen sein sollen, sind: Das Farbenbild: ensteht durch polares Auseinandertreten der'Elementartheile des Lich- tes. Roth ist = +, Violet = —, und Grün bildet: die In- differenz. Die Pflanze entsteht und lebt. durch polares Aus- einandertreten der: Wurzeln und des Stengels. Die Wurzel bildet den positiven; der Stengel den negativen Pol. : Farben- bild und Pflanze entsprechen sich in ihren gleichnamigen Po- laritäten.. Die Pflanze kann mit der Wurzel oder dem Sten- gel bis zu einem ‘gewissen Punkte einseitig prävaliren, ohne dem Totalleben zu schaden, und dieser vorwaltende' Theil mufs sich durch die’ entsprechende polare Seite des Speetrums I) Rev. Britan. Juin ‚1824. 2) S. L'Institut. 1934. p. 288. 3) Das wechselnde Yarbenverhältnils in ‘den verschiedenen’ Lebens- perioden des Blattes nach seinen Erscheinungen und Ursachen. Nebst 4 lithographirten Tafeln. Berlin 1834. 8. ; du , — 187 offenbaren. Wurzel und Stengel im Gleichgewicht geben Grün. Die Rippen wiederholen den überwiegend gewordenen Wurzel- einflufs im Blaite, und leiten den Farbenwechsel desselben. Das sich entfaltende Blatt geht durch eine oder mehrere Far- benstufen zur normalen Vegetation, das welkende Blatt dage- gen durch eine oder mehrere Farben zum Tode über. Jenes fängt mit den Farben an, womit dieses aufhört. Beide ha- ben daher einen entgegengesetzten Gang, und der Farbenwech- sel des welkenden Blattes ist also eine rückschreitende Meta- morphose u. s. w. Das ganze Werk ist meistens ohne Angabe der betref- fenden Litteratur geschrieben, und somit erlauben wir uns die Bemerkung, dafs wir viele von den hier ausgesprochenen Grundsätzen schon in anderen physiologischen Werken frü- herer Zeit aufgestellt gefunden haben. Man kann es nicht einem’ jeden Leser zutrauen, den verhandelten Gegenstand mit solcher Genauigkeit zu kennen, dafs ihm auch alle schon frü- her erschienenen Schriften über denselben bekannt, und er daher die Urheber der Grundsätze kenne, von welchen der Herr Verfasser ausgegangen ist. Demnach bleibt es immer ralhsam, dafs man die benutzte Litteratur gehörig angiebt, wenigstens fordern wir dieses von allen rein wissenschaftlich geschriebenen Werken. * Hr. Pieper spricht in seinem Buche zuerst über die Ent- stehung der Pflanzenfarbe (Chromato-Genesiologie), dann über den Wechsel der Pflanzenfarbe (Chromato - Metamorphologie) und endlich über die Lebeusthätigkeit der Planze im Verhält- nisse zum Farbenwechsel des Blattes (Chromato- Metamorpho- logia comparativa). In der ersten Abtheilung, über die Ent- stehung der Pilanzenfarbe, werden die 7 Farben des New- ton’schen prismatischen Farbenbildes am geeignelsten zur Verständigung dargestellt. Grün ist die Indifferenz, und von ihr aus laufen die Farben Gelb, Orange bis Roth zum +-Pole und durch Blau, Indigo bis Violett zum —Pole. Hierauf zeigt Hr. P. das polare Verhältnifs an den gefärbten Pflan- zensäften, leider spricht er hiebei von Farben gewisser Säfte, welche durchaus farbenlos sind. Der Saft, aus gesunden Apfel- 188 baumblätlern geprefst. besteht aus sehr verschiedenen Sub- stanzen, und erhält seine Farbe durch kleine Bläschen, wel- che mit dem wachsarligen Blattgrün gefärbt sind; nur weil eine grofse Masse solcher grünen Bläschen in dem Safte ent- halten sind, erhält er die grüne Farbe, an und für sich ist er farbenlos. Der Hr. ‘Verf. hätte zuerst die räumlichen und wirklich sichtbaren Ursachen der Pflanzenfärbung näher un- tersuchen sollen, dann hätte er bei seinem hohen Scharfsinne gewils sehr schöne Resultate zu Wege gebracht; doch sehr viele Stellen in jener Schrift verraihen es, dafs er, so wie viele andere Bearbeiter der Philosophie des Absoluten, mit der Beobachtung nicht gleichen Schritt geht, sondern Alles erklären will, ohne auch nur die ersten Ursachen der Er- scheinung zu kennen. „Denn mit der Annahme des Chloro- phyllin’s, dieser bequemen Eselsbrücke, ist wahrlich wenig gewonnen, da man hiebei nicht begreift, woher denn die übrigen Farben kommen u. s. w.“, sind des Hrn. Verf. Worte. Mit Bedanern müssen wir aus jener so scharfsinnigen Schrift eine solche Stelle (S.58.) hervorheben; aber sie allein möchte den Charakter der ganzen Schrift liefern. Das Chlorophyll ist da, von einer Annahme ist gar nicht die Rede, und wenn Hr. P. die phytotomischen Schriften mit ernstem Willen ge- lesen hätte, so würde er auch über die zunächst liegende Ur- sache vieler anderer Farben Aufschlußs erhalten haben. Wenn dieses aber auch nicht der Fall wäre, so dürfte ja Hr. P. das Chlorophyll dennoch nicht unbeachtet lassen. Wir sind in der Kenntnifs der zunächst liegenden Ursache der Pflanzen- farben viel weiter, als es der Hr. Verf. zu wissen scheint, wenn gleich auch umfassende Darstellungen des Gegenstandes noch fehlen. Interessant sind die Versuche, welche der Hr. Verf. mit dem Keimen und Wachsen von Pflanzen unter verschieden gefärblen Gläsern anstellte; er beobachtete die Entwiekelung der Gartenkresse unter den 7 Farben des Spectrums, unter weilsem Glase und unter ganz verdunkeltem. Mir scheint es, dafs die daraus gezogenen Resultate nicht so ganz bewie- sen wären, und dals die bei diesem Vorgange erfolgten Er- 189 scheinungen keinesweges den Erwartungen entsprochen haben; doch wäre es wünschenswerth, dafs diese Versuche recht viel- fach wiederholt würden ?). In der zweiten Abtheiluug, über den Wechsel der Pflan- zenfarben, legt Hr. P. eine sehr grofse Menge von Beobach- tungen über den Farbenwechsel der Blätter vor, und stellt diese oft auf höchst sinnreiche Weise zusammen, theils um seine Meinung zu beweisen, theils um künftige Einwendun- gen zu widerlegen. Es heifst darin, dafs die Pflanzenfarbe, einmal geschaffen, nicht unter allen Bedingungen die nämli- che bleibt. Das welkende grüne Blatt wird roth, weil die positive Seite des Speetrums an ihrer Spitze Roth hat, und einen stärkeren Einflufs auf das indifferente Grün ausübt, als die negative Seite, an deren Spitze das extensive Violett sich befindet. Total-Umfärbung und Roth schliefsen räumlich und zeitlich den ganzen Farbenwechsel, und das Blatt fällt ab, wenn dieses erreicht ist. Da aber der räumliche Farben- wechsel nicht immer bis zur Total-Umfärbung gelangt, son- dern oft auf einem tieferen Grade dieses Strebens stehen bleibt, so werden die welkenden Blätter nicht roth, sondern bleiben auf einer Mittelstufe stehen, und da die Seite vorherrscht, 1) Bei diesen Untersuchungen ist wohl hauptsächlich die Menge von Lichtstrahlen zu beachten, welche bei verschieden gefärbten Gläsern durchgehen, und welche zurückgehalten werden, worüber kürzlich Herr G. Osann (Versuche über Phosphorescenz durch Insolation etc. In Poggendorff’s Annalen, XXXIN. S. 405.) eine Tabelle entworfen hat, welche wir hier mittheilen, denn sie verdient die grölste Beachtung. Anzahl der durch- gehenden Licht- Anzahl der zurückgehal- tenen Lichtstrahlen. strahlen. Hellgrünes Glas... . 630 370 Hellblaues Glas... . 601 399 Talelslan 2... 539 461 Gelbes Glas .. .... 431 569 Blaues Glas... ... 370 630 Orangefarbenes Glas. . 155 845 Violettes Glas .... . 8 919 Tothes Glas ..... . 34 966 190 so ist Gelb. die häufigste Farbe. Der Uebergang von Grün durch Gelb, Orange zu Roth ist deutlich an den Blättern von Daucus Carota zu sehen, so wie an der Blume der wilden Castanie u.s. w. Die rothe Farbe geht: in keine andere über, denn Schwarz ist keine prismatische Farbe, sondern Zeichen - des Todes. Verfasser hat auch einen indirecten Farbenwech- sel beobachtet, wo das Grün durch Blau und Violett zum Roth übergeht, und dieses nennt er oft eine Bildungsstei- gerung. Um die Ursachen des zeitlichen Farbenwechsels zu er- klären, kommt der Verf. auch auf die Structur der Blätter, von denen er sagt, dafs sie unter der Epidermis der oberen und der unteren Blattfläche eine diehtere Ansammlung von Zellenstoff hätten, welche man Rinde neunt, und dafs zwi- schen dieser Rinde die Diploe liege, welche ein lockeres, eellulöses Gefüge habe. Sehr gut zeigt der Hr. Verf., dafs der Farbenwechsel der Blätter im Herbste nicht durch Oxydation entstehe, und dafs ‚ derselbe überhaupt nicht durch Oxydation und Alkalisation zu erklären sei, sondern dafs der Grund hiezu in den Lebens- bedingungen der Pflanzen zu suchen wäre; indessen darf nicht alle chemische Einwirkung hiebei ausgeschlossen sein. So au- fserordentlich viel Interessantes noch in diesem Buche enthal- ten ist, so müssen wir dennoch den Leser darauf selbst ver- weisen, denn es führt uns hier zu weit vom vorgesetzten Ziele ab. In dem dritten Abschnitte zeigt Hr. P., dafs das Blatt, bei dem Aufbrechen der Knospe eben jene Stadien des Far- benwechsels durchläuft, welche das welkende Blatt zeigt, nur ist hiebei der Gang entgegengesetzt, da das Leben hier steigt, bei dem Welken aber abnimmt. Hier geht das Grün zum Roth und dort geht das Roth zum Grün hinauf, was der Hr. Verf. ebenfalls mit Scharfsinn und Ausdauer durchführt, wenn ihm auch Letzteres nicht geglückt ist, denn dasjenige, was er hiefür angiebt, läfst sich auch noch auf anderem Wege er- klären. 191 ‘ Das: sonderbare Leuchten der Schistostega osmundacea, welche in Erdhöhlen vegelirt, ist neuerlichst durch Hrn. Un- ger!) genau untersucht worden. Die Pflanze wächst in ei- ner Erdhöhle nahe bei Kitzbühl, und man bemerkt in der- selben an solchen, von Vegetation entblölsten Punkten einen lebhäften smaragdgrünen Schimmer verbreitet. Dieser Schim- mer ist mehr metallisch-gläazend als phosphorisch-leuchtend und von allem Farbenspiele frei. Im Juli ist dieses Schim- ınern in der Höhle am deutlichsten, im Herbste nimmt es ab, und später ist keine Spur davon zu finden. Hr. U. hat nun entdeckt, dafs es die sogenannten Cotyledonen jenes Moo- ses sind, welche dieses Leuchten verursachen; doch bestehe es nicht in einer Lichtentwickelung, sondern durch Refraction und Reflexion des Tageslichtes. Die conferven-ähnlichen Fä- den der/Cotyledonen dieses Mooses zeigen nämlich das Eigen- thümliche, dafs sich ihre einzelnen Schläuche mehr oder we- niger in eine Kugelform umwandeln, ‘und ihre Zellensaftbläs- chen gerade in der Mitte jeder Zelle zusammengeballt ent- halten.‘ Im Uebrigen verhalten sich diese Organe. ganz wie bei den'anderen keimenden Moosen. Schon seit langer Zeit ahnte man es, dafs die Stellung der Blätter bei den Pflanzen nach gewissen, bestimmten Ge- setzen stattfinde; Hr. Dutrochet ?) hat gegenwärtig einige Ursachen aufgefunden, welche zufällige Abänderungen dieser Gesetze der Blatistellung‘ hervorrufen. Bei Acer campestre und bei' Fraxinus excelsior kommt diese Abweichung von der Regel sehr häufig vor, und wird durch ein sehr kräftiges, üppiges Wachsen hervorgerufen. Wenn der Acer stark wu- chert, so zeigen die Blätter häufig eine Abneigung von der 1) Ucher Bridels Catoptridium smaragdinum. Flora v. 1834. 1. 5.33. " 2) Observations sur les variations accidentelles du mode sui- vant lequel les feuilles sont distribudes. sur les tiges des vegelaux. Mem. du Museum 1831. 11 livrais. 192 . Opposition, und sie trennen sich doch gewöhnlich mit einer gewissen Regelmäßsigkeit. Sie stellen sich z. B. so, dals sie bei einer zweimaligen Umdrehung um den Stengel wieder zusammentreflen, wobei das fünfte Blatt wieder mit dem er- sten in einem Meridian zu stehen kommt. Hr. D. nennt diese Stellung die vierblättrige Spirale; ein Fall, der bei Rham- mus catharticus normal yorkommen soll und die Art der Dis- sociation eine Doublement alterne. Wenn aber auch der Rham- nus stark wuchert, so zeigt sich statt der vierblättrigen Spi- rale eine fünfblöttrige. Die Drehung der fünfblättrigen Spirale ist entweder von rechts nach links oder von links nach rechts; beide Fälle sind fast gleich häufig, wie es schon Bonnet beobachtet hat. Die Spirale ist natürlich ‘nicht immer ganz genau re- gelmäfsig, Verlängerungen derselben zeigen sich bald hie, bald dort. Bei der fünfblätterigen Spirale ist das sechste Blatt nicht immer mit dem ersten in einer und derselben Verticale stehend, sondern etwas mehr oder weniger rechts oder links davon abweichend, je nachdem die Spirale nach einer. dieser Seiten gerichtet ist. Schon B. kannte dieses, und benannte eine solche transversale Verrückung der Blätter mit dem Na- men: Abweichung. Ist diese Abweichung rückgängig bei der fünfblättrigen Spirale, so laufen die Blätter noch zweimal um den Stengel, bis dafs endlich das neunte Blatt mit dem er- sten in einer Verticale steht, z. B. bei Laurus nobilis. Auf diese Weise erklärt denn auch Hr. Dutrochet die Blatt- stellung bei den Coniferen, wo auf den Zapfen, nach Herrn Alexand. Braun’s meisterhafter Forschung, stets die 22ste Schuppe mit der ersten in einer Verticale steht. Hr. L. Thienemann ') hat den Grund der spiraligen Stellung, in welcher die meisten Pflanzentheile angeordnet sind, sehr sinnreich erklärt, indem er die Achsendrehung als solchen aufstellt. In dem vorliegenden Aufsalze sind die Gründe hiezu nur angedeutet, oft auch so kurz, dals wir 1) Die Achsendrehung der Pflanzen als Grund der verschiedenen Blattstellung. Isis von 1834. S. 867. 193 selbst fürchten möchten, den Verfasser hie und da milsver- standen zu haben. Die Hauptmomente zu der Beweisführung jener Meinung sind: 1) Alle Urbewegung besteht in kreis- förmigem Umschwunge mit gleichzeitiger Achsendrehung. 2) Alle Bildung geht aus der: Kugel hervor. und schreitet in Fortbildung der Kugel und in ihrer Theilung fort. 3) Die’ein- fachste Theilung der Kugel ist aber die in 2 Hälften. 4) Durch die Achsendrehung der Pflanzen wird die relative Stellung aller ihrer Theile bedingt, und 5) die Achsendrehung ist als gleichzeitig mit deren fortschreitenden Bewegung, ihrem Wachs- thume, zu betrachten. Wie richtig besonders die letzteren Sätze sind, wenn sie auch, wie wir glauben, nicht alle Er- scheinungen der Blattstellung erklären können, haben wir selbst an verschiedenen anderen Pflanzen beobachtet, und wer- den im nächsten Hefte dieser Zeitschrift einen solchen ganz entschiedenen Fall bekannt machen. Auch die Arbeit des Herrn Ad. Steinheil !) schliefst sich hier an; dieselbe ist jedoch ohne Beachtung der über diesen Gegenstand schon vorhandenen Litteratur geschrieben, und scheint uns, aufser einigen Ansichten eigenthümlicher Art, welchen gerade nicht beizustimmen ist, wenig Neues zu enthalten. Hr. €. B. Prest ?) sucht die Eintheilung der Blätter, nach ihrer Ablöslichkeit, mit der Eintheilung der Pflanzen nach der Zahl der Cotyledonen in enge Beziehung zu stel- len; doch möchte dieses unmöglich durchzuführen sein, denn nicht nur bei Pflanzen einer und derselben großsen Abthei- lung, sonderu selbst in einer und derselben Familie kommen Pflanzen vor, von denen die Blätter abfallen, und wiederum andere, bei denen dieses nicht der Fall ist. Hoffentlich ha- ben wir nächstens eine weitere Ausführung dieses Gegenstan- des von dem Herrn Verfasser zu erwarten. I) Observations sur la tige du, Lamium album, suivies de quel- ques reflexions sur l’Estivation quinconciale. Annal. des science. nat. Tom. I. p. 8 — 9. 2) Ueber das Abfallen der Blätter. Flora v. 1834. 1. S. 132. 194 Von ganz besonderem Interesse ist: die geistreiche Ab- handlung des Hrn: E. Meyer über den Pflanzenschlaf ’). Es wird der Pflanzenschlaf, sowohl der tägliche wie auch. der Winterschlaf der Pflanzen, seinem Wesen nach dem 'Schlafe der Thiere gleichgestellt, die dabei vorkommenden Verschie- denheiten sind nur von der eigenthümlichen Organisation der Pflanzen abhängig. Die Verschiedenheiten des Schläfes nach dem verschiedenen Alter der Blätter, sagt Hr. M., sind au ei- ner und derselben Pflanze in einer einzigen Nacht‘ in allen ihren Abstufungen zu beobachten. Hat man sich 'das Bild irgend einer Pflanze am Tage genau eingeprägt, und betrach- tet dieselbe hierauf bei Nacht, so fällt sogleich auf, wie die höchsten und jüngsten Blätter fast ganz zum Knospenzustande zurückgekehrt sind, und wie die veränderte Form und Hal- tung der Blätter, welche den Schlaf bezeichnet, ab- wärts immer geringer erscheint, so dafs an den untersten Blättern oft nicht dıe mindeste Veränderung zu erkennen ist. Je jünger das Blatt, desto tiefer nicht nur, sondern auch de- sto anhaltender ist sein Schlaf. ‘So wie im Thiere, so ist auch in der Pflanze nicht jedes Organ im gleichen Maßse dem Schlafe unterworfen. Der Schlaf der Pflanzen, ‘wie der .der Thiere, drückt sich aus dureli den periodisch täglichen Wech- sel, durch die Annäherung der Haltung des schlafenden Lei- bes an die, früheren Lebensaltern vorzugsweise zukommende Haltung und durch die mit fortschreitendem Alter abneh- mende Dauer und Fülle des Zustandes. Der vorgeschriebene Raum dieser Arbeit erlaubt‘ es nicht, in die Einzelheiten einzugehen, welche in so großser Menge in jener Abhandlung enthalten sind. Nicht so offenbar ist der Einflufs des Nahrungssaftes auf den periodischen Wechsel von Schlaf und Wachen. Hr. M. machte Beobachtungen, dafs der rasch wachsende Stengel am Tage beinahe noch einmal so schnell wächst, als während der 1) Vorträge aus dem Gebiete der Naturwissenschaften und der Oeko- nomie etc,, gehalten in der physicalisch-ökonomischen Gesellschaft. zu Königsberg. 1. Bändchen. Königsberg 1834. 8. 195 Nacht, und zieht daraus den Schlufs, dafs die Nacht das Wachsthum und folglich den Saftzudrang hemme, der Tag dieselbe aber beschleunige; eine Meinung, gegen welche sich so Manches einwenden liefse. Hr. M. bemerkt sehr richtig, dafs, wie unter den Thieren, es auch unter den Pflanzen ei- nige gäbe, welche den Tag über schlafen und die Nacht hin- durch wachen, und dafs dergleichen Fälle die Erklärung des Schlafes recht sehr erschweren. Die aufserordentliche Thätigkeit, welche gegenwärtig in allen Theilen des botanischen Wissens herrscht, hat wiederum verschiedene Untersuchungen parasitischer Pflanzen herbeige- führt, theils um deren Structur zu erkennen, theils um die natürliche Anordnung derselben um so beslimmter zu treffen. Herr R. Brown!) giebt an, dafs die Blume der Rafflesia Spiralröhren enthalte, wo .er sie bekanntlich früher nicht ge- funden hatte. Diese Mittheilung ist uns ganz besonders auf- fallend, denn wir haben Gelegenheit gehabt, die Brugmansia des Hrn. Blume zu untersuchen, welche mit Rafflesia so aufserordentlich übereinstimmend ist, und haben keine Spiral- röhren in dieser Pflanze gefunden, wie es unsere Abbildun- gen auf der 6. Tafel zur Flora Javae zeigen, und wie wir es auch später, nach abermaliger Untersuchung 2), ausgesprochen haben. Jene Abbildungen in der Flora Javae zeigen die Grenze, bis wie weit die Spiralröhren der Mutterpflanze ver- laufen, und wo die fremdartige Substanz des Parasiten an- fängt, welche aus blolser Zellenmasse besteht. Die äulserste Hülle, welche die Parasiten umschliefst, enthält Spiralröhren; diese gehören aber der Mutterpflanze und keinesweges dem Parasiten an. Hr. B. erstreckt seine Untersuchungen abermals über das x 1) Note sur la fleur femille et le fruit du Rafflesia, avec des obsero. sur ses affinites et la structure de !Hydnora. Annal. des sciene, nat. 1834. Tom. I. p. 369. 2) Flora von 1829. S. 50. 196 Eichen der Rafflesia, und macht auf die Aechnlichkeit auf- merksam, welche zwischen dem Saamen dieser Pflanze und dem jungen Saamen phanerogamer Pflanzen herrscht. Wir ha- ben dieses ebenfalls an den Saamen der Brugmansia beob- achtet und deren Form in einem sehr entwickelten Zustande, wo nämlich schon die Abschnürung stattfindet, auf der 6. Ta- Tel: der Flora Javae dargestellt. Die scheinbare Haut, wel- che auf jenen Zeichnungen den Saamen umschliefst, ist durch Schuld des Kupferstechers entstanden; sie sollte nur Schatten andeuten. In Folge dieser neuen Untersuchungen findet Hr. B. seine frühere Meinung bestätigt, und vereinigt hienach Hydnora, Cytinus und Brugmansia mit Ra/flesia, welcher Familie er den Namen Rafflesiaceen giebt, und sie, wie früher, den Asa- rinen nahe verwandt stellt. Ur. Blume '!) behält für diese Familie noch immer den Namen Rhizantheae, welchem auch wirklich die Priorität zukommt, bei, bringt noch Apodan- thes Poit. hinzu, und Hr. Guillemin ?) bereichert diese Fa- milie mit der aulserordentlich interessanten Gattung Pilosty- les, welche der unglückliche Bertero auf der Rinde der Adesmia arborea entdeckt und Frostia genannt hat ®). Nur recht sehr müssen wir wünschen, dafs Hr. Guillemin den Zusammenhang dieser Gewächse mit ihrer Mutterpflanze ge- nauer untersuchen und mit Abbildungen verdeutlichen möge, wozu aber starke Vergrößerungen angewendet werden müs- sen, denn aus dem bisher Mitgetheilten läfst sich dieses nicht erschen. Diese Untersuchung wäre um so interessanter, in- dem alle übrigen wahren Parasiten, aufser der Gattung Apo- Sign ui gb Ah dan- 1) De nobis quibusdam plantarum familis expositio, et olim jam expositarum enumeratio. Ann. des science. nat, 1834. Tom. IT. p. 89. 2) Mem. sur le Pilostyles, nouveau genre de la famille des Rafflesiacees. Ann. des science. 1834. Tom. II. p. 19. 3) Die Rafllesia ist ebenfalls eine parasitische Pflanze, aber Nie- mand wird es unschicklich finden, dafs sie nach einem Personennamen getauft ist, daher hätte auch Frostia bleiben können. 197 danthes Poit., auf den Wurzeln fremder Pflanzen hervorwach- sen, und dieses bis jetzt nur bei Rafjlesia und Brugmansia bekännt ist. Hr. Guillemin erinnert auch, dafs die Gat- tung Lophira Gaertner ebenfalls zur Familie der Rafllesia- ceen gehöre. Die neue Gattung Pilostyles scheint Spiralröh- ren zu haben !). Von R. Brown’s vermischten botanischen Schriften hat uns Hy. Nees v. Esenbeck einen fünften Band ?) zukom- men lassen, worin aulser den wichtigen Arbeiten jenes eng- lischen Botanikers, welche bis zum Jahre 1833 gehen, noch manche Anmerkung von hohem Interesse, aus der Feder des Hrn. Herausgebers geflossen, enthalten ist. Aufeine Abhandlung des Hrn. Schauer ®). welcher mit der gröfsten Sorgfalt und Sachkenntnils die Kenntnisse über die Befruchtung der Ascle- piadeen zusammengestellt und mit eigenen Beobachtungen be- reichert hat, haben wir, als eine Erscheinung des vergange- nen Jahres, besonders aufmerksam zu machen. Das Wört- 1) Nachdem dieses geschrieben, war Hr. Kunth so gütig, uns dar- auf aufmerksam zu machen, dafs diese genannten parasitischen Pflanzen, als Apodanthes Poit., so wie auch Pilostyles Guill., welche auf der Rinde anderer Gewächse sitzen sollen, wohl wahrscheinlich gar keine eigenen Pflanzen, sondern nur verkrüppelte und dabei regularisirte oder noch anderweitig modificirte Blüthen eben’ derselben Pflanze sind, auf deren Rinde sie gefunden. Hr. Poiteau hat Hm. Kunth die Blume gezeigt, aus welcher die Gattung Apodanthes erzeugt wurde; ohne zu wissen, wofür sie gehalten wurde, erklärte sie Hr. K. für eine verkrüppelte Blüthe einer Casearia. Hr. P. hat hierauf bestätigt, dafs er das Exemplar von einer Cascaria genommen habe; doch der neue Parasit war während der Zeit publicirt worden, und wird gegenwärtig von Buch zu Buch getragen, obgleich Hr. P. den Irrthum hiebei schon eingeschen hat. Mit Pilostyles Guill. verhält es sich wahrscheinlich ganz älnlich; die Blumen wurden auf der Rinde von Adesmia arborea Bert. gefunden, und es fällt uns nicht schwer, in ihr eine verkrüppelte und veränderte Schmetterlingsblume wieder zu ‘erkennen; doch ist hier nicht der Ort zur weiteren Ausführung dieses Gegenstandes. 2) Nürnberg 1834. 3) Vergleichende Zusammenstellung aller, über die Befruchtungs- weise der Asklepiadeen bisher aufgestellten Theorien und erwiesenen Thatsachen. Füllt jenen 5. Band von S. 242 — 300. I. Jahrg, 14 198 chen „aller“ in der Ueberschrift der genannten Abhandlung mülste man heutigen Tages nicht mehr gebrauchen, denn es ist gar nicht mehr möglich, die gesammte Lilteratur über ei- nen solchen Gegenstand zu kennen. Wir vermissen in Hm. Schauer’s Abhandlung die Untersuchungen über diesen Gegen- stand von Hrn. €. H. Schultz '), welche gerade sehr brauch- bar sind. Die Resultate der Arbeit des Hrn. Schauer möch- ten kürzlich folgende sein: Uebereinstimmend mit R. Brown’s Ansicht werden die Retinacula der Asclepiadeen sammt ihrem Processus für Organe gehalten, welche mit zur Ausübung der Function des Stigma’s gehören. Es sind Organe, weiche nur bei den Orchideen etwas Aehnliches haben. Hr. Schauer glaubt nachgewiesen zu haben, dafs Hr. Ehrenberg, wie früher Jacquin und Cavanilles und später Link, eben das- jenige Organ, welches R. Brown, Treviranus und Bron- gniart Pollenmasse nannten, für die wahren Staubbeutel der Asclepiadeen hält. Es wird hiebei zugleich in Frage ge- stellt, ob die Ansicht über den Bau des Filamentes bei Sal- via richtig sei, und Herr Schauer giebt eine Beobachtung an, welche die Sache noch anders erklären liefse. Er beob- achtete nämlich eine neue Art von Salvia ?) aus Mexico, wel- che vier normale Staubfäden hat, deren jeder an der Spitze eine einfächerige Anthere trägt. Hienach erklärt Hr. S. die Einrichtung in der gewöhnlichen Salvia, und sagt: „Die beiden Staubfäden, welche die längeren sein würden, und die an ihrer Spitze die Anthere tragen, sind gegen ihre Ba- sis hin unter sich verwachsen, an derselben aber frei, abge- stutzt; dagegen sind sie gegen ihre Mitte hin an den äufse- ren Seiten mit den Spitzen der verkümmerten Filamente, wel- che eigentlich die kürzeren Staubfäden sein würden, verwach- sen und somit bilden diese letzteren dasjenige, was man wirk- lich für Träger hält, erstere aber das sogenannte Connecti- vum.“ Die Einfächrigkeit der Anthere ist nichts Auflallen- 1) Die Natur der lebenden Pflanze. Berlin 1829, 2. Theil. 2) S. Berghesii N. ab E. 199 des; sie ist ebenfalls bei den Acanthaceen und Amarantaceen standhaft. ‚ Die Ansicht des Hrn. Ehrenberg über die Filamente und Antheren der Asclepiadeen stimmen mit denjenigen von Jacquin überein, Hr. Schauer beobachtete auch die Bewegung der Körn- chen in der Fovilla der Asclepiadeen, und zwar in der noch eingeschlossenen Pollenmasse; er fand diese Bewegung am schönsten und stärksten, wenn das Object mit direeten Son- nenstrahlen beleuchtet wurde, und möchte deshalb das Ganze durch eine chemische Einwirkung des Wassers, mehr aber noch des Lichtes und der Wärme, erklären, worin wir ihm jedoch keinen Beifall schenken können. Die Bewegung der Partikelchen findet statt, auch ohne Beleuchtung derselben mit direeten Sonnenstrahlen; wird dieses aber angewendet, so beobachtet man jene lebhaften Bewegungen, worauf Herr €. H. Schultz seinen inneren Lebensprocels gegründet hat; eine Erscheinung, welche wir, an der Foyilla des Pollens, schon im Jahre 1826 ') publicirt haben, die sich jedoch auf optischem Wege ganz genügend erklären läfst, ohne deshalb das Licht und die Wärme, als Ursache jener eigenthümlichen Bewegung der Partikelehen der Saamenfeuchtigkeit, hinzuzie- hen zu müssen. Hr. Schauer bestätigt ebenfalls die Verwachsung der Narbenkörper mit den Spitzen der Griffel bei den Asclepia- deen, was schon Link ganz bestimmt nachgewiesen hat. Eigenthümlich ist es, dafs Hr. S. die vielen Insecten, welche die Dolden der Asclepiadeen so gerne besuchen, ge- rade als eine Ursache ansieht, welche das seltene Fruchttra- gen der Pflanzen dieser Familie verursachen, während Herr Brown und andere Botaniker die Inseeten, gerade für die- sen Fall, als besondere Befruchtungs - Beförderungs - Mittel ansieht. Hr. Schauer ?) beobachtete auch abermals das Keimen 1) De primis vitae phaenomenis ete. Diss. inaug. 2) Bericht der schlesischen Gesellschaft etc. für 1834. S. 68. 14* 200 an Viscum album; die Saamen enthielten 1—3 Embryonen mit einem, meist nach oben gerichteten Würzelehen, welches an der Spitze verdickt ist, sich an die Oberhaut des fremden Baumes anlegt, und, indem diese verdirbt, in das Innere der Rin- denschicht eindringt und Wurzeln treibt; erst nach geraumer Zeit zeigen sieh die Cotyledonen. Eben so wurde bestätigt, dafs Viscum album auch auf Eichen vorkomme, was, nach unserer Beobachtung, in Ostpreulsen gar nicht so selten ist. In Bezug auf die Anzahl der Embryonen in den Saamen hat Hr. R. Brown seine früheren Entdeckungen, an den Saa- men der Coniferen und Cycadeen, weiter ausgedehnt, und es geht daraus hervor, dafs wahrscheinlich der ganzen Familie der Coniferen das Eigenthümliche zukommt, dals ihre Saa- men mehrere, und zwar in regelmäfsiger Stellung angeord- nete Embryonen aufzuweisen haben '). Gleich nach der Be- fruchtung der Coniferen-Eichen bildet sich, innerhalb des ur- sprünglichen Nucleus, ein solider Körper, in welchem die halbeylindrischen Embryonen in einem Zirkel, nahe der Spitze gestellt sind, und sich, sowohl durch Farbe als durch Consi- stenz, von der Masse des Albumens unterscheiden. Die An- zahl dieser Embryonen ist 3 oder 6, und zu jedem geht ein besonderer Funieulus, der sich zuweilen verästelt, wie es Hr. B. schon bei Cycas cireinalis beobachtet hat. Ueber merkwürdige Mifsbildungen, welche im verflosse- nen Jahre an verschiedenen Pflanzen beobachtet worden sind, möchten wir Folgendes als das Wichtigste mittheilen: Hr. v.Schlechtendahl ?) beobachtete an einem Strau- che von Lycium barbarum, welches sehr üppig wuchs, dafs alle Blumen eine Neigung, die Zahl ihrer Blumenblatt- und Staubfadenreihen zu vermehren, zeigten, wovon verschiedene Fälle speciell aufgeführt werden. — Im Monat Mai beobach- tete Hr. v. S. (l. e. p. 143.) ein blühendes Colchicum au- 1) S. On the plurality and development of Embryos in the seeds of Coniferae. The Edinb. New Philosophical Journal 1834. Vol. XVII. p. 401. 2) Linnaca 1834. S. 142. 201 tumnale witlen unter fruchtiragenden Pflanzen, welches aus grün gefärbten Blättern bestand. Man sah an der einen Blume dieser Pflanze 6 Blumenblätter, 9 fadenförmige Theile von verschiedener Länge im Innern, welche fast alle weilse Antheren trugen. Von Fruchthöhlen war keine Spur zu fin- den. — Grüne Blumenkronen beobachtete auch Hr. A. Bron- gniart !) an der Primula sinensis. Diese Blumen blühten sehr lange, waren sehr groß, und unterschieden sich durch die Form des Kelches und der Blumenkrone, so wie durch unvollkommene Entwickelung der Staubfäden und des Pistills. In mehreren Fällen war der Kelch stark aufgelaufen, und ragte über die Corolla hinaus; hier wurde das Säulchen, wel- ches die Eichen trug, zum Theil normal beobachtet, zum Theil waren eine Menge von Eichen in kleine, drei- bis fünfthei- lige Blättchen umgewandelt, welche, mit Haaren bedeckt, den gewöhnlichen Blättern dieser Pflanze ähnelten. Durch Abbil- dungen hat Hr. Brongniart diese Mifsbildungen sehr deut- lich beschrieben. Unter anderen merkwürdigen Mifsbildungen beobachtete Hr. Schauer ?) ein Aconitum Stoerkianum, wo die Petala in Cuculli verwandelt waren, ein Bunias Erucago, wo die Stelle des Fruchtknotens ein Stiel mit einem Knöspchen, als Ansatz einer neuen Blüthe, vertritt; ferner eine Reseda Phy- teuma, an welcher die Kapseln völlig in Blätier verwandelt sind, an denen man noch die Rudimente der Ovula bemer- ken kann; ein Heracleum, wo die Petala grün werden, und die Frucht sich häufig in zwei eilanzettförmige\Blättchen ver- wandelt u. s. w. — Hr. Schummel ?) hat eine regelmä- fsige Pelorie von Linaria vulgaris mit 5 Sporen beobachiel, und Hr. Göppert (l. e.) sah bei Zea« Mays sowohl voll- kommen ausgebildete, als auch uuvollkommene Früchte, wel- che an einzelnen Aesten der nämlichen Rispe befindlich waren. 1) Note sur un cas de monstruosite des fleurs du Primula si- nensis. Ann. des science. nat. 1834. I. p. 308. 2) Schriften der schlesischen Gesellschaft, 1834. $S. 68. 3) Schriften der schlesischen Gesellschaft. 1834. $. 72 202 Obgleich von gegenwärtigem Berichte die systematische Botanik ausgeschlossen ist, müssen wir dennoch über verschie- dene, dahin einschlagende Arbeiten referiren, worin theils die Principien beurtheilt werden, nach welchen die Systemkunde ihren Weg verfolgen mufs, theils aber auch die Systematik der Gewächse mit den physiologischen Beobachtungen über dieselben so innig verbunden ist, dafs wir beide von einan- der zu trennen nicht mehr im Stande sind. Hr. Wimmer zu Breslau !) hat an der Gattung Rubus abermals nachgewiesen, dafs Haare, Borsten, Drüsen, Stacheln oder Filz, welche die Theile dieser Pflanzen bekleiden, nicht zu Species-Diagnosen benutzt werden können. Auch haben schon andere Botaniker mit aufserordentlicher Sachkenntnils diesen Gegenstand behandelt, wie z. B. Hr. Hegetschwei- ler, bei der Versammlung Schweizer-Naturforscher zu Zürich im Jahre 1827, und haben nachgewiesen, dafs alle diese Ei- genschaften durch die Natur des Standortes bedingt werden; indessen täglich sieht man das System mit dergleichen zwei- felhaften Arten vermehren, wodurch der Wissenschaft gewils kein Nutzen entspringt. Herr J. J. Bernhardi ?) hat diesen Gegenstand allge- meiner behandelt, und die Bestimmung von Art, Abart und Spielart genauer festzusetzen gesucht, zugleich aber auch die Grundsätze, welche er in jener Schrift ausgesprochen hat, an verschiedenen schwierigen Gattungen und Familien, wie bei den Gräsern, Cruciferen, Umbellen, Allien u. s. w., geprüft. Wir glauben wohl, dafs jeder Botaniker diese Schrift des Hrn. B. mit Vergnügen lesen und billigen wird; jedoch die Anwendung jener Grundsätze in der Praxis auszuführen, das ist es eben, was so schwierig ist. Wie oft werden Pflanzen nach einem einzigen getrockneten Exemplare beschrieben, wo natürlich alle weitere Prüfung über die Stetigkeit der Cha- 1) Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Ge- sellschaft für vaterländische Cultur im J. 1833. Breslau 1834. S. 67. 2) Ueber den Begriff der Pflanzenart und seine Anwendung. Er- furt 1834. 4. 203 raktere unterbleiben mufs. Die Artenbestimmung bei den nie- deren Cryptogamen, als bei den Algen und Pilzen, wird won Hrn. B. in jener Schrift nicht in Erwägung gezogen; es wäre jedoch sehr wünschenswerth, wenn auch dieser Gegenstand von einem gediegenen Botaniker mit gehöriger Strenge be- handelt würde, denn uns scheint es, als würde gegenwärtig die Arten- und Gattungen-Zahl dieser unvollkommen ent- wickelten Pflanzen übermäßig vergrölsert. Bei vollkomme- ner entwickelten Pflanzen und Thieren würde es gewiß Nie- mandem einfallen, auf so unbedeutende Charaktere Arten zu begründen, wie dieses bei den an Spielarten so äußerst zahl- reichen Cryptogamen geschieht. Hr. Gaillon !), dem alle deutsche Litieratur fremd zu sein scheint (leider aber hat man über den Gegenstand seiner Schrift gerade in Deutschland gründlich gearbeitet), hat be- kanntlich an der Conferva comoides L. die freie Bewegung der Sporen beobachtet, welche ihn veranlafste, diese Alge aus ihrem Bereiche zu ziehen, und sie an die Grenze zwischen Thier- und Pflanzenreich zu stellen, indem er sie mit dem Namen @irondella comoides belegte. Indessen hiemit war Hr. G. nicht zufrieden, sondern zog fast sämmtliche kleine Pilze, Algen und noch viele andere höhere Pflanzen zu dieser neuen Gruppe von Geschöpfen, welche er mit dem Namen IVema- zoaires belegte. Hr. G. sagt zugleich, dafs er sich wegen heftiger Angriffe über diese neue Ordnung alter Dinge nicht fürchte, sondern wolle sich bemühen, die innere Structur die- ser Geschöpfe sehr genau zu untersuchen. Dieses Verspre- chen würde, wäre es erfüllt, gewils jeden Physiologen äu- fserst erfreut haben; doch anstatt neuer Beobachtungen an diesen Geschöpfen (möge man sie zu den Pflanzenthieren, zu den Conferven oder auch zu den Infusorien zählen) finden wir in jener Schrift nichts Neues, als eine Systematik der Nemazoaires, welche zeigt, dafs der Verfasser derselben I) Apergu d’Histoire naturelle, ow Observations sur les limites qui separent la Rögne vegetal du Rögne animal. Boulogne-sur- Mer 1834. Ann. des science. nat. 1834. I. p. 44— 56. 204 die größste Unkenntnifs über die Structur dieser Gebilde be- sitzt. Die Beobachtung einer freien Bewegung der Sporen von Ulva lubrica, ist ebenfalls von Hrn. G. gemacht und sehr ausführlich beschrieben; doch ist es ihm ebenfalls unbekannt, dafs dieses von Hrn. Goldfufs und von uns selbst ?) schon lange vorher beobachtet worden ist. Die Nemazoaires des Hrn. G. sind: „des productions tuntöt filamenteuses tantöt membraneuses, cloisonnees au con- tinues, formees d’une sorte de mucus sans tissu cellulaire ap- parant, constiluees par des corpuscules internes doues d’ani- mation et, ü une certaine epoque de leur ewistence, de lu fa- culte locomotive.“ In dieser Charakteristik der Nemazoaires finden wir nichts, was die Trennung der dahin gebrachten Geschöpfe von den Algen oder den Pilzen nur einigermafsen rechtfertigen könnte, als höchstens die freie Bewegung, wel- che an den Keimen dieser Gebilde zu gewissen Zeiten ihrer Entwickelung beobachtet werden kann. Dieses darf aber wohl, zu einer solchen vollkommenen Umstürzung der alten Ordnung, keinesweges als Stütze gebraucht werden. Im J. 1829, als Hrn. R. Brown’s Beobachtungen über selbstbeweg- liche Molekule so vieles Aufsehen machten, unternahmen wir eine Arbeit, worin alle Beobachtungen, über die freie Bewe- gung der organischen Molekule, so weit sie uns bekannt ge- worden, in gehöriger Ordnung an einander gestellt wurden. Diese Arbeit befindet sich im 4. Bande zu R. Brown’s ver- mischten Sehriften; in ihr ist das Resultat niedergelegt, dafs sich die Keime (Saamen) aller niederen Pflanzen, eben so, wie die Eier der niederen Thiere, zu gewissen Zeiten und unter gewissen Umständen einer freien, selbstständigen Be- wegung erfreuen, und dafs diese Bewegung nach einiger Zeit aufhört, sobald sich nämlich der junge Keim zu entwickeln beginnt. Von der grolsen Menge von guten Beobachtungen, welche in jener Arbeit eitirt sind, ist Hrn. G. fast Nichts bekannt geworden. In neuester Zeit haben sich dergleichen Erfahrungen von allen Seiten her vermehrt, und uns scheint 1) S. Linnaea, 1827. S. 404 etc. 205 kaum eine andere Thatsache in der Physiologie bestimmter begründet zu sein, als eben diese freie Bewegung der Sporen und. Eier niederer Geschöpfe, welche selbst bei den Actinien- eiern beobachtet ist. Indessen Hr. Ehrenberg ') hat über diesen Gegenstand Bemerkungen mitgetheilt, welche die Richtigkeit desselben bestreiten. Hr. E. nennt dasjenige, was wir für eine freie, selbstständige Bewegung anerkannten, ein: „sich krümmen, winden und drehen“. Wir glauben die beobachtete Bewe- gung der Algensporen genau beschrieben zu haben; ein Krüm- men oder ein Winden haben wir an diesen Gebilden nie- mals beobachtet, wohl aber eine fortschreitende Bewegung, meistens mit einer mehr oder weniger regelmäfsig kreisenden Bewegung begleitet. Wohl ist die Bewegung der Infusorien lebhafter, d. h. mehr nach verschiedenen Richtungen sich wendend; doch ist, auch an Confervensporen, zuweilen eine ganz aufserordentlich lebhafte Bewegung zu sehen, und jeder Einwand, dafs diese Bewegung nicht aus einer inneren, dem Leben der Spore angehörigen Thätigkeit abzuleiten sei, möchten wir zurückweisen. Es ist uns wohl bekannt gewe- sen, dafs diese Bewegung der Sporen vor ihrer Reife fehlt, und auch eben so, dals sie nach einiger Zeit aufhört, wenn sich nämlich dieselbe zur neuen Pflanze entwickelt. Für diejenigen Naturforscher, welche diese selbstbeweg- lichen Algensporen für Thiere halten, sagt Hr. E., dafs Da- sein und Mangel des Mundes und Darmes an diesen Gebil- den ihren thierischen oder vegetabilischen Charakter kräftig entscheide. Dergleichen Saprolegniensporen suchte Herr E. durch gefärbte Säfte zu ernähren, beobachtete jedoch niemals eine Aufnahme derselben. Die Saprolegnia-Spore ist eine Pllanzenzelle, und verhält sich, auch in Hinsicht der Auf- nahme gegen gefärbte Säfte, ganz eben so, wie jede andere Pflänzenzelle, denn nach unseren eigenen Beobachtungen ge- hen gefärbte Flüssigkeiten niemals durch die Zellenmembran, 1) Organisation in der Richtung des kleinsten Raumes. Dritter Beitrag. Berlin 1834. S. 13. 206 wohl aber dringen wirkliche Auflösungen von Salzen und an- deren chemischen Substanzen hinein; auf diese Weise kann der Zellensaft gefärbt werden, selbst innerhalb der vollkommen geschlossenen Zelle, wenn man solche chemische Substanzen einsaugen läfst, welche durch ihre Vereinigung Farben bilden. Nachdem wir nachgewiesen haben, dafs die Grundidee, von welcher Hr. Gaillon ausgeht, dafs nämlich die selbstbe- wegliche Spore eine Art von Thier sei, durchaus unhaltbar ist, geben wir noch die Eintheilung der Nemazoaires, welche der Verfasser jener Schrift aufgestellt hat. Die Nemazoaires zerfallen in zwei grofse Abtheilungen, in Monadulees und in Naviculees; die erste Abtheilung zerfällt wiederum in Endo- cystees und in Ectocystees, während die zweite in Diarthro- sees und in Eleutheriees zerfällt; Begriffe, welche aus den Namen leicht zu erkennen sind. Zu den Endocystees gehö- ren die Gattungen: Mostocella, Anabainella (Oscill. flexuosa Agardh.), Oscillatoriella, Bangiella, Linkiella, Monasella (Lepra gehört hiezu!), Tetrasporella, Mycodermella, Oidiu- mella, Ingenhouzella (Matiere verte gehört hiezu!), Drapar- naldiella, Agardhinella, Tendaridella, Rothella, Hydrodyctio- nella, Mougeotella, Salmacisella, Thorella, Lemanella. Zu der Ordnung der Ectocystees gehören die Gaitungen: Chae- thophorella, Batrachospermella, Desmarestella, Bulbochaetella, Byssocladiella, Moniliella, Mucorella, Botrytisella, Desmazie- rella, Vaucheriella, Nita und Characella.. Zu den Diarthro- sces gehören: Echinella, Achnantella, Candollella, Gaillonella, Chroolepusella und Orueigeniella. Zur letzten Ordnung, den Eleutherides gehören endlich die Girondellea. Wir haben die Gattungen angeführt, damit Jedermann sehen kann, welche verschiedenartige Sachen unter eine und dieselbe Familie, ja selbst in eine und dieselbe Unterabthei- lung gebracht sind! So wie einerseits die Algen- und Pilzkunde durch die Nemazoaires bedroht wurde, so auf der anderen Seite durch die neuere Bearbeitung der Infusorien, indem immer mehr und mehr von jenen niederen Geschöpfen zu den Infusorien gezählt werden, obgleich hiezu, wenigstens wie wir glau- ben, keine hinreichenden Gründe vorhanden sind. Schon durch 207 Hrn. Gaillon’s Arbeit wurden wir auf die Frage geführt, was auf jenen niederen Stufen der Organisationen für Thier und was für Pflanze zu halten ist; deren Beantwortung hier nur mit den Hauptzügen gegeben werden kann. Hr. Ehrenberg hat, im dritten Hefte seiner Beobachtungen über die Orga- nisation der Infusorien, den größsten Theil der niederen Al- gengattungen zu den Infusorien gezogen, wobei ihn oft, wie er selbst sagt, nur die Analogie mit dem Baue und der Fortpflanzungsart der Bacillarien geführt hat. Es ist wahr, dafs erst in der allerneuesten Zeit dergleichen Beobachtun- gen gemacht sind, welche von der Existenz solcher Ge-- schöpfe zeugen, die man zwischen dem Thier- und Pflanzen- reiche zu stellen sich genöthigt sieht, obgleich schon, auf höchst unvollkommene, ja meistens fehlerhafte Beobachtun- gen sich stützend, seit längerer Zeit von einem ganzen Zwi- schenreiche solcher Geschöpfe die Rede ist. Dasein eines Mundes und eines Darmkanales, so wie willkürliche Orts- veränderung, giebt selbst Hr. Ehrenberg als die kräftigsten Charaktere an, um die thierische Natur eines Geschöpfes zu bestimmen. Wir adoptiren dieses, glauben aber, dafs hie- nach keinesweges eine so grolse Masse von Algen zu den In- fusorien gezählt werden dürfe. Wir wissen nicht, dafs bei irgend einer Gattung von Diatomeen, worüber Hr. Kützing !) eine Synopsis zusammengestellt hat, Mund und Darmkanal vorhanden ist; eben so geht die willkürliche Ortsverände- rung einer grolsen Zahl von Gattungen gänzlich ab, indem sie, wie die Gomphonemen, auf confervenartigen, theils geglie- derten, theils ungegliederten Stielen sitzen, was Hr. K. noch nicht gesehen hat. Bei dergleichen Algen wird das Zerfal- len in mehrere neue Individuen, als Grund zu deren Ueber- gang zu den Infusorien angesehen, ob dieses aber dazu be- rechtigt, möge die Zukunft entscheiden. Ganz anders steht es jedoch mit verschiedenen anderen Gattungen der früheren Diatomeen, wie z. B. mit Closterium, wo durch Hrn. Eh- renberg’s genaue Beobachtungen Organe aufgefunden wur- 1) Synopsis Diatomeerum, von F. Tr. Kützing. Halle 1834. Mit 7 Tafeln. Aus der Linnaca besonders abgedruckt. 208 den, welche durch ihre eigenthümliche Bewegung, so wie durch ihre Analogie mit ähnlichen Gebilden bei den Thieren, hinreichenden Grund geben möchten, um diese Geschöpfe von den Pflanzen zu trennen. Betrachtet man aber die übrige Structur dieser Gebilde, so findet man, dafs sie mit derjeni- gen der Conferven ganz und gar übereinstimmt, denn jedes Closterium-Individuum ist eine eigene Zelle, welche in ihrem Innern mit der gewöhnlich gestalteten Sporenmasse gefüllt ist, die durch Chlorophyll gefärbt und ganz so, wie die Spo- renmasse, in den Confervenzellen angeordnet ist. Aufserdem sieht man bei den Closterien mehr oder weniger grolse grüne Bläschen, welche, in gewissen regelmäßigen Entfernungen, in der Längenachse des Thieres liegen, deren Anzahl jedoch nicht beslimmt für die Art ist. Sowohl die grüne Materie, wie auch diese Bläschen, verhalten sich wie die Sporenmasse in den Confervenschläuchen; bei den Spirogyren kommen sol- che Bläschen ebenfalls vor; doch sind sie nur selten die ein- zigen Keime künftiger neuer Spirogyren. So wie nun diese Sporenmasse in den Confervenzellen in vielfach verschiedene Formen zerfällt, eben so ist dieses auch im Innern der Clo- sterien der Fall; zuweilen tritt sie in Längsstreifen aus ein- ander, wie dieses auch von Hrn. Ehrenberg an Closterium Linnula u. a. beobachtet worden, oder die Masse zertheilt sich in mehr oder weniger breite Längsstreifen, welche spi- ralförınig gewunden sind, woraus Hr. Kützing ein Closte- rium spirale gemacht hat. Zweimal haben wir beobachtet, das dergleichen in Längsstreifen zerfallene Sporenmasse durch Oeflnungen auf der concaven Seite des Geschöpfes hervortra- len. Was von Hrn. Ehrenberg bei diesem Geschöpfe Pan- zer genannt wird, das ist nach unserer Untersuchung eine einfache Zellenmembran, und was wir Sporenmasse bisher genannt haben, möchte Hr. Ehrenberg Eierstock nennen. So möchte es denn nicht so leicht sein, selbst bei dieser Gattung zu bestimmen, ob diese Geschöpfe zu den Thieren oder zu den Pflanzen gehören; gewils ist es aber, dals sie mit den niederen Geschöpfen beider Reiche grofse Aehnlich- keit haben. Eine solche Veränderung der Sporenmasse, ganz 209 wie in den Zellen der Conferven, findet auch bei den Baeil- larien statt, daher die hierauf gegründeten Arten in der Na- tur nieht bestehen. Der beschränkte Raum setzt hier der weiteren Ausführung dieses Gegenstandes ein Ziel. Wir kommen gegenwärtig zu denjenigen wahren Algen- galtungen, welche Hr. E. zu den Infusorien gebracht hat, und nehmen uns derselben um so mehr an, da sie meistens von uns selbst aufgestellt sind; auch könnte man uns großser Ober- Nlächlichkeit beschuldigen, hälten wir diese Geschöpfe nicht dem rechten Naturreiche zugetheil. Würden wir aber den Gegenstand nicht reclamiren, so könnte unser Stillschweigen als ein Eingestehen unseres Irrthumes angesehen werden, was aber keinesweges der Fall ist. An unseren Algengattungen Pediastrum, Scenedesmus und Staurastrum ') ist weder Mund noch Darın zu sehen; sietiaben weder Eierstöcke, noch pflan- zen sie sich durch Theilung fort. Was Hr. E. Magen nennt, ist bei uns als gewöhnliche Zelle beschrieben, und da diese Pflänzchen aus vielen Zellen zusammengesetzt sind, so heilsen sie bei Hrn. E. „,„Polygastrica“. Bei der Gattung Pediastrum entwickelt sieh zuweilen ein kleines Fruchtköpfchen, welches aufspringt, und die feinkörnige, mit Chorophyll gefärbte Spo- renmasse austreten läfst, was schon Hr. Turpin gesehen und im vergangenen Jahre auch von uns beobachtet worden ist. Gewöhnlich springen die Zellen der Pediastra an der Spitze auf, und entleeren sich der Sporenmasse, ohne besondere Fruchtköpfehen zu bilden; solche doppelte Art von Frucht- bildung ist aber bei den Conferven ganz gewöhnlich. Die Zellen der Pediastra und Seenedesmen sind aus gewöhnli- eher Zellenmembran gebildet, werden durch Jod gelbbraun ge- färbt und durch Schwefelsäure gänzlich zerstört. Sehr häufig sieht man die Fediastra unvollständig, so dals mehr oder we- niger von ihren Zellen fehlen ?); ob diese Theilung oder Zer- slückelung gewaltsam oder aus inneren Ursachen hervorge- 1) S. Nora acta Acad, Caes. Leop. N. Cur. T. XIV. P. LI. 2) Man sche hiezu die Abbildungen in unserer Abhandlung am angeführten Orte. 210 gangen ist, läfst sieh nicht leicht bestimmen; uns schien es, nach vielen Beobachtungen an jungen Exemplaren, dafs die- ses durch Fehler in der Bildung hervorgegangen war. Ein Zerfallen in einzelne Zellen findet bei ihnen vielleicht nie- mals statt, denn man sieht noch monatelang diese Pflänzchen, wenn sich einige, oder auch, nachdem sich alle ihre Zellen der Sporenmasse entleert haben, in vollkommener Integrität. Würde es indessen auch noch beobachtet, dafs sich die ein- zelnen Zellen dieser Pflänzchen von einander zu trennen ver- mögen, so könnte man doch solch eine Trennung nicht mit der Selbsttheilung der Infusorien, der Gomphonemen, Exila- rien und vieler anderer niederer Geschöpfe vergleichen, denn hier theilt sich ein einfacher Körper in verschiedene Theile, welche alsdann selbstständig werden, während es dort ein blofses Zerfallen oder ein blofses Trennen aneinandergereih- ter Körper ist, wie wir dieses auch schon früher !) an ver- schiedenen Conferven, und auch neuerlichst ?) an den Spiro- gyren beobachtet, bekannt gemacht haben. Eine speciellere Auseinandersetzung dieses Gegenstandes folgt noch am Schlusse der Abhandlung. Eine grofse Menge von Gattungen und Arten ist in der Schrift des Hrn. Kützing °?) enthalten; doch überall ist eine zu grofse Sucht nach neuen Arten zu erkennen, welche denn wohl eben so schnell vergehen müssen, als sie entstanden sind. Durch zu schwache Vergrölserungen haben sich oft sehr bedeutende Fehler eingeschlichen, und die Abbildungen 1) Flora 1827. Bd. II. S. 714. Tab. II. Fig. 10., wo wir mit jugendlichem Eifer auf die Conferva rivularis Roth. eine eigene Gat- tung gründen wollten, worin wir aber, durch Ueberschätzung einiger neuer Beobachtungen, geirrt haben. 2) S. Meyen’s Reise um die Erde. Berlin 1834. Bd. I. $. 131. 3) Herr Kützing verfertigt gegenwärtig eine Sammlung von ge- rockneten Algen, welche er decadenweisg herausgiebt; über die er sich (in der Flora von 1834. II. Intelligenzblatt. No. 2.) selbst ausge- sprochen hat. Auch unternimmt Hr. K, gegenwärtig eine Reise nach dem südlichen Europa, um Algen zu sammeln, worauf man subseribi- ren kann; kurz Hr. K. ıhut Alles, um der Algenkunde einen neuen Auf- schwung zu geben. A 211 sind weit hinter den Abbildungen Lyngbye’s und anderer Algologen zurücksiehend. Indessen ist die Schrift dennoch zu empfehlen, denn es ist in 102 Figuren eine sehr grofse Anzahl von verschiedenen Formen jener merkwürdigen Fa- milie zusammengestellt, und jeder Anfänger in diesem Felde wird sich dadurch rasch hineinfinden, was früher wirklich sehr schwer war. Bekanntlich bringt Hr. K. alle die Sa- chen, welehe er in seiner Abhandlung beschrieben 'hat, zu den Pflanzen, worin er jedoch, wie es schon vorher gezeigt wurde, nicht ganz das Recht auf seiner Seite haben möchte. Zugleich ist hier der interessanten Entdeekung zu ge- denken, welche Hr. K. an einer Menge von kleinen Diato- meen gemacht ‚hat, dafs deren Schale oder Panzer, wie sie Hr. Ehrenberg nennt, aus Kieselerde bestehe. Hr. E. hat diese Entdeckung im 3ten Hefte zu seinen Infusorien, S. 175., publieirt. Die Kieselerde tritt hier in derselben Art auf, wie bei den Pflanzen überhaupt, denn sie erscheint bei diesen niemals in Form von Krystallen, sondern bildet in der Epi- dermis gewisser Pflanzen eine gleichmäßig ausgebreitete Hülle, wie dieses bei dem sogenannten spanischen Rohre zu beob- achten ist. Auch haben wir in Erfahrung gebracht, dafs man, dureh Verkohlung von Equisetum - Arten, eine Kieselerde- hülle erhält, welche ganz vollständig die frühere Form des Equisetums zurückbehält. Diese Beobachtung ist im vergan- genen Jahre zu Berlin gemacht. Das Vorkommen der Kie- selerde bei den Schwämmen ist bekannt; doch diese gehören nieht zu den Pflanzen, wir haben aber auch Kieselerde, in Form von merkwürdigen Krystallen, im Innern von anderen Thieren gefunden ?). Wir schlielsen hier unmittelbar die Beobachtungen an, welche im vergangenen Jahre über die freie Bewegung der Confervensaamen bekannt geworden sind. Hr. Wimmer zu Breslau ?) hat die Beobachtungen Vaucher’s und Unger’s über die thierischen Körper, welche in keulenförmigen, seil- 1) S. Reise um die Erde, Th. II. Tab, XXXVIIL. Fig. VIl.e. 2) Bericht der schlesischen Gesellschaft etc. Bresl. 1834. 8.73 etc. * 212 lichen Auswüchsen der Vaucherienfäden vorkommen, abermals wiederholt, und beschreibt ihre Bewegung ganz so, wie es Hr. Unger gethan hat. Hr. Vaucher nannte diese Körper Thiere, und hielt sie für Cyelops Lupula Müller. Da diese Gebilde zu wiederholten Malen mit Contraction und Expan- sion, so wie mit deutlichen Ortsveränderungen, beobachtet sind, so ist daran nicht mehr zu zweifeln, dafs es ein wirk- liches Thier ist, welches aber wohl parasitisch in diesen seit- lichen Anschwellungen der Vaucherien sich entwickelt. Ja, nach den Angaben des Hrn. Wimmer, hat es nämlieh ein mit Haaren beseiztes Kopfende und ein wahrscheinlich ge- gliedertes Schwanzende, scheint also eine Crustacee zu sein. Hiemit ist nicht die freie Bewegung zu verwechseln, welche an den Vaucheriensporen zu beobachten ist, deren Pflänzehen im Wasser wachsen, worüber Hr. W. ebenfalls die bekann- ten Beobachtungen wiederholt hat. Schon ist es lange be- kannt, dafs die blofse Ortsveränderung, welche an diesen Spo- ren zu beobachten ist, dieselben noch nicht zu Thieren macht; die Erscheinung ist aber keinesweges durch einen spiralförmigen Saftlauf zu erklären, welchen Hr. Valentin in diesen, aller- dings sehr grolsen Sporen beobachtet haben soll. Die Ver- muthung, welche Hr. Wimmer ausspricht, dafs wahrschein- lich mehrere, von den Schriftstellern aufgeführte Arten theils verschiedene Stufen der Entwiekelung, theils als unregelmä- fsige Bildungen zu betrachten sind, haben wir schon im J. 1827 bewiesen !), und schon sehen wir einen Botaniker, wie Hrn. Link ?), der uns darin gefolgt ist. Auch über sogenannte Metamorphose der Algen ist im vergangenen Jahre wiederum Einiges bekaunt geworden. Hr. Kützing ?) nämlich hat beobachtet, dafs seine Mycrocystis undbrina mit Haemalococcus Grevillüi Ag. (Protococcus niva- lis Grev.) zusammenfällt, und dafs sie sich in Alysphaeria chlo- 2 Tina 1) Nov. Act. Acad. Leop. T. XIV. P. I. 2) Grundrifs der Kräuterkunde. 'Th. III. Berlin 1833. 3) Verwandlung der Microcystis umbrina in Alysphaeria chlo- rina Turp. Flora von 1834. II, S. 673. 213 rina Turp. verwandelt habe. Einer ähnlichen Metamorphose gehen hoffentlich auch die übrigen neuen Arten und Gattun- gen von Algen entgegen, welche Hr. K. in so grolser Anzahl aufgestellt hat. Die reichhaltige Abhandlung, welche Hr..K.') schon früher über die Metamorphose der niederen Gewächse bekannt gemacht hat, ist gegenwärtig in das Französische übersetzt und in französische Zeitschriften übergegangen; si- cherlich wird dieselbe in Frankreich, wo die Herren Tur- pin, Gaillon u. A. m. auf eine ähnliche Art die Algen- kunde bearbeiten, mehr Beifall erhalten, als in Deutschland, wo die Metamorphosenlehrer etwas kritischer zu Werke ge- hen möchten. Hr. Dutrochet ?) hat die Beobachtung gemacht, dafs die langen Fäden des Byssus parietina flavescens Fl. rang. an ihren Enden zusammenkleben und den Stiel von Blätter- schwämmen bilden. Sie begannen zuerst zu schwellen, und bildeten einen birnförmigen Körper, welcher am unteren Ende platzte, und einen gelben Körper, den Anfang zu einem Blät- terschwamme, zeigte. Der gelbe Körper war mit einer Hülle von zusammengeknäulten Byssusfäden umgeben, welche die Volva bildete, durch die der Pilz alsbald durchbrach. Hr. D. schliefst hieraus, dafs Blätterpilze die Früchte eines Byssus parietina sind, und dafs dieses auch für alle anderen Pilze gelle, an denen man eine Art von Wurzel entdeckt habe, wel- clie sicherlich ein unterirdischer Byssus oder ein Thallus: ist. Wenn uns nun gleich die Beobachtung des Hrn. D. noch un- bekannt war, so wulsten wir in Deutschland ‚schon lange, dafs jeder Hutpilz einen Thallus hat, durch welchen die Fort- pflanzung desselben ganz sicher geleitet werden kann, worauf sich aueh unsere Champignons-Treibereien begründen. Jeder Hutpilz entsteht aus seinem Thallus, aber nieht aus dem Bys- I } 1) S. Beitrag zur Kenntnifs über die Entstehung und Metamor- phose der niederen vegetabilischen Organismen etc. Linnaea von 1833. S. 335. 2) Observat. sur les Champign. Annal. du Mus. 1834. I. Livr. p. 59 — 76. 1. Jahrg. 15 214 sus parietina; wohl aber sind dergleichen Thallus-Arten als Byssus beschrieben. Durch das strahlenförmige Auswachsen, welches Hr. D. an Byssus parietina flavescens Fl. frang. beobachtet hat, er- klärt auch er die Erscheinung der sogenannten Zauber-, Feen- und Hexenkreise, welche sich auf unseren Wiesen zuweilen durch höheres Wachsthum der Gräser zeigen, durch unterir- . dische Thallus von Pilzen, welche stets in immer größer wer- denden Kreisen wachsen, und durch ihr Verfaulen den Boden fetter machen. Gewils viel weniger richtig ist die Annahme des Herrn D., dafs auch allen Blätterpilzen ein eigener Thallus zukonıme. Auch kommt Hr. D. zu dem Schlusse, dafs die Byssus- Arten aus dem Pflanzensysteme schwinden müssen, was jedoch bei den deutschen Botanikern schon lange der Fall ist. Endlich glaubt Hr. D. erwiesen zu haben, dafs alle Theile des Hut- pilzes dureh die Vereinigung anfangs getrennter Fäden des Byssus gebildet werden; indessen die Structur des Thallus und die des daraus erwachsenen Hutes ist recht sehr ver- schieden. Obgleich die Lehre von der @eneratio spontanea durch Hrn. Ehrenberg’s sehr genaue Beobachtung der Infusorien eine heftige Erschütterung erhalten hat, so finden sich den- noch zu allen Zeiten sehr ehrenvolle Beobachter, welche 'die- sen, für die allgemeine Physiologie so wichtigen Gegenstand mit allem Rechte vertheidigen. So wie sich Infusorien durch Eier: fortpflanzen, so ist dieses auch an niederen Algen und Pilzen beobachtet worden; doch diese Beobachtung schliefßst wohl noch keinesweges die Wahrscheinlichkeit aus, dafs der- gleichen Geschöpfe nieht auch ohne wirklichen Saamen er- zeugt werden können. Wir haben (diesen Gegenstand hier nur in Bezug auf die Erzeugung niederer Pflanzen zu betrach- ten, wo er aber auch sehr leicht zu erweisen ist. Hr. Du- trochet '!) hat die interessante Beobachtung des Hrn. Amici, 1) Observations sur l’origine des moisissures, Annal. des science. nat. 1834. Tom. I. p. 30—38. 215 weleher in dem Safte des ihränenden Weinstocks die Erzeu- gung einer confervenartigen Pflanze verfolgt hat, wiederholt, und die Erscheinung auch in vielen anderen Auflösungen von organischen Stoffen beobachtet, z. B. in einem gummihalti- gen Wasser und in einer Auflösung von Fischblase, wo sich dergleichen Erscheinungen sehr häufig zeigen. Seltener er- folgten diese Bildungen in einem Wasser, worin etwas Leim aufgelöst, niemals aber in solchem, worin etwas Eiweils ent- halten war. ' Hr. D. glaubt, es sei bewiesen, dafs alle jene fadenför- migen Gewächse, welche schon so häufig in verschiedenen Flüssigkeiten beobachtet worden sind, nichts weiter als der Thallus der Schimmel- Arten seien. Im Allgemeinen bestäti- gen wir diese Meinung, denn alle diejenigen Algen, welche Hr. Agardh in seine Gattung Leptomitus gebracht hat, sind dergleichen, noch unentwickelte Schimmel; doch machen wir darauf aufmerksam, dafs auch vollkommen selbstständige Pilze sich als solche Fäden im Wasser zeigen, wie dieses durch / die Gattung Achlya Nees v. Es. bewiesen wird, welche wir selbst sehr genau untersucht und mit Abbildungeu begleitet haben !). Auf dieses Gewächs gründet sich, in der grofsen Familie der Pilze, eine kleine Unterabtheilung: Hydronema- teen genannt, welche wir schon früher ?) im Sinne des Hrn. Carus aufgestellt haben; denn die Hydronemateen des Hrn. Nees v. Esenbeck können nicht als eigene Familie beste- hen. Leider bleibt die deutsche Litteratur dem Auslande noch immer zu sehr unbekannt. Hr. D. glaubt beobachtet zu haben, dafs alle diese Thalli, deren Fäden ungegliedert sind, nur Botrytis- Arten angehören, während diejenigen, deren Fäden gegliedert sind, nur Moni- lien erzeugen, die ebenfalls gegliedert sind; noch ist dieser Aus- spruch nicht bewiesen, ja wir möchten ihn, durch die Beobach- tung der Confervenwurzel geleitet, etwas in Zweifel ziehen. 1) S. Nov. Act. Acad. Caes. Leop. Nat. Cur. Tom. XV. P. 11. Tab. LXXIX et LXXX. 2) Linnaca 1827. S. 441. 15° 216 Wie schon vorhin bemerkt wurde, so wird die Erzeu- gung des Schimmel-Thallus in Wasser durch die Gegenwart von Eiweils unterdrückt; diese merkwürdige Erscheinung zu erklären, erweiterte Hr. D. den Kreis seiner Beobachtungen; er setzte zu dergleichem eiweifshaltigem Wasser einen Tropfen Säure, und beobachtete nun, schon innerhalb acht Tagen, die Erzeugung dieser Thalli in der Flüssigkeit. Zusätze von ätzenden Alkalien, in geringer Menge, erzeugten in jener Flüssigkeit ebenfalls dergleichen Gewächse, doch erst inner- halb 3 Wochen. Hieraus schlielst Hr. D., dafs die Gegen- wart von Alkalien oder von Säuren durchaus nöthig sei zur Bildung von Schimmel in Flüssigkeiten, welche etwas orga- nische Stofle aufgelöst enthalten; die Masse jener Reizmittel kann aber so gering sein, dals sie durch Reagentien kaum aufgefunden werden kann. — Diese Untersuchungen schlie- fsen sich unmittelbar an diejenigen, welche einst, über eben denselben Gegenstand, Hr. R. Treviranus in seiner Biolo- gie bekannt gemacht hat. Hr. Edwards !) hat, bei seinen Untersuchungen über das Keimen der Pflanzensaamen, jene Beobachtung des Hrn. Dutrochet über die Schimmelbildung durch Einwirkung von Säuren bestätigt gefunden, denn schon ein Milliontheil- chen von einer Säure hinzugeselzt, brachte aulserordentliche Wirkung hervor; jedoch hielt die Masse Säure, welche den Schimmel bilden half, die Keimung des Saamens zurück! In Beziehung auf die @eneratio originaria schlielst sich hier eine Beobachtung von Hrn. F. Nees v. Esenbeck ?) an; derselbe wollte Mucor stolonifer Ehrh. auf feuchtem Brode durch Sporen erzeugen. Nach der Aussaat wurde das Ganze mit einem umgekehrten Glase bedeckt; doch, da das Brod zu feucht gewesen und in Fäulnifs übergegangen. war, so kam jener Pilz nicht zur Entwickelung, dagegen überzog sich. dasselbe mit einer violetten Farbe ohne Schimmelbil- 1) L’Institut. 1834. p. 9. 2) Flora von 1834. I. S. 189. 217 dung, bis endlich, nachdem das Brod beinahe ausgetrocknet war, das Coremium glaucum Lk. sehr schnell hervorwuchs. Hr. Agardh jun. :) hat das Keimen der Pilularien von neuem untersucht, und auch Beobachtungen über die Structur derselben gemacht. Er will gefunden haben, dafs die „po- res intercellulaires observes par Meyen et d’autres“ (wahr- scheinlich werden Intercellulargänge darunter verstanden) ganz besondere, organisirte Schläuche sind! Vielleicht sind Gefälse in diesen Pflanzen aufgefunden worden. Hr. Agardlı jun. ?2) hat auch Keimungsversuche mit Ce- ramium rubrum gemacht, und die Resultate scheinen denje- nigen ganz gleich zu sein, welche schon Hr. v. Martius an Fucus vesiculosus erhalten hat. Hr Keith ®) hat in genannter Abhandlung die einzel- nen Familien der eryptogamischen Pflanzen zu charakterisi- ren gesucht, was jedoch sehr unvollkommen gelungen ist. Er selbst sagt von seiner Arbeit, dals sich die kurzen Beschreibun- gen, über die äufseren Bildungen der eryptogamischen Pflan- zen, blos mit allgemeinen Gegenständen befassen, und dals diese Arbeit keine Ansprüche macht, in das Einzelne tiefer eingedrungen zu sein. Wir müssen diese Bemerkung bestä- ligen und überhaupt hinzufügen, dafs auch diese Abhandlung wohl gar nicht für das gelehrte botanische Publikum geschrie- ben ist. Die Krankheiten der Pflanzen sind bisher in den Hand- büchern der Botanik nur als Nebensache abgehandelt wor- den, obgleich ein genaues Studium derselben, sowohl für die Theori@ als für die Praxis, von der äufsersten Wichtigkeit 1) D’Institut. 1834. p. 269. 2) L’Institut. 1831. p. 269. 3) London and Edinb. Philosophical Magazin and Journal of Science. April 1834. 218 sein würde. Die Therapie der Pflanzenkrankheiten wurde bisher nur den Gärtnern überlassen, und an eine wissen- schaftliche Begründung derselben konnte natürlich noch nieht gedacht werden, da die specielle Pathologie dieser Geschöpfe ebenfalls noch unbegründet ist; aber. sicherlich wird auch dieser Theil der Botanik künftig eine ganz andere Gestaltung erleiden. Hr. A. F. Wiegmann sen.') hat im vergangenen Jahre einen Versuch gemacht, die Krankheiten der Pflanzen in eine systematische Ordnung zu bringen, dieselben nach ihren ur- sächlichen Momenten und ihrem Wesen abzuhandeln, und zugleich die Heilmittel und Heilmethoden aufzuführen, wel- che theils theoretisch, theils praktisch dagegen vorgeschla- gen worden sind. So gewils es ist, dafs dieses System der Pflanzenkrankheiten sehr Vieles zu wünschen übrig lälst, ja sogar zu erwarten steht, dafs bei einer rein wissenschaftlichen Begründung dasselbe sich einstens ganz anders gestalten werde, so verdient dennoch jene Arbeit des Hrn. W. allgemeine An- erkennung. Nachdem die medieinischen Wissenschaften heu- tigen Tages so hoch ausgebildet sind, werden mit gröfßstem Vortheile die Grundsätze, welche darin ausgesprochen sind, auch in der Lehre von den Pflanzenkrankheiten in Anwen- duug geselzt werden können; bis dahin aber hüte man sich, die Namen von Krankheiten der Menschen auf Krankheiten der Pflanzen zu übertragen, wenn diese nicht in ihrem gan- zen Wesen mit jenen übereinstimmen! Hr. W. theilt die Krankheiten der Pflanzen in Krank- heiten der Ernährungsorgane, in Krankheiten der Respirations- organe und in Krankheiten der Fortpflanzungsorgane; eine Eintheilung, welcher wir keinesweges beistimmen. Ernäh- rung und Respiralion sind bei den Pflanzen so innig mit einander vereinigt, dafs letzteres nur als eine Correction des ersteren anzusehen sein möchte; diejenigen Krankheiten aber, 1) Ueber die Krankheiten und einige Mifsbildungen der Gewächse, deren Ursachen und Heilung oder Verhütung derselben. 1. c. 219 welche Hr, W. zu denen der Fortpflanzungsorgane bringt, sind sicherlich ebenfalls nicht mehr als Krankheiten, durch fehler- hafte Ernährung erzeugt. An diesem beschränkten Orte würde es zu weit führen, wollten wir dieses Alles ausführlich be- weisen, daher müssen wir die Gründe dafür schuldig. blei- ben; doch sie sind auch leicht zu finden. Bei den Pflanzen müssen vor Allem die äußserlichen Krankheiten von den in- nerlichen unterschieden werden! Zu den Krankheiten der Ernährungsorgane zählt. Hr..W.: Die Ergielsung der Säfte, als den Gummiflußs ete.,..den- Krebs der Bäume, den Brand und die Entzündung derselben, so wie den Baumschwamm; ferner die Spalte bei den Bäumen, ‚auch Splintkrankheit und Splintschwäche genannt; die Stammfäule, Kernfäule und Weilsfäule; den schwarzen Rotz der Zwiebel- gewächse und die Wurzelfäule; das Vergelben der Tannen oder die Wurmkrankheit; die Drehsucht, Kollerbusch oder Maserbildung; Wassersucht, Windsucht, Gichtkorn, Carpoma- nie, Sterilität, Entkräftung, Abzehrung und Entblätterung, so wie Scheintod. Sicherlich sind hier eine grofse Menge von Krankheiten zusammengeworfen, welche ihrem Wesen nach so sehr von einander verschieden sind, dafs sie nie zu einer und derselben Klasse von Krankheiten gebracht werden kön- nen. — Zu den Krankheiten der Respirationsorgane werden gezählt: die Bleichsucht, Vergeilung und Gelbsucht;’die Apo plexie der Saat, der Honigihau. Hiebei erzählt Hr. W., dafs er selbst beobachtet habe, wie eine klebrige, zuckerige Flüs- sigkeit aus der Luft gefallen sein mulste, denn er fand eines Nachmittags, im Juni 1822, einen Theil seines Gartens, von 4 Morgen Gröfse, ganz mit dieser Flüssigkeit bedeckt. Die Erscheinung erklärt Hr. W. dadurch, dals diese zuckerige Flüssigkeit, von den Pflanzen ausgeduftet, in der Luft um- herschwimme und später, durch irgend eine Ursache conden- sirt, zur Erde gefallen sei. (?) Ferner werden zu dieser Klasse von Krankheiten gerechnet: der Mehlthau, Albigo als Krank- heit, der Rufsthau oder Rost der Blätter, verschiedene Haut- ausschläge durch Staubpilze und der Rost des Getreides. Zu 220 der letzten Abtheilung, ‘nämlich zu den Krankheiten der Fortpflanzungsorgane, rechnet Hr. Wiegmann den Spelzen- rost, den Flugbraud, den Steinbrand und das Mutterkorn. Ueber verschiedene Zweige der angewendeten Botanik. Hr. F. Nees v. Esenbeck und A. Marquardt!) ha- ben’ auf chemischem Wege gezeigt, dals unsere offieinelle Ja- lapenwurzel von Ipomoea Purga Wendenroth abstamme, so wie, dafs'die falsche Jalapenwurzel der Ipomoea Jalapa Desf. angehöre. Zugleich wird die sehr wahrscheinliche Vermu- thung "ausgesprochen, dafs die echte Jalapenwurzel bei uns mit Erfolg eultivirt werden könnte, denn sie hat im Winter von 33 zu 34 im Garten zu Bonn im Freien ausgehalten. Nachdem diejenigen Pflanzen, welche die gute, wie die schlechte Jalapenwurzel liefern, schon seit Jahren bei uns bekannt und in unseren besten Sammlungen von abgebilde- ten Arzneipflanzen enthalten sind, hat neuerlichst noch Hr. G. Pelletan ?) diese Pflanzen von neuem beschrieben. JIpo- moea Purgu Wend. (I. Schiedeana Zuce. Syn.) nennt er Convolvulus officinalis und Ipomoea Jalapa Desf. beschreibt er als Convolvulus orizabensis !! Hr. Walker-Arnott ®) hat durch nochmalige Unter- suchung gefunden, dafs die Pflanze, welche die Coccelskörner liefert, von der Gattung Cocculus De C. zu trennen ist; er hat für diese neue Gattung Colebrooke’s Namen: Anamirta bei- behalten, nennt jedoch die Species Anamirta Cocculus. Die Synonyme zu dieser Pflanze sind nun: Menispermum Coc- eulus Linn. — Gaertn. Roxb. (Flor. Ind. 3.); Menispermum l) Geiger’s Annalen. Bd. X. S. 119. 2) Note sur les deux especes de Jalap du commerce. Journ. de Chemie medicale, de Pharmacie et de Toxicologie ete. 1834. Janvier. 3) Note sur la plante qui produit la Coque du Levant (Coc- culus Indi). Ann. des science. nat. 1834. Tom. II. p. 65. 221 heteroclitum 'Roxb., M. monadelphum Roxb., Cocculus sube- rosus De C. und Anamirta racemosa Colebr. Hr. Batka !) in Prag hat nachgewiesen, dals Cinnamo- mum Malabathrum mit Cinnamomum iners Reinw. identisch ist, und dals die älteren Sendungen, welche als Folia Mala- bathri in den Handel kamen, von eben demselben Baume stammen, die neueren dagegen von Cinnamomum ceylanicum var. Cassis N. ab E. Hr. Blume ?) hat eine Abhandlung über die Wirkung der Culilawan-Rinde, so wie über die systematische Bestim- mung derjenigen Bäume geschrieben, welche diese Rinde lie- fern; da diese Abhandlung im ersten Hefte dieser Zeitschrift vollständig mitgetheilt ist, so können wir darauf hinweisen. Hr. Dierbach 3) bezweifelt, dafs die Tamarinden aus Ost- und Westindien zu uns in den Handel kommen, jedoch ganz mit Unrecht. obgleich es ebenfalls richtig ist, dafs aus Aethiopien und Arabien über Alexandrien eine Menge von diesem Produkte nach Europa geschickt wird. Die schönen, mit Zucker eingemachten Tamarinden kommen nur aus Ost- indien zu uns. Hr. D. ertheilt den Rath, ‘zum medicinischen Gebrauche nur die Eicheln von @uercus pedunculata Ehrh. zu gebrau- chen, indem diese süfßser und weniger adstringirend sind, als diejenigen von @. Robur L. *) Hrn. Dierbach’s Chloris medica oder Uebersicht der Arz- neipflanzen nach ihrer geographischen Vertheilung und nach ihren Heilkräften. 2. Abtheilung 5). Wie es der Titel sagt, so werden darin die Arzneipflanzen nach ihrem Vaterlande und ihren Heilkräften aufgeführt. Die Verzeichnisse sind 1) Flora von 1834. 1. S. 135. 2) Tydschrift voor Natuurlijke Geschiedenis uitgegeven daor v. d. Hoeven. 1834. Vol. I. p. 46. 3) Geiger’s Annalen. Bd. XI. S. 84. 4) Geiger’s Annalen. Bd. XI. S. 85. 5) Geiger’s Annalen. Bd. XI. S. 209. 222 zum Theile sehr reichhaltig, ‘doch möchte hier und dort noch so Manches fehlen. Herr Macaire!) fand durch eine sorgfältige Analyse, dafs der ausgesonderte Stoff, welcher das Receptaculum von Atractylis gummifera aufzuweisen hat, ein reiner Vogelleim ist, wie man ihn künstlich aus Viscum album, Ilex aquifo- lium und anderen Pflanzen ziehen kann. Die Substanz ist schmierig und, wie bekannt, im höchsten Grade klebrig; sie wird von Hrn. Macaire mit dem Namen Viseine belegt, und soll auch, in geringer Menge wenigstens, in der Rinde von Viscum album und Ilex aquifolium vorhanden sein. Die chemischen Eigenschaften dieses Stofles sind: Unlöslichkeit in Wasser und in Aether; er ist nur wenig löslich in Alko- hol, nämlich nur zum Theil bei einer hohen Temperatur des- selben, und wird daraus wieder niedergeschlagen, sobald sich die Flüssigkeit erkältet. In Schwefelöther und in Terpenthinöl ist die Viscine löslich. Ur. Paravey °) hat in einer japanischen Eneyclopädie 4 Arten von Wasserpflanzen genannt gefunden, welche aıs Heilmittel gegen Kropf und andere Halsgeschwülste empfoh- len werden. Die eine dieser Pflanzen heilst Chin -sian-tsay, und von ihr wird gesagt, dafs sie als Nahrung den Einsied- lern und den Bergbewohnern diene. Diese Pflanze ist von uns in grolser Menge mitgebracht, wir kauften sie zu Can- ton, wohin sie durch den Handel von Japan gekommen war; es ist der Sphaerococcus cartilagineus var. selaceus Ag., wel- cher im Chinesischen Meere in außerordentlich großser Menge vorkommt, und den Schwalben zur Bereitung ihrer efsbaren Nester dient ?). Die Japaner bereiten aus jenem Tange den Dschin-schan, Ager- Ager der Holländer, welcher eigentlich die künstliche Schwalbennester -Substanz ist, und in Japan, 1) Mem. de la Societe de physique et d’histoire nat. de Geneve. Tom. VI. part. 1. 2) L’Institut. 1834. p. 38. 3) S. einen ausführlichen Bericht hierüber in unserer Reise um die Erde. Berlin 1834. 11. S. 277. 223 in China und Indien in ganz ungeheuren Massen verbraucht wird. Diese getrocknete Gallerte kommt in nudelarliger Form in den Handel, und ist zur Bereitung von Gelee am leichte- sten anzuwenden, denn ein einmaliges Aufkochen reicht hin, um diesen Stofl in Gelee zu verwandeln, welche man dann dureh Weine oder Fruchtsäfte wohlschineekend macht. Der trockene Dschin-schan, in kurze Stücke geschnitten und in die heilse Suppe geworfen, wenn diese auf den Tisch kommt, reicht hin, um die schönsten durchsichtigen Nudeln zu bil- den. In Japan gehört die Pflanze, welche den Dschin-schan liefert, zu den gewöhnlichen Nahrungsmitteln, und die künst- liche Gallerte derselben wird von allen Fremden in Indien als höchst nahrhaft und leicht verdaulich geschildert. Ganz ähnlich verhält sich wohl das Carragahean !), welches der Sphaerococcus crispus ist, aber noch lange nicht ein so zar- tes Gefüge hat, als der Sphaerococcus cartilagineus var. sela- ceus Ag., daher die Carragalıean-Gallerie dem Dschin-schan wohl nachstehen möchte. Die Herren A. Lucae'?) und Älb. Dietrich ®) haben das pharmaceutische Publikum mit die- sem neuen Medicamente in naturhistorischer und chemischer Hinsicht bekannt gemacht, aber recht sehr ‚wäre noch eine Analyse desselben auf Jod zu wünschen. Sollten dem Car- ragahean mit Recht einige Heilkräfte zugeschrieben werden, so möchten diese vielleicht gerade der Jodine angehören; sonst kann es nur rein ernährend wirken, aber weniger den Magen belästigend, als die Gelee des Isländischen Mooses. Hr. Aug. Pyr. de Candolle ?) giebt Anleitungen über die Art und Weise, wie die botanischen Sammlungen zu ver- anstalten und aufzubewahren sind; sie müssen von einem so ausgezeichneten Botaniker, wie Hr. de Candolle, mit dem 1) S. unsere Reise um die Erde. II. S. 278. 2) Ueber Lichen Caragden in naturhistorischer und chemischer Beziehung. Lieder, Jahrb. für die Pharmacie. Berl. 1834. 1. $. 74. 3) Ueber das Carragahean. Ebendas. II. S. 19. 4) Instruction pratique sur les collections botaniques. Biblio- theyne univ. Juin 1834. p. 169—191. 224 gröfsten Danke‘ aufgenommen werden. Herr de €. handelt darin zuerst über botanische Sammlungen im Allgemeinen und dann über gewisse Regeln, wonach sie geordnet werden müs- sen. Hierauf spricht er ausführlich über die verschiedenen einzelnen Sammlungen, welche von Botanikern pflegen ange- legt zu werden, als über Herbarien, Saamen-Sammlungen, Frucht-Sammlungen, Holz- und Wurzel-Sammlungen, so wie über Sammlungen von Gummi- und Harz- Arten, über Cry- ptogamen-, Monstrositäten-Sammlungen, wie über botanische Zeichnungen und Beschreibungen. Es wäre sehr zu wün- schen, dafs dieser Aufsatz in gemeinnützigere Blätter über- ginge, um auf diese Weise gröfßseren Nutzen zn schaffen. Pflanzen-Geographie. Hr. de Candolle jun. ') hat eine Rede über die Pflan- zen-Geographie gehalten, welche als Einleitung zu dieser Wis- senschaft zu betrachten ist. Zuerst wird die Entwickelung der botanischen Geographie geschichtlich dargestellt, und es wird gezeigt, wie ungeheuer die Massen des Materials sind, welche sich, seit dem Entstehen dieser Wissenschaft, gehäuft haben, so dafs gegenwärtig schon an 60000 Pflanzen beschrie- ben sind, und gewils ist die Zahl der schon aufgefundenen, aber unbeschrieben in den Herbarien liegenden Pflanzen eben- falls ganz enorm grofs ?). Hr. de C. untersucht alsdann, in 1) Fragment d’un discours sur la geographie botanique pro- nonce a Geneve, le 16. Juin 1834 dans une ceremonie academique. Bibliotheque universelle. Mai. p. 1—29. 1834. 2) Hr. v. Martius (Einige Bemerkungen über die Flora von Ost- indien, in pflanzengeographischer Hinsicht. Flora 1834. S. 1.) hat die Namenverzeichnisse aller der Pflanzen, welche Hr. Wallich in den letzten Jahren vertheilt hat, berechnen und die relativen Verhältnisse der ver- schiedenen Familien der Pflanzen feststellen lassen, wonach sich, bei ei- ner Sammlung von 7693 ostindischen Pflanzen, folgende Hauptzahlen ergeben: 225 wiefern die Resultate der neuen Forschungen die schon auf- gestellten Gesetze. in der Pflanzen-Geographie modifieiren, und macht darauf aufmerksam, dafs es täglich bestätigt wird, wie die Zahl der in einem Lande vegetirenden Pflanzen um so größer ist, je mehr dieses dem Aequator näher liegt. Es versteht sich natürlich von selbst, dals Ausnahmen von die- ser Regel in Menge vorkommen, dals diese aber auch natür- lich zu erklären sind, denn Wärme, Feuchtigkeit und Ver- schiedenheit in den Standorten bedingen die Zahl der Pflan- zenarten. Die Inselfloren bieten hiervon Ausnahmen dar, denn sie besitzen auf gleichen Flächen um so weniger Ar- ten. je kleiner und je entfernter sie nicht nur vom Aequa- tor, sondern auch von anderen Ländern gelegen sind. Wir möchten aber keinesweges Hrn. de C. zustimmen, wenn er behauptet, dafs Amerika unter gleichen Breiten verhältnifs- mälsig mehr Pflanzenarten aufweise, als Asien. Natürlich dürfen die feuchten Gegenden Amerika’s nicht mit den trok- kenen des inneren Asiens verglichen werden; die südlichen Länder Asiens haben in neueren Zeiten eine so ungeheuere Menge von Pflanzen gegeben, dafs zu obiger Behauptung ge- wiis keine Gründe übrig bleiben. Vergl. man hiezu Hrn. v. Martius Untersuchung über die ostindische Flora. Aber eben so giebt es auch ungeheuere Steppen, sowohl in Nord- Acotyledonen .... 689 Monoeotyledonen ,.. 919 „ Dicotyledonen: a) Apetalae et Achlamydeae 421 b) Monopetalae........ 2591 e) Polypetalae ........ 3024 6036 Summa: 7643 Hiebei stellt Hr. v. M. zugleich die Vermuthung auf, dafs die Gesammt- zahl der Pflanzen, welche die ganze Erde bevölkert, gewils auf 300,000 Arten steige; eine Summe, welche auch sicherlich nicht zu grofs ist, wenn man bedenkt, welche unermeßslichen Länder noch gänzlich unbe- kannt und wie wenig noch andere Erdtheile durchsucht sind, obgleich sie schon ungeheuere Summen von Arten geliefert haben. 226 als in Südamerika, welche sich auf eine unglaubliche Weise, theils durch Mangel an Vegetation, theils durch Einförmig- keit derselben, auszeichnen. Sehr richtig ist die Bemerkung, dafs grofßse Feuchtigkeit des Bodens ein Vorherrschen der Monocotyledonen erzeuge; dieses ist ebenfalls von Hrn. Heer durch sehr genaue Zäh- lungen in einer Flora nachgewiesen, welche mit am besten bearbeitet ist. Sehr ausführlich spricht Hr. de Candolle über den ur- sprünglichen Entstehungsort der verschiedenen Pflanzen, und stellt hier die Unhaltbarkeit der früheren Meinungen, welche auf Theorien und altem Glauben, nicht aber auf Beobachtun- gen begründet sind, dar; er schliefst mit den Worten, dafs seit dem Anfange der Vegetation einige Pflanzen endemisch, andere sporadisch waren; kurz, dafs ein üppiger Teppich von Gewächsen und nicht ein einzelnes Individuum von jeder Art auf einem bedeutenden Flächenraum vorhanden war, und dafs die Verbreitung des Saamens, durch locale Ursachen, später dieses Verhältnils in etwas geändert habe. Hr. E.Meyer hat eine interessante Abhandlung: „Ueber den geselligen Wuchs der Pflanzen“ ?), publieirt. Es wird darin der Contrast des zerstreuten Pflanzenwuchses in den Ur- wäldern der heilsen Zone mit der Einförmigkeit des geselli- gen Pflanzenwuchses in den grofsen Heiden des nördlichen Deutschlands dargethan, und auf die Wichtigkeit desselben für den Naturcharakter aufmerksam gemacht. Hr. M. zeigt, wie Italien, obgleich eben so reich an Grasarten wie Deutsch- land, dennoch keine Wiesen hat, und vie Deutschland dage- gen weit grölßsere Wälder hat, als Italien, und hier die Zahl der verschiedenen Bäume dennoch weit größer ist. Unser Heidekraut soll die geselligste Pflanze sein, was auch viel- leicht wirklich der Fall sein möchte, und würden alle Pflan- zen SO gesellig wie diese wachsen, so hätten nur gegen 5000 Pilanzenarten auf der ganzen Erde Platz. Sehr scharfsinnig 1) Naturwissenschaftliche Vorträge, gehalten in der physikalisch-öko- nomischen Gesellschaft zu Königsberg. 1834. S. 160— 184. 227 hat Hr. M. die Ursachen des geselligen Pflanzenwuchses be- trachtet, und gezeigt, wie sich bei solchen Pflanzenarten häu- fig ein hoher Grad von Vitalität mit einem hohen Grade von Productivität verbunden zeigt. Aber die Entwickelung jener inneren Anlage zur Geselligkeit mufs an eine äulsere Bedin- gung geknüpft sein. So wie in den nördlichen Gegenden die Zahl der geselligen Pflanzen grofs ist, eben so ist sie es auch auf den Höhen der Gebirge; wir möchten indessen die Meinung aussprechen, dafs auch in tropischen Gegenden, be- sonders auf den Südsee-Inseln, sehr viele gesellige Pflanzen vorkommen, und dafs ‚sich darunter hauptsächlich die Farrn auszeichnen. Leider ist der Raum zu beschränkt, um alle die interessanten Thatsachen aufzuzählen, worauf Hr. M. in jener Abhandlung aufmerksam gemacht hat. Hr. N. Bove& !) hat die botanischen Beobachtungen, wel- che er auf seinen Reisen in Aegypten, Arabien, Palästina und Syrien gemacht, zur öffentlichen Kenntnifs gebracht; sie beziehen sich meistens nur auf Angabe der Pflanzen, welche er an den verschiedenen Orten seiner Reise gefunden; doch sind diese Angaben über die Culturpflanzen jener Länder sehr interessant. Die speciellen Angaben in dem Berichte des Hrn. B. sind an diesem Orte nicht mitzutheilen, nur auf ei- nige Beobachtungen von allgemeinerem Interesse können wir hier aufmerksam machen. Der Ficus Sycomorus zeugt von der kräftigen Vegetation in einigen Punkten Aegyptens; sein Stamm erreicht die Dicke von 3 und von 4 Melres im Durchmesser und 20 Meir. Höhe. Durch die vielen Aeste und das schöne, stets ausdauernde Laub giebt dieser Baum einen angenehmen Schatten. Die Früchte desselben sind weniger schmackhaft, als diejenigen der gewöhnlichen Feige; doch geben sie eine 3malige Ernte im Jahre. Um die Früchte schneller zur Reife zu bringen, beschneiden die Aegyptier ihr oberes Ende mit einem Mes- 1) Relation abregee d'un voyage botanique en Egypte dans les trois Arabies, en Palestine et en Syrie. Annal. d. science. nat. 1834. Tom. I. p. 72—87. p. 161—179. p. 230 — 239. 228 ser, worauf sie 3 oder 4 Tage nachher eine schöne goldgelbe Farbe und einen süfsen Geschmack erhalten. Die Nymphaea Lotus wächst 2 Lieues von Cairo in einem Graben, welcher nur zur Ueberschwemmungszeit des Nil mit Wasser gefüllt ist. Im glücklichen Arabien sah Hr. B. 3 Varietäten von Datteln, worunter auch eine weißse, welche diesem Lande eigenthümlich ist. — Der Kaflee von Abyssinien soll nach Bov&’s, Rüppell’s u. A. Beobachtungen besser sein, als derjenige von Mokka. Die Araber um Haideytta und dessen Nähe eultiviren den Pandanus odoratissimus der wohlriechen- den Blumen wegen, und bauen ferner: Solanum Melongena, Hibiscus esculentus, Corchorus olitorius, Pennisetum spica- tum, Holcus Sorghum, die ägyptische Zwiebel, Melonen und Wassermelonen. Als wohlriechende Blumen ziehen sie noch Polyanthes tuberosa, Mogorium Sambac, Ocymum basilicum und eine schöne Rose. Die Indigofera argentea, das @or: sypium arboreum und die Cassia obovoata wurden in der Nähe von Haideytia im Großen gebaut. Auf der Spitze des Sinai fand Hr. B. die Ephedra di- stachya und zwei Cruciferen. Hr. J. Decaisne '), welcher die Pflanze des Bov& untersucht und beschrieben hat, giebt über die Vegetation des Berges Sinai einige genaue Angaben, worauf wir verweisen. Zwischen den Ruinen von Jerusalem sammelte Hr. B.: Rhus coriaria, Hyoscyamus aureus, Mo- mordica Elaterium und Capparis spinosa; auch besuchte er den Oelberg, ‚auf welchem 8 Oelbäume stehen, welche we- nigstens 6 Metres im Umfange und 9 bis 10 Metres Höhe haben.. Man glaubt und zwar mit allem Rechte, ‚dafs diese Oelbäume dieselben sind, welche einst zu Christus Zeiten auf jenem Berge wuchsen. Potamogetonen und Charen wachsen ebenfalls in den Gewässern um ‚Jerusalem. Sehr interessant sind die Angaben über die hohe Baum- eul- 1) Enumeration des plantes recueillies par M. Bove dans les deux Arabies, la Palestine, la Syrie et DEgypte. Ann. des sciene. nat. 1834. Tom. II. p. 5 etc. 229 eultur um Damaseus. Pinus Cedrus beobachtete Hr. Bove bis zu 5 Metres im Umfange und 15 Metres Höhe. Der Olivenbaum geht in Aegypten nicht über den'30sten und 29sten Grad der Breite hinaus, am Berge Sinai bis zum 28sten Grade. Der Arbutus Unedo vegelirt bei Cairo sehr gut, dagegen kommen Kirschen, Aepfel, Birnen und Wall- nüsse daselbst schlecht fort, doch wachsen die letzteren drei Bäume in der Umgegend des Berges Sinai sehr gut, wie auch in den Gärten von Palästina und Syrien, wo die Luft durch hohe Berge abgekühlt wird. Alle Orangen wachsen ganz vorzüglich in Aegypten. Die Musa paradisiaca wird in den Gärten Aegyptens bis zum 34sten Grade der Breite gezogen, und die Cucifera thebaica geht bis zum 30sten Grade hinauf. Hr. Douglass Houghton ') hat ein Verzeichnifs der Pflanzen gegeben, welche auf der Expedition unter Herrn Schooleraft gesammelt wurden, wo bei denselben je- desmal die Orte ihres Vorkommens angeführt sind. Diese Arbeit ist für künftige Pflanzen-Geographen, welche allge- mein vergleichende Werke über diesen Gegenstand ausarbei- ten möchten, gewils von Nutzen. Hr. F. Parrot ?) hat in seiner lehrreichen Reisebe- schreibung auch der Verbreitung der ‘Vegetation auf dem Berge Ararat gedacht. Die Baumgrenze auf diesem Berge, unter dem 40sten Grade, liefs sich nicht wohl bestimmen, doch Wallnüsse, Aprieosen, Weiden und die italienische Pap- pel wachsen daselbst bei 6000 Fuls Höhe, und die Birken, jedoch nicht mehr recht hochstämmig, selbst bei 7800 Fußs. — Juniperus oxycedrus und Cotoneaster uniflora sind die einzigen Sträucher, welche erst zwischen 7- und 8000 Fußs gefunden wurden. Als die am höchsten vorkommenden Pflan- zen, nämlich zwischen 12- und 13000 Fufs, wurden daselbst 1) Narrative of an Expedition through the Upper Mississippi to Itasca Lake under the direction of H. Schooleraft. New- York 1834. 2) Reise nach dem Ararat. Berlin 1834. 2 Thle. 8. I. Jahrg. 16 230 beobachtet: Ein Cerastium, Saxifraga muscoides, Aster alpi- nus, Draba incompta, Campanula saxifraga, Pyrelhrum cau- casicum, dem P. alpinum der Pyrenäen entsprechend, Sa.i- Frage hirculus. Zwischen 10- und 12000 Fufs wuchsen An- themis rigescens, Ziziphora media, Scorzonera coronopifolia, Veronica telephiifolia, Dianthus petraeus ete. Hr. P. glaubt, dafs. der eigenthümliche Charakter der Al- penvegetation darin bestehe, dafs die Pflanzen, sowohl Bäume als Sträucher und Kräuter, in ihrem ganzen Wuchse das Be- streben zeigen, sich nicht hoch über den Erdboden zu erhe- ben; und demnach einen kurzen und starken oder einen’ ge- krümmten und niederliegenden Stengel zu bilden, an wel- chem Aeste, Blätter und Blüthen auffallend gedrängt bei ein- . ander stehen. Der Grund dieses besonderen Bestrebens wird dadurch erklärt, daß jede Pflanze, nur ein gewisses Mals von Kälte ertragend, sich nicht hoch über den Boden erheben mag, von welchem die Wärme ausgeht, ‚um die Luft zu er- wärmen; denn :oft: treffen sie, schon bei ‘einigen Zoll Höhe, die Grenze der Temperatur, in welcher sie nur gedeihen kön- nen. Gegen diese Meinungen lassen sich gewils sehr erhebliche Gründe anführen, und schwerlich werden sie anerkannt wer- den. Hr. P. betrachtet die Veränderungen der Pflanzen, durch die Höhe des Standortes bedingt, noch ausführlicher; er be- merkt, dafs Wurzel ‘und Blüthe, bei den Alpenpflanzen ver- hältnilsmälsig mehr entwickelt wären, dagegen die Blätter, die Haut, welche den Stengel umkleidet‘ und alles Grün an den Pflanzen verkümmert, während diese Theile der Kälte stärker zu widerstehen vermögen, als die Blüthen. An Grä- sern ist dies weniger gu beobachten, aber höchst auffallend ist es an den anderen Pflanzen, deren Blätter, je höher die Pflanze wächst, immer kleiner werden. Das Grüu dieser, Blätter ver- schwindet, und ein unbestimmtes Gelb tritt an dessen Stelle, wobei das Blatt zugleich membranartig wird. Hr. P. erklärt es als eine Wirkung der verdünnten. Atmosphäre, aus ‚ wel- cher die Blätter Nahrungsstofle aufzunehmen bestimmt: sind. Es ist ein Cerastium, woran Hr. P. hauptsächlich diese An- sicht bestätigt findet; indessen glauben wir für diese Umän- 231 derung ‚der Blätter niehts Anderes, als die Wirkung plötzlich eingetretener Kälte, annehmen zu dürfen. Ein ganz ähnli- ches Ansehen zeigen dergleichen Pflanzen, wenn sie, wie so häufig, unter dem Schnee der Felder fortvegetiren. Die Wir- kung der verdünnten Atmosphäre kann »sie nicht sein, ‚denn wir haben, in weit größeren Höhen !), Pflanzen der Ebene gesehen, deren schönes Grün vielleicht noch mehr gedunkelt war, als an dem natürlichen Standorte dieser Gewächse, Die pflanzen-geographischen Resultate von der Reise des Hrn. E.. Eichwald.®) schliefsen sich hier an; sie sind je- doch von der Art, dals sie von künftigen Pflanzen-Geogra- phen nur zur Vergleichung mit anderen Floren benutzt wer- den können. Hr. Fr. Lessing ?) hat sehr interessante Mittheilungen über die Vegetalion des Urals und der daneben anstolsenden Steppen übersendet, woraus wir die wichtigsten Thatsachen und Ansichten mittheilen. Im 55° nördl. Br. giebt Hr. L. den 75° östl. Lg. (ob von Paris oder von London ist nicht angegeben) als Grenze unseres Eichenbaumes. Der Ural wird ein Waldgebirge genannt, und 2 Vegetations-Regionen wer- den auf demselben unterschieden. Die untere oder Waldre- gion reicht bis 4000 Fuß; an verschiedenen Punkten ‚hört sie schon mit 3000 Fufs auf, daselbst ‘ist aber dieses Fehlen der Bäume localen Ursachen zuzuschreiben. Auf dem Jurma beobachtete Hr. L. die Linde, die Ulme und den Ahorn (Acer platanoides) bis zu 1000 Fuls über dem Meere. Die obere Tannengrenze ist daselbst 4000 Fußs hoch, die der Birke zu 3850. welche hier höher als auf den Karpatlıen steigt. Eine zweite Zone dieser Waldregion nennt Hr. L. die Sleinregion, um damit ihre Armutlı an Pflanzen anzudeuten. 1) z. B. am See von Titicaca, wo unsere Quitten und einige Aepfel selbst noch Früchte tragen. 2) Reise auf dem Caspischen Meere und in den Caucasus. Bd. I. Stuttgart und Tübingen 1834. 8. 3) Beitrag zur Flora des südlichen Urals und der Steppen. Lin- naca 1834. Hit. II. 16* 232 Ein Haufen grofser über einander geworfener Quarztrümmer, auf denen kaum Lichen geographicus und L. ventosus sitzen können, bilden den Boden dieser Region, welche die obersten Spitzen der meisten Berge des Urals einnimmt. Polygonum alpinum, P. Bistorta, Solidago Virgaurea, Festuca ovina und Gypsophila uralensis n. sp. charakterisiren diese Gegenden. Die alpine Region im Ural besteht aus einem plateau- artigen Sumpfe, auf welchem, ganz nach Lappländischer Art, einige Weiden sich erheben (Salix glauca und S. caesia). Hier wachsen @ymnandra altaica, Cerastium alpinum, Dian- Ihus plumarius etc. Hr. L. hat auf dem ganzen Ural keine Saxifraga gefunden, was sehr merkwürdig ist. Dagegen er- scheinen daselbst in sehr grofser Anzahl die Orchideen, Ane- mone narcissiflora, Polygonum alpinum, Epilobium angusti- ‚folium und einige andere Pflanzen, welche die Physioguomie dieser Flora bilden. Ganz besonders interessant sind die Bemerkungen über die Steppen-Vegetation. Hr. L. bemerkt, dals es eine eben so irrige Vorstellung ist, wenn man unter Steppen eine voll- kommen baum- oder waldlose Gegend sich denkt, als wie, wenn man sich darunter vollkommene Ebenen vorstellt. Die Steppen- Vegetation geht sogar bis 1350 Fufs über das Meer hinaus '), und bekleidet die Berge in der Nähe des Caspi- schen Meeres. Die Vegetation daselbst hat Hrn. L. gelehrt, dafs das Caspische Meer einmal auch weiter gereicht hat, als bis in diese Gegend, und machte es ihm wahrscheinlich, dafs einmal eine Zeit gewesen ist, in welcher es die Guberlins- kischen Berge entweder ganz oder nur zum gröfsten Theile bedeckt haben mag. Vergleicht man die Vegetation des Urals mit derjenigen der Steppen, so fehlen der Bergvegetation alle Chenopodia- ceen und Plumbagineen, während der Steppenilora alle Coni- feren und fast alle Orchideen fehlen. Aufserdem kommt der 1) Hr. L. rechnet hievon noch 312 Fuls für die tiefere Lage des Caspischen Meeres unter der Fläche des WVeltmeeres ab, was sich be- | kanntlich nicht bestäugt hat. 233 Steppen- Vegelation eine Frühlings- und eine Herbstperiode zu, in welchen Zeiten sie ein ganz verschiedenes Bild lie- fern. Hr. L. theilt die Steppen nach der Beschaffenheit ihres Bodens in 4 Arten, welche auch ihre Eigenthümlichkeiten in der Vegetation haben; sie sind: 1) Deserta salsa. Anabasis, Brachylepis und Halocnemum- Arten sind für sie charakteristisch. 2) Deserta arenosa. Gräser mit steifen, zusammengeroll- ten, borstenähnlichen, mehr oder weniger aschgrauen Blättern, Atriplicineae und Chenopodieae zieren diese Theile der Steppen, welche am ausgedehntesten auftre- ten. Die Deserta arenosa haben die gröfste Aechnlich- keit mit den Pampas in Südamerika. 3) Rupestria aprica. Mehr oder weniger hohe Hügel und Berge; sie sind baumlos, aber mit verschiedenem Ge- sirüppe bedeckt, als mit Caragana frutescens, Prunus Chamaecerasus, Amygdalus nana etc. Hier findet man: Sedum hybridum, Cotyledon spinosa, Scutellaria Tupu- lina, Thymus Marschallianus etc. 4) Graminosa humida. Mit’ Gras bewachsene Niederungen, welche die Ufer der Flüsse bedecken. Hier findet man zwischen dem Grase: Geranium pratense, Melilotus vul- garis, Medicago falcata etc. Uebersehen wir die gesammten Angaben über die Step- pen-Vegetation, so ist es klar, dals dieselbe, wenigstens nach früheren Begriffen, zu weit ausgedehnt ist, und dafs wir bis- her unter Steppen-Vegetation nur diejenige verstanden ha- ben, welche hier auf den Desertis salsis und Desertis areno- sis dargestellt ist. Mit wenigen Worten schildert Hr. P. W. Lund !) die Campos-Vegetation in Brasilien, welche mit derjenigen der Steppen Asiens in mancher Hinsicht grofse Aehnlichkeit hat. Als Eigenthümlichkeiten der Campos- Vegetation wird ange- führt, dafs fast alle Kräuter und kleinen Sträucher ein knol- 1) Sur Vaspect general des Campos du Bresil. Fragment d’une lettre a M. de Candolle. Biblioth. univ. Mai 1834. p. 108. 234 lenartiges verholztes Rlizom haben und stets sehr klein blei- ben, denn ihre Höhe übersteigt’ niemals die von 1 bis.2 Fuls. Aufserdem zeichnen sich die Gewächse der Campos durch großse Blumen aus, deren Farbenpraeht au die Blumen der alpinischen Regionen erinnert. Hr. Besser !) hat eine schr vollständige Uebersicht ‘der Pflanzen des Baikals gegeben, welche sich bis über 1200 Ar- ten beläuft, und von Hrn. Nikolaus Schtscheglos, schon im Jahre 1831, zu St. Petersburg publieirt ist. Gerade die- ser Theil des russischen Reiches ist es, welcher bis jetzt am wenigsten in botanischer Hinsicht durehsucht worden ist. Bei dieser Gelegenheit macht Hr. Besser eine Eintheilung der Flora des russischen Reiches in 5 verschiedenen Abtheilungen bekannt, und diese wären: Die nördliche Flora, die kaukasi- sche, uralische, altaische und baikalische Flora. In dem Berichte über unsere Reise ?) glauben wir ver- schiedene Gegenstände, welche von Interesse für die Pflanzen- Geographie sind, erörtert und näher auseinander gesetzt zu haben. Die einzelnen Data, welche wir in jenem Buche an- gegeben, können hier nicht aufgeführt werden, sondern wir machen nur auf die hauptsächlichsten Punkte aufmerksam. Ueber die grolsen Massen von Tangen, welche in der soge- nannten Sargassosee umhertreiben, haben wir eine neue An- sicht, auf Beobachtungen gegründet, aufgestellt. Diese schwim- menden Wiesen, wie sie von Columbus genannt wurden, be- finden sich innerhalb der grolsen Rotations-Strömung, welche in der nördlichen Hälfte des Atlantischen Meeres befindlich ist, und werden dadurch von dem übrigen Meere abgeschlos- sen. Der Fucus Sargasso Gm. ist die Pflanze jenes Mee- res, welche aber niemals festgesessen, sondern, frei umher- schwimmend, sich entwickelt hat, und dadurch niemals zur 1) Ueber die Flora des Baikals. Flora’von 1834. 1. S.'145. 2) Meyen’s Reise um die Erde, ausgeführt auf dem Königl. Preu- fsischen Sechandlungsschiffe Prinzels Louise, in den Jahren 1830, 1831 und 1832. Berlin 1834. 2 Bände. 4, 235 Fruchtbildung kommt, während dieselbe Pflanze, an den nahen amerikanischen Küsten wachsend, stets Früchte trägt. Eine leuehtende Oseillatoria ‘von niedlicher Sternform treibt in gröfßster Anzahl ‘in der Aequatorial-Zone des Atlan- tischen Meeres umher. — Auf unserer Reise haben wir stets die charakteristische Vegetation angemerkt, welche wir ge- funden, und immer alles dasjenige hinzugefügt, welches den Leser unseres Berichtes in den Stand setzen kann, sich die durchreiste Gegend lebendig vorzustellen. Hohe candelaber- artige Cactus, mit 'scharlachrothem Zoranthus aphyllus be- deckt. aus deren Ueberzuge sieben und acht Zoll lange, weilse Blumen heraushängen, so wie die scheinbar laublosen Bäume von Ephedra americana, mit den prachtvollen Blumen der Mu- tiseen bedeckt, das sind charakteristische Züge der Vegetation in der Baumregion Chile’s, während die sonderbaren Boopi- deen, Calandrinien, Nassauviaceen und Calceolarien die höch- sten Spitzen der Gebirge umkränzen, und Alstroemerien und Escallonien die niederen Bergregionen schmücken. Harte, lederartige und meistens glänzende Blätter zeigen die Bäume und Sträucher Chile’s, und die Absonderung riechender har- ziger Stofle ist ihnen allgemeiner eigen, als in irgend einem anderen Lande. Die baumlose Vegetation im Norden von Chile, so wie die grofse Ueppigkeit derselben in südlicheren Gegenden dieses Landes und viele andere Punkte von allge- meinerem Interesse, werden in unserem Reiseberichte geschil- dert. Auch eine Rose, die erste, welche in Südamerika beob- achtet ist, haben wir in der Baumregion dieses Landes, in der Provinz St. Fernando, gefunden; sie zeugt von dem Vor- handensein dieser Gattung in Südamerika, wenn dieselbe auch von einem anderen Reisenden, welcher sich jahrelang in Chile aufgehalten hat (ohne deshalb aber eine gröfßsere Strecke der Cordilleren dieses Landes durchreist zu sein, als es von uns geschehen) nicht gesehen worden ist. Die Cactus- Vegetation im südlichen Peru, besonders auf dem Hochlande der Cordilleren, so wie die eigenthümliche Alpen- Vegetation, in der Nähe der Schneegrenze dieses Ge- birges, wird ausführlich auseinander gesetzt, und das höchst 236 sonderbare Wachsthum der kleinen Verbenen, Lycopodien und Mulineen wird beschrieben. Diese letztgenannte interessante Abtheilung der Umbelliferen vertritt auf den Cordilleren Süd- amerika’s die Stelle der Primulaceen auf den Gebirgen Euro- pas. Sehr viele Bemerkungen finden sich in unserem Reise- berichte über die Höhe der Vegetation im südlichen Peru, welches das ausgedehnteste Hochland der Erde zu besitzen scheint. Die Vegetation steigt auf dem Hochlande des süd- lichen Peru’s nicht nur eben so hoch, wie im Himalaya, wenn nicht noch höher hinauf, sondern die Cultur der Nahrungs- pflanzen, so wie die Ansiedelungen der Menschen, gehen hier zu einer bedeutenderen Höhe. hinauf, als im Hochlande In- diens. Der grofse See von Titicaca liegt’ in einer Höhe von 12760 Fuls, und eine Menge grofser Städte und reicher Nie- derlassungen sind an seinen Ufern zu finden, was in Indien nicht mehr der Fall ist; aber noch weit höher hinauf steigt die Cultur der Quinoa und der Kartoffel. Der Weg zwi- schen Chuquito und Puno gleicht einem Blumengarten, des- sen Pracht den Reisenden entzückt; nur die Baumlosigkeit erinnert den Reisenden an die Höhe der Gegend, wo die Binse des Sees die Stelle des Holzes vertreten muß. Wer noch über das Vaterland des Mays, über eine schon längst abgemachte Sache, zu zweifeln vermag, der findei auch in unserem Buche beweisende Thatsachen. So wie die Calandrinien und Nassauvien charakteristisch für die hohen Chilenischen Cordilleren sind, so sind es die klei- nen prachtvollen Malvaceen, die Ledocarpeen und syngenesi- stischen Sträucher, den Gattungen Baccharis und Vernerea an- gehörig, für die Hochebenen des südlichen Peru’s. Auf dem Aschenkegel des Feuerberges von Arequipa, welcher weit über 15000 Fufs hinaussteigt, bildet ein merkwürdiger Pilz, ein Lycoperdon gleichsam mit langer Wurzel, die Grenze der Vegetation; er gehört der Gattung Tulostoma, und steigt viel- leicht bis in die Nähe der Spitze jenes Kegels, welcher fast ganz von Schnee entblöfst ist. Eben so glauben wir eine naturgetreue Schilderung der Vegetation von Oahu, einer der Sandwichs-Inseln, gegeben 237 zu haben. Eine aufserordentliche Ueppigkeit zeigt die Vege- tation dieser Insel, doch weniger in der Erzeugung riesenhaf- ter Bäume, als in der unbeschreiblichen Masse von hohen strauchartigen Gewächsen, worunter-die Farrn verhältnilsmä- Ssig den größsten Antheil haben. Auch mehrere neue Charen haben wir von dorther mitgebracht und beschrieben. Die schönen baumartigen Farrn, welche hohe und glatte Stämme bilden, fehlen den Sandwichs-Inseln, welche an der Grenze der tropischen Zone liegen, und eine Menge jener tropischen Gewächse entbehren, welche den südlicher gelegenen Inseln, als den Carolinen, eigen sind. In dem Atlasse zu Capitain Litke’s Entdeckungsreise, welcher ebenfalls im vergangenen Jahre erschienen ist, befinden sich einige prachtvolle Abbil- dungen von der Vegetation der Carolinen; sie zeigen, dafs diese Inseln von den Sandwichs-Inseln sehr verschieden sind, sich aber, in Hinsicht der Vegetation, den näher gelegenen Phi- lippinen anschliefsen. Aufserordentlich treu sind in jenem At- lasse, dessen Ansicht wir recht sehr empfehlen, die Darstel- lungen von der Insel Lugon; doch sind daselbst nur die nie- drigsten Gegenden, wo die Vegetation der Bambusa arundi- nacea vorherrscht, dargestellt, während die Vegetation der höher gelegenen Gegenden eine ganz andere ist, welche mit jener der Carolinen grolse Aehnliehkeit zeigt. Wir glauben in. unserem Buche die charakteristischen Zeichen angegeben zu haben, welche die Vegetation der Sand- wichs-Inseln von derjenigen der Philippinen unterscheidet. Hr. H. Watson ') hat die Vertheilung der Vegetation in der Provinz Cumberland näher untersucht, und giebt eine genaue Aufzählung aller der Pflanzen, welche auf den Scaw- fell Pie zu finden sind; einem Berge, welcher die Höhe von 3166 Fußs erreicht. Die Resultate dieser Arbeit sind nur von örtlichem Interesse, und scheinen auch nur zur Berichtigung eines Buches von Mr. Winch ?) zu dienen. 1) On the Altitude of ihe Habitats of Plants in Cumberland, with Localities of the rarer Mountain Species, Loudon Magaz. of Nat, Hist. 1834. Jan. p. 20 — 24. 2) Contributions to the Flora of Cumberland. 238 Jedermann, der im Frühjahre und zur Herbstzeit gereist ist, wird die Beobachtung gemacht ‚haben, dafs eine und die- selbe Pflanzenart, an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten ihre Blätter und Blüthen entfaltet, so wie sie auch zu verschiedenen Zeiten: ihr Laub: abfallen läfst. Die Ursachen dieser Erscheinung liegen sehr nahe, sind jedoch äulserst man- nigfach und noch niemals mit gehöriger Umsicht dargestellt worden. Hr. J. Hugg ') hat im vergangenen Jahre eine Abhandlung geliefert, worin er die Zeit der Blätterentwicke- lung bei den Bäumen, so wie die Zeit des Blühens bei an- deren bekannten Pflanzen, für verschiedene Orte Europa’s mit einander vergleicht. Er hat hiezu Neapel, Upsala, Paris, Selborne, Catsfield und einige andere Orte zu Vergleichungs- punkten gewählt, und die Beobachtungen anderer Botaniker mit den seinigen zusammengestellt, sich jedoch um. die Er- klärung der abweichenden Erscheinungen wenig gekümmert. _ Möge man bei diesen Untersuchungen doch nicht vergessen, dafs das Clima, in den verschiedenen Jahreszeiten, an einem und demselben Orte m verschiedenen Jahren, gar sehr ver- schieden ist, und dafs hiedurch oftmals grofse Abweichungen in den Beobachtungen hervorgerufen werden. Nur das Mit- tel der Beobachtungen von vielen Jahren kann für diese An- gaben von dauerndem Werthe sein. Hr. J. H. Ruff in Guben ?) hat in einem sehr interes- santen Aufsatze alle diejenigen Momente ausführlich aufge- zählt, welche bei Beobachtungen der Art zu berücksichtigen sind, und zugleich auf die Vortheile aufmerksam gemacht, welche aus solchen, mit Umsicht angestellten Beobachtungen hervorgehen können. Ueber die geographische Verbreitung einzelner Pflanzen- 1) On the Influence of the Climate of Naples upon the Pe- riods of Vegetation as compared with that of some other Places in Europe. The Lond. and Edinb. Philos. Mag. Vol. IV. p. 279. Vol. V. p. 46—50. 102—110. 2) Beobachtungen über den Anfang der Blüthenperiode einiger Ge- wächse. Flora von 1834. I. S. 369. . 239 D familien ist uns weiter nichts bekannt geworden, als was Hr. Hübener !) über die Verbreitung der Lebermoose und was Hr. v. Martius über die Verbreitung der Farrn bekannt ge- macht hat. Die Lebermoose verbreiten sich, ‘gleich den Laub- moosen, über alle Gegenden der Erde; doch möchte der Aus- spruch, dafs sie vorzugsweise den gemälsigten Zonen angehö- ren, vielleicht nicht ganz richtig sein, denn‘ die Menge der Jungermannien ist in einigen tropischen Gegenden, wo gro- fse Hitze mit einem außerordentlich hohen Grade von Feuch- ligkeit verbunden ist, sehr grols; indessen sind diese Arten daselbst gewöhnlich parasitisch, auf den Blättern anderer Pflan- zen vorkommend, aufserdem aber auch, wie bei uns, auf den Baumrinden wachsend. Interessant ist es zu wissen, dals die nordischen Gegenden, wie z. B. unser Deutschland, eine gro- fse Menge von Jungermannien mit den tropischen Gegenden gemein haben, was wir nur der Untersuchung des gröfsten Kenners dieser Pflanzen zu verdanken haben. Die Junger- mannien der Philippinen, weiche wir mitgebracht haben, stim- men mit denjenigen von Java und Sumatra, welche Hr. Nees v. Esenbeck beschrieben hat, fast ganz überein. Der vie- len vereinzelten Thatsachen wegen ist es schwer, eine kurze Darstellung der Resultate jener Arbeit des Hrn. Hübener mitzutheilen, daher wir auf die Abhandlung selbst verweisen müssen. ; Hr. v. Martius 2) giebt einige Mittheilungen über die Verbreitung der baumartigen Farın (der Dendropteridum, wie er sie nennt) in Brasilien, und nennt die Orte und die Hö- hen des Vorkommens von einigen 20 verschiedenen Gewäch- sen dieser interessanten Gruppe; er giebt Fälle an, wo diese Pilanzen schon bei 100, 120 und bei 600 Fuls Erhebung über dem Meere vorkommen, während die übrigen von 1000 bis 4000 Fuls Höhe verbreitet sind. Die prachtvolle Alsophila excelsa und die Didymochlaena beobachtete Hr. v. Martius 1) Hepaticologia germanica. Mannheim 1833. p. XXxFII— XLVll. 2) Icones select. plant. eryptog. p. 80 etc. 240 zu 6 bis 8 Zoll Durchmesser im Stamme, welcher eine Höhe von 25 Fufs erreicht. Auch in Brasilien kommen die baum- artigen-Farrn nur in feuchten Gegenden vor. Auf zwei ver- schiedenen Tafeln, welche das genannte Werk des Hrn. von Martius begleiten, ist die Physiognomie der Gegenden dar- gestellt, in welchen dergleichen Gewächse vorkommen; die uncolorirten Abdrücke dieser Tafeln haben uns aufserordent- lich ergötzt. Einen wichtigen Beitrag hat die Pflanzen- Geographie durch eine, wahrscheinlich sehr vollständige Flora der Fä- röer-Inseln erhalten, welche Hr. Trevelyan *) bekannt ge- macht hat. Es wachsen daselbst (im .62. und 63. Grade nördl. Br. und im 7. und 8. Grade westl. Lg. von London): Dieotyledonen 187, Monocotyledonen 83 und Acotyledonen 186, wenn nämlich die 127 Seealgen davon abgezogen wer- den. Die einzelnen Abtheilungen der Acotyledonen sind: Pilze 7, Flechten 50, Charen 1, Lebermoose 22, Laubmoose 85 und Farrnkräuter 21. Die Gramineen und Cyperaceen sind auch hier unter den Phanerogamen am zahlreichsten; erstere bilden 4 der ganzen Flora und letztere ;; die Com- ıı positae machen „;, die Cruciferen -—, die Orchideen und 15? Amentaceen ; und die Umbelliferen Z, der gesammten pha- nerogamischen Flora. Die schroffen Felsenwände dieser Inseln erheben sich öf- ters, unmittelbar aus dem Meere, bis zu einer Höhe von 1200 bis 1500 Fuß, und die Spitze der Berge im Innern der In- seln steigen bis zu 3000 Fufs Höhe. Einige dieser Berge sind mit Grünem bedeckt; doch die meisten von ihnen sind, ihren Spitzen zu, mit Moosen und Flechten bekleidet, z. B. mit Trichostomum lanuginosum und T. canescens, welche hier bis einen Fufs lang werden. Auf dem Mollingsfiall-Berge, auf der Insel Videroe, wurde Dryas octopetala bei 1530 Fuls Höhe sehr häufig beobachtet, und zwar neben Salix arctica und Papaver nudicaule. Bei 2000 Fuls wuchsen Sibbaldia 1) On the Vegetation and Temperature of the Faroe Islands. The Edinb. New Phil. Journ. Octob. 1834 — Jan. 1835. p. 154 — 164. 241 procumbens und Azalea procumbens, und von 2300 bis zu 2366 Fuls wuchsen Salix herbacea, Empetrum nigrum, Rho- diola rosea, Silene acaulis, Vaceinium myrtillus, Polygonum viviparum, Saxifraga oppositifolia, Armeria vulgaris etc. Daß auf den Färöer-Inseln nur einige ‚Gerste gedeiht, welche auch nicht immer reift, war schon früher bekannt, so wie auch, dafs Rüben und Kartoffeln daselbst gut wachsen. Der Inhalt einer Dissertation des Herrn H. Lebert ') zerfällt in zwei Hälften, wovon die erstere der Pflanzen-Geo- graphie, die zweite jedoch der Systematik angehört. In der ersten Abtheilung hat Hr. L. alle die Ursachen aufgezählt, welche den Alpenpflanzen so auffallende Eigenthümlichkeiten verursachen und schon von verschiedenen Botanikern ausein- ander gesetzt worden sind. Es ist vorzüglich Hr. Hegetsch- weiler, welcher so schön nachgewiesen hat, wie gewisse Formen irgend einer Species stets unter bestimmten äufseren Einflüssen sich erzeugen, und daher nur als Abarten zu be- trachten sind. Hinsichtlich des Höheneinflusses auf die Form der Pflan- zen bildet Hr. L., in den Regionen von 5000 bis 8200 Fuß, drei verschiedene Zonen, welche den Alpengewächsen ihre besonderen Eigenthümlichkeiten aufdrücken. Auch wir ha- ben die Schweizer- Alpen besucht und noch so manches an- dere Gebirge bestiegen, doch innerhalb 3200 Fufs Höhe drei verschiedene Pflanzenregionen bestimmen zu wollen, halten wir für eine mifsliche Sache, und wohl sind jahrelange Un- tersuchungen hiezu nöthig. Die Schweizer Gentianen theilt Hr. L. in zwei Klassen, die erste mit einfacher oder verzweigter Inflorescenz, die zweite mit quirlförmiger Infloreseenz. Zur ersten Klasse ge- hören die Grandijlorae, die Plicatae, Squamaiae und Ciliatae, zur zweiten hingegen die Clavatae, Rotatae und Campanula- tae. Aus Gentiana acaulis macht Hr. L. eine Gentiana gran- diflora, weil ihm jener Name nicht passend scheint. Wir 1) De Gentianis in Helvetia sponte nascentihus. Diss. inaug. bot. Turic. 1834. 8. 242 wissen sehr wohl, dafs ‚Gent. acaulis oft einen langen Stiel macht, besonders in Gärten gezogen, doch ist hier dieser Na- menswechsel zu entschuldigen, da vier alte, sogenannte Spe- cies dabei redueirt werden, nämlich @. caulescens, @. acau- lis, @. alpina und @. angustifolia.. In solchen Fällen ist es allerdings' besser, wenn man ‘der übrigbleibenden Art einen neuen Namen giebt, weil sonst die Verwechselungen noch . leichter stattfinden. Hr. Osw. Heer !) liefert eine höchst schätzenswerthe Untersuchung über das Zahlenverhältnifs der Monocotyledo- nen zu den Dicotyledonen in den Schweizerischen Alpen. Auf sehr vielfachen und ausgedehnten Excursionen. hat der- selbe eine so grofse Masse von Material gesammelt, dafs die Resultate dieser Arbeit gewils genau genannt werden kön- nen; doch werden alle Zahlen, welche bei Untersuchungen der Art aufgestellt werden, immer nur annähernd die Wahr- heit der Natur erreichen. Die Zahl der Monocotyledonen vermindert sich, im Ver- hältnils zur Zahl der Dicotyledonen, bei zunehmenden Höhen in den Schweizer Alpen, ein Resultat, welches Hr. H. sehr gründlich nachgewiesen hat; doch ist dieses Verhältnils, so- wohl auf verschiedenen Gebirgszügen, als auch besonders durch die Eigenthümlichkeit des Bodens, bald mehr, bald weniger von einander verschieden. Im Allgemeinen scheinen sich die Monoeotyledonen zu den Dicotyledonen in jenen Höhen wie 1:5 zu verhalten; doch weist Hr. H. auch verschiedene Fälle nach, wo dasselbe von 1:3 bis-1:7 varlirt. Die Resultate obiger Untersuchung sind ebenfalls über- einstimmend mit denjenigen, welche von verschiedenen Rei- senden auf den hohen Gebirgen anderer Zonen gefunden sind; auch wir sahen, auf den Cordilleren Südamerika’s, die Mo- 1) Das Verhältnis der Monocotyledonen zu den Dicotyledonen in den Alpen der östlichen Schweiz, verglichen mit denjenigen in anderen Zonen und Regionen. Mittheilungen aus dem Gebiete der theoreti- schen Erdkunde, von Fröbel und Heer. Hft. I. Zürich 1834. 8. s. 9—111. ; 243 nocotyledonen im Verhältnisse zur Zahl der Dieotyledonen schwinden. Eine Gegend, nämlich das pflanzenreiche Thal am See von Titicaca, möchte vielleicht in dieser Hinsicht ei- nige Ausnahmen aufweisen, indessen sind die’ Sammlungen aus jener Gegend noch zu unvollständig, um hierüber mit Bestimmtheit entscheiden zu können. In den Cordilleren von Peru kommen zuweilen, in sehr großen Höhen, ganz unab- sehbare Ebenen, dieht mit Gräsern bedeckt, vor; doch ist die Verschiedenheit der Arten und Gattungen unter ihnen nur sehr gering. Am See von Tilieaca herrscht jedoch eine un- endliche Mannigfaltigkeit unter den Bewohnern 'der anmuthi- gen Wiesen daselbst. Die Frage über das Vaterland des Mays hat sich auch im vergangenen Jahre mehrmals wiederholt, und sehon drohte der neuen Welt die Gefahr, dieses aulserordentlich schäz- zenswerlhe Getreide nieht mehr ihr Eigenthum nennen zu dürfen. Herr v. Siebold ') machte nämlich bekannt, dafs der Mays schon seit 1200 Jahren in Japan bekannt sei. So sehr zu vermuthen ist, dafs Hr. v. S. seine Mittheilung auf sichere Quellen gestützt hat, so haben sich dennoch sehr ge- gründete Zweifel dagegen erhoben. Hr. Klaproth weiset nach, dafs dieses Getreide in der grolsen japanischen Eney- elopädie nicht aufgeführt wird, und behauptet sogar, dafs diejenigen Stellen in japanischen Schriften, worauf Hr. v. S. seine Meinung stützi, ganz anders zu übersetzen sind ?).. Eine Unterredung mit Hrn. v. S. hat uns die gehörige Aufklärung über jene sehr kurze Stelle im Nippon verschafft; der be- rühmte Reisende hat mit jener Mittheilung keinesweges be- haupten wollen, dafs der Mays in der alten Welt zu Hause wäre: Hr. v. S. giebt an, dafs eine Schrift existire, worin nachgewiesen wird; in welchem Jahre der Mays, ange- schwemmt durch das Meer, nach Japan gekommen ist. So- mit hören wiederum alle die Gründe auf, welche einige Ge- lehrten mit größster Freude ergriffen, um die alte Welt zum 1) Nippon etc. 2) Mündlicher Vortrag in der geographischen Gesellschaft zu Berlin. 244 Vaterlande des Mays zu machen, und eine Stütze für, die Be- völkerung Amerika’s von Asien her nachweisen zu können ?). Nichts ist heutigen Tages in der Pflanzen-Geographie gewis- ser, als dafs die neue Welt das Vaterland des Mays ist. Keine der orientalischen Sprachen, wie es uns das Nachsuchen in deren Wörterbüchern lehrte, hat ein eigenes Wort für dieses Getreide, sondern es wird darin stets umschrieben. Zwar wird gegenwärtig der Mays auf den Philippinen, auf Java, Sumatra, in‘China und Cochinchina gebaut; doch keineswe- ges bildet er daselbst ein gewöhnliches Nahrungmittel. Im Innern von Lugon wird nur das Vieh ‚mit diesem Getreide gefüttert, und bei den Tagalen konnten wir keine Benennung für dasselbe finden. Zu Canton hatten wir selbst einen chi- nesischen Diener, welchem der Mays gänzlich unbekannt war u. Ss. w. In Bezug auf das Vaterland des Weinstockes sind Hrn. Parrot’s ?) Nachrichten sehr interessant; in den Wäldern von Mingreli und Imereti bildet die Weinrebe die Königin der Bäume. Der Rebstock erreicht dort die Dicke von 3 bis 6 Zoll im Durchmesser, und steigt bis in die Spitzen der höchsten Bäume, diese ganz umschlingend und sie mit einan- der verbindend. Ob- die Rebe daselbst wild wächst, oder schon in uralter Zeit dahin verpflanzt ist, konnte Hr. P. nicht ausfindig machen; doch schien Ersteres der Fall zu sein, und eine wahre Rebeneultur findet daselbst gar nicht statt, aber dennoch ist der Ueberfluls‘an Trauben so grofs, dafs selbst der arme Landmann nicht alle Trauben erntet, welche sich in seinem Bereiche finden, sondern sie dem Winter überlälst und öfters, noch kurz vor Ostern, die Trauben des vorigen Jahres von den Bäumen abschlägt. Sehr aufklärend über das Vaterland des Weinstockes ist eine Stelle in Hrn. Link’s Urwelt ®), worin es heilst, dals schon 1) S. Link, Die Urwelt und das Alterthum. Berlin 1834. 1 Th. 450. Zweite umgearbeitete Ausgabe. 2) Reise zum Ararat. $. 247. 3) Zweite Ausgabe. I. S. 432. 245 schon Viviani den Weinstock mit grolsen, süfsen und wohl- schmeckenden Früchten auf den Gebirgen der alten Cyrenaica für wild angiebt. Nach Hrn. Link hat der wilde Weinstock aus dem Neapolitanischen kleine, sülse Beeren, welche‘ schr guten Wein geben; der wilde Weinstock aus Portugal hat dagegen kleine, saure Beeren, welche man gar nicht achtet. Nach verschiedenen Angaben über die Form und die Behaa- rung der wilden Weinsorten kommt Hr. L. zu dem Schlusse, dafs der gebauete Weinstock aus mehreren wilden Arten zu- sammengeflossen ist. Vielleicht ist der nordafrikanische Wein- slock der zuerst angebauete, da er Bueleiel und ohne Cultur die besten Trauben giebt. Hr. Bujack !) hat versucht, die Angaben über die Ver- breitung der Weineultur zusammenzustellen, doch fehlen da- bei noch so viele Thatsachen, welche durch die Reisenden der neueren Zeit bekannt geworden sind, dafs die Resultate, welche Hr. B. über die Verbreitung des Weinstockes erhielt, wohl nieht ganz mit der Wirklichkeit übereinstimmen möch- ten, worüber im Folgenden Mehreres. Zugleich hat Hr. B. die Frage über die Ursachen, welche in früheren Jahrhunder- ten einen so ausgebreiteten Weinbau in Ost- und Westpreu- fsen veranlaßsten, sehr umständlich und gründlich beantwor- tet. Gewils ist es, dafs noch heute in jenen Ländern eben so viel Wein gebauet werden könnte, wie früher; doch den sauern Wein will jetzt Niemand trinken, und so lange der Wein in einem Lande nicht Gegenstand der Ausfuhr ist, bleibt derselbe ohne Werth, daher die Cultur der Kartoffel und des Waizens in jenen Ländern größseren Nutzen bringt. Wie sehr die Weineultur auf der Westküste von Süd- amerika verbreitet ist, haben jetzt die Reisen des Hrn. Pöp- Pig, so wie unsere eigene Reise, dargethan. Hr. P. sah noch bei Valdivia (beinahe 40° südl. Breite) die cultivirte Wein- “ 1) Die geographische Verbreitung des Weinstocks, mit Rücksicht auf den Weinbau in Preußen, während der Herrschaft des Deutschen Ordens. Vorträge aus dem Gebiete der Naturwissenschaften und der Oekonomie, 1. Bd. Königsberg 1834. I. Jahrg. 17 246 staude; die Weineultur bei Concepeion ist dagegen schon sehr ausgedehnt, denn der Wein aus dieser Gegend, als der beste jenes Landes, wird nach allen Provinzen Chile’s verführt, und auf dem Tische der Wohlhabenden getrunken. Die pracht- vollen Trauben von Cociapö, so wie von Arica und Tacna (18° südl. Br.), haben wir in unserem Reiseberichte gelobt, und der Branntwein von Pisco (im l4ten Grade südl. Br.), welcher aus vorzüglich schönen Trauben bereitet wird, ist in ganz Amerika berühmt, und möchte sich jährlich bis auf ei- nen Werth von einer halben Million harter Piaster belaufen. Ja Hr. P. theilt eine Nachricht mit, wonach, selbst unter 6° südlicher Breite, auf der Küste von P&ftı die Weincultur vor- handen ist. Hr. Gutzlaff !) hat den cultivirten Weinstock in den nördlichen Provinzen von China gesehen, von wo aus schr schöne Trauben nach Canton verfahren werden, wo wir selbst sie gegessen haben; doch bei Canton und Macao will der Weinstock, der nassen Sommer wegen, nicht wachsen. Auch | auf den Philippinen, wie in den Küstengegenden Indiens, ge- deiht der Weinstock gar nicht, obgleich es auf der Insel Lu- | gon nicht die Wärme (denn zu Manila beträgt die mittlere Temperatur noch nicht 20° R.), sondern die Feuchtigkeit der Sommer ist, welche ihr Fruchttragen verhindert. Dage- gen soll der Wein nach Hrn. Royle’s ?) Beobachtungen auf den Hochebenen Indiens herrliche Früchte tragen. In dem paradiesischen Thale von Cashmere (5400 — 5500 Fuls hoch über dem Meere) gedeiht auch der Weinstock, denn hier ist theils durch die Höhe, theils durch den noch immer fühlba- ren Einflufs des Nordost-Monzoons zur Winterzeit die Feuch- tigkeit der Luft gemildert. So bindet sich die Cultur des Weines an keine Breite und keine Länge der gemäfßsigten 1) Three Voyag. London 1834. 