$ a üb iR 8 Di N N j a FE eh nun na ET 4 ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. IN VERBINDUNG MIT MEHREREN GELEHRTFN HERAUSGEGEBEN von D*». AR. FR. AUG. WIEGMANN, AUSSERORD. PROFESSOR AN DER FRIEDRICH - WILHELMS - UNIVERSITÄT ZU BERLIN, FÜNFTER JAHRGANG. Erster Band, MIT ZEHN KUPFERTAFELN. mm BERLIN 1839. IN DER NICOLAT’SCHEN BUCHHANDLUNG. DEIN PTR TEILE EN u. . Dee ve eh: Sea ee 5.77 Zune a a 9 8 # vi Bari N Sun Inhalt des ersten Bandes. Be=z 090. Korgi e& Monostomum Faba Brems. beschrieben v. Dr. F. C. H. Crep- lin. (Hierzu Taf. 1)... . 000 0 nn ne Ichthyologische Beiträge von B. Fr. Fries. Aus dem Schwe- dischen übersetzt von Dr. F. €. H. Creplin. (Salmo sal- mulus. — Pterycombus. — Callionymus. — Clinus. Hierzu Mae 1 Eie: 4) BE ARE ER REN. ne Ele Mirue Ueber die Spermatozoen. Briefliche Mittheilungen vom Prof. Rud. Wagner. (Hierzu Taf. Il. rip: 2.u.3. unda—h,) . Naturhistorische Schilderung des nördlichen Patagonien von ROLLEN. ENT TE Nochmalige Untersuchung der Frage: ob in Europa in histo- rischer Zeit zwei Arten von wilden Stieren lebten? von dem Br ENaB ae. na oe ach le Ueber Macroscelides Rozeti von Dr. Moritz Wagner. . Neue Litorina der Ostsee von Dr. Pfeiffer. . N Anatomie der Apteryz australis v.R. Owen... . . 2... Untersuchungen über die Reizbarkeit der Blätter der Mimosa Be Bon BR. W.HMIgwel, . ua. 0 ae len Zoologische Notizen: Dauer der Spermatozoen von Vespa rufa vor Dr. v. Siebold. — Verbreitung des Mytilus polymor- hus. — Mittel gegen die Brunstwuth der Elephanten. — egattung des Elephanten. — Abweichende Form der Blut- körperchen u. Blutlauf der Lämopoden v. Herausgeber. Einige zoologische Notizen von Dr. A. Philippi: (1, Neue Arten von Euplocamus. 2, Thier von Pileopsis Garnoti Payr. 3, Thier von Galeomma. 4, Oculina ramea Ehrbg. 5, Che- lura terebrans, neues Amphipoden-Genus. 6, Thier von Pandorina corruscans Scacchi. 7, Thier von Astarta. 8, Thier von Pleurotoma Bertrandi Payr. 9, Eier von Ver- metus gigas. 10, Hersilia und 11, Peltidium, neue Ento- mostraceen! "Hiezu'Taf. UN. IV.) .i. . 0. 00% Bebnneräng des thierischen Lebens auf Novaia Zemlia von K. re ar LEE ALLE REBR Fossile Ueberreste von einem Affenschädel. Notiz vom Prof, BERNIE ARIHT EN. I US EEE nen? Noch einige Worte über Peripatus Guild. von €. Moritz. . . Ueber die Gattung Amphipeplea Nilss. v. Dr. F. H. Troschel. VEISAW DARIN BR 2. TR era Holopus, eine neue Gattung der Crinoiden, beschrieben von A. KOrbieny. (Tat. V. Fig. 2—7.) >. nu). 0 Ueber einige neue oder wenig bekannte Säugethiere, besonders aus der Sammlung des brittischen Museums v. 1. E. Gray. Beobachtungen und Betrachtungen über die Entwickelung der Mysis vulgaris von Heinr. Rathke. (Hiezu Taf. Vl.). Ueber die geographische Verbreitung und die Lebensweise der südamerikanischen Singvögel. Mitgetheilt aus d’Orbigny’s Reise S. 141—458. von Friedrich Stein. . . . . .. Seite, 107 113 160 471 175 477 185 188 195 235 IV Seite. Beobachtungen über einen ungewöhnlich zahmen und äufserst klugen Baummarder (Mustela martes). Mitgetheilt von St. K. v. Siemuszowa-Pietruski.. . 251 Uebersicht der Gattungs- und Artcharaktere der europäischen Fledermäuse von A. Graf v. Keyserling und Prof. J. H. Blasius in Braunschweig. . 293 Ueber ein zoologisches Kennzeichen der Ordnung der Sperlings- artigen oder Singvögel von Denselben . 332 Ueber Helix rosacea und /ucana Müll. nebst Diagnosen einiger neuen Conchylien von Dr. J.H.Jonas in Hamburg. (Hier- zu Taf. IX. und X) . 334 Bericht über die Ergebnisse meiner Reise uach Cuba im Winter 1838 — 1839 von Dr. Louis Pfeiffer in Kassel . . 346 Die dänischen Austerbänke von H. Bröger er vom Her- ausgeber) . . J . 358 Anatomie der Apteryx australis von R. Owen . 364 Uebersicht der im Jahrg. 1837 neu aufgestellten Genera und Ar- ten der Raubvögel, ögel und Klettervögel. UBIBRE zum zweiten Bande origen Jahrganges.) . . ’ 373 Erythrogonys. Gould. e Gattung der Wadvögel.. . 397 Lepidosiren ist kein Reptil. Aus dem Engl. des Hr. Richard Owen. . 398 Im Jahre 1837 neu aufgestellte Säugethierarten, deren "Diagno- sen im Jahresberichte des er Jahrganges VORHBER ER mufsten .. . . 403 I. Botanik. Bastard-Annona. Notiz von C. Moritz.. . 84 Untersuchungen über die Reizbarkeit der Blätter der” Mimosa pudica L. von F. A. W. Miquel.. , . 9 Fortgesetzte Versuche über die erhöhte Te des Kol- bens einer Colocasia odora (Caladium od von G, Vrolik und W. H. de Vriese. (Taf. V. Fig. 1.) . 135 Botanische Notizen von Dr. M. I. Schleiden. (4, Blüthe der Loranthaceen. 2, Bedeutung der Placenta. 3, Anatomisch- hysiologische Verschiedenheiten der Stengelgebilde. 4, Weibliche Blüthe der Cannabineae. 5, Hydropeltideae, 6, Eigenthümliche Bastzellen. 7, Luftwurzeln der tropischen Orchideen. — Hierzu Taf. vi). r 211 Botanische Notizen v. Dr. Schleiden. (Fortsetzung, 4, Ueber Bastarderzeugung u. Sexualität. 2, Crystalle in Cryptoga- men. 3, Verhältnifs des Cytoblasten zum Lebensprozefs der Pflanzenzelle. 4, Ueber Ausdehnung der vegetabilischen Faser durch Feuchtigkeit. 5, Bau der Zellenmembran bei Moosen u. Lebermoosen. 6, "Zur Kenntnifs von Pellia epi- phylla. 7, Ueber das Eichen der Ericeen, Selerantheen, Ranunculaceen u. Typhaceen. 8, Ueber das Zerfallen der Conferven. 9, Spiralzellenschicht in der Frucht der Lau- rineen. 10, Spaltöffnungen auf Samenintegumenten. 44, Fa- miliencharactere der Elaeagneae. — Hierzu Taf. VOL) . . 253 Mn | ri Monostomum Faba Bremseri, beschrieben von Dr. F. C. H. Creplin. ” (Hierzu Taf. I.) Her Dr. Schmalz gab in seinen XIX. Tabulae anato- miam entozoorum illustrantes, Dresdae et Lipsiae 1831, p- 11—16, die Geschichte der Entdeckung und eine Beschrei- bung, wie auf Tab. VI. Abbildungen des in der Ueberschrift genannten Monostomes, und es ist gewils mit Dank anzuer- kennen, dafs er uns mit der erstern, und manchen, den Wurm betrefienden Einzelnheiten bekannt gemacht hat. Da ihm aber die Deutung der meisten Organe des Thierchens, welches er nur aus Abbildungen und einigen ihm über dasselbe geworde- nen Mittheilungen kannte, nicht gelungen ist, so kann es mir nur erfreulich sein, den geehrten Lesern dieses Archivs die Beobachtungen vorzulegen, welche ich meines Theils über den ganz merkwürdigen Wurm, und zwar in dessen frischem Zu- stande, gemacht habe, hoffend, dafs deren Bekanntmachung dazu dienen werde, eine etwas richtigere Kenntnifs von jenem zu verschaffen. Die Entdeckung dieses Monostoms gebührt, Schmalzens Berichte zufolge, dem verewigten S. Th. v. Sömmerring, welcher es in Tuberkeln der Haut eines ihm von Bremser zugesendeten Parus major fand. Später traf Bremser es in dergleichen Tuberkeln bei Sylvia Sibilatrix Bechst., und Fischer (Professor in Wien) schrieb an Schmalz, dafs es auch bei Motacilla boarula L. gefunden und von Bremser V, Jahrg. 1, Band, 1 2 erst Monostoma geminum, nachher M. Faba benannt wor- den wäre. Ich selbst fand es am 8. Junius 1831 beı einer jungen Sylvia Fitis Bechst., welche Tags zuvor vom Hrn. Dr. Schil- ling hierselbst von einer Jagd mitgebracht worden, und an deren, theils federlosem, Körper diesem aufmerksamen Beob- achter mehrere runde Erhabenheiten aufgefallen waren, in wel- chen er irgend einen Wurm vermuthete, weshalb er mir den Vogel zur nähern Untersuchung gab. Diese lehrte mich dann Folgendes: Die erwähnten Erhabenheiten, Höhlen-Tuberkeln, lagen in ziemlicher Anzahl in der Haut der beiden Schenkel und des untern Rückentheils, waren von der Gröfse einer Erbse und hatten eine entweder nur punctförmige, oder doch sehr kleine Oefnung auf der Mitte. Ich öffnete mehrere derselben vor- sichtig; es flofs’ein wenig klare Flüssigkeit aus, welche die übrigens den Raum der Höhle ausfüllenden Würmchen um- spült hatte, und die Höhle selbst zeigte sich, nach Entfernung der letzteren, mit einer eigenen, wenig durchsichtigen, aber festen Haut ausgekleidet. Als ich diesen Fund machte, waren mir Schmalzens helminthotomische Tafeln noch unbekannt, und die Würmer welche hier zum Vorscheine kamen, waren, obzwar wegen der durchscheinenden Eingeweide sofort als Helminthen zu erken- nen, doch in jeder Rücksicht auf ihren ganzen äufsern Ha- bitus dem ersten Anblick nach so abweichend, dafs ich mich über ilrr Genus nur erst zurecht fand, als ich bei einem — und auch nur dem einzigen — den Mund entdeckte, wonach sich alle übrigen Theile, die ich sah, leicht, erklären liefsen, und es sich ergab, dafs ich mit einer Art von Monostomen zu thun hätte, die von allen anderen ihrer Gattung sehr ver- schieden war. Ich untersuchte sie, ehe sie in Weingeist ge- legt wurden, mit Hülfe der Lupe und eines einfachen, aber trefllichen Lupenmikroskopes, weil mir zu jener Zeit ein gu- tes zusammengesetztes Mikroskop nicht zu Gebote stand, wel- ches sonst vielleicht noch hier und da mehrere Aufschlüsse gegeben haben möchte. Die Thierchen, deren sich meistens zwei, und zwar mit den Bauchhöhlen an einander liegend, wie es Schmalz (a. a. ee £ 3 0. Fig. 2) hat abbilden lassen, seltener drei, in jedem Balge befanden, waren etwas breiter als lang, die gröfsten ungefähr 2" breit, bei einer etwas geringern Länge; die kleineren, moch- ten etwa um #” weniger im Quer- und Längsdurchmesser ha- ben, als die gröfseren. Sie waren ziemlich dick von oben nach unten; der Rücken war convex, die Bauchseite flach oder auch etwas contav, der Umfang des Körpers entweder völlig rund, oder am vordern, wie am hintern Rande ein wenig ein- gedrückt !). Im erstern lag der, ein wenig nach unten ge- richtete Mundnapf, welcher sich durch die Lupe nur wie ein weifser, runder Flecken bemerklich machte; durch das Mikroskop sah ich aber, wenn gleich schwach, doch — in einem Individuum — hinreichend deutlich, den ansehnlich grofsen, kreisrunden, wulstigen, doch über die Hautfläche sich kaum erhebenden Napf, welcher indessen so zusammengezogen war, dafs sich seine Oefinung — der Mund — nicht erkennen liefs, Aus seinem Boden ging unmittelbar der sehr viel klei- nere Schlundkopf ab, dessen dieke Wände sich wie zwei neben einander liegende ovale Körper darstellten und sehr deutlich durchschienen. Die von ihm. herabsteigende, ihn an Länge wenig oder gar nicht übertreffende und viel dünnere, gerade, nur schwach durchscheinende Speiseröhre senkte sich in den ganz ungeheuern Darm ein. Dieser fing mit einem dieken und breiten Bogen an, welcher in der ersten Hälfte des Wurmes quer von der rechten nach der linken Seite aus- gedehnt lag und jederseits in einen noch etwas dickern, an der dem Körperrande zugewandten äufsern Seite stark ge- wölbten, an der innern ein wenig concaven, bis etwa zur Mitte der hintern Hälfte des Wurms hinablaufenden und dort sich stumpf und blind endigenden Sack überging. Dieser Darm lag zunächst der untern Körperfläche (Bauchfläche), wo er ' mit einem glänzend gelben Inhalte durchleuchtete. Es war bisweilen der Fall, dafs der gelbe Inhalt in dem breiten Ver- bindungsbogen fehlte; dann sah ich überhaupt von diesem ent- leerten Theile nichts, und es hatte das Ansehen, als ob gar 4) Ueber eine zuweilen Statt findende Verlängerung der Mitte des vordern Körperrandes s. unten. 41* ‘ 4 keine Verbindung zwischen den beiden herabsteigenden Darm- theilen existirte ?). Im Hintertheile des Wurmes befand sich ein absteigendes Gefäfs, dessen Verlauf ich zwar nicht seiner ganzen Länge nach verfolgen konnte, welches aber, sich allmählig verschmä- lernd, deutlich in einen aus der Mitte des Hinterrandes oft stark vorspringenden, wulstig gerandeten Porus, die bekannte Exkretionsöffnung der Trematoden, auslief. Von einem Gefäßssysteme war dies übrigens die einzige Spur ?). Die weiblichen Geschlechtstheile lagen sehr deut- lich vor Augen, und zwar in der vorderen Hälfte des Wur- mes zwischen der obern Seite jedes herabsteigenden Darm- theils und der Rückenhaut die beiden, glänzend weifsen, Ova- rien, durch einen weiten Zwischenraum von einander getrennt und nur durch einen feinen, ebenfalls schneeweifsen, gerade von einem zum andern hinüberlaufenden Kanal unter einan- der verbunden. Jedes bestand aus sieben Häufchen von, zu einer eleganten, mehr oder weniger kuglichten Dendritenform vereinigten Acinis, deren jedes mit den nächstanliegenden wie- der durch einen äufserst feinen Kanal zusammenhing *). Aus dem Ovarium der rechten Seite geht der Oviduct°), ein 2) Schmalz, welcher das ganze Thierchen, der Bedeutung nach, umkehrte, weil er den Mund desselben nicht kannte und den Exkretionsporus, welchen wir gleich kennen lernen werden, für den Mund ansah (wie denn auch Bremser das verlängerte Hinterende für den Kopf gehalten hatte), deutet, so wie die meisten übrigen Theile, auch den Darmkanal falsch und giebt ihn für die Hoden aus (a. a. O. S. 15). 3) Das Gefäfs ist in.den, diesem Aufsatze beigefügten Zeichnun- gen, welche ich der Gefälligkeit meines lieben Freundes, des Herrn Prof. Laurer, verdanke, nicht ausgedrückt, indem die Spuren des- selben sich früh, wahrscheinlich nach Entleerung seines übrigens farb- losen Inhaltes, wonach er selbst zusammengefallen und solchergestalt unsichtbar geworden sein wird, verloren haben. Bei Schmalz, welcher es als Oesophagus deutet, findet man es in Fig. 8, 9 unter d gezeichnet. 4) Schmalz hat sie in Fig. 8 und 9, wie den Verbindungskanal der beiden Ovarien (von denen er auch richtig muthmafst, dafs sie solche seien) unter 4 abgebildet. 5) Von diesem fragt Schmalz, ob er wohl — aus den angeb- lichen Hoden d@ (welche wir als Darmkanal nachgewiesen haben) u, He Zr a > ansehnlich starker Kanal, ab. Er ist auch im Anfange schön weifs, läuft, stark hin und her gewunden, unter der Rücken- haut nach hinten, dann eben so eine Strecke weit quer, schlägt sich darauf nach der Unterseite des Thieres, läuft zur linken Körperseite hin, wird allmählig gelb von Farbe, steigt unter beständigen Krümmungen wieder aufwärts nach der Rücken- und linken Seite, wo er allmählig, sich wieder mehrfach hin und her windend, eine mehr und mehr braune Farbe annimmt und zuletzt, unter noch einigen Krümmungen in derselben Seite nach vorn laufend, zwischen dem linken Ovarium und dem Körperrande in den Anfang des Uterus tritt. Dieser ist ein weiter, dunkelbrauner Schlauch, welcher von der ange- gebenen Stelle, in der linken Seite nach vorn, gerade nach hinten läuft, sich in der hintern Hälfte des Wurms mit einer weiten Biegung über den Darm derselben Seite hinzieht, dann abwärts zwischen den Schenkeln des Darms an der Unterseite zum Vorscheine kommt, hier, allmählig weiter werdend, gerade vorwärts geht und unter dem Darmbogen sich als ein breiter, sauber zugerundeter Sack blind endigt. Mitten auf ibm, in der vordern Hälfte des Wurms, steht der feine, runde, wul- stige Porus zum Ausgange der Eier, oder die Vulva°). Die dunkelbraune Farbe des letzten Endes vom Eiergange, wie die, des Uterus, rührt von der unendlichen Menge der diese Theile anfüllenden braunen Eier her. Ich sah diese aus dem Geni- talporus bei einem Individuum, nachdem ich es nur eben in Wasser gelegt hatte, herausströmen. Sie zeigten sich unter einer zwiefachen Gestalt: die Einen von ihnen waren näm- lich kleiner, verhätnifsmäfsig dünner, etwas opak; die Ande- ren gröfser, dicker, mehr der Kugelform sich nähernd, ob- entspringend — das Vas deferens sei; er fügt aber zugleich hinzu: praeterea vero etiam pro canali intestinali haberi potest,“ was nun wirklich merkwürdig ist. 6) Schmalz ist ungewifs, was er aus diesem Uterus machen solle. Er meint, dafs er dem Darmkanale des Amphistomum subtri- quetrum ähnlich sei, und fügt hinzu: „Haeece pars omnino canalis intestinalis vices gerere possit (sie!); si vero cuidam magis pla- ceret, organum varie flexum, litera e. f. notatum (d. i. den Eileiter) pro dicto canali habere, illa forsan membrum (sic!) hepate ana- logon judicanda est.“ (L. c. p. 15.) 6 gleich eben noch, wie jene, etwas eiförmig, oder elliptisch, ferner an jedem Ende mit einer Papille versehen, welche den kleineren entweder fehlte, oder doch bei ihnen nicht so sehr hervorragte.. Die gröfseren Eier waren ungefähr —15" lang und etwas mehr als halb so breit; die kleinsten mochten etwa halb so grofs sein. Die männlichen Geschlechtstheile zeigten sich nicht:so in ihrer ganzen Ausdehnung, wie die weiblichen. Die Hoden sind kuglicht, ziemlich grofs, weifs von Farbe, liegen zwischen dem Darme und der Rückenhaut und scheinen öf- ters, selbst noch. jetzt an verschiedenen im Weingeist aufbe- wahrten Exemplaren, auf der Rückenseite deutlich durch, wäh- rend sie bei anderen nicht zu entdecken sind. Sie liegen in dem hier gezeichneten Exemplare unmittelbar hinter der Kör- permitte, in einer Linie, der Quere des Körpers nach, der rechte neben dem dort herabsteigenden Oviducte nach innen, der linke nach innen von dem herabsteigenden Anfangstheile des Uterus, und der sie trennende Zwischenraum ist dem hal- ben Querdurchmesser des Körpers gleich. Ihre hier angege- bene Begränzung dürfte freilich nicht bei allen Individuen zu- trefien; die Mittellinie des Körpers halten sie aber immer ziemlich, und der Raum zwischen ihnen ist immer sehr grofs, nie so klein, wie ihn die Sömmerring’sche Zeichnung bei Schmalz (Fig. 8) zeigt, in welcher der Zwischenraum nur etwa 4 — 1 des queren Durchmessers beträgt ”). Sicher füh- ren Yasa deferentia, welche ich jedoch nicht gesehen habe, aus ihnen in ein offenbar als Samenblase zu betrachtendes, ausgebreitetes Organ, welches, wie die Ovarien, dicht unter der Rückenhaut, mitten auf. dem Wurme, doch immer mehr oder weniger nach der rechten Seite zu zwischen den Ovarien liegt. Es ist im ganzen von dendritischer Form, indem sein innerer, unregelmäfsig gestalteter Theil sich ringsum, und eben so unregelmäfsig, in mehrere breite, lappenähnliche, beinahe keulenförmige Zweige theilt. Es war im frischen Zustande, wie es noch im Weingeist ist, weifs und undurchsichtig. Von einer männlichen Geschlechtsöffnung und einem Cirrus war keine Spur zu entdecken, 7) Die Hoden sind dort mit m m bezeichnet. 7 Was die Lage der Würmer in ihrem Balge betrifft, ‘so hatte Sömmerring gefunden (s. Schmalz p. 12), dafs der mit dem Exkretionsporus versehene und hervorgezogene Hin- tertheil der beiden an einander liegenden Individuen in die Aufsenöffnung des Balges nicht allein ein-, sondern selbst aus derselben austrat. Ich habe dagegen bei den von mir darauf untersuchten Tuberkeln und ihren Bewohnern gesehen, dafs, wenn überhaupt ein Theil, es die mit dem Munde versehene Mitte des Vorderrandes der ;Würmer war, welche in die Balg- öffnung trat, worüber ich mich nicht wenig gewundert habe; die Lage des Mundes im Grunde und die des Exeretionspo- rus in oder gleich hinter, wie auch vor der Aufsenöffnung” des Balges dürfte wohl zweckmäfsiger scheinen, und eine Verän- derung der zwei Individuen gegen einander, wie ein Umwen- den beider zusammen in dem Balge schwerlich Statt finden. Aber, — es erscheint‘nach meinen Untersuchungen jenes Hin- eintreten eines Körpertheils der Würmer in die Balgöffnung gar nicht als etwas Normales, wie man nach Schmalzens Darstellung glauben sollte. Es zeigt sich an den meisten übrigen, von mir den Bälgen entnommenen Exemplaren im hiesigen zoologischen Museum — und deren ist eine ziemliche Anzahl — eben so wenig eine Spur von Verlängerung des von mir bezeichneten Vordertheils, als an dem für diesen Auf- satz abgebildeten; wo sie aber vorkommt, hat es ganz den An- schein, als ob sie nur durch ein Hineinpressen jenes Theils in die Balgöffnung bewirkt worden sei. Ein solches möchte denn wohl durch einen äufsern Druck auf die von dem Bälge so eng umschlossenen Würmer, nicht von diesen selbst her- rühren, indem es nicht allein eine Kraftäufserung: voraussetzt, die von ihnen kaum zu erwarten sein dürfte, sondern auch, in dem von mir beobachteten Falle und den Mund nur als Ein- saugeorgan betrachtet, als zweckwidrige Handlung von ihnen erscheinen müfste, da die Thierchen aufsen vor der Balgöfl- nung schwerlich Nahrung zu suchen haben; zum Zwecke der Ausleerung würde aber wohl auch eben so wenig der Mund- napf, als der excernirende Hinterporus aus jener Oeffnung' hin- auszutreiben sein. Uebrigens hat von einer solchen Verlän- gerung des Hintertheils, wie sie beiSchmalz (Fig. 2—6) abgebildet ist, keines unserer Exemplare auch nur eine Spur. 8 Wenn dort etwas vorspringt, so ist es ganz allein der Porus. Der Charakter dieser, durch ihre Körperform und den Glanz ihrer Färbung, wie durch das beständige Vorkommen von (wenigstens) zwei, auf die angegebene Weise gegen ein- ander liegenden Individuen in einem Balge ausgezeichneten Monostomen-Art dürfte folgendermafsen festzustellen sein: M. corpore depresso, rotundato, supra convexo, infra plano vel concavo, oris acetabulo magno, rotundo, medio in corporis margine antico, vix prominente, poro excreto- rio insigni, tumido, in medio margine corporis postico. “Hab. Bina individua ventre sibi adjacentia, ad quae ra- rius accedit tertium, habitant folliculos magnitudine pisi, me- dia in superficie instructos foraminulo, in cute Pari majoris, Motacillae boarulae, Sylviae Sibilatrieis et S. Fitis. Erklärung der Tafel, Fig. 1. stellt den stark vergröfserten Wurm von der Rük- kenseite, Fig. 2. denselben von der Bauchseite dar. 4. Der Mundnapf nebst dem kleinen Schlundkopfe und der sehr kurzen Speiseröhre. Der Darm. Der Exkretionsporus. Die Ovarien. Der Oviducet. Der Uterus. Die Vulva. Die Hoden. Die Samenblase. ART ASH u Ichthyologische Beiträge von B. Fr. Fries. Aus dem Schwedischen übersetzt von Dr. F. C. H. Creplin. (A. d. Kongl. Svensk Vet. Acad. Handl. for ar 1837.) Ueber den Stirr, Salmo Salmulus Raji*). Je natürlicher eine Gattung ist, desto unbemerkbarer sind oft die Gränzen zwischen den Arten, und desto schwerer fällt es, die eigentlichen artbestimmenden Charaktere aufzufassen. Die Lachsgattung liefert hiervon ein Beispiel. Man könnte wohl Anspruch darauf machen, diese vor vielen anderen nach ihren Arten völlig in’s Klare gesetzt zu finden, da sie aus so allge- mein vorkommenden und längst bekannten Fischen besteht, welche aufserdem der Gegenstand wichtiger und bedeutender Fischereien sind; aber es sind nirgends die Artkennzeichen unsicherer und schwankender, als gerade bei ihr. Die Ursa- chen hiervon sind indessen mehrere, als die zuerst angege- bene. Noch ermangeln wir einer zuverlässigen Kenntnifs der Lebensweise und Entwickelung der Lachse, und kennen wir nicht einmal die Gesetze für die Form- und Farbenverände- *) Hiermit sind die gründlichen ichthyologischen Arbeiten des ausgezeichneten Verfassers, welche in den Abhandlungen der schwedi- schen Akademie für 1837 erschienen, sämmtlich in diesem und dem vorigen Jahrgange in Uebersetzung wiedergegeben. Herausgeber. 40 rungen, welchen sie theils während ihres Wachsthumes, theils nach der Jahreszeit und nach wiederholten Veränderungen ih- res Aufenthaltsortes unterworfen sind; denn die Angaben sind in diesen Punkten einander widersprechend. Die Schriftsteller stellen die Arten nur nach subjektiven Ansichten auf; was der Eine aufbaut, reifst defswegen der Andere nieder; wer nur wenige Individuen gesehen hat, findet hinlänglich Unter- scheidungszeichen, um viele Arten zu bilden, während der, welcher die Individuen in Masse studirt und dadurch auf die Unbeständigkeit der Charaktere aufmerksam wird, es schwierig findet, eine beschränkte Anzahl zu bestimmen. Um den Weg zu einem neuen und gründlichen Studium der Lachsarten zu bahnen, giebt es kein anderes Mittel, als in ihren Heimaths- gewässern ihnen Schritt vor Schritt während ihrer Entwicke- lung zu folgen, und durch Mittheilung der in solcher Zeit ge- wonnenen Aufklärungen die Aufmerksamkeit Anderer auf die streitigen Punkte zu lenken. Eine solche Richtung haben Englands Ichthyologen in den letzteren Jahren ihren Forsshungen gegeben, und wich- tige Aufklärungen sind daraus hervorgegangen. Der kleine Lachs, welcher der Gegenstand dieses Auf- satzes ist, ist früher im unserer Fauna nicht bemerkt worden. Dies würde schon eine hinreichende Veranlassung sein, ihn jetzt bekannt zu machen; aber ıch entnehme noch eine andere dazu aus dem wissenschaftlichen Interesse, welches sich an ihn knüpft. Es ist nämlich dieselbe Art, welche in Schottland und England unter dem Namen Parr oder Samlet, und schon von den englischen Faunisten, von Ray und Wil- loughby an, aufgenommen, angetroffen wird. Sie erweckte früh Aufmerksamkeit wegen ihrer geringen Gröfse und des auf flüchtige Untersuchungen gestützten Urtheils, dafs alle ihreIndividuen Männchen wären, an welches Verhalten die Fischer in England noch jetzt zum Theile glauben, weil man nie ein Weibchen mit völlig reifem Rogen angetroffen haben soll. Bis auf die letzten Jahre sind die englischen Ichthyolo- gen getheilter Meinung gewesen, ob der Parr eine selbst- ständige Art ausmache, oder nur ein jüngeres Individuum sei, und man hat auf beiden Seiten so viele Gründe für beide An- sichten dargelegt, dafs man sich in Wahrheit wundern mufs, PER EEE EI 11 dafs jener Streit noch nicht als beendigt angesehen werden kann. Sehr wichtig in jedem Betracht ist eine im vergange- nen Jahre bekannt gemachte Beobachtung von John Shaw (in: The Edinb. New Philos. Journ. Apr. — July 1836), welches so evident au den Tag zu legen scheint, dafs der Salmulus nur ein junger Salar, sei, dafs kein Zweifel weiter dagegen erhoben werden dürfte, wenn der allem Anscheine nach genaue Beobachter ‘nur wenigstens auf einer Stelle, et- was über die Reihefolge der merklichen Formveränderungen gesagt hätte, welche der Stirr durchlaufen mufs, um ein Salar zu werden; aber statt diesem billigen Wunsche zu begegnen, hat Hr. Shaw sich nur an die Farbenveränderungen gehalten, wonach es erlaubt sein möge, die Entscheidung bis ‚auf fer+ nere Untersuchungen aufzuschieben und in die Richtigkeit der Beobachtung einigen Zweifel zu setzen. Ehe ich mich weiter in diese Sache einlasse und meine: eigene Erfahrung anführe, dürfte die Beschreibung des Stirr: zu geben sein. Der Stirr (Salmo Salmulus) unterscheidet sich von den übrigen Arten durch folgende Kennzeichen: Kieferknochen kurz, reichen kaum bis unter die Mitte. des Auges; Brustflossen sehr lang, mit gerundeter Spitze; Schwanz- flosse tief gespalten, mit gerundeten Ecken; alle Flossen ge- färbt; Körperseiten mit ovalen, bläulichen, querlaufenden Flam- men, und Seitenlinie mit einer Reihe von 8— 9 kleinen ro- then Flecken gezeichnet; auf dem Kiemendeckel 2 schwärz- liche, runde Flecken. Länge 5— 7 schwed. Zoll. Seiner geringen Gröfse nach ist der Stirr ein Zwerg in der Gattung Salmo, und steht in jeder Rücksicht der Forelle (8. Fario L.) zunächst, mit welcher er vermuthlich bei uns bisher vermengt worden ist, Um beide von einander zu un- terscheiden, ist jedoch nichts weiter nöthig, als einmal auf die Diagnose aufmerksam gemacht worden zu sein. Von den er- wachsenen Lachsen unterscheidet man ihn beim ersten Blick: auf die Formen der Flossen. An diesen sind nämlich beim Lachse die Ecken spitzig; die Rücken- und besonders die Af- terflosse sind sehr schräg abgeschnitten, so dafs die Höhe der Flosse nach vorn dreimal so grofs ist, als ihre Höhe nach hinten, während sie hingegen beim Stirr, so wie bei den Fo- 12 rellen, nur zweimal so hoch ist und alle Ecken gerundet sind. Bei den erwachsenen Lachsen sind auch alle anderen Flossen weifslich und fast durchsichtig, wie verhältnifsmäfsig weit niedriger. Verglichen mit einer gleich grofsen Forelle. ist der Stirr mehr walzenförmig und von schlankerem Wuchse, nicht so hoch vom Körper, noch so zusammengedrückt, wie jene. Die Frontallinie ist schwach erhaben, mit stark herabgebogener und sehr stumpfer Schnauze, welche unbedeutend vor die Spitze des Unterkiefers vorspringt. Der Unterkiefer, welcher gerade die Länge des Oberkiefers hält, ist bedeutend kürzer, als der Abstand zwischen dem Nacken und der Schnauze. Die kurzen und am Ende gerundeten Maxillarknochen, welche indessen breiter, als bei der Forelle sind, sind nebst dem Zwi- schenkieferbein und dem Unterkiefer mit feinen spitzigen Zäh- nen wohl versehen, die etwas kleiner als bei der Forelle sind so ist das Verhalten auch mit den Zähnen, welche sich auf der Zunge, dem Pflugschaar- und den Gaumenbeinen finden. Die Augen sind merklich gröfser als bei der Forelle, so dafs, während der Durchmesser desselben bei der letztern kleiner ist, als der halbe Abstand vom hintern Augenrande bis an die Spitze des Operculums und kleiner als der Raum zwischen den beiden Augen, derselbe Durchmesser beim Stirr gröfser ist als beide Abstände. Der hintere Rand des Kiemendeckels ist mehr zungenartig ausgezogen, und der am meisten vor- springende Punet dieses Randes bildet das Suboperculum. Die Kiemenhaut hat gewöhnlich 12 Strahlen, welche Anzalıl je- doch, wie bei allen Lachsen, variirt; man trifft oft nur 11 Strahlen an, bisweilen 14 an der einen, 12 an der anderen Seite. Die Seitenlinie, welche die Seiten in zwei beinahe gleiche Theile theilt, ist gerade, wird von etwa 120 Stück klei- ner Schuppen gebildet, welche an Gröfse und Form denen gleich sind, die den übrigen Körper bedecken, und sich nur durch den erhöhten Kanal unterscheiden, der längs der Mitte jeder Schuppe läuft. Oberhalb dieser Seitenlinie kann man ungefähr 22 Schuppenreihen, und unterhalb derselben ungefähr 25, bis zur Wurzel der Bauchflossen, zählen; die geringe Gröfse der Schuppen macht die Zählung unsicher. 13 Die Rückenflosse steht so, dafs der Abstand von ih- rer Vorderkante bis zur Schnauze etwas länger ist, als der Abstand von ihrer hintern Wurzel bis an die der Schwanz- flosse; sie ist an der obern vordern Ecke etwas abgerundet, und der obere Rand steigt gegen die hintere Ecke, welche spitzig ist, etwas herab, so dafs der letzte Strahl halb so lang ' als der längste nach vorn ist. Sie besteht aus 14 oder 15 Strahlen, von denen 4—5 einfach (der fünfte ist der längste), die 10— 11 auf sie folgenden aber an der Spitze getheilt und verzweigt sind. Die Afterflosse ist ziemlich hoch, nach vorn bedeutend abgerundet und mit rückwärts gebogenen Strahlen; der Rand ist gleichsam eingeschnitten hinter der abgerundeten Vorder- ecke; der letzte!Strahl um die Hälfte kürzer, als der getheilte zweite oder dritte, welche die längsten sind. Die Anzahl der Strahlen variirt sehr; gewöhnlich finden sich 3 einfache und 8 an der Spitze verzweigte, aber bisweilen 4—5 einfache 8—9 getheilte Strahlen. Die Brustflossen sind vorzüglich ausgezeichnet durch ihre Form und verhältnifsmäfsige Gröfse; ihre Länge ist unge- fähr der des Kopfes gleich, oder so, dafs, wenn die Flosse sich an die Körperseite gelegt hat, die Spitze bis an die Li- nie reicht, welche senkrecht von der vordern Wurzel der Rückenflosse hinabsteigt; die Breite ist auch bedeutender als bei den der Forelle; doch richtet sie sich nach dem Grade des Zusammenlegens der Flosse. Die Flossen inseriren sich nahe bei dem Bauchrande und haben eine fast horizontale Lage, d. h. die Flossenwurzel sitzt ziemlich nahe der Längs- achse des Körpers, in Folge welcher Lage alle Strahlen an der Wurzel gebogen sind. Der Strahlen sind 14, von denen der erste an der Wurzel sehr breit und in der Spitze einfach, die folgenden 13 verzweigt sind. Da der fünfte und sechste Strahl die längsten in der Flosse sind, wird die Spitze sehr abgerundet und die Flosse bekommt davon ihre eigene, leicht wieder zu erkennende Form. Die Bauchflossen sitzen gleich vor der lothrechten Linie, welche vom Ende der Rückenflosse hinabsteigt; zusam- mengelegt haben sie eine lanzettförmige Gestalt; “ausgebreitet sind sie gerundet, mit einem vorspringenden Winkel, welcher 14 des längsten oder vierten Strahles Spitze bildet. Sie bestehen aus 2 einfachen und 8 getheilten Strahlen. Die Fettflosse ist klein und dünn und hat ihren Platz über der hintern Wurzel der Afterflosse. Die Schwanzflosse besteht aus 19 Strahlen, deren beide äufserste einfach sind; sie ist tief ausgesshnitten, so dafs, wenn die Flosse zusammengelegt wird, der Abstand zwischen dem Ausschnitt und der Flossenwurzel (da wo die Schuppen aufhören) unbedeutend länger wird, als von demselben Aus- schnitte bis zur Spitze der beiden Seitenecken. Diese Ecken sind gleich lang und abgerundet; wird die Flosse ausgespannt, so divergiren sie sehr. Eben so ausgezeichnet und beständig unterschieden sich der Stirr nach der Form findet, eben so sicher ist man, sich über ihn nicht zu irren, wenn man die Farbe berücksichtigt. Der Kopf oben und der Rücken sind olivengrün mit dunklen, runden, sternförmigen, kleinen Flecken und gröfseren Flam- men längs des Rückens; diese dunkleren kleinen Flecken ge- hen nach vorn bis zur Seitenlinie herab, von der Gegend der Rückenflosse aber bis zur Schwanzflosse hören sie mitten zwi- schen dem Rückenrande und der Seitenlinie auf. Der Bauch ist weifs, mit einem Anstriche von Gold; die Seiten sind schön hellgelb, mit einer Schattirung in Roth. Längs der Seitenlinie sitzen 8— 9 kleine, runde, rothgelbe Flecken, und eben so viel grofse, ovale, bläuliche Flammen, nach der Quere gestellt und von der Seitenlinie mitten durchschnitten; diese Flammen wechseln mit den rothgelben Flecken ab. Ueber jedem Auge sitzt ein Bogen von 4 dunklen, runden Flecken, und zwischen diesen Bögen nach hinten finden sich 3 ähnliche Flecken im Triangel; doch sind alle diese Flecken mehr oder minder deutlich und variiren etwas; aber sehr beständig dagegen sind die 2 runden, schwarzen Flecken, welche die Kiemendeckel zieren, obgleich die Gröfse veränderlich ist, wie die Stelle derselben. Gewöhnlich sitzt der eine im Mittelpunkte des Deckels und der andere vor dem Vordeckel, gleich hinter dem Auge; bisweilen sieht man die Spur eines dritten Fleckens recht im Rande des Deckels. Die Rückenflosse is heil oli- vengrün, mit einer deutlichen und einer minder merklichen und unregelmäfsigen Reihe dunkler Flecken; die deutliche ‚15 Reihe sitzt zu unterst, der Wurzel ganz nahe und parallel ge- stellt mit dem Rücken; . die unregelmäfsige dagegen läuft über die Mitte; die vordere Ecke der Flosse spielt in Brandgelb, abgeschnitten durch ein dunkelgraues Band, welches bei der Spitze des zweiten einfachen Strahles anfängt und in gerader Linie zur Spitze des vierten getheilten geht. Die Fettflosse hat die olivengrüne Farbe des Rückens, bei einer gelblichen Spitze. Die Schwanzflosse olivengrün, in Gold spielend, ist rundum gerandet mit Brandgelb, unbedeutender in der Spitze, Die Afterflosse schmutzig gelb, mit hellerem äufseren Theile der Vorderkante und einem undeutlichen grauen Bande schräg über der Vorderecke. Die Brustflossen olivengrün mit einem dunklern Bande über der Mitte. Die Bauchflossen sind von derselben Farbe und Zeichnung, wie die Afterflosse. Die Pu- pille, welche beim lebenden Fische gerundet und sehr grofs ist, wird, nachdem der Fisch dem Wasser entnommen und et- was trocken geworden ist, dreieckig. Das Fleisch ist weifs, ohne Röthe. Bei der Section fanden sich im Magen Larven von Mük- ken, Ephemerae, Notonecta, Phryganeen u. m. in Menge. Bei der Untersuchung der Eingeweide in der Bauchhöhle fand sich keine bedeutende Verschiedenheit von dem gewöhnlichen Ver- halten dieser Theile, bei den Lachsen. Die Pförtneranhänge waren fein und sehr zahlreich. Die lange und nach vorn ver- schmälerte Schwimmblase öffnete sich in den Oesophagus. Die Urinblase war 4 Linien lang. Von Genitalien zeigte sich nur eine Spur (im Junius bei einem 5 Zoll langen Individuum); dagegen wurden im October 3 Männchen geöffnet, in welchen die Milchsäcke die ganze Cavität füllten. Die Rückenwirbel sind an der Zahl 58, oder 59, wenn man den letzten der 3, die sich aufwärts nach dem obern Lappen der Schwanzflosse biegen, mitrechnet, welcher an sich den ungetheilten Strahl be- festigt hält. Der Rippen sind 33 Stück. Um nun zum Schlusse eine leichte Uebersicht der Ver- hältnisse zwischen den Körpertheilen zu geben und dabei die Vergleichung in dieser Hinsicht zwischen dem Stirr und: der Forelle zu erleichtern, habe ich in der folgenden Tabelle die an 3 Individuen des erstern in verschiedenen Entwicklungsstu- fen aufgenommenen Maafse mit denen von 3 so ziemlich eben 16 a so grofsen Forellen verglichen. Diese schwedischen Decimalzollen berechnet. Maafse sind nach Longitudo corporis (ad basin p. caudalis) _ capitis (ad Be ren poster.) E Altitudo maxima seu . juxta pinnam dorsalem _ — nucham . — ante basin pinnae caudalis Latitudo maxima 5 . Distantia inter nares R NER N —_ — orbitas . _ — lineam later. et basin p. dors, . . Distantia inter lineam later. et basin P- ventr. . ofäg Diameter iridis transversalis Longitudo a rostro ad nares — 7 = — 7 centrum pupillae — -—- — apie. maxill. ApP- _ — — —nuch. . - 0-0 — en prac- operculi Long, a rostro a initium pinn. dors. ee _ — pector. - 0-0. 0. — ventr. m — anal. — maxillae inferioris Pinnae dorsalis longitudo, ad basin. E— _ altitudo, antice ; _ _ — postice . : — analis longitudo, ad basin . _ — altitudo, antice . : _ postice Longitudo pinnae pectoralis — venrlis . . — — caudalis ad incisuram _ _ — ad er lobi sup. Longitudo Pinnae caudalis ad apicem lobi Sup, fer... 2,9 I358 5,32 5,32|5,66 5,68 0,72 0,88/1,2 |4,2 [1,27 11,3 0,7 |0,8511,2 |1,2811,27|1,4 0,46|0,56/0,8 |0,83|0,82|0,87 0,26|0,36 0,42 0,43 0, 12] 0, 14 ,‚45,0,41|0,5 |0,46 7 \0,64\0,73|0,68 17|0,21)0,26 0,22 SSS 0,1810,23 0,41. 0,3310,4 10,41 0,33|0,41|0,62|0,66|0,660,66 0,31/0,41'0,58|0,660,6 |0,7 0,18|0,21|0,26/0,22)0,3 [0,26 0,11/0,16.0,2 |0,17)0,2 |0,21 0,25|0,35 0,48 0,4610,48[0,51 70.410,51 |0,5610,52]0.63 0,59|0,87|0,78|0,9 |0,88 ] | 0,66|0,83|0,92)0,96|0,9 1,66 2,32|2,39|2,53]2,6 0,31 036 0,41 0,31[0,46 0,62|0,87|0,74.0,37|0,87 0,62|0,87\0,74j0,87I0,97 Es ist mir noch nicht geglückt, den Stirr von einem an- als aus dem Norrkö- pingsstrome, unterhalb des Falls; dort aber kommt er das Jahr hindurch sehr reichlich vor. Für die erste Kenntnifs von ihm habe ich dem Hrn. Assessor Arosenius zu danken, wel- deren Orte in Schweden zu erhalten, 17 cher bei mehreren Gelegenheiten die Güte gehabt hat, ‚mir höchst interessante Fische aus jenem Wasser zu verschaffen, unter denen ich schon im Jahre. 1834 “mehrere Exemplare vom Stirr erhielt. Da ich das Jahr darnach, auf einer Reise nach den westlichen Scheeren, mich eine Zeitlang in. Norrkö- ping -aufhielt, bekam ich Gelegenheit, denselben täglich leben- dig zu sehen und zu studiren. Er hält sieh in seichtem Wasser auf, dessen Strömung stark und dessen Grund steinig ist, scheint sehr lebhaft und gierig und wird. leicht geangelt.',. Man sieht auch beständig Personen sich hiermit. beschäftigen. ‘Da, ‚wo. er haust,, sieht man auch eine Menge Forellen von verschiedenem Alter. -Da ich selbst nicht Gelegenheit liatte, Norrköping im Herbste zu besuchen, in welchem die-Laichzeit des Stirr, wie man ver- muthete, eintritt, bewog ich den Stadtärzt Dr. Hanssen, das Beginnen während der Zeit aufmerksam zu verfolgen. Ich er- hielt auch in der Mitte des Octobers eine, Menge Exemplare von verschiedener Gröfse, die Dr. Hanssen genau untersucht und unter denen sämmtlich er nur 3 Exemplare mit ausgebil- deten Genitalien gefunden hatte; diese drei waren alle Männ- chen; von den ‚übrigen‘'waren mehrere, die deutliche Zeichen an sich trugen, dafs sie schon ausgelaicht hatten. Ein rogen- tragendes Weibchen zu ertappen, war ihm nicht geglückt. Diese Beobachtungen stimmen sonach mit den Angaben der englischen Naturforscher überein, und, müssen noch mehr die Neugierde erwecken, ‘das reife Weibchen des Stirr, wenn es ein solches giebt, kennen zu lernen oder, vorausgesetzt dafs der Stirr nur das Junge einer andern Art ist, die Ursache der Anomalie genauer auszumitteln, welcher zufolge das Männchen .in einem so zeitigen Alter zengungsfähig wäre und das Weib- chen nicht. Da -Vermuthungen und Hypothesen im vorliegen- den Falle nichts erläutern’ können, so enthalte’ ich mich al- ler ‚dergleichen, und will‘ blos, um die Aufmerksamkeit an den Gegenstand zu fesseln, die Behauptung des Herrn Shaw berühren: „dafs der Stirr. nur, das Junge des grofsen Lachses ($. Salar) sei.“ ‚Die direeten Versuche, auf welche sie sich stützt, sind. kurz folgende: Den 41. Julius 1833 wurden 7 Stirre gefangen und in einen: kleinen Teich gesetzt, welcher Zugang zu frischem, rin- Y. Jahrg. 1. Band, 2 18 nendem: Wasser hatte. Sie ‘gediehen in demselben sehr ‘gut, und im April 1834 hatten’ sie ihr Ansehen bedeutend verän- dertund: waren der Lachsbrut, so wie: diese beschaffen ist, wenn sie die Flüsse verläfst und in’s Meer ‚geht, völlig ähn- lich. Ihre Gröfse betrug damals 6 Zoll. Im’ März 1835 verschaffte Hr. Shaw sich 12 Stirre von 6 Zoll Länge, setzte sie auf dieselbe Weise in einen Teich und fand, dafs sie am Schlusse ‘des folgenden Aprils sich in die Tracht der Lachsbrut kleideten. Den 10. Mai 1834 wurden einige Dutzend der Lachsjun- gen gefangen, welche in demselben Jahre waren ausgebrütet worden; sie waren ungefähr 1 Zoll lang und wurden auf 2 Teiche vertheilt. Im Jahre 1835, 'wo er sie also ein ganzes Jahr lang gehabt hatte, wurdeit- ‘einige von ihnen herausge- fischt und damals 3% Zoll lang, ferner dem Stirr in diesem Alter völlig gleich befunden. In der zweiten Woche des Mai’s 4836 wurden sie wieder genau untersucht und ihr Aussehen verändert und dem der auswandernden Lachsbrut gleich befun- den. Länge 63 Zoll. Den 13. Jan. 1836 wurden eine Menge Lachseier, ' drei Tage nach deren Ausleerung vom Weibchen, eingesarnmelt und an eine pafsliche Stelle gebracht, auf der er sie bisweilen beobachten konnte. Am folgenden 8. April waren sie ausge- brütet; aber die Jungen stiegen aus dem Sande erst am 30. Mai auf, waren damals kaum: 4 Zoll lang und in allen Thei- len denen gleich, mit welchen früher Versuche angestellt‘wor- den waren. Die Resultate hiervon würden sein, dafs der Lachs 90 Tage zu seiner Entwickelung ini Ei bis zum Ausschlüpfen nö- thig habe, darauf 50 Tage zwischen dem Grundsande verweile, ehe er ins Wasser hinaufsteige, dann, 'als Stirr, 2 Jahre lang an derselben Stelle bleibe, an welcher er ausgebrütet worden sei; endlich im ersten Jahre nur eine Länge von 3 Zoll’ und im zweiten von 6—6} Zoll erreiche. ‘ Im April wechselt dann der Stirr sein Kleid, wird das, was man Lachsbrut nennt, und in der zweiten Woche des Mai’s verläfst. er im Gesell- schaft die Flüsse und seine Geburtsstelle, und begiebt. sich in’s Meer. | Es ist klar, dafs, insofern diese Beobachtungen richtig 19 sind, 'auf das Evidenteste bewiesen ist, dafs der Stirr keine eigene Art ausmacht, sondern bestimmt das Junge. des Salar sein mufs. Doch setzt dies allzu grofse Metamorphosen, vor- aus und widerstreitet der Analogie so sehr,-dafs man die Be- stätigung jener Beobachtung abwarten. mufs, ‘bevor ‚man..den behaupteten Satz als wahr annehmen kann, , Denn es ist ge- wifs, dafs mit seiner Bewahrheitung alle. bisher angenommenen Charaktere zur Unterscheidung der Lachsarten verschwinden, von denen man dann Individuen jedes Alters haben mülste, um unter ‘ihnen durch Vergleichung ‚entscheiden zu können. Die Sache ist indessen von Wichtigkeit, ‚so. dafs es wün- schenswerth sein mufs, ‚sie auszumitteln, und dafs Personen, welche sich eine längere Zeit hindurch bei einem Gewässer aufhalten, in welchem der Lachs oder ‚der Stirr vorkommt, In- teresse an der Anstellung von Untersuchungen in dieser Sache fänden. Sind Shaw’s Untersuchungen ‚gegründet, so folgt aus ihnen, dafs der Stirr nur in 'solchen. Flüssen und ‚Seen anzutreffen ist, in welchen der Lachs aufsteigt, und sich an allen den Stellen finden mufs, an denen der Lachs laicht; — dafs es keine andere Lachsbrut giebt, endlich dafs man nie- mals von und mit dem Junius bis in den October (wenigstens) einen Stirr von mehr als 6 Zoll Länge findet. Durch. diese Controllen kann die Wahrscheinlichkeit genauer geprüft und die Wahrheit an’s Licht gebracht werden. Pierycombus. Eine neue Fischgattung aus dem Eismeere. In einer Sammlung mannichfacher Naturerzeugnisse, welche der Hr. Seecapitän Bismark i. J. 1834 aus der Stadt Ham- merfest in Norwegen mitgebracht und dem Reichsmuseum (in Stockholm) zu verehren die Güte hatte, fand ich einen sehr merkwürdigen Fisch, von einer Gattungsform, die meines Wis- sens früher nicht bemerkt worden ist und ganz unerwartet am Skandinaviens Küsten angetrofien wurde. Unglücklicherweise war das Exemplar nicht zum besten erhaiten; der Fisch war 2* 20 nämlich mit dem Fleische gedörrt, die Augen und alle Einge- weide wesgenommen, die Flossen an mehreren Stellen ver- stümmelt u. s. w. Dessenungeachtet 'dürften einige Aufzeich- nungen über denselben, so weit das verstimmelte Exemplar es zuläfst, nicht ganz gleichgültig sein. Hr. Bismark 'konnte keine weiteren Erläuterungen über den in Rede stehenden Fisch geben, als dafs er ihn von Je- mand in Hammerfest ganz in demselben Zustande, in welchem er ihn dem Museum überlieferte, bekommen hätte, — dafs derselbe nach des Gebers Aussage in der Nähe der Stadt ge- fangen wäre, man aber vorher nie seines Gleichen gesehen dder gefangen hätte. "Ich habe seitdem mehreren Kaufleuten von Hammerfest, welche Stockholm und das Museum besuch- ten, 'das Exemplar gezeigt, aber Keiner von ihnen kannte einen solchen Fisch oder erinnerte sich ihn gesehen zu haben. Es ergiebt sich Kae wenigstens als wahrscheinlich, dafs der Fisch nur als höchst zufällig an der norwegischen ‚Küste vorkommend und sonach als von einer sehr seltenen Art zu betrachten sei. Vor einigen Monaten erhielt ich von Herrn Lowen, welcher sich gegenwärtig im nördlichen Theile von Norwegen aufhält, die Nachricht, dafs man in Altenfjord ein anderes Exemplar desselben Fisches gefangen habe, welches von einem reisenden Naturalienhändler gekauft und. nach Frankreich geschickt worden sei. Fortgesetzte Nachforschun- gen dürften es sonach aufser allen Zweifel setzen, dafs dieser Fisch wirklich der skandinavischen Fauna angehöre. Die beigefügte Figur auf Taf. II. hat Hr. W. v. Wright auf meinen Wunsch nach dem Exemplare des Museums in - dem Zustande, in welchem es mir zu Händen kam, gezeichnet, Die. Zeichnung ist mit vollkommener Genauigkeit bis in die geringsten Einzelnheiten ausgeführt worden. Diejenigen Theile, die im Originale schadhaft befunden wurden, sind in der Figur treu in ihrem verstümmelten Zustande wiedergegeben worden, um durch keinen, möglicher Weise unrichtigen, Zusatz Anlei- tung zum Irrthume zu geben. Die Figur zeigt die halbe Gröfse. ' Als generische Benennung schlage ich den Namen Pie- Tycombus (von 7 wr&gvS pinna, und 6 xöußos marsupium) vor, welcher einen der vorstechendsten Charaktere des Fisches bezeichnet. Die Art nenne ich 21 Ptery(go)ecombus*) Brama. Beschreibung. Die ganze Länge von der Spitze des Oberkiefers bis zur Spitze der mittlern Strahlen der Schwanz- flosse beträgt 15% schwed. Zoll. Die gröfste Höhe, zwischen den äufseren Rändern der beiden Schuppenreihen, welche die Rücken- und die Afterflosse umschlieisen, 8 Zoll. Die gröfste Breite, zwischen den beiden Riemendeckeln, beträgt 24 Zoll. (Der Körper selbst war zu sehr zusammengetrocknet, um hier zur Richtschnur zu dienen.) Die ganze Länge des Kopfes 4 Zoll; der Durchmesser der Augenöfinung 144 Zoll. Aus diesen Ausmessungen geht folgendes allgemeines Verhältnifs hervor: Die Höhe des Fisches beträgt etwa die Hälfte der j Länge; die Breite ist in der Höhe etwa 3% mal enthalten ; der Kopf macht ungefähr 4 der ganzen Körperlänge, wie die Augenöffung 4 aus. Wer es wünscht, kann. an der Figur leicht die übrigen Verhältnisse abmessen, die zu kennen wich- tig sein möchte. Der Körper ist sehr zusammengedrückt, brachsenähnlich, mehr zugespitzt nach dem Schwanz, als nach dem Kopfe zu, so dafs die gröfste Höhe etwas hinter die Brustflossen fällt, Von diesem Punct an senkt sich der Rückenrand mit, einer ebenen, fast unbedeutenden, Convexität gegen die Schnauzen- spitze herab und bildet mit dem Rande des Oberkiefers einen rechten Winkel, und mit dem untern' Rande des Unterkiefers einen etwas stumpfen, wenn nämlich der Mund geschlossen ist. Die Augenhöhle, welche bedeutend grofs und fast rund ist, liegt so, dafs ihr Mittelpunet etwas über der longitudinel- len Mittellinie und etwas vor der senkrechten des Kopfes steht, so dafs der Abstand vom vordern Augenrande zur Schnauzen- spitze gerade die Hälfte des Abstandes zwischen dem hintern und dem Rande des Operculums beträgt. _ Der Mund. ist ziemlich grofs, öfinet sich schräg nach ‘oben, so dafs eine durch das Gelenk des Unterkiefers parallel mit der Frontal- linie gezogene Linie etwas hinter die Augenhöhle fällt. Der Unterkiefer ist, wenn der Mund geschlossen ‚wird, eben so lang wie der Oberkiefer, obgleich das Kinn in Folge der Stel- ”) Da dieser Name nicht ganz richtig gebildet ist, schlägt der- Hr. Uehersetzer die Abänderung Pterygocombus vor. W. 22 ” lung des Kiefers etwas vor der Schnauzenspitze liegt. Beide Kiefer haben kleine, feine, spitzige und einwärts gerichtete Zähne, welche theils in regelmäfsige, theils in unbestimmte Reihen gestellt sind; im Unterkiefer sitzen sie eigentlich in 2 Reihen, einer äufsern, welche an der halben Länge des Kie- fers aufhört, und einer innern, nach der ganzen Länge des Kiefers laufenden. "Zwischen diesen Reihen befinden sich nach vorn mehrere eben so gebildete Zähne, ohne Ordnung; im Oberkiefer, welcher aus einem schmalen und gleich breiten, den Rand des Kiefers ausmachenden Intermaxillarbeine und einem nach hinten liegenden, am untern Ende breitesten, quer abgestutzten und aufwärts verschmälerten Maxillarbeine be- steht, sitzen die Zähne auch in einer innern und äufsern Reihe, mit mehreren zwischenliegenden nach vorn; aber beide Reihen convergiren am Mundwinkel und stofsen endlich so zusammen, dafs sie nur eine einzige bilden. Zähne fehlen sowohl auf dem Gaumen- als dem Pflugscharbeine, und vermuthlich auch auf der Zunge (ein Theil dieses Organs war weggeschnitten). Die Stirn ist convex mit einer Vertiefung längs der Mittel- linie. Die beiden Nasenlöcher klein, oval, haben jedes nur eine einzige Oeflnung und sitzen fast mitten zwischen der Spitze des Oberkiefers und dem. vordern Augenrande, weit von einander getrennt. Die Kiemendeckel sind ohne Beweh- rung; der hintere Rand des Operculums ist an dem getrock- neten Exemplar etwas gewellt, mit dem einen vor dem andern vorspringenden Lappen. Die Kiemenöffnung ist vollständig, nach unten von vorn vor dem Sternum an gespalten. Die Kiemenhaut hat deutlich 7 Strahlen. Der ganze Kopf ist mit Schuppen bedeckt, mit Ausnahme der Stirn, der Gegend vor den Augen, des Intermaxillarknochens, des untern Randes des Praeoperculums und des Unterkiefers, welche Theile blofs sind; diese Schuppen sind dünn, kleiner in der Gegend unter dem Auge, gröfser auf dem Kiemendeckel. Was besonders diesen Fisch sehr charakterisirt, ist theils die eigenthümliche Gestalt der Schuppen, theils die Rinne, in welcher die Rücken- und die Afterflosse liegen. Der Körper ist nämlich mit grofsen, über einander liegen- den, sehr dünnen und breiten Schuppen bekleidet, welche re- gelmäfsige, längs laufende Reihen bilden. Jede Schuppe ist 3 23 fast vierseitig, am innern oder 'Basalrande gerade, etwas dicker und in der Mitte mit einem.kleinen,; hervorragenden Knötehen versehen, welcher sich allmälig weiter zurück nach dem Schwanze zu einem kurzen und harten Stachel erhebt; am äufsern oder freien Rande in 4Lappen getheilt, von de- nen die 2 mittleren am gröfsten und bei den zu hinterst lie- genden Schuppen durch eine kleine Kerbe getrennt sind, welche den Basalstachel der unterliegenden Schuppe aufnimmt; die äufseren Lappen werden zum Theile von den zu. beiden Sei- ten liegenden Schuppenreihen bedeckt. Die Seitenlinie, welche sich durch ihre Schuppenform von den anderen Schuppenrei- hen nicht unterscheidet, ‘hat 49 Schuppen, deren 19 vordere keine Stacheln "haben, mit denen die 30 folgenden versehen sind. Oberhalb. dieser Seitenlinie, befinden sich 4 gröfsere Schuppenreihen aufser 4— 5 kleineren, zu oberst liegenden, unterhalb derselben aber 9, wenn man bis an den After zählt; nur in den 4, der Seitenlinie zunächst liegenden Reihen, so- wohl ober- als unterhalb, haben die hinteren Schuppen die- selbe Bewehrung, als die auf der Seitenlinie. Am hervorste- chendsten sind die beiden Schuppenreihen, welche von beiden Seiten sich theils längs des Rückenrandes erheben, theils vom untern Bauch- und Schwanzrande in Form besonderer Wände herabsteigen, die die Wurzel der Rücken- wie der Afterflosse zwischen sich fassen und gleichsam tiefe Rinnen bilden, in welchen diese beiden Flossen sich frei erheben und niederle- gen, ‚ja vermuthlich ganz und gar verbergen können. Die Deckschuppen dieser Flossen (Flossendecker), in der Fi- gur mit a bezeichnet, fangen ganz niedrig an, da, wo die Flosse anfängt, werden allmälig höher bis zur zwanzigsten Schuppe, welche und die 10 folgenden die höchsten sind, neh- men danach wieder ab und endigen sich mit der Flosse. Im Anfang ist die Spalte zwischen den Flossendeckern sehr eng, und jede ihrer Schuppen mit dem obern Rande einwärts und über die zunächst anliegende hinweg gebogen; aber allmählig ebnen sieh diese Einbiegungen, der Rand wird einfach und dünn, und die Rinne in demselben Maafse weiter. Die Rückenflosse fängt etwas vor der Ansatzstelle der Brustflossen an und geht bis ganz nahe‘an die Schwanzilosse; alle Strahlen, an der Zahl bis ungefähr 46, sind einfach und 24 i Ei ungetheilt; ihre verhältnifsmäfsige und absolute Länge kann an dem‘ verstümmelten’ Exemplare nicht sicher bestimmt werden; vermuthlich endigen sie sich in sehr feine Spitzen, die durch eine äufserst feine Flossenhaut ‘mit einander verbnnden sind. Die Flosse scheint nach vorn am niedrigsten und in der Mitte am höchsten gewesen zu sein, und einen gleichmäfsig abge- rundeten Rand gehabt zu haben. Die Afterflosse hat ganz die- selbe:Form und Construction 'wie die Rickenflosse; sie fängt gleich hinter der unter der Wurzel-der Brustflossen sitzenden Afteröffnung an, läuft beinahe bis zur Schwanzflosse und en- digt sich dem Rande der Rückenflosse gerade gegenüber; sie besteht aus 40 Strahlen, die alle einfach und ungetheilt sind. Die Brustflosse (hier an der Spitze abgebrochen) ist zusam- mengefallen schmal und gleich breit, vermuthlich mit geschärf- ter Spitze; sie hat eine Richtung schräg nach oben und etwa nie Länge des Kopfes; ‘ihre Wurzel ist auf der einen Seite mit Schuppen bekleidet; die Strahlen, an der Zahl 19—20, alle an der Spitze'getheilt, aufer dem ersten, welcher ein kur- zer Stachelstrahl mit breiter Wurzel ist. Die Bauchflossen sitzen unter ‘oder gleich vor den Brustflossen; sie waren an dem Exemplare allzu sehr verstümmelt, um sie richtig be- schreiben zu können. Die linke Flosse war an der Wurzel abgebrochen; daher sieht man in der Figur nur die 2spitzigen Schuppen, welche an der Seite der Flossenfalte sitzen.‘ Von der rechten Flosse erscheinen einige Ueberbleibsel, welche an- zudeuten scheinen, dafs die Bauchflossen klein seien und we- nigstens 6 Strahlen haben. Die Schwanzflosse ist tief gespal- ten, die obere Ecke läuft in eine Spitze aus, die untere (ab- gebrochen) schien in ihrem natürlichen Zustande etwas länger gewesen zu sein. Diese ganze Flosse ist mit dünnen Schup- pen dicht bedeckt, welche paralle Reihen bilden, ganz so, wie bei der Gattung Brama. Da die Bauchhöhle geöffnet und' alle Eingeweide wegge- nommeu worden waren, so ist das Einzige, was ich dabei be- merken kann, dafs die Höhle bis weit hinter die Afteröff- nung geht. Es ist jetzt nur noch übrig, diesem merkwürdigen Fisch einen Platz im System anzuweisen. Ich gestehe, dafs mir dies schwer wird, und sollte es Anderen nicht mehr damit glücken, E\ 25 so hilft diese Gattung die Zahl der vielen, schon vorhandenen, abirrenden Formen vermehren, welche bis auf weiter hier und da eingeschoben werden, aber nirgends in das jetzt all- gemein angenommene Cuvier’sche System so recht hinein- passen. So weit es möglich ist, aus blofsen, nach wenigen und fragmentarischen Exemplaren entworfenen Beschreibungen auf die Verwandtschaft der Gattungen zu schliefsen, scheint mir dem Ptery(go)combus keine von allen, die wir kennen, näher zu stehen als die Gattung Pieraclis Gronov. Es ist bekannt, “ dafs Gronovius diese nach einem sonderbaren Fische auf- stellte, welcher sich im ausgetrockneten und beschädigten Zu- stande im Leydener Museum aufbewahrt fand und vorher von Pallas in der $ten Sammlung seiner Spicilegia zoologica unter dem Namen Coryphaena velifera beschrieben worden war, Für diese Gattung fand Cuvier selbst keine bessere Stelle als in der Familie der Scomberoiden, in deren A4ter Abtheilung sie neben der Gattung Astrodermus, als abirrende Form von den eigentlichen Coryphänen, aufgeführt wird. Im 9ten Bande der Hist. nat. des Poissons liefern Cuvier und Valenciennes wichtige Beiträge zu einer nähern Kenntnifs der Gattung Pteraclis, und beschreiben ferner 3 kleine, sämmt- lich jedoch mehr oder minder beschädigte, Individuen (2 aus dem indischen Ocean und 1 von der Küste von Carolina), je- des als Typus einer besondern Art. Vergleichen wir nun mit diesen die hier in Rede stehende Gattung, so erlangen wir das Resultat, dafs der Piery(go)combus wohl als generisch ver- schieden von Pteraclis zu betrachten ist, dafs aber beide sehr viele Charaktere gemeinschaftlich und viele habituelle Aehn- lichkeit haben. Man findet nämlich bei beiden dieselbe Schup- penform und dieselben Flossendecker; Mund- und Zahnbil- dung gleich}; Zahl der Kiemenhautstrahlen gleich; die Form des Kopfes und Körpers, im Ganzen genommen, übereinstim- mend; die Flossen, wenn auch an Gröfse und Ausdehnung verschieden, zeigen doch eine grofse Aehnlichkeit rücksicht- lich der Lage, Form und Bildung. Auf diese Umstände gestützt sollte man glauben, dafs jene beiden Gattungen einmal neben einander zu stehen kommen und vielleicht eine eigene kleine Familie bilden dürften. Von Pteraclis unterscheidet man Ptery(go)combus durch folgende Charaktere: Der Körper ist höher und von einer ovalen Form; weder auf dem Gaumen- noch auf dem Pflugscharbeine finden sich Zähne; die Rückenflosse fängt hinter den Augen an, und die Afterflosse gleich hinter der Wurzel der Brustflessen, unter (oder gleich vor) denen die Bauchflossen ihre Stelle haben; nebst mehreren Kennzeichen, zu welchen eine direete Verglei- chung von Individuen der beiden Gattungen und die Untersu- chung frischer Exemplare die Mittel hergeben können. Ich wage noch nichts über die Verschiedenheit in der Länge der Flossenstrahlen ‚der Rücken- und der Afterflosse bei diesen beiden Gattungen zu äufsern, welche sonst die am meisten in die Augen fallende Ungleichheit unter beiden ist; denn es ist gar nicht unmöglich, ja sogar wahrscheinlich, dafs man an fri- schen Exemplaren vom Ptery(go)combus Brama die Flossen von bedeutenderer Höhe finden werde, als sie an dem be- schriebenen verstümmelten Exemplare haben. Etwas derglei- chen scheinen wenigstens die vorhandenen Flossendecken an- zudeuten, Die Gattung Callionymus L. Von dieser Gattung stellte Linne in seinem S'ystema naturae 2 Arten auf, die eine unter dem Namen C. Lyra, die andere unter dem Namen C. Dracunculus. Beide sind sehr deutliche Arten, von denen die erstere dem nordischen Meere, die andere dem Mittelmeere angehört. Weil aber Linne’s Artencharaktere für beide Arten etwas kurz ausfielen und nur von dem Längenverhältnisse der Strahlen der ersten Rücken- flosse hergenommen wurden, welche in dieser Gattung blofs einen Geschlechtsunterschied bezeichnet, so sind hieraus einige Irrungen und Namensverwechselungen durch Linne’s nächste Nachfolger entstanden, und ‚diese .‚sind bis auf die gegenwär- tige Zeit geblieben. Es ıst eigentlich eine solche Irrung, welche sich auch in unsere Fauna eingeschlichen hat, die ich nun beabsichtige, näher zu beleuchten. In der zweiten Ausgabe der Fauna suecica wurde von Linne nur Gallionymus Lyra als schwedische Art aufge- führt, und aus seiner kurzen Beschreibung ist leicht zu erse- 27 hen, dafs er die beiden Geschlechter dieser Art nicht kannte, sondern nur das ältere Männchen. Da seitdem das Weibchen entdeckt worden ist, welches sich sowohl in Form als. in Farbe bedeutend vom Männchen unterscheidet, nahm man die- ses als eine verschiedene Art an, und da Linne’s Artcharak- ter für C. Dracunculus auch auf jenes pafste, so erhielt er diesen Namen. Auf diese Weise kam der Name Dracuncu- lus sowohl;in unsere als in die nordeuropäische Fauna, und ist dort seitdem zur Bezeichnung des weiblichen C. Lyra bei- behalten worden, Nachdem man angefangen hatte, die innern Theile genauer zu untersuchen und stets nur Männchen von C. Lyra und nur Weibchen von C. Dracunculus gefunden ferner, nachdem Pallas in Folge der Analogie bei einer an- dern Art Callionymus die Aufmerksamkeit auf die Möglich- keit einer Geschlechtsverwandtschaft zwischen beiden gerichtet hatte, äufserten einige Schriftsteller die Vermuthung, dafs sie nur verschiedene Geschlechter einer und derselben Art wären; dessenungeachtet blieben sie als 2 Arten aufgenommen, jede unter ihrem Namen, bis auf Cuvier, wie von. diesem selbst. Die ältere Ansicht, dafs beide verschiedene Arten seien, hat sich in den letzteren Jahren wieder geltend zu machen ange- fangen, und wir finden sie sogar als zuverlässig von Englands neuesten Faunisten vertheidigt, welche sich theils auf den be- deutenden Formunterschied zwischen beiden, theils auf eine Beobachtung des Hrn. Johnston !), welcher nämlich männ- liche Organe bei einem Dracunculus gefunden ‘hatte, stütz- ten. Auch in Schweden hat Dr. Schagerström ?) vor eini- gen Jahren einen interessanten Fund gemacht, welcher von ihm als ein Beweis für die Richtigkeit der älteren Ansicht be- trachtet wurde. Beim gegenwärtigen Stande der Sache, da der eine Irr- thum dem andern die Hand gereicht hat, scheint es wichtig zu sein, dafs bestimmt ausgemittelt werde, welche "Ansicht die richtige sei. Eine dreijährige Erfahrung, gewonnen durch Vergleichung und Section einer Menge von Exemplaren, die 4) Zool. Journ. Vol. IIT. p. 336. 2) Kongl, Vetensk. Acad, Handl. für ar 1833 p. 126 Isis 1835 S.385 ff. mit Fig.). _ 28 ich in ihrem lebenden Zustande Gelegenheit hatte zu bekom- men, hat zum mindesten mich bis zur vollsten Evidenz über- zeugt, dafs die beiden Nominalarten nur die beiden Geschlechter einer und derselben Art sind, und in- dem ich jetzt die Gründe darlege, auf welchen diese Annahme beruht, vermuthe ich, dafs kein ‚fernerer Einwurf werde zu machen sein. Was nun zuerst die oben erwähnte Beobachtung John- ston’s betrifit, welche das am schwersten zu widerlegende Argument darzubieten scheint, so ist diese gewifs ganz richtig (wenigstens habe ich selbst vielmals Gelegenheit gehabt, sie zu bewahrheiten), sobald man nämlich unter dem’ Dracuncu- Ius der Auctoren alle die Individuen versteht, auf welche der Charakter „pinnae dorsalis prioris radiüs corpore (seu trunco) brevioribus“ pafst; dann aber beweist man bei wei- tem nicht das, was man geglaubt und angegeben hat; denn bei keinem jüngern Männchen der Lyra sind die Strahlen der ersten Rückenflosse verhältnifsmäfsig zum Körper so hoch, als es bei dem ausgebildeten Männchen der Fall ist, sondern die Höhe dieser Flosse steht in einem Verhältnisse zum Alter des Individuums. Von dem Grade an, dafs die erste Rückenflosse bei sehr jungen Männchen so niedrig ist, dafs sie ganz unbedeutend die Höhe der zweiten Rücken- flosse übersteigt, findet man sie stufenweise, je nach dem zu- nehmenden Alter, immer höher und höher, bis sie endlich so lang wird, dafs, wenn sie niedergelegt worden, die äufserste Spitze des ersten Strahles bis zur halben Länge der Schwanz- flosse reicht, ja noch über diese hinweg. Demzufolge darf es Niemanden unerwartet vorkommen, wenn Hr. Johnston ein Männchen unter den Individuen fand, welche eine längere Rückenflosse haben, als der Lyra, dem Charakter nach, zu- kommt; im Gegentheile scheint es unerklärlicher, dafs man vorher nie seine Aufmerksamkeit auf die beständige Höhenver- änderung gerichtet hat, welche dieselbe Rückenflosse während der Entwickelung des Fisches zeigt, da insonderheit die Mehr- zahl der Exemplare, welche man von den Männchen findet, gerade dem mittlern Alter angehört, in welchem die Flosse noch nicht ihre volle Ausbildung erlangt hat. Welchen Begriff man im Allgemeinen sich von diesen Zwischenformen gemacht 29 hat, ist meines Wissens nirgends erklärt, und unmöglich dürf- ten alle diese für Weibchen oder den Dracunculus angesehen worden sein, denn in solchem‘ Falle würde man nicht die be- " merkte Form- und Farbenverschiedenheit zwischen den beiden Nominalarten begränzt und beständig gefunden haben. Herr Johnston hat also einen der überzeugendsten Beweise, dafs Lyra und Dracunculus eine und dieselbe Art ausmachen, nicht widerlegt, sondern geliefert. Was dagegen das Argument des Hrn. Schagerström betrifft, so werde ich gleich unten anführen; dafs der Callio- rıymus, welchen er entdeckt und als das Männchen von Dro- cunculus L. beschrieben hat, keineswegs zu dieser Art gehört, auch gar kein Dracunculus nach dem Begriffe späterer nordi- scher Ichthyologen ist, sondern einer ganz andern, sehr di- stineten Art angehört, welche früher an unseren Küsten nicht gefunden worden ist. ! Es ist nun zu untersuchen, ob der Form- und Farben- unterschied, welchen man zwischen Lyra und Dracunculus be- merkt, so bestimmt und begränzt sei, dafs auf denselben eine Art-Diagnostik gegründet werden könne. Stützt man sich auf den völlig ausgebildeten Zustand beider, so wird die Ver- gleichung zwischen ihnen in beiderlei Hinsicht hinreichende, ja weit gröfsere Verschiedenheiten an den Tag bringen, als man in vielen anderen Gattungen zwischen den Arten findet; aber das Ergebnifs wird ein ganz anderes, wenn man die ganze Entwickelung dieses Fisches aufmerksam verfolgt und die Ver- gleichung auch auf solche Individuen überträgt, welche sich in ihrer Entwickelungsperiode befinden. Maa wird dann ge- nöthigt, auf die Möglichkeit eine bestimmte Gränze zwischen der Formverschiedenheit der älteren zu finden, so grofs sich diese auch zeigt, nicht weiter zu hoffen. Der hauptsächlichste Formunterschied zwischen Lyra und Dracunculus läfst sich redueiren auf a) des Männchens (d. i. der Lyra) höhere ‚ Flossen im Allgemeinen, und b) desselben weiter vorspringenden länglichern Kopf, welcher dadurch länger, im, Verhältnisse zur übrigen Körperlänge, wird, und eine gröfsere Mundöflnung, wie eine weitere Entfernung des Auges vom Schnauzenrande erhält, — wogegen beim Weib- chen (d. i. dem Dracunculus) der Kopf kurz, dreieckig und _ ’ 30 niedergedrückt, der Mund kleiner und die Entfernung zwi- schen Auge und Schnauzenspitze kürzer ist. Was nun die Flossenhöhe betrifft, so habe ich schon oben die Veränderung angezeigt, welche die erste Rückenflosse während des Wachs- thumes des Männchens erleidet, wie sie mit dem Alter zu- nimmt an relativer Höhe, von deren Minimum (in ‘welchem sie unbedeutend höher ist als die zweite Rückenflosse) bis zu ihrem Maximum (in welchem die niedergelegte Flossenspitze bis an oder über die halbe Länge der Schwanzflosse reicht). Zwischen diesen beiden Extremen finden sich alle Abstufun- gen, und mit Ausnahme individueller Abweichungen findet man gewöhnlich die Höhe dieser Flosse im geraden Verhältnisse mit des Körpers Länge zunehmend. So verhält es sich auch mit der zweiten Rücken- und der Afterflosse. Diese beiden sind beim alten Männchen nach hinten so hoch, dafs, wenn sie niedergelegt werden, ihre Spitzen über die Wurzel der Schwanz- flosse hinweg reichen; beim Weibchen dagegen ist ein weiter Raum zwischen den Flossenspitzen und der Schwanzflossen- wurzel. Je jüngere Männchen 'man untersucht, je mehr findet man sie in dieser Hinsicht den’ Weibchen 'gleichend; je älter oder gröfser jenes aber wird, ‘desto mehr nähert es sich im Verhalten der Flossen den alten Individuen seines Geschlechts. Ganz dieselbe Regel gilt in Rücksicht des Längenverhältnisses zwischen dem Kopfe und dem übrigen Körper. Bei allen jün- geren Männchen stimmt der Kopf mit allen seinen Dimensio- nen völlig mit dem der Weibchen überein (NB. bei gleicher Totallänge der verglichenen Exemplare), und diese Ueberein- stimmung findet so lange Statt, bis die Männchen eine Länge von etwa 7 Zoll erreichen; von da an aber nehmen Kopf und Flossen schnell an Länge zu, und die Form entfernt sich von der des Weibchens mehr und mehr. Eben so geht es bei dem erwähnten Farbenunterschiede. Die hohen und hellen Farben, welche das ausgebildete Männchen der Lyra schmük- ken, und durch welche sich dieses so bedeutend’ vom Weib- chen unterscheidet, sind nur als Attribute seines gereiften Al- ters zu betrachten und gehören ihm früher nicht an. Man stöfst zwar, was die Farben betrifft, hier, wie überall bei den Fischen, auf gröfsere individuelle Variationen, als bei ihren Formen, sö dafs nicht alle Männchen von derselben GraR2 31 sich in der Intensität und Vertheilung der Farben gleich sind; aber es wird keinem aufmerksamen Forscher die Bemerkung entgehen, dafs diese, überhaupt genommen, in dem Maafse ent- wiekelt werden und zunehmen, als das Männchen sich seiner Reife nähert, und ‘dafs diese Veränderung Schritt vor Schritt die übrigen, oben erwähnten Entwicklungsgrade der Kopf- und Flossenform begleitet. Das junge Männchen ist, mit Aus- nahme der Farbe der ersten Rückenflosse, fast ganz so ge- zeichnet und gefärbt, wie das Weibchen, und kann in der Farbe unmöglich von diesem unterschieden werden °). Am Schlusse des Novembers und während der ersten Hälfte des Decembers werden fast in jedem Zuge der Wathe in der Gegend der bohuslänischen Scheerengruppe, an wel- cher ich mich eine längere Zeit hindurch aufgehalten habe, einige Callionymi oder, wie die Fische sie nennen, Seeköche (Sjökockar) mitgefangen. Die meisten sind junge Männchen, oder solche, welche beim ganzen Habitus des Weibchens eine gröfsere Höhe der Rückenflossenstrahlen besitzen, als sie bei diesem Statt hat, aber doch eine bedeutend geringere, als bei dem alten Männchen. Die Seetion derselben zeigt, dafs sie Männchen sind, wogegen sich um so weniger ein Zweifel erheben kann, als die Genitalien bei dieser Gattung bereits in einer unreifen Periode vorzüglieh ausgezeichnet sind und die des Männchens eine merkwürdige Aehnlichkeit mit den Hoden der Vögel haben. Bei keinem solchen jungen Männchen (so viele von ihnen auch untersucht worden sind) hat die Beschaf- fenheit der Genitalien es wahrscheinlich gemacht, dafs es zur Fortpflanzung seiner Art reif wäre; im Gegentheile waren die Hoden bei allen klein, hart und drüsenförmig, desto kleiner, je jünger das Individuum war. Dafs übrigens die Laichzeit dieser Art in die erwähnten Monate falle, wird dadurch be- wiesen, dafs man gerade in dieser Jahreszeit bei allen älteren Männchen grofse, angeschwollene und mit Milch 'gefüllte Ho- den, ferner bei den Weibchen volle Rogensäcke findet. 3) Um diese stufenweise erfolgenden Veränderungen der Männ- chen anschaulicher darzulegen, habe ich eine ganze Reihe solcher jüngeren Männchen für das zoologische Reichsmuseum verwahrt, mit denen künftig Gelegenheit ist, Vergleichungen anzustellen. “ = 32 Aufser dem jetzt Angeführten scheint es mir aufser ällen Zweifel ‚gesetzt zu sein, dafs die beiden in unsere und. die nordeuropäische Fauna aufgenommenen vermutheten Arten der Gattung Callionymus in der, That nur eine einzige ausmachen, welche künftig den Artnamen Lyra führen wird, ferner dafs die Benennung Dracunculus aus unserer Fauna ganz, verschwin- den muß. Als Ersatz hierfür, nehmen wir eine sehr distinete ‚Art auf, welche an der schwedischen Küste vorkommt, ob- gleich, wie es scheint, sehr selten. ‚Diese wurde zuerst von Schagerström bei Landskrona gefunden und in den Ver- handlungen der königl. Academie der Wissenschaften für das J. 4833 unter dem Namen C. Dracunculus in ‘der Vermu- thung beschrieben, dafs sie das lange vermifste Männchen des gleichnamigen Weibchens wäre. Dafs sich die Sache nicht so verhalte, folgt aus dem schon "Dargelegten. Ich‘ habe die Schagerström’sche Art nachher an der bohuslänischen Kü- ste aufgefunden, wo am Ende.des Novembers 1836 ein einzi- ges männliches Exemplar mit der Wathe ‚aufgezogen ward. Wenn ich..die kleineren: Abweichungen, welche ein früheres Alter bei dieser Gattung herbeiführt, abziehe, so sehe ich mein Exemplar mit dem Schagerström’schen übereinstimmen. Defswegen halte ich mich ‚berechtigt, die Art-Identität beider anzunehmen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es..dieselbe Art, welche Bonaparte,’ nach Rafinesque, Gallionymus maculatus genannt und in‘\.der, lconographia della Fauna italica beschrieben hat; wenigstens stimmt seine genaue Be- schreibung in allen Theilen mit. dem Exemplare, ‘welches ich besitze, überein, , Bis (demnach ‚etwa eine künftige direkte Ver- gleichung von Exemplaren möglicher Weise eine, specifische Verschiedenheit derselben unter einander beweisen, mag, wer- den sie als identisch angesehen und führe. auch die nordische Art den. Namen (G. maculatus. In einer so natürlichen Gattung, als der des Callionymus; in welcher man ohnedies den Geschlechtsunterschied so bedeu- tend und die Verhältnisse zwischen den Theilen so veränder- lich während der Entwickelung findet, wird die Art-Diagnostik immer schwierig zu stellen sein. Um über das Verhalten un- serer zwei nordischen Arten zu urtheilen, hat man kein ande- res Mittel, als sich an die vergängliche Farbe zu halten, sofern » 33 die Differentia specifica beide Geschlechter und jüngere Al- ter befassen soll. Die skandinavischen Arten können auf die folgende Weise diagnostieirt werden: 1. Callionymus Lyra Linn. Pinna dorsalis posterior fasciis, ‘corpori parallelis, ornata. Mas. Pinna dorsalis anterior posteriore altior,: flävescens, figuris eaerulescentibus picta. Mas. adultus, Radio pinnae dorsalis anterioris primo lon- gissimo, longitudine saltem trunci. | Mas. junior, Radio primo. ejusdem; pinnae trunco breviore, Femina: Pinna dorsalis anterior.posteriore humilior, mem- brana e maxima parte nigra. Synonym, Mas. Callion. Lyra L. Fn. suec. No, 304. — Syst. nat. I. p. 433. Müller, Zool. dan. Tab.!NXVI. Retz, Fn. suee. p. 313. No.22. Nilsson, Synops. Ichth. scand. p. 92. Schagerström, Act. Acad. H. 1833. p.127. Bloch, Naturgesch. d. ausl. F. T.'161. Tom. U. p.79.; Pennant, British Zool. Vol. II. p. 164. Donov. Brit. Fishes, Tab. 9, Flem. Brit. An. p. 248. Yarrell, Brit, Fishes, 1.p. 261. Jen. Man. of Brit. An. p. 388. \ Femina. Call. Draeunculus. Muell. Zool. dan. Tab,XX, Fase.1. p.20. Retz. Fn. suec. p. 313. No. 23. Call. Dracun- eulus. Bloch, ]. e. Tab. 162. Nilss. Synops. p. 92. Penn. Brit. Zool. III. p. 167. Donov. Brit. F. Tab. 84, 'Turt. Brit. Fn. p. 89. Yarr. Br. F. 1. p.266. Jen. Manual. of Brit. An. p. 389. j Habitat passim ad oras oceidentales Scandinaviae e freto ‚Oeresund, ubi rarius obvenit. Ad Bahusiam satis frequens praesertim nıens. Nov. et Decbri. A piscatoribus Bahusiae no- mine Sjökock appellatur, ad Stroemstad etiam Flygfisk. 2) Callionymus maculatus Rafin. Pinna dorsalis posterior maculis ocellatis, in pluribus se- tiebus positis. Mas. Pinna dorsalis anterior posteriore altior, radio vero primo longitudine trunci breviore. PFemina mibi adhuc invisa. Cf. Bonaparte. c. Synonym. (Secundum cel. Bonap te) Call. maculatus V. Jahrg. 1, Band, 3 34 Rafın) MWoheN: 25 pi 60 Tab. V. Fig. 1; — Ind. Itt. Sie. sp: 36; Made 103 fl Call, Bye Risso, MEINEN de Nice, p: 113; — Hist. nat. III. p. 262. . Nardo, Brenn Adr. Ichth. (in Giorn. Brugnat.) Gall. Draeuneulus. Nardo, Prodrom. Adr. Ichth. sp. 46, Gall. maeulatus. Bonap.lconogr. d.'Fn. Hal. Fasc. 3. Call. Dracunculus. Schagerstr. Acta acad. reg. Sc. Holm.''a. 1833 'p. 133 .(Mas.). f Habitat ad oras suecanas rarissime. Duo exemplaria, ‚gquantum "constat; "hucusque obvia; unum in freto Oeresund mense Julio“ a Dr. Schagerstroem, alterım ad Bahusiam m. Novbri a me, capta. Die Gattung Clinus. Cuv. nie Gattung, welche Cüvier zuerst, auf Kosten der umfassenden. Linne’schen Gattung Bleritiun; aufstellte, ist bisher von unserer Fauna nicht adoptirt worden. Hiervon mufs die Ursache wohl darin gesucht werden, dafs die einzige Art, welche bei uns diese Gattung repräsentirt haben möchte, oder Ström’s Tangbrosme, Nr. 4, zu oberflächlich und un- vollständig ‘bekannt. war,' indem unsere ‘ganze 'Kenntnifs von derselben‘ sich auf die'kurzen Notizen beschränkte, welche Ström.-über sie geliefert hat *). So viel ich weifs, ist die- selbe Art nicht früher, als eben jetzt von mir, an’ der skandi- navischen Küste wieder. gefunden. worden, Ein Jahrzehend später, als Ström, beschrieb Fabricius in seiner bekannten Fauna groenlandica, eine nahverwandte ‚Art, welche er für identisch mit Ström’s angeführter Tangbrosme und mit Lin- ne’s Blennius Lumpenus hält, welchem zufolge die grönlän- ländische Art diesen Namen bekam. Dafs Fabrieius sich über den Linne’schen Lumpenus geirrt hat, darauf haben schon Ekström und ich °) aufmerksam gemacht, und dafs seine Vermuthung über die Identität der norwegischen und grönländischen Arten übereilt war, hat schon Herr Rein- 4) Beskr. over Söndmör p. 315. 5) Skandinaviens Fiskar, Häfte II., in der Synon. von Zoarces viviparus. ‘ 35 hardt‘)unzweideutig ausgesprochen, und eben das wird auch hier unten vollaus bestätigt. Mohr, welcher im Jahre 1780 und 81 Island bereiste, traf auch bei dieser Insel eine Art Clinus an, welche, nach seiner unvollständigen Beschreibung ?) und aus der beigefügten Figur zu schliefsen, eine nahe ver- wandte, aber schwerlich dieselbe Art ist als die Ström’sche, noch weniger als die Fabricius’sche®). Reinhardt hat geäufsert, dafs ihm nicht weniger als 4 grönländische Arten bekannt seien, deren Beschreibung wir entgegensehen. Clinus wird sonach eine im Norden artenreiche Gattung, und wenn ich meine Erfahrung zu der des Hrn. Reinhardt hinzufüge, zugleich eine sehr natürliche, welche in jeder Rücksicht ver- dient, als selstständig neben den übrigen generischen Sectio- nen des vormaligen Linn&’schen Blennius aufgestellt zu werden. Beim Besuche der bohuslänischen Scheeren ist es mir ge- glückt, zwei von einander sehr verschiedene Arten dieser Gat- tung zu finden, welche nicht als sporadisch an dieser Küste zu betrachten sind, sondern dort wirklich ihren beständigen Aufenthalt haben, denn sie laichen daselbst, pflanzen sich fort und werden zu bestimmten Jahreszeiten wieder angetroffen. Die eine von ihnen, welche ich Clinus nebulosus nenne, ist ohne Zweifel dieselbe, wie Ström’s oben erwähnte Tang- brosme. Ich schliefse dies theils daraus, dafs er alle Charak- tere trägt, welche Ström angiebt, theils daraus, dafs die nor- wegischen und die bohuslänischen Küsten die meisten Fische gemeinschaftlich besitzen. Die andere Art, welche ich Cl. ma- culatus benannt habe, finde ich dagegen nirgends angeführt und betrachte sie als völlig unbekannt. Beide gehören derje- nigen Abtheilung der Gattung, nach Cuvier, an, welche sich durch eine gleichmäfsige und zusammenhängende Rückenflosse auszeichnet. Ihre Beschreibung folgt hier: 41. Clinus maculatus. Elongatus, subcompressus, fronte cultrata rostro promi- nulo, subadunco; radiis pinnarum pectoralium inferioribus 6) Bemaerk. til den skandinav. Ichthyol. p. 31. 7) Islands Naturhistorie p. 84 Tab. IV. 8) Ihre Verschiedenheit hat Hr. Kröyer nachgewiesen (s. Ar- chiv 1837. 2. 236. 3*+ 36 elongatis, ceteris longioribus, apice liberis; cauda rotundato truncata; radiis pinnae dorsalis 59 —61 analisque 36. D. 59—61; A. 36; P. 15. V. 6; C. 13; Branch. 6. ” Deseript. sec. vivos. Longitud. 6—7 poll. Sv. Cor- pus elongatum, gracile, modice compressum dorso ventreque rotundatis, lateribus seeundum lineam lateralem parum impressis. Altitudo maxima decimam s. undecimam partem longitudinis eorporis, latitudo vero $ altitudinis aequat. Caput sat elon- gatum, 4 longitud, corporis supra eultratum, temporibus tu- midis, musculosis, antice attenuatum, rostro prominulo suba- dunco. Oculi magni, quartam fere partem longitud. capitis oceupantes, in vertice sat approximati; distantia ab apice ros- tri ad marginem anteriorem orbitae aequante diametrum oeculi seu distantiam dimidiam inter margines posteriores orbitae et opereuli. Nares parvae parum conspicuae, aperturis diseretis: anterioribus quasi labulosis, medium inter oculos et apiecem rostri tenentibus, Os mediocre, sat oblique adscendens; ma- xilla superior paullo longior, ex intermaxillaribus tenuibus, linearibus maxillaribusque longioribus, subflexuosis pone me- dium oculi desinentibus formata, subadnata, nulla saltem pro- tractione gandens, labio latiore obtecta dentibusque instrueta minutis, acutis, antice acerosis, ad latera in seriebus perparum collocatis, quarıum extima distinetiore validiore et antice ea- nino utringue ceteris maiore instrueta; maxilla inferior brevior, angustatg, labio marginata, dentibus minoribus acutis; antice acerosis utringue caninis duobus, ad latera unam seriem for- mantibus. Ossa palatina et pars anterior vomeris etiam den- tibus acutis armata, lingua vero nuda, brevis, apice libera, attenuata, rotundata. Palatum velo, postice profunde ineiso instruetum. Aperturae branchiales magnae, membrana branchiostega subtus profunde ineisa, isthno adnata, radiisque sex. Branchiae 4; inter arcum posteriorem et parietem nul- lus meatus. Cutis totius trunei et Jaterum capitis squamis im- bricatis, minutis apice rotundatis, muco tamen in vivis occul- tis, teeta. Linea lateralis recta, mediana, parum conspieua, in suleo laterali sita. Anus iuxta medium longitud. corporis (mensura ad basin pin. caudalis). Pinnae pectorales in statu collapso oblique lanceolatae, longitudine fere capitis, dum ex- tenduntur, insignes, apice rolundatae; inferius quasi digitatae, - 37 e radiis 15, membrana tenui coninnctis, constitutae, quorum primus s. supremus brevior, simplex; 8 s. 9 sequentes'fere eadem longitudine, apiee divisi; 6 aut 5 denique inferiores, ceteris longiores (undecimus longissimus) apieibus extra mem- branam exeuntibus liberis, furcatis. Pinnae ventrales ante ra- dicem pectoralium insertae, sibi vieinae, tenues, elongatae, lineares, longitudine maxillae inferioris, e radis 6 () tam arcte coalitis ut numeratu difficile, constructae. Pinna dor- salis unica, continua, supra pinnas ventrales ineipiens, per totam longitudinem dorsi usque ad pinnam caudalem, relicto tamen intervallo, extensa, margine superiori leviter arcuato, altitudine pinnae diametrum oculi aequante; numerus radiorum sat constans variat solummodo inter 59 et 61; radii ‚omnes simplices, duri, apice nudo pungente; radii 2—3 priores hu- anillimi, spiniformes, in mare membrana coniuncti, in femina vero pseudo liberi; sequentes 10 gradatim accrescunt; mediü fere aequales, posteriores dein sensim decrescunt. Pinna ana- lis longa, postice aeque extensa ac dorsalis eique .quoad for- mam similis, sed parum humilior, radiis 36 muticis, mollibus, extimo apice fisso, recurvo membranaeque. adnato, suffulta. Pinna caudae medioerıs, altitudinem corporis aequans, apice dilatata, truncato-rotundata, radiis 11 divisis simplieigue uno utrinque praeter nonnullos minores basales supra et infra. Color corporis luridus, supra obscurior, subtus dilutior, ventre albicante, maculis s. areolis lateralibus maiusculis, fla- vescenti-brunneis fuscoque limbatis, irregularibus, abruptos et sinuosos aunulos ıse invicem ex parte tangentes formantibus, quarum saepe 5 s. 6 ad latera dorsi, distinetiores et obseu- riores, fascias transversales dorsales simulant; secundum lineam Jateralem series macularum minorum rotundarum, infraque ve- stigia nonnullarum dilutiorum reperiuntur. @aput corpori con- eolor, lateribus flavicantibus, nucha rostroque obsoletius brun- neo-maculatis. Iris albicans, ‚supra annulo fusco, subtus pa- rum rubescens. Pinna dorsi pallide flavicans, maculis radiorum ‚minutis rotundis, brunneis, series 9 ad 10 oblique deorsum et retrorsum decurrentes flexuosas formantibus, adeo ut unaquae- que series de summitate radiorum incipiens, basin radii eireiter duodeeimi subsequentis attingat, Analis et ventrales pallidae immaculalae; pectorales vero caudalisgque maculis radiorum u 38 brunneis elongatis, fascias 4—5 transversales, magis minüsve distinetas, saepe ex parte evanescentes formantibus. Hepar pallide brunneum, oesophagum ventriculum et par- tem anteriorem intestini involvens, apice in lobis duobus aut aequalibus aut sinistro tantillum longiori, diviso fundumque ventrieuli attingente. Vesica fellea minuta, elongato-ovata, longitudine sesquilin., inter lobos hepatis superne sita. Oeso- phagus sat brevis, ventriculus parvus, sacciformis, pyloro la- terali, adscendente, appendicibus 3 brevioribus, crassiuseulis, conieis praedito. Intestinum sat longum et convolutum,'te- nue, 'atque aequale, ante pylorum reflectitur, pone fundum ventrieuli circum Volutionem brevem, contortam praebet, et deinde flexura obsoletiore ad anum tendit. pesica natatoria nulla; urinaria elongata, tenuis et pellucida. Testes duo, elon- gati, teretes, tenues, inter se connati. Ovarium solitarium, in 2 gravida sat magnum, exacte cylindrieum, fundum ventrieuli attingens ovisque sat maiusculis, magnitudine Be papave- ris, albis repletum. Habitat ad taenias Bahusiae. Ad ostium sinus Gullmaren plura individua, intrante hieme in sagenis capta per tres annos subsequentes observavimus. Loca profunda fundumque mollem argillosum amans ad litora vadosa frustra quaeratur. Solita- riam ut videtur, vitam degit; gregatim enim nullibi reperitur nec capitur. Parit sub mense Decembri. A piscatoribus Ba- husiensibus Längebarn i. e. infans molvae appellatur ob simi- litudinem quandam iuniorum Gadi Molvae, quamquam illum ab his facile distinguant. 2. Cl. nebulosus. Elongatus, fere linearis, teretiusculus, postice attenuatus, compressus, fronte arcuata, fere perpendieulariter declivi; rostro obtuso, aequali; pinnis pectoralibus ovalibus, integris; cauda obovata, apice acutiuscula, radiis pinnae dorsalis 69 — 71, analisque 49. " D. 69—71; A. 49; P. 15; V. 6 (?) O. j Syn. Tangbrosme Nro. 4. Ström Söndm. p. 315. Centronotus Lumpenus Nilss. Syn, p. 104 (minime vero Blenn. Lumpenus L. nec Fabricii). Deser. sec. vıv un A praecedente toto coelo diversus, longit. 8 poll. Sv. Altit. „4 longitudinis. Corpus valde elonga- ‚39 tum, a capite parum: ängustiore',ad anumjfere,'aequale,, subte- res;; post-'anuim, vero gradatim attenuatum, et! compressum,'ire- ‚etilineare... "Caput 'brevius, 4! longitud,«eprporis; subtus.llatius subplanum, ad lateraicompressum, ‚nucha;convexa, vertice.,fran- teque subcarinäatis; linea frontalis ‚arcuata, »antice .perpendieula- riter’ fere .declivis; rostrum: apice obtiısum marginemgne.-maxil- laesuperioris non superans.: 'Oculi magni, 4 longit.ocapitis, approximati,ımargine süperiore bulbi ‚supra vertigem-admodum elevato; situs praeterea.'ut: in specie „antecedeniex | Nares parvae sat inconspieuae, »oculisi multo, propiores,, ‚Os, parvum, axi,longitudinalii corporis.' fere -parallelium;, maxilla,-superior paullo longior, -obtusa,) labio reflexo munita; ‚ossa;intermaxil- laria maxillarihus breviora-et; tenuiora, |, apophysihus nasalibus quidewn |longis; instructa, ‘protraetioni,vero ‚maxillae, ph ‚hrevita- teni.ligamentorutı ‚Jateralium „parum-suppeditantibus;., maxilla- ria recta, postice truncata, marginem ;pupillae ‚anteriorem,.haud attingentia, ‚unde rietusparvus; maxilla, inferior debilis ‚;s, su- periore aliquantum brevior-et angustior, apice .acutiugcula, sub- tus tuberculo minuto mentali; .‚dentes in utraque, maxilla „mi- nutissimi, acerosi carminis instar, serie tamen .extima, praeser- tion in,maxilla inferiore, »aliquantum distinetiore; ‚eaninis, nul- lis. (an semper?); in antica parte ‚vomeris: et.in palatinis.;(?) series. dentieulorum. Lingua nuda, carnosa,- apice brevi li- bero,, truncato-rotundato. Membrana branchiost.,radiis 6, supremo longiore et latiore, sequentibus gradatim ;diminuenti- bus, .infimo brevissimo. Squamae, parvae in vivis mucp ob- tegente inconspicuae, rotundatae, in medio aliquantum excaya- tae, margine extimo' sese tegentes, quamvis -cuti sat 'profunde impressae. Linea lateralis rectissima, parum conspicua, corpus aeque dimidians. Anus.paullo pone anteriorem 4 lon- gitud. corporis situs. Pinnae pectorales in statu collapso lanceolatae, capite parum breviores; explicatae vero ovatae, margine integro rotundato; radiis 15, membrana tenui usque ad apicem eonjunctis: primo et ultimo brevioribus, simplici- bus, ceteris apice divisis. Ventrales sub radicem pectora- lium insertae, omnino ut in Cl. maculato conformatae, licet radiis melius distinguendis. Dorsalis unica, continua, supra pinnas ventrales incipiens, extenditur ad radicem caudalis, qua- cum membrana humillima coniungitur; margine superiore an- 40 tice/adscendente usque ad radium duodecimum, dein vero re- ctilineari, radiis 71 (69 sec. Ström) duris, simplicibus et: pun- gentibus, ‘apieibus tamen in membrana conditis. Analis ut'in Cl.'maculäto construeta, margine vero apicali fere aequali ra- diisque' 49; ‚apieibus 'retrorsum arcuatis Secundum marginem membranae'extimoque' apice’ radio subsequenti connato. 'Cau-= dalis>obovata, sat magna, longitudine fere capitis, apice acu- tiuscula,-radiisque 10 longioribus, divisis, praeter minores sim- plices ad basin,'4 supra totidemque infra. "Color-'corporis 'supra 'pallide 'brunnescens'in''coerulescen- tem vergens;- maculis irregularibus brunneis, in pseudo-fascias obliguas Eonfluentibus 'punctisque sparsis- fuseis notatis; subtus dilutior, äntice in violescente, postice vero in olivaceo-flavi- cante resplendens, immaculatus. Series macularum elongata- rum), 'eirciter 9, brunnescentium. 'secundim (lineam‘ Jateralem flavicantein. 'Caputcorpori concolor, immaculatum, operculo ex viridi- et’ flavescente micante. Iris lutescenti-argentea, 'annulo sät’Jato, brunnescente, subtus interrupto.‘' Pinna dorsi pallida, in 'certo Jüminis situ pulchre coerulescens, faseiis eireiter 12 flexuosis, pallide fuscescentibus, oblique retrorsum et deorsum decurrentibus (omnino ut series macularum in praecedente), unde' pinna. quasi nebulis adumbrata. ' Pinnae pectorales, ra- diis flavicantibus, analis et ventrales pallidae immaculatae: cau- dalis vero maculis radiorum flavicantium pallide brunnescenti- bus 'obsoletissime 6-fasciata. Viscera abdominalia ut in praecedente, sed appendices pyloricae tantum duae, aliquantum longiores (2”) et distinctio- res; ovaria duo, in uno cylindro coalita, apice paulisper furcato. Habitat rarius, ut videtur, cum praecedente, Unam’ foe- minam tantummodo mihi adhuc indagare eontigit, die 5 Janu- arli in sagena captam. Ova sua nuperrime deposuerat. L [DREI IE IS Ueber die Spermatozoen. Briefliche Mittheilungen vom ‚Prof. Rud..-Wagner. (Hierzu Taf. II. Fig. 2u, 3 u. a—1..) In Bezug ‚auf ‚meine, Untersuchungen, über «Generation mufs ich; Ihnen doch ‚Einiges schreiben, ‚da auch in ‚Ihrem ‚Archive, wie in dem von Müller, mehrere Controyerspunkte, die Samenthierchen ‚betreffend, neuerdings zur, Sprache ‚kamen, und dieser Gegenstand; ' wie mir 'scheiut,. selbst auf.die systemati- sche Zoologie nicht. ohne ‚Einflufs ‚bleiben wird. i Ich habe in diesem Jahre, ‚wieder viele Untersuchungen angestellt, und glaube. nun. folgende Punkte ‚mit‘ ziemlicher Entschiedenheit festgestellt zu haben: | 1) Die Animalität der Samenthierchen. Meine Ansicht steht gewissermafsen in der ’Mitte zwischen ‘der von Ehren- berg u. A., wonach. es cerkarien-ähnliche Entozoenfor- men sind, 'und.der von Siebold, Treviranus u. A, nach welchen die Spermatozoen nicht ‚animalisirte, Mo- lekule oder den Blutkörperchen vergleichbare Elemente des Samens sind. Die Hauptgründe meiner. Annahme einer wirklichen Animalität sind: a, Die Bewegungen, welche durchaus den Charakter der Willkühr an sich tragen. b. Die eyklische Entwickelung aus ei-ähnlichen Körpern und wahrscheinlich allgemein (wenigstens bei den Wirbelthieren) in Kysten. . c. Die beschränkte Dauer der Lebenserscheinungen au- [ser dem Körper, die Reaktion der Spermatozoen gegen 42 Flüssigkeiten und Stoffe verschiedener Natur, Narco- tica u. dgl., worüber ich viele Untersuchungen ange- stellt habe. d. Andeutungen von Organisation, z. B. bei Samenthier- chen von Rhinolophus, auch beim Mensehöh etc. 2) Das specifische Verhältnifs der Samenthierchen zur zeu- genden Art. In allen Wirbelthierklassen läfst sich die Wahrheit dieses Satzes demonstriren, und ich glaube schon in meinen verschiedenen Abhandlungen, nament- lich in denjenigen ‚welehe "der am Schlusse! des vorigen Jahres erschienene Band der Abhandlung der mathema- tisch-physikalischen Klasse der Münchner Akademie ent- hält, und wovon Sie Separat-Abdrücke schon früher er- hielten, Belege genug. hierzu gegeben zu haben. Aller- dings herrscht oft in entfernten Gattungen eine grofse Formähnlichkeit, die’ aber um so’ mehr'verschwindet, ‘je schärfer man beobachtet und jemehr 'man' die Mikrome- trie handhabt. 2 us v Zum ersten Studium der Formverschiedenheiten rathe ich die Spermätozoen einzelner Familien und Ordnungen zu wäh- len, welche sich durch differente Formen’ charakterisiren, z. B. die Nagethiere. Diese haben durchgehends sehr grofse Sper- matozoen, besonders die Ratte; man wird ‘dann die der Maus, die von Lepus, Sciurus, Hypudaeus leicht kenntlich und’ sehr different finden. | . Die Batrachier unter den Amphibien geben ein anderes Beispiel'ab. Man studire ihre Form und Genesis’ zuerst bei den Fröschen, wo der längliche stabförmige Körper‘ einen feinen, nicht sehr langen Schwanz trägt. Ihre Entwicklung in Kysten kann man im Frühjahre sehr deutlich sehen. Aehn- lich sind sie bei den Kröten; aber z. B. bei Bufo Calamita ist der Körper kürzer, der Schwanz länger. Ganz verschieden und höchst eigenthümlich ist die Form bei Bombinator, wo ich immer noch Flimmerbewegungen sehe, ohne diese auf eine spiralige Umwickelung eines Schwanzes reduciren zu können. Ganz davon verschieden ist wieder die Form’ bei Pelobates, wo ich sie spiralig finde; das eine Ende ist immer in peit- schenförmig schwingender Bewegung. Die absolute Verschie- 43 denheit bei Triton und Salamandra habe ich schon 'ander- wärts erwähnt *). Keine Klasse aber 'läfst so gute Beweise für den obigen Satz zu, als die der Vögel, und da man sich im'Frühjahre so leicht Singvögel von verschiedenen Gattungen verschaffen kann, so will ich von diesen etwas genauer sprechen. Um sich hier recht vollkräftige ausgewachsene Spermatozoen-Individuen zu verschaffen, mufs man nicht die Hoden wählen, sondern Sa: menflüssigkeit aus dem vas deferens nehmen, 'am besten und leichtesten aus dem unteren Ende, wo dasselbe in eine dicke, knäuelförmige Masse zusammengewunden ist. ' Nimmt‘ man hier von eben getödteten Vögeln Samen, verdünnt denselben mit Wasser, so wird man die Samenthierchen in einer aufser- ordentlich lebhaften Bewegung sehen, die aber allerdings sehr bald abstirbt, früher als bei anderen Thieren. Zuweilen habe ich jedoch bei geschossenen kleinen Singvögeln, an warmen Tagen, nach 3 bis 4 Stunden nach dem Tode (wenn der Un- terleib nicht geöffnet war) bei einzelnen Samenthierchen noch deutliche, lebhafte, schraubenförmig bohrende Bewegungen ge- sehen, wie sie den spiraligen Spermatozoen der Vögel eigen- thümlich sind. Ich wundere mich daher, dafs Siebold sagt: „Niemals sah ich an diesen Spermatozoen, welche ich aus den Hoden selbst eben getödteter Vögel entnommen hatte, eine Spur von Bewegung.“ Allerdings sind diese Bewegungen sel- tener und unvollkommner bei den Thierchen im Hoden, als im vas. def. aus begreiflichen Gründen. Sehr interessant ist es, die einzelnen Familien der Sing- vögel auf ihre Spermatozoen zu untersuchen. Wie bei den Nagern unter den Säugethieren und hier wieder bei Maus und Ratte, so sind sie bei den typischen Fringillen am gröfsten. Ich fand sie bei Fringilla coelebs bis #" lang, das dickere 8 Ende schraubenförmig mit zwei gezogenen Windungen; dieses u, Ende mifst ungefähr 45”; der Schwanz ist ein steifer gera- *) Ich habe mich nun auch auf das deutlichste überzeugt, dafs die scheinbaren Flimmerbewegungen der Samenthierchen von Triton, nicht wie ich früher vermuthete, durch einen Wimperüberzug, son- dern auf die von Siebold beschriebene Weise durch spiralige Um- schlingung des sehr feinen fadenförmigen Schwanz -Endes hervorge- bracht wird. 44 der Faden, der. keine Oesen bildet; diese Samenthierchen kön- nen als typische Form der Spermatozoen von Singyögeln gel- ten. Ihnen stehen ‚an Gröfse und. Form zunächst die ‚Hänf- linge, und Zeisige, wo sie „5 —7% messen, und.die übrigen Finkenarten mit -+— 55" Länge. L. 0 1.) Schmächtiger (und schlanker 4— 4; — 5" messend, das spiralige Ende weniger. verdickt, mit deutlichen Modifikationen der Spiralwindungen nach den. Gattungen, fand ich’ sie bei Sylvia, Motacilla, Sazxicola, Alauda, Anthus, Emberiza (wo'sie.etwas gröfßser und kräftiger sind); bei Sturnus, Orio- Zus. sind sie noch’ kleiner, J5— 35" messend, die Spirale sehr gezogen. Bei Parus, Hirundo, Certhia u, A. messen sie 35505» es kommen 3 bis 4 gezogene Spiralwindangen am vorderen Leibesende vor. Die bisher von mir untersuchten Drosselarten (Turd. viscivorus, musicus, snerula) haben Sper- matozoen von ungefähr z4” Länge mit langem Spiralfaden, 25 der 5 und mehr gezogene Windungen zeigt. - Sehr charakte- ristisch sind die Spermatozoen sämmtlicher einheimischer Wür- gerarten,: so, dafs die Gattung «Laniws sogleich aus ihren: Sa- menthierchen 'erkannt werden kann; diese haben nämlich eine sehr engzewundene Spirale, und daran einen sehr feinen und kurzen Schwanz, so dafs sie im Ganzen nur 75” und darun- ter lang sind; dem entsprechend 'sind die Spermatozoenbehäl- ter oder Kysten im Hoden auch sehr kurz und birnförmig, während sie bei den Finken so sehr lang sind. Alle von mir untersuchten übrigen Vögel mit dem Singmuskel-Apparat, wie ‚Sitta, sämmtliche Corvus-Arten, haben das eigenthümliche schraubenförmige Ende, und es war nr daher höchst interes- sant zu Sehen, wie. fast kein Vogel einer anderen Ordnung, ja selbst keine Passerinengattung ohne Singmuskelapparat, die- ses spiralige Ende hat; wenigstens sah ich bei Coracias und Caprimulgus die Samenthierchen wie bei den übrigen Vögeln gebildet. »Cypselus habe ich leider noch nicht darauf unter- suchen können. Alle Klettervögel (Picus, Cuculus), Tauben, Hühnervögel, Sumpf- und Wasservögel haben Spermatozoen mit länglichem Körper, ähnlich wie die der Frösche, und mit feinem a &- Schwanz. Mannichfaltige Nüaneirungen kommen in Gröfse -und Form bei den verschiedenen Gattun- gen vor. i 45 3) Ein dritter Punkt, 'der'sehr interessant ist, ist die man- gelnde oder unvollkommene Produktion von Samenthieren bei Bastarden. Ich hahe hierauf, nieht ohne mancherlei Kosten, eine An Bastarde vom Kanarienvogel und Stieglitz im Frühjahre geopfert und die Kontenta der Hoden mit denen der Kanarienvögel und Stieglitze verglichen. Die Hoden tur- gesciren allerdings auch hier, erreichen aber nie die Gröfse der Hoden bei den Stamm-Eltern; bei einzelnen Exemplaren sind die Samengefäfse nur von grofsen Körnern und Kugeln ausgefüllt, verschieden im Ansehen von denen der Eltern und ohne alle Samenthierchen; bei anderen kommt es wirklich zu einer mehr oder minder vollständigen Entwickelung von Ky- sten, in denen selbst Spermatozoen-ähnliche Körper entstehen: längliche, unregelmäfsige Körper mit fadenförmigen Schwän- zen. Aber nie habe ich ächte Spermatozoen mit spiraligem Ende sich erzeugen sehen; auch die Zahl der unvollkomnmnen Samenthierchen in einer Kyste ist viel geringer, ihre Ablage- rung unregelmäfsiger u. s. f. — Dies ist unstreitig sehr wich- tig; sämmtliche von mir untersuchten Bastarde waren, wie in der Regel alle solche Geschöpfe einer gezwungenen Paarung, nicht zur Fortpflanzung zu bringen, obwohl auch hier in Er- langen es in seltenen Fällen mit einzelnen Individuen gelang. Sollte in dem letzteren Falle, wie ich wohl vermuthe, die Se- kretion im Hoden zur Produktion ächter Samenthierchen sich gesteigert haben? Die Yasa def. fand ich stets äufserst leer und nur mit Körnchen und körnigen Körperchen (Epithelium- zellen?) sparsam gefüllt. Bei weiblichen Bastarden habe ich im Eierstock deutliche kleine Dotterkugeln stets mit Keimbläs- chen gesehen; der Keimfleck war nicht deutlich. Leider habe ich noch keine anderen Bastarde zu untersuchen Gelegenheit gehabt; von einem kürzlich in Bäiern erlegten herrlichen Exem- plare eines Halıns von Tetrao medius, den unsere akademi- sche Sammlung erhielt, entging mir leider der Rumpf zur ana- tomischen Untersuchung. Diese den Zoologen zunächst interessirenden Punkte wollte ich Ihnen mittheilen; meine sämmtlichen Beobachtungen über Samen und Sanienthierchen habe ich Prof. Todd für seine Cyclopaedia of anatomy and physiology versprochen; doch 46 dürfte der Artikel $emen vor Jahr und Tag nicht zum Drucke kommen. Erlangen, den 2. August 1838. R. wagen Erklärung der Figuren auf Taf. I. 1) Samenthierchen von: a. Fringilla canaria. b. Fringilla carduelis. c. Bastarde von beiden genannten Arten. d. Einem anderen dergleichen Bastarde. e. Fring. domestica. F. Sylvia tithys. Y g. Turdus merula, h. Lanius spinitorquus. 2) Samenthierbehälter von Lan. spinitorquus. 3) Desgleichen von Sylvia tithys. Alle Gegenstände gleichmäfsig ungefähr 800 mal vergröfsert. u Naturhistorische Schilderung des nördlichen Patagonien von Alcide d’Orbigny. (Auszug aus dessen Voyage dans l’Amerique meridionale. Itine- raire Il.) Verf. beschränkt den Namen Patagonien auf den Landstrich, welcher von den Patagonen oder der Nation der Tehuelches bewohnt ist, mithin nur auf den östlichen Abhang der Anden, vom Fufse dieses Gebirgszuges bis zum atlantischen Ocean, also mit Ausschlufs der südlich von der Magallen-Strafse gele- genen Länder, der Cordilleren und des westlichen Abfalls der- selben. Die nördliche Begränzung ist ungenau; doch gehen die Tehuelchen nach dem Verf. bis zum 39° s. Br. hinauf. Seine eigenen Beobachtungen beschränken sich auf den zwi- schen dem 40. und 42.° südl. Br. eingeschlossenen Raum, also auf das nördliche Patagonien; andere Nachrichten erhielt er „durch die Eingebornen und einige reisende Spanier. Der nörd- liche Theil des von den Patagonen bewohnten Landes besteht aus einem dürren Erdstriche, welcher von den Anden zum at- lautischen Ocean sanft abfällt. Er ist bewässert im Norden von dem Rio colorado und dem Rio negro, deren Lauf die Einförmigkeit des trockenen, nur mit Dornsträuchern bewach- senen Bodens unterbricht. Sie beleben die Vegetation und enthalten an ‚ihren Ufern ein fruchtbares, von schlanken Weiden beschattetes Thal, welches im steten Contraste mit den dürren Ebenen steht. Es sind zwei ganz verschiedene Naturen, deren eine der europäischen ganz analog ist, während 45 - die andere fast im Meeresniveau den traurigen, sterilen Anblick des grofsen Plateau der bolivischen Anden unter 15—20° südl. Br. hervorruft. Die dürren Ebenen zeigen einen den Pampas, von denen sie sonst sehr verschieden sind, ähnlichen Charakter. Sie sind nämlich mit einer Menge Vertiefungen bedeckt, welche Seen bilden, in denen sich das Wasser in der Regenzeit momentan sammelt und wo in dicken Lagen See- salz kristallisirt. Nicht allein ‚sind alle diese Seen salzig, son- dern auch der Boden ist überall mit Salztheilen geschwängert, welche an seiner Oberfläche zuweilen effloreseiren. Der Bo- den von Patagonien bietet vom Fufse der Anden bis zum Meere eine Folge von Tertiär-Schichten dar, welche abwech- selnd Süfswasser- und Seeconchylien und Säugethierknochen enthalten mitten in einem zerreiblichen Sandsteine, der so ein- förmig geschichtet ist, dafs man an den Ufern des Meeres oder an den Gestaden des Rio Negro, wo man überall Ufer von grofser Höhe bemerkt, die geringste Schicht 6— 8 Meilen ver- folgen kann, ohne dafs sie merklich in Dicke variüirt. Einige Proben der Felsmassen, so wie die Beschreibung der Reisen- den, beweisen, dafs dieselbe Formation fast ganz Patagonien bis zur magellanischen Meerenge einnimmt: übrigens setzt sich der Tertiärboden bis zum Fufse der Anden gegen Norden fort, steht mit dem, welcher Grofs-Chako begränzt, in Verbin- dung, und umgiebt überall die eigentlichen Pampas, welche unveränderlich aus knochenführendem Thon oder aufgeschwemm- tem Lande (terrains d’alluvion) gebildet sind. Die Pampas selbst sind weit weniger ausgebreitet, als yan glaubte. Sie haben an der Bodenbildung a en Antheil, indem sie unter 39" gänzlich aufhören, um der Tertiärformation des) Südens Platz zumachen. Daher ist Patagonien, mit Ausnahme der Anschwemmimgen und Ufer der-Flüsse, zur Kultur unfähig, sondern bietet überall ein trockenes, sandiges Erdreich dar, welches die nöthige Feuchtigkeit nicht bewahrt. Die Temperatur ist im Carmen, nicht die, welche man unter dem 41° südl. Breite, also in gleicher Entfernung vom Aequator, wie zu Neapel und Madrid, aber auf der anderen }Hemisphäre erwarten sollte; sondern es ist gewöhnlich kälter, was man ohne Zweifel der Nachbarschaft der Andes u der Ebenen, welche sich bis zu den eisigen Regionen der Südspitze 49 Amerika’s ausdehnen, zuzuschreiben hat, woher der fast immer aus Westen wehende Wind stets Kälte bringt. Während des Verf. Aufenthalts in der weifsen Bay wehte der Wind in 82 Tagen: 58 Tage aus Westen, 18 Tage aus Osten und nur 6 Tage war vollkommener Süd- und Nordwind. Hieraus er- klärt sich die übermäfsige Kälte der Nächte selbst während der wärmsten Jahreszeit. Nichts destoweniger übertreibt man den Unterschied, welcher angeblich zwischen der Temperatur dieser Breite auf der südlichen und gleicher Breite auf der nördlichen Halbkugel herrschen soll. Es friert freilich sel- ten in Neapel, aber in Carmen beobachtete Verf. während. des Winters, den er dort zubrachte, kaum zwei oder dreimal etwas Eis und es hatte an den dem Froste am meisten ausgesetzten Stellen höchstens ein Centimeter Dicke. Die Gemüse erfrieren dort nicht und die Einwohner haben nie Schnee fallen gesehen. Das 100theilige Thermometer zeigte nie mehr als 2—3 Grad Kälte, und noch dazu nur vor Sonnenaufgang; dagegen sah Verf. es im Januar zu San-Blas um Mittag häufig auf 30 Grad - Wärme steigen. Die so auflallende Kälte der Nächte erklärt sich leicht aus der Nähe der Cordilleren und der Eisberge des Poles, so wie aus der Nähe des Meeres und aus den fast be- ständig herrschenden Winden. Während eines achtmonatlichen Aufenthalts erlebte Verf. kaum einige windstille Tage, hatte dagegen immer Winde zu ertragen, welche zuweilen heftig ge- nug waren, um selbst das Reisen beschwerlich zu machen. Sie sind es auch, welche, indem sie die Entwickelung der Vegeta- tion hindern, diese traurige Trockenheit Patagoniens bedingen, eine solche Trockenheit, dafs der Regen welcher fällt, in kur- Zeit verdunstet ist, und dafs Alles mit gleicher Leichtigkeit wie-auf den Gipfeln der Anden und an den Küsten von Peru trocknet. Alle thierische Körper, welche man der Luft aus- setzt, vertrocknen statt zu verfaulen und liegen so mehrere Jahre auf dem Boden, ohne zu verderben. Es regnet selten in Carmen, denn die vorherrschenden Westwinde bringen nie Regen; dieser kommt nur mit den von Ost bis zu Süd wehen- den Winden, welche, über das Meer streifend, Gewitter mit sich herbeiführen. Welche Contraste bietet Siid- Amerika dar, wenn man die Ost- und Westseite der Anden unter gleichen Breiten vergleicht! In Carmen, auf dem westlichen Abhange V, Jahrg. 4. Band. 4 50 " der Andes, unter dem 44° 5. Br., regnet es selten; während ‘ unter gleicher Breite auf dem entgegengesetzten Abhange, die Umgegend von Valdivia mit dem lebhaftesten, durch stete Re- gen genährten Grün bedeckt ist. Geht man aber weiter nach Norden, bis zum Wendekreise des Steinbocks, so ändert sich Alles. Auf dem westlichen Abhange der Andes regnet es nie- mals; Treibsand bedeckt die ganze Küste Peru’s, während der östliche Abhang, so dürr in Patagonien, im hohen Peru alle Pracht der tropischen Vegetation unter einer warmen und feuchten Temperatur entfaltet, wo häufige Regen eine der kräf- tigsten Naturen beleben. Auf der Westseite der Anden sieht man die schöne Vegetation des südlichen Chili allmählich ab- nehmen, je mehr man gegen Norden vorrückt, sieht sie selten werden unter dem 32° und ganz aufhören unter dem Wende- kreise, wo nichts mehr wächst, es sei denn bei künstlicher Be- wässerung. Im Osten der Andes findet man gerade das Ge- gentheil; der Boden von Patagonien zeigt die gröfste Dürre, aber weiter im Norden, in den Pampa’s, bedeckt er sich mit Graswuchs, noch weiter nördlich mit dichtem Gehölze und geht endlich über in die üppige Vegetation, in welcher ganz Brasilien prangt. In den herrschenden Winden sind die all- gemeinen Ursachen dieser entgegengesetzten Wirkungen zu suchen; auf der Westseite der Andes herrschen beständig Süd- winde, auf der Ostseite am meisten Nordwinde. Die Thierwelt des nördlichen Patagonien bietet einen ganz besondern Character dar, ganz verschieden von der zu Cor- rientes. Es ist nicht mehr dieses stete Gemisch von Thieren der heifsen Zone mit denen der gemäfsigten, sondern es ist eine Thierwelt, wie sie einem dürren und trocknen Boden ei- genthümlich ist, im Winter vermehrt durch die Fauna der ei- sigen Regionen des Poles.. Will man sie mit der Thierwelt eines andern Theils von Südamerika vergleichen, so zeigt sie nur mit der der Gebirge von Chili und der grofsen tropischen Hochebene in Bolivia Aehnlichkeit, und in der letztern Gegend ausschliefslich mit der Höhe von 10—14000 Fufs über dem Meeresspiegel. Dort finden sich nicht allein fast dieselben Genera; sondern man wundert sich auch oft, dieselben Arten dort anzutrefien. Kurz die Aehnlichkeit beider Punkte in zoo- logischer Hinsicht ist überraschend, was um so weniger be- 51 fremden wird, als unter allen andern Gesichtspunkten der Tem- peratur und des allgemeinen Aussehens des Landes eine merk- würdige Identität. statt findet. Pr Die zahlreichen Affen, welche die Hügel der Provinz Cor- rientes beleben, sind mit dem Gehölze, welches ihnen ein Asyl bot, verschwunden. Es giebt gar keine Quadrumanen mehr auf dem Gebiete Patagoniens; alle sind im’ Norden des 30° s. Br. zurückgeblieben. Doch flattern noch einige schwache Fleder- mäuse in der Dämmerung an den Ufern und Abhängen des Rio negro. Auch der Grison (Fiverra vittata L.) schlägt dort noch seinen Wohnsitz auf und das tückische Stinkthier ist in diesen Gegenden recht eigentlich zu Hause; wenig be- unruhigt spielen dort seine Familien inmitten der Wüsten. Der rothe Wolf (Ganis jubatus Cuv.) durchstreift unabläs- sig die Wüsten, wo er immer einige scheue Hühnervögel an- trifft; während der Fuchs (Canis Azarae) nur seinen Bau verläfst, um dem hier ansässigen Menschen Schaden zuzufügen oder einige kleine Säugethiere oder Vögel zu überraschen. Die Krallen des Jaguar hat man nicht mehr zu fürchten; er geht nicht südlich über die Gebirge des Tandil hinaus. Dagegen wird der Kuguar hier häufiger als anderwärts, und jagt in den ungehenuern Ebenen, nebst zweien andern Arten wilder Katzen, dem Pajero und Mbaracaya Azara’s, welche vor- züglich die Ufer des Rio negro bewohnen. Die Seeküsten wimmeln von Amphibien-Säugethieren. Die Rüsselrobbe (Phoca leonina L.) bedeckt den sandigen Strand, die Ota- rien, Seelöwen ( Jubata Gmel.) ziehen dagegen die Klippen oder steinig ‘Küsten vor. Zwei Arten Beutel- thiere (Didelphys Azarae Temm.) dehnen ihre Wanderun- gen auf Patagonischen Boden aus, wo sie den Landwirthen Schaden zufügen und deshalb deren grausamen Nachstellungen ausgesetzt sind. Wenn die Raubthiere in Patagonien zahlreich sind, so mufs es auch zu ihrer Nahrung schwache Thiere in Menge geben. Um diese Bedingung ihres Daseins zu erfüllen, sind die Nagethiere da. Die Erdgräber(&idnomes fouisseurs) vertreten unsere europäischen Maulwürfe, indem sie die san- digen Gefilde, welche sie bewohnen, unaufhörlich durchwühlen. Auch Ratten in grofser Anzahl, theils einheimische Arten, welche von Körnern in den Dünen leben; theils fremde» Para- 4* Ag 52 % siten ((ünsere Ratte und Hausmans), mit den a = diese unwirthbare Gegenden gekommen, wo sie, wie in Eu- ropa, lästige Gäste, aber sehr schwer zu erjagen sind. Das Echo der Ufer des Rio negro wiederholt zuweilen die melan- cholischen Laute des Guya (Myopotamus coypus), von dem einige Familien, aus dem Norden eingewandert, die Sümpfe bevölkern; man hört sie zur Nachtzeit, wenn das scheue Bis- cacha (Callomys biscaccia Isid. Geoffr. et d’Orb., Lagosto- mus Brook.) in zahlreichen Gesellschaften auf den Graspl zen, im Umkreise' seiner unterirdischen Wohnungen, spielt, in- dem es beständig seine langen schwarzen Schnurrborsten in Bewegung setzt. Dieses und der leichtfüfsige Mara (Dasy- procta patagonica. Desm.), welcher in den Ebenen des Sü- dens unsern Europäischen Hasen vertritt, nebst einer neuen Art Meerschweinchen [Cavia patagonica *) d’Orb. et Isid. Geoffr.], sind diesen Gegenden eigenthümlich und nähern sich nie den Wendekreisen. Von Edentaten findet man in Patagonien nur Gürtelthiere und zwar nur zwei Arten, den Pichi(Dasypus minimus Desm.), wegen seines wohlschmek- kenden Fleisches sehr gesucht, und den nächtlichen Peludo (Das. villosus Desm.), Zahlreiche Rudel des Halsbandz Pecari (Dicoiyles torguatus Cuv.) haben ihre Wanderungen von den warmen Waldungen der Tropen bis zu den Morästen des Rio negro ausgedehnt. Eben so verhält es sich mit dem leichtfüfsigen Guazuti (Cervus campestris), welcher als die einzige der vier in Corrientes lebenden Hirscharten in die Ebe- nen der Pampas übergegangen und nicht minder gemein in Patagonien als an den Ufern des Parana ist. Hier sah Verf. auch zuerst einen der Bewohner der Peruanischen Andes, das Guanaco, welches, dem Laufe des Gebirges bis zur Magellan- Strafse folgend hier und dort einige seiner Familien in die Mitte der Wüsten von Patagonien entsendet, wo es der Mensch sowohl wegen seines Fleisches als wegen seines Felles ver- folgt. Dies sind die Säugethiere, welche diesen Boden bedeck- ten, als unsere Hausthiere, unsere Rinder und Pferde, dort na- turalisirt wurden. Die Küsten werden täglich von einer grofsen *) Bennett stellte ebenfalls eine neue Cavie, Kerodon Kingü, auf, welche an der Ostküste Patagoniens einheimisch sein soll. s. Arch, I. 2. S. 286. Herausg. 2 53 Menge Wallfische, Delphine, Pottfische und! anderen Cetaceen be ‚ denen Basen“ aller Länder in diesen stürmischen Meeren nachstellen. Bei den Vögeln Patagoniens darf man nicht die Farben- pracht suchen, welche den Bewohnern der heifsen waldreichen Regionen eigen ist. Es fehlen die schwirrenden Kolibri, die gefallsüchtigen Tangaras, die prächtigen Cotingas, die glänzen- ‚Manakin, die geschwätzigen Elstern, die kunstfertigen Ka- / mit buntem Gefieder. Sie alle sind in der heifsen Zone zurückgeblieben. Patagonien besitzt nur Vögel von einem eben so düstern Aussehen, als seine Ebenen, aber meist eben so zahlreich, als seine. Wüsten ausgedehnt sind. Verf. sam- melte 107 Arten Vögel, 16 Raubvögel, 36 Sperlingsvögel, 3 Klettervögel, 5 Hühnervögel, 22 Stelzenläufer, 25 Schwimmvögel. Den Andes wurde nicht allein die Ehre zu Theil den ma- jestätischen Condor zu besitzen, auch Patagonien kann sich seines Besitzes rühmen. Er durchstreift dort unaufhörlich die hohen Gestade des Küstenstrichs, zuweilen begleitet von Uru- bus und Auras, die, wie er, kommen um die Ueberreste ab- gestorbener Thiere aufzusuchen und sich darum mit den ge- fräfsigen Caracaras streiteu, welche in den bewohnten Thei- len der Ufer des Rio negro nicht weniger gemein sind. Der Winter zwingt die scheuen Singvögel von den Cordilleren in die Ebenen herabzukommen und von dem eisigen Süden nach Norden hinaufzuziehen. Die geselligen Tauben und Enten ziehen eine Menge von Raubvögeln nach sich. Circaetos co- ronatus Vieill., Haliastos melanoleucus, Buteo tricolor d’Orb., Circus cinereus Vieill. sind nur in dieser Jahreszeit, in der Nähe der mit Weiden bewachsenen Ufer des Rio negro häufig und stets bereit auf die schwebenden Wolken jener scheuen Vögel zu stofsen, welche ihnen zur täglichen Nahrung dienem. Sie verschwinden zum Theil im Sommer oder zer- streuen sich mehr, und überlassen den frechen Falken (Falco Femoralis Temm.) den Gefallen am festen Wohnsitz. Auch Nachtraubvögel bewohnen das nördliche Patagonien; der eintönige Nacurutu (Bubo magellanicus Gm.) findet sich dort eben so häufig, als in den heifsen Ländern. Mit Ver- wunderung fand Verf. mitten in diesen Steppen die mittlere Olireule (Sir. brachyotus) Europa’s und hörte an den Ufern fr 54 Pr) des. Rio negro den Schrei der Schleiereule (Str. p Licht.). In den Ebenen sieht man überall, selbst am Tage die Urucurea, welche in usurpirten Höhlen lebt, während das Weidengehölz den kleinsten der Käuze (Strix ferox Vieill.) verbirgt, welcher sich. oft am vollen Mittage auf den biegsamen Zweigen der Weiden sanft vom Winde schaukeln läfst. Die Sperlingsvögel stehen ziemlich im Verhältnisse zu den Raub- vögeln. Einige geschäftige Rhinomyen (Rhinomya lanceo- lata Isid. Geoffr. et Orb.) zeigen sich um die Gesträu- che; eine Drossel (Turdus magellanicus King), welche momentan die eisigen Gestade der Magellanstrafse‘ verläfst, kommt dort im Winter an und mischt sich unter die bunt- scheckigen Spottdrosseln (Orpheus patagonicus d’Orb. tab. 11. fig.2.), das Gebüsch liebend, welches en den hüpfenden Schlüpfern (Troglodytes pallida d’Orb.), den scheuen Synallaxen (Synallaxis troglodytoides d’Orb,, $. aegithaloides Kittl., $. leucocephala d’Orb.) und einigen unsteten Fliegenschnäppern (Tyrannus Savanna Less., Muscicapa parvula Kittl., Fluvicola perspicillata, Pepoaza polyglotta, P. his P. murina d’Orb.) gesucht: ist. Die Wiesen sind belebt von einigen Pipern (Anthus fulvuss Vieill, A. furcatus d’Orb.), von Fliegenschnäpper- schmätzern (Muscisaxicola mentalis d’Orb.), von fröh- lichen Lerchen (Certhilauda vulgaris d’Orb.), von einer buschliebenden Tanagra, der einzigen ihrer Familie, welche die Sümpfe besucht, wo sich auch dichte Wolken geselliger Trupiale zeigen, theils schwarze (Icterus niger), theils leb- haft gefärbte, wie im Sommer der Sturnus Be mit ro- ther Brust und Epauletten. Auch einige ziehende Schwal- ben (Hirundo coerulea) durchstreifen in der warmen Jahres- zeit die Ufer des Rio negro und die Umgebungen des Fort; aber sie kehren im Herbste eilig nach Norden zurück, um ein milderes Klima zu suchen, zugleich abziehend mit einigen Tag- schläfern, welche sich auch bis nach Patagonien verlieren, wo ihre nächtliche Sitten ihnen den Namen Schlafvögel (Pa- jaro dormilon) erworben haben. Geht man von den leben- digen Ufern der Flüsse zu den»mit Dornsträuchern besetzten Höhen über, so findet man diese freilich häufig öde (deserts); im Winter aber durchlaufen sie unaufhörlich zahlreiche Haufen 55 k Passerinen (Passerina schistacea d’Ork., P. manumbi a. P. flava Vieill., P. americana.d’Orb.) unter wel- chen-besonders der Diuca der Chilenen (P. diuca) vorherr- schend ist; ferner der schreiende Anabates albicollis d’Orb., der geschickte Anumbi (Anumbius anumbi d’Orb.), der kunstfertigee Hornero (Furnarius rufus Vieill.), dessen spi- . ralförmige Wohnung künstlich auf den Zweigen erbaut ist, und einige scheue Huppucerthien (Huppucerthia dumeto- . rum d’Orb. et Isid. Geoffr.). In einem so von Gehölz ent- blöfsten Lande mufsten die kletternden Waldvögel wenig ge- mein sein. Man müfste sich selbst wundern, dafs der pata- gonische Ara (Psittacus patagonicus) bis zur magellani- schen Strafse hinabgeht, wenn er nicht stets die schroffen Ufer den schattigen Oertern vorzöge, nach Art des Feldspechts, wel- cher felsige Orte liebt. Die Hühnervögel redueiren sich in Patagonien auf fünf Arten; in den Ebenen finden sich Tinamu (Tinamus maculosus Temm., T. adspersus Temm.), welche sich im Gestrüppe verbergen, während die dürren Strecken von Schaaren der Eudromia elegans d’Orb. betreten werden, einem Vogel der dem Boden Patagoniens eigenthümlich ist und von dem man nur auf den hohen Gipfeln der bolivischen Anden einen Verwandten findet (Eudromia andecola d’Orb.). Einige Turteltauben (Columba talpacoti) girren im Som- mer in der Nähe der Baumgärten, aber sie sind nicht zu ver- gleichen mit den Myriaden von Tauben (Pigeons aux ailes tachetees Az.), welche im Winter von dem Gebirge und vom Süden aus anlangen, deren dichte Schaaren Wolken am Hori- zonte bilden und die feuchten Ebenen der Ufer des Rio negro „blau färben, wo denn die Raubvögel sie beständig verfolgen, sei es im Fluge, sei es, wenn sie, auf den schwachen Zweigen der Weiden hockend, diese unter ihrer Last brechen machen, d so zahlreich sind sie. Die Sirandvögel sind unstreitig die häufigsten in Patago- nien, weil sie nicht süfser,Wasser bedürfen, wie die Sperlings- vögel. Die Ebenen sind mit friedlichen Familien des ameri- — kanischen Straufses oder Nandu bedeckt, welche den Bolas der Gauchos und Indianer zur Zielscheibe dienen, aber im Laufe oft deren Anstrengungen vereiteln, Es giebt in Patago- nien noch eine zweite Art dieser Vögel, von deu Eingeborenen 56 Zwergstraufs genannt [Rhea pennata*)], er hält sich in den dürren Steppen, und vorzugsweise im Flugsande, wo man ihn vergeblich verfolgen würde; denn leichter als die Renner überschreitet er den Raum mit Leichtigkeit, während der Jäger dort kaum fortkommen kann. Auf den Ufern des Meeres und der Flüsse laufen wandernde Regenpfeifer verschiedener Arten mit äufserster Schnelligkeit, in Geselligkeit wetteifernd mit den Meerlerchen (Tringa), den Seeelstern (Haemato- pus luctuosus Cuv.) der sandigen Küsten, und den zahlrei- chen Wasserläufern (Chevaliers — Totanus) verschiedener Gröfse, welche im Gegentheil schlammiges Terrain aufsuchen. Die Wiesen erschallen von dem Warnungsrufe des wachsamen Spornkibitzes (Tringa cayennensis) und den noch unan- genehmern Tönen einiger langschnäbligen Ibis (Ibis plumbea). Nicht fern sind Gruppen kleinmüthiger Thinochoren (Thino- chorus rumicivorus Eschsch.), die sich an die Erde duk- ken und schreiend, selbst unter den Füfsen des Menschen, auf- fliegen. Die Nähe der Weidengehölze, die Ufer der dädali- schen Kanäle, welche die Inseln des Rio negro trennen, wer- den häufig von weifsen Egretten (Ardea egretta), vomRei- her (Ardea maior) und von dem heiseren Nachtraben (Ardea Gardeni) besucht; während leichtfüfsige Rallen sich in eiligem Laufe zwischen den Wasserpflanzen verlieren, wo sich auch häufig die Schnepfe (Scolopax paludosa?) verbirgt. Den gravitätischen Storch (Ciconia americana Briss.) er- blickt man zuweilen in den Gefilden, die er mit abgemessenen Schritten langsam durchwandert, häufiger an den Seen, deren Gewässer von fröhlichen Wasserhühnern belebt sind, die sich zwischen den Binsen verlieren, wohin sich der dünnbei- nige Himantopts melanurus nicht wagt. In der Mitte der für Patagonien so charakteristischen Salinen (Salzseen) findet sich schaarenweise der feuerfarbige Flamingo (Phoeni- copterus ignipalliatus Isid. Geoffr. et d’Orb.) ein, um dort sein conisches Nest zu erbauen, über welchem er reitend brütet. Man sieht dort auch den Scheidenschnabel(Cäio- nis alba Forst.), als weifse Taube schon den ältern See- , *) Dieselbe Art wurde gleichzeitig (am 14. März) von Gould (Proceed. Zool. Soc. 1837. p. 35. unter dem Namen Rh. Darwinii auf- gestellt. Herausgeber, 57 fahrern an der Magellanstrafse bekannt, welche oft 100 Meilen (lieues) weit im Meere auf die Schiffe kommt, so dafs man glauben möchte, sie sei dem Käfig eines reisenden Naturfor- schers entflogen, während sie nur die klippigen Küsten verlas- sen hat, wo, sie unaufhörlich truppweise die mit Miefsmuscheln bedeckten Felsen durchläuft, von welchen Muscheln sie sich, wie die Austerfischer nährt, denen sie überhaupt in Sitten so ähnlich ist.» Die Schwimmvögel sind unstreitig die am meisten ver- breiteten und zugleich, besonders im Winter, am zahlreichsten, in welcher Jahreszeit sie die kalten Regionen der Magellan- strafse verlassen, um auf den Flüssen des Nordens eine mil- dere Temperatur zu suchen. Zwei majestätische Schwäne (Cygnus nigricollis und hyperboreus) schwimmen mitten auf den grofsen Wassermassen, umgeben von tausend Enten eilf verschiedener Arten, von denen einige auf den Grund. des Wassers tauchen, unter treibende Taucher (Podiceps Rol- landi Quoy et Gaim.) gemischt, während andere häufig ne- ben dem schwarzen Cormoran am Ufer umher laufen. Aber die Art, welche die wichtigste Ro!le auf den Wiesen des Rio negro spielt, ist die_Inas antarclica Gmel., deren Schaaren, aus weifsen und bunten Individuen gemischt, beim Beginn der Kälte anlangen, die Ebenen von ihrem Geschrei erschallen las- sen und zutraulich, selbst in der Nähe der Wohnungen, zu tausenden ihr Futter suchen, da sie in den Regionen des Sü- dens, welche sie im Sommer bewohnen, nicht beunruhigt zu werden gewohnt sind. Wenn die Ufer der Flüsse mit Was- servögeln bedeckt sind, bleiben auch die Gestade des Meeres, obgleich minder begünstigt, keinesweges verlassen. Möven (grande mouette Azar.), schreiende Goelands und See- schwalben haben dort ihren steten Wohnsitz; während nur besondere Umstände die langflügligen Albatrosse (Diemedea Juliginosa) und die Manchots (Spheniscus Humboldtü Meyen) zwingen können, das hohe Meer zu verlassen, um hier sich eine kurze Zeit auszuruhen. Der Boden Patagoniens ist den Reptilien wenig günstig; doch findet man dort eine Schildkröte, die seltsamer Weise $ich als identisch mit einer der Arten des Vorgebirges der guten Hoffnung (Testudo sulcata Mill.) ausweist. Vier un- schuldige Eidechsen leben an oder nahe bei den Ufern des Rio negro, während geringelte Amphisbänen (4mphisbaena alba Lac.), um Insectenlarven zu finden, sich in den Sand einwühlen, statt die Strahlen der Sonne zu suchen, so wie es, " um sich zu erwärmen, drei Schlangenarten machen, welche in den dürren Steppen um die Dornsträucher kriechen. Eine einzige Kröte bewohnt die feuchten Orte, welche in der heifsen Zone von diesen häfslichen Thieren so bevölkert sind. Die Süfswasser-Fische belaufen sich höchstens auf zwei bis drei Arten und noch dazu sind diese von geringer Gröfse. Nicht so ist es mit den Arten, welche die Seeküsten bevö kern; die wohlschmeckenden Atherinen oder Bee ray (Fischkönig) der Bewohner, sind besonders im Sommer häufig und kommen in die Flüsse, so auch Lampreten; aber alle sind wenig beunruhigt, da die eivilisirten Bewohner nur wenig, die einheimischen Patagonen aber nie fischen. Die Zahl der Fische wird demnach nur durch die gefräfsigen Amphibien- Säugethiere gelichtet, welche mit ihnen im blutigen Kriege be- griffen sind. Das Meer verbirgt an den Küsten eine grofseMenge von Mollusken, sowohl nackte, als mit prächtiger Schale versehene. Unter ersteren sind einige Cephalopoden zu nennen (Ocio- pus tehuelchus d’Orb. taf. 1. fig. 6.), welche an klippigen Or- ten leben, so wie zierliche Eolidien (Eolidia paiagonica d’Orb. taf. 14. fig. 4.7.) und bernsteingelbe Pleurobranchen (Pleurobranchus patagonicus d’Orb. tab, 17. fig.4.5.). Zahl- reicher sind die Arten der Schaalthiere. Prächtige Voluten mit lebhaften Färben (Yoluta angulata Swains., F. colo- quinta Chemn.), glatte Oliven (Oliva puelcha, O. tehuel- cha d’Orb.) bewohnen die ruhigen Buchten, wo sie sich un- ter dem Sande verbergen, so wie die Scalarien und die Na- tica patagonica d’Orb.; während man an den Klippen Buc- cina, Murices, Trochi, Chitonen, Fissurellen, Crepidu- len und Siphonarien findet. Die Ufer verbergen viele Bi- valven aus den Gattungen Fenus, Mactra, Mesodesma, So- len, Corbula, Lucina, Analina, Pectunculus, Nucula und Byssomya. Die Felsen sind von Lithodomen und Pholaden - durchbohrt, was nicht hindert, dafs sich nicht noch zählreiche Miefsmuscheln, Kammmuscheln (Pecten), Anomien, Au- stern undPlicatulen anheften. In dem Flusse gieht es ei- - [2 nige Anodonten, Unionen, Limnaeen, Paludinen, Pla- norben; aber keine einzige Landschnecke kann auf diesen - Hügeln leben, die zu trocken sind, um ihnen Nahrung zu lie- fern. Zahlreiche Crustaceen bedecken die schlammigen Küsten oder verbergen sich unter den Steinen der Klippenküsten. Man sieht nur wenige Spinnen und auch diese nur allein in der Nähe der Flüsse und eben so wenig Myriapoden. Unter den Insecten herrschen die, Coleopteren vor; aber sie glänzen nicht mehr in bunten oder metallischen Farben. Die -Patago- nischen Käfer zeigen mehr Uebereinstimmung mit den dunkel gefürien Arten, welche im Allgemeinen für die gemäfsigte one characteristisch sind. Auch sind die uferliebenden Ca- raben zahlreich, so wie die Melasomen, welche die Dünen und sandiges Erdreich vorziehen. Im Frühlinge beleben lang- hörnige Bockkäfer, Scarabäen und Maikäfer, Mistkä- fer(Copris), DytisciundHydrophilen, nächtlicheSchnell- käfer (Elater), langschnäblige Rüsselkäfer und ‚Bupre- sten, welche sich gern auf den Compositen aufhalten, dieses so wenig begünstigte Land mehr als man glauben sollte. Un- ter 178 Käfern, welche Verf. in Patagonien fand, ist die pro- portionelle Zahl der Arten jeder Familie etwa folgende: 4 Ci- eindeleten, 22 Caraben, 5 Hydrocantharen, 10 Buprestiden, 4 Elateriden, 29 Lamellicornen, 27 Melasomen, 13 Rhynchopho- ren, 49 Cerambyeinen. Mithin sind die Caraben, Melasomen und Lamellicornen vorherrschend. — Man sielit-auch einige Orthopteren, Ohrwürmer, Speetren, Manten, Meuschrecken, Grillen. Hemipteren finden sich iu gröfserer Anzahl. Lustige Cicaden lassen die Gefilde von ihrem Sommergesang ertönen, während stinkende Wanzen die Wasserpflanzen des Rio negro bedecken. Die Hügel an diesem Flusse beherbergen einige Ameisenlöwen, fast die einzigen Neuropteren dieses Landes. Dagegen giebt es viele Hymenopteren. Es scheint fast, als ob der Sand vorzugsweise ihr Lieblingsaufenthalt sei; denn Verf. fand nicht weniger als 35 Arten, und unter diesen brillante Ichneumonen. Es giebt in Patagonien keine Bienen mehr; aber eben so fehlen auch die unvertilgbaren Ameisen, welche die Bewohner der heifsen Zone fast zur Verzweiflung bringen. Vergebens würde man in diesem öden Lande einige der schö- nen vielfarbigen Schietterlingsarten suchen, welche die Gefilde der heifsen 'Zone beleben.‘ Kaum eine ‚oder zwei Arten von Nachtschmetterlingen sind vorhanden. Man sollte sich auch vor den Stichen der Moskitos und Bremsen gesicherter glau- ‘ben, als dies wirklich der Fall ist. Diese unerträglichen In- seeten finden sich im Sommer an den Ufern des Rio negro; aber auch nur dort; die trockenen Gegenden sind ganz frei davon. Will’ man eine Idee von der Vegetation dieser Gegenden geben, so mufs man zunächst die. der Ebenen. unterscheiden,‘ deren Aussehn traurig und im höchsten Grade monoton i Keine Bäume mehr — der einzige der sich dort findet, Gualichu, wird von den reisenden Wilden verehrt. Keine h Pflanzen; an ihrer Stelle dornige Gesträuche, verkrüppelt und fast der Blätter beraubt oder nur mit sehr kleinen Blättern versehen, durch ihre schwarzen und gewundenen Aeste, durch ihre wenigen Blumen beweisend, wie. viele Anstrengungen es der Natur kostet, sie inmitten dieser 'sandigen Wüsten zu er- . halten. Kaum zeigen sich im Frühlinge einige Gramineen und kleine Compositen, um im übrigen Theile des Jahres nur trok- kene, kaum bemerkbare Stengel zurückzulassen. Verf. hatte diese sterilen Gegenden noch im lebhaften Andenken, als er die Hochebene der bolivischen Andes zu einerHlöhe von 12000 Fufs über dem Meere erstieg. Er wurde überrascht von de- ren Aehnlichkeit mit Patagonien; ganz derselbe Totalanblick, dieselbe Dürre. Die Täuschung. war so vollständig, (dafs er dort dieselbe Pflanzen und Thiere suchte; und dafs nichts an der Aehnlichkeit fehle, fand er auch zuweilen dieselben Arten oder doch sehr verwandte, Die dürren Ebenen Patagoniens sind vorzüglich characterisirt durch eine Pflanze der Compo- sitae aus der Gattung Chuguiraga, mit goldgelben Blumen und dornigen Blättern, die in gewisser Hinsicht unsere Heiden Europens vorstellen. Gelangt man durch diese dürren Erd- striche bis zu den Ufern des Rio negro, so ändert sich Alles. Die Hügel tragen wohl dieselben Gesträuche, aber die Ober- fläche der Ufer, welche etwas Feuchtigkeit vom Flusse erhält, bietet augenblieklich einen ganz verschiedenen Anblick. dar. Es ist eine lange Oase, welche die Mitte der Wüste durch- furcht. Die Ebenen sind hier mit Gramineen und zahlreichen Cyperaceenvbedeckt, untermischt mit vielen andern ‚nmergrü- 7 61 nen Pflanzen. Die vielfachen Inseln des Flusses sind überall von schlanken Weiden beschattet, welche allein die Natur dort wachsen läfst. Wäre die Landschaft mehr von Wohnungen belebt, man würde sich an die Ufer der Loire und Seine ver- setzt glauben; denn der Mensch, welcher Alles unter seinen Füfsen äadert, hat oft die einheimischen Bäume verschwinden lassen, um dafür unsern Apfel- und Pfirsichbaum, und unsere Kirschen und Feigen und unsere Reben. anzupflanzen; und se fremde Vegetation wächst dort, wie in ihrem Vaterlande. ist es auch mit unseren Cerealien, welche alljährig an die lle der Gramineen der Ebenen treten und den Feldbebauern che Ernten liefern. Man kann also sagen: Patagonien hat zwei verschiedene Vegetationen: die der hochgelegenen Ebenen, eine der ärmsten, und der Elor der bolivischen Andes gleichend, und die Vegetation der Flufsufer, deren Anblick ganz der der- selben Orte in Europa ist. Verf. sammelte während seines Aufenthalts in Patagonien 417 Arten von Pflanzen, 14 Acotyledonen, 22 Monocotyledo- nen, unter denen 47 Gramineen, und 81 Dicotyledonen. Un- ter letzteren ist die vorherrschende Familie die der Composi- ten, von welcher 26 Arten gesammelt wurden; aufserdem 6 Le- guminosen, 6 Chenopodeen, 5 Umbelliferen, 4 Solaneen. Die einzigen Sträucher sind eine Nyctaginee der Gattung Bougain- villia, 2 Lycien, eine Composite der Gattung Chuquiraga, 4Leguminosen der Gattungen Acacia und Cassia und die Collelia serratifolia. e Nochmalige Untersuchung der Frage: eb in Europa in historischer Zeit zwei Arten von wilden Stieren lebten? „ Fi von dem Akademiker v. Baer gelesen den 4. Mai 1838, (Bullet. scientif. de !’ Acad. de St. Petersb. Tom. IV. Nr. 8.) Es war unvermeidlich, dass bei der ersten gründlichen Un- tersuchung der vorweltlichen Thiere die Resultate so viel’ mög- lich verallgemeinert wurden. Formen, für welche ohne allen Zweifel die lebende Welt keine Verwandten aufzuweisen hat, beurkundeten eine Vergangenheit, die von der Gegenwart gar sehr verschieden sein mufste. Es war nothwendig und gewifs förderlich, dafs man, wo nicht unwiderlegliche Beweise vom Gegentheile sich bald auflanden, geneigt wurde, überhaupt die in der Erdrinde eingeschlossenen Thierreste durch gewaltsame, mehr oder weniger allgemein gedachte, Revolutionen von der Gegenwart nicht nur, sondern von der gesammten Geschichte der Menschheit getrennt anzunehmen. Man schob sie in eine unermefsliche Vergangenheit zurück. Mifsglückte Versuche der entgegengesetzten Tendenz, wie etwa der Versuch alle Mam- muths-Skelette von den Zügen der Mongolen herzuleiten, konnten nur dazu dienen, diejenige Richtung, die sie bekäm- pfen wollten, zu befestigen. Noch jetzt, wo eine nicht unbe- deutende Menge Erfahrungen uns berechtigen, das Dasein des Menschengeschlechts weiter zurück unter die geschwundenen Thiere der Alluvial-Formation (von der allein hier die Rede sein kann) zu versetzen, gewinnt diese Ansicht schwer festen 63 Fufs gegen die Autorität einiger von Cuvier in seinem .Dis- cours preliminaire ausgesprochenen Sätze. Doch darf man Cuvier auf keine Weise den Vorwurf machen, dafs er zur Gewinnung allgemeiner und scharf be- stimmter Scheidungen zu rasch geneigt war — es fehlte nur an Materialien zur Anerkennung vom Bestehen geschwundener Thierformen bis in die historische Zeit. Wo er diese fand, war er mit eben so viel Scharfsinn als Gelehrsamkeit bemüht, sie kritisch zu prüfen und dieses Bestehen bis tief in die hi- storische Zeit anzuerkennen. Zu den merkwürdigsten Beispie- ı dieser Art gehört die von ihm ausgesprochene Ueberzeu- gung, dafs die in Europa in aufgeschwemmtem Lande vorkom- menden fossilen Stierschädel zweien Arten von Rindern ge- hören, die in historischer Zeit in Europa lebten und bis ins 16. Jahrhundert im- wilden Zustande in den Wäldern Polens sich erhielten, von denen aber nur noch einer, und zwar auch dieser nur durch das Einschreiten der Regierung bis auf uns erhalten sei, der Zubr der Russen (Bos Urus der Syste- matiker). Auf dieses, früher Bison oder FFisent im Deut- schen benannte Thier sei der deutsche Name Ur übergegan- gen, welcher ursprünglich der jetzt vertilgten Form anzuge- hören scheine, die im Polnischen Tur hiefs. Es ist vorzüg- lich das Zeugnifs Herberstains, das Cuvier bestimmt hat. Diese Ansicht aber hat Widerspruch gefunden, der um so mehr zu beachten ist, da er aus Polen kam und von Natur- forschern ausging. Bojanus *) und nach ihm Jarocki**) bezweifelten das Vorhandensein zweier Arten von wilden Och- sen in den Wäldern Polens bis in das 16. Jahrhundert, und wollten den Benennungen Tur und Zubr keine verschiedene Bedeutung zugestehen, während dagegen Hr. v. Brinken ***), ebenfalls aus Polen, Cuvier’s Meinung vertheidigte und neue Zeugnisse aus diesem Lande bekannt machte. Unter diesen scheinen einige aus dem 16. Jahrhunderte nicht blofs aus *) Nova Acta Acad. Leopold. Carol. Nat. Cur. XII. 2. i **) Zubr oder der Litthauische Auerochs, Auszug aus einer aus- führlichen Poln. Abhandlung. Hamb. 1830. 8. _"*) Memoire deseript. de la foret de Bialowiexa en Lithuanie. Varsovie 1833, ‚ 64 . Schriften, sondern durch eigene Ansicht den Tur' und den Zubr zu kennen. Dennoch hat sich gegen diese von Brinken und später von Hrn. Prof. Eichwaldt vertheidigte Meinung Cuvier’s im vorigen Jahre wieder eine Stimme aus Polen erhoben, die des Hrn. Prof. Pusch *). In einem Anhange zu seinem aus- gezeichneten Werke: „Polens Palaeontologie“ werden alle Zeug- nisse über die Frage, ob in Europa in historischer Zeit zwei verschiedene Arten von Stieren in wildem Zustande gelebt ha- ben, abgehört und für die Verneinung wird mit Entschiedenheit gestimmt. — So gern und vollständig ich auch in dieser Ab- handlung den aufgebotenen Fleifs und den Scharfsinn anerkenne, so wenig kann ich doch für das Resultat mich erklären. Es ist meine Absicht nicht, jetst in eine vollständige Kri- tik dieser gelehrten Abhandlung einzugehen, vielmehr behalte ich mir eine ausführliche Bearbeitung des durch die Vertheidi- gung verschiedener Ansichten bekannt gewordenen ‘Materials’ vor, zu welchem ich noch einige aufgefundene Notizen über das allmählige Schwinden der besprochenen Thierarten in ei- nigen Gegenden werde hinzufügen können. Vielleicht gelingt es unterdessen auch über den Auer des Caucasus, der nach Hrn. Prof. Nordmann’s Schilderung **), dort noch ziem- lich häufig sein mufs, nähere Nachrichten einzuziehen. Ich halte es aber, bei dem Interesse, welches dieser Gegenstand gewonnen zu haben scheint, für dienlich, auf ein Paar noch nicht benutzte Zeugnisse über die Duplieität der wilden Stiere in Ost- Europa aufmerksam zu machen. Ehe- ich jedoch hierzu übergehe, sei es erlaubt, vorher das Resultat der Untersuchung des Herrn Professors Pusch etwas näher ins Auge zu fassen. Es lautet so; „Dafs kein Mensch in der historischen Zeit in Europa eine vom heutigen Auerochsen verschiedene wilde Ochsenart gesehen habe, dafs vielmehr Bonasus, Bison, Wisent und Zubr auf der einen, Ur und Tur auf der andern Seite nur zwei aus verschiedenen Dialekten abstammende Namen eines und desselben Thiers *) Polens Palaeontologie, nebst einem Versuch zur Vervollständi- gung der Geschichte des Europäischen Auerochsen, Stuttgart 1837. 4. ' **) Bulletin scientifique de l’Acad. de St,-Petersbourg Vol. III. p.305- 6 sind, ‘und: dafs unter den letztern auch mithin nicht die wilde Stammrace unsers zahmen Rindviehs verstanden werden könne.“ Die Frage, ob die zweite, bis ins 16. Jahrhundert nach Cuvier’s Meinung im wilden Zustande in Ost-Europa noch erhaltene Art von Rindern als die Stammrace des zahmen Rin- des zu betrachten ist, lassen wir dabei unberücksichtigt. Be- kanntlich hat Bojanus den Bos primigenius, oder den ver- tilgten Inhaber einer Art von fossilen Schädeln für verschie- den vom gezähmten Ochsen erklärt, und besonders Gewicht darauf gelegt, dafs bei dem ersten die Hörner stets nach au- fsen und nach vorn ‘gerichtet seien, diese Richtung aber bei dem letztern nicht vorkomme. Indessen hat der kleine, in Schottischen Parks erhaltene Rest der ehemaligen wilden Och- sen Schottlands grade dieselbe Richtung der Hörner *) und Ant. Schneeberger sagt ausdrücklich, dafs die Hörner des Tur. auf dieselbe Weise gestaltet waren **). Auch hat Grif- fith die Abbildung eines Rindes mit solchem Gehörn bekannt gemacht ***), ‘Nur die Frage wollen wir untersuchen, ob die histori- schen Zeugnisse uns berechtigen, zwei Arten von wilden Rin- dern in Europa während des Mittelalters anzunehmen oder nicht? Herr Professor Pusch fafst die Schriftsteller, nachdem er sie vorher abgehört und beurtheilt hat, in folgender Weise in zwei Uebersichten zusammen, um sich dadurch den Weg zu dem schon oben mitgetheilten Schlufssatze zu bahnen fF). „Wenn man die Gewährsmänner, welche für die Existenz einer oder zweier wilden Ochsenarten in Europa während der historischen Zeit angeführt worden sind, unter sich vergleicht, so ergiebt sich leicht, dafs: *) Griffith animal kingdom. IV. p. 417. *") C. Gesner Historia animal. Vol. I. p. 141. (ed. 1620.) “*) Griffith animal kingdom. Vol. IV. tab. penudlt. +) A. a. 0. 8.208. V, Jahrg. 1. Band, 5 nn jahis gegen sind alle Gewährsleute, die man für die gleichzei- Art nennen und beschreiben, geradeltige Exil von zwei wilden Ochsenarten in Europa anführt, mit diejenigen sind, welche die Länder, vonjalleiniger Ausnahme von Konrad Gesner, der aber darüber eigene denen sie'schrieben, geographisch selbst'Beobachtungen nicht anstellen. konnte, blofse Abschreiber ohne eigene kannten und sich in anderer Hinsicht\Beobachtungen, oder Compilatoren, oder Männer, die in naturhistori- durch Zuverlässigkeit auszeichnen,|schen Sachen keine Stimme haben, nämlich; - A)-alle diejenigen, welchenur eine| 2) nämlich: Seneca — der tragisch-satyrische Stoiker, der aufser wenigen phy- - Herodot — der nur einen Paeo- sikalischen Bemerkungen, sich nicht mit Naturforschung befafste, _- nischen Ochsen kennt. Plinius — der in. seinem Excerptenbuche wenig eigene Beobach- “Aristoteles — der nur einen tungen mit vielen. fremden Nachrichten, gleichviel ob Wahrheit Paeonischen Bonasus oder Mo- oder Fabel, unter einander mengt. nopus beschreibt. Thomas Cantapratensis Der Kaplan Johann v. Marignola Der. Compilator Barthol. Anglicus Caesar — der nur einen Germa- ‚nischen Urus schildert, Pausanias — der nur einen wil- (Glainvil) Schwache Gewährsleute aus den Ochsen oder Bison in Paeo-], Cantapritans Uebersetzer Konrad| dem unwissenden Mittelalter, nien und Nord - Griechenland von Mägdenberg deren Werth oben geschätzt kannte und allenfalls noch Paul Zidek worden ist, “ Der Diplomat Baron Herberstein, den sehon Jonston in dieser Hin- sicht widerlegte. .Oppian der Jüngere — der den “ Bison. Thraziens nach Aristo- 6 teles beschreibt. 67 ‚Hier. ‚(ist - zuvörderst; auffallend, ‚dafs, der Verfasser den GesandtenHerberstain.(denn..so, schrieb er, sich selbst). un- ter die schwachen Gewährsmänner ‚ aufzählt.: Herberstain’s Nachrichten. über‘ ,die,. bereisten Länder, tragen sämmtlich ‚den Character , prüfender Kritik. ;, Um "sie, zu. würdigen, „mufs man sie nur mit‘, den. frühern, vergleichen. .:.Ich;.habe.bei einer. an- dern. Gelegenheit. .gezeigt *),, wie.‚alle, bis zum. Uebermaafs ent- wickelten, Mährchen ‚über. das Wallrofs sich verloren, so 'wie Herberstain’s .Commentarien. ;erschienen,! —,, und. vollkom- men geschwunden- sein würden, wenn nicht, ein, einfältiger, Ue- hätte, ‚so; dafs‘ man. ‘indem deutschen, Uebersetzung Jas:;. „Die Russen nennten das, Thier den: Tod“. Und doch,,war.,Her- berstain „vom. Vaterlande ı.des, Wallrosses ı,noch;, sehr. weit entfernt ‚geblieben! „Aben.eben:1so.,sind, alle ‚Nachrichten, die ‚er. von. den; Thieren, ‚Rufslands: giebt, in..bester, ‚Harmonie ‚mit dan wr jetzt. wissen,‘ wenn; wir.nur das leicht begreif- liche Zurückdrängen einiger Formen dabei, in Anschlag bringen. Aber auch ‚alle übrigen Nachrichten, ‚unter; denen die,über die, Thierwelt ja ‚die unbedeutendsten sind, tragen, das Gepräge eines sorgsam prüfenden, ‚ruhigen, kritischen Forschers,., Und dieser Herberstain nun spricht nicht blofs ‚von zwei Arten Rindern, er ‚beschreibt 'sie; er ‚hat jsie.gesehen, er.bildet, sie ab, ja er fügt mit’ Nachdruck’ hinzu, dafs Unwissende ihre Namen verwechselten, Cuvier..hatte ‚also wohl, Recht, .auf.ein sol- ches Zeugnifs Gewicht zw.legen: Dagegen bietet Pusch yie- len Scharfsinn | auf, um! dieses Zeugnifs zu. entkräften und es als ‚ofienbar darzuthun, ‚dafs Herberstain nur einen dunkel gefärbten Bison oder Tur; gesehen; und beschrieben! habe **), Immerlüin ‚mag der, Name Tur. eine allgemeinere. Bedeutung haben, so’ springt doch inidie, Augen, dafs,Herberstain.ihn entschieden für ein anderes, Thier als, den ‚Bison, erklärt, und dafs. er ihn gesehn; habe, wie ‚er. ausdrücklich hinzufügt.., Bei dieser Versicherung kommt es: nur darauf an,.ob Herber- *) Memoires de l’Acad. 6. Serie. Tome IV. Seconde partie. p. 11 — 113. ")A.a O0. 5.19. 5*+ 68 stain zuverlässig war und ob man ihn für fähig halten konnte zu unterscheiden. Seine’Zuverlässigkeit stand bei seinen Zeit- genossen, wie bei-den Historikern späterer Zeiten in sehr gu- tem ‘Ansehn. Sollte er’ aber den Unterschied von Tur und Bison mehr durch Andere als durch ‘eignes Urtheil erkannt haben, so läge darit einnoch gröfserer Beweis, denn die Ein- gebornen "würden"'wohl' einen" bartlosen Bison' nicht für‘ 'ein anderes Thier angesehen haben. “"Fast‘scheint es aher, als habe macht, denn er’ sagt von ihm, dafs er 1558 in Rufsland war. In’der That’ aber besuchte Herberstain das Russische Reich 4517 ‘und nochmals 1526. Seine''Coinmentarien erschienen, öbgleich spät gemig, doch 1549. ' Herr'Pröf. Pusch hebt be- sönders ‘hervor, dafs schon Jonston den Herberstain wi- 'derlegt habe, “aber Jonston scheint 'den letztern ‘gar nicht zu kennen und-sagt' gelegentlich, dafs der Tur Masoviens von den 'Lithauern Zubro genannt würde, wie er bei Sealiger gefunden habe *). Von ‘einem’ Agtitanier ‘also läfst”sich der Pole hierüber belehren, ganz des kritischen Geistes Jonston’s würdig. "Uebrigens’aber führt Jonston, dem man als Einge- ‘"bornem Gewicht geben möchte, eine Menge Rindvieh auf — 'wie er es eben in den Autoren, die er benutzte, vorfand — in möglichster Confusion. Auch legt Herr Pusch darauf Gewicht, dafs Herber- staäin kein Naturforscher war. Aber haben wir überhaupt vör Gesner einen 'andern Zoologen als Aristoteles? Was man insbesondere die kritische Sichtung ‘der Säugthier-Arten betrifft, so wird man durch topographische Schriftsteller stets ınehr Licht erhalten, als durch die compilirenden Naturforscher des Mittelalters bis Jonston herab. Vergleicht man die beiden Hälften der tabellarischen Ue- bersicht der Zeugen, welche uns Herr Prof. Pusch giebt, so ist ’ferner auffallend, dafs der Palatin Ostrorog, der Augen- zeuge gewesen zu sein 'scheint‘, sowie Mucante und'andere von Brincken aufgeführte Schriftsteller ausgelassen sind, dafs aber auch ohne sie, die Summe derjenigen Zeugnisse, welche für zwei Arten des Genus Bos sprechen, gröfser ist. Der *) Jonston de Quadrupedibus p. 36. 69 Verfassser sucht ihr Zeugnifs dadnrch‘zu entkräften, ‘dafs er sie „schwache Gewährsleute aus dem unwissenden Mittelalter“ nennt. Aber eben das ist wichtig, dafs die gegenüberstehen- den sämmtlich in eine Zeit fallen, in welcher Polen, Böhmen und überhaupt Mittel-Europa völlig unbekannt waren. Man könnte aus ihnen nur die Wahrscheinlichkeit ableiten, dafs in den Gegenden, welche den Griechen und den Römern in den ersten Jahrhunderten nach Christo bekannt waren, nur eine Art wilder Stiere lebte — und selbst gegen diese Wahrschein- liehkeit erheben sich Plinius und das zufällige Zeugnifs Se- neca’s. Ueberdiefs giebt es ja nur einen negativen Beweis, wenn ein Schriftsteller nur eine Art kennt. Ich habe nur bemerkbar machen wollen, wie ungerecht man die Glaubwürdigkeit der Zeugnisse abwägt, wenn man Personen, welche Polen bereisten oder dort ansässig waren, in dieser Streitfrage gegen Cäsar, der am Rhein Krieg führte und Griechen, deren Kenntnifs nicht über. Paeonien hinaus- geht, zurücksetzt. ‚Nur so viel scheint mir von den Gegnern Cuvier’s mit Erfolg nachgewiesen zu sein, dafs die Benennung Tur keines- weges eine so bestimmte Anwendung gehabt habe, wie Manche glauben mögen. Allein dasselbe gilt fast allgemein von Thier- namen. . Derselbe Name wird, wo eine Thierform, sei es im Raume oder in der Zeit aufhört, auf eine verwandte Form angewendet. So wie das Russische Wort Olen im-Norden das Rennthier, im Süden den Hirsch bezeichnet, und wie nach Cuvier’s Ansicht das Deutsche Wort Ur nach dem Ausster- ben desselben auf den Bison überging, so. mufste auch das Wort Tur mit dem Zubr verwechselt werden. Herr Prof. Pusch geht aber weiter, indem er nachzuweisen sucht, dafs das Wort Zubr die Litthauische, das Wort Tur aber die Pol- nische Benennung für dasselbe Thier war, und die allerdings gewichtige Bemerkung macht, dafs alle Ortsnamen, in welehe das Wort Zubr übergegangen ist, in dem, gröfstentheils von Litthauern bewohnten Theile Polens vorkommen, die Ortsnamen aber, in welchen sich das Wort Tur findet, zum gröfsten Theile wenigstens, den eigentlich Polnischen Landschaften an- gehören, eine Bemerkung, auf die wir später nochmals zurück- kommen werden, 70 Allein, wenn auch die Worte Tur und Zubr synonym wären, so würde dadurch wohl erklärt, wie sorglöse 'Schrift- steller beide Worte zusammen stellen und so zwei Arten von Thieren nach diesen Benennungen annehmen konnten, es wird aber das Zeugnifs von Augenzeugen nicht widerlegt — und es müfsten dann doch häufige Zurechtweisungen von besser unterrichteten 'eingebornen Polen schon im 16. Jahrhunderte vorkommen. "Grade, wenn das Wort Tur in Polnischer Spra- che dasselbe Thier bedeutete, das im Litthauischen Zubr hiefs, wäre es unbegreiflich, wie zwei benachbarte Völker das nicht sollten erkannt haben. Man denke sich zwei an Zahl fast gleiche Volksstämme, nicht nur an einander gränzend, sondern unter einem Scepter vereinigt — und das eine Volk sollte nicht erfahren, 'wie das gröfste nz des Landes gr dem andern heifst! — Indessen, ich gehe zu dem Zwecke dieses kleinen Auf- satzes, zu der Mittheilung noch nicht benutzter Zeugnisse über. Mit dem bisher Gesagten habe ich nur andeuten wollen, dafs man die Untersuchung keinesweges als geschlossen betrachten darf, und dafs selbst die von Pusch zusammengestellten Zeu- gen mehr für Cuvier’s Ansicht als gegen dieselbe sprechen möchten. Bleiben wir zuvörderst bei Polen stehen, so darf nicht übersehen werden, dafs zwei Zeitgenossen Herberstains, welche Hr. v. Brincken nicht aufzählt, obgleich beide in Po- len lebten, schon in Gesner’s allgemein bekanntem Werke den Tur und Bison als zwei verschiedene Thiere Polens be- trachten. Anton v. Schneeberger, der in Krakau sich aufhielt, und häufig von Gesner über die Thierwelt Polens befragt wurde, tlhieilte diesem eine ausführliche Beschreibung des Tur mit*), die im Wesentlichen mit der von Herber- stain übereinstimmt, aber durchaus nicht von diesem Schrift- steller entlehnt ist, denn sie ist viel umständlicher und die Form der Hörner wird sogar anders dargestellt, als Herber- stain sie abgebildet hat. Ueber den Bison spricht Schneeberger kürzer, aber *) Gesneri Hist. animal. I. p. 141. (ed. 1620.) Pusch hat dieses Zeugniss nicht übersehen, er weist es nur ab. 71 durchaus als voneinem verschiedenen Thiere*), Ein Baron Bonarus, dessen Lebensverhältnisse mir unbekannt sind, der sich aber als einenBewohner Polens zu erkennen giebt, ‚spricht in demselben Werke über den Tur und den Bison und meint, dafs der erstere aus einer Vermischung‘ eines männlichen Bi- son mit einer zahmen Kuh entstanden sei — woraus hervor- geht, dafs der Tur dem‘zahmen Rinde ähnlicher war, ‚als der Bison **). Von Polen wenden wir uns nach dem benachbarten Preufsen. Lucas David sagt in seiner Preufsischen Chronik ***), indem er von der Abreise des Herzogs Otto von Braunschweig aus Preufsen, welche im Jahre 1240 erfolgte, spricht: „Doch ehe dann ‘er verreiset,'begabet er die brüder mit vielen gaben. Ins erste gab er Inen .... (es folgt nun eine Aufzeichnung von Vietualien) .... und so dann im: lande viel wildes vor- handen von Aueroxen, Visonten, wilde pferde, Elende, grose und kleine Beere, rehe und hasen, liesse er‘ Inen seine garne und hunde und Federspiel, ‘ die‘er mit sich bracht hatte und weil:er im lande war dor an viel lust und’ nucz gehabt, lies Inen auch seinen obersten Jeger meister, der willig in Preus- sen bleib und wart ein Bruder D. Ordens.“ Hier werden also Auerochsen und Visonten als Preufsi- sche Jagdthiere aus dem 13. Jahrhunderte genannt. Um den Werth des Zengnisses abzuwägen, müssen wir zuvörderst fra- gen, ob dieser Schriftsteller das Land Preufsen und seine Vor- zeit kannte? Lucas David ist der ausführlichste und zuver- lässigste Chronist Preufsens. Im Anfange des 16. Jahrhunderts (um 4503) in der Stadt Allenstein in Preufsen geboren, war er' zuerst bei dem Bischof von Culm' angestellt, wo ver alle alten Urkunden über die Geschichte seines Vaterlandes studirte, und ging dann über in die Dienste des Markgrafen Albrecht, um sich ganz der Ausarbeitung seiner Chronik widmen zu können. Es ist historisch documentirt, dafs der Markgraf Al- brecht, der überhaupt an wissenschaftlichen Unternehmungen Interesse nahm, Alles aufbot, um unserm Chronisten so viel *) Daselbst p. 145. *+) Daselbst p. 142. **) M. Lucas Davids Preufsische Chronik Bd, 1. S. 121. 72 . historisches Material als möglich zu verschaffen. - So bereiste Lucas David die gröfsern Städte Thorn, Danzig und Elbing, um (ie Archive derselben zu durchsuchen. Das Archiv ‘des Ordens war in Königsberg, dem gewöhnlichen Aufenthalte ‚des Chronisten. Ueber mehr als 2000 Urkunden fand man: Aus- züge und Register in seinem Nachlasse. — Die Ausarbeitung der Chronik begann er aber erst sehr spät, ‘nach langen Stu- dien. — Er mufste ‚also das Land und seine Vorzeit wohl kennen. Bemerken mufs man dabei, dafs in dem kleinen Lande Preufsen, wo der Orden Herr war, der in Jagden und Trink- gelagen seine vorzüglichsten Genüsse fand, man wohl wissen mufste, ob ein oder«zwei Arten jagdbarer Rinder ‘im ‘Lande waren, und über die Identität der Bedeutung von Urochs und Wisen wohl nicht‘ in Zweifel geblieben "wäre, wenn diese Worte auf dasselbe Thier sich bezogen hätten. Beide Namen wurden übrigens von den Deutschen gebraucht, nicht von zwei durch die Sprache geschiedenen Völkern. Diese Stelle aus der Chronik vonLucas David wird aber besonders lehrreich, ‚wenn man sie mit einer andern zusammen- hält, die sich in demselben Werke findet *). Hier wird er- zählt, dafs der deutsche Orden die Gränze gegen Litthauen verwüstet habe, damit die Christen nicht so leicht von den Litthauern überfallen werden könnten. Es heifst nun weiter: „Diese vorwüste orth seindt itzo der wilden Thier ‚wonung worden, da sie hecken und hegen, als die grosen Auer oder wilden oxen“ u.s.w. . Diese werden nun näher beschrieben und nach ihnen das Elen. Offenbar bezieht sich das Gesagte auf die Zeit in der Lucas David schrieb. Damals scheint also nur noch eine ‚Art: wilder Ochsen in. den Preufsischen Wäldern gelebt, und den Namen Auer geführt zu haben, we- nigstens nach den östlichsten Gränzen hin. Die vorher ange- führte Stelle spricht aber vom 13. Jahrhunderte. und dem, Po- len näher liegenden, Kulmer Lande. Es ist bekannt, dafs Lucas David für diese Zeit die jetzt verlorne Chronik von Christian dem ersten Bischofe von Preufsen vorzüglich. be- nutzte **), Der Bischof Christian, der noch vor dem Or- *) Ebend. Bd. 1. S. 66. **) Vergl. Voigt's Geschichte Preufsens. Bd. I. S. 646 — 631. 73 den nach Preufsen kam, kannte. das Land in seinem ursprüng- lichen Zustande, den es bald durch. die Einwanderung der Deutschen verlor. Er starb wahrscheinlich 1243. Nach solchen Zeugnissen ist es von geringerem Gewichte, dafs auch Erasmus Stella, der im‘ Anfange des 15. Jahr- hunderts zwei Bücher De antiquitatibus Borussiae schrieb, unter den Thieren die Uri und Bisontes als verschiedene Ar- ten auflührte *). In der Beschreibung hat er freilich, da er nicht Augenzeuge. war, sich an Plinius, nach damaliger Sitte, gehalten. Nach Erasmus Stella und Lucas David, der die Chronik des Bischofs Christian benutzte, wird es also wahr- scheinlich, dafs in.der ersten Zeit der Ordensherrschaft Ur- ochsen und FFisonte, in der Mitte des 16. Jahrhunderts aber nur noch eine Art Ochsen im wilden Zustande in Preufsen lebte, ‚auf die nun die Benennung Auer überging. »Diese Wahr- scheinliehkeit wird um so gröfser, da sie mit andern Zeugmis- sen: völlig. in Uebereinstimmung steht.‘ Von der einen Seite wird dieser Zustand für das 16. Jahrhundert dadurch bestätigt, dafs in Jagdverordnungen aus dieser Zeit, die im geheimen Archive in Königsberg aufgehoben werden, nur noch. von 4uern:die Rede ist, dafs Henneberger **), der im J. 1575 eine grofse Karte von Preufsen herausgab und 1595 eine aus- führliche Erklärung dazu drucken liefs, auf dieser Karte nur eine Art Ochsen, nämlich ‚den, welchen man jetzt duer nennt (Bos Urus Auct.) abbildet und nennt, und dafsHerberstain, so wie Sehneeberger und Andere ausdrücklich sagen, der Thur, d. h. die jetzt geschwundene Art, habe zu ihrer Zeit nur noch in Masovien gelebt und werde dort künstlich ge- halten, während sie den Zubr als ein allgemeineres Thier be- handeln. Schneeberger fügt noch ausdrücklich hinzu, dafs einige Jahre vor seiner Mittheilung die Thuri durch ein sehr starkes Sterben auf eine sehr geringe Zahl vermindert seien. Von der andern Seite wird das frühere gleichzeitige Vor- handensein zweier Arten wilder Ochsen im mittlern Europa aufser Preufsen und Polen bestätigt durch die von Hrn. Prof. *) Erasm, Stella; De Borussiae antiqwitatibus, Lib. 1. p. 20. ”) Henneberger Erklärung der Preufsischen gröfsern Landtafel Königsherg 1595. 74 Pusch schon angeführten Zeugnisse von Cantapritanus, der im 13. Jahrhunderte schrieb: In Bohemia reperiuntur zubro- nes, animalia maxima summae'velocitatis et aliud‘ genus, quod Polones Thurones dicunt, forma minore, velocitate praestantiores *), — durch Johann von Marignola, Ka- plan Kaiser Karl’sIV, der in seiner 1355 überreichten Chro- nik unter den Thieren Böhmens Bubali und Bisontes nennt **), — durch das Niebelungenlied, das in einer grofsen Jagd einen Wisent und starker Uore viere erschlagen läfst. Aber auch die historischen Urkunden Pommerns werden uns, wenn man sie befragt, vielleicht dasselbe aussagen. Zwar erwähnt der Begleiter des Pommerschen “Apostels Otto, in seiner Lebensbeschreibung desselben, nur unbestimmt der Fe- rinae Bubalorum ***), aber Dan. Cramer übersetzt diese Stelle durch Püffel oder Uhr-Ochsen+). Cramer erzählt dann weiter? die Pommerschen Archive bezeugten, dafs‘ der Fürst WratislafV, etwa um das Jahr 1364 in Hinterpom- mern einen Wysant erlegt habe und fügt hinzu, dafs dieses Thier stärker und gröfser als ein Uhr-Ochs geachtet werde, Cramer lebte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis in den Anfang des 17. ° Er spricht also von diesen Thieren allerdings nicht als Augenzeuge, allein man darf annehmen, dafs er nach alten Urkunden, oder wenigstens Sagen, beide Thiere unterschied. Auch werden wir sogleich 'hören, ‘dafs die jetzt untergegangene Form, aufser dem Namen Ur 'auch den von Büffel oder im Lateinischen Bubalus führte. Ich habe nämlich, um nachzusuchen ob nicht’ auch aus dem westlichen Europa Urkunden über zwei wilde ‚Rinder in früher Zeit sprechen, in den alten Deutschen Gesetzen nach- gesehen und fand zu meiner grofsen Freude, dafs eins der äl- *) Diese Stelle aus dem nie gedruckten Werke von Cantapri- tan „De natura rerum“* findet sich abgedruckt in den Verhandlungen der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen. Hft. 2. S. 58. **) Verhandlungen der vaterländischen Gesellschaft in Böhmen, Hit. 4. S. 64. ; “*) Vita St.Ottonis in Histor. anonymi cujusdam. L.1l. c.39. p.324. +) D. Cramer’s Pommer. Kirch. Hist. 1603. 4. S.24. In einer andern Ausgabe von 4620, die ich nicht vor mir habe, soll sogar (S. 42) stehen: Püffel und Uhrochsen. Pommersche Provinzial-Blätter I. S. 323. 75 testen "Gesetzbücher, "die Zeges Alamannorum (aus dem 6. oder 7. Jahrh.) beide neben einander erwähnen. Es heifst hier Tit.99. 8.1.1 Si quis bisontem bubalum, wel cervum qui prugit(al: brugit, burgit) furaverit aut occiderit duodecim solidos componat *). Ein Deutscher Text, dessen Alter ich nicht anzugeben weifs, den ich aber angeführt finde, sagt: „Wann einer einen Wisent oder Buiffel-Ochsen oder ein Hirsch stiehlt **). Schon aus dieser Zusammenstellung wird es wahrschein- lich, dafs Bubalus, Büffel und Urochs 'synonym waren. Die erstere Benennung mochte durch die Römer in Deutschland eingedrungen sein, da sie das Thier nicht kannten, und nicht allgemein, so wie Caesar, den Deutschen Namen annehmen mochten. In trefllichem Einklange steht hiermit die bekannte und so oft ängeführte Stelle des Plinius, wo er die Thiere Germaniens nennt: Insignia boum ferorum: genera, jubatos bisontes, excellentigue vi et velocitate uros, quibus imperi- tum vulgus bubalorum nomen imponit, quum id gignat AfMER in. | Lu Ich will nicht entscheiden, ob der Name Bubalus (ur- sprünglich vielleicht der Antilopen-Art angehörig, die man später Antilope Bubalis genannt hat, wie Plinius anzudeu- , ten scheint), von dem schwarzen wilden Ochsen Deutschlands auf das Indische Thier übergegangen ist, das wir jetzt Büffel nennen, oder ob die Römer dieses letztere Thier schon so benannten und den Namen nur wegen der schwarzen Farbe auf den Ur übertrugen. Dafs aber der Bubalus oder Büffel Deutschlands, ‘der, wie Plinius sagt, eigentlich Ur hiefs, schwarz von Farbe war, macht die Lex Baiwariorum wahr- scheinlich, denn dort werden Tit: XIX. 8.7. die Bubali unter das Schwurzwild gerechnet ***). — Erinnern wir uns nun, dafs sowohl nach Herberstain’s, als des von ihm ganz'un- abhängigen Schneeberger’s Beschreibung wenigstens die männlichen Thuri (denn Schneeberger schliefst ausdrück- lich die weiblichen aus), schwarz mit grauem Rückenstreifen wären, so finden wir auch hier Bestätigung. *) Heineccii Corpus juris Germaniei antiqui. p. 238. *) Barth’s Urgeschichte Deutschlands. I. S 71. **) Heinececii Corpus juris Germanici antiqui. p. 321. 76 Ueberhaupt. aber wird man die angeführten historischen Zeugnisse über das gleichzeitige Vorkommen zweier wilder Stiere in Europa in gutem Einklange finden. Einen gegen al- len Zweifel gesicherten Beweis können sie nicht geben, weil vollständige Beschreibungen fehlen. _ Aber dieser. Mangel ist Schuld der Zeit und nicht der Unkenntnifs der Thiere. ‘Im Alterthum beschrieb man überhaupt die Thiere nicht, sondern man nannte sie nur oder machte irgend eine Beobachtung über sie, die nur zuweilen das Thier errathen läfst, aber äufserst selten hinreicht, verwandte ‚Formen zu unterscheiden. Es ist fast nur Plinius, der, indem er die auffallendern Thiere aller Länder durchgeht, zuweilen kurze Beschreibungen hinzufügt. Wir wissen aber, dafs Plinius zuerst den Bison und Urus unterschied. Aus diesem Grunde hat man aber auch auf sol- che. Autoren späterer. Zeit wenig Gewicht zu legen, welche den Plinius ausschreiben, . Man kennt aber nun eine nicht unbedeutende Anzahl von Stellen in Schriften, welche ohne Plinianischen Einflufs in der ihnen bekannten Gegend zwei Stierarten anführen. Niemand wird glauben, dafs beim Nieder- schreiben der Alemannischen Gesetze man Plinius gefolgt se. Möglich ist es allerdings immer, dafs auch hier ein doppelter Name desselben Thiers eine doppelte Nennung ver- anlafst hat, oder dass mit dem Worte Bubalus ein anderes Thier, z. B. das Elen, gemeint ist; allein um diese Möglichkeit zur Wahrscheinlichkeit zu erheben, müfsten die entschieden- sten Beweise vorgebracht werden. Vor allen Dingen. aber mülfsten Stimmen aus dem Mittelalter selbst über die identische Bedeutung von Ur und MWisant, Tur und Zubr, dem Euro- päischen Bubalus und Bison sich aussprechen. Es ist sehr zu wünschen, dafs Geschichtsforscher und na- mentlich die Kenner des Mittelalters, so auch die Forscher der alten deutschen Sprache auf diese Frage aufmerksam gemacht würden — dann werden sich gewils bald zahlreiche Quellen für die endliche Lösung finden. Sollte man nicht besonders aus der Schweiz reichen Stoff erwarten können? An Urkun- den aus frühen Zeiten dürfte es hier nicht fehlen, die uns nachwiesen, welcher Art das Thier war, von dem der Kanton Uri Namen und Wappen hat. Schon Strabo erwähnt der wilden Stiere aus den Alpen. Waren sie aber von zweifacher 77 Art, wie das Alemannische Gesetz erwarten läfst, oder: waren sie'nur von einfacher? Und wie liefse sich dann die doppelte Benennung erklären. Am lehrreichsten' wäre es, wenn sich Beschreibungen, ‘oder, da diese kaum zu erwarten sind, ‚ein- zelne' characteristische Kennzeichen auffinden liefsen. Der un- genannte Abt von St. Gallen, der Anecdoten aus dem Leben Karls des Grofsen gesammelt hat, deren Kenntnifs ich mei- nem gelehrten Freunde, Herrn Prof. Lorentz'hierselbst ver- danke, erzählt von einer Jagd, auf welcher Karl durch‘ einen wilden Stier verwundet wurde: ° Die ungeheuren Hörner (im- manissima cornua) sollen nach Erlegung des Thiers vorge- zeigt worden sein. ' Hiermit‘ hätten wir den ursprünglichen Ur (Bos primigenius) noch in der Nähe von Achen, wenn nur der gute Abt recht zuverlässig wäre — aber er schrieb mach‘ Hörensagen *). König Guntram fand im J.590 in. den Vogesen einen getödteten Bubalus, also” nach unserer Deutung einen wahren Ur, und war über diese Verletzung seines Jagd- gebietes sehr erzürnt **).. Noch habe ich nichts Näheres über den wilden Stier gefunden, ‘in dessen Verfolgung der König Theodebert im J. 548 umkam. Honoratius Servius, der im 5. Jahrhundert lebte, versetzt: den Ur bis indie Py- renäen — ob mit Recht oder durch Verwechselung, lasse ich unentschieden. Sucht man aber nicht blofs nach Beweisen vom gleichzei- tigen Vorkommen zweier wilder Stiere, sondern nur nach Be- weisen, dafs ein vom Zubr verschiedener, aber dem zahmen Ochsen ähnlicher Stier in wildem Zustande in Europa lebte, so wird Grofsbritannien, wo er sich noch erhalten hat, wohl am wichtigsten. Bis ins 46. Jahrhundert scheint er hier noch häufig gewesen zu sein, denn 1466 wurden noch sechs solcher Thiere zu einem Feste verlegt ***), Er blieb auch im wilden Zustande bis ins 17. Jahrhundert und Sibbald+) sagt aus- drücklich, dafs er in einigen Berggegenden noch wild lebe, dem *) De gestis Curoli magni Libri duo conscript. a St. Galli Mo- nacho, inBouquet KRecueil des Historiens des Gaules et de la France. T.V.p. 125. *) Bouquet], c. II. p. 590. **) Pennant Arct. Zool. ]. 2. p. 6. 7) Sibbald Scotia illustrata 1684, Histor. animal. p- 7. 78 zahmen Rinde ‘sehr ähnlich sehe undi,‚behauptet, im; Wider- spruche mit Boethius, dafs er. keine Mähne habe... Der letz- tere scheint diese Mähne, nach'seiner Weise, aus ..den ‚Alten compilirt zu haben, indem er dieses Thier für den Bison'hielt. Pennant sah ihn im 17. Jahrhunderte nur noch in Parks in halbwildem Zustande, ‘in welchen er:noch jetzt nach Klamälkon Smith vorkommt *), Dafs dieses Thier lauch in. der, Form des ‚Gehörns dem Bos primigenius. gleiche, habe ‚ich schon bemerkt. Die letz- teren Britännischen sind freilich nicht schwarz, wie die T’huri Herberstain’s,, sondern mehr.:oder weniger weifs, allein die Farbe kann um so weniger hier entscheiden, da der-Rest..des Stammes ‚auch (in-der' Gröfse verkümmert.ist. "Zum Schlusse erlaube ich mir. noch die Bemerkung; dafs Hrn. Pusch’s Ansicht: das Wort Zubr sei..das-Litthauische Wort für das Polnische Tur, die anfänglich ‘auf ‘mich vielen Eindruck machte, ‘doch wenig begründet scheint.‘ : Noehnjetzt nennen ‘die Russen: von Grodno-bis zum Kaukasus den jetzigen Auer Zubr, und ‘haben 'sogar dieses‘ Wort‘auf den’ Ameri- kanischen Bison, den ich für eines Ursprungs mit dem Euro- päischen zu halten nicht umhin kann, übertragen.‘ ‚Sollten ‘die Russen ein‘ Litthauisches Wort angenommen‘ haben? Aber auch Cantapritanus nennt im 13. Jahrhundert ein‘ Böhmi- sches Thier Zubro, und sogar ein Byzantinischer‘ Schriftsteller Nicetas Choniata gebraucht das Wort Zumpros #*)/ Noch jetzt heifst nach Cantemir dasselbe Thier' in-der Moldau Zimbro. ‘Dieser Name ist also wohl Slavisch, während Tur ohne Zweifel mit Taurus und Tevgog einer Wurzel ist. Die Beibehaltung beider Wörter läfst dann ‚aber um so mehrveine Nöthigung dazu annehmen. "Sagt doch der Lexicograph Phoa- rinus, ‘oder ‘wie er sich lieber nannte Varinus, dafs.das Wort Tavgog in specieller Bedeutung'den bovem sylvestrem anzeige, was sehr gut auf‘den‘Bos prim. oder den Tur pafst. ”) Griffith animal, kingdom IV. p. 418. **) Nicetas Choniata ex rec. Imm. Bekkeri p. 433. _ Ueber Macroscelides Rozeti *) von ‚Dr. Moritz Wagner. Dieser bizarre kleine Insektenfresser bewohnt den westlichen Theil der. Regentschaft Algier... Er wurde bis Jetzt nur in den Umgebungen der Städte Oran, Tlemsan, und Arzew auf- gefunden. Weiter östlich als | scheint er nicht zu ge- hen. Uebrigens ist er auch bei diesen, drei Städten nur sehr selten und schwer zu bekommen. Der Capitain Rozet, welcher dieses Thierchen zum erstenmale nach Frankreich sandte, er- hielt, es durch die industriösen Soldaten des Bataillon d’Afri- que, die bei ihrer kargen Löhnung einen unmäfsigen Durst ha- ben und zu allen möglichen Mitteln ‚greifen, um diesen zu be- friedigen. Zwei Soldaten dieses famösen Corps, welche als Ratten- und Schlangenfänger zu Oran in besonderem Reno- mee standen, führten mich auf einen felsigen Berg, westlich von Oran, dessen Gipfel ein Marabuttempel und das spanische Fort Santa Cruz krönt. Dort hält sich der Macroscelides zwi- schen den Lücken grofser, abgerissener Felsstücke auf. Er sucht natürliche Schlupfwinkel aus und gräbt selbst keine Lö- cher; doch macht das Weibchen den Jungen ein Bett in den dichtesten Gesträuchen der Zwergpalme (Chamaerops humi- lis), welche auf diesem Felsen häufig wächst, In den Früh- stunden verläfst das Thier seine Schlupfwinkel und sucht son- nige Stellen auf; während der Mittagszeit aber flüchtet es sich unter den Schatten des Chamaerops und späht dort auf seine Beute, die Insekten, welche auf die niedern Pflanzen sich setzen. Am liebsten frifst der Macroscelides , Insektenlarven, Heu- schrecken ohne Flügeldecken und besonders auch Landschnek- *) Aufgestellt von Duvernoy in den !Mem. de la Soc. d’hist. natur. de Strasbourg 1. 2. 1. 80 ken, überhaupt alle kleinen weichen Thierchen. Unvermö- gend, das starke Gehäuse der Helix lactea zu zerbrechen, dringt er mit seinen so seltsam verlängerten schmalen Mund- theilen in die Oefinung ein und reifst gewöhnlich ‘ein Stück von der Schnecke ab, ehe dieselbe Zeit hat, sich völlig in das Innere ihres Gehäuses zurückzuziehen. _ Ich hielt meine 12 Thierchen einige Wochen lebendig zu Hause und fütterte sie mit kleinen Orthopteren. Brod, Waizenkörner, Zucker rührten sie nicht an, obwohl Rozet den seinigen mit Brod ernährt zu haben behauptet. Es sind überaus sanfte Thiere, die nie beifsen selbst nicht einmal, wenn man sie quält. Sie gehennicht auf den Hinterbeinen, wie die Dipus-Arten, sondern immer auf den vier Füfsen und bei ihrem Laufe, der nicht ausserordentlich schnell ist, bemerkt man durchaus die Verlängerung ihrer Hinterbeine nicht. Dagegen sah ich sie auf dem Felsen öfters sitzend, ka- ninchenartig sich auf den Hinterbeinen erheben, entweder um nach ihren Verfolgern zu lauschen oder nach Beute umherzu- spähen. Bei dem Fange der fliegenden oder hüpfenden Insek- ten verbergen sie sich Jauernd unter der Zwergpalme und su- chen dann ihre Beute gewöhnlich mit dem ersten weiten Satze zu erreichen, wobei die Länge der Hinterbeine ihnen trefllich zu statten kömmt.., Der Fang dieser Insektenfresser ist sehr schwierig. Gelingt es dem Jäger nicht, -ihnen den Schlupf- winkel abzulauern und den Rückzug unter die Felsblöcke ab- zuschneiden, so ist man genöthigt, die schweren Steinblöcke mit eisernen Hebebäumen umzukehren. In den heifsen Monaten, wie auch während der Regentage, verschwindet der Macrosce- lides. Die beste Zeit seiner habhaft zu werden, ist Frühling und Herbst. Meine Soldaten hatten die ganz kleinen Jungen dieser Rüsselmaus im Monat Februar bei Tlemsan gefun- den. Mithin scheint die Begattungszeit in den Wintermona- ten zu sein. In der Gefangenschaft bemerkte ich an diesem Thierchen eine ganz eigenthümliche starke Ausdünstung. Ein einziger Macroscelides wenige Tage in eine grofse Kiste ein- geschlossen, hinterliefs einen Geruch, der mehrere Wochen in dem Behälter zurückblieb. Auch unter sich scheinen diese kleinen Thiere sehr sanft und verträglich zu sein, wenigstens bemerkte ich sie nie, selbst nicht um ihr Futter, kämpfen. Beschreibung einer neuen Litorina, nebst Bemerkungen über die Konchylien des Ostseestrandes bei Travemünde von Dr. L. Pfeiffer in Kassel. Kr Aıs ich in den Jahren 1820 —21 in Lübeck wohnte, war es, so oft.es mir vergönnt war, das anziehende Travemünde zu besuchen, ein eifrig betriebenes Geschäft, alle dort vorkom- menden Schalthiere zu sammeln, theils um sie meinem nun verstorbenen Oheime, Carl Pfeiffer, dem rühmlichst bekannten Beschreiber der deutschen Land- und Süfswasserkonchylien, zu übersenden, theils sie für mich aufzubewahren. Lange Zeit waren mir die zu jener Zeit gesammelten und sorgfältig mit dem Fundorte bezeichneten Schätze aus den Au- gen und fast aus dem Gedächtnisse gekommen, und ich hatte keinen Werth darauf gelegt, da ich glaubte, die wenigen Ar- ten seien überall gemein und längst bekannt. Erst jetzt habe ich dieselben wieder hervorgesucht und genau untersucht, und fand darunter, ausser einigen interessanten kleinen Arten, die ‘ zu Rissoa oder vielleicht zu den von Philippi angenommenen Salzwassermelanien gehören, zu meinem gröfsten Erstaunen eine bisher, soviel ich habe ermitteln können, ganz übersehene Litorina, welche mit der Litorina litorea gesellig zu leben scheint. Die L. litorea ist in dem Ausflusse der Trave, wo diese den Hafen bildet, in unendlicher Menge an den in das Was- ser eingerammten Pfählen, unter und über dem Wasserspiegel, V, Jahrg. 1, Band. 6 82 ja auch an den im Hafen liegenden Schiffen zu finden, und ich erinnere mich keines andern Ortes, wo ich meine Exem- plare gesammelt hätte. Ich fand sie dort nie so grofs, als ich sie aus andern Gegenden, namentlich aus der Nordsee, erhal- ten habe, und obgleich lebend, doch stets mehr oder minder abgerieben. Nur dadurch ist es zu erklären, dafs ich die 2te Art, zu welcher beinahe der achte Theil meiner Exemplare gehört, damals ganz übersehen konnte, und dafs sie überhaupt, wie ich glaube, bis jetzt unbeschrieben geblieben ist. Um die Aufmerksamkeit der Forscher darauf hinzulenken, gebe ich hier ihre vorläufige Beschreibung: Litorina marmorata L. Pfeif. Tesia ovata, tenuis, apice subacuta, imperforata, lon- gitudinaliter striata, fundo sulphureo vel cereo strigis et Alammulis castaneis marmorata; suluris canaliculatis; an- fractibus convexis; columella fuscidula; apertura oblongo- rolunda, interne castanea; operculo tenui, corneo, spirato. Das gröfste Exemplar, welches ich besitze, ist 53“ lang und hat 5 Windungen. Von diesem bis zum kleinsten bleiben sich die angegebenen Charaktere ganz treu, und man kann nie zweifelhaft sein, ob ein Exemplar zu litorea oder marmo- rata gehöre. Die Unterscheidungszeichen sind folgende: Litorina litorea. Schaale schwer, dick, sehr zugespitzt, deutlich quer ge- streift, hellbraun, mit dunkeln Binden, häufiger ganz schwärz- lich oder braun, Nähte flach. Windungen ziemlich flach, nur die letzte bauchig. Mündung nach oben in einem spitzigen Winkel en- digend, Litorina marmorata. Schaale dünn, leicht, ‘nur wenig zugespitzt, glatt, nur mit schwachen Wachsthum- streifen bezeichnet, schwefel- oder wachsgelb, mit kastanien- braunen Streifen und Flam- men marmorirt, bei jungen Exemplaren sehr regelmäfsig. Nähte rinnenförmig. Windungen sämmtlich kon- vex, treppenförmig abgesetzt. Mündung Jlänglich - rund, durch die Wölbung des obern Theils der letzten Windung. 83 Von den bei Chemnitz V. t. 185. f. 1852. N. 1—8 ab- gebildeten Formen gehört bestimmt keine hierher, sondern sämmtlich unverkennbar zu litorea, und unter den übrigen mir zugänglichen Abbildungen finde ich sie ebenfalls nicht. r Weit schwieriger ist es aber, die kleinen, in beträchtli- cher Menge im Meeressande gefundenen Schnecken zu bestim- men, und ich begnüge mich für jetzt damit, zu erwähnen, dafs ich 3—4 Arten von Rissoa ans der Ostsee bei Travemünde besitze, welche mit den sizilianischen von Philippi gesammel- ten und beschriebenen nicht übereinkommen. Auch ist wohl zu vermuthen, dafs einige neue Arten sich darunter befinden werden, da die kleinen einschaligen Bewohner unserer nordi- schen Küsten noch lange nicht hinreichend untersucht sind; wenn gleich Menke unter den bei Helgoland und Norderney vorkommenden schon interessante Formen gefunden hat. Uebrigens ist die erwähnte Gegend der Ostsee sehr arm an Konchylien. Mya arenaria, Tellina baltica, Mytilus edulis, Cardium edule (letzteres besonders häufig in den sal- zigen Sumpfstrecken längs des Ausflusses der Trave) und ein vielleicht davon verschiedenes sehr kleines Cardium, sind in unendlicher Menge vorhanden, hin und wieder einmal eine Mactra solida oder einzelne Schaalen einer Venus, die ich nicht sicher zu bestimmen weifs, das ist Alles, was man an dieser Küste antrifft. In der Tiefe mögen vielleicht noch andere der in den benachbarten Meeren gefundenen Konchylien sich auf- halten, aber die wenig stürmische See, die auf glattem, sehr lang- sam sich erhebenden Sandboden nur in ruhigen Wellen zum Ufer gelangt und keine Ebbe und Fluth hat, verräth wenig von den wahrscheinlich in ihrem Schoosse befindlichen Ge- genständen. Doch wäre es sehr zu wünschen, dafs die Küsten der Ostsee von einem erfahrenen Forscher gründlich unter- sucht würden, da der eigenthümliche Charakter dieses von dem grofsen Ozean abgeschiedenen Meerestheiles wohl aufser unserer Litorina noch manches ihm Eigenthümliche erwarten läfst. In der Nordsee ist die Litorina litorea ebenfalls sehr häufig, namentlich auf Norderney und Helgoland in grofser Menge gesammelt worden; dort scheint aber statt der mar- 6* 84 morata die neritoides in Gesellschaft mit jener zu leben, die wiederum in der von mir‘ untersuchten: Gegend der Ostsee gänzlich fehlt. Die Zahl der von mir bei Travemünde (freilich in kurzer Zeit) gefundenen Konchylien beschränkt sich demnach auf etwa 12 Species von Acephalen und Gasteropoden, während Philippi von Helgoland allein 48 Arten aus diesen beiden Klas- sen aufzählt, und glaubt, dafs diese Zahl: mit Einschlufs der Cirripedien und Cephalopoden 'wolil auf 100 steigen könnte, Die ersteren habe ich damals wenig beachtet, doch glaube ich; dafs wenige Arten derselben sich bei Travemünde finden wür- den. — Spirorbis nautiloides kommt in grofser Menge auf den verschiedenen Seetangarten vor. Bastard- Annona. Notiz von C. Moritz. Ein Reisender kommt käufig in den Fall, wie'weiland He- rodot erklären zu müssen,, diefs und: das hat man mir gesagt, ob’s wahr ist, mufs ich dahin gestellt sein lassen. Stets die- scm ‚Prineipe Herodot’s in solchen Fällen treu, begnüge ich mich damit, folgendes zu referiren. Ich fand im Garten zu Möcundo eine mir auffallende nicht zu bestimmende Annona, und: fragte daher Hrn. H.' nach dem Namen des Baumes; Er nanbte ihn Anon-Rinon: und erklärte, es wäre ein. Ba- stardbaum durch Pfropfen (injerceion). des einen auf-den an- dern künstlich hervorgebracht. An der Gestalt der, Früchte wies er nach, dafs sie medio. Anon, medio Rinon (halb 4. squamosa L., halb 4A. glabra) wären, gab mir auch eine.rei- fende,mit, die nur mit einzelnen Spuren von Schuppen, ich im Geschmack nachher der Rinon ähnlich, ‚doch weniger süfs fand. So,'weit meine Erfahrungen reichen, ‚wäresdies das erste Bei- spiel eines durch Pfropfen erzeugten. Bastards. Da die auf bisherige Erfahrungen ‚gegründeten physiologischen Gesetze dem aber widersprechen, so bin ich geneigt, die Erzeugung von dergleichen Bastarden vielmehr als aus künstlicher Be- fruchtung hervorgegangen anzunehmen. Anatomie des Kiwi oder Kivikivi (Apteryx australis Sh.) von R Owen (Aus den Proceed. of the Zool. Societ. 1838. S. 48.) Die in der zoologischen Gesellschaft vorgetragene erste Ab- theilung beschränkt sich nur auf die Digestionsorgane. Der Schnabel hat eine oberflächliche Aehnlichkeit mit dem der Gat- tungen Numenius und Ibis, unterscheidet sich aber wesentlich dadurch, dafs die Nasenlöcher nahe der Spitze sich öffnen und die Schnabelwurzel von einer Wachshaut bedeckt ist. Diese endigt vorn mit einer concaven oder halbmondförmigen Krüm- mung, ähnlich wie bei Rhea. Zwei schmale Furchen erstrek- ken sich von den Winkeln der Wachshaut längs beiden Sei- ten des Oberkiefers; die obere setzt bis zum abgestutzten Ende (des Oberkiefers fort, die untere leitet in das Nasenloch, welches gleichsam das erweiterte Ende der Furche bildet, und eine Lage hat, wie sie bei keinem andern Vogel vorkommt. Die Wachshaut ist etwa 1” lang, an den Seiten mit kurzen, steifen Federn und Haaren bekleidet, während sie an ihrer Basis eine Anzahl langer schwarzer Borsten abgiebt, deren An- wesenheit, so wie die Ausdehnung der empfindlichen Haut auf dem Schnabel Hr. Owen als wichtig für den Tastsinn der Ap- teryxz und in Bezug zu seiner nächtlichen Lebensweise ste- hend betrachtet. Die Gesammtform des Schnabels pafst zum " Einsenken in Spalten und Höhlen, um darin nach Insekten zu suchen, welche zum Theil den Inhalt seines Magens ausmach- ten. Die Zunge war, wie in allen straufsartigen Vögeln, kurz und einfach, zeigte indessen eine relativ gröfsere Entwickelung. 