2) Hlustrat. of the Botany and other branch. of the natur. hist. of the Himalayan Mountains and of the flora of Cashmere. Fasc. I. Lond. 1833. £ 247 und der heilsen Zone, nur ein feuchtes und heifses Clima ist derselben entgegen. Anmerkung zu Seite 210. Bald nach der Publication unserer neuen Algengattungen wurde uns bekannt, dals Herr Turpin eine Menge von neuen Algen beschrieben, welche fast zu gleicher Zeit mit den unserigen publicirt worden waren, worauf wir einen kleinen Aufsatz in die Isis (1830. S. 162.) einrücken lielsen, welcher die Synonyme der von Hm. T. und von uns beschrie- benen Sachen berichtigen sollte; wir gaben daselbst Gründe an, wes- halb wir die Namen des Hrn. T. nicht annehmen könnten. Seitdem hat es sich gefunden, dafs schon im Jahre 1827 von Hrn. Agardh (Flora 1827. S. 643.) eine Algengattung aufgestellt worden ist, welche mit der Gattung Pediastrum die gröfste Achnlichkeit hat, von uns aber damals, im Jahre 1828, bei dem damaligen unstäten Aufenthalte nicht auf- gefunden worden war. In der citirten Synopsis Diatomearum des Hrn. Kützing findet sich unsere Gattung Pediastrum als Synonym unter Micrasterias Ag. gestellt und ein Gattungs- Charakter angegeben, wel- cher nicht von Hrn. Agardh stammt. Hr. Ehrenberg ist hierin Hrn. Kützing gefolgt, und so sind unsere Pediastra als Micrasterien unter die Infusorien gestellt. Indessen die Sache verhält sich wohl anders, und wir geben unseren Gattungsnamen noch nicht auf. Als Beschrei- bung der Gattung Micrasterias sagt Hr. Agardh: „Es sind strahlen- förmige, membranöse Frondes, worin das gewöhnliche grüne Pulver ent- halten ist,“ setzt aber noch hinzu, dafs zu dieser Gattung die Echinella radiosa Lyngb. gehört, woraus sich ganz leicht beweisen läfst, dafs Hr. A. nicht die Gattung Pediastrum, sondern wahrscheinlich Hın. Eh- renberg’s Euastrum beschrieben habe. Wenn es in der Diagnose heifst, dafs die gedachten Körper strahlenföormig membranöse Frondes bilden, so muls man wohl mehr an die Euwastra als an unsere Pedia- stra denken, besonders da in der Species-Diagnose: „‚radiis pluries furcatis obtusis‘“ gesagt wird, während unsere strahlenförmigen Pedia- stra niemals stumpfe Spitzen haben; indessen der Zusatz, dals Echi- nella radiosa Lyngb. zu dieser Gattung gehört, macht allem Zweifel ein Ende. Schon 1830 (Isis. S. 163.) haben wir gesagt: „Echinella radiosa gehört weder zu meinen Pediastrum-Arten, noch zu den übri- gen Echinellen Lyngbye’s, sondern mufßs, vielleicht mit Echinella eir- cularis, mit Ursinella margaritifera Turpin und einigen anderen Ar- ten, die ich bei Berlin gefunden habe, eine eigene Gattung darstellen, 17* 248 die dann den Namen Helierella behalten kann“, welchen Hr. Bory Saint-Vincent der Echinella radiosa gegeben hat. Gegenwär- tig finden wir die Ursinella margaritifera bei Herrn Ehrenberg (1. c. p. 102.) unter Euwastrum margaritiferum beschrieben. Der Gattungsname Euastrum ist aber später, als die Namen Helierella und Ursinella, von Bory und Turpin gebildet, und nur die Euastra können wir auf Agardh’s Micrasterien beziehen, keinesweges aber die Pediastra. Angenommen, dals Hr. Kützing Recht hätte, und dafs unsere Pe- diastra unter Micrasterias eingereiht werden müssen, so wollen wir die Arten näher durchgehen, welche bis jetzt zu dieser Gattung gebracht sind. Hr. K. theilt die Micrasterien in solche, welche ungefärbt ‚sind, und in solche, welche grüngefärbt sind. Zu den ersteren bringt er un- ser Staurastrum paradoxum; doch vergleicht man unsere Abbildung und Beschreibuug dieser Alge mit der Gattungs-Diagnose von Miera- sterias, so ist auch nicht ein Grund vorhanden, welcher zu dieser An- nahme berechtigt. Auch hat Hr. Ehrenberg (l.c. p. 170.) diese Gat- tung und Art, welche wir abgebildet haben, anerkannt, und seitdem ist uns noch eine Art dieser Gattung bekannt geworden, welche ganz be- sonders niedlich ist und Staurastrum eirculare heilsen könnte. Mi- crasterias eruciata Ktz. ist uns noch nicht vorgekommen; ist aber Hrn. Kützing’s Abbildung richtig, so gehört sie gar nicht zu unserem Staurastrum, wohl aber sind als Species dieser Gattung: Micrasterias paradoxa, M. tricera, dicera und tefracera zu erkennen, nur muls man die Arten derselben nicht ohne Grenzen vermehren; wir haben dergleichen Formen mit 3, mit 4, mit 5 und selbst bis mit 8 Strahlen beobachtet, ohne jedoch zu glauben, dafs diese verschiedene Species wä- ren. Je mehrstrahlig die Formen sind, desto gröfsere Kreise bilden sie. — Micrasterias Rosula Ktz. halten wir für ein junges Pediastrum, und M. lacerata Ktz. ist ein verkrüppeltes Euastrum. Micrasterias erucigenia Ktz. ist auf Orucigenia quadrata Morren gegründet, ge- hört aber nach unserer Bestimmung nicht zu Pediastrum. Micraste- rias simplex. und M. Napoleonis Ktz. sind unser Pediastrum sim- plex (s. Isis 1930. S. 162.), und Micrasterias Boryi, M. renicarpa, M. duplex und M. Selenaea sind aus unserem Pediastrum duplex gemacht. Wir haben durch 15 Abbildungen dieser Art gezeigt, dafs die Radien dieser Zellen ganz scharf zugespitzt und dafs sie ebenfalls ganz unentwickelt zurückbleiben können, wie in Fig. 15. daselbst; die Zwischenformen "bilden dann Hın, Turpin’s Helierella renicarpa, H. truncata ete. Dals Micrasterias furcata Ag. zu den Euastris und nicht zu Pediastrum gehört, haben wir schon früher gezeigt; wie will denn das: „radis pluries furcatis obtusis‘“ an unserem Pedia- strum biradiatum gedeutet werden? Micrasterias Selenaea K. ist eine, 249 uns sehr oft vorgekommene, ja die gewöhnlichste Form von Pediastrum duplex; von einer Unterlage ist aber dabei nichts zu schen! Miera- sterias Heliactis Ktz. ist ein ganz eigenes Ding, wir haben es nicht gesehen, doch möchten wir es gern mit Echinella Acharii in Bezie- hung bringen, welche bei Hrn. K. nicht weit davon abgebildet ist. Die Schleimhülle, welche Mierasterias Heliactis umschliefst, zeigt schon, dafs es nicht hieher gehört, und wahrscheinlich ist es ein Eierhaufen irgend einer Nais oder eines ähnlichen Thieres, wie wir solches von der berühmten Echinella Acharii (s. Kützing 1. c. Tab. VI. F. 101.) behaupten, welche in diesem Sommer zu Hunderten in unserem Zim- mer ausgekommen ist. Die schwache Vergröfserung liels Hrn. K. die- ses Ding so ganz verkennen. Endlich noch Micrasterias sphaera- strum, welches Hr. K. aus unserem Sphaerastrum pietum gemacht hat, was aber mit der Gattung Micrasterias, nach Agardh’s Begrif- fen, keine Achnlichkeit hat, sondern als selbstständige Gattung- stehen bleiben wird. Im vergangenen Sommer haben wir noch eine zweite Art hiezu gefunden, nämlich Sphaerastrum ellipticum, wovon das Ganze eine elliptische Form mit einem, etwas dickeren Ende zeigt, welches stets voranschwimmt, Die Sphaerastra haben lebhafte Be- wegung. Gehen wir jetzt zu den Pediastrum-Arten über, welche Herr Eh- renberg in der Gattung Micrasterias seiner Infusorien (1. c. p. 154.) aufgestellt hat, so finden wir darin ein Eintheilungsprincip aufgestellt, welches ganz verschieden von demjenigen ist, nach welchem wir unsere Pediastrum -Arten unterschieden haben. Hr. E. theilt die Micrasterien in solche ein, welche 1) um einen einzelnen mittleren Körper einen einfachen Kreis anderer gleichartiger Körper führen. Hiebei sind unsere schönen Pediastrum-Formen übersehen, welche einen blofsen Kreis bilden und keinen Körper in ihrer Mitte haben; gerade diese Formen, welche bei uns ganz richtig abgebildet sind (s. Fig. 1. Fig. 2. 6. 7 und 21.), ha- ben wir als die Normalforr aufstellen müssen, sie konimen gerade schr selten vor. Aus einer Stelle bei Hrn. E. möchte hervorgehen, dafs der- selbe glaubt, wir hätten bei diesen Formen die Zellen übersehen, wel- che im Innern des Strahlenkranzes gelegen sein sollen; dies ist indessen nicht der Fall. Die 2te Abtheilung der Micrasterien des Hrn. E. enthält solche Ar- ten, welche 2 eoneentrische Kreise um einen Mittelkörper bilden. Dieses Eintheilungsprincip ist wohl ebenfalls nicht richtig, denn man sche unsere Abbildungen, und man wird finden, z. B. in Fig. 8. und in Fig. 22., dafs bei einer und derselben Art, sowohl einfache Kreise, als auch dop- pelte, gebildet vorkommen, von einem Mittelkörper ist aber auch in diesen beiden Formen keine Spur zu finden, wie dieses bei den einfa- chen Strahlenkörpern stets der Fall ist, Es wäre recht schr zu wün- 250 schen gewesen, dafs Hr. E. zu allen den vielen neuen Arten, welche er bei diesen kleinen Algen aufgefunden hat, Zeichnungen gegeben hätte, damit man stets bestimmt gewulst, wovon die Rede ist, denn die Be- schreibungen reichen bei diesen, so vielfach verschieden geformten Ge- bilden nicht mehr aus. Die Gröfsenangaben sind nur ein sehr geringes Erleichterungsmittel, denn wir haben gefunden, und unsere Abbildungen beweisen es, dafs die Gröfse dieser Formen bei einer und derselben Species aufserordentlich verschieden ist. Obgleich wir zu unseren Pe- diastris Abbildungen gegeben haben, hat dennoch Hr. E. zu einer, an- geblich neuen Art von Micrasterias, nämlich M. heptactis, die Figu- ren von zwei unserer verschiedenen Arten citirt. Dieses Micrasterias heptactis ist aber Pediastrum duplex, und die Fig. 13 und 14. bei uns geben hiezu die Bilder; ob 7, ob 8 oder noch mehr Strahlen sind, das macht keine neue Art, und eben so thut es nichts zur Artenbestim- mung, ob die Zellen, im Innerer. des äufseren Strahlenkreises 3, ob sie 4- oder Öseitig sind. Diese Zellen sind hier eben so verschieden geformt, wie die Zellen in einer und derselben Pflanze; ja die Zellen erhalten zuweilen ganz unregelmäfsige Formen, wie in Fig. 16. 17. 3. ete, auf unseren Abbildungen zu sehen ist, und dann werden auch alle frühere, scheinbar regelmäfsige Kreisstellungen aufgehoben, indem sich zwischen den einzelnen Zellen kleine Lücken bilden. Je grölser ein Exemplar einer Pediastrum-Art ist, um so mehr Zellen kann es im Innern des äufseren Strahlenkranzes enthalten; so haben wir auch bei einer und derselben Art, nämlich bei Pediastrum duplex, beobachtet, dafs die Zellen bis zu 5 Kreisen sich stellen können; doch sind dann diese inneren Kreise fast niemals regelmäfsig. Mit Bestimmtheit können wir aber nachweisen, dafs die 5 neuen Species, welche Hr. E. in seiner Gattung Micrasterias aufgestellt hat, nicht mehr neu sind; sie sind uns alle schon bekannt gewesen, und ihre Hauptformen sind abgebildet mitgetheilt, nachdem wir sie unter drei Arten gebracht haben, welche wir noch heutigen Tages anerken- nen müssen, Eine andere Gattung unserer kleinen Algen, welche Hr. E. eben- falls zu den Infusorien gezogen hat, ist die Gattung Scenedesmus, wel- che in der Synopsis Diatomearum des Hrn. Kützing mit 16 Arten aufgeführt und wobei bei 12 Arten der Name des Hrn. Kützing bei- gesetzt ist. WVir bedauern aber, dafs hierunter wohl keine einzige neue Art enthalten ist. Hr. E. hat schon theilweise diese neuen Arten auf die bekannten Formen zurückgeführt, daher wir darauf verweisen, und nur noch einige Bemerkungen hinzuzufügen haben. Unser Scenedesmus magnus und Sc. longus sind wirklich zwei verschiedene Arten; nur äulserst selten sah ich letztere Art mit eben so grolsen Zellen, wie sie bei Sc. magnus vorkommen; gewöhnlich sind ihre Zellen etwa 3 so 251 lang, als bei der ersteren Art, Der Beiname quadrieaudatus würde übrigens nicht passend sein, denn wir haben schon mehrmals den Sce- nedesmus longus mit ausgebildeten 16 Hörnern geschen, indem nämlich jede Zelle 2 Hörner zeigte und, wie gewöhnlich, drei grofse Sporidien im Innern einer jeden Zelle. WVahrscheinlich kommen diese beiden Arten, Sc. magnus und longus, stets gehörnt vor; bei sehr starker Ver- gröfserung erkannten wir noch Borsten, wo bei unserer gewöhnlichen, 220 maligen Vergröfserung keine mehr zu schen waren, daher es mit Scenedesmus Leibleini Ktz. nicht besonders stehen möchte. Die Form, welche wir in unserer Abhandlung unter Fig. 30, abgebildet haben, ist ein junges Exemplar von Scenedesmus obtusus, weshalb es aber Herr Ehrenberg zu einer anderen Gattung bringen will, leuchtet uns nicht ein. Uebrigens ist die Varietäten-Zahl der verschiedenen Arten die- ser Gattung sehr grofs, und neuerlichst sind die niedlichsten Formen hiezu von uns aufgefunden. Eine jede viergliedrige Art kommt auch mit 3 Zellen vor, und sowohl bei den vier- als bei den achtzelligen Arten kommen Individuen vor, welche in schräger Richtung geformt sind. 252 Ueber den Cucurrito Chile's (Psammoryctes noctivagus Poepp.) Professor Dr. E. Pöppig!). Char. gen. Dentes incisores superiores labiis octies longiores, laeves, scalpriformes; molares utrin- que 8, truncati. Auriculae ovales, erectae, li- berae. Cauda pedibus posterioribus longior, pilosa. . 1. P. noctivagus. Hab. in collibus ex arena mobili con- flatis ad littora Chile borealis. Dimensiones animalis recenter mortui: 1) Der Cucurrito wurde von Hrn. Pöppig zuerst in Froriep’s Notizen, Bd. XXIII. S. 279, erwähnt, und damals von ihm für eine Art von Bathyergus gehalten. In seiner Reise (Bd. I. S. 166.), aus welcher die hier mitgetheilte umständliche Beschreibung entlehnt ist, bil- dete Hr. P, für dieses Thier eine eigene Gattung Psammomys, fand jedoch bald nach Versendung jenes Werkes, dals dieser Name bereits von Rüppel und Cretzschmar einer anderen ‚Gattung beigelegt sei, und forderte den Herausgeber auf, die dadurch nöthig gewordene Na- ınensänderung baldigst bekannt zu machen. Der Hr. Verf. hat hiebei auf einen Vorschlag von Wagler (Isis 1832. S. 1219.), welcher blos nach jener kurzen Notiz sogleich eine neue Gattung (vorläufig!) auf- stellte, und das Thier Spalacopus Poeppigii nannte, keine Rücksicht genommen, und gewifs mit vollem Rechte, da dies Verfahren, allgemein angenommen, das einzige Mittel sein möchte, solcher literarischen Frei- beuterei ein Ende zu machen, und den Entdeckern ihr wohlerworbenes Recht zu sichern. Herausg. 253 Longitudo a naribus ad apicem eaudae . ..... . 164 Millim. _ EG ET a RE a ur BE 2 36 - — capitisad cristam oceipitalem usque 40 _ dur MIN He 10 - — dentium ineisorum .......... 7 _ pedum anteriorum .......... 4 - _ palmarum .... 2... r 022... 19 - _ digitorum . m... 10 - _ pollieis ...... ENTE EAN ah _ TS ea a Ku a _ pedum posteriorum ....... .. 64 - —_ tar ie DIN = — dgitorum....... EN Pu I ZUBE — Dolls" TI Zu: a en OO 2 - Latitudo inter oculos ...... TEL REN. _ es IHR PEN . 238 - Cireumferentia ad humeros. .......... 73 - —_ ad hypochondria........ I Differentia huius generis a Bathyergo Ilig. inprimis in forma ineisorum superiorum, qui in illo acute triquetri in animali nostro utrinque plani, in molarium numero ?) in au- rieularum et caudae magnitudine posita est. Deseriptio. Truneus subeylindrieus. Caput magnum ova- tum facie quadrata; nasu truncato, auribus externis nudis, oblique ovatis, nigrescentibus; apertura palpe- brarum elliptiea, parva; oculis atris; genis tumidis; mystacibus longissimis, caput adaequantibus, albidis, palulis. Dentes ineisores aequales, labiis octies lon- giores, eburnei, laeves, nee sulcati, leviter curvati, truncali; molares postiei sensim minores, anteriores tres obtuse quadranguli, lJateribus utrinque sulcati, corona plana, margine prominulo, centro paullisper 1) Die Zahl der Backenzähne ist bei beiden Gattungen dieselbe; darüber ein Näheres im nächsten Hefte dieser Zeitschrift. Herausg. 254 excavato, postremo (quarto) triangnlari, facie exte- riore retuso. Planta et palma cute laevi, nigrescenti teetae; haud barbatae ut: in Bathyergo. Digiti inae- quales, tertio longissimo. Pollux pedum anteriorum brevissimus, ungue rolundato, aliquando obliterato. Ungues acuti, convexi, basi compressi, apice subtus complanati et canalieulati. Pedes posteriores vix di- versi, nisi pollice longiore. Genitalia maris seroto pendulo, pro mole maximo, insignia. Cauda quar- tam fere corporis partem adaequans, squamulis ob- tusis minutis imbricata, teres, pilis rigidioribus spar- sis teeta. Vellus mollissimum, sericeum, nitidum, ni- grum, in nonnullis fere atrum, nitore ferrugineo aut eastaneo praeditum. Pili singuli basi grisei; pedum incani, rigidiores, digitorum subsetacei. Dieses Thier ist bis jetzt den Forschern entgangen. Ob- wohl es eben nicht selten ist, so sind seine Sitten doch sol- che, dafs nur ein längerer Aufenthalt und Erfahrung zu seinem Besitze verhelfen mögen. Bei dem Aufgraben der Zwiebeln von Liliaceen entdeckte ich zufällig ein künstliches Nest, dessen zahlreiche Ausgänge durch sternförmige Kanäle mit dem eigentlichen Mittelpunkte, dem Wohnorte selbst, verbun- den waren. Es erforderte einen kleinen Hund, manche Stun- den von nächtlichem Wachen zwischen den einsamen Dünen und die Durchwatung des breiten Flusses um Mitternacht, um einige Exemplare der Bewohner zu erhalten. Der Cu- eurrito, so genannt in Nachahmung seiner knurrenden Laute, welche denen des gemeinen Meerschweinchens nicht unähn- lich sind, steht der afrikanischen Gattung der Bathyergen sehr nahe, und liefert einen Zusatz zu der sich in Chile über- all aufdrängenden Beobachtung, dafs eine unleugbare Verwandt- schaft, eine Art Familienähnlichkeit zwischen der Thier- und Pflanzenwelt der Südspitze Afrika’s und Chile’s und selbst Neuhollands bestehe. Kaum mifst der Körper über 6 Zoll; allein diese Kleinheit verhindert nicht die Entwickelung ei- nes überaus kampfsüchtigen und zänkischen Naturells. Viel- leicht sogar ist dieses Thier eben so erbittert in seinen un- 255 terirdischen Streitigkeiten als der europäische Maulwurf. Die eine Hälfte dieser mühsam eingefangenen Thiere wurde ver- stümmelt gefunden, bald felılte ein Fuls, bald war der glän- zend schwarze, seidenhaarige Pelz mit übel geheilten Narben bedeckt, den Folgen von Bissen mit den zwei unförmlich hervorragenden elfenbeinartigen Nagezähnen. Mangel an Nah- rung ist wohl schwerlich die Ursache dieser unterirdischen Gefechte; denn die Lieblingsspeise, die knolligen Wurzeln der Oxaliden und die Zwiebeln der Liliaceen, ist in zu gro- fser Menge vorhanden. Die ‘enorme Entwickelung der Testi- kel, die strotzenden Arterien dieser Theile deuten auf ein anderes Motiv. Bestimmt als fleilsige Graber nur im Dun- kel zu leben, und gewohnt, nur dann die Oberfläche des Bodens, der ihn nährt und den scharfsichtigen Feinden ent- zieht, zu betreten, wenn die Sonne schon lange verschwand, bedarf der Cucurrito keines sehr ausgebildeten Auges; doch ist dies noch nicht so klein, so unvollkommen als dasjenige des ziemlich gleichmäfsig lebenden Maulwurfes. Man mag ihn wohl einige Tage gefangen halten, ohne ihn aber zäh- men zu können. Stets sitzt er dann mit gekrümmtem Rük- ken ruhig da, und nur Reizung bewegt ihn, seine knurren- den Töne auszustolsen, seinem Gegner einen sehr schmerz- haften Bils zu versetzen, oder, ohne die Stellung zu verän- dern, im langsamen und schleppenden Gange einen schützen- den Winkel zu suchen. (I. p. 146.) Die von dem Herrn Verfasser versprochene Abbildung des Thieres wird in einem der nächsten Hefte nachgeliefert werden. Herausg. 256 Neue Südamerikanische Käfergattungen aus der Familie der Blätterhörner, beschrieben von Dr. W. Erichson. (Hiezu gehört die Abbildung, Tab. Ill.) 1. Scatonomus. Aus der ersten Gruppe der Coprophagi Latreille’s (Sca- rabaeidae Mac Leay.). (Fig. 1.a.b.e.) Antennae articulis novem; primo elongato, lineari, secundo parvo, subgloboso, tertio subeonico, quarto, quinto et sexto dilatatis, brevibus, perfoliatis, elavae arcte applicatis: hac subglobosa, lamellis duabus primis supra concavis. (F. a.) Maxillae corneae, malis parvis coriaceis. (F.b.) Palpi maxillares articulo primo minutissimo, secundo tertio- que breviter ovalis, ultimo longiore, subfusiformi. (F. 2b.) Palpi labiales minuti, artieulis sensim minoribus, primo trian- gulari. (F.c.) Mentum subquadratum, apice rotundatum, medio modice emar- ginatum. (F. c.) Ligula laciniis prominentibus, linearibus, membranaceis, ci- liatis. Corpus oblongo-ovatum, convexiusculum. Caput muti- cum, clypeo emarginato in sinu plerumque bidentato. Tho- 257 rax muticus, convexus. Elytra punetato-striata. Pedes bre- viores, validi, tibiis tarsisque posterioribus linearibus. Tarsi antiei minuti. Am nächsten der Gattung Canthon Ill. (Coprobius Latr.) verwandt, aber in der Form länger und wohl etwas gewölb- ter. Der Halsschild ist unten zur Aufnahme des Kopfes aus- getieft, indem sich eine scharfe Kante von jedem Vordervwin- kel bis zur Hüfte derselben Seite hinzieht. Die Beine sind kürzer und stärker gebaut, als bei Canthon; die Vorderschie- nen sind dreieckig, auf der vorderen Fläche gewölbt, und die Aufsenkante zeigt erst an der Spitze drei abwärts se- hende Zähne, von denen der oberste indefs sehr stumpf zu sein pflegt. Ein starker Dorn steht vor dem auf der hinte- ren Fläche, gleich weit vom inneren und unteren Rande ent- fernt, eingelenkten schmalen Fulse, dessen erstes und letztes Glied ziemlich lang, drei mittleren kurz, alle eng an einander ' geschoben sind. Die Mittel- und Hinterschienen sind schmal, nach der Spitze zu kaum merklich erweitert; die Mittelschie- zen haben zwei ungleiche Enddornen, die Hinterschienen, wie es bei dieser Gruppe ohne Ausnahme der Fall ist, nur einen einzigen. Die vier hinteren Fülse sind zusammengedrückt, schmal, die einzelnen Glieder dreieckig, gleich breit; das Klauenglied ziemlich kurz. Die Klauen aller Fülse sind klein. Die Arten dieser Gattung scheinen selten vorzukommen; das königl. Museum besitzt die folgenden, sämmtlich in Bra- silien einheimischen Arten meist nur in einzelnen Exemplaren. 1. S. viridis: Clypeo emarginato, obsceure viridis, capite thoraceque ereberrime punctatis, elytris leviler striatis, striis subtiliter erenatis, interstitiis alutaceis, subpuncta- tis. Long. 54 lin. (Bei St. Joao del Rey vom verstorbenen Sellow gesammelt.) Die ganze Oberseite ist dunkelgrün, mit geringem Glanz, die Unterseite schwarz- grün, ziemlich glänzend, stellenweise kupferroth schimmernd. Die Fühler sind rostroih, haarig. Der Kopf ist dicht punetirt, der Kopfschild leicht ausgeran- det, am Rande aufgebogen. Der Halsschild ist gewölbt, dicht 258 punctirt, und die Zwischenräume sind wieder mit feinen Punkten ausgefüllt. Die Flügeldecken haben 8 seichte, hin und wieder fein gekerbte, schwarze Längsstreifen, deren Zwi- schenräume lederartig genarbt und undeutlich punetirt sind. Das vorstehende leizte obere Hinterleibssegment ist mit ein- zelnen gröberen und dichteren feineren Punkten übersäet. (F.1.) 2. S. chalybeus: Clypeo antice profunde emarginato, in sinu obtuse bidentato, glabro; supra nigro-cynaeus, ni- tidus, elytris subtiliter striatis, stris obsolete punctatis. — Long. 6 lin. (Aus v. Langsdorf’s Sammlung.) Die Oberseite ist sehr glänzend, stahlblau, die Unterseite schwarz mit bläulichem und grünlichem Schein. Kopf, Hals- schild; Flügeldecken und Pygidium sind glatt, und erschei- nen nur bei starker Vergrößserung äulserst fein punctirt. Der Kopfschild ist vorgestreekt, glatt, tief ausgerandet, und hat in der Ausrandung zwei stumpfe Zähne. Der Halsschild hat in der Mitte die Spur einer Längsrinte. Die Flügeldecken sind sehr fein gestreift, die Streifen mit einzelnen feinen Punkten besetzt. 3. S. fascieulatus: Clypeo emarginato, in sinu acute bi- dentato, utrinque faseiceulo pilorum fulvo instrueto: ni- gro-cyaneus, elytris punctalo-striatis, interstitiis planis. — Long. 45 lin. (Aus Südbrasilien von Sellow eingesandt.) Oben schwärzlich stahlblau, unten bläulich schwarz; der umgeschlagene Rand des Halsschildes vorn kupferroth. Der Kopf ist breit, dieht und' fein punetirt; der Kopfsehild vorn ausgerandet, in der Ausrandung mit zwei langen spitzen Zäh- nen, zu jeder Seite mit einem kleinen Büschel goldgelber Haare besetzt. Der Halsschild ist ziemlich gewölbt, sehr fein punctirt, mit einer seichten, hinten tieferen Längsrinne. Die Flügeldecken sind deutlich gestreift, in den Streifen einzeln punctirt; die Zwischenräume sind flach, fein punctirt. Das letzte obere Hinterleibssegment ist fein punctirt. 4. S. barbatus: Clypeo profunde emarginato, in sinu 259 acute bidentato, utrinque faseiculo pilorum fulvo in- strueto: virescenti-niger, elytris profunde crenato-stria- - is, interstitiis convexiusceulis. — Long. 4 lin. (Vom Herrn Prof. Germar mitgetheilt.) Schwarz, glänzend, auf der Oberseite mit dunkelgrünem Schein. Der Kopf ist sehr dicht und fein punetirt, vorn tief ausgerandet, in der Ausrandung mit zwei langen spitzen Zäh- nen und zu jeder Seite mit einem Büschel goldgelber Haare besetzt, am Rande und unten gelb behaart. Die Fühler sind rostroth. Der Halsschild ist sehr dicht und fein punetirt, mit einer sehr seichten, hinten tieferen Längsrinne versehen. Die Streifen der Flügeldecken sind tief, im Grunde fein gekerbt, die Zwischenräume gewölbt, fein punctirt. Das letzte obere Hinterleibssegment ist fein punctirt. Diese letzte Art hat viele Uebereinstimmung mit der vo- rigen, unterscheidet sich aber durch die tiefere Ausrandung des Kopfschildes, die dichteren Punkte des Halsschildes und die tiefen Streifen der Flügeldecken. 2. Aclopus Aus der Gruppe der Arenicoli Latreille’s (Geotrupi- dae Mac Leay.) (Fig. 2.a.b.e.) Antennae arliculis decem: primo longiore tumidulo, secundo subgloboso, tertio, quarto et quinto tenuioribus, parum elon- galis, sexio el septimo brevissimis, ultimis tribus lamella- tis. (F. a.) Labrum porreetum, semiecirculare. Mandibulae labrum haud superantes, depressae, margine exte- riore rotundato. Maxillae stipite cylindrico, angusto, corneo, malis omnino nullis. (F..) Palpi maxillares artieulo primo brevissimo, secundo elongato, terlio hoc breviore, quarlto secundo fere aequali, omnibus leretibus. (F..) Palpi labiales breves, articulo primo minuto, secundo brevi, 260 sub-obconico, tertio longiore, apicem versus leyiter alte- nuato. (F. c.) Mentum angustum, fere lineare, integrum. (F.c.) Corpus fere elongatum, subdepressum, supra glabrum, margine et subtus pilosellum. Caput parvum mutieum, clypeo antice rotundatoe. Thorax muticus, latitudine fere brevior. Seutellum rotundatum. Elytra apice conjunetim rotundata, abdomen fere tegentia. Prosternum pone pedum anticorum insertionem processu descendente ‚lineari, apice piloso. Pedes sat validi, piloselli, tibiis, antieis extus bidentatis: spina api- cali nulla. Tarsi valde elongati, ‚anteriores gracillimi, singu- lis artieulis apice verticillatim pilosis. Abdomen minutum conicum. 1 Diese Gattung zeichnet sich in mehr als einem Punkte sehr aus: vor allem durch den einfachen Bau der Maxillen; dann durch den Mangel des Dornes an den Vorderschienen, der zwar bei manchen, besonders Brasilischen Melolonthiden stattfindet, in dieser Gruppe aber ganz ungewöhnlich ist, und, endlich durch den schlanken Körperbau, während die ande- ren, dieser Gruppe angehörenden Gattungen meist auf eine auflallende Weise nach der Kugelform streben. Die beiden, wie es scheint. sehr seltenen Arten dieser Gattung, die ich hier beschreiben werde, sind aus Brasilien, und befinden sich im königl. Museum, in welches sie, die erste aus Virmond’s, die zweite aus von Langsdorf’s Sammlung, übergegangen sind. 1. A. vittatus: Testaceus, thoracis vilta media, elytro- rum marginali nigris. —. Long. 44 lin. Der Kopf ist dunkel rostroih, die Stirn grob und runz- lig punetirt, flach. Die Fühler rostroth, die Taster schwarz. Der Halsschild ist sanft gewölbt, einzein punctirt, glatt und glänzend, am Rande mit einzelnen, sehr langen Haaren be- setzi, gelb; ein sehr feiner Aulsenrand, ein kleiner, runder, an denselben stolsender Fleck und eine breite Längsbinde in der Mitte sind schwarz. Das Schildehen ist bräunlich-gelb. Die Flügeldecken sind flach, dieht punctirt, gelb, am Aufsen- rande bis fast zur Spitze schwarz, an der Naht bräunlich. Die 261 Die Unterseite ist gelb und schwarz gefleckt. Die Schenkel sind gelb, die hinteren unten schwarz gefleckt, die hinteren Schienen schwärzlich, die vordersten und alle Fülse dunkel rostroth. (F. 2.) 2. A. brunneus: Nigro-piceus, nitidus, elytris pedibus- que brunneis. — Long. 24 lin. Nicht halb so grofs als der vorige, dem er sonst in ‚der Gestalt ganz gleicht. Der Kopf: ist pechschwarz, die Stirn eingedrückt, einzeln punctirt; Lefze, Mandibeln und Fühler sind röthlich, das erste Glied der Keule an: den letzteren und die Taster schwärzlich. „Der Halsschild ist sehr einzeln und fein punctirt, glänzend, pechschwarz, am Rande bräunlich. Das Sehildehen ist pechschwarz. Die Flügeldecken sind braun, glänzend, punctirt. _Die Unterseite ist pechschwarz, die hin- teren Beine sind schwärzlich-braun, die vordersten und alle Fülse röthlich. 3 Symmela Zu der Gruppe der Phyllophagi Latr. (Melolonthidae Mac Leay) gehörend. (Fig. 3.a.b.c.) Antennae artieulis octo: primo elongato, leviter obconico, se- eundo brevi subgloboso, tertio quartoque tenuibus, tereti- bus, quarto elongato; quinto parvo subgloboso; ultimis tri- bus lamellatis. (F. a.) Labrum membranaceum,, parvum, absconditum. Mandibulae parvae, occultae, trigonae, margine interno mem- branaceo. Maxillae corneae, mala cornea, acute,sexdentata. (F. 2.) Palpi maxillares artieulo primo. minuto, secundo tertioque aequalibus, ultimo longiore subfusiformi. (F. 2.) Palpi labiales perbreves, in’ menti marginis lateralis sinu in- serli, artieulis duobus primis brevibus, ultimo longiore co- nico. «(F..c.) Mentum ante apicem, transversim impressum, margine utrin- que ibidem ‚sinuato: antice' emarginatum. (F. c.) 1. Jahrg. 18 262 Corpus ovatum, convexum, plerumque sericeum. Cly- peus subquadrätus, margine reflexo. Coxae posteriores am- plae, abdominis primum segmentum obtegentes. Tarsi longi, graciles. Unguiculi omnes aequales, apice bifidi. Mas diflert a femina: antennarum lamellis longioribus, tibiarum anticarum dentibus obtusioribus, tarsis antieis ple- rumque dilatatis, unguiculis antieis latis, compressis. Es hat diese Gattung die allergröfste Uebereinstimmung mit Serica, besonders auch im Habitus; es unterscheiden sie aber besonders die achtgliedrigen Fühler, die in der ganzen Gruppe nur selten vorkommen. Die Geschlechtsunterschiede sind mannigfaltig, aber nicht durchgreifend. Die neun Arten, die ich in der königl. Sammlung auf- gefunden habe, sind sämmtlich aus Brasilien, und grölsten- theils vom verstorbenen Sellow gesammelt. 1. S. instabilis: Ovata, convexa, sericea, thorace trisul- cato. — Long. 3 lin. Mas: Tarsis antieis artieulis duobus primis sublunatis. Var. 1. Nigra immaculata, thorace obscure virescente, an- tennis, palpis pedibusque testaceis, pedibus posti- eis fuscescentibus. Mas. Fem. Var. 2. Nigra, capite thoraceque virescentibus, antennis, palpis pedibusque testaceis, elytris basi late rufo- testaceis. — Mas. Var. 3. Nigra, antennarum basi pedibusque anticis testa- ceis, thorace elytrorumque macula magna hume- rali rufa. — Fem. (Aus Virmond’s Sammlung.) Fast von der Grölse der Serica ruricola, Die ganze Un- terseite ist mit einem dichten, feinen, grünlich -grauen Ueber- zug bekleidet. Der Rand des Kopfschildes ist hoch aufge- bogen, an den Ecken abgerundet. Kopf und Halsschild ha- ben einen dunkel-grünen Schimmer, der’selbst auf dem ro- then Halsschilde der dritten Abänderung nicht ganz verschwrun- den ist. Der Halsschild ist undeutlich punctirt, und hat eine tiefe Mittelfurche und zu jeder Seite einen seichteren, etwas gebogenen Längseindruck. Die Flügeldecken sind tief ge- streift, die Streifen 'punctirt, die Zwischenräume glatt und 263 etwas erhaben. Das Pygidium ist stark punetirt. — Die Vor- derschienen haben beim Männchen zwei, beim Weibchen: drei Zähne, der oberste Zahn ist bei beiden stumpf. 2. S. elegans: Ovata, convexa, sericea, nigra, capite tho- raceque viridi-cupreo-nitidulis, hoc 5-sulcato, elytris maculis duabus rubris. — Long. 34 lin. (Ein einzelnes Exemplar aus v. Langsdorf’s Sammlung.) Von der Grölse und Gestalt der vorigen. Kopf und Halsschild sind dunkelgrün, mit kupferrothem Glanz. Der Halsschild hat fünf tiefe Längsfurchen. Die Flügeldecken sind punctirt - gestreift, auf den erhabenen Zwischenräumen glatt, schwarz mit schwachem grünen Schein und einem ro- then Fleck vor, einem hinter der Mitte. Die Unterseite hat denselben Ueberzug, wie beim vorigen. Die Beine sind pech- braun, die vorderen Schenkel und die Fühler bis auf die Keule gelb. 3. S. mutabilis: Ovata, convexa, leviter sericea, nigra, elypeo concolore, thorace aequali, punctulato, pygidio punetato. — Long. 3 lin. Mas: tarsorum anticorum articulo secundo introrsum valde dilatato, angulato. Fem.: Supra nitida, thorace cerebre punctato. Var. 1. Pedibus anterioribus elytrorumque macula magna antica testaceis. — Mas. (F. 3.) Var. 2. Pedibus omnibus elytrisque antice testaceis. — Mas. Var. 3. Pedibus elytrisque testaceis, his undique tenuiter fuseo-marginatis. — Mas. Fem. Größse und Gestalt der Serica ruricola. Der Kopf ist unregelmälsig punctirt, der Rand des Kopfschildes stark auf- gebogen, an den Ecken abgerundet. Der Halsschild ist eben, fein punetirt. Die Flügeldeckeu sind punctirt-gestreift,' die Zwischenräume etwas erhaben und glatt. Brust und Hinter- leib sind schwarz, zuweilen gelblich, mit dichtem, sehr feinem, grauem, seidenglänzendem Ueberzug. Das Pygidium ist stark punctirt bei beiden Geschlechtern. Beim Weibchen haben der rundere Kopf und der stark punctirte Halsschild gar keinen, die Flügeldecken einen nur schwachen Seidenschiller. Die Vorder- 18° 264 schienen sind bei beiden Geschlechtern dreizähnig, der obere Zahn ist beim Männchen aber stumpf. 4. S. clypeata: Ovalta, convexa, leviter sericea, thorace aequali punctulato, nigra, clypeo, pedibus anterioribus elytrisque testaceis, his fusco-marginatis vel ab apice infuseatis; pygidio laevi. — Long. 3 lin. Mas: tarsorum anticorum articulo seeundo introrsum dila- tato, angulato. Der vorigen sehr nahe verwandt, und vorzüglich auch der Var. 3. derselben in der Färbung ähnlich, scheint indefs wohl mehr als wieder Abänderung zu sein. Der Kopfschild ist gelb, seine Ecken sind scharf. Der Halsschild ist etwas breiter und deutlicher punctixt. Die Flügeldecken sind schwach punctirt- gestreift, die Zwischenräume kaum erhaben und glatt. Das letzte Hinterleibssegment ist sehr fein punctirt. Die Vor- derschienen sind beim Männchen zweizähnig. Nur Männchen. 5. S. opaca: Oyata, piceo-nigra, leviter sericea, thorace utrinque obsolete impresso, subtiliter punctulato: antennis basi, pedibusque anterioribus testaceis. — Long: 2+ lin. Mas: tarsorum anticorum articulo primo apice dilatato, angulato, Var. 1. Elytris nigro-piceis, basali obsoleta. — Mas. Var. 2. Elytris macula basali testacea. — Mas. Fem. Halb so grofs als die vorigen. Die Stirn ist ungleich- mäfsig punctirt, der Rand des Kopfschildes aufgeworfen, be- sonders vorn, an den Ecken abgerundet. Der Halsschild ist bei beiden Geschlechtern äufserst fein punctirt, und zeigt ge- wöhnlich auf jeder Seite die Spur eines schmalen Eindrucks. Die Flügeldecken sind punctirt-gestreift, die Zwischenräume wenig erhaben und glatt. Die letzten oberen Hinterleibsseg- mente sind beim Weibchen dicht punetirt, beim Männchen glatt. Die Brust hat denselben Seidenschimmer, wie die Oberseite, dem Hinterleibe fehlt er aber. — Die Vorderschie- nen haben beim Weibehen zwei scharfe, beim Männchen gar keine Zähne. 6. S. nitida: Oblongo-ovata, nigra, nitida, fronte cari- 265 uata thoraceque erebre punctatis, elylvis anlice. testa- ceis: pedibus piceo-testaceis. — Long. 25 lin. “ Mas: tarsorum anticorum artieulo' primo apice leviter di- latato. (Ein einzelnes Exemplar aus Virmond’s Sammlung.) Länglicher als die vorigen, und: durch den Mangel des seidenartigen Anfluges ausgezeichnet. Kopf und Halsschild sind dicht punetirt, und die Stirn ist aulserdem mit einer feinen erhabenen Längslinie bezeichnet. Die Ränder des Kopf- schildes sind etwas aufgeworfen, an den Ecken abgerundet. Die Flügeldecken sind stark punctirt- gestreift, die Zwischen- räume etwas erhaben, die inneren reihenweise punclirt. Brust und Hinterleib sind dicht punetirt, bei dem vorliegenden Exem- plar braun. Die Vorderschienen haben zwei stumpfe Zähne. 7. S. longula: Oblonga, serieea, testacea, capite, nigro, fronte leviter carinata: thorace subtiliter punelulato, in- aequali, disco fusco, elyiris sutura viltaque marginali fuseis. — Long. 24 lin. Mas: tarsorum anticorum artieulis duobus primis distinete dilatatis. Die Stirn ist dicht punctirt, mit einer feinen erhabenen Längslinie versehen. Die Ränder des Kopfschildes sind auf- geworfen, besonders der vordere, an den Ecken abgestumpft. Der Halsschild ist durch unregelmäßsige Eindrücke uneben. Die Flügeldecken sind stark punctirt-gestreift, die Zwischen- räume fein und sehr einzeln punctirt. Das letzte obere Hin- terleibssegment ist, wie der Halsschild, beim Männchen fein, beim Weibchen deutlicher punctirt. Die Vorderschienen ha- ben zwei, beim Männchen stumpfe, beim Weibchen scharfe Zähne. Zuweilen breitet sich die schwärzliche Farbe über. die ganzen Flügeldecken aus, zuweilen auch ist sie sehr beschränkt und von dem Halsschilde auch ganz verschwunden. 8. S. tenella: Oblongo-ovata, teslacea, nitida, fronte ob- solete earinata, thorace aequali, punctato: capite, thoraeis disco elytrorumque limbo laterali fuseis. — Long. 24 lin. Mas: Tarsi antiei articulis omnibus aequalibus. 266 Nicht ganz’ so Jänglich als die vorige, glatt‘, glänzend, ohne seidenartigen Anflug. Kopf und Halsschild sind dicht punctirt, die Stirn zeigt eine wenig bemerkbare Längsfalte. Der Kopfschild ist fast abgerundet. Die Flügeldecken sind stark punctirt, gestreift, und die Zwischenräume haben wie- der deutliche Punktreihen. Die Brust ist ziemlich stark und dicht, der Hinterleib fein und einzeln punctirt, beide bräun- lich-gelb. Die Vorderschienen des einzigen männlichen Exem- plars haben zwei scharfe Zähne. 9. S. eurtula: Breviter-ovata, atra, nitida, thorace ae- quali, crebre punctato, pedibus elytrisque rubro-testa- ceis, his sutura posticeque fuseis. — Long. 2 lin. Mas: tarsis antieis simplieibus. Die Stirn und der kurze Halsschild sind dicht punctirt, die Ränder des Kopfschildes aufgeworfen, an den Ecken et- was abgestumpft. Die Flügeldecken sind punetirt-gestreift, die Zwischenräume flach, einzeln und fein punctirt. Die Brust und das letzte Hinterleibssegment sind dieht punctirt. Nur die Flügeldecken haben einen zarten seidenartigen Anflug. Die Vorderschienen haben bei beiden Geschlechtern drei scharfe Zähne; überhaupt unterscheidet sich das Männchen dieser Art vom Weibchen nur durch die längeren Blätter der Fühler. 4. Athlia Gleichfalls aus der Gruppe der Phyllophagi Latr. (Me- lolonthidae Mac Leay). (Fig. 4.a.b.c.) Antennae breves, articulis novem: quatuor primis obconieis, quarto breviore: quinto et sexto brevibus, transversis: ul- timis tribus lamellatis, lamellis brevibus, primis duabus su- pra concavis, ultima ovata. (F.a.) Labrum membranaceum, absconditum. Mandibulae oceultae, parvae, margine interno membraneo. Maxillae erassiusculae, mala cornea, acute sex-dentata. (F..) Palpi maxillares artieulo primo breyi, angusto: secundo mo- 267 dice elongalo tertioque fere obconieis: quarto leviter se- euriformi. (F. 5.) Palpi labiales sub menti margine laterali insertae, .breves, ar- tieulo ultimo subeylindrico. (F. ce.) Mentum apice profunde emarginatum, marginibus Iateralibus integris. (F.c.) Corpus oblongo-ovatum, convexum. ‚'Clypeus margine la- terali rotundato, antico reflexo, leviter ‚sinuato, ad angulos ineiso. Coxae posticae modice: dilatalae, ‚primum abdominis segmentum vix obtegentes. Pedes medioeres.; ‘Tibiae anticae tridentatae. Tarsi longi erassiusculi, anteriores ;arlieulis omni- bus subtus dense pilosis. "Unguieuli aequales, apice fissi. Auch diese Gattung hat die nächste Verwandtschaft mit Serica, es unterscheiden sie aber besonders die neungliedrigen Fühler, die unter dem. Rande .des Kinnes eingelenkten Lip- pentaster und die dicken, unten behaarten Fülse. Unterschiede des Geschlechts habe ich bei einer Reihe von Individuen nieht gefunden. Die einzige bekannte Art, die ich hier beschrei- ben werde, scheint in Chile nicht selten zu sein. A. rustica: Brunnea, griseo-pubescens. — Long. 6—7 lin. Die Farbe ist ein unreines, zuweilen wohl schwärzliches Braunroth, über das sich, ein matter grauer Schimmer. ver: breitet. Die bräunlich-greise anliegende Behaarung. ist zur dünn. Kopf und Halsschild' sind dieht-punetint, letzterer..ist kurz und an den Seiten zu einer stumpfen abgerundeten Ecke erweitert. Die Flügeldecken haben zwar auch ziemlich dichte, aber minder bestimmte Punkte und jede vier schmale, sehwach erhabene Längslinien. ' (F..4.) 5. Cratoscelis. Mit der folgenden‘ Gattung in’ die Gruppe Anthobii La- treille’s (Glaphyridae Mac Leay) einzhzsihen, 3 (Fig.,5;a.b.c.) i Antennae breves, articulis 'novem : primo maximo «lavalo;'ise- eundoque minore, obconico utringüe pilosis : sequentibus tribus parvis, aequalibus, nudis: ultimis tribus lamellatis. (F. a.) 268 Labrum 'porrectum corneum, a elypeo sutura distinetum. Mandibulae corneae, margine externo prominulo, piloso, apice bidentato: interno membraneo. Maxillae corneae eylindricae, mala interiore membranacea, mi- nutissima, pilosa, exteriore membranacea, elongata, filiformi, pilosella, reflexa, capitis fere longitudine. (F..) Palpi maxillares articulo primo minuto, secundo tertioque cy- lindrieis, quarto sub-fusiformi.' (F. 5.) Palpi labiales 'articulo' primo brevi, ‘obeonico, secundo eylin- drico, tertio fusiformi. ' (F.e.) 'Mentum pilosum; apice profunde exeisum. (F.c.) Labii laciniae sub menti lobis 'prominulae-breves, membrana- ceae, pilosellae. Corpus subquadratum, maris sub-depressum, feminae con- vexiusculum. Caput'porrectum, elypeo' attenuato, a labro su- tura vix perspieua distineto. Oculi capitis 'margine omnino divisi.' Thorax postice medio lobatus. Scutellum angustum, triangulare. Elytra abdomine 'breviora, apice singulatim ro- tundata, maris dehiscentia. Tibiae anticae acute quadridenta- tae, dentibus duobus inferioribus in mare deorsum speetanti- bus.. Tibiae intermediae breves, simplices. Femora postica in’ mare fortiter, in’ femina modice incrassata. Tibiae 'posti- cae maris inerassatae, incurvae, apice intus in dentem exce- dentes: in femina erassiuseulae, breves, vix incurvae: spinis apicalibus in utroque sexu binis in apice ipso insertis. ' Tarsi graciles, 'articulo primo’elongato. Unguieuli bini,. aequales, sümplices. Es ist auffallend, dafs mehrere) Chilesische Käfer eine ähnliche Bildung der Maxillarladen zeigen, z. B. eine der Gattung Dasytes nahe verwandte Form. Cratoscelis würde in dieser Hinsicht schon sehr merkwürdig erscheinen, wenn sie nicht vor der‘folgenden Gattung Lichnia in diesem Punkte so selır zurückstände. ‘Eine Analogie‘ dieser beiden Gattun- gen mit Südafrikanischen ist nicht zu verkennen, und über- haupt schliefsen- sich öfter Chilesische‘ sehr eng an die der Südspitze Afrika’s -eigenthümlichen Formen. 269 1. €. vulpina: Atra, nitida, elytris castaneis, undique fulvo - pilosa. — Long. 45—5 lin. Glänzend schwarz, auf dem Halsschilde mit metallischem Glanz, die Flügeldecken sind rothbraun, oft sind es auch die Hinterbeine ganz oder theilweise. Kopf, Halsschild, die bei- den vorragenden Hinterleibsringe und die Beine sind mit lan- gen, abstehenden, rothgelben Haaren dicht bekleidet; die Un- terseite und die Flügeldecken sind dünner behaart. Die Blät- ter der Fühler sind kurz, und bilden einen fast kugligen Knopf. (F. 5.) 2. C. discolor: Atra, nitida elytris rubris, supra pareius einereo-, subtus atro-pilosa. — Long. 32 lin. Der vorigen sehr nahe verwandt, aber beträchtlich klei- ner. Gestalt und Grundfarbe stimmen mit der vorigen über- ein. Der Kopf und die Vorderecken des Halsschildes sind schwarz behaart; sonst ist letzterer mit langen, aufrechten, gelblich-greisen Haaren besetzt. Die ganze Unterseite, die Beine und der letzte obere Hinterleibsring sind mit abstehen- den schwarzen Haaren bekleidet. Der vorletzte obere Hin- terleibsring ist mit dichten, anliegenden, weifsen Haaren be- deckt, die wie ein weilser Saum unter der Spitze der Flü- geldecken: vorstehen. Die hintersten Schienen und Fülse sind dunkel-braunroth. Die Blätter der Fühler sind beträchtlich länger als bei der vorigen Art. Beide Arten sind in Chile einheimisch, aber die letztere ist, wie es scheint, viel seltener; denn es fand sich unter ei- ner zahlreichen Reihe der anderen nur ein Exemplar dieser Art. 6 Lichnia (Fig. 6.a.b.c.d.) Antennae breves, artieulis novem: primo clavato secundoque sub-globoso utrinque pilosis: sequentibus quatuor subaequa- libus, nudis: ultimis tribus lamellatis: lamellis in mare elon- galis (F. a.), in femina brevibus (F. 2.). 270 Labrum porrectum corneum, apice rotundatum. Mandibulae margine externo prominente, elevato, rotundato, integro, interno membraneo. Maxzillae corneae, eylindricae, mala interiore minutissima, ex- teriore membranacea, filiformi, longissima, 'reflexa, corpore dimidio longiore. (F. c.) Palpi maxillares, articulo primo minuto, secundo terlioque eylindrieis, quarto sub-fusiformi. (F. ce.) Palpi labiales articulis duobus primis leviter obconicis, tertio subfusiformi. (F.d.) Mentum dense pilosum apice excisum. (F.d.) Labii laciniae prominentes brevissimae, rotundatae. Corpus maris depressum, feminae convexiusculum. Cly- peus antice truncatus, labro sutura distinetus. Thorax po- stice medio lobatus. Scutellum depressum triangulare. Ely- tra apice singulatim rotundata, dehiscentia. Pedes mediocres, postiei leviter in utroque sexu incrassati; tibiae anticae 4-den- tatae: tarsi omnes graciles, articulo primio elongato: ungui- euli bini, aequales, simplices. Die ungewöhnliche Länge und fadenförmige Gestalt der Maxillarlade erinnert sogleich an die Gattung MNemognatha Latr. Im Bau zeigt Lichnia einige Aehnlichkeit mit Chasma- topterus, namentlich das Männchen. Das Vaterland dieses merkwürdigen Insects ist ebenfalls Chile. L. limbata: Nigra einereo-pilosa, elytris testaceis, limbo exteriore nigris. — Long. 3 lin. Schwarz, mit abstehenden greisen Haaren bekleidet, die an den Seiten besonders lang und dicht sind; nur die Seiten des Kopfes und das letzte Hinterleibssegment sind schwarz- behaart. Die Flügeldecken sind bräunlich-gelb, am Rande * schwärzlich. (F. 6.) 271 Ueber das Thier der Solenomya mediterranea von Dr. R. A. Philippi. (Hiezu die Abbildung, Tab. IV. Fig. 1—5.) Zu den. interessantesten Beobachtungen, die ich während meines Aufenthaltes in Sicilien zu machen Gelegenheit hatte, gehört unstreitig die des Thieres der Solenomya, welches in einem seiner wesentlichsten Organe einen von dem der übri- gen Acephalen sehr abweichenden Bau und manche andere merkwürdige Eigenthümlichkeiten zeigt. Der einzige Schrift- steller, der meines Wissens dieses Thieres erwähnt hat, ist Deshayes; allein er hat das Auszeichnende der Solenomya gar nicht gesehen, und die einzige Beobachtung, die) er daran gemacht hat, ist unrichtig. Er sagt nämlich (Considerations generales sur les mollusques. p. 163.): „d’apres V’animal, que „nous avons sous les yeux, le genre Solemye appartiendrait „plutöt & la famille des Camaces, puisque son manteau ne „presente ü son exiremite posterieure que deux trous sans „‚prolongement‘“, welches, wie wir sehen werden, nicht der Fall ist. Die Solenomya ist bei Syracus und Palermo nicht sel- ten; am letzteren Orte erhielt ich den 25. März 1832 mehrere lebende Exemplare, die ich abzeichnete, jedoch nicht näher untersuchte; dies geschah erst vor einigen Monaten an den 272 in Weingeist aufbewahrten Exemplaren, die ich dem Königl. zootomischen Museum jetzt übergeben habe. Schon die blofse Schaale ist sehr auffallend gebildet durch ihre glänzende, gelblich-braune, hornartige ') und ziemlich derbe Oberhaut, welche in viele ungleich grofse Feizen stralilenför- mig gespalten, auf allen Seiten die ziemlich dünne, kalkige Schaale wohl 25 Linien weit überragt. Von dieser Eigenthüm- lichkeit hatte Poli, der die Schaale zuerst beschreibt, den Namen Tellina togata hergenommen. Auf der Schaale selbst ist die Oberhaut ungetheilt, aber hellere Streifen, die bis zu den Einschnitten der Randfetzen fortsetzen, zeigen die frü- here Trennung an. Derselbe hornartige Ueberzug vereinigt auch die Rückenränder beider Schaalen fast in ihrer ganzen Ausdehnung, und vertritt dre Stelle des faserigen Ligamentes. Das knorpelige Ligament (Fig. 5.a.) ist innerlich, und liegt mit den Wirbeln sehr nah am hinteren Ende der Mu- schel. Es wird von zwei Schwielen oder zwei Lamellen ge- stützt, die von den Wirbeln schräg nach hinten und unten verlaufen, und mit einer braunen Erhabenheit 14 Linien vor dem Rande aufhören. Die Wirbel sind wenig bemerklich und gar nicht hervortretend; von der Area ist eine schwache, von der Lunula durchaus keine Spur vorhanden. Die Form der Schaalen ist länglich mit geradem Rückenrande, geradem, fast parallelem Bauchrande, vollkommen zugerundetem stum- pfen vorderen und etwas spitzerem, aber ebenfalls zugerun- detem Hinterrande. Beide Schaalen vereinigt bilden einen etwas zusammengedrückten Cylinder. Ihre Breite (im Lin- n&’schen Sinne) beträgt 23 Linien ohne die Fetzen der Ober- haut, ihre Länge 74 Linien. Die Eindrücke der beiden Schliefsmuskeln sind sehr deut- lich. Der vordere ist etwa 3 Linien vom Vorderrande, 4 Li- 1) Ich nenne diesen Ueberzug hornartig; blos um sein äufseres Ansehen zu bezeichnen; seiner chemischen Beschaffenheit nach ist er durchaus keine Hornsubstanz, denn als ich ihn mit kaustischem Kalı kochte, entwickelte sich kein Ammoniakgeruch, sondern ich erhielt eine Auflösung, die deutlich nach Tischlerleim roch. 273 nie vom Rückenrand entfernt, breit sichelförmig und schief, etwa 3 Linien lang. (S. Fig. 5.6.) Der hintere ist: weit kleiner, und hat die Gestalt eines Dreiecks; seine Spitze ist dem Wirbel zugekehrt und der obere Winkel seiner schma- len zugerundeten Basis liegt auf dem Ende der das Liga- ment tragenden Schwielen. (Fig. 5.c.) Unter den Wirbeln selbst sieht man einen kleinen Fleck hervorragender brauner Punkte, es ist der Ansatzpunkt des Musculi retractoris pe- dis. (Fig. 5.d.) Vergebens sucht man nach dem Manteleindruck, und in der That zeigt dieses Thier auch die Eigenthümlichkeit, dafs der Mantel nicht einen mehr oder weniger breiten Rand der Schaale unbekleidet läfst, sondern nicht nur mit der ganzen inneren Fläche der Schaale, sondern auch der hervorstehenden Fetzen der Oberhaut fest ver- wachsen ist. Der Mantel ist in der Mitte geschlossen, vorn und hinten offen und an seinem freien Rande mit ziemlich entfernt stehenden, kurzen Fädchen oder Papillen besetzt. Die hintere Oeflnung (Fig. 3.a.) ist sehr klein, kreisrund, und ihr Rand bildet beim Leben des Thieres eine sehr kurze, von jenen Papillen gefranzte Röhre (Fig. 1.), welche zum Ausgange der Exeremente und zum Zutritte des Wassers zu den Branchien dient. Die vordere, für den Austritt des Fu- fses bestimmt, ist weit grölser. (Fig. 3.2. Fig. 1.) — Der Mantel sowohl als das ganze Thier ist blafs fleischfarben. Der Fußs ist ebenfalls sehr eigenthümlich gebaut; er ist eylindrisch, und ragt, wenn er ausgestreckt ist, 6 Linien und mehr über die Schaale hinaus. Seine Dicke beträgt alsdann etwas über 2 Linien. Am Ende ist er senkrecht abgeschnit- ten, und bildet eine Scheibe, deren Rand ebenfalls mit kur- zen Papillen gefranzt ist, und, wenn das Thier ihn recht aus- dehnt, rings herum fast eine Linie über den Fufs hervorragt. (S. Fig. 1.) Dient der Fufs dem Thiere etwa zum Ansau- gen? Wenn ihn das Thier zurückziehen will, so verkleinert es zuerst den Rand der Scheibe, und klappt diese dann von beiden Seiten zusammen, so dafs der Fuls die Gestalt von Fig. 2. erhält, wobei die zusammengezogenen Randpapillen » 274 die Spalte gezähnt erscheinen lassen. (Fig. 2.) Wo der Fuß in den Körper des Thieres übergeht, bildet er einen deutli- chen Absatz, einen schwachen, nach hinten gewölbten und ge- kielten Höcker. (S. Fig. 3 bei }.) In seinem Innern bis dicht an sein Ende sieht man zwischen den einzelnen Mus- kelbündeln die Läppchen der Leber. Das Merkwürdigste bei der Solenomya ist aber der Bau der Branchien. Sie bilden nämlich nicht vier herabhän- gende Lamellen, sondern zwei Federn, die ınit ihrem Kiele festgewachsen sind. (S. Fig. 3.) Sie sind länglich, laufen nach hinten spitz zu, sind auf der unteren Seite concav, oben gewölbt, und bestehen auf jeder Seite aus mehreren hundert, gegen die Ebene der Kiemen senkrechten Lamellen, die ge- nau in der Mittellinie zusammenstoßen, zuerst unter einem rechten Winkel, später aber schräg gegen die Spitze gerich- tet sind, wie die Lamellen eines Federbartes. Die Branchien sind nur in der Mittellinie mit dem Körper des Thieres ver- wachsen, anfangs unmittelbar, an der Spitze vermittelst ei- ner kleinen Hautfalte. Die einzelnen Lamellen hängen nur in der Mittellinie mit der Kieme zusammen, sind sonst ganz frei, und haben eine länglich-lancettförmige Gestalt. (S. F.4.) In der Mittellinie scheinen zwei Gefälse zu verlaufen, wovon das eine beim Ablösen der Kieme durchschnitten wird, das andere, in Fig. 4., sein Lumen zeigt. Die Tentacula buccalia sind gleichfalls bei der Sole- nomya ziemlich abweichend. (S. Fig. 3.h.) Sie sitzen nicht in der Nähe des Mundes, sondern zu beiden Seiten an der Basis des Fulses zwischen dem oben erwähnten Höcker des- selben und dem vorderen Schlielfsmuskel der Schaale, und hängen durch eine Hautfalte zusammen, die von der Wurzel der Branchien anfängt, und unter dem vorderen Schlielsmus- kel weg, sich allmälig verlierend, zum Munde fortgeht. Sie sind gegen 2 Linien lang, sicheförmig mit der schmalen Ba- sis angewachsen und mit der coneaven Seite nach vorn ge- wendet. Mund und After habe ich nicht deutlich sehen kön- nen, indem die Contraction durch den Spiritus zu grols 275 ist, um diese kleinen Oeffinungen mit Sicherheit erkennen zu lassen. Sehen wir die Beschreibungen nach, welche Zoologen und Anatomen von den Athmungswerkzeugen der Muscheln geben, so finden wir diese überall als vier ungetheilte Lamellen beschrieben, von denen zwei zu jeder Seite herab- hängen, eine äufsere und eine innere. Meckel ist meines Wissens der Einzige, welcher erinnert hat, dafs sich dieser Bau nicht bei allen Muscheln findet. Er sagt nämlich in seinem System der vergleichenden Anatomie, 6. Th. S. 60.: „Es giebt vielleicht noch größsere Verschiedenheiten im Bau „der Acephalenkiemen, als die angegebenen. Es scheint näm- „lich fast, als bildeten sie hie und da nicht Blätter, sondern „eine Menge einzeln stehender, dünner, freier, sehr längli- „„cher, hornähnlicher, von einander ganz getrennter, einfacher „Fäden. So fand ich sie bei Arca Noae, später sah ich den- „selben Bau auch bei A. @lycymeris, der A. pilosa, Pecten „und Spondylen. Weder Poli, noch Cuvier sprechen zwar „hievon, u. s. w.“ Bei der Solenomya ist der Bau noch stärker abwei- chend; es sind nicht nur ebenfalls die Kiemenblätter sämmt- lich in eine grofse Zahl einzelner Lamellen zerfallen, sondern das äulsere Kiemenblatt ist zu einem oberen geworden, und seine äufsere Fläche nach innen, seine innere nach aulsen gekehrt. Solenomya, Arca, Pectunculus, Pecten, Spondylus ma- chen die Benennung Acephala lamellibranchia für die Muscheln unpassend, und es scheint mir daher zweckmälsi- ger, sie Acephala conchifera mit Lamarck zu benen- nen; dureh welchen Namen eine allen zukommende Eigen- thümlichkeit bezeichnet wird, die sie hinreichend von nack- ten Acephalen unterscheidet. Denn wenn sich auch dieser verschiedene Bau der Kiemen auf die Grundform von vier Blättern zurückführen läfst, so wird man doch nicht die Branchien einer Solenomya oder einer Arca auch Blätter nennen wollen. Wahrscheinlich werden sich noch mehr Verschiedenheiten in der Structur dieses wichtigen Organes 276 finden, wenn ‘die Naturforscher mehr Aufmerksamkeit auf die- sen Gegenstand wenden werden, und sich vielleicht daraus gute Eintheilungsgründe für die Muscheln hernehmen lassen. Nach ‘der oben ‘gegebenen Beschreibung der Solenomya, glaube ich, wird es keiner weiteren Rechtfertigung bedürfen, wenn ich für diese Gattung eine eigene Familie aufstelle, die man Solenomyaceae nennen kann, und die durch den ganz und gar festgewachsenen Mantel, der vorn und hinten oflen ist, und den eigenthümlichen Kiemenbau von allen anderen sehr abweichend ist, so dafs es wohl erst später, wenn man die Organisation der Thiere der Muscheln genauer kennt, mög- lich sein wird, ihr mit Sicherheit eine Stelle im System an- zuweisen. Ich möchte sie vorläufig in der Nähe von Solen lassen, wohin Blainville schon die Solenomya gesetzt hat, indem mehrere Arten von Solen durch die Kürze der Sipho- nen und den keulenförmigen Fufs eine Annäherung an den Bau dieser Theile bei Solenomya verrathen. Erklärung der Figuren. Fig. 1. Das Thier lebend, auf dem Rücken liegend, mit aus- gebreiteter Fufsscheibe. Die hintere Oeflnung des Man- tels ist in eine kurze Röhre umgeschlagen. Fig. 2. Der Fufs mit zusammengeklappter Randscheibe. Fig. 3. Die Muschel geöffnet durch einen Schnitt am Bauch- rande der kalkigen rechten Schaale. a. hintere Oefl- nung des Mantels, d. vordere Oeflnung desselben, c. hinterer, d. vorderer Schlielsmuskel, e. Zurückzieh- muskel des Fulses; h. die Tentacula buccalia. Fig. 4. Queerdurchschnitt einer Kieme, um die Gestalt der einzelnen Lamellen zu zeigen. Fig. 5. Eine Schaale von innen. a. das knorpelige innere Ligament; 5. der vordere, c. der hintere Muskelein- druck; d. Eindruck des Zurückziehmuskels des Fulses. Ueber 277 Ueber Vreretillum pusillum n. sp. von Dr. Philippi. (Hiezu die Abbildung, Tab. IV. Fig. 6—10.) I. der Bai von Palermo kommt nicht selten ein kleines Ve- retillum vor, welches ich nirgends beschrieben finde, und da- her für eine neue Art halten mufs; ich nenne es Veretillum pusillum. Ich selbst habe zehn Exemplare davon erhalten, und mehrere andere hat ebendaselbst mein Freund, Dr. Schultz, gesammelt. Die Länge des ganzen Polypenstok- kes beträgt nicht über 17 Linien, und er verkürzt sich, in Weingeist geworfen, nur sehr wenig; der mit Polypen be- selzte Theil oder die Keule nimmt die Hälfte dieser Länge ein, und ist gleichförmig eylindrisch und an seinem oberen Ende abgerundet. Seine Dicke beträgt im Leben gegen drei Linien, und er verschmälert sich nur wenig, indem er in den Stiel übergeht. Dieser ist eylindrisch, und läuft am Ende in eine stumpfe Spitze aus; er schrumpft in Weingeist weit slärker ein, als der mit Polypen besetzte Theil, und ist dann nur 14 Linie dick, während jener 2 Linien dick bleibt. Die Oberfläche ist raulı anzufühlen, und zeigt unter der Lupe kleine, dicht gedrängte, erhabene Körnchen; sie ist derb und lederartig; die Oberfläche der Keule ist weicher, und zeigt I. Jahrg. 19 278 deutlichere, weit gröfsere und entfernter stehende Erhaben- heiten. (S. Fig. 6.) Die Polypen stehen ziemlich regelmä- fsig in schräger, spiralförmig gewundener Längslinie, was man am deutlichsten an jungen Exemplaren erkennt, wo zugleich die Polypen ganz und gar eingezogen sind; vom Anfange des Stieles bis’ an das stumpfe Ende der Keule windet sich jede Linie ein Mal um dieselbe herum. Bei einem kleinen Exem- plare zählte ich 9 Polypen in einer Reihe und 6 Reihen ne- ben einander. Häufig zeigt sich zwischen 2 Reihen eine neue dritte Reihe, welche ihr späteres Entstehen durch die weit geringere Größse der Polypen, und der Oeffnungen, in welche sich diese zurückziehen, beurkundet. Die Veretillen wach- sen also wohl nicht nur an beiden Extremitäten, sondern auch, indem sich zwischen den alten Polypen junge in neuen Reihen entwickeln. Die Polypen selbst können sich völlig in die fleischige Substanz der Keule zurückziehen, wie mehrere der in Wein- geist aufbewahrten Exemplare beweisen; ausgestreckt bilden sie im Leben eine fast 2 Linien lange, etwa 4 Linie breite Röhre, an deren Ende die Mundöflnung, von einer wulstigen Lippe und acht gefiederten Tentakeln umgeben, sich befin- det. Diese Fühlfäden sind nieht viel über eine halbe Linie lang, lineal-lanzettlich in eine stumpfliche Spitze auslaufend, und haben jederseits etwa 15 Fiedern, die im zusammenge- zogenen Zustande halbeiförmige Kerben darstellen (s. F. 6.), und selbst im Leben sehr kurz und stumpf erscheinen. Die Farbe des Thieres ist blafs röthlich-braun, die Keule etwas dunkler; der obere Theil der Speiseröhre scheint dunkelgrün hindurch, und am Grunde eines jeden Polypen sieht man ei- nen hellen blafsrothen Fleck (die Ovarien?) durchschimmern. Was die innere Structur betrifft, so fällt zuerst die ver- hältnifsmäfsig bedeutende Gröfßse des inneren Knöchelchens oder vielmehr der hornartigen inneren Axe auf; sie ist 12 Li- nien lang, 5 Linie breit, weils, ziemlich biegsam, stielrund, und läuft an'beiden Enden allmälig in eine feine Spitze aus. (S. Fig. 10.) Im Thiere ist sie so befestigt, dals die eine Spitze dem stumpfen Ende der Keule ganz nahe steht, wäh- 279 rend die andere noch mehrere Linien vom Ende des Stieles entfernt bleibt. — Das Innere ist, wie bei den übrigen Ar- ten, hohl und durch zwei sich rechtwinklig kreuzende Schei- dewände der Länge nach in vier Fächer getheilt. Ich glaube zu sehen, dafs diese Höhlung sich mit einer feinen Spalte am Ende des Stieles öffnet. Das Kuöchelchen steckt in dem Durebschnittspunkt der 4 Scheidewände. Die Höhle scheint sich nicht nur durch den ganzen Stiel, sondern aueh durch die Keule zu erstrecken, ist aber in dieser sehr viel enger. — Der Stiel zeigt beim Queerdurchschnitt unter der dicken, derben, äulseren Haut einen Ring von strahligem Gefüge und eine eigenthümliche Haut, welche die vier Höhlen auskleidet. In welchem Zusammenhange diese mit den Polypen stehen, konnte ich nicht wahrnehmen. r Nach dieser Beschreibung ist es wohl überflüssig, die Unterschiede zwischen dieser Art und den vier bisher be- kannt gewordenen besonders’ hervorzuheben. WVeretillum Cy- nomorium ist weilßslich, 4 Zoll lang, 1 Zoll 4 Linien dick, hat eine sehr kleine Axe und wohl viermal gröfsere Polypen mit tief gefiederten Fühlern; V. luteum Quoy und Gaimard ist rothgelb, 6 Zoll lang, 14 Zoll diek, mit großen weilsli- chen Polypen, und es soll ihm die hornige Axe ganz feh- len; V. phalloides ist durch seinen vierkantigen inneren Kno- chen sehr ausgezeichnet, 6 Zoll lang, von der Dicke eines Kindsfingers; V. stelliferum endlich (Pennatula Müll. Faun. Dan.) hat wenige zerstreute Polypen, einen langen keulen- förmigen Stiel und Knochen u. s. w. Fafst man die Hauptkennzeichen der neuen Art in eine Diagnose zusammen, so möchte diese etwa folgendermalsen lauten: V. minutum, subelavatum, clava stipilem aequante, poly- pis frequentibus parvis, pinnis tentaculorum brevibus oblusis. ! Erklärung der Figuren. Fig. 9. Veretillum pusillum Phil. in natürlicher Gröfse, nach 19* einer Zeichnung, die Dr. Schultz in Palermo nach dem Leben gemacht hat. | Die hornartige innere Axe, natürliche Grölse. Ein Theil der Keule, vergröfsert nach einem in Weingeist aufbewahrten Exemplare. Queerdurchschnitt, nahe am unteren Ende des Stie- les vergröfsert. Man unterscheidet die dicke, leder- arlige, äufsere Haut, das strahlige Gewebe unmittel- bar unter derselben und die eigenthümliche, die in- neren Höhlen umkleidende Haut. Queerdurchschnitt unmittelbar unter der Keule,. ver- gröfsert. Die äufsere Haut ist nicht mehr deutlich geschieden, das strahlige Gewebe fehlt; man sieht statt dessen Höhlen und in der Mitte den Durch- schnitt der inneren Axe. Neue Wirbelthiere, zu der Fauna von Abyssinien gehörig, entdeckt und beschrieben von Dr. E. Rüppell. — Frankfurt am Main 1835. Fol. Erste Lie- ferung. Säugethiere. (Preis jeder Liefe- rung 6 Gulden oder 33 Rthl.) Dieses wichtige Werk, von dem uns vor Kurzem die erste Lieferung zugekommen ist, soll sich an den zoologischen At- las des berühmten Verfassers anschließen, und mit 12 Liefe- rungen (jede zu 6 colorirten Tafeln und mit 3— 4 Bogen erläuternden Textes) innerhalb zweier Jahre geendigt sein. Nur bisher unbekannte Arten von Wirbelthieren werden ab- gebildet, und die vier Klassen werden jede eine besondere Serie bilden, aber die einzelnen Serien nicht getrennt wer- den. Die Abbildungen sind mit großer Sorgfalt ausgeführt, und von einer erschöpfenden, wenn auch nicht ganz regel- rechten Diagnose und einer umsländlichen Beschreibung be- gleitet. Abgebildet und beschrieben sind in der ersten Lieferung 2 neue Aflenarten, 3 Antilopen und 1 Steinbock. Die erste Aflenart, Colobus Guereza Rüpp. '), weicht 1) Diagn.: €. corpore, facie, sincipite, auchenio et cauda ad dimidium usque aterrimis; taenia frontali, regione temporali, pa- rauchenio, mento, gulture et cingulo ab interscapulio ad prymnam elongato villis sericeis longissimis, praecordia hypochondria et lum- 252 von den. westafrikanischen Stummelaffen, die sie in den wal- digen Niederungen von Süd- und Westabyssinien vertritt, in der Behaarung auf das Entschiedenste ab. Langes, schnee- weilses Haar hängt von den Seilen des sonst, bis auf Kehle und Gesichtsumkreis, sammetschwarzen Körpers mantelartig herab, und der lange Schwanz endigt mit einer weilsen Qua- ste. Von besonderer Wichtigkeit ist die anatomische Unter- suchung dieser bisher mangelhaft bekannten Gattung. Der hinterste Backenzahn des Unterkiefers hat 5 Höcker, aber alle Backenzähne des Oberkiefers und die 3 letzten Backen- zähne des Unterkiefers sind senkrecht gestellt, so dafs das Gebifs, ungeachtet der Verschiedenheit des hintersten Unter- kiefer-Backenzahnes, ähnlicher dem der Cercopitheci, als dem der Semnopitheei zu sein scheint. Ueber die Anwesenheit der Backentaschen läfst uns der Verf. leider im Zweifel, in- dem er eingesteht, dals er bei keinem von ihm untersuchten Allen die von den Schriftstellern angegebenen Backentaschen habe auffinden können. Der Metacarpus des Daumens hat an seinem Fingergelenke keine Phalangen; statt deren endigt er mit einem unter der Haut liegenden Knöchelchen, das wie ein Sesambeinchen gestaltet ist. Der Magen ist im Ver- hältnisse zum Körper sehr grofs, bildet einen länglichen, halb- bogenförmig gekrümmten, durch mehrere Queermuskelstreifen waulstig eingeschnürten Sack. Letzteres würde für eine nahe Beziehung zu Semnopithecus sprechen. Der abyssinische Co- lobus lebt in kleinen Familien auf hochstämmigen Bäumen, ist behende, lebhaft, von harmlosem Naturell. Die andere Art, Macacus Gelada Rüpp. ") (Tab. II. bos obtegentibus, candidissimis, niveis. Cauda parte posteriore albi- cans floccosa, callus analis colore nigro, albo limbato. 1) Diagn.: Mas adultus sincipite, dorso quasi pallio vestito, villis perlongis laxis, ad humeros et brachia porrectis, — corpore sublus, antibrachüs, podis et podarüs ex brunneo nigricantibus;z coma nuchali, regione temporali, parte externa scelidum et cauda apice floccosa glandicoloribus. Pars depilis ad iugulum, altera ad pectus — forma triangulari, apicibus adversis — carneis. Facies nuda et calli anales ex cinereo -nigricantes. a 283 $. 5.), ist hinsichtlich der Farbe und Behaarung dem Cy- nocephalus Hamadryas ungemein ähnlich, aber ein wahrer Makake. Er bewohnt in zahlreichen Familien felsige, mit: Buschwerk besetzte Gegenden, und hält sich immer auf der Erde auf. Seine Nahrung besteht in Sämereien, Wurzeln und Knollengewächsen. Nicht selten richtet er grofse Ver- wüstungen auf den angebauten Feldern an. Hiebei giebt der Verf. folgende Nachrichten über die geo- graphische Verbreitung der von ihm im nordöstlichen Afrika beobachteten Aflenarten: 1) Cynocephalus Hamadryas, ungemein häufig in ganz Abyssinien, von der Meeresküste bei Massaua bis zu ei- ner Höhe von 8000 Fuls; kommt auch in Sennar, Kordofan und Darfur vor; heilst zu Massaua Combei, im östlichen Abyssinien Heve, im westlichen Gingero, in Kordofan und Darfur Farkale, in Aegypten, wo er häufig gezähmt lebt, Nisnas. 2) Cynocephalus babouin (L’Anubis F. Cw. Liv. I. und Babouin Liv. VI. Beide Figuren seien dieselbe Species. In beiden Abbildungen fehlten die über die Nase und Wan- gen laufenden Hautfurchen ganz, und im Colorit wären die schwarzen Haare des Rückens schlecht oder. gar nicht aus- gedrückt). Häufig in Abyssinien um den Dembeasee, in der Kulla, bei Sennar und in den Wüstensteppen bei Ambukol in der Provinz Dongola, in einer absoluten Höhe von 2000 bis 5000 Fufs. In West-Abyssinien Gingero, in Sennar Bedir, in Aegypten, wo er häufig gezähmt lebt, Nisnas. 3) Macacus Gelada, nur in den Hochgebirgen der abyssinischen Provinzen Haremat, Simen und Godjam, in ei- ner absoluten Höhe von 7000— 8500 Fufs. 4) Colobus Guereza, nur in den Thälern des westli- chen Abyssiniens, in der Kulla, Godjam und Damot, in ei- ner absoluten Höhe von 4000 — 5000 Fuls. 5) Cercopith. griseo-viridis (le Grisvert F. Cu. Fasc. VII). Häufig in allen niederen Gegenden von ganz Abyssinien, in Sennar und Kordofan, in einer absoluten Höhe von der Meeresküste bis beiläufig 4000 Fuls. Heifst in Abys- 234 sinien Tota, in Sennar Abellen und eben so in Aegypten, wo er ungemein häufig gezähmt vorkommt. 6) Cercop. ruber (Le Patas. F. Cu. Livr. LIX.). Kommt nur in Kordofan und Darfur vor, in einer absoluten Höhe von 3000 Fußs, heifst in Kordofan Nango; wird sel- ten in Aegypten im gezähmten Zustande angetroffen, heilst daselbst gleichfalls Abellen. 7) Inuus Macacus (Le Magot F. Cw. Mammif. Livr. II.). Häufig in den von Aegypten westlich gelegenen Oasen, von wo aus er in Menge nach Alexandrien und Cairo eingeführt wird; heilst daselbst Girt. Da er auf der gan- zen Küste der Barbarei bis nach Marocco vorkommt, konnte die bestimmte Höhe seiner Standörter nicht angegeben werden. 8) Otolicnus senegalensis. Häufig in Kordofan, Sen- nar und wahrscheinlich auch in den südlichen Provinzen Abys- siniens. Absolute Höhe des Vorkommens 2500—4000 Fuls. Heilst in Kordofan Teh, in Sennar Tong. Aufser diesen acht Arten, welche Hr. R. alle selbst im wilden Zustande beobachtete, hat er noch Nachrichten von dem Vorkommen zweier anderer Aflen eingezogen. Der eine scheint ein unbekannter grofser Cynocephalus zu sein, von durchaus weilser Haarfärbung, rothen Gesäßsschwielen und mittelmäfsig langem Schwanze; er kommt in den südlichen Provinzen von Abyssinien und von da westlich bis nach Dar- fur vor, und soll in waldigen Distrieten leben. Die zweite Art,‘ welche so groß :als ein junger Esel sein soll, mit spannlangen, grauschwarzen "Haaren, nicht sonderlich langem Schwanze und weißslichen Schwielen am Hintern, ist ver- muthlich auch ein Cynocephalus, bewohnt die Wälder, ist brutal, und wird von den Eingeborenen gefürchtet. Heilst in Darfur Tingel. Seine Verbreitung nach Osten zu reicht nur bis in die südlichen Gebiete von Kordofan. Hr. R. ver- muthet, dafs dies vielleicht der wahre Cynoc. porcarius des Boddaert wäre, den F. Cuvier mit dem am Cap vorkom- menden Cynoc. sphingiola (Herrmann und Fischer) ver- wechselt hat. Von nicht minder hohem Interesse sind die beschriebe- 285 nen Antilopen-Arten, theils weil sie sich als Zwischenglie- der zwischen bereits bekannte Arten auf eine merkwürdige Weise einreihen, theils weil sie als Repräsentanten süd- und westafrikanischer Arten für die geographische Verbreitung der einzelnen Gruppen dieser formenreichen Gattung wichlig werden. Die erste, Antilope Defassa Rüpp.') (Tab. IIT. p- 9.), scheint mir besonders interessant als Zwischenglied zweier von Hamilton Smith weit von einander entfernten Gruppen, der Reduneinen und Damaliden. Durch den Man- gel der Hörner im weiblichen Gesehleehte, durch deren Bie- gung, durch die Zitzenzahl (4) schlielst sie sieh an die er- stere Gruppe an, aber von Thränendrüsen (die bei jener schon unvollkommen) und Inguinaldrüsen findet sich keine Spur. Der längere, fast zum Hackengelenke hinabreichende, am Ende flockige Schwanz, der plumpere Körperbau würde sie, wäre das Weibchen gehörnt, den Damaliden nähern. Als nächste Verwandte unter den Reduneinen möchte ich Anti- lope redunca Pall. (Westafrica’s) und A. isabellina Afz. bezeichnen; als nächste Verwandte unter den Damaliden könnte man A. (Damalis) lınata Ham. Smith, aus Südafrika, ver- gleichen. Auch auf die Annäherung, welche sie an Antilope adenota Ham. Sm., die Kob-Antilope des westlichen Central- afrika, wenigstens in der Gestalt der Hörner und Körperfär- bung zeigt, während sie sich‘ in. den Gruppencharakteren nieht minder von dieser entfernt, — kann beiläufig hinge- 1) Diagn.: Mas adultus. A. cornubus validis, elongatis, Tumatis, acuminatis, a parte basali ad apicalem, ubi Taevigata, an- nulatis, media parte extrorsum, apice antrorsum flexis — Frons laete rufescens, plaga a cantho nasali ad orbitam adscendens can- dide alba, regio nasalis brunnea, chiloma cum mento et collari ab auriculis ad gulam albicantia, corpus supra rufescens intermixtis pilis cinerascentibus, subtus obscurioribus; Linea medio abdomine alba. Pedes colore fumato. Cauda subfloccosa infra albicans tar- sum non allingit. Femina statura maris, ecornis, manmmis qua- tuor. — Besonders charakteristisch für diese Art scheint ‚das weilse, vom Grunde der Ohren zur Kehle hinabsteigende Halsband. 286 wiesen werden. Sie erreicht die Körpergrößse einer ausge- wachsenen Kuh; lebt in kleinen Familien in den grasreichen Triften des westlichen Abyssiniens, namentlich um den Dem- bea-See und in der Kulla. Ihre beliebteste Nahrung sind die Blätter und Fruchtkolben von Holcus Sorghum; ihr Gang ist schwerfällig; sie kommt auch südlich von Sennar und in Kordofan vor; heifst dort Bura, in Abyssinien Defassa. Die beiden anderen Arten sind als Repräsentanten süd- und westafrikanischer Formen von besonderem Interesse. Die eine, Antilope Decula Rüpp. ') (Tab. IV. p- 11.), ist der westafrikanische Repräsentant der Antilope scripta (Westafrika’s) und der Ant. sylvatica (Südafrika’s), von denen sie einzelne Charaktere in sich vereinigt. Sie hat einen längeren Schwanz, die weilse, satteldeckenarlige Rückenzeichnung der A. scripta, aber die Längsstreifen sind nur durch 3 Queerstreifen verbunden. Im paarweisen Zu- sammenleben und der Färbung des Halses nähert sie sich an- dererseits dem Buschbocke (A. sylvatica). Sie findet sich in den buschigen Bergthälern von Abyssinien am Dembea- See und nach der Kulla zu. Die letzte, Antilope Beisa Rüpp.?) (Tab. V. p. 14.), 1) Diagn.: Mas adultus. Cornibus erectis subcontortis parte intermedia deflexis, apicibus rotundatis adversum inclinatis, ca- rina antica breviori, postica longiori, basi triangulari obsolete an-, nulatis. — Corporis colore ex fuscescente badio, juba dorsali et gastraeo nigricante, linea ad latera dorsi alba, lineolis transversis tribus ad quatuor albescentibus coniuncta, stria punctorum alborum ad pectoris et lumbi latus; cauda subfloccosa supra rufescente, in- fra alba, apice nigricante. Pictura ceterarum partium ab illa Antilopes silvaticae (Sparm.) non differt. (WVVeibchen, wie in je- nen Arten, hornlos.) 2) Diagn.: Mas adultus. Cornubus longis, rotundatis, te- nuibus, rectis, parte basali annulatis. Facies exalbida, vittis tri- bus ex fusco umbrinis valde distincta, quarum una a fronte ad regionem nasalem lata, sed inter oculos angustior, altera a fronte per oculum ad genam, tertia a regione parotidea ad gulam pro- ducta. Eiusdem coloris sunt, taenia a gula collo anteriore ad ster- num descendens, ubi divisa ad latera pectoris et abdominis decur- 287 ist eine merkwürdige Wiederholung des südafrikanischen Oryx, mit dem sie nicht nur in den langen, geraden Hörnern, son- dern auch in der allgemeinen Färbung des Körpers und des- sen Zeichnung sehr übereinstimmt. Charakteristisch ist für sie ein jener Antilope fehlendes, schwarzbraunes Halsband, welches von der Wurzel der Ohren zur Kehle hinabsteigt, und von hier aus auf der Mitte des Vorderhalses herabläuft. Auch fehlt ihr der breite Schenkelfleck, in welchen sich die Seitenlinie bei jener ausbreitet. Sie hat die Grölse eines aus- gewachsenen Hirsches. Hr. Rüppell erhielt sie in den Nie- derungen der Küstenlandschaft bei Massaua, wo sie in der regnerischen Jahreszeit nicht selten sein soll. Sie kommt an der ganzen Küste des rothen Meeres bis nach Souakin zu vor, vielleicht selbst in Aegypten, wenigstens erwähnt ihrer be- reits der unglückliche Burckhardt auf seiner Reise von Schendi nach Suakin. Es unterliegt wohl kaum einem Zwei- fel, dafs dieses Thier der Oryx der Alten sei. Sie lebt in kleinen Familien in flachen, mit lichtem Gebüsche bewach- senen Thälern, nährt sich vom Grase, läuft äußerst schnell, vertheidigt sich, wenn sie angeschossen ist oder hart verfolgt wird, muthig mit ihren spitzen Hörnern. Die sechste Tafel stellt einen Steinbock (Capra walie Rüpp. dar. Die vollständige Beschreibung ist noch nicht ge- liefert, so dafs man über ihre Beziehung zu den übrigen Ar- ten noch nicht urtheilen kann. rit, — armilla antibrackii, et caudae apex comatus. Corporis co- lore isabellino, pectoris et abdominis albicante, iuba cervicali et dor- sali rubiginosa. Foemina adulta differt iuba cervicali et dorsali corporis colore. Cumingia, neue Bivalven-Gattung, von G. B. Sowerby. (Proceed. of the Zool. Soc. 1833. p. 34.) Vesta bivalvis, inaequilateralis, aequivalvis, latere antico ro- tundato, postico subacuminato; dentibus, cardinali, in utra- que valva, unico, parvo, antico, lateralibus in altera valva ad utrumque latus uno, valido, in altera nullo; ligamento interno foveolae subeochleariformi affıxo; impressionibus mu- seularibus duabus, lateralibus, distantibus, antiea irregulari, oblonga, postica subrotundata; impressione musculari pal- li sinu maximo. Diese interessante neue Gattung mufs nahe bei Amphi- desma gestellt werden. Sie ist ausgezeichnet durch die Ver- schiedenheit des Schlosses beider Schaalen, deren eine einen starken seitlichen Zahn an jeder Seite des Ligamentes besitzt, während die andere gänzlich der seitlichen Zähne entbehrt. So lange ich nur eine einzige, kleine, westindische Art kannte, wagte ich es nicht, diese Gattung für gehörig begründet zu halten, bis mir Herr Cuming in seiner reichen Sammlung von südamerikanischen und südseeischen Conchylien verschie- dene Arten zeigte, von denen eine grols genug ist, um die Charaktere deutlich zu zeigen. 1. €. mutica Sow. Ü. testa ovata, minutissime decus- sala, antice rotundata, postice acuminatiuseula; latere poslico breviusculo, margine dorsali deelivi; long. 1,2, lat. 0,5, alt. 0,85 poll. Habit. prope litora maris paeilici. Gefunden bei Conception in 7 Faden Tiefe auf Sand 289 und Schlamm; zu Iquiqui in 9 Faden, Kies und Schlamm; zu Payta in hartem Lehmboden bei nie- drigem Wasser, und bei Muerte. 2, C. lamellosa Sow. C. testa ovala, concentrice la- mellosa, latere antico rotundato, postico subacuminato; lamellis distantibus; long. 0,7, lat. 0,35, alt. 0,55 poll. Habit. prope littora oceani pacifici. Gefunden bei Payta in hartem Lehmboden bei niedri- gem Wasser, und bei Panama in tiefem Wasser. 3. €. eoarctata Sow.. C. testa ovali, eoncentrice la- mellosa, latere antico altiore, rotundato; postico sub- acuminato, infra coaretato, margine dorsali deelivi; la- mellis confertis; long. 0,6, lat. 0,3, alt. 0,4 poll. Habit. ad Sinum Caraccensem. Aufgefischt von sandigem Schlammboden bei 7 Faden Tiefe in der Bay von Caraccas. 4. €. trigonularis Sow. C.testa orbiculato-subtrigona, concentrice lamellosa; latere antico rotundato, postico acuminato, margine dorsali deelivi; long. 0,8, lat. 0,4, alt. 0,7 poll. Habit. ad St. Helenam. Gefunden zwischen Steinen in tiefem Wasser. Neue Arten von Conchylien, gesammelt von Herrn Cuming, beschrieben von Broderip ‘). Genus. Triton. (p.5) ?). 1. Tr. lignariusBr. Tr. testa globoso-pyriformi longitudi- naliter subplicata, transversim granuloso -striata, flava, striis 1) Proceedings of the Zoological Society. 1833. 2) Da der Name Triton bei den Amphibien seit Laurenti reci- 290 saturatioribus; columella excavata, aperturae ‚limbo luteo- sanzuineo, dentibus albis; labro lato, crasso; cauda medio- eri subreeurva; epidermide fusca, reticulata, ad labrum vil- losa: long. 14, latit. 7 poll. Hab. ad portum Protrero et Panamam. Die ‚erhabenen Streifen, besonders die beiden miltleren der letzten Windung, sind von einer viel dunkleren Färbung als der Grund der Schaale, der röthlich-gelb, hier und da auf den Längsfalten und dem Lippenrande mit Weils gefleckt ist. Die Zähne der Aufsenlippe sind sehr grols, und es fin- det sich ein sehr starker an dem oberen Winkel der Innen- lippe. Die netzförmige Epidermis ist zottig an der Außen- lippe, und die zottigen Säume lassen die Stadien des Wachs- thumes an jüngeren Individuen erkennen. Gefunden in san- digem Schlamme in einer Tiefe von-7—12 Faden. 2. Tr. constrietus Br. Tr. testa fusiformi, valde distorta, transversim noduloso-striata, subcancellata, subfulva; spira elongata, attenuata; canali brevissimo, subrecurvo; aper- tura coarclata, limbo castaneo, granuloso, granulis albidis: long. 21, latit. 12 poll. Hab. ad Montem Christi et Xipixapi. Eine neue Art von Grimassen-Schnecken ; unterscheidet sich von Tr. Anus und Tr. clathratus hinlänglich; sie ist plumper (heavier) als die letztere, und hat ein längeres Ge- winde und kürzeren Kanal als beide Arten, entbehrt des blattförmigen Randes, der so merkwürdig die Mündung von Tr. Anus umgiebt, ist sogar noch mehr verdreht. — In san- digem Schlamme in einer Tiefe von 7—10 Faden. 3. Tr. tigrinus Br. Tr. testa fusiformi, laevi subcostata, anfractibus subangulatis, hie illic subnodosis, anfraclu ba- sali ventricoso, lato, et suturam juxta carinato; spira. elon- gata, attenuata, eroceo-fusca, varieibus et labri limbo ex- terno nigro vel castaneo maculatis; apertura expansa, au- pirt ist, so muls Cuvier’s Benennung Tritonium der Lamark’schen vorgezogen werden. Herausg 291 rantiaca, strigis et maculis nigro-castaneis pieta; epider- . mide fusca, subfoliacea; long. 63, lat. 4 poll. Habit. in America centrali (Guacomayo). Hat einige Achnlichkeit mit Tr. femoralis, und zwar ist diese in kleineren Exemplaren gröfser als in ausgewachsenen. Die Länge und Gestalt des Gewindes, die verhältnilsmäßsige Glätte, die Breite der bauchigen letzten Windung, die aus- gebreitete Mündung mit ihrer lebhaften Orangefarbe, welche gegen den Rand der Aufsenlippe mit dunkel kastanienbrau- nen, paarigen Streifen verziert ist, und die Kürze des Kana- les zeigen, dafs diese Art von Tr. femoralis sehr verschie- den ist. Der innere Theil der Mündung ist bläulich weiß. Die Epidermis ist besonders blättrig auf den Varices und dem Saume der Außenlippe. Hr. Cuming fischte diese Art von einem sandigen Schlamme in 11 Faden Tiefe auf. 4. Tr. rudis Br. Tr. testa ovato-fusiformi, fulva, transver- sim lineata, longitudinaliter unduloso-nodosa; apertura alba, labro intus denticulato; epidermide fusca, rugusa; long. 17, latit. 12 poll. Habit. ad Peruviam (Iquiqui). Mündung sieht aus wie weilses Porzelan; die inneren Zähne, ungefähr # Zoll von dem Lippenrande entfernt, ste- hen in einer Linie. Es finden sich einige undeutliche Falten am Grunde der Columella, und der Kanal ist oflen, sehr kurz, etwas gekrümmt. Diese Art steht der Gattung Bucei- num sehr nahe. Gefunden im Schlamme in einer Tiefe von 6—10 Faden und in grobem Kiese in der Tiefe von 9 Faden. 5. Tr. lineatus Br. Tr. testa subfusiformi, undulato-no- dulosa, subeancellata, pallide flava lineis transversis cre- nulatis, fusco-castaneis, frequentibus vittata; anfraetibus subventricosis, varieibus crassis; aperlurae ovalae margine albo, dentieulato, fauce atro-purpurea: long. 22, lat. 12 poll. Hab. ad insulas Gallapagos. In jungen Exemplaren fehlt die dunkel purpurne Fär- bung der Mündung nebst ihrem gezähnten weilsen Rande, aber an diesen sind die Varices dick und breit. Die letzte 292 Windung mit Einschlufs des Kanales ist doppelt. so lang als das Gewinde und viel bauchiger als die übrigen Windungen. Gefunden im Korallensand in 6 Faden Tiefe. 6. Tr. gibbosus Br. Tr. testa subfusiformi, subfulva vel subfusea, subnodulosa, transversim ereberrime lineata; an- fraetibus subtrigonis; apertura subrotunda, alba, labri ex- pansi radiali margine interıno dentato; long. 14, latit. 41 poll. Hab. ad Panamam et ad montem Christi. Aehnlich der vorigen, aber in mehreren Punkten ver- schieden. Gefunden in grobem Sande in 7 Faden Tiefe. 7. Tr. scalariformis Br. Tr. testa fusiformi, sordide alba, subeancellata, lineis transversis elavatis, crassiuseulis, ere- nulatis, erebris vittata; labri limbo subfimbriato; canali brevi, subrecurvo; long. 7, lat. 2 poll. Hab. in sinu Montijano. In ausgewachsenen Exemplaren sind die Varices mit ei- ner Regelmälsigkeit gestellt, welche fast berechtigen würde, sie unter Ranella zu stellen. Gefunden in grobem Sande bei 10 Faden Tiefe. 8. Tr. convolutus Br. Tr. testa fusiformi, spira elongata, albida, lineis elevatis, subaeutis, ereberrimis vittata; labri margine erenulato; long. 14, lat. 4 poll. Diese Art steht dem Tr. scalariformis sehr nahe. Die Linien, welche den Tr. convolutus umgürten, sind viel feiner, viel häufiger als die des Tr. scalariformis, und ohne die Cre- nulirung, welche die gröberen Streifen des letzteren auszeich- net. Die Varices sind unregelmäfsig und nicht in einer fast seillichen Richtung, wie bei jener geordnet. Mitgetheilt von Hrn. Sowerby. Fundort unbekannt. (Fortsetzung folgt.) 293 Literatur der systematischen Botanik von 1834. I. Allgemeine Arbeiten in Bezug auf systematische Beschreibung von Familien, Gattungen und Arten. K. S. Kunth Enumeratio plantarum hucusque cognitarum secun- dum familias naturales dispositarum; characteribus, differentüis et synonymis. Supplementum Tomi primi. Stuttgardiae et Tu- bingae 1835. @. Don A General System of Gardening and Botany, containing a complete Enumeration und Description of all Plants hitherto known; with their Generic and Specifie Characters, Places of Growth, Time of Flowering, the Manner in wich they are cul- tivated and their Uses in Medicine and Domestic Economy; pre- ceded by an Introduction to the Linnaean and Natural Systems, etc. Vol. III. Ato. London 1834. F. G. Dietrich Neuer Nachtrag zum vollständigen Lexicon der Gärt- nerei und Botanik, oder alphabetische Beschreibung von Bau, War- tung und Nutzen aller in- und ausländischen ökonomischen, officinel- len und zur Zierde dienenden Gewächse. Ulm 1834. (23ster Band des ganzen Werkes.) P. Horaninow Primae lineae systematis naturae nexui naturali omnium evolutionisque progressivae per nixus reascendentes super- structi. Petropoli 18534. Svo. E. Spach Histoire naturelle des vegetaux Phanerogames. Tom. TI. accompagne des planches. Paris 1834. 8vo. Fr. Lud. Nees ab Esenbeck Genera plantarum florae germani- cae iconibus et descriptionibus allustrata. Jaseieul. III. et IV. Bonnae 1834. D. Don An Atiempt at a new arrangement of Ihe Ericaceae. — The Edinb. new Philos. Journal. April — July 1834. p. 150 — 160. I. Jahrg. 20 294 J. F. Klotzsch Ericearum a Cel. Ad. de Chamisso descriptarum pars addita. — Linnaea 1834. p. 350 — 367. Tausch Bemerkungen über Erica. — Flora von 1834. Nro. 39. W. Krause Abbildungen und Beschreibungen aller jetzt bekannten Ge- treidearten. 2te Lieferung. Leipzig 1834. Fol. C. G. Nees von Esenbeck Uebersicht der Cyperaceengattungen. — Linnaea von 1834. pag. 273 — 300. F. L. Thiele Einige Notate über Gräser aus dem Königl. Herbarium zu Berlin. — Linnaca 1834. p. 307 — 310. P. J. Brown Information on the Habitat of Carex Heleonastes, Ehrh. ete.; with like Information in the Carex Gandiniana Hopp Loudon Magaz. Oct. 1834. pag. 499. C. @. Nees von Esenbeck Monographie of the East Indian $o- Taneaes. — The Transact. of the Linn. Soc. of London. Vol. XVII. P. 1. 1834. pag. 37 — 82. J. D. Choisy Convolvulaceae orientales nempe Indicae, Napaulen- ses, Birmanicae, Chinenses, Japonicae, necnon et quaedam Au- stralasiae, pleraeque in ditissimis Britann. societ. Ind. orient. her- barüs observ. et descriptae, celeb. Wallichii catalogo comparatae, et gallica praefatione de generibus intra Convolvulaceas admit- tendas comitatae. dio. Geneve 1834. — Mem. de la Soc. de phy- sique et d’histoire nat. de @eneve Tom. VI. Alph. de Candolle A Review of the Natural Orden Myrsineae. — Transact. of the Linn. Soc. Vol. XVIII. P. 1. 1834. pag. 95. Ad. de Chamisso Specilegium plantarum e familüs jam prius recensitis praesertim brasiliensium: Rubiaceae. — Linnaea 1834. ». 214 — 261. Ad. de Chamisso De plantis in expeditione speculatoria Roman- zoffiana et in herbariis regüis berolinensibus observatis: Melasto- maceae americanae. — Linnaea von 1834. pag. 368 — 402. J. Lindley Sur la nouvelle famille des Garryacees. — Annal. des sciene. nat. 1834. Tom. II. p. 157. Walker-Arnott et J. Roeper Historia Balsaminearum syste- matica. — Linnaea 1834. p. 12 — 124. €. F. Ph. v. Martius Die Eriocauleae als selbstständige Pflanzenfa- milie aufgestellt und erläutert. — Nova acta Acad. C. L. C. Natur. curios. Vol. XVII. Pars I. pag. 1— pag. 72. J.G.L. Lehmann Ueber die Cycadeen des südlichen Afrika’s. — All- gemeine Gartenzeitung von F. Otto u. Alb, Dietrich. Berlin 1834. p. 81. E. Spach Revisio generis Acerum. — Ann. des scienc. nat, 1834. Tom. II. p. 161. E.Spach Revisio generum et specierum Hippocastanearum. — Ann. des science. nat. 1834. Tom. II. p. 50 — 64. 295 E. Spach Revisio generis Tiliarum. Ann. des science. nat. 1834, Tom. II. pag. 331. ©. L. Blume Neesia, genus plantarum jaranicum, reperlum, de- scriplum et figura illustratum. — Nova acta Acad. C. L. C. Natur. curios. Vol. XVII. Pars I. 1534. paz. 73 — 84. J. F. Tausch Das System der Doldengewächse. — Flora von 1834. pag. 337. W. Gerhard Zur Geschichte, Cultur und Classification der Georginen oder Dahlien. Leipzig 1834. 8. H. @. Bongard Generis Lacis revisio speciesque nonnullae novae, adnexa est Philocrena genus e Podostemonearum ordine novum. — Mem. de U’ Acad. imperiale des sciences de St. Petersbourg. 1834. p. 641 — 84. Aug. Pyr. de Candolle Mem. sur quelques especes de Caciees, nouvelles ou peu connues. Paris 1934. 4to. H. Cassini Opuscules phytologiques. Tome troisieme ou supple- mentaire. Paris 1834. 8vo. FE. L. de Schlechtendahl De Anonaceis brasiliensibus herbariüi Regii berolinensis. — Linnaea von 1834. pag. 315 — 331. F. R. Leprieur Note sur le Stylochaeton hypogeum, const. un ‚genre nouveau dans la famille des Aroidees. — Ann. des science. nat. 1834. Tom. II. pag. 184. J. Cambessedes Note sur deux genres nouveaux de la famille de Sapindacees. — Ann. du Museum 1834. pag. 231. G. A. Walker- Arnott New Genera of Plants. — The Edinb. New Philos. Journal 1834. July — Octob. pag. 260 — 267. Graham. Description of several New or Rare Plants which have latily flowered in the neighhourkood of Edinburg and chiefly in the Royal Botanic Garden. — Transact. of the Linn. Soc. Vol. XVill. P. 1. p. 189. @. Bentham Report on some of the more remarkable Handy Or- namental Plants raised in the Hortic. Soc. Garden from seeds received from Mr. -D. Douglas ete. — Trans. of the Hort. Soc. of London. Sec. Ser. London 1834. Vol. I. p. 403. H. G. Bongard ÖObservation sur le Sedum vertieillatum L. Mem. de l’ Acad. imper. de St. Petersbourg 1834. p. 85 — 87. Koch Gagea saxatilis et bohemica, erwiesen als zwei verschiedene Species. Flora von 1334. Nro. 35. Graf Pedicularis Hacquetü n. sp. — Flora von 1834. pag. 40. €. H. Schultz (aus Zweibrücken) Drei neue Pflanzengattungen. — Flora von 1834. pag. 481. Alb. Dietrich’s Beschreibung der Erythrina princeps n. sp. — All- gemeine Preulsische Gartenzeitung von 1834. pag. 385. 20* 296 Guillemin Mem. sur le Pilostyles, nouveau genre de la famille des Rafflesiacees. Ann. des science. nat. 1834. Tom. II. pag. 19. Blume De novis quibusdam plantarum familis expositio, et olim jam expositarum enumeratio. Ann. des scienc. nat. 1834. Tom. II. p- 89. R. Brown Note sur la fleur femelle et le fruit de Rafflesia, avec des observ. sur ses affinites et la structure de ’Hydnora. — Ann. des science. nat. 1834. Tom. I. p. 369. Zuccarini Definitionen einiger neuen Pflanzen, welche im Jahre 1834 im botanischen Garten zu München geblüht haben. — Allgemein. Preufs. Garten-Zeitung für 1834. pag. 245. Link Plectogyne variegata, Monocotyled. nov. gen. — Allg. Preufs. Garten- Zeitung für 1834. pag. 265. Koch Ueber einige Arten der Gattung Senecio. — Flora von 1834. pag. 39. Alb. Dietrich und F. Otto Ueber Cereus nyeticallus Lk. — Ver- handInngen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preufsischen Staaten. Berlin 1834. J. F. Klotzsch Beschreibung zweier neuen Euphorbien aus Mexiko. — Allgem. Preufs. Garten-Zeitung v. 1834. pag. 26. Dupont Observations sur le Typha. — Ann. des science. nat. 1834. Tom. I. p. 57 — 60. Ad. Steinheil Observations sur quelques especes de Scilles qui crois- sent en Barbarie. — Ann. des science. nat. 1834. T. I. p. 99 — 108. Choisy Note additionelle au Memoire intitule: Description des Hydroleacees. — Ann. des seienc. nat. 1834. T. I. p. 179—181. A. Moquin- Tandon Descriptions de plusieurs nouveaux genres de Chenopodees. — Ann. des seiene. nat. T. I. pag. 203 — 211 et 289 — 294. C. L. Blume Observationes de genere Helicia Laur. — Ann. des sciene. nat. 1834. T. I. pag. 211— 220. Choisy Note sur le genre Urginea nouvellement forme dans la fa- mille des Liliacces. — Ann. des scienc. nat. 1834. T. I. p. 321. D. S. Nees von Esenbeck Salvia Bergherüi n..sp. — R. Brown Vermischte Schriften. Bd. V. p. 259. Nürnberg 1834. Ch. Morren Observations sur quelques especes incdites ou peu con- nues de Lis du Japon ete. Present. a U’ Academie des sciene. de Bruxelles. le ler fevr. 1834. Ch. Morren et J. Decaisne Observations sur la flore du Japon, suivies de la monographie du genre Epimedium. Ann. des sciene. nat. 1834. T. II. p. 347. J. Decaisne Monographie des genres Balbisia et Robinsonia de la Jamille des Composees. — Ann. des science. nat. T. I. p. 16—30. 297 Aug. de St. Hilaire Observations sur plusieurs genres de la fa- mille des Salicarices. — Ann. des science. natur. 1834. Tom. I. " pag. 5—16 et 332— 336. J. Meyen Reise um die Erde etc. Berlin 1834. 2 Thle. 4. (Ent- hält viele neue Pflanzengattungen und Arten, welche auf der Reise gesammelt sind.) Ch. Morren et J. Decaisne Öbservations sur la Flore du Ja- pon. — Ann. des sciene. nat. 1834. Tom. II. p. 308— 319. Adrien de Jussieu a M. M. les redacteurs des Ann. des scienc. nat., sur un point de U’Hist. de la Botanique. — Ann. des science. nat. Tom. II. pag.. 302 — 307. Royle Illustrat. of the Botany and other branch. of the natur. hist. of the Himalayan Mountains and of the flora of Cashmere. fase. II. London 1834. Dav. Dietrich Flora universalis in colorirten Abbildungen. Ein Kupferwerk zu den Schriften Linn®’s, Willdenow’s u. s. w. Jena 1834. (Fortsetzung.) * * * Flora exotica. Die Prachtpflanzen des Auslandes etc. Her- ausgegeben von einer Gesellschaft von Gartenfreunden in Brüssel, mit erläuterndem Texte und Anleitung zur Cultur von H. G. L. Reichen- bach. 2ter Band. Leipzig 1834. Curtis and W. Hooker Botanical Magazine or Flower -Garden displayed. London 1834. Edwards Botanical Register or ornamental or Flowen-Garden and shrubbery. Contin. by J. Lindley. London 1834. Maund The Botanical Garden or Magazine of Handy Flower Plants eultivated in Great Britain. London 1834. R. Sweet The British Flower Garden and ornamental shrubbery. London 1834. Baster British Flowering Plants. Oxford 1834. St. Endlicher Atakta botanica. Nova genera et species planta- rum descripta et iconibus illustrata. Wien 1834. ©. F. Ph. de Martius Icones selectae plantarum eryptogamica- rum quas in itinere per Brasiliam ann. etc. ete. suscepto collegit et pingendas curavit. Fasc. II. Monachi 1834. 4to. J: W. P. Hübener Hepaticologia germanica oder Beschreibung der deutschen Lehermoose. Im erweiterten Umfange nach dem jetzigen Stande der Wissenschaft etc. kritisch und mit erläuternden Anmerkun- pen bearbeite. Manheim 1834. Bvo. H. Schott Genera filieum. Vindobonae 1834. fase. I— III. 4to, v. Suhr Uebersicht der Algen, welche von H, Ecklon an der südafrika- nischen Küste gefunden worden sind. — Flora von 1834. U. p. 721. v. Suhr Beschreibung einiger neuer Algen. — Flora von 1834. p. 209. 298 J: Balsamo et J, de Notaris Prodromus Bryologiae medivlanen- sis. Mediolani 1834. 1 Vol. So. @. Kunze Synopsis plantarum eryptog. in Cuba insula et in Ame- rica meridionali collectarum. — Linnaea 1834. pag. 1—111. J. V. Krombholz Naturgetreue Abbildungen und Beschreibungen der efsbaren, schädlichen und verdächtigen Schwämme. Prag 1834. Fol. ötes Heft. Fr. Velwitsch Beiträge zur eryptogamischen Flora Unter- Oesterreichs. Der Beiträge zur Landeskunde Oesterreichs unter der Ems 4ter Bd. 1834. 8. L. E. Duby Second Mem. sur les Ceramiees, lu a la Societe de Physique et d’Hist. natur. de Geneve. Ato. avec cing planches gra- vees et colorees. Geneve 1834. H. Fee Mem. sur le groupe des Phylleriees de Fries et nolamment sur le genre Erineum des auteurs. — Nouv. Memoires de la $o- eiete des sciences, agriculture et arts du Departement du Bas- Rhin Tom. II. Strasbourg 1834. C. Zenker Ueber einen neuen Pilz auf der Blattunterfläche der Ca- mellia japonica. — Flora von 1834. pag. 211. W. Baxter A brief Notice of several Species of Epiphyllous Fungi which have been observed in the Nigkbourhood of Oxford and have not been hitherto generally known to assur in Britain. — Lou- don Magaz. 1834. Jan. pag. 24 — 27. Ad. Steinheil Notice sur les Oryptogames recueillies aux environs de Bone. — Ann. des scienc. nat. 1834. I. pag. 282 — 289. C. Montagne Notice sur les Plantes Cryptogames recemment de- couvertes en Frrance, contenant aussi l’indication precise ‚des loca- lites de quelques especes les plus rares de la Flore frangaise. — Ann. des science. nat. 1834. T. I. p. 295 — 307 et 337 — 349. €. Montagne Description de plusieurs nouvelles especes des Cryp- togames decouvertes par M. Gaudichaud dans l’Amerique meri- dionale. — Ann. des science. nat. 1834. Tom. II. p. 73—79 et suite p. 369 — 379. €. Montagne Note sur le decouverte d'une Mousse nouvelle pour la flore frangaise. — Ann. des science. nat. 1834. Tom. I. p. 181. Alexander Braun Esquisse monografique du genre Chara: publ. par Mr. J. Gay. — Ann. des scienc. nat. 1834. Tom. I. p. 349. H. Schwabe Anhaltia Fridericae; eine neue Algengattung. — Lin- naca von 1834. p. 127— 128. F, Kützing Beschreibung einiger neuen Arten der Gattung Chara. — Flora von 1834. p. 705. J.C. Zenker Oscillatoria tapetiformis n. sp. — Linnaca von 1831. pag. 125. 299 J. B. H. J. Desmazieres Descriptions et figures de six Hypho- mycetes inedites a ajouter a la flore frangaise. — Ann. des science. "nat. 1834. Tom. II. pag. 69 — 72. Fee Note sur trois especes nouvelles de Sphaeria exotiques. — Nour. Mem. de la Soc. du Depart. du Bas-Rhin T. II. Strasb. 1834. C. G. Carus Beobachtung einer sehr eigenthümlichen Schimmelvegeta- tion auf Kohlenboden. Mit nachträglichen Bemerkungen von Nees v. Esenbeck. — Nova Acta Acad. C. L. C. nat. cur. T. XV. P. I. p- 368 — 384. H. F. Link Ueber den inneren Bau und die Früchte der Tangarten (Fucoideen). — Schriften der Akademie der Wissenschaften zu Berlin von dem Jahre 1834. II. Systematische Bearbeitungen einzelner Floren. J. Decaisne Description d’un Herbier de L’Ile de Timor faisant partie des collections botaniques du Musee d’Hist. natur. — Nouv. Ann. du Musee d’Hist. nat. 1834. dme livrais. RB. Wight and Walker- Arnott Prodromus florae Peninsulae In- diae orientalis. London 1834. 8ro. A. de St.-Hilaire et Adr. de Jussieu A. Jac. Cambessedes Flora Brasiliae meridionalis. fase. XXI. Paris 1834. Duperrey Voyage autour du Monde. Livr. XI— XIV. Botanique par Brongniart. Paris 1834. Leon de Laborde Fragmens d’une flore de U’ Arabie pelree; plan- tes recueillies par Leon de Laborde, nommees, classees et decrites par M. Delile, de l’Institut @’Egypte. Paris 1834. 4to. G. Fresenius Beiträge zur Flora von Aegypten und Arabien. — Mu- seum Senkenbergianum. Abhandlungen aus dem Gebiete der be- schreibenden Naturgeschichte etc. Frankfurt a. M. 1834. Hft. 2 u. 3. J. Decaisne Enumeration des plantes recueillies par M. Bove dans les deux Arabies, la Palestine, la Syrie et !Egypte. — Ann. des science. nat. 1834. Tom. II. p. 5 et p. 257 — 270 (flora sinaica). Ch. Fr. Lessing Novitiae florae rossicae. — Linnaca von 1834. pag. 171— 213. F. L. de Schlechtendahl De plantis mexicanis a @. Schiede col- lectis. — Linnaca 1834. pag. 262 — 272. U. Salis-Marschlin Aufzählung der in Korsika und zunächst um Bastia von mir bemerkten Cotyledonenpflanzen. — Flora 1834. Bei- lage. 300 k Ledebour Icones plantarum novarum vel imperfecte cognitarum Floram Rossicam imprimis Altaicam, ilustrantes. Rigae 1834. (Continuatio.) W. J. Hooker Flora boreali-americana. fasc. FII. 1834. Bertolonii Flora italica, sistens plantas in Italia et in Insulis eircumdantibus sponte nascentes. Vol. I. Bonoriae 1833 — 34. 8vo. Comelli Flora Comense. Como 1834. 1 Vol. 8vo. €. C. Babington Flora Bathonensis; or a Catalogue of the Plants indigenens in the vecinity of Bath. London 1834. 12mo. G. Schübler und G. v. Martens Flora von Würtemberg. Tübin- gen 1834. 8. J. F. Ruthe Flora der Mark Brandenburg und der Niederlausitz, 2ite Auflage, vermehrt und verbessert. Berlin 1834. 8. Rabenhorst Bemerkungen über die Ruthensche Flora der Niederlau- sitz. — Linnaca 1834. pag. 311 —314. Alb. Dietrich Flora regni Borussiei. Vol. sec. Berolini 1834. €. F. Hagenbach Tentamen florae Basiliensis, exhibens plantas phanerogamas sponte nascentes secundum systema sexuale digestas, adjectis Casp. Bauhini synonymis ope horti ejus sicci comproba- tis. Basiliae 1834. Vol. II. vo. H. F. R. Link Symbolae ad floram graecam. — Linnaca 1834. pag. 129 — 141, C. H. Schönheit Bemerkungen über thüringische Pflanzen. — Flora von 1834. pag. 558. Herbich Botanischer Ausflug in die galizisch-karpathischen Alpen des Sandeger Kreises. — Flora von 1834. Nro. 36 u. 37. E. A. Schlanter Die Orobanchen Deutschlands in tabellarischer Ueber- sicht. Quedlinburg 1834. 1 Vol. 8. Graah (Undersögelses- Reise til Ostkysten of Grönland 1832. 410.) Colla Herbarium pedemontanum. Tom. III. Turin 1834. * * # So eben ist uns zugekommen, und konnte wegen des vorgeschrittenen Drucks nicht mehr benutzt werden: W.J.Hooker The Journal of botany, being a second series of the botanical Miscellany. London 1834. 8vo. 301 Bericht über die Fortschritte der Zeologie im Jahre 1834 vom Herausgeber. Fortsetzung. rn ich über die einzelnen Leistungen in den noch nicht berücksichtigten Thierklassen zu berichten fortfahre, sei es mir 'vergönnt zu dem bereits Gegebenen einige Nachträge zu machen, theils über Erscheinungen, welche im ersten Theile dieses Aufsatzes übergangen sind, theils über solche, die erst nach Abfassung desselben mir bekannt wurden. Leider ist der Verkehr mit den Staaten des Auslandes so manchen Un- regelmäfsigkeiten unterworfen, dafs, obwohl die Fortsetzung des Berichtes geflissentlich aufgeschoben wurde, noch immer einzelne Werke mir nur dem Namen nach bekannt blieben. Indessen wird diesem Uebelstande in der Folge durch directere Verbindungen abgeholfen werden. Zuerst ist eines Unternehmens nicht gedacht worden, welches, wenn man nach dem Namen der Mitarbeiter und wach dem, was davon bis jetzt erschienen, urtheilen darf, et- was Tüchliges erwarten läfst. Ich meine die Suite a Buffon, welche in Paris bei Roret zu erscheinen begonnen hat. Sie soll sich über sämmtliche von Buffon nicht bearbeitete Theile der lebenden Natur verbreiten. Das ganze Werk ist auf etwa 45 Octaybände berechnet und von einem Atlas in demselben 302 Formate begleitet. Die Botanik bearbeiten A. de Candolle, de Brebisson (Cryptogamen), Spach (Phanerogamen). Zu der zoologischen Abtheilung liefert F. Cuvier die Cetaceen, Dumeril und Bibron bearbeiten die Reptilien, Desmarest die Fische, Milne-Edwards die Orustaceen. In Bearbei- tung der Inseeten theilen sich die Herren Lacordaire (Einlei- tung), Audinet-Serville (Orthopteren, Neuropteren, Hemi- pteren), Boisduval (Lepidopteren), Graf Dejean (Coleopte- ren), Macquart (Dipteren). Le Peletier de St. Fargeau (Hymenopteren), Walckenaäör (Apteren und Arachniden). Audouin hat die Bearbeitung der Anneliden übernommen, de Blainville die der Mollusken, und Sander-Rang und Lesson die der Zoophyten. Die im Laufe des verigen Jah- res erschienenen: Bände sind an ihrem Orte angeführt. Des- gleichen ist der, 1834 erschienene, neue Band von F. E. Gue- rin’s Magazin de Zoologie (Paris chez Lequien fils in 8.) im Berichte benutzt, obwohl er in der Uebersicht der allge- meinen Werke ausgelassen wurde. Dasselbe gilt auch von dem inhaltreichen Museum Senkenbergianum, einem schönen Beweise des Eifers der Frankfurter Naturforscher. Es ent- hält Abhandlungen aus dem Felde der Zoologie, Botanik und Geognosie von den Mitgliedern der Senkenbergischen Gesell- schaft. Zoophyta (Nachtrag). Blainville’s Manuel d’Actinologie ou de Zoophytologie. Paris 1834, welches gerade nach Abdruck der ersten Bogen in meine Hände kam, gehört seinem Inhalte nach der ver- gangenen Zeit an. Es ist nichts als ein unveränderter Ab- druck des 1830 im 60sten Bande des Dictionnaire des Scien- ces naturelles erschienenen Artikels „Zoophytes” desselben Verfassers. Auf die wichtigen Fortschritte, welche die Kennt- nifs einzelner Klassen diescr Abtheilung inzwischen gemacht hat, ist theils gar nicht, theils nur ungenügend Rücksicht genommen, so dafs das Werk das seltene Geschick hat, gleich bei seinem ersten Erscheinen veraltet zu sein. Die bis jetzt erschienenen 56 Kupferlafeln sind sämmtlich Abdrücke der 303 bereits im Dictionnaire des Sciences natwrelles gelieferten, die noch zu erwartenden scheinen größstentheils nur Copien zu sein. Ueber die Klasse der Polypen sind zwei wichtige Arbeiten von Lister und Graham Dalzell erschienen, die bei Abfassung des Berichtes mir noch nicht im Originale be- kannt waren. Lister’s Abhandlung (Philos. Transact. of Ihe Royal Soc. of London. 1834. P. 2. p. 365.) beschäftigt sich besonders mit der Säftebewegung in den Röhrenpolypen (Tubularinen und Sertularinen), so wie mit der Structur der Zellenpolypen. Was er über die Säftebewegung sagt, ver- hält sich jedoch anders, als es nach den früher benutzten Auszügen im Zond. and Edinb. philos. Magaz. erscheinen mulste (vgl. p. 26 dieses Archives). Bei Tubularia indivisa konnte L. ein Hin- und Herströmen von Molecülen zwischen Stiel und Magen nicht bestimmt wahrnehmen, hingegen kam der Strom nahe am Ende der Röhre von der entgegengeselz- ten Seite der Röhre herüber. Die Strömung dauerte in dem Stiele noch eine Weile fort, als der Polyp bereits abgestor- ben und von jenem getrennt war. Dafs die strömende Be- wegung in der Mund- und Magenhöhle mit der in der Röhre im Zusammenhange sei, geht aus der Abhandlung nicht her- vor. Erstere scheint bloßs ein Verdauungsact. Die Mund- höhle — so nennt L. den Raum über dem unteren Fühler- kranze — communieirt durch eine mitten zwischen diesen Fühlern befindliche Oeflnung mit dem unteren Theile der Kör- perhöhle (dem Magen). Zwischen beiden Höhlen fand ein Antagonismus statt; indem bald bei Zusammenziehung der Magenhöhle die Contenta in die Mundhöhle, bald umgekehrt aus dieser in jene getrieben wurden. Die Zwischenräume zwischen diesen Acien waren sehr gleichmäßig 80 Sekunden. Aufserdem wurden 2 Ströme fortwährend, sowohl in der Mund- wie in der Magenhöhle beobachtet, ein abwärtsgehender an jeder Seite, ein aufwärtsgehender in der Axe. Nur wurde letzterer während der engen Zusammenziehung des Magens und während sich die Mundhöhle in’ den Magen entleerte, un- terbrochen. Bei den Sertularinen sicht man nicht, wie 304 bei den Tubularien, gleichzeitig zwei Ströme, einen aufwärts- und] einen abwärtsgehenden, sondern zur Zeit nur einen Strom in einer dieser Richtungen in der Mittelzeit oft so schnell, dafs man die Molecülen nicht unterscheiden kann, aber langsamer, wenn er seine Richtung wechselt; zuweilen geschieht Letzteres ohne Pause, zuweilen hält er vorher ein Weilchen inne, oder einzelne Molecüle nehmen eine siru- delnde Bewegung an. Bei Sertularia (Plumularia) pluma füllten 5 Ebben und 5 Fluthen 154 Minuten aus, indem jede von diesen genau dieselbe Zeit dauerte. Der Verbindungs- strom zwischen den Zweigen und dem Polypen sei gewöhn- lich viel schwächer und weniger bemerkbar, so wie auch minder regelmäfsig in seinen Perioden, und deshalb wahr- scheinlich von Cavolini übersehen. Auch in der fleischi- gen Säule des Ovariums und in dessen eiförmiger Anschwel- lung sah L. eine strömende Bewegung wie im Stamme. Auch in den Sprossen der Campanularien war eine Strömung sicht- bar neben abwechselnder Ausdehnung und Zusammenziehung ihrer weichen Substanz. Die Strömung ging abwärts längs der Axe und aufwärts längs den Seiten der begränzten Höhle. Dieses, so wie der Umstand, daß die Strömung nach dem Absterben der Polypen im Stamme noch fortdauert, später nur eine Strecke weit in demselben hinaufreicht und endlich sich nur noch in der Wurzel hält, würde dafür sprechen, dafs, wenn auch dieser Strom sein Material durch den Ver- dauungsprocefs der Polypen empfängt, er doch von ihnen unabhängig ist und dem ganzen Stocke angehört, dessen ve- getatives Wachsthum er vermittelt. Nicht unpassend würde man ihn also der Saftbewegung in den Pflanzen vergleichen '). }) Lister erklärt sich (p: 377.) hierüber folgendermalsen: „Die Circulation scheint ein grofses Agens in der Absorption zu sein und einen hervorstechenden Theil in dem dunkeln WVachsthumsprocesse zu bilden, und sein Strömen in den Magen der Polypen scheint anzuzeigen, dafs bei der sehr einfachen Structur dieser Familie er auch als Auflösungs- mittel der Nahrung wirkt. Die in ihm treibenden Pärtikeln bieten einer- seits eine Analogie mit den Blutkörperchen der höheren 'Thiere, andrer- seits mit den Säften der Pflanzen. Einige scheinen von der verdaueten 305 L. hat bei Sertularia pumila und abietina, und bei Campa- nularien im Grunde der Polypenzelle eine Scheidewand beob- achtet, auf welcher der Polyp ruhet und durch ein in ihr befindliches Loch mit dem Stamme in Verbindung steht. Er vermuthet, dafs sie der ganzen Familie eigen sei. Interes- sant ist die bereits von Ellis gemachte Beobachtung, daß sich zuweilen die Eier in den sogenannten Eierkapseln an der Säule selbst nacheinander zu Polypen entwickeln, dann aber, wenn sie sich nicht lostrennen, bis auf ein schwaches Rudi- ment resorbirt werden. L’s Beobachtungen an Zellenpoly- pen schildern die Organisation der Flustern und stimmen mit denen von Grant vollkommen überein. Die Thiere von Cel- lularia sind nicht verschieden; dasselbe gilt auch von Seria- laria lendigera, Anguinaria anguina und Tibiana, so dafs alle diese Polypengattungen den Bryozoen angehören. Eine neue Gattung wird beschrieben, aber nicht benannt. Innere Strömungen, wie bei den Sertularinen, wurden durchaus nicht beobachtet. Dalzell’s Beobachtungen (Jameson New Edinb. Phil. Journ. Vol. XVII. p. 411.) betreffen die Fortpflanzung meh- rerer Polypen. Er beobachtete eine 2 Zoll lange, neue Art Hydra (H. tuba); sie pflanzte sich durch Knospen fort, die sich bei annähernder Reife lostrennten. Ein Individuum hatte in 13 Monaten 83 Abkömmlinge. Bei Tubularia indivisa fal- len die traubenförmig aufsen am Kopfe sitzenden reifen Eier (?) ab; bald wachsen ihre Hervorragungen zu Fühlern aus, auf denen sich das wachsende Thier, wie auf Fülsen, erhebt und mit aufwärts gekehrtem Leibe der Bewegung fähig ist, bis es seinen Ort gewählt hat, und nun die Fühler nach oben rich- tend sich umkehrt. Es ist dann auf einen vom Untertheile des Körpers entspringenden Vorsprung gestützt, der sich fort- schreitend zum Stamme verlängert. Der leicht abfallende Kopf (Polyp) wird regenerirt, aber mit Abnahme der Füh- Nahrung herzustammen, andre von der Auflösung resorbirter Theile“ u. 5. w. Ueber die Ursache dieser strömenden Bewegung konnte er sich keine genügende Erklärung verschaffen. 306 lerzahl; selbst der dieht über der Wurzet abgeschnittene Stamm treibt einen neuen; und man kann künstlich durch Schnitte an einem Stamme ihre Zahl auf 22 bringen. — Von Ser- tularinen erwähnt L. eine neue Art von 3 Fuls Höhe, Sertu- laria uber. Die anfangs rundlichen, später elliptischen und prismatischen Eier der Sertularien sieht er, weil sie mit an- scheinend freier Bewegung aus der Eierkapsel herausschlüpfen und sich munter umhertummeln, für eine planarienartige un- beschriebene Thiergattung (Planula) an (!). Nach einigen Tagen wird ihre Bewegung langsamer, sie setzen sich als kreisförmige Flecken an; aus diesen erhebt sich eine stumpfe dornförmige Verlängerung, welche, zu einer Zelle anschwel- lend, bald den Polypen entfaltet. Zuweilen bricht dieser Primitivfleck in Zertheilungen, gleich Wurzeln, aus; er ver- dünnt sich nach und nach und verschwindet zuletzt. Im Wesentlichen bestätigt sich also Grant’s frühere Angabe. Auch die Beobachtungen an Flustra carbasea bestäligen und ergänzen die Entdeckungen desselben Naturforschers (Edinb. new philol. Journ. Juny 1827). Einige der Zellen sah D. von großsen hellgelben, fast kugelförmigen gewimperten Thier- chen eingenommen, welche diese bald verliefsen, zuerst mun- ter umherschwammen, dann in einigen Tagen bewegungslos wurden und sich zu einem gelben Kerne mit hellem Rande umgestalteten. Dieser nahm in weiterer Ausbreitung eine Weberschiff- (shuttle) oder Pantoffel- (slipper) förmige Ge- stalt an, und wurde zu einer einzigen Zelle, welche nachher einen Polypen entwickelte, aber nicht, wie der ganze laub- förmige Polypenstock senkrecht steht, sondern horizontal liegt, und so dessen Basis bildet. Ein Ende der Zelle erhebt sich dann senkrecht, worin sich eine zweite Zelle mit ihren Po- lypen im reeliten Winkel auf der ersten entwickelt. Indes- sen stirbt die erste ab, während eine dritte Zelle zur Seite der zweiten die Basis für das weitere Wachsthum darbietet. Von grofsem Interesse ist die Beobachtung der Cristatella mi- rabilis (wenn nicht ein späterer Zustand), vielleicht von Rö- sel’s Cristatella specifisch verschieden. 100—300 Polypen entspringen in dreifacher Reihe innerhalb des Randes eines ° 307 ovalen, flachgedrückten, 6— 24" langen Körpers, von weicher Consistenz und schön grüner Farbe. 20 — 30 hartschalige, von einer Reihe vorstehender doppelter Haken umgürtete Eier scheinen durch die grüne Masse hindurch, mögen, wenn das Thier kräftig ist, entschlüpfen, werden aber gegen Ende des Herbstes bei seinem Zergehen frei. In 5—6 Monaten klaf- fen sie auf und entleeren einen Polypen, der, um Nahrung zu schöpfen, mit dem Kopfe abwärts auf dem Wasser treibt. Später erscheint ein zweiter an seiner Seite, dann ein drit- ter und sofort, bis die gemeinsame Basis unverhältnifsmäßsig breit wird. Die kleinen birnförmigen Thiere (Polypen?), welche den Barten der Wallfische in Menge ansitzen, aus denen Roussel de Vauzeme (Ann. des Sc. natur. Zool. I. p. 331., daraus in Froriep’s Notiz. Bd. 43. Nr. 1. p. 5.) die Galtung Piro- Iina (P. ceti) bildet, bedürfen noch einer genaueren’ Unter- suchung, bevor sie im Systeme einen Platz erhalten können. Jedenfalls ist es dankenswerth, dafs der Verf. künftige Beob- ‘ achter auf ihr Vorhandensein aufmerksam machte. Zur Klasse der Echinodermen ist noch hinzuzufügen, dafs Meyen (Reise um die Erde Bd. I. p. 222.) 2 neue Aste- rien (Asterias aurantiaca und gelatinosa) aufgestellt hat. Bei der ersteren mufs der Name geändert werden, da dieser be- reits früher einer bekannten Art des Mittelmeeres beigelegt ist; ich nenne sie deshalb A. Meyenü. Beide, so wie die prächtige A. Helianthus, finden sich an der Küste von Val- paraiso ’). 6. Mollusken. Die Klasse der Mollusken hat zahlreiche Bearbeiter ge- fanden, und viele Zusätze, viele Berichtigungen erhalten. 1) A. Meyenii. A. radis quinis longis conieis acuminatis dorso convexis, superficie granulata colore aurantiaco tincta. A. gelatinosa. A. substantia mucosa gelalinosa, radüs sex Dlanis acuminatis, superficie verrucis magnis conicis colore auran- tiaco tinctis et in lineas subregulares positis obtecta. . 308 L. €. Kiener’s Species general et Iconographie des Coquil- les vivantes. Paris 1834. gr. 8. Eine der erfreulichsten Er- scheinungen im Felde der systematischen Zoologie. Wer ir- gend mit Bestimmung von Conchylien zu thun hatte, wird aus Erfahrung wissen, wie nöthig ein sämmtliche Arten dar- stellendes Kupferwerk ist. Viele Arten Lamark’s u. A. konnte man, da sie sich auf keine Abbildungen bezogen, we- gen Unzulänglichkeit der Diagnosen gar nicht oder kaum mit Sicherheit bestimmen. Der Verf., welcher der Sammlung des Herzogs von Massena, der die Lamark’sche einverleibt ist, vorsteht, ist dadureh im Stande, Lamark’s Exemplare zu vergleichen, und benutzte aulser dieser und Massena’s Samm- lung noch die des Pariser Museums, so dafs er vor Allen fähig sein möchte, etwas Gediegenes zu leisten. Das Werk ist auf 10 Bände, deren jeder in etwa 15 Lieferungen erscheinen soll, berechnet (jede Lieferung 6 Fr.). Neun Lieferungen sind erschienen, enthaltend die Monographien der Gattungen Thra- cia, Marginella, Harpa, Buccinum, Pyramidella, Tornatella und die Kupfer von Eburna und Cassis. Die in Kupfer ge- stochenen und sauber colorirten Abbildungen zeichnen sich durch Eleganz und Treue aus. Jeder Gattung ist die Abbil- dung des Thieres beigefügt. Jede Art ist mit Diagnose und ausführlicher Beschreibung begleitet. Möchte einem so nütz- lichen Unternehmen die nöthige Theilnahme des Publikums nicht fehlen! Roflsmälsler Diagnoses Conchyliorum terrestrium et flu- vialilium. Heft 1 und 2. Dresden und Leipzig (in Commis- sion der Arnoldschen Buchhandlung). „edes Heft enthält die Diagnose und kurze Beschreibung von 20 Arten Land- und Sülswasserconchylien, die der Verf. in kleinen Sammlungen käuflich ausbietet. (20 Spec. kosten 3 Thaler.) Der beson- ders käufliche Text wird durch manche kritische ‘Bemerkun- gen jedem Conchyliologen interessant. H.C. Küster Icones Molluscorum et Teslaceorum. Ab- bildungen der Mollusken und ihrer Schalen. 1. Abth. 1. Lief. mit 6 col. Kpftafeln. gr. 4. Nürnberg b. Lechner. — ist mir nicht zu Gesichte gekommen. Eben | 309 Eben so wenig: Swainson Exotie Conchology, or figu- res and descriptions of rare beautiful, or undescribed shells. Pars I. mit 8 Kpf. in 4to. a. Acephala nuda s. Tunicata. Ueber eine neue Gattung aggregirter Aseidien, die pas- send Perophora heilsen könnte, hat Lister (Philos. Trans- act. 1834. P. II. p. 378.) wichtige Beobachtungen mitgetheilt. Jedes der seitlich zusammengedrückten, taschenförmigen Thiere wird von.einem Stiele getragen, welcher von einem gemein- samen kriechenden Stamme entspringt. Am unteren Theile des Kiemensackes sieht man linker Seits das Herz, rechts die Verdauungsorgane. Der Kiemensack wäre nach L. von 4 Rei- hen ovaler, am Rande mit vibrirenden Cilien. besetzter Lö- cher (spiracula) durchbohrt (?), welche dem Wasser in den Mantelraum durchzuireten gestaiteten, um durch die After- röhre auszufliefsen. Was mit dem Wasser an nahrhaften Thei- len in den Kiemensack eingeführt wird, treibt in horizontaler Richtung zwischen den Reihen der Spirakeln gegen die Vor- derseite der Kiemenhöhle und von hier mit einem senkrechten Haupistrome abwärts in den Schlund, welcher es ohne Schluck- bewegung in den Magen hinabführt. Eine durch den ganzen Familienstamm sich erstreckende Bluteireulation verbindet alle Individuen; man kann nicht umhin, in'ihr die Säftebewegung der Sertularinen in höherer Potenzirung wieder zu finden. Was dort, wie in den Pflanzen, auf anscheinend unmittelbare Weise vor sich geht, wird hier durch die Pulsation der individuellen Herzen vermittelt. Zwei gesonderte Blutströme, von denen der eine auf-, der andere absteigt, sind gleichzeitig im Stamme und den Stielen der Thierindividuen sichtbar. Der im Stiele aufwärtssteigende Strom führt die Blutmasse in das Herz ein, welches sie theils in der Kiemenhöhle, theils zu dem Mantel und den Eingeweiden verbreitet; worauf sie im abwärtsstei- genden Sirome in den Stamm zurückkehrt, um in andern Thieren der Familie zu eirculiren. Hat diese Circulation eine Zeitlang gedauert, so werden die Pulsationen matter, die Strö- mung wird langsamer; plötzlich giebt das Herz den entgegen- I. Jahrg. 21 310 gesetzten Impuls; der Kanal im Stiele, welcher früher das Blut einführte, führt es nun zurück und umgekehrt, und jede Arterie wird zur Vene; es findet also hier eine ähnliche Um- kehrung des Kreislaufes statt, wie sie Kuhl und van Has- selt und Meyen bei Salpen beobachteten. Sie möchte viel- leicht der ganzen Ordnung der Tunicata eigen sein, wurde jedoch bei Polyelinum, von welchem Verf. an demselben Orte handelt, von ihm nicht wahrgenommen. Zwei neue Aplidien (Aplidium fallax u. A. nutans) hal George Johnston (Loudon’s Magazine of Natural History. 1834. p. 15.) beschrieben. Beide finden sich an der Küste Englands (Berwick Bay). Von Ascidia papillosa Gmel. hat Rang in Guerin’s Mag. d. Zool. 1834. livr. I. V. t. 49 eine Abbildung geliefert. Von grofsem Interesse sind die Beobachtungen Meyen’s über die Lichterscheinung der Pyrosomen. (Ueber das Leuch- ten des Meeres Act. Acad. Leop. Nat. Cur. Vol. XVI. Suppl. p. 151. und Reise um die Erde III. Zoolog. Bericht p. 275.) Das Licht ist sehr lebhaft und von grünlich - blauer Farbe, von dem Lichte aller übrigen leuchtenden Thiere auflallend verschieden. Eingefangen und in einem großen Gefälse mit Wasser schwimmend leuchten sie nicht; beginnen aber, wenn man sie berührt. Das Licht tritt zuerst an einem dunkeln fast kegelförmigen Körper !) im Innern eines jeden einzelnen Thieres als ganz feine Funken hervor, die einige Augenblicke vereinzelt bleiben, dann aber in einander über flielsen, so dafs nun der ganze Thierstock leuchtet. Falst man ein Pyrosom an beiden Enden, so treten die Lichtfunken zuerst an den Enden auf, und erscheinen zuletzt in der Mitte. Eben so wie («las Leuchten beginnt, erlischt es auch wieder, es löst sich ‚in leuchtende Punkte auf, die endlich verschwinden. 1) Der Angabe nach kann M. unter dem Leuchtorgane nur das- selbe Organ verstanden haben, was Savigny, — wie es scheint, nicht eben glücklich — für Leber deutete. M. sicht übrigens die Kiemensack- öffnungen der einzelnen Thierindividuen für die After-, die Afteröffnung für den Mund an, was nicht irre leiten darf. 311 Bewegung des Wassers ruft das Leuchten hervor; ist die Le- bendigkeit des Thierstockes im Erlöschen, so sind schon stär- kere Reize erforderlich. Zuletzt muls man das Pyrosom in den Händen reiben. Bricht man ein Stückchen ab, so hört nicht nur in diesem augenblicklich das Leuchten auf, sondern nimmt auch am Ganzen von der Bruchfläche schnell nach dem andern Ende ab. — Im Innern der Substanz dicht unter der Oberfläche des ganzen Thierstockes verläuft ein vielfach sternförmig verzweigtes Gefälssystem, das in der Nähe des Leuchtorganes die doppelte Anzahl von Aestchen zeigt. M. fragt, ob in diesem Netze, als der Verbindungskette, die ‚Ur- sache liege, dals bei Durchbrechung des Thierstockes das Leuchten sogleich aufhöre. Jedenfalls mufs der Zusammen- hang der einzelnen Thiere unter sich inniger sein, als bei an- dern durch Prolification aggregirten Thieren (z. B. Polypen). Schon der vom Verf. erwähnte Umstand, dafs die Pyroso- men, so wie sie mit dem Netze berührt werden, sich sogleich senken und zu leuchten aufhören, sprieht dafür. Ueber das Leuchten der Salpen s. Meyen über das Leuchten des Meeres. Reise‘ um die Erde. Band III. Zool. Bericht p. 258. (Nov. Act. Acad. Leop. Vol. XVI. Suppl. p- 134.) und p. 267 (143). Sie haben ein bläulich- weilses, mattes Licht, welches, da sie gewöhnlich in großser Anzahl vorkommen, ganze Strecken des Wassers erleuchtet. Das Leuelten rührt nicht von einem eigenen Organe her, sondern, wie bei den Medusen, von der Oxydation des Schleimes, mit welchem sie ganz oder zum Theil überzogen sind. Selbst der Schleim, welcher die Exeremente einer Salpe einhüllte, ver- ursachte gleich nach dem Hervoriritte derselben eine matte Phosphorescenz. Durch Abwischen dieses Schleimes kann man auf einige Zeit das Leuchten aufheben (p. 264. 