86 Sie ist von zusammengedrückter, schmaler, verlängert - dreiek- kiger Gestalt mit abgestutzter und leicht ausgekerbter Spitze, 8” lang, &” an der Basis und 1”’ an der Spitze breit. Die vordere Hälfte besteht in einer einfachen Platte einer weifsen, halb durchsichtigen, hornigen Substanz, oberhalb schwaeh concav; hinter dieser wird die äufsere Bedeckung, welche sich in die hor- nige Platte verliert, oder mit ihr verschmilzt, allmälig unterschie- den und nimmt den Character einer Schleimhaut an: sie ist über den hinteren Rand der Zunge umgeschlagen und bildet eine halb- mondförmige mit der Concavität gegen die Glottis gekehrte Falte; hier aber so wie an jedem Theile der Zunge ist sie ohne Spitzen oder Papillen. Die den Schlund bekleidende Membran hinter der Glottis bildete zwei längliche, viereckige, glatte, dicke und anscheinend drüsige Falten oder Fortsätze, deren stumpfe freie Ränder rückwärts wie Zipfel in den Schlund hineinragen; hinter diesem setzt sich die bekleidende Membran in dicht stehende, schmale, etwas wellenförmige Längsfalten fort. Die Speiseröhre hat an ihrem oberen Ende einen hal- ben Zoll im Durchmesser, verengi sich aber plötzlich zu ei- ner Breite von 3”, in welcher Weite sie sich bis zum Vor- magen fortsetzt. — Die Muskelhaut der Speiseröhre hatte etwa 2” in Dieke und und ihre Fasern liegen in zwei Lagen; die innere zeigt Längs- die äufsere Kreisfasern. Die Länge der Röhre beträgt 8 Zoll, auf ihre Ausdehnbarkeit deuten die dich- ten Längsrunzeln hin, in welche die sie auskleidende Mem- bran gelegt ist. Der Vormagen von 41” 2’ Länge und 4 Zoll im Durchmesser, liegt in der Achse der Speiseröhre deren unmittelbare Fortsetzung er bildet. Seine Drüsen sind ringsum in seinem ganzen Umfange entwickelt; ihre Mündungen öffnen sich in den Maschen einer netzförmigen Oberfläche, hervorge- bracht durch die Längsfalten der Speiseröhrenhaut, welche beim Eintritt in den Vormagen ihren Charakter ändern, und sich gleichsam über seiner Fläche verzweigen. Der Magen ist klein, mifst nicht 2 Zoll im Längs- und Querdurchmesser. Seiner Gestalt nach hat er mehr den Charakter eines häutigen Magens als den eines Muskelmagens, indem er von regelmäfsi- ger oval-rundlicher Form ist. Die Muskelfasern sind nicht in begränzte Massen, die man digastrici und laterales benennt, angeordnet, sondern strahlen von 2 sehnigen Mittelpunkten 57 von etwa % Zoll im längsten Durchmesser aus. . Auf der in- nern ‚Oberfläche des: Magens finden ‚sich 2 Heryorragungen, eine an dem unteren, die andere an dem oberen Ende des hinteren Theiles.. Die Lage der letzteren war der Art zu Ma- genmund- und Pförtneröffuung, dafs Hr. Owen dafür hält, sie diene zum Schliefsen dieser Oefinungen während der heftigen Contraction der Muskelfasern im oberen Theile des Magens, und so wahrscheinlich in gewisser Hinsicht den Durchtritt des Futters in diese Höhlung regele durch Zurückhalten: einer Portion im Vormagen, bis der Magen seines früheren Inhalts entleert sei. Eine schmale Pförtnerpassage von etwa 3 Linien in Länge erstreckt sich von dem oberen Ende des Magens ins Duodenum. Es ist kein Sphineter vorhanden und keine Pfört- nertasche wie beim Straufse, aber die Haut setzt sich in das Duodenum etwa 3 Linien über den Pylorus hinaus fort. Nach Wegnahme der Abdominalmuskeln sah man die beiden Leber- lappen den vorderen Theil der Höhle einnehmen, der sich von den Einschnitten des Brustbeins bis zu der Mitte zwischen Brustbein und Cloake erstreckt. Der Magen war ganz von einem grofsen netzartigen Fettfortsatze des Peritoneums be- deckt. Den Raum zwischen Magen und Leber nehmen lange, einfache Schlingen des Darms ein, die sich schräg und fast parallel von oben und rechts nach unten und links erstrecken. Die unterste und gröfste oberflächliche Schlinge bildet das Duo- denum. Das Ganze wird von einer netzartigen, diek mit Fett ‚versehenen Decke bedeckt. Den Zwischenraum des Duode- num nehmen 2 Lappen eines schmalen und verlängerten Pan- kreas ein. Das spitze Ende des vorderen Lappen reicht frei über die Krümmung des Duodenum hinaus, und unmittelbar unter ihm zeigt sich das Ende des Rectum und die Kloake. Nach Wegnalhme der Netzfortsätze und Aufheben der Darın- windungen, erscheint das Rectum vorwärts an 2” sich längs der Mittellinie erstreckend, und dann dasllium und die Blind- därme aufnehmend. Nur allein die vordere Hälfte des Rectum hat eine Bekleidung vom Peritoneum. (Es folgt eine detail- lirte Angabe des situs der einzelnen Darmwindungen). Die Coeca sind jedes 5 Zoll lang und ihrer ganzen Länge nach verschiedenen Theilen der letztern Nium-Windungen angewach- sen. Die dünnen Gedärrme haben im Allgemeinen einen Durch- 88 messer von 3”, und nehmen an Umfang allmälig ab, indem sıe sich dem Mastdarme nähern. Die Blinddärme übertreffen in ihrem Anfange leicht den Durchmesser des Ilium, aber ihre Capaeität nimmt allmälig gegen ihr blindes Ende zu, wo sie einen Durchmesser von etwa5” erreichen und dann sich plötz- lich zu einer stumpfen Spitze verschmälern. Die vordere Hälfte des Mastdarms war zusammengezogen, die auskleidende Membran in Längsfalten gelegt. Der Mastdarm communieirte mit der Harnerweiterung (urinary dilatation) durch eine kleine halbmondförmige Oefinung, von welcher verschiedene kurze Runzeln strahlenförmig ausgingen. Diese Abtheilung der Kloake war nicht, wie beim Straufse, zu einem weiten Behäl- ter ausgedehnt, sondern zeigte dieselbe verhältnifsmäfsige Gröfse wie beim Emeu, indem sie etwa 3 Zoll in Länge und eben so viel im Durchmesser maafs, die äufsere Abtheilung (compart- ment) der Kloake enthielt eine grofse einfache Ruthe spira- lig zurückgezogen, und von 44 Zoll Länge, wenn ausge- dehnt. Sie war durchzogen von einer harnröhrenähnlichen Grube, deren Seiten nicht wie beim Gänserich mit Papillen besetzt, sondern einfach quergeringelt waren. Am Hinter- theile der Kloake befand sich eine kleine bursa von 4 Zoll Länge, die durch eine weite Längsöffnung mit der äufseren Abtheilung commmnunieirte. Der Magen enthielt eine grünlich- gelbliche breiige Substanz und viele fasrige Körper, zwischen denen sich nur allein einige dünne Insektenbeine und Stück- chen von Dunen der Apteryx erkennen liefsen, auch enthielt er wenige Kiesel. In den dünnen Därmen fand sich eine brei- ige Masse, ähnlich der im Magen, aber von dunklerer Farbe. Die Coeca enthielten eine ähnliche, mehr flüssige Materie, in welcher sich wieder Insektenbeine unterscheiden liefsen. Die Leber besteht aus zwei grofsen, durch einen schmalen Isthmus verbundenen Lappen; der rechte ist der gröfsere, von fast dreieckiger Form, der linke war von mehr viereckiger Gestalt. Die Gallenblase, 14 Zoll lang, hing mit ihrem Halse am inneren Rande des rechten Leberlappens mittelst der Gallen- blasengefäfse und zweier kurzer Gallenblasen - Lebergänge. Ein ductus cysticus setzte sich in Länge leicht mehr als 2 Zoll fort, bis zur Hälfte der unteren Biegung des Zwölffinger- darmendes, Der Ductus hepaticus endigte einige Linien un- 89 ter dem cysticus; beide Gänge waren stärker als gewöhnlich. Das Pancreas bestand, wie gewöhnlich, aus zwei verlängerten subtriedrischen Lappen, welche hauptsächlich im vorderen Theile des Duodenal- Raumes: gelegen ‘waren. Einer der Lappen reichte aufwärts und rechts bis zur Milz. Seine zwei kur- zen und dicken Ausführungsgänge endigten nahe dem ductus hepaticus und cyslicus auf einer kleinen Längserhabenheit. Die Milz zeigte nichts Eigenthümliches; ihre Gröfse war etwa die einer Haselnufs. — Der Ernährungsapparat pafst also ganz zu der Schnabelbildung. Auf einen zum Ergreifen kleiner Ge- genstände eingerichteten Schnabel folgt ein einfacher, enger, muskulöser Kanal. Da das Futter animalischer Natur ist, und in kleinen, successiven Quantitäten eingenommen wird, und so schnell als es eingenommen verdaut ist, so ist es nicht noth- wendig, dafs der Oesophagus als ein Behälter diene, entwe- der durch ausnehmende Weite oder durch eine partielle Er- weiterung. Der Vormagen, in der verhältnifsmäfsigen Einfach- heit seiner Drüsen und der Magen in seiner geringen Gröfse und mittlerer Stärke zeigen sich noch mehr als Bildungen für das Quetschen und die Chymification animalischer Substanzen, ‚die, wie Würmer und die weicheren Ordnungen der Insekten thun, einen mäfsigen Widerstand darbieten. Die Länge der Därme, welche die der dünnschnäbligen Wadvögel in etwas übertrifft, und die Gröfse der Coeca scheinen auf die Absicht zu deu- ten, dafs dieser in seinem Bewegungsvermögen 'so sehr be- schränkte Vogel, jeden nöthigen oder möglichen Vortheil ha- ben soll, um aus seiner minder organisirten animalischen Kost alle Nahrung zu ziehen, die sie nur gewähren kann. *) *) Die bereits von Shaw aufgestellte Gattung Apteryx wurde von W. Yarrellin dem ersten Stücke des ersten Bandes der Trans- act. of the Zoologie. Society of London S.71 von neuem beschrieben und schön abgebildet und zwar nach dem Originalexemplar Shaw’s, welches, (damals das einzige in England und in ganz Europa) im Be- sitze des Lord Stanley war. Für diejenigen unserer Leser, welchen jene englische Zeitschrift nicht zu Gebote steht, mögen hier einige Notizen daraus Platz finden: „Die ganze Länge des Vogels von der Schnabelspitze bis zum Ende des schwanzlosen Körpers beträgt 32’; der hell gelblich-braune Schnabel ist 63” lang, dünn, ähnlich dem der Ibis aber mehr gerade und an seiner Basis niedergedrückt; der Oberkiefer ist an jeder Au- 90 fsenseite nahe dem Rande seiner ganzen Länge nach gefurcht; am Ende der Furche liegen die Nasenlöcher, bedeckt von einer Membran, die klappenartig an ihrer Aufsenseite so aufgehängt ist, dafs der ge- ringste Druck gegen die Aufsenfläche die Nasenlöcher schliefsen mufs. Auch die Unterkinnlade, welche hinter der abgestutzten stumpfen knopfförmigen Oberkieferspitze eingreift, ist ihrer ganzen Länge nach gefurcht. Beide Kiefer sind breit und flach an der Basis, messen am Mundwinkel 4” in der Quere, und nur 7°” in der Höhe. Die innere Fläche beider Kiefer ist völlig eben, einander ganz berührend und nur der Unterkiefer hat an seiner Basis eine Concavität für die kleine Zunge. — Die Federn des Kopfes sind kurz, am Halse länger, und nehmen nach den untern Theilen des Körpers an Länge zu. Die am Kopf und Hals sind haarbraun, am Schafte heller, die des Rückens, der Seiten und des Rumpfes an den Schäften und am inneren Theile der Fahne röthlich gelbbraun, an den Rändern dunkelbraun. Die am Unterhalse, an der Brust und am Bauche sind heller graulich weifs, In Struktur gleichen die Federn denen des Emu; die Fahne ist von gröfster Ausdehnung, flaumig (Hocculent) an der Basis der Feder und wird mehr linear und kürzer gegen das Ende; die Fasern der Fahne sind nicht verkettet, und dem.Schafte fehlt die accessorische Feder, Der rudimentäre obere Flügel ist mit Federn von derselben Art, wie der übrige Körper, besetzt, und ganz von den vor und hinter dem Flügelrudimente stehenden Körperfedern verdeckt. Die Tibia ist etwa 5”, der tarsus 3° lang, mit harten dichtgenetzten Schuppen bedeckt, auf der Vorderseite mit queren Schildern. Vier Zehen, die drei vor- deren ganz getrennt, die Mittelzehe die, längste, Aufsen- und Innen zehen gleich lang, oberhalb mit queren Schildern bekleidet. Die Nä- gel schwach gekrümmt, der der Mittelzehe oberhalb convex, unter- halb concav. Die der beiden anderen durch Abnutzung der Kanten auch unterhalb convex, spornartie. Die Hinterzehe steht an der in- neren flachen Seite des Tarsus, rückwärts und fast senkrecht abwärts gerichtet, so hoch am Tarsus eingelenkt, dafs die Spitze des Nagels kaum den Boden berührt. Die ganze Länge der Hinterzehe be- trägt nur 15”, wovon der Nagel 3 Zoll mifst, der fast gerade und spitz mehr einem Sporn der Hühnervögel, als dem Nagel einer Hin- terzehe gleicht.“ — Die systematische Stellung des Kiwi zu den straufsartigen Vö- geln, welche dann einzig durch die rudimentäre Flügelbildung, nicht durch die sogenannten Pedes cursori (ohne Hinterzehe) zu characte- risiren sind, leuchtet ein. Er bildet so einen Uebergang von den Straufsen zu den Wadvögeln, wie die ebenfalls 4 zehige Dronte zu den Hühnern. d’Urville und Quoy und Gaimard gaben in der Voyage de l’Astrolabe die ersten kurzen Mittheilungen, welche ihnen von den Neu-Seeländern über den Kiwi gemacht wurden. Man jagt den Vo- gel Nachts bei Fackelschein mit Hunden. Aus seinen Federn ange- fertigte Mäntel gelten für einen kostbaren Schmuck der Häuptlinge. Ueber seine Nahrungsweise vgl. d. Archiv 1836. II. S. 273. Untersuchungen über die Reizbarkeit der Blätter von Mimosa pudica L. von F. A. W. Miquel. Im Auszuge mitgetheilt vom Verfasser, aus der Tydschr. voor nat. Geschied. en Physiologie. Aıs ich im Sommer 1837 einige Untersuchungen über die Wirkung der Gifte auf lebende Pflanzen anstellte, unterwarf ich auch die Blätter der M. pudica der Einwirkung einiger derselben, vorzüglich in der Absicht, nähere Kenntnifs zu er- langen über die noch nicht genug gekannte Wirkung der nar- eotischen Gifte auf lebende Pflanzen, Ich glaubte nämlich bei einer Pflanze, wo ein Theil des Gewebes solch eine merkwür- dige Eigenschaft besitzt, besser entscheiden zu können, ob diese Stoffe unmittelbar das Leben des Gewebes auslöschen, oder auf eine mittelbare Weise den Tod herbeiführen. Ich verglich diese Experimente erst, nachdem sie beendigt waren, mit den Resul- taten anderer Forscher, um so viel möglich von vorgefafster Meinung frei zu bleiben. Es war vorauszusehen, dafs diese Untersuchungen eine nähere Betrachtung des Sitzes und der Natur dieser sonderbaren Reizbarkeit veranlassen würden. Es kann durchaus meine Absicht nicht seyn, eine Erschei- nung erklären zu wollen, an welcher der Scharfsinn so vie- ler ausgezeichneten Forscher bis jetzt scheiterte. Gern bin ich zufrieden, wenn meine Untersuchungen etwas beitragen können zur künftigen Lösung einer Frage, die mir jetzt dazu noch nicht reif zu sein scheint. Die Experimente über die Wirkung der Gifte geschahen mit einer kräftigen Pflanze, in einem recht hellen geräumigen Saale im Schatten, 92 1. Experiment. 27. Juli. 12 Uhr. Temperat. 72° F. helle Luft. Drei Fiederchen des zweiten Blattes von oben; welche zuvor durch Berührung geschlossen waren, wurden je- des in feines Löschpapier gewickelt, das äufserste (No. 4.) mit Ag. Laurocerasi, das andere äufsere (No. 2.) mit einer Lö- sung von Extract. Opü aquos. (4Gram auf 1 Unze Wasser), das innere mit Wasser befeuchtet. — Um 1 Uhr 10 Min. wer- den die Papiere abgezogen. Die Blättchen von No. 3. öffenen sich sogleich mit Kraft, indem sie gegen das Papier eine ge- wisse Spannung ausübten. Die von No. 4. langsamer, nach einigen Secunden; die von No, 2. nach mehreren Secunden, doch alle sind erst nach 74 Min. geöffnet. 2. Experiment. 27. Juli. 12} Uhr. Die zwei unteren Blätter, jedes mit zwei Fiederchen, werden geschlossen, das eine in eine Glasröhre voll Agua laurocerasi, das andere in eine Auflösung von Opium-Extract (wie in Exper. 1.) ge- steckt, so dafs die Fiederchen und ein kleiner Theil des Blatt- stiels in den Flüssigkeiten waren. Ein ähnliches Blatt wurde in eine solche Röhre mit gewöhnlichem Wasser gesteckt. — 28. Juli. 104 Uhr Morg. Temp. 75° F. Bezogene Luft. Das Blatt in reinem Wasser hat sich aus demselben etwas heraus- geschoben, augenscheinlich durch die Tension der Blättchen gegen die Wand der Glasröhre und die Erhebung des Blatt- stiels; die Blättchen öffenen sich, aus dem Wasser genommen, sogleich und’ sind sehr reizbar, ‘Auch aus der Opiumsolution sind die Blättchen etwas herausgetreten; diejenigen, ' welche sich aufserhalb derselben befinden, sind halb geöffnet, und bei Berührung etwas reizbar. Aus der Röhre herausgenommen öffenen sich die Blättchen je nachdem sie trocken werden; in 5Min. sind alle offen, jedoch nicht reizbar, und schliefsen sich bei der stärksten Berührung nicht. Selbst das Stielgelenk scheint weniger reizbar zu sein. Am Nachmittage hatte das Blatt seine Reizbarkeit gröfstentheils zurückbekommen. — Das Blatt im Ag. laurocerasi scheint ganz todt zu seyn. Die 'Fiederchen sind schlaf, die Blättchen ganz geschlossen und runzelig; selbst der obere Theil des Blattstiels ist eingeschrumpft. Das Stiel- gelenk besitzt jedoch noch einige Reizbarkeit. Am 29, Juli war das ganze Blatt mit dem Stielgelenke gestorben. 3. Experiment. 27. Juli.’ 421 Uhr. Das Stielgelenk 93 eines Blattes wird in Löschpapier gewickelt und mit derselben Auflösung‘ von Extract. Opii befeuchtet. 28. Juli. 10 Uhr. Das Papier abgenommen; das‘ Gelenk hat seine Reizbarkeit verloren, und das Blatt sinkt bei der stärksten Berührung nur unbedeutend. Die Fiederblättehen sind jedoch sehr reizbar. Am folgenden Tage war auch das Stielgelenk wieder reizbar. 4..Experiment. 28. Juli. 11 Uhr. Ein Blatt mit.2 Fiederchen, deren Blättehen vorher durch Berührung geschlos- sen waren, wurde in eine enge Glasröhre geschoben, welche miteiner halben Unze Wasser gefüllt war, worin 3 Gran Kam- pfer abgerieben waren. 29. Juli. 12 Uhr... Temp. 69° FE. Regen. Die Blättehen geschlossen, eingeschrumpft ‚und ohne Zweifel todt. Selbst das Stielgelenk, welches der Flüssigkeit nicht ausgesetzt gewesen, hat zum‘Theil seine Reizbarkeit verloren. "5. Experiment. 28. Juli. 414 Uhr, Vier Fiederchen, von einem Blatte abgeschnitten, werden mit‘ der Unterfläche auf die vier folgenden (in breiten Gläsern. befindlichen) Flüs- sigkeiten gelegt. No. 1. anfı4'Unzen Regenwasser; No.2. auf ‘4 Unzen‘Wasser, wozu eine halbe Unze Aqua lauroce- rasi hinzugefügt; No.3. auf 4 Unzen Wasser, worin Gram Extr. Opü ag. aufgelöst; No. 4. auf eine gleiche Quantität Wasser, worin 20 Tropfen einer gesättigten Auflösung von Acetas Plumbi aufgelöst sind. Die Blättchen sind nun alle geschlossen. Um 3: Uhr Nachmittags fand ich sie alle ge- öffnet auf der Oberfläche schwimmen, ausgenommen No. 2., welche sich unter derselben befindet #), — 29. Juli. 4 Uhr. 70° F. Regen. Die Blättchen von allen sind geöffnet, jedoch von No, 2. nur einzelne, welche die. Agua lauroe. nicht‘ un- mittelbar berühren, während diejenigen, welche davon mehr benäfst sind, geschlossen sind und ihre Reizbarkeit: verloren haben. Auch: die geöffneten Blättchen sind weniger reizbar. Die von No.'3. schliefsen sich bei Berührung, öffnen sich je- doch nur wieder zur Hälfte. Die von No.4. sind ebenso reiz- bar als von No. 1. — 31. Juli. 14. Uhr. 64°. Regen. No. 1. sehr reizbar und offen. No. 2. nicht reizbar; die Blättchen *) Blättchen unter Wasser getaucht, öffnen sich durch die Wir- kung des Lichtes und steigen nach der Oberfläche. 94 unter der Flüssigkeit sind geschlossen; die: aufserhalb derselben geöffnet, aber nicht reizbar bei Berührung. No. 3. und 4. sind halb geöffnet, viel weniger reizbar bei Berührung und öffnen sich sehr langsam. — 1. Aug. 11 Uhr. 62° F. Regen. No. 1. öffnet sich und ist sehr reizbar. ‘No, 2. ist ganz gestorben und be- ginnt gelb zu werden. No.3. ist halb geöffnet und sehr reiz- bar. Von No. 4. sind die oberen Blättehen noch reizbar, die unteren geöffnet und reizlos. ı2. Aug. 114 Uhr. 63°. Regen. No.1. wie gestern. No.3. ganz reizlos; die Blättchen geöffnet und fangen an gelb zu werden. ‘No. 4. die oberen Blättchen noch sehr wenig. reizbar, halb geöffnet. — 3. Aug. 67°. Be- zogene Luft. Alles wie gestern. — 5. Aug. No. 1. noch sehr reizbar, aber halb geöffnet. No. 4. todt, gelb gefärbt; die un- teren Blättchen fallen schon ab. 6. Experiment. 29. Juli. 1 Uhr. Ich liefs auf den Insertionspunkt der 4 Fiederchen eines kräftigen Blattes einen Tropfen verdinnte Schwefelsäure behutsam fallen. Anfangs sah ich keine Veränderung, jedoch ungefähr nach $ Stunde, fingen die Blättchen der Fiederchen plötzlich an sich zu schlie- fsen, von unten beginnend, Paar an Paar; die analogen Paare der 4 Fiederchen ‘ungefähr gleichzeitig; beim Schliefsen des unteren Paares fing auch das folgende an, wie umfallende Kar- ten. Der Blattstiel senkte sıch nicht. Am folgenden Tage war das ganze Blatt gestorben, und zumal an dem Punkte, wo die Schwefelsäure angewendet, sehr entfärbt. 7. Experiment. 29. Juli. 11 Uhr. Ein zugefaltetes Blatt wird in eine 4 Drachmen Wassers und 2Serup. Tinctur. Gallar. enthaltende Röhre geschoben. — 31. Juli. Das Blatt ist todt und gelb gefärbt. 8. Experiment. 28. Juli. 124 Uhr. Auf ein recht frisches Blatt werden auf den Insertionspunkt der Fiederchen, sehr vorsichtig, kupferne Decigramme gelegt. Als 4 da- rauf lagen, bog sich der 6 Centim, lange Blattstiel etwas. Selbst als im Ganzen 1 Gram darauf lag und ich fürchtete, dafs der Stiel brechen würde, behielt dieser noch seine Stellung, so dafs das Gelenk nicht angegriffen war. Als die Gewichte abgenom- men wurden, senkte sich der Blattstiel durch eine leise Berüh- rung an der Unterseite des Gelenkes sehr tief. 9. Experiment. 4. Aug. 114 Uhr. Eine ganze Pflanze 95 wird mit einer Auflösung von 1 Gram Extract. Hyoscyami in 6 Unz. Wasser, sowohl von oben, als von unten (in die Unterschäle) begossen, wodurch (die Erde des kleinen Topfes durchaus nais wurde. 2. Aug. 114. Die Pflanze ist sehr frisch und reizbar. Sie wurde auf's neue mit einer starken Lösung begossen. — 3. Aug. Ebenso reizbar wie früher; sie wird jetzt mit 8 Unzen einer filtrirten Auflösung begossen. — 5. Aug. Sehr reizbar. Die Erde ist noch ganz nafs. Auch an den fol- genden Tagen fand ich die Pflanze sehr reizbar; später wurde ich verhindert dieselbe zu beobachten, und konnte nicht be- stimmen ob das Extraet wirklich durch die Wurzeln aufge- nommen war *). Bemerkungen und Schlufsfolgerungen. 4. Einflufs der Feuchtigkeit auf die Reizbarkeit. Aus Experim. 1, 2 und 5 geht hervor, dafs das Eintauchen in, oder Befeuchten durch Regenwasser nur einen sehr geringen Einflufs auf die Reizbarkeit ausübt, da z. B. in Exp. 2. die Blättchen unter dem Wasser, obwohl in der engen Glasröhre halb ge- schlossen, gegen derselben innere Wand andrückend, sich zu öffnen bestrebten. Hiermit stimmen die Beobachtungen frühe- rer Untersucher nicht überein**). Diese scheinen jedoch über- sehen zu haben, dafs Pflanzentheile, in sehr feuchter Luft (z.B. unter Glas) eingeschlossen, nach einiger Zeit durch die verhin- derte Exhalation sterben, wie ich dies an einem anderen Orte auseinandörsetzte***), Dr. Dassen sagt nämlich: »Ich setzte ein kleines Pflänzchen (von M. sensitiva) mit dem Töpfchen auf eine Schüssel, gofs diese voll Wasser und .bedeckte das Ganze mit einer gläsernen Glocke; in ein Treibhaus gesetzt, wurde die Glocke bald mit Wasserdampf gefüllt.« Er sagt in- dessen nicht, wie lange das Experim. gewährt habe und wel- *) Prof. ©. Mulder machte ein ähnliches Experiment mit Extr. Opii, wobei auch erst am 10. Tage der Tod eintrat. (Vergl. Bydra- gen tot de nat. Wet. II. 60.) *) Vergl. M. Dassen in Natuurk. Verh. d. Holl. Maatsch. van Wetens. t. Haarlem. Deel XXII. p. 321. Ausgezogen in diesem Ar- chive 1838. Th. I. S. 214 u. S. 345. *") Vergl. Athenaeum, Tyd. voor Wetenschap en Kunst Il, 339 — 402. und im Auszug in Bullet. d. Sc. phys, et nat. dans Neerlande. 1838. No. 13, 96 ches eigentlich. ‚das. Resultat war. Ohne Zweifel mufste; die Pflanze, wenn die Glocke nicht gar'grofs war, kränklich wer- den und .absterben. Wenn das Leben der Pflanze angegriflen oder zernichtet wird, mufs ja auch eine Eigenschaft desselben, die Reizbarkeit, aufhören. Dieses ‚geschieht dann ‚aber nur mit- telbar durch den Einflufs der Feuchtigkeit. Im 5. Exper. wa- ren auch die auf dem Wasser schwimmenden Blätter am 9, Tage reizbar, wie dies schon früher von Sigwart, Peschier und Du Fay beobachtet wurde. 2. Betäubende Stoffe, z. B. Extr. Opiü. ag. von aufsen auf die Gelenke angewandt, vermindern, das, Bewegungs- Vermögen, ohne dieselben zu tödten ( Experim..2, 3,.5.). Später bekommen solche Gelenke dieses Vermögen wieder. Dafs die Verminderung desselben nicht von der Feuch- tigkeit abhängt, beweisen die gleichzeitigen ‚Experimente mit gewöhnlichem Wasser. Von dem narcotischen Stoff befreit, öffnen sich die Blättchen langsam, so dafs die Zellen an der Oberseite des Gelenkes sich nur langsam wieder mit Flüs- sigkeit zu füllen scheinen. Nachdem sie geöffnet sind, haben sie für einige Zeit die Reizbarkeit verloren. Das Oefinen und Schliefsen geschieht also nicht durch eine und dieselbe Kraft des Gewebes. Die Zellen haben jetzt die Contraetilität noch nicht zurückerhalten. Zusammenziehung wird also als eine active Function, die vermuthliche Ursache der Bewegung seyn. Es ist.bekannt, dafs der 'scharfsinnige Dutrochet*) be- wies, dafs in den Zellen der Gelenke der Sitz des Bewegungs- vermögens sei. Durch entgegengesetzte Action der beiden Gelenkflächen, durch Expansion oder. Contraction, erhebt oder senkt sich das Blatt. ‘Wenn eine ‚betäubende Materie diese Eigenschaft des Gewebes ausgelöscht hat, bleibt das Blatt un- beweglich in seiner gewöhnlichen Stellung. In unserm Exper. öffneten sich jedoch die Blättchen, die durch die Enge der Röhre zugefallen gewesen waren, nachdem sie aus der narco- ‚ tischen Flüssigkeit herausgenommen waren. Dies geschah also durch eine gleichmäfsige Vertheilung der Säfte in der Ober- und Unterfläche des Gelenkes, welche natürlich durch mecha- *) Recherches anatomiques et physiologiques. Paris 1824. Vergl. auch schon Abr. Munting Waare oefening der Planten. S. 448. 97 nischen Druck gestört, war.; Durch Zusammenziehung einer der beiden Zellenlagen konnte dies nicht geschehen, weil deren ‚Contractions-Vermögen jetzt ausgelöscht war, . Auch Hr. Dassen hat aus den von ihm mit glücklichem Erfolge wiederholten Experimenten des Hr. Dutrochet, den Schlufs gezogen, dafs die Bewegung. nicht dureh Contraction, sondern durch Expansion der, Zellen stattfinde, und. er glaubt selbst, ‚hierin ‚einen merkwürdigen Unterschied zwischen den Bewegungen der Pflanzen und Thiere gefunden zu ‚haben, da bei den letzteren die Bewegungen stets durch Contraction aus- geübt: werden *). Ich fürchte, dafs die Natur diese Hypothese nieht bestätigt. Wenn man nämlich nach: Dutrochet, , die Zellen an ‚der, Oberseite des Gelenkes wegschneidet, ‚so erhebt sich das Blatt und senkt sich nicht wieder;, wenn: man die unteren Zellen wegnimmt, so senkt sich das Blatt und. geht nieht wieder. in ‚die Höhe. _ Diese Beobachtung beweist, im Scheine ‚sehr wohl, dafs durch Expansion der oberen Seite des Gelenkes das Blatt sich senke, und. durch die der ‚unteren sich erhebe, und man wird hinzufügen, dafs, wenn das Blatt sich durch Contraction der unteren Seite senke, und durch die der oberen aufsteige, dies auch beim erwähnten Experimente stattfinden müsse, wenn auch die gegenüber stehenden Seiten weggeschnitten sind. Betrachtet man indessen den Bau des Gelenkes, so sieht man leicht, dafs die Zellen der beiden Sei- ten mit einander in viel engerer Verbindung stehen, als mit den angrenzenden Zellen des Stammes oder Blattstiels, wodurch die schon von anderen **) vorgebrachte Meinung, dafs die Bewegung: mit wechselseitiger Bewegung des Zellensaftes ‚der Gelenkseiten in Verbindung stehe, einige ‚Wahrscheinlichkeit erhält. Bei dem gewaltthätigen Einsehneiden. des Gelenkes, wodurch die, eine Hälfte weggenommen wird, ist nätürlicher Weise das Leben der anderen zu tief angegriffen, um ihre Function nach der, gewöhnlichen Weise ausüben zu können. Auch. bildet. nicht, jede Gelenkhälfte ein organisches ‚Ganzes und die Function der einen kann ‚ohne die andere nicht ‚statt- +) Am ahgeführten. Orte. 5.299, 300. *") Burnett und Majo (in Ferussac Bull. d. Sc. nat. XIV. 77 und selbst Dutrochet (Journal de Pharmacie 1823. p. 322.) Y, Jahrg. 1, Band, 7 98 finden. Man findet Keine anatomische Grenze zwischen "beiden. Die bekannte Thatsache, dafs sich das Blatt durch Berührung der unteren Gelenkfläche senkt, ist sehr zu Gunsten meiner Meinung; denn es ist sehr ünwährscheinlich, dafs ein’auf die untere Seite angebrachter Reiz auf die obere seine Wirkung ausübe. Die Bewegung geschieht wie durch einen 'Stofs, wel- ches weit besser aus einer Contraction der untern Seite, "als aus einer Expansion der obern "erklärt wird. Wenn die Zellen dieser letzteren sich ausdehnen söllen,“ ‘so mufs dies doch von einer Anfüllung von Saft begleitet Werden; dieser mufs von den umliegenden Theilen dahin getrieben werden, und man müfste also auch in diesen einen gereiäten Zustand Annehmen. Betrachtet man die Sache näher, dann scheint im 'Gähzen die obere Seite des Gelenkes weit mehr passiv zu sein; man kann ‚dieselbe ziemlich stark drücken, ehe eine Bewegung des Blatt- stiels folgt; dies findet erst dann statt, wenn der Druck 'sich der Unterseite mittheilt. Dürch keinerlei Reizung der Oberseite kann man das Blatt sich erheben lassen, wenn es sich gesenkt hat. Dazu bedarf es immer einer gewissen Zeit, und es ist sehr ersichtlich, dafs die Erhebung auf eine ganz andere Weise stattfindet, als die Senkung. Wenn die erwähnte Theorie währ wäre, so müfste das Blatt sogleich in die Höhe gehen, 'nach- dem die Oberseite des Gelenkes weggeschnitten ist, 'weil 'die Expaisionskraft der Unterseite danh die Oberhand hätte. Die Experimente des Hr. Dasseh streiten selbst gegen seine Mei- nung. Mit Recht bemerkt derselbe, dafs wenn nran die eine Seite des Gelenkes weßschneidet, die dndere dann mehr Kraft erhalte, w eil der Gegendruck aufgehört hat. »Ich habe, sagt derselbe, das Nierzu nölhige Experiment angestellt, und sah, dafs die scheinbar nöthige Folge nicht statt fand.” Denn wenn ich die Oberseite‘ wegschnitt, und das Blatt mit 9 Gran (welche ein nicht verwundetes Blatt leicht trägt) beschwerte, 'so ging dasselbe langsam und unregelmäfsig in die Höhe; blieb ‘dann während 2—3 Tagen in dieser Stellung, und ‘sank dann im erschlafftem Zustande *).« Ich sehe nun im dieser Erscheinling nichts anders, als dafs das durch das gewaltige Einschneiden gesenkte Blatt in die Höhe gehoben ward «durch den Saft, *)a.a O S,300. ‚ n 99 welcher ‘in: die unteren Zellen zurückkehrte. Bei der grofsen Wunde 'mufste diese.bald vertrocknen, ‚und 'das Blatt alsdann erschlafit niedersinken. Die in unserm 8- Exp. erwähnte Kraft, wodurch ein Blatt 1 Gram trug, beweiset, dafs ein Druck, durch. das Blatt selbst auf die (Zellen des Gelenkes ausgeübt, wenig Einflufs 'auf ihre Gontraction hat, da ein viel’ schwächerer'Druck auf.das Gelenk von 'aufsen ausgeübt, hierzu viel: wirksamer ist. “Ich machte indie Oberseite des Gelenks einer im Treib- hause stehenden -Pflanze,,im September, einen Cirkelschnitt, bis’eben auf oder in die Holzlage des Stiels,; wobei ‚sich etwas Flüssigkeit entleerte; dabei senkte sich.das Blatt und schlossen sich die Blättchen; ‚nach 10Min.‘ waren die Blättchen wieder geöffnet, und der Stiel hätte ,sich zu einem rechten Winkel erlioben. ' Als ich nach einer halben Stunde das Gelenk unter- suchte, fand ich ‚dasselbe ohne alle Reizbarkeit, und'das Blatt erhob sich nicht höher. ‚Nach 2 Tagen fand ich das: Blatt wieder .in ‘seiner. natürlichen Richtung ‚zum Stamm, ih einem scharfen Winkel, das Gelenk war bei, Berührung von; unten reizbar, das Blatt senkte sich aber nicht tiefer als’ zu einem rechten. Winkel. — Von einem anderen Gelenke schnitt‘ ich die ganze Obersäite weg, ‚wobei sich ‚aus der äufseren grünen Zellenlage keine, ‚aus der’ innern viel Flüssigkeit entleerte; das Blatt senkte sich wie gewöhnlich; innerhalb einer Stunde erhob es sich wieder, aber die. Unterseite des Gelenkes ‘war. ohne Reizbarkeit. — Später fand ich dasselbe: vertrocknet. Sprechen''nun diese Resultate zu 'Gunsten der Hypothese, dafs durch -Anfüllung der: Oberseite des Gelenks das Blatt sinkt? —, Gewifs im! Scheine, '!denn: wenn. diese verwundet oder ganz weggenommen wird, senkte ‚das Blatt sich anfäng- lich nicht; jedoch später findet dieses wieder'statt, auch ohne die Function der Oberseite. "Wenn die‘ Bewegung durch Zusammenziehung der‘ untern Gelenkzellen stättfindet, .mußs (die darin. enthaltene. Flüssigkeit anderswohin getrieben: werden. Hierüber hat man viel. gestrit- ten. Hr. Dassen ‚glaubt, ‚dafs die. Flüssigkeit ‘aus dem Gelenke in den Stamm, nicht von ‚einer Gelenkseite indie andere über- gehe. »Er schnitt, zu beiden. Seiten. .des: Gelenks die Zellen- substanz ‘weg, so.dafs die. Communication der;zwei gegenüber- 7* 100 stehenden "(der obern' und untern nämlich) unterbrochen war. Darauf folgte völlige Lähmung, welches jedoch auch durch den grofsen Saftverlust, welcher bei der Operation statt fand, ‘verursacht werden konnte; defshalb glaubte er, könne dieses Experiment’ nicht entscheiden, wefshalb er bei einigen andern Blättern mit einem kleinen Messer blofs einen ‚Längs- schnitt durch die beiden seitlichen Flächen des Gelenkes machte: Ebenso gut, wie im erwähnten Experimente, war hierdurch (die Communication zwischen der Ober- und Unterseite weggenonm- men, »doch nun war das Bewegungsvermögen auf keine Weise aufgehoben.« — Um endlich ein entscheiden- des Experiment für seine Hypothese zu bewerkstelligen, schnitt Hr. D. ein ganzes Blatt: mit‘'einem runden Stückchen‘ Rinde von dem Stamm ab, und als nun das Blatt durchaus sein Be- wegungsvermögen verloren hatte," zieht er: den Schlufs, dafs dies geschehe, weil jetzt der Zellensaft nicht'aus dem Gelenke in den Stamm und umgekehrt fliefsen könne. Solche gewaltsame Experimente beweisen zu viel. Kann denn’ uns ein rundherum verwundetes Gelenk, das viel: Saft verloren hat und vom Stamm getrennt ist, noch über 'seinen natürlichen Zustand belehren? Ich machte mit einer sehr dünnen Landette von oben in das Gelenk einen perpendiculären Längsschnitt, ganz ‚durch dasselbe hin, so dafs dasselbe von seinem Insertionspunkte: bis in den Stiel gespalten, und also alle.Communication.zwischen der linken und rechten Hälfte aufgehoben: war, .dahingegen zwischen der obern und untern Seite und. mit ‘der angrenzen- den Rinde bestehen blieb. Es entieerte sich. beinahe: keine Flüssigkeit. Einige Augenblicke nach dem Schnitt,- während dem das Blatt sich gesenkt hatte, schlossen sich dieFiederchen; von dem äufsern anfangend, alle ungefähr innerhalb 4 Min; Nach einer halben Stunde fingen sie‘an sich in entgegengesetz- ter Ordnung zu Öffnen, aber das Gelenk des nun aufgerichteten Blattes war ohne Reizbarkeit. Nach 3 Tagen hatte das Gelenk diese noch nicht zurückbekommen, aber‘ die ‚Blättchen: waren offen und reizbar. — Die gewöhaliche Lebensfunction des Blat- tes war also durch. diesen Schnitt‘ nicht gestört. ..: Wir lernen aber daraus,‘dafs'man aus dergleichen, durch Einschnitte künst- lich abgebrochenen (Communicationen nicht auf. die, Weise der 101 Saftbewegung |schliefsen' kann, denn‘ ob: wian \diesens aus der unterh in die obere‘Seite,.\oder ‘in (den, Stammzurückfliefsen läfst,; hätte in«beiden. Fällen das Beweguiigsverniögent bei un- sermExperim. nicht gestört‘ werden müssen, «welches «nicht ge- schah. | Die Wunde‘ oderı.der Saftverlust ‚oder ‚beide: zugleich zernichteten \also: das) Gonträctionsverwögen.der.:Gelenkzellei. #9>= Fehr thatınumsansjeinem) Anderen Gelenke. einen :älinlichen Schnitt, jedoch in horizontaler Richtung, so dafs die, Gommut nieation zwischen der Ober- ünd Unterseite aufhörte. Auch hierbei 'ward wenig) Flüssigkeit ‚entleert, Das Blätt,senkte sich, und;hatte seine Reizbarkeit, verloren, die;jedoch in dem,Blätt- ehenblieb., — Ichi,habe; ‚diese ‚Experimente, bi und. stets. u demselben, Erfolge wiederholt... hi 5), Berner. machte ich-um,den Tugertnnepunhk eines. Blatistiels einen! kreisförmigen.Schnitt, in, die Rinde ‚bis, anf dası Holz,ıwo= hei ‚sieh! vier, Tropfen veiner ‚bleigbgrünen Klüssigkeit entleerten, welche ‚nach‘ einigen Augenblicken weifs- schaumartig ‚wurden, Das Blatt \senkte sich während ‚der Operation, ‚und. die. Fieder; chen.‚schlossen.sich;, jedoch nach ‚einigen Minuten öffneten ‚sich diese,wieder und waren reizbar., Das Stielgelenk war jedoch gelähmt,, aber, nach 10 Minuten war es wieder jeinigermafsen reizbar;,;.der Stiel hatte, siehs etwas erhoben, dureh Schütteln: sehliefsen;. er. glaubt, .‚dafs\.soleh 102 eine Reizbarkeit allgemeiner»in den Pflanzenzellemvorkomme als \man ‚früher 'geglaubtl'habe (Bot.. Zeitung: 4832. H. 497— 503). De,Candolle'sagt, wie ich''glaube,»ganz mit,Recht! „nous considerons‘ces' phenomenes‘eommeidessicas: d’exci- tabilite: poussce au plushaut degr&A« Phys: vegill. .867;) Beim Einschheiden" in 'die"saftreiche Rinde: /der-Mimosal fliefst aucdh''eile (grofse’Mehge 7 Saftes;. mitieinem; gewissen a 1,08 „Burdaisl solsiaostmad id hat Aiudor wi, ul al Es ah era oem Aus eitien 'EXperitiienten 'mie'den 'Gimen &rgiebtsich) dafs diese Oonträetilität durch’ narcotische‘ Stoffe, als Extr! Opii kusgelöscht wird, 'das!Leben jedöch' dadurch nicht ferner leidet, wenn die Einwirkung > 'Giftes nicht zu länge fortge- setzt wird. "Später" kehrt’ die! Conträctilität "zurück. "" Andere Stöffe Töschen zugleich‘ mit der’ Cönträctilitätatich "das! mei. ats) als" 41g. Era "Gallärum hnd''Cämpher EN 24,5, 77° ielleicht: greifen einige‘ derselben ebenfalls erst 'die"Reizbarkeit an." Durch Hcetas Plumbi ver- schwindet diese vielleicht "bloß in Folge‘ der’ allgemeinenbe: bensäffeetiom "= Auch Harcot. "Stoffe, lange Zeit hinter’ einan- der atigewändt/scheineh den Tod herbeizuführen, (Exper. 5.) Aus 'dem”9.- Exp. endlich” FEht hervor, was” sich" auch scho bei andeten’Untersüchungen ergeben hatte,’ dafs ein hard cötischer Stoß '2.B: Be. Hyoscyamı,'v wenn‘! ez grofser weder atıf' die 'Reizbarkeit , noch auf die "Vebenskraft im von BEnehEH, einige ae Wirkung ‚ausübe. SIE N Hör 3 mas sib Nah 11924 erben InsIst) ti ' Das 6. ech führt’ zur FREE der E arspf lan- —. \der-Reizes in re) cl " Man‘ weifs, "dafs re alsı Gcifänckeren der Reize Pr \Holzfasern und“Gefäfse'(®) 'betrachtet,"insbesondere jedoch den darin’ enthaltenen ‘Saft Dr. /Dassenbemühete.sich'dar- zuthtm, dafs nicht" dieser Saft, sonderndie Fasersubstanz'selbst die Reize leite, "Zu dem’ Zwecke 'schnitter'von einem langen dicken Zweige’ die Rinde in ‘0,1 Meter'Länge' weg, und prefste nun‘ das Holzsystem mit aller Kraft'zwischen‘ zwei hölzernen Pflöckchen, ‚so dafs dasselbe von allem Safte: |beraubt ward.“ 103 Danach lies er ‚den Zweig, einige, Minuten. liegen, während wi cher Zeit die Blättchen sich einiger Maafsen öffneten; dann brachte er das, Ende des ausgeprefsten, Zweigesi in eine Flamme, wobei sogleich eiue neue Zusammenziehung folgte, „woraus also hervorgeht, dafs keinesweges der Saft, sondern, das Holz- system selbst die Reize leiten.“ *) Wiewohl ich die Wahrheit. des Resultats wicht bezweifle, glaube, ich gegen die Schlufsfolge bemerken zu müfsen; 1. dafs durch derartiges Zusammendrücken das Holz durchaus ‚nicht trocken wird, da es erwiesen, ist, dafs man durch weit kräfti- gere Operationen ‚diese, ‚Substanz nicht von allem Wasser be- freien kann, Rumford konnte kein Holz durchaus trocken machen. — 2. da Hr. Dassen das Praeparat einige. ‚Zeit, lie- gen. liefs, mufste dasselbe sowohl aus der Luft als aus seinem übrigen nicht geprefsten Theile, wieder Wasser anziehen. 8. kann man aus, einem derartig gequetschten und gedrückten Pflanzentheile nichts a Leitungsfähigkeit für Reize bestimmen. Ich glaube en dafs blofs die von dem in die Flamme gehaltenen Ende geleitete Wärme hier als ‚Ursache zu betrach- ten ist, denn man weils nach, den Untersuchungen von, Alph. De Candolle und de la Riv ©, wie leicht und schnell die Holzfaser der Länge, nach die ‚Wärme leitet. Die darin ent- haltene Feuchtigkeit wird, wenn „das ‚untere Ende erwärmt wird, ‚nach oben getrieben, wodurch, so wie durch die,mit hin- aufsteigende Wärme, ‚ein gewaltiger Reiz.auf die Blätter aus- geübt, wird, Wenn man, ein ganz trockenes Stück Holz mit dem einen. Ende, auf's Feuer legt, ‚so. wird bald aus dem ‚an- deren der heifse W asserdampf herausgetrieben, und. wer würde nun daraus: beweisen wollen, dafs die todten Holzfasern, das Wasser nach. oben treiben? — Dr. Dassen giebt auch nicht an, in wie weit die strablende Wärme auf die Blätter kann gewirkt haben. **) *). Am ‚angel, Orte S. 310. **) Dafs, wenn Hr. D. (a. a. O. S. 311.) blofs den Rinden- und Marktheil in die Flamme hielt, die Contraction nicht erfolgte, be- weist nur, dafs diese aus viel mehr isolirten Thheilen bestehenden Gewebe die Wärme und, Flüssigkeit nicht so leicht ‚bis nach oben durchlassen. mi [ch mächte in der Mitte eines Pe Shi den ich von ünten ‚mit einem Finger stützte, sehr orsichtig und ohne das Blatt zu schütteln, einen Stich mit einer Lanzette, gahz durch den. Stie] hindurch, drehte dann die Lanzette und übte dadurch einen starken Reiz auf das Holzsystem des Blattes aus, be- merkte jedoch weder in den Blättchen noch in dem Gelenke einige, Bewegung. Oft habe ich dieses Experiment ‚mit stets gleichem Erfelg wiederholt. Blofs nach einigen Stunden fand ich die Blättchen weniger reizbar, welches man "einfach aus dem eingetretenen Saftmangel Srläirät Kari‘ ra In wie fern von aufsen angewandte Wärme zur Contra- etion reizen kann, geht aus dem folgenden Experimente her- vor. .*) Wenn man einen heifsen Körper, 2. B. die Außenseite einer brennenden Pfeife leise einen Augenblick an ‘ein Blätt chen hält, und dann zurückzieht, so Schliefsen sich" lach 'ei- nigen Small die Blättchen dieses Fiederchen, von oben an- kalgehd paarweise, oder erst an der einen, dann an der ände- ren Seite sehr schnell; dann, oder schon während des Schlies- sens dieser Blättchen, senkt sich ‘der Blattstie, und nun schliefsen sich auch die übrigen Fiederchen, mit dem anfan- gend, welches dem schon geschlossenen am nächsten steht. Bei genauer Beobachtung kann man sich überzeugen, dafs ein kleiner Zeitraum (von 1-2 See.) nöthig ist, ehe der Reiz sich von dem einen Fjederchen auf das andere oder auf den Blattstiel überpflanzt.' Alles Täuft ungefähr in 40 Sec.“äb. "Ich machte dieses Experiment bei 78° F. und’hellem Wetter, wie- derhölte dasselbe oft und stets mit demselben Erfolg.‘ "Es ist nicht einmal nöthig, dafs der heifse Körper das Blättchen be- rühre, Auf einem kleinen Abstande daran gehalten, sieht man dieselbe Erscheinung, also in Folge der strahlenden Wärme, Nach einiger Zeit öffnen sich die Blättchen wieder, erst das, welches sich zuletzt geschlossen hät, dann erhebt sich der Blattstiel und danach öffnen sich die übrigen. Diefs' geschah jedoch nicht immer so regelmäfsig. 4 Diese Art der Reizverbreitung ist nicht unwichtig, jedoch *) Dafs auch die Kälte, also. eigentlich jede plötzliche Tempera- turveränderiig dieses bewirken Kann, Kieht man beim Oeffnen eines Treibhauses oder Backes, worin Mimosapflanzen stehen. 105 ne TEE. re frägt sich, ob das Schliefsen des der Wärme ausgesetzten Blätt- chens, die Ursache des Schliefsens der übrigen und des Sen- kens des Blattstiels sei, oder ob diefs alles durch den Reiz der Wärme statt finde. Wenn man bedenkt, dafs man durch mechanischen Reiz einzelne Blättchen schliefsen kann, ohne dafs die übrigen sich schliefsen, so möchte die letztere Erklä- rung die wahrscheinlichste sein. Dafs die von dem heifsen Körper:'am' weitesten 'entfernten Blättchen sich: zuexst» wieder öffnen, obschon sie sich am letzten geschlossen hatten, spricht auch für diese Meinung; sie waren die am wenigsten gereizten und kehren darum am schnellstem zum normalen Zustand zu- rück. — Das Fiederchen, welches sich zuerst schliefst, steht durch die Continuität der Fasern in näherer Verbindung mit dem Blattstiel als mit den übrigen, Fiederchen;, deshalb, senkt sich vielleicht der Blattstiel gleich nach dem Schliefsen dieses Fiederchen. In diesem Blattstiel findet nun ein sowohl in dyr namischer als phiysischer"Hinsicht verätiderter Zustand 'Statt, und dä aus diesem ‚Stiel’auch die Fasern'der'übrigen' Feder: chen entspringen, schliefsen sieh deren Blättchen'' vielleicht in Folge jenes veränderten Zustandes.: Vielleicht trägt auch = mechanische Bewegung des Stiels hierzu bei. Die Erscheinung, welche im: 6. Experimente’ über die Wir: kung der Schwefelsäure erwähnt wurde, kann! hiermit‘ vergli- chen werden. Der lange Zeitraum jedoch zwischen ‘der Anwen- dung derselben und dem Schliefsen der Blättehen’macht es wahr- scheiniich, dafs die chemische Störung des Gewebes als Ursache wirkte. Es ist bemerkenswerth dafs der Blattstiel sich nicht senkte. — Eine ähnliche Erscheinung erzählt De Candolle von Ac. nitricum (Phys. veg. II. 866). Zerstören vielleicht diese Säuren erst das Zellgewebe und: bewirken 'sie vielleicht erst dann, wenn sie in die Höhlungen der Gefäfse gelangt sind, die Zusammenziehung, entweder durch erhöhte Wärme oder durch Gasentwickelung? Doch ich will das gefährliche Feld der Hypothesen hier verlassen, „nous n’observons que depuis une heure, et nous oserions proroncer sur les vcies de la nature!“ Bonnet. Rotterdam 1838. " Mönograph ef Nord American Cyperacene Js bnnseun, i1101 Pr a Innals of the L J Lyceum, en Kar hist, of Newyork. Vol. IH, 2 1836, ‚No. 8—44. Veu-York 1836, 8. p. 239-448. read. 8 Aug. 1836. ni Ida io m i u | BL? zZ D. Verf., ‚durch ea die Flora der vereinigten Staaten erläuternde ‚Schriften, vortheilhaft bekammt, giebt‘,in..dem vor- liegenden. Hefte‘ .‚eine Monographie ‚der Nordamerikanischen Cyperaceen ‘(read 8, dug.). Er, folgt: im. Allgemeinen. der Anordnung von Nees v.Esenbeck; ‚doch nicht ohne einige Mo- dihcatiönen 'und.Vierbesserungen. Die. zahlreichen. Gattungen werden indessen.beibehalten und. es tritt,eineneue zu den ‚Rhyn:+ chosporeen gehörige ‚Gattung, Psilocarya, ‚mit 3. Arten, und ziemlich ausgezeichnet, 'noch hinzu,‘ Die‘ Zahl ‚der aufgeführ- ten. Arten ‚beträgt 326 und ‚es sind\.dieselben auf einer Tabelle ihrer Verbreitung‘ nach, zusammengestellt. - Ausschliefslich dem Gebiete sangehörig sind deren 252; auch in Ostindien gefunden 5; in!Europa' vorkominend 64! — Das Material zu der Ar- beit, grofsentheils 'aus! Europa, besonders ‘durch ‚Hooker..dem Verf. 'zugetheilt, ' ist ‚bedeutend ‚und die Kritik. durch, Verglei- chung einer’ grofsen. Anzahl von ‚Originalexemplaren. ‚nicht We- niger ‘als; durch sehr vollständige Benutzung der Literatur und genaue Untersuchungen wichtig und schätzenswerth. Die Ver- gleichung ‘mit Kuntl’s allgemeiner Monographie der. ‚‚Cype- raceen vom Jahre 1837 wird nothwendig. und lehrreich, sein. In der Stellung mancher Gattung sind die'Verf. verschiedener Ansicht. So steht z. B. Dulichium bei Torrey unter den Cypereen. Von den Gattungen Rhynchospora und Carex en 107 sind hier nur. Revisionen gegeben. und es. ist bei ersterer ‚auf A. Gray’s ‚Monographie, in..denselben Annals;\ bei letzterer auf.die vom Verf. mit ‚v. Schweinitz..an.'demselben, Orte .ge- gebene Arbeit: und. ‚auf Dewey’s Erläuterung der: Nordameri- kanischen ‚Riedgräser in. Sillimans: american Journal ver- wiesen. — Jedenfalls gehört Hrn... Torrey’s, Abhandlung zu den wichtigsten Beiträgen, welche die nordamerikanische Elora,.in dem. letzten Jahrzehend erhalten. hat« 7 „Boologische- Notizen, Ina m 4 sid ) Lange Lebensdauer der Spormatozocn bi Vespa. sun f benbadhtet von C. „Th. vw. Siebord. Hishr Icn fand am Sten ehe d. 1 drei ie Le der Vespa rufa Lin. unter Moos eines Fichtenwaldes. Ich zer- gliederte sie, besonders um das receptaculum seminis zu un- tersuchen und machte bei dieser Gelegenheit folgende zwei Beobachtungen. Das receptaculum, seminis. besteht aus einer eiförmigen capsula seminis und einer, einen einfachen Blind- darm darstellenden glandula appendicularis (S. Müllers Ar- chiv 4837). Die TEN welche von einem halb drüsen- artigen, halb muskelartigen Hofe umgeben ist, mündet mit 'ei- nem: kurzen engen ‚Kanale dicht unter: der, Vereinigung ‚der beiden..Eierstocks-Trompeten' in den gemeinschaftlichen. Eier- gang. (vagina) ein. An dieser Samenkapsel bemerkte ich ‚nun erstens deutliche, peristaltische Bewegungen, ‚wodurch der. aus ihr hervorschimmmernde Inhalt bald nach dem Grunde, bald nach dem: Haälse der Kapsel hingedrängt wurde, Zweitens erkannte ich bei:näherer Untersuchung und zu meinem gröfsten Erstau- nen, dafs der Inhalt dieser Kapsel (bei allen drei Wespen): in nichts anderem bestand, als in einem'dichten Haufen: lebhafter haar-förmiger Spermatozoen, welche ; fast \.die, ganze: Kapsel 108 äusfüllten. Die Eierstöcke der drei Wespen 'waren sehr we- nig 'entwickelt. Diese Spermatozoen können doch ‘nicht an- ders als durch die letzte Begattung, welche. spätestens im ver- gangenen Herbste statt gefunden haben kann, in das recepta- culum' seminis gelangt sein. ‘Es beweist diese‘ Beobachtung, wie lange die 'Spermatozoen- in dem Receptaculum- seminis der Insekten’ unversehrt aufbewahrt‘ 'werden können.» Sollten dieselben nicht auch eben so lange befruchtungsfähig bleiben können? Wäre es dann nicht möglich, dafs diese Wespen, wenn sie im Frühlinge aus dem Winterschlafe erwacht wären und keine Männchen zur neuen Begattung vorgefunden hät- ten, dennoch befruchtete Eier hätten legen können, indem die peristaltischen Bewegungen der Samenkapsel den Inhalt der- selben über die durch die Scheide hindurchgleitenden Eier er- gossen hätten? Die Beantwortung dieser Frage mag der Unbe- fangene aus ‚der.bekannten Erfahrung, entnehmen,, dafs nur allein die Wespenweibchen überwintern und dafs sie erst im Spätsommer aus ihrer im Frühjahre‘ gelegten Brut männliche Wespen hervorzubringen im Stande sind. (S. Kirby und Spence. Einleitung in d. Entomol. Bd. II. p. 129.) i nl 2) Noch eine Mittheilung über die Verbiälinngsl Art des Mytilus polymorphus Pall. Herr J. E.' Gray schreibt mir in Bezug 'auf meinen Auf- satz in Jahrg. 4. 1.'S. 342. „Ich lese im 4. Hefte Ihres Ar- chivs einige Bemerkungen über Tichogonia. “Bei uns findet sich diese Muschel an baltischem Bauholze und auf Anodonta ponderosa.' Ich hielt dafür, sie wäre im Schiffsraume anıje- nem’ Bauholz herübergebracht, weil ich glaubte, dafs sie im Salzwasser nicht leben könne; denn bei uns trifft man sie nie innerhalb des Bereiches des Brackwassers. In dieser Meinung bin ich noch dadurch bestärkt, dafs einer meiner Freunde ei- nige dieser Muscheln an baltischem Holze festge- heftet fand, während dieses noch, bevor es ausgela- den, imRaume des Schiffes enthalten war. Dafs Dr. Mül- ee ei ee EEE 109 ler sie in Salzwasser gefanden, würde.die Schwierigkeit, welche der Theorie des Hrn, Lyell entgegensteht entfernen, doch wäre es ein seltsames physiologisches Factum, wenn es dieses Thier ertragen könnte, aus süfsem Wasser durch die See hindurch- geführt zu werden und dann sein übriges Leben hindurch im süfsen Wasser zu bleiben. *) 3) Mittel gegen die Brunstwuth der Elephanten. (Aus der Wiener Zeitung.) Der in Berliner Blättern vom 13ten d. M. enthaltene Be- richt über das tragische Ende**) des Elephanten des Hrn. Tourniaire macht es sicher wünschenswerth, ein Mittel zu ken- nen zur Verhütung ähnlichen Unglücks, welches sich schon so oft in Europa ereignet hat. Der Zustand des Elephanten, welcher ihn zur Wuth reitzt, heifst bei den Indiern Mosti, wörtlich: berauscht, durch Brunst oder geistige Getränke, und wenn der Mahaut (Elephantenführer) die Symptome des Mosti- Werdens bemerkt, so hat er ein unfehlbares Mittel, das ihm anvertraute Thier augenblicklich zu seiner Kaltblütigkeit zu- rückzubringen. Er stellt ihm nähmlich ein Gefäfs mit drei Sier (ein Sier ist etwas mehr als ein Pfund) flüssiger Butter, Ghie genannt, vor, welche der Elephant verschluckt und wie- *) Wenn es durch die oben erzählte Beobachtung festgestellt ist, auf welche Weise die Muschel nach England gelangt, bedarf es wohl der Theorie des Hrn. Lyell weiter nicht, um ihre Ueber- siedlung dahin zu erklären. Dafs übrigens der Mytilus polymor- phus im kaspischen Meere, also auch im Salzwasser vorkommt, er- giebt sich aus dem Aufsatze des Hr. Eichwald im vorigen Jahrg. LS. 108. Freilich hat Hr. Cantraine (Ann. d, Scienc. nat. VI. p. 304.) Zweifel erhoben über die specifische Identität der von Pallas im kaspischen Meer und in der Wolga beobachteten Myzil. Hoffent- lich wird aber Hr. Staatsrath Eichwald als Augenzeuge diese Zweifel beseitigen können, ") Er wurde mit Blausäure vergiftet. 110 der zur. Besinnung ’'kommt.' -Wennnibei' grofsen Festen’ Ele- phanten mit«Branntwein. berauscht werden, um gegen ‚einander zu kämpfen, so ‚werden:sie durch: dasselbe Mittel. ‚nüchtern, ge- macht, sobald man es wünscht. Ghie hat übrigens, dieselbe Wir- kung auf, Dromedare und Kameele, die, wenn sie, Mosti sind, nur im langsamen Schritte von der. Stelle ‚zu bringen..sind, und oft liegen bleiben. Eine Portion Ghic, welche ihnen ein- gegossen wird, bringt sie binnen Kurzem wieder in ihren ge- wöhnlichen Zustand zurück. Carl Freiherr v. Hügel. ‘ ‚4) Begattung des Elephanten Notiz vom Herausgeber. In Schreber’s Säugethieren, fortgesetzt von J. A. Wagner, 6. Theil S. 234 heifst es: „Nach den Beobachtungen in der Pari- ser Menagerie ist das vorzüglichste Zeichen der Hitze des Weib- chens eine sonderbare Platzveränderung der Schaamöffnung. Im gewöhnlichen Zustande ist diese Stelle mehr gegen den Nabel vorgerückt und der Urin wird vorwärts gespritzt; aber zur Brunstzeit rückt sie nach und nach hinterwärts und schleu- dert auch den Urin dahin. Hiedurch wird dem Männchen das Belegen leichter gemacht, und das Weibchen braucht sich also nicht auf den Rücken zu legen, wie man glaubte. Die Schaam- lippen sind zu dieser Zeit auch sehr lang und klaffend.“ u.s. w. Ich will keinesweges es in Zweifel ziehen, dafs die Pariser Naturforscher diese Beobachtung selbständig gemacht haben; allein sie ist bereits von Aristoteles gemacht und von diesem fast mit denselben Worten, Hist. Anim. 1. 3. 4. ed,Schneid. mitgetheilt.. „Beim Weibchen, sagt er, liegt die Schaamöffnung an derselben Stelle, wo beim Schaafe die Zitzen. © Wenn sie sich aber begatten, zieht sie sich nach oben, und wendet sich nach aufsen, so dafs dem Männchen das Bespringen leich- ter wird. Auch klaflt die Schaamöflinung gar sehr.“ (H.de n- Acıa vo aldoiov &yeı 2v Ti Tonw, 00 T& ovdara T@v Qo- Barwv Eoriv: öray 0° oyeiwrrar, avacmk Av. a@bı ERTGENEL 41 006 zöv 2 Tonov, Üore Gedten ever 70% add Ti ö yelav. Avsböoye 0° Emieixüg Erınold TO &idoror.) Auch wufste Aristoteles schon, wie" auch Hr. Prof. A. Wagner an- führt, (a. a. O. S. 250), dafs das Männchen in der Begattung das Weibchen besteigt."(Hist. Anim. P/, 2.4. ed. Schneid.) ’Oysderar de 7 ev Inhsıa ovYzadıElca zul diaßawovod,'ö Ö Abßnv Enavapßaiviov Oysveı: Das Weibchen wird besprun- gen, indem es sich herunterläfst und die Beine von einahder spreizt; das Männchen aber bespringt aufsteigend. — Auch’ dafs der Begattungsact nur kurze Zeit dauert, wufste Aristoteles und leitet es von der innerlichen Lage abt Hoden ab. & 20.1.3. 4) wg 5) Abwtechendd Form der Blutkörperchen und Blutlauf bei Lämopoden. Vom Benipeaeber. Während bei den Evertehraten die Form der Blutkörper- chen rundlich ist oder sich doch mehr oder weniger der rund- lichen nähert, und sie auch so bei anderen Crustaceen ange- - troffen wird, fand ich sie von sehr abweichender Gestalt bei einer kleinen Leptomera des Skageraks, die ich leider nicht näher bestimmen kann, weil die von mir mitgebrachten Exem- plare zu Grunde gegangen sind. Die Blutkörperchen waren nämlich hier von länglicher Gestalt, an beiden Enden verdünnt, spindelförmig. Sie liefsen sich etwa der bekannten Form ei- ner Navicula vergleichen. Den Blutlauf sieht man besonders deutlich in den grofsen Scheerenfüfsen. Man erblickt hier, wie in den übrigen Gliedmafsen, zwei lebhafte Ströme, den einen arteriellen, absteigenden, an der Hinterseiteder Fußsglie- der, den andern aufsteigenden, an deren Vorderseite. Jeder derselben geht durch alle Glieder hindurch, indem am Ende des Fufses der absteigende in den aufsteigenden umbiegt. So- weit ich mich erinnere, verhielt es sich ebenso in den Kie- menanhängen; wenigstens war die in ihnen sichtbare Strömung 112 chenfalls nur vein Kuh der..grofsen Blutbahn, «Die wenig durchsichtigen Integumente, das triibe, Wetter und das baldige Absterben ‚des, Thiers gestatteten keine genaue Ermittelung -der Struktur des Herzens oder, Rückengefäfses. Die abwechselnde Contraction, welche es an seinem. hinteren Theile in dessen einzelnen Partien. zeigte, liefs indessen auf eine Scheidung ver- schiedener Kammern. schliefsen, In‘ seinem vordern engern Theile, der Aorte, zeigte es eine mehr pulsirende Bewegung. Ueber, dein Rückengefäfse bemerkt man eine hin und hertrei- bende "Bewegung der Blutkörperchen, wie man sie auch z. B. bei Branchipus an, den Stellen wahrnimmt, wo sich die seit- lichen venösen Oeffinungen des Herzens befinden, Ob jene sta- guirende Bewegung im Innern der Körperhöhle oder in einem venösen Sinus statt hatte, liefsen mich die bereits angegebe- nen Hindernisse nicht mit Sicherheit erkennen; doch vermuthe ich das erstere. Den Anwohnern der See wird es ein Leich- tes sein, an jüngeren durchsichtigeren Lämopoden hierüber völlige Aufklärung zu verschaffen. Einige zoologische Notizen von Dr. A. Philippi. Hierzu Tafel IH und IV. 4. Zwei neue Arten von Euplocamus. Zi dem von mir aufgestellten Genus Euplocamus, welches in der Mitte zwischen Doris und Tritonia steht, und von welchem mir nur 2 Arten E. croceus aus dem Sicilischen Meere und E. claviger (Doris clavigera O. F. Müller) be- kannt waren, kommen noch zwei Arten, die im Neapolitani- schen Meere sehr selten zu sein scheinen. Sie sind eine Ent- deckung des Herrn Arcangelo Scacchi, der die hiesigen Con- chylien am gründlichsten kennt und durch mehrere, wie es scheint im Ausland gar nicht bekannt gewordene Arbeiten*) über diesen Gegenstand, der Wissenschaft nicht unwesentliche Dienste geleistet hat. Da er seit einiger‘ Zeit seine Kräfte ausschliefslich dem Studium der Mineralogie gewidmet hat, so hat er mir erlaubt seine Entdeckungen dem Publikum mitzu- theilen, und ich mache mit gegenwärtigen den Anfang, indem ich bemerke, dafs er mir zu dem Ende nicht nur seine nach dem Leben gemachten Zeichnungen, sondern die Thiere selbst in Spiritus zur Benutzung gütigst zugestellt hat. Die eine Art nenne ich; *) Lettero di Arcangelo Scacchi su vari testacei napoletani al Signor D. Carlo Tarentino. Napoli 1832. — Osservazioni xoologiche di A. Scaccht Napoli 1833. — Notizie intorno all e Conchiglie ed a zoofiti fossili che si trovano nelle vicinanze di Gravina in Puglia di Arcangelo Scacchi. Articolo estratto del XII u XII fascicolo degli annali civili. Napoli 1836. — Catalogus Conchyliorum Regni Nea- politani quae usque adhuc reperit A. Scacchi. Neuyoli 1836. V. Jahrg. 1, Band. 8 114 Euplocamus frondosus; corpore croceo, verrucu- loso, branchüs analibus 5, bipinnatis, lateralibus utringue 6, anticisque 4, arborescenti divisis. Das in Spiritus auf- bewahrte Exemplar ist sehr stark contrahirt; seine Länge be- trägt 13”, seine Breite 8”, seine Dicke 6”; es ist ganz farb- los und zeigt nur.kleine grauliche aus zusammengeflossenen Punkten entstandene Flecke. Die Zeichnung stellt ein 28” langes und 14” breites Thier vor, vorn grad abgestutzt, nach hinten verschmälert und ziemlich spitz zulaufend. Uebrigens ist das Thier ziemlich vierkantig, die oberen Seitenkanten ver- einigen sich hinten vor der Spitze, indem sie zugleich an Deut- lichkeit verlieren, und tragen jede 6 Branchien. Die vor- dere und obere Kaute trägt deren vier, die etwas kleiner sind als die Seitenbranchien, ihnen aber sonst vollkommen gleich kommen. Beide sind nämlich "baumartig verästelt, Die Af- terkiemen liegen ziemlich"in derselben Linie mit den vor- letzten Seitenkiemen, sind fünf an der Zahl; die unpaare nach vorn ‚gekehrt und zweimal gefiedert. ‘Sie scheinen nicht re- traktil. Der After steht unmittelbar hinter ihnen in Gestalt einer kleinen Röhre. Das Maul liegt auf der vordern Seite nach unten und zeigt bei dem Spiritusexemplar eine senkrechte Spalte mit vielen Querrunzeln. Vor demselben liegt jeder- seits eine ovale Hautfalte etwas davon entfernt, die im Zustand der Expansion mäfsig lange untere Tentakeln bilden müssen. Die obern Fühler sind auf der Zeichnung 5" lang, und be- stehen wie bei Doris aus einem cylindrischen Stiel und einer spitzen blättrigen Keule; auch ziehen sie sich ebenso in Gru- ben zurück, wie das Spiritusexemplar beweist, wo an. ihrer Stelle nur zwei gekerbte Oefinungen zu sehen sind. Die Ge- schlechtsöffnung ist'an der rechten Seite etwas vor der dritten Kieme, Die Farbe ist pomeranzengelb mit einzelnen scharlachrothen Punkten. Die kleinen Warzen, welche die Zeichnung angiebt, lassen sich an dem im Weingeist aufbe- wahrten Exemplar nicht erkennen. — Euplocamus croceus kommt durch seine Färbung und andere Merkmale gegenwär- tiger Art nahe, unterscheidet sich aber sicher 1) durch gerin- gere Gröfse und namentlich weit geringere Breite; 2) indem die Seitenkiemen verhältnifsmäfsig weit länger und nur einmal verästelt sind, 3) die: Afterkiemen sind beinahe: einfach und 115 nur gegen das keulenförmige Ende mit ein paar kurzen Fi- den besetzt. — Siehe Taf. II. fig. 1. Euplocamus cirriger; sordide roseus, branchiüs lateralibus utringue 5, antieisque.4, filiformibus, branchüs analibus 9, filiformibus ciliatis, branchüs? succedaneis fli- formibus in dorso quingue. Das, wie es scheint, nur wenig eontrahirte Spiritusexemplar mifst 8” in der Länge, 3’ in der Breite, 2!” in der Höhe; die Zeichnung ist 48° lang und 6” breit. Die Gestalt des Körpers ist wieder parallelo- pipedisch, vorn abgestutzt, hinten verschmälert, der Fufs ragt aber vorn weiter hervor als bei den andern Arten, und en- digt hinten mit einem pfriemenförmigen Faden, was die Zeich- nung nicht wieder giebt. Auch ragt die obere Kante, oder der Mantelrand als ein schmaler häutiger Saum hervor. Man zählt an jedem Seitenrand fünf lange . fadenförmige Kiemen (am Spiritusexemplar messen sie noch 24”), von denen sich die beiden letzten gabelförmig theilen; der vordere Rand hat vier ähnliche und nur um: ein weniges kürzere Fäden, aber aufserdem befinden sich fünf ähnliche nur noch etwas kürzere Fäden auf dem Rücken zwischen den obern Tentakeln und den Afterkiemen, nämlich 3 in der Mittellinie und einer jeder- seits vor den letztern. Die Afterkiemen sind neun, faden- förmig, bis auf die unpaare nach vorn gerichtet und gega- belt, einfach, sämmtlich zu beiden Seiten gewimpert. Der After liegt in der Mitte. Die oberen Fühler stehn in einer Linie mit den ersten Seitenkiemen und sind sehr lang; wie. es scheint können sie nicht eingezogen werden. Die blättrige Keule ist bei ihnen sehr lang. Der Mund liegt am vordern Rand dicht über dem Fufs, und ich finde die bei. der vorigen Art erwähnten tentacula labialia nicht, die, Theile sind je- doch zu sehr contrahirt, als dafs ich. ihre‘ Abwesenheit bestimmt behaupten könnte. Die Geschlechtsöffnung liegt auf der rechten Seite zwischen der ersten und zweiten Seitenkieme. S. fig. 2. “ 2. Ueber das Thier von Pileopsis Garnoti Payr;; Patella Garnoti Phil. Enum. Moll. Siciliae. Fig. 3. Dafs Pileopsis Garnoti Payr. nicht in seinem richtigen Genus stehe, war mir bei Ausarbeitung meiner Enumeratio 8#+ ’ 416 klar} ällein ich war nicht glücklicher als Payraudeau, indem ich sie zu Patella brachte.. Der. Muskeleindruck im Vergleich *mit'dem Wirbel hätte mich belehren sollen, dafs der Wirbel “hinten, und nicht wie bei Patella vorn steht, jedoch kann ich zu meiner Entschuldigung anführen, dafs die richtige Er- kennung des Muskeleindrucks bei dem starken Glanz der in- neren Seite selir schwierig is. Vor kurzem hatte ich Gele- genheit die Thiere lebend auf einer Masse der Cladocora calycularis Ehrenbg (Caryophyllia calycularis Lamk.) zu ‘firiden. Es weicht sehr wesentlich von Patella ab. Statt des runden Kopfes mit den zwei fadenförmigen Fühlern ist der Kopf flach, vorn blattartig ausgebreitet, in der Mitte tief ein- geschnitten wo der Mund liegt, und es sind gar keine Fühl- '‘fäden vorhanden; vielleicht kann man aber auch sagen, die obern Fühler seien mit den untern in eine breite Masse ver- ‘wachsen, denn der vordere und untere Theil zeichnet sich leicht vor dem obern dickern aus. Augen sind deutlich an ‘der Aufsenseite des Kopfes. Der ganzrandige Mantel um- giebt rings herum die Schaale, zeigt keinen Einschnitt, keinen 'Sipho, und zwischen ihm und dem ovalen Fufs ist durchaus kein Organ zu entdecken. Ein in Spiritus geworfenes Exem- plar gab über die innere Struktur mehr‘ Auskunft, indem die Eingeweide durch das dünne Peritoneum durchschienen. Den ganzen hintern Raum des Körpers nahm die. braune Leber ein, so wie einen Theil der rechten Seite; man konnte deut- lich “lie verästelten' Lebergänge auf ihr erkennen. Rechts lag ‘ein röthliches Organ ‘wohl der Eierstock. Ueber der Leber von liinten und links mit einer nach hinten gerichteten Con- vexität sich noch vorn und rechts biegend liegt das Ende des Darmkanals und verschwindet vor dem rechten Ende des Muskels, welcher das Thier an die Schale befestigt; vorn vor der Leber liegt noch ein weifses Organ, welches ich nicht zu “deuten wage, und vor diesem wohl den halben Raum einneh- mend erscheint eine Höhle, in welcher sich beinah dem Darm- kanal parallel, ein ungefähr wie eine gefaltete Krause gestal- tetes Organ hinzieht, welches oben am Peritoneum angewach- sen und offenbar die Kieme ist. Nun gelang es mir auch von: dieser Höhle aus eine: Borste nach aufsen durchzuziehen, die vorn auf der rechten Seite vor der Afteröffnung im etwas 47 verdickten Mantelrande selbst zum Vorschein , kommt, "wo man bei genauer Untersuchung 'ein: sehwarzes Pünktchen‘ findet. Bei der grofsen Kleinheit des Thieres, läfst.sieh, äusserlich keine getrennte Afteröffnung und Branchialöffz nung “erkennen. Eine Oefnung für die Geschlechtstheile. habe ich nicht auffinden können. Nachdem ich dies 'gefun- den, war es mir auch leicht an den paar. Schaalen die ,miri hier zu Gebote stehn zu finden, dafs sie in der Gegend der: Branchialöfinung etwas stärker vorgezogen sind. Bei der Un-, regelmäfsigkeit der Schale mufs man indessen ganz: ‚besonders darauf aufmerksam sein um es zu finden. — In welches,.Ge- nus gehört aber das Thier? Diefs ist ‚eine Frage die,ich ‚bei dem gänzlichen Mangel an litterarischen Hülfsmitteln. hierselbst nicht beantworten kann. Man denkt zunächst an Siphonaria; allein so viel ich mich erinnere ist ‚der hufeisenförmige Mus- keleindruck bei dieser Gattung durch ‚den Sipho unterbrochen, bei gegenwärtiger Art ist blos der rechte Schenkel des ‚Huf- eisens kürzer als der linke. Auch soll das Thier blind,sein (Cfr. Rang Manuel de Malacologie p. 141.), Gehört es’ zu dem von Eschholtz aufgestellten Genus Acmaea? oder mufs es ein eigenes bilden wie Herr Scacchi glaubt, der es. in sei- nem Catalogus p. 147. Clypeus nennt, ohne jedoch vom Thier mehr zu sagen als: „incola ut in Syphonaria, sed testa.non canaliculata.“ Ich bemerke noch zum Schlufse, dafs fol- gende Angabe von Rang ]. ce. p. 142: „nous avons wu, de jeunes Patelles avoir le caractere des Siphonaires,et, en conserver des traces dans un age plus (avanc£,“ ‚sich. viel- leicht auf Arten dieses Geschlechts und nicht auf junge Pa- tellen bezieht. 3. Ueber das Thier von. Galeomma. Fig. 4. Dieses sehr ausgezeichnete Acephalen-Genus ist von Tur- ton 1825 im Zoological journal aufgestellt, und nach, der Schaale also characterisirt: Schaale quer, gleichseitig, ‘gleich- schaalig, der untere Rand sehr weit klaffend; die Oefinung läng- lich eiförmig. Schlofs ohne Zähne, callös, unter ‚den Wirbeln mit einer kleinen Grube für ein halbinneres Ligament. Zwei sehr kleine sehr entfernte Muskeleindrücke, Manteleindruck einfach. So auch Deshayes in Lamarck hist. nat. d. anim, ’ 118 sans. vertebres 2. edit. FI. p. 179. Das Thier unbekannt. Herr Costa hat die Muschel gleichfalls gekannt und sie irgend wo in den Annales des Sciences naturelles (in Abwesenheit des Herrn Costa kann ich nicht genauer angeben wo, da die- ses Journal in Neapel nicht vollständig existirt) unter dem sonderbaren Namen Hiatella Poliana beschrieben, was Herrn Deshayes entgangen ist. Herr Delle Chiaje hat in den Tafeln zum Ö5ten Bande seiner Memorie, der nie das Licht der Welt erblicken wird, geglaubt, seinen Kollegen zu verbessern, in- dem er das fragliche Thier' FHiatella striata nannte. Herr Scacchi hat’ das Thier sehr genau, sorgfältig und gut unter dem Namen Parthenope formosa in seinen Osservazioni zoologiche p. 8 und p. 19 beschrieben. Auch mir ist es ge- glückt das Thier während ein paar Tagen lebend in mehreren Exemplaren zu beobachten. Es hält sich zwischen den Wur- zeln der Zostera oder Cavolinia oceanica auf, scheint aber selten zu sein. Das Thier ist durchaus weifslich, halb durch- sichtig. Der Mantel ist in seiner ganzen vordern Hälfte ge- spalten zum Austritt des Fufses und ganzrandig, hinten ist eine kleinere Oeffnung zum Austritt des Wassers und der Ex- cremente. Da wo der Mantel von dem Schalenrande ab- geht, stehen jederseits etwa 8 bis 9 kurze Cirren oder viel- mehr Wärzchen; zwischen dem Wirbel und der Oeffnung des Fufses steht ebenfalls ein und zwischen dem Wirbel und der hintern Oefinung stehen 3 Wärzchen. Merkwürdig ist die Epidermis, welche sich sehr leicht von der Schaale loslöst, die von ihr ganz überzogen wird nnd am Mantel hängen bleibt, s. @. in Fig. 4. d, sie scheint also fortwährend ihre Organisa- tion zu behalten, während sie bei den meisten Bivalven sehr rasch abstirbt, allein ich möchte die Schaale darum doch nicht eine innere nennen wie Herr Scacchi will. Der Fufs ist bei- nah eylindrisch und kann sehr lang ausgestreckt werden, er bringt aber nie springende Bewegungen hervor, sondern kriecht mit seiner untern weifsen Fläche ganz nach Art der Gastero- poden, selbst an der glatten senkrechten Wand eines Glases hinauf, was ich, beiläufig gesagt, auch von Zucina commutata gesehn habe. In Spiritus geworfen zeigt das Thier an der Basis des Fufses eine Grube von einem kreisförmigen Wulst umgeben, und ich vermuthete darin ein Organ zur Absonde- 119 rung eines Byssus, allein weder an den Wurzeln der Zostera noch an dem Glase war eine Spur von Byssus zu sehen. Schneidet man den Mantel in der Mittellinie auf, so kommt ein fast kugelförmiger, hinten durch einen -seichten- Einschnitt, etwas getheilter Körper zum Vorschein und jederseits ‚sieht, man zwei grofse, gleiche, hinten frei endende Kiemen. Vorn zeigen sich jederseits zwei ovale, mäfsig großse .appendices buccales. Die beiden Adduktoren sicht man nicht, wenn das Thier auf dem Rücken (liegt, erkennt sie dagegen deutlich; wenn man demselben die umgekehrte Lage giebt; der hintere ist rundlich, dem Rande mehr genähert und etwas gröfser als der vordere ovale. — Die Schaale ist an den a. ©. hinläng- lich beschrieben, doch würde ich den Schlofsrand kaum cal- lös nennen, und das Ligament scheint mir vollkommen. ein inneres zu sein. Ein zweites äufseres nimmt den ‚ganzen Schlofsrand ein. Die beiden vergröfserten Figuren geben ‚von der Gestalt und Skulptur eine hinreicheude Anschauung,. 4. Oculina ramea Ehrenberg; Caryophyllia ramea Lamk: Von dieser gemeinen Koralle haben wenig Personen das Thier gesehen; und auch mir ist es nie geglückt; es noch frisch zu bekommen. Dies ist dagegen Herrn Scacchi gelungen, der mir die Zeichnung gefälligst mitgetheilt hat, welche ich später bekannt machen werde, wenn es mir nicht möglich 'sein sollte, eine. eigene zu entwerfen. Es hat darnach das Thier gar keine Aehnlichkeit mit der lügenhaften Abbildung des Donati, aber auch nicht mit der Abbildung in Shaw. — Es ist von ‚Farbe schmutzig gelb, nur wenig ins orangengelbe fallend und, zeigt etliche .dreifsig Fühlfäden, wie es scheint in zwei Reihen; ste- hend. Jeder ist 31'” lang, an der Basis beinah: 1” dick, und wird allmählig dünner gegen die Spitze, die nicht knopfartig aufgetrieben ist. Von den Tentakeln abwärts erstreckt sich etwa 3—4” weit der Körper noch ziemlich ;diek und flei- schig, viele Querrunzeln und eben soviel starke Längsrunzeln zeigend als Fühler in einer Reihe stehn, und macht dann auf der Zeichnung plötzlich der dünnen Haut Platz, welche den Korallenstamm überzieht. Zwischen den Tentakeln. erhebt sich die Mundöflunng sehr bedeutend‘ nah. 5”, doch kann ‚sie 120 auch bedeutend eingezogen werden. Sie mifst 31” im Durch- messer und wird von zählreichen Längsfalten umgeben. 5. Chelura terebrans, ein neues Amphipoden-Genus. Fig. 5. Den 17ten Mai fand ich in Triest beim Lazaretto vec- chio mehrere eben aus dem Meere gezogene Bretter die durch und durch zerfressen waren, so dafs sie fast wie ein Schwamm aussahen. Die Löcher waren von zweierlei Art, gröfsere von höchstens 2” Durchmesser, in welchen eine Menge eiertra- gende Teredo navalis safsen, und kleinere von 3” Durch- messer, in denen ich das nachstehend beschriebene Krebschen in so ungeheurer Menge fand, dafs ich nicht einen Augenblick zweifeln kann, es seien diese Löcher nnd Gänge durch den Frafs derselben entstanden. War es nun schon interessant für mich ein zweites Beispiel von Holz durchbohrenden Crusta- ceen zu finden, so ward die Freude über diese Entdeckung dadurch noch erhöht, dafs der Krebs nicht wie Limnoria zu den Isopoden gehört, sondern ein Amphipode ist und sich noch dazu durch seine Fühler und namentlich seinen sonder- baren Schwanz höchst auffallend von allen andern unterschei- det. Eine grofse Menge Exemplare sind glücklich in Cassel angelangt, und nur 2 brachte ich zufällig mit nach Neapel, nach denen ich vorläufig die folgende Beschreibung entworfen habe. Das Thier ist, einschliefslich Fühler und Schwanzan- hänge 44” lang und ohne dieselben 2%” lang, und gegen 2" breit. Der Kopf ist am schmalsten und so lang als die zwei folgenden Segmente, der Körper wird vom Kopf an allmählig breiter ohne sich jedoch bedeutend von der linealischen Form zu entfernen. Die Augen sind klein und rund; die obern Fühler von mäfsiger Länge, borstenförmig, siebengliedrig. Die untern Fühler sind anderthalb mal so lang und bestehn aus 6 Gliedern; die beiden ersten Glieder sind sehr kurz, die übrigen nehmen allmählich an Länge zu, werden platter und die letzten sind dicht gewimpert, so dafs sie eher ein Organ zum Schwimmen als zum Tasten zu sein scheinen. DieBrust- segmente sind gleich lang und haben ihre Seitentheile nur sehr wenig entwickelt. Der Schwanz oder Abdomen ist fünfgliedrig; die beiden ersten Glieder sind den Brustsegmen- ten ähglich, das dritte Glied trägt auf der Mitte des Rückens 121 ein langes gekrümmtes Horn, welches ganz dem der Sphinx- raupen gleicht, und jederseits noch 2 kleine Spitzen. Das vierte Glied ist anderthalbmal so lang als breit, unten ziem- lich flach, oben concav mit kleinen Höckerchen besetzt, an den Seitenrändern gewimpert. Zwei kleine Höckerchen in der Mitte des hintern Randes zeichnen sich besonders aus. Dieses Glied trägt jederseits zwei Paar sonderbare Anhängsel, die an seinem Grunde eingelenkt sind. Die obern Anhängsel sind senkrecht aufgerichtet und bestehn aus 3 länglichen ab- gerundeten Lappen, die alle mit langen Haaren dicht gewim- pert sind, und von denen der vorderste der gröfste, der hin- terste der kleinste ist. Das seitliche Paar Anhängsel entspricht vollkommen einem der Schwanzanhängsel der Gammarinen, und besteht aus einem Stiel, der zwei kleine spitze:Blättchen trägt. Das fünfte Glied ist sehr kurz, zeigt unten in einer Spalte den After, oben in der Mitte und an seinem Grunde (oder am hintern Rande des 4ten Gliedes) eingelenkt ein ovales Blätt- chen und an seinem Ende eine ungeheure Zange, die beinahe anderthalbmal so lang als die beiden letzten Schwanzglieder ist. Ihre beiden Blätter sind flach gedrückt, etwas divergirend, gegen das Ende verschmälert und hakenförmig gebogen, ‘und haben gezähnelte Ränder. Die 14 Füfse nehmen von vorn nach hinten an Länge zu, jedoch nicht bedeutend. Die bei- den ersten tragen am Ende eine umgebogene Klaue und der Tarsus ist breit mit einem divergirenden Zahn. ı Das erste Fufspaar ist weit breiter als das zweite. Die folgenden Füfse enden mit einer langen graden nur an der Spitze schwach hakenförmig gebogenen Klaue, die drei hintern ‚haben nur ein kleines blattartiges Hüftglied. Die Kiemen an ihrem Grunde habe ich nicht gesehen, desto deutlicher die 3 Paar falscher Abdominalfüfse, die aus einem beilförmigen, lamellenarti- gen Grundglied und zwei gegliederten und gewimperten Bor- sten bestehn; so dafs über die Ordnung der Crustaceen, zu welcher das Thierchen gehört, kein Zweifel sein kann. Die Kauwerkzeuge schienen mir aus einer ausgerandeten Ober- lippe, einem Paar mit 2gliedrigen Palpen versehenen Mandi- beln, drei (?) oder vier (?) Paar lamellenartiger Maxillen, und 2 sechsgliedrigen Kaufüfsen zu bestehn. s 122 6. Pandorina corruscans Scacchi. Taf, IV fig. 1—4. Herr Arcangelo Scacchi hat in seinen Osservazioni 200- logiche p. 44. (Mai 1833) dieses merkwürdige Genus mit folgenden Worten beschrieben: „Testa bivalvi, iransversim oblonga, alba; latere antico [i. e. anali] productiore, trun- cato, hiante; postico [i. e. orali] rotundato; valvis inae- qualibus, fragilissimis, subpellucidis, intus margaritarum nitore corruscantibus, exterius ad ambitum tenuissimo epi- dermide obductis, longitudinaliter striatis, ad umbones lae- viusculis; strüs transversis obsoletis; valva dextra [i. e. sinistra] majore, umbone ac limbo superiore [i. e. ven- trali] sinistram superante; valva sinistra [i. e. dextra, si animal incedens inspicitur] inferius ad latus. anticum [i. e. posticum] super dextiram producta; membrana praetenui ad latera umbonum valvas revinciente; cardine edentulo; linea prominula' obligqua pro ligamenti insertione; liga- mento tantum interno oblongo: ultra pollicem lata, alti- tudine 5 lin.“ Dieser Beschreibung habe ich nur folgendes hinzuzusetzen. Die Längsstreifen sind überaus zierlich, erha- ben, und jede vierte wie mit kleinen Spitzchen besetzt, die von der Epidermis herrühren. Die Membran, welche hinten den Rückenrand der Schaalen vereinigt, würde ich gradezu ein äufseres Ligament nennen. Man kann eine area und eine lZunula unterscheiden, die ziemlich scharf begränzt, und glatter sind, als die übrige Schaale: beide sind schmal und unsymmetrisch, nämlich die lunula auf der linken, die area auf der rechten Schaale breiter. Die Muskeleindrücke stehen ziemlich nah am! Rande; der vordere ist länglich oval, der hintere mehr viereckig und auf der linken Schaale dem Rande weit näher als auf der rechten, was der die area be- gränzenden Linie entspricht. Der Manteleindruck hat eine sehr schwache Einbiegung, welche mit dem dem Bauchrand der Schaale parallelen Theile desselben beinah einen rechten Win- kel macht. Dies deutet auf zwei sehr kurze Röhren hin, welche das Thier auch wirklich besitz. Das Schloss ist vollkommen zahnlos, doch springt unmittelbar vor dem Wir- bel der rechten Schaale der Rand in Gestalt eines Zähnchens 123 hervor. S. fie. 3. Die Grube für das Ligament läuft sehr schräg nach hinten und ist vollkommen linealisch., Zu meiner grofsen Verwunderung fand ich in meinen 3 jungen Exemplaren, anstatt des Ligamentes einen Knochen wie bei Osteodesma und andern, von beinah fünfeckiger, langgestreck- ter Gestalt mit der Spitze nach vorn, mit der schwach ausge- schnittenen Basis nach hinten gekehrt, und auf der Bauchseite mäfsig gewölbt. *) Das Thier von Pandorina hat, nach einer mir von Herrn Scacchi mitgetheilten Zeichnung, zwei kurze nur wenig hervorragende Siphonen mit Franzen am Rand, und einen lan- gen zusammengedrückten und schmalen Fufs, desssen Lage beweist, dafs der Mantel vorn wenigstens bis zum Drittel ge- spalten ist. Ich hatte in Sicilien diese Muschel fossil gefunden und in meiner Enumeratio Molluscorum Siciliae dieselbe Pan- dora? aequivalvis genannt, auch die Aehnlichkeit und die Unterschiede zwischen ihr und Pandora angegeben, so weit sie an den fossilen Exemplaren zu sehen waren. Die Haupt- unterschiede in der Schaale sind folgende: 41. die rechte Hälfte ist bei Pandora völlig fach, bei Pandorina nur ein weniges schwächer gewölbt. 2. Pandora hat Zähne im Schlofs. Lamarks Angabe in hist. nat. des anim. sans vert. ist nicht gut, sehr gut dagegen die von Deshayes in der zweiten Aus- gabe des genannten Werks; sie bestehen nämlich auf der lin- ken Schaale in einem vordern Zahn (der bei derjenigen Pan- dora, die ich grade vergleichen kann, vollkommen flach ist), und einer tiefen Grube zwischen demselben und dem Liga- ment, welche einen Zahn der rechten, flachen Schaale auf- nimmt, Bei Pandorina ist auf der linken Schaale auch jede Spur eines Zahnes verschwunden und auf der rechten in dem *) Herr Scacchi bemerkt Enum. p.6. Note von Thracia: „in utra- que specie reperimus ossiculum mobile ad cardinem, quum specimina juniora observavimus; at in Itioribus seu majoribus etium cum mollusco Ag Ülud nunquam invenimus. Miramur sane ossicu- Zum illud adolescente conchylio evanescere; sed sie observatio pluries repetita nos cogit opinari, neque inspectio testarum suspicari permit- tit, specimina majora diversas constituere species.“ Sollte dies auch der Fall bei Pundorina sein? 124 Vorsprung des Randes nur ein äufserst schwaches Analogon eines solchen vorhanden. 3. Pandora hat ganz. einfach ein inneres Ligament. Ich mufs jedoch hierzu bemerken dafs mir _ Pandora noch ein zweites zu besitzen scheint, nämlich un- mittelbar am Rande, S. fig. 4. a; fig. b. ist das gewöhnliche. 4. Pandora hat einen vollkommen einfachen Muskeleindruck, wogegen bei, Pandorina wenigstens eine schwache Einbiegung des Mantels zu erkennen ist. Hieraus. geht hervor, dafs Pan- dorina. allerdings die nächste Verwandschaft mit Pandora hat; aber durch den innern Knochen des Ligaments, den Man- gel der Schlofszähne, das Klaffen der hintern Seite reiht sich dies Genus auch an Thracia, welche sich (ich kann jetzt nur Thr. phaseolina oder Tellina papyracea Poli vergleichen) durch ein kurzes auf deutlichen Nymphen ruhendes äufseres Ligament, einen weit stärkeren Einschnitt unter dem Wirbel und tiefere Einbiegung des Mantels unterscheidet, auch ist hier die linke Schaale wie bei Corbula die convexere, nicht rechte wie bei Pandora und Pandorina. Von allen beiden unterscheidet sich aber Pandorina noch durch die Längs- streifen, die soviel mir bekannt bei dieser, ja selbst bei der ganzen Familie der Myen und Corbulen nicht vorkomem, Durch diesen letzten Umstand, den gänzlichen Mangel der Schlofszähne, das doppelte Ligament, die Zerbrechlichkeit der Schaale, endlich durch die dünne, die ganze Schaale überzie- hende Epidermis erinnert Pandorina an das sonderbare Ge- nus Galeomma, welches sich freilich auf den ersten Blick durch die Gleichheit der Schaalen und das ungeheure Klaffen der Bauchseite sehr unterscheidet, iso wie dadurch, dafs nur eine Röhre vorlianden, oder wenn man will, die zweite wie bei Solenomya*) oblitterirt ist. Nichts desto weniger glaube ich, dafs Galeomma diesem Genus näher als irgend einem andern steht. Herr Deshayes, der nur die blofse Schaale kannte, will es zu Glycymeris stellen, welche Gattung aber *) Solenomya zeigt aufsen, en die Afterröhre erwartet, einen Kreis von Papillen, der aber undurchbohrt ist, wie Herr Scacchi sehr genau angiebt. Hieraus erklärt sich, warum Herr Des- hayes der Solenomya zwei Siphonen, ich dagegen nur einen zugeschrie- ben habe. Wir haben beide zwar xichtig, aber nicht 4 genug geschen, 125 durch die sehr dieke eher an Solenomya erinnernde Epider- mis, die stark hervorstehenden Nymphen, den kleinen Fufs, den wenig gespaltenen Mantel und die dicken verwachsenen langen Siphonen sehr bedentend abweicht. Es giebt also jetzt sechs Genera mit einem Knöchelchen im Ligament: Anatina Lamk-Desh., Periploma Schum., Osieodesma Desh., Thracia Leach, Pandorina Scacchi sämmtlich zur Familie der Myaceen, mit denen Desh. wohl mit Recht die Corbulaceen vereinigt, gehörig, und Cleido- thaerus Sow. den Chamen verwandt. 7. Ueber das Thier,von Astarte incrassata De la Jonk. 8. fig. 6. Von diesem ziemlich seltenen Thiere bekam ich zwei Exemplare, die zwar noch lebendig waren, jedoch die Schaale nicht freiwillig öffneten, daher ich mich genöthigt sah, dies gewaltsam zu thun. In dem halb zusammengezogenen Zu- stande zeigte sich das Thier also: der Mantel ist fast ganz gespalten, eine schmale Brücke trennt hinten eine kleine rund- liche Oefinung ab, welche die Stelle der After- und Kiemen- röhre vertritt, die man, durch die Analogie der Schaale mit den Venusmuscheln verleitet, erwarte. Am Rande dieser Oefinung so wie am Rande des hintern Theils der vorderen Oefinung ist der Mantel dunkelbraun und mit sehr ‘zarten weifsen Cirren besetzt, die eine fadenförmige Gestalt haben. Weiter nach vorn werden diese Cirren kleiner und nehmen mehr die Gestalt weifser Falten an. Der Fufs ist beilförmig, hinten. und vorn spitz, davor eingeschnürt und auf diese Weise ° deutlich von der Masse der Baucheingeweide getrennt, schar- lachroth., Die Kiemen sind ungleich; die innere ist beinah dreieckig, und läfst eine Rückenseite, eine Bauchseite und eine vordere Seite unterscheiden. Durch die Rückenseite ist sie mit der äufseren Kieme verwachsen, welche nur etwa halb so grofs ist, nicht so wei vorn reicht, urid abgerundet ist, wo die innere den stark vorspringenden Winkel: zeigt. Mit der gemeinschaftlichen Spitze sind beide Kiemen an die schmale Verbindung der beiden Mantellappen zwischen der vorder d hinteren Oefinung desselben befestigt, jedoch schwach, so dafs sie leicht losreifsen. Die appendices 126 buccales sind jederseits zwei an der Zahl, klein‘ und länglich. 3 Herr Scacchi hat dieses Thier bereits vor einigen Jahren beobachtet und in seinen wenig bekannten Osservazioni 200- logiche. nr. 2. Maggio 1833 p. 15 kurz beschrieben. Seine Angaben stimmen mit meinen Beobachtungen vollkommen über- ein, nur finde ich den ‚grofsen rothbraunen Fleck, den er auf dem Mantel in der Gegend der Umbonen gesehn hat,-nicht. Auch mufs‘ ich seine Betrachtungen über die systematische Stellung des Thieres, die er an. dessen Beschreibung anknüpft, vollkommen unterschreiben. Die Beschreibung beweist näm- lich, dafs das Thier von Astarte keine Aehnlichkeit mit dem von Fenus hat, wie nach der Beschaffenheit der Schaale Cu- vier Rögne animal edit 2. vol. 111. p. 450 und Rang Ma- nuel de Malacol. p. 274 und Deshayes in Lamark Aist. d. anim.:s. vert. edit. 2. vol. VI. p. 256 vermuthet haben, son- dern es stimmt im Gegentheil ganz mit Cardita überein. Bei dieser Gelegenheit kann ich die Bemerkung. nicht un- terdrücken, wie häufig bei den. Mollusken die von uns erwar- teten Gesetze der Analogie zwischen Thier und Schaale fehl- schlagen. Während bei den Wirbelthieren fast ohne Ausnahme ein ähnliches Knochengerüst, ja einzelne ähnliche Knochen nothwendig Thieren angehören, die auch in allen übrigem Sy- stemen ähnlich gebildet sind, finden wir bei den Mollusken dafs dies in sehr ‘vielen Fällen nicht der Fall ist; zu ganz ähnlich gebildeten Schaalen gehören sehr verschieden beschaf- fene Thiere. Ich erinnere nur an Fermetus und Serpula, Sigaretus oder Coriocella und Gryptostoma und Buccinum Lamk, wo B.'undatum von Fusus antiguus kaum durch et- was Anderes als durch schwarze Flecke verschieden ist, wäh- rend B. Linnaei und ei: mit Purpura, Colum- bella und Mitra übereinsti und viele andere Arten wie B. mutabile von beiden erw. ormen stark abweichen; endlich Fusus und Pl Umgekehrt bewohnt ein sehr ähnliches Thier oft s ‚erschiedene Schaalen. Man denke z. B. an Achatina und Carocolla, Mitra und Pur- pura, Cerithium und Rostellaria pes pelecani, C dita und Astarie etc. Ueber die Synonyme von Astarte incrassata habe ich 127 noch Einiges berichtigend beizufügen. Ich habe früher auch die Venus danmoniensis und F.sulcata der Engländer hierzu gezogen; durch meinen Freund Herrn Bergrath Koch bin ich aber aufmerksam gemacht, dafs die englische Art bestimmt ver- schieden ist. Herr Deshayes führt auch in der zweiten Ausgabe von Lamarck die Astarte incrassata (Venus incrassata Brocchi) und A. fusca (Tellina fusca Poli) als zwei ver- schiedene Arten auf, (p. 257) allein ich mufs auf meiner An- sicht beharren, dafs beide identisch sind. Ich habe in diesem Augenblick 12: vollständige Individuen vor mir, an welchen man alle Uebergänge von einer ganz glatten nur an den Spitzen quer gefurchten Schaale, bis zu einer solchen findet, die bis zum Rande mit grofsen regelmäfsigen Furchen besetzt ist. Ebenso ist die Schaale bald fach, bald stark gewölbt u,s, w, F Ueber das Thier von Pleurotoma Bertrandi Payr. S. fig. 7. Von zwei Pleurotoma Arten habe ich jetzt auch die le- benden Thiere gesehen; Pl. Bertrandi war sehr häufig. Was die Thiere sehr von Fusuws unterscheidet, ist, dafs ihnen der Deckel gänzlich fehlt. Der Fufs ist im ausgestreckten Zu- stand etwas länger als die, letzte Windung der Schaale, ziem- lich schmal, vorn abgestutzt und schwach ausgerandet, mit ei- ner Querfurche; nach hinten allmählig verschmälert und zu- letzt ausgeschnitten. Die Athemröhre reicht ziemlich weit aus dem Kanal hervor. Der Kopf ist klein, die Fühler sind kurz, fadenförmig und stumpf, bis zur Hälfte verdickt, wo sie aufsen die Augen tragen, sie stofsen nicht in einem spitzen Winkel zusammen, wie es der Fall bei Fusws, Murex, Mitra ist, sondern der Kopf bildet dazwischen einen schwa- chen abgerundeten Vorsprung, ungefähr so, wie ihn die Tri- tonium-Arten zeigen. Die t glashell mit gelbweifsen, auf dem Sipho bisweilen mi ich weifsen undurchsichti- gen Punkten marmorirt. andere Art, entweder eine Pl. gracile oder eine neue nahe verwandte Art, unterscheidet sich, was das Thier anbetrifft, von gegenwärtiger Art einzig und allein dadurch, dafs der Fufs hinten zugespitzt, und der Sipho entschieden roth getüpfelt ist. 128 9. „Ueber die Eier von Vermetus gigas Bivona.' S. fig. 8. In Oktober und November habe ich den Fermetus gi- gas fast immer mit Eiern angetroffen, in verschiedenen Stufen der Entwickelung. Sie sind in ovalen, flach ge- ‚drückten Hülsen eingeschlossen, die an dem einen Ende eine Spitze mit einer Oefinung haben, indem sich die Haut, welche die Hülse bildet, in einen engen Strang zusammenzieht. Die weniger entwickelten, kleineren Hülsen sind fast 2” lang und 4" breit, und enthalten etwa 20—30 gelbe Eier, die:bei schwacher Vergröfserung nierenförmig erscheinen, bei stärkerer dagegen schon 1 bis 14 Windungen einer Schaale zeigen. Die gröfseren Eierhülsen sind beinah das Doppelte so grofs, und lassen die Embryonen sehr deutlich sehn. Man erkennt eine rechts gewundene regelmäfsige Schaale von 2 Windungen, und dahinter 2 schwarze Augenpunkte, die zwischen sich einen schwärzlichen Streifen, den’ Darmkanal haben, die Oeflnung der Schaale ist unten vorgezogen wie bei Proto Defrance. Eine genauere Untersuchung des Embryo’s gelang mir nicht. Die junge Schaale löste 'sich in Essig nicht auf und scheint daher hornartiger Natur, und.bei dem Versuch durch Zer- drücken derselben das kleine Thierchen zu entblöfßsen, wurde dieses jedesmal völlig zerquetscht, 10. Hersilia apodiformis, ein neues Genus der Entomostraceen. 8. fig. 9. 10. 11. Den zweiten November fand ich im Meerwasser zwei kleine auf den ersten Blick einem 4pus ähnliche Crusta- ceen mit einem langen Schwanz, recht munter umher- schwinimend. ' Die. genauere Untersuchung ergab, dafs es zwei in der Begattung begriffene Pärchen waren, die sich unter das Mikroskop bringen liefsen, ‘0 sich zu trennen, ja von de- nen das eine selbst nach im Be zusammen: der Schwanz war das Männchen. In der Fär ung waren sie verschieden; bei dem einen Pärchen war das Weibchen vollkommen was- serhell, das Männchen dagegen durch grofse purpurrothe 'be- wegliche Punkte gefärbt, beim andern war umgekehrt das Weibchen auf diese Art gefärbt und das Männchen farblos. R 129 Hiernach vermuthe ich, dafs diese Färbung nur eine Folge der genofsenen Nährungsmittel ist. Das Weibchen ist, oline..die,.Schwanzborsten, 2 Linien lang, und oval, das Männchen. nicht! ganz halb’ so lang und schmaler. Der Körper wird ganz von einem. viergliedrigen Schilde bedeckt; das, erste Glied ‘nimmt beinah' die Hälfte ein, das letzte Glied ein: Viertel, . das zweite und dritte jedes ein Achtel der Länge; ‚die. drei. ersten Glieder haben jeder- seits am Ende eine' Spitze. Auf dem; ersten Gliede sieht man vorn zwei mäßig weit von einander entfernte runde. Punkte, die ich Augen halten‘möchte. _ Unter, dem Schilde sehen vorn nur die grofsen. beiden Fühlhörner ‘hervor, hinten der Schwanz und die. Spitzen ‚der. letzten ‚Beine. Die Fühler sind nur zwei an der Zahl, unterhalb des Schildes nalı am Vorderrande eingelenkt. Sie erreichen die halbe Leibeslänge und scheinen aus fünf -Gliedern zu, bestehn.. Das Grundglied ist sehr kurz, unter dem Schilde versteckt, das zweite Glied das längste von allen, dann folgt das fünfte Glied; das vierte ist nächst dem ersten das kürzeste, Vielleicht besteht das fünfte aus mehreren Gliedern, doch konnte ich darüber nicht zur Gewifsheit kommen. Nach vorn 'sind alle diese Glieder mit.langen starken 'Borsten gewimpert, hinten steht nur eine Borste am Ende eines jeden Gliedes. Es sind vier Paare deutlicher Füfse vorhanden, eins auf jedem Segment des Schil- des. Die drei ersten Paare sind ganz gleich gebildet, und be- stehen aus einem zweigliedrigen. Stiel, der zwei Aeste trägt. Der Stiel hat hinten am ersten Glied eine lange Borste, eine kürzere am vorderen Ende des. zweiten. Der vordere Ast besteht aus drei Gliedern, von denen das dritte so lang wie die beiden ersten zusammen ist; es trägt auf seiner vordern Seite drei kräftige, hinten fünf längere aber schwächere Bor- sten, während die beiden ersten Glieder nur eine kurze Bor- ste am vordern Ende haben, Der hintere Ast ist eben so lang und hat ebenfalls drei Glieder, diese sind aber gleich, und auf der hintern Seite stark gewimpert, Das vierte Paar ist einfach, zweigliedrig; das erste Glied ist sehr kurz, das zweite länglich und mit vier Borsten bewaffnet. — Der Schwanz hat etwa den dritten Theil der gesammten Länge des Thieres, sieht aber nur zur Hälfte unter dem Schilde hervor. Er ist V. Jahrg, 1, Band. 9 ‘130 nicht deutlich gegliedert, gegen das Ende verdünnt, und‘ 'en- det mit zwei stumpfen Spitzehen, deren jede fünf‘ lange. Bor- sten trägt. Die innern Borsten' sind am längsten, beim Männ- chen mehr als halb so lang’ wie der Körper, beim Weibchen bedeutend kürzer. Jederseits ist am Schwanz die Oeffnung der weiblichen Gesehlechstheile: Was ich von den Mundwerkzeugen sehen komte (ist Folgendes: Hinter den’ Fühlern’ legen zwei divergirende Man- dibeln, die die Gestalt eines stumpfwinkligen Winkelmaaßses haben, und auf der 'hintern ‘Seite ‘des zweiten Sc und stark gewimpert 'sind. - Zwischen ihrer’ Ins mit der ‘Spitze nach hinten gerichteter dreieckiger Raum, viel- leicht die Mundöffnung.' Unter den’ Wimpern liegen jederseits drei Maxillen, die mit einer gegabelten Borste “enden und daher entfernt an die Scheeren von Limulus erinnern. "Zwi- schen diesen Theilen und dem ersten Fufspaar liegt bei beiden Geschlechtern jederseits' ein Kaufufs. Er ist beinah quadra- tisch, Jäuft'mit dem vordern und innern Winkel in einen lan- gen spitzen Zahn aus, trägt an der vordern ‚Seite noch einen kleinen wie ein Bläschen gestalteten Anhang, und aufsen einen zweigliedrigen Geifseltaster. — Die männlichen Ge- schlechtstheile habe ich bei der Kleinheit der Thiere nicht deutlich erkennen könnnen. Zwei grofse beinah keulenförmige Penis, die in die Vulven des Weibchens eingeführt waren, sitzen zu beiden Seiten des Mundes, aufserdem sieht man zwei fühlerähnliche, borstentragende Organe, die bald hinter den walıren Fühlern entspringen. Auf den ersten Blick erinnert das Thier durch sein grofses Schild an Apus, ist aber durch den Schwanz und die’zwei- ästigen Beine mit Cyelops näher verwandt. Noch näher steht es dem Genus Sapphirina Thomson (mir.nur aus Lamarck’s hist. nat. II edit. etc. vol. V. p. 171 bekannt), welches eben- falls einen flachgedrückten schildartigen Körper, zweiästige Beine und nur zwei Fühler hat, sich aber durch ein neungliedriges Schild und vier Paar zweiäst Beine unterscheidet. Die wesentlichen Kennzeichen lassen sich kurz folgendermafsen zusammenfassen: Corpus clypeo magno e segmentis qua- tuor formato obtectum. Antennae duae magnae, filifor- 131 mes, Sarticulatae, Pedum paria. quatuor, tria pinna bi- Jida, quartum simplex. Cauda apice bifida et seligera. 11... Peltidium. purpureum, ein neues Genus der Entomo- straceen. S,fig. 12 und 13. Von dem kleinen kaum #”" grofsen Thierchen hatte ich nur ein Exemplar.’ Der Körper ist in ein siebengliedriges im allgemeinen Umrifs eiförmiges Schild ausgebreitet. Das erste ‚ist beinah so grofs als die folgenden zusammen, und ich die’ Gestalt eines Trapezes, dessen Basis nach hrt, 'und 'von' einer concaven Linie begränzt ist. Vorn hat es einen abgestutzten Fortsatz, auf‘ welchem zwei kleine runde Punkte auffallen, welehe wahrscheinlich die Au- gen sind. ‘Die folgenden fünf Segmente haben eine schmale halbmondförmige Gestalt,. das. letzte uud kleinste wiederum eine trapezförmige. Hinter ‘demselben sieht der sehr ‘kurze zweispitzige Schwanz hervor; jede seiner Spitzen ist mit vier Borsten besetzt, 'von ’denen .die innerste die längste ist. Die Fühlhörner 'sind zwei an der Zahl; sie entspringen aus den Winkeln, welche das erste Segment mit seinem Fortsatz macht, erreichen beinah:' den dritten Theil der Länge des Thieres, und bestehn aus sechs’ kurzen Gliedern, von denen die beiden letz- ten sehr klein sind. Auf der vordern Seite und besonders an der Spitze-sind sie mit langen Borsten besetzt. Ich finde sechs Paar Beine. Das erste Paar, welches nach dem er- sten Segmente eingefügt zu sein scheint, ist einfach und er- schien mir nur, aus drei Gliedern 'bestehend. S. fi& .13 c. Das zweite Glied an seiner :Basis etwas verdickt, hat: gegen ‚das Ende auf der hintern ‚Seiteveinen Zahn; das dritte Glied. ist eine schmale mäfsig gekrümmte Klaue. Die folgenden vier Fufspaare sind zweiästig und ‘haben das mit einander gemein, dafs der hintere oder innere Ast in seiner. ziemlichen Entfer- nung von der Spitze des..Stiels ‚entspringt. 'S. fig, 13 d. e. f. Das zweite Paar hat den äufsern- und nee zweiglie- drig, und der erste ist doppelt so lang als der zweite. Sein zweites Glied ist das längste und endet mit drei kurzen Borsten, von denen zwei hakenförmig gekrümmt sind. S. d. — Das dritte Paar $.e, unterscheidet Sich von den folgenden beiden dadurch, dafs der innere Ast dreigliedrig ist, während er bei die- 9% 132 sen nur zwei Glieder hat. Der äufsere Ast: ist beiihnen’gleich, dreigliedrig; das erste und zweite: Glied haben vorn am Ende eine starke Borste und hinten eine solche in der Mitte; das letzte Glied, welches zweimal so lang ist, als das vorherge- hende, hat vorn vier kurze kräftige, hinten fünf längere schwä- chere Borsten. Das letzte Fufspaar ist wiederum einfach, zweigliedrig? das letzte Glied länglich, schwach gebogen; und hat aufsen drei, an der Spitze vier, hinten einen Dorn. S. g. Bei der Kleinheit des Thieres und‘ da ich nur. ein Exemplar hatte, konnte ich die Frefswerkzeuge nur: sehr u ändig erkennen. ‘Doch sah:ich deutlich: erstens hinter hör: nern eine Mandibel, bestehend: aus zwei‘gleich langen und gleich breiten linealischen 'Gliedern, ‘von denen ‘das erste.,hin- ten in der Mitte eine vierzweigige Borste, !das letzte am Ende mehrere einfache Borsten.trägt S.fig. 13a, offenbar dasselbe Or- gan, 'welches in einer wenig abweichenden. ‚Gestalt bei. Hersi- lia vorkommt; zweitens einen Kaufufs?, ebenfalls aus zwei gleich langen Gliedern bestehend, von’ denen das zweite sehr schmal ist, und am-Ende einen kurzen Haken oder einige uhr kurze Borsten trägt. S. b. Die Farbe des Thierchens ‘war dunkel A Füh- ler, Schwanz und Beine‘ blafsroth, Vorderrand des Kopffort- satzes' farblos. Dies Genus steht zwischen Hersilie und: Sapphirina in der Mitte, und unterscheidet sich ‘von. beiden: durch eine ver- schiedene Zahl der Segmente des Schildes und der Füfse, ‚so wie durch .die ‚Beschaffenheit des ersten Fufspaares... In der Kürze läfst es sich also charakterisiren: Corpus clypeo ma- gno, e segmentis septem formäato obtectum;; segmentoprimo maximo. Antennae ‚dude magnae 'sexartliculatae..\Pedum paria sex} par primum simplex, ungue longo terminatumz paria secundum, tertium, 'quartum et ‘quintum ramos),duos gerentia;'par sextum simplex. 'Gauda apice bifida ct. se; tigera.s Vin “ Ir 12 133 Erklärung der Abbildungen. Tafel II. Fig. 1. Euplocamus frondosus, nach einer Zeichnung von Herrn Scacchi. Fig. 2. Euplocamus cirriger, nach einer Zeichnung von Herrn Seacchi. ‚Fig. 3. Pileopsis Garnoti. Payr. r e Thier nach Hinwegnahme der Schaale gesehen, viermal öfsert. Man sieht den hufeisenförmigen Haftmuskel, die er, das Ovarium, das Ende des Darmkanals und vorn die Respirationshöhle mit der Kieme, d. Das Thier mit der Schaale, dreimal vergröfsert, um die Ge- stalt des Kopfes und die Augen zu zeigen. Fig. 4. Galeomma Turtoni Sow. Auf dem Rücken. Auf dem Bauche. Auf der Seite liegend, zweimal vergröfsert. Auf dem Rücken liegend mit aufgeschnittenem Mantel, drei- mal vergröfsert. e. Die Epidermis der einen Schaale am Mantel hängend. Man erkennt den Fufs, den kegelförmigen Leib, die vier Kiemen und die vier appendices buccales. e. Die Schaale von der Seite gesehen. e. Dieselbe von innen gesehen, beide dreimal vergröfsert. Fig. 5. Chelura terebrans. a. Das ganze Thier viermal vergröfsert auf der Seite liegend. b. Das vierte und fünfte Schwanzglied von oben, wie es bei funfzehnmaliger Vergröfserung erscheint. e. Dieselben von unten. Am Grunde ist das dritte Paar falscher Abdominalfüfse zu bemerken. d. Der erste Fufs hei 25maliger Vergröfserung gesehen. e. Einer der letzten Füfse, bei derselben Vergröfserung gesehn. NER Tafel IV. Fig. 1. Pandorina corruscans Scac., ein kleines Exem- plar, auf der linken, stärker gewölbten Schaale li Fig. 2. Dieselbe auf dem Bauche liegend, um area und lunula zu zeigen. Fig. 3. Dieselbe, geöffnet und zweimal vergröfsert, a, Das Knöchelchen im Ligament. 4. Die Grube, in welche dasselbe hineinpafst. c, Das äufsere Ligament. 134 Eig. 4. Das Thier der Pandorina nach einer Zeichnung "von Herrn Sceacchi. Fig. 5. Eine Schaale der Pandora rostrata zur Ver- gleichung. a, Ein äufseres Ligament? d. Das innere Ligament. c, Der Schlofszahn, Fig. 6. Astarte incrassata De la Jonk. anderthalbmal vergröfsert der obere Mantellappen ist etwas zurückgeschla- gen, um die Gestalt des Fufses und die beiden Kiemen zu zeigen. # Fig. 7. Pleurotoma Bertrandi Payr. viermal vergröfsert. Fig. 8. Eier von Yermetus gigas Biv. a. Eine wenig entwickelte Eiermasse. d. Eine stärker entwickelte in welcher ‚die en schon mit 1% Windungen der Schaale versehn sind; beides än natür- licher Gröfse, ec. Ein Embryo stark vergröfsert mit zwei vollen, Windungen der Schaale. Man sieht die Augen und den Nahrungskanal durchschimmern. Fig. 9. Hersilia apodiformis mihi, ein Weibchen. auf dem Rücken liegend bei 60maliger Vergröfserung gezeichnet. Die Augen. -, a. Die Mandibeln? ö. Die Maxillen, c. Der Kautufs mit seinem zweigliedrigen Geifseltaster. d, Die drei Paar zweiarmigen Beine. e. Das Paar einfacher Beine, f. Die Vulven. Fig. 10. Das Männchen an dem Schwanz des Weibchens in der Begattung hängend, bei derselben Vergröfserung gezeichnet. g. Die hintern Fühler? h. Die beiden Penis. Fig. 11. Ein Weibchen der Hersilia apodiformis in nafür- licher Gröfse. Fig. 12. Peltidium purpureum mihi in natürlicher Gröfse. Fig. 13. Dasselbe auf dem Bauch liegend, bei 60 malıger Vergröfserung gezeichnet. Die Mandibel, Der Kauffufs? Ein Fufs des ersten Paares. Des zweiten, e. des dritten, f. des vierten oder fünften. des sechsten Paares. BERLBSER yi [2 Fortgesetzte Versuche über die erhöhte. Tempe- ratur des Kolbens einer Colocasıa odora (Ca- ladium odorum.) in dem botanischen Garten zu Amsterdam angestellt x ' von G. Vrolik, und W. H. de Vriese. Hierzu Tafel V Fig. 1. Vor ungefähr drei Jahren, haben wir einige Versuche be- kannt gemacht, die. wir in dem Amsterdamschen Garten an- gestellt hatten, um uns mit der erhöhten Temperatur des Blü- thenkolbens einer Pflanze aus der schönen Familie der Arons- kelche näher bekannt zu machen*). Schon damals beschlos- sen wir, um durch treue Beobachtungen und genaue Experi- mente der Erklärung dieses höchst merkwürdigen Phänomens näher zu kommen, unsere Untersuchungen, später fortzusetzen. Dafs dies bisher nicht geschehen, (ist allein dem Umstande zu- zuschreiben, dafs unsre Pflanzen keine Gelegenheit dazu ver- schafit haben. Erst vor Kurzem ward es uns möglich, die ‚ unterbrochenen Untersuchungen wieder aufzunehmen, deren Resultat wir hier dem Urtheil und: der Theilnahme der Phy- siologen zu empfehlen wagen. Die günstige Aufnahme, welche unsere frühern Versuche erfuhren, berechtigt uns zu der Hofl- nung, dafs auch diese einiges Interesse einflöfsen werden**). *) Tydschr. voor nat. Gesch. en Phys., II Deel. 296-314. **) Unsere früheren Versuche sind theils vollständig, theils im Auszuge mitgetheilt in den „Annales des Sciences naturelles U. 5.131; von Meyen in Wiegmann’s Archiv II Jahrg. II Band 1836 S. 95; — in Fror. Neuen Notizen desselben Jalıres; in Meyens Neuem System der Pflanzen -Physiologie Berl, 4838 IL. 461; — von H. F. Link, El, Plil. Bot. Berol. 1837. 11. 312. 136 Im verflossenen Jahre hat ein französischer Naturforscher ein neues System der Pflanzen-Physiologie bekannt gemacht, in welchem die Beobachtungen und Versuche Andrer hinsicht- lich der Wärme der Blüthenkolben in der Familie der Aroi- deen auf eine einfache physische Art erklärt werden. Wir lassen diese Erklärung ihrem Hauptinhalte nach hier folgen *). „Wenn (so schliefst Raspail) das von Lamarck zuerst im Arum italicum beobachtet? Phänomen eine Folge der Be- fruchtuug wäre, so müfste dasselbe in ncch auffallenderem Grade bei den Blumen sich zeigen, wo diese Funktion auf einem Fruchtboden in tausend Blumen zugleich statt findet. Diefs ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr liefert einzig und allein der Blüthenkolben der Aronskelche in dieser Beziehung ein sicheres Factum. Die negativen Resultate, welche Ver- suche hierüber an anderen Blumen gegeben, liefern den sichern Beweis, dafs die Wärme bei jenen keine Folge der Verbin- dung verschiedener Stoffe mit einander ist. Dafs der Wär- meunterschied aus der Structur und der Configuration der Oberfläche entstehe, ist indefs viel wahrscheinlicher, als dafs die Befruchtungsfunetion ihn veranlasse. Die Blume der Aroideen besteht aus einem blumenkronförmigen Blatte, das nach Art einer grofsen Hippe (un grand cornet) gerollt, die Benennung Spatha, Scheide trägt, und aus dessen Boden die Spitze des Stiels, um welchen herum sich die Griffel und Staubfäden befestigen, wie der Schwengel einer Glocke sich erhebt. Dieser heifst Spadix. Die innere Oberfläche der Scheide ist mehr oder weniger weifs oder gelb, und hat nicht selten einen Wachsglanz. Man erinnere sich an das Verfah- ren der Quäker, um so viel als möglich die Einwirkung der Sonnenwärme auf ihre Früchte zu erhöhen. Sie pflanzen näm- lich die Bäume vor einer weifsen Mauer, damit die Wärme von dieser auf Blume und Frucht zurückstrahle. Andere ge- ben ihren Mauern eine hohle Form, wodurch bei der Refle- xion viele Strahlen in einen Punkt sich concentriren. End- *) F. V. Raspail, Nouveau systeme de Physiologie vegetul et de botanique. Deux volumes, Paris 1837 Vol. II. p. 218 — 227. Wir be- merken hier, dafs wir nicht, wie Raspail p- 219 angiebt, Huberts, sondern Adolphe Brogniart’s Versuche fortgesetzt haben. - 137 lich hat man um junge Früchte ein weifses Papier befestigt, und sie so gleichsam mit einer künstlichen Scheide umge- ben, die in jeder Hinsicht der natürlichen bei den Aroideen gleicht. Den Landmann leitete bei diesen verschielenen Ver- fahrungsweisen dieselbe Erfahrung, zu deren Bestätigung der Naturforscher der "genauesten Werkzeuge bedurfte. Die in Papier eingehüllte Blume wird mehr erwärmt, als die übrigen; denn bei der runden Form der Düte (oder Scheide) werden die Wärmestrahlen von der weifsen Fläche alle nach deren Centrum hin,+wo sich die Blume befindet, reflectirt. Die Wahrheit dieser Erscheinung ist nun durch direete Versuche bestätigt. Es wurden nämlich zwei.beinahe gleiche Thermo- meter an die kattunenen Vorhänge der Glasscheibe eines nach Westen gelegenen Fensters aufgehängt. Das eine Thermome- ter hing frei, das andere wurde bald mit einer Papierdüte, bald mit einem grauen, blau und olivenfarben bedruckten, vierfach zusammengelegten seidenen Tuche umwunden. Die Thermo- meterkugel blieb von allen Punkten der Düte gleich weit ent- fernt. Beide wurden, vier Tage lang, von Minute zu Minute beobachtet. Die sich hieraus ergebenden Wärme-Tabellen wurden mit denen der Schriftsteller über die Temperatur der Colocasia odora verglichen, und hieraus die Identität der, bei- den Phänomenen zu Grunde liegenden, Ursachen unzweifelhaft abgeleitet. Eine einfache Düte von weilsem Papier reicht him um ein hineingehaltenes Thermometer zum Steigen zn brin- gen. Die Umhüllung mit einem Seidentuche bewirkt eine Temperaturerhöhung von 40° a 11°. Ein düunes Kohlblatt hat zufolge der beträchtlichen Wasserdunstung die entgegen- gesetzte Wirkung auf das Thermometer. Die Wärmeerhö- hung ist um so beträchtlicher, je intensiver das auf den künst- lichen Spadix fallende Licht ist. Die gröfste Temperaturver- schiedenheit findet statt um 3—4—44 Uhr, später wird ein schnelles Sinken des Thermometers wahrgenommen, Während der Nacht sinkt das mit der Düte umgebene Thermometer unter die Temperatur der Atmosphäre, zufolge seiner Isoli- rung von der Zimmerwärme, mit welcher das nicht verhan- gene Thermometer in directer Berührung bleibt. Können nun schon unregelmäfsige und rohe Naturnachahmungen solche auf- fallende Wirkung haben, wie weit stärker und bestimmter mufs 138 nicht diese Wirkung bei den Aroideen sein, in deren Blüthen- kolben die Reflexion von der gleichmäfsigen Fläche, die sich zu der beschriebenen Form rundet, statt findet. Wenn man diefs berücksi@htigt, so wird man das von Hubert auf Isle de France beobachtete Maximnm von 49° nicht übertrieben fin- den. Wir müssen in unsrem Klima selbst im Freien, an un- sren schönsten Frühlingstagen dasselbe Resultat erhalten. An- ders mufs es sich dagegen in unsern Treibkasten verhalten, je nachdem ein mehr oder weniger helles Licht auf sie fällt. Es ist sogar wahrscheinlich, dafs die Temperaturerhöhung an einzelnen Stellen des Kastens gar nicht eintritt; an solchen Stellen befanden sich wohl die Pflanzen der Physiologen, welche Lamarck’s Beobachtung bei Arum Italicum geläugnet haben. Aus dem Gesagten ergiebt sich, dafs die Temperatur- erhöhung der Aroideen nicht in Folge einer innern organi- schen Funktion, sondern lediglich der äufsern Beschaffenheit der Blumen zu Stande kommt, und dafs die Erscheinung über- haupt zu der Klasse derer gehört, welche die Naturforscher zu allen Zeiten mit anorganischen Apparaten dargestellt ha- ben. Hieraus folgt also, dafs der Wärmegrad variiren wird, je nachdem die eine oder andere Seite des Blüthenkolbens sich dem Lichte darbietet, je nach der Verschiedenheit des Winkels, unter welchem das Licht auf die Fläche der Scheide fällt, je nach der Verschiedenheit des Standortes der Pflanze im Freien oder im Treibkasten, endlich je nach der Verschie- denheit der Menge des verdunstenden Wassers. Aus demsel- ben Grunde mufs die Zeit, we das Maximum eintritt, mit der verschiedenen geographischen Breite des Ortes der Beobach- tung varliren, so dafs jenes Maximum unter den Wendekrei- sen Frühmorgens, in den gemäfsigten Zonen des Mittags und Nachmittags bis 5 Uhr eintritt.“ u. s. w. So weit Raspail. Eine solche Erklärungsart von einem Manne, der sich, wie seine viele Schriften beweisen, mit der Physiologie der Pflanzen eifrig beschäftigt hat, kann nur höchst sonderbar er- scheinen. Unsre Absicht bei der Mittheilung einer zweiten Reilıe von Versuchen ist indefs nicht Raspail’s Ansichten zu wider- legen, da sie eigentlich keiner Widerlegung zu bedürfen schei- nen, sondern es leitete uns dabei dieselbe Ueberzeugung, 139 welche den nicht genug’ zu lobenden Senebier zuvden Worten veränlafste: „des experiences aussi delicates doivent: &tre variees de milles manieres 'et\suivies avec le plus grand soin, pour offrir des conclusions tranchantes*). Schon aus ‘den Mittheilungen' Bory de St. Vincent’s konnte man deutlich schliefsen, dafs die Wärme von dem Spadix und nicht von der ihn umgebenden Scheide ausgeht. ' Dieser er- zählt nämlich einen Versuch, wo die eben erwähnte blattartige Blumenscheide, fest an den Spadix ‘gebunden, eben so er- schlaffite oder verwelkte, als ob’ man sie in heifses: Wasser getaucht hätte. Erwägt man, welch einen beinahe unglaubli- chen Wärmegrad: Bory de St. Vincent angegeben hat, so ist eine solche Verwelkung leicht erklärt, allein es folgt auch zugleich daraus, dafs die Wärme nieht von der Scheide, son- dern vom Kolben ausgeht. Es war mit Recht zu erwarten, dafs, wo solche Thatsa- chen sprechen, wie in oben erwähnter Mittheilung Niemand, und am wenigsten der Naturforscher Raspail, behaupten würde, das ganze Phänomen rühre von der Zurückstrahlung der ‘Wärme von der innern Wand der Scheide auf den Kolben her. Um unsere Behauptung hinsichtlich der Wärmeentwicke- lung im Blüthenkolben selbst über alle Zweifel zu erheben, stehen uns eine Menge von Beweisen zu Gebote, Gern hät- ten wir uns dergleichen Erörterungen überhoben, doch durf- ten wir diefs nicht, da wir sahen, dafs hier und da ein Na- turforscher der Raspail’schen Ansicht einigen Werth beilegt. Wir wollen das Urtheil der Physiker nicht beschränken rück- sichtlich des Werthes, den man Versuchen mit einem Thermo- meter in einer Papierdüte schenken möge; jedoch dürfen Phy- siologen nicht zugeben, dafs aus solchen Versuchen Schlüsse auf die lebende organische Natur gezogen werden, mögen jene Versuche auch an und für. sich noch so schätzenswerth und glaubwürdig seyn. Obschon bereits aus unsern frühern Mittheilungen sich herausgestellt hatte, dafs die Scheide nicht die Ursache der Wärme abgiebt, indem wir in einer Blume, deren Scheide ab- ”) Physiologie vegetale par Jean Senebier, II. p. 312. 140 geschnitten! war*), (dieselbe Wärmeerhöhung beobachtet 'hat- ten: so. glaubten wir ‚doch‘ durch neue Versuche diese 'Mei- nung:noch ‚fester begründen zu müssen. Aufser unsrer Colocasia. odora haben wir Yhlarapı aut andre Aroideen, als Arum Italicum und Arum Dracuneu- Zus genommen**). Einige dieser Versuche wollen wir, hier folgen lassen, ‘wie wir sie verzeichnet haben. Die erste Beobachtung geschah im Freien.;mit dem Spa- dix von Ärum ltalicum. ‘Wir konnten trotz der gröfsten Sorgfalt und Genauigkeit: keine Temperaturerhöhung wahrneh- men. , Als aber die Pflanze in die Orangerie gebracht worden, entwickelte ein andrer Blüthenkolben eine ziemlich bedeutende Wärme. Dafs bei der ersten Blume ‘die Wärme nicht deut- lich wahrgenommen werden konnte, lag wahrscheinlich: an dem starken Wind, dem sie während des Versuchs ausgesetzt war. Es ging uns hierbei ungefähr so wie Theodore de Saussure ***), da *) Tydsch. a. a. O. p. 11. 308. **) Prof. Göppert, den wir im Eingange unsrer vorigen Mitthei- lung unter den Gelehrten genannt hatten, deren Fleifs in dieser Be- ziehung die Physiologie. am meisten, zu verdanken hat, hat uns die Nichterwähnung seiner Versuche mit drum Dracunculus zum Vor- wurf gemacht (S. Froriep’s Notizen No. 1065 Bd. XLIX Juli 1836). Wir berichteten die Ergebnisse von Versuchen mit der Colocasia edora, und sprachen daher nicht vom Arum Dracunculus. Das, ver- dienstliche Werkchen Göpperts „Ueber Wärme -Entwickelung in der lebenden Pflanze, ein Vortrag gehalten zu Wien am 18. September 4832 in der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte“ war uns wohl bekannt, und hat sogar Dr. de Vriese im Jahre 1833 die Versuche über die Wärme - Entwickelung in keimenden Samen zu Rotterdam wiederholt, jedoch wegen der vielen Berufsgeschäfte, die durch die damals ausbrechende Cholera-Epidemie veranlafst wurden» nicht gehörig aufgeschrieben. **%) S, Th. de Saussure: De Paction des fleurs sur Tair et de leur chaleur propre, lu ü la Societe ‘de Phys. et d’Hist. naturelle de Ge- növe, en 1822 in den Ann. de Chym. et de Phys, Tom, NX1p.279. 1822. 141 Wärmeentwickelung anıden Staubfäden von Arum Italicum, nach Entfernung der Blumenscheide 4) bei abgesperrtem Lichtzugange, Therm. in! Therm, 20. Juni 1838: der Oran-; auf dem Bemerkungen. { - | gerie. | Kolben. | Nachm. 1U. 30Min.) 624 654 Das Therm. war am 2 — 63 » Tage der , Ejaculation 2U. 30Min. » 652 |des Blüthensiaubes so 30 — ” 66 _ Jaufgehängt worden, dafs 3U. 30Min.! 62 654 (die Kugel die Stamina 4 — 621 66 berührte. > en » » 6 u » » 7 ii » » Später sank die Temperatur wieder allmählig, ' wir haben sie indefs nicht weiter beobachtet. | Das Maximum des Unterschiedes betrug hier 3% F., und dieses trat ungefähr zur selben Zeit ein, wo die meisten Phy- siologen es wahrgenommen haben *). Wärmeentwickelung an dem Spadix einer Coloca- sia.odora, nach Abschneidung der Scheide. Die Pflanze befand sich an einer dunkeln Siehe in der Orangerie. | Verglei- Therm. d., 23. Juni 1838. !chendes | Blüthen- Bemerkungen. N ern, | koölbens. | Nachm.12U.45Min.| 64 744 — 5— | 644 76 5— | 64 764 — 10 — » 77 — 15 — » 78 — 30 — » 79 Ban » » 2 _ 65 » — 15— 644 794 Ban » 78 — — » 80 *) Ueber die in Arum Dracunculus statt findende Wärme s, Prof. | €1. Mulder in Tydschrift voor nat, gesch. en phys. III. D. I St. 4836. P. 66 — 70. 442 Verglei- |Therm, d, i 23. Juni 1838. | een Blüthen- Bemerkungen.' Therm,, | kolbens, |: Nachm. 3U.—Min.|; 164 | |» Maximum des Unter- — 15 — » 76 schiedes 16° F, — 30 — » 734 Fortwährendes : Sin- —5—| 64 70 ken des Therm. der Blu- AU. — »,..| 68.. |me gegen Abend. 5U. — »: 67 5U.30 — | 641 663 ö ne » » h — 30 — » 66 », 7ZU. — » » = en » su — » » Die Thermometerkugel war ganz frei an der Spitze des Kolbens aufgehängt. Die erste Temperaturerhöhung war schon fünf Minuten nachher zu bemerken. Wir müssen indefs: noch hinzufügen, dafs ein. Fenster ge- öffnet werden mufste um den Stand des Therm. beobachten zu können. Fortsetzung des Versuchs an derselben Blume. 24. Juni. u aKöiben] Bemerkungen, Vorm. 41U.—Min.| 65 68 Ejaculation des, Blu- — 15 — » » menstaubs. unge » 69 — — » 70 12 — 652 » — 15 — 67 72 — 30 — » 74 —- 5— » 75 Nachm. 1U. — » 76 bi » » — 30 — | 66 » 2U. — 63 78 — 15 — 62 79 — 30 — | 60 793 Maximum des Unter- — 45 — » 78 _ ischiedes 19% F. 3U. — ” 77 — 130 — » 76 — 5—| 59 755 143 24. Juni. Nrreleieb. ER, Bemerkungen, Nachm. 4U. — |», 1,74 a » 73 U — » da ) gzialf 653 272 BU — ” 714 ers” 693 ı „6U. » 68 um — » » : 7 — » » MET, |, PEN » » ’ 2 . . | Länger wurden die Beobachtungen an, diesem Tage nicht _ fortgesetzt.. Auch den folgenden Tag bemerkten wir in die- ser Blume noch Wärmeerhöhung, wie folgt: Nachmittag. nt er Bemerkungen, U. — 693 82 4U.30Min.| '» 54 Maximum ‚des Tem- 10.40 — » 52 peraturunterschiedes 1U.45 — | 68% 821 1121 F, 20, — 684 » — 5—-| 6 » — 30 — » 82 ei Ad » » Bu. — » » — 15 — » Ss —ı— » s0 4. — | » 78 Um den Einwurf zu beseitigen, dafs die Temperaturerhö- hung am Spadix die Wirkung einer durch die Abschneidung der Scheide verursachten krankhaften Thätigkeit sein könne, [was nach unsrer Meinung nicht der Fall ist, da gemäfs unsern meisten frühern Versuchen dieselbe Temperaturerhöhung bei nicht von der Scheide entblöfsten Blumen statt findet], haben wir bei mehreren Blumen die Scheide ohne sie in etwas zu beschädigen, umgebogen oder zurückgeschlagen, und dennoch dieselben Temperaturverhältnisse, wie bei den andern wahr- genommen. Nach dem’ Gesagten möchten also wohl alle Zweifel hin- sichtlich des Theiles, von dem die Wärme ausgeht, gehoben » 144 sein, und, wir glaubten daher‘ diese Sache als völlig erwiesen und abgemacht betrachten zu können, Noch vieles bleibt indefs. bei dieser so merkwürdigen Er- scheinung zu untersuchen übrig. Zunächst liegen uns deren Ursachen zur nähern Erforschung vor, welche uns vielleicht zum grofsen Theil einleuchten werden, wenn man das Phäno- men selbst von allen Seiten genauer kennen gelernt hat. We- nigstens veranlafst dasselbe noch zu verschiedenartigen Unter- suchungsweisen, und nur die vereinigten Bestrebungen der Botaniker, Physiologen und Chemiker dürften ‘die Hoffnung auf dereinstige gründliche Resultate, zu denen noch sehr viele und kostspielige Versuche erforderlich sind, rechtfertigen. Nichts destoweniger wollen wir einstweilen nach Kräften zur Auflösung des grofsen und wichtigen Räthsels beizutragen suchen. Nach dem jetzigen Stande der Wissenschaften, zumal des physiologischen, darf man die Behauptung festhalten, dafs das Lebensprineip die erste und wichtigste ‚Kraft ist, ohne welche sich keine Function in der animalischen oder vegeta- bilischen Oekonomie denken läfst. Jedoch mufs man auch nicht vergessen, dafs die Physiologie eben so wohl eine phy- sische und chemische, als dynamische Wissenschaft ist. Denn bei der vollen Ueberzeugung, dafs die übrigen Naturkräfte, weder einzeln noch insgesammt, thierische oder pflanzliche Lebenserscheinungen zu Stande zu bringen vermögen, wenn nicht die Lebenskraft hinzutritt, glauben wir dennoch, dafs jene Naturkräfte von Vielen zu sehr hintenangestellt worden. Schon die Erkenntnifs und genaue Abgrenzung der Wirkungssphäre der sogenannten todten Naturkräfte in den organischen Kör- pern mufs uns dem wabren Begriffe vom Wesen der Lebens- kraft, wie sie gewöhnlich genannt wird, näher bringen. Und diefs bleibt bei physiologischen Forschungen doch immer das schwierigste und complieirteste Problem. Es ist vielleicht nicht unzweckmäfsig zu einer Zeit hier- auf aufmerksam gemacht zu haben, wo viele zur sogenannten Pflanzenphysik und Chemie gehörige Gegenstände gar nicht, oder nur sehr unvollständig gekannt, und durchaus nicht dem sonstigen Stande dieser Wissenschaften gemäfs bearbeitet sind. Die allgemeine Sucht nach systematischen und mikroskopi- 145 schen Untersuchungen scheint der Lust zu solcher schwierigen Arbeit nicht schr förderlich zu sein. Um auf diesem Felde der Forschung einige Schritte wei- ter zu kommen, glaubten wir untersuchen zu müssen, wie sich unsre Blüthenkolben unter verschiedenartig modifieirten Um- ständen verhalten würden. Bory de St. Vincent theilt dreifsig von Hubert angestellte Versuche mit, woraus man sieht, dafs dieser Pflanzer aus der ihm zustehenden Gelegenheit, ‘diese Pflanze in ihrem Naturzustande zu untersuchen, für die Wis- senschaft allen Nutzen zu ziehen bemüht war, den die Ver- hältnisse, in welchen er sich befand, und die wenigen ilim zu Gebote stehenden wissenschaftlichen Hülfsmittel ihm gestatte- ten. Wir schicken hier einen Bericht über seine Versuche den unsrigen voraus. Hubert setzte drei erdiniiine Blüthenkolben im Au- genblicke, wo sie die höchste Temperatur zeigten, in eine Flasche, und liefs sie 24 Stunden in derselben, um die Quan- tität des während dieser Zeit durch Transspiration erzeugten Wassers bestimmen zu können. Es ergaben sich anderthalb Kubikzoll farblosen Wassers, in welchem Seife löslich war. Andere Blüthenkolben wurden mit Oel bestrichen, worauf alle schon begonnene Wärmeentwickelung stockte. Dasselbe fand statt, wenn er sie in Wasser oder Essig setzte, wogegen sich nach ihrer Entfernung aus diesen Medien die Temperaturer- höhung wieder einstellte.e Auch das Bestreichen mit Honig hob alle Wärmeentwickelung auf, eben so das Eintauchen in Alcohol; nach Entfernung aus der letztern Flüssigkeit sanik das Thermometer, natürlich zufolge der starken Verdunstung des Weingeistes, sogar unter die Wärme der Atmosphäre, Abwe- senheit des Lichtes blieb auf die Wärmeentwickelung ohne Einfluß. Papierne Hüllen, um die Kolben gelegt, erhielten dureh Mittheilung von diesen so viel Wärme, dafs man sie durch das Papier hin fühlen konnte. Kleine Vögel unter eine Glocke gebracht, in der Blüthenkolben der Pflanze aus- ' gedunstet hatten, kamen dem Ersticken nahe. So weit Hu- bert’s Versuche. Wir wollten zuerst unsre Blüthenkolben der Einwirkung verschiedener Gasarten aussetzen, jedoch hierbei, so viel als möglich, den Fehler zu vermeiden suchen, in den so viele V. Jahrg. 1. Band, 10 146 Experimentatoren gefallen waren, indem sie durch das völlige Abschneiden des Pflanzentheils, mit welchem der Versuch ge- macht werden sollte, alle Verbindung mit der Mutterpfllanze aufhoben, und dadurch das Leben der Pflanze störten. Zu diesem Zwecke hatten wir einen Apparat erdacht, der uns in mancher Hinsicht passend schien, an welchem wir jedoch bei einer, noch zu veranstaltenden dritten Reihe von Versuchen einige Aenderungen werden vornehmen müssen. Eine Abbil- dung dieses Apparates haben wir unsrer Abhandlung beige- fügt, und lassen hier eine kurze Beschreibung desselben folgen. Mitten in den Boden eines runden gläsernen Behälters von 5 (Rheinl.) Zoll Höhe und 7” Durchmesser wurde eine grosse runde Oeffinung gemacht, in welche eine an beiden En- den offene gläserne Röhre von 6” Länge und 14” Durchmes- ser eingebracht und verkittet wurde. ‘Diese Röhre war so befestigt, dafs sie 14” unter den Boden des Behälters hin- ausragte. An den matt geschliffenen äufsern Rand des untern Endes der Röhre wurde die Mündung eines 6” langen, weiten Kautschukceylinders dicht anschliefsend befestigt. Dieser sollte dazu dienen, um an seiner untersten Oefinung (seinem Ein- gange) den Blumenstengel hindurchzulassen, und alsdann bei dem zu machenden Versuch an diesen festgebunden zu werden, Am obern Ende der gläsernen Röhre, welches in den Behälter hineinragte, befand sich eine vollkommen luft- und wasserdicht schliefsende Klappe, die nach Belieben mittels ei- nes.'Strickes, dessen Bewegung weiter unten näher erläutert werden soll, sich öffnete, In den Behälter mufste ein Glaseylinder gesetzt werden, von 14” Höhe und 54” Durchmesser; dieser Cylinder, welcher natürlich die mehrerwähnte gläserne Röhre in sich fafste, hatte einen 14’ langen und 2” breiten Hals, und ruhte mit seinem untern Ende in dem Behälter auf einem hölzernen Dreifufse, wodurch die Gemeinschaft zwischen dem innern Cylinderraum und: dem umgebenden Raum des Behälters leicht unterhalten wurde. In dem Hals des Cylinders befand sich ein gut schliefsen- der Pfropf mit zwei kleinen Oeffnungen versehen, wovon die erste grade in: der Axe des Cylinders gelegen, eine kupferne Schraubenmutter enthält, durch welche eine ebenfalls kupferne 147 Axe lief, deren äüfseres Stück in eineHandhabe endigte, wäh- rend das andere in den Cylinder sich fortsetzte, und hier wie eine ewige Schraube in senkrechter Richtung auf und ab be- wegt werden konnte, um auf diese Weise zur völligen Schlies- sung der Klappe an der gläsernen Röhre zu dienen. Ein Zoll weit von seinem innern Ende oder Spitze, wurde zur Aufhän- gung eines Thermometers ein kupfernes Häkchen angebracht, Die zweite Oefinung im Halse diente zur Aufnahme einer 'gebogenen zinnernen Röhre, die durch den Hals in den Cylin- ‘der gelangte, und aufserhalb desselben vermittelst eines Zapfens ‘verschlossen oder geöffnet werden konnte. An der innern Seite des Cylinders war oben noch ein zweites kupfernes Häkchen an einen Ring vom selben Metalle, der im Cylin- der festsafs, angebracht. Dieses Häkchen ragte weit genug in den Cylinderraum hinein, um ein daran aufgehängtes Ther- mometer von aller Berührung mit den Glaswänden frei zu erhalten. Unser ganzer Apparat ruhte 'auf einem offenen Fufsge- stell, das vom untern Ende ‘der Glasröhre durchbohrt 'war, und wurde an drei an dem Fufsgestelle befestigten und oben zusammengefafsten Stricken aufgehängt, um mittels eines Klo- bens nach Belieben auf- oder abwärts bewegt werden zu können. Die blühende Pflanze wurde Tags zuvor, ehe die Blume ihre hohe Temperätur entwickeln sollte, ‘so gestellt, dafs der Blüthenkolben geräde unter den Apparat zu stehen kam. Die Scheide wurde den folgenden Tag bis zur unfruchtbaren Pi- stille abgeschnitten, also so weit,’ dafs die von Räspail angege- bene Wärmezurückstrahlung nicht statt finden konnte. Wir liefen den Apparat vorsichtig herab, ‘wodurch der Spadix durch die Kautschukröhre in die gläserne Röhre, welche stets durch die Klappe oder den Deckel geschlossen blieb, eindrang. Diese Röhre ward dadurch beinahe gänzlich eingenommen; we- nigstens ragte der Spadix bis zum Deckel empor. Nachdem nun der Spadix in die Röhre eingebracht wär, wurde der Kaut- schuckköcher unten an den Wulst, der den Fruchtkeim: ent- hält, befestigt, um die Absperrung so vollständig als möglich zu klchen, noch mit einer Blase umgeben, und angebunden. So genau indessen auch die Verschliefsung war, so konnte | 10 * | 1 148 man doch nicht verhüten; ‘dafs in der Röhre,‘ welche den Spa- dix enthielt, einige atmosphärische Luft zurückblieb. Jedoch ! war! die Quantität ‚derselben so gering, dafs wir sie dreist,als Null betrachten durften im.Vergleich. zur Gassäule, die wir in den Cylinder zu bringen ;beahsichtigten, le ie ‚,Auch.-einen. andern Umstand, der, zur, richtigen Benrthei- | lung unsers . Versuches. ‚beiträgt, dürfen, wir ‚hier nicht. ver- schweigen; nämlich, dafs, ‚obgleich die, Abschliesfsumgsmittel dieht anschlossen und drückten, der, Blumenstengel dennoch | keinen zu starken Druck ‚durch die Einschliefsung .erlitt. Nach | ‚dem. Ablauf der Versuche ‚war nicht nur an demselben: keine Spur: einer erlittenen ‚Verletzung bemerkbar,; sondern in einer ' der. Blumen nähert sich sogar der Samen seiner Reife, was zum. Beweise dient, ‘dafs; die Function, des Stiels ‚keine Stö- ' zung erfahren. . Nachdem auf die ‘beschriebene Weise der Apparat mit der Blume in Verbindung gebracht war, wurde der Cylinder nut ‚Wasser gefüllt, um;.die ‚darin ‚vorhandene atmosphärische | Luft auszutreiben. Nichts war leichter als .diefs, da das in) den, Behälter gegossene ‚Wasser in den Cylinder BinaufeHese | je nach Verhältnifs der Quantität Luft, welche durch Oeffnen des ‚Zapfens an der zinnernen Röhre ‚ausgesaugt, wurde, Der Leser wird schon unsre Absicht hierbei gemerkt ha- | ben, nämlich‘ zu ‚verhüten, dafs der Blumenkolben von irgend welcher Flüssigkeit .berührt würde, während wir den Apparat mit Wasser füllten,. um, ‚an, ‚dessen Stelle sofort eine beliebige Gasart einzulassen. ‚Hierzu diente die dicht schliefsende Klappe an der Glasröhre, in, welcher ‚die Blume sich befand. Diesen Zweck. haben wir vollkommen: erreicht, und ‘zugleich eine an- dere etwaige Störung der natürlichen ‚Verrichtungen, das.Nafs- werden ‚der, den Blüthenstaub enthaltenden, Organe verhütet, | was um so wichtiger war,.da man weifs, dafs Wasser die Foe- eundationsfunetionen stört, und unsre Versuche grade , wäh- rend derselben statt fanden. Nachdem ‚nun ‚der ‚gläserne Cylinder mit Wasser gefüllt‘ war, wurde ‚der Kralın. geschlossen, und an denselben eine‘ ebenfalls durch einen Krahn abschliefsbare, mit Sauerstoflgas' gefüllte Blase angeschraubt, aus welcher beim Oeffnen beider, ' durch eine Kautschukröhre verbundenen Krähne, das Oxygen- 149 gas’in den Cylinder hinürberströnte. Im Verhältnifs des eim- dringenden Gases wich nun das Wasser'aus dem‘ Glascylinider, bis dieser ganz "mit Säuerstoffgas’ gefüllt war. Nachdem man sieh überzeugt hatte,’ dafs das Gas an keiner Stelle ausströ- wien konnte, wurde die kupferne Axe, die mit ihrer Spitze auf die Klappe drückte, so weit aufgeschraubt oder zurückge- zogen, dafs der Deckel frei ward, und hierauf der Deckel selbst penbehnenn Dieser Deckel konnte vermittelst eines Strickes, den man an seinen, zu diesem Zwecke vorhandenen 'Fortsatz befestigt, leicht entfernt werden. Dieser Strick lief nämlich 'unter dem hölzernen Fufsgestelt durch ein kupfernes Auge, (oder Ring) wie unter eine Rolle. hin, und hing mit seinem freien Ende zum’ gläsernen Behälter heraus. Die durch einen Zug an dem Stricke auf den Boden des Behälters herabgezogene Klappe bleibt beim Verfolge dieses Versuchs aufser Acht. Nun liefsen wir unsern Apparat 21” sinken, wodurch der Blütenkolben in demselben Mafse in den. Cylinder hinaufstieg, und ebenso die bewegliche Kautschukhülle nebst dem darin befestigten und eingeschlossenen Stengel in die Glasröhre zu stehen kamen. Sowohl an dem, nahe bei der Axenspitze angebrachten, als an dem, im obern Theile des Cylinders befindlichen Häkchen, war ein Thermometer aufgehängt worden, ehe der Glascylinder auf den Apparat gebracht war. Wir hatten die beiden Ther- mometer zuvor sowohl mit einander, als mit unsern übrigen Thermometern verglichen, wobei sie alle nur zu wünschende Ue- bereinstimmung zeigten. Das eine sollte, mit dem Spadix.in Be- rührung gebracht werden, während das andere die vergleichende Temperatur des Cylinders anzugeben bestimmt war.’ Durch die Bewegung, welche uns der kupferne Stab gestattete, konnten wir dem Spadix überall leicht folgen, was um so nothwendi- ger war, da dieser zufolge seines Wachsthums so sehr aus seiner Stellung wich, dafs er sich zuweilen von der kleinen Thermometerkugel entfernte. Auch bei diesem Versuche blieben die Fensterläden der Orangerie, in welcher der Versuch statt fand, geschlossen. Unsre in Sauerstoffgas stehende Blume war also weder dem Einflusse der Sonnenstrahlen, noch der brennenden Hitze eines 150 warmen Treibkastens, noch , der. Einwirkung; der ‚atmosphäri- schen Wärme, die im Juli beträchtlich war, ausgesetzt. | Zu gleicher Zeit hatten wir eine, in Gärten in der That höchst seltene Gelegenheit, einen. zweiten Blüthenkolben: von einem in jeder Hinsicht eben so gesunden Exemplar derselben Pflanzenspecies zu beobachten. Als die Blume dieser Pflanze die- selbe Höhe erreicht hatte, wie die. zu unserm Versuche innerhalb des Cylinders bestimmte, stellten wir sie in unserm Gewächshause neben ‚einander; , Beide, hielten in ihrer Entwickelung gleichen Schritt, zeigten und öffneten zur. selben Zeit ihre Scheiden und begannen ihre Temperaturerhöhungen fast in demselben Moment. Wir hielten, dafür, dafs: durch‘ diesen glücklichen Zufall unser Versuch mit dem ‚Blüthenkolben; in Sauerstoffgas zu einer Vergleichung führen könnte, ‚aus ‘der sich ein. rein wissenschaftliches Resultat würde ‚ziehen lassen, „Wir lassen hier unsre Beobachtungen an fünf zuvor, und alle Viertelstunde wiederholt, mit einander verglichenen Thermometern folgen. Vergleilchung eines Blüthenkolbens in Sauerstoff- gas mit einem andern in der gew. Atmosphäre be- findlichen, den Tag vor der Ejaculation des Blüthenstaubs. Köläuilad |E SElSEISES |E SE 2125 „0% - mE E:3 HE 1-2- 8:5 s3lsalrE. S>=S Donnerstag d. 5. Juli. 4 5. SE 31.8 &, Bemerkungen, ” Bi ee .5lo5|. E=l2= E=|EO|ES “al Bald BB sole © © © SseslöEs ars | HEEBSEHSHR (TE 7 Nachnı. 1.U.45M.|78:|74 ee 74 2— 15—|83 [76 » |». Gröfste Temperatur- — 30—| » |754 zB 75 | » differenz, nämlich mit —45—| > |» |» | » |» /der Temp. des Cyl. 3— —| >? |» |» |» |» |74F,, mit dem Spadix —15—| » | » | » | » | » [inder Orangerie 5° F,, — 30—|825| » [771] » | » und mit der Temp. in 4— . —|82 | » |76 | » | » der Orangerie 8°F, — 15179 | » |74 | » [761 Be ae 783 » » » » — 455—|77'|75 | » |zaıl » = =ui76 744 » » » —15—| » |» |72 |74 — 30—| » |74 [71 731 |76 | 151 Sehr merkwürdig ist die rasche Wirkung des Oxygens auf den Kolben; schon eine halbe Stunde nach der Berührung zeigte sich ein Wärmeunierschied von 4° mit dem Spadix in der Orangerie. Die vorher hinsichtlich dieser Erscheinung ge- hegte Vermuthung war nun, wie sich aus den fernern Notizen ergeben wird, über allen Zweifel erhoben. Später als bis halb sechs Uhr des Nachmittags haben wir die Notizen: nicht mitgetheilt, obgleich die Beobachtungen bis halb neun fortgesetzt worden, wo die beiden Therm. inner- halb.des Cylinders-gleich hoch standen, und das. in der -Oran- gerie nır um 3—4° F. überstiegen. Die Therm. in der Oran- gerie und an dem darin befindlichen. Spadix standen eben- falls gleich. . Von Zeit zu Zeit mufsten wir frisches Sauerstofigas ein- strömen lassen, da das absperrende Wasser im Cylinder un- srer Berechnung gemäfs alle drei Stunden wenigstens einen halben Zoll gestiegen war. .. Als der letzte von uns am 5. ungefähr nm 9 Uhr Abends den Ort, wo die Versuche gemacht wurden, verliefs, war: der Wasserstand beobachtet worden; allein den folgenden Morgen um 7 Uhr wurde derselbe beinahe 2” höher befunden, als den Abend zuyor. Diefs kann eine doppelte Ursache haben, ent- weder nämlich ist der erhöhte Wasserstand eine Folge der Resorption von Kohlensäuregas, welches sich hier zufolge der Wirkung des Blüthenkolbens selbst bei der Aufnahme und Assi- milation des Sauerstoffgases bildet, oder er hängt von der Aufnahme und Assimilation des Oxygens alleim ab. Wir möch- ten am liebsten beide Ursachen zugleich gelten lassen. Am 6. Juli setzten wir die Notizen unsres Versuches fort. Die Ejaculation des Blüthenstaubs begann des Morgens um 10% Uhr, und war gegen Mittag am stärksten, wo auch unser Maximum eintrat, (also früher als am ten). In der andern Blume trat die Ejaculation etwas früher ein. Zweiter Tag des Versuches. Bualislk (2 |5 m= 5 Ba} SElse@els |E; Freitag den 6. Juli..=9 5915813 |== Bemerkungen. als ESS Eslszleslesies 2882,37 zZE|88 SEES =E SEN Vorm. 10U, 30M.|74 174 ı73 |72 |79 — 45—| » 173 1722) » | » 4— —|7|721» |» |» Ele) » 174 I» » — 30—[78 | » |» 1724/60 — 45—[79 |» |» |73 |» 12— _—83 743| » .|S1 | GröfsteDifferenz des — 15 — 1834 721 76 | » |82 |Thermometerstandes as 7 7645| »® | ” |zwischen den beiden — 45—| » | » 1794| » | » |Blüthenkolben=S!F. Nachm. 1— —|84 | » [8141| » | » — 15—|853| » 182 | » | » | GröfsteDifferenz des — 50—| » |» |» | » | » |Thermometerstandes —45—|»|» |? |” | ® jan dem Spadix u. in 2— ii = a “ a4 u der Orangerie=9°F. — 350—| » i » i » » 784 — 45-1857 |» » » » Ben va » » 173 |81 i — 15—|873| » [814/72 | » | Gröfste Differenz des — 30—1|875| » | » [724] » |Thermometerstandes — 45—187 [74 | » [73 |79 Jan dem Spadix in d. 4— . 865734 u 72 » |Cylinder = 14° F. — — » » » — 30—|844] » 81 » |» — 5—183 | » | ” | » |73 | Heftiges Gewitter 5— Be 82; Be z S ; mit Platzregen. — 30—182 174 181 1723] » _ sah » |791|72 171 | 6—- 181 | » 179°) » [708 — 15—|804) » |755 | » 2% 130-1 ,%2 » 174 » — 3—|77 | » [732 m2ıo2: 153 Abends 7 Uhr wurde unser Apparat aus einander genom- men, die in dem Cylinder befindliche Luft in Glocken aufge- fangen, und nebst ‘einem Theile des Wassers, das zur Ver- schliefsung gedient hatte, aufbewahrt. Die Blume war nach dem Versuche völlig unversehrt und gesund. Sie hatte die normale Gröfse, da der Spadix, von dem beginnenden Wulst der Scheide an dem, Stengel bis zu seiner Spitze gerechnet, 84” lang war. Die Farbe ist beim Oeffnen der Scheide stets grünlichgelb, und wird später gelb. Auch der in Oxygen gestellte Spadix. hatte diefs eigenthümliche Colorit, was dieser, für die Physio- logen so wichtig gewordenen Blume ein so schönes Aussehn verleiht. Der Geruch war nicht schwächer, sondern eher stär- ker, als bei der andern Pflanze. Die Untersuchung zeigte uns, dafs die in dem |Cylinder übriggebliebene Luft gröfstentheils Sauerstoffgas war, jedoch auch Kohlensäuregas enthielt. Im Wasser zeigten sich deut- liche Spuren von Kohlensäure, die zweifelsohne aus der Luft des Cylinders in dasselbe übergegangen war. Mit den relati- ven Quantitäten konnten wir unter den FRERe ern Umstän- den keine entscheidende Versuche machen. Am 19ten Juli wurde eine Blume, welche ebenfalls im Begriffe stand, ihre Wärmeentwickelung zu beginnen, grade wie die vorige und ebenfalls im Dunkeln in den Cylinder gebracht, der jetzt mit Stickstoffgas gefüllt wurde. Beim Einbringen zeigte der Kolben bereits einige Grade Fahrenheit mehr, welche jedoch später wieder verschwanden, so dafs er bald mit dem oben in dem Cylinder befindlichen Thermometer gleich zu stehen kam, Der Blüthenkolben in Stickstoffgas. Erste’ Tag des Versuchs. Tag und Stunde. 49. Juli. Vorm, 41U. 30M. Nachm. 4— — nur. A 2— 15— Therm, i dem Cylinder. Therm.and.Spadix. innerh..d. Cylinders. Freies I = el alu» DA el a jo su wu MH [=7} an Duo m Ds sr se vr gas yy >} er) »jo {=} sSDSsSDSs SH em S wu vu.» fer} z» . in der Thermom Orangerie. Bemerkungen. TE » Gröfste Differenz : der » |Thermometerstände jin d. 651 |Oylinder = 54 FF. » Am 20. Juli 1838 fand die vollständige Ejaculation des Blüthenstaubs statt. Wir hatten zur selben Zeit eine kleine, sehr junge Pflanze in der Blüthe, die zugleich mit dem Kol- ben innerhalb des Cylinders ihre gröfste Höhe der Wärme- entwickelung erreichte, und den Blüthenstaub ausstiefs. Da diese Pflanze ganz unerwartet zur Blüthe kam, was bei dieser Species von Colocasia nicht selten der Fall ist, so hatte man 155 sie den ‘vorigen Tag nicht früh genug beobachtet, um eine Vergleichung anstellen zu können. Den andern Tag wurde sie jedoch des Morgens bei Zeiten aus dem warmen Treibka- sten in die Orangerie gebracht, und neben die ‚andere Pflanze gestellt, um ihre Wärmeveränderungen,beobachten zu können. In der folgenden kleinen Tabelle haben wir..die Notizen mit den andern zusammengestellt, legen indefs, wegen der Un- gleichheit der beiden Exemplare ‘bei weitem ‚nicht denselben Werth zur Vergleichung auf diese Beobachtungen, wie bei dem Versuche mit ‚der Pflanze, die sich in Sauerstofigas befand.| Zweiter Tag des Versuches, BEls IE. 33 =! E2- 25 m&|& FT söls I83[7. 20 Juli 1838. NED = er: E83 85 E> sEelER27 28 SEAT) Vorm. 11 U. 30M. 68 |68 72 (70 12— 30 — 68 |68 |73 Ya Nachm. 1— —ı » |» |75 — 30—\67 |67 |78 >| — Ani» » az 2. —) 3 » |80 |6 a HE» » 834)» » 3—- —|»|» ” 674 — 15— » |» |81 \66 — 30—! » | » |76 |654 4ı— —|» |» 73166 | Weiter haben wir diese Notizen nicht fortgesetzt. Wir begnügten uns damit, zu wissen, dafs unser Spadix in Stick- stofigas gebracht, durchaus keine Temperaturerhöhung erfuhr an dem Tage der gänzlichen ‚Ejaculation des Blüthenstaubes, wo gerade das Maximum der Temperatur hätte eintreten müssen. Wir glauben, dafs die Vergleichung der bei unsern Ver- suchen in Sauer- und Stickstoflgas wahrgenommenen Wärme- grade zu Resultaten führen müsse, die zur nähern Kenntnis » des Phänomens der Wärmeentwickelung bei den Aroideen bei- tragen werden. In dem, im Stickstofigase befindlichen Kolben, zeigte sich indefs noch eine andere merkwürdige Erscheinung. ” 156 Es schien nämlich die Entwiekelung ‘und !das' Gedeihen "des Pflanzentheils still zu stehen, da weder ein Zuwaclis in der Länge noch im Umfang statt hatte. Die'Farbe war und 'blieb hellgrün, ‘und zuletzt ‘erschienen schwarze Streifen da,'wo auf der ‘Oberfläche die Absonderungen der Antheren zu sehen sind. Bei der Wegnahme des Cylinders vermifsten wir allen Geruch, was übrigens bei dieser Blume sehr charakteristisch'ist. Versuche über den Einflufs des Stickstoffgases auf das Leben unddie Functionen der Pflanzen würden ungeachtet der Untersuchungen, welche Theodore de Saussure im Anfange dieses Jahrhunderts und später über diesen Gegenstand ange- stellt hat, als eine Bereicherung für die Pflanzenphysiologie anzusehen sein. Sehr willkommen mufs daher den Pflanzen- physiologen eine hierauf’ bezügliche Abhandlung des französi- schen Gelehrten Bouttingault sein, welche in diesem Jahre der Pariser Akademie vorgelegt, und bisher nur durch kurze Aus- züge unvollständig bekannt geworden ist *). De Saussure’s Resultate sind den unsern frappant ähnlich, was die Wirkung” des 'Stickgases betrifft. Diese Aehnlichkeit besteht darin, dafs die nicht grünen Pflanzentheile in Stickgas nicht fortleben können, sondern durchaus des Sauerstoffgases bedürfen. Samen keimen in Stiekgas nicht, und die schon keimenden gerathen in dieser Luft in’s Stocken, und gehen endlich in Fäulnifs über. De Saussure**) sah, dafs die dem Oefinen nahen Blätterknospen der: Pappel und der Weide, wenn sie dem Stickgas ausgesetzt werden, in ihrer Entwicke- lung stille stehen, und endlich absterben. In unserm Blüthen- kolben hätten wir dasselbe beobachten können, wenigstens wa- ren ‚anfänglich die meisten Erscheinungen die nämlichen. Aus den bekannten Thatsachen dürfen wir mit Recht schliefsen, dafs das, nicht mit dem erforderlichen Sauerstoflgase vermengte Stickgas, den nicht grünen und zugleich nicht völ- lig entwickelten Pflanzentheilen ebenso schädlich ist, als den Thieren. Die einen, wie die andern bedürfen eine bedeutende Menge Sauerstofigas zu ihrem Leben, Das Stickgas ist bei unserm Versuche von der Blume *) Sie heifst: De influence de Vazote atmospherique dans la ve- gctation. *r) Recherches chimiques sur la veretation. Paris 4801. p. 19. 157 nicht, oder doch in nicht wahrnehmbarer ‘Menge eingesogen worden. ‘Wir brauchten daher in den einmal 'gefüllten. Cylin- der kei neues Stickgas einzubringen. In der zurückgebliebenen Luft fanden wir keine Spur von Kohlensäure. Wie sollte diese .auch hineingekommen sein? Diefs stimmt völlig mit de Saussure’s Beobachtungen und Ver- suchen überein, der in einer solchen künstlichen Atmosphäre nur dann Kohlensäure fand, wenn. grüne Pflanzentheile, dem Einflusse des Stickgases ausgesetzt waren. Nicht grüne Pflanzen- theile liefsen niemals Kohlensäure. darin. zurück. >, Da sich nachher. keine Blumen: mehr zeigten, so. waren ‚wir nicht im Stande zu untersuchen, welchen. Einflufs andere Gasarten auf die Temperatur der Blumen. hätten. Welch einen frappanten Unterschied bot uns nicht unser ‚letzter, Versuch. in Vergleich zu dem mit Sauerstofigas dar! Im 'Sanerstoff zeigte sich starkes Wachsthum, üppige Entwickelung, natürliche Farbe, sehr hohe Temperatur, überhaupt lebenskräftigere, raschere Functionen; im Stickgase dagegen Stockung, Aufhören aller Lebensthätigkeit, Hemmung des Wachstums, Verlust der Farbe, Störung der Wärmeerzeugung, drohende Zerstörung. So bewährte denn der Sauerstoff auch hier seine in der ganzen lebenden Natur so sichtbare, und durch unzählige Ver- suche an Pflanzen und Thieren bewiesene lebenerhöhende Kraft auf eine unzweideutige Art. So erhielten wir durch unsere Versuche einen nicht geringen Beitrag zur Bestätigung der schon alten Theorie, dafs die Aufnahme von Sauerstof? durch die Oberfläche der Blumen und die darauf folgende Exhalation von Kohlensäure bei der Wärmebildung in den ‚Äroideön al- lerdings berücksichtigt zu werden verdiente, und dafs vielleicht etwas Aehnliches bei andern Pflanzen wahrgenommen werden könnte, wenn wir hierzu die erforderlichen Hülfsmittel besäfsen. Ohne Zweifel war hier viel Sauerstoff absorbirt und Koh- lensäure frei geworden. Es geschieht also hier nichts anderes, als was wir bei allen nieht grünen Pflanzentheilen vorzüglich bei der Keimung wahrnehmen, welche letztere Function in vieler Hinsicht der Carbonisation der Blumen analog ist. Aus dem oben angeführten Goeppert'schen Werke geht hervor, dafs auch bei der Keimung eine Temperaturerhöhung eintritt, was man besonders bei Getreidesamen und Futtergewächsen 158 beobachtet hat. Da diese Entkohlung in Samen und Blumen für die Entwickelung oder das erste Gedeihen unerläfslich ist, so keimt kein Samen ohne Einwirkung des Sauerstofis aus der Atmosphäre und sterben, wie in unserm Falle, die Blu- men in einer Stickstoffatmosphäre bald ab. Zum Schlusse haben wir noch folgende kurze Erläuterung zu geben. Unser Blüthenkolben zeigte, in Stickgas gebracht, anfangs gegen alles Erwarten einige Temperaturerhöhung, was mit dem Verfolge des Versuches durchaus im Widerspruch stand, da später an dem Kolben ungefähr derselbe Wärmegrad wahrzunehmen war, wie in dem Cylinder. Wir glauben diefs daraus erklären zu können, dafs unsre Pflanze schon, ehe sie in den Apparat gebracht worden, ihre Wärineentwickelung begonnen, und dafs die verzeichnete Temperaturerhöhung von 412 U. Vorm. bis 14 U. Nachm. des 19ten Juli’s der noch fortdauernden Wirkung der natürlichen Atmosphäre, welcher die Pflanze entnommen worden, zuzuschreiben ist. Nach dieser kurzen Beweisführung wollen wir gerne zu- gestehen, dafs noch Vieles zu fragen und aufzuklären übrig bleibt. Hierzu müssen neue Versuche und genaue Untersu- chungen angestellt wurden, die wir für jetzt bei dem besten Willen aus Mangel an Blumen unterlassen mufsten. Gerne hät- ten wir noch die Fragen, welchen Einflufs andere Luftarten mit und ohne Lichteinwirkung ausüben, wie grofs die Menge des absorbirten Sauerstoffes oder die der exhalirten Kohlen- säure und des Wasserdunstes sei, und dergl. mehr zu bestim- men gesucht. ! Es bildet daher unsre Arbeit keinen Abschlufs, sondern nur eine Fortsetzung dessen, was Andere und wir über die- sen Gegenstand früher erörtert haben, und es bleiben daher fernere Untersuchungen noch sehr wünschenswerth. Denn nur durch eine vielseitige Betrachtung kann man mit einem Gegen- stande völlig bekannt werden; man suche sie daher so viel als möglich ersehöpfend zu machen. Wenige wissenschaftliche Untersuchungsobjecte sind bis zu dem Grade erörtert, dafs man sie als völlig bekannt, und deren nähere Erforschung als unnütz und überflüfsig betrachten dürfte, und es bleibt daher auch heute noch wahr, was Senebier so treffend gesagt hat; 159 „Un fait bien vu est une connaissance precieuse: il y en a peu, qui soient connus dans tous leurs details.“ Amsterdam den 1. August 1838. Erklärung der Tafel. a. Glasbehälter. ö. Oeffnung im Boden desselben zum Durchgange der Glasröhre. ce. Glasröhre d. Deren unteres Ende, e. Deren oberes, über den Behälter hinausragendes Ende. F Röhre oder Köcher von Kautschuk. . Deren untere Oeffnung. ih Blumenstengel. ö. Klappe oder Deckel am obern Ende der. Röhre. J. Strick, zum Wegziehen der @en. Klappe. k. Fortsatz an der Klappe zur Befestigung des Strickes. 2. Gläserner Cylinder, m. Hals desselben, n. Dessen unteres Ende oder Fufs. o. Hölzernes Fufsgestell. p. Pfropf zum Verschliefsen des Halses. g. Oefinung für die kupferne Schraubenmutter, in der Mitte die- ses Pfropfs. 7. Schraubenförmiger Kupferstab, der durch jene Oeffnung hin- durchgeht. s. Aeufseres mit einer Handhabe versehenes Ende dieses Stabes. t. Inneres und unteres Ende desselben, u. Dessen Spitze, welche auf die Klappe drückt, v. Kupfernes Häkchen an dem Stabe zur Aufhängung des Ther- mometers, wo. Oeffnung im Halse zum Dinrchgange der zinnernen Röhre. x. Krahn oder Aapien, zum Oeffnen und Verschliefsen dieser Röhre. y. Kupfernes Häkchen im Cylinder zum Aufhängen des zweiten Thermometers. x. Zinnerne Röhre. aa. Kupfernes Auge an dem hölzernen Fufsgestelle, zum Durch- gang des Strickes. db. Spitze der Blume, welche die Klappe berührt. cc, Blase, mit Sauerstoffgas (oder Stickstoflgas) gefüllt. 5% dd. Zapfen an derselben. ee. Röhre von elastischem Gummi, zur Verbindung der beiden Zapfen. Schilderung des thierischen Lebens auf Norvaia Zemlia von, K. Ev Baer. (Bullet. sc. de l’Acad. de St. Petersb. Tom. III. Nr. 22.) Der völlige Mangel an Bäumen nicht nur, sondern an jegli- chem Gesträuche, das ohne gesucht zu werden, das Auge auf sich zu ziehen ansehnlich genug wäre, giebt den Polar-Land- schaften einen eigenthümlichen, tief eindringenden Character. Zuyvörderst geht alles Maass für das Auge verloren. In Ermangelung der gewohnten Gegenstände von bekannter Di- mension, der Bäume und der menschlichen Batiwerke, hält man die Entfernungen für viel geringer als sie sind, und eben defshalb auch die Berge für niedriger. Diese Erfahrung ist schon oft gemacht und war mir nicht unbekannt, doch fand ich die Täuschung, auf die ich vorbereitet war, viel vollständiger, als ich erwartet hatte. Ich wusste, dass aus diesem Grunde sogar eine Expedition, die König Friederich Il. von Däne- mark nach Grönland ausgerüstet hatte, ihren Zweck verfehlte. Mogens Heinson, der für einen tüchtigen Seemann je- ner Zeit galt, führte das Schiff, bekam auch die Küste von Grönland zu Gesicht, und steuerte mit günstigem Winde auf sie zu; — allein, nachdem er mehrere Stunden in derselben Richtung gesegelt war, schien es ihm, dass er dem Ufer nicht näher komme. Es ergreift ihn die Besorgnifs, dafs irgend eine verborgene Kraft im Grunde der See ihn halte; er wendet das Schiff und kehrt nach Dänemark mit dem Berichte zu- rück, dafs er die Küste Grönlands, durch einen Magnetfelsen 161 gefefselt, nicht. habe: erreichen‘ können. '' Mit dieser ' Erfah: rung ‚und. mit der naiven Aeusserung‘’von’ Martens über Spitzbergen: ' „Die Meilen scheinen ‘auch gar nahe, ‘wenn sie aber auf dem'Lande sollen gewandert ‘werden, findet sich’s viel anders und man ermüdet gar balde,* war ich also sehr wohl bekannt, und doch fand''ich ‘die Täuschung 'viel'grösser, als ich sie mir gedacht hatte und 'für'mein Auge so vollstän- dig, dafs keine Reflexion sie aufheben konnte. Auch bin ich überzeugt, dafs sie nicht allein auf dem Mangel an gewohn- ten Gegenständen, sondern auch auf einer besonderen Durch- sichtigkeit der Luft beruht, denn an trüben Tagen ist sie nie so vollständig als an hellen, und in flachen Gegenden nicht so auffallend als in: gebirgigen. An ‘ganz hellen’ Tagen':oder Stunden scheint die Luft fast ohne Färbung zu ‘seyn, und dä die Höhen, welche das Auge sieht, theils mit »Schnee>bedeckt. sind, theils ein dunkles und durch den Gegensatz noch dunk- ler 'erscheinendes Gestein zeigen, so ist die geringe‘ Färbung, welche die Luft noch besitzen. mag,’ nieht'zu erkennen. : Die Berge ‘rücken also dem Auge scheinbar gänz nahe ünd-viel- leicht für den am meisten, der Gebirge in anderer Luftper- 2 zu sehen gewohnt ist. un «ih ı Eine andere ‘Wirkung des Mangels 'an Biiiigufichs ja selbst an kräftigem Graswuchse ist das Gefühl von Einsamkeit, das nicht 'blofs den reflectirenden Denker, 'sondern auch den rohesten Matrosen ergreift. Es hat durchaus nichts‘ Beängsti- gendes, sondern etwas Feierliches und Erhebendes und kann nur mit dem mächtigen Eindrucke verglichen werden, den der Besuch von Alpenhöhen auf immer zurückläfst. — Ich konnte die einmal aufgetauchte Vorstellung, als ob der Schöpfungs- morgen erst angebrochen 'sey und das Leben noch folgen sollte nicht‘ wieder unterdrücken. Doch sieht man.in Nowaja- Semlja- dann und‘ wann ein Thier sich bewegen. Man er- blickt selbst in einiger Entfernung von der Küste, zuweilen eine grofse Möve (Larus glaucus)| in der Luft‘ ‚schweben oder einen flüchtigen Lemming auf dem Boden. Sie sind aber nicht‘ hinlänglich, um der Landschaft Leben zu geben Es fehlt, bei stillem ‘Wetter, an Lauten und an: hinlänglicher Bewegung, ‚wenn man, wie wir, einen Zug in das Innere un- ternimmt, nachdem die zahlreich an den Seen ihren Feder- Y, Jahrg, 1, Band, 11 162 wechsel ‚abwartenden Gänse! weggezogen sind.‘.' Lautlös-\sind alle; ohnehin. spärlichen Landvögel Nowaja-Semlja’s, laut- los sind,auch die verhältnifsmäfsig. noch viel spärlichern Inse- eten.; ‘Auch der Eisfuchs /läfst sich, 'nur in der: Nacht hören, Dieser, vollständige Mangel an. Lauten, der besonders an hei- tern Tagen ‚herrscht, erinnert an’ die Grabesstille, und die aus der\ Erde ‚hervorkomimenden,'. in gerader Linie fortgleitenden und ‚schnell; wieder in:sie verschwindenden Lemminge erschei- nen wie Gespenster... Trotz dieser Zeichen des thierischen Lebens scheint es’ zu fehlen, weil: man ‘zu wenig Bewegung sieht. Wir sind''aus andern Gegenden gewohnt, dafs die Blät. ter höher 'aufgeschossener Pflanzen: und Bäume uns auch. leise Luftzüge ‚sichtbar‘ machen, aber diese: niedrigen Pflänzchen des Hochnordens erreicht ein leiser Windzug nicht; man: könnte sie für’ gemalt ansehen. ' Auch sind beinahe gar keine Insecten beschäftigt, auf ihnen die Befriedigung ihrer kleinen Bedürf- nisse zu: suchen. Aus: der zahlreichen Familie der Käfer wurde nur ein» Individuum ‚— : eine Chrysomela, ‚die vielleicht neu ist’ gefunden. Wohl sieht man an sonnigen Tagen und ver: wärmten Stellen, z.B:um kleine, vorragende Felsspitzen, eine Erdbiene umherfliegen, aber sie summt kaum, ‘wie an feuch- ten Tagen auch bei uns. Ein wenig häufiger sind Fliegen und Mücken. ‘Aber 'auch diese sind ‘doch so selten, so friedsam und matt, dafs man sie suchen mufs, um sie zu bemerken. Ich erinnere mich'nicht, gehört zu haben, dafs Jemand von uns durch eine Mücke gestochen wäre — und man'kann sich wahrlich nach den Lappländischen Mückenstichen sehnen, um nur Leben in-der Natur zu verspüren. Der augenscheinlichste Beweis für die Seltenheit der hiesigen Insecten liegt aber wohl darin, dafs wir in einem todten Wallrosse, das über 14 Tagevam Ufer gelegen hatte, eben so wenig eine Spur von Insecten-Larven fanden, als in den Knochen in früheren Jah- ren erschlagener Thiere, auch‘ wenn es an eingetrockneten Fleischtheilen nicht fehlte. Die stehende Redensart unserer Leichen-Sermone, dass der Mensch ein Raub der Würmer werde, ist also für den ‘höchsten Norden nicht wahr, und wem vor diesem ' Schicksale ' graut, ‘der mag sich nur in Nowaja-Semlja oder Spitzbergen begraben lassen, wo aucli 163 die allgemeinen: auflösenden Kräfte der’ Natur nür’äufsertlang- sam auf ihn wirken werden. *) Der Reichthum ‘oder die Armuth' an“ ‚Iiseoteh ist nächst der Pflanzenwelt der sicherste Maafsstab für das Klima einer Gegend. Beide bedürfen zu ihrem‘ Bestehen "einer bestimmten Menge ‘und einer bestimmten: Dauer von ‘Wärme. | Für‘ beide fehlt sie in der heifsen' Zone nie, 'weiter nach Norden -aber immer mehr, — doch werden die' Insecten'weniger leicht 'ver- pflanzt als die Gewächse. Diesem Grunde wohl ist es zuzu- schreiben, dafs man aus Spitzbergen gar keine wahren Insecten kennt. In Nowaja-Semlja hat Herr Lehmann doch bis 10 Arten beobachtet und unter diesen sieben, (die ’nicht para- sitisch sind. — Aus Grönland hat Fabrieius viel mehr Arten beschrieben und unter diesen sogar mehrere Schmetterlinge und Seoresby hät aus Ost-Grönland noch einige neue Arten hinzugefügt. Aber West-Grönland,'das man’ freilich im''ge- meinen Leben als den Typus aller hochnordischen ‘Länder 'be- trachtet, weil es vor längerer Zeit schön’ durch’ die’ Missiona- rien der Brüdergemeinde allgemein bekannt geworden ist, mufs, besonders in seinen südlichen Gegenden, ein viel'begünstigteres Land sein, denn es hat, — auch wenn wir auf die alten fabel- haften Berichte nicht Rücksicht nehmen, noch jetzt unter 61° n. Br. Birken von 2 bis 3 Klafter Höhe und von der Dicke eines Beins und Ebereschen unter ihnen. (Egede Nachricht von der Grönländischen Mission $. 78.) Egede fand’ das Korn, das er unter 64° Breite versuchsweise ‚gesäet hatte, am 43. September nicht nur in Aehren, sondern schön’ mit klei- nen Körnern (daselbst S.106 und 112.).'' Da sieht es also anders aus als in Nowaja-Semlja und die Witterungs-Beob- | achtuugen lehren hinlänglich, dafs dort viel’mehr Wärine ist. Aber auch Gegenden, welche eine viel geringere mittlere Jähres- Temperatur haben, als Nowaja-Semlja, sind viel reicher „an Leben, wenn nur der Sommer mehr‘ Wärme entwickelt. Um ein weniger bekanntes Beispiel zu wählen, verweise ich auf Nyshne-Kolymsk mit —10°C. mittlerer Temperatur. Nach Wrangells Beobachtungen ist die Gränze der hoch- nn 2 + *) In einiger Tiefe bleiben die Leichname gefroren, aber auch _ über der Erde verwesen sie aufserordentlich langsam. | “ 11* “ 164 stäunmigen. Wälder micht weit und. vielleicht "würde. ‚siel\,ohne die Nähe der Küste bis an diesen ‘Ort reichen; denm:noch;giebt esibei Nyshne-Kloolymskıverkrüppelte,Sibirische Cedern und Gestrüppe in Menge... Die. Mücken‘ werden dort. im. kurzen Sommer. zu einer «unleidlichen Plage. ohiodVielt lebendiger „als die.Rläche des Landes ist die Küste von, Nowmaja-S emljaidurch die-hier nistenden Seevögel, Ihre Zabl ;und! Manunigfaltigkeit | ist), freilich. nicht so grofs: als. .an den: -Norwegischen »Küsten ‚oder leinigen Inseln.'und Klippen Islands; aber. dochi findet I dort die Küste an, einzel- nen ‚Punkten . dicht. Ibesetzt,' bei. deren : Annäherung, man «mit lautem ‚Geschrei ‚empfangen wird... Besonders lebt »ein Lumme (Uria .Troile); deren‘ Zahl leicht so'.grofs sein könnte als die aller-übrigen Vögel. zusammen genommen, in solchen Colonien. Dieht «an, .‚einauder. geschaart und in vielen Reihen -über ein- andersaufkaum merklichen. Vorsprüngen senkrechter Felswände ‚sitzend, machen. sie.Eronte ;. wenn. man sich nähert \und.lassen die, dunkle,;Eelswand, von ihren emporgehobenen 'weifsen: Bäu- chen, fleckig, erscheinen. . Die, Russen./ nennen. einen ‚solchen Brüteplatz-‚eimen , Basar. ‘So ist dieses Persische. Wort: von Russischen Wallrofsfängern. in die_Felsen .des Eismeers ver- pflanzt und: in:Ermangelung menschlicher Bewohner ‚auf Vögel angewendet... Auf .‚den! Spitzen isolirter Klippen, ‚und ‚keine andern.Vögel neben sch deliefä et die grofse graue Möwe (Larus \glaucus), welche die‘ ändischen Wallfischfänger; man ‚weifs ‚nicht, ‚ob aus Respect oder aus Mangel an,dem- selben,,., den | Bürgermeister. genannt ‚haben. Er scheint sich selbst als (den Herrn. dieser Schöpfung zu fühlen, denn er ist dreist genug, ‚vor -einer,ganzen Gesellschaft von Fischern, von den ans Ufer'-geworfenen. Fischen einen ‚oder den andern zu holen.! : ‚rag „\.iDiese ‚Vögel sind die besten Zeugen, .dafs aus der Tiefe der.See.‚mehr ‚zw, holen: ist, als vom Lande. ‘In der That i hier. die.Summe des, thierischen Lebens unter die Fläche des Oceans ‚gesunken. Besonders häufig sind kleine Krebse und vor: allen. die Gammaren, die fast eben so dicht im Wasser um ein hineingeworfenes Stück Fleisch sich sammeln, als in Lappland die Mücken um ein ‚warmblütiges Thier. Man kann sie mit einem Siebe zu vielen Tausenden aufschöpfen. Als » yr 465 wir im Matotschkin-SchardieiAngelmianswarfen;i versichet- ten die Wallroßsfänger, die ‚sich diesesMühe nie: geben ‚das würde ganz vergeblich sein, denäfürs/erste-gäbe es.dort fast gar keine Fische‘und dann würden-die:Kapschaki (soi:lieifsen die. Gammaren),'theils den: Köder: .theilsrjeden ,Fisch;»:sobald er abgestanden sei, in«wenigen Stunden vollständig verzehren. In der ‘That «wurde auch: nur: selten)etivas:- Anderes als. die leeren: Angeln» aufgezogen: min sob ınonb So spärlich auch.die,Vegetation:iist, so,ernährt sie.doch eine Menge»Lemminge. Sanfte Abhänge sind /oft- ins allen Rich- tungen von..ihren Gängen .durehgraben. So. grofßs ist die:An- zahl‘ der Thiere freilich.lange nicht, »als:man nach dieser:Menge yon »Gängen- glauben , könnte,‘ denn, beil,weitem- die‘ /meisten sind. leer, «wie man» sich- leicht überzeugt,,‚wenin ‚man mit, Hun: den ihnen nachspürt»‘— immer aber;ist ihre. Zahl.so anselin- lich,» dafs! inan sieh',fragen mufs;‘; wie; so,iviele. Lemminge von einer: solchen Vegetation leben. können.; Es ist,/aber auch,nicht unmöglich, dafs die Vegetation ‚dem Beobachter so ‚gering er- scheint, weil die -Leimminge, einen, nicht ‚unbedeutenden Theil unsichtbar. machen. ‚Fräfsen sie. die Wurzeln, -so würde-auch wohl bald nicht. viel von -der Pflanzenwelt Nowaja-Semlja’s übrig; bleiben, bis.die Lemminge ‚selbst ‚aus Mangeli,an Nah- rung 'umgekommen 'sein würden, ‚Allein. die von uns..in der Gefangenschaft gehaltenen auf..keine Weise dahin .zu bringen, die geringste. ‚W zu ‚verzehren, ‚Da sie'nun-im Freien gewifs auch,.nur die Blumen,/und die grünen. .Theile fressen;die,hiesigen Pflauzen;aber-wohl sämmtlich perennirend sind, so: treiben: diese, immächsten Jahre, wieder Stengel.; Noch auffallender. war es mir,).dafßs,sie auch: im,.gröfsten ‚Hunger keine! Cryptogamen. anrührten.-.Schade, dafs die kleine-Anzahl von«gefündenen Farrnkräutern den. Versuch. micht..erlauhte,.ob diese! präctischen Pflanzenphysiologen.| sich, nach dem; Vorhaıt- nseinider Spiralgefäfse ‘richten, ‚oder das Eintheilungsprineip- es Linneischen Systems: befolgen. Sie) sind. von zweierlei Art. Die eine scheint Mus, groenlandicus. Traill's. oder Mus. hud- sonits Auct, "Sie stimmt; ganz mit.der. Beschreibung, welche Richardson in'.der, Fauna 'boreali- americana ‚giebt,\weni- ger u von Pallas,. Die ‚andere, Art ‚scheint, mir ‚von | dein scandinavischeu Lemming ebenfalls verschieden — in der ” ey ; a + 166 Färbung: ist“der’Unterschied 'sogar' auffallend. 'Pallas; der aber. nur junge ’Thiere" vor Augen‘'gehabt‘ zu haben scheint, hat sie»als; russische‘Varietät: der scandinavischen Lemminge aufgeführt. ' Die‘ erstere ‘zeichnet sich besonders durch ihre Zahmheit aus, denn“ schon vier. und zwanzig Stunden nach dem Einfangen macht 'sie, frei ‘auf der Hand gehalten, kaum einen ‘Versuch zum Entfliehen und nie'sieht "man zwei Indivi- duen derselben Art mit einander in Streit gerathen. Die zweite, zn gefärbte‘ Art: ist viel ’kampffertiger. " "Nächst 'denLemmingen sind die Eisfüchse noch zahlreich aka Sie finden in den eben genannten Thieren, den jun- gen Vögeln und den ausgeworfenen 'Seethieren reichliche Nah- rung. ‘Dagegen’ werden die Eisbären im Sommer sehr wenig bemerkt, entweder weil sie die Orte vermeiden, wo .sie’Men- schen wittern, oder: weil’ sie nur"an-den Theilen ‘der Küste sich sammeln, wo sich Eis’ findet.‘ Auch'die Rennthiere» schei- nen ‘durch ‘zahlreiche Ueberwinterungen von Wallrofsfängern der letzten Jahre, wenigstens an‘ der Westküste, selten gewor- den zu sein. Nicht'nur wurden’ während unseres Aufenthaltes nur-sehr wenige 'erlegt, sondern eine von den Gesellschaften; welche den Winter vorher in Nowaja-Semlja zugebracht hatte und angewiesen worden war, ihre Fleisch-Nahrung durch die Rennthier-Jagd sich zu verschaffen, hatte‘ ‘keine. erhalten können. ' Wölfe und gewöhnliche Füchse, die wenigstens ‘in der Südhälfte von Nowaja-Semlja auch zuweilen vorkom- men, scheinen nie zahlreich daselbst gewesen zu sein. Mit dieser Aufzählung würde ‘das Verzeichnifs der Landsäugethiere vollständig sein, wenn nicht die Herren Pachtussow und Ziwolka'wälrend ihres Wimteraufenthaltes ‘innerhalb ihrer Hütte ein weifses Thierchen gesehen hätten, das sie in ihrem Tägebuche eine Maus nennen. ‘Da das gesehene Thier»nach Herrn Ziwolka’s Angabe gröfser als eine gewöhnliche, Haus-_ maus gewesen sein soll, also auch'nicht ein zufällig mit einem. Schiffe ‘herbeigeführtes Individuum der weifsen Spielart dieses Thieres sein kommte, so bin’ ich über die Deutung desselben zweifelhaft." Einerseits berichtet'man von den Nordamerikani- schen Lemmingen, dafs sie im Winter weifs würden, aber doch nicht so vollständig weifs, als die Thiere aus dem chte der Wiesel, 'andrerseits wäre es aber-'auch möglich, dafs das * & 167 gesehene -Thierchen,ein Wiesel-war. ‚Auch: in, Spitzbergen, hat man«ein kleines weilses Säugethier beobachtet, dessen syste- matische Bestimmung ‚ungewifs ‚ist. ' «1 Wichtiger sind die ‚See-Säugethiere, zu deren Fang ‚jährs lich. kostspielige. Expeditionen. von den Bewohnern der ‚Küste des.\ Weifsen- Meeres ‚ausgerüstet ‘werden, deren Erfolg ‚aber leider ‚so unsicher ausfällt, dafs‘.sie einem ‘Hazard-Spiele zu vergleichen ‚sind..' Wenn das Meer ungewöhnlich,.eisfrei ist, so sind’ die, Verlusteisehr. groß. Allein ein. Tag kann,den.Ver- lust, eines ganzen Jahres. ersetzen, ‚Aus: diesem Grunde werden diese Jagdunternehmungen seit Jahrhunderten immer wieder erneüt ‚wenn, sie,cauch. zuweilen 'gaiiz ausfallen... Gewöhnlich ist die Folge eines glücklichen Jahres,\ dafs in. \den ‚nächsten zuviele Schiffe nach, Nowaja-S emlja' gehen. und diese/mei- stentheils 'gesellig: lebenden Thiere entweder,'zu sehr vertilgen oder ‚wenigstens verscheuchen;;-So waren im Jahre 1834 einige, Jagdunternehmungeu, «nachdem vorher: einige Ruhe ‚gewesen. war;isehr. glücklich, Jim: Jahre 1835: gingen nun ungefähr ‚80 Schiffe nach Nowaja-Semlja,, für welche man, wenigtens 1000°Menschen rechnen: kann. "Im: Jahre: 1836 sank ‚die. Zahl: der''Schiffe, auf>die-Hälfte herab. Im; laufenden; Jahre. waren: wicht viel- über 20 Schiffe, aber nur eins-das in das Karische Meer einlief, hatte bedeutenden ‚Gewinn, eins;oder: zwei wver- schafften sieh beinahe‘. ir sten. -der Ausrüstung, ; von ‚den übrigen haben die meisten ‚m ‚über. die;Hälfte ‘derselben: ver- loren. Ay das “Das wichtigste Thier u diese Jagdzüge ist das Wallrofs; nächst dem Wallrosse ‚der unter dem Namien des weifsenWall- fisches bekannte Delphin (Delphinus: Deucas), der hier.aber Bjeluchä oder Bjelüga heifst, Unter den:Robben giebt.der See-Häase (Morskoi sajaz) Phoca: leporina Lep..-Ph. albi- gena Pall., aber von. Phoca. barbata. des Fabriciusı\wohl nicht verschieden, seiner Gröfse und: seines Fettreichthums; so: wie seines dicken Felles wegen den» reichsten Ertrag., Phoca\ groenlandica ‚ welche nach. Alter und Geschlecht ‚sehr 'ver- schiedene: Namen bei:.den Russen: führt (Luisan oder Zuisun Sieh alte,ausgefärbte Männchen, . Utyälga das Weibchen, jäi und Sjärka heifsen die noch nicht ausgefärbten jäh- rigen Thiere, Pljächanko, Chochlutschka, Bjäka die Jungen de % 168 nach‘'ihren' verschiedenen Färbungen). ‘Doch ist ‘man ''in der Anwendung der Namen für die jungen Thiere’nicht ganz'ge- nau, denn man wendet sie auch auf die Jungen einer ‘dritten Robben-Art an, die hier vorkommt und die' im''erwachsenen Zustände (Nerpa)'heifst. Diese überall an der Küste einzeln vorkommende Robbe ist wohl Fabrieius’s Phioca hispida.' Eine vierte Art von Robben, .welche diesen’ Meeren 'an- gehört, aber nicht an der Küste von Nowäja-Siemlja’ selbst; sondern an'der Timanischen Küste und'im Eingange des’ Weifsen Meeres und auch 'dort nicht häufig gesehen'wird, der Tewjak, soll 'mit einer Mütze das Gesicht: bedecken ‘können, ist also woht der Klappmüts der Holländer ‘oder Phoca cristata ze Cystophora 'borealis Nilsson. 'Von' Cetaceen enthält‘ dieses Meer vor allen Dingen eine Art von Wallfischen, aus der Unterabtheilung' der Finnfische (Balaenoptera) mit sehr kurzen‘ Barten, die ich in‘Archan> gelsk’sah, ' Sie zeigen sich'selten in der Nähe von Nowaja- Semlja, und von Strandungen an dieser Küste hört man nichts, Näher‘'nachder Nordküste von Lappland, wo sie fast‘ jährlich in’der Motowsker Bucht stranden, sind sie so häufig, dafs ich mich sehr verwundere, wie man frühere Versuche, diese aller- dings schwer zu erlegenden er zu verfolgen, nicht wieder erneut’ und beharrlicher durchführt. .Merkwürdig ist 'es,"dafs der Grönländische sch ‘sich niemals: indie Gegend von Nowaja-Semlja zu verirren scheint. Um’ so mehr mufs man glauben, dafs der Wallfischfang, den die Nor- männer ‘im neunten Jahrhundert nach Ohthere’s 'Zeugnifs in der Gegend des Nordkaps trieben, auf jenen 'Finnfisch 'gerich- tet'wär. ' Sehr viel seltener ist der Narwal' (Monodon Mo- zioceros) und nur in der Nähe des Eises. ' Von Delphinen gehört diesem’ Meerevaufser Delphinus Leucas noch .Delphi- nius’Orca (Ko/satka): un eine kleine Art, welche die-Russen Morskaja swinja nennen, vonder ich'aber nicht habe erfahren können ob’ sie Delphinus Delphis oder Delph. Phocaena ist. "Die »See-Säugethiere in Nowaja-Semlja würden also ganz dieselben ‘sein; welche man aus dem Spitzbergisch- Grön- ländischen ‘Meere ‘kennt, wenn: der ‘Grönländische: Wallfisch auch so’ weit ginge. ‘Dagegen unterscheiden sich Spitzbergen und Nowaja-Senlja auffallend in’ den geflügelten Bewohnern. w 169 Das letztere Land’ beurkundet'”in'seinen' Vögeln die Nähe des Festlandes. ' Es ist reicher"an Arten, aber weniger inter- essant für’ den" Naturforscher)""denn 'viele’'von diesen Arten sind’keine”andern, ' äls"die jährlich "bei” uns” durchziehen‘; ja zum Theil’ bei 'uns "bleiben, "von "denen aber ein änderer "Theil bis nach Nowaja-Sem]lja zieht, üln sich"ungestört dem 'Ge- schäfte der’ Fortpflanzung zu widmen.’ "Von "Ländvögeln fan- den wir daselbst die Schnee- Eule (Stryx Nyctea), die sögar den "Winter über ‘dort bleibt, die Schnee-Ammer (Plectropha- nes'nivalis), Strepsilas collaris, Tringa maritima,' und ei- nen Falken, der in Kostin- Schar nicht’ ganz selten war, aber nicht "erlegt 'und ‚näher ‘untersucht werden konnte. ' Aeltere Nachrichten ‘sprechen’ auch 'von einem Adler, von’ dem aber die"Wallrofsfänger, ‘die ich befragte, nichts "wissen‘ wollten‘ Vielleicht ‘ist’er aber ‘von jenem Falken nicht verschieden. Unter den Schwimmvögeln, die die Saison’hier zubringen, sind" wenigstens in ‘der südlichen 'Insel’ ‘die Saatgänse 80 ge- mein, dafs das Einsammeln' der ausgefallenen Schwungfedern ein Gegenstand des Jagd-Erwerbes ist, die Eis-’Enten (Anas glacialis)‘ häufig’ und die Sing-Schwäne (Cygnus 'musicus) nicht selten. | mo ae 2 -)/Nach den Angaben der Wallrofsfänger 'soll’nur eine Art von 'Gänsen'nach'Nowaja-Semlja kommen, und wir haben in''der (That‘"auch keine andere als 'die Saatgans,' und die Ringelgans (Anser torguatus), welche letztere aber im Rus- sischen nicht für eine Gans gilt, zu Gesicht bekommen. Die Eiderente oder Eiderzans’ist ‘auch nicht selten. Viel’ zahlrei- cher aber als in Nowaja-Semlja,' wo die Vegetation 'zu spärlich ist, sammeln sich die pflanzenfressenden Schwimm- vögel auf der Insel Kolgujew, die man als bedeckt mit Gänsen und Schwänen schildert. Man schickt daher zuweilen Expeditionen hierher, um diese Vögel zu erschlagen und ein- zusalzen. Einst wurden hier in zweiJagden 15000 Gänse er- legt, wie mir ein Archangelscher Kaufmann erzählte, Zu den Schwimmvögeln Nowaja-Semlja’s gehören noch Uria Troile (in unsäglicher Menge), Uria Grylle, Colym- bus septentrionalis, Sterna Hirundo, Larus glaucus, Larus c ‚ Larus tridactylus, Lesiris catarractes, eine Pro- cellaria, die wir uns aber nicht verschaffen konnten. Sorma- 170 teria spectabilis und Larus ‚eburneus sollennur an derNord- küste vorkommen. Dort ist, auch wohl Mormon Fratercula und Mergulus.Alle nach Beschreibungen, .die'man uns machte, Sehr auffallend, war, es mir, dafs Niemand südlich von Kostin- Schar ‚einen Vogel aus: ‚der Familie der Alcadeen gesehen haben wollte, da doch Alca. Pica gar nicht zu den hochnor- dischen Vögeln ‚gehört und auch Mormon Fratercula an’ der Norwegischen Küste vorkommt. Von.der gesammten Klasse, der Amphibien ist kein Spur in Nowaja-Semlja. Die Batrachier ‚und. Saurier können offenbar. aus ‚Mangel an Insecten nicht. bestehen. Z Von Fischen enthält der hohe,Norden, auch -wo. er sehr reich an, Individuen ist, gewöhnlich, doch nur wenige, Arten, zum Theil. schon deswegen, ‚weil das süsse Wasser nicht seine eigenen, in wärmeren Gegenden zahlreichen Formen hat,'son- dern 'nur Fische,, die aus .der ‚See zu ‚gewissen Zeiten auf- steigen. So führt Scoreshy' von. Spitzbergen und. der ibe- nachbarten See überhaupt ‚nur, vier Arten Fische auf., Mein Verzeichnifs der Fische Nowaja-Semlja’s besteht. aus 40 Nummern, von denen wir'nur den Omul (Salmo: Omul.Pall.), der an der Ostküste vorkommen soll, nicht selbst. ‘gesehen haben. ‚Am wichtigsten ist unter diesen ‘der Alpenlachs (Go- lez — Salmo, alpinus, Fabr.), der im ‚Herbst in..die Berg- Seen steigt und in manchen. Jahren. in, ungeheuren; Quantitä- ten gefangen und weit, verfahren ‚wird, Alle andern Fische sind für, den, Erwerb; unbedeutend oder nichtig, und) auch‘ für dieOeconomie der Natur können nur. Gadus Saida Lep. und Cyclopterus, Liparis, einige; Bedeutung haben, Fossile Ueberreste von einem Affenschädel. Notiz von Prof... A. Wagner. er (Gelehrte Anzeigen der, Königl. baierschen Academie der Wissen- schaften 1839. No. 38.) Noch im Jahre 1832 mufste Herr von Meyer in seiner trefi- lichen Uebersicht der fossilen Wirbelthiere bei den Affen sich mit der Bemerkung begnügen, dafs zur ‘Zeit keine fossilen Ueberreste von diesen Thieren entdeckt seyen. Dieses Feh- len von fossilen Quadrumanen 'mufste‘um so befremdlicher erscheinen, als von andern Säugethieren, welche‘ wie z. B. Elephant, Nashorn, Hyäne, Löwe u. s. w., in dem gegenwär- tigen Zustande unserer Erde eine gleiche Heimath mit den Affen haben, fossile Ueberreste an vielen Orten und in gros- ser Menge gefunden werden, so dafs sie zu den gewöhnlichen Vorkommnissen in den naturhistorischen Sammlungen gehö- ren. Es erregte daher bei den Naturforschern das 'höchste In- teresse, als vor zwei Jahren die Nachricht eintraf, dafs Baker nnd Durand, Lieutenants beim ostindischen Geniekorps, das fossile Oberkiefer-Fragment eines Affen aus den tertiären Bildungen der Siwalik-Berge, am Fufse des Himalaya, ent- deckt hätten. Ihren Vergleichusgen zu Folge zeigt selbiger manche Aehnlichkeit mit der Gattung der Schlankaffen, nur mufs dieser urweltliche Affe eine bedeutendere Gröfse erreicht haben, so dafs er in dieser Beziehung nicht hinter dem Orang- Utang zurückgeblieben wäre. Bei weiteren Nachforschungen gelang es dem Kapitain Cautley und dem Dr. Falconer, die sich beide um die Erforschung der urweltlichen Ueberreste in Ostindien die gröfsten Verdienste erworben haben, in den ge- nannten Lagerstätten auch noch ein fossiles Affen-Sprungbein 172 . DE PER" zu entdecken, in Gröfse und Forın dem des Semnopithecus Entellus ähnlich, doch wahrscheinlich einer andern Art an- gehörig. Diese Entdeckung blieb nicht vereinzelt, sondern fast zu gleicher Zeit fand Lartet in der tertiiren Formation der Ge- gend von.Auch im,Departement du Gers, einige fossile Qua- drumanen - Fragmente auf, unter welchen namentlich eine Kinnlade auf einen urweltlichen, Affen hinwies, der in näch- ster Beziehung zu unserm Siamang (Hylobates syndactylus) steht. Von einem 'einzelnen-‘Zahm meint Blainville, dafs er auf einen Sapajou hindeuten könnte. Hiermit war also der Nachweis geliefert, dafs im "ürwelt- lichen Zustande unsers Planeten Affen gleichzeitig mit andern Säugthieren, mit denen sie noch gegenwärtig vergesellschaftet sind, zusammengelebt- haben, und zwar an.sehr, weit, von, ein- ander, entfernten, Puncten, wie Ostindien ‚und ; das südliche Frankreich, ‚Seit dieser Zeit, ist, mir jedoch, ein ‚dritter. Fund- ort, für fossile Affenreste, bekannt, worden, „Es überbrachte mir nämlich im vorigen, Jahre, ‚ein Mann, der in Griechenland’ ge- dient. hatte, ‚eine ‚Schachtel mit fossilen Knochen, welche: ich für die k. Sammlung acquirirte., ‚Seiner ‚Angabe .nach ‚hatte er diese Fragmente ‚am Fufse des Pentelikon, in einem ‚von der Küste ‚um eine ‚Stunde entfernten. Thale, ‚aus lehmigen Erd- reiche, in, welchem sie fest, eingebacken ‚sind, ausgegraben. Als ‚das ‚werthvollste ‚Stück, unter, ‚diesen, Trümmern erkannte ich sogleich das, fossile Schädelfragment eines Vierhänders, zu, dessen Beschreibung, ich ‚jetzt übergehe. Es ist ‚von. demselben, leider ; nicht mehr übrig, als nn Schnautzentheil des Schädels, der jedoch schon, am, Rande; der Augenhöhlen ‚abgebrochen ist; der Zwischenkiefer und ‚der knöcherne Gaumen ist, fast vollständig, _ eben so die, rechte Seite des Oberkiefers, die linke, dagegen. ist in ihrer hintern Hälfte defeet,., Von Zähnen hat nur der. dritte und, vierte Backenzahn der ‚rechten Seite seine, Krone ‚behalten; von den andern ist ‚sie abgebrochen oder der Zahn ist ganz ausgefal- len, in welch. letzterem Falle alsdann die Zahnhöhle mit ver- bär teter rother Erde ausgefüllt ist, “ Ar Ich beginne die, Bestimmung mit ec ‚des. Zahn- baues,. ‚.Die ‚rechte. Kieferhälfte, giebt zu, erkennen, dafs in 173 ihr fünf Baekenzähne: vorkommen ; an den ersten schliefst'sich ohne Unterbrechung dasıtiefe Fach für, den Eekzahn an.’ Nach einer kleinen Lücke. folgen die, vier Fächer (für, eben so viele Schneidezähne, dann. das Fach für den: linken Eckzahn, ‚das Uebrige fehlt auf dieser Seite. Schon die Zahl und Form die- ser Zähne: läfst mit. aller Evidenz erkennen, dafs wir.es hier mit einer Bildung zu thun:haben, wie sie. dem Menschen und Affen ‚eigen ist... "Zu: jenem. .kann: sie .indefs' nicht gehören, weil nicht blofs. die: zwei ‚einzig erhaltenen Backenzähne vom menschlichen, Typus abweichen, sondern weil auch bei unserm fossilen Fragment ein grofses und tiefes Fach für einen Fang- zahn, und eine Lücke zwischen diesem und.dem ersten Schneide- zahne. sich.findet, was Alles ‚nicht beim»Menschen, wohl aber bei den Affen vorkommt, Wir haben. hier also einen Vier- händer vor uns,. und; wie die:Zahl der Backenzähne: ergiebt, eine‘ Art, ‚die ‚wir den Gattungen .der ‚alten. Welt anreihen müssen. | ug In dieser: letzteren Zusammenstellung bestätigt uns ‚auch die Beschaffenheit..der 'beiden Backenzähne, welche noch‘, und zwar ganz vollständig und nicht 'abgenützt, ‚erhalten ‚sind. Kein Affe der neuen ‘Welt hat eine solche Form des dritten und vierten Bakenzahns; sie. kommt nur bei: denen der-alten Welt vor. Diese 'beiden-Zähne sind ziemlich.grofs, auf’ ihrer äufsern Fläche ‘etwas breiter als’auf ihrer innern, und der Län- gendurchmesser jener Aufsenfläche (von vorne nach hinten ge- rechnet) kommt fast dem Durchmesser der Breite (von aufsen nach innen) gleich. Sie 'haben' vier. scharfe Zacken, wovon die vordern etwas länger als: die. hintern sind, welche letztere überdiefs mehr abgenützt erscheinen, so dafs ihre Spitzen, zumal an dem: vordern dieser Zähne, bereits ‚abgeführt sind und an’ ihrer Stellung eine Vertiefung sich. zeigt. : Der: vor- ‚dere von beiden der genannten Backenzähne (der dritte der Reihenfolge nach) ist etwas kleiner, als der: folgende, nament- lich auf der Innenseite schmäler; seine äufsere‘ Fläche ist ‚34%, seine innere nur 24 breit; der''andere (der vierte) Backenzahn ist ungefähr um 4‘ breiter. An den Alveolen wird es ersichtlich, dafs der hinterste oder fünfte Backen- zahn an Gröfse seinem: Vorgänger wenig oder nichts nachge- geben hat; dagegen sind der zweite und erste Backenzahn 174 beträchtlich schmäler. Die Länge der ganzen’ Fachreihe der fünf Backenzähne auf) der rechten Seite des Oberkiefers‘be- trägt 1” 24%.» Das Fach für den Eckzahn ist ziemlich grofs; von .den‘Schneidezähnen sind die beiden mittlern Fächer et- was gröfser als die seitlichen. | Vergleichen wir'die Zähne unsers fossilen Fragments mit denen der altweltlıchen Affen, um den Platz ausfindıg zu machen, welcher nach der Structur derselben unserem 'ante- diluvianischen Vierhänder anzuweisen seyn möchte, so'sehen wir, dafs der Orang-Utang durch die Grösse, :wie' durch die mehr rundliche Contour seines dritten ‘und vierten Backen- zalıns in keinen weitern Betracht kommen kann.’ Auch ‘der Gibbon, von dem wir drei Schädel besitzen. (Hylobates con- color, Lar und eine dritte unbestimmte Art), und der in der Gröfse genannter Zähne‘ sich annähern würde, zeigt ’erhebliche Verschiedenheiten, indem die fraglichen Backenzähne bei ihm etwas kleiner, zugleich gerundeter und etwas schiefer.gestellt sind; auch ist der fünfte Zahn merklich kleiner. ‘So bleiben uns denn noch die Gattungen Semnopithecus, Cercopithecus, Inuus und Cynocephalus übrig, die im Bau dieser beiden Zähne mehr unter sich übereinstimmen, und unter welchen am nächsten 'den fossilen Zähnen die von Semnopithecus ($. Maurus’ und pruinosus) kommen möchten. Was die ‚übrigen Theile unsers fossilen Fragmentes anbe- langt, so deutet Alles, was sich von der Schnauze: erhalten hat, auf den‘ Gibbon: hin. Der Schnautzentheil des Gibbon- schädels zeichnet sich aus durch Kürze ‚und geringes Vor- springen, dann durch die kurze aber sehr breite Nasenöffnung, wie sie bei keiner andern Gattung altweltlicher Affen gefun- den wird; endlich durch den ungemein starken Vorsprung der untern: Augenhöhlenwand über den Kiefertheil. ‘ Alle diese Merkmale finden wir nun bei unserm fossilen Schädelfrag- mente und wir müssen es demnach der Gattung Hyloba- tes annähern, obgleich es der verschiedenen Form der Backen- zähne wegen derselben nicht eingereiht werden darf. ‘Meiner Meinung nach möchte das urweltliche Thier, in so weit wir nach dem geringen Fragment, dafs uns von selbigem erhalten ist, urtheilen können, in der Mitte gestanden haben zwischen Hylobates und Semnopithecus, und defshalb gebe ich ihm 175 den Namen‘ Mesopithecus, und‘ füge von seinem Fundorte den Trivalnamen bei, so dafs es einstweilen als Mesopithecus pentelicus bezeichnet werden mag. Dafs übrigens das beschriebene Schädelfragment wirklich antediluvianischen Ursprungs ist, erhellt nicht blofs daraus, dafs es stark an der Zunge klebt, sondern dafs seine Höh- lungen mit derselben rothen eisenschüssigen verhärteten Letten- masse ausgefüllt: sind, welche breccienartig manche andere Knochenfragmente, die von demselben Fundorte stammen, zu- sammen gebacken hat, oder auch die Höhlungen von Röhren- knochen ausfüllt, in welchen überdies bisweilen höchst feine Thoneisenkörner sich ausgeschieden haben, oder selbst an den Wandungen kleine Drusen von Bergkrystall sich angelegt ha- ben. Dies ganze Gebilde gehört daher entweder den jüng- sten tertiären oder den diluvianischen Ablagerungen an, wel- che meiner schon früher ausgesprochenen Meinung gemäfs in eine Formationsreihe zu rechnen sind. ' Noch einige Worte über Peripatus Guild. von c. Moritz. D,;; Interesse*), welches der früherhin von mir aus Vene- zuela eingesandte paradoxe Peripatus erregte, veranlafste mich, jetzt nachträglich dem Herrn Herausgeber ein zweites Exem- plar zuzustellen und zugleich pflichtmäfsig das wenn gleich nur Wenige hier mitzutheilen, was ich über die Lebensweise des Thieres habe bemerken können. Es ging mir, als ich auf der Insel St. Thomas jenes da- mals mir noch ganz unbekannte räthselhafte Geschöpf zum ersten Male antraf, fast wie Guilding, d. h. ich glaubte auf den ersten flüchtigen Blick des weifsen Schleimes wegen, womit das Thier umgeben war, ein Mollusk, wie einen Li- max vor mir zu sehen. Allein bald mufste bei näherer Be- trachtung der nicht den Weg des Thieres bezeichnende, son- dern zu beiden Seiten gleichsam in Fäden ausgeschossene verdickte Saft und sodann die Extremitäten, namentlich die nicht einziehbaren Fühler mich von meinem augenblick- *) Vergl. dies. Archiv IN. S. 195. 176 liehen. Irrthum' ‚sogleich befreien, . ohne ‘jedoch über! die 'sy- stematische Stellung des ‘Thieres Aufschlufs zu‘ geben. :Da mir jenes erste Exemplar auf irgend eine Art verloren ging, so war ich bemitht, ein neues aufzufinden, was’ nicht 'so ganz, leicht ist, da diese Thiere bei Tage sehr verborgen unter Stei- nen oder. Holzstücken ‚leben ünd ganz die Farbeeines Erd- klümpchens ‘haben. Erst lauf dem Festlande in: den: Thälern von Aragua traf ich‘abermals den Peripatus’ und zwar nie-im Wasser, sondern stets-nur auf dem Trocknen unter‘ ei- ner schützenden Decke, wo er regungslos liegt und'sich nicht wollte: zum Fortschreiten ‘bewegen lassen, eine Erfahrung, welcher: freilich. der Gattungsname wenig. entspricht. In.dem Augenblicke, wo man die Schutzdecke aufhebt, pflegt das Thier schon ‚seinen Vertheidigungssaft auszuspritzen, so. dafs man gewöhnlich eher diesen Schleim, als das Thier: selbst zu sehen bekommt. Einmal‘ glückte es mir indessen, da das Auge für diesen Gegenstand geübter geworden war, den Peripatus noch vor jenem Act des Schleimschiefsens zu überraschen; aber schon im nächsten Moment zeigten. sich die ‚weifsen Schleimfäden, ohne dafs ich das eigentliche blitzschnelle Hervorstofsen der- selben wahrnehmen konnte, denn der Saft tritt farblos her- aus und bekommt erst durch Einwirkung der 'Atmödsphäre Zähigkeit urd damit die milchweifse Farbe. ° Er geht deutlich in vielen Strahlen von den Seiten des Körpers und zum Theil daran hängenbleidend aus, so dafs mir Guildings Be- merkung „ab ore respuit“ ein unzweifelhafter Irrthum ist.*) Da ich bei Tage den Peripatus nicht anders als in Ruhe und im Versteck antraf, so schliefse ich, dafs er ein nächt- liches Thier seyn mufs; da ich nun aber auch bei häufigen späten Abendexcursionen ihn niemals beim Abköschern selbst niedriger Kräuter und Gräser erhalten habe, so vermuthe ich mit gröfster Wahrscheinlichkeit, dafs er überhaupt nicht vom Erdreich emporsteigt, wozu ilın die steife Ungelenkigkeit sei- ner unvollkommenen Bewegtingsorgane ne untauglich zu machen scheint. *) Letzteres gilt jedoch, beiläufig gesagt, von dem grofsen ‚schwar- zen Julus der Antillen der oft in dnskglicher Menge das Gesträuch bedeckt und bei den Euren durch seinen Aetzsaft, den er bei Be- rührung ausspeiet und wodurch er selbst Blindheit hervorbringen soll, so berüchtigt ist. Ueber die Gattung Amphipeplea Nilss. von Dr. F. H. Troschel. (Mitgetheilt in der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin den 21sten August 1838.) (Hierzu Tab. V. Fig. 8.) Aıs ich vor Kurzem auf den Flöfsen, welche fast immer bei Strahlau einen grofsen Theil der Spree bedecken, und so lange dort unverändert liegen bleiben, dafs zwischen ihnen mancherlei Wasserpflanzen hervorwachsen, einige Schnecken einsammelte, fiel mir in etwa sechs bis acht Exemplaren die Amphipeplea glutinosa Nilss. in die Hände, welche meines Wissens bisher noch nicht als in der Mark vorkommend be- kannt war. Mir war dies doppelt interessant, da schon im vorigen Jahre (1837) der Professor Rofsmäfsler, welcher diese Schnecke zuerst in Deutschland entdeckt hat, (Iconogr. I. p- 93.) bei seiner Anwesenheit in Berlin behauptete, die Lo- ealität passe so gut für die in Rede stehende Schnecke, dafs sie auch gewifs hier vorkommeh würde. Ich zweifelte damals sehr an dem Erfolge, weil ich seit mehreren Jahren alle Ge- wässer der Umgegend oft genug durchsucht habe. Sie ist in- dessen nun hier gefunden, und man kann sie daher fortan als Bewohnerin der Mark betrachten, wenngleich es mir trotz mehrfachen eifrigen Nachsuchens späterhin nicht gelungen ist, sie wieder aufzufinden. Es mag daran die etwas veränderte Localität Schuld sein, indem viele von den früher bei Strahlau vorhandenen Holzflöfsen seitdem fortgeschafft worden sind. V. Jahrg. 1. Band, 12 178 Von ©. F. Miller wurde sie zuerst als Buceinum gluti- nosum in seiner Naturgeschichte der Würmer II. p. 129 be- schrieben; dann von Linne in seinem Systema naturae als Helix glutinosa aufgeführt; später aber von Draparnaud p. 50 der Gattung Limnaeus zugezählt. So lange man blofs die Schale betrachtet, welche sehr zart, zerbrechlich und durchsichtig ist, aus nur drei Windun- gen besteht, eine sehr weite Apertur hat, und sich‘durch eine sehr breite sogenannte Columellarplatte auf der vorletzten Windung auszeichnet, so kann man freilich nicht anders, als diese Schnecke zur Gattung Limnaeus stellen. Nimmt man jedoch auch Rücksicht auf die Bildung des Thiers, so bemerkt man auf den. ersten: Blick. eine ‚Beschaffenheit, welche‘ keiner einzigen andern Art der Gattung Limnaeus zukommt. Es ist nämlich der Mantel gallertartig anzufühlen, und so weit, dafs er sich auf allen Seiten um die Schalenränder umschlägt, in der Weise, dafs oft oben nur ein sehr kleiner runder Raum von dem Gehäuse sichtbar bleibt. Der kleine Rand dieses Man- tels ist zwar einiger Ausdehnung fähig, so dafs der kreisför- mige Raum, an welchem man die unbedeckte Schale sieht, bald kleiner, bald gröfser erscheint; indessen ist das Tier doch nicht im Stande, den Mantel ganz unter das Gehäuse zurück- zuziehen. Dies geschieht nicht einmal,; wenn man die Schnecke mit den Fingern ergreift, oder wenn man. sie in Weingeist wirft, um sie zu tödten. ‘Ein ähnliches Umschlagen des Man- telrandes findet bei Physa \fontinalis,, die bei uns in grofßser Menge in allen fliessenden Gewässern vorkommt, statt, nur mit dem Unterschiede, dafs bei ihr der Mantel in viele faden- förmige Lappen zerschlitzt ist, und nur diese es sind, welche sich an die äufsere Fläche der Schale anlegen. Nilsson benutzte nun in seiner Fauna Sueciae ‚p. 58. diese Bildung des Mantels bei Limnaeus glutinosus: zur Auf stellung einer neuen Gattung, der er ganz passend ‚den Na- men Amphipeplea gab, und zu der er als einzige Species den L. glutinosus als Amphipeplea glutinosa stellte. Man könnte sich wundern, dafs er auf diesen Unterschied allein hin, ohne Hinzuziehung anatomischer Gründe, nicht lieber die Art zu der Gattung Physa gestellt hat, da doch in dieser Beispiele einer ähnlichen Mantelbildung vorkommen. Hauptsächlich hat 479 ilin ‚aber wohl das. Rechtsgewundensein ‚der Schale abgehalten (die Gattung Phys« besteht bis jetzt bekanntlich nur aus links- gewundenen Arten); ‚und dann ‚sind, auch. bei Amphipeplea glutinosa die Fühler. wie bei Limnaeus platt gedrückt und dreieckig, ‚wogegen: sie bei Physa lang und borstenförmig er- scheinen, Es fragt sich nun, ob.die Mantelbildung bei der in Rede stehenden Schnecke zur Aufstellung einer neuen Gattung be- rechtigte? Zu der Gattung Physa gehörig finden wir bei uns zwei Arten: Ph. fontinalis ‚und Ph, hypnorum; ‚erstere hat die -übergeschlagenen ‚Mantellappen, welche fast, die ganze Schale bedecken, letztere hat keine Spur davon, und dennoch fällt es keinem Menschen ein, daraus zwei Gattungen zu ma- ehen. ‚ Hieraus: läfst es sich leicht erklären, dafs viele Zoolo- gem'nicht geneigt gewesen sind, ‚so, leichthin diese neue Gat- tung-Amphipeplea anzunehmen. Im "vorigen Jahre (1837) erschien ein Aufsatz über das Nervensystem des Limnaeus: glutinosus von A. J. Vanbene- den’ in den Bulletins de !Academie Royale de Bruselles, und daraus in den: Annales des sciences naturelles, seconde serie tome Wll. p..112.. Das Nervensystem ‚weicht ‚nach Vanbeneden, was ich bestätigen ‚kann, von dem der Limnaeen, bei denen es aus 'einem einfachen Schlundringe besteht, ab. (Vergl. dies Archiv. 1838. U. p. 271.) , Diefs mufs man; noth- wendig als ein Argument mehr anselıen, das für die Trennung dieser Art als eigene Gattung spricht. Beiläufig schalte ich hier eine Bemerkung über das Ner- vensystem von Physa, hypnorum ein, ‚wodurch sich, einige Analogie zwischen ‚den Gattungen Physa, und; Amphipeplea anzüdeuten scheint. , Es besteht aus), einem; Schlundringe von sechs Ganglien. ‚Die beiden vordern und untern sind ziemlich grofs und. entsenden die meisten Nervenfäden. Sie vereinigen sich durch einen sehr kurzen Faden, ‚oder ‚vielmehr sie ver- schmälern sich nach innen, und hängen an ihrem dünnsten Theile unmittelbar an einander. _ Von dieser Verbindungsstelle entspringen "die ‘beiden Enden eines ‚Fadens von. körniger Oberfläche, der ‚nach seiner Mitte zu dicker wird ‚und eine ziemlich weite Schlinge, oder wenn man. will einen zweiten Ring bildet. Die hintern und obern Knoten sind die gröfse- 12* 150 sten, sie entsenden weniger Nerven und sind durch unmittel- bare Verwachsung verbunden. Zwischen ihnen und dem vor- deren Knoten macht jederseits ein kleines Ganglion die Ver- bindung, das den übrigen an Gröfse bei weitem nachsteht, und als ein blofser das untere mit dem obern Ganglion 'verbinden- der Nervenfaden angesehen werden könnte. Es bildet 'indes- sen eine deutliche Anschwellung und entsendet auch‘ nach aufsen einen Nerv. Im Jahre 1838 endlich erschien der Theil der Lamarck- schen Histoire naturelle des animaux sans vertebres in der zweiten von Deshayes besorgten Ausgabe, in welcher die Land- und Süfswassereonchylien behandelt sind. Deshayes giebt an, obgleich Vanbeneden einige Verschiedenheiten des Nervensystems bei der Amphipeplea glutinosa nachgewiesen habe, so sei weder dies noch der Mantelumschlag hinreichen- der Grund eine neue Gattung "aufzustellen, und-läfst die Art bei Limnaeus stehen. So standen die Sachen, als ich die Schnecke hier lebend fand, und es war wohl natürlich, dafs ich sogleich den Vor- satz fafste, nun die Thiere, von denen ich bisher blofs die Schalen gesehen hatte, nach meinen Merkmalen zu untersu- chen, und wo möglich die Frage zu entscheiden. Als besondes wichtig für wissentschaftliche Scheidung und Begrenzung der Gattungen halte ich durch mehrjährige Beschäftigung mit den Mollusken belehrt, die Mundtheile. Dafs die Mundtheile überhaupt in der Zoologie für wissen- schaftliche Systematik als unentbehrlich betrachtet werden, darf “ ich wohl kaum erinnern. In fast allen Thierklassen hat man sie mit dem besten Erfolge zu Eintheilungsgründen benutzt; nur gerade in der Abtheilung der Mollusken ist bis jetzt äufserst wenig Rücksicht auf sie genommen worden. Es mag dies theils daher kommen, dafs man früher sein Hauptaugen- merk immer auf die Schalen gerichtet hat, welche man wegen ihrer Nettigkeit und wegen der leichten Aufbewahrung in Sammlungen anhäufte, ohne sich weiter um die Bewohner der- selben zu kümmern; theils aber liegt es auch wohl darin, dafs die Beobachtung dieser äufserst kleinen und feinen Theile nicht eben zu den leichtesten gehört. Je stiefmütterlicher da- her diese Thierklasse in dieser Beziehung behandelt ist, um 181 so mehr habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, diese Lücke auszufüllen und so das System-der Mollusken einem Prüfstein zu unterwerfen, der über die Verwandschaft und Stellung der Gattungen im System hoffentlich entscheiden wird. Ich habe nicht nur die Mundtheile der meisten einheimischen Mollus- ken, sondern auch bereits die einer Menge. ausländischer Gat- tungen untersucht, und kin wenigstens zu dem Resultate ge- kommen, dafs wenn gleich in den meisten Fällen die bisherige Anordnung durch diese Probe bestätigt wird, doch manche Aenderung im System wird vorgenommen werden müssen, wenn es ein natürliches werden soll. Auf Grund dieser meiner Ueberzeugung habe ich denn sogleich die Mundtheile der Amphipeplea glutinosa unter- sucht, und durch die Vergleichung mit den Mundtheilen der Gattungen Limnaeus und Physa gefunden, dafs die Gattung eine gut begründete ist. Um diesen Ausspruch zu rechtfertigen, mufs ich jetzt eine genauere Vergleichung der Mundtheile der drei in Rede ste- henden Gattungen folgen lassen, und mich dabei auf‘ das be- ziehen, was ich bereits früher in einer kleinen Abhandlung über die Mundtheile einheimischer Schnecken (S. dies Archiv. 1836. I. p. 267.) hierüber gesagt habe. Die hinter der Mund- öffnung im Kopfe liegende muskulöse Mundmasse (la masse charnue Cuwv.) hat im Allgemeinen bei S/mphipeplea gluti- nosa dieselbe Beschaffenheit, wie bei sämmtlichen übrigen Pulmonaten; die inneren Theile derselben weichen jedoch hin- länglich ab, um aufser Zweifel zu sein, ob man das Thier als selbstständige Gattung von Limnaeus und Physa trennen solle. Was zuerst die Kiefer betrifft, so ist es bekannt, dafs den Limnaeen drei hornige Kiefer, ein oberer und zwei seitliche zukommen. Bei Physa verschwinden die beiden seitlichen ganz, und der Oberkiefer ist nur als schmaler brauner Saura vorhanden. Hierin kommt Amphipeplea glutinosa mit Physa überein, denn beim gänzlichen Mangel der beiden seitlichen Kiefer findet sich der Oberkiefer nur im Rudiment als ein ebenfalls schmaler, brauner Saum von horniger (?) Beschaffen- heit, den man mit der Loupe deutlich sieht, der aber so klein ist, daß es mir nicht gelang, ihn von der Mundmasse loszu- trennen und unter das Mikroskop zu bringen. 182 Im Innern der Mundmasse sind, wie bei den übrigen Pul- monaten, zwei weifse'Knorpel verhanden, welche einer breiten, pergamentartigen Membran, der Zunge, als Unterlage dienen, Ob diese Membran die Knorpel überzieht, wie bei Limnaeus oder wie bei Physa,' kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen; denn bei der Kleinheit des’ Gegenstandes und bei der geringen Anzahl von Exemplaren, die mir ls jetzt. zur Untersuchung zu Gebote standen, habe ich auf anatomischem Wege darüber noch nicht klar werden können. Beim Fressen schien mir die Schnecke mehr Aehnlichkeit mit Limnaeus zu haben, woraus man auch auf gröfsere Aehnlichkeit der Mundtheile mit denen dieser Gattung zu schliefsen geneigt sein könnte, Von allen Organen des Mundes ist immer die Zunge das- jenige, an welchem man die Unterschiede am’ schärfsten nach- weisen kann, weil sie jedesmal harte Theile trägt, die eine scharf begrenzte und constante Gestalt haben. Diese Zunge ist bei allen Pulmonaten eine verhältnifsmäfsig‘ breite und im ausgespannten Zustande ziemlich rectanguläre Membran, welche auf ihrer ganzen oberen Fläche mit Zähnen besetzt ist, Im Bau dieser Zähne finden sich manche Unterschiede auch zwi- schen den Gattungen der Landschnecken, Pupa, Helix, Glau- silia, Bulimus u. s. w.; was jedoch weiter auszuführen jetzt nicht meine Absicht ist, und worüber ich auch meine Beöb- achtungen noch nicht zu Ende gebracht habe. Sehr auffallende Unterschiede finden sich aber zwischen den Gattungen der Wasser-Lungenschnecken, ‘Bei Limnaeus und Planorbis sind die Zähne, welche die Zunge bedecken, ganz einfach, kegel- förmig und nach hinten gekrümmt; bei der Gattung. Physa dagegen sind sie auf der einen Seite kammartig gesägt. Die Zähne auf der Zunge von Physa fontinalis (vergl. dies Archiv 1836. Tab. IX. fig. 10. 11.) so wie von Physa hy- pnorum, welche ich ganz kürzlich zur Vergleichung unter- sucht, und auf der ich die Zähne ganz ähnlich wie bei Ph. fontinalis, wenn gleich viel kleiner und in bei weitem gröfserer Menge gefunden habe, sind unter einander auf den verschiedenen Stellen der Membran gleich, oder zeigen doch wenigstens keine auffallende Verschiedenheiten. Hierin spricht sich bei einer gewissen Aehnlichkeit mit der Zunge von Am- phipeplea glutinosa. dennoch ein wichtiger Unterschied aus, 185 indem bei der eben genannten. ‚Schnecke! die Zähne von der Mittellinie aus nach den Seiten. sich sehr. verändern. . Zur Verdentlichung ist-ein Stück der Zunge. von „Amph. glutinosa auf Tab.'V. Fig. 8. ünter einer. Vergröfserung von 280 mal im Durchmesser dargestellt worden... In der Mitte der Zunge findet‘ sich eine Längsreihe. kleiner kugelförmiger stumpfer Zähnchen, die den: übrigen an Gröfse sehr nachstehen. An jedes dieser kleinen Zähnchen (a) schliefst sich jederseits eine Querreihe von etwa 25 Zähnen an. Der der Mittellinie zu- nächst stehende Zahn: ist halb kreisförmig, hat aber, am. Gipfel einen Einschnitt, der-ihn ‚herzförmig macht, oder der ihm viel- mehr das Ansehn zweier stumpfer Höcker verleiht. An der Wurzel dieses Zalıns findet sich jederseits ein ganz kleiner stumpfer Höcker. Auf diesen ersten folgen noch sieben an- dere, ganz ähnlich gebildete Zähne, die jedoch mit der Entfer- nung von der Mitte an Breite ab-, und an Höhe zunehmen. Alle haben-am Grunde jederseits den vorhererwähnten kleinen stumpfen Höcker neben sich, deren zwei zusammenstofsende immer den Raum zwischen zwei benachbarten Zähnen erfüllen. Der neunte und zehnte Zahn von der Mitte aus, werden schon an Gestalt sehr abweichend. Sie sind. etwas höher und enden statt der stumpfen Gipfel in zwei‘ ziemlich‘ feinen Spitzen; auch findet sich nicht mehr jederseits am Grunde ein Höcker, sondern der-Zalhhn trägt nur aufsen und unten noch einen klei- nen spitzen zahnartigen Vorsprung. - Letzteres haben alle fol- genden mit einander gemein. Der elfte. Zahn trägt zwischen den beiden Spitzen des vorigen Zahnes noch eine kleinere dritte; der zwölfte, dreizehnte und vierzehnte noch zwei, die folgenden drei oder vier kleinere Zähnchen zwischen den beiden gröfseren, ‚doch so, dafs vielmehr die äufsern Spitzen jedes Zahns fast unverändert, die innere dagegen auf der nach dem Rande der Zunge: zu gelegenen Seite mit einem bis vier kleinen Spitzen gesägt erscheint. . Dabei werden die Zähne nach dem Rande der Zunge zu immer schmäler. Wer wollte nun leugnen, dafs zwischen den Gattungen Limnaeus, Amphipeplea und Physa Verschiedenheiten ob- walten, welche eine Trennung der Gattungen bedingen? .Je- denfalls hat Amphipeplea noch mehr Verwandtschaft zu Physa, der sie durch die Bildung des Mantels, durch das Fehlen der 184 seitlichen Kiefer und durch die gesägten Zähne auf der Zunge sich nähert; wogegen sie durch das Rechtsgewundensein der Schale und durch die Bildung der Fühler wieder mehr mit Limnaeus übereinstimmt. Dagegen schliefst sich gerade in den letztern Punkten Planorbis an Physa an, während sie in den Beziehungen, in welchen eine Verwandschaft zwischen Physa und Amphipeplea hervorleuchtet, näher an Zimnaeus hält. Schade, dafs es mir noch nicht vergönnt war, ein Thier der Gattung Chilina Gray (vgl. Jahrg. 1838. II. S. 278.), welche ebenfalls hierhergehört, zu untersuchen. Da dies je- doch leider noch nicht hat geschehen können, so kann ich bei der Eintheilung der Familie der Wasser - Lungenschnecken (Limnaeaceen) auch auf dasselbe noch nicht Rücksicht neh- men. Soweit ich es jetzt übersehen kann, scheint es mir, als liefse sich die Familie in folgendes Schema bringen. Wasserlungenschnecken. I. Nur ein oberer Kiefer; gesägte Zähne auf der Zunge; der Mantel schlägt sich meist über die Schale. Thier rege, reizbar. 4) Fühler fadenförmig; Sohle hinten zugespitzt; Ath- mungs-, After- und Geschlechtsöffnung links. Physa. 2) Fühler dreieckig; Sohle hinten abgerundet; Athmungs-, After- und Geschlechtsöffnung rechts. Amphipeplea. I. Ein oberer und zwei seitliche Kiefer; einfach kegel- förmige Zähne auf der Zunge; der Mantel schlägt sich nicht über die Schale. Thier träge, wenig reizbar. 3) Fühler fadenförmig; Sohle hinten zugespitzt; Atlımungs-, After- und Geschlechtsöffnung links. "Planorbis. 4) Fühler dreieckig; Sohle hinten abgerundet; Athmungs-, After- und Geschlechtsöfinung rechts. Limnaeus. Man bemerkt hiernach, dafs die Gattungen Physa und Limnaeus die Grenzen der Familie nach beiden Seiten ‚hin bilden, und dafs es nicht einen einfachen Uebergang zwischen beiden in der Gattung Planorbis gebe, wie ich es in meiner Inauguraldissertation (De Limnaeaceis ete.) annehmen zu kön- nen glaubte; sondern dafs der Uebergang vielmehr ein doppel- ter ist, einmal durch die Gattung Planorbis, das andere mal durch die Gattung Amphipeplea. 3 a a Ra eine neue Gattung der Crinoiden beschrieben von A. d’Orbigny. (Hiezu Taf. V. Fig. 2—7.) Der uns hier beschäftigende Crinoid wurde zu Martinique von Herrn Rang entdeckt, welcher ihn noch lebend, aber im eontrahirten Zustande sah. Es ist auffallend, dafs die beiden einzigen Crinoiden-Arten der Jetztwelt, welche den Zoologen bekannt geworden sind, -beide den heifsen Meeren der Antil- len angehören, wo die Strahlthiere, die Steinkorallen und die biegsamen Polypen so zahlreich sind. Sollte man nicht daraus abnehmen können, dafs in den Epochen, in welchen die Cri- noiden in so grofser Zahl lebten, das Meer eine :Temperatur besafs, welche wenigstens derjenigen der jetzigen Aequatorial- zonen gleich kam, und dafs die Thiere dieser Familie tiefe und ruhige Gewässer bedürfen, welche zur Existenz der Cri- noiden mit so dünnen und zarten Stielen, die sich nur im Bu- sen der Höhlen zwischen Korallen und Felsen erhalten kön- nen, unerläfslich sind? — Die Art mufs ein neues Genus bilden, dem wir as Na- men Holopus beilegen, ihn entlehnend von dem hervorstechend- sten seiner Charactere, Wie alle dieser Familie ist es ein fest- sitzendes Thier; an seinem Oberende mit gegliederten, dicho- tomen Armen versehen, welche jederseits alternirend mit klei- nen Aestchen besetzt sind, die jedenfalls beim Ergreifen kleinerer Körper helfen. Zwei Charaktere unterscheiden den Holopus . aber von allen Familiengliedern auf das strengste. 1) Der un- 156 gegliederte Fufs, von welchem er den Namen erhalten, wäh- rend dieser bei allen andern aus einer Menge Gliedern besteht; 2) dafs dieser Fufs kurz und hohl ist und zum Behälter der Eingeweide dient, während er bei den übrigen Crinoiden immer sehr lang, kaum von einem engen Kanale durchbohrt, und an seinem oberen Theile mit einer grofsen Anschwellung versehen ist, welche von steinigen Stücken ge- schützt, den Magen und die übrigen Lebens- Organe enthält. Es sind diese beiden positiven Charaktere, welche uns nöthi- gen, diese Gattung von allen übrigen bekannten Gattungen zu trennen. *) Wir charakterisiren sie folgendermafsen: „Ihier dem Boden mit einer Wurzel angeheftet, welche sich nach den festen Körpern, an denen sie fest sitzt, formt. Von dieser Wurzel oder Basis erhebt sich ein Fufs oder Kör- per, welcher aus einem‘Stücke besteht, kurz und hohl ist, die Eingeweide enthält, und sich in ‚einen Mund öffnet, wel- cher zugleich als After dient, und im Grund einer unregel- mäfsigen Höhle gelegen ist, welche durch die Vereinigung der dichotomischen, dicken, steinigen, aufsen convexen, innen rin- nenartig ausgehöhlten Arme gebildet wird, die in zahlreiche Glieder getheilt und abwechselnd ihrer Länge nach mit klei- nen konischen stark zusammengedrückten Aestchen besetzt sind.“ Holopus. Rangii d’Orb. Beschreibung der äufseren Theile. Wurzel ausgebreitet, nicht ästig, glatt oder oberhalb leichte Wachs- thumslinien zeigend, mit unregelmäfsigem Rande, unterhalb die Gestalt der Körper annehmend, an welchen sie festsitzt. Fufs oder Körper dick, kurz, fast viereckig, mit klei- nen rundlichen, an den Ecken mehr sichtbaren Tuberkeln be- setzt, seine Oberfläche, wie die.aller äufseren Theile der Arme zeigen unter der Lupe überall ein fein gestreiftes oder genetz- *) Dies, wie der unten erwähnte Charakter, dafs der Mund zu- gleich Auswurfsöffnung sei, machen es unumgänglich nöthig, die Gat- tung Holopus in einer besonderen Familie von den übrigen Crinoiden abzutrennen. Herausgeber. 187 tes Gewebe, selbst auf den: Tuberkeln. ‚Arme vier,*) an sei- ner Basis jeder. von leinem dicken 'pentagonen Stücke gebildet, welches innerhalb irregulär und concav, oben convex ist, und eine grofse tuberculöse Erhabenheit (mamelon) bildet, deren Ränder, an ihren Vereinigungsstellen mit den drei anderen Stücken abgeplattet, sich dergestalt verbinden, dafs sie ein gut gefügtes Ganze darstellen. Am oberen Theile dieses ersten, zwei Facetten zeigenden Stückes ist es, wo jeder Arm dicho- tom wird und sich in. zwei theilt, so dafs im Ganzen 8 Arme vorhanden. Sie sind dick, stark, konisch, fast. doppelt so lang als der Fufs, abgerundet und auf ihrem Mitteltheile. mit :Hök- kerchen besetzt, an ihrem Aufsenrande wie festonnirt, an ih- rem Ende zusammengedrückt, aus 20—25 Kalkstücken beste- hend; sowol rechts, wie links alternirend ein verlängert koni- sches stark zusammengedrücktes, oberhalb runzliges, innerhalb etwas concaves Aestchen tragend, welches aus vielen vierecki- gen, mit ebenen Flächen artikulirenden Stücken gebildet wird. Innere Theile. Die Höhle des Fufses oder Körpers nimmt dessen ganze Länge ein und enthält ohne Zweifel die Eingeweide, welche wir an dem aufgetrockneten. Exemplare nicht untersuchen konnten. Der Mund ist von 4 beweglichen, eckigen Kalkstücken beschützt, welche nach Willkür des Thiers den Eingang schliefsen. Er öffnet sich in einem Vestibulum des oberen Körpertheils, welches durch gewimperte unregel- mäfsige Auswüchse am Grunde der Arme von einem weiten Trichter getrennt ist, der anfangs,.von 4 tiefen Rinnen gebil- det wird, welche, indem sie sich in zwei theilen, minder aus- geprägt auf der ganzen Länge der Innenseite der Arme ver- laufen. Farbe. Eine grünliche fast schwarze Farbe bedeckt alle Theile des getrockneten Thieres, nur blasser an den Ar- men und an der Wurzel. x Maafse. In völliger Entfaltung beträgt die Länge des In- dividuums 8 Centimeter; der Fufs hat 22 Millimeter; die Höhe *) Die paarige Zahl der Arme ist bei den Crinoiden eine Ano- malie, indem sonst immer die Fünfzahl herrscht. Anm, des Verf. 188 der Wurzel ist 4 Centimeter; Durchmesser.‘ der Wurzel am Grunde 18 Millimeter; Durchmesser des Füfses 13 Millimeter. Erklärung der Figuren. Fig. 2. Holopus Rangü, mit zusammengezogenen Armen. Fig. 3. Längsdurchschnitt, auf welchem man die tiefe auf der ganzen Länge der Arme verlaufende Furche, das Ve- stibulum zwischen den Armen und dem Munde und die Höhle des Fufses sieht. Fig. 4 Ein Arm im Profil. Fig. 5. Ein Aestchen vergröfsert. Fig. 6. Ein Stück eines Aestchens, an dem man seine geringe Dicke und seine Gelenkfläche sieht. Fig. 7. Ein Stück des Armes. a. Aeufsere Convexität. b. Innere Längsrinne. c. Der Theil, durch welchen es mit dem folgenden Stücke ar- tikulirt, Ueber einige neue oder wenig bekannte Säuge- thiere, besonders aus der Sammlung des brittischen Museums. von In Br ,G'riay: (Aus Loudon’s Magaz. of Nat. Hist. Vol. I. New. Ser. p. 578.) Paradozurus. Die Arten dieser‘ Gattung lassen sich folgendermafsen ordnen: A. Wange mit einem weifsen Fleck unter dem Auge. a. Rücken einfarbig: P. larvatus, P. Crossü, P. Grayü, P. Jourdanii. b. Rücken bunt von braun und weils: P. leucopus. ; 189 e. Rücken dunkel (obscurely) gefleckt oder gebändert: P. dubius, P. typicus, P. niger. d. Rücken gestreift, Seiten gefleckt, Vorderkopf weils: P. Pallasi, P. musanga, P. dubius,*) P. musangoides. P. prehensilis. B. Gesicht ohne Flecke unter den Augen. a. Vorderkopf und Nacken mit 3 schwarzen Streifen; Rük- ken schwarz gefleckt, mit zwei gelblichen Flecken an der Schulter: P. Hamiltoni (Viverra binotata Temm. und Gray.) b. Rücken mit 3 oder 5 schwarzen Streifen: P. trivirgatus, P. quinquelineatus. o c. Schwanz geringelt,? P. Zebra, d. Rücken einfarbig: P. leucomystax. S.578. Paradoxurus quinguelineatus. Braun; die Haare mit schwarzer Spitze. Rücken mit 5 unterbrochenen schwarzen Streifen, etwas gebogen über den Schultern. Die beiden äufsern Streifen an jeder Seite endigen in eine Reihe kleiner runder Flecke; der äufsere ist sehr kurz. ‘Vorderkopf, besonders die Augenbrauen röthlich weils. — Eine Varietät ist mehr gefleckt. ? P. leucomystax. Schwarzbraun mit Jangen schwarzen glänzenden Haaren. Umkreis der Augen dunkelbraun. Ge- sicht blafs, ohne Orbital-Flecke. Ein grofser Fleck an dem unteren Winkel der Ohren und Ende des Schwanzes weifs. Bartborsten.lang, rigid, weifs. Ohren grofs, gerundet, nicht bärtig. Wohnort unbekannt. P. musangoides. Graubraun. Schnauze, Scheitel (crown), Nacken, Füfse, Schwanz, 3 continuirliche Striche aufdem Rücken, und die kleinen runden Flecke der Seiten schwärz- lich braun. Bauch, eine Binde quer über den Vorderkopf, Fleck unter den Augen, und einer an der Spitze der Nase weils; die seitlichen Rückenstreifen setzen fort und bilden auf der Seite der Basis des Schwanzes eine Reihe runder Flecke; die oberen Reihen Flecke bilden eine fast continuirliche Linie *) Dafs der P. dubius unter zwei Abtheilungen aufgeführt und P. Derbyanus ausgelassen wird, ist wohl nur der Flüchtigkeit des Verfassers zuzuschreiben, Herausgeber. 190 an :den.«Seiten..—- Asien. Dem..P. musanga, sehr. (ähnlich; aber der Rücken hat 3 deutliche‘ Streifen, während in jener Art nur: Reihen von Flecken sind. . P.ıDerbyanus. Gräubraun;, ein,Strich'auf kahl: der Nase; ein breiterer an jeder Seite des Gesichts‘ zu: den Au- genhöhlen; ein Strich längs jeder. Seite des Nackens;, sieben halbmondförmige Binden quer über Rücken und Schwanz, schwarz; Stirn und Unterseite der Beine etwas dunkler. Füfse braun. Haare blafs gelblich mit kurzer schwarzer Spitze. Va- terland unbekannt. Im Cabinet der Zool. Gesellsch. und des Lord Derby. *) Paradoxurus? Zebra. Gelblich. Gesicht und Vorder- kopf braun. Ein weifser Strich über jedem Auge; zwei schiefe Striche oben auf dem Halse; ein zweiter kürzerer quer’ auf der Schulter; fünf Binden auf dem Rücken und die Ringel am Schwanze schwarz. Vaterland unbekannt. Mus. Lyons. Parad. Jourdonii. Blafsgelb; Haare mit schwarzer Spitze. Ein rautenförmiger Fleck oben auf dem Halse. Füfse und Schwanzende schwarz. Rückenseite der Ohren, Seiten der Nase und Vorderseite der Augenhöhle braun. Gesicht weils- lich. Ein Fleck auf den Schläfen und das Ende des Schwanzes weils. Beine gelbbraun, mit Weifs gesprenkelt. Vaterland un- bekannt. Mus. Lyons. Herpestes. (ebendaselbst S. 578.) H. $mithii. Dunkel gesprenkelt, schwarz, weifs und grau. Gesicht, Hals und Füfse**) (feet) röthlich varürt. Fülse und Schwanzende schwarz. Vaterland unbekannt. H. Bennettii. Rothbraun, schwach mit weifs gespren- kelt. Schwanz etwas flach gedrückt; Unterseite blafsroth; Ende mit schwarzem Pinsel. Madagaskar. *) Anm. In den Proc.-Z. S. 1837. S.. 67 giebt ‚Hr! Gray; folgende Diagnose: Paradoxurus Derbyanus. P. paillide fuscercenti- albus, r0- stri lateribus, striga superciliari, nota in medio fronte et in utro- que latere capitis super aures nigris, nec non striga, ad utrumque latus colli in humeros obducta, vittis tribus, quatuor, vel quinque trans- versis in dorso (ad latera angustioribus), annuloque ad basin caudae, cum hujus dimidio postico. Artubus cinerescentifuscis. Hub. in Peninsula Malayana. **) wohl Beine? Herausgeber. >; 19 H. nepalensis. : Pelz’ schwärzlich, ‚fein grau'getüpfelt. Haar: schwarz, mit. einen breiten gelben: ‚Bande ‘nahe an (der Spitze. Schwanz’abiiehmend, Unterseite graulich. ‚Sohlen & kahl.“ Nördl. Indien.‘ Dem H, griseus ähnlich, ‘aber kleiner und dunkler. H. brachyurus. Schwarz. Haar gelb geringelt. ‚Unter- pelz braun. Gesicht, Wangen, Seiten des Halses gelblicher. Bauch 'und Schwanz dunkler. Kehle blafsgelbbraun. Vorder- beine und Füfse schwärzlich. Schwanz diek, etwa halb so lang als der Körper. — Indische Inseln. Brittisch. Museum, Macropus. — Halmaturus etc. S. 582 giebt Hr. ‚Gray folgende Uebersicht der von ihm untersuchten. Känguruh -Arten: 1. Macropus Shaw. (ex parte) Muffel haarig mit ei- ner nackten Linie über‘. den Nasenlöchern ‚und einem kleinen nackten Fleck vorn. ‘Keine Eckzähne. ı Die oberen Schneide- zähne von fast gleicher Länge, gefurcht; der. hinterste der breiteste und aus 2 gegen einander gefalteten Lappen beste- hend, die hintere Falte fast dreimal so lang als die vordere, an ihrem Hintertheile gefurcht. Macropus major. Shaw. Schwanz dick mit -dicht- stehenden weichen Haaren bedeckt. 2. Halmaturus F. Cuv. (e. p.) Muffel kahl, deutlich. Keine Eckzähne. Die oberen Vorderzähne fast gleich lang; das vordere Paar: etwas gekrümmt mit einer Furche; die hin- teren am breitesten, mit einer mehr oder weniger deutlichen Falte. Schwanz dick an der Wurzel, schuppig, mehr. oder weniger mit Haar bedeekt, welches an der Unterseite am dich- testen ist. N A. Die hintere Falte der hinteren oberen Schneidezähne fast zweimal so lang als die vorderen, so dals der Zahn des- halb nahe der Mitte gekerbt. erscheint. Halmaturus ualabatus.. ‚Kangurus ualabalus? ‚Leis. Schwanz mäfsig lang mit langem weichem dichtstehen- den Haar, etwas buschig am Ende. Gesicht, ein: Streif, am Vorderkopf, Füfse und Schwanzspitze schwärzlich. Wangen grau. Die Falte der hinteren Schneidezähne fast hinten (sub posterior). — Wird in England gewöhnlich Wallabee_ ge- 192 nannt. Eine andere‘ Art im Museum der zoologischen Ge- sellschaft pafst besser zu Lefson’s Beschreibung, da sie dunkler, mehr rostroth, und am Kopfe ringsum die: Wurzel der Ohren dunkelgelb (fulvous) ist. Sie kann H. Lessonii genannt werden. Halmaturus albus. 'Kangurus albus Gray. Sehr ähnlich dem vorigen, aber weifslich oder weifs. Schwanz mit dicht stehendem Haar besetzt, etwas buschig am Ende, und die Falte am hinteren Schneidezahn fast hinten. Halmaturus‘ dorsalis. Schwanz mittelmäfsig, mit sehr kurzem dicht stehendem Haar. Der hintere obere Schneide- zahn mit einer mittleren Falte und der vordere mit einer Grube fast an der Vorderseite. Pelz schwarz, rothbraun und grau gesprenkelt. Hals und Beine blafs rostroth. Füfse und ein Streif auf dem obern Theile des Rückens schwarz. Halmaturus Derbyanus. Schwanz etwas kurz, dick, mit kurzen dicht anliegenden Haaren bedeckt. Hintere obere Schneidezähne etwas klein mit einer sehr schwachen Falte fast hinter der Mitte. Pelz schwarz, röthlich und grau gespren- kelt. Hals und Beine röthlich, mit einem dunkeln Streif im Nacken. — Ausgezeichnet durch die geringe Gröfse und Ein- fachheit des hinteren Schneidezahnes. Halmaturus Parryi. Macropus Parryi Benn. Transact. Zool. Soc. Schwanz verlängert, zusammengedrückt, oben mit kurzem dicht anliegenden Haare und einem Streif längerer dieht anliegender Haare unterhalb; am Ende schwach buschig. Hintere obere Schneidezähne mit einer deutlichen fast mittelständigen Falte. Pelz grau. Gesicht schwärzlich, mit einem breiten rein weifsen Streif durch die Wange. var. pallida. Blafs röthlich grau. Gesicht, Rückseite der Ohren, Mitte des Rückehs etwas röther; Gesichisstreif, Lippen, Schwanz und Unterseite weifs. Füfse und Schwanz- spitze dunkler. — Am Swan River, Wallaroo genannt. B. Die hintere Falte des hinteren oberen Schneidezahns kaum länger als die vordere, so dals der Zahn nur hinten ge- kerbt erscheint. Vorderer Schneidezahn kurz einfach T’hylo- gale Gray. Halmaturus Eugenii. Schinz. Kangurus Eugenü Desm. Schwanz wittelmäfsig abnehmend, mit etwas kurzen 193 Haaren bedeckt, Ringe viereckiger Schuppen zeigend, und un- ten mit einem Streif dichtstehender langer anliegender Haare, Pelz braun, grau gesprenkelt. Nacken roströthlich. Schwanz oberhalb dunkel (dark) unterhalb weifs. — Am ‚Swan River. 3. Petrogale Gray, Muffel kahl, deutlich. Keine Eck-, zähne; die obern Schneidezähne ungleich; der vordere etwa der längste und gekrümmt; der hintere beilförmig (hatchet- shaped) am Ende erweitert und: in der Mitte gekerbt. Schwanz cylindrisch, mit langen etwas steifen Haaren besetzt, welche am Ende einen Busch bilden. P. penicillatus Gray. Macrop. penicillatus ‘Gray. Oh- ren, Schultern, Lenden, Schwanz und ein Streif im-Nacken schwärzlich. Lippen und ein schmaler Streif: auf. :der. Brust weils. Wangen graulich. — Swan-River; Gunar (?) ge- nannt. Sitzt mit zwischen die Schenkel gezogenem Schwanze. Aufser diesem findet sich im Museum der zoologischen Gesellschaft eine M. ruficollis benannte Art, . welche sich durch die Länge. des Haares am Schwanze auszeichnet. ‚Es fehlt aber der Schädel, so dafs das: Gebifs nicht untersucht werden konnte, 4. Bettongia Gray. Mufiel kahl, deutlich. _Eckzähne deutlich. Obere Schneidezähne ungleich; der vordere der längste, der hintere klein, einfach, Schwanz schuppig, mit kurzen Haaren bedeckt, welche an .der Spitze länger sind und hier einen Büschel bilden. Hinterbeine und Zehen verlängert; die äufsern Zehen länger als die inneren, B. setosus (sic) Hypsiprymnus setosus Ogilb. Grau gesprenkelt. Ende des Schwanzes schwärzlich, einen schwa- chen Büschel bildend. Ohren mittelmäfsig. Swan- River. B. penicillata. Grau und weifs variirt, unterhalb weißslich. Unterpelz (under fur) bleifarbig. Schwanz grau, das buschige Ende schwarz. Ohren klein, gerundet. B. rufescens. Röthlich grau, schwach gesprenkelt; unterhalb weifslich. Rücken roströthlich (rufous). Ohren etwas lang. Schwanz weifslich (Ende einfach’). 5. Hypsiprymnus F. Cuv. (e. p.) Mufiel kahl, deut- lich. Hundszähne deutlich; obere Schneidezähne ungleich, der vorderste der längste; der hintere klein, einfach. Schwanz V. Jahrg. 1. Band, 13 194 mit viereckigen Schuppen geringelt, und’ mit dicht stehenden borstigen Haaren. Hinterbeine und Zehen kürzer; die äufsere und’innere Zehe von fast gleicher Länge. Pelz starr. Hypsiprymnus minor F. Cuv. Macropus minor Sh. Sciuropter.a. (Ebendaselbst S. 584.) Sc. Turnbullii Gray. Pelz kurz, weich, schwärzlich; Haare gegen die Spitze mit einem weifslichen Bande. Wangen, Kinn und Unterseite weifs. Augenkreis ‘und Bart schwarz. Schwanz schmal, abnehmend, schwarzbraun; unten etwas blas- ser. Füfse klein; vordere Daumen rudimentär. Hinterfüfse an der Aufsenseite kaum befranset. Sohlen klein, ohne Höcker an der Mitte der Aufsenseite, aber mit einem Höcker vorn, und mit zwei ungleichen hinten an der Innenseite. Länge 114”; Schwanz 8”. Indien. Sc. fimbriata Gray. Pelz lang, weich, grau, schwarz varlirt; Haare ‘oben bleifarbig, platt, hellbraun mit schwarzer Spitze. Gesicht weifslich; Augenkreise schwarz; Bart sehr lang, schwarz; Kinn und Unterseite weifs. Schwanz breit, et- was abnehmend, am Grunde gelb (/ulvous) mit schwarzen Spitzen an den Haaren, an der Spitze schwarz. Füfse grofs; vordere Daumen rudimentär. Aufsenrand der Hinterfüfse mit breitem Haarbusch; die Sohlen der Hinterfüfse mit einem klei- nen länglichen Höcker in der Mitte der Aufsenseite, ein Hök- ker vorn, und zwei ungleiche hinten an der Innenseite. Länge 12 Schwanz 41"; Hintersohlen 2”. Indien. Beobachtungen und Betrachtungen über die Ent- wieckelung der Mysis vulgaris von Heinr. Rathke. Hierzu Tafel Vi. $. 1: Die Morphologie hat in neuerer Zeit nachgewiesen, dafs der formellen Entwickelung aller Wirbelthiere ein ge- meinsamer Plan (Schema, Typus, Idee) zum Grunde liegt, der sich bei der ersten Bildung dieser Wesen einerseits in der Zusammensetzung derselben aus verschiedenen Strukturtheilen, anderseits in der Form des Ganzen und der einzelnen Struk- turtheile kund giebt, und dafs auf diesem Urplane die merk- würdig-grofse Aehnlichkeit beruht, die alle unter einander 'ur- sprünglich gewahr werden lassen; dafs aber derselbe für die verschiedenen Ordnungen, Familien und Arten in seiner wei- tern Ausführung auf mancherlei und gar verschiedene Wei- sen modifieirt wird, und dafs eben hierauf die Unähnlichkeiten beruhen, die sich im Verlaufe der individuellen Entwickelung bei den verschiedenen Wirbelthieren geltend machen. Unter den Crustaceen dagegen, einer Classe von wirbellosen Thie- ren, aus der bis dahin bei weiten mehr Arten, als aus ir- gend einer andern Klasse dieser Wesen, auf ihre erste Ent- wickelung untersucht worden sind, findet man gleich anfangs, wenn sich die Frucht zu bilden beginnt, je nach den verschie- denen Ordnungen und Familien sehr bedeutende Formverschie- 13 * 196 denheiten, so dafs man, wenn man die Erfahrungen zum Füh- rer genommen hat, die über die Entwiekelung der Wirbel- thiere gewonnen ‚worden sind, für den ersten Augenblick in ein Labyrinth geleitet zu sein scheint, aus dem ein Ausweg nur schwierig zu finden sein dürfte. So weit ich meinerseits in diesem Labyrinthe mich zu rechte gefunden habe, glaube ich mit Grund angeben zu dürfen, dafs sich bei den Crusta- ceen für die Bildung von ihnen allen ein gemeinsamer Plan nicht eigentlich in der Form, unter welcher die verschiedenen Arten auftreten, zu erkennen giebt, sondern vielmehr nur in der Zusammensetzung aus gewissen wesentlichen Strukturthei- len. . Es sind diefs eine mit der Bauchwand verbundene Ganglien-Kette und mehrere mit dieser Wandung verbundene Extremitäten bei einem Mangel_an eingeweidigen Athemwerk- zeugen, Die Belege für dieses Resultat meiner Untersuchun- gen habe ich ausführlich in einem Werke, das den Titel führt: „Zur Morphologie, Reisebemerkungen aus Taurien,“ kürzer gefafst aber in der neuen Ausgabe von Burdachs Physiolo- gie (B. U. -S. 250 bis 276) angegeben *). Einen neuen Belag dazu will ich jetzt durch die Entwik- kelungsgeschichte einer Crustacee geben, die auch noch in anderer Hinsicht interessant sein dürfte. — Durch die Güte des Herrn Dr. ©. T. vom Siebold erhielt ich unlängst eine Menge von Exemplaren eines kleinen, ohne seine Fühlhörner höchstens 84 Linie langen krebsartigen Thieres, das bei Dan- zig in der Ostsee zur Sommerzeit in grofsen Schaaren vor- kommt, zur Gattung Mysis gehört, und der von Thomp- son **) aufgestellten Art Mys. vulgaris beigezählt werden darf. % Viele von den Exemplaren beherbergten in ihrer Brut- *) Wie es mir scheinen will, läfst überhaupt, je niedriger eine Klasse von Thieren steht, das Schema, welches der Bildung ihrer “Glieder zum Grunde liegt, nicht blos bei den schon ausgebildeten Gliedern, sondern selbst schon bei den in erster Bildung begriffenen, um desto gröfsere Variationen gewahr werden. Aufser den Crusta- ceen sind es insbesondere noch die Mollusken, auf die ich mich hier beziehen kann. **) Zoological researches and illustrations by John V. Thomp- son. Lork ohne Jahreszahl Vol. 1. P. 1, 4197 höhle Eier, andere Junge: alle aber hatten durch die Einwir- kung des Weingeistes, in dem sie aufbewahrt waren, nur erst wenig gelitten, weshalb denn ihre Brut noch ziemich. gut'zu einer ‚Untersuchung‘ geeignet erschien. Dafs sich jedoch. an ihnen für die Entwickelungsgeschichte nicht so umfassende Untersuchungen anstellen liefsen, als wenn sie frisch aus dem Meere gekommen wären, wird jedem Sachkenner einleuchtend sein. Natürlicherweise kann ‘ich hier also. nicht eine ausführ- liche Entwickelungsgeschichte des genannten Thieres. geben, sondern nur einige Bruchstücke. "Wie geringe diese nun aber auch sein mögen, so wird man doch aus ihnen: entnehmen können, dafs die‘ Thiere aus’ der Gattung Mysis sich auf eine ganz andre Weise entwickeln, als die Dekapoden, denen man sonst sie beigezählt hat. « Auch dürften diese Bemerkungen wohl nöch insbesondere deshalb einige Berücksichtigung finden, weil von allen übrigen Thieren aus der Ordnung der Stoma- topoden, denen Milne-Edwards neuerlich die Gattung My- sis beigesellt hat, die Entwickelungsgeschichte. bis jetzt noch völlig unbekannt ist. i $. 2. Zum Verständnisse dekser was ich über die Ent- wiekelung von M. vulgaris hier angeben will, dürfte es. viel- leicht nicht überflüssig sein, ihm einige Bemerkungen über den Bau dieses Thieres im erwachsenen Zustande vorangehen zu lassen. Abgesehen von den Gliedmalsen, haben Kopf, Brust und Hinterleib viele Aehnlichkeit mit den, gleichen Körperabschnit- ten eines Grangon; und eben dasselbe gilt auch von den Fühl- hörnern, den Augen und dem Fächer.‘ Die beachtungswer- theste. von diesen Theilen dargebotene Abweichung besteht dariv, dafs das Rückenschild rechts und links keine Höhle: zur Aufnahme von Kiemen unter sich hat. Anders dagegen sind die Beine beschaffen, von denen 6 Paar vorkommen, und die eine um so ansehnlichere Gröfse haben, wie sie von vörne nach hinten auf einander folgen. Alle haben nämlich beinahe dieselbe Form; ein jedes Bein aber besteht aus zwei an Länge einander beinahe gleichen Gliedern oder Aesten, die au ein gemeinschaftliches Hüftglied angeheftet sind. Der eine Ast liegt nach aufsen von dem andern, und dieser innere entspricht dem eigentlichen Beine der Dekapoden: der äufsere aher ent- 198 spricht seinem Sitze, nicht’ jedoch auch seiner. Form‘; seiner Richtung, und seiner Verrichtung nach einer Kieme der De- kapoden. Er läuft nämlich mit dem andern. Aste fast paral- lel, indem auch er mit seiner Spitze nach unten gekehrt ist, und stellt der Hauptsache nach eine dünne vielgliedrige Geifsel dar, die an zwei Seiten mit einer Reihe langer und dünner Borsten ‘besetzt ist. Milne-Edwards*) nennt ihn Palpe und Thompson: glaubt, dafs er zum Schwimmen, der innere Ast dagegen zum-Kriechen und Festhalten der ergriffenen Beute dient; Wenngleich aber:der innere Ast: diese Verrichtung zu- weilen ‚üben mag, so wird er allem ;Anscheine nach doch weit öfter zum Schwimmen: "benutzt, wozu er wegen seiner platt gedrückten Form. besonders und weit besser, als der äufsere Ast geeignet ist: ja es fragt sich noch sehr, ob die Thiere aus der. Gattung Mysis jemals kriechen. Das Wurzelglied ‘des äufsern Astes eines jeden Beines, das im ‚Verhältnifs zu den übrigen Gliedern desselben Astes bedeutend breit ist und eine ziemlich dieke, aber an der Oberfläche ganz glatte Tafel dar- stellt, soll nach Thompson das Athemwerkzeug enthalten. Allein, 'wieMilne-Edwards, habe auch ich andiesem Theile bei’der genauesten Untersuchung Nichts bemerken können, was man einigermafsen für eine Kieme ausgeben könnte, Nach meinem Dafürhalten besitzt Mysis eben so wenig eigentliche Kiemen, als die Cyclopiden, Daphnüden und Lernaeaden. Dicht vor den-Beinen befinden sich 2 Paar Kieferbeine oder Kieferfüfse, die etwas kleiner, als jene sind, aber in Hinsicht der Form mit ihnen eine grofse Aehnlichkeit haben, indem sie sich hauptsächlich nur dadurch unterscheiden, dafs der innere Ast eines jeden stärker nach innen umgekrümmt und mehr zum Ergreifen der Beute eingerichtet ist, und dafs das vordere Kieferbein an dem äufsern Rande seines Hüftgliedes noch eine kleine, schmale, längliche Platte (Flagrum) gewahr werden läfst, deren eines Ende beweglich an ihm eingelenkt ist. Vor den Kieferbeinen aber kommen jederseits 2 sehr kleine tafel- förmige und mehrfach eingeschnittene Maxillen, und vor die- sen eine kräftige Mandibel mit einer Palpe vor, Quer vor *) Hist. naturelle des Crustaces. Tom. Il. Paris 1837, 199 der. Mundöffnung befindet sich eine: Ziemlich starke, einfache Oberlippe. Wie die, weiblichen Individuen.der dmphipoden und der meisten Isopoden, sind auch: die der Mysis vulgaris zur Zeit der Geschlechtsreife mit: einer Bruthöhle versehen. Dieselbe wird gebildet von zwei Paar Tafeln oder Schuppen, die mit der innern Seite der Hüftglieder der beiden letzten Beinpaare verbunden sind, und von denen das hintere Paar ungefähr um das doppelte das ‚vordere an Gröfse übertrifit. Alle haben eine unregelmäfsig. ovale Form, sind sehr stark ausgebuchtet, also muschelförmig, und kehren ihre ‚concave Seite der Bauch- wand zu, mit der sie zusammen die Bruthöhle umschliefsen: Ihr breiteres Ende, womit sie an die Beine angeheftet sind, ist nach. hinten, ihre. Spitze nach vorne gerichtet. ‘Von der Bauchwand, und zwar von der Mitte der beiden hintersten Ringel: oder Glieder des Thorax hängen in der Bruthöhle zwei mäfsig lange, dünne, weiche und biegsame Fäden: herab, deren Bedeutung mir räthselhaft ist, die vielleicht "aber die eiweifs- ‚haltige Flüssigkeit absondern mögen, welche man innerhalb der erwähnten Höhle, wie in der. Bruthöhle .der- Amphipoden. und Isopoden vorfindet, und welche vermuthlich'zur Nahrung der. schon reifern Jungen dient. — Bei den ‘männlichen Indi- viduen kommt statt solcher Schuppen ein Paar ganz anders geformter ‚Organe vor. Mit dem Hüftgliede des hintersten Beines ist nämlich ein nur mäfsig langer, aber ziemlich dicker fast urnenförmiger, und ein wenig gekrümmter Zapfen ver- bunden, der mit seinem freien Ende nach vorne, ‘innen und unten sieht, und an demselben deutlich eine Oefinung, an dem nach innen gekehrten Rande von dieser aber vier dünne, mäfsig lange, und hakenförmig etwas 'gekrümmte Dornen bemerken läfst.. Wahrscheinlich mündet sich durch. einen jeden von die- sen Zapfen ein Samenleiter, Beiläufig erwähnt; scheinen, was schon Thompson angeführt hat, die männlichen Individuen im Verhältnifs zu den weiblichen in nur geringer Zahl vor- zukommen. ! Mit Ausnahme des hintersten Schwanzgliedes, das den Fächer trägt, besitzt ein jedes Glied des Schwanzes oder Hin- terleibes bei den weiblichen Exemplaren ein Paar sehr kleiner tafelförmiger, und mit kurzen Wimpern versehener Afterbeine. 200 Dasselbe gilt auch von den meisten Schwanzgliedern der: männ- lichen Exemplare: das vierte Glied aber besitzt an deren Stelle ein Paar ganz anders geformter und so’bedeutend verlänger- ter Gebilde, dafs diese ungefähr einem Drittel des ganzen Schwanzes an Länge gleichkommen. Ein jedes solches Gebilde besteht aus 2 Aesten, einem innern und einem äufsern. Der erstere hat, im Verhältnifs zu dem letztern eine nur sehr ge- ringe Länge, und erscheint als ‘eine schmale, ellipsoidische Platte. Der äufsere Ast aber stellt einen langen, dünnen Grif- fel dar, besteht aus drei verschiedenen Gliedern, und läuft in zwei ganz gerade, dünne, ungefähr halb so lange, beweglich mit ihm verbundene und gleichfalls griffelförmige Aeste aus, die meistens kaum merklich ‘von einander abstehen. Mit ihrem freien Ende sind diese Gebilde nach”vorne und unten gerich- tet. Ohne Zweifel dienen sie, wie die ihnen in einiger Hin- sicht ähnlichen Organe der Dekapoden, zur Aufregung des andern Geschlechtes bei der Begattung, dürften aber wohl des- halb noch besonders merkwürdig sein, dafs sie nicht, wie die ihnen entsprechenden Organe der Dekapoden, dem zweiten, sondern dem vierten Gliede des Hinterleibes angehören. Uebri- gens findet die von Milne-Edwards gemachte Angabe, dafs bei den männlichen Individuen aus der Gattung Mysis mit- unter das erste und das’ vierte Paar der Afterbeine eine sehr bedeutende Entwickelung (Vergröfserung) erhalten, auf die hier in Rede stehende ‚Species in Betrefi des ersten Paares keine Anwendung. Der Magen hat in seiner Form eine grofse Aehnlichkeit mit dem des Flufskrebses; und der Darm hat bei einer nur geringen Dicke eine ansehnliche Länge. Die Leber und die innern Geschlechtswerkzeuge habe ich bei den mir übersende- ten Exemplaren nicht mehr gehörig von einander trennen und untersuchen können. Das Herz und die bedeutenden Blut- gefäfse sind von Thompson recht ausführlich beschrieben worden. ’ $. 3. Die in die Bruthöhle gelangten Eier sind kugel- rund, und enthalten einen goldgelb gefärbten, grobkörnigen Dotter: ein Eiweifs scheint zwischen diesem und dem sehr dünnen, durchsichtigen Chorion nicht vorzukommen, vielmehr scheinen beide Eitheile einander allenthalben zu berühren. 201 Die Frucht bleibt nicht, ‘wie die der krebsartigen'Thiere aus der Ordnung der Dekapoden, so lange in dem Eie, bis sie in ‚ihrer Form schon so vollständig entwickelt ist, dafs sie den Eltern ‘ähnlich aussieht, nnd bis sie den Dotter beinahe gänz- lich verzehrt hat, sondern kommt, wie die einiger Isopoden, z. B. des Asellus aqualicus und des 'Bopyrus squillarum, oder wie die Frucht der Cyclopiden und Lernaeaden, höchst unreif und noch beinahe allen Dotter‘ in sich einschliefsend aus dem Eie, worauf sie dann, wie die meisten Isopoden und die Amphipoden, so lange in der Bruthöhle der Mutter zu- rückbleibt, bis sie allen Dotter verzehrt und die Form der Eltern angenommen hat. Die erste Bildung der Frucht geht nicht auf eine solche Weise vor sich, wie die der Dekapoden, namentlich aus den Gattungen Astacus, Palaemon, Crangon und Eriphia, die ich auf ihre Entwiekelung untersucht habe, sondern auf eine ähnliche Weise, wie die erste Bildung der Isopoden im All- gemeinen. Näher angegeben verhält sie sich folgendermaisen. Während die Keimhaut über den Dotter sich rasch ausbreitet, bildet ein Theil von ihr, indem er sich stärker verdickt, einen ziemlich breiten Gürtel (Primitivstreifen) von dem dann jeder- seits in der Nähe des Seitenrandes zwei walzenförmige kleine Zapfen, die Fühlhörner, hervorwachsen. Bald nachdem aber diese erschienen sind, und ehe noch andere Gliedmafsen sich bemerkbar machen, zerreifst das Chorion, und es liegt die Frucht nun innerhalb der Bruthöhle. ganz enthüllt da. Sie hat dann die Form einer diekbauchigen, und mit einem nur sehr kurzen, spitz auslaufenden und ziemlich stark gekrümm- ten Halse versehene Retorte, und besteht der Hauptsache nach aus einem zarten mit Dotter ganz vollgestopften, und aus den beiden Blättern der Keimhaut zusammengesetzten Schlauche. (Tab. VI. Fig. 1.) Diejenige Wandung dieses Schlauches, oder eigentlich des äufsern Blattes desselben, welche die convexe oder längere Seite desselben ausmacht, ist dicker, als der übrige Theil, be- steht aus dem oben erwähnten Primitivstreifen, und bezeich- net die künftige Bauchseite des Thieres. Eine ähnliche Form zeigt anfangs auch die Frucht derjenigen Isopoden, deren Keimhaut eine‘ Falte schlägt, welche sich später zu der Rük- 202 kenseite ausbildet, z. B! die von Ssellus aquaticus, oder von ldolhea, Leptosoma, :Ligia, Janira. Dessenungeachtet mufs ich. doch glauben, dafs in den Eiern der Mysis die Keimhaut niemals "eine solche Falte macht, und däfs sich also auch, nachdem das Chorion gesprengt worden ist, die Frucht nicht auseinanderzuklappen‘ nöthig hat: ‚denn einestheils habe ich mich nicht vom Dasein einer solchen Falte überzeugen können, an- derntheils ist in den Eiern jener Isopoden: das Schwanzende der Frucht anfangs nicht so scharf, zugespitzt, wie das der Frucht von Mysis, vielmehr‘ beinahe so dick und breit, wie das Kopfende, Ich vermuthe daher, dafs in den Eiern ‘von Mysis die künftige Bauchseite, bald nachdem sich die Keim- haut geschlossen hat, nur einen Halbgürtel bildet, wie in den Eiern von Cloporta und Armadillo, dafs aber die Keimhaut als Ganzes betrachtet, in der verlängerten, Richtung dieses Halbgürtels, indem derselbe an Länge zunimmt, sich ähnlicher- mafsen, wie die Frucht der Cyclopiden, an dem einen Ende stark aussackt, und dadurch die hintere Hälfte der Frucht zu Stande bringt. Wie dem aber nun auch sein mag, so findet man, wenn die Eihaut geplatzt ist, die beiden Paare von Fühl- hörnern in geraumer Entfernung von dem dickern Ende der Retorte, von der num die Frucht ein Abbild giebt, also auf- fallend weit nach hinten (Fig. 1.), nicht aber so weit nach vorne, wie bei den Isopoden und Amphipoden. Hieraus läfst sich denn entnehmen, dafs für das Kopfstück des Thieres ein verhältnifsmäfsig viel größerer Theil der Keimhaut verwendet wird, als es bei jenen Crustaceen der Fall ist. Der verdickte gürtelförmige Theil ferner, oder die künftige Bauchwand, stellt einen tiefen Nachen dar, und es liegen daher die Fühlhörner, die in der Nähe des Bordes, von diesem Nachen ausgehen, paarweise weit auseinander. Die Fühlhörner selber, von de- nen das eine Paar dicht hinter dem andern angeheftet ist, und von denen das vordere Paar eine etwas geringere Länge, als das hintere hat, stellen kurze und verhältnifsmäfsig recht dicke einfache Walzen dar, sind bogenförmig etwas gekrümmt, und sind mit ihrem freien Ende nach hinten und auch nach aufsen gerichtet, so dafs sie demnach von der Keimhaut et- was abstehen. Der retortenförmige Schlauch, den die Keimhaut darstellt, 203 wächst bedeutend in die Länge, und es wird dabei sein dün- nerer Theil, der gerade derjenige ist, welcher sich verlängert, zugleich immer dicker: der dickere Theil dagegen wird nicht blofs relativ, sondern auch absolut dünner, worauf denn, das Ganze nach einiger Zeit die Form einer mäfsig langen und etwas gekrümmten: Keule angenommen hat, noch immerfort aber nach seiner ganzen Länge mit Dotter, angefüllt ist (Tab. VI. Fig. 2). Auch dieser Vorgang ist wiederum ganz in der Weise der Isopoden und Amphipoden, und hat in der Entwickelung der Dekapoden nicht seines Gleichen, — Während dessen schreitet die Verdickung der Keimhaut zwar allenthalben immer weiter nach oben gegen die con- cave Seite oder die künftige Rückenseite fort. Ant meisten aber geschieht dies einestheils vor den Fühlhörnern, oder an dem vordern Ende der Frucht, anderntheils an der hintern dünnern Hälfte der Frucht, welche sich zu dem Abdomen ausbildet, so dafs in Folge‘ davon diese letztere Hälfte nach einiger Zeit eine allenthalben beinahe gleich diekwandige und mit Dotter,angefüllte Röhre darstellt. So wie aber die Frucht in ihrer Entwickelung gröfsere Fortschritte macht, namentlich an ihr auf Kosten des Dotters sich verschiedene Körpertheile weiter ausbilden, schwindet der Dotter besonders aus dem Ab- domen, das sich nun immer mehr verengert, häuft sich wie- der stärker in dem Bruststücke an, von dem die Rückenwand oder das künftige Rückenschild unter allen Theilen der gan- zen Leibeswand am dünnsten geblieben war, und bildet hier nunmehr einen recht grofsen Buckel (Tab. VI. Fig. 3). $. 4. Nehme ich die Wahrnehmungen, die ich an einer ziemlich grofsen Anzahl anderer Crustaceen gemacht habe, zur Richtschnur, so nimmt bei Mysis, wie bei den Isopoden, den Amphipoden und den Lophyropoden, der ganze von dem Schleimblatte der Keimhaut gebildete Schlauch oder der ganze nachherige Darmkanal Dotter in sich auf, nicht aber, wie es bei den Dekapoden der Fall ist, nur ein Theil dieses Schlauches, der dann einen besonderen, mit dem Darmkanale zusammenhängenden und nachher spurlos verschwindenden Dottersack darstellte. Aufserdem aber hat es mir noch schei- nen wollen, als entstände innerhalb des nachherigen Brust- stückes aus jenem Schlauche jederseits, wie bei den Amphi- 204 12 pöden und den meisten Isopoden, eine Ausstülpung, die ei- nen Theil des Dotters' in sich aufnähme, bedeutend Sich ver- gröfserte, hauptsächlich den oben erwähnten Buckel zu Wege bräehte, und sich nachher, wenn der Dotter aus ihr ver- schwunden ist, zu eimer Leber umwandelte. Habe ich mich hierin nicht getäuscht, so bildet sich bei Mysis auch die Le- ber auf eine durchaus andre Weise, als bei den Dekapoden.*) 8 5. Wenn sich der retortenförmige Körper der Fracht in einen keulenförmigen umzuwandeln beginnt, entsteht von den äufserlich bemerkbaren Organen, nach den schon vorhan- denen Fühlhörnern, zuerst der Fächer des Schwanzes. Zwar erscheinen Anhängsel des Schwanzes auch bei vielen andern Crustaceen schon sehr zeitig; bei keinem jedoch habe ich sie so frühe schon so weit ausgebildet geschen, wie bei Mysis. Ist aber die erste Anlage des Fächers schon zu erkennen, so fällt auch jederseits dicht vor den Fühlhörnern eine stärkere Verdickung der Leibeswand auf, die.den Boden oder die Grundlage eines Auges bezeichnet, und ist dieses Organ in seiner Entwickelung ein wenig weiter vorgeschritten, so las- sen sich auch schwache Anlagen für die Beine erkennen. *) Bei den völlig erwachsenen Exemplaren von Mysis kommt dieht hinter dem mäfsig grofsen, unregelmäfsig rundlichen und mit einem aus zarten knöchernen Platten bestehenden Gestelle versehe- nen Magen, zwischen diesem und dem grofsen, sehr muskulösen und unregelmäfsig ovalen Herzen, eine ziemlich grofse, weiche, körnige Masse vor, deren kleine rundliche Körner durch vieles Schleim- gewebe unter einander verbunden sind. Wohl zum gröfsern Theile macht dieselbe höchst wahrscheinlich die Leber, zum kleinern Theile den Eierstock oder Hoden aus. Etwas Bestimmteres wird sich hier- über nur durch die Untersuchung‘ frisch gefangener Exemplare er- mitteln lassen; jedenfalls aber besteht dieLeber bei Mysis weder aus einigen wenigen langen und mit Fett getränkten blinddarmartigen An- hängen des Darmkanales, wie bei den /sopoden und Amphipoden, noch aus einer Menge kleiner kurzer Blinddärmchen, wie bei den höhern Dekapoden. —- Der Darm geht theils unter jener Masse, mit der $ein Anfang zusammenhängt, theils unter dem Herzen, das gleichfalls im Thorax seine Lage hat, geradesweges nach hinten fort, und erstreckt sich darauf durch den ganzen sehr muskulösen Hinterleib. Vom Ma- gen bis zu dem Hinterleibe verjüngt er sich mäfsig stark, im Hin- terleibe aber behält er allenthalben eine ziemlich gleiche Dicke: im Ganzen jedoch ist er nur sehr dünne, a 205 Für das Auge (Fig- 2 und 3 a) wird an der Seitenwand der Frucht ein recht breiter Boden angelegt. Es erhebt sich dasselbe aus der erwähnten Wand, indem sich diese an einer Stelle nach aufsen verdickt, wächst, wie bei den Dekapoden, | gliedmafsenartig hervor, nimmt in der letztern Hälfte des Frucht- lebens die Form eines kurzen Kolben an, färbt sich darauf an seiner diekern oder äufsern Hälfte braun, wird an dieser Hälfte deutlich facettirt, und ist, selbst am Eude des Frucht- lebens (ehe das junge Geschöpf die, Bruthöhle der Mutter verläfst), verhältnifsmäfsig bedeutend gröfser, als bei den Er- wachsenen. Ehe es sich färbt, liegt es, wie das seitliche oder gröfsere Auge des Branchipus und der Artemia, seitwärts, und ist mit seinem freien Ende nach aufsen und oben gerich- tet, wann aber aus dem Kopfstücke der Dotter verschwindet, und dieser Körpertheil schmäler und dünner wird, nähert es sich dem gleichen Organe der andern Seitenhälfte, von dem es anfangs weit entfernt lag, immer mehr, kommt scheinbar nach vorne zu liegen, und richtet sich mit seinem freien Ende nach vorne hin. Die Fühlhörner, die von allen gliedmafsenartigen Orga- nen zuerst entstehen, nehmen auch am raschesten und. meisten an Gröfse, besonders aber an Länge zu. Geraume Zeit er- scheinen sie, in welchen Lagen man sie auch betrachten mag, ganz einfach walzenförmig, nicht, wie etwa beim Flufskrebse, kolbenförmig und an dem Ende mit einem Ausschnitte ver- sehen: dann aber wächst seitwärts aus jedent ein Fortsatz hervor, der sich nun an dem hintern Fühlhorne zu dem blatt- artigen Anhängsel, an dem vordern zu der einer Geifsel um- wandelt. Alle Fühlhörner rücken endlich aus derselben Ur- sache, wie die Augen, paarweise einander näher und kommen mit ihrer Grundfläche scheinbar mehr nach vorne‘zu liegen. "Wie die Fühlhörner bilden sich paarweise in weiter Ent- fernung von einander, nämlich an den Seitenwänden der Frticht, jedoch ebenfalls näher der convexen, als der concaven Seite des Körpers, mehrere andere Gliedmafsen. Sie alle haben ur- sprünglich dieselbe Form, und zwar erscheint eine jede anfangs unter der Form von zwei gleich grofsen, überhaupt einander ähnlichen Walzen, die von einem nur sehr kurzen dickern Theile, wie von einer gemeinschaftlichen Basis, oder einem 206 Stiele, ausgehen. Die Stiele liegen an jeder Seitenhälfte in einer Reihe dicht hinter einander, und es beginnt die Reihe dicht hinter den Fühlhörnern. Die vordersten entstehen zu- erst, die hintersten zuletzt, und wenn die Reihe vollzählig ge- worden ist, so kommen jederseits acht solche Gliedmafsen vor. Die sechs hintersten sind Beine, die übrigen aber Kieferfüfse. Alle liegen in früherer Zeit nach ihrer ganzen Länge der Sei- tenwand des Leibes dicht an, also nicht blofs mit ihren Stie- len, oder-den künftigen Hüftstücken, sondern auch mit ihren walzenförmigen Fortsätzen oder Aesten, die paarweise von je einem Stiele abgehen,-und von denen übrigens der eine nicht an der äufsern Seite des andern, wie bei den Erwach- senen, seine Lage hat, sondern dicht hinter dem andern. Mit ihren Enden sind sie schräg nach unten und hinten gekehrt. Verlängern sie sich darauf, so krümmen sie sich bogenför- mig ein wenig, wobei sie jedoch noch immer dicht an der Leibeswand angeschlossen bleiben, und kommen mit ihren En- den an der untern Seite des Leibes paarweise einander näher. Etwas später aber spreizen sie sich auseinander und es rük- ken dann ihre Hüftglieder, wenn gleich nicht wirklich, so doch scheinbar einander näher, weil nämlich während der letzten Zeit des Fruchtlebens die Bauchwand, wie überhaupt die ganze Frucht, zwar bedeutend an Länge, jedoch nur wenig oder gar nicht an Breite zunimmt. Inzwischen nehmen .die beiden walzenförmigen und lange Zeit ungegliederten Anhängsel oder Aeste eines jeden Hüftgliedes auch eine verschiedene Form an, und es wandelt sich das eine in ein Bein oder ein Kiefer- bein, das andere in eine damit verbundene: Geifsel um. Ueber- dies erhalten auch die einzelnen Gliedmafsen in ihrer Tota- lität betrachtet, etwas verschiedene Längen und Formen. Dem- nach verhalten sich die Beine und Kieferbeine bei der Mysis zwar in ihrer ursprünglichen Lagerung ganz so, wie bei den Isopoden und Amphipoden, nicht jedoch auch in Hinsicht ihrer Form, da sie bei diesen Thieren ganz einfach, nicht aber getheilt, entstehen und auch so verbleiben. In Ansehung der Form sind ihnen die gleichnamigen Organe bei den Dekapo- den einige Zeit nach ihrer Entstehung ähnlicher, weil nämlich an einigen von diesen Organen aus dem Hüftgliede noch ein | 207 Anhängsel hefrbrnkichet, das sich zu einer Kieme oder aber zu einem sogenamten Palpus flagelliformis ausbildet. Die Oberlippe wächst zwischen den Fühlhörnern als’ eine dicke Warze hervor. Die Mandibeln erscheinen etwas hinter - ihr, und zwar eine jede gleichfalls unter der Form einer Warze. Ueber die Entstehung‘ und Entwickelung der Maxillen habe ich Nichts erfahren können. Wahrscheinlich aber bilden sie sich später, als alle oben genannten Gliedmafsen. 8. 6. Wenn die Beine schon eine mäfsig grofse Länge erreicht haben, ist der Hinterleib oder Schwanz nur erst sehr kurz, so dafs die Frucht auch dann noch hauptsächlich aus dem Kopf- und Bruststücke besteht. In der letztern Hälfte des Fruchtlebens aber gewinnt jene Abtheilung des Leibes eine bedeutende Länge, erhält in Ansehung derselben das Ueber- vi er die beiden andern Abtheilungen und gliedert sich 4 in sieben. ‚hinter einander liegende lang ausgezogene Ringel. Gegen das Ende des Fruchtlebens entstehen dann auch die kleinen dem: Hinterleibe angehängten Afterbeine. Die äufsern männlichen Geschlechtswerkzeuge dagegen, die gleichfalls mit dem Hinterleibe verbunden sind, mögen sich, wie diefs über- haupt bei den Crustaceen, wo sie vorkommen, der Fall ist, erst sehr viel später bilden. Wahrscheinlich geschieht diefs durch gröfsere Entwickelung des einen Paares der Afterbeine. Der Fächer des Hinterleibes kommt, wie bereits bemerkt worden, schon sehr frühe zum Vorschein. Zuerst aber ent- stehen seine beiden Seitentheile, und von, diesen besteht ein jeder aus zwei länglichen höchst zarten, ganz durchsichtigen, und schon sehr frühe mit etlichen Borsten versehenen Blättern, die beide eine geraume Zeit einander so dicht anliegen, und einander zum Theil so decken, dafs es schwierig ist, sie von einander zu unterscheiden. Beide Seitentheile lassen recht lange einen kleinen Ausschnitt zwischen sich bemerken, wie das auch bei den Dekapoden eine geraume Zeit hindurch, und bei vielen niedern Crustaceen zeitlebens der Fall ist. In der letztern Hälfte des Fruchtlebens aber wächst da, wo sich jener Ausschnitt befindet, aus dem Ende des Schwanzes ein mittleres unpaares Blatt hervor, wodurch nun der Fächer ver- vollständigt wird. | 8. 7. Ehe die Frucht oder Larye die Bruthöhle der Mut- $ & R 25 e. 208 ter verläfst, wird der Dotter bis auf den letzten Rest aufge- zehrt. "Nicht. jedach“ erhält sie innerhalb dieser Höhle den. Stoff zu ihrer Entwiekelung nur allein aus dem Dotter,: son- dern auch,. wie diefs gleichfalls bei andern mit einer solchen Höhle ‚versehenen Crustaceen geschieht, aus einem Seal das die Wandung der Höhle ausscheidet. Dafür sprich theils Is. der Umstand, dafs man nach der Einwirkung yon ET geis t innerhalb der Bruthöhle, aufser den Früchten, auch noch eine grofse Menge von äufserst kleinen, unregelmäfsig geform- _ d. anscheinend aus Eiweifs bestehenden Körnern gewahr wird, ‚anderntheils die Erscheinung, dafs die reifen Früchte um ein sehr bedeutendes gröfser sind, als die Eier, aus denen sie ihre Entstehung nahmen. Ist die Frucht so weit gereift, dafs sie die Ei ö Mutter verlassen kann, so sind mit Ausnahme der schlechtsglieder alle Organe, die bei den Erwachsen A lich vorkommen, auch bei ihr schon vollzählig ne { es lassen sich dann in der Form des ganzen Körpers, der Form der einzelnen äufserlich sichtbaren Theile desselben, zwischen den Jungen und den Erwachsenen nur sehr wenige, und nur geringe Unterschiede auffinden, $.. 8. Dem Angegebenen zu Folge beginnt also die Ent- wickelung von Mysis, wenn wir auf die Form der ganzen Leibeswand und des ganzen Schleimblattes der Keimhaut, so wie auf die hiedurch bedingten Lagerungsverhältnisse der ein- zelnen Organe sehen, nach einem Plane, der weit, mehr mit dem der Isopoden, Amphipoden und Lophyropoden,, als mit dem den Dekapoden zum Grunde liegenden übereinstimmt. Die Form der einzelnen Organe dagegen richtet sich gleich, von Anfang an umgekehrt mehr nach dem für die Dekapoden, als nach dem für die Isopoden, Amphipoden und Lophyro- poden gültigen Plane. Und da nun späterhin, wenn der Dot- ter ‚verschwindet, bei allen Crustaceen die Lagerungsverhält- nisse der einzelnen schon vorhandenen Organe, wie verschie-, den sie auch bei diesen verschiedenen Thieren ursprünglich sein mochten, sich ausgleichen und einander ähnlich werden, so läfst sich aus dem Angeführten erklären, woher es kommt, dafs die Mysis-Arten im Zustande ihrer Reife den Dekapoden, denen sie ursprünglich im Ganzen genommen sehr unähnlich R. Pe € % V. Jahrg. 2 Band. 14 ’ m \ 209 x waren, weit ähnlicher sind, als irgend welchen andern Crusta- ceen. Wie dem nun auch sein mag, so geht aus der kurzen und fragmentarischen Entwickelungsgeschichte, die ich hier gegeben habe, so viel hervor, dafs Milne-Edwards und nach ihm Latreille mit Recht die Gattung Mysis von den Deka- poden abgetrennt haben. Ob sie aber richtigerweise von die- sen Gelehrten in die Ordnung der Stomatopoden übergeführt worden ist, wird eine künftige Entwickelungsgeschichte der Squillen, die den Stamm der Stomatopoden ausmachen, der- einst lehren. Mir will diese Ordnung, wie sie jetzt vonMilne- Edwards zusammengesetzt und hingestellt worden ist, nicht ganz natürlich scheinen. 8. 8. Zum Schlusse dieses Aufsatzes will ich noch aus Thompson’s oben erwähntem Werke die Bemerkungen wört- lich u. die sich auf die Entwickelung der Mysis vulgaris beziehen, da sie einige der von mir hier mitgetheilten bestäti- gen, jenes Werk aber, das eine Menge höchst schätzbarer Betrachtungen über niedere Crustaceen enthält, in Deutschland nur wenig gekannt zu Sein scheint. The first change, which is perceptible in the ova after their reception into the maternal pouch, is a slight elongation at one end, and the appearance of two short members at each side; this elongation which proves te be the tail, increasing in length, shortly after, becomes forked at the end, acconı- panied by a proportional growth in the four lateral members, an which are the rudiments of the two pairs of antennae in the perfect animal, the embryo going on thus with a progres- sional developement from day to day, begins to assume a ınore complete form, and an approximation to that of: the parent, in which stage tlıe divisions of the abdomen, the tail, the pedun- culate eyes, and the various members are sufficiently distinet: a still more close resemblance to the perfect animal is attain- ed before the young are finally exeluded: — the slight dif- ferences which they now present — affect only the inner rows of feet, the sub-abdominal fins, te outer antennae and te tail: the first of these, in place of the multi-articulate termina- tion — have but one or two short joints and a curved claw, supperadded to the end of tibiae, and hence this division of the Jimb is shorter in proportion; the sub-abdominal fins 210 | consist only of a linear joint surmounted by a few bristly hairs; the outer antennae differ in no other respect, than in the ciliated seale, which is attached to their base, being shorter and less developed, as is also the brush of hair in the males; the three intermediate scales of the tail are proportionably shorter, but yet present the character peculair to the species, in their form, indentations, and appendages. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Eine sehr junge Frucht, die unlängst erst das Chorion von sich abgestreift haben mochte. 7 aa, Die Bauchwand des Leibes; bb. Fühlhörner; c. Der Fächer des Schwanzes, der, von der Seite angeschen, seiner Dünnheit wegen nur als ein sehr zarter Strich erscheint. Fig. 2. Eine etwas ältere Frucht. a—c. Wie in der vorigen Figur. Hinter den Fühlhörnern zeigten sich bei einer Seitenansicht an der Bauchwand mehrere von oben nach unten herablaufende sehr zarte Wülste, die ersten Andeutungen der Kieferbeine und Beine. Fig. 3. Eine noch ältere Frucht. a. Auge; 2 ö. Oberlippe; ce. Fühlhörner; ddd. Beine und Kieferbeine; e. Hinterleib; JF. Fächer, Fig. 4. Der Kopftheil der in Fig.2 abgebildeten Frucht von der untern Seite angesehen. aa. Fühlhörner; 6. Oberlippe; ec. Kinnbacken in ihrer ersten Anlage. a Fig. 5. Der hinterste Theil des Hinterleibes. a. Mit seinen warzenförmigen Enden; 5b. An denen sich die Seitenblättchen des Fächers ec. befinden. Es gehörte dieser Theil der in Fig.2. abgebildeten Frucht an, Botanische Notizen von Dr. M. J. Schleiden. (Hiezu Taf. VII) 4. Ueber die Blüthe der Loranthaceen. Ane bisher in den Handbüchern gegebenen Beschreibungen der wesentlichen Blüthentheile dieser Familie entsprechen so durchaus nicht der Natur, dafs ich, da die Sache kürzlich von Decaisne in der Pariser Akademie angeregt worden ist, auch meine geringen Beiträge nicht zurückhalten will. — Ich beginne mit der am genauesten von mir untersuchten Art, nämlich Fiscum album. — Es gehört bei dieser Pflanze zur habituellen Eigenthümlichkeit, dafs sie an jeder Axe nor ein Blattpaar und zwar von der Basis an gerechnet das zweite vollkommen ausbildet; das untere Paar, sind kleine kaum sichtbare Schuppen, in deren Achseln neue Knospen entstehen, die obern 1—2 Blattpaare dagegen bleiben rudimentär und tragen als Bracteen in ihren Achseln kurz gestielte weibliche, oder sitzende männliche Blüthen. Da aufserdem die Terminal- knospe auch zu einer Blume wird, so besteht die Inflorescenz aus einer drei- bis fünf-blüthigen Aehre. Indefs wird diese Regelmäfsigkeit nicht selten durch Fehlschlagen einzelner Blu- men, oder Blumenpaare (z. B. sehr oft des obersten Paares) oder besonders bei den männlichen Blüthen, durch Verwachsung mehrerer [Blüthen und andere Monstrositäten gestört. Jede einzelne Blüthe selbst ist nun wohl die einfachste Form, im .' der die Blume vorkommen kann, sie besteht aus zwei in einen Kreis zusammengedrängten Blattpaaren, die in der männlichen 14* 212 Blüthe in Antheren umgewandelt sind, bei der weiblichen da- gegen eine kelchartige Beschaffenheit haben. Aufserdem findet sich in der Mitte der weiblichen Blüthe das Ende der Axe als ein kleines Wärzchen,. einen nackten, atropen, nucleus_ darstellend. Der Embryosack bildet sich hier in dem durch Farbe und Consistenz deutlich unterscheidbaren Marke des Stengels (pedunculus). Die Pollenkörner, die hier natür- lich unmittelbar auf den nucleus fallen, treten sehr häufig zu mehreren ein und bilden so die mehreren Embryonen. Das grüne Albumen ist endosperm, d. h. Füllmasse des Embryo- sacks. Die sogenannte Beere ist nichts als der saftig gewor- dene peduneulus, dessen Gewebe stetig in das härtere der scheinbaren Saamenhaut übergeht, welche zu äufserst aus einem gar zierlichen Netz von zarten Spiralgefäfsbündeln gebildet wird. — Ob man die vier Blattorgane der weiblichen Blüthe nun ofine Karpellblätter, abortirte Staubfäden, Blumenkrone oder Kelch nennen will, ist am Ende ganz gleichgültig. Alle diese Namen bezeichnen ohnehin gar nichts positives, was man absolut characterisiren könnte, sondern immer nur eine Relation auf ein anderes neben ihnen vorhandenes Organ. — Krone oder Kelch sind aber nur da vorhanden, wo beide als etwas verschiedenes neben einander vorkommen, einen anderen durchgreifenden Unterschied, als den, der in dem räumlichen Gegensatz liegt, giebt es gar nicht, und jede einfache Blumen- hülle ist weder Kelch noch Krone, sondern eben nichts als eine einfache Blumenhülle. Es tritt hier derselbe Fall ein wie bei den Ausdrücken Testa und membrana interna. In beiden Füllen hat man sich vergebens bemüht eine Definition aufzustellen, wonach man entscheiden könnte, welcher von beiden Theilen vorhanden sei, wenn einer fehlt. Die Natur spottet aller dieser Versuche. Die männliche Blume nun von Fiscum besteht, wie ge- sagt, ebenfalls aus vier Blattorganen, die aber sämmtlich in Antheren verwandelt sind. Die regelmäfsige Form der An- there pflest auch hier zweifächerig und vierzellig zu sein. Jede Zelle ist aber noch durch Querwände in eine Anzahl kleinerer Fächer abgetheilt und in Folge der oben schon er- wähnten Monstrositäten kommt selten eine ganz regelmäfsige Anthere vor, indem sie häufig 3—5 Fächer neben einander \ a 213 haben und auch wohl einzelne überzählige Zellen hinzukommen. — Nach Vorstehendem würde also die Beschreibung der Blüthe von Fiscum album so lauten: (cf. Fig. 1— 4.) Inflorescentia ‚spica terminalis pauciflora, floribus bracica squamaeformi suffullis, rachi incrassata. Flores dioici. Flos femineus breviter pedunculatus. Perianthium tetramerum herbaceum. Stamina 0. Ovarium 0. Ovu- lum nudum unicum erectum, alropum, ex nucleo nudo constans. N Flos masculus sessilis. Perianthium 0. Stamina 4. filamenta 0. Antherae, connectivo crasso herbaceo, bilo- culares, quadri-locellatae, locellis septorum transversorum ope pluri-cellulatis. Pollinis membrana exierna muricata, tribus plicis porisque nolata. } Fructus drupa spuria ex pedunculo succulento for- ' mala, superne eicatriculis floris notala, semen ‚unicum Jo- vens seminis inlegumentum spurium ex ‚stralo interne pedunculi formatum, ideoque albumen (endospermium) nudum wiride, embryo cylindricus, dicotylis, radicula superä. Von Fiscum album weicht nun die weibliche Blüthe von V,verticillatum aufser der Dreitheiligkeit des Perianthium eigentlich nur in der Inflorescenz ab, da in, gradem Gegen- satze zu Fiscum album hier nur die Axillarknospen, nie die Terminalkuospen zu Blüthenähren werden. Ja selbst an den einzelnen Blüthenähren ist die Spitze der rachis. steril, also keine Terminalblume vorhanden. — Die Spica besteht hier aus drei Paar Bracleen, von denen das obere Paar nur je eine Blüthe hat, die beiden andern aber je drei, die zu Beeren ausgewachsen grade wie die Blüthen der Labiaten einen verticillus spurius bilden. Alles übrige, auch die Hlolz- struktur dieser Pflanze, stimmt mit Fiscum album völlig, über- ein. Männliche Pflanzen standen mir indefs nicht zu Gebote. » Bei Loranthus (deppeanus) findet man nun zwar eine ganz gewöhnliche Holzstruktur, die Blüthe aber zeigt im We- sentlichen die enge Verwandtschaft mit, Fiscum. Die Blüthe ist hermaphroditisch, hat- ein 6theiliges Perianthium dessen Lappen 6 Antheren auf kurzen Filamenten gegenüber stehen , 214 und angewachsen sind. Aufserdem ist noch ein obsoleter Kelchrand vorhanden. — In dem Bau des Ovulums weicht nur darin Loranthus von V. ab, dafs die Spitze des nucleus (Mamelon d’impregnation Brog.) hier so lang ausgezogen ist, dafs sie die Form eines Stylus sehr täuschend nachalmt. Die Blüthe hat übrigens ebenfalls einen kurzen dicken pedun- culus, der als ovarium inferum erscheint, ohne es zu sein und der später ebenfalls die falsche Frucht bildet, da in ihm sich der Embryosack und später der Eınbryo entwickelt. Vielleicht wäre bei dieser Familie der Ausdruck ovulum inferum, aut. semiünferum zweckmäfsig, um die eigenthüm- liche Bildung kurz auszudrücken. Vergleicht man nun diesen höchst einfachen Bau der Blüthentheile, namentlich das ovulum nudum, die Antheren- bildung bei Yiscum und manche andere Eigenheiten, mit den bekannten Pflanzenfamilien, so kann man sich nicht ver- hehlen, dafs man nirgends gröfsere Analogien dafür findet, als in der Familie der Coniferen, und dafs die Lorarthaceen auf diese Weise in einer parasitischen Form den Uebergang von den Zapfentragenden zu höher entwickelten Familien ver- mitteln. 2. Ueber die morphologische Bedeutung der Placenta. Ich habe in einem frühern Aufsatze (dieses Archiv 1837. Bd. 1. pag. 303 sqq.) schon meine Ansicht ausgesprochen, dafs die Placenta ganz allgemein als ein Axengebilde anzu- sehen se. Meyen hat in dieser Zeitschrift (1838. Bd. II. Jahresbericht pag. 146.) dagegen vier Arten der Placentation aufgeführt, und nennt als die häufigste wiederum die Entwicke- lung der Ovula am Rande des Carpellblattes. Beispiele hat er keine angeführt, ich kann also auf seine Ansicht nicht näher eingehen. Dagegen will ich hier etwas ausführlicher meine Ansicht zu begründen suchen. Zuerst mufs ich mich nochmals dafür aussprechen, dafs (die Placentation, die eben streitig ist, bei Seite gesetzt) in der phanerogamen Pflanzenwelt beim normalen Wachsthums- procefs (einige ganz vereinzelte Ausnahmen abgerechnet) die allgemeine Regel ist: „dafs nur Axengebilde und nicht Blätter 215 Knospen erzeugen.“ Meyen hat dem in der angeführten Stelle widersprochen, aber ebenfalls ohne Gründe dafür anzu- geben. Ich glaube aber, dafs ich stets, man möge nun Fa- milien, oder Genera oder Species zählen, „5 aller Phanero- gamen für meine Behauptung in Anspruch nehmen darf, selbst wenn ich Meyen alle die Fälle noch. zugestehe, wo das Knospen der Blätter offenbar eine Abweichung von der nor- malen Entwickelung der Species ist, an der sie beobachtet würde, eine Abweichung, die sieh übrigens, wie ich schon in jenem frühern Aufsatze entwickelt, sehr gut aus einer richti- gen Theorie der Fortpflanzung erklärt. Ich gehe also wohl nicht mit Unrecht von der Ansicht aus, dafs bei vorurtheils- freier Betrachtung die Präsumtion für' die Axennatur der Placenta spricht, so Jange man nämlich die Ovula als Knos- pen betrachtet. Untersuchen wir nun, in wiefern die Entwicklungsgeschichte der Ovarien dieser Voraussetzung das Wort redet, so finden wir folgende Fälle: 1) Bei allen Familien mit ovuls basilaribus ist die Placenta ohne Zweifel das Ende der Axe selbst. Hierher gehören die Gramineae, bei denen das Ovuluın nur schein- bar lateral ist, die Cyperaceae, Pistiaceae, Aroideae parlim, Piperaceae, Cupressineae, Taxineae, Loranthaceae, Myri- ceae, Urticeae, Juglandeae, Chenopodieae, ‚Polygoneae, Nyctagineae etc. 2) Bei allen Familien mit mehrfächerigen Ovarien, die 1 oder 2 Ovula im innern Winkel der Fächer haben, kann man das Entstehen der Placenta aus der Axe leicht verfol- gen, z. B. bei den Aroideae partim, Alismaceae, Palmeae, Boragineae, Labialae, Geraniaceae, Limnanthaceae, Tro- paeoleae, Phytolacceae, Euphorbiaceae, Malvaceae etc. 3) Alle Familien mit ächter placenta centralis libera haben eine Placenta aus der Axe gebildet. Hierher gehören Myrsineae, Primulaceae, Amaranthaceae, Santalaceae, Illecebreae, Alsineae, Sileneae, Portulaceae, Plumbagi- neae elc. 4) Bei denjenigen Fawilien, wo man bestimmt die Pla- centa als einen von den Garpellblättern verschiedenen Theil nachwachsen und gewöhnlich jene vereinigen sieht. Hierher \ 216 gehören die Resedaceae, Fumariaceae, Cruciferae, Abie- tineae etc., besonders für die Resedaceen kann ich mich hier auch auf die schärfsten, rückschreitenden Metamorphosen be- rufen, die mir grade vorliegen und beweisen, dafs die Placen- ten hier die Axillarzweige der Carpellblätter sind, die sich gleich bei ‚ihrem‘ Ursprunge seitwärts beugen und mit den Rändern je zweier Carpellblätter verwachsen. — Dasselbe ist nun aber auch für die Abietineen klar; die vonRob.Brown für 'ein offenes Ovarium gehaltene Schuppe ist offenbar die Axillarknospe des unter ihr stehenden zarteren Carpellblattes und kann schon deshalb kein Blattorgan sein, weil ein Folium in awilla' folii in der ganzen Pflanzenwelt durchaus ohne Beispiel ist. 5) Das ächte Ovarium inferum *) wird durchaus gar nicht durch Carpellblätter gebildet, sondern einzig und allein von der Axe, die hier eine ähnliche Form annimmt, wie bei Ficus. — Die Carpellblätter dienen hier allein dazu, den Stylus und das Stigma zu bilden, ja meist ist selbst die Bihöhle bei divsen Pflanzen schon ziemlich vollständig ausgebildet, ehe noch eine Spur von den Carpellblättern zu entdecken ist. Hierher gehören die Avarineae, Umbelliferae, Onagreae, Compositae, Irideae, Amarillideae, Hydrocharideae etc. Wahrscheinlich bei allen ovarüs unilocularibus inferis sind die Placenten nicht abwechselnd mit den Stigmalappen, oder was dasselbe ist, den Carpellblättern, sondern diesen antepo- nirt, von Blatträndern kann also hier schom durchaus nicht die Rede sein. Wenn man nur die zu den vorstehenden Familien (die sich noch viel vermehren liefsen, da ich nur solche angeführt habe, von denen ich nach eigener Untersuchung der vollstän- digen Entwicklungsgeschichte urtheilen konnte) gehörigen Spe- cies zusammenzählt, so zweifle ich nicht, dafs man schon über die Hälfte der phanerogamen Pflanzen erhält, bei. denen ohne Zweifel die Ovula aus der Axe entspringen. Es ist also ”) Sehr hiervon verschieden ist die Epigynie der Pomaceae, wo sich die Ovarien aus wahren Carpellblättern bilden, wie bei Rosa. Der Unterschied zwischen Rosa und Pyrus ete. besteht nur darin, dafs der hohle Stengel sich bei Pyrus noch fester schliefst, fleischig wird und mit den Carpellblättern wirklich verwächst, 217 klar, dafs hier nieht von einigen Ausnahmen, sondern von einer ziemlich durchgreifenden Gesetzmäfsigkeit im Pflanzen- organismus die Rede ist. Von den noch übrigen Familien wird aber wohl ein grofser Theil wegen Gleichheit des Baues, wegen inniger Verwandtschaft auch noch hierher gehören, nur sind dieselben bis jetzt noch nicht in dieser Beziehung unter- _ sucht worden. Es bleiben aber immer noch einige Familien übrig, wo sich bestimmt die Ovula an den Rändern eines scheinbaren Carpellblattes bilden, sowohl bei centraler als bei parietaler Placentation. — Wie will man aber nachweisen, dafs dieses Blattorgane und nicht vielmehr blattartig ausgebreitete End- zweige sind? Hier nun meine Gründe für die letzte Ansicht. a. Erstlich spricht das Gesetz der Sparsamkeit, das wichtigste, durchgreifendste und zwingendste in aller Natur- forschung dafür, soviel als möglich die Zahl der Erklärungs- gründe zu beschränken und jede Hypothese zu verwerfen, wo sie nicht unumgänglich nothwendig ist. — Nun -ist aber in den oben angeführten Fällen die Axennatur der Placenta ganz aufser Zweifel und die meisten jener Fälle liefsen sich auch nicht auf die aller erzwungenste Weise auf eine Blatt- placentation zurückführen. In den noch übrigen Fällen dage- gen sind beide Arten der Erklärung gleich anwendbar und möglich und deshalb ist schon aus den Gesetzen einer gesun- den Naturphilosophie, die in Zweifel immer sich für Einheit des Typus entscheiden wird, hier die Bedeutung der soge- nannten Carpellblätter als blattartig gewordener Zweige an- zunehmen. b. Die wichtigste Frage, die sich dabei aufwirft, ist die: Haben wir kein -absolutes, überall anwendbares Unterschei- dungsmerkmal zwischen Blatt und Axe? Ein solches haben wir allerdings in der Entwicke- lungsgeschichte und zwar dasselbe, welches schon eben so geistreich, als glücklich von Rob. Brown bei Deutung der männlichen Euphorbienblüthe angewendet ist. Die Entwicke- lung des Blattes und des Stengels ergiebt nämlich als Resultat, dafs bei ihnen das Wachsthum d.h. die Zellenbildung in einem direeten Gegensatze stehen, indem sie beim Blatte von der Spitze zur Basis fortschreitet, bei ihm die bildende Thätigkeit 218 am frühesten in der Spitze erlischt, daher die Zellen der Spitze die ältesten sind, während bei der Axe grade das Ge- gentheil Statt findet. Nun spricht eigentlich schon die Ent- wickelung der Ovula an dem schon ziemlich ausdebildeten Or- gan zur Genüge für die Axennatur, da selbst blofse Einker- bungen an Blättern sich früher entwickeln, gleich nämlich so wie das Blatt aus der Axe gleichsam hervorgeschoben wird, nie aber hinterher. Aber mehr noch als das spricht dafür ein anderer viel schlagenderer Umstand, auf den so viel ich weifs, bis jetzt noch gar nicht aufmerksam gemacht ist. Bei allen ächten Carpellblättern entwickelt sich erst das Stigma, dann der Stylus und dann das Ovarium, und oft erst viel später beginnt an der Placenta die Eibildung, bei den schein- baren Carpellblättern aber, mit denen wir es hier zu thun haben, ist es grade umgekehrt; hier entwickelt sich erst das Ovarium, dann beginnt die Eibildung, dann wächst allmälig der Stylus aus und zuletzt entwickelt sich das Stigma; statt vieler Beispiele beziehe ich mich hier nur kurz auf die voll- ständige Entwickelungsgeschichte bei Lupinus die Dr. Vogel und ich in einem Aufsatz in den Leopold. Carol. Akten (Vol. XIX. ®. 1. pag. 61 sqq.) geliefert haben. Ich sehe hierin den unabweisbarsten Grund; diese angeblichen Garpellblätter für blattartige Zweige zu erklären, c. Es könnte hier erstens ein sehr auffallendes Beispiel als Einwurf von den Cycadeen hergenommen werden, denn es ist hergebracht, die Inflorescenz von Cycas für ein ver- kümmertes Blatt zu erklären. Dieser. Einwurf ‚ist aber zur Zeit noch ganz unbrauchbar. Es hatte sich nämlich von An- fang an ein so blindes Vorurtheil für die Analogie mit den Farren und die Zurückführung der weiblichen Blüthe auf einen verkünmerten Wedel aller Botaniker bemächtigt, dafs leider keiner, der Gelegenheit dazu hatte, sich die Mühe nahm, die aller erste und wichtigste Frage zu entscheiden, ob das an- gebliche verkümmerte Blatt nicht aus der Achsel eines Blattes hervorkommt und somit seine Zweignatur ganz ohnzweifelhaft zu erkennen giebt. Verhält es sich aber so, wie ieh 'zuver- sichtlieh glaube und wofür allerwege die so nahe_Verwandt- schaft mit den Abielineen spricht, so ist dieses Vorkommen, 219 weit entfernt ein Einwand zu sein, vielmehr eines der glän- zendsten Beispiele für die Richtigkeit meiner Ansicht. Einen anderen Einwurf, der yon den wenigen bekannt gewordenen Beispielen einer rückschreitenden Metamorphose bei den hierher gehörigen Familien hergenommen werden könnte, mufs ich ebenfalls vorläufig ablehnen, da sie leider keineswegs mit der Umsicht und Genauigkeit untersucht oder doch beschrieben sind, um zu einer Entscheidung dieser Frage dienen zu können und ebenso sehr Erklärungen in meinem als in einem andern Sinne zulassen. Ich will hier noch bemerken, obwohl es dem Vorstehenden eigentlich fremd ist, dafs offenbar die Integumente des Eichens nicht wie ich selbst früher annahm, als Blattorgane betrachtet werden dürfen, sondern nur als Entwickelungen der Stengel- substanz, schon deshalb weil sich niemals ein jüngeres Blatt unterhalb eines älteren bildet, wie doch bei dem äufsern Inte- gument im Verhältnifs zum inneren der Fall ist. 3. Andeutungen über die anatomisch-physiologi- schen Verschiedenheiten der Stengelgebilde. Ich w mich stets gewundert, wenn ich die vielen Streitschri über die Verschiedenheiten des monocotyledonen oder dieotyledonen Holzstammes las und dahei fand, dafs man fast immer nur den sogenannten Holzstanım der Palmen mit dem Holzstamm der dicotyledonen Waldbäume unserer Zone verglichen hatte, und dafs meistentheils den Untersuchern ent- gangen war, dafs hier ganz disparate Dinge zusammengestellt sind, die sich so gar nicht vergleichen lassen. Der Palmen- stamm entsteht nämlich aus unentwickelten Interfolientheilen, unser dicotyledoner Holzstamm aber aus entwickelten, und dieser Unterschied ist besonders für die Pflanzen nit viel- reihigen Holzbündeln so wichtig, dafs Nelkenstengel und Gras- halm nieht so sehr verschieden sind, als letzterer und &in Zwiebelstock,. Es scheint mir, dafs man trotz aller Unter- suchungen der ausgezeichnetsten Forscher für den Unterschied zwischen den zwei grofsen Abtheilungen der Phanerogamen in Bezug auf die Struktur ihres Stengels, wenn überall den rich- tigen, doch gewifs noch nicht den kürzesten Ausdruck gefun- den hat, Es kommen bei den Stengeln überhaupt folgende 220 Verschiedenheiten vor, die auf Entwicklung, Zabl und An- ordnung, Richtung und Struktur der Gefäfs- (Holz-) Bündel beruhen. 4) Die Gefäfsbündel, deren Entwickluug immer von In- nen nach Aufsen vor sich geht, sind entweder in ihrem Wachs- thum beschränkt oder unbesehränkt, Im allgemeinen besteht jeder Gefäfsbündel aus drei physiologisch verschiedenen Thei- len, nämlich wesentlich aus einem höchst zartwandigen, in lebendiger Entwickelung begrifinen Gewebe in welchem sieh neue Zellen erzeugen, die denn nach zwei verschiedenen Seiten sich in verschiedener Configuration anlagern, nämlich nach Aufsen als ein eigenthümliches sehr diekwandiges länger oder kürzer gestrecktes Zellgewebe (Bast) nach Innen in allmäliger Folge (der allmäligen Läugsdehnung des Theils coordinirt) als Ringgefälse, Spiralgefäfse, netzförmige und poröse Gefälse und Holzzellen, letztere entweder gleichförmig oder unter einander wiederum diflerenzirt, das eigentlich sogenannte Holz bildend. Bis zu einer gewissen Periode schreitet die Ausbildung der monocotyledonen 'und dieotyledonen Gefäfsbündel gleichförmig fort, dann aber verändert sich bei den Monocotyledonen plötz- lich jenes zartwandige lebendige Bildungszellgewebg, die Zellen werden diekwandiger, ihre Fortpflanzungsfähigkei® hört auf, und wenn alle umgebenden Zellen vollständig entwickelt sind, so hehmen auch sie eine ganz eigenthümliche Gestalt an und hören auf Gummi, Schleim ete. kurz trübe (bildungsfähige) Säfte zu führen. In der Periode vom Aufhören der Zellen- entwickelungen sind sie von Mohl wasa propria genannt. Dadurch ist nun jede weitere Ausbildung des Gefäfsbündels unmöglich gemacht, und ich nenne solche Gefälsbündel des- halb „geschlossen“ oder „begrenzte.“ Bei den Dicotyle- donen dagegen behält jenes Gewebe, das hier dann Cambium auct., couche regeneratrice Mirb. genannt wird, für das ganze Leben des Pflanzentheils seine lebendige Zeugungskraft bei, er fährt fort, neue - Zellen. zu entwickeln und vermehrt durch diese Zellen, die sich immer theils der äufseren Portion (Bast) theils der innern (Holz) anschliefsen, die Masse bis ins Unendliche. Dieses geschieht nun nach ‚Clima und Natur der Pflanze entweder ziemlich stetig z. B. bei den 221 Cacteen*) oder in Perioden starker Förderung und fast gänz- lichen Stillstandes, wie bei unsern Waldbäumen. Auch. bei diesen letzteren kann man sich mit Ausdauer und zarter Be- handlung davon überzeugen, dafs der Stamm vom Mark bis zur Rinde in allen seinen Lebensperioden ein continuirliches Gewebe bilde, und nie die Rinde vom Stamme getrennt ist; was man so nennt, ist nur ein durch die Manipulation her- vorgebrachtes Zerreifsen des zarten Bildungsgewebes, welches grofsentheils, obwohl plattgedrückt und mit Stärke, Gummi ete. gefüllt, schon während des Winters als Grundlage des neuen Jahresringes vorhanden ist, im Frühling aber durch den neuen Saftzustrom ausgedehnt, aufgelockert und seines Inhaltes durch Auflösung beraubt wird. Ueberall kann mant sich überzeugen, daß sich das neue Zellgewebe stets innerhalb des schon vor- handenen in Mutterzellen bildet, auch vermittelst Cytoblasten auf dieselbe Weise, wie ich es früher für andere Zellen nach- gewiesen habe. Und zwar bilden sich die jungen Zellen stets an dem obern oder unteren (ich habe leider bis jetzt nicht darauf geachtet) Ende der langgestreckten Mutterzellen und wachsen bei ihrer Ausdehnung der Länge nach durch diese hin und eben ihr Austofs an das andere Ende der Zelle scheint dann wieder an der entsprechenden Stelle in der nächst fol- genden Zelle, das Entstehen einer neuen Zelle hervorzurufen. Erst seit dem Herbt 4837 habe ich diesen Vorgang einer eig- nen gründlichen Untersuchung unterworfen und mufs bitten hiernach alles, was ich früher in Müllers Archiv 1838 (Bei- träge zur Phytogenesis) den bisherigen Ansichten folgend über die Entstehung des Cambium gesagt habe, zu verbessern; obwohl in der Bedeutung des Holzstammes, wie ich sie damals aufstellte, dadurch im Wesentlichen nichts geändert wird. Diese Verschiedenheit zwischen begrenzten und unbe- grenzten Gefäfsbündeln giebt nun den einzigen, durchgrei- fenden Unterschied zwischen Monocotyledonen und Dicoty- *) Aus diesem Grunde ist bei den Cacteen die Beobachtung des ganzen Vorganges auch am leichtesten. Uebrigens haben auch die Cacteen Remissionen des Wachsthums, die aber durchaus nicht den Jahrestrieben entsprechen, obwohl sie ähnliche Erscheinungen her- vorbrirgen. Die Ursache ist noch völlig unbekannt. 222 ledonen. Bei den einjährigen Dicotyledonen hat zwar der durch den Tod der Pflanze in. seiner weitern Entwickelung gehemmte Gefäfsbündel in sofern einige Aehnlichkeit mit den Monocotyledonen, doch zeigt sich der Unterschied deutlich bei genauer Untersuchung, indem immer die Bildungsschicht bis zum letzten Momente entwicklungsfähig bleibt, worauf eben das Verholzen der wnnuae in Folge einer consequenten Ver- hinderung des Blühens z. B. bei Reseda odorata und Chei- ranthus annuus beruht. Für diejenigen, die Fortschritte der Wissenschaft nun einmal durchaus nur in der Einführung neuer Wörter finden wollen und deshalb der gnten alten Eintheilung in Mono- et, Dicotyledonen *) längst überdrüssig sind, schlage ich, ‚statt der ganz unsinnigen Eintheilung in Endogenen et Exogenen die auf Vorstehendes gegründeten Benennungen der Teleophyten für Monocotyledonen et Synechophyten für Dicotyledonen vor. 2) Der zweite Unterschied unter den kersdhienen Sten- gelgebilden ist in der Zahl und Anordnung der Gefäfsbündel begründet, ob nämlich nur ein einfacher Kreis derselben vor- handen ist, oder mehrere concentrische. Im ersten Falle drän- gen sich die Gefäfsbündel in den meisten Fällen früher oder später eng an einander und bilden so einen geschlossenen hohlen Cylinder, der nur durch einzelne gröfsere oder gerin- gere Streifen zusammengedrückten Parenchyms von Innen nach Aufsen durchgesetzt wird. Diese Letzteren werden Markstrahlen genannt. Dieses Zusammenschliefsen findet aber - nicht immer bei einjährigen Stengeln statt, und daher läfst sich zum Beispiel aufser der Natur der Gefäfsbündel selbst zwischen dem Holzgerüst von Tropaeolum majus (unbegrenzte Gefäfsbündel) und dem kriechenden Stengel von Polypodium ramosum (begrenzte Gefäfsbündel) kein Unterschied angeben. Nur iin dem Falle, wo durch Einen Kreis von. wenig- stens ziemlich enge stehenden Gefäfsbündeln eine bestimmte Grenze gegeben ist, kann von Rinde und Mark die Rede sein. *) Uebrigens bleibt diese Eintheilung die allein richtige, weil sie auf der Entwickelungsgeschichte beruht, und wird in ihrem Werth selbst nicht durch einige Coniferen geschwächt, da das Wesentliche nieht in der Zahl, sondern in der Verticillation der Cotyledonen besteht. 223 Ursprünglich ist überall nur ein gleichförmiges Parenchym vor- handen; erst durch die Entwickelung eines Theils desselben zu Gefäfsbündeln wird der Gegensatz von Eingeschlossnem (Mark) und nach Aufsen liegendem (Rinde) hervorgerufen, wobei aber die Markstrahlen, die von schmalen Plättchen durch alle Zwischenstufen bis zu einer ungetrennt-communi- eirenden, nur von den Gefäfsbündeln, als einzelnen Fäden, durchsetzten Parenchymmasse verfolgen lassen, immer noch die Verbindung unterhalten. Der Streit über Rinde und Nicht- rinde der Monocotyledoren ist daher ganz thöricht, entweder ein leerer Wortstreit, oder auf die ‚Behauptung von etwas“ entschieden Falschem begründet, indem das, was man bei vielen Monocotyledonen Rinde genannt hat, etwas seiner Entste- hung, Struktur und physiologischen Bedeutung nach von der Rinde der Dicotyledonen himmelweit Verschiedenes ist. Der Fall nun eines einfachen geschlossenen Gefäfsbündel- kreises kommt, so viel mir bekannt, nur bei Dicotyledonen- Stengeln vor (bei den Monocotyledonen dagegen ist es, wie ich glaube, der regelmäfsige Bau der Wurzeln). Der andere Fall mehrerer Gefäfsbündelkreise ist dagegen bei Monocotyledonen durchgängig vorhanden, und findet sich unter den Dicotyledonen bei den Piperaceae, Nyctagineae, Amaranthaceae, Chenopodeae, und vielleicht noch bei meh- reren andern, deren Stengelbildung nur noch nicht bekannt geworden. Indefs tritt hierbei der Hauptunterschied zwischen Monocotyledonen, der der geschlossenen und ungeschlossenen Gefäfsbündel in Wirksamkeit, wodurch bei den genannten Dicotyledonen ein ganz eigner Holzbau bedingt wird. Zuerst machte mich hierauf Rob. Brown an einem Pisonia-Stamme (unknown Burmese tree bei Lindley introd. to botany pag. 80. Fig. 40.) aufmerksam. Da nämlich alle jene in ver- schiedenen Kreisen stehenden Gefäfsbündel fortfahren sich zu entwickeln, so schliefsen sie sich zuletzt fast zu einer gleich- förmigen Masse an einander, das sie früher trennende Paren- chym wird dabei auf einzelne kleine Inseln zusammengedrängt, die dann das ausgebildete Holz scheinbar zerstreut in kleinen verticalen Strängen durchziehen, die man in Bezug auf ihren Ursprung mit vollem Recht verticale Markstrahlen nennen könnte. Nach aufsen von diesen Strängen findet man dann 224 - im Holze meist noch nnveränderte Spiroiden, als die Anfänge der äufsern Gefäfsbündel. Die ganze Entwickelung dieses eigenthümlichen Baues verfolgte ich bei zwei Pisonia-Arten, bei Amaranthus viridis, Beta cicla, Atriplex hortensis, Chenopodium quinoa u. s. f. Viele andere Pflanzen der genann- ten Familien, so wie der Piperaceen, die ich nur in einzelnen Zuständen untersuchen konnte, bewiesen durch ihren Bau, dafs diese Eigenheit für jene Familien ganz allgemein ist. — Eine wunderbare Form des Holzes gehört wahrscheinlich auch hierher (und vielleicht die ganze Familie der Grassu- laceae), mir war aber eine Verfolgung der Entwickelungs- geschichte nicht vergönnt *). Bei einem alten unbestimmten Echeveria-Stamme fand ich nämlich eine ganz gleichförmige Holzmasse aus Prosenchymzellen ohne Gefäfse gebildet, und darin eingestreut kleine verticale Stränge eines sehr zartwan- digen Parenchyms, in dessen Mitte ein meist noch abrollbares Spiralgefäls verlief. 3) Ein. drittes Moment, aus dem wesentliche Stamm- verschiedenheiten entspringen, ist nun das Verhältnifs der Axe zu den von seiner Peripherie abgehenden Theilen, den Blättern und Knospen. Hierher gehören nun mannigfache Erscheinungen. 4. Eine für die Dicotyledonen ganz allgemeine Erschei- nung ist hier die Knotenbildung. Ein seitliches Organ näm- lich entsteht bei den Dieotyledonen überall nur aus den Kno- ten, nicht dem in. der beschreibenden Botanik sogenannten Theil (denn das ist überall nur eine rohe Wahrnehmung einer ziemlich vereinzelten Erscheinungsform) sondern aus einer eigenthümlichen, stets anatomisch-nachweisbaren Anordnung der *) Ich bemerke hier ausdrücklich, dafs mir die frühern Zustände nicht zu Gebote standen, und protestire feierlich gegen den Vorwurf, als hätte ich etwas übersehen, wenn die Entwickelung etwa ein an- deres Resultat geben sollte. Ich würde das nicht erwähnen, wenn mich nicht Meyen (Jahresbericht dieser Zeitschr. 1838. ‚pag. 44) eben so grundlos des Uebersehens bezüchtigt hätte, wo ich doch ebenfalls ausdrücklich erklärt hatte, .dafs frühere Zustände mir nicht zu Gebote gestanden hätten, und wo noch dazu die Entwickelungs- geschichte beweist, dafs meine Vermuthung über die Bedeutung des fraglichen Gebildes durchaus die richtige gewesen war. 225 Gefäfsbündel. Es bildet sich nämlich aus zwei oder mehreren Gefäfsbündeln durch einfaches Aneinanderlegen oder durch anastomotische Verzweigungen eine Schlinge, Ansa, und aus diesem Plexus erst erhalten die peripherischen Organe ihre Gefälsbündel. Aus diesem Verhältnifs in Verbindung mit der Bildung der horizontalen Markstrahlen geht nun eine unend- liche Mannigfaltigkeit des Holzkörpers hervor. Diese Ansa hat zugleich wesentlich die Bestimmung, das Parenchyma des seitlichen Organs mit dem Marke (oder überhaupt dem leben- digen Parenchyma) der Axe in Verbindung zu setzen. Die Gröfse der Schlinge ist daher wesentlich von der Dicke der Basis der Blätter oder Seitenknospen abhängig (oder richtiger umgekehrt). Bei den Monocotyledonen ist diese wahre Knotenbildung wahrscheinlich viel seltener, wenn sie überhaupt daselbst vor- kommt, denn mir ist noch zweifelhaft, ob in den sogenannten Knoten der Gräser ete. wirklich eine Anastomose der Gefäfs- bündel zum Behuf der Abgebung von Bündeln an die Seiten- theile vorkommt. So viel ist wenigstens gewifs, dafs bei den Monocotyledonen die Anastomose der Gefäfsbündel entschie- den seltner vorkommt als bei den Dicotyledonen. Hieraus würde sich denn, wenn man wirklich fände, dafs die oben characterisirte Knotenbildung bei den Monocotyledonen nir- gends vorkommt, allerdings auch ein durchgreifender und pri- märer Unterschied zwischen den Mono- et Dicotyledonen ergeben. Bei den Acotyledonen tritt entschieden wieder die Bil- dung der Dicotyledonen ein und man würde sich viel un- nütze Worte über die angeblichen Abweichungen des Farren- stammes erspart haben, wenn man die Bildungen, von denen er abweichen soll (den Dicotyledonen-Stamm) nicht in ein- seitiger Betrachtung einer Eiche oder Linde, sondern in den verschiedenen Typen der einzelnen Familien studirt hätte, Ich glaube es sollte mir nicht gar schwer werden, alle Modi- ficationen des Holzkörpers der Farren, die nicht aus dem Geschlossensein der Gefäfsbündel, sondern nur aus Zahl und Lage und gegenseitiger Verbindung hervorgehen, im Wesent- liehen auch bei den Euphorbiaceen, oder den Gacteen nach- zuweisen. — V. Jahrg. 1 Band, 45 226 D. Ueberall wo Gefäfsbündel zu einem peripherischen Organe abgehen, müssen sich diese mit den später entstande- nen und: zwar nach Aufsen von der Abgangsstelle gebildeten Theilen kreuzen. Das ist schon vor aller Untersuchung ein- zusehen, und soweit entfernt eine Eigenthümlichkeit im Wachs- thum der Monocotyledonen zu sein, dafs man schon allein daraus hätte mit Sicherheit schliefsen dürfen, dafs die ganze angebliche Endogeneität nicht existire. Es ist aber bei den getrennten, geschlossenen Gefäfsbündeln der Monocotyledonen auffallender, obwohl auch recht gut anderweitig z. B. beialten Melocacten, Echinocacten et Mamillarien zu beobachten. C. Am allerwichtigsten aber wird hier der Umstand, ob die Interfoliartheile in die Länge entwickelt sind oder nicht. Im ersten Falle dienen natürlich alle neu an der Aufsenfläche entstehenden Theile (seien es neue Gefäfsbündel oder die fort- schreitende Entwickelung alter) zur Verdickung des ganzen Stammes, ohne dafs durch diese neuen Theile seiner Länge etwas zugesetzt würde. Anders verhält es sich dagegen, wenn sich die Interfoliar- theile nicht entwickeln. Hier tritt, soviel ich bis jetzt beob- achten konnte, stets der Umstand ein, dafs vom ersten Inter- foliartheile der keimenden Pflanze, oder der sich bildenden Knospe, der Wachsthumstrieb, der sich nicht in der Längen- richtung äufsern kann, jedes folgende Internodium bis zu einer bestimmten Periode mehr in die Breite ausdehnt, so dafs jedes spätere das frühere um etwas überragt und dadurch die ursprüngliche Seitenfläche zur Unterfläche macht. Als das beste Beispiel nenne ich hier die Entwickelung der Zwiebeln und der Melocacten. Diese Vergröfserung der Internodien dauert ındefs nur eine bestimmte Zeit, bis nämlich die Pflanze sich auf diese Weise eine genügend breite Basis gebildet. Von da an dehnt sich das neue Internodium nicht mehr üher das Alte aus und es entsteht ‘durch fortgesetztes Aufeinanderlegen der hohlen Kegeln gleichenden Interfoliartheile ein sich all- mälig erhebender, aber gewöhnlich sich nicht weiter verdicken- der Stamm. Eine Widerholung der eben beschriebenen all- mäligen Erweiterung der Internodien tritt ausnahmsweise bei den bauchig angeschwollenen Palmenstämmen ein. Zum Studium dieser Stammform bei Monocotyledonen sind für den, dem 227 Palmen nicht zu Gebote stehen, Allium strictum et senescens etc. zu empfehlen, die einen wirklichen kleinen Palmenstamm bilden. b Aus dieser Bildungsweise folgt nun aber für Pflanzen mit geschlossenen Gefäfsbündeln, der bogenförmige Verlauf der den peripherischen Theilen zukommenden Gefäfsbündel von selbst, wie sich das leicht aus einer schematischen Construction eines solchen Stammes (Fig. 5) ergiebt, wo die punctirten Linien die Grenzen der jedem Interfoliartheil angehörigen Masse (der hohlen Kegel) und der Pfeil die Richtung andeu- tet, die nicht eigentlich der Richtung von Innen nach Aufsen bei einem entwickelten Stengel entspricht, sondern zugleich diese und die Richtung von Unten nach Oben in sich verei- nigt, indem jeder’ Kegel zugleich ein neues nach oben aufge- setztes Internodium und ein neuer nach aufsen angesetzter Theil ist. Jedes Blatt nun (a) hatte bei seiner Entstehung seinen Stand auf der Spitze (x) des mit ihm zugleich entstandenen * hohlen Kegels, in welchem die zu dem Blatte gehörigen Ge- fäfsbündel natürlich von der Peripherie schräg nach Innen und Oben bis zu diesem Blatte also bis zur Axe des Stammes (x) _ verliefen. Von diesem Standpunkt wurde nun aber bei der Fortbildung das Blatt allmälig bis zur Peripherie geschoben, welchem Wege seine Gefäfsbündel folgen mufsten, indem sie alle folgenden Kegel etwa eben so durchbohrten wie der Ast eines unserer Waldbäume die spätern Jahresringe, wodurch denn das zweite Stück des Bogens von Innen schräge nach Aufsen und Oben gebildet wird. Ob nun der Bogen länger oder kürzer, oder was dasselbe sagen will, mehr oder weniger gekrümmt ist, hängt hauptsächlich von der Form der neu auf- gesetzten Kegel d, h. von der Form des Terminaltriebs ab. Je spitzer die Terminalknospe zuläuft, desto länger der Bogen, wie bei den meisten Palmen, je flacher die Terminalknospe, desto kürzer und gekrümmter ist der Bogen, wie. bei den mei- sten Monocotyledonen Rhizomen. Es geht hieraus aber schon hervor, dafs der bogenförmige Verlauf der Gefäfsbündel nicht als primäre Unterscheidung . für die Mono- et Dicotyledonen gebraucht werden darf, denn derselbe ist von zwei andern Verhältnissen „den geschlossenen Gefäfsbündeln und den nicht entwickelten Internodien“ ab- 15% 228 hängig, müfste also einmal bei Dicotyledonen auch vorhanden "sein, wenn diese geschlossene Gefäfsbündel hätten, und kommt anderntheils nicht dem monocotyledonen Stengel überhaupt, sondern nur dem mit unentwickelten Internodien zu. D. Besonders nun aus dem Zusammentreffen der unter ‚A. und C. aufgeführten Momente entsteht bei einem ein- fachen, geschlossenen Kreise von Gefäfsbündeln und verhält- nifsmäfsig grofsen Blattbasen für die geschlossenen Gefäfs- bündel z. B. die Form des Farrenstammes, für die unge- geschlossenen Gefäfsbündel ‚die des Cacteen-Stammes, welche letztere fast alle Verhältnisse des Farrenstammes, nur stets oberhalb der Erde, wiederholen. 4) Insbesondere für die Dicotyledonen-Stengelgebilde - ergeben sich noch manche Verschiedenheiten aus der Hyper- trophie des Markes, der Rinde oder beider, wie z. B. bei Euphorbien, Cacteen, vielen Knollen, z. B. Sola- num tuberosum und besonders auch der Cycadeae, deren Stammbildung mit der der Palmen nur die alleroberflächlichste Aehnlichkeit hat, zwar näher als mit diesem mit dem Farren- stamme verwandt ist, aber auch von diesem letztern sich durch die unbegrenzten Gefäfsbündel ganz wesentlich unterscheidet und bei weitem mehr sich den Cacteen-Stämmen nähert. 5) Endlich ist die Modification der Zellen, welche die Holzbündel primär oder in ihrer spätern Entwickelung zusam- mensetzen, ganz unendlich verschieden und vielmehr, als man bis jetzt glaubt. Das leichte Holz der Avicennien besteht fast nur aus porösen Gefäfsen, das gleichfalls leichte und weiche Holz der Bombax pentandra besteht fast ganz aus Parenchym, Spiral-, Ring- und Netzgefäfsen und sehr selten im äufsern Theile der Jahrringe vorkommendem Prosenchym. Das Holz der Melocacten, Mamillarien et Echinocacten besteht ganz und gar aus eigenthümlichen kurzen, weiten, sehr dünnwandigen, oben und unten stumpf conisch geendeten Zel- len mit sehr dieken (mit der schmalen Kante aufgesetzten) Spiral- oder Ringfibern-Zellen, wie sie Meyen in seiner Phytotomie aus Opuntia cylindrica abgebildet hat, wo sie, wie bei den meisten Opuntien, obwohl in geringer Menge, an den Coarctationen der Glieder vorkommen. Bekannt ist, . dafs bei Coniferen und Cycadeen die Zellen, welche das 229 Holz bilden, sich gleichförmig ausbilden, und nicht, wie bei vielen andern Holzarten, sich in Prosenchyma und Gefäfse differenziren. In vielen Pflanzen werden die zuerst entstan- denen Spiralgefäfse der Markscheide in Folge der grofsen Längsdehnung der Zellen in Ringgefäfse umgewandelt, in wel- cher Form sie dann bestehen bleiben, in anderen Pflanzen aber haben die Spiralen ungeachtet grofser Ausdehnung, die sie leiden müssen, nicht die Tendenz dazu, dann werden sie mit ihrer Zelle oft so in die Länge gezogen, dafs sie nur wie ein Faden in einem Intercellulargang zu liegen scheinen und hier auch häufig völlig resorbirt werden; dies kann man sehr schön z. B. bei Opuntia monacantha, cylindrica, Mamil- laria simplex, Helleborus foetidus etc. beobachten. Sollte dies nicht vielleicht der Grund sein, weshalb man in gar vie- len Fällen am ausgewachsenen Stengel selbst in der Corona medullaris keine ächten Spiroiden mehr antrifft? Uebrigens ist das Studium der Stammbildung noch ein unendliches Feld für tüchtige Forschung, noch hat, so viel ich weifs, Niemand wahrhaft Aufschlufs gegeben über die in der Familie der Sapindaceer so häufige Bildung, wo man näm- lich in einem Stamme mehrere Centra für die Holzbildung antrifft, von denen nur eins die Axe des Stengels einnimmt. Ebenso wenig ist irgend etwas Genügendes über die eigen- thümliche Struktur des Stammes der Phytocrene (Well) be- kannt geworden, ebenfalls nicht über die analogen Formen in der Familie der Bignoniaceae sehr häufig vorkommender Verhältnisse, — Bildungen, die sich mit Worten nicht wohl beschreiben lassen, weshalb ich vorläufig nur auf Lindley Introd. to Botany pag. 78. Fig. 36. verweise, wo ein ganz gleichesVorkommen angeblich aus einer Passiflora abgebildet ist. 4. Ueber die weibliche Blüthe der Cannabineae. Die Beschreibung der genera Cannabis und Humulus in Endlichers genera plantarum pag. 286. enthält einige wesentliche Mängel. Beiden kommt ein von ihm und den meisten Botanikern gänzlich übersehenes perianthium, mono- phyllum, urceolatum, membranaceum zu, worauf auch schon Kunth in seiner Flora berolinensis (1838) aufmerksam ge- 230 macht hat (Fig. 6. und 7.) Das Ovulum ist aber keineswegs wie Endlicher abweichend von allen bisherigen Beschrei- bungen (vide z. B. Nees ab Esenbeck genera plantarum Flor. Germ.) behauptet ein ovulum erectum, atropum, son- dern ein ovulum pendulum, campylotropum, wie Fig. 6.'von Cannabis sativa zeigt, womit Humulus durchaus überein- stimmt. 5. Einige Bemerkungen über die Hydropeltideae. In den Annals of the Lyceum of natural history New York 1837. Vol. 4. befindet sich ein Aufsatz von Asa Gray remarks on the structure and affinities of Cerato- phyllaceae, in welchem derselbe den von mir schon an einem andern Orte aufgedeckten Irrthum über die radicula supera Dec. rügt, übrigens aber unserer Kenntnifs dieser Familie auch gar nichts Neues hinzufügt. Nur deutet er noch auf eine Verwandtschaft mit Nelumbium hin, deren Widerlegung überflüssig ist, weil er dieselbe allein auf die von ihm gar nicht begriffene Struetur des Eichens und Saamens von Cera- ' tophyllum bei Brogniart und seine singuläre Ansichten über den Saamen von Nelumbium, dessen richtige Analyse doch schon €. L. Richard gegeben, gründet: Diese Ver- wandtschaft dehnt er auch auf die Hydropeltideae aus. Asa Gray war nun offenbar viel zu wenig in den Strukturverhält- nissen des Eichens und der Saamen orientirt, um sich in diese etwas schwierigern Verhältnisse zu finden und so macht er denn mirabile dietu daraus ein ovulum pendulum, atropum und eine radicula infera (!!). Er meint nicht mit Unrecht, dafs dieser Bau bisher „wholly overlooked“ sei, denn auf dergleichen konnte nicht leicht ein etwas gründlicher Kenner der Saamen kommen undRichard hat bereits (mit Ausnahme der falschen Deutung des kleinen Endosperms) in unübertrefl- licher Vollendung ‘die Analyse des Saamens von Hydropellis und Cabomba gegeben. Wenn die Neuern doch lieber erst die grofsen Heroen der Wissenschaft C. L. Richard und Gaertner etwas gründlicher studiren wollten, ehe sie selbst mit ihren unreifen Ansichten hervortreten, wir würden wahr- lich viel Unnützes weniger haben. Untersucht man nun ein Ovarium von Cabomba aquatica (Fig. 8. und 9.) (was Asa 231 Gray um so leichter hätte werden müssen, da ihm, als Nord- Amerikaner, doch. gewifs ohne grofse Mühe frische Exemplare dieser interessantesten Pflanzen der nordamerikanischen Flor zu Gebote standen) ‚so findet man in demselben 2—3 ovula pendula. Jedes Ovulum besteht aus nucleus, integumen- tum internum et externum, und ist anatropum, woraus denn allein schon nothwendig die radicula supera_ folgt. Zum Ueberflufs verweise ich noch auf eine Saamenanalyse von Cabomba aqualica in einem nächstens erscheinenden Aufsatze von Dr. Vogel und mir (über das Albumen ins- besondere der Leguminosen Acta Leop. Corol. Vol. XIX. P. 2. 1839.) Der Bau von Hydropeltis weicht in keinem Stücke ab. Die Hydropeltideen bieten noch manche höchst interes- sante Punete dar. — So war es mir wenigstens ohnmöglich in den untergetauchten Theilen, sowohl bei Gabomba aqua- tica als bei Hydropeltis peltata auch nur eine Spur von Spiralgefäfsen zu entdecken*). Bei Hydropeltis zeigt sich am Stengel, Blattstiel und der untern Blattfläche ein merk- würdiger Bau der Oberhaut, welcher schon von Dr. Solander bemerkt wurde, weshalb er dem genus den nicht publieirten, sehr passenden Namen Ixodia gab. Die Oberhaut besteht nämlich aus einer sehr dicken Schicht, einer scharf begränz- ten, in Wasser unlöslichen gelatina, in welcher die Oberhaut- zellen alle in Form von Haaren unter einander unverwachsen hineinragen. Ihr Lumen ist zum Theil (in pl. sice.) mit einem gelbbräunlichen, wie es scheint, harzartigen Stoff erfüllt. 6. Ueber einige eigenthümliche Bastzellen. In Schott und Endlicher Meletemata botanica kommt in der Definitio generica von Monstera Adans. (Dracon- tium pertusum Mill.) die auffallende Phrase vor „ovarüs rhaphidophoris.“ Da mir nun fast keine Aroidee bekannt ist, welche nicht in allen Theilen und grade besonders häufig im Ovarium Rhaphidenbündel hätte, so war ich neugierig zu erfahren, was denn hier so gar besonderes daran sei, dafs *) Auch bei der so wunderbaren Mayaca fluviatilis Aubl. fehlen in Blättern und Stengeln (mit Ausnahme des peduneculus) die Gefälse 232 man es für zweckmäfsig gehalten, das Vorkommen in eine ge- nerische Definition aufzunehmen. Bei genauer Untersuchung fand ich denn, dafs hier gar nicht von Rhaphiden, überhaupt nicht von etwas unorganischen die Rede sein könne. Durch das Carpellblatt dieser Gattung (wahrscheinlich auch bei Sein- dapsus Schott, wo derselbe Ausdruck gebraucht wird) zie- hen sich eine ganz eigenthümliche Art Bastzellen. Dieselben haben etwa die Länge von 0,1 bis 0,13 P. Z. und die Dicke von 0,004 bis 0,0042 P.Z., sind je nach ihrem Alter mit dün- nern oder dickeren Wänden versehen; diese letzteren sind aus vielen deutlich unterscheidbaren Schichten zusammengesetzt und von Poren durchbohrt, deren Lumen von den Seiten her platt gedrückt ist. In dem Innern dieser Bastzellen, die meist mit granulöser Substanz, Gummi ete. gefüllt sind, entwickeln sich Cytoblasten und auf diesen zartwandige Zellen. ‚Diese brechen hin und wieder an der Stelle der Poren durch. Viele dieser Bastzellen haben kleinere oder gröfsere Seitenäste und mir scheint es nicht ganz unwahrscheinlich, dafs dieselben aus jenen zartwandigen Zellen entstehen, deren Lumen nach- her durch Resorbtion der Scheidewand mit der Mutterzelle in Communication tritt. Doch fehlte mir auch hier die Möglich- keit die Entwickelungsgeschichte vollständig zu verfolgen. (Vergleiche hierzu Fig. 10—13.) Ganz ähnliche Gebilde kom- men in Mark und Rinde von Rhizophora Monyle zerstreut vor (Fig. 14.) Sehr interessant und für die Lebensgeschichte der Zelle wichtig würde es auch hier sein, wenn man das Studium der Entwickelungsgeschichte genauer verfolgen könnte. 6. Ueber die sogenannten Luftwurzeln der tropi- schen Orchideen. Wenn von der eigenthümlichen, weifsen Schicht an den Wurzeln der tropischen Orchideen die Rede ist, so werden dieselben gewöhnlich „Luftwurzeln“ genannt. Dieselben ‚bil- den aber keineswegs einen Gegensatz gegen andere, etwa noch vorhandene Wurzeln, sondern sind in der That die einzigen Wurzeln, welche die Pflanze aufzuweisen hat und sind ganz gleich organisirte, mögen sie nun, wie bei den auf Bäumen vegetirenden (sogenannten Parasiten) sich an das Subject anlegen, dasselbe umschlingen, oder frei in der Luft hängen, 233 oder endlich wie bei den ganz in der Erde wurzelnden z.B. Cystopodium speciosissimum, nie mit Luft und Licht in Be- rührung kommen. Da sich nun bei den eigentlichen Luft- wurzeln z. B. der Paudanus, Ficus etc. ein ähnlicher Bau nicht findet und ebenso wenig bei den wirklichen Erdwurzeln vorkommt, so mufs man jene Wurzeln wohl den. beiden letz- ten als eine eigene dritte Art an die Seite stellen, und schlage vor sie „radices velatae“ zu nennen. Erklärung der Tafel. . 1. „Weibliche Inflorescenz von Fiscum album. . 2. Weibliche Blüthe desselben im Längsschnitt. . Perianthium, . Nucleus. Pedunculus. . Embryosack. - 3. Männliche Infloresceenz derselben Pflanze. . 4. Männliche Blüthe im Längsschnitt. . 5. Schematische ‚Darstellung des Verlaufs der Gefäfs- bündel im Monocotyledonen-Stengel mit verkürzten Internodien, vergl. oben den Text pag. 21. ig. 6. Weibliche Blüthe von Cannabis sativa (die Stigmata sind abgeschnitten) unterhalb der punctirten Linie im Längsschnitte dargestellt. Perianthium. Ovarium. . Ovulum pendulum, campylotropum. . 7. Weibliche Blüthe von Humulus Lupulus. Stigmate sind abgeschnitten. . und 2. wie vor. . 8. Ein Carpell von Cabomba aquatica Aubl. durch einen Längsschnitt geöffnet. - 9. Ein Ovulum aus dem Vorigen im Längsschnitt. Fig.10. Verschiedene Formen der Bastzellen aus dem Ova- rium von Monstera pertusa Adans. 234 Fig.11. Querschnitt einer solchen Bastzelle, der Schnitt hat grade einen Porenkanal getroffen. Fig.12. Ein Stück einer einzelnen Bastzelle stark vergröfsert. a. Cytoblasten. b. Junge zartwandige Zellen. c. Dergleichen im Begriff die Wand zu durchbrechen. Fig.13. Dasselbe wie vor, nur einmal beobachtet. a. Zellen, die sich aus einer austretenden Zelle entwickelt zu haben scheinen. Fig.14. Mark mit den eigenthümlichen Bastzellen aus einem jungen Triebe von Rhizophora Monyle. a. Abgeschnittner Seitenast einer solchen Bastzelle. ‘ NB. Alle Figuren mit Ausnahme von Fig. 5. sind mehr oder weniger vergröfsert. Ueber die geographische Verbreitung und die Lebensweise der südamerikanischen Singvögel. Mitgetheilt aus d’Orbigny’s Reise S, 141 — 158. von Friedrich Stein. Wı- theilen den Theil Südamerika’s, den wir durchforscht haben, einerseits in drei Zonen der Breite, von denen sich die erste vom 11. bis zum 2$., die zweite vom 28. bis 34. und die dritte vom 34. bis zum 45. Grad südlicher Breite erstreckt: andererseits in dreiZonen derErhebung über dem Meeresspiegel, welche im Allgemeinen den Breite- zonen entsprechen, die erste von 0—5000 Fufs, die zweite von 5000—11000 Fufs und die dritte jede Höhe über 11000 Fufs. ‘ Von den 395 beobachteten Arten der Singvögel können allein in der ersten Zone 354 Arten leben und die Zonen der Erhebung entsprechen genau den Breitezonen, wie fol- gende Uebersicht zeigt: In den Ebenen vom 11.— 28. Grad südl. Br. (erste Breitenzone) . . re 1 SgrAnten. In den Gebirgen von 0— 5000 Fufs Höhe (erste Zone der Erhebung). . . . .. . 32 Arten, welche sich in beiden Zonen zugleich finden. . . 51 In den Gebirgen von 5000 — 11000 Fußs Höhe (zweite Zone der Erhebung, welche ihrer Temperatur nach der zweiten Breitenzone vom 28° — 34° südl. Br. entspricht)... . 60 In den Gebirgen, die über 14000 Fufs hoch (dritte Zone der Erhebung, welche ihrer Temperatur nach der dritten Breitenzone von 34° — 45° südl. Br. entspricht). . 22 — Summa 354 Arten. 236 Erste Zone von 11 —28° südl. Breite. In dieser Zone leben 240 Arten. Vergleicht man diese Zahl mit der Totalsumme aller beobachteten Arten (395) so erstaunt man, dafs diese fast zwei Drittheile beträgt, was in der That sehr bedeutend ist, indefs weiter nicht wunderbar erscheint, wenn man bedenkt, dafs dies in der Zone der Fall ist, in der eine so mannichfache Natur herrscht, dafs die Ve- getation hier ihre ganze Macht und Gröfse entfaltet, dafs hier Tausende von Insecten erzeugt werden, welche dieser Menge Insecten fressender Vögel zur Nahrung dienen, die mehr als zwei Drittheile der Singvögel ausmachen; endlich dafs die äufserste Verschiedenheit der Körner und Früchte auch den übrigen überflüssige Nahrung gewährt. Von den 240 Arten kommen 51 ebenso auf den Gebirgen bis zur Höhe von 5000 Fufs über dem Meeresspiegel vor, weil sie hier dieselben Mittel ihrer Existenz antreffen, so dafs also 89 Arten Sing- vögel den Ebenen dieser ersten Zone eigenthümlich sind. Zweite Zone von 28°— 34° südl. Br. Wir haben in dieser Zone 72 Arten angetroffen, eine Zahl die zeigt, wie sehr sie abnehmen, je mehr man nach Sü- den geht; denn sie beträgt in der That nur wenig mehr als 2 aller beobachteten, und etwas mehr als 4 der in der ersten Zone vorkommenden Arten. Diese grofse Abnahme erklärt sich aus der Veränderung des Bodens — nicht mehr die dich- ten Wälder, nicht mehr die Ebenen mit ihrer bunten Vegatation: sondern der Boden nimmt jetzt einen einförmigen Character an; die Zahl der Pflanzen und darum auch die der Insecten, die sie umschwärmen, hat sich auf eine auffallendere Weise vermindert, als das Mifsverhältnifs, das sich zwischen der er- sten und dieser Zone herausstell. Von den 72 Arten, kom- men 29 auch bis zum 45° südl. Br. auf den Gebirgen von 5000 — 11000 Fufs Höhe vor, welche hinsichtlich ihrer Tem- peratur und des Wechsels, den die ganze Natur darbietet, überhaupt der zweiten Breitenzone entsprechen. Dritte Zone von 34°’ —45° südl. Br. Die Zahl der Arten vermindert sich in dieser Zone noch schneller, sie beläuft sich nur auf 37, also im Vergleich mit 237 der Totalsumme nur auf „5, im Vergleich mit der ersten Zone nur etwas weniger als auf 4, und im Vergleich mit der zwei- ten Zone etwa auf die Hälfte. Diese Abnahme ist eine Folge des verhältnifsmäfsigen Wechsels der in der Vegetation unter dieser Breite statt findet: ein rauher Winter, eine unfrucht- bare oder wenigstens viel einförmigere Natur als früher ver- ringern allen Wesen ihren Unterhalt. Ueberhaupt richtet sich die Abnahme der Zahl der Singvögel an allen Orten nach der Menge der Pflanzen und Insecten, und die Zahl der letztern steht wieder im graden Verhältnifs zu der der Pflanzen. Auch die insectivoren und granivoren Vözel müssen um so sel- tener werden, je mehr man sich den kalten Regionen nähert. Auffallend ist es, dafs man trotz der Entfernung vom 15. Grade doch noch von den 37 Arten dieser Zone 8 auch in den Ge- birgen, die über 11000 Fufs hoch sind, antrifit, was zum Beweise dienen kann, dafs die Veränderungen, die in der Natur statt finden, wenn man sich von der heifsen Zone nach dem Pole hin begiebt, sich in den Aequinoctialgegenden, indem man sich vom Niveau des Meeres auf die Gebirge erhebt, wiederholen. Es bleiben mithin dieser Zone 29 ikr eigenthümliche Arten. Wir wollen nun die Anzahl der in den drei Zonen der Erhebung beobachteten Arten mit Rücksicht auf die Breiten- zonen angeben. Erste Zone der Erhebung (von 0—5000Fufs über dem Meeresspiegel bis zum 15° südl. Br.) Die Summe der hier beobachteten Arten beträgt nur 83, welche mit der Zahl aller Arten verglichen etwas mehr als 3 und mit der der ersten Breitenzone verglichen fast 4 aus- macht. Die waldigen und warmen Gebirge bieten also den Singvögeln nicht so viele Mittel zur Erhaltung dar, als der grofse Wechsel des Bodens, der die Ebenen auszeichnet, wo eine Menge der verschiedensten Insecten, Gebüschen und Sümpfen ihren Ursprung verdanken, die dort in den grofsen, feuchten und undurchdringlichen Gebirgswaldungen nicht solche günstige Bedingungen vorfinden. Von den 83 Arten gehen 51 auch zu den Ebenen herab, so dafs den Bergen der war- men Gegenden nicht mehr als 32 bleiben, eine im Verhältnifs 238 zu den 189 den Aequinoctialebenen eigenthümlichen Arten sehr geringe Anzahl. ZweiteZone der Erhebung (von5000—11000Fufs über dem Meeresspiegel bis zum 15° südl. Br.) Wir haben hier 60 Arten angetroffen, also fast + der beobachteten Singvögel, $ der ersten Zone der Erhebung und weniger als „; der entsprechenden zweiten Breitenzone. Diese Vergleichungen zeigen, dafs wenn es weniger Aehnlichkeit in der stufenweisen Abnahme der Zahlen, in den beiden ersten Zonen der Breite und der Erhebung giebt, eine sehr grofse in den Zahlenverhältnissen dieser Zone und der ihr entsprechenden Bseitenzone statt findet. Denn der angegebene Wechsel in der Beschaffenheit des Terrains zwischen der ersten und zwei- ten Breitenzone findet in den Gebirgen statt, wie es das gleich- zeitige Vorkommen von 29 Arten unter 60 in dieser und der zweiten Breitenzone beweist. Mithin bleiben hier nur 31 Ar- ten den Gebirgen eigenthümlich. Dritte Zone der Erhebung (höher als 10000 Fufs über dem Meeresspiegel bis zum 15° südl. Br.) Diese Zone hat uns 22 Arten dargeboten, also nur „5 aller beobachteten Arten und #4 der in der ihr entsprechenden drit- ten Breitenzone. Von diesen 22 Arten kommen auch acht in unsrer dritten Breitenzone vor, woraus deutlich hervorgeht, dafs die Erhebung im Gebirgsterrain Modificationen hervorruft, die im Stande sind, zu Gunsten der Vögel Bedingungen zum Lebensunterhalt zu vereinigen, die denen von Patagonien gleich kommen; mithin bleiben nur 14 Arten diesen hohen Gebirgen eigenthümlich. Das Vorhergehende erklärt die Uebereinstimmung in den Subsistenzmitteln, welche unsere Höhen- und Breitenzonen darbieten, da nicht nur alle Arten, welche hier in den sich entsprechenden Zonen leben einander nahe stehen, sondern sogar mehr als ein Drittel der in den Gebirgen vorkommenden Arten ganz dieselben sind, all die in den südlicheren Breiten. Dies begreift man leicht; denn das Gesetz der geographischen Verbreitung der lebendigen Wesen über unsere Erde beruht 239 auf Uebereinstimmung in den Temperaturverhältnissen und be- sonders in den Nahrungsmitteln. Indem nun die mehr oder minder bedeutende Erhebung der Gebirge durch die Verdün- nung der Luft einen ähnlichen Wechsel herbeiführt, als die Abnahme der Wärme, wenn man sich vom Aequator dem Pol nähert, so mufs man vermuthen, die ganze Natur bei diesen Oertlichkeiten diesem Gesetze unterworfen zu finden. Die Hochebenen der Anden vom 15° — 23° südl. Br. bieten hin- sichtlich der Vegetation und der verschiedenen Thierklassen eine höchst merkwürdige Uebereinstimmung mit der Natur Patagoniens dar. Dieselben Pflanzengattungen, dieselben Gat- tungen Säugethiere, Vögel, Amphibien und Insecten. Diese Uebereinstimmung der Producte und der Temperatur auf den Hochebenen der Anden, ungeachtet ihrer ungeheuren Ent- fernung von 22 Breitengraden oder 440 Seemeilen, die sie von Patagonien trennen, mufs Thiere derselben Art mit sich bringen, wie wir jezt an den Singvögeln nachweisen wollen. Die stetige Abnahme der Anzahl der Arten, je näher man dem Südpole kommt oder je höher man sich über den Mee- resspiegel erhebt (bis zum 15° südl. Br.) kann mit der Ein- . theilung sämmtlicher Arten in drei Reihen verglichen werden, von denen die erste die Arten der Ebenen und der waldigen und feuchten Berge, die zweite die Arten der buschigen und dürren Ebenen, die dritte die Arten der hohen und trockenen Gebirge enthält, So vertheilt zeigt uns die erste Reihe die Zahl 291, also fast $ der beobachteten Arten, die zweite die Zahl 109, also vielmehr als + der ersten Reihe und die dritte die Zahl 85 also wenig mehr als + derselben Reihe. Die folgende Tabelle enthält unsere drei Eintheilungs- systeme und die allmählige Abnahme unserer 395 Singvögel- Arten übersichtlich zusammengestellt. 240 Zonen. 5. Zahl | (ir d Zahl er er Oertlichkeit z5|Der südl. Br. a bias sul. 2 der | nach der Beschaf- | der ss de er 15,20, 5H Dr Ei fenheit des Bodens. ER 1.]Von11°—28°| 240 | Von 0—5000 =. nen wald) Berge) 291 Kg 72|- 5000—11000F.| 60| Dürre und buschige ja | wi] L Ebnen. I. 1.[Von34°—45°| 7 |Höh. als11000F.| 22| Hohe Gebirge. | 85 © [Summe Art. | Summe d. Arten] in d.Ebne. .| 349 in den Gebirgen, | 165 Es würden also 349 Arten in den Ebenen und nur 165 Ar- ten in den Gebirgen vorkommen, was unsere oben ausgespro- chene Ansicht bestätigt, dafs die Gebirge Amerikas nicht so viele verschiedene ‚Arten aufzuweisen haben, als die Ebenen, besonders in der 'heifsen Zone. Wir haben schon oben bemerkt, ‚dafs das gleichzeitige Vorkommen derselben Arten auf den Hochebenen der Anden und in den südlichen Ebenen auf der grofsen Aehnlichkeit der Temperatur und des Bodens beruht. Wir stützen uns auf diese Thatsache; denn Analogien im Boden üben den gröfs- ten Einflufs auf viele Thiere aus, und wir finden selbst unter unseren Singvögeln einige Arten, welche olıne Rücksicht auf die verschiedene Temperatur zu nehmen, dieser Uebereinstim- mung-im Boden folgen, von der heifsen Zone bis nach Pata- gonien; in den Gebirgen des Rückens der Anden, unter den Wendekreisen, bis zum Meeresspiegel; oder mitten in den Ebenen und auf den Gebirgen aller Zonen, wenn sie nur irgend noch Mittel ihrer Existenz finden. Zum Beweis hier- für können wir anführen: 1) für die erste Reihe Fluvicola perspicillata, die die überschwemmten Ebenen durchstreift, von den Ufern des Rio negro in Patagonien bis zu den hei- fsen Sümpfen der Provinz Moxos; ferner Pepoazo polyglotta, Furnarius rufus und Anumbius vulgaris, welche im Gegentheil die von Gebüschen bedeckten Länder von Patagonien bis zur heifsen Zone aufsuchen; 2) für die zweite Reihe Muscisaxi- cola ruficeps, welche bis zum 15° ebenso gern die Gipfel der Anden, wie die Ufer des Meeres bewohnt, wenn der Bo- den dort nur dürre und trocken ist; und endlich 3) für die dritte Reihe Muscisaxicola mentalis, die eben sowohl alle | e | / 244 Gebirgszonen unter den Wendekreisen, als. die Meeresküsten und Patagonien bewohnt, wenn sie nur einen trockenen und unfruchtbaren Boden vorfindet; Anthus fulvus, der so gut -an den. Ufern ‚der Gewässer ‚umherläuft, als auf dem. Gipfel der Anden, ‚den Sümpfen von Patagonien und denen der hei- fsen Ebenen; während Gerthilauda communis Nob. unter.allen Temperaturverhältnissen der Breite und der Höhe die dürren, von. unfruchtbaren Strecken und einigen,‚Gramineen bedeckten Ebenen vorzieht. Nachdem wir diese, gegen die Temperatur gleichgültigen Arten, die nur einen übereinstimmenden Boden suchen, angeführt haben, glauben wir die Bemerkung machen zu. müssen, dafs sie nur eine Ausnalıme von .der- allgemeinen Regel machen; denn die gröfste Anzahl von Arten ist auf be- stimmte, mehr oder weniger weite Gränzen angewiesen, die schon .oft wieder in die festgesetzten Zonen gehen. Es wird leicht sein, sich davon zu überzeugen,: wenn man in der fol- genden Uebersicht die Summe der beobachteten Arten mit der der, Ausnahmen vergleicht. Arten, die allen Zonen der Temperatur gemein sind. 14 "Arten, die der zweiten und dritten Temperaturzone gemein sind wa. nu en MElaRh Ian. JAN MB ‘Arten, die der ersten und zweiten Temperaturzone ge- u ee ee 24 Arten, die unsern bestimmten Temperaturzonen eigen. 339 . 395 Mithin. giebt es nur etwa ‘1 unter den beobachteten Arten, die nicht in unsern sich entsprechenden Zonen der Erhebung und der Breite mit eingeschlossen sind. Wenn wir nun die Zahlen der den beiden Seiten der Anden eigenthümlichen Arten unter einander vergleichen, olme Rücksicht auf die verschiedenen Zonen der Höhe und der Breite zu nehmen, so werden wir mit Verwunderung 374 Arten auf der östlichen Seite finden, während auf der westlichen nur 46, also nur etwa 4 von der vorigen Summe vorkommen. 25 Arten leben gleich häufig auf beiden Seiten der Anden, so dafs also für den Osten nicht mehr” als 352 und für den Westen 20 Arten bleiben. Dieses ungeheure Mifsverhältnifs hat seinen Grund in dem Wechsel, den die herrschenden, aus V. Jahrg. 1. Band, 16 242 Nord-Ost wehenden' Winde, die"durch die Anden aufgehalten werden, in der ganzen Natur hervörbringen. Im Osten, unter der höifsen Zone, 'sind Gebirge" mit undurchdringlichen WäH dern bedeckt, wo wohlthätige Regen beständig die kräftigste Vegetation ernähren; am Fufs der Gebirge mit Wäldern be> deckte Ebenen, die bald von Lustwäldchen und freien Strecken unterbrochen werden, bald von stehenden Gewässern über- schwemmt sind. Im westen dagegen, unter derselben Breite, welch ein Contrast! die Gebirge zeigen kaum einiges’Gesträuch oder verkrüppelte Cactus, welche zwischen dürren, ödeil Fel- sen hervorwachsen, wo es niemals regnet: etwas tiefer mehr natürliche Vegetation, Ströme gebildet von dem Schmelzen des Schnees’ auf den Bergesgipfeln zertheilen sich ins Unend- liche und bringen europäische, hierher verpflanzte 'Gewächse hervor. Man sieht leicht, welche Veränderung diese so 'auf- fallende Verschiedenheit des Terrains in den Nahrungsmitteln der Singvögel herbeiführen mufs; dennoch bietet Chili in dieser Beziehung ein geringeres Mifsverhältnifs mit dem Osten dar, als die Küste von Peru, Ueberliaupt stehen die ‚Arten; der warmenGegenden auf der: Westseite in näherer Beziehung‘ zu den Arten der. Gebirge oder der. südlichen Zonen, als zu denen der warmen: ihnen entsprechenden Zonen im Osten der Anden.. ‘ Wir wollen nun zum Vergleich die Zahl der Singvögel bestimmter, und von einander der Breite nach entfernter Oer- ter im Osten und Westen der Anden angeben, damit man sieht, was für Arten jeder Oertlichkeit eigenthümlich sind, Ostseite. Westseite. M Patagonien von 40’ —42° südl. Breite seid ÄRb; . Buenos-Ayres u.Monte- Valparaiso bis Chili, bis video v.34°—35°s.Br. 20Art.| 34° südl. Br... .. „28 Art. Bolivia. und. Corientes, ” Peru (Arica und Lima) von 11°— 28° südl.Br. von 11°--18° südl.Br. 29 Art. ohne Unterschied der Höhe, yu,.2:0 »..,.854 Art. |; Nehmen wir von diesen Gegenden die entferntesten Punete im Osten und Westen der Anden, um vergleichend eine ver- 243 wändtschäftliche Beziehung aufzufinden, zwischen den sie bewohnenden Arten der Singvögel, so wie denjenigen, welche gleichmäfsig zu den 'wärmern Breitenzonen oder zu den ver- schiedenen Zonen ‚der Erhebung auf den Gebirgen gehören. Patagonien, von 40°—42° südl. Breite. Arten, welche sich finden: in Valparaiso bis Chili : in Valparaiso bis Chili und in en Be Höpekfone) in Valparaiso bis Chili und in Bolivia (dritte Höhenzone) . in Valparaiso bis Chili und in Bolivia (dritte Höhenzone) so wie in Corientes B 4 in Valparaiso bis Chili und Per” : 1 in der zweiten Höhenzone und in Bolivia. - h) in der zweiten Höhenzone, in Bolivia und Buenos- Aurel 4 3 2 10 wyN w in der ersten Höhenzone, in Bolivia und Buenos-Ayres . in Buenos- Ayres Arten die nur Patagonien Be a Demnach finden sich von 37 Arten 13 auch in Chili unter derselben Breitenzone und 21 in verschiedenen entsprechenden Höhenzonen in Bolivia. Valparaiso bis Chili, bis zum 33° südl. Br. Arten, die sich finden: in Patagonien, i 3 in Patagonien und in Balisih Kira) Höheszane)i 4 in Patagonien und in Bolivia (dritte Habaizanei) und Buenos-Ayres 2 in’ Patagonien und in Höliin Gi Höhenzone) und in BuenosmAyres lin soll Kisioklannog Serkisienne 3 in Patagonien und Peru. 4 in Bolivia (zweite Höhenzone). 1 in Peru. Re a Ele are 2 BROTHER an til ao! ah et 2 Arten ‚die Chilisalleinchat. 4. 0 20 dena md 30 Demnach finden sich von den. 30 Arten Chili’s auch 13 in Patagonien unter derselben Breitenzone und 10 in den ver- schiedenen entsprechenden Höhenzonen in Bolivia. an 244 Von den 28 in Peru'beobachteten ‘Arten Singvögel, ! sind 40 ihm 'eigenthümlich und finden sich sonst nirgends. | Wir wollen nun eine Uebersicht von allen Gattungen der Singvögel, die‘ wir im südlichen‘ Amerika’ von den kalten! bis zu den wärmern Zonen und von dem Niveau des Meeres an bis zu den Gipfeln der Anden beobachtet haben, geben, indem wir für jede die Gränzen der Breite und der Erhebung auf- führen, und indem wir nach unsern eigenen Beobachtungen ihren speciellen Standort -in Südamerika zu ermitteln suchen. Wir hielten für das beste Mittel zu einer, schnellen Ein- sicht in die geographische Verbreitung der Singvögel Amerikas, eine Tabelle, die die Gränzen des, Standorts. einer jeden Gat- tung, so wie für die Gattungen und Familien die Zahl der Arten, die wir beobachteten, angäbe, und welche in einer Uebersicht alles das enthielte, was jeder Eintheilung vorausge- schickt werden mufs und daneben auch einen Blick in unsere Classification gewährte, die mit den zoologischen Charaeteren unsere Beobachtungen über die Sitten und Lebensweise dieser Vögel vereinigte. 3 (Hier folgt Hebensteilendk Tabelle.) Wir haben die Singvögel bisher nur nach der Zahl der in unseren verschiedenen Zonen vertheilten Arten ohne Unter- schied von Familie oder Gattung betrachtet; nachdem wir’ aber in der vorstehenden Tabelle die Gesammtheit der Familien und Gattungen dargestellt haben, können wir uns nicht enthalten ‚ daraus Folgerungen, wie sie 'sich von selbst darbieten, zu ziehen. Das Erste ist die Vergleichung ‘der 'von uns in der süd- “ lichen Hemisphäre beobachteten Familien mit den europäischen. Sie theilen sich in zwei verschiedene Reihen, von denen die einen der alten und neuen. Welt gemeinschaftlich angehören, die andern Südamerika allein eigen sind. -' In Aus der ersten Reihe bieten uns die Laniadeen eine sehr kleine Anzahl Arten dar. Die Turdusineen halten den 'euro- päischen Arten das Gleichgewicht; nicht aber findet dies bei Sylviadeen statt, welche verhältnifsmäfsig viel mehr ‚Arten in Europa, als in den von ‚uns besuchten Ländern aufzuweisen haben, während 'bei den Muscicapideen grade‘ das :Gegentheil Zu Seite 244. METBERIDKLENIEN Darstellung des Standorts Br von uns in Südamerika beobachteten Singvögel, nach geographischer Breite und Erhebung über dem Meeresspiegel im Osten ‘und Westen der Anden; nebst Angabe der Zahl der Arten jeder Gattung und jeder Familie und der Classification, die wir nach Beobachtung ihrer Sitten zu befolgen gedenken. Gränzen des Standorts der Classification | Namen der ‚Gattun- er [Zahl der) Zahl der der I gen . und -Unter-' [mOst. od.| ... ,. „ |"dch d-Er- Arten der] Arten der Singvögel, gattungen, Westen Südliche Ka N Gattun- | Familien. Anden. | Breite. 150 &.Br. gen. PERRRIRIEHEEN DERSERR 5 UEEO 211111104 ENTBIL TA SELNE EDEL ARTEN 15 3 BRASS ER De IL 15 Z SSE LTE SE EI TE re ee Erste Familie. uf „IZuniagra. oO, 410290 0-5000 4 Lüuniadeae. . |Vireo. BERN I 0. 41°—28° | 05000 1 } 2. Familie. Thamnophilus. . 0. 41®—-32° | 0—7000 13 Dumieolae. „a ormicivona. . oO. 11°—18° | 0—6000 6 1 Myotherinede. Myrmothena, 0. 118 1 — — 3 = ikeeTheN Slylyr Conopophaga. O. 41°—23° | 0—5000 3 = Myothera. . O. 123° |— — — 2 Ir} 3. Familie. 9. ARltinomya. oO. WI — — 1 R TRhinomydeae. f .... KPteroptochos. W., 3302530 | _ — — 4 } 8 UMramilie: Syloßotäs, 0). | Durdus.. „u. W. | 41°—45° | 011000 5 2) Turdusineae. fe | ...D. Orpheus. „cha ‚u. W, | 11°—45° | 0—11000 5 } = Arundinieolue. - '. |Donacobius. ., 0. 41° 28° | — — — 2 & Sylvie. - . .M u. W. | 11°—28° | 0-5000 5 & Sylvieolae. ... „Hy .philus. > 0. 10-28 | — — 1 = 5. Familie Dauenis. 0. r | an Ka 4 ln ei 5 ; Synallaxis. „u. W.| 110 11 15 S & Sylviadeae. i Dumgputap] - Aapehaen 1 u, W.| 11°—45° | 0—11000 t = = Humicolae. ... „. „[Anthus. u. W. | 11°—45° | 0-18000 5 Ne Nemosia. 0. 11°—23° | 0—5000 3 S Tachyphonus. O. 441° —28° | 0—5000 6 3 Sylvicolae. . . -\Euphonia.. . 0. |11°—28° | 05000 4 N Be Tanagra... u. W.|41°—34° | 0—11000 14 6., Familie. N \ Pyranga. '. 0. 11°—28° | 0—5000 2 Tanugrideue. | Ramphocelus. ı ©. 44°—23° } 05000 4 Dumicolae. . . .J Emberuagra; 0. 14°—43° |'0—8000 4 \ Saltator. 0. |11°—34° | 0—11000 9 Phytotoma. 9. u. W110 840 541000 = "Romiie Ki Rupicola. . ©. 11°—18° | 05090 4 Y 3 "= | Pipradeae. { - Biprar a un ‚0. 4410—280.| — — = 2 =] Bye } BL 8 TonRataper je] 05 Are 05000 | 4 un 4 Coracineae. N ; = IN _ ll — — IQuerula. 0. dar 202 — = 4 EHE { Bu DEE} Ampelis. 0. - \410--28° \.0—5000.| _ 3 = Ampelideae. u eernsina. 0. 4023 | —— EIER Gränzen des Standorts der eg Classification Namen der Gattun- PERÄE ze: 2:70 Zen der | Zahl der der gen und Unter- [In Ost. u Südliche nach: 2 Be Arten der Singvögel. „ gattungen, Westen | "Preite. Fufserebin ge: “ | Familien, d. Anden. | 15° s.Br. = Psaris. N © 10-232 1 — — 5 ) e Pachyrhynchus. o 11°—23° | — — 1 e=| r Tyrannus. . . oO 11°—45° | 0—8000 14 12 Sys. "N erundnen 10, Me 4 Sg e Muscipeta. .IO, u. W, | 11°—34° | 0-5000 17 s)5 Muscicapa. 0. 411°—34° | 0—8000 14 I 3 = Er Aleeturus. . .: ©. 1-34 | — — 4 L S = 10. DER u Tachuris.. . .„ JO, u. W,|31°-34° | — — — 2 = S = WEENGEOLIENE: Dumieolae. 3 Oulicivora, .|0, u. W.| 11°—45° | 0—11000 4 Gubernetus, . [6) 11-23 1 — — 1 Fluvicola. ; (6) 41°—45° | 0—11000 8 Muscigralla. . W. 18° — _——— 1 Humicolaue. . . 7 Pepoazo, ...[ 0. u. W.| 11°—45° | 0—18000 42 Muscisaxicola. . 0. u. W.| 11°—45° | 0—18000 4 1. Familie. } rel Nyetibius, , ©, 11-28 | — — 1 6 Fissi- \ Caprimuigideae. —_— — 2 — _ [Caprimulgus. O. 11°—4° | — — 5 } ame % Yankee een — |Hirundo, O. u..W, | 11°—45° | 0— 18000 8 } 41 Birundineue. } Se Cypselus, .|0O. u. W.| 11°—23° | 0—18000 3 1. Femllie,. 1 ee Certhilauda,. . .|0. u. W.| 11°—45° | 0—18000 3 3 Fa Dumicolae und Emberiza, .- ©. u. W,| 11°—34° | 0—13000 5 2. Familie, Graminicolue. . „WPasserina. _, O. u. W.| 11° —45° | 0-18000 22 Fringillideae. Fringilla. . . 0. 10343 — 1 r Carduelis.. 0. 11°—45° | 0—11000 2 41 Coni- Sylvieolae. . , . Linaria. . 2. 0. 11°—23° | 0—11000 2 rostres j Pitylus., . . nen O. 11°—28° | 0—9000 3 Pyrrhula. . . . .[O. u. W.| 11°—23° | 0—5000 9 8. Kamilieiiss 1 Garrulus. . o 11°—28° | 0-5000 4 4 Coroideae. 3 4. Familie. Sylvicolae. . . .„|Cassicus. 3 0, 11°— 28° | 0—5000 6 RER (ie, N I » 2000. m W.| 110-45°) 018000 | 14 22 Sturnella. . «0, u. w. 110-9 | _ —_ 2 re a Dendrocolaptes. \ ° 5 Certhideue. ED 0. |41°=28° | 05000 10 10 = Nenops. . 0, 1°—280 | 0-5 Q ‘ 2. Familie, Rletterer. . BE un Be 0, R - I en 4 Sittadeae. Anabutes.. » 5 O0, 1|11°-45° | - —_ — 4 16 Dumicolae, . . .2 Anumbius. O. 110450 | 0—8000 5 Tenui- Rurnarius, R O. 411°—34° | 0—8000 1 rostres 3. Familie. m Pi - s Ymermiiie e— —r Ippucerthia. , [0. u. W. 11°—45° 0-1800| 7 7 4. Familie. (1— —- —- — —— Coereba. [6) 111°—28° | 0—5000 3 5 Coerebidae. _ N\- - — — — — | Serrirostrum. . . O. 11°—21° | 0—7000 2 5. Fanlie. (— — — — — — Trochilus.. . . .|O. u. W. | 11°—34° 011000 25 Trochilideae. { --- - - Oruismya, [0] 41°—25° , 0—11000 41 } 36 Synda- { _-—- - - -- -— - - - Prionites. . ach 0. 11°—23° 05000 1 1 eylae.\ -—— -— -——- - —- — — — [diedo.. . 2. .|0. u. W.) 11°-34° | 08000 4 4 Summa 39 245 statt findet. "Letztere Familie, die bei uns kaum in einzelnen Arten ihre Repräsentanten-hat, ‚macht in Amerika allein weit inehr als # aller Singvögel aus, ' woraus deutlich hervorgeht, ‘dafs dort die Insecten viel gemeiner als in unseren gemäfsig- ten Erdstrichen sind. Die Caprimulgideen. sind zahlreicher an Arten ‚in. den, warmen Gegenden als in unserem. Europa; die Hirundineen zeigen verhältnifsmäfsig in beiden Gegenden gleich. viele Arten. Dasselbe läfst sich von den Alaudineen und Fringillideen sagen. Die Arten der Corvideen sind im südlichen Amerika nicht so zahlreich, wo einige kleine, den Elstern ähnliche Arten kaum die Stelle der in unseren gemä- 5 ‚Sigten Ländern so gemeinen V ögel vertreten. Die Sturnideen bieten wieder ein entgegengesetztes Resultat. Europa besitzt höchstens zwei Arten dieser die Gesellschaft liebender Vögel, ‚während ‚grofse, Schwärme von ihnen die Ebenen, Sümpfe ‚und Waldsäume der gemäfsigten, wie der.heifsen Zonen Süd- Amerika’s bedecken. Die Certhideen sind in jenen Ländern "yiel häufiger, als in Europa; dasselbe"gilt von den Sittadeen; aber die Alcyonideen sind dort nicht sehr zahlreich, wiewohl immer noch häufiger als bei uns. Aus’ der zweiten Reihe sehen wir die naeh auf die südlichern Theile Amerikas, wo ihre düstern Farben gut zu der durchgehends dürren Natur passen, angewiesen; ‚während die Tanagrideen, die Pipradeen und die Ampelideen, mit ihrem prächtigen Gefieder und ihrem lebhaften Farbenschimmer hauptsächlich die warmen Gegenden mit ihrer üppigen und von der der heifsen Zone so verschiedenen Vegetation. be-. wohnen. Dasselbe gilt von den luftigen Trochilideen,. die meistens’ blofs über die warmen und gemäfsigten Erdstriche, denen sie zu nicht geringer Zierde gereichen, verbreitet: sind. Betrachten wir nun die Familien mit Angabe. der Zahl der Arten, aus denen sie bestehen, so werden sie sich. uns in folgender Ordnung zeigen: Muscieapideen. . x ..85 | Uppucerthiadeen. ' 7 Tanagrideen. . .» ... 46 | Caprimulgideen. . 6 „Kringillideen .. -.-. : 4 ‚Ampelideen. . ı . 5 lan nn Sun Corebideen. ,... '. «.18 > „ Trochilideen. nn m, 36 | Kbynomydeen. 246 Myrtherineen. .‘. . 22 | Corvideen. . 4 Sturnideen.. . . . . 27 | Alcyonideen. . : 4 Sittadeen. . . . . . 16 | Pipradeen. . 3 Turdusineen. . . . . 12 | Alaudineen. 3 Hirundineen. .% . . 11 | Laniadeen. ul Certhiadeen. . . . . 10 | Coracineen. 1 ' Prioniten. 1 Es bleibt uns noch übrig, die Singvögel unserer Tabelle von dem letztern Gesichtspunct aus zu betrachten, nämlich die Gattungen zu vergleichen, welche in Südamerika am tief- sten nach Süden gehen, und die, welche sich noch höher in den Anden, (bis zum 15° süd. Br.) erheben, wie folgende Uebersicht zeigt: Erbebung über dem Namen der Gattungen. Südliche Breite. | Meeresspiegel bis 45° südl. Br. (Fuss,) Pteroptochos. | 55° _ Rhinomya. 45° _ Turdus. 55° 11000 Orphaeus. 45° 11000 Synallaxis. 45° 11000 Troglodytes. 45° 11000 Anthus. 45° 18000 Culicivora. 43° 41000 Flwvicola. 45° 11000 Pepoazoa. 45° 18000 Muscisaxicola. 45° 18000 Hirundo. 45° 18000 Certhilauda. 45° 18000 Passerina. 45° 18000 Icterus. 45° 15000 Sturnella. 45° _ Uppucerthia. 45° 18000 Man sieht leicht, wie wir auch schon oben bemerklich gemacht haben, dafs wenn man von unsern Breiten- und Höhenzonen spricht, eine vollkommne Uebereinstimmung zwi- schen den Gattungen, die die südlichen Theile des amerikani- 247 schen Continents bewohnen, und denen, welche sich am höch- sten in’ den Anden erheben, statt findet. Zu den Gattungen der Singvögel, die uns in einer bedeutenden Höhe über. dem Mee- resspiegel vorgekommen sind, gehören vorzüglich Uppucer- thia Icterus, Muscisaxicola und Passerina, die man bis. zu den Regionen des ewigen Schnees und auf allen ‚hohen Pla- teaus antrifft. i Betrachten wir: die Singvögel hinsichtlich ihrer Wohnplätze, ihrer Sitten und ihres Aufenthalts in Wäldern oder buschigten Ebenen, an Sümpfen, auf Felsen oder: grasreichen Ebenen, so haben sich uns folgende Resultate’ ergeben: ! bi auf den:äufsern Zweigen. . . 67 Arten. N { im Innern der en FE EEE) Ben R aufd. Gipfelnd. Gebüsche. 149 — In Gebüschen lebende. 219, ‚m Innern der-Gebüsche. 70. — Sumpfvögel, auf Binsen oder Wasserpflanzen... , 14 — Felsen oder Gebäude liebende. . 2... ... 11 — In Ebenen lebende, hauptsächlich Gangvögel. . . 26 — Aus diesen Zahlenverhältnissen sehen wir, dafs die’ mit Gebüschen bedeckten Gegenden die ‚meisten Arten beherbergen; auch überwiegt, wie wir sahen, in den warmen Erdstrichen die Zahl der in Ebenen lebenden Singvögel die der in ‚Gebir- gen vorkommenden Arten bedeutend, weil dort mehr Gebüsche vorhanden sind, als sonst wo, und weil sich dort, aucli ‚mehr Inseeten und zu ihrer Nahrung dienliche Körner vorfinden. - Die in Europa so regelmäfsig statt findenden Wanderungen der Singvögel, sind in der südlichen Hemisphäre ganz verschieden. Hier giebt es keine Zugvögel, die in einer ‘Gegend zu einer bestimmten Jahreszeit nisten, um sodann ein, Gleiches in an- dern Gegenden zu thun, die im Winter wärmer, im Sommer "gemäfsigter sind. Zwar ziehen die Singvögel des mittägigen Amerika’s auch, sei es der strengen Kälte zu entgehen, sei es um Nahrungsmittel, die ihnen mangeln, aufzusuchen; aber keiner wandert in dem Sinne, den wir mit diesem Worte für Europa verbinden und wenn gleich eine dieser Ursachen nothwendig die andere hier mit sich bringt, so ist dies doch nicht in Amerika der Fall. Die Wanderungen der Singvögel, die‘'durch die Kälte veranlafst werden, zwingt sie sich vom Süden nach. Norden 248 N h zu begeben, wie’ dies auch Azara in seiner‘ Reise. anfülırt, aber nicht ohne Ausnahme, wie der: spanische ‘Reisende be- merkt, der'nur die Länder der Ebene gesehen hat; denn. wenn die Arten der kalten und gemäfsieten Striche des platten Lan- des diese Richtung einschlagen, indem sie die wärmern Zonen suchen, findet für die Gebirgsbewohner gerade das Gegentheil statt, die dann von ihren hohen Gipfeln in die Ebenen herab- ziehen, indem sie 'auf der östlichen ‚Seite, der Anden von We- sten: nach Osten, und auf- der westlichen von Osten nach Westen streichen. Man sieht hieraus deutlich, dafs die Rich- tung der Wanderungen nicht beständig dem Laufe der Sonne noch überhaupt einer feststehenden Richtung folgt. Abgesehen von den sehr wenigen Standvögeln der kalten Gegenden, wie Patagoniens (vom 41°—-45°) ziehen wirklich alle andern kurz nach der Brutzeit im März und: April ab und begeben sich nach Norden bis Buenos-Ayres bis zum 34°; während ‚die Zugvögel dieser Gegenden zu.derselben Zeit wegziehen, um An Corrientes, Chaco und im südlichen Brasilien bis zum 28° südl. Br. die Stelle der Arten zu vertreten, die sich von hier noch weiter nach Norden hinauf ‚begeben. So sieht man in diesen 3 Zonen bestimmte Arten sich periodisch Jahr aus Jahr ein, die einen im Sommer ‘die andern im Winter vertreten; aber während der winterlichen Wanderungen. nisten diese Vögel nie, und wir haben sie immer, bald nachdem die Kälte vorübergegangen war, im August und September schaarenweise, wie sie sehr häufig’kamen, wieder abreisen und ‚zum Nisten in die Gegenden zurückkehren sehen, die sie jährlich während der heifsen Jahreszeit bewohnten. Diese Wanderungen kön- nen in allen südlichen Tropenländern, in den Ebenen und östlichen Abhängen der Anden, von Patagonien bis Brasilien und Paraguay nicht regelmäfsiger sein; aber auf der Westseite der Anden haben wir nie eine vom Süden nach. Norden beobachtet, sondern immer nur die im Winter von den Ge- birgen in die Thäler hinab. - Die "Wanderungen der Gebirgsbewohner in die. Ebenen werden zu derselben Zeit und unter denselben Bedingungen, wie die in den Ebenen, unternommen; diese Arten ziehen, auch den ganzen ‘Winter hindurch in gemäfsigtere Gegenden, aber sie nisten hier ‚nieht. : So ziehen fast alle Arten von den Anden, 249 die "einen in die'Ebenen der Pampas, von Chaco oder selbst nördlicher in die’ von Santa Gruz de la Sierra; während die Arten der 'entgegengesetzten’ Seite bis am die Ufer des Meeres, bis Chili’und Peru streifen und sich von dort in ‚ihre Gebirge zurückwenden, um’ hier zu.nisten. ‘Die Gattungen und Familien, ‘welche am regelmäfsigsten diese jährlichen Wanderungen unternehmen, sind: die Turdusineen,, die Syl- viadeen, 'Pipra, Embernagra, fast alle Muscicapideen, die Caprimulgideen, \die Hirundineen, alle: Fringillideen, Ana- bates' und die Alcyonideen. ' Man 'bemerkt wohl, ‚dafs, da inseetivore und granivore Vögel in bestimmten ‚Gegenden die Stelle von Vögeln vertreten, "die: dieselbe: Lebensart haben, nicht immer der Mangel‘ der Nahrung, wohl aber oft die Kälte die Arten einer südlichen Breite zu den Wanderungen :nach Norden veranlafst.. ‘Daraus, dafs die neuen Ankömmlige wäh- rend‘ der kalten Jahreszeit Lebensunterhalt vorfinden, mufs man 'schliefsen, ‘dafs mehr die Abnahme‘ der Temperatur der Grind ‘dieser Wanderungen ist, als der: wirkliche Mangel der Lebensmittel; oder man mufs doch wenigstens annehmen, dafs einige Arten nieht an Körner oder. bestimmte Thiere gebunden sind, die in der ‘kalten Jahreszeit : auf.eine Zeit lang ver- schwinden. | Bei einer zweiten Classe von Zugvögeln werden die Wan- derungen nicht durch die Abnahme der Temperatur, wohl aber durch ihre Gebräuche ‘oder durch das Bedürfnifs ihre Nah- rung zu suchen, ‘bedingt; hierher gehören die der ‚heilsen Zone. Einige ziehen periodisch, andere beständig, ohne stets einer bestimmten Richtung zu folgen. Man könnte glauben, dafs die periodisch erscheinenden das allgemeine Gesetz der Wanderungen befolgen; mufs man aber die Gewohnheit zu- ziehen bei den Arten, ‘die nicht in bestimmten Perioden er- scheinen, dem Einflufs der Jahreszeit auf die Reife der Körner oder auf das Ausschliefsen dieser oder jener. Insectenart zu schreiben? Oder wird das unregelmäfsige Erscheinen von localen, ganz. besondern Umständen abhängig sein, durch die an solchen Orten ein gänzlicher Mangel: von Körnern und In- secten herbeigeführt «werden kann, ‘was die davon lebenden Singyögel zwingt, solche anderwärts zu suchen? , Wir glauben, dafs beide Umstände gleichen Einflufs auf diese Wanderungen 250 haben, “die uns weniger ‚merkliche Wanderungen als vielmehr zufällige Ortsveränderungen zu sein ‚scheinen. » Wie dem auch sei, so verhält sich die Zahl der Zugvögel zu den Standvögeln ! wie129 i: 266; ‚und zwar übertreffen in dem‘ Theilen Südamerika’s, die wir; durchforscht haben, (die Standvögel unter ‚den Singvögeln, die Zugvögel etwas über die Hälfte. Letztere leben vorzüglich in gemäfsigten und ka ten ‚Erdstrichen; nichts desto weniger giebt. es Standyögel unter allen Breiten, und wenn wir in unserer Uebersicht: gleich die Gattungen aufgezählt haben, die diese verschiedenen Ge- setze befolgen, so: giebt es doch sehr ‚häufig "einzelne Arten, welche beiden Kategorien angehören. In einem Lande, wo (die Inseeten'so zahlreich ‚sind, mufs es auch nothwendig mehr insectivore, als ‚granivore ‚oder fru- givore Vögel gehen, und so haben wir es. beobachtet; ‚denn von den gesammelten Arten: leben 267 von Insecten, «während sich nur 128 von Körnern oder Früchten nähren; so dafs also die inseetivoren die granivoren wenig mehr als um die Hälfte überwiegen 'würden. Indessen ist Südamerika vielleicht das einzige Land :in der Welt, wo die Vögel am wenigsten eine bestimmte Regel "befolgen, auch sieht man viele granivore, besonders frugivore nach Umständen Insecten und Mollusken verzehren. Es wäre viel. richtiger zu sagen, dafs viele von ihnen im Winter omnivor sind; denn oft haben wir in. der Nähe von Meiereien insectivore und granivore Singvögel mit Appetit das Rindfleisch verzehren sehen, welches man häufig zum Behuf des Trocknens auf Klaftern ausbreitet. Eine Elster (la pie acahe), verschiedene Arten von Icterus, von Tyrannus und andere Muscicapideen, eine Finkenart (le Sringille pavoare) stritten sich dann hartnäckig um Stücke Fleisch, welche ihre gewöhnliche Nahrung vertraten. Die Geselligkeit ist bei den Singvögeln verhältnifsmäfsig seltener als bei den Hühnervögeln, Sumpf- und ıSchwimm- vögeln, indefs vereinigen sich nicht nur viele von ihnen, wie die Fringillideen und ‘einige Tanagrideen bald nach der Paarung, sondern man sieht auch noch mehrere andere Arten aus den Gattungen’ Ieterus und Gassicus sich zu dieser Zeit näher an einander anschliefsen, was bei den andern Vögeln gewöhnlich eine momentane Trennung in Paare zu Wege bringt: var 251 Im Allgemeinen sind die in der Ebene lebenden die gesellig- sten, fast immer die granivoren, woher die Minderzahl der geselligen Vögel rührt; denn unter den insectivoren haben wir nur einige Muscicapideen, die Hirundineen und die Capri- mulgideen gefunden, welche sich blofs zu den’ gröfsern Wanderungen vereinigen. Beobachtungen über einen ungewöhnlich zahmen und äufserst klugen Baummarder (Mustela martes). Mitgetheilt von St: K. v. Siemuszowa-Pietruski. Im Juni 1836 bekam ich einen sehr jungen Baummarder, welcher in einer kurzen Zeitfrist so heimlich wurde, dafs er die Bewunderung Aller, die ihn zu sehen die Gelegenheit hat- ten, mit Recht verdiente. Dieses schöne Thierchen ging in allen Zimmern frei herum, ohne Jemandem etwas Böses zu thun, spielte auf dem Hofe mit meinen dänischen Doggen, sprang denselben oft auf den Rücken, und ritt manchmal auf den guten geduldigen Thieren sehr possierlich eine gute Strecke nach Art der Affen. Die Hunde hatten aber auch den Marder sehr gerne und zeigten nie Spuren des ihnen gegen solche Thiere angebornen 'Hasses. Mit der Zeit wurde er an meine Person so anhänglich, dafs er mich überall auf allen meinen Spaziergängen, ja selbst in die benachbarten Dörfer, wie es nur ein Hund oder Dachs thun kann, (siehe meine Beobach- tungen über den Dachs in Wiegmann’s Archiv, dritter Jahr- gang, zweites Heft) nachfolgten. Auf diesen Spaziergängen war es sehr interessant zu beobachten, wie er seinen von Natur eingebornen Trieb auf Bäume zu klettern zu bezwingen wufste. Es traf sich nämlich sehr oft, dafs er Lust bekam auf einen Baum zu klettern; doch als er bemerkte, dafs ich 252 mich entfernte, so eilte mir das Thierchen augenblicklich nach, Selbst, auf grofsen Excursionen in die 3—4 Meilen entfernten Urwälder. der Karpathen war der Marder mein treuer. Be- gleiter; Flüsse und Bäche durchschwamm er mit besonderer Fertigkeit, . wie eine Fischotter; das Bewunderungswürdigste war aber dabei, dafs er sich nie sehr weit von mir entfernte, nur ein einziges Mal erinnere ich mich, ihn auf etliche Stun- den verloren zu haben. Diefs geschah auf folgende Weise, Den 30. August 1837 folgte mir auf einer Excursion in den Theil der Karpathen, den man Potoninen nennt, der Edel- marder wie immer nach. Auf einer reizenden Flur war ich mit dem Einsammeln des schönen Carabus Sacheri beschäf- tigt,, und vergafs ‚gänzlich . den, Marder, ; welcher, in der Nähe ein Nest mit jungen Singamseln (Merula montana Brehm.) auffand und dieselben ruhig verzehrte. Nach einer glücklichen Coleopteen- Ausbeute, wollte ich noch einen hohen Berg Na- mens Paraszka ersteigen, vermifste aber den Marder und setzte meinen Weg ohne ihn fort. Wie grois war meine Freude, als ich das kluge Thier nach acht vollen Stunden bei meiner Rückkehr auf derselben Wiese, wo ich es verloren hatte, wiederfand, — Dieser Marder nahm, wenn ich von Hause. abwesend war, Tage lang keine Nahrung zu sich, und. bezeigte, wenn ich zurückkehrte, seine Freude durch fröhliche Sprünge und Lieb- kosungen u. dgl. j Er frafs alles, was auf den Tisch kam: Brot, Früchte, Käse, Milch, am liebsten eben rohes Fleisch; Wein trank er sehr gern und viel, Dieses eben beschleunigte seinen Tod, in- dem er einst so viel davon trank, dafs man ihn am folgenden Tage todt auf dem Boden des Hauses fand. Botanische Notizen von Dr. M. J. Schleiden. (Fortsetzung.) (Hiezu Taf. VII.) 1. Ueber /Bastarderzeugung und Sexualität. Bi Gelegenheit sehr schätzbarer Mittheilungen über Bastarder- zeugung in der Flora fragt Prof. Wiegmann in Braunschweig am Schlusse, wie dieselbe im Verhältnifs zu meiner Theorie der Fortpflanzung zu denken sei. Meine Antwort darauf könnte ein- fach so lauten: „Durch das Pollenkorn, welches durch seine Verlängerung (den Pollenschlauch) in ds Innere des Eichens eintri d dem künftigen Embryo der Typus der mütterli- chen (vulgo väterlichen) Pflanze aufgedrückt und da die ganze fernere Bildung, durch welche der eigentliche Embryo hervor- geht, imInnern des Embryosacks (des männlichen Princips der Pflanze, Wolffs nutrimentum magnum in minima mole) statt findet, wo also der Embryo von der väterlichen (wulgo mütterlichen) Pflanze ernährt wird, so wird die Erzengung des Bastards erklärlich.“ aEs haben aber auch andere und einemtllch Meyen die Bastarderzeugung gradezu, als einen genügenden Einwurf gegen meine Theorie der Fortpflanzung betrachtet und der letzte sagt (in seiner Physiol. Bd. III. pag. 320): „die Bastarderzeu- gung ällein war hinreichend, um die Hypothese.des Hr. Schlei- den zu beseitigen.“ Es giebt eine Klasse von Naturphilosophen, die die ganze issenschaft, das heifst, so viel sie grade in dem Augenblick Jahrg, ı Band. 47 254 davon gefafst haben, mit absoluter Nothwendigkeit in ewigen Naturprineipien begründet nachweisen, morgen aber, wenn sie vielleicht derweile etwas besseres gelernt, das directe Gegen- theil mit derselben absoluten Nothwendigkeit aus denselben Principien abzuleiten wissen. Von solchen komischen Leut- chen, die mit dem gesunden Menschenverstand und der Logik beständig über den Fufs gespannt sind, hätte ich mich wohl eines solchen Einwurfs versehen können, aber nicht vonMeyen, der allem, was über das gesunde, hausbackne Denken hinaus- geht, so feind ist, dafs er sogar alle Hypothesen verniehten möchte; freilich — ohne zu bedenken, dafs es olıne Hypothese überall gar zu keiner Wissenschaft kommen kann. Die Wissen- schaft hat als Inhalt nicht ein beliebig geordnetes Aggregat von Thatsachen, sondern ein System von Gesetzen und Regeln und durch dieselben bestimmte Thatsachen. In: Beobach- tung und Erfahrung fallen aber nur die letzteren; das Gesetz bringen wir allein durch Hypothesis (Voraussetzung) hinzu. — Auch macht Meyen de facto keineswegs sehr sparsam Ge- brauch von diesem Rechte, — Die Bastardzeugung anlangend scheint es mir nun aber atıch grade für den alltäglichen, ge- sunden Menschenverstand ganz einerlei zu sein, ob a zu b, oder b zu«@kommt, wenn sie nur überhaupt zusammen kommen. Ja die Bastarderzeugung ist so wenig eine Widerlegung mei- ner Ansicht über die Fortpflanzung, dafs sie vielmehr ‚durch dieselbe. unendlich. viel einfacher und ohne Hülfe der eigen- thümlichen Lebenskraft (dieser Chauve-souris-Maske physio- logischer Unbeholfenheit) erklärt wird, wie meine oben gegebne ‚Antwort auf Wiegmanns Frage beweist, welche übrigens (euique suum) zufällig mit Auslassung eines für mich über- flüssigen Zwischensatzes eben wörtlich die von Meyen (Phy- siolog. III. pag. 320.) gegebne Erklärung ist. — Gegen Meyens Verwerfung meiner Ansichten über Fortpflanzung kann ich mich insbesondere eines bei ihm sehr beliebten Beweises be- dienen, nämlich der Analogie mit der Thierwelt, da sich leicht nachweisen läfst, dafs Meyens Ansichten aller Analogie wider- streiten, indem er gradezu die Vorbildung einer materiellen Grundlage also die Präexistenz eines zu befruchtenden Ovu- lums ableugnet. Ich weifs nieht, was er mit seiner befruch- tenden Substanz, die ihm’ zum Glück unter den Händen lebendig‘ % 255 wird und davon läuft, eigentlich im Ovario anfangen wollte, denn, wenn der Pollenschlauch im Ovario ankommt, findet er nichts vor, was er befruchten könnte; selbst der Vorläufer des Embryos, Meyens Embryobläschen, ist noch nicht einmal vorhanden und bildet sich auch nach ihm weder im Embryo- sack und aus dessen Substanz, noch aus dem Pollenschlauch und dessen Substanz, sondern zwischen beiden und von beiden nur berührt, als ein ganz neu entstandenes Ding, und keines- wegs als die Um- und Ausbildung einer schon vorhandenen Anlage (vgl. Physiol. Bd. IN. Taf. XIII. Fig. 33 —42*). Uebri- gens ist die ganze Darstellung beiMeyen so vage und unklar, dafs kaum zu entscheiden ist, wie er sich eigentlich die Sache denkt und, wie in dem ganzen Buche Thatsache und Räsonne- ment, oft auch noch Geschichte und Polemik ohne Trennung verwirrend durcheinander läuft zum grofsen Nachtheil des mancherlei Guten, was darin steht, so ist es auch hier. Nir- gends wird das Schlufsresultat der vielen zum Theil sich widersprechenden Beobachtungen mitgetheilt. Etwas der Art kommt dagegen im Jahresbericht von 1838 (Wiegmanns Archiv Jahrgang 5. Bd. 2. pag. 33.) vor. Hier sagt Meyen: Der. Pollenschlauch giebt seine Membran bei der Bildung des Embryos als materielles Substrat, aus welchem eine Bildung im Innern des Nucleus des Eichens folgt, die sich theilweise zum Embryo gestaltet. — Wenn dieser Satz etwas anderes heifsen soll als „dafs der Embryo eine Umgestaltung eines Theils des Pollenschlauchs (nämlich seines äufsersten Endes im Nucleus) sei, so mufs ich gestehen, dafs der Satz für mich gar keinen Sinn hat. Soll er aber so, wie eben angegeben, verstanden werden, so ist es nichts als eine sehr erkünstelte und schwerfällige Phrase für meinen einfachen Satz: „Das Ende des Pollenschlauchs wird zum Embryo, folg- lich ist das Pollenkorn ovulum.“ *) Ich berufe mich hier nur auf die Abbildungen, aus denen sich die obige Erklärung natürlich ergiebt. Meyens Erklärung findet, in seinen eignen Abbildungen keine Stütze und beruht überhaupt nicht auf Anschauung, sonst würde er grade hier, beim wichtigsten und fast allein wesentlichen Punkte, wohl nicht verfehlt haben, die so sehr Aöthigen Abbildungen zu geben, — 47* 256 Meyens, aus viel zu wenigen, meist unvollständigen Beobachtungen hervorgegangene Ansicht entbehrt ‚also ‚grade da der von ihm stets hervorgehobnen Analogie ‘des Thier- reichs, wo nach den neuern Untersuchungen von Wagner, Baer undScehwann ganz entschieden eine sehr specielle Ana- logie existirt, nämlich in der Präexistenz des Embryos als ein- zelner Zelle, aus welcher, bestimmt durch befruchtenden Ein- flufs, das neue Individuum sich entwickelt. — Uebrigens mufs ich eine ausführliche Nachweisung der Unzulänglichkeit der Meyenschen Untersuchungen, insbesondere soweit es ein spe- cielles Eingehen in die von ihm angeführten Beispiele betrifft, für einen andern Ort aufsparen. — Als Andeutung, dafs mein Urtheil über diesen Theil der Meyenschen Untersuchungen nicht unbegründet ist, mag hier noch folgendes Platz finden. Wenn derselbe z. B. den Liliaceen den Embryosack abspricht und sogar die Behauptung aufstellt, dafs sich bei ihnen eine Höhle im Nucleus erst bei der Verstäubung der Antheren bilde (Physiolog. Bd. II. pag. 306, 311), so ist das allein einer höchst mangelhaften Untersuchung des Entwicklungsganges und einer höchst üngenügenden Zahl von Fällen und somit einer Beschränktheit des Blickes zuzuschreiben. — Phormium tenax hat in allen Entwickelungsstufen und namentlich schon zu einer Zeit, wo die Knospe etwa 1° lang ist, einen Embryo- sack, dessen Derbheit dem Trivialnamen der Pflanze alle Ehre macht. Aber auch lange vor Oefinung der Knospe (ja bei den Tulipaceen lange, ehe die Eihäute den Nucleus vollstän- dig bedecken) ist der Embryosak bei Tulipa sylvestris, gesneri- ana, breyniana, Frilillaria imperialis und pyrenaica, Scilla sibirica, Eucomis punctata, Hyacinthus orientalis, Hemero- callis flava, Allium Moly, Lilium candidum, camschaticum, tigrinum, bulbiferum, Martagon und chalcedonicum deutlich vorhanden. Grade Lilium candidum hätte Meyen den besten Beweis von der Falschheit seiner Ansicht liefern können. Hier zeigt nämlich jede Zelle des Nucleus einen sehr deutlichen scharf gezeichneten Cytoblasten und: so wie bei den andern Zellen bleibt dieser Cytoblast auch in der Zelle persistent, die sich zum Embryosack ausdehnt und so den Nucleus ver- drängt. Als solche nur vergröfserte Zelle durch ihren Cyto- blasten ganz ohnzweifelhaft characterisirt, zeigt sieh nun der 257 Embryosack in der 2” Tangen Knospe, also fast 14 Tage vor Verstäubung der Antheren. — Bei Allium Moly ist der Em- bryosack ebenfalls sehr derb und hat lange vor Aufbrechen der Antheren schon den ganzen Nucleus verdrängt und ist an seine Stelle getreten, grade wie bei den Orchideen, denen Meyen ebenfalls wegen mangelhafter Beobachtung den Em- bryosack abspricht; denn auch hier characterisirt sich die zarte, fast gallertartige, die Höhle des Nucleus anfänglich aus- kleidende, später den letzteren ganz ersetzende Membran durch einen oft sehr deutlich zu erkennenden Cytoblasten als selbst- ständige Zelle. — In solchen Fällen wie bei Zilium candidum und den Orchideen haben wir nun ein Merkmal, wodurch wir die Anerkennung des Embryosacks, als selbstständiger Zelle, erzwingen können, welches leider in andern Fällen fehlt. — Der Embryosack erleidet bei vielen Pflanzen eine sehr bedeu- tende Ausdehnung, ist deshalb zur Zeit der Befruchtung äufserst zart, seine Substanz wird in gar vielen Fällen, z. B. nament- lich bei Fritillaria imperialis zur Zeit der Befruchtung sehr weich, fast gallertartig, damit er der Ausdehnung seiner Mem- bran durch den eindringenden Pollenschlauch um so viel weni- ger Hindernifs entgegensetze, zugleich adhärirt er den übrigen Zellen des Nucleus und wenn dieser schon verdrängt ist des Integuments, zumal in der Chalaza-region, woher er den Zu: ‚ Aufs der ernährenden Säfte aufnimmt, so fest, dafs er durch die Behandlung mit unsern zartesten Instrumenten entweder zerrissen wird, oder doch nicht isolirt werden kann. Doch ist es mir auch durch Ausdauer mehrmals gelungen den Embryosack grade aus Fritillaria imperialis, besonders in frühern Zustän- den des ovulum fast unverletzt herauszupräpariren. — Wer nun aber wie Meyen sich an der Betrachtung eines verein- zelten Zustandes und einer einzelnen Pflanze aus einer so grofsen Familie, wie die Liliaceen sind, genügen läfst, mufs denn wohl nothwendig zu dem Glauben kommen, dafs hier kein Embryosack vorhanden sei, von dessen Existenz er sich dureli Beobachtung der vollständigen Entwickelungsgeschichte im ein- zelnen Falle und durch den Schlufs aus der Analogie bei ge- nauer Untersuchung der verwandten Pflanzen bald überzeugt hahen würde, — Wenigstens hätte er sich dann bestimmt da- hin aussprechen müssen, dafs er Fritillaria für eine ganz 258 absonderliche Ausnahme in ihrer eignen Familie ansieht, was Meyen, gestützt auf die weiche Substanz des Embryosacks, auch wahrscheinlich gethan haben würde. — Ueberall nämlich scheint. es ihm nur schwer zu gelingen, sich vom Individuellen, Einzelnen, Thatsächlichen zum Begriff zu erheben; wie erhier nach einer nicht ausgesprochenen dunkeln Vorstellung den Begriff der Zelle von dem Mehr oder Minder der Festigkeit der Membran abhängig machen möchte, eben so willkührlich scheint er zum Begriff der Spiralfiber eine gewisse, aber auch nicht näher bestimmte Dieke zu fordern (Wiegmanns Archiv Jahrgang 5. Bd. 2. pag. 17 —18.). ich kann nicht umhin, hier noch zu ‚bemerken, dafs Meyens gesammte Beobachtungen, entweder directe meine Beobachtungen bestätigen (z. B. Physiol. Bd. IH. Taf. XIU. Fig. 21, 23. Taf: XV. Fig. 1—9) oder sich recht wohl als unvollständige Reihen aus meiner Theorie erklären lassen, dafs, aber umgekehrt ein grofser Theil meiner Untersuchungen, namentlich die ganz constante Erscheinung der Einstülpung des Embryosacks*) und die Entstehung der ersten Zellen auf Cytoblasten im Pollenschlauch, so wie die fernere Entwick- *) Mirbel hat mir (Notes pour servir a V’histoire de l’embryo- genie vegetale, seance de Tacad. des Sc. du 18 mars 1839. pag. 12.) vorgeworfen, dafs ich die Einstülpung des Embryosacks nirgends ab- gebildet, und meint deshalb, das Ganze sei nur eine Einbildung von mir. Er irrt aber darin sehr. Die Membran des Embryosacks ist meist so zart, dafs man, wenn man verhältnifsmäfsig zeichnen will, ihn nur mit einer einfachen Linie bezeichnen darf. Ebenso verhält es sich meist mit dem Ende des Pollenschlauches; wo nun beide fest an einanderliegen, ist die Duplieität der Wandung so wenig wie bei zartwandigem Parenchym darzustellen; wie man bei diesem aber an den Intercellularzängen die Doppeltheit der Wände erkennt, so kann man es bei jenem an der Stelle, wo der Pollenschlauch an den Em- bryosack antritt, und das zeigt sich denr meist sehr deutlich und ist auch überall, wo ich e& in der Natur deutlich gesehen, von mir ab- gebildet worden (Siehe Ueber Bildung des Eichens etc. deta Leopold. Carol. Vol, XIX. P.1. Taf. II. Fig. 10,21. Taf. VI. Fig.76. Taf. VI. Fig. 103. Taf. VIH. Fig. 129, 130,), Uebrigens ist mir selbst ein Fall vorgekommen, wo die Einstülpung des Embryosacks deutlich vom Embryonalende des Pollenschlauchs zu "unterscheiden war, und diesen Fall habe ich denn auch ganz naturgetreu dargestellt, nämlich bei Phormium tenax Taf. IV. Fig. 48. 5 \ 259 ‚Jung bis zum Eiıbryo durch beständige Entwicklung von Zel- len in Zellen, durchaus keine andre Erklärung als die von mir gegebne zulassen, von der man sich nur befreien kamn, wenn man die von mir zum Grunde gelegten Thatsachen grade- zu in Abrede stellt. — Von mehreren Seiten ist meine Theorie der vegetabili- schen Embryogenie mit dem. Namen einer Antisexualtheorie beehrt worden und als solche angefochten; so sagt unter an- dern Meyen Physiol, Bd. II. pag. 282., dafs, wenn. meine Theorie richtig sei, nicht nur, wie ich gesagt, die Geschlech- ter bei den Pflanzen falsch benannt seien, sondern dafs man alle Vorstellungen über das Vorkommen geschlechtlicher Dif- ferenzirungen bei den Pflanzen aufgeben müsse*.) In meinem Aufsatze: „Beiträge zur Phytogenesis,“ in Müllers Archiv Jahrg. 