140.). Wäscht man ihn mit Wasser ab, so leuchtet dieses eine Zeit- lang, wenn es geschüttelt wird. Vergl. Bennet’s Beobachtg. mitgeth. in Froriep’s Notizen. Bd. 43. p. 9. b. Acephala testacea s. Conchifera. Höchst wichtig ist die genaue Kenntnifs des Thieres von 21* 312 Clavagella, welche wir Owen’s Talente verdanken. Er theilte eine Abhandlung über ihre Anatomie der Zoological Society mit (s. Proc. of the Zool. Soc. 1834. p. 111. im kurzen Aus- zuge), welche in deren Transactions mit Abbildung erschei- nen wird !). Das Thier ist weit kürzer als Aspergillum, mit grolser Entwicklung in die Breite; statt der kleinen rudimen- tären Schalen, welche bei jenem in die Kalkröhre eingebet- tet sind, finden sich hier sehr entwickelte. von denen die eine (linke) an die Wand der Wohnung festgeheftet, die an- dere aber frei ist, so dafs sie durch einen kräftigen Muskel- apparat das Wasser gewaltsam aus der Kiemenhöhle zu ent- leeren vermag, und wahrscheinlich auch bei Aushöhlung der Wohnung hilft. Die Gestalt des Thieres ist unregelmäfsig viereckig; es läuft hinten in eine, innen durch eine Scheide- wand getheilte Röhre aus. Der Mantel ist ganz geschlossen, vorn mit einem kleinen Schlitze zum Durchtritte des rudi- mentären Fulses. Die innere Organisation stimmt im Wesent- lichen mit der der übrigen Bivalven überein. Broderip hat über die ihm bekannten Arten jener Gat- tung in derselben Gesellschaft einen Vortrag gehalten (Pro- ceed. 1834. p. 115.) und 3 neue Arten unterschieden (s. An- hang). Er hat sich überzeugt, dafs obwohl die eine Valve immer in der Wandung der harten umgebenden Substanz be- festigt ist, die Röhre sieh nieht notihwendig in eine vollsiän- dige kalkige Keule fortzusetzen braucht, wonach der von La- marck gegebene Genuscharakter zu berichtigen sein möchte. Die fixirte Valve setzt sich in allen Arten in die Kalkröhre fort. Bei Cl. lata lagen die perforirten Kalkplatten nicht fern von dem Eingange der Röhre, jederseits eine; bei Cl. elon- gata war die perforirte Plalte einzeln und safs an dem vor- deren gröfseren Ende der eiförmigen Kammer, und zwar bei dem kleineren Exemplare seitlich der vorderen Bauchkante der fixirten Schale angefügt, bei dem größeren weit davon 1) Aus dieser, welche Ref. durch die Güte des Herrn Geh. Raths Lichtenstein vor ihrem Erscheinen benutzen konnte, ist am Schlusse des Berichtes ein erschöpfender Auszug mitgetheilt. 313 ‚entfernt. Bei allen Exemplaren war die vordere Kante der fixirten Valve von der nackten Wandung der Kammer um- geben. Br. vermuthet, dafs die Clavagella in früher Jugend frei umherschwimme, bis sie in eine ihr passende Höhle ge- lange, sich dann mit einer Schale anhefte, und damit fort- fahre, die Kalkröhre um ihren Sipho abzusondern, die Kam- mer nach ihren Bedürfnissen zu erweitern, und die durch- löcherte Kalkplatte abzusetzen, welche dazu diene, dem Was- ser zu dem noch zu bearbeitenden Theile der Kammer Einlafßs zu gewähren. Die Aushöhlung könne von ihr nicht blofs durch mechanische Reibung bewerkstelligt werden, sondern durch ein auflösendes Secret von bedeutender Schärfe, da es auf Substanzen wie kieseligen und kalkigen Sandstein (grit), Ko- rallenriff u. s. w. einwirke !). Auch Thompson (Zond. and Edinb. Philos. Mag. 1835. Jan. p. 55., mitgetheilt in d. Ro- yal Soc. im Jun. 34.) schreibt die glatte runde Endigung der Zelle des Bohrwurmes (Teredo) einem mittelst dem Rüssel (Fuls?) angebrachten Auflösungsmittel zu und glaubt, dafs die Zelle durch die Wirkung der Schale nur erweitert werde. Nach T. fehlt Teredo keinesweges an der britischen Küste. Einzelne Individuen erreichen eine Länge von 21 F. (!) Zwei nicht minder interessante Beschreibungen von Mu- schelthieren haben wir von französischen Naturforschern er- halten, nämlich die der Gattung Gnathodon von Rang (Nouv. Ann. d. Mus. III. p. 217.) und der Gattung Etheria von Rang und Caillaud (Now. Ann. d. Mus. III. p. 141.). Bedürfte es heutiges Tages noch eines Beweises, wie durch- aus nothwendig die Kenntnifs des Thieres für die systema- tische Stellung der Muschel ist, so würde die Gattung Ethe- ria einen der entschiedensten liefern. Wegen der unregel- mälsigen Gestalt der Schale, die sich mit einer Hälfte fest- 1) Dafür, dafs ein solches Auflösungsmittel erweichend auf die Wandungen der Höhle einwirkt, möchte auch der Umstand sprechen, dafs bei der Clavagella elongata die Wandung der Korallen-Kammer, an welcher die freie Valve ruhte, einen genauen Abdruck von den Rau- higkeiten derselben zeigte, als ob sie in Wachs abgedruckt wäre. Herausg. 314 heftet, wurde sie seit Lamarck von allen Naturforschern in die Familie der Chamaceen gestellt. Die Untersuchung des Thieres zeigt, dals sie dieser ganz fremd ist. Es ist von variabler Gestalt, doch immer länger, als hoch; der Mantel sehr weit, angeheflet, an seiner vordern und untern Seite mit einem von dem vordern zum hintern Schliefsmuskel reichen- den Schlitze für Kiemenhöhle und Fuls geöffnet; die dem Af- ter entsprechende kleine Oeflnung hinter dem hinteren Sehliefs- muskel liegt fast am Rücken; die Kiemenhöhle ist von der Afterhöhle durch eine schmale Scheidewand geschieden. Die Mundanhänge grols, halbzirkelförmig; die Kiemenblätter sind halbmondförmig, starkgestreift. Obwohl diese Thiere gruppen- weis an die Felsen der Flüsse mit einer Schale festgeheftet leben, ist doch ihr Fufs äufserst entwickelt, oblong, schief. Das Thier ist daher dem der Najaden (Submytilaceen) sehr ähnlich, entfernt sich aber darin, dafs es.bei ihm nicht ein- mal zu der unvollkommenen Athemröhren-Bildung kommt, welche jener Familie und den Mytilaceen eigen ist. Da letztere sich durch einen Byssus anheften, die Najaden ganz frei leben, so wollen die Verf. aus Eiheria eine eigene Familie (Subostracea) bilden, was kaum nöthig scheint. Sie unterscheiden mit Ferussae nur 3 Arten: 1) E. Lamarckii Fer. (E. elliptica und trigonula Lam.). 2) E. Caillaudi Fer. (Varietät davon ist E. tubifera Sow.). 3) E. plumbea (E. semilunata und transversa Lam.). E. Carteroni ist nur Varietät. @nathodon gehört nach Rang’s Untersuchung in die Familie der Conchacea Blainv. zwischen Cyclas und Galathea; mit letzterer stimmt sie besonders in der Bildung der Kie- men, deren sich jederseits 3 finden, in der des fast vierecki- gen Fußses und in den Mundlappen, deren obere dem Man- tel, die unteren dem Körper anhängen, überein. Der Schlitz für den Durehtritt des Fulßses nimmt zwei Drittheile der Bauchseite ein. Athem- und Afterröhre sind nur kurz; von der Athemröhre verläuft eine schmale Hautleiste längs der innern Wand eines jeden Mantellappens. Höchst merkwürdig ist, dafs die oberen Mantelränder in einer dünnen Hautplatte 315 -sich vereinigen, welche alle Vorsprünge und Vertiefungen des Schlosses auskleidet. Sie ist von 2 Oefinungen durchbohrt, deren vordere den vorderen Schlofszähnen, die hintere dem Ligamente den Durchtritt gestattet. Aufserdem finden sich an ihr jederseits 2 fadenförmige Anhänge. Dieser Einrich- tung des oberen Mantelrandes schreibt R. das genaue Inein- andergreifen und den Glanz des Schlosses zu. Interessant ist noch, dafs die bis jetzt einzige Art sich im See Ponchartrain (westl. Florida) findet, welcher je nach Vorherrschen des einen oder andern Windes, wegen. Communication mit der See, bald salziges, bald sülses Wasser enthält. F. Held beobachtete, daß auch die Galtung Pisidium, wie Cyclas, lebendig gebärend ist. Bei P. obliguum traf er einige Male zu Ende Septembers und in P. fontinale um die Mitte Mai’s 5—6 anschnliche, schmalgedrückte, weilse Eın- bryonen von verschiedener Grölse an. Isis 1834. p. 1000. Ueber die Perlfischerei an der Nord- Westküste von Ceylon hat Capt. James Steuart in den Transact. of the Royal Asialic Soc. of Great Britain and Ireland Vol. III. P. III. p. 452. einen lesenswerthen Aufsatz mitgetheilt. Bei ihrem ersten Erscheinen sieht man die Perlmuscheln in un- geheuren Haufen wie Fischlaich auf der See treiben, bis die zunehmende Gröfse sie zu Boden sinken läfst; dann heften sie sich an Felsen, Korallen u. s. w. mittelst eines Bartes (Byssus) an, oder hängen in Haufen an einander. Nach etwa 6 Wochen haben sie die Größse eines Schillings. Starke Stürme und Strömungen sind ihrer Entwicklung nachtheilig. Die besten Bänke von Arippo haben 54—7 Faden Tiefe und sind gegen West- und Südwestwind durch einen Kamm von Sand und Korallen geschülzt. Erfahrene Taucher geben ihr Alter auf 64 Jahr an. Die besten Perlen findet man gewöhn- lich in den Sleischigen Theilen des Thieres nahe am Schlosse, aber auch in allen Theilen desselben und an die Schale an- geheflet. Man traf schon 67 Perlen von verschiedener Gröfse in einer Muschel. Bei den schmackhaftesten finden sie sich selten. Durchsehnitien zeigen die Perlen, dals sie wie die Zwiebelu aus verschiedenen Lagen bestehen. — Fischerboote, 316 Bemannung u. dgl. werden dann genau angegeben. Die Tauch- zeit fällt zwischen halb 6 Uhr und Mittag. Ein einziger Tau- cher kann täglich 1—4000 Muscheln auflesen, dabei bleiben sie selten eine Minute, gewöhnlich nur 53—57 Sekunden un- ter Wasser. Die Perlfischerei in Arippo findet im März statt, wenn der NO-Monzoon aufgehört und bevor der SW-Mon- zoon angefangen hat. Mit Beschreibungen neuer Arten sind wir, besonders von England aus, reichlich versehen worden. Hier die Uebersicht derselben. Die Diagnosen sollen in einem Anhange gegeben werden: Ueber Pholas. Sowerby. Proc. of the Zool. Soc. 1834. p. 68 fg. Beschrieben werden: Ph. eruciger(a), chiloensis var. parva, subtruncala, calva Gray, calva var. nana, acuminata, melanura, tubifera, quadra var., curta, cornea. Der Verfasser empfiehlt den Ansatz accessorischer Schalstücke und deren Wachsthum sorgfältig zu studiren, und macht auf die bedeutende Gröfsenverschiedenheit bei den Individuen aufıuerksam; es gäbe ganz junge Individuen von 2” Länge und vollkommen ausgebildete, kaum länger als einen halben Zoll. Besonders gälte dies von Ph. papy- racea, deren Junge von Turton Ph. lamellosa genannt seien. Bei Ph. calva Gray ist die in der Jugend so ausgezeichnet weite vordere Bauchöffnung bei ausgewachsenen Exemplaren vollständig geschlossen, auch das enorme accessorische Schalstück, welches die Wirbel bedeckt und sich weit über den vorderen Rückentheil der Schale ausbreitet, ist ein im Alter gebildeter Zusatz. Von einem in thonigen Kalkstein eingebohrten Exemplare der Ph. acuminata glaubt der Verf., dafs es durch einen chemischen Procels einen Theil der Steinmasse absorbirt und an der oberen WVandung der Höhle wieder abgesetzt habe. Gastrochaena ovata, truncata, brevis, rugulosa, hya- lina, sämmtlich aus der Südsee, aufgestellt von Sowerby Pro- ced. of the Zool, Soc. 1834. p. 21. Lyonsia picta, brevifrons; Anatina prismatica, co- stata; Periploma lenticularis, planiuscula; von Dem- selben ib. p. 87 fg. Mesodesma Jauresii v. de Joannis Gucr. Magaz. de Zool. 1834. livr. 3. V. t. 54. Saxicava tenuis, purpurascens, solida. Sowerby Proc. of the Zool. Soc. 1834. p. 88. Petricola elliptica, oblonga, solida, discors, concinna, denticulata, abbreviata, rugosa, tenuis, robusta, ’ 317 amygdalina, sämmtlich dem indischen Ocean angehörig, von Sowerby Proc. Z. $. 1834. p. 46 fg: Venus rosalina. Rang. Guer. Mag. 1834. livr. I. V. t. 42. Unio Novae Hollandiae. Gray. Proc. Z. $. 1834. p. 57. Unio pianensis. Jarines Description de trois especes nou- velles de coquilles vivantes du departement des Pyrenees orien- tales par Farines. Perpignan 1834. accomp. d’une planche lith. mitgetheilt Ann. des Sc. nat. Zool. II. p. 118. Anodonta corpulenta. Cooper in Schooleraft Narrative of an expedition through the Upper Missisippi et. New York 1834. 8. Anodon(ta) Parishii, penicillatus, porcifer (aus den Flüssen von Paraguay). @ray Proc. Zool. Soc. 1834. p. 57. Mytilus subsaxatilis. Williamson Loudon’s Magaz. of Natural. History ete. July. p. 353. c. icone. Crenatula Travisii. Turton ib. p. 350. c. icone. Pecten indicus. Deshkayes in Belanger Voyage. Zool. p. 410. t. III. f. 5 j 3 2 Ehe ac echinata. Sowerby Proc. Z. 8. p. TA; en: New fresh Water Shells of the United States with colored illustrations and a Monograph of the genus An- eulotus of Say; also a Synopsis of the American Naiades. Philadelphia 1834. 12. c. tab. und J. Lea Observations on the Genus Unio together with de- scriptions of new genera and species in the families Naiades, Conchae, Colemaceae, Lymneanae, Melanianae and Peristo- meanae — sind mir nicht zu Gesichte gekommen. ec. Brachiopoda. 7 neue Arten von Brachiopoden aus den Gattungen Te- rebratula, Orbicula und Lingula hat Broderip in den Trans- act. of Ihe Zool. Soc. of London. Vol. I. P. 2. p. 141. be- schrieben und abgebildet (früher bereits gegeben in den Pro- ceedings of the Zool. Soc. 1833. p. 124. s. den Anhang zum Jahresberichie). Wichtiger ist die Ireffliche Anatomie dieser Gattungen, mit welcher R. Owen die Wissenschaft bereichert hat (ebend. p. 145 fg. mit Abbildung der Schalen und Ana- tomie tab. 23. 24. und Proceed. of the Zool. Soc. 1. c. Lond. and Edinb. Philos. Magaz. Aus letzterem übers. Froriep’s Notiz. Bd. #1. Nr. 3.). Die Gattungen Terebratula und Or- bicula unterscheiden sich von Lingul« durch den Mangel 318 wahrer, au der Innenseite der Mantellappen sitzender Kiemen. Statt deren sind die gefälsreichen Mantellappen zu. Respirationsorganen geworden. Ihre verdickten Rän- der sind bei Terebratula in bestimmten Abständen gefaltet und hier mit vorstehenden Cilien besetzt, aulserdem mit sehr fei- nen, nur bei Vergrölserung wahrnehmbaren Wimpern gefranzt. Ringsum am Mantelrande verläuft ein Kanal, von welchem die starken Längsgefälse entspringen, deren die der perforirten Schale entsprechende Mantelhälfte 4, die andere 2 zeigt; sie scheinen Kiemenvenen zu sein und den beiden neben der Le- ber liegenden Herzen das Blut zuzuführen. Sie sind in ih- rem Verlaufe von weit zarteren Gefälsen begleitet, wahrschein- lich den Kiemenarterien. Die Eingeweide nehmen nur einen kleinen Raum neben dem Schlosse ein. Der gefaltete, aller Kauorgane beraubte Mund führt in einen häutigen von der grünen follicularen Leber umgebenen Magen. Bei mehr fla- chen Arten fand O., dafs das in ihnen entwickelte Kalkge- rüst, zwischen dessen Biegungen zum Schutze der Eingeweide eine derbe Membran ausgespannt ist, einige Elästieität be- sitzt und durch Einwirkung der an ihm befestigten musku- lösen Armstämme in seinem umgebogenen Theile eonvex ge- uug werden kann, um gegen die durehbohrie Schale zu drük- ken und sie von der entgegengesetzten zu entfernen. Er sieht darin einen Ersatz für den Mangel jener Dicke der Arme, welche Lingula befähigt, ittelst derselben die Schale zu öfl- nen !). Die innere Organisation von Orbicula ist im We- 1) Bei T. psittacea ist jenes Kalkskelet auf kleine Fortsätze redu- eirt, von welchen die sonst ganz freien, in ihrem Stamme viel musku- löseren Arme entspringen. Die Stämme derselben, bis zum Ende hohl, sind mit Flüssigkeit erfüllt, welche, wenn die in 6—7 Spiralwindungen aufgerollten Arme entfaltet und vorgestreckt werden sollen, ‘ durch die spiralförmigen Muskelfasern ihrer Kanalwandung gewaltsam bis zum Ende des Armes fortgetrieben wird und ihn so entfaltet. Bei 7. rubicunda Sow. ist bei Mangel jenes Kalkgerüstes das gegabelte Ende des mittleren Leistenvorsprunges der inperforirten Schale zu einer bedeutenden Grölse entwickelt. Die Gabelenden können einander etwas genähert und von einander entfernt werden, und so denselben Zweck wie das Gerüst der normalen Terebrateln erfüllen. 319 sentlichen dieselbe. Bei beiden Gattungen, auch bei Lingula, wo sie Cuvier zu finden glaubte, fehlen die Speicheldrüsen, wie bei den übrigen Acephalen. — Eine ausgezeichnete Mono- graphie von Terebratula, mit musterhafter Beschreibung der fossilen Arten und Betrachtungen über die Natur der Tere- brateln und ihre Beziehung zu den übrigen Brachiopoden, hat Leopold v. Buch geliefert (Ueber die Terebrateln, mit einem Versuche, sie zu elassificiren und zu beschreiben. Eine in der Akademie der Wissenschaften gelesene Abhandlung. Berlin. 1834. 4. mit 3 lith. Tafeln.). Leider war es dem Ver- fasser bei dieser Arbeit nieht vergönnt, das Thier selbst zu untersuchen; daher denn auch Manches, was er über die Or- ganisation desselben (nach Analogie von Lingula) sagt, in Owen’s bald darauf publieirter Anatomie dieser Gattung seine Widerlegung findet. So will Verf. die Terebrateln als 2 In- dividuen betrachten, „welche, wenn auch in verschiedenen Wohnungen, dennoch sich zu einer gemeinschaftlichen Haus- haltung vereinigt, und der Bequemlichkeit wegen, diese Haus- haltung zwischen ihren beiden Wohnungen unter ein gemein- schaftliches Dach gebracht haben.“ Diese Ansicht stützt sich auf die genaue Symmetrie der Schale, welche, theilte man sie mitten der Länge nach, in 2 genau übereinstimmende Hälften zerfallen würde, so wie auf die Anwesenheit zweier Herzen. Der Speisekanal verläuft indessen nicht mitten, wie der Verf. vermuthet, sondern so, dafs bei einer Längstheilung der linken Hälfte Magen und Leber, der rechten das Endtheil des Darm- kanals zufallen würde. Es ist daher der Dualismus hier nicht größser als bei jedem Wirbel- und Gliederthiere, und die Du- plieität des Herzens selbst bei den Acephalen nicht ohne Bei- spiel. Was v. B. als Abdruck der Ovarien auf innern Stein- kernen beschreibt und abbildet, sind Abdrücke der Mantel- gelfäße. Einige neue Bezeichnungen verdienen allgemeine An- nahme. So wird das, die Oeflnung des Schnabels verschlie- Ssende, deltaförmige Schalstück Deltidium, die dreieckige Fläche, welche vom Schlofsrande bis zum Schnabel aufsteigt, die Area genannt. Das Deltidium heifst umfassend, wenn es nicht blofs die untere Seite ‚der Schnabelöffnung, 320 sondern auch die obere umgiebt, seetirend, wenn es nur einen kleinen Theil des Umfangs der Oeflnung bildet; diseret, wenn es bei jüngern Individuen aus 2 Stücken besteht, wo man dann im Alter noch eine Trennungslinie wahrnimmt. Der Verf. giebt auch eine tabellarische Eintheilung der Brachio- poden und Terebrateln, auf welche ich den Leser nur ver- weisen kann. d. Pteropoda. Eine schöne Abbildung von Cleodora Balantium nebst Be- schreibung giebt Rang in Guerin’s Magas. de Zool. 1834. livr. I. V. t. 44. e. Gasteropoda. Ueber die Eierhülsen der See-Schnecken und den Em- bryo hat Lund in den Annales des Scienc. naturelles 1834. Zoologie Bd. 1. p. 84 fg. eine sehr ausführliche, von Abbil- dungen begleitete Arbeit mitgetheilt. Er hat die verschiede- nen Formen der Eihülsen, die von älteren Naturforschern (z. B.Esper) für Polypen angesehen wurden, in eine systema- tische Ordnung gebracht. Bald bilden sie unregelmälsige, bald regelmäfsige Massen. In den unregelmäfsigen Massen sind die Eierhülsen bald eohärirend, d. h. über- einander geheftet (die gemeinste Form an den europ. Küsten), bald adhärirend, d. h. an einer gemeinsamen, andere Kör- per überziehenden Membran ansilzend. In beiden Gruppen öffnen sich die Hülsen bald durch eine Spalte am Rande bald durch eine runde, mit einem häutigen Deckel versehene Oeil- nung. Die adhärirenden gedeekelten Hülsen sitzen bald un- mittelbar mit ihrer Basis der Membran an (sessiles) (Esper Pflanzenth. t. XI. und XII.) bald mittelst eines Stieles, haben dann eine eiförmige (Ellis Corall. t. XXX. f. C.), oder becherförmige (Esp er Pflanzenth. t. III. von Fasciolaria Tulipa) oder trichterförmige Gestalt. Die regelmälsige Massen bildenden Eihülsen sind minder häufig. Entweder sind sie cohärirend, hängen unmittelbar zusammen, bilden entwe- der durch ihre Vereinigung einen eylindrischen, mit seinem 321 einen Ende festgehefteten Schlauch, in dessen innere Höhle die Zellen mit einem runden Deckel sich öffnen (tubiformes), oder sie sind adhärirend, d. h. sie sitzen einer gemein- samen Axe an, bald ringsum die Axe (sfrobiliformes ), bald an einer ihrer Seiten. In diesem Falle sind sie bald sitzend (vermiformes), bald gestielt. Letzteres ist der Fall bei Jan- thina. Der Verf. bestätigt hier Rang’s Angabe, dafs der räthselhafte schaumige Anhang am Fulse der Janthinen Eier- masse sei, nur sind die einzelnen Körperchen nicht Eier, son- dern Eierhülsen, deren jede eine ungeheure Menge von Eiern oder Jungen einschliefst. — Die Eierhülsen der Seeschnecken enthalten in einer früheren Periode eine weilse körnige Masse, die nur einen kleinen Theil der Hülse einnimmt, während eine schleimige, durchsichtige Substanz den übrigen Raum er- füllt; jedes der Körner (Eier) zeigt sich unter dem Mikro- skop als ein kugliger, wieder aus einer Menge von Körnern zusammengeseizter Körper, der in einen ungekörnten kurzen Hals sich verlängert. Später sind die Hülsen mit einer bräun- lich gelben Körnermasse erfüllt, deren jede einen dunkelen Fleck zeigt. Sie trennen sich nach und nach eines'nach dem andern von der Oberfläche der körnigen Masse los, und tum- meln sich mimter in der durchsichtigen Flüssigkeit der Hülse umher. Die schon von Grant an der concaven Seite dieser Embryonen beoabachteten Wimpern, durch deren Vibration sie jene Bewegung ausführen, hält L. für Rudimente der später in einer besondern Höhle eingeschlossenen Kiemenkämme. Er fand die Schale der Jungen, noch bevor sich der Deckel der Hülse öffnet, schon sehr entwickelt und reich an Kalk, und bezweifelt daher mit Recht, dafs das Seewasser, wie Grant meint, auf die Kalkablagerung in derselben Einfluls habe. «. Cirrobranchia. Guilding hat die Anatomie der Gitg. Dentalium von neuem bearbeitet (Transact. of the Linn. Soc. Vol. XV. P.1.). Das Organ, welches Deshayes, gewils richtiger, für die Leber ansieht, will er als Kieme ansprechen. 322 ?. Cyclobranchia. Patella Reynaudii. Deshayes in Belanger’s Voyage, p- 411. tab. IT. f. I1 und 12. Broderip hat ein neues Genus, Scutella, aufgestellt, Pro- ceed. of Zool. Soc. p. 47.: Testa ancyliformis, intus nitens. Apex posticus, medius, invo- lutus. Impressiones musculares duae, oblongo-ovatae, laterales. Apertura magna, ovata. Animal marinum. Die Gattung scheine unter die COyelobranchia zu gehören und zwischen Patella und Ancylus mitten inne zu stehen. Die beiden Muskeleindrücke innen an jeder Seite etwas unter der Spitze. Die Mündung gemeiniglich mit einem Rande umgeben. Die 3 Arten Se. erenulata , iride- scens, rosea wurden von.Cuming aus dem Ind. Ocean mitgebracht. Der Gattungsname kann, da er von Lamarck schon bei den Echi- nodermen vergeben ist, nicht beibehalten werden. z. Aspidobranchia (Scutibranches Cuv.). Die von Cuming mitgebrachten 29 neuen Arten von Fis- surella hat Sowerby in der Zool. Soc. beschrieben. ö. Ctenobranchia (Les Pertinibranches Cuv.). Von R. Owen ist die Anatomie der Calyptraceen bear- beitet und durch anatomische Untersuchungen der Calyptraea (Calypeopsis) Byronensis bereichert. (Vorläufige Nachricht dar- über geben die Proceedings of the Zool. Soc. p. 13., die Ab- handlung selbst erscheint in den Transactions. of the Zool. Soc. Vol. 1. 3. p. 207. mit Abbild. tab. 30.). Wie sich in der Form und Ausbildung der innern Schalenplatte bei den Untergattungen eine Stufenfolge nachweisen läfst, so giebt es auch hinsiehtlich der inneren Organisation Zwischenglieder zwischen Crepipatella und Calypeopsis, den beiden Extremen in Ausbildung des Respirations- und Bewegungsorganes, de- ren Entwickelung mit der Ausbildung der inneren Schalen- platte durchgehends in Beziehung steht. Die Kiemenhöhle, welche sich bei Calyptraea sinensis vom Nacken aus nur an der linken Seite des Körpers hinzieht, setzt bei Calypeopsis, wo die innere Platte napfförmig ist, ringsum bis zur rechten Seite fort. Der Fufs ist am Vorderrande mit zwei flügelförmi- gen Fortsätzen versehen und übrigens von bedeutender Dicke. 323 In Kopf, Mundbildung, Fühlern u. s. w. zeigt sich Ueber- einstimmung mit Orepidule und Calyptraea. Die Trennung des Geschlechtes ist hier besonders deutlich; die Zeugungs- organe werden genau beschrieben. Die innere Schalenplatte dieser den Uebergang von den Patellen zu den Spiralschnek- ken vermittelnden Familie sieht O. als die erste Spur einer Columella an, bestimmt die Eingeweide zu slützen und vom Fuße zu trennen. Sie wird von einer Falte oder Duplicatur des Mantels am Rücken abgesondert. Rüppel hat der London Zoological Society Exemplare und Beschreibung einer neuen Gattung Leptoconchus mit- getheilt. welche er in die Nähe von Janthina stellen zu müs- sen glaubt (s. unten). Die Thiere einiger bekannten Conchylien sind von de Joannis beschrieben und abgebildet. Viele neue Arten sind aufgestellt. Hier deren Uebersicht: Calyptraea — eine Menge neuer, von Cuming mitgebrachter Arten beschreibt Broderip Proc. of the Zool. Soc. 1834. p. 35 fg- (C. rudis, corrugata, varia, cepacea, cornea, radiata, imbricata, lignaria, tenuis, hispida, maculata, serrata, sordida, Unguis, Lichen, mamillaris, striata, conica, foliacea, dorsata, dilatata, strigata, Echinus, Hystrix, pallida, Lessoni, incurva, exca- vata, arenata, marginalis, Squama.) Crepidula (Crepipatella) nautiloides. Less. Ilustr. de Zool. Livr. 14. t. 42. Voluta Anna. Less. ibid. livr. 15. t. 44. Monographie von Marginella mit Abbildung des Thieres von Kie- ner l. © " Monographie von Terebra von Gray Proceed. of the Zool. Soc. 1834. p- 59. Viele neue Arten werden beschrieben; die bereits bekann- ten werden nur genannt. Conus algoensis, aulicus var. roseus, nussatella var. te- nuis, tendineus var. granulosus, luzonicus var., brun- neus Wood., pulchellus, Diadema, ferrugatus, rega- litatis. Beschrieben v. Sowerby Proc. of the Zool. Soc. p. 18.19. Das Thier von Rostellaria pes pelecani Lam. abgebildet von de Joannis in Guerin Mag. de Zool. 1834. livr. I. V. t. 41. (Kopf läuft in eine konische Schnauze aus, an deren Ende sich der runde Mund befindet; Rüssel fehlt; dagegen findet sich eine kleine mit Rauhigkeiten besetzte Zunge; die Augen liegen aufsen am Grunde 324 der borstenförmigen Fühler auf einer kleinen Erhöhung. Der dünne Mantel ist vorn am Rande lappig eingeschnitten. Der Fuls am Ende eines starken fleischigen Stieles.) Pleurotoma. P. Trevillianum, neue Art, aufgestellt von Tur- ton. Loudon Mag. of Natural History 1834. July. p. 350. — Pl. indica Deshayes in Belanger’s Voyage p. 422. tab. II. f.5. Fusus Turtoni, n. sp., aufgestellt von Bean in Loud. Magaz. of Natural, Hist. Oct. 1834. p. 493. — F. fenestratus Turt. ib. July. p. 350. — F. Pagoda Less. Illustr. d. Zool. livr. 14. tab. 40. Pyrula fulva. Deshayes. Belanger Voyag. p. 422. tab. II. f. 5. Von Fasciolaria tarentina hat Joannis das Thier beschrie- ben und abgebildet in @uerin Magas. de Zool. 1834. lier. I. V. ?t., 46. Mantelrand ganz ohne Lappen; Fufs kurz, oval, am Vor- dertheile mit einer horizontalen Furche. Augen aulsen an der Ba- sis der kurzen, flachgedrückt-konischen, innen am Grunde verwach- senen Fühler. Ein weit vorstreckbarer Rüssel. Eine weiche cylin- drische Zunge, fast von der Länge des Rüssels, ohne Rauhigkeiten, an ihren beiden Enden befestigt und an den Seiten mit einem leicht trennbaren Stilet von fast hornartiger Masse versehen. After, Eier- leiteröffnung rechts in der Kiemenhöhle. Kiemen ungleich, Ruthe lang, verlängert konisch, rechts oben am Halse. Ranella. R. margaritula n. sp. Deshayes in Belanger Voy. p. 424. t. III. f. 13—15. Das Thier von Columbella rustica, d et 2 bildet Joannis ab: Guerin Mag. d. Zool. 1834. livr. 3. V. t. 51. (ähnlich dem der Purpur-Arten, nähert sich in der Bildung des Sipho den Buccinis ; Augen aulsen an den Fühlern über deren Mitte; männliche Ruthe tritt aus dem Mantel hervor; Fuls vorn nicht. gelappt. Cassis. Das Thier von C. sulcosa hat Derselbe beschrieben und abgebildet Guer. Mag. d. Zool. 1834. livr. 1. V. t. 45. Es ist dem der Purpura nicht so ähnlich, wie man wolıl angiebt. Die Fühler sind anfangs ganz flach gedrückt; die Augen fast an ihrem Grunde; die grofse Ruthe schlägt sich tief in die Kiemenhöhle um; die Lippen verlängern sich beim Vortritt des Rüssels in eine kurze Röhre; der Fuls ist vorn nicht zweigelappt, sondern ganzrandig; das Operculum strahlenförmig gefurcht und dadurch am Rande ge- zähnt. | Harpa. H.rivoliana. Lesson. Illustr. d. Zool. lior. 12. £.56. (wird von Kiener, wohl mit vollem Rechte, für ein altes Individuum | der Harpa rosea Lam. angesprochen) — Monographie von Kie- | ner |. c, mit Abbildung des Thieres. Dolium. Das Thier von D. Galea. Joannis in Guer. Mag. d. Zool. 1834. livr. 3. V. t. 53. mit sehr umständlicher Beschreibung. Con- 325 " Concholepas peruviana abgebilder von Lesson Illustr. d. Zool. lior. 9. £. 27. mit umständlicher Beschreibung (copirt Isis 1834. Heft V. t. 11.) Purpura. 3 neue Arten beschreibt Deshayes in Belanger's Voyage p.425 fg. mit Abbild. Das Thier von Purpura haemostoma bildet Joannis in Guerin Mag. d. Zool. 1834. lier. 1. V. t. 40. ab. Buceinum. Vollständige Monographie der Gattung, mit Abbildung des Thieres von Kiener |. c. Die neuen Arten von Deshayes in Belanger’s Voyage sind bereits berücksichtigt. Eburna. Vollständige Monographie von Kiener I. c. Cerithium. Das Thier von €. vulgatun abgebildet von Joannis in Gucr. Mag. d. Zool. 1834. lior. 3. V. t. 52. Turbo. Thier von T. rugosus abgebildet von dems. 2b. 1. V. t. 39. Monographie der Gattungen Pyramidella und Tornatella von Kiener |. c. Trichotropus Sowerbiensis Less. Illusir. d, Zool. lior. 14. t. 41. — Tr. bicarinatus Brod et Sow. Leptoconchus. Rüppel. Proceed. of the Zool. Soc. p. 105. Testa tenuis, pellucida, subglobosa, spira depressa, subobso- leta; apertura magna, subovali, exctremitatibus in contrarium versis, marginihus haud coalitis, dextro tenui antice subexpanso ; columella nulla, umbilico nullo, antice truncata, contorta. Animal proboscide elongata, retractili: tentaculis duobus, complanatis, trigonis, interne ad basin coalitis, externe in me- dio oculos gerentibus: pede mediocri, operculo nullo: pallio ad marginem eirculari, haud appendiculato, ad latus sinistrum subproducto: foramine branchiali submagno. — Die Schale der typischen Art zerbrechlich, schmutzig weils, mit dichten wellen- förmigen Längsfurchen: letzte WVindung umgiebt das Gewinde so, dafs dies fast versteckt wird. Länge 143”, Breite 124”. Lebt im rothen Meere, in die Kalkmassen der Polypen eingebettet, nur durch eine kleine Oeflnung mit der See commmmicirend. Die unvollstän- dige Schalen- Mündung, der Mangel des Deckels und des Sipho un- terscheidet die Gattung sogleich von Magilus, dagegen nähert sie sich den Janthinen in mancher Bezichung. Nerita. N. intermedia. Deshayes, Bel. Voy. Zool. p. 420 27.6.7. Unter dem Namen Natieina hat Guilding Transact. of the Linn. Soc. Vol. XVII. Pars 1. Arten der Gattung Natica (N. ma- milla) in einer besonderen Gattung abgetrennt und eine neue Art Naticina lactea, gemein in den westindischen Gewässern, unter- schieden. Für Natica s. str. gilt ihm N. canrena als Typus. Ehrenberg Symb. physic. bildet das Thier von N. mammilla so ab, wie es der Verf, von Natieina beschreibt, bemerkt aber 1. Jahrg. 22 326 dabei, dafs das Thier der N. millepunctata, einer der N. eanrena nahe stehenden Art, jenem sehr ähnlich sei, In dem Grade der Entwicklung des kappenlörmigen Fuls- und des hinteren Deckel- lappens, was Einflufs anf die Nabelschwiele haben mufs, mag bei den Arten einige Verschiedenheit stattfinden, ob aber neben dem Mehr oder WVeniger ein gehörig fester Unterschied bestehe, kann erst bei Kenntnils möglichst vieler Thiere entschieden werden. Dafs das Thier der Naticae blind sei, widerspricht den Angaben von Blainvi!le, Rang und Cuvier; dals ein horniges oder kalkiges Operculum nur specifischer, nicht generischer Unterschied sch, wis- wissen wir durch Ehrenberg (l. c.). & Pomatobranchia. (Les Tectibranches Cuv.) Aus der Gattung Bulla hat Turton (Loud. Magaz. of Nat. Hist. July p. 350 zwei neue Arten B. zonaria (ähn- lich der lignaria) und B. hyalina beschrieben. t. Pulmonata. In einer fleifsigen, auf sorgfältige Beobachtung gestützten Inauguraldissertation hat F. H. Troschel die Naturgeschichte der luftathmenden Wasserschnecken der Umgegend Berlins bearbeitet. (De Limnaeaceis seu de Gasteropodis pulmonatis, quae nostris in aquis vivunt. Berolini 1834. 8.) Aufser man- chen interessanten Beobachtungen über das Naturell und die Lebensweise jener Thiere enthält diese kleine Schrift auch manches Eigenthümliche über deren innere Organisation. Na- mentlich haben die Mund- und Geschlechtstheile des Verf. Aufmerksamkeit in Anspruch genommen. Das fleischige, trog- ähnliche, mit stachelförmigen Zähnchen besetzte Organ, wel- ches vorn angewachsen, nach unten und hinten frei ist, und gewöhnlich als Zunge gilt, will der Verf. als Unterkiefer be- trachten, da es dessen Functionen insofern erfülle, als es sich beim Fressen so nach vorn überklappe, dals die hintere Kante beim Zurückklappen gegen die hornigen Platten reibt, und so theils die Nahrung verkleinert, theils dem Munde ein- schöpft. Einen hinten angewachsenen fleischigen Cylinder, welcher in der Höhlung jenes trogförmigen Organes liegt, sieht er als Zunge an. — Bei den Geschlechtstheilen bemerkt der Verf. sehr richtig, wie dies schon J. Müller im Jahres- 327 berichte (Archiv 1834. p. 67) ausgesprochen, dafs das Organ, welches Cuvier u. A. als männliche Ruthe nehmen, nicht eigentlich die Ruthe, sondern ein etwa der Vorhaut vergleich- bares Organ sei, welches bei der Begattung vielen Schleim absondere; als Ruthe müsse man dagegen ein kleines dünnes Organ betrachten, welches nach Ausstülpung jenes Theiles an dessen Ende hervortrete und allein in die weibliche Scheide eingebracht werde. Das Organ, welches Cuvier für Eier- stock nimmt, hält auch T. dafür, weil er es bei Limnaeus palustris mit Eiern erfüllt fand (s. R. Wagner’s in diesem Hefte mitgetheilten Aufsatz). Ein Zusammenhängen mehrerer Individuen im Begattungsacte wurde vom Verf. nicht beob- achtet, dagegen fand er, dafs zwei Individuen nach einmali- ger Begattung ihre Funetionen austauschen, dafs das, welches vorher als g' agirte, dann @ wird, und umgekehrt. Der Verf. macht endlich noch darauf aufmerksam, dals die Gattung Plan- orbis zwischen Physa und Lymnaeus in vieler Beziehung in der Mitte stehe, so namentlich im Gehäuse, welches weder links noch rechts, sondern nach vorn gewunden sei, eine Be- schaffenheit, zu deren Bezeichnung es indessen keines neu- gebildeten Wortes (testa rectorsa) bedurfte, da t. antrorsa sie vollkommen bezeichnete. Treffend ist das muntere, ungedul- dige Naturell der Physa und das indolente der Limneen ge- schildert. Eine neue Art, Limnaeus cinctus, wird beschrie- ben. Dies genüge, um die Zoologen auf diese in den Buch- handel gekommene Inauguralschrift aufmerksam zu machen. Ueber die Embryogenie bei Planorbis und Limnaeus s. Armand de Quatrefages Annales des Scienc. natur. 1834. Tom. II. Zool. p. 107 und Jacquemin, Isis 1834. p. 537. Neue Arten: Planorbis exustus Deshayes Belang. Voyag. Zool. p. 417. eis: Limnea succinea id. ib. p. 418. t. II. f. 13.14. — L. li- neata Bean. Loud. Mag. of N. H. 1834. Oct. p. 493. F. Held (Isis 1834. p. 998) hat entdeckt, dafs Clausi- lia ventricosa Drap. (Cl. perversa Pfeiff.) lebendige Junge ge- bärt, während Clausilia bidens Drap. und Cl. plicatula Pfeiff. in der Gefangenschaft Eier legten, die erst nach A—5 Wochen 22* 328 ausschlüpften. Der Eierleiter der ersigenannten füllt den zweit- und drittletzien Umgang, also den bauehigsten Theil des Gehäuses, und enihält gewöhnlich 7—9, selten 10 Eier. Die eben geborenen Jungen haben ein völlig glaites Gehäuse von 3 Umgängen und 1” Höhe und #” Breite. Sie wachsen so rasch, dafs sie. kaum über 24 St. alt, schon einen gan- zen Umgang des Gewvindes zugenommen und bereits eine dunk- lere Färbung bekommen haben. , In 14 Tagen sind sie oft schon noch einmal so grolßs, als sie bei der Geburt waren, Das Gehäus ist dann so dunkel, wie bei den Alten und an den letzten Umgängen deutlich gestreift. Nach 4 Wochen hat es 6—7 Umläufe; dann aber wachsen sie langsamer. Die im Frühjahre geborenen hatten zu Anfang Octobers 104 Um- gänge. Der Verf. vermuthet, dafs sie im Freien nach einem halbjährigen Wachsthume ihre vollkommene Ausbildung er- reichen würden. — Den Act des Gebärens konnte H., weil er meist Nachts eintrat, nicht beobachten; nur so viel be- merkte er, dafs alle 7—8 Jungen gleichzeitig geboren werden, und traf sie sogar bisweilen noch neben der Mutter auf einem Klumpen beisammen; immer aber ohne alle Spur des Eihäuichens. Wenn auch, wie der Verf. richtig angiebt, die Sförmige Lamelle im Schlunde des Gehäuses der. Mutter- schnecke zur Seite geschoben werden kann, weil sie mit- telst eines elastischen Stieles tiefer unten an der Spindel be- festigt ist, so bleibt es doch immer merkwürdig, wie die Jungen. bei ihrer nicht unbedeutenden Gröfse durch die fal- tige Mündung so leicht geboren werden. — Auch die Be- gattung, bei welcher dasselbe Individuum bald als 9‘, bald als @ agirt, wird beschrieben. Von Landschnecken sind viele neue Arten beschrieben: Cyclostoma indicum von Deshayes, Belang. Voyag. p. 415. t.1. f. 4. 5. — C. aurantiacum id. ibid. p. 416. t. 1. f. 16. 17. Achatina Saulcydi. Joannis, Guer. Mag. d. Zool. 1834. livr. 2. V.t. 50. Bulimus rufogaster. Less. Illustr. lior. 8.t. 22. — B. ato- tomatus. Gray, Proc. of the Zool. Soc. p. 64. — B. rhodo- stomus id. ib.p. 66. — B. crassilabris, apiculatus, Pullus, Burchelii, tenuis id. ib. 66. 329 "Helix Belangeri. Deshayes, Belang. Foy. p. 413. 1.1. f. 1.2.3. — AH. semifusca ib. p. 414, £. 1. f. 8.9.10. — H. desi- dens. Rang, Guer. Mag. d. Zool. 2. V. t. 48. — AH. auri- dens. Rang, Guer. Mag. 2. V. t.49. — H. (Helicella) Des- moulinsii. lJarines, Ann, des Se. nat. II. p. 118. u. Descrip- tion de trois especes nouv. etc. Perpignan 1834. — H. (Heli- cella) Xatarti. Farines ibidl. — H. Cuninghami, H. Fra- seri, H. Jacksoniensis, H. Campbellii, H. Philippii, H. Codringtonii, H. fidelis, H. Cracherodii, H. Ma- deraspatana. Gray, Proc. of the Zool. Soc. p. 64—67. H. granifera, pachygastra id. ib. p.68. — Caracolla Stod- dartii. Gray, ibid. p.65. — €. Novae Hollandiae ib. 67. H. (Helicophanta) Falconeri. Reeves ib. p. 63. — H. (Zo- nites) Walkeri ib. 63. Unter dem Gattungsnamen Nanina trennt Gray einige Helix- Arten ab (ib. p. 58.), als H. nemorensis Müll. — H. iavanensis Fer. — AH. exilis Müll. — H. citrina Lin. var. H.castanea Müll. — H. rapa Chemn. — H. monozonalis Lam. — H. Clairvillia Fer. — AH. vitrinoides Desh. — und beschreibt 2 neue Arten: N. Ju- liana. — N. striata. Den Charakter der Gattung bestimrat er fol- gendermalsen: Animal: Collare amplum, lobo dextro antico, an- tro respirationis in sinu posito, lobo sinistro postico lato ex- panso partem inferiorem testae anfractus ultimi legente. Pes postice truncatus, processu brevi conico dorsali supra trunca- turam sito. Testa depressa, perforata, polita; apertura Iu- nata; peristomate tenui, edentulo, costa interna vel nulla, vel obsoleta. 9. Cephalopoda. Ueber die Structur der vielkammerigen Schalen hat Du- erotay de Blainville sehr sorgfältige Untersuchungen an- gestellt (Nouv. Ann. d Mus. III. p. 1 fg.). Er ist der Mei- nung, dafs Owen das Thier des Nautilus verkehrt in der Schale dargestellt habe, es müsse Kappe und freier Mantel- lappen dem freien Rande der Schale, und der Trichter dem Gewinde derselben entsprechen. Aus der umständlichen Be- schreibung des Gehäuses kann hier nur Folgendes herausge- hoben werden: die Scheidewand legt sich mit einem fast viereckigen Lappen auf die vorletzte Windung. Die Schale an sich ist sehr dünn, besteht aus 2 Schichten, von denen die innere die Perlmutterschicht ist. Im Gewinde bemerkt 330 man dagegen 4 Schichten, eine dünne schwarze Schicht aufsen auf der äufsern Lage; ohne Zweifel ist sie von einem begränz- ten Theile des Mantels hervorgebracht; über dieser schwar- zen Schicht, aber nur hinten in der ersten Kammer, zeigt sich eine andere, gleichsam gläserne Schicht, welche um so mehr an Dicke zunimmt, je weiter man in den Spiralkegel zurückgeht; sie scheint von dem dünnen Theile des Mantels an der Visceralmasse hervorgebracht. Endlich tragen auch die Scheidewände, dadurch dafs sie sich sehr schief anlegen, zur Verdickung der inneren Wand der Schale, wenn auch mit Unterbrechung, bei: die Kammern communiciren nicht durch einen Kanal mit einander, sondern man findet bei vor- sichtigem Aufsägen, dafs alle kleinen Röhren durch Zwischen- glieder in Verbindung stehen, die sich nach vorn an die nicht perlmutterartige Lage der vorhergehenden Röhre ansetzen, und sich in den Trichter der Röhre des folgenden Faches ein- schieben. Diese Zwischenglieder bestehen innen aus einer röhrenförmigen, häutigen, fast schwarzen, schleimig- hornarti- gen, aufsen aus einer weilsen, sandig-kreidigen, sehr zerbrech- lichen Lage. B. glaubt nicht, dafs sich der schwanzförmige Anhang durch den ganzen Sipho fortsetzt, sondern dafs der Anheftungsmuskel und jener Anhang wie in anderen Schalen beim Wachsthume fortrückt; er vermuthet auch, dafs die Kam- mern leer von Wasser, vielleicht selbst luftleer sind, und glaubt, dafs darauf die grofse specifische Leichtigkeit bei gro- fsem Volumen beruhe, weiche so bedeutend ist, dafs die Schale allein auf der Oberfläche des Wassers schwimmt, was auch bis zu einem gewissen Punkte stattfinden mufs, wenn sie einen Theil des Thieres ausmacht. Es könne also das Thier durch eine einfache hydrostatische Einrichtung auf der Oberfläche flottiren und sich mehr oder weniger niederlau- chen, indem es seinen ganzen Körper in die erste Kammer zurückzieht. Der Verf. hält es ferner für wahrscheinlich, dafs die Verschiedenheit, welche man an den Schalen des Nauti- lus bemerkt, Geschlechtsverschiedenheit sei; dafs die der Weibchen bauchiger seien und eine weitere Mündung haben, als die der Männchen. Aus dem Vorhandensein eines engen 331 Nabels bei Schalen junger Thiere folgert er, dafs die Aus- breitung des Mantels, welche durch Ablagerung der schwar- zen und glasigen Schicht ihn später verdeckt, dann noch nicht existire. — Hinsichtlich der Spirula bezweifelt der Verf., nach dem angeführten Zeugnisse Freminville’s, dafs die von Peron gegebene Beschreibung und Abbildung dieses Thieres richtig sei. Aus der matten Weilse und der aufserordentli- - chen Dünne der Schale, besonders der Thierloge selbst, die trotz der Häufigkeit der Schalen in den Sammlungen an kei- ner angetroffen werde, gehe hervor, dafs die Schale eine gänzlich innerliche und die letzte Kammer so dünn und wahr- scheinlich so häutig sei, dals sie beständig bis zur ersten Scheidewand zerstört vorkomme. Was über die Structur der Schale gesagt wird, scheint mir nicht völlig mit der Natur übereinzustimmen. Man findet nicht eine Schicht an ihr, sondern zwei, eine innere, bläulich- weilse, keinesweges matte, welche mir die eigentliche Schalenschicht zu sein scheint und an welcher ich schwache Queerlinien als Zeichen von Ansät- zen, die der Verf. der Schale abspricht, zu bemerken glaube — und eine äußsere, gelblich-weilse, runzlig-körnige Lage, die recht gut von einem solchen Mantelumschlage, wie ihn Pe- ron darstellt, abgesondert sein könnte. Gray sucht durch ein neues Argument das Thier der Argonauta des unrechtmäfsigen Besitzes seiner Schale ver- dächtig zu machen (Proceed. of the Zool. Soc. 1834. p. 120). Er behauptet nämlich, der Nucleus, d. h. der erste Anfang des Gehäuses, sei viel zu grofs (fast 4” im Durchmesser), als dafs er in den Eiern des Insassen der Argonawta enthalten sein könne. Als Nucleus sieht er den dünnen, stumpfen, ge- rundeten, schwach und unregelmäßsig eoncentrisch geringel- ten Endtheil an, dem noch die wellenförmigen Streifen feh- len, welche unmittelbar unter jenem Ende beginnen. Er meint daher, dafs das Gehäuse einem grofsen, der Carinaria nalıe stehenden Heteropoden angehöre. Inzwischen wollen wir den Usurpator einstweilen als rechtmäfsigen Eigenthümer gelten lassen, bis der grolse Kielfülser, der so schlecht sein Haus zu hüten versteht, entdeckt sein wird. 332 Von zwei neuen Arlen nackter Cephalopoden, Loli- gopsis Veranii und Cranchia Bonellii hat der Baron v. Ferussac der Pariser Akademie eine Beschreibung mit- getheilt. (L’Institut. II. Nro. 77.) Aus der Beschreibung der ersteren geht hervor, dafs man bis jetzt diese Thiergat- tung nur mit zufälliger Verstümmelung des fünften oder Füh- ler- Armpaares (bras tentaculaires) kannte. Es sind den ge- stielten Armen der Loligo, Sepia u. s. w. analoge Arme, aber dünn wie ein schwacher Bindfaden und dabei 2% Fufs lang, obwohl der ganze Körper des Thieres, den Kopf mit einbegriffen, nur 4 Zoll lang ist. Dem Verf. scheint es daher schwer begreiflich, wie das Thier sie bis zum Ende bewegt, und wie es sie vor Beschädigung schützt, da sie nicht wie bei Zoligo und Sepia in die Scheide der Kopfmasse zurück- ziehbar sind, weil sie hier unmittelbar am Grunde der unte- ren Arme entspringen ?). — Die Cranchia Bonelli ist sowohl durch die Pracht ihrer Farben, wie durch breite Membranen, welche, wie ein Segel. ihre 6 oberen Arme verbinden, aus- gezeichnet. Histoire generale et particuliere des Mollusques, publice par Mo- nographies par M. le,baron de Ferussac, cuntenant la mono- graphie des Cephalopodes eryptodibranches par MM. de Ferussac et d’Orbigny. 1. 2. 3 livr. habe ich leider noch nicht erhalten. 7. Entozoa. Auch in der Klasse der Entozoen fehlte es nicht an wich- tigen Entdeekungen. Die Lösung der schon lange schweben- den Frage über ihre Beziehung zum übrigen Thierreiche wird durch neue Thatsachen schwieriger. Sollen die Entozoen als eine eigene, für sich bestehende Thierklasse gelten, oder sind 1) Sollte nicht die Gattung Perothis Eschsch., deren Beschrei- bung und Anatomie Rathke (Memoires des Sav. etr. a l’Acad. de Petersbourg Tom. II.) gegeben hat, ebenfalls eine verstüämmelte Loli- gopsis sein? Herausg. 333 sie gleichsam als eine formenreiche Binnen-Fauna des Thier- leibes anzusehen? Und wenn uns das Letztere annehmlicher erscheint, finden wir dann in dieser Fauna eine Wiederho- lung sämmtlicher niederer Thierklassen, oder sind die Ento- zoen nur als Parasitenformen der Roth- oder Gliederwürmer, und die Strudelwürmer: (Turbellaria Ehr.) nur als deren Pro- totypen zu betrachten? Manches zur Annahme Einladende hat letztere Ansicht, da wir auch in den anderen Klassen der Gliederthiere die Prototypen und Hemmungsbildungen die Rolle der Parasiten spielen sehen, so die Apteren unter den Inseeten, die Milben unter den Arachniden, die Lernäen un- ter den Krustenthieren. Sollten den Gliedwürmern Parasiten- formen und Prototypen der Art abgehen; und wenn deren vorhanden sind, kann es uns dann befremden, wenn einige Binnenwürmer und Turbellarien so grofse Aehnlichkeit zei- gen? Aber auch gegen diese Ansicht lassen sich Gründe an- führen. Eines im Darme des Frosches parasitischen Infusoriums (?), welches durch regelmäßig undulirende Streifen auf der gan- zen Oberfläche des Körpers und durch opalisirendes Farben- spiel ausgezeichnet ist, hat Purkinje in der Vers. d. Naturf. zu Breslau erwähnt. (Isis 1834. p. 714.) Der von Rous- sel de Vauzeme beschriebenen polypenartigen Thiere, wel- che parasitisch den Barten der Walle ansitzen, ist bereits oben (p. 307) gedacht worden. Endlich hat Diesing eine neue Entozoengatiung, T’hysanosoma, (T. actinoides) beschrie- ben, welche von ihm hinsichtlich ihrer Körperform und der Einfachheit ihrer Organisation den Actinien verglichen, und als Typus einer eigenen, zwischen Trematoden und Cestoi- deen mitteninne stehenden Ordnung, Craspedosomata, betrach- tet wird. (Medieinische Jahrb. des k. k. ösir. Staates von Stifft u. Raimann Bd. XVI. Neue Folge Bd. VII. St. 1. y- 105.) Der im Coecum und Mastdarme des brasilianischen Cervus dichotomus gefundene Wurm ist etwa 1 Linie lang, 2” breit, fast eylindrisch, etwas zusammengedrückt, am Rande seines breiteren, durch eine schlafle Haut verschlossenen En- des mil einer dreifachen Reihe von (etwa 50—60) fast lan- 334 cettlichen Franzen besetzt, die keine Spur einer Oeffnung zei- gen, und nicht zurückziehbar scheinen. Die Aufsenfläche durchaus glatt, ohne Queer- oder Längsfasern, die innere von einer aus undeutlich an einander gereihten Längsfasern gebildeten Haut ausgekleidet. Die Innenhölile des Körpers ist mit einem doppelten Gewinde auf- und absteigender Eier- schläuche erfüllt und zeigt: unterhalb derselben eine fast drei- eckige Höhle, welche mit freiliegenden Eiern. melır oder we- niger erfüllt ist, und durch eine Oeffnung am verschmälerten Hinterende des Körpers nach aufsen mündet. Von einem Nervensysteme, von männlichen Geschlechtstheilen, von Ver- dauungsorganen findet sich keine Spur. Der Verf. vermuthet, dafs die innere Körperhöhle zugleich Magenhöhle sei, und die Nahrung bei verschlossenem Vorderende durch die Körper- oberfläche aufgenommen werde. Alle diese Entdeckungen würden freilich sehr Denen das Wort reden, welche in den Entozoen Wiederholungen sämmtlicher niederen Thierklassen erkennen wollen. Indessen ist es von jenem infusoriellen Binnenthiere noch nicht völlig ausgemacht, ob es wirklich ein Infusorium ist, wenn dies auch v. Siebold’s Angaben (s. dieses Archiv p. 73) wahrscheinlich machen. Die Polypen der Wallfischbarten bedürfen »ebenfalls einer genaueren Untersu- chung; und trotz dem, dafs die Gattung Thysanosoma durch Diesing auf das sorgfältigste beschrieben ist, kann ich doch den Zweifel nicht unterdrücken, ob es ein selbständiges Thier, oder ob es nicht vielmehr ein allerdings sehr entwickelter Eierschlauch ist, ähnlich dem Gebilde, welches Carus als Leucochloridium beschrieben hat. (Nov. Act. Acad, Caes. Leop. Carol. XVII. p. 87). Carus hat nämlich die Entdek- kung gemacht, dafs der schon früher gekannte larvenähnliche Parasit, welcher sich in den Fühlern der Succinea amphibia findet, und in denselben eine undulirende Bewegung äulsert, ein blolser, gegen 300 ovale, weilsliche Eier haltender Schlauch ist. Ungeachtet die äufsere Gestalt dieses Wesens — wel- ches in dem walzenförmigen Körper und dem fadenförmigen Schwanze einigen Dipterenlarven so ähnlich erscheint, und überdem am vorderen Ende durch schön grüne Queerbänder 335 und braune Tüpfeln bunt gezeichnet ist, — eine höhere in- nere Organisation erwarten liefs, so fand sich doch keine Spur von Nerven, Muskeln und Ernährungsorganen, und was noch entscheidender ist, der im Innern der Eier sich lebhaft be- wegende Embryo glich einem Distoma. Bei näherer Unter- suchung des Schneckenkörpers fand sich unterhalb der Leber ein Convolut weißser, mit ästigen Enden festsitzender Schläu- che, welche in ihren angeschwollenen Stellen dergleichen Eier enthielten, so dafs sich dieses als die erste Bildungs- stätte der in Form und Farbe zu höherer Entwicklung ge- langten und anscheinend einer willkührlichen Bewegung theil- haftigen Eierschläuche kund gab. Ein neuer Beweis für die Entstehung der Entozoen durch Urzeugung. Es fragt sich, ob man solche Gebilde als selbständige Thiere mit Gattungsna- men bezeichnen und in das System aufnehmen darf, da sie doch nur vorübergehende, zum Entwicklungseyklus einer be- stimmten Thierart gehörige Formen sind. Ich glaube, dafs dies höchstens vorläufig geschehen kann, und dafs sie sich dereinst eben so aus dem Systeme verlieren werden, wie jene Eierschläuche einiger Seeschnecken, welche von früheren ‚Schriftstellern als Tubularien - Arten, beschrieben wurden. Eine zweite Art von Aspidogaster hat Diesing im Dünndarme von Cyprinus Dobula und Idws entdeckt (Medie. Jahrb. des k. k. östr. Staates ete. VII. Bd. 3. Stück p. 420 ')). Das Organ, welches v. Baer an seiner Art für den Magen hält, nennt D., da es das blinde Ende des Speiseschlauches ist, Blinddarnm, und nimmt dagegen das undurchsichtige ku- gelförmige Organ, in welches die Speiseröhre führt, für den Magen. Die am Schwanzende gelegene kugelförmige Oeffnung ist nach ihm nicht After, sondern gemeinschaftliche Ge- schlechtsöffnung, aus welchem sich das Ende des Eierleiters in Gestalt eines Cirrus hervorstülpt. Neben dem kugligen 1) A. limacoides. Vermis sub quiete +—%" longus, 4 —y" latus, hine convexus, tlline planus ; collo eylindrico, brevissimo, quin- tam corporis partem aequante; ore orbiculari patente; cirro conico ; laminae ellipticae clathris inaequalibus, marginalibus subrotundis, mediis fere duplo latioribus. 336 Magen beginnt der braune rosenkranzförmige Eierstock, der endlich in den Eierleiter verläuft; dieser endet nach viel- fachen Windungen, den Blinddarm öfter umschlingend, in je- ner Oefinung zugleich mit dem was deferens, welches sich zuvor in eine Samenblase erweitert. Die Entleerung der ‚Eier geschieht nicht dureh eigenthümliche Bewegung des Eierschlauches, sondern wegen Verwachsung seiner Windun- gen durch allseitige Zusammenziehung des ganzen Körpers. R. Wagner hat (Isis 1834. Heft II. p. 131) nachträg- liche Bemerkungen über Cercaria (Histrionella Ehrb.) nebst Abbildung gegeben. Er überzeugte sich nun auch von der gabligen Theilung des Darmes und beschreibt ihn so, wie wir ihn aus v. Baer’s Darstellung kennen. Ein stiletförmiges Organ ragte aus der vorderen Saugscheibe, der Mundöffnung, hervor. (Sollte man dieses nicht am besten mit dem vor- streckbaren Rüssel von Clepsine, Planaria u.s. w. vergleichen?) Taenia filiformis, bis jetzt nur aus dem Dünndarme der Gattung Psittacus bekannt, ist von Owen auch im Duo- denum der Corythaiw porphyreolopha gefunden (Proceed. of the Zool. Soc. 1834. p. 5), welches derselbe als einen Be- weis für die natürliche Verwandtschaft beider Vogel-Gattun- gen mit Recht hervorhebt. Er beobachtete in dieser Art die Fortpflanzung durch Abtrennen der Körperglieder, deren je- des mit 30—33 rundlichen Eiern erfüllt war. Eine neue Gattung von Nematoden, Odontobius, hat Roussel de Vauzeme (Ann. des Sc. nat. Zool. I. p. 326 c. icon.) aufgestellt. Die Art (0. ceti) lebt parasitisch an den Barten der Wallfische, in’ der graulichen, leicht faulenden Masse, welche deren Flächen bedeekt. Diese Substanz, in welche sich die Würmer zurückziehen, besteht aus einer oberflächlichen Lage rundlicher weißer Eier, die anscheinend einen Embryo des Wurmes enthalten, und aus einer unteren, welche von braunen, leeren Eiern gebildet ist, an denen man noch die Oeflnung, durch welche der Wurm entschlüpfte, bemerken kann. Nahe bei den Maluinen beobachtete V., dafs zu Anfang des Winters die weilse Eierlage sich nur an eini- gen wenigen Punkten oder gar nicht zeigte, während im 337 Sommer, von October bis Januar, die Barten ganz davon be: deekt waren. Die innere Organisation dieser Würmer: ist noch genauer zu ermitteln. Sie sind fadenförmig, höchstens 2" lang, mit stets spiralförmig aufgerolllem, zugespitztem, spitzigem Schwanzende. Der Mund ist mit mehreren horn- artigen Spitzen umgeben. Den After vermuthet V. am Ende des Schwanzes, wo der Darm aufhört. Einen vorragenden Höcker am vorderen Drittheile des Körpers hält er für die Geschlechtsöffnung. Unter dem Namen Tropisurus hat Diesing eine neue Nematoden-Gailung aus Brasilien beschrieben, welche beson- ders durch die große Sexualverschiedenheit interessant wird. (Medicin. Jahrb. d. k. k. östr. Staates p. 83. mit Abbild. ')) Während bei den langstreekigen, fadenförmigen, 5—6 Linien langen Männchen die Haut fast glatt erscheint, und nur un- ter starker Vergrölserung feine Queerringe, aber keine Spur von Längsbinden zeigt, zeichnen sieh die mitten fast kugel- förmig aufgetviebenen, bräunlichen, erbsengrofsen Weibehen durch eine hohe Organisation des Hautsystems aus. Die ku- gelförmige Auftreibung der Körpermitte ist stumpf vierkantig; an den Kanten mit Furchen, welche von der Mundöffnung bis zur Schwanzspitze verlaufen; zwischen ihnen bemerkt man 70—80 @Queerstreifen. Die äufsere Haut ist glashell, besteht aus vielen von den Längs- und Qneerstreifen begränz- ten, nach innen offenen Hauizellen, welche mit unzähligen braunrothen Bläschen erfüllt sind, nach deren Entfernung die glashelle Haut zurückbleibt. Zwischen den Wänden der an- einander stofsenden Hautzellen laufen mit diesen parallel und an den Längsstreifen entspringend eine Menge feiner Fäden, die sich zu einem Hautmuskel vereinigen. Innerhalb der wulstigen Ränder der Längsfurchen liegt ein der Länge nach verlaufender Hautmuskel, der stellenweise mit den Queermus- 1) Tropisurus. Corpus teres elasticum, utrague extremitate attenuatum. Os orbiculare (nudum). Genitale masculum simplex, supra aperturam caudae carinatae protusum. T. paradoxus. Habit. intra carnes ventrieuli Cathartis Urubu. Temm. Brasiliae. 338 keln im Zusammenhange steht. Unstreitig die höchste Aus- bildung der Hautmuskeln unter den Entozoen! Die Organi- sation des Speisekanals ist dieselbe, wie bei den d. Die bräunliche Haut des Magens zeigt unter starker Vergröfserung dunkel gefärbte, abgesondert stehende und sich verästelnde Stellen. Um den verhältnilsmäfsig dieken Magen schließst sich der feine weilse, fadenförmige Eiergang, der sich endlich in den'doppelt dickeren Uterus endigt, welcher in unzähligen Win- dungen die ganze Körperhöhle strotzend füllt und am Halse des Thieres, wo Kopfende und Rumpf zusammenhängt, in die weibliche Scheide mündet. Die männlichen Geschlechtstheile bestehen in einem knopfförmigen, an der oberen Erweiterung des Magens gelegenen Hoden und einer aus dichter körniger Masse bestehenden Samenblase, welche in die einfache faden- förmige Ruthe verläuft. Letztere tritt, von einer feinen häu- tigen Scheide umgeben, beinahe unmittelbar über dem durch eine wulstige Erhöhung begränzten, zugespitzt nachenförmigen Schwanzende hervor. Nach diesem unterscheidenden Charak- ter ist die Gattung Tropisurus genannt, welcher Name, wenn er grammatisch richtig gebildet wird (Tropidurus), bereits an eine Eidechsen-Gattung vergeben ist und mithin verworfen werden mufs. Die Weibchen findet man bald einzeln, bald mit einem Männchen zusammen in Blasen von unregelmäfsi- ger Gestalt; diese sind dann durch Verengerungen in meh- rere, jedoch nicht abgeschlossene Höhlen getheilt. Die $ wurden nie einzeln, sondern immer mit einem 9 in dersel- ben Blase angetroffen. Der Verf. vermuthet, dafs diese dazu diene, die Samenergiefsung aufzunehmen und dem Weibchen zuzuführen (?). Zuweilen trifft man auch beide Geschlechter ohne jene Hülle an ?). Jacobson hatte Gelegenheit bei einem, von Guinea nach Kopenhagen gekommenen, 13jährigen Kinde (nach dem Temps 1) Es wäre schr zu wünschen, dafs der Verf. die drei erwähnten Abhandlungen in einer besonderen Schrift abdrucken liefse. Da die Kupfertafeln bereits vorhanden sind, macht dies geringe Kosten. WVie wenigen Naturforschern werden sie in jener medicinischen Zeitschrift zu Nutzen kommen! Herausg. 339 bei einem Araber) aus einem Geschwüre am Knöchel einen fast ellenlangen Medinawurm (Dragonneau. Filaria medi- nensis) von 4 Linie Dicke herauszuziehen. Als sich eine zweite Geschwulst am Knöchel zeigte, wurde ein Schnitt ge- macht, der einen Theil des Wurmes der Länge nach traf, worauf eine eiterige Materie ausflols, welche, unter dem Mi- kroskope gesehen, aus einer Menge kleiner langstreckiger Würmer bestand. (Nouv. Ann. d. Mus. III. p. 80. Annal. des Science. natur. I. p. 320. u. II. p. 125 u. s. w. u. s. w.) Hieraus läfst sich aber keinesweges folgern, wie J. will, dafs der Medinawurm nur ein Convolut vieler Individuen und kein einzelnes Individuum sei, sondern nur, dafs er lebendig ge- bärend und mit lebender Brut erfüllt ist, was wir schon durch Rudolphi wissen (dessen Entoz. Synops. p. 206). Eine Filaria Macropi maioris, deren Webster mehrere Hunderte in einen Sack von Zellgewebe eingeschlossen, am Kniegelenke dieses Thieres antraf, erwähnt Froriep Notiz. 42. p- 328. — Ueber im Körper der Inseeten vorkommende Fi- larien sind zahlreiche Beobachtungen mitgetheilt. Farines beobachtete, dafs aus dem Körper von Blaps produeta 4 Fi- larien hervorkamen, wobei das Inseet ganz munter war; ein Jahr früher hatte er an derselben Art dieselbe Beobachtung gemacht. (Instit. Nr. 49.p.129.) Gravenhorst sprach in der Vers. d. deutsch. Naturf. zu Breslau (Isis 1834. p. 708) über im Obste gefundene Würmer, welche er für Filarien der Obstmotten-Larven hielt. Einen solchen im Fleische einer Birne gefundenen Wurm von 4” Länge hat er 14 Tage im Wasser lebend erhalten. Fitzinger erwähnte, dafs er ähn- liche in Locusten, besonders in Loc. viridissima, von Länge eines Gordius angetroffen und ein Jahr lang in blofsem Was- ser erhalten habe. Corda sah ein paar Male Filarien von Carabis abgehen. Auch die von Th. Hartig (Forstliches u. forstnaturwissenschaftliches Conversations-Lexikon 1834. 8. p- 31) im Innern der Larven von Aphis gallarum abietis (Chermes abietis) beobachteten und mit Anguillula vergliche- nen Würmer möchten nur hierher gehören. Dr. A. Gescheidt hat in Ammon’s ' Zeitschrift für 340 Ophthalmologie Bd. III. Hit. 4. u. Froriep’s Notizen Bd. 39. p- 52 eine interessante Abhandlung über die Binnenwürmer des Auges gegeben, in welcher die klassischen Beobachtun- gen v. Nordmann’s, den er mit Recht als Begründer einer Naturgeschiehte ‚dieser Thiere ansieht, erweitert, und be- stätigt, und sämmtliche bisherige Beobachtungen ‚zusammen- gestellt werden. Die im Auge des Menschen und der Thiere beobachteten Binnenwürmer sind, aus der Ordnung der Ne- matoidea: 1. Filaria medinensis, unter der Conjunetiva des menschlichen Auges (Bajon und Mangin), 2. F. la- erymalis, in den Ausführungsgängen. der Thränendrüse des Pferdes und Rindes, bisweilen. zwischen den Augenliedern und dem Augapfel (Rhodes — Gurlt), 3. F. abbreviata, in der Umgebung des Auges bei Motaeilla stapazina und Falco nae- vius (Bremser — Rudolphi),. 4. F. oculi humani, in der Linse ‘des Menschen (von Nordmann, Gescheidt), 5. F. Bonasiae, im Glaskörper. des Haselhuhnes (v. N.), 6. F. crassiuscula, im Auge des Gadus aeglefinus (v. N.), 7. F. armata, im Glaskörper des Falco lagopus (G.), 8. F. oculi canini, im Glaskörper des Hundes (G.), 9. F. pa- pillosa, in der vorderen Augenkammer und zwischen den Häuten des Auges beim Pferde und Rinde (von vielen Schrift- stellern), 10. Oxyuris velocissima, im Auge des Barsches (v. N., @.), 11. Ascaris oculi ranae, im Glaskörper des gemeinen Frosches (v. N.); aus der Ordnung der Tremu- toda: 12. Monostoma lentis. im menschlichen Auge (v. N.), 13. Distoma lueipetum, unter der Nickhaut des Larus glaucus und fuscus (Bremser — Rudolphi), 14. D. oculi humani (G.). 15. D. annuligerum, im Auge des Barsches (v. N., G.), 16. viele Arten der Gattung Diplostomum (v.N., @.), 17. Holostomum cuticola, in der Conjuneliva, Hornhaut und Iris der Karpfen (v. N., @.), 18. H. brevicaudatum, im Auge des Barsches (v. N.); aus der Ordnung der Cystica: 19. Cy- sticercus cellulosae, in der vorderen Augenkammer des Menschen (v. Sömmerring, Mackenzie), im Auge des Schweines (Greve, v. N., G.), 20. Echinococcus hominis, zwischen Choroidea und Retina im menschlichen Auge (G.) Chem- 341 ua Chemnitz de Hydatidibus Echinocoeci Hominis commentatio. Halae 1834. 8. (Das Zoologische von Dr. Focke bearbeitet.) 8. Turbellaria s. Anarthra. Charvet hat 2 Arten von Gordius beschrieben (Now. Ann. d. Mus. III. und Annales des Sc. nat. II. p. 123.). Der S Gordius von Claix hat S—-10 Z. Länge, ist röthlich braun, am Hinterende gablig. Das @ ist dieker, 10—12 Z. lang, hellzelb; das Hinterende in mehrere kurze Lappen getheilt. — Der Gordius von Risset ist minder lang, das £ hat nur 4 Z., das 9 4—5 Z. Länge. Sie scheinen schr empfindlich; zeigen sich nur Nachts. Mit bloßsem Auge gesehen, erscheint die Haut nackt, wie gefirmifst; unter der Loupe ist sie cha- grinirt und von einer grofsen Menge Löcher durchhehrt. Der eylindrische Muskel, welcher fast das ganze Thier bildet, ist in seiner Länge zu einer beim g‘ einfachen, beim 2 durch eine Scheidewand doppelten, eentralen Höhle ausgehöhlt. Beide Höhlen verschmelzen nach hinten, wo die Scheidewand fehlt, und enthalten eine weilse, milchige Flüssigkeit, welche zur Legezeit zwischen den 3 Endlappen des Schwanzes in lan- gen weilsen Cylindern abgeht. Diese werden etwas gelb und sehr zerbrechlich, und zeigen sieh unter dem Mikroskope aus rundlichen, gleich grofsen, mittelst eines halbdurchsich:igen Schleimes zusammenhängenden Körnern zusammengesetzt. Die Fruchtbarkeit ist ungeheuer; in einem Zolle jener Eierschnüre würde man mehrere Millionen zählen, und ein jedes Q giebt deren mehrere Fuls von sich. 9. Articulata. Unstreilig den wichtigsten Beitrag zu dieser Klasse wird des 2ten Bandes Iste Abtheilung von Audouin und Milne- Edwards: Recherches pour servir ü Thisloire naturelle du litoral de la France. — Annelides. — enthalten (angezeigt Annal. des Sc. natur. Zool. I. 330), leider ist sie mir aber noch nicht zugekommen. Einen in feuchter Luft, auf den baumartigen Farren lebenden Blutegel, Sanguisuga tagalla Meyen, I. Jahrg. 23 342 lernen wir aus dessen Reise um die Erde II. p. 269 kennen. Er ist kleiner als der offieinelle Blutegel, breit, gelblich- braun gefärbt und mit kleinen unregelmälsigen schwarzen Flecken auf der Oberfläche gezeichnet; mitten auf dem Rük- ken verläuft ein feiner schwarzer Längsstreif. Er ist sehr blutdürstig, macht aber kleine Narben. Die Anatomie und Plıysiologie des Blutegels hat Brandt mit bekannter Gründlichkeit abgehandelt. Mem. de l’_Academie de St. Petersb. Tom. II. 1834. v. Cavaillon hat gepulverte thierische Kohle, ins Wasser geschüttet, als Erhaltungsmittel der Blutegel anem- pfohlen. Er ist im Stande gewesen, dadurch ein Dutzend derselben ein Jahr in demselben Wasser zu erhalten, indem er zu 14 Lilre Wasser 2—3 Unzen gepulverte Thierkohle setzte. Auch ‚haben diese mehreremale gedient; indem man sie durch Seesalz das Blut von sich zu geben nöthigte, und wieder in das Gefäls setzte, wurden sie nach einigen Tagen wieder eben so fähig zur Anwendung, wie zuvor. Die Thier- kohle mufs, nachdem sie gepulvert ist, 2—3mal mit sieden- dem Wasser ausgewaschen werden (Instit. 46.) '). Die Geschlechtstheile von Aulostoma nigrescens hat Morren (Instit. Nro. 58. p. 200.) beschrieben. Ueber die Verdauungsorgane und das Nervensystem der Albione (Ponto- bdella) muricata, von welcher, auch nach seinen Beobaehtun- gen, P. spinulosa und verrucata Leach nicht specifisch ver- schieden sind, hat R. Wagner Bemerkungen mitgetheilt. (Isis 1834. p. 129.) An eben dem Orte p. 132 giebt der- selbe Beiträge zur Anatomie von Nereis (Lycoris Sav.), wel- che ebenfalls die Verdauungsorgane und das Nervensystem be- treffen. Dalzell bemerkt in James. New Edinb. Philos. Journ. Vol. 17. p. 418 beiläufig, dafs Fragmente von dem unteren 1) Hierher gehört auch: Belehrung über Zucht und Aufbe- wahrung der medicinischen Blutegel. Auf Anordnung der königl. sächsischen Landes-Direction bekannt gemacht. Dresden bei Walther. 1834. 8. 343 Ende der Amphitrite ventilabrum und anderer Arten sowohl die ganzen fadenförmigen Kiemen, als auch hinten die ab- sondernden Drüsen, welche den schleimigen Stoff zur Röhre hergeben, regeneriren. Johnston hat in Loud. Magaz. of N. IH. May p. 230 die Beschreibung von Lycoris margaritacea Lam. gegeben, worin er seine frühere Arbeit im Zool. Journ. Vol. IV. p. 419 in einzelnen Punkten berichtigt, und bemerkt, dafs seine Z. viridis nur Varietät von L. margaritacea, ferner dals seine Galba marina (Zool. Journ. Vol. III. p. 321) die Larve eines Zweiflüglers sei, dessen Eier häufig zwischen das See- gras gelegt würden. Mae Leay’s Einwendung, dafs seine Camportia erueiformis (Zool. Journ. III. p. 325) eine ähn- liche Larve sei, will er nieht zugeben, weil sie sich in jeder Jahreszeit au den Wurzeln der Conferven im Seewasser fände, Dagegen sei Lumbricus pellucidus ib. III. p. 327 Larve. — Palmyra ocellata sei ein junges Individuum der Polyno& im- bricata ohne Dorsalschuppen. Derselbe theilt in derselben Zeitschrift p. 126 die Beschreibung von Serpula tubularia Montag. mit, zu welcher J. Berkeley (ib. Septemb. p. 420) Bemerkungen und zugleich eine kritische Auseinandersetzung der brittischen Serpulen mit folgender Synonymie giebt: Serpula (Sabella) tubularia. Mont. S. tubularia Mont. Test. Brit. 2. p. 513. Johnston Mag. Nat. Hist. VII. p. 126. Serpula Arundo. Turt. Conch. Diet. p. 155. Berk. Zool. Journ. V. 3. p. 229. Tab. Suppl. XVII. . 2. MERRER Serpula vermieularis Mont. Test. Brit. 2. p. 509. Mont. Suppl. p. 157. (mit Bezug auf Zool. Dan. t. 86.). Turt. Conch. Diet. p. 152. var. b. Lam. Anim. s. vert. V. p. 362. S. vermicularis L. Serp. vermicularis Lam. Anim. s. vert. V. p. 362. Tubus vermieularis Ellis Corall. t. 38. f. 2. 8. tri- quetra. Mont. Test. Brit. II. p. 511. not. — Suppl. p. 157. Serp. tubularia. Turt. Conch. Diet. p. 154. f. 84. — Unter- schieden durch ihren hornartigen gestreifien Deckel. S. triquetra L. S. triquetra. Mont. Suppl. p. 157. not. Mont. Test. Brit. 2. p. 5ll. Turt. Conch. Diet. p. 152. Laın. Anim. s. vert. V, p. 369. Sowerb. Genera of Shells. 23% 344 10. Crustacea Thompson’s paradoxe Entdeckung, dafs die Ranken- füfser metamorphosirte Krustenthiere seien, ist durch Bur- meister’s treflliche Untersuchungen aufser Zweifel gesetzt. (Beiträge zur Naturgeschichte derRankenfülser (Cir- ripedia). Mit 2 Kpfrtfln. Berlin 1834. 4.) B. hatte das Glück, die verschiedenen Entwickelungsstufen der Lepaden studiren zu können, während Thompson’s frühere Beobachtun- gen sich auf Balanus beschränken. Im Wesentlichen der Entwiekelungsgeschichte stimmen beide Familien überein, aber unterscheiden sich darin, dafs, während die Festheftung bei den jungen Balanen mit dem Rücken geschieht, die jungen Lepaden sich mit ihren, später zum fleischigen Stiele meta- morphosirten Fühlern festsetzen. Thompson lernte das Junge des Balanus pusillus erst in einer späteren Entwiekelungs- stufe (der vierten Entwickelungsstufe Burmeister’s) kennen; Leizterer: verfolgte dagegen die Entwickelung der Lepaden vom Eie aus. Aus dem Eie hervorschlüpfend, haben sie den birnförmigen Leib der Cyelops-Larven, zeigen in der Mitte des Vorderrandes eine kleine Hervorragung mit einem dunkeln Flecke (Rudiment des Auges?), neben derselben 2 lange, dünne, ungegliederte Fäden mit einem Haken am Ende (der Analo- gie nach Fühler) und mehr an der Unter- oder Bauchseite 3 Paar an ihrem Ende mit Borsten besetzte, noch ungeglie- derte Fülse, von denen die des ersten Paares einfach, die an- deren sogenannte Spaltfüßse sind. Der verjüngte Hinterleib ist noch ohne Gliederung. In der dritten Entwickelungspe- riode ist das Junge von einer dünnen, durchsichtigen, leder- artigen Schale umgeben und mit einem fleischigen, wahr- scheinlich aus den umgestalteten Fühlern entstandenen Fort- satze festgeheftet; gleich hinter ihm liegt das großse Auge, aus 2 Hälften bestehend, die sich nach und nach immer mehr trennen; dahinter ragt ein kegelförmiger Vorsprung hervor, in welchem sich die Mundtheile entwickeln. Noch sind 3 Paar Beine vorhanden, aber einander näher gerückt und bereits ge- gliedert. Auf welche Weise das vorher schalen- und viel- leicht auch augenlose Junge in diese Periode übergeht, konnte 345 nicht beobachtet werden. In der 4ten Entwickelungs-Periode häutet es sich innerhalb der Schale und bekommt die dop- pelte Anzahl Füfse, von denen nun auch das erste Paar ge- spalten ist. Die inzwischen mehr entwickelten, armartigen Fühler und die Augen bleiben an der alien Haut hängen, so dafs das Thier von dieser Häutung an beider verlustig wird. Eine parenchymatöse Schleimhaut bekleidet fortan die Innen- seite der Schale (gewöhnlich als Mantel genommen). Eine sackförmige Fortsetzung derselben, mit gelbbrauner bröckliger Masse erfüllt, bildet vorn oberhalb der Arme zwischen den beiden Schalenklappen hkervorwachsend, den Stiel, mit wel- chem das Thier nach Verlust der Arme sich festsetzt. Erst am Ende dieser Periode bildet sich die Kalkmasse in der sonst ganz hornartigen Schale. In der 5ten Entwickelungs- periode hat das Junge schon alle Organe des vollendeten Zu- standes, nur nicht in gleichem Grade ausgebildet. Die Schale besteht schon aus 5 Stücken. Jede der grofsen Seitenschalen hat 10 sirahlenförmige erhabene Streifen, welche nur dem jugendlichen Alter eigen sind. An der inneren Oberfläche der größseren Seitenschalen und des Rückenkieles liegt eine dreifache Eiermasse (nach B. Eierstock), welche im Verlaufe immer gröfser wird, und das Thier zuletzt ganz umgiebt. Von Kiemen findet sich noch keine Spur. Die gespaltenen Füße sind jetzt vielgliedrig, sogenannte Rankenfüße. Die lange Schwanzröhre zeigt sich nach Wegnahme der Fülse als ein kurzer fleischiger Fortsatz. Es folgt nun die Periode der Reife, welche vom Verf. umständlich nach ihrer äufseren und inneren Bildung beschrieben wird. Besonders ausgezeichnet ist die Darstellung der Mundtheile; die übrige Anatomie min- der vollständig als die von Cuvier. Was Leizterer für vasa deferentia nahm, nimmt B. für den Hoden. R. Wagner hat dies (Müller’s Archiv I. p. 469) dahin berichtigt, dals diese gewundenen Schläuche nieht Hoden, sondern nur die erweilerten Samenleiter sind, die wahren Hoden aber die beiden Organe, welche Cuvier für Eierstöcke nahm. Da- gegen ist die körnige Masse, welche den Stiel der Lepaden füllt, nach W, der Eierstock, und hinten im Boden der Schale, 316 an der Wurzel des Rückenstückes findet sich ein feines Spält- chen, welches in den den Stiel durchlaufenden Kanal (Ovi- duet) führt. Durch dies treten die Eier in den Mantel und bilden hier jene, von B. für den Eierstock gehaltenen Eier- platten, welche, wie W. richtig bemerkt, den Eiersäcken der Lernäen und Cyklopen durchaus analog sind. Die Untersu- chungen von.Martin St. Ange (Instit. 62; Fror. Not. 41. nr. 15) geben ganz dasselbe Resultal. Sonach sind die Cirripedien wahre Zwitter. Dessen un- geachtet scheint die Stellung, welche ihnen B. im Systeme anweiset, vollkommen durch die von ihm angeführten Gründe gerechtfertigt, obgleich die Sehalenhaut mit dem Mantel der Mollusken größere Analogie zu haben scheint, als er ihr zu- gesteht. Für die anomale Bildung der Rankenfülse hätte noch die völlig rankenartige Bildung der Fulsanhänge an den Af- terfüfsen unter dem Schwanze der Krebse und des sogenann- ien palpus flagelliformis an ihren Kieferfülsen verglichen wer- den können, eine Bildung, die also selbst bei diesen noch dann auftritt, wenn die Bewegungsorgane verkümmert oder anderweitig modifieirt werden. Von der excessiven Klein- heit der Männchen bei manchen Parasiten, wo diese gleich- saın nur ein Anhang der Weibchen sind, zum wahren Herm- aphroditismus führt nur ein leiser Schritt; und in der Schale der Cyprider, wie in dem Rückenschilde des Apus, haben wir eine Manielbildung, die nur der Kalkabsonderung erman- gelt. Weiter in die gegen Burmeister’s Ansicht erhobenen Zweifel einzugehen, gestattet der Raum nicht. Aus demsel- ben Grunde mufs hinsichtlich des Baues der Coronula Dia- dema und des Orion Cuvieri ganz auf des Verf. sorgfältige Beschreibung verwiesen werden. Die von ihm versuchle Sy- stematik der Crustaceen, welche er in dieser Schrift mittheilt, hat das Eigenthümliche, dals sie die Klasse nicht, wie es von den französischen Zoologen geschah, in 2, sondern in 3 Ab- theilungen (Ordnungen) zerfällt, von denen die erste (Aspi- dostvraca) die Entomostraca Latr. nebst den Parasiten und Cirripedien, die zweite (Zhoracostraca) die Malacosiraca pod- ophthalma Leach., also Slomatopoden und Decapoden, die 347 dritte (Arthrostaca) die Malacostraca hedriophthalma Leach., d. h. Amphipoden und Isopoden, umfalst.. Mit den Amphi- poden werden Latreille’s Laemodipoda vereinigt. Die Cir- ripedien werden nun in die Ordnung der Aspidostraca, zwi- schen Phyllopoden nnd Poecilopoden gestellt. Vielleicht möch- ten sie noch schicklicher zwischen den Phyllopoden und Lophy- ropoden stehen. Letztere Zunft kann aber nicht durch den Besitz eines Auges charakterisirt werden, weil sonst die zweiäugigen Gattungen Condylura, Cuma, Pontia kein Unter- kommen finden. Die Charakteristik der Ordnungen, Zünfte und Familien ist im Werke selbst nachzusehen. nur muls be- merkt werden, dals der Verf. in der Deutung der Mundtheile insofern abweicht, als er die‘ beiden Unterkieferpaare den Kie- ferfülsen (pieds-machoires) zuzällt. Unter dem Namen Macrobiotus Hufelandii hat C. A. S.Schultze eine neue vierkrallige Art der Galtung Ar- ctiscon Schrank beschrieben. (Muacrobiotus Hufelandii, animal e CUrustaceorum classe novum, reviviscendi post diu- turnam asphyxiam et ariditatem potens. c. tab. lilhographica. Berolini, apud C. Curths. 1834. 4.) Er salı dies Thierchen aus vierjährigem Scheintode erwachen, in welchen es, ganz zu- sammengezogen, bei Verdunstung des Wassers verfallen war. Es nährt sich von Furcularien und deren Eiern. Der runde Sauge- mund führt in einen muskulösen Magen (Schlundkopf?), der je- derseits in seiner Wandung 3 Zähne zeigt; von diesem aus geht der dicke Darm gerade zum After. Drei pulsirende Blutgefälse, eins mitten auf dem Rücken, eins jederseits neben den Darme, sind sichtbar, welche im ersten und vierten Körpersegmente durch Anastomosen in Verbindung stehen. Auf dem hinteren Theile des Darmes liegt der Eierstock. Die hartschaligen Eier gehen durch den After ab; nach 26—30 Tagen schlüpfte das Junge aus; dieses häutete sich am 13ten Tage zum ersten, am 30sten Tage zum zweiten Male, legte am 34sten Eier und siarb am 37sten. In der Abbildung werden 2 schmale Kie- fer und Speicheldrüsen dargestellt, von welchen leider in der Beschreibung nichts Näheres gesagt wird. — Ueber eine zweile, dreikrallige Art derselben Gattung, die er Trionychium ursi- 348 num nennt, hat Ehrenberg (Isis 1834. Heft VI u. VH. p. 711) seine Beobachtungen mitgetheilt. (S. die Bemerkg. von Hın. Prof. Nitzsch am Schlusse des Berichtes.) Kollar hat das Männchen von Apus cancriformis ent- deekt. Isis 1834. Heft VI u. VII. p. 680. Eine neue Gattung der Lophyropoden, Cetochilus, hat Roussel de Vauzeme ausführlich beschrieben und abgebil- det (Ann. d. Sc. nat. I. p. 335). Die einzige, etwa 2” lange Art, ©. australis, welehe am Cap Horn meilenweit im Meere blutrothe Streifen (Wallfischfutter von den Fischern ge- nannt) bildet, ist eine Hauptspeise der Wallfische. Sie steht der Gatlung Condylura Latr. am nächsten, unterscheidet sich aber von dieser durch den fünfgliedrigen Hinterleib, den Man- gel hervorragender Spitzen am ersten Körpersegmente und sonst. Von den übrigen Gattungen ist sie durch den mit dem ersten Brustsegmente verschmolzenen Kopf hinlänglich unter- schieden, von Cyclops dureh das doppelte Auge. Auf derselben Expedition nach dem südlichen Polarmeere hatte Roussel de Vauzeme Gelegenheit, die Gattung der Wallfischläuse, Cyamus, sorgfältig zu studiren. (Ann. des Sc. natur. I. p. 239 u. p. 257.) Einfache Augen, die man ihr neben den zusammengesetzten zuschreibt, fand er nicht. Die Darstellung der Mundtheile erhält durch ihn einige Be- richtigungen. Die cylindrischen membranösen Organe am 4ten und 5ten Körpersegmente, die man wohl als degenerirte Fülse deutete, sind nach ihm wirkliche Kiemen; sie lassen sich vom Rückengefälse aus injieiren. Auf die Zahl und Gestalt dieser Kiemen und ihrer Anhänge gründet sich die Verschiedenheit der 3 Arten, welelie der Verf. beobachtete (C. ovalis, erra- tieus, gracilis). Die Anhänge an der Basis der Kiemen hat man früher wohl für die Kiemen genommen, allein sie sind krustig und fehlen den Weibchen, bei denen sich an ihrer Stelle die Deekschuppen der Eier finden. Die äufserlichen Geschlechtstheile der Männchen bestehen in 2 konischen Ru- then am Ende des letzten Segementes und einem eichelför- migen Wollustorgane, welches hinten mit dem Afterhöcker verschmilzt. Die Geschlechtsöffnungen der 2 liegen mitten < 349 am vierten Segmente. Der Magen hat Knorpelzähne und Knorpelbögen; die Leber ist ein symmelrisch-doppeltes, kör- niges Organ, welches schlauchförmig jederseits am Darme liegt. Die Arten unterscheiden sich auch in der Lebensweise, €. ovalis und gracilis verhalten sich zum C. erraticus wie die Kopflaus zur Filzlaus. Jene verlassen nie die schwieligen Höcker des Kopfes, der €. erraticus schweift auf der Ober- fläche des Körpers umher und verbirgt sich in den Falten der Augenlieder, des Mundwinkels, des Nabels und der Ge- schlechtstheile, auch sucht er frische Wunden und alte Nar- ben auf. — Die Wallfischläuse gehen langsam, indem sie die Krallen bis an den Tarsus tief in die Haut des Wallfisches einschlagen. Sie stechen, wenn man sie greift; ihre spitzi- gen Klauen dringen wie Nadeln in die Finger ein. Sie schwimmen nicht, und fehlen auf Delphinen und Pottfischen. Die Eier sind kuglig. — Die ausschlüpfenden Jungen haben die Gestalt der Alten, nur sind die Kiemen kuglig. Ueber das Gefälssystem und den Blutlauf der Daphnien theilt Ehrenberg (Organisation in der Richtung des klein- sten Raumes III. p. 45) seine Beobachtungen mit, auf welche hier nur verwiesen werden kann. h Meyen (Reise um die Erde III. p. 277. Nov. Act. Ac. Leop. Vol. XVI. Suppl. p. 153) beschreibt das Carcinium opa- linum Banks., eine leuchtende Crustaceengaltung mit 2 beson- deren Leuehtorganen, welche am Rücken jederseits befindlich und gelblich gefärbt sind. Es bringt damit willkührlich ein glänzend blals-grünes Licht hervor. Ueber die systema- tische Stellung dieses Thieres vergl. Burmeister Nov. Act. Ac. Leop. Vol. XVII. 1835. p. 327. Von Bopyrus squillarum hat Ratlıke bestätigt, dals das winzig kleine, anders gestaltele J' immer ganz unbeweg- lich zwischen den Kiemen an der Geschlechtsmündung des Q sitzt, selbst dann noch, wenn sich das Weibchen seiner Eier entledigt hatte. (Dorpat. Jahrb. 1. p. 245.) Die vorderen Schwanzfülse einiger männlichen Crustaceen hat Mayer (Froriep’s Not. 40. Nr. 18) mit den Flossenanhän- gen der Haye verglichen. Wird das Organ nach ein- und 350 vorwärts bewegt, so kommt sein zweites Glied, ‘welches einen Halbkanal bildet, mit seiner Basis an die Oeflnung des Sa- menganges, nimmt den Samen auf und leitet ihn gerade bis an die weibliche Geschleehtsöflnung. Ueber das Gefäßsystem des Krebses s. Krohn Isis 1834. V. p. 518. v. Baer hat nachgewiesen (Müller’s Archiv f. Phys. 1834. p. 510), dafs bei der Häutung der Krebse nur die innere Oberhaut des Magens nebst dem Zahngerüste er- neuert wird. Da zwischen ihr und der äufseren Haut die Krebssteine sich befinden, so gelangen diese nach Abstreifung der Oberhaut in den Magen, in dessen dann Salzsäure (naclı Dulk) enthaltendem Magensafte sie aufgelöst werden. v. B. sieht die Krebssteine als Speichelsteine an, und glaubt, dafs sie den Stoff zur Ablagerung des Kalkes in der Schale her- geben. Aber ist dafür ihre Masse nicht zu gering? Ueber 2 westindische Krabben, Gecareinus ruricola und Grapsus piclus giebt Macleay Nachricht (Transact. of Zool. Soc. I. p. 185.) Ersteren sah er nie weiter als 2 (engl.) Mei- len von der See. Er liebt sumpfigen Boden und einige Ent- fernung von Salzwasser. Letzterer bewohnt oflene sandige oder felsige Gegenden. Beide sind sehr vorsichtig und schnell, jener sucht Schutz in seiner im Schlamme gemachlen Höhle, dieser eilt in die See. Die gewiß sehr wichtige Histoire naturelle des Crusta- cees par Milne-Edwards (Paris chez Roret. 8.), zur Suite a Buffon gehörig, von welcher die Annales des Sc. nat. TI. p-290 eine einleitende Probe mittheilen, konnte ich auf wie- derholtes Verlangen bis jetzt nicht beziehen. 11. Ara c h’in,i cd ale. Unstreitig der wichligste Beitrag zur Naturgeschichte die- ser Thierklasse ist Duges klassische Bearbeitung der Acari- den. (Recherches sur l’ordre des Acariens etc. Anmales des Se. nat. Zool. Tom. I. p. 5 u. 144. Erste und ‚zweite Ab- handlg. 7. II. p.18. Dritte Abhandlung.) Nach seinen um- fassenden Untersuchungen giebt es keine Acariden, welche lebenslänglich 6 Beine besälsen, sondern alle sechsbeinigen öl sind nur Larven. (Gleichzeitig hat auch Burmeister dieses ausgesprochen. Isis 1934. p. 140.) Duges theilt die Klasse der Arachniden folgendermaßen ein '): 1. Unterklasse Hologastra (Acarulistes — die Acariden). 2. Unterklasse Phalangies, / Chelignathes: 4 Nymphones, Galeodes. Mygales, Tomogastra (Aranulistes) ( Dactylognathes: 4 Arances, Phrynees. Thelyphones, Chelipalpes: < Cheliferes, Scorpiones. Da bei den Acariden die Unterlippe scheiden- oder löf- felförmig die Mundtheile verdeckt und deren Untersuchung erschwert, so bedient sich der Verf. zur weiteren Einthei- lung der gewöhnlich allein freien Maxillartaster. Sie haben allgemein 5 Glieder von verschiedener Bildung und Gröfse. D. unterscheidet 7 Formen derselben, deren jede einer seiner Familien allein zukommt: a. palpi rapaces (Greiftaster); in der Mitte verdickt, am vorletz- 1) Der Verf. giebt mithin die Eintheilung nach den Respirationsorga- nen auf. Dafs auch unter den eigentlichen Spinnen, bei Dysdera und Se- gestria Tracheen vorkommen, hat er neuerlich entdeckt (Le Temps 1835. Nr. 1942. Feuilleton. Academie des Sciences. Seance du 9 fevrier). Er faud nämlich bei diesen beiden, sonst der Clubiona und Aranea nahe stehenden Gattungen die Beobachtung von L&on Dufour, dafs sie 4 Stigmate, wie die Mygalen, besitzen, bestätigt. Die beiden hintern Stigmate führen aber nicht, wie die vordern, in einen Lungensack, son- dern in einen dicken, cylindrischen, hornartigen Kanal, von welcuem eine Menge 'Tracheen entspringen, die sich nach allen Seiten im Ilinter- leibe, im Thorax und bis zu den Enden der Beine verbreiten. Die vor- dern Stigmate communiciren dagegen mit einer kurzen Höhle, welche eine Menge lamellenartiger Blätter einschliefst, mithin eine Lunge oder, wenn ınan will, eine Luftkieme bildet, welche den beiden der meisten Spinnen, und den vieren der Mygalen durchaus ähnlich ist. Da der Tracheen-Apparat des zweiten Stigmaten-Paares oflenbar dem zweiten Lungenpaare der Mygalen entspricht, so findet sich hier eine völlige Um- bildung der einen Art von Respirationsorganen in die andre. 352 ten Gliede mit einer oder mehreren Krallen, das Endglied stumpf, meist birnförmig. Die I. Familie der Trombidien ( Trom bidiei); Rhaphignathus Dug. — Tetranychus Duf. — Rhyncholophus Dug. — Smaridia Latr. — Trombi- dium. Fabr. — Erythraeus Latr. b. p. anchorarii (Ankertaster), ähnlich den vorigen, aber das letzte Glied spitz oder mit Spitzen bewaffnet. — Wasserthiere. Die II. Familie Hydrachnen (Hydrachnei) d. Gug. Atax Fabr. — Diplodontus. Dug. — Arrenurus. Dug. — Eulais. Latr. — Limnochares. Latr. — Hydrachna. Müll. ce. p. fusiformes (Spindeltaster), mitten verdickt, am Ende stumpf, aber ohne Klaue am vorletzten Gliede. Hierher nur die Gattung Oribata. Fam. VII. (Oribatei). d. p. filiformes (Wadentaster), wie die spindelförmigen, aber olıne sichtliche Verdickung, stets parallel. Fam. II. (Gamasei). Die Gattung Dermanyssus. Dug. — Gamasus. Latr. — Uro- poda. Latr. — Pteroptus. Duf. — Argas. Latr. e. p. antenniformes (Fühlertaster), fadenförmig, aber die Glieder von sehr ungleicher Länge, gespreizt, zurückgebogen oder zurück- gelegt. Fam. VI. (Bellei.). Die Gattungen Bdella. Latr. — Scirus. Herm. f. p. valvaeformes (Klappentaster), flach, ausgehöhlt, scheidenar- tig. Die IV. Fam. der Zecken (Ixodei). Gattung Ixodes. Latr. . p. adnati (Hafıtaster), an die Lippe mit dem gröfsten "Theile ihrer Länge angewachsen, immer wenig entwickelt. Die V. Fam. (Acarei). Die Gtig. Hypopus. Dug. — Sarcoptes. Latr. — Acarus. L. 02 Die Diagnose der Gattungen soll gelegentlich mitgelheilt werden. Hier möge nur noch Einiges über die Metamorphose dieser Thiere Platz finden. Bei einigen ist die sechsbeinige Larve übrigens nicht vom ausgewachsenen Thiere verschieden, so bei Rhaphignathus, Tetranychus, Rhyncholophus, wo sie unbeweglich (Nymphe) wird, indem sieh die Haut von der Oberfläche ablöst und eine durchsichtige Hülle bildet, aus wel- cher das achtfüßsige Thier hervorkommt. Viel unähnlicher der ausgewachsenen Milbe sind die Larven von Trombidium. Der Umrils des Körpers verhält sich bei Tr. phalangii gerade umgekehrt, ist vorn schmäler, hinten breiter; das die vorde- ren Fulspaare tragende Segment ist mit dem übrigen Körper verschmolzen; die Taster sind fadenförmig. Eben so sind 353 auch bei den Larven des Diplodontus scapularis die Taster nieht Anker-, sondern durch einen Anhang Greiftaster. Am größten ist die Verschiedenheit bei den Larven der Gattung Hydrachna. Statt des Schnabels findet sich ein grofser, fast, fünfeckiger, beweglicher Kopf mit dicken 3klauigen Tastern. Gegen Ende Sommers heften sich diese früher frei im Was- ser lebenden Thiere an Wasserinseeten an, indem sie deren hornige Theile durchbohren. Der Hintertheil des Leibes ver- längert sich; das anfangs flache Thier wird spindelförmig, dann birnförmig. Bei dem beträchtlichen Wachsthume des Kör- pers ziehen sieh Taster und Fülse aus ihren früheren Haut- scheiden nach innen. Während ihr Saugrüssel eingebohrt bleibt, verwandelt sich also die Larve in eine Nymphe, welche von Audouin, indem sich die 6 Hautscheiden der Beine erhal- ien hatten, als eigene sechsbeinige Gattung, Achlysia, be- schrieben wurde. Die Taster- und Fulsrudimente entwickeln sich dann vollständig, die Nymphenhaut zerreifst und die hervorschlüpfende achtbeinige Milbe schwimmt munter umher, heftet sich nach einigen Wochen in der Blattachsel eines Po- tamogelon an, wird wieder unbeweglich, noch einmal ziehen sich die Beine aus ihren Hautscheiden nach innen unter die Haut zurück, werden wieder unförmlich, dann verlängern und formen sie sich und erhärten allmälig, die alte Haut spaltet sich am Rücken und das vollkommene Thier geht hervor. — Burmeister hat gleichzeitig erkannt, dafs Achlysia nur Lar- venzustand der Hydrachnen sei, indessen blieben ihm die ein- zelnen von Duges beobachteten. Stadien der Metamorphose unbekannt, und, wie frühere Beobachter, nimmt er jene an Wasserkäfern haftenden birnförmigen Wesen für Eier. (Isis 1834. Heft 2. p. 138.) Ueber Tetranychus lintearius Duf. s. Gachet Ann. de la societe entomol. de France p. 397. Bedeutendes Aufsehen hat in Frankreich das Wiederauf- finden der wahren Krätzmilbe (Sarcoptes exulcerans) erregt, welches Thierchen, obwohl die Grönländer sowohl, wie das niedere Voll des südlichen Europas es kennen und mit der Nadel unter der Haut hervorzuziehen verstehen, den neueren 354 Naturforschern völlig entging, so dafs dessen Existenz bereits von Einigen bezweifelt wurde. Eine darüber angestellte Wette lenkte vor einigen Jahren in Paris von neuem die Aufmerksam- keit auf diesen Gegenstand. Raspail wies 1829 nach, daß Gales im Jahre 1812 die dazu ernannte Commission gröblich getäuseht habe, indem er statt der Krätzmilbe, welche er auf- gefunden haben wollte, die Käse- oder Mehlmilbe (Acarus Siro) unterschob. Ja, um dieser Anschuldigung mehr Nach- druck zu verschaflen, ging R. so weit, dafs er 1829 die My- stifieation mit demselben Erfolge vor den Notabilitäten von Paris wiederholte. Im Jahre 1834 gab dann Renucei, ein geborener Korse, Eleve der Mediein, welcher in seinem Va- terlande das Hervorziehen der Krätzmilbe kennen gelernt hatte, dazu in Gegenwart vieler Aerzte nähere Anweisung. Bei ei- nem neu angesteckten Kranken muls man die Pusteln unter- suchen; hat nur seit wenigen Tagen die Kur begonnen oder sind die Pusteln zerkratzt, so ist die Milbe todt oder fort; von der Pustel aus gehen Gänge nach verschiedenen Rich- tungen; am Ende des entferntesten Ganges 1rifft man gewöhn- lich einen weilsen, mit blofsem Auge sichtbaren Punkt, wel- cher dem Hintertheile der Milbe entspricht. Man mufs etwa ejne halbe Linie von dem weilsen Punkte in der Richtung nach ihm mit einer Nadel in die Oberhaut einstechen und sie so vorsichtig aufreilsen. Indem man die Spitze unter den wei- fsen Punkt bringt, kann man dann das Thier herausheben. (L’Institut. Nr. 70. p. 298. 99. — Bericht darüber v. Blain- ville Anstit. Nr. 74. p. 329., vgl. Froriep Notizen Bd. 42. Nr. 11.) Beaude, ein praktischer Arzt, und Sedillot machten gleichfalls Mittheilungen der Akademie, wie es scheint, nur, durch Renucei angeleitet. Raspail, welcher schon 1831 die Krätzmilbe des Pferdes beschrieben hatte, ver- glich diese mit der menschlichen, und gab zugleich einen le- senswerthen Bericht über die spalshaften Vorgänge bei die- ser Gelegenheit. (Memoire comparatif sur l'histoire nalurelle de linsecte de la gale, par F. V. Raspail; avec figures. Be- sonders abgedruckt aus Miquel’s Bulletin general de thera- peulique medicale et chirurgicale 1834. Uebersetzt: Naturge- 355 schichte des Inseetes der Krätze. Vergleichende Untersuchun- gen von F. V. Raspail. Aus dem Französischen mit An- merkungen von @. K. Leipzig 1835. 8.) Die Abbildung der menschlichen Krätzmilbe stimmt mit De Geer’s Figur, nur dafs sie nicht so roh ist, vollkommen überein. Die Diagnose der Gattung giebt R. folgendermalsen: Corpus subrotundum, utrinque quasi compressum, testudini- forme, albidum,, striatum, supra dorsum papillis rigidis hir- tum. Pedes oclo, qualuor anteriores circa caput dispositi, et quasi palmati, quatuor postiei distantes et sallem quatuor an- teriores ambulacris praediti. Bei Sarcoptes hominis sind die hinteren Fufspaare dem Bauche angeheftet ohne Haftblatt (Arolium Nitzsch. Am- bulacrum Rasp.). Das Haftblatt der Vorderfüfse ist ungeglie- dert. Bei S. equi sind die hinteren Fulspaare den Seiten an- gefügt und wie die vorderen mit zweigliedrigem Haftblatte versehen. Eine genaue Untersuchung der Mundtheile ist noch zu wünschen; dafs Sarcoptes von Acarus, mit dem sie La- treille vereinigt hatte, generisch zu trennen sei, unterliegt keinem Zweifel. Albin Gras Recherches sur U’Acarus ou Sarcopte de la gale de Vhomme. Paris 1834. 8. — enthält Nachweisungen über die Lebensart des Thieres und die Methode es aufzufin- den, welche in der erwähnten deutschen Uebersetzung in An- inerkungen beigefügt sind. Vallot zeigte der französischen Akademie an, dafs ınan in den Gallen, welche besonders im Mai an der Haselstaude, dem Buchsbaume und Quendel vorkommen, eine großse Menge gekrümmter, sehr lebhafter Larven auirelle, von denen einige Sußslos (?). andere sechsfülsig erscheinen. Ihre weitere Ent- wiekelung zeigte ihm, dafs sie Larven einer achtfüßsigen Milbe sind. (Instit. Nro. 55.) Eine vierfüßige, sehr langsireckige Milbenlarve aus den Gallen der Linde, Pappel und Weide hat Duges Ann. des Sc. nal. II. p. 104 beschrieben und abgebildet. Eine älinliche fand Th. Hartig (Forstliches und forst- naturwissenschaftliches Conversations- Lexikon p. 737) in den 356 erbsen- oder bohnengrofsen Gallen schlechtwüchsiger Kiefern, und beschreibt deren Entwickelung zu einer Oribata. Eben so giebt Derselbe die von Duges nicht beobachtete Meta- morphose einer Uropoda (a. a. ©. p. 733), welche er an Borkenkäfern fand. Da das eitirte Werk wenigen Naturfor- schern zur Hand sein möchte, halte ich es für passend, die Beobachtungen hier ausführlich mitzutheilen, indem sie, wenn dabei keine Täuschung obwaltete, von grolsem Interesse sind ?). End- 1) «. Oribata. Erstes Stadium. Made wurmförmig, lang gestreckt, —I; Par. Li- nien. Nur 2 Fulspaare am Thorax. Fülse sechsgliedrig, enden mit 2 Borsten, die eine gewimpert, an der Basis mit radförmigen Organen (Arolium?). Kopf in einen Rüssel verlängert. Körper vom Thorax ab mit in regelmälsigen Reifen stehenden WVärzchen dicht besetzt. Un- ter dem After 2 lange Fäden. Zweites Stadium. Körper eiförmig, nach vorn und hinten ver- engt, 2 nach unten gekrümmte Palpen. Rüssel in eine hornartige vor- stehende Unterlippe verwandelt. 4 Paar sechsgliedrige Fülse mit dop- pelten Klauen u. einem radförmigen Organe an der Basis des Tarsus zwi- schen einer Borste. Afteröffnung deutlich, Drittes Stadium. Körper fast eine runde Scheibe mit klei- nem Thorax u. Kopf, birnförmig; 2 kurze, zu gezähnten Scheeren ein- gespaltene Mandibeln. 2 viergliedrige (?) kurze Palpen, 4 Fulspaare mit keulenförmig dieken Schenkeln u. zweikralligen Klauen. Färbung krtbs- roth. (Ist also nicht O, geniculata Latr.). ß. Uropoda. Man findet in den Gängen der Borkenkäfer getödtete Larven und Puppen, in deren Innerem eine Menge kleiner sechsfülsiger Milben hau- sen. Länge 735 Par. Linie. Körper birnförmig, nach hinten verdickt, mit 8 Afterborsten. Färbung gelblich weils. Füfse mit einfacher Spitze. Taster lang, fufsähnlich. Kinnbacken mit Scheeren. Aus ihnen entwik- kelt sich eine Milbe, die frei in den Gängen der Borkenkäfer lebt, und alle Charaktere von Gamasus an sich trägt. Länge 75, Par. Lin. Kör- per ebenfalls noch birnförmig, aber nach hinten enger, mit 4 Afterbor- sten. Thorax deutlich von Hinterleibe gesondert, trägt 2 Fülse. Hin- terleib mit 3 siebengliedrigen Fufspaaren, deren Endglied sich in eine Haftblase erweitert. Mundtheile: 2, unter eine breite Lippe zurückgezo- gene, ausstreckbare, an der Spitze scheerenartig eingeschnittene Mandibeln, zur Seite derselben ein hakenförmig nach unten gekrürnmtes sechsgliedri- ges Palpenpaar. Aus ihr enwickelt sich (?) die vollkommene Milbe mit 357 Endlich beschreibt Derselbe p. 734 die merkwürdige Fort- pflanzungsweise einer unbestimmten Milbe, welche an der Larve eines Eumenes ihr Wesen treibt. Sobald sie (8beinig) das Ei verlassen, bohrt sie sich mit ihrem Saugrüssel in die Larve ein. Das Ende des Hinterleibes schwillt kugelförmig zu einer enormen Grölse an, während der Vordertheil Form und Gröfse behält. Die Eier entwickeln sich am Eierstocke und gelangen, sich lostrennend, in den blasenförmig erwei- terten Hinterleib, welcher mit den Eiern von den verschie- densten Entwickelungsstufen erfüllt ist. Ein kleiner Theil der Milben einer Generation weicht in Form, Fußsbildung und krebsrother Farbe ab: der Verf. vermuthet, dafs sie $ seien, konnte aber keine Begattung wahrnehmen, die aber doch wohl stattfinden, oder auf mehrere Generationen wirken mülste, da sich die Milbe gleieb, nachdem sie Ei und Mutterkörper ver- lassen. in der beschriebenen Weise festsetzt und fortpflanzt. Eine neue Art von @aleodes (@. limbata) beschreibt Lucas (@uer. Magas. d. Zool. livr. 3. VIII. t. 5.) — des- gleichen 2 Spinnenarten Scytodes rufipes (ib. t. 6.) und Salticus lepidus (ib. t. 7.). Die Abbildungen einiger bei Wien entdeckten Spinnen legte Hammerschmidt der Ver- sammlung der Naturforscher in Breslau vor. (Thomisus to- gatus, Salticus sanguinolentus. s. Isis 1834. Heft VIn. VI. p- 746.) Eichwald theilte derselben Versammlung Bemerkungen über die kaukasischen Skorpione (Scorpio caucasus Stev.), Phalangien (Solpuga araneoides Licht.) und Taranteln (Ly- allen Charakteren der Gautg. Uropodu. Körper mit einem röthlichbrau- nen, eirunden, lederartigen, zellig geränderten, mit nach hinten gerich- teten steifen Borsten besetzten Schilde; Fülse und Mundtheile unter die- ses zurückgezogen, sonst wie im zweiten Stadium. Der After erweitert sich in eine häutige Röhre, mit der sich die Milbe an den Borkenkäfern befestigt.“ Der Verf. sieht diesen Stiel als ein besondres Organ ar. Nach Duges (Ann. des Sc. nat. II. p. 30.) ist er hornig, steif, elastisch, ohne Höhle, ohne Fasern, und daher glaubt dieser, dafs er aus den klebrigen, eingetroekneten Excrementen gebildet sei, weshalb sich das Thier durch eine neue Exeretion leicht lo machen könne. I. Jahrg. 24 358 cosa songarensis Laxm.) mit Bezug auf Strabo’s Angaben mit. Durch den Skorpionsbißs entsteht nur eine heftige örtliche Ent- zündung, die jedoch bald vergeht, wenn man die Wunde mit Ocl bestreieht. Strabo scheint unter geidyyıov "beide letz- teren, die wegen Giftigkeit gleich gefürchtet sind, verstanden zu haben, und liels durch jene den Tod durch Weinen, von dieser den Tod durchs Lachen erfolgen. Viele neue, im Odenwalde vom Pfarrer Wider entdeckte Spinnen nebst einigen von Rüppell gesammelten Arten hat A. Reufs (Museum Senkenbergianum Bd. 1. Heft3. p. 197 13. tab. XIV— XVII.) beschrieben und abgebildet. Desgleichen giebt Blackwell (Zondon and Edinb. Philos. Magaz. July 1834. p. 50) Beschreibungen neuer Spinnen. Ueber Epeira fasciata s. Rennie in seinem Field No- turalist. Februar. p.58. mit Abbildung des Thieres und Eier- sackes. Ueber die Synonymie der Aranea domestica s. Wal- ekenaer Annales de la sociele entomologique de France 1834. p. XIX. Pachyloscelis, eine neue Galtung, ist von Lucas auf- gestellt ibid. p. 359. Die beiden Arten brasilianisch. Unter .dem Namen Z’richopus hat ein Ungenamnter, ©. M., in dem Magaz. of Nat. Histor. Jan. p. 10 eine neue, ‘ der Aranea, Agelena und Clubiona zunächst stehende Gattung beschrieben und abgebildet ?). 1) Trichopus. Augen S, grofs, fast gleich, durch einen beträcht- lichen Zwischenraum vom Grunde der Kiefer getrennt, in 2 Reihen, die vordere abwärts gekrümmt, mit genäherten Augen, die hintere vorwärts gekrümmt, mit entfernten Augen, die äufsern auf einem Höcker. Man- dibeln eylindrisch, sehr schief abgestuzt, hinter der Mitte ihrer Innenseite, snit einer jederseits gezähnten Vertiefung zur Aufnahme der starken ge- krümmten Klaue, haarig und dornig. Maxillen stark, 'äufserlich an der Spitze abgerundet und sehr jähe innerlich abgestuzt, hinter der Mitte zu- sammengezogen und schwach bei der Anlıeftung der Taster erweitert. Lippe höher als breit, vorn verschmälert, mit einer Bucht an der Spitze, welche in Ruhe. die Spitze der vorderen Lippe aufnimmt. (?) Taster lang, abwärts gekrümmt; das erste und zweite Glied kurz, das dritte schr lang, das fünfte lang, und das sechste bei dem JS verlängert, birnförmig ohne 359 Meyen, der eine.Vogelspinne, Mygale scrofa ( Aranea scrofa Mol. — ferruginea, hirta, tarsis apice pectoreque ni- gris), von 74" Länge erwähnt (Reise um die Erde I. p. 338), traf diese ein Stück Wassermelone fressend, und erklärt die Angabe, dafs diese Spinnen kleinen Vögeln nachstellen, für Fabel. Dasselbe weiset auch Macleay nach, welcher zu- gleich die Entstehung des Mährchens aufhellt. (Transact. of the Zool. Soc. I. 2. p. 190.) Labat hatte nämlich angege- ben, dafs eine Spinne der Bermudez-Inseln ein so. starkes Netz mache, dals sich kleine Vögel darin fangen könnten. Rochefort bezog dies auf die Mygale, und Demois. Me- rian ging 53 val, avec des notes sur le moeurs par M. Sganzin Paris chez Roret. 8. 1 Vol. av. 16. pl. Später sind‘2 neue Lieferungen erschienen. 8. Histoire naturelle des Lepidopteres rhopaloceres ou pa- "pillons diurnes des Departements des Haut- et Bas-Rhin, de la Moselle, de la Meurthe et des Vosges, publice par M. L. P. Cantener. Paris et Colmar. 8. ‚Dies Werk ist auf 12 Lieferungen berechnet, von welchen vier erschienen sind. eh - 9. Histoire naturelle des Lepidopteres ou papillons d’Eu- rope, par M. H. Lucas. Paris. 8. an 20 Lieferungen berechnet, 11 sind erschienen. 10. ©. F. Freyer neue Beiträge zur Schmetterlingskunde, eo "mit Abbihdnnge nich der Natur. Augsburg. 4. | Der erste Band aus 16 Heften bestehend ist beendet, vom 2ten Bande sind das 5te und 6te Heft (das 21. und 22. des ganzen Werkes) erschienen. 11. J. E. Fischer, Edler von Röslerstam, Abbildungen zur Beriehtigung und Ergänzung der Schmetterlinge, be- sonders der Mikrolepidopterologie, als Supplement "zu Treitschke’s und Hübner’s europäischen Schmet- terlingen. Leipzig. gr. 4. Mit Kpf. ' Der Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, die zahl- reichen Abänderungen der kleineren Schmetterlinge, zumal der Motten d Blaitwickler, bildlich darzustellen, sie in feststehende Arten zu vereinen, und dem ferneren Auf- stellen neuer Arten, die nichts als Abarten schon bekannter sind, dadurch vorzubeugen; ein allerdings sehr verdienstli- es Unternehmen. Fleifs und Mühe, welche er auf diese Arbeit verwendet hat, geben ihm die Hülfsmittel zur ferne- ren werthvollen Ausführung an die Hand; in dem ersten Hefte behandelt er auf 5 Tafeln nur zwei Arten, nämlich auf den 4 ersten Paedisca parmalana Hübn., wozu T. semi- maculana, T. ratana, T. sylvana, T. sordidana als Abarten gehören, auf der 5ten Lita Fischerella Tr. 12. E. J. €. Esper, die Schmetterlinge in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen. Herausgegeben und f) ey r m. _ 54 mit Zusätzen vom Riiter Touss. von Charpentier. Erlangen. 4. . a Eine neue ‚Ausgabe, der 1777 — 1801 erschienenen Kupferhefle, wozu ein neuer verbesserter Text gege- ben wird. 12 Lieferungen sind erschienen. Unter den übrigen lepidopterologischen Arbeiten. sind Ref. folgende bekannt geworden; Fr. Treitschke hat, nachdem mit dem 9ten Bande seine und Ochs enheimer’s werthvolle Arbeit: die Schmet- terlinge von Eu ropa, beendet, worden, einen Supplement- band erscheinen lassen !), welcher die neuentdeckten Arten beschreibt und Berichtiguugen über schon bekannte; aus spä- teren Beobachtungen hinzufügt. Diese beziehen sich in vor- liegender ersten Abtheilung nur auf die von Ochsenhei- mer selbst bearbeiteten Bände, die zweite Abtheilung wird dergleichen zu den, folgenden Bänden liefern. Derselbe ‚hat auch für junge Schmetterlingsfreunde eine recht brauchbare Anleitung mit Beschreibung der häufiger vorkommenden einheimischen und ausländischen Arten her- ausgegeben ?). G. Silbermann hat die ich der in mehreren Gegenden gefundenen Schmetterlinge zusammengestellt ?), und so den geographischen Entomologen vorgearbeitet; die aufgeführten Verzeichnisse sind: 1. Verzeichnifs der Schmetterlinge in: der Umgegend von Hamburg nach Beske (1826— 29). NY 2. Verzeichnils der Schmetterlinge, welche Bory de St. Vincent auf den Canarischen Inseln einsammel 3. Verzeichnißs der Schmetterlinge im Ungarn vom Dr. Friwaldsky. 4. Verzeichnils der Schmetterlinge um Orenburg von Lepechin. v t) 10. Ba. 1. RR, ipaig 1824. 8. 2) Hülfsbuch für Schmetterlingssammler. Mit 4 ausgem. Kupfern. Wien. 1834. 8. i . 3) Revue entomologique. Vol, II. pag. 176 — 188. e“ 55 +5» Verzeichnils der Schmetterlinge Lieflands von €. H. 4 G. Sodoffsky. “ j John Walton: hat’ ein De Verzeichnifs engli- selier- Nachtschmetterlinge mitgetheilt ua mi mit Beobach- tungen über ‚deren Erscheinen ‚und Fang begleitet ") Ebenso hat Duponchel eine Uebersichb Sa von ihm im Departement. des Lozere gefundenen Sehmetterlinge. ge- geben 2). Als Einleitung theilt er Notizen über den Boden die Vegelation dieses Departements ‚mit. Der Boden ist rgig und yulkanischen Ursprungs, Berge von 1600 Metres Be schlielsen die Gegend ein; die Mitte wird von mehre- ‚ren Hochebenen: gebildet, die aus Uebergangskalkstein beste- hen; die Spitze der Barat ist Granit. Von den aufgeführten -Schmetlerlingen w bei. einigen ‚ausgezeichneten Fundort und Flugzeit näher angegeben, ebenso von einigen‘ Käfern; dann folgt das Namensverzeiehnils aller. gesammellen Arten, deren Anzahl sich bis auf 205 beläuft. A.,Keferstein hat ‚einen interessanten Aufsatz über die allgemeinen Lebenserscheinungen ‚bei den Schmetier- lingen'bekanni' gemacht °). Man kennt gegenwärtig 2436 Europäer aus dieser Ordnung, welche in dem Verhältnisse zu den, Ausländern wie 1:9 stehen, so dafs man 21,989 Ar- len ‚Schmetterlinge als existirend annehmen kann. Sie leben in allen Zonen, Parry fand eine Argynnis und’ eine Tinea auf seiner Reise nach dem Nordpol, Steller.3 Arten ‚auf . Kamtschatka, Sceoresby mehrere auf Grönland über 70° hin- aus. Das Pflanzenreich ist die erste Bedingung ihres Daseins, n diesem leben fast alle, aber nieht alle auf und in den- _ Een Organen, wie. ausführlicher nachgewiesen wird; auch | bedingen. nicht blofs die Anwesenheit. der Nahrungspflanze, sondern. auch ‚andere äufsere Verhältnisse, das Vorhandensein ; einer Art; örtliche Beschaffenheit, des Klimas ‚und Bodens scheinen bedeutenden Einfluls “Zr ersteres besonders 1) The entomol. Magazine Vol. I1. pug. 205. 2) Annales de la soc. entom. Val. JiT. pag. 271 — 298. 3) Ebenda $. 137. Bm E y 56 auf die Farbe, welche mit‘zunehmender mittl.' Temperatur schöner, voller und brennender wird, wie z. B. bei Pap. Cleopatra, welche blofse Varietät von P. Rhamni ist. Die Inseln enthalten wenige und kleine Arten, das Fest- land allein die grofsen, die Südsee-Inseln oft nur 2—3, doch macht Timor eine Ausnahme. ° Die gröfsten Arten finden sich in der alten Welt, doch hat Süd- Amerika die größte be- kannte Noctua (N. strix und N. Agrippina). — Rücksicht- lich der Verbreitung kommen‘ einige Arten überall vor, und zwar häufig (P. Cardui, Urticae), oder selten (P. Argio- lus); andere nur in bestimmten Localitäten, und zwar theils des Bodens, z. B. auf Bergen (P. Apollo) und Alpengegen- den (P. Cynthia und viele Hipparchia-Arten), theils der Zone (z. B. nur in der gemäfsigten, oder heifsen ete.). Wich- tig ist die Bemerkung, dafs Nachtfalter mehr in ganz ver- schiedenen Zonen gefunden werden, als die Tagfalter, und dafs die verschiedenen Arten von Nachtfaltern verschiedener Zonen sich bei weitem mehr gleichen, als die Arten der Tag- falter. Die’ Begränzung einiger Hauptfaunen mit Angabe ih- ihrer Repräsentanten bildet den Schluls der gehaltreichen Arbeit. ; ” - Hefs hat in ähnlicher Weise Bemerkungen über das Vorkommen der Schmetterlinge in den Alpen gemacht ?). Er bestreitet die Behauptung, dafs alle Gegenden, deren Bo- den aus Kalkstein besteht, ‘reicher sein sollen an Insecten, als diejenigen, welche aus einer andern Formation gebildet werden. Dies gilt namentlich für die Fälle, wo die Kalk- steinformation höher liegt, und man bemerkt im Sommer auf hohen Kalkalpen erst dann das zahlreichste Leben, wenn auf tiefer gelagertem Granit- oder Schiefer- und Sandsteingebirge schon die Lebendigkeit verschwunden ist; ebenso sind die höher gelegenen Theile dieser Formation noch nicht bevöl- keri, wenn das tiefer gelegene Kalksteinterrain schon völlig bewohnt ist. Alles Leben, sagi er, hängt in den Bergen von der Erhebung und der damit zusammenstimmenden Tem- 1) Ebenda S. 168. 57 peratur ab, nicht von der Beschaffenheit des Bodens. Weni- ger einflulsreich scheint die Lage gegen Westen oder gegen Osten zu sein; der Verfasser beobachtete keinen merklichen Unterschied, nur dafs er täglich die Falter der Ostseite des Morgens lebhafter fand, die der Westseite Nachmittags. Nach der Erhebung giebt es Falter, die nicht über die Baumregion hinaus gehen, andere dagegen kommen noch höher vor; wo die eigentliche Alpenzone eintritt, dies hängt von localen Verhältnissen ab; Eulen sind auf den Alpen selten. Zuletzt die Bemerkung, dafs Pap. Pales, Arsilache und Isis einer Art.angehören und blofse Varietäten sind. Boisduval beobachtete *), dafs die Raupe von Urania Rhiphaeus auf Mangifera indica lebe und mit der von Mae Leay abgebildeten Raupe der Urania Pygmaea wenig Aehn- lichkeit habe. Diese lebt auf Omphalia triandra in Cuba, und scheint identisch zu sein mit der gleichfalls von Mae Leay beschriebenen, ebendort einheimischen Urania Fernan- desii. Die Larve bewohnt ein leichtes Gespinnst an der Unterseite der‘ Blätter, in welchem sie sich bei Tage ver- steckt hält und nur in der Nacht ihrer Nahrung nachgeht). M. P. Prevost hat einen Wanderzug von Pap. (Va- nessa) Cardui beobachtet ®); alle flogen in gleicher Richtung von Süden nach Norden dicht neben einander, ohnevsich _ nach links oder rechts zu zerstreuen. Ihr Zug dauerte über 2 Stunden und hatte 10—15’ Breite. Diese Erscheinung ist n an demselben Schmetterlinge schon einmal wahrgenommen +); und kommt auch bei andern Inseeten, z. B. Libellen, am A eRten aber bei der Wanderheuschrecke vor. 1: €. Bugnion hat ausführliche ‚Beobachtungen über Pap. wi. (Satyrus) Styx angestellt *) und diese Art von den ver- . =. „e 1) D’Institut. pag. 243. MA 2) Proceedings of the zool. Pre 10. 3) L’Institut. pag. 220. 4) Zeitung für die elegante Welt. 26. Octob. 1827. 5) Annales de la soc. entom. Vol, III. pag. 337 —340. - *. 58 ; wandten durgh ‚vergleichende Schilderungen unterschieden. Die Raupe ist noch nicht bekannt. Der Pap. (Satyrus) Darcet Lef. ist nicht einerlei mit Satyr., Larissa !), sondern eine eigene Art, die Klug Hip- parchia Tites genannt hat; (die ‚Vermuthung, daß Satyr. An- thelea und Telephassa einer Art angehören möchten, wider- legt Lefebre. Ed. Newman erklärt in, einer. Notiz über Polyomma- tus agrestis den P.; Salmacis und P. Artawxerxes für Abarten davon, und glaubt, dafs alle drei nur einer Art angehören ?). Mac Leay hat eine ausführliche ‚Monographie der. Gat- tung Urania. angekündigt, und PR A in der z00l. Society einen Vortrag gehalten ?). i W. Erichson beschreibt *), 8 ‚neue Tagfalter. von Lu: zon, welche Herr. Meyen daselbst gesammelt hat; sie, gehö- ven den Gatt. Drusilla, Cyrestis, Cynthia, Euploea und Idea an;.7. sind auf der, beigegebenen Tafel recht gut abgebildet. Thompsom hat,.die in Deutschland längst ‘bekannte "Beobachtung gemacht, dafs die Haare, des Kuckuksmagens "PAR, von‘ Bärenraupen, "besonders von Arctia caja, herrühren °). Guenee beschreibt %) einige neue bisher‘ noch nieht beobachtete Schmetterlingsraupen aus der, Umgegend ‚von Cha- beaudon; es sind* 1. Die Raupe von Macroglossa fucifor- mis O., welche auf Scabiosa arvensis lebt. In Deutschland « ist dies keine Neuigkeit, da schon Hübner, Rösel u. A. sie % ‚abgebildet haben (vgl. Ochsenh. Schmett. (IL) 187. 2 n. Die Raupe von Bryophila perla. Tr., welche sich von meh- ‚reren Flechtenarten aus der Gatt. Imbricaria ernährt, 3. Die . Ranpe ‚von ‚Bryophila rapticola Hübn. nährt sich von den- = a 1) D’Institut. pag. 207. vi 2) The entomological Magaz. Vol. II. pag. 516. . 3) L’fnstituk pag. 208. 4) Nova acta phys. med. soe. Caes. Deop.. Car. n. ec. Vol XFVT. suppl. pag. 277. 5) The entom. Mag. Vol. II. p. 379. 6) Annales de la soc. entom. Vol. III, pag. 193. “ * 59 selben Gewächsen. 4. Die Raupe von Polia albimacula. Tr., sehr ähnlich der‘ von Had. capsincola, H. Cucubali, H. car- pophaga und Plusia compta, findet sich am gewöhnlichsten auf Silene nutans, bisweilen auf Silene inflata, frilst aber auch Lychnis dioeca. Graf v. Saporta hat über mehrere bisher weniger be- kannte Lepidopteren eigene Beobachtungen mitgetheilt ?). Sie beziehen sich auf: Grgya Trigotephras Boisd. (Org. Ericae Lefebr. d‘), deren Raupe auf Quercus coccifera lebt; das Weibchen ist ungeflügelt (Taf. 1. C. 2.); demnächst auf Phlogophora adulatrix (Treitschkt Schmett..V. 1. 370.), eine von Hübner zuerst abgebildete, lange Zeit in Deutsch- land sehr seltene Eule, deren Raupe vom Herrn Dahl zuerst bei Ragusa auf Pistae. lentiscus gefunden wurde (Treitschke 'Sehmett. VI. 1. 395.), woselbst sie nicht selten ist. Sa- porta fand sie in Südfrankreich auf derselben Pflanze. Den schönen Satyrus Epistygnus, welchen Boyer de Fonsco- lombe vor wenigen Jahren entdeckte, hat Saporta in bei- den Geschlechtern beobachtet. Das Weib legte weißliche Eier, die Larven lielsen sich nicht erziehen, leben aber wahr- scheinlich auf Festuca cespitosa Desf. De Villiers hat die Vermuthung geäulsert ?), dals zwei schuppenförmige gezähnte Stücke am Maule von Bombyx pi- iyocampa dazu dienen möchten, die Rinde der Bäume zu ver- letzen, damit das Weibchen die Eier hineinlegen kann; Sa- porta zeigt nun, indem er die Methode des Eierlegens be- schreibt, dafs diese Vermuthung ungegründet ist; die Eier, I) edeckt. m f Rambür macht in einer Notiz über Oucullia umbratica und €. lucifuga darauf aufmerksam ?),. dafs die Charaktere der Arten aus der Gatt. Cucullie noch sehr unsicher seien, und dafs namentlich die Raupen verschiedener Arten mit.ein- terh 1) Annales de la soc. entom. Vol. III. pag. 183. 2) Ebenda Vol. I. S. 201. ” 3) Ebenda Vol. IIL Pag. 179. werden "en um dünne Zweige gelegt, und mit den Afs _ = 60 % ‚ ander verwechselt würden. Dies sei auch bei den beiden genannten‘ Arten der Fall, weshalb er eine ersicht der Synonyme beider, so wie der C. Lactucae, EA Hier- nach gehört die Abbildung bei Rösel I. 2. Taf. 25. Fig. 3. 6. zu €. umbratica; das Bild I. Taf. 42. Fig. 1—5 zu C. La- etucae und die Darstellung I. 2. Taf. 25. Fig. 1. 2. 4. 5. zu €. lucifuga. Derselbe beschreibt'') 7 neue Eulen, welche von ihm im südlichen Frankreich entdeckt wurden; sie heifsen: Polia luteocincta, Caradrina pygmaea, C. aspera, Cucullia Santoli- nae, Boarmia Salieraria, Larentia phoenicaeata, Chesias alicala. Auf der beigefügten Tafel sind sie abgebildet. V. Audouin liefert die Beschreibung ?) der bisher noch nicht bekannten Raupe von Dosithea scutularia, eines neuen, zur Gruppe der Spannmesser ‘( @eomeirae, Phalaenae Fabr.) gehörigen, Schmetterlings; er fand diese Raupe auf Bündeln feinen Reisholzes im Wäldehen von St. Germain; sie ver- wandelt sich gegen den 7. Juni in Puppen, worauf nach 21 Tagen der Schmetterling erschien. Manche Raupen waren von der Larve eines Ichneumon bewohnt; sie schwollen dawn zur Zeit der Verpuppung sichtbar auf und entarteten in eine övale Blase, an welcher man den vertroekneien Kopf und Hinterleib noch wahrnimmt. Nach 14 Tagen sehlüpfte ein Ichneumon aus, welcher zur Gatt. Ophion ‘gehört und von Audouin Oph. Dositheae genannt wird. Er erreicht eine Gröfse von 24”, ist schwarz, die sechs leizten Hinterleibs- ringe und die "Beine rothgelb, die Hüften der hintersten ‚schwarz. Dieselbe Erscheinung bemerkte ?) Vallot fs = auf die Raupe. von Noct. persicariae, in welcher die Larve von Eulophus ramicornis wolmt. Die Raupe lebt auf Hanf in Gesellschaft der Maden von Syrphus balteatus und Syrphus Pyrastri, welche beide Blattläuse fressen. 1) Annales de la soc. entom. Vol. Ill. pag. 579 — 396. 2) Ebenda Vol. II. pag. 417 —27. pl. IX. 3) Ebenda bulletin pag. LXIII—LXVI % 6 Boisduval hat unter (dem Namen Dianthoecia eine neue Eulengattung aufgestellt !), welche im System zwischen Ha- dena und P stehen muls; sie begreift 12 Arten, worunter Had. Cucubuli Tr., H. capsincola Tr., H. carpophaga Tr., Polia caesia Tr., Miselia albimacula Tr., M. conspersa Tr. u. a. m. Dupouchel. macht eine neue systematische Eintheilung der Blattwickler (Tortrices Linn.) bekannt ?). Nach einer genauen Würdigung der Arbeiten seiner Vorgänger, als Hüb- ner’s,‘Fröhlich’s, Curtis, Stephens, Treitschke’s, giebt er den vollständigen Charakter der Gruppe, und definirt dann 23 Gattungen, deren Kennzeichen vom Bau.der; Taster, des Kopfes und der Oberflügel hergenommen sind; bei jeder Gattung wird eine Art als Beispiel genannt. . Im. Ganzen seheinen gegen 300 Arten bekannt zu sein; allein nur von 60 Arten kennt man die Raupen. Hübner bildet 350 Arten ab, Fröhlich führt259 Arten in Würtemberg auf, Treitschke dagegen nur 181 Europäische, welche‘ Zahl Duponchel als zu geringe betrachtet. Zugleich folgt eine Grmppiemz der 60 bekannten Raupen aus dieser Familie. ©. F. Freyer hat kritische Bemerkungen über die Fort- setzung von Hübner’s Schmetterlingen durch K. Geyer be- kannt gemacht ?). Sie beziehen sich auf die Taf. 158 —162 der Eulen, und enihalten manche wichtige Bemerkungen, besonders in Bezug auf die Synonymie. Sehilling hat eine neue Methode. angegeben *), die specifischen Unterschiede der Schmetterlinge mit: Sicherheit “festzustellen; sie beruht auf der Beachtung des Adernverlau- + fes in lügeln, wofür der Verf. eine neue Terminologie entworfen hat. Oberst Sykes hat über den Kolisurra-Seidenwurm Ostindiens Bemerkungen mitgetheilt, welche Beachtung ver- 1) Silberm. revue entom. Vol. II. pag. 245. 2) Annales de la soc. entom. Vol. III pag. 433 —52. 3) Isis 1834. Heft XII. (Juli 1835 erst erschienen) S. 1163. 4) Isis 1834. S. 735. 62 Eu dienen (Transact. of. the Royal usiatic society, Vol. III. p. 3. Lond. 1834. 4.). Menetrier hat mehrere neue Schmeiterlihge von den Antillen beschrieben, welche in der Sammlung der Kais. Aka- demie zu St. Peiersburg aufbewahrt werden !). Vallot theilt neue Beobachtungen mit ?) über den Ton, welchen Sphinx Atropos, wenn er gereizt wird, hören lälst. Nach seiner Meinung ist es die bei der Bewegung unter den Schuppchen (patagia) hervorströmende Luft, welche diesen Ton veranlaßt. Rud. Wagner meint dagegen, dafs die Luft der strotzend gefüllien Saugblase, indem sie durch den Rüssel entleert wird, den Laut hervorbringe ®). Van Huell:hat seine Beobachtungen über die bekannte, noch lange nach dem Tode des Rumpfes und Kopfes fort- dauernde, Empfindlichkeit der Geschlechtstheile bei weibli- chen Schmetterlingen bekannt gemacht *) und diese interes- sante Thatsache auf’s neue bestätigt; Liparis Chrysorrhoea war der Gegenstand seiner Untersuchung. * 4. Diptera. Durch die umfassenden Werke von J. W. Meigen und 6. R. Wiedemann ist diese Ordnung besser bearbeitet wor- den, als irgend eine andere. Daher mag es kommen, dafs die neuen Erscheinungen seltener sind, als bei den vorher be- ee: wir erwähnen folgende Schriften: Macguwart, histoire naturelle des Imsectes Dipteres, ouvrag. Fais. suite a Buffon etc. Vol. I. av. pl. noir. . (chez Roret. 8. Der Verfasser führt in dieser Arbeit ‚die beißen Fa- milien dm Gattungen auf, und beschreibt die französischen Arten. Er zerfällt die Dipteren in zwei Gruppen: 1) De- ST HIER = 1) Nouv. Mem. de la soc. imper. des natural. de Moscou. Tom. III. 2) L’Institut. pag. 7 3) Vergleichende Anatomie S. 605. 4) Tijdschrift voor Naturlyke Geschiedenis. I. Th. S. 97. R | 63 mocera mit vielen Fühlergliedern und 2) Brachocera mit we- nigen Fühlergliedern. Die ersteren zerfallen in Oulicides und Tipularia, die letzteren nach der Anzalıl der Stechborsten im Rüssel in Hevachaetes mit 6, Teiruchaetes mit 4, Dichae- tes mit 2 Borsten. ; Derselbe hat auch em neues Heft der Dipteres du nord de la France erscheinen lassen, in welchem die Athe- ricera Latr. bearbeitet sind; sie zerfallen in folgende Tri- bus: Creophiles, Oestrides, Myoparia, Conopsaria, Scenopi- nea und Cephalosides. Die Bearbeitung ist der früher einge- schlagenen genauen Methode treu geblieben. “ Ch. Robert beschreibt *) mehrere neue oder ungenü- gend bekannte, zur Gruppe der Fliegen (Muscides) gehö- rige Arten, nämlich Sapromyza ustulata Meig. (Palloptera ustulata Fall.), von Robert im Text Diastatu apicalis: Meig. genannt; 2) Diastata capitata Rob. 3) D. striata Rob. 4) Opomyza sculellata Meig. Westwood hat eine schr genaue Monographie der Gat- tung Diopsis ausgearbeitet und darin 19 Arten beschrieben °). Lange kannte man nur Arten aus Guinea, Wiedemann be- schrieb zZuerst#1 von Java, 1 aus Nord- Amerika; in genann- ter Arbeit werden 11 Afrikaner vom Senegal aus Guinea und Angola, 5 Ostindier und 1 aus Nord - Amerika aufgeführt; von 4 Arten ist das Vaterland unbekannt. Imhoff hat die Puppe von Bombylius major L. be- schrieben ?). Er salı mur die eben ausgekrochene Fliege, nicht das Ausschlüpfen selbst; die Puppenhülsen steckten zur nd Erde, die Fliege safs daneben; die Larve lebe Er vielleicht in den Nestern und Behatisungen der nE Walker bearbeitete die englischen Pipunculus Arten monographisch ?). Den Familiennamen Meigen’s, Megace- 1) Annales de la soc. entom. Vol. III. p. 459 — 62. 