1838, habe ich den Fehler vieler Naturforscher gerügt, Ausdrücke aus einer Disciplin in die andere zu übertragen, ohne sich erst gründlich mit der ursprünglichen Bedeutung “ des Ausdrucks bekannt gemacht, oder seine volle Anwendbar- keit, mit allen ilım anhängenden Nebenbegriffen an der*neuen Stelle tiefer durchdacht zu haben. Ich nahm damals als Bei- spiel das Wort „Wachsen;“ als ein eben so schlagendes kann ich hier das Wort „Geschlecht, sexus“ ausführen. Wenn man über die Behauptung, dafs meine Theorie die Sexualität der “ Pflanzen leugne, nur einen Augenblick nachdenkt, so kann mau sich nicht wohl verhehlen, dafs jenen Männern durchaus ein *) Wahrscheinlich von diesem Irrthum ausgehend sagt Meyen (Wiegmanns Archiv Jahrgang V., Jahresbericht pag. 36.) Endli- ehers Ansicht, so paradox sie scheint, sei schwieriger zu beseitigen, als die Meinige. — Ich hatte Umkehrung der Geschlechter behauptet, grade wie Endlicher. Ich habe die Anthere für den Eierstock er- klärt, grade wie Endlicher. Ich aber halte den Embryosack für das männliche Organ, Endlicher das Stigma. Ich baue meine Theorie auf beobachtete Thatsachen, Endlicher auf Räsonnement. Da nun Endlichers Ansicht über das Stigma sehr leicht, wenn auch nicht als falsch, doch als unbegründet darzustellen ist, so wüfste ich wahrlich nicht, wie meine vielen Beobachtungen leichter zu be- seitigen sein sollten, als Endlichers nicht grade immer concluden- ten Schlüsse; man müfste denn die Specialia meiner Untersuchungen, wie Meyen, ignoriren, 260 klarer Begriff bei dem Worte Sexualität mangelte und dafs sie dabei entweder in sehr grofser Beschränktheit an der Linne- schen Deutung der Organe kleben blieben, oder eine höchst unklare Erinnerung aus der Zoologie zum Grunde legten. — Worin liegt denn bei den Thieren das allgemein geltende Merkmal der Sexualität? Offenbar nicht in der Form der Or- gane, die so mannigfach von der höchsten Einfachheit zweier Bläschen, bis zu der höchsten Complication abändern, nicht in dem Complex der zu einem Sexus gehörigen Organe, denn uterus, vagina, penis*), scrotum etc. sind nur bei einzelnen Thier-Familien vorhanden, endlich nicht in der Form des Pro- cesses, denn die Befruchtung wie die Ausbildung des Befruch- teten ovulum geschieht bald an diesem bald an jenem Ort, bald innerhalb bald aufserhalb des Organismus. — Es bleibt *) In Wiegmanns Archiv Jahrgang V., Bd. II. Jahresbericht pag. 38. sagt Meyen: „Etwas anders mufs sich der Befruchtungsaet bei den Pflanzen darstellen, da ihnen der penis fehlt. — Also glaubt Meyen, dafs alle Thiere einen penis besitzen. Wenn er einen sol- chen bei den 4cephalen, den Echinodermen, Polypen etc, entdeckt hat, so ist es doch sehr tadelnswerth, dafs er eine so wichtige Ent- deckung nicht längst bekannt gemacht, — Der Befruchtungsact mufs sich bei den Pflanzen allerdings etwas anders darstellen, als bei den Thie- ren; daran hat aber der penis nicht den geringsten Antheil, denn derselbe fehlt auch einer grofsen Anzahl von Thieren. — Ibidem nennt Meyen den Pollenschlauch ein in gewisser Hinsicht dem penis zu verglei- chendes Organ, sagt aber in seiner Physiologie ausdrücklich (p.311) dafs das Keimbläschen aus der Substanz der Spitze des Pollen- schlauchs (also gleichsam aus der glans penis) gebildet werde. — Wer in seinen eignen Ansichten noch so confus und unklar ist, wer mit so oberflächlichen Bemerkungen: „dafs der Unterschied der thie- rischen und pflanzlichen Zeugung im Dasein und Mangel des penis liegt“, sich selbst zufrieden stellen kann, von dem kann man mit Ernst verlangen, dafs er sich solcher kahlen Machtsprüche, wie Wieg- manns Archiv l. c. pag. 30 („Schleidens Erklärung ist an und für sich ungenügend und denn überhaupt ganz zurückzuweisen“) enthält, oder wenigstens mit Gründen belegt. Wenn Meyen als Berichter- _ statter auftreten will, so ist vor allem seine Pflicht unpartheüsch die Thatsachen zu referiren, und wenn er sich ein Urtheil erlaubt, das- selbe zu begründen. Das wegwerfende Urtheil aber ohne alle Gründe und sogar, ohne die verworfene Ansicht selbst nur anzuführen, hin- schreiben, ist ein Verfahren, bei welchem Meyen nur sich selbst schaden kann. — 261 also für den Begriff der Sexualität als allgemeiner physiologi- scher Differenz gar nichts übrig als die Bestimmung: „dafs ein Individuum (oder bei Zwittern, ein Organ) einen Keim liefert, der für sich nicht im Stande ist, sich zu einem neuen Individuum zu entwickeln, sondern dazu durch den materiellen Einflufs eines anderen Individuums (resp. Organs) bestimmt werden mufs.“ Das erste Individuum (Organ) nennen wir das Weibliche, das andere das Männliche. — Nun glaube ich durch meine Beobachtungen nachgewiesen zu haben, dafs das Pollen- korn der Keim des neuen Individuums ist. Ich habe aber nirgends behauptet, dafs dieser Keim sich für sich selbst zu einer neuen Pflanze entwickeln könne*), sondern dazu bedarf es nothwendig des Einflusses des Embryosacks, mit welchem der Pollenschauch in Berührung kommt. Deshalb nenne ich *) Wenn Meyen (Wiegmanns Archiv Jahrgang V., Jahresbe- richt pag. 31) sagt: „ich hätte aus meinen Beobachtungen gefolsert, dafs die Anthere die Keime enthalte und dafs also gar kein Be. fruchtungsprocefs Statt finde, so mufs ich die Ehre eines so unlogischen Schlusses, wie in dem also liegt, Meyen selbst über- lassen. Das letzte ist aber auch gradezu unwahr und ich mufs eine schon früher ausgesprochne Bitte hier dringend wiederholen, dafs Meyen weder meine Worte verdrehen, noch mir die seinigen leihen möge. — Ein anderes Beispiel der Art liefertMeyen (k. c. pag. 14, „Herr Schleiden scheint also schr entschieden sagen zu wollen, dafs sich die Zellenmembran unmittelbar aus Gummi bildet“) Das habe ich entschieden nicht sagen wollen und in meiner Arbeit scheint es auch ganz entschieden nicht so. — Ich kann Meyen hier nur die Wahl lassen zu gestehen, dafs er entweder nicht weifs, was Gummi ist, oder meine Arbeit beurtheilt, ohne sie gelesen zu haben (wenig- stens so, dafs er wüfste, was darin steht). Gummi ist ein Stoff, der sich unterandern entschieden dadurch characterisirt, dafs er durch Alcohol körnig gefällt und durch Jod gelb gefärbt wird. — Die Stoffe, die ich als Pflanzengallerte bezeichnet habe (eine Substanz, aus der auch die neu gebildete Zelle zu bestehen scheint) sind von mir ent- schieden dadurch characterisirt worden, dafs sie durch A/coho/ und Jodine gar nicht verändert werden. — Ich habe also entschieden nicht sagen wollen, dafs sich die Membran aus Gummi bildet, son- dern aus einem Stoff, der von Gummi ebenso verschieden ist und zu demselben in eben dem Verhältnisse steht, wie Gummi von Stärke, Zucker und Membranenstoff selbst verschieden ist. Dabei bin ich aber viel zu bescheiden gewesen, um etwas als entschieden vor- zuträgen, was noch lange nicht spruchreif ist. — 262 die Anthere Eierstock, weibliches Organ, den Embryosack männliches Organ (wenn man will, Saamenbläschen) der Pflanze. Es scheint mir nun ziemlich klar, dafs wer daraus ein Leug- nen der Sexualität ableitet, nur zeigt, wie mangelhaft logisch er selbst orientirt ist. — Was nun aber die Hauptsache, meine Theorie selbst be- trifft, so bin ich weit entfernt meine Beobachtungen für unfehl- bar zu halten; ich kenne nur zu gut die breite Möglichkeit des Irrthums bei mieroscopischen Untersuchungen (selbst mit Plössl, Pistor oder Amicischen Instrumenten) besonders bei der Anwendung stärkerer Vergröfserungen. Ich mufs aber doch gestehen, dafs mir bei eifrig fortgesetzten Unter- suchungen noch kein Factum vorgekommen ist, welches mich in meiner Ansicht wankend gemacht, ja nicht vielmehr darin befestigt hätte. Einen Vorwurf Mirbels (a. a. O. pag. 16) mufs ich hier zurückweisen, als hätte ich mir in der Untersuchung Sprünge zu Schulden kommen lassen und dadurch mich selbst zum Irrthum verführt. Meine Handzeichnungen von Zea allissima enthalten von dem ersten Erscheinen des Nucleus bis zum‘ fast reifen Embryo, also von Mirbels 2. bis 7. Stufe, 19 Ent- wicklungsstufen, also 13 mehr als Mirbels Untersuchungen und meine Notizen füllen selbst noch die dazwischen fallen- den Lücken aus; bei Secale cereale umfafst dieselbe Periode sogar 26 Entwicklungsstufen. — Zur Erläuterung meiner Ar- beit wählte ich aus einigen 400 in der Entwicklung von mir verfolgten Pflanzen 43 aus und zwar so, wie ich glaubte, dafs sie am besten dienen würden, theils meine Ansichten klar zu machen, -theils aber auch durch Verschiedenheit der Entwick- lungsformen für die Wissenschaft auch in anderer Hinsicht von Interesse zu sein. Es giebt sich von selbst, dafs, wenn ich diese alle in ihrer ganzen Vollständigkeit hätte mittheilen wol- len, 80 Tafeln kaum gereicht hätten und der Aufsatz ein Werk von mehreren Bänden geworden wäre. — Ueberall-in meinen kleinen Mittheilungen habe ich aber grade (und in dieser Ent- schiedenheit und Allgemeinheit vielleicht zuerst) die conse- quente Verfolgung der Entwicklungsgeschichte als die allein richtige Methode in jedem Zweige der Botanik dargestellt und man wird mir nicht vorwerfen wollen, dafs ich bei so richtiger 263 Kenntnifs des allein zum Ziele führenden Weges ihn bei mei- nen eignen Untersuchungen nicht selbst sollte eingeschlagen haben. Ich mufs aber den Vorwurf Mirbeln geradezu zu- rückgeben. Die viel zu grofsenZwischenräume zwischen seinen Entwicklungsstufen haben ihn verhindert, die Entwicklung des Embryosacks zum Albumen zu erkennen und sein gänzliches Uebergehen des Pollenschlauchs und dessen Verlaufs im Ovu- lum haben es ihm unmöglich gemacht, dessen Eintritt in den Embryosack und seine Umgestaltung zum Embryo zu ge- wahren. — i Aber nach einer andern Seite hin mufs ich noch einmal die Beobachtung selbst und ein consequentes Studium des Ent- wicklungsganges als alleiniges Mittel des Fortschritts in der Botanik vertheidigen und zwar gegen Endlichers „Versuch einer neuen Theorie der Pflanzenerzeugung etc. Wien 1838.“ Obwohl Endlieher in der Hauptsache meiner Ansicht bei- „tritt, so zwingt mich meine Offenheit doch eine Hülfe abzu- lehnen, die so erwünscht sie mir wegen Endlichers wohl- verdienten Ruhm und Namen auch an sich wäre, doch auf Methoden beruht, die ich nun einmal für falsch und verderb- lich halte. Durch blofses Räsonnement kann in dieser Ange- legenheit fürs erste noch wenig, oder gar nichts ausgemacht werden, dafür ist jene kleine Schrift*) ein sprechender Be- weis. Endlicher baut auf ‚die Richtung des Würzelchens den Schlufs, dafs der Embryo von Aufsen hineingekommen sein müsse. Es folgt aber offenbar daraus gar noch nichts positives für den Ursprung des Embryo, sondern nur die Ne- gation, dafs er nicht als Knospe der Placenta angesehen wer- den könne. — Er schliefst ferner: weil der Embryo von Aufsen herein kommt, so mufs er aus dem Pollenschlauch entstehen, was abermal nicht concludent ist, denn nach Meyens Ansicht kommt der Embryo auch von Aufsen, wenigstens in den *) Ich weifs nicht warum Endlicher ganz eonsequent 4 Eihäute ‚abbildet, da doch bis jetzt 2 die höchste bekannte Zahl ist. Wollte man auch die innerste für den Nucleus gelten lassen, der aber doch vor der Befruchtung an der Spitze nicht geöffnet ist, so bleibt doch immer noch eine überflüssig, die auch wieder nicht für den Arillus gelten kann, da Endlicher wohl kein Beispiel kennt, wo dieser vor der-Befruchtung vorhanden wäre. 264 Embryosack hinein und soll doch nicht (oder nicht allein) aus dem Pollenschlauch entstehen. — Endlicher schliefst endlich aus der Entwickelung der Pollenschläuche auf dem Stigma, dafs das Stigma das männliche Organ sei; ein Schlufs, den die Beobachtung mindestens als voreilig und unbegründet nach- weist. Jede Absonderungsflüssigkeit der Blumen, besonders der Nectarsaft veranlafst das Pollenkorn die schönsten Schläu- che zu treiben z. B. der Saft im Spiegel der Fritillariaarten, der Honigsaft in der Blume von Hoya carnosa ete., ja bei manchen Pflanzen treiben die Pollenkörner ohne weiteres schon in den Antheren die vollkommensten Schläuche z.B. bei Ari- stolochia clematitis (vielleicht bei allen Arten dieses genus). Auf der andern Seite dringen viele Schläuche durch den Sty- lus ins Ovarium, erreichen die Placenta, ja treten selbt ins Ovulum ein, von allen aber bildet sich keiner zum Embryo aus, der nicht mit dem Embryosack in unmittelbare Berüh- rung tritt. — So liegt also bis jetzt offenbar gar kein Grund vor, das Stigma für das männliche Organ zu erklären. Es mag dies genügen um zu zeigen, dafs auf diesem Wege kein Resultat gewonnen werden kann, das geeignet wäre, die Wis- senschaft sicher und wesentlich zu fördern. — 2. Ueber Crystalle in Cryptogamen. Die eigenthümlichen Crystalldrusen ‚bei Hydrurus ery- stallophorus liegen nicht in Zellen eingeschlossen, sondern zerstreut in der, die mit Chlorophyll erfüllten Zellen umhül- lenden Gallertmasse eingesenkt. Ganz auf dieselbe Weise schliefsen die Chaelophoraarten oft eine unendliche Menge sehr schöner Kalkspatherystalle ein, meist in sehr vollkommnen Rhomboedern, zuweilen auch in gröfsern unkenntlichen Dru- sen. — Auch in Spirogyra princeps kommen nicht gar sel- ten kleine, sternförmige Drusen von Kalksalzen vor. — Con- Ferva glomerata enthält, besonders wenn sie in kalkhaltigem Wasser wächst, nicht selten Drusen und einzelne Orystalle, — Wenn Treviranus (Physiolog. Bd.1. pag. 49.) das, wie eben gezeigt, keineswegs isolirt dastehende Vorkommen von Crystal- len bei Hydrurus deshalb so merkwürdig findet, weil sonst bei eryptogamischen Gewächsen keine Spur von Säuren 265 oder Salzen wahrzunehmen sei, so ist das wohl ein Zapsus calami des allgemein so gut orientirten Gelehrten. Den gröfsten Theil der Potasche und Soda verdanken wir Cryptogamen, den Farren und Fucoiden, die letztern liefern fast ganz allein die jod- und bromsauren Alcalien des Han- dels. Bekannt ist die auffallend grofse Menge freier Oxalsäure und oxalsauren Kalkes in den Flechten, besonders in den unvoll- kommenen Formen der Fariolaria und Lepraria-Arten, eben- falls auch ihr grofser Gehalt an anderen Salzen, z. B. Eisen- salze bei Parmelia parietina, auf Eisen oder Eisenschüssigem Boden gewachsen. In allen chemischen Handbüchern findet man Nachweisungen über den grofsen Gehalt der Equisetaceen an Kieselsäure. Leicht zu beobachten ist die grofse Menge von kohlensauren Kalkkrystallen, die in dem Intercellularraume zwischen dem Centralschlauch und den Rindenzellen bei Chara vulgaris, hispida etc. liegen. Endlich enthalten viele Con- ferven, namentlich die Spirogyren in der Substanz ihrer Mem- hran eine grofse Menge von Kalkerde (auch Kieselerde ?), so dafs z.B. bei Spirogyra princeps die Membran hörbar unter dem Messer knirscht, wenn sie durchschnitten wird. Auch stellt sich die Kalkerde, zum Theil deutlich. die Form der Conferve beibehaltend, in der Asche derselben. dar. Hierbei will ich noch ganz die Kieselerde der zweifelhaften Diato- meen elc. aus dem Spiele lassen, da hier schon Beispiele ge- nug sind, um zu beweisen, dafs die unorganischen Stoffe bei den Cryptogamen, vielleicht im Ganzen genommen, noch vor- herrschender sind als bei den Phanerogamen, 3. Ueber das Verhältnifs des Cytoblasten zum Le- bensprocefs der Pflanzenzelle. Ich habe schon in meinen „Beiträgen zur Phytogenesis“ (Müllers Archiv 1838) darauf aufmerksam gemacht, dafs in den Zellen, wo Cytoblasten und Saftbewegung zugleich vor- kommen, der Erstere niemals aufserhalb der Strömchen liege, sondern beständig umgeben von einem kleinen Hofe der schlei- migen eirculirenden Flüssigkeit, von dem aus die Strömchen strahlig nach allen, Seiten ausgehen oder wohin sie zurück- kehren. — In Wiegmanns Archiv Jahrg. V. Bd. 2. pag. 15. behauptet Meyen, er habe die Gründe für einen Gegen- 266 beweis schon in seiner Pflanzenphysiologie ausgeführt. Was die Ansicht betrifft, die Meyen an einem andern Orte mit- theilt, dafs der Cytoblast zuweilen vom Strome mit fortgeris- sen werde, oder dafs der Strom zwischen ihm und der Zel- lenwand (nämlich der, an welcher er befestigt ist) durchgehe, so beruht das auf einer Verwechselung eines beliebigen „Schleim- ballen“”mit dem Cytoblasten, oder meiner festen Ueberzeu- gung nach auf mangelhafter Uutersuchung. — Ich darf behaup- ten eine ziemlich genügende Menge von Fällen und zwar mit der erforderlichen Ausdauer und Genauigkeit beobachtet zu haben und habe von den so eben erwähnten beiden Thatsachen auch nie eine Spur gesehen. Alles übrige dagegen, was Meyen in der wirklich von ihm eitirten Stelle anführt, sind so vage Vermuthungen, dafs ich denselben gegen meine con- stanten Beobachtungen durchaus die Macht eines Gegenbewei- ses nicht zugestehen kann. — Ich glaube dagegen nicht unzwei- ' deutige Nachweisungen liefern zu können, dafs Meyen diesen Gegenstand zu wenig genau beobachtet hat, um mit irgend eini- gem Rechte sich darin als entscheidende Autorität geltend zu machen. — Noch im letzten Bande seiner Physiologie spricht Meyen an mehreren Stellen von Schleimfäden, an denen der Cytoblast im Innern der Zelle aufgehängt sein soll*). — Ich mufs zuerst nochmals bemerken,, dafs ich bei der allerscrupu- lösesten Beobachtung nirgends (bei Phanerogamen) den Cyto- blasten anders als an der Wand der Zellen befestigt gesehen habe.‘ — Die angeblichen Schleimfäden aber, an denen der- selbe aufgehängt sein soll, sind nichts anderes als ganz zarte Saftströmchen, die vom Cytoblasten ausgehen und zu ihm zu- rückkehren. Dafs in diesen angeblichen Schleimfäden eine deut- liche, strömende Bewegung zu beobachten ist, hat Meyen trotz seiner so hoch gepriesenen Microscope**) gänzlich über- sehen. — Aus einer Menge von Beispielen erwähne ich kürz- *, Hier wie an vielen andern Stellen hat Meyen die üble Ge- wohnheit, statt die Pflanzen, bei denen er solche Beobachtungen ge- macht, zu nennen, seine Leser mit der kahlen Notiz abzuspeisen: „leh könnte Hunderte von Pilanzen nennen.“ — **) Mit sehr tadelnswerther Geflissentlichkeit übergeht Meyen bei jeder Gelegenheit, wo er die neuern Microscope rühmt, den Na- men Schiek, einen Mann, gegen den nur ein Deutscher so undank- 267 lich folgende, weil sie noch durch die Natur des Zellgewe- ‚bes, in dem sie vorkommen, interessant sind, und wo überall _ die Saftströmchen, wegen grofser Homogeneität der Flüssig- keit auf den ersten, flüchtigen Blick als blofse Schleimfäden erscheinen. — Am dentlichsten ist die Bewegung in den sich freiwillig isolirenden Zellen der pulpa in den Früchten der Mamillarien. Die eirculirende Flüssigkeit ist hier, wie überall, eine blafsgelbliche, schleimige Substanz mit eingemengten, ganz zarten, dunkeln Körnchen, während der übrige Zelleninhalt ein wässriger, säuerlicher, weinrotli, blafsrosenroth, oder auch blafsgelblicher Saft ist. — Fast eben so deutlich ist die Be- wegung in den buchtig keulenförmigen Haaren auf dem Rük- ken der Anthere von Siylidium adnatum. — In zwei andern Fällen ist die Bewegung schwerer zur Beobachtung zu brin- gen, besonders da das zum Bloslegen der Zellen erforderte Präpariren und wahrscheinlich auch das endosmotisch ein- dringende Wasses, zu schnell die Bewegung stören, doch ist es auch hier mit Gewandtheit und Schnelligkeit im Präpariren und mit Ausdauer im Beobachten möglich, sich bald von der Bewegung völlig zu überzeugen. Es sind dies die Endosperm- bar sein kann, seine Verdienste um die Verbesserung der Mieroscope zu ignoriren. Schiek war es, dessen zweckmäfsige Ajüstirung uns zuerst von Frauenhofers messingnen Kanonen befreite, er war es, der zuerst in Deutschland die Sellignesche Verbesserungen anwen- dete, er war es, dem das physicalische Institut von Pistor, mit dem er früher in Compagnie war, hinsichtlich der Mieroscope allein seinen Ruf verdankt, und ich sollte denken, wenn wir die Resultate, die in den letzten zehn Jahren durch Anwendung des Microscops ge- wonnen sind, unter einander vergleichen, so wird das obige Beispiel nicht das einzige sein, wo man.mit einem Schiekschen Instrument mehr und besser gesehen hat, als mit den so sehryon Meyen gepriesenen Plössl’s, Amici’s und Pistor’s, und wenn Meyen dergleichen be- säfse, würde er nicht verfehlt haben, die jüngern Ch&valier’s und die neuern englischen auch mit anzuführen, die ebenfalls wohl ver- dienen mit den genannten in eine Reihe gestellt zu werden. — Uebri- gens ist es nach meiner Ansicht thöricht zu behaupten, dafs man mit einem der genannten Instrumente etwas gesehen habe, was mit den andern zu sehen unmöglich sei, denrı der Unterschied unter ihnen ist, wenn er überall existirt, höchstens individuell, so wie auch vom sel- ben Künstler ein Instrument etwas besser ist als das andre. — Das Meiste aber kommt auf den Beobachter an. — 268 zellen (Zellen im Embryosack) bei Nuphar luteum und bei Pedicularis. palustris. — Von der oben angegebnen Lage des Cytoblasten ist mir überall bis jetzt nur eine einzige Ausnahme bekannt geworden, nämlich bei den Spirogyren, wo derselbe wirklich im Innern der Zelle frei schwebt und hier vielleicht allerdings durch die ihn umgebende schleimige Flüssigkeit an ‚seinem Ort festgehal- ten wird. — Von dieser Schleimmasse gehen aber ebenfalls nach allen Seiten Strömchen aus (Meyens sogenannte Schleim- fäden), und nicht allein in ihnen ist die Bewegung sehr deut- lich zu beobachten, sondern bei kräftig vegetirenden Exempla- ren auch auf der ganzen Wandung der Zelle, besonders aber an den freien Enden, wo die grünen Spiralbänder aufhören und dadurch die Zelle lichter und klarer wird. Die Bewe- gung hat indessen hier offenbar nicht die geringste Aehnlich- keit mit der Bewegung in den Charen etc., ‚sondern ist ganz die bei den Phanerogamen vorkommende inynetzförmig ana- stomosirenden Strömchen. Auch diese Zellensaftbewegung scheint sich durch Meyens Instrumente nicht. deutlich dar- zustellen. Schieksche Microscope zeigen sie sehr deutlich. Aeufserst fatal ist aber diese Beobachtung für Herrn C. H. Schultz und würde abermals Gelegenheit geben, ihn von der gänzlichen Unhaltbarkeit seiner Ansichten über Saftbewe- gung zu überzeugen, wenn mit so vieler Selbstgefälligkeit ge- hegte und gepflegte Ideen überhaupt durch Widerlegung zu beseitigen wären. — Meyens schöne Beobachtungen, dafs die kleinen Strömchen oft ihren Lauf verändern, oft sich plötz- lich gablig theilen, besonders aber auch, dafs. die Strömchen oft mitten durch das Lumen der Zelle laufen*), also gewifs nicht in Gefäfsen um die Zelle herum, hätten sonst Herrn Schultz längst überzeugen müssen, dafs seine vasa laticis contracia blofse phantasmata sind. Aber so wie er jene Beobachtungen gänzlich ignorirt, so wird er auch nicht anstehen, sobald ‚er sich von dem eben mitgetheilten überzeugt hat, zu erklären, dafs Spirogyra eine „heterorganische“ Pflanze ist. Meyen hat sich im 3. Bande seiner Physiologie p. 334 sq. n *) Ausgezeichnet deutlich und: leicht zu beobachten in den Haa- ren des Fornix bei Anchusa italica, 269 gegen meine Ansicht von der Zellenbildung ‚ausgesprochen. "Wenn er meinen Aufsatz genauer durchgelesen hätte,‘so würde er gesehen haben, dafs hier wenigstens nicht von einer Täu- schung durch einseitige Betrachtung des Eiweifskörpers die Rede seyn kann, sondern dafs ich den Verlauf der Zellenbil- dung bei einer sehr grofsen Zahl von Pflanzen in allen ihren Theilen und in allen Stadien der Entwicklung verfolgt habe und nachdem ich die Resultate einer mehrjähri- gen Erforschung der Sache beisammen hätte, nun erst aus der Zusammenstellung aller rein und vollständig beobachteten Fälle mir das Gesetz abstrahirte, aus welchem: ich dann, 'wie mir scheint, mit gutem Rechte die unklaren Erscheinungen oder unvollständigen Beobachtungen erklärte oder ergänzte, Das ist überhaupt das, was ich unter Studium der Entwicke- lungsgeschichte verstehe, nicht aber, wenn man einzelne frü- here Zustände, wie sie der Zufall an die Hand giebt, betrach-: tet und was sich wegen der lückenhaften Beobachtung nicht gleich znsammenreihen läfst, als verschiedene Entwicklungsar- ten hinstellt, ganz im Widerspruch mit dem höchsten Regula- tiv in naturwissenschaftlichen Erklärungen, dem Gesetz ‘der Sparsamkeit, dem Gesetze, auf welchem allein die Berechtigung ‚ zum Schlusse nach Analogie beruht, der mit Verwerfung ‘jenes Gesetzes auch den geringen, fast möchte ich sagen Schein- werth, verliert, den er sich nach dem gröblichsten Mifsbrauch etwa noch erhalten. Ich habe nun aber mein Gesetz der Zellenbildung grade daraus abgeleitet, dafs die ersten Zellen des Embryos sich auf einem Cytoblasten bilden und obgleich Meyen diese Bil- dung zum Theil vor Augen gehabt und auch, wiewohl- nicht - eben sonderlich, abgebildet hat (Phisiol. Bd. II. Taf. XII. fig. 41, 14, 35, 42, 43.), so spricht er sich doch dagegen aus, weil im die Menge der, Fälle, die richtige Folge und die Stätigkeit der Uebergangsstufen fehlten. Mein Schlufs gestaltete sich im wesentlichen folgendermafsen: Das Gesetz, was für die Entstehung und erste Bildung des Embryos (als Prototyp’s der ganzen Pflanze) gilt, wird wahrscheinlich auch für die ganze Pflanze gelten. Finden wir nun aber gar in al- len Theilen der Pflanze (wie ich nachgewiesen) überall entwe- der den ganzen Verlauf desselben Processes, oder doch seine V. Jahrg. 1. Band, 418 270: f charaeteristischsten Momente wieder, so dürfen’ wir mit Recht. das. ‚Gesetz . allgemein ‘aussprechen... — Diese, meine . Ansicht habe ich.'aber ausdrücklich vorläufig auf, die Phanerogamen. beschränkt. — Sie würde sich aber (ohne. der Mohlschen Zellentheilung zu nahe treten zu wollen) auch wohl noch auf manche Vorgänge bei den Cryptogamen (z. B. die Sporenbil- dung *) ausdehnen lassen, wozu in meiner, oben erwähnten Sehrift schon. ‚einige Andeutungen gegeben sind. ‚ Ich. will, hier nur noch eins erwähnen. Wahrscheinlich beruht nämlich. die Bildung der Sporen bei den Spirogyren auf;demselben Procefs. — Da der Cytoblast frei in. der. Zelle liegt, :so.'kann er eben nicht derjenige sein, dem. die Zelle, selbst ihren: Ursprung verdankt, wohl aber ‚kann, er der.Bilder, der’ Sporenzelle sein, von welcher dann der aufgelöste Inhalt‘ der. Mutterzelle nach und nach eingesogen und in Amylum und Clorophyli u. s. w. verwandelt; wird, bis sie zuletzt als erwachsene Spore frei daliegt. Ich kann keineswegs behaupten, dafs ich diesen Procefs schon vollständig beobachtet hätte, ich habe aber mehrere Andeutungen der Art gefunden und bin: so !weit, gekommen, einzusehen, dafs die gewöhnliche Dar- stellung‘ nichts ist. — Meyen beruft sich bei einer Gelegen- heit; wo er meine Untersuchungen über die Zellenbildung ver- dächtigt, darauf, dafs er schon vor vielen Jahren eine ähnliche Entstehung der Confervensporen nachgewiesen, wo sich um einen eondensirtenSchleimballen eine Membran bilden soll, wieer, sich ausdrückt. Ich glaube aber nach meinen Untersuchungen, obwohl sie noch lange nicht zum Resultate 'gediehen sind, be- haupten zu können, "dafs durch diesen Ausdruck kaum oben- hin die scheinbare Sporenbildung. bei den Spirogyren angedeu-, tet wird, während der eigentliche Vorgang viel tiefer liegt, und dafs ohnehin die Microscope, mit denen Meyen damals ar- *) Was die Cytoblasten in den Sporen der Helvellaceen anbetrifft, so ist mir nirgends eingefallen zu behaupten, dafs sie zur Bildung neuer Zellen beim Keimen thätig seien; es sind’ im Gegentheil diejenigen, aufdenen die Sporenzelle sich gebildet hat, was sich schon aus ihrer-Lage ergiebt. ‚ Abermals eine Behauptung, die Meyen fingirt mir unterschiebt und sie hinterher bekämpft. Ich wüfste überhaupt nicht, dafs die Zellenbildung bei der Keimung der Helvellaceen schon genügend ‘beobachtet ist, um irgend eine Meinung darüber zu haben. beitete #) durchaus einer solchen Aufgabe nicht genügen konnten. Gegen Meyen und für meine Theorie der Zellenbildung will ich nur noch ein Argument beibringen, welches ich frei- lich allemal von vorn herein zurückweisen würde, dasMeyen aber gegen sich gelten lassen mufs, weil er es beständig ge- braucht und seine: ganze Physiologie nicht eben zu ihrem Vor- theil darauf gebaut hat, nämlich die Analogie mit den Tieren. Nach Schwann’s ausgezeichneten Untersuchungen: ist dıe Zellenbildung bei diesen im wesentlichen‘ ganz mit der von mir entwickelten übereinstimmend und ich habe etwa nur noch hinzuzufügen, dafs die unmittelbare Entwicklung des Cytobla- sten zur Zelle durch Hohlwerden und spätere Ausdehnung, also die Bildung sogenannter Zellen erster Ordnung nach Schwann ebenfalls in einigen Fällen von mir beobachtet ist, aber bis jetzt doch noch zu selten und vereinzelt, um irgend ein Ver- hältnifs zwischen beiden Arten der'Zellenvildung feststellen zu können. N ; Meyen hat indessen viel zu viel untersucht, um sich verhehlen zu können, dafs man einen so‘ ganz allgemein nnd scharf characterisirt auftretenden Körper doch‘ nicht füglich mit dem Namen eines zufälligen Schleimballen abfertigen könne, sondern dafs ihm eine wichtigere Function in der Pflanze’ zu- kommen’ müsse. — Defshalb läfst er aus ihm (aus seiner Auf- lösung und Umwandlung) Amylum, Gummi u. e. w., kurz die *) Nach Meyens eigner Angabe waren seine Microscope zu schlecht, um die Spiroiden der Lemnaceen damit zu erkennen, also noch viel schlechter als das Instrument von Treviranus, mit dem der- selbe doch schon nach Meyens Angabe vor 7 Jahren die Spirale bei L. polyrhiza entdeckt hatte. Nun habe ich zufällig Gelegenheit ge- habt in der Schiekschen‘, Werkstatt in Berlin das Instrument, mit welchem Treviranus beständig gearbeitet, sehen und beurtheilen zu können und mufs gestehen, dafs meine Verehrung vor dem Manne den höchsten Grad erreicht hat, als ich bedachte, mit wie schlechten Werkzeugen er gearbeitet. Wahrlich im Verhältnisse zu seiner Zeit und zu dem ihm Ueberlieferten hat Treviranus mit den schlechtesten Instrumenten durch Talent und Ausdauer im Beobachten und durch Geist in der Bearbeitung unendlich vielimehr für die Wissenschaft geleistet, als wir Jüngere wahrscheinlich mit den ausgezeichnetsten Instrumenten und getragen von so grofsen Vorgängern je leisten werden. 18 * 272 festen und flüssigen, assimilirten Stoffe der Pflanze entstehen, Es kommt bierbei besonders die Frage nach der chemischen Natur. des Cytoblasten in Betracht.‘ 'Es wird ‘wohl noch’ für's Erste eine chemische Analyse dieses Körpers unmöglich blei- ben, wir haben aber eine ziemlich characteristische ‚Reaction, die es wenigstens ‚annehmlich erscheinen läfst, ‘dafs er aus einer stickstoffhaltigen Substanz bestehe. In jüngerm lebens- kräftigen Zuständen wird er nämlich durch 'concentrirte Sal- petersäure .eitronengelb gefärbt, aber nicht aufgelöst. ' ‘Stellen, an denen die Sache leicht zu ‘beobachten z. B. die Bildung neuer Würzelchen in fleischigen, nicht zu mehligen Rhizomen, wo auf einen kleinen Raum eine grofse Menge Cytoblasten zusammengedrängt sind, zeigen ‘diese characteristische Färbung schon..dem blofsen Auge. — Gehen wir nun von dieser An- nahme aus, dafs der Cytoblast, aus einer stickstoffhaltigen Substanz bestehe, nehmen wir dazu die überwiegenden Gründe, mit denen die neuere Chemie als Grund der lebendigen, me- tamerischen Umwandlungen der verschiedenen Stoffe .in der Pflanze einen stickstoffhaltigen Körper vertheidigt hat, so wird dadurch manches Verhältnifs aus dem Lebensprocefs der Zelle von ihrer ersten Entstehung an klarer und 'es zeigt sich, dafs besonders die metabolischen Kräfte (Schwann) in ihm sich centriren. “ Sobald sich. die stickstoffhaltigen Stoffe zu einem Cytobla- sten vereinigt haben, wirken sie auf dies Cytoblastem (die um- gebende Flüssigkeit) und verwandeln diese im Bereiche ihrer Kraft in/Gallerte und diese dann in Membranenstoff. So- bald diese Membran, die nun den Cytoblasten eng überzieht, gebildet ist, beginnt auch sogleich der Procefs der Endosmose, wodurch das umgebende Cytoblastem ins Innere der Zelle ge- führt, die Membran ausgedehnt und durch Aufnahme neuer schon assimilirter Molecule aus der umgebenden, durchströ- menden, oder eingeschlossenen Flüssigkeit wächst. Sobald aber durch die Ausdehnung der Membran und die Endosmose, die eine oder die andere Seite des Cytoblasten frei wird und aufs Neue mit dem Cytoblastem in Berührung kommt, mufs er, wenn seine Kraft noch nicht erschöpft ist, seine metabo- lische Thätigkeit wieder beginnen. Entweder ist hier Seine Kraft noch ganz dieselbe und die eingedrungene Flüssigkeit n 275 ‘ ebenfalls dieselbe, dann bildet’ er sogleich‘ auf seiner freien Seite abermals Membranenstofi und schliefst so sich selbst in eine Duplicatur (der Zellenwand ein, dann ist er ‘aber auch meist dem ferneren Lebensprocefs entzogen‘ und ist persistent, ohne ferner bedeutend auf den: Inhalt der Zelle zu. wirken. Oder seine Kraft ist modifieirt oder die Natur der 'eindringen- den Flüfsigkeit ist eine andere als früher, dann können neue chemische Kräfte seine Auflösung und Verwandlung bewirken, oder das Product seiner metabolischen Thätigkeit ist nicht mehr Membranenstoff, sondern Stärke, Gummi, Schleim u. s. w. ‘woher denn sehr natürlich diese Stoffe auf ihm oder an sei- nem Rande zuerst erscheinen, welche unverstandne Erschei- nung Meyen verführte eine: Bildung der Stärke u. s.w. aus ihm'anzunehmen. — Dabei kann es aber, was Meyens An- sicht am Besten widerlegt, vorkommen, dafs er selbst ‚entwe- der durch neue wirkende Kräfte aufgelöst und resorbirt wird (2. B. in der Kartoffel?) oder dafs er in der mit Stärke gefüllten Zelle persistent bleibt, wie z, B, bei den ‚Cacteen, in der Zwiebel. von Amaryllis formosissima,; Mu- scari racemosum. — Dals ‘der Cytoblast "mit der: Bildung des Stärkemehls u. s.w. in gar keiner directen, ursprünglichen und’ hauptsächlichen Verbindnng steht, wie Meyen aus’eini- gen vereinzelten Thatsachen ‘geschlossen, geht schon aus sei- nenf gesammten Vorkommen hervor, indem er bald persistent, bald verschwindend ist, in einer Menge Zellen, ii denen keine Spur oder nur ein Minimum von Stärk& vorkonimt; indem er oft lange vor der Bildung der Stärke resorbirt wird, oft die Stärkebildung zwar hervorzurufen scheint, dabei aber auch zu- weilen aufgelöst wird, zuweilen aber auch trotz. der gebilde- ten Stärke unverändert in der Zelle verharrt. ‘Indem ich das vorstehende niederschreibe bin ich mir recht wohl bewufst, wie wenig wissenschaftlicher Werth ‚einer so schwach begründeten Ansicht zukommt, aber sie giebt uns, wie mir scheint, lingerzeige, auf welchem Wege der Wahr- heit nachzuforschen, und ich würde mich ‚unendlich freuen, wenn es vielleicht einem glücklicheren‘ Forscher gelänge, ‚die chemische Natur des Oytoblasten auf irgend einem‘ Wege aufser Zweifel zu setzen. Auch werden vielleicht einmal darüber. Versuche möglich 274 werden, in wie weit die Bewegung des Zellensafts aus der chemischen Thätigkeit des Cytoblasten, der Adhäsion der von ihm beständig neu gebildeten ‘Flüfsigkeit an ‚die Zellenwände und ihrer Cohäsion in sich und endlich aus der physiealischen Differenz der eirculirenden Flüfsigkeit von dem übrigen Zel- lensaft zu erklären, möglich sey: 4. ‚Ueber die Ausdehnung der vegetabilischen Faser durch Feuchtigkeit. Als Harun Alraschid- eines Tages guter Laune war, legte er seinen Weisen und Hofastronomen die Frage vor, wie es doch zugehe, dafs ein Gefäfs mit Wasser, in. das man einen zehnpfündigen Fisch‘ gethan, ‚nicht mehr wiege, als Gefäfs und Wasser ohne den Fisch. Die Weisen eilten ‚sogleich nach Hause, schlugen alte Palmrollen nach, befragten die. Sterne, dachten scharf nach und rechneten und bei der nächsten Ver- sammlung hatte jeder ‘zur grofsen Genugthuung. des ‚Chalifen eine vortreflliche Erklärung vorräthig‘ und die tiefsinnigeren hatten sogar aus‘ der Natur des Fisches ‚sonnenklar bewiesen, dafs sich die Sache garnicht anders verhalten könne. Lächelnd liefs der Chalif Wasser, Fisch und Waage bringen und. zeigte ihnen, dafs: das so scharfsinnig erklärte Phänomen gar nicht existire. „Quid rides, mutato nomine de te narratur fa- bula,“ könnte man mit Horaz den Weisen ‚unserer Tage, zu- rufen. Beispiele sind zur Hand. — Link (elem. phil. bot. pag. 366.) giebt als Unterschied der vegetabilischen und thierischen Faser an, dafs letztere sich in feuchtem Zustande 'ausdehne, im trocknen verkürze, was bei der vegetabilischen umgekehrt se. Er macht bei der da- für gesuchten Erklärung nun ‚freilich gleich einen Sprung, indem er’ statt von der»Verkürzung der Membran: selbst zu reden, von der Verringerung der Länge einer geschlossenen Zelle redet, was offenbar himmelweit verschieden ist. Denn um die Sache gleich :mathematisch zu fassen, so mufs'bei der Ausdehnung ‘einer fadenförmigen Zelle zur Kugel, wenn: die Länge der Fadenzelle weniger als 24 Rad. der Kugel beträgt, nothwendig ‚eine Ausdehnung der Membran in der Rich- tung der Meridiane statt finden, in der Richtung der Parallele versteht ‘sich die Ausdehnung ohnehin von selbst. — Oder 275 ümgekcehrt, man sieht‘aus diesem Beispiele, dafs selbst 'bei 'all- seitiger Ausdelinung der Zellenmembran eine Verkürzung. der ‚Längsachse der Zelle; statt finden kann und-unter: bestimmten Voraussetzungen mothwendig statt finden :mufs, Doch es ist hier gar nicht der.Ort diefs im ‚Ganzen irrelevante. Verhält- nifs weiter zu verfolgen, — Meyen in seiner Physiol. Bd. I. pag. 30., fand diese Erklärung, bei der Link offenbar nur: das isolirte Factum des Strafiwerdens eines, angefeuchteten Seiles vor Augen hatte, lange nicht tiefsinnig genug und bewies ‚aus seiner Theorie ‚der spiraligen Zusammensetzung der Zellenmembran, dafs sich die Sache nothwendig so verhalten müsse. — Abgesehen nun davon, dafs auch aus Meyen’s Theorie diese Folge gar nicht ‘mit logischer Nothwendigkeit abgeleitet werden kann, (wer Lust hat, mag sich die im Buche gegebene Darstellung selbst in vollständige Syllogismen auflösen) so bleibt es für die Erklärung auch ewig ‘schade, dafs das zu erklärende Fa- ctum hier eben so wenig existirt, als in dem Problem des Harun Alraschid. — Jeder Handwerker, der mit Holz zu. thun hat, weifs seit Jahrhunderten, dafs dasHolz beim Austrocknen nach allen Dimensionen sich verkürzt und beim Feucht- werden nach allen Dimensionen ausdehnt, was respective eine Verlängerung oder Verkürzung der Membran in irgend einer Art ganz unbedimgt ausschliefst. — Im Kleinen‘ kann man die Versuche ebenfalls‘ sehr leicht anstellen, wenn man von einer trockenen Pflanzensubstanz, die aber nicht wie Holz so elastisch sein mufs, dafs sie ‚sich schon in Folge des Schnit- tes krümmt, und doch so diekwandige Zellen haben, dafs die Feuchtigkeit nicht so schnell die ganze Masse durchdringt, einen ‘zarten Schnitt macht und‘ diesen vorsichtig auf 'eine feuchte Glasplatte: legt, wo sich dann augenblicklich «das kleine Blättchen krümmt. —: Dabei ist‘ stets die feuchte Seite in Folge ihrer Ausdehnung die convexe. Sobald man nun auch die concave Seite anfeuchtet, dehnt sich diese‘ ebenfalls aus und.der Schnitt wird wieder eben, die Krümmung wieder aus- geglichen. — Läfst man einen Tropfen Wasser auf Papier fal- len, so bildet das Papier eine blasige Erhebung, oflenbar we- gen allseitiger Ausdehnung der Pflanzensubstanz durch Feuch- tigkeit. Dieselbe Erscheinung zeigen sogenannte fournirte d.h. 276 mit einer dünnen Holzplatte belegte Schreinerarbeiten. In bei- den Fällen kann man durch ein heifses Bügeleisen die. Erhe- bung wieder ausgleichen. „Im feuchten Zustande zeigt sich die zarte Membran der vollkommnen *) Pflanzen. straff ge- spannt, doch ihrer Feuchtigkeit beraubt, dehnt sie sich aus und zeigt Runzeln, welche wieder verschwinden, wenn man sie abermals befeuchtet,‘“ so stellt Meyen das Factum dar, welches er nachher so scharfsinnig erklärt. Die Sache ver- hält sich aber in der Wirklichkeit ganz anders. Zarte Pflan- zentheile verringern ihr ganzes Volumen (man beobachte jede welkende Pflanze) durch Austrocknen und ziehen sich auf einen bedeutend kleineren Raum zusammen, dabei dehnt sich aber die Membran nicht aus, sondern collabirt und bilden da- durch Falten, eben so wie jede entleerte, thierische Blase 'auch, weil ihre Straffheit zum gröfstentheil passiv und Folge der Ausspannung durch den flüssigen Inhalt ist. — Befestigt man aber irgend einen dünnwandigen Streifen ‚Zellgewebes mit Wachs auf einer Glasplatte und läfst ihn so austrocknen, so zeigt derselbe, in der Längsrichtung befestigt, keine Querfalten, in der queren Richtung befestigt, keine Längs- falten selbst im trockensten Zustande. Wenn man dann aber mit einem scharfen Rasirmesser den trocknen Streifen in der Mitte durchschneidet, so entfernen sich die Schnittflächen plötz- lich um ein bedeutendes von einander, ein Beweis, dafs die Membran in einer ihr unnatürlichen Verlängerung erhalten war. — ; Uebrigens sind die verschiedenen Pflanzengewebe hinsicht- lich ihrer Ausdehnung im feuchten Zustande sehr verschieden. Am wenigsten scheint sich das Gewebe der Bastfasern auszu- dehnen und bei Linum usitatissimum schätze ich es nach einigen Versuchen auf 0,0005 bis 0,0000, wobei aber die Mög- lichkeit eines sehr bedeutenden Irrthums wegen der in den Uinständen begründeten Mangelhaftigkeit der Versuche gar nicht ausgeschlossen ist. — Am stärksten und regelmäfsigsten ist die Ausdehnung wohl bei dem gelatinösen. Zellgewebe z. B. der Fucoiden, weshalb man diese letzteren z. B. Laminaria sacha- rina, Scytosichon filum selbst zu Hygrometern angewendet hat. *) Etwa der unvollkommnen nicht? 277 Wenn man die Ausdehnung im feuchten Zustande nicht mit der gröfseren Dehnbarkeit verwechselt, so kaın man sich dabei durchaus nichts anderes denken, als eine Entfernung der Molecule von einander durch Interpositio der Molecule des Wassers, — Darin‘ kann natürlich die Natur des ange- feuchteten Stoffes, ob er organisch oder unorganisch, tlıierisch oder pflanzlich sei, auch nicht den mindesten Unterschied be- gründen, so weit nämlich das Wasser nur als eindringende Feuchtigkeit, nieht chemisch oder organisch (etwa als Reizmit- tel), wirkt. Daher war es auch schon abgesehen von aller Erfahrung a priori einzusehen, dafs darin gar kein Unterschied bei Thieren und Pflanzen stattfinden könne, — 5. Ueber den Bau der Zellenmembran bei Moosen und Lebermoosen. Es ist ohne Zweifel interessant zu wissen, in wie fern die Pflanzenzelle in ihren Lebenserscheinungen in allen Pflanzen übereinstimmt und man daher zu dem Schlusse berechtigt ist, die Pflanzenzelle überall als ein und dasselbe plıysiologische Element anzusprechen. — In dieser Beziehung sind auch ver- einzelte Bemerkungen nicht ohne Werth und man wird den folgenden Angaben ihren Platz gönnen. — Ist schon bekann- tes darunter, so überschlage man das. — Bei der Sündfluth der botanischen Literatur kann man selbst bei den besten Hülfsmitteln nicht mehr alles neue im Einzelnen sogleich genau kennen; als ich diese Bemerkung niederschrieb, stand mir aber ohnehin keine Bibliothek zu Gebote, — Einer der wichtigsten und characteristischsten Momente im Lebensprocefs der Pflanzenzelle ist die Verdiekung der Membran durch schichtenweise Auflagerung, deren ursprüngliche spiralige Anordnung hoffentlich bald allgemein aufser Zweifel gesetzt sein wird. — Schon früh hat man den spiraligen Bil- dungen eine grofse Wichtigkeit beigelegt, fafste ihre Bedeu- tung aber zu einseitig, indem man namentlich die porösen Ge- bilde davon ansschlofs, die im Wesentlichen doch nach dem- selben Gesetz gebildet sind. — Wenn man nun nach so vielen neuern Untersuchungen die Idee, dafs wir an der Spiralbildung ein absonderliches dem Zellensystem entgegengesetztes Elemen- tarorgan besitzen, aufgeben und vielmehr annehmen mufs, dafs 278 die. spiralige Bildung einschliefslich 'der ‘porösen, nur ein cha- racteristischer Zug im Lebensprocefs derPflanzenzelle überhaupt ist, so wird uns dieselbe (doch ein Mittel sein, um zu 'erken- nen, ob wir unter dem ‚Begriff Zellen nicht Elemente von ver- schiedener Bedeutung zusammenfassen ‚und wir werden immer, wo wir gleiche Entwieklungsstufen- finden, ‚einen wichtigen An- haltspunct gewinnen, um. die Identität der Elemente anzuneh- men und dadurch uns für berechtigt halten dürfen, auch andere Vorgänge im Leben der Pflanzenzelle ad. analogiam auf die Zellen zu übertragen, bei denen sie noch nicht direet beobach- tet sind. — So viel ich weifßs, kennt man das Vorkommen shäliger Bildungen bis jetzt nur bei den Reproductionsorganen der Le- bermoose in den Elateren und Fruchtklappen.*)' Dieselben sind aber bei den Marchantiaceen nicht weniger auffallend in den vegetativen ‚Organen entwickelt. Das Laubparenchyma bei Marchantia polymorpha und Fegatella conica. besteht fast ganz aus Zellen, deren Wandungen auf das deutlichste porös, ‘oder (besonders bei M, polyın.) sehr zierlich netzför- mig verdickt erscheinen. - Diese Verdiekung der Zellenwan- dung geht in älteren Theilen und in der Nähe der Mittelner- ven soweit, dafs man auf Querschnitten deutlich die Poren- kanäle erkennen kaun. — Unter den Laubmoosen zeichnen sich die ächten Dieranı, 2. B. D. Schraderi, spurium etc. durch ‚Blattzellen aus, die sehr. diekwandig sind und deren aneinanderstofsende ‚Seiten- wände ebenfalls deutlich von oft sehr weiten, oft trichterför- migen Porenkanälen durchbohrt sind, ähnlich wie es die Ober- haut so vieler Phanerogamen zeigt. Noch ausgezeichneter tre- ten aber diese spiraligen und porösen Gebilde bei den Sphagneae und der verwandten von Hampe aufgestellten sehr natürlichen Familie der Leucophaneae auf. — Die Stru- cetur der Zellen von Sphagnum, Leucobryum vulgare Hampe (Dieranum glaucum) und Octoblepharum albidum ist dureh Mohl, wie mir scheint, zur Genüge erörtert; ich‘ kann hier also nur noch einige quantitative Beiträge liefern. — Die *) Besonders schöne und interessante Formen finden sich hier bei Pellia epiphylla. \ 279 eigenthümlichen grofsen Poren, die in älteren Zuständen des Blattes wirkliche Löcher werden (ähnlich wie bei den Scheide- wänden der Gefäfse der Phanerogamen) finden sich aufser bei den genannten noch bei Octoblepharum ‚cylindricum Schimp., Didymodon sphagnoides Hook und bei Leucobryum' minus, albidum, und longifolium Hampe.*) Alle,von Hampe zu den Leucophaneae gezählten Moose characterisiren sich, eben so,'wie die Sphagneae, ‚sogleich durch. die Eigenthümlichkei- ten des Blattbaues, indem ihre Blätter aus zwei verschiedenen Arten:von Zellen bestehen, aus schmalen mit Chlorophyll an- gefüllten und aus weiteren, wasserhellen, von Poren, die spä- ter in Löcher übergehen, durchbohrten Zellen. — Die Ver- schiedenheiten beruhen mit: Ausnahme des Baues der. Zellen- wände besonders in der Anordnung dieser ‚beiden Zellenarten. Bei den ‚Sphagneae liegen beide mehr oder weniger in einer Ebene und bilden so nur eine Schicht, aus der das ganze, Blatt besteht, bei den Leucophaneae sind die grünen Zellen jedes- mal -auf beiden Seiten. mit 1, 2 oder 3 Bogen. der gröfsern wasserhellen, durchlöcherten Zellen ‚bedeckt. — Durch diese Anordnung, wobei die grünen Zellen sehr zurücktreten, ist eben der die ganze Familie auf den ersten Blick. characterisirende color glaucus und der ‚eigenthümliche eben so schnell trok- ken und zerbrechlich, als feucht und biegsam werdende habi- tus bedingt. — r 6. Zur Kenntnifs von Pellia epiphylla. In vielfacher Beziehung ist diese kleine Pflanze 'eine der interessantesten unter den Lebermoosen und da’ sie, wie mir scheint, hauptsächlich den. Uebergang von den Jungermannien zu den. Marchantien vermittelt, letztere aber sich am nächsten den Rliizocarpeen anzuschliefsen, und somit die. Lebermoose überhaupt über. die Laubmoose zu «erheben scheinen, so ver- dient sie alle Beachtung. — Nees spricht in seiner vortreflichen ‚Arbeit über die europäischen Lebermoose noch sehr zweifelnd über die soge- , *) Die Bestimmung dieser Moose ist zuverlässig, da sie mir alle mit bekannter Liebenswürdigkeit von Hampe selbst mitgetheilt wurden. — '280 nannten Antheren dieser Pflanze) ohne dafs ich den "Grund da- von einsehe, Die Antheren genannte Gebilde, die auch ich bei (der var. aeruginosa am häufigsten fand, unterscheiden sich von den gleichen‘ Organen’ bei Fegatella' coniea allein dadurch, dafs sie noch vereinzelt und in unregelmäfsigen Grup- pen stehen, während sie bei ‘der letzteren Pflanze schon’ in ein bestimmt gestaltetes Stück des Laubes vereinigt sind, jedoch noch ohne sich wie bei Marchantia "polymorpha 'auf einer aufrechten Verlängerung der Mittelrippe, als ein gesondertes Stück des Laubes, über dasselbe zu erheben. — In Hinsicht des sonstigen Baues sind die Unterschiede völlig unwesentlich, indem sie bei'Fegatella c. etwas länglich, bei P. epiph. rund sind und bei der ersten Pflanze, der die Blattsubstanz durch- bohrende 'Ausführungsgang (richtiger ‘die ‘obere Oefinung ‘der Einsenkung) wegen der gröfsern Masse ‘des Zellgewebes bei Fegat. natürlich länger erscheint. ‘Bei beiden besteht die Anthere aus einem kurz gestielten Körper, dessen “äufsere Schicht (oder Haut) aus einer einfachen Lage gröfserer, mit einzelnen Chlorophylikörnern erfüllter Zellen gebildet wird, während die innere Masse, wahrscheinlich noch durch eine eigene grofse, zartwandige Zelle umschlossen, anfänglich aus einer schleimigen mit kleinen, zarten Cytoblasten gemischten Flüssigkeit, dann aus ganz lockeren, rundlichen, äufserst zart- wandigen und endlich aus etwas gröfsern, polyedrischen Zeh len ebenfalls aber noch mit zarten, fast gallertartigen Wänden besteht, in denen 'sich die so berühmt gewordenen Spermato- zoen (einzelne Spiralfibern?) bilden. Diese letztern habe ich zwar 'bei Pellia noch nicht beobachtet, ‘desto ausgezeichneter und deutlicher aber bei Fegatella. Morphologisch dürften diese sogenannten Antheren den Eichen der Phanerogamien entsprechen. — Pellia epiphylla zeigt aber noch eine anatomische Merk- würdigkeit, die ich bei Nees nicht angewendet finde, die mir gleichwohl bei einer so einfachen Pflanze von höchster Be- deutsamkeit erscheint und: sie doppelt interessant macht. Das ganze Laubparenchym wird nämlich von einem ganz eigen- thümlichen Gefäfssystem durchzogen, . Soviel mir. bis jetzt zu erkennen möglich war, besitzen ‚diese, Gefäfse ‚keine ‚eignen Wände und sind daher auch nur als eine höchst seltsame « 281 Forinsder. Intereellulargänge anzusehen. ı ‚Sie-entstehen nämlich nicht allein da, wo drei oder. mehrere Zellen zusauimenstofsen, wie. bei- gewöhnlichen ‚Intercellulargängen, ‘sondern ähnlich, wie bei einigen: Arten des! kurzstrahligen, sternförmigen, Zeilgewe- bes (z.B. Meyen: Phys. ‚Bd. 1... Taf. II. Fig,2, links, Fig. 4) “aueh.an der längern Seite zwischen. je zwei aneinanderliegen- den Zellen durch Auseinanderweichen der Wände. , Da. die Zellen hier aber nicht flächenförmig, sondern parenehymatös aneinder liegen, so: laufen diese Intercellulargänge wie Bänder um‘.die fast tonnenförmigen Zellen herum. - Es ist schwer, diese‘ Bildung durch Worte deutlich zu machen und ‚ich ver- weise daher lieber auf die treu nach der Natur gemachte Abbildung Taf. VIII, Fig. 1. Bei alle dem würde diese Struk- tur eben niclits so sehr auffallendes haben, wenn die’ so ent- standenen Gefäfse nicht einen eigenthümlichen Saft führten, der bei den grünen Varietäten blafsgelb, bei den dunklern z.B. bei aeruginosa tief purpurroth, ist und ‚eben die eigenthümliche Färbung der Pflanze bedingt. Ueber die physiologische Be- deutung-dieser: Organe kann ich zur Zeit noch, durchaus keine Ansicht äufsern, da es mir noch an allen ‚Analogien selbst in ‚den nächst verwandten Pflanzen fehlt, denn. schon Aneura pinguis zeigt keine Spur davon. — 7. Ueber den Bau des Eichens bei den Ericeen, Scleranthaceen, Ranunculaceen und Typhaceen. \a. In vielen Handbüchern,'z. B, bei Lindley nat. hist. of bot. findet man bei Beschreibung der Ericeenformen, die Worte radieula hilo opposita.. Oflenbar ist‘das aus einer Verwechselung von hilum und Chalaza bei einseitiger Be- trachtung des reifen Saamens hervorgegangen, denn alle Ericeen,, die ich bis jetzt untersucht habe, zeigen ein anatropes Eichen mit einfachem (?) Integument, woraus von selbst folgt, dafs beim reifen Saamen eine radicula hilo proxima vorhanden, sein mufs, wie das auch von Kunth, or. berol. 1838 ganz richtig angegeben wird. — \ b. In Koch’s synopsis. flor. germ. etc. heifst \es. bei Scleranthus „ovarium wniloculare, biovulatum, ovulis in apice funiculi e basi ovarü orti, altero aborliente.“ In Nees v.‚Esenbeek genera pl. fl. germ. etc. lautet die Beschreibung 282 derselben Pflanze germen biloculare, loculis uniovulatis ovulis pendulis und dies biloculare ovarium mit zwei ovu- lis ist sogar abgebildet. Leider mufs ich hier abermals bemer ken,"dafs die angebliche Analyse aus dem Kopf nach''einer falschen Beschreibung gezeichnet: ist. . Denn’ nicht einmal die Koch’sche noch weniger die letzte Beschreibung stimmen’ im geringsten. mit der Natur überein. — Bei Seleranthus ist nur ein einziges ovulum vorhanden, für welches man den von Meyen' vorgeschlagenen, äufserst zweckmäfsigen Ausdruck ovulum ditropum gebrauchen kann, äufserst zweckmäfsig des- halb, um diese ovula von einer andern von Meyen damit zusammengeworfenen Form zu unterscheiden. — Es ist näm- lich 'ein an sich gekrümmtes (bei Scleranthus freilich campy- lotropes) Eichen, welches an einem langen funiculus (nicht placenta filiformis) hängt. Das ovulum entsteht bei dieser Pflanze als ovulum atropum erectum, sessile in der Basis des Ovarium und erst nachher bei weiterer Entwicklung krümmt es sich, indem sich zugleich der funiculus so ausnehmend ver- längert. Sehr von dieser Form (zu der unter andern auch die Eichen der Chenopodeen gehören) verschieden ist die ächte placenta centralis libera piliformis bei den Plumba- gineen. Hier bildet sich nämlich zuerst die freie placenta und erst später an der Spitze derselben das hängende anatrope Eichen (cf. Wiegmanns Archiv Jahrgang 3. 1837. Taf. VII. Fig. 19— 23). Der Unterschied ergiebt sich bei diesem ovario uniovulato nur aus der Entwicklungsgeschichte, während es bei den mehreiigen Santalaceen von selbst klar ist, dafs der fadenförmige Träger eine placenta und kein funieulus ist. Die. richtige Angabe’ über den Eibau bei Sceleranthus findet man übrigens ebenfalls in Kunths vortrefllicher Flora bero- linensis. — ' ec. Linne setzte für die Beschreibung der Reproduktions- organe einen bestimmten Zeitpunkt fest, nämlich für die Blüthen- theile den der völlig entwickelten Blume im Moment der Aus- streuung des Pollen, für die Frucht dagegen den Moment der Reife, d. h. meist \der natürlichen Trennung der Frucht von der Mutterpflanze und daran that er sehr recht. Freilich hatte Linne gut beschreiben, denn was er nicht mit blofsen Augen oder höchstens mit einem mäfsigen Suchglase sah, das über- 283: ging. er mit 'Stillsehweigen.. Es, zeigte, sich ‚aber bald das: Bedürfnifs, auf Theile, Rücksicht zu‘ nehmen, die dem blo- fsen Auge nicht erkennbar sind und besonders, seit man der natürlichen Anordnung der Pflanzen den’ Vorzug gab, mufste man nothwendig auch den Bau des ovulum in Betracht ziehen. Bis jetzt steht nun freilich ziemlich allgemein die Sache noch so, dafs nur wenige. mehr physiologische Botaniker sich mit der Untersuchung des Eibaues und der Entwicklung des Saa- mens abgegeben haben, woher denn die mehr systematischen Botaniker ihre Angaben auf Treu: und Glauben entlehnen, oder ohne solehe Vorgänger den’ Bau des reifen Saamens mutato nomine auf das Ovulum übertragen.*) Wer indessen ‘nicht ganz uhwissend: in. der. -Entwicklungsgeschichte der Pflanzen ist, weifs recht wohl, dafs die’ allmäligen Veränderungen in Folge der Ausbildung oft so bedeutend sind, dafs selbst die Zurückführung späterer Zustände auf die wirklich beobachte- ten früheren, ohne stetige Verfolgung des Entwicklungsganges ganz ohnmöglich wird. So nimmt es. sich denn: wunderlich genug aus, wenn die Beschreiber mit ganz ernsthafter Miene, als hätten sie’s wirklich mit eignen Augen gesehen, z. B. bei Fiscum von einem Ovario uniloculare, ovulo pendulo oder bei Corylus von einem Ovario biloculare, ovulis initio ere- clis mox pendulis reden;**) zum Glück sind: die Schüler gut- müthig genug, es dem Lehrer aufs Wort zu glauben, denn sonst würde einer leicht sein Leben vergebens daran setzen, um die schöne Beschreibung in der Natur bestätigt zu finden. — Hat man aber einmal und zwar: sehr mit Recht auf die Beschreibung der 'Eibildung einen wesentlichen Werth gelegt, und sieht man auf der andern Seite täglich mehr ein, dafs die *) Dafs aber auch dabei oft Zufall und Laune das meiste thun, beweist unter andern die Stellung der Nymphaceen in Kunths aus- gezeichneter, sonst so durchweg nach eignen, neuen Untersuchungen bearbeiteter Flora berolinensis, Berlin 4838. , Dafs daselbst die Nymphaeacene noch. unter, den Monocotyledonen stehen und zwar als Butomeis prowime affines, dafs dabei die. Untersuchungen von Brogniart, Mirbel, Brown undLindley gänzlich ignorirt wer- den, ist nicht wohl zu begreifen. — **) Versteht sich ovarium in dem Zustande zur Zeit der Blüthe verstanden. — h 284 Pflanze kein Crystall ist, den man heute liegen- lassen und im 10 Jahren noch: in derselben Gestalt wiederfinden kann, 'son- dern ‘dafs sie in ewig reger, lebendiger Entwicklung der For- men’ bald’ diese bald’ jene Seite ihres Lebens manifestirt, und so ‘dem Beobachter in jedem einzelnen Momente entschlüpfend, überall nicht als ein im gegebnen Augenblick fertiges, sonderir nur als der Inbegriff vieler Entwicklungsstufen und als der Ge- sammtausdruck eines ewig fortlaufenden Processes gefafst wer- den kann, so ist auch klar, dafs mit der bisherigen Behand- lungsweise nicht viel wissenschaftliches geschafft wird und dafs im conereten Falle einestheils für die Beschreibung des Eibaus nach Linneschem Princip bestimmte Momente festgesetzt wer- den müssen, anderntheils aber auch der Gang der Entwicklung bezeichnet werden mufs, durch welchen etwa scheinbare Ver- schiedenheiten in gegebnen Momenten zu einer höhern Einheit ausgeglichen, oder scheinbare Gleichheiten wegen der Verschie- denheit des Entwicklungsprineips in ihre gehörigen Glieder aufgelöst werden. Rob. Brown ist auch hier der Name, der den rechten Weg zuerst betreten und die nöthigen Fingerzeige gegeben hat, freilich hier wie in so vielen Fällen, ohne dafs Einer die geistreichen Andeutungen benutzt und verfolgt hätte. Rob. Brown, getroffen von dem scheinbaren Widerspruch in einem genus (Evonymus) zugleich hängende und aufrechte Eichen zu finden, forschte weiter, fand das Gesetz, dafs die raphe beim Ei stets au der der placenta zugekehrten Seite verläuft, dafs bei den ovulis pendulis Evonymi dies nicht der Fall ist, dafs sie aber ovula erecta werden, wenn man in Gedanken die raphe wieder in die rechte Lage bringt, dafs also die ovula nur scheinbar hängend, eigentlich nur nieder- gebogene, aufrechte Eichen seien. Die Richtigkeit dieser Er- klärung wird durch die Entwicklungsgeschichte bestätigt. So- viel ich weifs, hat Niemand diese Untersuchungen Browns benutzt, um in würdiger Nacheiferung ähnliche die klare Durchschauung der Verwandtschaft trübende Anomalien auf- zulösen, wozu die Ranuneulaceen eine herrliche Gelegenheit bieten. Man hat die einsaamigen Pflanzen dieser Familie nach dem Unterschied der hängenden und aufrechten Eichen (?) in Banunculeae und Anemoneae eingetheilt und sich übrigens bei der so wichtigen Verschiedenheit in so nahe verwandten 285 Pflanzen beruhigt. Bei beiden Abtheilungen. ist ‘aber. das Ovu- lum in einem nicht, gar zu frühen Zustande völlig-gleich ge- baut, ovulum adscendens anatropum Taf! VII. Fig.2-—-3, spä- ter entwickelt es sich, bedingt: dureh die Entwicklung ; der Eihöhle entweder allein nach oben und wird dann ein ovulum erectum anatropum Taf. VII. Fig. 4, oder es wird gezwungen, den Raum unter sich zur Entwicklung zu benutzen, ‚es biegt sich von, der placenta ab. nach unten und wird dannein ovu- lum spurie pendulum, anatropumsiraphe aversa Taf, VI.; Fig. 5. Bei vielen Arten ist zur- Zeit der. Blüthe‘ im: unbe- fruchteten Zustande ‚noch ‚gar keine. Differenz wahrzunehmen‘ (z.B: zwischen Ranunculus und ‚Myosurus) und\bei allen übrigen gehen ‘die Mittelformen so allmälig in einander. ‚über, dafs dies Moment zur Zeit der Blüthe als 'Eintheilungsgrund absolut unbrauchbar wird. Zur. Zeit der Saamenreife liefert er, allerdings einen scharfen Unterschied. ‘, Da wir aber untrenn- bare,genera (Evonymus) haben, in, welchen diese‘ doppelte Form vorkommt, so darf dies Merkmal auf keinen Fall benutzt werden, um eine Trennung zu begründen und, zu 'rechtferti- gen, wo dieselbe ‚nicht schon anderweit evident von ‚der, Na- tur ausgesprochen ist, und zwar um so weniger, da die Natur, überhaupt auf den Eibau bei den Ranunculaceen gar keinen Werth gelegt hat: und Verhältnisse, die sonst: innerhalb der Grenzen einer Familie die constantesten sind, hier zu den aller- variabelsten gehören. Hieher gehört namentlich auch die Zahl der Eihäute, die sogar in demselben Genus varirt. Integumentum simplex haben: Thalvitrum, Anemone, Hepatica, Ranunculus, Ficaria, Caltha, Helleborus, Delphinium tricorne et chilense und. die Podophylleae. Integumentum duple& haben: Clematis, Adonis, Trollius, Isopyrum, Aquilegia, Aco- nitum, Paeonia, Delphinium fissum, elatum, bicolor, Conso- lida, Ajacis und die Magnoliaceae. Ich will gar nicht in Abrede stellen, dafs bei der ‚grofsen Schwierigkeit, die meisten Pflanzen dieser Familie rücksichtlich ihres. ursprünglichen Ei- baues, der meist, schon in der. entwickelten Knospe, nicht mehr zu erkennen ist,,zu untersuchen, sich: in..das vorstehende’ Ver- zeichnifs (namentlich vielleicht. bei, Delphinium). nicht Fehler V. Jahrg. ı Band, 49 286 sollten eingeschlichen ‚haben. Wenn aber, wie ich hoffe, nur der gröfsere Theil richtig ist, so 'bleibt das Resultat ‚gerecht! fertigt, dafs die Zahl der Eihäute, die in den meisten andern Familien von starrer Constanz ist, hier durchaus als veränderli- ches’ und somit untergeordnetes Merkmal erscheint, nach wel- chem allein die Familie ‚weder beschränkt noch ie werden dürfte, — d. Ein Beispiel ähnlicher Anomalien findet man in der Familie der Aroideen. ‘ Hier ist nichts''eonstant bei der Eibil- dung als das allen Monocotyledonen zukommende Integumen- tum duplex. Uebrigens findet man in dieser Familie ovula erecta (Arum), pendula (Pothos), atropa (Sauromatum), hemianatropa (Meconostigma), anatropa (Calla), und selbst wenn man will Aypertropa (Orontium aquaticum). Die Typhaceae hatte Rob. Brown mit den Aroideen vereinigt, Lindl&y hat sie wieder davon getrennt und wie es scheint hauptsächlich auch wegen des hängenden Eichens. ' Abgesehen davon, dafs bei den Aroideen hängende Eichen "nicht selten sind, was Lindley vergessen, so sind auch die’ ovula bei den Typhaceae ebenfalls nur spurie pendula, denn auch bei ihnen findet man die raphe aversa. — 8: Ueber das Zerfallen der Conferven in ihre ein- zelnen Glieder. Meyen sagt in seiner Physiologie (Bd. III. pag. 417) von den Spirogyren, dafs die Glieder derselben so fest mit ein- ander verwachsen seien, dafs sie sich niemals'in ihren Ver- wachsungsflächen lösen. Freilich spricht er selon auf dersel- ben Seite etwa zehn Zeilen weiter von einem Zerfallen der- selben in ihre einzelnen Glieder, es mufs also mit: dem \nie- mals wohl nicht so ernst gemeint sein. ‘Es ist in der That auch nicht möglich, dafs Jemandem, der nur irgend genau Con- ferven beobachtet, diese so ganz alltägliche Thatsache entgan- gen sein sollte. Den eigentlichen Vorgang der Trennungfinde ich aber nirgends vollständig’beschrieben und'nur eine'einzelne Stufe derselben! ist'zwar richtig aber nicht "im "vollständigen Zusammenhange aufgefafst bei Mo'hl (Vermehrung' der 'Pfan- ' zenzelle durch Theilung 1835 pag.19) dargestellt. — 18 Ich will mich hier vorläufig auf ‚Spirogyra . quinina 287 beschränken, an welcher man drei verschiedene Arten der Thei- lung des Fadens zu beobachten Gelegenheit hat. — Die erste Art kommt vielleicht allen zelligen Conferven zu, wenigstens den frei schwimmenden, bei denen kein Wur- zelende zu unterscheiden ist. Eigentlich gehört sie nicht hierher, da sie eine pathologische Erscheinung ist. ‘Wenn nämlich irgend ein einzelnes Glied durch einen Zufall einge- knickt oder sonst verletzt wird, so stirbt es ab. Schon wenige Minuten nach dem Eingriff zeigen sich die beiden Enden der angrenzenden Glieder, die vorher grade und eben waren, nach dem zerstörten Gliede zu gewölbt und nehmen bald vollstän- dig die abgerundeten Formen an, die man gewöhnlich an den freien Enden der Confervenfäden sieht (Taf. VII. Fig. 6). — Die zweite und dritte Art der Trennung der Glieder ge- hören aber zum gesunden Lebensprocefs der Pflanze und be- sonders ist die zweite ein höchst complicirtes Wachsthums- phänomen. Es entsteht hier nämlich in dem flachen, kreis- förmigen Theile der Zellenmembran, welche mit dem _glei- chen Stück der anliegenden Zelle die Scheidewand zwischen je zwei Gliedern bildet, eine kreisförmige Falte etwas vom | Rande der Scheidewand entfernt (Fig. 8, a.). Diese Falte er- hebt sich allmälig in das Innere der Zelle zu der bedeutenden Höhe ihres Durchmessers (fig.8.b). Durch diese Falte ist nun eine Verlängerung der einzelnen Zelle bedingt, die aber noch nicht in die Erscheinung tritt, weil sie noch in den Schlauch ein- gestülpt ist. Bald aher fängt sie an sich auszustülpen und da- durch die bis dahin sich noch berührenden Theile der Zellen- wände von einander zu entfernen. Gewöhnlich zeigt sich da- bei eine Zelle als die stärkere und schiebt sich zuerst hervor, so dafs die andere so lange warten mufs, bis die erste fertig ist (Fig. 8, c.); ja sie treibt selbst die andere Falte wohl noch tiefer in den Schlauch hinein, soweit ihre Länge es erlaubt (Fig. 9, a.). Anfänglich dehnt sich dabei die gallertartige, äufsere Membran, die gleichförmig alle Glieder überzieht, aus (Fig. 8, c. Fig. 9, a.), nach und nach aber reifst sie ein und die freien Lappen werden aufgelöst (Fig. 9, b. Fig. 10). Dicht innerhalb der kreisförmigen Falte hängen die beiden Glieder. am längsten in einer kreisförmigen Linie zusammen (Fig. 10.), indem sie sich in der Mitte des Kreises ‘schon sehr früh 19* 288 getrennt haben. Endlich löst sich ‚auch diese Verbindung und die nun freien Enden: erscheinen wie Fig. 9, b.,'so wie sie auch schon von Mohl a. a. O. sehr treu abgebildet sind. Die dritte Art der Trennung ist viel einfacher. Sie be- ginnt auch mit einer ‚kreisförmigen Erhebung der Menıbran (Fig. 7, a.). Aber ehe diese Erhebung noch weit fortgeschrit- ten ist, entfernen sich die ‚Wände in der Mitte des Kreises vollständig von einander (Fig. 7, b.), die Scheidewände bilden eine Wölbung nach dem Innern jeder Zelle und werden all- mälig, wie es scheint, durch Ausdehnung des äufsern Gallert- schlauches von einander entfernt (Fig. 7, c.). Endlich zerreifst letztere und die Glieder sind isolirt. — h . „Diese letzte Form kommt amı häufigsten bei den Gliedern vor, die bereits eine Spore enthalten, doch fand ich sie auch an unbefruchteten Gliedern, so wie, die erstern obwohl, sehr selten auch bei sporentragenden Gliedern, vorkommt, Da ich zuweilen beide Arten der Trennung an einem und demselben Faden gefunden habe, so widerlegt sich ‚mir ‚dadurch eine früher gehegte Meinung, dafs: man die Art der Trennung, zur specifischen Diagnose benutzen könne. “Ueberhaupt bin ich nach jahrelangen genauen Beobachtungen ebenfalls‘ zu der Ansicht gekommen, dafs alle Conferven mit einem einfachen Spiralbande nur einer Species angehören, die nach: Alter, Standort u. Ss. w. mannigfach abändert. — Durch diese eben beschriebnen Arten der Trennung wird nun aber der Faden keineswegs immer in alle seine Glieder aufgelöst, sondern meist nur in mehrere kürzere Fäden, , Es werden nämlich, ohne dafs ich bis jetzt den Grund davon auf- finden konnte, häufig ein oder mehrere Glieder übersprungen, ja es findet zuweilen in der ganzen Länge eines Fadens nur eine einzige solche Trennung in der Mitte statt und ich kann in diesem speciellen Falle Mohl’s Ansicht von der Vermeh- rung der Zellen durch Bildung von Scheidewänden nicht bei- stimmen, da mir kein eigentlicher Grund dazu vorzuliegen scheint. — 9, Ueber die Spiralzellensehicht in der Frucht der Laurineen. Man hat wohl die eigenthümliche Schicht von Spiralzellen Bien nenn le ni mn U 289 in der‘ Frucht ‘der Gassytha als einen Hülfsgrund angeführt, um die Cassythaceae als eigne Abtheilung von den Lauri- neae zu trennen. So wenig nun ein anderer Grund meiner Ansicht nach’ eine solche Trennung rechtfertigt,.so wenig ist dieser im Stande eine solche Spaltung zu begünstigen. Dafs man jene Zellenschicht bisher nur bei Gassytha gefunden, beruht allein auf mangelhafter Untersuchung der Laurineen- frucht.*) Da mir von Laurus nobilis nur ganz alte Offizin- Exemplare zu Gebote standen, habe ich bei dieser Art freilich iicht klar darüber werden können, ob die Spiralzellen vor- handen sind ‘oder nicht. Ich vermuthe aber, dafs sie auch hier vorhanden sind, was an ‘frischen Exemplaren leicht auszu- machen wäre. Sehr schön entwickelt ist diese Zellenschicht dagegen bei Sussafras, Benzoin und Laurus (?) geniculata Wall. Es ist noch nicht eigentlich ausgemacht, welchem Theile der Frucht diese Spiralzellen ‘bei 'Cassytiia sowohl als bei den'Läurineen angehören. Leider stand mir keine vollständige Entwicklungsgeschichte, ja nicht einmal ein einzelner: Mittel- zustand frisch zu Gebote. Ich mufs mich daher ‘begnügen, mitzutheilen, was sich aus den von mir’ trocken untersuchten Früchten ergiebt. Bei Sassafras (womit die beiden andern Laurineen übereinstimmen), zeigt die Lage der placenta, dafs die auf die lederartige, äufsere Hülle folgende, dünne Haut, die aus gelbraunen etwas flachen, nach Aufsen und Innen stark verdickten Zellen besteht (1), die äufserste den Saamenintegu- inenten angehörige Membran ist. Auf dieselbe nach Innen folgt eine Lage in die Länge gestreckter, dickwandiger, auf- reelıtstehender Zellen (2), dann mehrere Schichten braungelber, sehr flacher, ebenfalls dickwandiger Zellen (3) und nun die Spiralzellenschicht (4), zwischen welcher und dem Embryosack noch eine Lage flacher, grofser Parenchymzellen (5) liegt. Wendet man auf diese Verhältnisse die Analogie der Thyma- leen an, so ist die erste Lage (1) das ganze integumentum extermium in zusammengedrängtem Zustande, (2) die epider. mis externa integumenti interni, (3) das Parenchyma der- „) Ich bemorke ausdrücklich, /dafs ieh bis jetzt noch nicht Gele- genheit und Zeit hatte, Esenbecks Monographie der Laurincen durchzuarbeiten. — — x selben, (4) die epidermis interna integ. int. und (5) ‚die membrana nuclei. — Die; vielen Verwandschaftsbeziehungen zwischen 'Thyma- leen und Laurineen, so wie diese Gleichheit, in der Ausbil- dung der Saamenintegumente scheinen sich recht gut gegen- seitig zu unterstützen. — Eine sehr schöne Spiralzellenschicht in. der. epidermis der membrana interna, besonders. merkwürdig wegen ‚ihrer Entwicklungsgeschichte ‚findet sich auch noch bei Sparrman- nia africana. Meyen wird sie wahrscheinlich (nach seiner Acufßerung Wiegmanns Archiv Jahrg. 5. Bd. 2. ;p. 17—18) nicht für Spiralfibern gelten lassen, indefs. mufs ich bei der Unbestimmtheit seiner . Worte vorläufig warten, bis es ihm ge- fällt, ein Gesetz über: die, ‚erforderliche Dicke der legitimen Spiralfaser zu erlassen. Besser ‚hätte er; freilich. ‚gethan und der Wissenschaft mehr genützt, wenn er statt dieses unerfreu- lichen: Zanks über die, Dicke der Fiber ‚lieber, genau bestimmt hätte, welchem Theil des Saamens die Spiralfibern bei Punica angehören, was: er ja wissen mufs, da er,sie untersucht hat; ich selbst hatte hierzu noch keine Gelegenheit. — 10. Spaltöffnungen auf Saamenintegumenten. Bei genauer Untersuchung einer reifen Frucht von Ne- lumbium ‚speciosum fand ich an einer dünnen Membran, die ohne Zweifel eine der Eihäute war, eine ‚zahllose Menge Spaltöffnungen, deren Bau auch nicht im-geringsten von dem an den Blättern abwich. Auch konnte ich deutlich wahrneh- men, dafs das Zellgewebe unter diesen Spaltöffnungen den ge- wöhnlichen. Bau, nämlich ‚grofse Intercellularräume, zeigte, in welche ‚die Spaltöffnungen einmündeten. ‘Wer Gelegenheit. hat einen etwas früheren Zustand des Saamens frisch zu unter- suchen,: würde: leicht entscheiden können, welcher Eihaut jene Spaltöffnungen angehören, — Um absichtlichen Mifsverständnissen vorzubeugen, be- merke ich noch, dafs ich recht gut weils, dafs die Nufs von Nelumbium aufsen noch mit dem Pericarp bekleidet ist. Die- ses hat eine sehr dicke, harte Oberhaut aus engen, langge- streckten, stehenden Zellen gebildet. Auch diese Haut hat Spaltöfinungen, die ganz auflallende Achnlichkeit mit den an : 291 der Membrana.externa der Cannasaamen von mir beschtieb- nen ‚haben. — ! 1. Ueber den Hanilienoharamas der Elaeagneae. Die. Darstellung des Familiencharacters dieser'Gruppe “bei Endlicher gener. plant., womit die meisten‘ andern \über- einstimmen, oder doch nur durch ihre Dürftigkeit abweichen, scheint mir einige Ungenauigkeiten zu enthalten. Zuerst ist es auffallend, dafs hier wie in allen übrigen (auch generischen) Beschreibungen der Hippopha®@ der torus abgesprochen wird. Ich finde denselben relativ eben so stark entwickelt wie bei Elaeagnus und noch dazu durch zwei von ihm entspringende dicke Haarbüschel ausgezeichnet, welche die faux tubi eben so verschliefsen, wie der kegelförmige Fortsatz bei Blaeagnus. Es scheint mir auch die Anwesenheit des torus ganz, noth- wendig mit zur Characteristik der Familie zu gehören, Da- gegen- ist die Schilderung. des Frucht-, und ‚Saamenbaues wie- der einseitig von Elaeagnus, entlehnt, und, pafst durchaus nicht auf Hippopha&, mufs; also, um .in.den, Familiencharacter anf- genommen werden .zu ‘können, ‘bedeutend modifieirt ‘werden. Zuerst pafst der dicke. funiculus, von dem.Endlicher spricht, wohl auf Elaeagnus aber nicht auf Hippophae, wo das ovu- lum so eigentlich sessile ist, wie irgend wo. Bei der Beschrei- bung der Frucht endlich pafst das epicarpium longitudinaliter costatum einestheils ebenfalls nicht auf Hippopha®, andern- theils involvirt es selbst einen Irrthum, ‚der aus einseitiger Untersuchung der reifen Frucht oline Berücksichtigung der Entwicklungsgeschichte hervorgegangen ist. Das Pericarpium ist nämlich zur Zeit der Reife bei Elaeagnus tenuissime membranateum semini arctissime adhaerens. Der tubus perigonü aber trennt sich bei seiner Entwicklung. in, zwei strata, wovon das Aeufsere durch Trennung der einzelnen rundlichen Zellen von einander eine mehlige Beschaffenheit annimmt, während das Innere mehr verholzt und zusammen- hängend die Frucht umschliefst; die Trennung beider Schich- ten geschieht grade in der Richtung der acht den Zubus peri- gonü durchziehenden Gefäfsbündel, und zwar so, dafs von die- sen nur je ein dickes nach innen liegendes Bastbündel dem in- nern stralum verbunden bleibt, und dadurch eben die Rippen dar- 292 stellt. »“Da'übrigens'auch die innere Fläche ‘des tubus mit den eigenthümlichen Schülfern bedeckt ist, die auch noch in der reifen Frucht die Grenze desselben gegen das Pericarpium hin bezeichnen, so ist bei recht genauer Untersuchung selbst der reifen Frucht der Irrthum doch zu vermeiden. — ars 1839. . ‚Erklärung der Abbildungen, Taf. VII. Fi ig, 1. _Pellia ‚epiphylla. Längsschnitt aus dem frons paral- lel der. Fläche, a. Querdurchschnittne Intercellulargefäfse. d. Durchscheinende 'Gefäfse, Vergl. pag. 279— 281. Fig. 2. Adonis' vernalis. Unterer Theil des Ovarii im Längs- schnitt kurz’ Vor’ dem Aufbrechen der Blumen. @. placenta. (Bei der völlig entwickelten Blume hat sich die Form des Eichens noch fast gar nicht geändert. Fig. 3. „Ranunculus'repens. Ebenso. \ Fig. 41 u, 3 — Kurz nach Oefinung der Blume. a. ‚placent«, SB BT raphe. , Fig. 5. Anemone nemorosa kurz des Oefinung der Blume .a. und d. w. i. d. v. F. Zu Fig. 2—5 vergl., pag.. 285. Fig. 610. Spirogyra quinina. Vergl. hierzu den Text pag. 287 — 288. Fig. 11. _ Hippophaö rhamnoides Längsschnitt der weiblichen " Blüthe. a. Freier Rand des torus. Li . n ; i Uebersicht der Gattungs- und Artcharaktere der ns wi europäischen Fledermäuse. von A. Graf v. Keyserling und Prof. IH. Blasius Horst nord in Braunschwe eig. Die Ordnung der Fledermäuse ist mehr "als jede andere der Säugethiere durch Mannichfaltigkeit der Körperformen und äufsere Organe ausgezeichnet, In keiner einzigen 'sihd die Ar- ten schärfer von der Natur abgegränzt, und doch in keiner länger verkannt oder übersehen ‘worden. Noch auffallender jedoch als dies lange Uebersehen, ist die Verwirrung und Ver- wechselung, die die Zoologen unter den einmal bekannten Ar- ten haben einreifsen lassen. Man überzeugt sich davon leicht beim Durchsehen fast aller neueren Faunisten, die nicht blofse Copisten’sind. Diese Verwirrung hat 'nätürlich ihren nächsten Grund in der Mangelhaftigkeit der ursprünglichen Beschrei- bungen und Unterscheidungen gefunden. Daher rührt es z. B., dafs sich nicht einmal mehr fesstellen läfst, was Linne unter seiner einzigen Art Yesp. murinus verstanden hat, dafs ferner bekannte Arten, wie F. Schreibersü et Kuhlii Natt. jetzt wieder unter neuen Namen auftauchen, dafs umgekehrt wirk- liche neue Arten, wie V, Kuhli Nils. unter Namen von äl- teren wieder beschrieben werden, dafs endlich Namen, wie V. emarginatus, den Geoffroy an die Spitze einer etwas inhaltslosen Beschreibung und mäfsig guten Abbildung stellte, sich wie Gespenster unter den verschiedensten Species wie V. Nattereri Kuhl, V. mystacinus, et Daubentonü Leisl. herumtreiben. Von einem einzigen Falle abgesehen, der aus der faktischen Ueberzeugung hervorgegangen, dafs die Natur . 294 mit der Färbung des Pelzes schon Alles abgethan, kann man nicht sagen, dafs die Zoologen in der Aufstellung von Arten zu leicht- sinnig zu Werke gegangen seien. Nur das kann man bestimmt aussprechen, dafs in den Diagnosen und Beschreibungen die ar- chitektonischen Charactere der Arten meist zu wenig hervor- gehoben sind, um bei den Bestimmungen Irrthümer zu ver- meiden,; \.Die. Darstellungen in der. Kuhlschen Monographie zeichnen sich in dieser Beziehung schon vortheilhaft vor den Beschreibungen und Reflexionen Geoffroy’s aus, obschon sie auch durch: eine. vielseitige Mangelhaftigkeit: und durch di- recte Beobachtungsfehler noch hinreichenden Spfelraum zu Ir- rungen frei liefsen. Ohne Vergleich umfassender sind die neueren -Beschreibungen von'Nilsson und Boiraparte. Sie beschränken sich jedoch bis jetzt nur auf einzelne Arten einer bestimmten Fauna, und so ist seit Kuhl und Geoffroy eine Sonderung und Begränzung der ; europäischen Arten im Zusammenhange nicht versucht.: Wir sehen den Hauptgrund dieser, bei. der, jetzigen ‚Vermehrung der Arten immer mehr fühlbar werdenden Unbequemlichkeit darin, dafs es dem Ein- zelnen so. schwer wird, alle Formen in: gehöriger Auswahl und im passenden Zustande zusammen. zu bringen, ‚Mehrere neue von Bonaparte in den letzten Lieferun- gen der lconogr afıa della fauna italica, aufgestellte Arten ausgenommen, ist es uns möglich gewesen sämmtliche, euro- päische Arten ‚entweder lebend oder. in Spiritus, so, wie in trocknen Bälgen und Skeletten in grofser Auswahl ‚untersuchen zu können. Durch ‚das Berliner Museum standen uns alle ‚von Kuhl beschriebenen Arten in Originalexemplaren von Kuhl zu Gebote; durch die Gefälligkeit Natterer’s erhielten wir,seine Originalexemplare von F, Schreibersii und Kuhlü Natt. die uns besonders, angenehme Aufschlüsse gewährten,, wo die Kuhlsche Monographie uns im'Stich liefs. Die sehöne Samm- lung des Professor Nitzsch gab uns vielfache Anhaltspunkte zur Untersuchung. Am meisten gefördert: wurden wir jedoch durch unsern Freund Herrmann Nathusius in Hundisburg, Seine reiche Sammlung verschaffte uns nicht allein die ‚Origi- nalexemplare von. Dinops Cestoni Savi, V. dasycnemus Boje, albolimbatus Küst., von Rhinolophus clivosus und ferrum equinum, sondern ‚auch sämmtliche ‘vorhin erwähnte 295 Arten. in einer. Auswahl: von Schädeln. und Spiritusexemplaren, die. uns' über die Beständigkeit der Formen, die Natürlichkeit und scharfe ‚Sonderung ' der Gattungen, ‚so ’wie, ‚uber .die Ab- gränzung und. die. Charactere. ‚der: Arten eine erfreuliche ‚Be- ruhigung gewährt. Sie enthielt ausserdem ‘eine ‚Reihe. vom Exemplaren verschiedenen Alters vom’ Harz, die, wir, gemein- schaftlich als eine neue Art erkannten, \und sie,,nachdem. wir die bei Nilsson unter dem Namen von Y. Kuhlü Natt..be- schriebene, Artı in.ihr wiederfanden, ‚unter, dem Namen Fespe- rugo. Nilssonii aufgeführt ‘haben, Wenn wir hiermit-öffentlich unsern Dank für die, so unbedingt freie, Benutzung dieses rei- chen Materials aussprechen, ‚so wollen ‚wir ‚damit. ‚blofs ‚vor dem zoologischen Publicum gerechtfertigt erscheinen, ‚aber nicht im. ‚entferntesten von. dem innigen Dankgefühl gegen den Freund entbunden sein, ‚mit,dem wir in gemeinschaftlicher Untersu- chung so. viele heitere Stunden verlebten. Dafs wir. eine seit der; Zeit in, Berlin gefangene ausgezeichnete neue Art, die. wir auch aus Halle besitzen, mit dem Namen unseres Freundes beehrten,. mag ‚ein kleines Zeichen ‚sein, wie. sehr. wir geneigt sind, die Erinnerung an diese Tage im Gedächtnifs ‚aufzube- wahren, } Im, Ganzen ‚beträgt, die Zahl der von uns ‚untersuchten Arten. der europäischen ‘Fauna, 22; die übrigen von Bona- parte ‚aufgestellten Arten P. brevimanus, V. Capaccinü, Savü, Leucippe, :Arisiippe und Alcythoe können wir ‚nur nach seinen eigenen. Angaben, beurtheilen; über F. cornutus Faber und F. Otus Boie, von denen wir. nur die, Beschrei- bungen haben auftreiben können,, erlauben wir ‚uns gar kein Urtheil.. Schon lange hatte sich die Nothwendigkeit einer Son- derung der ‚alten ‚Gattung Fespertilio 'herausgestellt: _In ‚der Weise, wie es hier geschehen, sind die Arten nicht allein in ihrem. natürlichen Zusammenhang, geblieben, sondern auch die Gattungen künstlich möglichst scharf characterisirbar. Geof- froy hatte aufser der Hufeisennase, der, Gattung Rhinolophus, noch die wit verwachsenen Ohren: unter dem: Namen Plecotus von den. übrigen Arten gesondert. Damit wurde auch allmä- lig eine Sonderung beider unter diesem. letzten Namen begrif- fenen Arten nothwendig, die denn auch Gray durch Aufstel- lung seiner Gattung. Barbastellus (Synotus) bewerkstelligte- 296 Die "dadurch festgestellten "beiden Gattungen finden 'ilire Ana- lögien unter ‚den zahlreichen, noch unter ‘der Gattung Pesper- tilio 'begriffenen Arten, "von denen die den" Barbästellen dt sprechenden "Formen (die Gattung 7. esperugo) zuerst‘ von Glogrer’unter der’ Bezeichnung'der dieköhrigen Fledermäuse vereint: wurden und' später (durch Gray,'mit’andern fremdar- tigen Formen vereinigt, "als Genus 'Scotophilus auftraten: Auch'idiese noch zeigen’ eine’ Verschiedenheit des “Gebisses, der aber''nur‘ wenige'andere Charaktere, parallel durchgreifend ünd natürliche Gruppen 'begründend, entsprechen, so dafs sie nur als Untergättungen anzusehen sind,“ die wir mit‘ den Na- iien Vesperugo und‘ Wesperus bezeichneten Zu diesen kommt nun 'noch 'eine neuerdings von Bonaparte aufgestellte Grüppe,"Miriopterus, hinzu, die von den'beiden Hauptgrup- pen der Fespertilionen mit freien Ohren! ebenso sehr äbwei- ehend)'"als’in anderer Hinsicht''sie "verbindend ‚"jedenfalls"'als eine" ausgezeichnete Gattung "angesehen ‘werden mals. "-Mehr aber, als, Rhinolophus ausgenommen, äll' die genannten Gat- tungen ünter/einander-abweichen, steht die von Sayi aufge- stellte Gattung Dinops ihtien fern. Was nun die künstlichen Charactere der sieben hier un- terschiedenen Gattungen betrifft, so tritt! zuvördrrst das Ge- biß als entscheidend auf. ‘Man hat den Zahnbau mit Unrecht als Gattungs- oder Artcharacter verwerfen wollen, "insofern an einen Wechsel desselben nach dem Alter‘ beobachtet ha- ben'will! Mag sich dieser, besonders bei einigen ausländischen Arten, auch immerhin auf die Vorderzähne beziehen; so ist uns doch kein Beispiel’ bekannt, dafs ein solcher Wechsel in den von uns untersuchten Arten auf Eckzähne, Lückenzähne und Backzähne auszudehnen wäre. "Dagegen liegen Beispiele, wo ein kleiner, von den übrigen verdrängter und scheinbar ganz versteckter Lickenzahn übersehen worden, "hinreichend vor, woraus man aber nicht schliefsen mufs, dafs ein kleiner Zahn, eben weil er so klein ist, zuweilen auch ganz fehlen könne. Haben die Beobachter es nicht immer so ganz genau genommen, so darf man ‘das die Fledermäuse nicht entgelten lassen. Weder die Zahl noch die Stellung, noch die relativen Dimensionen derselben, noch die Bildung der Ränder, Höcker und Spitzen haben wir auch bei der ausgedehntesten 'Verglei- 297 chung. von Individuen ‚derselben Art abweichend gefunden. — Mit der Zahl und Stellung ‚der Zähne ist zugleich ‚auch die Bildung der ‚Gaumenfalten in, constantem‘ Zusammenhang, ob- wohl ‘hier. der ‘Spielraum ‚möglicher,. Modifieationen' ‚nicht ‚in dem Maafse zu beschränken‘ ‘ist... ‚Die Zahl der Falten ist ebenso wie die der Zähne, nur unter den verschiedenen Arten von Rhinolophus. nicht übereinstimmend, wie denn auch in den Gaumenfalten F. dasycnemus von, den übrigen Gattungsver- wandten: abweicht... ; Eine Abweichung nach der Zahl, Stellung, Theilung.und;, Verbreitung ‚innerhalb ein und derselben ‚Spe- cies-ist uns bis jetzt‘ nicht bekannt. . So wird denn dieser Charakter, wo er aufhört, 'ein generischer zu ‚sein, um ‚so auf- fallender ein speeifischer. — Die Zahl der, Vorderzähne kann man füglich zur Charakteristik der Gattungen .entbehren, ob- schon‘ wir ‚auch hier, die Gattung. Dinops ausgenommen, keine Abweichung von der allgemein ausgesprochenen. Bildung kennen. ‚Die Stellung und das; gegenseitige Verhältnifs der- selben ist jedoch immer wichtig und. constant, so‘ dafs anch hier. der Fall aus der Pflanzenwelt eintrifft, dafs: die absolute Zahl; nicht allein, und oft am wenigsten. entscheidet. So son- dert sich die Gattung Rhinolophus. von allen übrigen ab, in- dem der Zwischenkiefer ‚mit den, obern Vorderzähnen seine gewöhnliche Stellung zwischen‘ den Oberkieferästen verläfst und als bewegliche Platte in den Gaumen tritt. — Mit den Abweichungen im Zahnbau geht die Bildung des Schädels eine parallele Reihe von Unterschieden ein, die augenscheinlich für die Natürlichkeit der Gattungen spricht. Als häuptsächlich unterscheidend fällt die Art der, Schädelwölbung,, die Sonde- rung des Scheitels von Hinterhaupt und Nase, der Winkel, unter dem die Scheitelbeine mit dem ‚Hinterhauptsbein zusam- mentreten, der Verlauf der Oberkieferäste, das Verhältnifs der Breite derselben zu der Einschnürung: zwischen ‚den Augen- höhlen und die Configuration ‚des Nasenrückens auf. Die gröfsten Gegenfätze finden hier zwischen den Gattungen Ves- pertilio und Vesperugo, statt, und wenn ‚sich Miniopterus in äußerer Bildung der letzten anschliefst, so steht sie in Hin- sicht der Schädelbildung der ersten Gattung näher. Bei Ple- cotus und Synotus ist der kurze, breite und flache Nasen- rücken besonders auflallend. — 298 ‘Wie das Gebifs und der Schädelbau innerlich begründend, so stellt sich äufserlich die Bilduug des Ohrs und des Tragus als’ hinreichend bezeichnend für die Abgrenzung der Gattungen dar. ' Nicht allein der Umrifs des Ohrs, sondern auch beson- ders der Verlauf der Ränder, die Bildung des Kiels, ‘die An- heftung des Vorderrandes am Kiel, der Verlauf des Aufsen: randes in Bezug auf Mundspalte und Tragus, endlich die Ver- wachsung der Ohren über ‘dem Scheitel, zeigt sich entschei- dend. Der Verlauf beider Ränder in Bezug auf Kiel und Tragus sondert die Gattungen Fespertilio und Vesperugo, Plecotus und S'ynotus auf den ersten Blick, so wie'die Ver- wachsung über dem Scheitel die beiden letzten Gattungen nebst Dinops von allen übrigen trennt. — Beim Tragus zeigt sich der Verlauf der Ränder, die Richtung der Spitze, die Ausbil dung des Zahns 'an der äufsern Basis höchst bezeichnend. Bei Rhinolophus fehlt der Tragus ganz; bei Dinops und Mi: niopterus ist er in einem. Minimum und ohne Zahn vorhän- den; bei Fesperugo ist die Spitze entschieden 'nach Innen gebogen, bei Fi espertilio entweder grade oder sichelförmig nach Aufsen 'gerichtet;'seine gröfste Entwickelung erreicht er bei Plecotus und Synotus. Mit diesen angegebenen Charakteren verbinden sich nun noch andere äufserliche, die den Habitus bestimmen, wie die Consistenz und‘ die Dimensionsverhältnisse der Ohren und Flughäute, die Umrisse der Schnauze, die Art der Behaarung, sogar die Färbung und anderweitige Beschaffenheit des Pel- zes, was sich aber alles weniger in einfache, begriffsmäfsig be- stimmte Ausdrücke pressen läfst. Was die den’Gattungen beigelegten Namen betrifit, so ha- ben wir uns nur über zwei derselben zu erklären. Offenbar bildet die Species die Grundeinheit aller systematischen Zu- sammenstellungen; sie ist das allein bleibende im Wechsel sy- stematischer Ansichten. Die Gattungen sind in weit höherem Grade Resultat individueller Ueberzeugungen und Richtungen. So sollte man nun auch in den Benennungen beider wenig- stens den Artnamen als ein historisch überliefertes Heiligthum ansehen und von allenı Wechfel entfernt halten. Dadurch al- lein kann die Verwirrung unter den Synonymen verhindert wer- den. Wird unter andern der alte Speciesname Barbastellus 299 beibehalten, so weils man sicher, welche Art gemeint ist, ob ‚sie dieser zu Vespertilio oder ein Anderer zu Plecotus oder Synotus stellt. 'Es'ist, nur ein Barbastellus und dem ist der Gattengsname unschädlich. "Diese Bestimmung würde nur für diejenigen unangenehm werden, die sich mit der Combina- tion zoologischer Namen beschäftigen, und gern einem jeden Thier ein communis, vulgaris oder sylvestris etc. anhängen. Wollte man zugleich mit dieser Bestimmung die Einrichtung treffen, dafs die Autoritäten der ursprünglichen Speciesnamen festgehalten und von den Autoritäten der Gattungsnamen ge- sondert würden; so wäre damit eine für unsere Zeit sehr an- zuempfehlende Sicherheitsmafsregel gegen die alles historische Herkommen verheerende Eitelkeitspest der nobis und miht's so vieler neueren Namen-Combinationszoologen in's Leben ein- geführt. Es kann so unendlich wenig daran gelegen sein, ob ein Gattungsname, das willkührliche Zeichen eines willkürli- chen Begrifls, der Vergessenheit 'anheim gegeben wird; aber es ist weniger gleichgültig ob man mit dem Zeichen für die Art, für das in der Natur feststehende, Unwandelbare, ein so leichtes Spiel treibt! Und vollends soll’ der Autoritätsname des Schriftstellers nur ein Mittel sein, die ursprüngliche. Art- bestimmung festzuhalten! Es ist aber nicht‘ einzusehn, "wie aus der blofsen Zusammenstellung zweier Namen ein Auf- schlufs über die Art gegeben werden soll. Und billig sollte jeder Unbefangene sich in sein Gewissen hinein schämen, sein mihi einem Thiere aufzubürden, an dem er keinen weitern Theil hat, als höchstens dessen hergebrachten guten Namen in einen Schimpfnamen verwandelt zu haben. So wie der Speciesname einen Begriff, unabhängig von dem der Gattung bezeichnet, so kann auch dessen Existenz und Autorität äufser- lich von dem zufälligen Schicksal seines unglücklichen Gat- tungsgefährten gesondert und in seiner historischen Würde aufrecht erhalten werden. Vor allen Dingen aber wird diefs rathsam, wenn damit der immer mehr überhand nehmenden An- häufung und Verwirrung der Synonyme’ vorgebeugt wird. So haben wir es denn auch hier mit der Einführung zweier neuer Gattungsnamen gehalten, weil wir es für das Beste hielten, zudem auch nicht ‘gern "den Verdacht einer Befangenheit auf uns laden möchten, an‘ der’ wir nicht Theil haben. Dafs wir 300 den von Gray angewandten: Namen Barbastellus;-und den von Bonaparte vorgeschlagenen, aber. nicht bestimmt in!An- wendung gebrachten Noctula und Pipistrellus. nicht anwen- den mochten, findet im Obigen ‚seine Erklärung. In Bezug auf die Gattung Fesperugo mufs;noch bemerkt werden, dafs Gray auf viele Arten derselben den ‚von Kuhl für 'ein ganz abweichendes, der Familie der Noctiliongn zugehöriges Thier (Scotophilus Kuhlii) gegebenen Namen Scotophilus ausgedehnt hat, indem er beiderlei Formen als zu derselben Gattung gehörig erklärte. Gray kann nur dadurch auf diese Idee gekommen sein, dafs er die Zabl der Backzähne für ganz unwesentlich hält, indem Leach diese als durchaus abwesend angiebt, dem Gray auch nicht widerspricht. Dä man vorläufig der Beob- achtung von Leach mindestens eben so viel Werth beilegen mufs, als der Ansicht: von Gray; so wird. es unrathsam, durch Ausdehnung des Namens Scotophilus auf unsere europäischen Formen eine voreilige Veränderung der Artnamen herbeizufüh- ren, die. natürlich eintreten mufs, sobald ‚Sc. Kuhli Leach und F.Kuhliü Natt. in einer Gattung. zusammentreffen. Noch bedenklicher scheint uns die Anwendung des fraglichen Na- mens, wenn wir. berücksichtigen, dafs aufserdem noch zwei Eulengattungen, von Swainson und von Jardine, um den- selben Krieg führen, und wir den Kampf nicht noch gern un- nützer Weise vergröfsern und verwirren möchten. Als Charaktere, durch welche die Arten sich gegenseitig von einander absondern, treten zunächst Modificationen der- selben Organe ein, die für die Gattungen entscheidend wer- den. Die meisten Charaktere bieten die Umrisse, Dimensions- verhältnisse und der Verlauf der Ohren und des Tragus dar, und wir kennen kein Beispiel, dafs wir bei frischen oder Spi- ritus- Exemplaren eine wesentliche Abweichung innerhalb der Species gefunden hätten. Am Vorderrande, des Ohrs ist die Art der Biegung entscheidend: bei Y, auritus zeigt, sich. ein zungenförmiger Vorsprung an der Basis, der allen. übrigen. fehlt; bei 7. murinus, Bechsteinüi und Nattereri, verläuft der Innenrand ziemlich gleichmäfsig nach Innen convex: gerun-! ! det; bei .F. mystacinus, Daubentonü und Dasycnemus. ist) er gegen die Mitte. .stärker, in, einen ‚abgerundeten,, Winkel; mach Aufsen gebogen; in der, Gattung Fesperugo ‚nähert sich | 301 dieser Winkel immer mehr einem rechten, und 'wird bei Mi- niopterus'endlich ein spitzer, woher es dann auch erklärlich wird, dafs Kuhl angiebt, die Spitze sei bei 7. Schreibersii nach Innen gerichtet, obschon sie hier mehr als bei jeder andern Art nach Aufsen gekehrt ist. An der Richtung des Innenran- des nimmt meist auch der Kiel Theil, so dafs durch die Ge- stalt der Olırfläche zwischen Innenrand und Kiel diese Cha- raktere um so auffallender hervortreten. Der Aufsenrand zeigt an einer jedesmal constanten Stelle eine mehr oder we- niger deutliche concave Einbucht. Ihr Maximum erreicht sie bei F. mystacinus und Daubentoniü, wogegen sie bei da- sycnemus fast ganz fehlt; bei den genannten 3 Arten liegt die Einbucht gegen die Mitte, bei 7. murinus, Bechsteinii und Nattereri über der Mitte. Bei Vesperugo wird der Verlauf des Aufsenrandes, der Höhe desselben, in Bezug auf die Mund- spalte, die Entfernung des Endes vom Mundwinkel durchgän- gig specifisch. So unterscheidet sich 7. serotinus durch ein Anschliefsen an Vespertilio von allen übrigen; F. Nilsso- ni von discolor dadurch, dafs der Aufsenrand der erstern in gleicher Höhe mit der Mundspalte endet, ohne den Mundwin- kel zu erreichen; und in derselben Weise auch 7, albolim- batus von Kuhlii, und F. Nathusi von Pipistrellus. In ei- nigen Fällen, wie bei F. serotinus wird auch der Ursprung des Innenrands speeifisch wichtig. Ferner unterscheidet die Zahl der Querfalten im Ohr F. murinus und Bechsteinü von den übrigen Gattungsverwandten. Auch das Verhältnifs der Ohrlängen zum Kopfe beim Anlegen an der Kopfseite kann specifisch werden, obwohl sich dasselbe nur mit nor Vor- sicht anwenden läfst. Nächst dem Ohr bietet der Tragus mannichfache Charaktere für die Arten dar. In der Gattung V espertilio zunächst durch seine Länge, wie bei Nattereri und mystacinus, wo derselbe über die Mitte des Ohrs. hinausragt, die er bei den übrigen Arten nicht erreicht. Die Spitze des Tragus. ist sichelförmig nach Aufsen gekrümmt bei F. Bechsteinü, Nattereri und mmystacinus, abweichend bei den übrigen, sogar scheinbar nach er gebogen bei dasycnemus. Durch die Verschmälerung des Tragus unterscheidet sich mystacinus, Daubentoni und sycnernus auf den ersten Blick untereinander. In der Gat- V. Jahrg, 1. Band, 20 302 tung Fesperugo zeigen sich zwei Hauptverschiedenheiten, ins sofern der ‚Tragus entweder in der End- oder Wurzelhälfte seine gröfste Breite erreicht; diese kehren in beiden Unter- gattungen einander entsprechend und parallel mit, mehreren andren Charakteren auf. Insofern man die gröfste Breite an- statt auf die Längenmitte des Tragus auf die Mitte des In- nenrandes bezieht, zeigen sich sogar noch innerhalb dieser beiden Gruppen Verschiedenheiten, wie zwischen F, discolor und Nilssonü., — Auch das Verhältnifs der einzelnen Glieder der vordern Extremitäten zeigt sich bei vollständig ausgebildeten Exem- plaren constant und charakteristisch, z. B. unter den Arten von Rhinolophus, bei Miniopterus, bei V. mystacinus, bei F. Noctula und Leisleri, die dureh sehr schmale Flughäute aus- gezeichnet sind, so wie zwischen Y, discolor und Nilssonü, Für die Hinterfüfse ist besonders die Beschaffenheit der Sohle und der Grad der Verwachsung des Schienbeins oder Fufses in der Flughaut bezeichnend. — In den am hintern Rande der Schwanzflughaut befindlichen Anhängen, auf die Bonaparte so viel Werth legt, haben wir weniger Entscheidendes finden können. Mehr als bei allen übrigen Säugethierordnungen zeigt hier das Gebifs mannichfaltige speeifische Unterschiede. Die auffal- lendsten Charaktere sehen wir in der Stellung der untern Vor- derzähne, besonders bei der Gattung Fesperugo. Bei eini- gen schliefst sich die Richtung der Schneide und der breite-, ren, nach Aufsen oder vorn gerichteten Zahnflächen der huf- eisenförmigen Biegung des Unterkiefers an, so dafs die Zähne einander nur seitlich mit den scharfen Kanten berühren; bei den andern sind dieselben mit der Schneide und der breitern Querrichtung einander parallel gestellt, so dafs der 2te und noch mehr der 3te jederseits quer zur Richtung des Kiefers zu stehen kommt, und die innere Hälfte der hintern von vorn gesehen jedesmal von. der äufsern Hälfte der vordern Zähne verdeckt wird. Diese Stellung giebt einen auffallenden un- wandelbaren Unterschied grade zwischen den übrigens minder nahe verwandten Arten, wie zwischen discolor und Nilssonü, zwischen Noctula und Leisleri, und besonders bei albolim-, batus und Kuhlü gegenüber den nahestehenden Nathusü und 303 Pipistrellus. — Nächstdem wird das Verhältnifs der obern Vorderzähne untereinander und zu den Eckzähnen, die Bil- dung der Höcker oder etwaiger Spitzen derselben, die Bil- dung und Stellung des ersten Lückenzahns z. B. bei Kuhlü "und albolimbatus gegenüber Nathusü und Pipistrellus, dann auch das Verhältnifs der Dimensionen der Querschnitte aller Vorderzähne wichtig. — Auch die eigentlichen Backzähne zei- gen Unterschiede, die jedoch weniger auffallend hervortreten, und bei der Menge der übrigen Charaktere diagnostisch ent- behrlich werden. — Sämmtliche von uns zur Diagnostik an- gewandten Gebifscharaktere haben wir nie einer Veränderung unterworfen gefunden; wir behaupten jedoch nicht, dafs die Zähne in anderer Beziehung nicht wirklich abändern können, wie sie z. B. durch das Alter abgenutzt werden, wie man es oft bei F. murinus, Noctula und serotinus sieht. Daraus kann aber im-Allgemeinen keine Verdächtigung der Anwen- dung von Gebifsunterschieden zu speeifischen Trennungen und Abgränzungen folgen. — Sogar die mit dem Gebifs in einigem Zusammenhang stehenden weichen Theile, die Gaumenfalten, ferner die Ausführungswarzen der Kieferdrüsen, die sämmtlich an der Wurzel der Lückenzähne hervortreten, zeigen sich als constante Charaktere. Hat man in dieser Weise in der Bildung der Häute, der Extremitäten und der Zähne eine Reihe von gleichsam archi- teetonischen Unterschieden festgestellt, so wird man sich bald überzeugen, dafs die vagen Farbebestimmungen entbehrlich werden. Was von der Beschafienheit des Pelzes gleichsam auch noch als architektonischer Charakter, eine specifische Ueberzeugung gewährt, ist die Verbreitung der Haare auf den Flughäuten und im Gesicht, so wie die Farbenvertheilung der einzelnen Haare, Die Behaarung des Gesichts erleidet eine An- wendung unter den Arten von Verpertilio; die der Flughäute eine ausgedehntere auf Fesperugo z. B. in der Behaarung längs dem Unterarm bei Noctula und Leisleri, in der Behaa- rung der Schwanzflughaut zwischen discolor und Nilssonii, zwischen Nathusit und Pipistrellus. — Auch in der Farbenver- theilung der einzelnen Haare sahen wir nie Abweichungen und haben demnach, freilich nur als leichte Hülfscharaktere, die ent- sprechenden Eigenschaften als Unterschiede zwischen discolor 20 * 304 und Nilssoni, swischen Nathusü und Pipistrellus, zwischen Noctula und Leisleri in Anwendung gebracht, ohne. darauf weiteren specifischen Werth legen zu wollen. — Was endlich die Qualität der Farben betrifit, so scheint sie uns in allen Fällen unwesentlich, und nur mit der. gröfsten Vorsicht an- wendbar. — In Bezug auf die absolute Gröfse haben wir nie bedeutende Abweichungen innerhalb der Arten gefunden. Für eine ausführliche Beschreibung, zu der wir bald in einer vollständigen Charakteristik der, europäischen Wirbel- thiere Gelegenheit finden werden, dürfen freilich noch manche andere Beziehungen nicht vernachlässigt werden. Die vorlie- gende Uebersicht soll jedoch nur eine hinreichende Anzahl von diagnostischen Charakteren zur Unterscheidung der Arten liefern. Uebersicht der Gattungen und Arten. Erste Gruppe: Fledermäuse mit einfacher Nase. Nase ohne häutige Erweiterungen und Aufsätze; Ohr mit einem häutigen Tragus versehen; das erste Glied des fünften Fingers* ist kürzer als das erste Glied des dritten Fingers; die obern Vorderzähne jederseits in den gesonderten Aesten des Zwischenkiefers eingefügt, in der Mitte. durch eine Lücke getrennt. 1. Dinops Sawvi. a 3+2 4 1 2-3 Gaumenfalten; die Ohren diekhäutig über dem Scheitel mit einander verwachsen; der Aufsenrand des Ohrs läuft‘ etwas über den Mundwinkel hinaus vor und endet an der Oberlippe, der Kiel ist in einen Hautlappen vorgezogen; Tragus sehr klein, versteckt, stumpf abgerundet, an der Basis des Aufsen- randes ohne Zahn; Nasenlöcher vorn unter der Schnauze seitlich geöffnet; der Schwanz steht aus der Flughaut zur Hälfte frei vor. — — 30 Zähne; mit sieben re j 305 Schädel hinten flach, seitlich stark erweitert, ‘in der Verengung zwischen den Augenhöhlen ungefähr eben so breit wie die Kiefer an den Eckzähnen, so dafs der Schnau- zentheil nach vorn fast gleich breit erscheint; -Nasen- rücken gradlinig; Nase vorn gewölbt, nach der Stirn flach, mit. Scheitel und Hinterhaupt in derselben Richtung; eine deutliche Einbucht zwischen Hinterhaupt und Scheitel. 1. D. Cestonii Savi. Oberlippe dick und fleischig, über die Unterlippe hinaus abwärts verlängert; Körper graubraun, in’s Gelbliche, ‚auf,dem Rücken dunkler; die Flügelhaut endet vor der Fufswurzel; Ohr mit 12 bis 14 @uerfalten. — Körper: 3” 2”; Schwanz 1” 8”; Flugweite 14"; Unterarm 2’ 3”; der 3te Finger 4” 2,5"; der 5te Finger 2’ 1,5”; Kopf 1” 2,5"; gröfste Ohr-- länge 1” 0,4”; Tragus längs dem Innenrande 4"”. ; Im mittlern und südlichen Italien. II. S$Synotus. 4 4 22 2, ld 4 i Geil: 3 °7° 5 123 Gaumenfalten; die Ohren dickhäutig, über dem Scheitel mit einan- der verwachsen: der Aufsenrand des Ohrs erstreckt sich über den Mundwinkel hinaus bis vor die Augen vor und endet zwi- schen Auge und Oberlippe; der Innenrand ziemlich gleich- mäfsig abgerundet, in der Mitte etwas stärker nach Aufsen gebogen; Tragus stark verschmälert, fast gerade, an der Basis des Aufsenrandes mit deutlichem Zahn, Nasenlöcher oben auf der Schnauze geöffnet; Schwanz von der Schenkelflughaut umschlossen. — — 32 Zähne; mit sieben Schädel etwas gewölbt, an der Verengung zwischen den Augenhöhlen etwas breiter als die Kiefer an den Eck- zähnen; der längs der Mitte flachgehohlte breite Na- senrücken nach vorn verschmälert, etwas erniedrigt, fast gradlinig, sehr kurz; Schädel von der Mitte an nach hin- ten und vorn ziemlich gleichmäfsig abfallend. 41. S. Barbastellus Daub! (Schreb.) ‚Oberseite bräunlich schwarz ‚mit fahlbraun grauen Haar- spitzen; Unterseite tief graubraun; Flughaut längs dem'Kör- per bis zur Mitte des Oberarms und bis zum Knie behaart; 306 Gesicht ‚von der Stirn an über die Augen hin und nach der Schnauzenspitze zu nackt; Ohr mit 4 bis 5 Querfalten. — Körper 4" 7”; Schwanz 1" 10"; Flugweite 10”; Unterarm 4” 5,5"; der 3te Finger 2" 7,2”; der Öte Finger 2’; Kopf 7,2"; gröfste Ohrlänge 7,4"; Tragus längs dem Innenrande 2,6”. In Schweden, England, Deutschland, Frankreich und Italien. III. Plecotus Geoffr. . 441 4 2—2 41 4-4 Gebits: een Gaumenfalten; die Ohren dünnhäutig, über dem Scheitel mit einander verwachsen; der Aufsenrand des Ohrs endet unter dem Tragus, erreicht den Mundwinkel nicht; der Innenrand ist über der Basis mit einem gesonderten, zungenförmig vor- stehenden Lappen versehen; Tragus nach der Spitze verschmä- lert, fast grade, an der Basis des Aufsenrandes mit deutlichem Zahn; Nasenlöcher oben auf der Schnauze geöffnet; Schwanz von der Schenkelflughaut umschlossen. — Schädel gewölbt, an der Verengung zwischen den Au- genhöhlen ebenso breit wie die Kiefer an den Eckzähnen; von der Mitte aus nach dem hinten gewölbten Hinterhaupt und nach der Nase fast gleichmäfsig abfallend; Nasenrücken an der Basis stark abfallend, nach dem Zwischenkiefer wieder etwas ansteigend; Nase kurz und ziemlich breit, flach, kaum gewölbt; Nasenrücken und Scheitel ungefähr in derselben Richtung. — 36 Zähne; mit sieben 1. P. auritus L. Ohren über zweimal so lang wie der Kopf; Tragus kür- zer als das halbe Ohr, nicht halb so lang wie die Breite des Ohrs, Unterarm und Schwanz kaum länger als die Ohren, weit kürzer als: der fünfte Fünger; Pelz graubraun, unten et- was blasser; das Haar von der Basis an bis über die Mitte hinaus schwärzlich; Flughäute braun; Ohr mit 22 bis 24 Quer- falten. — Körper 1” 7”; Schwanz 1" 7”; Flugweite 9": Un- terarm 4” 4,5”; der 3te Finger 2" 4,8"; der 5te Finger 1” 40,4"; Kopf 8"; gröfste Ohrlänge 1" 2,5”; Tragus längs dem Innenrande 5,6". 307 Durch ganz Europa bis zu dem 60sten Breitengrade ge- mein; im Kaukasus und in Georgien. Plecotus brevimanus Jenyns ist nach Verglei- ‚chung des Originalexemplars durch Gray nicht von P, auri- tus L. verschieden. 2. P. brevimanus Bonaparte. * Ohr nicht zweimal so lang wie der Kopf; der Tragus über halbe Ohrlänge, länger als die Breite des Ohrs; Unterarm und Schwanz weit länger als das Ohr, nur wenig kürzer als der fünfte Finger; Pelz grauröthlich, unten weifslich; das Haar nur am Grunde dunkelbräunlich; Flughäute röthlich., — Kör- per 1” 8”; Schwanz 1” 6,5”; Flugweite 9” 9”; Unterarm 1” 4,5"; Höhe der Flughaut 1” 9”; Kopf S”; Ohr 1” 4”. (Bo- nap. Icon. d. f. it. fasc. AXT. fol. 98.) Aus Sicilien. V espertilio cornutus Faber beruht auf einem einzigen, unvollkommen beschriebenen und verloren gegange- nen Exemplare aus Jütland. * IV. Vespertilio L. . 4.21 .2—-2 1 2-4 \ Gebifs: za VB (oder neun) Gaumenfalten; Ohren dünnhäutig, gesondert; der Aufsenrand des Ohrs endet unter dem Tragus; der Innenrand steht an der Basis winkelig nach vorn hin vor, und nähert sich nach der Spitze hin allmählig dem Kiel; Tragus mit der Spitze mehr oder weniger nach Aufsen gebogen bis fast grade, längs dem Innenrande mehr oder weniger convex, an der Ba- sis des Aufsenrandes mit deutlichem Zahn, nach dem Ende verschmälert zugespitzt; Nasenlöcher vorn unter der Schnauze etwas seitlich geöffnet; Schwanz von der Schenkelflughaut um- schlofsen. Schädel gewölbt, hinten kugelig aufgeblasen und erwei- tert, in der Verengnng zwischen den Augenhöhlen brei- ter als die Kiefer an den Eckzähnen, so dafs sich der Kopf nach vorn verschmälert; das hinten gewölbte Hin- terhaupt nicht höher als der Scheitel; Scheitel und Hin- terhaupt durch eine schwache Einbucht von einander ge- — 38 Zähne; mit acht ‚308 trennt; der Scheitel . erreicht ‘seine ‚gröfste, Höhe in der Mitte; der Nas6nrücken ist vom Scheitel durch eine. deut- ‚liche Bucht abgesetzt, so dafs der Scheitel über der Ba- sis der ‘Nase, schräg ansteigt; ‘der Nasenrücken‘, schmal, der Länge nach gewölbt, nach dem Zwischenkiefer wie- der etwas ansteigend, so dafs er in der Mitte am nie- drigsten, "Erste Rotte; Langöhrige. Ohr länger als der Kopf,. mehr ‚oder weniger über. die Schnauzenspitze und mit der Endbälfte über .die Scheitelbaare hinausragend, oval, die gröfste Breite ‚in der Mitte; Innenrand und Kiel gleichmäfsig convex nach Aufsen gebogen; der Aufsen- rand von der Basis an. bis über die Mitte hinaus convex; Un- terlippe, Mundwinkel und Kinn weifs, behaart; (acht Gaumen- falten ;) das dritte Glied des dritten Fingers kleiner als dessen zweites Glied. . ZIRTTI 1. V. murinus Schreb. = Ohr wenig er als der Kopf, nicht + der Länge über die Schnauzenspitze vortretend, mit, 9 Querfalten, am Aufsen- rande gegen die Spitze schwach concav eingebuchtet; Tragus erreicht die Mitte des Ohrs-nicht, grade, in-der Mitte über halb so breit wie an der Basis; Schenkelflughaut ungewimpert; Flü- gelhaut bis zu 2 des Mittelfufses angewachsen; ‚Gesicht von, der „ "Stirn bis, zur Mitte des.Schnauzenrückens dicht wollig behaart; Oberseite rauchbraun mit roströthlichen Haarspitzen, die Jün- gern aschgrau;, Unterseite schmutzig, weifslich; der ‚dritte ‚un- tere Vorderzahn im. Querschnitt ebenso lang wie ‚breit; die ausgehöhlte Seite des ‚zweiten obern, Vorderzahns schräg nach hinten und Aufsen gekehrt, — Körper 2” 8”; Schwanz 2”; Flugweite 14”; Unterarm 2” 3,2”; der 3te Finger 3 8”; der) 5te Finger 2’ 11,5”; Kopf 11,8”; gröfste Ohrlänge 41, 6”; Tragus längs dem Innenrande 4”. In ‚Deutschland, England, Frankreich, Italien, Dalmatien, Ungarn und Morea., 2. V. Bechsteinii Leisler. Ohr ungefähr anderthalb mal so lang wie der Kopf, zur 309 Hälfte über die Schnauzenspitze vorstehend, mit 10 Querfalten, am Aufsenrande convex ohne Einbucht; Tragus erreicht die Mitte des Ohrs nicht, bis zur Mitte grade, in der Endhälfte etwas sichelförmig ‚nach Aufsen gebogen, in der Mitte mehr als-halb.so breit wie an der Basis; Schenkelflughaut ungewim- pert; Flügelhaut bis zur Zehemwurzel angewachsen; Gesicht .vom Scheitel an: spärlich behaart, fast kahl; Oberseite röthlich- grau, ohne roströthliche Spitzen ; Unterseite schmutzig. weifs- lich; der dritte untere Vorderzahn im Querschnitt oval,’ etwas länger als. breit; ‚die ausgehöblte Seite des zweiten obern Vor- derzahns nach‘ hinten gekehrt. — Körper: 4" 11” ; Schwanz 4% 6”; Flugweite 9° 9”; Unterarm 2” 6,6"; der dritte‘ Fin- ger 2” 6,9”; der fünfte Finger 2” 1”; Kopf 8,8”; die gröfste Ohrlänge 14,4”; Tragus längs dem Innenrande 4,6”. Im nördlichen und mittlern Deutschland, selten in England. 3. V. Nattereri Kuhl., Ohr etwas länger als der Kopf, ungefähr 4 der Länge über die Schnauzenspitze vorragend, mit 4 Querfalten, am - Aufsenrande im Enddrittel schwach eingebuchtet, so dafs sich die Spitze nach Aufsen richtet; Tragus ragt über die, Mitte des Ohrs. hinaus,. der ganzen Länge nach sichelförmig nach Aufsen gebogen, stark . verschmälert, so. ‚dafs ‘die ‚Mitte kaum halb so breit wie die Basis; Schenkelflughaut hinten mit starren Wimpern besetzt; Flügelhaut bis zu 3 des Mittelfufses angewachsen; Gesicht vom Scheitel an über, die Mitte des Nasenrückens hinaus bis dicht vor die Schnauzen- spitze dicht behaart; über der Oberlippe ein aus langen Haa- ren gebildeter Schnurrbart; Oberseite rauchbraun mit fahlgelb- lichen Haarspitzen; Unterseite schmutzig weifslich; der dritte untere Vorderzalın im Querschnitt ebenso breit wie lang; die hohle Seite des zweiten obern Vorderzahns ganz nach Hihleh gerichtet. Körper 1” 8,5”; Schwanz 1” 7,5"; Flugweite 9” 6’; Unterarm 1° 5,8; der te Finger 2, 7,8”; der dte Finger 2” 0,3”; Kopf 8”; gröiste Ohrlänge 7,8; Tragus längs dem Innenrande 4,2%. — In Deutschland, im mittlern Schweden, England und um Rom. Vespertilio emarginatus Bonap. Icon. d. f. it. fasc. XIX. fol. 98. gehört zu dieser Art. 310 Zweite Rotte: Kurzöhrige. ind um Ohr nicht über die Schnauzenspitze 'vorragend, von rhom- boidaler Gestalt, die Spitze nach Aufsen gerichtet, So "daß”sie nicht über die erhabenen Scheitelhaare vorsteht; ‘der Innen- rand des Ohrs und Kiels in der Mitte stärker, knieförmig; nach -Aufsen gebogen; der Aufsenrand gegen’die Mitte coneav, mehr oder weniger eingebuchtet, so dafs’ die gröfste Olirbreite unter der’Mitte liegt, und die untere Hälfte als stumpfer Lappen vor- steht; Unterlippe, Mundwinkel und Kim ‘mit braunen Haaren besetzt; (Schenkelflughaut nie mit starren Wimpern besetzt; Gesicht bis über die Mitte der Schnauze dicht behaart). 4 V. mystacimus' Leisler: Das‘ Ohr erreicht die’Schnauzenspitze, 4 Querfalten, in der Mitte des Aufsenrandes stark eingebuchtet, so dafs die untere Hälfte deutlich als ein eingeschlagener Lappen vorsteht, Tragus ragt etwas über die Mitte der Ohrspalte hinaus, von ‘der-Wurzel an stark verschmälert, so dafs ‘die ‘Mitte halb so breit wie die Basis, mit der Spitze schwach nach Aufsen gebo- gen, Flügelhaut bis fast zur Zehenwurzel angeheftet; das2. und 3. Glied des 3. Fingers einander gleich; die "dichtstehenden schwarzen Haare über der Oberlippe bilden einen Schnurrbart. Oberseite fahl rostbraun; Unterseite blafsgrau; Gebifs sehr schwach und scharf; der ‘dritte untere Vorderzahn im Quer- schnitt länger als breit; die Eckzähne deutlich vorragend, die -untern höher als die Backzähne;, mit 8 Gaumenfalten. — Kör- per 1" 7”; Schwanz 4” 5”; Flugweite 8"; Unterarm 1" 4,4"; der 3. Finger 2” 0,3”, der 5. Finger 1” 7,7”; Kopf 7,2"; gröfste Ohrlänge 6,6”; Tragus längs dem Innenrande 2,9”. In Deutschland, im mittlern Schweden, und in England. Ist von Mac-Gillivray (british guadrup. p. 96) als Vespertilio eınarginatus beschrieben. V espertilio emarginatus Geoffr. Annales du Mus. T. VIII. p.198. n. 7. wäre nach! der unvollkommenen Be- schreibung und der Abbildung des Kopfes ebenfalls zu dieser Art zu stellen; indefs verhält sich die Flugweite, wie die An- heftung der Flügelhäute an den Füfsen (nach der Abbildung), wie bei V. Daubentoniü Leisler. 311 5.» #. Daubentonii Deisler Das Ohr erreicht die Schnauzenspitze nicht ganz, mit 4 Querfalten, in der Mitte des Aufsenrandes deutlich einge- buchtet, so dafs die untere Hälfte vorsteht und sich 'etwas ein- schlägt; Tragus erreicht die Mitte‘“des Ohrs nicht ganz, blos in der Endhälfte verschmälert, in der Mitte eben so breit’ wie an der Basis über dem Zahn, im Enddrittel stark verschmälert, die Spitze schwach nach äufsen gebogen, der Aufsenrand con- vex, im Enddrittel grade, der Innenrand grade, im Enddrittel schwach convex; die. Flügelhaut wenig üher die Fufswurzel hinaus, bei weitem nicht bis zur Hälfte des Nlittelfufses ange- wachsen; das 3. Glied des 3. Fingers kleiner als das 2. Glied desselben Fingers; Oberseite röthlichgrau; Unterseite weifslich- grau; Gebifs schwach und scharf, mit wenig vortretenden Eck- zähnen; der Eckzahn im Unterkiefer nicht höher als die Back- zähne, bei weitem nicht halb so stark wie der obere; der 3. untere Vorderzahn im Querschnitt fast zweimal so lang wie breit; 8 Gaumenfalten. — Körper 1” 9"; Schwanz 1”'5,6”; Flugweite 9”; Unterarm 1” 55"; der 3. Finger 2" 45"; 5. Finger 4” 10,5”; Kopf 7,8”; Bias Ohrlänge 6,3”; Tra- gus längs dem Innenrande 2,5” In Deutschland, im südlichen ind mittlern Schweden, und Sicilien. Vespertilio emarginatus Jenyns british Vert. p. 26. n.34. ist zu dieser Art zu zählen. Vespertilio Daubentoni Bonap. Icon. d. f. it. fasc. XX. fol. 105. weicht etwas in der Färbung der Unterseite ab. 6. V. dasycnemus Boie. Das Ohr erreicht die Schnauzenspitze nicht, mit 4 Quer- falten, in der Mitte des Aufsenrandes fast grade, nicht merk- lich eingebuchtet; Tragus erreicht die Mitte des Ohrs nicht, blos im Enddrittel und wenig verschmälert, in der Mitte eben so breit wie an der Basis über dem Zahn, längs dem Aulsen- rande convex, längs dem Innenrande gradlinig, daher grade, und scheinbar mit dem Ende sehr wenig nach Innen gebogen; Flügelhaut bis dicht an die Handwurzel angewachsen, so dafs der ganze Fufs frei vorsteht; Schenkelflughaut oben und unten 4 dicht behaart, längs dem Schienbein auf der Unterseite in 312 einem Streifen bis zum Rande fortgesetzt; das 3. Glied des 3. Fingers kleiner als das 2. Glied. desselben Fingers; die Färbung der vorhergehenden Art; Gebifßs ‘stark mit deutlich vorstehenden Eckzähnen, von denen die untern höher als die Backzähne; der dritte untere Vorderzahn im Querschnitt ab- gerundet dreiseitig, ebenso lang wie breit; neun Gaumenfalten. Körper 2.3”, Schwanz 1” 410; Flugweite 11”; Unterarm 4" 8,5" ;. der 3. Finger 2”. 9,6”; der d. Finger 2” 2,2” ; Schien- bein 9”; Futs 5,5” ;. Kopf 9”; die gröfste Ohrlänge' 8,2”; Tragus längs dem Innenrande 2,6% — In Dänemark, Oldenburg und Schlesien. 7. P. Capaccinii Bonap. * Ohr um 4 kürzer als der Kopf, mit sehr seichter ‚Ein- bucht am. Aufsenrande, lanzettlich oval; Tragus erreicht die ‚Mitte des Ohrs nicht, sehr schmal; das Schienbein nur. theil- weise in die Flughäute eingewachsen; Schenkelflughaut oben und unten bis zur Mitte dicht wollig behaart; Oberseite blafs grauröthlich; Unterseite graugelblich. — Körper 1" 8"; Schwanz 4" 6"; Flugweite 10”; Unterarm 1" 6"';. die Höhe der Flug- häute 2”; Schienbein 8”; Fufs 6"; Kopf 8”; Ohr 5,5". — Aus Sicilien. Bonap. Icon. d. f. it. fasc. XX. fol. 99. V. Vesperugo. 1 2—?2 1 1-4 Gebißs: 5177 5 4 4. 2:-2 1 4 Y h 5 oder: Mar Me eh 32 Zähne; mit sie- ben Gaumenfalten; Ohren dickhäutig, gesondert, rhomboi- dal oder trapezoidisch abgerundet; der Aufsenrand des Ohrs geht unter dem Tragus hinaus gegen den Mundwinkel hin vor; dr Innenrand ist an der Basis stumpf abgerundet, und ‘nach unten allmählich‘ mit dem Kiel verschmolzen, erreicht seine gröfste Entfernung vom Kiel in einiger Höhe über der Basis und nähert sich darauf durch eine knieförmige Biegung nach “ Aufsen dem Kiel wieder plötzlich stärker; der Tragus mit dem abgerundeten Ende nach Innen gebogen, längs dem Innenrande concav an der Basis des Aufsenrandes mit deut- lichem Zahn; Nasenlöcher vorn unter der Schnauze seitlich geöffnet. 313 Schädel hinten flach, kaum gewölbt; der ‚kleinste Breiten- durchmesser liegt zwischen: den Augenhöhlen; die Ober- kiefer treten nach vorn stark auseinander, so dafs die Breite an den Eckzähnen gröfser als die zwischen den Augen- höhlen; Nase breit und ziemlich flach; das Hinterhaupt nach hinten kaum gewölbt, höher als der Scheitel; der Schädel nach vorn bis zum Zwischenkiefer gleichmäfsig abfallend, so dafs das Profil oben gradlinig erscheint. Erste Untergattung: Fesperus. Mit 32 Zähnen; im Oberkiefer 4 Backzähne ohne Lük- kenzahn, im Unterkiefer 3 Backzähne und 2 Lückenzähne; die beiden letzten Schwanzglieder stehen ungefähr um die Länge des Daumens frei aus der Flughaut hervor; Fufssohle mit rundlichen Schwielen. Erste Rotte: Mit verschmälertem Tragus. Der Tragus erreicht seine gröfste Breite unter der Mitte des Aufsenrandes; die Mundspalte ragt unter dem hiniern Augenwinkel hinaus vor; der Aufsenrand des Ohrs endet dicht vor dem Tragus in gleicher Höhe mit dem Mundwinkel; der Innenrand des Ohrs löset sich in der Höhe der Linie, die das Nasenloch mit dem Auge verbindet, vom Kiel ab; die Flug- häute breit, die Wurzelglieder des 3. bis 5. Fingers wenig ver- schieden; das 2. Glied des 5. Fingers ragt weit über das Ge- lenk des 1. und 2. Gliedes des 3. Fingers hinaus; Flügelhaut bis zur Zehenwurzel angewachsen. 1. F. serotinus Daub. (Schreb.) Oberseite rauchbraun, die Haare des Rückens mit hellerer Spitze und hellerer Basis, die seitlichen einfarbig; Unterseite heller bräunlich grau, mit einfarbigem Haar; Gebifs sehr stark; die untern Vorderzähne quer zur Richtung der Kiefer gestellt, so dafs die letzten von den ersten theilweise verdeckt werden; der erste obere Vorderzahn zweispitzig, weit über 2mal so lang und so dick wie der zweite; der 2, obere Vorderzahn mit der ausgehohlten Fläche nach hinten gekehrt; der 2. Lückenzahn im Unterkiefe ungefähr doppelt so ‚stark wie der erste. — Körper 2' 6"; Schwanz 2’; Elugweite 13"; Unterarm 1" 11”; der 314 3. Finger 3" 5"; der 5. Finger 2” 6,3"; Kopf 11"; gröfste Ohrlänge. 9’; Tragus längs dem Innenrande 2,8”. — In Deutschland, Frankreich, im südlichen England, im süd- lichen Italien, Dalmatien, im südlichen Rufsland und am Ural. Vespertilio murinus Pall. Zoogr. I. pag.121, n. 46. V. Noctula |Geoffr. Ann. du Mus. T. Fl. p. 193. n.3. V. Okenii et Wiedü Brehm Ornis, V. rufescens Brehm Isis. 1829. Zweite Rotte: Mit erweitertem Tragus. Der Tragus erreicht seine gröfste Breite über der Mitte des Aufsenrandes; Mundspalte ragt bis unter die Mitte der Augen; der Aufsenrand des Ohrs geht unter dem Tragus hin- aus deutlich nach vorn vor, und endet zwischen Tragus und Mundwinkel; der Innenrand des Ohrs löset sich über der Höhe der Linie, die das Auge mit dem Nasenloch verbindet vom Kiel ab; die Flughaut ziemlich breit, die Wurzelglieder des 3. bis 5. Fingers wenig von einander verschieden ; das 2. Glied des 5. Fingers ragt weit über das Gelenk des 1. und 2. Glie- des des 3. Fingers hinaus; Flügelhaut bis zur Zehenwurzel angewachsen. 2. F. discolor Natterer Der Aufsenrand des Ohrs geht bis tief unter die Linie der Mundspalte hinab ‘und endet dicht am Mundwinkel; die gröfste Breite des Tragus liegt etwas über der Mitte des Innen- randes; der angedrückte Unterarm ragt bis zur Mitte der Mund- spalte vor; das 2. Glied des 5. Fingers ragt nicht bis an die Mitte desselben Gliedes des 4. Fingers vor; die Oberseite der Schwanzflughaut nur dieht an der Basis behaart; Unterseite sämmtlicher Flughäute‘ rings um den Körper mit einfarbig weifsen Haaren bedeckt; die Haare der Oberhaut sind von der Basis an über 3 braun, mit fahlweifslichen Spitzen; die der Unterseite bis zur Mitte braun mit weilser Spitzenhälfte; ein brauner Fleck am. Kinn und: einfarbig weifse Haare an der Kehle und zwischen den Hinterbeinen; — der erste obere Vor- derzahn weit gröfser und im Querschnitt breiter als der zweite; die untern Vorderzähne stehen mit’der Schneide in der Richtung der Kiefer, so dafs sie'sich seitlich berühren; der 3. derselben im 315 Querschnitt ebenso‘ breit wie lang, fast. dreiseitig, mit, /einer scharfen nach Aufsen und Innen: weit ‘vorstehenden Spitze in der hintern Hälfte; der 1. untere Backzahn ist kaum halb so hoch und bei weitem nicht halb so stark ‘wie der zweite;, die Ausführungswarze der Unterkieferdrüse ist kugelig gerundet und dick. — Körper 2" 1""; Schwanz 1” 6,5"; Flugweite 10” 6"; Unterarm 1" 7”; der 3. Finger 2” 9,5"; der 5. Finger 1’ 10,4"; Kopf 8"; gröfste Ohrlänge 7,4"; Tragus längs dem Innen- m rande 2. — : In Deutschland, im südlichen Schweden, in England, der Schweiz, in der Krimm und in Daurien. V espertilio serotina Pall. Zoogr. I. p. 123. n. 47. 3. F. Nilssonii nov. spec. Der Aufsenrand des Ohrs endet in gleicher Höhe mit der Linie der Mundspalte, etwa 12'”’ hinter dem Mundwin- kel; die gröfste Breite des Tragus liegt deutlich unter der Mitte des Innenrandes; der angedrückte Unterarm ragt nur bis zum Mundwinkel vor; das 2. Glied des 5. Fingers ragt weit über die Mitte desselben Gliedes des 4. Fingers hinaus; die Schwanzflughaut ist bis zur Mitte mit langen Haaren dicht bedeckt; die Unterseite sämmtlicher Flughäute rings um. den Körper braun behaart; die Haare der Oberseite von der Basis an bis zu $ der Länge dunkelbraun, an den Spitzen braun weifslich; die der Unterseite durchgehends von der Wurzel bis zu 3 der Länge dunkelbraun mit hellbraunen Spitzen, auch an der Kehle und: zwischen den Hinterbeinen; ein hellerer, braun- gelblicher Fleck unter dem Ohr; — der 1. obere Vorderzahn. fast ebenso grofs, und im Querschnitt ebenso breit wie der 2.5 die untern Vorderzähne mit der Schneide einander parallel, quer zur Richtung der Kiefer gestellt, so dafs die hintern von den vordern theilweise verdeckt werden; der 3. derselben ina Querschnitt oval, länger als breit, mit stumpfen, niedrigen Hö.- kern; der 1. untere Backzahn fast eben so hoch und so stark wie der 2.; die Ausführungswarze der Unterkieferdrüse ist konisch zugespitzt. — Körper 2" 1""; Schwanz 1” 9"; Flug;- weite 10"; Unterarm 4” 6”; der 3. Finger 2" 6,6”; der 5. Firı- ger 4" 11,4”; Kopf 8,3”; gröfste Ohrlänge 7,5"; Tragus längs dem Innenrande 2”. — 316 Ei Auf dem Harz und auf den Höhen der skandinavischen Halbinsel, wahrscheinlich bis in die Nähe des Polarkreises. Ist von Nilsson (Ilum. Fig. V. fol.2.) als Vespertilio Kuhlü Natt. beschrieben. | 4. F. Savii Bonap. * Ohr kürzer als der Kopf, breitherzförmig; Tragus nieren- förmig; der angedrückte Unterarm ragt bis zur Schnauzenspitze “vor; fast kein einziges Haar auf der Oberfläche irgend-einer Flughaut; Oberseite des Körpers rauchbraun in’s Umberbraune, das einzelne Haar an der Basis schwärzlich mit braungelbli- cher Spitze; der Unterkiefer und die ganze Unterseite grau- weifslich, das einzelne Haar an der Basis mattschwarz mit weifslicher Spitze; Kinn schwärzlich; — der1. Vorderzahn im Oberkiefer fast so grofs wie der zweite. — „Körper 4" 11"; Schwanz 1” 3"; Flugweite 8’ 2”; Unterarm 1” 3"; Höhe der Flughaut 1” 7’; Kopf 8"; Ohr 5”. — In Toskana, Rom und Sieilien. Bonap. Icon. d. f. it. fasc. XX. fol.100. * 5. F. Leucippe Bonap. * Schnanze flach und gerundet, fast halbkreisförmig; Ohr um 4 kürzer als der Kopf, etwas gerundet, über der Mitte aufsen etwas eingebuchtet; Tragus halbrund, kaum 4 Ohrlänge; der angedrückte Unterarm ragt kaum bis zum Mundwinkel vor; Füfse sehr klein, kaum aus der Flughaut hervortretend; Oberseite zimmtfarbig; Unterseite seidenweils; die Basis der Haare dunkel. — Körper 1” 9"; Schwanz 1" 3”; Flugweite 8”10"”; Unterarm 4” 3”; die Höhe der Flughaut 1” 7”; Kopf 7"; Ohr 5". — Aus Sicilien. Bonap. Icon. d. f. it. fasc. XXI. fol. 107. 6. F. Aristippe Bonap. * Schnauze zusammengedrückt, spitz; Ohren 4 kürzer als der Kopf, etwas gerundet, am Aufsenrande unter der Mitte kaum merklich eingebuchtet; Tragus halbelliptisch, über 5 der Ohrlänge; der angedrückte Unterarm ragt über die Schnauzen- spitze hinaus; Füfse klein, wenig frei; Oberseite blafs grau- 317 gelblich; Unterseite grau weifslich; die Basis der Haare dun- kelbraun, — Körper 1” 7”; Schwanz 1” 3”; Flugweite 8" 3"; Unterarm 1” 3”; Höhe der Flughaut 1” 5”’; Kopf 7”; Ohr 5,5". Aus Sieilien. Bonap. Icon. .d. f. it. fasc. XXL fol. 107. Zweite Untergattung: Vesperugo. Mit 34 Zähnen; im Oberkiefer 4 Backzähne und 1 Lücken- zahn, im Unterkiefer 3 Backzähne und 2 Lückenzähne; nur das letzte rudimentäre Schwanzglied, nicht halb so lang wie der Dau- men, steht frei aus der Flughaut hervor; Fufssohle runzelig, ohne Schwielen. Dritte Rotte: mit erweitertem Tragus. Der Tragus erreicht seine gröfste Breite über der Mitte; Mund bis unter die Augen gespalten; der Aufsenrand des Ohrs geht unter den Tragus hinaus weit nach vorn vor; der Innen- rand des Ohrs löset sich über der Höhe der Linie, die das Nasenloch mit dem Auge verbindet, vom Kiel ab; Flughäute sehr.schmal; der 5. Finger ragt nur wenig über das Gelenk des 4..und 2. Gliedes am 3. Finger hinaus; das 2. Glied des 5. erreicht kaum ‚das Gelenk des 1. und 2. Gliedes des 3. Fin- gers; die Unterseite der Flughäute längs dem ganzen Arm, und längs der Wurzel des 5. Fingers bis zu der Mitte desselben dicht behaart; nur die erste Gaumenfalte ungetheilt; Flügelhaut bis zur Fufswurzel angewachsen, 7. F. Noctula Daub. (Schreb.) Der Unterarm ragt bis zur Schnauzenspitze vor; die Haare der Ober- und Unterseite einfarbig, gelbröthlichbraun, ohne hellere Spitzen; die Unterseite. etwas heller als die. obere; die Schneiden der untern WVorderzähne einander parallel und quer zur Richtung der Kiefer gestellt, so dafs die hintern von den vordern theilweise verdeckt werden; der 2. obere Vorderzahn im Querschnitt über doppelt so grofs wie der einspitzige erste; die obern Eckzähne kaum länger als die untern; der 2. Lückenzahn im Unterkiefer kaum höher als der erste, und ungefähr halb so hoch wie der Eckzahn, — Kör- per.2" 9"; Schwanz 1" 6"; Flugweite 13"; Unterarm 1" 11,6"; der 3. Finger 3" 7,6”; der 5. Finger 2" 0,4"; Kopf 9,8”; gröfste Ohrlänge 8,6”; Tragus längs dem Innenrande 2, — V. Jahrg. 1 Band, 21 315 --In Deutschland, der Schweiz, Frankreich, England, Ober- italien, Dalmatien, im gemäfsigten Rufsland und um das kas- pische Meer. V. proterus Kuhl. Wett. Ann. IV. p.4. n.5: V. se- rotinus Geoffr. Ann. du Mus. T. V Ill. p. 194. n.4. V. fer- rugineus Brehm Ornis. 8. V. Leisleri Kuhl. Der angedrückte Unterarm ragt ungefähr bis zur Mitte der Mundspalte vor; das Haar der Ober- und Unterseite zwei- farbig; an der Wurzel dunkelbraun, oben heller als unten; die Spitzen fahlrothbraun, unten mehr graugelblich und etwas hel- ler als oben; die Schneiden der untern Vorderzähne in die Richtung der Kiefer gestellt, so dafs sie nur mit den Kanten einander berühren; der 2. obere Vorderzahn im Querschnitt ungefähr so grofs wie der einspitzige erste; die obern Eckzähne doppelt so lang wie die untern; der 2. Lückenzahn im Unter- kiefer nur wenig höher als der erste, und fast so hoch wie der Eckzahn. — Körper 2” 1”"; Schwanz 1" 5”; Flugweite 10" 6"; Unterarm 1" 7"; der 3. Finger 2" 10,6”; der 5. Finger 1" 9,8"; Kopf 8,5"; gröfste Länge des Ohrs 7”; Tragus längs dem Innenrande 1,8”. — Bis jetzt nur selten in Deutschland gefunden. Vierte Rotte: mit verschmälertem Tragus. Der Tragus erreicht seine gröfste Breite unter der Mitte; Mund bis unter die Augen gespalten; der Aufsenrand des Ohrs geht unter den Tragus hinaus weit nach vorn vor; der Innen-+ rand des Ohrs löset sich über der Höhe der Linie, die das Nasenloch mit dem Auge verbindet, vom Kiel ab; Flughäute ziemlich breit; der 5. Finger ragt bis zum Gelenk des 2. und und 3. Gliedes, des 3. Fingers; das 2. Glied des 5. ragt unge- fähr bis zur Mitte des 2. Gliedes des 3. Fingers; Unterseite der Flughäute längs dem Unterarm und an der Handwurzel nackt; die zwei ersten Gaumenfalten ungetheilt; Pe bis zur Zehenwurzel angewachsen. a. Die Schneide der untern Vorderzähne einander parallel quer zur Richtung der Kiefer gestellt, so dafs die innere Hälfte der hintern von der äufsern Hälfte der vordern jedesmal ver- 319 deckt wird; der 1. obere Vorderzahn einspitzig, der hintere Ränd desselben erhebt sich zu einem: von vorn verdeckten, von der Hauptspitze aus nach hinten gerichteten : Höcker, bei weitem‘ nicht halb so lang wie der obere Eckzahn; der Eckzahn und der erste eigentliche Backzahn im Ober- kiefer dicht zusammengedrückt, so dafs der ganz kleine Lückenzalın nach Innen gedrängt wird und von Aufsen nicht sichtbar ist; Flughaut am Rande zwischen dem Fufs und dem 6. Finger hell gefärbt. 9. F. Kuhli Natterer. Der Aufsenrand des Ohrs endet in gleicher Höhe mit der Mundspalte, ungefähr 2” hinter dem Mundwinkel; das: Ohr ebenso breit wie die Länbe des Innenrandes,. so’ dafs der: vor- stehende Theil gleichseitig dreieckig. erscheint; Schnauze‘ breit und stumpf, vorn‘ fast halbkreisförmig begränzt; nurdie äufserste Kante‘ der-Flughaut am "hintern‘ Rande’ gelblich" ge- färbt und'gegen den Fufs hin körnig; die übrige Flughaut dun- kelgraubraun; Schwanzflughaut bis zur Mitte‘ dicht behaart; Oberseite des Körpers dunkelbraun; Unterseite heller braun, mit Grau überflogen; die Körperhaare oben und unten’an -der Wurzel‘ braunschwarz mit helleren Spitzen; — der:1.. obere - Vorderzahn einspitzig, nach hinten mit hökerartig vorgezognem, nicht so hoch wie die Spitze des 2. Zahns aufsteigendem Rande, bei weitem nicht halb so lang aus den Alveolen oder dem Zahn- fleisch vorstehend wie der obere Eckzahn; die Schneide der üntern Vorderzähne einander parallel, ‘quer zur Richtung der Kiefer gestellt; der Lückenzahn im Oberkiefer sehr klein und niedrig, nach Innen gerückt, von Aufsen nicht sichtbar, indem der 4. eigentliche Backzahn und der Eekzahn mit den Rändern dieht zusammen treten; Gebifs ziemlich stark, mit dicken, stum. pfen Zähnen. — Körper 1” 8"; Schwanz 1” 4"; Flugweite 8" 4"; Unterarm 1” 3,5”; der 3. Finger 2” 3,1”; der 5, Fingert"'8,3”; Kopf 7"; gröfßste Ohrlänge 5,8”: Tragus längs dem Innen- rande 1,8". — In Ragusa, Triest, Turin, Toskana, um Rom und in Neapel, F espertilio Vispistrellus Bonap. Icon. d. f. it. fasc. XX. fol. 100. weicht nach der Beschreibung nicht von dem Ori- ginalexemplare des V. Kuhlü Natt. ab, 21 * 320 10. F. albolimbatus Küster, Der Aufsenrand des Ohrs endet unterhalb der Linie der Mundspalte, etwa 1” hinter dem Mundwinkel; das Ohr eben- so breit wie die Länge des Innenrandes, so dafs der vorstehende Theil gleichseitig dreieckig erscheint; Schnauze breit und stumpf, vorn fast halbkreisförmig begränzt; der hintere Rand der Flug- haut milchweifs, ungekörnelt; die Flughaut besonders nach dem 5. Finger hin weiter über ‘den Rand hinaus hell durchschei- nend, farblos, übrigens graubraun; Schwanzflughaut ‚bis zur Mitte dicht behaart; Oberseite des Körpers hell fahlbraun; Unterseite weifsgrau mit gelblichem Anflug; die Haare an der Basis. braunschwarz mit helleren‘Spitzen; der 1. obere Vor- derzahn einspitzig, der hintereRand desselben deutlich als ein gesonderter |Höcker von. der Höhe des 2. Vorderzahns vorge- zogen;:.die Vorderzähne bei weitem nicht halb so hoch vor- stehend wie der Eckzahn; die Schneide der untern Vorderzähne einander parallel und quer zur Richtung der Kiefer gestellt; der Lückenzahn im Oberkiefer sehr‘niedrig, nach Innen gedrängt und-von Aufsen nicht sichtbar, indem der Eckzahn mit dem ersten eigentlichen Backzahn ziemlich dicht zusammentritt; Ge- bifs ‚ziemlich stark, mit dicken, stumpfen Zähnen. — Körper 4" 7,5”; Schwanz 4” 4”; Flugweite 8”; Unterarm 1" 2,8"; der 3. Finger 2’ 2,8"; derd. Finger 1" 7,6"; Kopf 7"; gröfste Ohrlänge 6,4”; Tragus längs dem Innenrande 2". — In Sardinien, Oran und Algier, b. Die Schneide der untern Vorderzähne in der Richtung der Kiefer gestellt, so dafs die Zähne einander nur’mit den seitlichen Kanten berühren, einander nicht verdecken; der 1. obere Vorderzahn zweispitzig, ungefähr halb so lang wie der Eckzahn aus den Alveolen oder dem Zahnfleisch vortretend; die 2. Spitze des 1. Vorderzahns schräg: nach Aufsen, fast nach dem 2. Zahn ‚hingestellt, fast so hoch wie die 1. Spitze, und von vorn ‚und von der Seite deutlich sichtbar; der Lückenzahn ‘im Oberkiefer ist, von Aufsen deutlich sichtbar, in der Richtung der Zahn- reihe eingefügt; der Eckzahn im Oberkiefer vom 1. eigentlichen Backzahn entfernt; Flughaut gleichfarbig, ohne hellere Ränder. 11. Y. Nathusii nov. spec. Der Aufsenrand des Ohrs endet unter der Linie der Mund- 321 spalte, gegen 1,2” hinter dem Mundwinkel, ohne den ‚Mund- winkel zu erreichen; das Ohr eben so breit wie die Länge des Innenrandes, so dafs der vorstehende Theil desselben als ein gleichseitiges Dreieck erscheint; Abstand der innern Ohrränder unter einander gröfser als ihre Entfernung von der Schnauzen- spitze; Schnauze breit und stumpf, vorn fast halbkreisförmig begränzt; Flughäute rauchschwarz; Oberseite der Schenkelflug- haut bis zur Mitte und längs dem ganzen Schienbein dicht be- haart, Oberseite düster rauchbraun; die Unterseite düster gelb- grau, nach den Flughäuten mehr rostfarbig; von den Schultern unter dem Ohr hin seitlich auf den Unterkiefer ein dunklerer brauner Fleck; das Haar der Ober- und Unterseite gleichmäfsig von der Basis an über $ der Länge braunschwarz mit helleren Spitzen; der 1. obere Vorderzahn zweispitzig, etwas mehr als halb so weit wie der Eekzahn vorstehend, nur wenig höher als der 2. Vorderzahn; die 2. Spitze des 1. Vorderzahns schräg nach Aufsen gestellt, etwas niedriger als der2. Vorderzahn und von Aufsen deutlich sichtbar; stark vortretende Eckzähne, der obere nur wenig länger als der untere, der untere entschieden höher als die Backzähne; der nach Innen vorgezogene Rand des untern Eckzahns liegt innerhalb des Wurzeldrittels; der Lückenzahn im Oberkiefer in die Richtung der Zahnreihe ge- stellt, von Aufsen sichtbar; der Eckzahn und der 1. eigentliche Backzahn im Oberkiefer von einander entfernt gestellt; Gebifs ziemlich stark; Zähne ziemlich spitz. — Körper 1” 10"; Schwanz 1" 3”; Flugweite 8”10”’; Unterarm 1” 3”; der 3. Fin- ger 2" 4,5"; der 5. Finger 4” 1,6”; Kopf 7”; gröfste Ohr- länge 6‘; gröfste Ohrbreite 4,4; Tragus längs dem Innen- rande 1,8”; Abstand der innern Ohrränder 3,2’; Entfernung des innern Ohrrandes von der Schnauze 2,5; Abstand der Basis des äufsern Ohrrandes vom Mundwinkel 1,2 — In Berlin und Halle. 12. V. Pipistrellus Daul. Der Aufsenrand des Ohrs endet in der Höhe der Mund- spalte, dicht am Mundwinkel; das Ohr weniger breit als die Länge des Innenrandes; der Abstand der innern Ohrränder unter einander kleiner als ihre Entfernung von der Schnauzen- spitze; Schnauze vorn verschmälert und an: den Nasenlöchern 322 im Umrifs winkelig abgeschnitten; Flughäute rauchschwarz; Oberseite der Schenkelflughaut nicht bis 4 der Länge behaart, und längs dem Schienbein mehr als zur Hälfte kahl; Oberseite gelblich rostbraun; Unterseite fahl rostbräunlieh, mit etwas Grau gemischt; ohne dunklen Schulterfleck; Haar der Oberseite fast einfarbig rostbräunlich, nur an der Wurzelhälfte etwas dunkler braungrau; das Haar der Unterseite deutlicher zwei- farbig, an der Wurzel braunschwarz mit fahl gelbbräunlichen Spitzen; der 1. obere Vorderzahn zweispitzig, ungefähr halb so lang wie der Eckzahn vorstehend, zwei oder mehrmal so hoch als der 2. Vorderzahn; die 2. Spitze des 1. Vorderzahns schräg nach Aufsen gestellt, etwas höher als der 2. Vorder- zahn, und von Aufsen deutlich sichtbar; Eckzähne ziemlich schwach, wenig über die übrigen hinausragend, der obere stark doppelt solang wie der untere, der untere nicht merklich höher als die Backzähne; der nach Innen vorgezogene Rand des untern Eckzahns steigt bis zur Mitte des Zahns hin auf; der Lückenzahn im Oberkiefer in die Richtung der Zahnreihe ge- stellt, von Aufsen sichtbar, indem der Eckzahn entfernt vom ersten eigentlichen Backzahn steht; Gebifs schwach; die Zähne sehr spitz. Körper 1° 4,5; Schwanz 1’ 2,5”; Flugweite 7°; Unterarm 1 1°; der 3. Finger 1° 11,3; der 5. Finger 1° 4,9; Kopf 6°, gröfste Ohrlänge 5,2’; gröfste Ohrbreite 3,2, Tragus längs dem Innenrande 1,6‘; Abstand des innern Ohrrandes 2,1”; des innern Ohrrandes von der Schnauze 2,5’, Im südlichen und mittlern Schweden, gemäfsigten Rufs- land, England, Deutschland, Frankreich, Spanien und Morea (?), V.Alcythoe Bonap. Icon. d. f.it. fasce. XXI. fol. 107. Diese Art würde nach der von Bonaparte angegebenen Zahl der Zähne in die erste Untergattung gehören. Nach der Gestalt des Ohrs, des Tragus und des Schwanzes gehört sie indefs dieser letzten Rotte an, zu der ungefähr Bonaparte sie auch selbst gestellt wissen will. Vermuthlich ist hier, wie in der Beschreibung des F. Fispistrellus und der ursprünglichen Beschreibung des F. Kuhlü Nait. der Lückenzahn im Ober- kiefer übersehen, wozu auch dessen Stellung und geringe Gröfse hinreichende Veranlassung giebt. Bonaparte charakterisirt sie folgenderweise: 323 Ohren viel kürzer als der Kopf, oval, etwas zugespitzt, ganzrandig; Tragus grade, halbherzförmig, etwas zugespitzt, fast länger als das halbe Ohr; Füfse sehr klein, wenig aus der Schwanzflughaut vortretend; Pelz graugelblich, mit brauner Haarwurzel; 32 Zähne (?). — Körper 1” 8°; Schwanz 1 3; Flugweite 8 2; Unterarm 1 3; Höhe der Flüghäute 44 8,5; Kopf 7; Ohr 5,5%. — ke Aus Sicilien. Fl. Miniopterus Bonaparte. z 4.1 1 2—2 1 1-4 £ . Gebifs: 331° 6 "1'337 36 Zähne; mit 8 Gau- menfalten, von denen die 3 ersten und die letzte ungetheilt; Ohren dickhäutig, gesondert, rhombisch, fast rechtwinkelig; der Aufsenrand des Ohrs geht unter den Tragus hinaus bis gegen den Mundwinkel hin vor; der Innenrand an der Basis stumpf abgerundet und allmählich mit dem Kiel verschmolzen, erreicht seine gröfste Entfernung vom Kiel in bedeutender Höhe über der Basis und biegt sich dann mit dem Kiel fast spitzwinkelig knieförmig nach Aufsen; der Tragus mit’ dem abgerundeten Ende nach Innen gerichtet, längs dem Innenrande eoncav, längs dem Aufsenrande convex, der ganzen Länge nach ziemlich gleich breit, an der Basis des Aufsenrandes schwach eingebuch- tet, ohne deutlich vorspringenden Zahn; Nasenlöcher vorn unter der Schnauze seitlich geöffnet. Schädel hinten sehr gewölbt, aufgeblasen, nach jeder Richtung stark erweitert; Oberkiefer fast gleichbreit, indem die Entfernung an den Eckzähnen eben so grofs wie die Breite der Verengung zwischen den Augenhöhlen; das Hinterhaupt durch eine Einschnürung vom übrigen Schä- del abgesetzt, niedriger als der Scheitel; der Schädel fällt vorn steil nach dem Nasenrücken hin ab, durch eine tiefe Einbucht vom Nasenrücken gesondert; Nasenrücken ge- wölbt, enge, nach vorn wenig abfallend, bis zum Zwischen- kiefer fast gradlinig. 4. M. Schreibersii Natterer. Der Aufsenrand des Ohrs endet in gleicher Höhe mit der Linie’ der Mundspalte, dicht hinter den Mundwinkel; der Innen- 324 rand löset sich über der Linie, die das Auge mit dem Nasen- loch verbindet, vom Kiel ab, fast unter einem spitzen Winkel knieförmig nach Aufsen gebogen; Tragus ragt fast bis zur Mitte des Ohrs, ziemlich gleichbreit, aufsen an der Basis und gegen die Mitte kaum merklich eingebuchtet; Schwanz länger als der Körper, ganz von der Flughaut umschlossen; Flügel- haut am Fufs nach Innen taschenförmig umgeschlagen; der Fufs frei vorstehend; das 3. Glied des. 3. Fingers fast 3mal so lang wie das zweite; der angedrückte Unterarm ragt etwas über die Schnauzenspitze hinaus; Oberseite braungrau; Unter- seite hell aschgrau; die obern Vorderzähne gleich grofs; die untern mit der Schneide in die Richtung der Kiefer gestellt, so dafs die Zähne einander nur mit den seitlichen Kanten be- rühren. — Körper 1“ 11,5, Schwanz 2” 1,5, Flugweite 114 Unterarm 1° 7,7’; der 3. Finger 3 2,5; dessen 2. Glied‘ 4,9“; dessen 3. Glied 1 0,6; der 5. Finger 1” 11,7; Kopf 7,6“; gröfste Ohrlänge 5%; gröfste Ohrbreite 4,8%; Tragus längs dem Innenrande 1,7. Aus der Columbaczer und Veteranenhöhle bei ‘Mehadia im Bannat, bei Ascoli im Kirchenstaat, und von Algier. Miniopterus Ursinii Bonap. Icon. d.f. it. fasc. XAT., fol. 106. stimmt ganz genau mit dem Originalexemplare der V espertilio Schreibersü Natterer überein, was nach der Be- schreibung in der Kuhlschen Monographie freilich nur zu ver- muthen war. Zweite Gruppe: Hufeisennasen. Nase mit einem häutigen, hufeisenförmigen Aufsatz über der trichterförmigen Vertiefung, in der die Nasenlöcher sich öffnen; Ohr ohne Tragus, durch einen von der Basis des Aufsen- randes durch einen Einschnitt abgesonderten Lappen verschliefs- bar; das 1. Glied des 5. Fingers gröfser als das 1. Glied des dritten; die obern Vorderzähne im abortiven, nicht mit den Oberkieferästen verwachsenen, beweglichen Zwischenkiefer in der Fläche des Gaumens eingefügt. VI. Rhinolophus Geoffr. R 4.1 1 1—1 1 1.4 Gebifs: Er ler ze ie ad Fr 30, oder re hg Zähne; mit 6 oder 3.2.1 4 TR . 325 7 Gaumenfalten;, Ohren ziemlich dünnhäutig, gesondert, fast halbherzförmig, in eine lange, nach Aufsen gehogene Spitze auslaufend, unter derselben am Aufsenrande schwach ausge- schweift, unter der Mitte tief eingeschnitten, -so dafs der untere Theil des Aufsenrandes als mehr oder weniger gesonderter Lappen vorsteht und nach Innen sich einschlagend, das Ohr schliefst; der Innenrand löset sich weit unter der Linie, die das Auge mit dem Nasenloch verbindet, vom Kiel ab; der Aufsenrand verläuft zwischen dieser Stelle und dem Auge über der Linie der Mundspalte; Tragus fehlt. — Schädel stark gewölbt, ziemlich schmal; die Breite der Verengung zwischen den Augenhöhlen weit geringer als die der Kiefer an den Eckzähnen; Hinterhanpt seitlich stark verschmälert, vom Scheitel an stark erniedrigt, über das Hinterhauptsloch weit nach hinten vorspringend; das Hinterhaupt durch eine deutliche Einbucht vom Schädel getrennt; der Scheitel fällt vorn nach der Nase noch stei- ler als nach dem Hinterhaupt ab; Nasenrücken nach vorn ziemlich gleich breit, an der Basis gewölbt und durch eine deutliche Einbucht von der Stirn getrennt. Zwischen- kiefer am Gaumenbein befestigt, nicht mit den Aesten des Oberkiefers verwachsen. 1. Rh. Hippocrepis Hermann. Der Einschnitt am Aufsenrande des Ohrs spitzwinkelig und tief, so dafs der untere Theil des Ohrs deutlich gesondert hervortritt; (die nach der Mitte gerichtete Ecke des Wurzel- lappens spitzwinklig abgerundet, die nach der Basis gekehrte stumpfwinklig abgerundet; die Hufeisenhaut von 3 parallelen deutlichen Falten gebildet; die vordere quergestellte Fläche des Längskamms oder Sattels dicht hinter den Nasenlöchern, ist nach der Spitze gleichmäfsig verschmälert; die nach hinten gegen die Stirn vor der Lanzette sich erhebende Spitze des Längskamms ist niedrig, abgerundet und kaum über die vor- dere Querfläche erhaben; die vor der Stirn aufgerichtete quer- stehende Lanzette nach der Basis gleichmäfsig erweitert, bis zur Stirn gerechnet weit länger als breit und länger als das Hufeisen; die Schwanzflughaut hinten fast rechtwinkelig zuge- spitzt, und nur sparsam mit weichen Haaren gewimpert; der 4‘ 326 Schwanz beträgt % des Unterarms und des Körpers; Flügel- haut bis zur Fufswurzel angewachsen, das 1. Glied ‚des 4, Fin- gers etwas gröfser als das 1. Glied des5. Fingers; das 3. Glied des. Fingers ungefähr anderthalb mal so lang wie das zweite; im Oberkiefer ein Lückenzahn, der fast halb so grofs wie der 4. Backzahn ist und sich deutlich über die Ränder der anlie- genden Zähne, erhebt; 7 Gaumenfalten, von denen die erste unge- theilt ist. — Körper 1” 5,5°;, Schwanz 1 1,5; Flugweite 8“ 6, Unterarm 1° 5; der 3. Finger 2 2,3; der 5. Fin- ger 1° 10,6; Kopf 7,8%; Ohrhöhe vom Scheitel an 6; des- sen Breite am Einschnitt des Aufsenrandes 5,2%. — In Deutschland, . der Schweiz, Frankreich, Südengland, Triest, Kaukasus. Rhinolophus bihastatus Geoffr. Rh. Hipposideros Leach. Rh. Hipposideros et ferrum equinum Bechst. 2. Rh. ferrum eqguinum Daub. (Schreb.) Der Einschnitt am Aufsenrande des Ohrs flachwinkelig, so dafs der untere Theil des Ohrs wenig vortritt; die nach der Mitte gekehrte Ecke des Wurzellappens weniger stumpf - abgerundet als die der Basis; die Hufeisenhaut von 3 deutli- chen Falten gebildet; die vordere quer gestellte Fläche des Längskamms hinter den Nasenlöchern ist in der Mitte am schmalsten und erweitert sich nach der Basis und Spitze hin; die nach hinten gegen die Stirn vor der Lanzette sich erhe- bende Spitze des Längskamms ist kurz, abgerundet und kaum über die vordere Querfläche erhaben; die an der Stirn quer stehende Lanzette jederseits nach der Basis stärker, lappen- förmig erweitert, bis zur Stirn gemessen breiter als lang und etwas kürzer als das Hufeisen; die Schenkelflughaut an der Schwanzspitze fast rechtwinkelig begränzt und sparsam weich- ‘ 'haarig gewimpert; der Schwanz beträgt $ der Länge des Unter- arms und Körpers; Flügelhaut bis zur Fufswurzel festgewach- sen; das 1. Glied des 4. Fingers etwas kleiner als das 1. Glied des 5. Fingers; das 3. Glied des 5. Fingers eben so lang wie das zweite; im Oberkiefer kein Lückenzahn; daher 28 Zähne; 7 getheilte Gaumenfalten. — Körper 2 2”; Schwanz 1” 4,6’; Flugweite 12” 6; Unterarm 2 0,6; der 3. Finger 3 2,8”; der 5. Finger 2 7,8; Kopf 11°; Ohirhöhe vom 327 Scheitel an 8,5‘; Ohrbreite am Einschnitt im Aufsen- rande 7,5. — -- Im gemäfsigten Europa bis ins mittlere Deutschland und südliche England, in der Krimm. Rhinolophus unihastatus Geoffr. 3. Rh. clivosus Rüppell, Cretschmar. Der Einschnitt am Aufsenrande des Ohrs ganz flach stumpfwinklig, so dafs der Ohrlappen wenig gesondert vortritt; die beiden Ecken des Wurzellappens gleichmäfsig abgerundet; Hufeisenhaut aus 3 Falten gebildet, von denen die mittlere flach und undeutlich; die vordere Querfläche des Längskamms hinter den Nasenlöchern nach der Spitze allmählig gleich- mäfsig verschmälert; die nach hinten gegen die Stirn vor der "Lanzette sich erhebende Spitze des Längskamms ist lang aus- gezogen, etwa doppelt so hoch wie, die vordere Querfläche des- selben; die auf der Stirn sich erhebende quergestellte Lanzette ‘nach der Basis ziemlich gleichmäfsig jederseits erweitert, ohne seitlich vorspringende Lappen, bis zur Stirn etwas länger als breit, und ungefähr so lang wie der Bogen des Hufeisens; die Schenkelflughaut hinten fast gradlinig abgeschnitten und mit dichtstehenden weichen Haaren gewimpert; der Schwanz halb so lang wie der Unterarm und ungefähr von halber Körper- länge; die Flughaut endet vor der Fufswurzel, so dafs ein Theil des Schienbeins frei vorsteht; das 1. Glied des 4. Fin- gers ragt nicht so weit vor, wie das 1. Glied des 5. Fingers; das 3. Glied des 5. Fingers ist eben so langwie das 2. Glied; im Oberkiefer ein sehr kleiner Lückenzahn, der sich nicht über die Ränder der anliegenden erhebt; mit 6 getheilten Gaumenfalten. — Körper 2; Schwanz 11,5; Flugweite 10% 6; Unterarm 1° 9,2; der 3. Finger 2 7,2‘; der 5. Fin- ger 2 1,3‘; Kopf 9,8%; Olhrhöhe vom Scheitel an 6,8; Ohrbreite am Einschnitt des Aufsenrandes 6% — In Dalmatien, der Levante und Egypten. Temmink stellt sehr mit Unrecht Rhinolophus ca- pensis Lichtenstein. Doubl. pag. 4. n. 55. zu dieser ‚Art. Sie ist eine bestimmt von beiden grofsen europäischen Hufeisennasen verschiedene Art, die in vieler Hinsicht das 328 Mittel zwischen beiden hält, indem "sie in manchen Charakte- ren sowohl mit der einen, als mit der andern übereinstimmt, in manchen auch von beiden abweicht. Da nirgends eine ge- nauere Angabe ihrer Charaktere existirt, so wollen wir (das Wesentliche derselben nach Vergleichung von Originalexem- plaren mittheilen. Rh. capensis Lichtenstein. Der Einschnitt unter der Mitte des äufsern Ohrrandes stumpf und niedrig, stumpfer als bei Rh. ferrum egquinum, doch schärfer als bei clivosus; der vorstehende Ohrlappen an der Basis nach beiden Seiten gleichmäfsig abgerundet, wie bei clivosus; Hufeisen aus drei deutlichen parallelen Falten gebil- det, von denen die innere weniger scharf als die nach beiden Rändern hervortritt; die vordere Querfläche des Längskamms dicht hinter den Nasenlöchern ist in der Mitte verschmälert, nach der Spitze und Basis gleich stark erweitert, wie bei fer- rum eguinum; die nach hinten gegen die Stirn vor der Lan- zette sich erhebende Spitze des Längskamms ist wenig über’ die vordere Querfläche desselben erhaben und abgerundet, wie bei ferrum equinum; die auf der Stirn sich erhebende quer- gestellte Lanzette verschmälert sich über der Mitte dicht hin- ter dem letzten Zellenpaar derselben plötzlich, so dafs, wie bei ferrum equinum, ‘die Basis jederseits lappenförmig erwei- tert hervortritt; die Schenkelflughaut hinten fast gradlinig be- grenzt und dieht mit kurzen weifsen Häärchen gewimpert, wie bei clivosus; ebenso der Schwanz halb so lang als der Unter- arm und ungefähr von halber Körperlänge; die Flughäute las- sen, wie bei clivosus, den ganzen Fufs und einen Theil des Schienbeins frei; das iste Glied des 4ten Fingers nicht ganz so weit vorragend, wie das Aste Glied des 5ten; das Ste Glied des 5ten Fingers nur wenig länger als das 2te Glied dessel- ben Fingers; Gebifs sehr stark, im allgemeinen mit dem von ferrum eguinum übereinstimmend; 28 Zähne; im Oberkiefer 4 eigentliche Backzähne, ohne Lückenzahn; im Unterkiefer 2 einspitzige Lückenzähne und 3 Backzähne; die Eckzähne, be- sonders die oberen sehr stark und dick, bedeutend vortretend, so wie die hohen Spitzen des ersten Backzahns; die Schnei- dezähne im Oberkiefer sehr kurz und etwas dick; 7. getheilte 329 Gaumenfalten, im Ganzen ähnlich denen von ferrum equinum; die 3 ersten bedeutend stärker und besonders die 1sten und 2ten weiter von einander entfernt als die folgenden; ‚die 1ste fällt vorn zwischen die Eckzähne; die»2te entspringt zwischen dem Eckzalhın und ersten Backzal:n; die 3te geht mitten vom isten Backzahn aus; zwichen dem isten und 2ten Backzahn liegt eine sehr schmale, nicht nach Innen durchgehende kleine Querfalte, die allen übrigen Arten fehlt; die 4te vollständige Falte fällt dieht vor, und die öte dicht hinter die Mitte des 2ten Backzahns; die 6te nicht so weit ‚als die beiden anliegen- den nach der Mitte des Gaumens verlaufende Falte zwischen dem 2ten und 3ten Backzalın; die 7te dicht vor der Mitte des 3ten Backzahns; hinter dieser beginnt gegen die Mitte des 3ten Backzahn die ungefaltete Gaumenfläche mit einem in der Mitte ungetheilten etwas erhöht vorstehenden Querrande; — der Schädel ist wenig verschieden von dem des ferrum eguinunmn, nur etwas kleiner, verhältnifsmäfsig mehr gestreckt und zwi- schen den Augenhöhlen. mehr verschmälert; Behaarung. und Färbung ähnlich der von clivosus, nur etwas dunkler rauch- braun überflogen, besonders auf der Oberseite; Ohren und Flughäute ebenfalls rauchbraun. Zur Vergleichung mögen die wesentlichsten Dimensionen der drei Arten nach Pariser Maafs hier zusammenstehen; Rh, ferrun equin. capensis elivosus Körperlänge DT RR TER ENTE Schwanz 1” 4,6 dr 11,5 Flugweite 12 6 40%. Ela 60 Kopf am 10,8” 9,8." Zwischen Auge u. Schnauzenspitze 4,4! 4 3,6 Mundspalte 4 3,8 34 Von der Basis des innern Ohrran- des zur Schnauzenspitze 7,6 7,5% 6,3 Ganze Länge des Nasenaufsatzes 6,8" 6,4” 5,6 Länge des Hufeisens 2,8 2,81” 2,8’ Breite eines Hufeisenastes 4a 1,4" 1,3" Länge der Lanzette bis zum Längskamm 3 2,6 2,4" _ Gröfste Breite der Lanzette an der Basis 2,5" 2,4" 23” Höhe der vordern Querfläche des Längskamms 41,4" 1,4” 4,44 Breite derselben an der Basis zu 0,9% 0,9% 330 Rh. ferrum equin, Breite derselben in der Mitte 0,6% Breite derselben in der Mitte der obern Hälfte gen Entfernung der Nasenlöcher 0,8 Höhe des Ohrs vom Scheitel. an 8,5 Entfernung der Spitze vom Ein- schnitt am Aufsenrande 7,5” Ohrbreite am Einschnitt des Aufsenrandes 75% Breite des Wurzellappens zu Tiefe des Einschnitts am Aufsen- rande 0,9 Oberarm 4: 86 Unterarm 2’ 0,6 Der Daumen ohne Nagel Ze Der Daumennagel aus Das 4ste Glied des 2ten Fingers 4”. 5% Der 3te Finger 32,8% dessen 1stes, Glied 4 357 dessen 2tes Glied 8,3% dessen 3tes Glied RD dessen Nagelglied 1,6% Der 4te Finger PR El dessen 4stes Glied di 00% dessen 2tes Glied 4,8" dessen 3tes Glied 8,3% dessen Nagelglied 0,8” Der 5te Finger En dessen 4stes Glied GER dessen 2tes Glied Bi dessen 3tes Glied u dessen Nagelglied 0,7% Schenkel 9,6 Schienbein 10,5 Fufs b’ Schädellänge vom obern Rande des Hinterhauptslochs zur Wur- zel der Eckzähne 95% Schädellänge vom obern Rande des Hinterhauptslochs bis zur Spal- tung der Oberkieferäste 8,8 Zwischen dem untern Rande des Hinterhauptslochs und der Ein- bucht im vordern Gaumenbeine 6,6 Gröfster Durchmesser des Hinter- hauptsbeins 4,100 capensis u 0,6 0,9% 0,6‘ “ 7,5% 6,5 r 6,4” BZ 0,6 yu gu 11,5" 44 gu 17 4" 2u 4. Zu 44 ya 0,5% 3,6 0,8% 3,1.” 770 0,4 1,6 5,2 gu 4,9 7,5 0,8 5,4 4,7% 5,9" 6,2% 0,6% gn 9,7 5,5 (277 9, gu 8,3% 6,5% 4,5 elivosus 24 4" 0,6” 0,37% 0,6% 6,8” 4 6 6” 32 0,5 9,27” ya 0,6% 2,6 ZZ 1 6,6” 10,5% 4 a 1,2% 2,44 3,7 6,6% 0,5” 43% 2,8% u Hu 0,5 8,5 9,4" 4,5 82" 7,2 5,00 4,3" Rh. ferrum equin, Gröfster Durchmesser der Schä- delwölbung in der Mitte des Schädels Entfernung der Mitte der Gelenk- flächen im Oberkiefer Gröfste Entfernung der Jochbogen von Aufsen Der kleinste Durchmesser der Ver- engung zwischen den Augen- höhlen Durchmesser des Oberkiefers an den Eckzähnen Durchmesser an den vordern Au- genhöhlenrändern Entfernung der Oberkieferäste an den Eckzähnen Höhe des Hinterhauptslochs Breite des Hinterhauptslochs 4,2" gu mit 5,7 1,4% 3,4” 3,3" 274 1,9 ya capensis 4,1 sit 3,9% 5,4% 12 zu gu 1,60" 41,8 1,9% 331 elivosus 3,9% 3,24 4,4 1,2 az 25% 1, gr 4,9% zu “Die Exemplare, von denen die Maafse entlehnt, sind drei ausgewachsene Weibchen, das von Rh. ferrum eyuinum aus Türin, von Rh. clivosus aus Triest, und von RA. capensis vom Cap. Die letztere scheint bis jetzt nur am Cap gefun- den. Dafs Temmink den Standort von Rh. clivosus bis zum Cap. ausdehnt, bedarf wohl einer genauern Kritik der zu Grunde gelegten Exemplare, da seine Angabe sehr leicht auf seiner irrigen Ansicht von beiden Arten beruhen könnte. Ueber ein zoologisches Kennzeichen der Ordnung, der Sperlingsartigen- oder Singvögel. von Denselben, W inrend .die übrigen Ordnungen der Vögel so ausgezeich- nete Physiognomien und Charaktere an sich: tragen, dafs nur selten ungeschicktere Systematiker einzelne Fehlgriffe bei ih- rer: Begrenzung gethan, hat, mit Ausnahme Wiegmanns (auch Gloger für die europäischen Gattungen) ‚kein. Syste- mıiatiker die Ordnung der Sperlingsartigen- oder Singvögel ‚na- turgemäfs zusammengestellt; durchaus Niemand aber für sie einen zoologischen Charakter angegeben. "Cuvier z. B., der die Ordnung der Rletterer künstlich. auf (die Wendezehe ba- sirte, ‚und dadurch viel Fremdartiges in. seine. Ordnung der Passereaux brachte, sagte fast nichts anderes Allgemeines von den Vögeln der letzten Ordnung als: Sie gehörten in keine andere Ordnung, zeigten bei Vergleichung grofse Structurähnlich- keit, und besonders Uebergänge, die das Geschäft generischer Spaltung sehr erschwerten. In der That läfst der blofse Ha- bitus hier auch den Gewandtesten im Stich; die abstechenden, unvermittelten Verschiedenheiten in Körperverhältnissen, Schna- bel- und Fufsbau, die in anderen Ordnungen überraschen, feh- len durchaus. Es ist zwar auch hier der äufsere Habitus ein interessanter liebenswürdiger Führer, indefs in vielen Stücken hat er etwas von einem humoristischen Kobold, dem es eine Freude ist, Freunde, die ihm unbedingt zugethan, auf Irrwegen zu sehen. Die Systematik der Singvögel stände auf einer anderen Stufe, wenn sich nicht so viele Ornithologen bei dem Habitus beruhigten, was doch nicht ihres Amtes. So mufs noch immer ein Schwarm Vögel über die eigentlich un- 333 zugänglichen we der Singvögel- Ordnung, besonders ge- gen die Kletterer, hin und her schweifen und wo immer ein Systematiker ihnen Ruhe gegönnt, der nachfolgende verscheuchte sie unfehlbar. Nitzsch hat durch anatomische Begründung der Ordnung der Singvögel das Hauptverdienst um diese Hei- mathlosen sich erworben. Eine andere überraschende Begrün- dung verschafte Wagner dieser Ordnung durch Entdeckung ihrer eigenthümlichen sonderbaren, vorn einem Korkzieher ähnlichen Saamenthierchen. Dennoch blieb es mit den meisten besonders ausländischen Ornithologen beim Alten, weil jeder zoologische Ordnungscharakter fehlte. Erfreulich war es des- halb in der Bekleidung der hinteren Seite des Lau- fes, der Sohle, ein ausgezeichnetes Kennzeichen der Ord- nung zu finden, das sich uns in mehr als jahrelanger Anwen- dung bewährt hat. Bei allen Vögeln, die mit dem Singmus- kelapparat versehen, und nur bei ihnen ist die Sohle gröfsten- theils von einer umfassenden Horndecke bekleidet, die, mit einer einzigen Ausnahme (bei den Lerchen), obne alle Querthei- lung ist. Dicht über der Einlenkung der Hinterzehe und un- ter dem Hacken finden sich einige feine Maschen, bei stärke- ren Vögeln mehr. Bei den Lerchen setzen sich die Grenzen der vordern Schilder in feinen Eindrücken über den Stiefel der Sohle fort und bilden dadurch sehr undeutliche, den vor- deren an Zahl und Stellung entsprechende hintere umfassende Schildchen. Aber auch dieser Fall ist verschieden von allem, was wir bei Kletterern und ihren Verwandten finden. Bei letzteren herrscht grofse Mannichfaltigkeit in der Beschaffenheit der Sohlenbekleidung, die wir gegenwärtig nicht durchgehen wol- _ len; besonders da wir Gelegenheit haben werden, durch alle Ordnungen diese systematisch wichtigen Bildungsverschieden- heiten umfassender darzustellen, Hier sei es genug anzuge- ben, dafs bei der Mehrzahl der Kletterer die Sohle nur genetzt ist, entweder sehr grob z. B. bei Caprimulgus,. Coracias u. and. oder feiner schuppig und oft rauh z. B. bei den Psittaci- nis, oder mehr häutig z.B. bei den Macrochires und den meisten Sipoglossis von Nitzsch. Ein anderer Fall, der am meisten - mit dem der Lerchen vergleichbar, findet sich bei den Picinis Nitzsch, am ausgezeichnetsten bei Ramphastos. Hier ist eine verticale Reihe scharf gesonderter eckiger Täfelchen auf V. Jahrg. 1. Band, 22 334 der Sohle zu bemerken, die aber, weit kleiner als die vorde- ren Schilder, diesen nicht entsprechend und an Zahl überlegen sind; auch finden sich daneben immer mehr oder weniger Maschenreihen und es wird die genetzte Bekleidung nirgends ganz verdrängt. Bei Musophaga ist diese Tafelreihe innen längs den Läufen auffallend, die hinten genetzt sind. Doch wir begnügen uns damit einen Charakter der Singvögel-Ordnung ‚angegeben zu haben, der sie in dem Umfange, wie Nitzsch sie begründete, begrenzt und der es möglich macht, unbekann- ten Vögeln die Singwerkzeuge an den Beinen anzusehen. Ueber Helix rosacea und A. lucana Mulleri, nebst ‚Diagnosen einiger neuen Conchylien. von Dr. I. H. Jonas in Hamburg. (Hierzu Taf. IX und X.) Wenn gleich es nicht geleugnet werden kann, dafs die Naturgeschichte durch neue Entdeckungen und deren öffent- liche Mittheilungen auf eine erfreuliche Weise immer mehr bereichert wird, so ist dieser Gewinn für die Wissenschaft dennoch nicht gröfser, 'als derjenige, den wir durch das Be- stimmen zweifelhafter naturhistorischer Gegenstände erhalten würden; derjenigen Formen nämlich, welche ältere Schriftstel- ler vorzüglich bei den Beschreibungen vor sich hatten, welche sie entweder nicht mit Abbildungen begleiteten, oder, im Fall sie dies thaten, selbige durch keine naturhistorische Benen- nung kenntlich machten. Durch dergleichen critische Arbei- ten würden Irrthümer beseitigt werden, welche sich in -die Wissenschaft eingeschlichen und fortgeerbt haben, und dieselbe wird intensiv gewinnen; aber auch das Studium wird nach Hebung vieler Zweifel vereinfacht und erleichtert werden, statt dafs das jetzige immer mehr überhand nehmende Streben nach 335 Einführung neuer Geschlechter, sogar auf Kosten der Arten, *) und das Bilden neuer Arten aus Varietäten die Verwirrung immer vergröfsert und das Studium erschwert. iu Oken’s Preisaufgabe für die Bestimmungen der Schmet- terlinge des Reaumur war deshalb allen Freunden der Wis- senschaft gewifs sehr willkommen, ebenso wie die herrlichen Arbeiten es waren, welche den Preis errangen. Ganz besonders aber bedarf die Molluskenlehre einer stren- gen Revision; hier sollte vorzüglich dem blos auf die Schalen begründeten Geschlechterbilden Einhalt geschehen, da die Ar- beiten der neueren Zeit es immer fühlbarer machen, dafs hierzu anatomische Untersuchungen der Thiere unerläfsliche Bedin- gung sind, und dafs daher dieses Feld einer noch stärkeren Bearbeitung bedarf, weil nur auf dem Baue des Thieres die Haupteintheilungen beruhen können. Die Conchyliologie als ein wichtigerTheil der Mollusken- lehre kann aus derselben gewifs nicht verdrängt werden, darf sich aber auch durchaus nicht über ihre Sphäre erheben, und sich Rechte allein anmafsen, welche ihr nur gemeinschaftlich mit der Lehre von den Bewolınern der Schalen oder dieser Lehre allein zukommen. Die Gehäuse können und dürfen nur der Artenbildung dienen. Sehr zweifelhaft sind aber vieie von Linne und ©. F. Müller aufgestellte Arten, weil diese bei- den Naturforscher ihre Arbeiten selten durch Abbildungen er- läutert haben, und die Urtypen des ersteren nach dessen Tode zerstreuet worden sind. Müller’s Sammlung soll zwar noch in Copenhagen existiren, aber für dieselbe hat sich noch kein Kiener gefunden. Daher hoffe ich, dafs die hier folgende Bestimmung zweier von Müller beschriebenen Helices, welche, obgleich dessen Beschreibungen derselben classisch genannt werden können, dennoch unbegreiflicher Weise verwechselt worden sind, den Freunden der Wissenschaft nicht ganz unwillkommen sein wird; und wenn dieser Beitrag nur unbedeutend ist, so wird er vielleicht Veranlassung zu Untersuchungen vieler andereı von beiden grofsen Autoren aufgestellten Arten geben. Zu- gleich liefert dieser schon so lange bestehende Irrthum einen *) Man denke nur an Gray’s Mactradae. 22% 336 Beweis für die Mifslichkeit des Abschreibens, ohne hinreichende Untersuchung der Urbeschreibung. Die Helix rosacea Mull. ist nemlich immer für dessen H. lucana gehalten worden, unter welcher Benennung sie sich in sehr vielen Sammlungen befindet, auch öfter beschrieben und abgebildet ist. Von der wahren H. lucana des Müller finden wir nirgends eine Abbildung, und nur wenige unvoll- kommene Beschreibungen; sie scheint, sehr selten zu sein. Ohne Zweifel hat der sonst so sorgfältige I. S. Schröter Veranlassung zu dieser Verwechselung gegeben; denn im 2ten Bande seiner Einleitung Seite 253 beschreibt er offenbar, wie wir diefs weiter unten aus Müllers Diagnosen und Deseri- ptionen sehen werden, die H. rosacea, und liefert Tab. IV. fig. 9. eine Abbildung derselben, sagt aber: „das ist die Schnecke, die der Herr Conferenzrath Müller H. lucana nennt, von der ich aber nicht glaube, dafs sie Argenville in seiner Conchyliologie T. 28. fig. 7. abbilde.‘“ Dies ist um so auffallender, da Schröter auch im Besitze der wahren H. Tucana war; denn einige Zeilen vorher finden wir die Worte: „Ich besitze von dieser Erdschnecke zwei Abänderungen, Die eine ist ganz weifs, der Wirbel mehr gedrückt, und sie hat bald den Bau der Waldschnecke, der Nabel ist ganz offen, und man kann durch ihn alle Windungen sehen; der Mün- dungssaum ist inwendig versilbert.“ Unstreitig Müller’s H. lucana, welche Schröter für eine Varietät der so höchst verschiedenen H. rosacea hält, die er als die lucana beschreibt. Zwei Jahre später (1786) giebt Chemnitz (Conchylien- Cabinet Bd. IX. Abtheil. II. Seite 124) eine Diagnose der H. lucana Mülleri, liefert aber dazu (t. 130. f. 1155.) eine Ab- bildung, welche in Farbe und Gröfse der H. rosacea gleich kommt, in ihrer Form aber sich der H. Iucana nähert; und da sie nicht von der Mündungsseite gezeichnet ist, so war sie nicht im Stande, den von Schröter begangenen Irrthum zu verbessern. 4788 beschreibt Gmelin (Lin. $. N. ed. Al. 1. p. 3636), indem er Müller’s Diagnosen abschreibt, und dessen Descriptionen excerpirt, beide Schnecken, mit der Veränderung dafs er die H. lucana, H. lucena nennt, welcher letzteren er die Schrötersche Figur als Synonym beifügt, da sie doch, wie 337 ich vorhin gezeigt habe, und später beweisen werde, der A. rosacea zukommt. Allein Gmelin hat ja bekanntlich durch sein uncritisches Abschreiben die gröfsten Unordnungen in der Wissenschaft veranlafst. — Das herrliche Werk des Ferussac kenne ich nicht. La- marck (hist. nat. d. anim. sans vert. T. VI. p. 71. N. 19) giebt ebenfalls unter der Benennung H. lucana eine Beschrei- bung der H. rosacea. Dasselbe thut einige Jahre später Des- hayes (Encyclop. meth. vers T.2. p. 247. Nr. 98) indem er Lamarck’s Diagnose wiederholt, und eine herrliche Description der H. rosacea hinzufügt, aber immer wähnend, er.habe die H. lucana vor sich. Und derselbe Verfasser liefert uns nach- her in der von ihm besorgten 2ten Ausgabe des Lamarckschen Werkes (T. VII. p. 94. Nr. 142) abermahls eine Diagnose derselben Schnecke aber unter ihrem 'wahren Namen, statt dafs er in einer Anmerkung zu-der von Lamarck aufgestellten Diagnose (wie er es bei andern Gelegenheiten zu thun pflegte) hätte sagen können, dafs diese die eigentliche rosacea sei, welche wir in diesem Werke also 2 mal beschrieben finden. Seiner Diagnose fügt er folgende Worte bei: „M. Beek nous a fait. observer, que cette espece de Müller etait la meme que celle nommee H. lucana par M. de Ferussac,“ (also auch, Ferussae hat denselben Irrthum begangen) „cette indi- eation d’un savant aussi recommandable que M. Beck est im- portante en ce qu’elle met a meme de rectifier Jasynonymie des deux especes. Ce qui est cause de l’erreur, ‚c'est ‚que Yon n’a ordinairement dans les colleetions que des individus decolores de I’H. rosacea, et comme la forme est &-peu-pres semblable & celle du Jucana“ (das ist nicht der Fall, sie sind beide himmelweit verschieden, welches deutlich aus Müllers Deseriptionen zu ersehen ist) „on a pris une espece pour Yautre.“ Dafs aber Deshayes dieächte H. Iucana nicht beschreibt, ebenso wenig wie Ferussac, beweist, dafs beide sie nicht kannten. In Rofsmäfsler’s vortrefllieher Iconographie erhalten wir unter Nr, 293 eine Abbildung der H. rosacea mit der Bezeichnung HJ. lucana autor. (Müll.?) . Der Verfasser fügt aber hinzu: „es mufs, wenn die abgebildete Form Müllers H. 338 ; lucana (irrthümlich steht A. lucorum) wirklich ist, eine weifs- lippige Form geben, die dann, als die vom Autor beschriebene, die Hauptform ist.“ Allein der Unterschied beider Schnecken liegt nicht in der Farbe der Lippe, dies würde sie in der That nur zu Abänderungen einer und derselben Art machen. Wo wir die H. rosacea mit weifser Lippe finden, da können wir sicher sein," dafs wir ein abgebleichtes Exemplar vor uns ha» ben; so erging es dem Schröter, dessen Abbildung nach einem solchenExemplare gezeichnet zu sein scheint, und wodurch zum Theil der Irrthum entstanden sein mag.» Auch in meiner Sammlung lag die H. rosacea lange als H. lucana; ich erhielt sie von Hrn. Dr. Eklon, welcher sie vom Cap der guten Hoffnung mitgebracht hatte, Nach Ver- gleichung mit Müllers’ Beschreibung fand ich mich veranlafst ein Fragezeichen auf die Etiquette zu setzen; hätte ich gleich damals etwas weiter gelesen, so würde ich erfahren haben, was ich vor mir habe; diefs gewahrte ich aber erst, als mir die Bemerkung des Deshayes zu Gesichte gekommen war, und ich nach abermaliger Vergleichung Beck’s Aussage bestä- tigt fand. Später erhielt ich von einem hiesigen Händler eine Helix, zwar ohne Namen, aber auf der Etiquette standen die Worte: vom Elephantenflusse. Es war mir nicht möglich eine Abbil- dung oder Beschreibung dieser Schnecke aufzufinden, ‘bis ich mich. wieder an den Müller wandte, und zu meiner grofsen Freude fand, dafs ich ein Exemplar seiner H. lucana vor mir habe. Jetzt war ich im Reinen, und im Stande, gegenwärti- gen kleinen Beitrag zur Kenntnifs \beider Schnecken zu liefern; bin aber gezwungen, da diefs mein erster conchyliologischer Versuch ist, um Nachsicht mit dieser kleinen Arbeit zu bitten. Ich werde jetzt eine Diagnose beider Helices nach meinen Exemplaren aufstellen, und als Beweis für die Richtigkeit mei- ner Behauptung jedesmal Müllers Diagnose und Description hinzufügen. . Helix lucana Müll. Taf. IX. fig. 1. 2. H. testa depresso-globosa, aperte umbilicata, subpellu- cida, nitida, supra luteo-fulvescente, subtus et in suturis alba; apertura lunari, peristomale solido, albo, reflexo, extremitatibus convergenlibus. Lei 339 Die beiden Querdurchmesser 4102 und 81 vom Wir-_ bel bis zur tiefsten: Stelle des Mundsaumes, 94. Axe (vom Wirbel bis zum Nabel). 63”. Vaterland: Südafrika, beim Elephantenflusse. O. F. Müller, verm. terrestr. et fluviatil. etc, historia Vol. U. Seite 75. Nr. 270. I. S. Sehröter, Einleitung Band I]. Seite 253. Nr. 265. Erste Abänderung. Chemnitz, Conch. Cab. Band IX. 2te Abtheilung. Seite 124. H. lucana. — (Tab. 130. f. 1155?) H. lucena Gmelin, L. S. N. I. Seite 3636. ‚Nr. 78. syno- nymis exelusis. (Ionas.) H. Jucana, H. testa subglobosa, umbilicata, subtus gibba, labro re- flexo, candido. Argenv, conch. L t. 28, f. 7. Diam. 13%. H. nemoralem refert, at diversissima, 'Testa globosa, gla- bra, pellueida, absque striis, fasciis aut maculis, vertice obtuso. Anfractibus quinque, extımus valde convexus, elatior ma- gisque eflusus, quam in nemorali. Centrum ad apicem usque pervium. Umbilieus distinetus anfractibus in. eo ‚conspicuis. Apertura lunata, Labrum crassum, reflexum, politissimum, et . quasi argentatum, lJabio anfraetui incumbente. Testa variat tota eandida, vel supra lutea, subtus‘et in junetura spirarum alba, Jabro candido, Vertex in figura nimis acuminatus. In museo Spengleriano. (Müller.) Wir sehen hieraus, dafs selbst Müller die Figur des d’Ar- genville nicht ganz ähnlich findet, daher bin auch ich der Mei- nung des Chemnitz, welcher glaubt, dafs d’Argenville eine ganz andere Schnecke vor sich gehabt habe. Helix rosacea Mulleri. Taf. IX. fig. 3. 4. H. testa subglobosa, semi-obtecie umbilicata, solida, opaca, supra ex cinereo salurate rubescente, infra albida; apertura rolundato-ovata, intus polilissima, fusco -purpu- rea; peristomate reflexo, purpurascente, ih callum colu- mellare fuscum transeunte. Die beiden Querdurchmesser 13 und 11”. Vom Wir- 340 bel bis zur tiefsten Stelle des Mundsaumes 134. Axe, 104, Inwendig und an der Spindel ist sie von Ueberresten einer sehr zarten, durchsichtigen, silberweifsen Haut, wie angeflogen. Vaterland: Cap der guten Hofinung., ©. F. Müller, ].'e. Seite 76. Nr. 272. I. S. Schröter, 1. c. Seite 253. Nr. 265. Die andere Abänderung. Taf. 1V. f.9. Gmelin, l. ce. Seite 3636. Nr. 80. H, lucana, Lamarck, hist. nat. des anim..s. v. t. VI. p. 71. Nr. 19. Encycl. meth. vers. T.-I. p. 247. Nr. 98. Helix rosacea, Lamarck hist. nat. d. a. s. v. edit. II cu- rante Deshayes. T. VII. p. 94. Nr. 142, H. lucana autor. (Mull.?), Rofsmäfsler, Iconogr. I. Heft V und VI. Seite 4. und DeMdEngen Nr. 293. (Ionas.) Helix rosacea. H. testa subglobosa, unbeikhilientn) incarnata, transversim striata, labro reflexo, fusco. Diam. 19, H. pomatiam statura refert, at major et fere umbilicata est. Testa ventricosa intus et extus candide incarnata, strüs transversis subtilissimis, in. majori anfractu suturam versus al- bis et magis conspicuis. Anfraetus quinque. Foramen centri largum, profundum, ad verticem usque penetrans, ut jure um- bilieus diei possit, at unieus tantum anfraetus conspicuus, qui in ipso foramine rugosus est.‘ Apertura lunata, rosea, paries oppositus fuscus, politissimus, rudimento argentato membranu- lae incumbentis distinetus. Labrum reflexum, supra album. — In museo. (Müller.) Die H. rosacea zeigt entfernt stehende deutliche Wachs- thumsstreifen, weshalb Müller sie in der Diagnose als Zrans- versim striata bezeichnet; die H. lucana , ist aber sehr fein, dicht und regelmäfsig gestreift, wodurch ihr Glanz fast seiden- artig wird; daher Müller sie glabra nennt. Letztere ist un- ten convex, jedoch nicht so aufgetrieben, als die H.'rosacea, was Müller bewogen haben mag, diese mit der H. pomatia zu vergleichen; und wenngleich beide Schnecken ‘der: ne- moralis und pomalia nicht sehr ähnlich sind, so ‚stehen sie doch ihren Hauptformen nach in demselben Verhältnisse zu 4 us 341 einander, wie die nemoralis zur pomatia, wodurch das Er- kennen beider sehr erleichtert wird. \ Auch mufs noch bemerkt werden, dafs dem Müller wahr- scheinlich zwei sehr grofse Exemplare vorlagen, und dafs der Unterschied der Gröfsen seiner Schnecken von den meinigen nicht so bedeutend ist, als es scheint; denn Müller hat sich des Dänischen (des kleinsten) Maafsstabes bedient, und ich habe mit dem französischen (dem gröfsten) gemessen. Diagnosen einiger neuen Conchylien- Arten. Helix calomorpha. n. sp. Taf. X. Fig. 3. 4. H. testa imperforata, orbiculata, tenuiuscula, supra con- vexa, castanea, subtus turgida, albescente; spira obtusa, an- JFractibus senis planis, tenuiter oblique striatis: strüs elegan- lissime granulosis; ultimo anfractu obtuse angulato: an- gulo fascia alba circumdato; apertura effusa, subquadran- gulari; labio castaneo, valde expanso, reflexo, juxia axin incrassato, inferne dente albo instructo. Diam. 2”; Axis 1” 2; Aperturae altitudo, 11; Apert. latitudo 1%. — Patriam ignoro. Helicina linguifera. n. sp. H. testa orbiculato-discoidea, depressa, supra aeque ac infra convexiuscula, glabra, nitida, alba; callo basali eirculari; anfractibus senis planulatis, suluris parum di- slinctis; ulliimo anfractu obtuse carinato; apertura semi- lunari, transversa, dentibus quinque linguiformibus. intus coarclata; labro simpliei aculo. Diam, 3, Patriam ignoro. Diese niedliche Schnecke, welche durch den stumpfen Kiel des letzten Umganges in zwei gleiche Hälften getheilt wird, ist wegen der zungenförmigen Fortsätze innerhalb der - Mündung ausgezeichnet. Der‘ erste derselben ‚befindet sich ander unteren Vereiigung des Lippenrandes mit der Spin- 342 del, bildet wie die übrigen einen plattgedrückten zungenförmi- gen -Zahn, welcher schräg in die Höhe steigt; etwas tiefer in der Mündung auf der untern Fläche des vorletzten Umganges, gleichweit von beiden Insertionspunkten der Mundränder ent- fernt, liegt der zweite Zahn, welcher, wie die folgenden’ drei, horizontal verläuft; der dritte schwächere Zahn beginnt an derselben Seite, 44Linien tief im Schlunde, eben so weit vom zweiten wie dieser vom ersten abstehend. ‘Diesen drei Zähnen gegenüber, an der inneren Fläche des letzten Umganges, er- scheinen der vierte und fünfte Zahn; der obere gröfsere steht etwas mehr nach vorne, als der untere kleinere, und beide ha- ben eine solche Stellung, dafs sie, wären sie um ein weniges gröfser, in die Zwischenräume der drei Zähne der entgegen- gesetzten Seite eingreifen würden. 5 Ampullaria purpurea. n. sp. Taf. X. f. 1. A. testa sinistrorsa, solidiuscula, ovala, exile trans- versim striata, atro-viridi, spira elata, anfractibus quinis aut senis convexis, duobus aut tribus supremis erosis, ul- timo ventricoso; aperlura ovali, intus violaceo-purpurea, labro acuto, simplici, labio ‚subreflexo callo columellari continuo, h Longit. 1” 8; Latitudo 4” 3“; Aperturae altit. 11; Apert. latit. 7%. Schwanenflufs in Australien. Von dieser Schnecke habe ich ungefähr 20 Exemplare ge- sehen, von denen die Meisten von der angegebenen Gröfse waren, nur eine war zwei Zoll lang. Sie waren alle ohne Deckel, welches um so mehr zu bewundern ist, da diese Con- chylie sich sehr zur Paludinenform hinneigt. Ebendaher habe ich später eine Abänderung dieser Schnecke erhalten. Var: testa majori, anfractibus senis, supremis inte- gris (haud nempe erosis); colore extus luteo-viridi, intus fu- sco-purpureo. Sie mifst 2” 3 franz. M. Struthiolaria sulcata. n. sp. Taf. IX. f.5. St. testa elongato-conica, ochracea, suleis latiusculis regulariter cingulata, anfractibus oclonis convexis, infe- rioribus superne unica granulorum' serie obsolete rotun- 343 dato sub-angulatis, ultimo dimidiam testae partem tenente; spira subturrita, acuminata; apertura ovala, intus luteo- Juscescente, callo labiorum albo circumdata. Longit. 3 3 Latit. 14 9 ‘ Patria: mare chinense. Diese bis jetzt unbekannte Art unterscheidet sich von der Str. nodulosa dadurch, dafs sie gestreckter und mehr thurmförmig ist, dafs die Umgänge des Gewindes convex, nicht quergestreift, wohl aber mit regelmäfsigen Reifen umgeben sind, welche, +—* Linien breit, Zwischenräume von fast der- selben Breite bilden. Derjenige Reif, welcher auf der gröfsten Convexität der drei untersten Umgänge sich befindet, ist etwas breiter als_die übrigen; und trägt eine Reihe kleiner runder stumpfer Tuberkeln. Cassis bicarinala n. sp. Taf. X. f. 2. C. testa oyalo-turgida, tenui, longiludinaliter rugoso- plicala; spira conoidea, anfractibus septenis varicosis, su- premis planiusculis, penullimo ad suturam inferiorem no- dulifero, ultimo superne bicarinato: carinis nodosis, inferne’ strüs transversis cancellato; colore luteo -fulvo, lineis trans- versalibus rubris, interruptis, distartibus ornata; apertura oblonga, lutea, labro reflexo, fusco-maculalo. Diam. longit. 2” 10 Patria: mare chinense, Thracia teiragona. n. sp. TafıX. f.5. a.b.c. Thr. testa corbulaeformi, inaequivalvi, transversa, qua- drangulari, fragili, pellucida, alba, transversim tenuissime striata; antice rotundata, postice truncuta et angulala; umbonibus parvis, poslice vergentibus; valva sinisira con- vexiuscula, dextra inflata, gibba, margine alteram su- perahte. N "Diamet. transvers. 1”. — longitud. 9 Patriam ignoro. Die Gattung Thracia Leach wird durch das Schlofs so gut characterisirt, dafs es unmöglich ist, ein vollständiges Exem- plar zu verkennen. Am oberen und hinteren Winkel ent- 344 springt ‘innerhalb jeder Schale, dieht unter den Wirbeln, ein horizontal liegender ziemlich grofser löffelförmiger Zahn, wo- durch däs Ligament seine Anheftungspunkte erhält. Zwischen jedem Löffel und dem oberen Schalenrande bleibt ein freier Raum, der das Ende eines losen halbringförmigen Knöchelehens aufnimmt, welches beiden Schalen beim Oeffnen und Schliefsen zum Drehptinkte dient. Taf. X. fig.5: b. die rechte Schale. a. der Löffel. —_ c. die linke Schale. ß. der Löffel. y. das halbringförmige Knöchelchen in seiner natürlichen Lage. Venus pachyphylla. n. sp. Tab. IX. fig. 6. 7. V. testa oblique cordata, inaequilatera, postice sub- angulata, crassa, tumida, luteo-fulva, obscure fusco-trira- diata, transversim rugoso-striata: rugis inferne et anlice in lamellas crassas, erectas transeuntibus; natibus tumidis, umbonibus parvis, fere contiguis et ad lunulam vergenti- bus; lunula ovato-lanceolata, depressa, striata et linea im- pressa circumscripla; intus lactea, marginibus tenuissime crenatis, cardine utriusque valvae dentibus tribus diver- gentibus; impressionibus muscularibus profundis. Diam. longit. 14 411’ — transvers. 2 3, Patria: mare chinense. Diese Venus ist in Größe, Form und Zeichnung der Crassatella tumida (V en. ponderosa Gmel. Chem. Vl. t. 69. lit. a—d.) sehr ähnlich; doch sowohl die generischen Cha- raktere, als auch die stärkere Querstreifung und die Lamellen unterscheiden sie. Nachtrag In Knorr”s Vergnügen der Augen und des Gemüths, B.3. Taf, 3. f.1. ist eine Schnecke abgebildet, deren ‚später von keinem Autor Erwähnung geschieht; sie ist nicht von der Mündungsseite gezeichnet, und daher die Gattung derselben 345 schwer zu bestimmen. Wahrscheinlich existirte damals nur das eine Exemplar, das der Zeichnung diente; jetzt aber hat man mehrere gefunden, von denen ich zwei besitze, welche der Knorrschen Figur so ähnlich sind, als sei dieselbe nach ihnen gezeichnet. Die Mündung zeigt die Gattungs-Charaktere der Achatinen. Eine Diagnose derselben hier liefernd, nenne ich sie Achatina Knorrü. A. testa ovala, ventricosa, decussata, superne intense rosea, inferne ex roseo albescente, flammis longitudinalibus fuscis inferne latioribus, ad basin confluentibus, ibique ni- grescenlibus eleganter picta,; anfractibus senis convexis, duobus infimis infra suturam linea impressa circumdatis, ultimo spira longiore; spira conica, obtusa; apertura ob- longo-ovata, intus alba, labro limbo fusco marginato; co- lumella arcuata, callosa, nitida, alba. Longit. 