2) L’ Institut. 2 98. Die Arbeit wird in den Schriften der Lin- neischen Gesellschaft zu London erscheinen. 3) Isis 1834. S. 536. > s 4) The entomological Magax. Vol. II. pag. 262. 64 & phali, hat er in Pipunculidae verändert, und die Gruppe in 2 Gattungen aufgelöst. 1. Pipunculus. Augen der Männchen stolsen auf dem Scheitel zusammen, 3. Fühlerglied gekrönt, zugespitzt; wohin: P. campestris., P. praforum Meig., P. auctus Meig. u.a. & 2. Chalarus Walk. Augen der Männchen stolsen auf dem Scheitel nicht zusammen, 3. Fühlerglied eiförmig. Ch. spurius (Pip. spur. Meig.) und Ch. holosericeus (Pip. holoseric. Meig.). ” Derselbe hat einige neue- Diptera aus Neu-Holland beschrieben '), nämlich; Megistocera dispar, Tipula rami- cornis, Limnobia vicaria, Cienophora vilis, €. bella, Bibio imitator, Psilopus cingulipes, P. tricolor, P. connexus, The- reva misella, Brachyopa rufo- cyanea, Helophilus griseus, Anthrax. extensa. Ed. Newman hat eine neue Art der Gait. Eristelis unter dem Namen Erist. stygius bekannt gemacht 2). Howship hat über den wiederholt besprochenen Oe- strus humanus eine besondere kleine Schrift erscheinen las- sen. Lond. 1834. 8. w. pl. Ueber den Inhalt weils Ref. ‚Nichts, da er sie noch nicht gesehen hat. Schummel hat eine neue Gattung aus der Familie Syrphodea aufgestellt °) und Hammerschmidtia genannt, welche den Gatt. Sericomyia, Eristalis und Volucella wegen " der gefiederten Fühlerborste am nächsten steht. Sie unter- scheidet sich von diesen Gattungen durch einen schmalen, strie- menförmigen Hinterleib, unterhalb dornige Hint enkel, durch den geraden hinteren Gabelast der Nebenrandader, und durch die Vereinigung der dritten Längsäder mit der "Vorderrandader; die 'einzige bekannte Art: H. vittata, wurde in Schlesien entdeckt. Der- 1) The entomological Magaz. Vol. II. pag. 468. 2) Ebenda $. 313. 3) Isis 1834. S. 739. ” a 65 Derselbe hat auch eine neue Art Dryomyza gefunden und Dr. Zawadzkii genannt !). 5. Neuroptera. Die Literatur dieser Ordnung ist im verflossenen Jahre durch die wichtige Arbeit von J. Pietet ansehnlich berei- chert worden 2). Die Familie der Frühlingsfliegen (Phryganeodea) war lange von den Entomologen vernachlässigt worden; Pictet hat sich nun derselben angenommen und ausführliche Beob- achtungen über dieselbe angestellt; er theilt sie in 8 Gattun- gen nach folgendem Schema: A. Fühler borstenförmig. a. Kiefertaster der Männchen löffel - - oder keulenförmig. ü a. Spitze verjüngt, abgerundet ... . . 1. Sericostoma Latr. . Spitze keulenförmig, borstig .... 2. Trichostoma*. b. Kiefertaster der Männchen fadenförmig. w. Letztes Tasterglied eiförmig. ® Lang, behaart; Fühler sehr lang. 3. Mystacides Latr. ## Von mittlerer Länge, schwach Br behaart. 3gliedrig beim Männchen, Flü- gel mit Queraden. ..... . 4. Phryganea. ögliedrig bei beiden Geschlech- tern, Flügeln ohne Queeradern 5. Rhyacophila*. #. Letztes Tasterglied fadenförmig. % Unterflügel gefaltet ........ 6. Hydropsyche*. ” ## Unterflügel nicht gefaltet... . 7. Psychomia Latr. B. Fühler fadenförmig ....-.....». 8. Hydroptila Dalm. Der allgemeinen Schilderung, in welcher die anatomi- schen und physiologischen Beobachtungen niedergelegt sind, geht eine Aufzählung der früheren Schriftsteller voran, wel- cher unmittelbar die gegebene Eintheiluug folgt. Die Be- schreibung der äufseren Formen ist genau, und schliefst sich 1) Isis 1854. S. 741. 2) Recherches pour servir a U’histoire ef a l’anatomie des Phry- ganides, etc. p. F. J. Pictet. Geneve, Paris et Londres. 1834. 4. ar. XX pl. 1. Jahrg. 2. Band. 5 66 2 . an die Arbeiten von Audouin, Straufs und Mac Leay. Bei der Darstellung des Mundes läugnet Pietet die Anwe- senheit von Oberkiefern (mandibulae) gegen Olivier, wel- cher sie gesehen hat. Ich mufs der letzten Ansicht beitre- ten; sie sind in der That, wenn gleich in einem verkümmer- ten Zustande, vorhanden, und von mir in meinem Hand- buch der Entomologie, das Pietet nicht ek zu haben scheint, beschrieben und abgebildet (I. Bd. S. 377. Taf. 3. Fig. 27. aa.). Wenig befriedigen die analomischen Untersuchungen. Beim Nervensystem ist der nerv. symp. übersehen, und die Verbreitung der vom Gehirn, wie von den übrigen Ganglien, ausgehenden Nerven höchst oberfläch- lich angegeben, überhaupt die ganze Schilderung reich an Worten, aber arm an Thatsachen; man erfährt nur, dafs der Bauchstrang bei der Larve 11 Knoten hat, 1 in jedem Ringe, doch im 3ten und 9ten Leibringe 2, in den 3 letzten kei- nen; bei dem vollkommenen Insect bleibt die Lage ziemlich dieselbe, doch hat hier der 6te und 9te Ring jeder 2 Kno- ten. Die Verdauungsorgane waren schon durch Ramdohr bekannt, die Respirationsorgane, das Muskelsystem und die Geschlechtsorgane sind gleichfalls nur in flüchtigen Umrissen geschildert; letztere, wenigstens bei den Männchen von Phryg. grandis, nicht übereinstimmend mit den vom Ref. angestell- ten eigenen Untersuchungen. Der wichtigste Theil der Ar- beit ist oflenbar die genaue Unterscheidung der einzelnen Gattungen und Arten, welche mit grofßser Sorgfalt durchge- führt ist. Besonderen Dank verdienen die Abbildungen der Larven, Puppen und der Hülsen, wogegen das Bild des voll- kommenen Insects oft nicht bestimmt genug ist, 0 dafs es schwer fällt, die spezifischen Unterschiede an den Bildern aufzufinden. Sehr beträchtlich ist die Anzahl der Arten, nämlich folgende: 1. Phryganea 31 Arten, 2. Mystacides 13 Art., 3. Trichostoma 4 Art., 4. Sericostoma 6 Art., 5. Rhyacophila 39 Art., 6. Hydropsyche 30 Art., 7. Psychomia 3 Art., 8. Hydroptila 3 Arten. Unmittelbar au die vorige Arbeit schliefsen sich Unter- 67 ’ suchungen von J. Curtis über denselben Gegenstand !). Hier finden sich mehrere neue Gattungen und Arten beschrie- ben, nämlich: Dimnephilus Leach. mit 34 Arten, Phryganea Lin. 6 Art.;'Philopotamus Leach. 10 Art., Molanna 1 Art., Leptocera Lea. 13 Art., Odontocerus Lea. 2 Art., Silo Curt. 1 Art, Sericostoma Latr. 1 Art, Goöra Hoffm. 6 Art., onia Curt. 5 Art., Brachycentrus Curt. 3 Art, Thyra Curt. 8 Art., Glossosoma Curt. 1 Art, Tinodes Lea. 5 Art. Anticyra Curt. 2 Art., Agapelus Curt. 3 Art., Agraylea Curt. 2 Art., Hydroptila Dalm. 3 Arten. — Dieser Arbeit voran geht eine ähnliche Darstellung neuer Ephemerinen, näm- lich von folgenden 4 Gattungen: Ephemera mit 7 Arten, Bae- tis Lea. 11 Art., Cloeon 6 Art., Brachycercus 3 Arten. J. Westwood hat zu der von Latreille als Embium getrennten Termiten-Gattung drei neue Arten beschrieben ?). 6. Orthoptera. Diese Ordnung wird noch immer sehr vernachlässigt; kaum ist seit Serville’s spitzfindiger Eintheilung ( _Annales des scienc. natur. Vol. 22.) etwas für dieselbe gethan. So ist denn auch die Bearbeitung im vorigen Jahre ausgefallen, daher kein Fortschritt zu bezeichnen wäre. Von Arbeiten ist Ref. der Abdru:k einer kleinen Schrift von Gotthelf Fischer in Silb. revue entom. Vol. II. S. 250. vorgekom- men, in welcher der Verfasser eine neue Heuschrecken -Gat- tung Phlocerus äufgestellt hat, die sich vom Acridium Latr., Gryllus Fabr. nur durch die breitgedrückten, fast schaufel- förmigen Fühler unterscheidet. Die einzige bekannte Art, Phl. Menetrieri, lebt am westlichen Abhange des Kaukasus. Eine zweite neue Gattung, welche im System neben Xya Ill. stehen mulßs, hat Ed. Newman unter den Namen Ripipterye (mufls doch wohl Rhipopteryx heilsen) aufge- 1) Descriptions of some hitherto non .lescript British species of May-flies of Anglers. The Lond. and Edinburgh. philos. Ma- gaz. of science. Third series Vol. IV. Febr. 1834. S. 120 et 212. 2) L’Institut. pag. 147: 5% 68 | in . a stellt 2). Ref. ist es nicht gelungen, einen sicheren Unter- scheidungscharakter von der genannten Gattung aufzufinden: kaum genügt der Mangel der Krallen an den Hinterfüßsen, wenn diese nicht blofs abgebrochen sind. i 7. Hemiptera. H. Burmeister hat die von F.J.F.Meyen auf Reise um die Erde gesammelten Rhynchoten 'beschrie )» 38 Arten, welche großsentheils schon bekannten Gattungen angehören; nur 2 neue Wanzengatlungen, Asopus und Amaurus, sind gegründet und 'auf der beigefügten Tafel, wie einige andere Arten, abgebildet. Y Derselbe hat Beobachtungen über den Fühlerbau bei den Landwanzen (Geocores) mitgetheilt ®), welchen zu Folge er den Satz aufstellt, dals die Mitglieder dieser Fami- lie höchstens 8 Fühlerglieder besitzen, von welchen die gera- den (2, 4, 6, 8) größser und vollkommen entwickelt, die ungraden (1, 3, 5, 7) dagegen meistens verkümmert und auf kleine Gelenkglieder beschränkt sind; daher in der Regel nur 4 Glieder bemerkt werden. Kommen 3 Glieder vor, so fehlt das letzte mit dem vorhergehenden Gelenkgliede; finden sich, 5, so ist das 2te Gelenkglied (3) sehr grofs geworden; finden sich mehr als 8 Glieder (bei manchen Reduvien), so ist das eine oder andere der grolsen Glieder in mehrere kleine zerfallen. Der aus diesem Verhältnis der Fühlerglie- der gefolgerlen Anwendung, dafs man keine Gattungen nach dem Bau der Fühler in dieser Gruppe bilden könne, “wie Manche schon gelhan haiten, ist der Verfasser bei seiner spä- ieren Bearbeitung *) der Hemipteren indefs nicht treu geblie- ben. Eine Uebersicht ‘der Gattungen der Schildwanzen (6. scutati) führt 14 Gattungen auf, worunter 3 neue; in der späteren Eintheilung nimmt er 32 Gattungen an, worun- 1) The entomolog. Mag. Vol. UI. pag. 204. pl. VII. 2) Nova acta phys. med. soc. Caes. Leop. Car. n. ce. Vol. XVT. suppl. pag. 285. 3) Silbermann revue entom. Vol. II. pag. >. 4) Handb. d, Ent. 2 Bd. (1835. ) 9 _ v . 69 ter 14 neue, zum Theil nach den Verschiedenheiten im Bau der. Fühler bestimmte. F Dieselbe Familie hat €. W. Hahn einer monographi- schen Bearbeitung unterworfen). Wenn auch Ref. dieser Arbeit nicht alles Verdienst absprechen will. indem die ge- gebenen Abbildungen meistens mit einer solchen Treue und Natürlichkeit angefertigt sind, dafs man darin die Natur al- lenfalls wieder erkennen kann: so ist doch die Zeichnung der einzelnen Theile, sowohl an den ganzen Figuren, als auch an den Analysen, so roh, dals sie mehr die Natur- entstellen als darstellen. Nach Angabe der meisten Figuren sitzen z. B. die 4 vorderen Beine am Prothorax, und das zweite Paar sogar vor dem ersien, während doch jenes am Mesothorax befestigt ist; eben so fehlen nicht selten ganze und halbe Fühlerglieder, ‘wie Taf. 6. Fig. 22. und Taf. 5. Fig. 19. und Fig. 20., bei Fig. 21. fehlen sogar 4 Glieder. Es würde zu weit führen, wollte Ref. alle die bei sorgfältiger Vergleichung aufgefundenen Mängel und Fehler hier anführen, doch will er den Leser nur auf die vielen neuen Gattungsnamer auf- merksam mächen, indem derselbe aus diesen am besten die Fähigkeiten und Kenntnisse des Verf. beurtheilen kann; was soll man zu Composilionen wie Ursocoris statt Arctocoris, Globocoris st. Sphaerocoris, Bellocoris st. Polemocoris u. dgl. ın. sagen, was zu Orthographien, wie, Rhynocoris, Rhynarius st, Rhinarius? Dies blols gegen die Namen, wollten wir die Br selbst beurtheilen, so möchte es ihrem Stifter noch übler ergehen. Trotz dieser groben Irrthümer ist das Werk in sofern verdienstvoll, als dadurch den Entomologen eine Menge ziemlich kenntlicher Abbildungen in die Hände gege- ben werden werden, an denen man sich fortan wird halten können bei dem Mangel besserer Hülfsmitiel. Leon Dufour hat einige Hemipteren bekanut ge- macht ?), welche sich dureh besondere Eigenthümlichkeiten 1) Die wanzenartigen Insecten, getreu nach der Natur abgebildet und beschrieben. Nürnberg, 1833 v. 34. 8. Vol. J. et II. 2) Annales de la soc. entom. Vol. III. p. 341—357. pl. 5. 70 auszeichnen; zunächst eine Gattung der Landwanzen Cepha- locteus, welche der Verf. als blind angiebt, doch scheinen Ref. kleine Augen vorhanden zu sein; dadurch so wie durch eine sehr kleine Haut an der Flügeldecke unterscheidet sich die Gattung von Cydnus. Die einzige Art C. histeroides fin- det sich in sandigen Gegenden bei Cadix. Dann beschreibt er ein ungeflügeltes Individuum von Nabis guttula zo: neue Art unter dem Namen Prostemma brachypterum, ver- bessert indefs seinen Irrthum sogleich in einer angehängten Bemerkung. Eine neue Art der Gattung Leptopus Latr., die dritte ihm bekannte, wird zuletzt aufgeführt. Alle 3 Kerfe sind auch kenntlich abgebildet. P. ©. Westwood theilt interessante Beobachtungen über einige Galtungen aus der Familie der Landwanzen (Geocores) mit !). Bei Xylocoris L. Duf. fand er den Schnabel 4-gliedrig, auch sind die Nebenaugen vorhanden; Neogaeus Lap. scheint dieselbe Gattung zu sein. — Hylo- phila Curt. Steph. (einerlei mit Anthocoris Fall., Rhyna- rius Hahn, Pedeticus Lap. Ref.) unterscheidet sich durch den Bau der Fühler, deren Glieder allmälig etwas verdickt sind, auch ist das zweite Glied gröfser als die übrigen. Dafs diese Gatlung im System neben Acanthia Fabr. (Cimex Latr.) stehen müsse, beruht wohl auf einem Irrthum, denn der Schnabel von Cimex hat nur 3 Glieder. Die Gattung Leptopus Latr. will Westwood von Salda Fabr. (Acan- thia Latr.) irennen, und mit Pelogonus Latr. zu einer eigenen Familie erheben, was indels ganz unzulässig ist; dafs der Schnabel 4 Glieder habe, ist dann richtig, wenn man zu- giebt. dafs eigentlich alle Geocores vier Sclnabelglieder be- sitzen, während man gewöhnlich bei den 4 ersten Familien derselben (Hydrodromici, Riparii, Reduvini und Membrana- cei Nob.) nur von drei Gliedern redet, indem das erste Glied sehr klein und in den meisten Fällen ganz im Kopfe versteckt ist: Zu dieser Gruppe gehört auch Leptopus; Pe- logonus dagegen ist eine wahre Wasserwanze (vergl. mein 1) Annales de la soe. entom. Vol. III. pag. 637 —653. pl. 6. 71 Handb. d. Ent. II. 1. S. 202. 216 ete.). Zwei neue -Gattun- gen der Hydrodromici, nämlich Microvelis und ‚Hebrus, bil- den den Schlufs des interessanten Aufsatzes; alle Gattungen sind recht gut abgebildet. Schilling hat eine geflügelte Hauswanze beobachtet ’), welche der Bettwanze nahe kommt, aber kleiner ist, er nennt sie Cimex domesticus. Nach Exemplaren: von Schil- ling, welche sich im Köuigl. Museum zu Berlin. befinden, gehört diese allerdings neue Art gar nicht in die Gattung Cimex Latr. (Acanthia Fabr.), sondern zu Aylocoris L. Duf., denn der Schnabel hat nicht drei, sondern vier Glie- der, von welchen das erste nur verhältnilsmäfsig klein ist. . E. F. Germar hat eine gediegene Monographie der Gat- "tungen Cicad« Latr., Tettigonia Fabr., geliefert ?) und - darin 60 Arten beschrieben, von welchen 8 abgebildet sind; _ sie theilen sich nach folgendem Schema in mehrere Gruppen: "I. Flügel wasserklar durchsichtig. . Schildchen breit, am Hinterrande tief ausgeschnitten, Fülse zwei- . gliedrig ( Tibicen Latr.). ; C. mannifera. C. plebeja. C. opalina (Arten 1—3.). ‘ B. Schildchen. ohne Ausschnitt, Fülse 3-gliedrig. a. Kopf und Prothorax breit in die Quere; Augen grols, vorra- . gend, fast gestielt. r €. sanguinea. C. haematodes u. a. m. (Arten 4— 37). b. Kopf dreieckig, schmäler als der Prothorax, dessenllieiten ohne breiten Rand, Augen weniger vorragend. . C. villosa. (Arten 38 —47.). ! „u. Flügel gefärbt, matt. d C. maculata. C. fasciata. C. sunguinolenta. C. philaemata r (Arten-48—53.). " " U. Flügel am Grunde hornig, bunt gefärbt, Prothorax mit breitem Rande. - % C. stridula u. a. m. (Arten 54—60.). Hancock berichtet ?) über die Leuchtfähigkeit der Ful- gora laternaria, und zeigt durch Aussagen Einheimischer, 1) Isis 1834. S. 738. 2) Silberm. revue. Vol. Il. pag. 49. pl. 19 — 26. 3) Institut. pag. 366. — Proceedings of the xool. society. 1834. p- 19. 72 . dafs die-Erzählungen davon reine Fabeln sind. — Die Zirpe, welche den lautesten Ton in Guiana hören läfst, ist Cie. elarisona (Aria-aria der Eingebornen, Razor-grinder der Eingewanderten); sie singt im Schatten den ganzen Tag hin- durch, aber zu Georgetown nur gleich nach Sonnenuntergang; 1804 war diese Art noch nicht bei Georgetown, aber jetzt ist sie daselbst sehr gemein. iu Me Westwood hat mit dem Namen Delphax saccharivora ein kleines Insecet belegt, welches mitunter 'grolsen Schaden in den Zuckerplantagen anrichtei. Die Beobachtungen eines Augenzeugen, mit welchen die früher vorgekommenen Ver- wüstungen ähnlicher Art zusammengestellt sind, theilen die Facia ausführlicher mit !). Boyer de Fonscolombe hat eine neue Hemipteren- Gattung Phylloxera aufgestellt ?), welehe indels weder aus der Beschreibung noch aus der Abbildung sich genau erken- _ nen lälst. Sie scheint am passendsten neben Chermes im Sy- stem ihre Stelle einzunehmen (vergl. meine Entom. I. 1. S. 91.). Derselbe theilt seine Beobachtungen über die Schar- lachläuse (Coccina) aus der Umgegend von -Aix mit ®). Er geht in der Darstellung sehr richtig von der Beweglichkeit der Weibchen aus, und theilt hierkacl die ihm bekannten Arten in folgende Gruppen: ” ® A. Solche, bei welchen die WVeibchen beständig beweglich bleiben. 3. €. Picridis, 2. C. hirticornmis. 3. ©. erispus. ‘ B. Solche, bei welchen die WVeibchen zu unbeweglichen Schuppen entarten, an welchen man die Leibringe noch nen kann, 4. ©. Caricae. 5. C! Oleae. schuppenförmig werden. a. Leib nackt, «. Bauchseite kaum oder gar nicht wollig. €. Solche, bei welchen die Weibchen die Leibesringe verlieren und i 1) Magazin of natural history. No. 35. Lond. 1834. 8. 2) Annales de la soc. entom. Vol. III. pag. 223. pl. 1. fig. D. 45. 3) Fbenda pag. 201. 3 ni 73 Een 6. ©. Persicae. 7. C. Hesperidum. 8. C. fimbriatus. 9. ©. variegatus. 10. C. Ilieis. 11. C. prunastri. 12. C. radicum graminis. 13. C. capreae. #. Leib zwar nackt, versteckt sich aber in einer wolligen Hülle. (A 14. €. vitis. 15. ©. Crataegi. 16. C. Ulmi. ‘b. Leib von einem wolligen Kleide bedeckt. ! 17. C. Festucae. 18. ©. Rorismarini. 19. C. Buxi. ’ Diese Eintheilung reicht indefs nicht aus, um die Arten in den verschiedenen Gattungen unterzubringen, weil von den wenigsten die Männchen bekannt sind, und bei den be- schriebenen so ‚wenig, wie bei den Weibchen, die Anzahl der Fühlerglieder angegeben ist. Diese Zweifel löst auch die von einigen Arten gegebene Abbildung nicht, doch läfst sich vermuthen, dals C. hirticornis, zu welchen nach des Verfassers eigener Vermuthung €. Picridis als Weibchen ge- Hören. möchte, in die Gattung Monophlebus Leach., die Arten der Abtheilung C. a. «. in die Gatiung Pe Ill. zu stellen seien. C. Rorismarini, dessen Männchen abgebil- det,ist, dürfte der eigentlichen Gatt. Coccus angehören. Wichtige Aufschlüsse über die armenische Ooche- nille haben Brandt und J. Hamel gegeben '). Letzte- rer verbreitet sich besonders historisch über diesen Gegen- 'stand, und stellt, unterstützt von ausgezeichneter Belesenheit, „die verschiedenen Angaben über das Vorkommen der Coche- nille und die aus ihrer Benutzung abgeleiteten Benennungen zusammen. Die Gegend Roth-Rufsland hat von ihr den „ Namen bekommen. Brandt beschreibt die Cochenille in : entomologischer Beziehung, und nennt sie Porph. Hamelii, - welche Benennung indefs der passenderen Porph. armeniaca, „so wie die von Brandt gleichfalls vorgeschlagene Bezeich- nung ler zweiten Art als Porph. Frischii dem viel älteren und allgemein bekannten Namen Porph. polonica (Cocc. po- lonieus auct.), weichen muß. Dafs die Larven fulslos seien, 1) Men. de l’academie imper, de St. Peterbourgh. Sect. phys. Val. IH, 2. part. pag. 9— 60. * 74 wie Brandt angiebt, beruht auf einem Irrthum; er hat die Hülse, ‘worin die Larve steckt, für die Larve selbst ange- sehen. Lucas beschreibt ') eine neue Art Pediculus, nämlich P. phocae, welcher in die Gatlung Phthirius Leach. ge- hört; wenn anders die Abbildung des Fufses richtig ist, und nicht das kleine hakenförmige Endglied übersehen wurde, alsdann wäre sie in die Gattung Haematobius Leach. zu stellen. Sie wurde auf einem Seehunde in der Gegend der Nase entdeckt. ‘ . de. ia Ueber die Identität der Petrificate des Thüringischen und Englischen Zechsteins. Von Quenstedit. Hierzu Tafel I, Dem Geognosten ist die Vergleichung fossiler Ueberreste aus verschiedenen Gegenden unstreitig eine der interessantesten und auch wissenschaftlich wichtigsten Betrachtungen. ‘ Für den Muschelkalk ist die Gleichheit seiner Ueberreste schon in den entferntesten Gegenden nachgewiesen, und in Rück- sicht auf das Kolilen- und Uebergangsgebirge sind schon manche erfreuliche Resultate gewonnen, Der Zechstein ist es allein unter den ältern Rlötzgebirgen, dessen organische Reste man bisher nur slückweise verglichen hat. Die Llas- sische Arbeit des Herrn von Schlottheim in den Sehrif- "ten der Münchener Akademie vom Jahre 1816 machte uns zuerst mit einem Reichthum von "Geschöpfen bekannt, den man früher im Thüringer Zechstein kaum geahnet hatte. ‚Obgleich die Abhandlung das Gepräge ihrer Zeit nicht ver- kennen läfst, so hat Schlottlleim dennoch den Geschöpfen nicht nur glücklich gewählte Namen gegeben, sondern aueh erkennbare Abbildungen hinzugefügt. Die in ihrer Art nicht weniger ausgezeichnete Arbeit des Herın Sedgwick in den Geol. Trans. Old series, Vol. IV. lehrte uns zelın Jahre spä- ler zwar die physikalischen Charaktere der verschiedenen & 76 1 Schichten trefflich kennen, allein. die organischen Ueberreste erhielten nur todte Namen, mit höchst dürftigen Beschrei- bungen, wenn sie gleichwohl die Autorität eines Sowerby führen. Wunderbar genug nehmen die Englischen Gelehrten von jener ausgezeichneten deutschen Arbeit durchaus eine Notiz, daher sehen wir hier nur ein Verzeichnils von neuen - Namen. Der Ankauf der Schlottheim’schen Sammlung für das Königliche Kabinet setzte mich in_den Stand, jene Abhandlung rochmals zu revidiren. reelle nun noch, dafs der Herr Geheime 'Bergrath v. Dechen unser Kabinet mit einem Schatze von Englischen rein. Petrificaten be- reicherte, so dafs ich die so glückliche Gelegenheit hatte, aus Vergleichung der Handstücke zu erschen, was jene bei- den Schriften nur ungewifs andeuten, Die Resultate meiner Beobachtungen sind folgende: 1? Brachiopoden. Producta aculeata Schl. (horrida Sw., antiquata Sw., humerosa Sw., calva Sw.). Sie ist wegen ihrer ausgezeich- neten Charaktere und. ihres so häufigen Vorkommens eine der ersten Leitmuscheln ‘des Zechsteins. Kaum findet sich ein Thüringer Zechstein mit Petrefacten, wo sie nicht wäre, namentlich auch bei Glücksbrunnen. Dafs sie mit den un- ter verschiedenen Namen in vielen Englischen Zechsteinen vorkommenden Petrefaeten ‚gänzlich übereinstimmen, hat uns Soweı schon längst gelehrt. Das sehr starke Hinaufdrän- gen ieres in die a. die tiefe Furche von der Spitze des Schnabels zur ‚Stirn nte verlaufend? der auf der Brüchschale eine Wulst entspricht, hat sie mit vielen Pro- dukten gemein. Höchst eigenthümlich. und zum Theil noch räthselhaft sind die langen, hohlen Stacheln, welche sieh vor- - züglich zu beiden Seiten des geraden Schlosses befinden, da, wo beide Schalen zu einer. Art von flachen Ohren compri- » mirt werden. Es strahlen nämlich zunächst auf der Bruch- schale von den Wirbeln nach beiden Seiten eine Reihe von Stacheln, in jeder Reihe 6, auch wohl noch mehr an der Zahl, weiche nach den Seiten zu an Dicke (und Läuge) zu- . 8 & 77 nehmen, und sich in dieser Richtung nur um ein Geringes vom geraden Schlolsrande entfernen (vgl. Tab. I. Fig. 2, a,d,c.). Merkwürdiger Weise entspricht auf der entgegengeseizten Seile der Rückenschale diesen eine Reihe von Vertiefungen, die genau auf derselben Stelle sich befinden, wo auf der Bauchseite die Stacheln sich herausheben, so dafs es den An- schein gewinnt, als wäre die Muschel vom Rücken aus mit einer Nadel durchstochen. Umgekehrt erhebt sich auf jeder Seite des ni der Rückenschale in flachem Bogen, der nach der Schlofskante hin sich öffnet. eine Reihe ähnlicher Stacheln, von denen die letzte an beiden Enden ziemlich genau in die Schlofskante fällt. Genau entspricht auf der Bauchseite diesen Stacheln ein gleichgeformter Bogen von Vertiefungen. Die grofse Constanz, mit welcher diese Er- scheinung an einer Reihe von Individuen auftritt, überhebt es allem Zweifel, dafs die Stacheln mit den Vertiefungen in einem engen organischen Zusammenhange standen. Ja da zuweilen auch an andern Theilen der Schale’sich Stacheln finden, so scheint es wirklich öfter der Fall zu sein, als wenn auch diesen Stacheln auf der entgegengesetzten Seite Vertie- fungen enisprächen. Wir.haben Individuen, wo einzelne Sta- cheln 2—3 Zoll Länge erreichen. Das Thier schickte also nieht sowohl Anheftungsorgane durch, zumal da sie auf bei- ı Seiten stehen, sondern sie dienten vielleicht zu Respira- tionsorganen, durch welche der Mantel so stark nach diesem Theile hin ausgedehnt wurde, dafs selbst die entgeg, ugesetzte Seite diesem noch folgte, und sich demgemäfs nach auf der Schale bildeten, weil der Mantel hier keinen Kalk ab- setzen konnte. Bei der Pr. calva Sw. kann man auf den Steinkernen von Sunderland die Stellung der Stacheln am besten verfolgen, wo dieselben auf den Abdrücken durch Lö- cher, und die Vertiefungen durch Tuberkeln angedeutet sind. Diese Pr. calva ist nichts anders als eine Abänderung der Pr. horrida Sw., wo die größste Breite, die in der Schloßs- kante liegt, die Länge noch mehr als um die Hälfte über- trifft. Dieselbe Varietät findet sich auch bei Glücksbrunnen, Ban ja fast in allen Thüwingischen Zechsteinen zer- 78 streut 2). Die eigentliche Pr. horrida Sw. ist öfter um die Hälfte größer, und die Dimensionen der Länge und Breite werden ziemlich gleich. doch so, dafs die Breite noch immer ein geringes Uebergewicht behält. Sie bekommt öfters Strei- fungen, und nähert sich hierdurch in ihrer äufseren Zeich- nung der Pr. antiquata des Uebergangsgebirges, die aber nie die so charakteristischen Röhren zeigt, also fälschlieh mit ihr identifieirt wird. Auch diese Abänderung findet sich in bei- den Zechsteinen. Die Pr. humerosa re \ natürlich nur ein Steinkern, vorzugsweise von dieser grofsen. Die auflal- lenden. Hörner zu beiden Seiten des Schnabels entstehen auf ähnliche Weise, wie die vulva bei den Hysterolithen. Da eine solche Zersetzung der Schale in allen Gebirgen, vor- züglich aber in den Dolomiten, Statt findet, so sieht man dieselbe denn auch im Bergkalke angeführt, wie z. B. bei Ratingen. Natürlich sind diese Steinkerne nichts weniger als identisch mit jenen, sondern es sind nur ähnliche For- men, die entschieden von verschiedenen Species herstammen, und man darf darin keinesweges den Beweis suchen, als habe der Zechstein dieses Petrefact mit dem Bergkalk gemein. Auch von der calva kommen solche Steinkerne vor, die als- dann etwas kleinere Dimensionen haben. Schwieriger zu bestimmen, als diese, sind eine Menge kleiner Individuen, welche Schlottheim der Brut von Pr. aculeata zuschreibt. Freilich läßst sich dieses nur durch eine Reihegon allen Altersfolgen beweisen, und dazu fehlte mir das Material. Merkwürdig ist es aber, wie diese kleinen Ge- schöpfe : so auflallend mit den Sowerby’schen Species acu- leatus, spinulosus und Flemmingii übereinstimmen, dafs man sie sogleich für identisch hält, in so weit Zeichnungen über- zeugen können. Diese wurden nun aber dem Sowerby aus dem Kohlenkalksteine des Lothiangebirges von Schottland durch Flemming geschickt. Allein man darf daraus nicht 1) Sw. hat Tab. 560. Fig. 6. die Löcher wohl gezeichnet, aber die Tuberkeln in flachem Bogen darunter vergessen, eben so auch Beuen in der Lethaea 'Tab. III. Fig. 1. - TU € Ä 79 sogleich den Schlufs ziehen, als wären diese 3 Species bei- den,Formationen gemein. Denn einmal ist solche Muschel- brut durchaus n geeignet, entschiedene Resultate zu lie- feru, weil im Jugendzustande nicht selten specifisch verschie- dene Individuen sich ähnlicher werden, als sie im reiferen Alter wirklich sind. Alsdann könnte ja auch wohl eine Ver- wechselung der Fundorie vorgegangen sein, so dals sie wirk- lich aus dem Zechsteine stammen! Dem sei nun wie ihm wolle, ich fand wenigstens entschieden in den Dolomiten beider Zechsteine vong@lücksbrunnen und Humbleten, diesel- ben fein punktirten Individuen, von gleicher Gröfse und Ge- stalt, welche den Namen ‘Pr. spinulosa führen. Die andern beiden sind zu Glücksbrunnen deutlicher ausgeprägt, als zu Humbleton. Delthyris undulata Sw. (Anomites alatus). Der Si- mus der Rückenschale, so wie die Wulst der Bauchschale, ist glatt; in der Mitte des Sinus erhebt sich eine kleine Rippe, die sie sehr charakterisirt. Zu beiden Seiten desselben erhe- ben sich 12—16 Rippen, die nach dem Schnabel hin häufig "diehotomiren. Der Schnabel ist sehr stark übergebogen, des- sen obere Kante mit der Kante der Bauchschale parallel läuft. Bei den Steinkernen von Humbleton tritt dieser Cha- r natürlich nieht so deutlich hervor, daher hat man ihr n Namen gegeben. Die Thüringer Exemplare zeigen ferner recht schön die zierlichen wellenarligen Anwachsringe, u die Muschel ihren Namen verdankt. Die Schlott- eim’sche D. speciosa scheint wenig von ihr versebieden sein. Die Stücke sollen zwar laut der Etikette aus der En Banen; allein ihr Ansehen spricht mehr für Zech- stein, und Schlottlieim scheimt sich hier geirrt zu haben, wie dies nicht selten der Fall ist ®). Terebratulites cristalus Schl., Glücksbrunnen und Humbleton. Die freie deltaförmige Oefinung, die zu beiden Seiten der Schenkel das allen Delthyrisarten so eigenthüm- liche abgesonderte Schalenstück zeigt, welches ein Analogon a zZ 1) D. ostiolata ist ganz. bestimmt ‚davon verschieden! 80 vom Deltidium der Terebrateln ist, nun ‘hier seitlich und wegen der starken Zähne nicht nach der Basis hin abgesetzt, stellen sie zum Genus Delthyis. Auf der Rückenschale schlielsen die beiden stärksten Rippen den glatten Sinus ein, zu dessen beiden Seiten 3—4 kleinere Rippen stehen. Der Schnabel ist stark übergebogen, die Rippen sind scharf, durch die Anwachsringe zierlich gestreift, ie größsten Exemplare erreichen kaum 4 Zoll Breite. Sie steht der crispa Dalm. und der octoplicata Sw. sehr nahe, mit welcher letztern sie wahrscheinlich identisch ist, da er nur allgemein Derbyshire als Fundort angiebt. Unsere, Kabinetsstücke slimmen Zum Verwechseln überein. Es kommen Varietäten mit mehr Rip- pen vor, welche man multiplicatus.benannt zu haben scheint. Terebratula Schlottheimii v. Buch, wie wir. sie aus seinem treffllichen Werke p. 39. kennen gelernt haben. Ganz dieselbe junge Brut findet sich auch bei Humbleton. Sie findet sich aber hier auch noch in bei weitem gröfßseren Exemplaren, und nimmt alsdann statt der Gestalt einer Pu- gnacee die einer Coneinnee an. Herr v. Buch stellt diese pag- 50. zur Zacunosa, mit der sie auch wirklich viel Ueber- einstimmendes hat. Allein man kann von der jüngsten Brat an bis zu ihr sie in allen Uebergängen verfolgen. Da die Falten sehr stark dichotomiren, so kommt es, dafs die gro- fsen im Sinus 8S—10 Falten am Stirnrande haben, wenn die kleinen oft deren nur 2 zählen. Es kommen auch bei Glücks- brunnen gröfsere Individuen vor, die sich dann in ihrer Form mehr und mehr den Englischen nähern. Namentlich bildet die bekannte Terebratel aus dem bituminösen Mergel: T von Schmerbach eine Mittelstufe. ghlottheim nennt sie ebenfalls Zacunosa, aber sie gehört vielmehr hierher, und alle drei führen mit Recht den Namen Schlottheimii. Terebratula suf/flata Schl., wie.sie Herr v. Buch pag. 102. beschreibt, findet sich ebenfalls zu Humbleton, sammt der elongata pag. 100. Aulserdem kommt an beiden Orten noch eine Menge kleiner, glatter, unbestimmbarer Brut vor, die hin und wieder unter den Namen lafa, complanata, ° # in- sı intermedia aufgeführt werden, aber zu wenige Charaktere zeigen, als dafs man die Species bestimmt feststellen könnte. So ist auch die Schlottheim’sche T. pelargonata stets nur undeutlich vorgekommen. Sie hat einen sehr hohen Schnabel, feine dichotomirende Streifung, die deltaförmige Ocfinung scheint verwachsen zu sein, so dafs sie dem Dal- man’schen Gen. Cyrtia zugehörte. Auch bei Humbleton fin- den sich Exemplare der Art. Conchiferen Pleuronectes discites pusillus Schl. zu Glücksbrun- nen und bleton. Die so zierliche, kaum + Zoll errei- chende Muschel zeigt durch die entfernt stehenden Wirbel und durch ihr äußserliches Ligament, dafs sie mehr dem Ge- nus Lima angehört (Plagiostoma). Sie breitet sich nur un- merklich nach hinten aus, und die vordere Seite ist nur we- nig abgeschnitten. Beide Schalen sind durchaus gleich ge- wölbt. Das vordere Ohr der rechten Schale ist nur wenig ausgeschweift für den Byssus. Uebrigens zeigt sie keine be- merkbare Streifung. Deshayes behauptet, dafs Plagiosto- ma Sw. von Lima Lmk. nicht verschieden sei, und aller- dings haben sie die Lage des Ligamentes mit einander ge- mein. Allein die Lima der älteren Gebirge hat noch den ausge- zeichneten Charakter, dafs ihr Schlofsrand mit ähnlichen Zäh- nen, wie die Cuculläen, versehen ist. Eine Reihe von Individuen aus den Geschieben der Mark beweisen dies auf’s Deutlichste. Daher kommt es, dafs die Lima des älteren Gebirges am Schloßran eine den Cuculläen verwandte Ausbreitung der Schale hat. Ueberhaupt scheinen die Genera aus den frülhe- ren Formationen immer kleine Abweichungen von den noch lebenden zu haben, so dafs sie sich dadurch zu natürlichen Gruppen zusammenstellen, deren Abweichungscharaktere aber nie so sind, dafs sie uns berechtigen könnten, verschiedene Genera aus ihnen zu machen. Ich werde noch öfter Gele- genheit haben, auf diese Behauptung zurück zu kommen. Die Zähne von Plagiostoma minutum Schl. sind in Tab. I. Fig. 5, a. gezeichnet. I. Jahrg. 2. Band. 6 82 Avicula speluncaria (Gryphites Schl., A. gryphaeoi- des. Sw.) Fig. 1. a, b, c, ist durch ihre ausgezeichneten Charaktere und durch “ihr häufiges Vorkommen, sowohl zu Glücksbrunnen als auch zu Humbleton, eine der ersten. Leit- muscheln des Zechsteins. Die in mancher Hinsicht unvoll- kommene Zeichnung der klassischen Abhandlung Schlott- heim’s, so wie ihre unvollständige Beschreibung machten, dafs dieses ausgezeichnete Petrefact zu wenig von den Natur- forschern gekannt ist. Ja sie war so unbestimmt beschrie- ben, dafs sie der Herr v. Buch scharfsinnig genug zum Ge- nus Orbicula stellte, weil keiner der gekannten Charaktere dem widersprach. Allein sie ist weder Eryphge noch, Or- Bicula, und Sowerby hat sie mit vielem Takte zur Avicula gestellt, und sie wegen der großen Aehnlichkeit mit G@ry- phaea, gryphaeoides genannt, dem wir jedoch, so bezeichnend er auch sein mag, wegen der Priorität speluncaria vorziehen müssen. Die freie Muschel ist ungleichschalig und ziemlich rund. Die Rückenschale ist tief gewölbt, von der Spitze des Schnabels geht eine Depression nach dem unteren Rande. Sie ist mit feinen, von dem Schnabel ausstrahlenden und da- selbst öfter dichotomirenden Strahlen versehen. Die ziemlich kreisrunde rechte oder Bauchschale ist ganz flach, und legt sich darauf, wie ein ungleicher Deckel. Auf ihr treten die strahligen Rippen sehr zurück, hingegen die mit dem Wir- bel concentrischen Anwachsringe deutlicher hervor. Nach vorn und pben ist sie tief ausgeschweift zum Durchgange des Byssus. Das Schlofs ist gerade, nach Art der Avicula. Siel- len wir die Muschel auf die Slirnkante, die gewölbte Schale zur Linken, so liegt der Byssusausschnitt nach vorn, und die Schalen sind, wenn auch nur wenig, doch nach hinten aus- ‚gebreitet, während die Wirbel nach vorn streben, also nach der entgegengesetzten Seite; dies ist aber ein ausgezeichne- ter Charakter für Avicula, während bei den Ostraceen, und namentlich bei Exogyra und Gryphaea, Wirbel und Ausbrei- tung beide nach derselben Seite gehen. Seizen wir die Ent- fernung der Wirbel vom unteren Rande 8, so ist die des Vorder- und Hinterrandes 9, die Entfernung der Bauch- von 83 der Rückenschale 3. Die Breite des Ohres, welches eben so ausgezeichnet ist, als das Ohr der Gryphäen, beträgt 2. Die tiefe Furche, welche das Ohr abschneidet, läfßst sich bis in die Spitze des Schnabels verfolgen. Die zierlichen Streifen sind denen der Monotis decussata Münst. schr ähnlich, nur stehen sie dichter. 60—80 zählt man am Rande, die regel- mälsig abwechselnd gröfser und kleiner sind. Die größeren davon kann man fast bis zur Spitze des Wirbels verfolgen, wo sie sich erst vereinigen; die kleineren setzen sich erst tiefer unten ein, wie bei Monotis salinaria Bronn. Die Streifen sind ihrer ganzen Länge nach punktirt durch zier- liche concentrische Anwachsringe, welche sie durchschneiden. Der kleine Bogen der Anwachsringe zwischen zwei gröfseren Rippen öffnet sich nach den Wirbeln zu. Auf dem grofsen Ohre treten die Anwachsringe öfter ungleich deutlicher her- vor. Merkwürdig ist die flache, deckelförmige Oberschale, die immer bedeutend kleiner ist, als die gewölbte Unter- schale, von der sie kaum % der Längendimension bedeckt. Sie macht so einen kreisförmigen Deckel, der sich etwas nach hinten ausbreitet, und über den die gröfßsere Unterschale weit hervorsteht, was man aber gewöhnlich übersieht, weil die Muscheln sich beständig weitklaffend finden. Der tiefe Ausschnitt für den Byssus senkt sich fast bis unter den Wir- bel hinein, und trennt ein feines schmales Ohr von der Schale. Wegen seiner geringen Breite ist es gewöhnlich abgebrochen, aber die Anwachsringe der Schale zeigen immer dessen Vor- handensein. Denn kaum erreichen sie den vorderen Theil des Oberrandes, so wenden sie sich schnell und stark nach hinten, um den tiefen Busen für den Byssus zu bilden, gehen ‚sodann wieder nach vorn gebogen über das Ohr weg, und endigen sich senkrecht gegen die Schlofskante. Der gerade Schlofsrand bekommt ungefähr die Zahl 4, und erinnert wohl an Avicula, nur ist er hier verhältnifsmäfsig viel länger. Auf der vorderen Seite des Wirbels ist er gerade, wie bei Avi- cula; die Anwachsringe senkrecht gegen den Schlofsrand be- weisen es. Der hintere Theil des Schlofsrandes macht aber einen allmäligen Bogen, denn die Anwachsringe gehen herum- 6* 54 bis zum Wirbel. Auf dieser Seite findet sich auf der ge- wölbten Schale der grofse Lobus, den Herr v. Buch ganz richtig für ein Analogon des hinteren Ohres hält. Gewöhn- lich findet sich die Muschel klaflend, doch so, dafs weder die dünne Schale noch das zarte Schlofs verletzt sind, eine Thatsache, die auf einen sehr ruhigen Absatz des Zechsteines hinweist. Ein Thier, wie das beschriebene, scheint auf den ersten Anblick ziemlich isolirt zu stehen, und gerade wie die vor- hergehenden sich nicht recht einem bekannten Genus anzu- schliefsen. Allein näher betrachtet ist die Achnlichkeit mit Monotis decussata Münst. Tab. I. Fig. 3,a,b,c. sehr auffallend. Einmal wurde sie schon durch die verwandte Streifung an- gedeutet, auch der äußere Umrifs ist bei beiden ziemlich derselbe, nur fehlt letzterer die Furche. Die weniger ge- wölbte rechte Schale zeigt auf der vorderen Seite denselben tiefen Byssusausschnitt, welcher ein höchst schmales, aber doch sehr deutliches Ohr von der Schale abtrennt. Die Zart- heit der Muschel und die geringe Breite des Ohres bringen es mit sich, dafs es gewöhnlich abgebrochen ist, aber das geübte Auge erkennt sogleich an den Anwachsstreifen das Dasein desselben. Dieser Charakter, auf den ich wegen be- sagter Analogie einiges Gewicht lege, finde ich bei dem Hrn. Grafen v. Münster nicht erwähnt; vielleicht hatte er es mit weniger vollkommenen Exemplaren zu thun. Ein zweiter eben so wichtiger Charakter ist die grofse Ungleichheit der Schalen, die beim Zerschlagen evident hervorleuchtet, ob- gleich Hr. Graf v. Münster das Gegentheil behauptet. Beim Zerschlagen springt nämlich oft eine doppelte Schale hervor, die stets kleiner ist als die, welche man zersehlug. Doch schließen beide Schalen der herausspringenden Muschel sa genau zusammen, dals man durchaus kein Bedenken trägt, sie für gleichschalig zn halten. Die rechte Schale zeigt dann immer deutlich den Byssusausschnitt. Endlich bemerkte ich eine größere linke Muschel, welche an ihrem Wirbelende den deutlichen Eindruck einer bedeutend kleineren rechten Schale zeigte. Zuletzt war ich so glücklich, eine dermafsen 85 zu zerschlagen, dals die kleine doppelte Muschel noch genau in die Impression der linken Schale hineinpafßste. Es sitzt also unter jeder gröfseren Schale eine kleinere rechte, die kaum die Hälfte von der Area der grölseren bedeckt, aber ganz genau anschliefßst. Schlägt m&n nun die Muschel an, so nimmt die kleinere Schale den Theil der gröfseren mit sich fort, den sie bedeckt, während der unbedeckte Theil der größseren Schale nebst der Impression liegen bleibt. Es fin- det also hier dasselbe Statt, wie’ bei der inaequivalvis Sw. Noch auflallender wird diese Erscheinung bei einer Muschel, welche durch und durch den weißsen Sandstein über dem Schieferihone von Brora anfüllt; gerade wie die vorige, der sie im Allgemeinen ähnlich ist. ‘Wir haben sie Tab. I. Fig. 4. a, b. Sie ist bedeutend größer, zählt nur 20—30 viel schärfer hervorstehende Rippen, sie hat ebenfalls einen Bys- susaussehnitt, aber die kleinere Schale reicht hier noch nicht bis zur Hälfte der Länge von der gröfßseren. Bei dieser Mu- schel sieht man bald die Impression auf der großen Schale, bald sieht man auch, wie. die höchst ungleiche, kleinere von innen an der größeren anliegt. Die Muschel ist übrigens neu, und verdient einen Namen. Alle gestreiften Aviculen des älteren Gebirges, welehe ich bis jetzt Gelegenheit gehabt habe kennen zu lernen, ha- ben eine auflallende Ungleichheit der Schale, und da diese ganz eng zusammenschlielsen, so lälst sieh voraussetzen, dafs das Thier ganz besonders contractil gewesen sein mul, um sich in diesen so kleinen Raum zurückzuziehen. Die Mün- stersche Mon. substriela ist ebenfalls nichts Anderes, als eine nur um WVeniges ungleichschalige Avicula. Die Mono- tis salinaria Bron. kenne ich zu wenig, doch scheint sie sich ebenfalls hier anzuschliefsen. : Wir sehen hier abermals wieder eine ganze Gruppe, welche sich von den lebenden glatten auffallend entfernen. Denn einmal kennt man keine lebenden mit Streifung, dann fehlen die Zähne des Schlosses, und. ferner auch die äufsere faserige 'Hornsubstanz, welche bei den lebenden über die Perlmutterschale sich hinweglegt. Doclı belegen wir sie nieht mit neuen Namen, weil die For- 86 mationsreihe des Jura sie schon kinlänglich irennt. Von der gestreiften der Juraformation unterscheidet sich wieder die des Zechsleins durch die ‚tiefe Furche der gewölbten! Schale, durch das nur auf der Vorderseite gerade Schloß. Wiewohl wir auch Analogieen von den Furchen bei Aviculen der Lias- formation finden. Auch die glatten Aviculen unserer Meere finden wir in der Zechsteinformalion durch den Mytilus keratophagus Schi. (Avicula keratophaga) repräsentirt, ‚der ebenfalls in England wie in Thüringen recht schön vorkommt. Seine kleine Gestalt, die aller Zeichnung entbehrt, läfst sich schwer beschreiben. Aber so viel ist ge- wils, dafs sich ebenfalls in den Jurageschicben der Mark (die den oberen Schichten angehören) Individuen vorfinden, die unserer keratophaga zum Verwechseln gleich sind, die sich dann wiederum in Form und Zeichnung eng an die Sower- by’sche ovata anschliefsen, so dals vom Zechstein durch Mu- schelkalk und Jura bis zu denen unserer heutigen Meere sich diese Gruppe hindurch zieht. Man kann weder die Gleich- heit noch Verschiedenheit unserer Jura- und Zechstein- Avi- cula beweisen, weil es,.an bestimmten Charakteren mangelt, die nur vom Thiere hergenommen werden könzen. Vorläufig sind sie durch die Formation streng genug geschieden. Herr Direktor Klöden, in seinem Werke über die Ver- steinerungen der Mark Brandenburg, hat unsere kleine, ‚glatte Avicula aus den Jurageschieben der Mark Tab. IM. Fig. 3. abgebildet, und als neu mit. dem Namen alata belegt. Ich kann mich wenigstens nicht entscheiden, ob sie wesentlich von Sowerby’s ovata verschieden ist. So viel ist aber. bestimmt, dafs sie ganz die Zahnbildung der in den unteren Juramer- geln so häufigen @ervillia hat. Das gerade Schlofs ist näm- lich gekerbt, und hat vorn auf einer breiteren: Fläche 2 ge- rundete Faltenzähne, von denen sich der vordere wieder spal- tet. Ich kenne übrigens nicht eine einzige, welche die Schlofßs- bildang unserer lebenden glatten Avicula hätte, bin daher der Ueberzeugung, dafs sämmtliche glatten Aviculen des Jura sich der @ervillia anschliefsen. , Wir würden aber sehr irren, woll- ten wir den Mytilus socialis mit Gervillia verbinden, Er 87 ist weder @ervillia noch Avicula, sondern bildet wiederum eine ganz eigenthümliche Gruppe. Er hat auf der vorderen Seite der linken Schale 2 zahnartige Erhöhungen, zwischen welche sich der Zahn der rechten Schale einlegt; auf der Hinterseite des Schlosses hingegen lange Faltenzähne, die na- mentlich bei der Avicula laevigata Kloed. Tab. III. Fig. 2., die häufiger in unserm Rüdersdorfer Muschelkalke sich vor- findet, schön zu beobachten sind. Das Schlofs unsers Myti- Zus keratophagus habe ich nicht beobachten können, aber es scheint mir durch obige Gründe wahrscheinlich, dafs auch er einen ihn von allen übrigen auszeichnenden Charakter an sich trägt. "Von /der Avicula des Uebergangsgebirges, die Herr Prof. Goldfufs unter den Namen Pterinea unterschieden hat, ist der Unterscheidungscharakter schon hinlänglich dargethan. Wir sehen hier abermals an diesem Beispiele, dafs sich die Muscheln des älteren Gebirges, so ähnlich sie auch in ihrer äufseren Erscheinung den lebenden sein mögen, dennoch nie bestimmt mit ihnen parallelisiren lassen. Auf der anderen Seite mufs ich mich aber ganz dagegen erklären, allen die- “ sen verschiedene Namen zu geben, denn die Zersplitierung würde zu weit gehen. Es scheint mir vielmehr besser, sämmt- lichen ilıren alten Namen zu lassen, sie gruppenweise zusam- men zu stellen, wo die einzelnen Gruppen alsdann ‘durch die Formationen streng genug geschieden sind, als dafs sie neuer Namen bedürften. Mytulites striatus Schl. Das gerade Schlofs, die aufgeblähten, entfernt stehenden Wirbel, stellen sie zu Arca. Die Wirbel streben nach. vorn, und (die Muschel breitet sich stark nach hinten-aus. An beiden Enden des Schlosses ver- Slachit sich die Schale, und deutet. so die Breite des Rau- mes ah, welchen die Zähne am diesem Theile einnehmen. Dicht stehende Streifen strahlen von den’ Wirbeln aus, die ganz mit der Arca tumida Sw. Tab. 474. Fig. 2. überein- stimmen. Wie die Handstücke beweisen, so findet sie sich sowohl in Thüringen, wie in England. Die Cucullaea sulcata möchte, so viel man aus der. Beschreibung ersieht, wenig davon verschieden sein. 88 Endlich finden sich an beiden Orten noch mehrere glatte Muscheln, die wegen des Mangels an Charakteren eine grolse Breite der Bestimmung zulassen. Man findet sie daher unter den verschiedensten Namen angeführt. Schlottheim nennt sie Tellinites dubius, unter welchem Namen er vorzüglich zwei Genera vermischie: die eine scheint eine glatte Arca zu sein, die entschieden auch bei Humbleton vorkommt; die andere ist einer Modiala sehr ähnlich, ein Genus, das wir auch im Englischen Zechstein aufgeführt finden. Da man bei Muscheln dieser Art fast keine andere Bestimmtheit, als die Form hat, so sind sie als Leitmuscheln der Formation ziemlich gleichgültig. Hier geschieht es denn auch gewöhn- lich, daß ein und dasselbe Ding unter den verschiedensten Namen aufgeführt wird, Anstatt dafs man ieingestehen solle, man kenne die Sache nicht, erschwert man die Wissenschaft mit neuen Namen, die in den Tabellen so gut ihren Platz einnehmen, als die wichtigsten Leitmuscheln. Doch selbst diese so unbestimmten Muscheln werden sich in unserer: Zech- steinformation sehr ähnlich. Man findet aufser diesen angeführten Muscheln nament- lich im Englischen Zechstein noch mehrere angegeben. Da ich sie nicht kenne, lasse ich sie unerwähnt, denn nur das Gleiche beider Gegenden hier aufzuführen ist mein Zweck. Gasteropoden. Au 'einschaligen Muscheln ist der Zechstein sehr arm, ja von Thüringen kenne ich fast nur den einzigen Trochilites helicinus Schl. bestimmt. Vier gerun- dete Umgänge, mit denen 'auf der oberen Seite zwei deut- liche Streifen fortlaufen; unter diesen sind noch mehrere pa- rallele, die aber öfter sehr undeutlich werden. Sie wächst nicht viel über + Zoll. Wie die Handstücke des Kabinets beweisen, so finden sich ganz dieselben Thierchen auch zu Humbleton. Wenn anders Turbo und Trochus verschieden ist, so gehören sie zu Turbo, unter welchem Namen sie auch Phillips aufführt. 89 Echinodermen. Aus (dieser Klasse findet sich nur ein Genus im Zech- stein, welches Schlottheim mit dem Namen‘ Encrinites ramosus belegte. Miller in seinem klassischen Werke: a natural history of the crinoidea giebt pag. 86. eine Abbil- dung desselben aus dem Englischen Zechsteine, und nennt'ihn Cyathocrinites planus. Beide sind durchaus identisch, so viel die Handstücke beweisen. Bei Glücksbrunnen 'habe ich bis jetzt nur Säulenstücke mit den zerstreuten Hülfsar- men gefunden. Die Trochiten derselben sind rund, von ei- nem’ ziemlich großsen Nahrungskanale durchbohrt.. Die Ge- lenkfläche ist um den Nahrungskanal glatt, und anden Rän- dern mit dichotomirenden Streifen geziert, die dicht an ein- ander gedrängt sind." Die Hülfsarme sind niehts Anderes als Säulenstücke in kleinerem Maalsstabe, sie sind eben so ge- rundet, in der Mitte: von einem Nahrungskanale durchbohrt, und’ die einzelnen Glieder auf den Gelenkflächen eben’ so: ge- zeichnet. Die Eigenschaft der Hülfsarme scheint unser Zech- steinpetrefact' vor allen'bekannten auszuzeichnen. ‘Und gerade dieser Charakter ist es, den auch die Englischen mit den Thüringischen theilen, so dafs über die Identität beider kaum ein Zweifel obwalten kann, ob man gleich in Thüringen nur Säulenstücke kennt. Korallen. Sie liefern noch einen der schönsten Beweise für die Identität der Petrificate beider Zechsteine. Am häufigsten findet sich in beiden: Escharites retiformis Schl. Gewöhnlich hat man es nur mit ihrem Abdrucke zu thun, wie ihn Goldfu/s Tab. 10. Fig. Fig. a. b. gezeichnet hat. Diese Abdrücke sind aber zuweilen so zart erhalten, dafs man von der Form einen Ab- guls nehmen könnte. Man ersieht deutlich aus ihnen, dafs die Zellen 6 Längsreihen an den Aesten bilden, von denen 3 auf der Vorderseite, und 3 auf der Rückseite stehen, wie sie Goldfufs Tab. 36. 2. e. treflich abgebildet hat. Ueberdies kommen, wenn auch höchst selten, noch gut erhaltene Exem- 90 plare vor, die diese Zellenstellung beweisen. Gewöhnlich sind aber die Zellen abgerieben, und es bleibt in diesem Falle ein. netzförmiges Gewebe zurück, an’ denen man die von Zeit zu Zeit diehotomirenden Hauptäste, und die diesel- ben verbindenden, gewöhnlich nicht starken, Querästchen deutlich verfolgen kann. Hat sich jedoch die äufsere Kruste von'dem inneren, wahrscheinlich hornartigen, Stamme gänz- lich getrennt, so scheinen ‚die Queräste völlig zu verschwin- den, und (die Hauptästehen stehen wie'dichotomirende Ruthen verbindungslos da. ‘Man könnte leicht verführt sein,. diese für) eine eigenthümliche ‚Species zu halten, wenn nicht die Impression: in das.'Bergmittel das einstige Dasein der Quer- ästehen verriethe. Die: entblößsten Aestchen haben zierliche Längsstreifung, wie die hornartige Axe unserer lebenden Gor- gonien. » Ist endlich: die Zersetzung ‘noch weiter vorwäris geschritten, so erscheinen die Aestehen aus dachziegelförmig über einarfder ‚gelagerten. Schuppen zusammengesetzt, welche die bestimmteste Geseizmäßigkeit befolgen. Goldfufs Tab: 7. Fig. 1. ec. giebt eine ähnliche: Structur von einer anderen Species an. Mögen diese Schuppen *Dolomitkrystalle‘ sein, wie.es:den Anschein hat, so geben sie doch jedenfalls einen Fingerzeig für die ursprüngliche Structur der Axe. Herr Prof. Ehrenberg stellt sie zum Lamouroux’schen Ge- schlechte Eunicea, mit der sie aber eben so wenig, als mit Gorgonia übereinzustimmen scheint. Auffallend und unter- scheidend von allen lebenden Gorgonien ist die strenge Gleich- heit der ‘Hauptästehen. ‘Die Ausbreitung hat sie mit @org. Jlabellum gemein, nur sitzen bei dieser die Polypen vorzugs- weise in 2 Reihen zur Seite, auf den Haupt- so wie auf den Querästen, während bei. unserer refiformis die Queräste nie Korallen tragen. Ja selbst die Hornmasse kann bei den Quer- ästehen, wenn anders sie da sein sollte, nur gering sein, denn so: oft die Hauptäste gestreift oder geschuppt sind, sieht man stets die Queräste fehlen. Die strenge Reihenstellung der Polypenzellen ist ebenfalls auffallend, und‘ keine lebende zeigt sie in solcher Bestimmtheit. Fast möchte man glauben, als bilde diese netzförmig ausgebreitete Koralle einen rings 9 geschlossenen Becher, jedoch habe ich sie nie vollständig beobachten können. Defshalb nennt sie Herr Prof. Gold- fuls infundibuliformis. Wir finden jedoch keinen Grund, den sehr bezeichnenden Namen Schlottheim’s zu verdrän- gen, bewahren daher die Priorität, und nennen sie, @orgo- nites retiformis, andeutend, dafs sie dieser Abtheilung ohne Zweifel angehört, aber mit keinem bestimmten: Genus derselben gänzlich übereinstimmt. Phillips nennt‘ dieselbe Retepora flustracea. Sie findet sich überaus häufig, sowohl in England, wie in Thüringen, wo sie nicht nur bei Glücks- brunnen, sondern auch im bituminösen Mergelschiefer von Schmerbach vorkommt. Die Goldfufsische Gorg. antiqua Tab. 36. Fig: 3. a: 2., die sich nahe anı.die retiformis anschliefst, habe ich nicht auffinden können. - Gorgonia dubia Schl. erscheiit nicht weniger häufig, als die vorige, in beiden Zechsteinen. Es entspringen von der Wurzel ebenfalls in einer‘ geschlossenen‘ Bechergestalt mehrere dickere Zweige, die sich gleich ‘unten dichotomiren, und alsdann bis in die feinen Spitzen regelmälsig diese Thei- lung fortsetzen. Daher kommt es, dafs von der Wurzel nach der Spitze zu simmiliche. Zweige gleichmäßig abnehmen, so dafs sich keiner vor dem. ander: durch vorherrschende Stärke auszeichnet. Sie sind gewöhnlich noch mit einer kalkigen Kruste versehen. an denen man jedoch die Zellen nur selten entdeckt. Acht bis zehn Längsreihen möchte man vermu- then, wenn anders die Abdrücke derselben im Gestein nicht täuschen. Fällt die Kruste ab, so sind sie gestreift, und ist der Stamm noch weiter zersetzt, dachziegelförmig geschuppt, was für die Art des Wachsthums ‘dieser Koralle einen Fin- gerzeig geben kann. Sie zum Lamouroux’schen Genus Prymnoa zu stellen, wie Herr Prof. Ehrenberg will, dafür konnte ich keinen Grund finden. Wahrscheinlich verwech- selle er das schuppige Anselien des zersetzien Stammes mit den schuppigen Polypenzellen der Prymnoa. Allein das sind nicht die Zellen, sondern diese liegen erst in der darüber gelagerten Kalkmasse. Durch ihre Verzweigung schlielst sie 92 sich an das Genus Gorgonia an, aber durch die Zellenstellung unterscheidet sie sich. Auflallend genug hielt Schlottheim. laut der Etikette, diese Koralle für die Krone seines Eneri- nites ramosus, ein sonderbarer Irrthum, der nur durch die Zeit ‚gerechtfertigt werden kann. Phillips nennt sie Rete- pord virgulacea. N Gorgonia anceps ist allerdings von jener verschie- den. Sie bildet nicht die becherförmige Gestalt, sondern nur einzelne diekere Zweige, welche sich gabelförmig spalten. Gegen diese stellen sich kleinere dünnere Acstchen, welche dem Zweige ein gefiedertes Ansehen geben. Sie findet sich mit jener an beiden Orten zusammen, unterscheidet sich aber augenblicklich durch ihren Habitus. Man kann sie durchaus nicht für ältere Zweige von der dubia halten. Es finden sich aufserdem noch Spuren und Bruchstücke von. einer andern Koralle aus dieser ‘Familie, so wie auch eine Retepora, deren Charaktere aber zu wenig EERERON sind, als dafs man sie bestimmt fesistellen könnte. Was endlich die Goldfulsische Calamopora em des Zechsteins betriflt, se kommen allerdings ähnliche For- men: vor. Allein es scheint mir doch immer gewagt, ‘hierauf Schlüsse zu basiren, als habe der Zechstein bestimmt dieses Petrefaet mit dem Uebergangsgebirge gemein. Denn einmal sind die Zweige so dünn, dafs man schon zweifelt, ob man es nur überhaupt mit einer Calamopora zu thun habe, ge- schweige dafs man noch den specifischen Charakter heraus sehen sollte. Alsdann ist sie auch ganz büschelförmig ver- zweigt, in oftmals dichotomirenden Aesten, die ganz den Ha- bitus eines Gorgonienzweiges haben, so dafs dieses schon glauben macht, man habe es mit einer anderen Species zu thun. Wiewohl: ich in Rücksicht auf fossile Fische mir kaum ein entscheidendes Urtheil zutrauen dürfte, so scheint es doch ganz besonders bemerkenswerih, dafs sich in England sowohl wie in Thüringen ganz dieselben Formen wiederholen. Am auffallendsten spricht dafür der Acrolepis Sedgwickis Agass. 93 Geol. Trans. 2 ser. Vol. 3. pl. 8., dessen Flossenstellung Herr Prof. Agassiz Vol. I. Tab. D. Fig. 1. im Allgemeinen richtig darstellt, nur ist die Brustflosse mit Beibehaltung der Form ungefähr doppelt so lang, als sie gezeichnet ist. Die beiden Loben des Schwanzes nähern sich viel mehr der Gleich- heit, als die Figur darstellt. Der obere Lobus ist im Gegen- theil verhältnismäßig breiter, als der untere, welcher letztere mit starken, gestreiften, ziemlich quadratischen Schuppen be- deckt ist, die sich fast bis in die Lobenspitze verfolgen las- sen, wo sie sich mehr der oblongen Gestalt nähern. Auf ähnliche Weise sind auch die andern Flossen geschuppt. Am auflallendsten sind jedoch die tiefen Furchen auf den gerun- det-rhombischen Schuppen des Körpers, die allerdings durch ihre Streifung und Dicke eine entfernte Aehnlichkeit mit Gerstenkörnern bekommen, wofür sie der Thüringische Berg- mann unbefangen ausgiebt. Der Umrifs des Körpers nähert sich einer Ellipse, deren kleinere Achse verhältnifsmälsig größser ist, als sie Agassiz gezeichnet. Dieser Fisch ist der größste des Zechsteins, denn er übertrifft den Pygopterus Humboldtii noch um ein Bedeutendes. Ja selbst Lepidotus Gigas Ag. Vol. 2. Tab. 29. ist noch um einen Zoll kürzer als das Prachtexemplar, welches unsere Schlottheim’sche Sammlung au? dem Schiefer von Schmerbach besitzt, dessen v. Schlottheim in seiner Petrefactenkunde pag. 29. rühm- lichst Erwähnung thınt. Schuppen und andere Theile des Fisches fand ich auch im Schiefer von Eisleben. Nicht weniger auffallend ist die Aehnlichkeit, welche Pygopterus scoticus Ag. mit P. Humboldtii des Thüringi- schen Zechsteins zeigt, und wenn man sich erst von der Idertität des Acrolepis beider Gegenden überzeugt hat, so ist man leicht versucht zu glauben, dafs die etwanigen Unter- schiede, die doch nur aus der Zeichnung hervorgehen, in der Natur sich als leichte Modificationen ergeben möchten. Ueber- haupt kann die Art der Zersetzung leicht zu Irrthümern füh- ren, die nur zu schwer aus der Zeichnung eliminirt werden. Ich kann daher mich nur selten entschliefsen, aus Zeichnun- 94 gen Species zu machen, wohl aber bin ich eher geneigt, gleiche Gestalten in ihnen zu sehen, zumal wenn noch ander- weitig entschiedene Thatsachen dafür sprechen. Wir fällen daher dasselbe Urtheil über Platysomus gib- bosus Ag. Vol. 2. Tab. 15. (Thüringen) und P!. striatus Ag. Geol. Trans. Vol. 3. Tab. 12. Fig. 3 u. 4. (England), sowie über Pl. Rhombus Ag. Vol. 2. Tab. 16. (Thüringen) und Pl. macrurus Ag. Geol. Vol. 3. Tab. 12. Fig. 1 u. 2. (Englard). Der verhältnismäßig schmalere Schwanz des Pl. gibbosus in Verbindung mit der größseren Breite des Kör- pers, dessen rhombisch-gebrochener Umrißs viel mehr den Na- men rhombus verdiente, als der zweite, sind in der Engli- schen Fig. 3 u. 4. gar zu deutlich ausgedrückt, sowie auf der andern Seite der gerundete Leib des Pl. rhombus mit dem relativ breiteren Schwanze sogleich an die Englische Fig. 1 u. 2. erinnert. Die Form der Schuppen verlangt öfter schon einen sehr geübten Beobachter; man darf daher nicht an jede Figur diese Ansprüche machen. Nicht weniger evident springt die Aehnlichkeit von Pa- laeoniscus elegans Trans. Vol. 3. pl. 9. mit P. Freieslebeni in die Augen, wenn gleichwohl man von den Einzelnheiten sich nicht Rechenschaft geben kann. ‚Und um nun ebenfalls sämmtliche Fische England’s mit denen Thürinsens in Ueber- einstimmung zu bringen, setzen wir das Individuum pl. 3. mit P. magnus gleich, dessen Form vom Rücken etwas her- abgedrückt ist. Die Schuppen werden bei ihm in der Kehl- gegend allerdings von der gezeichneten Gestalt, obgleich nach dem Nacken hinauf die andere Dimension wieder vorherr- schend wird. Die vollkommene Gleichheit dieser Petrificate des Zech- steins, die sich bis in die unbedeutendste Einzelnheit nach- weisen läfst, macht es sehr wahrscheinlich, dals einst. die 60 geographische Meilen lange Strecke von Nordengland bis zum Thüringer Walde das Bassin eines grolsen Meeres war, an dessen nördlichen und südlichen Ufern dieselben Geschöpfe gesellig beisammen lebten. Denn es ist wirklich auffallend, wie die Handstücke, ob sie gleich an Farbe ganz verschieden 95 sind, dennoch durch ihre organischen Einschlüsse so ganz den- selben Eindruck auf den Kenner machen, dafs man sie von einer und derselben Stelle genommen glaubt. Dieselben Ko- rallen, dieselben klaffenden und in ihren zartesten Theilen erhaltenen Bivalven, dieselben Brachiopoden liegen in uner- meßslicher Anzahl in einem zerfressenem Dolomit beisammen, der über und über von glänzenden Bitterspatlikrystallen durch- drungen ist. Gleiche Veränderungen müssen beide Gegenden getroffen haben, Gegenden, die durch ihre Fauna so gleiche äufsere Bedingungen voraussetzen lassen. Ruhig und ohne stürmische Gewalt mufsten die zerstörenden Kräfte die Ge- schöpfe begraben haben, da die Muscheln sammt den Koral- len so wenig zertrümmert sind. Besonders beachtungswerth ist das Klaffen der zweischaligen Muscheln, was sich wie im Süden, so auch im Norden findet. Muscheln klaffen aber erst nach ihrem Tode. Es scheint also, als wären die Ge- schöpfe zuvor getödtet, und sodann erst allmälig durch die - Kalktheile eingehüllt. Eine Vermuthung, die auch schon längst durch die gekrümmte Lage der Fische des bituminö- sen Mergelschiefers bestätigt ist. Sollte sich später an diese Gesteine auch noch der Zechstein Amerika’s anschliefsen, so wäre auf’s Deutlichste bewiesen, dafs diese interessante For- mation nicht weniger bestimmt sich durch seine Einschlüsse auszeichnet, wie der über ihn folgende Muschelkalk. Denn bis jetzt kenne ich in der That noch kein deutlich charakte- risirtes Geschöpf, welches der Zechstein mit einer andern Formation bestimmt gemein hätte. 96 Ueber die Zoolilhenhöhle bei Rabenstein, und den darin gefundenen fossilen Unterkiefer einer kleinen Katzenart; vom Prof. Rudolph Wagner in Erlangen. Hierzu Tab. I. Fig. 6. Im Februar 1833 wurde im Muggendorfer Dolomitgebirge eine sehr merkwürdige Zoolithenhöhle entdeckt, von wel- cher in Zeitschriften nur gelegentlich die Rede war. Ich besuchte dieselbe einige Wochen nach der Entdeckung, und kann davon folgende kurze Beschreibung geben. Der Eingang zu dieser neuen Höhle ist die schon früher bekannte Klaussteinhöhle; derselbe liegt gegen Osten, am rechten Ufer des Esbach’s, der sich in die Wiesent ergiefst, auf Steinwurf-Weite dem durch Buckland’s Untersuchung berühmt gewordenen Kühloch (jetzt Ludwigshöhle genannt) gegenüber. Aus einer Vorhalle gelangt man in eine Grotte, zu der von aufsen ein doppelter, in der Mitte durch einen Pfeiler getrennter Bogen führt. Diese Grotte hat Hofgärtner Koch, der Entdecker der Zoolithenhöhle, durch Entfernung von Sand und Schutt im Innern erweitern lassen. Aus die- ser Halle oder Grotte wollte er gegen Süd-Osten einen neuen Ausgang durch die Felsen brechen lassen, und bei dieser Ge- 97 F Gelegenheit entdeckte er ein Knochenlager, das nicht sehr: beträchtlich, sonst aber auf ganz ähnliche Weise, wie. diefs "Buckland in den meisten Höhlen gefunden und angegeben hat, abgelagert war. Es wurde nämlich eine mehrere Zoll dicke Sinterkruste oder sogenannte Stalagmitendecke durch- geschlagen, wvorauf man. auf Schädel und Knochen stiels, welche mit Sand und Lehm, so wie mit schwärzlicher Erde (offenbar Ueberreste der verwesten, weichen, thierischen Theile) überdeckt und lose durchmengt ‘waren. Den Rand der durchbrochenen Stalagmitendecke kann man von unten sehr gut betrachten, weil in der Nähe unter ihr weg der zweite Ausgang führt. Gerade nach hinten aus der erwähn- ten Grotte gelangt man in eine sehr kleine Stalaktitenhöhle. Hier stand Herr Koch mit einem Licht, als auf die Flamme desselben ein heftiger Zugwind aus der Wandung strömte, der aus einer sehr feinen Spalte hervordrang, was ihn ver- anlalste, an dieser Stelle durchbrechen zu lassen. Der: Er- folg davon war die Entdeckung einer ansehnlichen Höhle, deren Decke, Boden und Wände mit sehr schönen, zum Theil blendend weilsen Stalaktiten und Tropfsteinen bedeckt sind. In der Tiefe auf dem Boden. befand sich eine beträcht- liche Anzahl Schädel, Geweihe und anderer Knochen von ei- ner verhältnilsmäßig nur dünnen Sinterkruste überzogen, zum Theil auch fast ganz entblöfst und durch überhängende Fel- sen geschützt. Vorzüglich sind. die Schädel auf’ das Voll- kommenste erhalten, mit Zähnen und Fortsätzen, zum: Theil wie frisch skeletirt; doch haben sie ihren thierischen Leim ver- loren. Hier liegt ohnstreitig ein sich weit in die Tiefe erstrek- kendes Knochenlager. Später entdeckte Herr Koch in einer Seitenhöhle, nach der Anleitung, die ich ihm zur Aufsuchung der Knochenlager gegeben hatte, ‚ein mächtiges Depot von Knochen, vorzüglich eine Menge von Bärenschädeln, ganz in loser, lockerer Erde und auf die vortrefllichste Weise 'erhal- ten, wie diefs überhaupt fast nur in den fränkisehen Höhlen der Fall ist, Von dieser Höhle aus gelangt man in eine kleinere, dann wieder in eine weit beträchtlichere, dom-artig gewölbte Höhle, welche wohl die größte des Gebirgs sein I. Jahrg. 2. Band. “4 98 dürfte, und die noch in verschiedene Gänge und Seitenklüfte führt. Der tiefste bis jetzt erreichte Theil ist 1400 Fuls vom Eingang entfernt. In diesen letzten Abtheilungen hat man bis jetzt keine urweltlichen Reste gefunden. Alle diese Höh- len liegen im Dolomit, keine erreicht den Kalk, wie ich mich auf das Genaueste überzeugt habe. Ebenso ist es mit der Höhle von Gailenreuth, Mockas, die ich deshalb wieder- holt untersuchte. Was die Reste von Thieren betrifft, so gehört bei wei- tem ‚der größte Theil dem Ursus spelneus an. Der. Ursus arctoideus mufs aufserordentlich selten gewesen sein, so dafs ich früher an der Exislenz dieser Art zweifelte, bis ich den höchst charakteristischen Schädel unserer Erlanger Sammlung gesehen hatte. Viele in anderen Sammlungen sich befindende und dafür ausgegebene Schädel gehören dem Ursus spelaeus an. Es sind gewiß ein 40 bis 50 Schädel lose in Sand und Erde in dieser Höhle gefunden worden. Unter den Knochen, die in das Schlofs Rabenstein gebracht wurden, befanden sich auch Schädel und andere Skelettheile von Canis spelaeus, fer- ner der wirklich fossile Unterkiefer eines Schweines, und zwar, wie die Zahnbildung zeigt, von einem jungen Thiere. Vom Höhlenlöwen, der Hyäne, habe ich keine Spur entdek- ken können. Zahlreich kommen Geweihe und Reste von anderen Wiederkäuern vor, was um so interessanter ist, als diese Ordnung in den übrigen fränkischen Höhlen sehr we- nig Ueberbleibsel zurückgelassen hat. Vielleicht gehören die, Geweihe dem Rennthiere an, wofür besonders die Bruch- stücke und ein Metacarpusknochen sprechen, die mir Graf Münster zeigte. Ein Paar andere Knochen, welche mir der Heır Graf aus dieser Höhle zur Bestimmung schickte, kom- men ganz mit denen der Ziege überein. Sie scheinen nach der Art der Erhaltung durchaus nicht von jüngerem Datum zu sein, als die Bären-Beste. Unter den größseren Knochen, die noch in der Höhle sind, befindet sich ein Becken, das ich als dem Mammüth angehörig betrachten mulßs; es ist jedoch wenig zugänglich, in eine Spalte eingeklemmt und yom Sinter überzogen. 99 Interessant war mir das Bruchstück eines kleinen Kie- fers, den mein Freund, Dr. Hades, bei einem Besuch der Höhle erhielt. Er hat ganz das fossile Ansehen, und gleicht an Grölse dem einer kleinen Hauskatze; er ist beträchtlich klei- ner, als der der wilden Katze, wie ich mich durch Verglei- chung von zwei Skeleten unserer Sammlung überzeugte. Er ist auch klein« die meisten Kiefer von Hauskatzen, welche ich damit a Beifolgende Tafel zeigt ihn in natürlicher Größe; er hat noch die beiden hinteren Backzähne. Ich würde diese Art, falls sie angenommen werden sollte, Felis minuta nennen. Diesen Kiefer, der, wie gesagt, ganz seines thierischen Leims beraubt ist, an der Zunge klebt, die fos- sile Farbe hat, in derselben lockeren Erde (den verwesten Weicbtheilen) lag, halte ich für wirklich fossil. Oifenbar postdiluvianischen Ursprungs und von demselt ben Datum, wie die oft gefundenen Fuchs- Wieselknochen etc. und ganz mit dem der Hauskatze übereinstimmend, war ein anderer Unter- kiefer, den ich im Schlosse zu Rabenstein sah und der auch aus der Höhle kam. Er hatte nicht einmal einen Sinterbe- zug, war ganz weils und frisch, und hatte seinen Leim nicht verloren. Sehr interessant ist oflenbar das immer häufiger nach- gewiesene Zusammenvorkommen ausgestorbener und lebender Arten unter gleichen Verhältnissen! Obwohl diese Rabensteiner Höhle leider nicht, wie man wünschte, in ihrer Reinheit erhalten, sondern ihres fossilen Schmucks meist beraubt wurde, so bietet sie doch noch viel Interesse dar. Ich kann sie deshalb allen Reisenden empfeh- len. Die schönen inneren Verhältnisse, die reichen. Tropf- steinverzierungen, die höchst, bequeme Einfahrt, geben ihr einen Vorzug vor den übrigen Höhlen bei Muggendorf. 100 Ausflüge in die Nachbarschaft von Quito,und zum Gipfel des Chimborazo ım J. 1831, vom B. Obersten Hall. 4 (Hooker J 1 al of Botany. Vol. I. London 1834. p 327 fg.')) ® Anfang Juli’s kam Hr. Boussingault, der literarischen Welt hinreichend bekannt, nach Quito, in der Absicht, die interessanten Punkte der Gegend zu untersuchen, besonders in Rücksicht auf ihren vuleanischen und mineralogischen Charak- ter. Ich benutzte froh diese Gelegenheit dazu, neue Excur-' sionen zu machen oder ältere zu wiederholen, in einer Ge- sellschaft, welche sie mir doppelt interessant machen mulste. Bevor ich in das Einzelne unserer verschiedenen Strei- fereien eingehe, wird es dieselben verständlicher machen, wenn ich eine kurze, allgemeine Schilderung der Gebirgsge- gend, welche sie belrafen, voraus schicke. Wenn man einen Blick auf die von A. H. Brue zusam- mengestellte Karte von Columbien wirft, wird man bemer- ken, dafs der Theil der großsen Gebirgskette, welcher die Quitinischen Andes genannt werden kann, von Cayambo unter 1) Diese Abhandlung wurde auch in der British Association zu Edinburgh im September 1834 vorgetragen. S. James Edinb. New Philos. Journ. Vol. 17. p. 380. 101 dem Aequator bis zum Chimborazo, unter 1° 27' 18” S, aus zwei parallelen Ketten besteht, verbunden durch eine Hoch- ebene, auf welcher die Stadt Quito mit den ihr zugehörigen Siädten und Flecken liegt. Die. Querketten, von denen eine nicht auf der Karte bemerkte zwischen dem Cayambo und Mohanda verläuft, ein wenig südlich von Otovalo, und die andere zwischen dem Cotopaxi und Elenisa, bekannt unter dem Namen Tiopullo, theilen es hydrographisch in zwei Bek- ken, von denen das nördliche seine Wässer in den Guailla- pamba, entleert, der sie nach Esmeraldas führt, während die des südlichen Beckens sich in den Flüssen von Achambo sam- meln und durch das Thal von Banos in den Pastaca und Maranon gehen. Der östliche dieser beiden Gebirgskämme ist mit den luftigen Höhen von Cayambo, Imbaburu, Anti- sana, Sinchulagua, Cotopaxi, Ruminan, Turguragua und Ca- pac-Urcu, von den Spaniern El Altar genannt, ‚gekrönt, wäh- rend der westliche die nicht minder anstrebenden Massen von Pichincha, Atacazo, El Corazon, Elenisa, Carguirazo und Chimborazo zeigt. Von diesen bieten der Antisana, Coto- paxi, Tunguragua, Capae-Ureu, Piehincha und Carguirazo un- zweideutige Spuren von alten oder neuen Ausbrüchen dar. Der Effect, welchen diese gigantischen, meist mit ewigem Schnee bedeckten Pyramiden auf den allgemeinen Charakter der Landschaft machen, ist der von Größse und Erhabenheit, oft an Düsterkeit streifend. Die niedere Vegetation der be- baueten Ebenen bietet keine Zwischen -Massen, um die Land- schaft zu unterbrechen und zu mildern; furchtbare‘ Bergrük- ken begegnen dem Auge und begränzen den Horizont in je- der Richtung. Die Wolken, fast beständig sich rings um sie sammelnd, tragen zu ihrer düsteren Farbe bei, obwohl sie häufig Gemälde von grofsem Interesse darbieien. Ich habe zuweilen von Quito aus vier abwechselnde Schichten von Wolken und Land in der Ansicht des Cayambo beobachtet; sein Grund mit dem Nebel bedeckt, welcher von dem zwi- schenliegenden Thale des Guaillapamba aufstieg; seine Mitte klar darüber liegend; ein Wolkengürtel rings um den Fuls; - sein Schnee-bekleideter Kamm, dessen Gipfel über Alles em- 102 porstieg, gleich einer goldenen Krone die letzten Strahlen der sinkenden Sonne zurückwerfend. Die Mineralogie dieser Gegend hat denselben einförmigen Charakter, wie ihre Land- schaft. Herr Boussingault war ermüdet, kaum etwas An- ders als Trachyte zwischen Quito und dem Chimborazo anzu- treffen. Die wenigen Ausnahmen werden später erwähnt werden. 2 Es ist nicht leicht, den ursprünglichen Charakter der Ve- getalion in einer seit so langer Zeit bevölkerten und bewohn- ten Gegend zu bestimmen. Der Reisende ist betroffen über den Mangel der Bäume, ein ungewöhnlicher Mangel in Süd- Amerika — aber es liegt nahe, sich zu denken, dafs die Urwaldungen seit langer Zeit zerstört sind, um Bau- und Brennholz zu gewinnen. Die Dickichte und Gebüsche, welche die mitt- leren Regionen der Gebirge bedecken, liefern noch fortwäh- rend das letztere; aber Bauholz von sehr unbedeutender Güte muß jetztaus einer beträchtlichen Entfernung herbeigeführt wer- den. Die einzigen Waldbäume, welche über die unbewohnte Gegend verbreitet erscheinen, sind die Capuli (Prunus sali- cifolia Humb.), der Arayan (No. 14. 6.')), eine schöne Weiden-Art (Salix Humboldtiana?) un ein Baum, von den Indianern Quipua genannt, dessen Samen nach Wachol- der riechen und der in den sandigen Ebenen um Ambato gefunden wird. Selbst von diesen wenigen scheinen die drei ersteren eher angepflanzt, als einheimisch. Ich traf sie nie an irgend einer unbebaueten Stelle, und wo sie vorhanden waren, schienen sie mehr zu irgend einem Zwecke der Be- nulzung oder als Zierde angepflanzt. Die Frucht der Capuli gleicht sehr einer schwarzen Kirsche; die Bänme erreichen eine bedeutende Grölse und geben gutes Nutzholz von röth- licher Farbe, obwohl es nicht häufig genug ist, um Handels- artikel zu sein. Es kommt in den trockensten und sandig- sten Gegenden leicht fort und giebt in zwei oder drei Jahren 1) Diese Zahlen beziehen sich auf Pflanzenexemplare, welche von Herrn Hall an Dr. Hooker gesandt sind, und in der folgenden No. von dessen Journale bekannt gemacht werden sollen. 103 Schatten und Frucht. Die Frucht des Arayan ist auch eß- bar; sein Laub hat, wenn es gequeischt wird, den Geruch der Myrte (zu deren natürlicher Ordnung er gehört); aber er ist von langsamem Wuchse, wächst schwer an, und ist deshalb verhältnifsmäßig selten. Das schöne Laubwerk der Weide bringt eine malerische Wirkung bei Städten und Land- sitzen hervor, wo man sie wie die lombardische Pappel in Europa, der sie sehr ähnlich ist, zu Alleen oder Alamedas anwendet; aber man mufs gestehen, überall nimmt sie sich wie ein Fremdling aus. ' - In Hinsicht des Gesträuches nnd der niederen Pflanzen der Ebene findet zwischen den beiden erwähnten Becken eine merkliche Verschiedenheit statt. Durchweg im nördlichen bestehen die Gesträuche (hedges) aus einer Art von Eu- phorbia, reich an Milchsaft; ferner aus Barnadesia spinosa, Duranta triacantia, Gesneria ulmifolia, Salvia rubescens, zwei Sträuchern, die bei den Eingebornen Souko heilsen, ei- nigen Solanum-Arten, einer Monnina, und verschiedenen Syn- genesisten, untermischt mit Taesonia tripartita, Alstroeme- ria Caldasii, Passiflora (11. No. 6.), Datura sanguinea, Thibaudia?, Rubus?, Andromachia igniaria, deren Rinde zu Zunder benutzt wird, und aus einer Art Melastoma, welche von den Eingebornen Colka genannt, und in Verbindung mit Hypericum laricifolium zur Bereitung einer gelben Farbe be- nutzt wird; hierzu kommen noch, an mehr geschützten Stel-. len, zwei Arten von Mimosa, die einzigen, welche man in einer Höhe von mehr als 8000 F. antrifft. Von kleineren Pflanzen tragen verschiedene Formen von Calceolaria laven- dulaefolia, floribunda, amplexicaulis, perfoliata?, gracilis; integrifolia?, 2 Arlen von Oenothera, eine Art Cleome und zahlreiche Gruppen von Syngenesisten, dazu bei, das Immer- grün, Siempre verde, wie es die Spanier in Quito nennen, zu bilden. In den Schluchten finden sich verschiedene zier- liche Arten von Lilien, obwohl Zwiebelgewächse keineswe- ges um Quito häufig sind, und die Thäler und Hügel sind mit Sedum @Quitense und einer Mannigfaltigkeit von Farru- kräutern und Moosen bedeckt, zwischen denen eine kleine 104 Orchidee mit weilsen Blumen wächst. Das südliche Becken, mit Ausnahme des schmalen Thales von Banos, zeigt ein ganz verschiedenes Ansehen. — Nachdem wir den Paramo von Tiopullo überschritten, kamen. wir in eine Gegend, de- ren Boden für die vulcanischen Ausbrüche des Colopaxi, Turgaragua und Carguirazo Zeugnils giebt; Ebenen von zer- bröckeltem Bimstein und dürrem Sande dehnen sich von Callo nach Riobamba aus, Die Gestrüppe sind fast aus- schliefslich von Agaven gebildet, deren Blumenstengel zum Dachdecken gebraucht werden; wir finden überall den Ca- ctus eylindrieus, Tuna und coccinellifer ; die Landschaft be= hauptet nicht länger den Charakter des Immergrünes, son- dern trägt die blasse und gelbliche Farbe des Herbstes. Die natürliche Dürre des Bodens ist durch die Seltenheit des Regens gesteigert. Während man in dem Becken von Quito im Jahre auf neun Monate Winter, d. h. nasses Wetter, rech- nen kann, können die Einwohner von Ambato und Riobamba mit gleicher Gewilsheit auf 9 Monate Sommer rechnen. Die mittlere Temperatur der Nachbarschaft von Quito kann auf ungefähr 56°, die der Stadt selbst auf etwa 57° angeschlagen werden. Die Temperatur des südlichen Beckens ist höher, und mag sich auf 60° schätzen lassen. Jede Ver- schiedenheit in der Erhebung bringt demnach eine Verschie- denheit der Temperatur mit sich. Die mittlere Temperatur der Paramos kann auf 38°, und wenn wir die Gränze des ewigen Schnees erreichen , auf 32° gerechnet werden. Ein in Rücksicht auf die Temperatur hochgelegener Tropen-Ge- genden wichtiger Umstand, in sofern er mächtigen Einflufs auf das thierische und pflanzliche Leben ausübt, ist die Gleich- förmigkeit der jährlichen Temperatur, so verschieden von unsern europäischen Jahreszeiten. So ist, wie Humboldt bemerkt (de distribut. geogr. Plant. p. 152.), die mittlere Temperatur von Quito fast dieselbe, wie im südlichen Frank- reich, dennoch erreichen sehr viele europäische Früchte, wie Pfirsiche, Neetar-Pfirsiche, Weintrauben, Feigen, welche selbst bei einem englischen Sommer reifen, nie ihre Vollkommen- heit in Quito, wo der tägliche Lauf des Thermometers das hs 105 Jahr hindurch von 48—65° ist. Die Pflanzen der Anden las- sen sich daher weit schwerer einführen, und arten leichter in Europa aus, als die der Alpen nördlicher Breiten, wenn sie in wärmere Climate versetzt werden, denn in den Alpen und in Lappland ist ein Wechsel zwischen Sommer und Winter, der nur in Länge und Stärke von dem französischen und eng- lischen verschieden ist, während die Pflanzen der Andes sel- ien einem Wechsel von etwa 17° das ganze Jahr hindurch ausgesetzt sind. Sie erhalten auf diese Weise, gleich den Eingebornen, eine Constitution, die wenig geeignet ist, gro- sen Wechsel zu ertragen. Ich bin nie im Stande gewesen, die Pflanzen der Paramos, selbst in Quito, zu bauen; die Sa- men wollten nicht keimen und die Pflanzen gehen entweder aus, bevor sie Wurzel seht, oder führen ein kurzes, kränk- liches Dasein. Ohne Zweifel wirken andere Umstände, wie Luftdruck, Einflufs des Lichtes, neben den Wirkungen der Temperatur, wie Humboldt bemerkt, mit; aber diese Um- stände vermehren die Schwierigkeit vegetabilischer Auswan- derung. Eine andere Eigenthümlichkeit hochgelegener Tro- pengegenden ist die gtofse- Hitze der Sonnenstrahlen im Ver- gleich zum Schatten. Ich habe gesehen, dafs ein auf das Gras gestelltes Thermometer in Quito auf 120° stieg, wel- ches seinem höchsten Stande auf der Meeresfläche: gleich ist, während sein höchster Stand im Schatten 60—66° in den Hochländern, und 80—88° an der Küste ist. Daher scheint die Hitze in Quito weit drückender als in Guayaquil, da in der ersteren häufig ein Unterschied von mehr) als 60° zwi- schen den beiden Seiten einer Stralse oder einer Mauer ist, und diese täglichen Ungleichheiten contrastiren stärker mit der jährlichen Gleichförmigkeit der Temperatur und verwik- keln noch mehr die Besonderheiten in der Vegetation der Andes. Ich habe auf die reflectirte Hitze hingedeutet, weil ihr das Thier- und Pflanzenleben unterworfen ist und sie vielleicht die einzige Modification der Sonnenstrahlen sein mag, die genau geprüft werden kann. Es scheint leichter, ‚die pflanzlichen Producte Europa’s in den Regionen der Andes zu naturalisiren, als umgekehrt. % * 106 Europäische Blumen schmücken die Gärten, europäische Ge- wächse versorgen die Tische in Quito, so wie in jedem Theile der Hochebene. Die Einführung der Cerealien ist eine der Wohlthaten, welche die Spanier der neuen Welt brachten. Die Eingebornen scheinen nur den Mays, das Chenopo- dium Quinoa, die Kartoffel und.die Oxalis tuberosa oder Oca benutzt zu, haben. Gerstenmehl macht jetzt ihre Hauptnahrung aus; denn Brod, obwohl es sehr wohlfeil ist, lassen kaum ihre dürftigen Hülfsquellen zu. Hafer und Rog- gen sind bisher unbekannt, obwohl für manchen dürrerern Boden, besonders für die sandigen Striche um Ambato und Riobamba passend. Dieselben Ursachen, welche der Vollkom- menheit der europäischen Frücht tgegen stehen, beschrän- ken die Zahl der einheimischen Quito findet man keine wild als die Capuli, eine Art Brombeeren, und auf sandigem Boden die Tuna; Johannisbeeren, Stachelbeeren und Himbee- ren scheinen für ‘das Klima passend, sind aber nicht einge- führt. Erdbeeren sind häufig, wahrscheinlich die in Chili einheimischen. Birnen und Aepfel sind zahlreich, aber klein und von schlechtem Geschmacke. Ananas, Cherimoyas, Oran- gen, Limonen, Aguacatis (Laurus Persea), Granadilla ( Pas- siflora?) und andere tropische Früchte bringt man aus den umliegenden Thälern oder Calientes; aber es lälst sich den- | ken, wenig besser durch die Reise. Die Idee eines ewigen Frühlings gefällt. der Einbildungskraft, aber die Wirklichkeit wird in den Andes mit dem Mangel der glühenden Formen und Farben erkauft, welche die Natur über tropische Klimate ausschüttet, während die Einförmigkeit der Erde und des Himmels, die dem Reisenden kaum merklich ist, von dem weniger glücklichen Einwohner gern gegen die mannigfalti- gen Interessen europäischer Jahreszeiten vertauscht würde. Excursion nach dem Gipfel des Pichincha, Am 16. Juli ging Herr Boussingault, begleitet vom Prof. Jameson und mir, fort, um den Vulcan. von Pichincha zu besuchen. Die Stadt Quito liegt unmittelbar am Fulse des Berges, ein Umstand, welchem sie wahrscheinlich die 107 Sicherheit vor Erdbeben, der sie sich bisher erfreuete, ver- dankt. Dieser Vortheil wird in der That allgemein dem Wunderbilde der Jungfrau zugeschrieben, welches bei jeder Gefahr, oder vielmehr, wenn die Gefahr vorüber ist, enthüllt E aber die Festigkeit des felsigen Grundes, im Vergleiche dem sandigen Boden von Tacunga, Ambato und Rio- bar a mag das Wunder beträchtlich unterstützt haben. Die tiefen Schluchten, welche die Seiten des Gebirges durch- furchen, bei den Indianern Guaicus genamnt, reichen bis in die Stadt, und verschiedene Gebäude, unter ihnen die Cathe- drale, sind auf Bogen, die über denselben gezogen wurden, gebauet. Die Stralse zum Pichinche führt über eine dieser Schluchten, nahe dem er der Recoletos de La Merced, welches mit der Stadt elst einer Ziegelbrücke in Ver- bindung steht. Aus der Steilheit ihrer Seiten geht deutlich hervor, dafs diese Spalten nicht allmälig durch herabfliefsende Wässer gebildet sind. Man muß sie daher als ‚Spalten be- trachten, welche durch die Wirkung des Vulkans entstanden, in einer Zeit vor aller Tradition, wahrscheinlich ehe er sich den gegenwärtigen Ausfluls an der entgegengesetzten Seite des Berges hervorbrachte. Der erste Theil unseres Weges führte durch die bebaueten Ländereien einer zum Kloster ge- hörigen Meierei. Nicht nur Gerste, sondern auch Mays und Kartoffeln wachsen in einer Höhe von fast 12000 Fußs. Die ungefähre Gränze der Kultur kann überall in den Andes auf zwischen 11—12000 Fuls angenommen werden, ist jedoch localen Abänderungen unterworfen. Die Pachtung von Lisco, zum Antisana gehörig, um welche beträchtliche Gerstefelder bemerkt wurden, liegt, nach Hrn. Boussingault’s Barome- termessung, 11,440 Fuls über dem Meeresspiegel. Die Meie- reien am Fufse des Chimborazo liegen eben so hoch. Die mittlere Temperatur dieser Höhen (etwa 45°) würde unzu- reichend sein, um die Ernte zu reifen, ohne die Hülfe der verti- calen Sonnenstrahlen, welche den Mangel dauernder Sommer- hitze ersetzen. Nachdem wir diese Zone der Kultur dureh- ‚schrilten, kamen wir in die mehr malerische Gegend der Dickichte ‚und Weiden, welche von. etwa 10,000 Fußs zu 108 13.000 Fufs reicht. Dieser mittlere Gürtel, welcher in allen ‚Quitensischen Andes fast gleich ist, besteht vorzüglich aus Barnadesia spinosa, Berberis glauca, Rubus glabratus, Hype- rieum laricifolium, Andromachia igniaria, Lobelia hirsuta?, einem niedrigen Strauche, von den Indianern nach der Ge- stalt seines Laubes Puma magqui (Cuguar-Klaue) genannt, und einer Menge vonSyngenesisten, unter denen sich (5. No. 8.) durch seinen starken Geruch auszeichnet; (20. No. 8.) ein Melastoma —? mit, scharlachfarbigem Kelche und blafsgel- ben Blumen ist fast von der Ebene von Quito an häufig; verschiedene Arten von Oxalis, Valeriana, Stellaria, Geum. —# (14. . No. 8.) und Viola? blühen im Schatten. Die F aretoides, mit Eryngium Me 1 und eine Art Fr mit einem kreisrunden, gesägten Blatte, bildet auf dem gan- "zen Wege, von (Quito ab, einen durch seine starre Dichtig- keit ausgezeichneten Rasen. Zwei Arten von Andromeda und die schöne Fuchsia triphylla bekleiden die Ränder des schattigen Thales, durch welches sich der Weg in der Nähe eines schönen Wasserfalles wi „ der, von Quito aus gese- hen, wie ein Silberband-Streife ErscHint. Kolibri’s, durch den Reichthum ihres honigsüfsen Futters angezogen, bewoh- nen die ganze Gegend. Nahe dem Wasserfälle ist eine kleine Meierei, neben welcher die Bäche Las Llanas de San Fran- eisco von Trachytfelsen herabstürzen, und in einen steiner- nen Brunnen aufgefangen werden, von welchem das Wasser durch einen Aquaduct queer durch den Strom des Wasserfäl- les und von da in unterirdischen Leitungen zu dem Kloster in der Stadt geführt wird. Es ist dies mit Recht wegen seiner großsen Reinheit geschätzt, da es mit’ dem geschmol- zenen-Schnee, welcher von dem Paramo herabkommt, nicht eht ist. Keine Aussicht hann herrlicher sein, als die, rg sich von der Nachbarschaft des Wasserfalles darbie- “Quito liegt unmittelbar unter uns, wie auf einer Karte, Ee der Schall seiner vielen Glocken, durch die Entfer- nung gemildert, aufsteigt; sein Zuckerhuthügel (El Panecillo) ereckein wie ein Gartenberg. Wir sehen über die Ecke) - genannt El Chasque, welche die Stadt östlich verdeckt; und 109 das eultivirte Thal von Chillo darbietet, in dessen Mitte der isolirte Hügel von Ylolo sich erhebt; der Horizont ist von. der östlichen Kette der Quitonischen Andes begränzt, an deren nördlichem Ende sich die schneeige Masse des Cayambo, die Linien des Aequators bezeielmend, erhebt; nahe uns ge- + genüber liegt die Antisana, mehr nach Süden der Sinchula- gua, und der schöne Vulkankegel d otopaxi bildet das östliche Ende der Höhen von Tiopullo, welche sie mit der restlichen Kette des Elenisa, Cor, Atacayo und Pichincha - verbinden, und so den Gesichtskreis sehlielsen, welcher ge- wißs in großartigen Zügen der Gebirgs-Scenerie seines Glei- ch icht hat. Aa unmittelbar nachdem wir diesen interessanten "Punkt „ verlassen, kamen wir in die traurigen Regionen, welclie in allen Gebirgsgegenden unter den Namen der Paramos oder » Pajonales bekaunt sind. Die beschriebene Aussicht ist hier dureh die Krümmungen des Aufsteigens verborgen, und das Auge ruht auf einer einförmigen Ausdehnung, bedeckt mit Grase, dessen welke Farbe mi dem fast beständig bewölkten. a Himmel übereinstimmt. Bei dieser Höhe von 13,090— 14,500 uls treffen wir die Vieh-Meiereien (Hatos) der Andes, = ncher von diesen wandern mehrere tausend Stück Vi über eine Fläche La die einer englischen Grafschaft gleich kommt; doch hiervon 'soll besonders Erwähnung geschehen . in unserm Ausfluge nach dem Antisana." Die Methode, die Paramos zu verbrennen, um die Weide zu verbessern, hat wahrscheinlich zur Verringerung der Flora beigetragen. Wir finden mit grasartigen Pllanzen vermischt: Swertia umbellata, Werneria nubigena, Andromachia acaulis; Gentiana' sedifo- lia, deren Blume sieh bei Berührung zusammenlegt und aus- breitet; Ranunculus Peruvianus, besonders häufig an den Gräben; Senecio —?, Valeriana —?, eine Art Plantago und Calceolaria ericoides. Wenige wil iere bewohnen diese Höhen; eines von den wenigen ist rother Fuchs, welchen n die Eingebornen einen Wolf nennen ’). Kaninchen (rabbits) 1) Ob Canis jubarus® x = u 110 sind oft: zahlreich, aber+sowohl in Farbe, als im Aussehen von den europäischen verschieden. Sie sind von geringer Grölse, mit einem Pelze, welcher dem des Hasen nahe kommt, dem sie auch darin gleichen," dafs sie sich, statt zu graben, zwischen Felsen und Gebüschen halten. Sie sind in gewis- sem Grade Wauderthiere, sofern sie zu Zeiten häufig sin und plötzlich auf BE Monate verschwinden. Hirsche findet man in den meisten Paramos., Eine schöne Art eines gelleckten Rebhuhnes ist gleichfalls häufig in dem langen Grase, und.der Condor schwebt hinab in die öden Thäler, suchend nach dem Aase des Viehes, welches an Krankheiten oder dnreh Unfälle stirbt. Häufig kommt er so nahe, dafs er. den Reisenden durch das Rauschen seiner breiten, schwarzen Flü- gel.erschreckt, und scheint seine Reise zu beobachten, wie in..der Hoflnung, „daß ‚ein hefliger, Schneesturm ihm ‚eine starre, rettungslose ‚Beute liefern möchte. Solch ein ‚Unfall ist, weder "ran AR ungewöhnlich. Stürme mit Schnee, Hagel "und Winde bilden sich oft in. den Paramos mit so plötzlicher Heftigkeit, dafs Hirten, in den Pfliehten ihres Dienstes, oft in dem Schnee l mit dem Viehe, welches sie retten wollten, begraben werden, oder dem eisigen Winde unterliegen, welcher jählings ihre Glieder und Kräfte mit Todesstarre benimmt. In diesem Zustande sagt man von ih- _ nen sehr bezeichnend, sie seien emparamados, und wenn diese er Stürme herrschen, so bemerken die Eingebornen: El Paramo esta bravo (der Paramo ist heftig); und so wie einige stür- mischer sind als andere, so giebt es Paramos, welche die Be- nennung muy bravos (sehr ‚heflig) führen. Der Art ist der Paramo von Assuay, zwischen Quito und Cuenca, welcher zur Vorsicht miitelst eines Laufgrabens durchreist zu werden erfordert. Dagegen wird der Pichincha als muy manso (sehr zahm) betrachtet, obschon wir einem schmerzhaften Hagel- sturme. nicht entgingen, als wir den felsigen Gipfel des jun- gen Pichincha (Guagao Pichincha) erreichten, wie er in der Quichua-Sprache genannt wird. um ihn von dem alten (Rucu-) Pichincha zu unterscheiden. Der Kamm des Ber- | ges ist von einer unregelmälsigen Reihe trachytischer, fast f { 111 ost- und westwärts verlaufender, Felsen gebildet, welche mit dem bereits erwähnten Gipfel am östlichen Ende anfangen und. in der Mündung des Vuleanes westwärts enden. , Die’ Entfernung zwischen beiden ist etwa eine Meile, welche durch ie Windungen des Weges verdoppelt wird. Die Gestalt es Paramo, wie er sich von dieser eentralen Höhe ausdehnt, ist einer Hand oder einem unregelmäfsigen Sterne etwas ähn- ‚ lich; die Zwischenräume zwischen den Fingern oder Strah- len sind von den durch herabfiielsende Wässer ausgehöhlten Schluchten gebildet. Dies Ansehen ist allgemein in den An- des, wo es nicht durch frische vulcanische Ausbrüche zerstört ist. Nahe dem Guagao Pichincha sind die Reste eines von den Indianern ‘errichteten Tambo (Herberge), Inca Pilca.ge- mannt; nichts als der Grund ist noch sichtbar. Es scheint aus einem Hauptgebäude und zwei Elügeln, die in sehr. kleine "Gemächer getheilt waren, bestanden zu haben. Wir.hatten nun die Ersteigung vollendet, indem wir eine Höhe von zwi- sehen 15— 16000 Fufs, in etwa 6 Stunden von Quito, auf einem Fulspfade erreicht h . Da es beschwerlich ist, auf dem. Vuleane früh Morgens anzukommen, so hatlen wir be- hlossen, die Nacht so nahe bei ihm wie möglich zuzubrin- en. Wir gingen etwa eine Meile an der Wesiseite des Kammes zu einer Schlucht fort, an deren einer Seite eine Klippe sich befindet, die etwas an ihrer Spitze vortritt, so dals sie ein Machai oder eine Höhle bildet, 'weun solch ein Name einem nur theilweise bedeckten Orte gegeben werden kann. Indessen war troekner Boden genug da, um zu schla- fen, da das Wetter gut war, und es fehlte nicht an Brenn- holz, um uns Kaflee und Abendessen zu bereiten. Nach die- unerläßslichem Geschäfte machten wir uns unsere Lager- ätten von dem Geschirre unseres Maulthieres, Mänteln u. dgl. und schliefen köstlich, obwohl das Thermometer wäh- rend der Nacht auf 32° fiel. Wir ren mit einem kla- ren, kalten Morgen, und sammelten, während das Frühstück bereitet wurde, einige Pflanzen, unter ihnen eine schöne Cal- ria und eine kleine Andromeda, die an den Felsen wächst. Die ganze Region, bis zum Fulse des Vulcanes, ist 2 a - 112 reich an ‚alpinen Pflanzen. Unter Eee findet sich Chu- quiraga insignis sehr häufig; Gentiane —?, die grölste Art der Andes; drei Terscleilna Lupinen; eine grolse wasser- liebende Valeridna; Ouleitium ı reflexum, €. nivale; Draba are- lioides, D. alyssoides, und noch näher dem sandigen Gipfel Espeletia Fraylejon, Saxifraga andicola, Sida, Pichinchensis, Cerastium densum und verschiedene Gräser. Mit aller Achtung gegen einen so sorgfältigen Naturfor- scher, wie Herr v. Humboldt ist, muls ich hier einige Un- gehanigkeitell in einer Stelle aus seinen Werken hervorhe- ben, die im öten Bande der Botanical Miscellany, p. 206: citirt ist. „Noch höher,“ sagt er, „nämlich bei einer Höhe von 3500 Metres (1796 Toisen) hören die baumartigen Ge- wächse auf“ "Wenn wir aber solche Abhänge des Gebirges beobachten, welche gegen die Hochebenen ven» Quito hinab- steigen, so finden wir die Region baumartiger Sträucher über- all zu ‚einer Höhe yon 13,000 Fufs ansteigend Der Tungu- ragua ist bis zu einer Höhe von: 13,317 Fußs, nach Bous- singault’s Barometer - Mess ,„ mit Gebüsch bedeckt. Aber wenn wir solche Abschüsse untersuchen, welche von.den Ebenen des Maranon im Osten, und von den Wäldern am Süllon. Meere i im Westen aufsteigen, werden wir finden, dafs nieht ur Gebüsche, sondern selbst Wälder (orests), fast zu einer Höhe von 14.000 Fuls hinaufsteigen. Den Baum (2. No. 8.) sieht man in der Nähe des Arenal (der Sandfläche) am Chim- borazo; und an der Westseite des Pichincha bildet er in glei- cher Höhe großse Wälder. Der Umstand, dafs wir an .unse- rer Schlafstelle Feuerholz in reichlicher Menge sammelten, ist ein Beweis, dafs dort kein Mangel an baumartigen Pflan- flen ist. „Bis zwischen 2000 und 4100 Metres (1026 2103 Toisen) dehnt sich die Region alpiner Pflanzen aus.“ Dies ist ebenfalls "a keine der erwähnten Pflanzen sieht man in einer geringeren Höhe als 14,000 Fußs, und ge- wöhnlich, besonders das Fraylejon uni. Sida Pichinchensis, bei 15,000 Fufs. Die Blätter des ersteren schützen nicht die Indianer, wenn sie von der Nacht überfallen werden, obschon. L es 113 es wegen seiner’harzigen Beschaffenheit sich zur Feuerung eignet. Den Ranunculus Guzmanni, von dem gesagt wird, dafs ihn Guzmann auf dem Berge Corazon, bei einer Höhe von 2430 Toisen gesammelt habe, fand ich in großer Menge nahe der Erzader von Condorazo, an dem Berge von Capac- Urcu in ziemlich derselben Höhe, 14,496 Fuß. — „In einer Höhe von 4100 Metres (2103 Toisen) räumen die alpinen Pflan- zen den Gräsern das Feld.“ Das Gegentheil ist der Fall. Die Paramos oder Pajonales folgen, wie wir gesehen haben, dem mittleren Gürtel von Gesträuch und Dickicht, und werden selbst von der Region der Alpen-Pflanzen überstiegen, die bis zum ewigen Schnee hinaufreicht: Professor Jameson und ich haben öfter bei unsern Excursionen den reichen Blu- menteppich bewundert, welcher aus Gentianen, Drabae, Lu- pinen,. Sida Pichinchensis, Alchemillae und Culeitia besteht, und den die Natur über die letzte Gränze pflanzlichen Le- bens auszubreiten sich gefallen zu haben scheint. ‚Bei 4600 Metres (2360 Toisen) finden sich keine phanerogamen Pllan- zen unter dem Aequator.“ Als Zusatz zu dem bereits‘ Ange- führten mufs ich bemerken, dafs ich am Chimborazo, über 17.000 Fufs hoch, mehrere in Blüthe antraf, welche an Dr. Hooker gesandt sind. — Ich bin geneigt zu glauben, :dals in der Uebersetzung dieser Stelle ein Irrthum statt finden mulßs “), da v. Humboldt selbst in seiner Abhandlung „De distributione geographica plantarum p. 107“ die bereits er- wälhnten Pflanzen, und verschiedene als solche nennt, die wachsen „‚propter nives, altitudine 2000 — 2460 hexapodarum.“ Aber um zu unserer Reise zurückzukehren: wir gingen bei hellem Sonnenscheine am Fufse des felsigen Kammes hin, zu , ie Rechten einer unbegränzten Aussicht über die Wäl- er von Esmeraldas geniefsend, welche sich zur Küste des stillen Meeres erstrecken. Man sagt, der Ocean sei bei kla- rem Wetter sichtbar: aber der Nebel, welcher aus dieser Waldmasse aufsteigt, bedeckt gewöhnlich den Horizont; die 1) Hooker bemerkt hier, dafs die eitirte Stelle mit dem Origi- male genau verglichen und richtig befunden ist. I. Jahrg. 2. Band. 8 . 114 Entfernung in gerader Linie ist elwa 80 Meilen. “Bald erhob sich der Vulcan vor uns, mit seinem -dunkeln Felsenwalle, welcher sehr gegen den falben Sand absticht, der überall um ihn... her aufgehäuft ‚ist und, indem er sich unten über die Ebene ausbreitet, der Landschaft ein sehr trauriges Ansehen giebt. Am östlichen Ende "befindet sich ein weites Loch oder ein Durchbruch in dem felsigen Saume, welcher die Annähe- zung an den Krater leichter macht, als sie sonst sein würde. Die Erhebung ist jedoch zu steil, als dafs man sie zu Pferde erreichen könnte. Wir stiegen demnach ab, und obgleich die ganze Höhe nicht über 500 Fußs belrägt, so zwang uns doch die Beschwerde des Aufwärtssteigens in ‚knietiefem lo- sem Sande, verbunden mit der Behinderung des Athmens der verdünnten Almosphäre, so. oft. Halt zu machen, dals ein un- tenstehender Zuschauer, mit den Umständen unbekanni, hierin eben keinen Beweis für unsere Tüchtigkeit als Fulsgänger ge- fünden haben würde. Wir brauchten mindestens eine Stunde ‚zum Hinaufsteigen, während uns bei: unserer Rückkehr. weni- ger als 10.Minuten zum Fulse zurückbrachten.. Wir erreich- ten den Rand des Kraters nach halb 7 Uhr; ein Aufenthalt von wenigen Minuten würde uns der ganzen Aussicht beraubt ha- ben. Die Wolken wälzten sich häufig die Schlucht hinauf, aber zwei Rauchsäulen waren zu unterscheiden, welche nahe dem Fufse einer Klippe -aufstiegen, die mit Schwefel ineru- stirt zu sein schien. Die Thätigkeit des Vulcans, ein Um- sland, der in’ Quito als problematisch betrachtet wird, war also aufser Zweifel gesetzt. Die Gestalt des Kraters ist von der Idee, welche man davon gewöhnlich als von einer Art runden Beckens, hegt, ganz verschieden. Es ist eine unge- heure Spalte, die sich wahrscheinlich in ein beträchtlich 'Thal ausbreitet, mit einem Abfalle nach den Wäldern von Mindo, d. i. in einer Quito fast entgegengesetzten Richtung. Die gelegentlichen Ausbrüche können auf diese Weise der Stadt nicht gefährlich werden. Das Gebirge wird jedoch öfter durch Ausbrüche erschüttert, und jüngst zernichtete ein Schlammstrom die nach Mindo führende Straße, welche dem Ufer eines Flusses folgt, der vom Gebirge herabkommt und 115 mit der Schlucht des Vulcanes in Verbindung zu stehen scheint. Die Farbe der Felsen variirt von dunkelroth zu graublau; ihre Massen an allen Seiten, in spilzige Gipfel zer- trümmert, so verschieden von dem allgemeinen Charakter trachytischer Bildungen, prägen unwiderstehlich der Einbil- dungskraft die Vorstellung von einer Zeitperiode ein, wo ein Feuerschlund, jetzt erschöpft durch seine eigenen Anstrengun- gen, Zerstörung über die Umgegend ausspie. Die Wälder, welche jetzi die südlichen und westlichen Seiten des Berges bedecken, wurzeln in zerfallenem Bimsteine, Die ganze Ebene von Quito bietet denselben Anblick dar, obwohl in einem weniger schlagenden Grade, wegen der Veränderung und Ver- mischung des Bodens, welche die Cultur hervorbrachte. Es muls bemerkt werden, dafs der von den Vulcanen der Andes ausgeworfene Schlamm Jeichter für pflanzliche Produetioren zuzuriehten ist, als die verhärteten Laven des Aeina und Vesuy. Dies ist vorzüglich deutlich in der Nachbarschaft des Cotopaxi und Cargnirazo, deren Ausbrüche in die neuere Zeit fallen. Der Pichincha verdient mit: Recht den Beinamen Rucu (Alter), den ihm die Indianer beilegen. Seine jetzi- gen Bewegungen sind die geschwächten Anstrengungen des Alters. Viele hundert Jahre mögen seit der Zeit verstrichen sein, als er in seiner ganzen furchibaren Kraft dastand; denn wir finden keine Nachricht, dals er irgend einen beträchtli- chen Schaden angerichiet habe, weder in den Traditionen der Eingebornen, welche die Eruptionen des Cotopaxi und den Fall des Domes vom Capac-Urcu erwähnen, noch in den neueren Geschichtswerken der Spanier. Wir rechneten, daß die Tiefe von dem Rande des Kraters, wo wir sianden, bis den Schwefelausdünstungen ungefähr 1500 Fufs betragen müsse. Die Möglichkeit eines Hinabsteigens bot sich dar, und zu einer späteren Zeit wurde der Versuch gemacht. Am 28. Juli 1832 besuchten Prof. Jameson, Don Pedro Ne- greto, Dr. Terry und ich den Pichincha zu diesem End- zwecke. Wie schliefen in der bereits beschriebenen Höhle, und gingen am Morgen des 29. zu dem Rande des Kraters. Wir fanden das Hinabsteigen, 500 Fuls tief, weniger beschwer- 8* 116 x lich, als wir erwartet hatten, dann aber ward unser Vor- schreiten durch eine senkrechte Vorragung unterbrochen. Weniger als eine halbe Stunde waren wir auf dem Gi- pfel gewesen, als die Aussicht unten mit Nebel sich bedeckte. Wir ergölzten uns damit, zu beobachten, wie die warme Luft zu dem Rande des Kraters hinaufstieg und dem kalten Luftstrome oben begegnend, ihre Feuchtigkeit in lockige Wol- ken ablagerte, die uns umflutheten. Es ist dieser Gegensatz der Temperatur, welcher die vulcanische Spalte fast bestän- dig unsichtbar macht. Von verschiedenen in dieser Absicht unternommenen Excursionen war diese die erste, auf wel- cher ich eine Ansicht davon erhielt. Der Schwefeldunst, kaum wahrnehmbar, ‘wenn der Krater klar ist, wird sehr ' empfindlich, wenn er durch die Nebeldünste der Luft ver: dichtet ist, und trägt zum düstern Anblick des Kraters viel bei, der besonders grolsen Eindruck macht, wenn sein Inne- res möglichst dunkel ist. Nach Herın Boussingault’s Ba- rometer-Messungen ist die Höhe des Vulcanes 15,676 Fuß; nach v. Humboldt 15,976, und nach den Akademikern, welche ihn 1739 mafsen, 15,606. Die letzte Beobachtung ist in diesen Fällen gewöhnlich die richtigere, und in allen comparativen Messungen von v. Humboldt und Boussin- gault mufs die vorzüglichere Güte von des Letzteren Ther- mometer in Betracht gezogen werden. Nach siedendem Was- ser berechnend, hatte ich bei einer früheren Gelegenheit die Höhe auf 15,704 Fufs geschätzt. — Obschon auf dem Pi- chincha häufig Schnee fällt, so bleibt er doch nicht lange liegen; was nach Quito gebracht wird, ist nicht Schnee, son- dern Massen von Hagelstücken, welche in den Felsenspalten zusammengefroren sind. Die Gränze des ewigen Schnees un- ter dem Aequator’ist durch v. Humboldt auf 15,736 Fuls, von Bouguer auf 15,608 Fuß, und von Leslie, nach einer Berechnung der zunehmenden Capacität verdünnter Luft für Wärmestofl, auf 15,207 Fufs festgesetzt. Der Pichincha liegt demnach, welche Messung man auch annimmt, innerhalb die- ser Gränze blofs; aber man mufs annehmen, dafs die Linie des ewigen Eises einige locale Abweichungen zulasse. Die warme Luft, welche aus der Schlucht des Vulcanes herauf- 117 steigt, hat ohne Zweifel einigen Einflufs, um die allgemeine Temperatur zu erhöhen. Wenn ein beträchtlicher Theil eines Gebirges hoch genug sich. erhebt, um mit ewigem Schnee bedeckt zu sein, so hat die zusammengefrorene Masse wahr- scheinlich eine entgegengesetzte Wirkung auf die umgebende Atmosphäre, so dafs die Linie etwas tiefer hinabsteigen mußs, als wenn ein ganz vereinzelter Pik so erhöht ist. Wir fanden die unterste Gränze des Schnees am Cotopaxi bei 15,646 Fußs, am Antisana bei 15,838 Fuß, am Chimborazo bei 16,000 und am Cayambe, wo sich ein breites Schneefeld über einen allmäligen Abfall ausdehnt. bei 14,217 Fuß. Allgemein in den Cordilleren steigt der Schnee tiefer hinab im Sommer, d. i. in der trockenen Jahreszeit vom Juni bis October, als in der Regenzeil, oder im Winter. Wir besuchten den Coto- paxi und Chimborazo im November und December, und den Cayambe im October; die beiden ersteren als der Winter angefangen hatte, den anderen am Ende der trockenen Jah- veszeit. Nachdem wir unsere Besichtigung beendigt, kehrien wir an demselben Tage nach Quito zurück, indem wir in etwa 7 Stunden hinabstiegen. Fünf Ausbrüche des Pichincha werden in den Annalen von Quito erwähnt, nämlich im Jahre 1533, 1539, 1560, 1566, wobei beträchtliche Steinmassen in der Schlucht, nahe bei Inca Pilca, in die Ebene, ein wenig nordwärts von Quito, hinabgeworfen wurden. Noch jetzt wird diese Ebene Rumi- pamba oder Steinebene genannt. Dieser Ausbruch läfst sich mit der gegenwärtigen Gestalt des Vulcans nicht leicht reimen, es sei denn, dals man annimmt, er habe nicht aus dem Krater, sondern seitwärls in der Näbe von Guagao Pi- chincha, wie es häufig der Fall ist, einen Ausbruch gemacht. Im October 1660 vegnete es mehrere Tage lang Asche in solcher Menge, dafs die Gegend in beträchtlicher Entfernung damit bedeckt wurde. Zum Andenken an diese Begeben- heit wird noch jeizt am 27. October das Fest „der Jungfrau des Dankes“, deren wunderthätigem Bilde die Erhaltung der Stadt zugeschrieben wurde, gefeiert. 118 Excursion zu den Obsidianfelsen von Quisca. Da Herr Boussingault von der Existenz einer Obsi- dianmasse nahe der Meierei von Siesipamba, an der Ostkette der Cordilleren, in Kenntnils gesetzt war, begleitete ich ihn am 27. Juli, in der Absicht sie zu untersuchen. Unser Weg führte durch das Thal des Guaillapamba, dessen obere Hälfte unter dem früheren Namen bekannt ist, während die untere nach dem Flusse, der hindurch fliefst, benannt wird. Der Hügel von Ylato macht die Theilung. Nahe bei Quito, nord- wärts, ist eine ebene Grasfläche, Ejido von Anaquito genannt. Nachdem wir sie in nordöstlicher Richtung durchschritten hatien, stieg der Weg jählings hinab zu dem Flecken Gua- -pulo, welcher in einer von dem Strome Machangara gebilde- ten Schlucht liegt. Auf der Mitte des Weges steht die schöne Kirche von Guapulo, berühmt wegen ihrer Architeetur, so wie wegen ihres Korallenschrankes und ihrer Wunderbilder. Wenn man von Quito kommt, blickt man hinab auf ihren Dom und ihre Thürme, welche in einem einsamen Thale zu liegen scheinen, während sie für die, welche aus dem Thale heraufsteigen, auf einem Berge zu liegen scheint. Die Hüt- ten der Indianer, verdeckt durch die Vegetation, sind kaum in der Landschaft sichtbar, so dafs das Gebäude als ein Ge- genstand vereinzelter Schönheit dasteht. An dem andern Ende des Fleckens führt eine steinerne Brücke über den Ma- changara, nahe bei welcher ein kleiner Nebenfluls sich in einem durch Bäume beschatteten Wasserfalle herabstürzt. Die Höhe der Brücke über dem Meeresspiegel ist 8056 Fußs, folg- lich der Abfall von Quito 1468 Fufs. Der Reichthum von Mimosen an den Seiten des Weges deutet auf die Annähe- rung an ein milderes Klima. Hervorkommend aus der Schlucht, durch welche der Machangara seinen Lauf zu dem Guailla- pamba verfolgt, erreichten wir den Flecken Cumbaya, wel- cher aus wenig mehr als indianischen Hütten besteht, die um eine Kirche gruppirt sind. Die Meiereien und Gärten der Nachbarschaft bringen Zuckerrohr hervor, welches in die- ser Höhe 3 Jahre zur Reife bedarf, ferner Orangen, Limo- nen, kleine Aguacates, Granadillen, eine Art von Wallnußs- ERBE 119 baum mit runder Frucht; welche die Einwohner" Torfes nen- nen; wir fanden auch Mimosa —?, deren’ knopflörmige gelbe Blumen wegen ihres starken Geruches geschätzt sind, und einige Bäume'von Sapindus saponaria in Gärten; die Vege- tation ist jedoch keinesweges üppig; der Boden ist ein har- ter rolhbrauner Lehm, der künstlicher Bewässerung bedarf, und diese ist sparsam, da der Guaillapamba und seine Neben- siröme in tiefen Schluchten hinfließen. Zwischen Cambaya und Tumboco führt eine Socabon-Brücke hinüber. Dies ist eine der Erfindungen, welche man einzig den spanischen An- bauern zu verdanken scheint. Die Inkas wandten Brücken von geflochtenem Buschwerk an, um über grofse Flüsse zu kommen; und ich wülste nicht, dafs in Europa wir das Mo- dell einer Socabon - Brücke besäfsen. Socabon heißt. eine Höhle. Um eine Brücke zu bilden, wird eine Landzunge an einer Seile des Flusses ausgewählt, die breit genug ist, um leicht durehbohrt zu werden; ein Bogen oder Gewölbe wird dann ohne Hülfe von Maurer- oder Zimmermannsarbeit hin- durch gebrochen; wenn es vollständig ist, wird der Kanal des Flusses vertieft, um dem Strome die Richtung durch die Oeflnuig zu geben, und wenn so däs alte Bett verlassen ist, bildet die durehbohrte Landzunge eine Brücke über das neue Beite des Stromes. Der Reisende, der den Umstand nicht kennt, ist öft' verwundert darob, sich jenseits des Stromes zu finden, ohne eine Brücke angetroffen zu haben. Auf den ersten Anblick möchte man diese Brücken als ein Werk der Natur betrachten, aber das alte Flufsbett zeigt deutlich, dafs seine Abänderung künstlich ist. Wir werden eine andere dieser Brücken auf unserer jetzigen Exeursion antreflen, und es giebt eine dritte bei Guaranda, an der Straße von Guay- aquil. Die Einwohner von Aculato hat man mehrere Jahre gebraucht, um eine solche Brücke über ‘den Fluß in der Nähe dieser Stadt zu machen. Diese Brücken haben den Vorzug, dafs sie keiner Reparaturen bedürfen und wer weils wie lange dauern. Der Flecken von Tacabuco ist größer als Ambaya, aber fast von derselben Beschaffenheit. Die Entfernung zwischen beiden ist fast eine Meile. Zwei Meilen weiter kamen wir 120 dureh die Schlucht von Chichi. Dies ist eine der furchtba- ren Spalten, welche in,allen Distrieten von Quito so häufig sind. Sie. erstreckt sich von dem Fufse der ‚östlichen Cor- dillera zu dem Laufe des Guaillapamba. Ihre Tiefe ist un- gefähr 1000 Fuls, eier mehr, als weniger. Ilire Seiten, über- all senkrecht, zeigen, dafs sie plötzlich durch eine vulcanische Wirkung hervorgebracht ist.. Ein schmaler, sich windender Pfad führt zu dem Strome, der hindurch fliefst. An der öst- lichen Seite findetiman kohlensaures Natron. Von der Schlucht zur Meierei von Siesipamba, wo wir früh Abends ankamen, ist eine Meile. Die Spanier haben wenig Lust am Landle- ben, und diesen Geschmack oder Nichtgeschmack haben sie auch an ihre südamerikanischen Abkömmlinge vererbt. In dem ganzen Gebiete von Quito, und wir können die Bemer- kung selbst bis nach Cuenca und Guayaquill ausdehnen, giebt es nicht mehr als ein halbes Dutzend Landsitze, die einige Rücksicht auf Anstand und Bequemlichkeit verrathen. In dem ganzen Thale von Chillo können wir zwei rechnen, de- ren eine dem Marquis von San Jose, die andere D. Vi- cento Aguerro gehört. Alle übrigen, obwohl einige der- selben mit beträchtlichem Aufwande erbaut sind, erscheinen als Beweise der Vernachlässigung oder des Verfalles. Da sie fast alle nach einem Plane gebaut sind und nur in Grölse sieh unterscheiden, kann eine Beschreibung für alle dienen. Die Bauart ist klösterlich. Eie grofses Viereck, mit Corrido- ren umgeben, an dessen einer Seite eine Kapelle und ein steinernes Kreuz sich befinden; dunkle Zimmer, gewöhnlich angefüllt mit Korn, Fellen und Gerümpel, in denen die Spu- ren, von Gemälden an den bestäubten Wänden und von Ta- felwerk anzeigen, dafs sie einst zum Bewohnen bestimmt waren, und von denen eine, mehr hervorstechend durch Schmutz und Unordnung, die Wohnung des Mayor - domo oder Verwalters und seiner Familie ist, Keine Glasscheibe findet sich, um den Wind abzuhalten, und kaum wird eine Thür an ihren Angeln schliefsen; so ist eine Meierei, oder besser, so sind die Meiereien in dieser Gegend. Aber zum Ersatz für diese Mängel finden wir Ueberflufs an offenen Cor- vidoren und Miradores (Aussichten — Balcons), als ob Ueber- 121 flufs an frischer Luft das einzige Bedürfnifs auf den Höhen der Andes wäre. Einige wenige Rosenbüsche zeigen zuwei- len den Platz des Gartens an, wo indessen wenig Anderes gebaut wird als Alfalfa (Luzerne) oder Wieken zum Fut- ter; denn von allen Künsten ist die Gartenkunst in Südame- rika am wenigsien bekannt und ausgeübt. Siesipamba ist Eigenthum des Don Jose Feliz Val- dineso, eines der reichsten Einwohner von Quito; und so- wohl die Einrichtung, als unsere Bequemlichkeit, überbot alle, die man gewöhnlich antrifft. ‘Das Haus liegt unmittel- bar am Fufse der östlichen Cordillera; hinter ihm erheben sich die Paramos, welche die Weiden der Meierei bilden. Vieh, welches in diesem Hochlande erwuchs, wird später auf Wasser-Wiesen für den Markt in Quito fett gemacht. Die Indianer, welche eigentlich die Sklaven des Landgutes sind, leben in Hütten über das Gut zerstreuet. Zuweilen sind ihrer mehrere Hundert vorhanden, besonders in den Acker- bau-Meiereien, mit denen oft noch Manufacturen von gro- bem Zeuge, Bayetos,. verbunden sind. Wenige von diesen Indianern sprechen oder verstehen die spanische Sprache. Da- gegen wird die Quichoa-Sprache allgemein von den Baur eigenthümern und Verwaltern gesprochen. Am Morgen des 28sten gingen wir aus in die Paramos, von dem Verwalter und Knechten aus der Meierei begleitet, welche 20 Maulthiere und: Pferde voraustrieben, damit wir unsere Saumithiere auf dem Wege wechseln könnten. Nach etwa zwei Stunden Aufwärtssleigen trafen wir eine beträcht- liche Obsidianmasse, wenig über die Oberfläche des Bodens vortretend; ob sie aber ein isolirier Block, oder ein Theil einer beträchtlichen Formation sei, liels uns die Oertlichkeit kaum muthmafsen. Beim Weitersteigen wurde das Wetter schlecht. Ein fortwährender Sturm von Schlofsen und Schnee mit einem schneidenden Winde ermüdete uns beträchtlich, Der ganze Paramo war Schlamm und Sumpf, und wir kro- chen etwa 3 Stunden über die Unebenheiten der Oberfläche, bis wir die Höhle von Quisca erreichten, die Gegenstand unserer Expedition war. Es ist eine vortretende Klippe, von etwa 40 Fufs Höhe und etwa 50 Yards Ausdehnung, gäuz- 122 lich aus hell kaffeefarbigem, reichlich geadertem und schön durchsichtigem Obsidian gebildet: Er ist von einer kleinen Ader Perlstein gegen seinen Grund dimchzogen. Aus dem Ansehen der Klippe möchten wir muthmafßsen, dafs sie eine beträchtliche Lage über dem Trachyte bilde. Herr Bous- singault hielt es für wahrscheinlich, dafs die Klippe theil- weise von den Indianern ausgehöhlt sei. die in alten Zeiten sich dahin begaben, um sich Material zu ihren Waffen und Utensilien zu verschaflen. Obsidian wird, glaube ich, allge- mein als ein rein vuleanisches Product betrachtet, und von Humboldt glaubt, dafs die über die Gegend verbreiteten Fragmente durch die Ausbrüche des Cotopaxi ausgeworfen seien. Indels fanden wir in der Nachbarschaft dieses Vul- canes keine Spuren davon, während sie eine ungeheure Masse in situ ist, die sichtlich einen integrirenden Theil der Cor- dillera bildet. Wir blieben nur so lange Zeit, als Hr. Bous- singault bedurfte, um Exemplare zu sammeln; denn unsere Lage war keinesweges anziehend. Das Thermometer stand auf 38°,11. Wir hatten kein Barometer bei uns, aber die Vegetation zeigte eine Erhebung von etwa 14—15000 Fufs. Den nächsten Tag bei unserer Rückkehr passirten wir die Meierei Oyamburu, merkwürdig, weil sie der südlichste Punkt der von den Akademikern auf der anliegenden Ebene vermessenen Basis war. Auf dem Hofe der verfallenen Meierei fanden wir den Stein, auf welchen sie einen Abrils ihrer Operationen, die in ihren Werken publieirt sind, eingeschrie- ben hatten. Sie hatten auch eine Pyramide an jedem Ende der Basis errichtet, aber der Barbarismus der Bewohner hat lange schon diese Monumente der Wissenschaft zerstört; die Steine waren zerstreut, und die ebene Fläche, welche sich von Oyamburu zu den Schluchten des Guaillapamba aus- dehnt, zeigt allein durch seine Gleichförmigkeit die Stelle ihrer Vermessungen an. Von Oyamburu gingen wir durch den Flecken Puembo, am Rande der Schlucht von Guambi, und die von Chichi auf einer Socabon- Brücke überschreitend, kamen wir gegen Abend nach Quito. 