2” 11%, 3 Lad 8 Aperturae altitudo 1 10 Epidermis viridi-flava est. Patriam ignoro. Knorr, Vergn. d. Aug. u. d. Gem. Theil IN. Taf. II. Fig. 1. Bericht über die Ergebnisse meiner Reise nach Cuba im Winter 1838 — 1839. Von Dr. Louis Pfeiffer in Kassel. Aıs ich im Frühjahr 1838 den Plan zu einer naturhistorischen Reise nach Cuba entwarf, lag, demselben die Ansicht zum Grunde, es werde bei der unbedeutenden Gröfse der Insel möglich sein, dieselbe in einer verhältnifsmäfsig kurzen Zeit vollständig zu bereisen und, ihre botanischen und zoologischen Schätze möglichst zu ergründen. Als ich mich einiger Vor- studien wegen im Sommer in Berlin befand, wurde der Zweck meiner Reise von hochgestellten und ”hochverehrten Personen, vorzugsweise Herrn Minister v. Altenstein und Herrn Alex. v. Humboldt, für so wichtig erkannt, dafs von Seiten der k. preufsischen Regierung mein Freund, Hr. Eduard Otto, ein mit allen erforderlichen Eigenschaften in reichem Maafse ausgestatteter Mann, zu gleichem Zwecke ausgesandt wurde. Zugleich veranlafste ich Hrn. Doktor Gundlach, der im näch- sten Jahre eine naturhistorische Actienreise nach Surinam beab- sichtigte, sich vorerst uns anzuschliefsen, um dann später von Cuba aus seine Reise fortzusetzen. — Von der Mitte Septem- bers an reisefertig konnten wir leider erst gegen Ende Okto- bers von Hamburg abfahren, und hatten das Mifsgeschick einer durch widrige Winde und schlechtes Wetter bis zu 70 Tagen verlängerten Fahrt. Dadurch wurde es nöthig, dafs ich für meine Person, durch Familienverhältnisse gebunden und auf eine nun sehr verkürzte Frist beschränkt, meinen Plan einer völligen Durchstreifung der Insel von vorn herein aufgeben und mich damit begnügen mufste, von allen verschiedenartigen Lo- kalitäten Etwas zu sehen und einige einzelne Gegenden gründ- 347 licher zu durchforschen. — Die einzelnen Zweige der Natur- wissenschaft unter uns vertheilend, arbeiteten wir 3 Reisege- fährten nun die nächsten Monate hindurch gemeinschaftlich, und, wie ich hoffe, nicht ohne genügenden Erfolg. Im März konnte ich dann, völlig befriedigt durch die allgemeinen Kennt- nisse und Naturgegenstände, welche der kurze Aufenthalt im Tropengebiete mir dargeboten hatte, meine Rückreise antreten, weniger bedauernd, dafs ich selbst allem Herrlichen so bald den Rücken zuwenden mufste, da ich treue Mitarbeiter zurück- liefs, die das angefangene Werk der grimdlicheren Erforschung der Insel Cuba kräftig fortsetzen, und da mich der befriedi- gende Gedanke begleitete, dafs alle durch diese Unternehmung gewonnenen Bereicherungen unsrer Kenntnisse wenigstens durch mich veranlafst worden seien. h Was nun die bisherige Ausbeute in den einzelnen ‚Thei- ' len der Naturwissenschaft betrifit, so lag es in den Umständen, dafs speciellere Forschungen im Gebiete der Pflanzenwelt mir durch die beschränkte Zeit verboten wurden; und da gerade diese der Hauptzweck meines Freundes Otto waren, so habe ich, um die Kräfte nicht zu zersplittern, und damit alles Neue und Seltene, was vorerst gefunden wurde, vereinigt bleiben möchte, nur diesen in seinen Bemühungen zu unterstützen gesucht. Nothwendig wird dadurch die Uebersicht über das Ganze erleichtert. E An Säugethieren ist die Insel bekamntlich sehr arm; doch bot das interessante Genus Capromys einige bemerkenswerthe, und die Familie der Chiropteren auch ganz neue Arten dar; was in diesem Fache, so wie in den reichen Gebieten der Ornithologie und Amphibiologie geleistet worden ist, darüber wird erst dann Rechenschaft abgelegt werden können, wenn die auf unbegreifliche Weise verzögerte Ankunft eines Theiles von meinen und Doktor Gundlach’s Sammlungen erfolgt sein wird. An Inseeten, Crustaceen, Anneliden, Medusinen u. s. w. war die Ausbeute schon in der ersten kurzen Zeit nicht unbe- deutend. Die Ergebnisse werden seiner Zeit von kundigerer Hand publieirt werden. Dagegen kann ich es mir nicht versagen, schon jetzt, ob- gleich „auch in dieser Beziehung durch jenen Unfall noch 348 gehemmt, über die von mir mit besonderer Vorliebe beobach- teten und gesammelten Mollusken ‚einige vorläufige Notizen zu geben, da in diesem Felde ein überraschender Reichthum von neuen und interessanten Erscheinungen sich darbot. Vie- les ist schon bekannt und beschrieben, wie mich genaue Ver- gleichung mit den trefilichen Werken von Ferussac (durch Herrn Hofraths Menke Gefälligkeit mir zugänglich geworden), Deshayes, Lea etc., so wie mit einigen ausgezeichneten Sammlungen, überzeugt hat; von vielen Arten aber, namentlich den kleineren, habe ich nirgends eine Notiz finden können. Von mexicanischen Land- und Süfswasserkonchylien besitze ich selbst eine nicht unbedeutende Anzahl, habe aber nirgends eine Uebereinstimmung der Formen entdecken können, Da- gegen fehlen in meinem Verzeichnisse mehrere interessante Arten, von denen ich gewifs weifs, dafs sie auf Cuba vorkom- men, die ich aber nicht selbst gefunden habe. Durch weitere Untersuchungen wird sich‘ vielleicht allmälig eine vollständige Monographie der eubanischen Mollusken begründen lassen, — Einstweilen möge hier folgen eine: Uebersicht der im Januar, Februar und März 1839 auf Cuba gesammelten Mollusken. Unter den reichen Naturschätzen, welche die meisten tro- pischen Gegenden uns bieten, nehmen die Mollusken durch Manchfaltigkeit und Schönheit der Formen keinen der gering- sten Plätze ein. Namentlich bieten die westindischen Inseln eine grofse Menge von Land- und Süfswassermollusken dar, die noch lange nicht vollständig beobachtet worden sind, vor- züglich, da es scheint, dafs jede der gröfsern Inseln ihre eigen- thümlichen Bewohner hat, die sich mit wenigen (zweifelhaften) Ausnahmen auf den übrigen nicht wiederfinden. Weniger ist dies der Fall mit den Seeconchylien, welche überhaupt nicht so zahlreich und schön wie in den ostindischen Gewässern, mehr oder minder allen tropischen amerikanischen Küsten ge- meinschaftlich, ja theilweise dieselben sind, die im Mittelmeere und in den asiatischen und australischen Meeren gefunden werden. Die Landschnecken hingegen, die ich auf Cuba ge- sammelt habe, sind durchgängig Arten, welche von denen der übrigen schon vielseitiger ausgebeuteten westindischen Inseln 349 speeifisch verschieden sind, oder, wo man ähnliche Formen auf verschiedenen Inseln findet, unterscheiden sie sich wenig- stens als konstante Varietäten. Ebenso weichen sie auch, so weit meine Kenntnifs geht, völlig von den im benachbarten Mexico lebenden Arten ab, und ich glaube, wo die älteren Autoren als Vaterland irgend einer Art die Antillen überhaupt angeben, da wird in der Regel nur eine einzige Insel, ja vielleicht nur eine kleine Gegend einer Insel der wahre Fundort sein. Auch sind häufig die Nachrichten über den Fundort der meist von Schifiskapitäinen oder Matrosen nach Europa gebrachten Con- chylien unzuverlässig, und namentlich die Angaben der älteren Sammler, weil man sich mit allgemeinen Notizen begnügte, und auf specielle Kenntnifs der Fundorte wenig oder gar kei- nen Werth legte. Da ich Gelegenheit gehabt habe, eine ziemliche Menge von Arten mit den lebenden Bewohnern zu beobachten, so bin ich im Stande, nicht allein über manche der schon bekannten Berichtigungen zu geben, sondern auch eine Anzahl von neuen bisher unbeschriebenen Arten aufzustellen, welche ich dem- nächst in einer besondern Schrift ausführlicher beschreiben und abbilden werde. Doch wird eine vorläufige Uebersicht der hauptsächlichsten von mir selbst an der Nordküste von Cuba beobachteten Mollusken jener, gröfsere Mufse und ge- nauere Vergleichung aller literarischen Hülfsmittel erfordernden Arbeit nicht unzweckmäfsig vorangehen. Dabei kann ich frei- lich auf Vollständigkeit nicht den geringsten Anspruch machen, indem mein eigner Aufenthalt auf der Insel zu kurz, auch viel- leicht die Jahrszeit nicht die günstigste war: dies ist jedoch ein Mangel, welchen die weiteren Forschungen meines noch auf Cuba verweilenden Reisegefährten, Dr. Gundlach, all- mälig verringern werden. Ich werde die von mir gefundenen Arten nach der in Menke’s geschätzter S'ynopsis angenommenen Reihenfolge aufzählen, von den neu aufzustellenden Arten eine kurze Diagnose hinzufügen, aber alle weiteren Beobachtungen über die Thiere, wie auch die ausführlichere Beschreibung der Ge- häuse, jener gröfsern Arbeit vorbehalten. Cl. I. Cephalopoda. 4. Spirula Peronii Lam. — 'Aufserdem melırere noch V, Jahrg. 1 Band. 23 350 genauerer Untersuchung bedürfende mikroskopische Arten der dritten Ordnung. Cl. II. Gasteropoda. 2. Ancylus havanensis Pfr. — Testa subelliptica, tenui, albida; muerone obtuso, obliquo, sublaterali. — Long. 3, lat. 2, alt. 14. 3. Aplysia sp. 4. Bulla ampulla L. 5. — striata Br. 6. — sp. pygmaea. 7. Onchidium sp. 8. Helix auricoma Fer. (microstoma Lam.) «. maxima Fer. t. 46. A. f. 9. “ ß. media Fer. t. 46. f. 7. 8. y. minima (Hel. noscibilis Fer. t. 46. A. f. 8%) 9. Helix Bonplandii Lam. — Fer. t. 26. A. f. 2, Be- schreibung und Abbildung nach ausgeblichenen Exemplaren. 40. Helix circumtexta Fer. (multistriata Desh. 158.) «. major Fer. t. 27. A. f. 4.5. j ß. minor Fer. t. 27. A. f. 6. 41. Helix punctulata Sow.? c. varietatibus. 42. Helix fragilis Pfr. — Testa subdepressa, tenuissima, laete cornea, oblique costata, umbilicata; anfraet. 4 con- vexiusculis; labro acuto, simplice, versus umbilicum reflexo; apertura suborbieulari. — Diam. 4, alt. 3‘. — Hat Aehn- lichkeit mit jungen Exemplaren der Hel. Bonplandü, welche ebenfalls eine Andeutung von Querfalten haben, aber viel platter und ein wenig gekielt sind. - 13. Helix turbiniformis Pfr. — Testa trochiformi, corneo- ; albida, tenuissime striata, anguste umbilicata; anfract. 5; vertice acuto, albo; apertura ovata. — Diam. bas. 34, alt. 247. — Nahe verwandt mit H. pyramidata Dr. 14. Helix paludosa Pfr.— Testa depressa, umbilicata, cor- nea; anfract.5, oblique rugulosis, superne planulatis, inferne ventrosis; labro angulatim expanso; apertura obliqua lunata, dente parvulo albo calloso labri medio opposito, — Diam. 4}, alt. 2’. — Von unten sind nur die beiden äufsersten con- vexen Windungen zu sehen, die übrigen verlieren sich in dem bis zur Spitze gehenden engen Nabel. — Am nächsten 351 verwandt mit Hel. corcyrens, und übrigens im Habitus, ab- gesehen von der Mündung, mit auriculata Say und triodonta Jan. (texasiana Morie.?). — Im Sumpfe des botanischen Gartens zu Havana. 45. Helix tichostoma Pfr. — Testa valde depressa, hyalina, late umbilicata, tenuissime striata; anfract. 5; apertura trian- gulato-ovali, lamina callosa horizontali anfractus penultimi dimidiata. — Diam. 24—3, alt. 1‘. — Unterscheidet sich von allen mir bekannten Arten durch den dem Mundsaume entgegenstehenden, sich in die Mündung hineinerstreckenden Zahn, wodurch die verletzte Windung scharf gekielt er- scheint. 16. Helix vortex Pfr. — Testasubdepressa, hyalina, anguste umbilicata, subcarinata; anfract. 5 obsolete oblique striatis; sutura profunda; labro simplice, acuto, ad umbilicum sub- reflexo; apertura lunari. — Diam. 3— 34, alt. 1— 14, 47. Helix Boothiana Pfr. — Testa conoidea, hyalina, an- guste umbilicata, minutissime striata; anfract. 5 convexis; labro acuto ad umbilicum reflexo; apertura suborbiculari. Diam.3, alt. 21—24. — Amico Don Carlos Booth dicatä! 48. Helix pusilla Pfr. — Testa turbinato-depressa, angustis- sime umbilicata, fulva, nitida; anfract. 5, ultimo basi pla- niusculo; apertura depressa, lunata; lJabro simplice, acuto. Diam. 1, alt. 1°”. — Von Hel. fulva kaum zu unterschei- den, nur etwas gröfser, merklicher genabelt, das Gewinde etwas höher und die Basis flacher. R 49. Bulimus canimensis Pfr. — Testa ovato-turrita, tenui, obsolete striata, albida, strigis longitudinalibus pallide cor- neis ornata; sutura erenulata; anfract. 10 planiusculis, ul- timo carina alba obtusa instructo, basi subperforato; peri- stomate albido, patente, ad umbilicum subreflexo, orbicu- lari. — Long. 7—8, diam. 3’. Aperturae diam. 2, 20. Bulimus turricula Pfr. — Testa ovato-acuta temui, confertissime striata, albo corneoque marmorata; spira co- nica, acuminata; anfract. 8—9 convexiusculis, ultimo obso- lete carinato, vix umbilicato; peristomate albo reflexo, or- bieulari. a. major. Long. 44, diam. 2’. Aperturae diam. 13%, 23 * 352 ß. minor. Long. 3, diam. 12, Apert diam, 11%. 21. Bulimus nitidulus Pfr. — Testa parvula, oblonga, so- lida, nitidula, fulva; sutura profunda; anfract. 5 convexis, scalariformibus, ultimo subperforato,; labro albo, inerassato, reflexo, marginibus approximatis; apertura ovata. — Long. 2, diam. 3, 22. Achatina vexillum Lam. a. alba, viridi-lineata (Achat. crenata Swains.) Fer. t. 121, fig. 1. 2. Pf. varie picta, apice rosea. 23. Achatina octona Menke (Bulimus Br., Lam.) 24. Achatina subula Pfr. — Testa turrito-subulata, diaphane cerea; anfract. 7 planiusculis, ultimo subperforato; colu- mella obsolete truncatula; lJabro acuto; apertura oblonga. — Long. 4—5, diam. 14— 14. — Apertura 11 longa, 3 lata. — Nahe verwandt mit A. octona. Die Spindelsäule ist so wenig abgestumpft, dafs der Vebergang zu Bulimus auch hier unverkennbar ist. 25. Achatina graeillima Pfr. — Testa subuliformi imper- forata, sordide alba, longitudinaliter costata; costis regula- ribus subconfertis, vix obliquis; anfract. 7—8 planulatis; columella ad basin usque protracta; labro inferne expanso, apertura subtriangulari. Long. 3%, diam, 1°. Apertura 3 longa, basi 4 Jata. 26. Achatina exilis Pfr. — Testa exili, imperforata, acieu- lari, hyalina, sub lente longitudinaliter striata; anfraet. 8 con- fertis planulatis; labro acuto; apertura ovato-oblonga. — Long. 3, diam. 4, Apertura 4 longa, 4 lata. 27. Polyphemus*) oleaceus Pfr. (Achat. oleacea Fer. Desh. 23. — Guerin magas. de. Conchyl. 1830, t. 3.) 28, Polyphemus subulatus Pfr. — Testa cylindriea, utrin- que attennata, cornea, pellucida; anfract. 6 planulatis, infra suturam linea opaca notatis; labro sinuato; apertura angusta, oblonga, spira breviore. — Long. 6, diam. 13, Apert. 24 longa. *) Nicht allein wegen der Gestalt der Spindelsäule, sondern vor- züglich wegen der abweichenden Bildung des Thieres, welches einen 2theiligen Rüssel hat, mufs diese Gattung von Achatina wohl unbe- dingt getrennt werden. (Vgl. Fer. t. 136. f, 1—4.) 353 29. Polyphemus suturalis Pfr. — Testa ovata, virenti- cornea; spira brevi, eonica; sutura profunda, livida vel ni- gricante; anfract. 5 convexis, ultimo spiram longe superante, apertura oblonga. — Long. 4#, diam. 2’ — Apert. 3 longa. 30. Clausilia elegans Pfr.— Testa dextrorsa, terete, trun- cata, pellucida, albida, superne fulvicante; anfract. 12—13 confertissime oblique striatis, ultimo protracto, eylindrico, non carinato; peristomate albo, expanso, suborbiculari. a. major. Long. 9—94, diam. 2. P. minor ventrosa. — Long. 5—6, diam. 24. Diese ausgezeichnete Form, die ich Anfangs nach Ferus- sac’s Abbildung (t. 163. f.10.) für gracilicollis zu halten geneigt war, unterscheidet sich durch ihre Mündung und Skulptur so auffallend von der vergröfserten Abbildung, dafs man sie wohl nicht für dieselbe halten kann. 34. Clausilia perplicata Fer, t. 163, f. 9. Desh. 42. 32. — subula Fer. t. 163. f.8. Desh. 41. ©) 33. —_ erispula Pfr. — Testa dextrorsa subeylin- drica truncata, pallide cornea; anfraet. 11 angustis con- vexis, costulas crispo-lamellosas confertas gerentibus, ultimo parum protracto; peristomate expanso eirculari. — Long. 7, diam. 12%. 34. Pupa Chrysalis Fer. t.153. f.1. — Desh. 29. ß. var. Fer. 1.153. f.5. (Pupa Mumia Lam. 1 ?). 35. Pupa maritima Pfr. — Testa cylindraceo-conica alba; anfraet. 10 irregularibus, planiuseulis, confertim suboblique rugosis, ultimo basi obsolete angulato, perforato, rugis ad umbilicum confertissimis confluentibus; labro albo reflexo; apertura semiorbiculari, biplicata, intus cornea. — Long. 16, diam. 7%. ß. Plieis anfraetuum 5—6 inferiorum obsoletis vel nullis. Beide sehr häufig am trocknen Seestrande bis zur Gränze der Brandung, dicht neben Litorina muricata. " 36. Pupa striatella Fer. Desh. 30? 37. Pupa Mumiola Pfr. — Testa ovata, apice depresso-co- nica, fusco alboque variegata; anfract. 9 distanter plicatis, ultimo basi gibberulo, subperforato; apertura ampliata, ovata, 354 intus livida, bidentata; labro calloso subreflexo‘ — Long. 10, diam. 5’. 38. Auricula nitens Lam. 39, Auricula monile Lam. ß. oblonga. 40. Auricula nov. spec,? 41. Planorbis havanensis Pfr. — Testa discoidea, inferne parum, superne magis concava, pallide cornea; anfraet. 4 re- gulariter crescentibus, teretibus; apertura lJunata, — Diam. 5, alt. Du, 42. Planorbis lucidus Pfr. — Testa orbiculari, superne convexa, subtus concaya, fragili, lucide cornea; anfract. 4 subaequaliter crescentibus, ultimo ad basin obsolete angu- lato. — Diam. 3, alt. 1%, 43. Planorbis albicans Pfr. — Testa orbiculari, ARE umbilicata, solidula, albicante vel pallide fulvicante, anfract, 3 teretibus; Jabro subincrassato albo; apertura subovata. — Diam. 21, alt. 1“. — DemPl. albus (hispidus) am nächsten verwandt. 44. Planorbis tumidus Pfr. — Specimina incompleta, Pl. fragili affınia. 45. Physa eubensis-Pfr. — Testa sinistrorsa ovali, solidula fusco-cornea; anfract. 5 striatis, interdum subvaricosis, ul- timo inflato; columella callosa, torta; apertura ovato-oblonga. Long. 6, diam. 33 °— Sehr ähnlich unsrer europäischen Ph. acuta Dr. 46. Limnaeus eubensis Pfr. — Testa ovato-conica, pallide cinereo-fulvescente, minutissime decussatim striata; anfract. 5.convexiusculis, ultimo subperforato; labro acuto, ad um- bilieum reflexo, marginibus callo albo junctis; fauce fulva. — Long. 5, diam. 3%, — Steht der Form nach zwischen L. pereger und minutus in der Mitte, 47. Helicina. adspersa Pfr. — Testa depresso-globosa, so- lida, albida, faseiis irregulariter rufo adspersis ornata; an- fract. 5 vix convexis; callo columellae lato, albo, ad 'angu- lum inferiorem labri incrassato et in peristoma. album pa- tulum transeunte; apertura subtriangulari, intus rufa. — Diam, 8, alt, 6. — Operculum purpureo-rufum, margine pallidiore. 355 ß. unicolor candida. y. 7 — \eitrina. In einigen Sammlungen sah ich eine dieser Art sehr ähn- liche, kleinere Form unter dem Namen H. variabilis. Unmöglich kann es aber die von Deshayes Nr. 20 ange- führte sein, da diese 2 stumpfe Carinen hat. 48. Helicina rubra Pfr. — Testa globoso-depressa, subpellu- eida, superne decussatim striata, aurantio-rubra, linea pur- purascente infra suturam et cingulo albo ornata; anfract. 5 planiusculis, ultimo basi pallidiore; callo columellari albo; labro albo, parum inerassato; apertura subtriangulari, intus pallide rubra. — Diam. 9, alt. 5% Scheint der auf Jamaica wohnenden Hel. Brownii Gray nahe verwandt zu sein. 49. Helicina nitida Pfr. — Testa subdepressa, tenui, glahra, saturate incarnata, supra subtusqtue convexiuseula, apice mucronata; anfraet. 5 adsuturam minutissime striatis; colu- mella vix-calloso; labro simplice acuto, sinuato, ad angu- . um columellarem acute dentato. — Dianı. 4, alt. 3%. — Opereulum tenue, pallide rubens. 50. Helicina hispida Pfr. — Testa globuloso-depressa, te- nui, rufa, hispida; anfract. 4 convexiusculis; callo columel- lari tenui; angulo columellari acute dentato; Jabro crassiu- sculo juxta dentem acute ineiso; apertura sublunata. — Diam. 3, alt. 24, 51. Helicina conica Pfr. — Testa conica acuminata, subtus convexiuseula, pallide rufa; anfract. 6 planiuseulis spiraliter eonfertim striatis, ultimo spiram subaequante, ad basin sub- angulato; callo columellari angusto; labro albo_ expanso acuto; apertura integra subriangulari. — Diam. et alt. 33. — Operceulum testaceum, pallidum. 52. Helieina rüpestris Pfr. — Testa conica, subtus con- vexiuscula, eitrina, spiraliter striata; anfract. 5 disjunetis, ultimis subangulatis; callo columellari obsoleto, apertura integra, ovata. — Diam. bas. et alt. 2”. — Operc. tenuissi- mum, flavum. P. fuseidula. 58. Helicina rugosa Pfr. — Testa depressa, subtus con- vexiuseula, rubello-suceinea; anfract, 5 elegantissime oblique 356 rugosis; callo columellari tenui, albido; labro albido, incras- sato, prope angulum columellarem subdentato; apertura ovata. — Diam. 2, alt. 1°, 54. Cyelostoma pictum Pfr. — Testa cylindrico-conica, umbilicata, apice truncata, tenui, pellucida, fulvo-lutea; an- fract. 4 ventrosis, spiraliter striatis, interrupte rufo-faseiatis; faseiis latioribus 3—4, reliquis linearibus; peristomate re- flexo, incrassato, ovali. — Long. 10, diam. 6 — 7°. — Oper- culum membranaceum, sordide albidum. @. major faseiis punctatis, ß. minor fasciis, vix interruptis, 7° long. 4° diam. 55. Cyelostoma erenulatum Pfr- — Testa conico-oblonga perforata, truncata, minutissime decussata, griseo-fulva, fa- sciis vel lineolis interruptis rufis ornata; anfract.5 vix con- vexis, ad suturam confertim erenulatis, peristomate cras- siusculo, interdum duplicato; apertura ‚ovali. —: Long. 6, diam. bas. 3. — Operc. tenue, testaceum. f. minor, fascia lata rufa vel nigricante per omnes an- fractus ornata. 56. Cyclostoma rugulosum Pfr. — Testa turrita, umbili- cata, truncata, tenui, diaphane grisea, longitudinaliter con- _ fertim rugulosa; anfraet. 4 convexis, ad suturam subtilissime erenulatis; peristomate duplice, lamina exteriore latiore, ex- pansa. — Long. 5, diam. 24. — Operculum calcareum crassum, convexum, medio ex orificio prominens. 57. Truncatella costata Pfr. — Testa imperforata, scala- riformi, solida, nitide fulvescente; anfraet. 4 convexis, re- mote costatis; peristomate continuo, inerassato, subelliptico. — Long. 24, diam. 5. 58. Truncatella pulchella Pfr. — Testa imperforata ovato- eylindrica, gracili, pellucide fulva; anfract. 4 minutissime striatis, ad suturam suberenulatis, ultimo semistriato; peri- stomate erasso, albido; apertura subelliptica. — Long. 2, diam. 4‘. — Operculum tenue, corneum. Mit Uebergehung der folgenden Gattungen, unter welchen sich noch eine grofse Menge von ganz neuen kleinen Arten befindet, deren Beschreibung ohne Abbildung kaum genügen würde, erwähne ich für jetzt nur noch einige neue Arten von näherem Interesse, 537 59. Pedipes quadridens Pfr. — Testa ovato-globosa, im- perforata, solida, nitide fusca; anfract. 4 spiraliter sulcatis, ultimo ventroso; labio columellari calloso, albo, superne la- mina majore 'dentiformi, inferne dentibus 2 acutis instructo; labro margine acuto, dente unico obtuso notato; apertura oblonga, angusta. — Long. 21, diam, 2°. Diese an den cubanischen Küsten von mir gefundene Art der bisher räthselhaften Gattung Pepides ist offenbar nicht dieselbe, welche Adanson bei der Insel Gorea entdeckte, und (p. 14, t.4, £.1V.) so trefilich beschrieb und abbildete. Letztere, welcher Blainville mit Recht’den Namen des Entdeckers ertheilt hat, scheint nach Rang’s und Des- hayes’s Aeufserungen seit jener Zeit nicht wiedergefunden worden zu sein; es ergiebt sich aber die ‚völlige Richtig- keit von Adansons Genus aus der Analogie mit der von mir beschriebenen verwandten Art. \ 60. Potamides iostomus Pfr. — Testa turrita solida, nigro- fusca, varicibus sparsim interrupta; anfract. 11 planis, lon- gitudinaliter plicatis, striis transversis subdecussatis, ultimo basi striis spiralibus notato; labro. incrassato, extus fusces- cente, basi subcanaliculato; apertura integra subquadran- gulari, intus violacea. — Long. 1”, diam. bas. 6%. — Oper- eulum corneum, suborbiculare, anguste spiratum. P. Testa nigricante, cingulo pellucide corneo ornata. 61. Potamides tenuis Pfr. — Testa turrita, tenui, longitu- dinaliter plicata, unieolore albida, vel violaceo-fusco fa- seiata; anfract. 11 convexis, supra suturam lJinea impressa notatis, ultimo ad basin concentrice sulcato; columella basi subcanaliculata; peristomate acuto, tenui, patulo, dilatato; apertura suborbiculari, intus alba vel fasciata. — Long. 13°, diam. 5”. 62. Litorina nodulosaPfr. (Troch. nodulosus Gm, — Mar- tini tom. V. £.1545, 46.) — Testa oblongo-eonica. nigricante, nodulis albis seriatis instructa; 'anfraet. 5 convexis, serie media nodulorum subcarinatis; columella concava, fusco- nigra, non protracta; labro acuto undulato; apertura sub- orbieulari, intus nigra.— Long. 9, diam. 7—8, — Oper- culum tenue, corneum, anguste spiratum. Diese, so wie die übrigen westindischen Litorinen, wozu 358 , aufser der am häufigsten vorkommenden Lit. muricata auch Phasianella angulifera, lineata, mauritiana ete. Lam. gehören, leben fast immer im Trocknen, in den Aushöhlungen der nack- ten Korallenfelsen, welche die Nordküste der Insel Cuba bil- den, wohl'300 Schritte von der gewöhnlichen Fluthgränze, wo sie nur beiStürmen von der See überspritzt werden und übri- gens der brennenden Sonne exponirt sind. Doch macht die Litor. tuberculata Menke eine Ausnahme; diese fand ich nur im. Wasser und überhaupt scheint der Bau ihrer Mündung mehr einem Turbo als einer Litorina anzugehören. — Die Fortsetzung dieser Uebersicht werde ich baldmöglichst nachfolgen lassen. Die dänischen Austerbänke, von H. Kröyer. De danske Ostersbanker et Bidrag til Kundskab om Danmarks Fiskerier af Henrik Kröyer. Kjöbenhavn 1837. 8. Anzeige vom Herausgeber. Der thätige Herausgeber der naturhistorisk Tidskrift, dem wir schon so viele werthvolle Beiträge zu Dänemarks Fauna verdanken, giebt uns in diesem Werkchen ausführliche Nachricht über den Zustand der dänischen Austerbänke. Wenn nun auch diese Schrift vorzugsweise ein staatswirthschaftliches Interesse hat und gerade im Zeitpunkte seines Erscheinens für Dänemark von doppeltem Interesse sein mufste, weil die Pacht- zeit der als Regal geltenden Bänke’ theils abgelaufen war, theils deren Ablauf bevorstand, und sich in Jütland mehrere Stimmen für Freigabe der Austerfischerei erhoben hatten, so ist doch diese Schrift auch für die Naturgeschichte der Austern nicht ohne Wichtigkeit. Sie giebt uns ein anschauliches Bild vom dortigen Vorkommen dieser Muschelthiere, entkräftet und widerlegt manche bis dahin geltende Vorurtheile über ihre Lebensweise und bietet selbst in ihrem statistisch-historischen Theile dem Naturforscher angenehme Unterhaltung und mannich- 359 ‘ fache Belehrung dar. Verf. beginnt in der ersten Abtheilung mit ’dem Naturgeschichtlichen der Auster, handelt dann in der zweiten Abtheilung von den dänischen Austerbänken, von dem dortigen Fange und den dabei üblichen Geräthschaften, vom schleswigschen und jütländischen Austerhandel und den Auster- dämmen. Dann folgen in der 3. Abtheilung des Werkchens historische Nachrichten über die schleswigschen und jütländi- schen Austerbänke u. dgl. Eine Kupfertafel. versinnlicht die verschiedenen Fanggeräthe, und eine besonders erfreuliche Zu- gabe ist eine Charte Dänemarks und der Herzogthümer, auf welcher sowohl die noch benutzbaren, als auch die jetzt aufge- gebenen Bänke verzeichnet sind. Da Hr. Kröyer nichtnur die verschiedenen Austerplätze selbst besucht und manche Notizen an Ort und Stelle gesammelt hat, sondern auch bei Abfassung seiner Schrift die Register und Akten der königl. dänischen Rentekammer benutzte, so sind die Resultate seiner Forschun- gen gewifs so zuverlässig, wie es nur von einer solchen Arbeit in statistischer Hinsicht gefordert werden kann, wenn sie auch dem Staatshaushalte, wie den Freunden des Austeressens eben keine günstige Aussicht eröffnen. Doch wenden wir uns zu den einzelnen Abtheilungen der Schrift, so weit sie für unsere Zwecke von Interesse sınd. Die erste, der Naturgeschichte der Auster gewidmete Ab- theilung enthält neben vielem Bekannten auch manches Neue, wodurch frühere Angaben. ergänzt, beschränkt und theilweise berichtigt werden. Bei einer jütländischen Auster fand Verf. sechs Perlen, zwei von Erbsengröfse, die übrigen wie Vogel- hagel; sonst sind sie selten, klein und von geringer Anzahl. An den schleswigschen Bänken findet sich neben Ostrea edu- lis auch O, hippopus; da sie aber im Wohlgeschmacke jener “ nachsteht, wird sie auch im Handel geringer geachtet. Ueber die Geschlechtsorgane erhalten wir keinen Aufschlufs. Hin- sichtlich der Fortpflanzungszeit ergab sich dem Verf., dafs sie nicht gleichzeitig statt zu finden scheine. Er fand im Juli und August Exemplare, welehe beim Oefinen der Schale eine mil: chige Flüssigkeit enthielten, die unter dem Mikroskope sehr kleine, aber vollkommen ausgebildete, mit einer dünnen Schale versehene Junge zeigten, aber solche Austern waren im Gan- zen selten, unter 40 fand sich kaum eine, Die Meinung, dafs 360 Austern zur Fortpflanzungszeit mager und von schlechtem wässrigen Geschmacke seien, wird für irrig erklärt; frisch aus der See genommen seien sie im Sommer eben so wohlschmek- kend als im Winter; eben so wenig gegründet scheint ihm die Meinung, dafs der Genufs der Austern im Sommer ungesund sei. Die Angabe, dafs die Austern sich nur an solchen Stel- len aufhielten, welche nie, selbst nicht bei der stärksten Ebbe, entblöfst werden, wird vom Verf. eingeschränkt. In den nörd- lichen Gegenden können sie die Winterkälte im niederen Was- ser nicht ertragen, und halten sich deshalb in gröfserer Tiefe. Von den schleswigschen Austerbällken haben aber verschiedene einen so niedrigen Wasserstand, dafs sie bei starker Ebbe und gewissen Winden blofsliegen. Gleiche Erfahrungen machte Verf. an der norwegischen Küste. An der schleswigschen Westküste hat man öfter erfahren, dafs sich Austern im Som- mer auf solchen Stellen ansetzen, die sogar oft bei Ebbezeit blofs gelegt werden und dafs die Austern an diesen Stel- len längere Zeit gedeihen können, wenn die Winter sehr milde sind; tritt aber Frost ein, so unterliegen sie sogleich. Dafs die Austern vorzugsweise an den Mündungen der Flüsse gedeihen, wird wenigstens durch die Lage der jutländ’schen und schleswigschen Austerbänke nicht bekräftigt. Sehr richtig be- merkt Verf., dafs man sich die Austerbänke nicht als Erhebun- gen des Meeresbodens, als Klippen, Sandbänke u. s. w. zu den- ken habe, an denen die Austern mit ihrer gewölbten Schalen- hälfte festsitzen, sondern darunter nur solche Stellen des Mee- resbodens zu verstehen habe, auf denen sich die Austern in gröfserer Anzahl vorfinden. Wo der Meeresgrund aus Klip- pen und losen Steinen besteht, sitzen die Austern wohl theil- weise an den Hervorragungen der Klippen und an einzelnen Steinen, aber viele liegen auch lose am Boden; letzteres ist natürlich immer der Fall, wo der Boden aus Lehm, Sand oder Schlamm besteht, aufser dafs einige in unregelmäfsigen Haufen von 3, 4 oder 5 Individuen znsammengewachsen sind. Mehrere als 5—6 finden sich nicht vereinigt, da wenn sie in zu gro- fsen Massen anwachsen, die untersten nicht nur in ihrer Ent- wicklung, sondern auch im Oeffnen ihrer Schale gehindert wür- den. Auch dafs sie immer auf der abwärts gekehrten gewölbten Schale ruhen, ist nicht richtig. Verf. ist geneigt den Umstand, s61 dafs man auf den dortigen Bänken ‘nicht eine weit ‘gröfsere Anzahl junger Individuen antrifit, den zahlreichen Feinden der Austern zuzuschreiben, unter denen die gefräfsigen Seesterne die schlimmsten sind. Cliona celata Grant ist insofern den Austern nachtheilig, als durch ihre Gruppen die Schalen durchhöhlt und durchlöchert und dadurch mürbe 'pnd zerbrechlich werden, so dafs ihr Inwohner seines Schutzes beraubt und sei- nen Feinden mehr blofsgegeben wird, Solche angebohrte 'Au- stern werden auch von den Händlern nicht gern genommen, weil sie beim Einpacken leicht zerbrechen, Verf, geht noch .die,zum Gedeihen der Austern günstigen und ungünstigen Umstände durch underklärt einen ebenen festen Grund bei 5—15 Faden Tiefe, wo die Strömung nicht reifsend ist, für den geeignetsten Ort zu ilirer Entwicklung. Zu starke Strömung entführt die junge Brut; ebener Grund und geringere Tiefe erleichtern das Fischen. Die zweite Abtheilung handelt von den dänischen 'Auster- bänken insbesondere. Die Benennung dänische ist übrigens im dänischen Sinne gebraucht, insofern unter ‘derselben .die schleswigschen Bänke mit einbegriffen werden, deren Austern wir im nördlichen Deutschland nur unter dem Namen der 'hol- steinschen kennen. Auch werden die Bewohner der schles- wig-holsteinschen Herzogthümer nicht ganz damit zufrieden sein, und ihre Provinzialstände lassen vielleicht unseres Ver- fassers Schrift als Verunglimpfung ihrer Nationalität eben‘ so entrüstet zu den Acten legen, wie jüngst Capt. Olsens Charite, welche das Herzogthum Schleswig dem Königreich Dänemark als Provinz einverleibt und als Söderjütland bezeichnet hatte. Doch Scherz bei Seite! Verf. mag dies bei den Schleswigern verantworten. Uns kann es ganz gleichgültig sein, ob man diese Bänke dänische oder schleswigsche nennt, wenn sie uns nur feruerhin gute holsteinische Austern liefern, und wenn wir nur wissen, dafs sie unter den jetzt der dänischen Krone gehörigen Bänken die ergiebigsten und zahlreichsten sind. Ihre Zahl betrug 53; aber mehrere derselben sind eingegangen, theils versandet, theils ausgebeutet, so dafs jetzt nur etwa 40 brauch- bar sind. Sie liegen an der Westküste des Herzogthumes Schleswig, etwa der Küstenstrecke zwischen Tondern und Hu- sum gegenüber, zwischen den kleinen Inseln Sylt, Amrom, Föhr, Pelworm, Nordstrand u. s. w. Fast alle diese Inseln sind von Untiefen, den sogenannten Watten umgeben, die zur Ebbe- 362 zeit trocken liegen. Diese Watten sind von tiefen Rinnen durch- zogen, in denen oder an deren schrägen Rändern die Austern sitzen. ı Die gröfste und reichste unter den noch brauchbaren Bänken ist Huntje oder Huncke, östlich von der Insel Sylt; auch sind ihre Austern von vorzüglicher Güte. Leider aber hat diese Bank ziemlich niederen Wasserstand und leidet in strengen Wintern. Im Winter von 1829 — 1830 sollen auf dieser Bank allein mehr als 10,000 Tonnen Austern, also circa 8 Mil- lionen Stück erfroren sein, welche Angabe vielleicht übertrieben ist, da sie von einem im Dienste des Austerpächters stehenden Aufseher herrührte, ir Die sensu proprio dänischen Bänke, die sogenannten fladstranske Banker liegen an der Ostseite der nördlichen Spitze Jütlands, Skagen gegenüber. Man kann sagen, sie streichen mit der Ostküste der Halbinsel Skagen parallel, von deren Nordspitze bis Hirtsholmen, und zwar so, dafs der Fischerort Aalbeck etwa ihrer Mitte gegenüber liegt. Man nimmt drei Bänke an, von denen die untern am meisten nördlich, Skagen gegenüber, die mittelste vor Aalbeck, die obere südlicher gele- gen ist. Nach einigen Angaben sollen diese Bänke hei Hirts- holmen vorbei östlich und westlich um Läsö nach Anholt zu hinabreichen. Auch an der Westküste Jütlands scheinen sich nach Angaben Austerbänke bis Hirtshals hinzuziehen. Ver- pachtet und befischt, werden aber nur die östlichen, Skagen gegenüber liegenden Bänke. Ihr Ertrag ist sehr viel geringer, als der der schleswigschen Bänke und ihr Absatz beschränkt sich nur auf Jütland selbst und auf Kopenhagen, während die schleswigschen Austern nach Hamburg und von dort aus in das nördliche Deutschland verführt werden, früher auch nach sämtlichen Ostseehäfen bis Reval und Petersburg versandt “wurden. In neuerer Zeit haben ihnen die englischen und hol- ländischen Austern bedeutenden Abbruch gethan, selbst in Hamburg, wo jetzt der Hauptstapelplatz des schleswigschen Austerhandels ist, Die Benennung Deputataustern, womit man bei uns die beste schleswigsche Sorte zu bezeichnen pflegt, rührt daher, (dafs der Austerpächter verpflichtet war, nicht nur 25 Tonnen an die königl. Küche, sondern noch an die Geheimen- räthe, Kanzlei- und Kammerpräsidenten, Kanzleiräthe u. s. w. Deputate von 1000-3000 Stück zu liefern, welche sich auf 56000 St. oder 70 Tonnen belaufen, und auf deren Güte 363 ebenfalls. gehörig gehalten wurde, denn wir sehen aus dem hi- storischen Theile des Werkes, dafs einem Pächter die Pacht nicht verlängert wurde, weil er schlechte Deputataustern nach Kopenhagen geliefert hatte Kein Wunder also, dafs der Name Deputataustern zur Bezeichnung der Bedien Sorte üb- lich wurde. Der Auster-Pächter ist verpflichtet, die Bänke in einem eben so guten Zustande abzugeben wie er sie. über- nommen hat. Zu dem Ende werden die Bänke bei der Ue- bergabe von einer Beamtencommission revidirt, indem sie von beeidigten Fischern an drei bestimmten Stellen befischt wer- den, woraus denn durch Zählung des Fanges der Zustand der Bank abgeschätzt wird. Die Ergebnisse der verschiedenen Revisionen von 1709 —1830 hat Verf. in zwei Tabellen zu- sammengestellt. Sie führen zu dem Resultate, dafs der Reich- thum der Bänke aufserordentlich abgenommen hat, und dafs, wenn er künftig in demselben Verhältnisse abnehmen sollte, bald keine Bänke mehr vorhanden sein würden. Anatomie der Apteryx australis von R Owen. Fortsetzung von pag. 9%. (Proc. Zool. Soc. VI. Nr. 66. p. 71.) Ds: Respirationssystem der Vögel steht gewöhnlich in ge- nauer Beziehung zu ihrer Flugfähigkeit; insofern mufste die Untersuchung von Apteryx, wo die Flügel zum niedrigsten Grade der Entwicklung reducirt sind, von Interesse sein. Nach vorsichtiger Entfernung der Baucheingeweide fand sich keine Spur von Luftzellen in der Bauchhöhle; das Diaphragma war vollständig, nur zum Durchtritte des Oesophagus und der grofsen Blutgefäfse durchbohrt, wie bei den Säugthieren. Die Lage des Diaphragma war fast horizontal, wie beim Du- gong; nur in Hinsicht des Herzens und Herzbeutels verschie- den, welche wie durch einen Bruchsack in die Bauchhöhle hinabragten, indem sich die Aponeurose des Zwerchfelles über das Pericardium fortsetzte. Im Ursprunge des Diaphragma zeigten die Schenkel des kleinen Muskels einen höhern Grad der Entwicklung als bei irgend einem andern Vogel; die Schen- kel sind durchaus sehnig und entspringen von schwachen Vor- sprüngen an den Seiten der letzten Rückenwirbel; indem sich ihre Fasern ausbreiten und in, dem breiten aponeurotischen Centrum verlieren; an dem Punkte ihrer Ausbreitung zur Ver- einigung mit der Aponeurose bemerkt man eine kleine Portion Muskelfibern. Die Abdominalfläche des Diaphragma ist wie bei den Säugethieren hauptsächlich mit der convexen Fläche der Le- ber in Berührung, die der Brust zugekehrte Fläche desselben 365 ist dagegen von den Lungen durch eine Reihe kleiner, aber wohl begränzter Luftzellen getrennt, von denen eine etwas durch die vordere Apertur der Brust-Bauchhöhle an der Ba- sis des Halses hervortritt: ‘Die Apteryx behält also noch den Typus der Vogelstruktur bei, obgleich sie der einzige be- kannte Vogel ist, bei welchem die Luftbehälter der Lunge sich nicht in das Abdomen erstrecken. Die Lungen sind jede von unregelmäfsiger etwas zusammengedrückter triedrischer ' Ge- stalt, vorn breiter und am hintern Theile zusammengezogen. Sie sind dem hinteren Theile des Brustkastens in einer der Axe ‘des Rumpfes fast‘ parallelen Ebene angeheftet und von grofsen Oefinungen zum Durchtritte der Left in die Luftzellen durchbohrt. Die Bronchen treten etwa # ihrer Länge von dem vorderen Ende in die Lunge ein und bilden sogleich 4 Hauptzweige, von. denen 2 die respiratorische Portion der Lunge versehen, während die beiden andern in die vorerwähn- ten Oefinungen für die Luftzellen endigen. In der Einfachheit ihres Baues gleicht die Luftröhre der der straufsartigen Vö- gel, zeigt aber keine Spur der erweiterten häutigen Tasche wie beim Emeu. ‘Die Luftröhre besteht aus 120 kleinen Rin- gen, welche bis zu den letzten 20 allmälig kleiner werden. Der obere Kehlkopf ist weder mit einem Rudiment der Epi- glottis, noch mit rückwärts gerichteten Papillen versehen; ein kleiner Fortsatz tritt von ihrem vordern Theile zur Hälfte über den Kehlkopf vor. Ein unterer Larynx findet sich nicht; die Ringe der Bronchen setzen nur mit geringer Abnahme der Dicke von den beiden letzten der Trachee fort, welche letztere in Gröfse zunehmen. Die Luftröhre ist nnten durch eine Membran geschlossen, welche die Bronchialknorpel an ihrer unteren Seite ergänzt und die Halbringe der Bronchen sind durch eine Membrana tympaniformis oben und unten ver- vollständigt. Es finden sich 2 Sternotracheal- Muskeln, die von der innern Fläche eines jeden Os coracoideum entsprin- gen. Die: befestigte Lage der Lungen’ und die Existenz von Luftzellen zwischen Lunge und Zwerchfell beweisen, dafs die Inspiration nicht allein durch die Wirkung des Zwerchfells bewerkstelligt werden kann, sondern wie. bei den übrigen Vö- geln dadurch, dafs das Brustbein hinabgedrückt und der Win- kel zwischen den Wirbel- und Brustrippen vergröfsert wird. V, Jahrg. 1 Band. 24 366 Die Knochen der Apteryx sind. nicht pnenmatisch/und zeigen nicht die rein weifse Farbe, welche das Skelett ande- rer) Vögel: charakterisirt. Ihre feste und etwas grobe Textur" gleicht eher denen der Saurerknochen. Die Wirbelsäule. be- steht aus 45 Hals-, 9 Rücken- und 22 Lenden-, Sacral- und Schwanzwirbeln. Der Ste bis incl. 6te Rückenwirbel zeigen - eine schwache. Anchylose durch die einander berührenden Ränder ihrer Dornfortsätze; doch glaubt Hr. Owen, dafs un= geachtet dieser Anchylose eine nachgiebige elastische Bewe- gung zwischen ‚diesen Wirbeln doch statt finden kann. Ein kurzer stumpfer Fortsatz geht schief nach vorn'ab, won der unteren ‚Fläche. des Körpers der 4 ersten Rückenwirbel; die Artikulation zwischen den Körpern geschieht durch Einfügung einer in vertikäler Richtung schwach concaven, in:querer Rich- tung convexen Fläche am hinteren Ende eines Wirbels indie ‚entgegengesetzte gekrimmte Fläche am vorderen Ende der Folgenden. Nahe der ‘vorderen Fläche an jeder Seite ist eine kleine hemisphärische Grube zur Aufnahme des runden Kopfes der. Rippe. Die Querfortsätze sind breit, flach, viereckig, mit schief abgestutztem vorderen Winkel zur Aufnahme der angrenzenden Tuberkeln der Rippen. Sie sind nicht unterein- ander, durch knöcherne Fortsätze verbunden, sondern ganz frei wie bei den straufsartigen Vögeln. ' Der Dornfortsatz entspringt. vonder ganzen Länge des Bogens eines jeden Wir- bels, ist oben abgestutzt und mit Ausnahme des ersten durch- weg von gleicher Breite.. Alle Dornfortsätze sind sehr zusam- mengedrückt, die mittleren die dünnsten, an ihren abgestutzten Enden schwach ausgebreitet. Die Länge der Dorsalregion be- trägt 4’. Die Länge der Wirbelsäule hinter den Rückenwir- beln mit Einschlufs des Zwischenraumes der Ossa@innominata 3", Die ersten 4 und der neunte und zehnte Kreuzwirbel senden auswärts untere Querfortsätze, Die Löcher für die Nerven durchböhren die Basis der Bogen der Kreuzwirbel, 'sie sind doppelt in den: vorderen aber einfach in den hinteren zusammengedrückten' Wirbeln, wo sie nahe dem hinteren Rande hiegen, . Die Halswirbel zeigen alle Besonderheiten des Vogel- iypus, ‚der einwärts gekehrte Knochenbogen zum Schutz der Carotiden zeigt sich zuerst (entwickelt von der inneren ‚Seite, der unteren Querfortsätze des zwölften Halswirbels, aber die 367 beiden Seiten des Bogens sind nieht durch Anchylose verbun- den. Der Dornfortsatz ist dick und stark in der Fertebra dentata, nimmt aber progressive bis zum 7ten Wirbel ab, wo er zu einem blofsen Höcker verkleinert ist; er erscheint am 44ten Wirbel wieder und nimnit progressive bis zu den Rücken: wirbeln zu. Der breite Kanal an jeder Seite für die Vertel bralarterie und den sympathischen Nerven wird durch Anehy- lose einer rudimentären Rippe an die Enden eines oberen und ünteren Querfortsatzes gebildet: Das Rückenmark ist am we- nigsten geschützt durch die Wirbel in der Mitte des Halses; wo die Bewegung am meisten ausgedehnt ist. Die Länke der Halsrezion beträgt 7”. In den ersten 145 Wirbeld sind 'die Rippenanhänge anchylosirt; in den 9 folgendem Wirbeln schei: nen die Rippen beweglich zu bleiben; die erste ist ein «dün! ner Stiel von etwa 1” Länge, die übrigen zeichnen sich durch ihre Breite aus, die relativ gröfser als bei jedem ändern ‘Vo gel ist. Die zweite, dritte, vierte und fünfte Rippe artikuliren mit dem Brustbein durch einen 2ierlichen Sternaltheil. Die Fortsätze der Vertebralrippen sind in der 2ten — ine]. Sten ' entwickelt; sie articuliren mit breiter Basis‘ mit einer Spalte im vorderen Rande dieser Vertebralrippen ein wehig unter ih- rer Mitte; die der 3tem, 4ten, 5ten und 6ten Rippe sind die längsten und überragen die folgende Rippe; diese Fortsätze waren in dem beschriebenen Exemplare nicht anchylosirt. Die vier ersten Sternalrippen sind in die Quere ausgebrei- tet an ihrem Brustbeinende, welches eine eoncave mit weichem Knorpel und Synovialhaut ausgekleidete Oberfläche darbietet ünd an einer entsprechenden glatten Convexität in dem Co- stalrande des Sternüums spielt, welches äuf diese Weise 4 wahre Enartlırodialverbindungen mit Kapselligamenten an jeder Seite darbietet. Das Brustbein ist auf den niedrigsten Grad der Entwicklung reducirt. In seiner geringen Gröfse und in der völligen Abwesenheit des Kiels gleicht es dem der straufs- artigen Vögel, unterscheidet sich aber durch Anwesenheit zweier fast kreisförmiger Löcher jederseits der Mittellinie, so wie durch den weiten vorderen Ausschnitt und die viel gröfsere - Ausdelmung der beiden hinteren Fissuren. Der vordere Rand zeigt keine Spur eines Manubrialfortsatzes wie bein Straufs, vielmehr ist der Zwischenraum zwischen den Gelenkhöhlen 24 * 368 der O. coracoidea tief concav. Die Gelenkfläche für die O; eoracoidea ist eine offene Grube, an welcher aufserhalb die vorderen Winkel des Brustbeins in zwei starken dreieckigen Fortsätzen mit stumpfer Spitze hervortreten. Der Costalrand ist verdickt und zeigt von vorn gesehen eine wellenförmige Contour; die Breite jeder seitlichen Perforation ‚ist fast so grofs wie die des knochigen Zwischenraumes; bei dem beschrie- benen Individuum hatten sie nicht ganz symmetrische Lage. Die Ausdehnung der hinteren Ecken ist gleich der Hälfte der ganzen Länge des Brustbeins. ? Das Schulterblatt und das Os Bee sind durch Anchylose verbunden. Eine kleine Perforation vor der Ge- lenkfläche des Humerus zeigt die Trennung zwischen dem O. coracoideum und dem rudimentären Schlüsselbein an, von welcher sonst nicht die geringste Spur ist. Das O. coracoi- deum ist der stärkste Knochen; sein unteres ausgebreitetes Ende zeigt eine Gelenkconvexität, die zu der zuvor beschrie- benen Grube pafst. Die Scapula reicht zur dritten Rippe; ist schwach gekrümmt und an beiden Enden, besonders aber am Gelenke ausgebreitet. Der Humerus ist ein schlanker, ey- lindrischer, stylförmiger Knochen, schwach gekrümmt, 1” 5" lang, ausgebreitet an beiden Enden, besonders am vordern Ende, welches ‚einen queren ovalen Gelenkhöcker trägt, der ‚mit glattem Knorpel bedeckt und durch eine Synovial- und Capsularmembran der Schulter-höckerknochen-Artikulation an- gefügt ist. Ein kleiner Höcker steht an jedem Ende der Oberarm-Gelenkfläche. Das untere und schmalere Ende des Humerus ist durch eine wahre, aber seichte Ginglymus- Ver- bindung’ mit den rudimentären Vorderarmknochen verbunden und beide Condyli sind schwach entwickelt. Der Radius und die Ulna sind gerade, dünne, stylförmige Beine, jeder von 9" Länge; ein schwaches Olecranon tritt über der Gelenkfläche der Uln«a’ hervor; es ist ein kleiner Handwurzelknochen vor- handen, zwei Mittelhandknochen und ein einzelner Phalanx, welcher den langen, gekrümmten, stumpfen Flügelnagel trägt, die ganze Länge dieser rudimentären Hand ist 7”, mit Ein- schlufs des 34 Linien langen Nagels, Einige wenige starke und kurze Schwungfedern sind durch ein Ligament der Ulna und dem Metacarpus angeheftet. Die Darmbeine zeigen in Grölse 369 und Gestalt den Character der Straufsvögel. Das Schambein ist ein dünner Knochenstiel durch ein Ligament dem Sitzbein- ende verbunden, aber an seinem Acetabularende allein durch Knochen verbunden. Ein kurzer, spitziger Fortsatz dehnt sich vom vorderen Rande des Schambeinursprungs aus. Das Ace- tabulum ist vorn in eine stumpfe Leiste verlängert. Das Ober- schenkelbein ist 3” 9" lang, schwach gebogen. Der Gelenk- kopf zeigt eine breite Vertiefung für das starke ligamentum teres. Die Condyli des Oberschenkelbeines sind vorn durch eine weite und tiefe Grube getrennt, hinten durch eine drei- eckige Vertiefung. Die tibia ist 5 Zoll lang. Zwei eckige und starke Leisten von dem vorderen Theile des erweiterten Kopfes der tibia; der äufsere dient zum Ansatze der fascia und zu der ausgebreiteten Sehne des rectus femoris latissi- mus; dem inneren ist das Ligament der kleinen knorpeli- gen Kniescheibe angeheftet. Die fibula ist einen halben Zoll unter ihreın Kopf mit der fibia verwachsen, welche Verbin- dung ‘sich etwa 10" weit erstreckt, nach einem Zwischenraume von 9" ist sie wieder verwachsen und verschwindet allmälig gegen das untere Drittheil der tibia. Das untere Ende-der tibia zeigt die gewöhnliche Rollenbildung, aber die vordere Concavität über der Gelenkfläche ist gröfstentheils von einer unregelmäfsigen knöchernen Hervorragung eingenommen. Ein kleiner keilförmiger Knochen ist in die äufsere und hintere Seite des Knöchelgelenks eingefügt. Die verwachsenen Fufswurzel-Mittelfufsknochen bilden einen starken 2 Zoll 3 Linien langen Knochen; er breitet sich seit- lich aus und theilt sich an seinem untern Ende in 3 Theile, mit den Gelenkköpfen für die 3 Hauptzehen. Die Gelenk- fläche für die kleine vierte Zehe ist etwa einen halben Zoll über dem untern Ende in der inneren und hinteren Fläche des Knochen. Ein kleines durch starke Ligamente dieser Fläche angeheftetes Knöchelehen trägt eine kurze Phalanx, welche mit dem längeren Nagelgliede artikulirt. Die Zahl der Phalangen der anderen Zehen folgt den gewöhnlichen Gesetze. Es ergiebt sich hieraus, dafs, soweit die natürlichen Ver- wandtschaften eines Vogels im Skelet sich kund geben, die Gattung Apteryx aufs engste mit der Straufsgruppe verwandt ist. In den kleinen, kiellosen Brustbein stimmt sie nur allein 370 mit ihnen überein. Die beiden hinteren Ausschnitte, welche am Brustbein des Straufses beobachtet werden, finden sich bei Apteryx in einem noch höheren Grade; aber die geringe Ent- wicklung der vorderen Extremitäten, deren Muskeln das Ster- num vorzugsweise zum Anheftungspunkte dient, ieh der Grund eines besonders unvollkommenen Zustandes der‘ Verknöche- rung dieses Knochens der Apteryx, und die beiden fast kreis- förmigen Löcher, welche zwischen dem Ursprunge des Brust- muskels einerseits und dem des Dermo-Cervicalmuskels ande- rerseits sich finden, bilden eine der besonderen Eigenthüm- lichkeiten in der Anatomie dieses Vogels. Der Charakter der straufsartigen Vögel zeigt sich in der Atrophie der Flügelkno- chen und dem Mangel der Schlüsselbeine, wie beim Emeu und der Rhea. Beim Strauß ‚sind die Schlüsselbeine ohne Zweifel vorhanden, aber mit der scapula und den O. cora- coideis verwachsen und getrennt von einander, . Im Casuar existiren sie als getrennte kurze stylförmige Knochen. Cha- rakteristisch für einen straufsartigen Vogel sind ferner die expansive Entwicklung der Darm- und Sacralbeine, das breite Ischium, das schlanke Schambein, und die lange und schmale Form des Beckens. Wir finden eine Abweichung vom Typus der Straufsvögel in der Länge des femur, und eine Neigung ‘zum Hühnertypus in der Kürze der Mittelfufsregion; die Ent- wicklung der 4. oder Innenzehe mufs gleichfalls als Abwei- chung vom Typus betrachtet werden; doch ist zu bemerken, dafs in Gröfse und Lage jener Zehe die Apteryx ‚genau mit dem erloschenen Dodo übereinkommt. Man hat den Nagel der Innenzehe fälschlich dem Sporn gewisser Hühnervögel ver- glichen, indessen ist er in Gestalt kaum von den Nägeln der Vorderzehen verschieden. In den breiten Rippen (man vergleiche den Kasuar) in dem allgemeinen Mangel von Anchylose in der Rückenregion der Wirbelsäule, in den zahlreichen Halswirbeln finden wir wieder den Charakter der Straufsvögel. Beim Casuar gehen 149 Wirbel dem vorher, welcher eine dem Brustbeine verbun- dene Rippe trägt und von diesen 19 können wir 16 als analog den Halswirbeln anderer Vögel. betrachten. Bei Rhea sind auch 16 Halswirbel, nicht 14, wie Cuvier angiebt. Beim Straufs finden sich. 48, beim Zmeu 19 Halswirbel, Bei Apte- . 374 ryx können wir 16 Halswirbel rechnen, mit Einschlufs dessen, weleher das kurze rudimentäre, aber bewegliche Rippenpaar trägt. Von den 22 wahren Hühnervögeln, welche inCuvier’s Tabelle über die Wirbelzahl aufgeführt sind, haben nur 9 mehr als 14 Halswirbel, während Apteryx mit 15 Halswirbeln, als Straufsvogel betrachtet, die geringste Zahl in seiner Ordnung hat. Die freien Knochenanhänge der Rippen und die gänzliche Abwesenheit der Luftzellen im Skelet sind Punkte, in denen Apteryx mit Aptenodyies übereinstimmt, aber damit hört äuch alle Aehnlichkeit beider ‚auf. Die Stellung, in welcher Apleryx ursprünglich von Shaw abgebildet wurde, ist mit seiner Organisation unverträglich. Die Modificationen des Schädels der Apteryx sind in Uebereinstimmung mit der Structur des Schnabels, die zur Auf- findung des passenden Futters erforderlich ist, ohne Zweifel aufserordentlich; indessen finden wir in der Wachshaut der Apteryx eine Structur, welche bei allen Straufsvögeln vorhan- den ist, und die vordere Lage der Nasenlöcher beim Kasuar ist offenbar eine Annäherung zu der sehr sonderbaren, . welche für Apteryx charakteristisch ist. Die verdickten Muskelwände des Magens der Körner fressenden Straufsvögel zeigen uicht den Apparat distinkter Musculi digastrici und laterales, welche für den Magen der Hühnervögel charakteristisch sind; Apteryx ° stimmt in- Gestalt und Structur des Magens mit den Straufsen überein. Er unterscheidet sich ferner von den Hühnern im Mangel eines Kropfes. Die bei den Hühnern langen Coeca sind bei Straufsen und Stelzvögeln der gröfsten Variation unter- worfen. Ihre grofse Länge und complieirte Structur bei Stru- ihio und Rheabildet eine nur bei ihnen vorkommende Beson- derheit, Beim Kasuar sollen die Coeca nach den französischen _ Akademikern ganz fehlen, nach Cuvier beim Emeu nur ein einziges vorhanden sein. Owen fand bei diesen Vögem immer zwei normale, aber kleine Coeca, beim Emeu 5" lang und von 4 Zoll Durchmesser; beim Kasuar ungefähr 4" lang. Die Anwesenheit zweier mäfsig entwickelter Coeca bei Apte- ryx ist also keine Abweichung vom Typus der Straufsvögel; diese Coeca entsprechen, wie bei den andern Straufsvögelu der Natur der Nahrungsmittel. Bei den Wadvögeln (Ibis), welche der Apteryx in der Structur des Schnabels und der Nahrungs- 372 weise gleichen, haben die Coeca fast dieselbe relative Gröfse. Das Zeugungssystem der, Apteryx zeigt in einer wohl ent- wickelten, unterhalb gefurchten, subspiralen Ruthe unzweideu- tige Verwandtschaft zu den Straufsvögeln; dies sowie die Mo- dificationen des Gefieders und die Eigenthümlichkeiten des Ske- lets führen zu dem Schlufs, dafs die Gattung Apteryx zu den Straufsvögeln: gestellt werden mufs, und dafs sie in ihrer Ab- weichung vom Typus dieser Ordnung einerseits, wie in den Füfsen eine Annäherung zu den Hühnern andrerseits, so im Schnabel zu den Wadvögeln zeigt, aber ohne‘ der Natürlichkeit Gewalt anzuthun, mit keiner dieser Ordnungen verbunden werden kann, Uebersicht der im Jahre 1837 neu aufgestellten Genera und Arten der Raubvögel, Singvögel und Klettervögel, welche im Jahresberichte des vorigen Jahrganges unerwähnt bleiben mufsten. (Nachtrag zum zweiten Bande des vor, Jahrganges) I. Raptatores. Jeracidea Gould. Gen. nov. (Pr. Z. S. 140). Rostrum, ut in genere Falco dicto; alis attamen minus rigi- dis, remige tertio longissimo, tarsis longioribus, lg et antice squamis hexagonalibus tectis; digitis gracılioribus, digito postico breviore, unguibus minus robustis. Typus: Falco Berigora Vig. et Horsf. Haliaetus sphenurus Gould. (Pr. Z. S. 138). H. capite, nucha, guttureque pallide cervinis, corpore supra alisque intense fuscis, singulis plumis ad apicem pallide cervinis, cauda cuneiformi, ad basin albescenti-cervina, apicem versus fusca, ad apicem alba; pectore fusco, plumis cervino-marginatis; abdomine .cer- vino fuscoque picto, crisso, caudaque subtus albis; rostro fusco; tarsis flavis. Long. tot. 32 unc.; rostri, 2; alae, 25; caudae 144; tarsi, 3}. Hab. in terra Van Diemen. H. leucosternus Gould. ibid. H. capite, collo‘, pectore, abdomineque summo niveis; dorso, alis, abdomine imo, femoribus erissoque laete castaneis, primariis adapicem nigris; cauda casta- nea, subtus pallidiore, rectricibus sex intermediis ad apicem cine- rescentibus; rostro ad basin plumbaceo, ad apicem flavescente, pedibus flavescenti-plumbaceis. Long. tot. 22} unc.; rostri, lg alae, 15}; caudae, 9; tarsı, 2. Hab. in Australia. Pandion leucocephalus Gould. (Pr. Z. S. 139). P. ver- tice, nucha, gula, abdomine, femoribus crissoque albis, plumis pectoris fusco ad apicem notatis; plumis auricularibus fuscescenti- nigris; colli lateribus fuscis; dorso, alis, caudaque brunneis, sin- gulis plumis nota alba angusta apicali ornatis; primariis nigris; zosiro nigro, tarsis olivaceo-plumbaceis. Long, tot. 21 unc.; rostri, 14; alae, 165; caudae, 8; tarsi 2}. Hab, ın Australia. 374 | Lepidogenys subcristatus Gould. (Genus Lophotes Less. Pr. Z. S.V. p.140). L. vertice, genis, plumis auricularibus, dor- soque superiore fuscescenti-cinereis; occipite, eristaque occipitali nigrescenti-fuscis; dorso, scapularibusque fuseis, alis supra fusce- scenti-cinereis, subtus argenteo-cinereis, primariis secundariisque fasciis duabus nigris ‚notatis; uropygio, teclricibusque caudae su- perioribus fuscis; cauda fuscescenti-cinerea, nigro fasciata, et ad apicem large nigra; gula, pectore, humeri parte, crissoque cine- reis rufo tinctis; corpore subtus pallide cervino, castaneo fa- sciato; rostro pallide plumbeo, tarsis favis. Long. tot. 18 unc.; rostri, 14; alae, 13; caudae, 8}; tarsi, 1}. Hab. in Nova Cambria austrab. Polyborus galapagoensis Gauld. (Pr. Z. S. 9). P. in- tense fuscus, primarlis nigris; secundariarum pogonüs internis albo et fusco transversim striatis; cauda cinerascenti-[usca, trans- versim lineis-angustis et frequentibus intense fuscis notata; rostro obsceure corneo; pedibus olivaceo-Havis. Long. tet. 20 unc.; ro- stri, 17; alae, 14}; caudae, 9; tarsi, 34. ' Fem. jun. Capite et corpore intense stramineis fuscoque variegatis; illo in pectore et abdemine praevalente; primariis fusco-nigris; caudae rectricum pogoniis externis eineraseenti-fu- scis, internis pallide-rosaceis; utrisque lineis angustis et frequen- tibus fuseis transversim striätis, apicibus sordide albis, rostro ni- grescenti-fusco; pedibus olivaceo-Navis. Long: tot. 22 unc.; ro- stri, 13; alae, 147; caudae, 104; tarsi, 31. P. (Phalcobaenus) albogularis. P, fuscescenti-niger, margi- nibus plumarum inter scapulos fulvis; primaris secundarüsque albo adapicem notatis; gula, pectore, corporeque subtus albis; late- ribus fusco sparsis; rostro livido, cera Hava; tarsis olivaceis. Long. tot, 20 unc.; rostri, 15; alae, 185; caudae, 9; tarsı, 3. Santa Cruz. Falco brunneus Gould. (Pr. Z. S.V. p.139). F. capite corporeque superiore intense fuscis; primarüs intus nolis albis iriangularibus ornatis; cauda lineis fuscescentibus septem obscure et anguste 'fascialis; gula notaque ante oculos cervinis; pectore pallide cervino, plumis linea fusca centrali notatis; corpore sub- tus albo fuscoque commixtis ornato; iridibus Havis; rostro nigro; pedibus plumbaceis. Long. tot. 46 unc.; rostri, 44; alae, 10; caudae, 74; tarsi, 241. Hab. in Nova Zealandia. Falco melanogenys Gould. Mas. (Pr. Z. S. V. p. 139.) F. capite tolo fuscescenti-nigro, corpore supra, alis, caudaque einereo fuscoque alternatim fasciatis, primariıs extus intense fu- scis, inlus ceryino fascialis; ‚gula pectoreque cervinis; abdomine rufescenli-cinereo, gultis ovalıbus intense fuscis ornato; lateribus erissoque rufescenti-cinereis, fasciis intense fuscis contortim no- talis; rostro ad apicem plumbaceo, ad basin flavo;_cera pedibus- que Navis, Fem. A mare differt statura majore, necnon colore gulae, pectoris, abdominisque intensiore. Mas. Long. let. 45 unc.; ro- stei, 4!; alae, 113; caudae, 53; tarsı, 1}. Fem. Long, tet. 47 unc.; vostri,1}; alae, 134; caudae, 6! ; tarsı, 13. Hab. per tolam Australiam. Falco frontatus Gould, (Pr. Z. S. V. p. 139). F. fronte “ = 375 cinerescenti; vertice, genis, plumis auricularibus, corporeque su- pra cinerescenti-plumbaceis; primariis intus maculis ovalibus ceryinis ornatis; rectricibus caudae duabus intermediis cinereis, nigro obscure fasciatis, reliquis cinereo et rufescente alternatim fasciatis; gula, pectoreque pallide cervinis, hujus plumis in medio Jinea fusca notatis; corpore subtus obscure rufescenti-aurantiaco; rostro plumbaceo, cera pedibusque Havis. Kong: tot. 12 unc.; rostri, z;alae,9z ;caudae, 55; tarsi, 14. Hab.in Nova Gambria australi. Buteo varius Gould. (Pr. Z. S.10). B. vertice corpore- que supra intense fuscis, plumis fulvo marginatis yel guttatis; primariis secundariisque cinereis, lineis fuscis frequentibus transversim stri- alis, cauda cinerea, lineis anguslis et frequentibus fuscis trans- versim notata; singulis plumis flavescenti albo ad apicem notatis; gula fuliginosa;. pectore fulvo linea interrupta nigrescente circumdata a gula tendente; abdomine imo lateribusque stramineo et rufescenti-fusco variegatis; femoribus crissoque stramineis li- neis transversalibus anfraclis rufescenti-fusco ornatis; rostro ni- gro; cera tarsisque. olivaceis. Long. tot. 215 une.; alae, 16%. Santa Cruz. Buteo ventralis Gould. B. vertice corporeque intense et nitide-fuseis, plumis dorsalibus purpurescentibus; primarüs nigris; cauda fusca lineis frequentibus obscurioribus, cancellata ad api- cem sordide alba; gula, abdomine medio crissoque stramineo-al- bis; lateribus pectoris corporisque fasciaque abdominali neenon femoribus flavescenti-albis fusco notatis, notis in femoribus ru- fescentibus; tarsis per mediam partem antice plumosis, rostro ni- gro; cera tarsisque flavis. Long. tot. 214 unc.; alae, 153; ro- stri, 94; tarsi, 34. Santa Cruz. ilvus affinis Gould. (Pr. Z. S.V. p.140). M. plumis capitis, nuchae, collique laterum rufescenti-cervinis, striga cen- trali fusca notatis; corpore supra brunneo, tectricibus alarum rufescentibus, singulis plumis nigra linea centrali notatis et ad apicem pallide brunneis; primariis nigris, secundariis nigrescenti- bus; cauda fusca, nigrescenti-fasciata, et ad apicem cinerea; gula fuscescenti-cervina,singulis plumis linea centralı ojamn; corporesub- tus rufescenti-fusco, singulis plumis linea centrali fusca apud pe- ctorales maxime conspicua ornatis; rostro nigro; pedibus flave- scentibus. Lorg. tot. 21 unc,; rostri, 15; alae, 15%; ‚caudae, 104; tarsi, 2. Hab. in Australia. M. Isurus Gould. (Pr. Z. S. V. p.140). _M. fronte, line- aque supraoculari ceryinis; singulis plumis, apice lineaque cen- trali nigris notatis; vertice, dorso, lateribus colli, gutture; hume- ris supra et subtus, eorporeque subtus rufescenti-auranliacis; plu- nis singulis verlicis, occipitis, et praecipue pectoris notam longi- tudinalem apicalemque nigram habentibus; dorso superiore, plu- misque scapularibus intense fuscis; primariis ad apicem fuseis, nigeo obscure fasciatis, ad basin intus cerineis; secundariis in- tense fuscis, nigro fascialis; uropygio erissoque albis, nigro cer- vinoque fascialıs; cauda fere quadrata, et cerineo-fusca; rectrici- bus, duabis externis utrinque exceplis, obscure fasciis qualuor angustis nigris ornatis; omnibus ad apicem nigris; rosteo (usco; 376 cera, tarsisque favis. Long. tot. 20 unc.; rostri, 13; alae, 811; caudae, 81; tarsı, 13. Hab. in Australia. ‚Elanus notatus Gould. (Pr. Z. S. V. p.141). 'E. oculis nigro anguste circumdatis; fronte, lateribus faciei corporeque sub- tusalbis; nucha dorso, scapularibus, teetrieibusque caudae majoribus delicate cinereis; alis maximis ex partibus nigris, humeris subtus albis; primariis supra nigrescenti-cinereis, subtus fusco-nigris; cauda cinerescenti-alba; rostro nigro; cera pedibusque aurantiaco- flavis. ‘Long. tot. unc. 14, alae, 413; caudae, 61; tarsı, 1%. Hab. in Nova Cambria australi. Circus megaspilus Gould. (Pr. Z. S. p.10). C. vertice cor- poreque supra intense fuscis, linea straminea a naribus supra oculos ad oceiput tendente; hoc rufescenti-fusco, primariis intense fuscis ad basin cinereis, lineis nigris cancellatis; tectrieibus caudae albis; reetricibus intermediis cinereis, externis cinereo-stramineis; om- nibus lineis lalis fuscis transversim notatis; linea ultima latissima apice sordide stramineo; gula et pectore stramineis, fusco sparsis; corpore subtus stramineo; plumis pectoris et laterum stria centrali fusco notatis; rostro nigro; cera tarsisque flavis. Long. tot. 21 une.; rostri, 13; alae, 17; caudae, 10%; tarsi, 33. America. Circus Jardinei Gould. Mas. €. vertice, genis, plumis- ue auricularibus intense castaneis, fusco longitudinaliter notatis; disco fasciali, nucha, dorso superiore, pectore necnon dorso imo, scapularibusque intense cinereis, his albo leviter notatis; hume- ris, alis subtus, abdomine, femoribus cerissoque castaneis, albo perpulchre notatis, tectricibus alarum fusco-eineraceis, irregulari- ter albo notatis, fasciaque lata terminali: primariis ad basın cer- vinis, per reliquas partes nigris; tectrieibus caudae superioribus fuscis, fascias albas apicemque album ostendentibus; cauda cine- rceo fuscoque alternatim fasciata; rostro nigro; pedibus Navis. Long. tot. 19 unc. alae, 16; caudae, 10; tarsı, 35. Hab. in Nova Cambria australi. Circus assimilis Jard. et Selb. Ill. Ornith. Vol. 4, tab. 51 fem.? Aihene erythroptera Gould. (Pr. Z. S.136). A. disco faciali, capite corporeque lineis fuseis et fulvescenti-albis alter- ‚natim fasciatis; lateribus gulae, femoribus erissoque cinerescenti- albis; primariis secundariisque rufis et fuscis fasciis Jistinetis, latioribus quam corporis; cauda caryophyllacea fasciis angustis albis crebre notata, rostro pedibusque Havescenti-olivaceis. Long. tot. 9, unc.; alae, 4%; caudae, 3; tarsi, 44. Himalaya. Athene? fortis, Gould. (Pr. Z. S. V. p. 141). A. facie gulaque cinerescenti-albis; verlice, corporeque supra fuseis, pur- bureo tinclis; scapularibus, secundariis teetricibusque alae maJori- be albo guttatis; primariis alternatim fusco griseoque fasciatis; fasciis pallidis ad marginem externum albescentibus; cauda fusca lineis sex vel septem cinerescentibus Lransversim fasciatis, apıce cinerescente,; corpore subtus brunneo alboque marmorato, hoc: colore marginem plumarum ornante; tarsis ad digitos vestitis, fusco cervinoque marmoratis; rostro flavescenti-corneo; digitis longis, flavis, pilisque teelis. Long. tot. 45; unc.; alae, 414; cau- dae, 74; tarsı, 43. Hab. in Nova Cambria australi. 377 Athene? strenua Gould. (Pr. Z, S..V. p. 142). A. vertice, corpore supra, alis, caudaque intense fuscis, fasciis purpurescenti- brunneis transversim ornatis; his majoribus pallidioribusque ad imum dorsum; secundariis, rectrieibusque caudae ad marginem internum, facie, gula, pectoreque superiore badiis, plumis par- tium harum nota brunnea centrali ornatis; corpore subtus .albo, leviter badio lavato, et fusco fasciato; rostro corneo ad basin, ad apicem nigro; pedibus flavis. Long. tot. 24 unc.; rostri, 2; alae, 15; Ba 404; tarsiı, 2}. Hab. in Nova Cambria australi. Otus (Brachyotus) galapagoensis Gould, (Pr. Z. S. p.10). O.fascia. circa oculos fuliginosa; striga superciliari plumis nares tangentibus et circa angulum oris, gula et disci fascialis, margine albis; vertice corporeque supra inlense stramineo fuscoque varie- atis; primariis intense fuseis ad apicem, stramineo fasciatis ad asin; corpore subtus stramineo notis. irregularibus fasciisque fuscis ornato; femoribus tarsisque plumosis rufescenti-stramineis; rostro et unguibus nigris. Long. tot. 13}; rostri, 1; alae, 11; caudae, 6; tarsi, 2. Ins. Galapagos. II. Insessores. 4. Canori v. Passerini. Thamnophilus fuliginosus Gould. (Pr. Z. S. 80). T.Mas. Capite, crista, genis, gutture et pectore nigerrimis., Dorso, alis, corpore subtus, caudaque cinerescenti-fuliginosis, hujus pogoniis internis lineis angustis transversis albis fasciatis; rostro pedibus- que nigris. Fem. Summo capite, dorso alisque castaneo-fuscis; loro, linea super oculos, plumis auricularibus, colli lateribus, guiture, corpore subtus et cauda intense cineraceo-coeruleis; plumis sin- gulis lineis cinerescenti-albis fasciatis; pogoniis internis rectricum albis lineis fasciatis; rostro pedibusque nigro-brunneis. Long: tot. 74 unc.; rostri, 14; alae, 33; caudae, 3; tarsi, 14. Hab. Demerara. Falcuneulus leucogaster Gould.(Pr. Z. S. 144). F. fronte alba, erista oceipitali nigra; genis albis linea nigra notatis ad nucham extendente; dorso, humeris, teetricibusque caudae et,uro- pygio olivaceo-Havis; primariis secundariisque brunneis, olivaceo marginatis; rectricibus caudae duabus: externis albis, duabus in- termedis olivaceis, reliquis brunneis, olivaceo-marginatis; gula olivaceo-viridi; pectore tectricibusque caudae inferioribus nilide sulphureo-Hlavis; abdomine femoribusque albis; rostro nigro; pe- dibus plumbaceis. Long. tot. unc. 6; rostri, 3; alae, 33; cau- dae, 2%; tarsi, 3. Hab. ın Australia. F. flavigulus Gould. ib. F. loro albo; verlice et striga ab oculo usque ad latus colli nigrescenti-brunneis, supra infraque strigis albis; dorso, tectricibusque superioribus caudae viride- scenti-albis, gula olivaceo-viridi; alis fuscis, pallide brunneo mar- inatis; cauda fusca, rectricibus tribus utrinqgue plus minusve al- onotatis; mento macula alba; gula, pectore, abdomine, tectrici- busque inferioribus caudae nitide llavis; rostro pedibusque cyanco- 378 j nigris. Long. tot. unc. 53; alae, 3%; caudae, 27; tarsi, 3. Hab. in ‘Australia. r Oreoica Gould. Gen. 'nov. incert. sed. (Pr. Z. $. 151). Rostrum capite brevius, robustum, lateribus compressis, ad äpi- cem emargınatum; maxilla inferior, superiorem in robore fere aequans; nares basales, rotundatae, tenuibus, brevibus, capillaribus plumis (paucis elongatis intermiktis) fere tectae; alae subelonga- tae, remige imo brevi, 3tio ne tertiariis perlongis, pri- marias fere aequantibus; cauda brevis et subehtkndate: tarsı sub- longi et robusti, postice integri, ‚antice scutellis duris muniti; pedes ambulatorii; digiti perbreves, posticus breyissimus, externo subbrevior internus; ungues breyes et fere recli. Typ. Falcun- eulus gutturalis Vig. Horsf. 1 Ceblepyris Aamkratrs Gould. (Pr. Z. S. V. p. 143). Mas. C. fronte, vertice, nucha dorsogque. nitide viridescenti-nigris; hu- meris, tectrieibusgue superioribus caudae; alis nigris secundarüis albo marginatis; dorso inferiore et uropygio cinereis; cauda ob- scure nigra, plumis duabus externis utrinque apieibus albis; gula, pectore, corporeque subtus, rostro pedibusque nigris. Fem. vertice, nucha dorsoque superiore brunneis; dorso inferiore, uropygio caudaque ut in mare; tectricibus majoribus minoribusque caudäe badio marginatis; secundariis mare latiori- bus albo marginatis; gula corporeque subtus fusco-albis; rostro pedibusque nigris. Long. tot. unc. 6}; rostri, 3; alae, 4; cau- dae, 61; tarsi, 4. Hab. in Nova Cambria australi. affınis Ceblep. leucomelaenae (Campephaga leucom. Vig. Horsf., Lanius Karu Less.), sed minor, macula scapular. maiorı. Graucalus parvirostris Gould. (Pr. Z. S. 143). G. fronte, facie, lateribus colli, gulaque nigris; vertice supra, alisque in medio cinereis; primaris secundariisqgue intus nigrescentibus, ge marginatis; cauda nigrescente, ad basin einerea, ad apicem arge alba, rectricibus intermediis exceptis; pectore cinereo; ab- domine imo, ala interna, crissoque albis; lateribus, femoribusque allide cinereis; rostro pedibusque nigrescenti-fuscis. Long. tot, 2 unc.; rostri, 1%; alae, 74; caudae, 6; tartsı, 1. Hab. in Nova Campbria australi. j G. melanot‘s Gould. (Pr. Z. S. V. p.143). G.lorö, linea infraoculari, plumisque Auricularibus nigris; vertice, nucha, colli- que lateribus, dorso, uropygio, caudae tectricibus, humerisque pallide cinereis; primariis, secundariisque intus nigrescenti-fuscis, einereo marginatis; rectricibus caudae nigrescenti-fuscis, ad basin cinereis, ad apicem large albis; gula, pectore, lateribusque cine- reis, fusco fasciatis; abdomine ımo, femoribus Pe albis; rostro nigrescente ad apicem, ad basin rufescente; pedibus fuscis, Long. tot. 13 unc.; rostri, 13; alae, 74; caudae, 65; tarsi, 13. Hab. in Nova Cambria australı. Tyrannula divaricata, Bönap. (Pr. Z. 5.112). T. eri- stata, cinereo-olivacea, mento orbitisque albicantibus; dorso alis- que olivaceo-rufescentibus; alis acuminatis; remigibus 1mo et 5to subaequalibus; 2do, 3tio, et 4to omnium longissimis; cauda diva- ricata, corpore longiore; reelricibus quatuor medüs dorso conco- ß 1 379 loribus ; 'duabus 'hine inde nigricantibus, extimis duabus utrinque dimidiato-einereis. Rostro brevissimo nigerrimo. Long. 8; ro- stei $44; al. 6%; caud. 4; tars. 44%. Rinsito Mexie. — Mexico. Myiagra nitida Gould. (Pr. Z. S. V. p. 142). M. nigre- scenti-viridi, fulgore metallico; abdomine teetricibusque caudae inferioribus albis; rostro ad apicem nigro, hoc colore versus ba- sin in coeruleum, transeunte; pedibus fusco-nigris. Long. tot. unc. 6}: rostri, 35 alae, 3}; caudae, 34; tarsi, 5 Hab. in Nova Cambria australi et terra Van Diemen. Turdus Grayi Bonap. T. olivaceo-fuscus, subtus Navo- einnamomeus, gula'tantum vix fuscescenti striata; 'teetrieibus ala- rum inferioribus remigumque margine interno aurantio-cinnamo- meis, remigum primo sextam aequante, Ato et 5to omnium lon- gissimis, tertiam et sextam* vix superantibus; cauda aequali, duo pollices ultra alas praetensa; rectrieibus submucronalis. Long. tot. 84; rostr. 1%; al. 44 30; caud. 3% 345 tars. 144. Guatimala. Turdus unicolor Gould. T. cinereus; abdomine medio erissoque albis; humeris subtus rufis, rostro pedibusque livido- fuseis. Long. tot. 9} une.; rostri, 1; alae, 34; caudae, 33; tarsi, 1}. Himalaya. Orpheus trifasciatus Gould. (Pr. Z. S. V. p. 27). O. ver- tiee, nucha, et dorso nigrescentibus; uropygiorufo, pallide lavato; alis nigrescentibus; tectrieibus notä albeseente terminali, fascias trestransversas faeientibus; rectrieibus caudae duabus intermediis e nre reliquis ad apicem pallidioribus; plumis auricula- ribus striga zupereiliurn, gula, et corpore subtus albis, lateribus notis guttisque fuscis ornatis; rostro pedibusque nigris. Long. tot. 105 unc.;-rostri,1%; alae,5; caudae, 55; tarsı, 1%. Galapagos. O. melanotus Gould. ©. vertice, nucha, dorsoque pal- lide fuscis; plumis capitis et dorsi ad medium colore saturatiore ; alis intense fuscis, singulis plumis ad marginem pallidioribus, se- eundariis, tectricibusque majoribus nota alba terminali, fascias duas transversas facientibus; caudae rectricibus nigrescenti-fuscis; laterum plumis nota fusca centrali, abdomine albo; rostro pedi- busque nigris. Long. 101,9} une.; rostri, 14; alae, 44; caudae, 44; tarsi, 15° Galapagos. ! ©. parvulus Gould. ibid. ©. vertice, nucha, caudaque in- tense fuscis, hujus reetricibus ad apicem albo notatis; alis fuscis; seeundariis tectrieibuspue nota alba apicali fascias duas transver- sas‘ facientibus; loro plumisque auricularibus nigrescentibus, pula eolli lateribus, peetore, et abdomine albescentibus; plumis aterum notis fuseis’ per medium longitudinaliter excurrentibus. Long. tot. 8} unc,; rostri, 1; 'alae, 3%; caudae, 34; tärsi, 1!. — Galapagos. ; reocincla Gould. Gen. nov. (Pr. Z. S. p. 145). Ro- strum capitis longitudinem aequans vel superans, subincurvatum, lateraliter compressum, imandibula superiore apice prominente, denticula ab apice longe amota, gonide acuto; rictus setis pau- . eis brevibus instruetus; alae mediocres, rigidae, remige Ialpeı vissimo, 4to et 5t0 fere aequalibus et longissimis, canda subbre- vis, quadrata, plamis rigidis; tärsi mediocres, squamis integris; 380 & digiti graciles, posticus praecipue, digitis Jateralibus fere aequa- libus, interao breviore; plumae sericeae. : Typi sunt, Oreocincla Novae Holiandiae et ‘Turdus varius, Horsf. \ OÖ. macrorhyncha Gould. O. summo capite, corpore supra olivaceo-brunneis, eins plumis nigro ad apicem leviter marginatis; ‚cauda alisque olivaceo-brunneis; secundariis badio leviter marginatis; rectricibus duabus externis utrinque ad apicem albis; gula corporeque subtus cervino-albis, singulis plumis, ma- culis nıgris lanceolatis ad apicem nptatis; rostro alaque spuriosa ad apicem nigrescenti-brunneis; pedibus pallide brunneis. Long. tot. unc. 104; rostri, 13; alae, 54; caudae 44;.tarsi,14. Hab: ım Nova Zealandia. OÖ. parvirostris Gould. ° O. capite, nucha, pectore, lateribus _corporeque supra, olivaceo-fuscis; singulis plumis versus apicem nitide cervino lavatis, etnigro-fusco Tate margina- tis; primarlis obscure fuscis, PaBonäia externis nitide cervino mar- ginalis, pogoniis internis ad bases cervino-albis;. teetrieibus ma- joribus alarum 'obscure ceryinis; ala spuriosa ‚eodem colore ex- terne marginata; cauda fusca margine subfusco, apiceque cine- rescenti-albo; gula, abdomine medio, uropygio, crissoque albis; rostro pedibusque corneo-fuscis. Long. tot. 40 unc.; rostri, 1; alae, 54; caudae, 4; tarsi, 14... Himalaya. — Affinis: O. variae et ©. Whitei, differt statura minore rostroque' perparvo. Eopsaltria parvula Gould. (Pr. Z. S. V. p.144). E.ver- tice auricularibus, nucha dorsoque cinereis; gula. pectoreque in- feriore ‚griseis; uropygio olivaceo; alis brunneis; cauda brunnea, rectrieibus apicibus griseis; pectore corporeque subtus.nitide Ha- vis; rostro, nigro; pedibus brunneis. Long. tot, une. 54; rostri,5; alae, 3; caudae, 2%; tarsi, 4. Hab. in Nova Gambria australi. E. griseo-gularis Gould. ib. Verlice, auricularibus, nu- cha dorsoque griseis; gula pectoreque cinerescenti-albis; abdo- mine, uropygio, tectricibusque ‚superioribus et inferioribus: cau- dae »nitide Havis; alis caudaque fuseis; cauda ad extremum api- cem alba; rostro. pedibusque nigrescenti-brumneis. Long. tot. unc. 6; rostri, 3; alae, 3}; caudae, 25; tarsi, 4. Hab.in Austra- lia apud flumen Cygnorum. Sericulus magnirostris Gould. (Pr. Z. S. 145). S.£ronte, gula, lateribus, _corporeque subtus griseis, singulis plumis brun- neo marginatis; macula occipitali nigra et.quadrata; linea nigra irreguları in gutture centrali; nucha, dorso, ‚scapulisque cinere- scenti-albis, margine brunneo circumdatis;.alis, uropygio, cauda- que ‚olivaceo-brunneis; rostro pedibusque nigris. - Long. tot. unc. 414; rostri, 4}; alae, 53; caudae, 4%; tarsı, 14. Hab. in terra Van Diemen? Petroica modesta Gould. (Pr.Z.S.V.p. 147). P. summio ca- ite,corpore supra,alis caudaque rufo-bronneis; gula alba, brunneo u pectore et abdomine ‚centrali coccineo layatis;, abdomine inferiori, crissoque albis; lateribus brunneis; rostro. nigrescenti-, brunneo; pedibus flavescenti-brunneis. Long. tot, 5 unc.; rostri, 35, al.25; caud.2;tars.$ Hab.in Nova Hollandia apud oram orientalem. Sylvicola decurtata Bonap. (Pr. Z.,8.118). S. laete 381 viridis, subtus, cum tectricibus alarum, albo-virescens; capite col- loque supra plumbeis, subtus albis; alis majusculis; remigibus subfuscis, supra externe viridi-marginatis, subtus interne albo-lim- batis. Primo dimidium, secundo aequalis duodecimi, 3, 4, 5, 6toque omnium longissimis. Cauda parva, angusta, aequali, rectrieibus virescentibus. Long. 4; rosiri, 74; alae, 2%; caudae, 14 34; tarsi, 7/4. -Guatimala. Dasyornis? brunneus Gould. (Pr. Z. S. V. p. 150). D. summo capite, corpore supra, alis, lateribus caudaque flavo- brunneis; ‘gutture, lateribus faciei et abdomine medio fusco- albis; rostro ad apicem obscure fusco, ad basin pallidiore; pe- dibus brunneis. Long.tot. unc.53; rostri, $; alae,24; caudae, 3; tarsi, 3. Hab. in Australia. ysticola ruficeps Gould. (Pr. Z. S. V. p.150). 'C. summo capite, nucha, pectore, lateribus, femoribus uropygioque delicate - cervinis, hoc colore in fronte et uropygio praevalente; dorso superiore, secundariis caudaque obscure Erg singulis plumis marginibus badiis eircumdatis; gutture et abdomine cen- trali albis; rostro brunneo; pedibus flavo-brunneis. Long. tot. une. 4; rostri, 4; alae, 1%; caudae, 43; tarsi, 4 Hab. in Nova Cambria australi. * 2 Cinclidia Gould. Genus novum. (Pr. Z. S. 137). Rostrum caput longitudine aequans, leyiter arcuatum, ad apicem emargi- natum, ad latera compressum; nares basales, laterales, in fossa tribus vel qualuor setis ad 'basem instructa; alae 'brevissimae, concayae, rotundatae: remigibus '6to et 7mo longioribus; cauda mediocris, rotundata; tarsi majusculi; pedes elongati; digito po- stico, medio longiore; digitis lateralibus aequalibus et fere usque ad articulum prımum conjunctis. C. punctata. C. summo capite et nucha rufis, singulis plumis stemmatibus albicantibus; loro, plumis Ar cervino-albis ad apices nigris; auricularibus, lateribus colli, cor- pore supra,.alis caudaque rufo-fuscis; pectore corporeque subtus cervinis, singulis plumis macula fusca apicem versus longitudina- liter notalis; rostro pedibusque pallide fuscis. Long, tot. 67 unc.; rostri, 4; alae, 2%; caudae, 3; tarsiı, 4. — Himalaya. Psilopus. Gen. 'noy. Sylviadarum. Rostrum capite bre- vius, tumidum ad apicem dentatum, tomiis rectis; nares basales, laterales, ovales; rictus setis paucis gracilibus obsitus; alae me- diocres, remige primo fere spurio, secundo elongato, tertio, quarto, quintoque longissimis et inter se aequalibus; cauda bre- vis et aequalis; tarsi laeves, graciles, mediocres; digiti perbreves et debiles, externi utringue aequales et intermedio adjuncli fere ad articulum primum; ungues incuryi. Typus: Psilopus albo- gularis. Ps. brevirostris Gould, (Pr. Z. S.147). P. rostro per- 'brevi, pallide fusco; striga supereiliari flavescente; vertice fu- ‚scescenti-einereo; nucha olivacea; dorso, uropygio tecetricibusque ‚caudae olivaceis; plumis aurieularibus genisque pällide rufo- "brunneis; gula pectoreque albis, olivaceo layatis, strigisque fu- scis longitudinalibus leviter ornatis; abdomine pallide citrino; V, Jahrg. 1 Band, 25 352 ‚rectricibus caudae intermediis duabus faseis; reliquisad basin fu- seis dein nigrescenti-faseialis, et interne albo notatis, apieibus pallide fuseis; pedidus nigreseentibus, Long. tot. 3, une.; ro- stri, $; alae, 2; caudae, 14; tarsi, 4. Hab. in Nova Cambria australi. P. fuscus Gould. ib. P. vertice corporeque toto superne saturate fuscis, leviter olivaceo tinctis; rectricibus caudae duabus intermediis fuscis; reliquis ad basin albis, dein nigrescenti-fusco late fasciatis, exinde albo notatis, apieibus pallide fuseis; gula, pectoreque cinereis; abdomine erissoque albıs; rostro pedıbus- ue intense fuseis. Long. tot. 3% unc.; rostri, 2; alae, 24; cau- ae, 43; tarsi, 3. Hab. ın Australia. P. olivaceus Gould. ib. P. striga superciliari a basi mandi- bulae flava; vertice corporeque supra olivaceis; alis fuseis, plu- mis extus olivaceo-marginatis; rectricibus caudae duabus_ inter- mediis fuscis; reliquis ad basin fuseis, dein albo, nigreseenti-fusco, iterumque albo fasciatis, apieibus fuscis; rostro pedibusque fuseis. Long. tot. 4} unc.; rostri, 4; alae, 25; caudae, 13; tarsı, $. Hab. in Nova Cambria australi. P. albogularis Gould. ib. P. vertice, plumis auricula- ribus 'corporeque supra olivaceo-fuseis; gula alba; pectore cor- oreque subtus laete citrinis; rectricibus caudae duabusinterme- Kiis uscis, reliquis ad basin fuscis, albo, dein late nigrescenti- fusco fasciatis, et interne ad apicem cervinis; rostro pedibusque intense fuscis. Long. tot.4! unc.; rostri, 5; alae, 2}; caudae, 14; tarsı, 3. Hab. in Nova Cambria australi. Calamanthus Gould. Gen. nov. (Pr. Z. S. V. p. 150). Rostrum capite brevius, ad basin tumidum versus apicem latera- liter compressum, culmine prominente 'et acuto; nares laterales, magnae, ovales et operculo tectae; rietus sine setis; alae breves, rotundatae, remige 4to longissimo, 3to, 5to, 6to et 7mo inter se aequalibus; cauda perbrevis et rotunda; tarsi mediocres, scu- tellis ındistinctis antice instructi; hallux subelongatus, ungue elon- ato munitus; digiti laterales inaequales, externus brevior. Typ. thus fuliginosus Vig. Horsf. N Cincloramphus Gould. Gen. nov. (Pr. Z. S. V. p.150). Rostrum Earl culmen leviter arcuatum, apice emar- ginalo; commissura ad basin subangulata, incurvata per reliquam totam longitudinem; nares laterales, ovales, alae mediocres, ri- gidae; remige 4mo longo, 2do et 3tio longissimis; cauda sub- parva, cuneiformis; tarsı robusti antice scutellati; digiti elongati, robusti, raecipue posticus, qui ad basin tarsi est articulatus. Typus: Megalurus cruralis. Vig. Horsf. Origma Gould. Gen. nov. (Pr. Z. S.1448). Rostrum, ca- put quoa Een fere aequans, incurvatum, carinatum, ad apicem denticulatum; nares ovales, laterales, basales operculoque fere tectae; alae mediocres, remige 4mo brevissimo, ab, 5to, 6to 7moque Seren et inter se fere aequalibus; cauda mediocris et subrotundata; tarsi mediocres, digiti breves, interno Ion sion externns. Typus: Saxicola solitaria Horsf. Vig. Bock- Warbler Lewin tab. XVI. E 383 Pomatorhinus leucogaster Gould. (Pr. Z.S. V. p.137). P. striga alba super oculari, arostro per collum exeurrente ; loro, linea ınfra oculari auricularibusque nigris; summo capite, cor- pore supra, alis crissoque olivaceo-fuscis; cauda fusca; lateribus colli, pectoris, corporisque nitide rufis; gula, pectore, abdomine- que medio albis; rostro Havo;. pedibus plumbaceis. Long. tot. 9 unc.; rostri, 14; alae, 35; caudae, 4; tarsi, 14. — Himalaya. Malurus longicaudus Gould. Mas. M. summo capite, striga infra aures, dorsoque anteriore obscure cyaneis; 'nucha, scapulis, dorso uropygioque obscure nigris; guiture pectoreque azureo-nigris; corpore infra cinerescenti-albo, lateribus brunne- scentibus; rectricibus caudae obscure cyaneis, pallidioribus apici- bus; rostro nigro; tarsis brunneis. Fem. Corpore supra, alis caudaque rufo leviter tinctis; linea in fronte et super oculos, rostro pedibusque rufescenti- fuscis. Long. tot, unc. 5; rostri, $; alae, 2; caudae, 24 ; tarsi, 1. Hab. in terra Van Diemen. Pachycephala xanthoprocta Gould. (Pr. Z. S. V. p-149). P. vertice, corporeque supra olivaceis, hoc colore ad erissum, et ad marginem remigum alae, rectricumque caudae laetiore; abdomine pallide fusco; crisso flavo; rostro ad apicem igro, ad basin brunneo; pedibus fuseis. Long. tot. 6 unc.; ro- stri, 3; alae, 33; caudae, 3; tarsi, 2. Hab. in Novae Cambriae australis ora orientali. P. longirostris Gould. ib. P. verlice, corpore superiore alisque olivaceis, primariis, secundariis, tectrieibus rectricibusque caudae ad marginem nitide olivaceo-aureis; gula pectoreque pal- lide einerescenti-fuseis; crisso favo; rostro nigrescenti fusco; pe- dibus brunneis. Long. tot. 7 unc.; rostri,3; alae, 4; caudae, 34; tarsi, 1. Hab. inNovae Cambriae australis ora orientali. Scolopacinus Bonap. Acontistes Sundev. (Pr. Z. S. 119). Rostrum longissimum, basi trigonum, gracile, rectissimum; man- dibulis ehe superiore apice extimo subcurvato, subhianti- bus: nares fossa majuscula, membranula fere omnino clausae. Pedes elongati; tarso digito medio sesquilongiore: digiti omnes a basi fissi, valde inaequales, postico validiore, ungue robusto valde arcuato. Alae maxime rotundatae; remigibus imo, 2do, 3tio sensim longioribus; 4to caeteris vix longiore, omnibus latis. Cauda breviuscula, valde gradata. $. rufiventris B. Sc. brunneo-olivaceus; genis et subtus aurantio-cinnamomeis; gula alba inferne striis nigris; remigibus fu- scis; cauda nigra, rectrice extima macula transversali, 2nda macula interna apicali,terlia apice tantum albis. Rostrum fuscum subtus basi album. Long. 46; alae, 2“; caudae, 1. 6“; tarsi, 10. Guatimala. Acanthiza magnirostra Gould. (Pr. Z. S. 146). A. ver- tice, corpore superiore, alis caudaque olivaceo-fuscis; hac, fron- teque rufescentibus; gula pectoreque cinereis; lateribus olivaceis; rosiro nigro; pedibus brunneis. Long. tot. 44 unc.; rostri, °;' e, 2}; caudae, 44; tarsi, j-. Hab in Nova Cambria australi. A. uropygialis Gould, ib. A. capite, corpore supra alis- que fuscis, leviter olivaceo lavatis; uropygio tectricibusque caudae 5% “N 384 laete castaneis; cauda nigrescenti-fusca, late ad apicem albo-no- tata; gula, peetore abdomineque medio griseis; lateribus erisso- que pallide cervinis; rostro pedibusque nıgris. Fan tot. 33 unc.; rostri, 4; alae, 2; caudae, 1%; tarsı, 3. Hab. in Nova CGambria australi. A. diemenensis Gould. ib. A. fronte rüfo-brunneo, notis semilunaribus cervinis, fusco que adspersis, corpore superiore alisque intense olivaceo-fuscis; tectricibus caudae fuscis, castaneo lavatis; rectrieibus olivaceis, nigrescenti-fusco fasciatis; genis, gula, pe- ctoreque einereis, irregulariter fusco adspersis; abdomine, erisso- que cinerescenti-albis rufo tinctis, hoc colore in crisso lateribus- que praevalente; rostro pedibusque pallide brunneis. Long. tot. 4 unc.; rostri, 15; alae, 24; caudae, 2; tarsı,3. Hab. in terra Van Diemen. A. lineata Gould. ib. A. vertice fusco-olivaceo, albo de- licate striato; dorso, alis caudaque olivaceis; hae apicem versus nigrescente fasciata, ad apicem cinerescente-fusea; gula, pectore- que ceinereis, olivaceo lavatis et irregulariter fusco guttatis; ro- stro pedibusque fuscis. Long. tot, 3? unce.; rostri, 3; alae, 2; caudae, 13; tarsi, 5. Hab. in Nova Cambria australi. Sericornis Gould. (Pr. Z. S.133). Kostrum robustum, rectum, caputque quoad longitudinem fere aequans, apice com- pressum, indentatum. Nares basales, laterales, ovales, et oper- culo tectae. Alae mediocres, rotundatae; remige primo perbrevi, arto, quinto sextoque longissimis et inter se fere aequalibus. Gans mediocris et aequalis. Tarsi elongati, digitus posticus cum ungue validus, digitum intermedium fere aequans- digitis externis aequalibus, Plumae molles et sericeae, Typus: Acan- thiza frontalis Vig. et Horsf. S. humilis Could. S. loro nigrescenti-fusco, et super hoc striga indistineta alba; verlice, corpore supra, alis caudaque oli- vaceis, rubro lavatis; ala spuria nigrescente; plumis singulis albo marginatis; gula cinerea fusco guttata; pectore abdomineque me- dio, fuscescenti-Navis, illo fusco indistinete guttato; lateribus ca- staneis; rostro nigrescente; pedibus fuscis. Long. tot. 5 unc.; rostri, 7; alae, 25; caudae, 2%; tarsi,1. Hab. Terra.Van Diemen. S. citreogularis Gould. Mas. S. loro, annulo circumo- culari plumisque auricularibus intense nigrescenti-fuscis; linea flavescente a naribus super oculos excurrente; vertice, corpore- que supra, rectrieibus secundarüsque alarum, caudaque rufo- brunneis; primariis ad marginem externum olivaceis; ala spuria nigrescente; gula citrina; pectore lateribusque olivaceo-fuscis; ab- domine medio albo; rostro nigro; pedibus brunneis. Long. tot. 54 unc.; rostri, 4; alae, 23; caudae, 2%; tarsi, 13. Hab. Nova Cambria australi. S. parvulus Gould. (Pr. Z. S. 134). S.loro pallide fusco, et super hoc striga cinerea; vertice, corpore supra, alis caudaque olivaceo-fuscis, rubro lavatis; aia spuria nigrescente, plumis sın- gulis albo marginatis,; pectore Nhdomineee medio citrinis, la- teribus olivaceo-fuscis; rostro nigrescente; pedibus luteis. Long. 385 tot. 4 unc,; rostei, 4; alae, 13; caudae, 13; larsi, {. Hab in ora orientali Novae Hollandiae. Ephthianura Gould. Gen. noy. (Pr.Z. S.148). Rosirum ca- pite brevius, fere rectum, lateraliter compressum, ad apicem in- dentatum; nares basales, lineares, membrana tectae; alae elon- galae, remige imo spurioso, 2do longo, 3to et 4to longissimis et inter se aequalibus; tertiariis longis; cauda brevis et iruncata; tarsi integri, mediocres, graciles; digiti graciles, possicus cum ungue medio brevior; digılus internus externo brevior. Typus: Acanthiza albifrons Jard. et Selb. E. aurifrons. E. capitef tectricibus superioribus caudae, lateribus nuchae, pectore corporeque nitide aurantiacis, hoc co- lore in fronte et centrali abdomine praeyalente; dorso olivaceo; alis brunneis olivaceo marginatis; cauda obscure fusca, singulis rectricibus, duabus intermediis exceplis, ad apicem interne albo maculalis; mento et gula centrali nigris; rostro nigro; pedibus brunneis. Long. tot. unc. 4; rostri, 3; alae,25; caudae, 13; tarsı, 3. Hab. in Nova Cambria australi. Acanthorhynchus Gould. (Pr. Z. 5.24). Rostrum elon- gatum, gracile et acutum, adlatera compressum; tomiis incurva- ts; culmine acuto et elevato. Nares basales elongatae et oper- eulo tectae. Lingua ut in Gen, Meliphaga. Alae medioeres et sub-rotundatae, remigibus primis et quintis fere aequalibus; ter- is et quarlis intense aequalibus et longissimis. Cauda medio- eris, et paululum furcata. Tarsi elongati, forles, halluce digito medio longiore et robustiore; digito externo medium superante. Ungues curyati. Typus: Certhia tenuirostris auct. A. supereiliosus. A. summo capite, corpore superiore, alis caudaeque_ rectrieibus sex intermediis cinerascenli-fuscis, reetricibus reliquis nigris albo ample terminatis; loro. plumisque auricularibus nigrescenti-fuseis; gulture summo, genis lineaque supereciliari albis; gutiure colloque nitide et Hallide castaneisz illius colore vitta alba in/ra eircumdato, cui vitta nigra accedit; abdomine erissoque pallide cinerascenti-fuscis; rostro pedibusque nigris. Long. tot. 5; unc.; rostri, 13; alae, 2}; caudae, 2}; tarsı, 3. Hab. in terra Van Diemen, A. dubius. A. summo capite intense cinerascenli-viridi; loro, plumis aurieularibus, lunula in utroque pectoris lalere, re- etricibusque caudae sex intermediis nigrescenli-fuscis, rectrieibus reliquis nigris ad apicem albis; nucha obscure rufa, secundarüs, teetrieibus alae majoribus et uropygio cinereis; gula peetoreque cinerescenti-albis, illa rufo tincla; abdomine erissoque nitide at pallide castaneis; rostro pedibusque nigris. Long. tot. 5} unc.; rostri, 1; alae, 25; caudae, 24; tarsi, i. Acanthogenys Gould. Genus novum. Rostrum caput aequans, compressum, leviter arcuatum, ad apicem acntum nari- bus subbasalibus, mandibulae superioris tomiis ad apicem inden- tatis, ei delicate serratis; plaga nuda a basi mandibulae infra oculos excurrente; genis inlra plagam spinis subrigidis teetis; alae mediocres; remige primo brevissimo, tertio, quarto et quinto aequalibus ceterosque excellentibus; cauda mediocris subaequalis; 386 edes validi; digito postico forti, digitumque intermedium excel- ente; externo ad intermedium basalıter adjuncto; unguibus incur- vatis., Anthochaerae generi proximum, differt cauda aequali, plaga faciali nuda genisque spinosis. A. rufogularıs (Pr. Z. 8.153). A. capite superiore dorso alisque fuscis, plumis ad marginem pallidioribus; uropygio, ‚te- etricibusque caudae albis, in medio fusco tinctis; striga post ocu- los, et ad latera colli nigrescente; super strigam lateralem colli, linea albescente, fusco adspersa; setis genarum albis, et infra ad basin mandibulae inferioris linea plumarum, albo nigroque fasciatarum; gula pectoreque sumino pallide rufis; corpore sub- tus sordide albe, plumis fusco notatis; cauda nigrescenti-fusca, apice albo; plaga fasciali nuda, rostroque basi aurantiacis; rostri apice pedibusque nigris. we tot. 9% unc.; rostri, 14; alae, 43; caudae, 44; tarsi, 1. Hab. in Nova Cambria australi. Anthochaera lunulata Gould. (Pr. Z. S. V. p. 153). A. summo capite, nucha dorsoque anteriore olivaceo-brunneis; dorso inferiore uropygioque olivaceo-brunneis, singulis plumis, stemmatibus albis; tectricibus superioribus caudae olıvaceo-brun- neis, ad apices albis; primariis brunneis; secundariis tertiariisque brunneis, einereo marginatis; rectrieibus caudae intermediis dua- bus, cinereo-fuseis; Bell obscure fuscis, apieibus ‚albis; plumis nuchae lateralibus, elongatis, acutis, einereis; gula et nucha an- teriore, pectore corporeque infra cinereo-brunneis; macula obli- qua nivea adlatera; rostro nigrescenti-fusco; pedibus rufo-brun- neis. Long. tot. unc. 12; rostri, 1%; caudae, 63; alae, 54; tarsi, 17. Hab. in Australia, apud Flumen Cygnorum. Glyciphila? ocularis Gould. G. summo capite, corpore supra, alis caudaque obscure olivaceo-brunneis, hoc colore ad uropygium etrectrices caudales in luteum transeunte; pone oculos plumis paucis parvis nitide brunneo-Havis; gula pectoreque cine- reo-fuscis; abdomine crissoque olivaceo-cinereis; rostro pedibus- que nigro-brunneis. Long. tot. unc. 5}; rostri, 4; alae, 24; cau- dae, 21; tarsi, 3. Hab. in terra Van Diemen. Meliphaga sericeola Gould. (Pr. Z. S. V. p. 152). M. summo capite, loro, orbitis guttureque nigris; fascıa indi- stineta super oculos et in fronte alba; genis, plumis capillaribus albis; nucha, dorso, uropygio, nigro-fuscis, singulis plumis brun- nescenti-albo marginatis; hoc colore ad nucham praevalente; alis caudaque nigro-fuscis; primariis, secundariis Havis; rectricibus ad rg basales fHavo-marginatis et ad apices cinereo-albis, dua- us intermediis exceptis; pectore corporeque subtus albis, Re x lis plumis, lineis centralibus fusco-nigris; rostro nigro; pedi us obscure brunneis. Long. tot. unc. 51; rostri, 7; alae, 23; cau- dae, 2%; tarsi, 3. Hab. in Australia. M. sericeae affınis at minor. M. inornata Gould. ib. M. summo capite, corpore supra, alis caudaque obscure olivaceo-brunneis; primariis, secundariis et rectricibus caudae, duabus intermediis exceptis, ad bases flavo marginatis; gutlure pectoreque superiore brunneis; abdomine centrali brunnescenti-albo; lateribus brunneis; rostro pedibusque BA 387 brunneo-nigris. Long. tot. unc. 54; rostri, 5; alae, 2}; caudae, 24; tarsi, {. Hab. in terra Van Diemen. Symmorphus Gould. (Pr. Z. S. 145.) incertae sedis. Rostrum subbreve, tumidum; mandibula superiore ad apicem le- viter emarginata; culmine commissuraque subarcuatis ; nares ba- sales, ovales et plumis frontalibus fere oceultatae; alae medio- cres, remige 1mo breviore, 2do per dimidium; 3tio, 4to et 5to longissimis et inter se fere aequalibus; cauda mediocris, rectrice externa utrinque per partem quartam caeteris breviore; tarsi et pedes mediocres, ılli antice scutellati; digito postico cum ungue, medio breviore; digitis lateralibus inaequalibus, interno brevissimo. S. leucopygus Gould. S.loro nigrescenti-brunneo; linea supra-oculari cervino-alba; summo capite, nucha dorsoque in- tense rufo-fuscis; humeris, tectrieibus majoribus alarum ad api- ces, uropygio, gula corporeque subtus albis, badio pallide lava- tis; primarıis secundariisque nigrescenti-brunneis, badio obscure marginatis; rectrieibus caudae quatuor mediis brunneis, ad apices cinerescenti-albis, tribus externis utrinque ad basin per dimidiam partem brunneis, per reliquam partem albis; rostro pedibusque nigris. Long. tot. une. 74; rostri, 4; alae, 3}; caudae, 33; tarsi, 1. Hab. in Nova Cambria australi. Spiza versicolor Bonap. S. violaceo-cyanea purpureoque varia: uropygio cyaneo: capistro nigro: alis caudaque fuscis. Temascallepec. Jeterus Parisorum Bonap. (Pr. Z. S.110). J. niger, tergo, abdomine, tectricibus minoribus alarum, rectricibusque la- teralibus a basi ad medium Havo-olivaceis; tectricibus alarum majo- ribus remigibusque secundarüisapice albis. Calandria Mexic. Mexico. ArTA rafikasfer Gould. (Pr. Z. S. V. p. 80). D. facie, summo capite, plumis auricularibus, gutture peetoreque branneis, hoc colore gradatim in rulo-brunneum transeunte apud abdomen; lateribus crissoque nilide castaneis; occipite et nucha einerescenti-albis, dorso rufo-brunneo;, uropygio tectrieibusque caudae superioribus cinerescentibus; rectricibus caudae duabus intermedüs nigrescenli-griseis, ad apicem nigris, utrisque proxi- mis nigris, ad basin nigrescenti-griseis; rectrieibus caeteris nigris; alis nigerrimis, primariis omnibus adi basin (externis exceptis) albis, qui color uotam conspicuam in alis mediis effhcit; femori- bus griseis; rostro nigro; pedibus brunneis. Long. tot. 163 unc.; rostri, 14; alae, 7; caudae, 114; tarsi, 14. Hab. India. - Corvus nobilis Gould. (Pr. Z. S.79). C. corpore toto nitide nigro, non sine fulgore purpureo ac viridi praecipue ad alas ac scapulas, necnon ad gulam pectusque, ubi plumae sunt elongatae et lanceolatae; cauda lata et gradata; rostro pedibus- que nigris. Long. tot. 25 unc.; rostri, 34; alae, 18; caudae, 11; tarsi, 3. Hab. Mexico. Entomophila Gould. (Pr. Z. S.154)._ Rostrum fere ca- pitis longitudinem aequans, ad basin latiusculem, dein compres- sum, et adapicem acutum; mandibulae superioris tomiis arcuatis, et apicem versus leviter indentatis; nares basales, ovales, in membrana positae, et operculo tectae; alae longiusculae; remige 388 primo spurio, secundo tertium fere 'aequante, hoc longissimo; cauda brevis, subquadrata; tarsı breves, et subdebiles; digito po- steriore brevi, forti; digitis externis haud aequalibus, interno paulu- lum breviore. E. picta Mas. E. capite, genis corporeque supra nigris; plumis auricularibus postice albo fimbriatis; alis nigris, primarüis secundarüsque extus nitide flavis; caudae reetricibus nigeis, extus flavo marginatis, omnibusque (duabus internis exceptis) plus minusve extus albo ad apicem notatis; gula corporeque subtus albis, hoc ad latera notis subfuseis longitudinalibus sparse ornato; rostro flavescente; pedibus nigrescentibus. Fem. vel mas junior? Differt partibus fuseis, quae in mare adulto nigrae; in caeteris mari simillima, Havo colore minus ni- tido, rostroque ad apicem fusco. Long. tot. 5} unc.; rostri, 3; alae, 33; caudae, 2%; tarsi, %. Hab. in Koya Cambria australı. Plectorhyncha Gould. Gen. nov. (Pr. Z. S. 153). Ro- strum capite breyius, leviter arcnatum, fere conicum et acutum, naribus basalibus, operculo tectis; mandibula superiore obsolete ad apicem indentata; alae mediocres, remige primo breyissimo, tertio quartoque longissimis; cauda mediocris et aequalis: tarsi validi; digito postico cum ungue forti, et digitum intermediam anticum excellente;, digitis lateralibus maequalibus, externo lon- giore, et intermedio basaliter conjuncto. P. lanceolata. P. vertice, plumis auricularibus nuchaque albo fuscoque variegatis; gula corporeque subtus cinerescenti- albis; plumis pectoralibus sublanceolatis et albis; corpore toto, caudaque superne pallide fuscis; rostro fuscescenti-corneo; pedi- bis nigris. Long. tot. 9 unc.; rostri, 1; alae, 4}; caudae, 4}; tarsi, 1. Hab. in Nova Cambria australi. Geospiza Gould. (Pr. Z. S.5). Corporis figura brevissi- ma, robusta. Rostrum magnum, robustum, validum, altitudine longitudinem praestante; culmine arcuato, capilis verlicem supe- rante; apice sıne denticulo, lateribus tumidis. Naribus basalibus, semiteetis plumis frontalibus. Mandibulae superioris ‘tomiis me- dium versus sinum exhibentibus, ad mandibulae inferioris proces- sum recipiendum. Mandibula inferior basi lata, hoc infra oculos tendente. Alae mediocres remige primo paulo breviore secundo, ‘hoc longissimo. Cauda brevissima, aequalis. Tarsi magni, va- lidi, digito postico cum ungue robusto et digito intermedio bre- viore; digitis externis inter se aequalibus, digito postico brevi- oribus. Color in maribus niger, in fem. Ta) Insularum Galapagos incolae. G. magnirostris. (Spec. typ.) G. fuliginosa, erisso cine- rascenti-albo; rostro nigro brunnescente lavato; pedibus nigris. Long.tot.6unc.; alae, 34; caudae, 2; tarsi, 1; rostrı, 4; alt. rost. 4. em. vel Mas. jun.; corpore intense fusco, singulis plumis olivaceo cinctis; abdomine pallidiore; crisso cinerascenti-albo; pedibus et rostro, ut in mare adulto. ; G. strenna. G. fuliginosa, crisso albo, rostro fusco et ni- ro tincto, pedibus nigris. Long. tot. 5} unc.; alae, 3; cau- ae, 13; tarsi, $; rostri, 3; alt. rost. 3. 389 Fem.: Summo corpore fusco, singulis plumis nee non illis alarum caudaeque pallide cinerascenti-olivaceo einctis, gula et pectore fuseis; abdomine lateribus et crisso pallide cinerascenti- fuscis; rostro brunnescenti. G. fortis. G. intense fuliginosa, crisso albo; rostro rufe- scenti-brunneo, tincto nigro; pedibus nigris. Fem. (vel Mas. jun.) Corpore supra, pectore et gutture in- tense fuscis, singulis plumis cinerascenti-olivaceo marginatis; ab- domine erissoque pallide cinerascenti-brunneis; rostro rufescenti- fusco, apice flavescente; pedibus ut in mare. G. nebulosa. G. summo capite et corpore nigrescenli- fuseis; singulis plumis cinerascenti-olivaceo marginatis; corpore subtus pallidiore, abdomine imo erissoque cinerascentibus; rostro et ihn intense fuscis. Long. tot.5 unc.; alac, 23; caudae, 1%; tarsı, 3; rostri, $; alt. rost. 4 G. fuliginosa. G. intense fuliginosa, crisso albo, rostro fusco; pedibus nigrescenti-fuscis. Long. tot. 44 unc.; alae, 2}; tarsi, 4; caudae, 13; rostri, 47; alt. rostri, #. Fem. Summo corpore, alis caudaque intense fuseis; singulis plumis cinerascenti-ferrugineo marginatis; corpore infra cinereo, singulis plumis medium versus obscurioribus; rostro brunneo; pedibtie nigrescenti-brunneis. G. dentirostris. (Fem. Mas. ignotus.) (Pr. Z. S. 6). Man- dibulae superioris margine in dentem producto; verlice corpore- que supra fuscis; singulis plumis medium versus obscurioribus; secundariis tectricibusque alarum ad marginem stramineis; gut- ture et pectore pallide brunneis, singulis plumis medium versus ob- scurioribus, imo abdomine crissoque cinerascenti-albis; rostro rufo-füsco; pedibus obscure plumbeis. Long. tot. 44; alae, 24; caudae, 13; rostri, 4; alt. rost. #. G. parvula-(Mas.). G. capite, gutture et dorso fuligino- sis; uropygio cinerascenti-olivaceo; cauda et alis nigrescenti-brun- neis; singulis plumis caudae etalarum cinereo-marginatis; lateri- bus olivaceis fusco gullatis; abdomine et crisso Albis, rostro et pedibus nigrescenti-brunneis. Long. tot. 4 une.; alae, 23; cau- dae, 4%; tarsı. 3; rostri, 3; alt. rost. 5. Fem. Summo capite et dorso cinerascenti-brunneis, gut- ture, pectore, abdomine crissoque pallide cinereis, stramineo tinctis. . dubia (Fem. Mas ignot.). G. summo capite et corpore supra fuscis, singulis plumis cinerascenti-olivaceo marginatis; striga superciliari, genis, gutture Fe infra cinerascenti-oli- vaceis, Pauli plumis nota centrali fusca; alis caudaque brun- neis, singulis plumis olivaceo-cinereo marginatis; rostro sordide albo, pedibus obscure fuscis. Long. tot. 33 unc., alae, 23; cau- dae, 1%; tarsi, 4; rostri, $; altitud. rostri, #. Camarhynchus (subgenus),. Camarhynchus_differt a genere Geospiza rostro debiliore, margine mandibulae superio- ris minus indeniato; culmine minus elevato in frontem et plus arcuato; lateribus tumidioribus; mandibula inferiore minus in genas tendente. Insularum Galapagos incolae. €. psittacula (Spec. typ.). €. summo capite corporeque 390 superiore fuscis; alis caudaque obscurioribus; gullure corporeque inferiore cinerascenti-albis, stramineo tinctis; rostro pallide Ha- vescenti-fuseo; pedibus fuscis. Long. tot. 4} unc.; alae, 23; cau- dae, 1}; tavsi, Z; rostri, 4; alt. rostri, #, C. crassirostris Fem. C.corpore superiore intense brun- neo, singulis plumis cinerascenti-olivaceo marginatis; gutture pe- ctoreque cinerascenti-olivaceis, singulis in medio plumis obscuri- oribus; abdomine, lateribus crissoque cinereis linctis stramineo. Long.tot,53unc.; alae, 3}; caudae, 2; tarsi, 14; rostri, 4; alt.rostri,4. Cactornis (subgenus) (Pr. Z. S.6). Cactornis differt a genere Geospiza rostro elongato, acuto, compresso, longitu- dine altitudinem excellente; mandibulae superioris margine vix in- dentato; naribus basalibus et vix tectis; tarsis brevioribus, ungui- bus majoribus et plus curvatis. C. scandens. (Spec. typ.) €. intense fuliginosa, crisso albo;; rostro et pedibus nigrescenti-brunneis. Long. tot. 5 unc.; rostri, 3; alae, 25; caudae, 14; tarsi, 3. Fem. vel Mas. jun. Corpore superiore, gutture pectoreque intense brunneis, singulis plumis pallidius marginatis; abdomine erissoque cinereis, stramineo Linctis; rostro pallide fusco; pedibus nigrescenli-fuscis. C. assimilis (Mas. jun?) C. corpore supra fuliginoso, nec non gutture abdomineque, illorum plumis cınereo marginatis; vostro pallide rufescenti-brunneo; pedibus nigrescenti-brunneis. Long. tot. 5! unc.; rostri, 3; alae, 23; caudae, 13; 'tarsi, 3. Gerthidea (subgenus). €. differt a genere Geospiza rostro raciliore et acutiore; naribus basalibus et non tectis; mandibu- ae superioris margine recto; tarsis longioribus et gracilioribus. C. olivacea. C. summo capite, corpore superiore, alis caudaque olivaceo-brunneis; gutture et corpore infra cinereis; rostro pedibusque pallide brunneis. Long. tot. 4 unc.; rostri,4; alae, 2; caudae, 14; tarsi, 4. Insulae Galapagos. Sphenostoma Gould. Gen. nov. (Pr. Z. S. V. p. 149). Rostrum breve, durum, lateraliter compressum et cuneiforme; nares basales, rotundatae, opertae; rictus rectus; mandibula supe- riore haud dentata; setis delicatis ad basin sparsis; alae perbreves et rotundatae, remigibus quarto, quinto etsexto fere aequalibus et longissimis; Ar elongata et gradata; tarsi mediocres, ro- busti, anlice squamis tecti, postice laeves; pedes breves; digito ostico valido, digitis externis inaequalibus, interno brevissimo, truthideae proximum, S, cristatum. S. capite plumis angustis acutis, antice cur- valis cristato; corpore supra et subtus omnino fusco; abdomine medio cinerescenli-albo; cauda fusca; rectricibus tribus utrinque ad apicem albis; rostro nigrescente; pedibus plumbeis. Long. tot. 8 unc.; rostri, 4; alae, 34; caudae, 44;"tarsi, 4. Hab. ın Nova Gambria australi, apud oram orientalem. Guiraca magnirostris, Bonap. (Pr. Z. S.120). G. gri- seo-Navida, nigro maculata; subtus cum superciliis favis:\ crisso albo; remigibus rectrieibusque fuscis: tectricibus alarum majoribus scapularibusque apice albo notatis. Brasilia. Ignotae speciei femina. 391 Cardinalis Virginianus Bun: (Pr. Z. 5.411). C.ru- ber; gula et capistro nigris; cauda valde rotundata; rostro co- nico, subdentato. Hab. per totam Americ. septemtr. C. phoeniceus Gould. €. ruberrimus; capistro tenuis- simo nigricante; cauda rotundata; rostro robustissimo conico- turgescenti sinuato-dentato, — Hondurasbay. ’ €. sinuatus Bonap. €. rubro cinereoque varius; gula et capistro coceineis; cauda vix rotundata; rostro compresso tur- Sido sinuato. Im Westen Mexiko’s. ‘ Carduelis Burtoni Gould. (Pr. Z. S.90). C. fronte et regione circum-oculari pulchre roseis; vertice genisque nigris; eorpore obscure fuscescenti-roseo, alis externe nigris, singulis plumis plus minusve albo ad apicem notatis; ala spuria alba; rectricibus caudae nigris; duabus intermediis ad apıcem albis, duabus proximis longius ad apicem albis, reliquis alba nota in- terne ad basin excurrente ornatis; rostro pedibusque pallide fuscis. Long. tot. 6} unc.; rostri, $; alae, 33; caudae, 24; tarsi, }. Hab. Himalaya. Fringilla sanguinea Gould. (Pr. Z. S. 127). F. brunnea, summo capite nigro; remigum pogonüs externis sanguineo lava- tis; primariis nigris, secundariis nigris, ad apices albis; tectrieibus caudae et regione circum-oculari sanguineo layatis: rectricibus cau- dae duabus intermediis nigris, reliquis plus minusve albo notatis, externa utrinque fere alba; rostro flavo; pedibus fuseis. Long. tot. 4 une.; alae, 4; caudae, 24; rostri, 3; tarsi, $. Hab. Erzerum. Alauda penicillata Gould. (Pr. Z. S. 126). A. fronte, mento, auricularibus, abdomine, pectore alisque subtus albis; fascia super frontem, penicillis SEN lateralibus et linea super nares late per genas excurrente, colloque anteriori nigris; summo capite et nucha vinaceo-cinereis; corpore supra cinereo; remigi- bus alarum cinereo-fuscis, remige primo externe albo; rectrici- bus caudae duabus intermediis fuscis, ad marginem pallidioribus; ar nigrescentibus, externa utrinque albo marginata, rostro pedibusque nigris. Long. tot. unc. 8; alae, 45; caudae, 3; ro- stri, $; tarsi, 1. Hab. Erzerum. Aegialitis? canus Gould. A. fronte, linea supra-oculari, genis, gula corporeque subtus albis; summo capite corporeque supra cinereo-fuscis; primarlis obscure brunneis, stemmatibus al- bis; cauda brunnea, singulis plumis marginibus albis; rostro pe- dibusque nigris, olivaceo tinctis. Long. tot. unc. 74; rostri, 2; alae, 34; caudae, 2}; tarsi, 14. Hab. in Nova Cambria australi. Sittella pileata Gould. (Pr. Z. S. V. p. 151). S. fronte, siriga superciliari, gula, pectore abdomineque medio albis; vertice nigro; plumis auricularibus, nucha dorsoque cinerescenti-fuscis; hujus linea saturatiore per medias plumas excurrente; uropygio albo; tectrieibus caudae crissoque cinerescenti-fuseis, fusco albo- ue variegalis; cauda nigra ad apicem alba; alis nigrescenti-fus- . eis, nota rufa centrali; lateribus et ventre cinerescenti-luscis; rostro ad basin favo, ad apicem nigro; pedibus flavis. Long. tot. 44 unc.; rostri, 4; alae, 3}; caudae, 1%; tarsi, 4. Hab. in Australia, apud en Öygnorum. 392 S. melanocephala Gould, (Pr. Z. S. 152). S. vertice, occipite plumisque aurieularibus nigris; dorso plumisque scapu- larıbus cinerescenti-fuscis; alis nigris, primariıs secundariisque plus minusve rufo notatis; uropygio tectricibusque caudae albis; cauda nigra, ad apicem albo notata; crisso albo, fusco. fasciato; palpebris aurantiacis; rostro ad basin carneo, ad apicem nigro; pedibus flavis. Long. tot. 43 unc.; rostri, 3; alae, 34; caudae, 15; tarsi, 4. Hab. in Australia, apud Flumen Cygnorum. S. leucocephala Gould. ib. S. capite, gula corporeque subtus albescenlibus, hoc lineis cinereo-fuseis longitudinalibus notato; corpore supra einerescenti-fusco; uropygio albo; cauda fusca, albo terminata; alis fuscis; primariis secundariisque. late rufo fasciatis; crisso fusco, albo varıegato; rostro, aurantiaco, ad apicem fusco; pedibus Navis. Long. tot. 4} une.; rostri, 4; alae, 2}; eaudae, 1#; tarsi, 4. Hab. in Australia. Pardalotus quadragintus Gould. (Pr. Z. S. p. 148). P. vertice corporeque supra olivaceis, plumis fusco leyiter mar- ginatis: alis nigrescentibus, remigibus (primo etsecundo exceplis), ad apicem albis; genis crissoque Nlavescenti-olivaceis; corpore subtus cinerescenti-albo; rostro intense fusco; pedibus fuseis. Long. tot. 33 unc.; rostri, $; alae, 24; eaudae, 1}; tarsı,}. Hab. in terra Van Diemen. „‚Korty-spot a Golonis propter macularum albarum multitudinem dictus. P. melanocephalus Gould. (Pr. Z. S.149). P. verlice, loro, plumisque auricularibus nigris; striga superciliari aurantiaca oriente, alba desinente, genis collique lateribus albis; nucha dor- soque einerescenti-olivaceis; rectricibus caudae fuscescenti-cervi- nis; cauda nigra, ad apicem alba; alis nigrescenti-fuseis; remigi- bus tertio, quarto, quinto, sexto, seplimoque albis; secundariis albo marginatis atque terminatis; linea alba oblique per humeros abducta; ala spuria coccineo terminata; linea guilurali, pectore abdomineque medio laete llavis; crisso cervino; rostro nigro; pedibus fuscis. Long. tot. 4 unc.; rostri, 3; alae, 27; caudae, 14; tarsi, 4. Hab. in Nova Cambria australi, apıd oram orientalem. P. rubricatus Gould. ib. P. faseia frontali ker ge sor- dide alba; vertice et oceipite nigris, albo guttatis; nucha, dorso, uropygio tecirieibusque alarum cinereis; alis. intense fuscis; ala spuria, primariis ad basin, secundariisque ad marginem externum laete aurantiacis; nota flammea ante oculos; striga super-oculari cervina; tectricibus eaudae olivaceis; cauda intense fusca, ad api- cem alba; gula abdomineque cinereis; pectore flavo; mandibula superiore fusca, inferiore cinerea; pedibus fuscis. Long. tot. 4 unc.; rostri, 3; alae, 2%; caudae, 44; tarsi, 3. Hab. in Australia. P. affinis Gould. (Pr..Z. S. p. 25). P.fronte nigra; ver- tice nigro, singulis plumis linea ctentrali alba; linea supereiliari flava ad basin rostri oriente, cum linea alba conjuncta oceiput versüs tendente; nucha dorsoque sordide olivaceo-fuscis; uropy- gio teetrieibusque caudae flavide olivaceo-fuseis; alis nigris, pri- mariis nota alba apicali ornatis, pluma tertia albescente ad mar- ginem externum; secundariis albo rufoque marginatis; ala spuria ad apicem flava; caudae rectrieibus nigrescenti-fuseis transversim 393 albo ad apicem notatis; auriculis genisque cinerescentibus; gula Aava, peciore abdomineque mediis pallide flavis; albo intermix- tis; lateribus Navide olivaceo-fuscis; rostro nigro; pedibus fuscis. Long. tot. 31”; rostri, 3; alae, 25; caudae, 14; tarsi, 42. Hab. in terra Van Diemen. Pipra striolata Bonap. (Pr. Z. S. 122). P. olivacea, " subtus rufa, albo striata ; pileo eristato coccineo, Brasilia. (P. stri- gilatae Pr. Max. proxima.) P. elegantıssima Bonap. (Pr. Z. S. p. 112). P. purpureo- nigra; fronte castaneo-fusca; verlice, nucha et cervice pulchre eyaneis; pectore abdomineque fuivo-aeruginösis. Mexico. P. linearis Bonap.ib. P. capite, alis caudaque nigris; ver- tice cristato coccineo; rectricibus duabus intermedüs lineari-acu- minatis, nigris, caeteris triplo longioribus. Mas. Niger; dorso coeruleo. Fem. Olivacea. Mexico. Tanagra Darwinii Bonap. (Pr. Z. 5. 121). T. oliva- cea, capite, collo alarumque tectrieibus coeruleis; subtus ex toto cum uropygio, Navis, femoribus einereis. Chili. Aglaia nigro-cincta Bonap. (Pr. Z. S.121). A. viridi- eyanea, dorso, pectore remigibus caudaque nigris, abdomine albo. Brasilia. Euphonia hirundinacea Bonap. (Pr. Z. S. 117). E. oli- vaceo-flava, fronte et sublus flava, vertice genisque nigro-chaly- beis, remigibus reetrieibusque nigricantibus, margine externo oli- vaceis; rostro nigro, valde uncinato, subhirundineo, Guatimala. Arremon Bipantan: Bonap. (Pr. Z. S. p.117). A. laete olivaceus; rostro robustissimo, nigerrimo, er Si nigro; gula me- dia alba (unde nigro-cincta); pectore abdomineque plumbeo, erisso flavo, aeruginoso; remigibus nigris, cauda olivacea, valde rotundata. Long. tot. 9 6“; rostr. 1"; al. 44 6; caud. 44 6; tars. 1%. Guatimala. Icteria Velasquezi Bonap. (Pr. Z. S.417). I. viridis; ectore Havo-aurantiaco; rostro nigricante, mandibula albicante. uatimala. I.viridis Bonap. (Pipra polyglotta Wils. Icteria dumicola Vieil.) L viridis, pectore flavo; rostro ex toto nigro. 2. Hiantes, Brachypus plumifera Gould. (Pr. Z.$. V. p.137). B. ca- pite, pectore, lateribus colli gulaque nitide viridescenti-nigris; corpore alisque olivaceo-flavis; primariis fuscis, 'olivaceo-Havo marginatis; secundariis, pogoıfiis internis fuscis; cauda fusca; rostro pedibusque nigris. Long. tot. 74 unc.; rostri, 3; alae, 31; caudae, 3}; tarsi, 4. — ne f Caprimulgus monticolus Franklin#*) (Burton in Pr. Z. S.V. p.89). Femina? C. pallidior mari: remigibus macula no- tatis rufa, ubi mas gaudet alba; jugulo rufo tincto; cauda rufa, nigro fasciata et inspersa, rufo rectrices apud exteriores domi- N Proceedings of the Committee of Science and Correspondence (Zool. Soc.) 1830 — 1831. 394 nante, caudaque externa maris albo omnino carente, Forma et sta- tura mari simillima. Hab. in India septentrionali. In ‚Museo Medico-militari, Chatham. Amblypterus anomalus Gould. (vgl. d. Archiv. Jahr- gang IV. S. 350). A. summo capite, corpore supra et alis cinereo- fuscis, singulis re nigro ırregulariter ‚sparsis et maculatis; primariis nigris, basi rubrescenti-cervinis, apice albis; secundarlis cervinis, nigrescenti-fusco irregulariter fasciatis; reetricibus cau- dae cervinis, nigrescenti-fusco irregulariter fasciatis et maculatis; duabus eehtialhun einereo-fuscis; gutture, pectore et abdomine ad partem superiorem nigrescenti-fuscis, singulis plumis cervino maculatis; abdomine imo pallide cervino, singulis plumis nigre- scenti-fusco transversim fasciatis; rostro fusco; pedibus pallide fuscis. Long. tot. 65; rostri, 1; alae, 55; caudae, 3; tarsi, 2. Demerara. Re stellatus Gould. (Pr. Z. S. 43). P.:corporis plu- mis, alis caudaque crebre guttulis nötisque irregulariter interruptis, his pallide brunneis, illis fuseis, ornatis, colli plumis linea angusta nigra fasciatis ad apicem latis, et albescentibus lunulam facienti- bus; post oculos plumis pilosis elongatis orientibus, et postice directis tectricibus alarum ad apicem marginis interioris nota albescente, nigro postice cincta, ornatis scapularibus inferioribus pallidioribus; pectoris plumis nonnullis flavescenti-albo guttatis; rostro pedibusque pallıde fuscis. Long. tot. 8 unc.; rostri, 14; alae, 4; tarsi, 4. Hab. Java. 3. Syndactyli. Halcyon incinctus Gould. (Pr. Z.S. V.p. 142). H. fronte media et vertice nigrescenti-fuscis, leviter coeruleo tinctis; fronte in Jateribus strigis Badis notata; occipite etnucha cyaneis; loro, linea infra-oculari auricularibusque nigris; plumis in fronte levi- ter badio marginatis; dorso medio lilacino viridi nitente, hume- ris, caudae tectricibus majoribus et minoribus viridescenti-coeru- leis; alis spuriosis secundariisque cyaneis; primariis brunneis ad bases niveis, et coeruleo-viride externe marginatis; teetricibus superioribus caudae viridi-coeruleis, fulgore metallico; cauda eyanea; gula alba; pectore corporeque subtus pallide badiis; mandibula superiore nigra; mandıbula inferiore ad marginem api- cemque nigra, ad basin carnea; pedibus carneis. Long. tot. unc. 8; rostri, 13; alae, 35; caudae, 24; tarsi,;. Hab. in Nova Cambria australi. Affınis Halc. Mac Leayii Jard. Selb. Ceryle torquata Bonap. (Pr. Z. S. 108). €. subcristata, cano-coerulescens, torque albo; subtus castanea; alis caudaque albo maculatis. Mas. Pectore cano-coerulescente, crisso ferrugineo. Fem.Pec- tore castaneo, crisso albo. Buff. Pl. Enl. 284. Alcedo cinerea Vieill. — Mexico. Geyx microsoma Burton (Pr. Z. S. V. p.89). C. suberi- stata, capite caudaque supra, nucha et humeris rufis; striga ab oculis ad nucham (pone oculos leviter, apud nucham intense) dorso et uropygio hyalino splendentibus; alis brunneis, pogonüs 395 remigum internis rufo ei tectrieibus punctis hyalinis ornatis: infra pallide rufa hoc colore 'apud ventrem dilutiore; mento, gula et siriga aurieulari albidis; rostro praegrandi, auran- tiaco. Pedibus rubris. Long. corp. 43 une.; Kr 2, rostri ab apice ad rectum 44; candae 1. Hab. in India Maderaspatana. 4. Zygodaetyli s. Scansores. Cuculus micropterus Gould: (Proc. Z..S. V. p.137). E. summo ru eorpore supra alisque obseure plumbaceis; cauda nigrescenti-plumbacea, pius minusve albo notata; primariis interne ad bases maculis oblongis albisque notalis; gutiure 'peetoreque cinereis; corpore subtus albo, nigro crebre fasciato; rostro ad apicem nigro, ad basin carneo. Long. tot. 42 une.; rostri, 4; alae, 74; caudae, 64; tarsi, 4. — Himalaya. Pteroglossus Gouldii Natterer. (Pr. Z. S.44). S. summo eapite, nucha, gutture, pectore abdomineque nigris; plumis auri- eularibus aurantiaco-lavis ad apicem stramineis; fascia semilunari nuchali flava; dorso, alis caudaque olivaceo-fuscis ; hujus rectrici- bus sex intermediis apice castaneo; lateribus aurantiaco-Navis; femoribus castaneis, crisso coceineo, cute circa ocules viridi; rostri mandibula superiore nigra, apicem versus livide cornea, apice albo, fasciaque angusta alba ad basin; mandibula inferiore alba, fascia nigra apiceque livide corneo, pedibus plumbeis. Femina differt partibus, quae in mare en in illa casta- neis, et lateribus plumisque auricularibus pallidioribus. Long. tot. 41 unc.; rostri, 24; alae, 5; caudae, 43; tarsi, 14. Platycercus haematonotus Gould, (Pr. Z. S.88 u. 151). P. summo capite, fronte, genis, nucha pectoreque smaragdino- viridibus; dorso fuscescenti-viridi; uropygio coccineo; articulo humerali, ala spuria et pogoniis externis primariorum ad partem basalem nitide coeruleo-nigris; nota sulphurea humerali. Remi- gibus majoribus et minoribus, reetricibusque caudae duabus inter- mediis viridibus, hoc colore in coeruleum tränseunte ad apicem, apicibus ipsis nigro-fuscis; rectricibus reliquis ad bases virıdibus, ” 'apices et ad pogonia externa cineraceo-albis; abdomine medio Aavo; femoribus yon coeruleo-viridibus; crisso cineraceo-albo; rostro corneo; pedibus fuscis.. Long. tot. 41 unc.; alae, 5; cau- dae, 64; tarsi, $. Pullus intra annum primum ab ave adulta differt partibus, quae in hac smaragdino-vıridibus, in illo cinerescenti-viridibus; necenon cerisso haud coccineo, abdomine haud flavo; at primariis nonnullis secundariisque ad bases albis. Hab. in Nova Cambria australi. P. haematogaster Gould. (Pr. Z. S. 89). P. fronte facie- > eoeruleis; summo capite, nucha plumisque auricularibus avescenti-cinereis; pectore cinereo tineto brunneo; plumis auri- eularibus ad partem superiorem stramineis; uropygio tectricibus- que superioribus caudae cerinis articulo humerali pallide coeruleo; u intense fuseis; secundariis tectricibusque majoribus vio-. aceo-coeruleis; tectrieibus minoribus alisque ad partem supe- riorem intense coceineis; lateribus tectricibusque inferioribus 396 ) pallide flavis; abdomine medio nitide coccineo, plumis duabus in- termediis caudae ad bases pallide olivaceo-viridibus, ad apices in coeruleum transeuntibus, Reliquis plumis ad bases intense coe- ruleis, ad apices in album transeuntibus; rostro corneo; pedibus fuscis. ‘Long. tot. 12unc.; alae, 53; caudae, 7; tarsi,3. Hab. in Nova Cambria australi. P. flaveolus. P. fronte coceineo; buccis pallide eoeruleis; summo capite, nucha et dorso, uropygio, tectricibus caudae su- perioribus corporeque inferne pallide Hlavidis, plumis dorsi par- teque inferiori teetricum alae majorum centris nigris, externe fla- vescentibus; alis medıis cyaneis; ala spuria primarisque externe ad basin saturate violaceis;. reliquis primariorum.saturate brunneis; rectricibus duabus intermediis caudae ad basin viridescentibus, ad apicem coeruleis; Frans recticum ad basin exteriorem saturate coeruleis, apicibus pallidioribus, plumis interne fere per totam longitudinem brunneis, apieibus extremis albis; rostro livido; edibus fuscis. Long. tot. 1431 unc.; alae, 7; caudae, 74; tazsı, 3. ab. in Nova Cambria australi. | P. ignitus Leadb. P. capite summo, auriculis, uropygio ectore, corporeque sublus coceineis, buccis albis; plumis singu- Is dorsi ad medium nigris, marginibus coccineo et flavo inter- mixtis; ala media coerulea, primarüs quintis ad basin ‚albis, ‚api- cibus brunneis; rectricibus quatuor intermediis albis coceineo-pal- lide tinctis; rectrieibus reliquis coeruleis ad basin albis, ad api- cem albescentibus; rostro livido; pedibus ‚saturate fuseis. Long. tot. 12 unc.; alae, 6; caudae, :6?; tarsi, 4. Hab. Australia. Galyptorbhynchus xanthonotus Gould. (Pr. Z. S. V. .451). €. summo capite, genis, ‚gutture corporeque supra et ınfra fusco-nigris; plumis pectoralibus, apicibus olivaceis; anricu- laribus flavis; rectricibus caudae duabus intermediis nigro-fuscis; reliquis ad bases et apices nigris, in mediis pallide flavis, inter- dum plus minusve ‚brunneo notatis; rostro albo vel nigrescenti- brunneo; pedibus obscure fuscis. Long. tot. unc. 24; alae, 444; ‚caudae, 12; tarsi, 1. Hab. in terra Van Diemen. Nanoıles elegans. Mas. (Pr. Z. 5.26). N. vitta frantali purpurea, supra linea metallice coerulea marginata ad aurioulas tendente; loro splendide favo; capite, genis, dorso, tectricibus- que caudae olivaceo-viridibus, aureo lavatis; humeris coeruleis; primariis era t primis quatuor ad marginem viridescentibus; secundariis alaque spuria nigris; gula pectoreque viridescenti- Alavis; hoc colore abdomine crissoque in fJayum transeunte; ab- domine- centrali pallide aurantiaco; rectricibus caudae duabus in- termediis viridescenti-coeruleis, reliquis ad basin coeruleis, ample Aavo terminatis; rostro pedibusque intense fuscis. Fem. vel Mas junior vitta frontali caret, et colorem habet indistinctiorem. Long. tot. 9 unc.; alae, 4%; caudae, 54; tarsi, 4. Hab. in terra Van Diemen? CGenturus (Picus) subelegans Bonap. (Pr. Z. S. 109). C. albo nigroque fasciatns; subtus cum capite dilute cinerescens; verlice rubro, fronte et cervice subauratis. Mexico. C. Santa Cruzi. Bonap. ibid. p. 146. C. albo nigroque ’ 397 striatus capite et corpore subtus griseo-oliyaceis; vertice cervice- que rubris; fronte et abdomine aureis; uropygio albo; remigibus rectricibusque nigris. Guatimala. Asthenurus rufiventris Bonap. (Pr. Z. S. 120). A. fuscus, subtus cum genis rufis, pileo nigro, rubro maculato. Brasilia. Erythrogonys Gould. Neue Gattung der Wadvögel. (Pr. Z. S. V. 1837, 155.) Rostrum capite longius, rectum, paulo depressum; nares basales, lineares; alae elongatae, remige primo longissimo; ter- tialibus fere ad apicem remigum tendentibus; cauda brevis, et fere aequalis; tarsı elongati; digiti quatuor, postico parvulo; an- ticis inter se conjunctis, usque lad articulum primum; tibiae ex parte nudae. E. cincetus. E. capite, plumis auricularibus, nucha, pecto- reque nigris; gula, abdomine medio, crissoque albis; hoc fusco adsperso; dorso, alis mediis, scapularibusque olivaceis, brunneo metallice lavatis; uropygio, rectricibus caudae duabus intermediis fuseis, rectricibus reliquis albis; lateribus castaneis; tibia parte nuda, cum arlieulo, coccinea; tarsis olivaceo-fuscis; rostro ad basin rubro, ad apicem nigro. Long. tot. 7 unc.; rostri, 4; alae, 44; caudae, 15; tarsi, 4. Hab. in Nova Cambria australi. Berichtigung. Aegialitis? canus Gould., zu Charadrius gehörig, ist beim Ordnen der Diagnosen aus Versehen unter die Singvögel (s. oben 8. 391)gerathen, und an seinem Orte (Jahrg. IV. Band 2. p. 672) aus- gelassen, was ich gütigst zu entschuldigen bitte. ' Herausgeber, Bi ' W. Jahrg. 1 Band, 26 Lepidosiren ist kein Reptil. (Aus den Proc. of the Linn. Soc, 1839. April 2.) H: Richard Owen, welcher eine zweite neue Art dieser Gat- tung einer sorgfältigen anatomischen Untersuchung unterwarf, hat am 2. April in der Linnean Society, mit überzeugenden Gründen dargethan, dafs dies paradoxe Thier, welches Fitzin- ger und Natterer zudenReptilien mit bleibenden Kiemen stell- ten (s. Archiv II.2 p.232 u.1V.2 p. 361.), in Wahrheit der Klasse der Fische angehört, und somit die Zweifel bestätigt, welche ich, wenn ichsie auch gegen die Autorität der Wiener Naturfor- scher nicht öffentlich auszusprechen wagte, doch gegen meine hiesigen Freunde nicht unterdrücken konnte, und in denen die schöne Abbildung des Thieres in den Annalen des Wiener Museums mich nur bestärkte, Die Kopfform, die Beschuppung, die fadenförmigen Extremitäten, die inneren Kiemen, die Lage und die Gestalt des Afters sind so durchaus fremdartig, dafs nur die Behauptung der Wiener Gelehrten, dafs durchgehende Nasenlöcher vorhanden seien, mich in meinen Zweifeln ‘irre machen konnte. Hr. Owen hatte seit Juni 1837 jenes Thier unter dem Namen Protopterus in dem Kataloge des Museums of the College of Sourgeons aufgeführt und wegen der Schup- penbekleidung und der sackförmigen Nasenhöhlen in die Klasse der Fische unter die Malacopierygü abdominales gestellt, in welcher Ordnung es ihm durch die ganz rudimentäre Beschaf- fenheit der Flossen einen Uebergang zu den Apoden zu. bahnen schien. Die Hauptbesonderheiten des Skelets bestehen in des- sen unvollkommener oder partieller Verknöcherung und der grünen Farbe der verknöcherten Partien, ähnlich wie beim Hornhechte. Die stets im Knorpelzustande verharrenden Theile sind die Felsentheile der Schläfenbeine, welche den Gehör- i 399 labyrinth enthalten, ein Theil des Gelenkstieles der Unterkinn- lade, die Kiemenbogen und die Wirbelkörper; diese sind aufser- dem nicht getrennt, so dafs sie den Apophysen des Rücken- markskanals und den Rippen entsprächen, wie bei den Plagio- stomen, sondern sie behalten ihre ursprüngliche Verschmelzung bei, einem runden, ununterbrochenen, vom Kopfe zum Schwanz- ende reichenden Strange gleichend. Diese chorda dorsalis besteht aus einer äufsern festen, elastischen, gelblichen Kapsel, die eine, weichere, fast gallertartige Masse einschliefst. Die entsprechenden Basilartheile der Schädelwirbel waren ver- knöchert. Die 36 Paar Rippen sind kurze, schwachgekrümmte, dünne Stiele, etwa ein Sechstheil der Bauchhöhle umfassend. Sie sind unter der Seite der Faserscheide der centralen Chord@ dorsalis angeheftet, ihre spitzen, freien Enden sind den Inter- ınuscular-Ligamenten angeheftet. Die oberen Dornfertsätze sind von den den Rückenmarkskanal bildenden Fortsätzen ganz getrennt und diese sind an ihrem obern Ende nicht durch Anchy- lose verbunden. Die unteren den Blutgefäiskanal bildenden Apo- physen sind in der Schwanzregion entwickelt, und beiden Apo- physen, diesen und denen des Rückenmarkkanals sind Haut- knochengräten angefügt von gleicher Länge, deren oberes aus- gebreitetes Ende die durchsichtigen elastisch-hornigen Strahlen der Schwanzflosse stützen. Die rudimentären, fadenförmigen Brust- nnd Bauchflossen sind jede von einem aus vielen Glie- dern bestehenden Strahle gestützt. Das Muskelsystem des Körpers besteht aus fast vertikalen Lagen schiefer Fasern, die in kurzen Zwischenräumen von aponeurotischen Zwischenlagen. getrennt sind. Zwei lange, schwach gekrümmte, schlanke, scharfspitzige Zähne treten aus den beweglichen Zwischenkie- ferbeinen hervor.. Die Oberkiefer tragen, jeder eine einzige, durch zwei schiefe von aufsen eindriugende Einschnitte in drei schneidende Lappen 'getheilte Zahnplatte; der Unterkiefer ist mit einer ähnlich gebildeten Zahnplatte bewaflnet, deren schnei- dende Enden in die oberen Einschnitte eingreifen. Diese Kie- ferzähne gleichen in etwas der: Zahnplatte des vorweltlichen Geschlechts Ceratodus Agass. Die fleischigen und sensitiven Theile der Zunge sind mehr entwickelt, alses bei den Fischen gewöhnlich der‘ Fall ist. Die Kiefer sind zu feiner Zerthei- ' Jung und Verkleinerung der Nahrungsmittel geeignet. Die 400 Schlundöffnung ist verengt; der Eingang zum Schlunde durch eine weiche, halbkreisförmige Klappe geschützt. Die Speise- röhre kurz, gerade, eng, aber der Länge nach gefaltet. Der Magen einfach, gerade, mit dicken Wänden, in Geräumigkeit mit dem Oesophagus übereinstimmend; Pylorus klappenartig mit einem geschweiften (scalloped) Rande in den Darm vor- tretend. Weder Pankreas, noch Milz. Leber sehr entwickelt, in 2 Lappen getheilt. Eine Gallenblase und ein weiter du- ctus choledochus, der sich durch ein klappenartiges Ende nahe am Pylorus öffnet. Darm gerade, zuerst von gleichem Durch- messer wie der Magen, aber nach dem After zu allmälig ver- engt, mit dicken Wänden; im Innern von einer sechs Win- dungen beschreibenden Spiralklappe durchsetzt. Die Respira- tionsorgane bestehen in Kiemen und einer doppelten verlän- gerten Schwimmblase, von einer gefäfsreichen zelligen Struk- tur, wie sie sonst in den Lungen eines Reptils gewöhnlieh ist. Die Kiemen bestehen in verlängerten, etwas zusammengedrück- ten, weichen, hängenden Filamenten, welche knorpeligen Kie- menbögen angeheftet sind. Diese sind nicht miteinander ver- bunden, oder dem Zungenbeine durch eine zwischenliegende Kette von Knorpel oder Knochen unten angefügt, noch oben dem Schädel artieulirt. Es finden sich jederseits 6 Kiemen- bögen und 5 Zwischenräume zum Durchtritte des Wassers vom Munde zum Kiemensacke. Nicht alle Kiemenbögen tra- gen RKiemenfäden, sondern nur der erste, vierte, fünfte und sechte. Der erste und letzte tragen jeder eine einfache Reihe, der vierte und fünfte jeder eine doppelte. Der zweite und dritte Bogen haben ihre vollständigen Proportionen, zeigen aber nicht die geringste Spur von Kiemen. Der Kiemensack ist ziemlich ‘weit, öffnet sich aufsen mit einer kleinen vertika- len Spalte dicht vor den rudimentären Brustflossen. Das Herz liegt unter dem Oesophagus in einem starken Perikardium; es besteht aus einem einzigen Vorhofe und Ventrikel und einem gewundenen Bulbus arteriosus, mit einem longitudinalen, klappenförmigen Fortsatze wie bei Siren. Die beiden Kiemen- arterien, ‚welche sich um die kiemenlosen Bögen winden, ver- binden sich jederseits mit einander und geben Zweige ab, welche die Lungenarterien oder die zu den Schwimmblasen gehenden bilden. Dieser Apparat für Luftrespiration beginnt 401 mit einer kurzen einfachen, häutigen Luftröhre, ‘welche mit einem longitudinalen Laryngeal-Schlitze von Ausdehnung einer Linie, und 3 Linien hinter der Schlundöffnung beginnt. Eine einzelne Knorpelplatte geht von dieser Laryngealöffnung nach vorn zu der des Schlundes; sie ist so’ breit als der Boden des Schlundes und scheint dazu bestimmt, das Zusammenfallen der Röhre zu verhindern und der Luft einen freien Zugang zur Trachea zu erhalten. Diese Röhre erweitert sich an ihrem unteren Ende in einem Sack mit sehr dünnen Wänden, wel- cher direct mit einer jeden Abtheilung der Schwimmblase com- münieirt. Diese Lappen oder Lungen sind theilweise an ihrem vorderen breiteren Theile weiter in kleinere Lappen getheilt, und gehen dann einfach und verflacht und allmälig zu einer stumpfen Spitze abnehmend fort bis hinter das hintere Ende der Kloake. Die ganzen Wände der Lungen sind zellig, die Zellen sind am weitesten, tiefsten, gefäfsreichsten und weiter getheilt am vorderen breiten Ende der Lungen. Die Lun- gen liegen hinter den Ovarien, Nieren und dem Perito- neum, welches allein den Theil ihrer glatten Bauchoberfläche berührt, der nicht von andern Eingeweiden bedeckt ist. Die beiden Nieren sind ganz gesondert, sehr lang und schmal, am breitesten gegen die Kloake. Die Ureteren communieiren mit dem hinteren Theile der gemeinsamen Endigung der Oviducte. Weder Nebennieren noch Milz sind vorhanden. Die Ovarien sind zwei lange, flache Körper mit Eiersäcken und Eiern von verschiedener Gröfse, einige von 2—3 Linien in Durchmesser zwischen Haufen von kleinen Eiern zerstreut. Die Eierleiter sind getrennte gewundene Röhren, welche mit einem sehr wei- ten und dünnhäutigen Theile, der sich mit einem 3 Linien weiten Schlitze öffnet, beginnen, 3 Linien weit an ihrem vor- deren Ende und nicht mit einander vor ihrem Eintritte in die Peritonealhöhle communieirend, wie bei den Plagiostomen. Die Oviduete verengern sich und bilden mehrere kurze der Eier- stoekskapsel adhärirende Windungen. Ihre Wände werden dicker und schiefe, spirale Falten sind an ihrer inneren Ober- Bäche entwickelt. Die Weite des Oviduets nimmt vor seinem Ende zu, welches in einer einzigen vorragenden beiden Ovi- ducten gemeinsamen Oefinung im hinteren Theile der Kloake besteht. Eine kleine Allantois liegt zwischen dem Oviduct 402 5 und-Mastdarm. Die Kloake nimmt die oben genannten Organe in folgender Ordnung auf, zuerst am meisten nach vorn die gemeinsame Oefinung der Peritonealkanäle; zweitens den After; drittens die Allantoisblase; viertens die Oviducte, mit den Ure- teren, welche sich in dem hinteren Theile der Oviducte mün- den. Das Gehirn besteht aus 2 verlängerten etwas zusammenge- drückten getrennten Hirnhemisphären;' einem elliptischen lobus opticus, Repräsentant der Vierhügel; einer einfachen queren Oe- rebellarfalte, welche nicht die weitgeöffnete vierte Hirnhöhle be- deckt, sehr entwickelten Pineal- und Pituitardrüsen; und einem einzelnen corpus. mamillare.. Die vom Hirn abgegebenen Ner- ven sind der Olfactorius, die Oplici, welche von, demselben Punkte an der Mittellinie zwischen :den Crura cerebri ent- springen. und sich nicht kreuzen; das fünfte Paar: die Hörner- ven; die Pneumogastrici; Zungennerven; vom 3., 4. und 6. Ner- venpaare findet sich keine Spur, da keine Muskeln des Aug- apfels vorhanden,sind. ‘Die Augen sind sehr klein, adhäriren der ‘Haut, welche über ihnen hingeht, ‚ohne irgend eine Her- vorragung zu bilden; sie haben eine kleine sphärische Linse und: keine Choroidaldrüse. — Das Gehörorgan besteht aus einem in einer dicken Knorpelhöhle eingeschlossenen Vorhofe, ohne ‚Commnnication nach aufsen als die Foramina, welche die Portio mollis durchlassen. Es besteht aus 2 Ohrstein- säcken, ‚deren jeder eine weifse Kalkmasse enthält; der äufsere 6 mal so grofs, als der dem Hirn zunächst liegende;'aufserdem finden ‚sich. ‘3 kleine, halbzirkelförmige Kanäle. Keine Spur von. Paukenhöhle oder tuba Eustachü ist. vorhanden. Das Geruchsorgan bestehtin zwei ovalen innerhalb gefalteten Haut- säcken, deren jeder eine einzige äufsere Oefinung an der Ober- lippe hat, aber ohne Communikation mit dem Munde, welches, wie Verf. bemerkt, vielleicht das einzige Merkmahl ist, das obne Ausnahme. die Lepidosiren als einen wahren Fisch. darthut. Die weitere Evidenz ihrer Fischnatur beruht im Zusammen- treffen folgender minder entscheidender Charactere. Diese sind: die Hautbedeckung von breiten, runden Schuppen; die Schleim- kanäle des Kopfes und der Seitenlinie; der vielgliedrige weiche Strahl, welcher die rudimentären Brust- und Bauch- flossen stützt; die knorplige Rückgratssaite, welche vorn dem ganzen Basi-Occipitalknochen, nicht aber wie bei den Batra- 403 chiern zweien Gelenkhöckern verbunden ist; ein Praeopereular- knochen; .der bewegliche Zwischenkiefer; der Unterkiefer, des- sen beide Aeste nur aus dem Postmandibular- und Zahntheile bestehen; die doppelte Reihe von Dornfortsätzen oben und unten am Rückgrat; die grüne Farbe der verknöcherten Theile des Skelets; der gerade Darm mit seiner Spiralklappe; die Abwesenheit des Pankreas und der Milz; die einzige Perito- nealöffnung; die Lage des Afters; das einfache Herzohr; die Zahl der Kiemenbogen und die innere Lage der Kiemen; ein langer Lateralnery; das Gehörlabyrinth mit grofsen Otolithen. —In der Klasse der Fische bildet sie ein Zwischenglied zwi- schen den Knorpelfischen und Weichflossern, besonders den Sauroiden-Gattungen Polypierus und Lepidosteus, zugleich eine Annäherung derFische an die Amphibien. Die Art aus demFlusse Gambia in Afrika nennt Hr. Owen Lepidosiren annectens. Im Jahre 1837 neu aufgestellte Säugethierarten, deren Diagnosen im Jahresberichte des vierten Jahrganges aus Mangel an Raum wegbleiben mufsten. A. Quadrumana. \ Gälago Alleni Waterhouse (Pr. Z. S. 87). G. auribus ermagnis, digitis Pens vellere intense plumbeo, rufescente avalo; corpore subtus Havo lavato. une, lin. Longitudo ab apice roslri ad caudae basin 8 1 fi —_ caudae, En. ie ser: VOR _ auris SER 0 ee A » SE Pe Kr JR Te AERO \; Longitudo pollicis antipedum . . 0.6 _ digiti longissimi . .... NIE | _ pollicis pedum posticorum . 0.7 = digiti longissimi EN _ pedis postici a calce ad apicem digitorum Dee IT 1! Hab. Fernando Po. u 404 B. Chiroptera. Rhinolophus Landeri Martin (Pr. Z.S.101). R. vellere molli, pulchre castaneo-rufescente; auribus acutis, patulis, ere- ctis, ad latus exterius emarginatis, et lobo rotunduto accessorio instructis; prosthemate duplice; anteriore bidentato cum scypho parvulo ad basin anticam, hoc ferro-equino membranaceo cir- cumdato; prosthemate posteriore ad basin transversim sinuato, ad apicem acuto; ferro equino membranaceo, lato, margine libero antice bifido; pollice breyi, gracili, in membrana subtus per diz midium incluso: ungue parvulo; anti-brachüs robustis; cruribus gracilibus; patagiis nigricantibus. , 2 unc, lin. Longitudo corporis cum capite . ». ... 1 4 —_ caudae May 2. a EN RE 9, _ aurium er a IE _ antibrachik . 0. 2.000 2 OU —_ ag a a TE RER R . —_ Balearen NER 44 Prosthematis longitudo . . . » 2.2... 2 Alaeuninplitudo ..".. 4 2. 8.0 Habitat in Insula Fernando Po. C. Carnivora. a. Insectivora. Erinaceus concolor Martin. (Pr. Z. S.103). E. obscure fuscus, spinis in frontem, et super oculos obductis: spinis rigidis Havescenti-fuscis ad basin, apicem versus intense fuscis, apice ex- iremo pa!lide rufescenti-brunneo; auribus parvis, rotundatis; ro- stro .breviusculo; in frontem nota alba, necnon ante aures; pe- ctore sordide albo, vellere corporis subtus nigrescenti-fusco, pilis longis albis ad humeros sparsim intermixtis. unc. lin, Longitudo corporis, a rostro ad caudae basin, super dorsum . ...96 _ pedis postici a calce ad apicem digiti intermedii ungue excluso 1 73 Hab. apud Trebizond. b. Carnivora s. str. Vulpes fulvipes Martin. (Pr. Z. S.11). V.robustus, ar- tubus brevibus; cauda mediocri; corpore colore cano nigroque commixtis; hoc in dorso praevalente; capite sordide fulvescente, cano irrorato, rostro fusco, labiis superioribus ad marginem sor- dide albis, mento fuliginoso, auribus externe castaneis; -brachüis interne, tarsis digitisque fulvis; genis, gula, corporeque subtus, sordide albis; cauda vellere breyiore per terliam partem induta, apice floceoso et fuliginoso. ped. une, lin. Longitudo corporis ad basin caudae . . . . —_ caudae ad apicem velleris. . » .0 9 0 Br 405 F L ped. une. ln. Longitudo rostri ad oculos . ». »...0 1 4 — aurium ı . 10. 31.58 — tarsorum ad plantam digitalem . 0 2 4 Altitado apud humerös . . ». » » ...040 0 Hab. in Insula Chilöe. An Culpeu Molinae? Vulpes Magellanicus Gray. Loud Mag. N. S.1. p.578. Graulich mit schwarz varürt auf dem Rücken. (ueerbinde am Nacken, und Oberseite des Schwanzes schwarz. Kopf hell gelblich. Hinterseite der Ohren, Nacken und Seite der Len- den, Unterseite des Schwanzes hell rothgelb (fulvous). Kinn, Hals, Brust, Bauch und Vorderseite der Beine weils. Haare des Rückens lang, mit einer breiten weilsen Binde vor dem Ende. Unterpelz sehr dick, silberfarbig. Länge des Kopfs 8“, Körper 20‘, Schwanz 12“. Magellanstr. Vulpes griseus Gray. ib. Blals grau, mit schwärzlichen Haarspitzen. Beine blalsrothgelb. Lippen, Kehle, Bauch, Vor- derseite der Lenden weils. Schwanz schwärzlich an der Basis der Oberseite und am Ende. Magellanstr. Vulpes Hodgsonii Gray. ib. Pelz etwas wollig; oben blaulich grau. Vorderkopf, Nacken, Mitte des Rückens gelblich braun. Schwanzende schwarz. Kinn u. Unterseite weils. Nepal. Canis chrysurus Gray. ib. Pelz blafs fuchsfarbig, mit schwarzspitzigen weilsen Haaren untermischt, welche häufiger an den Seiten, und nur an der Hinterseite des Rückens zer- streut sind. Unterpelz weich, seidenartig; des Rückens roth- elb, an den Seiten weilslich; bleifarbig an der Basis der Haare. Nennen, Kinn, Kehle und Bauch weils, Seiten der Brust, Innenseite der Beine gelblich weils. Oberseite der Beine und Afterregion hell röthlich rostgelb. Schwanz cylindrisch, bis fast zur Erde reichend; blafs gelb mit dunkel brauner Spitze und einem reichlichen Büschel etwas steifer Haare an seiner Ober- seite zunächst der Basis. Ohren etwas grols, spitz, grau, aulsen mit Schwarz gerandet; innen weilslich. Die langen Haare des Rückens dünn an der Basis, weils, dicker und steif an der Spitze, jedes mit einem breiten schwärzlichen Ring und brau- ner Spitze, die sich an den Haaren der Seite am weitesten er- treckt. Länge 235”, Schwanz 10. Indien. Lutra indica Gray. ib. Nasenspitze (Muffel) kahl. Soblen der Hinterfülse vorn kahl, auf der hinteren Hälfte behaart. Pelz blals braun, mit weils varirt. Haare kurz, längere zer- streut. Lippen und Unterseite des Körpers blals bräunlich weils. Unterpelz kurz. — Var. mit weilser Schwanzspitze. — Bombay. L. californica Gray. Muffel kahl; Sohlen der Hinterfülse vorn kahl, hinten behaart. Pelz dunkel braun, mit zerstreuten - weilsspitzigen Haaren. Seiten, Lippen, Unterseite blals braun. - Die Schwimnihäute mit vereinzelten Haaren, Californien. L. chinensis Gray ibid. Muffel kahl. Sohlen der Hin- terfülse wie bei der vorigen. Pelz blals braun. Enden der Ohren, Lippen, Wangen, Kinn, Kehle, Unterseite des Körpers, Hinter- V, Jahrg. Bd, 1. 27 406 er der Beine, Unterseite der Schwanzwurzel blafs gelb. — ina. Pteronura Gray. Kopf breit, niedergedrückt. Nasen- spitze behaart. Fülse breit; Zehen 5.5. getrennt, mit sehr brei- ten Schwimmhäuten. Schwanz verlängert, fast cylindrisch, mit einer flossenartigen Erweiterung jederseits an seiner Hinter- hälfte. Vorderz. £; die vier mittleren oben breiter, gleich grols, lancetförmig: die äufseren klein, konisch; Eckzähne lang; Bak- kenzähne? — Nasenlöcher nur mit einem kleinen nackten Fleck an ihrem oberem Rande. Augen klein. Ohren klein, rund, u. innen sehr behaart. Fülse sehr grols, die Mitte haltend zwi- schen denen der Ottern und Enchydris. Zehen verlängert, mit langen spitzen Nägeln, die Hinterzehen sehr lang, die beiden äulseren die längsten, die anderen nach innen kürzer werdend. P. Sandbachii. Pelz weich, leberfarbig braun; Augen- rand blafser. Lippen, Kinn, Kehle gelblich; letztere braun ge- fleckt. Länge des Kopfs 64“, Körper 10“, Schwanz 12”. Breite des Kopfs von Ohr zu Ohr 44“, Vorderfülse 33“ im Durchmesser, Hinterfülse 4“ lang, 3“ breit. Demarara. S. die Abbildung im IV. Jahrgange Bd. II. Taf. X. Druckfehler. Seite 5 Anm. Zeile 2 v. u, hepati st. hepate „ 4 Zeile 9 v. u. parallele st. paralle. » 47 „ 41 v. o. Magellan-Str. st. Magallen — ,„ 4v.u. entfalten st. enthalten „ 213 ,„ 20 nudum, viride » 216 ,„ 3 schönsten st. schärfsten „ 216 „ 21 Asarineae st. Avarineae „ 218 ,„ 22 Grund, diese »„ 29 „ 24 (Wall.) st. (Well) % = ” 1n Mangle st. Monyle ” ” »„ 2333 „ 2 Cyrtopodium st. Cystopodium » 33 „ .4 Pandanus st. Paudanus „28 „ 5v.u ist — Zellen zu streichen „ 260 „ 412 v. o. befruchteten st. Befruchteten »„ 255 ,„ 42 v. u. Thalietrum st. Thalvitrum „ 300 „ 42 v. o. abweichend st. abwesend »„ 333 „ 4 v. u. Lipoglossis st. Sipoglossis » 365 „ 416 v. u. seinem st. ihrem »„ 537° _ „ 8 wv. o, Pedipes st. Pepid»s » zz M Gedruckt bei den Gebr. Unger, ARCHIV FÜR NATURGESCHICHTE. IN VERBINDUNG MIT MEHREREN GELEHRTEN HERAUSGEGEBEN von DR. AR. FR. AUG. WIEGMANN, AUSSERORD, PROFESSOR AN DER FRIEDRICH - WILHELMS -UNIVERSITÄT ZU BERLIN. ao MUFZ * 72 Aa FÜNFTER JAHRGANG. Zweiter Band, BERICHT ÜBER DIE LEISTUNGEN IM GEBIETE DER NATUR- GESCHICHTE WÄHREND DES JAHRES 1838. EEE BERLIN 1839. IN DER NICOLAVSCHEN BUCHHANDLUNG. KUWHINH) ns ER, * P | | 2 ’ RETTET TR, ne Dur Fee Tee ba ‘ pP vr : I nein Kir ii 2 AR, ARE i 8% s a wa; irn ie Zar zu" Yan“ ah ini ae ur EUREN Wr 2% wei ALLEN wor mi R 1 EEE a 1 ABaiZE?) Kun rar Inhalt des zweiten Bandes. Seite. 1. Bericht über die Arbeiten in der physiologischen Botanik von. Dr. E.J.E.Meyen . .. 2 ...... Ueber Ernährungs- und Wachsthums-Erscheinungen bei den Pflanzen S.1. Ursprung des Stickstoffs in den Pflan- zen 2. Pflanzen durch Luft und reines Wasser ernährt 6. Respiration keimender Bohnen 7. Stickstoffgehalt ver- schiedener vegetabilischer Nahrungsstoffe 7. Analysen des Klebers und des Pflanzeneyweifsstoffes 8. Analysen des Inulin’s und der Moosstärke 10. Aphorismen zur Anato- mie und Physiologie der Pflanzen 41. Entstehung der Zellen der Pflanzen 13. Vorkommen von Spiralfasern in den Hüllen der Saamen 17. Bildung des Spiralgefäfses aus einem Amylum-Kügelchen 19. Umwandlung der se- cundären Ablagerungen an den Zellenwänden in Amylum 20. Eoperuingen über den vegetabilischen Faserstoff u. sein Verhältnifs zum Stärkemehl 22. Chemische Zusam- mensetzung der Pflanzengewebe23. Holzige Concretionen in den Birnen 24. Entstehung der Baströhren 26. Fort- Meisner Erscheinungen bei den Gewächsen 26. Bildung des Eychens und Entstehung des Embryo’s bei den Pha- nerogamen 27. Bastardzeugung 33. Frucht- u. Saamen- bau bei Santalum 33. Entwickelung des Embryo’s bei den Gattungen Loranthus und Viscum 34. Endlicher’s Theorie über die Pflanzenzeugung 35. Bau der Saamen und des Embryo’s der Pflanzen 38. Anatomie und Physi- ologie der Blüthe des Cereusgrandiflorus 40. Umhüllung des Agnes bei den Scaevolaceen und Goodeniaceen 4. Saamenbildung am Bingelkraut (MMercurialis annua) ohne Befruchtung 42. Entwickelung der handförmigen Knollen der Orchideen 43. Lemna arrhizu 43. Saamenthierchen der Cryptogamen 45—51. Bau der Fructifications-Orga ne bei den Hymenomyceten 51 —55. Oeltröpfchen in den Fortpflanzungskörpern der Pilze 55. Untersuchungen der Hefe 56. Electrische Strömungen während des Gährungs- rungsprozesses 59. Turpin’s allgemeine Betrachtungen über die Organisation u. die Physiologie der Pflanzen 60. Organisation u. Fortpflanzung der Caulerpien 61. Rothe Färbung des Seewassers in den Salinen 61. Oscillatoria labyrinthiformis 64. Laubwechsel der Laminaria digi- tata u. 5. w. 62. Organographie und Physiologie der Al- gen63. Aphanizomenen incurvum, eine neue Conferve 64. Metamorphose der Algen 65. Ehrenberg’s Prachtwerk über die Infusorien 65. Ueber Bewegung der Säfte und Transpiration der Pflanzen 71. Steigen des Nahrungssaf- tes in den Pflanzen 71. Saftbewegung dei der Chara 72. Beobachtungen über die Rotationsströmungen in den Zel- len der Pflanzen 74—77. Circulation im Eychen der Feige 78. Einflufs des Lichtes auf die Transpiration der Pflanzen 79. Ueber Farbenbildung, Wärme- und Licht- Entwickelung 80. Blattgrün 80. Farbestoff in den Blät- tern von Polygonum tinctorium 2. Farbenveränderung der Blüthen des Hibisceus mutabilis 82. Ueber die Erhö- hung der Temperatur an den Blüthen der Colocasia odora 83. Ueber das Leuchten der Pflanzen 86. Ueber Abson- derung verschiedener Stoffe 86. Giftige Wirkung des Manschinellbaumes 86. Krystalle auf den Drüsenköpfchen der Altropa frutescens 87. Vorkommen des Tabaschir’s und dessen nähere Eigenschaften 87. Perldrüsen 87. Ab- sonderung der Wurzelspitzen 88. Ueber Irritabilität und Sensibilität der Gewächse 89. Wirkung der Gifte auf die Reizbarkeit der Blätter an der Sinnpflanze 89. Reizbar- keit des Säulchens von Stylidium 91. Zur Anatomie der Gewächse 94. Classification der Elementar- Organe der Pflanzen 94. Vergleichende Phytotomie vor- und jetzt- weltlicher Pflanzenstämme 96. Lepidodendra 98. Wur- zeln der Pflanzen 100, Anwachsen von neuen Theilen in den Pflanzen 100. Harmonie des organes vegetaux ete. 402. Fehlen der Baströhren in den Wurzeln und am Stengel einiger Gewächse 102. Parasitismus der Tilland- sien 102. Markröhre u. deren Querwände in dem Stamme der Ceeropia palmata 103. Hautdrüsen der Pflanzen und deren Spaltöffnungen 104. Luftröhren-Haare bei Villarsia nymphaeoides etc. 106. Drüsen, welche das Wasser in den Schläuchen der Nepenthes destillatoria absondern 108, Biforinen 110. Sphagnum-Zellen und ihre Poren 110. Poröse Zellen bei Sphagnum, Dieranum und Octoblepha- rum 411. Struktur der Kapselwände bei Pellia epiphylia 113. Bau der vegetabilischen Zellenmembran 114. Ueber Pflanzenkrankheiten 117. Krankheiten u. krankhafte Mifs- bildungen der Gewächse ete. Mutterkorn 118. Schädli- cher Einflufs der Sabine auf den Birnbaum 120. Wirkung des Frostes auf die Kartoffeln 121. Gefrieren der Pflan- zen 122. Entstehung der Bleichsucht als Folge von Spät- frösten 122. Zur Morphologie 122. Morphologische Deu- tung der Gattung Caulteria Humb, 122. Entwickelungs- eschichte der Blüthentheile bei den Leguminosen 123. Stellung der Blätter 124. Laubknospen 125. Präfoliation der Oycadeen 126. Entstehung der Knollen der Corydalis cava und C. solida 127. Metamorphose des Stengels und der Blätter einiger Euphorbien 127. Trifolium anomalum 129. Blüthen- und Fruchtbau der Orueiferen 130. Ueber Cistaceen 131. Morphologie der Wasser - absondernden Schläuche 431. Trichterförmige Anwüchse auf den Blät- tern der Brassica oleracea 132. Mifsbildungen an Car- damine pratensis 133. Verschiedenes Wachsthum der Blätter 133. Zur Pflanzen- Geographie 134. Entstehung der verschiedenen Pflanzen-Formen auf der Erdfläche 131. Bodenkunde oder die Lehre vomBoden etc. 135, Boden- Seite. Seite, stetigkeit der Pflanzen 136. Einflufs der Erden auf den Vegetations-Prozefs 137. Einflufs des Clima’s anf die Be- grenzung der natürlichen Familien 158. Ueber die geo- graphische Verbreitung der Gentianeen 141. Geographi- sche Verbreitung der europäischen Euphorbien 142. Ge- ographie der Niederlausitz 142. Beobachtungen über Su- matra 143. Vergleichung der Flora der Preufs. Rhein- Provinz mtt der Flora von Nord-Niederland 444. Gren- zen der Getreide-Arten in Finnland 145. Abyssinien in Bezug auf die Physiognomik der Landschaft 146. Vege- tation des Berges Ventoux 147. Floren der Vorwelt 149, Phytogeographische Gegenstände 150. Geographische Ver- theilung der Palmen 152. I. Bericht über die Leistungen im Gebiete der Hel- minthologie von Dr. C. Th. v. Siebold. .. ... 15 Nematoidea 154. Acanthocephala 159, Trematoda 160. Cestoidea 165. Cystica 167. IM. Berichtüber dieLeistungenimGebieteder Zoolo- ie während des Jahres 1838 von Dr. Erichson, r. F. H. Troschel, Fr. Stein und dem Heraus- ONE RE elle ea AZO Allgemeines vom Herausgeber 170. Reisewerke und Faunen 175. Entwicklungsgeschichte niederer Thiere 180. Meeresleuchten 1483. Begriff von Art 184. 1. Infusoria bearbeitet vom Herausgeber .. . .. 178 Räderthiere 193. Polythalamia s. Rhizopoda 194. k I RolypesonDemselben > ../aa: Heer q Anthoxoa 4198. Bryozoa 199 I. Acalephae vom Herausgeber. . . . .....2%0 IV. Echinodermata vom Herausgeber . .. . .. 200 V. Mollusca bearbeitet von Dr. Troschel. . .. . 201 A. Cephalopoda 208. B. Pteropoda 211. C. Heteropoda Lam. 215. D. Gasteropoda 216. a. Pulmonata 216. b. Ctenobranchia 225. c. Gymnobranchia 230. d. Aspido- branchia 231. e. Cyelobranchia 231. f. Cirrobranchia 232, E. Branchiopoda 232. F. Conchifera 232. VI-VII. Annulata, Crustacea, Arachnidae bear- BEBELWONHRSbENIn 2° ee VI. Annulata 242. VI, Crustacea 247. Faunen, geographische Verbrei- tung, Respiration 253. Parasita 254. Entomostraca 256. pic 260. Decapoda 264. Amphipoda 267. Iso- oda 270. Il. Arachnidae 272, Acarina 272. Scorpionina 217. Aranina 277. Myriapoda 278. IX. Insecta bearbeitet von Dr. Erichson . . . . . 282 Allgemeines: Generatio aequivoca 282. Gehör 284. All- gemeine Schriften 285. Coleoptera 309. Orthoptera 346. vI Seite. Neuroptera 346. Hymenoptera 351. Lepidoptera 360. or Diptera 3711. Hemiptera 374. Parasita 375. X. Pisces bearbeitet Dr. Troschel. .... Allgemeines — Acanthopterygü 378. Malacopterygü 380. Lophobranchit — Pectognathi — ee 3 X1.—XIl. Amphibia, Aves, Mammalia bearbeitet vom Herausmeber?. 177.7 1.7 SoNEsee len, 25 EEE XI. Amphibia — Batrachia, Serpentes 390. Sauri 392. Chelonü 394. X1. Aves 395. Allgemeines, 1. Natatores 398. 2. Gral- lae 399. 3. Cursores 400. 4. Rasores s. Gallinacei 400. 5. Imsessores 401. (a. Canori 402. b. Syndactyli 405. c. Zygodactyli 405. d. Suspensi s. Trochilidae ibid, e. Hiantes.) 6. Raptatores 406. XI. Mammalia 408. Allgemeines 408. 1. Cetacea 410. 2. Pachydermata 413. 3. Ruminantia 414. 4. Mo- notremata 447. 5. Marsupialia 417. 6. Glires 419. 7. Carnivora. A. Insectivora 420. B. Pinnipedia 421. C. X Carnivora 422. 8. Chiroptera 427. Quadrumana 427, 378 Berichtigungen im Jahresberichte. Seite 191 Zeile 44 v. u. st. fast Alles lies: die Function fast aller Organe. 266 u. 267 in der Anmerkung lies überall Kieferfufse st. Maxillen. 267 Z. 12. v. u. lies Decapoden st. Garneelen. 272 st. IL Arachnidae lies: VIII. Arachnidae. ” ” ‘Jahresbericht über die Resultate der Arbeiten im Felde der pbysiologischen Botanik von dem Jahre 1838 von J. Meyen. E: ist erfreulich zu sehen, dafs auch im vergangenen Jahre die Anzahl der Arbeiten im Felde der Pflanzen -Physiologie abermals zugenommen, und dafs die Wissenschaft in dieser Zeit überaus wichtige Fortschritte gemacht hat. Bei der Bearbeitung des vorliegenden Berichtes bin ich im All- gemeinen den Grundsätzen treu geblieben, welche mich bei den früheren leiteten, doch ward dieselbe durch das gleich- zeitige Erscheinen der Fortsetzungen zweier Lehrbücher der Pflanzen -Physiologie sehr erschwert; es erschien nämlich von Herrn Treviranus Physiologieder Gewächse der zweite Theil*) und von meinem Neuen System der Pflanzen- Physiologie der zweite und dritte Theil**), wodurch ich bei den verschiedensten Gegenständen nur zu oft gezwungen ward, auf meine eigene Bearbeitung aufmerksam zu machen. Nachdem nun aber meine Schrift über die Pflanzen -Physiolo- gie erschienen ist, werden die künftigen Berichte wegen je- ”) Bonn 1838. Mit 3 Tafeln. *") 1I. Berlin 4838. Mit 3 Kupfertafeln und mehreren Holzschnit- ten, und JII. Berlin 4839. Mit 6 Kupfertafeln in Quart. V. Jahrg, 2, Band. 1 2 nes Uebelstandes zu verbessern sein, und ich werde suchen dieselben ferner in der Art zu bearbeiten, dafs sie gleichsam als vollständige Nachträge zu meiner Pflanzen-Physiologie be- nutzt werden können. Am 1. April 1839. Ueber Ernährungs- und Wachsthums - Erseheinungen bei den Pflanzen. N Herr Boussingault*) hat sich die Entscheidung der Frage über den Ursprung des Stickstofles in den Pflanzen vorgesetzt; er selbst giebt an, dafs sich die Physiologen überzeugt hätten, dafs die Pflanzen den Stickstoff nicht aus der Atmosphäre aufnehmen, er meint jedoch, man sehe nicht ein, wie der Boden, wenn er nur stickstofffreie Substanzen aufnimmt, zu einer solchen Fruchtbarkeit komme, wie es doch wirklich der Fall sei, wenn man denselben mit sogenannten verbessernden Pflanzen be- baut, und man müsse deshalb annehmen, dafs die Pflanzen auch Stickstoff aus der Luft aufnehmen. Um diese letztere Annahme zu erweisen, stellte Herr B. eine Reihe von Versu- chen an; er verglich darin die Zusammensetzung des Saamens mit der chemischen Zusammensetzung mehr oder weniger aus- gewachsener Pflanzen, welche sich, wie es hierbei ange- nommen wurde, aufKosten der Luft und des Wässers ent- wickelt hatten. Die gleichmäfsige Ausführung solcher Analysen ist leider mit sehr grofsen Schwierigkeiten verbunden, welche Herr B. als ein geschickter Chemiker so gut als möglich zu beseitigen suchte, die Hauptschwierigkeit liegt in der gleichmä- fsigen Austrocknung der zur Analyse bestimmten Substanzen, *) :Recherches chimiques sur la vegetation, entreprises dans le but d’examiner, si les plantes prennent de l’Azote a,l' atmosphere. — An- nal. de Chimie et de Physique XVII. 1838. pag. 5 — 54. Im Aus- zuge: Compt. rend. d. 22. Jan. 1838 und ausgezogen von dort in den Annal. de science. nat, d 1838 II, pag. 247. 3 C. N. 0. N. 2,405 GramKleesaamen enthalten: 1,222 0,144 0,866 0,173 undgaben nach dem Keimen 2,241 Gram, welche enthielten . 1,154 0,141 0,767 0.179 Differenz = — 0,068—0,003—0,099-4-0,006. In einem andern Versuche waren die keimenden Pflänz- chen bis zur Entwickelung ihrer Cotyledonen gekommen: C. DH. 0. N. 2,074 Gram Kleesaamen enthalten: 1,057‘ 0,124 0,747 0,149’ und gaben nach dem Keimen 1,727 Gram , welche enthielten: 0,817 0,104 0,656 0,150 Differenz = — 0,237— 0,020—0,091-++0,001. Nach diesen Analysen hatte. also der Saamen während des Keimens bedeutend an Gewicht verloren und zwar an Kohlenstoff und an Wasser, während die Verschiedenheit in dem Gehalte des Stiekstoffles zu unbedeutend ist, um daraus Schlüsse zu ziehen. Aehnliche Analysen wurden mit Waizen- körnern ähgestellt und gaben ganz ähnliche Resultate. Die Bildung der Essigsäure bei dem Keimen des Saamens wurde ebenfalls beobachtet. * Hierauf liefs Herr Boussingault sowohl Klee als Waizen in einem Kieselsande wachsen, welcher vorher einer Rothglüh- hitze ausgesetzt. worden war, und begofs sie mit destillirtem Wasser, Bei der ersten Analyse wurden Kleepflanzen ange- wendet, welche zwei Monate alt waren (September und Oc- tober). C. H. 0. N. 1,532 Gram Kleesaamen enthalten: 0,778 0,092 0,552 0,110 und sie gaben eine 1,649 Gr. schw. Ernte, welche enth. 1,278 0,146 0,982 0,120 Diflerenz = + 0,500-++0,054-40,430-+-0,010. Bei der zweiten Analyse wandte er drei Monate: alten Klee an. 1% 4 x j C. H. 0:4 4,586 Grani Kleesaamenenthalten: 0,806. 0,095 0,571 0,114 und gaben eine 4,106 Gr. schw. Ernte, welche enth. 2,082 0,271 1,597 0,156 Differenz — +-1,2764-0,176+1,026+-0,042. Diese Analysen zeigen also, dafs der Gehalt des Stick- stofles im Klee um so gröfser wurde, je länger die Vegetation dauerte, und damit man nicht etwa den Einwurf machen könne, dafs dieser Zuwachs an Substanz dem hinzugetretenen Staube zuzuschreiben sei, so wurden Klee- und Waizenpflanzen in einem Apparate gezogen, worin sie gegen allen Staub gesichert waren. Die erste Analyse geschah mit zweimonatlichem Wai- zen und ergab: C. H. 0. N. 4,244 Gram Waizen enthalten: 0,580 0,072 0,549 0,043 und sie gaben 4,819 Gr. Ernte, welche enthielt: 0,901 0,116 0,762 0,040 Differenz = +0,321+-0,0444-0,213-+0,003. Die zweite Analyse geschah mit dreimonatlichem Waizen und ergab: C. H. 0. N. 1,644 Gram Waizen enthält: 0,767 0,095 0,725 0,057 r welche eine Erndte von 3,022 Gram gaben, die enthielt: 0,456 0,173 1,333 0,060 Differenz = +0,689-+-0,073-+0,608-++0,003. Der Waizen wuchs also hier unter ähnlichen Verhältnissen wie der Klee, doch nur der Klee zeigte eine Zunahme an Stickstoffgehalt. Demnach ginge aus diesen Untersuchungen hervor, dafs während des Keimens die Saamen keinen Stickstoff aufnehmen, aber auch keinen verlieren, während sie bedeutenden Verlust an Kohlenstoff und Wasser erleiden; in den späteren Perio- den des Wachsthums nehmen die Pflanzen nicht nur an Koh- lenstoff und Wasser zu, sondern der Klee nahm auch an Stick= stoff zu, was am Waizen nicht beobachtet wurde. Bei allen diesen Untersuchungen ist Herr Boussingault 5 von der Voraussetzung ausgegangen, dafs eine Pflanze ganz allein auf Kosten des Wassers und der Atmosphäre wachsen und selbst zu einer ziemlich vollkommenen Entwickelung ge- langen kann; 'er liefs die Pflanzen in ausgeglühtem Sande wach- sen und begofs sie mit destilirtem Wasser, und sowohl diese, sowie auch noch mehrere ähnliche Beobachtungen anderer Ge- lehrten scheinen jene Ansicht zu bestätigen. Es ist indessen des Referenten Pflicht, auch auf die Gegenbemerkungen auf- merksam zu machen, nach welchen die Pflanzen, wenn sie blofs dem Wasser und der Atmosphäre ausgesetzt werden, nicht länger wachsen, als die in ihrem Saamen abgelagerte Reservenahrung dazu ausreicht. Ref. verweist deshalb auf seine eigenen mit aller Genauigkeit angestellten Versuche, die in der Pflanzen-Physiologie (II. pag. 130 u. s. w.) neben den Beobachtungen von Herrn Jablonsky u. A. m. aufgeführt sind, ja er macht darauf aufmerksam, dafs es fast unmöglich auszuführen ist, dafs die Würzelchen keimender Pflanzen nichts Anders, als reines Wasser erhalten, denn keimen die Saamen in reinem Wasser, so erzeugen sich sogleich an der Oberfläche der Würzelchen eine Menge von Infusorien, diese sterben wieder ab und der daraus entstehende, offenbar Stick- stofl-haltige Schleim geht in die Pflanzen hinein. Die Bildung der Infusorien konnte Ref. unter solchen Verhältnissen gar nicht unterdrücken, ja in anderen Fällen, wo er Kürbis-Saa- men in weifsem vollkommen gereinigten Marmor wachsen liefs, der sich in einem Blumenzwiebelglase befand, zeigten sich an den Spitzen der 4 bis 5 Zoll herabgestiegenen. Wur- zeln, die unter aller Vorsicht nur mit destillirtem Wasser be- gossen waren, ein grüner Anflug, dessen Auftreten und all- mählige Verbreitung nach Oben man sehr leicht verfolgen konnte, Bei solehenBeobachtungen glaube an das alte „omne vivum ex 0vo“ wer da will! Der grüne Anflug wurde durch eine Protococcus-Art dargestellt und diese Pflänzchen wach- sen in einem Schleime, welcher wiederum von den Wurzeln, ganz nach dem Grade seiner Lösung aufgenommen wird. Wie überaus wenig organische Substanz übrigens nöthig ist, um "kleine Pfänzchen bei kümmerlichem Wachsthum‘ zu erhalten, das geht schon aus den Beobachtungen hervor, dafs Pflanzen in gewöhnlichen käuflichen Schwefelblumen wachsen, die in 6 vollkommen gereinigten Schwefelblumen nicht weiter wachsen, als die Reseryvenahrung in den Saamen dazu ausreicht. In der Sitzung der Akademie :zu Paris vom 19. Novem- ber ist eine zweite Arbeit desHerrn Boussingault*) publieirt worden, worin die Annahme, dafs die Pflanzen ihren Stickstoff aus der Luft aufnehmen, von Neuem bestätigt wird. H.Bous- singault liefs Erbsen in ausgeglühtem Sande wachsen und gab ihnen nichts als Wasser und Luft, und dennoch kamen sie zur Blüthe und gaben vollkommen reifen Saamen. Diese An- gabe, welche bekanntlich schon von verschiedenen Seiten her durch ähnliche genaue Versuche bestritten worden ist, wurde auch durch Herrn Colin **) bestätigt; derselbe hat Erbsen, Bohnen, eine gemeine Zwiebel und eine Pflanze von Polygo- num tlinctorium mit reinem Wasser undLuft ernährt und sah, dafs diese Gewächse zur Blüthe kamen und reife Früchte /brachten. Bei den Versuchen des Herrn Boussingault gewannen 1,072 Gr. gesäete Erbsen, während einer Vegetation von 99 Tagen 3,369 Gr. an organischer Materie. Die Pflanzen ent- hielten mehr als das Doppelte an Stickstoff, welchen die Saa- men enthielten; die geernteten Saamen enthielten jedoch we- niger davon als der gesäete. Die organische Substanz, um welche sich das Gewicht der Erbsenpflanzen vergröfsert hatte, enthielt im Ueberflufs ‘Wasserstoflgas.. Junge Kleepflanzen (0,884 Gram an Gewicht) wurden in reinen Sand gepflanzt und gaben nach 63tägigem Wachsthume 2,264 Gr., sie hatten also in dieser Zeit aus der Luft und dem Wasser das Drei- fache an Nahrungsstoff eingenommen und fast das Doppelte an Stickstoff. Hafer-Pflänzchen wurden dagegen in reinem Wasser ge- zogen, sie vermehrten ebenfalls ihren Gehalt an Nahrungsstoff, zeigten aber keine Zunahme an Stickstoff, und gaben also dasselbe Resultat, welches H. B. schon früher bei der Beob- achtung des Waizens erhalten hatte. ; *) Recherches chimiques sur la vegetation, entreprises dans le but“ d’examiner si le plantes prennent de luzote & l’atmosphäre. — Compt. rend. d. 1838 Il. pag. 882. **) Compt. rend. d. 4838. II. pag. 979. 4 Eine der wichtigsten Thatsachen, welche aus des Herrn De Saussure’s schönen Uutersuchungen über die Respiration der Pflanzen hervorging, war die: dafs bei dem Keimurigsaete der Saamen das Wasser nicht zersetzt werde, aber ganz neuerlichst haben die Herren Edwards und Colin*) einige Beobachtungen bekannt gemacht, aus welchen sie glauben fol- gern zu können, dafs jenes Saussure’'sche Resultat unrichtig sei. Man legte 40 Bohnen (feves de marais).in einen gro- fsen Ballon der 3 bis 4 Litre Wasser fasste und beobachtete die Gasentwickelung jener Bohnen. Die Gasentwickelung ging anfangs langsam, später aber so bedeutend vor sich, dafs man darauf besonders aufmerksam wurd“. Das Wasser enthielt vor dem Versuche 7,5 Centilitres Luft und nacli dem Versu- che von 5 Tagen Dauer zeigte es 55,5 Centilitres, und diese Luft bestand aus 48 Centilitres Kohlensäure, 2,5 Millilitr. Sauerstoff und 6,5 Centil. Stickstoff (?): Da nun aber die Luft, welche vor dem Versuche im Wasser enthalten’ war, nicht so viel Sauerstofigas enthielt, als zur Bildung einer so grofsen Menge von Kohlensäure nöthig ist, so schliefsen die Herren Edwards und Colin, dafs hierbei das Wasser zersetzt sein müsse, und dafs das dabei freiwerdende Wasserstofigas sogleich von der ganzen Oberfläche der Saamen resorbirt werde, indem eine Entwickelung von Wasserstoflgas nicht beobachtet wird. Dem geneigten Leser möchte aber diese Erklärung nicht ganz befriedigend erscheinen, denn es ist ganz unbegreiflich, dafs die Saamen jene ungeheure Menge von Wasserstoffgas vollkommen absorbiren sollen, welche bei derZersetzung einer so grofsen Menge von Wasser frei wird, als nöthig war um den Sauerstoff zur Kohlensäure zu liefern. Herm Boussingault**) verdanken wir auch sehr interes- sante Untersuchungen über den Stickstofligehalt verschiedener Nahrungsstofe für Thiere und Pflanzen, er glaubt von dem Satze ausgehen zu können, dafs die Futterarten um so nahr- *) Sur la Respiration des plantes — Compt..rendu d. 1838, I. pug. 922. *") Recherches sur la Quantitd d’Azote contenue dans les Four- rages, et sur lears Equivalens. — Ann. de Chimie et de Physique ” 4838. T. LXVII, pag. 408 — 421. / 8 hafter sind, je :beträchtlicher die darin enthaltene Menge an Stickstoff ist. Herr Boussingaultfand, dafs dieKartoffeln wäh- rend ihrer Aufbewahrung im Winter Stickstoff verlieren und dafs also auch ihr Ernährungsvermögen dadurch abnimmt, doch bekanntlich vermindert sich auch der Amylum-Gehalt der Kar- toffeln in dieser Zeit (S. Ref. Pfl. Physiolog. II. pag. 277) und dieses mufs dabei also auch in Anschlag: gebracht wer- den. Frische, nicht ausgetrocknete Kartoffeln enthielten 0,0037 Stickstoff, während 10 Monate alte Kartoffeln nur noch 0,0028 davon enthielten. Herr Boussingault giebt hierauf eine Ueber- sicht des Stickstoffgehaltes einer grofsen Menge von Substan- zen an, welche für Thiere und Menschen zur Ernährung an- gewendet werden, wovon ich hier aber nur einige der wich- tigsten aufführen kann. Subst. bei 1000 getr. Stickstoffgeh, Subst. bei 100 getr. Stickstoffgeh, Heu 0,0130 _ Mohrrüben 0,0249 Klee in Blüthe 0,0170 Runkelrüben 0,0270 Wicken in Blüthe 0,0336 Kohlrabi 0,0466 Luzerne 0.0166 Weifse Bohnen 0,0550 Roggenstroh 0.0020 Linsen 0,0440 Haterstroh 0,0036 Wicken 0,0513 Weifskohl 0,0370 Mays 0,0200 Kartoffelkraut 0,0229 Roggen 0,0229 Gerste 0,0202 Hafer 0,1222 Leinkuchen 0,0600. .Oelkuchen 0,0550. In einer andern Abhandlung des Herrn Boussingault*), wel- che mir bei der Bearbeitung des vorigen Jahresberichtes ent- gangen ist, finden wir die genauesten Analysen des Kleber’s und des Pflanzeneyweifsstoffes aus dem Waizen, welche in des Refer. Physiologie der Pflanzen (II. pag. 288 und 289) noch fehlen. Reiner Kleber, der durch Behandlung des rohen Klebers mit Essigsäure und Fällung durch kohlensaures Am- moniak erhalten war, enthielt: C. H. N. 0. ‚0,520 0,070 0,198,70,221. Das Pflanzeneyweis dagegen enthielt:0,527 0,069 0,184 0,230. ” Mem. sur la quantite de Glutin cont. dans les Farines d. plus. espec. d. Frommens cultives dans le ımeme sol. — Ann. de Chim. et de Phis. 1837. T. LXV. pag. 301. | 9 Die Resultate dieser Analysen sind ganz besonders merk- würdig, indem die erhaltenen Unterschiede so äufserst gering sind, dafs man die Zusammensetzung des Klebers und, des Pflanzeneyweisstofles als vollkommen gleich ansehen kann. Auch die andern assimilirten Nahrungsstoffe der Pflanzen sind im verlaufenen Jahre in phytochemischer Hinsicht vielfach untersucht. Referent (Physiologie ete. II. pag. 283) zeigte von Neuem, dafs das Inulin nur im gelösten Zustande in demZel- lensafte der Pflanzen vorkomme, dafs es sich aber durch Ge- frieren dieser Pflanzentheile in Form von Kügelchen ausscheide, welche den Amylum - Kügelchen sehr ähnlich erscheinen und dann auch im Wasser nur sehr schwer löslich sind. In den Georginen-Knollen ist das Inulin fast nur in den äufsern Zel- lenschichten enthalten, Diefses äufserst reine, durch Gefrieren ausgeschiedene Inulin zeigte noch eine Analyse, welche Herr Mitscherlich ausführte: 43,72 C., 6,20 H. und 50,08 O., Herr G. J. Mulder*) hat dagegen in einer Abhandlung _ über Inulin und Moosstärke folgende biervon sehr abweichende Elementar - Analysen der genannten Stoffe gegeben: Das Inu- lin wurde durch Auskochen aus den Wurzeln von Leontodon Taraxacum, und der Inula gewonnen, war demnach vielleicht nicht so rein, als das den Ref. durch Gefrieren ausgeschiedene ‘ Inulin. Es enthielten: Inulin von Inulin von und Moosstärke Taraxacum Inula C. 4475 45,04 44,71 und 45,15 H. 6,20 6,28 626 - 630 0. 49,05 48,68 49,03 - 45,55. Die grünliche Färbung, welche eine Abkochung des isländischen Mooses mit Jodine zeigt, erklärt H. Mulder durch eine Mi- schung des blaugefärbten Amylum und der gelbgefärbten Moos- stärke, welche Stoffe in der Pflanze neben einander vorkom- men. Ausführlicher wurde hierüber im vorigen Jahresberichte pag. 67 gehandelt, auch sehe man hiezu des Ref. Pflanz. Phy- siologie (H. pag. 285 u. s. w.) *) Bulletin des sciences physiques en Neerlanda 4838. pag. 40 — 42 und Nat. en Scheck. Archief. 1837 No. 4. 10 Ueber Amylum haben wir durch Herrn Payen*) eine sehr umfangreiche Arbeit mit 6 Tafeln Abbildungen erhalten, _wel- che zum Theil das schon Bekannte zusammenstellt, zum Theil aber auch viele neue Beobachtungen enthielt, welche die ver- schiedenen Formen der Amylumkügelchen verschiedener Pflan- zen nachweisen. Der erste Abschnitt handelt von der Gröfse, den äufsern Formen, den physischen Eigenschaften der Amy- Jum-Kügelchen u. s. w.; eine Tafel giebt die Gröfse der Amy- lumkügelchen von sehr vorschiedenen Pflanzen in Tausend- theile eines Millimeters an, woraus ich einige Beobachtungen hervorheben möchte: Von allen Pflanzen, welche H. P. unter- suchte, hatte die Rohan- Kartoffel die gröfsten Amylum-Kügel- chen, denn sie maafsen 185 Tausendtheile eines Millimeters; die aus dem Rhizom der Maranta arundinacea nur 140, die gewöhnlichen Kartoffeln eben so viel, die der Oxelis ere- nata 400, der Bataten 45, des Mays 30, des Stengels von Cactus pruvianus 30, des Cactus brasiliensis 30, des Cac- tus flagelliformis 15, des Caclus. monstruosus 6, des Saa- men von Chenopodium Quinoa sogar nur 2 Tausendtlreile eines Millimeters. Wie sehr verschieden jedoch die Gröfse der Amylum-Kügelchen bei einer und derselben Pflanze ist, das ist schon mehrmals in den frühern Jahresberichten mitge- theilt worden, und wir haben auch schon kennen gelernt, dafs die Amylum-Körner einiger Farrn und Palmen zu den gröfsten gehören. Herr Payen giebt ferner specielle Beschrei- bung der Form der Amylum-Kügelchen aus einer Menge von Pflanzen, wozu die Abbildungen auf beiliegenden Kupfertafeln gehören. Der zweite Abschnitt handelt von der Anatomie der Amylum-Kügelchen und ist mit einer sehr wenig vollständigen historischen Nachweisung über die Untersuchungen dieses Ge- genstandes begleitet. Auch dieser Gegenstand ist sehr um- ständlich behandelt; die Entstehung der Rüsse, die Abblätter- ung der verschiedenen Schichten der Amylum-Körner u. 5. w., alles dieses wird in mehreren Fällen speciell' nachgewiesen. Dem Verfasser gelang es, diese Abblätterung der Schichten *) Sur P’Amidon, considere sous le points de vue anatomique, chi- mique et physiologique. — Ann. des science. nat. d. 1838. U. pag. 5 — 32, 65 — 116, 161 — 192 und 227. 41 an dem Amylum-Korn von Canna discolor am deutlichsten zu verfolgen. Ein dritter Abschnitt handelt von den chemischen Eigenschaften der Stärke, und dieser ist besonders umfang- reich; die Abtheilung über die Reaction der Diastase auf das Amylum ist uns in phystochemischer Hinsicht ganz besonders interessant, aber dem Wesentlichen nach schon früher bekannt geworden. Zuletzt wird das Amylum auch in physiologischer Hinsicht betrachtet; es ist dieses ebenfalls eine umfangreiche Arbeit und besonders beachtenswerth für diejenigen, denen die früheren Arbeiten in dieser Hinsicht weniger genau bekannt sind. Literatnr ist eigentlich nirgends angegeben und dem Referenten scheint es, dafs wir über viele sehr wesentliche Punkte dieses Abschnittes in Deutschland schon etwas weiter gekommen sind. Herr Unger *) hat sein physiologisches Glaubensbekenntnifs in Form von Aphorismen bekannt gemacht, welche zugleich als Leitfaden-für den mündlichen Vortrag dienen sollen. Der Inhalt dieser Schrift ist kurz uud bündig und hie und da mit neuen Ansichten versehen, welche an diesem Orte angezeigt werden sollen. Als Grundlage aller concreten Bildungen im Pflanzenkörper wird ein gleichförmiger bildungsfähiger Schleim angenommen, welcher bei vielen niedern Pflanzen die Haupt- masse ihres Körpers ausmachen soll; ja in einigen derselben, als bei den Nostochineen ist diese Masse besonders überwie- gend, und erst mit dem Erscheinen der Pflanzengefäfse tritt dieser Mucus matricalis in den Hintergrund. In jeder Pflanze und auf jeder Entwickelungsstufe derselben ist es dieser Schleim, welcher der Bildung von Zeligewebe und Gefäfsen voraus- geht u. s. w., und die Bildung der Zellen geht aus dem pri- mitiven Schleime in der Art vor sich, dafs in demselben an bestimmten Punkten ein eigenthürmlicher chemisch - organischer Prozefs eingeleitet wird, wodurch der Zellinhalt (Nucleus) gebildet wird, der sich in dem Maafse vermehrt, als sich der umgebende Schleim vernindert und an Consistenz zunimmt. Ja bei den Ulvaceen, glaubt Herr Unger, wären die Zellen nichts als blofse Aushöhlungen. Der Zelleninhalt ruft bei *) Aphorismen zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Wien 1838. 12 seinem Anwachsen eine stärkere Condensation der ihn umge- benden homogenen Schleimmasse hervor und so entsteht eine Zellenmembran, welche aber von dem Schleime noch nicht unterscheidbar ist u. s. w. Endlich trete erst Scheidung der Membran von der umgebenden Schleimmasse ein und es zeige sich dann, dafs es keinen Intercellularsaft, sondern einen bild- samen Interzellularstoff gebe. Auch alle secundäre Zellenbil- dung werde durch Interzellularstoff vermittelt, und zwar durch Bildung von Zwischenwänden oder von vollständigen Zellen in andern. Bei rascher Entwickelung des Pflanzenkörpers werde dann die Interzellularsubstanz verzehrt uud es treten dann die leeren Räume dazwischen auf, welche Luft führen. Ref. führt diese Ansichten des Herrn Unger über die Bildung des Zellgewebes im Zusammenhange an, ist aber in mehreren Punkten sehr verschiedener Meinung über diesen Gegenstand und hat auch seine Einwürfe schon in früheren Jahren mitge- theilt, besonders in Bezug auf die Wichtigkeit und das We- sentliche der sogenannten Interzellularsubstanz. Referent glaubt für mehrere Fälle sehr bestimmt erwiesen zu haben, dafs die sogenannte Intergellularsubstanz von den Zellen selbst gebildet wird, und damit ist denn auch für eben dieselben Fälle ganz bestimmt erwiesen, dafs die Zellen nicht aus solcher Inter- cellularsubstanz gebildet werden können. Es scheint, dafs man bei ‘diesen Betrachtungen nur zu oft die Bildungen von ver- schiedener Bedeutung zusammengestellt hat. In den Gefäfsen, meint Herr Unger, scheint die Bildung der Spiralfasern die Saftführende Thätigkeit zu vermindern und endlich blofs auf einzelne Perioden zu beschränken. Am Schlusse der Schrift stellt Herr Unger ein allgemei- nes System der Pflanzen auf, welches auf die Art der Vege- tation und auf die anatomische Structur gegründet ist! er theilt die Gewächse ein in: p 4) Thallophyta, auch achsenlose Pflanzen, wozu die Fami- lien der Algae, Lichenes, Fungi und Musci gehören. 2) Cormophylta, auch Achsenflanzen. Diefe grofse Abthei- lung zerfällt in die: a) Acrobrya, (Pflanzen, deren Stamm durch Gipfelansatz fortwächst) wozu gehören die Rhizantheae, Filices, 13 Lycopodiaceae, Stigmarieae und Cycadeae, und Hydropeltideae. b) Amphibrya (Pflanzen, deren Stamm durch An satz neuer Gefäfsbündel an‘ der Peripherie an- Dicke zunimmt), wozu die Monocotyledones ge- hören. e) Acramphibrya (Pflanzen, deren Gefäfsbündel sich R nicht nur allein nach oben fortsetzen, sondern zu- gleich nach Aufsen vervielfältigen), wozu die Fami- lien der Coniferae und Calamiteae, der Piperinae und der Dicotyledones gehören! Herr Schleiden*) hat in einer reichhaltigen und vortreff- lichen Arbeit die Frage über die Entstehung der Zellen der Pflanzen zu beantworten gesucht. Da sich in den Zellen des jungen Embryo und des neu entstandenen Albumen’s das constante (Nach Ref. Beobachtungen ist es wohl nicht con- stant.) Vorhandensein eines Kernes beobachten läfst, so ver- muthete Hr. Schleiden, dafs diefer Zellenkern in einer nähe- ren Beziehung zur Entstehung der Zellen stehe und nannte ihn defshalb Cytoblastus (Körog ßAaorög). Die Form des- selben variirt zwischen dem ovalen und kreisrunden, sowie er von der Linsenform zur völligen Kugel überzugehen scheint. Die Gröfse variirt von 0,0022 P.Z. im Durchmesser bis z. 0,00009 P. Z.; es sei jedoch, sagt der Verf. sehr richtig, auf diese Messungen im Ganzen wenig zu geben. Herr Schleiden giebt hierauf eine speciellere Beschreibung über die Structur des Cytoblast; er glaubt, dafs den früheren Beobachtern die- ses Gegenstandes ein kleiner scharf begrenzter Körper ent- gangen ist, der in oder auf der Substanz des Cytoblast’s ein- gesenkt ist und, nach dem Schatten zu urtheilen, ein dicker Ring oder ein dickwandiges hohles Kügelchen darzustellen scheint. Bei noch kleineren Cytoblasten erscheint er als ein scharf umschriebener Fleck, auch wohl ausnahmsweise zwei dergleichen. Aus den wasserhellen Flüssigkeiten, welche in den jungen Elementarorganen der Pflanzen auftreten, bilden sich gekörnte Substanzen, welche man für Gummi halten kann, *) Beiträge zur Phytogenesis — Müllers Archiv für Anatomie und Physiologie ete. 1838 pag. 137. — Mit zwei Kupfertafeln. 14 Die Körnchen, sagt Hr. Sch]. bestehen nur als schwarze Pünkt- chen; doch unter den Mikroskopen von Ploesslil, Pistor und Amiei sah Ref. dieselben bei gehöriger Einstellung in den Fo- eus, ziemlich vollständig durchsichtig, und zuweilen sah er ’ dieselben, besonders im Embryosacke mit lebhafter Molekular- bewegung begabt. Jenen Stoff, der in den Pflanzen auch spä- ter neben der Stärke so häufig vorkommt, wie z. B. in den Orchisknollen, und unter dem Namen des Pflanzenschleimes oder flüssigen Gummi’s bekannt ist, nennt Herr Schleiden Pflanzengallerte, und diese sei es, die sich durch neue chemi- sche Umänderungen in die wirkliche Zellenmembran ver- wandelt. Herr Schleiden scheint also sehr entschieden sagen zu wollen, dafs sich die Zellenmembran unmittelbar aus Gum- mi bildet, indessen Ref, glaubt, dafs man desto sicherer geht, wenn die Substanz, woraus sich die Membranen bilden, nur als gummiartig bezeichnet wird. Man findet nur zu allgemein das Auftreten des Zuckers neben dem Gummi in den jüngsten Pflanzentheilen, besonders im Embryosacke, und. bei vielen Pilzen wird es sehr wahrscheinlich, dafs auch fettes Oel bei der Bildung der Zellen unmittelbar Antheil nimmt. Die Bildung der Cytoblasten geschieht nun nach H. Schlei- dens Beobachtungen aus dem Gummi; es trübt sich die homo- gene Masse, es zeigen sich einzelne scharf begränzte Körn- chen und dann treten granulöse Coagulationen um diese her- um auf, wodurch der Cytoblast dargestellt wird. Auf dem ausgebildeten Cytoblast soll sich ein feines, durchsichtiges Bläschen erheben, und dieses sei die junge Zelle, welche an- fangs ein flaches Kugelsegment darstellt. Allmälig dehnt sich aber das Bläschen mehr aus und es wird consistenter, wobei aber der Cytoblast stets einen Theil der Wand bilden soll. Nach und nach wächst nun die ganze Zelle über den Rand des Cytoblastes hinaus und wird rasch so grofs, dafs der letztere nur als ein kleiner in einer der Seitenwände einge- schlossener Körper erscheint. Erst nach der Resorption des Zellenkern’s findet die Bildung secundärer Menıbranen statt. Hierauf werden verschiedene Fälle aufgeführt, wo der Cyto- blast den ganzen Lebensprozefs der Zellen durchmacht, es ist aber Hrn. Schleiden entgangen, wie die Bildung von Amylum- Kügelchen und selbst der grüngefärhten Zellensaftkügelchen aus 15 der Substanz des Zellenkernes geschieht und wie hiermit die Resortpion desselben erfolgt; die Resorption des Zellenkerns geschieht aber auch in vielen Fällen ohne Kügelchenbildung, son- dern es entsteht das flüssige Gummi, woraus dann neue Mem- branen gebildet werden. (Ref.) Mit Unrecht suchtHerr Schleiden eine nähere Beziehung zwischen dem Cytoblast und den fei- nen Saftströmen darzustellen, welche so häufig in den Zellen der Pflanzen vorkommen; die Gründe, welche den Beweıs da- gegen führen, hat Ref. (Pflanzen-Physiologie II. pag. 244) aufgeführt, und wie er glaubt, so zeigt schon die beständige Veränderung in der Richtung der Strömungen bei gleichblei- bendem Kerne, dafs zwischen diesem und den nicht gleichblei- benden Strömungen kein abhängiges Verhältnifs stattfinden kann u.s. w. „Aus dem Vorstehenden, sagt Herr Schleiden, geht hervor, dafs der Cytoblast nie frei im Innern der Zelle lie- gen kann, sondern immer in die Zellenwand eingeschlossen ist und zwar so, dafs die Wandung der Zelle sich in zwei Laminas spaltet, von denen die eine nach aufsen, die andere nach innen über den Cytoblasten weggeht. Die an der innern Seite ist aber gewöhnlich die zartere und meist nur gallert- artige, wird auch mit dem Cytoblast zugleich resorbirt.“ Ref. hat diese Stelle wörtlich mitgetheilt, indem ihm dieselbe un- deutlich ist; auch hat derselbe nie etwas ähnliches beobachten können. Hierauf sucht Herr Schleiden auf scharfsinnige Weise seine Ansicht über die Bildung der Zellen mit den Beobachtungen des Referenten in Einklang zu bringen, nach welchem die Mem- bran der Zellen aus spiralförmig gewundenen und neben ein- ander liegenden Fibern besteht. Dergleichen Fälle waren längst bekannt, wo die Spiralfasern im Innern von Zellen auftreten, und da deutete Referent dieselben als die secundären Abla- gerungen, er machte jedoch auch auf andereFälle aufmerksam, wo es schien, dafs die ursprünglich zarte Zellenmembran, ohne alle Verdickungen, ebenfalls ihre Zusammensetzung aus spi- ralförmig gewundenen Fibern zeigt. Herr Schleiden meint hiezu, dafs aber auch in solchen Fällen die gesunde Analogie das Dasein einer solchen ursprünglich einfachen Membran (die nämlich nicht aus Fasern zusammengesetzt ist!) anzunehmen erfordere. Allerdings lassen sich in den Zellen der pergament » 16 - artigen Schicht der Luftwurzeln der Orchideen u. s. w., wie es Ref. selbst beobachtet hat, um die Spiralfaserschichten noch gleichmäfsige Membranen beobachten, aber dafs auch diese eine spiralförmige Zusammensetzung zeigen, geht aus den neueren Beobachtungen hervor (Pflanzen- Physiologie II. pag, 54). nach welchen sich diese ganzen Zellenwände mitunter in spiralförmige Bänder zertheilen. Auch habe ich neuerlichst an den prosenchymatischen Zellen von Pinus sylvestris die Beob- tung gemacht, dafs sich ihre ganzen Wände zuweilen bei hohem Alter in Form des spiralförmigen Bandes auflösen, woraus sie zusammengesetzt sind, und, hierbei läuft dann die Spalte gerade über den kleinen Tüpfel, was wohl vollständig zu be- stätigen scheint, dafs auch die ursprüngliche Membran dieser Holzzellen die spirale Structur zeigt. Und eben so schön ist dieses offenbar an den feinen Luftwurzelhaaren der Oneidien u.s.w. zu sehen, welche in das spiralförmige Band zerfallen, woraus sie gebildet‘waren; will man auch an diesen noch eine äufsere ursprüngliche Membran annehmen, so thut man wohl Unrecht, denn man kann ja beobachten, dafs schon um die Zeit, wenn diese Haare auswachsen, in den ursprünglichen Epidermiszellen keine Ablagerung von Kügelchen u. s. w. statt- findet, aus deren colliquescirten Masse doch gewöhnlich erst die secundären Ablagerungen zu geschehen pflegen. Sehr richtig sagt Herr Schleiden, dafs man in der jungen Zellen- membran noch nichts von jenen spiralen Fibern sieht, welche die alten Membranen zeigen; Ref. hat defshalb aus seinen Be- obachtungen den Schlufs gezogen, dafs die Ablagerung und Aneinandersetzung der Moleküle bei der Bildung der Mem- branen und Fasern der Pflanzensubstanz stets nach spiralför- mig verlaufenden Linien erfolge. Bei der Bildung der In- erustationen auf der Oberfläche der Charen kann man ver- folgen, wie sich die Kalkkrystalle so genau neben einander legen, dafs sie ganz gleichmäßige Platten bilden und die Zer- stückelung dieser zeigt wiederum sogleich, dafs dieselben aus jenen einzelnen Crystallen zusammengesetzt waren! „Es dringt sich, sagt Herr Schleider, unwillkührlich der Gedanke auf, dafs die spirale Bildung Folge einer spiralen Flüssigkeit-Be- wegung an den Zellenwänden zwischen diesen und der centra- len Gallerte (worunter hier der Zellensaft mit seinem Inhalte 17 verstanden wird!) ist. Auch hat Horkel einmal wirklich die Fortbewegung kleiner Kügelchen zwischen den Wandungen der sich bildenden Fiber bei Hydrocharis beobachtet.“ Da diese letztere Angabe sehr leicht Beifall finden möchte, so versichert Referent, dafs es sich mit der Bildung der Spiral- faser in den Epidermiszellen der Saamen von Hydrocharis ganz anders verhält. Herr Horkel theilte obige Ansicht schon im Jahre 1829 mit; Ref. beobachtete aber schon zu eben der- selben Zeit, dafs die Spirale, welche der Saftstrom in jenen Zellen beschreibt, eine ganz andere ist, als die ziemlich dicht gewundene Spirale der Fasern daselbst, demnach die Bildung dieser Fasern nicht von der Richtung des Saftstromes abhängig sein kann. Hierauf macht Herr Schleiden eine Menge von Beobach- tungen über das Vorkommen von Spiralfaserm® in den Umhül- lungen vieler Saamen bekannt, er sagt dabei, dafs Referent diefen Gegenstand in seiner Physiologie etwas stiefväterlich be- handelt hätte, was derselbe auch anerkennen mufs, doch ge- schah dieses blofs, weil Herr Horkel diese Sachen, die er fast sämmtlich schon 1829 kannte und dem Referenten mittheilte, selbst publiciren wollte.*) Nach diesen Horkelschen Beobach- tungen und den Zusätzen von Herrn Schleiden finden sich Spiralfaser-Zellen in der Epidermis des Saamens der Polemonia- ceen, (bei Collomia liniaris zuerst durch Lindley publicirt), als bei Collomia, Gilia, Ipomopsis, Polemonium, Cantua, Coldasia und vielleicht in der ganzen Familie mit Ausnahme von Phlox, an welches Genus sich Leptosiphon anschliefst. Ferner bei der Saamenepidermis von Momordica elaterium, und eine mehr netzartige Faserbildung sah Herr Sch. bei Li- naria vulgaris, Daiura Stramonium, bei Salvien und vie- len andern Labiaten. Im Parenchym der Saamenintegumente sah sieHorkel bei Cassyta und bei Punieca, indessen Referent, der diesen Gegenstand in Gesellschaft des Herrn Horkel be- obachtete, kann das Vorkommen der Spiralfaserzelle in den Saamenintegumente von Punica nicht bestätigen; es sind hier keine solche Bildungen, welche mit den schönen Spiralfaser- Zellen beiCassyta zu vergleichen wären, sondern nur Andeu- *) S. Meyen’s Phytotomie 1830 pag. 235. V. Jahrg, 2, Band, 2 18; tungen von spiraler Struktur in der zarten und einfachen Zel- lenmembran, wie sie Referent wohl an hundert verschiedenen Pflanzen beobachtet hat. } “ ' Das verschiedenartige Auftreten der Fasern leitet Herr Schleiden hauptsächlich von der Zeit ihrer Entstehung, ab, sie liegt frei in der Zelle, wenn sie‘'sich sehr spät bildet, oder sie. tritt mit der Zellenmembran verwachsen auf, wenn ihre Entstehung zu einer Zeit geschieht, in welcher die Zellenmen- bran-noch sehr weich ist und sich daher mit den gallertarti- gen Fasern zusammen leimen kann. Es ist gewifs ganz rich- tig, dafs Herr Schleiden diese Spiralfaserzellen auf den Saa- men u. s. w. mit den übrigen Spiralfaserzellen und den ähn- lichen Spiralröhren der Pflanzen in Hinsicht der Struktur wie in ihrer Bildung vergleicht, aber er hebt nicht genug das höchst Eigenthümliche«hervor, dafs jene Spiralfaserzellen auf den Saamen mit mehr oder weniger viel Gummi gefüllt sind und dafs. es gerade diese Gummimasse ist, welche durch ihre Hy- groscopieität die Zellenwände zerreifst und die Saamen mit einem Schleimüberzuge versieht, der von besonderem Nutzen sein mufs. Auch Herr Eudes-Deslongehamps*) hat einige Mit- theilungen über den Schleimüberzug gemacht, welcher sich an den Saamen einiger Labiaten zeigt, sobald sie befeuchtet wer- den; dieselben .enthalten aber nichts Neues, sondern schon Gaertner war über diesen Gegenstand viel weiter gekom- men, und in neueren Zeiten haben Engländer, Franzosen und Deutsche denselben schärfer beobachtet und sind zu dem Re- sultate gekommen, dafs dieser Schleimüberzug ‚sehr häufig mit Spiralfaserbildungen begleitet ist. Herr Morren**) vergleicht.die Schleuderer der Junger- imannien mit den Spiralfaserzellen auf den Saamen der: Col- lomien und Salvien; er hat diese letzteren Bildungen in allen Zuständen beobachtet und will bemerkt haben, dafs das Spi- ralgefäfs vorher ein Amylum-Kügelchen ist. Er habe nämlich nachgewiesen, dafs die Amylumkörper im Milch- safte der Euphorbien ein eigenes Leben führen, dafs sie ent- *) L’Institut de 1838 Nr. 226. pag. 134. ”*) Bulletin de VAcademie de Bruwelles V. Nr. 6. 19 stehen, wächsen, sich zu verschiedenen Formen entwickeln u. s. w., daher erscheine ihm das Amylum nicht etwa als eine träge Materie, sondern als ein sehr complieirtes Organ. Da sich nun Hr. Morren ebenfalls überzeugt hat, dafs die klei- nen Kügelchen in den Kapseln der Jungermannien aus Amy- lum bestehen, so glaubt er, dafs auch die Schleuderer aus Amylum-Kügelchen hervorgehen, und dafs die übrigen Amy- lumkügelchen durch Absorption einer Säure in Zucker umge- wandelt werden, welcher dann den Sporen u. s. w. zur Er- nährung. dient. Ueber diese Bildungen haben wir indessen gegenwärtig schon viel bestimmtere Beobachtungen, ich führe nur die vor- trefflichen Mittheilungen des. Herrn Nees von Esenbeck*) und meine eigene an, welche im dritten Theile der Pflanzen- physiologie (pag. 391) zusammengestellt sind. Herr Schleiden kommt hierauf wieder zurück auf seine Ansicht über die Bildung der Zellen durch Cytoblasten; er glaubt, dafs die Vorgänge bei der Zellenbildung aus der was- serhellen Solution oft völlig unsichtbar sind, und als Beispiel führt er die Keimung der Marchantien - Sporen an. Diese Sporen wie die der Laubmoose u. s. w. enthalten ganz ge- wöhnlich eine Anzahl von mehr oder weniger grofsen Kügel- chen, die darin wie gewöhnliche Zellensaftkügelchen zerstreut liegen und offenbar. als Reservenahrung gelten. Diese Kügel- chen hält aber Herr Schleiden für Oytoblasten, deren aber nur wenige, meistens nur 2 bis 4 zur Bildung der Zellen ver- braucht würden, wärend sich die andern mit Clorophyll über- ziehen. Indessen die Entwickelung der, Marchantien -Sporen ist doch eine ganz andere, als Herr Schleiden darzustellen gesucht hat, er hat dieselben offenbar nicht lange genug beob- achtet, denn die Schleimblasen, 'welche er im Innern der kei- menden ‚Sporen für die Zellenanfänge zu halten scheint, wer- den daselbst niemals zu Zellen. Es finden sich aber überhaupt in diesen, wie in so vielen anderen Sporen keine Bildungen, welche man mit den Zellenkernen im ausgebildeten Zellenge- webe der Pflanzen vergleichen könnte, ja nicht einmal die re- gelmäfsig gestellten Kerne in den Sporen der HeWvellen sind *) Naturgeschichte der Lebermoose etc. Breslau 1838. IV. pag. 193. 2% 20 als Kerne anzusehen, welche auf die Bildung der neuen Zel- len bei den keimenden Sporen Einflufs haben; gewöhnlich wer- den 'sie zwar bei der Keimung aufgelöst, aber mitunter blei- ben sie auch unverändert zurück, wärend sich die Keim- schläuche schon zu bedeutender Länge ausgebildet haben. Da aber auch bei dem Wachsthum der Fadenpilze und der Con- ferven u. s. w. die Bildung der neuen Zellen so überaus häufig ohne irgend eine Spur von Cytoblast vor sich geht, so hätte schon dadurch Herr Schleiden veranlafst werden können anzunehmen, dafs seine Ansicht über die Bildung der Zellen durch Cytoblasten wenigstens nicht allgemein anwendbar ist; und dieses gilt nicht nur für die Zellenbildung bei den Cry- ptogamen sondern auch für unendlich viele Fälle bei den hö_ heren Pflanzen. In der zweiten Hälfte der Abhandlung spricht Hert Schlei- den über das Wachsen der Pflanze im Allgemeinen; auch er unterscheidet hiebei drei wesentlich verschiedene Vorgänge, nämlich 1) die Vermehrung der Zellen, 2) die Ausdehnung und Entwickelung der gebildeten Zellen und 3) die Verdiekung der ausgewachsenen Zellenwände. Herr Schleiden setzt bei den ersten Vorgange, nämlich bei der Vermehrung der Zellen voraus, dafs nur die eine Bildungsweise, nämlich die Bildung neuer Zellen im innern der alten erwiesen sei, eine Annahme welche jedoch nicht so richtig ist, als Herr Schleiden zu zeigen sucht. Die Darstellung des folgenden über die Entwicke- lung und Bedeutung der verschiedenen Haupttheile der Pflanze würde zu viel Raum erfordern, da es sich bier hauptsächlich um Ansichten handelt, und diese gerade nicht durch neue That- sachen erwiesen werden, sondern deren Begründung erst von der kommenden Zeit zu erwarten steht. Herr Schleiden*) machte ferner die interessante Beob- achtung, dafs einige der secundären Ablagerungen an den Wänden der Elementarorgane verschiedener Gewächse durch Kocher in Aetzkalilauge zu einer Substanz umgewandelt wer- den, welche sich durch Jodine blau färbt, und also wahrschein- lich mehr oder weniger aus Amylum besteht. Es zeigte sich *) Einige Bemerkungen über die sogenannte Holzfaser der Che- miker — Wiegmann’s Archiv etc. 1838. I. pag. 59 — 61. 21 hiebei auch sehr deutlich, dafs die Spiralfasern ebenfalls aus mehreren Schichten bestehen, wie es durch Herrn Mohl und den Referenten früher gelehrt wurde, dafs ‚nämlich dieselben wenigstens einen primitiven Strang und eine scheidenartige Um- kleidung von geringerer Dichtigkeit zeigen. Herr Schl. be- zeichnet jenen Strang als primitive Ablagerung, die Scheide als seceundäre und fand, dafs die erstere durch Kochen in Aetzkalilauge zu Stärkemehl umgewandelt werden könne, wä- rend die seeundäre Bildung hiebei in einen noch nicht be- kannten Stoff verändert werde, welcher durch Jodine orange- gelb gefärbt wurde. Die ursprüngliche Zellenmembran, worin jene Spiralfasern u. s. w. vorkamen, wurde scheinbar nicht verändert. Verschiedene diekwandige Zellen von verschiede- nen Gewächsen, welche in Aetzkalilauge gekocht wurden, zeig- ten eine ähnliche Umwandelung ihrer inneren Schichten in eine, mehr oder weniger Amylum-reiche Substanz, ja bei einigen Bäumen zeigten die Zellen des jüngsten Holzringes nach jener Behandlung und der Berührung mit Jodine ebenfalls eine hell- blaue Färbung. Schliefslich deutet Herr Schl. als Resultat sei- ner Untersuchungen an, dafs die Pflanzensubstanz (Holzfaser, vegetabilischer Faserstoff) aus 3 chemisch verschiedenen Stof- fen bestehe und diese wären: 1) die ursprüngliche Zellenmem- bran, 2) die primären Ablagerungen auf denselben und 3) die seeundären Ablagerungen. Ref. kann diesen Ansichten nicht beistimmen, aber ehe man hierüber entscheiden will, mufs man sich über den Gegenstand von welchem die Rede ist, näher bestimmen. Es ist zu bekannt, dafs sich Holzfaser und Bast- faser physisch sehr bedeutend unterscheiden und. dennoch ha- ben sie eine ähnliche Struktur aufzuweisen; ähnliche Verschie- denheiten zeigt die Membran der Parenchym-Zellen, und selbst die Spirälfaser zeigt sich bald verholzt, bald weich, ja selbst in verschiedenen Jahreszeiten zeigen viele Pflanzen hierin grofse Verschiedenheiten, demnach kann man immer nur über die Zusammensetzung dieser Substanzen für den speciellen Fall sprechen. Referent hat im 2ten Theile seiner Pflanzen -Physiologie überall zu zeigen gesucht, dafs zwischen den assimilirten Nah- rungsstoflen der Pflanzen, als zwischen dem Zucker, Gummi, Amylum, Inulin, der Zellennembran, und der Spiralfaser die 22 innigste Verwandschaft herrscht; er hat die Verwandschaft der- selben mit der Humussäure, und den löslichen organischen Stoffen der Dammerde angedeutet und es ebenfalls speciell er- wiesen, dafs fast alle jene Substanzen auf chemischem Wege in einander umgewandelt werden können. Alle jene Substan- zen geben Zucker und geben Humussäure, und die Umwande- lung des Amylum’s in Gummi, Zucker u. s. w. ist zu bekannt, als dafs davon hier noch die Rede sein kann. Die: Bildung des Amylum’s aus Gummi hat Ref. selbst beobachtet und im vorigen Jahresberichte (pag. 150) so wie im 3ten Theile der Physiologie (pag. 335) näher beschrieben; auch beobachtete er, dafs Tannenholz, welches in Aetzkali behufs der Bereitung der Humussäure geglüht war, an einigen Stellen und auf ei- nige Zeit durch Jodine blaugefärbt wurde, doch gelang der Versuch nur sehr selten. In einer andern Abhandlung, welche Herr Schleiden*) bald nach dem Erscheinen jener vorliergehenden Arbeit in Wiegmiann’s Archiv herausgab, finden wir genauere Nachwei- sung über die Methode der Umwandelung der Pflanzenmem- bran in Amylum. Man lasse. zu diesem Zwecke die dünnen Schnitte mit dem 2—8fachen Gewichte trocknen Kali’s und einer gleichen Menge Wasser heftig auskochen; hierauf sättige man das Kali mit Schwefelsäure, 'und alsdann wird das unzer- störte Holz durch Jodine blau, bis in’s tiefste schwarzblau ge- färbt zurückbleiben. Ganz genaue Regeln über die Verhält- nisse der dabei anzuwendenden Substanzen lassen sich noch nicht geben. Wurden diese blaugefärbten Holzzellen zerrieben und in Wasser gekocht, so enthielt die abfiltrirte Flüssigkeit kein Amylum, ja bei längerem Kochen verloren die Zellen die Eigenschaft durch Jodine blau gefärbt zu werden, reagir- ten aber wieder blau, wenn sie nochmals mit Kali gekocht wurden. Endlich fand Herr Schleiden, dafs man die Zel- lenmembran auch durch Einwirkung der Schwefelsäure in Stärke umwandeln könne; wenn man nämlich, sagt derselbe, ungefähr 3. Theile concentrirte Schwefelsäure mit 14 Th. Was- *) Einige Bemerkungen über den vegetabilischen Faserstoff und | sein Verhältnifs zum Stärkemehl — Poggendorffs Annalen der Phy- | sik 1838. Bd. I. pag. 391 — 398. 23 ser in der Kälte etwa eine halbe’ Minute auf irgend ein Pflau- zengewebe einwirken läfst, dann. Jod; zusetzt uiid. das. Ganze genau durch 'einander, mengt, so erhält man ebenfalls. eine kleine Menge durch Jod gefärbten Kleister. Braconnot’s Entdeckung der Umwandelung der Pflan- zenfaser. in Gummi und in Zucker, vermittelst der‘ Schwefel- ‘säure, wäre nun nach Herrn Schleiden’s 'Ansicht dahin!zu deuten, dafs diese Umwandelung eine secundäre ‚war, dafs nämlich die Pflanzenfaser dabei zuerst in Amylum umgeändert ‘wurde. Wie allgemein richtig diese. Angaben sind, davon möge 'sich Jedermann: selbst überzeugen, denn die, Versuche sind leicht nachzumachen; wie verwandt übrigens die Zellen- membran der Pflanzen und das: Amylum sind, und wie leicht sich die Substanz derselben in der Art umändert, dafs .‚sie.ge- gen Jodine bald blau‘ und bald gelbbraun reagirt,. das geht auch aus meinen Beobachtungen an den Flechten‘! hervor (Pflanzen-Physiologie II. pag. 286.),: welche in ihrer. ganzen Substanz durch Jodine bald braun, bald blau gefärbt werden, ja verschiedene Exemplare von einer und derselben ‚Art von Flechten und von einem und demselben Baume genoximen, zeigten sich hierin sogar verschieden. Herr Payen*) hat kürzlich ‚ein :Memoire in der Aka- demie zu Paris vorgetragen, worin ‘er eine «Menge. von, Ele- mentar-Analysen verschiedener vegetabilischer Substauzen he- kannt gemacht, von denen mehrere von den schon vorhandenen sehr. bedeutend abweichen; die Resultate welche, aus dieser Arbeit gezogen wurden, sind im Allgemeinen folgende: Den verschiedenen Hölzern kommt eine verschiedene Zusammen- setzung zu, welche ‘sich in den’ verschiedenen Proportionen zweier Stofle zeigt, und es geschehe. eine Fixätion des Was- serstofles durch die Vegetation! Von Herrn Turpin**) 'erhielten wir eine sehr sneilänf, *) Mem. ‚sur la composition du tissu propre des-plantes et dıd ligneuz — Compte rendu de 1838 II. pag. 1052. ”#) Men. sur la difference qwoffrent ‚les tissus cellulaires. de la Pomme et de ia Poire; sur la formation des conoretions ligneuses de: ia derniere, celle des noyauz et du bois, comparees aua; ‚conerdtions ealcaires qui se trouvent sous le munteaw.desi Arions. et a. Vossifica- 24 tige Abhandlung über die Verschiedenheit des Zellengewebes in den Aepfeln und den Birnen, und die Bildung der holzigen Concretionen in den Letztern, welche verschiedene neue An- sichten über das Wachsthum der Pflanzensubstanz enthält. . Die sogenannten steinigen Concretionen, welche die Sub- stanz vieler schlechter Birnsorten aufzuweisen hat, wurden schon von Du Hamel sehr ausführlich in Hinsicht ihres Auf- tretens untersucht und Ref. zeigte später (1836) dafs dıese Coıicretionen in''mehr oder weniger ‘grofsen Anhäufungen dick- wandiger Parenchym-Zellen bestehen, *) welche nicht nur ihre Zusammensetzung aus Schichten, sondern auch überaus aus- gebildete Tüpfelkanäle zeigen. Des Ref. Untersuchungen und Abbildungen über: diesen Gegenstand nicht kennend giebt Hr. Turpin eine Beschrei- bung über den Bau dieser verhärteten Massen, worin ‘man schwerlich unsere einfache Darstellung desselben wiedererken- nen wird.‘ Jene dem Auge als einfache Steine erscheinenden Massen bestehen, wie Hr. T. sagt, aus einer sehr verschiede- nen Anzahl von krystallinischen, zu mehr oder weniger regel- mäfsigen Kugeln zusammengeballten , opacken oder halbdurch_ sichtigen Körpern, welche in der Mitte von einem punkt- oder scheibenförmigen Nabel bezeichnet sind, von dem aussich viele kleine Runzeln radial verbreiten. Nach unsern Beobachtun- gen sind diese krystallinischen Körper nichts weiter, als die verdickten Zellen; der angebliche Nabel ist die in demselben zurückgebliebene und durchscheinende Höhle der Zellen, und die radial verlaufenden Runzeln sind die Tüpfelkanäle welche von der Höhle nach dem Umfange verlaufen und ‚sich. öfters durch Verästelung daselbst vermehren. In dem Fleische ‘der Quitten und der Mispel fand Herr Turpin ähnliche verhärtete Massen und über die Entstehung dieser harten Zellenmassen giebt er eine ganz ‚eigene: Erklä- rung. Im Anfange wären die Zellen noch mit Globuline ge- füllt, später treten mehrere derselben zusammen, verstopfen und füllen sich mit einem unverdaulichen Stoffe, welcher sich tion des animaux en general. — Compte rendu. 4838. 1. pag. TI1— 737 — Ausführliche Mittheilung dieser Arbeit in Froriep’s Notizen von 1838. August eto. *) S. den vorigen Jahresbericht pag. 39 —40. rn nme 25 als Moleküle unregelmäfsig niederschlägt, wodurch‘ dann die Zellen opak werden und ihre Härte erhalten; den Stoff, wel- cher diese Eigenschaft besitzt, nennt Herr Turpin Sclerogene, da er die Ursache ist, welche durch die Incrustation die Ver- härtung des Gewebes bewirkt. Diese Erklärung über die Ent- stehung der Verhärtungen ist indessen ‚nieht richtig, und die irrige Auffassung dieser Erscheinung hängt damit, zusammen, dafs Hr. T. die Struktur dieser erhärteten: Zellen nicht völlig erkannt hat. Die Substanz welche die innern Schichten ‚der verdickten Zellenmembran: bildet, ist überall gleichmäfsig in Form feiner Platten abgelagert, welche nur durch die Tüpfel- kanäle durchbrochen w-yden, und sie geht hervor theils, aus den, in den jungen Zeäsf abgelagerten assimilirten Nahrungs- stoffen, theils aus neuen Stoffen der Art, welche von der Um- gebung zugeleitet werden. Diese inneren Schichten der Zel- lenwände können aber nicht mit einem eigenen: Namen belegt werden, welcher zu der Annahme verleiten 'könnte,, als, be- ständen sie aus einer ganz fremdartigen' Substanz; es hat sich im Gegentheile durch die Beobachtungen des Herrn Sclei- dem (S. pag. 21) gezeigt, dafs man die secundären Lamellen der Zellenmembran durch Kochen in Aetzkali ui s. w. in Aus lum umwandeln kann. Herr Turpin bezeichnet mit dem Namen Selßroghe alle dem Organismus fremden Stoffe, welche sich 'aus ihrer Lösung den innern Wänden der Elementarorgane der! Gewebe anle- gen; es sind dieses nach seiner Ansicht ‚unassimilirte Stoffe, was aber doch, wie Ref. vorher gezeigt hat, auf die neuen Schichten in.der erhärteten Substanz der Birne ganz und gar nicht anwendbar ist, und somit hoffen wir, ‚dafs die Annahme einer solchen Scelerogene keinen Beifall finden wird. Die Ursache warum sich auch unter der Epidermis der- gleichen Bildungen erzeugen und dadurch eine Art von steini- ger Hülle bilden, liegt, wie Hr. T. sagt darin, dafs die Selero- gene daselbst unmittelbar absorbirt,und angehäuft wird. ' In dieser Art wird das Vorkommen und die Natur der harten Zellenmassen in den Birnen und Quitten noch immer ausführ- licher betrachtet, doch findet Ref. in der ferneren Arbeit wei- ter nichts, was uns nicht schon anderweitig bekannt geworden wäre oder überhaupt besondere Aufmerksamkeit verdiente, Un- 26 ter den Resultaten, welche am 'Schlusse der Abhandlung auf- geführt werden, findet sich auch der Satz, dafs. die Sclerogene «eine Substanz ist, welche der Organisation des Pflanzenzellge- webes eben so-fremd ist, als die Harnsteine, der kohlensaure und 'phosphorsaure Kalk es den thierischen Körper sind. — Auch Herr Treviranus*) spricht ganz neuerlichst von jenen verdickten Zellen aus dem Gewebe der Birne; er führt an was Malpighi, Grew und Du’Hamel üder diesen Ge- genstand gesagt haben, übergeht aber, wie gewöhnlich, meine Beobachtungen (1836) und kommt endlich zu dem Schlusse, dafs es allem Anscheine nach drüsige Organe wären, denn man bemerke, ‘dafs der Theil des I’-!ches, welchem in der -Blüthezeit Staubfäden und Blumenblätter angeheftet sind, bei der Fruchtbildung gleichfalls eine steinige Beschaffenheit an- nehme. „Ihre absondernde Thätigkeit und ihre endliche Ver- 'stopfung aber hat unstreitig Bezug auf das stärkere Hervor- treten des Zuckers, denn man wird sie in gröfserer Menge in solchen Birnen gewahr, welche sich durch Süssigkeit auszeich- nen, und sie fehlen zunächst um das Kerngehäuse, wo das Fleisch weniger süfs.“! Nachdem wir über den fraglichen Ge- genstand- die hinreichendste anatomische Untersuchung erhalten haben, welche überall den physiologischen Betrachtungen zum Grunde gelegt werden müssen, wird es nicht mehr nöthig sein, jene Ansichten des Herrn Treviranus zu widerlegen; auch ist es ziemlich bekannt, dafs gerade jene schlechten, soge- nannten Kochbirnen, welche oft sehr wenig süfs sind, am reich- sten mit jene steinigen Körpern versehen sind. Referent**) machte in Gesellschaft des Herrn Professor Mitscherlich die Beobachtung, dafs die Flachsfasern, so wie alte Leinen, wenn sie in Salzsäure gekocht wurden, mehr oder weniger plötzlich in sehr kleine glänzende Theilchen zerfielen, welche sich wie feine nadelförmige Krystalle bald zu Boden setzten; diese Theilchen sind ziemlich von regelmäfsiger Länge und durch ein Zerfallen der Flachsfasern gebildet. Eine ähn- liche vielfache Zertheilung der Fasern in kleinen Theilchen *) Physiolog. d. Gewächse II. pag. 489. **) Ueber die Bildung der faserförmigen Zellen (Faser-Zellen) und Baströhren der Pflanzen. — Wiegmann’s Archiv. 1838. I. pag. 297. 27 zeigte ein feines ungeleimtes Papier, welches durch \anhalten- ‘des Kochen zu einer gleichmäfsigen Masse aufgelöst war. Die spätere Untersuchung der Entwickelung der Knospen zeigte, dafs diejenige Zellenschicht, welche sich zu Baströhren und Holzfasern ausbildet und sich als eine ungefärbte Zone, un- mittelbar über dem Markhügel bis zumt Keime der Knospe hinzieht, aus zarten Parenchym-Zellen besteht, welche mit ihren Grundflächen genau über einander. stehen, ‘mit die- ‚sen obliteriren und sich durch Resorption der Querwände in längere Röhren umwandeln. * Jene. kleinen Stückchen, in welche die Flachsfaser durch Kochen in Salzsäure zerfällt, be- trachten wir nun als die einzelnen Parenchym-Zellen, aus welchen die ursprüngliche Baströhre gebildet wurde u. s. w.. Seitdem hat Ref. schon mehrmals an den Baströhren der Ceropegien ‚ beobachten können, dafs man ihre Zusammensetzung aus klei- nen Theilen auch im frischen Zustande hie und da wahrneh- men kann. Fortpflanzung’s-Erscheinungen bei den Gewächsen. Eine andere reichhaltige Arbeit des Herrn Schleiden *) wird unsere Aufmerksamkeit länger beschäftigen. Sie. enthält Beobachtungen mit erläuternden Abbildungen, welche jener Abhandlung zum Grunde liegen, die derselbe 1837 in diesem Archive bekannt machte und worüber schon im vorigen Jahres- berichte (pag. 142) die Rede war. Herr Schleiden schickt eine historische Uebersicht der Leistungen derjenigen Botani- ker voran, welche die Lehre von der Fortpflanzung der Ge- wächse bearbeitet haben; er stellt Herr C. L. Treviranus als denjenigen Botaniker dar, welchem wir die mächtigen Fort- schritte der letzten 20 Jahre verdanken, und kommt zuletzt auf die ausgezeichneten Leistungen des Herrn Professor Hor- kel, dessen besondere Unterstützung er sich zu erfreuen hatte. In Bezug auf diesen unermüdlichen Beobachter, den auch Re- ferent zu seinen verehrten Lehrern zählt, heifst es daselbst: „Durch 30jähriges unermüdetes Studium, durch tiefes Eindrin- *) Ueber Bildung des Eichens und Entstehung des Embryo’s bei den Phanerogamen. Mit 6 Steindrucktafeln — Nova Acta Acad. C., L. €. Nat, Our. Vol, XIX P. 1. pag. 31 —58. 28 gen in den Geist aller älteren und neueren Arbeiten, ‘durch gründliche, oft wiederholte ‚eigne Untersuchungen, die sich über ‚den gröfsten Theil der Familien ansbreiteten, besonders aber die schwierigern, in ihrem Bau abnormen oder unbequem klei- nen Bildungen in allen Einzelheiten verfolgt und‘ aufgeklärt "hatten, war von diesem lange nicht genug bekannten und ver- ehrten Manne in dieser Lehre so vorgearbeitet worden, dafs nur noch ein kleiner Schritt zu thun war, ‘den selbst ein wan- kendes Kind hätte machen können, und auch dabei unterstützte mich‘ sein Rath u. s. w.“ Da aber Herr Horkel wie es all- gemein bekannt ist, aus dem grofsen Schatze seines: Wissens nur sehr wenig dem gelehrten Publikum mitgetheilt ‘hat, so mufs es die Wissenschaft als ein besonderes Glück ansehen, dafs derselbe in Herrn Schleiden, seinem Neffen, einen so talentvollen Schüler gefunden hat, durch den er viele seiner schönsten Entdeckungen verbreiten lassen konnte. Hierauf giebt Herr Schleiden eine kurze dogmatische Darstellung der Lehre von der Eybildung und der Befruch- tung, woraus ich einige der wichtigsten Paragraphen hervor- zuheben habe. Es wird gelehrt, dafs der Nucleus des Eychens als eine warzenförmige Exerescenz der Placenta erscheint und mit einer. oberhautähnlichen Schicht etwas verschiedener Zel- len, der Membrana nuclei R: Br. bekleidet ist; hierin 'stim- men so ziemlich alle Angaben überein. Bei den Orchideen meint Herr Sch. ist schon in dieser Periode der Embryosack vorhanden, worin Ref. nicht beistimmrn kann, denn nach den von "ihm mitgetheilten Beobachtungen (Physiologie III. pag. 299 Tab. XII. fig. 36.) haben die Orchideen gar keinen Embryo- sack, sondern ‘der, schon im ersten: Auftreten hohle Nucleus wird zur zarten Membran absorbirt, welche die Stelle des Em- bryosackes vertritt und später ganz verschwindet. Im 2ten Paragraphen macht Hr. Schl. auf die Wichtigkeit des Nucleus aufmerksam, weil alle übrigen Theile des Eychens fehlen kön- nen, nur er selbst ist immer vorhanden; es wird aber hinzu- gefügt, dafs er unbedingt wesentlich sei, denn eine seiner Zel- len entwickelt sich zum Embryosack. Dieser letzteren Angabe kann Referent nicht so allgemein beistimmen, wie sie ausge- sprochen ist, denn nach seinen Untersuchungen giebt es eine Menge von Pflanzen, welche gar keinen Embryosack als be- 29 besonderes Organ entwickeln; in andern Fällen dagegen, wie zZ. B. bei der Bildung des Embryosackes aus der Spitze des Nucleus bei Phaseolus‘ u. A. m., ist jene Angabe aller- dings ganz richtig, wozu auch Ref. auf Tab. XV seiner Phy- siologie mehrere Darstellungen gegeben hat. Als wesentlich verschieden von dem Ovulum campylotro- pum wird das Ov. camptotropum dargestellt, wo nämlich das Ovulum zwar gleichseitig entwiekelt, aber in der Mitte gebo- gen und mit den entsprechenden Seiten verwachsen ist, wie z. B. bei Potamogeton. Die Angabe, dafs der Inhalt der Pollenkörner aus Stärke, Schleim oder Gummi besteht, kurz nur Bildungsstoff für Zel- lengewebe enthalte, wird hier wiederholt und somit werden alle die mühsamen Beobachtungen, welche über die spermati- schen Kügelchen und die sogenannten Samenthierchen der Pflanzen angestellt sind, als unbeachtet zur Seite geschoben. Referent würde auf diesen Gegenstand nicht wieder zurück- kommen, da er schon in den früheren Jahresberichten mehr- mals gegen dergleichen Angaben seine eigenen Beobachtungen aufgestellt hat, welche gegenwärtig im öten Theile der Phy- siologie (pag. 191) noch ausführlicher mitgetheilt sind, aber Herr Schleiden hat schon im Anfange des Jahres einige Be- merkungen über den Inhalt des Pollenkornes*) bekannt ge- macht, welche nur gar zu leicht Beifall finden möchten. „Es will mich übrigens bedünken, sagt Herr Schleiden daselbst, als hätten die gründlich chemisch-mikroskopischen Untersuchun- gen von Fritzsche über den Pollen (Petersburg 1837) den angeblichen Saamenthierchen so ziemlich das Garaus gemacht, u. 5. w.“ Ref. hat aber schon im vorigen Jahresbericht ge- zeigt, dafs jene Untersuchungen nicht so gründlich sind, und er hält seine eigenen Angaben über diesen Gegenstand noch immer für richtiger. Herr Schleiden meint, dafs die als Saamenthierchen der Oenotheren beschriebene Körperchen „Stärke sind und Stärke bleiben,“ indessen gegen diese so be- stimmten Angaben führt Ref. nur an, dafs Herr Schleiden wohl Amylum- Körner vor sich gehabt haben mag, dafs aber diejenigen Körper, an welchen die Herrn Brongniart und *) S. Wiegmann’s Archiv f. 1838. I. pag. 49— 51. 30 Robert Brown, so wie Ref. selbst zu häufig wiederholten Malen ihre Bewegung, so wie ihre Krümmungen beobachtet haben, nicht aus Amylum bestanden, sondern ‘aus einer. durch Jodine sich bräunlich färbenden Substanz, und. dafs die Bewe- gungen derselben aufhörten, sobald sie mit. Alkohol in. Berüh- rung traten. Herr Schleiden giebt auch eine Erklärung, wie sich die Beobachter jener Erscheinung, nämlich des Krüm- mens der Saamenthierchen der Oenotheren haben täuschen können, doch dieselbe ist schon an und für sich ungenügend, und dann überhaupt ganz zurückzuweisen. ‚Ich finde die Er- scheinung bei allen Onagreen *), sie ist aber gerade nicht alle Tage zu sehen. Da nun bei dieser Streitfrage immer Beobachtungen ge- gen Beobachtungen aufgeführt worden sind, so müssen andere Beobachter (Physiologen, aber nicht Chemiker) auftreten und den Streit entscheiden. Ich berufe mich zuerst auf Herrn Mohl’s Untersuchungen dieses Gegenstandes, der in dieser Hinsicht mit meinen früheren Angaben gänzlich übereinstimmt.**) So eben ist auch eine Arbeit des Herrn Unger***) erschie- nen, worin derselbe ebenfalls vor der unbedingten Annahme der Hypothese des Herrn Schleiden über den vorliegenden Gegenstand warnt. Aber noch weit mehr möchten für die Saamenthierchen der Phanerogamen die neuern Beobachtungen über die Saamenthierchen der Moose und der Charen spre- chen, worüber bald nachher die Rede sein wird. Ganz neuerlichst hat auch Herr Payen in seiner grofsen Arbeit über die Stärke+) von den Amylum-Körnern gespro- chen, welche er in der Fovilla einiger Pflanzen beobachtete, besonders in den Pollenkörnern von Najas major und Rup- pia maritima, was auch Niemand bestreiten wird, der diese Beobachtungen wiederholt, aber diese Amylum-Kügelchen sind nicht die spermatischen Körper, die man in Hinsicht ihrer Be- deutung mit den Saamenthierchen der Thiere verglichen hat. In einen andern Paragraph spricht Herr Schleiden über *) S. Physiologie etc. III. pag. 195. **) S. den isten Jahresbericht. 1835. I. pag. 155. 9) Nova Acta Acad, C. L. C. Tom, XVII. P. Il. p. 793. +) S. Ann. des sciens nat. 1838 I. pag. 209. . ausspricht, welche Herr Schleiden aufgestellt hat, doch zeigt 31 die höchst untergeordnete Bedeutung, welche die Formen der , äufsern Hüllen der Pollenkörner zeigen. Das leitende Zellengewebe bekleidet, von der Placenta aus, die innere Wand des Övarium’s und des Stylus-Kanals u. s. w. und geht stets in die Papillen des Stigmas über, worin Ref. nicht ganz beistimmt. Mitunter ist nämlich der Stylus- kanal durch eine papillenreiche Epidermis ausgekleidet, welche sich erst ablöst und der Ausdehung der mukösen Röhren Platz macht. Bei dem Wachsthume des Pflanzenschlauches gibt viel- leicht das leitende Zellengewebe den Nahrungsstoff in seinem schleimigen Secret. In Bezug auf den Befruchtungs-Process selbst werden eben dieselben Angaben gemacht, welche wir schon im vori- gen Jahresberichte speciell aufgeführt haben; es ist mit diesen Angaben die Ansicht verbunden, dafs der Pollenschlauch den Embryosack vor sich her schiebt, denselben einstülpt und dafs die Spitze das Pollenschlauches zum Embryo wird, woraus Herr Schleiden schon früher gefolgert hat, dafs die Antheren die Keime enthalten und dafs also gar kein Befruchtungs-Pro- cefs statt findet. Schon im’ vorigen Jahresberiehte habe ich diese An- sicht von der Befruchtung der Pflanzen als eine irrthümliche darzustellen gesucht, und im dritten Theile meiner Physiologie ‚ist dieses ausführlicher geschehen und durch die nöthigen Ab- bildungen erläutert: worden. Später hat Herr M. Wydler zu Bern*) ein Schreiben an die Academie der Wissenschaften zu Paris gerichtet, worin er ganz dieselben Ansichten über das Geschlecht der Pflanzen derselbe überall, dafs seine Ansjchten auf eigene Beobachtun- gen beruhen. Sehr richtig bemerkt hiebei Herr Wydler, dafs die Kerne in den jungen Zellen nicht immer von der Quali- tät der Cytoblastes sind, sondern von verschiedener Natur und verschiedener Bestimmung. Als dieses Schreiben des Herrn Wydeler in der Academie zu Paris durch Herrn Aug. de Saint-Hilaıre vorgetragen worden war, nahm Herr v. Mir- *) Compte rendu. C, 29. Oct. 1838. II. pag. 757. 32 ’ bel das Wort und äufserte dafs mehrere der Schlüsse, welche Herr Schleiden in Bezug auf diesen Gegenstand aufgestellt hat, gewagt zu sein scheinen. Herr v. Mirbel trug zugleich eine Note vor, worin bemerkt ward, dafs bei gewissen Arten der Utriculus, welchen man nach Schleidens Ansicht für den Anfang des Embryo’s hält, schon zu einer Zeit vorkommt, wenn der Pollenschlauch noch gar nicht herabsteigen konnte. Ref. bedauert, dafs Herr v. Mirbel diesen Gegenstand nicht ausführlicher beschrieben und abgebildet !mitgetheilt hat, denn es kommt hier sehr darauf an, was Hr. v.M. unter Utriculus, der so früh vorhanden sein soll versteht. Meiner Ansicht nach ist dieser Utriculus wohl nur ein Auswuchs der Spitze des Embryosackes, den Ref. z. B. bei der Schneidebohne (Phaseo- lus vulgaris) von mehreren Linien Länge sah. (S. den vori- gen Jahresbericht pag. 147). Auch Herr Brongniart sprach sich bei jener Gelegenheit dahin aus, dafs es ihm sehr zwei- felhaft erscheine, dafs das Ende des Pollenschlauches der An- fang des Embryo’s sei. Die erläuternden Abbildungen, welche jener Abhandlung des Herrn Schleiden beigefügt sind, enthalten reiches Mate- rial für Physiologen und Systematiker, was sich aber nicht leicht im Auszuge wiedergeben liefse; es werden durch jene Abbildungen die Bildung des Eychen’s, des Embryo’s und der Frucht mehr oder weniger vollständig von folgenden Pflanzen angedeutet und erklärt: Secale cereale, Zea altissima, V al- lisneria spiralis, Aponogeton distachyon, Canna Sellowü, Orchis palustris, Orchis latifolia, Phormium tenax, Cha- maedorea Schiedeana, Caladium pinnatifidum, Peperomia maculosa, Euphorbia pallida, Linum flavescens, Daphne Mezereum, Pimelea drupacea, Hippuris vulgaris, Centau- rea scabiosa, Carduus nutans, Hippochoeris radicata, Sca- | biosa suaveolens, Passiflora Ludonü, Passiflora princeps, Phytolacca decandra, Nerium Oleander, Stapelia Asterias, Stapelia deflexa, Cynanchum nigrum, Oenothera crassipes und grandiflora, Convolvulus tricolor, Podostemon vera- tophyllum. Sanguinaria canadensis, Berberis vulgaris, Tropaeolum majus, Chymocarpus pentaphyllus, Bouwar- dia coccinea, Limnanthes Douglasü, Ielianihemum denli- \ 33 culatum, H. lasiocarpum, Pedicularis palustris, Veronica Chamaedrys, V. serpyllifolia und Lathraea squamaria. Es wurde schon iın vorigen Jahresberichte die Bemerkung gemacht, dafs die Bastardzeugung ‘der Pflanzen den unbestreit- barsten Beweis für die Geschlechtsverschiedenheit derselben gebe, und dafs also die Thatsachen, worauf Herr Schleiden seine Theorie gestützt hat, ganz anders zu deuten seien. Der Pollenschlauch giebt seine Membran bei der Bildung des Em- bhryo’s als materielles Substrat, aus welchen eine Bildung im Innern des Nucleus des Eichen’s erfolgt, die sich theilweise zum Embryo gestaltet. Für die Bastardzeugung bei den Pflanzen haben wir im vergangenen Jahre eine überaus wichtige Arbeit von Herrn Gaertner*) erhalten, die jedoch bis jetzt (März 1839) noch nicht im Buchhandel erschienen ist; Herr Treviranus hat Gelegenheit gehabt einen besondern Abdruck jener Arbeit zu benutzen, aus welcher er die hauptsächlichsten Resultate im zweiten Theile seiner Physiologie der Gewächse aufgenommen hat, die Ref. in seiner Pflanzenphysiologie ebenfalls benutzt hat. Zur Mittheilung im Jahresberichte möchten sich jene Angaben wohl noch nicht eigenen, daher Ref. noch wartet bis das Werk publieirt wird, was um so nöthiger ist, indem schon mehrere Anzeigen von einer deutschen und viel‘ vollständige- ren Ausgabe desselben. ergangen sind, deren Erscheinen wir täglich entgegen sehen. Eine interessante Arbeit des Herrn William Griffith**) zu Madras über den Frucht- und Saamenbau von Santalum album ist am ten Apr. 1836 in der Linneischen Gesell- schaft zu London vorgelesen, aber erst Ende vorigen Jahres pu- blicirt worden; für den vorliegenden "Bericht interessirt uns aus jener Arbeit hauptsächlich die Art der Befruchtung. Schon durch Hrn. Brongniart sind wir früher auf den merkwürdi- gen Saamenbau der Santalaceen aufmerksam gemacht, und die Gattung Santalum scheint sich hierin noch mehr auszuzeich- nen als Thesium. Leider sind sowohl die Beschreibung, als *) Oven de Voortteling van Bastard — Planten. — Natuurk. Verh. v. de Holland. Maatsch. d. Wetensch. te Harlem. NXIV. 1838. ") On the Ovulum, of Santalum album. — The Trunsactions of the Linreaun Society of London Vol. XVIH. Pr. I. London 1838. V, Jahrg. 2, Band, 3 34 auch die vielen, auf drei Quarttafeln mitgetheilten Abbildımgen des Herrn Griffith über die Befruchtungsart der Santalum- Eychen nicht vollkommen ausreichend; doch wenn sich Refe- rent nicht täuscht, so möchte sich dieser Gegenstand nach den vorliegenden Abbildungen auf folgende Weise deuten lassen: Die Eychen bei Santalum sind nackt, d. h. sie bestehen aus dem blofsen Nucleus und sind zur Seite der Basis der freien centralen Placenta befestigt.‘ Aus dem Innern dieses freien Nucleus wächst der Embryosack als ein einfacher Schlauch weit hinaus und nach einer Umbiegung nach Oben lagert sich derselbe zur Seite der Placenta, so dafs die Spitze des Schlauches nicht fern der Spitze der Placenta zu liegen kommt. An der Spitze dieses ganz frei stehenden Schlauches, den Ref. für den Embryosack halten mufs, geht die Befruch- tung vor sich, ähnlich wie bei Phaseolus, und Herr Griffith giebt auch eine Abbildung (fig. 7) wo ein rundes kugelförmi- ges Bläschen in der Spitze des Schlauches (Embryosacks) be- findlich ist, und noch unmittelbar im Zusammenhange mit dem Pollenschlauche steht, er spricht jedoch nirgends in der Art, woraus man schliefsen könnte, derselbe habe die Wichtigkeit dieser Beobachtung, und den ganzen Zusammenhang dieser Er- scheinung erkannt. Auf den mitgetheilten Abbildungen finden sich jedoch noch mehrere Darstellungen, welche wir noch nicht zu deuten im Stande sind. Hr. Gr. beobachtete an den Mole- külen im Embryosacke eine oseillirende Molekularbewegung, eine Erscheinung, welche Ref. auch bei mehreren andern Pflan- zen beobachtet hat. In einer andern Arbeit hat Herr Griffith*) die Ent- wickelung des Embryo’s bei den Gattungen. Loranthus und Fiscum näher verfolgt, und das Keimen und Einwurzeln der Saamen von Loranthus sehr speciell beobachtet. Der Em- bryo von Loranthus ist an einem ausgezeichnet starken Trä- ger. (Cellular, lax funiculus.) befestigt‘und er entsteht, wie bei andern Pflanzen, eigentlich aus dem untersten Theile des Trägers. Auch bei Loranthus, wie 'bei Fiscum ward die un- *) Notes on the development of the ovula of Leranthus and Vis- cum, and on the-Mode of Parasitism of these two Genera. — Trans- act. of the Linn. Soc. XVII. P. I. p. 71. Read June 21 st. 1836. 35 gleichmäfsige Entwickelung der Cotyledonen des Embryo. be- obachtet, was aber auch bei sehr’ vielen andern Pflanzen vor- kommt. Herr Griffith beobachtete das Keimen der Saamen mehrerer Loranthus-Arter, und eine der Abbildungen (fig. 6 Tab. 7) giebt uns die interessante Darstellung von dem Ein- flusse, welchen das Würzelchen des Parasiten auf die Rinde der Mutterpflanze ausübt, ganz ähnlich wie es schon bei Fis- cum beobachtet worden ist. Wärend sich nämlich der cau- diculus des Embryo bei dem Keime verlängert und die Coty- ledonen im Albumen noch zurückbleiben, bildet die Spitze der Radicula eine scheibenförmige Anschwellung und hiemit zu gleicher Zeit entsteht eine Anschwellung der Rinde der Mut- terpflanze, wo dieselbe von dem Würzelchen des Parasiten be- rührt wird. Auch Hr. Gr. beobachtete, dafs der Loranthus mitunter grofse Partien der Bäume zerstören könne, welche ‚ damit bedeckt werden, dafs jedoch kleinere Individuen auf gröfßsere Pflanzen ganz ohne allen Einflufs seien. Auch Herr Endlicher*) hat versucht, die ehrwürdigen Ansichten über die alten Lehren von der Geschlechtsverschie- denheit der ‘Pflanzen umzustofsen. Er giebt zuerst eine Dar- stellung über die Form, Entstehung und Bedeutung des vege- tabilischen Eychen’s, welche durch ideale Abbildungen erläu- tert wird, und kommt darauf zurück, dafs der vegetabilische Keim (Embryo) nicht als das Produkt der Metamorphose an- gesehen werden darf, sondern dafs die Lage desselben im In- nern der Keimhüllen zu der Annahme zwinge, dafs derselbe von Aufsen hineingelangt sei, und hier seine weitere Ausbil- dung und Vollendung erhalte. Bei den Cryptogamen mit dop- pelten Fructifications-Werkzeugen vergleicht Herr Endlicher das Sporangium der Wesenheit seiner Function nach mit dem thierischen Eierstocke, die Spore mit dem thierischem Ey, und das Antheridium mit dem Hoden der Thiere. Bei den Phane- rogamen entleert sich der Staubbeutel wärend der Blüthezeit seines Inhaltes, und das Pollenkorn wird auf die Narbe ge- bracht, .auf welcher es eine dem Keimungsprocesse der Spore analoge Veränderung seiner Gestalt. eingeht und. allmälich: in das Gewebe des Griffels eindringt, bis es endlich durch die » *) Grundzüge einer neuen Theorie der Pflanzenzeugung Wien 1838, 3% 36 Mikropyle in die Höhle der Keimhülle eindringt und: daselbst zum Embryo wird. ‘Hieraus meint nun Herr Endlicher ginge ganz deutlich hervor, dafs man den einzelnen Geschlechts- organen der Cryptogamen und Phanerogamen ganz andere Functionen zugestehen müsse, als es bisher geschehen sei. Bei den Cryptogamen, meint der Verfasser, falle der ganze Apparat des Pistilles mit den Keimhüllen und der Narbe weg und es trete ein abgesondertes männliches Organ auf; bei den Phanerogamen sei dieses aber offenbar in den Drüsen der Narbe zu suchen, deren eigenthümliches Secret das Pollenkorn erregt, so dafs es dadurch fähig gemacht wird in das Gewebe des Pi- stilles und in die Keimhüllen einzudringen. Ja künftige Un- tersuchungen sollen es entscheiden, ob nicht vielleicht auch dem leitenden Zellengewebe eine befruchtende Thätigkeit zu- komme... Herr Endlicher gesteht also den Gefäfspflanzen eine geschlechtliche Zeugung zu, er findet nur die Annahme, dafs man den Antheren der Phanerogamen eine männliche Fun- etion zuschreibt, rein willkürlich, indem die Thätigkeit dersel- Ben bei der Befruchtung gar keine Analogie mit irgend einer Verrichtung der männlichen Geschlechtstheile bei den Thie- ren zeigt. Diese neue Ansicht über die Zeugung bei den Pflanzen soll schon hie und da mit grofsem Beifalle aufgenommen sein, und obgleich dieselbe anfangs höchst paradox erscheint, so ist sie dennoch schwieriger zu beseitigen, als die ihr vorangegan- gene des Herrn Schleiden; dem Referenten erscheint je- doch diese Ansicht als höchst willkürlich, indem sie gegen alle Analogie ist. Die gleichmäfsige oder ähnliche Bildung, welche zwischen dem Pollen der Phanerogamen und der Sporenbildung einiger Cryptogamen herrscht, darf man nicht von so ho- hem Werthe anschlagen, indem wir sehen, dafs die Sporen- bildung selbst bei verschiedenen Gattungen einer und dersel- ben Cryptogamen-Familie so überaus verschieden ist; wir mö- gen nur an’ die Sporenbildung bei den Marchantien, den Jun- germannien und den Laubmoosen denken, worauf Referent (Physiologie ete. IN.) aufmerksam gemacht hat, aber noch viel ausgezeichneter ist diese Verschiedenheit bei den Pilzen, Hr. Endlicher hat uns über seine Ansicht, nach welcher die Be- fruchtung der Cryptogamen erfolgt, in Ungewifsheit gelassen, 37 und hier wissen wir gegenwärtig sehr bestimmt, dafs ein ähn- licher Akt, wie jener, der bei der Pollenschlauchbildung durch die Narbenfeuchtigkeit beobachtet wird, nicht vorkommen kann, denn bei den Laub- und Lebermoosen, ‘bei den Charen, bei den Farrn und selbst bei den Algen, wenn hier wirklich eine Befruchtung stattfindet, wie sie Ref. angedeutet hat, ge- schieht die Befruchtung überall vor dem Auftreten der Sporen. Bei den Phanerogamen soll man nach der neuen Theorie des Herrn Endlicher die Narbe als das männliche Ge- schlechtsorgan ansehen, und das Secret der Narbe als die, auf das Pollenkorn befruchtend einwirkende Substanz deuten. Welche Gründe hat man denn für diese Ansicht aufzuweisen? Ref. kennt keine von Erheblichkeit, und in der vorliegenden Schrift sind sie nicht angegeben. Es sind etwa 11 Jahre ver- flossen, dafs Ref. die Ansicht aufstellte, dafs die Pollenschlauch- bildung nur in der stigmatischen Feuchtigkeit vor sich gehe, dafs die Pollenkörner dagegen sehr bald aufspringen, wenn sie in gewöhnlichem Wasser liegen; von verschiedenen Seiten her suchte man damals meine Beobachtung zu entkräften, und sie ist nicht nur noch heutigen Tages ziemlich ganz richtig, sondern Herr Endlicher geht noch weiter und erkennt hierin den wahren Befruchtungsakt. Mir erscheint’ gegenwärtig die stigmatische Feuchtigkeit als eine Substanz, welche mitunter die Befestigung der aufliegenden Pollenkörner bewirkt, welche ferner wegen ihre Consistenz nur in geringer Menge von je- nen eingesaugt wird, so dafs dadurch die allmäliche Ausdeh- nung der innern Membran der Pollenkörner möglich wird, denn geschieht diese Ausdehnung sehr plötzlich, so’ zerreifst die Membran und der Inhalt derselben kann nicht bis zum Eychen geführt werden. Daher wird es erklärlich, dafs aus- gebildete Pollenkörner ‚auch in dem Zuckersafte der Nektarien u. 5. w. zu einiger Schlauchbildung gelangen, in reinem Was- ser werden jedoch die Schläuche nur selten die Länge: einer halben Linie erreichen, und bei den meisten Pflanzen kommt es unter diesen Verhältnissen zu keiner Schlauchbildung. Das schleimige Sekret im Innern des Styluskanals, oder zwischen den Zellen des leitenden Gewebes kann offenbar nur von ziemlich ähnlicher Function sein wie die Narbenfeuchtigkeit; 38 1 es giebt dem eindringenden. Pollenschlauche Feuchtigkeit: und nahrhafte, Substanz, so. dafs nur. dadurch die. Entstehung über- aus langer Pollenschläuche möglich wird, wie wir sie in man-, chen Fällen 'kennen. ' So, lange. der Pollenschlauch durch die Narbe und den Styluskanal durchgeht, so lange, ist.an der spermatischen Substanz in: seinem Innern wenig oder gar keine Veränderung zu‘ bemerken,; wohl .aber tritt. eine ‚bedeutende - Veränderung ein, wenn sich die Spitze desselben dem Embryo- sacke nähert oderidessen Stellvertreter. Es läfst sich, von die- ser Seite nichts Positives gegen die Ansicht, des Herrn End- licher einwenden, aber unsere älteren Ansichten über diesen Gegenstand sind viel übereinstimmender mit dem Befruchtungs- akte der Thiere. Etwas anders mufs es sich bei den Pflan- zen darstellen, da.ihnen der penis fehlt und ein, in gewisser Hinsicht mit’ dem penis. zu vergleichendes Organ (der Pollen- schlauch) erst jedesmal gebildet werden mufs, wenn die Be- fruchtung. in.der Tiefe des Eierstockes ausgeführt werden soll, u. s. w. Ist es denn aber ‘schon erwiesen, dafs die. Narben aller Phanerogamen eine Substanz absondern, welche die Be- fruchtung nach Herrn-Endlicher’s Ansicht ausführen kann? Ref. glaubt, dafs dieses. nicht der Fall ist; die, eigenthümlich gestaltete Narbe, welche die Gattung Urtica zeigt, wurde von ihm sehr häufig um die Zeit beobachtet, wenn die Befruchtung des Eychens vor sich geht, und selbst bei: sehr starken Ver- gröfßserungen fand er auf derselben keine Spur einer Abson- derung. Wie verschieden würde sich der Befruchtungs-Procefs nach dieser Ansicht in solchen Fällen verhalten, wo der Sty- luskanal 6, 8 und 10 ZoH lang ist, ‚wärend bei andern Ge- wächsen der Styluskanal gänzlich fehlt und selbst hier die Ab- sonderung' auf der Narbe‘ fast: unbemerkbar ist. Es ist bekaunt, dafs Herr Treviranus schon vor 20 Jahren und darüber tüchtige Untersuchungen ‚über den. Bau der Saamen und des Embryo’s der. Pflanzen. publieirt hat, ja Herr Schleiden nennt ihn ein Meteor, welches sich glänzend durch die Nacht jener Zeit ‚erhob, aber vergebens suchen wir in seiner neuesten Schrift*) nach. entscheidendem Urtheil über die verschiedenen wichtigsten Gegenstände, welche gegenwär- *) Physiologie d. Gewächse. Il. * 39 . tig die Lehre von. der, Entwiekelung der Pflanuzensaamen, zur Entscheidung vorlegt. Selbst ‘bei der Bildung der Eyhüllen werden die verschiedenen Ansichten nur] neben einandergestellt welche man über diesen Gegenstand vorgetragen hat,\und doch ist die Entscheidung hierüber gegenwärtig so, überaus, leicht, was man schon an den, Abbildungen sehen wird, welche Ref: hierüber im dritten Theile seiner Physiologie 'mitgetheilt hat. Herr Treviranus (l. e. pag. 508) spricht noch. von .der.\in- nern Eyhaut, deren Basis gemeinlich der von der äufsern. ent- gegengesetzt sein soll; ‚auch ‚bestreitet er ;.das,, Verschwinden der innern Haut wärend. des Reifens des Saamens -und,.dennoch ist dieses selbst bei einigen, Orchideen überaus ‚schön. zu .se- hen. Das ‚Perisperm. oder der ;Eyweifskörper ‚soll, nach H,T; niemals fehlen, ja selbst in denjenigen Fällen, wo ser. bei. dem, reifen Saamen zu fehlen scheint, soll.er nur, zu ‚einem, dün- nen Häutchen umgeändert sein, indessen: Ref. führt „nur. die Cruciferen und Orchideen. an, bei welchen ‚er auch nicht eine Spur von Eyweifskörper zu. keiner. Zeit, der Saamen- Ausbil- dung wahrgenommen hat, und, die, Eychen. sind ‚hier so, ,durch- sichtig, dafs hier dem Beobachter heiguien Instrumenten: nichts entgehen, kann. RR pi Der Eyweifskörper, meint Herr a wäre nur, se), ten einfach, sondern in. der Mehrzahl'der Fälle doppelt und man könne:also von einem äufsern und..einem innern Eyweifskörper sprechen, Indessen hierin dürfte man wohl nicht folgen, „denn un- ter äufserem Eyweifskörper versteht Herr Treyiranus die. zellige Masse, welche so. häufig, die, innere- Substanz .des Eykern’s bildet; nur bei wenigen. Gattungen und Familien, am bekanntesten bei den Nymphaeen, „bildet. ‚sich „das, ‚innere " Zellengewebe des Eykern’s so bedeutend und so ganz. eigen: thümlich aus, dafs man genöthigt ist. dasselbe mit einem eige- nen Namen zu belegen, und. seiner Aehnlichkeit wegen mit dem Eyweifskörper, nannte ich es den äufseren Eyweilskörper, Sehr. häufig spricht Herr Treviranus von der Saar menbildung der Leguminosen, seine. Daxstellungen. stimmen aber sehr wenig mit denen überein, welche Herr Schlei- den und Ref. in ihren Arbeiten mitgetheilt haben., „Der fa- denförmige, oft stark gekrümmte Anhang, welchen ‚so ‚häu- fig der Embryosack verschiedener Pflanzen zeigt, soll sich 40 . mit dem äufsern Perisperm verbinden und mit Unrecht wird angegeben, dafs Hr. Mirbel diesen Anhang mit suspenseur bezeichnet, denn hierunter versteht derselbe den zelligen Fa- den, an dessen Ende die Bildung des Embryo’s erfolgt. Bei den Leguminosen, wie so deutlich bei Phaseolus u, s. w. ist der Anhang des Embryosackes allerdings in der Spitze des Nucleus befestigt, hier aber ist auch die Bildung des Embryo- sackes eine entgegengesetzte, wie es Ref. ausführlich nachge- wiesen hat. Der merkwürdige Strang, welchen die Saamen der Gat- tung Tropaeolum zeigen, soll im Grunde der Fruchthöhle entspringen und in das Eyloch eindringen, indessen sowohl Hrn. Schleiden’s als Ref. Beobachtungen haben erwiesen, dafs dieser Faden an welchem der Embryo hängt, aus der Mi- kropyle hervorwächst, auch habe ich noch mehrere Fortsätze desselben bemerkt. (Pflanzen-Physiologie III. pag. 331) Herr Morren*) hat verschiedene interessante Beobach- tungen an den Blüthen des Cereus grandiflorus gemacht. Er glaubt angeben zu können, dafs die Befruchtung des Ey- chens bei dieser Pflanze erst mehrere Wochen nach erfolgter Bestäubung der Narbe geschehe, wie es auch bei der Vanilla stattfinden solle. ‘Er beobachtete ein Exemplar des Cactus grändiflorus mit 40 Blüthen, zählte die Staubfäden der ein- zelnen Blüthe und fand ‘deren Anzahl zu 500, wonach jene ganze Pflanze 20,000 Staubfäden produeirte. Ebenso fand Hr. Morren ungefähr 500 Pollenkörner in jeder Anthere, so dafs eine einzelne Blume deren an 250,000 Stück enthielt und die 40 Blumen auf der ganzen Pflanze sogar 10,000000. In der Anthere einer verwelkten Blume fanden sich noch 300 Pollenkörner, so dafs an 150000 Pollenkörner ganz nutzlos in einer einzelnen Blüthe zurückgeblieben waren und also vielleicht ° nur 100000 zur Befruchtung der 30000 Eychen verwendet wurden, welche in dem Ovario der Blume befindlich sein sol- len. Diese Zählungen des Herrn Morren stimmen mit des Referenten Beobachtungen an Cactus und Orchis-artigen Ge- 7) Oöservations sur lanatomie et la physiologie de la fleur du Cereus grandiflorus, — Bulletin de !Acad. de Bruxelles. V. Nr. 6. 4 wächsen ganz überein, bei denen man im Ovario stets die dop- pelte und dreifache Zahl von Pollenschläuchen im Verhältnisse der Eychenzahl antriflt. In den Härchen des Stigma’s sah Herr Morren eben- falls die Rotationsströmung und er glaubt dafs dieselbe auf die Befruchtung Einflufs habe. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Geruche der Blume gewidmet; Hr. Morren fand dafs die Deckblätter und die Blumenblätter (hierunter werden wohl die inneren Kelchblätter verstanden!) wohlriechend sind; die inneren Kelchblätter riechen nach Heliotrop und die äufsern nach Fanilla. Der Geruch dieser Blume ist perio- disch und vergebens sucht die Anatomie über die Ursache des- selben Aufschlufs zu geben. Referent*) gab eine Reihe von Beobachtungen und An- sichten über die Entstehung der Pflanzengerüche, über welchen Gegenstand noch so überaus wenig gearbeitet ist. Ueber die Umhüllungen des Stigma’s bei den Scaevola- ceen und Goodeniaceen hat Herr Korthals**) 'neue Beob- achtungen mitgetheilt. Herr Robert Brown hatte schon die Frage gestellt, ob die eigenthümliche Bedeckung, welche das Stigma der genannten Pflanzen zeigt, eine Fortsetzung des Endes des Stylus ist, oder ob es ein eigenthümliches Organ ist, welches mit dem drüsenartigen Discus zu vergleichen ist, der das Ovarium in andern Familien umgiebt. Herr Lindley hielt dagegen jenes Organ mit den Sammelhaaren der Campanula- ceen übereinstimmend. Herr Korthals untersuchte die Blü- the bei Scaevola in verschiedenen Entwickelungsstufen und fand die Entwickelung der Blüthenhüllen übereinstimmend mit anderen Fällen; der grofse Kelchlappen, welcher nach der Eröffnung der Blume der Spalte gegenüber zu stehen kommt, ist noch ganz den andern gleich. Die Blumenkrone zeigt sich ebenfalls regelmäfsig und erst bei weiterer Entwickelung wird die Spalte allmälich deutlicher. In den frühesten Zuständen zeigte sich der Stylus kurz und zusammengedrückt, und mit einem Rändehen am Umfange umgeben. Später vergröfsert *) Pflanzen -Physiologie II. pag. 493—505. *) Over het omhulsel van het stigma der Scaevolaceae en Goode- niaceue. — Tydschrift voor Nat. Gesch. ete. IV. pag. 310. 2 - N sich der Rand des Stigma, und in Blumenknospen von 9 Li- nien Länge hat sich der Rand schon’ über‘ das Stigma ent- wickelt und bedeckt es wie eine becherförmige Hülle, welche auf. der: Oberfläche mit. kleinen ‚Härchen bedeckt wird. Bei Blumenknospen von 25 Linien Länge empfängt jener Becher den Pollen und schliefst sich wenn er’ damit gefüllt ist, indem ‚sich die Cilien zusammenlegen und 'das'Stigma die Form wie“ im gewöhnlichen jungen Zustande erhält. - Endlich öffnet sich die Blumenkrone und in dem mit Pollen gefüllten Becher sieht ‘man, ‚dafs sich das Stigma allmälich vergröfsert, wobei der Pollen abnimmt bis das Stigma über den’vertrockneten Becher wie. ein. kleiner abgebissener Fächer (waayertje) emporragt. Herr Korthals machte diese Beokachtüungen in Indien und wiederholte dieselben zu Leyden an Goodenia ovata und. Leschenaultia. Bei letzterer Gattung zweifelte er zuerst, 'weil im geschlossenen und ‚gefüllten Becher kaum eine Spur von Stigma zu sehen war, aber hier nahm auch der Pollen im Becher nicht ab und es erfolgte keine Befruchtung. Es geht nun aus jenen "Beobachtungen ‘hervor, dafs der Becher eine Fortsetzung von äufseren: Theilen des Stylus ist, wärend die Haare, welche den Rand des Becher's umgeben, oder auf seiner äufseren Seite zerstreut sind, aus dem Gewebe dieser verlängerten Zellen gebildet werden. Herr Ramisch hat: bei der Versammlung der Naturfor- scher zu Prag im Jahre 1837 eine Abhandlung: Beobach- tungen über die Saamenbildung ohne Befruchtung am Bingelkraut vertheilt, ‘welche dem Referenten leider nicht zugekommen ist; in dem Berichte über jene Versamm- lung, welche in der Flora oder botanischen Zeitung (1838 11. pag. 406) erschienen ist, finden sich jedoch folgende Mitthei- lungen über diesen Gegenstand: Herr Ramisch hat an Mer- curialis annua keine Zwitterblume beobachtet (Schkuhr hat dieselben jedoch 'beobachtet!), er sah nur männliche Blüthen auf der weiblichen Pflanze vorkommen, dieselben wurden: je- doch sogleich entfernt und konnten. also keinen Einflufs auf die Befruchtung äufsern. Und dennoch sah Herr Ramisch die Saamen auf der weiblichen Pflanze ohne, vorhergegangene Befruchtung (d.h. Herr Ramisch hatte, dieselbe wenigstens nicht wahrgenommen. Ref.) reifen, ja sie keimten und pflanzen I 43 sich durch. mehrere Generationen hindurch fort. ' Hieraus schliefst der “Verfasser, dafs nun auch. im ‚Pflanzenreich ein Analogon für. die ‚berühmte Fortpflanzung‘ der Blattläuse auf- gefunden sei. Gegen so positive Beöhhchtühgen wie. sie hier angegeben sind, läfst sich. allerdings nichts erwiedern, wenn.'man. nicht die Ursache, eines dabei. vielleicht vorgekommenen Irrthumes aufgefunden hat, indessen nach den vorliegenden Beobachtun- gen über den Befruchtungsprocefs der Pflanzen wäre „wenig- stens. die Vermuthung erlaubt, dafs denn doch, auf irgend eine Weise die Befruchtung jener Blüthen vor. sich: gegangen: sein möchte, . Eine Reihe von Abbildungen über .das Keimen der Mar- silea (Fabri), welches ‚von den. Herren Dunal' und Fabre zuerst beobachtet wurde, ist im. vergangenen ‚Jahre, im ‘Item Bde. der Ann. des scienc. natur. (pag. 381 Pl. 43) -püblieirt worden, wozu die Beschreibung der ‚Abbildungen imigege« ben ist. Herr Morren*) hat eine Note, über die Entiiekelung der. handförmigen Knollen. der Orchideen puhlicirt;«welche als ein kleiner Zusatz zu einer früheren Arbeit ‚des Verfassers über eben denselben‘ Gegenstand anzusehen: ist. Herr 1. F. Hoffmann**) hat es durch Bächschinneng erwiesen, dafs Lemna arrhiza eine constante Artist; er.be= obachtete die Pflanze 2 Jahre lang frei von aller fremdartiger Beimischung 'und sah, dafs niemals Individuen produeirt wur- den, welche einer andern Art ähnlich waren. Ebenso wurden die andern gewöhnlichen - Lemna- Arten jahrelang beobachtet und niemals zeigte sich etwas, das mit Lemna \arrhiza.zu vergleiehen war. 'Auch- Mittelformen sind nicht beobachtet worden. Die vom Verfasser beobachtete individuelle‘ Fortpflanzung der Lemna arrhiza, von ihm Keimen-Entwickelung genannt *) Note sur le Developpement des Tubercules didyme- Bullet. de l’Acad. de Bruüwelles V. Nr. 2. **) Is Lemna arrhiza Auct. eene standvastige, onderscheidene soert, dan wel een ontwikkelingsvorm van eenige andere van hetzelfde geslacht? — Tydschrift v. Naturl. Geschiedenis en Physlol. IV. pag. 252 — 333. 44 (besser Knospen-Entwickelung), stimmt im Allgemeinen mit derjenigen der Gattung Lemna überein, ist aber im Speciel- len auffallend verschieden. Bei Lemna polyrrhiza, minor und gibba geht die Entwickelung der Knospen (Verästelung) ohne bestimmte Regel vor sich, indem die Zahl der vereinig- ten (obwohl nur lose) Individuen sehr varürt. Bei L. po- Iyrrhiza fand‘ der Verfasser in ruhigen Gewässern bis 19 In- dividuen (oder Aeste) mit einander verbunden. Bei Lemna zrisulca ist die Zahl gänzlich unbeschränkt. Die regelmäfsige Form, durch welche sich Lemna trisulca von den übrigen Lemna-Arten so höchst auffallend unterscheidet, hat Ref.*) dadurch erklärt, dafs bei Lemna trisulca stets zu beiden Sei- ten der Achse die Knospenentwickelung gleichmäfsig erfolgt, wärend sie bei’ andern Lemna-Arten (und so fand es Herr Hoffmann auch bei L. arrhiza) fast immer nur eine Knospe zur Seite entwickelt. Höchst selten beobachtete Herr Hoff- mann die Entwickelung zweier Knospen bei Lemna arrhiza, wie er sie in Fig. 6. pl. 1. seiner Arbeit dargestellt hat. Bei regelmäfsiger Entwickelung der Aeste, wie bei Lemna tri- sulca, wird also die Zahl derselben in geometrischer Progres- sion zunehmen. Der Verfasser beobachtete in einem Falle, dafs die 2 Blättchen eines Exemplares durch Algen, Infusorien u. s. w. so fest mit einander verbunden waren, dafs sie sich nicht trennen konnten und glaubt hieraus erklären zu können, wefshalb man diese Pflanzen bald in einzelnen, bald in gepaar- ten Blättchen findet. Im Spätherbst entwickelt sich bei Lemna arrhiza die Winterknospe, welche, so wie die von Lemna polyrrhiza, in Farbe und Struktur von den übrigen verschie- den ist und unter Wasser überwintert. Der Verfasser hat zwar A6hnliches nicht bei Lemna minor und L. gibba beob- achtet, doch hat es Ref. auch an ersterer Art gesehen. Der Verfasser glaubte bei den gepaarten völlig entwickel- ten Individuen eine Vereinigung zwischen‘den beiden folgen- den Knospen beobachtet zu haben, indessen spätere Untersu- chungen, deren Resultate er dem Ref. im December 1838 mündlich mittheilte und später publiciren wird, nöthigten ihn diese Ansicht aufzugeben. Die Knospe, welche sich aus einer ' *) Pflanzen- Physiologie III. pag. 52. \ 45 Spalte der Mutterpflanze entwickelt, ist mit dieser mittelst ei- nes Stieles vereinigt, von welchem sie sich bei der nachherigen Trennung mit einer Narbe ablöst. Die Blüthe sah Herr Hoffmann bei Lemna arrhiza nicht, er hält es aber für wahrscheinlich, dafs sie nur bei ein- fachen Blättchen vorkomme. Von Wurzeln wurde niemals die geringste Spur beobachtet. Bei den Einwendungen, welche man im vergangenen Jahre gegen die Saamenthierchen der Pflanzen gemacht hat, ist es um so erfreulicher, dafs sich die Beobachtungen über diesen Gegenstand in eben derselben Zeit in solcher Weise vermehrt haben, dafs die Zweifler wohl endlich verstummen werden. Herr Unger und Referent haben, unabhängig von einander, in verschiedenen Abhandlungen ihre Beobachtungen über die Saamenthierchen der niedern Pflanzen bekannt gemächt. Herr Unger*) beklagt sich zuerst, dafs seine Entdeckung der ge- schwänzten Saamenthierchen bei der Gattung Sphagnum, wor- über in unsern ersten Jahresbericht (1835) referirt wurde, so lange Zeit hindurch unbeachtet geblieben ist, und mit Recht wird diese Vernachlässigung eines so wichtigen Gegenstandes dem Mangel guter Mikroskope zugeschrieben. Ja Schmidel und F. Nees von Esenbeck, welche die Saamenthierchen der Moose entdeckt haben, konnten aus eben demselben Grunde nicht wahrnehmen, dafs sie geschwänzt sind. Die Saamenthier- chen in Sphagnum bestanden nach Unger’s früherer Beob- achtung aus einem dicken Rumpfe und einem dünnen faden- förmigen Schwanze; da aber die Bewegung derselben mit dem fadenförmigen. Schwanze voran geschieht, so sieht, er densel- ben für einen Rüssel an, welcher mit demjenigen der Infuso- rien zu vergleichen sei. An dem Körper der Saamenthierchen nahm Herr Unger keine active Bewegung wahr, unterschied aber an dem ganzen Saamenthierchen die locomotorischen Be- wegungen von den rotirenden. Die einfachste Bewegung geschieht in der Richtung der Spirale, und ist der Rüssel noch zusammengezogen, so ist die Bewegung eine einfach rotirende. *) Neuere Beobachtungen über die Moosanthere und ihre Saa- menthierchen. — Nora Acta Acad. C. L. C. Vol. XVUI. P. LD. pag. 687.— 704. Jan. 1839. erschienen. 46 Bei den Ortsveränderungen der Saamenthierchen, welche in der Richtung der Spirale erfolgen, zählte Herr Unger 4 bis 3 Umdrehungen oder besser Umwälzungen des Rumpfs in der Secunde, und'sowohl bei der Ortsbewegung, ‘als bei’der ein- fach rotirenden Bewegung sah er die Spitze des Rüssels in einer beständig zitternden Bewegung. Aufser diesen gewöhn- lichen Bewegungen kommen: zuweilen noch andere vor, die durch Zufälligkeiten bedingt zu sein scheinen und dieses’ sind die schnellenden Bewegungen, welche man dann bemerkt, wenn sie sich von den in den Weg kommenden Hindernissen zu be- freien suchen. Auch in dem spiralförmig gewundenen Rüssel sah Hr. Unger keine Ausstreckung oder Krümmung, sondern der Rüssel zeigte sich stets in seiner Steifheit, doch sah er die Rüssel nicht selten von ihren Körpern getrennt und dann immer mehr oder weniger erschlafit, sie zeigten aber durch- aus keine Bewegung. Hierauf kommt Herr Unger zu der Frage über die Stel- lung dieser Saamentliierchen in der Reihe der thierischen Ge- schöpfe. In den Befruchtungs-Schläuchen (Antheren der neue- ren Autoren) der übrigen Moose, sowie bei denen der Leber- moose hatte er die Saamenthierchen noch nicht beobachtet und glaubt, dafs von einer Analogie jener Körper mit den Anthe- ren phanerogamischer Gewächse nicht die Rede sein könne, sondern die Aehnlichkeit mit den Pollenblasen liege viel näher, denn so wie diese eine zellulöse und eine innere homogene Haut besitzen, so auch die Befruchtungsschläuche der Moose, Nach Referents Beobachtungen sind diese Vergleiche unstatt- haft, denn die Struktur der Moosantheren und die der Pollen- bläschen’ ist ganz überaus verschieden, wie es Ref. im dritten Theile der Pflanzen-Physiologie nachgewiesen hat. ‘Ref. hat es vollständig verfolgen können, dafs sowohl die Antheren als die Pistille der Moose aus einzelnen Zellen hervorgebildet werden (aus diesen Zellen bilden sich zuweilen die ‘Brutkör- ner der Moose, welche als abortirte Blüthen der Fruchtbil- dungen anzusehen sind!), dafs sie also: im Anfange von glei- cher Entwickelungsweise sind und die Form von mehr oder weniger eylindrischen oder eyförmigen Schläuchen annehmen. Bei den Pistillen öffnet sich die Spitze dieser, aus einer ein- fachen Zellenschicht bestehenden Schläuche zur Narbe, und in 47 der Basis bildet sich der Fruchtknoten, bei den Antheren da- gegen füllt sich” die Höhle mit fovilla und das Vorhandensein einer inneren zarten Haut, welche Herr Unger bei den An- theren von Sphagnum beobachtet haben will, möchte Ref. sehr in Zweifel stellen, obgleich er selbst beobachtet hat, dafs die Spitze der Anthere, vielleicht der meisten Laubmoose, aus ei- ner einfachen Membran besteht. Bei den Marchantien glaubt Herr Unger die Anthere nur für einen Theil -einer vielkam- merigen Anthere ansehen zu können, wofür er die ganze männliche Blüthe deutet. Ja die Aehnlichkeit in der Struktur dieser Anthere soll mit den Antheren der Rafflesia in die Augen springend sein, was Ref. jedoch nicht bestätigen möchte. Herr Unger sucht nun zu zeigen, dafs die Saamenthier- chen der Moosantheren mit den Saamenthierchen der Thiere zusammenzustellen sind, obgleich die Classification derselben zweifelhaft bleibt, weil die Steifheit des Rüssels und die Art der Bewegung so sehr verschieden ist. Als Gründe für diese Zusammenstellung der Saamenthierchen werden auch die über- einstimmenden Gröfsenverhältnisse zwischen den Saamenthier- chen der Moose und denen der Thiere angeführt und es wird auf ein Gesetz hingedeutet, „dafs, je unvollkommener der Or- ganismus, um so ausgebildeter die Saamenthierchen,“ welches jedoch wegen der vielen Ausnahmen wohl kein Naturge- setz sein möchte. (Ref.) Später hat Herr Unger*) auch in den Antheren der ge- wöhnlichen Laubmoose die Saamenthierchen beobachtet, als bei Polytrichum juniperinum, commune, urnigerum und alpe- sire; so wie bei Funaria hygrometrica, Bryum cuspidatum und Br. punctatum; und endlich fand er sie auch bei Mar- chantia polymorpha und Grimaldia hemisphaerica,, doch gelang es ihm nicht die Saamenthierchen der Jungermannien *) Weitere Beobachtungen über die Saamenthierchen der Pflan- zen. — Acta Acad. C. L. C. nat. cur, V. XVII. P. II. pag. 787 — 7%, Der Inhalt dieser Abhandlung ist bei der Versammlung der Naturforscher zu Prag vorgetragen, und im vergangenen Jahre auch in der Flora oder botanischen Zeitung von 1838. II. pag. 393 — 400 mitgetheilt, kam mir aber erst lange nach dem Drucke desjenigen Abschnittes meiner Pflanzenphysiologie zu Gesicht, in welchem die Saamenthierchen der niedern Pflanzen abgehandelt werden. (Ref.) 48 aufzufinden. Bei Polytrichum commune fanden sich die Saa- menthierchen in kleinen hexa@drischen Zellen mit abgerunde- ten Kanten. Meistentheils erschienen die Saamenthierchen in den Zellen unbeweglich, andere zeigten’ dagegen eine zitternde Bewegung in dem dünnen Fortsatze des Rüssels, wärend andere sich auch absatzweise um ihre Achse drehten. Den Durch- messer des feinen Rüssels mafs Hr. Unger zu 0,004”; nur wenige Saamenthierchen wurden frei, d. h. aufserhalb der Zel- len beobachtet und diese zeigten nur eine zitternde oseillirende Bewegung des Rüssels. Auch bei den Saamenthierchen der Marchantia polymorpha sah Hr. Unger dafs sich der Rüs- sel in einer äufserst schnellen zitternden Bewegung befand. Referents Beobachtungen über die Saamenthierchen der niedern Pflanzen sind ebenfalls sehr zahlreich und derselbe ist in verschiedenen Punkten weiter gekommen als Herr Unger. Das Auftreten der Saamenthierchen bei den Gattungen Hy- pnum, Mnium und Bartramia beobachtete Ref. im Sommer von 1837, worüber schon im vorigen Jahresberichte (pag. 94) Mittheilungen gemacht wurden; hierauf folgten Beobachtungen *) über die Saamenthierchen der Marchantia polymorpha, dann wurden einige allgemeine Mittheilungen über die Saamenthier- chen der Laub- und Lebermoose, wie der Characeen im Aug. des vergangenen Sommers an die Akademie der Wissenschaf- ten zu Paris**) gemacht, und im Zusammenhange ward der Gegenstand im dritten Theile der Pflanzen-Physiologie (pag. 205—226) mitgetheilt, wo er durch eine Menge von Abbil- dungen erläutert ist. Ref. hat an jenem Orte zuerst eine hi- storische Darstellung und die Beobachtungen über die Saamen- thierchen der niedern Pflanzen gegeben, woraus hervorgeht, dafs Herr. G. W. Bischoff die geschwänzten Saamenthier- chen zuerst und zwar bei Chara hispida beobachtet hat, und Herr J. C. Varley sah diese Thierchen von Chara syncarpa schon im Jahre 1834 ziemlich eben so deutlich, als wir sie gegenwärtig mit den besten Instrumenten sehen können; er beobachtete schon eine undulirende Bewegung an dem feinen *) S, Ueber vegetabilische Spermatozoen — Wiegmann’s Archiv etc. 1838. 2tes Heft pag. 212. ") Compt. renduw d. 1838. II. 49 fadenförmigen Ende. Die neuen Beobachtungen des Herrn Un- ger-über die Saamenthierchen der Moose konnten noch nicht benutzt werden, indem sie erst später erschienen. Die hauptsächlichsten Resultate meiner Beobachtungen über den vorliegenden Gegenstand möchten folgende sein: Die Laub- und Lebermoose so wie die Cheren haben in ihren Antheren ähnliche Saamenthierchen wie die Thiere, doch treten diesel- ben bei den genannten Pflanzen stets einzeln, jedes Thierchen für sich in einer besonderen Zelle auf, ja bei den Charen lie- gen diese Zellchen, worin und woraus sich die Saamenthier- chen bilden, noch in den gröfseren Zellchen der Pollenfäden. und hier nehmen die Saamenthierchen nach ihrer vollkomme- nen Ausbildung einen weit gröfsern Umfang ein, als ihre Mut- terzelle gestattete. Diese Zellchen, worin sich die Saamen- thierchen einzeln bilden, sind bei verschiedenen Gattungen der genannten Familien bald.mehr bald weniger fest und membra- nös, mitunter aber, wie z, B. bei Bartramia, bei Sphagnum, bei Trichostylium Cord. sind sie so weich, dafs man sie füglich Schleimzellen oder Schleimhüllen nennen könnte; hier löst sich meistens die Schleimhülle im umgebenden Wasser und die Saamenthierchen werden dadurch frei. In den Fällen wo die Zellchen fester sind, da: werden dieselben durch die Einsaugung von Wasser und hauptsächlich durch die lebhaften Bewegüngen der spiralförmig zusammengewundenen Saamen- thierchen zerrissen und bleiben in dem Wasser ungelöst zu- rück, wenn die Saamenthierchen schon längst hervorgetreten sind. Diese Saamenthierchen-haltenden Zellchen sind bald sphä- risch, meistens linsenförmig, bald eckig, was sich hauptsächlich nach ihrer Aneinanderfügung in der Höhle der Anthere rich- tet; bei den ersteren Formen findet sich noch immer eine mehr oder weniger grofse Menge von Schleim, welche zwischen den Zellen liegt, und nach dessen Auflösung die Zellen erst aus- einander treten. In Hinsicht der Form und der Länge unter- scheiden sich die Saamenthierchen der verschiedenen Gruppen der Moose und Charen ganz ebenso wie bei den verschiede- nen Thierklassen; im Allgemeinen kann man sagen, dafs sie aus einem dickeren und einem dünneren, äufserst feinen Ende bestehen, und bei den meisten sieht man den allmäligen Ueber- V. Jahrg, 2, Band. 4 50 gang des diekeren Endes in das dünnere, ganz besonders schön bei den. Charen und Jungermannien, ja selbst bei Sphagnum ist es zu sehen, und Herrn Unger’s Zeichnung dieser Thier- chen, in welcher das Rumpfende wie ein besonderer, für sich bestehender Körper dargestellt ist, kann ich nicht bestätigen. Die gewöhnlichsten Bewegungen dieser Saamenthierchen ge- schehen in der Richtung der Spirale; hiebei ist nur das feine fadenförmige Ende thätig und das dicke Körperende wird pas- siv mit umhergewälzt, und da sich die Saamenthierchen fast immer mit jenem feinen Ende voraus bewegen, so kann man dasselbe besser Rüssel als Schwanzende nennen. Bei gehöriger Aufmerksamkeit sieht man an dem Rüssel aller jener Saamenthierchen eine undulirende Bewegung, aber vorzüglich sind es gewisse Punkte, welche sich in ihrer Lage verändern und eine starke, oseillirende Bewegung zeigen, so dafs man selbst an Cilien denken möchte, obgleich unsere Instrumente dieselben nicht zeigen. In meinem Buche habe ich den Ge- genstand genauer beschrieben und kann darauf verweisen; die Saamenthierchen der Charen sind so überaus grofs, dafs sich an ihnen hierüber noch am meisten beobachten Jäfst, und diese sind es auch, welche sich mitunter fast ganz gerade ausstrek- ken, so dafs wenigstens die spiralförmigen Windungen dersel- ben verschwinden, was ich auch bei den Saamenthierchen der Marchantien gesehen habe. Die auffallenden Bewegungen des langen Rüssels bei den Saamenthierchen der Charen, deren Dimension ich in der Spitze zu 55557 Linie gemessen habe, wärend das dicke Körperende „5 Linie Breite zeigte, diese Bewegungen sieht man erst dann recht deutlich, wenn die Schnelligkeit in der Bewegung sich mindert, und sich die Thier- chen dem Absterben nähern; dann schlängelt sich endlich. der Rüssel hin und her, wobei man zuerst seine ganze Länge zu sehen bekommt, wärend das Körperende schon unbeweglich da liegt. In jeder Charen-Anthere sind 4 bis 6000 Stück Saamenthier- chen enthalten. Die Saamenthierchen des Pflänzchens, wel- ches in meinem Buche als Aneura pinguis bezeichnet ist, zeigen schon viel Eigenthümliches in ihrer Form, wie es die Abbildungen auf der 12. Tafel fig.39 und 40 zeigen; es scheint mir aber gegenwärtig, dafs dieses Pfänzchen, dessen Frucht- bildung ich im Winter verfolgen konnte, nicht Aneura pinguis | 51 ist, sondern eine neue Art der merkwürdigen Corda’schen Gattung Trichostylum bildet *). Eine grofse Reihe von Arbeiten haben wir über das Frucht- lager der höheren Pilze im vergangenen Jahre erhalten. Herr J. H. Leveille**) hat seine Untersuchungen schon am 12. März 1837 in der philomatischen Gesellschaft zu Paris vorgetragen; sie erschienen im Dec. Heft der Annales des ‚Science. nat., welches aber erst in der Mitte des Sommers vorigen Jahres zu uns kam. Herr Leveille hat sich schon seit 12 Jahren mit diesen Untersuchungen beschäftigt und viele seiner Beobachtungen schon ‚dem verstorbenen Person vor- getragen. Wenn man die Oberfläche der Lamellen von Aga- ricus micaceus auf Querschnitten untersucht, so findet man zwei verschiedene Arten von Organen :daselbst; die einen sind mehr hervorstehende Bläschen, durchsichtig und von länglicher Form, wärend die andern kleine Wärzchen darstellen, die in Spitzen auslaufen, wovon jede derselben eine Spore trägt. Die ersteren Organe, die Paraphysen der Deutschen, werden Cystides genannt und die andern Basides. Die Cystides sind von einfachen Membranen gebildet aber zuweilen auf der Oberfläche genetzt; ihr Vorkommen ist nicht constant, so zei- gen einige 4garici diese Organe nur auf den Rändern der La- mellen. IhreForm wird beschrieben und als sehr verschieden dar- gestellt. Sie sind gewöhnlich ungegliedert; in seltenen Fällen aber auch gegliedert, und nicht selten sieht man die Sporn auf ihrer Oberfläche liegen. Die Basides sind 4sporig, 2sporig oder 4sporig, jenachdem sie 4, 2 und. nur einen Sporn tragen; bei Agaricus vellereus wurde von H.L. ein Fall von gänzlichem *) Dieses interessante Lebermoos, welches ich Trichostylium are- narium nennen möchte, fand ich auf dem Sande nahe dem Ostsee- strande bei Swinemünde in Gesellschaft von Diplolaena Bilytü var. contorta. Es hatte im August bis zum October Antheren und junge Fruchtkapseln, deren sich noch im November mehrere neue ausbilde- ten. Herr Corda hat für Trichostylium affine freie Antheren ange- geben und auch ganz kurze Stielchen abgebildet, worauf sie befestigt waren; bei meiner Art waren die Antheren in der obern Blattsubstanz eingesenkt, kamen aber später hervor, so dafs sie wie kleine Sandkör- ner daselbst umherlagen; ich sah 12— 45 Antheren in einem einzelnen Blattlappen. *") Recherches sur !’Hymenium des Champignons. 4* 52 Abortement der ‚Sporen und Sporenträger ‘beobachtet Bei Lactifluus acris sind die Sporenträger gegliedert dargestellt, und bei Agaricus rutilus hat Hr. Montagne auch geglie- derte Sporen beobachtet, was aber nach Leveille nicht con; stant ist, ja auch länglich uud sphärjsch kommen sie bei einem und demselben Pilze vor. Die Sporn 'sind' bei einigen Arten glatt, bei andern verrukös, bei andern tuberkulös.. Vier Kup- fertafeln mit sehr schönen Zeichnungen begleiten diese Ab- handlungen. Herr’ Berkeley*) hat ebenfalls eine sehr interessante Arbeit über denselben Gegenstand geliefert, und dabei eine musterhafte historische Darstellung der älteren Beobachtungen über denselben vorangeschickt. Die Basides des Herrn Le- veille nennt Hr. B. Sporophores und die Cystides bezeich- net er mit dem Namen der Utricles. Auch Herr B. sah, dafs die-Saamen bei der Gattung Agaricus regelmäfsig zu 4 auf- treten; bei Ag. flexuosus fand er jedoch nur 2 Sporen oder Saamen ‚auf jedem Saamenträger. Der Inhalt der Sporenträ- ger ward bei der Reife der Sporen ganz entschieden gekörnt, und die Länge der Sporenträger ist auf einem und demselben Individuum nicht immer gleich. Auch bei Boletuws kommen regelmäfsig 4 Sporen auf jedem Sporenträger vor, doch bei andern Gattungen ist die Zahl derselben bei verschiedenen Arten mitunter sehr verschieden; Clavaria cristata Pers. hatte 2 oder auch 3 Sporen, Clavaria crispata 3 oder 4; Clav. vernicularis nur 2 und Clavaria viscosa sogar nur einen Saamen. Bei Cantharellus cibarius sind‘ 6 Sporen, wovon 4 gewöhnlich wie bei Agaricus gestellt sind und 2 andere noch jenen 4 zur Seite u. s. w. Zwei Kupfertafeln begleiten die Abhandlung; die Abbildungen sind richtig, aber nicht so elegant als in der vorigen Arbeit des Herrn Leveille. Der übrige Theil dieser Abhandlung ist von systematischem Interesse. Herr Klotzsch hat in Albert Dietrich’s Flora des Königreichs Preufsen (6. Band. Berlin 1838) eine Reihe von höheren Pilzen beschrieben und abgebildet, wozu überall specielle *) On the Fructification of the Pileate und Clavate Tribes of Hymenomycetous Fungi. — Ann. ofnatur, hist. etc. London 1838 p. 82 — 101. 53 Analysen des Hymenium’s gegeben sind. Die Sporen tragen- den. Organe werden Sporenschläuche und die Paraphysen (utricles Bere. und 'cystides Lev.) Pilzantheren genannt. Bei der Beschreibung des Agaricus deliquescens Bull. (Tab. 385) sagt- Herr Klotzsch: „Was die: Anthere betrifft, so entwickelt sie sich mit den ersten Sporen zugleich und scheint in der That einen Befruchtungsakt auszuüben; sie springt nicht auf (wenigstens. habe ich es nie beobachten können); auch geht ihr jene thätige Bewegung. ab, wie sie an den Moos- und Farrnantheren zu sehen ist; sehr häufig findet man bei nähe- rer Untersuchung-des. Fruchtlagers der, Hymenomy.ceten: ab- gefallene Sporen an den, Antheren klebend,, welche abgenom- men sämmtlich keimen, aber nur durch Transsudation, befruch- tet, werden können, Folgerungen, die sich mir dadurch auf- drangen, däfs Antheren, an welchen Sporen anklebten, an inne- reın Gehalte verloren hatten, eingeschrumpft und unförmig er-- schienen, ohne dafs nur das geringste Zerreifsen des Antheren- sackes bemerkbar wurde; ferner dadurch, dafs von den frei- willig abgefallenen Sporen. der ersten Entwickelung nur wenige, von denen der spätern Entwickelung aber nur in seltenen Fäl- len und dann nur einzelne keimten,“ Endlich hat auch Herr Phöbus*) eine Reihe von Beobach- tungen über die Fructificationsorgane der höheren Pilze bekannt gemacht. Er unterscheidet an den Sporenträgern des Hyme- "nium’s den Träger und die Stiele, worauf die Sporen unmit- telbar sitzen und den Träger, mit den Stielen, deren Zahl. bei Agaricus 4 ist, nennt Hr. Ph, eine Tetrade. An den, Spo- ren bemerkte er sehr oft in der einen Seite, ungefähr in der Mitte der Höhe des Keimkernes einen scharf begrenzten blafs- rothen Fleck. „Zwischen den Tetraden zerstreut, in beträcht- lieh geringerer Zahl, finden sich bei vielen Agaricus-Arten (bei manchen, wie es scheint nur inconstant) noch andere, mehr oder weniger in die Länge ausgedehnte, fast immer die Tetraden überragende, übrigens verschieden gestaltete Hervor- ragungen „Nebenkörper, Paraphysen“. welche man in sehr vie- len Fällen nur für abnorm veränderte Träger zu halten hat.“ *) Deutschland’s kryptogamische Giftgewächse in Abbildungen und Beschreibungen, Berlin 1838. 54 Auch in diesem Werke sind bei der Beschreibung der einzel- nen Arten die Analysen des Hymenium’s gegeben, worin man die Form der Sporenträger und der Antheren-artigen Organe dargestellt findet. | Schon aus diesen 4 verschiedenen Arbeiten geht die grofse Meinungsverschiedenheit hervor, welche man über die Fun- ction der Paraphysen hegt. Dafs die Paraphysen bei den Hut- pilzen als befruchtende Organe anzusehen wären, das ist schon eine Vermuthung aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahr- hunderts, aber Buillard hat diese Ansicht wohl zuerst mit Bestimmtheit und zwar in Folge genauerer Untersuchungen vorgetragen. Auch Ref. hat diesem Gegenstand in der letzte- ren Zeit seine Aufmerksamkeit gewidmet und seine Ansichten über denselben in der Pflanzen-Physiologie (III. pag. 465) be- kannt gemacht; er hält jene Körper für Organe, welche eine befruchtende Substanz enthalten, aber Beobachtungen zeigten ihm, dafs sie einmal nur sehr sparsam auftreten, ja gar nicht selten an ausgebildeten Pilzen, welche mit Tausenden uxd Tausenden von Saamen bedeckt sind: gänzlich fehlen. In vie- len Fällen sieht man nur zu deutlich, dafs diese Körper aus den abortirten Saamenträgern] hervorgewachsen sind, ja in anderen schien es, dafs diese Saamenträger selbst nach dem Abfallen der Saamen zu einer besonderen Gröfse anschwellen, und dann ebenfalls als solche Antheren-artige Organe erschei- nen; in beiden Fällen zeigen sie dann auf ihrer Spitze die Stielchen, auf welche sonst die Saamen befestigt waren. Ich bin also mit Herrn Phöbus zu einer und derselben Ansicht gekommen, dafs die Antheren-artigen Organe für abnorm ver- änderte Saamenträger zu halten sind, ich habe aber auch ver- folgen können, dafs sich diese Organe unmittelbar aus den cylindrischen Zellen des Fruchtlagers heranbilden, und dafs diese eben dieselbe Gröfse und Länge erreichen, wie die anderen. Es zeigt sich aber auch, dafs der Inhalt dieser aufser- ordentlich entwickelten Gebilde, ganz von derselben Art ist wie derjenige, welcher die kleinen, zurückbleibenden Zellen des Fruchtlagers füllt; nur in Hinsicht der Menge findet hierin Verschiedenheit statt. Ich sah bei Agaricus lacteus und Co- prinus, dafs die grofsen, sogenannten Antheren unter Wasser aufplatzten und ihren Inhalt ausgossen, und die Moleküle, FE Tan 55 welche in diesen Organen enthalten, sind von ziemlich regel- mäfsiger Form und zeigen eine lebhafte Molekularbewegung, doch keine geschwänzte Saamenthierchen. Direkte Befruch- tungsversuche können hier nicht stattfinden, demnach läfst sich die Funktion jener Organe nicht mit Bestimmtheit anweisen. Glaubt man, dafs hier eine wirkliche Befruchtung der Sporen stattfindet, so kann diese nur nach Art der Befruchtung der Fisch- und Amphibien-Eier erfolgen, denn die Sporen bilden sich häufig schon viel früher aus, als die Füllung des Sporen- trägers mit jener opaken und gekörnten Substanz stattfindet, . was ich ganz bestimmt beobachtet habe. Und eben so sah ich die Sporen unsers gewöhnlichen Champignon’s keimen, obgleich ich keine besonders ausgebildete Antheren-artige Organe an dem Hute der Pflanze, von welchem ich die Sporen nahm, auffinden konnte. Einige Mittheilungen über die angeblichen Antheren der Coprinus-Arten hat auch ganz neuerlichst‘ Herr Unger*) gemacht; derselbe sah, dafs sie nichts weiter, als die gröfsten, auch dem unbewaffneten Auge erkennbaren Schläuche des Hy- menium’s waren; die Membran derselben war sehr dünn und zart. Der Inhalt der reifen, in’s Gelbliche spielenden Anthere war wässerig-schleimiger Natur, aber ohne Beimengung von Körnern oder andern Körperchen. Ref. fand dagegen in dem schleimigen Inhalte dieser Körper von verschiedenen Agaricus- Arten, so wie auch bei AJgaricus Coprinus Kügelchen, welche lebhafte Bewegungen zeigten. Herr Unger vergleicht diese angeblichen Antheren der Pilze mit den Paraphıysen, und jeden- falls dürften sie weniger mit den Antheridien verglichen wer- den. Das käme nun aber wohl auf eins hinaus, denn Herr Unger lehrte an einem andern Orte (l.c. pag. 698), dafs sich zwischen den Paraphysen der Moose und den Antheren der- selben, Uebergänge nachweisen lassen. Herr Ascherson**) hat in einer kleinen Abhandlung die Ansicht des Herrn Corda bestätigt, dafs die Kügelchen in den Sporen vieler Pilze, welche man mitunter fälschlich *) Acta Acad. C. L. €. Vol. XVII. P. I. p. 192. *) Ueber die Oeltröpfen, die in den Fortpflanzungskörpern der Pilze enthalten sind: — Poggendorf’s Annal. d. Physik. XLIV. p. 639. 56 auch Sporisien genannt hat, nicht anderes als Tröpfchen eines fetten Oeles sind. Hert Corda nennt diese Bildungen schon seit vielen Jahren nicht anders als Oeltröpfchen, und da wir bei den Sporen der Moose und der Charen fettes Oel in noch gröfseren Tropfen. gefunden haben, so ist das Auftreten 'des Oeles in den Sporen: der Pilze eine analoge Erscheinung. Ref. glaubt jedoch, dafs man sicherer geht, "wenn man sagt, dafs jene Kügelchen in den: Sporen ‘der Pilze aus einer öl- oder fett- artigen Substanz bestehen, und diese Substanz findet Ref. auch in’den Zellenmembranen vieler Pilze wieder, deren: Zellen- gewebe sich fettartig verhält, ohne dafs man die Fettkörper: in den Zellen: desselben sehen.kann. Herr Ascherson sah diese Körper bei ihrer Entstehung, obgleich noch unmerklich klein, dennoch immer an ihren bestimmten, Stellen auftreten, und in anderen Fällen entstanden sie durch Verschmelzuug einer gan- zen Gruppe kleiner Kügelchen. :Da nun die Pilze sehr ein- fach organisirt sind, so glaubt Herr Ascherson, dafs das- jenige, was sie enthalten, zu den unentbehrlichsten Bedingun- gen jeder Organisation gehört, und man könne defshalb aus der angegebenen Thatsache wohl wichtige, allgemeine Folge- ° rungen ziehen. Schliefslich spricht Hr. Asch. noch die Hypo- these "aus, dafs die ‚Existenz zweier heterogener Flüssigkeiten ein nothwendiges Requesit der 'Zellenbildung zu sein scheine, eine Hypothese, welche er später ausführlicher entwickeln wird. Herr T. A. Qwevenne*) hat eine sehr ausführliche Ar- beit über mikroskopische und chemische Untersuchungen der Hefe, nebst Versuchen über die Weingährung geliefert. Schon im vorigen Jahresberichte wurde dieser Gegenstand sehr ausführ- lich behandelt und die mikroskopischen Beobachtungen der Herrn Cogniard-Latour und Schwann, sowie des Referenten Zusätze haben denselben in physiologischer Hinsicht schon viel weiter gebracht, als'wir ihn in dieser Arbeit des Herrn Quevenne finden, ja derselbe ist noch nicht einmal vollkom- men überzeugt, dafs die sogenannten Kügelchen des Fermen- tes wirkliche Pflänzchen sind. Die vorliegende Arbeit ist aber in anderer Hinsicht überaus schätzenswerth, und besonders interessant sind die vielen Versuche über das Verhalten dieser *) Journal d. Pharmäc. Juin 4838. pag. 265. 57 Gährungspflänzehben in verschiedenen Substanzen, durch welche die Gährung bald befördert bald unterdrückt wird. f Herr Quevenne reinigte das Bierferment durch mehr- faches Auswaschen mit Wasser und überzeugte sich alsdann, dafs gerade der gleichartige weifse Brei, welcher nach 3 bis 4fachem Waschen: übrig blieb (und dieser besteht ‘ganz und gar aus den Gährungs-Pilzchen Ref.), die Gährung erregende Eigenschaft in einem hohen Grade besitzt. Das abgelaufene Wasser, welches den Extractivstoff enthielt, zeigte sich in die- ser Hinsicht nur von schwacher Wirkung. Wir haben im vorigen Jahresberichte kennen gelernt, dafs die Gährung stets mit der Erzeugung und dem Wächsthume der kleinen Gährungs- oder Zucker-Pilze begleitet ist; Herr. Quevenne fand bei seinen Versuchen, dafs Terpentinöl, Blausäure, Sublimat, essig- saures Kupferoxyd u. s. w. die Gährung verhindern, und die- ses sind denn auch sämmtlich Substanzen, welche als: heftige Gifte gegen Pflanzen wirken, dagegen zeigen Morphin und Strychnin keinen schädlichen Einflufs auf den Gährungs-Pro- zeis, so dafs man daraus schliefsen könnte, dafs die Gährung durch alle diejenigen Substanzen unterdrückt wird, welche auf die Gährungs-Pilze als Gifte wirken. Der Einfufs des Gährungs-Pilzes auf die Zersetzung des Zuckers wird sehr richtig, als ganz verschieden von der Wir- kung dargestellt, welche die katalitischen Körper auf einander zeigen, aber Herr Quevenne scheint gefunden zu "haben, dafs die Anwesenheit gewisser freier, organischer Säuren bei der Entwickelung der Gährung nöthig ist, und dafs Alkalien diese Wirkung hemmen. Am 23. Juli hat Herr Turpin*) von der Akademie der Wissenschaften zu Paris einen Bericht über eine neue Abhand- lung des HerrnCogniard-Latour: Beobachtungen und Ver- suche über die Ursache und Wirkung der weinigen Gährung vorgetragen, worin wir die Angabe finden, dafs die Vermeh- rung der Zucker- oder Gährungs-Pilze nicht nur durch Erzeu- gung von Knospen vor sich geht, sondern dafs sich diese ein- fachen Pflänzchen bei ihrer Einwirkung auf die Bierwürze zu- sammenziehen, kleiner werden und dabei Brutkörnchen schen *) Compt. rend. 1838. II. 58 lassen, welche sich wieder durch Knospen vermehren, sobald sie die Gröfse der Mutterpflanze erreicht haben. Diese letztere Angabe möchte aber doch, wie Ref. glaubt, noch Bestätigung verdienen, er selbst hat das Pflänzchen vielfach beobachtet und in fig. 22. Tab. X. seiner Physiologie etc. (III. pag. 465) ab- gebildet und beschrieben, aber immer nur das sprossende Wachsen derselben gesehen. Dergleichen einfache Pflänzchen vermehren sich allerdings ganz gewöhnlich geräde durch Spo- ren, die im Inneren ihrer Schläuche entstehen, dann ist aber mit der Bildung dieser Sporen oder Brutkörner zugleich der Untergang der Zelle bedingt, worin jene gebildet wurden; ein Zusammenziehen und Kleinerwerden derselben ist aber behufs solcher Fortpflanzung noch nicht beobachtet. Der Ursprung der Kohlensäure, welche sich bei der Gährung entwickelt, lei- tet auch Herr Cogniard-Latour von der Vegetation des Gährungspilzes ab. Endlich hat auch Herr Turpin*) eine besondere Arbeit über die Natur des Fermentes geliefert, welche aber in ihren Resultaten jenen Mittheilungen nachstehen möchten, die Refe- rent schon im vorigen Jahresberichte gegeben hat. Es finden sich keine neuen Beobachtungen in dieser Arbeit des Herrn Turpin über den genannten Gegenstand, wohl aber mehrere sehr irrthümliche Annahmen, gegen welche es Pflicht ist zu warnen. Alle Hefen, sagt Hr. Turpin, bestehen aus organi- schen Geweben, von welchen sie sich isoliren und zwar in Form von Kügelchen, welche oft im Augenblicke der Tren- nung selbst dem Mikroskope unsichtbar sind. Eben so irrthüm- lich ist die Angabe, dafs es durch mikroskopische Beohach- tungen nachzuweisen sei, dafs die kleinen Kügelchen der Stärke des Eyweifskörpers der Gerste u. s. w. der Ursprung der Bier- hefe und aller der Vegetation ist, welche darin vorkommt und durch Herrn Turpin mit Mycoderma cerevisiae bezeich- net wird. Diese Angaben beruhen auf Herrn Turpin’s Lieb- lingsansicht von den Globuline, welche aber schon längst als grundlos nachgewiesen ist, aber von ihrem Urheber noch immer sehr wohlgefällig vorgetragen wird. *) Sur la cause et les effets de la fermentation alcoloique et aceteuse. — L’Institut de 1838. 23. dout 1838. — Compt. rendus sec. semestre pag. 369 — 402. 59 Herr Turpin glaubt auch gesehen zu haben, dafs sowohl einzelne, wie auch ein ganzer Theil des aus perlschnurförmig aneinander gereihten Kügelehen bestehenden Stieles, einen Theil, oder anch sämmtliche innere Kügelchen in Gestalt einer Rakete ausstiefsen. Referent kann es nur bedauern, dafs er das Unglück hat Herrn Turpin fast bei jeder Gelegenheit widersprechen zu müssen; die Schuld liegt nur an Herrn Turpin, der in sei- nen Beobachtungen nicht nur sehr ungenau ist, sondern sich auch stets bestrebt zu lehren, ohne die Erfahrungen seiner Vorgänger zu erlernen, oder die Lehren seiner Zeitgenossen zu achten. Es finden freilich viele Naturforscher, dafs die Beobachtung neuer Thatsachen viel leichter ist, als die Erler- nung der schon beschriebenen; letzteres ist aber unbedingt nothwendig. In Folge dieser pomphaften Arbeit des Herrn Turpin, welche von den grofsartigsten Zeichnungen ' begleitet gewesen sein soll, ist denn auch so eben eine andere neue Theorie über den Gährungsprozefs aufgestellt, welche ganz unterhaltend zu lesen ist.*) Hiernach sind es Infusorien, welche mit Heifs- hunger den Zucker verschlucken, und dafür Weingeist durch den Darmkanal und Kohlensäure durch die Urinblase entleeren. Wenn der Zucker verbraucht ist, so fressen sich die Thiere gegenseitig auf und alles wird verdauet bis auf die Eyer, welche unverändert wieder abgehen. Der Verfasser dieser Satyre hat mit dem letzteren Satze sehr gut zu zeigen gewufst, dafs die Gährungspilze keineswegs die Ursache der Gährung sein können, denn sie sind gerade in sehr grofser Anzahl vorhanden, wenn die Gährung in einer solchen Flüssigkeit aufhört. Herr James Blake **) hat sehr interessante Borsraihe über eleetrische Strömungen angestellt, welche wärend des Gähr- und Vegetations-Prozesses erzeugt werden; der Gegen- stand erscheint dem Ref. von grofser Wichtigkeit und die *) S. Das enträthselte Geheimnifs der geistigen Gährung in. den Annalen der Phamacie von Köhler und Liebig. Jan. 1839. *) On the Electrical Currents produced during the Processes of Fermentation. — London and Edinb. Phil, Mag. 1838 I. p. 599. s 60 fernere Beobachtung desselben ist der nächsten Zeit rechtsehr zu empfehlen. ı Der Verfasser dieser Abhandlung fand, dafs sich die Hefe in einem eleetrenegativen Zustande ne und die umgebende Flüssigkeit in einem positiv electrischen, wenn die Hefe mit Zucker in Berührung tritt und in Letzterem die Er- scheinungen. der Gährung hervorruft. Galvanische Ströme, welche durch gährende Flüssigkeiten ‘geleitet wurden, beför- derten stets die Gährung." Herr Blake beobachtete auch, dafs, sich wärend des Vegetationsprozesses ebenfalls electrische Stö- mungen erzeugen, und zwar sah er die Oberfläche eines Blat- tes positiv electrisch und das:umgebende Medium negativ elee- trisch. Die An- oder Abwesenheit des Lichtes hatte auf die Richtung der. Strömung keinen Einflufs, ‘aber bei Tage war mehr Electrieität in Bewegung gesetzt. Schon in meinem ersten Berichte vom Jahre 1834 habe ich eine Arbeit des Herrn Turpin angezeigt, worin derselbe seine Lieblingsansichten über die ideale Struktur der Pflanzen und der allereinfachsten Pflänzchen. mitgetheilt, hatte, gegen- wärtig ist diese Arbeit vollständig erschienen*) und mit einer prachtvollen Abbildung über die Entstehung des Cantharellus Dutrochetii Turp. begleitet, welche ebenfalls schon 1834 aber durch Herrn Dutrochet vorgetragen wurde. Diese Darstel- lung über das Hervortreten der Fruchtträger jenes Pilzes aus den feinsten Zweigen des Thallus ist überaus gut, die Analyse über das Gewebe desselben, so] wie die Strüktur der Fru- etificationsorgane sind jedoch ganz irrthümlich aufgefafst, und nur aus diesem Grunde konnte die Entstehung dieses Pilzes zur Bestätigung der Lieblivgsansichten des Herrn Ennpig benutzt werden. Herr Ad. Brongniart**) hat der Akademie zu Paris einen Bericht über ein Memoire des Herrn Montagne ab- ”) Observations generales sur lorganisation et la physiologie des vegdtaux, consideres comme de grandes associations de vegetauz plus simples, confervoides, et simplement agglutines. — Mem. de !.Academ. Royale des sciences de U’Institut de France. Tome XIV. Paris 1838. rag. 105— 154. *") Rappoxrt sur un Mem. de M, le docteur Montagne, sur Vorga- nisation et le mode de reproduction des Caulerpees et en pasticulier da Caulerpa Webbianua. — Compt. rend. d. 1838 I. pag. 269. » ' 6, gestattet, worin dieser die Organisation und die Fortpflanzung der Caulerpien beschreibt; die Arbeit wird in den Me&moires des Savans Etrangers erscheinen. Die Sporen dieser Algen entwickeln sich wie bei den Ulvaceen- im Allgemeinen, und nach ihrem Hervortreten aus den Zellen zeigen sie ebenfalls eine freie Bewegung, bis sie sich ‘wieder vergröfsern. — Später ist diese Abhandlung des Hr. Montagne in den An- nales des Science. natur.*) erschienen; sie enthält aufser der Betrachtung der Caulerpien in systematischer: Hinsicht, noch einen ausführlicheren Abschnitt über die Fructification dieser Gattung, worin einiges Allgemeine über die Bewegung der Sporen dieser Pflanzenfamilie mitgetheilt wird. Herr F, Dunal**) beobachtete die Ursache der rothen Färbung, welche das Seewasser des Mittelländischen Meeres, in den Reservoirs der Salinen jener Gegenden so häufig zeigt; er fand aufser der grofsen Anzahl an kleinen Thieren, welche zu dieser Färbung beitragen, auch mehrere kleine Algen und zwar einen Protococcus, den er salinus nennt und.auch einen Haematococcus, welchen er ebenfalls salinus nennt. ‘ Herr Dunal glaubt jedoch, dafs der Protococcus nur ein junger Haematococcus ist. Es ist nur zu bedauerır, dafs diesen Mit- theilungen keine Abbildungen beigegeben sind, denn sicherlich gehen nun diese‘ beiden angezeigten Algen als neue in die systematischen Handbücher über, was sie aber wohl schwer- lich sein möchten. Herr Unger***) hat ein Wesen, welches, wie er selbst sagt, ohne Zweifel die bekannte und vielfältig beschriebene Oscillatoria labyrinthiformis Agdh. ist, als Spirilium Os- eillatoria beschrieben und abgebildet, und erklärt dasselbe, wie die Oscillatorien überhaupt, für Thiere. Er fand die Oscillatorie spiralförmig gewunden, bald rechts, bald links gewunden; die Ortsbegung ward sowohl durch die Spiraldre- hung der Faser selbst, als durch wellenförmige Bewegungen des ganzen Fadens bewerkstelliget. Je nachdem das Thier *) Mars 1838 pag. 129 — 450. **) Ann. des sciens nat. 1838 I. pag.. 172. *+) Ueber Oseillatoria labyrinthiformis Agdh. — Acta Acad. C. L. C. nat. cur, Vol. XVII. P. II. pag,, 705. Tab. LIIl. f. 3. 62 vorwärts oder rückwärts kriechen will, dreht sich die Faser von links nach rechts, oder von rechts nach links, wobei zu- gleich‘ durch die seitliche wellenförmige Bewegung nachgehol- fen wird. Je länger das Individuum um so schneller die Be- wegungen. Kleinere Stücke von 4 Linie Länge haben keine Spiralbewegung mehr und schwanken nur noch Art der ahdern Oscillatorien hin und her. - Referent hat Beobachtungen über die Fortpflanzung der Oscillatorien bekannt gemacht (Pflanzen-Physiologie III. p. 443), aus welchem er schliefst, dafs die Oscillatorien zu den Pflan- zen gehören; ausführlich sind auch die Bewegungen dieser Ge- wächse von ihm erörtert (l. c. III. pag. 565) und er vermochte nicht den Kopf derselben zu erkennen, von welchem andere Botaniker so Vieles gesprochen haben. Auch Herr Ehren- berg hat sich noch in der letzten Zeit dafür ausgesprochen, dafs die Oscillatorien zu den Pflanzen gehören. Die spiralförmige Drehung, welche Herr Unger an der Oscillatoria labyrinthiformis Agdh. beobachtete, kommt die- ser Pflanze nicht allein zu, ich babe dieselbe ebenfalls an be- kannten Arten beobachtet und fand, dafs es eine ähnliche Er- scheinung ist, wie die spiralförmige Windung der Spirogyren. Ref. sah auch die spiralförmig gewundene Oscillatorie ruhen, doch wenn sich eine solche bewegt, so mufs sie wohl dem Laufe der Spirale folgen. Demnach berechtigt diese spiralför- mige Drehung keinesweges zur Aufstellung einer neuen Art, noch weniger aber zur Ueberführung der Oscillatorien zur Gattung Spirillum. Mad. Griffiths*) hat der Linne’schen Gesellschaft zu London die Beobachtungen mittheilen lassen, dafs sich das Laub der Laminaria digitata regenerirt; sie konnte zwar nicht mit Bestimmtheit angeben, ob diese Regeneration alljähr- lich geschieht, sie glaubt es aber, weil diese Pflanzen im Juni und Juli so äufserst frisch dastehen und dagegen im April und Mai eine überaus grofse Menge dieses Fucus ausgeworfen wird. Bei Laminaria bulbosa und L. saccharia soll es sich ebenso verhalten. *) S. Froriep’s Notizen ete. V. Bd, 1838 pag. 346. 63 In Herrn Giuseppe Meneghini’s*) Arbeit: über die Algen sehen wir eine Vorarbeit zu einer systematischen Auf- stellung der Gattungen dieser Familie; die grofsen Schwierig- keiten, welche dieser Gegenstand aufzuweisen hat, sind Jedem bekannt, der sich mit der Beobachtung der Algen beschäftigt hat. Es muß hier freilich viel zerstückelt werden, was auch Herr Meneghini gethan hat, um zum Ziele zu kommen, aber Herrn Agardh’s Anordnung der Algen-Gattungen möchte den- noch viel zweckmäfsiger sein als diese neue. Da die Anord- nungen der Algen ganz und gar auf die Struktur dieser Ge- wächse begründet sein mufs, so glaube ich dieselbe in vorlie- gendem Bericht hineinziehen zu dürfen. In dem Conspectus generum sind die Gattungen nach folgenden Gruppen aufge- - führt: Protococcoideae, Nostochineae, Hydrureae, Rivula- cieae, Batrachospermae, Leptomiteae, Oscillarieae, Lyng- byeae, Cadmeae, Oonfervae, Lemanieae, Hydrodictyeae, Ceramieae, Corallineae, Zygnemeae, Desmidieae, Sipho- neae, Caulerpeae, Ulveae, Florideae, Thaumasieae, Spon- giocarpeae, Furcillarieae, Chordarieae, Sporochnoideae, ' Dictyoteae, Laminarieae, Lichineae und Fucoideae. Die Stellung der Zygnemeae entfernt von den Conferven, so wie der Desmidieae hinter den Ceramieen u. s. w. wird sogleich aufiallen, aber bei der Anordnung der Gattungen zu Gruppen sind mitunter noch auffallendere Zusammenstellungen zu finden, wie z. B. Bulbochaete Ag. zu den Ceramien. Die Desmidieae hat Herr Menighini, wie fast alle andere Botaniker, eben- falls zu den Pflanzen gestellt, wärend zu gleicher Zeit alle dahin gehörigen Gattungen durch Herrn Ehrenberg als In- fusorien beschrieben sind. Herr Morren**) gab die Beschreibung der Entwicke- Jung einer Conferve, welche er nicht nur als eine neue Art erkennt, sondern selbst eine neue Gattung darauf gründet, die / *) Cenni sulla organografia e fisiologia delle Alghe. Padova 1836. Ato. 1 **) Recherches physiologiques sur les Hydrophytes de la Belgique. Premier Memoire: Hist. dun genre nouveau de la tribu des Confer- vees, nomme Aphanizomeme. Mem. lu ü L’Acad. roy. de scienc. de Bruxelles le %2 Dec. 1837. Bruxelles 1838. 4to. 64 er Aphanizomenon nennt und die dahin gehörige Art mit dem Beinamen incurvum belegt. Es ist hier nicht der Ort, die Gründe’ zu beleuchten, welche Herr Morren berechtigten diese Pflanze als neu zu beschreiben und darauf eine eigene Gattung zu gründen, sondern Ref. macht nur auf die physiolo- gischen Beobachtungen aufmerksam, welche Hr. M. bei jener Pflanze ‚angestellt hat. "Leider sind die Beobachtungen mit zu geringen Vergröfserungen angestellt, so dafs selbst die Abbil- dungen noch nicht ausreichend sind. Herr Morren beobach- tete an der genannten Conferve, dafs sich die Fäden dersel- ben in grofsen Massen vereinigt entwickeln, so dafs sie förm- lich zusammengeklebt erscheinen und er glaubt, dafs dieses die Folge der Wirkung einer attractiven Kraft sei, welche’ nichts andres, als Electrieität zu sein scheine, indem alle hete- rogenen Gebilde ‚bei der Berührung Electricität entwickeln. Herr Morren sah bei dieser Conferve, was man auch schon früher beobaclıtet hat, dafs sich die Glieder der Fäden von einander trennen und sich bewegen, und diese Bewegung hält er für die Wirkung einer positiven Electricität. Herr Biasotetto*) hat bei der Versammlung der Na- turforscher zu Prag einen Vortrag über die Metamorphose der Algen gehalten; er will beobachtet haben, dafs sich ‚die Reste kleiner Algen z. B. von Sporochnus, Calothrix, Exillaria trun- cata:Grev. und Fructulia Momeate Kütz. mit. destillirtem Wasser übergossen und monatelang einer Temperatur von 42-15 ° R. ausgesetzt, in Substanzen umwandelten, in: wel- chen er eine Teiraspora (olivacea genannt), die Palınella boiryoides und auf den Boden des Glases auch noch ver- schiedene Fructulien beobachtete. Aehnliche Versuche wur- den mit Bryopsis plumosa angestellt; das Glas wurde eben- falls der Sonne zugekehrt und nach einem Jahre zeigten sich _ grüne Flecke, welche aus Palmella boiryoides und Fructulia hyalina bestanden, Den Rückstand eines Abgusses von Sphae- rococcuss confervoides stellte Hr.Biasoletto im Februar in ein Glas mit 2 Unzen destillirtem Wassar und gols 4 Tropfen Silberglättessig hinzu; es bildeten sich hierauf kleine Wolken und im Anfange des Mai’s fand er Hygrocrocis moniliformis *) Flora 1838. II. pag. 409. 65 darin. Bei einem andern Versuche wurde Brunnenwasser ge- nommen, worauf sich in demselben mehrere übereinander gelagerte Wolkenschichten bildeten, in welchen Herr‘ B. später verschiedenartige Algen entstehen sah, welche er zwar etwas beschreibt, dieselben aber nicht bestimmt; Abbildungen derselben wären freilich am wünschenswerthesten gewesen. Hr. Reichenbach hat an eben demselben Orte über die Wichtigkeit dieser Beobachtung gesprochen; es gehe aus der- selben hervor, dafs die Formbildung abhängig erscheine von den chemischen Verhältnissen des Wassers, in welchem sie sich befinden. Herr Biasoletto habe bewiesen, wie die Glie- der nach dem verschiedenen chemischen Fluidum in den ver- schiedenen Gestalten erschienen sind. Die wahren Freunde der Wissenschaft werden gewils nicht verkennen, dafsHr. Reichenbach hier wie überall die ihm vorliegenden Thatsachen geistreich auflafst und zusammen- stellt, aber diese, soeben angegebenen Thatsachen scheinen dem Referenten zu so wichtigem Schlusse (obgleich er demselben sehr hold ist) nicht genügend. Wir haben schon durch R. Treviranus und unlängst auch durch Hrn. Dutrochet Be- obachtungen erhalten, aus welchen erwiesen werden sollte, dafs physische Kräfte und chemische Verhältnisse die Formen der niedern Pflanzen bestimmen könnten; ich habe jedoch die Dutrochet’schen Versuche in dieser Hinsicht sehr häufig wiederholt und konnte dieselben nicht bestätigen. Dergleichen Beobachtungen müssen überaus häufig wiederholt werden und müssen stets gleiche Resultate geben, wenn man so wichtige Schlüsse daraus ziehen will. Herr Ehrenberg *) hat in seinem grofsen Prachtwerke über die Infusionsthierchen abermals eine sehr grofse Menge von Geschöpfen beschrieben und: abgebildet, welche die Bota- niker zu den Pflanzen zählen. ‚Diese Abbildungen kommen allen Naturforschern höchst erwünscht, denn bei. den voll- kommenen Pflanzen sind heutigen Tages die treuesten Abbil- dungen unumgänglich nöthig, aber bei den niedern, mikrosko- *) Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen. Ein Blick in das tiefere organische Leben der Natur. Nebst einem Atlas von 64 colorirten Kupfertafeln, gezeichnet vom Verfasser. Leipz. 1838. fol. V. Jahrg, 2. Band, 5 66 3 pischen Geschöpfen ist es noch viel wichtiger, dafs sie, alle: in Abbildungen vorliegen. Dem Systematiker ist es gleich, ob dergleichen Geschöpfe ‚als Thiere oder als Pflanzen abge- bildet werden, denn sie bleiben defswegen immer was sie sind, und es erscheinen denn auch heständig noch gegenwärtig, wie seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, mehr oder, weniger gründliche Schriften, in welchen ein und dieselben Geschöpfe von dem Einen zu den Thieren, von dem Anderen zu den Pflanzen gezogen werden. _Es war schon einmal in diesen Jahresberichten (S. d. Jahresbericht von 1834 und den von 1836) über den fraglichen Gegenstand die Rede, aber seit jener Zeit haben sich, durch die Verbesserung der Mikroskope, ‚ die Beobachtungen über denselben sowohl für als gegen in- hohem Grade vermehrt, daher Referent denselben nochmals, wenn auch in aller möglichen Kürze berühren mufs, denn ber denjenigen einfachen Geschöpfen, welchen man nicht sogleich ansehen kann, ob sie zu den Thieren oder zu den Pflanzen gehören, bei denen ist es der Physiologen Aufgabe, ihre Na- tur näher zu erforschen. In dem genannten Werke hat Herr Ehrenberg nicht nur systematische Beschreibung der frag- lichen Thiere oder Pflanzen gegeben, sondern überall finden sich seine eigenen Beobachtungen, sowie auch diejenigen sei- ner Vorgänger über die Natur derselben sehr ausführlich zu- sammengestellt, doch sind immer die erkannten Thatsachen in der Ansicht gedeutet, als wären jene Geschöpfe wirkliche ‚Thiere; aber eben dieselben Thatsachen erhalten eine ganz andere Bedeutung, wenn man von der Ansicht ausgeht, dafs jene Geschöpfe Pflanzen sind. Es fragt sich nun, welche An- sicht die richtige ist, und ob die eine oder die andere po- sitiv zu erweisen ist. Ref. schlägt zur Beantwortung dieser Fragen den kürzesten Weg ein, indem er dergleichen 'Gat- tungen aufführt, welche nach seinen Ansichten ganz entschie- den zu den Pflanzen gehören, und, um es auch zu erweisen, ı die Deutung der Thatsachen widerlegt, welche Herr Ehren- berg für seine Ansicht anfgestellt hat. Doch möge man diese | Mittheilungen nicht unrichtig deuten, sie sind durchaus harm- loser Natur und das. Resultat vieljähriger Beobachtung jener Geschöpfe, welche sowohl durch ihre Structur wie.durch ihre ganze Bildungsgeschichte sich den Pflanzen zureihen. Diese £ . 67 Sache ist aber noch defshalb von hoher Wichtigkeit, weil jene niedern Pflanzen sehr bestimmt erweisen, dafs es auch un- vollkommene Organismen giebt, d. h. dafs es Geschöpfe giebt, welche so einfach gebaut sind, dafs ihnen alle die besonderen Organe abgehen, welche den höhern Thieren zukommen, und dennoch ernähren sie sich, sie leben und pflanzen sich fort. Solche einfache Geschöpfe sind es aber auch nur, sowohl un- ter den Thieren‘, wie unter den Pflanzen, welche auch ohne Eyer und ohne Saamen, durch sogenannte generatio origi- naria entstehen können. Die Bildung der Zellen bei Pflan- zen und Thieren, wie wir sie gegenwärtig kennen gelernt haben, führt uns endlich zur unmittelbaren Beobachtung über ” die Vorgänge, welche bei der generatio originaria stattfin- den, und die nächste Zeit möchte sich wiederum an diesen überaus wichtigen Gegenstand machen. Die Bildung der Schimmel aus der Stärke u. s. w. ist in dieser Hinsicht am vortheilhaftesten zu beobachten. 3 ; Das erste Pflänzchen, welches wir in Herrn Ehrenberg’s Werke beschrieben und abgebildet finden, ist Gonium (?) tranguillum Ehr. Ref, entdeckte dasselbe 1828, er theilte eine Abbildung davon mit und nannte es später Merismo- pedia punctata. Herr Ehrenberg selbst hat nichts Thieri- sches an diesem Pflänzchen beobachtet, welches zu den Ulva- „ceen gehört, und sich durch die beständige regelmäfsige Selbst- theilung, welche ich im 3ten Bande der Pflanzen-Physiologie (p. 441)‘ näher. beschrieben habe, so höchst auffallend aus- zeichnet. i Ebenso entschieden gehören die Glosterien zu den Pflan- zen, aber Hr. Ehrenberg führt folgende Gründe, an, aus welchen sie zu den Thieren gezählt‘werden sollen: .1) Die Closterien haben freiwillige Bewegung, 2) sie haben ‚an. den Spitzen Oefinungen, 3) sie haben fortdauernd bewegte, sogar hervorragende, beständige Organe dicht hinter den. Oefinun- gen und 4) sie hahen quere Selbstiheilung. Aber‚alle Pflan- zen, sagt Hr. Ehr., welche freiwillige Bewegungen, offene Mündungen,, Füfse und Selbsttheilung. haben, die könne man zu den Thieren zählen, auch ohne sie ‚essen‘ zu sehen. Die- sen letztern Schlufs‘ wird gewifs jeder. Botaniker als richtig anerkennen, aber die drei Vordersätze, worauf der Schlufs 5* or KL. 68 gebauet ist, sind wohl als nicht richtig zu erweisen, wie es Referent (Pflanzen-Physiologie III, p. 442, 448 u. 449) gethan hat. Für die entgegengesetzte Ansicht, dafs die Glosterien Pflanzen sind, kommen nun noch folgende wichtigste Beobach- tungen: Die Structur der Closterien ist gänzlich die der Con- ferven; ihre Saamenbildung und die Entwickelung dieser Saamen ist gänzlich die der Conferven. Auch das Auftreten des Amylum’s im Innern der Closterien, womit sie mitunter fast ganz gefüllt sind, ist ein schlagender Beweis, dafs die Closterien wirkliche Pflanzen sind. Sie haben keine Füfse; was Hr. Ehr. dafür ansah, sind selbstbewegliche Moleküle, welche bei Closterium Trabecula zu 5—600 und darüber vorkommen und einen Kanal im ganzen Verlaufe des Pflänz- chens dicht erfüllen. Ihre Function ist schwer zu deuten; sie kommen aber auch bei sehr vielen Conferven vor und vielleicht sind sie mit den Saamenthierchen der Pflanzen zu vergleichen. : Zu der grofsen Familie der Bacillarien hat Hr. Ehren- berg 35 bis 36 Gattungen gebracht, welche man aber wohl zweckmäfßsiger in zwei besondere Familien theilen kann, näm- lich in die Familie der wirklichen Bacillarien und in die Familie der Desmidieae, diese letztere ist auch schon von ‚Hrn. Meneghini in’der vorher aufgeführten Schrift festge- ‚ stellt; sie umfafst wirkliche Algen, über deren Natur kein Zweifel sein darf, dagegen die Bacillarien noch immer, ganz nach der Ansicht des Autor's, bald zu den Algen, bald zu den Infusorien gestellt werden können; diese Letztern hat Herr Me- neghini inseinem Algensystem gar nicht aufgeführt und hält sie also wahrscheinlich ebenfalls für Thiere. Zu den wirklichen Al- gen gehören folgende Gattungen von Ehrenberg’s Bacilla- rien: Desmidium Ag., Staurasirum Meyen, Pentasterias Ehrenb., Sphaerastrum Meyen, Xanthidium Ehrenb., Sce- nedesmus Meyen, Odontella Ag. und Pediastrum Meyen (Micrasterias Ag.) und Euastrum Ehrenb. Bei allen die- sen Gattungen ist bisher nichts beobachtet worden, was als Beweis für die thierische ‘Natur dieser Bildungen sprechen könnte. "Wirkliche- Bewegungen aus innerer Ursache sah: ich nur bei Sphaerastrum, und die geringen Bewegungen, wel- che man bei einigen Gattungen‘ bemerkt haben will, sind wohl 69 von der Art, wie die Bewegungen der Conferven, welche bald in der Tiefe des Wassers, bald auf der Oberfläche des- selben vegetiren; diese Erhebung aus der Tiefe ist aber mei- stens mit sichtbarer Gasentwickelung verbunden. Die Ver- mehrung durch Selbsttheilung kommt allen diesen Gattungen zu; Hr. Ehrenberg sieht diese Selbsttheilung als den wich- tigsten und entscheidendsten Character für die thierische Natur der Geschöpfe an, doch Ref. hat in seiner Pflanzen-Physiologie (IH. pag: 440 etc.) auf das Entschiedenste nachgewiesen, dafs die Selbsttheilung sehr allgemein, sowohl bei niedern, als bei den Elementarorganen der‘ höchsten Pflanzen auftritt... Die kleinen Bläschen mit lebhafter Molekularbewegung, welche in der niedlichen Gattung Euastrum auftreten, sind ganz iden- tisch mit jenen bei den Closterien und den Conferven (S. meine Pflanzen-Physiologie III. pag. 449) und ich sehe über- haupt nicht recht ein, wefshalb nicht Olosterium neben Eua- sirum gestellt wird. Die grünen Körner, welche im Innern der Zellen der meisten Desmidieen auftreten, sind ganz ähn- lich den grünen Körnern in den Conferven-Zellen; Hr. Eh- renberg möchte sie als Eyer deuten, doch ieh habe mitun- ter ihre Entwickelung zu Sporen beobachtet, und bei mehre- ren Gattungen habe ich (deutlich gesehen, dafs sie. mitunter Amylum-haltig werden, ja zuweilen sogar ganz aus Amylum bestehen. Die zweite Section der Bacillarien des Herrn Ehren- berg umfafst die eigentlichen Bacillarien, sie wird daselbst mit dem Namen der Naviculacea belegt; hierher gehören die unzähligen Formen, welche neuerlichst durch ihr Vorkommen im fossilen Zustande so grofses Interesse erregt haben; von ihnen glaubt Hr. Ehrenberg und sehr viele andere Natur- forscher mit aller Bestimmtheit annehmen zu können, dafs sie ganz entschieden zu den Thieren gehören. Die Gründe, wel- che für diese Annahme aufgeführt werden, sind indessen eigent- lich noch. immer so schwach, dafs es, vorläufig wenigstens, noch immer zweifelhaft bleibt, ob die Bacillarien' wirkliche Thiere sind. Die Bewegungen der Bacillarien sind indessen mitunter so überaus frei, dafs sie ganz thierisch erscheinen, sie sind aber noch lange nicht so frei und lebhaft, wie die Bewegungen der Algensporen und der Saamenthierchen, welche 70 doch Pflanzen oder Pflanzentheile sind. Die Bewegung möchte also kein sehr beweisender Grund sein, dafs die Bacillarien zu den Thieren gehören. Die gewöhnlichste Fortpflanzung der Bacillarien geschieht durch Selbsttheilung, welche aber auch den Zellen der höhern Pflanzen eigen ist; nur-überaus selten geschieht die Vermehrung durch Sporen oder Eyer, Bei den Naviculis hat Ref. gesehen, dafs die Kieselhüllen sich theilten und dadurch der eine der zwei kugelförmigen Kör- per frei wurde, welche im Innern enthalten waren; ihre Ausdehnung zu neuen Individuen hat Ref. jedoch nicht un- mittelbar gesehen. Form, Struktur und überhaupt der Habhi- tus der Bacillarien ist offenbar von der Art, dafs man sie zu den Pflanzen zählen möchte, dagegen spricht‘ aber eine Erscheinung, welche von sehr hohen Interesse ist; man sieht nämlich bei manchen Naviculis (Hr. Ehrenberg hat es bei Nawvicula viridis beschrieben und abgebildet), dafs kleine Mo- leküle, z. B. die Moleküle ‘des Indigo’s und des Carmin’s in dergleichen Lösungen, welche sich der Oberfläche jener Kör- perchen nähern, dafs diese Moleküle sogleich in Bewegung gesetzt werden und oft mit grofser Schnelligkeit zur Seite des Körperchens hinlaufen, mitunter auch wieder nach entge- gengesetzter Richtung u.s. w. Diese merkwürdige Erscheinung liefse sich vielleicht durch überaus feine Cilien erklären, wel- che auf der Oberfläche jener Geschöpfe vorkommen, und dann vielleicht auch sogar die Bewegung derselben verursachen. Mit unsern gegenwärtigen Instrumenten kann man von diesen Cilien noch nichts wahrnehmen, wohl aber sieht fuan bei sehr starker Vergröfserung eine Art von durchsichtiger schmaler Zone, welche den Körper der Bacillarien rund herum ein- fafst. Endlich hat Hr. Ehrenberg noch eine Beobachtung bekannt gemacht, nach welcher über die thierische Natur der Bacillarien gar kein Zweifel übrig sein soll; dieselben neh- men nämlich zuweilen Farbestoffe auf, welche die Bläschen füllen sollen, die Hr. Ehrenberg für den Magen dieser Ge- schöpfe deutet. Diese letztere Angabe wäre allerdings sehr schlagend, die Sache scheint sich jedoch etwas anders zu ver- halten. Erstens konnte Ref. sowohl hier bei den Nauviculis, wie überhaupt bei den Infusorien nichts von jenen Magen- ‚säcken sehen, auch konnte er niemals an lebenden und sich 7 bewegenden Bacillarien ‘sehen, dafs ‚die Farbestofle, wie z. B. die Indigomoleküle von einem der Enden aufgenommen und nach der Mitte geführt wurden, wo die Magensäcke lie- gen sollen, wärend bei den Infusorien solche Beobachtungen sehr leicht sind. Wohl aber sieht man gar nicht selten, . be- sonders "bei den grofsen lebenden Naviculis, ‘dafs sich die Kügelchen von den angewendeten Farbestoffen auf die Mitte der breiten Seitenflächen legen, wodurch es erscheint, als wä- ren die Farbestoffe im Inneren der Bacillarien; wenn man aber Glasplatten darüber liegen hat und diese Glasplatten gehörig bewegt, so kann man die Farbestofikügelchen wieder entfernen. 1 Der geneigte Leser wird hiermit sehen, dafs noch viele Beobachtungen zu machen sind, bis wir mit aller Bestimmt- heit sagen können, dafs die Bacillarien wirkliche Thiere sind; wie aber Pflanzen und Thiere an einander grenzen, das sehen wir bei den Saamenthierchen der niedern Pflanzen und den Saamenthierchen der "Thiere. Ueber Bewegung der Säfte und Transpiration. Herr Fr. Kützing *) hatte seine Ansichten über das Steigen der Nahrungssäfte in den Pflanzen schon im Jahre 4837 niedergeschrieben; dieselben konnten aber'erst im ver- gangenen Jahre zur Publikation kommen. Hr. K. meint, dafs das Saftsteigen vorzüglich nur da stattfindet, wo die Spiral- röhren jung und abrollbar und die Bastfasern noch nicht ver- wachsen sind, oder dafs nur durch die Spiralröhren und Bast- fasern im jugendlichen Alter das Aufsteigem des Nahrungssaf- tes veranlafst wird. Diese Voraussetzungen sind aber wohl nicht richtig, denn fast in jedem physiologischen Lehrbuche wird man finden, dafs der Saft auch in den Elementarorganen des alten Holzes eben so bedeutend steigt, als in den jüngern Schichten u.s. w., doch wir gehen zur Erklärung dieses Saft- steigens nach des Verfassers Ansichten über. \ Die langen in Spitzen sich endigenden Baströhren wären mit zugespitzten Metalldrähten zu vergleichen, und die Spiral- *) Ueber das Steigen des Nahrungssaftes in den Pflanzen. — Linnaea v. 1838. pag. 23—37. 72 röhren mit electromagnetischen Spiraldrähten, und Spiralröhren und Bastfasern wären für die in den Pflanzen thätige Lebens- kraft dasselbe, was die. Metalldrähte für eleetromagnetische Strömungen sind. Es könne uns gar nicht mehr. befremden, meint Hr. K., wenn man’ das Steigen des’ Saftes auf ähnliche Weise erklärt, wie das Steigen des Wassers in den Wasser- hosen, denn diese bewiesen es, dafs auch ungeheure Wasser- massen durch grofse Massen von Electrieität emporgehoben würden (!). Ferner kommt in dieser Abhandlung noch die Angabe vor, dafs wegen der soliden Substanz der Bastfasern und des Geschlossenseins derselben an beiden Enden, der Saft nicht innerhalb derselben strömen könne, sondern er ströme aufserhalb in den Zwischenräumen, ‘zwischen den Baströhren und den Spiralröhren! Herr Donne*) hat bei der Beobachtung der Rotations- strömung in den Schläuchen der Chara hispida eine Erschei- nung bemerkt, welche allen frühern Bearbeitern dieses Gegen- standes entgangen ist. Wurden die Schläuche der genannten Chara von ihrer äufseren Haut befreit und zwischen Glas- platten etwas gequetscht, so lösten sich die grünen Kügelchen, welche die innere Fläche dieser Schläuche bekleiden, ganz wie gewöhnlich, und einige der gelösten Kügelchen zeigten eine Bewegung, welche unabhängig von der Rotationströmung war. . Hieraus schliefst Herr Donne, dafs die kleinen grünen Körperchen mit einer eigenen Kraft begabt sind, durch welche sie bewegt werden, wenn sie frei sind, welche aber auch auf die Flüssigkeit reagirt, wenn sie festsitzen. Es wird hiermit wiederum in den Kügelchen der grünen Bekleidung die Ur- sache der ganzen Rotationsströmung gesucht, und Hr. Donne glaubt in denselben 'grofse Aehnlichkeit mit dem Vorkommen der Cilien auf den Schleimhäuten der Thiere wahrzunehmen. Schon an verschiedenen Orten hat Referent zu zeigen gesucht, dafs die grünen Kügelchen auf der inneren Fläche der Schläuche nicht als die Ursache der Rotationsströmung an- zusehen sind, denn dieselben kommt auch in denjenigen Cha- ren und anderen Pflanzen vor, wo keine Spur von solchem *) Note sur la circulation de Chara. Compte rendu d. 1838. 1. pag. 497. 73 oder einem ähnlichen Ueberzuge vorhanden ist; ja sie kommt noch in solchen Fällen vor, wo sich im Innern jener grünen Kügelehen so grofse Amylum-Körner gebildet haben, dafs die grüne Substanz dabei gänzlich verdrängt ist u. s. w. Später wurde von den Herren Brongniart und Du- trochet ein Rapport über .ein Memoire des Herrn Donne in Bezug auf verschiedene Erscheinungen der Saftbewegung, bei der Chara hispida, vor der Akademie zu Paris*) publi- eirt, ‚worin jene Beobachtungen über die eigene Bewegung der grünen Kügelchen, welche auf der inneren Fläche der Charen-Schläuche sitzen, nicht nur bestätigt wurden, sondern noch bestimmter beschrieben. Diese Bewegung kommt jenen Kügelehen jedoch nicht immer zu und die Herren Commis- saire der Akademie haben an denselben ebenso vergebens nach Cilien gesucht, wie ihre Vorgänger. Sie beobachteten ein Stückchen eines jener grünen rosenkranzförmigen Schnüre, welches aus 5 Kügelehen bestand und sich zu einem vollkom- menen Kreise zusammenkrümmte; dieser Kreis stellte sich zu- fällig in eine Gegend, wo keine Rotationsströmung war und zeigte nun daselbst eine beständige Bewegung um seine eigene Achse, woraus man auf die Selbstständigkeit dieser Bewegung schlofs. ! In Bezug auf die Beobachtung des Herrn Donne, dafs die grünen Kügelehen, welche die innere Fläche der Charen- Schläuche bekleiden, mitunter eine eigene Bewegung zeigen, hat Hr. Dutrochet**) die Priorität reclamirt, indem er schon früher beobachtet hat, dafs sich die Reihen von grünen Kü- gelchen zuweilen wie Muskelfasern im Zickzack krümmen u. s.w.; die ausführliche Beschreibung jener Beobachtungen wäre auch wärend dieser Zeit in den Annales des scienc. d’hist. natur. erschienen. Referent (Physiologie Il. pag. 233.241) beobachtete bei ver- schiedenen Pflanzen, dafs sich aus der allgemeinen Strömung im Inneren der einzelnen Zellen, mehr oder weniger viele Zellensaftkügelehen und etwas feingekörnter Schleim ab- trennen und eine eigene strömende oder rotirende Bewegung *) V. Compte rendu d. 1838. I. pag. 605. **) Compte rendu d, 1838. I. pag. 523. 714 _ annehmen können; es sind dieses Erscheinungen, welche in gewisser Hinsicht mit den im Vorhergehenden angeführten zu- sammen zu hängen scheinen. Derselbe hat dieses"Capitel von der Strömung des Saftes im Iunern der Zellen mit besonderer Vorliebe bearbeitet und darin eine Reihe von neuen Beobach- tungen und Berichtigungen publieirt, welche sicherlich bewei- sen, dafs diese Erscheinung bei verschiedenen Pflanzen so sehr verschiedenartig auftritt, dafs die Auffassung der nächsten Ur- sache, welche dieselbe hervorruft, gar sehr erschwert wird, und dafs dieselbe wenigstens keineswegs in der Art erklärt werden kann, wie wir sie bei den Charen und andern Pflan. zen bisher gelehrt haben. Ref. mufs jedoch auf seine Schrift selbst verweisen, indem das Referat über diesen Gegenstand zu grofsen Raum einnehmen möchte. Gegen Referents Darstellung der Beobachtungen über die Saftbewegungen im Innern der Zellen ist Hr. C. H. Schultz aufgetreten; das Organ, welches ihm hierzu zu Diensten steht, bilden hauptsächlich die Jahrbücher für wissenschaftli- che Kritik (August 1838), worin er seine Ansichten in Form einer Recension meines Buches auseinandergesetzt hat. Herr Schultz hat sich schon seit längerer Zeit der sehr ir- rigen Annahme hingegeben, dafs die Rotationsströmungen in den Zellen nur den Zellenpflanzen zukommen, dafs in den hö- heren Pflanzen dagegen nur jener Kreislauf stattfinde, welchen er mit dem Namen Cyclose bezeichnet hat. Ref. hat dagegen nachgewiesen, dafs bei allen höhern Pflanzen, wenigstens in einzelnen Theilen derselben, dergleichen Bewegungen in den Zellen vorkommen, welche mit der Rotationsströmung der Cha- ren, Wallisnerien u. s. w. mehr oder weniger vollkommen verwandt, ja mitunter in jeder Hinsicht gleichbedeutend sind. Herr Schultz dagegen, welcher ähnliche Bewegungen mit vorgefafsten Ansichten und weniger guten Instrumenten gese- hen hat, glaubt hierin seine Cyclose zu erkennen, und die fei- nen Strömungen, welche Ref. in seiner Pflanzen-Physiologie vielfach und ganz naturgetreu (so viel es mit seinem geringen Zeichenvermögen anging) abgebildet hat, hält Herr Schultz für eine Art von Lebenssaftgefäfsen, für sogenannte vasa la- ticis contracta, von welchen sich Ref. bisher noch niemals ' eine Vorstellung machen konnte. Diese Gefälse, sagt Herr 75 Schultz, durchziehen und umgeben die verschiedenen Or- gane, besonders die Zellen um die Sekretionsorgane, wie ein feines Spinngewebenetz, und sind bei manchen Pflanzen, z. B. bei den Caladium- und Arum-Arten, selbst nach der Macera- tion noch darzustellen (!). In dieser Art geht es weiter fort, so dafs Herr Schultz fast auf jeder Zeile zeigt, dafs er in der Kenntnifs dieses Gegenstandes zurück ist, obgleich es sicher- lich nieht so schwer ist, diese Beobachtungen zu wiederholen. Solche Lehren gehören nur freilich nicht zu den Fort- schritten der Wissenschaft, von welchem hier in diesem Be- richte hauptsächlich die Rede sein soll; Referent mufste sie jedoch, so unlieb es ihm auch ist, berühren, indem sie gegen die Fortschritte gerichtet sind, welche die Wissenschaft in diesem Felde gemacht hat. In jener ganzen Recension er- kennt Ref. überhaupt nichts weiter, als einen Versuch, durch wel- chen’Herr Schultz seine alten irrthümlichen Ansichten we- nigstens doch noch so lange erhalten will, bis sie publicirt werden; um die Sache handelt es sich eigentlich hiebiei gar nicht mehr. Später ging Herr Schultz nach Paris und hielt in der Akademie daselbst einen Vortrag unter dem Titel: Nouvelles observations sur la circulation dans les plantes*), welcher beinahe nichts weiter als die wörtliche Uebersetzung obiger Recension aus den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik enthielt, ja wie es die Zeitungen mitgetheilt haben, so hat Hr. Schultz dieselbe Geschichte auch an die Versammlung der Naturforscher und Aerzte zu Freiburg geschickt, kurz er hat diese Angelegenheit als eine Lebensfrage für seine Lehre be- trachtet. Endlich hat Hr. Schultz auch in der allgemeinen botanischen Zeitung vom 7. Sept. 1838 einen Artikel unter dem Titel: Berichtigung eines Irrthums in Betreff der Säfteeycelose in den Haaren heterorganischer Pflanzen einrücken lassen, welcher im Allgemeinen ganz dieselben Angaben enthält und nur einige Punkte etwas spe- eieller erörtert. Referents Darstellungen der Bewegungen im Zellensafte der Tradescantien-Haare werden für unrichtig er- klärt, indem diese Haare aus doppelten Zellenwänden zusam- *) Compte rendu d. 10. Sept. 1838. 76 mengesetzt seien, wie es in England gelehrt sein soll. Diese Angaben stimmen indefs nicht mit meinen Beobachtungen; nach diesen verhalten sich die Haare der Tradescantien ganz ebenso wie ähnliche «gegliederte Haare der Dicotyledonen, und da ich auch die Bildungsgeschichte jener Tradescantien- Haare fast ganz vollständig habe verfolgen können, so glaube ich hierüber richtigere Angaben mittheilen zu können, als es einst Herr Slak that. Diese Bildung der gegliederten Tra- descantien-Haare geschieht ebenso, wie in den meisten andern Fällen; es bildet sich. zuerst, ein kurzes ungegliedertes Här- chen durch Auswachsung der Epidermis-Zelle, hierauf bilden sich die Schleimblasen innerhalb jener Röhre; diese dehnen sich .aus und legen sich nebeneinander, worauf ihre Quer- wände mit einander verwachsen und ihre Seitenwände mit der noch ganz weichen Membran des ursprünglichen Schlauchs verschmelzen. Diese Verschmelzung ist so vollkommen, dafs nur noch selten in den Winkeln der Gliederung einige Spu- ren der ursprünglichen Membran zurückbleiben; auf den Sei- tenwänden der einzelnen Glieder wird sie wohl vollkommen resorbirt, was man auch in andern, aber ähnlichen Fällen, mit aller Gewifsheit behaupten kann. Auch hat Ref. schon Strö- mungen in diesen Zellen innerhalb des Schlauchs gesehen, noch ehe dieselben mit der umschliefsenden Membran verwachsen waren. Beobachtet man zur heifsen Sommerzeit die Strömun- gen in den Zellen verschiedener Theile der Tradescantien, so wird man wohl sicherlich zu der Einsicht kommen, dafs die vielfach zertheilten Strömungen in den Haarzellen der Staubfäden und der einfachern Rotationsströmung, welche in den langgestreckten Zellen, dicht neben den Spiralröhren des Blüthenschafts dieser Pflanze vorkommen, durch eine grofse Reihe von Mittelformen ineinander übergehen; ja mitunter sieht man im letztern Falle Strömungen, welche mit einigen Fällen der Rotationsströmung in den Zellen der Yallisnerien vollkommen übereinstimmen. Diese meine sorgfältigen Beobachtungen, welche man auch an den Nesseln täglich wie- derholen kann, sind es, welche Herr Schultz als Irrthümer bezeichnet, worüber denn das Urtheil von wirklichen Sachver- ständigen entscheiden möge. Aus den Haaren der Campanula rapunculoides oder 77 €. Trachelium, sagt Hr. Schultz, sieht man den Milchsaft beim Durchschneiden wie aus allen andern Theilen ausfliefsen, und das Mikroskop zeige, dafs darin die Milch ganz ähnlich eirenlire, wie in allen andern Theilen, nur seien die Strom- kanäle unendlich fein, sie bildeten aber anastomosirende Strom- netze, welche mit den Stromnetzen des Inneren der Pflanze zusammenhängen. Das Irrige dieser Angaben möchte Referent durch folgende Thatsachen zu erweisen suchen: Einmal weil man jene Angaben nicht durch Anschauung des Gegenstandes mit vorzüglich guten Instrumenten sehen kann; es wäre die- ses allerdings schon ein wichtiger Grund dagegen, aber, selbst wenn man nicht im Besitze so guter Instrumente ist, und wenn man sich auch noch nicht die gehörige Fertigkeit zu solchen Beobachtungen erworben hat, so wird man doch se- hen können, dafs jene Bewegungen in bestiminten Zellen ohne alle Veränderung fortbestehen können, wenn man auch die, unmittelbar daneben liegenden Zellen zerstört; dieses läfst sich besonders leicht an den Haaren der Tradescantien-Staubfäden anstellen. Ferner hat sich Ref. in letzter Zeit von der Rich- tigkeit der Beobachtung des Herrn Unger überzeugt, (S. d. vorigen Jahresbericht. pag. 35.) dafs die Milchge- fäfse wirklichebenfalls ausdengewöhnlichen Paren- chym-Zellen entstehen, indem diese zuerst den Milchsaft in ihrem Innern bilden, dann mit ihren Grundflächen obliteriren und diese zuletzt resorbiren, wodurch eine offene Communi- eation entsteht und die Bewegung des Saftes in diesen neu entstandenen Röhren vor sich gehen kann. Es bilden sich also hiernach die Milchgefäfse, wie die Baströhren und wie die Spiralröhren aus einfachen Paren- ehym-Zellen, daher können jene ihren Ursprung nicht aus den Stromkanälen nehmen, welche im Zellensafte der Pflanzen beobachtet werden. Nennt nun aber Hr. Schultz den mil- chigten Saft in den Haaren einiger Pflanzen einen Milchsaft, so ist dieses nur für eine individuelle Ansicht zu halten; die übrigen Physiologen verstehen unter Milchsaft denjenigen Saft, welcher in den Milchsaftsgefäfsen enthalten ist. Herr Morren*) untersuchte die Früchte der Feigen in *) Notice sur la cireulation observee dans Vovule, la leur. et le 78 Hinsicht der Milchsaftsgefäfse und theilte seine Beobachtungen der Brüsseler Akademie mit. Er bemerkt zuerst, dafs schon “ Spiegel jene Gefäfse kannte und sie Venen nannte, (schon Theophrast nannte sie so, Ref.), doch habe dieser es schon für nöthig erachtet, dafs der darin enthaltene Saft einen eige- nen Namen führe und eer.nannte ihn defshalb örrgög, id est succum, und dieses solle Herrn Link auf die Idee gebracht haben, die Benennung vasa opophora aufzustellen, womit Hr. Morren gegenwärtig die bekannten Milchsaftsgefäfse be- lest. Hr. Morren machte feine Schnitte aus dem Frucht- ' boden der Feige und sah darin eine grofse Anzalıl von Milch- saftgefäfsen mit eigenen durchsichtigen Membranen und mit anastomosirenden Aesten und Zweigen worin der Milchsaft mit seinen vielen Kügelchen eirculirte (d. h. Hr. M. sah das blofse Auslaufen des Milchsaftes aus den durchschnittenen Ge- fäfsen, was er auch auf einer Äbbildung sehr schön dargestellt hat. Ref.), was sogar noch stattfand an Feigen, die seit 5 bis 6 Tagen abgenonimen waren. Diese Beobachtung wird hier für sehr wichtig erklärt, weil man daraus schliefsen. könne, dafs die Ursache der Circeulation in einem Theile der Pflanze fortbestehen könne, wärend der andere schon in Putrification übergegangen ist. Ja Hr. Morren sah, dafs man die Circu- lation durch blofsen Druck wieder herstellen könne, wenn sie in den Gefäfsen schon aufgehört habe, woraus dann wohl, wie Ref. glaubt, sehr bestimmt erwiesen wird, dafs die Erscheinung, welche Herr Morren beobachtete, noch keinen Beweis für die Circulation in den unverletzten Gefäfsen darbietet. Herr Morren sah, dafs die Milchsaftsgefäfse, wenn sie in den Blüthenapparat eindringen, sehr sinuös und gewunden werden, dafs Stränge derselben durch die Nabelschuur nach dem Eychen verlaufen und sich daselbst in der Eyhülle der testa seminis verästeln und verbreiten, so dafs also hiermit die Verbreitung dieser Gefäfse bis in die Eyhüllen verfolgt ist. Ich mufs gesteheır, dafs ich mich bis jetzt noch nicht von der Richtigkeit dieser Angabe habe überzeugen können, obgleich ich sehon an einer grofsen Menge von Eychen die Hülle mit aller Sorg- phoranthe du Fignier, — Bullet. de l’Academie de Bruxelles IV. Nro. 12. 79 falt getrennt ‚und selbst von ihrer ersten Entstehung an beob- achtet habe. Ref. Zu dieser Mittheilung des Hrn. Morren hat Hr. Prof. €. H. Schultz zu Berlin in den Jahrbüchern für wissen- -schaftliche Kritik *#) eine Recension geschrieben, welche be- deutend umfangreicher ist, als die recensirte Abhandlung, und abermals seine Ansichten über Cyelose und Rotationsströmung in den Pflanzen enthält. Herr Morren belegt nämlich ganz richtig die Bewegung des Milchsafts mit dem Namen der Cir- eulation, nennt aber die Rotationsströmung in den Zellen die Cyclose, was natürlich nicht angenommen werden kann, da wir einmal schon eine herrschende. Benennung für jene Er- scheinung besitzen, und da ferner Herr C. H. Schultz das Wort Cyclose als Bezeichnung für die Circulation des Milch- saftes einführen wollte; das Alles hat Letzterer an angegebe- nem Orte wieder auseinander gesetzt und noch die Angabe hinzugefügt, dafs er selbst in den Häärchen der Narben junger Feigenfrüchte die Cyclose gesehen habe. Von Hrn. Miquel **) sind eine Reihe von Versuchen angestellt worden um den Einflufs näher kennen zu lernen, welchen das Licht auf die Transpiration der Pflanzen ausübt. Es wurden 40 Versuche mit abgeschnittenen Aesten und Blät- tern angestellt; bei jedem Versuche wurden zwei, so viel wie möglich gleichgrofse Aeste oder Blätter, in Anwendung gesetzt, sie erhielten gleichviel Wasser, aber der eine Pflanzentheil ward in ein helles Zimmer gesetzt, welches gegen die direkten Sonnenstrahlen geschützt war, so dafs der Versuch also im Schatten angestellt wurde, wärend der andere Pflanzentheil in einem ganz dunklen Schranke befindlich war. Es wurde nun beobachtet, wie viel von dem dargereichten Wasser in gleichen Zeiträumen von den angewendeten Pflanzen - Aesten u. 5 w. im gewöhnlichen Schattenlichte, und wie viel davon im Dunkeln eingesaugt wurde. Das Resultat dieser Versuche ist in Form einer grofsen Tabelle aufnotirt und Hr. Miquel PERF RT *) Berlin 1838. Nro. 108. ") Quelques experiences pour determiner Tinfluence de lu Lu- miere sur Vexhalation aqueuse de feuilles et sur la suction pax les tiges des plantes. — Miguel, Mulder et Wenckebach Bulletin de se. 4 en Nurlande. 1838. pag. 99. so selbst zieht folgende Schlüsse daraus: Von den 40 angewen- deten verschiedenen Pflanzen saugten 4) 4 Pflanzen im voll- kommenen Dunkel mehr Wasser ein, als im Schattenlichte, wenn auch die Differenz nicht so grofs war. 2) Andere 3 Pflanzen saugten im Finstern wie im Schatten ganz gleich viel Wasser ein, aber in den übrigen 31 Fällen saugten die Pflan- zen im Schattenlichte immer mehr ein, als im Dunkeln. Als bemerkenswerth hebt es Hr. Miguel noch hervor, dafs die Blätter im Dunkeln meistens sehr lange frisch blieben und er, selbst macht darauf aufmerksam, dafs der Feuchtigkeitszustand der Atmosphäre von grofsem Einflusse auf die Transpiration der Pflanzen sein müsse. Bei dem Allen legt Herr Miguel den Resultaten seiner Versuche vielleicht zu hohen Werth bei, wenigstens möchten sie durch meine eigenen, gleichzeitig angestellten Beobachtun- gen (Pflanzen-Physiologie. II. pag: 72 etc.) etwas berichtigt wer- den. Das Resultat meiner Beobachtungen ist: Dafs die Ein- saugung des Wassers durch abgeschnittene Aeste und Blätter ganz von der Transpiration abhängig ist, wobei natürlich die Wirkung der Endosmose zuerst abgezogen werden mufs. Die Transpiration der Pflanzen richtet sich aber hauptsächlich nach dem Feuchtigkeitszustande der Atmosphäre und nach den Strukturverhältnissen der transpirirenden Flächen. Pflanzen- theile von verschiedener Struktur werden, bei gleicher Atmo- sphäre, verschiedene Mengen von Wasser transpiriren, bei glei- chen Pflanzentheilen wird indessen die Transpiration unter gleichen Verhältnissen ziemlich gauz gleich sein. Ueber Farbenbildung, Wärme- und Lichtentwickelung. ; Herrn v. BerzelJius*) verdankt die Planzen-Physiologie auch in diesem Jahre eine sehr wichtige Entdeckung; alle die früheren Angaben über die Natur des Blattgrüns sind unge- gründet, denn es ist eine 'eigenthümliche Substanz, die den Einflufs‘ der Säuren und Alkalien verträgt, ohne zersetzt zu werden, und durch den Einflufs des Lichtes, des Chlors und *) Untersuchung des: Blattgrüns (Chlorophylis). Aus d. Schwedi- schen übersetzt in den Annalen der Pharmacie von Wöhler und Lie- big. XXVU. pag, 396. 8 “ des Sauerstoffs zerstört wird. Das Blattgrün wäre also hie- nach eine Substanz, welche sich‘ ähnlich verhält wie Indigo. Alkohol ist das beste Lösungsmittel des Blattgrüns aus fri- schen zerquetschten Blättern, und die Lösung desselben in Alkohol wird durch Wasser allınälich niedergeschlagen; nach dem Trocknen bildet es eine mehr blaue als grüne Substanz, Das reine Blattgrün wird durch concentrirte Schwefelsäure mit prächtig grüner Farbe aufgelöst; bei der Lösung in Salz- säure hinterbleibt gewöhnlich eine geringere Portion ungelöst, diese ist von blafsgelber Farbe und fettiger Substanz, und wird als Blattgelb (Xanthophyll) angesehen, welches dem Blattgrün hartnäckig anhängt. Das feuchte Blattgrün geht auch Verbindungen mit kaustischen und kohlensauren Alkalien ein. Das Blattgrün getrockneter Blätter hat nicht mehr die schöne grüne Farbe des frischen Blattgrüns, auch geben ge- trocknete Blätter eine weit geringere Masse desselben. Herr v. Berzelius hält das getrocknete Blattgrün für eine Modi- fication des Blattgrüns, indem es sich bei seiner Lösung in Salzsäure, woraus es durch Wasser nicht gefällt wird, etwas verschieden von dem frischen Blattgrün verhält. Herr v. Berzelius vermuthet, durch einige Erscheinun- gen geleitet, dafs das Blattgrün durch den Einflufs des Sonnen- lichtes in Blattgelb verwandelt werde, und dafs daher im Herbste die Blätter gelb werden, weil kein neues Blattgrün in densel- ben gebildet wird. Eine Reihe von Beobachtungen schienen ferner zu zeigen, dafs das Blattgrün ähnlich wie Indigo und Lackmus redueirt und durch Oxydation wieder gebildet wer- den konnte, was aber noch ferneren Beobachtungen genauer zu bestimmen verblieben ist. Wir haben es recht sehr zu bedauern, dafs der grofse Chemiker nicht zugleich eine Elementar-Analyse des Blatt- grüns geben konnte, denn die chemische Zusammensetzung die- ses Stoffes ist der Pflanzen-Physiologie gegenwärtig ganz be- sonders wichtig, indem die mikroskopischen Beobachtungen gezeigt haben, dafs das Amylum so häufig als Träger des Chlorophylis dient, und dafs in anderen Fällen wiederum * mitten in grüngefärbten schleimigen Massen, oder selbst in grüngefärbten Zellensaftkügelchen, welche eine gummiartige, V. Jahrg. 2. Band, 6 82 zum Theil noch unbekannte Beschaffenheit zeigen, ebenfalls Amylum auftritt. , - Die Benutzung des Polygonum tinctorium, welches in mehr: fachen Varietäten in China kultivirt wird, hat schon’ seit einiger Zeit die Aufmerksamkeit der Landwirthe Frankreichs in Anspruch genommen, indem diese Pflanze einen vortrefflichen Indigo liefert. Es war schon früher bekannt, dafs der blaue Farbestoff nur in dem Parenchyme der Blätter jener Pflanze vorkommt, und Herr Turpin*) stellte neue Beobachtungen an, um über das Auf- treten dieses Stoffs genauere Nachweisung zu geben, Das Re- sultat dieser Untersuchungen ist, dafs es die grünen Zellen- saftkügelchen sind, die zuerst die Blätter grün färben, dann aber durch Verminderung der Vegetationskraft oder durch gänzliches Aufhören der Lebensthätigkeit eine blaue Färbung annehmen, ja mitunter waren die gröfseren dieser Kügelchen schon in den Zellen des frischen Blattes etwas bläulich ge- worden. Kurz Herr Turpin fand das Auftreten des Indigos in Polygonum tinctorium ganz ähnlich, wie es sich damit bei andern Indigo-Pflanzen verhält, und nach dem, was wir im Vorhergehenden über die Natur des Blattgrüns kennen ge- lerat, haben, können wir gegenwärtig wohl den Schlufs ziehen, dafs der Indigo ein eigenthümlich umgeändertes Blattgrün ist, worüber uns später die vergleichenden Analysen dieser beiden Substanzen Aufschlufs geben werden. Herr P. W. Korthals *) hat seine Aufmerksamkeit wäh- rend eines Aufenthalts in Ost-Indien auf die merkwürdige Farbenveränderung gerichtet, welche die Blüthe des Hibiscus mutabilis zeigt. Die rothe Farbe der Blüthe zeigte sich auch bei regnigtem Wetter, nur nicht so intensiv. Die’ Blüthen wurden mit weifsen und mit schwarzen Papiertüten umgeben, aber auch unter diesen zeigte sich die rothe Farbe, Herr Korthals kam endlich zu dem Schlusse, dafs die Verände- x) Etudes microscopiques sur le gisement de la matiere bleue dans les feuilles du Polygonum tinctorium, et sur la grande quan- tite de eristaux que contient le tissw cellulaire de toutes les, parties de cette plante. — Compt. rendus 1838. II. pag.: 806 — 819. — Im Auszuge im L’Institut de 1838. pag. 403. j *) Note sur la coloration de la fleur de L’Hibiscus mutabilis. Ann. des scienc. natur. Part. botan. 1838. 1. pag. 63. j Te , 83 rung der Farbe der Blüthen. dieser Pflanze‘ mehr von der Ener- gie.der Vegetation der Pflanze abhänge, als von äufsern Ur- sachen. Die Einwirkung des Sauerstofigases der Luft scheine ın jenen Blüthen die Entstehung des: rothen Farbestoffes zu veranlassen, wofür ein Versuch angeführt wird, der aber nichts mehr beweist, als dafs diese Blüthen, wie alle,anderen, das Sauerstofigas der umgebenden Luft resorbiren (indem sie Koh- lensäure dafür aushauchen!), Seit der schönen Beobachtung von. Don Ramon de la Sagra (S..d. Darstellung desselben in des Ref. Pflanzen-Physiologie 1838 II. pag. 448) wissen wir ganz ‚bestimmt, dafs eine gewisse kräftige Vegetation er- forderlich ist, um die weifse Farbe dieser Blüthen in die rothe umzuwandeln, denn wenn die Temperatur der umgebenden Luft nieht über 19° Cels. steigt, so geht diese Umwandlung der Farbe nicht vor sich. Obgleich die Beobachtungen über die Entwickelung einer hohen Temperatur, welche in den Blüthenkolben der Aroi- deen stattfindet, schon so überaus häufig angestellt sind, so hat dennoch Herr Raspail die ganze Erscheinung. wieder in Zweifel gestellt; derselbe sucht die erhöhte. Temperatur des Blüthenkolbens durch. die Ausstrahlung der Wärme von der umgebenden Spatha abzuleiten, wärend man in Deutschland schon längst die Beobachtung gemacht;hat, (dafs auch abgeschnit- tene Kolbenstücke einehöhere Temperatur entwickeln. Die Hrn. v.Beek und Bergsma*) unternahmen es durch neue und höchst sorgfältig angestellte Beobachtungenjene ungegründeten Einwürfe zu widerlegen, und es ist ihnen nicht nur dieses vollkommen ge- glückt, sondern sie haben auch beinahe den höchsten Wärme- grad wahrgenommen, welchen man hierbei. beobachtet hat. Sie benutzten hierzu eine sehr kräftige Pflanze der Colocasia odora, welche schon im vorangegangenen Sommer 3 Blüthen- kolben entwickelt: hatte und: am 3. 'Sept. 1838 einen vier- ten Kolben zur Blüthe brachte. Um die Temperatur-Erhöhung in diesem Blütiienkolben mit gröfster Genauigkeit angeben zu kön- nen, wurden dergleichen thermo-electrische Nadeln. in, Anwen- *) Observations thermo.-electriques sur Velevation de temperature "des fleurs de Colocasia odora. 'Avec une reg a Ut- recht 4838. 6* s dung gesetzt, wie sie sich die Herren Beequerel und Bre- ı chet zur ‘Bestimmung der relativen Wärme des arteriellen und venösen Blutes bedient hatten. Die Nadeln waren mit einem Galvanometer durch Conductoren von Kupferdraht in Verbindung gesetzt und die Pflanze gegen alle directe Sonnen- strahlen geschützt. Die Beobachtungen am 4. und 5. Beptemler wurden von des Morgens früh bis spät Abends angestellt, und an beiden Tagen zeigte sich das Maximum der Temperatur des Blüthen- kolbens zwischen 2 und 3% Uhr Nachmittags: \ Am ‘9, Sept. 7. U. M. Temper. d. Luft. Temper. d.Büthenkolbens. 17 ,75° C. 21 ,50° C 12 - - 20,84° C. 28,47. €. 1--231,11° ©. 32 11 .C. 3 --21,11° C. 5,49 €. 824 -20,38° C. 23,66 C. Am 5. Sept.34 -N.20,98° C. 42 ,98° C. Am ersten Tage zeigte also der Blüthenkclben eine Tem- peratur,‘ welche diejenige der umgebenden Luft um 14,38° ©. übertraf, und am. 2. Tage war sie sogar um 22° höher, als die Temperatur der umgebenden Luft! In der historischen Darstellung dieses Gegenstandes, ‚wel- che Referent im zweiten Theile der Pflanzen-Physiologie (pag. 186 ete.) gegeben hat, findet man die Extreme der Wärme angegeben, welche verschiedene Beobachter an den Blüthenkol- ben der Aroideen wahrgenommen haben; bei Arum cordifo- lium wurde in den Blüthenkolben eine Wärmeentwickelung von mehr als 25° R. beobachtet! Herr Treviranus, der sich früher von der Wärmezu- nahme, welche die Blüthenkolben der Aroideen zeigen), nicht überzeugen konnte, bestreitet auch noch gegenwärtig die Wär- me-Entwickelung'in den Pflanzen überhaupt. Wenn man die dafür sprechenden Thatsachen von der Wirkung des Lebens ‘der Pflanzen ableitet, so, sagt der Verf., komme alles darauf an, was-man unter Leben verstehe. ‘Offenbar könnten belebte Körper mit unbelebten Verbindungen eingehen, welche unter die Gesetze der Affinität fallen; er gesteht aber selbst ein, dafs man vielleicht aus\ einem höheren Gesichtspunkte richtiger die Erscheinung als Wirkung des Lebens betrachte. “Dieselben 8 # Veränderungen, welche Zueker und Stärke. im. Innern. der - Pflanzen zeigen, gehen mit. ihnen auch aufserhalb der Pfan- zen vor, und defshalb wären sie zu betrachten als Verbin- dungen des Belebten und Unbelebten. ‘Ein. solches Raisonne- ment hat indessen wohl: nur scheinbar etwas für sich, denn wir. haben es kennen gelernt, dafs der Wärineentwickelung in den Pflanzen und derjenigen in den Thieren eine und die- selbe Ursache zum Grunde liegt, und defshalb wird gelehrt, dafs die Wärme-Entwickelung in den Pflanzen und, die Wär- me- Entwickelung in den Thieren . gleichbedeutende Erschei- nungen sind. Der Chemismus liegt beiden zum Grunde, was aber Herr Treviranus von den Verbindungen des Belebten und Unbelebten spricht, das hat die Chemie noch nicht gelehrt. Man hat eine unendliche Zahl von Beobachtungen über die Temperatur im Innern des:Holzkörpers bekannt, gemacht, um durch diese eine selbstständige Wärmeentwickelung in, den Holzkörpern der Pflanzen zu erweisen oder zu widerlegen, aber Referent (Phys. I. pag. 178) hat zu zeigen gesucht, dafs man hiezu keinen schlechteren Pflanzentheil habe wählen: kön- nen, als den Holzkörper im Winter; daher denn auch das Resultat scheinbar negativ ausgefallen ist. Man unterdrücke die Transpiration, durch welche eine so grofse Menge der entwickelten Wärme unbemerkbar wird, und dann kann man die Wärmeentwickelung selbst an den. zartesten Blättern der Pflanzen beobachten! n Die Wärmeentwickelung an den Blüthenkolben von Aroi- deen hatHr. Treviranus nun auch seit 1832 beobachtet, und er wird die Ergebnisse dieser Beobachtungen später noch im De- tail bekannt machen; gegenwärtig*) stellt er aber das Resultat auf, das jene Wärme äufseren und nicht inneren Ursprungs ist. Herr Treviranus glaubt, dafs diese Erscheinung bei Aroideen noch zu isolirt steht, als dafs man darüber mit Si- cherheit sprechen könne; die Wärmeentwickelung hierselbst wäre vielleicht mit derjenigen bei der Malzbildung, bei der Gährung und Fäulnifs in eine Klasse zu stellen. Aber es scheint, dafs auch hier, wieder aus Consequenz für vorgefafste Ansichten, selbst die ausgezeichnetsten Beobachtungen über- *”) Physiologie der Gew. II. pag. 693. 86 sehen worden 'sind,'denn’es haben die Beobachtungen gelehrt, dafs diese Wärmeentwickelung ganz im Verhältnisse zu dem Verbrennungsprozesse steht! Referent hat ausführlich zu ubykeiven gesucht, dafs das Leuchten der Pflanzen, ‘welches nun schon in so überaus vie- len Fällen beobachtet ist, aus eben derselben Ursache zu er- klären ist, wie die Wärmeentwickelung in denselben, dafs nämlich auch hier ein Verbrennungsprozefs des Kohlenstoffes in Folge eines sehr gesteigerten Lebensprozesses stattfindet. Hr. Treviranus*) dagegen erklärt noch immer das Leuchten, welches an sehr verschiedenen Pflanzen und besonders an gel- ben und orangegelben Blumen beobachtet ist, für optische Täu- schung. Das Auge nämlich sei an das Grau, womit die mei- sten Gegenstände bei eintretender Dunkelheit erscheinen, 'ge- wöhnt, und werde es dann von der Lebhaftigkeit der gelben Farbe getroffen, so bilde es diesen Gegensatz dergestalt in sich aus, dafs das Hellere wie ein Leuchten gegen das Dunk- lere erscheint. Durch solche Erklärung werden denn also die Beobachtungen vieler, , selbst sehr ausgezeichneter Män- ner beseitigt! 'Doch man lese nur die näheren Umstände, wel- che bei der Entdeckung jener Erscheinung: durch Linne’s berühmte Tochter zur Sprache kamen, und mam wird sehr bald das Irrige jener Erklärung einsehen. Das Leuchten der Rhizomorphen wird nun wohl Niemand mehr in Zweifel zu stellen suchen, aber von dem merkwürdigen Phosphoreseiren des Milchsaftes einiger Gewächse, welches so grofse Beach- tung verdient, sagt Herr Treviranus ganz kurz, dafs diese Beobachtungen noch zu unvollständig wären, um entschieden dafür gelten zu können. Das’ist freilich eine leichte Manier, die Beobachtungen und Ansichten'anderer Naturforscher grund- los zu verdächtigen. Ueber Absonderung verschiedener Stoffe. Durch Hrn. Schomburgk**) haben wir mehrere interes- sante Nachrichten über die giftige Wirkung des Manschinell- baumes erhalten. Es ist, wie bekannt‘, eine milchende Pflanze, *) Physiologie der Gewächse. II. pag. 68 — 71. *) Ueber die giftige Wirkung des Manschinellbaumes. Linnaea. 1833. pag. 248. ‚87 und die unreifen Früchte scheinen am schärfsten zu wirken. Der Saft erregt heftiges Brennen, Blasen und Geschwulst, wenn er auf die menschliche Haut gebracht wird, ja selbst der Regen und der Thau, welcher von den Blättern dieses Baumes herabträufelt, zeigt jene schädliche Wirkung, was durch Beispiele erwiesen wird. Aber dennoch soll dieser Milch- saft nicht auf jeden Menschen gleich wirksam seyn; so konnte Herr Sch. den fliefsenden Milchsaft in die Haut einreiben, ohne eine schädliche Wirkung desselben wahrzunehmen; das Essen einer halben Frucht dieses Baumes brachte jedoch sehr heftige Wirkungen hervor. Ueberall wo sich die Manschinell- bäume einmal ausgebreitet haben, da soll der Boden kahl und graslos sein, so dafs es scheint, als wenn auch die Ausdün- stung des Baumes schädlich sei, was denn auch in der That sehr wahrscheinlich erscheint. Herr Morren*) hat die Beobachtung gemacht, dafs sich die Drüsenköpfchen auf den Haaren der Atropa frutescens zuweilen mit einer grofsen Menge nadelförmiger Krystalle be- decken, aber mit Unrecht glaubt er, dafs man bisher die Kry- stalle immer nur innerhalb der Zellen beobachtet habe. Ueber das Vorkommen des Tabaschir’s hat Referent *) aus- führlicher gehandelt und die Beobachtungen von Turner und Brewster über eben denselben Gegenstand zusammen ge- stell. Das Tabaschir besteht gröfstentheils aus einem’ Kiesel- erdehydrat, doch bald ist es mehr, bald weniger Kali haltig, ja in manchen Fällen enthält es etwas Kalk. Auch Herr Ma- _ eaire***) hat neuerlichst Gelegenheit gehabt, Tabaschir zu untersuchen und fand es als ein fast reines Kieselerdehydrat, das vielleicht mit einer Spur von Kali vermischt war. Herr Macaire hat die specifische Schwere dieser Substanz beob- achtet; dieselbe beträgt, wenn die Luft mit Wasser ausgetrie- ben ist = 1,920 und nach dem Rothglühen = 2,080. Schon früher gab Referent die Beschreibung über den Bau und das Auftreten der Perldrüsen, welche von ihm auf *) Sur lexistence des raphides ou cristaux de matieres inorga- niques en dehors des vegetaux — Bullet. de PAcad. de Bruxelles Y. No. 4. ' **) Physiologie IL. p. 541 — 574. ***) Bibl. universelle Juin 4833 pag. 405. 88 x {} Begonien, Cecropien und einigen andern Gewächsen aufge- funden worden waren (S. Pflanzen-Physiologie II. pag. 476), doch das Auffinden dieser Drüsen auf dem Weinstocke führte zu nochmaliger Beobachtung dieses Gegenstandes mit den neue- ren Mikroskopen. Das Auftreten dieser Körper auf dem Wein- stocke ist durchaus nicht allgemein, häufiger kommen sie noch an künstlich getriebenen Stöcken zum Vorschein; sie sitzen meistens auf der unteren Blattfläche und auf der Oberfläche des Stengels junger Triebe, und hinterlassen auf letztern nach dem Vertrocknen nicht nur schwarze Flecke, wodurch der Stengel oft sehr stark punktirt_erscheint, sondern es tritt je- desmal, wo ein solches Drüschen safs, eine kleine warzen- ‚förmige Erhöhung hervor, welche anfangs der Drüse als Un- terlage diente, sich aber auch noch nach dem Vertrocknen jener oft sehr bedeutend vergröfsert, so dafs die Oberfläche der jungen Stengel zuweilen ganz warzig erscheint. Im All- gemeinen haben die Perldrüsen am Weinstocke ganz dieselbe Struktur wie die bei den Begonien, sie sind aber noch durch eine kleinmaschige Zellenschicht, gleichsam durch eine Epider- mis, welche ich mitunter sogar mit den Hautdrüsen und ihren Spaltöffnungen sah, überzogen. In den grofsen wasserhellen Zellen, welche das Innere dieser Perldrüsen bilden, sieht man stets die grofsen Tröpfchen einer ölartigen Substanz, und au- fserdem noch eine Spur von einem Zellenkern und mitunter auch noch feine Saftströme u. s. w. Ueber die Absonderung der Wurzelspitzen ist eine Inau- gural-Dissertation von Herrn E. Walser *) unter dem De- kanat des Herrn Mohl erschienen, welche aber dem Refe- renten unbekannt geblieben ist. Herr Treviranus (Physiol, d. Gewächse II. 119) handelt über diesen Gegenstand sehr umsichtig, und stellt mit allem Rechte die Versuche von Ma- caire in Zweifel, worauf man leider schon wieder neue Hy- pothesen gebaut hat. Ueber Irritabilität und Sensibilität der Gewächse, Herr Miquel **) hat eine Reihe von Beobachtungen an- *) Untersuchung über die Wurzel- Ausscheidung. Tübing. 1838. 8. **) Proeven over de prikkelbaarheid der bladen van Mimosa pu- dica. — Tijdschrift voor nat. Geschied. en Physiol. V. pag.'35— 60. 89 gestellt um die Wirkung der Gifte, besonders der narkotischen auf die Reizbarkeit der Blätter an der Sinnpflanze zu erfor- schen, und er selbst hat einen vollständigen Auszug’ dieser Arbeit im ersten Hefte dieser Zeitschrift einrücken lassen, Die Resultate dieser Beobachtungen bekämpfen die sinnreiche Theorie, welche Herr Dassen über die Ursache der Bewe- gung der reizbaren Blätter gegeben hat, eine Theorie, welche auch Ref.*), doch auf einem anderen Wege beseitigt zu ha- ben glaubt.‘ Sehr gut bemerkt Herr Miquel, dafs die be- kannten Experimente, welche Dutrochet an den Gelenkan- schwellungen der Sinnpflanze ausführte, nur zum Scheine für die von Letzterem gegebene Theorie dieser Bewegungen spre- chen, und Ref. hat’ an 'angeführtem Orte sogar gezeigt, daß diese Dutrochet’schen Experimente keineswegs so’ richtig sind, als man es ziemlich allgemein annimmt, denn er wieder- holte dieselben an kräftigen Pflanzen und überzeugte sich und andere Naturforscher, dafs dergleichen Blätter, welchen man oben oder unten die Gelenkanschwellung abgeschnitten hatte, sich später wieder nach wie vor 'bewegten. Hiedurch wird denn jedes Raisonnement für die Hypothesen von Dutrochet und Dassen unnöthig, denn die Thatsachen, worauf sie ge- gründet wurden, sind nur dem Scheine nach richtig. Herr Miquel wiederholte das Link’sche Experiment, wodurch eigentlich schon seit Jahren die Dutrochet’sche Hypothese beseitigt wurde; er machte einen Cirkelschnitt' in die obere Seite des Gelenkes eines Blattes der Sinnpflanze; das Blatt senkte sich und die Blättchen schlossen sich ob- gleich die obere Zellenschicht durchschnitten war, durch wel- ch@ die Senkung nach jenen Hypothesen ausgeführt wird. 'Nach 40 Minuten erhob sich wieder das Blatt zu einem rechten Winkel mit dem Stengel, kam also nicht höher, was doch nach jenen Hypothesen stattfinden soll. Hätte Herr Miquel diese und ähnliche Experimente noch häufiger angestellt, so würde er ebenfalls gefunden haben, dafs die hierauf bezüglichen Du- troehet’schen Angaben nicht richtig, oder wie sich der Ver- fasser selbst ausdrückt, nur zum Scheine richtig’ sind. Herr Miquel durchschnitt die Gelenkanschwellung mit *) Pflanzen -Physiologie III. pag. 538. 90 einer Lanzette der Länge nach,; aber in horizontaler Richtung, so dafs die Communication zwischen, dam. oberen und. dem unteren Theile des Gelenkes aufhörte; ‚das Blatt 'senkte sich, verlor seine Reizbarkeit und die Blättchen blieben beweglich. Nachdem nun Herr Miquel gezeigt hat, dafs die Bewegungen der reizbaren Blätter nicht durch die Expansion des Zellen- gewebes zu erklären ist, stellt er .die Meinung auf, dafs der Begriff der Contractilität weit besser zu den Eigenschaften: des Pflanzengewebes pafst, und dafs: diese in den Gelenkzellen der Mimosen nur in einem erhöheten und modifieirten Maafse vor- handen ist. Aus den Experimenten ‚mit.den Giften ergab ‚sich, dafs diese Contraetilität durch 'narkotische Stoffe, ausgelöscht wird, das Leben dabei jedoch. noch forfbestehen kann, und später kehrt auch die Reizbarkeit wieder zurück. Andere Gifte zerstören Contractilität und das Leben der Pflanze. Mit Unrecht kämpft dagegen Herr Miquel gegen die An- nahme, dafs der Holzkörper es ist, welcher die Reize bei der Sinnpflanze fortleite. Sowohl Herr Dutrochet als Herr Dassen haben Beobachtungen angestellt, welche dafür spre- chen; Letzterer brannte das blofsgelegte und ausgeprefste Holz eines Stengels der Sinnpflanze und sah hierauf, wie es auch schon lange vorher beobachtet war, die Zusammenziehung der Blättchen erfolgen. Herr Miquel glaubt diese Erscheinung dadurch erklären zu können, dafs er annimmt, es sei diese Contraction nur in Folge der durch den Holzkörper geleiteten Wärme verursacht. ‘Die im Holze enthaltene Feuchtigkeit werde durch die Wärme nach Oben getrieben, was den Reiz auf die Blätter. ausübt. Ref. ist dagegen überzeugt, dafs es Herrn Miquel nur an der gehörigen Menge kräftiger Sinn- pflanzen gefehlt habe, um sich selbst durch eigene Versuche der Art von dem Ungrunde seiner Ansicht zu überzeugen; denn er selbst hat ähnliche Beobachtungen in grofser Anzahl angestellt und dieselben ausführlich in dem dritten’ Theile 'sei- ner Pflanzen- Physiologie beschrieben. Diese Versuche so wie mehrere andere, noch entscheidendere beweisen auf das Be- stimmteste, dafs der Holzkörper es ist, der die Reize in der Sinnpflanze weiter fortleitet. Brennt man an einer kräftigen Pflanze während der heifsen Sommertage die letzten Fiederblätt- chen, so pflanzt sich der Reiz sehr bald über das ganze Blatt 98‘ hinaus, und. dieses senkt den Blattstiel ganz ebenso, als'wenn man das letzte Blattpaar abgeschnitten hätte; hat man‘ aber zugleich die Spitze des Blattstieles mit angebrannt, so pflanzt sich der Reiz sehr bald weiter fort, und nachdem das vorlezte Blatt herabgesunken und die Fiederblättchen sich sämmtlich zusammengelegt haben, zeigt sich die Contraction auch an. den zunächst stehenden Blättern des Stammes. ln den meisten Fällen beobachtete Ref., dafs sich die Contractionen ‘zuerst an denjenigen Blättchen Zeigten, welche unterhalb des vor- letzten Blattes standen, und wenn sich diese der Reihenfolge nach gesenkt hatten, dann. bewegten sich auch alle die Blät- ter, welche über dem verletzten standen, und dann endlich erstreckte sich die Fortpflanzung der Reize auf die ‚Blätter der Aeste, welche sich ebenfalls der Reihe nach senkten und ihre Fiederblättchen zusammenlegten. Die Zeit, in welcher die Contraction sämmtlicher Blätter in Folge solcher Reize erfolgt, ist nach dem Grade der Reizbarkeit der Pflanze ganz verschieden, aber selbst im glücklichsten Falle vergehen bei grofsen Pflanzen 4 bis 5 Minuten;. ist aber die umgebende Temperatur nicht hoch genug, so vergeht fast eine ganze Viertelstunde. Dieser contrahirte Zustand in Folge des Bren- nens der Blättchen dauert verhältnifsmäfsig sehr lange, denn die Blättchen öffnen sich erst nach 4, 6.und selbst erst nach 8 Stunden, woraus man schon auf den heftigen Grad der Ein- wirkung schliefsen kann, welche diese Reizung veranlafst hat. Kann man solche Erscheinungen wohl durch Herrn Mi- quel’s’ Ansicht erklären? Ref. glaubt, dafs dieses nicht der Fall ist. Herr Morren*) hat eine sehr ausführliche Arbeit über die Reizbarkeit des Säulchen’s von Stylidium graminifolium gegeben. In derselben wird der Gegenstand zuerst historisch beleuchtet, wobei dann der Reizbarkeit gedacht wird, welche den Staubfäden, der Blumenkrone, dem Stigma u. s. w. vie- ler anderen Pflanzen zukommt, die aber sämmtlich noch im- mer nicht in anatomischer Hinsicht genau untersucht wären. *) Recherches sur le mouvement et lanatomie de Stylidium gra- minifolium. — Mem. lu ü !’Academ. royale des sciences de Bruxelles le 2 Dec. 1837. Bruxelles 1838. 4. 92 An dem Säulchen von Stylidium graminifolium ist nach Herrn Morren’s Beobachtungen jeder Theil beweglich, aufser ganz-tief an der Basis; die Bewegung besteht in einem Ge- raderichten desselben, welches in seiner gewöhnlichen Stel- lung zurückgebogen ist; im Knospenzustande zeigt sich jene Reizbarkeit noch nicht. Die Bewegung erfolgt nur nach Ein- wirkung äufserer Reize, doch an sehr heifsen Tagen, beson- ders zur Mittagszeit sah Hr. Morren öfters, dafs sich das Säulchen aus freien Stücken aufrichtete und auch immer wie- “ der zu seiner vorigen Stellung zurückkehrte *). Wenn das Säulchen in seine ursprüngliche Lage zurückgekehrt ist, so mufs man 42 bis 45 Minuten warten, bis es sich wieder auf- richtet. Wenn sich die Stellung des Säulchens aus freien Stücken verändert, so geschieht die Bewegung sehr :regelmä- fsig und etwa in eimer halben Minute ist die Bewegung aus- - geführt, wärend sie in Folge äufserer Reize augenblicklichst erfolgt. Zwischen diesen aufsteigenden und absteigenden Be- wegungen des Säulchens unterscheidet Hr. Morren die cata- leptischen Bewegungen, welche das Säulchen ‘nicht perpendi- eulär sondern»schief stellen, bald nach rechts, bald nach links u. s. w., doch diese Bewegungen sind das mechanische Resul- tat, hervorgerufen nämlich durch die Stellung der übrigen Organe. Das Säulchen an Stylidium ist nicht ganz eylindrisch sondern etwas abgeplattet; es zeigt in der Mitte Zellgewebe, ferner zwei Gefäfsbündel, welche auf den abgeplatteten Seiten liegen, und eine Epidermis **). Auf der hintern-Fläche (d. i. *) Diese Beobachtung ist von hohem Interesse, denn sie zeigt, wie ich es ebenfalls bei der Mimosa pudica beobachtet habe (S. ‚Pflanzen- Physiologie III, pag. 525), dafs Bewegungen einzelner Pflan- zentheile, welche gewöhnlich nur in Folge äufserer Reize eintreten, dafs diese, bei sehr kräftig vegetirenden Pflanzen, auch‘ scheinbar aus freien Stücken erfolgen können. Bei der Mimosa pudica war die hohe Wärme der äufsere Reiz! **) Herr Morren nennt hier diesen Theil: derme und will den- selben von der wirklichen Epidermis unterscheiden, worunter er die Cuticula versteht, welche aber nicht durch Henslow und Brongniart entdeckt ist, sondern schon von Ludwig beschrieben und mit dem- selben Namen belegt wurde. Indessen neue Benennungen sind nur einzuführen, wo die alten nichts taugen, was aber hier nicht der Fall ist. N 93 die convexe Seite des gekrimmten Säulchens!) besteht die Dermis aus einem abgeplatteten Zellengewebe. Ganz an der Basis sieht man ein pinenchymatoeses Gewebe, welches durch- sichtig und ohne Kügelchenbildung ist. Etwas höher hinauf werden die Zellen der Dermis etwas breiter und kürzer und bilden ein regulaires Ovenchyme, worin die Zellen eiförmig und elliptisch sind. An der beweglichen Krümmung ändert sich abermals das Zellengewebe der Dermis und wird zu Merenchyme; höher -hinauf werden die Zellen’ länger und stellen das Prismenchyme dar. In dieser angeblichen Strak- “ tur der Epidermis sieht Hr. Morren ein Mittel, durch wel- ches die Bewegung der Säule erleichtert wird. Auf der vor- dern Fläche der Säule seien die Zellen sehr klein und eine jede dieser eiförmigen Zellen zeige in ihrer Mitte eine kleine konische Erhöhung, wodurch dieses Gewebe eine Modification des Conenchyme’s werde, d.i. Zellengewebe, dessen Zellen kegelförmig sind. Die beiden, Gefäfsbündel in der Säule be- stehen aus Pleurenchym, welches nach Aufsen gestellt ist und aus Spiralgefäfsen, welche das Innere einnehmen, die Zellge- webemasse aber, welche diese Gefäfsbündel einschliefst, bildet das Cylindrenchyme. Die vielen neuen Benennungen der Elementarorgane, wel- che im Vorhergehenden angeführt sind, werden den geneigten Leser etwas befremden; Herrr Morren selbst sagt in Hin- sicht dieser in einer Anmerkung, dafs er alle diese Benennun- gen auf die Form der Zellen gründe, und hiernach habe er 25 Klassen von Zellgewebe aufgestellt, deren nähere Characte- ristik er nächstens in einer speciellen Arbeit geben wird. "Endlich hat Herr Morren noch an dem Bogen (&larc) der Krümmung der Säule eine Zellenmasse beobachtet, wel- che sehr reich mit Amylum - Kügelchen gefüllt ist; diese Zellenmasse nimmt die obere Partie der beweglichen Krüm- mung ein, und da er es an keiner andern Stelle wiederfand, so glaubt derselbe den Schlufs ziehen zu dürfen, dais die Stärke bei den Pflanzen die Ursache einer freien Bewegung sein könne. Die beiden Gefäfsbündel darf man nicht als die Organe ansehen, welche die Krümmung des Säul- chen’s bewirken, sie Jiegen an den beiden abgeplatteten Rän- dern, und nachdem Herr Morren dieselben durchschnitten 94 » hatte, ging die Krümmung ebenfalls vor sich. Es- wurden mehrere Säulchen abgerissen und auch diese zeigten ihre Be- wegungen, und zwar fast ebenso schnell wie sonst. Die Epi- dermis des Säulchen’s konnte ebenfalls rund herum durch- schnitten werden und die Krümmung fand dennoch statt, kurz es zeigte sich, dafs in dem innern Cylindrenchym das Organ der Bewegung liege, worin die Stärke befindlich ist, und dafs diese Bewegungen in Wasser, in der Luft, in Alkohol und in Iod- Tinktur ausgeführt werden. Die Reizbarkeit der Säule wurde“ durch Herrn Morren nicht nur an Stylidium ‚graminifolium, sondern auch an St. corymbosum und adnatum beobachtet. Herr Bory de Saint-Vincent #) macht darauf auf- merksam, dafs die Marsilea, welche gegenwärtig unter dem Namen der Marsilea Fabriü in Frankreich bekannt ist (die aber offenbar einer neuen Gattung zugehört), die, nächtliche Stellung ‘der Blätter zeigt, welche man mit dem Namen des Schlafes der Pflanzen belegt. Bei der gewöhnlichen Marsilea ist dieses ebenfalls zu sehen. Ref. Zur Anatomie der Gewächse. Herr Morren **) hat in einer andern Abhandlung über das Gefrieren der Pflanzenorgane die neue Classification der Elementarorgane gegeben, von welcher schon vorher die Rede war, er theilt dieselben ein in: 1, Zellengewebe oder Parenchyme, welches folgende ver- schiedene Arten aufzuweisen habe: 4) Merenchyme, ein Zellgewebe mit sphärischen Zellen, 2) Conenchyme, ein Zellgewebe dessen Zellen konisch sind, wie z.B. die Wärzchen auf den Zellen der Epi- dermis und selbst die kleinen Haare vieler Pflanzen. 3) Ovenchyme, Zellengewebe mit eiförmigen Zellen, 4) Atractenchyme, Zellengewebe mit spindelförmigen Zellen. 5) Cylindrenchyme, Zellengewebe mit. cylindrischen - Zellen. | u *):Comptes vendus de 1838 II. pag. 12. ‚*) Bullet. de PA4cademr» Royale de Bruxelles V.:Nr. 3. 9 6) Colpenchyme, Zellengewebe mit gekrümmten sinuö- sen Zellen.. ‘(Die geschlängelten Epidermis - Zellen werden hiezu gezählt. Ref.) 7) Cladenchyme, Zellengewebe mit verästelten Zellen. (Die unregelmäfsigen Zellen im lockern Diachym .der Blätter werden hiezu gezählt. Ref.) 8) Prismenchyme, Zellengewebe mit prismatischen Zellen. U. Stärkeartiges Gewebe (tissu,feculoide) oder Perenchyme (von reoas, terme). Wenn Ref. recht versteht, so’ wird hiemit wirklich die Stärke bezeichnet, welche bekanntlich im Innern anderer Elementarorgane auftritt. II. Faserzelliges Gewebe oder Inenchyme. Hiemit werden die Spiralfaser-Zellen der andern Autoren bezeichnet. IV. Gefäfsartiges Gewebe. Angienchyme. Hiezu gehören fol- gende Arten: 4) Pleurenchyme, es wird durch die Saftfasern gebildet. 2) Trachenchyme, Gewebe, welches von Spiralgefäfsen gebildet wird. 3) Trachenchyme modifie, aus modifieirten Spiralgefä- fsen gebildet. 