123 Ueber die thierische Organisation. Auszug aus dem Schlusse eines Vortrages in der Berliner Akademie der Wissenschaften, am 18. Juni 1835, über. die Akalephen des rothen Meeres. Von C. G. Ehrenberg. Aus den Bemühungen der neuern Naturforschung scheint das Resultat hervorzugehen, dafs es eine Abstufung in den Organisationen, eine stufenweise Entwicklung und Vervoll- kommnung der Organismen gebe. Man hat diese Idee auch auf die geologischen Systeme angewendet, und in den unter- sten Erdsehichten einfachere Organismen gesucht, als in den oberen, so wie man umgekehrt durch bestimmte Formen be- zeichnete Lagerungen von organischen Ueberresten bis zur Beimischung von Wirbelthierfragmenten, in eine uns allmä- lig immer näher rückende Zeitfolge zu versetzen sich berech- tig meinte. ' . Es ist meine Absicht, die organischen Verhältnisse an sich in Kürze übersichtlich zusammen zu stellen, vielleicht dafs es auch für jene Forschungen von einigem Interesse ist. Der begünstigtste und umsichtigste Forscher im Gebiete des Thierisch-Organischen zu unserer Zeit, so viel Verdienst sich auch Andere gleichzeitig erwarben, war unstreitig Georg von Cuvier. Ihm verdanken die Naturwissenschaf- ten eine Menge wohl begründeter wichtiger Erweiterungen, 124 das Gebiet des Thierisch-Organischen aber ganz besonders noch das ein ganzes langes und thätiges Leben hindurch fort- gesetzte Prüfen und Sammeln der zahllosen Einzelheiten zu einem, nicht in leerer Speculation befangenen, sondern wahrhaft philosophischen Systeme. Sein reichhaltiges Werk über das Thierreich ist nicht vollständig und auch nicht seine Arbeit aliein, es ist aber eine nüchtern prüfende Zusam- menfassung und Verarbeitung des Besten und Wichtigsten aller neueren Beobachter. Nicht rasche und übereilte Auf- nahme alles Alten und Neuen, sondern die Aufnahme des als werthvoll Erkannten, ist der Charakter auch der neuesten Auflage desselben vom Jahre 1830. Nimmt man in diesem Sinne das 1830 erschienene Werk als die Summe aller ein- Aufsreichern Kenntnisse der systematischen Zoologie, der Ana- tomie und Physiologie, mithin als Repräsentanten aller dama- ligen reellen menschlichen Kenntnisse in den Grundzügen des Thierisch-Organischen an, so ergiebt sich, dafs sämmt- liche Materialien der Zeit und das ernsteste Studium eines Menschenlebens in jenem grofsen. Naturforscher die schon äl- tere Idee pflegten und unverändert erhielten, als gebe es im Thierreiche eine Abstufung und Vereinfachung der Organisa- lion, vom Menschen abwärts bis zum allmäligen Verschwin- den aller seiner einzelnen organischen Systeme. Bei den Wirbelthieren, welche ich Rückenmarkthiere oder Markthiere nennen möchte, fand jedoch schon Cuvier selbst diese Abstufung nicht so in die Augen fallend, als bei den wirbellosen oder marklosen Thieren. Es giebt Fisch-ähn- liche und Vögel-ähnliche Säugethiere, und auch den Fischen nahe stehende Wasservögel, überdies geflügelte Amphibien, Säugethiere, Fische. Dafs ein Hund höher organisirt sei, als eine Schlange oder ein Sperling, scheint Vielen einleuchtend; ob aber ein lebendig gebärender Haifisch, ein Krokodil, ein Geier oder ein Leopard mehr entwickelt sei, ist immer schwer genügend zu beweisen, indem man den Haifisch nicht am Lande, nicht unbehülflich an der Angel, sondern frei im Meere, Krokodil und Geier nicht in Käfigen, sondern frei in ihren Elementen und natürlichen Verhältnissen zu berücksich- 125 tigen hat. Eben so wird es, schwierig zu entscheiden, ob ein Aal, eine Schlange, ein'Sperling oder eine Maus in höhe- rer Entwickelung den Vorrang verdienen, und um so schwie- riger, je specieller man die Lebensthätigkeiten dieser, ganz verschiedenen Klassen angehörigen Thiere studirt, wobei sich nicht selten erkennen lälst, dals gewisse auflallende Verschie- denheiten im Bau der Organe für das Leben sehr unwesent- lich.sind. Dals Linn mit dem Menschen, dem Affen, der Meerkatze und der Fledermaus das Thierreich anfangen liefßs, war im Sinne der früheren nachdenkenden Menschen, schien aber doch dem beobachtungsreichen und geistvollen Pallas (dem durch d’Aubenton’s starren Fleils angeregten eigent- lichen Begründer einer, das innere Wesen mehr als die Farm erfassenden physiologischen Naturgeschichte des ‚Thierreichs) unnatürlich. Er schlug bekanntlich vor, den Löwen, oder vielmehr den Tiger und das Katzengeschlecht, als ‘die mit der meisten Lebens-Energie begabten Formen, das Thierreich anfangen zu lassen, und hat wirklich in seiner 1811Verschie- nenen Zoographia rosso-asiatica das Katzengeschlecht vor dem Menschen verzeichnet. Cuvier, aller Einmischung von selbst geistreicher Willkühr ir die Wissenschaften abhold, ist, ob- wohl er den Grund seines Systems nach Pallas musterhaf- ter Weise, von allen Seiten in noch größerer Tiefe fester‘ zu begründen bemüht gewesen war, dennoch bei der Aristo- telischen und Linneischen Ansicht verblieben, zufolge wel- cher der Mensch als Maafs und Messer der Schöpfung den Anfang bildet, und Afle, Meerkatze und Fledermaus ihm zu- nächst folgen. Die Möglichkeit, dafs ein so eminenter phy- siologischer, keinesweges phantastischer, Naturforscher, wie Pallas, im kalten, wissenschaftlichen Ernste die höchste organische Entwickelung dem Menschen vor den Katzen ab- sprechen konnte, zeigt allein aber schon deutlich an, dafs jene Stufenfolgen der materiellen Organisation in diesen Thei- len der Naturgeschichte auf schwachen Gründen beruhen mögen. Anders als in jenen sogenannten oberen Klassen der thie- risch-organischen Wesen verhielt es sich bisher bei den so- 126 genannten unteren, den Wirbellosen, die ich Marklose nen- nen möchte. Hier fand man eine: stufenweise Vereinfachung deutlich vor, und cs scheint wohl, dafs ‚seit Aristoteles Zeit sich von hier aus die Idee der Vereinfachung der Orga- nisationen in einer besliimmien Richtung des Thierreichs ver- breitet habe. Aufser der für sichtlich gehaltenen Organisations- Abstu- fung in dieser Thierabtheilung hat man auch Grade der Gei- stesfähigkeiten geltend gemacht, und sogar. darin ganz beson- ders den Maafsstab für die einzelnen Grappen. des Thierreichs gesucht, ‘wie bekamtlich Lamarck es durehgeführt hat. Georg von Cuvier schlug nach ihm diesen Weg zur Ueber- sicbt nicht ein. Er hat wohl die Unmöglichkeit erkannt, jene Fähigkeiten, die sich der genauen Beobachtung und Ermitt- lung entziehen, mit Schärfe zu beurtheilen ‚und zu verglei- chen, und daher in seinem streng wissenschaftlichen Werke vorgezogen, die materiellen Organisationsglieder zu berück- sichtigen, deren regelmäfßsigste und vollendetste Darstellung er, wie Andere vor ihm, im Menschen erkannte. Geht man Cuvier’s Eintheilung des animalischen Na- turreiches auf den Grund, so nimmt er nicht, wie die Ueber- schriftenz: Wirbelthiere, Mollusken, Gliederthiere, Strahlthiere, zu ergeben scheinen 4, sondern stillschwei- gend nur 2 grofse Abtheilungen im Thierreiche an, nämlich: 1) vollkommener, dem Typus des Menschen gleich, orga- nisirte ,„ und 2) einfacher organisirte Thiere. Wirbelthiere, Mollusken und Gliederthiere, oder seine 3 ersten großen Abtheilungen, gehören in jene Reihe, die Po- lypen oder Strahlthiere allein in diese. Cuvier benutzt nun folgende Charaktere: Die Wirbelthiere charakterisirt ein inneres Skelett und Rückenmark; Die Mollusken Mangel eines Skelets und Ganglienbildung; Die Gliederthiere ein äufseres Skelet; Die Strahlthiere eine einfachere, sehr verschiedene Orga- nisation bis zum Verschwinden aller Organisation. | | | 127 Die letzteren einfacheren, bis zum Nullpunkt der Orga- nisation herantretenden Strahlihiere, sind von Cuvier in 5 Klassen vertheilt, die sich vom Zusammengeselztesten bis zum Einfachsten abstufen: 1) Echinodermen; 2) Entozoen; 3) Acalephen; 4) Polypen; 5) Infusorien. ı Es ist nun lange Zeit hindurch mein Bestreben gewesen, die Formen all dieser verschiedenen Klassen nach ihrem Or- ganisations-Gehalte genau zu untersuchen, wäs mehr Schwie- rigkeiten darbot, als andere Klassen. Dabei bin ich jedoch allmälig zu dem wohlbegründeten Resultat gekommen; dafs in all den 5 genannten Klassen die Organisation nieht ein- facher ist, als in den übrigen. Mit den schwierigsten habe ‚ich den Akne Gemüt mit den Infusorien. Die durchgreifenden Structur-Verhält- nisse dieser Formen habe ich bereits öffentlich vorgelegt, und sie sind seitdem vielseitig anerkannt. worden. Die Struetur der Polypen ist von mir ebenfalls genauer untersucht worden, und wenn sich‘ auch deutliche: Sinnes- Organe, in Verbindung mit markigen Massen, die man mit Sicherheit für Nerven ansehen könnte, nicht haben nachweisen lassen, so liefsen sich doch einerseits dergleichen markige Massen allein erkennen, und das Nachweisen von Ernährungs- Organen, Muskeln, Gefäfsen und Geschlechtsorganen liefs einen so ‚vollendeten Organismus hervorlreten, dafs die auffallend großse Empfindlichkeit auch die Anwesenheit von Empfin- dungsorganen allzu deutlich verräth. Die Weichkheit der Sub- slanz und Schwierigkeit der anatomischen Untersuchung ma- chen es überdies wahrscheinlich, dafs jene Unsicherheit nur eine Folge der mangelhaften Untersuchung ist. Ich habe über diese Organisationsverhältnisse bereits allgemeine, zum Theil auch schon sehr umständliche Mittheilungen in der Abhand- lung üher die Korallenthiere *des rothen Meeres vorgelegt. Die Seeschwämme habe ich aber aus directer, vielseitiger 128 Beobachtung des Mangels aller thierischen Organisation, und, wegen grolser Uebereinstimmung mit ‘der Pflanzenstructur, zum Pflanzenreiche verwiesen, wie es von Andern schon an- geregt war. Ueber die Entozoen habe ich mit vieler Aufmerksamkeit und Hingebung gearbeitet. Ich habe auf‘ meinen Reisen in Afrika allein aus 196 verschiedenen Thierarten, die ich zer- gliedert habe, die inneren Parasiten sorgfältig untersucht und aufbewahrt. Fast alle habe ich lebend mikroskopisch be- trachtet, viele zergliedert und gezeichnet. Die bisher noch dunkle Structur der Bandwürmer habe ich vielfach erkannt. Ihre zuweilen einfachen, oft doppelten, vorn anastomosirenden, sieh durch alle Glieder ziehenden Ernährungskanäle habe ich oft detaillirt gezeichnet. Ihre Sexual-Organe sind sehr leicht zu erkennen, eben so die Längs- und Querfasern, welche ihre Bewegung vermitteln. Die Circulation der Säfte sah ich bei Distomen, und meldete sie bereits im Jahre 1833 in einem Briefe an Herrn Rudolphi an die Akademie der Wissen- schaften zu Berlin '). Augen und Nerven waren schon bei einigen Entozoen erkannt, bei andern sind sie später deutlich nachgewiesen. Dafs der bisher zweifelhafte Gordius durch Stellung und Form der weiblichen und männlichen getrenn- ten Geschlechtsorgane den Ascariden ganz gleich gebildet sei, habe ich ebenfalls mitgetheilt. Im Darme finde ich jetzt mehr Aehnlichkeit mit Echinorrhynchus. Ueber die Planarien und den Nemertes habe ich sehr umständliche Beobachtungen angestellt, und in den Symbolis phy- 1) Dieser Säftelauf ist später von Herrn Nordmann in anderen Formen ebenfalls aufgefunden und noch umständlicher verfolgt worden, Ich bin jedoch nicht der Meinung, dafs die in den Gefäßen sichtbare Bewegung eine sichtbare Blutbewegung sei, sondern erkläre sie als Be- wegung der inneren Gefälshaut, und sowohl bei den Entozoen, als den Turbellarien glaube ich nicht sowohl Wimpern als klappenartige Fal- ten in oscillirender Thätigkeit zu erkennen, wodurch natürlich eine Fort- bewegung des Blutes, die sich bisher nicht' direct erkennen liefs, bedingt sein muls, 129 physicis mitgetheilt. In ersterer Publication ist mir Hr. Duges zuvorgekommen, und ich trete einem so tüchligen Beobachter gern das Vergnügen ab, diese Verhältnisse zuerst erläutert zu haben. Einiges, besonders über die Wimpern, die Ciren- lation und die keinesweges der übrigen Substanz beigemisch- ten, sondern deutlich geschiedenen Nerven, habe ich noch be- richtigen können. So bleiben denn von den 5 Klassen der scheinbar ein- facheren Formen nur noch die Acalephen und Echinodermen übrig. Durch Tiedemann’s klassische Preisschrift über die Echinodermen wurden schon alle organischen Systeme bei diesen letzteren festgestellt, nur das Empfindungssystem blieb zweifelhaft. Durch Auffindung von rothen Pigmentstellen am Endpunkte der von Tiedemann für Nervenfäden erkannlen Organe habe ich bei einigen Seesternen wirkliche Sinnes- organe, nämlich Augen, nachweisen zu können geglaubt, und somit jene fraglichen Nervenfäden als fungirende Empfindungs- organe festgestellt. Ueberdies habe ich bei den Asterien äufsere Kiemen und die Bluteireulation in denselben erkannt. So blieben denn nun noch die Acalephen oder Medusen als Beweise der Existenz einfacher Organismen übrig. Diese letztere Thierklasse habe ich durch gegenwärtigen Vortrag (dessen Auszug dieser Aufsatz ist) ebenfalls aus dieser Stel- lung hervorheben und in die Reihe der vollendeten Organis- men stellen können. (Vergl. Müller’s Archiv für Physio- logie, 1834.) Obschon nun noch nicht alle Thiere aller Klassen unter- sucht worden sind, so läfst sich doch so viel aussprechen und feststellen, dafs es keine der bisherigen Thier- klassen mehr giebt, welche man einfacher organi- sirt zu neunen berechtigt ist, als eine andere. So glaube ich denn durch die speciellsten Untersuchun- gen den gleichförmigen Plan der thierischen Organisation fest- gestellt zu haben, und es folgt hieraus von selbst, dafs bei geologischen Untersuchungen nicht eine gröfßsere Einfachheit der Organisation als Charakter für frühere Zeitperioden zu I. Jahrg. 2, Band, 9 130 erwarten ist, wenn auch die andere Einrichtung der Organis- men gewisse scharf unterscheidende Charaktere an die Hand gäbe. Da die Conchylien und Crustaceen, welchen schon längst die vollständige Organisation zuerkannt ist, bis zu den untersten Schichten der Versteinerungen reichen, so sind doch wohl aueh jene früheren Formen eben so vollendet ge- wesen, als die heutigen, auch selbst wenn sich präadami- tische Infusorien aus dem Granite durch Aufguls befreien und wieder beleben liefsen, was man behauptet hat, aber wohl schwerlich genügend beweisen\kann. Endlich wird es nieht mehr in Verwunderung setzen, wenn sich die Wirbel- thiere allmälig in immer tieferen Schichten der Erdrinde auf- finden, ja selbst wenn sich Spuren von menschlichen Ueber- resten bestimmter nachweisen liefsen, als es bisher nach Cu- vier’s Prineipe anerkannt worden. Naturreich des Menschen, oder: das Reich der willensfreien beseelten Naturkörper, in XXIX Klassen übersichtlich geordnet von C..G. Ehrenberg Eine Tabelle in 1 Bogen, in Commission bei Mittler, 1835. Die Tabelle über das Naturreich des Menschen, welche ich der Oeflentlichkeit übergeben habe, ist dazu bestimmt, viele von mir, nicht durch Speeulalion, sondern durch Beob- achtung sorgsam erforschte organische Verhältnisse in ihrem Zusammenhange mit dem Ganzen vorläufig in Kürze darzu- legen. Es versteht sich von selbst, dals eine solche tabella- rische Kürze hier und da unzureichend ist. Kenner werden bald bemerken, wo die Beobachtungen Einfluls ausübten, und das Unzureichende oder Vage des Ausdruckes, besonders 131 bei bekannteren Gruppen, welches eine öftere Revision erst allmälig verdrängt, von Willkürlichkeiten unterscheiden. Daß eine tabellarische Uebersicht ein System genannt wird, ist nicht meine Schuld, und ich selbst gebe gar nichts auf den Namen, sondern meine, dafs das Aufstellen von Systemen, des vielen vorhandenen Materials wegen, jetzt schon fast nur eine scholastische Uebung genannt werden kann. Verziehen nur soll und wird es da werden, wo eine Masse von eigner ernster Beobachtung vorausging und zum Grunde liegt. Die Zahl der Klassen ist aus der Betrachtung der Masse und dem Verhältnis des Objectiven hervorgegangen, und mag sich ändern. Ich habe mich überhaupt, wie man leicht er- kennt, alles rein logischen, zu einem blolsen Schematismus führenden Einflusses absichtlich enthalten, und das Ganze in seinen Einzelheiten nur objectiv so erfalst, dafs die logische Form nur als sprachliches Bindemittel, nicht als Beherrschen- des dabei ist. Daher sind absichtlich gleiche Einiheilungs- gründe nicht durch das Ganze durchgeführt, weil sie in der objectiven Natur sich nicht vorfinden lassen. Das Heraustre- ten des Menschen aus dem Thierreiche und das ungezwungene Hineintreten der Thiere in das Menschenreich, schien mir ein Fingerzeig, dafs der betretene Weg nicht unnatürlich sei, und an das Reich des Menschen läfst sich auch wohl sprachlich ein Reich der Pflanze und des Gestein ®gschlielsen. Dafs beim weiteren Fortbauen auf diesem Weg« vieles bis- her Unerkannte schon entwickelt worden und mit grolser Wahrscheinlichkeit noch ferner entwickelt werden wird, ist ein anderer Grund, warum ich, der Unreife ungeachtet, die sich mir darstellende Uebersicht zur öffentlichen Kennt- nifs brachte und der Nachsicht und Einsicht der Geübleren empfelile. Ehrenberg. Erklärung von Tab. 1. Fig. 1. a,d,c. Avicula speluncaria Schl. a Die An- sicht der gröfsern Schale mit der tiefen Furche, welche rechts ein grofses Ohr abschneidet; 5 die kleinere Schale mit ihrem tiefen Byssusausschnitte, welche die größere nur zum Theil bedeckt; c die klaffende Muschel. Fig. 2. a,b, c. Producta aculeata Schl. zeigt die dop- pelte Stachelreihe nebst den jeder Stachelreihe auf der ent- gegengesetzten Schale entsprechenden reihenweisen Vertie- fungen. ” Fig. 3. a,b,c. Avicula decussata Münst. a Die grö- fsere Schale; d dieselbe mit der Vertiefung, worin die klei- nere gelegen hat; c die kleinere Schale mit ihrem Byssus- ausschnitte. Fig. 4. a,b. Avicula von Brora, zeigt die auffallende Ungleichheit beider Schalen. Fig. a,b,c. Plagiostoma minutum Schl. a Vierfach vergrölsert, zeigt die Zähne des Schlosses; # die Muschel in natürlicher Gröfse; c vierfach größer. Fig. 6. Fossiler Unterkiefer einer kleinen Katzenarl, gefunden in der Zoolithenhöhle bei Rabenstein. 133 Die seeländischen Pleuronectes- Arten. Vom Dr. Gottsche in Altona. Alte Grätenfische, welche auf der einen Seite beide Augen haben, und deren andere Seite stets dem Grunde des Meeres beim Schwimmen zugekelrt ist, werden zum grolsen Ge- schlechte der Seitenschwimmer (Pleuronectes L.) gerechnet. Im Gegensatz zu den übrigen Fischen nennt man sie asym- metrische Fische, und gewifs nicht mit Unrecht, denn nicht allein die äufsere Gestalt, sondern auch der innere Bau, so- wohl des Knochengerüstes, als der Weichtheile, ist wesent- lich verschieden. Die symmetrischen Fische, für welehe wir uns, der Bequemlichkeit halber, den Namen Gastronectae er- lauben, haben eine ungetheilte Bauchhöhle, welche durch Rippen geschützt ist. Die Pleuronecten haben eine unge- theilte Bauchhöhle, die aber nach unten durch eine Wand in 2 Cava getheilt ist, deren jedes seinen bestimmten Zweck hat; ebenfalls wird diese Bauchhöhle nur sehr schwach von den Rippen beschützt, denn letztere sind nur kurz, und der Stützpunkt zur Wirkung der Bauchmuskeln wird nicht durch sie, sondern durch ein von ihnen zwischen die Muskeln hin- laufendes Ligament gegeben. Die Gastronectae haben für das Ovarium keinen festen Platz; dies findet sich stets bei den Pleuroneeten; der strotzende Testikel dringt beim Mas bis auf 2 Ausnahmen nie dort hinein. Ohne Ausnahme findet sich ferner bei den Gastroneciae die Oeflnung der Urethra I. Jahrg. 2. Band, 10 134 hinter dem Anus; bei Pleuroneetes dagegen findet sich in allen einheimischen Species, ausgenommen Pl. Hippoglossus L., die Oeflnung der Urethra zur Seite des Anus als eine röthliche Papille, gewöhnlich auf der Augenseite. Pl. Hip- poglossus Lin. und eine andere ostindische Art Pleuroneetes ') zeigen die den Gastronectae zukommende Bildung. Cuvier brachte in seinem Regne animal alle Pleuro- necten unter seine Malacopterygiens subbrachiens, und theille sie nach dem Ansatz der Rückenflosse‘ ele. in mehrere Un- tergenera.. Wäre Cuvier den Grundsätzen treu geblieben, welche ihm bei der Bearbeitung seiner Acanthopterygier vor- schwebten, so würden sich auch hier die Unterabtheilungen vervielfältigt haben. Nach dem Cuvier’schen Systeme müs- sen unsere seeländischen Pleuronecten hingerechnet werden zu: Platessa, Hippoglossus, Rhombus, Solea; indessen glau- ben wir mit Fug und Recht behaupten zu können, dals Cu- vier mehrere nordische Species niet genauer untersucht hat. Dies genauere Eingehen ist nach unseren Ansichten den Mo- nographieen vorbehalten, und cs darf deshalb das Bilden neuer Namen wohl entschuldigt werden. Für den Pleuron. hirtus Zool. Dan. tab. 103. haben wir uns nicht enthalten können, einen neuen Namen, Zeugopterus, zu machen. Unsere Pleu- ronectes theilen wir nach folgendem Schema in 5 Unter- genera. Pleuronectes. In der Rückenflosse und Afterflosse alle Strahlen ge- theilt. 1. In der Rückenflosse und Afterflosse (ausgenommen viel- leicht die 10 letzten) alle Strahlen einfach. I. I Keine Zähne unter d. Vomer. — Solea. x { Zähne unter d. Vomer. II. 1) (Pinna dorsali pone caput incipiente, dentibus acutis, di- stantibus, hamatis in dupliei serie in utraque maxilla, dentibus in palato et lingua: squamis imbricatis, ciliatis.) 135 Iris mit einem Operculum. Bauchflösse und After- flosse nieht zusammengewachsen. Rhombus. Mm. Iris ohne Operculum. Bauchflosse und Afterflosse ver- wachsen. Zeugopterus. Maul klein, Körper mehr oval, die Zähne aufrechiste- I hende Schneidezähne. — Platessa. Maul grofs, Körper melır lang. Die Zähne spitz und rückwärts gebogen. — Hippoglossus. Wir haben nur auf die einheimischen Seribenten, hin- sichtlich der Synonyme, Rücksicht genommen, denn theils findet man sie in den Werken eines Bloch, in dem Aufsatz Faber’s in der Isis 1828 etc. angeführt, theils sind sie auch so unverbürgt, dafs man nicht darauf fulsen kann. Bei der Bestimmung: Augen rechts ete. haben wir uns den Fisch auf der blinden Seite liegend mit dem Maule zu uns gewendet gedacht. Der Anus liegt den Augen und dem Munde entgegengesetzt; wir haben, um jede Irrung zu ver- meiden, nach dem Anus gerechnet: liegt er zur Rechten, so werden die Augen links sein, und umgekehrt. I. Platessa Cuvier. Zur genauen Eintheilung haben wir die Gestalt der Zähne, das Vorhandensein oder Fehlen des Afterstachels benutzt. Utraque maxilla simplici dentium serie. Pinna dorsalis supra oculum (vel potius in medio oculi superioris) incipiens extenditur aeque alque analis ad radicem fere caudalis, re- liclo tamen intervallo. Oculi plerumque dextri. A. Platessa. Nolbis. Dentibus erectis, conliguis, margine incisivo praeditis, in ulraque mazxilla; dentibus oblusis, tuberculosis, quasi molari- bus in faucibus. Spina anali. 1) Platessa Vulgaris. Goldbütt (Kiel) — Dän. Rod- spaelle. Var. a. Platessa borealis Faber. Scholle (Hamburg) — ‚Praesteflynder (Kopenhagen). Var, b. Platessa Pseudoflesus mihi. Din. Sletskrubbe. 10 * 136 2) Platessa Flesus Var. a. Mudderskrubbe. Var. b. Sandskrubbe. B. Microstomus. Nob. Dentibus erectis, contiguis, incisivis in ulraque maxilla; acutis, distantibus in faucibus. Spina anali nulla. Rictw minimo, recto, parallelo cum linea laterali. Microstomus latidens. mihi. Dän. Steensuger. C. Glyptocephalus. Nob. Foveolis multis in capitis latere coeco, utrogue praeoper- culo, et in maxilla inferiori, dentibus erectis, contiguis, inci- sivis in ulraque maxilla; acutis in faueibus. Spina anali. Glyptocephalus Saxicola. Dän. Spindelflynder. D. Limanda. Nobis. Dentibus suberectis, praeceps cuspidatis, distantibus in utraque maxilla aeque ac in faucibus. Spina anali. Limanda vulgaris. Dän. Slette. I. Platessa vulgaris. Goldbütt. 6 Tuberkeln auf dem Kopfe. Körper glatt. Bloch Tab. 42. (Schlechte Figur.) Vertebraee Dors. Anal. Pect. V. _Caud. Branch. 69 52 10,9 6 17 Fi 43 70 55 11,10 6 18 7 67 51 10, 6 19 7 68 50 10,9 6 20 7 ‘ " Kopflänge Breite über den Gröfste Romläige, ad angul. opere. Bauch. Breie‘ 11ı 2,5 375 am Anus 45 13; 3 am Anus 2 a 2ı 4 4 4 In der Breite sind die Flossen nicht mit einberechnet, dagegen unter Totallänge verstehen wir die Ausdehnung von der Schnauze bis zum äulsersten Rande der Schwanzilosse. 137 Die Rückenflosse besteht gewöhnlich aus 67 — 70 einfachen Strahlen, deren längste ungefähr von 30—40 fal- len, was noch nicht die Mitte der Totallänge trifft. Alle Strahlen stehen mit ihren weißen Spitzen hervor, da die Zwischenhaut am Ende gleichsam Bogen macht. Nilsson !) sagt p. 54.: „Radis pinnarum dorsi et ani laevibus, squamis destitutis,“ das squamis destitulis muls weggelassen werden. Mitunter kann man diese squama nicht sehen, weil die Haut, welche die Flosse bildet, zu saftig ist; sie lassen sich aber leicht deutlich machen durch Einlegen in Salz. Nicht so sehr selten findet man sogar Exemplare, welche auf diesen eben angedeuteten Flossenstrahlen Squamae ciliatae haben, so dafs es scharf gegen die Hand fällt, wenn man von aufsen nach innen zu streicht. Dergleichen Exemplare haben dann ebenfalls Schuppen auf dem Operculum, woran 3 Cilien siz- zen. Die Zwischenhaut ist diek, hat aber keine Schuppen. Die Rückenflosse hört ungefähr 2 Zoll oder mehr vor dem Anfange der Schwanzilosse auf. Die Afterflosse besteht aus 50 — 55 Strahlen, deren längsten von 15—20. Sie endet der Rückenflosse gegenüber. Wegen der Schuppen gilt das bei der Rückenflosse Gesagte. Die Brustflosse enthält auf der Augenseite gewöln- lich einen Strahl mehr als auf der blinden Seite; unsere Gold- bütt haben gemeiniglich 10—11 Strahlen, von denen der Iste dicht am 2ten liegt, und lange nicht die Hälfte dessel- ben erreicht. Der 2te Strahl beinah so lang als der 3te. Die beiden ersten Radien sind einfach, an der Wurzel nicht geschuppt; der 3te ist der längste, einfach. geschuppt; die übrigen spalten sich in 2 Zweige, und sind an der Wurzel geschuppt. Der letzte Strahl ist einfach. In einem Goldbütt von 12—13 Zoll erreicht der längste Strahl eine Länge von 1—1} Zoll. (Bloch giebt 12 Strahlen für d. P. an.) 1) Prodomus ichthyologiae scandinavicae. Lundae 1832. 138 Die Bauchflossen sitzen höher alsı die; Brustflossen; die 2 mittleren Strahlen die gröfsten; der letzte der ‘kleinste, und der 2te und te ungefähr von gleicher Höhe. Die Strah- len mit kleinen Schuppen, der 5te Strahl mitunter am Ende getheilt. Die Schwanzflosse. Von 17 — 20 Strahlen. Die Schuppen folgen ‘den Strahlen; der Zwischenraum ist glatt. Der äulsere Rand der ausgespannten Flosse ist rund. Die Kiemenhaut hat immer 7 Strahlen. Die 2 Strah- len, welche unter dem JImteropereulum und Suboperculum liegen, sind an ihrer Wurzel breiter, "werden ‘aber hernach schmaler; die 4 nachfolgenden bleiben auch in ihrer Curva- tur breit. Der Tte liegt verborgen im Fleisch, und vereint sich mit demselben Strahl der‘ andern Seite. (Bloch giebt nur 6 Kiemenstrahlen an.) Die Seitenlinie biegt sich ein wenig über die Brust- flosse, in deren Mitte ungefähr der grölste Bogen fällt; her- nach senkt sie sich und geht gerade aus bis zum Aufsenrand der Schwanzflosse. Die Drüsenöffnung gleicht einem sehr spitzen Giebel. Die Schuppen sind milten auf dem Körper und an der Seite in einer eigenen Zelle der Haut verborgen, wodurch die Haut narbig wird, ungefähr wie Juchten. Diese Zellen enthalten eine dünne, durchsichtige Schuppe, deren vorderer Rand erenulirt ist. Hier liegen die Schuppen neben einan- der, ohne sich zu berühren; auf dem letzten Viertel liegen die Schuppen zu Tage, dachziegelförmig über einander; diese sind länglich, und am versteckten Rande erenulirt. Die Zähne sind gewöhnlich durch das Zerbrechen der Muscheln etc. im Unterkiefer an der Aufsenseite abgenutzt, In dem ausgebildeten Unterkiefer findet man 27 Zähne; in dem verkrüppelten 6—7 (auch weniger). Im ausgebildeten Intermaxillarknochen 24 Zähne, von denen die 4—5 hinter- sten spilzer als die übrigen sind. Im verkrüppelten Inter- maxillarknochen 4 Zähne. Diese Zähne bilden einen schnei- denden Rand mit ihren Kronen. Der Oberkiefer fällt über den Unterkiefer. \ 139 Im Schlunde findet man stumpfe Zähne. Oben unter dem Gaumen liegen nach der Breite 3 Knochenplatten auf jeder Seite, von welchen die mittlere die grölste ist. Auf jeder Platte befinden sich 2 ungleiche Reihen Mahlzähne (dentes molares) mit Hautfranzen. Auf der untern Seite des Schlundes finden sich 2 in ein Dreieck zusammengefügte Plat- ten, deren hintere Seite geschweift ist. Diese Platten ste- hen nach der Länge. Die Augen hervorstehend, mäßsig großs. Augenlied großs. Pupille blau; der eirculus minor iridis golden. Ist der Fisch schon einige Zeit iodt, so wird alles silbern. Oben ist die Iris etwas niedergedrückt, als sollte es ein Rudiment eines Operculum andeuten. Am lebenden ‚Fisch spielt die Cornes perlmutterfarben. Das Auge, welches der Rückenflosse am nächsten liegt, ist mehr nach hinten als das andere. Die Tuberkeln am Kopfe finden sich am hervorste- ehendsten auf der Augenseite. Die Zahl ist nieht bestimmt, varjirt von 2—3—6— 7; die hintersten sind gewölinlich die größsten. Zwischen den Augen findet man keine, sondern nur einen scharfen Rand, der sich vor dem Auge gleichsam in 2 Knochenränder theilt, und somit ein Thal bildet, worin 2 Nasenlöcher sich befinden. Die Nasenlöcher sind beide häulig; das vorderste ein häutiger in die Höhe stehender Cylinder. Die andern bei- den Nasenlöcher befinden sich vor der Rückenflosse. Die Lippen sind zurückgefaltet; die Unterlippe größer, der Unterkiefer länger als der Oberkiefer. Der Afterstachel scharf, spitz, aber nicht immer her- vorragend. Die Farbe variirt von Schwarz zu Graubraun; eben aus der See genommene Goldbülte sind beinahe schwarz, mit brandgelben, unregelmäfsigen Flecken, in welchen der Umrils der Schuppen durch eine braunere Farbe ausgedrückt ist. In Wasser gelegt, welches nicht salzig ist, werden sie heller. Der Fang geschieht mit der Angel und mit Netzen; die Meisten werden im Oresund bei Skovshoved und bei der Batterie Tre kroner gefangen; diejenigen, welche von Hornbek 140 und Gilleleie kommen, werden tiefer im Kattegat gefangen; sie sind heller von Farbe und nicht ’'so fett. Die Nahrung des Fisches besteht nach den Contentis des Magens und Darmes in: Mytilus edulis, Ophiura und Crustaceen. Einzelne Algen als: Gigartina plicata halten wir für zufällig verschluckt. Oeflnet man die Bauchhöhle von der blinden Seite aus (denn so beschädigt man am wenigsten die Urethra und die Blase), so findet man ihre Länge 2 Zoll und die Breite 23 Zoll. Die Leber nimmt meist den ganzen Raum ein, sie ist zugerundet, etwa 2 Zoll breit und 14 Zoll lang. Die Farbe gelbbraun, mit vasculösen Ramificationen. Hinter der Leber sieht man aufsen und innen ein Stück Darmkanal, und ganz nach dem Rückgrate hin die dunkel lila gefärbten Nieren. Die Ovarien haben 2 Säcke, welche zwischen den Mus- keln und den Gräten auf jeder Seite sich tief nach dem Schwanze zu erstrecken. In nicht schwangerem Zustande sind sie 14 Zoll lang. Die Testikel, wenn sie auch noch so strotzend sind, dringen nun eben über den Knochen, an welchem der After- stachel befestigt ist. Beim Mas fehlen die Taschen der Bauch- höhle, welche wir bein Weibchen angegeben haben. Die Nieren liegen dicht am Rückgrate, gehen aber nie bei Femina in den für das Ovarium bestimmten Platz. Die Blase ist ziemlich grofs, wurstförmig; durch ein ziemlich lan- ges Rohr öffnet sie sich auf der Augenseite mit einer röth- lichen Papille an der Seite des Anus. (Ich verweise auf meinen Aufsatz in v. Froriep’s Notizen: Ueber das harn- leitende System in den Grätenfischen.) In einem Exemplar, welches auf beiden Seiten weils war, fand ich die Papilla urethralis auf der blinden Seite. Darmkanal. Der Magen nicht so geräumig wie der Darm; beim Uebergang in den Dünndarm in einen Hals ab- geschnürt (Valvula Pylori). Hier finden sich 3 abgerundete Cornua, die man für rudimentäre Cveca halten muls. Zwi- schen 2 von ihnen geht der Ductus choledochus in den Darm. 141 Ungefähr 2 Zoll weiter nach unten findet sich noch ein 4tes Coecum, welches mehr oder weniger vorsteht, ja sogar fehlt. In 10 Goldbülten war es in 6 deutlich, in 4 dagegen nur eine kleine blasenartige Hervortreibung. Ueber die Villi ete. verweisen wir auf Rudolphi’s Schrift. Der Darm macht gewöhnlich 3 Windungen. Die beiden Blätter des Mesen- teriums sind nicht verwachsen; die Blutgefäfse doppelt, und für den Dünndarm, als den weit wichtigeren Theil, weit reichlicher als für den Magen. Beim Mas mufs der Darm- kanal in der Bauchhöhle bleiben; bei Femina dringt aber bei nicht schwangerem Zustande des Ovariums, der Darmkanal, wenn er sehr voll von Exerementen ist, in die Verlängerung der Bauchhöhle. Ungefähr 2 Zoll vor dem Anus geht der Dünndarm in den Dickdarm über. Die engere Stelle hat man wohl als Valvula Coli zu deuten. Der Dickdarm ist viel weiter und zeigt weit stärkere Muskelbündel. Die Länge des Darmkanals ist ungefähr 18 Zell. — Vom Diaphragma bis Valvula Pylori 13 Zoll; von Valvula Py- lori bis Valvula Coli 15 Zoll. Der Dickdarm 1:—2 Zoll. Varietäten der Platessa vulgaris. 1) Exemplaria ciliata, von denen wir schon oben das Nö- ihige beigebracht haben. 2) Exemplaria decolorata, weils auf beiden Seiten, ohne Flecken. 3) Exemplare, die auf beiden Seiten gefärbt sind, und auf beiden Seiten Flecken haben. Alle diese Varietäten sind gar nicht selten; bei dem Exemplar, welches auf beiden Seiten gefärbt war, waren die Tubercula capitis auf jeder Seite gleich stark. Bei mehreren Exemplaren war die Rückenflosse am vorderen Ende vom Körper abgetrennt. 4) Die Augen habe ich bei Pl. vulgaris nie links gese- hen, obschon sie von vielen Auctoren angegeben wird. 5) Monstrositäten, besonders an den Flossen, Verkürzung der Schwanzflosse, Mangel einer Flosse ete., sind nicht 142: selten, und finden sich‘.bei diesem Fische häufiger als bei andern Pleuronectes- Arten, Var. a. Platessa borealis. Scholle (Hamburg). Syn. Pleuronectes 'borealis Fabr. Isis. 1828. Dän. Hönsing (Gil- leleie): Hamsing (Hornbek). Die Größe ist vielleicht das einzige Characteristicum zwischen Pl. borealis und vulgaris. Faber gab das Verbor- genbleiben des Afterstachels als Kennzeichen an, doch ist das eben so wenig constant, als die weilsen Ringe um den Flek- ken, weshalb man ihn in Kopenhagen Praeste/lynder nennt. Für die. dänische Scholle könnte man angeben: „Platessa major, maculis rubris albo margine ocellatis, aculeo anali saepius haud prominente.“ Bei der Hamburger Scholle fehlen die weisen Ringe. D. 4. P. V. Caud. Br. Vertebrae 77 54 10, 6 17 7 | 75 53 10,9 6 20 7 43 69 61 10,9 6 19 7 Totallänge. Kopflänge Breite am Gröfste ad ang. operc. Anus. Breite. 184 Zoll 4ı 6 74 24 - 5+ 9 , 104 20 - 5 _ Po Die Rückenflosse hat wie bei Pl. vulgaris vorsle- hende weilse Spitzen, eine Reihe Schuppen, die aber tief in der Haut liegen. Afterflosse, wie bei Pl. vulgaris. Brustflosse, die ersten beiden Strahlen ungetheilt, die anderen in 2 Aeste getheilt. Bauchflosse, wie bei Pl. vulgaris. Schwanziflosse nur zweitheilig, wie bei Pl. vulgaris. Afterstachel manchmal verborgen, häufig auch vor- stehend. Sein Nichthervortreten ist eine Zufälligkeit. Die Vergleichung mit denjenigen Arten Pleuronectes, welche kei- nen Afterstachel haben, ergiebt deutlich, dafs er bei Pl. bo- realis hervortreten sollte. Wir halten daher diese Zufällig- keit nicht für hinreichend, um den Fisch mit Faber als eigene Species auftreten zu lassen. Wir können aber Nils- 143 son !) eben so wenig beistimmen, welcher annimmt, dafs die Scholle ein alter Goldbütt ist: In Kopenhagen waren Goldbütt und Schollen zu gleicher Zeit, im Sommer, auf dem Markt; in Hamburg während des Sommers nur Schollen, und häufig; die Goldbütt kommen erst;zum Winter und selten. Farbe. Wie Pl. vulgaris; die dänischen Schollen mit weilsem Ring um den Flecken, der bei den Hamburgischen fehlt; gewöhnlich mehrere rothe Flecken auf der Augenseite, als Faber angiebt. Die Zähne wie bei Pl. vulgaris, und größer. Der In- termaxillarknochen mit 8,31 Zähnen, der Unterkiefer mit 8,34. Bei einigen Exemplaren (zeigt das das-Alter an?) findet man die Zähne so abgenutzt, dafs sie eine breite Fläche zeigen, anstatt eines schneidenden‘-Randes. Die Schlundzähne wie bei ‚Pl. vulgaris. Gefangen werden sie mit Netzen oder mit der Angel (Dän. Aalelinie). Sie kommen von Skovshoved und von Gilleleie. In Kopenhagen hält man diesen Fisch für schlech- ter als Plat. vulg., und bezahlt daher ihn auch weniger thener. In Hamburg wird der Fisch sehr geliebt, und ist auch wirklich schmackhafter als in Kopenhagen, Die Nahrung des Fisches besteht nach den Contentis des Magens aus: Mytilus Venus, Buccinum nudatum, Spatangus, Ophiura, Lepas balanoides; bei einem fand ich ein ziemlich grolses Exemplar von Rostellaria pes pelecani im Schlunde stecken. Der innere Bau ist wie hei ‚Pl. vulgaris. Var. b. Platessa Pseudoflesus. (Nobis.) Syn. Pleuronectes Flesus. Auct, Nilsson. Prodr, p.55. Obs. ? Pl. Limanda Müller. Prodrom. 375. ? Auleflynder Faber. Isis 1828. pg. 875. Din. Sletskrubbe. Augen rechts, auf der Augenseite einzelne mit Cilien beselzte Schuppen, die scharf gegen die Hand fallen; eine 1) Ichthyolog. Scand. pag. 54. 144 fortlaufende Reihe ähnlicher ‚Schuppen an der Wurzel’ der Rückenflosse und Afterflosse; eben so an der Seitenlinie. Die blinde Seite ganz glatt. D. A. P. V. e: Br. 66 48 11,10 6 17 7 64 48 11,10 6 19 7 62 46 12,11 6 17 7 65 47 12,12 6 19 7 63 48 12,11 6 19 7 Totallänge. Kopflänge Breite am Gröfste ad ang. operc. Anus. Breite. 14 31 5 ı 14 3 47 ir 14 3+ + 5 Die Rückenflosse wie bei Pl. vulgaris; nur in eini- gen Exemplaren findet man eiliirte Schuppen auf den Strah- len, und diese haben dann 3—4 Cilien. Ungefähr der 30ste ‚ Strahl der höchste, welches noch nicht auf die Mitte der Totallänge fällt. Die Afterflosse verhält sich eben so; von 18—20 die höchsten Strahlen. Beide Flossen endigen sich ungefähr 4 bis 1 Zoll vor der Basis der Schwanziflosse. Die Brustflosse hat 12 oder 11 Strahlen; der 1ste reicht über die Mitte des 2ten, der 2te beinahe so grofßs ‘als der 3te. Der 4te ist der längste; die ersten beiden Strahlen ein- fach, die anderen 2theilig. Die Bauchflosse höher als die Brustflosse; die ersten 3 Strahlen einfach, der Ate und öte gespalten; der 3te Strahl der längste. Kiemenstrahlen 7; der letzte tief im Fleische sitzend, verwachsen mit dem der andern Seite. Die Seitenlinie nur wenig sich hebend, wie bei P!. vul- garis mit zusammengefalteten Drüsenröhrehen. Die Schuppen liegen meistens über einander und sind meistens ohne Cilien. Diese scharfen Schuppen findet man längs der Seitenlinie, an der Wurzel der Rückenflosse und Afterflosse, auf dem Praeoperculum, der Backe, dem Oper- culum und auf dem Bauche. Gewöhnlich findet sich dies 145 nur auf der Augenseite, dagegen ist die blinde Seite ganz glatt, und liegt der Fisch auf der Augenseite, so ist es un- möglich, einen Unterschied zwischen Pl. vulgaris oder die- ser Sletskrubbe zusehen. Mitunter indessen findet man Exem- plare, welche einzelne ciliirte Schuppen an der Seitenlinie und zum Schwanzende hin an der Rückenflosse und After- flosse haben. Diese Schuppen sind sehr verschieden von den Dornwarzen, welche Pleur. Flesus Auct. hat. Diese Schup- pen liegen einzeln, tief in der Haut, und ihre Cilien, anstatt wie bei der Slette oder Jydetunge gerade nach hinten zu gehen, stehen aufrecht. An ihnen finden sich 4—6 solcher Cilien. Am Operculum und Praeoperculum gleichen sie mehr den Dornenwarzen der Sandskrubbe, da sie 2 Reihen kleiner Stacheln auf dem vorderen Rande jeder einzelnen Schuppe bilden. Augen, Nasenlöcher, Lippen ete. wie bei Plat. vulg. Farbe hell graubraun, mit orangegelben Flecken auf dem Körper und den Flossen; die einzelnen Schuppen sind in den Flecken nicht markirt, wie wir dies bei Plat. vulg. angege- ben haben. Nahrung. Im Magen fand sich: Mytilus edulis, Mya arenaria; — Ceramium diaphanum, Fucus rotundus. Fang. Mit Netzen oder Angel; sie gehen mit den Gold- bütten, und werden so mit ihnen zugleich gefangen. Die inneren Theile wie bei Platessa vulgaris; die 3 Cornua oben, und das kleine, tiefer sitzende, einzelne Coecum findet sich hier ebenfalls. Kritik. Wir glauben, dafs der in der Isis 1828 pag 875 bespro- chene Aaleflynder unsere Plat. pseudoflesus ist. Dieser Fisch gleicht der Gestalt nach mehr einem Goldbütt als einer Sand- skrubbe, hält sich auch übrigens zum Goldbütt, schwimmt mit diesem in tiefem Wasser, während die Sandskrubbe sich mehr am Strande und einzeln aufhält. Man möchte in ihm den Uebergang von Pleuronectes Platessa Linn. zu Pleuron. Flesus erkennen. — Kann diese Varietät vielleicht Pleuro- nectes Limanda und Limandoides in Pontoppidan’s: Danske 146 Atlas Tom. I. pag: 649 und 650 sein? oder könnte diese Varietät zur Aufklärung dienen, wie Linne darauf kommen konnte, die richtige Bestimmung des Pleuron. Limanda nach Artedi in der 11., 12. und 13ten Ausgabe seines. Syst. Nat. zu verändern? Faber sagt, dafs Müller denselben Fehler in seinem Prodromus gemacht hat. Es ist hier nicht der Ort, auseinander zu setzen, in wie fern Müller die Fische kannte oder nicht; aber soll ,,‚No. 375. Limanda, Dan. Skrubbe‘“ einigermafsen richtig sein, so mußs diese Va- rietät gemeint sein, wobei es denn freilich unbegreiflich bleibt, dafs er die so häufige Slette nicht sollte gekannt haben. Man versteht übrigens unter dem Namen Skrubbe heut zu Tage sowohl Mudderskrubben, Sandskrubben als Sletskrubben; nie aber wird ein Fischer die Sletten dahin rechnen. 2. Platessa Flesus. Skrubbe. Syn. Pleuron. Flesus. Auct. Der Körper auf beiden Seiten mit Dornwärzen besetzt, besonders an der Seitenlinie und an der Wurzel der Rücken- und Afterflosse. Var. a. Dän. Mudderskrubbe. — In Altona: Bütt, oder Neumühler Bütt, Elbbütt. Vertebrae. D. 4. m V. Br. Costae. V. 60 40 10,10 6 17 X 9, von 61 39 10,10 6 18 7 denen der 6 6 Gore 18 7. längste42. 60 45 11,11 19 7 milst. Totallänge. Kopflänge. Breite am Gröfste Anus. Breite. 7 1} ! ' un. i r n 9 2,5 3 4 Augen meist rechts, doch findet man auch Mudderskrub- ben welche die Augen links haben. Die breiteste Stelle fällt gerade bei der Spina analis. Die Fischer haben folgende Kennzeichen: Man findet auf der Augenseite einen gröfseren stachelfreien Zwischenraum zwischen der Seitenlinie, der Rückenflosse und Afterflosse. Auf der blinden Seite findet 147- man nur einen schmalen Strich von Stacheln 'an der Seiten- linie und Wurzel der Dorsal- und Analflosse. Der Zwi- schenraum ganz glatt. Syn. Pontoppidan Danske Atlas Tom. I. pag. 649. No. 3. Flesus? Pleuron. Flesus Müller. Prodrom. No. 374. Bloch. tab. 44. Var. 5. Sandskrubbe. D. A. P. V. c. Br. 56 38 10,10 6 18 7 58 41 10,10 6 17 7 57 41 10.10 6 17 7 Totallänge. Kopflänge. Breite am Anus. Gröfste Breite. 11+ 2: 33 44 154 34 4,5 54 Augen gewöhnlich links. Die breiteste Stelle fällt wei- ter nach hinten als der Afterstachel. Ihre Merkmale sind bei den Fischern: Sie sind weit stachliger auf der Augenseite; es existirt fast kein freier Zwischenraum zwischen Dorsal- Slosse, Analflosse und Seitenlinie; auf der blinden Seite ist zum wenigsien ein einen Zoll breiter Strich längs der Sei- tenlinie dornig, mitunter findet sich aber auch gar keine glatte Stelle. Am Bauche sehr stachelig. Syn. Pontoppidan. D. A. Tom. I. pag. 650. No. 9. et tab. 28. sub nomine: Pleuron. Flesoides? Bloch’s Pleuron. passer. sehen wir für ein abweichen- des Exemplar einer Mudderskrubbe an, deren Augen links sind. Seine Bestimmung: „Nur die-obere Hälfte der Seiten- linie dornig“, palst nicht auf unsere Skrubben. Wir betrachten beide Varietäten zusammen. Die Rückenflosse hat einfache, vorstehende Strahlen mit weilsen Endspitzen; bei beiden Varietäten ist ungefähr der 30ste Strahl der höchste. „Pinnis squamis destitutis“ könnte als Characteristicum für Platessa Flesus angegeben werden, wenn es mehr in die Augen fallend wäre. An der Basis der Flossen zwischen je zwei Strahlen findet sich eine Dornwarze; sie ist viereckig, und sitzt so lief in der Haut, 148 dafs es schwer ist, sie hervorzuheben. Zwischen den ersten Strahlen, wie auch zwischen den letzten, fehlen mitunter diese Warzen. Die blinde Seite verhält sich entweder eben so, oder man findet: diese Dornwarzen in dem mittlern Drit- tel; das Letzte findet sich besonders bei der Mudderskrubbe. 32—1: Zoll (nach der Gröfse des Fisches ist dies verschie- den). Vor der Basis der Schwanzfosse hört die Rückenflosse auf. Die Afterflosse verhält sich eben so: der 12te Strahl ist der höchste. N Die Brustflosse hat die ersten 2 oder 3 Strahlen un- getheilt, die übrigen gespalten. Der erste Strahl reicht über die Mitte des 2ten».der 3te und 4te die längsten. Die Bauchflosse, höher als die Brusiflosse, hat entwe- der 6 einfache Strablen, oder den 4ten und ten gespalten. Der 3te der längste. Die Schwanzflosse hat 17— 19 zweitheilige Strah- len. Die Schuppen gehen nicht mit den Strahlen bis zum äufsern Rande der Flosse. Der äufsere Rand abgerundet. Kiemenstrahlen 7; der letzte tief im Fleisch, verbun- den mit dem der andern Seite. Die Seitenlinie wenig gebogen über der Brustflosse, dann gerade aus bis zum Aufsenrande der Schwanzilosse hinlaufend. Sie ist ziemlich breit, etwas erhaben. Die Dorn- warzen begleiten die Seitenlinie, hören aber manchmal (be- sonders bei Var. a.) etwas vor der Basis der Schwanzflosse auf. Schuppen finden sich tief in der Haut verborgen, ent- weder glatt, wie bei Var. a., oder mit 3—4 Zähnen besetzt, wie bei Var. b. Die Zähne sitzen nicht so dicht zusammen als in Pla- tessa vulgaris, und von beiden Seiten ist die Ecke ihres schneidenden Randes abgerundet, so dafs jeder einzelne Zahn eigentlich einen bogenförmigen Rand hat. In einzelnen Exem- plaren stehen sie so unregelmäfsig, dals sie beinahe 2 unvoll- kommene Reihen bilden. Die am meisten ausgebildeten Ma- 149 Maxillen liegen nach der blinden Seite zu; im‘ Intermaxillar- bein 26 Zähne; im Unterkiefer 27 Zähne. — Das verkrüp- pelte Intermaxillarbein hat.13 Zähne, der Unterkiefer 18 Zähne. Die Schlundzähne wie bei’ Plat. vulg., oben: 6 Rei- hen auf 3 Knochenplatten; unten 2. dreieckige Platten. Die Haulfranzen nicht so deutlich wie bei Plat. vulg.; mitunter ganz fehlend. Die Augen nicht so vorstehend wie in Plat. vulg., ein scharfer Rand zwischen ihnen; statt der 6 Tubercula des Goldbütts finden sich hier viele Kleine. Nasenlöcher, Lippen, Mund, wie bei Plat. vulg. \ Nahrung. Muscheln, Polypen —: Algen. ai Sie werden mit dem Netze. 'oder der Angel>'gefangen; die kleimeren‘ Skrubben verbergen‘ sich halb im Sande am Ufer, und die-Knaben greifen sie mit:den Händen bei: einem Wasserstande von 1— 1}; Fußs Tiefe: Sie sind sehr allgemein im Oresund, und werden von allen Fischerplätzen nach Ko- penhagen gebracht, doch sollen die meisten von Snedkersteen kommen. Farbe verschieden. Die kleinen hellgrau‘ mit‘ gelben Flecken; die gröfseren mehr schwärzlich , mit schmutzig’ gel- ben Flecken 'olıne Bezeichnung der Schuppen. ‚Wenn man sie aus der See nimmt, werden sie dunkler, ja selbst schwarz; in‘ nicht salzigem ‘Wasser ‘verlieren sie die B..- fast au- Ber. h Anmerkungen. 1) Mudderskrubben mit Augen zur Linken 'sind nicht sel- ten, dagegen Sandskrubben mit’ Augen zur Rechten seltener vorkommen. NT 2) Diese Verschiedenheit, hinsichtlich‘ der Stellung der Augen, hat nicht, wenig zur Verwirrung beigetragen. Ret- zius in seiner Fauna suecica theilte die Pleurön. nacli der Lage der Augen ‚in Pl. oculis dextris und Pl. oculis sini- siris, und rechnete Pleuron. Flesus für 2 Species. 3) Beide Seiten farbig, ist, nicht selten, "doch. ‚häufiger bei Plat. vulgaris; beide Seiten weils ist mir nicht ‚vorge- kommen. ii 1. Jahrg. 2. Band, 11 150 Der. Darmkanal zeigt in'den Var. a. und 3. keine Ver- schiedenheit. ‘Wir haben’3 Cornua beim Uebergäng des Ma- - gens in den Dünndarm gefunden, dagegen fand sich das kleine Coecüm, welches man weiter nach unten bei Platessa vulga- ris und ihren Varietäten sieht, nach unsern Untersuchungen nicht. Ovarium und Testikel verhalten sich wie bei Platessa vulgaris. Er { B. _Microstomus., N ob; Der -Mund sehr klein; der.‚Mundspalt gerade. von. vorn nach hinten stehend (bei den ‚übrigen Pleuronecten gewöhn- lieh. schief)...’ Kein Stachel.\vor der 'Afterflosse.: «Körper glatt.) Die Flossen mit vielen Reihen: kleiner Schuppen. Die Rückenflosse:letwväs vor! der Mitte des‘ obersten’ "Aüges oder auch ‚etwas.vor demselben 'anfangend. ' \ Microstomus Iatidens. Der Sieinsauger. Zähne dicht zusammensitzend, sehr breit, Lippen dick, hellroth. -Der kleine Finger einer Mannshand kaum in die Mundöflnung einzubringen. In. Skovshoved. nennt man ihn: „‚Steensuger“, in Gille- leie ;,‚Mareflyader‘. ‚Auf dem Fischmarkte in Kopenhagen heifst ‚dieser, Fisch bald .Steensuger, bald Mareflynder, bald breiter Mareflynder, bald grauer Mareflynder. Es giebt davon 2 Varietäten, die, weil sie nicht genau gekannt ‚sind, eine Menge ‘von Unrichtigkeiten in den inblur- historischen Schriften hervorgebracht haben. Var. a. Haie D 0 EEE >> V. C. Br. TVertebrae. rn 92 73109 6 17 °7 46 Skovshoveder) 93 72.1010 5 ..20. 7 47 Exemplare ) 90 71 1110 5. 19 7. ..48 k Y1 074 "ID, or mu er "789 Aa 10 6 10 Gilleleier) 92 741010 6 18 Exemplare 91 70 1010 619 2 3 110 5 18 151 Bei diesen 8 Exemplaren war die Kopflänge 7 Mal in der Totallänge enthalten. Totallänge. Kopflänge. Breite am Gröfste Breite. Anus. 154 21 4 53 trifft von wi y 4ı 7, } Vertebra +92 1-5 2. 3 21—26. Var. 2 D. 4. P. Ventr. Caud. 90 72 10,10 6,6 18 90 72 10.10 6,6 17 93 74 11,10 5,9 17 Totallänge. Kopflänge. Breiteam Anus. Gröfste Breite, 174 2; 4} 62 144 2,5 2, 5; Bei dieser Varietät ist die Länge des Kopfes 6 Mal in der Totallänge, enthalten, und ungefähr 5 Mal (oder etwas mehr) in der Länge von der Schnauze bis zur Basis der Schwanzflosse. — Faber hat in der Isis 1828 pag. 884 und pag. 886. 2 Species Pleuronecten aufgestellt, die wahrscheinlich diese bei- den Varietäten beschreiben. Ihre Namen sind Pl. quadri- dens und Pl. microstomus. In einer spätern Arbeit, welche er auf Dänisch an die Gesellschaft der Wissenschaften ein- lieferte, hat er den Pleur. quadridens unterdrückt, und ihn als identisch mit Pl. microstomus angenommen. Nilsson in seinem Prodrom. pag. 53. führt 2 Pleuronectes an, die wir mit unsern beiden Varietäten, nach dem, was wir selbst im Museum zu Lund gesehen haben, für identisch halten. Das Kennzeichen der Länge trifft bei unsern Varietäten zu, das Kennzeichen der Breite triflt bei uns in den wenigsten Exem- plaren zu. Unglücklicher Weise hat aber Nilsson einen Theils diese Varietäten zu streng geschieden, indem er sie nach Faber’s Vorgang zu Species erhob, andern Theils führte er einen unbestimmten Namen Pl. Cynoglossus Lin. nach Gronov. ein. Reinhardt hat aber in seiner Kritik über Nilsson’s Schrift (cf. Maanedskrift for Literatur. K;jo- benhavn 1833. Ates Heft) Unrecht, und zeigt nur, daß er die 112 152 Varietäten nicht kannte. "Wegen der Synonymie von Pleu- ronectes quadridens Fabricius (in Videnskubs 'Selsk. Afh. Tom. IV.) bitten wir eben diese Monatschrift nachzusehen. Der Kopenhagener Steensuger stimmt übrigens hinsichtlich der Lage des Anus, des Breiteverhältnisses, wie auch hinsichtlich der Anzalıl der Zähne, nieht mit der Angabe des Fabricius. Faber berührt ebenfalls 2 Punkte, die, wenn sie genau sein sollten, durchaus eine Synonymie nicht zulassen würden. Er kennt nur 3 Kiemenstrahlen, und giebt die Schlundzähne ähnlich denen der ‚Plat. vulgaris an. Wir bitten unser Ein- theilungsmoment.im Anfange des Aufsatzes nachzusehen. Der dänische Name .Mareflynder‘: bedeutet Pleuron. St. ‚Mariae, und Steensuger nennen sie ihn, weil ‚die Fischer behaupten, er sauge sich an den Steinen des Meergrundes fest. Wir betrachten beide Varietäten hier zusammen. Die Rückenflosse hat neunzig und» einige einfache Strahlen, welche mit ihren weilsen, zurückgebogenen Spitzen vor der röthlichen Zwischenhaut vorstehen. Ungefähr in der Mitte hebt; sich die Flosse; die längsten Strahlen findet man zwischen 50—60—65. (In einem Exemplar von 154 Zoll Länge maßen sie 15 Zoll.) Die Glieder der Strahlen sind sehr klein und stehen dicht zusammen. Strahlen und Zwi- schenraum mit sehr vielen Reihen kleiner Schuppen. Die Afterflosse hat 70 und einige einfache Strahlen; die längsten fallen von 40—50. Die Afterflosse und Rücken- flosse haben einen gegenständigen Endpunkt, ungefähr 4 Zoll vor der Basis der Schwanzflosse. Der Bogen, welchen die Zwischenhaut zwischen je zwei Strahlen bildet, ist in beiden von hellrother oder orangegelber Farbe. Die Brustflosse hat 11,10 (oder 10,9) Strahlen; der erste ist länger als die Hälfte des 2ten; der 2te unge- fähr so lang wie der 3te; beide einfach, ohne Schuppen. Der 3te ist 2- oder 4theilig, der Ate und die übrigen 4thei- lig (in größseren Exemplaren auch 6- und $theilig). Alle Strahlen fein geschuppt. Die Bauchflosse höher als die Brustflosse, manchmal in gleicher Höhe, und zuweilen (doch selten) ist die. Brust- 153 flosse höher als die Bauchflosse, zumal auf der' weilsen Seite. "Die Bauchflosse hat 5 Strahlen, von (denen die zwei ersten einfach, die andern aber am Ende getheilt sind. Zuweilen sind alle (den ersten Strahl ausgenonimen) getheilt; der mit- telste Strahl ist der längste. Die Schwanzflosse hat 18—20 Strahlen, von denen die mittelsten in kleinen Exemplaren. ziemlich beständig 7—Stheilig sind; in größern Exemplaren findet; man sie 16theilig, obschon sie beim flüchtigen Blick nur Stheilig zu sein scheinen. Der Aufsenrand der Schwanzflosse ist rund; die Länge der Schwanzflosse war 21 Zoll in einem Exem- plar von 15 Zoll. Die Schuppen gehen ‘hoch hinauf, und lassen nur einen kleinen freien Zwischenraum zwischen den einzelnen Strahlen. Kiemenstrahlen findet man. 7, der letzte, mit dem der andern Seite vereint. 3 liegen unter dem Kiemendeckel, und können nicht gesehen werden, wenn man nicht die Kie- menhaut vom Operculum, Interoperculum und Subopereulum losschneidet. Sollten sich Faber’s' 3 Kiemenstrahlen auf diese Weise entschuldigen lassen? Die Seitenlinie senkt sich ein wenig im Anfang und bildet eine ziemliche Bucht über der Brustllosse. Vom Ende der Brustflosse geht sie in einer ‘schnurgeraden Linie über die Schwanziflosse. Die Seitenlinie ist etwas erhoben, breit, mit röthlichen Drüsenöflnungen. In der Seitenlinie sind die Schuppen kleiner, als anderswo am ‚Körper. Die Schuppen sind länglich, decken einander wie Dach- steine, der vordere Rand ist rund und fein erenulirt. Sie liegen sehr tief in der Haut. Alle Schuppen glatt. Die Anzahl der Zähne haben wir verschieden ‚gefunden, bei Var. a.: Dentes max. sup. 0, 12—13 0, 16. max. inf. 1, 12 1, 15. bei Var. b. Dentes max. sup. 0, 17. max. inf. 1,17. Der meist ausgebildete Unterkiefer liegt auf der blinden Seite, 154 zeigt 12, 15, 17 dicht zusammenstehende Zähne, von denen die 3 vorderen die größten sind. Sie sind dünner an der Wurzel, werden dann dicker, 'und sind von der Mitte bis zur Krone vorn wie abgeschliffen; in jedem Zahne findet sich ein kleiner Einschnitt. Der verkrüppelte Unterkiefer hat jedesmal einen Zahn, der gröfser als die andern ist; in größseren Exemplaren kommen zuweilen 2 Zähne vor. In dem ausgebildeten Intermaxillarknochen, welcher hin zur weißen Seite gewendet ist, findet man 12, 13, 16, 17 Zähne. Im verkrüppelten Intermaxillarknochen findet man weder bei grofsen noch bei kleinen Exemplaren einen Zahn. Im Schlunde findet man oben jeder Seits 3 Knochen, die jeder 4 bis 5 spitze Zähne haben. Hautfranzen mangeln. Unten sind 2 Reihen spitziger Zähne. Augen nach rechts, das Auge an der Rückenflosse mehr nach hinten. Pupille schmal, oval. Iris spielt mit Silber- und Goldglanz. Das untere Auge liegt dicht am runden Mundwinkel. Nasenlöcher 2, beide wie ein Rohr, das vordere mit einer Hautklappe. Anus liegt der Wurzel der Brustflosse gegenüber. Kein Stachel vor demselben. i Farbe verschieden. Auf grauem, graubraunem oder un- bestimmtem dunklen Grunde findet man gelbe, rothe und dunkle Fleeke. Von Skovshoved kommen mehr braun gefärbte Exemplare; dagegen die von Gilleleie mehr hell gefärbt, oft mit Zumischung von Grün, sind. Die Kiemenöffnung hat aber stets einen dunkelorange gefärbten Rand. Die Lippen blafsroth. Nahrung. Im Magen und Darm befanden sich die Scha- len von Patella tesselata Müller. und 2 Thiere von Turbo littoreus Lin. (Littorina Ferussaec). Der Fang geschieht nur:durch Netze, da der Fisch nicht an die Angel anbeifst. Die meisten kommen als Wagenfische unter dem Namen Mareflynder von Gilleleie; diese Exemplare sind gewöhnlich grösser, als die bei Skovshoved gefangenen sogenannten Steensuger. 155 Dieser Fisch unter ‘den Pleuronecten hat dem kleinsten Ohrenstein. Der Magen ist weiter als der Darm; man findet 4 ziem- lich lange und 'großse Coeca;. 2 silzen gewöhnlich auf der ° einen Seite, eins in der Mitte und: eins auf der andern Seite. Bei Femina steigt der Darmkanal auf der blinden Seite in die Verlängerung der Bauchhöhle. Auf der: Augenseite sleigt das Ovarium hinab in diese Verlängerung; diese ist geräumiger als ‘auf der blinden Seile. Bei Mas steigt der Testis an der Seite des Darmkanals einige Zoll weit‘in die Verlängerung der Bauchhöhle, welche auf der Augenseite zur Aufnahme des 2 Mal gefalteten Darmkanals dient. . Auf der blinden Seite war diese Verlängerung der Bauchhöhle klei- ner und enger, und nahm nur den Testis äuf. Die Urinblase ist wurstförmig, und die Papilla urethra- lis ziemlich grols. Anmerk. Die Kraftanstrengungen dieses Thieres beim Beifsen müs- sen sehr energisch sein, worauf nicht allein die starken Zähne, und Fragmente von Muschelschalen in den Gedärmen, son- dern auch pathologische Zustände hindeuten. Nur bei die- sem Fisch (der durch Angelu ete. nicht verwundet. wird) kenne ich einen Bruch des Unterkiefers. Die Zähne kom- men dann im Ziekzack zu stehen, und correspondiren nicht mit denen des Intermaxillarbeins; die Bruchenden sind nicht verwachsen, doch unbeweglich, weil das Periosteum als eine schützende Knochenplatie über ihnen liegt und sie in. ihrer Lage erhält. Von Entzündung war nichts zu sehen. Zusatz. Wir bemerkten schon vorn, daß die Breitenverhält- nisse, welche Nilsson angiebt, bei unserm Fisch nicht im- mer stimmten. Nilsson gründet hierauf, wie auf das Län- genverhältnils, das charakteristische Kennzeichen. Gewöhn- lich ist freilich der Fisch so gestaltet, dafs wenn seine Kör- perlänge 7 Mal die seines Kopfes beträgt, auch seine grölste Breite, mit einer Zahl multiplieirt, die zwischen 2 und 3 liegl, ungefähr die Länge von der Schnauze bis zur Basis der 156 Schwanzflosse angeben wird. Es ist demnach leicht durch mehrfache Messungen zu erweisen, dafs für die Var. a. das Breitenverhältnils kein: Characteristicum abgiebt; wir glau- ben auch, dafs dergleichen verschiedene Verhältnisse nicht allein “die dänischen, sondern. auch die ‚schwedischen ‚Exem- plare treffen. Wir erinnern uns im Museum der Universität Lund‘ 1’ Exemplar gefunden zu haben, welches mit Pl. ma- rianus, (also wahrscheinlich Pl. Cynoglossus Lin. in Nils- son Prodrom. pag. 53. No. 1.) gezeichnet war. Die Länge des Kopfes war 72 Mal in der Totallänge enthalten; 3 Mal die gröfste Breite reichte, über den apex caudae hin; aber 2 Mal die größte Breite erreichte die basis‘ caudae bei wei- tem/nicht. Ein anderes Exemplar zeigte Kopf =+ der To- tallänge und gröfßste Breite = 4 ad basin caudae. Beide Exemplare waren aufgelegt.‘ Sind die Differenzen des ersten Fisches auf das Trocknen, Auflegen etc. zu schieben, warum zeigte da das 2te Exemplar keine so bedeutende Abweichung? Bei der ‘Var. 2. sollte»3: Mal die größte Breite die To- tallänge betragen; aber'3X 62 ist 204, nicht 174, und 3X54 — 16, nicht 144. Das Verhältnifs des 'Kopfes zur Totallänge ist ein gutes, meistens’constantes Verhältnis. Wie indessen auch dies in einzelnen Fällen uns verläfst, davon haben wir eine Probe geben wollen in der Messung mit einem * unter Var. a. Glyptocephalus. Auf der blinden Seite viele Gruben, als‘ wenn Jemand seine Finger hineingedrückt hätte (deshalb haben. wir einen Namen aus yAırro und »eye)) gebildet). Die. Zähne dicht zusammenstehend, mit einem stumpfen Rand. Schlundzähne wie bei Microstomus, spitz und zurückgebogen. Ein Stachel vor der Afterflosse. Glyptocephalus Saxicola. — Dän. Spindelflynder, Der ‘Körper mit glatten übereinander liegenden Schup- pen; Mund klein; Seitenlinie über der Brusiflosse unbedeu- tend gebuchtet; die Schwanzilosse bildet in’ der Seitenlinie 157 eine vorstehende Spitze, und ist schwarz am‘ Rande; Brust- flosse mit einem schwarzen Flecke am Ende. Syn. @f. Pleur. Saxicola Fab. Isis 1828. pag. 877. Of. Pl. nigromanus Nilsson. Prodrom. p. 55. Man nennt diesen Fisch in Kopenhagen: Uaegte Tunger, Mareflynder, tynde Mareflynder, Spindelflynder. Auf den Fischerplätzen kennt man den Namen Spindelflynder nicht. In Gilleleie nennen sie die Fischer: Unge Tunger. ' Die Fisch- ablader in Kopenhagen nennen sie auch: Tungens Ilser Unge Diese Namen sollen alle einen Unterschied von der wirkli- chen Zunge (Solea Cuv.) angeben; der letzte Name will sa- gen: „Zungenbastard“. Das Wort Spindelflynder deuten die Fischer durch: durchscheinend, weil gegen die Sonne gehal- ten, der Fisch das Licht durchscheinen läfst (demnach ist das Wort vielleicht von ef! Spind, Gewebe, abzuleiten, wenn man es nicht als corrumpirt aus Spindelflynder, dünner Flun- der, ansehen will). D. 4: P. V. c. Br. 111 92 10,10 5 20 117 102 11.11 6 24 110 98 11,11 6 22 7 105 87 12,12 6 24 116 100 10,10 6 24 116 102 11,11 6 23 Totallänge. Kopflänge, Breite am Anus. Gröfste Breite. 15; 25 3% 5% Die Rückenflosse hat hundert und einige einfache, mit weilser Endspitze vorstehende und rückwärts gebogene Strahlen, welche alle ebenso wie ein Theil der Zwischen- haut auf beiden Seiten beschuppt sind. In der Mitte alle Strahlen gleich hoch. Die Rückenflosse hört +— 5 Zoll vor der Basis der Schwanzflosse auf. Die Zwischenhaut' ist bräunlich mit kleinen Flecken. Zuweilen sind die letzten Strahlen der Rückenflosse zweitheilig- ‚Die Afterflosse verhält sich wie die Rückenflosse. Die Brustflosse ist an ihrer Wurzel, 'ebenso wie ihre Stralilen und Zwischenhaut, fein geschuppt. Sie hat einen schwarzen Fleck am Eude der Strahlen. Der erste Strahl 158 reicht über die: Mittedes:2ien; der’ 2te und 3le ungefähr gleich lang; der 4te und öte die längsten.‘ In kleinen Exem- plaren die ersten 3 Strahlen einfach, die übrigen zweitheilig; in.grofsen Exemplaren die beiden ersten Strahlen einfach, der 3te zweitheilig, die übrigen viertheilig, mit Ausnahme des letzten, der nur zweitheilig ist. Die Bauchflosse höher oder in gleicher Linie mit der Brustflosse; sie hat 5— 6: Strahlen, von denen der erste ein- fach, die andern 2- oder .4theilig; alle fein geschuppt. Die Schwanzflosse bildet in der Seitenlinie eine Spitze, ist schwarz am Ende, und die schwarze Farbe geht zwischen die Strahlen hinauf. Die Strahlen sind 4, 6, 8 bis 16theilig und an beiden Seiten beschuppt. Kiemenstrahlen 7, der letzte tiefer im Fleisch, ver- wachsen mit dem der andern Seite. Die Seitenlinie ist wenig gehoben, ziemlich breit, ausgenommen auf der Schwanzflosse, wo sie schmäler wird. Ueber der Brustflosse macht sie eine unbedeutende Bucht. Die beiden Schuppen, welche jeder Seits der Seitenlinie zu- nächst sind, ein wenig ausgebogen. In der Seitenlinie liegt eine Drüsenschuppe tief versteckt; die Drüsenröhre durch- bohrt die Schuppe nicht, sondern bildet nur einen Halbkanal, den die eigentliche Schuppe vervollständigt. Nur die vorderste Hälfte der Schuppen ist mit Haut be- deckt; sie liegen wie Dachsteine über einander, vorne klei- ner, nach dem Schwanz zu gröfser, mit einem crenulirten verborgenen Rande. Dte einzelnen Schuppen sind oval. In unsern Spindelflyndern findet man keine scharfe, rauhe Schup- pen; auch mit dem Mikroskop lassen sich keine Cilien daran sehen. Beim Ueberstreichen mit der Hand fühlt man die Abtheilung der Schuppen. Faber giebt bei seinem Pleur. Sazxicola an „squamis denticulatis.“ Wir haben nie einen Spindelflynder bekommen, der diese Eigenthümlichkeit der Schuppen gezeigt hätte. Der Professor Reinhardt glaubt ebenfalls, dafs hier ein Irrthum von Seiten Faber’s obwal- tete. Möglich indels, dafs da, wo Faber diesen Fisch un- 159 tersuchte, ebenfalls wie hier Platessa vulgaris auch mit squa- mis ciliatis, Exemplare mit rauheren Schuppen vorkommen. Die Zähne gleichen an Gestalt ungefähr denen des Mi- crostomus, aber sie sind bei weitem nicht so breit und so grols. Das vollkommen ausgebildete Intermaxillarbein liegt nach der blinden Seite hin, und hat 21 Zähne; ihm entspricht der vollkommene Unterkiefer mit 21 Zähnen. Das verkrüp- pelte Intermaxillarbein hat H, die verkrüppelte Untermaxille 10 Zähne. Die Schlundzähne oben auf 3 Knochen, jeden mit 6—8 Zähnen, die eine dicke Spitze haben, wie die Schlundzähne von Microstomus oder Limanda. Unten 4 Rei- hen ähnlicher Zähne auf 2 Knochen. Die Augen großs, rechts, und 'so schief, dafs der hintere Rand des unteren ungefähr die Mitte des oberen, viel grö- Sseren Auges iriflt. Ein scharfer Rand ist zwischen ihnen. Das Augenlied großs, Pupille oval, blau; Iris silbern mit Goldglanz. Nasenlöcher auf der Augenseite 2; das vordere ein aufreehtstehender Hauteylinder, das hintere ein Spalt; sie lie- gen vor dem Augenrande. Die andern 2 Nasenlöcher liegen weit vor dem Anfange der Rückenflosse. Der Kopf ist merkwürdig durch die vielen Vertiefun- gen (Drüsengruben?), besonders ‘auf der weilsen Seite, von denen die meisten nach dem Rücken hin liegen; doch findet man 3—4 beständige Gruben auf dem Praeoperculum beider Seiten. Vor dem obersten Auge findet man ebenfalls einige Gruben, wie man auch 3 Gruben in jedem Ramus der ma- zilla inferior findet. Anus liegt ungefähr in der Mitte zwischen der Basis der Bauchflosse und dem Afterstachel! Der Afterstachel nicht sehr vorstehend, oft beinahe verborgen. Farbe hell graubraun, mit einem dunklen Scheine an der Gränze der Schuppen. Die Zwischenhaut der Flossen mit braunen Flecken. An des Kiemendeckels äufserstem Ende eine orangegelbe Färbung. ‘An einzelnen Stellen haben die Schuppen einen grünlichen Schein. Die blinde Seite weiß, mit vielen schwarzen Punkten getüpfelt. 160 Nahrung. Im’ Magen waren Fischrogen, Nereiden und Ophiura. - Fang. Mit dem Netze, am häufigsten und gröfsten fängt man ihn bei Gilleleie; kleinere Exemplare kommen ‘auch von Taarbek und 'Skovshoved. Im Ganzen. werden nur‘ wenige Spindelflynder gefangen. Faber giebt an, dieser Fisch fiele von Mai—Juni; in Kopenhagen sind sie zu allen Jahreszei- ten ungefähr gleich häufig, vielleicht zu Anfang des Winters noch’ reichlicher. Der Magen geräumiger als der Darmkanal; am Ueber- gange des Magens in den Dünndarm sieht man 2 Coeca, und etwas weiter nach unten 5 Coeca, alle an einer Seite des Darmes, eins hinter dem andern in einer Ausdehnung von 2 Zollen. Der Darm geht, wie beim Microstomus, in die Verlängerung der Bauchhölle. Anmerkung. Ueber Faber’s Pleuron. Saxicola haben wir uns schon obenbei den Schuppen ausgesprochen; aber wir wiederholen hier, dafs wir Faber’s Fisch und unsern G@lyptocephalus. für ein und dasselbe Thier halten. Wir haben bei Nilsson’s Pl. nigromanus ein Conferatur gesetzt, weil Nilsson’s kurze Beschreibung durchaus auf unsern Fisch‘ pafst, dieser Schriftsteller aber das Characteristicum, die Gruben des Ko- pfes, gar nicht erwähnt. Wie Acerina ‚Cuwv. sich dadurch von Perca unterscheidet, eben so dieser Pleuroneet von den andern. Limanda. Ein .Afterstachel. . Seitenlinie bedeutend gebogen über der Brustllosse. Zähne aufrecht, kaum etwas nach hinten gebogen; jeder Zahn mit einer kurzen, dicken Spitze, ähn- lich einem Troikart. Die Augenseite rauher beim Gegen- strich (jede Schuppe mit 10— 14 Zähnen) als die weilse Seite (jede Schuppe mit 1—:3—5 Zähnen). Limanda vulgaris. Dän. Slette. Im Dänischen Slette „die Glatte‘ genannt, im Gegen- satz zur „Skrubbe“, .die die Hand verletzt. 161 Syn.. Pleuron. limanda Nilsson Prodr. pag: 56: Pas- ser asper sive squamosus. Schoneveld. Ichthy. pag. 63. (Pleuron. platessoides Faber.: Fische Islands, ob- schon Faber selbst die ‘Synonymie auflührt, ist un- richtig.) TE C. Br. Vertebrae.‘ ‘Costae. D. 4. P. V. 70 54 109 6 17 7 40 8 65 50 109 6 18:,» 7 39 3 5 109 6 18 7 39 70 52 10,9 6 18 7 . Totallänge. Kopflänge. Breite am Anus. Gröfste Breite. 102° 21 ad ang. operce. - 34 41 fällt von 12 | 12 adıspin. occip. 4 5 :\Verteb. 12 ‚8; 2 ad ang. operc. ı, © 3% „ — )b.Vert.14. Die Processus der vertebrae colli ziemlich klein; ‘costae vonder 4ten.an ziemlich lang, aber diagonallaufend. Die Rückenflosse enthält. 65— 73 einfache ‘Strahlen, von denen die: von dem 30—37.die'höchsten 'sind.'' Diese breiteste Stelle. trifft etwas 'vor 'der'-Mitte ‘der Totallänge. Jeder einzelne Strahl steht vor‘ der Zwischenhaut' mit einer weißen Spitze vor, und ist belegt mit einer einzelnen 'Reihe- Schuppen. : Auf der ‚blinden Seite findet man diese Schuppen nur aufden längsten‘ Strahlen, und ‘dann bei weitem nicht so hoch hinaufgehend. Die einzelnen ‘Schuppen liegen über einander, ziemlich tief in der Haut, und zeigen an, der Wur- zel der: Strahlen ungefähr 6—8 Cilien, an dem Ende des Strahls 2, 3— 4 Cilien. » Die Zwischenhaut dünner als bei Platessa vulgaris, frei. Die Afterflosse hat 50—56 Strahlen: von 15—22 die höchsten. Sonst‘ wie die Rückenflosse; sie hört der Rücken- Nlosse gegenüber auf, und läfst einen Zwischenraum zwischen sich und der Basis der Schwanzflosse von +—2 Zoll. Die Brustflosse besteht aus 11 (10) oder 10 (9) Strah- len, von denen der erste die Mitte des 2ten lange nicht er- reicht; ungefähr 4 des 3ten. Der 2te ungefähr = dem 3ten, der 4te der größste; die ersten 4. Strahlen nur geschuppt, die andern glatt; die ersten 2 Strahlen einfach, die andern zwei- spaltig. 162 Die Bauchflosse hat 6 Strahlen; der 3te der gröfste. Nur die beiden‘ ersten: geschuppt; in ‚einzelnen Exemplaren alle Strahlen, den 'ersten düsgenommen, zweigetheilt; in an- deren Exemplaren keiner. gespalten, oft nur der 4te Strahl ' zweitheilig. Die Bauchflosse höher als die Brustflosse; in einzelnen Exemplaren finden sich Bauchflosse und Brustflosse auf der Augenseite in einer: Höhe, und in diesen Exemplaren sitzt auf der blinden Seite‘ die 'Bauchflosse tiefer als die Brustilosse. Die Schwanzflosse gernndel; alle Strahlen, ‘die letz- ten ‚ausgenommen, 2theilig. Zwischenhaut frei; die Schup- pen laufen an der Seite der Strahlen bis nahe zum Ende. Kiemenstrahlen 7; der letzte vereint mit dem der andern Seite, Seitenmlinie aufsteigend, ‚macht eine aale bedeutende Bucht. über.der. 'Brustflesse, senkt sich ‚äber,wieder (etwas vor dem: Ende.der Brustilosse, und. geht in.gerader Linie hin über‘ die; Schwanzflösse. "Die Drüsenröhren: sind ‚lang, und liegen zwischen »2 Reihen Schuppen; ilire Oeflnung 'undeut- lich in. einem: sehr spitzen Giebel. Die Sehuppen auf dem’ Operculum, Dramen und in negione ‚abdominis ‚sind ‚entweder gar. wicht, oder kaum sich! deckend; dagegen an der-hintern Körperhälfte und hin zum Rücken: über einander liegend wie Dachsteine. Sie lie- gen in.der Haut verborgen; die Cilien stehen hervor.‘ Der vordere Rand der Schuppe rund, erenulirt; der hintere mit 10—12—14 unglsieben Fallen besetzt und‘ ebenfalls ziem- lich rund. Die Zähne sind der Anzahl nach. ziemlich beständig. Im ausgebildeten Intermaxillarbein 22, im ausgebildeten Un- terkiefer 23; im verkrüppelten Intermaxillarbein 9 und im verkrüppelten Unterkiefer 14 Zähne. Die Zähne unter ein- ander ungleich; die vorderen die größten. Zwischen den einzelnen Zähnen ein Zwischenraum. Im Sehlunde findet man oben 2 Platten, jede aus 3 Knochen bestehend, auf jedem Knochen eine’ Reihe von 6—8 Zähnen, die den Zähnen des Mundes gleichen, aber stärker 163 sind. In dem untern Theil: sieht man zwischen den mittel- sten Kiemenbögen.2 nach vorne eonvergirende Platten, jede mit 2 Reihen Zähne, von denen die größsten am innern Rande stehen. Die Hautfranzen fehlen ganz. Augen liegen nahe an einander, mit einem Sattel von einer Linie Breite zwischen sich. Das höchste Auge mehr nach hinten; Augen grofs, vorstehend; Pupille grofs, blau, oval; der kleinere Kreis der Iris mit brandgelbem Goldglanz, der übrige Theil der Iris silbern. Nasenlöcher 2 auf der Augenseite. Das vordere ein Hauteylinder, das hintere eigentlich ein grofses Loch., Die andern beiden eben so gebildet liegen vor der Rückenflosse. Lippen zurückgefaltet, nicht so fleischig als bei Plat. vulg. Unterkiefer länger als der Oberkiefer. Afterstachel immer vorstehend. Farbe. Eben aus der See genommen aschgrau mit einer Mischung von Gelb, zuweilen mit unregelmäßsigen gelbroihen Flecken. Einzelne Exemplare kommen 'auch vor, die dunkel schwarzbraun sind. Eine schwarze Linie begränzt die Wur- zel der Rückenflosse und Afterflosse. — Unregelmäfsige ocher- gelbe Flecke, in denen die Gränze der Schuppen durch brau- nere Farbe angegeben ist, sind hier und da auf der Augen- seite zu sehen. Der Fang geschieht mit Netzen und Angel überall im Oresund. Sie kommen zu Markt von Skovshoved, Gilleleie, Hornbeck und vom Kanonenwerk. Nahrung. Im Magen Bruchstücke von Crustaceen (un- ter andern Palaemon Squilla) und Ophiura lacertosa. Der Darmkanal ähnelt dem‘ der Plat. vulg. 3 Cornua am Pylorus, aber schon wirklichen Coecis gleichend; ungefähr '2 Zoll tiefer ein Ates Coecum. Sämmt- liche Coeca spitzer als bei Plat. vulgaris. U. Hippoglossus. Cuv. Pinna dorsali in medio oculi superioris incipiente; den- tihus recurvatis, aculis, distantibus in maxillis et Jaucibus. Corpore oblongiore. 164 A. Hippoglossus. Mihi. ‚Papilla urethrali deficiente; urethra et ductibus deferen- tibus pone anum in cloacam communem urogenelicam se ef- ‚Fundentibus. ' Hippoglossus maximus. Minding. Dän. Helleflynder. B. Hippoglossoides. Mihi. Papilla urethrali in’ latere oculato (minime Pone anum). Oviduclibus in utroque latere ani (non in cloacam) Der se effundentibus. Hippoglossoides Limanda. Jydetunge. Hippoglossus. maximus. „‚, Körper ‚glatt, im. Unterkiefer. eine Reihe, Zähne, und fin- det man eine zweite, so ist;,sie sehr unvollständig, und im- mer nur vorne. Im Oberkiefer 2 Reihen Zähne. Seitenlinie macht eine starke Beugung über der Brusiflosse. Schwanz- flosse halbmondförmig geschweift.. ‚Die letzten 10 Radien der Rückenflosse und Afterflosse 2theilig. ‚Syn. Pleur. Hippoglossus L: Bloch Tab..47. ‚Dän. Hel- lefiynder. .D. 4. P. V. c Br. 102 76 17,16 6 19 7 103 sl 16,16 6 17 7 103 74 17,17 6 19 Totallänge. Kopflänge. Breite üb. Anus. Gröfste Breite. 124 23 ad 34 43 n 164 1} angul. 4 ' 54 32 8 .Joperculi Die Rückenflosse hat ziemlich beständig 102 — 103 Strahlen, alle einfach, mit einer weilsen ‚Spitze vorragend; in vielen Exemplaren . sind die letzten 10 Strahlen 2theilig. Auf jedem Strahle findet man viele Reihen schmaler, dünner Schuppen, die aber so. tief in der Haut liegen, daß sie Drü- senpunkten ähnlich sind. Diese, feinen Schuppen sind .unge- fähr 165 führ 6 Mal so lang wie breit: (Nilsson ‚Prodromus ‚sagt? pag. 57. „pinnis nudis“,,das wäre wohl hiernach zu berichtigen )- Die höchsten Strahlen fallen. in. der..Gegend des. 40sten. 1: Zoll oder etwas mehr vor der, Basis der Schwanzflosse endet die Rückenflosse. Die Afterflosse hat 70—80 Strahlen, verhält sich’ ana- log. der Rückenilosse. Die größsten Strahlen von 18 — 20 — 22. Die Brustflosse mit 16 oder 17 Strahlen. Der erste erreicht die Mitte‘ des 2ten oder ist, auch 'etwas höher; ‚der 2ie kommt dem 3ten an Länge gleich; der ‚4te,,und 5te die höchsten; die beiden ersten ungetheilt, der 3le 2theilig, die übrigen 4theilig. Die Bauchflosse, höher als die Brustilosse, besteht nur aus 6 Strahlen; die beiden vordersten einfach, die, übrigen gespalten; der 3te Strahl der längste, Die Schwanzflosse, weun sie ausgebreitet ist, ausge- schnitten wie ein Halbmond; die mittelsten Strahlen S—16- theilig. Kleine Schuppen, wie wir sie.bei der. Rückenilosse be- schrieben haben, findet man,rüberall ‚auf, diesen ‚Schuppen. Kiemenstrahlen sind 7; 6 liegen zu Tage, der ie verdeckt durch, die Kiemenhaut;. er ist mit. dem der andern Seite verbunden. Die Seitenlinie steigt zum Rücken ihinauf über ‚der Brustflosse, und senkt sich hernach in. 2 bedeutenden Schlan- genlinien, bis sie am Ende der Brustflosse gerade aus: über die Schwanzilosse hingeht. Die Drüsenöffnungen sieht‘ man nieht deutlich, In der Seitenlinie findet : man die. Drüsen eingeschlossen in kleinen Röhren, die dicht an einander ge- fügt sind. Die Schuppen sind sehr verschieden. Auf dem Kopfe sich einander deckend, aber so, dafs zwischen 2 Reilıen Schuppen, die sich decken, mehrere kleinere zwischen- gefügt sind; im lebenden Fisch gleicht das Operculum und Praeoperculum dem Chagrin. Auf dem übrigen Körper lie- gen die Schuppen viel tiefer in der Haut, und jede einzelne Schuppeizeigt auf ihrem freien Rande einen (Drüsen-?) Pankt. 1. Jahrg. 2. Band, 12 166 Am Schwanze' liegen 'sie nieht so tief in der Haut, und decken einander wie Dachziegel. Die Achselgrube und die Stelle, worauf die Brustilosse raht, wenn sie am Körper liegt, ist ganz glatt, ohne Schuppen. Zähne stark und krunım; der vordere stärker, und häu- fig abgebrochen. Im Oberkiefer 2 Reihen Zähne, und Zähne an den Kiemenbögen; im Schlunde oben 3 Knochen, jeder mit 2 Reihen Zähne besetzt; die vordere Reihe besteht aus vielen kleinen, die hintere dagegen aus 3—6 Zälinen, die grofs sind und den Zähnen des Mundes ähneln. Unten”findet man eine Reihe kleinerer Zähne auf jeder Seite; Hautfranzen oder Drüsenapparate finden sich viele im Schlunde. Augen stark hervorragend. ‘In einem Exemplar von etwas über 24 Fußs war das Auge 42 Zoll breit, 48 Zoll lang und -% Zoll vor der Haut vorragend. Die Breite des Knochensattels zwischen den Augen war -% Zoll, und der Abstand eines Auges von dem andern an der schmalsten Stelle, die Weichtheile mitgerechnet, 1 Zoll. Pupille verzo- gen, blau; Circulus minor iridis silbern mit gelb; das obere Auge weiter nach hinten, das untere an den Rand des Ober- kiefers stofsend. Nasenlöcher. 2 dicht an einander, das vordere mit einer Hautklappe; das hintere ein Loch. Sie sitzen ungefähr in der Mitte zwischen den Augen, und in der Mitte zwischen dem obersten Auge und Intermaxillarbein. Lippen gefaltet, nicht sehr dick; Unterkiefer länger. Vor der Afterflosse tief in der Haut ein Stachel, den ich in kleineren Exemplaren aber auch habe vortreten schen; nach der Construction zu urtheilen ist er’ aber wohl bestimmt versteckt zu bleiben. Farbe bräunlich mit einer Mischung von Gelb und Grün; die Gränze der Schuppen bezeichnet mit einer schwarzen oder dunklern Farbe; kleine Exemplare haben mitunter einen | röthlichen Flossenrand, wie Microstomus Sazxieola. Der Fang geschieht mit Netzen oder mit der Angel; die meisten kommen aus dem Kattegat; man fängt aber gleich- wohl kleinere Exemplare im Oresund (Nilsson Prodrom. 167 pag. 58: „numgidm vero freium Oeresund intrans, quan- tum scio‘‘ verdient Berichtigung). Meine Exemplare waren zwischen Taarbek und Skovshoved gefangen. Faber nimmt an, es sei übertrieben, wenn Anderson diesen Fisch eine Schwere von 400 Pfünd erreichen läßt; es sind in Bähuus Exemplare von 720 Pfund gefangen worden. Cf. Nilsson’s Prodrom. pag. 58. ’ Nahrung. Im Magen fanden sich Trigla Gurnardus, Agonus Cataphractus Schn., Gadus merlangus, Gadus Cal- larias. — Nebenbei Fucus membranifolius et Brodiaei. Der Magen großs, ähnelt dem Magen des Rhombus, ist aber an der Yalvula pylori nicht so zusammengezogen; ‚es finden sich 4 Coeca; eins an die Curvatura major geheftet durch Zellgewebe, und 3 auf der andern Seite, von denen das letzte das längste ist. Der übrige Darmkanal ist, etwas mehr als 3mal so lang wie das längste Coecum. Der Dickdarm vom Dünndarm durch eine Yalvula Coli abgeschieden, und viel weiter als der Dünndarm. Besondere. Aufmerksamkeit verdient das Sysiema uro- poöticum und das Systema genitale. Systema uropoeticum. Die Urinpapille fehlt, und dieser Fisch folgt in dieser Hinsicht der Bildung der übrigen Fische. Man findet an der scharfen Kante des Bauches nur 2 Oeflnungen hinter einander; das erste ist der Anus, das andere eine Cloake, wohin 2 weite Ductus deferentes und die noch weitere Urethra sich öffnet. Die Blase ist wurst- förmig und geht so dicht an die Nieren, dafs man Ureteren nur mit Mühe entdeckt. Diese Bildung kommt bei den Pleu- ron. Lin., welche bei uns sich finden, nicht weiter vor; denn in Platessa Cuv., Rhombus Cuv., Solea Cuv. ist das Urinsystem von dem Genitalsystem dem Orte nach getrennt. Systema genitale. Beim Mas findet man 2 große, beinahe 3kantige Testikel, welche eine Jueisura haben (ähn- lich der Leber, wo die V. Portarum eintritt); hier finden sich viele feine, häutige Kanäle, die zusammengewachsen sind und sich in einen Ductus deferens endigen; — das wäre wohl das Rudiment einer Epididymis; der Ductus deferens ist auf 12° 168 der 'einen Seite ‘geräumig genug für den kleinen Finger; ‚auf der andern Seite liels sich -&ine gewöhnliche Federspuhle ge- mächlich einführen. ‘Beide laufen, dicht verbunden mit der Blase, auf jeder Seite derselben hin‘ zur Jncisura testis, und vertheilen sich da in viele Aesichen. Man kann den Testis mit Luft aufblasen (wie die Lungen)‘ ohne daß er zerreißst. Ueberhaupt verdiente wohl der Testikel des Hippoglossus eine nähere Untersuchung, die einen Theils leicht ist (da er sich bequem injieiren läfst) und andern Theils auch, wohl grofses Licht auf die Construction’ dieses Organs bei andern Fischen werfen würde. Die Testikel und Nieren bleiben in der Bauchhöhle, und beim Mas fehlt eine, Verlängerung der Bauch- höhle durchaus. Bei Femina kennen wir das Verhalten der Ovarien und der Bauchhöhle noch nicht genau. Hippoglossoides Limanda. Auf der Augenseite mit ciliirten Schuppen, die sich dachziegelföormig decken; die Seitenlinie gerade; in jeder Maxille eine Reihe Zähne. Die Strahlen der After- und Rückenflosse nirgends 2theilig. Die Schwanziflosse mit einen spitzen Winkel. Afterflosse und Rückenflosse mit scharfen Schuppen. Syn. Pleur. limandoides Bloch. tab. 186. — Faber, Isis 1828. pag. 878. — Pl. Linguatula Müller. Prodrom. fo. 377. — Pontoppidan, Danske Atlas Tom. T. tab. 27. Dänische Namen: Mareflynder, Tungens Hoer Unge, Uaegte Tunger. Jydetunger — Jydekjaerling. Wir geben zuerst die Beschreibung des Fisches, und wollen hernach zu beweisen suchen, dafs dieser Fisch der Pleur. Linguatula Auctorum danicorum sein muß, Costae. Vertebrae. D. A. 2 Ventr. C. Br. 7 45 s5 64 10.10 6 17 8 45 87 65 10,10 6 19 8 45 84 64 10.10 6 18 8 86 65 11,11 6 18 8 8 65 11,10 6 18 8 83 64 11,11 6 18 s 4169 Totallänge. Kopflänge. Breite am Anus. Gröfste ‚Breite. 114 Zoll 1} \ad opere. 23 ‚331 trifft den 104 - 3.1 angul. — 34 f15. Wirbel. Die Rückenflosse besteht aus einigen achtzig, einfa- chen Strahlen, die mit ihren weilsen zurückgebogenen Spit- zen vor der Zwischenhaut hervorragen. Die ersten 4 bis 5 Strahlen haben keine Schuppen; dann fangen ‚sie an. mit Schuppen bedeckt: zu werden, die zuerst nur: einen kleinen Theil der Strahlen einnehmen, nach und nach aber den Strahl in gröfserer Ausdehnung; bekleiden, bis die mittelsten! ganz beschuppt beinahe. bis an die ‚Spitze hin. erscheinen. Auf der weilsen Seite konnte ich keine Schuppen, selbst nicht auf) den. größsten Strahlen auffinden. ' Diese Schuppen | fallen scharf jgegen ‚die Hand auf, durch 6—8 Cilien; oder Zähne, welche die gröfsten haben. ‘Die Zwischenhaut glatt. Die gröfsten Sirahlen von 30—40. Die Rückenflosse endigt sich 75 —: Zoll vor der Basis der Schwanzilosse. Die Afterflosse hat 64 oder 65 einfache Strahlen, die sich eben so wie die Rückenflossen verhalten. .. Die.ersten. 2 Strahlen ohne Schuppen. Die längsten von 20— 25. Die Brustflosse hat gewöhnlich 10—11 einfache Strah- len... Auf der Angenseite alle‘ Strahlen beschuppt:'bis zur äußersten Spitze; auf der blinden Seite nackt. Die Zwischen- haut frei. Der Iste Strahl halb so lang als der 2te, der un- gefähr die Länge des 3ten hat; der 4te:der längste. Die Bauchflosse über der Brustflosse, und'hat 6 ein- fache, auf der Augenseite mit einer Reihe scharfer ‚Schuppen bedeckte Strahlen, von denen der 3te und der Ate die höch- sten sind. Die Schwanzflosse hat von 17— 20 Strahlen, die eigentlich ohne Schuppen sind; dagegen, liegt auf jeder Seite eines Strahles eine einfache Reihe ziemlieh grofßser Schuppen, welche dem Strahl bis zur äulsersten Spitze folgen. ‚Der Aulsenrand der Schwanzilosse ist ziemlich'rund, hat aber eine vorstehende Spitze, welche vom miltelsten Strahle und der Seitenlinie gebildet wird. Zusammengefältet gleicht der Au- Ssenrand der Schwauzilosse einer Pfeilspitze. 170 Kiemenstrahlen finden sich überall’8, der letzte ver- bunden mit dem der andern Seite. Beim Aufheben des Kie- mendeckels zählt 'man 5, um die 3 übrigen zu sehen, mufs man’ die. Kiemenhaut vom Kiemendeckel ablösen. Dies ist der einzige Plewonectes unserer Gegenden, welcher 8 Kie- menstrahlen zeigt; alle übrigen haben nur 7, und nur aus- nahmsweise habe ich ein einziges Mal bei Pleuronectes Solea Lin. 8 gefunden, was also jener Behauptung Keinen ‚Eintrag thun kann. Y Die Seitenlinie senkt sich etwas über der Brustflosse, wird aber wieder gerade am Ende der Brustflosse, und geht in dieser Richtung fort bis zur Schwanzspitze. Die Seiten- linie läuft zwischen 2 Reihen Schuppen, und tief in der Haut liegt die Drüsenschuppe; sie besteht aus 2 in der Mitte sich verbindenden Blättern. Die Drüsenöffnung sehr großs, aber niedergedrückt. Die Schuppen überall mit Cilien, und dachziegelartig einauder deckend, doch nicht überall gleich tief in der Haut. Der freie Rand rund mit 16—18 feinen Stacheln; die Schup- pen auf dem Rücken oval, vorne spitzer und erenulirt; am Kopfe ist jede Schuppe schief abgeselinitten. Auf der wei- Ssen Seite. findet man eiliirte Schuppen hin zum Schwanze und längs der Basis der Rückenflosse und Aflerflosse. Man zählt an ihnen 4— 14-16 kleine Stacheln. In der Mitte dagegen und höher hinauf an dem Bauch und Kopf findet man nur glatte Schuppen ohne Cilien. Zähne. In dem vollkommensten Kiefer nur wenige Zähne mehr. als in dem verkrüppelten; Zähne selbst etwas hakenförmig, spitz, ihre Spitze nach hinten und innen 'ge- wandt. Im Schlunde oben 3 Reihen Zähne auf 3 Knochen- platten, die den Zähnen des Mundes gleichen; in jeder Reihe 5—6 Zähne. Hautfranzen mangelnd. Unten 2 längliche schmale Knochen, jeder mit 2 Reihen Zähne besetzt, von denen die innere Reihe die größte ist. Die Augen mittelmäßig groß; Pupille blau ; der Cir- culus minor iridis silbern. Die Augen rechts. 171 Von den Nasenlöchern. ‚liegt das ‚vordere auf ‚dem Rande hinter der Lippe. Lippen dünn; die Maxilla inferior länger. Afterstachel scharf, vorstehend. Farbe. Leberfarben, ohne Flecken. Nahrung. Im Magen fanden wir meist nur Ophiura lacerlosa. Fang. Die meisten werden bei Skovshoved mit dem Nelze gefangen; einzelne kommen auch vom Kanonenwerk. Kritik. Müller giebt in seinem Prodromus Z. D. No. 377. an: P. Linguatula oculis dextris, ano sinistro, dentibus acutis. — Dän.: Tungens Hoer Unge, und Pontoppidan liefert uns: Danske Atlas Tom. I. tab. 27. eine Zeichnung dazu. — Mit dem Namen, Tungens Hoer Unge bezeichnet der Fi- scher noch heut zu Tage unsern Fisch und den Glyptoce- phalus Saxicola (Spindelflynder), aber der letztere hat keine spitzen Zähne. Auch setzt Müller hinter Marieflynder ein quinam? Doch bleibt dunkel, ob unter dem Marieflynder der Glyptocephalus oder der Microstomus zu verstehen ist. Soll aber Pontoppidan’s Zeichnung, Müller’s Beschreibung und der dänische Name auf einen "dänischen Pleuronectes passen, so ist es nur dieser eben beschriebene Fisch. Ob aber bei den andern Autoren unter Linguatula dieser Fisch zu ver- stehen ist, ist nicht auszumitteln. Der Magen ähnlich‘ wie. beim .Helleflynder; es finden sich hier ebenfalls 4 Coeca, die auch eben so vertheilt sind, wie beim: Hippoglossus maximus: Wegen des Urinsystems haben wir schon oben angemerkt, dafs dieser Fisch hierin den andern Pleuroneclen folst. ““ II. Rhombus Cuv. Pinna dorsalis anle oculum superiorem incipiens, proxime ad caudalis pinnae basin progrediens, interstitium inter se et pinnam caudalem relinguit. Pinnae dorsalis el analis singu- lis radiis bifidis et bis bifidis. — In iride operculum. — Den- 172 tes acerosi, plurimi, in ossibus intermaxillaribus, in mazilla inferiori, et in vomere. — Ventralibus haud connatis. l 1) Rhombus’aculeatus Schoneveld. 2) Rhombus laevis Schoneveld. 1) Rhombus aculeatus. Steinbutt. Entweder nur auf der Augenseite, oder auf beiden Sei- ten mit knochenartigen Tuberkeln besetzt; die Rückenflosse am vorderen Ende nicht in Fetzen. Der ganze Körper ohne Schuppen. Syn. Pleuron. maximus, Lin. — Dän. Pigyar. — (Hamburg, Steinbutt.) Drum P. V. Caud. : : Br. , Vertebrae 21.66 ..,48....: 1212 „6 18 7 29 62 45 12,12 6 17 7 29 62 45 12,11 6° 17 7 61 45 12,12 6 17 7 2 Totallänge. Koptlänge. Breite.am. : Gröfste Breite. Anus. 5 67 ad ang. opere. AR 2a: Ist ad spin. ocecip. 5 a3 d ri 114 - 34 ad ang. operc. _ 6, w; ab 65 - 1!1.ad ang, operc. 2: 3: DE Die Rückenflosse.besteht aus einigen 60 Stralilen, welche alle an der Spitze zurückgebogen und gespalten sind, erst undeutlich 2theilig, dann vollkommen 2theilig, dann Alheilig.. Schuppen haben wir nicht entdecken könren. Man findet auf ihnen ähnliche Tubercula ossea, wie auf dem Kör- per, wenn das Exemplar überhaupt stark mit Tubereulis 'be- setzt ist; sie fehlen im entgegengesetzten Fall. Zwischenhaut sehr dick, man sieht kleine Warzen auf ihr. Die höchsten Strahlen eirca um den 30sten herum. Die Rückenflosse en- det sich 4 Zoll vor der Basis der Schwanzilosse. Die Afterflosse verhält sich eben so wie die Rücken- flosse, und hat sehr constant 45 Strahlen, von denen die von 18 — 20 die größten sind. Ihr Endpunkt gegenständig der Rückenflosse. 173 Die Brustflosse hat jeder Seits 12 Strahlen. ‘Der 1ste ungetheilt, der 2te 2getheilt; die übrigen scheinen ebenfalls 2theilig, sind aber 4theilig. Sie ist ziemlich rund. Die Bauchflosse, höher als die Brustflosse, "mit 6 Strahlen, die 2theilig sind. Die ausgespannte Flosse ‘ist un- gefähr 15—1H 'Zoll lang (an der Basis). Hinter ihr findet sich auf de Augenseite die Papilla urelhralis; auf‘ der blin- den Seite dagegen der Anus. Schwanzflosse mit 17—18, 4- und 8theiligen Strah- len. Der Rand rund. Auf allen diesen Flossen kommen 'Tubercula ossea vor, je nachdem überhaupt das Exemplar mehr oder an da- mit besetzt ist. Kiemenstrahlen 7. Der letzte ist nicht mit’ ‘dem der andern Seite"verbunden; man kann 'alle 7 Strahlen se- hen, ohne die Kiemenhaut vom: Kiemendeckel abzulösen. Die Seitenlinie ist etwas erhoben, macht eine. sehr bedeutende Krümmung über der 'Brustflosse, senkt sich: her- nach etwas, und läuft dann gerade weg über die Schwanz- flosse. Die Drüsenöflnungen erscheinen als eingedrückte Gru- ben. In der Seitenlinie findet man die Drüsen in einfachen, kleinen Röhrchen, tief in der Haut. Schuppen habe ich auch hier nicht finden können. Statt der Schuppen findet man hier Tubercula, deren entblöfßste stumpfe Spitze durch die Haut vorragt. Sie ste- hen sehr unregelmäfsig, und finden sich sogar auf der Maxilla superior und inferior. Dichter zusammen findet man sie zwi- schen den Augen,‘ und hinter ihnen wie eine Crista, eben- falls auf dem Operculum und Praeoperculum. "Der Zwischen- raum zwischen den einzelnen Tubercula ist mit Hautwarzen von verschiedener Gestalt erfüllt. Zähne klein, spitz, zurückgebogen, dicht zusammenste- hend in vielen Reihen. Die Rami der Maxilla inferior, wie die Ossa intermaxillaria, beinahe gleich vollkommen gebil- det. 3—6 Zähne unter dem Pflugscharbein, und Zähne von gleicher Beschaffenheit an den Kiemenbögen. Sehlundzähne 174 auf 3 Knochenplatten, oben viele, zusammenstehend; unten 2 läugliche Knochen mit Zähnen. Die Augen mittelmäfsig. Das Augenlied geht weit auf das Auge. Pupille blau, sehr oval nach der Länge, beinah nur ein Spalt. Die Iris gelblich, mit Circulus minor aureus und einem grofsen, auf beiden Seiten rund ausgeschnittenen Opereulum. Abstand der. Augen von einander 5 Zoll. Nasenlöcher. 2 vor den Augen in einer Vertiefung, mit einem häutigen Lappen, die andern 2 vor dem Anfange der Rückenflosse. Lippen schmal; der Unterkiefer länger, das Maul groß; bei einem Steinbutt von 104 Zoll Länge mißt es 14 Zoll in der Länge und Breite, wenn man es so weit als möglich aufmnacht. Farbe verschieden, : Einige gefleckt ‚mit Schwarz, an- dere mehr dunkelbraun und getüpfelt mit Schwarz; mitunter grau. Auf dem Operculum fast immer die kleinen Hautnar- ben mit einer Mischung von Grün oder Roth. Fang. Mit Netzen. ‘Die meisten kommen von Gilleleie und Kikav; von Skovshoyed nur wenige und, kleinere Exem- plare. Nahrung. Crustaceen? Fisch nach Bloch? Bei un- sern vielfältigen Untersuchungen ist es uns nie zu Theil ge- worden, Contenta in dem Magen zu finden; ‚dasselbe ist dem durch seine Hydrophytologie rühmlichst bekannten Herrn Pa- stor Lyngbye ebenfalls widerfahren. Wir haben schon ‘oben angegeben, dafs man Steinbutt hat, die auf beiden Seiten mit Tubercula ossea besetzt sind, und ebenfalls welche, die auf der blinden Seite ganz glatt sind. Diese beiden Varietäten haben indessen keine anderen besonderen Kennzeichen, weder in den Flossenstrahlen noch in der Anzahl der Wirbelbeine. ı Der Magen weiter als der Darm; sehr deutlich abge- schieden von einander durch einen halben Zoll langen Isth- mus (Pylorus); er macht eine bedeutende Biegung, und da, wo.der Isthmus in den Dünndarm übergeht, finden sich 2 sehr deutliche Cornua. Etwas vor dem Anus eine andere 175 Valvula (Coli). Die Därme stets gefüllt mit Bofhriocepha- Zus, mitunter so vollgepfropft, dafs man, wenn man den Ma- gen aufblasen will, am Dünndarm gar keine Schlinge anzu- legen braucht. Urin- und Genitalsystem wie bei Platessa vulgaris. 2. Rhombus laevis. Schoneveld. Dän. Sletvar. — Kleist (Altona). Der Körper auf beiden Seiten glatt; die Rückenflosse im Anfange in Fetzen. Schuppen bedecken beide Körper- flächen. Syn. Pleur. Rhombus Lin. — Müller Prodr. 378. D. A. r. ee a Vertebrae. 79 571212 6 177 35 72 53 12,12 6 20 7 35 8 58 11,11 6 17 7 67 50 12, 6 17 7 Totallänge. Kopflänge, Breite über Anus. Gr. Breite. 12; 3 _ 6) trifft den 31 ad spin. occip. l3ten 16; (a ad öperc. ang. 6 & Rücken- 16 4 ad operc. ang. 53 7) wirbel. Die Rückenflosse fängt gerade da an, wo.das Inter- maxillarbein sich mit dem Yomer verbindet, was weit vor dem obersten Auge fällt. Die Strahlenanzahl ist‘sehr ver- schieden, aber die ersten 3—4 sind stets Siheilig, und so entstehen diese Hautlappen, die Cuvier als Kennzeichen an- giebt. Die folgenden Strahlen sind nur 2theilig, weiterhin werden sie 4theilig, ja sogar in grölseren Exemplaren $thei- lig. Die Strahlen stehen nur wenig vor der Zwischenhaut vor, und sind auf der Augenseite bekleidet mit mehreren Rei- lien über einander liegender Schuppen; auf der blinden Seite findet sich dies nur auf der hinteren Hälfte der Flosse. Die Zwischenhaut dick. Die höchsten Strahlen fallen etwas hin- ter die Mitte des Körpers. Sie hört 4—+ Zoll vor der Ba- sis der Schwanzflosse auf. Die Afterflosse hat am ersten Strahl oft 4 Hautlap- pen; die nächsten Strahlen alle nur Ztheilig, dagegen in der 176 hinteren Hälfte der Flosse 'alle ‘Atheilig.‘ Sie‘ verhältsich übrigens wie die Rückenflosse. Die Brustflosse findet man mit 11—12 Strahlen; der lste Strahl erreicht nicht die Hälfte des 2ten; der 2te bei- nahe so hoch als der 3te. Beide einfach. Der 3te ist 3thei- lig, der 4te, der höchste, so wie die übrigen 4theilig., Zwi- schenhaut fein, 'schuppenlos. Die Strahlen geschuppt. Ent- faltet hat sie einen runden Rand. Die Bauchflosse höher als die Brustflosse, besteht aus 6 Strahlen, welche verschieden getheilt' sind; der 5te Strahl ist meistens 4theilig. Manchmal haben die ersten Strahlen 3— 4 Hautlappen.‘ Die Strahlen geschuppt. Die Brust- flosse. der. Augenseite sitzt höher als die der blinden Seite. Die -Schwanzflosse rund am .Aufsenrande, meist mit 17 — 18. 8- bis 16theiligen Strahlen. Die Schuppen folgen den Strahlen bis zum Ende. Kiemenstrahlen 7. Der letzte nicht, mit dem der andern Seite verwachsen. Spannt man den letzten Kiemen- strahl an, so kann man alle 7 Strahlen sehen, ohne die Haut abzulösen. Die Seitenlinie hat eine grofse Krümmung über der Brustflosse, in 2 bis 3 Schlangenzügen, und erst ein Stück hinter ‚der: Brustflosse nimmt sie den geraden Lauf an. Die Schuppen ‘gehen auf beiden Seiten bis an (die Seitenlinie, und liegen mit der einen Seite aufwärts an der Erhöhung der Seitenlinie: betrachtet man eine dieser Schuppen, so findet man eine Falte darin. Die Drüsenöffnung durch die Haut verdeckt; die Drüse liegt in einem Halbkanal oder Halbrohr, welches lose auf einer Schuppe ruht, oder wenigstens nur am hintern Rande verbunden ist. Schuppen. Alle mehr oder weniger oval, über einan- der liegend wie Dachziegel; der vordere Rand fein erenulirt; sie sind alle eingeschlossen in einen Hautsack, ungefähr wie eine Tasche mit überfallendem Deckel. Dieser Deckel ist an den hintern Rand der Schuppe befestigt; zieht man die Schuppe aus ihrem Verschluß, so zeigt die Tasche einen 177 glatten Rand, weil der Deckel ‚hinten glatt abreilst, und an der Schuppe hängen bleibt. Zähne. In den Aesten der Kiefer, welche nach der Augenseite hin liegen, findet man mehr Zähne; vorne kann man im Intermaxillarknochen 5—6 Reihen zählen, ‚dagegen an den Seiten nur 3. Sie stehen dicht zusammen, sind spitz, zurückgebogen, klein. Zähne am Vomer. Zähne an den Kie- menbögen, Zähne im Schlunde auf 3 Knochenstücken, eben so wie der Steinbult. Die Augen sind in kleinen Exemplaren 4 Zoll, in grö- Ssern „„—+ Zoll weit von einander entfernt. Pupille oval, einem Mondviertel ähnlich, weil ein Operculum an der Iris ist. Pupille blau, Circulus minor iridis mit goldnem Saum. Augen links. Nasenlöcher wie beim Steinbutt; das vordere mit ei- nem häutigen Deckel. Lippen dünn, Unterkiefer länger; Maul grofs, milst 2 Zoll in der Höhe und 2 in ‚der Breite bei einem Kleist von 16 Zoll. Anus auf der blinden Seite; an jeder Seite desselben findet man in Femina eine andere grolse Oeflnung — ovi- ductus orificium — Papilla urethralis grols, auf der Augen- seite zwischen Bauchflosse und Afterflosse in der Mitte. Farbe graubraun, meistens mit kastanienbraunen oder gelbbraunen kleinen Flecken. Alle Flossen gefleckt mit Ka- stanienbraun oder Rothbraun, wodurch mitunter 2—3 Sirei- fen auf der Schwanzflosse gebildet werden. Fang geschieht mit Netzen; einzelne werden bei Skovs- hoved gefangen, die meisten aber im Kattegat, und kommen entweder zu Wagen oder zu Boot von Gilleleie, Hornbek und dem Kanonenwerk nach Kopenhagen. Nahrung. ?. Magen und Darmkanal stels leer; Band- würmer sehr häufig. i Im Innern gleicht er dem Steinbutt durchaus. 178 IV. Zeugopterus. Radiis pinnarum dorsalis et analis multifidis. Ventrali- bus pone eonnalis inter se et cum anali (unde nomen a Lei- zu et reger); operculo in iride nullo; dentibus in wraque maxilla et in vomere. Pinna dorsalis ante oculum superio- rem incipiens ad caudam usque progredilur, ‚et sub cauda in latus coecum se eircumflectens, non procul a linea laterali in ipso latere coeco se inserit. Simili modo analis inserilur, ifaque spatium inter pinnarum insertionem 2 lineas non su- perat. Zeugopterus hirtus. — Pleuronectes hirtus. Abildgaard. Zool. dan. 103. Zeugopterus hirtus. Auf der Augenseite mit ciliirten Schuppen; die Cilien so weich, als striche man über eine Sammetbürste hin. Au- gen links. Anus oben vor dem ersten Strahl der Alterflosse, umkränzt von den verwachsenen Bauchilossen. Syn. Pleur. hirtus. Z. D. tab. 103. ? Pleuronectes punctatus Bil. Der Fisch ist zu selten in Seeland, und hat deshalb kei- nen eigenthümlichen Namen. Einige Fischer bezeichnen ihn mit dem Namen .‚Mareflynder‘“; andere nennen ihn wohl „Kuselaag‘* operculum vulvae '). Hinsichtlich der Kritik verweisen wir auf den Text zur Zool. Danic., wo das Fehlerhafte in Bloch’s Figur auf das Genügendste dargethan ist. Zool. Dan. liefert eine treflliche Zeichnung, doch erscheint in unserm Exemplar die Rücken- flosse etwas höher; auch sind in Z. D. die Zähne zu breit, und als einfache Reihe gezeichnet, — das ist unrichtig. — Sonst aber kommt jene Zeichnung in der Farbe, in der An- deutung der schwarzen Flecken, hinsichtlich der Verwach- sung der Bauchflossen etc. ete. der Natur so nahe wie mög- lich. ; 1) In Gilleleie nennen ihn alle Fischer: „Steensuger“, D. 4. P. VINeHi Br Vert. 93 (90+3 2 (86+3) 11, er 6,6 16 7 ni 1110.66 5, 7 36 99 (89-10 s0 (70-10) n r 6.6 14 7 aut 96 zn ‚10 6,6 17 7 37 93 (89+4) Eu (60-44) = 10 6,6 16 7 Totallänge. Kopflänge. Breite am Anus. Gr. Breite, 8 en 2! ad ung. opere. ı oe 13 2. dito 23 13 6 - 1% dito "12 3 * Bei diesem Exemplar fiel die breiteste Stelle über den Bogen, den die Seitenlinie macht; im 2ten Exemplar fiel die größste Breite hinter den Bogen der Seitenlinie. Die Rückenflosse fängt eben hinter der Oberlippe an; sie besteht aus’ 90 und einigen Strahlen, welche auf der Au- genseite mit Schuppen versehen sind, auf der blinden aber ohne dieselben. Jeder Strahl Stheilig, oder an seiner äußer- sten Spitze 16theilig. Die längsten Strahlen fallen mehr nach hinten zu. Von dem 87—89sten Strahl geht die Rük- kenflosse über auf die blinde Seite zur Linea lateralis hin; sie endet auf der weilsen Seite an der Basis der Schwanz- flosse ungefähr 2 Linien von der Linea lateralis. Die Afterflosse ist mit dem ersten Strahl durch eine Zwischenhaut vereint mit der Bauchflosse. Sie verhält sich eben so wie die Rückenflosse, die längsten Stralilen nach hinten, die Strahlen 8- und 16theilig. Sie setzt sich der Rückenflosse gegenüber ebenfalls auf der blinden Seite fest, und ein Hautfältehen verbindet die Endpunkte der Dors: und Analis. Brustflosse hat 11 (10) Strahlen. Der erste einfach, länger als die Hälfte des zweiten; der 2te Strahl 2- oder Atheilig; die audern Strahlen 4-, 6- oder Stheilig. Der Rand der Flosse rund. Bauchflosse höher als Brustflosse, besteht aus 6 Athei- ligen Strahlen, die Bauchflossen unter sich verwächsen, und auch mit dem ersten Strahl der Analflosse. Schwanzflosse klein,-rund, besteht aus 15—17 Strah- len, welche entweder 8- oder 16theilig sind. Die Basis der 180 Sehiwanzflosse bedeckt die letzten Strahlen der Rückenflosse und Afterflösse. Kiemenstrahlen 7; der letzte nicht verwachsen mit ‘dem der andern Seite; um sie zu sehen, ist es nicht nöthig, die Kiemenhaut vom Kiemendeckel loszutrennen. Die Seitenlinie macht einen sehr bedeutenden Bogen über ‚der Brustflosse, senkt sich dann und geht gerade aus. Die Drüsenöflnungen sieht man nieht; auf der weilsen Seite sind. die Drüsenröhren besser zu sehen. Die Schuppen sind verschieden; tief in der Haut lie- gend decken sie einander wie Dachziegel; sie sind eilürt (mit 7— 14 Zähnen, von, denen die mittlern die größten sind). Auf dem‘ Schwanze gleichen sie einem abgeschnitte- nem Oval; der runde Rand ist der vorderste; der hinterste ist gerade abgeschnitten. N Die Augen haben einen scharfen Rand zwischen sich; dieser Sattel milst am Knochen „; Zoll, mit den Weichthei- len + Zoll. Pupille blau; Iris gelblich, ohne Operculum. Die Nasenlöcher liegen dicht zusammen: das vordere mit.einem -häutigen Deckel, das hintere ein Loch. Das an- dere Paar Nasenlöcher, welches vor Anfang der Rückenflosse liegen sollte, fehlt; wenigstens habe ich es nicht finden können. Lippen mittelmäßsig, gefaltet. Maul kleiner als :bei Rhombus; Diameter 2 Zoll nach der Höhe und Breite. Zähne kurz, zurückgebogen, spitz; viel mehr als Rhom- bus; einer Karde ähnlich. Anus, eine vorgetriebene Papille, hinter demselben die Oecffnung der Oviductus; Papilla urethralis aulstehend, spitz, gerade über vom ersten Strahl der Afterflosse auf der Au- genseite. Farbe verschieden, aber die Zeichnung (die Lage der Flecken) sehr constant. Die Grundfarbe ist gewöhnlich dun- kelbraun oder schwarzbraun, oder ganz hell aschenfarbig mit einer starken Mischung von Orange. (Bloch’s Zeichnung in Octav stimmt nicht mit der in Folio; vermuthlich hat er eben so wie ich diese Farbenyarietäten vor sich gehabt.) Die 181 Die Zeichnung ist beständig folgende: i a), Ein schwarzer Streif geht über die Naseulöcher, das "untere Auge, über das Praeoperculum und Operculum, über die Seite hin zur Afterflosse. 5) Ein schwarzer Fleck nahe an der Seitenlinie am ober- sten Winkel des Operculum. c) Ein schwarzer Fleck auf der Seitenlinie, wo sie sich in einem Bogen senkt, um gerade zu werden. ‚.d) Eben: so ‚findet sich ein schwarzer Fleck im-Anfang des .. letzten Drittels des Körpers, entweder über oder unter der Seitenlinie, nahe an derselben. Unregelmäfsige Flek- ken auf dem ‚Operculum und Praeoperculum scheinen ziemlich beständig zu sein. Anatomische Bemer kungen. Der Magen weiter als der Darm; die Valsula Pylosi ZU- sammengezogen. Blinddärme finden sich nicht. Gewöhnlich ist der Magen leer; in einem Fall enthielt er einen: Palae- mon Squilla und eine Mysis Latreille. Der Darmkanal steigt in den’ Raum des Ovariums, macht 2 Windungen. Bei Femina ist für das Ovarium ein eigner Raum; ;beim Mas fehlt diese Verlängerung. auf ‘der blinden Seite; der eine Testis auf der blinden Seite, der andere da liegend, wo der Magen .in den Dünndarm übergeht. Die Urinblase ist lang, liegt: auf der Augenseite neben dem Düundarm (gerade das Gegentheil yon Pleuron. ‚Solea Lin.). Meine Exemplare sind von Skovshoved und Gilleleie; der Fisch ist sehr selten (gegen Bloch). V. Solea. Os semilunare, obliguum, in margine capitis inferiore in- cisum, rostro rotundato supra os prominente; dentibus minu- tis acerosis, in latere tantum coeco mazillarum. sitis; pinna dorsalis in ipso ante oculum superiorem incipiens ad cauda- lis basin, aeque ac analis protenditur. Radiis pinnarum dorsalis et analis bifidis vel bisbifidis. Intestinum inter 0ss« I. Jahrg. 2. Band, 13 182 et partes molles descendit in latere oculato; in latere coeco vesica el renes humc locum occupant, quod wnicum inter Pleu- roneclas exstät exemplum. ‘Papilla urethralis ut in alüis Pleuronectis. Solea vulgaris. Zunge.. Dän. Tunge. Agte Tunger. — Fisketunge. Solea vulgaris. Auf beiden Seiten mit cilürten, dachziegelförmigen Schüp- pen. Augen rechts; die Brustflosse mit einem schwarzen Flecke an der Spitze; die blinde Seite des Kopfes mit vie- len kleinen Bartfäden besetzt. . D. A. dr V. [28 Br. Vertebr. 73 69 9,8 6 20 7 87 68 9,8 'B 19 8 49 75 “61 9,8 5 18 7 74 61 9,8 5 20 7 Totallänge. Kopflänge. Breite üb. d. Gr. Breite. Bauchflosse, 3 ad ang. operc. 19; Zoll 21 ad spin. occip. .. 6; 14 - 2. ad ang. opere. 28 Az s12 - 111.ad ang. opere. 2 22 Die Rückenflosse fängt gerade dem Ende der Unter- lippe gegenüber an und hat ‘von 72—87 Strahlen; die grö- fseren Exemplare haben fast immer eine’ größsere Anzahl. Nach vorne zu sind die Strahlen nur 2theilig, werden aber mehr zum Schwanze hin 4theilig; die Strahlen stehen mit ihren 'weilsen Endspitzen vor. Die Rückenflosse geht hin zur Schwanzflosse, und der letzte Strahl der ersteren vereint sich mit der Basis der Schwanzflosse durch eine feine Zwi- schenhaut. Die Strahlen sind mit scharfen Schuppen besetzt auf ihrer vorderen Seite, auf der hinteren Seite, d. h. auf der nach dem Schwanze zu, findet man die Zwischenhaut frei; auf diese Weise bildet sich ein spitziges Dreieck auf jedem Strahl. Auf der blinden Seite findet man die ersten 10 bis 15 Strahlen mit weißsen Fäden besetzt, eben so wie den Kiemendeckel. 183 Die Afterflosse hat 69— 70 Strahlen, ‚welche sich wie die Strahlen in der Rückenflosse verhalten, bei kleinen Exem- plaren die, Strahlen 2theilig, bei, großen (ungefähr. 15 bis 19 Zoll) die hintersten 4theilig. Die ersten '10,.oder die ersten 5 Strahlen haben weilse Fäden auf der.blinden Seite. Der letzte Strahl ‚der Afterflosse ist vereint mit der Basis der Schwanzilosse, Die.Brustflosse hat 9 (8) Strahlen.! Auf der Augenseite alle bis zur Mitte fein geschuppt; der erstere Strahl beinahe so lang als der 2te, einfach; der 2te und die folgenden ge- theilt, einige. mitunter 4theilig,. obschon sie ‚nur 2theilig scheinen. Auf den 5 bis 6 vorderen Strahlen findet sich auf der Augenseite ein schwarzer Fleck. Die. Flosse, klein, bei einer Körperlänge von 9 Zoll 5 Zoll, bei 11:Zoll Totallänge war sie $ Zoll lang. Die Schwanzflosse besteht aus 18 — 20 Sirahlen, welche, ausgenommen die äulsersten, 4-, 6- und Stheilig'sind. Die Schuppen folgen den Strahlen beinahe bis zum Ende; die Zwischenhaut frei. Ausgebreitet ist sie rund. Die Bauchflosse höher ‚als die Brustflosse. 'Gewöhn- lich 5 Strahlen, von denen die 4.hintersten getheilt sind; der 3te Strahl: ist ‚der längste, der, 2te gleicht dem 4teu; Bauch- flosse klein, fein geschuppt. Kiemenstrahlen 7; von ‘denen die letzte sich mit dem der andern Seite verbindet. Als grofßse Seltenheit habe ich ein einziges Mal eine Zunge mit 8 Kiemenstrahlen ge- ° selien. h Die Seitenlinie fällt nie mitten auf eine .Schuppe, sondern nur auf den Seitentheil; ‚sie ist etwas gehoben, und scheint zwischen 2 Reihen ‚durchzulaufen: sie macht einen unbedeätenden Bogen über der Wurzel der Brusiflosse, und geht dann gerade aus über die Schwanzflosse. Die Drüsen der Seitenlinie nur in der Haut, Schuppen ohne ‚Oeflnung. Die Schuppen liegen ‘über einander wie Dachziegel; der freie Rand der Schuppe hat 14—16 Zähne. oder. Cilien; der vordere Rand, der in der Haut sitzt, erenulirt. Die Schuppen gleichen einem Oblongum, wo die kürzeren Sei- 13* 184 ten Zirkelabschnitte' wären. “Sie liegen ganz symmelrisch im Quincunz. \ Die Zähne gleichen den Borsten (ähnlich wie bei Chae- todon, nur nicht so lang). Das Zwischenkieferbein zeigt auf der blinden Seite eine merkwürdige Ausbildung, und hat nur auf dieser Seite Zähne. Der Ast. des Unterkiefers, welcher nach der blinden Seite zuliegt, hat eine dem Zwischenkie- ferbein entsprechende Form. Zähne im Unterkiefer größer als im Oberkiefer. Die Schlundzähne spitz, in mehreren Reihen, auf 3 Knochen aber stärker als die Zähne des Mundes; Hauffran- zen fehlen. Augen klein; Zwischenraum zwischen ihnen 4 Zoll: Sie liegen rechts; das unterste dicht am Mundwinkel, und mehr nach dem Schwanze zu als das oberste. Iris goldglän- zend, mit einem brandgelben kleinen Kreis. Pupille oval'nach der Länge, blau. Augenlied groß, mit kleinen Schuppen. Nasenlöcher 2; sie stehen eins hinter dem andern gerade vor dem unteren Auge als 2 Hauteylinder hervor. Auf der blinden Seite erscheinen sie als 2 grofßse Tuberkeln, in einem Zwischenraum von + Zoll. Farbe. Eben aus der See kommend ist die Grundfarbe ein Gemisch von Schwarz und Grün, mit unregelmäfsigen schwarzen Flecken. Die Zwischenhaut der Flossenstrahlen grüngrau mit kleinen schwarzen Punkten. Betrachtet man die einzelnen Schuppen genau, so findet man den vorderen mit Haut bekleideten Theil schwarz mit einem goldgrünen Schimmer. Rand der Dorsal- und Analflosse weiß. Der Fang geschieht mit Netzen im Oresund und im Kattegat; von Skovshoved kommen sie häufig lebend zur Stadt, sonst gewöhnlich als Wagenfische. Nahrung. Mollusken. Anatomische Bemerkungen. Der Magen weiter als der Darm; Coeca mangeln gänz- "lich; der Darm in 4 Windungen geht in die Bauchhöhlen- verlängerung der Augenseite. Der Darm ungleich in der Weite. 185 Bei Femina. In der Bauchhöhlenverlängerung der Au- genseite ein Ovarium und der Darmkanal; in dem Sack der blinden Seite ein Ovarium und die Nieren, welche von der Bauchhöhle dort hinuntergehen. Bei Mas. In dem Sack der blinden Seite die Nieren und die Urinblase; der strotzende Testikel dringt nur ganz wenig hinein; dieser Sack der Bauchhöhle ist beim Mas klei- ner als bei Femina. In der Bauchhöhlenverlängerung der Augenseite liegt der Darmkanal, und der strotzende Testikel dringt auch hier nur mit einem sehr geringen Theil ein. 186 Beobachtungen englischer Naturforscher über die Afterskorpione (Chelifer): Die früher von einem Ungenannten (Loudon’s Magaz. of Nat. Hist. IV. p. 94.), später von Clapton (ib. V. p. 754.) gemachte Beobachtung, dals Chelifer cancroides und andere Arten dieser Gattung zuweilen parasitisch an Dipteren, na- mentlich an Fliegen vorkommen, deren Richtigkeit Anfangs in Zweifel gezogen wurde (s. ebend. IV. p. 283.), hat F. C. Lukis und ein anderer ungenannter Naturforscher von neuem bestätigt. Letzterer fand den Chelifer cancroides und andre Arten dieser Gattung häufig an den Beinen von Musca do- meslica, M. meteorica und .M. larvarum, und zwar besonders häufig bei heilser Witterung. Ersterer fand einst 4 Afterskor- pione an einem Beine einer Stubenfliege (Loudon Magaz. of Nat. Hist. VII. p. 162.). Ein andrer englischer Natur- forscher traf Chelifer cimicoides einst an Stomoxys caleitrans (ib. IV. p. 284.). Es scheint demnach wohl keinem Zweifel zu unterliegen, dafs die Afterskorpione, die man allerdings gewöhnlich unter Baumrinde, unter Steinen, Moos, oder wie den sogenannten Bücherskorpion, Ch. cancroides, in Schieb- laden, Schränken, Bibliotheken, Herbarien u. s. w. antriflt, zu- weilen als Epizoen an Dipteren leben. Indels scheinen sie sich nach jenen Beobachtern nicht von den Säften der Flie- gen zu nähren, sondern sich dieser geflügelten Thiere mehr als eines Transporimittels zu bedienen, um ihren Aufenthalts- ort zu verändern. Sie halten sich dabei mit einer ihrer Schee- ren fest. Nach den Beobachtungen jener englischen Natur- forscher sollen sie den Wanzen und deren Eiern sehr nach- stellen, so dals sie, die bisher schon als für Herbarien und andere Sammlungen nützliche Thierchen bekannt waren, auch von dieser Seite Nutzen stiften würden. 187 Distomum globiporum Bud. Ausführlich beschrieben von Hermann Burmeister. Hierzu Tab. II. Die verschiedenen Bearbeitungen, welche in neuerer Zeit einzelne Glieder der Trematoden-Familie erfahren ha- ben, — ich meine die ausgezeichneten Untersuchungen von Mehlis an Distomum hepaticum und lanceolatum, die von Laurer an Amphistomum conicum, und die von v. Nord- mann an Diplozoum paradosum und an Distomum perlatum, haben freilich eine allgemeine Uebereinstimmung der gesamm- ten Organisation dieser Gruppe, aber auch eine bedeutende Verschiedenheit in der Gestaltung und Bildung der einzelnen Organe, kennen gelehrt, so dafs nach den bisherigen Mitthei- lungen immer noch eine grofse Mannigfaltigkeit der; spe- eiellen und generellen Verhältnisse zu hoffen steht. Bei solchen Aussichten dürfte es nieht überflüssig erscheinen, wenn einzelne, selbst schon bekannte, Arten gut untersuchter Gat- tungen einer genauen Beobachtung unterworfen, und durch eine ausführliche Beschreibung näher bezeichnet werden; und eben weil ich dieser Ansicht zugethan bin, habe.ich aus den helminthologischen Untersuchungen, welche mich neuerdings beschäftigten, einige der ausführlicheren und interessanteren der Mitiheilung nicht unwerth erachtet, zumal da dieselben 188 viel mehr neue Eigenthümlichkeiten, als Bestätigungen schon bekannter gleicher Organisationen darbieten. Distomum globiporum, dessen Organisation uns zunächst beschäftigen möge, bewohnt den Darmkanal verschiedener Cyprinus- Arten, und hält sich mit seiner grolsen hinteren Sauggrube an der flockigen inneren Darmhaut fest, von dem Darmschleim überall eingehüllt. Es scheint eben nicht sel- ten zu sein, daher es schon von mehreren Beobachtern wahr- genommen wurde. Modeer fänd es im Schlei (Cypr. tinca), Fröhlich und Zeder im Karpfen (Cypr. carpio), Rudol- phi in der Plötze (Cypr. erythrophthalmus), derselbe und ich im Blei (Cypr. brama), Andere in der Nase (Cypr. na- sus); mit Recht aber bezweifelt Rudolphi Zeder’s An- gabe, dafs es auch ursprünglich im Barsche (Perc. luviati- lis) vorkomme. Ich fand gleich beim ersten Exemplar des Bleies, welches ich in diesem Jahre untersuchte, und das auch sonst sehr reich an Parasiten war, über 50 Individuen, welche überall in et ganzen‘ Erstreckung des Darmes an seiner inneren Oberfläche festhingen, sich aber mit dem die- selbe bedeckenden Schleim leicht abschaben liefsen. In Was- ser gelegt sonderten sie sich von dem Schleim ab, und leb- ten darin noch über 36 Stunden, worauf ich sie durch Ein- setzen in Weingeist tödtele. Während dieser Zeit, doch die Meisten schon, nachdem sie einige Minuten im reinen Was- ser sich. befanden, legten fast alle Eier, und zwar in dichten Haufen ein Ei neben das andere an die Wände des Glases, wobei sie sich mit der grofsen hinteren Sauggrube so fest- hielten, dafs ich die Stelle, aus welcher die Eier hervorka- men, nieht genau bemerken konnte; nur so viel sah ich, dafs sie eiwa um +4 der Entfernung beider Sauggruben von ein- ander von der hinteren Sauggrube entfernt war, und vor die- ser, gegen den Mund hin, sich befand, und dafs kein soge- nannter Cirrus aus der Oeflnung hervorragte. In eben die- ser Gegend schienen zwei Individuen mit einander verhun- den, ohne dafs sie sich mit den grolsen Sauggruben gefalst hatten. Ich hielt dies für Begattung, konnte aber, nachdem ich die heiden Individuen getrennt hatte, keinen hervorra- 189 genden Cirrus bemerken, daher ich dieser Erscheinung: als Begattung nicht das Wort reden möchte. Die Größse unseres Thierchens ist etwas schvrankend, ‚und beläuft sich auf 1 bis E; Linien, doch messen die Meisten 1-- Linie. Der Körper hat die länglich-lanzetiförmige Gestalt der meisten Distomen, ist aber an beiden Enden ziemlich stumpf und dabei flachrund. Das erste Drittel des Körpers ist breiter, ‘besonders in der Mitte, und gegen den Rücken hin etwas gewölbt.‘ An seiner vorderen Gränze liegt die Mundöflnung in der Mitte einer großsen hufeisenförmigen Saug- grube.. Die zweite, noch gröfsere, vollkommen kugelrunde Sauggrube liegt am hinteren Ende des ersten Drittels, und nimmt hier über den halben Querdurchmesser des Körpers ein. Beide Sauggruben bestehen sehr deutlich aus strahlen- förmig vom Mittelpunkt ausgehenden, aber nicht sehr stark gestreckten Muskelfasern, welche gegen den Rand hin an Dicke zunehmen, und von wenigen Kreisfasern durchzogen werden. Die vordere Sauggrube hat eine ziemlich runde Oeffnung, zieht sich in sich selbst zusammen und dehnt sich ‚so’aus, dafs sie immer einem Hufeisen ähnelt, gleich: wie der vordere Saugnapf des Blutegels, der deshalb zweilippig heilst, indem man den hinteren, geraden, wulstigen‘ Rand für die untere Lippe erklärt hat. Der zweite kugelförmige Saug- napf dagegen ist in der That zweilippig, und schnappt, wie ein Vogelschnabel, auf und zu. In seinem Umfange kann er sich weder vergrößsern, noch verringern, und die einzige Be- wegung, welche ihm freisteht, ist das bezeichnete Auf- und Zuschnappen, so wie ein Hin- und Herbiegen von der einen Seite auf die andere; auch erkennt man an der queren Lage und geschwungenen Form der Oeflnung dieser Sauggrube ihre zweilippige Beschaffenheit alsbald. Die Oberlippe ragt mehr hervor, ist größer und in der Mitte etwas verlängert, gleich- sam stumpf dreieckig; die untere ist kürzer und in der Mitte ausgerandet. Aufser den genannten bemerkt man keine äußse- ren Organe. Der Leib ist auf der Oberfläche durchaus glatt und schlüpfrig, ziemlich klar und durchsichtig, aber nicht ge- ringelt oder gegliedert. Die beiden hinteren Drittheile sind 190 schmäler, aber auch’ etwäs dicker und. mehr. rundlich3,.sie verschmälern sich nach und nach, und 'enden: mit einer stum- pfen ‚Spitze, welche nach unten gegen die Bauchfläche, an welcher die Saugnäpfe liegen, .von einer kleinen‘ Oeflnung durchbohrt ist. Von’ der Lage der Geschlechtsöffnung ist schon die. Rede gewesen; sie findet sich etwas vor der zwei- ten Sauggrube. Unter ‘den inneren Organen zeichnen sich nur der Darm- kanal und die Geschlechtstheile besonders aus. Erste- rer. entspringt ‚mit einem engen Anfange von der Mundöffnung, und. dehnt sich bald in einen weiten, herzförmigen Schlund- kopf aus. Dieser ‚(Fig. 3.) unterscheidet sich auch durch seine. dunklere Färbung von den übrigen Theilen, und scheint mir muskulöser Beschaffenheit, wenn gleich ich die Faserung, wie an den Sauggiuben, nicht wahrgenommen ‚habe. Es wäre‘ ‚also ein dicker, herzförmiger, in der Mitte, durchbohr- ter. Muskel, dessen stumpfes Ende gegen den Mund gerichtet und: hier merklich vertieft ist; auch scheint seine mittlere, ziemlich enge, eylindrische Höhle gegen das stumpfe. Ende weiter, als gegen das spitze. Den ferneren Verlauf des ein- fachen Darmes hinter dem Schlundkopfe habe ich nicht deut- lich wahrnehmen können, indem sein Inhalt wie seine Wände so klar und durchsichtig sind, wie der übrige Leib; es bleibt daher ungewils, ob-der einfache Schlünd lang ist, wie bei Distom. perlatum, oder kurz; dagegen sah ich die.beiden ein- fachen Darmschenkel als ein Paar bräunlicher ziemlich dicker Schläuche an beiden Seiten neben der hinteren Sauggrube. Sie stiegen: in diesem sehr klaren Theile des Körpers unweit des Randes bis zur Spitze hinab, und endeten hier blind, all- mälig weiter werdend. Wegen der klaren, durchsichligen Beschaffenheit ist es mir nicht ganz deutlich geworden, ob sie auf der Rückenseite oberhalb der Genitalien, oder an der Bauchseite unterhalb dieser verlaufen, doch scheint nach der Analogie verwandter Formen die erstere Lage die richtige zu sein. ‘Weiter liefs sich am Darm nichts bemerken; blinde Fortsätze, wie bei andern Distomen, kommen bei dieser Art 191 gewils nicht vor; 'sein Inhalt ist‘ der klare, gläserne Darm- schleim der Fische, welche der Wurm bewohnt. Die Geschlechtsorgane sind sehr umfangsreich, und zeiehnen sich durch den gabelförmig gespaltenen Uterus vor denen der übrigen Trematoden auflallend aus. Mit der, wie es scheint, einfachen Geschlechtsöffnung (Fig. 2. I.) 'steht ein länglicher, cylindrischer Sack in Verbindung, 'welcher ge- gen sein unteres Ende kolbig erweitert ist. In diesem Sack liegt ein zweiter, welcher nach innen 'eingestülpt: ist, und mit der eingestülpten röhrigen Verlängerung in die bezeich- neie Geschlechtsöffnung einzudringen scheint, so. dafs. der In- halt des äußeren Sackes durch diese Einstülpung des inneren Sackes entleert werden muß. In den äulseren Sack münden die beiden Uterus, die Samenleiter dagegen scheinen sich in den inneren Sack einzumünden;' so dals dieser als Samen- blase, welche in den eingestülpten Fortsatz mündete, zu be- trachten wäre. Es’ ‚enthält auch ‘dieser innere Sack einen dunkleren, eiförmigen Kern (B), welchen ich für die Samen- masse erklären möchte. Die beiden Uterus (H. H.) sind ein Paar dicke eylindrische Schläuche, welche dicht neben einander in den äußseren Sack münden, und geschlängelt zu beiden Sciten des Sackes in dem Raume ‘des Körpers zwischen den beiden Sauggruben liegen. Beide senken sich mit ihren stumpfen Enden neben der hinteren Sauggrube hinab, und hören hier auf. An dieser Stelle entspringt aus jedem ein feiner, etwas gewundener Gang (@.@.), welcher an der Seite des Körpers hinabläuft, bei den Hoden vorbeigeht, und vor oder neben dem zweiten Hoden in den Eierstock übergeht, je'nachdem dieser mehr seitlich neben dem Hoden oder mehr hinter dem Hoden befindlich ist. Der Eierstock (F. F.) ist doppelt;' jeder bildet eine grolsbeerige Traube, deren Beeren elliptische Säcke‘ sind, in welchen die äufserst zahlreichen und kleinen Eierkeime stecken. Alle diese Beeren stehen ‚ nit einander in Verbindung, und münden zuletzt in den Eier- leiter ein. Die Eikeime, welehe man in ‚diesen Eierstöcken vorfindet (Fig. 5.) , haben kaum die halbe Größse der reifen Eier, sind mehr kugelig, ‘doch etwas unregelmäßig, sowohl 192 in der Gestalt, als auch in der Größe, bestehen‘ aus einer klaren, milchweifsen Flüssigkeit, und haben an dem eiuen Ende einige dunklere rundliche Punkte. Diesen Bau behal- ten die Eikeime so lange, als sie im Eierstock und im Eier- leiter sich befinden, welche letztere so fein sind, dafs immer nur ein Eikeim hindurchgeht. Gewöhnlich erfüllen dieselben den ‚Eierleiter in seiner ganzen Erstreckung, bisweilen: lassen sie leere Zwischenräume. Die reifen Eier im Uterus selbst haben einen ganz anderen Bau. Alle sind vollkommen ellip- tisch (Fig. 4.), und enthalten in derselben klaren, weißslichen Flüssigkeit 7—9 dunkle, runde Körnchen, welche an der Eihaut anliegen, daher theils heller, theils dunkler erscheinen, je nachdem sie an der oberen oder unteren Wand haften. Die Hoden (E. E.) haben bei dieser Distomen- Art: eine überraschende Grölse, und bestehen aus zwei rundlichen, bla- senförmigen, am Rande unregelmäßig eingeschnürten, klaren, vollkommen durchsichtigen Säcken. Der vordere Hode, wel- cher unmittelbar an den hinteren Rand der zweiten Saug- grube stölst, ist der kleinere, und liegt mehr an der linken Seite des Körpers. Nach rechts hat er hinten einen sehr kleinen, aber ganz ähnlich gestalteten, Hoden neben sich, aus welchem der zur Mündung in die Samenblase dienende Samenleiter entspringt. Mit diesem kleinen Hoden steht der größsere zweite Hoden durch einen kurzen Gang in Verbin- dung. Seiner natürlichen Lage nach nimmt er den Raum hinter dem ersten Hoden ein, füllt aber den ganzen Quer- durchmesser des Leibes aus, so dafs er an beide Seitenwände anzustofsen droht. Zum Theil vor, zum Theil neben, ganz besonders aber hinter ihm, liegen Theile des weilsen undurch- sichtigen Eierstocks, von welchem der Hode sich alsbald durch seine, Klarheit unterscheidet. Die Ausführungsgänge beider Hoden übertreffen die Eierleiter an Zartheit, und sind deshalb, auch weil sie sich nicht durch ihren Inhalt verra- then, schwer zu erkennen; sie münden beide in einem dicken Stamm zusammen, welcher an der rechten Seite neben der hinteren Sauggrube hinaufsteigt und im das dort rer stumpfe Ende der Samenblase' einmündet. 193 Vom 'Gefälssystem habe ich nur Spuren. entdeckt, nämlich die beiden sackförmigen Behälter im hintersten Ende des Körpers. Aus ihrer Anwesenheit und aus der zwischen ihnen angebrachten hinteren Oeffnung schliefse ich, dafs sich dasselbe wie bei Diplostomum v. Nordm. verhalten werde. Vom Nervensystem fand sich keine wahrnehmbare Spur, aber, wohl nur deshalb, weil die Fäden desselben fein und eben so durchsichtig sind, wie die Wände des überall ziemlich klaren Körpers. _ Als merkwürdigste Eigenthümlichkeit dieser. Art dürfte hiernach der gabelige. Uterus und die Gröfse der Hoden an- gesehen werden. Für die Form jenes weils ich ‚unter den Trematoden keine Analogie, da nach den Wahrnehmun- gen aller früheren Beobachter der Uterus einfach und nur die Eierstöcke mit den Eierleitern doppelt sind; dagegen ist diese Gestalt des Uterus bei den Nematoden, wie be- kannt, ‘die gewöhnliche. Die Gröfse und Gestalt der Hoden hat, wenn auch nicht bei den Distomen, doch bei der Gattung Amphistomum, ein Seitenstück, wie die Beobachtungen von Bojanus und Laurer ausweisen. Diese Analogie wird noch dadurch vermehrt, dafs nach beiden Zergliederern die Hoden ungleich gestaltet sind, und der hintere einen gröfseren Um- fang zu haben scheint, Verhältnisse, die auch unserm Disto- mum zukommen. Ueberraschend aber ist in Vergleich mit vorliegender Art die geringe Gröfse dieser Organe bei Disto- mum lanceolatum, D. rosaceum, und D. perlatum,; bei‘ wel- chen sie übrigens ebenfalls als Blasen erscheinen, deren Um- fang nicht derselbe zu sein pflegt. Ungern gebe ich zu, dafs der vielfach augeregte Meinungsstreit, ob die Distomen, oder Trematoden überhaupt, zwei Geschlechtsöffnungen besitzen, durch diese Beobachtungen keine Aussicht auf Entscheidung erhält; indes dürfte ich mit allen Sachkundigen in der An- sicht übereinstimmen, dafs beide Verhältnisse, wie bei den Cestoden, so auch bei den Trematoden, neben einander vorkommen, aber schwerlich in einer und derselben Gattung, woraus sich denn die Nothwendigkeit ergäbe, die Gattung Distomum in mehre Gattungen aufzulösen, einer Meinung, 194 welcher ich schon wegen der abweichenden Bildung des Darmes: das Wort. reden möchte. w Erklärung. der Abbildungen. Fig. 1. Distomum globiporum von der Rückenseite dar- gestellt in bedeutender Vergrößerung, Man sieht hier die verschiedenen Organe in ihrer natürlichen Lage. f Fig. 2. Der Geschlechtsapparat, besonders dargestellt. A. die grolse Blase; B. geronnener Same; C. gemeinsamer Samengang; D.D. Samenleiter; _E. E. E. Hoden; F. F. Eier- stöcke; @. @. Eierleiter; 4. H. Uterus; I. Genitalien-Mün- dung. Fig. 3. Der Schlundkopf. Fig. 4. Ein reifes Ei, sehr stark vergröfsert. Fig. 5. Ein unreifes Ei in derselben Vergrölserung. Fig. 6. Seiten-Ansicht von Dist. globiporum. a. vor- dere, d. hintere Sauggrube. Anmerkung, Nach Gurlt’s Beobachtung, welche mir erst später. be- kannt geworden ist; findet sich auch bei Distomum. alatum ein gabelförmiger, zweihörniger Uterus, worüber. man seine eigene Darstellung (pathologische Anatomie der Haus-Säuge- thiere, Tab. VIIL. Fig. 40.) vergleiche. 