4) Cinenchyme. Wird von den Milchsaftgefäfsen dar- gestellt. V. Einige andere Organe, als: 1) Die Spaltöffnungen (die stomates). 2) Die Biforines des Herrn Turpin. ‚3) Die Raphides und die Organe welche sie enthalten. 4) Die Lücken (Des lacunes). Dieses ist die neu® Eintheilung der Elementarorgane der Pflanzen nach Herrn Morren, und bei der anatomischen Be- schreibung der Pflanzen bedient sich derselbe dieser neuen Benennungen. Referent ist zwar nicht der Meinung, dafs un- sere gegenwärtige Eintheilung der Elementarorgane der Pflan- zen unverbesserlich ist, wohl aber scheint es sehr bestimmt, dafs diese neue Classification keine Verbesserung ist. Allen Olassificationen mufs ein durchgreifendes Prineip zum Grunde liegen, was wir aber bei dieser neuen gänzlich vermissen; 'es ist ferner die Bedeutung des Wortes xÜue ganz übersehen worden, welches man ‘unmöglich zur Aufstellung von Begrif- fen, wie Cinenchyme, Conenchyme, Perenchyme u, s. w. 96 gebrauchen: kann, ja ganz abgesehen davon, dafs die alten Benennungen Parenchym, Prosenchym,. Pleurenchym und Merenchym nach ganz andern Grundsätzen aufgestellt sind. Alte Namen mufs man: immer ehren, und am wenigsten darf man sich derselben bedienen, wenn man ihnen andere Begriffe unterschieben will. Für Merenchyme soll Sphaerenchyme viel gründlicher sein, indessen Ref. bildete das Wort Meren- chyme. aus ‚u£gog u. Ss. w. und wollte damit andeuten, dafs sich. die Theile, welche das güu« bilden, nur theilweise be- rühren, und das geschieht nur bei sphärischen Zellen. (Hayne sprach von Perenchym und nicht von Merenchym!). Dage- gen bedient sich Hr. Morren des Hayne’schen Wortes’ Per- enchym für sein tissu ficuloide u. s. w. — Das Zellenge- webe, dessen Zellen Spiralfasern enthalten, nennt Hr. Mor- ren Inenchyme, obgleich die Anatomie gelehrt hat, dafs alle verschiedene Arten von Zellen bald mit, bald ohne deutliche Spiralfasern im ‚Innern auftreten können, und dafs sie den- noch dabei immer bleiben was sie sind. Der Graf Kaspar Sternberg *) hat die „Fortsetzung seiner Flora der Vorwelt publiciren lassen; die Bestimmung, Beschreibung, Systematik und Anordnung der darin 'enthalte- nen Pflanzen wär Herrn Presl übertragen, und die anatomi- schen und organographischen Beobachtungen sind mit Hülfe des Herrn Corda ausgeführt, der dazu eine grofse Menge ausgezeichnet schöner Abbildungen gegeben hat. Als Anhang zu diesem geognostisch - botanischen Werke finden. wir eine 70 Folioseiten starke Arbeit des Herrn Corda, welche den Titel; Skizzen zur vergleichenden Phytotomie vor- 'und jetztweltlicher Pflanzenstämme führt. In dem ersten Abschnitte der Skizzen kommt Herr Corda zu folgen- den Schlüssen: „Die Elementarorgane vorweltlicher Pflanzen sind gleich denen der gegenwärtigen Pflanzenwelt, gewachsen, was sich. im Kleinen wie im Grofsen nachweisen läfst, woran aber auch wohl Niemand gezweifelt hat. An den eylindrischen Stämmen der Jetztwelt: ist ds Ter- minal-Richtung des Wachsthumes überwiegend . thätig, aber *) Versuch einer geognostisch -botanischen Darstellung der’Flora der Vorwelt. 7tes und tes Heft mit 45 Kupfertafeln. Prag 1838. Fol. 97 auch die Vorwelt zeige solche eylindrische Stämme, wie Equi- setites, Calamites und viele Cycaditen. Den. Knollstamm der gegenwärtigen Cycadeen findet man. auch bei urweltlichen. « Nachdem wir die Histologie vorweltlicher Pflanzen, sagt Herr Corda, und die Comparativ- Anatomie ihrer einzeluen Sy- Steme skizzirt haben, können wir ‚leicht zu der Betrachtung und Vergleichung einzelner Formen-Gruppen vor-, und jetzt- weltlicher Stämme übergehen. Hierauf folgt dann'.der, zweite Abschnitt unter dem Titel: Comparative. phytotomische Skizzen. j Der Holzkörper aller holzbildenden Pflanzen, heifst es da- selbst, erscheint in drei Hauptformen, welche durch unzählbare Abänderungen vielfach mit einander verbunden sind, Die For- men sind: | 1) Der isolirte: Gefäfsbündel, den wir in der Achse der Lycopodien vereinzelt, in den Stämmen der monocotyledona- ren Pflanzen gesellig, in den Rhizomen der krautartigen Far- ren und den Stengeln der Dicotyledonen ‚kreisförmig geord- net erblicken. L 2) Der bandförmige Gefäfs- (besser Holz-) Bündel, wel- cher in den Stämmen der baumartigen. Farrn erscheint, ‚und 3)-Der ringbildende Holzkörper, dessen . einfache Ringe uns in Bambusa, Arundo, jungen Gycadeen und in den ein- jährigen Aesten aller unserer Bäume, so wie auch in den ‚Stengeln vieler ausdauernder oder einjähriger ' Kräuter sicht- ' bar sind, - Der einfache und zentrale Holzbündel der Lycopodien ist nach Herrn Corda gleichsam aus mehreren verschmolzen, und diese Verschmelzung ist nur, eine seitliche, mithin unvoll- kommene, indem man in denselben keine eigentliche Achse findet, um welche die einzelnen Gefäfse u, s.w. geordnet sind, Ueberall sucht Hr. Corda die grofse Aehnlichkeit nachzuwei- sen, welche zwischen der Anordnung der Holzbündel bei Di- cotyledonen und, den Farru ‚herrscht, das, Hauptsächlichste _ aber, wodurch ‚sich die Struktur des Holzkörpers in diesen beiden Pflanzengruppen unterscheidet, das wird ganz übersehen. Sehr speciell verbreiten sich diese comparativen phyto- tomischen Betrachtungen über die Farrnstämme, und diesel- ben sind denn auch allen Geognosten, welche sich mit diesem V. Jahrg. 2. Band, 7 08 segenstaide beschäftigen, sehr zu empfehlen; die auffallend abweichenden Formen von Farrnstämmen, welche Ref. an ver- schiedenen ‘Orten beschrieben und in den Schriften der Tey- ler’schen Gesellschaft zu Harlem (Bd. XXI. 1836) abgebil- det hat, welehe ganz besonders zu "berücksichtigen sein möch- ten, sind von Herrn Corda übergangen, und gerade darunter befinden sich einige, welche man schwerlich für Farrmstämme halten würde, wenn sie versteinert gefunden wären. - In dem Anhange zu Sternberg’s Flora der Vorwelt hat Herr Corda auch einen Nachtrag gegeben (page. XLVII —LXXI.), worin er sehr ausführlich. gegen Hrn. Ad. Bron- gniart’s Ansicht handelt, nach welcher die Lepidodendron- Arten zu -den Lycopodiaceen zu bringen wären, was der- selbe schon im 13ten und 14ten Hefte seiner Hist. des Feget. Jossiles ausgesprochen hat. Herr Corda hat dagegen die Lepidodendra und Lycopodiolithen wit den Crassulaceen und vorzüglich mit Sempervivum verglichen, auf dessen merk- würdige Rindenformation schon durch Lukis *) aufmerksam gemacht wurde. Am Schlusse dieser sehr ausführlichen und sehr ruhig geführten Widerlegung der Brongniart’schen Ansicht sagt Herr Corda: „Wir versuchten den Bau der Lepidodendra zu erklären, wie auch die Bedeutung der De- pidostrobi zu erörtern, und fanden, dafs erstere im Habitus und äufseren organographischen, so wie inneren anatomisch- histologischen Baue den Crassulaceen der Jetztwelt weit mehr als andern Familien verwandt sind, und sich innerhalb und äufserlich strenge von den Lycopodiaceen sondern. Fer- ner haben wir die Depidostrobi gesichtet und ihren analogen Bau mit den männlichen Blüthen der Coniferen nachgewiesen, früher auch schon gezeigt, dafs es für kritische Naturforscher unerwiesen ist, dafs ‘die Lepidostrobi die Früchte der als Lepidodendra bezeichneten vorweltlichen Bäume sind, und durch die Nachweisung des dicotylen Baues der Lepidoden- dra, und durch die hier gegebene Deutung der Lepidostrobi dargethan, dafs in‘ der Schwarzkohlen - Formation aufser ‘den Cycadeen und 'Coniferen auch noch andere dicotyle Pflan- zenreste vorkommen.” *) S. unsern Aten Jahresbericht (Berlin 1835) pag. 173. 99 Schon vor dem Erscheinen dieser Arbeit des Irn. Corda hat Hr. Ad. Broigniart *) den fraglichen Gegenstand von Neuem untersucht und seine Ansicht, dafs die Lepidodendra zu den Lycopodiaceen gehören, auf eine sehr scharfsinnige Weise darzuthun gesucht; er hat diese Verwandtschaft nicht nur durch Vergleichung der äufseren Formen erkannt, son- dern die innere Struktur dieser fossilen Stämme spreche eben- falls dafür. Hier werden also Thatsachen gegen Thatsachen ‚aufgeführt, denn Herr Corda führt ebenfalls die Struktur der Lepidodendra-Stämme als Beweis an, dafs dieselben zu den Crassulaceen gehören. Herr Brongniart hat seine An- gaben noch nicht durch ‘Abbildungen erwiesen, welche wir aber hoffentlich bald erhalten werden, und die Abbildungen, welche Herr Corda in Sternberg’s Flora zur Erweisung seiner Ansicht gegeben hat, nämlich auf Tab. LXVT. Fig. 10 —14., sind wohl keineswegs von der Art, dafs dadurch die von ihm und Andern ausgesprochene Ansicht erwiesen würde. Herr Brongniart zeigt, dafs nur in sehr seltenen Fäl- len wahre Dichotomie entsteht, ja die dichotomische Form des Stammes der Phanerogamen sei nur ein zufälliger Charak- ter, indem ‚dieselbe durch zufällige Entwickelung der Seiten- äste entsteht; es giebt aber eine Pflanzengruppe, bei der die ‚diehotomische Verzweigung des Stammes das Normale ist, und dazü gehören, sagt Hr. Br., die Farfn, die Lycopodien und auch die Marsiliaceen, indem hier die Bildung von Seiten- ästen nicht stattfindet. Die Verästelung ist hier nur eine ter- minale Bifurcation, ‚wobei allerdings oftmals der eine Ast zu- rückbleibt, so dafs dadurch in der Folge ein se heinbarer Sei- tenast entsteht. Hieraus folgt aber auch schon, dafs selbst die-Fructifieation nicht achselständig sein kann, sondern auf dem Blatte befestigt sein mufs, eine Angabe, welche auch sclion durch Hrn. Mohl’s Untersuchung bei der Deutung des Sporangium’s der Lycopodien**) erwiesen wurde. Da nun die Lepidodendra alle diese Charactere zeigen (denn den Le- pidostrobus hat Hr. Br. an den Enden der Zweige wahrer *) Recherches sur les Lepidodendron et sur les affinites de ces arbres fossiles, precedees d’un examen des principaux caracteres des Lycopodincces. (Extrait)) Compt. rendu 1835 Il. pug. 872—879. ' ,**) S. den vorigen Jahresbericht pag. 141. 7* 100 Lepidodendra. befestigt gefunden und sie defshalb für die Früchte dieser Gewächse erklärt), so liegt der Schlufs sehr nahe, dafs sie.zu den Lycopodiaceen zu stellen sind. Herr Br. hat ein, Bruchstück jenes schon von Witham abgebilde. ten Lepidodendron- Astes untersucht und gefunden, dafs der- selbe eine analoge Struktur mit den ‚Lycopodiaceen‘ zeigt, ‚nur in Hinsicht der Gröfse sind sie sehr verschieden. Hr. Link hat einige Bemerkungen über die Wur- zeln der Pflanzen *) publieirt, welche Nachträge zu Hrn. Ohlert’s ($. den vorjährigen Bericht.) Abhandlung über eben ‘ denselben Gegenstand enthalten; auch Hr. Link beobachtete es, dafs die Wurzelzasern nicht an der eigentlichen Spitze " wachsen, ‘sondern etwas über der Spitze, wozu genauere Be- schreibung des Vorganges gegeben wird. Dafs die Spiralröh- ren in den Wurzelzasern die hauptsächlichsten Organe. sind, durch welche die aufgenommene Flüssigkeit mit Schnelligkeit davongeführt wird, das wird von Neuem mit den treflendsten Gründen erwiesen. Schliefslich spricht es Herr Link mit Be- stimmtheit aus, dafs die Blattknospen, auch wenn sie aus der Wurzel kommen, immer aus dem Marke derselben. entsprin- gen, und dafs da, wo die Wurzel kein Mark ‚hat, auch keine Blattknospe entsteht. Die, Wurzelzasern dagegen ‚entstehen immer aus dem Holzkörper und niemals aus dem Marke der Wurzeln. An einem andern Orte **) hat Hr. Link eine sehr geist- reiche Abhandlung: Ueber das Anwachsen von Theilen in den Pflanzen gegeben. Es gehört, sagt der Verfasser daselbst, zu den Hauptkennzeichen der Pflauzen, dafs sich ihre Theile nach und nach entwickeln, dafs die frühern den später nachkommenden nicht ganz weichen, sondern wenig- stens in Spuren zurückbleiben, so dafs die Pflanze ihre Ge- schichte in ihrer Gestalt trägt. Doch die Pflanze besteht. auch aus thierischen Theilen, welche auf den rein vegetabilischen wachen. Der Stamm und die Wurzel sind rein vegetabilisch; sie wachsen durch Ansetzen neuer, Grundtheile an den Enden, *) Linnaea von 1838 pag. 260 — 264. »*) 8. Schriften der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Ber- lin von dem Jahre 1836, Berlin 1838. N 101 % ‘ die blattartigen Theile hingegen und somit auch Blüthe und Frucht sind thierischer Natur, sie wachsen durch Entwicke- lung nach allen Seiten; von jenen ist in der Jugend nur der Anfang vorhanden, von diesen nur der Umrifs. Die Pflanze, sagt Herr Link sehr scharfsiunig, eilt mit Blüthe und Frucht dem thierischen Leben zu, die Blüthe trennt sich und lebt als Polyp ein besonderes Leben. Auch Herr Link spricht für die Annahme, dafs alle Ge- fäfse der Pflanzen aus Zellen entstehen, aber, sagt derselbe, man würde sich indessen sehr irren, wenn man glauben wollte, dafs die Zellen an bestimmten Orten in Gefäfse übergehen und so die mannichfaltigen Theile bilden, welche nach und nach sich entwickeln, denn die neuen Theile, die Gefäfsbündel, entstehen zwischen den’ alten Theilen, zwischen den Zellen des Zellgewebes, woraus der ganze Theil in seiner frühen Jugend bestand. Nicht nur ein Anwachsen neuer, Gefäfse in dem erweiterten und ausgedehnten Zellgewebe wird zur Ge- staltung der Theile gefordert, sondern es ist auch‘eine Sonde- rung ‘des innern Gewebes hiebei nöthig, ganz besonders bei denjenigen Theilen, welche die thierischen genannt wurden. Zur Erläuterung des Gesagten bezieht sich Herr Link auf verschiedene seiner anatomisch - botanischen Abbildungen, von welchen im vergangenen Jahre das dritte Heft *) erschienen und hiemit das ganze geschlossen ist. Dieses letzte Heft ent- hält Darstellungen zur Anatomie der Blüthe und der Frucht- theile, welche sich durch die Gröfse ihres Umfanges, wie dureh saubere Ausführung und durch die Wahl der mitgetheil- ten Gegenstände eben so auszeichnen wie die früheren in den beiden erstern Heften. Besonders zu beachten sind die Dar- stellungen über den Verlauf der Gefäfsbündel in der Corolla einiger Syngenesisten auf Tab. XVII, als der Cineraria nivea und Leontodon Taraxacum. Ferner enthalten die folgenden Tafeln eine Reihe von Darstellungen über die Form und Struktur des Griffelkanales bei verschiedenen Gewächsen, über die Bildung der Pollenschläuche und deren Verlauf im Griffel- *) Icones anatomico-botanicae ad illustranda elementa. philoso- phiae botanicae Henr, Frid. Linki. Faseiculus HI. e. tab. Üthograph VII. fol. Berol, 1838. 102 kanal. Tab. XXI. Fig. 1. giebt Herr Link 'eine Darstellung der- Sammelhaare auf der äufsern Fläche des Griffels von Campanula Meditm vor der Befruchtung; es sind lange und grofse ungegliederte Haare, deren Basis tief in die Substanz des Griffels eindringt nach unten aber geschlossen ist. Die mukösen Röhren im Innern des Styluskanales zur Zeit der Befruchtung sind ebenfalls vortrefllich dargestellt; 'es sind früher gewöhnlich langgestreekte Parenchymzellen, welche sich dann durch Schleimabsonderung von einander trennen und dadurch den Durchgang ‘der Pollenschläuche so wie deren Ernährung möglich machen: Von Herrn v. Tristan ist der Akademie zu Paris ein ‚sehr "umfangreiches Manuseript, betitelt: Harmonie des or- ganes vegctaux etudies principalement. dans l’ensemble d’une me&me plante eingereicht worden, worüber die Herren v.Jussieu, Riehard und v. Mirbel einen Bericht*) erstattet haben. Da aber zu hoffen ist, dafs diese Arbeit im Druck erscheinen wird, und Ref. auch in verschiedenen, ‚hier ‚zur Sprache gekommenen Sätzen mit dem Urtheile der Herrn Be- riehterstatter gerade nicht ganz übereinstimmt, so wollen wir den Bericht darüber lieber noch zurückhalten. Herr Decaisne**) hat der Akademie zu Paris einige Beobachtungen mitgetheilt, nach welchen die Wurzeln mehrerer Dicotyledonen keine Spur von Bastfibern zeigen, was auch sogar bei dem’‘Stengel der Fall sein kann, wie es Phytolacca beweise. Bei den Aristolochien und den Menispermeen ist der Bast auf einfache Fasern redueirt, ja bei Cocculus lauri- ' folius u. s. w. finde er sich nicht im Umfange: des, Stengels, sondern nahe ‘dem Centrum und zwischen der ersten und zweiten Holzschicht, u. s. w. Herr Miqt el #**) erhielt eine blühende Tillandsia, welche auf den abzeslorbenen Aesten von Achras Sapota befestigt war, von Paramaibo überschickt; 'er untersuchte die Art jener PERS weUnB, bestätigte das Faetum, dafs die Tillandsien. zu Ss. Compte rendu de 1838. I. pag. 133. »*) Note Sur la structure des racines chez certains vegetaux Dicotyledones. — Compt. rend. de 4833. I, pag. 335. **) Sur le parasitisme du Tillandsia alvaefolia Hook. — Bul. letin des seien, phys. et nat. en Neerlande, 1838.\ pag. 86. - 103 den falschen Parasiten gehören, und. giebt Abbildungen der ge- nannten Pflanze um ihre Befestigung zu: zeigen. An eben demselben Orte hat Herr Miquel *) seine Beob- achtungen über die Markröhre und deren Querwände an dem Stamme der Cecropia. palmata bekannt gemächt; er hatte die seltene Gelegenheit einen abgestorbenen Stamm jener, Pflanze zu untersuchen und fand die Markröhre desselben hohl: aber mit harten Querwänden versehen, welche aus einem. weilsen, harten, brechlichen uud sehr ‚dichten Zellengewehe_ gebildet wurden. Diese ‚Querwände waren- nicht überall in gleichen Entfernungen gestellt; an dem untern Ende des Stammes wa- ren die Entfernungen zwischen den Querwänden im. Marke bedeutend länger,” als am obern Ende, woraus Herr Miquel auf die Schnelligkeit zurückschliefst, mit welcher dieser Baum in seinen verschiedenen Lebensperioden ‚wuchs. j Herr Miquel fand bei der Ceeropia, dafs überall , ‚wo im Innern des Stannnes eine Markscheidewand vorkommt, dafs da auf der äufsern Fläche der Rinde «ie Narben: der Knospen- schuppen zu sehen sind. Dieser, Gegenstand, wurde schon im vorigen Jahrhundert durch Medicus beobachtet „und: ‚sehr ausführlich beschrieben, und auchReferent (Pilanzen-Physiologie. Il. pag. 14—21.) hat hierüber verschiedene neue Beobachtungen publieirt. SR Herr Miquel fand das Mark der, Ceoropia aus zwei weilsen Schichten gebildet, die trocken, hart und. brüchig und nur wenig mit einander verbunden waren. In ‚dem ‚ohern Theile des Stammes waren die Cylinder. des Markes, woraus die ganze Markmasse jener Pflanze zusammengesetzt ist, leicht von einander zu trennen. Die Höhlen dieser Mark- nr waren mit einer trockenen, zelligen, "braunen. und sehr dünnen Masse ausgekleidet, welche ‚sehr. altes Mark zu sein schien. Herr Schleiden **) hat auf der Ban Oberhaut der Saamen vieler Canna-Arten Hautdrüsen mit Spaltöffnungen beobachtet und meint, dals diese Saamen vielleicht gar nicht *) Observations sur le canal medullaire et les diaphragmes du trone de Ceeropia palmata L. suivie de considerations generales sur ‚fes diaphragmes medullaires. I. ce. pag. 29 —31. m) Botanische Notizen. — Wiegmann’s Archiv 1838. pag.49—66. 104 keimen würden, wenn sie nicht mit diesen Organen versehen wären um dem Durchgange der Feuchtigkeit zu dienen. Ref. hat diese Organe auch auf der äufsern Haut der Saamen von ı Liliaceen ‘beobachtet, welche bekanntlich nicht so schwer keimen! An einer audern Stelle spricht Herr Schleiden gegen die Benennung: Hautdrüsen, womit verschiedene Botaniker die Spaltöffnungen in der Epidermis der Pflanzen belegt haben und meint, dafs hiezu gar kein Grund vorhanden sei. In- dessen die Botaniker, welche die Benennung: Hautdrüsen für die Spaltöfinungen beibehalten haben, möchten dennoch nicht so grundlos gehandelt haben, denn sie haben diese Benennung nur als eine alte herkömmliche beibehalten, und man kann den jungen'Naturforschern nicht genug den Rath ertheilen, alte Namen zu ehren, selbst wenn sie bei einer strengen Prüfung den. Gesetzen der Logik oder der Grammatik unterliegen. Herr Schleiden nennt diese Organe mit vielen andern Bo- tanikern Spaltöffnungen, weil die Oefinung nach aufsen hiebei das einzig Wesentliche sei, und ihn treffen alle die Angaben, welche man schon zu verschiedenen Zeiten gemacht hat um zu zeigen, dafs diese Benennung noch unvollständiger ist, als die andere, gegen welche Herr Schleiden spricht. Die Spaltöffnung, d. i. die spaltartige Oeffnung, welche in der Epidermis der Phanerogamen auftritt, wird durch eigenthüm- lich ‚gestaltete Zellen gebildet, und diese Bildung hat man Hautdrüsen genannt, welche zwischen ihren Zellen die Spalt- öffnung zeigen; der Apparat und die durch die Struktur des Apparates gebildete Oeffnung müssen offenbar besondere Be- nennungen erhalten. (Ref.) 1 Herr Schleiden sucht ferner zu zeigen, dafs die An- gaben vieler Botaniker, nach welchen man die Hautdrüsen in gewissen Fällen als wirkliche absondernde Drüsen habe fun- giren sehen, eben so unlogisch wären als jene Benennung der- selben. Vergebens hat Herr. Schleiden nach Thatsachen geforscht, wodurch man auch nur wahrscheinlich machen könnte, dafs die Secretion der Stoffe, welche zuweilen auf den Spaltöffnungen abgelagert sind, mehr von den Ausdün- stungen der Drüsenzellen, als von denen der anderen Parenchym- Zellen herrühren. Da dieses nun aber mehreren anderen Beoh- \ 105 achtern gelungen ist, sowohl sich als auch Andere davon zu ‚überzeugen, dafs bei vielen Pflanzen eine wirkliche Secretion oder Excretion der Hautdrüsen-Zellen stattfinden mufs, so brauchen wir Herrn Schleiden’s negative Beobachtung noch nicht als erweisend anzusehen. Die Anhäufung des Harzes in den Gruben der Epidermis, welche zu den Hautdrüsen der Coniferen-Blätter führen, erklärt Herr Schleiden dadurch, dafs das flüchtige Terpentinöl aus den, Harzgängen des Blattes in Dunstform austritt, den Intercellulargängen folgend in die Atliemhöhlen gelangt, und sich von hier vermittelst der Spalt- öffnungen verflüchtigt, wobei es eine gewisse Quantität Harz absetzt. Obgleich diese Erklärung dem Urheber derselben sehr natürlich erscheint, so ist sie doch sicherlich nicht richtig, indem man bei jenen Coniferen-Blättern durchaus gar keine Ablagerung eines ähnlichen Harzes'in den Athemhöhlen findet, welche unmittelbar unter den Hautdrüsen gelagert sind, und da ferner ähnliche Ablagerungen von Exereten auch auf den Blättern der Aloe- Gewächse ganz gewöhnlich zu beobachten sind, wo doch von dem flüchtigen Stoffe, welcher hier hätte durchdringen können, eigentlich nichts vorhanden ist u. 5. w. Mehrere Beispiele der Art, welche für die Absonderung der Hautdrüsen auf verschiedenen Pflanzen sprechen, haben die Hrn. Link, Unger undRef. (Pflanzen-Physiologie I. pag.284.) aufgeführt. Ebendaselbst giebt Herr Schleiden seine Beobachtungen über die Bildung der Hautdrüsen mit ihren Spaltöffnungen; um die Zeit nämlich, wenn die äufsere Zellenschicht, welche künftig die Epidermis bildet, schon aufgehört hat neue Zellen in ihrem Innern zu bilden, dann zerfallen einzelne Zellen noch einmal in zwei Zellen, und diese sind es dann, welche nach Resorbtion der Mutterzelle die Spaltöffnung bilden. Später hat Herr Mohl*) eine specielle Beschreibung über die Bildung der Hautdrüsen mit ihren Spaltöffnungen gegeben; er wählte die Blätter der Hyacinthe zu diesen Beob- achtungen, in deren unterem Ende zwischen den gewöhnlichen Epidermis-Zellen noch kleinere viereckige Zellen vorkommen, *) Ueber die Entwickelung der Spaltöffnungen, Mit einer Tafel — Linnaea v. 1838. Heft V. pag. 544 — 543. 106 deren Querdurchmesser etwas gröfser als der Längendurch- messer ist und diese Zellen sind es, welche sich zu den Haut- drüsen umgestalten. Man trifft in diesen Zellen, wenn sie etwas weiter ausgebildet sind, den körnigen Inhalt zu einer kugligen Masse zusammengeballt, und zugleich bildet sich in der Mitte der Zelle, eine Längsscheidewand. Nun, sagt Herr ° Mohl, beginnt diese Scheidewand doppelt zu werden, und die beiden Blätter treten in der Mitte auseinander, wodurch die Spaltöffnung gegeben ist. Die Entstehung der Spaltöff- nungen auf dem Laube der Marchantien beobachtete Herr Mohl in derselben Art, wie, sie von Herrn v. Mirbel für die Spaltöffnungen auf den Blüthenstielen jener Pflanzen. ange - geben ist; nämlich 3 bis, 5 Zellen von keilförmiger Gestalt treten allmählig. aus ihrer gegenseitigen Verbindung und bilden die Oeffnung zwischen sich. Referents Beobachtungen über diesen Gegenstand ken mit den ‚obigen Angaben nicht vollkommen überein; die An- gabe des Herrn Schleiden ist hypothetisch, denn man kann nur die Bildung von Längenscheidewänden in denjenigen Epi- dermis-Zellen beobachten, welche zu Hautdrüsen werden, aber diese ist durch Selbsttheilung der Zelle zu erklären, und nicht durch Bildung von Zellen in einer Mutterzelle, welche später resorbirt wird. Herr Mohl glaubt, es bilde sich zuerst nur eine Längsscheidewand, welche dann erst beginnt doppelt zu werden, doch mir erschien es öfters sehr deutlich, dafs sich gleich anfangs ‘durch. Einfaltung und fernere. Ausdehnung dieser feinen Falte zwei Scheidewände bilden, die dann in der Mitte auseinandertreten und die Spalte. bilden... In an- deren Fällen, z. B. bei der Selbsttheilung der Muttersporen von Pellia epiphylla ist dieser Vorgang sehr deutlich zu sehen. - Herr Hoffmann*) hat die Entdeekung ‚gemacht, dafs Fillarsia nymphaeoides ähnliche Luftröhrenhaare zeigt, wie die Nymphaeen. In. Gesellschaft des Herrn Griesebach untersuchte er Limnanthemum Forbesianum Grisch., Wigh- tianum und lacunosum und auch bei diesen Pflanzen fanden sich ähnliche Haare, deren Form durch mehrere Abbildungen *) Beobachtung der Luftröhrenhaare bei Limnanthemum Gm. und Villarsia Kent, von Dr. Grisebach und Dr. Hoffmann. — Linnaea von 1838. 107 ‚ dargestellt ist. Diese Organe unterscheiden sich jedoch von jenen ‘der Nymphaeen noch dadurch, dafs sie nicht getüpfelt- . (Herr v. Schlechtendahl, der so gern auf die Druckfehler in andern Schriften aufmerksam macht, hat gedoppelt statt ge- F tüpfelt drucken lassen!) sind; Ref, hat aber schon früher der- gleichen Fälle\beobachtet, wo auch bei den Nymphaeen ein- zelne dieser-Haare vorkamen. . (S. Physolog. I. p. 312). End- lich fanden die genannten Herren. auch bei Fillarsia ovata und F. Crista galli ähnliche. Haare, welche jedoch gegliedert waren. Die Abbildung, welche hiezu gegeben ist, läfst. bedeu- tende Zweifel zurück, ‘ob diese gegliederten Haare wirklich zwischen den Zellen der Lufthöhlen- Scheidewand befestigt’ ge- wesen sind, oder ob sie einen andern Ursprung haben, was jedoch bei Untersuchung frischer Exemplare bald zu entschei- den seyn würde; ja es scheint mir sehr bestimmt, dafs\hier eine Täuschung stattgefunden hat. Von Hrn. €. H. Schultz *) haben wir, (wie es mehrere Zeitschriften sagen) eine sehr wichtige Arbeit erhalten; derselbe ° hat aie Entdeckung gemacht, dafs die Drüsen auf der inne- ren Fläche der Nepenthes-Schläuche. nicht etwa blofs aus Zellengewebe bestehen, sondern dafs ein, Bündel von Lebens- saft-Gefäfsen in jede dieser Drüsen hineingeht, sich in dem Innern derselben vertheilt und den nöthigen Stoff zur Scere- tion des Wassers hergiebt. Herr Schultz hat auch gefun- den (eine ganz, neue Entdeckung?), dafs eine jede dieser Drü- sen mit einem kleinen Dache versehen ist, so dafs das Was- ser, welches in den höher gelegenen Drüsen abgesondert wird, darüber abfliefsen kann, ohne die untern Drüsen zu'befeuchten. Man sieht aus diesen Angaben, von welcher hohen Wich- tigkeit die Lebenssaftgefäfse sind; hier sondern sie Wasser ab, bei den sensitiven Gewächsen sind sie die Organe der Ir- Fitabilität und in andern Fällen haben sie noch ‚wichtigere Funktionen auszuführen! (Ref.) Herr Sch. hat auch die Schläuche der Sarracenien beob- achtet, (wo bekanntlich eine ähnliche Wasserabsonderung stattfin- *) Observations sur le glandes, qui seeretent de leau dans les utricules appendiculuires de feuilles du Nepenthes destillatoria, Extr, Fun Lettre. Compt. rend. d. 1838. II. pazg. 621. 408 det, obgleich daselbst keine Drüsen vorkommen, sondern lange Haare, welche die Function jener Drüsen ersetzen sollen) und: drückt mit Recht seine Verwunderung aus, dafs auch hier eine solche Wasserabsonderung stattfinden kann, obgleich daselbst keine! Drüsen mit Lebenssaftgefäfsen vorkominen. Ref. hat über ‚diesen Gegenstand etwas früher und aus- führlicher*) gehandelt und Hrn. Schultz’s Angaben scheinen nur gegen diese Mittheilungen gerichtet zu seyn. Ref. beob- achtete die Entwickelung jener Drüsen auf den Nepenthes- Schläuchen und beschrieb die Entstehung der dachartigen Be- kleidung derselben, was auch durch Abbildungen nachgewiesen wurde; ‘er zeigte ferner, dafs es sehr unwahrscheinlich ist, dafs jene Drüsen das Wasser‘absondern sollen, und gab eine andere Ansicht über den Ursprung jenes Wassers in den Ne- penthes - Schläuchen.: Nach seinen Beobachtungen bestehen Jene linsenförmig zusammengedrückten Drüsen aus einem klein- maschigen Zellengewebe, welches im ausgebildeten Zustande der Drüse von bräunlicher Farbe ist. In den jungen, noch ungeöffneten Schläuchen sind diese kleinen Drüsen von grü- ner Farbe und die Zellchen derselben sind noch sehr saftig, aber gerade während dieser Zeit findet in den Schläuchen noch keine Wasserabsonderung statt. Da Herr Schultz, wie im‘Vorhergehenden angegeben wurde, mit aller Bestimmt- heit von einer ganz andern Struetur spricht, welche den Drü- sen jener Schläuche zukommt, so habe ich den Gegenstand von Neuem und mit etwas besseren Instrumenten untersucht, ‘habe 'aber nur bestätigt gefunden, dafs Herr Schultz sehr unrichtig beobachtet hat. Ich habe auf den gelungensten Schnitten ganz vollständig die Anzahl der Zellenschichten zäh- len können, woraus die ganze Drüse besteht. - Die äufserste Zellenschicht zeigt etwas gröfsere Zellen als die darunter lie- genden; am kleinsten sind die der sechsten und siebenten Zel- lenlage, welche gewöhnlich die unterste Lage dieser Drüsen bilden und sich durch eine, etwas. gelbliche Färbung von den darunter liegenden Zellen sehr deutlich unterscheiden, Erst 4 bis 2, oder selbst 3 Zellenschichten tiefer, kommt man auf die Spiralröhren, welche unter der Basis der Drüsen |vor- +) Pflanzen- Physiologie II. 1833 pag. 513 und über die Secre- tionsorgane etc. 1836, pag. 16 Tab. V. etc. 109 - überlaufen, aber nicht zu denselben verlaufen. ° Von soge- nannten Lebenssaftgefäfsen, welche in die Drüsen eintreten sollen, kann ich, selbst mit dem. besten Willen, auch keine Spur aufiinden. Diejenigen Drüsen, welche ganz tief in dem Grunde des Schlauches vorkommen, sind ganz besonders grofs und in Hinsicht ihrer Structur noch leichter zu untersuchen. Ich habe den Gegenstand bei kleinen und bei sehr grofsen Schläuchen oftmals beobachtet. So ist auch die Hypothese, welche Herr Schultz. über „den Nutzen der dachartigen Bedeckung der Drüsen aufgestellt hat, sicherlich sehr irrig und zeigt von der Flüchtigkeit, mit welcher derselbe einige Schläuche untersucht hat, blofs um Gelegenheit aufzufinden, @es Ref. Beobachtungen zu verdäch- tigen. Es zeigt sich, dafs diejenigen Drüsen in den Nepen- thes -Schläuchen, welche gerade auf der Fläche des Grundes sitzen, wo, unter natürlichen Verhältnissen fast immer Was- ser vorkommt, dafs diese Drüsen meistens ganz und gar ‘ohne solche Bedeckung von Seiten der Epidermis dastehen; ja wo- zu soll eine solche Schutzwehr sein, wenn gerade der gröfste Theil dieser Drüsen unter natürlichen Verhältnissen. immer ganz und gar unter dem Wasser befindlich ist. ; Herr de Vriese*) hat in der von ihm und Herrn van der Hoeven herausgegebenen 'reichhaltigen Zeitschrift eine Mittheilung von Turpin’s Memoiren über die sogenannten Biforinen gegeben ,,, worüber Ref. schon im vorletzten Jahres- berichte seine Meinung ausgesprochen hat. Herr de Vriese hat die Beobachtungen ebenfalls wiederholt, hat ebenfalls das Aufspringen der Krystalle führenden Zellen gesehen und fin- det darin ebenfalls nichts Wunderbares; er hat keinen darm- kanalartigen Schlauch gesehen, durch dessen Contraetion die Krystalle herausgetrieben werden sollten, und bemerkt überhaupt, dafs diese Gegenstände keinesweges so regelmäfsig geformt u. s. w. auftreten, als sie durch H. Turpin abgebil- det worden sind. In. einer Nachschrift vermuthet der Verf. ob die Biforinen vielleicht nicht zu allen Jahreszeiten vorkom- men, worauf Ref, folgende Bemerkungen hinzufügt: *) De Biforines van Turpin, eene nieuwe ontdekking in de Kry- stallographie van het plantenrijk. — Tijdschrift voor Naturl. Ge- schied. en Physiol. IV. 384 — 405. 110 Die Krystalle-führenden Zellen in den Blättern einiger Aroideen,. welche Herr Turpin mit einem besonderen Na- men belegen zu nıüssen glaubte, indem die gleichbedeutenden Zellen in andern Theilen dieser Pflanzen durch Einsaugung von Wasser nicht aufspringen, diese Zellen kommen allerdings zu allen Jahreszeiten vor, sie sind aber nicht in jedem Alter zum Anfspringen an den Enden geschickt, am besten eignen sie sich hiezu gleich nach vollendeter Ausbildung des Blattes. Herr Morren*) beobachtete, dafs das Austreten der Na- deln auf jenen Zellen auch nach dem Gefrieren derselben stattfinde. Es wird also, wie Ref. es schon früher gezeigt hat, wohl Niemand hierin eine Lebenserscheinung suchen wollen. Herr Treviranus**) hat das Herausfahren der Nadeln am Blattparenchym von Bulbine frutescens walırgenommen und der Grund dieses Phänomens schien lediglich in dem mecha- nischen Eindringen des Wassers in die mit Crystallen und Luft gefüllten Zellen zu liegen, wobei die Luft absorbirt und die Nadeln ausgetrieben wurden. Dem Ref. scheint diese Angabe nicht recht richtig und er wünscht, dafs sich auch andere Beob- achter davon überzeugen mögen. In den sogenannnten Bifo- rines findet sich keine Luft, sondern Gummi! Durch sehr geistreiche Combinationen ist es Herrn Rö- per, Professor in Rostock,***) gelungen, zu beweisen, dafs die Spiralfaserzellen (Herr Röper nennt dieselben Faserzellen, mit welchem Namen schon 8 Jahre früher die Bastfasern be- zeichnet worden sind) in den Blättern der von ihm beobach- teten Sphagnum-Individuen mit grofsen Oefinungen versehen sind; ja er machte die merkwürdige Entdeckung, dafs selbst Räderthierchen in solche mit grofsen Oefinungen versehene Zellen hinein und wieder herauskriechen konnten. ‘Mit dem Hintertheile steckte ein solches Thier noch einen Augenblick in seiner vorigen Wohnung, während der Vorderleib, wie es Herr Röper sah, schon von einer andern Zelle Besitz ge- nommen hatte. Herr Röper wolite mit seinen Beobachtungen nur die Natur der Poren ausgewachsener Zellen ermitteln, hat »\ Bullet. de U’ Acad. de Bru.elles II. No. 3. p. 15. **) Physiologie der Gewächse Il. p. 739. i *") Die Sphagnum-Zellen und ihre Poren. — Flora von 1838. I. p. 17—23. ; . 111 aber nur gesehen, dais-diese Poren grofse Löcher waren; lei- der kam er mit denselben eigentlich etwas zu spät, denn als er seine Beobachtungen publicirte, hatte schon Referent. (ge- gen welchen dieselben gerichtet waren) selbst die Entstehung » jener Löcher beobachtet und die Erklärung publieirt, wodurch der Streit über den fraglichen Gegenstand entstanden war. Hier bei Berlin giebt es noch einige Fäden von Sphagnum- Pflanzen, deren ausgebildete Blätter keine Löcher haben; auch hat Ref. von diesen Pflanzen, welche er untersuchte, bereits im Januar 1838 einige Proben an Hrn. Mohl überschickt. Man vergleiche hiezu die Mittheilungen über diesen Gegen- stand im vorigen Jahresbericht (pag. 48). Schliefslich äufserst Herr Röper noch die Vermuthung, dafs die eigenthümliche Verbindung der Spiralfaser-Zelle mit den die grünen Kügel- chen haltenden Zellen (Chlorophyli-Zellen nennt H. R. die- selben!) sowie das Durchlöchertsein der ersteren, wohl den Zweck haben könne, die Atlımungsorgane auf ähnliche Weise vor zu kräftiger Lufteinwirkung zu schützen, wie es bei den vollkommneren Pflanzen die Epidermis mit ihren Spaltöffnungen tut. Ref. möchte glauben, dafs der Zweck der Epidermis bei den vollkommneren Pflanzen denn doch wohl ein an- ‚derer sei. Herr Mohl hat die Dissertation: Anatomische Un- tersuchungen über die porösen Zellen von Sphag- num, worüber schon im vorigen Jahresberichte gesprochen wurde, nochmals in der Regensburger botanischen Zeitung ab- drucken lassen und einen Nachtrag: Ueber den Bau der Blätter von Dicranum glaucum und Octoblepha- rum albidum (S. Flora oder botanische Zeitung vom 28. Juni 1838) hinzufügt. Hr. Mohl beobachtete in den Blättern der beiden genannten Lebermoose ähnliche Bildungen wie die der Sphagnum- Blätter. Die Blätter von Dieranum und Oc- toblepharum albidum bestehen aus mehreren iübereinander- liegenden Zellenschichten aber ohne alle Intercellulargänge: die Zellen sind, wie es Ref. bei Sphagnum entdeckt hat, von doppelter Art, die einen sind gröfser, ohne alle Kügel- - chen-Bildnng und bilden die äuferen Zellenlagen der Blätter; die andern sind schmaler, liegen zwischen den andern Zellen- schichten und enthalten grüne Zellensaft -Ki elchen (welche 4112 i Herr Mohl noch immer wenig passend Chlorophyll- Körner nennt). Die gtöfsern ‘nach ‚aufsen liegenden, Zellen zeigen auf ihren Wänden gewöhnliche grofse Löcher, wie die auf den Sphagnum-Blättern vorkommenden, welche woh! nicht so leicht Jemand übersehen würde, wenn 'sie gerade auf den vorliegenden Pflanzen vorhanden sind. Die Spiralfaser-Bil- dungen, welche jene durchlöcherten Zellen der Sphagnum- Pflanzen zeigen, konnte Herr Mohl an den genannten beiden Laubmoosen nicht beobachten. Sehr richtig fügt Herr Mohl hinzu, dafs jene Oefinungen in den Zellen‘ der Moose, wie er glaube, nicht von Anfang an vorhanden sind, und Referent (Physiologie II. pag. 52 bis 54 und Jahresbericht von 1837 pag. 48) hat sowohl die Entstehung derselben, welche wahr- scheinlich in Folge äufserer Verhältnisse bedingt ist, beobach- tet, als auch nachgewiesen, dafs ganze Moore mit solchen Sphagnum-Pflanzen bedeckt sein können, welche niemals jene Löcher in den Spiralfaser-Zellen der Blätter aufzuweisen haben. ' Am Schlusse jenes Nachtrages machte Herr Mohl die Bemer- kung, dafs er auch bei einigen andern Pflanzen - Arten po- röse Zellen aufgefunden habe, worüber er an einem andern Orte Mittheilungen machen wolle, ‘ Hiezu konnte Ref. gleich- falls einige Beiträge liefern, denn mit unsern neuen Mikro- skopen kommt man über solche Gegenstände bald ins Reine. Den ausgezeichnetsten Fall der Art habe, ich in dem Holze alter Stämme von Aletris fragrans beobachtet, wo die Po- ren mitunter eben so grofs sind, wie es in den Parenchym- Zellen der Blattstiele der Gycadeen die verdünnten Stellen sind, welche hier aber, wenigstens ist es mir nie vorgekommen, niemals durchbrechen und also nicht wirkliche Poren bilden was jedoch bei Aletris der Fall ist. In den vertikal gestellten Diachym-Zel- len der Cycadeen-Blätter, ‘worin mehr oder weniger deutlich Spiralfaser-Bildungen und die daraus hervorgehenden netzför- migen Bildungen auftreten, sind dagegen Oefinungen und Zer- reifsungen der ursprünglichen Zellenmembran ganz gewöhnlich, und diese entstehen daselbst theils durch Resorbtion, theils durch zu starke Ausdehnung der zarten ursprünglichen Mem- bran. Besonders bemerkenswerth sind die Spalten, welche dieMembran der verholzten Zellen zeigen, wie ich sie gegen- wärtig bei unsern gewöhnlichen Laubhölzern und auch bei Co- 1 113 niferen gefunden habe, ja‘selbst an einem Stücke Braunkohle konnte ich denselben sehr schön sehen, sie verhalten sich ganz ähnlich, ‘wie jene Spalten, welche ich in den Zellen des per- gamentartigen Ueberzuges einiger Orchideen beobachtet habe, (S. Pflanzen-Physiologie Il. pag. 54.) “ Hertn Morren’s*) Beobachtungen haben bestätigt, dafs auch in den Kapselwänden der Jungermannien Spiralfaserzel- len vorkommen; er untersuchte die Pellia epiphylia und ihm fiel ebenfalls die grofse Aehnlichkeit auf, welche zwischen ‚den Sporen der Jungermannier und den Pollenkörnern der höheren Pflanzen stattfinden soll. Ref. hat dagegen gefunden, dafs diese Aehnlichkeit dennoch nur scheinbar ist, die ur- sprüngliche Entstehung dieser Gebilde ist sehr wesentlich ver- schieden (Pflanzen-Physiologie II. pag. 393 Tab. III. Fig. 35 bis 37) und ferner sind die reifen Sporen der Pellia epiphylla nicht mehr einfache Zellen, sondern sie sind fast immer aus mehreren, mehr oder weniger regelmäfsig ge- stellten Zellen zusammengesetzt, was Herr Morren noch nicht erkannt hat. Da die Kapselwände der Pellia epiphylla und wohl aller Jungermannien (Ref.) aus zwei Zellenschich- ten bestehen, und diese Schichten etwas verschieden in der Struktur sind, so vergleicht Herr Morren dieselben mit dem sogenannten Exothecium und Endothecium der Antheren, ob- gleich diese eigenen Benennungen für die Jungermannien- Kapseln noch unstatthafter sein möchten, als bei den Anthe- ren, wo das Exothecium gar nichts weiter ist, als die einfa- che Epidermis, welche sehr häufig noch mit Spaltöfinungen versehen ist. Hierauf giebt Herr Morren eine Beschreibung und Abbildung der äufsern Zellenschicht (dem sogenannten Exo- thecium) der Jungermannien-Kapsel, die aber nicht richtig ist; er sagt, dafs diese Zellen kleinere und gröfsere Kügel- chen hätten, die ersteren wären in den Zellen, die'gröfseren dagegen, welche eyförmiger sind, zu 2 und 2 gestellt und be- fänden sich zwischen denselben. Indessen was Herr Morren hier als gröfsere Kügelchen angesehen und abgebildet hat, das - sind die Enden von den unvollständig ausgebildeten Ring- und *) Recherches anatomiques sur Vorganisation des Jungermanni- dees. — Bullet. de U’ Acad. de Bruxelles V. No. 6. V. Jahrg. 2. Band, 8 114 i Spiralfasern, welche in den Zellen der äufsern Schicht nicht über die vordere Wand verlaufen, sondern nur an beiden Sei- tenwänden hinauflaufen. Herr Mohl*) hat in einer besonderen Abhandlung seine Ansichten über den Bau der vegetabilischen Zellenmembran vorgetragen; die Auflührung dieser Arbeit hätte am besten schon pag. 17. dieses Berichtes stattgefunden, doch jener Theil desselben war schon gedruckt, als Herrn Mohl’s Abhandlung hieselbst ankam. Der gröfste Theil dieser Arbeit ist mit Wie- derholung derjenigen Angaben gefüllt, welche Referent in sei- ner Pflanzen-Physiologie zur Feststellung der Ansicht aufge- führt hat, dafs das vegetabilische Leben in spiraler Richtung wirkt, wofür schon in Hunderten und Tausenden von Fällen die Zusammensetzung der Zellenmembran aus Spiralfasern spricht u. s. w. ‘Herr Mohl hat meine Angabe theils zu be- richtigen, theils anders zu deuten gesucht und mit Unrecht schreibt er es sich selbst zu, zuerst auf die Struktur der Zel- lenmembran aufmerksam gemacht zu haben. Der Inhalt der Arbeit kann nur von denjenigen Naturforschern richtig aufge- fafst werden, welche mit den Beobachtungen über den frag- lichen Gegenstand sehr vertraut bekannt sind. Nachdem Herr Mohl glaubt nachgewiesen zu haben, dafs sich Faser und Mem- bran nur durch ihre Gröfse und durch die Form unterscheiden, unter der sie auftreten, sagt er am Schlusse: „es befolge der Bildungsprozefs der einfachen (besonders der secundären) Zel- lenmembran die Regel, dafs die organische Substanz sich nicht vollkommen gleichförmig ablagere, sondern sich an einzelnen Stellen in gröfserer, an anderen in geringerer Menge, und, wenn diese ungleichförmige Ablagerung an einzelnen Stellen in gröfserem Maafse stattfinde, zwischen den Ablagerungen entweder in der Richtung einer Spirale, oder (besonders bei kürzeren Zellen) in der Richtung der Fäden eines Netzes vor sich gehe.“ *) Ueber den Bau der vegetabilischen Zellenmembran, — Flore vom 14. Febr. 1839. — Diese Abhandlung ist ursprünglich als Inau- gural-Dissertation des Hrn. A, F. Härlin im Sept. 1837 zu Tübingen erschienen, kam mir aber als solche nicht zur Ansicht; in der vor- liegenden Form kann sie jedoch erst im vorigen Jahre geschrieben sein. (Ref.) 115 Die im Allgemeinen spiralförmige oder netzförmige Form der Fasern und Streifen der Zellenmembran beweist, dafs die bildende Kraft bei der Production der Zellen in der Richtung einer Spirale thätig ist *); einen weiteren Beweis liefert hiefür “der schon oben berührte Umstand, dafs auch bei Zellen, welche glatte und scheinbar homogene Wandungen besitzen, wenn sie zerrissen werden, der Rifs vorzugsweise leicht in der Rich- tung einer Spirale erfolgt.“ Also auch hier mufs Herr Mohl des Referenten Beob- achtung bestätigen, von der schon pag. 16 dieses Berichtes die Rede war, er meint aber ganz am Schlusse seiner Abhand- lung, dafs man zur Erklärung jener Erscheinungen genöthigt sei anzunehmen, dafs der Zellenmembran eine bestimmte innere Struktur zukomme, welche ebenso wenig, als der Blätter- durchgang eines Krystalls an und für sich sichtbar ist, sondern nur in der leichteren Theilbarkeit nach einer Richtung sich ausspricht, kurz die Membran sei nicht faserig, sondern sie besitze nur eine bestimmte, auf eine innere Struktur und besondere Anlagerung der Moleküle hinwei- sende Theilbarkeit. Dieses ist nun also die Hypothese, welche Herr Mohl über die Struktur der Zellenmembran gegen die Ansichten des Referenten aufstellt, dem es aber, besonders gegenwärtig, sehr leicht zu sein scheint die Mohl’sche Hypothese zu wider- legen. Zuerst verweise ich auf dasjenige, was ich gleich im Anfange dieses Berichtes pag. 17 u. s. w. mitgetheilt habe, um darzuthun, dafs es nicht nur die secundären Schichten der Zellenmembran, sondern dafs es auch die ursprüngliche Schlauchschicht zeigt, dafs die bildende Thätigkeit bei ihrer Darstellung in spiraler Richtung wirksam war. Der fragliche Gegenstand hat übrigens seit jener Zeit, dafs Herr Mohl die genannte Dissertation schrieb, eine ganz andere Richtung er- halten; darüber, dafs es in so überaus vielen Fällen sichtbar ist, dafs die secundären Schichten der Zellenmembran aus spiralförmig gewundenen Fasern bestehen, welche bald weit- läuftig, bald sehr dicht gewunden verlaufen, darüber darf gar *) Dieses ist es aber eben, was Referent zuerst zu erweisen ge- sucht hat!! 5#+ 116 kein Zweifel mehr bestehen, denn die Bildung dieser Spiral- fasern der seeundären Membranschichten ist in einigen Fällen nicht nur von mir, sondern auch von Herrn Nees v. Esen- beck, Schleiden und Morren beobachtet worden, und es ist gegenwärtig nichts leichter zu zeigen, als dafs die spiralför- migen, sogenannten partiellen Ablagerungen auf der inneren Fläche der Zellenmembran, wie sie Herr Mohl lehrt, nichts weiter sind als wirkliche Spiralfasern, welche sich auch in keinem einzigen wesentlichen Punkte von den Spiralfasern unterscheiden, welche die wirklichen Spiralgefäfse darstellen; die Spiralfaser-Zellen, welche so häufig auf den Saamen der Pflanzen vorkommen, beweisen es zu bestimmt, so viel auch Herr Mohl dagegen schreibt. Endlich habe ich noch auf eine Angabe des Herrn Mohl in Betreff der Zellenwände von Stelis gracilis zu antworten; ich habe angegeben, dafs die Wände der meisten Zellen dieser Pflanze aus Spiralfasern bestehen, die man schon an den normalen Zellen deutlich er- kennen kann, die aber noch deutlicher erscheinen‘ wenn man jene Wände mit einiger Gewalt auseinanderzieht. Herr Mohl sagt in der angeführten Arbeit, er habe gesehen, dafs auch diese, aus Spiralröhren bestehenden Wände noch mit einer ursprünglichen Membranschicht umschlossen wären. Ich kann diese Schicht an den blühenden Exemplaren jener Pflanze nicht sehen, und habe den Gegenstand auch schon vielen andern Botanikern gezeigt, welche die umschliefsende Haut in diesem Falle ebenfalls nicht sehen konnten. Seitdem habe ich beob- achtet, dafs die ganze Gattung Lipparis nach Lindley, wozu auch meine Stelis gracilis gehört, jene Struktur zeigt, und ein grofses Exemplar von Lipparis compressa zeigt jene Struktur der Zellenwände bewunderungswürdig schön, aber, wenigstens an den trockenen Exemplaren, kann ich die ursprüngliche Zellenmembran-Schicht nicht wahrnehmen. Jene Schicht mag übrigens sein oder, wie es die Analogie mit den übrigen tropi- - schen Orchideen geben möchte, nur in der frühesten Jugend auftreten (was durch Beobachtung junger Pflanzen zu ent- scheiden ist), so bleibt dennoch die von mir aufgestellte An- sicht über ‘die Aeufserung der Thätigkeit, welche die Zellen- membran bildet, gegen Herrn Mohl’s Hypothese gesichert, denn gerade solche Fasern, welche secundäre Membranschichten 117 bilden, entstehen”ursprünglich und nicht erst durch Zerfallen. Die Analogie, welche Herr Mohl von dem Zerfallen der Krystalle zu Hülfe ruft, scheint nach meiner Ansicht ebenfalls zum Nachtheil seiner Hypothese zu dienen, denn, so weit ich in ‘dieser Hinsicht mit Beobachtungen gekommen bin, so scheint es mir, dafs der Krystall in kleinere, bestimmt ge- formte Theilchen zerfällt, weil er aus diesen zusammengesetzt wurde. Ueber Pflanzen -Krankheiten, Herr Wiegmann sen. gab schon im Jahre 1834 in €. Sprengel’s Land- und Forstwissenschaftlicher Zeitschrift sehr ausführliche Abhandlungen über die Krankheiten der Ge- wächse heraus, welche in unserem ersten Jahresberichte (Berlin 1835) angezeigt wurden. Da diese Arbeit, wie der Verfasser sagt, mehr Beifall erhalten hat, als er es je vermuthen konnte, so hat er dieselbe für sich allein drucken lassen, und ist hiezu noch von mehreren Seiten her aufgefordert worden *). In dieser neuen Ausgabe finden sich einige wenige Zusätze und Abänderungen der erstern Abhandlung, und da diese Schrift, wie es auf dem Titel steht, für Landwirthe, Gärtner u, s. w. bestimmt ist,-so scheint der Verfasser es für unwesentlich gehalten zu haben, dafs sie im Niveau der Wissenschaft ge- schrieben zu sein brauche, ein Fehler, welchen noch so häufig die populären Schriften aufzuweisen haben. Die Beobachtungen der Herren Bassi und Balsamo- Crivelli über die Ursache der Krankheit der Seidenraupen, welche man mit dem Namen: Calcino, Mascardine, Inkrusti- rung u.’s. w. (S. unseren Jahresbericht von 1836. pag. 107) be- zeichnet, haben zu verschiedenen neuen Arbeiten über diesen Ge- genstand Veranlassung gegeben, welche der Akademie zu Paris eingereicht worden sind; darunter befinden sich die Arbeiten der Herrn Audouin und Montagne, welche in dem Re- cueil des Savans Etrangers erscheinen werden, so wie das *) S. die Krankheiten und krankhäften Mifsbildungen der Ge- wächse mit Angabe der Ursachen und der Heilung oder Verhütung derselben, so wie über einige den Gewächsen schädliche Thiere und deren Vertilgung. Ein Handbuch für Landwirthe, Gärtner, Garten- liebhaber und Forstmänner. Mit einerKupfertafel. Braunschweig1839. 118 Werk von Herrn Lomeni über die Mittel, welche man zur Beseitigung jener Krankheit vorgeschlagen hat. Die Akademie hatte eine Commission zur Berichterstattung über diese Schrif- ten ernannt, und die Commission hat über dieselben einen interessanten Bericht erstattet *). Es ist auffallend, dafs man sich nie der ähnlichen Erscheinung bei den Fliegen erinnert, worüber doch in Deutschland mehrere Arbeiten erschienen sind. In der Beschreibung kryptogamischer Giftgewächse Deutsch- lands **) hat Herr Phoebus eine sehr ausführliche Arbeit über das Mutterkorn mitgetheilt, worin er das Mutterkorn für ein krankhaft verändertes Roggenkorn erklärt. Er unter- scheidet an dem Mutterkorn das eigentliche Korn und dessen Mützchen und spricht sich dahin aus, dafs ein starker Saft- andrang die Entstehung des Mutterkorns wenigstens begünstige, wenn nicht veranlasse, weil es in grofser Menge in nassen und warmen Sommern, so wie auf fettem, nassen Boden, nie- drigen oder erst kürzlich urbar gemachten Aeckern (!) sich bildet. Die röthlich-weifse Masse des Mutterkornes entspricht ganz unzweideutig, wie Herr Phoebus sagt, dem Eyweils des Kornes, und er hält es daher für ein alienirtes Eyweifs. Der Keim scheint gar nicht ausgebildet zu sein. „Die violette Rinde des Mutterkornes dürfte man nicht als degenerirte äufsere Saamenhaut ansprechen u. s. w. „Im Mützchen dürfen wir wohl die degenerirte und nach Oben geschobene Fruchthaut nebst den Ueberresten einiger anderen, mehr äufseren Fructi- ficationstheile, verkettet durch die violett-weifsliche Masse, anerkennen; und diese Masse ist offenbar ein neues Gebilde, entstanden aus dem Safte, welcher den Anfang der Mutter- korn-Krankheit bezeichnet.“ Leveille hat schon nachgewiesen, dafs’ dieses Mützchen des Mutterkornes aus einem Pilze be- steht, welchen er Sphacelia segetum nannte; mit Unrecht glaubt *) Rapport sur divers travaux entrepris au sujet de la maladie des vers ü soie, connue vulgairement sous le nom de Mascardine, — Compte rendu de 1838. I. pag. 86— 102. **) Abbildungen und Beschreibung der in Deutschland wild wach- senden und in Gärten im Freien ausdauernden Giftgewächse nach natürlichen Familien erläutert. Zweite Abtheilung. Kryptogamen. Berlin 1838. pag. 97 — 110. 119 Herr Phoebus annehmen zu können, dafs Leveille hierin unriehtig beobachtet hat. Einige Monate vor dem Erscheinen des obigen Werkes publicirte auch Referent*) in einer kurzen Mittheilung das Resultat seiner Beobachtungen über die Natur des Mutter- kornes, welches er für eine, durch Entwickelung von Ento- phyten herbeigeführte Degeneration des Saamenkornes erklärt, und dafs „dieser entartete Körper theils in seinem Innern, theils auf seineggOberfläche mit zahllosen Wucherungen jener Ento- phyten bekleidet ist, welche die Gattung Sphacelia darstellen. Die Bildung des Mutterkornes nimmt gleich nach der Befruch- tung und mit dem ersten Auftreten des Eyweifskörpers seinen Anfang; anstatt der grofsen Zellen mit Amylum-Kügelchen, welche den Eyweifskörper des Roggens bilden, entstehen kleine Zellen, welche sich vielfach vermehren und vergröfsern, so dafs das erkrankte Saamenkorn zu dem grofsen Körper auf- schwillt, welchen wir unter dem Namen des Mutterkornes kennen. Bald darauf erfolgt die Zerstörung der Eyhüllen wie des Pericarpium’s und diese beginnt von Unten. Die aus den Zellen hervorwachsenden Entophyten zerstören die einzelnen Zellenwände oder trennen die Zellen des Pericarpium’s auf ganzen Strecken. Die violette Oberfläche des Mutterkornes ist ganz mit kleinen, gegliederten und kurz verästelten pilz- artigen Fäden bekleidet, welche dann durch Abschnürung in ellipsoidische sporen-ähnliche Körper zerfallen. Diese: Ento- phyten wachsen nur von Unten nach Oben, indem die neu- gebildeten Sporen sich wieder ausdehnen und aus diesen neuen Pflanzen wieder neue Sporen hervorgehen. Die Masse dieser Pilze bildet jenes speckartige Mützchen, von welchem in der Abhandlung des Herrn Phoebus die Rede war; diese Pflänz- chen sind gröfstentheils ganz in Sporen zerfallen, die nur noch durch eine gallertartige Masse zusammengehalten werden. Eine Ansteckung oder Fortpflanzung dieser Krankheit durch Sporen oder Saamen kann sicherlich nicht stattfinden, indem man die Entwickelung jener Pflänzchen, welche die Krankheit Archiv für Anatomie, Physiologie und wissens che Medicin. 1838. *) Einige Mittheilungen über das werde J. Müller’s pag. 357. 120 darstellen, aus dem Inneren der Zellen verfolgen kann, wohl aber kann sich die Krankheit durch Mittheilung der durch dieselben verderbten Stoffe fortpflanzen, welche im gelösten Zustande durch die Wurzeln aufgenommen werden. Es ist bekannt, dafs man in England sehr allgemein der Ansicht ist, dafs der Getreidebrand auf solchen Feldern am häufigsten vorkommt, in deren Nähe die Berberitze wächst, wärend man in Deutschland einen solchen schädlichen Einflufs des genannten Strauches noch nicht beobachtet . Herr Eudes-Deslongehamps *) macht gegenwärtig die Beob- achtung bekannt, dafs er einen ähnlichen schädlichen Einflufs beobachtet habe, welchen die Sabine (Juniperus Sabina) auf die Blätter des Birnbaumes verursachen sollen. Die Erschei- nungen, welche Herr Eudes-Deslongcehamps dafür angiebt, lassen sich sicherlich wohl noch auf andere Art erklären. (Ref.) Der strenge Winter von 4837 ha: die Aufmerksamkeit der Chemiker wie der Landwirthe wieaerholentlich auf die Kartoffeln gerichtet, theils um die schädliche Einwirkung, welche der Frost auf die Kartoffeln ausübt zu beseitigen, theils um die Aufbewahrung der Kartoffeln durch zweckmäfsige Vorrich- tungen zu sichern. Herr Payen **) überreichte der Akademie der Wissenschaften zu Paris ein Memoire, worin er sagt, dafs die gefrorenen“Kartoffeln nach dem Aufthauen kaum den vier- ten Theil an Stärke geben, den sie sonst enthalten, aber den- noch enthalten die gefrorenen Kartoffeln eben so viel trockene Substanz, als die gesunden, und zwar ebenso viel lösliche Materie und eben so viel Stärke wie es in gesunden Kartoffeln gefunden wird. Demnach ist also die geringere Menge von Stärke, welche die gefrorenen Kartoffeln geben, offenbar der Methode der Zubereitung zuzuschreiben, und ‚Herr Payen erklärt es dadurch, dafs die Zellen der Kartoffelsubstanz, welche durch die Wirkung des Frostes von einander getrennt werden, der Einwirkung der Zähne der Reibe entweichen und daher unzerstückelt bleiben und ihr Amylum zurückbehalten: Zu gleicher Zeit hat sich auch Herr J. Girardin ***) mit *) D’Institut 838. pag. 134. **) L’Institut 38. No. 225. pag:. 96. ”*) Journal de Pharm. Juin 1838. pag. 240. 121 dem Gefrieren der Kartoffeln beschäftigt und den Gegenstand noch genauer erforscht. Die Kartoffeln enthielten gefroren oder ungefroren 27,87 trockene Substanz und 72,13 Wasser, und das Mehl der gefrorenen: Kartoffeln hatte alle Eigenschaf- ten des Mehles von gesunden Kartoffeln, ja es konnte, selbst in feinen Backwerken nicht unterschieden werden. Ja durch genaue Versuche will Herr Girardin in gefrorenen Kartoffeln genau ebenso viel Stärke, Faserstoff, Eyweifs, Zucker, Salze und Wasser gefunden haben wie in gesunden Kartoffeln. Nun weifs aber Jedermann, dafs gefrorene Kartoffeln süfs schmek- ken und man'wird also fragen, woher der süfse Geschmack, wenn durch die Wirkung des Frostes keine Zuckerbildung erfolgt? Herr Girardin glaubt die Verschiedenheit des Ge- schmackes, welchen die Kartoffeln vor und nach dem Gefrieren zeigen, durch die veränderte gegenseitige Anordnung - ihrer Bestandtheile erklären zu können! Indessen schon vor langer Zeit hat Einhof (S. Hermb- städt’s Archiv für Agrieultur Chemie I.) nachgewiesen, dafs die durch den Frost süfsgewordenen Kartoffeln die nämliche Quantität an Stärke, Eyweifs und Fasern zeigen, ganz wie die gesunden, und es scheine daher, dafs sich der Zucker aus dem Schleime bilde (Ref.) Auch Herr Pouchet hat sich mit Beobachtungen über eben denselben Gegenstand beschäftigt, deren Resultate dem obigen Memoire von Herrn Girardin angehängt sind; auch diese Beobachtungen bestätigen es, dafs die gefrorenen Kar- toffeln ihre Stärke im unveränderten Zustande enthalten. Herr Pouchet tritt aber mit Unrecht gegen Herrn Payen auf, welcher es bestätigte, was in Deutschland schon lange bekannt war, dafs sich die Zellen durch den Frost trennen und eine sphärische Gestalt annehmen. Herr Pouchet glaubt ein Zer- reifsen der Zellen durch die Wirkung des Frostes beobachtet zu" haben, was Ref. in Folge genauer Beobachtungen nicht bestätigen kann; sondern die Zellenmembran verliert durch die Wirkung des Gefrierens ihre Festigkeit; sie wird weich, scheint an Volumen zuzunehmen, aber, obgleich nun der Zellen- saft allmälig durch diese Zelleumembran durchsickert, so kann man dennoch keine Oeflinungen in derselben wahrnehmen. Läfst man dergleichen Kartoffeln längere Zeit liegen, so fangen 122 sie an zu faulen und nun lösen sich die erweichten Zellen- membranen allmälig auf. Ref. Herr Morren*) hat im Winter 1838 bei der anhaltenden Kälte eine Reihe von Versuchen über das Gefrieren der Pflan- zen angestellt, um die Wirkung: des Gefrierens auf die Elementar- organe und auf deren Inhalt kennen zu lernen. Auch er be- stätigte die Resultate früherer Beobachtungen, dafs nämlich die Elementarorgane durch das Gefrieren von einander ge- trennt werden, dafs sie aber nicht zerreifsen. Bei dem Ge- frieren verhalte sich jedes Organ gleich einem Gefäfse, worin die Flüssigkeit gefriert, dessen Wände aber dabei nicht zer- platzen, weil sie ausdehnbar sind. Nur die Zellen der Epi- dermis sind durch Gefrieren nicht zu trennen. (Ref. glückte es auch die Zellen der Epidermis bei Orchideen durch langes Liegen und durch Kochen in Terpenthinöl von einander zu trennen). Herr Jäger **) machte an einem Zupinus, den er früh in’s Land setzte, die Bemerkung, dafs sich ein Bleichsüchtigwerden nach Spätfrösten zeigte, und diejenigen Zweige, welche Blü- then trieben, zeigten verschiedene Blätter, woraus er auf eine Rückwirkung der Blüthe auf die Pflanze schlofs. Zur Morphologie. Herr G. Walpers, ein junger Studirender zu Greifswald, hat einen Versuch einer morphologischen Deutung der Blüthe der Gattung Coulteria Humb. gegeben ***); er geht darin von den Lehren aus, dafs wie die Corolla dem Lichtprozesse an- gehört und ihr stetes, nur.durch Kelcheinwirkung oft gehin- dertes Streben es ist, sich diesem zu erschliefsen, so ist der Kelch ein ideales Symbol der Finsternifs, und sein stetes Be- streben, sich den Einwirkungen des Lichtes zu entziehen, characterisirt deutlich genug sein Wesen und seine Bestimmung, u. s. w. Bei der Gattung Coulteria wird nun aber der fünf- lappige Kelch seinem Character untreu, übt corollinische Function aus und erhält eben dadurch auch corollinische Ge- *) Observations anatomiques sur la congelation des organes des veretaur. — Bullet. de ’Academie de Bruxelles. V. No. 3. ”*) Flora von 1838. II. pag. 423. +") Flora oder botanische Zeitung. 1838, Januar. 123 stalt und Form; es metamorphosirt nämlich der der Carina opponirende Kelchlappen räumlich und zeitlich in eine Carina. Nach weiterer Auseinandersetzung über diesen Gegenstand kommt Herr Walpers zu der Ansicht, dafs der Kelch wohl fähig sei, sich in der Schmetterlingsblume zu Carina und Flügeln zu metamorphosiren, doch sei er real und ideal 'unvermögend sich bis zur Bildung eines Vexillum’s aufzu- schwingen, denn die Carina ist in der Schmetterlingskrone das Symbol der Verschlossenheit und der Finsternifs, und daher dem Kelchgebilde am nächsten verwandt. In der Blüthe der Coulteria, sagt Herr Walpers zum Schlusse, findet sich der in der ganzen Leguminosen-Familie sichtbare Kampf widerstreitender Potenzen, nebst dem end- lichen Sieg der einen durch Vernichtung der andern real dar- gestellt, und sie bezeichnet in der gesammten Metamorphosen- reihe der Leguminosen den Punkt, von wo an die Kelch- bildung einen nur untergeordneten Einflufs auszuüben im Stande ist, weshalb man Coulteria für die den Anfang der höher entwickelten Leguminosen-Reihe machende Gattung zu halten habe. DieHerrenSchleiden und Vogel*) haben dagegen müh- same Beobachtungen über die Entwickelung der Leguminosen- Blüthe bekannt gemacht, aus welchen sie folgende Resultate ziehen: 1) Die Blüthen der Leguminosen sind bei ihrem Entstehen ' vollkommen regelmäfsig. 2) Die später verwachsenen Theile entstehen als freie Spitzen, wachsen auch frei aus und verwachsen noch ‚später. 3) Alle Blüthentheile sind bei ihrem ersten Auftreten grüne Blätter. 4) Auch im frühesten Zustande zeigt sich bei den Leguminosen nur ein Carpellblatt, das nach der Achse zu offen ist. 5) Die Antheren bilden sich aus Blättchen, indem das innere Zellgewebe zum Theil in Pollen verwandelt wird, ‘und die Fächer zu beiden Seiten des Blattrandes entstehen, der später in die aufspringende rima sich umwandelt. *) Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Blüthentheile bei den Leguminosen. — Acta Acad. C. L. C. nat, cur. Vol. XIX. P.1. pag. 61—84. Mit 3 Steindrucktafeln. 124 6) Die Eychen bilden sich bei .den Leguminosen abwech- selnd am obern Rande des Ovarium, und bestehen aus dem Nucleus und gewöhnlich aus zwei Integumenten, selten aus einem Integumentum simplex. 7) Die Eychen der Papilionaceen sind theilläufig (hemitropa) d. h. krummläufig mit einer Raphe. 8) Der Embryo entsteht aus dem Pollenschlauch an dem Micropyle-Ende des Embryosackes und wächst entweder von hier nach der Chalaza zu, oder, indem er von dem cellulös gewordenen Pollenschlauch bis zur Mitte des Embryosackes geschoben wird, zugleich nach der Chalaza und der Micropyle hin. 9) Die Saamenhäute werden bei den Leguminosen nur von einem Integument gebildet, das aber stets in mehrere Schichten sich ausbildet. 40) Eine Endopleura iumida existirt nicht bei den’ DLegumi- nosen; was dafür gehalten worden, ist Albumen und zwar Endosperma. Die Verfasser haben die Entdeckung gemacht, daß die Eychen der Gattung Lupinus nur mit einem einfachen Inte- gumente versehen sind, wärend die Eychen der übrigen Le- guminosen stets doppelte Eyhäute besitzen. Die französischen Arbeiten der Herren Bravais- über die krummlinie Blattstellung und über die Blüthenstände, welche wir im vorigen Jahresberichte angezeigt haben, sind durch Herrn W. G. Walpers in das Deutsche übertragen worden und als eine besondere Schrift: Ueber die geometrische Anordnung der Blätter und der Blüthenstände. Breslau 1839. erschienen; dieselbe ist noch mit einem zwei- fachen Anhange versehen: Berichte über die Arbeiten der Herrn Schimper und Braun über den nämlichen Gegenstand vonCh.Martins und A. Bravais undBeob. achtungen über die Auflösung der paarigen Blatt- stellung in die spirale von Dutrochet. Die ganze Schrift ist mit 9 Steindrucktafeln versehen und durch ein Vor- wort von Nees von Esenbeck eingeführt; wir ‘erhalten darin das Wichtigste zusammengestellt, was überhaupt in neue- ster Zeit von französischen Botanikern über diesen Gegenstand gearbeitet worden ist, und es kanı nun nicht fehlen, dafs diese 125 Arbeiten von den Deutschen noch mehr gelesen und gehörig gewürdigt werden. Herr Aime& Henry hat einen zweiten Beitrag zur Kennt- nifs der Laubknospen *) geliefert, worin dieser Gegenstand mit gröfster Genauigkeit bei den Coniferen abgehandelt ist. Die Bildungsweise des Blattes, meint der Verfasser, ist in der Familie der Coniferen der bei den andern Holzpflanzen beob- achteten gleich; ein Gefäfsbündel der Markscheide trete aus dem Stamme hervor und bilde den Mittelnerv des sich erzeugenden. Blattes. Die Artikulationsfläche, in welcher sich die Blätter von den Blattstielen trennen, fand der Verfasser bei den Co- niferen ebenfalls durch eine braungefärbte Demarkationslinie vorgezeichnet. Die Gattungefl Belis, Araucaria und Abies zeigen in der Richtung ihrer Blätter eben dieselbe Regel, wie die Laubhölzer, dafs sie nämlich die obere Fläche dem Himmel zuwenden, aber die den Zweig in einer Spirale umgebenden Blätter können diese Richtung nur durch Drehung des Blatt- stieles bewirken. Ein Theil der Blätter macht diese Drehung nach links, die andere nach rechts, so dafs dadurch eine scheinbare zweizeilige Stellung derselben hervortritt. In Hin- sicht der Blattstellung macht Herr Henry sehr mit Recht auf die grofse Mannigfaltigkeit aufmerksam, welche verschiedene Abtheilungen, verschiedene Arten, ja selbst ein und dasselbe “ Individuum zeigt. Die am häufigsten gefundenen Divergenzen der Blätter bei den Coniferen sind folgende: Bei Pinus be- steht die Spirale der Deckblättchen der Knospen aus 8 12 Blättchen in 5 oder 5 Divergenz. Die Stellung der Blätter Tr? und ebenso bei Picea, Larix u. s. w. doch sowohl in den Knospenschuppen, als auch in den Blüthen treten höhere Divergenzzahlen auf. Bei den Cupressus-Arten ist die Stel- lung der Blätter (4) 4. Bei Taxodium ist die Spiralstellung schwankend von 2 bis „,, und Verfasser glaubt hierin ein Streben zu (3) 4 Wirtelstellung zu erkennen. Bei Thuja Stellung der Blätter 5 (4) und bei Thuja cupressoides rückt diese Wirtelstellung zur Spirale auseinander, welche 2—% zeigt. Bei Gallitris (3) +, und bei Call, rhomboidea (4) +. *) Nova Acta Acad. ©. L.C, Nat. Cur. Vol. XIX. P. I. pag.87—114. Mit drei Steindrucktafeln. 126 Bei Juniperus ist die Stellung bei verschiedenen Arten 4 oder (4) 4 wirtelständig, aber sogar an demselben Baume und demselben Zweige wechselt sie häufig von 4 mit 4 ab. Bei Arauearia chilensis „7, bei Agathis Dammara 2 (?) und bei Belis lanceolata . Im Inneren eines Nadelblattes glaubt Herr Henry’ eine der Mark- Holz- und Rindensubstanz analoge Bildung wahr- genommen zu haben, und, sagt derselbe, wie sich-auch die Ansicht über diese Theile feststellen wird, auf jeden Fall müs- sen wir das ganze in den Winkeln der ächten Blattbase sich entwickelnde Gebilde mit Richard und Link als eine über- eilte, um ein Jahr zu früh entwickelte Knospe ansehen u. s. w. ja Quer- und Längenschnitte zeigen sogar ein Ansetzen meh- rerer Holzringe. Die Zweignatur zeigt sich noch deutlicher, wenn die Terminalknospe zerstört ist; dann flachen sich die einzelnen Nadeln der Nadelzweige ab, treten auseinander und geben Raum für die sich bildende Knospe. Herr Henry giebt hierauf speciellere Beobachtungen über die Entwickelung der Knospen bei den verschiedenen Gattungen der Coniferen, welche durch die getreuesten Abbildungen erläutert werden. In der Schlufsbemerkung giebt der Verfasser endlich noch seine Beobachtungen und Ansichten über die Blüthenknospen der Coniferen; er betrachtet den Blüthenstand der Coniferen als einen metamorphosirten Laubzweig und das einzelne An- therenblatt für ein metamorphosirtes Laubblatt (Nadelblatt soll es wohl heifsen!) Bei der weiblichen Blüthe soll aber das Laubblatt immer mehr zurücktreten, je kräftiger sich das in seinem Winkel stehende Fruchtblatt entwickelt; ja der Ver- fasser möchte in dem weiblichen Blüthenzweige eine Meta- morphose der Axillarknospe in Fruchtblatt und Eychen an- nehmen. Ref. kann obiger Ansicht nicht beistimmen, denn er hatte Gelegenheit die Bildung von Pollen in dem Inneren des Fruchtblattes von Larix-Zäpfehen zu beobachten. Herr Miquel*) hat die Präfoliation der Cycadeen: ge- *) Ueber die Präfoliation der Cycadeen. — Flora von 1838. II. pag. 499. Im Auszuge, französisch, in Mu/der, Miquel et Win- ckelbach’s Bulletin des science. phys. et natur. en Neerlande 1838. pag. 129. 127 nauer beobachtet und gefunden, dafs nicht allen eine cireinale Präfoliation zukommt. Bei der Gattung Encephalartos Lehm. besteht die schwellende Knospe aus einem Kreise kurzer Blätt- chen die aufrecht stehen und mit ihren Spitzen convergiren. Die Rhachides sind durchaus gerade und die Blättchen liegen zu den Seiten dachziegelförmig übereinander; sie convergiren nach vorne und liegen mit ihrer innern Fläche genau gegen einander an. Die Rhachis dehne sich an der sich entwickeln- den Knospe durch Extension am obern Ende aus, und die Blättchen wachsen in allen Richtungen zumal in die Länge. Bei der Gattung Zamia Lehm. ist die Rhachis in der Knospe aufgerollt, dagegen sind die Blättchen wie bei Encephalartos. Die Gattung Zamia hat dagegen, eine ächte eireinale Knos- pung, wo nämlich dıe Rhachiden und die Blättchen aufge- rollt sind. Herr Miquel beobachtete bei Encephalartos horridus ähnliche Knospen wie sie bei Cycas vorkommen; er sagt sie scheinen sich sehr bald vom Stamme zu trennen und bilden dann mehrere Fufs lange ästige Wurzeln. Diese Knospe wird von Herrn Miquel als eine Zwiebel betrachtet; sie bildet erst nach mehreren Jahren ein eigentliches Blatt, und HerrMiquel möchte die Cycadeen-Frons auch eher den Zweigen als den Blättern zuzählen. Herr Maly zu Grätz *) beobachtete die Entstehung der Knollen der Corydalis cava und Corydalis solida; bei letz- terer Art bildet sich die neue Knolle immer im Mittelpunkt der alten, wobei die alte Knolle schwammig wird und ver- schwindet durch Absterben. Bei Corydalis cava bildet sich dagegen die neue Knolle peripherisch nach aufsen, wärend die innere alte Knolle abstirbt und dadurch eine Höhle in der neuen Knolle zurückläfst. Herr Miquel**) hat in einer sehr interessanten Abhand- lung die Metamorphose (wie sich der Autor ausdrückt) des Stengels und der Blätter einiger Euphorbien näher erörtert um die auffallende Aehnlichkeit, welche zwischen ihnen und *) Flora von 1838. II. pag. 728. ”) Observatio de caulium et foliorum in quibusdam Euphorbüs metamorphosi. — Flora von 1838. 11. pag. 649— 656. 128 den Cactus-Gewächsen herrscht zu prüfen. Man theilt gegen- wärtig die Euphorbien in Euphorbiae aphyllae und foliosae, und diese sind entweder strauchartig oder krautartig, gestachelt - oder ungestachelt. Die Blätter bei den Blätter-tragenden Eu- phorbien sind meistens sitzend, zuweilen sind sie auf einer Anschwellung einsitzend und diese wird in manchen Fällen z.B. bei Euphorbia nercifolia, Clava und elliptica Lam. zu einem ausgezeichneten Blattkissen, welches mit einem scheibenförmig erweiterten Blattstiele zu vergleichen ist. Diesen Blättern kommen auch Stipulae zu, z. B. der Euphorbia uncinata, welche neben ihrer Basis zwei lanzettförmige Schuppen zeigen. Die eigenthümliche Entwickelung und Anamorphose, welche der Stengel der Euphorbien zuweilen zeigt, leitet Herr Mi- quel sehr sinnreich von der Metamorphose der Blattstielschei- ben ab, denen offenbar eine blattartige Natur zukomme, ja in den Fällen, wo die Blätter schnell abfallen, ‘da bekleiden sie den ganzen Stengel und vertreten dabei die Function der Blätter. Wo sie in der Jugend klein sind, da schwellen sie oft nach dem Abfallen der Blätter sehr stark an und mit die- ser Vergröfserung schwillt der Stengel an und geht die mon- strösen Formen ein, welche derselbe gar nicht selten zeigt; wozu bei verschiedenen 'Formen nähere Nachweisung gege- ben wird. Bei einigen Arten gehen die Aeste in einfache oder in verästelte Dornen über (d. h. durch Metamorphose), wie z. B. bei Euphorbia heptagona, mammillaris etc. Bald sind diese Dornen wenig zahlreich, bald sehr zahlreich und in. Längs- reihen gestellt, und die Knospen wachsen dann in der Achsel der Blattscheiden in Form von Dornen hervor, so dafs Herr Miquel den Satz aufstellt, dafs diese Dornen nichts weiter, als erhärtete blattlose Aeste wären. Wenn man nun aber diese metamorphosirten Stengel der Euphorbien mit dem der Cacteen vergleicht, worüber Herr Zuecarini im vergangenen Jahre. (S. den vorigen Jahres- bericht pag. 127) eine so schöne Arbeit lieferte, so wird man nach Herrn Miquel, folgende Verschiedenheiten in der Ent- wickelung wahrnehmen: 14) die Stengel der Euphorbien schwellen durch Verwachsung der appendikulären Theile. Bei den Cacteen bildeten die abortirten feinen Aeste die Ma- 129 millen, wie bei den Mamillarien,; oder sie sind verwachsen -und bilden die. Rippen der Melocaeten, Echinocacten und Cereen. Auch in Hinsicht der Anamorphose, welche die Stengel der Melocacterr durch Anschwellung der Markmasse zeigen, findet sich zwischen Cacteen und Euphorbien grofse Aehnlichkeit, denn bei Euphorbia globosa findet sich eben- falls jene Anamorphose wie bei den Melocacten. 2) Die Dornen, welche auf den Rippen der Euphorbien bei den Blattnarben vorkommen, sind. stipular; diejenigen aber, welche zwischen den Blattkissen hervorkommen, sind. durch- Metamorphose der Seitenäste, meistens der Blüthenäste ent- standen. Bei den Cacieen dagegen sind die Dornen als Bracteen ‚der Knospen zu betrachten, welche auf den Spitzen der abor- tirten Aeste sitzen. Herr Walpers*) hat in einer andern Abhandlung seine Ansichten über das bekannte Trifolium anomalum mitgetheilt; er sagt, dafs eine genauere Betrachtung dieser interessanten Pflanze im lebenden Zustande lehre, dafs sie nur eine durch- greifende Verwachsung zweier Individuen des Trifokum: re- ‚pens ist. Er fragt, ob dieVerwachsung Grund für die schwarze Blattfärbung bei dieser Pflanze sei und ob es vielleicht in der Pflanzenwelt noch mehr Beispiele einer so. durchgreifenden, durch Aussaat constant gewordenen Verwachsung, zweier Indi- viduen derselben Art gebe, wodurch anscheinend eine neue Art hervorgebracht wird. Die Gründe für diese interessante Ansicht sind folgende: In dem bandartig verbreiteten. krie- chenden Stengel zeigte Herr Walpers zwei (freilich setzt er hinzu) etwas undeutliche Markröhren. (Ref. kann darin nur eine, der Form des Stengels entsprechende Markröhre sehen). in den Blattstielen sehe man die bandartige Verwachsung zweier Stiele so deutlich, dafs die aufgestellte. Vermuthung zur völligen Gewifsheit erhoben werde! In der Regel zeigt jenes Trifolium nur 5 Btätter, und diese zeigen alle Farben zwischen ‚orangeroth und schwarz und da nun, sagt, Herr -Walpers, eine Färbung, der Blätter durch Oeldrüsen bewirkt wird, welche unter der Epidermis liegen, so stelle ich mir *) Einige Bemerkungen über Trifolium ‚ anomalum Schrk. — Flora von 1838. II, pag. 657. V. Jahrg. 2 Band. 9 130 vor, dafs die Masse des fehlenden sechsten Blättchens. gleich- falls zur Production solcher Oeldrüsen in den 5 übrigen ver- wendet werde. Wenn Herr Walpers diesen Gegenstand später mit ana- tomischer Genauigkeit untersuchen möchte, so würde er wohl finden, dafs die von ihm hierüber aufgestellten Ansichten gänz- lich unhaltbar sind. Herr Bernhardi*) beobachtete die Lunaria rediviva und Octadenia lybica R. Br. mit drei- und vierklappigen Früchten, worin die Scheidewände nicht vermifst wurden, was ihn zu der An- sicht brachte, dafs die Frucht der Cruciferen nicht ursprüng- lich eine 4-klappige Kapsel ohne Scheidewände darstellt. In Folge verschiedener Beobachtungen meint Herr Bernhardi, lasse es sich nicht behaupten, dafs die Scheidewände der Scha- len der Cruciferen sich blofs auf Kosten zweier unvollkom- men entwickelter Klappen bilden, indem man in der völlig ausgebildeten Frucht aufser vier Klappen auch‘ Scheidewände findet. Vielleicht wäre die Scheidewand mit mehr Grund durch Verschmelzung und theilweise Verkümmerung zweier Klappen und einer vierflügeligen Scheidewand der 4-fächerigen Frucht, oder durch gänzliche Verkümmerung zweier Klappen und zweier Flügel der Scheidewand hervorgegangen. Gegen die Ansicht, nach welcher die Scheidewand als ein dissepimentum spurium durch Erweiterung der Placenten entstanden gedacht wird, führt Hr. B. an, dafs die Achse der Scheidewand nicht selten der Länge nach von einem Nerven durchzogen wird. In Bezug auf die Zahl und Stellung der Staubfäden sucht Herr Bernhardi zu zeigen, man dürfe annehmen, _dafs der Bau einer vollkommenen Kreuzblüthe auf 8 längere paarweise zusammenstehende Staubfäden, eine innere Reihe bildend, und auf eine unter ihnen stehende, äufsere Reihe von vier kürzern Staubfäden berechnet sei. Die Drüsen, welche so häufig in diesen Blüthen zwischen den Staubfäden vorkommen, werden für verkümmerte Staubfäden gehalten u. s. w. und es wird sehr. wahrscheinlich gemacht, dafs die Cruciferen eine unver- kennbare Anlage zur Polyandria zeigen. *) Ueber den Blüthen- und Fruchtbau der Oruerferen. — Flora von 1838. I. pag. 129 etc. 131 Herr Bernhardi*) theilte ferner seine Ansichten über’ den Kelch der Cistaceen mit, welche eben so gediegen sind, wie Alles, was wir von diesem ausgezeichneten Beobachter erhalten haben. Man pflegt den Kelch der Cistaceen aus 5 Blättern zusammen zu Setzen, wovon zwei eine äufsere Reihe und die drei übrigen eine zweite innere Reihe bilden. Die zwei äufsern Blätter stehen in abwechselnder Stellung mit zweien dieser innern Blätter am Grunde derselben, fehlen aber bei nicht wenigen Arten; zuweilen fehlt nur ein Blatt und es ent- steht dadurch ein vierblättriger Kelch. Es werden noch meh- rere Abweichungen aufgeführt und dann der Satz aufgestellt, dafs jene fünfblättrigen Kelche blofs dadurch entstehen, dafs eines der inneren Kelchblätter mit einem äufsern Kelchblatte verwächst. Niemals sehen hier die äufsern Blätter den innern vollkommen gleich; die äufsern gleichen mehr den wahren Blät- tern und die kleinen den Stipeln. Hierauf zeigt nun Herr Bernhardi, dafs man die äufsern Kelchblätter der Cistaceen nicht für Kelchblätter, sondern für Hüllblätter zu nehmen hat, und diese hätten ihren Ursprung den wahren Blättern und ‘nicht den Stipeln zu verdanken. Herr Morren*) hat die Wasser-absondernden Schläuche in morphologischer Hinsicht betrachtet, welche die Gattungen Nepenthes, Sarracenia,»Cephalotus, Marcgravia und No- rantea aufzuweisen haben. Er führt zuerst die Meinung der berühmtesten Botaniker über diesen Gegenstand auf und stellt dann seine Ansicht dar, nach welcher ein solcher Schlauch das eigentliche Blatt sein soll, wärend das blattartige Organ, wor- an der Schlauch befestigt ist, nichts weiter als ein geflügelter Blattstiel ist. In den beiden Flügeln, welche an dem Schlauche an Nepenthes herablaufen, seien ganz deutlich die beiden Rän- der des zur Urne verwachsenen Blattes zu erkennen. Die äufsere Seite der Urne sei die untere Blattfläche, und die innere stelle die obere Blattfläche dar. Herr J. H. Molkenboer*) hat an den Blättern einer *) Einige Bemerkungen über Cistaceen.— Flora von 1838 Il. p. 665. *) Morphologie des ascides. — Bulletin de ’ Academie de Bruwel- les, V. Nr. 7. *) Jets aangaande de Brassica oleracea costata nepenthiformis 9% 132 Brassica oleracea i Botrylis L. eben dieselbe Monstrosität wahrgenommen, welche schon Bonnet’in seinem Buche über den Nutzen der Blätter (IV. Abh.) beschrieben und abgebildet (Tab. XXV.) hat. Bonnet sah aus der oberen Seite‘ des Hauptnerven des Blattes einen Stiel hervorgehen, auf welchem ein sehr eigenthümlicher Straufs stand, dessen Blätter mehr oder weniger vollkommen tüten- oder trichterförmig gestaltet waren. Ja die Hauptnerven dieser tütenförmigen Blätter zeig- ten wiederum kleinere Tüten u. s. w. Herr Molkenboer beobachtete das Vorkommen dieser interessanten Mifsbildungen: stets auf den Nerven der oberen Blattfläche, ebenso wie schon früher Herr De Candolle; er vermuthet daher, dafs sich Bonnet geirrt habe, indem er davon spricht, dafs die Bildung auf der obern Blattfläche vor sich gehe und die Abbildung es zeige, dafs es die untere Blattfläche war. Indessen hiebei hat sich wohl Hr. Molkenboer geirrt, denn ich sehe an der mir vorliegenden Abbildung dieses Gegenstandes in Bonnet’s Schrift ganz deutlich, dafs eben dasselbe abgebildet ist, was man im Texte beschrieben findet. Der Stengel mit dem Straufse jener trichterförmigen Blätter ging aus dem Hauptnerven von der oberen Fläche des Blattes aus, und der kleine Trichter bei rn zeigt wiederum ganz deutlich, dafs er aus der untern Fläche hervorgetreten ist. Demnach. kommt diese Bildung also auf beiden Blattflächen vor und nicht nur auf der oberen, wie der Verfasser vermuthet. Später sah Herr Molkenboer diese und ähnliche Monstrositäten auch auf den Blättern anderer Kohl-Varietäten, von welchen eine der ausgezeichnetsten abge- bildet gegeben wird. Die Entstehung dieser monströsen Bil- dungen sucht der Verfasser dadurch zu erklären, dafs er an- nimmt, dafs die Gefäfsbündel des Stieles, welcher aus dem Hauptnerven hervorwächst, dafs sich diese wie die Rippen in einem Schirme strahlenförmig auseinander begeben und durch Zellengewebe mit einander verbunden sind, kurz dafs alle diese, so wie die weniger vollkommenen trichterförmigen Monstrosi- täten, nur durch strahlenförmige Zertheilung der Nervenbündel entstehen. Der geneigte Leser wird sich jedoch sehr bald Dec. — Tijdschrift v. Natuurl. Geschied. en Phys. V. 4, 2. St. pag. 114. ’ 133 überzeugen, dafs dieses keine Erklärung der Erscheinung ist, sondern nur eine Beschreibung. über den Verlauf der Gefäßs- bündel in jenen monströsen Bildungen. Herr €. A. Meyer *) hat an 100 Individuen der Garda- mine pratensis und wohl an 1000 proliferirenden Blumen die Umwandelung des Fruchtknotens in Blumenknospen beobach- tet, und diese Umwandelung geschah immer nach einem und demselben Typus. ‘Der Inhalt der Abhandlung enthält die spe- cielle Beschreibung dieser Mifsbildungen, welche aber nicht gut eines Auszuges fähig ist. Dagegen hat später **) Herr Trautvetter einige Bemerkungen zu den von Hr. Meyer beschriebenen Mifsbildungen hinzugefügt; es scheine ihm nicht, dafs die inflorescentia comosa, welche bei Cardamine pra- tensis bisweilen vorkommt, dadurch zu erklären sei, dafs sich die Blüthen in Blätter verwandeln. Farselia clypeata beweise, dafs auch die Blüthen der Cruciferen axilläre Organe seien, und dafs an der Basis ihrer Blüthenstielchen die Fähigkeit ist, eine Bractee zu bilden, denn sie kommen mit und auch ohne Bractee vor. Es scheint, dafs die Bractee meistens auf Kosten der Blüthen fehlschlägt, sie könne sich aber vielleicht aus- bilden, wenn die Entwickelung der Blüthen gehindert ist, und auf diese Weise scheine sich ihm dann die inflorescentia comosa zu erklären. Herr Ad, Steinheil***) hat in einem sehr interessanten Memoire das verschiedenartige Wachsthum der Blätter der Pflanzen auseinander gesetzt; dasselbe zerfällt in drei Abschnitte. In dem ersten Abschnitte handelt Hr. St. von der Entwicke- lung der Blätter im Allgemeinen; dieselbe ist von doppelter Art und beide Erscheinungen seien sehr genau zu unterschei- den; 4) Die Bildung der Blätter durch Zertheilung (dedou- blement) und 2) die Ausdehnung nach allen Richtungen hin. Die erstere Erscheinung könne man nennen die eigenthüm- liche (propre) Ausdehnung des Zellgewebes, die andere dagegen *) Mifsbildungen, beobachtet an Cardamine*pratensis. — Bul. letin scient. de Saint Petersbourg,. IV. pag. 375 — 379. **) Ebendaselhst V. pag. 116. *) Observations sur le mode d’accroissement des feuilles. — Ann. des scienc. natur. 4837. II. pag. 257 — 34. 134 wird durch die besondere Ausdehnung oder Verlängerung jeder einzelnen Theilchen ausgeführt. Der zweite Abschnitt handelt über das Wachsthüm der Blätter von Oben nach Unten; er zerfällt wiederum in 2 See- tionen, wovon die erstere diejenigen Beobachtungen ‘enthält, welche jene Annahme ganz bestimmt erweisen; und zwar findet dieses bei den einfachen Blättern statt. Die zweite Section führt diejenigen Beobachtungen auf, welche jenem Gesetze zu widersprechen scheinen, und dieses zeigt sich bei den zusam- mengesetzten Blättern. Eine sehr grofse Reihe von speciellen Messungen hat Herr St. ausgeführt und in seinem Memoire mit- getheilt, die sich jedoch an diesem Orte nicht in nöthiger Kürze wiedergeben lassen. Der dritte Abschnitt handelt über die Bildung der Lappen und der kleinen Blättchen der Blätter, und hier kommt Herr Steinheil zu dem Resultate, dafs die gelappten Blätter zusammengesetzte Blätter sind, deren kleine Blättchen mit einander verschmolzen sind, als gerade zu der entgegengesetzten Ansicht, welche bisher ziemlich allgemein herrschend war. Herr Steinheil verspricht diese interessan- ten Beobachtungen zu vermehren. Zur Pflanzen-Geographie. Herr Voigt*) zu Jena hat sehr interessante Betrachtun- gen über die Ursachen angestellt, durch welche die verschie- denen Formen der Pflanzen, wie sie sich über den Erdball in den Hauptfamilien ausprägen, hervorgerufen werden, denn die- ser Gegenstand ist zugleich eine Aufsuchung der inneren Ursa- chen geographischer Pflanzen-Verbreitung. Herr Voigt glaubt, dafs der eigentliche letzte Grund und die Ursache, dafs sich die feste Oberfläche unserer Erde erst mit Vegetation über- zogen hat, in der lebendigen Kraft des Erdballs liege, Die productive Kraft dieser Erdseele ist es, welche, in tausend- fachen Radien nach aufsen strebend, den letzten immateriellen Grund dieser Vegetationsformen ausmacht. Jedes Thier pro- dueirt mittelst seines Lebensprozesses über seine Oberfläche hin- aus, wie z. B. die Haare, Federn u. s. w. und alles dieses geschieht immer von innen heraus, vielleicht aus dem Blute *) Flora oder botanische Zeitung. 1838 IL. pap. 617 u. s. w. 135 selbst und wird nur durch den Einflufs des Lichtes, der Luft, der Wärme, Feuchtigkeit und auch anderer Elemente bedingt. Da wir nun keine Beweise haben, dafs die Vegetation, die unsern Erdball bedeckt, durch einen Gärtner erst.in den Boden hineingepflanzt oder gesäet ist, was bleibt dann, sagt Herr Voigt, der Vernunft anders übrig, als den ersten Grund ihrer Entstehung von innen heraus anzunehmen? Weder der gemeine Boden, noch die andern Elemente geben uns den hinlänglichen Grund der Mannigfaltigkeit der Vegetation auf einem Gebiete; der Grund mufs im Reichthum des Innern liegen, die lebendige Seele des Planeten mufs es sein, welche diese verschiedenen Arten möglich macht. Die Natur produeire nach: dem: Ver- hältnisse einer organischen Polarität, etwa wie die ‚Farbenbil- der eines Prisma sich darstellen, so dafs z. B. ein Gras als Gegensatz auch einen Ranunkel fordere u. s.:w. -Das erste Hervortreiben der Vegetation scheine in wiederholten Akten stattgefunden zu haben, denn auch noch jetzt succediren sich ja die Pflanzen. y j Von Herrn Carl Sprengel*) dem früheren Professor der Landwirthschaftslehre zu Braunschweig, gegenwärtig zu Stettin, haben wir eine sehr umfangreiche Arbeit über die Bodenkunde erhalten, welche zwar gröfstentheils von einem practischen In- halte ist, aber auch mehrere die Pflanzenphysiologie sehr in-, teressirende Mittheilungen enthält, Herr Sprengel meint, dafs der chemische. Einflufs des Bodens ohne Zweifel schon viel dazu beiträgt, dafs aus den. Arten Unterarten, Abarten, Abweichungen und Spielarten entstehen, so dafs man dreist behaupten könne, viele unserer neuen Pflanzen seien nichts weiter, als durch die Bodenbestandtheile heryorgerufene Modi- ficationen anderer, schon früher bekannter Species. Die Lu- zula glabrata des Kalkbodens sei nur die Luzula spadicea des Thonbodens u. s. w. Dergleichen Ansichten sind sehr an- sprechend und auch Referent ist zum Theil derselbeu Meinung, *) Die Bodenkunde oder die Lehre vom Boden, nebst einer voll- ständigen Anleitung zur chemischen Analyse der Ackererden und den Resultaten von 170 chemisch untersuchten Bodenarten u. s.w. Ein Handbuch für Landwirthe, Forstmänner, Gärtner, Boniteure und Thei- lungskommissäre. Leipzig 1837. x 136 doch ehe dieselben in die systematischen Wissenschaften 'ein- greifen dürfen, müssen sie durch eine lange Reihe von Ver- suchen ermittelt werden! Herr Sprengel richtet die Aufmerksamkeit der Land- wirthe besonders’ auf die wildwachsenden Pflanzen, welche auf verschiedenen Landarten vorkommen und sucht zu zeigen, dafs die wildwachsenden Pflanzen in einem innigen Zusammenhange mit den‘chemischen' Bestandtheilen des Erdreiches stehen; es könne aber hierauf keine genaue Classification der Bodenarten begründet werden, indem oft schon durch die geringste Menge dieses oder jenes Stoffes ‘die Ansiedelung solcher Pflanzen möglich wird, welche wir sonst auf einem ganz andern Boden finden. ‘So bringt der Sandboden wohl auch Pflanzen hervor, welche sonst ‚auf Thonboden' oder auf Kalkboden wachsen, wenn jener nur etwas Thon oder Kalk enthält. — Wir kön- nen, sagt Herr Spr.,' daher wohl aus den vorkommenden wild- wachsenden Pflanzen schliefsen, welehe Körper’ der Boden ent- hält, aber die Menge derselben läfst sich hieraus nicht ermit- teln, und als Schlufßs heifst es: Die Verschiedenheit der Vege- tation hat ihren Grund mehr in der Beschaffenheit des Bodens, als dafs sie abhängig wäre von den physischen Eigenschaften desselben. Weil nun aber in den verschiedenen Bodenarten meistens gewisse Bestandtheile vorherrschen und hiervon die Vegetation bedingt wird, so ist dieses der Grund, weshalb eine jede Bodenart ganz 'eigenthümliche Pflanzenarten hervörbringt. Herr Sprengel hat ferner bei der 'speciellen Betrach- tung aller der einzelnen Bodenarten, diejenigen‘ Pflanzen in grofser Menge aufgeführt, welche denselben mehr oder weniger bestimmt zukommen; diese Pflanzen-Verzeichnisse sind noch nie so vollständig gegeben. Herr Schleiden*) hat die Bemerkung gemacht, dafs Euphorbia Cyparissias, welche man als kalkstete Pflanze auf- führt, sowohl auf den Sandheiden um Berlin, 'wie auf den Kalk- bergen von Rüdersdorff in der Nähe von Berlin in grofser Menge vorkommt, wärend diese Pflanze auf dem Muschelkalk in der Umgebung von Göttingen fehlt, aber sogleich wieder *) Ueber Bodenstetigkeit der Pflanzen. — Wiegmann’s Archiv 4838. I. pag. 49. 137 auftritt, wenn man bei Witzenhausen den bunten Sandstein betritt. Die Pflanze soll’ defshalb bald kalkstet bald sändstet sein; Ref. glaubt jedoch, dafs sie nur kalkstet sei, d. h. dafs sie einen kalkhaltigen Boden liebt. Der Sand um Berlin ist sehr kalkhaltig! Wefshalb Euphorbia Cyparissias auf dem Muschelkalk bei Göttingen nicht vorkommt, ist wiederum eine andere Frage und die Statistik der Gewächse hat es uns ge- lehrt, dafs die Vertheilung der Gewächse weder vom Clima noch vom Boden abhängig ist, wenn gleich deren Einflufs so häufig augenscheinlich ist. Auch Herr Treviranus*) spricht sich'in Folge seiner Beobachtungen dahin aus, dafs nicht die geognostische Beschaffenheit der Gebirge, sondern die physi- sche, ‘so wie die Beschaffenheit der ihre Oberfläche bedecken- den, mehr oder minder furchtbaren Erdkruste alleinige Ursache der Verschiedenheit sei, welche man in dem Auftreten der Pflanzen beobachtet. Ref. hat hierüber schon früher und noch neuerlichst (Pflanzen-Physiologie. I. pag. 127) etwas ausführli- cher gehandelt und ist im Wesentlichen mit den Ansichten der Herren Sprengel und Treviranus übereinstimmend. Herr J. Pelletier **) lieferte eine Arbeit über den Ein- flufs,' welchen die Erden auf den Vegetationsprozefs ausüben; er meint, dafs eine gewisse Complication in der Zusammen- setzung des Bodens im Allgemeinen eine Bedingung der Frucht- barkeit ist. Die Erde, welche durch allmälige Zersetzung des Granites entsteht, soll im Allgemeinen sehr vortrefllich sein, wärend die Erde, welche aus der Zersetzung einfacher Gesteine herrührt, Dünger verlangt und nur wenigen Arten von Pflan- zen zuträglich sei. Aus diesen und einigen ähnlichen Angaben zieht Hr. Pelletier den Schlufs, dafs eine Erde um so frucht- barer ist, je complieirter ihre Zusammensetzung ist. Als Er- klärung dieser, durch genaue Versuche noch nicht festgestellten Ansicht, nimmt Hr. Pelletier an, dafs sich in solchen zusam- mengesetzten Erden electrische Säulen bilden, durch deren Entladungen die Erde belebt wird. Die electrische Flüssig- keit wird dann einen Reiz auf die Oefinungen der Wurzel- fasern ausüben, wodurch die Organe zur Absorption der Nah- *) Physiolog. d. Gewächse II. pag. 717. *) Journ. de Pharmacie. Mai 1838. 138 rung’ angeregt werden und dann selbst als Leiter dienen kön- nen, welche die Electricität der Pflanze zuführen. Herr Pel- letier legt diese Ansicht auch der Erklärung über die Wir- kung der Salze auf die Vegetation zum Grunde; er meint, dafs der Reiz, welchen die Salze auf die Pflanzen ausüben dadurch erklärt werde, dafs das Leitungsvermögen für die Elec- trieität schon durch eine kleine Menge von Salz, welche dem Wasser beigemischt ist, erhöht wird. Wenn diese Ansichten richtig wären, so liefse es sich, wie Ref. glaubt, noch schwe- rer erklären, wefshalb gewisse Pflanzen äufserst viel Salz be- dürfen um kräftig zu wachsen, wärend andere dagegen unter gleichen Verhältnissen ganz und gar nicht gedeihen. Die übrigen Gegenstände, besonders die. gegenseitigen allmäligen Zersetzungen, welche die Kiesel-, Kalk-, Thon- und Eisenmassen der Erde eingehen, sind schon früher von ver- schiedenen Schriftstellern erörtert worden. Herr Mohl hat im Mai 1838 eine Inaugural- Dissertäfion; Ucber den Einflufs des Bodens auf die Vertheilung der Alpenpflanzen (Tübingen 1838) publicirt, welche dem Ref. noch nicht zugekommen ist. Herr Grisebach *) hat eine geistreiche Arbeit über den Einflufs des Clima’s auf die Begränzung der natürlichen Flo- ren geliefert, welche aber nur wenig zum Auszuge pafst, da- her sich Referent beschränken mufs, die Hauptergebnisse derselben aufzuführen, welche der Verfasser selbst am Schlusse seiner Arbeit zusammengestellt hat. Als solche werden aufgeführt: Die Vegetation der Erde zerfällt in scharf begrenzte natürliche Floren, die gemeinsame botanische und climatische Charactere haben. Die Floren zerfallen in 2 Haupt- klassen, je nachdem sie eine dauernde oder eine durch Win- terschlaf unterbrochene Vegetation haben. Floren mit dauern- der Vegetation finden sich nur in der Nähe des Aequators, Der Winterschlaf der Floren hängt entweder von Trocken- heit oder von gesunkenef Temperatur ab und hiedurch unter- scheiden sich die tropischen von den extratropischen Floren. Das Clima einer tropischen Flora mit dauernder Vegetation *) Ueber den Einflufs des Clima’s auf die Begränzung der natür- lichen Floren. — Linnaea von 1838. pag, 159 — 201. 139 wird durch die mittlere Jahrestemperatur gemessen. Das Clima einer Passatflora wird durch die mittlere Temperatur der Vege- tationszeit gemessen.. Andere climatische Momente haben auf die Grenzbestimmung der natürlichen Floren keinen nachweis- baren Einflufs. ‘Die mittlere Temperatur der Vegetationszeit ist im ganzen Gebiete der mitteleuropäischen ‚Flora identisch, ebenso diejenige Ordinate der Jahrescurve, die den Endpunk- ten des Winterschlafes entspricht. Die Endpunkte des 'Win- terschlafes treten mit dem Aufsteigen des Frühlingssaftes und der herbstlichen Blattentfärbung ein. Ob die climatischen Ge- setze der mittel-europäischen Flora für alle extratropischen Floren Gültigkeit haben, kann aus Mangel an Beobachtungen über die Dauer der Vegetationszeit noch nicht nachgewiesen werden; eben so wenig ob es eine 'climatologische Diagnostik sämmtlicher Floren gebe. Und endlich, die Nordwestküste von Europa gehört zum Gebiete der mittel-europäischen Flora und man kann inEuropa nur drei Floren unterscheiden: dieFlora mediterranea, europaea media und alpina. Herr Grisebach hat in dieser Arbeit eine Reihe von Ansichten aufgestellt, welchen viele Botaniker, aber besonders “die Reisenden nicht leicht beistimmen möchten, indessen Dis- eussionen über dergleichen Gegenstände können nur sehr weit- läuftig ausgeführt werden, wozu an diesem Orte nicht der Platz ist, daher sich Ref. nur auf die Auflührung jener Ansichten beschränkt hat. Eine Gruppe von Pflanzen, die einen abgeschlossenen, physiognomischen Character trägt, wie eine Wiese, ein Wald u. s. w. nennt Hr. G. eine pflanzengeographische Formation, Da eine jede Flora eine gewisse Anzahl vorherrschender Familien zeigt, so schlägt Hr. G, vor, hieziü diejenigen Fa- milien zu rechnen, welche über 4 Procente der ganzen phane- rogamischen Vegetation enthalten, und nur von diesen gelte das Gesetz, dafs die Summe der Arten einer jeden derselben, -dividirt in die Summe aller Phanerogamen gleiche Quotienten an jedem Orte innerhalb derselben natürlichen Floren giebt. Einen sehr ungerechten Vorwurf macht der Verfasser dem Referenten, indem dieser in seiner Pflanzengeographie eine gewisse Gleichförmigkeit der Pflanzenformen in ganzen Zonen ausgesprochen habe, was aber doch nicht der Fall ist, denn 140 Referent hat nur von dieser Gleichförmigkeit gespröchen,' wo sie wirklich vorhanden ist, und die ‚Ungleichförmigkeit der Vegetation für die verschiedenen Längen-Grade stets sehr be- stimmt hervorgehoben. Durch den Einflufs der herrschenden Winde auf den Feuch- tigkeitszustand der: Atmosphäre würden nach Hr. G. Ansicht die Passatwinde die Tropenländer in 5 scharf gesonderte Zo- nen theilen, von denen 2 ohne Feuchtigkeit und ohne Vege- tation wären: eine Aequatorialzone mit einer Wassereireulation von gröfster Geschwindigkeit u. s. w., zwei Passatzonen, durch ihre perennirenden Polarwinde zu ewiger Trockenheit und Ste- rilität bestimmt und zwei Zonen der Polargrenzen der Passate, welche nie ohne Niederschläge sind, aber doch durch den untern Passat u, s. w. hierin zuweilen gestört werden. ; u Der Verfasser hat sich gleich im Anfange der ' Abhand- lung für das Vorhandensein bestimmt begrenzter Floren aus- gesprochen und versucht diese Floren auch elimatologisch zu characterisiren; er glaubt, das wichtige Gesetz nachweisen zu können, dafs an allen Punkten der mittel-europäischen Flora, die mittlere Temperatur des Zeitraums der vegetirenden kraut- artigsen Axe (bestimmter vom Aufsteigen des Frühlingssaftes in den Bäumen bis zum Abfallen ihrer Blätter) =13° C. ist, und so solle sich für jede natürliche Flora eine solche con- stante Temperatur angeben lassen. Um den obigen Satz zu erweisen, hat Herr Grisebach eine Tabelle entworfen, welche 14 verschiedene Orte aus seiner mittel-europäischen Flora auf- führt und für diese Orte die ‚Blüthezeit von Primula elatior angiebt, welche zugleich das Aufsteigen des Frühlingssaftes angeben soll. In andern Rubriken ist der Abfall der Blätter, die Temperatur um diese Zeit, die Vegetationsdauer, die mitt- lere Temperatur wärend der Vegetationszeit, und das Tem- peratur-Maximum aufgeführt, Die mittlere Temperatur der Vegetationszeit, die PAytoisotherme, ist durch das arith- metische Mittel aus dem Temperatur-Maximnm und der Tem- peratur der beiden Endpunkte bestimmt. Dafs diese mittleren Temperaturen der Vegetationszeit weit genauere Bestimmungen für die Abhängigkeit der Vegetation von der Temperatur angeben, als andere dazu angewendete 141. Methoden, das haben auch schon andere Bearbeiter der Pflanzen- Geographie gelehrt. In einem reichhaltigen Werke, welches die Gentianeen in systematischer und phytogeographischer Hinsicht abhandelt, hat Herr Grisebach*) sehr ausführlich über das Vaterland dieser Gewächse gesprochen, und dabei zugleich eine Characte- ristik der verschiedenen Floren in statistischer Hinsicht gege- ben, in welche die Pflanzendecke auf der Oberfläche der Erde zerfallen soll. Viele dieser Floren, welche ganz scharf begrenzt sein sollen, fallen mit den pflanzengeographischen Reichen zusam- men, welche einst Herr Schouw aufstellte; so spricht Herr Grisebach von einer Flora Peninsularum Indiae orienta- lis, einer Flora Polynesiae, einer Flora Öceanica u. s. w. doch ich bin fest überzeugt, dafs derselbe diese Begrenzungen der genannten Floren aufheben würde, sobald er diese Ge- genden auch nur an einzelnen Punkten erblickt hätte. Herr Grisebach hat 343 Arten von Gentianeen in seiner Monographie aufgeführt; sie sind fast über den ganzen Erdkreis verbreitet; in den Tropen wachsen davon 210 Arten und aufser- halb derselben 133 Arten, wovon 45 der südlichen Hemisphäre aufserhalb der Tropen zukommen. Unter diesen tropischen Gentianeen hat Herr Grisebach aber auch alle diejenigen aufgeführt, welche bis zu den gröfsten Höhen der tropischen Gebirge vorkommen. In der alten Welt kommen 175 Arten und in der neuen 180 vor, wärend 12 Arten beiden gemein- schaftlich zukommen. Die Anden-Flora zeigt 51 Arten, die Himalajah 41, Hindostan 30, das tropische Brasilien 46 u. s. w. In Deutschland und in der alpinen Schweiz zeigen die Gen- tianeen den gröfsten Quotienten, wo sie fast den 30sten Theil der Vegetation darstellen; in andern planen Gegenden verhält sich derselbe = „I5—z35 und in alpinen Gegenden = 5 — „; der ganzen Artenzahl. Nur wenige Arten haben ein ausgebreitetes Vaterland, Menyanthes trifoliata kommt in der ganzen nördlichen temperirten Hemisphäre vor, und Gentiana verna hat eine ausgedehnte Höhenverbreitung. Gentiana *) Genera et species Gentianearum adjectis observationibus qui- busdam phytogeographicis. Stuttg. et Tübing. 1839. 142 prostrata kommt in den verschiedensten Gegenden der Erde vor; Gentiana purpureca findet sich auf den Alpen der Schweiz .und auf Kamtschatka. Schwentia perennis findet sich‘ eben- “ falls in sehr verschiedenen Gegenden der nördlichen Hemisphäre wieder. Den tropischen Gegenden sind die Lisyantheae und Hip- pieae eigen, sie steigen daselbst auch nicht auf die Berge. Die Chloreen zeigen in der nördlichen Hemisphäre ihre gröfste Anhäufung, die Chironien, nur in der südlichen Hemisphäre, die Menyanthideen und Eryihraeen sind dagegen über den “ ganzen Erdkreis gleichmäfsig verbreitet. In der neuen Welt sind überhaupt die Lisyantheen und Swertieen, in der alten Welt dagegen die Swertieen und Erythraeaceen vor- herrschend. Herr Brunner in Bern *) hat vortrefflliche Bemerkungen zu den europäischen Euphorbien publieirt; er führt 40 gute Arten dieser Gattung auf, von welchen Euphorbiu helioscopia, platyphylla, palustris, exigua, faledta, sylvalica, nicaeen- sis, gracilis und vielleicht von salicifolia mehr oder weniger ganz Europa an. Dem mehr nördlich von den Alpen gelege- nen mittlern Europa, so wie Südrufsland und dem Kaukasus gehören an: Euphorbia dulcis, Esula, Cyparissias, sylvatica, virgata M. B., procera, saxatilis, aspera M. B. condylo- carpa und undulata, dagegen mehr dem südlichen und west- lichen, als nordöstlichen Europa eigen und wohl gröfstentheils zur Flora mediterranea gehörend sind 21 Arten aufgeführt, also mehr als das Doppelte der nordöstlichen Arten. Auch treten hier schon 2 holzartige Euphorbien auf, nämlich Eu- phorbia spinosa und Euphorbia dendroides, so dafs diese Flora schon dadurch der nordafrikanischen ähnlicher wird. Herr Rabenhorst **) hat die Flora der Niederlausitz in phytostatistischer Hinsicht berechnet und die erhaltenen Ver- hältnifszahlen für die verschiedenen Familien mit denen eini- ger anderen Floren eben derselben Zone verglichen. Es sind *) Einiges über geographische Verbreitung der europäischen Euphorbien. — Flora von 1838. I. pag. 65 etc. **) Beitrag zur Pflanzen-Geographie der Niederlausitz, mit Rück- sicht auf%benachbarte und andere Provinzen. — Flora von 1838. II, pag. 608. 143 bisher in der Niederlausitz 2739 Arten von Pflanzen aufge- funden, worunter 1129 Phanerogamen (mit 118 Kulturpflanzen, also nur 4011 wildwachsende vorkommen. Diese Phaneroga- men zeigen 241 Monocotyledonen und 770 Dicotyledonen, so dafs sich jene zu diesen gleich 1: 3,19 verhalten. Da- gegen verhalten sich die Monocotyledonen zur gesammten phanerogamen Flor gleich 1:4,19. Die folgende Tabelle giebt die Verhältnisse an, welche die vorzüglichsten Familien in jener Flora der Niederlausitz zeigen: Namen der Familien. Artenzahl. Verhältnifs zu allen Phanerogamen. Gramineen s0 1 : 12,63 Cyperoideen 65 d: 4555 ® Junceen 22 1:45,95 Amentaceen 30 1.283,7 S'ynanthereen 99 1:10,21 Labiaten 46 1: 21,95 Personaten 46 1: 21,91 Umbelliferen 40 14:,25;27 Papilionaceen 50 1.: 20,22 Rosaceen 38 1: 26,60 Tetradynamen * 32 1 : 31,54 Caryophylleen 4 1: 24,65 Nach der Vergleichung der Verhältnifszahlen mit denjeni- gen der Floren benachbarter Länder kommt Herr Rabenhorst zu dem Resultate, dafs sich die Flora der Niederlausitz in statistischer Hinsicht besonders durch die Familien der Cype- roideen, der Labiaten und der Caryophylleen characterisirt, Nach der Ansicht derjenigen Botaniker, welche da glau- ben, dafs man die Vegetation eines Landes am besten durch solche Zahlenverhältnisse characterisirt, müfste die Vegetation der Niederlausitz grofse Aehnlichkeit mit jener des südlichen Europa zeigen, wo man das Reich der Labiaten und Ca- ryophylleen aufgestellt hat. Aber sie mögen hingehen und sich vom Gegentheile überzeugen! (Ref.) Die Herrn Korthals und Müller *) haben im Nov. 1836 *) Berigten over Sumatra, etc. te Amsterdam A837. Entnommen aus v. Froriep’s Notizen. V. Bd. 1838. pag. 214 ete. 144 den Morapi auf: Sumatra bestiegen und daselbst die Grenze des Reisbaues bis zu, 3400 rhein. Fufs beobachtet. Erst einige Hundert Fufßs niedriger hörte die Cocospalme auf, dagegen wurde daselbst das Bambusrohr und die Arengpalme. allge- meiner; der Kaffee steht daselbst sehr üppig. Die eigentliche Baumgrenze ward hier schon bei 7000 Fufs beobachtet, doch scheint diese geringe Höhe nur durch die Localität des Bodens bedingt zu sein. (Ref.) Im Uebrigen ergiebt es sich aus den Angaben, dafs die Vegetation daselbst mit jener auf den Gebirgen Java’s sehr übereinstimmend ist. Herr De la Fort*) hat ein Verzeichnifs von Pflanzen mitgetheilt, welche in der Umgegend von Laon vorkommen und sich nicht um Paris vorfinden; ferner ein Verzeichnifs _ derjenigen, welche bei Paris und bei Laon vorkommen und dagegen in der Umgegend von Vervins und Rocroy fehlen, ‚so wie ein Verzeichnifs derjenigen Pflanzen, welche bei Ver- vins und Rocroy vorkommen und sowohl bei Paris als Laon fehlen. Herr Miquel**) hat eine Vergleichung der Floren der Preufs. Rhein-Provinz mit der Flora von Nord-Niederland in statistischer Hinsicht gegeben. Für die Rhein-Provinz wird die Schrift von Wirtgen***) zum Grunde gelegt und für Nord-Holland die eigenen Arbeiten über diese Flora. Bier- nach enthalten ‘die Rhein-Provinz 1480 Phanerogamen und Nord-Holland 1210; dort sind 1146 Dicotyledonen und 334 Monocotyledonen, wärend hier 905 Dicotyledonen und 305 Monocotyledonen aufgefunden sind. Demnach verhalten sich die Monocotyledonen zu der Gesammtflora in der Rhein-Pro- vinz wie 174,4 und in Nord-Holland wie 133,9, demnach ist das Verhältnifs der Monocotyledonen in Holland gröfser als am Rhein, was denn auch durch den vielen feuchten Bo- den, welcher daselbst vorkommt‘ sehr wohl erklärlich ist. *) Notes sur. la vegctation des environs de Laon, — Vervins et Rocroy, comparce ü celle des environs de Paris. — Ann. des scienc. nat, 4838. Part. botan. I. pag. 375. **) De Noord-Nederlandsche Vegetatie in have hoof direkken vergeleken met die der pruissische Rijn-Provincie. —ı Tijdschrift v. Natuurl, Gesch! en Phys. IV. 271. **) S. den vorigen Jahresbericht pag. 176. 145 Folgende Tabelle giebt die statistischen Verhältnisse der haupt- sächlichsten Familien beider genannten Länder; es enthalten: Rhein-Provinz, Nord-Holland, Zahl der Verhältnifs Zahlder _Verhältnifs Arten. der Arten Arten. der Arten zur Gesammtflora. zur Gesammtflora. Gramineae 115 1: 129 119 1.104 Cyperaceae 82 1 518 72 1:16, Junceae 19 A017 19 1:63 Liliaceaee 3 41.259 2.15 1: 80,6 Orchideae 39 1:36 19 1:63,6 - Ranunculaceae 48 1: 30,8 31 1:39 Cruciferae s0 1:2.155 62 4 :.19,5 Caryophylleae 57 12259 1 24,2 25,7 Leguminosae 78 4. 2.48;7 57 41 .: 21,2 . Rosaceae 68 A 45 1: 26,8 Umbelliferae 61 1: 24,3 63 ADB. Rubiaceae 20 1: 743 14 1 : 86,4 - Compositae 147 1:10 127 1.2.95 Campanulaceae 47 1: 87,0 16 4.2,.75,6 ‚Boragineae 22 1: 673 17 40741 Labiatae 70 4.5214. 50 1: 242 - Serophul.c.Orob.79 4 3.187 52 1: 232 Chenopodeae 19 178 31 1:39 Euphorbiaceae 15 „1... 98,7 14 1: 86,4 Amentaceae 32 1: 46,4 33 1,2 36,6 Herr H. Besser *) hat einige interessante Mittheilungen über die Grenzen der Getreide-Arten in Finnland gemacht. Das Land ist überall dicht mit Birken und Nadelhölzern be+ deckt; die angebauten Stellen daselbst sind selten. Die ge- wöhnliche Getreideart daselbst ist im Süden der Roggen und im Norden überall die Gerste. Der Weizen gedeiht daselbst unter 61° N. Breite; der Hafer erreicht an der Küste den 64° Grad; der Roggen beinahe 60° der Breite, und die Gerste soll noch einen Grad über den Polarkreis hinausgehen. *) Berghaus Annalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde 1838. ag. 557. Entnommen aus der St. Petersb. Zeitung. No. 209. 1838. V. Jahrg. 2. Band, 10 146 Man gewinnt daselh&t im Durchschnitte das fünfte Korn von der Gerste und vom Roggen das Ste Korn, doch sind Miss- ärnten nicht selten. Von Herrn Rüppell, dem berühmten Reisenden *) haben wir einige wichtige Mittheilungen über die Verbreitung der Vegetation in dem abyssinischen Hochlande erhalten. Der Ostabhang der abyssinischen Grenzgebirge ist nur in der nie- dern Region mit lichtem Gesträuche bedeckt, und besitzt nur in den feuchten Thalschluchten hochstämmige Baumgruppen. In gröfserer Höhe findet man dichtstehende kolossale Kron- leuchter-Euphorbien und alocartige Pflanzen; ihnen folgt dor- niges, rankiges Gesträuch und auf der Höhe selbst (etwa 9000’. Ref.) steht eine Art von lichten Walde von grofsen Juniperus-Bäumen mit Usneen bekleidet. An der Südwest- grenze der Provinzen Tigne und Agame, in einem ebenen Terrain von etwa 5000 Fufs Höhe über dem Meere, finden sich einige Niederungen mit Wiesengrund; grofse Menge zwie- belartiger Gewächse und einige Adansonien wie auch ko- lossale Sykomor-Feigenbäume characterisiren die Gegend. In der Provinz Simen erhebt sich ein imposantes Gebirge, wovon einer der höchsten Gipfel beinahe die Grenze der ewigen Schneerögion erreicht, d. h. 13,600 franz. Fufs. Bis 6000’ ist die Vegetation daselbst nichts als mageres Strauchwerk. Bei 12000’ verschwinden die Gesträucher gänzlich und eine üppige Alpenvegetation, reich an Klee-Arten beginnt; eine sonder- -bare Lobeliacee mit einem mannshohen hohlen Stengel und einer Aloökrone, giebt der Gegend einen fremdartigen Cha- racter. An dem westlichen Abfalle der Schneeregion des Bua- Hal, Berges geht der Anbau der Gerste bis zu 10000 Fufs hinauf. Von Herrn Martins **) haben wir eine interessante phy- togeographische Beschreibung des Berges Ventoux erhalten; derselbe liegt in 44° 40' Breite und 2° 56’ östlich von Paris, 12 Lieues in nordöstlicher Richtung von Avignon, er beherrscht *) S. Bemerkungen über Abyssinien in Bezug auf diePhysiognomik der Landschaft. Aus dem Phönix in Berghaus Annalen der Erd-, Völker- und Staatskunde. 1835. pag. 421. **) Essai sur la topographie botanique du Mont Ventoux en Pro- vence. — Ann. des Scienc. natur. 1838. — II. pag..129 et pag. 228. ®. 147 N) das fruchtbare Thal, welches das Departement von Vaueluse bildet. Sieben Monate hindurch ist die Spitze des Berges mit Schnee bedeckt, sie ragt aber noch nicht in die ewige Schnee- region hinein, ‚welche daselbst wohl 950 Metr. höher: .liegt. Avignon liegt 20 Metr. über dem Niveau des Meeres und die’ Spitze des Ventoux ragt 1911 Metr. darüber hinaus. ' Nach den mitgetheilten Beobachtungen zeigt die Temperatur auf der Spitze des Ventoux, im Vergleich zu derjenigen von Avignon, innerhalb der Sommermonate eine Differenz von 14,3° ©. und - wärend der Wintermonate eine Differenz von 10,15°. Auch " die übrigen physikalischen Verhältnisse werden mit vieler - Sachkenntnifs speciell erörtert, n Die Vegetation des Berges Ventoux wird durch Herrn Martins nach" dem Vorherrsehen characteristischer Pflanzen in folgende Regionen getheilt. Auf dem südlichen Abhange stellen sich 6 Regionen dar: ' 1) Die Region von Pinus alepensis. Dieser Baum, welcher die Wälder in Syrien und an den Ufern des Mittelländi- schen Meeres bildet, erhebt sich bis zu der Höhe von 303 bis 430 Metr. ; die übrigen characteristischen Pflanzen daselbst sind ebenfalls die der Flora der Ufer des Mittel- ländischen Meeres. 3 i 2) Die Region des Quercus Ilex.; sie reicht hinauf bis 450 und 540 Metr. 3) Die Region des Thymus vulgaris und des Lavendel's; sie reicht hinauf bis zu 1150 Mötr. und ist von Bäumen entblöfst. 4) Die Region der Buchen, welche von 1133 bis 1660 Metr. hinaufsteigen. DIE 5) Die Region des Pinus uncinata, von 1650 bis 1810 | Mötr, 4480 Mötr. ist die untere Grenze dieses Baumes. 6) Die alpine Region; von 1810 bis zu 4911 Mötr.‘ sich er- streekend. ‚ Auf der nördlichen Seite fehlt die Region von Pinus ‚alepensis, Maulbeerbäume, Weinreben u. s. w. fassen daselbst die Basis des Berges ein, worauf die Region der 'Stechpalme (Quercus Tlex.) folgt, welche sich bis zu 618 Mötr. Höhe erhebt. Die eite Region ist die der Nufsbäume, welche bis 617 und » Metr. emporsteigt; zwischen 797 und 910 Mötr. ist der 148 Boden, mit Lavendel und Thymus bekleidet, aber keine baum- artige Vegetation characterisirt.diese Zone. Hierauf folgt die Region der Buchen; sie herrscht zwischen 310 bis 1376 Metr, ‚In der vierten Region sind Pinus uncinata und Abies excelsa characeteristisch, die sich bis über 1720 M£tr. erheben, und in der fünften Region findet die alpine Vegetation statt.‘ Bei allen. diesen einzelnen‘ Regionen sind die hauptsächlichsten kraut- und strauchartigen Pflauzen angegeben, so, dafs man ein vollständiges Bild von der Vegetation jenes Berges erhält, was aber sicherlich nicht der Fall sein würde, wenn wir eine phytostatische Uebersicht der daselbst gefundenen Pflanzen er- halten hätte. Am Schlusse der Abhandlung findet sich ein Verzeichnifs, der phanerogamen Pflanzen des Berges Ventpux nach natürlichen Familien geordnet, und aufserdem giebt Herr Martins noch specielle Angaben über die Vegetations- Ver- schiedenheit, welche sich auf der nördlichen und auf, der süd- lichen Seite jenes Berges zeigt. Auf der nördlichen Seite des Berges fehlt die Region des Pinus alepensis, ‘weil der Fufs des Berges daselbst nur 30 Mötr. über der oberen. Grenze jenes; Baumes ‚liegt. . Die untere Grenze von Satureja man- tara, Nepeta graveolens und des Lavendel’ ist auf der nörd- lichen Seite viel niedriger als auf der südlichen, und die obere Grenze des Quercus llex ist daselbst mehr erhöht. Die un- tere Grenze der nördlichen Pflanzen, als des Wachholder- strauches, 'der,Buche und des Pinus uneinata ist im Mittel an 222 Mötr. niedriger als auf der entgegengesetzten südlichen Seite, Dagegen steigen alle Pflanzen mit ihren oberen Gren- zen auf der Südseite höher hinauf als auf der Nordseite des Berges; die Differenz beträgt für einige Pflanzen, welche spe- ciell angeführt werden, 245 — 246 Mötr. Bei'der Vergleichung der Grenzen für. die vertikale Ver- breitung einiger Gewächse des Berges Ventoux mit deren Grenzen in, der horizontalen Verbreitung gebraucht Herr Mar- tins schr passend, den Ausdruck „des lignes isophytes“ dessen man sich ebenso bedienen kann wie der isothermen Linien. Inder Einleitung, welche Graf Sternberg zu den letz- ten, Lieferungen (7. und 8. 1838) seiner Flora der Vorwelt gegeben hat, lehrt derselbe, dafs die Entwickelung des Pflanzen- lebens auf der Erdkruste mit grofser Wahrscheinlichkeit in folgender Art stattgefunden habe: 4) Dafs die erste Vegetationsperiode schon sehr frühe begon- nen habe,' weil ein Theil davon schon in der Bildung des Thonschiefers ihr Grab gefunden hat. 2) Dafs diese Vegetation zwar einfach, aber grofsarlig war; dafs sie aus Pflanzen bestand, deren viele gegenwärtig. 149 nicht lebend wiedergefunden werden, deren Analogieıl oder Familienverwandte dermal nur in dem heifsen Erd- gürtel oder zwischen den Tropen wohnen. 3) Dafs diese Pflanzen, eine bisher einzige Ausnahme abgerech- net, in der nachfolgenden zweiten Flora nur selten der Gattung nach, vielleicht gar nicht der Art nach, wieder vorkommen, daher die erste Flora, in so weit sie bekannt ist, über die ganze Erdkruste verbreitet und übereinstimmend war, von der zweiten Flora jedoch scharf abgeschnitten: ist. 4) Dafs die zweite Flora durch alle nachfolgenden Forma- tionen zwar öfter gestört, doch nirgends scharf abge- schnitten ist, sondern unbemerkt in die dritte Flora über- geht, welche nur botanisch durch die Veränderung der Zahlenverhältnisse der akotylen und monocotylen Pflauzen gegen die dieotylen, und ihr mehr europäisches Ansehen geschieden werden kann. 5) Dafs sowohl in der zweiten als dritten Vegetationsperiode der Parallelismus der Formation nicht mit jenem der Vege- tation zusammenfällt, wodurch die blofs in aufsteigender Reihe entworfenen Floren nicht hinreichen um ein allge- meines Bild der Vegetation einer Zeitperiode darzustellen; dafs man sich daher wird bequemen müssen, die Floren der Formationen nach geographischer Verbreitung einzeln zusammenzustellen, und es einem künftigen Linnee für - die Vorwelt zu überlassen ist, aus diesen einzelnen Ar- beiten ein Ganzes zusammen zu bauen u. s. w. Die mineralischen Kohlen stehen in einem direkten Ver- hältnisse zu den ehemals vorhandenen Floren und zu der, Dauer der Vegetationsperioden. Man denke sich, sagt Graf Sternberg, einen Urwald zu einer Zeit, wo es weder Men- schen noch pflanzenfressende Thiere gegeben hat, und lasse diesen in einem warmen und feuchten Klima durch eine un- bestimmt lange Zeit fortvegetiren *), alle Abfälle von Aesten, Blättern, Saamen, Früchten und vermodernden Stämmen dem Boden wiedergeben, und so sich mehrere Pflanzengenerationen übereinander aufbauen, so wird eine Masse von Modererde aus der Rinde, dem Holze, den Früchten, Saamen, Blättern . und der sämmtlichen Vegetation kleinerer Pflanzen bestehend geliefert werden, und auf dieser die noch lebende Vegstation vorhanden sein, so dafs man sehr grofse Räume damit wird ausfüllen können. Denken wir nun eine Erdrevolution hinzu, wo ein Orkan die lebende Vegetation niederstürzt, und eine mit Sand und Schlamm geschwängerte Wasserbedeckung darauf *) Herr Nöggeraih hat in einem Baume der Braunkohle 79 " eoncentrische Jahresringe gezählt, 150 folgt, so haben wir das getreue Bild, wie dermal die oberen Ablagerungen der Steinkohlen wirklich gefunden werden, wo nämlich auf dem Dache der festen Schlammmasse sowohl nieder- liegende, als aufrechtstehende Bäume und Pflanzennabdrücke in Menge aufgehäuft gefunden werden u. s. w. . Die zweite Flora scheint auf kleinere Räume und kürzere Vegetationsperioden beschränkt gewesen zu sein; die -baum- artigen Farrn, die Lepidodendra, die Stigmarien waren ver- schollen; Equisetaceen, Calamiten, Zamiten, Coniferen,. kleine Farrn und Gräser, Tangen und wenige dikotyledonische Pflanzen traten an ihre Stelle und bildeten unter sich ver- schiedene Floren, welche, indem sie sich immer erneuerten oder fortsetzten, theilweise in verschiedenen Revolutionen untergegangen sind. . Erst in der dritten Flora erhalten wir wieder die Ueber- zeugung von einer in einer längern Zeitperiode 'ausgebreiteten Vegetation, die aus eıgenthümlichen Landpfianzen bestand und sich als Nadel- und Laubhölzer verschiedener Arten Jdarbieten, von denen man zuweilen ganze Stämme mit wohlerhaltener Holztextur antrifft. Herr Beilschmied *) hat über einige phytogeographi- sche Gegenstände gehandelt, welche theils als Ergänzung zu Watson’s Bemerkungen über die geographische Verbreitung der Gewächse Grofsbritannien’s dienen sollen. Im. ersten. Ab- schnitte ist über die sogenannte Bodenstetigkeit der Pflanzen die Rede, welche auch in unsern Jahresberichten schon so oft zur Sprache kam. Herr Beilschmied führt eine Reihe von Beobachtungen der Herren Heer, Wirtgen und Sauter an, welche sehr bestimmt gegen eine grofse Menge von spe- ciellen Beobachtungen sprechen, auf welche Herr Unger seine Ansichten über die Bodenstetigkeit der Gewächse aus- sprach. Herr Unger fand in dem nordöstlichen Tyrol 112 sogenannte kalkstete Phanerogamen, doch eine so grofse Menge von diesen Gewächsen wurde von den Herren Heer und Wirtgen meistens auf Schiefer gefunden, dafs nur noch 41 als kalkstet zurückbleiben, welche Herr Beilschmied auch speciell aufführt. So gehen auch von 31 schiefersteten Pflanzen des Herrn Unger 15 ab u. s. w. lliernach werden, wie Referent glaubt, die eifrigen Vertheidiger jenerLehre von der Abhängigkeit der Pflanzen von ihrem Boden in geognosti- scher Hinsicht wohl einsehen, dafs die Herren Schouw, De Candolle, Referent, Treviranus u. s. w., welche sich da- gegen ausgesprochen haben, ebenfalls auf das Vorkommen der Gewächse, in Bezug auf ihre Bodenabhängigkeit in verschie- *) Flora oder botanische Zeitung. 1838, 11. pag. 537 etc. 151 denen Ländern und auf verschiedenen Gebirgen umgesehen haben; Letzteres scheint dem Ref. hiebei am wichtigsten zu sein, und jeder Reisende, der ohne vorgefafste Meinung ver- schiedene gebirgigte Länder in dieser Hinsicht besucht, wird sich hievon sehr bald überzeugen können. Ein zweiter Abschnitt handelt von den Pflanzen - Verhält- nissen in verschiedenen Gebirgshöhen. Herr Beilschmied hat die Listen der Pflanzennamen berechnet, welche Herr Heer für die einzelnen Regionen eines Theils der Schweizer Alpen im Jahre 1836 mitgetheilt hat; die dabei erhaltenen Verhältnifszahlen sind mit den Floren Deutschland’s, Holland’s, Dänemark’s, Schweden, Labrador, Lappland u. s.w. verglichen und in Form zweier grofser Tabellen mitgetheilt, deren An- fertigung gewils viel Arbeit gekostet haben mag und wofür die Wissenschaft Herrn Beilschmied : sehr verpflichtet ist. Aus diesen Tabellen ersieht man, dafs das relative Zunehmen oder Abnehmen der Pflanzen einzelner Familien beim Aufstei- gen auf die Gebirge ebenso eine gewisse Regelmäfsigkeit zeigt, wie gegen die Poie hin. Das Zu- oder Abnehmen geschieht nur bei einigen Familien, z. B. der alpinen, in stärkeren Schritten u. s. w, Referent hat dergleichen Berechnungen für die verschie- denen Regionen eines Gebirges zuerst in seiner Pflanzen- Geographie: mitgetheilt; damals gab es noch fast ‚gar kein brauchbares Material hiezu. Nur De Candolle’s Angaben über die Höhenausbreitung der Gebirgs-Pflanzen Frankreichs konnte Referent benutzen, und diese gaben mitunter Resultate, welche nur als unvollkommen gelten konnten. Ich sprach aber schon damals die Vermuthung aus, dafs sich die Gleich- heit der Quotienten für die einzelnen Familien mit denjenigen, in den entsprechenden Zonen noch deutlicher zeigen würde, wenn das Material vervollständigt würde. Dieser Fall ist jetzt ‚ eingetreten, meine Vermuthung, welche aus der Anschauung der Natur geschöpft war, ist bestätigt, wenn-auch Herr Beil- schmied meine Arbeit absichtlich übergeht oder dieselbe verkleinert; was gegen die Resultate derselben zu sagen ist, be- sonders wegen des unvollkommenen Material’s, das habe ich selbst schon einige Jahre früher gesagt, Die Heer’schen Pflanzen- Verzeichnisse für die verschiedenen Regionen im Canton Glarus sind zwar sehr schätzenswerth, sie würden es aber noch weit mehr sein, wenn bei jeder Pflanze der höchste und der nie- drigste Standpunkt angegeben wäre, an welchem man dieselb beobachtet hat; dann erst könnten die statistischen Berechnungene für die verschiedenen „Regionen richtig ausgeführt werden. indessen auch die, schon gegenwärtig erhaltenen Resultate be- stäligen es, dafs die Vegetation in den verschiedenen Zonen 152 der Ebene nicht nur in physiognomischer, sondern auch in statistischer Hinsicht mit der Vegetation in den entsprechehden Regionen der Gebirge zu vergleichen ist. Herr v. Martius*) hat eine umfangreiche Arbeit über die geographische Vertheilung der Palmen gegeben, welche er in 5 Gruppen eintheilt, nämlich in: Arecinae, Lepidocaryinae, Borassinae, Coryphinae und Coccinae. Die Vertheilung der bisher bekannt gewordenen Palmen ist hiernach folgende: In der alten Welt. In der neuen Welt: Zusammen. Arecinae 53 45 97 Lepidocaryinae 60 7 67 Borassinae 11 h 24 35 Coryphinae 33 24 57 Coceinae 2 99 101°: Summa 159 199 357 Von diesen 357 Palmen enthalten: Europa4, Neuholland 6, Neusceland 1, oceanische Inseln 2, Afrika13, Asien 132 und Amerika 198. Herr v. Martius giebt hierauf eine Eintheilung der Ve- getation Amerika’s nach seiner individuellen Ansicht in 14 besondere Florenreiche, welche er alsdann einzeln schil- dert und besonders auf den Antheil aufmerksam macht, wel- chen die Palmen bei der Darstellung derselben zeigen. Diese Reiche sind: 4).Das canadische Reich; 2) das nordwestliche Reich; 3) das von’Florida und dem Missisippi Gebiete; 4) das des aufsertropischen Mexieo’s; 5) das Florreich der Antillen; 6) das mexikanische innerhalb des Wendekreises; 7) das von Neu-Granada; 8) das von Peru; 9) das von Bolivien; 10) das vom Orinoco- und Amazonas-Gebiete; 11) das vom südlichen Brasilien; 12) das von dem extratropischen Südamerika dies- seits der Andes; 13) das von Chile und 14) das von Patago- nien, den Magellans Ländern nebst den Maluinen. In dem .Sten Hefte des grofsen Werkes über die Palme, welches so- eben erschienen ist, findet man mehrere graphische Darstellungen, welche Herr v. Martius, über die Verbreitung der Palmen ge- geben hat, so wie auch die Bezeichnung der Haupt-Florenreiche nach den vorgetragenen Ansichten. *) Ueber die geographischen Verhältnisse der Palmen mit beson- derer Berücksichtigung der Haupt.Florenreiche. — Münchener gelehrte Anzeigen von 4838. VI. pag. 627 etc. ’ Bericht über die Leistungen . im Gebiete der Helminthologie "während dies, .hahres, 1938 von Dr. C. Th. v. Siebold. Bevor ich über die im Jahre 1838 gelieferten helminthologi- schen Arbeiten berichte, sind zwei Werke zu erwähnen, welche im Jahre 1837 erschienen sind, mir aber bei Abfassung des vorjährigen Berichts dem Inhalte. nach noch nicht ‚bekannt waren. Das erste Werk, welches indessen keines Auszugs fähig ist, verdient die Beachtung der Helminthologen im hohen Grade, ich meine nämlich den von Owen gelieferten Artikel „Entozoa“ in der von Todd herausgegebenen Eneyclopaedie'). Owen theilt hier die Helminthen in drei Klassen, die er Protel- mintha, Sterelmintha und Coelelmintha benennt; die beiden letzten Klassen entsprechen Cuvier’s Vers intestinaux pa-. renchymaleaux und cavitaires, daher wir auch die Planarien mit abgehandelt finden. Die Protelminthen theilt Owen in die beiden Tribus Cercariadae und Fibrionidae, zu ersteren werden die Spermatozoa (ohne Augen und Mund), und die Cercariae (mit Augen und Mund) gerechnet. Der zweite Tribus umfafst die Vibrionen: Anguillula, Bactrium, Spiril- lum und Vibrio nebst der Trichina spiralis. Die Helmin- then des Menschen werden genau beschrieben und durch in den Text eingedruckte recht gute Holzschnitte dargestellt. 4) The cyelopaedia of anatomy and physiology. London 1837. pag. 141 —144. (Ist einzeln zu haben.) V. Jahrg. 2. Bd, 11 154 Hierauf folgt eine sehr fleissige Zusammenstellung desjenigen, was über die Anatomie der Helminthen bisher bekannt gewor- den ist; auch dieser Theil der Abhandlung ist mit schönen Holzschnitten (Copien aus älteren helminthologischen Schriften) ausgestattet. x Das zweite Werk ist weniger zu rühmen. Zu der von Grundler besorgten französischen Uebersetzung des bekannten Bremser’schen Werkes ist nämlich ein neuer Atlas mit Be- merkungen von Leblond herausgegeben worden ?), welcher, statt der früheren XII Steindruck-Tafeln, jetzt XV solcher Tafeln enthält. Die oft sehr undeutlichen Figuren stehen nicht wie früher auf schwarzem, sondern auf weifsem Grunde; neu hinzugekommen sind die Abbildungen von Acephalocysten, von einer grofsen Traubenmole, von Trichina spiralis, Prodicoelia ditrema aus dem Darme einer Python-Schlange, von Cate- nula lemnae, Ligula simplicissima und uniserialis, ferner von Spermatozoen des Menschen (sehr undeutlich) und von Tricho-Monas vaginae (ebenfalls sehr undeutlich); diesen neu hinzugekommenen Abbildungen so wie zu Filaria medi- nensis und Gordius (Filaria) hat Leblond Bemerkungen beigefügt, welche gröfstentheils aus früheren helminthologischen Abhandlungen entnommen sind. Nematoidea Eine kurze, aber interessante Abhandlung über Filaria medinensis hat uns Birkmeyer geliefert, welcher 1836 Ge- legenheit gehabt hatte, auf einer Reise nach Batavia unter 80 von Ober-Guinea mit an Bord genommenen Negern 16 Indi- viduen an jenen Würmern leiden zu sehen?). Bei einem Neger kam aus einer Geschwulst am Serotum der Wurm von selbst ohne Schmerzen hervor, das Geschwür, welches er hin- terliefs, heilte erst nach sechs Wochen. Die beiden von 2) Traite zoologique et physiologique sur les vers ıntestinaux de U’homme, par M. Bremser. Nowvel Atlas avec un texte expli- catif renfermant des observations inedites, par Charles Leblond. Paris 1837. 3) De Filaria medinensi commentatio proprüs observationibus illustrata. Auctore Joh. Matth. Birkmeyer. Cum tabula aenea. Onoldi 1838. 155 Birkmeyer mitgebrachten Guinea-Würmer sind von Rudolph Wagner beschrieben worden *). Es sind zwei weibliche Individuen, das eine ist 26 Zoll lang, in der Mitte des Leibes 4 Lin. dick, am Vorderende etwas ver- schmälert. Um den Mund herum bemerkte Wagner vier kleine härtliche Papillen, das Schwanzende lief in einen dünnen stark ekrümmten Haken aus. Das andere Individuum war an seinem orderende geborsten, und mit zarten Querlinien versehen. In beiden Würmern konnte Wagner weder einen After noch eine Geschlechtsöffnung auffinden. Durch den ganzen Leib hin- durch erstreckte sich eine milchweilse Röhre, welche Wagner für das Ovarium hielt, da er an vielen Einschnitten, welche er an verschiedenen Stellen des Wurm -Körpers anbrachte, sehr zarte Fäden, vielleicht die Brut des Wurms, aus jenem Organe hervorziehen konnte, Leider waren die beiden Würmer zu schlecht erhalten, um genawer untersucht werden zu können. Es stimmt die Beobachtung Wagner’s mit der von Jacobson ger 3 Kr I vor einigen Jahren gemachten Mittheilung (Froriep’s Notizen. B. 40. pag. 57.), dals bei Eröffnung einer durch den Guinea- Wurm verursachten Geschwulst eine ungeheure Menge kleiner fadenförmiger Würmer hervordrangen, in sofern überein, wenn man annimmt, dals die Filaria medinensis ein lebendig gebären- der Rundwurm ist. : Interessant ist der von Guyot erzählte Fall°), dafs in » Amerika der Medina-Wurm, welcher bekanntlich in jenem Welttheile nur an aus Afrika eingeführten Negern beobachtet wird, sich bei einem Europäer entwickelte, der ebenso wenig je in Asien oder Afrika gewesen war, wohl aber in einem Hause wohnte, in welchem unlängst mehrere Transporte von Guinea frisch herübergebrachter und vom Medina- Wurn: ge- plagter Sclaven einquartirt gewesen waren. j Morren machte über die feinere Struktur der Ascaris - Aumbricoides folgende Mittheilungen ®). Der Oesophagus besteht aus Querfibern, deren eine jede aus einer in einer Scheide steckenden granulirten Masse zusam- mengesetzt ist; diese granulirte Masse hat die Neigung, Quer- falten zu bilden. Der Magen oder die zweite Abtheilung des Verdauungskanals zeigt Querfalten, welche unter sich anastomo- siren. Morren spricht zugleich ‘von einer Längs-Rhaphe, an welcher die Querfalten endigen, und schreibt eine solche Rhaphe auch dem Oesophagus zu. Ref. kann sich mit dieser Angabe 4) Ebendaselbst pag. 16. 5) Froriep’s neue Notizen. B. VIII. 1838, pag. 231. 6) Annales des sciences naturelles. T. IX. 1838. pag. 314. ‚Re- marques sur lanatomie de l.Ascaride lombricoide, Par M.Ch.Morren. 1 156 nicht recht verständigen, denn der Oesophagus des Spulwurms besitzt eigentlich drei solcher Rhaphen, wenn man es so nen- nen will, indem der Oesophagus dieses Wnrms, so. wie der der meisten übrigen Nematoideen, aus drei von (Querfibern zusam- mengeselzten Längsbalken besteht, welche unter sich durch drei Nähte so verbunden sind, dals sie eine längliche dreikantige Höhle einschlielsen; die drei Flächen, welche die drei Längs- balken zur Bildung dieser Höhle darbieten, zeigen ın ihrer Mitte bei 4. lumbricoides der Länge nach eine Erhabenheit, wodurch die Höhle ganz jene Gestalt gewinnt, welche Cloquet (Ana- omie des vers intestinausx. Pl. II. Fig. 4.) abgebildet hat.. Die innere Fläche des Oesophagus fand ich bei den Nematoideen immer mit einer festen glatten Haut, wahrscheinlich der Fort- setzung der Epidermis ausgekleide. Die Wände des Magens bestehen nach Morren aus einem Netze kreisförmiger kernloser Zellen, während das Epithelium desselben von ovalen oder koni- schen Bläschen gebildet wird, in welchen eine grofse Menge elber nach Menschenkoth riechender Kügelchen enthalten ist. Der Dickdarm, das erweiterte Ende des Verdauungskanals, weicht wenig von der eben beschriebenen Bildung ab. Als Leber und Gefälssystem werden von Morren die beiden weilslichen Bänder, welche sich am Leibe des Wurmes herabziehen, und die beiden ihnen aufliegenden sehr dickwandigen Längsgefäßse betrachtet. Jedes weilsliche Band sah derselbe aus einer zahllosen Menge dicht aneinander gedrängter Bläschen bestehen. Die birnförmi- en Bläschen, welche mit ihrem Stiele zwischen den Muskeln = Cutis befestigt sind, erklärt Morren für den Respirations- Apparat, welche Ansicht vor mehreren Jahren schon By ausgesprochen hat (Isis. 1821. pag. 187.) Ob die beiden seit- lichen Längsfäden wirklich Nerven sind, stellt Morren noch in Frage. Das von ihm. über den Geschlechtsapparat der Weibchen Gesagte trägt wenig zur Vermehrung unserer Kenntnisse bei; die noch unentwickelten, an dem einen Ende zugespitzten am anderen Ende verbreiterten und mehrmals eingekerbten Eier sind ihm räthselhafte Körper geblieben. Miram macht von neuem auf gewisse krankhafte Zufälle aufmerksam ”), welche die anatomische Untersuchung der Ascaris megalocephala Cloqu. bereits zweimal an ihm her- vorgebracht habe, wobei Niesen, Anschwellen der Thränen- karunkeln, starke Thränensekretion, heftiges Jucken und Auf- schwellen der Finger konstant waren. Hammerschmidt in Wien macht uns mit verschiedenen. neuen Helminthen der Insekten bekannt ®), ohne jedoch eine 7) Froriep’s neue Notizen. B. VI. 1838. pag. 108. 8) Zeis. 1838. pag. 351. Helminthologische Beiträge von Dr. Hammerschmidt. Taf, IV. (Mit Anmerkungen von Leuckart.) 157 x Charakteristik der von ihm als neu aufgestellten Gattungen zu geben. Ref. kann mehrere derselben durchaus nicht als Helminthen anerkennen, da Hammerschmidt die unversehrten wurmför- migen Spermatozoen-Bündel wehrerer Insekten für Nematoideen genommen hat. Aus der Gattung Oxyuris hat H. 10 neue Ar- ten in Insekten aufgefunden, von denen 4 Arten, ©. Leuckarti aus dem Blinddarm der Melolontho apriliana, O. gracilis aus dem Blinddarm von Melolontha Fullo-Larven, O. depressa aus dem ÜCoecum der Larven von ÜCetonia marmorata« und ©. Diesingi aus dem Dünndarm der Blatta orientalis beschrieben und abge- bildet werden. Filarina vitrea im Dünndarm des Trichius hemi- plerus und Anguillina monilis im Dünndarm des Aphodius con- spurcatus von-H. entdeckt, scheinen zu den einfacher organi- sirten Nematoideen zu gehören. Wenn H. behauptet °), dals bei den Insekten die gröfsten Spermatozoen zu finden wären, und sich dabei auf die Schmetterlinge beruft, in deren Samen- gelälsen er Spermatozoen von + bis 2 Wien. Lin. Länge ange- troffen habe, so hat derselbe sich täuschen lassen, denn alle die von ihm beschriebenen und abgebildeten als zu den Uroideen Czerm. gehörigen Spermatozoen, nämlich) Pagiura aus den Sa- mengefälsen von Gleonis glauca, Spirulura Noctuae puellce, Ti- neae pellionellae und Papilionis Rhamni, sowie Cincinnura Omasiü leucophthalmi sind nichts anders als unversehrte Spermatozoen- Bündel, wie ich einen solchen in Müller’s Archiv (1836. Tab. III. Fig. 16.) aus de apilio Napi abgebildet habe. Die zu Fibrio und uillula gehörigen Thierchen zählt Ehrenberg mit Recht zu den Fadenwürmern "°), ihr Wie- deraufleben nach dem Tode erklärt derselbe. für eine Fabel!!), und schreibt ihnen, wie vielen Infusorien eine amphibische Lebensart zu, aus der sich die übrigen Erscheinungen einer Wiederauferstehuug erklären lassen '?). Vom Ref. wurden zwei geschlechtslose Nematoideen be- schrieben '°), von denen die eine Art bisher als Filaria pis- 9) Ebendas. pag. 358. 40) Ehrenberg: Die Infusionsthierchen als vollkommene Or- ganismen. 1838. pag. 82. 11) Ebendas. pag. 494. 42) Dafs die unter den Augen des Beobachters lebendig werdenden Räderthiere und Fadenwürmer u. s. w. gestorben seien, hat wohl in Wahrheit kein Naturforscher neuerer Zeit geglaubt, sondern man verglich ibren Zustand sehr richtig einem, durch den Mangel der äufse- ren Lebensbedingungen herheigeführten Scheintode. Herausgeber. 43) Wiegmann’s Archiv. 4838. I, pag. 302. Vierter helmin- thologischer Beitrag. 458 cium Rud. bekannt gewesen ist und die andere vielleicht ‘zu dem neuen Genus Trichina gehört. Creplin stellte in Be- zug auf diese geschlechtslosen Nematoideen den Satz auf !*), dafs die in einem geschlossenen Balge wohnenden Rundwürmer niemals Geschlechts-Organe befäfsen. Ammon bildet eine Filaria oculi ab "5); dieselbe rührt von dem rechten Auge eines 61 jährigen Mannes her, welchem Ammon einen äufserlich mehr pulpösen, innerlich aber mit einem harten Kerne versehenen Staar ausgezogen hatte. Die ' vergröfserte Abbildung (Fig. 23.) dieses Wurms ist übrigens nicht sehr schön. Ueber Würmer, welche sich unter der Conjunctiva des menschlichen Augapfels aufhielten, berichtet Guy ot zweiFälle!°), welche den älteren von Bajon (Froriep’s neue Not. B.|VII. pag. 229. und Mongin (Gescheidt: die Entozoen des Auges pag.3.) gemachten Beobachtungen an die Seite zu stellen sind; leider erhalten wir über die eigentliche Beschaffenhe® der Würmer selbst ebenso unvollkommene Nachricht wie früher. Herr Blot, ein Arzt und Gutsbesitzer auf Martinique traf bei einer Negerin von Guinea zwei kleine Würmer an, die sich mit vieler Behendigkeit zwischen K Conjunctica und Sclerotica bewegten und von ibın mittelst eiM®s in dıe Conjunctiva gemach- ten Einschnittes ausgezogen-wurden; einer dieser Würmer ist 47 rhl. Lin. lang, fadenförmig, bräunlich und an dem einen Ende spitzig, am anderen dagegen mit einer schwarzen Warze versehen. Man weils wirklich nicht, was man aus diesem Wurme machen soll, gehört er wirklich zu den Helminthen, so möchte er vielleicht mit der Filaria lacrymalis Gurli., dem Thränen- fadenwurm des Pferdes und Rindes verwandt sein, auf der an- deren Seite läfst wiederum die an dem einen Ende des Leibes befindliche schwarze Warze (Kopf oder Stigma?) an eine Di- teren-Larve denken. Der zweite Fall ist von Guyot selbst zu lompox am Magdalenenflusse in Nensrenade beobachtet worden; dort sah er bei einer 23—30 Jahre alten Negerin, welche schon erwachsen von Afrika herübergekommen war, zwischen Con- junctiva und Sclerotica des einen Auges einen Wurm umher- riechen und eine kitzelnde Empfindung verursachen. 44) Ebendas. pag. 373. Helminthologische Bemerkung. 45) Ammon: Klinische Darstellungen der Krankheiten des menschlichen Auges. Mit 23'illum. Tafeln. Berlin1838. Fig. 22. 23. 16) Froriep’s neue Notizen. B. VIII. pag. 229. Ueber Würmer, welche sich unter der, ‘den vorderen Theil des menschlichen Auges bedeckenden, Schleimhaut aufhalten. . 159 Bei Cucullanus elegans befinden sich nach Creplin’s Beobachtung! ?)zwischen dem Schlunde und der Körperbedeckung vier ansehnliche lange bandartige Säckchen, welche derselbe für. Exeretions-Organe ansehen möchte. Miescher entdeckte bei Pferden auf der Schleimhaut des Blind- und Mastdarmes kleine Erhabenheiten, in welchen kleine Nematoideen verborgen steckten '°). Verf. erklärt diese 2} Lin. langen Thierchen für die Em- bryonen der kleinen Varietät von Sirongylus armatus, und spricht dabei die Ansicht aus, dafs- die gröfseren und kleineren Palli- sadenwürmer, welche sich im Darmkanale der Pferde vorfinden, nicht blofse Varietäten sondern wirklich zwei verschiedene Arten seien. Diese beiden Arten sind durch Mehlis und Gurlt schon seit einigen Jahren in Deutschland als 82. armatus Rud. und St. tetracanihus Mehl. bekannt. Miescher schlielst auf die Art- Verschiedenheiten dieser Helminthen deshalb, weil er einmal in der Darmschleimhaut eines Pferdes einen blasenartigen Behälter gesehen habe, der einen 45 Lin. langen rothen Wurm, wahr- scheinlich einen Embryo der grolsen Varietät des St, armatus, enthalten habe. ’ Berthold hat versucht !°), eine Anatomie des Gordius aqualicus zu geben und zeigen wollen, dafs dieses räthsel- hafte Thier ein Zwitter sei und in mancher Beziehung den fadenförmigen Eingeweidewürmern, namentlich den eigent- lichen Filarien sehr nahe stehe. Meine Untersuchungen stin- men mit diesen Angaben durchaus nicht überein *°), ich habe vielmehr bei diesem Wurme immer ein getrenntes Geschlecht ‚angetroffen, und niemals eine Verwandtschaft desselben mit den Nematoideen herausfinden können. Acanthocephala. Creplin hat wiederum eine sehr tüchtige Arbeit üher die Gattung Echinorrhynchus geliefert ?'), in der wir mit 17) Allgemeine Encyclopädie für Wissenschaften und Künste von Ersch und Gruber. Th. 30. 1838. pag. 386] 18) Annalcs des sciences naturelles. Tom. X. 4838. pag. 191. 19) Göttingsche gelehrte Anzeigen. 122. 123. Stück. August 1838, pag. 1289. 20) Wiegmann’s Archiv. 1838. I. pag. 302. 21) Allgemeine Eneyclopädie der Wissenschaften und Künste, von Ersch und Gruber. Th. 30. 4638. pag. 373-393. Echinor- rhynchus. 160 vieler Umsicht die an den Kratzern angestellten älteren Beob- achtungen zusammengestellt und viele neue Bemerkungen hin- zugefügt finden. N So hat Verf. beobachtet, dafs die Stacheln, welche den Leib des E. strumosus reihenweise bedecken, von ihrer Basis ab. mit Ausnahme der Spitze, hohl sind; die Längsmuskeln setzen sich bei E. Proteus und polyacanthus in den Rüssel fort. Die Rüsselhaken bestehen aus zwei Substanzen, einer äufseren (Rindensubstanz) und einer inneren, und sind aufserdem hohl. Das Hervorstrecken ‘des Rüssels soll nach Greplin bei E. an- gustatus, Proteus, haeruca und globulosus durch die Längsmus- keln (extensores) geschehen, als deren Antagonist ein starkes eylindrisches Muskelbündel (lexor) betrachtet wird, welches in der Spitze des Rüssels befestigt ist und gerade herabgehend sich am Boden des Rüsselsacks anheftet. Bei Beschreibnng des Er- nährungsapparates folgt Greplin im Allgemeinen Mehlis An- gaben. Der Mund wird in der Spitze des Rüssels, in der Mitte einer kleinen Papille angenommen, vom Munde aus soll die Speiseröhre den Ealndsechen Flexor durchlaufen. Vom unteren Ende des Rüsselsackes gehen zwei freie Darmröhren ab, welche sich nach kurzem Verlaufe an die innere Leibeswand ansetzen und mit den beiden grolsen Seitenkanälen des Leibes in Ver- bindung treten; ein After fehlt. Die beiden grolsen Seiten- kanäle kommuniciren mit einem über den ganzen Körper ver- breiteten Gefälsnetze. Die beiden sogenannten Lemnisci werden von Creplin für Excretions-Organe erklärt, welche nach Mehlis Beobachtung an der Basis des Rüssels nach aufsen münden. Ich kann mich mit obiger Darstellung des Ernährungs- Systems nicht ganz einverstanden erklären, und behalte mir vor, bei einer anderen Gelegenheit meine an den Echinorrhynchen ge- machten Beobachtungen, welche mit Creplin’s Angaben in mancherlei Widersprüchen stehen, zu veröffentlichen, Drummond machte Notizen über irländische Helminthen bekannt, welche, aus einer Inhalts- Anzeige zu schliefsen ??), über Echinorrh. acus nichts neues enthalten. Trematoda Miescher hat Gelegenheit gehabt, das interessante Mo- nostomum Faba Brems. zu beobachten ??). Da derselbe Schmalz tabulae anatomiam entozoorum illustrantes nicht vergleichen konnte, so mufste er es unentschieden lassen, 22) Ann. des sciences nat. Tom. X. pag. 123. Notices of Irish Entozoa (Magazine of natural history, Nr. 22. 23. 1838.) 23) Beschreibung und Untersuchung des Monostoma bijugum von Miescher. Basel, 1838. Mit einer Steindruck-Tafel. 161 ob sein Monost. bijjugum mit dem von Sömmering zuerst entdeckten und vonSchmalz abgebildeten und beschriebenen M. Faba identisch wäre; bei Vergleichung beider Arbeiten mit Zuziehung der neuerdings von Creplim gelieferten Ana- tomie des M. Faba (S. dieses Archiv. 1839. I. pag. 1.) geht deutlich hervor, dafs Miescher eben diesen Wurm vor sich gehabt hat, daher der Name M. bijugum dem älteren von Bremser ertheilten Namen weichen mufs, Die Wohnungen dieses Wurms sind häutige Bälge, welche unmitielbar unter der äulseren Haut von Finken liegen und diese letztere kugelförmig auftreiben. Miescher kennt das Vorkom- men dieses Schmarotzers bereits achtmal, einmal bei Fringilla Spinus, einmal bei F' canariensis und sechsmal bei F", domestica. Fast alle diese Vögel waren junge Thiere und die Sperlinge stammten sämmtlich aus der Stadt Basel. Der gewöhnliche Sitz der Bälge war die Bauchbedeckung vor dem After und die Rückenhaut unmittelbar über dem Steilse; an der erhabensten Stelle der Hervorragung befindet sich ohne Ausnahme bei allen eine kleine mit einer vertrockneten Materie angefüllte Oeffnung, welche in die Höhle des Balges führt. In jedem Balge, aus welchem beim Aufschneiden etwas klare Flüssigkeit hervorquoll, fand Miescher immer zwei 44 bis 2 Lin. lange Monostomen, welche die Gestalt eines Kugelsegments besalsen. In der Mitte des vorderen Endes dieser Würmer befindet sich die Mund- öffnung, ihr gegenüber ist auf einer kleinen Hervorragung das Foramen caudale zu erkennen. Den Charakter dieses Monostomum giebt Miescher auf folgende Weise an: ,„corpus depressum „molle obovatum, fere hemisphaericum, margine integerrimo rotun- „dato. Collum nullum. In medio margine anteriore porus an- „tcus ovalis. Cauda e medio margine posteriore prominens „minima, foramine caudali instructa.“* Es kommt diese Charak- teristik mit der von Öreplin gegebenen (a. a. O. pag. 8.) vollkommen überein.. Die beiden Würmer liegen in den Bälgen immer mit ihren flachen Bauchseiten aneinander und haben ihr Joramen caudale nach der äulseren Oeffnung des Balges hinge- richtet, wobei das Schwanzende bald des einen, bald des anderen Wurmes in die genannte Ocffnung hineinragt; ohne Zweifel schien ‚die vertrocknete Materie, welche die Oeffnung der Bälge verstopfie, der Auswurfstoff der Parasiten zu sein. Miescher weicht in der Deutung der inneren Organe dieses Monostomum vonSchmalz ab, stimmt dagegen mit Creplin ziemlich über- ein. Schmalz hat nämlich, wie Creplin mit Recht bemerkt, das ganze Thier umgekehrt betrachtet und den Exkretionsporus für den Mund en: Der Mundnapf ist mit einem Schlund- kopfe verschen, welcher zu einem weiten zweischenkligen Blinddarm ‚führt. Dieser Darm, welcher von Schmalz als die Hoden betrachtet wurde, ist stets mit einer schöngelben Flüs- sigkeit angefüllt. Das foramen caudale ist die Mündung eines 162 IB; einfachen birnförmigen Exkretions-Organes, dessen tschiiee körnerhaltiges Gontentum von dem Thiere ruckweise hervorge- prefst wurde. Schmalz bezeichnete den uateren Theil .dieses Organs als oesophagus. Miescher konnte aulserdem,»>ch die Spur eines besonderen Gefälssysiems erkennen, welches jedoch wegen Mangel eines Mikroskops nicht genauer verfolgt werden konnte. Die Eierstöcke liegen als mehrere durch kleine Kanäle unter sich verbundene weilse Traubenbüschel zu beiden Seiten der Rückenfläche des Wurmes, beide Eierstöcke werden durch einen grölseren Quergang vereinigt, ans dessen Mitte der Eier- leiter entspringt. Dieser Eierleiter windet sich in mannigfalti- gen Verschlingungen durch den Kückentheil des Wurmes, und erweitert sich zuletzt zu einem weiten Schlauche (uterus). An - der Bauchlläche des Tbieres, in der Mitte unter dem Munde befindet sich die Ausmündung (vulva) des Uterus, von einem niedrigen Wulste umgeben. Eierstöcke, Eierstocksgang und Anfang des Eierleiters enthalten eine milchweilse körnige Substanz, im weiteren Verlaufe des Eierleiters nehmen die Kör- ner oder vielmehr Eier an Grölse etwas zu und färben sich nach und nach schwarzbraun. Miescher erklärt ein gelapptes drüsiges Organ, welches unter der Rückenfläche des Thieres liegt, für den Hoden, mit diesem gelappten Organe hängt eine rundliche Blase zusammen, welche die vesicula seminalis sein soll. Ein kurzes vas deferens tritt aus dieser Blase hervor und mündet, nachdem es in einen bulbus penis übergegangen ist, neben der vulua nach aulsen. Diese männlichen Geschlechts- Organe sind in sofern von Miescher nicht ganz richtig erkannt worden, als derselbe zwei blafsgelbe Dinsenlasige Körper, welche zwischen den Schlingen des Eierleiters ver- steckt liegen, zwar zu den männlichen Gesehlechts- Organen rechnet, ihnen aber nicht die Funktion der Hoden beilegt, was Creplin gewils mit Recht ihut, der zu gleicher Zeit das vor- hin erwähnte gelappte Organ als Saamenblase anspricht. Ob die weiblichen an männlichen Geschlechtstheile in einem in- neren Zusammenhange mit einander stehen, Jälst Miescher unbestimmt. Die beiden aneinanderliegenden Thiere wurden fast immer in der Copulation, zuweilen sogar in gegenseitiger Begattung angetroffen. Die Höhlen, in welchen diese Helmin- then gefunden wurden, schienen Einsenkungen der äulseren Haut zu sein, vielleicht die Federbälge des Vogels, in welche die Schmarotzer als Junge hineingerathen waren, noch ehe sich die Federn entwickelt hatten. Doyere machte über das am foramen caudale ausmün- dende Exkretionsorgan der Distomen einige Mittheilungen von geringem Interesse und behauptet zugleich ?*): dafs die Disto- men als Hermaphroditen nicht, wie Viele glaubten, sich gegen- seitig befruchteten, sondern dafs jedes Individuum sich isolirt 24) L’Institut, 1838. pag. 398. Observations sur les Distomes. ' 163 befruchten könne; Doyere hat sich übrigens nicht ausgespro- chen, wie er zu dieser Ansicht gekommen, deren Richtigkeit Ref. bereits vor ein Paar Jahren “nachgewiesen hat. Durch Creplin, welcher Axine Belones Abildg. frisch untersucht hat, lernen wir diesen Schmarotzer etwas genauer ken- nen 25), zu gleicher Zeit sehen wir mehrere Irrthümer aufge- klärt, welche Diesing bei Beschreibung von Weingeistexem- plaren dieses Thieres (S. Annal. des Wiener Museums der Naturgesch. B. I. Abth. II.) begangen hat. Die beiden von Diesing aufgestellten, Heteracanthus peda- dus und sagitiatıs benannten Arten erklärt Creplin aus densel- ben Gründen, wie es Ref. bereits gethan (S. dieses Archiv 4837. UI. pag. 262.), für eine und dieselbe Art, indem die Ver- schiedenheit in der äulsern Gestalt nur durch Einwirkung des * Weingeistes hervorgebracht sei. Creplin schlägt mit Beibehal- tung des älteren Namens als die Species- Bezeichnung Axine platyura vor. Derselbe erkannte zwischen den Haftorganen des Schwanzes von Diplozoon paradorum und denen, welche das Schwanzende der 4aine wie ein Saum umgeben, eine sehr grolse Achnlichkeit. Diese einzelnen Haftorgane der Axine, welche von Diesing ganz unrichtig beschrieben und abgebildet wurden, bestehen aus zwei Klappen, welche von mehreren hornartigen Bögen und einer. diese verbindenden Membran gebildet werden. Die Klappen sind nach aufsen convex und nach innen concay, und können sich nach Art der Muschelschalen öffnen und schlies- sen. Creplin zählte 50—70 solcher Haftorgane an einem In- dividuum. Am stumpfen Kopfende der Axine entstehen durch eine Ausrandung zwei Brhabenkekten‘ welche mit hornartigen körnerförmigen körperchen besetzt sind. Zwischen beiden Er- habenheiten befindet sich die Mundöffnung, von welcher der Nahrungskanal gerade herabsteigt, der sich späterhin gabelförmig iheilt. Unter und hinter dem Munde liegen die beiden grolsen . von hornartigen Platten unterstützten Haftnäpfe. Die beiden am Halse des Thieres befindlichen Seitenkanäle mit den vier drüsenartigen Körpern, welche Diesing fälschlich für zwei Speiseröhren und vier Magen angesehen hat, sind Creplin noch _ räthselhaft geblieben; die Beschreibung der Geschlechtsorgane der Axine, welche Creplin übrigens für einen Zwitter erklärt, hat sich derselbe vorbehalten, da sie schr wunderbar zusammen- Ber erschienen und eine noch genauere Untersuchung ver- angten. Ueber Gyrodactylus Nordm. giebt derselbe fleifsige Hel- minthologe einige Notizen. ?*) 25) Froriep’s neue Notizen. Bd. VII. 1838. pag. 83. Arine Be- Iones Abildg ar dii. 26) Ebenda pag. 84. \ 164 Gyrodaciylus elegans sitzt mit der Schwanzscheibe an der Haut der Stichlinge fest und übt mit seinem prall gerundeten Leibe die manniglaltugsten Bewegungen schnell und kräftig aus. Sehr auffallend ist es, dals dieses Thier nach Creplin’s Zeug- nils sich, wie die Naiden, durch Theilung fortpflanzt. Creplin fand diesen Schmarotzer an den Flossen und dem Körper des Gasterosteus aculeatus, während Nordmann denselben nur im Kiemenschleime des Cyprinus Brama und Carpio angetroffen. Ref. sah diese artige Thierchen ebenfalls nur auf den Flossen des Gast. aculeatus, auf welchen sie sich blutegelartig herum- bewegten. x Nordmann’s Darstellung der beiden vorderen Haftnäpfe des Diplozoon paradoxum berichtigt Creplin dahin ??), dafs auch sie mit einer hornartigen Einfassung versehen und von starken, wahrscheinlich muskulösen Streifen durchzogen sind. Derselbe fand das Diplozoon nicht blofs an den Kiemen von Cyprinus Brama, sondern auch von C. Balerus, Jeses, ru- tilus und Yimba. Delle Chiaje bestätigt das Vorkommen des Hexathy- ridium venarum Treutl. im Blute des Menschen durch zwei Fälle, in welchen von Phthisikern durch Bluthusten mehrere dieser Thiere ausgeworfen wurden ?®), Wir erfahren leider nichts näheres über die äufsere und innere Organisation dieses zweilelhalten Wurmes, sondern müssen uns mit folgender von Delle Ghiaje aufgestellten kurzen Cha- rakteristik dieses von ihm mit Polystoma sanguineum bezeichne- ten Helminthen begnügen: corpus teretiusculum vel depvessum, pori sex antici, ventralis et posticus Solitarü;. habitat in venoso ‚systemate hominis et praesertim in ejusdem pulmonali parenchymate. Ein Distoma oculi humani ist von Ammon abgebildet worden. ?°) Von Milne Edwards wird behauptet, °°) dafs bei einem Helminthen (Cerebratule margine Bl.), welcher in der Struktur mit Planaria Aehnlichkeit hat, der ernährende Saft eine sehr intensive rothe Farbe darbietet®'). 27) Ebenda pag. 87 und 89. . 28) Fricke und Oppenheim’s ‚Zeitschrift für die gesammte Medizin. B. VII. 1838. pag. 99 und Froriep’s neue Notizen B. IV, 4838. pag. 245. Ueber das Vorkommen des Polystoma in dem Blute des Menschen. 29) a. a. O. Fig. 24. 25. 30) Froriep’s neue Notizen. B. VIII, 1838. pag. 130. 31) Ich finde diese Schmarotzergattung in Cuvier’s zögne ani- mal, T. 1. 1830. pag. 260. nur mit wenigen Worten, olıne ‚Angabe des Wohnorts erwähnt. 165 Garner giebt eine sehr ungenügende Beschreibung eines Schmarotzers von Anodonta ?*), aus welcher hervorgeht, dafs derselbe den Bucephalus polymorphus vor sich gehabt habe. Ehrenberg spricht von neuem die Ansicht aus: dafs die Spermatozoen zu den Saugwürmern zu verweisen seien, ‚weil sie mit wahren Cercarien der Saugwürmer in Form, Bewe- gung und selbst in den erreichharen Spuren der Struktur grofse Aehnlichkeit hätten.??) Diese Ansicht fufst auf einem Irrthume, denn eine den Cercarien ähnliche Sauggrube, welche Ehrenberg hiebei leitete, ®*) besitzen die menschlichen ‚Sper- malazoen in der That nicht. ‘ Cestoidea. Platner hat über die gefäfsartigen Längen- und Quer- kanäle der Taenia solium Beobachtungen angestellt, *°) aus denen es sich ergiebt, dafs jeder Querkanal an seinem Ein- gange zwei dünnhäutige halbmondförmige Klappen. besitzt, ‘ welche einander an der inneren Seite des Längenkanals gegenüber stehen, die eine am oberen, die andere am unteren Ende des Eingangs; aufserdem befinden sich an der inneren Wand des Längskanals in jedem Gliede wenigstens sechs halb- mondförmige schmälere Vorsprünge, und ähnliche Vorsprünge wurden von Platner auch in den .Querkanälen bemerkt. Derselbe sah deutlich, wie nach einer Quecksilber-Einspritzung dieser Kanäle die Wiederentleerung durch die erwähnten klei- nen Vorsprünge zwischen zwei Queröffnungen gehindert, und gröfsere Quecksilberkügelchen in ihnen aufgehalten wurden. Platner hält die am Eingange der Querkanäle befindlichen Klappen für einen Apparat, durch welchen, auch wenn der Darmkanal nur zum Theil angefüllt ist, immer ein Theil der Flüssigkeit bestimmt werden mufs, den Weg in den Querkanal einzuschlagen. Ref. frägt: ob nicht diese von Platner be- schriebene Einrichtung der Ernährungskanäle bei den CGestoi- 32) Isis. 1838. pag. 830. 33) Ehrenberg: die Infusionsthierchen als vollkommene Orga- nismen. 1838. pag. 36. 34) Ebenda pag. 468. ' 35) Müller’s Archiv. 1838, ‚pag. 572. Beobachtung am_Darm- kanal der Taenia solium, 166 deen denjenigen einzelnen Gliedern, die sich vom ganzen Thiere abgelöst haben und längere Zeit munter fortleben, be- sonders zu Statten kömmt, indem dadurch nicht allein eine gleichmäfsige Vertheilung des Ernährungssaftes vermittelt, son- dern auch ein Abflufs desselben aus den abgelösten Stellen verhindert werden kann? Dujardin bestätigt an den Embryonen der Taenia Frin- gillarum filicollis, cucumerina und serrata das Vorhanden- sein von sechs Häkchen, *®) eine in Deutschland seit einigen Jahren schon bekannte Thatsache. (S. dieses Archiv. 1835. 1. pag. 83). Derselbe spricht seine Zweifel darüber aus, °7) dafs die vier Saugnäpfe der Taenien in ihrem Grunde wirklich die Mündungen der Längskanäle enthalten sollten. Ich mufs in diese Zweifel mit einstimmen, da ich mich bis jetzt von einem solchen Baue des Taenien-Kopfes, wie ihn auch Platner neuerdings von Taenia solium beschreibt, °®) nicht überzeu- gen konnte. Die Eier der Taenia serrata sah Dujardin mit einer sehr festen Schale versehen; °°) die einzelnen Glieder dieser Taenia lösten sich mit Leichtigkeit los und krochen auf feuch- ten Körpern, mit einer Geschwindigkeit von mehreren Zollen in der Minute fort, wobei sie einen langen Streifen 'von Eiern hinterliefsen, was so lange geschah, bis sie sich aller Eier ent- ledigt hatten, worauf sie dann starben. Dujardin hatte solche abgelöste Glieder mehrere Tage hindurch unter feuchten Glok- ken lebendig erhalten können. Die Eier traten aus den so- genannten Lemniscen hervor, was ich bezweifeln möchte, da ich aus diesen bei den Cestoideen immer nur die haarigen Spermatozoen hervortreten und die Eier dagegen neben der Basis des hervorgestreckten penis herausschlüpfen sah; sicher- lich ist bei den Cestoideen wie bei den Trematoden die Mün- dung der Scheide und des penis von einander getrennt. Nach einer kurzen Anzeige*°) sind von Drummond 36) L’Institut. 1838. pag. 249. oder Froriep’s neue Notizen B. VII. 1838. pag. 289. Ueber die Gattung Tuenia. 37) Ebenda. 38) a. a. O. pag. 572. 39) a. a. O. 40) Annales d. sc. nat. T. X. pag. 128. 167 Beobachtungen über Tetrarhynchus grossus Rud., welcher im Rectum eines Lachses gefunden wurde, über Tetrarhyn- chus solidus, eine neue im Mesenterium eines anderen Lachses entdeckte Species und über Bothriocephalus pun- etatus angestellt worden. ; Cystica. Zwei Fälle, in welchem ein Cysticercus cellulosae unter der Bindehaut des menschlichen Auges beobachtet wurde, sind von Estlin *") und vom Ref. *?) bekannt gemacht worden. In dem einen Falle entfernte Estlin den Schmarotzer, wel- cher am inneren Augenwinkel eines sechsjährigen Mädchens eine erbsgrofse blasenartige, von keiner Entzündung begleitete Ge- schwulst auf der Scierotica bildete, durch einen Messerschnitt in die Bindehaut; in dem anderen Falle zog Dr. Baum in Danzig das Thier aus einer Geschwulst hervor, welche sich auf dem rechten bulbus oculi eines 23jährigen Mädchens ebenfalls am inneren Augenwinkel befand und durch einen Scheerenschnitt geöffnet wurde. Ref. sprach seine Zweifel über eine neue Spe- cies von Cysticercus aus, welche Schott (S. die Kontroverse über die Nerven des Nabelstranges und seiner Gefälse. 1836. Anhang.) in einem aus der vorderen Augenkamimer eines Mädchens her- vorgezogenen Uysticercus cellulosae erkennen will. *°) Baum hat den Oysticercus cellulosae bei den im Danzi- ger Stadtlazarethe verstorbenen Menschen nicht selten ange- troffen **) und zwar in den verschiedenartigsten Organen, in den Muskeln, in der Substanz des Herzens, der Leber und des Gehirns. Knox dagegen erklärt diesen Blasenwurn: in Schottland für eine Seltenheit. *°) In der Nähe des Haken- kranzes hat Knox bei Cyst. cellulosae runde oder ovale Körper gesehen, die er (mit dem gröfsten Unrechte) für junge ' Cysticercen hielt, und deshalb sich geneigt erklärt, den Haken- kranz den Generations-Organen beizuzählen. ?®) 41) Froriep’s neue Notizen. B. VII. 1838. pag. 256. 42) Medizinische Zeitung. 1838, pag.81. Ein Eysticereus cellu- losae am menschlichen Auge, 43) Ebenda. Auch Leuckart hält denselben Wurm nach genauer Ansicht für einen kleinen verkümmert gebliebenen Cyst. cellulosae (8. Tschudi: die Blasenwürmer. 1837. pag. 57.). 44) Mediz Zeitung. 1838. pag. 81. 45) L’Institut. 1838. pag. 375., 46) Ebenda. 168 Nach einer Bemerkung von Leblond ist der Coenurus cerebralis auch im Rückenkanale eines wilden Kaninchens gefunden worden. *”) Auch über Echinococcus hat Creplin die wichtigsten bekannten Thatsachen zusammengestellt. *°) Ref. theilt ganz seine Ansicht, wenn er die Blase, in welcher die Echinococ- eus-Thierchen sich ausbilden, als Urblase betrachtet‘, und es tadelt, dafs solche Urblasen, in welchen nicht immer Thierchen | existiren, unter dem Namen Acephaloeystis als ‚etwas ver- schiedenartiges betrachtet werden. j Hammerschmidt beschreibt mehrere zu der Gattung Gregarina gehörige Schmarotzer von Insekten, *°) aus wel- chen derselbe gewifs mit Unrecht vier neue Gattungen bildet. Ein Hauptversehen hat H. dadurch begangen, dafs derselbe die paarweise an einander klebenden @regarinen für ein einzi- ges Individuum gehalten hat. Die Gregerinen zerfallen nämlich in zwei Abtheilungen;; die zur ersten Abtheilung gehörigen Arten hängen sich nie aneinander und auf diese palst: also eigentlich nicht der Genus-Name Gregarina, die zur zweiten Abtheilung zu zählenden Arten dagegen hängen sich sehr häufig paarweise aneinander. Zu dieser zweiten Abtheilung gehören Hammer- schmidt’s Clepsidrina polymorpha aus dem Darm des Tenebrio molitor, Cleps. conoide«w aus dem Darme der Forficula. auricula- ria, Cleps. ovata aus dem Dünndarme der Amara cuprea und Cleps. zenuis aus der Larve von Allecula Morio. Clepsidrina Mike ist überdies nichts anderes als die von Leon Dufour (S. Ann. d. sc. nat. T. VII. 1837. pag. 12.) schon beschriebene Grega- rina ovata, Zur ersten Abtheilung der Gregarinen müssen Ham- merschmidt’s Rhizinia oblongata aus dem Dünndarme des Opatrum sabulosum und Pyxinia rubecula aus dem Darme von Dermestes vulpinus gerechnet werden, denn offenbar sind diese Schmarotzer mit der von mir (S. meine, Beiträge zur Naturge- schichte der wirbellosen Thiere. 1839. Tab. II. Fig. 51. 53. und 55.) beschriebenen Gregarina caudata und oligacantha verwandt und ebenso unvoHständig, mit fehlendem Kopfende abgebildet, wie L&on Dufour's Gregarina soror und.hyalocephala (5. Ann. d. sc. nat, a. a. ©. Pl. VII. Fig.7. und 8.). Rhizinia curvala aus der Larve von Cetonia aurata und Bullulina Tipulae aus der Larve der Tipula pectinicornis scheinen der zweiten Abtheilung der Gregarinen anzugehören, sie haben sich nicht paarweise .an- w 47) Atlas. a. a. O. pag.15. 48) Encyclopädie von Ersch und Grube. Th, 30. 1838. pag. 368 bis 371. 49) Isis 1838. pag. 355. | 169 einander gehängt; solche einzelne Individuen erkennt man auch in den Figuren p. q. s. t. u. v. w. der Olepsidrina polymorpha und den Figuren d. e. f. Cleps. conoidea, von denen Hammer- schmidt einige für noch unausgebildete Thiere hält. Bei meh- reren ÖOlepsidrinen ist Hammerschmidt ein Fleck in dem 2ten und 4ten abgeschnürten Theile des Leibes aufgefallen, es sind dies die von mir (a. a, O. pag. 57.) erwähnten Bläschen, welche eine jede der beiden aneinander klebenden Gregarinen in ihrem Hinter- leibe verborgen haben. Die träge wurmförmigen Bewegungen des Leibes, und die unter Wasser schnell erfolgende Anschwel- lung desselben, was ich bei allen Gregarinen beobachtete, machen diese Schmarotzer den Echinorrhynchen ähnlich. Als Helminthologisches ‘ist noch Folgendes zu erwähnen: 4. In dem von Gurlt angefertigten Kataloge des zootomi- schen Museums der Königl. Thierarzneischule zu Berlin °°) wer- den in 222 Nummern die in diesem Institute aufbewahrten Ein- geweidewürmer aufgeführt, unter denen sich mancherlei Inter- essantes befindet, z. B. Filaria erucarum aus einer wurmslichigen Birne, Nr. 6. F. Locustae aus der Bauchhöhle der Wanderheu- schrecke, Nr. 24. Spiroptera (sp. dub.) aus der Harnblase von Mus Raitus, Nr. 111. Asceris (sp. dub.) aus dem Darm der Maulwurfsgrille, Nr. 130. Monostomum caryophyllinum aus dem Daärme einer Ente, Nr. 131. M. (sp. dub.) aus der Bauchhöhle der Lacerta agilis etc. Auferdem verdient aus diesem Kataloge noch. angeführt zu werden °'):. das Gehirn mit, vielen Finnen (Cysticercus cellulosae) an der Spinnenwebenhaut, von. einem Mopse, welcher am ganzen Körper unendlich viele Finnen hatte, und Enngenstücke mit Echinococcus veterinorum von einer Ziege. 2. Curling: lectures on ihe entozoa or internal parasütes of‘ the human body °”). Man findet hier dieselben Holzschnitte wieder, welcher sich Owen in der oben erwähnten Encyclopädie bedient hat. 3. Diesing machte bei der Versammlung der Naturforscher zu Prag auf mehrere neue Gattungen brasilianischer Helminthen aus der Ordnung der Nematoideen und Trematoden aufmerk- sam °?), von weiten ich, da derselbe seitdem eine sehr inter- essante Abhandlung darüber in den Annalen des Wiener Mu- seums hat abdrucken lassen, im nächsten Berichte Ausführlicheres angeben werde. 50) Magazin für die gesammte Thierheilkunde. 4. Jahrg. 1838, 51) Ebenda. pag. 196. Nr. 256. und pag. 203, Nr. 405., London Medical Gazette, 1837 —38. 53) Isis. 1838, pag. 59. V. Jahrg. 2, Bd, 12 Bericht über die Leistungen im Gebiete der Zoologie während des Jahres 1838 von, Dr. Erichson, Dr. F. H. Troschel, Fr. Stein und dem Herausgeber. Fast scheint es, als ob das Jahr 1838 in Reichthum an zoolo- gischen Produetionen seine Vorgänger überbieten wollte, und es würde mir um so weniger möglich gewesen sein, über die grofse Masse der in dessen Laufe erschienenen Arbeiten einen einigermafsen genügenden Bericht zu erstatten, wenn mich ‘ nicht die Herrn Troschel und F. Stein, der erstere durch Uebernahme «er Mollusken und Fische, der letztere durch Bearbeitung der Würmer, Arachniden und Crustaceen gütigst unterstützt hätten, während Hr. Dr. Erichson sich, wie frü- her, der speciellen Bearbeitung der Entomologie unterzog. Mit Bedauern. mufs: ich auch diesmal bevorworten, dafs eine längere Entfernung von‘“Berlin während der günstigen Jahres- zeit es mir nicht gestattete, die speeiellen zoologischen Arbei- ten ın den Säälen der hiesigen Sammlung vorzunehmen, wo- durch mir. bei mangelnder: Vergleichung: ein, kritisches ‚Ein- gehen in die neu begründeten Genera und Arten unmöglich wurde. Für- die Amphibien werde ich schon’im nächsten Jahr- gange in nachträglichen Aufsätzen kritische Bemerkungen zu den neueren herpetologischen Arbeiten von 1837 und 1838 liefern, und hofle, soweit es meine Gesundheit und Mufse gestattet, auch in Bezug auf die Leistungen in den übrigen Klassen später noch Manches nachzuholen. Ich kann dabei N... ä 171 den Wunsch nicht unterdrücken, dafs auch die Leser des Archivs ihre kritischen Bemerkungen über neu aufgestellte Arten, von denen’ gewifs viele mitlängst bekannten zusammen- fallen, dieser Zeitschrift zum allgemeinen Besten nicht vorent- halten mögen, welchen Wunsch ich bereits vor melıreren Jah- ren in dem Prospeetus zu dieser Zeitschrift und in Bezüg auf die neuen Conchylien-Arten, in der Vorrede zrı Th. Müller’s S'ynopsis novarum specierum — aber bisher vergeblich — aussprach. — Ueberhaupt hat es fast den Anschem, als’ ob in unserm Vaterlande der periodischen Literatur die rege’ Theil- nahme fehlte, durch welche dieser erst der währe”Nutzen er- wächst. Kaum ist in England eime neue Beobachtung oder Entdeckung durch die Zeitschriften bekannt geworden, so 'wird sie auch alsbald durch beistimmende oder’ beschränkende Mit- theilungen Anderer bestätigt, erweitert, berichtigt. Man schämt sich nicht der Anfragen, wo man selbst nicht im Stande ist, eine Beobachtung weiter zu verfolgen und harrt der Antwort sel- ‘ ten vergeblich. Freilich steht es auch dort und hier mit der Naturgeschichte anders. Bei uns unterliegt sie noch 'einem gewissen Zunftgeiste, der sich, wie die Titelsucht, mit den Haarbeuteln und Zöpfen noch nicht völlig verloren hat. Die Wissenschaft gilt noch Manchen unsrer Landsleute als ein aus- schliefsliches Besitzthum der Gelehrtenzunft, in welcher das Recht mitzusprechen erst durch das’ sogenannte Triennium academicum oder die oft erkaufte Doctorwürde' erworben wird. Man unterscheidet mit einer gewissen Vornehmheit Naturforscher und Sammler oder Dilettanten, olme zu beden- ken, dafs die ersteren, als die Zunftmäfsigen, sehr oft nicht in der Natur forschen, weil es ihnen an Zeit, Lust und-Gelegen- heit zu beobachten fehlt, die letztern aber oft genug, inter- essante Beobachtungen machen, ‘welche für die .Wissenschaft nicht: selten. verloren gehen, weil die Beobachter sich»nicht für berufen halten, sie mitzutheilen und auch oft durch’ das hoch- müthige Wesen der Zünftigen zarückgeschreckt werden. Belege für diesen Kastengeist liefern sogar die Versammlungen der deutschen Naturforscher. t) Anders:ist.es in Fa laıh wo solch ein Unterschied. der Kasten a 3 1 7 bu 1 4) So erzählt uns Oken, Isis 1837. s 323 von der Versammlung 12 * 4172 Ich- will hiermit keinesweges behaupten, 'dafs Allein diesem Umstande die grofse Regsamkeit zuzuschreiben ‚sei, welche uns in der neueren: zoologischen Literatur Englands so'überraschend entgegentritt. Vielmehr ‚wird diese allerdings theilweise durch die unermefsliche Menge zoologischer Gegenstände, : welche diesem Inselreiche lebend ‘und todt tagtäglich sein Weltverkehr zuführt, erweckt und genährt. Ich gebe auch‘ gern zu, dafs einzelnen jener Arbeiten die nöthige Gediegenheit abgeht, dafs besonders von England aus das Heer ‚barbarischer Namen, ' welche trotz allem Widerstreben immer mehr. die Wissenschaft überschwemmen, auf eine ‚Schrecken erregende. Weise ver- gröfsert, wird, dafs endlich sehr viele bisher unbekannte Thier- formen uns; von dort aus nurin flüchtig hingeworfenen Diagno- sen bekannt werden, weil die Beschreiber, ‚denen es oft nur an jener kläglichen Verewigung ihres Namens, liegen mag, nieht: zu. wissen scheinen, dafs das Endziel alles Unterschei- dens, ‚der. Arten die geographische Verbreitung. der. Thierarten ist und dafs diese Hauptaufgabe der speciellen Zoologie. nur dadurch. erreicht werden kann, dafs neben der nur die leich- tere . Uebersicht vermittelnden Diagnose, . welche oft durch neue Entdeckungen verändert oder umgestofsen wird, eine präcise, doch auf die gesammte Gestalt eingehende Beschrei- bung, gegeben werden mufs, damit jeder spätere Bearbeiter, welcher das. vom Autor. beschriebene Thier nicht in natura zu. vergleichen Gelegenheit ‚hat, doch im Stande. ist, zu ent- scheiden, ob er es mit derselben Art oder einem klimatischen Repräsentanten derselben zu thun hat. Aber man glaube nur nicht etwa, dafs diese Nachtheile aus dem Fehlen unseres der Natürforscher zu Jena sehr naiv: Unter den Beiwohnenden wurde der Unterschied zwischen eigentlichen Mitgliedern, welche ein Buch geschrieben-haben und daher stimmfähig sind, zwischen den andern, welche Beitritt haben und,mitsprechen können, und endlich zwischen den, Zuhörern streng beobachtet; in die zweite Klasse haben sich je- doch manche eingeschlichen (sic!), welche billig in der dritten Klasse hätten bleiben sollen, Im Verzeichnifs werden wir daher nur dieje- nigen aufführen, welche Vorträge gehalten ‘haben, oder in den betref- fenden Fächern Schriftsteller ‘oder -Doctores Medieinae sind. Wer etwa dabei vergessen wird, soll es daher nicht übel nehmen. Diese Maafsregel scheint uns im Wohl der Gesellschaft begründet zu sein. wen { 173 Zunftgeistes 'entsprängen. Darf. man sich über barbarische Nomenklatur und leichtfertige Charakteristik der Artem'wun- dern, wenn wir in England Zoologen vom Fache mit schlech-' tem Beispiele vorangehen sehen, oder ‘wenn Mitglieder der franz. Akademie: in der Namenbildung‘gleiche' Blöfsen geben? Und fehlt es etwa bei uns an schwachen Arbeiten der Zünf- tigen, oder hat je einer der sogenannten Fachgelehrten ein Werk 'geliefert, welches sich an Gediegenheit und Fülle der Beobachtung mit Naumann’s Naturgeschichte der deutschen Vögel vergleichen liefse? Dafür finden wir ihn denn auch nach guter deutscher ‘Sitte im 9. Bande mit dem Professor-Titel 'beehrt, als ob ihn nicht sein Verdienst schon längst über ein so tris viales Prädikat erhoben hätte. An:Naturforschern im eigent- liehsten Sinne des Worts, welche wie Naumann ganz in der _ Natur leben, ist Deutschland'arm, während England deren Viele besitzt. Daher denn auch das Interesse am Studium der vater- ländischen Thierwelt, welches sich dort in immer gröfserem Kreise verbreitet. Während bei uüs eine: Menge .aus- und: abgeschriebener Lehrbücher erscheinen, ‚welche auf Verbreitung der Naturgeschichte im Volke berechnet, ' den gutmüthigen Ab- nehmer über alle mögliche Thiere der’ Erde belehren, die er meist nie im Leben zu sehen ‚bekommt,dagegen ihn: oft über die ihn zunächst umgebende Thierwelt onne den nöthigen Auf- schlufs lassen, wird 'in- England das. schon von Pennant und Fleming geweckte Interesse für die britische Fauna, durch höchst 'zweckmäfsige: Handbücher. genährt und belebt. Ich meine die jüngst bei Van Voorst in London erschiene- nen, mit den trefllichsten Holzschnitten ‚im. Texte | gezierten: Werke?) von W.Yarrell über die britischen Fische, und Vö- gel, von Th. Bell über die britischen Säugethiere, Amphibien und Crustaceen, daun die damit rivalisirenden Bände der Na- 2) A History of British Fishes 2 Bd. in8 mit 400 Holzschnitten, zu welchen 1839 noch ein Supplementband erschien. — A History of British Birds by W. Yarrell seit 4838 heftweise, noch unvollen- det — A History of British Quadrupeds by Thom. Bell,— 4A History of‘ Britis# Rephiles by Th. Bell seit 4838 und 1839 vollendet, 1 Bd. in®. — Die History of British Crustacea von Bell, zu welcher J. O. Westwood die Zeichnungen liefern wird, bisher nur angekündigt. 174 - turalisi’s Library mit eolorirten Stahlstichen,?) ferner die History. of the British Zoophyies by G. Johnston.‘ Edin- burgh. 1838: 1 Vol. gr.'8.. Dann reihen sich nun noch Local-: faunen,. wie die. Cornish Fauna, being a Compendium of the Natural History of the‘ County, by Jonathan Couch Part. 1. Truro 14838. 8.,"'welehe sich über : die Vertebraten,' Grustaceen (54 Arten)‘ und ‚Radiaten (23: Arten) von\Corn- wall verbreitet und'noch einen zweiten-Bänd hoffen läfst, ferner die Halacologia Monenisby E. Forbes u. s. w: an. Rechnen wirchierzu die zahlreichen Abhandlungen über die in Grofs- hritanien einheimischen Arten einzelner Thierfamilien, und die Thierverzeichnisse einzelner Grafschaften, welche in den Jour- nalen erscheinen, so »haben' wir das vollständigste Bild "von dem lebhaften Interesse, welches man dort dem Studium der heimischen Fauna widmet, während wir von Deutschland nicht ein Gleiches zu 'rühmen haben. Bei dieser Gelegenheit läfst sich noch schicklich ein Hand- buch der:allgemieinen Zoologie von Prof.’ Rymer Jones er- wähnen, *) welches ebenfalls bei John Van Voorst in London seit September 1838 heftweise erscheint und bestimmt ist, die Kenntnifs. der inneren‘ Organisation und der Zweckmäfsigkeit des Gesammtbaues der einzelnen Thierklassen' für die ihnen bestimmte‘ Lebensweise im "gröfserem Kreise zu verbreiten. Die ebenfalls dem‘ Texte beigedruckten Holzschnitte übertref- fert'in' Schärfe und’ Schönheit der Darstellung sogar der anato- mischen Gegenstände alle ähnlichen Versuche dieser Art und beschämen darin selbst viele unserer Kupferstiche. Aus dem Texte wird der Zoolog vom Fache eben nichts Neues lernen, wohl aber wird er einer fast völligen Unkenntnifs der ein- schlagenden deutschen Literatur ungern begegnen, selbst da, wo ‘diese über die Resultate der fremden Literatur hinausging. Besonders ausgezeichnet ist das Jahr 19838 durch das Zu- 3) Hieher der 6. Bd. der Mammalia: British Quadrupeds by W. Mac Göllivray. Edinburgh 1838, 8. — The Birds of Great Britain and Ireland by 'W, Jardine. Edinburgh 1838 und 39 2 Vol. in8. u. s. w. 4) A General Qutline of the Animal Kingdom by Thomas Rymer Janes, F. 2. $5., Professor of comparative Anatomy in Kings College. London seit 1838 heftweise in 8. 175 sammenerscheinen mehrerer durch Inhalt und Ausstattung gleich ausgezeichneter Reisewerke. In Deutschland begann die Herausgabe der Reise des Fürsten Maximilian von Wied-Neuwied durch Nord- Amerika. Coblenz bei Hölscher in 4to. Neben den anziehen- den Naturschilderungen, welche dem Texte eingewebt sind, enthalten auch die am Schlusse jedes Kapitels angehängten Anmerkungen mannigfache Belehrung für den Zoologen. Die herrlichen Abbildungen von Bodmer nach der Natur gezeich- net, betreffen gröfstentheils ethnographische und landschaftliche Gegenstände; überhaupt wird dieses Werk gerade durch die höchst vollendeten Portraits ‚indianischer Urbewohner eine reiche Quelle für die Ethnographie Nordamerikas werden, Die Reise, deren Ziel die Rocky Mountains waren, wurde vom Fürsten von Neuwied im Sommer 1832 angetreten. Sie führte von Boston durch die Alleghany-Gebirge und blauen Berge nach den Gegenden des Ohio und Wabasch, wo überwintert wurde. Im April 1833 trafen die Reisenden in St. Louis ein, und setzten, unlerstützt durch die amerikanischen Pelzhändel- Compagnie, deren Factoreien und Forts eine Verbindung bis zu den Rocky Mountains bilden, ihre Reise längs dem Missouri bis zum Fort Machenzie fort, wo die Kriege der Indianerstämme jedes weitere Vordringen unmöglich machten. Man zog sich im September nach den Dörfern der Mandars und Mönnitarris zurück und verlebte hier den Winter. Mit dem Beginne des Frühlings trat der Fürst den langen Rückweg den Missouri hin- ab an und kehrte nach einem kurzen Besuche der Seen Erie und Ontario im July 1834 nach Europa zurück. Leider ver- unglückte auf der Rückreise ein grofser "Theil der naturhistori- schen Sammlungen, und darunter manches Neue. — Einige zoolo- gische Notizen aus dem Reisebericht sind weiter unten am be- treffenden Orte angegeben. In England erschien prachtvoll ausgestattet der zoolo- gische Theil der Reise des Schiffes Beagle: Zoology of ihe Voyage of H.M. $. Beagle under the Command of Capt. Fitzroy, during the years 1832—1836, edited. and superintended by Charles Darwin Esg., deren ersten Theil, Fossil Mammalia by Richard Owen, wir bereits im vori- gen Berichte erwähnten. Die noch lebenden Säugethiere bear- beitet Hr. Waterhouse, die Vögel Darwin und Gould, die Reptilien Hr, Bell. die Fische Hr. Jenyns, Es erschienen von Part I. Fossil Mammalia by Richard Owen Heft 4 und 2. Ersteres enthält die Beschreibung von Toxodon und Macrauchenia, letzteres den Schlufs der Beschrei- 176 bung der letzteren auf dem Uebergange zu den Kameelen stehenden Pachydermengattung, ferner die ae. eines Schädelfrag- mentes von @lossotherium, eines neuen Geschlechts der Edentaten und Nachricht von einem verstümmelten Unterkiefer und Zäh- nen einer Megatherien-Galtung Mylodon. Die herrlichen Abbildungen überireffen alle frühere Darstellungen ähnlicher Art. —Die Recent Mammalia by George Waterhouse bilden: den zweiten Theil (Part 1I.). Wie dem ersten Theile eineSchilderung der geologischen Verhältnisse der Südspitze Ame- rıkas vorangeht, so dem zweiten eine geographische Einleitung von Darwin über die wichtigsten Localitäten, in denen die Thiere ge- sammelt wurden. Beschrieben’ und abgebildet werden von Fleder- mäusen : Desmodus Dorbignyi, Phyllostoma Grayi, P. perspicillatum, F espertilio Chitoensis, Dysopes nasutus; ferner Canis antarcticus Shaw. v. C. Magellanicus Gray, C. fulvipes Mart., C.Azarae, Felis Yagua- vondi Desm., P. pajeros Desm., Galictis vittata Bell, Lutra chilensis Benn., L. platensis.n..sp, und Delphinus Fitzroyi n. sp. folgen im zweiten Hefte, welches aufserdem Nachrichten über das Guanaco und den Cervus cempestris giebt und auf 6 Tafeln die Abbil- dungen von neun Mäusen enthält; das 3. Heft, ist ganz den Mäusen gewidmet. Mus maurus (la Plata) M. Jacobiae (Galla- pagos), M. insularis (Ins. Ascension) MM. smusculus von, Cap Vert., den Falklandsinseln und Maldonado) IM. longicaudatus (Chile) Muelegans (Bahia) M. bimaculatus (Maldonado) M, gra- cilipes (Bahia), M. flavescens (Maldonado), M. magellanicus (Port Famine.) Von dem dritten ornithologischen Theile, zu welchen Herr und Mad. Gould die schönen Abbildungen anfertigten, erschienen zwei Hefte, welche die auf der Expedition gesam- melten Raubvögel enthalten. Von diesen wurden bereits im Laufe des Jahrgangs Bd. 1. S. 374 Diagnosen mitgetheilt, Von Darwin ist eine Schilderung der Sitten und geographischen Verbreitung der beobachteten Arten gegeben; unter lern eine sehr gerühmte Naturgeschichte des Condor. — Die prachtyolle Ausstattung des ganzen Werks, welcher selbst in England das höchste Lob gezollt wird, erklärt sich theilweise aus einem Zu- schuls von 1000 Pf. Sterling, welchen .die Königl. Schatzkam- mer zur Herausgabe des Werkes bewilligte. Eine noch bedeutendere königliche Unterstützung wurde auch dem höchst wichtigen zoologischen Reisebericht von Dr. An- drew Smith zu Theil, dessen Publikation ebenfalls heftweise im Jahre 1838 begonnen. (Illustrations of the Zoology of South Africa; consisting chiefly of figures and descrip- tions of the objects of Natural History collected during an expedilion into the Interior of South Africa in the years 1834, 1835 and 1836, filted out by the Cape of Good Hope Association for exploring Central-Africa by An- drew Smith, M. D. Surgeon to the Forces and Director of the Expedition. London 1838. 