195 Mittheilungen über die Rehbrunst. Vom Herausgeber. „Nichts nachdenklicheres zu betrachten ist mir unter dem ganzen WVaidwerk vorgekommen, als die Eigenschaft "der Rehe, wegen ihrer rechten Brunstzeit oder Vermischung.“ Döbel’s Jägerpraktik. Ar Döbel jene Worte niederschrieb, mit denen er in sei- nem klassischen Werke die Beschreibung des Rehes begimt, komte es ihm nicht von ferne in den Sinn kommen, dafs die Schlichtung dieser übererbten Streitfrage, welche seit so lan- ger Zeit die Jägerwelt beschäftigte, einst von noch weit größserer Wichtigkeit für Physiologen und Naturforscher‘ wer- den, dafs sie dereinst selbst auf die Theorie der Zeugung einen wesentlichen Einflufs üben würde, und eben so wenig ahne- ten dies die Physiologen, welche, obwohl vielfach angeregt, diesen Gegenstand unbegreiflicher Weise bisher so weniger Aufmerksamkeit würdigten. Weit verbreitet ist noch heutigen Tages unter den Naturforschern die alte, hartnäckig verthei- digte Ansicht, dafs die Brunst und Begattung der Rehe im November und December vor sich gehe; und doch stützte sich diese Meinung einzig und allein darauf, dafs man vor Ende Decembers oder Anfang Januars keine Embryonen im Fruchthälter der Ricke gefunden hatte, und dafs man nicht glauben wollte, das Reh, als kleineres Thier, ginge länger trächtig als die Hirschkuh. Diese beiden Gründe erwägend, 196 schlug sich aueh Döbel-auf die Seite-derer, welche gegen alle Erfahrung die wahre Brunst des Rehes in das Ende No- vembers und den Anfang Decembers setzen, obwohl er bereits die weit wichtigeren Gründe, auf welche sich die Annahme der Augusibrunst stützt, sämmtlich aufführt. Er gedenkt schon des geilen Wesens der Böcke, die dann die Ricken jagen, und, wie es der Jäger nennt, auf’s Blatt laufen; er gedenkt der dann bedeutenden Stärke der Hoden, der Voll- ständigkeit des Geweihes, welches in, der angenommenen Winterbrunst dem Bocke fehlen würde; er führt sogar zwei Fälle an, in denen er selbst Augenzeuge war, dafs der Bock im August besprang; aber er erklärt die besprungenen Ricken für Schmalricken, und den Begattungsact selbst für blolse Geilheit. So Döbel, und ihm sprachen Jäger und Natur- forscher ‚nach. ‘Inzwischen erklärten sieh doch. bereits einige der erfahrensten und einsichtsvollsten: Forstleute dahin, dafs die wahre Brunst und Begattung des Rehes. im August vor sich gehe; so der Graf v. Mellin (in Wildungen’s Neu- jahrsgeschenke für 1797. _.p.. 6 fl.), der Graf v. Veltheim (Allgem. Forst- und Jagdztg. 6. Dec. 1827.), G. L. Hartig (Lehrbuch I. p. 167.) und v. Westernhagen (Berliner Haude- ‚und Spener’sche Zeitung 1834. No. 143. Beilage). Dafs dennoch die meisten Naturforscher noch immer .je- ner alten Meinung anhaugen, mag wohl nur darin ‚seinen Grund haben, dafs ihnen die entweder, nur in Jagdschriften oder überhaupt gar nicht publicirten neueren Erfahrungen über die Rehbrunst unbekannt blieben. : Es «möchte daher nicht ohne Nutzen sein, hier in der. Kürze einige der ent- scheidendsten Beweise zusammen zu stellen. Ich übergehe eine vom Forstrathe Kleim- (in, der allg. Forst- und. Jagdzeitung v. 17. Sept.. 1829), gemachte ‚Mit- theilung, nach welcher der Revierförster Stein Zeuge war, dafs am. 3. Aug. zwei Rehgeilsen im Beisein zweier andern von einem starken Bocke nach einander bedeckt wurden, Die Zweifler können auch hier einwenden, dafs die besprunge- nen Geilsen Schmalricken gewesen seien. Ueberdem kann man von vielen Jägern hören, dafs sie von ähnlichen Fällen Augen- ZEU- 197 zeugen waren, während andrerseits die oben genannten Ver- theidiger der Augustbrunst darin übereinstimmen ‚dafs Nie- mand ‚ihnen ‘vorgekommen sei, der im December den Begat- tungsaet wirklich ‚gesehen. habe. Herr, v. Westernhagen, welcher ‚seine '7jährigen, Beobachtungen in einem Rehgarten von mehr als; 100. Morgen Grölse anstellte, fügt hinzu (a. a.'O.), dafs er nie die geringsten Anzeichen einer Brünst im Decem- ber ‚habe bemerken: können, ‚dagegen im August jedesmal die Brunst untrüglich. beobachtet habe, und dafs dann auch alte Ricken, die Kälbehen haben, wieder brunsten, mithin nicht allein Schmalricken, ‚wie wohl früher behauptet wurde. "Wenn. sehon: dergleichen Mittheilungen die Augustbrunst im; 'hohen Grade glaubwürdig machen, so haben sie endlich neuere directe Versuche und Erfahrungen unumstößslich erwie- sen. Der erste Fall ereignete sich im Jahre 182% in Braun- sehweig, und wurde von dem; damaligen Hofjägermeister und Kammerherrn, jetzigen Geh. Rathe, Hrn. Grafen v. Veltheim (a- a. ©.) bekannt: gemacht. Zwei Ricken, welche dem’ dor- tigen Kaufmanne, Herrn J. F. Degener, gehörten, liefsen am 4. und: 8. August den Bock zum ersten Male zu. Die Brunst dauerte 14 Tage. Einige Tage‘ vor Michaelis desselben Jah- res starb der Bock, und ohne dafs irgend später ein anderer Bock mit ihnen Gemeinschaft gehabt hätte, setzten beide Rik- ken am 31. Mai und 2. Juni 1827 jede zwei Kälbchen. “Wie mir Herr Holzverwalter Busch in Braunschweig gü- tigst mittheilte, starb bald nach der Satzzeit eine dieser Rik- ken. Die andere zeigte zu Anfang August desselben Jahres wiederum alle Zeichen der Brunst. Um diese zu befriedigen, wurde sie in das Haus des Gastwirthes Birnbaum gebracht, und bei dessen Rehbocke vom 9.'bis 13. August: gelassen, in ‚welcher Zeit sie in Gegenwart glaubwürdiger Augenzeugen mehrmals..beschlagen wurde. In ihre frühere Behausung zu- rückgebracht und woll verwahrt, ‘setzte sie am 2. Jun: 1828 abermals zwei Kälbchen. Ein dritter ganz ähnlicher Versuch wurde im Jahre 1824 ebenfalls in Braunschweig gemacht.‘ Eine dem Lohgerber Herrn Wehle gehörige Ricke, ‘welche im Mai (desselben Jah- ©, Jahrg. 2) Band. 14 198 res geworfen hatte, wurde im August zu einem Rehbocke ge bracht 'und 'von diesem in dem Zeitraume vom '27. Aug. bis 2. Sept. täglich besprungen. Nach diesem Tage besprang der Bock nieht weiter, und starb bald nachher in: Folge eines Sturzes. Die Ricke setzte am 2. Jun. 1834, ohne später mit einem Bocke Gemeinschaft gehabt zu haben, ein munteres Böckchen: i Einen vierten Fall, der sich in Berlin 'ereignete, theilte Herr General-Lotteriedireetor Bornemann (in der Haude- und Spenerschen Zeitung vom 12. Jun. 1834) mit.» Von einem hier gehaltenen Rehpaare wurde der Bock, weil er-Ende Au- gusts, unstreitig in Folge der Brunst, sehr bösartig geworden war und einen Menschen stark verletzt hatte, auf der Stelle fortgeschafft. Die Ricke, auf wohl verwahrtem Hofraume allein gelassen, warf am 4. Jun. 1834 ein Böckchen. Wenn nun diese Thatsachen die feste Ueberzeugung ge- währen, dafs im August die wahre Brunst des Rehes statt findet und dafs es, wie man wohl hin und wieder glaubte, keiner zweiten, Decemberbrunst, zu seiner Befruchtung bedarf, so fragt es sich, was die Ursache sei, dafs man vor Ende Decembers oder Anfang Januars noch keine Spur der im Au- gust statt gefundenen Befruchtung im Fruchthälter der Ricke antrifft. Dafs diese Verzögerung durch eine geringere Ener- gie der Zeugungsorgane bedingt werde, liels sich vermuthen; um so größser war die Aufforderung, den näheren Hergang der Sache kennen zu lernen. Von grofsem Interesse war es mir daher, im vorigen Jahre bei meinem kurzen Aufenthalte in Braunschweig zu erfahren, dafs mein Freund, Herr Ober- Stabsarzt Dr. Pockels sich einer fortgesetzten Untersuchung der weiblichen Genitalien des Rehes unterzogen habe. Wäh- rend meines diesjährigen Aufenthaltes daselbst hatte ich die Freude, eine Reihe höchst wichtiger Präparate in dem für Physiologie und Pathologie so reichen Museum: meines Freun- des vorzufinden, und da gerade jetzt die zu diesen Untersu- chungen geeignete Jahreszeit eintreten wird, glaube ich ganz im Interesse der Wissenschaft zu handeln, wenn ich hier, mit gütiger Erlaubnils meines vielbeschäftigten Freundes, die bis- herigen Ergebnisse seiner Forschungen vorläufig in der Kürze 199 mittheile, die Physiologen aber auf eine vollständige Darstel- lung des: anatomischen Befundes verweise, welche Hr. Ober- Stabsarzt Pockels in Müller’s Archive für Anatomie und Physiologie mittheilen wird. Vom Juli 1833 bis zum Februar 1834 wurden von ihm 54 Ricken untersucht, und zwar vom Juli bis zum Decem- ber wöchentlich eine, vom December bis Februar wöchent- lich zwei, auch wohl mehr. Nicht leicht möchte daher ir- gend so reiehliches Material zu 'einer ähnlichen Untersuchung vorhanden gewesen sein, wie es durch ‘die Liberalität und ‘den wissenschaftlichen Eifer des Herzogl. Braunschweigischen . Geh. Rathes, Herrn Grafen W. v. Veltheim, zu dieser ge- liefert wurde. Zur eigentlichen Brunstzeit, im Laufe Augusts und An- fang Septembers, zeigte der Fruchthälter der Ricken in sei- nem Körper und Hörnern eine gröfßsere Turgescenz als zuvor, und es fand eine reiche Schleimabsonderung in seiner innern Höhle statt. In den Ovarien wurde indessen keine Verände- rung bemerkt, weder in Hinsicht ihres Umfanges, noch in ihrer Beschaffenheit. Nie zeigten sie sich in dieser Zeit von den Fimbrien der Tuben umgeben. Von Mitte Septembers nimmt die Turgescenz des Fruchthälters ab, er tritt wieder in seinen normalen Zustand zurück, in welchem er bis Ende Decembers verharrt. Dann aber stellt sich wieder in ihm eine starke Gefälsentwicklung mit Auflockerung seines Gewe- bes ein. Zu Anfang Decembers zeigte sich eines der Graaf- schen Bläschen des Eierstockes stärker entwickelt, von grö- fserem Umfange und mit seinem spitzeren Ende dem Ueber- zuge .des Eierstockes ganz nahe‘ gerückt: aus diesem Stadium sah ich ein Präparat in der Pockelsschen Sammlung von einer am 27. Dec. geschossenen Ricke. An dem einen Ova- rium erhebt sich die T’heca des Graafschen Bläschens in eine fast den Ueberzug des Eierstockes berührende Spitze; jeden- falls war also hier das Eichen dem Durchbruche nahe, wurde aber leider beim Aufschneiden des Lagers nicht gefunden '). 1) Wer die grofse Kleinheit des Säugethiereies in‘ dieser Periode 14* 200 Dafs indessen um diese Zeit der Austritt des Eies wirk- lich erfolge, beweist ein zweites Präparat derselben Samm- lung von einer am) 9. Jan.-geschossenen Ricke;: Hier zeigt sich am Eierstocke der rechten Seite eine über die Oberfläche dieses Organes stark hervorragende, nestartige Erhebung von einem maschig-schwammigen, der Decidua nicht unähnlichen Gefüge mit einer weiten inneren Höhlung und einer großen Oeflnung an der Spitze. Unstreitig ist jenes Gebilde die ver- änderte äußere Schicht der‘ Theca des Graafschen Bläschens. Das Ei war hier bereits herausgetreten, indessen fand Po- ckels die Franzen der Tuba noch dicht dem Eierstocke an- liegend, ein Beweis, dafs der Uebertritt des Eies in den Eier- leiter erst seit Kurzem erfolgte. Er hält dafür, dals das Ei in dem nestartigen Gebilde’ am Eierstocke, wie in einer ersten Brutstälte, verweile. Der Embryo, der in dem. entsprechen- den Horne des Fruchthälters nur bei sehr sorgfältiger Unter- suchung ermittelt wurde, ist: noch ungemein:zart; Nabelbläs- chen und Allantois sind aber. bereits vorhanden. . Am Eier- stocke der linken Seite ragt das Graafsche Bläschen noch et- was über die Oberfläche des Eierstockes hervor; die Höhlung hat sich indessen mit einem Corpus luteum: gefüllt, in wel- chem jedoch noch nicht eine so vollständige Consolidation eingetreten ist, wie sie später statt zu finden pflegt. Der im entsprechenden Horne des Uterus befindliche 'Fötus ist noch sehr zart, sein Halstheil gebogen, der Kopftheil gespalten, gleichsam zweischenklig; Nabelblase und Allantois sind: vor- handen. Leiztere ist sehr lang; gezogen, fast von der Spitze des Hornes bis zu dessen Uebergang in den Körper des Frucht- hälters reichend, aber der Embryo noch nirgend befestigt. 'In- dessen bemerkte Pockels an der inneren Wandung des Ute- rus deutliche‘ sehr gefälsreiche Zotten. kennt und weils, wie lange sich dässelbe dem Auge der Forscher entzog, wird hieran keinen Anstols nehmen. Für den Laien genüge. die Be- merkung, dafs die Gröfse des Eichens heim Schafe, freilich vor. der Be- fruchtung, nach Bernhardt (Symbol. ad Ovi Mammal. Hist. p. 30.) 0,00627& einer Pariser Linie, nach R. BaALEN (Lehrb. d, vergl. Ana- tomie p. 352.) 44—74"" beträgt. 201 An einem dritten Präparate der Pockelsschen Samm- lung von einer am 19. Januar erlegten Ricke zeigen sich die gelben Körper beider Ovarien consolidirt und bereits vollstän- dig vom Ueberzuge des Eierstockes bedeckt, über dessen Ober- fläche sie nur eine leichte Wulst bilden. Die Embryonen, welche sich im Fruchthälter fanden, waren etwa auf dersel- ben Stufe der Ausbildung, als die Sehafembryonen von 3 Wo- chen, welche Boianus abbildet. Wenn nun durch diese Reihe von Präparaten erwiesen wird, dafs der Uebertritt des Eichens in den Fruchthälter in den letzten Tagen Decembers statt findet, so ist damit kei- nesweges gesagt, dals das Ei immer zu dieser Zeit aus dem Eierstocke hervortreten und sich in den hier angegebenen Zeit- momenten genau in demselben Stadium der Ausbildung finden mülste, welche sich in dieser Reihe von Präparaten ausweiset. Vielmehr läfst die innerhalb eines Zeitraumes von etwa 4 Wo- chen früher oder später eintretende Brunst der Rehe schon a priori schliefsen, dafs eine dem entsprechende Verschieden- heit in der Entwicklung des Fötus statt haben müsse. Dies wird auch durch die Erfahrung bestätigt, indem z. B. in einem Präparate der Pockelsschen Sammlung von einer am 7. Jan! geschossenen Ricke die Embryonen nicht viel kleiner, höch- stens um 8 Tage jünger sind, als andere Embryonen vom 28. Januar. Sehen wir schliefslich auf den Grund dieser anscheinend anomalen Erscheinung, so ergiebt sich aus den hier mitge- theilten Untersuchungen, dafs der verzögerte Eintritt des Eies in den Fruchthälter in der zur Brunstzeit mangelnden Energie des Eierstockes seine nächste Ursache hat. Während bei an- dern Säugethieren zur Brunstzeit verhältnismäßig so viele Graafsche Bläschen reif zu sein pflegen, als Junge von ihnen in einem Wurfe zur Welt gebracht werden, und demnach bei ihnen das Bersten der Graäfschen Bläschen und der Austritt des Eichens sehr bald nach der Befruchtung erfolgt, sind da- gegen beim Rehe die Bläschen des Eierstockes zur Brunstzeit in ihrer Entwicklung noch weit zurück, indem die sich sonst auf sämmtliche Zeugungsorgane ausdehnende erhöhte Vitalität 202 hier sieh während der Brunstzeit nur auf den Fruchthälter beschränkt, und erst einer zweiten, 4 Monate später eintre- tenden Congestion das Bersten der inzwischen langsam gereif- ten Bläschen und der Austritt des Eichens in den von neuem erregten Fruehthälter vorbehalten ist. Sonach hätte sich das wirklich bestätigt, was Burdach bereits im ersten Bande seiner Physiologie (p. 506.) als Vermuthung ausspricht. In- dem dieser darauf fulst, dafs zuweilen (z: B. bei der Henne) in einer Begattung ungleich mehr Eier befruchtet werden, als deren am Eierstocke zum Austritte reif sind, schliefst er, dafs die Befruchtung auch auf die noch nicht gereiften Eier wirken müsse, und setzt hinzu: „Da es nach diesen Erfah- rungen denkbar ist, dafs bei Säugethieren die Befruchtung über die zur Zeit der Begattung noch unreifen Bläschen sich erstreckt, so finden wir hierin die Auflösung des Problems von der Befruchtung des Rehes; wenn es sich schon im Juli und August begattet und doch im Januar noch keinen Em- * bryo trägt, auch erst im Mai ein Junges wirft, so kann das Bläschen des Eierstockes, welches zur Zeit der Begattung noch nicht reif war, durch dieselbe späterhin, nachdem es seine Reife erlangt hatte, befruchtet worden sein. Vielleicht findet etwas Aehnliches bei den Füchsen statt, indem nach Haus- mann im März noch kein Embryo vorhanden ist, ungeachtet sie sich schon im Januar begatten; es ist wenigstens ‘gegen alle Analogie, dals der Embryo so spät erscheinen sollte.“ Fragen wir nach dem Zwecke dieser Anomalie, so liegt dieser ohne Zweifel in nichts Anderem, als in dem Bestre- ben der Natur eine Satzzeit zu erreichen, welche in dem Wechsel der Jahreszeiten die günstigste zur Erziehung der Jungen ist; denn diese würden, wenn nicht jene Zögerung ein- träle, bei regelmälsigem Verlaufe der Trächtigkeit in der rauh- sten Winterzeit, etwa Ende Januars oder Anfang Februars, geboren werden. Dafs die Begattung, welche bei regelmäßi- gem Hergange im Winter statt finden mülste, schon im Som- mer vor sich ‘geht, mag eben nur deshalb so eingerichtet sein, weil der Bock wegen des in die ersten Wintermonate fallenden Geweihwechsels dann nicht fortpflanzungsfähig ist. Das Ab- 203 werfen des Geweihes-tritt aber deshalb. bei ihm im Vorwinter ein, weil beim männlichen Rehkalbe das erste Gehörn früher als bei den übrigen einheimischen Hirscharten (im 6ten Mo- nate) hervorbricht. Denn wenn auch die zunehmende Kräf- tigung des Individuums, oder auch günstige Witterung und reichliche Aesung den Geweihwechsel der Hirsche zeitiger her- vorruft, oder das Gegentheil ihn zurückhält, so scheint doch die Zeit des ersten Aufsetzens für die Folgezeit den eigentli- chen, nur durch jene Einflüsse modifieirten Typus zu geben !). Wie nun der beim Rehbocke im Vorwinter statt findende Ge- weihwechsel eine zur regelmäßsigen Entwieklung des Embryos passendere Brunstzeit nicht zuläfsi, so wird andererseits durch die im Juli eintretende höchste Kraftfülle (Feistzeit) des Reh- wildes seine wahre Brunst eingeleitet. So keiten sich die einzelnen Lebenserscheinungen nothwendig an einander, und die Natur weils, wo sie in Confliet gerathen, diesen durch ein sauftes Eingreifen zu heben. 1) Am deutlichsten beweiset dies der Geweihwechsel der tropischen Hirscharten, der, wenn auch im Ganzen minder regelmälsig, doch der Regel nach zu zwei verschiedenen Jahreszeiten (d. h. in unsern Früh- lings- oder in unsern Herbstmonaten) vor sich geht, entsprechend also der Satzzeit, die bei ihnen ebenfalls auf beide genannten Zeitpunkte fällt. Es scheint demnach kaum einem Zweifel zu unterliegen, dafs sich die Zeit des Geweihwechsels bei ihnen nach der der Geburt und des ersten Aufsetzens richtet. $. meine Bemerkungen hierüber in Bürde’s Abbil dung und Beschreibung merkwürdiger Säugethiere, 2te Lieferg. p. 76. u. Isis 1833, p. 960. Einige Bemerkungen über das Chinchilla, Herausgeber. Nicht leicht hat irgend eine Thiergruppe ein so seltenes Mis- geschick betroffen, als die südamerikanischen Gattungen der Hasenmäuse seit ihrem Erscheinen im Systeme verfolgt hat. Nicht nur haben sie sämmtlich das seltene Schicksal gehabt, fast gleichzeitig von zwei oder mehreren Naturforschern un- ter demselben oder sehr ähnlichen Namen aufgestellt zu’ wer- den ?), sondern es haben sich auch in die Beschreibungen und Abbildungen der hieher gehörigen Thierarten allerlei Feh- ler eingeschlichen, durch welche spätere Schriftsteller in der Identität der Arten und Gattungen leicht irre gemacht wer- den konnten. Dies ist namentlich Herrn Meyen begegnet, der in seiner Abhandlung (Nov. Act. Acad. Leop. XVI. T. II.) über diese Thiere sich strenge an die Beschreibung seiner Vor- gänger hielt und auf ihre Sorgfalt und Unfehlbarkeit bauend, durch die Dissonanz der Beschreibungen verleitet wurde, drei 1) So das Viscacche der Ebenen als Fiscaccia von Schinz und Lagostomus von Brookes, so das Chinchilla als Gattung Chinchilla und Eriomys, so endlich auch das Viscacche von Peru als Lagidium von Meyen und Lagotis, von Bennett. Da indessen Meyen’s Abhandlung bereits den 25. März 1833 bei der Akademie eingegangen war, Bennett’s Abhandlung aber erst den 14. Mai 1833 in der Zoologischen Gesellschaft vorgetragen wurde, so mufs bei strenger Handhabung der Priorität und gleich regelrechter Na- menbildung Meyen’s Benennung vorgezogen werden. 205 generisch verschiedene Chinchilla, also im Ganzen '5 süd- amerikanische Genera von Häsenmäusen zu unterscheiden, wäh- rend’'es in Wahrheit nur 3 gut unterschiedene südanierika- nische‘ Genera dieser Familie giebt, und wenn’ auch vielleicht unter dem Chinchilla 2 Arten stecken, diese doch einer und derselben Gattung (Eriomys ZDicht., v. d. Hoeven, Chin- chilla Gray) angehören. Letzteres hat Herr Prof. J. v. 'd. Hoeven bereits in seinem Jahresberichte (Tiydschrift voor Naluurlyke Geschiedenis. Pars II. 1835. p. 139.)' nachgewie- sen; da er jedoch die specifische Verschiedenheit in Zweifel zieht und eine Briefstelle von mir anführt, in welcher ich jene Vermuthung gegen ihn ausgesprochen habe, glaube ich mich hierüber näher rechtfertigen zu müssen. Ich darf wohl kaum erwarten, dals die neueren Arbeiten über ‘diesen Ge- genstand, so wie jene holländische Zeitschrift allen meinen Lesern zu Gesicht gekommen sind, und glaube daher nichts Ueberflüssiges zu thun, wenn ich so viel als vom Historischen hier nöthig ist, in möglichster Kürze anführe. Unstreitig das Wichtigste, welches wir über diese Familie besitzen, sind die beiden Abhandlungen des Hrn. E. T. Ben- nett, deren erstere (in den Gardens and Menagerie of the Zoological Society. 1831. Vol. I. p. 1., bereits 1829 gedruckt) eine Naturgeschichte und Abbildung des Chinchilla, die 'an- dere (in den Transact. of the Zool. Soc. Vol. I. P.1. 1833.) die Naturgeschichte, die Charakteristik der Arten und Gat- tungen und eine Schilderung der anatomischen Eigenschaften dieser Familie liefert. ‘Wie’ sich beide Abhandlungen durch Sorgfalt in der Beschreibung auszeielinen, so auch’ insbeson- dere durch eine seltene Belesenheit,' und namentlich 'ist er- stere von späteren Schriftstellern in dieser Hinsicht vielfach benutzt worden. Herr Bennett beschränkt die Familie, wel- che er Chinchillidae nennt, auf die amerikanischen Gattungen Lagostomus, Chinchilla und Lagotis; während ich in’meinem Handbuche ?) die südafrikanische Gattung Pedetes (Helamys) 1) Im Sommer 1831 wurden die ersten Bogen bereits gedruckt, s. Vorrede. 206 mit, ihnen zur Familie der, Hasenmäuse (Lagostomi), ver- einigt hatte. Später wies auch Rousseau auf die Aehnlichkeit dieser Thiere mit Pedetes, im Schädel- und Skeletbau hin. Nachdem das Chinchilla uns lange nur aus den Angaben früherer Reisenden und durch .den: Pelzhandel bekannt gewe- sen ‘war, und nach. den unrichtigen Angaben Molina’s als Mus laniger und dann als Cricetus laniger im Systeme figu- rirt hatte, wurde zuerst im Jahre 1829 von Herrn Geh. Rath Lichtenstein (in seiner: Darstellung neuer oder we- nig bekannter Säugethiere. Heft VI.) eine wissenschaft- liche Beschreibung des Thieres bekannt gemacht. Er bildete daraus eine eigene Gattung, Eriomys. Die Beschreibung und Abbildung wurde nach einem Felle ohne Schädel gemacht. Das Gebifs konnte also nicht angegeben werden. Die Zehen wa- ren sehr zusammengeschrumpft, so wurde denn der kleine Dau- men .der Vorderfülse und die Außsenzehe der Hinterfüßse über- sehen... Derselbe Fehler wurde später von mir in meinem Handbuche der Zoologie, dessen ersie Bogen bereits im Som- mer 1831 gedruckt wurden, wiederholt, da ich das Exem- plar nicht von seinem Postamente löste und sonach, auf, jene Angabe fulsend, die Fülse keiner näheren Untersuchung unter- waıf. Da inzwischen von Yarrell (Zool. Journ. IV. nr. 15. p- 317.) eine Beschreibung des Gebisses vom Chinchilla ge- geben war, nach welcher es von dem des Lagostomus nur wenig verschieden zu sein schien, so sprach ich zugleich die Vermuthung aus, dafs diese Gattung von Lagostomus kaum verschieden sein möchte. Herr Meyen ging in seiner be- reits eitirten Abhandlung weiter, und stellte dies Thier als vom chilensischen Chinchilla generisch verschieden in die Gattung ‚Lagostomus, unter dem Namen L. Chinchilla. Spä- ter hat auch Herr Geh. R. Lichtenstein diese Benennung im Index zu seinem Werke angenommen. Der Aufforderung des Herrn J. v. d. Hoeven zufolge untersuchte ich im An- fange dieses Jahres das Exemplar unseres Museums genauer, und fand, dafs die Fufsbildung ganz dieselbe ist, wie sie Herr Bennett und v. d. Hoeven von ihrem Chinchilla be- schrieben. 207 Später als Herr Lichtenstein (im August. 1830) be- schrieb Herr Gray in seinen Spicileg. zoolog. p. 11. ein Chin- chilla, dessen Abbildung £. 7. mit der Lichtensteinschen im Wesentlichen übereinstimmt. Wir finden in derselben, wie bei dem Exemplare unseres zoologischen Museums, läng- liche, nur an der Spitze abgerundete Ohren, deren Seiten durch Umschlag der Ränder fast parallel erscheinen. Ihr Ver- hältnifs zum Kopfe ist genau dasselbe; auch ‘die Länge des Schwanzes beider Thiere stimmt überein. Die Abbildung wurde vom Colonel Smith nach einem Chinchilla gemacht, welches 1827 von Herrn Hennah nach Europa gebracht: und der Lady Knighton geschenkt wurde; die Beschreibung des Schädels nach dem Schädel eines andern Thieres, welches von demselben Reisenden dem Athenäum in Plymouth’ über- geben war. Beide Exemplare erhielt Herr Hennah in Co- quimbo. Herr Gray, mit Lichtenstein’s Arbeit noch un- bekannt, nannte die Gattung Chinchilla und stellte sie fälsch- lieh in die Familie der hasenartigen Thiere (.Leporidae), von denen sie weit verschieden ist. In der Diagnose der Gat- tung giebt er die Fufsbildung ebenfalls, aber im 'entgegenge- setzten Sinne, unrichtig an. Er setzt nämlich das Rudiment einer grolsen Zehie an den Hinterfüßsen (verruca hallucari brevi ungulata) hinzu, wodurch Herr Meyen verleitet wurde, die- ses Thier für generisch verschieden zu halten von dem Chin- ehilla, welches Hr. Prof. v. d. Hoeven bald darauf (1831) in den Bijdragen tot de Natuurkundige Wetenschappen. Tom. VI. p- 105 flg. beschrieb. Herr v. d.Hoeven giebt hier die Ze- henzahl richtig an, nämlich 4 Zehen und einen kurzen Dau- men an den Vorderfüßsen, und 4 Zehen an den Hinterfüßsen. Er giebt ferner die richtige Beschreibung und Abbildung des Gebisses, aber nur vom Oberkiefer. Freilich weicht diese von der früher von Yarrell gegebenen Beschreibung des Ge- bisses sehr ab, allein Herr v. d. Hoeven führt bereits aus der schon von ihm benutzten ersten Abhandlung Bennett’s (Gardens and Menagerie etc.) an, dafs nach Bennett Yar- rell’s Beschreibung nach dem noch im Felle sitzenden Schä- del gemacht‘und dadurch ungenau geworden sei; eine Be- 208 merkung, welche Herr Meyen übersehen hätte. v. d. Hoe- ven?’s Darstellung des Gebisses stimmt. denn auch völlig mit der: überein, welche wir später durch Herrn Bennett in den Transact. of the Zool. Soc. I. c. erhalten haben, so daß dar- über, ob die als Chinchilla beschriebenen Thiere zu einer Gattung gehören, durchaus kein Zweifel obwalten kann. Es fragt sich nur, welcher Name für diese Gattung angenommen zu: werden verdiene, und ob nicht eine specifische Verschie- denheit zwischen den beschriebenen Thieren statt finde. Was den Namen anbelangt, so verdiente schon der-Name Chinchilla, insofern er: barbarischen Ursprunges ist, keine An- nahme. Ueberdies wurde der Name Eriomys von Hrn. Lich- tenstein bereits im Jahre 1829 bekannt gemacht, früher also, oder doch ‚mindestens gleichzeitig mit dem von den englischen Zoologen gegebenen. Er wurde auch bereits von Fischer in den “Addendis und Emend. zu seiner Synopsis Mammalium 1830. p. 392. angenommen. Ueberdies verfielen,: ohne von einander zu wissen, gleichzeitig 3 Zoologen, Lichtenstein, v. d. Hoeven und Kretzschmar, auf diesen durchaus be- zeichnenden Namen. Fit Was die Artverschiedenheit betrifft, so haben: wir gese- hen, dafs:das von Herrn Lichtenstein und Gray beschrie- bene Thier einer Art angehört. Dasselbe Thier ist auch von Herrn Goldfufs im naturhistorischen Atlas unter dem Na- men Lagostomus Chinchilla (Lieferg. 15. t. 290. £.1.) ab- gebildet. _Dagegen möchte ich von dem Chinchilla, welches von Herrn Bennett in den Gardens and Menag. Vol. I. p. 1: und von Herrn Rousseau in den Annal. des Sc. nat. P. 26. p-337. beschrieben wurde, nicht dasselbe behaupten; es mülste denn sein, dafs überhaupt auf Maalse und Abbildungen in den zoologischen Schriften kein Verlafs mehr wäre. Herr Ben: nett hat in den Zoological Gardens in einem schönen Holz- sehnitt das Bild des ganzen’ Thieres, Rousseau in den ge- naunten Annalen ‚eine Linearzeichnung des Kopfes geliefert. In. beiden erscheint die Gestalt und relative Größse der:Oh- ren anders als in dem durch Lichtenstein, Gray und Goldfufs abgebildeten Thiere. Ein Gleiches ergiebt: sieh in 209 den ‚angegebenen Maafsen, während die‘von Rousseau und Bennett angeführten unter sich übereinstimmen *), wie aus dem Folgenden erhellt: -wirdn vor nach Bennett nach Rows- bei'unserm 'Exem-' Bei; Beau plare, 4. Ganze Länge bis zur Scehwanzwurzel SEE Rz 1:77.97 Auer Länge des Schwanzes 5” 5" 4” (ohne Haar) Länge der Ohren 12" fast 27 12" Breite der Ohren 15. 164” 12" Die Ohren sind demnach bei unserm. Thiere im Verhältnisse zur .Körpergrößse kürzer und im Verhältnisse ‚zu ihrer Länge schmäler als bei dem von Bennett und Rousseau beschrie- benen, ungleich kleineren Chinchilla. Bei diesem sind sie im Verhältnisse zum Kopfe grölser, mehr rundlich,. zeigen, ‚wie auch Bennett bemerkt, nichts von dem Parallelismus der Seiten, welcher in den Ohren von Lagotis ‚so sehr hervortritt. In unserm Exemplare sind sie mehr länglich, ‚nur am Ende abgerundet, und der Parallelismus der Ränder ist nicht völ- lig verwischt. So zeigt sich auch Gray’s Figur. Von dem durch Letzteren abgebildeten Thiere wissen wir aber, dals es von Herrn Hennah mitgebracht und der Lady Knighton geschenkt war, mithin meint Herr Bennett das- selbe Exemplar, wenn. er sagt: „Ein zyveites Individuum wurde der Sammlung von Kadr Knighton geschenkt, Es ist grölser und rauher von Pelz. Seine Farbe ist we- niger einfarbig grau; erhält ein etwas geschäcktes Ansehen von den zahlreichen kleinen schwärzlichen Flecken, welche über Rücken und Seiten verbreitet sind. Vielleicht ist dies 1) Dieselbe Uebereinstimmung, welche wir in Bennett’s und Rousseau’s Angaben wahrnehmen, finden wir auch in ihrer Beschrei- bung des Skelets. Die Totallänge des Skelets und die Länge. des! Schä- dels sind dieselbe, nur in der Angabe der Wirbelzahl herrscht Verschie- denheit (Lendenwirbel 7 (R.) — 6 (B.); Kreuzwirbel 3 (R.) — 2 (B.); Schwanzwirbel 22 (R.) — 23 (B.)). Was hiervon individuelle Ver- schiedenheit, was auf verschiedene‘ Deutung zu schreiben ist, 'muls dein gestellt bleiben, } N 210 die Peruvianische Abart, derenSchmidtmeyer !) erwähnt, — Es’ frifst vorzüglich'irocknes Kraut (Heu, Klee);das der So- eietät hat bisher vorzüglich Körner von verschiedener Art und saftige-Wurzeln gefressen. Als man beide in einen Käfig brin- gen wollte, entstand ein wüthendes Gefecht, so dafs man beide trennen mulste.“ Letztere Angabe würde, wenn beide der- selben Art angehörten, schlecht zu der von Molina erwähn- ten Geselligkeit des Chinchilla zu andern Individuen seiner Art passen. Auf die Gröfsenverschiedenheit unter den Chin- chilla deuten endlich fast alle Schriftsteller hin. Hrrr Lich- tenstein, indem er die gröfßsere Art oder Abart beschrieb, erwähnt nebenbei der kleineren: „Die mehrsten Exemplare, welche im Handel vorkommen, sagt er, sind um ein ansehn- liches kleiner.“ — Auch Herr v. d. Hoeven gedenkt eines grölseren Chinchilla des Leydener Museums, welches 12 Zoll ohne Schwanz lang wäre. Endlich stützte sich auch Herr Meyen auf diese Gröfsenverschiedenheit, indem er das kleine chilensische Chinchilla als von dem Lichtensteinschen ver- schieden nachweisen wollte. Ja es fragt sich selir, ob nicht selbst die älteren, von Herrn Bennett citirten Schriftsteller auf Artverschiedenheit hindeuten, wenn sie ein grölseres weich- hariges Thier als Arda, ein kleineres als Chinche und Chin- chilla anführen. Acosta und Hawkins vergleichen das Chinchilla den Eichhörnchen (Ardilla). Ovalle erwähnt ein Arda aus dem Thale von Guasco. Nach Vidaure hat die Arda die Größse einer Katze, eine aschgraue, zarte Wolle, und wird allein in der Provinz Copiapo gefunden; auch das Chinche erwähnt er, dessen weicher Pelz zu Bettdecken verarbeitet werde. Und Molina, welcher nur die kleinere Art näher kannte und Chinchilla nennt, spricht von einem Ardilla der nördlichen Provinzen, welches er nicht gesehen habe. — Dieses sind die Gründe, welehe mich veranlaßten, eine 1) Travels into Chile. London: 1824. nach Bennett I. e. That which comes from Upper Peru is rougher and larger than the Chin- chilla of Chili, but not always so beautiful in its colour. | 211 speeifische Verschiedenheit beider Thiere zu vermuthen. Ich bemerke nur noch, dafs ich’in der von Herrn v. d. Hoeven angeführten Briefstelle mich verschrieben habe, wenn: ich Eriomys Chinchilla Licht. für specifisch verschieden von Chin- chilla lanigera Gray erklärte, da'ich vielmehr das'von Ben- nett und Rousseau beschriebene: Thier’im Sinne "hatte. "Die Systematik‘ der Hasenmäuse' würde etwa folgende ’ sein: Fam. Lagostomi. Hasenmäuse. Einfache Vorderzähne; = wurzellose,;, aus 2—3 La- mellen zusammengesetzte Backenzähne mit flacher Krone; Hinterbeine verlängert, an den Hinterfüfsen weniger Zehen als an den Vorderfülsen, seltener an beiden Paaren gleich viele; Schwanz mehr oder weniger buschig. * Südafrikanische: Hinterbeine sehr verlängert. 1! Gattung: Pedetes Il. Helamys Cw. Vorderfülse 5ze- hig, mit starken gekrümmten Krallen; Hinterfüfßse 4zehig, mit stumpfen dreikantigen Hufnägeln. P. cafer. ' #** Südamerikanische: Hinterbeine fast doppelt so lang als die vorderen. 2. Gattung: Eriomys Licht., v. d. Hoeven. Backenzähne aus 3 Lamellen, nur der vorderste des Unterkiefers, aus 2 Lamellen; Vorderfüße 5zehig (mit kurzem, aber vollstän- digem Daumen); Hinterfüßse 4zehig. E. Chinchilla Licht. Chinchilla laniger Gray, Spice. Lagostomus laniger Wagl., Goldfufs Atlas. Lagostomus Chinchilla Meyen. (Arda Hisp.?) Peru und Chili '). E. laniger. Chinchilla lanigera Benn., Rouss. 1) Nach Schmi dtmeyer fände sich das größere Chinchilla in Peru. Aber da Herr Hennah seine Exemplare in Coquimbo ‚erhielt, auch nach Vidaure die katzengrolse Arda in Copiapo, nach. Ovalle in Guasco vorkommen soll, so möchte die gröfsere Art auch im nördlichen Chili neben der kleinern vorhanden! sein, 212 Mus, ‚laniger\\Molina ")... Cricetus „langer, ‚2ı@eoffr. (Chinchilla, Chinche. ‚Hisp: 2). Chili. j 3.; Lagidium,.Meyen... Backenzähne sämmtlich aus 3 Ya: zellen; Vorder- ‚und. Hinterfülse 4zebig. . P \ L. peruvianum Meyen. l..e. LagotisCuvieri Bam Transact,,of.,the Z..8.I. P.1..auf.den. Hochebenen Bexus; stets, über, 12— 13000 F., am häufigsten dicht unter der Schneegränze. j 4. Lagostomus Brook., Backenzähne aus 2 Lamellen, nur der hinterste des Oberkiefers aus ar wer Vorderfülse Aze- ;hig, Hinterfüßse 3zehig. ‚„L. trichodactylus Brook. _Transact. of the Linn, a8 Soc. Vol. XVI. 1. p. 95. t. 9. Copie Isis. 1830. Goldf. Naturh. Atl. t. 289. £ 2. Dipus maximus Blainv. ., Desim. — - Marmot Diana. fig. in Griffith Anim. Kingd. Vol. Sean ch * Callomys Viscaccia Isid. Geoffr. „Annal. d. Sc, nat, XXI. p. 291. Lagost. trichod. Lefs. Illu- str. d. Zool. s - In Buenos- Ayres und Paraguay. — Viscacche. ?). » Was 1) Molina’s Beschreibung ist jedenfalls aus dem Gedächtnisse ent- worfen, 'ünd vor allen die Arigabe der Zehenzahl falsch: palmis tetra- dactylis, plantis pentadactylis.‘— Ursprünglich mag 'er „pahnis pen- tadactylis,, plantis tetradactylis“ angemerkt haben; später, aber,‘ da diese Angabe von der bei Mus statt findenden- Zehenzahl abweicht; sie für einen Schreibfehler haltend, verändert haben., Eben so wenig darf es dann befremden, wenn an der in Griffith Anim. Kingdom. gege- benen Abbildung zu einer Zeit, in welcher das Thier noch nicht genauer bekannt war, nach Molina’s Diagnose die Zehenzalıl corrigirt wurde. 2) Herr Meyen ist der Ansicht, dafs das von den beiden letzten Autoren beschriebene Viscacche ‚von ‚dem, Lagostomus trichodactylus Brook. und dem Dipus maximus der französischen Schriftsteller speci- fisch verschieden sei. Er stützt sich dabei auf die Gestalt der kürzeren, gekrümmten Krallen an den: Hinterfülsen jener: "Thiere,; da ‚das ‘von J. Geoffroy.'und Lesson’ beschriebene Viscacche lange; ‘gerade, Nägel habe. Auffallend: ist'es; dafs: sowohl Brookes; als der Zeichner des Marmot Diana, die Krallen der Hinterfüfse, gekrümmt: darstellen... Beide Zeich- mungen wurden nach den beiden. Exemplaren ‚der, Menagerie ‚des«Hersm 213 Was die Gatlung Galea betrifft, welche Herr Meyen 1. e. p. 597. zu den Hasenmäusen stellt, so möchte es noch einigem Zweifel unterliegen, ob sie wirklich dieser Familie angehört. Nach Herın Meyen sind die von ihm Galea mu- steloides benannten Thiere, welche er in grolser Anzalıl auf der Hochebene der westlielien Cordillerenkette autraf, nie- drig, wieselartig langgestreckt, ohne Schwanz eiwa 8 Zoll lang, oberhalb braunroth, unterhalb weils, und haben einen langen, am Ende buschigen Schwanz, den sie oft aufrichten, Die Eingebornen nennen sie ebenfalls Chinchilla. Sie haben die Felder dort nach allen Richtungen unterminirt, und safsen zuweilen zu 10—12 in der Nähe ihrer Wohnungen. Da Herr Meyen sich keines Exemplars bemächtigen konnte, gründet er die Charakteristik der Gattung auf einen Schädel, welchen er am Eingange zu ihren Höhlen fand, in der Voraussetzung, dafs derselbe diesem Thiere angehört habe. Allein die Achn- lichkeit dieses Schädels mit dem eines Cavienartigen Nagers, namentlich mit dem des Moco (Cavia rupestris Neuw. Gat- tung Kerodon F. Cuv.) ist so großs, dafs ich ihn auf den er- sten Anblick einem Thiere dieser Gattung zuschrieb, um so mehr als die Zähne mit der Abbildung, welche der Prinz v. Neuwied vom Gebisse des Moco gegeben (Beitr. z. Naturg. Brasiliens. 2. Tab. 3. Fg. 8 u. 9.), völlig übereinstimmten. Ich glaubte daher Anfangs, dafs die von F. Cuvier (Dens des Mammif. tab. 48.) gegebene Abbildung, nach welcher beim Moco der erste Backenzahn des Unterkiefers aus 3 halbherz- förmigen Lamellen besteht, unrichtig Sei, allein an dem Schä- del des Moco unseres Museums zeigte sich, dafs Herr F. Cu- vier Recht hat, und bei genauer Vergleichung ergab sich bei - dem von Herrn Meyen mitgebrachten Schädel an den Bak- kenzähnen des Unterkiefers eine zweite Verschiedenheit, Crols in Exeter-Change gemacht, jene nach einem ausgestopfien, aber vollständigen Exemplare, welches früher F. Cuvier beschrieb, diese nach einem lebenden Exemplare mit verstümmeltem Schwanze, welches von Blainville beschrieben wurde. Es ist wahrscheinlich, dafs, wie dies oft bei Thieren in der Gefangenschaft geschieht, die Nägel eine wider- natürliche Form angenommen hatten. 1. Jahrg. 2. Band, 15 214 nämlich eine mitten an der Innenseite der Kaufläche befind- liche, ziemlich tief eindringende Einbucht, welche an den Backenzähnen des Oberkiefers und den Backenzähnen beider Kiefer des Moco nicht vorhanden ist. Die Bildung des Schä- dels beider Thiere ist übrigens — abgesehen von der gröfßse- ren Kürze des Antlitztheiles bei @alea und von der Anwe- senheit einer bogenförmigen Leiste auf dem obern wagerech- ten Theile des Hinterhaupibeines, welche dem Hinterhaupts- kamme parallel ist und von deren Mitte eine Längsleiste nach vorn zur Gränze der Scheitelbeine verläuft — genau dieselbe. Hiernach wird es sehr wahrscheinlich, daß jener Schädel einem Cavienartigen, wenn auch vom Moco generisch verschiede- nen Nagethiere ‘angehört, und ich möchte daher jenen oben erwähnten schlanken Nager nach Habitus und Lebens- weise vorläufig für ein zieselartiges Thier halten, und die Gattung @alea als nicht binreichend begründet einstwei- len in suspenso lassen. Berichtigung zum Jahresberichte. In Bezug auf den mir in diesem Archive (Bd. I. p. 31. Anm.) gemachten Vorwurf, dafs ich einen längst vergebenen und bekannten Gattungsnamen von neuem in Anwendung ge- bracht hätte, glaube ich bemerken zu müssen, dafs in mei- nem a. a. ©. besprochenen Aufsatze die fragliche Gattung überall nicht Crypturus, sondern Cypturus genannt ist. Dr. Erichson. $ 215 Entdeckung männlicher Geschlechtstheile bei den Actinien, mitgetheilt von Rudolph Wagner Hierzu Tafel III. Es ist wohl keinem Zweifel mehr unterworfen, dafs die so- genannten niederen Thiere weit zusammengesetztere Struetur- verhältnisse darbieten, als man noch vor wenig Jahren an- nalım. Die reichen Erfahrungen von Ehrenberg, welche dies auf das Entschiedenste nachweisen, dürften daher auch eine immer umfassendere Bestätigung erhalten, wozu Nach- folgendes ein kleiner Beitrag sein soll. Die Vermuthung, dafs Duplieität des Geschlechts und wahre Eibildung viel weiter verbreitet sei, als man bisher wulßste, trieb mich im Herbst 1835 an die Seeküste, wo ich die Freude hatte, einige Tage mit Ehrenberg in Helgoland zuzubringen. Untersuchungen an Seesternen, Medusen und Polypen zeigten mir, dafs hier überall im Eierstock wahre Eier mit Velamenten producirt werden, welche denen der Wirbelthiere völlig analog sind. Bei Actinia, Lucernaria und Coryme haben die Eier alle ein deutliches, in den Dotter ein- gesenktes Keimbläschen. Man sche in Fig. 2. ein grolses, fast reifes Ei von Actinia holsatica; es milst „z"”, ist von einem Lam? 15 * 216 e structurlosen Chorion a umgeben, welches den grofskörnigen Dotter 5 einschliefst, der beim schwachen Comprimiren in ce das Fig. 3. besonders dargestellte Keimbläschen wahrnehmen läfst; an ihm hängt inwendig der großse, sehr deutliche pri- mitive Keim d, in Form eines körnigen Flecks (macula ger- minativa). Das Keimbläschen mifst hier 25”, der Keimfleck +3”. Diese Theile sind in noch viel kleineren Eiern sichtbar. Um die ganz deutliche Analogie der Medusen zu zei- gen, ist in Fig. 4. ein größeres, in Fig. 5. ein kleineres Ei aus dem Eierstock einer Aurelia gezeichnet. Man sieht in a Fig. 5. das Chorion, welches das nur 5” grolse Ei um- giebt; der Dotter 5 zeigt sich nur als schwacher Anflug; das Keimbläschen in e milst „15”, und der sehr kleine, aber ganz deutliche Keimfleck in d milst nur —— bis 1; Linie. Die Lage und Bildung der Eierstöcke bei den Actinien ist bereits seit längerer Zeit bekannt. Schon vor länger als 3 Jahren waren mir indefs bei Actinien, die ich in Triest untersuchte, Organe aufgefallen, welche keine Eier, sondern eigenthümliche längliche Körperchen in. grolser Menge enthiel- ten. Jetzt habe ich gefunden, dafs diese eigenthümlichen sehr kleinen Körperchen in Schläuchen enthalten sind, die knäuel- förmig zusammengewunden neben den Eierstöcken liegen und unstreitig bisher als zu diesen gehörig beschrieben wurden. Ich fand die Bildung regelmäfsig bei vielen Exemplaren von Actinia holsatica und rufa (nach Ehrenberg’s gefälliger Be- stimmung der Arten in Helgoland). Meine in Weingeist auf- bewahrten Arten, die ich bei Triest sammelte, verglich ich nach meiner Rückkunft, und fand hier zum Theil noch deut- licher die Organe, welche ich nur als Hoden ansprechen kann. Fig. 1. stellt den senkreehten Durchschnitt einer Actinia effoeta aus Triest in natürlicher Gröfßse dar. In «a ist die Ma- genhöhle; 5, 5 sind die an Gekrösen befestigten Eierstöcke. Nach unten und innen von jedem Eierstock. liegt ein Hode c, ce. Jeder Hode besteht aus einem in Fig. 6. vergrößerten Knäuel von Röhren oder Schlänchen, und an ihm ist ein Fa- den befestigt, der an jedem Hoden in d, d heruntergeschlagen ist; vielleicht ist dies ein Ausführungsgang. Es sind also so 217 viele Hoden vorhanden, ‚als Eierstöcke. Die Hodenschläuche sind dicht gefüllt mit länglichen, mikroskopischen Körperchen, welche noch bei in Weingeist aufbewahrten Exemplaren zu erkennen sind und welche ich für die Samenthierchen halte. Diese Samenthierchen zeigen eine höchst merkwürdige Organisation, und ich habe dieselbe in Fig. 7. dargestellt, wie ich sie aus der grölsten Art (Actinia holsatica) in Helgoland beobachtete. Neben diesen Samenthierchen kommen in der Samenflüssigkeit, wie bei allen Thieren, zahlreiche Körnchen vor. Drückt man die Hodenschläuche, so kommen die läng- lichen, eylindrischen Körperchen Fig. 7. « und 5 heraus; sie erscheinen von einem dunklen Rand umgeben und wie von einem zarteren Saum eingefalst; am hinteren Ende bemerkt man in a, « eine dunkle, selten wie ind gebogene, meist wie in a gerade Stelle, welche ungefähr die Hälfte des hinteren Körperendes einnimmt. Sieht man nun scharf unter dem Mikroskop zu, so bemerkt man höchst wunderbare Lebens- erscheinungen. Die Körperchen, wie a und 5, liegen ganz ruhig; sobald man aber die Hodenschläuche und Samenthier- chen mit Glasblättchen schwach comprimirt, so stofsen die Körperchen plötzlich am hinteren Körperende einen Schwanz heraus, wie in c, der am Anfang dieker und wie schrauben- förmig gedreht erscheint; so gleicht das Thierchen ziemlich einer Zercarie. Man muls es nun nicht mehr aus den Augen lassen, denn der Schwanz verlängert sich zusehends unter den Augen des staunenden Beobachters, wie in d; bald überschrei tet er das mikroskopische Gesichtsfeld in tastender Bewegung, biegt sich, windet sieh, dreht sich spiralförmig und hat in Zeit von 5 Minuten die 20- und 30fache Länge des Körpers erreieht, wie in e zu sehen ist. Hat man nun eine recht klare und starke Vergrößerung, so sieht man bei allen Thier- chen mit entwickeltem Schwanze am Anfang (s. d und e bei *) eine zarte Verbrämung, von höchst feinen Härchen, ordentlich wie befiedert. Offenbar hat der Schwanz eingerollt im Leibe gelegen und diesem die dieke eylindrische Gestalt verliehen; denn sobald der Schwanz heraus ist, wird der Körper viel dünner, schmäler , verliert den dunklen Saum, wie der Ver- 218 gleich der Thierchen e und d mit « und 3 deutlich ergeben wird; die dunkle Linie im hinteren Körperende ist auch völ- lig verschwunden. ' Vielleicht wirkt der Druck der Glasblätt- chen analog der Ejaculation als Reiz und veranlaßst die Thier- chen zur beschriebenen Lebensäufserung. Ich habe die ebengenannten Erscheinungen sehr oft und immer in gleicher Weise gesehen; bei Actinia rufa sind die Samenthierchen ganz ähnlich, nur viel kleiner. Die abgebil- deten Samenthierchen aus Actinia holsatica messen im Durch- schnitt ; bis -; Linie in der Länge, ohne Schwanz. Da sie ganz regelmäfsig vorkommen, sind sie gewils keine Ento- zoen; man mülste denn die Samenthierchen, wie viele Natur- forscher, für Parasiten des Samens halten; dann sind sie aber, wie ich einmal sehr ausführlich und schlagend zu zeigen hoffe, wesentliche Entozoen, gar nicht vergleichbar mit den HRRbR Eingeweidewürmern. Da auf der Tafel noch einiger Raum ist, so will ich noch von anderen Samenthierchen sprechen. Fig. 10. sind mensch- liche Samenthierchen, wie man sie in jeder männlichen, im zeugungsfähigen Alter verstorbenen Leiche findet; sie messen 4; bis „; Linie. Wer nun die Thierchen von Fig. 8. be- trachtet, wird die grofse Aehnlichkeit nicht verkennen. Ich finde diese Samenthierchen ganz regelmäßig in allen Indivi- duen von Cyclas cornea, einer überall zu habenden Gattung zweischaliger Muscheln. Sie füllen in grofsen, dicht gedräng- ten Massen ein aus kleinen verzweigten Blinddärmchen gebil- detes Organ aus, welches ven weilser Farbe und gelapptem “ Bau hinter der Leber liegt und das ich für den Hoden an- spreche. Die Samenthierchen bewegen sich langsam und fin- den sich sowohl in Muscheln, welche junge Brut an der von Jacobson zuerst beschriebenen Stelle hatten, als bei solchen, welche keine jungen Muschelchen zeigten. Uebrigens muls ich bemerken, dafs ich die primitiven Eier hier noch nicht auffinden konnte. Die Samenthierchen sind in der Regel etwas weniges grölser als die menschlichen. Endlich füge ich in Fig. 9. die Samenthierchen aus Ba- lanus pusillus bei, wie sie sich in’ dem davon strotzenden : 219 erweiterten Kanal finden, der die baumartig verzweigten Sa- mengefälßse aus den die Leber umgebenden Hoden aufnimmt. Hiermit ist also die Zwitterbildung der- Cirripedien völlig er- wiesen !). Erlangen, im November 1835. 1) Da hier einmal die Rede von der Zusammengesetztheit der Or- ganisation bei niederen Thieren ist, so muls ich doch erwähnen, dals ich mich von Ehrenberg’s Entdeckung der Augen bei Seesternen auf das Deutlichste überzeugt habe. Auf den ersten Blick sah ich die brennend rothen Punkte an den Strahlenspitzen von Asterias violacea; das Thier biegt die Spitzen so eigenthümlich um, trägt sie so besonders und ent- faltet den kleinen, darumgebildeten Kranz von Kalkstrahlen so auffallend, dafs man an die Tournüre der augentragenden Fühler der Schnecken erinnert wird. Merkwürdig war mir, dafs ich an einer andern Art, wel- che der Asterias auranciaca ganz verwandt zu sein scheint, keine Spur dieser mit Pigment bedeckten Nervenanschwellungen wahrnahm, und doch -waren die Spitzen ähnlich nach oben gekrümmt. Sollte es, wie Ehren- berg schon andeutet, blinde und augentragende Seesterne geben? Oder fehlt dort nur ein farbiges Pigment? Zur näheren Untersuchung fand ich in Cuxhaven nicht mehr hinreichende Zeit. 220 - Ueber das Oeffnen und Schlielsen der Brachiopoden. Von Quenstedt. Die Anatomie mehrerer Terebrateln durch Herrn R. Owen hat jetzt das lebhafteste Interesse erregt. Im -Allgemeinen darf man, bei seinen anderweitig bewährten Leistungen, der gelungenen Darstellung das vollkommenste Vertrauen schen- ken. Allein wenn er in seinen theoretischen Betrachtungen meint, dafs die Elastieität des Kalkrahmens hinreiche, einen solchen Bogen zu machen, der die gegenüberstehende Schale entfernen könnte: so hat er zum Theil selbst schon nachge- wiesen, daß in den meisten Fällen diese Erklärung gar nicht angewendet werden kann, alsdann glaube ich auch, dafs selbst in den gemeinten möglichen Fällen das innere Kalkgerüst al- lein den Zweck hat, die innern weichen Theile zu schützen, und daher zum Oeflnen der Schalen kaum ein Werkzeug ab- geben kann. Betrachten wir die nicht durchbohrte, oder besser Bauchı- schale irgend einer Terebratel, so fällt es sogleich auf, dafs die äufserste nach innen gebogene Spitze des Wirbels sich gänzlich unter dem Deltidium der Rückenschale versteckt. Beim Oeffnen der Muschel sinkt diese vordere Spitze tief un- ter das Deltidium hinab, denn die Unterlagepunkte, um -wel- che sich die Bauchschale dreht, bilden die beiden seitlichen 221° ' Zähne der Rückenschale, die sehr pässend auf der Höhe bei- der Ohren angebracht sind, und die in entsprechende Vertie- fungen der Bauchschale eingreifen. Da nun aber dieser Stütz- punkt jeder Zeit unterhalb jener Wirbelspitze liegt, so mufs eine Kraft, an dieser Spitze angebracht, die Schale nach Art eines Hebels öffnen. In der That sehen wir auch an dieser Spitze zwei deutliche Muskeleindrücke, welche Muskeln vor- ausseizen, die oftmals so kräftig entwickelt waren, dals sie die Spitze zu einer breiten Fläche ausdehnten. Die Muskeln gehen von hier nach dem vordern gröfsern Eindrucke der Rückenschale, und zwar ohne sich zu kreuzen, auf dem direc- testen Wege. Ihre Contraction mufste ein Oeflnen der Schale bewirken, sie erhalten daher mit Recht den Namen Oeff- nungsmuskeln. Der doppelte Muskeleindruck zu beiden Seiten der Rückenlinie möchte wohl einfach dadurch zu er- klären sein, dafs jeder der beiden Oeffnungsmuskeln, um eine breitere Ansatzfläche zu bekommen, sich in zwei Bündel theilte. Umgekehrt gehen nun die Schlielsmuskeln von der Bauchschale unterhalb des Stützpunktes nach dem Grunde des Schnabels, so dafs ihre Contraction nothwendig ein Schlie- fsen bewirkte. Sie theilen sich ebenfalls beide in ihrem An- satzpunkte auf der Bauchschale in 2 Bündel. Die Terebrateln haben also 2 Schliefs- und 2 Oefinungs- muskeln, von denen sich jeder bei seinem Ausgangspunkte von der Mitte der Schale in 2 Bündel zerlegt. Sie verbin- den die Schalen auf directem Wege, und wenn sich noch kreuzende Muskeln finden, so stehen diese viel mehr mit der Bewegung der Körpertheile in Beziehung, als mit der Bewe- gung der Schalen. Gewöhnlich sieht man die Muskeln in den Individuen der Sammlungen noch angetrocknet, so dals man mit den Augen den Mechanismus verfolgen kann. Uebri- gens giebt diese Art des Oeflnens einen erfreulichen Unter- schiedscharakter der Brachiopoden ab, und es bedarf jetzt weiter keiner complieirten Erklärung. Verstand die Natur den Terebrateln einen so passenden Apparat zu geben, so kann die Ansicht Cuvier’s wohl nicht genügen, wenn er glaubte, dals Zingwla ihre Schale durch 222 die beiden fleischigen Arme wie mit einem Keile auftreibe. Denn wäre dies der Fall, so blieben ja die Arme durch den Druck der Schale stets in gehinderter Lage, und gäben dann unbequeme Bewegungswerkzeuge ab. Wir sehen vielmehr, dafs auch hier beide Schalen nicht absolut gleich zu nennen sind, denn die Rückenschale behält stets einen längern Schna- bel, und ihre Seiten erheben sich auch zu einer Art Ohr, so dafs diese schon eine hinlängliche Unterlage geben, um die Bauchseite nach dem Gesetze des Hebels von der des Rük- kens zu entfernen. Auch erwähnt Cuvier ausdrücklich, dafs sich oben am Schlosse ein Muskel befinde, welcher die Scha- len auf dem directesten Wege verbinde. Dieses würde der Oefinungsmuskel sein. Hingegen übernehmen die beiden, wel- che gegen die Mitte der Länge die Schalen verbinden, das Geschäft des Schlielsens. u Bei Krania und Orbicula möchte der Mechanismus schon schwerer zu erklären sein, gewißs ist er aber ebenfalls analog, da die Thiere so viele andere Analogien darbieten. 223 Ueber die Enkriniten des Muschelkalkes. Von Quenstedt. De Encrinites liliiformis Schl., die Hauptleitmuschel dessel- ben, haben uns Miller unter dem Namen E. moniliformis, und später Herr Prof. Goldfuls in seinem vaterländischen Prachtwerke so gut kennen gelehrt, dafs ich, abgesehen- von einigen Varietätsmerkmalen, kaum noch etwas hinzufügen kann, obgleich die hiesige Königl. Sammlung eine Reihe von 35 der schönsten Kronen, theils geöffnet, theils geschlossen, aufzuweisen hat, die Menge von Brachstücken gar nicht mit- gerechnet. Unter allen diesen fand ich nur einen einzigen, der entschieden eine neue Art ausmacht, aber dennoch so be- stimmt den Typus der Enkriniten des Muschelkalkes an sich trägt, dafs er nur aufs Neue bestätigt, wie streng unsere For- mation von allen andern durch ihre Geschöpfe geschieden ist. Laut der Etikette soll das Stück vom Heimberge bei Göttin- gen herstammen, und wenn auch über den Fundort noch ein Zweifel obwalten könnte, so doch nicht über seine Forma- tion: denn nicht nur hat der Stein die gewohnte rauchgraue . Farbe des Muschelkalkes, sondern es liegen auch ausgezeich- nete Trochiten von E. liliiformis in ihm zerstreut. Vom Stiele unserer Krone ist nur noch ein kurzes Stück vorhanden von 0,7 Zoll Länge, dessen Trochiten aber so ge- 221 drängt stehen, dafs man an diesem kleinen Ende schon über 30 zählt, von denen einige, dieker und breiter, über die an- dern hervorstehen. Die Zeichnung der Gelenkflächen ist nicht zu beobachten, auch scheinen der Säule die Hülfsarme zu feh- len. Das Becken ist zwar nicht sichtbar, aber ohne Zweifel wie die ersten und zweiten Rippenglieder ganz so gebildet, als beim Ziliöformis. Wir haben Tab. IV. Fig. 1. die eine Hälfte seiner Krone gezeichnet, da die andere leider durch das ‚Gestein versteckt ist. Betrachten wir zunächst die mitt- lere Seite (Seite kann man gemäls der einmal eingeführten Sprache £ der Krone nennen, so dafs dieselbe aus 5 Seiten besteht), so setzt sich auf das zweite Rippenglied die Sca- pula, analog dem liliiformis, nur ist von den beiden Articu- lationsflächen für die Arme die rechte etwas schmäler als die linke, weil die folgenden Arme unter sich verschieden sind. Der schmälere rechte besteht nämlich aus zwei Gliedern, die ganz dieselbe Form der ihm vorhergehenden zweiten Rippe und des Schulterblattes wiederholen. Auf dieses 2ie Arm- glied setzen sich dann die beiden Hände, welche sich bald nach einigen Gliedern in Finger spalten, ganz auf gleiche Weise, wie wir es beim liliöformis gewohnt sind. Anders ist aber der linke breitere Arm gebildet. Die breitere linke Gelenkfläche der Scapula trägt zunächst: ebenfalls, wie die rechte, zwei Armglieder, nur hat das letzte der Scapula ähn- liche Glied abermals eine linke breitere Gelenkfläche, wäh- rend die schmälere rechte Arm und Finger wie die kurz vor- her beschriebenen trägt. Diese linke Gelenkfläche trägt noch zwei Handwurzelglieder, die zum zweiten Male die Form der zweiten Rippe und des Schulterblatts wiederholen, und als- dann erst Arme und Finger tragen. Wahrscheinlich werden die Finger auch mit Tentakeln versehen sein. Die Scapula trägt also zwei Arme, von denen der rechte zwei, und der linke drei Hände nebst einer Handwurzel hat. “Gerade so wie. die beschriebene Seite verhält sich die links daneben lie- gende; allein die rechte, leider nur bis zur Hälfte sichtbare, weicht merkwürdiger Weise davon ab. Diese linke Hälfte trägt nun zwar ebenfalls 3 Hände und eine Handwurzel, wie 225 die übrigen beiden ihr in den andern Seiten entsprechenden, allein die Handwurzel liegt zur Rechten, wenn sie bei den andern zur Linken lag. Leider kann man die Stellung der übrigen Arme an unserm Exemplare nicht weiter verfolgen, aber so viel ist gewils, wofern wir es nicht für eine Mils- bildung erklären wollen, dafs durch ‘diese Stellung der Hand- wurzel ein Unterschied in den 5 Seiten des Thieres angedeu- tet wird, woraus weiter sich ein Vorn und Hinten möglicher Weise erschliefsen lassen möchte. Vergleichen wir das beschriebene Geschöpf mit Ener. li- lüiformis, so leuchtet ein, dafs Rippen und Schulterblatt genau nach demselben Typus gebildet sind; allein durch die Spal- tung in Arme, Handwurzel, Hände und Finger erinnert es schon mehr an die in den folgenden Formationen erst aufire- tenden Pentakriniten. Er ist bedeutend kleiner, als der ge- wöhnliche liliformis, deun die Länge der Krone möchte in vollständigen Exemplaren nicht 2 Zoll (Preufs.) überschreiten, wenn die Breite 1 Zoll beträgt. : Sehen wir uns num nach den Trochiten seiner Säule um, so können wir sie zur Zeit noch nicht bestimmt nachweisen, obwohl uns aus mehreren Orten Säulenstücke bekannt sind. Zunächst ist hier ein Prachtstück zu erwähnen, welches die Schlottheimsehe Sammlung aus dem Maschelkalke zwi- schen Friedrichrode und Waltershäusen‘ im Gothaischen be- wahrt. Es ist ein Normalstück für den Thüringer Muschel- kalk, so dafs die Aechtheit allem Zweifel überhoben ist. Mehrere Säulenstücke liegen auf ihm zerstreut, von denen wir eins zum Theil in Tab. IV. Fig. 2. wiedergeben. Schlott- heim nennt sie in seiner Petrefacienkunde pag. 327. Penta- crinites vulgaris, ja Tab. 29. Fig. 2. der „Versteinerungen aus v. Schlottlieim’s Sammlung, Heft 2. Gotha“ soll ein Ab- druck davon sein, der freilich sehr naturwidrig gerathen ist, wie aus der Vergleichung mit unserer Figur hervorgehen wird. Die Trochiten bilden oben nach dem Säulenende zu einen aus- gezeichneten fünfseitigen Stern, dessen Kanten sehr stark her- vorspringen, und dessen Flächen daher bedeutend ausgebogen sind; je mehr wir uns der Wurzel nähern, werden die Flächen % 226 eben, die Säule bleibt zwar noch deutlich fünfseitig, allein die Kanten springen nicht mehr so stark hervor. Die Säule ist in Zwischenräumen von 0,4 Zoll mit gerundeten Hülfsar- men besetzt, deren je fünf die Seiten eines Gliedes umgeben, das gewöhnlich bedeutend höher ist, als die übrigen 8 bis 10 Glieder, welche den Zwischenraum einnehmen. Kein Glied ragt über das andere vor, sondern sie nehmen von der Krone bis zur Wurzel allmälig an Breite zu. Auch die Hülfs- arme mit gerundeten Gliedern nehmen nach der Basis hin etwas an Länge zu, ihre Spitze erscheint gewöhnlieh ge- krümmt. Ä Vergleichen wir hiermit den Pentacrinites dubius Goldf., der sich bei Rüdersdorf zuerst gefunden, so springt eine auf- fallende Aehnlichkeit sogleich in die Augen. Es wird immer noch in Zweifel gezogen, ob er wirklich im Muschelkalke vorkomme. Ich habe in neuern Zeiten zu Rüdersdorf eine ganze Schicht aufgefunden, in der seine Trochiten in unend- licher Anzahl zerstreut liegen; sie gehört zwar den obern Schichten an, hat aber auch ausgezeichnete Trochiten von E. liliiformis. Ueberhaupt kommen zu Rüdersdorf immer beide zusammen vor, und zwar sehr häufig. Aufser vielen andern Leitmuscheln finden sich hier auch die gestreiften Zähne von Dracosaurus Bronnii Münst., ja die Trochiten gehen selbst bis in die Nagelschicht hinab, die durch die merkwürdigen Stilolithen Kloed. ausgezeichnet ist (welche sich jetzt als an- organische Absonderungen ergeben dürften, worüber ich näch- stens etwas Näheres bekannt machen werde). Die fünfseiti- gen Säulenglieder unseres P. dubius haben auf der Gelenk- fläche dieselbe Zeichnung, wie der Weimarische P. vulgaris. Dafs sie mit Hülfsarmen versehen waren, beweisen nicht nur die stets daneben liegenden kleinen, gerundeten Trochiten, die nicht selten noch ganze Stücke vom Hülfsarme zusammenset- zen, sondern auch die Gelenkflächen, welche einzelne Trochi- ten rings an ihren Seiten zeigen. Die Säule möchte wohl am Wurzelende ziemlich genau rund gewesen sein, da sich öfter Trochiten dieser Gestalt mit vorfinden. Kronen habe ich bis jetzt noch nicht finden können, wohl aber Wurzeln, ‚ 227 die ihm wahrscheinlich angehörten. Ganz gleiche Stücke, ‚wie die beschriebenen Rüdersdorfer, bewahrt die Schlottheim- sche Sammlung auch noch aus verschiedenen andern Gegen- den Thüringens, die zwar keinen bestimmten Fundort haben, aber ohne Zweifel schon von Schröter in den dortigen Ge- genden gesammelt sind. Der Herr v. Dechen hat sie auch in den Schlesischen Muschelkalken entdeckt, so daß ihr Vor- kommen jetzt in drei verschiedenen Gegenden nachgewiesen ist, und ich zweifle daher auch nicht, dafs sie sich baldigst noch in den übrigen Muschelkalken finden werden. Diese Säulenstücke gehören bestimmt nicht mit obiger Krone zusammen; sie aber für Pentakrinitenstiele zu halten, scheint mir gewagt, und ich kann es nicht eher glauben, bis mich Kronenstücke davon wirklich überzeugt haben. Ob- gleich die Enkriniten im Allgemeinen sehr bestimmt abge- gränzt sind, sobald man es mit vollständigen Exemplaren zu thun hat, so ist doch zur Zeit die Wissenschaft noch nicht so weit gediehen, aus Stielstücken mit Bestimmtheit auf das ganze Thier zurückschliefsen zu können. Da der Muschelkalk in vieler Hinsicht gänzlich vom Jura getrennt ist, so scheint es sehr wahrscheinlich, dafs auch seine Enkriniten diese Tren- nung in ihrer ganzen Entwickelung bestätigen werden. Wir lassen ihm daher vorläufig den allgemeinen Namen Encrinites, und da Herr Prof. Goldfufs ihn unter dem speciellen du- bius zuerst beschrieb, der Schlottheimische ältere aber wegen der schlechten Zeichnung nothwendig übersehen wer- den mulste, so behält er mit Recht den vollständigen Namen Encrinites dubius Goldf., bis etwa anderweitige Entdeckun- gen ihn für ein neues Genus erklären. Die beschriebene Krone ist zwar wesentlich vom E. liliiformis verschieden, so dafs man versucht sein könnte, ein neues Genus daraus zu machen. Allein da der Muschelkalk nur sehr wenige ver- schiedene Species zählt, so ist ein Specialname zur Trennung schon hinreichend, und nennen wir ihn Encrinites Schlotthei- mi, so wird er uns stets daran erinnern, dafs seine treflliche Sammlung die erste Krone dazu lieferte. Der Hr. v. Dechen bewahrt aus dem Schlesischen Muschelkalke gerundete Tro- x 228 chiten, deren Gelenkflächen die Zeichnung der Apiokriniten- stiele haben. Es könnte wohl möglich sein, dafs diese zu unserer Krone gehörten, doch ist auf diese Vermuthung we- nig, Gewicht zu legen. Demnach sind uns aus dem Muschel- kalke bekannt: Encrinites lilüformis Schl. fast in allen bekannten Mu- schelkalken. Ener. Schlottheimi, Göttingen, Schlesien? Encr. dubius Goldf. Rüdersdorf, Thüringen, Schlesien. Erklärung der Tab. IV. Fig. 1. Encrinites Schlottheimii, anderthalb Mal vergrölsert. p die zwei Rippenglieder; 3 das Schulterglied; # der Arm; « die Hand; „ die Finger. Fig. 2. Encrinites dubius Goldf., oben und unten mit zuge- höriger vergrößserter Gelenkfläche. Fig. 3. Entrochiten aus dem Schlesischen Muschelkalke, viel- leicht zum E. Schlottheimii gehörig. Fig. 4. Bauchschale einer Terebratel; a die seitlichen Ver- tiefungen; 5 die Oeflnungsmuskeln; ce und d die Mus- keleindrücke. Fig. 5. Rückenschale derselben Terebratel; « die seitlichen Zähne; d die Muskeleindrücke; c und d die zwei Bün- del der Schliefsmuskeln. Die Buchstaben entsprechen genau denen in Fig. 4., so dafs aus Fig. 6. durch den Profilschnitt der Mechanismus des Oeflnens und Schlielsens ersichtlich ist. Ueber Ueber die Entwickelung des Pflanzeneies in seinen frühesten Zuständen und über die Bildung der Häute desselben. Von Dr. J. Fritsche in St. Petersburg. (Mitgetheilt in der botanischen Section der Versammlung der Natur- forscher zu Bonn.) Nach der Ansieht Mirbel’s, welche aus dessen höchst wich- tigen Abhandlungen über das Pflanzenei hervorgeht, ist das Ovulum bei seinem ersten Auftreten nur eine warzenähnliche Hervorragung des Zellgewebes aus der Placenta, und der erste Schritt zur weiteren Entwickelung soll darin bestehen, dafs diese Warze an ihrer Spitze von einem, aus ihrem Innern sich hervordrängenden Nucleus durchbrochen wird. Dieser Nucleus soll, während die ihn umschliefsende Hülle sich in Primine und Secondine trennt, nach einer gewissen Zeit seine grölste Entfaltung erlangen, und dann wieder von der heran- wachsenden Primine und Secondine nach und nach ganz um- schlossen werden; Beobachtungen, welche unter anderen Pflan- zen durch Zeichnungen von Cucumis Anguria dargestellt sind. Bei der Wiederholung der Beobachtungen Mirbel’s an Cucumis sativa erhielt ich aber ganz andere Resultate, nach welchen das Wesentliche der Theorie Mirbel’s, das erste Auftreten des Nucleus, auf ganz entgegengesetzte Weise ge- I. Jahrg. 2. Band. 16 230 schieht, und durch welche zugleich die Bildung der Primine und Secondine auf die genügendste Weise nachgewiesen wird. Das erste Auftreten des Ovulum geschieht, wie es Mir- bel ganz richlig zuerst beobachtet hat, als blolse stumpfe Warze, an welcher sich weder vom Nucleus noch von Pri- mine und Secondine irgend etwas entdecken läfst. Der Zel- lenschicht aber, welche nicht nur die Wände der Höhlung, worin jene Warze liegt, bekleidet, sondern auch als Fort- setzung. das rudimenläre Ovulum gleichsam als Oberhaut über- zieht, hat Mirbel keine Aufmerksamkeit gewidmet. Sie zeichnet sich schon in diesem Zustande, noch auflallender aber in etwas späteren Stadien vor dem inneren Zellgewebe durch ihre Regelmäßsigkeit und Farbe aus, indem sie nämlich aus fast cubischen oder parallelepipedischen Zellen zusammen- gesetzt erscheint, deren Inhalt vollkommen durchsichtig ist, während der der inneren, von Form unregelmäfsigeren Zel- len mehr oder weniger undurchsichtig und grün gefärbt ist. Diese die Warze umkleidende Zellenschicht spielt bei der Bildung der Häute des Ovulum die wichtigste Rolle, und die grofse Achnlichkeit der sie zusammensetzenden Zellen mit de- nen der Secondine war es auch, welche mich schon theore- tisch den wahren Zusammenhang jenes Vorganges ahnen liefs, ehe ich ihn praktisch nachgewiesen hatte. Der erste Schritt zur weiteren Entwickelung des Ovu- Zum, an dem man also schon in seinem frühesten Zustande Kern und Oberhaut unterscheiden kann, besteht nun darin, dafs sich auf der Oberfläche der, das Ovulum darstellenden Warze durch zwei Einschnürungen eine kreisföormige Wulst bildet, deren Stellung seitlich ist, so dafs der Durchmesser des Kreises, den sie beschreibt, von der Spitze der Waärze aus bis ungefähr zur halben Höhe der einen Seite derselben sich erstreckt. Betrachtet man diese Wulst genauer, so fin- det man, dafs sie dadurch entsteht, dals jene äufsere Zellen- schicht an der Stelle der Wulst ein wenig heraustritt, und eine anfänglich kleine Falte bildet, welche nur aus zwei La- gen der äufseren Zellenschicht, ganz ohne dazwischenliegen- des inneres Zellgewebe, besteht. Dies ist der Charakter der 231 Secondine, 'welehen ‚diese Falte oder Wulst schon bei ihrem ersten Auftreten annimmt, und. bei ihrer nachherigen Ausbil- dung) Zur ‚Secondine ‚unverändert beibehält. Die Secondine ist esidaher, mit deren Bildung die. Trennung ‚der rüdimentären Warze in die Organe des ‚Ovulum beginnt; sobald sie aufge- treten ist, sind auch Nucleus und Primine zu unterscheiden, denn das von der Wulst Umschlossene ist der Nucleus, die Wulst selbst also Secondine und alles Uebrige Primine und Fu- niculus, deren Trennung erst ziemlich spät geschicht. Sobald die Entwickelung so weit gediehen ist, schreitet sie nun schnell dadurch weiter fort, dafs sich die Secondine (in der beschriebenen Form, als zwei mit der äußeren zu- sammenhängende und ihr gleichgebildete Zellenschichten) in die Masse des Ovulum gleichsam hineindrängt und einsenkt, während zu gleicher Zeit die Primine über die Secondine und beide über den Nucleus sich herüberziehen. Dies geht so lange fort, bis einerseits die Secondine den Nucleus von un- ten so weit umschliefst, dafs nur noch eine kleine Verbin- dung der inneren Masse des Nucleus mit der der Primine an der Stelle der Chalaza statifindet, und anderseits sowohl die Secondine als die Primine den Nucleus so überziehen, dafs beide Häute an seiner Spitze nur noch eine kleine Oeffnung als Exostomium und Endostomium behalten. Bis zu dieser Periode kann man noch in allen Stadien sehr deutlich den Zusammenhang der äufseren Zellenschicht mit der Secondine beobachten, so dafs man bei einem gelungenen Durchschnitte eines Ovulum sehr deutlich zu beiden Seiten des Nucleus vier dicht neben einander liegende Schichten derselben erkennt, wovon zwei milllere der Secondine, eine innere dem Nucleus und eine äufsere der Primine angehören. Später verändern sich die äufsere und die innere Schicht, und nur die beiden millleren, die Secondine bildenden behalten noch lange ihren anfänglichen Charakter. Primine und Nucleus sind, wie aus dem Angeführten hervorgeht, anfänglieh durch nichts als durch ihre Form ver- schieden; beide bestehen aus einerlei Zellgewebe mit einerlei Oberhaut überkleidet, und erst später, wenn schon die Be- 16* 232 fruchtungsperiode herannaht, verschwindet diese 'Aechnlichkeit des Baues, indem jedes ‘auf eine eigenthümliche‘ Weise sich auszubilden anfängt. Auch hierbei bietet sich‘ vieles Interes- sante, den früheren Beobachtern Entgangene dar, welches ich mir für eine spätere Abhandlung vorbehalte. Briefliche Mittheilung vom Prof. Dr. Wiegmann in Braunschweig, „Im Monat Februar dieses Jahres übergofs ich,. Behuf eines chemischen Versuches, 4 Loth feine Sägespähne von Buchenholz mit einer Auflösung von einem Loth kohlensau- ren Ammoniak in destillirtem Wasser in einem Zuckerglase, band dasselbe mit doppelt gelegtem, ungebrauchtem, bläulichem, geleimtem Papiere zu, und stellte es in ein der Nachmittagssonne ausgesetztes Fenster. Durch andere Ge- schäfte abgehalten, vergals ich den Gegenstand meines Ver- suches und mitsihm den Aufgufs der Sägespähne. Zu Ende des Monates August fand ich das vergessene Glas und beim Aufbinden desselben in dem leeren Raume über den Sägespäh- nen beikommenden Agaricus '), dessen Strunk sich aus den Sägespähnen erhob und dessen Hut mit seiner Oberfläche an die innere Fläche des Papieres fest angetrocknet war. Die Oberfläche der Sägespähne, die bis dahin unverändert geblie- ben war, wurde, nachdem das Glas einige Tage offen gestan- den, sogleich mit Schimmel bedeckt.“ 1) Diz Art liefs sich nicht mehr bestimmen. Herausg. 233 Ueber den Stern-Anis (Hllicium anisatum L.), von W. H. de Vriese, Professor zu Amsterdam, (Aus der Tijdschrift voor Natuurlijke Geschiedenis en Physiologie; uitgegeven door J. van der Hoeven en W. H. de Vriese. 1834. Part. I. p. 31.) f Merkwürdig ist es, dals von so vielen Erzeugnissen des Pflan- zenreiches, die als Heil- und Nahrungsmittel vom ausgebrei- leisten Nutzen sind, der wahre Ursprung so lange unbekannt geblieben und selbst noch heute unbekannt ist. Nicht schwer würde es halten, eine ganze Reihe von Beispielen anzufüh- ren, auf welche dies angewandt werden kann. Meist ist dies der Fall mit überseeischen Producten, die schon seit vielen Jahren in Europa eingeführt sind. Der Handel, die vorzüg- lichste Quelle allgemeiner Bildung, hätte vielleicht mehr zur Kenntnißs dieser Gegenstände beitragen können, und in dem Lande, wo einmal der Stapelplatz der aus Ostindien einge- führten Specereien war, hätte man aus derselben Quelle, aus welcher so viele Wohlfahrt hervorging, vielleicht mehr Kennt- nils gewinnen können, als die, womit man sich so lange Zeit hat begnügen müssen. Man würde jedoch zu weit gehen, wenn man in Gewinnlust die Ursache hiervon suchen wollte. 234 Dies hiefse den eifrigen Vorfahren zu nahe ireten. Der nie- drige Standpunkt, den früher die Wissenschaften, vor allen die Pflanzenkunde einnahmen, und die geringere Allgemein- heit der wenigen vorhandenen Kenntnils gaben weniger Ver- anlassung, den jene Producte liefernden Arten nachzuforschen. Die Reisen über See wurden seltener von Naturkundigen un- ternommen; und wenn dies auch der Fall war, so geschah es doch nicht ausschliefßslich mit einem wissenschaftlichen Zwecke. Seeleute und Kaufleute entdeckten meist zufällig heilkräftige Substanzen, welche später wichtige Handelsarti- kel wurden, und hielten fast ausschließlich mit denselben Verkehr. Die Gegenden, welche die gesuchten Substanzen lieferten, waren dabei zuweilen theils durch ihre eigene Be- schaffenheit, theils durch ihre Einwohner gefährlich, zuweilen ganz unzugänglich. Letzteres gilt vor allen von China und Japan, wie es sich eben so sehr aus dem Loose der frühe- ren, als aus dem der späteren Reisenden ergeben hat. Unter den Erzeugnissen dieser beiden Länder, welche lange Zeit gebraucht sind, aber wovon erst später der wahre Ursprung bekannt wurde, gehören die Capsulae Anisi stellati, der Stern-Anis '), wahrscheinlich so genannt wegen der gro- fsen Aehnlichkeit mit dem gewöhnlichen Anis, Semen Pim- pinellae Anisi L., in Geruch, Geschmack und Heilkraft, Dem berühmten Reisenden Dr. Siebold ist man die neueste Kennt- nils der Pflanze, welche das Anisum stellatum liefert, schul- dig. Nach getrockneten. Exemplaren, welche er aus Japan von diesem empfing, hat. Herr Nees von Esenbeck eine Abbildung dieser Pflanze gegeben, aus der man sich über den Habitus derselben einigermaßen einen Begriff machen kann, doch deren Ausführung viel zu wünschen läfst. Wir wollen hier eine Beschreibung der Blume und Frucht des Sternanis- Baumes geben, und verdanken sie dem Wohl- wollen des Prof. Blume, Director des Reichsherbarii in Ley- 1) Es scheint, dafs der Sternanis zu Ende des sechszehnten Jalır- hunderts mit einem englischen Schiffe zuerst nach Europa gebracht ist. (Dörffurt Neues deutsches Apothekerbuch. 1.) 235 den, der uns die Ansicht getrockneter Exemplare gestattete, vor allen der von Thunberg, aus dem Herbarium von van Rooyen, welche wir beschreiben und mit den zuletzt von Herrn Siebold mitgebrachten vergleichen konnten. Den ältesten Bericht über die Pflanze, welche den im Handel befindlichen Sternanis hervorbringt, findet man von Engelbert Kaempfer gegeben, der um das Jahr 1690 in China und Japan reiste, und 1712 die Früchte seiner Nach- forschungen in einem noch jetzt klassischen Werke bekannt machte. Die 5te Abtheilung (fascic. V.) von Kaempfer’s Werke (Amoenitatum exoticarum politico-physico-medicarum. Fasc. V. auct. Engelbert Kaempfer. Lemgoviae 1712.) handelt von Japanischen Pflanzen, und unter diesen ist auch die in Rede stehende beschrieben. In der Landessprache heilst sie Somo, gewöhnlich Skimmi, Fanna Skimmi, auch wohl Fanna Skiba, und vorzugsweise allein Fanna, was Blume bedeutet. Kaempfer’s Beschreibung dieser Pflanze sowohl als die von ihm gegebene Abbildung, können kaum in weniger Hin- sicht genau genannt werden, und lassen sehr viel zu wün- schen übrig. Das Hauptsächlichste seiner Beschreibung läfst sich in Folgendem zusammenfassen. Es ist ein Waldbaum, welcher die Höhe eines Kirsch- baumes erreicht. und eine aromatische Rinde besitzt. Das Blatt ähnelt dem des Lorbeer-Baumes, die Blume (von ferne) der der Nareisse, der Same dem des Wunderbaumes (Rici- nus), und es sind 8 Samenkapseln in einen Ring zusammen- gewachsen, wie bei Evonymus. Das Holz ist roth, hart, zer- brechlich; das Mark weich und schwammig. Aus einem Punkte kommen viele im Kreise stehende fleischige Blätter zum Vorschein. Die Blumen stehen auf runden, weilsen oder röthlichen, einen halben Zoll langen Blumenstielen am Ende der Zweige. Sie sind weils und bestehen aus 16 Blumen- blättern, von denen 8 länglich-eirund sind, zwischen wel- chen eben so viele schmale, spitz-lanzettförmige stehen. Un- ter diesen letzteren finden sich endlich vier kürzere, meist nicht entwickelte Blumenblätter statt des Kelches.. An der 236 Spitze des Blumenstieles, welcher in der Mitte der Blume hervorsteht, entspringen 8 kreuzweis stehende Furchen, wel- che von ungefähr 20 gelben, länglichen, aufrechtstehenden, in zwei gespaltenen Spitzen (apices, wahrscheinlich antherae,) ohne Staubfäden umgeben werden. Nach dem Abfallen der Blumenblätter entwickeln sich die Samenkapseln. Kaempfer’s Beschreibung von der Frucht kommt mit dem im Handel befindlichen Sternanis so überein, dafs kein Zweifel darüber obwalten kann, ob er die Sternanis-Pflanze gemeint habe. Die Chinesischen und Japanischen Priester sa- gen, dals dieser Baum den Göttern angenehm sei. Mit Krän- zen und Sträufsen aus den Zweigen desselben schmücken sie ihre Götzen, und erweisen den Seelen der Abgeschiedenen dadurch eine grofse Ehre, dafs sie ihre Gräber damit verzie- ren. Sie verbrennen in kleinen, in Asche gestellten Büch- sen das Pulver dieser Rinde durch ein langsames Glimmen, und hiernach bestimmen die öffentlichen Nachtwächter die Zeit, zu welcher die Glocken, um die Stunde anzudeulen. läuten müssen. Auch auf den Altären der Götter wird dies Pulver wegen seines angenehmen Geruchs in kupfernen Ge- fäßsen verbrannt. Ein giftiger Fisch wird, mit Zweigen von diesem Baume in Wasser gekocht, noch viel schädlicher; die Holländer nennen diesen Fisch opblazer — (Aufbiaser Kugel- fisch) '). Den von Kaempfer eingeschlagenen Weg hat später Thunberg verfolgt. 1775 kam er nach Java, und ging in demselben Jahre nach Japan, wo er trotz dem Argwohne und der Unverträglichkeit der Bewohner in wenigen Monaten eine sehr grofse Anzahl Pflanzen sammelte. Die Beschreibung, welche er vom Sternanis-Baume gab (Flora japonica. Lips. 1784.), kommt mit der von Kaempfer überein. Er stellte 1) Murray (App. med. III.) hat bereits bemerkt, und wahrschein- lich dem Linn& (Sp. pl. I. 664. Ed. III.) nachgeschrieben, dafs der hier gemeinte Fisch Tetrodon ocellatus L. sei. Durch andere Stellen von Kaempfer’s Werke wird dies bestätigt. (Hist. natur. du Japon. I. 11. p. 117.) S. Osbeck’s Reise nach China S. 294., angeführt in H, F. Authenrieth über das Gift der Fische p. 50. 237 das Illicium anisatum zwischen die Gattungen Houftuynia und Magnolia, und unterschied dieselben durch gelbliche Blu- men. Die Insel Nippon und die Umgegend von Nangasaki wurden als das Vaterland und der Monat April als die Blüthe- zeit angegeben. Er zweifelt gleichwohl, ob Z. anisatum und floridanum als Arten unterschieden seien, und scheint geneigt, diese beiden jetzt als Arten erkannte Pflanzen für Abarten zu halten. Das von diesen Reisenden Angegebene ist von spätern Schriftstellern, von Linne& bis auf de Candolle, als Grundlage der Bestimmung von ]. anisatum beibehalten. So weit mir bekannt ist, war diese Pflanze nie in Eu- ropa, und befindet sich auch gegenwärtig in keinem unserer botanischen Gärten *). Dafs gleichwohl Pflanzen unter dem Namen von I. anisatum im Handel sind, ist bereits früher nachgewiesen. Noch in diesem Sommer hatte ich Gelegen- heit, mich hiervon zu überzeugen, durch eine unter diesem Namen für den Rotterdamschen Garten aus Luik erhaltene Pflanze, welche nichts anders als Z. parviflorum ist. Rozier und Mongez ?) haben im Jahre 1779 mitge- 1) Herr Dr. Dalen hat seine mehrere Jahre lang wiederholten Be- mühungen, um jüngst angekommenen Samen dieser Pflanze zum Keimen zu bringen, nie mit glücklichem Erfolge gekrönt geschen, obwohl dieses Keimenlassen von ihm auf verschiedene VVeise versucht ist. Das Alter der Samen, welche, wenn sie hier ankommen, beinahe ganz hohl sind und beinahe allein aus den äufsern Samenhülsen bestehen, scheint hier- von die Ursache zu sein. Unter einer Menge von 14 Unzen Samen von vor wenigen Monaten aus Japan gebrachtem Sternanis fand ich kaum ein Dreifsigtheil nicht verdorbene Samen. Von diesen habe ich die äufserste hornige ölige Haut durchbrochen, ohne welche die Samen nicht feucht werden, sondern auf der Oberfläche der Feuchtigkeit treiben. Ich sah sie nicht in Wasser, durch welches Chloriwn geleitet war, keimen, auch nicht auf die von Otto angegebene WVeise (Verh. des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues im Königr. Preufsen, Vol. 2.) in Oxalsäure. Ich hoffe bei einer andern Gelegenheit hierauf zurückzukommen und be- merke nur, dafs ich den Samen blofs schwellen sah, eine Erscheinung, welche man nach Saussure nicht zur wahren Keimung reehnen kann. 2) S. Observ. sur la Physique par R. et M. Paris 1779. tom. XIV. Sept. 1779. p. 249. Observation sur U’ Anis etoile ou la Ba- diane. 238 theilt, dafs der Sternanis (Illicium anisatum L.) 1778 in Pa- ris im Königl. Pflanzengarten geblüht habe. Diese Pflanze war jedoch nicht der Sternanis, sondern I. floridanum, von Mr. John Bradley 1771 zuerst aus dem westlichen Florida und zwar aus der Umgegend von Pensacola nach England ge- bracht !). Wir lassen hier eine Beschreibung des I. anisatum fol- gen, zugleich mit kurzer Angabe der Kennzeichen des in den Gärten unter obigem Namen vorkommenden 7. parviflorum. Das Illicium anisatum gehört nach R. Brown mit den Gattungen Drimys (Wintera) und Tasmannia zu einer eige- nen natürlichen Familie, Wintereae, welche der Familie der Magnoliaceen und Annonaccen sehr nahe verwandt ist, Die Arten dieser kleinen Familie finden sich in Amerika, Neu-Holland, China und Japan, und sind alle mehr oder minder gewürzhaft ?). Illicium anisatum L. Kaempferi .Amoenitates Exo- ticae V. 880. cum fig. Thunbergii Flora japonica p- 235. Linn. sp. pl. I. 664, et Genera pl. — Hout- tuyn Linn. pfl. syst. II. s. 65. Clusio Hist. Arom. II. 202, dicitur Anisum Philippinarum insula- rum. Badianifera Linn. Mat. med. p. 180. Illicium floridanum Roz. et Mong. Obs. sur la phys. lan 1777. Loureiro Flor. Cochinch. Lamarck Dict. I. 351. Il. £.493. De Cand. in Prod. et Syst. Spren- gel Ed. XVI. vol.2. Nees von Esenbeck Of. Pflanz. Abb. no. 371, secundum ordinem methodi nat. Il. an. Flores plerique terminales, in axillis foliorum et extra easdem, conferti, flavescentes, breviter pedunculati ante aestivationem, post eam pedunculi sunt paullo longiores; cau- 1) Botanical Magazin by W. Curtis. Vol. XII. Nro. 439. Ellis Philosoph. Transact. tom. 60. 1770. 2) De Candolle (Syst. Nat. I. 548. Prodrom. I. 77.) macht daraus eine Abtheilung von der Familie der Magnoliaceae. $S. auch Lindley Introd. to the Nat. System of Botany p. 26. 239 lis arboreus; rami eicatrieibus obsiti, post gemmas relictis, valde approximalis; folia oblonga acuta. Antherae oblongae, biloculares, loculi laterales et introrsi. Arbor Sinae et Ja- poniae, florens mense: Aprili. Flores plerique in imis ramis conferti, qualerni, quini. Alii sunt in axillis foliorum, extra-axillares alii. Pedunculi sunt recti, teretes, breves initio; post petala dilapsa longio- res, sursum sunt incrassati, basi tenuiores, ibique squamati; squamae illae sunt reliquiae gemmae floralis, quarum squa- marum nonnullae labuntur, aliae persistunt, sunt autem nu- mero variae, apice obtusae, basibus latioribus conjunctae, men- branaceae nervosaeque. Calyx eorollinus, hypogynus, cadueus, plerumque 2-3 se- palus.. Numerus sepalorum ex siceatis plantis tamen diffieul- ter statuitur, ob eorum formam et structuram petaloideam. Hine externa tantum foliola sepala habui, eaque maxime quo- rum forma a reliquis diverra esset. Quatuor sepala (Kaempf.), aut sex (de Cand.), in nullo flore vidi. Sunt petalis minora, sed latiora, cum iis alternant iisque incumbunt. Alia sunt or- bieulata, alia oblongo-obovata, inaequalia; in medio sunt eras- siora, marginibus attenuata, magnam partem quam tenuissime eiliata aut fimbriata (simili modo quo in Illicio parvijloro), apice oblusa, aliquando emarginala; utraque superficies est lineis aut nervis subtilissimis longitudinalibus, sub-parallelis, basi confluentibus notata; color luteo-brunneus (in planta sic- cata). / Corolla polypetala, caduca, receptaculo, sive pedunculi dilatati, inerassati, margini aflıxa. Petalorum numerus varius est. Numeravi petala 10-11-12 et 16, biseriatim disposita, inaequalia. Nec unguam 27-30 vidi, uti a Celeb. Candollio seriptum est. Petala exteriora sunt majora, oblongo-ovata; interiora minora sunt, lineari-lanceolata vel sublincaria, un- guibus semper crassioribus; haec cum exterioribus alternant. Nonnulla petala apice sunt emarginata, plurima tamen obtusa; omnia margines habent attenuatos, utraque pagina est striata, lutea (Kaempf.). Colorem tamen ex siccata planta non po- tui satis indicare. 240 Stamina receptaculo affıza, 16-17, aut 20, conferta,.con- niventia, conformia, plerumque biserialia, pistilla includentia, inceurva, petalis et pistillis breviora, omnia libera et fertilia, Filamenta curva, crassa, medio dilatata, apice attenuata, aspera, antheris pleraque sunt breviora, pauca iisdem aequalia; a parte exteriore, id est ea quae corollam spectat, plana, in medio longitudinaliter sulcata; a parte interiore quae pistilla speetat convexa sunt, atque duabus lineis exstantibus, ad connectivum tendentibus, notata. Comneclivum est oblongum; antheriferum, a filamento distinetum. _Antherae sunt forma fere aequales, sed magnitudine diversae, apicales et laterales, erectae, bilo- eulares; major tamen pars antherarum ab interna connectivi parte sita est; loculi sunt appositi vel oppositi, nonnunquam basi disjuncti interposito connectivo, apiceque confluentes, la- teraliter totae dehiscunt. Pistilla plerumque 5-8, erecta quamdiu petala et ca- lyx adsunt, his vero lapsis, sunt fere sigmoidea, in orbem disposita, basibus receptaculo insidentia, supra stamina emi- nentia. Germen superum, basi et lateribus quodammodo ad- natum germinibus vieinis, uniloculare, uniovulatum, ab exte- riore parte convexum, ventricoso-carinatum, a lateribus qui- bus alia vieina pistilla tangit, quam subtilissime costatum; ab interiore parte quae axin floris speclat est margo acutissimus, ex compressione laterali quam omnia germina juniora in se invicem exserunt, ortus. Stylus unus in unoquoque germine, huie continuus, curvatus reflexusque, lateribus applanatus, asper, microscopio visus multis obsitus papillis, apice reflexus. Sti- gma abest. Fructus capsulae stellatae 5-8, uniloculares, bivalves, sursum dehiscentes, quaeque prius erecla erant, nunc ex- panduntur carpella, a perpendiculari direetione in horizonta- lem transeuntia. — Pedunculus incrassatus sive receptaculum, jam annulum sistit infra capsulas, hujusque apex in fruetu immaturo inter germina protrusus, in eodem maturo axin prae- bet, cui omnes capsulae affiguntur. Epicarpium, in juniori fructu, videtur commune indumentum omnium carpellorum, quibus vero adultis dissilit, tumque nuda conspieitur diplot. 241 Endocarpium est durum, corneum. Plerisque in fructubus car- pella aliquot aboriuntur. ‘Semen affıxum est spermophoro ope funieuli brevis in infima parte capsulae. Spermodermis dura, eornea, ochracea, splendens. Mesospermium membranaceum ipsum ‚seminis nucleum ineludens cujus maximam partem con- stituit albumen. Cotyledones et embryo minimi. Caulis. arboreus, ramosus. Epidermis e griseo-brunnea, tenuis, membranacea. Cortex rimosus, cicatrisatus. Liber te- muis. Lignum durius; canalis medullaris angustus, medulla fungosa, brunnea. Rami sparsi, patentes, forma et superficie similes cauli. Ex uno puncto plures oriuntur rami juniores verticillatim dis- positi, hi alios ramulos brevissimos plerumque et floriferos pro- dueunt. Gemmae caulinares sunt et rameales, foliiferae et flori- ferae, plurimae, quarum squamis lapsis superest eicatrix ma- gna, apice disciformis. Folia alia verticillata sunt in ramis biennibus, alia sunt terminalia, omnia petiolata, in petiolum decurrentia, alia re- eurya vel pendula, plana, glabra, neryo unico ex petiolo orto praedita, coriacea, pagina superiore ‚splendentia, inferiore pallide-virenti et sub-carinata. Petioli dilatati, brevissimi. Aus der beigefügten Beschreibung von I. parviflorum, welches in den Gärten unter dem Namen I. anisatum vor- kommt, geht genugsam die Verschiedenheit dieser beiden Pflanzen hervor. I. parviflorum. Michx. Fl. Bor. Am. I. 326. I. an. Bartr. I. parv. Suffrutex Floridae occidentalis. Flores in axil- lis foliorum, peduneuli 1-2 flori, superne valde incrassali, cer- nui, flores pallide-flavescentes. Antherae antrorsae, bilocula- res, breves, appositae. (In horto Rotterodamensi floret haec planta per totum fere annum.) Calyx inferus, polysepalus, caducus.. Ob naturam non- nullorum sepalorum petaloideam numerus horum non facile 242 statuitur, vulgo adsunt 2-3, et infra haec-squamulae eaducae, minimae, quatuor plerumque. Sunt sepala: concava, tenuis- sime ciliata, brevia, pallide virentia,; medio brunneo-miaenlata; Corolla caduca, petala_ 9-10, infera, concäva, subro- tunda: lamina est pallide lutea; ungues virides sunt, sibique incumbunt petala omnia, ita ut flos fere globosus sit. Stamina septem, (9-12 non vidi) aequälia.. Filamenta sunt curva, crassa, basi tenniora, sursum latiora.. Connieeti- vum filamento continuum est; compresso-trigenum, Antherae binae, adnatae, introrsae, totae apiei connectivi affıxae, reclae, biloculares, sibi appositae, longitudinaliter dehiscentes. Pistilla 12, in. orbem disposita, basi et latere interno quodammodo cohaerentia, inaequalia. Germen superum, com- pressum, uniloculare, uniovulatum. Stylus brevis, attenuatus, Stigma lerminale, minulum, aculum, incuryum. Capsulae plu- rimae 'aborientes, non coalitae, brunneae, durae. Semina: so- litaria. Pedunculi solitarii, 1-2 flori. Hujus pars superior maxime incrassala, et inter ovaria coni inslar producta, ca- pitata. Petioli breves, semiteretes, sulcati. Folia petiolata, alterna, palentia, oblongä, versus basin utrinque attenuata, sursum latiora, acuta, plana, pellucida, pagina superiore laete virentia, splendentia, inferiore pallide- virentia ac nervo erasso praedila, 2-24 pollicaria. Caulis suflruticosus, 3-4 pedalis, ramosus, cortex in- ferioris partis griseo-brunneus, rimosus, superius laete virens. Rami juniores patentes, virentes, hic illie brunneo-maculati. Die dritte Art, I. floridanum, möchten wir auf folgende Weise bestimmen, und meinen so alle drei Arten hinreichend unterschieden zu haben. I. floridanum. Ell, Flores conferti in axillis foliorum, ad locum ex quo rami juniores oriuntur, purpurascentes; pedunculi tenuissimi, lon- gissimi; folia evali-lanceolata; petioli rubri; antherae intror- 243. sae, oblongae, acutae, filamenta longiora quam in I. anisato, et I. parvifloro. Die Frucht dieser Pflanze habe ich nicht gesehen. Nur eine alte getrocknete Blume, die beinahe halb verdorben war, konnte ich untersuchen. Aufser den bereits oben zur Unter- scheidung der drei Arten angegebenen Kennzeichen können aoch folgende zum Beweise dienen, dals Ill. anisatum und I. floridanum keine Varietäten, sondern Arten sind: 1) Der Kelch bei I. floridanum fünfblättrig. 2) In den von mir gesehenen Blumen waren sicher nicht weniger als 20 Blumenblätter. Ellis hat deren 27 abgebildet. 3) Ich sah 28 Staubfäden, bei E. sind deren 34, also viel mehr als bei I. anisatum. 4) Die Blumenstiele sind sicher sechsmal länger als in I. anisatum. 5) Es finden sich mehr Stempel; de Candolle giebt 18 an, Ellis zählt 20 und mehr. 6) Das Land endlich, in welchem die Pflanze wächst, läfst bereits vermuthen, dafs es eine Art und nicht Varietät sein muls; Länder, wie China und Florida, geben weniger Anlafs, eine Varietät zu vermuthen. 7) Es ist nicht bekannt, dafs I. floridanum auch Stern- anis liefert, mindestens durch Ellis nicht bewiesen, und so viel ich weils, stammt der im Handel vorkommende Stern- anis allein aus China und Japan. Anm. Das Original giebt auf einer lithographirten Tafel (Tab. II.) die Abbildung eines Zweiges von I. anisatum, nebst den dazu gehöri- gen Details; desgleichen eine Blume von I. parviflorum, nebst deren Analyse, 244 Ueber Belemniten. h der Sitzung der Pariser Akademie vom 15. Nov. tleilte derselben Herr v. Ferussac Beobachtungen des Prof. Agas- siz mit, welche über die Natur dieser Thierreste einiges Licht verbreiten. Das von Herrn Agassiz in der schönen Sammlung der Miss Philpot beobachtete Petrafact ist weder der schwert- förmige Knorpel einer Zoligo, noch der einer Onychotheutis, sondern ein dem innern Knochenstücke der Sepia (Sepiostaire Blainv.) analoger Körper mit dem wohl erhaltenen Dinten- beutel. Dieser Knochen endigt hinten ohne Unterbrechung der Continuität in ein schönes Exemplar von Belemnites ova- lis. Um die Beziehung beider Körper zu begreifen, mufs man einen Knochen derjenigen Sepien vor Augen haben, bei de- nen er sich in eine ziemlich lange Spitze endigt, welche beim lebenden Thiere zwischen den Enden der Seitenflossen her- vortritt. Diese Spitze ist von der Fortsetzung der Haut des Sackes bedeckt, und befindet sich wie in einer Scheide. Denkt man sich nun statt dieser kleinen Spitze einen Belemniten in derselben Lage, so hat man eine richlige Idee von diesem Fossil im lebenden. Thiere nebst dem Sepienknochen. Nur mufs dieser in seinem hintern Theile anders organisirt sein, weil er hier die Alveole des Belemniten zu bilden scheint. Die dünnen Wände des Belemniten verbinden sich mit ihm, indem sie sich ausbreiten (en s’epanouissant). So sind also die Belemniten gewils im Innern befind- liche Körper, und allem Anscheine nach war das Thier, dem sie angehörten, der Sepia ähnlich oder stand ihr doch sehr nahe. Kurz man kann annehmen, dafs es ein Cepholopode aus der Ordnung der Acatabuliferen war, wie die Spirula, und dafs es ein zwischen dieser und den Sepien mitten inne stehendes Genus bildete. (L’Institut. Nro. 132. vom 18. Nov.) 245 Die Verwandlungsgeschichte von Chlamys monstros3a; geschildert von Dr. Hermann Burmeister. Hierzu Tab. V. B:i meiner neulichen Anwesenheit in Hamburg hatte ieh Gelegenheit, die persönliche Bekanntschaft des Herrn M. C. Sommer in Altona zu machen, und mich von der durch Gerüchte vielfach verbreiteten ‘Schönheit seiner unvergleich- lichen, und mit den seltensten Prachtstücken aller Gruppen ausgerüsteten, Insekten-Sammlung zu überzeugen. Nicht bloß sein Eifer und sein vielfacher Verkehr mit Entomologen in allen Ländern Europas haben ihm nach und nach das Be- kannte geliefert, sondern auch die höchst liberale Unterstüz- zung, welche er aulserhalb Europa reisenden Naturforschern, namentlich dem Herrn Dr. Zimmermann, gegenwärtig in Südkarolina anwesend, und dem Herrn J. H. Beske, zur Zeit das Innere Brasiliens durchforschend, angedeihen läfst, verschaffen ihm viele neue, noch nie gesehene Formen und mancherlei Notizen, welche zu den interessantesten Entdek- kungen des Tages gehören möchten. ' Etwas dieser Art dürfte die Verwandlungsgeschichte der Gattung Chlamys sein, von welcher wenigstens unter uns noch Niemand geredet hat, T. Jahrg. 2. Band. 17 246 wenngleich durch die ausgezeichneten Monographieen der Her- ren Klug und Kollar die spezifischen Charaktere von mehr als 50 Arten in das gehörige Licht gestellt sind !). Wir ver- danken diese Beobachtung Herrn Beske, welcher dieselbe gerade während meiner Anwesenheit in Hamburg Hrn. Som- mer mittheilte, worauf dieser hochverehrte Freund mir das gesammte Material zur ferneren Benutzung übergab. Bevor ich an die Darstellung der Entwickelungsverhält- nisse gehe, folgen hier die Bemerkungen, welche der Brief des Herrn Beske enthielt, und die so lauten: „Im Dezember und Januar findet man die Gehäuse (Fig. 19.) in einer Gegend von Rio, am Fufse der Bäume, so wie auch an der Erde und den Zweigen stille sitzen oder herumkriechen. Die Larye steckt beim Kriechen den Kopf zu dem spitzen Ende des Gehäuses heraus, uud kriecht wie die Sackträger mit dem Gehäuse umher, ihre Nahrung su- chend, welche, wie ich vermuthe, in den Flechten und Moo- sen an den Slämmen besteht. Zum Verwandeln befestigt sie das Gehäuse an der hinten befindlichen Tille, theils am Stamm, tlteils an irgend einem Aestehen, und es kommt demnächst der Käfer im Februar und März zum Vorschein. Die Larve in der anderen Chlamys-Art, welche ganz roth und nur halb so grols ist als diese blaue (wahrscheinlich Ch. bacca Kb.), lebt ebenso, doch ist das Gehäuse etwas weiter gebaut, und die Larve kleiner.“ Soweit Herrn Beske?’s Mittheilung; ‘wir sehen das Ge- häuse, von welchem er redet, in Fig. 10. von der oberen, in Fig. 12. von der unteren Fläche in natürlicher Größe darge- stellt, und bemerken über seinen Bau Folgendes: Es hat die Form eines Herzens, ist auf der oberen Fläche stark gewölbt, besonders in der Mitte, nach vorn zugespitzt und am Ende nach unten umgebogen, nach hinten allmälig erweitert und 1) Das Königl. Mus. besitzt 86 Arten, welche indefs in den oben genannten Monographieen nicht alle beschrieben sind; 4 davon leben in Nord-Amerika, 2 auf Cuba, 1 in Mexiko, 1 am Kap (!), die anderen alle in Brasilien. 247 hier jederseits in einen flachen flügelartigen Fortsatz ausge- dehnt. Von unten betrachtet bemerkt man, dafs jeder dieser Fortsätze ebenda eine weite unregelmäßsige Oeflnung besitzt, und in der Mitte zwischen beiden Oeflaungen rinnenförmig vertieft ist, welche Rinne unmittelbar am Hinterrande wie ein Ausschnitt wahrgenommen wird. Das umgebogene Vor- derende ist bei der Puppenhülse geschlossen, so lange jedoch die Larve in dieser Hülse steckt, geöffnet. Den Bau betref- fend, so besteht das ganze Gehäuse deutlich aus concentrischen Schichten, welche nach vorn gewölbt und nach hinten ausge- randet sind, dabei aber kann das ganze Gehäuse von vorn nach hinten breiter werden. Die Substanz selbst ist eine braune, bröckelige, übrigens harte und feste Masse, die ziemliche Aehnlichkeit mit Torf hat, aber nichts anderes als der Koth des Thieres sein kann. Dafür spricht einestheils die ähnliche Verwendung dieses Stoffes bei verwandten Gattungen, na- mentlich bei Lema und Clythra, dann aber auch die Beschaf- fenheit des Kotlıes, welche ich bei anatomischer Untersuchung im Mastdarme vorfand. Dieser zeigte sich nämlich ganz eben- so, nur weniger compact und heller gefärbt, mehr braunroth, während die Hülse eine braunschwarze Farbe hat, so dals die Vermuthung des Herrn Beske, die Nahrung der Larven möch- ten Flechten sein, dadurch unterstützt wird. Uebrigens läfst sich die Form der Hülse nach der Form der Larve, über de- ren Rücken sie gebaut wurde, leicht begreifen; denn wir se- hen aus Fig. 13., dafs die Larve ‚selbst eine gebogene Form hat, indem Kopf und Afterende beide nach unten gerichtet und einander genähert sind. Wir wissen aber aus der Ver- gleichung ähnlich geformter Larven, z. B. der Scarabaeoden, dafs dieselben freilich mit dem Vorderleibe gerade gehen, den gebogenen Hinterleib aber auf der Seite liegend nach- schleppen. Indem nun diese Larve ebenso kriecht, und das Hinterende bald nach links, bald nach rechts wendet, setzt sich der Koth bald auf dieser, bald auf jener Seite an das Gehäuse ab, und so entstehen die beiden Flügel, welche uns am Hinterende des Gehäuses auffallen. Jeder Flügel muß na- türlich eine Oefinung haben, um durch diese den Koth ab- 17* 218 setzen zu können. Auch entsteht durch die verschiedene Lage ganz natürlich die Rinne an der Unterseite, inden der Hinterleib ja nicht flach auf der Unterlage ruht, sondern schief gegen dieselbe steht, von der aufstolsenden Spitze ge- tragen; mithin der mittlere Theil des sich um den Leib bil- denden Gehäuses höher liegen mufs als die Enden, wo das Gehäuse neben dem After auf den Boden stößt. Wenn nun gleich auf diese Weise die Rinne am Ende der Hülle ganz einfach und nalürlich ist, so scheint sie noch ganz besonders im Plane des Thieres zu liegen und den Zweck zu erfüllen, das Gehäuse in der gleichmälsig schwebenden Lage zu er- halten, wenn; die Larve kriecht. Diese Lage wird ohne Schwierigkeiten erfolgen bei jeder Bewegung; denn kriecht die Larve am Stamm fort, so ruht das Gehäuse horizontal auf den beiden Rändern neben der Rinne; kriecht dagegen die Larve an dünnen Zweigen, so greift der Zweig in die Rinne ein, und das Gehäuse schwebt, gerade im Schwerpunkt unterstützt, mit Sicherheit auf dem Zweige. Dals dem wirk- lich so sei, lehrt Fig. 12., welche nach einem Gehäuse ent- worfen wurde, welches so mit der Rinne am Zweige fest- sals, wie es daselbt dargestellt worden. Auf einem wie ein- fachen, wie natürlichen Wege erreicht also die Natur für ‘ diesmal ihren Zweck, nämlich blos durch Form, Stellung und Richtung des Hinterleibes; wie zur Genüge auseinander- gesetzt sein dürfte. — Die Larve (Fig. 13.), von deren gebogener Form schon die Rede war, besteht, wie gewöhnlich, aus 13 schwach ab- gesetzten Ringen, die wieder Querfurchen besitzen, so dals man Mühe hat, die Grenzen der Ringe mit Deutlichkeit zu erkennen; indels verrathen sie sich durch die Lage der Luft- löcher. Der erste Ring ist der Kopf (Fig. 5A). Er besteht aus einer hornigen Blase, und wird durch eine vertiefte Längs- linie, welche sich über dem Munde gabelförmig spaltet, in 2 Hälften getheilt. Der Raum zwischen den Schenkeln der Li- nie ist runzelig, die übrige Oberfläche glatt und punktirt. Vorn stößt an diese Gegend, welche oflenbar die Stirn ist, die kreisabschnittförmige Oberlippe («), und unmittelbar am 249 Grunde neben ihr stehen die Fühler (55), zwei kurze 3glie- drige Fortsätze, welche in Fig. 9. vergrößserter dargestellt sind. Am Grunde neben den Fühlern, doch aufserhalb der bezeichneten Linie, zeigen sich die Augen; 6 au der Zähl, von welchen #4 mehr oberhalb des Fühlers, 2 mehr nach un- ten stehen (Fig. 6.). Unter der Oberlippe ragen die Ober- kiefer hervor (Fig. 5cc.), zwei dicke, dreiseitige, etwas ge- bogene, hornige Haken, an welchen durchaus keine besonde- ren Zähne sichfbar sind. Diese Oberkiefer bedecken die an- deren Mundtheile, nämlich die Unterkiefer und Unterlippe. Jene (Fig. 7.) zeigen einen dicken Stamm, welcher hier und da am Aulseurande Borsten, an der Spitze aber das nach in- nen gewendete kurze, mit Zähnen besetzte Kaustück, und daneben nach aulsen den gleichfalls kurzen, 4 gliedrigen, ke- gelförmigen Taster trägt. Diese, die Unterlippe (Fig. 8.), ist eine kleine, viereckige, nach innen häutige, nach aufsen hor- nige Platte, von deren Aufsenecken die kurzen kegelförmigen, dreigliedrigen Taster entspringen. — Auf den Kopf folgt der erste, gleichfalls ganz hornige, Brustring, welcher die beiden folgenden häutigen, und nur unten, wie an der Seite, mit Hornschildern gepanzerten, Brust- ringe an Gröfse übertrifit. Jeder dieser 3 Ringe trägt ein Fußspaar; das Bein bestelt ganz aus horniger Masse, und läfst sehr bestimmt das dicke Hüftstück, dann einen kleinen Schenkelhals, darauf den großen Schenkel, ein kleine- res Schienbein und am Ende desselben, in der Form einer kurzen dreieckigen Spitze, den eingliedrigen Fufs erkennen. Der übrige Leib der Larve ist nackt, aber nicht glatt und glänzend, sondern matt, und ziemlich weitläuftig mit kur- zen abstehenden Haaren bedeckt. Er nimmt nach hinten an Dicke merklich zu, biegt sich vom achten Ringe an sehr stark nach der einen Seite, und hat in dieser Gegend zugleich den stärksten Durchmesser. Von hier bis gegen das Ende läuft er kegelförmig zu, und dam Ende selbst ist statt der Spitze eine Grube, worin die Afteröffnung. An jeder Seite stehen neben dem wulstigen Seitenrande sieben Luftlöcher, als eben so viele schwarze Punkte. Nur der letzte Ring hat 250 kein Luftloch, alle übrigen Bauchringe sind damıt versehen. Bei der anatomischen Untersuchung, welcher ich das einzige mir zu Gebote stehende Individuum unterwarf, gelang es mir nur, den Darmkanal in allen seinen Theilen mit Bestimmt- heit.zu erkennen; alle übrigen Organe konnten nicht genau dargestellt werden. Nach Oeffnung des Leibes von der Seite zeigte sich eine nicht sehr starke Fettschicht, welche den Darm einhüllte, und die besonders in dem hinteren Theile der Bauchhöhle einen bedeutenden Umfang hatte: Der Darm selbst, welchen wir bei Fig. 6. in natürlicher Größse darge- stellt schen, war in dem Feitkörper versteckt, und erscheint nach ‘Wegnahme desselben als ein gerader, gleich weiter Ka- nal, welcher vom Kopfe bis fast zum After reichte und der gebogenen Richtung des Körpers folgte. Hier dicht vor dem After bildete er eine weite Schlinge, welche unter den übri- gen Theilen versenkt war und sich bei näherer Untersuchung als ein besonderer Darmabschnitt, nämlich als Dünndarm, zu erkennen gab. Auf diese Schlinge folgte der, kurze und gerade Mastdarm, unmittelbar unter dem ersten Darmtheile hervortretend und bis zur Afteröffnung sich erstreckend. In dieser gewundenen Lage scheinen die zahlreichen, hier sehr zarten Tracheen und der Fetikörper den Darm zu erhalten. — Der herausgenommene und im Wasser flottirend auf ei- ner Glasplatte ausgebreitete Darm zeigte sich, in der unter Fig. 5. stark vergröfsert dargestellten Gestalt. Man erkannte nun deutlich 4 Abschnitte desselben, den Schlund (B), den Magen (C), den Dünndarm (D) und den Mastdarm (E). Was den gesammten Bau dieser Darmabschnitte betriflt, so erkannte ich an allen vieren mit Bestimmtheit Drei über- einander liegende Hautlagen, welche freilich an den verschie- denen Abschnitten etwas differiren, jedoch als gleichartige Gebilde sich zu erkennen gaben. Die äufserste Haut (Fig. 1.) ist eine ziemlich derbe Muskelhaut, welche aus 2 Sehichten sich kreuzender Fasern besteht. Die Querfasern sind die äulseren und laufen mehr vereinzelt, die bündelweis gestellten, aber verzweigten und mit einander communieiren- den Längsfasern sind die inneren. Die zweite Haut (Fig. 2.) 251 ist, gleichfalls, eine Muskelhaut, aber. zarteren Baues und durch einen recht merklichen Zwischenraum von, der; äufseren. ge- trennt. Die Fasern. in’ ihr haben.eine 3fache Richtung und: liegen auch in, 3 Schichten übereinander. Eine Fasernschicht liegt ziemlich ringförmig in. perpendieulärer Richtung gegen die Achse des Körpers; eine zweite Schicht liegt schief ge- gen diese, und durchschneidet die erste. so, dafs die von den parallelen , Fasern gebildeten Figuren langgezogene Rauten sind; die dritte Schicht besteht aus Längsfasern, ‘welche der Achse parallel laufen, und viel weiter von einander entfernt sind, als die Fasern der beiden anderen Schichten. Auf der nach; außsen gewendeten Fläche dieser Haut verlaufen Tra- cheen von äußerster Zartheit in ‚büschelförmigen Ausbreitun- gen. Sie scheinen mit einzelnen Hauptstämmen die äulsere Haut, zu durchbohren und nur an der Fläche der zweiten sich mit ihren feinen Aesten zu verbreiten. An die innere Seite‘ der ‘zweiten Haut stölst unmittelbar die dritte ‚Haut; eine klare, vollkommen durchsichtige, strueturlose Schleim- haut, welche aber, indem sie weiter ist als die beiden ande- ren, in zahlreiche im Ziekzack verlaufende Längsfalten gelegt ist, und daher ein sehr buntes Ansehen hat (Fig. 3.). Diese 3 Häute habe ich an allen vier Darmabschnitten wahrgenom- men, allein an jedem in verschiedener Stärke. Am dieksten zeigten sich die Muskelhäute am Schlunde (B), demnächst am Dünndarm (D), wo die äußeren Querfasern auch. zu Längsstreifen ‚mit einander verwachsen waren, gerade so wie es Straus-Dürkheim an der Muskelhaut des Maikäferdar- mes gesehen und abgebildet hat (Cons. gener. Taf. 5. Fig. 9.); dann schien der Mastdarm die dritte Stufe in der Festigkeit dieser Häute zu besitzen, und am feinsten, klarsten und durch- sichtigsten waren sie offenbar am Magen (C). Was nun die Form der einzelnen Darmabschnitte betrifft, so hat der Schlund (B) unter allen die geringste Ausdeh- nung, obwohl er, vom Kopfe entspringend, alle 3 Ringe hin- ter diesem durchläuft, Er ist übrigens knopfförmig, d. h. er beginnt mit enger Mündung von der Mundhöhle, und erwei- tert sich nach hinten immer mehr, bis er sich dicht vor dem 252 Magen wieder zusammenschnürt. An der Stelle, wo er mit dem Magen in Verbindung tritt, bildet er einen wulstförmig in den Magen hineinragenden Sphinkter (d), welcher die Höhlen beider Darmtheile von einander trennt. Der Magen (C), welcher vom dritten bis zur Mitte des zehnten Leibrin- ges reicht, ist sehr zart gebaut, und namentlich‘ schien mir zwischen der ersten und zweiten Haut ein sehr bedeutender Zwisehenraum zu sein, wenn nicht anders dieser dürch Ein- dringen von Weingeist künstlich erweitert worden ist! Wir sehen in der Figur die äufsere in Falten hier und dä gelegte Haut alle übrigen locker umgeben. ‘Im Magen selbst fand sich nur wenig Speisebrei, besonders gegen das hintere Ende, und der Anfang war fast leer. Auch im Dünndarm (D),; welcher mit dem Magen durch einen kleinen trichterförmig sich vom Magen her erstreckenden Darmitheil (2) in Verbin- dung steht '), fand’ich keinen Chymus, nur gegen das’ Ende zeigten sich Reste in Form dunkleren Inhalte. Der Dünn- darm selbst ist übrigens in der That der dünnste Theil des Nahrungskanales, fast überall gleich dick, nur gegen beide Enden verschmächtigt und durch selir enge Pforten mit den benachbarten Darmtheilen verbunden. Die klaren Längsstrei- fen an ihm entstehen, wie schon erwähnt wurde, dürch in- nige Verwachsung der Querfasern an diesen Stellen. Vom Mastdarm (E) ist endlich noch zu erwähnen, dafs er eine sehr bestimmte, kegelförmige Gestalt hat, oben mit enger Mündung vom Dünndarm entspringt, und sich nach hinten 1) Es scheint mir richtiger, diesen. sehr kleinen, ‚kürzen und trich- terföormigen Darmkanal für den eigentlichen Dünndamm zu nehmen, und den gröfseren, mit D bezeichneten Darmabschnitt für das Analogon des keulenförmigen Darmes bei den Larven der Lamellicornien. (Vgl. m. Hdb. d. Entom. I. S. 147.) Ramdohr hat auch bei ande- ren Gattungen der Chrysomelina einen solchen erweiterten Dünmdarm wahrgenommen, und daher darf uns die Anwesenheit desselben bei Chla- mys nicht überraschen. Er hat übrigens die Bedeutung des Blinddarms der pflanzenfresseuden Säugethiere, und fehlt sonach allen Kerfen, die einen wahren Blinddarm besitzen, wie z. B. den Carabodea und Ay- drocanthari. immer mehr erweitert. An ihm ist die Schleimhäut ganz besonders stark in Falten gelegt, welche Falten gegen das Ende hin in kleinehormige Knötchen auslaufen, und damit die Höhle des Mastdarms schliefsen. Diese Kiötelien (ff) liegen unmittelbar am Rande des Sphinkters, wodurch der After geschlossen wird, und scheinen durch die Häüte des Darms hindurch. Vom Inhalt des Mastdarms war schon frü- her die Rede. Als äufsere Anhänge des Darmes boten sich nur sechs Gallengefälse dar (FF), von welchen je 2 und 2 mit einan- der verbunden sind. Sie haben übrigens keine besondere Länge, sondern verlaufen blos auf der Oberfläche des Magens als feine geschlängelte Gefälse von gelber Farbe. Eine sehr starke 100malige Vergröfserung (Fig. 4.) zeigt uns nichts als eine äulsere klare Haut des ausgebuchleten Gefälses, und dar- in eine homogene, geronnene, klare Flüssigkeit, welche an manchen Stellen stärker argehäuft und daher weniger durch- sichtig ist. Die 6 Enden der Gallengefäfse senken sich am hintern Ende in den Magen, kurz vor dem trichterförmigen Verbindungsgange des Magens mit dem Dünndarm. — So weit meine anatomische Untersuchung. Ueber den Puppenzustand kann ich Nichts berichten, da alle übersandten Gehäuse vollkommen entwickelte Käfer enthielten. Oeflnet man ein solches Gehäuse vor der gewölbten Fläche (Fig. 11.), so sieht man in einer eiförmigen, überall geschlossenen Höhle den Käfer so liegen, dafs die Bauchseite nach oben, die Rük- kenseite nach unten gewendet ist. Der Kopf ist gegen das spitze Ende der Hülse gerichtet, der After gegen das stumpfe. Hier finden sich auch, hinter dem Käfer, die Reste der Lar- venhaut. Aus der Form der Höhle ergiebt sich nun, dafs die Larve alle Zugänge ihres Gehäuses verschliefst, wenn sie sich verwandeln will, und so in sicherer Behausung ihrer schöneren Daseinsform entgegenreift. Ist dies geschehen, so öffnet der Käfer selbst seine Hülle, indem er am spitzen Ende, an demselben, wo sich sein Kopf befindet, mit seinen scharfen Oberkiefern in einer genauen, in gleicher Höhe des Umfanges fortlaufenden Kreislinie die Wände durchschneidet, 254 und so die Spitze und mit ihr etwa 4 des ganzen Gehäuses abtrennt. Die dadurch entstandene Oeflnung hat den Um- fang des Innenraums der ganzen Höhle, und dient so dem Käfer zum bequemen Durchgange. Mehrere übersandte Pup- penhülsen befanden sich in diesem Zustande, allein der Käfer halte sein Haus nicht verlassen können, da die genaue Ver- packung des Herrn Beske ihn daran verhinderte. 255 Bericht über die Fortschritte der Zoologie im Jahre 1834, vom HtetTrasunsrsne nr er. (Schluß,) Wirbelthiere Groß ist die Zahl der Arbeiten, welche sich über diese Gruppe des Thierreichs verbreiten; bedeutend die Masse neuer Gattungen und Arten, mit welcher sie die Wissenschaft be- reicherten. Kaum läfst sich das Wichtigste auf wenige Bo- gen zusammendrängen. Aufser den Werken, welche sich auf einzelne Klassen oder auf einzelne Abtheilungen derselben beschränken und an ihrem Orte erwähnt werden sollen, lie- ferten das reichste Material die meist schon im Eingange er- wähnten Reisewerke und die Faunen, welche die Wirbel- thier-Klassen zum Gegenstande haben, insbesondere Bonapar- ie’s treflliche Iconografia della Fauna Italica, von welcher im Laufe des verflossenen Jahres die 6te—11te Lieferung er- schien (dies zur Berichtigung des früher Bd. I. p. 6. Anm. Ge- saglen), und J. C. Gray’s Illustrations of Indian-Zoo- logy, consisting of coloured plates of new or hitherto unfi- gured Indian animals from the Collection of ‚Major - General 256 Hardwicke. Pars XIII. u. XIV. — '). Unter den Reise- werken ist besonders reichhaltig Georg Bennett’s Reise (@. Bennett Wanderings in New South-Wales, Batavia, Pe- dir Coost, Singapore and China during the years 1832—34. 2 Vol. 8.). 1) Fische. Den ersten Rang unter den ichthyologischen Arbeiten des verflossenen Jahres behauptet unstreitig Agassiz’s bereits im Jahre 1833 begonnenes Werk über die fossilen Fische: x Recherches sur les Poissons fossiles par L. Agassiz. Neu- chatel 1833. 4. mit lithograpliirten Abbildungen in fol. Lei- der besitzen wir nur erst einzelne Bruchstücke aus den ver- schiedenen Bänden des Textes. Nach Cuvier’s Vorgange se- hen wir auch hier die Untersuchung über die fossilen Reste auf die umfassendste und gründlichste Kenntnifs der lebenden Fische gegründet, welcher aus dieser gediegenen Bearbeitung der fossilen manch wesentlicher Vortheil erwächst. Nament- lich erwirbt sich der Verf. ein grolses Verdienst dadurch, dafs er durch besondere Berücksichtigung der äufseren Bedeckun- gen die Aufmerksamkeit auf diesen von der Systematik bis- her zu sehr vernachlässigten Gegenstand lenkt. In einem be- sonderen Absohnitte (Dermatologie des Poissons) giebt er hierüber die allgememen Resultate seiner Untersuchungen. Aufser der metallischen, silber- oder goldfarbigen Pigmentläge, welche man auf der Unterseite der Schuppen bemerkt, haben die Fische gewöhnlich am oberen Theile ihres Körpers, haupt- sächlich am Rücken, zahlreiche, zerstreute oder in verschie- denem Gräde einander genäherte Punkte eines schwarzen oder anders gefärbten Pigmentes, kleine Krystalle von er- digen oder metallischen Substänzen. Man findet sie wieder auf der äußseren Fläche des Peritoneums, am Gehirne und verlängerten Marke, in den Augen. Elirenberg beobachtete 1) Von den im Jahre 1834 erschienenen, Lieferungen der Illumi- nerade Figurer till Scandinavisk Fauna Nilsson's habe ich noch keine gesehen, auch über den Fortgang des Werkes nichts Näheres er- fahren. 257 sie bereits am Hechie; sie finden sich aber bei allen Fischen und zeigen in den Arten zahlreiche Verschiedenheiten nach Gestalt und Zusammensetzung, Zur Laichzeit fand A. die Farben aller von ihm beobachteten Arten intensiver; die Pig- mentpunkte des Rückens breiten sich dann weiter nach den Seiten und dem Bauche hin aus; letzterer wird gefleckt, die Insertion der Flosse färbt sich roth oder orange, selbst der ganze Bauch nimmt diese verschiedenen Nüancen an. Von besonderem Interesse ist die Beobachtung, dals Aspro Zingel, Salmo fario, Lota fluviatilis, wenn sie lebhafte Bewegungen machen, um den Händen zu entschlüpfen, eine intensivere Färbung annehmen, dann bis zum gänzlichen Verluste der Farben erbleichen, und diese langsam wieder erhalten. A. glaubt diese Erscheinung durch eine reichliche Pigment-Ab- sonderung und dessen plötzliche Resorption erklären zu kön- nen. Alle grünlichen Fische werden, der Luft ausgesetzt, blau; im Weingeiste behalten die Fische ihre Farben besser, wenn man sie, so wie man sie aus dem Wasser nimmt, schnell an der Luft trocknet, nachdem man sie abgewischt hat. Eine „Epidermis ist immer vorhanden, aber äufserst dünn, dem feinsten Epithelium gleichend, am deutlichsten bei den Fischen mit sehr kleinen Schuppen. Bei den Arten mit geschindelten Schuppen bildet sie selbst Duplicaturen, gleichsam Taschen, in welchen der hintere äußere Theil der Schuppen steckt. Der genaueren Beschreibung der Schuppen ist besondere Sorg- falt gewidmet; bei der Seltenheit des kostbaren Werkes glaubt Ref. im Interesse seiner Leser zu handeln, wenn er diesen lehrreichen Abschnitt demnächst in vollständiger Uebersetzung mittheilt. Auf die Beschaffenheit der Hautbedeckung gründet A. die Eintheilung der Klasse. Indem er von der Beschaffenheit des Skelets, der vertikalen Flossen u. s. w. abstrahirt, unter- scheidet er nach der Gestalt der Schuppen 4 Ordnungen: 1) Die Placoiden — statt eigentlicher Schuppen Anhäufungen von Schmelz, zuweilen von beträchtlicher Ausdehnung, zuweilen auf feine Spitzen reducirt (Buckel der Rochen — Chagrin der Haye). Hicher die Familie der Cestracionten Ag. (enthält nur eine 258 Gattung der gegenwärtigen Schöpfung: Cestracion, die übrigen fossil. — Die Hybodonten. Ag. (fossil); dann die Haye, die Rochen, die Cyclostomen. (Den Stamm bilden also die Knorpel-Fische Cuvier’s mit Ausnahme der Störe.) 2) Die Ganoiden — Schuppen von eckiger Form, zusammenge- setzt aus unter einander liegenden Horn- und Knochenplättchen, von ei- ner dieken Schmelzlage überzogen. Hieher die Lepidoiden. Ag. (fossil); die Sauroiden (fossil bis auf die Gattungen Lepidosteus und Polypterus); die Pycnodonten, Ag. (fossil); die Sclerodermen; Gymnodonten; Lophobran- chen; Welse; Störe, 3) Die Ctenoiden — Schuppen bestehen aus Lamellen, welche an ihrem hintern, äufserlich sichtbaren Rande kammlörmig eingeschnitten sind, und fühlen sich, da die unteren Lamellen stets über den Rand der darüberliegenden heraustreten, rauh an. r Hieher die Chätodonten; Pleuronecten; Percoiden; Poly- acanthen; Sciänoiden; Sparoiden; Scorpänoiden; Aulosto- men (also meist Acanthopterygii Cuv. mit Ausnahme derer mit glatten Schuppen). 4) Cycloiden — die Schuppen bestehen aus einfachen, ganzran- digen Lamellen, an der oberen Fläche nicht selten mit eingeprägten Zeichnungen, Die Schuppen der Seitenlinie sind ‘wie die übrigen ge- bildet; aber statt flacher Lamellen sind es in einander geschobene Trich- ter, deren verdünnter Theil, gegen die Scheibe der Schuppe gelehnt, die zuweilen gegabelte, zuweilen verästelte Röhre bildet, durch welche der den Fisch bedeckende Schleim schwitzt. Hiecher die Labroiden; die Gattung Mugil, Atherina; die Scomberoiden; Gadoiden; Gobioiden; Murenoiden; Lucioi- deu; Lachse; Clupeaceen; Cyprinen. (Den Stamm bilden also die Malacopterygii. Cuv.) Fast jede der angeführten Familien, so wie sie bis jetzt genommen wurden, begreift indessen, wenn sie einigerma- fsen zahlreich ist, Genera, welche umgestellt werden müssen. Schon von vorn herein flöfst freilich dies System, sofern es sich nur auf eine Besonderheit des Organismus gründet, die Besorgnils ein, dafs es mehr den Charakter eines künstli- chen, als eines natürlichen Systemes an sich trage, und man möchte bezweifeln, dafs die vergleichende Anatomie in den einzelnen Ordnungen (besonders in 1. und 2.) eine solche Uebereinstimmung des darin Begriflenen finden möchte, wie sie es von den Ordnungen eines natürlichen Sysiemes fordert; aber jedenfalls wird es ein trefllicher Leitfaden für die Er- kennung der fossilen Fischreste, und liefert schon jetzt, nach 259 des Verfs. bisherigen Untersuchungen, durchgreifende Anhalt- punkte für das relative Alter der Gebirgsformationen. Mehr als 2 aller bekaunten Fische (diese zu etwa 8000 Arten an- genommen) gehören nach Ag. !) zu den Cycloiden und Cte- noiden, von denen noch keiner in Formationen, älter als die Kreide, gefunden ist, so dafs es nichts ihnen Analoges in der ganzen Reihe der Secondair-Formationen bis zum Grünsand gegeben hat; das vierte Viertel kommt auf die Placoiden und Ganoiden, welche in der Jetztwelt wenig zahlreich, in der Vorwelt bis zur Epoche des Grünsandes allein existirt ha- ben. Von einer Formation zur andern wird die durch alle Bildungsepochen reichende Klasse der Fische durch sehr ver- schiedene Genera repräsentirt. A. kennt keine Art, welche man zugleich in zwei aufeinanderfolgenden Formationen gefun- den hätte. Die Fische des Tertiärgebirges schliefsen sich den leben- den sehr an, sind aber nie ganz mit ihnen identisch. In den untern Tertiärbildungen gehört schon 4 der Arten zu Gattun- gen, welche nicht mehr existiren. In der Kreide gehören schon mehr als 3 der Arten zu erloschenen Gattungen, und wenn auch von einigen Gattungen noch Arten leben, so ist doch die Zahl der untergegangenen Arten derselben gröfser. Unter der Kreide giebt es keine Gattung mehr, von welcher die Jetztwelt eine Art aufzuweisen hätte. Die Oelith-Reihe mit dem Lias bildet eine sehr natür- lich begränzte Gruppe. Von dieser Epoche absteigend, sieht man die in der gegenwärtigen Schöpfung vorwaltenden For- men nicht mehr, und diejenigen, welche in dieser in der Minderzahl sind, erscheinen sogleich in grofser Anzahl, wobei die Gleichförmigkeit der Typen sehr auffallend ist. Die Ga- noiden mit symmetrischer Schwanzflosse, die Placoiden mit beiderseits gefurchten Zähnen und grofsen Stachelstrahlen walten vor. Vom Lias abwärts zeigen die Ganoiden das Ende der Wirbelsäule in einen unpaaren Lappen verlängert, wel- 2 1) Lior. 4. p. 59 sq. Eigentlich 1835 erschienen, hier aber des Zusammenhanges wegen anticipirt, 260 cher das Ende der Schwanzflosse erreicht. Man sieht also in der Reihe der Erdepochen zwei Hauptabtheilungen, deren Gränze im Grünsand ist. Die ältesie umfafst die Ganoiden und Placoiden, die zweite schliefst sich innig an die jetzige Sehöpfung an, begreift viel mannigfaltigere Formen und Or- ganisationen, besonders in den Ctenoiden und Cykloiden, und eine kleine Zahl von Arten aus den vorher genannten Ord- nungen, die allmälig verschwinden, In den ältern Epochen findet man noch nicht den Unterschied zwischen See- und Sülswasserfischen; vor dem Kohlengebirge noch keine evident fleischfressenden Fische mit konischen, scharfen Zähnen, son- dern die früheren scheinen Omnivoren (mit rundlichen, stumpf- kegelförmigen und bürstenförmigen Zähnen) gewesen zu sein. Die von Belanger gesammelten Fische hat Valencien- nes in dessen Reisebeschreibung (Voyage aux Indes Orien- tales. Zoologie) bearbeitet und zugleich über die Fischfauna der Küste von Malabar einige allgemeine Bemerkungen mit- getheilt. Belanger und Dussumier sammelten dort an 300 Ar- ten, Unter den Stachelflossern ist die Familie der Sciänoiden die reichste, unter den Weichflossern die der Olupeaceen. Sehr gering ist die Zahl der Kehlflosser (nur kleine Pleuro- necten), wodurch das Gesetz, dafs die Gadoiden hauptsächlich den Polargegenden angehören, und in ihren periodischen Wan- derungen die Tropenzone nicht erreichen, sich bestätigt. Die Zahl der Apoden ist gering, weit weniger Muränen giebt es hier als im rothen Meere, obwohl an kleinen Clupeaceen, ihrer Lieblingsnahrung, Ueberflußs ist. Es muls dies von der Beschaffenheit der Küste, ihrem gleichförmigen, sandigen Bo- den abhängen, welcher dagegen den zahlreichen Rochen und Hayen zu gefallen scheint. Von den Gattungen. mit dem selt- samen Kiemenlabyrinthe, welche mit Ausnahme des südafri- kanischen Spirobranchus, sämmtlich den süßsen Gewässern In- diens angehören, finden sich mehrere Ophiocephalus-Arten in den Sümpfen. Die von Belanger gesammelten Stachelflosser, von denen hier nur eine Auswahl gegeben wird, sind bereits in Cuvier und Valencienne’s Hist. d. Poiss. beschrieben wor- den. Die neuen Arten der Weichflosser sind: aus ” 261 aus der Familie der Cyprinoiden, deren Formen sich an die europäischen anschliefsen, Cirrhina mieropogon Va!., ausge- zeichnet durch die dicken, fleischigen, gefranzten Lippen des kleinen, mit 4 Bärteln besetzten Mundes, weshalb der Verf. ihn nur vorläufig mit Cirrhina Cuv. verbindet; — aus der Fam. der Siluroiden: Ba- grus exodon Val. und ein seltsamer Fisch, den man cher für einen Lophius als für einen Siluroiden halten möchte, bereits von Ham. Bu- chanan als Platystacus Chaca dargestellt, aus welchem Cuvier und Valenciennes eine eigene Gattung Chaca bilden unter folgenden Cha- rakteren: Kopf flach, so lang wie breit, fast viereckig, oben mit vortretenden Knochenleisten; zahlreiche Bärteln; kleine, nach oben gerichtete Augen; Kiemendeckel verborgen; 7 Kiemenstrahlen; der erste Strahl der Brust- flosse stark, prismatisch-dreiseitig; die erste Rückenflosse sehr kurz; die zweite und die Afterflosse verfliclsen mit der Schwanzilosse; Haut weich; eine Reihe Tuberkeln auf der Seitenlinie. Die Art Ch. loplüoides, in Flüssen und Teichen des nördlichen Bengalens. Ueber die von Allen in Westafrika gesammelten Fische hat E. T. Bennett der Zool. Soc. Bericht erstattet (Proc. p. 45.). Es zeigte sich auch hierin die großse Uebereinstimmung der Fauna Ostafrika’s mit der der westafrikanischen Flüsse. Wie der Polypterus bichir des Nils in dem P. senegalen- sis seinen Repräsentanten hat, so der Myletes des Nils in dem M. Allenii Benn., und T'etrodon Physa des Nils im T. strigosus. Benn. Auch ein Gymnarchus, von welcher Gattung man bisher nur eine Art aus dem Nil kannte, fin- det sich im Westen wieder. Hier die Diagnosen der vwvest- afrikanischen Arten: Myletes Allenii. M. oblongus; pinna dorsali prima supra ventrales posita. D. 10,0. A. 14. C. 19. P. 15. V. 9. Specimen biunciale a M. Hasselquistüi Cuv. (Salmo Dentex H.) differe videtur situ pinnae dorsalis primae. Tetrodon strigosus. T. dorso hispido nigrescente; ventre lateribusque laevibus, his albo nigroque lonzitudinaliter lineatis, illo albo: pinna caudali quadrata; eetoralibus. late rotundatis. D. 12. 0 19NC. 8. T. lineato L. (T. Physa Geoffr. analogus; differt maxime wentre lateribusque haud armafis.) Das verborgene Treiben der Fische in den Tiefen des Oceans und der sülsen Gewässer entzog ihren Haushalt so- IT. Jahrg. 2. Band. 18 262 wohl, wie ihre höheren Seelenäulserungen dem Auge des Be- obachters. Kein Wunder, dafs ihre scheinbare Indolenz ihre Seelenfähigkeiten auf einer höchst niedrigen Stufe stehend erscheinen liefs. Dafs sie indels keinesweges so ganz frei von allen Gefühlen und Leidenschaften, so ganz ohne Kunsttriebe sind, fängt an durch neuere Beobachtungen wahrscheinlich zu werden. Wenn bereits jene oben erwähnten Beobachtungen von Agassiz über das Verfärben der Fische auf psychische Einflüsse hinweisen, so noch mehr die Beobachtungen eines Ungenannten, v. L., (Isis 1834. p. 228.) über das Treiben der Stichlinge in der Laichzeit. Wie sich die rothe Farbe in- tensiver und weiter über den Vorderleib ergols, wurden auch ihre Gebehrden und Bewegungen verändert; jedes Pärchen schien der Gesellschaft der übrigen auszuweichen; sie wurden traulich und zahm, schienen durch die Gluth der Liebe ganz umgeschmolzen. Im Juni hatten sie sich in das flache, san- dige Ufer getheilt und jedes Fischlein vertheidigte sein Ge- biet gegen die Einfälle der andern ?). Ein Stichling liefs die Art und Weise, wie er seinen Eiern ein Nest bereitete, ge- nauer wahrnehmen. Dicht am Boden sich wiederholt im Kreise drehend, pflügte er mit seinen Spornen den Sand auf, so dafs ein mit einem Graben umzogener Sandhügel entstand, in dessen Mitte ein vertiefter schwarzer Pnnkt, das aus Wur- zelfasern bestehende Lager der Eier, sich befand, über dem er oft eine Minute lang mit stark zitternder Bewegung des Lei- bes (Legeact?) schwebte, und dabei sich jedesmal mit dem Kopfe zur Mitte des Nestes neigte, als ob er die Eier zurecht legte. Oft brachte er etwas im Maule zum Neste. Kaum war dieses, welches 60— 80 traubenweis am Wurzelgewebe hän- gende Eier zeigie, ausgenommen, als das Fischlein mit gro- fser Anstrengusg die Untiefe überstieg, um zu sehen, was seiner Brut geschehen wäre. Auch das trauliche Verhältnifs des Piloten (Centrono- lus ductor) zum Haifische haben neuere Reisende bestätigt 1) Achnliches beobachtete schon früher ein englischer Naturfor- scher, 263 gefunden. Meyen beobachtete 3 Fälle, und spricht die Ver- muthung aus, dafs sich der Pilot vom Kothe des Hayes nähre, und deshalb ihn begleite und führe. (Reise um d. Erde, B.1. p- 57.) Der Pilot schwimmt, als suchte er etwas, voran oder seitwärts und kehrt immer wieder zum Haye zurück. Einst als ein Köder ausgeworfen wurde, war der Hay über 20 Schritte vom Schiffe entfernt. Kaum hatte dies der Pilot bemerkt, als er sogleich zum Hay zurückkehrte, dem er mehr- mals plätscherud um die Schnauze schwamm. Der Hay folgte und sals sehr bald am Haken fest. Ist der Hay gefangen, so bleibt sein Führer noch einige Zeit in der Nähe des Schiffes. G. Bennett (Wanderings II. p. 266.) erzählt dasselbe, und bemerkt dabei, dafs der Hay viel vorsichtiger sei, den Köder anzufassen, wenn er nicht vom Piloten begleitet werde. Bei einem blauen Hay in der chinesischen See sah M. 2 Piloten. Von einem dem Kiele des Schiffes voranschwiımmenden Pilo- ten behaupten die Schifler, dafs er seinen Hay verloren habe. Nach Retzius Mittheilung in der Versammlung der Na- turforscher in Breslau (Isis 1834. p. 680.) ist die zuerst von Märklin gemachte, dann von Eckström publicirte Entdeckung, dafs die männlichen Syngnathus in einer eigenen, von der Haut unterhalb des Schwanzes gebildeten Tasche die vom Weibehen gelegten Eier aufnehmen, "auch vom Prof. Rapp bestätigt worden. Von England aus erfahren wir, dafs diese Entdeckung bereits in den Jahren 1784 und 85 von John Walcott gemacht ist, wie aus dessen hinterlassenen Manu- seripten hervorgeht. Nach ihm pflanzen sich Syngnathus Acus und Typhle schon fort, wenn sie 4—5” lang sind. (Yarrell in d. Proc. of the Z. S. 1834. p. 118.) Nach diesem hat bei S. ophidion weder Männchen noch Weibchen eine After tasche, sondern das Männchen trägt die Eier in hemisphäri- schen, aufsen am Bauche vor dem After befindlichen Vertie- fungen, welche bereits genauer von Eckström beschrieben sind. Einige Beobachtungen, welche über die Lebensweise all- gemein bekannter Fische gemacht wurden, können hier nicht unerwähnt bleiben. G. Bennett will bei deu fliegenden Fischen .(Exo- 18* 264 coetus) nie eine fortstofsende Bewegung der Brustflossen wahrgenommen haben, Sie sollen wohl dem Fische eine Rich- tung geben, hauptsächlich aber ihn in der Luft wie ein Fall- schirm stützen. Für das Hauptbewegungsorgan hält B. den Schwanz, durch dessen Schnellkraft sie, wie andere Fi- sche, aus dem Wasser hervorsprängen. Im Fluge würde die zarte, schnell abtrocknende Haut’ der Flossen .sehr bald be- schädigt werden. Der längste Zeitraum, den sie aulser dem Wasser aushalten, ist 30 Secunden, der weiteste Flug 200 Ellen. Die gewöhnliche Höhe des Fluges ist 2—3 F., aber B. sah, dafs sie zu einer Höhe von 14 F. an Bord kamen. Einmal aus ihrem Eiemente erhoben, sänken sie wohl unter die anfängliche Höhe hinab, wären aber außer Stande, sich über dieselbe zu erheben, mithin hinge die Höhe des Fluges vom ersten Sprunge ab }). j Von den Haftfischen (Echeneis) berichtet derselbe Na- turforscher (Wander. II. p. 273.), dafs sie wegen unverhält- nifsmäßiger Kleinheit der Flossen und des Schwanzes, und bei Mangel der Schwimmblase nur sehr mühsam den Ort ver- ändern, und deshalb in der Haftscheibe ihres Kopfes ein Mit- tel besitzen, sich an Hayfische, Schiffe und Felsen anzuheften. Daßs sie sich vorzugsweise an Sg. carcharias anheften, dage- gen am blauen Hay von ihm nie gefunden wurden, leitet B. daher, dafs sich jener dem Lande mehr nähere, wo sich die Schiffshalter, unfähig weit in die See hinauszuschwimmen, an den Felsen der Küste angeheftet halten. Ihre Nahrung besteht in kleinen Gliederthieren. Die Zahl der Scheiben- platten varüire nach der Größe des Fisches von 17— 24. Nach Abhauen des Kopfes behält dieser über 20 Minuten lang das Vermögen sich festzuheften. Dafs die Makrele, Scomber scomber, dieser für den Er- 1) Ist es auch einleuchtend, dafs die Erhebung hauptsächlich durch die kräftige Bewegung des Schwanzes geschieht, so scheint diese doch nicht auf eine so weite Entfernung wirken zu können. Hierbei müssen sicher die Flossen mithelfen. Dafs sie die Flossen beim Fluge bewe- gen, bemerkt Meyen ausdrücklich, Reise um d. Erde, Bd. 2. p. 94. 265 werb der Küstenbewolner so wichtige Fisch, ein eigentlicher Zugfisch sei, wird von einem Ungenannten (Loud. Magaz. of N. H. VII. p. 637.) in Zweifel gezogen, weil sie zu ei- ner Zeit, wo man sie nicht zu erwarten pflege, d. h. im De- eember, Januar und Februar, bei mildem Wetter zuweilen in Menge gefangen werde. Sie könne demnach nicht aus fernen Gegenden kommen, sondern scheine sich nur in grofse Tiefe zurückzuziehen, wie unter den Sülswasserfischen der Char (Salmo Umbla L.) zur Laichzeit an seichten Stellen felsiger Landseen häufig gefangen werde, nachher aber selten, weil er sich in die Tiefe zurückziehe. Das ungewöhnliche Erschei- nen der Makrele könne entweder durch das milde Winter- welter herbeigeführt werden, welches in ihnen den Instinkt, das seichte Wasser, wie zur Laichzeit, aufzusuchen erwecke, oder durch Heftigkeit der Stürme, welche sie aus ihrem Asyle vertreibe. Ueber die lachsartigen Fische hat Agassiz in der British Association interessante Beobachtungen mitgetheilt. (Jameson New Philos. Journ. XVII. p. 380.) Er ist der An- sicht, dafs die Familien der Sulmonacei mit den Clupeaceen vereinigt werden müsse, da An- und Abwesenheit der Fett- flosse ein zu unwesentlicher Unterschied für Familien sei, überdies jene Flosse in den Gattungen Serrasalmo und Muyle- tes wahre Knochenstrahlen habe. Bei Salmo Cuv. sei die Zahl der Kiemenstrahlen selten an beiden Seiten des Kopfes dieselbe, sondern variire zwischen 10 und 12. Dem Um- stande, dafs die Laichzeit der meisten Arten in die kälteste Jahreszeit falle, schreibt A. die Fähigkeit derselben, alle Tem- peraturen zu ertragen, zu. Farbe und Längenverhältnifs der Kinnladen begründe keinen Artunterschied, weil der Unter- kiefer länger oder kürzer sei, jenachdem der Fisch den Mund öffnet oder schliefst; nach Alter und Jahreszeit ändere die Farbe. Die Jungen sind mehr gefleckt, die Alten werden mehr einfarbig '). Während des Herbstes und der Winter- 1) S. Hucho z. B. mit mehr oder minder deutlichen Flecken hat in der Jugend grofse schwarze Querbinden über dem Rücken, bis zu 266 monate, zur Laichzeit, sind ihre Farben am brillantesten. Die Farbe des Fleisches variirt nach der Nahrung; durch di- recte Versuche überzeugte sich A., dafs deren Intensität von der größseren oder geringeren Quantität verzehrter Gammari- nen abhängt. Nach ihm redueiren sich sämmtliche Lachse des Continents auf 6 Arten, wie folgt: 1) 8. umbla L. the Char Englands — Ombre Chevalier des Genfer Sees — der Rötheli der deutschen Schweiz — Schwarzreun- tel Salzburgs. Syn. S. salvelinus L. — S. alpinus. L. — S. Salmarinus L. Der Fisch findet sich in England, Irland, Schweden, in d. Schweiz, im südlichen Theile Dentschlands. 2) S. Fario. L. — Trout of brooks, Common Trout, Gilla- roo-trout, Par. — 8. sylvaticus Schrank — S. alpinus Bl. — S. punctatus Cuv. — S. marmoratus Cu. — 8. erythri- nus L. Eben so ausgebreitet als die erste Art, 3) 8. Trutta. L. Sea-trout, Salımon-trout. Identisch mit 8. lemanus Cuv. und $. albus Rond. Eben so ausgebreitet wie die vorige Art. 4) $. lacustris L. — S. Illanca und 8. Schieffermül- leri Bl. In den Seen von Nieder-Oestreich und in dem Rlıeine ober- halb Constanz. 5) S. Salar L. — the true salmon — S. hamatus Cuv. der alte Fisch, 8. @oedeni. Bl. der junge. 6) $S. Hucho. Den Gewässern der Donau eigenthümlich. Agassiz überzeugte sich, dafs Schottland einige eigenthüm- liche Arten habe. Ueber dieselben s. W. Jardine’s Abhand- lung (Edinb. new Philos. Journ. Oct. 33— Jan. 35, übersetzt in v. Froriep’s Notizen. Bd. XLIII. No. 943 u. 44.). — den Seiten. Im zweiten und dritten Jahre lösen sich diese Binden in grolse schwarze Flecke am Rücken auf, die mehr und mehr verschwin- den, bis der Fisch fast gleichfarbig wird. $. lacustris L. hat jung grolse schwarze Augenflecke an allen oberen Theilen des Körpers; vom dritten Jahre an nehmen sie ab und verschwinden bald gänzlich, 8. Umbla hat so lange er jung ist, eine einförmige grünlich gelbe Farbe, weifsen Bauch, später wird diese Farbe dunkler, lebhaft grün, endlich schwärzlich grün. Der Bauch wird bald silberweils, nachher gelb und orange gefärbt, und bekommt einen goldenen Schein. Schr früh sind die Seiten mit Augenflecken geziert, die bald nicht mehr vorhanden sind. 267 J. betracht #, den Herling (S. albus Flem.), den grauen Lachs (8. eriox), die Raubforelle (8. ferox Jard. et Selb.) und den Par (S. salmulus Ray) als bestimmt unterschie- dene Arten. Ueber die Lachsartigen Fische findet sich auch von ei- nem Ungenannten in Loudon’s Mag. of N. H. VII. p. 202. ein lesenswerther Aufsatz, viel über das Wachsthum des Lach- ses und Vorschläge zur Schonung dieses wichtigen Erwerb- zweiges enthaltend. Der Verf. beweist, dafs der Laich des Lachses nicht vor März oder April auskomme (nach Angabe der Angler liege er 5 Monate), dafs mithin die junge Brut (smelt) erst im zweiten Lebensjahre, etwa 6—8” lang, in See gehe, und zwar nur die Weibchen, die Männchen blei- ben noch einen Sommer an den Laichstellen (dann graue smells, pars, pinks, brambling smelts genannt). Dafs diese junge Brut in demselben Jahre, in welchem sie seewärls ge- gangen, als Halbfisch (grilse) zurückkehren, ist nach den mit- getheilten Beweisen nicht zweifelhaf. Weder Lachs noch Forelle laiche jedes Jahr, denn man fange im Januar oft von beiden Individuen, deren Roggen kleiner als Senfkörner sei, die mithin in dem Jahre nicht gelaicht haben könnten; da- gegen sei bei einem Laichfische (redfish), welcher im Novem- ber und December in den Flüssen aufsteige, der Laich fast zum Auskommen reif, und noch im März und April keine Spur von Roggen vorhanden. Welches die Ursache sei, dafs der Lachs so viele Monate vor der Laichzeit in die Flüsse steige, läfst der Verf. unerklärt *). Im Ribble (Lancashire) sieht man den frischen Fisch nie vor Mai, und dann nur sel- ten; einige erscheinen im Juni, Juli und August bei hohem Wasser. Von Ende Septembers werden sie häufig (die Fische- reien an der Mündung des Flusses haben dann aufgehört). Die Laichzeit beginnt Ende Octobers, die meisten laichen im December, einige selbst im Februar; Verf. traf selbst ein Paar 1) Auch Valencienes (Belang. Voyage Zool. p. 352.) gedenkt dieses Umstandes, und verspricht in seiner Hist. nat. d. Poiss. nähere Auskunft zu geben. 268 im März an, Einige der männlichen Lachse gehen: im Decem- ber und Januar hinab, der größere Theil der Weibchen bleibt bis April im Flusse. Ueber die fufsförmigen Anhänge der Plagiosto- men hat A. F. J. C. Mayer in Froriep’s Notizen 40. No. 18. Einiges mitgetheilt. Nach ihm bestehen sie aus 13 Knor- pelstücken, von denen die ersten 3 unter einander eingelenkt sind, dann aus 3 langen nicht eingelenkten, welche Halb- kanäle bilden, und am Ende aus 7 theils platten, theils aus- gehöhlten, durch Haut verbundenen Stücken, die sich auf- und zuklappen. Ein Anziehe- und Beugemuskel bewegen das Organ; ein starker Muskel zieht die blattförmigen Knor- pel zu einem Halbkanale, an dessen Anfange der Ausführungs- gang einer Drüse mündet, auseinander. Nach Mayer können diese Organe zum After hinbewegt werden, den männlichen Samen in den Kanal des zweiten Gliedes aufnehmen und, in- dem sie in die Kloake des Weibehens eingebracht, werden, und die Blätter an ihrem Ende dessen After, wie ein Kelch, umfassen, die Stelle der fehlenden Ruthe vertreten. Auch die Weibchen besitzen dieses Organ, aber kleiner und ohne die blätterförmigen Anhänge, welche es zu einem Halbkanale gestalten, Die Gattung der Zitterrochen hat F. G. J. Henle in einer gediegenen Monographie in zwei Gattungen Torpedo und Narcine geirennt. Bei Narcine sind 4 Lippenknorpel vorhanden, durch welche die beiden seitlichen Muudfalten wie Schieber gegen die Mundöffaung vorgezogen und einan- der genähert werden können. Die Kiefer sind breit; die Zähne stehen auf einer Blatte, welche nicht die ganze Breite der Mundspalte einnimmt, und sich über den Rand der Kinn- lade nach aufsen umschlägt; Augen und Spritzlöcher stehen nahe zusammen u. s. w. Bedeutend und durchgreifend ist die anatomi che Verschiedenheit beider Galtungen, besonders im Schädelbau, deren sorgfältige Darstellung im angeführten Werke nachgesehen werden mul. Die Arten von Narcine sind sämmtlich exotisch, nämlich: mit 2 Flossen auf dem Rücken des Schwanzes, Torp. brasiliensis v. Olf. — T. 269 Timlei Bl. u. N. indica H. n. sp., mit einer Flosse auf dem Schwanze, T. capensis v. Olf. (Ueber Narcine, eine neue Gattung elektrischer Rochen, nebst einer Synopsis der elektrischen Rochen v. Dr. F. G. J. Henle. Mit 4 Steintafeln.. Berlin 1834. 4.) Diese Schrift führt uns zu den rein systematischen Ar- beiten. Eine neue Gattung der Siluriden, Pygidium, hat Meyen (Reise, I. p. 475.) nach einem todten Fische aufgestellt, den er in einem kleinen Bache Peru’s antraf. Char. gen. Corpus elongatum, caudam versus compres- sum. Cirri maxillares 4, nasales nulli, Pinnae pectorales ut Ppinnae abdominales duae cum pinna anali circa anum positae. Pinna adiposa parva. (Die einzige Art P. fuscum ist 5— 6” lang.) Die Gattung bedarf einer genaueren Charakteristik; die ge- gebene ist dahin zu berichtigen, dafs cirri nasales vorhanden sind, und die Rückenflosse Strahlen hat, also keine Fettflosse ist. Die Gattung steht demnach nicht Malapterurus, sondern Silurus nahe, unterscheidet sich von diesem durch Zahnlosigkeit des Vomer, durch ein operculum aculeato-serratum, und durch die weit hinten ste- hende Rückenflosse. Das Exemplar ist im Berliner Museum. Eine neue Art Cobitis (C. Fürstenbergii), welche in ei- ‚nem See der östreichischen Hochebene, an der Gränze Böh- mens, gefunden wurde, hat Fitzinger in der Vers. der Na- turforscher zu Breslau bekannt gemacht. (Isis 1834. p. 697.) Sie steht der €. barbatula am nächsten, unterscheidet sich aber durch einen längern und schmälern Kopf, dickere Bartfäden, und eigenthäümliche Zeichnung. Von einigen Acanthurus-Arten des indischen Oceans hat v. Kittlitz Beschreibungen und nach dem Leben gemalte Abbildungen in dem Museum Senckenbergianum mitgetheilt. (Bd. I. Heft 3. p. 189. Tab. XII. u. XII.) Als neu werden beschrieben: A. pyroferws (richtiger pyrophorus) Kittl, corpore elliptico ore paululum prominente, pinna caudali falcata, dorsali et anali postice rotundata ; corporis colore umbrino, ad aperturam branchia- rum supra pinnas pectorales macula magna antice nigra postiee erocata; pinnis fusco nigris; caudali lunata, apicibus elongatis, margine postico citrino. V. #4, D. #5. A. »%. Bei Ulea häufig. 4. flavoguttatus v. K. corpore ovali-elliptico, ore paulu- 270 lum prominente, pinna dorsali postice rotundata, anali postice acu- minata, caudali falcala; corporis et pinnarum colore ex umbrino viridescente, gultis rivulisque flavescentibus. V.4. D. 73. A. 35. Häufig bei den Carolinen. A. rhombeus v. K. corpore elliptico, ore conico prominente, parte media pinnae dorsalis et analis elevata, acuminata, caudali truncata; colore corporis umbrino; capite et anteriore corporis parte guttis, corporis lateribus lineis undulatis eoeruleis. V. 4. D. 35. A. 55. Insel Ulea. Von der bereits früher in den Proceedings of the Zool. Soc. (Pars I.) 1833. p. 104. aufgestellten Gattung Alepisaurus Lowe ist in den Transact. derselben Gesellschaft, Vol. I. P. II. 1834, eine Abbildung und umständliche Beschreibung ge- geben. Die Gattung gehört zu den Taenioiden mit spitzer Schnauze und weitem Rachen (Cuv. R. A. Il. p. 217.), unterscheidet sich durch den Besitz der Bauchflossen und einer tief gegabelten Schwanzflosse von Tri- chiurus, durch die am Bauche inserirten, vollständigen, wenn auch klei- nen Bauchflossen von Lepidopus, durch Anwesenheit einer Fett- flosse von beiden. Char. gen.: Caput compressum, antice produetumz; rietu magno, pone oculos longe diducto; dentibus uniseriatis, validis, retrorsum spectantibus, quibusdam praelongis. Corpus elongatum, attenuatum, cum capite omnino nudum. Pinnae dorsales duae; prima alta, a nucha longe per dorsum producta; secunda parva, trigona, adiposa: ventrales mediocres, abdominales: analis medivcris, antice elevata: caudalis magna, furcata. Membrana branchiostega 6—7 radiata. Die Art (A. ferox) wurde 1834 zum zweiten Male bei Madera gelangen, und bewährte durch die beim Fange bewiesene Unbändigkeit ihren Beinamen. i Eine bereits von Willugby (Hist. Pisc. App. p. 21. tab. S. 21.) dargestellte indische Art von Monacanthus: M. Hystrix lateribus in medio 6—7spinosis, spinis va- lidis longioribus beschreibt Burton in d. Proc. of the Z. S. 1834. p. 121. Zwei brittische Weilsfisch-Arten, Leuciscus (Cy- prinus) lancastriensis Penn. Shaw. und L. coeruleus n. sp. (Azurine) hat W. Yarrell in den Transact. of the Linn. Soc. of Lond. XV. P. I. p. 5. beschrieben und abgebildet. Die Diaguosen sind folgende: L. lancastriensis. L. elongatus, pinna dorsali supra pin- 271 nas ventrales posita, caudali profunde biloba, capitis lateribus su- pra subparallelis; ore parvo; dorso lateribusque superne subrufe- scenti-isabellinis, inferne ventreque argenteis. D. 9. P. 17. V. 10. 4A. 11. C. 19. (u. Shaw) Abbildg. Tab. 2. F. 1. L. coeruleus. L. ovato-lanceolatus, pinna dorsali pone pin- nas ventrales posita; dorso plumbeo, ventre argenteo, pinnis albis. B. 3. D. 10. P. 16. V. 9. A. 12. C. 19. (Tab. 2. F. 2.) Viel Ichthyologisches enthalten die 1834 erschienenen Lieferungen der Iconografia della Fauna italica; sowohl Ab- bildungen und Beschreibungen mit vollständiger Synonymie von früher bekannten, aber leicht zu veryvechselnden Arten (so die Arten der Gattung Mugil cephalus, chelo, labeo, ca- pito, auralus in der 6ten und M. saliens Risso in der 10ten Lieferung; ferner die Arten der Gattung Trigla (T. corax [eorvus Riss.] Iyra, milvus Lac., T. aspera Viv., T. cuculus L. und lineut« Penn.) in der Lieferung X. und XT.; ferner Stromateus fiatola u. S. microchirus (Lieferung IX.); beson- ders aber Knorpelfische, Raia marginata Lac., Trygon pasti- naca, u. brucco. n. sp., (Lieferung VI.) Scyllium canicula, slellare, melanostomum (Livr. VII), Galeus canis (Squalus galeus L.), Mustelus plebejus u. equestris n. sp. (Livr. VIII.) und die verwandten Arten der Gattung Spinax (Livr. IX.). Die gegebenen Diagnosen der neuen Arten sind folgende: 1) Trygon Brucco viridi-brunnea, subtus alba, corpore rhom- beo-suborbiculari, antice rostraio; rostro brevissimo, obtuso; cauda disco duplo longiore. 2) Tr. pastinaca Cuv. cinereo-lutea, subtus alba, corpore subrhombeo, antice rostrato, rostro brevi, acuto; cauda disco parum longiore. (Raia pastinaca L.) 1) Mustelus plebejus. M. dorso cinerascente, albo macu- lato vel unicolore; rostro breviusculo, anterius rotundato: oculis madusculis: pinnis pectoralibus sesquilongioribus quam latis. Emissole commune. Cuv. u. E. tachetee ou Lentillat eiusd. 2) Mustelus equestris. M. dorso griseo-cinnamomeo, uni- colore vel albo maculato; rostro anterius attenuato, rotundato, lon- giusculo, oculis parvis; pinnis pectoralibus duplo longioribus quam latis. Einen indischen Rhinobatus (R. armatus) mit gelblicher Schnauze, einer Reihe Dornen auf der Firste des Rückens bis zur ersten Rückenflosse und einer Dornengruppe jederseits 272 im Nae'zen, bildet Gray in den Illustr. of Ind. Zool. T-XX. ab. Neue Stör-Arten charakterisirt derselbe in den Proceed. of the Zool. Soc. 34. p. 122., wie folgt: Acipenser sinensis. A. laevis, superne brunneus; rostro gracili, conico, acuto, mutico; fronte areuata; scutis seriei dor- salis 15 — 16, radiatim sulcatis, alte carinatis, carına postice uniden- tata, anterioribus gradatim minoribus, duobus ultimis ecarinatisz serierum lateralium brevioribus, carina postice bidentata; cauda superne serie radiorum simplieium, ad latera squamis angustis tecta. Hab. in China. Sc. dors. 16, lateralia sup. 40—4l, inferiora 13— 14. 4A. cataphractus Rapp. Ms. A. brunneus, squamis parvis rugosis caudam versus maioribus laevioribusque; rostro depresso apice spathulato, carina laterali occipiteque ad latera spinosis; scu- tis rugosis, acute carinatis, carina postice unidentata ; vertebralibus posterioribus muticis, lateralibus posterioribus multo maioribus. Hab. in fluvio Mississippi. Letztere Art gehört nach Gray zu einer zwischen Acipenser und Spatularie mitten inne stehenden Abtheiluug mit flacher, concaver Schnauze. Obwohl die wichtigsten Charaktere, z.B. der Mangel der Spritzlöcher, nicht erwähnt werden, scheint es doch kaum zu be- zweifeln, dals hier derselbe Fisch gemeint ist, aus welchem später Heckel (Annalen des WViener Museums 1835. Ister Bd. Iste Abth.) die Gat- tung Scaphirhynchus bildete. Eine dürftige Monographie der russischen Störe hat Lo- wetzky (Nouv. Mem. de la Soc. Imp. des Naturalistes de Moscou. Tom. III.) gegeben. Brandt’s Nachträge zu dieser Gattung im 2ten Bande seiner und Ratzeburg'’s mediein. Zoo- logie blieben dem Verf. unbekannt. Weder die wenig ausge- führten Lithographien, noch die sehr dürftigen Beschreibun- gen sind geeignet, über die vom Verf. gemeinten Fische ge- nügende Auskunft zu geben. Sollte sein A. husoniformis nicht Brandt’s a. a. ©. p. 352. erwähnter A. Marsiglii sein? Andere früher ‘vom’ Verf. aufgestellte Arten werden von ihm als Varietäten untergebracht, so A. nudiveniris zu A. Schypa, A. camensis zu A. rutkenus, und A. donensis zu stellatus. St. Nenning (Prof. in Konstanz), die Fische des Bodensees nach ihrer äufsern Erscheinung. Konstanz 1834. 8. (Eine 2 Bogen starke Aufzählung der dort vorhandenen Arten mit karger Beschreibung.) In Hinsicht der fossilen Fische kann hier mit Hinweisung auf das Bereits erwähnte Werk von‘ Agassiz bemerkt werden, dafs: die zweite 273 Lieferung (1834) den Text zu Palaeoniseus, Acanthonemus, Vomer und Zusätze enthält, Die Tafeln geben neben Abbildungen ' vieler fossilen Fische vorzüglich schöne Bilder von Lepidosteus und Polypterus nebst deren Skeletten. Die 3te (1834) ohne Text erschienene Lieferung ent- hält die Abbildungen der Skelette von Lates, Holocentrum, Trachinus, Zanclus, Pomacanthus. Agassiz spricht auch über die systematische Stellung der Fische aus der Glarner Schieferformation (Ueber das Alter der Glarner Schie- ferformation nach ihren Fischresten. $, Leonhard und Bronn Neues Jahrb. 1834. 3tes Heft p. 301.). Blainville’s Anenchelum steht Lepi- dopus, Palaeorhynchum der Gattung Histiophorus nahe; die Clupeae sind keine wahre Clupeen, sondern stehen Osmerus und Mallotus nahe; der als Zeus bestimmte Fisch ist ein Percoide, ein eigenes Genus: Aca- nus Ag., neben Holocentrum und Beryx. Agassiz hält die Glarner Schieferformation jünger als alle jurassischen Ablagerungen, aber für äl- ter als die Tertiärformationen. S. ferner: Agassiz abgerissene Bemerkungen über fossile Fische, ib. Heft IV. p. 379— 90. Ueber das Vorkommen des Lebias Meyeri Ag., im Thone vw. Frankfurt a. M. $. Herm. v. Meyer im Mus. Senckenberg., B. I. Hefi 3. p. 288. Amphibien Ein umfassendes Werk über diese Thierklasse hat in der Erpetologie generale ou histoire naturelle complete des Rep- tiles par A. M. €. Dumeril und €. Bibron, Par. 1834. 8. begonnen. Das zu der bei Roret erscheinenden Suite & Buffon gehörige Werk ist auf mehrere Bände berechnet, de- ren jeder von einem Hefte Kupfertafeln begleitet ist. Der erste 1834 erschienene Band enthält das Allgemeine über Anato- mie und Physiologie der Amphibien, dann im zweiten Buche eine sehr vollständige Literatur sowohl der einschlagenden all- gemeinen und herpetologischen Werke, als auch einzelner Ab- handlungen, nebst einer Darlegung der verschiedenen Systeme. Die Verf. halten sich an. das bereits von Cloquet im Dict. des Sc. nat. benutzte analytische System Dumeril’s. Im drit- ten Buche beginnt die: Naturgeschichte der Ehelonier, aber 274 nur erst das Allgemeine über die Organisation der Ordnung und deren Literatur. Nach dem im Eingange geschilderten rei- chen Materiale (das Pariser Museum enthält hiernach 846 Arten) und bei gehöriger Benutzung der hier erwähnten fremden Ar- beiten, dürfen wir erfreuliche Resultate von diesem Werke erwarten. Auch die seit 1833 in Lieferungen erscheinende Na- turgeschichte und Abbildungen der Reptilien von Schinz, Leipzig, in fol., wurde im verflossenen Jahre fast be- endigt. (Die letzten Hefte 15—17 sind’ bereits in diesem Jahre herausgegeben.) Das Werk ist ganz compilatorisch, und beweiset, dafs der sonst so verdiente Verf. in diesem Fache durchaus nieht zu Hause ist. Ganze Seiten könnte Ref. mit Berichtigungen der Fehler füllen, wenn hier dazu Raum wäre. Die Abbildungen sind fast nur Copieen und diese oft unter des Lithographen Händen zu fratzenhaften Zerrbildern geworden !). Nichts that der Herpetologie mehr Noth, als eine bildliche Darstellung der @enera, wie sie Wag- ler begann; aber ein solches Werk mufs gute Originale ge- ben und zwar solche, welche die Charaktere der Genera, auf welche die heutige Herpetologie Gewicht legt, getreu darstel- „len. Es kommt auf sorgfältige Darstellung der Schuppen und unzähliger Einzelnheiten an, die ein geübtes Auge und Be- harrlichkeit des Künstlers erfordern, weshalb denn auch sol- che Bilder nicht für ein Spottgeld geliefert werden können. Wem es um solche Genauigkeit zu thun ist, der wird sich hier bitter getäuscht finden ?). 1) Man vergleiche z. B. das Bild von Heloderma (t. 33.) mit der in meiner Herpet. mexie. tab. I. gegebenen Abbildung, und Phry- nosoma wit der trefflichen Zeichnung Gravenhorst’s (Act. Leop. XVI. 2.). Hier sind beide nach sehr mittelmäfsigen Bilden WVagler’s schlecht copirt. 2) Tab.8u.9. kann man einen Trefronyxu. Trionys mit fünf Kral- len sehen und tab. 24. streckt, wie weiland bei Seba, Lophyrus furcatus Dum. (Goniocephalus tigrinus Kaup.) eine Schlangenzunge aus. Ca- lotes vulgaris stellt sich uns tab. 22. als Brachylophus dar, u. dgl. m.! 275 Ueber die gesammte Klasse erstrecken sich noch die Be- schreibung der von Belanger gesammelten Amphi- bien von Lesson (in Belanger’s Voyage), und meine Be- sehreibung der von Meyen gesammelten Amphibien (in dessen Reise um die Erde, 3ter Bd. 1834. 4., später auch abgedruckt in dessen Beiträgen zur Zoologie: Act. Acad. Leop. Carol. Tom. XVII. Pars I.) Der specielle Inhalt bei- der Arbeiten wird besser bei den einzelnen Ordnungen er- wähnt. Lesson’s Abbildungen sind meist schon von Schinz copirt; die Arten leider mit keiner Diagnose versehen, so dafs Ref. sich nur auf kurze Bemerkungen beschränken kann. a) Batrachia. Von gröfster Wichtigkeit sind die neueren Untersuchun- gen Owen’s über das Herz der Proteideen. (Proc. of the Z. 8.1834. p. 31. In den Transact. derselben Gesellschaft Vol. I. P. 3. 1835. p. 213. ist bereits die vollständige Abhandlung mit einem Kupfer [t. 31.] erschienen.) Wie bei den übrigen Batrachiern besitzt auch das Herz dieser Thiere 2 Vorkam- mern. Das Venenblut wird in einem grofsen häutigen Sinus durch eine untere und zwei obere Hohlvenen geführt, bevor es in die Vorkammer gelangt. Der gemeinsame Stamm der Lungenvenen scheint auch in diesen Sinus einzutreten, geht" aber hindurch in die linke Vorkammer. Im Ventrikel findet sich das Rudiment eines Septum. Untersucht wurde das Herz von Amphiuma, Menopoma, Proteus, Siren. Ueber die Osteologie und Myologie der Batrachier er- schien ein vortreflliches Werk von Duges (Recherches sur POsteologie et la myologie des Batraciens & leurs differens ages par Anton Duges. Paris 1834. 4. avec 20 Planches. Siehe darüber J. Müller’s Bemerkungen im Jahresberichte. Archiv 1835. p. 48 fg. Die von Nitzsch gemachte Entdeckung einer männli- chen Ruthe bei Coecilia wurde von Fitzinger in der Vers. der Naturforscher zu Breslau mitgetheilt, und von Roter- mund an einem Exemplare des dortigen Museums nachge- wiesen. Isis 1834. p. 695. n 276 Ueber die Asphyxie der Batrachier hat Vande- weghe in einem feuchten Keller bei einer Temperatur von -+8—16°, in Bezug auf Buckland’s Angaben, Versuche an- gestellt, welehe ein gerade entgegengesetztes Resultat gaben. (E’Instit. 1834. No. 58.) Sie zeigten, dals der Tod bei Krö- ten um so früher eintritt, jemehr freien Raum das Thier in seinem Behälter halte, langsamer dagegen, wenn feste Kör- per, wie Gyps, es unmittelbar umgaben. Dies würde mit W. A. Thompson’s Angaben (Silliman’s Americ. Journ. Oct. 1833. s. Froriep's Notizen Bd. 39. No. 15.) übereinstimmen. Ueberhaupt scheint es, wie derselbe richtig bemerkt, sehr dar- auf anzukommen, ob diese Thiere in ihrer Wintererstarrung, also im Zustande des latenten Lebens von der Aufsenwelt ab- geschlossen werden. oder niclt, und nur die während jenes Zustandes angestellten Versuche würden über die Frage, ob Kröten möglicher Weise Jahre lang eingeschlossen leben kön- nen, genügende Entscheidung geben. Derselben Ansicht ist auch Carus. (Müller’s Archiv 1834. p. 558.) Vergl. dagegen Vallot: Sur la vitalitE des crapauds enfermes dans des corps solides. Biblioth. univers. Janv. 1834. p. 69. und Juill. p. 251. (in Bezug auf Thompson’s Aufsatz). Der Verfasser zieht sämmtliche erwähnte Fälle in Zweifel, was am be- quemsten ist. Der Kröten-Regen ist im verflossenen Jahre in Frank- reich vielfach besprochen worden. Seitdem der Akademie darüber durch den Oberst Marnier eine Mittheilung gemacht war, und Dumeril dergleichen Angaben für Fabeln erklärt hatte, sind viele Nachrichten von Augenzeugen. eingegangen, welche so viel zu beweisen scheinen, dafs eine Windhose oder ein Wirbelwind, über sumpfige Gegenden hinstreichend, noch ganz junge Kröten oder deren Larven nebst dem Was- ser mit sich fortreilsen kann, so dafs sie dann mit einem Platz- regen niederfallen. (Vgl. Anstit. No. 75—81.) Ganz ähnlich sind die Fälle, in denen kleine Fische zur Erde fielen. So sah der Pfarrer Masson 1820 nach einem heftigen Unwetter eine grolse Menge kleiner Fische im feuchten Grase hüpfen (Instit. 78.), und Mstr. Smith zeigte einen ganz ähnlichen Fall der Zin- nean 277 nean Sociely an (Jameson, Edinb. N. Phil. Journ. Jan. — April 1834). Wenden wir uns nun zu den systematischen Arbeiten: In Meyen’s Beiträgen zur Zoologie stellte Ref. 2 neue Gattungen und mehrere neue Arten dieser Ordnung auf. Die beiden neuen Genera gehören zur Familie der Krötenfrö- sche (Müller’s Frösche ohne Paukenlhiöhle) und erregen die Vermuthung, dafs diese Familie dereinst eine Gruppe bilden möge, welche durch analoge Formen die übrigen schwanz- losen Batrachier in sich wiederholt. Die eine jener Gattun- gen, Telmatobius, schliefst sich näher an die Frösche an, unterscheidet sich von Pelodbates Wagl. (Bufo fuscus Eaur.) durch eine vorn abgerundete, flachgedrückte Schnauze, völlige Ebenheit des Scheitels und Hinterhaupts, runde Pu- pille und eine abgerundete, verkehrt eiförmige Zunge, welche an der vorderen Hälfte festgewachsen, an der hin- teren frei ist. An den mit kürzeren Schwimmhäuten begab- ten Hinterfüßen fehlt die schneidende Hornschwiele. Wie bei Pelobates sind Zähne im Oberkiefer, aber. wie es scheint, keine im vomer vorhanden. Die einzige Art 7. pe- ruvianus ist braun gefärbt. Die andere Gattung, Phryniscus, repräsentirt die Kröten. Wie bei diesen sind die Kiefer zahn- ; los, und die eiförmige Zunge ist nur mit ihrer vorderen Spitze fesigewachsen, übrigens frei. Dies und die Zahnlosigkeit un- terscheidet sie von Bombinator. Sie hat wie Bufo kleine Ohrdrüsen; die Zehen der Hinlerfülse sind durch kurze Bin- dehaut geheftet. Die einzige Art P. nigricans findet sich ebenfalls in Peru. Die neuen Arten sind folgende: Ra na. R. vittigera Wiegm. (t. 21.) R. fuscescenti-cinerea, nigro- maculata vitta dorsi mediana lineaque erurali lacteis, plicis dorsi utrinque subtetrastichis, intermedis duabus continuis; femoribus brevibus incrassatis; genubus substrietis, plantis palmatis. China. (Durch die kurzen dicken Oberschenkel und die Einschnürung an den Knien von R. limnocharis Boie verschieden.) R. gracilis Wiegm. R. superne cinerea, nigro-maculata, vitt« I. Jahrg. 2. Band, 19 278 mediana (maris?), lata, lactea ; subtus albicans; güla cinerea; no- taeo granuloso, plicoso; plicis lineam spinalem laevigutam comitan- tibus interruptis; hypogastrio clunibusque granoso-rugulosis, ga- straeo reliquo laevigato; femoribus modieis, superne sublaevibus;. me- topio obsolele carinato. China. (Noch näher der R. limnocharis ver- wandt, aber durch den stumpfen Längskiel der Stirn (zwischen den Au- genhöhlen) und sonst unterschieden. ) R. rugulosa Wiegm. (t.21.) R. superne fuscescenti-cinerea, nigro- maculata, ruguloso-plicosa; plicis dorsi brevibus alternis ad lineam spinalem depressam utrinque suboctostichisz; plica obliqua, obsoleta, ab oculis ad humeros decurrente; plantis large palmatis. China. Hyla. H. quadrilineata, H. Boie. Abgebildet T. XXI. 1. Bufo. B. spinulosus Wiegm. B. griseo-virens, nigro maculatus, superne dense verrucosus, verrucis crebris, spiniferis, rubris; sublus ruguloso-granosus; capite sphacrice-trigono, subhemi sphaerico, plano, parotidibus parvis, rotundatis; plantis semipalmatis. Peru. Eben daselbst, Meyen’s Reise 3. pag. 79. (Act. Ac. Caes. Leop. I. e. p. 261.), habe ich auch meinen früheren Ausspruch, dafs Mül- ler’s Cultripes von Pelobates (Bufo) fuscus nicht verschieden scheine, zurückgenommen. Die Verschiedenheit beider in der Schädelbildung ist grols genug, um zu einer generischen Trennung zu veranlassen. Vgl. über diese J. Müller (gegen Dugts) im Jahresberichte, Archiv 1835. p- 99. Rana sanguineo-maculata und R. brama Less. in Bel. Voy. sind bereits in Schinz Abbildg. übergegangen. R. Nexadactyla Less. ist nicht abgebildet. VVas der Verf. als 6te Zehe ansicht, ist der * auch sonst in der Hornschwiele hervortretende innere Fulswurzelknochen, der hier nur etwas länger als gewöhnlich sein mag; deshalb aber sollte heutiges Tages kein Zoolog einen Frosch sechszehig nennen. Bufo isos ist wahrscheinlich B. bengalensis Daud., den ich früher eben- _ falls verkannte und B. lacunatus (Isis 1833. p. 656.) nannte; B. ben- galensis Less. scheint B. melanostictus Schneid., B. scaber Daud. zu sein, die ich früher auch für B. bengalensis nahm. Auch A. Reufs hat im Museum Senckenb, Bd. 1. Heft 1. p. 58. zwei Batrachier beschrieben, nämlich: Hyla capistrata R. H. supra pallide rubescens; capistro lato coeruleo marmorato, utrinque ad capitis latera usque ad me- diam corporis partem producto; brachüs et cruribus coeruleo vit- tatis; macula coerulea supra anum; palmis Blantirgue palmatis. Brasilien, ce. icon. Und 279 Bufo regularis R. B.corpore globuloso, verrucoso, supra cinereo maculis brunneis varia forma sed symmetrieis, brachiis et eruribus vittatis; palmis fissis, plantis palmatis. Aegypten, (Ab- gebildet Deser. de V’Egypte. Rept. tab. 4. f. 1 und 2.) Ist nicht B. nubicus Fitz., wie Verf. meint, sondern B. pietus Mus. Berol. b. Ophidii Vergebens haben wir auf das Erscheinen von M.H. Schle- gel’s: Essai sur la physiognomie des Serpents gchoflt, wel- ches Werk nach dem ausgegebenen Prospectus im Verlaufe des verflossenen Jahres erscheinen sollte. Es wird in einem Oectaybande Text und einem Atlas von 21 Tafeln in groß Quart bestehen, eine kurze Naturgeschichte sämmtlicher be- kannten Schlangen, eine Uebersicht ihrer geographischen Ver- breitung und natürlichen Verwandtschaften enthalten und die Physiognomie die Köpfe aller Arten bildlich darstellen. Die mir zu Gesicht gekommenen Probedrücke zeigen, dafs diese Figuren wahre Portraits sind, welche die eigenthümliche Physiognomie, d. Iı. jeder Art auf das Gelungenste wiedergeben, mithin das Bestimmen der Arten überaus egleichtern. Der Preis wird etwa 15—20 Fl. betragen. Möchte es einem so ver- dienstlichen Unternehmen nicht an Subsceribenten fehlen! Jourdan hat bei Coluber seaber L. (welche, wie er rich- lig bemerkt, nieht zahnlos ist *), sondern im Oberkiefer 5, im Gaumen jederseits 7 Zähne besilzt), einen in den vor- 1) Smith, der daraus die Gattung Anodon bildete, und schon Linn gaben ihn für zahnlos aus. Beide Naturforscher sind zu entschul- digen, da die Zähne zuweilen so klein oder abgenutzt sind, dals man sie kaum durch das Gefühl wahrniramt. Es bedarf indessen keines neuen Namens für diese Schlangengattung. Wagler wandelte den von Smith gegebenen Namen Anodon in Analeis um (Syst, d. Amphib. p. 191. Note), ohne die Identität desselben mit Coluber scaber L. zu. bemer- ken, welchen er zur Gattung Dasypeltis erhoben hatte. Da der letz- tere Gattungsname unrichtig ist, indem das griechische daous ein Dicht- bewachsen- und Behaarisein, nieht aber eine durch kleine Hervorragun- gen bewirkte Rauhigkeit bezeichnet; der Name Analcis aber. bei der Kürze der Zähne immer passend bleibt, so kann er beibehalten werden, wie ich schon früher (Isis 1833. p, 652.) vorgeschlagen habe, 19* 280 deren (Schlund-) Theil des Darmkanals vorragenden Zahn- apparat entdeckt, welcher durch 30 theils spitzige, Iheils mehr schneidende Fortsätze der Rückenwirbel gebildet wird, wel- che die Wandung des Darms durchbohren. Herr Prof. Mül- ler und ich haben uns von der Richtigkeit dieser Angabe überzeugt. Mehrere neue Schlangen hat A. Reuls im Mus. Sen- ckenberg. Bd. I. Heft‘2. p. 129 fg. beschrieben; leider aber auf die neueren Unterscheidungen Boje’s und Wagler’s keine Rücksicht genommen, auch sind die Charaktere, nach welchen man diese Abtheilungen erkennen könnte, zu unbe- stimmt angegeben, so dafs man nicht über alle Arten ins Reine kommt !). Die beschriebenen Arten sind: Boa modesta R. B. scutellis in fronte, fovea infra oculos, corpore compresso olivaceo, cauda prehensili, scutis ahdominalibus 278, caud. 120. (Ganze Länge 2’ 94”, des Schwanzes 74”.) Bra- silien, Genauer unterschieden werden Eryx turcicus Daud., E. Jaculus L. und E. thebaicus Geoffr. Coluber. C. nummifer Reufs (Deser. de !Egypte, Rept. Suppl. IV. f. 6.). €. colore griseo, macularum rotundarum nigrescentium se- rie in medio dorso usque ad caudae tristriatae initium, in quarum interstitüs utrinque ad latera altera series similium macularum mi- norum, maculis cum his parallelis in fine scutorum abdominalium; sq. dorsalibus lanceolatis, contiguis subcarinatis; scutis abdomina- libus 209, caud. (mutil.) 23.... Aegypten. — Scheint mir dem Co- luber Dione Pall. nahe zu stehen, welcher ebenfalls zuweilen schwach gekielte Schuppen hat. 1) So wenig man es jetzt gut heifsen würde, wenn Jemand, ohne die nach dem Gebisse und andern Eigenschaften gebildeten Genera der Mäuse zu berücksichtigen, neue Arten mit dem alten Linn &’schen Gat- tungsnamen Mus ins System einführte, und uns ohne Berücksichtigung des Gebisses und überhaupt dessen, worauf es ankommt, ihre Stellung rathen liefse, eben so wenig kann ein solches Verfahren bei der grofsen Menge von Nattern gebilligt werden, deren Genera sich wahrlich eben so gut unterscheiden, wie jene der Nagethiere, WVill man einmal alle Coluber nennen, so möge man es immerhin thun; aber das darf man doch von Jedem, der etwas Neues in der Herpetologie geben will, fordern, 4 281 Col. obtusus Reufs. C. corpore lateraliter compresso, supra pallide roseo, infra albo, capite lato, obtuso, squamis dorsalibus con- tiguis, lanceolatis, laevibus, scutis 26374. (Ganze Länge 3 Fuls, Schwanz 5’ 5"). Aegypten. Deser. de ’Egypte, Suppl. t. 4. f.1, WVagler bildete aus dieser durch ihre vorstehenden Augen und verticale Pupille höchst ausgezeichneten Schlange seine Gattung T'elescopus, was dem Verfasser entgangen ist. C. lacrimans R. C. supra ex brunneo virideseens, vitta an- gusta cinerea nigro marginata in medio dorso, subtus colore stra- mineo, sq. utrinque scutis abdominalibus proximis macula parva ni- gra ad apicem insignibus; capite elongato acuminato; sq. dorsi lae- vibus, subimbricatis, mazxima parte lanceolatis; scutis 165 + 102. (Ganze Länge 3° —” 6". Schwanz 1 F.) Arabien. Ohne Zweifel ein Psammophis. C. moilensis R. (t.7.) C. supra fuseus, irregulariter nigro mar- moratus, macula brunnea utrinque ad occipitis latus, subtus albi- dus; sq. tenuibus, imbricatis, laevibus, subrhombicis; capite angusto, alto, brevi; scut. abd. 166, caud. (mut.) 48. (Ganze Länge 3’ 1”, Schwanz 7" 6"). Arabien. Quid? Col. albiventris R. C. supra ex brunneo violaceus strüs nigre- scentibus cum albis reticulatis alternantibus angulatis, angulo recto in medio dorsi antrorsum directo, subtus albus, sq. rhomboidalibus, Zaevibus, tenuibus, imbricatis; capite angusto, obtuso; sc. 2734-78. (Ganze Länge 9" 6”, Schwanz 1” 10”). Südafrika. Quid? C. bicolor Reufs (Tab. VIII. fig. 1. a. u. b.). C. supra oli- vaceus sublus sulphureus, maculis numerosis irregularibus oliva- ceis; squamis laevibus, rhomboidalibus, capite lato depresso; scutis abd. 149. caud. 53. (Ganze Länge 2 6" 6”, Schwanz 5’ 9"). Bra- silien. Scheint dem C, typhlus L. ganz nahe zu stehen, mithin ein Furchenzahn, wie Colub. plumbeus Neuw. €. digitalis Reufs. C. supra viridi coerulescens, fascia_ro- sacea in occipite et in colli fine, in quibus squamarum apices et mar- günes viridescentes, lateribus maculis latis, impressioni digiti simi- libus, irregulariter alternantibus, fasciarum colore insignibus, sub- tus sulphureus; sq. laevibus sublanceolatis; capite angusto, obtuso, depresso, sc. abd. 204, caud. 100. (Ganze Länge 1’ 10" 3", Schwanz 5’ 9"). Brasilien. Tab. IX. f. 1. Quid? €. lippus Reufs. C. supra hrunneus, macularum nigrarum seriebus 5, linea nigra curvata utringue de orbitae margine inferiori ad labia et altera de angulo eius posteriore superiore ad angulum oris, subtus sordide flavescens, basi scutorum abd, nigra, sq. dorsi dals er auf die neueren Unterscheidungen mindestens Rücksicht nehme, und angebe, zu welcher dieser Gruppen seine Arten gehören. . 282 carinatis lanceolatis, laterum laevibus rhombieis, capite elongato alto, scut. abd. 146, caud. 70. (Ganze Länge 2’ 6" 3”, Schwanz 7” 8"), Tab. IX. f 2%. Java. WVahrscheinlich Tropidonotus melanozostus H. Boie var. tessellata. Cf. Isis 1826. Hft. 2. C. eques Reufs. C. supra colore brunneo, maculis numerosis nigris subregularibus, lineisque tribus longitudinalibus olivaceis, ca- pite et cauda subtus flavis, cetera corporis parte inferiori. coeru- lescente; capite lato obtuso; squamis. dorsi sublanceolatis, carinatis, laterum rotundatis, vix carinatis; scut. abd. 162—69, caud: 79. (Ganze Länge 2 2", Schwanz 2%" 7”.) Mexico., Tropidonotus. T. trivittatus. M. in Mus. Berol., und unter diesem Namen häufig ver- sandt; muls also nım Tr. eques heilsen. Brachyorrhos alternans Reufs. B. colore fuliginosb fascia angusta in rostro et occipite, lineis angustis in lateribus, fascüs in medio abdomine fractis, alternantibus — omnibus flavescentibus, ca- pite depresso corporis latitudine; squamis rhomboidalibus, laevibus; 125—132 + 34—36. (Ganze Länge 5”, Schwanz 64".) Tab. IX. f. 3. Java. Echis Merr. Echis pavo Reufs. (Descript. del’Egypte Rept. Suppl. tab. IV. f.1.). E. supra brunneus, in medio dorsi serie macularum rotun- darum cum semilunaribus laterum eontiguis flavescentibus, margine et medio intense brunneis, subtus allo, maculis et punctis brunneis; sq. dorsi laterumque lanceolatis, illis carina acuta prope apicem in- erassata longitudinalibus, his carina granosa munitis obliquis; utrin- que seriebus duabus squamarum, scutis abd. proximarum, subrhom- boidalium longitudinalibus, superiore carinata inferiore subcarinata; capite parvo, lato, subacuminato; 172—79-+35— 37. (Ganze Länge Y 9", Schwanz 2’ 7''.) Früher von Boie mit E. arenicula vereinigt. Aegypten. - E. varia Reufs. E. supra colore pallide isabellino, serieb. 3 longitudinalibus macularum rotundarum flavescentium brunneo mar- , ginatarum, quarum mediae maiores, subtus flavescente; squamis dorsi laterumque ovato-lanceolatis, illis carina acuta prope apicem incras- sata longitudinalibus, his carina granulata munitis, obliquis; utrin- que serieb. 3 squamarum scutis abdominalibus, proximarum, rhom- boidalium, media subcarinata, infima laevi; capite magno, lato, ob- tuso: 186 + 30. (Ganze Länge I’ 10’ 3", Schwanz 2” 3”.) Abys- sinien. (ft. VI. 2.) Ch. Bonaparte hat in der Iconogr. von mehreren ita- lienischen Schlangen schöne Abbildungen und sehr genaue Be- schreibungen gegeben, nämlich von: 283 Natrix (Coluber) Elaphis, Coluber leopardinus Schreib. (Heft VIl.), Vipera Ammodytes (VIll.), Natrix torquata (Col. Natrix L.) und var. murorum (1X.), Vipera aspis Merr. (V. Redi Latr.) in verschiedenen Farbenvarietäten (X.) und Natrix tessellata (Col. tessel- latus Gm.), früher vom Verf. Natrix gabina benannt, und N. vipe- rina (C. viperinus Daud.). Beide letztgenannten Arten gehören mit Col. Natrix zur Gattung Tropidonotus Kuhl. Die vom Verf. gegebe- nen Diagnosen nach der Färbung unterscheiden sie nicht durchgehends. Ich habe folgende Uuterschiede am durchgreifendsten gefunden. Bei Trop. tessellatus Boie (Coronella tessellata Laur., Col. Hydrus Pall.) stehen die Rückenschuppen in 19 Längsreihen; und 2 Paar Kelhl- schuppen sind vorhanden. — Bei Tr. viperinus 21 Reihen Rücken- schuppen, mindestens 3 Paar Kehlschuppen. — Bei Tr. Natrix 19 Reihen Rückenschuppen, 1 Paar Kehlschuppen. Der Verf. bildet eine alte Ringelnatter ohne den gelben Kragen ab, mit einfarbigem Scheitel und einem schwarzen Flecke jederseits im Nacken. Dies ist €. siculus Cuov. und scheint allerdings nur Varietät der Ringelnatter. Sie ist von Wagler für Tr. tessellatus genommen, wie ein von ihm einge- sandtes Exemplar unseres Museums beweiset. Trop. Oppelii Boie halte ich nicht identisch mit Col. Natrix var. murorum, sondern für eine im südlichen Frankreich vorkommende Varietät des Tr. vi- perinus. — Nach dem Verf. ist Col. trilineatus Met. das Junge des Col. leopardinus. Gray hat in den Illustrations of Ind. Zool. I. c. drei Schlangen abgebildet: 2 Dendrophis-Arten; Ahaetulla Belli:, Tab. XIX. 1., dem Dendr. pietus Boie mindestens schr nahestehend, wenn nicht mit ihm identisch — A. caudolineata (Tab. XVIII.). Oberseite vorn grau, hinten zimmetbraun, hier mit 4 schmalen schwarzen Längslinien, deren mittlere auf dem Schwanze Tortlaufen, dieser unterhalb grünlichgelb, mit einem schwarzen Längsstreif; an den Seiter des Körpers eine schmale, schwarzgefafste Längsbinde; Schuppen des Mittelrückens sämmtlich schmal. — Endlich, tab. XIX. 1., Col. ventro maculatus, wahrscheinlich eine Rhinechis (?), dem Col. climaphorus H. Boie (Isis 1826) min- destens sehr ähnlich. Ref. beschrieb in Meyen’s Beitr. z. Zoologie 1. c. 2 Nat- tern und einen neuen Elaps, und stellte eine neue Gatlung der Furchenzähner: Tachymenis auf. Letztere hat den Ha- bitus des Col. laevis Merr. (Zacholus, Wagl.), eine runde Pupille, Präorbital- und Zügelschild, die Nasenlöcher in Mitte zweier Schildchen, glatte Schuppen, kurzen Schwanz u. s. w. (T. peruviana). 284 Coronella Chamissonis, olivaceo-grisea, vitta dorsali in- termedia lata olivaceo-fusca, «albo nigroque marginata; abdomine einerascente, vilta albida utrinque incluso; cauda continua, subtrien- tali, sc. 175—192 + 100— 113, gehört in Chile zu Hause, nicht in Brasilien. Hemprich hatte im WViener Museum den brasilischen Col. (Liophis) regius Mus. Berol. damit verwechselt. — Tropidonotus erebripunctatus, von Manila, steht dem ja- panischen Tr. tigrinus Boie allerdings nahe, scheint aber doch ver- schieden. Elaps calligaster, superne nigricans, infra cinnabarinus, annulis 27 nigerrimis flavo marginatis cinctus, cauda rubro nigro- que annulata, 75. stammt ebenfalls"von Manila. Endlich hat Lesson in Beilanger’s Reise einige neue Arten aufgestellt: Naia Kaouthia Less. (Agraffen-Schlange) hat statt der Bril- lenzeichnung im Nacken ein gundlich-ovales, gelbliches, braun gerande- tes Feld mit 3 braunen Flecken. Sie scheint specifisch verschieden. Zwei Ex. unseres Mus. haben 21 Rückenschuppen in den gebrochenen Queer- reihen, während N. fripudians 23 zeigt. — Die beiden Natterarten, Co- uber Boncarage und Korros Less. sind zu unvollständig beschrieben. Letztere ist aber nicht Col. Korros Reinw. — In der Bearbeitung der Wasserschlangen steht der Verf. seinen Vorgängern weit nach, besonders in dem, was er über das Gebils sagt. Versteh’ ich ihn recht, so nennt er Microcephalophis die Arten der Gattung Hydrophis Wagl. mit ganz dünnem Halse und kleinem Kopfe; und sein M. graeilis scheint dem Hydrus gracilis Sh. (Hydrophis melanurus Wagl.) und dem Kadel Nagem. Russel’s, der nicht H. gracilis Sh. ist (wie Wagler meint), nahe zu stehen. Polyodontes annulatus Less. würde da- gegen wegen seiner geschindelten, ovalen und gekielten Schuppen zu VV a- gler’s Hydrus gehören; indessen palst die freilich sehr ungenaue Be- schreibung des Gebisses nicht zu dem, was Russel und Duvernoy vom Kerril Pattee (Hydr. nigrocinctus), der typischen Art dieser Gat- tung, sagen. Diese soll im Oberkiefer kleine Giftzähne, nach Russel keine Randzähne (marginal teeth), nach Duvernoy 3 kleine einfache hinter dem Gifizahne besitzen, während der Polyodontes, wenn des Verf. Untersuchungen zu trauen wäre, oben 4 Reihen grofser Zähne be- sitzt. (Les branches du mazxillaire inferieur en dedans et la voüte palatiale sont garnies de quatre rangees de dents, dirigees d’avant en arriere, toutes egales, tres acerees, et qui appartiennent a la deu- xicme forme de dents veneneuses de Mr. Duvernoy, celles munies de reservoirs glunduleux veneneux ü leur base sans etre mobiles \). 285 e. Saurer. Eine allgemeine Arbeit über diese Ordnung, mit Charak- teristik sämmtlicher Genera, habe ich im Prodromus syste- matis Saurorum, welcher dem ersten Bande meiner Herpe- tologia mexicana, Berlin bei Lüderitz, fol., vorgedruckt ist, geliefert *). Die Grundsätze dieses Systemes, welches nicht nur die Krokodile bei dieser Ordnung als abweichende (erste) Unterordnung läßst, sondern auch die Amphisbänen derselben als (dritte) ebenfalls abweichende Unterordnung beigesellt, sind dieselben geblieben, welche ich früher in meinem Hand- buche der Zoologie befolgt habe. Nur ist die Familie der Lacerten als eine abweichende Familie der Schuppen-Eidech- sen angenommen und den Brevilingues zugestellt, wofür be- reits in diesem Archive (Band 2. pag. 3.) die vollständigsten Beweise gegeben sind. An dem letztern Orte sind auch die Grundsätze meiner Systematik angedeutet und ist ein Schema meiner Eintheilung der Schuppen-Eidechsen in der beigefüg- ten Tabelle gegeben, zu welcher ich nur noch bemerken will, dafs ich die Schnellzüngler (die Chamäleonten) deshalb in die Mitte gestellt habe, weil sie mir nicht ein Uebergangs- ‚glied, sondern vielmehr eine, wenn auch seltsame Modifica- tion der Baumagamen zu 'sein scheinen, etwa so, wie sich die sogenannten Klettervögel zu den Singvögeln (Passerini) verhalten. Bei den einzelnen Familien sind stets die cha- rakteristischen Eigenschaften des Schädelbaues angegeben, so wie auch bei neuen Gattungen deren Anatomie. Von den zahlreichen Beobachtungen und Neuerungen, welche von mir in diesem Werke und in Meyen’s Beiträgen zur Zoologie mitgelheilt sind, möchte etwa Folgendes eine Erwähnung oder Berichtigung verdienen. In halte es für zweckmäßig, hier gleich die systematischen Arbeiten anderer Zoologen an zureihen. Fissilinguwes. Aus der Familie der Monitoren habe ich in Meyen’s Beitr. 1. c. 1) Mit dem zweiten Bande, welcher die Schlangen, Schildkröten und Batrachier enthalten soll, wird das Werk beendigt sein. 286 p- 14. (196.) den Monitor (Hydrosaurus) marmoratus Cuv. beschrie- ben und abgebildet. Aus der Gattung Heloderma M., deren abweichende Kopfbildung auf eine Verschiedenheit des Schädels schliefsen läfst, habe ich (Herp. p. 7.) eine besondere Familie, Trachydermi, gebildet. Im Conspectus generum steht p. 8. in der Diagnose dieser Gattung durch einen Schreib- fehler: digitus quartus quintusque aequales, richtig im Texte selbst tertius quartusque atquales. Dieselbe Fufsbildung und verhältnifsmä- Ssige Kürze der Zehen findet sich auch bei Monitor flavescens, Gray, Illustr. of Ind. Zool. Pars XIII. u. XIV, tab. 15., welcher bei der Kürze seines Kopfes (vielleicht mit M. ocellatus v. Heyd.) eine Mittel- gattung zwischen Trrachyderma und den Monitoren bildet, In der Familie der Ameiven fand ich bei Podinema und Cen- tropyx das Rudiment einer Zungenscheide, so dafs letztere nicht ganz ausschliefsliches Merkmal der Monitoren ist, wie Wagler glaubte. Die Zähne der Ameiven fand ich nicht den Kiefern eingewachsen, sondern nur der Innenseite der Kiefern angewachsen, so nämlich, dafs sie mit ihrem Wurzelende dem horizontalen Theile des sulcus mazillaris auf- sitzen, und mit ihrer Aufsenfläche der innern Fläche desselben angefügt sind. Nur bei Podinema und Thorictis wird bei zunehmendem Alter das WVurzelende der Zähne an der Innenseite von einer starken, conti- nuirlichen Knochenkruste ganz bedeckt, während es bei dern jungen Thiere frei liegt. Schon bei Ameiva Cuv. (Onemidophorus Wagl.) findet sich der Anfang dieser Bildung, indem eine äufserst dünne Knochenkruste jeden einzelnen Zahn an seinem WVurzelende umgiebt; bei Acrantus, mehr noch bei Ctenodon, bildet sie, die-Zwischenräume der Zähne aus- füllend, unvollständige Alveolen. Ich habe dies, wie es scheint, anfangs knorplige Gebilde, welches man auch bei anderen Prosphyodonten wahr- nimmt, eine Zahnkapsel genannt, mufs aber die Entscheidung über seine Natur umständlicheren Untersuchungen überlassen. Gaumenzähne, wel- che ich schon früher bei Aerantus fand, zeigten sich mir auch bei ei- nigen Arten von Ameiva Cuv. (Cnemidophorus Wagl.). Nach neue- ren Untersuchungen glaube ich, dafs sie, wenn nicht bei allen Arten, mindestens bei denen, welche je 8 Bauchschilder besitzen, vorhanden sind, denn ich fand sie in diesem Jahre auch bei Cr. murinus. Auch zweille ich jetzt, dafs die für diese Gattung (Herp. p. 27.) angegebene Verschie- denheit in der Zahl der Vorderzähne Stich halten wird. Ich fand bei einem Ex. von On. murinus 7 Vorderzähne, und zwar den mittelsten sehr klein. Es können demnach auch in den von mir untersuchten Exemplaren der neu aufgestellten Arten zufällig 3 Vorderzähne und jener mittlere kleine fehlen, so giebt dies den aufgestellten Charakter: Dentes primores 6, diastemate parvo remoti. Vier neue Arten der Gattung Cnemidophorus Wagl. (Ameiva Cuv.), aus Mexico, sind 1. c. von mir aufgestellt: On. undulatus, Deppüi, Sackii und guttatus. 287 Brevilingues. Die Familie der Lacertae ist hierher versetzt. Die Gründe dafür sind in diesem Archive (Band 2. p. 3.) angegeben. Eine lingua longius- cula bicuspis findet sich selbst in der Fam. der Scinke (bei Diploglos- sus, Herp. p. 36.); ein Beweis, dals kein einzelner Charakter einer Gruppe für sich allein Stand hält. Am meisten charakteristisch für die Familie der Lacerten im Gegensatz gegen die scinkartigen Saurer (Chal- eidici Merr.) möchte die bei ersteren nicht steife, sondern leicht faltbare Körperhaut sein. Die Chamäsaurer sind schon durch die wirtelförmig gestellten, am Rücken und Bauche gleichartigen Schuppen unterschieden. Die 4 Familien der scinkartigen Saurer Chamaesauri, Ptycho- pleuri, Scinci, Gymnophthalmi, glaube ich nach ihren Analogien in ta- bellarischer Ordnung richtig gestellt zu haben, wenigstens liefert die in jenem Werke gegebene Tabelle ein anschauliches Bild von dem in die- ser Gruppe herrschenden Parallelismus der analogen Genera. Bei den Gymnophthalmen fand ich, wie sich erwarten liels, eine Augenkapsel, wie sie bei den Schlangen und Geckonen vorkommt; aber * die Gattung Ablepharus entbehrt. der Augenlieder nicht völlig; sie sind nur sehr kurz, unfähig, das Auge zu bedecken, und zwischen den Rand der Augenhöhle zurückgezogen, so dals das Auge von einem Schuppen- ringe umgeben zu sein scheint, Bei Gymnophthalmus fehlen sie völlig, und so mag es auch bei Lerista und Pygopus (?) sein, bei denen aber die dünne Augenkapsel, wie bei den typischen Schlangen, noch als Con- vezität hervorragt; dagegen scheint bei Typhlosaurus m. (Acontias coe- cus) die Körperhaut in gleicher Ebene über das Auge hinzugehen, wie es unter den Schlangen bei T’yphlops u. s. w. der Fall ist. So ver- mittelt die Familie der Gymnophthalmen den Uebergang von den Scin- ken zu den Amphisbänen. Eine jüngst (Proc. Z. S. 1834. p. 134.) von Gray unterschiedene Gattung, Lialis, würde sich neben Pygo- pus unter die Gymnophthalmen einreihen. Bei ihr umgiebt, nach Gray, ein Schuppenring das Auge, vielleicht ebenfalls durch BORBSOR abscon- ditae gebildet. Lialis Gray. Caput elongatum, fronte plana, squamis parvis subimbricatis vestitum; irides lineares, verticales; aures oblongae conspicuae. Cor- Pus subeylindricum, attenuatum; squamis dorsalibus ovatis, convexis, laevibus; ventralium seriebus duabus intermediis maioribus. Pedes duo, postici obsoleti, acuti, ad basin 2—3 squamati, Anus sub- posticus; squamae praeanales, parvae; pori subanales utrinque 4 per paria dispositi. L. Burtonis Gray. L. supra pallide einerascenti-brunnea, ni- gro minulissime punctata; subtus pallide cacaotico-brunnea; striga 288 alba utringue a labio superiore supra oculos per nucham, alteraque Iatiore a labio superiore per latera ad caudae apicem ductis. Junior. Strigis colli lateralibus obsoletis. Hat. in Nova Cambria Australi. Einen neuen Ablepharus, A. poecilopleurus, dem A. Lesche- naultii nahe stehend, habe ich in Meyen’s Beiträgen z. Zool., Nov. Act. XVII. 1. p. 202. t. XVII. f. 1. (Reise, 3.‘p. 20.) unterschie- den; er ist broncefarbig-olivengrün; eine grünlich weilse Binde läuft vom Auge längs den dunkelbraunen, grünlich weils getüpfelten Seiten hin. Vaterland: Peru. 3 Zur Familie der Scinke liefert die mexikanische Fauna eine neue Art: Euprepes Lynxe M. Die Arten der Gattung Euprepes sind p. 36. von mir näher danach unterschieden, ob das untere Augenlied mit Schild- chen bekleidet, oder mitten mit einem gröfseren durchsichtigen Schilde (einer Brille) versehen ist, Die dort aufgestellte Untergattung Eumeces unterscheidet sich von Euprepes s. str. auch durch die Gestalt der Zunge. Fälschlich sind Scincus rufescens Merr. und punctatus Schn. dazu ge- stellt; beide gehören zu Euprepes s. str. Nur Sc. pavimentatus Geoffr. gehört zu Eumeces. Ebendaselbst wird aus Scineus Monotropis Kuhl und Tiliqua fa- sciata Gray (Euprepes fasciata Reufs, Mus. Senck. I. 1.) eine neue Gattung, Diploglossus M., gebildet. (Lingua profunde exeisa, api- cibus acutissimis bicuspis, basi papillis filiformibus dense obsita, versus apicem subsquamulosa. Scutella’ frontalia 7, verticalia an- teriora 3 (Euprepeos), posteriora et occipitalia 3. Squamae dorsi latae, striis eminentibus confertis exaratae. Pori femorales nulli ete. Aus der Familie der Ptychopleuri hat Schlegel in der Tijd- schrift voor Nat. Gesch. I. Heft 3. p. 203. 3 Arten der Gattung Zo- nurus beschrieben; nämlich Z. cordylus Merr., von welchem Z. ca- taphractus Boie nach seiner Ansicht nur ein altes Individuum ist, Z. microlepidotus Cuv. und Z. Novae Guineae n. sp. Alle 3 sind abgebildet; letzterer möchte wohl besser generisch unterschieden werden, wofür nicht nur der Mangel der Schenkelporen, sondern auch der krokodilartig gepanzerte Kopf, auf dessen Decke sich die einzelnen Schilder nicht unterscheiden lassen, und die eigenthümliche Bedeckung des Rückens sprechen, Eine Uebersetzung der Beschrei- bung s. im Iten Heft des 2ten Jahrganges. Crassilingues. Die Tribus der randzähnigen Baumagamen habe ich mit einer Gat- tung Dracunculus vermehrt; sie ist Draco in jeder Hinsicht ähn- lich, unterscheidet sich nur durch ein verborgenes Ohr, indem die Kör- one 289 perhant über das Ohr hinweggeht. Ich rechne dahin Draco lineatus Daud. und eine neue Art: Dracunculus spilopterus M. (Meyen’sBeitr. z. Zool. 1. c. p- 218. (p. 36.) D. patagio subelliptico flavo-virescente, nigro-ma- _ culato, costis abdominalibus 6suffulto. Manila. In der Herp. mex. habe ich diese Art unter dem Namen Dr. per- sonatus aufgeführt, aber aus Besorgnifs, dafs die schwarze Maske nur Ei- genthum des ' sein möchte, den Namen später umgeändert. Lesson hat 2 Arten derselben Gattung (Illustr. de Zool. Livr. 13.) beschrieben und abgebildet; wäre nicht bei seinem Dr. amboinensis (t. 38.) ein Paukenfell in der Abbildung sichtbar, so würde ich das Thier für das Q meines Dr. spilopterus halten. Die Gabelung der fal- schen Rippen, welche der Verf. angiebt, beruht wohl auf einer durch die Längsfalten des Fallschirms hervorgebrachten Täuschung. Ueber seinen Dr. buruniensis (t. 37.) wage ich kein Urtheil. In der Tribus der Baumagamen mit angewachsenen Zähnen habe ich (Herp. p. 16. und 45.) eine neue Gattung, Laemanctus, auf- gestellt; sie steht der Gattung Polychrus ganz nahe, unterscheidet sich aber von dieser durch folgende Diagnose: Digitus plantarum quartus ceteros longitudine excedens; den- tes palatini ac pori femorales nulli; iugulum constrictum, transverse plicatum. Eine mexikanische Art, L. longipes, und 3 brasilianische L. Fit- zingeri, undulatus und obtusirostris werden p. 46. charakte- terisirt; auch Polychrus acutirostris, scheint hierher zu gehören. Eine neue (?) Art, Draconura Nitzschii, wird ib. p. 16. auf- gestellt, welche die Charaktere von Norops und Draconura Wagl. in sich zu vereinigen scheint. Der Gattungsname Hypsibatus Wagl., des- gleichen Urocentrum Kaup müssen unterdrückt werden, da beide von Nitzsch früher vergeben sind, jener bei den Vögeln an die Gattung Himantopus (welcher Name schon früher hei den Infusorien verbraucht war), dieser bei den Infusorien. Für Urocentrum ist Cuvier’s Name Do- ryphorus anzunehmen, Hypsibatus körnmte Hypselopus genannt werden. Die Arten der Gattung Cyelura konnten nach wenigen Exempla- ren nicht gehörig festgestellt werden. Unterschieden werden mit Rück- sicht auf Gray’s Synopsis 9 Arten; ferner eine neue mexikanische Art von Iguana: I. rhinolophus m. und 4 mexikanische Anolis-Arten: Da- etyloa nebulosa, laeviventris, biporcata, Schiedii m. In die Tribus der amerikanischen Erdagamen reiht sich die Gattung Strobilurus m. (Herp. p. 18.) ein, mit der Diagnose: . Dorsum carinatum, abdomen planum, hinc truncus obsolete tri- queter;, cauda mediocris, squamis magnis spiniferis imbricata.. Die einzige Art, 8. torquatus, olivenfarbig mit schwarzem Nak- kenbande, lebt in Brasilien. 290 Von der Gattung Sceloporus werden 9 mexikanische Arten aus- führlich beschrieben. Von Tropidurus habe ich eine fast monographische Arbeit in Meyen’s Beiträgen, p. 219. (37.) gegeben. Die bereits von Wagler an- gedeuteten Unterabtheilungen dieser Gattung sind genauer so festgesetzt; a. Scuto oceipitali mazximo, solitario; ceuti gulari laxa, trans- verse plicata; plica iugulari distincta, medio adnata: Tropidu- russ. str. Hierher aufser Tropid. torquatus Neuw. und Hoplurus torg. Cuv. 2 neue Arten aus Peru: Tr. microlophus m. und heterolepis m. b. Scutellis oceipitalibus pluribus, euti gulari adstricta, plicae wugularis rudimento supra azxillas, squamis dorsi rhombeis vel rhom- beo-ovalibus. (Liolaemus m.). Loro squamoso: Tr. undulatus Wagl. Brasilien, Loro scutellato (sämmtlich aus Chile; der Charakter seutellis pi- lei Iaevibus hat sich an einer später bekannt gewordenen Art nicht be- stätigt): - Tr. nögromaculatus M., oxycephalus M., Tr. chilensis M. (Calotes chilensis Less.2), Tr. olivaceus M. (Tr. chilensis M. antea), Tr. nitidus m. Unter den Geckonen habe ich eine bisher übersehene Gattung: 'Pa- ehydactylus, p. 19. unterschieden. , Sie reiht sich zwischen Platy- dactylus Cuv. und diejenigen Geckonen, deren Zehen unterhalb: nicht mit Lamellen besetzt sind, mit der Diagnose: Digiti breviuseuli, exungues, erassiusculi, sub ipso apice tan- tum obsolete lamellosi, ceterum squamoso-verrueosi, pollex reliquo- rum subaequalium longitudine. Guerin: hat diese Zehenbildung, als bei @eceo inunguis statt fin- dend, abgebildet; damit steht aber Cuvier’s Abbildung im Regn. anim., die einen ganz verkümmerten Daumen darstellt, im WViderspruche, Mehrere im Prodr. syst. noch aufgeführte ältere Gattungen dieser Fa- milie scheinen zu redueiren. Wie schon Cuvier richtig verfuhr, muls, was dieselbe Bildung der Haftorgane zeigt, in einer Gattung vereinigt wer- den. Ausführlich habe ich hierüber in Meyen’s Beitr. z. Zoologie 1. c. p. 55. (237.) gesprochen, wo aus der Gattung Hemidactylus eine der Gattung Anoplopus Wagl. entsprechende Form mit verkümmerten Dau- men beider Fulspaare, H. mutilatus von Manila, beschrieben wird. Eben dort p. 58. (240.) habe ich auch eine zweite neue Art, H. peru- vianus, aufgestellt. Fraglich neu bleibt der dort ebenfalls beschriebene Phyllodactylus tubereulosus aus Californien, indem er dem P. pulcher Gray sehr ähnlich ist, Eben daselbst p. 61. (243.) ist ein neuer Di- plodactylus Gray beschrieben; D. gerrhopygus. Squamis capitis dorsique aequalibus, ro- tundatis; seutello anali diviso, obcordato; cauda tereti, subtus squa- mosa. — Peru. - 291 Gray hat diese Familie wieder mit einer neuen Gattung, Ge- hyra, bereichert (Proc. of the Z. S. 1834. p. 100.). Sie scheint sich zwischen Platydactylus und Hemidactylus einzureihen, und von letz- terer hauptsächlich durch die ungetheilten Lamellen verschieden: Digiti 5—5, ad basin dilatati, serie unica squamarum trans- versalium integrarum tecti, ad apieem compressi, liberi, ommnes (prae- ter pollices) unguiculati. Pori femorales nulli. G. pacifica. @. pallide brunnea albido punctata , sub- tus alba; occipitis striga utrinque fasciisque latis irregulari- bus dorsalibus 5 vel 6 pallidis: artubus pallide marmoratis. Long. corp. 2%", caud. totidem. Hab. in insul. Ocean. pacif. Ebendaselbst p. 12. und Transaet. of the Zool. Soc. 1, 2. p. 193. werden von Mac Leay zwei Sphaeriodactylus-Arten aufgestellt: S. cinereus. $. cauda corporis longitudine; totus cinereus translucidus, capite flaviori, apice roseo; squamis dorsi punctis mi- nutissimis nigris aspersis. Long. tot. 23", Scheint Browne’s small house lizard zu sein. S. elegans. S. fasciis dorsalibus transversis nigris 14; ca- pite coeruleo-cinereo, subtus nigro fasciato; dorso suhviridi; caude rulra, corpore breviore; ventre cinereo, Long. tot. 14". Beide sind auf Cuba gemein in den Häusern, kommen bei regnich- tem WVetter aus ihren Schlupfwinkeln hervor. Einige Saurer hat Gray in den Illustrat. of Ind. Zool. Pars XIIE. u. XIV. abgebildet, nämlich: Monitor flavescens (t. 15.) (s. oben p- 286.), Tiliqua trivittata (t. 14.), Draco quinguefasciatus (t. 13.), und Agama tuhereulata Gray (t. 16.) (Trapelus), schön grün, mit gelben, fast in Längsreihen gestellten Höckerchen, gelbem Kopfe, einem gelben, violett gefalsten Flecke auf der Mitte der Bauchseite. Die an- dern sind früher vom Verf. bekannt gemacht. Mehrere Saurer hat Reuls (Mus. Senckenb. Bd. I. Heft 1. p. 29.) unterschieden: Lacerta longicaudata Reufs. L. capite elungato acuto, squamis superioribus carinatis; cervicis granosis, dorsi rhombicis rotundatis; caudae quadrangulis rectangulis inferioribus laevihus; eruris et brachii permagnis; caudae maxima parte sulcatis; col- lari soluto, scutorum 12; seriebus abdom. 6; poris femor. 21; cauda eorpore triplo lonziore. (Tor und Abyssinien,) Die weitläufige Be- schreibung übergeht leider die wesentlicheren Eigenschaften. Agama inermis Reufs. Corpore ex griseo flavescente, gula marmorala, squamis dorsi subaequalibus carinatis. limbo auriculae superiore multispinoso, scutellis analibus decem. Oberägypten. A. gularis R. A. corpore ex coerulescente griseo, gula eya- nea, squamis dorsi inaequalibus carinatis, limbo auriculae superiore 292 . multispinoso; scutellis analibus circa viginti duo in dupliei serie dis- positis. (Oberägypten.) \ 4A. pallida R. A. corpore pallide roseo, sq. dorsi subcari- natis, maioribus carinatis, in spinam. acutam excurrentibus mixtis, squamis occipitalibus parvis, limbo auriculae superiore trispinoso. A. loricata R. A.corpore ex fuscescente griseo, squamis dor- salibus parvis subrarinatis, maioribus carinatis in spinam acutam excurrentibus mixtis, squamis occipitalibus carinatis permagnis 5 limbo auriculae anteriore superiore plurispinoso. A. nigrofasciata R. A. corpore griseo, fascüis dorsi nigris 4, sg. dorsi subcarinatis, maioribus carinatis in spinam acutam ex- currentibus mixtis; squamis occipitalibus subcarinatis inaequalibus, limbo auriculae superiore spinoso. Nubien, Oberägypten, Arabien. A. leucostigma R. A. corpore fuscescente, fascüis nigrescen- tibus marmoratis quinque, in spina dorsi stigmate albo interruptis, pedibus nigro marmoratis; squamis dorsi inaequalibus subcarinatis, limbo auriculae superiore bispinoso. Oberägypten. Sämmtliche, auch von Hemprich und Ehrenberg mitgebrachte und gezeichnete Arten gehören zu Trapelus. Euprepes septemtaeniatus R. E. corpore supra nigre- scente, taenüs 7 longitudinalibus albidis; cauda tereti longitudinem corporis paululum superante, ex brunneo et griseo viridescente; au- rieulae margine antico subdenticulato. Abyssinien bei Massaua. Eben- daher von Hemprich und Ehrenberg mitgebracht und massauensis genannt. Der von Reufs gegebene Name palst nicht auf eine Varietät. E. fasciatus Reufs ist mein Diploglossus fasciatus aus Bra- silien (s. oben p. 288.) und bereits früher von Gray beschrieben. Unter den von Belanger gesammelten Amphibien be- finden sich auch einige von Lesson 1. c. beschriebene Saurer:. Crocodilus lacustris Less. ist Croc. var. indica Cuv. Der Cummeer engl. Schriftseller. Dann aber ist die Angabe, dafs er nur in Sümpfen und Seen, nicht im Ganges vorkomme, nicht richtig, da jener sich im Ganges findet (s. Abel in Edinb. Journ. of Se. XVI. April 1828.). Monitor vittatus Less., welchen Belanger in den VVäldern des ind. Continents und auf den. Inseln in der Mündung des Ganges an- traf, scheint wirklich nichts anderes als M. bivittatus Kuhl zu sein, so wie Gecco eleutherodactylus Less. von Hemidactylus marginatus Cuv. nicht verschieden ist. & Derselbe Zoolog giebt in seinen Illustr. de Zool. Livr. 12.. Be- schreibung und Abbildung zweier Chamaeleon. Die Verschiedenheit des Ch. ater Less. (tab. 34.) von Ch. planiceps will mir nicht einleuch- ten. Ch. madecasseus (t. 35.).scheint von Ch. Parsonii kaum ver- schieden. . Milne 293 Milne Edwards (Ann. d. Sc. nat. 1834. I. p. 46.) hat gefunden, dafs der Farbenwechsel des Chamäleons auf Anwe- senheit zweier Hautpigmente beruht, eines oberflächlichen (weißslich-gelben oder graulichen) und eines tiefer liegenden dunkeln (bald bouteillengrünen, bald röthlich-violetten). Letz- teres ist in kleinen Höhlen eingeschlossen, die sich durch die obere Pigmentlage verästeln. Ziehen sich deren ästige Enden zusammen oder werden sie durch Zusammenziehung der be- nachbarten Hautstellen zusammengedrückt, so tritt das dun- kele Pigment in die Tiefe und die helle Farbe herrscht vor, im umgekehrten Falle wird diese mehr oder minder durch das dunkele Pigment verdrängt. $. hierzu Weissenborn’s neuere Beob. in v. Fror. Not. Bd. XLIV. (1835.) p- 289 fg., worüber im künftigen Jahrgange berichtet werden wird. Ueber die Eidechsen des russischen Reiches hat E. Eversmann eine die neueren Eintheilungen gehörig berücksichtigende Abhandlung gegeben. (Lacertae Imperii Rossici. Nouv. Mem. de la Soc. Imp. des Natural. de Mos- cou. Tom. III. c. fig) Aufgeführt und beschrieben werden: Lacerta viridis. Daud., L. agilis. aut., L. sylvicola. Eversm., L. praticola Eversm., L. crocea. Wolff., L. saxicola E., L. va- riabilis Pall., L. velox Pall., L. vittata E., Phrynocephalus aurilus, caudivolvulus, helioscopus, Trapelus aralensis, Stellio vulgaris. Letzterer ist St. caucasicus Eichw. (Lacerta muri- cata Pall.), den ich genauer vom Stellio vulgaris in der Herp. Mexic. p. 17. Not. unterschieden habe. Mit Recht un- terscheidet der Verf. seine L. sylvicola, obwohl sie der L. agilis nahe steht; aber einen viel kürzern Kopf und stumpfere Schnaulze hat. L. praticola Everm. kenne ich nicht; chen so wenig L. saxicola, welche der L. muralis ganz nahe steht. Richtig wird L. velox Pall. von L. variabilis Pall., mit der sie dieser Schriftsteller später verband, unterschieden, und zwar nach demselben Merkmale, welches ich selbst immer zur Unterscheidung beider gebraucht habe. Bei Z. velox reicht das Suborbitalschild bis zum Lippenrande hinab, bei L. va- riabilis liegt ein Lippenschild unter demselben. Ersteres fin- det sich auch bei Z. vittata E. Berücksichtigt man dies, so I. Jahrg. 2. Band, 20 { 294 unterscheiden sich die drei Arten leicht durch des-Verfs. Diag- nosen. Von der an interessanten Beobachtungen reichen Ab- handlung werde ich im nächsten Jahrgange einen mit An- merkungen begleiteten Auszug geben. Ein, wahrscheinlich mit Crocodilus cataphractus Cuv. iden- tischer Krokodil befindet sich lebend in der Menagerie der Zoologi- cal Society zu London, und stammt von Fernando Po, so dals das bis- her unbekannte Vaterland dieser Art hierdurch festgestellt würde. Proc. of the Z. S. 1834. p. 110. — Ueber C. palustris Less. s. oben. “ Von den Arbeiten über fossile Saurer sind zu erwähnen: Hawkins schönes Kupferwerk: Memoirs on Ichthyosauri and Plesivsauri with 28 engravings. London 1834. fol. Von einer neuen Gattung langhalsiger Saurer, Nothosaurus, aus dem Muschelkalke in Baiern, die freilich dem Plesiosaurus nahe steht, aber in einigen Eigenschaften sehr davon abweicht, hat der Graf von Münster in Leonhard und Bronn’s Jahrb. 1834. Heft 5. p. 521. vor- läufige Nachricht gegeben. Von der einen Art, die etwa 10 F. Länge hatte, wurde das fast vollständige Gerippe gefunden. Aufserdem werden noch zwei Arten, N. giganteus und venustus, deren letztere sich vor- züglich im norddeutschen Muschelkalke von Niedersachsen und 'Thürin- gen findet, unterschieden. Eben dort sind auch Bemerkungen über die übrigen im baierschen Muschelkalke vorkommende Saurer gegeben. Ei- ner derselben ist von H. v. Meyer im Mus. Senckenb. I. Hft. 1. p. 8. als Conchiosaurus clavatus beschrieben. Ebendaselbst findet sich auch die Beschreibung eines neuen Sau- rers aus dem Schiefer von Solenhofen, @nathosaurus subulatus, von demselben Verf. Der Raum gestattet nicht hierüber ausführlicher zu berichten. d) Chelonii. Da die Zahl der in dieser Ordnung publieirten Neuigkei- ten gering ist, und ein Hinweisen auf später erschienene Ar- beiten erfordern würde, so scheint es mir zweckmäfsiger, hier nicht vorzugreifen, sondern eine ausführliche Kritik derselben dem künftigen Jahrgange aufzusparen, in welchem ein um- ständlicher Bericht über die chelonographischen Arbeiten von Dumeril undBibron (Erpet. gen.), Fitzinger (Annal. des Wien. Mus.) und- Schlegel (Faun. Jap.) zu erstatten ist. Bell stellte in den Proc. of the Zool. Soc. 1834. p. 17. eine neue Gattung: Oyclemys auf. Cycelemys. Sternum latum, testam dorsalem longitudine fere 295 aequans, integrum, solidum, testae dorsali ligamento squamato con- nexum. C. orbiculata. C. testa suborbieulari, carinata, postice den- tata, fusca, scutis sterni flavescentibus, fusco radiatim lineatis. Long. dorsi 8". Lat. 7; altit. 3”. India. Gray hat (l. c. p. 99 und 135.) aus Emys Spengleri. Schweig. und E. spinosa Bell. die Gattung Geoemyda gebildet. Geoemyda. Testa depressa, ad marginem late serrata. Pe- des utrinque squamis elongatis biseriatis instructi, haud ciliati (fim briati?); digiti liberi, subgraciles, superne squamis tecti. Caput parvum, cute tenui, laevi, dura obtectum. Aus der Fufsbildung schlielfst Gray, dafs diese Thiere minder WVasserthiere sind, wie er denn auch das im Garten der Societät lebende Ex. von E. Spengler: nie ins Wasser gehen sah. Derselbe charakterisirt (ib. p. 53.) 4 neue Emyden: Emys nigricans. E. testa ohovato-oblonga, convexa, nigro- fusca, subtricarinata, carina mediana obtusa postice continua, la- teralibus indistinclis distantibus;, scutellis obseure radiatis, vertebra- libus latis, anterioribus pentagonis; marginibus revolutis, postica subserrata; infra ad latera luteo-maculata; sternum subconvexum, luteum, nigro variegatum. Long. testae 3". China (Centon). Der E. cerassicollis Bell nahe stehend. E. sinensis. E. testa ovala, convexa, subcarinata, olivacea, nigro pnnetata; scutellis laevibus, luteo strigatis, vertehbralibus la- tis hexagonis; marginibus integris, lateralibus subrevolutis; subtus lutea, maculis oblongis olivaceis nigro marginatis ornata; sterni lateribus subcarinatis; collo lineis tenuissimis flavis notato. Long. testae 5'. China. Der E. vulgaris Gray nalıe stehend. E. tentoria. E. testa ovato-oblonga, olivacea; dorso sub an- zulariter-compresso; sculellis subrugosis, vertebralium primo qua- drato, reliquis elongato-hexagonis carinatis postice productis (ter- tio praecipue) tuberculatis, marginalibus sternalibusque flavo cari- natis; sterno subplano, parum elevato. India Or. (Dukhun ) E. platynota. E. testa ovata, conrexa, fusca; dorso com- planato; scutellorum vertebralium primo lato hexagono,; margine subintegro; sterno plano; capite luteo variegato. Ind. or. (Der Hy- draspis planiceps Bell nahe stehend.) Lesson hat in Belanger’s Reisewerke einige Emyden des Ganges beschrieben, nämlich: Emys Belangeri Ganges (ob Emys trüuga. Schw.?), E. flavonigra. Less. (ob E. tectum. Bell.?) u. Emys Piquotii Less., wahrscheinlich E. guttata. Gray (Illustr. of Ind. Z0ol.) und 4 Seeschildkröten. In Meyen’s Beiträgen z. Zoologie (I. ce. p. 189. (7.) habe ich ei- nen neuen Trionyx (T. sinensis) beschrieben. Das Ei des Trionyx 20 * 296 indieus ist nach Sykes (Proc, Z. 8. p. 148.) vollkommen sphärisch, 1,4," im Durchmesser, die Schale alabasterweils. Im Magen und Darın einer andern Art traf er die Thiere und beträchtliche Schalenfragmente von Uniouen, IV On NE oT, Dafs unter allen Klassen der Wirbelthiere die der Vö- gel am meisten von reichen Privaten, besonders in England, begünstigt wird, beweist uns auch das Jahr 1834, in welchem nicht nur mehrere kosibare Prachtwerke raschen Fortgang hatten, sondern auch neue hinzutraten. Nicht aus eigener Ansicht kenne ich J. P. Selby’s Il- lustrations of British Ornithology, mit Abbildungen in Elephant-Folio, von welchen die zweite Series (Water- birds) durch das Erscheinen der I1ten Lieferung vollendet wurde. (Die erste Reihe, Landbirds, besteht aus 7 Lieferun- gen, deren jede, wie die der Waterbirds, 12 Tafeln enthält.) Der Text ist in 8. Der Text zur zweiten Reihe erschien im Anfange Januars. Von Gould’s eben so prächtigen als naturgetreuen Ab- bildungen der europäischen Vögel (The birds of Europe — London seit 1832) erschienen im Laufe des Jahres 1834 die Tte—i2te Lieferung. Sowohl die Darstellung der nach Alter, Geschlecht und Jahreszeit verschiedenen Kleider, als die großse Sorgfalt im Kolorit und die lebendige Haltung der dargestellten Vögel, geben diesem Werke vor allen ähnlichen den Vorrang. Auch der Text ist mit Sorgfalt und Kritik zu- sammengestellt. Auch J. ©. Werner’s Atlas des oiseaux d’Eu- rope, pour servir de complement au Manuel d’Ornithologie de Mr. Temminck, Paris in 8. — hatte raschen Fortgang. Bis jetzt (Novbr. 1835) sind im Ganzen 38 Lieferungen er- schienen, jede zu 10 lithographirten und colorirten Tafeln (6 Fr.). Die Subseription steht noch oflen. Temminck, wel- cher den Verf. in seinem Unternehmen unterstützt, sagt dar- über: les figures sont assez ewactes, el l’enluminure est soignee (Man. @Ornith. IH. 1835. p. 70 Vorr.) 297 Nicht allein die reicheren Freunde der Ornithologie er- hielten in jenen kostbaren Abbildungen für das Studium trefl- liche Hülfsmittel, auch dem minder begüterten ward ein sol- ches in €.L. Gloger’s vollständigem Handbuche der Naturgeschichte der Vögel Europa’s, mit besonderer Rücksicht auf Deutschland Band I., Breslau 1834. 8. — zu Theil. Reich an eigenen Untersuchungen und Beobachtungen, drängt es auf einem engen Raume die Resultate der bisheri- gen Forschungen zusammen, und insofern es die klimatischen Abänderungen der europ. Arten verfolgt, dehnt es sich auch auf viele exotische Vögel aus, die von andern Ornithologen als verschiedene Arten genommen wurden. Dafs indessen der Verf. im Eifer des Zusammenziehens der Arten nicht selten zu weit ging, möchte sich kaum in Abrede stellen lassen. Ein vollständiges Synonymen-Register vermehrt die Brauch- barkeit dieses verdienstlichen Werkes. England erhielt ein sehr nützliches Handbuch über die britischen Vögel in: Mudie’s the feathered tribes of the British Islands (London 1834. 2 Vol. in 8.). Der Verfasser, kein strenger Systematiker, wollte nicht ein streng wissen- schaftliches Werk geben, sondern ein auf vieljähriger Beob- achtung beruhendes Hülfsbuch, 206 entice his fellow Britons of all ages, classes, and ranks, who are not too learned for relishing the beauties of nature u. s. w., wie er sich aus- drückt, und gewifs wird seine lebendige Natursehilderung der Wissenschaft manchen Freund gewinnen. Die colorir- ten Stahlstiche geben kenntliche, wenn auch (bei dem klei- nen Maalsstabe) nicht immer ganz naturgeireue Bilder vieler Arten. Ueber die Vögel Nordamerika’s erschien der zweite Band von Thomas Nuttal’s Manual of the Ornithology of the United States and of Canada. Vol. II. Waterbirds. (Wad- und Schwimmvögel) Boston 1834. in 8. (Der erste Bd. kam 1832 zu Cambridge heraus.) Die sauber ausgeführten, meist sehr naturgetreuen Holzschnitte stehen denen des ersten Ban- des nicht nach; die Einrichtung des Werkes ist dieselbe ge- blieben. Spätere Entdeckungen, besonders die von Richard- 298 son und Swainson (Arctic Zool,), haben die Zugabe eines Appendix zum ersten Bande nöthig gemacht. Von John James Audubon’s vielfach angefochtener Ornithological Biography, or an account of the ha- bits of the birds of the united states of America erschien der zweite Band, Edinburgh 1834. gr. 8. (Text zu dem bekann- ten Prachtwerke: the birds of America.) Untermischt mit vie- len schönen Naturschilderungen und botanischen Bemerkun- gen enthält es ohne systematische Ordnung eine höchst an- ziehende Darstellung der Lebensweise vieler Arten. Das In- teressanteste seiner Beobachtungen soll im Auszuge gelegent- lich mitgetheilt werden. Die Achtung seiner Landsleute lei- stet uns wohl hinreichend Bürgschaft dafür, dafs die Zuver- lässigkeit seiner Angaben nicht so gering ist, wie sie engli- sche Schriftsteller herabzusetzen suchten '). W.Swainson’s Ornithological Drawings Part I., Lon- don 1834 gr. 8. mit 13 colorirten Kupfern kenne ich nicht aus eigener Ansicht. Es soll brasilianische Vögel darstellen. Von ©. J. Temminck’s u. Meiffren Laugier Nou- veau Recueil de planches coloriees d’oiseaux wurde die 92ste Lieferung ausgegeben, deren Inhalt an seinem Orte erwähnt ist. ©. W. Hahn’s ornithologischer Atlas, 1ste Ab- theilung die Papageien — 2tes, 3tes und 4tes Heft, (Nürn- berg bei Zeh, gr. 8.) giebt zu billigem Preise sehr mittel- mälsige Abbildungen ausländischer Vögel. — G. F. Dubois ornithologische Gallerie. Aachen und Leipzig 1stes Heft 1834. 8. (mit sechs ausgemalten [Stein-] Tafeln — schlechten Bil- dern allbekannter Vögel) kann in so anständiger Gesellschaft kaum erwähnt werden. Allgemeinen Inhalts scheint auch ein Werk von Al- phonse Hamoir: sur la nature des vertebres de la seconde classe du regne animal. Les Oiseaux. Walenciennes 1834. 12., welches ich mir nicht verschaffen konnte. 1) Nuttal sagt von ihm: At an advanced period of the publi- cation, J also received much interesting information from my emi- nent friend Mr. Audubon, and J have only to regret that the whole manuscript had not been placed under his revision. 299 Von 10 neuen Vögeln aus Peru und Chili, welche in sei- nen Illustrations de Zoologie erscheiven sollen, hat Lesson im Institut No. 72. p. 316. vorläufige Diagnosen gegeben,: zu deren Verständnils wir die Abbildungen erwarten müssen. Zwischen einigen Vögeln Europa’s und Nordamerika’s hat Gould Vergleichungen angestellt. (Proc. of the Z.S. p. 15.) Er glaubt, dafs der kleine Ring-Regenpfeifer von dem europäischen Charadrius Hiaticula durch die pedes semipalmati verschieden sei, wahrscheinlich meint er den Charadrius semipalmatus Bonap, dessen Verschiedenheit schon anerkannt ist. Auch der Kreuzschnabel Nordame- rika’s scheint ihm verschieden, indem er um + kleiner als der europäi- sche, und minder brillant gefärbt sei. Auch Derselbe erstattete, mit Bezug auf Indiens Fauna, Bericht über die von Keith E.. Abbot in Trapezuut gesam- melten Vögel (Proc. of the Z. S. 1834. p. 50 u.-133.). Die gesandten Arten sind folgende: Aquila pennata, Buteo vulgaris (im Himalaya eine nahe ver- wandte Art), Circus aeruginosus, Circus cyaneus (Exemplare aus Eu- ropa, Afrika, Indien, China und Nordamerika zeigen keine specif. Ver- schiedenheit); Circus cineraceus (Europa, Indien, Afrika), Coracias garrula (nicht in Indien), Lanius collurio L. (noch nicht aus Indien gesandt), Cinclus aquaticus, Saxicola Oenanthe, Parus maior, P. biarmieus, Pyrgita domestica Cuv. (auch aus den Gebirgen Nubiens, vom Himalaya und andern Theilen Indiens erhalten), Ernberiza milia- ria, Sturnus vulgaris, Troglodytes communis (aus Indien noch nicht bekannt), Tichodroma muraria (findet sich auch im Himalaya), Otis tetrax (nicht in Indien), Oedienemus crepitans, Tringa variabilis (auch in Indien und Afrika beobachtet), Totanus Glottis, Ardea stel- laris, Sterra Hirundo, Sterna leucoptera, Tadorna Vulpanser, Anas Boschas; Falco rufipes, Oriolus Galbula, Pastor roseus, Pterocles arenarius, Totanus Calidris, ochropus, Anas rutila, Falco tinnun- culus, Otus vulgaris Cuv., Sylvia rubecula, Emberiza Cia (auch im Hochlande Indiens), Alauda arvensis, Corvus monedula, Picus me- dius, Ardea Garzetta (in Indien und Afrika), Scolopax maior, Cha- radrius pluvialis, Himantopus rufipes, Anas querquedula (gemein im Himalaya), Anas fuligula (in allen gemäfsigten Ländern des al- ten Continents), A. clangula, Mergus albellus, Podiceps eristatus. Meyen hat die von ihm auf seiner Reise beobachteten Vögel in einem Supplementbande zu den Nov. Act. Ac. Leop. Vol. XV. p. 60. und Reise II. p. 185. beschrieben und meh- rere Arten abgebildet. Da keine Diagnosen gegeben sind. kann hier nur auf die Abhandlung verwiesen werden. s00 Im September, kurz nach der Zeit, als der N.O.-Monzoon einge- setzt hatte, beobachtete M. auf der chinesischen See, unter 10° n, Br,, mehrere junge Individuen von Hirundo rustica, Motacilla flava und einen Lanius phoenicurus Pall. Es leidet wohl kei- nen Zweifel, dafs dies aus Sibirien kommende Zugvögel waren. Dafs die erstgenannte auch in Japan vorkommt, erfahren wir aus Tem- minck’s Liste europäischer Vögel in Japan, (Man. d’Ornith. 3. p. 50 Einl.) Es ist mir daher wahrscheinlicher, dals sie durch den N.O.- Wind aus ihrer Richtung gebracht, als, wie M, meint, auf dem Zuge nach den Molukken begriffen waren. G. Bennett (Wand. II. p. 290.) erwähnt eines ähnlichen Falles; dals nämlich Individuen jener Schwal- benart in der chinesischen See sich mehrere Tage (vom 20. Oct. an) in der Nähe des Schiffes hielten und auf seinem Takelwerke ruhten, Sie waren sehr abgemattet, mehrere starben. Er glaubt sie durch VVest- (2) Stürme verschlagen. Man bemerkte sie zuerst unter 19° n. Br. und 117° 40' ö. L. und verlor sie unter 9° 30’ n. Br. und 110° 45’ 5.L. Eine Uebersieht der geographischen Verbreitung der Vö- gel giebt Lesson. Belang. Voy. p. 163 fg. Ueber die Ankunft britischer Zugvögel im Jahre 1834 handelt Edward Blyth. Loud. Mag. of N. H. VII. p. 338. Bemerkungen zu Gloger’s: Abändern der Vögel u. s. w. giebt F. Boie Isis 1834. Heft 4. p. 385. Von Interesse für die geographische Verbreitung der Vögel ist: Sy- stematische Aufzählung der Vögel Würtemberg’s, mit An- gabe ihrer Aufenthaltsörter und ihrer Strichzeit, von C. L. Landbeck. Stuttgart und Tübingen 1834. 8. Enthält manche interessante Beobach- tungen, von denen hier die wichtigeren am gehörigen Orte mitgetheilt sind, a) Raubvögel. Ueber den Condur haben Graf Gourey -Droitau- mont und Heckel nach 2 in Wien lebenden Fxemplaren Beobachtungen mitgetheilt (Isis 1834. p. 407.). Das Klaffen des Schnabels beim jungen Männchen ist, da es sonst nirgend erwähnt wird, gewils nur zufällig. Interessant ist, was von der Zahmlheit des Männchens gesagt wird, welches sich auf den Befehl sei- nes Herren vom Boden auf die Sitzstange schwingt, von dieser sich auf seinen Arm setzt, ihn mit dem Schnabel liebkoset, und sich alle mögli- che Spielereien gefallen läfst. Meyen äußert in seiner Reise (I. p. 410.) die Vermu- Utung, dafs es zwei Arten Condur gebe; indefs die weilse 301 Färbung des Rückens (sonst schwärzlich grau) kann zufällige Varietät sein; wie leicht es aber ist, sich in der Schätzung der Größe zu täuschen, zeigen die früheren Angaben. Audubon’s bestrittener Ausspruch, dafs nicht Schärfe des Geruchssinnes, sondern des Gesichtes die Aasvögel (Ca- thartes) im Auffinden ihres Fralses leite, wird in Loud. Mag. VII. p. 164. von J. Bachmann vertheidigt '). Die Richtigkeit der Versuche ist von imehreren Professoren von Charlestown, welche bei denselben gegenwärtig waren, bescheinigt. Mit Buschwerk bedeckt lagen todte Thiere 15 Tage lang, ohne dafs sie, ob- gleich stark riechend, von einem Aasvogel, deren viele darüber hinflogen, bemerkt wurden. Als dagegen ein rolhes Gemälde eines aufgehauenen Schafes niedergelegt wurde, liefsen sie sich gleich in der Nähe nieder, flogen darüber hin und einige zerrien selbst daran. Selbst dann, als das Bild in 10 Fufs Entfernung von dem bedeckten Aase gelegt war, ent- deckten sie letzteres nicht. Als endlich sogar das stinkendste Aas mit einem Segeltuche verdeckt wurde, und kleine Stücken frichen Fleiches darauf gelegt wurden, kamen sie nur nach letzterem, und ohwohl sie darüber standen, und ihr Schnabel kaum 4 Zoll von dem Aase entfernt war, so entdeckten sie dieses doch nicht eher, als bis man in das Segel- tuch einen Rils gemacht hatte. Von Falco cyaneus (F. pygargus) theilt Jost im (Mus. Senckenb. 3. p. 283.) mit, dafs ein Männchen sich mit zwei Weibchen hielt. Nachdem man dem Brütplatze, schon lange vergeblich nachgeforscht hatte, verrieth ihn das Männchen durch Ab- und Zufliegen. Es fand sich am 23. Juni ein Nest mit 5 noch unbefiederten, nur mit wolligem Flaume bedeckten und nur mit den Spulenhülsen der Schwung- und Steuerfedern versehenen Jungen von schr ungleicher Gröfßse; etwa 1000 Schritte davon fand sich ein zweites Nest von 4 schmutzig blauweilsen Eiern, zu dem dasselbe Männchen gehörte. Am 30. Juni waren von den Eiern zwei ausgebrütet und das dritte Junge schlüpfte eben aus. Die Jungen verlielsen schon in den ersten Tagen das Nest, um sich un- ter dem nahen Gestrüpp von Pteris und Juniperus gegen die Sonne zu schützen, und sich im weichen Moose bequemer zu betten, als es in dem platt auf dem Boden befindlichen, aus wenigen harten Reisern be- 1) Nach Le Vaillant’s Bemerk. (in d. Naturg. des Oricou) be- decken die Hoitentotten ein erlegtes Wildpret vor den Geiern mit Laub- werk, so dals sie also keinesweges den Geruchssinn derselben so, wie die Naturforscher überschätzen, 302 stehendem Neste möglich war, welches man nur so lange die Eier darin lagen, für ein Nest ansehen konnte. ; Conway (Loud. Mag. VII. p. 338.) sah einen Sper- ber in Verfolgung einer Rothbrust sich den Schädel an einer Mauerecke zerschellen, da jene, als er zustiels, kurz um die Ecke bog; und einen andern durch ein Glasfenster auf einen im Käfig sitzenden Vogel fahren. Interessante Beobachtungen der Herren v. Seyffertitz und Homeyer über Schneeeulen, deren sich mehrere im Winter 1832 und 33 im nördlichen Deutschland, selbst in Sachsen und Thüringen sehen liefsen, theilt Brehm (Isis 1834. Heft III. p. 240.) mit. Beide besalsen ein lebendes Exemplar dieser Eule. Der leiztere bemerkte an dem seinigen, wenn es sein Gefieder sträubte, deutliche, wenn auch im Verhältnifs nur kleine Federohren. Sie finden sich über der äufseren Oeffnung des Ohres, und liegen ganz nahe über dem Schleier; aufgerichtet werden sie wie bei Strix bubo, jedoch niedriger gehalten. v. H. bemerkt, dafs die von ihm beobachteten Individuen, die 6 WVochen in der Gegend von Anclam waren, sich nicht in VWVäldern, eben so wenig auf einzelnen Bäumen aufhielten, die Tageshelle durch- aus nicht liebten, Abends dagegen thätig waren. Das von v. $. beob- achtete Individuum sals gern hoch (jenes nicht), und Verdunkelung sei- nes Behälters war ihm unbehaglich.. Brehm findet hierin Grund für Annahme zweier Arten; nennt die eine (Seyffertitz’sche) $. nivea, die andere (Homeyer’sche) $. nycetea; letztere bewohne den hohen Norden der neuen WVelt; er selbst besitze sie aus Grönland, sie finde sich höchst selten in Island; jene bewohne wahrscheinlich den hohen Nordosten der alten Welt, und gehe im WVinter westlich. 8. nivea habe einen schwarzen, etwas vorgezogenen, $. nyctea einen hornfarbigen, kurzen dicken Schnabel, jene kürzere, diese längere Federohren u. s. w. Au- dubon (Ornith. biogr. II. p. 135 fg.), der sie in Amerika öfter beob- achtete, nennt den Schnabel schwarz (black), und berichtet, dals sie sowohl am Tage, wie in der Dämmerung jage; Nuttal erzählt, dals Garden sie in Südcarolina, am Tage in dem Palmhaine der Seeküste Schutz suchen und nur gegen Nacht auf Beute fliegen sah; und bemerkt dazu, dals sie demnach in ihren Sitten nach Umständen und Klima sehr zu variiren scheine. Audubon (2. ec.) sah sie beim Falle des Ohio bewegungslos längs dem Rande der WVasserdümpfel (pots) hingestreckt, den Fischen auflauern und dieselben mit einem ihrer Fänge haschen. Als neue Arten wurden aufgestellt: «) von Meyen L. ec. Aquila pezopora aus Chili, sehr ähn- 303 lich dem Falco degener Ill, mit dem sie dieselbe Lebensart hat. Die vom Verf. mitgebrachten Exemplare sind junge Vögel, von den Jungen des F. degener durch einen mehr gewässerten, undeutlicher gebänderten Schwanz und graubraune Färbung des Nackens verschieden; alte Indi- viduen sind zur Feststellung der Art erforderlich. Ag. megaloptera, gehört wahrscheinlich zu derselben Gruppe, lebt in der höchsten Gegend der Cordilleren. Ag. braccata, hat einen deutlichen, wenn auch stumpfen Zahn am Oberkiefer; gehört demnach eher zu den Habichten. — Nisus manilensis, ist ein junger Vogel; die Art demnach nicht gehörig begründet. Alle 4 Arten sind abgebildet. In der Abbildung des letzteren ist ein Doppelzahn am Oberkiefer dargestellt; es ist aber nur ein grolser, stumpfer Zahn vorhanden. 2) von Lesson in Belanger’s Reise: Morphnus hastatus, scheint nur Alter- oder Geschlechtsverschiedenheit von F. limnaetus Horsf. (F. unicolor. Temm.) Pernis maculosa Less. Der Verf. zweitelt selbst, ob dieser Vogel nicht zu Falco ptilorhynchus Temm. gehöre. 7) von Gray Illustr. of Ind. Zool. P. XIII-XIV. t.7. Falco Jugger dem F. peregrinus ähnlich. b. Insessores Vig. Der Guacharo, (Steatornis caripensis Humb.) wurde wieder gefunden und von l’Herminier der Pariser Akademie in Weingeist übersandti. Im dritten Bande der Nouv. Ann. du Museum d’Hist. natur. (1834) p. 321 fg. ist l’Herminier’s Beschreibung und eine schöne Abbildung des Vogels milgetheilt. Der Körper von Grölse und Gewicht einer Taube. Länge von Schnabel zum Schwanzende 15—17”; Flügelweite 3 F., Flügel wenig spitz, aus 20 Federn; die 3te und 4te die längsten, Schwanz abgerun- det aus 10 Federn. Grundfarbe des Gefieders ein rothes Castanienbraun (roux-marron), dem ein grünlich spiegelndes Braun beigemischt ist, queergestreift, getüpfelt und gewässert mit Schwarz, und mit weilsen Flecken von verschiedener Gestalt und Gröfse besetzt. (Klein sind diese am Kopfe, am Halse und der Unterseite, grölser und regelmäfsig in Längsreihen gestellt auf den Flügeldeckfedern, auf der Isten— 4ten, und Ilten und 12ten Schwungfeder und der äufsern Steuerfeder.) Schna- bel stark, grau-röthlich. Oberkiefer son der WVurzel an gekrümmt, mit stark erhabener Firste, einem Zahne, und scharfer, übergebogener Spitze; Unterkiefer hinten breiter, und da über den Oberkiefer hinaustretend, vorn zur Aufnahme für dessen Haken ausgeschnitten. ‚Nasenlöcher ob- long, schief, in der Mitte des Schnabels, nach vorn und unten geöffnet, nackt; viele zolllange büschelförmig stehende Bartborsten überdecken sie. 304 Mund grofs, weit geschlitzt. Zunge adhärirend, pfeilförmig, gerandet. Tarsen dick, kurz, kürzer als die Mittelzehe. Zehen ganz getrennt, die mittlere nur um 1— 2” länger als die seitlichen, von denen die äufsere etwas länger als die innere ist. MHinterzehe kurz, eine WVendezehe, Krallen gekrümmt, stark, innen mit ganzrandiger Schneide. Die Fuls- bildung erinnert an die von C'ypselus (Leider wird von der Phalangen- Zahl und dem Muskelapparate des untern Kehlkopfes nichts angegeben.) Die Länge des Darmkanales verhält sich zu der des Körpers wie 3 oder 34:1. Oesophagus ohne Kropf, 10—12” im Durchmesser, verdickt am Vormagen, welcher einen 8—10" hohen Ring bildet. Eine leichte Einschnürung zwischen dem Vormagen und Magen, lelzterer verlängert, muskulös, mit 2 fibrösen Platten und einem hohen seitlichen Pylorus. Der Darm hier eng, sonst weit, 8” im Durchmesser, verengt sich am 25 — 3" langen Mastdarme, an dessen Seite sich 2 cylindrische, kurz ge- stielte, 20—22”" lange Blinddärme finden. Im Vormagen, besonders unten, grolse weite Drüsenöffnungen; die Muskelwand des Magens 3" dick, von einer dicken fibrösen Haut ausgekleidet. Das Sternalgerüst unterscheidet sich von dem der Tagschläfer nur durch bedeutendere Gröfse, durch die Stärke des Schlüsselbeines und gröfsere Höhe seiner Seiten, durch längere Schulterblätter und ein in seinem hintern Theile weniger abwärts gebogenes (renversee) Brustbein. Der Verf. bemerkt, dafs die 3 im April in derselben Höhle erlegten Ex. sich von den von Humboldt’schen (im September geschossenen) durch geringere Grölse, durch den Besitz nur eines Zahnes am Oberkiefer (maxilla superiori subbidentata Humb.) und durch die Grundfarbe des Gefieders unter- scheiden. Es deutet indels letzteres eher auf Verschiedenheit nach Alter und Jahreszeit hin. Auch beim Tagschläfer ist Herbst- und Frühlings- kleid im Tone etwas verschieden. Dals der Vogel neben diese zu stel- len ist, leidet nach der gegebenen Beschreibung kein Bedenken; ob man aber deshalb Herrn v. Humboldt’s Angabe, dafs er sich von Früch- ten nähre, wie es der Verf. hut, bezweifeln müsse, scheint mir nicht so ausgemacht. WVoher die grofse Menge von Früchten in der Höhle von Caripe, wenn nicht die Vögel sie dahin schleppen?‘ Und sollte es nur Sage der Eingeborenen sein, dals die Samen (semilla del Gua- charo), ein dort berühmtes Mittel gegen das WVechselfieber, aus dem Magen des jungen Vogels genommen werden? Freilich ist der Tagschlä- fer bei Insectennahrung auch sehr fett, besonders im Herbste; aber in dem Maafse? Endlich scheint auch der (im Vergleiche mit dem des Tagschläfers) bedeütend musculösere Magen für die Möglichkeit der Früchtenahrung zu sprechen, Die Lebensweise von Dacelo gigantea schildert G. Bennett (Wand. 1. p. 122.) überselzt in von Froriep’s Not. Bd. 42.) En De Zi - OU DEE #05 305 Sie heist Gogera, Gogobera bei den Eingebornen, laughing oder feathered jack-afs bei den Kolonisten, wegen ihres gurgelnden, allmälig von einem tiefen Tone zu einem hohen und lauten aufsteigenden Ge- lächters. Gewöhnlich machen ihrer zwei ein Duett. Er frilst Regen- würmer, Mäuse, Schlangen, aber auch jüngst ausgekrochene Küchlein, und trägt Eier fort. Unter dem entsetzlichen Namen: (Brachypteracias (!) hat de Lasfrenaye (@uer Mag. de Zool. Livr. 3.) eine den Racken zugehörige Gattung aufgestelit. ; Sie unterscheidet sich von Coracias nur durch längere Tarsen und kürzere, kaum 4 oder 4 der Schwanzeslänge erreichende Flügel, in de- nen die erste Schwinge kürzer als die zweite, die zweite kürzer als die ‚dritte und diese fast von gleicher Länge mit der vierten und fünften ist. Die Fufsbildung. ist ganz die der Racken. Er zieht hierher Colaris leptosomus Less. (Ill. de Zool. t. 20.), die er selbst tab. 31. wie- der abbildet, und eine zweite neue Art Br. pittoides Lafr., (t. 32.) von Madagaskar, oben olivenfarbig, unten gelblich, etwa 8” lang, mit zierlicherem Schnabel, längeren Tarsen, schieferblauem Scheitel und Nak- ken, lazurblauem Augen- und Halsstreife, weilser Kehle, schwarzem, oben weilspunktirtern Zügelstreifen durch das Auge zum Nacken; rostfarbigem Oberhalse und schieferblauem Schwanze, dessen Mittelfedern die Farbe des Rückens haben. Eine neue Gattung Ochetorhynchus stellt Meyen auf. (Act. Ac. Leop. XVI. Suppl. p. 80. Reise 3. p. 204.) Der Schnabel ist lang, etwas gebogen, Ober- und Unterkiefer drei- kantig, ausgehöhlt; die länglich-linearen Nasenlöcher liegen fast parallel dem Schnabelrande, die Nasenhöhlen in einer tiefen Rinne des Schna- bels (von einer befiederten Haut bedeckt). Zunge lang, schmal, fast fa- _ denförmig. (Tarsen länger als Mittelzehe. Pedes ambulatorii.) Die Hinterzehe die stärkste. (Die Krallen kräftig, gekrümmt, die der Hin- terzehe wenig länger als die der Mittelzche. Flügel kurz, zugerundet, die 3te und 4te Schwungfeder von gleicher Länge und die längsten. Schwanz stufig, zugerundet). Die Arı O. ruficaudus, (l. e. t. 21. abgebildet), lebt in Chili, nahe der Schneegränze, auf etwa 10,000 F. Höhe, fliegt, Muskitos schnappend, von einem Felsen zum andern. Die Gattung steht Tichodroma nahe und scheint diese auf dem neuen Continente zu vertreten. (Die parenthesirten WVorte sind nach dem auf dem hiesigen Museum befindlichen Exemplare zu der hier abgekürz- ten Charakteristik zugeseizt.) Das Nest von Orthotomus Bennettii und Lon- chura Cheet zeigte Sykes der Z. S. vor. (s. Proc. p. 148.) Es war in einer durch Zusammenheftung der Ränder zweier Blät- 306 ter gemachten Höhlurg angelegt, und durch Fäden befestigt, welche durch die Blätter und den Boden des Nestes hindurch gingen, und au- fserhalb desselben mit einem Knoten versehen zu sein schienen. Das Nest selbst bestand aus feinen Täden indischen Hanfes und Gras; es enthielt 2 kleine längliche gelbe, 7,” lang und 7°," weite Eier. Das Nest der Lonchura Cheet. (Proc. 1832. p. 95.) ist eine vollkommen hohle Kugel, aus zarter Agrostis verfertigt, mit ei- ner seitlichen Eingangs-Oeffnung. Es enthielt 10 kleine längliche weilse Eier von 45” Länge und 5% Umfang. (Typus der Gattung Lonchura ist Fringilla nisoria. Temm.) Anthus Richardi und Emberiza lapponica sind nach einer Mittheilung von F. Boie (Isis 1834. p. 385.) auf Helgoland geschossen. Ersterer im Herbste auf dem Zuge; letztere im Winter von 1832 u. 33. : Einige Beobachtungen von F. v. Homeyer über Pyr- rhula enucleator, welche Ende Octobers 1832 bis Decem- ber in grofser Menge in Pommern erschien !), theilt Brehm (ib. p. 248 /g.) mit. Unter 10 Stück war oft nicht ein einziger rother (alter) Vogel. Diese dagegen hielten sich zusammen. Ihre Nahrung bestand fast aus- schliefslich aus Vogelbeere#; in Gefangenschaft fressen sie gern Hanf, Rübsamen und andere Sämereien; einer haschte auch nach einer über dem Käfige schwebenden Spinne und frals sie begierig, Seiner Le- bensart nach ist er ein echter Gimpel; hat dasselbe stille Natu- rell, einen ähnlichen, leisen Lockton. Die alten Hakengimpel sind nicht gelb, sondern roth. Ein einjähriges Männchen, welches sich nur zur Hälfte gemausert und ein reines helleres Gelb statt des Grau- gelbes bekommen hatte, entwischte und wurde im Herbste wiedergefan- gen, wo es dann sich zeigte, dals die während oder kurz nach der Ge- fangenschaft erneuerten Federn gelb, die später im Freien vermauserten hellroth waren. — Brehm setzt hinzu, dafs der Hakengimpel nicht klettere, nur auf den Zweigen langsam hüpfe, nicht Sämereien der Na- delbäume, sondern Grassämereien fresse. Ein Paar Bombyeilla garrula baute vor 12 Jahren im Tübinger botanischen Garten sein Nest auf einer Weih- muthskiefer, 4F. hoelı über der Erde, legte auch Eier, wurde aber durch Neugierige vertrieben. 1830 soll eine Colonie bei Neuenbürg gebrütet haben. Landbeck Il. c. p. 24. 1) Aus Landbeck’s Verzeichnisse sehen wir, dals er damals bis WVürtemberg hinabging. 307 Das Benehmen des Paradiesvogels, den er in der Ge- fangenschaft sah, schildert G. Bennett (Wand. II. p. 37.) sehr ausführlich und anziehend. (Die Stelle ist in von Fro- riep’s Not. Bd. 43. No. 8. übersetzt.) Er besitzt einen schlauen dreisten Blick; weils sich etwas auf sei- men Federstaat, den er oft ausbreitend betrachtet und sehr rein hält; weshalb er wenig zur Erde kommt, Er badet täglich zweimal. Seine Mauser dauert vom Mai bis August. Seine Laute ähneln dem Kräch- zen des Raben, sind aber modulirter. (He, hi, ho, ha ruft er, wenn er tändelnd auf dem Zweige hin und her hüpft; stöfst zuweilen laute bellende Töne whock, whock, whock, whock, aus.) Hingeworfene Or- thopteren fängt er schnell im Schnabel, reifst ihnen, sie auf dem Zweige festhaltend, Beine und Flügel aus, und verschlingt sie dann, den Kopf zuerst, Man giebt ihm gekochten Reis mit weichen Eiern vermischt, Pisang und lebende Insecten; todte rührt er nicht an, Eine Monographie der Paradiesvögel hat Lesson begonnen: Histoire naturelle des oiseaux de paradis, des seri- cules et des epimaques par R. P. Lesson. Paris 1834. 8. er- scheint in Lieferungen mit schönen Abbildungen. Abbildungen und Naturgeschichte mehrerer Singvögel hat Bonaparte in der Iconografia della Fauna italica geliefert: Livr. VII. Motacilla flava mit ihren Varietäten (hier Arten), VIII. Emberiza palustris. IX-XI. Sylvien. Als neue Arten wurden aufgestellt: «@) von Meyen. I. c. Ceblepyris chilensis — nach einem an- scheinend jungen Exemplare, scheint keine echte Ceblepyris; die Bür- zelfedern haben keine steife Schäfte, in dem Flügel sind die 3te und 4te Schwinge die längsten. — Sylvia flava. Manila. — Embe- riza guttata Chili (abgebildet). — Fringilla minuta. Manila (abgebildet), Fringilla luteiventris (abgebildet). — Fringilla chilensis scheint nur eine junge Fring. matutina Lichtenst (Doubl. Verz.) Lesson beschreibt den ausgefärbten Vogel als Pyrgita pe- ruviensis (L’Instit. 1834. No. 72), er ist der Haussperling in Chili und Peru. — Alcedo stellata der A. torquata sehr ähnlich. Der Verf. verbindet unter Neetarinia philippensis die Cer- thia Zeylonica L. und C. sperata L.; jene sei das Männchen, diese das Weibchen. Buceros manilensis Buff. wird als eigene Art nachgewiesen und abgebildet. ß) von Lesson werden als neue Arten aufgestellt (L’Instit. No. 72.) 1. Megalonyx medius. (neue Art der in der Cent. Zool. £. 66. 308 gestellte Gattung.) Oceiput cannelle, cou, et dos fauve brunätre, erou- pion roux onde de noir; gorge el poitrine blanc-jaunätre ; flancs et ventre jaunätre rayes de noir; un trait blanc derriere l’oeil; bec. et tarse noirs. Valparaiso. Die Gattung Megalonyx, deren längst an- derweitig vergebener Namen nicht beibehalten werden kann, scheint mir identisch mit Hylactes. Vig. Proc. Z. $. 1850 —31. p. 15. und M. medius Less. ist vielleicht H. Tarnii. Vig.? 4. Pithylus olivaceus. Less. Corps en dessus olivälre uni- forme; remiges d’un vert olive; gorge et dessous dw corps blanchü- ire: un collier mal arrete jaunätre, bec noir, queue fourchue, gri- sätre. Callao, au Peru. 5. Pithylus luteus Less. Jaune olivätre en dessus; jaune en dessous; ailes brunätres bordces de jaune; une Jorte dent a la mandibule superieurez; bec noir et blanc; tarses bruns. Hab. Callao. 6. Dolichonyx griseus Less. Corps gris uni, excepte la gorge et le milieu du ventre qui sont blanc pur et la region anale qui est ferrugineuse; rectrices laterales blanches; bec brunätre. Val- Paraiso. ‚ 7. Fringilla erythrorhyncha Less. Bec ct tarses rouges; tete, cou et dos gris flamme de noir; ailes brunätres, marqudes de blanc; devant du cow et du thorax noir, ponetue de blanc; bas-ven- tre neigeux. Coguimbo. 8. Ada Commersonii. Less. (Ornith. p. 388.) Bec jaune, torses noirs; plumage noir; les remiges blanc pur terınines de noir, un feston membraneux jaune autour des yeux. (Süd-America.) 9. Vermivora elegans. L. Olivätre, tete avec une huppe de plumes etroites et longues, variees de noir et de blanc; gorge blanche avec des flammeches brunes; ventre et thorax jaune; dos et ailes olivätre brun; rectrices brunes bordees de blanc; bec et tarses noirs. Chili merid. 10. Troylodytes Hornensis. L. Taille du Trogl. d'’Eu- rope; tete et cou roux flamme de noir en long; dos et croupion flamme de blanc, de noir avec des teintes ferrugineuses; ailes et queue ferrugineuses, raye en travers de noir; dessous du corps de- puis le menton jusqu’a lanus jaune päle; bec et tarses jaunes. Pris en mer, le 7. Janv. 1831 Cap. Horn. y) von Lesson in B&langer’s Voyage: Lanius Diana Less. abgeb. tab. 3. ist, Museipeta frontalis Temm. — Lanius albonotatus p. 249. Java. L. collurioides Less. p. 250. scheint mir Collurio Hürdiickis (Fig. Proe. Z' S. 1830 —31. p. 42.) zu sein. L. magnirostris p- 251. scheint ein Weibchen oder junges Männchen einer dem L. col- lario nahe stehenden Art. L. sordidus p. 253. — L. bimaculatus Less. Turd bima- eula- 309 eulatus Horsf. p. 254. — L. Bres. Less. Turdus gularis Horsf. p. 255.— Garrulax Belangeri t.4. ist Cinclosoma leucolophum Gould Himal. Birds. — Garrulax rufifrons. t. 5. ist Turd. perspicillatus Temm. Mus. Lugd. — Ceblepyris cinereus Less, p- 262. Java. — Museicapa albogularis Less. p. 264. Pondi- chery. — Pastor elegans (abgeb. t. 6.) p. 266. Pastor chinen- sis Temm. Malakka. — Pastor peguanus p. 268. Pegu; wohl nur ein Uebergangskleid von Pastor roseus, der in Indien bekanntlich vor- kommt. — Turdus erythrurus Less. ob Petrocinecla Maal Sy- kes. (Proc. 1831.) ? ö) von Eydoux und Gervay. Fringilla Gayi. Guer. Ma- gaz. de Zool. t. 23. &) von Temminck in den Planches coloriees d’Oiseaux Pitta Macklotii. Temm. (t. 547. mit Text) Neu-Guinea. Alcedo lugubris Temm. (tab. 548. und Text) Japan. — Calao a casque croissant t. 546. £) von Landbeck Vögel Würtembergs wird pag. 32. ein neuer Hänfling (Cannabina palustris Landb.) erwähnt, aber nicht näher beschrieben. Er steht zwischen Berghänfling und Leinzeisig. Ebendaselbst p. 44. Curruca rubricapilla Landb., bedeutend klei- ner als C. atricapilla, mit schön rostrothern Scheitel in beiden Ge- schlechtern; schr selten in WVürtemberg und im Elsals, wo sie brütet, n) von J. Gene. (Act. Ac. Turin. Tom. 37.) Garrulus mela- nocephalus, aus Syrien, ist Corvus Iliceti. Licht. — Turdus Werneri Bon. T. supra obsceure olivaceus, fascia lata superci- liari, gula, abdomine crissoque albis; pectore lateribusque ochraceis. (von Werner als Turdus Naumanni abgebildet) ist T. pallidus Lath. (T. Seyffertitzii Brehm). — Beide sind abgebildet. Scansores s. Zygodactyli. Owen hat Proc. of the Z. S. p. 3. dureli die Anato- mie von Corythaix porphyreolopha nachgewiesen, dals diese Galtung wegen Mangel des Kropfes und der Blinddärme, so wie wegen der geringen Musculosität des Magens nicht, wie Cuvier wollte, den Hühnervögeln zugehört, sondern den Scansoren. Meckel hat dies in seiner vergl. Anatomie schon früher ausgesprochen. Dafs sich bei Corythaix derselbe Band- wurm (Taenia filiformis), wie bei den Papageien fand, ist schon früher erwähnt. Die in Deutschland fast vergessene Behaarung des Ku- kukmagens ist in England von Thompson wieder enideckt werden (Proc. Z. S. p. 29.); doch überzeugten sich Owen I. Jahrg. 2. Band. 21 310 und Thompson bald, dafs es die Haare der Bärenraupe seien. Landbeck I. ce. pag. 17. hat in Würtemberg bisher kein graues Kukuksweibchen erhalten können, alle waren roth. Ueber die Toukans (Rhamphastos und Pteroglossus) hat J. Gould ein Prachtwerk edirt: A. Monography of the Ramphastidae or family of Toucans. London 1834. fol. Die unvergleichlich schönen Abbildungen gewähren eine lebhafte Vorstellung von den Manieren dieser sonderbaren Vögel. Schade, dafs dem Verf. nur Wagler’s Syst. Av., nicht dessen Nachträge Isis 1829. p- 507. bekannt waren. Dort wird nämlich Pteroglossus prasi- mus Licht. auf Rhamphastos pavoninus aut. zurückgeführt und Pt. pavoninus genannt, desgleichen Pt. regalis Licht. auf Rhamphastos torquatus aut. und als Pterogl. torguatus beschrieben. Die von Wagler im Syst. Av. nicht aufgeführten Arten; Pf. castanotis, hypoglaucus und ulocomus Gould sind von ihm bereits Proc. Z. S. 1833 beschrieben. Letzgenannter ist aber schon früher von Wag- ler (Isis 1832. p. 280.) als Pt. Beauharnaisii bekannt gemacht; folglich hat dieser Name die Priorität, Eine noch nicht im oben genannten Werke aufgenommene Art Pt. haematopygus. beschreibt Gould Proc. Z. S. 1834. p. 147. P. haematopygus. supra subolivaceus, infra coerulescenti-viridis, pectore saturatiore; uropygio coccineo ; rectricibus 4 intermediüs brunneo apieulatis. Long. tot. 14"; rostri 23”, alae 4%; caud. 54; tarsi 14. Rostrum saturate castaneum albo ad basin subeinetum. Orbitae rubrae. Pedes olivaceo-brunnei. Sexus uterque sicut in Pt. prasino et sulcato similis. Der Verf. ist der Ansicht, dafs er mit den beiden letztgenannten in eine Gruppe gehöre, die sich durch einen kürzeren seitlich gefurchten Schnabel, mit breitem, flachem Culmen, kürzere mehr gerundete Flügel (in denen die dte Schwinge die längste ist), auszeichne und Aulaco- rhynchus genannt werden könne. i Derselbe hat in der Zool. Soc. drei Arten der Gattung 7'r o- gon bekannt gemacht, die später in seiner Monographie der Trogoniden erschienen sind: Tr. erythrocephalus. T. capite guttureque sordide sangui- neis, hoe postice strig@ alba obsoleta cincto; pectore ventreque coc- cineis; dorso tectricibusque caudae superioris arenaceo-castaneis; sca- pularibus alaeque tectricibus maioribus nigro alboque flexuosim stri- gatıs. Foem. Capite guttureque arenaceo-brunneis, torque albo magis quam in mare conspicuo; scapularıbus nigro-brunneoque strigatis. sıl Rostrum branneum; mandibularum basis regioque ophthalmica' nuda coccineae, . Long. tot. 12 vel 13”; alae 5. Hab. «ad Rangoon. Tr. malabariceus. Tr. capite, gutture, pectoreque fuligino- so-nigris, hoc torque lato albo; ventre coccineo; dorso tectrieibusque caudae superioribus sordide arenaceo-brunneis; scapularibus-tectriei- busque alae maioribus nigro alboque flexuosim strigatis. Foem. Capite, dorso, gutture, pectoreque sordide brunneisz; ven- tre luteo; pectore haud torquato; scapularibus nigro - brunneoque strigatis. Rostrum nigrum; mandibularum basis regioque ophthalmica nuda coeruleae, Long. tot. 11 vel 113”, alae 5. Hab. ad litus Malabar. Tr. elegans. Tr. vertice, genis, guttureque nigrisz cervice, dorso, pectoreque metallice aureo-viridibus, hoc postice torque albo cineto; ventre saturate coccineo; scapularibus alaeque tectricibus albo nigrescenti brunneoque minutissime flexuosim strigatis, pogo- nis externis linea alba longitudinali notatis. Foem. Capite, pectore, dorsoque saturate brunnescenti-griseis; torque albo obsoleto; ventre quam in mari pallidiore. Rostrum saturate aurantio-luteum. Long. tot. 12”, alae 5, caudae 7. r Hab. in Mexico. Ist Tr. glocitans Licht., und unter diesem f Namen in den Handel gekommen. Als neue Arten werden beschrieben, von Lesson in Belanger’s Reise: Psittacus Hymalayanus p. 239. früher als Palaeornis columboides von Lear. (Illustr. of the family of: Psittacidae Lond. 1832.) abgebildet. Melias (Phoenicophaus) tristis und Bubutus Isidorei. Less. Beide letztere werden tab. 1 u. 2. abgebildet. Vini coceinea Less. Illustr. de Zool. Livr. 10. ist Psittacula Kuhlii. Gallfinacei. Ueber Menura superba giebt G. Bennett (Wand. I. p. 277.) einige Nachrichten. Wegen der bedeutenden Nachstellungen ist der Vogel seltener ge- worden; das Paar Schwanzfedern wird mit 20— 30 Schilling bezahlt, In den Bergkeiten von Tumat-country sind sie häufiger. Sie fliegen schwerfällig, sind schnell auf den Fülsen, Erblicken sie den Jäger, so rennen sie mit Schnelligkeit fort. Unterstützt von ihren Flügeln setzen sie über Banmstämme, Felsstücke und sonstige Hindernisse. Selten flie- 21” 312 gen sie in ‚die Bäume, aufser um’ zu ruhen. Sie bauen in alten hohlen Baumstämmen, welche am Boden liegen oder in Felshöhlen. Das Nest ist blofs aus zusammengescharrtem Grase oder Laube bereitet. Das WVeibchen legt 12—16 Eier von weilser Farbe mit wenigen zerstreu- ten blauen Flecken. Im December haben sie Junge. Diese sind schwer zu ergreifen, rennen mit Schnelligkeit davon und verbergen sich zwischen Felsen und Büschen. ‘Man beobachtet den Vogel mehr während der Frühstunden und Abends, als während der Tageshitze. Gleich den ühri- gen Hühnervögeln scharrt er im Böden und an Baumwurzeln nach Sä- mereien und Insecten, Derselbe spricht über die Veränderungen des Hautlap- pens beim Tragopan satyrus (Wand. II. p. 60. u. Proc. of the Z. S. p. 33.). Im zusammengezogenen Zustande hat dieser nur das Anschen einer purpurfarbenen Haut am Unterkiefer und ist zuweilen gar nicht sicht- bar. Er entwickelt sich zur Paarungszeit in den Monaten Januar bis März, kann dann willkürlich zusammengezogen und entfaltet werden. Bei Reizung wird er vergrölsert, fällt über die Brust und zeigt die leb- haftesten Farben, einen lebhaften Purper mit rothen und grünen Flek- ken, welche Farben nach dem Grade der Aufregung sich steigern. Bei grolser Aufregung werden auch die Hörner aufgerichtet. Das bei Herrn Beale lebende Exemp. stammte aus der an Thibet gränzenden Provinz Yunnan; er heilst im Chinesischen Tu Xou Nieu (Medaillon-Fasan). Was Bennett von Columba nicobarica erzählt (Wand. II. 65.), widerspricht durchaus den früheren Anga- ben. Nach ihm sieht man sie gewöhnlich (Nachts und den größsten Theil des Tages) auf Bäumen hocken, selbst auf den höchsten Zweigen. Sie bauet ihr rohes Nest in Bäumen und erzieht auch dort ihre Jungen. In der Zoological ‚Society wurde von Sabine der Ba- stard von einem gemeinen Fasan (Bhasianus colchi- cus) und einer Birkhenne (Tetrao tetrix) vorgezeigt, ist aber leider Proc. Z. S. 1534. p. 52. nicht genauer be- schrieben. Es heifst dort nur, die Beine seien theilweis be- fiedert; an der Schuller finde sich ein weilser Fieck; die'mitt- leren Schwanzfedern seien verlängert. Interessante Beiträge zur Gesch. des Rothfeldhuhns (Perdix rubra Briss.) gab Eimbeck in Naumann’s Naturg. der Vögel Deutschl. B. 7. p. 1.— Auf die Ordnung der Hüh- nervögel beziehen sich die beiden 1834 erschienenen ornitho- 313 logischen Bände von the Naturalist’s Library. by W. Jardine. Omithology Vol. III. Gallinaceous birds (enthält die Gattungen Meleagris, Pavo, Polyplectron, Argus, Gallus, Phasianus, Euplocomus, Lophophorus, Tragopan. Nu- mida) und Vol. IF. Gallinaceous Birds. Part II. Game- Birds (enthält die Gattungen Perdix, Coturnix, Ortyx, Te- trao, Lagopus, Syrrhaptes, Pterocles, Cryptonyx, Ortygis, Crypturus). Der 3te Band enthält das Portrait nnd die Le- bensbeschreibung des Aristoteles, der 4te Portrait und Bio- graphie von Thomas Stamford Raflles. Das Werk ist mehr für Dilettanten bestimmt. Die colorirten Abbildungen in Stahlstich gehören zu den besseren. Als neue Arten wurden aufgestellt «) von Lesson in Belang. Voyage t. 7.: Cryptonyx Dussu- mieri scheint mit Cr. niger der engl. Zoologen identisch. — Phasianus Reynaudii Less. ist Phas. lineatus Lath., be- schrieben in den Proc. of the Z. $. 1830—31. p. 24. und ausführli- cher von Gould zb. 1833. p. 13. Beide Geschlechter sind am a. O. abgebildet. — Das Weibchen von Perdix spadicea Lath. wird p- 272. beschrieben. A) von Gray in der Illustr. of Ind. Zool. VIII-XIV. t. 8. Eu- plocomus erythrophthalmus, eine dem Nycethemerus nahe ste- hende Art. Der englische Name: rufous tailed crested Pheasant be-. zieht sich auf die rostfarbigen Stenerledern. Sollte vielleieht im latein. Namen ein Fehler sein? Abgebildet sind ferner tab. 9. Perdix lerva Hodgs. und Coturnix erythrorhyncha Sykes. Die Beschreibung beider in den Proceed. Z. S. 1833. p. 107. .y) von Meyen 1. c.: Columba erythrothorax (abgebildet t. 16. Reise t. 26.) lebt schaarenweise auf der Hochebene Peru’s in 1&— 15000 F. Höhe. Der Name ist bereits von Temminck an eine andere Art vergeben. Ortygis ocellata (abgebildet t. 17. Reise t. 27.) Eine Or- tygis (Hemipodius) der neuen Welt, mit allen Charakteren der Gat- tung; im südlichen Peru in einer Höhe von 10—12000 F. über dem Meeresspiegel. ö) von Hardwicke. Proc. of the Zool. Soc. 1834. p. 52.: Numida vulturina. N. capite haud cristato collique parte anteriore nudis, occipite tantum brunneo-plumoso; colli inferioris, pectorisque plumis elongatis, lanceolatis, coeruleo nigroque varüis, vitta alba mediana notatis; brunneo-nigra, albo guttata, fasciata et lineata. 314 Rostrum brunneo-rubrum. Long. a rostri ad caudae 'apicem 18”, rostri 2’. WVestküste Afrika’s. (Ohne Karunkel am Kopfe). &) von Temminck Planch. color. livr. 92.: Beschreibung von Co- lumba Sieboldii Temm. und C. gelastes. Temm. Beide aus Ja- pan. (Die Abbildungen beider Arten sind später Livr. 93. erschienen.) Ferner die Abbildungnn von Tragopan satyrus. Cuv. tab. 543. mas und tab. 544. fem. und Tragopan Pucrasia. Temm. (Phasianus Pu- crasia. Gould) i. 545. (Der Text mit einer Charakteristik des Genus ist später in der 93. Livr. gegeben.) Die Naturgeschichte und Abbildung der Perdix graeca gab Bona- parte Iconogr. della Fauna italica Livr. 6. Cursores Vom Emeu oder neuholländischen Kasuar giebt 6. Bennett (Wand. I. p. 297.) einige Notizen. . Er wird, obwohl er leicht gezähmt werden könnte, leider immer mehr ausgerottet. WVegen seines klaren hellgelben Fettes, wovon die Haut eines Vogels 6—7 Quart giebt, steht er sehr im VVerthe. Man rupft die Federn aus, schneidet die Haut in Stücke und siedet sie aus. Das Feıt ist geruchsfrei, daher vorzüglich zum Brennen. Das Fleisch essen die Europäer; das vom Rumpfe ist schmackhaft, wie von Geflü- gel; das vom, Schenkel wie Rindfleich, aber etwas zarter. Er besitzt ein scharfes Gesicht. Obwohl schnellfülsig, wird er doch bald von Hunden überholt. Sein Nest ist einfach, im Gestrüpp auf Hügeln, wo sie wie Hennen einen Platz scharren und Holzstücke und Laub ringsum legen. Die Zalıl der blaugrünen Eier ist stets ungrade, 9, 11 oder 13. Grallatores. Zur Naturgeschichte dieser Ordnung haben. wir im Tten Bde. von Naumann’s unvergleichlicher Naturgeschichte der Vögel Deutschlands einen sehr wichtigen Beiträg be- kommen, sowohl in der grolsen Masse ornithologischer Erfalı- rungen, die uns der Verf. mittheilt, wie im dem Schatze aus- führlicher anatomischer Untersuchungen von Nitzsch, wel- che diesem Buche, wie früher, einverleibt sind. Abgehandelt werden die Gattungen: Otis, Cursor, Oedienemus, Cha- radrius, Strepsilas, Haematopus, Calidris, Tringa, Machetes. — Möchte doch endlich einmal von den sysle- malisirenden Ornithologen beherzigt werden, was Nitzsch dort über die natürliche Verwandtschaft von Otis sagt: 315 „Einige Naturforscher haben die Trappen zu den Hühnern gestellt, andere sie mit den Straufsvögeln verbunden; aber die anatomische Un- tersuchung bestätigt weder die eine, noch die andere Ansicht; sie zeigt vielmehr eine in mehreren Punkten eigenthümliche Bildung, welche sich jedoch an die der Sumpfvögel zunächst anschlielst und unter diesen wieder mit der der Schnepfenvögel (namentlich mit Oedienemus und Charadius) etwas mehr Achnlichkeit als mit andern Abtheilungen zu haben scheint.“ Als neue Arten werden aufgestellt «) von Gould (Proc. Z. S. 1834. p. 45.) Vanellus albiceps. TV. capite, gula, alis in medio, uropy- io, ventre, erissoque albis; faciei lateribus collogue purpurascenti- cinereis; scapularibus, remigibus prioribus 3, caudaeque dimidio api- cali nigris. Long. tot. 13", caudae 4"; tarsi 3’; femoris 3", rostri 13”. Schnabel grünlich-orange mit schwarzer Spitze. Zwischen dem Auge und der Oberkinnlade ein rechtwinklig herabhängender, schmaler, oran- gefarbiger Hautlappen; Schultersporn fast 1” lang. Steht also dem Cha- radrius senegallus (Tringa senegalla Lath.) nalıe. 8) von Meyen I. e. Gallinula olivacea p. 109. (283.) (abgebildet £. 20. [30.]) von Manila. f Ardea longicollis p. 104. (228.) Das mitgebrachte Exemplar stimmt mit Wagler’s Beschreibung von Ardea flavirostris Temm. völlig überein, Rallus torquatus Briss. von Manila wird abgebildet t. 19. (1. 29.). Meyen schofs ein Exemplar von Phalaropus platy- rhynchus, im Winterkleide, an der Westküste von Südamerika bei Coquimbo. Natatores. 1) Von den Brutplätzen einiger tropischen Seevögel im stillen Oceane, handelt von Kittlitz nach den Beobachtun- gen des Schiflsarztes Isenbeck. (Mus. Senckenb. Bd. I. Hft. 2. p. 115.) 2) Von Larus Sabinii, der bekanntlich im hohen Norden an der Westküste Grönlands und bei Spitzbergen hei-. misch ist, haben sich junge Vögel zu zwei verschiedenen Malen in Irland sehen lassen. Instit. 79. (Sitzung der Linn. Soc. vom 15. April.) 3) Von den Fregattivögeln (Tachypetes Aquila) giebt 316 G. Bennett (Wand. II. p. 254.) einige Notizen. Auch er bestätigt, was früher Lesson 'angab, dafs die Weibchen ei- nen weilsen Bauch haben und des rothen Kehlsackes erman- geln. (Nach v. Kittlitz [2 c. p. 121.] ist dessen Kehle weils befiedert, und das Männchen. bläst den Kehlsack im Fluge kugelförmig . auf.) Sie verfolgen ‘häufig die Gaunels und zwingen sie, über ihnen schwebend, durch auf den Kopf geführte Schnabelhiebe ihre Beute auszuwürgen, die sie dann hastig, bevor sie ins Wasser fällt, erhaschen. (Auch wenn man den Gannet (Dysporus) mit einem Rohrstocke auf den Hinterkopf schlägt, speiet er den verschlungenen Fisch wieder aus.) 4) Isenbeck, v. Kittlitz Z. ec. p. 121., sah die Fre- gallvögel auf der Insel Moller (nördlich von den Sandwichs- Inseln) paarweise auf den Nestern sitzen. Sie liefsen sich mit Händen greifen. Auf der Insel Lisiansky hatten sie Eier. Im- mer ist nur eins in jedem Neste von der Gröfse eines mä- ‘ Ssigen Gänseeies, von weißser Farbe. Die Nester bestanden in einer etwas lockeren Lage von Reisern auf dem Gesträu- che. Der Vogel, unfähig von ebener Erde aufzufliegen, soll sich allemal von einer gewissen Höhe herabstürzen. v. Kitt- litz bezweifelt seine Schwimmfähigkeit gänzlich. Auch ein zweiter Fregattvogel (ohne Zweifel Pelecanus leucocepha- lus Gm.) wurde mit jener Art zugleich, und scharf von ihr getrennt, auf jenen Inseln beobachtet; und zwar auf Gardner, wo jene selten war, in grolser Menge, umgekehrt auf Moller und Lisiansky, wo jene häufig war, in geringer Anzahl. (Kittlitz Z. c.) Ein Pelekan (Pelecanus Onocrotalus L), im Besitze des Herrn Rawson zu Dulwich, verwundete sich gerade über der Brust in sol- cher Ausdehnung, dafs eine weite Vertiefung entstand. Die angelegten Verbände rifs er wiederholt ab. Nach 10 Tagen war die Wunde wie- der geheilt, der Vogel blieb bei guter Gesundheit, frafs Fisch und soff wie gewöhnlich. G. Bennett in den Proc. Z. $. 1834. p. 19. So möchte denn doch ein Theil der alten Sage auf einer ähnlichen That- sache beruhen, und man kann es dem Alterthume schon zu Gute hal- ten, wenn es einer so auffallenden Erscheinung ein Motiv (das Füttern der Jungen mit dem eigenen Fleische) unterschob. Ueber das Treiben der Albatrosse hat man uns viele Beobachtungen mitgetheilt. G. Bennett widmet 317 ihnen in seinen Wund. (Bd. II. p. 357.) einen eigenen Ab- schnitt. Desgleichen hat Meyen in den Nov. Act. Acad. Leop. XVI. Suppl. p. 116. Reise Bd. 3. p. 240 fg. seine Be- obachtungen hierüber zusammengestellt... Vgl. Gaindrer im Edinb. New Phil. Journ. Jan. — April 1834. Auch von Kittlitz Z. c. p. 120. Letzterer giebt nach Isenbeck’s Beobachtungen über die Brutplätze vom braunen Albatrofs (Diomedea fuliginosa) auf den Inseln Moller und Lisiansky Nachricht. Das Nest ist ein festgekneteter Haufen Erde, in der Mitte mit einem Loche, in welches das einzige Ei mit dem spitzi- gen Ende hineinpafst. Die Jungen waren mit grauem Flaume bedeckt und wurden von beiden Aeltern mit Fischen gefüttert. Das ‚Albatrofs znuls weit; laufen, um aufzufliegen, und bleibt stehen wenn es an Etwas anstölst. Begegnen sich zwei, so machen sie sich gegenseitig tiefe Ver- beugungen mit leisem Geschnatter; auch verbeugen sie sich so, wenn znan sie durch Abziehen des Hutes grüfst. V\ie man die Albatrosse am Angellıaken mit Speck fängt, beschreibl Meyen !. c. Die übrigen su- chen den Gefangenen, wenn er heraufgezogen wird, mit ihren Schnäbeln zurückzuhalten; sehr bald aber schnappt schon wieder ein anderer nach neu hingeworfenem Köder. G. Bennett (Wand. p. 374.) sah, wie ein tödtlich von einer Kugel getroffenes Albatrols gierig von seinen Ge- führten verschlungen wurde; auch Meyen fand in dem Magen eines ge- tödteten den Hals und Kopf eines andern. Nach Meyen klappern sie mit dem Schnabel wie der Storch; nach Isenbeck ist ihre Stimme der der Möven ähnlich, aber mehr ein Geschnatter mit heulendem Tone. — Nach Bennett lieben sie feitige Nahrung; finden sich beim Aase eines Wallfisches oder Seelöwen zahlreich ein. In See besteht ihre Nahrung in Sepien, Aplysien (von denen wahrscheinlich die zuweilen purpur- rothe Farbe ihres Unrathes herrühre), Fischlaich, Velellen, Salpen, Me- dusen. Von der Anwesenheit eines Kehldeckels beim Albatrofs hat Ben- nett der Zoologischen Gesellschaft schon früher (1833) Nachricht gege- ben. — Hinsichtlich der geographischen Verbreitung der Arten finden sich in den Angaben der citirten Quellen, zu denen noch Capt. King’s Bericht an die Zool. Soc. (Proc. 1834. p. 129.) hinzuzufügen ist, man- che Widersprüche, welche in zum Theil irriger Bestimmung der Arten zu liegen scheinen. Es ist nicht möglich hier in nähere Prüfung dieses Gegenstandes einzugehen. Die Sitten des großsen Pinguins (Aptenodytes pa- tagonica Gmel.), von welchem er eine Colonie am Nord- ende von Maequarrie-Island beobachtete, hat G. Bennett in der Zoological Society geschildert. S. Proc. of the Z. S. 318 1834. pag. 34. (Institut 81. von Froriep’s Notizen Bd. 41. p- 248.) Die ungeheuere Menge derselben ist nicht zu schätzen; im Laufe des Tages und der Nacht landen 30—40000 fortwährend, und eben so viele gehen in See. Auf dem Lande sind sie, wie Soldaten, in dichte und regelmäfsige Reihen geordnet und mit der grölsten Ordnung abge- theilt. An einem Platze finden sich die Jungen, die mausernden Vögel an einem andern, an einem dritten die brütenden VVeibchen. Letztere bebrüten die Eier, indem sie dieselben dicht zwischen die Schenkel neh- men; und nähert man sich ilınen dann, so entfernen sie sich die Eier mit sich nehmend. Das Männchen geht in See um Futter für das sehr fett werdende Weibchen zu holen. Für die Jungen holen beide Ael- tern Futter; diese werden bald so fett, dals sie zum Gehen untüchtig sind, während die Alten sehr abmagern, Obwohl das Erscheinen der Pinguine gewöhnlich die Nähe von Land verkündet, so trifft man sie doch zuweilen schr fern davon, (Capt. Beechey traf sie nach Ben- nett Wand. II. pag. 8. in 340 Meilen Entfernung vom nächsten Lande.) { Cygnus Bewickii Yarr. wurde im Norden von Irland geschossen. Er hat nicht 18, sondern 20 Steuerfedern. — (Instit. 79.) Das Stimmorgan von Cygnus buccinator hat Yarrell in den Transact. of the Linn. Soc. of Lond. Vol. XVII. P. I. beschrieben und abgebildet. Ueber die Mandarinen - Ente, Anas galericulata (Een-yeong der Chinesen) giebt G. Bennett (Wand. II. p. 63.) einige Notizen. Das Männchen dieser Art hat 4 Monate im Jahre ein dem weiblichen ähnliches Gefieder. Sie rastet gern auf erhöhten Plätzen, Bäumen, Felsen u. s. w. Den Chinesen gilt sie als Symbol ehelicher Treue, wird deshalb bei ihren Hochzeitsprocessionen vorgetragen. Von der An- hänglichkeit beider Geschlechter wird von ihm ein auffallen- des Beispiel erzählt. Eine Ente, deren Männchen gestohlen war, drückte nicht nur wäh- rend der Abwesenheit desselben ihren Kummer durch Zurückgezogen- heit, Sorglosigkeit für ihr Gefieder, Mangel der Elslust u. s. w. aus, son- dern wies auch alle Aufmerksamkeit eines anderen Enterichs standhaft zurück, und kannte noch nach 6 Wochen die Stimme ihres wiederer- langten Gatten, der bald nach der Freude des Wiederschens den an- dern Enterich angriff und so zurichtete, dafs dieser in wenigen Tagen starb. 319 James Drummond Marshall beweist (Loud. Mag. of Nat. Hist. VII. p. 7.), dafs die grünflügelige Ente Nord- amerika’s von der europäischen Anas crecca specifisch ver- schieden sei, und giebt von beiden eine hübsche Abbildung in. Holzschnitt. Auch Nuttal 2. c. nennt sie eine constante Varietät, und giebt ebenfalls eine Abbildung. Beide Bilder weichen indefs ebenfalls sehr von einander ab. Beiträge zur Naturgeschichte der Eiderente (Anas mollissima) gab Eck- ström. (Tidskrift for Jägare och Naturforskare No. 8. u. 9. Mitgetheilt im Auszuge im Isten Hefte des zweiten Jahrgan- ges dieses Archives.) Aufserdem werden als neue Arten unterschieden: @) von Meyen !. c. Spheniscus Humboldtii. t. 21. (t. 31.) der Aptenodytes de- mersa (Spheniscus) ganz ähnlich, aber gröfser, an der Küste Peru’s. Halieus leucogaster t.22. (t.32.) und H. gracilis t. 23. (t. 33.) von Chile. Beide junge Vögel; ‚die Arten daher nicht gehörig begründet, Evrsterer vielleicht jdentisch mit Carbo javanicus Horsf., letzterer das Junge einer dem Hal. ceristatus schr verwandten Art. — Larus glaucodes t. 24. (t. 34.) Anas pyrrhogastra Chili t. 25. (t. 35.) und A. oxyptera, Peru, t. 26. (36.) #2) von Fischer (Nouv. Mem. de la Soc. imp. des Natural. de Moscsu. Tom. III, p. 111.): Anas cucullata. (tab. IX.) corpore griseo fusco, cauda acu- ta, subtus albo-flavescente; fronte et vertice nigris albo cinctis, ma- culaque eruciata (nuchae) cuculli ad instar viridi-aenea. Long. 14— 15". Pectus rufescens, nigro ocellatum. Scapulares undulatim fas- scialae margine albo terminatae. Speculum viridi-aeneum et atrum, antice fusco, postice alblo marginatum. — Camtschatka. 7) von Vigors (Proc. of the Z. $. 1834. p. 43): Bernicla Sandvicensis. B. brunneo-nigrescens, subtus mar- ginibusque plumarum pallidioribus; collo albescente; gula, facie, eapite superne, lineaque longitudinali nuchali nigris; crisso albo. Long. tot. 24"; rostris 1}; alae 13}; caudae 5; tarsi 24. Auf den Sandwichs-Inseln. Ein Pärchen pflanzte sich in Knowsley fort. Das Weibchen legte vom 5—llten März 4 weilse, verhältnifs- mälsig grolse Eier (etwa so grols wie die von A. eygnoides), und brü- tete «ann sogleich emsig, vom Männchen dazu eifrig angebalten. Das einzige Junge, welches aufgezogen wurde, war am 27sten Mai so groß 320 wie die Alten, und diesen im Gefieder ‘ähnlich, ‚nur die Zeichnung des Halses minder bestimmt und ausgedehnt. Eine Beschreibung der Farbenveränderung von Anas Clangula giebt Eckström, Tidskrift for Jägare och Naturforskare 1834. p. 1048. Beobachtungen über die Frühlingsmauser von Anas glacialis hat B. Fries in derselben Zeitschrift bekannt. gemacht, p. 105. Von beiden Abhandlungen ist in diesem Archive (Jahrgang 2. Heft 1.) ein Auszug gegeben. Mammalia. Zu den erfreulichsten Erscheinungen gehört die Fort- setzung von Schreber’s Naturgeschichte der Säuge- thiere, welche im Jahre 1834 vom Prof. J. A. Wagner begonnen und auch gleich so rasch gefördert wurde, dafs im Laufe eines Jahres 6 Hefte erschienen und jetzt bereits zu Ostern 1835 der Text zum 6ten Bande, die Einhufer und Pa- chydermen enthaltend, beendigt ist. Mit den später erschie- nenen Heften wird der noch fehlende Text zum 5ten Bande (Wiederkäuer) nachgeliefert. Die ”earbeitung des Textes zum Tten Bande (Cetaceen) hat Ref. für den Prof. Rud. Wagner übernommen. Alle neue Erscheinungen, so wie die Nach- träge zu den früheren Bänden wird ein Supplementband, be- arbeitet vom Prof. A. Wagner, enthalten; so dafs dem Pu- blikum die Aussicht gegeben ist, dieses klassische Werk sehr bald beendigt zu sehen. Der gelieferte Text entspricht ganz dem Zwecke des Werkes, indem er nieht nur eine sorgfäl- tige Beschreibung der Arten, sondern auch eine sehr vollslän- dige Zusammenstellung alles dessen giebt, was in der Natur- geschichte derselben geleistet ist. Die Abbildungen sind zum Theil Copieen der besten Originale; enthalten aber auch viele meist gelungene Originale. Das Werk wird demnach eine so vollständige Naturgeschichte dieser Thierklasse geben, wie sie kein anderes Kupferwerk früher geliefert hat. Auf die Klasse der Säugethiere beziehen sich auch sämmt- liche Tafeln der beiden im Jahre 1834 erschienenen Liefe- rungen von Pallas: Icones ad Zoographiam Rosso- Asiaticam (Fasc. 1 u. 2. jeder mit 8 Tafeln). - Die bereits 321 von Schreber edirten oder in den Novis Spec. Glirium mit- getheilten Tafeln werden nicht wiedergegeben. In neuer Classification der Säugthiere haben sich J. J. Kaup (Isis 1834. Hft. III. p. 311 fg. und Duvernoy (Z’In- stit.) versucht. Eine Kritik neuer Systeme liegt aulser dem Zwecke dieses Berichtes. Die von Belanger gesammelten Säugethiere hat Isi- dore Geoffroy St.-Hilaire in Belanger’s Reisewerke be- arbeilet. Ueber die Säugethiere von Nepal hat Hodgson der Zool. Society berichtet. S. deren Proc. 1834. p. 95. Die plıysikalische Beschaffenheit von Nepal ist sehr verschieden nach dem Grade der Erhebung seiner verschiedenen Distrikte, so dafs es in 3 Regionen getheilt werden mufs. Die untere Region besteht aus dem Taräi oder Marschen, dem Bhawar oder WVäldern und dem Hügel- lande und hat das Klima der hindostanischen Ebenen, mit einiger Zu- nahme der Hitze und übermäßsiger Feuchügkeit. Die Centralregion um- falst eine dichte Reihefolge von Bergen mit einer Erhebung von 3- bis 10,000 F. und hat eine Temperatur, welche 10—20° niedriger als die der Ebenen ist. Die Juxta-himalajanische Region oder das Kachär be- steht aus hohen Bergen, deren Gipfel während der Hälfte des Jahres mit Schnee bedeckt sind. Das Klima hat nichts Tropisches an sich, aulser ‚die Folge der Jahreszeiten. Die Quadrumanen sind auf die südliche Region beschränkt. Es finden sich Semnopithecus entellus (durch die Religion in die mittlere Region eingeführt und halb gezähmt in der Nachbarschaft der Tempel); Macacus radiatus Geoffr. WVahrscheinlich auch Nye- ticebus bengalensis Geofr. in den niedern Hügeln. Von Chi- ropteren sind Arten der Gattungen Pteropus, Molossus, Rhi- nolophus und Vespertilio in dem Turäi häufig, selten in der mittleren Region, noch seltener in der nördlichen. : Ein Rhinolophus und 3 Vespertilionen hausen in den Hintergebäuden in der Centralre- gion; ein Pteropus, kleiner und dunkler als P. medius Temm., der Ebene angehörig, erscheint schaarenweise im Herbste, um die Gärten von reifen Birnen zu plündern. — Von Plantigraden findet sich Talpa nur im Kachär. Fine dunkelschieferblaue Varietät des Sorex indicus Gegffr. nur in der unteren und mittleren Region. Prochylus (Ur- sus) labiatus Ill. und Helarctos (Ursus) Malayanus finden sich im Taräi. Ursus isabellinus und Thibetanus kommen in der mittleren und nördlichen Region vor; @ulo orientalis in der unteren; @. mellivorus in der unteren Region und in dem ansto- Ssenden Theile der mittleren, Ailurus fulgens nnd Ictides al- 322 bifrons gehören dem Kachär an, zufällig auch der mittleren Region. Eine unbeschriebene, wie Mustela flavigula Bodd. gefärbte Art von Paradoxurus findet sich in der mittleren Region; eine zweite Art, vielleicht P. Bondar Gray, im Taräi. Von Digitigraden findet sich Viverra undulata Gray (?) in der mittleren Region; Viverra Rasse Horsf. u. V. indica Geoffr. häufig im Taräi. Herpestes griseus. F. Cuv. kommt in der unteren Region vor; eine zweite, wahrscheinlich unbeschriebene Art, kleiner und von mehr dunkelgrauer Farbe, in der mittleren. Felis tigris L., F. pardus L., P. leopardus L., F. iubata L. finden sich in der untern Region. Der Leopard dehnt sich auch über die mittlere aus, wo er häufig: ist, aber minder gefürchtet, als der Bär. Er findet sich eben- falls in der nördlichen Region, auch der Tiger kommt dort vor, in der Nähe des Schnees, aber kaum in der mittleren Region. Felis nepa- lensis Vig. et Horsf., F. mormoensis Hodgs. gehören der mitt- leren Region an, so auch eine unbeschriebene, schön gefärbte Art. F. viverrinus Benn. ist auf das Tarai beschränkt. Andere kleine Katzenarten finden sich in der nördlichen Region. — Mustela fla- vigula Bodd. und 2 verwandte unbeschriebene Arten kommen in ‚der mittleren Region vor. Ein vierter Marder mit kürzerem Schwanze als der oben genannte und dem gemeinen WViesel (Weasel?) ähnlicher, findet sich im Kachar (Martes laniger Hodgs. mit dickem, spiralför- mig gedrehtem, wolligem, einfarbig schmutzig sahnefarbenem Pelze). Mu- stela putorius L.? ist ein Bewohner der mittleren Region, und häu- figer in ‚der nördlichen. — Von Lutra finden sich nicht weniger als 7 Arten (?) in Nepal, und zwar sind 5 derselben von den ÖOttern der hindostanischen Ebene verschieden. 4 Arten betrachtet der Verf. als neu; sie wnterscheiden sich in Länge, in Verhältnissen und in Farbe. Der Pariah ist der einzige Hund der niederen und mittleren Region; der tibetanische Bullenbeifser ist auf das Kachar beschränkt, wo er Aus seinem Vaterlande eingeführt ist, aber bald ausartet. Canis prim- aevus Hodgs., Canis aureus var Indieus in der niedern und mittleren Region, selten im Kachar. Canis bengalensis Shaw, der kleine insektenfressende Fuchs Indiens, findet sich im Tarai; ein gro- fser Fuchs ist dem Kachar eigen; Canis lupus der niederen Re- gion. Von Nagethieren: Hystrix leucurus Sykes (mittlere und niedere Region), Lepus nigricollis F. Cuv. im Tarai. Lepus n.sp., so grols wie der gewöhnliche Hase !) und diesem sehr ähnlich, ist selten in der mittleren und nördlichen Region. Sciurus palmarum L. häufig in der südlichen Region. Seiurus n. sp. (erdbraun und 1) Vielleicht Zepus ruficaudatus Isid. Geoffr. Belang. Voy. - 323 goldgelb getüpfelt) in det mittleren. Sciuropterus nitidus. F. Curv. in der unteren und mittleren Region, doch in der letzteren: selten. Mus. decumanus L. und Mus rattus L., beide schr zahlreich und lästig. Mus. musculus L. schr selten. Feldmäuse häufig. Von Edentaten, eine Manis, der M. javanica nahe stehend; häufig im 'Hügellande der niederen Region und in den Gebirgen der mittleren. Von Pachydermen: Elephas indieus. Cuv. und Rhino- ceros unicornis. Cuv., beide häufig in den VValdungen und Hügel- lande der niederen Region, von wo sie zur Regenzeit in die bebau- ten Gegenden des Taräi einbrechen, um Reis zu fressen. — Sus serofa var. a Von Wiederkäuern: Cervus Axis Erxl. — C. porei- aus Zimm. Ein brauner C. porcinus. — C. Elaphus L.? — C. Aristotelis Cuv. — C. equinus Cuv. — C. n. sp. schwarz und zu derselben Gruppe gehörig. — C. Bahrainja. n. sp. — C. Ratwa. Hodgs. Alle diese Hirsche, mit Ausnahme des letzten, be- wohnen das niedere Hügelland, Der Ratwa, zu den Müntjaks gehö- rig, ist der mittleren Region eigenthümlich und kommt zufällig in den niedrigsten 'Thälern des Kachär vor. — Antilope Ghoral Hardw. in der nördlichen und mittleren Region. — A. Thar Hodgs. in der mittleren Region, zufällig in der nördlichen und südlichen. — A. Chi- karra Hardw. und A. Cervicapra Pall. gebören ausschlielslich der untern Region an. Capra Iharal Hodgs. ausschlielslich in der nörd- lichen Region; dort auch Ovis Ammon var., Ovis musmon var. Die Wolle des Huniah oder Bhutanischen Hausschafes ist vortrefflich; es verdiente in Europa eingeführt zu werden; eignet sich nur für die nördliche Region von Nepal, indem es sehr durch die Hitze der mittle- ren leidet. — Ros taurus var. indieus. — Bos grunniens L. gezähmt im Kachär. — B. bubalus Briss. Eine Uebersicht der Säugethiere des dänischen Staates von Mel- ehior hat Sophus Zahle herausgegeben, (Den danske Stats og Norges Pattedyr. Et Priesskrift af H. B. Melchior etc. udgivet ofter forfatherens död af Sophus Zahle. Kopenhagen 1834. 8vo, mit XIII Steintafeln. Eine Uebersicht des Inhaltes mit Bemerkungen hat H. Nathusius im zweiten Jahrgange (Heft 1.) dieses Archives mit- getheilt. Cetaceca. Der im Anfange des Jahres 1834 schwebende Streit über die erste Emährung der Jungen, bei welchem Geoffroy- St.-Hilaire in Zweifel zog, dals das Secret der Brustdrü- sen wirkliche Milch sei, hat sich, durch das Stranden einiger Delpliine an der Küste der Bretagne, entschieden. Geof- 324 e froy hat eingestanden, dafs die erste Nahrung der Jungen wirkliche Milch ist, aber er beharrt bei der Ansicht. dafs das Junge nicht selbst sauge, sondern ihm von der Mutter die Milch eingeflöfst werde. Rapp hatte diese Ansicht schon viel früher in Meckel’s Archiv (1830. p. 359.) ausgespro- chen, ‚und darauf hingewiesen, dafs zu dem Ende wahrschein- lich die Drüse. durch den über derselben ausgebreiteten Haut- muskel zusammengedrückt werde. — Die Zitzen der Del- phine liegen, wenn das Thier nicht nährt, in einer seitlich am Hintertlieile des Bauches gelegenen Furche verborgen. Wenn das Thier nährt, ist die areola der Zitze sehr deutlich, man sieht in der Mitte eine abgeplattete, mitten von einem Loche durchbohrte Warze, die Oeffnung des behälterartigen Kanales, in welchen die ductus lactiferi münden. (s.. Bericht von Dumeril, F. Cuvier und Dumas über die bei Maout gestrandeten Delphine. Instit. No. 48.) Nach Knox, wel- ' cher der Royal Society über die Anatomie einer Balaena ro- strata Anzeige machte (Instit. No. 74.), gleichen die Brust- drüsen der Wallfische in ihrer Structur keinesweges denen des Ornithorhynchus, sind also keine einfachen Blindsäcke. Auch fand J. Müller (Archiv 1835. p. 44.) in der Milch- drüse eines Delphins einen zusammengeselzt-drüsigen Bau. Chauvin, ein Wallfischfahrer, sah 9 Wallfische fangen, welche nährten. Das Junge folgte beständig der Mutter. Noch selbst als die Mutter an das Schiff gebunden war, um- kreiste es sie, und eilte an die Zitze, die es nur losließs, um sie bald wieder gierig zu ergreifen. Das Junge nimmt dabei eine zu der Seite der Mutter senkrechte Stellung an. Die aus der Brustdrüse gedrückte Milch benutzte die Schifls- mannschaft öfter zum Kaflee. (Instit. p. 118.) Auch bei den zu Maout gestrandeten Delphinen war das Junge immer nahe an der Zitze der Mutter. Vergl. auch den übereinstimmen- den Bericht von Traill über die in Scapay Bay gestrandeten Delphine. James. Edinb. New Philos. Journal Vol. XVII. p- 177. ? Eine neue Gattung der Delphine, Inia, hat d’Orbigny in den Flüssen der Provinz Moxos (Bolivia) gefunden, und in 325 in den Nowv. Annal. du Mus. d’hist. nat. 3. p. 28 fg. be- schrieben und £. 3. Thier nebst Schädel abgebildet. Sie hat ganz die äufseren Charaktere der Delphine. Die Rücken- flosse ist nur eine kleine Vorragung; die Schnauze verlängert, schr dünn, fast eylindrisch, mit starken Haaren besetzt. Zähne jederseits 42234, die vorderen konisch, gekrümmt, die hinteren mit einem Absatze an der inne- ren Basis versehen, der, je weiter sie hinten stehen, um so mehr an Gröfse zunimmt. Brustllossen grofs, stumpf. Hintertheil des verhältnifs- mäßsig kurzen, dicken Körpers schwach zusammengedrückt. Schwanz grols, tief getheilt. Der Schädel flach. Die Symphyse des Unterkiefers sehr lang; Schläfengrube langstreckig, oben von einer sehr erhabenen Fronto- Parietalleiste begränz. Die Schnauzenhaare waren bei dem gefangenen trächtigen Weibchen einzeln, dick und kraus, sollen beim alten Männ- chen lang und stark sein; sie finden sich bereits beim neugeborenen Jun- gen. Die ganze Länge des WVeibchens betrug nur 2 Metr. 4 Centim.; die Männchen sollen indefs doppelt so grols werden. Die Farbe oben bläulich, unten ins Rosenroth übergehend, ändert sehr ab; die in den grolsen Flüssen lebenden sind. gewöhnlich blasser; die, welche zur Re- genzeit in die Seen eindringen, und zur trockenen Zeit dort zurückblei- ben, werden fast schwarz. In das Meer gehen sie sicher nie, denn sie finden sich 700 Lieues von diesem, in den Zuflufsströmen des Rio de Madeiras, eines Hauptarmes des Amazonenilusses, und zwar oberhalb der Cascaden desselben, die sie, vom Meere aufsteigend, nicht würden über- winden können. Das Weibchen bringt nur ein Junges zur Welt, Sie erscheinen des Atlımens wegen häufiger an der Oberfläche als die Ce- taceen des Meeres. Man trifft stets 3—4 Individuen beisammen. Ihr Gehör ist gut. Sie verfolgen die zahlreichen Fische dieser Ströme und erscheinen von Zeit zu Zeit au der Oberfläche, um ihren Raub zu kauen. Inia heifst das Thier bei den Guarayos, bei andern Stämmen anders; Bufeo bei den Spaniern, Bote bei den Portugiesen. Ueber die grolsköpfigen Cachelots giebt Meyen einige Notizen. (Reise Bd. I. p. 140.) Sie schwimmen beständig in Reihen, so dafs einer dem andern folgt. Sie spritzen das WVasser nicht fontaineartig in die Höhe, son- dern schnauben es in einen sehr dicken Strahle mit einem sehr tiefen dumpfen Tone vor sich hin, da die Spritzlochöffnung links am vor- deren und oberen Winkel des Kopfes und zwar so gelegen“ sei, dafs sich etwa zwei Dritttheile derselben auf der vorderen, ein Drittel auf der obern Fläche münde, Nach Aussage des Capt. Stövers, eines er- fahrenen Cachelotfängers, beträgt der Kopf bei Thieren von 90 F. Länge gerade ein Drittheil der Totallänge. Der schnige Wallrath-Behälter ist an seiner hinteren Befestigung gerade 18 Fufs hoch; am vorderen Schnauzenende sitzt noch dicht auf dem Oberkiefer eine dreieckige, ge- I. Jahrg. 2. Band. 22 326 gen 7 Tonnen schwere Feitmasse. Sind die Fettmassen vom Schädel getrennt, so sinken die Knochen zu Boden. An keinem anderen Theile des. Körpers, als am Kopfe, wird WVallrath gefunden. Ueber den Dügong des rothen Meeres hat E. Rüp- pell von Dahalek der Senckenbergischen Gesellschaft ein Schreiben nebst Haut und Skelett des Thieres eingesandt. (Mus. Senckenb. I. 2. p. 99.) Dort von den nöthigen Hülfsmitteln entblöfst, nannte er das Thier, welches er vom Dügong des indischen Oceans verschieden glaubte, Ha- licore tabernaculi, in der Vermuthung, dafs es dieses Thier sei, dessen Haut Moses den Israeliten zur Decke der Bundeslade vorschrieb. W. Sömmering spricht sich nach genauer Vergleichung des Schädels dahin aus, dafs an der Identität beider Arten nicht zu zweifeln sei. Sowohl die äufsere Gestalt des Dügong, wie die WVeichtheile und das Skelett, sind von Rüppell umständlich beschrieben, und die Abbildungen des ganzen Thieres, des Schädels, des Magens und der Leber (tab. 6.) bei- gefügt, Die Icones zu Pallas Zoographia Rosso-Asiatica Tasc. II. ge- ben die Abbildungen von Rlıytina Stelleri (Manatus borealis. Pall) und Delphinus Leucas, dessen Anatomie eine eigene Tafel gewid- met ist. ! Dafs das von Cuvier als Hippopotamus medius be- stimmte fossile Thier kein Flulspferd, sondern ein Cetaceum aus der Gattung Halicore sei, hat J. de Christol nachge- wiesen. Ann. d. Sc. nat. Tom. 2. Cuvier besals nur einen einzelnen Backenzahn und ein Stück vom Unterkiefer mit dem letzten und vorletzten Backenzahne, Im Sande bei Montpellier fand sich ein fast vollständiger Unterkiefer, welcher die volle Zahl Backenzähne (3) enthielt, dabei ohne Spur von Vorder- und Eck- zähnen, nach vorn verschmälert und schief abgestutzt ist, so dafs in der ihm correspondirenden Oberkinnlade die Vorderzähne nach unten gerich- tet sein müssen. Die Bildung des Unterkiefers ist also wie heim Dü- gong. Nach der Ansicht von F. Cuvier und Brogniard (Rapport in den Annal. des Sc. nat. II. 1. p. 282.) ist die Gestalt der Backen- zähne zu abweichend, als dafs dieses Thier mit Halicore zu derselben Gattung gehört haben könnte; jedenfalls aber scheint sie dem Dügong nahe zu stehen. Pinnipedia. Die Urigne. Phoca lupina Mol. (P. tetradactyla Oken) ist von Meyen an der Küste Chile’s untersucht wor- 327 den (Reise I. p. 220.). Sie erreicht eine Gröfse von 6 Fuß; das untersuchte Individuum hatte nur 3 F. 4”, und einen 3 . bis 4” langen Schwanz. Die Vorderfülse hatten wirklich 4, die Hinterfüßse 5 Zehen. Die Ohren wie am Kopfe wegge- schnitten. Die Beschreibung des Gebisses weicht, wahrschein- lich wegen der Jugend des Ex., von dem der Ofaria ab. — Von der Rüsselrobbe hat Froriep Not. Bd. 40. p. 298. und Not. Bd. 42. p. 216. Nachrichten zweier Seereisenden, Fanning und Webster, mitgetheilt, auf die nur verwiesen werden kann. Ruminantia. Hodgson machte der Zoologischen Gesellschaft neue Mittheilungen über die Chiru-Antilope (A. Hodgsonü Abel) Proc. 1834. p. 80. Das Weibchen ist hornlos, hat 2 Zitzen, ist ohne Zeichnung im Gesicht und an den Beinen. Beim Männchen finden sich grofse Inguinalsäcke, die bei dem Weibchen beträchtlich kleiner sind. H. macht auf die iso- lirte Stellung dieser Art aufmerksam, für welche er unter dem Namen Pantholops eine eigene Gruppe bildet. Derselbe gab eine genaue Charakteristik der Ghöräl- und Thär-Anti- lopen, ib. p. 85. Nach ihm stimmen Ant. @horal Hardw. und A. Du- vaucelii Ham. Smith mit einander in Sitten und Gestalt sehr überein, desgleichen A. sumatrensis Shaw. und A. Thar Hodgs.; beide ersteren unterscheiden sich aber in der- selben Hinsicht sehr von den letzteren. Der Verf. läfst die Arten vorläufig in der Gruppe Nemorhedus zusammen, in wel- che A. G@horal und Sumafrensis von H. Smith gestellt wur- den; verbessert aber deren Charakter folgendermalsen: Habitus ziegenartig, zum Klettern und Springen eingerichtet, Hör- ner in beiden Geschlechtern, hinter der Orbita, kurz, konisch, einfach rücklings gekrümmt, geringelt, mit der Gesichtsebene und fast un- tereinander parallel, etwas fern von einander am Grunde; Stirnzapfen hohl, in Verbindung mit den Stirnhöhlen, aber nicht porös und nur et- ' was zellig (swbcellular); Suborbitalsinus klein oder fehlend, Keine In- guinalporen. Schwanz wie bei Ziegen. Ohren lang, spitz, gestreift. Muffel klein. Eine Mähne. Haar von zweierlei Art, dick, oder einer- 22 * 328 lei Art und spärlich. Vier Zitzen beim WVeibchen. — Leben in den Gebirgen und WVäldern des indischen Festlandes und der Inseln, einzeln oder in kleinen Truppen. 1) A. sumatrensis Shaw (Cambing Ootan.) 2) Duvaucelii H. Sm. (ob Varietät von A. Ghöräl?) 3) A. G@höräl Hardw. Ganz ziegenartig, nur nach ihren runden geringelten Hörnern Antilope; klein, gedrungen, mit gekrummtem Rücken. Beine ziemlich stämmig. Länge bis zum Schwanze 50 Zoll, Höhe 27”. Schädel ziegenähnlich. Hörner an der Stirnleiste, 6” lang, einander pa- rallel, mit einwärts gebogener Spitze, 20—30 Ringen, die 3 des Hor- nes einnehmen, dabei gedrängt, von schwachen Längsstreifen unterbro- chen, geperlt und abgestutzt sind. Suborbitalsinus fehlen. Muffel halb; Oberlippe behaart. Schwanz verflacht-konisch und unten halb nackt, Pelz aus zweierlei Haar, reichlich, locker. Eine kurze, halbaufgerichtete Mähne am Scheitel. Knie gewöhnlich schwielig, nackt, aber nicht ur- sprünglich. Farbe rostbraun, unterhalb blasser. Eine Linie auf dem Scheitel, dem Schwanze und auf der Brust, ein Streif vorn an den Vor- derbeinen und hinten an den Hinterbeinen schwarzbraun. Aufsenseite der Ohren rostfarbig. Lippe und Kinn rörthlich weils. Ein grofser rein weilser Fleck an der Kehle. Hörner, Hufe und Mufiel schwarz. Iris dunkel haselfarbig. — Das WVeibchen etwas kleiner und blasser gefärbt. Das Junge röthlicher, ohne Zeichnung und Mähne. Bewohnt in Nepal die dem Himalaya zunächst liegende Region. 4) A. Thar Hodgs. Thär bei den Nepalesen; minder ziegen- artiges Anschen; Rücken gerade; WViderrüst höher als Kruppe; mehr geeignet zum Klettern als zum Springen. Beine sehr stimmig, mit ei- ‘nem höheren Huf, dessen Ränder das Fesselgelenk überragen. Schädel hirschähnlich, Gesichtsrücken mälsig convex, die Scheitelbeine nicht in einem scharfen Winkel zur Stirn verflacht. Ein tiefer Eindruck vor den Augenhöhlen. (Von beiden das Gegentheil beim Ghöräl.) Hörner hinter den Augenhöhlen, aber unter der Stirnleiste, 8” lang, stämmiger und minder gekrümmt als beim Ghöräl, fast divergirend mit auswärts gebogenen Spitzen; 5 des Hornes mit 20—30 abgestutzten, geperlten, von Längsstreifen durchbrochenen Ringen. Unter dem Auge 'ein eine zähe Feuchtigkeit absondernder Suborbital-Sinus. Eine halbe Muffel, größser als bei voriger, und etwas über die Oberlippe sich ausbreitend. Schwanz kürzer, verflacht, unterhalb nackt. Das Haar von einerlei Art, kurz, starr, dicht anliegend. Eine halbaufgerichtete Mähne. Knie schwie- lig, vielleicht ursprünglich; Brust ohne Schwiele. Länge 64", Höhe 38”; Gewicht über 200 -Pfund. — Farbe auf der ganzen Oberseite nebst dem Kopfe und Halse pechschwarz; an den Seiten mit Lehmroth gemischt; Aufsenseite des Unterarmes und Unterschenkels lehmroth; das übrige Bein weilsgrau oder röthlich grau. Aufsenseite der Ohren dunkel. Brust blals. Keine Streifen an den Beinen. Lippen und Kinn matt grau, 329 ein rein 'weilsgrauer Streif läuft rückwärts vom Mundwinkel über die Backen. Hörner, Hufe, Muflel schwarz. Iris haselfarben. WVeibchen so grols wie Männchen, und ihm ganz ähnlich; das Junge blasser, mit Grau gemischt. Bewohnt die steilen, waldigen Gebirge der mittleren Region von Nepal, die es mit furchtbarer Eile auf und ab stürzt, obwohl es nicht gut springt oder hüpft. In einem Schreiben an die Zoologische Gesellschaft hat Hodgson eine Beschreibung des Ihäral (der wilden Ziege) und des Nahöör- (des wilden Schaafes von Nepal) gegeben, und zugleich eine Prüfung der zwischen Capra und Ovis fest- gestellten Charaktere vorgenommen. (s. Proc. of the Z. S. 1834. p.106., daraus im Lond. and Edinb. Philos. Mag. 1835. und übersetzt in von Froriep’s Notiz. Bd. 44. No. 9.) Die Beschreibung beider Thiere ist schon in Wagner’s Fortsetzung der Schreber’schen Säugethiere benutzt worden. Indem ich auf die erwähnten Schriften verweise, bemerke ich nur, dafs ich in dem Nahöör dasselbe Schaaf zu erkennen glaube, welches früher von Brandt und Ratzeburg (Med. Zoologie I. p. 54.) als Ovis musimon orientalis beschrieben und abgebildet ist. Ich würde auch glauben, dafs der von Gmelin beschriebene. persische Mufflon derselben Art angehöre, wenn nicht dessen Angabe, dafs das Weibchen hornlos sei, im Wege stände, denn nach Hodgson hat das Weibchen des Nahöör kurze, aufrechte, schwach zurückgebo- gene und stark verflachte Hörner, und eine gerade Gesichts- linie.. Auch bei den Jungen ist letztere gerade. _ Gene&e hat in den Memorie della Academia di Torino. Tom. 37. 1834. pag. 375. eine fettschwänzige Varietät des Schaafes beschrieben und abgebildet, die er Ovis aries re- curvicauda nennt (Cauda oblongata, depressa, arcte repli- cata, appendicula apicali tenui, cylindrica, inflexa), und für identisch mit ©. ecaudata Isid. Geoffr. hält. Derselbe hat ib. p. 195. die längst bekannte Klauendrüse der Schaafe entdeckt, und glaubt in ihr, da er sie bei den Varieläten der Ziege und bei Capra nubiana F. Cuv. nicht fand, ein Unterscheidungsmerkmal zwischen Ovis und Capra gefunden zu haben. Indefs hat sie Friedr. Klein in einer 330 hierselbst 1830 erschienenen Dissertation: de sinu eutaneo ungularum ovis et capreae aus beiden Thieren beschrie- ben und abgebildet; mithin fällt jener Unterschied weg. Ebendaselbst spricht Gen&e auch über die Gruben am Kopfe der Gemse. Sie sind der Sitz eines drüsigen Ab- sonderungsorganes, welches, beiden Geschlechtern eigen, sich zur Brunstzeit stark entwickelt, und dann eine gelbliche, dick- schmierige Flüssigkeit absondert, wodurch der starke Bocks- geruch hervorgebracht wird. Aufser dieser Zeit sind sie gänz- lich unter dem Haare, versteckt, zeigen sich nur als 2 wenig vertiefte, gebogene Queerfurchen, und enthalten keine Mate- vie. Zur Brunstzeit schwellen aber diese Falten der Haut fast zu der Gröfse einer Nufs an, verlieren ganz das Haar, haben eine chagrinirte bräunliche Oberfläche, und zeigen im Durch- schnitte einen Haufen fein verzweigter, strotzender Blutge- fäßse. Die innen glatte Spalte auf ihrem Rücken dringt dann tief ein, und ist mit dem Secrete erfüllt. In Pallas Icones ad Zoogr. Rosso-Asiaticam sind PR bildet: _Aegoceros Ammon Pall. (Capra caucasica Güld.) Aegoceros Argali Pall-Antilope Saiga Pall. Vom Musimon (Capra [Ovis] Musimon) ist in Bona- parte’s Iconografia. Livr. IX. Abbildung und Beschreibung gegeben. Pachydermata. Ein neuer Rhinoceros (Rh. cucullatus Wagl.) ist im Tten Bande von Schreber’s Säugethieren von A. Wagner tab. 317. F. abgebildet und p. 317. beschrieben worden. Rh. cornibus duobus, capite sensim elevato, plicis cutis profun- dis, clypeo scapulari indiviso, supra latiori, epidermide verrucis parvis obsita. ! Die Art gründet sich auf ein Individuum des Münchener Museums, wel- ches allerdings auf keine der beschriebenen Arten palst, mit den einhörnigen aber den starken Faltenwurf der Haut gemein hat. Leider ist es zwei- felhaft, ob das vordere Horn ihm ‚wirklich angehört, da die Stelle der Haut, welcher es aufsitzt, nebst den Nasenbeinen herausgeschnitten war. Gesetzt also, dafs das vordere Horn nur eingesetzt war, so würde sich doch diese Art von den einhörnigen durch die Stellung des Hornes, wel- ches ‘die Stelle des hintern Horties der zweihörnigen einnimmt, unter- 331 scheiden. Jedenfalls ist die Art, über deren Vaterland leider nichts er- mittelt werden konnte, eine eigene; muls aber, da der wichtigste Cha- rakter nicht festzustellen ist, einstweilen problematisch bleiben. Ueber das indische Nashorn hat Hodgson der Zool. Soc. (Proc. p. 98.) einige Mittheilungen gemacht. Es milst bei der Geburt 3 F. 4” in Länge und 2 F. in Höhe. Ein vor 8 Jahren zu Katmondoo geborenes Individuum halte jetzt 9 F. 3” Länge, 4 F. 10” Höhe.an den Schultern; der größte Umfang seines Körpers betrug 10 F. 5”; die Länge des Ko- pfes 2 F. 4"; die des Hornes 5”; ist also augenscheinlich lange nicht erwachsen. Man glaubt, dafs es hundert Jahre lebe; denn ein jung gefangenes wurde in Katmandoo 35 Jahre ge- halten, ohne Zeichen, des Alterns.. Das Junge saugt fast 2 Jahre lang. Neugeboren und einen Monat alt hat es eine röthliche Beimischung zur dunkeln Farbe des reifern Alters. Eine Abbildung des wilden Esels (Equus asinus ferus) ist in Pallas Icones ad Zoogr. Rosso-Asialic. Fasc. 2. ge- liefert. Edentatea Ueber die Zähne der Edentaten hat R. Harlan in den Transactions of the Geological Soc. of Pensylvania Vol. I. P. I. gesprochen. Die Zähne von Bradypus tridactylus bestehen nach ihm aus Beinsubstanz, Schmelz und Cement. Ein mittlerer Cylinder von Bein- substanz ist mit Schmelz umgeben, den selbst wieder eine Cementlage umschliefs. Der beinerne Centraltheil nutzt sich am schnellsten und tießten ab, daher die Mitte der Krone hohl; das Cement nutzt sich we- niger ab, aber mehr als der Schmeiz, daher bietet der Umkreis des Zah- nes eine schräg geschnittene Kante dar. Bei Br. didactylus sind die Zähne fast ganz entblöfst von der Cementlage, nur ein dünner Anflug von schwarzer Farbe, vielleicht ‘nur ein WVeinstein, findet sich; die Kro- nen der beiden mittleren Backenzähne zeigen beim Abreiben zwei unre- gelmälsige concave Dreiecke vorn und hinten. Die mittlere Säule des Zahnes ist von weicherer Structur und in Farbe von der übrigen Zahn- ° substanz verschieden. Bei Dasypus sind die fast conischen Zähne ohne Gement; ist der umgebende Schmelz abgenutzt, so zeigt die Krone eine doppelt haibelliptische concave Oberfläche mit einer mittleren Vertiefung, indem die Gentralportion der Beinsubstanz weicher ist. Die Zähne von Megatherium gleichen in Structur denen des Bra- 332 dypus tridactylus, unterscheiden sich in Gestalt und durch den Besitz zweier Wurzeln. Die Zähne von Megalonyx bestehen ebenfalls aus den verschiedenen Substanzen, ihre Structur zeigt grolse Analogie mit denen des Brad. tridactylus. Die Krone der Backenzähne erhalten durch Abreibung eine ähnliche Gestalt. Ueber die zweckmäfßsige Einrichtung des Faulthiers zu seiner Lebensweise handelt Buckland in den Transact. of the Linn. Soc. of London. XVII. Bd. 1. p. 17. T. Bell, welcher früher in der Zool. Gesellschaft nach- wies, dafs die beiden sogenannten untern Halswirbel von Bra- dypus tridactylus Rippenrudimente trügen, und folglich Brust- wirbel seien, hat in den Transact. of the Zool. Soc. Vol. I. P.2. p. 113. darüber geschrieben und eine Abbildung der un- tern Hals- und obern Brustwirbel gegeben, welche dies au- (ser Zweifel setzen. Dies Thier hört also auf, eine Ausnahme von der Regel zu sein, indem es nicht 9, sondern 7 Halswir- bel besitzt. Von Manis Temminckii Smuts, welche bisher nur nach denı Skelette und einzelnen Schuppen bekannt war, hat E. T. Bennett in den Proc. of the Z. S. p. 81. die voll- ständige Beschreibung gegeben. M. capite breviore, corpore latiore, squamis magnis, 11-seria- tis; cauda truncum longitudine subaequante, latitudine paulo mi- nore, ad apicem subtruncalum vi.c angustiore. Hab. prope Latakoo? Long. tot. 253", caudae 12"; lat. dorsi 8"; caudae prope api- cem 5". Ausgezeichnet durch die Kürze des Kopfes (hierin der M. java- nica ähnlich), durch die Breite des Körpers und des Schwanzes, der fast so breit als der Körper ist, in seinem gröfsten Theile fast dieselbe Breite besitzt, und nur am Ende sich etwas verschmälert, wo er rund und fast abgestutzt ist. Von den 15 Schuppenreihen gehört eine jederseits mehr dem Bauche als Rücken an; sie sind schr breit, längsgestreilt, glatt, wie polirt (rubbed) am Hinterrande, und schwach in einen dünnen, kurzen, abgerundeten Vorsprung verlängert. Ihre Zahl ist verhältnilsmäfsig ge- ring, nämlich vom Hinterkopfe zum Schwanzende nur 20 (bei M. pen- tadactyla ewwa 30, bei M. Javanica 45—50). Verf. macht noch dar- auf aufmerksam, dals bei M. javanica die Mittelreihe kurz vor dem Ende des Schwanzes aufhöre, so dals die vier letzten Queerreihen nur aus 4 Schuppen beständen. 333 Bedeutend hat das verflossene Jahr unsere Kenntnifs der Monotremen gefördert; und auch hier verdanken wir das Meiste den Bemühungen von G. Bennett, der ihrer Lebens- weise und Fortpflanzung mit rastlosem Eifer nachforschte, und den sorgfältigen anatomischen Untersuchungen von R. Owen. Ersterer hat in der Zool. Soc. über seine Beobachtungen des Ornithorhynchus Nachricht gegeben. (Proc. Z. S. 1831. p. 141.) Die ganze Abhandlung, aus welcher ein erschöpfen- der Auszug nächstens gegeben werden soll, erschien erst 1835 in den Transact. of the Zool. Soc. T. I. Part 3. zugleich mit der Beschreibung des Jungen von R. Owen. (Letztere ist zuerst in den Proc. 1834. p. 43. im Auszuge mitgetheilt.) Aus den Beobachtungen Bennett’s kann vorläufig bemerkt wer- den, dafs er die beiden Ornithorhynchus-Arten für nicht gehörig ver- schieden hält; dafs das Männchen nicht zu bewegen war, sich seines Spornes als Walle zu bedienen; dafs in dem trächtigen Weibchen nur der linke Uterus 1—3 weiße, vollkommen runde Eier enthielt, der rechte, minder gefäfsreiche keine. Die Eier hat R. Owen (in den Phil. Transact. 1834. p. 555.) beschrieben. Die kleinsten hatten 24”, das gröfseste 3” im Durchmesser. Ihre Oberfläche war glatt, nicht im ge- ringsten dem Uterus angehefiet. Ihr Inhalt war doppelter Art; nämlich eine grauliche, fast durchsichtige Flüssigkeit, und eine gelbliche dunklere ‘ Materie, welche immer in den tiefsten Theil des Eies niedersank, von einer körnigen Membran, Dotterhaut, umschlossen war, mithin von Owen für Dotter angesprochen wird, während er den flüssigen Inhalt zwischen ihr und dem Chorion, welcher, obwohl die Eier so lange in WVeingeist gelegen, nicht geronnen war, für Eiweifs nimmt. Von Chalazen und Embryo fand sich keine Spur. Owen folgert aus der geringen Menge des Dotters und der Abwesenheit der Chalazen, dafs das Ei nicht durch Bebrütung aufser dem Mutterkörper seine völlige Entwickelung erhalten könne. Er spricht sich mithin für die ovovivipare Fortpflanzung aus, und findet für das Gegentheil keinen Beweis in der vorn und mit- ten am Oberkiefer des neugeborenen Jungen bemerklichen Hervorragung, auf deren Anwesenheit Geoffroy so viel Gewicht legte, indem er sie dern hornigen Knopfe am Schnabel des Vogelfötus verglich, mit dem dieser die Eischale sprengt. G. Bennett fand auch (am 8. Dechr.) in der Hölle eines Schnabelthieres 3 Junge, welche nicht lange erst gebo- ren schienen und dabei keine Spur von Eierschalen. WVie reimt sich aber damit, dals bei einem am 27. Nov. geschossenen Weibchen, dessen Genitalien auf jüngst erfolgte Geburt hinwiesen, noch keine Milch aus den vergröfserten Milchdrüsen hervorgedrückt werden konnte, und der Pelz 334 noch die Stelle, wo deren Ausführungsgang endet, verdeckte? Das neu- geborne Junge des Schnabelthieres ist gänzlich haarlos, queergeringelt. Die weichen und biegsamen Mandibeln sind im Verhältnisse zu ihrer Breite und späteren Gröfse kurz, daher reicht die Zunge, welche beim Alten weit hinten liegt, fast bis ans Ende der Unterkinnlade, und ist nur 1” schmaler als beim Erwachsenen. Dieses Misverhältnifs ‚scheint offenbar in Bezug auf das Saugen zu stehen. Der Magen enthielt geron- n=ne Milch, in welcher man unter \dem Mikroskop die Milchkügelchen erkennen konnte. Die Augen waren noch völlig von der Haut bedeckt. ‘ (In dem 1835 erschienenen 3ten Theile des Vol. I. der Transaet. of the Zool. Soc. ist tab. 32. eine Abbildung des seltsamen Jungen ge- geben.) Den Tachyglossus (Echidna) beobachteten G. Ben- nett (Wand. I. p. 299.) und Breton (Proc. of the Z. 8. p- 23.) in seinem Vaterlande. Nach Ersterem heifst er Nickobejan oder Jannocumbine bei den Eingebornen und ist ein Bewohner der Gebirge. Er gräbt mit aufser- ordentlicher Leichtigkeit; hat im December Junge, schläft am Tage und geht Nachts auf Nahrung aus, Er ist langsam, rollt sich bei Berührung ‘wie ein Igel zusammen, und putzt sich mit den Hinterbeinen. Nach Bennett müssen E. Hystrix und setosa Desm. als Arten unter- schieden werden; jene findet sich auf den Bergzügen der Kolonie Neu- Süd-WVales (nach Breton selten); diese ist auf Van Diemens-Land ge- meiner, Breton befals ein gefangenes Individuum, das er mit Amei- seneiern und Milch fütterte. Es trank viel VVasser, gebrauchte seine vorn klebrig scheinende Zunge, wie ein Chamäleon; zuweilen krümmte es sie zur Seite und schnellte sich sein Futter in den Mund. Marsupialia. Für die Generation der Beutelthiere ist die Abhand- lung von R. Owen (Philos. Transact. 1834. II.) von gro- fser Wichtigkeit. Nach allgemeinen Bemerkungen über die Geschlechtstheile beschreibt er ein Känguruh-Ei, an dessen Fötus noch die vasa omphalo-meseraica in voller Function waren, während die Herzkammer schon ihre vollkommene Ausbildung, die Lungenarterien schon die verhältnilsmäßige Gröfse hatten, und der ductus arteriosus sehr dünn war; wel- ches sämmtlich auf eine frühzeitige Lungenrespiralion hinweist. Von Allantois war noch keine Spur. Es scheint also, als ob die Frühgeburt vor dem Auftreten der Hüftnabelgefäßse und Allan- 335 tois erfolgte. ©. beobachtete auch im Beutel ein unreifes, an der linken Warze hängendes Junge mit noch ganz durchschei- nenden Integumenten und von 1” 2" Länge (bis zum Schwanz- ende), an welchem die Hinterbeine + kürzer als die Vorder- beine waren. Das Alte bückte sich einst, leckte die Schei- denöflnung, öffnete, auf die Hinterbeine und den Schwanz ge- stützt, den Beutel mit den Vorderpfoten und. steckte die Schnauze hinein, fo dafs man vermuthen muß, dafs es sich des Maules bedient, um das ganz hülflose Junge an die Warze zu bringen. Eine neue Art der Gattung Macropus (Halmaturus) M. Parryi aus Neuholland, wurde von E. T. Bennett Proc. of the Z. S. 1834. p. 152. aufgestellt, M. Parryi. M. rhinario lato; auriculis elongatis nudiuscu- lis; ecauda corpore sublongiore, pilis rigidis brevibus incumbentibus vestitä: nolaeo griseo; gastraeo pallido; fascia genarum, caudaque pro maxima parte albis, hac ad apicem nigra. Long. tot. a rostro ad caudae apicem 5' 4"; capitis 6", auri- eulae 4"; tarsis postici, ad ungnis longioris apicem 103"; al 2 6”. — Heifst VVolläroo bei den Eingeborenen in der Umgegend von Port Stephens (32° s. Br.). Die Abbildung dieses Thieres ist bereits in den Transact. of the Zool. Soc. I. 3. t. 37. nebst umständlicher Beschreibung (p- 300.) erschienen; desgleichen an beiden Orten die Ana- tomie desselben von Rich. Owen. Ueber das Känguruh (Halmaturus giganteus), bei den Eingeborenen Bundar oder Wumbuen genannt, seine Jagd, seine heftise Gegenwehr gegen Menschen und Hunde u. s. w., gibt G. Bennett (Wand. I. p. 283.) interessante Mittheilun- gen. Ein von ihm erlegtes Weibchen wog 76, ein anderes 160 Pfd., man hat schon deren von 220 Pfd. erlegt. Von einem in Gefangenschaft gehaltenen Wombat (Phascolomys) erzählt derselbe Reisende (I. p. 330.), dafs er bis zur Dunkelheit in seiner Wohnung blieb, dann aber her- auskam und sich bei den Milchgefäfsen umsah. Fand er kei- nes derselben unbedeckt, so brachte er es dahin, den Deckel abzuwerfen. badete sich in Milch und trank zugleich davon. -Im Gemüsegarten suchte er nach Lattich, fand er diesen nicht, 336 so benagte er Kohlstrünke, ohne die Blätter zu berühren. Ob- wohl in der Kolonie zahlreich, sind diese Thiere doch schwer zu erlangen, da sie sich sehr tief eingraben. Glires Eine neue Gattung, Poöphagomys, hat F. Cuv. (Ann. de Sc. nat. 1834. I. p. 321.) aufgestellt. Schon früher ist in die- sem Archive auf deren Identität mit dem Cucurrito, beschrie- ben Bd. I. p. 252 u. 397. d. A., hingewiesen. Gu&rin hat eine neue Art vom Capromys, €. Poeyi, aufgestellt. (Magas. de Zoologie. 1834. livr. 3. I. t. 15. Be- schreibung nebst Abbildung.) Der Pelz ist weich, castanienbraun, durch die rostrotlien und gel- ben Spitzen der Haare rostroth und gelb getüpfelt; die Nase braun, Stirn und Wangen blafs rostgelb; Gurgel und Bauch weils; Schnauzen- haare braun, mit weilser Basis; Schwanz etwas kürzer als der Körper, ganz mit langen rostfarbigen Haaren besetzt, olıne nackte Stelle unter der Spitze; die Fülse mit blafs castanienbraunen Haaren bekleidet, Durch diese Charaktere unterscheidet sie sich von (. prehensilis Poeppig, welcher Art sie zunächst steht, und mit der sie auch auf Cuba den Na- men Utia Caravalli gemein hat. Der Name Caravalli bezeichnet nach Poey einen verwilderten Neger, und wird beiden Thieren deshalb beigelegt, weil sie sich in den minder zugänglichen VVäldern finden. Die Anatomie von Dasyprocta Aguti hat Rymer Jo- nes (Proc. of the Z. S. 1834. p. 82.) gegeben. Nach Owen (i. p. 9.) ist die von Morgan am Capy- bara beschriebene Vorragung im hintern Theile des weichen Gaumens, welche nur sehr verkleinerte Substanzen in den Pharynx gelangen läfst, bei manchen andern. Nagern vorhan- den, aber nicht der ganzen Ordnung gemein. F. Cuvier hat das Gebils der Bathyergen weiter un- tersucht. (Ann. des Sc. nat. I. p. 193.) Bekanntlich machte er in seinem odontologischen Werke aus dem Mus maritimus die Gattung Orycterus, welche früher von Illiger Bathyer- gus genannt war; brauchte dagegen den Namen Bathyer- gus für Mus capensis, welche von Illiger zum Typus der Gattung Georychus genommen war. Leider ist dieses in. die Wissenschaft übergegangen, indem man bald beide vor- 337 irefflich unterschiedene Gattungen zusammengeworfen, bald Cuvier’s Nomenclatur angenommen hat. F. Cuvier hat nun festgestellt, dafs Mus capensis Pall. und die Taupe du cap de bonne esperance Buff. zwei verschiedene Thiere sind. Ein weißer Fleck auf dem Scheitel unterscheidet leiztere. Bei dieser größern Blefsmaus, die er Bathyergus Buffonii nennt, fand nun Cuvier jederseits 4 Backenzähne, während Mus capensis Pall. deren jederseits 3 besitzt. Bei B. Hot- tentottus Less. fand C. ebenfalls 4 Backenzähne jederseits, und zwar ist, wie bei B. maritimus, der hinterste der kleinste. Cuvier will daher Mus maritimus, Bathyergus Buf- fonii und B. Hottentottus in eine Gattung Bathyergus zusammenstellen und für Mus capensis Pall., als besondere Gattung den Namen Georychus in Anwendung bringen !). 1) Mir scheint diese Eintheilung nicht zulässig, Vielmehr vermuthe ich, dafs bei B. capensis (unter welchem allerdings nach den Skelet- ten des hiesigen anatom. Museums 2 Arten, aber beide mit 4 Backen- zähnen, zu stecken scheinen) der hinterste Backenzahn sehr spät hin- durchbricht, denn an dem Schädel eines schon ziemlich alten Indivi- duums ist er erst eben im Durchbruche. Auch hier ist also die Zahl 4 die normale, Deshalb darf man aber diese Thiere nicht mit Mus ma- ritimus L. (Bathyergus Ill. Orycterus F. Cuv.) in eine Gattung werfen, Die tief gefurchten obern Vorderzähne, die langen, stark zu- sammengedrückten Krallen der Vorderfüfse unterscheiden dieses Thier ge- nerisch von Mus capensis (Georychus Ill.), welche Gattung glatte Vorderzähne und verhältnifsmälsig kurze Krallen besitzt. Hierher gehö- ren auch: Bathyergus Buffonii F. Cuv., B. capensis F. Cuv. und B. Hottentottus. Garn., der nicht B. coecutiens Brants., aber wahrscheinlich B. Ludwigii Smith ist. (B. coecutiens Brants ist völlig blind, indem seine Augen, wie bei Spalax, vom Felle überdeckt sind; seine Kopfbildung läfst eine generische Verschiedenheit vermuthen. Leider läfst sich aus dem einzigen Exemplare unseres Mu- seums der Schädel nicht herausnehmen.) Auf den interessanten Paralle- lismus zwischen den Gattungen der WVühlmäuse, von welchen immer zwei dasselbe, oder doch ein nahe liegendes Vaterland haben, und sich, aufser durch andere Eigenschaften, immer dadurch unterscheiden, dafs die eine Gattung an den Vorderfülsen sehr lange, stark zusammenge- drückte Krallen, die andere kurze; die eine tief gefurchte obere Vorder- zähne, die andere glatte besitzt — habe ich schon früher hingewiesen 338 Den Arvicola (Hypudaeus) amphibius und terre- stris hat Ch. Bonaparte in der Iconografia della Fauna italica Livr. 8. vortrefflich unterschieden und von beiden eine Abbildung des ganzen Thieres und der Schädel gegeben. Ob aber Bonaparte’s Arvicola terrestris mit Mus terrestris EL. und Herm. wirklich identisch ist, könnte bezweifelt wer- den. Die Diagnosen sind folgende: A. amphibius. A. fulvo-nigricans, subtus cinereus;: cauda corporis dimidio nonnihil longiore: rostro acutiusculo. A. terrestris. A. fulvo-brunneus, subtus cinereo rufescensz cauda corporis dimidii longitudine: rosto obtuso. In beiden Arten hat der Schwanz bei verschiedener Länge eine gleiche Zahl Wirbel (22). Schr bedeutend ist die Verschiedenheit der Schädel. Bei amphibius hat. derselbe hinten eine gröfsere Breite, daher ist auch der Unterkiefer hinten in seinen Aesten weiter gespreizt, bei A. terrestris enger, die Acste sind einander fast parallel; die erha- bene Linie, welche dem inneren Orbitalrande parallel läuft, berührt fast die sutura sagittalis der Surn, während sie bei A. terrestris in ihrem ganzen Verlaufe von der der andern Seite durch einen breiten Zwischen- raum getrennt bleibt u. s. w. Nach dem Verf. ist Arv. amphibius aus- schliefslich carnivor, A. terrestris dagegen frugivor. Einige neue Arten der Gattung Seiurus hat J. Geof- froy St.-Hilaire in Belanger’s Voyage aux Indes Or. p. 145 fg. aufgestellt, nämlich: Sc. pygerythrus (abgebildet tab. VII). Pelz braun mit gelb (fauve) melirt oberhalb und auf der Aufsenseite der Gliedmafsen, leb- haft rostroth auf der Unterseite, am Grunde des Schwanzes, an der In- nenseite der Glieder und der Aftergegend; Schwanz undeutlich schwarz. und gelb geringelt. — Lebt in Pegu; steht dem Se. bilineatus Geoffr. nalıe, sowohl in der Grölse wie in den Verhältnissen. Sc. grisei-venter (Java), Sc. flavimanus (Ceylon?) und (Jahıb. für wissensch. Kritik 1831. p. 831. und Handb. der Zoologie p. 57.) Obwohl Illiger die Gattung Bathyergus unrichtig charakterisirt hat, so dafs die dort angegebenen Charaktere auf Mus capensis passen, so scheint es doch zweckmälsiger, «mit obiger Verbesserung der Charak- tere, Illiger’s Namen Bathyergus für Mus maritimus, und @eo- rychus für die Arten mit glatten Vorderzähnen beizubebalten; umso- mehr als die beiden anderen Thiere Mus aspalax und Mus talpinus nicht zu Georychus gehören. “ E 339 Se. hippurus (Java) stehen sämmtlich dem Seiurus bivittatus Cuv. sehr nahe, und werden sich auch vielleicht als dessen Varietäten ausweisen. Se. auriventer ib. p. 150. steht dagegen dem Se. maximus nahe und ist auch wohl nur eine Varietät desselben. Ebenderselbe hat eine neue Art Ziesel (Spermophilus concolor) in demselben Werke pag. 151 fg. beschrieben und t. VII. abgebildet. „Pelz falb, oberhalb dunkeler; zwei schwarze Ringel am Schwanz- ende. Die Daumen der Vorderfülse sehr kurz, aber sehr deutlich, mit einem Nagel versehen.“ In der persischen Provinz Azerbaidjan, beson- ders in der ungeheueren Ebene von Sultanieh, wo er in grofser Menge vorhanden ist, und dadurch, dafs er, selbst durch starke Erdmauern hin- durch, in die Magazine eindringt, sehr lästig wird. Gelegentlich bemerkt der Verf., dafs alle Ziesel mehr oder minder deutliche Daumen an den Vorderfülsen haben, dafs bei der größsern Zahl der Eichhörnchen sich freilich nur eine Warze statt des vorderen Daumens finde, dafs jedoch bei einigen Arten wahre, freilich sehr kurze, aber wohlgebil- dete Daumen vorhanden seien. Bei den meisten Eichhörn- chen, selbst wenn sie nur ein Daumenrudiment besälsen,, finde sich auch ein Nagel, auch bei mehreren Murmelthieren. Carnivora Duvernoy hat in der naturforschenden Gesellschaft zu Stralsburg nachgewiesen, dafs man unter F. iubata 2 bereits früher unterschiedene Arten verwechselt hat, nämlich F, iu- bata (Schreber t. 105.) und F. guttata Herm. (ib. t. 105. B.). Erstere unterscheide sich durch einen graulich-nanking- gelben, überall, selbst am Bauche, mit runden dunkeln Flek- ken übersäeten Pelz, durch kräftigere, dickere Formen und eine ziemlich starke Mähne; letztere fehlte der F. gultlata Herm., welche durch schlankere Formen, höhere Beine, und einen hellfalben, schwarz getigerten Pelz sich .auszeichne. \ Auf die Verschiedenheit beider Thiere, die mir, seitdem un- ser Museum ein Exemplar der F. guttata aus Frankfurt em- pfing, sogleich auffiel, hat schon v. der Hoeven in seinem Handbuche hingewiesen. Duvernoy schlägt für beide Ar- k 340 , ten den Namen @uepardus vor; wir besitzen aber einen besseren, von Wagler (System der Amphib. p. 30.) vorge- schlagenen Namen: Cynailurus. Was Veıf. über F. gut- Tata und F. chalybeata Ierm. (Obs. Zool.) sagt, habe ich schon früher (Isis 1831. p. 286.) als Vermuthung ausgespro- chen. Der vollständige Aufsatz von Duv. erschien erst spä- ter (1835) in den Memoires de la Soc. du Mus. d’hist. na- tur. de Strasbourg. Tom. II. 1. p. 1 fg.; der vorläufige Be- richt im Institut 1834. No. 51. p. 145. Interessant zur Würdigung dieser Untergattung (Cynai- lurus) ist die Anatomie einer F. iubata von R. Owen. (Transact. of the Zool. Soc. 1.2. p. 129.) In allen Punkten stimmt, dieses Thier mit den Katzen überein. Die elastischen Ligamente der Klauenglieder finden sich in derselben Zahl und Lage wie beim Löwen, aber sie sind länger, schlanker, so dafs nur ihre Länge allein die unvollkommene Retractili- tät der Krallen hervorbringt. In der runden Pupille stimmt der Cheetah mit dem Löwen, Tiger, Leopard und Jaguar über- ein. Die beigefügte Abbildung (t. 20.) stellt sein Gehirn mit dem der Hauskatze zusammen. Eine Abbildung von Felis Manul Pall. ist in dessen Icones ad Zoogr. Rosso-Asiat. Fasc. 1. publieirt. Eine neue Art Indiens, F. rubiginosa, stellt Isid. Geoffroy St.-Hilaire in Belanger’s Reise (Zool. p. 140. tab. 6.) auf. „Pelz röthlich grau oberhalb und an den Seiten, unten weils; drei Längslinien.auf dem Rücken; die Flecken der Seiten rostroth in Längs- reihen gestellt; Bauchflecke schwärzlich in unregelmäfsigen Queerreihen; Schwanz von Farbe des Pelzes, aber ungefleck. Gröfse der Haus- katze,“ b Eine andere neue Art F. senegalensis charakterisirt Lesson Instit. No. 72. p. 316. F. fulvo-rufoque griseus, subtus rufescenti-albidus; auriculis latis intus albidis, extus nigerrimis cum vitta lata niveaz; dorso et lateribus vittis 3 longitudinalibus atris; cauda rufescenti-grisea ni- gro annulata, facie grisea, naso alro, rostro albo;, pedibus rufo- griseis nigro punctatis. Der Naturgeschichte der Katzen ist der sehr gut bear- bei- 341 beitete zweite Band der Mammalia in Jardine’s Natu- ralist’s Library gewidmet. (Mammalia. Vol. II. The Feli- nae. 1834.) Er enthält viele schöne Abbildungen, zum Theil Originale. Ueber die Luchsarten Scandinaviens sind von Ström Zweifel erhoben (Tidskrift för Jägare. Jan. 1834.1.), s. den Auszug im Isten Hefte des 2ten Jahrganges. Ueber den Dingo (wilden Hund Neuhollands) hat G. Bennett in seinen Wanderings (I. p. 232.) einige Nachrich- ten gegeben, besonders über seine List und Zählebigkeit. Er ist der Wolf der Kolonie, heckt in Felsenklüften. Wenn man ihn übel zugerichtet hat, stellt er sich todt und läuft doch bald darauf, wenn man ihn tedt glaubt, davon. S. die Ueber- selzung in v. Froriep’s Notiz. Bd. 42. p. 168. In den Transactions of the Royal Asiatic Society. Vol. III. P. 3. London 1834. hat Sykes eine Beschreibung und Abbildung des wilden Hundes der westlichen Ghäts, C. dukhunensis Sykes., gegeben. Er ist von den bekannten wilden Hunden specifisch verschieden; heilst in der Landessprache Colsun. Sein Kopf ist lang und schmal; die Scheitelbeine sind unmerklich einander genähert; die Kiefer beträcht- lich verlängert. Er zeichnet sich aus durch Schlankheit seines Leibes, durch verhältnifsmälsig grofse und kräftige Beine, durch die Länge des Halses, durch die Gröfse der Fülse und Zehen, Der Ausdruck seines Gesichtes ist der eines bösen Pariah-Hundes. Seine Pupille ist rund, seine Iris braun; seine Ohren, grols, aufrecht, oben breit, am Ende et- was zugerundet, und innen weils behaart, haben die Lappen oder den doppelten Rand, wie beim Haushunde. Die Vorderfülse haben 4 Zehen und eine Hornwarze hinter dem Handgelenke, Seine Farbe ist ein ein- förmiges Hellroth., Schwanz buschig, die Haare am Grunde roth, am Ende schwarz. Der Pelz aus Seiden- und VVollhaar, letzteres schr kurz. Ganze Länge von der Nasenspitze zum Schwanzende 3 F. 83" Nasenspitze bis zwischen die Ohren 73”, die gröfste Breite des Kopfes 34"; die Länge von den Ohren zur Schwanzwurzel 26”, wovon 8" auf ‚von der _ den Hals kommen; Schwanz 11”, Halten sich in Truppen von 30 bis 60 zusammen und jagen gemeinschaftlich, setzen alle Thiere in Schrek- ken. Nach Aussage der Eingebornen tödten sie Tiger und Cheetah; dem Tiger sollen sie ilıren Urin ins Auge spritzen. Man sah sie auch Büf- fel verfolgen. Capt. Oakes besafs einen längere Zeit, ohne ilm im ge- ringsten bändigen zu können. Er findet sich nicht nur in den westli- I. Jahrg. 2. Band, 23 342 chen Ghäts, sondern auch im: Distrikt Balaghal, Hyderabad, in vielen [heilen von Decan, und an der Küste von Coromandel. Nach Sykes (Proc. 1833. p. 133.) ist er mit ©, primaevus Hodgs. identisch, Den fossilen Kiefer eines Hundes, welcher nebst ande- ren Resten von Elephas primigenius, Cervus euryceros, Bos primigenius und einem nicht fossilen Biber-Unterkiefer aus dem Rheine gefischt war, hat Kaup Isis 1834. Hit. 5. p. 535. beschrieben und tab. X. abgebildet. Er gehörte einem Indi viduum an, welches kleiner als Canis lupus, spelaeus und C. familiaris fossilis Marcel de Serres war, und gleiche Größse mit dem Schweilshunde (C. familiaris scoti- cus) hatte, mit dem er fast dieselben. Dimensionen und über- haupt grolse Aehnlichkeit zeigt. Kaup vermuthet daher, dafs dies Thier der Stammvater der Jagd- und vielleicht auch der Metzgerhunde sei, in diesen Racen fortlebe, und zu der geschichllichen Zeit, in welcher Bos, primigenius und Cervus euryceros exislirten, noch als reine Stammart gelebt habe. Er nennt das Thier C. propagator, olıne damit sagen zu wol- len, dafs er der Stammvater aller Hunde sei. Einen seltsamen bräunlich-gelben Hund, €. procyonoides, aus China, mit der Gesichtsfärbung des Waschbären (schwarzbraunemn Um- kreise der Augen), mit schwarzbraunen Beinen, ziemlich kurzem Schwanze, hat Gray in den Illustr. of Ind. Zool. P. NIII— XIV. t. 1. abge- bildet. — Ebendaselbst £. 2. einen Schakal (?), €. rufescens, aus Doab, schlank, roströthlich isabelliarbig, mit grauer spitziger Schnauze; Vorder- und Hinterseite der Beine lebhaft rostroth; Schwanz buschig, weilslich-gelb; Ohren dreieckig, etwa von halber Kopfeslänge, Originalfiguren von Canis Corsac. und C. aureus sind in Pallas Icones ad Zoogr. Rosso-Asiat. fasc. I. erschienen. Auf eine neue Olter Irlands hat Ogilby aufmerksam ge- macht. (Proc. Z. S. 1834. p. 110.) Eine dunklere, an Ober- und Unterseite fast dem Schwarz sich nähernde Färbung, ge- ringere Ausdehnung der hellen Farbe unter dem Halse, ver- schiedene Gröfßse der Ohren und der Verhältnisse anderer Theile entfernen sie von der Lutra vulgaris. Sie ist fast ein Seethier, findet sich vorzüglich an der Küsle von Antrim, lebt in den Höhlen der Basallmassen, flüchtet sich, wenn sie etschreckt wird, beständig in See. Sie frilst vorzüglich Lachse und thut der Fischerei vielen Schaden. ©. nennt sie Lu- 345 tra Roensis (zu Ehren der Miss Anna Moody of the Roe Mills, die das Exemplar einsandte). Eine hellgefärbte, nacktzehige Seeolter Dänemarks (L. nudipes) stellte Melchior Z. c. auf. Siehe Jahrgang 2. Heft 1. Die Anatomie von Crossarchus obscurus Cuv. wurde von Martin gemacht. (Proc. Z. S. 1834. p. 113.) . Sie zeigte, dafs diese Gattung, trotz ihrer plantigraden Fufsbildung, zwischen Herpestes und Rhyzaena steht, namentlich zu der letzteren die größste Verwandtschaft besitzt, und unbedingt der Viverren-Familie angehört. Von Gray’s Paradoxurus prehensilis, der bisher nur aus Hamilton’s Abbildungen bekamnt war, ist ein Ex- emplar nach London gekommen, von welchem E. T. Ben- nett (Proc. Z. S. p. 33.) folgende. Beschreibung entwarf: Die Grundfarbe ist ein blasses grauliches Braun, ‘welchem ar den Seiten längere schwarze Haare sparsam beigemischt sind. Auf der-Rück- seite des Kopfes und Nackens, und längs der Mittellinie des Rückens finden sich nur diese schwarzen Haare. An den Lenden bilden sie 3 unbestimmte schwarze Binden, Der Kopf ist bräunlich, mit einem grau- lichen Flecke über und unter dem Auge. Einige graue Haare stehen zwischen den Augen und queer am Vorderkopfe. Die Beme sind braun- schwarz, etwas dunkler an ihrem oberen Theile. Der Schwanz hat am Grunde die Farbe des Rückens und wird plötzlich schwarz, sein Ende ist gelblich-weils. Die Ohren ziemlich grols, dünn mit kurzen bräun- lichen Haaren besetzt. In den Transact. of the Zool. Soc. I. 2. p. 137. erschien die vollständige. Beschreibung und Abbildung der Crypto- procta ferox aus Madagaskar, von E. T. Bennett (Para- doxurus aureus F. Cuv. zweifelhaft). Die Gattung steht oflenbar mitten inne zwischen den Viverren und Katzen. Sieht man die hübsche, bereits in Schreber’s Säugethieren (t. 125. CC.) copirte Abbildung an, so wird man lebhaft an den Cuguar erinnert. Die Klauen sind an beiden Fufspaaren retractil, und die der Vorderfülse scharf an Spitze und Kante; aber die Sohlen sind nackt und die Zehen durch Zwischenhaut bis zum Ende gehefiet, und es finden sich 2 Höckerzähne im Oberkiefer. Der kurze, weiche, anliegende Pelz, der gleichförmig behaarte, dünne, cylindrische Schwanz, der sich nicht aufrollt, ferner eine den After umgebende Tasche von mälsiger Tiefe und #” im Durchmesser unterscheidet sie von Paradoxurus. Die Beine sind mälsig lang, robust; der Kopf wenig verlängert; die Ohren grofs, abge- 23” 344 rundet. ‘Die Farbe der Art ist licht rothbräunlich. Das Thier war noch jung; das Gebifs bestand noch aus den Milchzähnen, Seine Ana- tomie stimmte im WVesentlichen mit den Viverren überein, zeigte aber einige Annäherung an die Katzen. Es ist sehr wild, gleicht in Kraft, Behendigkeit, Blutgier und Mordlust den: Tiger; besitzt bedeutende Mus- kelstärke, besonders in den Beinen, Nach spätern Mittheilungen (Proc. Z. S. 1834. p. 13.) verbreitete es aufgeregt einen unangenehmen Ge- ruch, wie ein Stinkthier. Eine zwischen Mydaus und den Zorillen mitten inne stehende Gattung Melogale hat Isidore Geoffroy St.- Hilaire in Belanger’s Voyage Zool. p. 129. (t. 5.) aufge- stellt. Im Ober- und Unterkiefer findet sich, wie bei den wieselartigen Thieren, ein Höckerzahn hinter dem Fleischzahne. Die Zahl der Bak- kenzähne ist die der Marder ($ Lückenz, jederseits), die Form der Zähne zeigt, dafs das Thier minder blutgierig ist. Der obere Fleischzahn ist fast Aseitig, besteht in seinem äulseren Theile aus einem grofsen schnei- Jenförmigen Höcker mit einem kleinen vorderen Höckeranhange, in sei- nem inneren Theile aus 2 Höckern, einem vorderen grölseren, konischen und einem hinteren kleinen abgerundeten. (Hierin Annäherung an Na- sa). ‘Der hinterste oder Höckerzahn ist fast so grols wie der Fleich- zahn. Der Fleischzahn des Unterkiefers ist sehr langstreckig, hat an je- dem Ende einen und mitten zwei stumpfe Höcker. Der letzte (Höcker- zahn) ist klein und rundlich. Der Körper langstreckig. Die Beine kurz, kräftig, die hinteren wenig länger als die vorderen; beide Fulspaare 5zehig; die Sohle der vorderen ganz nackt, die der Hinterfüßse nur an den Fingern und dem Mittelfufse; die Krallen der Vorderfüfse sehr lang, sehr gekrümmt und schr stark. Das Thier gräbt also wie die Zorillen und Stinkthiere. Der Schwanz ist schr lang und buschig, Der lange Kopf läuft in eine feine, verlängerte, nackte Schnauze aus (ähnlich wie beim Coati). Der Pelz besteht aus starkem WVollhaar und langem, starrem Conturhaar. Die Art: M. personata, ohne Schwanz etwa 1 Fufs lang, lebt in den Wäldern von Pegu. Der Kopf oberhalb roth- braun, ein grofser Fleck zwischen den Augen, der Umkreis der Augen, Wangen, Seiten der Schnauze, Unterseite des Kopfes und der Kehle sind weils. Hinten vom Kopfe läuft mitten eine schmale, weilse, braun eingefalste Linie zum Hinterrücken, Der Körper ist bräunlich-grau. Der Schwanz ist unten weilslich. Derselbe spricht idid. p. 107. die Vermuthung aus, dafs sich die 3 Arten von Cladobates (Tupaia) auf eine reduci- ren möchten, dals C. ferruginea mit C. tana identisch und C. javanica vielleicht das junge Thier sei. Dagegen 345 glaubt er, dafs eine von Belanger aus Pegu mitgebrachte Tupaja eher specifisch verschieden sein könnte. Aber auch diese weicht nur sehr wenig von T. tfana ab, statt des Schulterstreifs hat sie einen weißslichen Fleck an dieser Stelle. Derselbe giebt auch ibid. p. 107 fg. eine Uebersicht der indischen Spitzmäuse und der ihnen verwandten Arten. Desgleichen ist von Duvernoy’s Monographie der Spitz- ımäuse im Institut (No. 70.) ein vorläufiger Auszug gegeben. Die Abhandlung selbst erschien erst 1835 in den Mem. de la Societ. d’hist. natur. de Strasbourg. Tom. II. 1. Eine kritische Anzeige dieser Abhandlung von Herrn H. Nathusius, welcher seit längerer Zeit mit einer Mono- graphie der Spitzmäuse beschäftigt ist, wird nächstens im zweiten Jahrgange dieses Archives erscheinen, zu welcher ich das Wichtigere aus I. Geoffroy’s ebengenannter Arbeit in Anmerkungen hinzufügen werde. Die Abbildungen von Sorex Güldenstädtiü Pall., S. suaveolens Pall., S Gmelini Pall. und $. pygmaeus Pall. sind in den IJeones ad Zoogr. Rosso-Asiaticam. Fasc. I. publicirt, Chiroptera. Das Wichtigste in dieser Ordnung ist die vortreflliche Monographie der Gattung Rhinolophus von J. C. Tem- minck in der Tijdschrift voor naturlijke Geschiedenis, von welcher das erste Heft des zweiten Jahrgange dieses Archi- ves eine Uebersetzung enthält. Einige indische Fledermäuse beschreibt J. Geoffroy in Belanger’s Yoy. Zool. p. 86 fg. Als neue Arten sind arf- gestellt: Vespertilio Belangeri I. Geofr. Corps fauve ou blanc, Jaunätre en dessous; marron olivätre ou brun en dessus. Museau, Jjoues, regions fessiere et lombaire, denudes. Deux incisives supe- rieures chez les adultes, 4 chez les jeunes. Long. du corps 3” 6'"; de la queue 1” 11"; envergure 1’ 1”. Küste Coromandel; Pondi- chery. V. noctulina I. Geofr. Corps d'un fauve tres clair en des- sous, d'un, fauve roux en dessus. Museau nu. Membrane. interfe- 346 morale velue a sa fage superieure, dans sa portion la plus rappro- chee du corps. Long. du corps %', de la queue 1" 2”; envergure 8” 6”. Indien (Bengalen). Pachysoma brevicaudatum. I. Geoffr., von Sumatra, un- terscheidet sich von den übrigen Arten der Gattung durch seinen kaum #%” über die Interfemoralhaut vortretenden Schwanz; Pelz oberhalb röth- lich-olivenbraun, unterhalb in der Mitte grau; die Gurgel und die Seiten des Halses und Rumpfes sind bald grau, bald lebhaft rostroth; Ohren sind weils gesäumt; Länge 4”; Flügelweite etwas über IF. Der Verf. fügt zu den von seinem Vater aufgestellten Charakteren der Gattung (Formen plump, gedrungen; Kopf kurz; nur 30 Zähne, 4 weniger als bei Pteropus) noch die Schädelverschiedenheit hinzu, und rechnet zu dieser Gattung, aulser Pachysoma Duvaucelii und P. tittaecheilum, noch Pteropus melanocephalus Temm. Schon im Diet. Classig. Quadrumana. Der langschwänzige oder wollige Indri ist von Jourdan näher untersucht worden, welcher daraus eine ci- gene Gatlung, Awahi (wie das Thier bei den Eingeborenen Madagaskar’s heifst) bildet, Instit. 62. Der Verf. mufs sich bald nach einem besseren Namen umsehen, sonst wird ihm einer unserer Namengeber mit einem gut elassisch gebilde- ten zuvorkommen. Wie sich erwarten liefs, unterscheidet sich dies Thier generisch von den Maki’s und dem kurz- schwänzigen Indvi. Das Gebils ist ziemlich dem. des Indri gleich, hat 4 Vorderzähne, nur findet sich jederseits oben und unten ein Backenzahn weniger, nämlich 325, von diesen sind 7 falsche Backenzähne. Die Beschreibung des 'Thieres stimmt mit dem bereits bekannten überein. Körperlänge vom Scheitel zur Schwanzwurzel 114”, Schwanz 10". Die Finger der Hinterhände bis an das erste Gelenkglied durch eine schwielige Haut verbunden. — Er ist ein mehr nächtliches Thier; seine Nahrung scheint in Insecten, Früchten, harten Körnern und Wur- zeln zu bestehen. Tages schläft er häufig, zuweilen zusammengerollt in Baumhöhlen, häufiger kauert er auf Zweigen. Bei Abenddämmerung erwacht er, läfst einen weinerlichen oft wiederholten Schrei hören, und vereinigt sich in Truppe von 8—10. Er geht schwerfällig, springt ge- wandt von Zweig zu Zweig, ist am Tage wegen seiner Schlaftrunken- heit leicht zu haschen. Das Weibchen gebärt ein Junges gegen Ende Februars; trägt dies häufig auf dem Rücken. Bis jetzt nur auf der Ost- küste Madagaskars gefunden. 347 Ker Porter hat der zool. Gesellschaft in London Be- merkungen über Simia (Pithecia) sagulata Trail mitge- theilt, Proc. Z. S. 1834. p. 41.; aufser in der Färbung unter- scheidet sie sich von P. chiropofes auch in den Sitten. Sie irinkt häufig, indem sie sich auf den Händen abwärts beugl. und den Mund zum Wasser bringt, ohne Sorge ihren Bart zu nässen; nie sah man sie, wie jene, Wasser in der hohlen Hand zum Munde führen. Einige Notizen über einen zahmen Orang-Utan, den er auf Java sah, giebt G. Bennett Fand. I. p. 366.; des- gleichen über einen Ungka- Affen i. II. p. 343., vollstän- dig übersetzt in v. Froriep’s Noliz. Bd. 43. No. 12 u. 13. Von einem Chimpanse, den er Troglodytes leuco- prymnus nennt, hat Lesson Illustr. de Zool. II. t. 32. Be- schreibung und Abbildung gegeben. Sein Hauptunterschied vom Chimpanze würde der Benennung nach die weilse Behaarung des Sleifses sein; indessen sagt Isid. Geoffroy St.-Hi- laire vom Chimpanze Tr. niger ausdrücklich: quelque poils blancs autour de lanus. Eine kritische Uebersicht der Aflenarten der alten Welt hat I. Geoffroy St.-Hilaire in Belanger’s Voy. Zool. mitgetheilt. Der Raum gestattet nicht, ins Einzelne dieser an wichtigen Bemerkungen reichen Abhandlung einzugehen. Die Zahl der mit Sicherheit bekannten Arten der alten Welt schlägt der Verf. auf 50 an; aufserdem blieben 8 Arten zweifelhaft. Beschrie- ben werden: 8. vellerousus I. Geoffr. — 8. cucullatus eiusd. (tab. 1.) — 8. flavimanus. eiusd.— Macacus aureus (tab. 2.) und Mac. arctoides, welche sämmtlich schon früher (Bull. des Se. nat. par F'erussac 1830) vom Verf. aufgestellt sind. Soviel über die Leistungen im Gebiete der leberden Thier- welt. Schließlich bemerke ich nur noch, dafs die Einziehung neuer Arten nur da versucht wurde, wo dies ohne vieles Nach- suchen, wozu es an Zeit fehlte, geschehen konnte. Ich gebe mithin die aufgeführten novae species deshalb noch nicht für nen aus, sondern hege vielmehr die Ueberzeugung, dals noch eine grolse Zahl derselben gestrichen werden muls. Leider erlaubt es für dieses Mal der Raum nicht, über die fossilen 345 Reste vorweltlicher Säugethiere mit der Umständlichkeit zu berichten, welche diesem interessanten Theile der Zoologie gebührt. Ich beschränke mich daher nur darauf, die wichtig- sten Arbeiten hier namhaft zu machen: Von Kaup’s vortrefllicher Description d’ossemens fossi- les erschien das 3le Heft, ganz den Pachydermen gewid- met, und zwar der Galtung Rhinoceros, welche der Verf. in Rhinoceros und Acerotherium zerfällt. Unter letzterem Namen versteht Verf. die Arten mit dünnen, in die Höhe gezogenen Nasenknochen, (Typ: Rh. incisivus Cuv.) die nach ihm horn- los waren und vier Zehen an den Vorderfüfsen besafsen, ob- wohl sie in dem Besitze oberer und unterer Vorderzähne und in der Form der Backenzähne mit den Nashörnern überein- stimmten. Schmerling Recherches sur les ossemens fossiles de- couverts dans les Cavernes de la province de Liege. Vol. II. 1. part. Liege 1834. gr. 4. mit 19 lithogr. Tafeln. Hermann v. Meyer: Die fossilen Zähne und Knochen und ihre Ablagerung in der Gegend von Georgensgmünd in Baiern. Mit 14 lith. Tafeln. Frankf. a. M. 1834. 4. G. Cuvier: Recherches sur les ossemens fossiles. 4 Edit. Paris 1834. in $. mit Abbildungen in 4. — ist auf 10 Bde. berechnet, deren jeder in 2 Lieferungen erscheint. Die hin- terlassenen Bemerkungen des berühmten Verf. werden in No- ten beigefügt. Nach Vollendung des Ganzen wird ein Supple- mentband, ebenfalls Nachlafs des Vf. von Laurillard folgen. Erschienen sind im Jahre 1834 4 Bde. (bis jetzt 13 Liefe- rungen; die 13te begreift den ersten Theil des 7ten Bandes). * * “ Eine Uebersicht verschiedener Reste organischer Körper, welche bis jetzt in Nordamerika aufgefunden sind, hat Har- lan in den Transact. of the Geological Society of Pennsyl- vania. August 1834. Vol. I. P. I. p. 47. gegeben. Eine gute Uebersicht der paläontologischen Literatur lie- ferte G. Fischer- Waldheim: Bibliographia palaeontologica animalium systematica. edit. altera. Mosquae 1834. u Ueber die Natur des schlauchartigen Organs (Vtricu- Zus), welches in der Gattung Carex das Pi- still und später die Frucht einhüllt; von K. $. Kunth. (Hiezu die schematische Abbildung auf Taf. VI.) Osbgteich die Galtung Carex zu den bekanntesten gehört, und mehrere Botaniker ausschliefsend beschäftigt hat, so ist dennoch bis jetzt von keinem derselben die eigentliche Na- tur der schlaucharligen Hülle, welehe das Pistill und später die Frucht umschliefst, richtig erkannt worden, wie aus den verschiedenen, diesem Organe beigelegten Benennungen deut- lich hervorgeht. Linnaeus erklärt dasselbe für ein Nectarium, Willdenow für eine Corolla, Brown für ein Perianthium, Link für ein Perigynium und Lindley endlich für zwei an ihren Rändern verwachsene @lumae (glumes 2 united by their margins). Wofür Jussieu und Decandolle jene Hülle halten, läfst sich aus den von ihnen gebrauchten Ausdrücken Tunica und Urceolus nicht errathen. Unter den angeführten Meinungen halte unstreitig die Brown’sche das Meiste für sich, und ich selbst habe sie so lange getheilt, bis ich neuer- lich bei Untersuchung der Gattung Schoenoxyphium von der Unhaltbarkeit derselben überzeugt worden bin. Es ist zu verwundern, dafs Herr Nees von Esenbeck, welcher diese Gattung zuerst aufgestellt und vortrefllich beschrieben hat, 350 mir nicht zuvorgekommen, und früher auf demselben Wege zu einer bessern Einsicht der Gattung Carex gelangt ist. Nachdem er vielmehr Schoenoxyphium ganz richtig mit fol- genden Worten charakterisirt hat, „perigynium a squama fe- minea durescente ortum, caryopsim et pedunculum spiculae masculae includens; perigynium proprium nullum“, sagt er gleich darauf von Carex, „Caryopsis intra perigynium pro- prium‘, woraus deutlich hervorgeht, dafs er in diesen beiden Gattungen 2 verschiedene Organe vor sich zu haben glaubte. Wie wenig aufßserdem die von ilım gewällte Benennung Pe- rigynium, in dem Sinüe, wie er sie anderweitig in dieser Familie gebraucht, weder auf den einen, noch auf den andern Fall palst, wird sich in der Folge von selbst ergeben ?). Da ich erst nach Untersuchung der Galtung Schoenoay- phium die Struktur der weiblichen Blüthen von Carex ver- ‚stehen gelernt habe, so ist zum bessern Verstehen meiner An- sicht nöthig, zuerst mit wenigen Worten an den Bau dieser merkwürdigen Galtung zu erinnern. Die drei von mir un- tersuchten Arten stimmen in folgenden wesentlichen Merkma- len überein. Spicae propriae (spiculae auct.) per spicas composilas dispositae, terminalis cujuslibet rami mascula, laterales andro- gymae, interdum ad florem femineum basilarem et rhacheolae rudimentum stipitiforme redactae, subdistichae, sessiles, brac- tea suffullae. Spicae masculae pluriflorae: Squamae undique imbricatae, carinato-convexae triandrae. Spicae androgynae: Flores superiores masculi, mox descriptis simillimi; basilaris Jemineus. Squama floris feminei bracteae opposila, rhachi communi contigua, bicarinata, pislillum rhacheolaeque basim 1) Ich werde au einem andern Orte zeigen, dafs Herr Nees von Esenbeck unter der Benennung Perigynium wenigstens zwei ganz verschiedene Organe verwechselt, nämlich einen die Staubgefälse umge- benden rudimentären Kelch (z. B. in Eleocharis, Scirpus, F'wirena, Rlıynchospora etc.) und einen innerhalb der Staubgefälse an der Basis des Ovariums befindlichen Discus (z.B. in Ficinia, Melancranis, Scle- ria, Fimbristylis ete.). 351 ampleciens, marginibws a basi ad apicem ‚(interdum nonnisi ad basim) comnatis, utrieulum referens triangulare in fructu persistens. Selae ct squamulae (Calyx rudimentarius) nullae. Stylus trifidus. Achenium triangulare, basi styli rostratum, squama persistente indurata lageniformi oblectum. Nach der eben gegebenen Beschreibung sind also in Schoenoxyphium dreierlei Arten von Aehrchen (spiculae auct.) an einer gemeinschaftlichen Achse zu einer größsern (nach , oben einfach, nach unten doppelt zusammengesetzten) Achre vereinigt. Die männlichen Aehrehen, welche sich einzeln an der Spitze der Hauplähre und jeder der untern Seilenähren befinden, zeigen durchaus nichts Abweichendes von dem ge- wöhnlichen Baue der Cyperaceen, und besiehen aus dachzie- gelartig über einander liegenden Schuppen, deren jede 3 Staub- gefäßse birgt. Was aber die androgynischen Aehrchen betsiflt, worauf es hier besonders ankommt, so entspringen sie einzeln aus der Achsel einer gröfsern, nach aulsen gekehrten Bractea oder Spatha, und sind wieder zweierlei Art; die obern er- scheinen einfach, d. h. ihre Achse (rhacheola) ist nicht wei- ter verästelt, trägt an der Basis eine einzige weibliche, und ° in einiger Entfernung nach oben mehrere männliche Blüthen. Diese letztern zeigen sich wieder von gewöhnlicher Bildung; die weibliche Blüthe dagegen ist auf ein nacktes Pistill be- schränkt, entspringt aus der Achsel einer mit dem Rücken nach der Hauptachse gekehrten, der eben erwähnten grölsern Bractea aber gegenüberstehenden Seluppe. Diese ist in Folge ihrer Lage zweikielig, umgiebt das Pistill so wie den untern nackten Theil der zwischen dem Pistill und der äufseren Bractea gelegenen, nach oben mit männlichen Blüthen be- selzien Rhacheola, und ist an den Rändern !) zu einer schlauch- arligen Hülle verwachsen ?). 1) In einer Art dieser Gattung findet die Verwachsung der Rän- der blofs am untern Theile statt, 2) Etwas ganz Aehnliches bemerkt man auch in der Familie der Gräser, nämlich bei Coix, nur dals hier die Hülle später eine stein- harte Beschaffenheit annimmt. (S. Agrostographia synopt. 1, 20.) 352 Die untern androgynischen Achren sind zusammengesetzt, und bilden gleichsam eine etwas unvollkommenere Wiederho- lung des obern Theils der gesammten Aehre, d. h. sie beste- hen aus einem einzigen männlichen (gipfelständigen) und sehr wenigen (L—3) androgynischen Aehrehen, jedoch mit dem Unterschiede, dafs diese letzteren durch das Verschwinden des obern Theils der Rhacheola rein weiblich geworden sind. Dieser letztere Umstand war es, welcher mich zur rich- tigen Erkenntnils der Gattung Carex führte. Die weibliche Achre ist hier nämlich jederzeit als eine zusammengesetzte zu betrachten, an der aber jedes Aehrchen auf eine einzige, das nackte Pistill umhüllende Schuppe (Perianthium Brown, Pe- rigynium Nees) beschränkt, und von einer Bractea (squama auct.) unterstützt ist, ganz auf dieselbe Weise wie bei den Gräsern, nur dafs hier die innere Schuppe niemals an den Rändern verwächst ’). Hiernach bildet die Gattung Carex, rücksichtlich der Inflorescenz, den Uebergang der Cyperaceen zu den Gräsern; die nach aufsen gekehrle Bractea entspricht offenbar der Palea inferior, die den Utriculus bildende, in- nere dagegen der Palea superior der Grasblüthe. Zuweilen bleibt in einigen Arten ein Theil der Rha- cheola übrig, und zeigt sich in Gestalt einer hervorstehenden, hakenförmig gekrümmten Borste. Auf diesen Umstand allein. ‘gründet sieh die Gattung Uncinia. Bei Carex microglochin, welchen Herr €. A. Meyer deshalb zu Uncinia rechnet, ist jenes Rudiment gleichfalls vorhanden, aber pfriemförmig und geradeaus stehend. Ich habe es ferner in Carex capitata L., €. oreophila C. A. Mey., C. pulicaris L. und C. peregrina Link (eine durch Kultur etwas veränderte Form von (C. pu- licaris) beobachtet; da es aber hier sehr kurz und in der schlauchartigen Hülle verborgen erscheint, so ist es bis jetzt gänzlich übersehen worden. Es bedarf wohl kaum der Be- merkung. dafs dieses Rudiment der Rhacheola sich jederzeit an der nach aulsen gekehrten Seite der Frucht befindet. Nach 1) In der Gattung Alopecurus findet dagegen an der äufsern Pa- lea eine theilweise Verwachsung der Ränder statt. 353 dem, was ich bereits über die Natur und Lage des schlauch- artigen Organs in Carex gesagi habe, läfst sich leicht begrei- fen, warum dasselbe jederzeit zwei hervorragende Nerven oder Kanten zeigt, warum seine Mündung nach vorn (wo die Ver- wachsung der Ränder stattfindet) gewöhnlich tiefer gespalten ist, und warum endlich bei den Arten mit dreikantiger Frucht die ungepaarte Kante nicht nach außen, wie in den Gattun- gen mit einfacher Aehre (z. B. Cyperus, Scirpus, Isolepis ete.), sondern nach innen gekehrt erscheint. Es würde gewagt sein, eine Erklärung der von Herrn Brown an Carex acuta beobachteten monströsen Blüthen, wo der Utriculus Staubgefäfse umschließsen soll, ohne vorher- gegangene Untersuchung des Originalexemplars zu versuchen. Erklärung der Figuren. Fig. 1. Schoenoxyphium. Fig. 2. Uncinia. Fig. 3. Carex. Fig. 4. Poa (weibliches Aehrchen einer diöcistischen Art). a) Männliche Achre. b) Der übriggebliebene Stiel der männlichen Achre, c) Bractea (squama auct.;, palea inferior [exterior] der Gräser.) d) Die zweikielige Dracteola, welche, indem sie entweder die weibliche Blüthe allein (in Carex), oder den Stiel der männli- lichen Aehre zugleich (in Schoenoxyphium und Uncinia) um- hällt, und an den Rändern verwächst, den Utrieulus (Perian- thium Br. Perigynium Nees., Nectarium L.) bildet. In den Gräsern heilst sie palea superior (interior) und ihre Ränder bleiben getrennt. Einige nachträgliche Bemerkungen über die Pilzbildung auf den Leibern der abgestor- benen Fliegen von J.. _M ey e'n. Seit einer Reihe von Jahren habe ich gesucht die Bildung der kleinen Pilze ‘zu erforschen, welche man zuweilen zur Herbstzeit auf dem Leibe der gewöhnlichen Stubenfliegen be- obachten kann; meistens sind sie schon todt, wenn man die- selben mit solchem Schimmel bedeckt findet, doch zuweilen fliegen sie noch umher und zeigen schon den Beginn dieser kleinen Pilze, welche sich zuerst auf den Einschnitten des Leibes darstellen. Alles, was über diesen Gegenstand bis jetzt verhandelt ist, findet sich in -der geistreichen Abhandlung, welche Herr Präsident Nees von Esenbeck unter dem Ti- tel: Mittheilungen aus der Pflanzenwelt von Göthe (Nova Acta Acad. C. L. C. Tom. XV. P. II. p. 374. etc.) heransgegeben hat, und worauf ich hier zuerst verweisen muls. Seit dem Jahre 1827 habe ich die Beobachtung ge- macht, dafs die Vegetation, welche sich unter günstigen Ver- hältnissen, nämlich in einer feuchten Luft und zur Herbstzeit an dem Leibe der absterbenden Fliegen zeigt, aus kleinen Pilzchen bestehe, welche man zur Gattung Isaria bringen muls, die schon mehrere andere auf todien Thieren (Käfern, Spinnen, Wespen) etc. zu findende Arten aufzuweisen hat. Am gewöhnlichsten pflegt man die mit der Isaria bedeckten Fliegen an den Fensterscheiben klebend zu finden, und rund 355 umher sind sie dann mit dem’ bekannten Staube umgeben. In manchem Jahre ist dieses Phänomen ganz allgemein zu beob- achten, aber immer nur zur Herbstzeit, doch in andern Jah- ren, wenn der Herbst sehr trocken ist, findet man auch nicht eine Fliege, welche solche Schimmelbildung aufzuweisen hat. Feuchte und warme Luft der Stuben scheint diese Bildung zu befördern, doch auch unter solchen Verhältnissen wurde die- selbe zu keiner anderen Jahreszeit hervorgerufen. Der feine Staub, woraus der Kranz um die Fliege be- steht, ist die Sporenmasse, welche von den kleinen Pilzclien ausgestreut wurde. Ist die Glasscheibe, oder überhaupt der Körper worauf diese Sporen liegen, feucht, so vergrölsern sich diese Spoten sehr schnell, bleiben aber klein, wenn sie keine Feuchtigkeit erhalten. Legt man diese Sporen auf ein Stück- eben ungeleimtes Papier und stellt dieses Papier auf ein Ge- fäls mit Wasser, so wachsen dieselben sehr bald, ja zuweilen schon innerhalb 24 Stunden in lange durchsichtige und unge- färbte einfache oder verästelte Fäden aus, welche nichts wei- ter sind als die Achlya prolifera Nees v. Esenb. Ich habe anch die ganzen Fliegen, die mit solchen Isarien bedeckt wa- ren, in Wasser geworfen und die "einzelnen Exemplare der Isaria in die Achlya auswachsen gesehen; sie wurde bald mehr, bald weniger lang, ganz so verschieden, wie ich die Achlya prolifera beobachtet habe, welche auf dem Leibe ei- ner im Wasser gestorbenen Fliege entstanden war, die mir von Göthe durch Herrn Nees von Esenbeck zur Unter- suchung güligst mitgetheilt wurde, und wozu meine Abbil- dungen über diesen Gegenständ in der vorhin eitirten Abhand- lang: Mittheilungen aus der Pflanzenwelt von Göthe, bewei, send sind. Die Achlya prolifera habe ich aber in anderen Fällen nicht nur auf todten Thieren, als auf Regenwürinern und Planarien, sondern auch auf faulenden Pflanzen, z B. auf Vis- cum album beobachtet, wozu ich die vielen Abbildungen auf Tab. LXXIX. jenes Baudes der Akten der Kaiserl. Akademie gegeben habe. Es geht aus diesen Beobachtungen also einmal hervor, dafs das kleine Pflänzchen, welches sich auf der abgestorbenen 356 Fliege in .der blofsen Luft zeigt, im Wasser, also in einem anderen äufseren Verhältnisse, zu einer ganz anderen Form umgewandelt wird; wodurch wiederum bewiesen wird, von welchem grofsen Einflusse die äulseren Verhältnisse auf die Form der niederen Gewächse sind, so dafs dadurch nicht nur Verschiedenheiten hervorgerufen werden, worauf Arten be- gründet sind, sondern selbst Gattungs-Charactere, wie ieh es auch bei einer anderen Gelegenheit mit der Gattung Ecto- sperma und Vaucheria (s. Nova Acta Acad. C. L. C. Tom. AIV. P. II. p. 450.) sehr ausführlich nachgewiesen habe. Solche Gattungen müssen aber gerade auf das Genaueste un- tersucht werden, indem die Umänderung ihrer Formen für die Physiologie grofses Licht verbreitet. Jene Beobachtungen beweisen aber auch noch, dafs ‚die Achlya prolifera sowohl auf todten Pflanzen als auf todten Thieren wächst, und eigentlich zu den Pilzen gehört, nämlich zu der Familie der Wasserfaden-Pilze. Sehr auffallend war es mir, als ich im Herbste von 1833 einen solchen kleinen in der Luft gewachsenen Fliegenpilz untersuchte, und dabei fand, dafs hier sogar. ganz verschie- dene Sachen unter gleicher äufserer Form auftraten, denn diese Pilzchen bestanden aus gegliederten Fäden, uud nicht, wie die Isarien, aus einfachen und ungegliederten. Auch war hier zu beobachten, dafs die äußersten Utriculi kopfförmig anschwol- len und stark mit Sporen gefüllt waren. Das schnelle Ver- trocknen dieser Pflänzchen, welche ebenfalls ganz fetlarlig er- schienen, verhinderte ihre Aussaat in Wasser und ihr ferne- res Wachsthum in diesem anderen Medium, Endlich mahnt uns dieses Pflänzchen noch an die gene- ratio originaria, und zwar mit Gründen, welche nicht so leicht abzusprechen sind. Gedruckt bei A. W. Schade. P7 Verzeichnifs der im Jahresberichte erwähnten Naturforscher. A. Abbot II. 50. 299. Agardh jun. I. 217. Agassiz I. 36. II. 256. 265. 273. Alison I. 177. Andre I. 174. Ange, St. I. 346. Anube Il. 40. Audinet-Serville I. 302. 1. 39. Audouin I. 302. 341. II. 8. 25. 60. Audubon II. 298. Bachmann II. 301. Barthelemy 11. 24. Bassi II. 11. 24. 43. Batka 1. 221. Bean I. 324. 327. Bälanger 1. 5. 27. Bell 11. 294. 332. Bennett, E. T. II. 256. 332. 335. 343. Bennett, G. I. 31. II. 256. 263. 304. 307. 311. 314. 316. 333. 341. 347. Berkeley I. 343. Bernhardi I. 202. Besser I. 234. Bibron I. 302. II. 273. 294 Biot I. 145. 178, I. Jahrg. 2. Band. Bischoff I. 134. Blackwell I. 358. Blaiuville I. 302. 329. Blume I. 196. 221. Blyıı II. 300. Boie, F. 1I. 500. 306. Boisduval I. 302. U. 43. 52. 57. 61. Bonaparie I. 6. II. 255. 271. 232. 307. 338. Bouche II. 9. Boudier II. 39. 46. Bove I. 127. Brandt I. 342. II. 73. Brebisson, de I]. 302. Brehm 11. 302. 306. Breton 11. 334. Broderip 1. 312. 317. 322. 323. Brogniart I. 158. 183. 201. Brown, R. I. 195. 200. Brull& II. 8. 16. 23. 49. Buch, v. I. 319. Buckland II. 332. Bugnion II. 57. Bujack I. 245. Buquet II. 24. 25. Burmeister I. 344. 349. 353. II. 68. Burton II. 270. Buzareingues ]J, 159. 160. c. Caillaud I. 313. Candolle, de I. 302. 140. 223. Candolle, de, jun. 1. 224. Cantener I. 53. Carus I. 7. 16. 334. D. 276. Charvet I. 341. Chauvin U. 324. Chemnitz ]. 341. Chevrolat II: 21. 23. 36. Christol 11. 326. Colin I. 181. Conrad ]. 317. Conway II. 302. Corda I. 339. Curtis II. 15. 67. Cuvier I, 302. II. 336. \ D. Dalzell I. 303. 305. 342. Daubeny I. 179. Dejean I. 302. II. 43. Desberger II. 10. Deshayes I. 317. 322. 324. 328. Desmarest I. 302. Dierbach I. 221. Diesing I. 333. 335. 337. Dietrich I. 223. Douglas, Houghton I. 229. Doumere II. 11. Dufour, Leon II. 33. 69. 24 358 Duges I. 350. 355. 361. I. 275. Dumeril I. 302. II. 8. 273. 294. Duponchel II. 52. 55. 61 Dutrochet I. 139. 141. 191. 213. 214. Duvernoy II. 339. E. Edwards, Milne- I. 30. 181. 216. 302. 341. 350. 1. 293. Ehrenberg I. 6. 8. 9. 18—31. 39, 205. 325. 348. 349. Eichwald I. 231. 357. Eimbeck II, 312, Erdelyi I. 135. Erichson II. 30. 43. 68. Eversmann Il. 293. F. Farines I. 317. 339. Ferussac I. 322. Fischer, G. II, 67. 348. Fischer, J. E. II. 53. Fitzinger I. 339. II. 269. 275. Focke I. 340. Fonscolombe II. 50. 72. Freyer 1. 53. 61. Fries II. 320, Fritsche I. 143. ©. Gachet I. 353. Gaillon I. 203. Gen& II. 309. 329. Geoffvoy, J. II. 321. 344. 345. 3417. Germar 1. 7; Gescheidt I. 339. Gloger II. 397. Goeppert I. 180. 184. 201. Gory II. 29. 40. 42. Gould II. 296. 299. 310. Gourcy-Droitaumont II, 300. Graell.I. 360. Gras, Albin 1. 355. Graslin 11. 52. Gravenhorst I, 339 Gray 1. 38. 317. 323, 255. 272. 283. 287. 291. 329. ‚331. 1. 295. 342. Guende II. 58. Gucrin I. 145. 302. II, 15. 38. 336. Guilding I. 321. 325. Guillemin I. 196. Guimpel I. 136. Gutzlaflf I. 246. II. Hahn 1.. 361. 11. 69. 298 Haliday II. 46, Hamel II. 73. Hammerschmidt 1. 357. I. Al« di. Hancock Il. 71, Hardwicke II. 313. Harlan IL. 348. Hartig I. 339. 355. I. 10. Hawkins II. 294. Heckel II. 272. 300. Heer ‚I. 226. 242, II. 17. Held I. 315. 327. Henle II. 268. V’Hermimier II. 303. Herrich-Schäffer II. 11. Hess 11. 56. Hodgson II. 321. 327. 329. 351. Howship II. 64. Hübener I. 135. 239. Huell, van Il. 62, Hugg I. 238. I. Imhoff I. 10. 50. 83. J. Jacobson I, 338. Jacquemin I. 327. Jäger I. 40. Jardine I. 5. Il. 266. 313. 341. Joannis I. 323. 324. 328. Johnston I. 310. 343. Jourdan II, 279. 346. RK. Kaup II. 321. 342. 348 Käferstein IT. 41. 55. Keith I. 142. 217. Kiener I. 308. 323 fg. King 11. 317. Kittlitz, von II. 269. 315. Klaproth I. 243. Klopsch II. 10. Klug I. 11. 17. 21. 22. 40. 44. Knight I. 179. Knox II, 324. Kollar 1. 348. Kosteletzky 1. 135. Krolin I. 350. Kunth I. 135. Kützing I. 14. 207. 210. 217: L. Lacordaire I. 302. IT. 8. Landbeck II. 300. 309. 310. Laporte II. 22. 28. 44. Lasfrenaye II. 305. Langlois I. 150. Latreille II. 27. Laugier, Meiflren 11. 293. Lea I. 317. Lebert I. 241, Lecomte II. 52. Lefebre 11. 23. 38. Lessing 1. 231. Lesson I. 5. 27. 32, 302. 323. II. 275. 284. 289. 292. 295. 300. 307. 347. Lindley I. 141, Link 1, 161. 244. Lister I. 26. 303. 309, Lowetzky II. 272. Lucae I. 223. Lucas I. 357. 358. II. 53. 74, Lukis I. 173. Lund I. 233. 320, Lüttke I. 237. M. Macaire 1. 222. Maclcay I. 343. 350. 359. II. 35. 58.291. Macquart I, 220. 302. 1. 62. Marshall, Drummond II. 319. Martin II. 343. Martius I. 224. 239. Mayer I. 349. I1. 268. Melchior 11.323. 313. Menestrier 11. 62. Meyen 1.6. 17. 23. 25. 27. 31..36..161. 215, 234. 263..269. 310. 341. 349. 359, IL « 299. 305. 317. 325. Meyer, E. 1..194. 226. Meyer, H. v. II. 273. 294. 348, Mohl I. 151. 161. Morren I. 342. Müller, J. Il. 324. Münste) raf von U. 294. Mudie. II. 297. Murray I. 186 N. Nardo I. 40. Naumann 11. 314. Nees v, Esenbeck, C, G. U. 45. Nees v. Esenbeck, F. I. 136. 161. 220. Nenning 11, 272. Newman 11. 11. 14. 27. 44. 51. 58. 64. 67. Nicol I. 169. 174. Nilsson 1. 6. Nuttal 11. 297. Ogilby II. 342. Owen 1. 312. 317. 322. 336. 11. 275. 309. 333. 334. 340. 2 Pallas I. 6. 1. 320, 326. 330. Paravey I. 222. Parrot I. 229. 244. Peletier de St. Vargeau T. 302.; 11.49. Pelletan I. 220. Percheron 11. 29. 30. Persoz I. 145. Picıet 11. 63. Pieper 1. 186. Pöppig I. 245. Porter II. 347. Prest I. 193. Prevost 11. 57. Pritchard 1. 17. Purkinje I. 333. @. Quatrefages I. 327. BR. Rambur 11. 52. 59, Rang 1. 302. 310. 313. 317. 320. Raspail I. 144. 182. 354. Ratlıke- I. 27. 36. 349. Reichenbach I. 7. Rennie I. 358, Renucci I. 354. Retzius 11. 263. Reufs I. 358. II. 278. 280. 291. Robert II. 63. Römer 1. 135. Rofsmäsler 1. 308. Royle I. 246. Röppel I. 523. Ruff I. 238. Sabine II. 312. Samouelle II. 14. Saporta II. 59. Saussure I. 182. Schauer 1. 197. 201. Schilling 11. 61. 71. Schinz I1. 274. Schlechtendal I. 136, 200. 359 Schlegel 11,279. 288. 294. Schmerling II. 348. Schönherr II. 42. Schultz I. 140. 175. Schultze I. 16. 347. Schummel 1.201. I. 64. Selby II. 296. Seringe I. 11. Siebold, von I. 243. Silbermann II, 17. 54. Solier II. 23. 33. 35. Sommerauer I. 150. Sowerby 1. 316. 317. 322. 323. Spach I. 302. Spenner I. 135. Sprengel I. 141. Steinheil I. 193. Stewart I. 315. Sturm 11. 26. Swainson I. 308. 11. 20. 298. Sykes II. 61. 296. 305. 341. T. Temminck U. 298. 309. 395. Thienemann I. 192, Thompson I. 313. II. 58. 309. Treitschke II. 54. Trevelyan I. 240. Troschel I. 326, Turpin 1138. 160. Turton I. 317. 324. 326. U. Unger I. 141. 156. Vv. Valenciennes IT. 260. Valentin I. 177. Vallot I. 355. II. 60. 62. 276. Vandeweghe I. 361. II. 276. Vauztme, Roussel de I. 307. 326. 348, Vigors II. 319. Villiers II. 59. 360 w. Wagner, A. II. 320. 330. Wagner, R. 1. 7. 18, 336. 342. 315. Walckenaör 1. 302. 358. Walker-Arnot I. 220. Walker, F. 11. 47. 49, 63 Walıl II. 44. WValton II. 55. WVaterhouse II. 29. 33. 38. Watson I, 237. Werner II. 296. WVesmail 11. 26. 46. WVesterhauser Il. 29. Westwood II. 30. 49. 63. 67. 70. 72. Wiegmann, A. F. I. 139. 218. WViegmann, A. F, A. II. 275. 277. 283. 285. 295. Williamson I. 317. Wimmer I. 202. 211. Winkler 135. Y. Yorrel II. 270. 318. Y/B Zimmermann II, 25. Sachregister zum Jahresberichte. A. ‚Abtepharus II. 288. Acanthurus 11. 269. Acarus I. 273. Achatina 1. 323. Achlysia 1. 353. Acipenser Il. 272. Aecrochordium 1. 17. Aerodon il. 25. Acrosoma 1. 361. Ada ll. 308. Aegoceros ]l. 330. Aegorhinus Il. 43. Agama ll. 291. Ahaetulla 11. 283. Albione 1. 342. Alcedo 11. 307. 309. Alepisaurus II. 270. Algen, Metamorphose der 1. 212. Amaren Il. 25. Amathitis 11. 25. Amaurus 11. 68. Ameiven II. 286. Amphitrite I. 343. Amylum 1. 144, Anacharis Il. 49. Anamirta 1. 220. Anas li. 318. 319. 320. Anodonta 1. 317. Anseropoda 1. 40. Anthus 1. 306. Anticyra 11. 67. Aplidium ]. 310. Apoeyrtus 11. 43. Aptenodytes Il. 317. Apus 1. 348. Agila 11. 302. Aranea 1. 358. Ardea Il. 315. Argonauta 1 331. Arvicola Il. 338. Ascidia 1. 310. Ascidien, Blutcircula- tion I. 309. Asclepiadeen I. 197. Asopus 11. 63. Aspidogaster 1. 335. Astacus 1. 350. Asterias I. 39. 40. 307. Atractylis 1. 222. Aulacorhynchus 1. 310. Aulostoma 1. 342. Awahi ll. 346. B. Bacillarien I. 13. Bagrus Il. 261. Bathyergus 11. 336. Batrachier, Asphyxie der U. 276. Bernicla 11. 319. Bienen II. 50. Binnenwürmer des Au- ges I. 340. Blastiotoma ll. 45. Blutegel 1. 342. „ Boa ll. 280. * Bombyeilla II. 306. Bombylius 11. 63. Bopyrus I. 349. Brachiopoden, Anato- ie [ 317. Brachycentrus ll. 67. Brachyorrhos 11. 282. Brachypteracias 11. 305 Braconen Il. 46. Bradypus 1. 331. Bubutus 11. 311. Buceinum 1. 325. Buceros II. 307. Bufo ll. 278. Bulimus I. 328. Bulla 1. 326. Byssus 1. 213. ©. Cachelot 11. 325. Calandra 1. 41. Calyptraea 1. 322. Campanularia 1. 27. 305. Camportia 1. 343. Canis 1. 341. Cannabina 11. 309. Capra 11. 323. 329. Capricornia IL. 39. Capromys ll. 336. Antilope 11. 327. 330. Blätter, Abfallen I. 193. Carcinium I. 349. Aphaena 1. 16. Blätter, Stellung I. 192, Carraghean 1. 222. Cassis I. 324. Cardanus 1. 30. Cardiomera II. 24. Cathartes 11. 301. Ceblepyris II. 307. 309. Celia 1. 25. Centronotus II. 262. Cephalocera 1. 45. Cephalocteus II. 70. Cercaria I. 336. Cerithium 1. 325. Cervus II. 323. Cetochilus 1. 348. Chaca 1. 261. Chalarus 1. 64. Chamaeleo 11. 292. Chelifer 1. 361. Cicada I. 71. Cinnamomum 1. 22. Cirrhina II. 261. Cirripedia 1. 344. Cladobates 1. 344. Clausilia 1. 327. Clavagella 1. 312. Cnemidophorus IL 286. Cobitis 11. 269. Coceina 11. 73. Cochenille IL 74. Coecilia 1. 275. Colocasia I. 160. Colophon 11. 30. Coluber Il. 280. 284 Columba II. 312. Columbella 1. 324. Conchiosaurus II. 294. Concholepas 1. 325. Condur 11. 300. Coniferen, Embryonen L 200. Conferven, Samen |. 211. Conus 1. 323. Coronella 11. 284. Corythaix II. 309, Crabronen II. 49. Cranchia 1. 332. Craspedosomata 1.333. Crenatula 1. 317. Crepidula 1. 323. Cristatella I. 306. Crocodilus 11. 292. 294. Crossarchus I. 343. Cryptonyx I. 313. Cryptoprocta 1. 343. Cueulus II. 309. Culilawan-Rinde 1. 221. Curruca II. 309. Cyamus I. 348. Cyclemys 1. 294. Cyelostoma 1. 328. Cynailurus II. 340. Cygnus II. 318. D. Dacelo II. 304. Dactyloa Il. 289. Daphnien I. 349. Dasyprocta ll. 336. Dasyproctus II. 50, Delphinus II. 326. Dentalium 1. 321. Dianthoecia ll. 61. Diomedea 11. 316. Diopsis II. 63. Diphyes 1. 28. Diplodactylus II. 290. Diploglossus II. 288. Ditomus 11. 24. Dolichonyx 11. 508. Dolium 1. 324. Doppelquallen I. 28. Draconura Il. 289, Dracunculus 1. 288. E. Eburna 1. 325. Echeneis II. 264. Echinococeus 1. 340. Echis Il. 282. Elaps II. 284. Emberiza ll. 506. Embium 1. 67. Emys Il. 295. Epeira 1. 358. 361. Ephedra 1. 228. 235. Equus II. 331. Eumallia 1. 16. Euplocomus 11. 313. Eumeces Il. 288. Euprepes ]l. 288. 292. Eurybrachys I. 16. Exocoetus 11. 264. Eitheria 1. 313. F. Falco II, 301. 303. 361 Farrenkräuter I. 161. 239. Fasciolaria I. 324. Felis Il. 322. 339. Filaria 1. 339. Fissurella I. 322. Flustra 1. 306. Fossile Pflanzen I. 169. Fringilla U, 307. 309, Fucus 1. 234. Fulgora I. 16. 71. Fusus I. 234. = &. Galba I. 343. Galeodes I. 357. Gallinula Il. 315. Ganymeda 1. 39. Garrulax Il. 309. Garrulus Il. 309. Gasterosteus 11. 262. Gastrochaena 1. 316. Gecarcinus 1. 350. Gehyra 1. 291. Generatio spontanea I. 214. Gentiana 1. 241. Geocores II. 68. 70. Geoemyda ll. 295. Girondella 1. 203. Glossosoma 11. 67. Gnathodon 1. 313. Gordius 1. 341. Grapsus I. 350. M. Halicore II. 326. Halieus II, 319. Halmaturus 11. 333. Hansmerschwjdtig I. Harpa 1. 324. Harpognathus II. 26. Hebrus 1. 71. Helix 1. 329. Hemidactylus II. 290. Histeren ll. 30. Holothuria 1. 40. Hydra 1. 505. Hydrachna 1. 361. Hydropsyche 11. 63. Hyla U. 278. 362 I. Iguana 11. 289. Inia 1. 324. _ Insecten, Monstrositäten der U. DI. j Insecten, Zwitter- IL11, Ipomaea 1. 220. I Jahresringe I: 169. HM. Kasuar, neuholl. 11.314. Keimen der Samen I, 180. 199. Kröten-Regen II. 276. Krystalle in Pflanzen- zelleri I, 160, 2. Lacerta 1. 287. 291. 393. Laemanctus ‚I. 289. Lanius ll. 308. Larus Il. 315. 319, Lebenssaft- Gefälse I 176. Lebermoose 1. 239. Lebias, foss. II. 273. Leiocnemis 11. 25. Leptoconchus 1. 323. 325. Lepus II. 322. Leueiscus II. 270: Leucochloridium 1. 333. Leucospis 1. 47. 49. Lialis II 287. Limnaeacea ]. 326. Lingula 1. 317. Linkia 1. 40. Loligopsis 1. 332. Lithurgus II. 50. Lonchura 11. 305. Lumbrieus I. 343. ° Lutra 11. 322. 342. Lycoris 1. 343. Lycosa 1. 357. Lyonsia I. 316. IE. Marerobiotus 1. 347. Maecropus 1. 335. Manis 11. 332. ‘ Marginella 1. 323. Marsupialia, Genera- tiom ll, 334. Mais I. 243, Medusa 1. 32. Megalonyx 11.307.332. Megatherium 11. 331. Melanosomen 1. 38. Melecta 11. 51. Melias 11. 311. Melitaea: 1. 32. Melogale 11. 344. Menura ll. 311. Mesodesma 1. 316. Mierocephalophis 1, 234. j Microvelia 11. 71. Mirax 1. 46. Monacanthus Il. 270: Monostoma 1. 340, Mormonia 11. 67. Morphnus 11. 303. Museicapa 11. 309. Mustela ll. 322. Mustelus Il. 271. Mierocystis 1. 212. Mygale 1. 359. Myletes Il. 261. Mytilus: 1.317. N. Naia 11. 284, Nanina 1. 329, Nareine ll. 268. Natieina 1. 325. Nectarinia Il. 307 Nemazoaires 1. 203, Nereis 1. 342. Nerita 1. 325. Nisus 11. 303. Notiophygus 11. 40. Nothosaurus 1. 294. Numida U. 313. ®. Oceania 1. 36. Ochetorhynchus11.305. Odontobius 1. 336 Odontocheila Il. 22. Oelbaum I. 228. Orbieula 1. 317. Orbita 1. 356. Ortygis Ornithorhynchus II. 333. Orthotomus 1. 305. IH. 313: Oscillatoria 1.234. Ovis 11. 329, Ozxyuris ]. 340, P. Pachydactylus 11. 290. Pachydermata 11. 330. 348. Pachyloscelis 1. 358. Pachysoma ll. 346. * Palmellaria 1. 17. Palmyra 1. 343. Palpicornia Il. 33. Paradiesvogel Il. 307. ‘ Passalus Il. 30. Pastor II. 309. Patella 1. 322. Pecten 1. 317. Pelecanus 11. 316. Percosia 1. 25. Perdix 11. 312 —14. Perlfischerei I. 315. Pernis U. 303. Petricola 1. 316. Pflanzen, Epidermis I. 158. ı h — Geographie I. 224. — Farben I. 186. Krankheiten I. 218. Misbildungen I. 200. Schlaf 1. 194. Temperatur I. 183. Phalaropus 1. 315. Phascolomys Il. 335. Phasianus II. 313. Philorea 1. 43. Phlocerus Il. 67. Phoca II. 326, Pholas I. 316. Phryniseus U. 277. Phyllodactylus 1. 2%. Phylloxera U. 72. Physalia 1. 31. Physaematium 1. 17. Pitostyles 1. 196. Pipunculus 11. 63. Pyrolina 1. 307. Pisidium 1. 315: Pithecia 1. 347. Pithylus 1. 308. Pitta II. 309. Placunanomia 1. 317. Plagiocera 11. 45. Plagiostomen 11. 268. Planorbis 1. 327. Pleurotoma 1. 324. Poephagomys 1. 336. Pollen I. 151. Polyodontes II. 284. Polypen 1. 18. 303. Polypozoa I. 17. Procephalus I. 23. Proteideen Il. 275. Psammovechus II: 40. Pselaphus 1. 40. Pseudopsis 1. 27. Psittacus 1. 318. Pteroglossus Il. 310. Pteromalinen Il. 47. Purpura 1. 325. Pygidium 11. 269. Pyramidella 1. 325. Pargite II. 307. Pyrosoma 1. 310. Pyrrhula 11. 306. Pyrula I. 324. @. _ Quallen, Leuchten I. 36 Quercus I 221, R. un I. 14. 16, Rafflesia I. 195. Ta II. 315. Rana Il. 277. Ranella 1. 324. Rhamphastos II. 310. Rhinobatus Il. 271. Rhinoceros 11. 330. — fossil II. 348. Rhinolophus 11. 345. Rhipipteryx 11. 67. Rhyacophila II. 65. Rliynehoten II. 68, Rhytina 11. 326. Rinde I. 159, Rostellaria I. 323. Rüsselkäfer II. 42. Solpuga 1. 357. Sphaeriodactylus 291. L ‚Sphaerococeus ]: S. Salpen, Leuchten I. 311. Salticus 1. 357. , Salvia 1. 198. Sarcophytum 1.27. 28. Sarcoptes 1. 353. 355. Schmarotzer-Insecten II. 46. Schwalbennester, ind. I. 22. __Seiurus 11. 322. 338. Scorpio’ 1 357. Seutella 1. 323. "Seytodes I. 351. \Seeschnecken, Eierhül-- sen I. 320. Seevögel, Brütplätze II. 315 Serpula 1. 343. Serricornia U. 27. Sertularina 1. 25.303. 306. Silieularia. 1. 26: Silo IL. 67. ı Sorex ll. 345. ‚Spatangus 137. Spermophilus-U. 339. 222 Sphaerozoum ]. 17. Spheniscus 11. 319. Spirula I. 331. Spongodes 1. 27. 28. Steatornis I. 303. Stellaria 1. 40. Stellonia 1. 40. Strobilurus II. 289. Strix II. 302. Sylvia 11. 307. Syngnathus II. 263. T. Tachyglossus 11. 334. Tachymenis II. 283. Tachypetes II. 315. Taenia ]. 336. Tamarinden I, 221. Telescopus 11. 281. Telmatobius 11. 217. m 363 Tenthredunodea II. 44, Terebra 1. 323. Terebratulal.317.319. Teredo 1. 313. Tetranychus 1. 353. Tetrodon 1. 261. Theridion 1. 360. Thyra 1. 67. Thysanosoma 1. 333. Tornatella 1. 325. Torpedo Il. 268. Tortrices Ik 61. ; Trachydermi 1. 268. Tragopan'N. 312. 314. Trichopus 1. 358. Trichostoma 11. 65. Trichotropus I. 325. Trionychium 1. 347. Trionyx II. 295 Troglodytes 11. 308. ‚387. Trogon II. 310. Tropidonotus 11. 282. Tropidurus 11. 290. “ Tropisurus 1. 337. Trygon.1k.,271. Tubastraea;1. 27. Tubularia 1. 26. 303. Turbo 1.325. Turdus 1.309. U. Usyops II. 16. Unio I. 317. Urania II. 57. 58. Uropoda 1. 356. V. Vanellus I. 315. Venus I. 317. Vermivora II. 308. Vespertilio Il. 345. Vini 1. 311 Viscum 1. 200. Voluta 1. 323. Volvox 1. 10. zZ. Zonurus Il. 218. 364 Taf. I. Taf. II. Taf. II. Taf. IV. Taf. V. Taf. VI. Abbildungen. Fig. 1—5. Petrificate des Zechsteines (zu p. 75.) und fossiler Unterkiefer einer Katze Fig, 6. (zu p. 96.) Erklärung der Tafel S. 132. Distomum globiporum zu S. 187. Erklärung S. 194. Männliche Geschlechtstheile der Actinien und Samen- thiere zu S. 215. j Anm. des Verf. Die menschlichen Samenthiere sind nur schwach vergröfsert, um ihre Aehnlichkeit mit denen von Cy- clas cornea und Balanus herauszustellen. Sie sind wie die Blutkörperchen platt, und sehen auf dem Rande stehend, schma- ler aus. Enkriniten des Muschelkalkes zu S. 223. Verwandlung der Chlamys monstrosa zu S. 245. Schematische Darstellung der Gattungsunterschiede von Schoenoxyphium, Urcinia und Carex zu S. 349. | I M. (Aus Wiegmann’s Herpetologia mexicana, zu pag. 2. u. pag. 285.) SERBRIES III. PACHYGLOSSI. Lingua aliis elongata, 1a brevis, 'erassa, papillis brevibus filifor- enuato bicuspis vel pluhse vestita, apice obtuso vix emarginata. s clausiles, rarius palpebma varia. Membra omnibus quatuor. la rotunda. 1 posteriora tantum, vel Os parietale simplex, ‚unquam obducta. go clausa. SECTIO IL. (a typo ei I. (typica.) Breviling ssilingues. Lingua brevis, ee conniventi- enuato obtuso plus min es, pupilla rotunda. zuspis. Aures interdum laıs sub eule latentes. ıs palpebris destituti. Lamporalis superne in- les rigidae, osseae vel su erisque lacertinus, an a embra saepius quatuor, i m rudimenta tantum, int Crusia calearea crassa ve um vestigia servans, oss se orbitali posteriori ali extrinsecus limi- ita a tergo clausa. le simplex. Dentes adnaii. plus minusve compres- { dorsi fastigio carinatus, dueit. Fossa temporalis plune cristatus. :ntes omnibus adnati. A. Lingua apice bicuspis: B. Lingua obtuso apice plus minusve excisa: a. Pholidosis verticillata: Squamae subquadrangulae, plicatura lateralis: Squamae acutae, angustae, in abdomine dorsoque ae- quales: s b. Pholidosis imbricata lae- vigata: Palpebrae: Palpebrae nullae: 1. Dendrobatae. \us innatis: Emphyodon- jui orbis incolae. hus adnatis: Prosphyo- i orbis incolae. depressus, dorsi fasti- lano; plerumque non 2. Humivagae. us innatis: Emphyo- ui orbis incolae, us adnatis: Prosphyo- i orbis incolae. Truneus cxrietale simplex vel Gar ramos duos 's retrersum emittens. ssa capitis erusta SECTIO I. (a typo recedens.) Latilingues. Oculi palpebrishaud conniventibus, inter orbitae parietes abs- conditis instructi, al- tera anteriore abso- luta, altera posteriori obsoleta; pupilla el- liptica, verticalis. Fossa temporalis un- dique aperta. Orbita a tergo interrupta. Os parietale Snobe Dentes maxillarum lateri interno adnati. Fam. Ascalabotae. (Geccones Aut.) Utriusque orbis incolae. (Aus Wiegmann’s Herpetologia mexicana, zu pag, 2. u. pag. 285.) CONSPECTUS FAMILIARUM SAURORUM. SERIES I. LEPTOGLOSSE. Lingua aliis elongata, angusta, apice furcata, aliis brevior, basi lata, apice uato bieuspis vel plus minusve exeisa. Oculi palpebris duabus conniventi- dlausiles. rarius palpebra superiori paene, vel utraque prorsus destituti; pu- rotunda. Truncus eylindraceus. Membra genuinis qualuor, anguiformibus posteriora tanlum, vel omnino nulla. SERIES II. BRHIPTOGLOSSI. Lingua iaculatoria, ey- lindriea, apice incrassata. Oculi palpebra cireulari, fo- ranıine parvo aperta, bul- SERIES III. PACHYGLOSSIT. Lingua bryevis, 'erassa, papillis brevibus flifor- - mibus dense vestita, apice obtuso vix emarginata Trunei forma varia. Membra omnibus quatuor. Os pärietalle simplex vel Joplex, ramos duos divergentes retrersum emittens. Össa capitis crusta clausa. SECTIO II. (a typo interdum recedens.) Brevilingues. gua brevis, squamoso-papillosa, apice mato obtuso plus minusve excisa, rarius pis. Aures inlferdum latentes. Oculi ra- palpebris destituti. Laminae supraorbi- rigidae, osseae vel subosseae. Habitus sque lacertinus, nonnullis anguiformis. bra saepius quatuor, interdum posterio- rudimenta tantum, interdum nulla. usta calcarea erassa vel tenuior, scutel- vestigia servans, ossa capilis superne cit. Fossa temporalis plus minusve operta. es omnibus adnati. Lingua apice bicuspis: Lingua obtuso apice plus minusve excisa: Pholidosis verticillata: quamae subquadrangulae, plicatura lateralis: Fam. 1. Lacertae. Fam. 2. Ptycho- pleuri. Quamae aculae, angustae, in abdomine dorsoque ac- quales; Fam. 3. Chamae- sauri. Pholidosis imbricata lae- igata; Palpebrae: Fam. 4. Scinei. Fam. 4. Gymn- ophthalmi. Palpebrae nullae: 05 parietale simplex, ramos duos divergentes retrorsum emittens. Orbita a SECTIO 1. (typica.) Fissilingues. Lingua elongata, angusta, apiei- bus longissimis, filiformibus bifurea. Aures nunquam latentes. Membrana tympani superfieialis. Oeuli palpe- bris destituti. Laminae eutaceae. Habitus Membra qua- nunquam supraorbitales ommibus lacertinus. tuor. Capitis ossa nuda (erusta nun- quam obducta). Fossa temporalis superne inoperta, osse orbitali po- steriore cum temporali co@unte ex- trinsecus limitata. Dentes maxillis adnati, rarius (nee vere) innati. a. Caput superne clypeola- to-squamosum, pyrami- datum; lingua laevis: Fam. 1. Mo- nitores. Antiqui orbis incolae, b. Caput tuberculato-squa- mosum, depressum: Fam.2. Tra- chydermi: Novi orbis incolae. ce. Caput pyramidatum, re- gulariter scutellatum; lin- gua squamuloso- papillo- sa: Fam, 5 Ameivae. Novi orbis incolae. bique motum comitante, undique obdueti. Pupilla rotunda. Truncus valde compressus. Membra qua- tuor. Os parietale ramum sim- plicem ossa temporalia ad- scendenlia exeipientem re- trorsum emitlens. SECTIO I. Fermilingues. Dentes cum maxillarum tomiis conereli. Aures sub cute latentes. Membra ma- cilenta. Pedes pentadactyli, scansorii. Fam. Chamaeleontes. Antiqui orbis incolae 1) ealcarea nunquarm obducta. SECTIO I. (£ypica.) Crassiling ues. Oculi palpebris conniventi- bus elausiles, pupilla votunda. Aures rarius sub eule latentes. Fossa temporalis superue in- operla, osse orbitali posteriori et temporali extrinseeus limi- tata. Orbita a tergo clausa. Os parietale simplex. Dentes innati vel adnati. a. Truncus plus minusve compres- sus, in dorsi fastigio carinatus, saepissime eristalus. Fam. 1, Dendrobatae. «@. Dentibus innatis: Emphyodon- tes, Antiqui orbis incolae, 3. Dentibus adnatis: Prosphyo- dontes, Novi orbis incolae. b. Truncus depressus, dorsi fasti- gio subplano; plerumque non 0. am. 2, Humivagae. «@. Dentibus innatis: Emphyo- dontes. Antiqui orbis incolae. ?. Dentibus adnatis: Prosphyo- dontes. Noyi orbis incolae, SECTIO II. (a typo recedens.) Latilingues. Oculi palpebrishaud conniventibus, inter orbitae parietes abs- eonditis instrueti, al- tera anteriore abso- luta, altera posteriori obsoleta; pupilla el- liplica, verticalis. Fossa temporalis un- dique aperla. Orbita a tergo interrupta. Os parietale duplex. Dentes maxillarum lateri interno adnati. Fam, Ascalabotae, (Geeeones Aut.) Utriusque orbis incolae. .* DIR8 Ta u Te EEe Kufn. se Fig 4 7 A (7 Di == Ss UI 1 : S CENiter füugp. ni epaan DI. SEC er Daß IL. NURR NONE SNIEN