4. Die capsche Gesellschaft zur Erforschung von Centralafrika 177 beschlofs bekanntlich die Ausrüstung einer Expedition nach dem Norden der Cap-Kolonie und wählte den Dr. Smith einen dort stationirten Militairarzt zum Leiter derselben. Die Expe- dition, aus 34 Personen bestehend, drang bis zum 23° 28° südl. Breite vor und kehrte nach neunzehn-monatlicher Abwesenheit mit einer grolsen, überaus werthvollen Sammlung zurück. Mit Ausnahme der Insecten, deren Bearbeitung Macleay übernom- men, wirdDr.Smith die übrigen Thierklassen selbstbearbeiten. — Das erste Heft enthält Abbildungen und Beschreibungen von Rhinoceros Keitloa, Rhin. bicornis, Falco semitorguatus Smith, Chizaerrhis concolor Smith, Pterocles gutturalis und Otis ruficrista Sm, von Amphibien Sternotherus sinuatus Smüth (zwischen dem 24 und 25° in grafser Menge), Faranus. albigularis Daud., 4—5F. lang, (innerhalb der Gränzen der Capcolonie selten, hält er sich in abschüssigen Felsgegenden, oder steinigen Hügeln, in deren Spalten und Klüften er Schutz sucht und dann an deren rauher Oberfläche sich so fest mit seinen Krallen anklammern kann, dals es für einen Menschen unmöglich ist, ihn loszureilsen. Verf. sah, dals zwei Menschen nöthig waren, um ein Individuum aus einer solchen Lage miltelst einer vor den Hinterbeinen an- elegten Schlinge loszureilsen, wobei sich die Spitzen der Kral- en abgebrochen zeigten. Das Thier lebt von Fröschen, Krab- ben und kleinen Säugethieren). Von Schlangen Bucephalus viri- dis Sm., von Haifischen Echinorrhinus obesus Sm. "Die folgenden drei Hefte enthalten von Säu ethieren Eri- naceus frontalis Smith, Herpestes badius Smith, Sciurus Cepapi Sm., Hippopotamus amphibius, Manis Temminckii — von Vögeln: Accipiter polyzonoides, Prionops Talacoma, Grateropus Jardinii Sm., Euplectes taha Sm., Philetaerus lepidus Sm., Fidua axilla- ris Sm., Merops Bullockioides Sm. (der wahrscheinlich dem Merops Bullocki, nicht aber, wie man aus dem Namen schlielsen sollte, Herrn Bullock ähnlich ist) Pierocles variega- dus, Francolinus Sweinsonii Smith, Francolinus natalensis Sm., Francol. pileatus Sm, Franc. subtorquatus Sm., Hemipodius le- purana Sm., — von Reptilien: Echidna incrassata Sm., Lycodon capensis Sm. — Das dritte Heft ist allein den Insecten und Cru- staceen gewidmet, Es enthält zwei Abhandlungen, die eine über die Cetonien Südafrika’s, die andere über die kurzschwänzigen Dekapoden, welche Dr. Smith mitbrachte. Leider ist mir dies wichtige Werk bis jetzt nur vom Hörensager, nicht aus eigener Ansicht bekannt, In Frankreich begann die Publication eines wichtigen - Prachtwerkes über die Insel Cuba. autor, politica y natural de la Isla de Cuba, publicada con aprobacion de su Magestad Catolica y_baja da proteccion de la intendencia de la Habanapor D. Ramon de la Sasra, botanico honorario de S. M. Director del jardin de la Habana, etc. Paris en la libraria de Arthus Bertrand. 1838 Jel.>) 5) Es scheint von diesem Werke auch eine französische Aus- gabe in 8. mit Abbildungen in Fol. zu geben, unter dem Titel; 178 Der erste Band wird eine geographisch-statistische Beschrei- bung der Insel, die folgenden Bände werden die Natürgeschichte derselben abhandeln. Die Statistik, die physische Geographie und die Naturgeschichte der Säugethiere wire. Ramon de la Sa- gra selbst bearbeiten, die Bearbeitung der Vögel, Mollusken, Echinodermen und Polypen hat Hr. Alk: d’Orbigny, die der Reptilien Cocteau, die der Fische Bibron, die der Cristslebd, Arachniden und Insecten Hr. Lefebvre übernommen. Die bis jetzt erschienenen Lieferungen enthalten Abbildungen von Säu- gethieren, Vögeln und Amphibien. Der beikommende beschrei- bende Text ist sehr ausführlich und gründlich; die Abbildungen meisterhaft in Auffassung und Ausführen, besonders gilt dies für die der Amphibien, welche alle Ansprüche der heutigen Wis- senschaft auf das vollkommenste bekriedigen v. Bär’s interessante Schilderung des thierischen Lebens auf Novaja Zemlia (Bullet. sc. d. U Acad de $t. Petersb. Tom. 111. 22) wurde im ersten Bande des 5. Jahrgangs die- ser Zeitschrift abgedruckt. Eben so enthielten diese Blätter (Jahrgg. IV. Bd. 1. S..97) wichtige Bemerkungen über das kaspische Meer von E. Eich- wald, in welchen derselbe die Fauna dieses Meeres als eine selbstständige, von der des schwarzen Meeres verschiedene nachweist, Von. grofsem Interesse ist die Fauna dieses Bin* nenmeeres dadurch, dafs sie sich als ein Gemisch von Süfs- wasser- und Meeresbewohnern kund giebt. Auch die im kas- pischen Meere vorkommenden Amphibien sind nicht marine Arten, sondern theils solche, welche wie die Kielnattern (Tro- pidonotus) die Süfswasserseen und Sümpfe von Zeit zu Zeit, wahrscheinlich der Frösche wegen, besuchen, theils sie wie die Emyden zum längern Aufenthalte wählen. Auch Emys cas- pica ist wie ihre Gattungsverwandten eine Süfswasserschild- kröte, sie lebt in den weniger tiefen Gewässern Griechenlands; auch in Dalmatien findet sie sich nur in der Nähe des Meeres, Ihr Fehlen im schwarzen und mittelländischen Meere ist demmach we- niger befremdend, als es ihr Vorkommen in denselben sein würde. Histoire physique, politique et naturelle de l’Isle de Cuba par Mr. Ra- mon de la Sagra, directeur du jardin botanique de la Havune, MM. Alcide d’Orbigny, Cocteau, Bibron, A. Lefebvre, F. E. Guerin-Mene- ville, Martin-St. Ange, Montagne; et M. Sabin Berthelot pour la tra- duction de Histoire physique et politique. Sie ist mir nur aus An- zeigen bekannt, und sonach hätte man es nicht zu bedauern, dafs ein so wichtiges Werk in spanischer Sprache erschienen sei. 179 Die Schilderung der Fauna von Tenasserim, welche Dr. Helfer in dem Journal of the Asiatic Society of Bengal. (Caleutta 1838. P. II. p. 855.) mittheilt, betrifft nur Säugethiere und Vögel, und ist überdies nur flüchtig hingeworfen und durch Fehler entstellt, so dafs wir sie nur als einen Vorläufer einer gediegeneren, Arbeit ansehen dürfen. Vorläufig müssen wir das Vorkommen von Phyllostomen und einem kleinen Bra- dypus in Tenasserim als durch flüchtige Bestimmung oder einen Gedächtnifsfehler herbeigeführt, ‚in Zweifel ziehen, so auch scheint des Verf. Vermuthung wenig begründet, wenn er in einer Menschenrace, welche die gegen die Halbinsel Malacca sich hinabziehenden Gebirge bewohnen soll, einen gigantischen Orang vermuthet. Nach dem Verf. ist Tenasserim ein Zwischenglied zwischen Hindostan, Indo-China und Malacca, welches Arten besitzt,’ die jedem dieser drei. Erdstriche eigenthümlich sind, so jedoch, dals die Zahl der Formen, welche es mit Bengalen und anderen Theilen Hindostans gemein hat, verhältnilsmäfsig geringer, ist. Die Provinzen Amherst und Ye besitzen manche Arten, die den östlich vom Burhamputur gelegenen Gegenden angehören, und selbst einige von Butan und Nepal, die südlichen Provinzen be- sitzen dagegen viele Arten, welche bisher ausschliefslich im ma- layischen Archipelagus gefunden sind, so z. B. findet sich Hy- lobates syndactylus und Semnop. maurus in den südl. Provinzen, ersterer bis zum 15° n. B. Die Quadrumanen zeigen sonst bei geringer Mannigfaltigkeit enge Begränzung der Arten. Ursus Malayanus bewohnt die Gebirgsgegenden bis zum 13°. Von Hunden findet sich keine Art, aber Katzen, Viverren, und ein Herpestes. Der Königstiger ist zahlreich, kräftig und grofs, scheint aber feiger als in Bengalen; man fürchtet ihn wenig und hat kein Beispiel, dals er bei Tage einen Menschen angegriffen. Elephanten streifen in Heerden von 10—30 Individuen in den Urwäldern von dem bengalischen Meerbusen bis zur chinesi- schen See umher, steigen während der Monsun in die Ebenen hinab und kehren während der Hitze in die Gebirge zurück. Schweine sind gemein, und das Babirussa nicht selten. Drei Rhinoceros-Arten treffen in Tenasserim zusammen. Rh. indicus findet sich in den nördlichen, RA. sondaicus in den südlichen Provinzen, Rh. sumatrensis vom 17°—10° Br. Der Tapirus Malayanus reicht bis hinauf zum 11° 37, — indem er in der Provinz ‚er vorkommt. Von Wiederkäuern zeigte sich keine einzige Antilope, dagegen sind Hirsche und Rinder ir Arten zahlreich. Von ersteren giebt es: C. Hippelaphus, Wallichii, Aristotelis, Axis, Muntjak und noch 2 andere Arten, von letzte- rer findet sich der Büffel, der Arni, und der Hausochs (wahr- scheinlich der Gayal gemeint) wild, der ‚grolse B. Gaurus ist 150 selten, aber der Bison Guodus sehr gemein, 'aulserdem findet sich ein kleines Rind, von den Burmesen Fhain genannt, von wel- chem Verf. nur die Fährte sah. — Von Vügeln sammelte Verf. 250 Arten, in 600 Exemplaren. In dieser Ahierklasse zeigt sich noch mehr die innige Beziehung der südlichen Provinzen zu dem: Sunda-Archipel; denn über 60 Arten, welche als Bewohner ‘der südlichen Hemisphäre, aus Sumatra, Java bekannt sind, finden sich in Tenasserim. Unter den Hühnervögeln führt Verf. den Phasianus Gallus (ob Gallus Bankiva Temm.:?) auf. Er soll’in den ‚Jungles vorhanden sein; die Eingebornen sollen die Jungen desselben häufig aufziehen, indem sıe Eier aus den Wäldern dem Hausgeflügel unterlegen. Von Graham Dalyell erhielten. wir einige sehr wich- tige Beiträge zur Fortpflanzungs- und Entwicklungsgeschichte der niederen Thiere, der Actinien und Ascidien, durch welche ähnliche, frühere ‚Beobachtungen von. Sars eine erfreuliche Bestätigung erhalten, ‘eine erfreuliche ‚sage ich, weil ihre Richtigkeit von deutschen Naturforschern ohne hinreichenden Grund bezweifelt ist. Sars ist ein sorgfältiger Beobachter, der trotz seiner -Abgeschiedenheit’von der gelehrten ‚Welt bei seinen Untersuchungen sehr wohl weifs, worauf es ankommt, und wenn er diese nicht immer bis auf die Spitze führen konnte, so lag dies nur daran, dafs er sich bisher nur eines älteren englischen Mikroskops bei seinen Beobachtungen be- dienen konnte. Sars machte uns früher mit einer durch Queertheilung proli- ferirenden Actinie (Aetinia prolifica 8.) bekannt, vgl. Jahrgg. II, 2. S. 189).. Dalyell lehrt uns dagegen eine andere Aclinie ken- nen, welche durch Ausläufer (Stolones) aus der Basis proliferirt und zwar auf eine Weise, welche, bei Zoanthus, wo sie sich in der dadurch‘ entstehenden Familiengruppe bleibend erhält, den 'generischen Character ausmacht. James. new Edinb. phil. Journ. Vol. XXVI. p. 152. Was also bei Zoanthus zum blei- benden generischen Charakter wird, ist hier nur ein vorüber- gehender Act der Fortpflanzung, wodurch der innige Zusam- menhang der Zoanthen und Actinien erwiesen wird. Andrer- seits würde Ehrenbergs Definition der Actinien: corpore ovi- Paro s. viviparo, r«ro gemmiparo, nunguam sponie dividuo hier- - durch, wie durch Sars Beobachtung eine Beschränkung ‚erleiden. — Grah. Dalyell’s 4Sor. flava ist gelblich oder orange, von etwa 1“ Durchmesser, mit, einer Reihe weilser Längslinien am ganzen Körper hinunter und 3Kreisen langer dünner Tentakeln auf der Mundscheibe; die Basis dehnt sich rings um den Körper in einen dünnen Rand aus, mit dem: sie festsitzt. Vor der Fort- pflanzung zeigt dieser auffallende Unregelmäfsigkeiten, tiefe Ein- schnilte, und grölsere Ausbreitung einiger seiner Ecken. In 481 kurzer Zeit trennen sich. rohe unregelmäfsige Theile von unbe- stimmter Gestalt vom Umkreise los, bald unter der Gestalt eines soliden Prisma, bald unter der eines langen Ovals, dann scheint sich der Rand auf einen engeren Umkreis zusammenzuziehen, während das sich abtrennende Fragment an seinem Platze bleibt oder fortrückt. Ein verbindendes Ligament erscheint zwischen beiden (also ähnlich den sogen. Stolonen der Zoanthen), wel- ches allmählig. dünner wird, bis eine vollständige Trennung ein- tritt. Noch ist der Spröfsling eine formlose, Masse, bald folgt die Entwicklung der Fentakehn und die Form wird symmetrisch. Durch Abtrennung vieler solcher Fragmente während der Fortptlan- zungszeit vom Mutterkörper wird dieser so vollständig verstümmelt, dals es schwer hält, in ihm dasselbe Thier wieder zu erkennen. Die Ausläufer (die verbindenden Ligamente, wie sie Verf. nennt) haben 2—9"' Länge, adhäriren nicht mit ihrer Unterseite, son- dern schwanken (waves) bei den Bewegungen des Wassers. Die andern Beobachtungen betreffen die Entwicklungsge- schichte der zusammengesetzten und. einfachen Ascidien. Von ersteren wissen wir bereits durch Sars, dals die Jungen des Boitryllus gleich Kaulpadden in Gestalt geschwänzter Thierchen, das Ei er (vgl. Jahrgg. U. 2. S. 209) Dieselbe Beobach- tung wird nicht nur von D alyell für Aplidium verrucosum a.2. O. p- 155 bestäligt, sondern auch auf die einfachen Ascidien erwei- tert. Auch hier sehen die Jungen beim Ausschlüpfen wie Kaul- adden aus, schwimmen mit ‚grolser Lebendigkeit hauptsächlich Ach Bewegungen des Schwanzes umher. Verf. vergleicht sie in diesem Stadium einer Stecknadel und nennt sie deshalb spi- nulae. Nach grolser Lebendigkeit bleiben diese Nadelchen in vertikaler Stellung, fast im Zustande der Rube, den Kopf. am Grunde des Gefälses festheftend. Dann breitet sich die Vor- derseite (front) des Knopfes aus, eckige Vorsprünge gehen aus demselben hervor, und die Anheftung mittelst mehrerer dersel- ben beginnt. Das Thier scheint sich dann in conyulsivischen Bewegungen zu erschöpfen um wieder frei zu werden, wobei die Bewegungen des Schwanzes so schnell sind, dals das Auge seine Gestalt kaum zu unterscheiden vermag. Endlich hört die Bewegung auf. In wenigen Tagen nimmt ein dunkler Kern die Stelle des Knopfes der Spinula ein, der Schwanz ist verschwun- den. Eine durchsichtige Masse hat sich rings um die Vorder- seite (front) ergossen, gegen deren Umkreis 26—28 flache Wurzeln (radicles) vom Kerne als ihrem Centrum ausgehend sich verbreiten. Inzwischen consolidirt sich der Kern, 2 War- zen mit vierseitigen Oelfnungen erheben sich von seiner Ober- seite; die Wurzelchen unten werden unsichtbar; die durchsich- tige Masse bildet eine häutige umhüllende Basis und so zeigt sich das Wesen als eine junge Ascidie, welche Verf. vorläufig A. papilla nennt. Sie soll von pfirsichblüth- od. carminrother Farbe sein, und das Junge in 3 Monaten dieselbe Farbe erhal- ten. Dieselben Entwicklungsstadien von der einer scheibenför- migen Ausbreitung an, bis zur Gestalt der erwachsenen sah ich in allen Mittelzuständen an der Cynthia rustica der norwegischen 4182 Küste, besonders häufig auf den Schalen des grolsen Mytilus modiolus, so dafs mir darüber, dals jene kreisförmigen hell- oder Nleischroth gefärbten Flecke junge Ascidien in einem früheren Entwicklungstadium seien, kein Zweifel bleiben konnte. In Beobachtung der Entwicklungsgeschichte der zusammen- gesetzten Ascidien an Aplidium verrucosum war Dalyell glück- licher als Sars, sofern er sie längere Zeit verfolgen konnte. Er erkannte übrigens die kaulpad enätinlichen Wesen, seine sog- Spinulae, wie vorihm Sars bereitsin den gelblichen Eiern; der Knopf oder Körper derselben im Centrum war vom Schwanze umgeben. Er sah sie ausgeschlüpft mit grofser Lebendigkeit umher schwimmen ; nur hörte dieBewegung bei ihnen früher auf, während sie bei den Embryonen jener einfachen Ascidie oft 40—12 Tage dauerte. Mit dem Kopfende abwärts und den Schwanz aufwärts kehrend, wurden die Spinulae fast stationär, eckige Vorsprünge gingen bald von der Vorderseite des Knopfes aus und bewirk- ten Anheftungen an der Wand des Gefälses. Die Anstrengun- gen sich frei zu machen waren nur schwach. Der aufwärts gerichtete Schwanz verschwand und ein centraler gelblicher Kern, der sich bald grünlich färbte, blieb. Inzwischen gingen vom Umkreise des Kerns etwa 8 Wurzelchen aus, welche sich umgeben und begränzt von einer dünnen durchsichtigen Masse (offenbar sind hier Fortsätze der äulseren gemeinsamen Hülle emeint) am Glase ausbreiteten. In 8 Tagen hatten sich zwei Gefinugen mit rundlichen Lippen oben in der Höhle des Nu- cleus geöffnet und durch eine derselben konnte man die Pul- sation eines grolsen inneren Gefässes deutlich wahrnehmen, so wie den Lauf von dunkeln Atomen, welche sich mit der cir- eulirenden Flüssigkeit durch zahlreiche Kanäle in entferntern Theilen verbreiteten. Im Wasser treibende Partikelchen wur- den eingeschluckt und kleine Ballen (Koth) entleert. Die Wür- zelchen statt zu verschwinden, breiteten sich in ein ovales unterhalb befestigtes Blatt aus, wo der Kern mit ihnen durch einen verdünnten Kanal verbunden ist, in welchem Verf., wenn das Junge einen Monat alt ist, deutlich eine Circulation zwi- schen dem Nucleus und den breiter werdenden Wurzelchen wahrgenommen haben will. Der Kern bleibt leicht am Leben und scheint ler zu werden und eine kleine Ascidie entsprofst aus jeder der beiden. So sah Dalyell 5 oder 6 von einem Individuum in 10 Wochen ihren Ursprung nehmen. Es scheint hiernach, dals einige der zusammengesetzten Ascidien wirk- lich nur von einem Individuum durch Knospentreiben ge- bildet werden, während bei andern, wie z. B. bei Boiryllus nach Sars der Grund zum regulären Systeme durch Polyembryonie der Eier gelegt wird, so dals dann das ausschlüpfende anschei- nend einfache kaulpaddenähnliche Wesen nicht ein Indivi- duum, sondern eine unter gemeinsamer Hülle vereinte Gruppe von mehreren (ein System in Savigny’s Sinne) ist. Der Um- stand, dals Savigny eine ähnliche Br esibenabe in den Eiern von Pyrosoma und Boiryllus beobachtete, setzt wohl die Rich- tigkeit von Sars Beobachtung aulser Zweifel. 183 Ueber das Meeresl!euchten wurden der französischen Akademie Mittheilungen von Dunal (Instit. p. 43) und Ro- bert (Instit. p. 123) und von den Naturforschern, welche der Expedition der Bonite beiwohnten, gemacht. Die des ersteren enthalten die Bemerkung, dafs das Meeres- leuchten (von den Fischern des Languedoc ardent genannt) an der Südküste Frankreichs sich zuweilen in solcher Stärke zeige, dals es die Fischerei unmöglich mache, weil dann die Fische die hell erleuchteten Netze mieden. Es hat zu allen Jahres- zeiten, aber nur an einzelnen Tagen statt. An den Tagen, wo das Meeresleuchten beobachtet wird, sind einige Stellen’ in den Lagunen davon frei, an diesen soll es denn an Fischen feh- len; die Fischer nennen sie kalt (froids), während andere, welche die Fischer warm (chauds) nennen, hell erleuchtet und an Fischen sehr reich sind. Wahrscheinlich werden die Fische durch reichliche Nahrung dorthin gezogen, vielleicht durch andere Thiere, Krustaceen, kleine Fische, denen eben jene Leuchthiere zur Nahrung dienen (vgl. Jahrgg. IV. 2. S.313.). — Die Na- turforscher der Bonite stimmen in ihren Angaben ganz mit der jetzt wohl allgemein geltenden Ansicht, dals das Meeresleuchten nur durch Thiere veranlalst werde, überein. Aufser kleinen Crustaceen, unter denen namentlich ein. zweischaliges Entomo- strakon die Leuchtfähigkeit im hohen Grade besafs, Gephalopo- den und Biphoren, Medusen, erwähnen sie sehr kleiner, gelb- licher Körper, welche in einzelnen Stellen wie Staub auf der Oberfläche schwammen; wahrscheinlich Noctilucae. Die, welehe sie an den Sandwichsinseln. nnd in der Stralse von Malacca, an- trafen, schienen verschieden, die ersteren, waren kuglich, durch- siehlig mit einem gelblichen Punkte in der Mitte; die andern ganz gelblich, etwas oval, mit einer Einbucht in der Mitte, welche sie nierenförmig erscheinen liefsen. Das Leuchten glau- ben sie bei allen (?) beobachteten Thieren, einem wahrschein- lich von ihnen secernirten Stoffe zuschreiben zu müssen, wobei.nur die Weise wie er nach aulsen hervorgebracht werde, ver- schieden sei. Die kleinen ‚Crustaceen verbreiten (emeitent), den Leuchtstoff, wenn sie irgend beunruhigt werden, in. Gestalt phosphoreseirender Strahlen, die das Thier mit einer Lichtatmo- phare umgeben, unter welcher es verschwindet. Bei den. Ge- phalopoden und einigen Pteropoden scheiot das Leuchten mehr yassiver Artzu sein. Ein phosphorescirender-Stoff, der in ihrem ucleus oder in anderen Körpertheilen verbreitet ist, glänzt beständig und einförmig so lange das Thier lebt, und erlischt mit seinem Tode. Bei den Slbliahen Körperchen zeigte sich das Leuchten auch einförmig (d'une maniere uniforme), nahm, aber bei Anwendung von. Keagentien anfangs ım Glanze zu, worauf es erlosch. de Leuchtstoff, welchen man gleich nach seiner Emission an den Wänden des die Thiere enthaltenden Gefälses sammelte, war gelblich, etwas schmierig. (ldgerement visqueuse) und im Wasser sehr löslich; er. machte dies leuchten, in dem Augenblicke, wo er in dasselbe ergossen wurde (Instt. 184 p. 150.) Robert’s Mittheilung von’ einem an der Südküste Norwegens beobachteten Meeresleuchten ist ohne alles Interesse. Die naturhistorischen Begriffe von Gattung, Art und Ab- art hat A. F. Spring in einer besondern Schrift erörtert. (Ueber die naturhistorischen Begriffe von Gattung, Art und Abart und über die Ursachen der Abartungeu in den organi- schen Reichen. Eine Preisschrift von Dr. A, Fr. Spring. Leipzig 1838. 8.) Eine ausführliche Kritik liegt aufser der Sphäre dieses Be- richts; denn man mülste ein eben so starkes Büchlein schreiben, wenn man den Verf. Schritt vor Schritt im Gange seiner Unter- suchung folgen, und diese in ihren Einzelheiten kritisch beleuch- ten wollte. Es möge also bier mit einigen Bemerkungen der Standpunkt des Verf. angegeben werden. Zunächst dringt sich dem Zoclogen die Bemerkung auf, dafs Verf. die Untersuchung, welche natürlicher Weise vom allgemeinen Standpunkte geführt werden mulste, mehr auf den Boden der Botanik, als auf den der Zoologie verpflanzt hat. Im Ganzen hat er sich mit. philo- sophischem Sinne an die Erörterung der Frage gemacht und diese zum Theil mit richtigem Takte geführt, wenn er auch sehr oft, wo das Richtige ihm vorschwebt, nicht zur völligen Klar- heit hindurchgedrungen ist. Das so oft wiederholte Geschwätz, dafs in der Natur nur die Art das Feste sei, finden wir beim Verf. nicht wieder. „Nur die Individuen existiren realiter‘*, die Art ist ebensogut Abstractum, wie das Genus, die Familie, die Ordnung u. s. w. Verfasser geht demnach in seiner Untersu- chung vom Individuum aus. Es ist dies allerdings der empir rische Weg, den die Empirie einzuschlagen hat, um zu ermit- teln, welche Individuen eine Art bilden, und welches deren wesentliche, d. h. das Wesen der Art begründende- Kigenschaf- ten sind. Um aber den Begriff der Art zu finden, mufs man vom höchsten Begriffe ausgehen, dessen weiteste Emanation der Artbegriff ist. Dieses ist aber die Idee, welche sich in der Na- tur verkörpert hat, mithin ist die Art die Idee der Natur in ihrer gröfsten Besonderung, die Thierart z. B. die Idee des Thiers in seiner grölsten Besonderung. Die in der Natur ver- körperte Idee ist das Ewige, Unvergängliche in ihr, sie ist eben das Prineip der Einheit, welches Verfasser im Eingange seiner Untersuchung erwähnt, fälschlich aber 8.2. als das zweite Prin- cip, neben dem Drange zur Besonderung, als dem ersten setzt, da doch die Idee das primum movens ist. Ueberhaupt wird der Standpunkt ganz verrückt, wenn man hier zwei Prin- eipien sieht. Es ist nur Eins, denn die Mannigfaltigkeit ist eben auch nur die Idee, aber in ihrer Verkörperung, im Aulser- einander. Das Allgemeine muls, um real zu werden, sich be- sondern, wobei aber das Besondere immer das Allgemeine bleibt, weil sich die Idee mit der ganzen Fülle ihres Wesens dem Be- sondern mittheilt, Jedes einzelne Insect z. B. ist nicht wur“ dies Inseet, sondern hat auch in sich die Idee der Art, der | 185 Gattung der Familie, der Ordnung, zu denen es gehört, es ist Insect und endlich Thier in der ganzen Fülle dieser Begriffe. °) Mit diesem ganzen Reichthum der Bestimmungen geht nun auch das Wesen der Uridee ganz auf das Besondre über. Daher hat dieldee oder dasÜrbild derArt wie ihr Urquell die Tendenz sich weiter zu unterscheiden, wodurch eben die individuelle Ver- schiedenheit der Individuen bedingt wird u. s. w. Wie ferner die Idee der Natur ewig und unveränderlich ist, so muls sie es auch in ihrer grölsten Besonderung als Idee oder Urbild der Art sein. Als wesentlicher Begriff der Art ergiebt sich demnach die Beständigkeit des ihr zu Grunde liegenden Urbilds im weitesten Sinne des Worts, so dals nicht blofs die Gestalt des Thiers, sondern die Totalität seiner Existenz, seiner Sitten, Kunstproducte u. s. w. beim Artbegriffe in Betracht kommen. Verf. gelangt freilich zu ähnlichen Ansichten über den Begriff der Art, der von ihm 8.45 als „das stetige Fortleben eines und desselben Grnndgedankens (Typus) durch Zeit und Raum,” und 8. 108 als „der Typus und das Verharren desselben beim Wech- sel äufserer Einflüsse” ausgesprochen wird; aber das, was der Artbegriff wit der Natur seines Urquells überkommen hat, als die Tendenz zur individuellen Besonderung, ferner die Affınität zu anderen Arten, die Unveränderlichkeit des Typus u. dgl., alles dieses, welches hier nicht weiter erörtert werden kann, bleibt, wenn man vom Individuum ausgeht, unberücksichtigt, oder doch unbegründet. Sehr richtig schliefst Verf. die Paarung vom Be- griffe der Art aus, giebt aber den einzig entscheidenden Grund nicht an, den nämlich, dafs diePaarung als um keine allgemeine Gültigkeit hat, denn was nicht auf alle Thiere und Pflanzen Anwendung findet, kann nicht allgemeines Kriterium der Art sein. Weniger genügt Verf. in dem, was er über Varietäten festsetzt. Er unterscheidet Abarten (varieiates) $. 63 als einen Verein solcher Naturkörper, welche zu einer Art gehören, sich aber innerhalb derselben in unwesentlichen Merkmalen aus- zeichnen; und Ausartungen (degenerationes), 8.68, als Ab- weichungen vom -Artbegriffe, die nicht mehr von selbst durch fortgesetzte Zeugungen in die Art zurückkehren können, dem- 6) Hieraus ergiebt sich denn auch das Unrichtige in folgendem Ausspruche des Verf. ($. 27): „Das Wesen aller Individualisirung be- ruht in derSonderung, in dem allen Naturkörpern gemein- samen Streben sich vom Allgemeinen loszureifsen und für sich als Besonderes zu sein.“ Das Besondere kann sich gar nicht vom All- gemeinen losreifsen, denn das Besondere bleibt ja immer das Allge- meine, nur behaftet mit einem Unterschiede, durch welchen es eben das Besondre ist, Daher denn auch in frühen Stadien der Entwick- lungsgeschichte die Quasi-Identität verschiedener stammverwandter d. h. nach gleichem Grundtypus gebildeter Thiere, weil sie vor dem Auftreten der unterscheidenden Eigenschaften zuerst nur das Allge- meine, später das Besondere, zuletzt erst das Einzelne (Individuum) sind. V. Jahrg, 2. Bd, 13 186 nach aufser dem Artbegriffe sind und somit eine neue Art bil- den. Er sieht solche Ausartungen in den meisten unserer Haus- thiere; rechnet aber weiter unten $. 85 die Schaf- und Hunde- rassen unter die erblichen Varietäten oder Abarten, va- rieiates hereditariae, welche er dadurch definirt, dafs sie sich durch Zeugung, so lange sie in gleichen Verhältnissen bleibe als solche Mortnlänsen, wogegen er Spielarten (varietate i soli- - dariae s. sporadicae) diejenigen nennt, welche sich nur einzeln > finden und in ihren Eigenthümlichkeiten nicht forterben. Zu den erblichen Varietäten werden dann auch die sogenannten klimatischen Varietäten gerechnet. Dals diese Begriffe nicht scharf genug gefalst sind, ergiebt sich bei näherer Prü- fuug; denn in der Spielart liegt auch die Möglichkeit erblich, folglich Abart zu werden, und die Abart kann zur Spielart werden, wenn die sie bedingenden äufseren Einflüsse weg- fallen. Was endlich die sogenannten Ausartungen betrifft, so steht die Annahme einer Ausartung, wie sie Verfasser definirt, mit der Beständigkeit des Typus, als dem eigent- lichen Wesen des Arıhegriffes im direckten Widerspruche; dafs die Natur keine Ausartungen will, zeigt sie selbst darin, dafs sie Bastarde auf den Typus einer der Erzeuger zurückführt. Auch scheint es mir sehr milslich von unseren Hausthieren zu be- haupten, dafs sie durch Ausartung entstanden seien, da wir nicht wissen, ob ihre Vertschiedenheit nicht theilweis eben so gut eine ursprüngliche, wenn auch durch die Kultur mehr oder weniger veränderte ist. Wie lange hat nicht der Auerochs selbst ein- sichtigen Zoologen als der Stamm unseres Rindviehs gegolten? Wie lange hat man nicht unsere wilde Katze fälschlich als Stammmutter der Hauskatze angesehen? Noch mehr Prüfung ist aber bei den sogenannten klimatischen Varietäten zu empfehlen, für welche neuerlich sehr viele ganz gut unterschiedene Arten ausgegeben sind, weil man dabei gewöhnlich nur allein solche Eigenschaften im Auge behielt, welche möglicher Weise durch klimatische Einllüsse herbeigeführt sein konnten, andere plastische aber unberücksichtigt liels. So lälst sich freilich, um eins von vielen Beispielen hervorzuheben, die Färbung des Canis melanogaster Bonap. allenfalls als klimatische Abartun auf die des gemeinen Fuchses zurückführen, aber sein Schädel leicht nach Nathusius mündlicher Mittheilung mehr dem des olarfuchses und lälst also die Selbstständigkeit der Art nicht bezweifeln. Man vergesse nicht, dafs der Ärtbegriff nicht in einem Merkmale, sondern in Verflechtung einer Summe von Eigenschaften beruht, von denen an den Individuen einige mehr hervorgehoben, andere mehr verwischt werden, ja sogar nicht selten eine oder die andere ganz fehlen können. Dies letztere aber ist nicht immer, wie Verf. (S.81 Anm.) meint, ein Fehler unserer Artdefinition, sondern es geht dies durch die ganze Natur, durch Arten, Genera, Ordnungen, Klassen und liegt eben im Wesen der sich in der Natur manifestirenden Idee, welche freilich die Unterschiede am Allgemeinen setzt, aber sie einzeln oft am Besonderen schmälert und aufhebt, ja selbst mit denen 178 andrer verwandten Gruppen austauscht, wodurch eben die ab- weichenden oder Uebergangsglieder entstehen, welche dem nur trennenden Systematiker in Ke Ordnungen und Gattungen so anstölsig werden. Dieselben Momente, welche die Mannig- faltigkeit der Natur im Grolsen und Ganzen bedingen, wirken nun auch innerhalb der Art zu deren weiterer Differenzirung, und bieten sich uns als die verschiedenartigen Varietäten dar, woır- über ich an einem andern Orte ausführlicher zu handeln gedenke. Auch Flourens hat seine Bemerkungen über die Charak- tere, welche in der Zoologie die Art uud Gattung begründen sollen, mitgetheilt. (Ann. d. Sc. nat. IX. p.302). Sie be- handeln den Gegenstand nur oberflächlich und die festgestellten Charactere finden eigentlich schon im Vorhergehenden ihre Widerlegung. Indem Verf. die Zeugung (Generation) als die Macht er- kennt, welche unaufhörlich zum primitiven Typus der Art zu- rückführe, sieht er das Kriterium der Art in perpetuirlicher Fruchtbarkeit der Nachkommen und das en der Gat- tung in der Unfruchtbarkeit oder der nur auf wenige Generationen beschränkten Fruchtbarkeit der Erzeug- ten; d. h. Individuen beiderlei Geschlechts, welche zu einer Art gehören, sollen fruchtbare Nachkommen zeugen, Individuen eines Genus dagegen sollen wohl mit einander zeugen, aber ihre Nachkommen sollen entweder sogleich oder nach einigen Generationen, die von Individuen verschiedener Genera;und Ord- nungen Erzeugten sollen unbedingt unfruchtbar sein. Schon oben ist bemerkt, dals die Zeugung durch Zusammenwirken zweier Individuen nicht in die Charakteristik der Art gezogen werden darf, weil sie nicht allen 'Thieren zukommt; dann aber ist uns über die Fruchtbarkeit der Bastarde von Thieren ver- schiedener Arten und verschiedener Genera so wenig bekannt, dals das Kriterium, auch abgesehen von der Schwierigkeit sei- ner Anwendung, selbst in den oberen Thierklassen ein sehr schwach begründetes wäre, denn Bastarde, von einer Rehgeis und einem Schalbocke gezeugt, erwiesen sich fruchtbar,. wogegen die Maulthiere meist unfruchtbar sind. Wie sich andere Bastarde von Thieren verschiedener Genera und Familien verhalten, wie 2. B. vom Nonnentaucher (Mergus albellus) und der Schellente, vom Birkhuhn und Fasan u. s. w. wissen wir nicht, Schliefslich muß hier noch auf zwei historische Excurse auf- merkam gemacht werden, welcheEhrenberg in seinem grolsen Infusorien-Werke gegeben hat, nämlich: Geschichte der Sper- matozoenkunde (S.465) und über das Wiederaufleben jahrelang vertrockneter Thiere (S. 492). I Infusoria Ehrenbergs grofses Werk über die Infusorien erschjen vortrefllich ausgestattet bei Leopold Vofs in Leipzig. Es 13 * 188 ist wohl das : erste und einzige Beispiel, ‚dafs ein deut- scher Buchhändler ohne Unterstützung aus Staatsmitteln ein so grofsartiges Unternehmen. gewagt und so glänzend ausge- führt hat; um so mehr ist zu wünschen, dafs der Absatz des nothwendig kostbaren Werkes den Erwartungen des Verlegers entsprechen möge, welcher durch dasselbe nicht nur seine schon rühmlichst bekannte Handlung mit neuem Glanze um- geben, sondern auch das zoologische Publikum sich zum gröfs- ten Danke verpflichtet hat. Man hätte glauben sollen, dafs durch das Erscheinen dieses so lange ersehnten Werkes die Stimmen der Gegner beschwichtigt werden würden; allein gerade umgekehrt ist gleich nach dessen Erscheinen der Widerspruch noch mehr rege geworden. In England ist Prof. Rymer- Jones, in Frankreich und Deutschland sind Ehrenbergs' alte Gegner Dujardin und Meyen aufgetreten. Die Oppo- sition betrifft vorzüglich den Ernährungsapparat, indessen stimmen die Gegner weder in den Beobachtungen, noch in deren Deutung unter sich völlig überein. Doch wenden wir uns zunächst zu Ehrenbergs grofsem Werke: Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen, ein Blick in das tiefere organische Leben der Natur von D.. Chri- stian Gottfried Ehrenberg, nebst einem Atlas von 64 colo- rirten Kupfertafeln, gezeichnet vom Verf. Leipzig*bei L. Vols 4838. gr. Fol. (142 DBem). Es ist unmöglich über den reichen Inhalt dieses wichtigen Werkes auf wenigen Seiten erschöpfend zu berichten, noch alles Neue hervorzuheben. Ref. sieht sich daher genöthigt, nur Einzelnes aus der grolsen Masse hervorzuheben. ie Ehren- bergs frühere Schriften über Infusorien, so behandelt auch dieses Werk beide früher unter dem gemeinsamen Namen der Aufgulsthierchen oder Infusorien begriffenen Thierklassen,, die Magenthierchen GEabreestica Ehrb.) und die Räderthier- chen. Die erstern bildeten bei Abfassung des Werkes 553 Ar- ten in 423 Gattungen und 22 Familien, von denen 41 panzerlos und eben so viel gepanzert sind. Nach dem Artenreichthum verhalten sich die Familien wie folgt; die Bacillarien mit 168 Arten iu 35 Gattungen, die Monadinen 41 Arten in 9, die Trachelinen 38 Arten in $, die Vorticellinen 35 in $, die Enchelien 36 in 40, die Colpodeen 27, die Astasieen 24 in 6, die Volvocinen 48 in 10, die Peridinäen: und Oxytrichinen jede 17 in 4 und 5, die Cryptomonadinen und Closterinen jede 16 Arten in 6 und 1 Gattung, die Vi- brionen 14 Arten in 5 Gattungen, die Euploten 12in 4, die Ophrydinen 11 in 4, die Arcellinen 40 in 3, die Cyeli- dinen 6 in 3 Gattungen, die Colepinen 5 Arten in 1 Gat- 189 tung, die Amöbeen 4 in 1, die Dinobryinen und Ophryo- cercinen jede 3 Arten in2 und 4 Gattung, die Aspidiscinen 2 Arten in 1 Gattung. Die Bacillarien bilden mithin allein mehr als 4, und mit den Monadinen, Trachelinen und WVorticellinen zusammen die Hälfte der Klasse. Die systematische Anordnung der Familien in Ordnungen ist dieselbe geblieben, wie früher. — Durch ihren Aufenthalt ist merkwürdig Monas punctum Ehrb. (wahrscheinlich M. punctum: Müll.) in stark gerbestoffhaltigem Lohwasser. Bei einigen Magentbierchen hat Ehrenberg Mus- keln erkannt, so bei Stentor als trübe Längsstreifen oder Spira- len auf denen die Wimpern: stehen; im Stiele der Schnellvor- ticellen und im Leibe der Opercularia sind sie noch klarer. Ein Gefälssystem ist noch bei keiner Form deutlich geworden. Ner- venganglien, als Unterlage der Augen sind bei Euglene und Am-- blyophis beobachtet. Der peitschenlörmige Rüssel der Monaden, welcher durch seine schnelle Schwingungen leicht für mehr- fache Wimpern gehalten wird und allen Monaden eigen zu sein scheint, wird ar von E. für ein Bewegungsorgan erklärt, wel- ches zugleich die Function eines Wirbel oder Fangorgans und Tastorgans versieht. Der Mund wurde von E. zuweilen an der Basis des fadenförmigen Rüssels als helle Stelle erkannt. Die Bane, spindelförmige Monas tingens hat immer zwei solcher äden und bildet deshalb und weil sie ein schön rothes Auge besitzt und sich oft zu rollenden Kugeln zusammenhängt, eine eigene Gattung Glenomorum. Die angegebenen Eigenschaften unterscheiden sie auch von der inzwischen durch Tin ardin unterschiedenen Gattung Diselmis (Jahrgg. IV. 2. S. 319.) Zwei wasserhelle Schwanzmonaden Bodo (B. intestinalis E. oblong, fast konisch und B.ranarum eilörmig, vorn spitz) leben para- sitisch mit Bursarien im Schleime des Barkaarım der Kröten und Frösche. Von Bursarien (Bursaria) beobachtete E.: B. Enio- zoon, Nucleus, B. cordiformis, intestinalis und B. ranarum im Darmschleime der Frösche und Kröten, aulserdem noch Vi- brio Bacillus und eine kleine Anguillula. (S.331). Die Familie der Yolvocinen ist vielfach weiter aufgeklärt, Chlamidomonas pulvisculus (Monas pulv.) hatnach Ehrenbergs neueren Unter- suchungen nicht einen, sondern zwei Rüssel oder fadenförmige Bewegungsorgane; auch die einzelnen Thiere von Yolvox und Go- nium haben Feen zwei. Die einzelnen Thiere des gemeinsamen tafelförmigen Monadenstocks von Gonium peciorale sind wie die von Folvox durch 3—6 bandartige Röhren verbunden; an der Basis des doppelten Rüssels liefs sich die Mundöffnung, ferner iin Innern des Körpers eine contractile Blase und ein drüsiges Organ erkennen. Jedes Einzelthierchen ist innerhalb des ge- meinsamen Sacks von einem Mantel umschlossen, den es perio- disch verlassen und reprodueiren kann; dasselbe gilt auch von Volvox. Für die nähere Kenntnils der Vibrioniden ist dadurch eiu ‚Schritt vorwärts geihan, dals die dahin gehörigen Gat- tung Bacterium, Vibrio, Spirillum, deren fadenförmige Körper als Einzelthiere gelten, vielmehr als kettenartige, gegliederte Monadenstöcke erkannt sind, welche durch quere nina 180 Selbsttheilung bewegte Gliederfäden bilden. Daraus erklärt sich denn anch, dals bei der überaus grolsen Kleinheit der Einzel- thiere deren innere Organisation für unsere jetzigen Mikroskope unerreichbaf ist. Bei Bacterium triloculare wurde indessen ein wirbelnder Rüssel am vordersien Ende beobachtet. Die Clo- sterien werden, wie früher, unter den Infusorien abgehandelt, aber als besondere Familie Closterina. Als Gründe für ihre Animalität werden angeführt, die freiwillige, schon von Corti beobachtete Bewegung, die zuerst von Ehrenberg beobachte- ten beiden Oeffnungen an den Spitzen, die fortdauernd beweg- ten, wenig hervorragenden Organe in Form konischer Papillen "hinter den Oeffnungen und die queere Selbsttheilung. Mittlere Oeffnungen der spindelförmigen Hülle, welche Corda angiebt, konnte E. nirgend bestätigen. Aufnahme von Farbestoff wurde nie beobachtet. In der Knospenbildung durch Copulation zweier Individuen, ähnlich wie bei den Conjugaten und bei Syzygiles unter den Pilzen sieht E. keinen nothwendig pflanzlichen Cha- racter (S. 89.). Die langsam Hai ak runden Körperchen, welche man innen nahe den beiden Enden mit einem einiger- malsen guten Mikroskope wahrnimmt, hält Ehrenberg für die Basaltheile der oben erwähnten 'konischen. Papillen. Bei €7. turgidum sah E. entfernter von «den Enden, aulser jenen normalen beweglichen Organen, ganze Haufen und auch: ein- zelne bewegte wimmelnde monadenartige Körperchen (S. Taf. VI. f-7, 1.), bleibt aber ungewils, ob es ausgekommene Brut gewe- sen. — Die Gattungen der Aenderlinge scheinen sämmtlich ein rüsselförmiges Bewegungsorgan zu besitzen, bei Chlorogonium E. (Astasia euchlora E,) ist es doppelt. Auch die Familie der Dinobryinen (Epipyxis, Dinobryon) scheint, wenn man aus E’s Beobachtung an Dinobryon Sertularia schlielsen darf, ein solches fadenförmiges Bewegungsorgan zu besitzen. Es sind von einer büchsenartigen Hülle (Panzer) umschlossene Astasiäen, deren Hülle bei Dinobryon durch Knospen freischwimmende sertula- rienähnliche Bäumchen bildet. Ungemein reichhaltig ist die Bear- beitung der Bacillarien, deren Organisation durch die Licht- brechung des Panzers schwer zu ermitteln ist. Nur bei Na- vicula ist ein schneckenfulsartiges unzertheiltes Bewegungs- organ beobachtet. Der schon früher bei Peridinium erkannte fadenförmige Rüssel ist bei den übrigen Gattungen dieser Fa- milie, bis auf Chaetotyphla erkannt. Bei allen Vorticellen findet sich dagegen ein Wimperkranz um den Mund, welcher stets mit dem After in derselben seitlichen Grube sich findet. Ueberhaupt scheint es fast aus Ehrenbergs Beobachtungen hervorzugehen, dals (wahrscheinlich oder ausschlielslich) das Wirbelorgan der Anentera ein einfacher,doppelter, selten mehrfacher fadenförmi- er Rüssel, das der Enteradelen dagegen ein Wimperkranz ist, Bei de Mehrzahl der Vorticellen-Gattungen hat Verf. den Verlauf des Darmes sich klar machen können. Bei keiner Gattung finden sich Augenpunkte; auch sämmtlichen 10 Gattungen der Wälzen- thierchen (Enchelia Ehr.) fehlen sie. In dieser und den folgenden Fa- milien derEnterodelen ist derErnährungsapparatam vollständigsten 191 vom Verf. erkannt worden. Zur Beobachtung des Verlaufs des Darmkanals werden empfohlen (S.362.) grolse Exemplare von Chilodon cucullulus, Trachelius Ovum, Epistylis plicatiis, Vor- ticella chlorostiigma, F. convallaria, Opercularia articulata, Siy- lonychia Mytilus. Bei diesen hat Verf. den Kanal so deutlich gesehen, dals er ihn zeichnen konnte. Durch allmähliges Fort- rücken der Speisen konnte er ihn sich. deutlich machen bei En- chelys Pupa, Leucophrys patula, Ophrydium versatile, Parame- rium Aurelia. Bei letzterer sah er den ganzen Verlauf des Darmes einmal direkt. Prof. Rymer Jones, welcher in der British Association 4838 gegen die Darmbildung, wie sie Ehrenherg schildert, auftrat, bemerkte, dals er nie Spuren von einem: Darmkanal ge- sehen, dagegen ein kreisförmiges Drehen der Magenblasen in der Körperhöhle beobachtet habe, welches sich mit der Dar- stellung Ehrenbergs, dafs die Magen einem Darm anhingen, nicht yertrüge. a entgegnet darauf (Ann. of Nat, Hist. LI. p. 121.), dals dies Phänomen bereits von Focke'er- wähnt-und auch von ihm selbst oft beobachtet sei; ‚es dehne sich zuweilen der Darmkanal auf Kosten der anhängenden Ma- gensäcke so weit aus, dals er die ganze Körperhöhle ausfülle, wo dann die verschluckten Stoffe, die Magensäcken sehr ähnlich sehen, im ganzen Körper zu circuliren scheinen. (Vgl. Meyen in Müller's Archiv 1839. S. 74.) Dujardin’s Einwürfe sind dieselben, welche bereits in diesem Archiv Jahrgang II. 2. S.181. besprochen wurden. Das Uebrige seines langen polemischen Aufsatzes in den Ann. d. Se. nat. X. 5.230 fg. File sich im Kurzen ‘darauf reduciren,. dafs die Funktion aller von E. gedeuteten Organe ganz unerwie- sen sei, wenn auch die Anwesenheit derselben z. B. der cou- tractilen Blasen, der drüsigen Organe, der rothen Augenpunkte, selbst des früher in Abrede gestellten Schlundapparats von Pro- rodon etc. zugestanden wird. Dujardin verlangt z.B. Nach- weis eines Zusammenhanges der drüsigen Organe (Hoden nach Ehrenberg) mit den contractilen (Ejaculations-) Blasen, ver- langt Nachweis von Spermatozoen im Contentum der letzteren, directe Beobachtung des Ausschlüpfens der von E. als Eier ge- deuteten Körnermasse u. s. w. Verlangt man eine. so strenge Beweisführung hier, wie sie allerdings die Zootomie und Phy- siologie in den übrigen Klassen fordert, so muls freilich dem Geg- ner zugegeben werden, dals fast Alles bis jetzt nur hypothe- ‚tisch ist und eine hoheder menschlichen einigermalsen ver- gleichbare Organisation bei den Infusorien bisher nur vorausgeseizt, nicht aber erwiesen wurde. — Bory’s Gatt. Anthophysis (Mül- ler’s Yolvox vegetans), welche Ehrenberg in seinem gröfse- ren Werke 5.285. fraglich zu Epistylis in de Familie der Vor- ticellen stellt, weil es ihm unentschieden blieb, ob das Wirbel- organ der einzelnen Thierchen ein einfacher Rüssel oder ein Wimperkranz sei, hat Dujardin (Ann. d. Sc. nat. X. S. 13) näher aufgeklärt, so dals sich die Gattung nun an Uvyella und die Monaden anreiht, wie es Ehrenberg für den Fall, dafs 192 ein einfacher Faden ‘vorhanden wäre, vorausbestimmt hatte, Diese baumförmigen Monadenstöcke sind in der Seine sehr häufig; der Stamm, dessen Aeste dichotomisch verzweigt sind, ist überall von fast gleicher Dicke, an der Basis bräunlich und fester, an den Enden der Zweige durchsichtiger, farblos und "weicher nnd trägt hier beerenartig die durchsichtigen, birnför- migen mit einem peitschenförmigen Faden versehenen Monaden, deren Sekret die Aestchen zu scin scheinen, so dals eine Thei- lung des Häufchens auch eine Theilung des Stammes bedingte, Zuweilen sieht man auch die Bäumchen der Monadenhäufchen beraubt und letztere ‚sich wie Uvellen durch Schwingungen ihrer Fäden im Wasser umher drehen; zuweilen auch isoliren sich die einzelnen Thierchen und schwimmen mit einiger Form- ‚veränderung mittelst Schwingungen ihrer Fäden umher. Du- jardin beschreibt noch eine neue Monadengattung Hexamita, welche vorn vier peitschenförmige Fäden und hinten deren an hat, von denen jeder auf der Spitze eines spitzen Fortsatzes steht. Analog den Anthophysen scheinen sich die Gatt. dcineta und Dendrosoma Ehrb. zu verhalten; erstere trennt E.von den Bacilla- rien und bildet aus beiden eine eigene Familie Acinetina (S. 316). Dendrosoma radians bildet ästige, unten dickere, vielköpfige, fest- sitzende Stämme, deren jedes Köpfchen einer Actinophrys gleicht; sie scheinen keine besondere Analöffnung zu haben. Besonders wichtig und interessant sind die zahlreichen Exkurse . über allgemeine Erscheinungen in der Infusorien- welt, welche Ehrenberg theils der systematischen Aufzäh- lung am passenden Orte eingeschaltet, theils am Ende des Werkes angehängt hat, Sie enthalten nicht allein die Re- sultate seiner eignen Forschungen, sondern auch eine mit grofser Belesenheit und Sorgfalt zusammengestellte geschicht- liche Uebersicht der Leistungen seiner Vorgänger. Beson- ders hervorzuheben sind die Excurse: über die grüne und rothe Färbung der Gewässer (S. 120), über die Aufgüsse (S. 520), über den Einflufs der Kälte, Hitze, des Lichts, der Electrieität, des Galvanismus und Magnetismus auf die Infu- sorien am Schlusse des Werkes. Hinsichtlich der Aufgüsse hat sich Verf. durch zahlreiche Versuche überzeugt, dafs man es nicht in seiner Gewalt hat, durch gewisse Iufusionen gewisse Formen zu erzeugen, dals die Infusorien in den Aufgüssen nicht die Wirkung, sondern die Begleiter der Auflösung und Gährung organischer Sybstanzen sind, die den in den Aufgüssen zufällig befindlichen Thierchen reichliche Nahrung bieten. Nur in die der Luft zugänglichen Infusionen kommen Infusorien. Dafs aus einem einzigen Ei oder lebenden Thierchen, welches sich zufällig in dem Aufgusse be- fand oder hineingerieth, auf dem gewöhnlichen Wege durch 193 Eier und Selbsttheilung in wenig Tagen und Stunden Millionen entstehen können, hat Verf. schon früher bei Paramecium Aure- tia, Hydatina senta und Stylonychia Mytilus durch directe Ver- suche nachgewiesen. Nur 40 Arten von Infusorien zeigen sich allen Infusionen am leichtesten zugänglich und werden S. 526 namentlich aufgeführt. Einige davon vermehren sich vorzugs- weise mehr in animalischen Aufgüssen; einige vorzugsweise im Seewasser. Das Häutchen auf den Aufgüssen ist keinesweges von der Bedeutung, die man ihm neuerlich zugeschrieben. Es ist zuweilen schillernd, mineralisch, weit häufiger organisch. Es besteht in den meisten Fällen aus Infusorien- Cadavern, die sich durch Gasentwicklung an der Oberfläche anhäufen und darunter auch noch lebende, zuweilen auch aus zerflossenen Infusorien, " Schimmelkeimen, sog. Hygrocrocis-Algen und ist dann fasrig und körnig, oft aus Penicillum glaucum; zuweilen gleicht es einer zarten farblosen Gallerte, ist dann ein er (Palmella infusio- num). Das Verhalten der Infusorien zur Kälte fand E. ähnlich wie Spallanzani. Fast alle gewöhnlichen Formen traf er Win- ters lebend unter dem Eise an. Eingefrorene Infusorien waren beim Aufthauen todt, oft auch zerflossen. Die gestielten Vor- ticellen zeigten sich vom Stiele abgelöst. WennE. in Uhrglä- sern Infusorien einfrieren liels, und klaresEis an einem kalten Orte beobachtete, sah er ‚einzelne Thierchen, welche nicht gefroren zu sein schienen, in sehr kleinen Bläschen des Eises eingeschlos- sen, woraus er auf eine eigene Wärme derselben schliefsen zu können glaubt. - Licht im Allgemeinen, Tageshelle und Sonnen- blicke scheinen der: Vermehrung der Infusorien günstig, anhal- tendes Sonnenlicht meist schädlich. Monas termo und Gallio= nella ferruginea‘ finden sich in Freiberger Gruben in 1106 F. Deufe. Electrischen Strömen erlagen die Infusorien theils so- Beh, theils sehr bald. Wo’ bei Anwendung des Galvanismus asserzersetzung statt fand, waren dieim Strome zwischen den Drähten befindlichen Thierchen wie vom Blitz ‚getroffen, zu- sammengezogen und meist gleich todt. In Versuchen mit einem magneto-electrischen Apparate zeigte sich ohne Wasserzersetzung keine sichtbare Einwirkung, aber mit Beginn dieser waren die in die magnetische Linie kommenden Räderthierchen: plötzlich todt, zuweilen auch nur betäubt, Räderthiere Von Räderthierchen, die wir hier nur folgen lassen, weil man sie früher unter den Infusorien begrifi, werden von Ehren- berg 169 Arten in 55 Gattungen und 8 Familien beschrieben. Systematik und Schilderung der Organisation ist im Wesent- lichen dieselbe geblieben, wie in des Verf. früheren Abhand- lungen. Auch gegen die Räderthiere wendet sich Dujardin’s Kritik. (a. a. 0.S. 185.) Er findet die Benennung der Klasse nicht bezeichnend, weil 194 nicht alle dahin gehörige Thiere ein ‚wahres Räderorgan be- sitzen, so Floscularia, Chaetonotus u. A., so wie eine neue Gat- tung Albertia Duj., welche bei der inneren Organisation der Räderthiere nur ein ganz rudimentäres Räderorgan aufzuweisen hat. Verf. schlägt mit Milne-Edwards und Peltier den Na- men Systolidae vor, um die allerdings. characteristischen ge- waltsamen Contractionen zu bezeichnen, in denen sie den Vor+ der- und Hintertheil oder nur den’ ersteren unter den Mitteltheil des Körpers einziehen; die Augerfpunkte will er nicht als Augen gelten lassen, auch sollen sie nicht physiologische Bedeutung genun haben, um als generische Unterschiede zu dienen; Hirn- ganglıen, Nerven, Blutgefälse erscheinen ihm problematisch; die inneren Kiemen, denen analoge Flimmerorgane Verfasser auch bei Albertia fand, werden zugegeben, nur nicht, dals das Was- ser. durch die spornartige Verlängerung, welche E. früher als Penis, später als Athemröhre deutete, von aulsen zu ihnen ge- lange, denn man bemerke an ihr kein Aus- und Einströmen des Wassers; wahrscheinlicher hält. es D., dals die contractile Blase, welche E. als Saanfenblase deutet, diese Function habe; Samen- blase könne sie deshalb nicht sein, weil zur Befruchtung der wenigen Eier, welche ein Räderthier zu legen hätte, so zahllose Contraclionen und Ejaculationen unmöglich nöthig sein könnten. Die Albertia vermiculus fand Dujardin in der Bauchhöhle von Lumbricus und im Darme von Limax. Sie ist wurmförmig, nackt, vorn wie abgestützt, hinten verdünnt mit stumpf konischem Schwanzende, hat 2 Kiefer; am Vorderende tritt zuweilen eine kappenförmige rundliche wie die Mundgegend mit. Wimpern besetzte Ausbreitung vor. Nach Dujardin istMilne-Edwards geneigt, die Räderthiere mit den Helminthen und Annulaten in eine Abtheilung der Gliederthiere zu stellen; eine Ansicht, welche Ref. öfter in Mies Zeitschrift ausgesprochen und bereits 1832 in seinem Handbuche befolgt hat. Bei Annahme dieser Ansicht erscheint dem Verf. die Gattung Albertia als ein Mittelglied zwischen den Rotatorien oder Systoliden und den Nematoideen; andrerseits sieht er im Trardigrade (Arctiscon Schr.) ein Zwi- schenglied zwischen den Räderthieren und den Annulaten mit Kiefern, und verwirft dessen Stellung bei den Krustaceen, welche Ansicht sich an die von mir Jahrg. III. Bd.1: S. 200 ausgesprochene nahe anschliefst. Das von Dujardid beschriebene Bären- thierchen ist dasselbe, welches Schulze als Macrobiotus be- schrieb. Auch giebt ihm Dujardin 4 Krallen, so dals die von Ehrenberg beschriebene dreikrallige Art doch specifisch ver- schieden ‚sein muls. Der Schlundzahnapparat ist nach Dujar- dins Beschreibung ziemlich complicirt. Polythalamia s. Rhizopoda. Ehrenberg hat die wichtige Entdeckung gemacht, dafs wahrscheinlich sämmtliche europäische Kreidefelsen zum grofsen Theil: aus mikroskopischen, dem blofsen Auge unsichtbaren Po- Iythalamien (Foraminiferen) bestehen, deren Zahl so grofs ist, 195 dafs oft weit über eine Million auf jeden Kubikzoll Kreide kommen, indem ihre Gröfse zwischen z; bis „I; Linie fällt. (Bericht der k. preufs. Akademie. 1838 p. 194). In der Kreide des nördlichen Europa’s sind die den kristallini- schen analogen Theile der Masse nach den organischen Ueber- resten zuweilen gleich oder etwas mehr; allein in der südeuro- älschen Kreide sınd dieselben Organismen und deren Fragmente bei weitem überwiegend; so dals diese, wie es scheint aus- schlielslich aus wohl erhaltenen Polythalamien besteht. Die süd- und nordeuropäischen Kreidegebirge enthalten viele ganz gleich- arlige Kalkthierchen, Die früher für Tertiärgebilde gehal- tenen kreideartiigen Umgebungen des Mittelmeers gehören den Organismen nach zur Kreideformation. Aufser den Polythalamien finden sich auch Kieselinfusorien. Höchst wichtig ist nun des Verf. Hinweisung, dalssich in den nordeuropäischen Kreidelagern Feuersteine in vielen sehr regelmälsigen horizontalen Schichten, in den südeuropäischen dagegen wenig oder gar keine Feuer- steine, wohl aber Mergel aus Kieselinfusorien, mit Kreideschich- ten abwechselnd, finden, so dals allerdings die Annahme sehr wohl begründet scheint, dafs die Feuersteinlager aus Umbildung ine Mergelschichten entstanden sind. An die Stelle des vom erf. früber hervorgehobenen Mangels an Kieselinfusorien zur Bildung der Feuersteme ist nun ein grolser Reichthum derselben etreten, denn er beobachtete bisher 40 Arten von Kieselinfusorien. ei der Beobachtung wurde zur Verstärkung der Durchsichtig- keit Balsamum canadense auf dünn vertheilte trockne Kreide angewandt. — Hinsichtlich des Thieres der Polythalamien konnte Verf. derzeit nur nach seinen früher am Nautilus orbiculus Forsk. des rothen Meeres gemachten Beobachtungen schlielsen, beii welchen er an lebenden Thieren 6—8 Tentakeln gesehen hatte, weshalb er geneigt ist, die Polythalamien als frei beweg- liche gepanzerte Bryozoen anzusehen, die sich zu den Flusiris wie Fungia zu den ‚Asträen verhielten. Der erwähnte Nautilus (Sorites orbiculus Ehr.) erwies sich bei Anwendung von Ter- pentin als ein scheibenartiger Polypenstock von 2—300 Thier- chen, deren Zellenöffnung dendritische Kalktheilchen des Kör- pers bei dessen Contraction so verschlielsen, dals sie ganz unsichtbar wird. Später (1839) hat Ehrenberg andere Poly- thalamien, mit schwachen Säuren behandelt, und deren Bewoh- ner*als viellappige Thierleiber erkannt, so dafs seine Beschreibung in dieser Hinsicht der früher von Dujardin gegebenen nahe kommt. Gleichwohl bleibt Ehrenberg bei seiner früheren An- sicht, dals diese Thiere den Bryozoen zuzuzählen seien. Ich muls leider gestehen, dals selbst Ehrenbergs ausführliche zu Ende 1839 erschienene Abhandlung: Die Bildung der europäi- schen, libyschen und arabischen Kreidefelsen und des Kreidemergels aus mikroskopischen Organismen. Berlin fol., in welcher eine Systematik der Bryozoen mit Ein- schlufs der Polythalamien gegeben wird, mich von der Richtig- keit der systematischen Stellung der Polythalamien bei den 196 Bryozoen nicht ganz überzeugt hat. Es scheint mir vielmehr, als würde durch dıese Vereinigung dem sonst so scharf begränzten Typus der Bryozoen geschadet. Ueberdies stehen noch die Beobachtungen Dujardin’s über die seltsamen fadenförmig- ästigen Bewegungsorgane dieser Thierchen im Wege. Wir müssen sie doch wohl so lange gelten lassen, bis sie durch wie- derholte Beobachtung lebender Thiere derselben Gattungen als irrthümlich befunden worden sind, um so mehr, als Dujar- din sie Monate lang beobachten und Jedem in Paris, der sich dafür interessirte, vorzeigen konnte. Ich bin andrerseits weit davon entfernt in Ehrenbergs Beobachtung der Thiere des Sorites orbiculus den geringsten Zweifel zu setzen, und bin auch überzeugt, dals dies Bryozoen gewesen sind; allein diese viel- reihigen Polypenstöcke der Polythalamien, wie sie Ehrenberg nennt und auf Taf. III. abbildet, scheiren mir anderer Natur zu sein, als die einfachen und zusammengesetzten Polythalamien, von welchen uns Ehrenberg aufder ersten und zweiten Tafel seiner neuesten Schrift so schöne Darstellungen egeben hat. Beide letztern zeigen durchaus denselben Typus, Been wesentliehe Eigenschaft die kettenartig aneinander hängen- den Körperlappen sind, welche sich nach einander mit stets wachsender Grölse aus dem ursprünglich einfachen Thierleibe entwickelt haben, weskalb auch Daüjdzarn in seiner ersten Mit- tkeilung 1835 den Namen Symplectomera für die Polythalamien vorschlug. Dieser Character fehlt aber Ehrenbergs Sorites orbiculus, welches diesem sorgfältigen Beobachter auch kei- nesweges entgangen ist, denn er sagt (S. 53): „Es giebt nämlich Polythalamien, welche bei ihrer Corallenstockbillung durch Knos- pen sich verhalten, wie Sertularinen oder wie Hyde, d.h. wo die Knospen sich allmälig individuell ganz abschliefsen, so dafs das Mutterthier ohne Schaden des Jungen absterben kann, doch sondern sich nie diese freiwillig ganz ab, dahin gehören die Asterodiscinen und Soritinen.” — Ich finde eben darin den Beweis, dals sie keine wahre Polythalamien, sondern Polypen sind, und möchte sie in der Stockbildung den Flustern und Escharen ver- gleichen. Sind Dujardin’s Beobachtitipen über die Bewe- gungsorgane der lebenden Thiere richtig, woran man kaum zweifeln darf, da sich von Paris aus keine widerlegende Stimme hat hören lassen, so möchte ich eher Dujardin beistimmen, wenn er sie wegen der freien Ortsbewegung und derXVeränder- lichkeit der Bewegungsorgane den wechselfülsigen Infusorien zu- esellt haben will. Selbst dje vielleibigen Polythalamien, deren ehäuse nach Ehrenberg’s wichtiger Entdeckung eine gemein- same Hülle für mehrere unter einander zusammenhängende Thier- leiber ist, dürften in den genen Panzer-Pseudo- poden, den Bacillarien, ihre Analoga finden, nur mit dem Unter- schiede, dafs die Familienform bei diesen durch Selbsttheilung, bei jenen aber durch Knospenbildung entstanden und durc stetes Fortwachsen der Mutterthiere auffallend modificirt ist. Das einzig Widerstrebende wäre die Kalkschale; da wir aber unter de Birybiuin die verwandtesten Formen mit kalkigen oder 4197 hornigen |Zellen finden, warum sollte es nicht auch neben kiesel- anzrigen Pseudopoden kalkpanzrige WVechselfülser (Rhizopo- en, Polythalamien) geben können. Ich spreche hier, wie ge- sagt, nur meine Ansicht aus, die ich als eine subjective zu be- trachten, aber einer-geneigten Prüfung zu unterwerfen bitte. Wiederholte Beobachtung lebender Thiere von wahren Poly- thalamien wird über ihre systematische Stellung entscheiden. 1. Polypi Wie die natürliche Stellung der Polythalamien noch schwankend bleibt, so wird auch die der Spongien und Spongillen von neuem problematisch durch Dujardins neuere Beobachtungen, nach welchen er geneigt ist, den Spon- gillen eine thierische Natur zu vindieiren. (Instit. p.157 und 202. Ann. d. Sc. nat. Tom. X. p.5. mit Abbild.) Reifst man von einer Spongie Fragmente der schleimigen Substanz ab, so zeigen sich diese nach Dujardin anfangs unbe- weglich unter dem Mikroskope, aber bei passender Beleuchtung sieht man an den Rändern rundliche durchsichtige Vorsprünge, welche ihre Gestalt in jedem Augenblicke durch Expansion und Contraction verändern. Zuweilen sollen sich sogar kleine Frag- mente von 17%» — 200 Millimeter langsam am Glase kriechend durch jene Fortsätze fortbewegen. D. will dieses Phänomen bei Spongia panicea, Cliona celata und Spongilla seit 1835 beobachtet haben. Auch sah er an den Rändern abgerissener Lappen der Spongilla Fäden von aulfserordentlicher Zartheit hervortreten, und mit lebhaft undulirender Bewegung schwingen, so dals sie an kleineren isolirten Massen eine Ortsbewegung, ver- schieden von der oben beschriebenen, veranlalsten. D. betrach- tet die Bewegung dieser schwingenden Fäden, von deren An- wesenheit er die Herren Milne-Edwards und Turpin über- zeugen konnte, als die Hauptursache der von Grant u. A. beobachteten Wasserströmungen, Gegen die hierdurch angeregte Ansicht von der animalischen Natur der Spongillen würde die Beobachtung von J. Hogg sprechen, dals die Spongilla ihre grüne Farbe allein durch den Einfluls des Lichtes erhalte, und wenn sie diesem entzogen wird, verliere. (Ann. Nat. Hist. II. r. 370). Früher (Ann. N. H.J. p.478) hatte derselbe Natur- forscher Beobachtungen über die Entwicklung der linsenförmi- gen Körper (Sporangien? Eier?) angestellt, welche sich in den Zellen und Poren der Spongilla finden. Sechs setzten sich bald an den Boden eines mit Wasser gefüllten Gefäfses fest und er- schienen in etwa drei Wochen mit einer weilslichen wolligen Substanz bedeckt, welche Hogg für den Anfang des Schwam- mes hält. Es kann aber auch der Anfang einer Schimmelbildung ewesen sein. Vgl. über die Bildung dieser eiähnlichen Körper eyen in Müllers Archiv 1839. p.83. — Johnston erklär sieh in seinen Brit. Zooph. für die pflanzliche Natur der Spon- gillen, setzt aber Grant’s Cliona, die bekanntlich auch Kie- 198 selnadeln enthält, unter die Bryozoen (Ascidoidea) neben Haloda- ciylus ( Aleyonidium Lamour). Nach Grants Beobachtungen zeigt Cliona wirklich in den Wasserströmungen, der Contractilität der warzenförmigen Hervorragungen, den Kieselnadeln u. s. w. manche Uebereinstimmung mit den Spongillen; jallein Grant sah bei dieser ne unter sehr günstiger Beleuchtung und nur zweimal, wirkliche mit etwa 8 Fühlern begabte Polypen von aulserordentlicher Feinheit, am Rande der Papillaröffnungen aus- und eintreten. Sollten spätere Beobachtungen auch an den Spongillen wahre Polypen nachweisen, so möchte allerdings ihr Platz neben Cliona sein. Aus Peyssonel’s berühmter Abhandlung, welche zuerst die thierische Natur der Polypen bewies, hat Flourens in den Ann. d. Sc. nat. IX. S. 334 fg. einen Auszug gegeben. Ueber den Reichthum der brittischen Polypenfauna gewährt G. Johnston’s History of the british Zoophytes. Edin- burgh 1838 gr. 8. eine ‘gute Uebersicht. Die zahlreichen Abbildungen theils in Holzschnitten dem Texte eingedruckt, theils auf 44 Tafeln dem Werke angehängt, sind meist blolse Umrisse. Das System des Verf. ist bereits ım vorigen Berichte (Bd: 2. S.322.) besprochen. . In-einem sehr interessanten Aufsatze (sur l« nature des polypiers Ann. d. Sc. nat. X. p. 321 fg.) erörtert Milne- Edwards seine schon öfter angedeutete Ansicht, dafs der hornartige oder kalkige Polypenstock nicht ein todtes Sekret und ohne organischen Zusammenhang mit den Polypen, son- dern ein integrirender, organisirter und lebendiger Theil der Haut derselben ist, ein organisches Gewebe, in dessen Substanz sich mehr oder weniger Horn- oder Kalksubstanz ablagert und dessen Ernährung durch Intussusception geschieht, Anthozoa. Ehrenberg hat von neuem unsere Kenntnifs der Arm- polypen durch die überraschende Entdeckung muthmaßslicher männlicher Organe vervollständigt. (Mittheilungen aus den Ver- handlungen der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Ber- lin. Jahr 1838. S. 14.) Er überzeugte sich auch, dafs die stachlige Oberfläche der durch einen Rifs der Oberhaut hervortretenden Eier durch Erhärten und Zusammenschrumpfen einer zelligen Gallertschicht daselbst gebildet wird, deren Substanz im Wasser unlöslich ist. Als männliche Sexualorgane deutet E. die periodische Knollen- bildung am vordern Körpertheile der Armpolypen, in deren Innern er bewegliche geschwänzte Körperchen, Spermatozoen 199 aus der Abtheilung der Cephalozoen, beobachtete. Die Hydern hätten demnach aufserhalb am Körper sich entwickelnde, pe- riodisch erscheinende Sexualorgane beiderlei Art, die männlichen mehr nach vorn, die weiblichen mehr nach hinten. Es giebt scheinbar rein männliche Hydern und scheinbar rein weibliche, auch solche wo gleichzeitig beide Organe entwickelt sind; die Anlage ist also olfenbar hermaphroditisch. Johnston I. c. S. 227 erklärt Brandts Genera der Acti- nien, welche auf die Zahl der Fühlerkränze gegründet sind, für durchaus verwerflich, weil die Jungen aller Arten nur einen einfachen Fühlerkranz haben, und erst später deren 2—3 be- kommen. Vgl. meinen Einwurf d. Archiv. 1.2. S. 189. Milne-Edwards (Inst. 294) fand bei Untersuchung der Polypen des Corallium und der Gatt. Cornularia eine grofse Uebereinstimmung in ihrer Organisation mit denen der Aleyonien. Die einzelnen Polypen des Corallium setzten sich nicht weit in der gemeinsamen Masse fort, sondern hören fast sogleich auf, wie sie in dieselbe eintreten. Der gemeinsame Polypenstock ist von einem sehr complicirten Gefälsnetze durchzogen, durch wel- ches die Individuen in Zusammenhang stehen und welches auch der Sitz der Kalkabsonderung zu sein scheint. Die seit Cavo- lini nicht wieder beobachtete Cornularia weicht nur in der Be- schaffenheit des reproductiven Theils der Haut von den Lobula- rien ab; sonach sind Ehrenbergs Zweifel, ob sie nicht zu den Bryozoen gehöre, beseitigt. Ich stellte sie in’ meinem Hand- buche neben Tubipora und möchte diese Stellung auch jetzt noch gut heilsen. Sie ist auch an der Küste von Sussex gefunden (Johnst. Br. Zooph. p.192). Johnston äulsert hier die Ver- mulhung, dals Laomedean dumosa Blainv. (Campanularia dumosa Flem.) nur der hornige Zellentheil einer Cornularia sei. Bryozoa. Milne-Edwards setzte seine vortrefllichen Arbeiten über die Bryozoen fort. Sie betreffen die Tubuliporinen (Ann. d. Sc. nat. IX. p.194 und im Resume Instit. p. 138) und die Gatt. Salicornaria (Instit, S. 154). : Bei letzterer ist die Beschaffenheit sowohl der Weichtheile, wie der Zellen ganz so, wie bei den Escharen. Die Verschie- denheit betrifft vorzüglihh die Struktur des Operculum und die Bildung der Hautfcheide, und berechtigt zu Dreher Tren- nung. Die GaknEen Glauconoma Goldf. und Fincularia Defr. müssen aber nach des Verf. Ansicht mit Salicornaria vereinigt werden. — Zu der Familie der Tubuliporinen gehören aulser Tubulipora wegen gleicher Structur der Thiere: Berenice, Me- senteripora, Idmonea, Hornera, Crisia, Crisidia, Alecto, wahr- scheinlich auch Diastopora, Spiropora, Pherusa, Frondipora, Fa- 200 scicularia. Die Gattungs-Verschiedenheiten hängen lediglich von der Weise ab, in welcher die Knospen entspringen, und die jun- gen Polypen unter einander zum gemeinsamen Polypenstocke verschmelzen. Auch Gervais setzte seine Untersuchungen der Bryozoen ‘des süfsen Wassers fort. (Instit. S. 398.) Die Eier der Cristatellen werden, bevor sie völlig reif sind in den gemeinsamen Stock entleert, wo sie zuweilen auskommen. Die weniger vorgerückten haben weder den deutlichen Wulst noch die Stacheln, sondern sind kreisrunde Scheiben. Aufserdem stellt Verf. zwei neue Genera mit trichterförmiger nicht hufeisenförmig eingebogener Fühlerkrone auf: Fredericilla und Paludicella. Bei ersterer tritt der Polyp, dessen 20 Fühler an der Basis durch zarte Haut verbunden (palnes) sind, aus dem Ende der Zellen her- vor, beiPaludicella dagegen seitlich nahe unter dem weiteren Ende der spindelförmigen Zellen, welche Ende an Ende gestellt trichotomische Reihen Bilden, Ob die Fredericilla mitBlumen- bachs Tubularia sultana identisch ist, wie Verf. meint, mufs wohl noch unentschieden bleiben, denn Blumenbach’s Diagnose „erista infundibuliformi, ad basin ciliata” findet darauf keine völlige Anwendung, wohl aber erkennt man in der Fredericilla Fleming’s Plumatella gelatinosa (Brit. Anim. 553) wie- der. Die Paludicella ist allerdings Aleyonella articulata Ehrb., wie Verf. vermuthet. j Il. Acalephae. Ueber Quallen erschien nur eine, aber eine sehr gedie- gene Schrift von J. F. Brandt: Ausführliche Beschreibung der von C.H. Mertens auf sei- ner Weltumseglung beobachteten Schirmquallen, nebst allge- meinen Bemerkungen über die Schirmquallen überhaupt. Mit 34 lithographirten meist colorirten Tafeln. Aus den Mem. de T Acad. Imp. d. sc. de St. Petersbourg besonders abgedruckt. Leipzig bei Vols 4. Verf. schickt den Beschreibungen der von Mertens und Postels schön gezeichneten Schirmquallen eine höchst fleifsige Zusammenstellung alles dessen voraus, was über die Anatomie und die Lebenserscheinungen der Schirmquallen bis dahin bekannt war; auch eine Uebersicht ihrer geographi- schen Verbreitung ist gegeben. Da die Abhandlung als beson- drer Abdruck käuflich ist, und ihrer Natur nach keinen Auszug ge- stattet, kann Ref. nur den Zoologen ihre Benutzung angelegent- lichst empfehlen. IV. Echinodermata. Agassiz begann seine gehaltvollen Monographies d’Echi- nodermes vivans et fossiles. Neuchatel 1838 mit der Mono- graphie der Salenien. Der Raum erlaubt für jetzt nur die vor- läufige Anzeige. “ 1% I 00 nn Zinumes et Q, Bearbeitet von Dr. F. H,. Troschel. Auch in dem verflossenen Jahre hat die Klasse der Mollus- ken viele Bearbeiter gefunden, deren Arbeiten, theils als selbst- ständige Werke, theils in den verschiedenen Journalen zer- streut, manche interessante Aufschlüsse über noch minder be- kannte Thiere der in Rede stehenden Klasse geben, oder neue bisher noch nicht beschriebene Formen in die Wissenschaft einführen. Von Werken, die sich über die ganze Klasse verbreiten, wollen wir zunächst eines ausgedehnten Aufsatzes von Isaac Lea erwähnen (Description of New Freshwater and Land Shells in den Transactions of the American philosophical Society held at Philadelphia, for promoting useful know- ledge Vol. Vl. new series Part. I. Articlei). Viele recht schöne illuminirte Abbildungen in Steindruck sind beigegeben und machen durch die grofse Anzahl neuer (nur amerikani- scher) Arten, die sich oft durch seltsame Bildung auszeichnen, und vorzugsweise der Familie der Flufsmuscheln angehören, den Aufsatz doppelt interessant. Da derselbe ohne Zweifel bis jetzt noch in den-Händen weniger Conchyliologen ist, sa werden wir die sämmtlichen Diagnosen der neuen Arten unten passenden Orts vollständig mittheilen. Von E. A. Rofsmäfsler’s Iconographie der Land- und Süfswasser-Mollusken erschien, als Fortsetzung, des zweiten Bandes erstes und zweites Heft. Die Abbildungen, welche der Verf. wie früher, selbst aufStein gezeichnet hat, zeichnen sich V. Jahrg. 2, Bd, 14 202 durch Naturtreue und Nettigkeit in der Ausführung aus. Die Genauigkeit und Gründlichkeit in Scheidung und Begrenzung der Arten, und die Bekanntmachung vieler Arten, deren Na- men bisher fast nur in Catalogen gelesen wurden, machen das Werk unentbehrlich. Die neuen Arten, deren Namen wir hier znerst lesen, sollen unten aufgeführt werden. Delix pulchella‘ und H. costata Müll. will Verf. als "Varietäten in eine Art vereinigen. Helix instabilis Ziegl., arenosa Ziegl., dejecita Cr. et J. betrachtet er als Varietäten von H. ericeorum Müll. — Clausilia grossa, ungulata, granatina und lucida Ziegl. werden als Varietäten zu (1. bidens Drap. gezogen; ebenso Cl. attenuata und mucida Ziegl. zu Cl plicatula Drap., Cl. rugosa, obtusa, dubia sec. v. Cherp., pusilla Ziegl. werden in eine Art unter dem Draparnaudschen Namen Cl. rugosa vereinigt. — Kiener’s prächtiges Werk (Species general et Icono- graphie des coquilles vivantes etc.) nahm seinen guten Fort- gang. Es sind jetzt im Ganzen 46 Lieferungen erschienen, von denen (nach des Referenten Vermuthung, da auf den Um- schlägen keine Jahreszahlen stehen), auf das Jahr 1838 die 27. bis 34. Lieferung inel. kommen. Das Werk ist von zu grofser Wichtigkeit, als dafs es Conchyliologen entbehren soll- ten. Aus diesem Gesichtspunkte haben wir in den früheren Berichten keine speeielleren Mittheilungen aus demselben ge- macht. Da der Preis des Werkes jedoch mit der Zahl der Lieferungen bereits ein ziemlich bedeutender geworden ist, so glauben wir, es werde vielen unserer Leser nicht unwillkom- men sein, wenn wir die Diagnosen der neuen Arten unten aufführen. In den erwähnten Lieferungen enthält der Text Monographien der Gattungen Terebra, Struthiolaria, Delphi- nula, Rotella, Solarium, Scalaria, und in der 34. Lieferung den Anfang zu der Gattung Mitra, die dann noch durch viele spätere Lieferungen fortläuft. Die Abbildungen entsprechen nicht dem Text, alle gehören zu den Gattungen Mitra und Koluta. '#° Unter dem Titel: Verzeichnifs der Conchylien, welche sich in der Sammlung von Hermann Eduard Anton. befinden, herausgegeben von dem Besitzer, Halle b. Eduard Anton 1839 erschien in der Mitte des Jahres 1838 ein Buch, das schon bei seiner Geburt sich uni ein Jahr jünger machte. Die Ar- beit ist rein conchyliologisch gehalten und Verf. versucht 203 aus der Verwandtschaft der Schalenform eine natürliche Reihe zu schaffen. Dafs dieser Versuch nicht gelingen konnte, ist sehr begreiflich, und es scheint darin, dafs Verf. blofs die Schalen berücksichtigt ein Rückschritt zu liegen, den man bei der zunehmenden Kenntnifs der Mollusken, aus der man er- fährt, wie scheinbar sehr verwandte Schalen doch Thiere von sehr verschiedenen Entwicklungsstufen umschliefsen, kaum hätte erwarten sollen. Die meisten Andeutungen des Verf. über Verwandtschaften sind nur so beiläufig eingestreut, und unbe- gründet, wie sie sind, legen sie nur die individuelle Ansicht des Verf. dar. Die Gattungen werden möglichst zusammen- gezogen, jedoch so, dafs in ihnen wieder Untergattungen, die meist den Lamarckschen entsprechen unterschieden werden, wodurch also nicht eben viel geändert ist. Viele neue Arten werden beschrieben, und die meisten Genera werden auf diese Weise vermshrt. Mit Einschlußs der fossilen, die meist aus dem Pariser Grobkalk herstammen, finden sich über 300 neue Arten. Bei dieser Menge von Neulingen kömmt man sehr leicht auf die Vermuthung, es möchten wohl alte Dinge wie- der umgetauft zum Vorscheine kommen, indessen das ist ge- wifs nur im Einzelnen, wie es sich wohl nicht vermeiden läfst, der Fall. Verf. hat sehr gute literarische Hülfsmittel, und das Verzeichnifs beweist, dafs er sie gut zu benutzen verstanden hat. So viel es sich thun liefs, hat Ref. die Beschreibungen mit der Sammlung des Berliner Zoo]. Museums verglichen, aber kaum einen Fall gefunden, der die obige Vermuthung rechtfertigte. Mit Sicherheit kann man jedoch dies nur ent- scheiden, wenn man die Originalexemplare selbst zur Verglei- chung in Händen hat. Wegen dieser neu aufgestellten Arten, so wie wegen der vielen Berichtigungen von Synonymen ist das vorliegende Werk für die Conchyliologen von grofser Wichtigkeit und zum ferneren Bestimmen unentbehrlich. Auch sind die Diagnosen, welche deutsch abgefafst sind, recht aus- führlich, wie es scheint genau, und werden zum Bestimmen meist vollkommen ausreichen. Der Fundort ist leider nur selten angegeben, und das ist es, was man stark vermifst. Wir können unmöglich alle Diagnosen, wegen der grofsen Menge, ganz abdrucken lassen, halten es jedoch für unsere Pflicht sie unten alle (d. h. die der Jetztwelt) namentlich auf- 14 * 204 zuführen, und ihnen die wichtigsten Kennzeichen beizufügen, um wenigstens auf ihr Dasein aufmerksam zu machen. Von d’Orbigny’s Voyage dans !’_Amerique meridio- nale enthalten die 4 im Laufe des Jahrs 1838 erschienenen Lieferungen (Livr. 35 —38) keinen Text zu den Mollusken, wohl aber einige Abbildungen nämlich Tab. 49, 50, 51, 55, 56, 57, auf denen neue Arten der Gattungen Ampullaria. Trochus, Monodonta, Turbo, Natica, Neritina, Tornatella, Siphonaria, Sigaretus enthalten sind, eben so schön ausge- führt, wie wir es an den früheren Lieferungen gewohnt waren. Hoffentlich werden wir im nächsten Jahre mehr zu berichten Gelegenheit haben. Ueber die Entwicklung, Gröfse und Struktur der Schalen (Shells) finden wir einen kleinen Aufsatz im Athenaeum. No. 538. Febr. 17. 1838. von Gray, in welchem die Bildung der Gehäuse recht gut auseinandergesetzt wird, ohne dafs wir darin etwas besonders Neues erführen. Zu der geographischen Verbreitung der Mollusken erhiel- ten wir mehrere Beiträge: Von Interesse scheint ein Büchelchen zu sein, das Ref. leider nicht gesehen hat: Malacologia Monensis: a Catalogue of the Mollusca inhabiting the Isleof Man and the neigh- bouring Sea. By Edward Forbes Edin. 1838. 12. pp. 63. mit drei Tafeln. Dasselbe gilt vom: Catalogo sistematico delle conchiglie terrestri e fluviatili osservate nel territorio di Monfalcone dell Abate Leonardo Brumati. Gorizia 1838 mit lith. Abb. und Malacologia terrestre et fluviatile della Provincia Comasca di Carlo Porro. Milano 1838. 8. mit 2 Tafeln. Ueber die Land- und Süfswassermollusken des westlichen Himalaya finden wir einen Aufsatz von T. Hutton und W. H. Benson (Journal of the Asiatic Society of Bengal Vol. VI. part. I. p.211), in welchem mehrere neue Land- schnecken beschrieben werden, wovon die Fortsetzung ver- sprochen wird. Die Diagnosen der neuen Arten, welche sämmt- lich von Benson sind, werden unten mitgetheitt. Die Schnek- ken der Niederungen machen in dem Maafse, wie die Tem- peratur kälter wird solchen Formen Platz, welche den Euro- päischen mehr ähnlich sind. Wenn gleich einige Arten der 205 Ebenen sich bis auf die Berge verbreiten, so giebt es doch eine wohlbezeichnete Linie der Erhebung, welche die grofse Zahl nicht überschreitet. Wenngleich z. B. Nanina vesi- cula in allen Erhebungen bis zu 10500 Fufs gefunden wird, so erheben andere Arten, die in den Ebenen mit derselben gemeinschaftlich leben, sich nie über ein Drittel dieser Höhe, Zu diesen gehören Nanina vitrinoides Desh. und Suc- cinea erassiuscula Bens., welche um Subathu in einer Höhe von 3000’ in Gesellschaft mit solehen Arten vorkommen, die nur den Bergen angehören, wie Helicarion cassida Hutt. und Pupa pulchella. So ergiebt sich also eine Grenzlinie zwischen den Arten der Berge und denen der Niederungen. Eine Aufzählung der Land- und Sufswassermollusken von Algier und Bougia in der Provinz Constantine giebt Edward Forbes (Jardine etc. Annals of nat. hist. 1I. p. 250). Es werden 45 Arten aufgezählt, von denen 3 der Gattung Limax, 21 der Gattung Helix, 5 der Gattung Bulimus, 4 der Gattung Achatina angehören; die übrigen sind Arten der Gattungen Succinea, Pupa, Cyclostoma, Paludina, Ancylus, Physa, Planorbis, Melanopsis und Pisidium. Von den früher (1836) von Michaud als bei Algier vorkommend bezeichneten Mol- lusken finden sich einige nicht dort, sondern vielmehr in der Nähe von Marocco, wo die Fauna einen verschiedenen Cha- rakter annimmt und sich theils an die der Canarischen Inseln, theils an die von Spanien annähert. Die der Fauna von Algier und Constantine nicht angehörigen Schnecken sind: Helix ca- riosula, soluta, alabastrites, Hieroglyphicula (alle neu von Michaud), vermiculata, Carthusiana, albella, zaphirina, conspurcala; Bulimus radiatus; Cyclostoma Volizianum Mich. und ferrugireum Mich. Die Meisten der hier aufge- führten Arten finden sich auch im südlichen Europa. Die neuen Arten sind abgebildet und mit Diagnosen versehen, welche wir unten mittheilen werden. In den Bulletins scientifigues de Moscou Il. p: 154—173 erhielten wir von Eduard Eichwald (Faunae Capsü maris primitiae) die Aufzählung und genaue Beschreibung der im Kaspischen Meere lebenden Mollusken, Falls das vom Verf. gegebene Verzeichnifs vollständig ist, so haben das Kaspische Meer und die in dasselbe einströmenden Flüsse eine sehr 206 dürftige Molluskenfauna, denn mit Finschlufs vieler fossilen finden wir nur gegen 40 Arten aufgezeichnet. Die noch leben- den gehören den Gattungen Paludina, Rissoa, Neritina, Cy- rena, Anodonta, Unio, Dreissena (Tichogonia Rossm.), Mytilus, Venus, Cardium, und einigen neuen Didacna, Mo- nodacna und Adacna an. Die neuen fossiien Arten aufzu- führen gestattet der Raum nicht, es liegt auch nicht im Plane dieses Berichtes. Die neuen Gattungen und Arten, welche noch jetzt lebend gefunden werden, sollen unten charakterisirt werden. ‘Joshua Alder giebt ein Verzeichnifs der Mollusken Englands. (Jardine, Selby and Johnston Mag. of Zool. and Bot. Vol. 1I. p. 101). Es besteht aus 100 Land- und Süfswasserschnecken und 21 Muscheln. Unter ersteren gehören 35 Arten der Gattung Helix, 8 der Gattung Vertigo, 13 der Gattung Planorbis, 9 der Gattung Limnaeus an. Im Ganzen stimmt hiernach die Molluskenfauna Englands so ziemlich mit denen des westlichen Festlandes von Europa überein, und es scheint, als wenn nur sehr wenige Formen England eigen- thümlich wären. Die in den Catalog aufgenommenen Bemer- kungen beziehen sich nur auf die Namen, und die Vereinigung oder Trennung der Arten. Letzteres ist jedoch nie mit Grün- den unterstützt, und daher nur als eine Meinung des Verf. anzusehen, In demselben Journal p 471 findet sich ein kleines Ver- zeichniss von 25 Arten britischer Land- und Süfswasserschnek- ken, welcheDaniel Cooper im Sommer 1837 zu Mickleham, nahe bei Box Hill, Surrey gesammelt hat, und wodurch eben_er- wähntes Verzeichnifs des Herrn Alder noch um Jlelix nitens; Clausilia parvula? und Jertigo Juniperi vermehrt wird. Es fragt sich nur, ob die Bestimmungen richtig sind. r Als ‚Bereicherung der Fauna Preufsens giebt Dr. C. Th. v. Siebold in Danzig (Preufs. Provinzial-Blätter Bd. XIX. p: 54) ein Verzeichnifs von 45 Molluskenarten, welche in Kleeberg’s Molluscorum Borussicorum Synopsis. Regio- mont. 1828. noch nicht aufgeführt sind, so dafs gegenwärtig 87 Arten Preufsischer Mollusken in 27 Gattungen bekannt sind. A. Müller beschrieb (dies Archiv 1838 I. p. 209) einige bei Kiel gefundene Landschnecken.. Durch die eine Helix ei \ 207 scarburgensis Turton wird die Fauna Deutschlands be- reichert, ebenso durch die zweite Vertigo plicata, die Verf. ‚für neu hielt, die jedoch offenbar mit 7. Venelzü Charp. identisch ist (Vergl. dies Archiv 1838. II. p. 278.) Auch möchte es hier der Ort sein, anzuführen, dafs E. Moore angiebt (Loud. Mag. n.s. U. p. 206) der Teredo navalis, den man als aus Indien eingeschleppt betrachtet, und von dem Osler im Jahr 1826 behauptet hat, er könne nicht mehr als zur britischen Fauna gehörig betrachtet werden, das Klima müsse ihm wohl nicht zugesagt haben, sei im Hafen von Plymouth vorbanden, und habe sogar Zerstörungen angerichtet. Die aufallend schnelle Verbreitung des Mytilus poly- morphus (Tichogooia Rofsm., Dreissena V anben.) über fast - ganz Europa hat die Aufmerksamkeit mehrerer Zoologen auf sich gezogen. A. F. A. Wiegmann spricht (dies Archiv 1838. I. p. 342) seine Meinung dahin aus, dafs siein der Mark aus den östlichen Theilen Europa’s durch Schifffahrt, und namentlich durch Holzflöfsen, an denen die Thiere mit ihrem Byssus be- festigt sind, eingeschleppt worden sei. Van Beneden stimmt dieser Ansicht (ebenda p. 376) bei, und fügt die Vermuthung hinzu, dafs der in dem Bassin von Antwerpen vorkommende Mytilus cochleatus Kickx (Dr. africana Fanben) westafrikanischen Ursprungs, und auf ähn- liche Weise von dort nach Europa geschleppt worden sei. Ueber denselben Gegenstand macht Striekland Beobach- tungen in Grofsbritanien bekannt (Loud. Mag. n. s. 11. p. 361). Erst seit 1837 findet sich Myt. polymorphus Gin. im Avon bei Evesham, und zwar in grofser Menge. Ebenso im Kanal zwischen Warwick und Birmingham, und in den Kanälen bei Wednesbury in Staffordshire; überall jedoch nur in schiffbarem Wasser, was die Einschleppung beweist. Nur an einen Orte bei Leamington ist die Muschel in nicht schiffbarem Wasser gefun- den, das jedoch mit schifibarem in unmittelbarer Verbindung steht. Verf. fügt noch hinzu, dafs erwachsene Exemplare, die von ihrem natürlichen Wohnort abgerissen waren, einen neuen Eyssus secernirten, und sich wieder anhefteten. Junge, Indi- viduen kriechen wie Schnecken "umher, indem sie den Fuls nach dem Vorderende der Schäle richten, und durch abwech- selnde Expansion und Contraction desselben die Schale nach- 208 schleppen. Nach einigen Wochen setzen sie sich ebenfalls fest. Endlich will Verf, auch bemerkt haben, dafs diese Thiere für Lichteindrücke empfänglich sind. A. Cephalopoda. Von Richard Owen erschien in den Transactions of the zoological Society of London Vol. II. Part. 2. p. 103 ein Aufsatz über Cephalopoden mit einer Kupfertafel. De- scriptions of some new and rare Cephalopoda. Die Thiere erhielt Verf. von George Bennett, der sie auf seiner Reise nach Australien gesammelt hatte. Der Aufsatz beginnt mit einer schr genauen Beschreibung von Granchia scabra Leach; hierauf folgt die ausführliche Beschreibung zweier neuen Arten Loligo laticeps und Octopus semipalmatus. — Der Bewoh- ner der Argonauta hians Solander war Ocythoe Cranchit Leach, welche nebst den Eiern beschrieben wird. Dafs die Thiere, welche die verschiedenen Species von Argonauta bewohnen, ebenfalls specifisch von einander verschieden sind, sieht Verf. als ein Argument für den Nichtparasitismus dieser Thiere an; auch weist er nach, dafs die inneren Organe eine Annäherung an die zehnarmigen Cephalopoden andeuten. — Es findet sich nun noch die Beschreibung des Kopfs und eini- ger Eingeweide eines Onychotheutis-ähnlichen Cephalopoden von Port Jackson, und Verf. setzt schliefslich nach einer Uebersicht der verschiedenen Eintheilungen der Cephalopoden seine eigenen Ansichten darüber auseinander, denen er folgen- des Schema hinzufügt: Classis Ordines Tribus Familiae Genera. Octopoda 7 Eledone ! Se I okap Argonauta Bellerophon etc. (Loligopsis Cranchia Teuthidae Sepiola Rossia b1 Onychoteuthis Decapoda Loligo Sepioteuthis Sepiadae . Sepia Belemnitidae „ Belemnites etc. Spirulidae dd Spirula en Ammonites ete. Tetrabranchiata f MeraontÄÄRe Baeulites etc. Inlide Nautilus ete. Nautilidae \Orthocera ete. Dibranchiata osaeen Cephalopoda 209 Die neuen Arten sind: Loligo laticeps Owen dunkel rothbraun 'gefleckt, Kopf breiter als der Körper, Arme ungefähr von Länge des Körpers, die Stiele der Saugnäpfe angeschwollen. Länge mit den Armen 13%, r { Octopus semipalmatus Owen bauchig, etwas nach hinten verschmälert; Augen sehr vorstehend, fast gestielt; von den acht Armen ist das Rückenpaar das längste; das Bauchpaar ist länger als das ihm zunächst stehende: nur die 4 oberen Arme sind durch eine Membran bis auf 4 Länge der Arme verbunden, die Mem- bran zwischen den andern Armen ist sehr kurz, zwischen dem untern Paar fehlt sie ganz. Länge mit den Armen 144. Die Abhandlung von Rang (Documens pour servir @ Vhist. nat. des Cephalopodes cryplodibranches), welche ob- gleich schon im Jahre 1837 erschienen (Guerin Mag. 1837. Cl. F.) im vorigen Jahresberichte nur zum Theil besprochen wurde, ist zu wichtig, als dafs sie ganz übergangen werden könnte. Das, was über die Argonauta Argo gesagt ist, haben wir bereits angedeutet. Die Gattung Octopus wird in vier Gruppen getheilt: 1) Grofse segelförmige Häute vereini- gen die obern Arme unter sich: O. velifer, violaceus, velatus noe. sp. 2) Kleinere Häute, die zusammen eine Art Trichter vor dem Kopfe bilden, «. die Häute ungleich, einen schiefen Trichter bildend: O. Quoyanus, tetracirrhus, aranea, macro- pus Risso (ist abgebildet), filamenrtosus; b. Häute gleich und einen geraden Trichter bildend: O. Montevideo, appendicula- tus, brevitentaculatus, fontanianus, vulgaris, moschatus (ist abgebildet) cirrhosus, Cuvieri, ciliatus, lunulatus, gra- nosus, tuberculatus, horridus, aculeatus, tehuelchus. 3) Ganz ohne Häute: O. hyalinus nov. sp., venustus nov. sp., catenu- latus, atlanlicus, Eylais, brevipes, microstomus, 4) Mantel auf jeder Seite flügelförmig: O. cordiformis Q. et G., mem- branaceus Q. et G. Die ueuen Arten lassen sich kurz etwa so charakterisisen: Octopus velatus die obern 4 Arme viel länger als die untern 4, die 4 längern sind durch sehr entwickelte Häute ver- bunden, deren jede,einen Einschnitt bat. Saugnäpfe alternirend in 2 Reihen. Oberhalb blau, unterhalb blafs; Arme und Häute braun, überall fein roth pwnctirt. Länge des Sacks 5} cent., des ligpnien Arms 16 cent. Mittelmeer. — 0. hyalinus Kör- per sackförmig, vorn breiter als hinten, wo er abgerundet ist; Arme fast von Länge des Körpers, ohne Häute an ihrem Grunde, durchsichtig, aufihrer Endhälfte rosenfarbig, dieoberen etwas länger 210 als die unteren. Saugnäpfe alternirend, genähert. Durchscheinend . weils, mit einem grolsen Fleck, den die Eingeweide bilden; rolh gelleckt. Länge 2 cent. 5 mill. Atlantischer Ocean. — O.venustus Körper oval, sackförmig, Kopf kurz, Arme ziemlich kurz, verschieden an Länge, Saugnäpfe klein und wenig sicht- bar. Weils, durchscheinend, Querreihen von Flecken auf der Rückenseite des Kopfes. Länge 2 cent. Gorte, x Zu andern Cephalopoden-Gattungen werden dann noch folgende neue Arten beschrieben; * Cranchia perlucida fast gallertartig, durchscheinend, oval, hinten spitz; der Sack ist um den ganzen Körper offen; acht sitzende Arme und zwei gestielte längere, erstere mit zwei Reihen Saugnäpfen, letztere haben die Saugnäpfe auf der innern Seite der Verdideangen ohne Ordnung. Hinten auf dem Rük- ken finden sich 2 durchsichtige, abgerundete Häute; die Einge- weide bilden eine birnförmige Masse. Weils mit rothbraunen kleinen Flecken. Die rudimentäre Schale ist sehr klein, häutig, durchsichtig, von rothbrauner Farbe, und von Gestalt einer Degenklinge. Ocean equatorial.— Sepiola Rondeletii Leach. ist abgebildet. — Loligo vitrea spindelförmig, hinten sehr spitz, Kopf rundlich, Augen nach vorn; die sitzenden Arme kurz mit zwei Reihen alternirender Saugnäpfe, die gestielten Arme spitz, ohne Anschwellung mit einer länglichen Gruppe kleiner Saugnäpfe, Seitenmembranen dreieckig, hinten. Weils rosig punctirt. Länge 2—3, Africanische Küste. — Die Eier des Octopus vulgaris werden beschrieben und abgebildet. — Sepio- teuthis biangulata die obern sitzenden Arme die kürzesten, die gestielten Arme nicht so lang wie der Körper, am Ende wenig angeschwollen mit kleinen Saugnäpfen; Trichter kegel- förmig, Seitenlappen hinten breit, braun mit dunklern Punkten. Schalenrudiment federförmig. Länge 5—8“. Martinique. — Sepia elegans d’Orb. ist beschrieben und abgebildet, — Se- pia hierredda oval, vorn und oben mit stark vorspringendem Winkel, Kopf breit, kurz; ar ie sehr lang, nach hinten vorstehend und einen tiefen Einschnitt zwischen sich lassend. Braun und gelb marmorirt, an jeder Seite des Rückens eine Reihe von 6 weilsen Flecken. Schalenrudiment verlängert, hin- ten mit starker Spitze. Länge S—10". Gorte. — Sepia or- nata etwas verlängert, die Seitenlappen erreichen vorn nicht die Oeffnung des Sacks, stehn hinten vor und lassen einen tie- fen Einschnitt zwischen sich. Braun, schwärzlich gewölkt; hin- ten in der Mitte ein goldgelber weilsumkränzter Fleck; jeder- seits eine Reihe weilser Flecke. Schalenstück mit einer Mittel- leiste, hinter der ein herzförmiger, goldgelber Fleck liegt. Gorte. In den Bulletins de U Academie royale de Bruxelles tome V. no. findet sich eine Monographie der Gattung Sepiola (Note. sur les Malacozoaires du genre Sepiole) von P. Gervais und P. J. Vanbenedeu. Leider fehlen 211 in dieser Arbeit alle Diagnosen, welche man doch wohl in einer Monographie erwarten sollte. Die Verf. beschreiben als hierhergehörig ı$. palpebrosa (Rossia palp. Owen), S. lineo- lata Q. et G., S. sienodactyla Grant, $. Rondeleti Leach (Sepia sepiola L., Loligo sepiola Lam.), S. vulgaris Grant, und fügen diesen zwei neue Arten hinzu: S. Desvigniana blau mit kupferfarbigem Schiller und einigen schwarzen Punkten; die Knorpelplatte ist vorn breiter, dünn und durchscheinend; zwei Reihen Saugnäpfe. Länge mit den Ten- takeln 18%. Mittelmeer. — S. subulata Eydoux MS. blalsrosig, mit weinrothen Punkten; zwei Reihen alternirender kurzgestiel- _ ter Saugnäpfe. Der Rückenknochen ist knorplig. Länge 8". Lugon. \ Eine höchst merkwürdige Cephalopoden-Forr: von Ja- cobshavn in Grönland beschreibt Eschricht (Nopa acta etc. 4838) als neues Genus unter dem Namen Cirroteuthis Mülleri mit folgendem Charakter: Octopus suctorüs mini- mis unam seriem in quovis brachio formantibus; brachüs cirralis et cum membrana natatoria vel cum plicis ejus pendulinis usque ad apicem fere connatis; alis nalatorüs duabus transversalibus, vertebrae cartilagineae corporis inserlis. Suciorüs singulorum brachiorum 30, cirris 32. Länge des Körpers 3%", der Arme 44". B. Pteropoda. Zu dieser Ordnung erhielten wir zwei sehr interessante anatomische Arbeiten, die für die Naturgeschichte dieser Thiere von grofser Wichtigkeit sind, r Die erstere (Anatomische Untersuchungen über die Glione borealis von D. F. Eschricht. Kopenhagen 1838. 4.) er- schien als besondere Schrift und enthält eine ausführliche Anatomie des Thiers nebst drei Steindrucktafeln. — Die Rauhigheit der Haut, so wie die rothe Farbe derselben, rührt von einer Menge Säckchen her, die mit einem rothen öligen Pigmente gefüllt sind, und mit ihren spitzen Ausführungsgän- gen aus der Haut hervorstehen. Die Muskelfasern der Haut verlaufen vorzugsweise in die Quere, auch hat die Haut ihre eigenen Nerven. Die Flossen, welche Cuvier für Kiemen hielt, sind nur Bewegungsorgane, und das was Cuvier für Gefäfse in ihnen ansah, weist Eschricht als Muskelbündel ‚nach, die regelmäfsig sich kreuzend, von dem Mitteltheil des 212 Flossengerüstes schräg theils nach vorn, theils nach hinten verlaufen. Der grofse Gefäfsstamm, den Cuvier Kiemenvene nennt, steht nicht mit der Vorkammer, sondern mit der Spitze der Herzkammer in Verbindung. Der Schlundring besteht aus 8 grofsen und 2 kleinen Knoten. Von ersteren liegen die beiden vordern über, die beiden hintern unter dem Schlunde; von den vier mittlern liegen 2 jederseits dicht über einander, und die untern von ihnen sind durch einen Querast mit ein- ander verbunden, so dafs das Ganze einen doppelten Ring bil- det. An jeder Seite der vordern Knoten liegt noch ein klei- nes Ganglion. Die vordern Knoten senden die Nerven zum Kopfe und den Augen, die seitlichen zu den Flossen, die hin- tern zum Dinterleibe. Die Augen liegen in der Tiefe der Nackengrube, sie haben die Gestalt eines Cylinders, in dem vorn die Linse liegt. Was man früher für Augen hielt, sind wohl die nicht vollkommen eingezogenen Fühler gewesen. Die papillae carneae Pallas, welche sich vorn am Kopf be- finden, stülpen sich ein wie Schneckenhörner und sind daher wahre Fühler. Die Kopfkegel (tentacula carnosa Pallas), hält Verf. aus der Analogie mit den Gephalopoden und mit Pneumodermon für Ansaugungsorgane. In der Mundtheilen findet sich zwar im Allgemeinen einige Analogie mit den Gasteropoden, im Einzelnen jedoch weichen dieselben sehr ab, und zwar noch weit mehr als die derCephalopoden. Ein Schlund- kopf ist vorhanden, und trägt jederseits vorn zwei Bündel kammartig gestellter Zähne, die Verf. Seitenzähne nennt, und die jedenfalls die Stelle der Kiefer vertreten. Alle diese Zähne sind vorn an einem muskulösen Cylinder befestigt, der wieder- um in einem muskulösen hohlen Cylinder steckt. Die Zunge beschreibt Verf. als einen Muskel, der sich vorn in 2 Spitzen theilt; jeder dieser Spitzen sei nun mit einfachen spitzen nach hinten gekrümmten Zähnen, welche in 20 Längs- und 20 Quer- reihen geordnet seien, bedeckt. Der Analogie nach ist es Ref. sehr wahrscheinlich, dafs diese Beschreibung nicht ganz genau ist. Die beiden Muskelspitzen werden wohl nach unten mit einander verbunden und so eine Rinne bildend, von einer Membran, die die Zahnbewafinung trägt, überzogen sein. Man wird in dieser Vermuthung noch bestärkt durch die Angabe des Verf., dafs es ihm gelungen sei, die ganze Parthie, welche ö 213 an einer Zungenspitze sitzt als eine zusammenkängende Platte loszutrennen. Die Leber umgiebt den Magen vollständig als ein dünner Ueberzug und es münden in dieselbe aus dem Ma- gen viele kleine Blindsäcke, ähnlich wie es Cuvier bei Pneu- - modermon Peroni beschrieben hat. In der Leber findet sich viel Oel, woraus Verf. vermuthet, dies möge den Stoff zu der enormen Oelbildung bei den Wallfischen, denen diese Thiere bekanntlich zum grofsen Theil als Nahrung dienen, liefern. Auch ist Verf. der Meinung, man könne das Oel vielleicht, namentlich bei der bereits sich einstellenden Abnahme der Wallfische, aus der Clione unmittelbar gewinnen, da sie in so ungeheuren Mengen das Nordmeer erfüllt. Was die Geschlechts- theile betrifft, so bestehen sie aus einem Eierstock, dessen Ausführungsgang sich in eine Blase verdickt und an den gro- fsen Hoden anlegt, von dem ein gemeinsamer Ausführungs- gang abgeht. Alle diese Theile liegen im Hinterleibe nahe der Leber, den Hoden hat Cuvier ganz übersehen. Das Or- gan, welches Cuvier als Hoden beschrieb, liegt im Kopfe, und ist von den ebengenannten Geschlechtstheilen getrennt; Verf. hält diese Organe für die Ruthe. In der Deutung der Functionen des Halskragens und des Halszipfels ist Verf. zu keiner Entscheidung gekommen, Für ein Anheftungsorgan ist er nicht geneigt sie zu halten, dagegen vermuthet er eher, es seien die Kiemen oder sie stehen zu den Geschlechtstheilen in irgend einer Beziehung. Die Analogie zu dem entsprechenden Organe bei Pneumodermon violaceum, wiees Vanbeneden beschreibt, und wovon gleich die Rede sein wird, scheint ihm jedoch die Functionen eines Anheftungsorganes zuzusprechen. Das Herz besteht aus einer Herzkammer und einer Vorkam- mer, die stark von einander abgeschnürt und mittelst eines dünnen Stieles verbunden sind. Aus der Spitze der Herzkam- mer, die nach dem Kopfe zu liegt, entspringt ein starkes Ge- fäfs, das Verf. für die Aorta erklärt. Endlich erwähnt Verf. noch aufser den drei Hinterleibshöhlen eines grofsen Sackes, den er als Harnsack ansieht, was jedoch noch einer genauern Untersuchung bedarf. Interessant ist es, dafs wir gleichzeitig die Anatomie eines sehr nahe verwandten Thieres erhielten (Recherches analomiques sur le Pneumodermon violaceum d’Orb. par 214 P. J. Vanbeneden, Bulletin de l’Acad. d. se, de Bruxelles mars 4838; Müller’s Archiv für Anatomie .ete. 1838. p. 296; Ann. d. sc. nat. IX. Zool. p. 191.) Aufser den 8 schon Cuvier bei Pn. Peroni bekannten Nervenknoten des Schlundringes beschreibt Verf, zwei Fäden, die von dem ersten Ganglienpaare entspringend sich am Grunde des Schlundes in ein Ganglien vereinigen, das er als zum sym- pathischen System gehörig ansieht. Den Anhang unten am Halse hält er für den verkümmerten Fufs der Gasteropoden. Das'Organ ist analog dem Halskragen und Halszipfel bei Clione und hat offenbar dieselben Functionen. Die Flossen bestehn wie bei Clione aus schräg sich kreuzenden Muskelbündeln. Die Mundtheile werden auch beschrieben, jedoch würde eine gröfsere Ausführlichkeit sehr dankenswerth gewesen sein. Von Kiefern wird nichts erwähnt, sie sind doch gewifs vorhanden. Von der Zunge wird gesagt, sie sei wie bei den Schnecken mit einer hornigen Haut in Vförmiger Lage überzogen, die mit vielen nach hinten gekrümmten jederseits in 4 Reihen ste- henden Zähnen besetzt sei. Nach hinten gehn von der Mund- höhle zwei eylindrische Blindsäcke, die hinten durch einige Fäden verbunden sind, ab, und schliefsen einen Tubus ein, der wie die Zunge mit Zähnen besetzt ist. Dafs sich die Zungenmembran in einen Cylinder nach hinten fortsetzt, ist bei den Mollusken etwas ganz Gewöhnliches, dafs hier zwei dergleichen vorhanden sind, wie auch schon Cuvier' angiebt, ist ein ganz besonderer Fall, und scheint auf eine Theilung der Zungenmembran zu deuten. Der Zusammenhang der Oy- linder mit der Zunge geht aus der Abbildung nicht hervor, ist auch nicht recht zu begreifen, da die Aeste der letztern nach vorn gerichtet sind. Das hätte Verf. wohl leicht näher erörtern können. Das Herz verhält sich wie bei Clione, die Aorta entspringt aus der vordern Spitze. Ueber das Organ, was Cuvier für Kiemen hielt, so wie über manches Andere, finden wir noch keine Aufklärung. Es scheint angemessen, hier eine im vorigen Jahresberichte übergangene Notiz nachzuholen, welche W. H. Benson über die von ihm früher (Journal of the Asiat Soc. of Bengal. Fol. 1V. p: 176) aufgestellte Gattung Balantium in dem ebengenannten Journal Vol. VI. 1837 p. 150. bekannt machte. 215 Verf. giebt an, dafs bereits in London Quarterly Journal of Science, wo sein Balantium recurvum (Cleodora Balantium Fer.) Vol. XV. no. 107. Pl. VII. abgebildet ist, der anonyme Uebersetzer in einer Note p. 220 die Gattung Balantium aufgestellt hat, was ihm früher entgangen war. Das ist eine sehr anzuerkennende Rechtlichkeit der Gesinnung, die fremdes ‘geistiges Eigenthum selbst eines Unbekannten ehrt. Aufserdem wird eine neue Art beschrieben. Balantium bicarinatum Bens. testa compressa, sublrian- gulari, hastiformi, faciebus utrisque transverse sulcatis, superiori zriradiata, radis convexis, approximatis, ad marginem superiorem provecium undulas ires formantibus; facie inferiore medio con- vera, abbreviata, marginibus lateralibus laevibus unisulcalis, sub- bicarinatis. Long. 0,65 lat. 0,5. Hab. in Oceano Indico ausivali, non procul ab insulis Amsterdam et Sancti Pauli dicıis. C. Heteropoda Lam. Eydoux und Souleyet haben bei Firola Per. (Pte- rotrachea Forsk), Carinaria Lam. und Atlanta Les., sowie bei einigen andern Mollusken ein eigenthümliches Organ hinter den Augen beobachtet, dicht hinter dem Kopfganglion. Es zeigte sich als ein runder, durchsichtiger Punkt, der mit dem Hirnganglion durch einen Faden in Verbindung stand. Die Verf. halten dasselbe für Gehörsorgan (Institut 1838. p. 376). W. H. Benson spricht die Vermuthung aus, die fossile Gattung Bellerophon Montfort gehöre nicht zu den Ce- phalopoden, sondern mit seiner Gattung Oxygyrus und Atlanta zu den Nucleobranchous Gasteropoda. Die Art, wie die genabelten Arten von Bellerophon auf- gewunden sind, der scharfe Kiel einiger Arten, die Bucht, welch@ diesen Kiel in der Apertur auskerbt, seien Charaktere, welche die Verwandtschaft der beiden Gattungen (Bellerophon und Oxygyrus) bezeichnen; während die Verlängerung der Lippen über den Nabel, und die kalkige Struktur von Belle- rophon hinreichend seien, sie von Oxygyrus generisch zu unterscheiden, bei welcher Gattung die Verlängerungen der Lippen fehlen, und die Schale fast horniger Natur ist. (Note on the Genera Oxygyrus and Bellerphon. Journ. of the s Asiat. Soc. of Bengal. Vol. V1. 1837. p. 316.) 216 D. Gasteropoda. Die durch die Beobachtungen über die Reproduction der Schale der Argonaula argo bekannte Madame Jeannette Power stellte auch Reproductionsversuche an Seeschnecken an (Loud. Mag. n. s. II. p. 63). Sie benutzte dazu Käfige von verschiedener Gröfse, welche sie bei Messina ins Meer tauchte, um den Schnecken soviel wie möglich ihre Freiheit zu ersetzen. Sie gab ihnen angemessene Nahrung und nach Bedürfniss schlammigen Boden oder Wasserpflanzen. In 20 Ta- gen war ein abgeschnittener Fühler und ein ausgebrochenes Stück Schale von Tritonium nodiferum ergänzt. Am 6. Sep- tember schnitt sie 10 Exemplaren von Murex trunculus die Köpfe ab, und rifs ihnen die Deckel ab. Am 10. Oktober fand sie 8 von ihnen am Leben, von denen 6 ihre Deckel reprodueirt hatten, und 4 ihre Köpfe und Fühler. Einem Co- nus schnitt sie am 411. September den Sipho und die Fühler ab, welche am 8. Oktober vollständig reprodueirt waren. Aehnliche Versuche machte sie aufserdem an Tritonium nodi- Serum und Fusus lignarius mit demselben Erfolge. Pouchet theilte der Academie zu Paris Beobachtungen über die Entwicklung des Embryo bei Limnaeus ovalis mit. Derselbe wird eine ausführliche Arbeit über die Entwicklungs- geschichte der Limnäaceen liefern, bis zu deren Erscheinen auch wir eine genauere Mittheilung aufschieben (Institut 1838 p- 222; Annales d. sc. nat. X. Zool. p. 63). Ueber die Entwicklungsgeschichte des Limax griseus findet sich eine Abhandlung von P. J. Vanbeneden und Ch. Windismann (Bulletin de Acad. d. sc. de Bruxelles mai 1838; Annales d. sc. nat. 1X. Zool. p. 366.) a. Pulmonata. J. E. Gray führt als eine Merkwürdigkeit an, dafs Arion ater Sand gefressen, und denselben zu der Form seines ge- wöhnlichen Kothes zusammengeballt wieder von sich gegeben habe. Dies ist jedoch etwas ganz gewöhnliches, was man bei den Land- und Süfswasserschnecken täglich beobachten kann. Zwei Arten von Limax werden durch E. Forbes. c. aufgeführt, ohne dals.ihnen specifische Namen gegeben wären. Bei der einen sind Kopf und Fühler röthlichgrau, der Rücken - mit 2 dunkeln parallelen Streifen, Schild gelbgrau mit 2 dunkeln ? 217 Längsreihen, die nicht mit denen des Körpers zusammenhangen. Länge 1,“ — Die andere hat einen granen, scharf gekielten Rücken; Fühler dunkel; Schild bräunlich weils mit grauen Flek- ken. Länge 1 Beide bei Bougia. Von Lamarck’s Histoire naturelle des animaux sans vertebres ist der achte Band der von Deshayes besorgten zweiten Auflage erschienen, welcher die Land- und Süfswasser- schnecken enthält. Das Buch wird für den Conchyliologen besonders dadurch wichtig und unentbehrlich, dafs die von Lamarck übersehenen und viele der späterhin beschriebenen Arten hinzugefügt sind. Es wird daher die Bestimmung der Conchylien sehr erleichtert. In den von Deshayes hinzuge- fügten Bemerkungen thut sich das Bestreben kund, nicht nur neuerlich vorgeschlagene Gattungen nicht anzuerkennen, son- dern sogar die von Lamarck vorgeschlagenen zusammen zu ziehen. In der grofsen an Arten der mannigfaltigsten Form so sehr reichen Gattung Helix L., an welcher schon viele Zoolo- gen ihren Scharfsiun geprüft haben, um eine geschickte und natürliche Eintheilung zu machen, nimmt derselbe nur drei Gruppen an, welche sich aufser der Schalenbildung noch in Verschiedenheiten der Geschlechtsorgane als natürliche dar- stellen sollen. Die erste ist die Gattung Helix in Verbin- dung mitCarocolla, bei der auf beiden Seiten des gemein- samen Geschlechtsganges die eigenthümlichen Organe (vesicu- les multifides Cuv.) vorhanden sind;') die zweite bildet die Vereinigung von Bulimws und Achatina, denen die ge- nannten Organe fehlen, und zwischen denen sich freilich in einigen Arten ein allmähliger Uebergang findet. Zur dritten gehören Pupa, Vertigo und Glausilia. Besonders fällt die Vereinigung dieser letzten Gattungen in eine auf, die nicht 'einmal auf genaueren anatomischen Gründen beruht, da doch die Gattung Clausilia sich so natürlich durch das Vorhan- densein des sogenannten Clausiliums begrenzt. Offenbar kom- men durch diese Zusammenziehung der Gattungen viele der verschiedensten Formen zusammen, und es steht zu erwarten, dafs mit fortschreitender Kenntnifs dieser interessanten Thier- gruppe sich auch anatomische Gründe darlegen werden, welche 4) In der Gattung Helix finden sich auch an diesen Organen mannigfache Verschiedenheiten, davon jedoch ein andermal. Ref. V. Jahrg. 2. Bd, 15 218 nicht nur die Annahme der Lamarckschen, sondern sogar die Aufstellung noch mehrerer andern Gattungen, wie sie zum Theil schon von neuern Zoologen vorgeschlagen sind, noth- wendig machen werden. — Im Allgemeinen mufs noch hinzu- gefügt werden, dafs Verf, eine Menge neuerer Entdeckungen auch in Beziehung auf die Thiere dem Lamarekschen Werke einverleibt hat. Viele Arten, welche von Lamarck verkannt waren, zählt er den Generibus zu, zu denen sie "gehören. Zahlreiche Citate aus der ältern und neuern Literatur sind den meisten Arten hinzugefügt, und mit grofser Sorgfalt wer- den oft den Arten andere als von. Lamarek angewendete Namen beigelegt, indem der Herausgeber den Autoren ihr Prioritätsrecht bewahrt. Jedenfalls ist das Buch jedem, der sich mit der Naturgeschichte der Mollusken beschäftigt, unent- behrlich, - Auch H, Beck hat eine Eintheilung der grofsen Gattung Helix im weitern Sinne geliefert (Index Molluscorum prae- senlis aevi musei principis auguslissimi Christiani Frederici auctore 1I. Beck. Fasciculus primus. Hafniae 4838.) Hier- in finden wir auf 100 Folio-Seiten eine. grofse Anzahl von Landlungenschnecken aufgezählt, von denen viele Arten als neu bezeichnet sind. Da das Ganze jedoch rein als Katalog gehalten ist und aufser den wichtigsten Synonymen, dem Citate der besten Abbildungen‘ und dem Vaterlande auch nicht eine Silbe zur Bezeichnung hinzugefügt ist, weder zu den Arten, noch Gattungen, noch Zünften (Tribus), so hält es sehr schwer sich in des Verf. Ansichten einzuarbeiten, selbst wenn man eine reichhaltige und gutbestimmte Sammlung vor sich hat, Ref. ist es nicht gelungen sich eine Einsicht in das System des Verf. zu verschaffen, was ihm vielleieht besser geglückt wäre, und ihm unbedingt weniger Arbeit gekostet hätte, wenn Verf. sich der Mühe unterzogen hätte, dem Werke einen Schlüs- sel zum Systeme. beizugeben. Die neuen Gattungen, so wie namentlich die neuen Arten können nicht als publieirt ange- sehen werden, da bei dem gänzlichen Mangel an Diagnosen unmöglich Jemand. wissen kann, was Verf. meint. Derselbe darf daher auch keine Prioritäts-Ansprüche erheben, bevor er nicht das conchyliogische -Publieum mit näheren Mittheilun- gen über seine neuen Arten und Eintheilungsgründe erfreut 219 hat. Dies wäre um so wünschenswertlhier, als die Schönheit der Sammlung des Prinzen Friedrich und der Name des. Ver- fassers etwas Vorzügliches erwarten liefsen. In Anton’s bereits oben angeführtem Conchylienverzeich- nifs finden sich ebenfalls einige neue Ansichten über die Ein- theilung der Gattung Helix. Verf. nimmt nur die bekannten Gattungen Succinea, Vitrina, Helix, Bulimus, Glau- silia an. Zur Gattung Fitrina zählt er aufser den bereits früher dahin gerechneten Arten noch Helix citrina und laevipes Müll., welche letztere Art er für identisch mit H. spadicea Gm. H. bolteniana Chmn. und H. hy.a- lina Fer. hält. Diese Synonymie:ist nun schon gewagt, ünd läfst sich gewifs nicht halten, aber die Lostrennung dieser Arten von Helix und ihr Anreihen an Fitrina Jäfst sich gar nicht verantworten. Zuweilen kann man überhaupt die Ansichten des Verf. nicht recht begreifen. So z. B. stellt er Helix bolteniana p.50. wieder zu Ampullaria, nach- dem er sie kurz zuvor der Gattung Fitrina zugesellt hatte. Vonrden beiden so nahe verwandten Arten Moricand’s, die man kaum als verschiedene Arten gelten lassen kann, nämlich Bul, velutino-hispidus und heterotrichus setzt er die erstere zur Gattung Helix, letztere zu Bulimus. Die Gattungen Drepanostoma und „Anostoma werden, ebenfalls unhaltbar, vereinigt. Es ist eigentlich nicht der Zweck dieses Berichts, dergleichen Fehler zu corrigiren, ich führe diese Bei- spiele nur als Thatsachen dafür an, dafs man sich hüten mufs, den Meinungen des Verf., die übrigens nie durch Gründe unter- stützt sind, unbedingten Glauben beizumessen. — Die Gattung Helix zerfällt in die Untergattungen Helix (NHelicogena, Helicella, Helicodonta), Drepanostoma, Carocolla, Die Gattung Bulimus in Partula. Bulimus, Acha- tina; die Gattung Clausilia in Clausilia, Strobilus, ‚Vertigo, Pupa. Alle diese Untergattungen zerfallen :wie- der in theils natürliche, theils unnatürliche Gruppen; nament- lich sind diese Gruppen bei der Gattung Helix oft von der Art, dafs Verf. einzelne Arten ebensogut in eine andere Gruppe hätte stellen können. Daran sind die Uebergänge Schuld, und darum hat der Verf. den Nagel immer noch nicht auf den Kopf getroffen. Eine durchgreifende, d. h, wirklich natur- 15 * 220 gemäfse Eintheilung dieser schwierigen Abtheilung wird auch erst dann möglich sein, wenn man bis in die Details die Thiere anatomisch untersucht haben, und dann die anatomischen Ver- schiedenheiten mit Schalenverschiedenheiten in Uebereinstim- mung gebracht haben wird. Zur Gattung Swecinea bemerkt Deshayes I. c., dafs wichtige anatomische Unterschiede sie von Helix entfernen. Den Succineen fehlen die sogenannten Vesicules multifides ganz; ebenso der Liebespfeil und dessen Behälter; das V as deferens verbindet sich nicht mit dem Oviduct. „Ueber $S. amphibia Drap. und ihre Varietäten giebt Da- niel Cooper Bemerkungen (Loudons Mag. n. s. 11. p. 476). Er unterscheidet mit Draparnaud drei Varietäten, auf welche er die Arten einiger englischen Schriftsteller redueirt. ainch ‚hm gehören 8. oblonga Turton und 8. gracilis Alder ierher. Neue Gattungen und Arten: Suceinea apertaLea l..c. t. subrotunda, tenui, flavescente, laevi; spira breyissima; anfractibus binis, ultimo grandissimo; apertura latissima. Diam 0,4“ long. 0,5“. Columbia River. — Helicarion cassida Hutton |. c. t. ovato-depressa, pal- lide cornea, radiatim striolata, junioris epidermide sericea, aetate nitore orbata, anfractibus ventricosioribus; apertura patula, ro- tundato-ovata; spira convexa, apice exserliuscula, minime obtu- sata, anfractibus 5 velociter crescentibus. Lat. 14. Von Bhar bis Simla. Nanina monticola Hutt. 1. c. t. subdiscoidea, pallide vel saturate brunnea, epidermide radiatim et concentrice rugulosa, spira depresso-conoidea, apice obtusata; peripheria minime an- gulata, suturis leviter impressis, apertura transversa, lunata, labro costa interna submarginali albida munito. Diam. 1,75“. Mahassu, Hattu und Liti bis zu einer Höhe von 14000. — N. splen- dens Hutt. t. discoidea, purpureo-brunnea, polita, leviter con- centrice ei radiatim striata, striis radiatis remotis, illis confertis- sime dispositis; spira vix elevata; anfractibus septem (apice omisso) arcte convolutis; apertura lunata, labro striga incrassata interna distante munito. Diam. 0,65“. Mahassu, Fagu und Hattu bis auf 10656‘ Erhebung. — N. vesicula Bens. t. tenui depres- siuscula, pallide cornea, translucente, polita, supra conoidea; apice acuminata; infra tumidiuscula, aperturae longitudine latitudinem aequante; labro subrecto ad axem spectante. Diam 0,6“. Anfr. 6. Himalaya. — N. fragilis Hutt. t. tenui, fragili, vitrea, olivacea, conico-discoidea; spira subexserta, apice obtuso; anfr. 5 supra convexis, subtus subplanatis; apertura obliqua, rotundato-ovata, Da acuto. Diam. 0,35“ Kirmalliah, 5 Meilen von eemuch. 221 Von Helix 13 neue Arten bei Änton I. c. Ferner: He- lix constantina Forbes testa subglobosa, imperforata, alba, rufofasciata, fauce alba, labro expanso, margine rellexo, columella ibba. Bougia. — H. roseotincta Forbes orbiculato-convexa, ee pallide cornea, pellucida, perforata, pilosa, pilis per series longitudinaliter dispositis; apertura subrotunda, labro interne marginato, roseo-tincto, peristomate simpliei, apice glabro, papillato: Lat 3 alt. 5 Algier et Bougia. — A. War- diana Lew |. c. testa orbiculato-convexa, umbilicata, inferne depressa, nilida, cornea, diaphana, anfractibus senis, longitudina- liter striatis, striis confertis, spira obtusa, labro acuto, intus spis- sata Obio. Diam. 0,4“ long. 0,3%. — H. Mitchelliana Lea t. superne obluso_ conica, inferne inflata, longitudinaliter et sub- tiliter striata, cornea, diaphana, imperforata; anfractibus quinis apertura subrotundata; labro reflexo; columella laevi. Ohio. Diam. 0,7. long. 0,4". — H. Yancouverensis Lea t. plano- convexa, inferne planulata, nitida, longitudinaliter striata, cornea, late umbilicata, anfractibus quinis, rotundatis; apertura subrotun- data, labro inferne subreflexo, superne depresso; columella brevi, callosa. Oregon. Diam. 1,1“ long. 0,5“. — H.Nuttalliana Lea t. obtuso-conica, subtus planulata, umbilicata, longitudinaliter minute striata, superne lutea, inferne tenebroso-fusca, prope ca- rinam fasciata; anfractibus septenis, apertura subrotundata, intus fasciata; labro subreflexo; columella laevi. Oregon. Diam. 1,3“; long. 0,8%. — H. Columbiana t. obtuso-convexa, inferne sub- rotundata, nilida, longitudinaliter striata, cornea, diaphana, um- bilicata; anfractibus senis, subrotundatis, apertura oanlata. labro albo etrellexo, inferne subcalloso; Shunels laevi.. Oregon. Diam. 0,7. long. 0,4 verwandt mit H. thyroideus Say. — H. ma- gnifica t. obtuso-conica, subcarinata, longitudinaliter siriata, fasciis fammeis rubris albisque picta, subtus seriebus pluribus punctorum rufescenlium ornata, late umbilicata; anfractibus quinis, superne planulatis, inferne subconvexis; apertura trans- versa; labro sinuoso, rellexo; columella laevi. New Granada, Diam, 2,7”, long. 1, 2“. Verwandt mit H. pellis serpentis. Der Name ist schon von Ferussac vergeben. — H. Californien- sis Lea t. globosa, imperforata, granosa, fusca, unilasciata; an- fraclibus quinis; apertura subrotundata; labro reflexo; columella laevi. Ober-Californien. Diam. 0,7%, long. 0,6% — H. Town- sendian.a Lea t, obtuso-conica, longitudinaliter striata, rugosa, fusca, umbilicata, anfractibus quinis; apertura subrotundata; labro rellexo; columella laevi. Wahlamat. D. 1, long. 1,6“.— H.Nick- liniana Lea t. subglobosa, tenuiuscula, albida, longitudinaliter striata, nubila, perforata, unilasciata; anfractibus quinis; apertura rotundata; labro subrellexo; columella laevi, Ober-Californien. Diam. 0,9" long. 0,7%. — H. Oregonensis Lea t, subcarinata, tenui, laevi, rufofusca, al carinam bifasciata, superne subconvexa, inferne subinflata, Wahlamat. Diam, 0,6“, long. 0,4". — H.hu- milis Hut, |. c. t, parvula, convexo-depressa, cornea, late et profunde umbilicata, anfr. 5 rotundatis, ultimo subangulato, pen- ullimo aperturam circularem vix interrumpente; peritremate 222 acuto, Diam, 0,125”. Verwandt mit H. rupestris Drap. nur etwas gröfser und der Nabel mehr offen. Simla. — H. orbicula Hut. t. orbieulato-convexa, fuscescente, epidermide scabra, anfr. 6 con- vexiusculis; peripheria subangulata, umbilico profundo latiusculo; peritremate subrotundato, acuto. Diam. 0,4. Simla und Mahassu. — HB. fastigiata Hut, t. parvula, albido-cornea, minulissime granulata, pyramidala, subtus plano-convexa, anfr. 7 eonvexiu- sculis, ullimo acute angulato, suturis leviter impressis, umbilieo evanescente, aperlura latiore quam longa; apice obtuso, Axis 0,16, Simla. — A. bullula Hut, t. parvula, glabra, translucente, sub- trochiformi, conoidea; anfr. 5 convexis, ultimo rotundato; sutu- ris impressis; umbilico angustato; apertura latiore; labro simpliei, Diam. 0,15%. Simla. — H. nana Huit. t. paryula, convexo-co- noidea, pallide fuscescente; anfr. 6 aut 7 arele convolutis, ultimo rotundato; apertura latiore, labro simpliei; umbilico eva- nido; apice valde obtuso. Diam. 0,1“. Verwandt mit H. fulva Drap. aber mit engern Windungen. Simla. — H. planiuscula Hut. t. parvula, depressa, fusca, polita; anfr. 5, ultimi periphe- ria rotundata; apertura transversa. Diam, 0,1“. Verwandt mit H. crystallina, aber dunkler und mit weniger plattem Apex, Simla, Polygyva Dorfeuilliana Lea t. superne obtuso-conica, inferne subinflata, nitida, cornea, longitudinaliter striata, late umbilicata; anfractibus senis; apertura aaa, tridentata. Ohio. Diam. 0,3%, long. 0,2“. — P. Troostiana Lea t. superne subplanulata, inferne subinflata, cornea, longitudinaliter striata, late umbilicata; anfractibus senis; apertura. lunata, tridentata. Tennessee. Diam. 0,4, long. 0,2. In Guerin’s Mag. de Zool. 1838. Cl. V. pl. 110 et 111 berichtigt Deshayes die Synonymie von Helix (Carocolla) labyrinthus mit den ‚verwandten Formen. Drei Arten werden unterschieden: H. labyrinthus Chemn., H. plicata Born, H. bifurcata Desh., welche letztere die von Ferussac Hist. d. Moll. pl. 54 B. fig.1 unter dem Namen H. plicata abgebildete ist, f An diese Gruppe sich anschliefsend beschreibt Petit (ib. pl. 113) eine neue Art: €. uncigera testa 'orbiculari, aculissime carinata, supra convexa, infra convexo-planulata, umbilicata, alba, fasciis fuscis eincta, anfractibus sex, aperlura subquadrangulari, obliquissime depressa, fauce prope columellam plica transversa ornata, labro externe unidentato, intus unciformi dente armato, margine albo rellexo. Alt. 9 mill. Lat. 27 mill. Panama. — C. Hydiana Lea l. c. testa orbiculata, utrinqgue convexa, subfusca, minute granu- lata, late umbilicata, anlractibus quinis, apertura subtriangulata, plc quaternis inaequalibus coarclata, marginibus convexis, re- lexis, subrufis. Porto Cabello. Diam. 1,9%, Long. 0, 9%. Eben- falls verwandt mit €. Zabyrinthus Lam. — C. (Helix) Orihiana Forbes testa orbiculato-depressa, alba, longitudinaliter striata, 75 profunde umbilicata, anfraclibus quingue, ultimo carinato, an- gulato, apertura, peristomate subrellexo, columella reflexa, Lat. 4 Alt. 4%, Bougia. — C. (Helix) barbula v. Charp. in litt, bei Rolsmälsier testa aperte umbilicata, lentieularis, carinata, cornea, arctispira, subtilissime coslulata, apertura depressa, angusta, lunato- trisinuata, peristomate flexuoso, replicato, albilabiato, bidenticu- lato. Alt, 214, Long. 5, anfr. 6. Portugal. Endlich ©. Gue- rind und callos« bei Anton.|.e. ‘ Von Bulimus finden sich hei demselben 6 neue Ar- ten, aulserdem: D. Terverii Dupotet (M488) bei Forbes 2. ce. verbindet P. acutus mit B. obscurus und montanus in der Form, hornfarbig mit weilsen unregelmälsigen Längs- streifen. — B. lacteus Lea t. ovalo conica, imperlorata, nitida, lactea, ienui, subdiaphana, minutissime transversim striata, inferne brunneo-viltata; anfractibus senis; aperiura subparva; labro acuto. Columbia. Diam. 0,4“, long. 0,7%. —B. Pealianus Lea t. ovato-conica, imperforata, laevi, nitida, cinerea, suberassa; flammulis purpureis longitudinalibus pieta,; anfracubus senis; apertura patula, purpurea ; labro aculo, rellexo. Columbia. D, 0,4, long. 1,4,°. — B. Colombianus Lea, t. elongato-turrita, per- forata, nitida, alba, tenui, minutissime transversim, striata; apice aurea; anfractibus septenis; aperlura subparva, Jabro acuto. Co- lumbia. Diam. 0,5“, long. 1,2. — B.corneus Lea t. ovato- ‚conica, umbilicata, cornea, tenui, pellucida; anfractibus septenis; apertura parva; labro acuto. Columbia. D. 0,3%, 1. 0,7“. Der ame ist schon von Deshayes vergeben. — B. glandifor- mis Lea t. oyata, rugosa, subinflala, imperforata, subcrassa, gra- nosa, rufo-fusca, albo-maculata; anfractibus quaternis, ullimo magno; apertura purpurea, ovala, submagna; labro rellexo, colu- mella laevi. Neu Granada. Diam. 0,7", long. 1,3". — B. par- vus Lea t. cenica, imperforata, carinata, lactea; apice rufo; an- fraclibus senis, planulatis; aperlura ovata; labro acuto; columella laevi, subangulata. Carthagena S. A. Diam. 0,3“, long. 0,5%. — B. virgo 1: t. conico-acula, perforata, nilida, diaphana, lon- gitudinaliter striata; anfractibus septenis, convexiuseulis; apertura ovala; labro acuto; columella angulata. Carthagena S. A. D. 0,3%, long. 0,9%. — B. Gibbonius Lea t. ovala, ventricosa, perlo- rata, suberassa, granosa, tenebroso-fusca, atro-maculata; anfracli- bus quinis, ullimo magno; apertura purpurta, magna, obligu: labro reilexo, columella albida. Neu Granada. Diam. 2,4. long. 3,5. — B. gracilis Lea t. subfusiformi, nitida, subperforata, albida, triyittata, longitudinaliter striata; anfraelibus planulatis; apertura ovala; labro rellexo; columella laevi, purpurea. Carthagena S. A. Diam. 0,6%, long. 1,4“, — B, maculatus Lea t. conico-acula, imperforata, nitida, alba, rufomaculala, As nigro; anfraclibus septenis, subplanulatis; apertura ovata, labro acuto, eolumella subangulata. Carthagena 5. A. Diam. 0,5. Long. 0,9%. — Aus der Gattung Achatina wurden beschrieben von An- ton |. c. 4. hyalina, minuta, splendida, Ferner: A. niti- dissima Forbes |. ec. testa cylindracea, pellucida, laevissima, ni- Udissima, corneo-lutescente, aperlura oblonga, anfractibus quinis, 224 ultimo majore, apice obtuso. Long. 4“. Verwandt mit A. folli- eulus. Algier. — 4. (Bulimus) decorata Lea t. substriata, imperforata, nitida, crocea, trifaseiata; anfractibus senis, con- vexiusculis; apertura ovata, canaliculata; labro subreflexo, colu- mella arcuata, Carthagena $. A. Diam. 0,5. Long. 1,24, — Mehrere Arten der Gattung Strobilus s. bei Anton. Megaspira now. gen. Lea l.c. Testa clavata; aper- tura subovala, inferne rotundata; marginibus reflexis, su- perne disjunctis; columella pluriplicata, basi integra, non effusa. Hierher: M. Ruschenbergiana Lea t. cylindraceo-turrita, valde striala, subfusca, maculis longitudinalibus rufo-fuscis ornata, apice consolidata, anfractibus tribus et viginti, subplanulatis, spira ad apicem obtusiuscula; columella quadruplicata, labro reflexo. Bra- sılia? Diam. 0,5“. Long. 2,5". Ferner gehören hierher; Pupa curta und turrita Anton und Clausilia Tettelbachiana Rossm. 1. c. Physa,aurea Lea t. sinistrorsa, subinflata, aurea, pellucida, spira breviuscula, anfractibus quaternis, labro marginato, aper- tura subinflata. Virginia. Diam. 0,3%. Long. 0,5“. Planorbis Metidgensis Forbes |. ce. testa albido-cornea, pellucida, irregulariter striata, supra profunde umbilicata, subtus plana, anfractibus tribus, apertura rotundato-lunata, obliqua, sub- Ne Lat. „5“ Metidja. — Pl. lens Lea t. parva, lenticulari, ato-umbilicata, ad peripheriam carinata, pellucida', cornea, an- fractibus ternis, apertura magna. Ohio. D. 0,15”. Long. 0,05%. Aulserdem mehrere neue Arten bei Anton. Limnaeus solidus Lea t. elevato-conica, solida, laevi, cornea, spira subturrita, anfractibus quinis, columella reflexa, apertura suboyata. Wahlamat. Diam. 0,25‘, long. 0,4“. — L. api- cinus Lea t. obtuso-conica, subsolida, laevi, cornea, spira bre- viuscula, anfractibus quaternis, columella reflexa; apertura sub- oyata. Wahlamat. Diam. 0,3“. Long. 0,4%. — Ferner Auricula reticulata und A. (Conovulus) tri- plicata bei Anton. Aus der fossilen Auricula ringens nebst einigen andern Arten, unter denen auch eine, Marginella auriculata Me- nard, lebend im Mittelmeer vorkommt, machte Deshayes ].c. eine neue Gattung. unter dem Namen Ringicula mit fol- gendem Charakter: Thier unbekannt. Schale klein, oval, kug- lig, mit kurzer Spira, an der Basis etwas ausgeschnitten. Apertur parallel der Längsaxe, schmal, schwielig ; die Colu- mella kurz, gebogen, mit zwei oder drei fast gleichen Falten und einem Zahn gegen den hintern Winkel der Apertur. Labrum sehr dick, nach aufsen umgeschlagen, ohne Zähne. Einen kleinen Beitrag zum Kenntnifs der Gattung Sc a- 225 rabus in eonchyliologischer Beziehung gab Referent (dies Archiv 1838. I. p. 202). Eine neue Art'S.trigonus ist be- schrieben und nebst Sc. imbrium und plicatus abgebildet. Sc.labrosus und fusiformis Mke., die damals als zweifelhaft hier- hergestellt wurden, gehören in der That nicht hierher, sondern zu der Gruppe von Bulimus, welche sich durch die starken Zähne in der Apertur auszeichnet, und die auch bereits unter dem Namen Odontostoma als besondere Gattung aufgestellt ist. Cyclostoma maculatum Lea t. subturrita, transversim stviata, carinata, maculata, diaphana, umbilicata, anfractibus quinis, spira subbrevi, ullimo anfractu medio carina cincto, labro margine albo, reilexo. Manila. D. 0,4“. Long. 0,5“ — C. Po- payanum Lea t. obiuso-conyexa, albida, pellucida, longitudina- liter striata, late umbılicata, unilasciata, anfractibus quaternis, apice acuminato, labro acuto, operculo suberasso. Neu Granada. Diam. 0,8“. Long. 0,5“, und 5neue Arten bei Anton |. c. und eine neue Helicina, H. villosa. Die Charaktere in der Schale der vom Ref. aufgestellten Gattung Steganotoma hält Deshayes ]. c. nicht für wich- tig genug, um dieselbe -von Cyclostoma zu trennen. Ref. kann diese Meinung. jetzt nicht bestimmt widerlegen, indessen ist er der Ueberzeugung, dafs die Kenntnifs des Thiers die Gültigkeit der Gattung darlegen werde. b. Ctenobranchia (Pectinibranches Cuv.). Zu dieser Unterordnung gehörig finden wir eine grofse Menge neuer Arten und auch einige neue Gattungen aufgestellt. Ampullaria pulchella Anton. — A.Pealiana Lea t. subglobosa, laevi, solida, imperforata, lutea, fasciata; spira acuta, anfractibus quinis, apertura subovata, fasciata. Diam 1,1%. Long. 1,3%. Columbia. Paludina Dupotetiana Forbes ]. c. testa minima ovato- eonoidea, ventriccsa, perforata, fusca, anfractibus quinis te- retibus, apertura oyato -rotunda, spira obtusa. Long. 75. Lat. „4 Algier. — P. variabilis Eichwald ]. c. testa ob- longo-elongata, laevissima, nitida, spira parum produeta, ob- tusiuscula, apertura ovalis, acuta, margine columellari umbili- cum ex toto fere contegente. Long, 2, Lat. 1. Ostium Vol- gae. — P. pusilla Eichw. testa minima, quinto anfractu ven- tricoso, e penultimo celerius increscente, viventi animali extoto nigra, ac sine hoc tenuissima, pellucida, umbilico paullulum con- spicuo a peristomate‘non angulato parum contecto. Long. 144, Lat. 4% In littiore Derbendensi inter fucos, eliam in Ponto rope Odessam. — Von Anton: P.brunnea, conica; letzterer ame ist bereits vom Ref, vergeben; vergl. dies Archiv II. 226 I. p. 173. — P. tricarindta. Die Beschreibung palst ziemlich zu einer durch v.Besser von Manila mitgebrachten Art, die jedoch nur Varietät von Pal. multicarinata zu sein scheint. — P, hyalina Anton. —P.hyalina Lea ti. obtuso-conica, carinata, pellueida, infra ‚complanata, anfractibus quaternis, suturis valde impressis, apertura late rotundata. Ohio. Diam. 0,2”, Long. 0,2. Dieser Name hat vor dem Anton’schen die Priorität. — P. pallida Lea t, ventricosa, tenui, pallida, laevi, suturis impressis, anfractibus qua- ternis, convexis, apertura subrotunda. Ohio. Diam. 0,3%, Long. 0,4". — P.sinistrorsa Lea t. sinistrorsa, ventricosa - conoidea, tenebroso-cornea, striata, late umbilicata, suluris impressis, an- fractibus quinis valde convexis, apertura subrotundata, intus pur- purascente. India occid. Diam. 1,1“, Long. 1,3“ Ist es nicht eine Ampullaria? — P. virens Lea testa obliqua, cerassa, sub- granosa, viridi, anfractibus subinflatis, apertura ovata. Wahla- mat. Diam. 0,2“, Long. 0,4”. — P. nuclea Lea t. obtuse tur- rita, cornea, laevi, suturis impressis, anfractibus quinis, apertura alba, ovata. Wahlamat. Diam. 0,2“, Long. 0,4 — P. Nick- Tiana Lea t. turrita, viridi, laevi, apice obtuso, anfractibus uaternis, convexis, apertura ovata. Virginia. Diam. 0,1“, Long. 0,15“. Verwandt mit P. viridis Lam., lebt mit Physa aurea in warmen Quellen. — P. Nuttalliana Lea t. subglobosa, cornea, laevi, suturis subimpressis, anfractibus quaternis, aper- tura alba, subrotunda. Wahlamat. Diam. 0,3”, Long. 0,4". Rissoa caspia Eichwald 1. c. testa turrita, elongata, acuta, anfractibus spirae sensim inerescentibus, ultimo reliquis majore, apertura lato-oyali, acuta. Long. 54% Rarissime in marı ca- spio. — Ferner R, semicostulata und distans, Eulima du- bia und äncerta von Anton. 4 Aus Bulimus terebellus Lam. macht Deshayes ]. c. eine Gattung, da sie im Salzwasser lebt und nennt sie Bo- nellia. Er zieht hierher einige von Sowerby aufgestellte Arten der Gattung Eulima (E. splendidula, marmorala, in- terrupla, imbricata, brunnea). Der Charakter dieser Gat- tung, welche zwischen Bulimus und Pyramidella in der Mitte stehen soll, wird folgendermafsen angegeben: Thier unbekannt. Schale thurmförmig, glatt, glänzend, mit sehr spitzem und seit- lich gebogenem Apex; Axe in ihrer ganzen Länge durchbohrt; Apertur klein, vollständig, winklig an den Enden; Columella einfach, ohne Falten; Labrum einfach, fast parallel der Längsaxe. Hierher (?) Bonellia obtusa Anton ]. c. Ferner mehrere Arten der Gattung Melania von demselben. — Melania in- Flata Lea t. conica, inllata, tenebroso-cornea, apice obtuso, anfractibus quinis subconvexis, columella notata, labro valde expanso. Alleghany-Gebirge. Diam. 0,4“, Long. 0,6% — M. plicata Lea i. subturrita, plicata, castanea, tuberculata, fasciata, suturis’impressis, aperlura ovata. Bengalen? Diam 0,8, 227 Long. 2”.— M. Troosiiana Lea t. elevata, fusca, multistriata, apice acuto, anfractibus decem, supra carinatis, apertura ovala. Ten. Diam, 0,5%, Long. 1,2. — M. plicifera Lea t. acuto- turrita, subcrassa, tenebrosa, spira plicifera, apice truncato, an- fractibus convexiusculis, ultimo superne laevi; inferne striato, apertura alba. Wahlamat. Diam. 0,4%, Long. 1,1“. Nerita planospira, N. sulcata Anton. Neritina liturata Eichwald]. e. testa exigua, tenuissima, ova- lis, elevata, alboflavescens, liturata, lineis nigris Hexuosis, angu- latis, passim se invicem decussantibus; apertura semilunata, co- lumella plana, subimpressa. Minima. Inter fucos littoris Derben- densis. — Ferner beiAnton: Natica nivea,tecta, siriata; Jan- ıhina alba, vrosea, Stomatellu nigra. Scalaria Pallasii Kiener (Pallas. Sp. zool. 10. t. 3. Fig. 5. 6.) testa conica, turriculata, umbilicata, albida; anfracti- bus disjunctis, longitudinaliter confertissime costatis. Long. 17% — Sc. cosiulata Kiener testa tenui, elongata, turriculata, um- bilicata, ad basin dilatata, alba; arfractibus convexis, disjunctis, tenuissime costatis. Long. 17%. — Sc. Georgetiina Kiener testa elongata, turrieulata, angusta, apice acuta, lactea; anfracti- bus convexissimis, contiguis, laevibus; costis longitudinalibus an- gustis, aequalibus. Long. 1%. Ocean. Atlant. — Sc. Hum- phreysii Kiener testa minima, elongala, turriculata, albida; an- fraeibus convexiusculis; costis longitudinalibus obliquiusculis. Long. $%. Carolina. — Sc. crenulata Kiener (Lister pl. 588. Fig. 58.) testa elongata, turriculata, albida; anfraclibus 'convexis contabulatis, subcanaliculatis, superne erenulatis; ultimo hasi ca- rinato. Long. 1. Sicilia= Turbo crenatus Food. — Sc. pla- nicosta Kiener testa elongata, turrieulata, rubescente aut gri- sea, apice acuta; anfractibus convexiusculis, continuis, costis lon- gitudinalibus planulatis, distantibus; interstitiis transversim stria- tis. Long. 22%, — Sc. striata Kiener testa parva, turriculata, elongata, apice acula, lactea; anfraclibus convexissimis, transver- sim tenuissime striatis; longitudinaliter costatis; suturis excavatis; varicibus sparsis; apertura ovata, oblonga—= Turbo Martinis Hood. Delphinula sphaerula Kiener 1. c. (Seba, Mus. 3, t. 59, fig. 1—2) testa subdiscoidea, apice obtusa, albida, vel ro- seo-argentea; suicis transversis, granulatis, peripheria spinis lon- gis radıata; inferne striis lamellosis. Long. 14“, Lat. 2“. Mare ndicum. — D. radiata Kiener testa minima pyramidata, ro- sea, superne fammulis roseo -fuscis maculata; anfractibus trans- versim granulalis, ad medium carinatis, ultimo bicarinato, den- tieulato. Long. 4, Lat. 5% Mare Indicum. — D, australis Kiener testa parva, ovato-rotundata, depressa, albida; spira su- erne planala; anfractibus transversim costulatis, tenuissime lon- gitudinaliter striatis; apertura margine reflexo. Long. 4“, Lat. 7%. Nova Hollandia. — D. Peronii Kiener testa ovalo-rolun- data, parva, subglobosa, punctulata, albida; anfraclibus longitu- dinaliter plicalis, transversim granulose striatis; ullimo nodu- lose bicariuato; aperlura margine rellexo. Long. 7, Lat. 5. 228 Nova Hollandia. — D. cancellaia Kiener testa pärva, rotun- data, tenui, griseo-albida; spira compressa; anfractibus longitu- dinaliter costatis, transversim strialis; ultimo tricarinato, sub- spinoso; umbilico dilatato. Long. 3, Lat. 5“ Mare Indieum und D. laevigata Anton |. c., von letzterem ferner mehrere Arten der Gattung Phasianella. Solarium cingulum Kiener testa suborbiculato- subconica, apice acuta, laevigata, alba, fascia fulva radiata cincta; anfractu ultimo ad medium carinato; umbilico minimo, crenulato. Lat. 44%, Alt. 6. Mare Indicum. — 8. Chemnitizii Kiener (Chemn. pl. 173. Fig. 1706. 1707.) testa orbicularia, superne planulata, fulva, transyersim sulcata, longitudinaliter tenuissime strıata, sub- ragosa; umbilico magno, canaliculato; apertura rotundata. Lat. 74, Alt. 3. Mare Indicum. R Die Gattung Littorina wird von Anton, welcher mehrere neue Arten beschreibt, ]. c. in die Familie Cyclostomacea ge- setzt. Wie will Verf. das vertheidigen? Unter dem Namen Trochiscus Norrisii beschreibt G. W. Sowerby (Loudon’s Mag. of Nat. hist. Vol. Il. new series p. 96.) eine neue Schneckengattung, der eine Stellung zwischen Trochus und Rotella angewiesen wird. Der Fundort der Art ist unbekannt. Der Gattungscharakter wird folgendermafsen angegeben: Testa suborbicularis, de- pressiuscula, crassa, umbilicata, intus margaritacea, spira brevi, conica, obtusa; .aperlura subtrigonali, postice sub- acuminala, angulis rotundatis; labio columellari incras- sato, antice obsolete uniluberculato; umbilico majusculo, profundo. Marginella Kieneriana Petit (Guerin Mag.d. Zool. CI. F. pl. 112.) testa parva, pyriformi, fulva, maculis albis trans- versis per quatuor series dispositis ornata; spira brevissima, ex- sertiuscula; labro crasso, vıx intus crenulato, plieis columella octenis. Alt. 13 mill. Lat. 8 mill. Senegal, Inseln des grünen Vorgebirges, Antillen. — Anton stellt eine WM. cypraeoides, eine Oliva callosa und Foluta nana auf. F oluta Norrisii Gray (Jardine Annals I. p. 414.) grau- lich weils, fein schwarz gelleckt, mit breiten schwarzen wel- ligen Längsstreifen und drei Binden mit blassern Flecken und Strichen; Tate Windung fast winklig, Mündung glänzend orange, mit einem weilsen Lippenrande. Verwandt mit F. nervosa. Viele Arten von Mitra und Columbella beschreibt Anton l.c. Mitra Bovei Kiener testa elongata, turriculata, alba, varie violacea; fasciis transversis fulvo-maeculatis; anfractibus distan- ter striatis, superne crenatis; apertura angusta, intus violacea; labro dextro erenato. Long. 2“. Lat. 3. Mare rubrum. Nassa vitrea Gray (Jardine Annals I. p. 28.) thurmför- mig, durchscheinend, gestreift, knolige Varices auf den Win- 229 dungen, und ein braunes Band nahe der Basis, Labrum verdickt, weils, vorn mit einem braunen Fleck. Axe 5/4 Sierra Leone, Demoulia Gray nov. gen. (Jardine Annals 1. p. 29.) Schale eiförmig, fast kugelig, bedeckt mit einer wolligen Epi- dermis; Spira kurz, conisch, Apex warzenförmig; Windungen gedrückt, Mündung eiförmig, Innenlippe verdickt, hinten mit _ einer Rinne, Aufsenlippe eingedrückt, nach aufsen verdickt, ohne Varex, innen stark gefaltet; ‚Sipho kurz, stark ge- krümmt. Verf. stellt diese Gattung zwischen Nassa und Do- lium und zieht hierher Buccinum retusum Lam., nebst den fossilen Buccinum {Pupa und B. glabratum. _Aulserdem stellt er noch eine neue Art auf. D. pulchra hellroth, mit brauner Epidermis, schwach quer- gestreift, Aulsenlippe weils, Innenlippe glatt, Spira kurz, Naht tief. Axe 10. Sierra Leone. Terebra Petitii Kiener 1. c. testa turrita, subulata, fusca aut einerea, plicis longitudinalibus rugosis, transversim striis di- stantibus; anfraclibus prope suturas cingulis vel tuberculis; co- lumella basi distorta. Long. 2“. New York. Viele neue Arten der Gattungen Buccinum, Purpura, Sirombus s. bei Anton |. c. Aporrhais Senegalensis Gray (Annals Nat. Hist. etc. I. p.27.) Schale regelmäfsig quergestreift, die obern Win- dungen mit einer, die letzte mit zwei Reihen Knoten, vor de- nen noch eine Reihe viel kleinerer Höcker; Aufsenlippe mit zwei spitz vorstehenden Lappen. Axe 13°. Sierra Leone. Viele neue Arten von Fusus beschrieb Anton a.a.0, — Zwei andre Gray: F. elegans Gray (Annals Nat. Hist. I. p. 27.) spindelförmig, weils, 9 Windungen, mit ziemlich entfernten, erhabenen, braunen Streifen und regelmälsigen Falten, Kanal etwas kürzer als die Spira; Spindel mit einigen flachen Falten, (also Fasciolaria?), Labrum erenulirt. Axe 2. Sierra Leone. — F.niveus Gray (ibid. p. 28.) oval spindelförmig, eng ge- furcht, Windungen mit einer Reihe nach den Nähten sich nei- ender Knoten, Spindel glatt, etwas verdickt. Axe 15%. Sierra eone. Drei Arten von Fasciolaria: F sulcata, magna, tuber- culata finden wir beiAnton, desgleichen viele Arten von Pleu- rotoma. Kine Art dieser letzteren Gattung beschrieb Gray (Ann. of Nat. Hist. I. p. 29.) P ienuis hellbraun, durchsich- tig, mit einem breiten glatten, concayen Bande an der Naht, Sıpho spitz. Axe 2. Sierra Leone. In die Nähe von Pleurotoma stellt Gray (Annals Nat. Hist. I; p.28) eine neue Gattung Drillia: Schale thurmför- mig; Mündung oval, linear; Innenrand verdickt, Aufsenraud ungeschlagen, hinten verdickt, mit einem tiefen dick gerande- 230 ten Einschnitt hinten, und einem kleinen Einschnitt vorn, dicht vor dem kurzen etwas gekrümmten Sinus. Dazu rechnet er folgende 4 Arten: Dr. umbilicata Schale weils, gestreift, mit einer Reihe zusammengedrückter Höcker, genabelt, Labrum scharf, Mündung röthlich weils. Ax®& 415‘. Sierra Leone. — Dr. clathrata dun- kelbraun, quergestreift und längsgefaltet, wenig durchbohrt, La- brum hinten stark verdickt; Sipho kurz. Axe 1,8%. — Dr. bi- color schwarz, quergestreift, mit einer-Reihe eckiger Höcker. über welche ein Ele Band geht, Mündung schieferfarbig. Axe 4%. — Dr. suturalis gelblich weils, quergestreift, mit einer Furche nahe der Naht, Labrum hinten verdickt, Sipho ziemlich lang, kaum gekrümmt. Turbinella spinosa Gray (Annals N. H.I. p.28) spin- delförmig, weils, mit glatter brauner Epidermis, 7 Windungen, die obere mit einer Reihe conischer Höcker, die letzte gestreift und mit einer Reihe conischer Spitzen, Spindel mit 3 sehr fla- chen Falten. Axe 15/“. Sierra Leone. Cancellaria decussaia Nyst. (Bulletins de PAcadem. de Bruxelles 1838 p.115) t. ovato-oblonga, utrinque attenuata, strüs ereberrimis decussata, anfractibus convexis, columella triplicata. c. Gymnobranchia (Nudibranches Cue.) ‚ Eine. schöne Abhandlung über schottische Nacktkiemer erhielten wir von,G. Johnston (Jardine Annals of nat. hist. 1. p. 44 und 114). Sie ist von zwei Kupfertafeln beglei- tet. Besonders wird sie wichtig durch die Berichtigung der Synonyme, wodurch viele Arten der verschiedenen Schrift- steller zusammengezogen werden. Die Arten sind mit Diagno- sen und meist mit Beschreibungen versehen. Zwei Familien werden unterschieden: Doridae und Tritoniadae. Zur ersten gehört die Gattung Doris, von der folgende Arten bei Schott- land vorkommen: D, tuberculata Cup. (incl. D. Argo aut, D. Argus Stark, D. Pseudo-argus Rapp), D. obve- lata Müll, D. bilamellata L. (D. fusca Müll, D. wer- rucosa aut.) D. laevis L., D. pilosa Lam (D. tomentosa CuvP), D. nodosa Mont., D. nigricans Flem. (D. pi- losa?), D. Barvicensis (D..electrina Pen.?, D. bilamel- lata Turt?). — Zur zweiten Familie gehören mehrere Gat- tungen: 1) Tritonia Cu. mit T. Hombergii Cu. (D. frondosa Müll), T. arborescens Cuv. (Woris, cervina Turt? Tr. cervina Bosc.?). 2) Melibea Rang mit M.pin- natifida (Tritonia pinn. Cuv., Doris pinn. Mont.), M. co- 231 vonata (Tritonia coronata Lam.). 3) Eolidia Cup. mit E.papillosa (Doris vermigera Turt.. Eolis Curieri Stark), E. Cuvierii (Bolis Cuvierii Lam.), E. rufibranchialis Johnst. (E. Embletoni Johnst., Doris pedata Mont.? Doris auriculata Müll.), E.purpurascens Flem., E.plu- mosa Flem. E. despecta Johnst. und 4) eine nene Gat- tung Triopa Johnst. Thier limaxförmig, ohne gesonderten Kopf; Mund ohne Fühler; 2 kurze Tentäkeln auf dem Rücken; Kiemen in Gestalt kurzer unregelmäfsig seitwärts und hinten vertheilter Fühler, nicht zurückziehbar, einfach, Fufs oval oder linienförmig, eben. Hierher gehören: T. claviger (Doris elavigera Müll., Tergipes pulcher Johnst.) T. nothus schwarz, gelblich und roth gefleckt (Doris quadrilineata Müll?) In der Malacologia Monensis von Edward Forbes, welche Referenten leider nicht zn Händen gekommen ist, über die jedoch in Jardine etc. Annals of nat. hist. I. p. 320 sich einige Nachricht findet, scheint auf die Gymnobranchien besondere Rücksicht genommen zu sein. Wir führen in Er- mangelung genauerer Details das an, was ]. c. Hierhergehöri- ges gesagt ist: Doris Flemingü, wie D.nigricans Flem. hier genannt wird, sei nichts anders wie D.pilosa. Melibaea fra- gilis Forbes sei M. coronata (Tritonia coronata Lam.). Ein neues Genus wird aufgestellt, unter dem Namen: Eu- branchus corpore ovato, convexiusculo; tentaculis qua- iuor, oculis nullis; dorso branchis ovatis instructo. E.tricolor corpore albo-carneo; branchiis pyriformi-ovatis tricoloribus. Long. 44. Lat. 14. Diese Gaktunz wird ierthümlich zur Familie Glaucea ge- stellt, sie soll mit zu einer abweichenden Gruppe, Triopa gehören. d. Aspidobranchia (Scutibranchcs Cuv.) Aus dieser Unterordnung findet sich nur eine ‚neue Art bei Anton: Fissurella brunnea, ; e. Cyclobranchia Cuv. J. E. Gray giebt (Jardine Annals etc. I. p. 482) an, dafs die Patellen nicht, wie man es allgemein annimmt, Zwitter seien. Er behanptet sie im Herbste durch einen Längs- schnitt, den er rechts am Fufse machte, unterschieden zu haben. 232 Bei den Männchen quillt ein weifser, milchiger, eiweifsartiger Saft heraus; bei den Weibchen eine grofse Menge runder Eier, die in einer durchsichtigen Flüssigkeit schwimmen. ' Den wirk- lichen Fötuszustand zu beobachten, ist dem Verf. noch nicht geglückt. Derselbe sagt ebenda, die Patella pellucida, von der man gewöhnlich angiebt, sie lebe an dem Stamm und dem Laube des Fucus digitatus, finde sich vielmehr am häufigsten in zolltiefen Löchern, welche sie sich an der Unterseite der Wurzel dieser Pflanze ausgefressen habe. Er fügt hinzu, diese Thatsache habe schon Le Gentil in den Memoires de !’_Aca- demie von 1788 beschrieben. Neue Arten von Patella bei Anton, F. Cirrobranchia Blainv. Dentalium cinerascens Anton verwandt mit magnistria- zum Desh., die Furchen aber minder scharf, am breiten Ende fast verschwindend, rauchgrau. Br. 14“. L. 1. Adriatisches Meer. E. Brachiopoda Guv. Aufser vielen fossilen Arten der Gattung Terebratula ‚beschreibt Anton anch eine lebende neue: T. distans oval, Wirbel lang, abstehend, a Teas dichotomirend längsgestreilt, graubraun. L. 15. Br. 11% H. 7, F. Conchifera Lam. In den Transactions of the zoologica! Society of Lon- don 11. part. 2. 1838 und daraus Isis 1838, p. 820 erhielten wir von Robert Garner einen Aufsatz über die Anatomie der Conchiferen (Lamellibranchiata Blaine.), der durch drei Ta- feln mit Abbildungen erläutert wird. Ein Auszug von dieser Arbeit läfst sich in der Kürze nicht füglich geben, wir ver- weisen daher auf das Original selbst, oder auf die sehr voll- ständige Mittheilung in der Isis. Ueber ein räthselhaftes Organ einiger Bivalven macht €. T. v. Siebold (Müllers Archiv 1838. p. 49) Mittheilun- gen. Es liegen zwei rundliche glashelle Körper frei in einem Behälter, jederseits neben dem im Fufse ‚befindlichen Gan- glion centrale bei einigen Bivalven, namentlich Gyclas, Unio, Anodonta, Mya, Tellina, Cardium. Den mit Byssus versehenen Muscheln scheinen diese räthselhaften Organe zu 233 fehlen. Verf. scheint nicht'abgeneigt, sie für augenartige Organe zu halten und hofft, es werden an grofsen Muscheln angestellte Untersuchungen nähere Aufschlüsse über die Bedeutung der- selben geben. Neue Gattungen und Arten: Osirea imputata, Pecien iricarinatus, excavatus, Arca ro- siraia bei Anton. Sehr reich an neuen Arten aus der Familie der Najaden ist der bereits oben erwähnte Aufsatz von Isaac Lea. Verf. bestätigt durch vielfache neue Beobachtungen, dafs die Unionen und Anodonten getrennten Geschlechts, und dafs danach die Schalen verschieden seien. Die Weibchen sind nach hinten zu, wo die Oviducte liegen, dicker und mehr abgerundet. — Bei einigen Anodonten, A. undulata Say und A. Ferussa- ciana Lea fand Verf. eine eigenthümliche Organisation der Oviducte. Es liegen nämlich Schläuche der Quere nach eng aneinander, nach Art der Bienenzellen, so dafs die sechseckigen Enden einerseits nach dem Magen, andrerseits nach dem Mantel gerichtet sind. In jedem dieser Schläuche befinden sich bis zwölf Eier, deren jedes ein vollkommenes lebendes Muschelthier, in einer mitbräunlicher Epidermis versehenen Schale enthält, — Verf. erwähnt, dafs Margaritana margaritifera (Unio margaritifer Lam.,) welche in Europas Flüssen gemein ist, nicht nur in den Flüssen Amerika’s vorkomme, welche sich in den atlautischen Ocean ergiefsen, sondern dafs sie auch in dem Columbia River gefunden sei, der sich in den stillen Ocean ergiefst, Also ein sehr verbreitetes Vorkommen. — Lea theilt die Familie der Najaden folgendermafsen ein: I. Gen. Margarita 1. Subg. Unio mit einem Schloss- und Seitenzahn; 2. Subg. Mar- garitana mit einem Schlofszahn; 3. Subg. Dipsas mit einem linearen Zahn unter dem Rückenrande; 4. Subg. Ano- donta ohne Zähne. U. Gen. Platiris 1 Subg. Iridina mit gezähntem Rückenrande; 2. Subg. Spatha mit ungezähm- tem Rückenrande. Unio bengalensis t. elliptica, transversa, aequilaterali; in- Nata; valvulis tenuissimis; natibus minute undulatis; dentibus car- dinalibus tenuibus et laminatis; lateralibus sublongis linearibus- ue, margarita purpurea. Diam. 0,8%, long. 1,3“, lat. 2, 2". engalen. — U. venustus t. elliptica, transversa, subcompressa, lutea, inaequilaterali; valvulis subtenuibus, natibus vix prominen- tibus; dentibus cardinalibus parvis, lateralibus subeurvis; marga- V. Jahrg, 2, Bd, 16 234 rita alba et iridescente. Diam. 5, long. lat. 1,7. Missouri. — U. Vaughanianus t. obovata, transversa, subinflata, postice subemarginata, inaequilaterali; valvulis tenuibus; natibus vix pro- minentibus; dentibus cardinalibus parvis erectisque; lateralibus rectis; margarita salmonis colore tincta. Diam. 0,7, long. 1,2, lat. 2. Sawneys Creek, bei Camden. = U. carolinensis Ravenel. U. -pulcher t. elliptica, transversa, subcompressa, inaequilaterali; valvulis subcrassis; natibus irregulariter undulatis; epidermide lutea, radiis tenebroso-viridibus; dentibus cardinalibus erectis; lateralibus prope eorum fines majoribus; a colore caryo- phylli tineta. Diam. 0,8, long. 1,3, lat. 2,2“ bei Nashville, Tenn. — U. obscurus t. elliptica, tranversa, inaequilaterali, subinflata, valvulis suberassis; natıbus irregulariter undulatis; dentibus car- dinalibus elevatis; lateralibus prope eorum fines majoribus; mar- garita alba et purpurea. Diam. 0,8, long. 1,1, lat. 2. bei Nash- ville, Tenn. — U. Fisherianus testa ‚obliquo -transversa, compressa, valde inaequilaterali; valvulis tenuibus; natibus com- pressis; dentibus cardinalibus lamelliformibus, lateralibus longis subcurvisque, margarita purpurea. Diam. 0,6, long. 1,1, lat. 2,7. Quellen des Chester River. — U. jejunus testa suboblonga, valde transversa, compressa, inaequilaterali; valvulis subtenuibus; nati- bus compressis; dentibus cardinalibus parvis; lateralibus longis rectisque; margarita vel purpurea vel alba. Diam. 0,5, long. 1,2, lat. 2,5”. Roauoke; auch bei Camden. — U.arctior t. angulato- eliplica, valde transversa, compressa; valyulis subtenuibus; nati- bus compressis et undulatis; dentibus cardinalibus parvis; latera- libus longis; margarita alba et salmonis colore tincta. Diam. 0,7, long .4,1, lat. 2,3”, Ohio. — U. turgidus t.subrotunda, inflata, tuberculata, subaequilaterali; valvulis erassis; natibus elevatis; den- tibus cardinalibus grandibus compressisque; lateralibus brevibus subrectisque; margarita albä et iridescente. Diam. 1, long. 1,3, lat. 1,6. Neu Orleans. — U. coccineus t. subtriangulari, olıkgan et subeompressa; valvulis antice crassioribus; natibus subelevatis retusisque; dentibus cardinalibus crassis; lateralibus crassis et sub- curvis; margarita coccinea. Diam. 1,7, long. 2, lat. 2;2“. Ohio. — U.solidus t. obliqua, inflataque, valvulis crassissimis; natibus elevatis retusisque; epidermide rufo-viridi; dentibus cardinalibus erassis; lateralibus oblıquis brevibusque ; margarita alba. Diam. 1,1, long. 1,7, lat. 1,8%. Ohio. — U. Hydianus t. elliptica, trans- versa, radiata, valde inaequilaterali, subinflata, valvulis subcrassis; dentibus cardinalibus elevatis, lateralibus longis, a cardinalibus separatis, margarita alba et iridescente. Diam. 1,1, long. 1,4, lat. 2,5 Louisiana. — U. interruptius testa elliptica, com- ressa, transversa, inaequilaterali; valvulis subcrassis; radiis interruptis; natibus compressis; dentibus cardinalibus parvis; late- ralibus longis subeurvisque; margarita alba. Diam. 0,9. long. 1,5, lat. 2,6“. Harpeih River, Tenn. — U. Zamellatus t. subovata, transversa, subinflata, nitida; valvulis tenuissimis; natibus vix pro- minulis, undulatis; dentibus cardinalibus longis, tenuibus et lami- natis; lateralibus longis, tenuibus subrectisque, margarita coerulea. Diam. 4, long. 1,5, lat. 2,6“. Bengalen. — U. pumilus t. sub- ’ 235 triangulari, inaequilaterali, postice subbiangulata, valvulis sub- ah natibus prominulis; epidermide tenebroso-fusca; denti- bus cardınalibus grandibus; lateralibus brevibus rectisque; mar- garita alba._Diam. 0,5, long. 0,8, lat. 4,1“. Nord-Carolina. — U. tampicoensis t. ovata, inflata, transversa, snbearinata inae- quilaterali; valvulis crassis; natibus subprominulis; epidermide nigricante; dentibus cardinalibus magnis; lateralibus longis, sub- rectis magnisque; margarita alba et iridescente, raro rosea. Diam. 1,7, long. 2,8, lat. 4,3”. Mexico. — U. Cumberlandia- nus t. elliplica, transversa, inaequilaterali; valvulis tenuibus; natibus prominulis, epidermide lutea, radiata; dentibus cardinali- bus parvis, lateralibus longis rectisque; margarita alba et irides- cente. Diam. 0,5, long. 0,8, lat. 4,5“. Cumberland River, Ten. — U. simus testa ovala, transversa, compressa, inaequilaterali, postice subangulata, valvulis suberassis; natibus prominulis; epi- dermide luteola, radiata; dentibus cardinalibus parvis; lateralibus longis erassisque; margarita alba et iridescente. Diam. 0,6, long. 1, lat. 1,7“, Cumberlant River, Ten. — U. Roanokensis t..sub- oblonga, transversa, inaequilaterali,- postice biangulata, compressa, valyulis erassis; nalibus prominulis; epidermide tenebroso-fusca ; dentibus cardinalibus parvis; lateralibus longissimis subeurvisque; margarita alba. Diam. 1,2, long. 2,2, lat. 4,7. Nord- Carolina. — U. notatus t. elliptica, compressa, transversa, inaequilaterali, postice subbiangulata; valvulis tenuibus; natibus subprominulis; epidermide rufo-fusca, vittata; dentibus cardinalibus parvis; late- ralibus longis subeurvisque; margarita salmonis colore tincta et iridescente. Diam. 0,6, long. 1, lat. 1,5“. Cumberland River. — U. Jayanus t. angusto-elliplica, transversa, valde inaequilaterali, postice subangulata, valyulistenuibus; natibus prominulis; epider- mide fusca; dentibus cardinalibus compressis; lateralibus longis rectisque; margarita purpurea. Diam. 0,8, long. 1,2, lat. 2,5. Flo- rida. — U. hopetonensis t. suboblonga, transversa, inaequila- terali, compressa, postice biangulata, ad latus planulata; valvulis suberassis; natibus prominulis, ad apices undulatis; epidermide tenebroso-fusca; dentibus cardinalibus parvis; lateralibus longis euryisque; margarita purpurea etiridescente. Diam. 0,9, long. 1,7, lat. 3,4“. Hopeton bei Darien. — U. lugubris t. elliptica, trans- versa, subinflata, inaequilaterali, postice biangulata; valvulis sub- crassis; natibus prominulis; epidermide nigricante; dentibus car- dinalibus compressis;; ieh sublongis subcurvisque; marga- rita purpurea. Diam. 0,9, long. 1,3, lat. 2,5”. Hopeton bei Darien. —_ D. arnesianus t. subtriangulari, compressa, inaequilate- rali; valvulis erassis; natibus prominulis; dentibus cardinalibus arvis; lateralibus subrectis; margarita alba et iridescente. D. 0,6, ong. 4, lat. 4,4“. Cumberland River, Ten. — B. Zieglerianus t.elliplica, transversa, inaequilaterali, glabra, yalvulis su berassis, nati- bus subprominulis,undulatis, epidermide lutea, radiata, dentibus car- dinalibus parvis, lateralibus parvis subrectisque; margarita purpurea etiridescente. D.0,4,1.1,lat. 1,6%. Cumberland River. — U.crepe- rus t. subelliptica, transversissima, valde inaequilaterali, valvulis suberassis; natibusprominulis, undulatis; epidernude viridi; dentibus 16 * 236 cardinalibus parvis; lateralibus vix cernendis; margarita alba. D. 1, long. 1,4, lat. 2,7". Ten. — U. glaber t. elliptica, trans- versa, compressa, glabra, inaequilaterali; valvulis tenuibus; natibus snubprominulis, undulatis; epidermide lutea, radiata; dentibus car- dinalibus parvis, elevatis; lateralibus longis; margarita alba. D.0,5, long. 0,8, lat. 0,5“ Holston River. Ten. — U, gibber t. trian- gulata, compressa, inaequilaterali, postice subbiangulata}; valvulis subcrassis; natibus prominulis; epidermide tenebroso-fusca, den- tibus cardinalibus parvis; lateralibus declivibus, margarita salmo- nis colore tincta. Diam. 0,7, long. 1, lat. 4,8. Carryfork River. Ten. — U. Fanuxemensis t. elliptica, compressa, transversa, inaequilaterali; valvulis erassis; natibus subprominulis; epidermide tenebroso-fusca: dentibus cardinalibus magnis; lateralibus longis subcurvisque; margarita salmonis colore tincta -et iridescente. Diam. 0,7, long. 1,2, lat. 1,9“ Cumberland River. Ten. — U. car- bonarius t. subtriangulata, tumida, transversa, inaequilaterali, subemarginata; valvulis crassis; nalibus subprominulis; epider- “ide nigra; dentibus cardinalibus grandiusculis; lateralibus parvis subeurvisque; margarila purpurea et iridescente. D. 1,4, long. 1,4, lat. 2,4". Mexico. — U. folliculatus t. angusto-elliptica, trans- versissima, valde inaequilatera, postice subbiangulata; antice ro- tandata; ad latera planulata; valvulis subtenuibus; natibus vix prominulis; epidermide tenebroso-fusca; dentibus cardinalibus yarvis; lateralibus longis subeurvisque; margarita purpurea et iridescente. Diam. 0,5, long. 0,8, lat. 2,4“ Savannah ‚River. — U. medellinus t. elliptica, transversa, subcompressa inaequilate- rali; valvulis subtenuibus; natibus subprominulis; epidermide lu- teola, radiata; dentibus cardinalibus parvis; lateralibus longis sub- curvisque; margarila alba et iridescente, Diam, 0,7, long. 1,3, lat. 2,3“. River Medellin, bei Vera Cruz. — U. Lecontianus t. elliptica transversa, inaequilaterali, subinflata; valvulis crassis; » dentibus cardinalibus parvis; lateralibus longis, a cardinalibus separalis; margarita salmonis colore tincta. Diam. 1,2, Hi 47, lat. 2,8%. Georgia. — U. Muhlfeldianus t. elliptica, subcom- pressa, transversa, inaequilaterali; valvulis suberassis; natibus sub- prominulis, undulatis; epidermide luteola radiata, dentibus cardi- nalibus subparvis erectisque; lateralibus longis reclisque; marga- rita alba et iridescente. Diam. 0,8, long. 1,3, lat. 2,3“. Cumber- land River. Ten. — U. spinosus t. spinosa, subtriangulari, in- flata, inaequilaterali, postice acuto-angulata; valvulis suberassibus; clivo umbonali carinato; natibus vix prominentibus: epidermide atro-fusca, glabra; dentibus kardiatlihut deorsum inclinantibus; lateralibus subgrandibus subeurvisque; margarita purpurea. D. 1,2, long. 1,5, lat. 3,3. Altamaha, Hopeton, bei Darien, Geo. — U. pli- ciferus t. elliptica, inaequilaterali, subinflata, postice undulata; valvulis antice crassioribus; natibus prominulis; epidermide atro- viridi; dentibus cardinalibus submagnis; lateralibus rectis; marga- rita purpurea. Diam. 0,8, long. 1,2, lat. 2,1“. Mexico. — U. Tap- panianus t. obovata, subinflata, inaequilaterali, postice dilatata; valyulis tenuibus; natibus subprominentibus undulatisque; epider- mide fulvo-fusca; dentibus cardinalibus compressis.curvisque; la- 237 teralibus tenuibus; margarita subsalmonia. Ist U. viridis Conrad; der Name ist schon von Rafinesque vergeben. Diam. 0,7, long. 1,1, lat. 2”. Juniata, bei Hollidaysburg. — U. graniferus t. nodulosa, subrotunda, inllata, ponderosa; valvulis crassibus; natibus valde prominentibus, epidermide atro-fusca; dentibus car- dinalibus grandibus; lateralibus brevibus subrectisque; margarita colore cacao. Diam. 1,4, long. 1,9, lat. 1,9. Ohio. — U. splen- didus t. elliptica, valde inllata; valvulis suberassibus; natibus prominentibus; epidermide valde radiata; dentibus cardinalibus subcompressis; lateralibus remotis lamellatisque; margarita splen- dida roseaque. Diam. 1,4, long. 1,7, lat. 2,8“. Altamaha River, bei Darien, Geo. — U. Dorfeuillianus t. subtriangulari, inflata, tuberculata, inaequilaterali; valvulis pererassis; natibus magnis elevatisque, dentibus cardinalibus magnis ereclisque; lateralibus brevibus curvisque; margarita alba. Diam. 2,2, long. 2,6. lat. 2,9". Ohio. — U. discus t. elliptica, valde compressa, inaequilaterali; valyulis erassis; natibus prominentibus; dentibus cardinalibus ma- gnis; lateralibus longis, a cardinalibus separatis; margarita pur- purea et iridescente, Diam. 1,4, long. 3,3, lat. 5,2. India. — Ü. contradens t. obovata, subinflata, inaequilaterali; valvulis tenuibus, natibus subprominentibus undulatisque; epidermide sub- viridi; denlibus cardinalibus lineatis, duplicibus in valvulam dex- iram, lateralibus tenuibus subeurvisque; margarita alba et irides- cente. Diam. 0,7, long. 1,1, lat. 1,9 Fundort unbekannt. — U. Menkianus t. elliplica, subcompressa, inaequilaterali, valvu- lis subtenuibus; natibus subprominentibus undulatisque; epider- mide fulva et multiradiata; dentibus cardinalibus parvis erectis- que; lateralibus longis, subrectisque; margarita alba et iridescente. Diam. 0,9, long. 1,5, lat. 2,5‘ Harpeth River, Ten. — U. Ran- gianus t. obliqua, subcompressa, valde inaequilaterali; valvulis suberassis; natibus prominentibus; dentibus cardinalibus parvibus; lateralibus longis rectisqgue, margarita alba. Diam. 0,8, long. 1,2, lat. 4,5%. Obio. — U. dolabraeformis t. elliptica, inflata, in- aequilalerali; valvulis erassis; nalibus inflatis prominenlibusque, epidermide laevi; dentibus cardinalibus sublamellatis; lateralibus longis lamellatisque; margarita alba et iridescente, D. 2,1, long. 3, lat. 4,5%. Georgia. —- U. Novi-Eboraci t. elliplica subcom- pressa, inaequilaterali; valvulis suberassis; natibus subprominenti- bus, ad apices undulatis; epidermide luteola, radiata; dentibus cardinalibus magnis erectisque; lateralibus longis rectisque; mar- garila alba et iridescente. Diam, 0,7, long. 1,1, lat. 2,2”. New York. — U. Claibornensis t. elliptica, subinllata, inaequilate - rali; valvulis crassis; natibus subprominentibus; epidermide Iuteola, laevi; denibus cardinalibus parvis, lateralibus longis lamellatis- que; margarita alba et iridescente. Diam. 0,6, long, 1, lat. 1,7. Alabama River. — U. Brownianus L. irigona, inllata, valde inaequilaterali, alata; valvulis crassis; natibus prominentibus; epidermide steiata; dentibus cardinalibus subgrandibus; lateralibus longis; margarıta alba. D.1, long. 1, lat. 2“. Amazonenstrom, — U. Kaiharinae \. obovata, inaequilaterali, subcompressa; val- vulis suberassis; natibus prominulis; dentibus cardinalibus magnis, 238 lateralibus subreetis; margarita alba. Lake superior. Sämmt- liche Arten von Lea. — U. Müilleri Rossm. — U. longedenta- tus Ant. I.c. — U. antiquatus Ant. 1.c.— U. rugosus Anı.1. ce. Der Name ist bereits von Menke vergeben. Margaritana Holstonia t. subarcuata, subinflata, trans- versa, valde inaequilaterali; ad latus planulata, valvulis subte- nuibus, natibus subprominulis, undulatis; epidermide fusca; denti- bus cardinalibus magnis; margarita alba et iridescente. Holston River. Diam. 0,8“, long. 1,2”, lat. 2,44. — M. deitoidea t. triangulata, compressa, inaequilaterali; valvulis tenuibus; natibus prominentibus, ad apices undulatis; epidermide lutea, radiata; dentibus cardinalibus erectis; margarita alba et iridescente. Ohio. Diam. 0,6", long. 0,9%, lat. 1, 4”. — M. fabula t. suboblonga, transversa, inaequilaterali, ad basin emarginata, ad latus planulata, valvulis suberassis; natibns prominulis; epidermide subviridi; den- tibus cardinalibus parvis erectisqgue; margarita salmonis colore tincta. Cumberland ‚River, Ten. D. 0,4“, long. 0,5“, lat. 0,8%. — BT. arcula t. plicata triangulari, valde inflata; valvulis tenuissi- mis; clivo umboniali carinato; natibus valde prominentibus; epi- dermide atro-viridi, radiata; dentibus laminatis, irregularibus; margarita coerulea. Altamaha, Liberty County, Geo. Diam. 1,6, long. 1,7, lat. 2,2“. Sämmtlich von Lea. Anodonta gigantea t. ovata, inflata, antice latissima, po- stice angulata, inaequilaterali, valvulis erassis, natibus prominen- tibus, margarita alba. Diam. 3,3“, long. 4,8", lat. 7,8. Port Gib- son. — A. ovata t. ovala, subcompressa, transversa, inaequila- terali, valvulis subtenuibus, natibus prominulis, margarita alba. Diam, 1,5“, long. 2,2”, lat. 4%. Ohio. — 4. oylindracea t. cy- lindracea, inflata, valde transversa, inaequilaterali; valvulis tenui- bus; natibus subprominulis; epidermide tenehroso-fusca, radiata; margarita coerulca. River Medellin, bei Vera Cruz. Diam. 0,9, long. 1,3, lat. 2,3%. — 4. salmonia t. elliptica, transyersa, inflata, valde inaequilaterali; valvulis tenuibus; natibus promint- lis; epidermide tenebroso-fusca; margarita colore salmonis tincta, inferne coerulea. Ohio. Diam. 1,1”, long. 1,4“, lat. 2,7%. — A.FW ardiana t. elliptica, transversa, subinflata, inaequilaterali; elivo umboniali rotundato; valvulis tenuibus; natibus prominen- tibus, ad apices undulatis; epidermide viridi, radiata; margarita subeoernlea. Ohio. Diam. 1,2”, long. 1,7“, lat. 3%. — A. Bucha- nensis t. transversa, inflata, inaequilaterali, inferne emarginata, ad latus planulata; elivo umbonali elevato; valvulis tenuibus; natibus prominulis; apieibus undulatis; epidermide subviridi, mar- garila br Obio. Diam. 1,1”. long. 1,3%, lat. 3%. —,4A. decora t„elliptica, inaequilaterali, valde inllata, valvulis tenuibus; natibus prominulis, ad apices undulatis; epidermide glabra, una vittata; margarita alba, salmonis colore tincta. Ohio. D, 1,8“, long. 2,5", lat. 3,9%. — 4. Nuttaliana t.alata, elliptica, compressa, glabra, inaequilaterali; valvulis tenubus connatisques natibus compressis, ad apices undulatis; epidermide polita,; margarita alba. Wahlamat, bei seinem Zusammenflufs mit dem Columbia River. Diam. 0,7, long. 1,5%, lat, 2,3". — A. Fahlamatensis t. alata, triangu- 239 lari, subinflata, inaequilaterali; valvulis tenwibus connatisque; natibus subcompressis, ad apices undulatis; epidermide subfulgida, margarita alba. Wahlamat, bei seinem Zusammenfluls mit dem Columbia River. Diam. 9,5“, long. 1,8", lat. 2,5". — A.pavonia t, elliptica, inflata, valde radiata, inaequilaterali; valvulis tenuibus, natibus prominulis, ad er undulatis; epidermide glabra; mar- gita coeurulea. Ohio. D. 1,1‘, long. 1,5, lat. 3. — 4A. New- ioniensis t. elliptica, inflata, inaequilaterali; valvulis crassis; nalibus subprominentibus, ad apices undulatis; epidermide fulgida; margarita alba. Philadelphia. Diam. 2,1, long. 2,3. lat. 4,6%. — A. Oregonensis t.subalata, .elliptica, subinfiata, inaequilaterali; valvulis tenuibus; natibus vix prominentibus, ad apices undulatis; epidermide subfulgida striataque; margarita alba. Wahlamat, bei seinem Zuflammenfluls mit dem Golaumbia River. D. 1", long. 1,8, lat. 3,2%. — A. exilist. lata, valde compressa, inaequilaterali, valvulis .tenuibus; natibus vix prominulis; 'epidermide glabra; margarita coerulea et iridescente. —? Diam. 0,8“, long. 1,6, lat. 3, 4. — 4A. Pepinianus t. trapezio similis, inaequilaterali, iransversa; valvulis tenuibus: natibus prominentibus; clivo um- bonali subelevato; epidermide striata; margarita alba. Ohio (Lake Pe D. 0,7“, long..1,2“, lat. 2%. — 4A. angulata t. obovala, subinflata, valde inaequilaterali; valvulis subtenuibus, natibus sub- prominulis; clivo umbonali carinato; epidermide Iuteola, subra- diata; margarita alba. Lewis’s River. Diam. 0,8, long. 1,1. lat. 2,4%. — 4. subeylindracea t. elliptica, inflata, subcylin- dracea, valde änaequilaterali; valvulis tenuibus; natibus subpro- minentibus undulatisque; epidermide fusca; margarita subeoerulea et iridescente. New .York. Diam. 0,8%, long. 4,1, lat. 2,24. Sämmtlich von Lea, — 4. coarctata Anton. Mexico. A. smaragdina Anton. Nordamerica. Iridina coelestis Lea t. latissima, subeylindracea, laevis- sima, valde inaequilaterali; valvulis tenuibus; natibus prominulis; epidermide polita, tenebrosa; margarita coerulea et ıridescente. Africa. Diam. 0,7%, long. 4,1”, lat. 3,44 — I. solida Anton... Ueber die Verwandtschaft der Gattung Galathea Lam. enthält das Journ. of the Asiatic Soc. of Bengal. Vol. 71H. p. 420 einen kleinen Aufsatz von W. H. Benson. Derselbe will die in Rede stehende Gattung von der Fa- milie Conchae Lam. trennen, und sie dagegen an die Familie Donacidae (Donax, Capsa etc.) annähern. Dazu bewegen ihn die Lage des Ligaments an der Lunula und die Lage der Man- telröhren an der entgegengesetzten Seite. Auch in der Bildung der Zähne will er eine Verwandtschaft mit Donax und Gapsa sehen. Beiläufig bezweifelt er das Vorkommen der Galathea auf Ceylon. Eine durch Mr. Stutchbury in Neu-Holland Port Jack- son entdeckte T'rigoria hält J. E. Gray für verschieden von _ Lamarcks Tr. margaritacea. Er nennt sie Trigonia Lamarckii Schale ziemlich bauchig, fest, mit 20—26 schmalen knotigen strahligen Rippen, auf der hintern 240 Seite gedrängt. Die Innenseite variirt zwischen weils, lachs- farbig, gelb, oder purpurbroncefarbig. Auch die Jugendzustände sind schr verschieden. ß Cardium laeve Gray (Jardine Annals I. p. 28) eiförmig- herzförmig, bauchig, hellbraun, rothgefleckt, glatt, mit 30—31 sehr undeutlichen Rippen, Area glatt, eiförmig lancettlich. Ver- wandt mit €. /aevigatum aber bauchiger. Sierra Leone. BeiEichwald finden wir l. c. drei neue Bivalven - Gat- tungen aus dem Kaspischen Meere aufgestellt, deren Arten meist schon früher von demselben in seiner Zoologia specia- lis beschrieben und den Gattungen Cardium, Corbula und Glycymeris zugezählt waren. Didacna Eichw. Testa inaequilateralis, vertice carinato- acuto; dentes cardinales duo, approximati, profundam foveam includentes, laterales nulli. Die Gattung ist verwandt mit GCar- dium, hat jedoch keine Seitenlamellen. D. trigonoides Eichw. (Cardium tigonoides Pall.) testa trigona, altero latere abbre- viato-angusto, altero elongato-carinato, vertice trigono. Lat. 20“. Long. 15% — D. crassa Eichw. (Cardium Eichwaldi Kryn.) testa plana, transversa, dilatata, subcostata, 25 circiter eostis utplurimum detritis, remotis, vertice producto poslice subearinato. Lat. 2 Long. 18% — Monodacna Eichw. testa transversa subtenui, concava, longitudinaliter subtiliterque costata, dente cardinis simpliei, exiguo, distincto, lateralibus nul- lis, elongata lamella passim postice accessoria, testa antice sub- hians. — M. caspia Eichw. (Corbula caspia Eichw. zool.| spec.) testa ovato-cordata, subtilissime longitudinaliter striata, margine denticulata, vertice producto ampliore; plerumque rubicunda. Lat. 10%. Long. 74% — M. pontica Kick. testa ovato-trans- versa multo tenuior costata, latioribus costis longitudinalibus, ver- tice multo minus producto, exiguo, plano. Lat., 145. Long. 4“. In ostio Tyrae versus Pontum Euxinum. — Adacna Eichw. testa planior, transversa, longitudinaliter plicata aut striata; - cardo edentulus aut callus dentis loco, foveola adjecta laminaque per callum elongata, incrassata, ligamentum externum figens; ıaec testae pars producta et hians. — A. colorata Eichw. (Glyeymeris color. Eichw. Zool. spec.) t. costata, costis compla- nalis, in extrema parte hiante latissimis 15—16, verlice plano paullo productiore. Lat. 143%. Long. 1. — 4. laeviuscula Eichw, (Glyc. laev. Zool. spec.) testa dilatata, irregularis, tenuis, fragilis, obtuso-plicata, utrinque hians, vertice exiguo panlinlm conspicuo. Lat. 19, Long. 16. — A. plicata Eichw. (Hy- panis pl. Pand. Glyc. pl. Zool. spec.) testa ovato-transversa, plicata, costis numerosis, arguto -scabridis. Lat. 9%. Long. 33. — 4. vitrea Eichw. (Glyc. vitr. Zool. spec., Amphidesma caspia Kryn.) testa laevis, tenuissima, pellucida, striis costisve vixdum conspicuis, vertice in medio margine cardinali paullo prominulo, utvaque parle extrema hiante. Lat. 9%. Long. 7%. — Pisi- dium Lumstenianum Forbes l..c, testa ovata, oblique trigona, 241 tumida, inaequilatera, transversim striata, natibus prominentibus, roseo-corneis. Lat. 4. Long. ,“. Metidja. — Cyrene sul- cata Ant. 1. ce. — Sanguinolaria.dichotoma Ant. — Tel- Zina planissima Ant. — T. splendida Ant. — Mactra Sauliana Gray (Jardine Annals I. 29) verlängert eiförmig, zusammengedrückt, dünn, durchsichtig, blals mit weifslichen Strahlen und dunklern Randstrichen, bedeckt mit einer hellbrau- nen Epidermis. China. — M. excisa Anton (Schizodesma Gray). — Cyiherea ligula Anton. — Pullastra intus- punctata Anton. — Triqueira iriradiata Anton. — Cor- bula Brugieri. — Petricola tenuis. Sämmtlich von Anton. Quoy giebt die Anatomie des Thiers von Panopea nach einem Individuum, das Layrle aus dem Golf von Benin mit- gebracht hatte. Das Thier ist sehr ähnlich der Mya; der Hauptunterschied besteht darin, dals der After hinter dem hintern Schlielsmuskel liegt. Die Röhren sind ihrer ganzen Länge nach vereinigt, und sind von bedeutender Grölse; der Rand des Manteleindrucks zeigt eine perlmutterartige, muskulöse Schnur und hinten einen platten Muskel von derselben Beschaffenheit, wie bei Mya. (Aus den Annales frangaises d’anatomie 1838 No. 4 in den Ann. d. sc. nat. IX. Zool. p. 379.) Annulata, Crustacea, Arachnidae bearbeitet von Friedrich Stein. Von allgemeinen Schriften, welche die drei genannten Klassen der Gliederthiere betreffen, ist nur ein, aber auch be- deutendes Werk erschienen, nämlich der fünfte Band der zweiten von G. P. Deshayes nnd H. Milne Edwards veranstalteten Ausgabe der Histoire naturelle des ani- maux sans vertebres par J. P. A. de Lamarck, TomeV. Arachnides, Crustaces, Annelides, Cir- ripedes. 8. Paris 1838. Die Herausgabe dieses Bandes hat Milne Edwards be- sorgt, und Berichtigungen und Ergänzungen, auch seine von Lamarck öfter abweichenden Meinungen. in Naten beigefügt, Diese sind bereits aus frühern Aerungen desselben Verfas- sers bekannt genug, als dals wir speciell auf sie einzugehen brauchten. Nur auf eine Bemerkung von M. Edwards in der 242 Einleitnng zu den Arachniden S. 4. in Bezug auf die Einthei- lung in Lungen- und "Tracheen-Arachniden erlauben wir uns um so mehr aufmerksam zu machen, als darin nun auch ein- mal von einem französischen Forscher die Unzulänglichkeit der Dichotomien nach einzelnen Merkmalen anerkannt wird, gegen die sich schon Aristoteles erklärte, die aber leider bei den mei- sten französischen und englischen Systematikern und auch unter uns so beliebt geworden sind, dals man zu glauben versucht wird, ein System der Zoologie beruhe nur auf Dichotomien. Sie mögen allerdings für das subjective Erkennen recht nützlich seyn, insofern das Bestimmen der Arten sehr erleichtert wird, allein die Erkeminils der Arten ist nicht der einzige Zweck der Zoologie ond ihr System hat eine ganz andere Aufgabe, als nur ein Katalog sämmtlicher Thierspecies zu seyn. Aufserdem möchte hier noch ein Bilderwerk zu erwäh- nen seyn, dafs zwei von den Klassen, die wir zum Gegen- stande haben, sehr ausführlich behandelt, nämlich: Deutsch- lands Krustaceen, Myriapoden und Arachniden. Ein Beitrag zur deutschen Fauna von C.L. Koch. Herausgegeben von Dr. Herrich-Schaeffer. Regens- burg bei Pustes. Bis Ende 1838 sind davon 22 Hefte ganz in der Weise der bekannten Insectenfauna von Panzer, zu der es nur einen in- tegrirenden Theil bildet, oder aus der es vielmehr nur ein Ab- druck ist, erschienen. Dr. Herrich-Schaeffer, der Fort- seizer der Panzerschen Fauna übertrug die Bearbeitung der Spinnen dem Kreisforstrath Koch, der auch die Fortsetzung des Hahnschen- Arachnidenwerks übernommen hat und beide haben nun die Uebereinkunft getroffen, dafs in der Fauna nichts aufgenommen werden soll, was bereits in dem Hahnschen Werke schon dargestellt ist, da man nicht weifs, wie lange die Theilnahme des Publikums aushalten wird. Daher enthält die Fortsetzung der Panzerschen Fauna und gegenwärtiger Abdruck daraus meistens Milben, die des Hahnschen Werkes hingegen blofs eigentliche Spinnen, Scorpione und Phalangien. VI. Anunulata. Unsere sehr ungenügende und sich oft widersprechende Kenntnifs von dem innern Bau der meisten Gattungen der Annulaten sind durch Dr. Ad. Ed. Grube’s schöne Abhand- lung: ZurAnatomie und Physiologie der Kiemenwür- mer. 4. Mit zwei Kupfertafeln. Königsberg beiBorn- träger durch vielfältige Untersuchungen lebendiger Thiere am Mittelmeer, um ein Bedeutendes gefördert worden. Sehr ausführlich ist die Anatomie von Arenicola piscatorum, Eunice Harassi und Aphrodite hysirix: kürzer werden Tere- 243 bella wiultisetosa Grub. (eine neue Art, die in vieler Hinsicht mit T. Medusa Sav. übereinstimmt, sich aber durch grölsere An- zahl der Borstenbündel, durch eine geringere Menge Körper- ringe und durch ihre Kleinheit von jener vorzüglich unterschei- det), Sabella unispira, Cirratulus Lamarcki, Onuphis tubicola und Polynoe sguamata abgehandelt. Da Verf. am Schlusse sei- ner Arbeit die Resultate übersichtlich zusammengestellt, so wer- den die Hauptgesichtspunkte aus dieser Uebersicht uns über die Entdeckungen und Berichtigungen, die wir ihm verdanken, am besten belehren. „Fassen wir das Characteristische der beschrie- benen Annulaten zusammen (heilst es S. 63), so wird es nicht genügen, wie bisher geschehen, sie unter zwei Ordnungen zu bringen, mag man dieselben nun als Dorsibranches und, Tubi- coles mit Cuvier, ‘oder als Nereideze und Serpuleae mit Sa- vigny annehmen. Ich werde die verwandten Gattungen zu- sammenstellen, ihren Bau mit wenigen Worten angeben und so hieraus eine andere Eintheilung dieser Thiere ableiten.“ — Dies geschieht S. 63 -- 66, und ich entlehne daraus das Folgende als das Wichtigste: | Arenicola. Terebella. — Ohne Kopf, Augen und An- tennen, Körper vorn dicker, als hinten, in ungleiche Ringel zer- fallend, Haut glanzlos, jederseits zwei Reihen aus Borsten und Häk- chen bestehender Bewegungswerkzeuge, die weiter hinten entwe- der fehlen (Arenicola) oder sich nur mit einer Reihe fortsetzen (Terebella). ‚Darmkanal höchst einfach, bei Arenicola mit vor- stülpbarem Rüssel, Kiemen contractil, nur über einen Theil des Körpers verbreitet, Gefälssystem sehr zusammengesetzt, aber ein Hauptrücken- und ein Hauptbauchgefäls, ein Theil des Darm- blutes Hielst in eigene, sich contrahirende Behälter und von da zu den Kiemen. Blut dunkelroth. Neryeustrang aus zwei eng verbundenen Strängen zusammengesetzt. Nachdem die Ovarien gerissen, fallen die Eier in die Bauchhöhle, wo, aber nur im vordern Theile desLeibes, paarweise di@ befruchtenden Organe liegen. Leben in Sandröhren von thierischem Schleim. °(Hier- her auch Amphitrite Cuv.) Sabella. Serpula. — Olme gesonderten Kopf und Au- gen, Vordertheil des Körpers mit Jleischigem en Haut nicht irisirend, aber schön gefärbt. Beide Arten Bewegungs- organe verbreiten sich über den ganzen Körper und kreuzen sich einmal in ihrer Lage. Der ganze Leib durch Dissepimente in Kammern getheilt. Der Dirukarl ist in eine enge Spirale gewurden. Die Athmungsorgane sind zwei gleiche oder un- gleiche Kiemenbüschel am vordersten Theil des Körpers, ihre Strahlen können zusammengerollt werden; zu jedem gehört ein Cirrus. Die hauptsächlichsten Stämme des Gefälssystemes sind zwei seitliche im Zickzack laufende Gefäfse, deren Zweige mit denen eines Rückengefälses zu anastomosiren scheinen. Blut grün. Die beiden Stränge des Bauchmarks sind nur auf der Gränze je zweier Segmente vereinigt. Geschlechtsapparat wie vorhin. Leben in freistehenden, lederartigen (Sabella) oder kalkigen Röhren (Serpula). (Bei Cirratulus, der in gewisser Art 244 - den Uebergang von den Sabellen zu den Nereiden bildet, ist der Darm spiral gewunden, das Blut roth, und die Respiraligns- organe nicht an der Spitze des Körpers befindlich.) Eunice. Onuphis. — Kopf mit Augen und Antennen, Haut schön gefärbt, opalisirend. Nur eine Reihe Borstenbüschel, welche aber in eine obere und untere Hälfte zerfallen; mit Cirren versehen. Die Dissepimente schwächer .als bei den Sa- bellen. Pharynx etwas vorstülpbar, mit zahlreichen Kiefern, Magen vom Darm. unterschieden, Darm gerade, Jickwandig, mit buchtigen Erweiterungen. Die nicht contractilen Kiemenbü- schel in der ganzen Länge des Körpers verbreitet. Zwei ne- ben einander liegende Rückengefälse, ein Hauptbauchgefäls, des- sen zu den Kiemen gehende Aeste an ihrer Basis eine (pulsi- rende) Anschwellung zeigen. Blut roth. Aus dem Hirnganglion ent- springen hinterwärts Nerven für den Darmkanal, seitwärts diebeiden Schenkel des Schlundrings, welche, ehe sie sich am Bauchstrang vereinen, durch ein Paar Fäden — Brücke — verbunden wer- den. Mit Ausnahme der vordersten Körperringe hat jeder sein Ovarium und befruchtendes Organ auf beiden Seiten. Leben in Schwämmen oder Sandröhren oder hornigen Cylindern (Onu- phis) von kleinen Seethieren. (Nach Rathke’s Untersuchun- gen würde sich hier Lycoris anschlielsen.) Pleione. Unierscheidet sich von Eunice und Lycoris durch das Gefälssystem: neben dem Rückengefäls laufen noch zwei mit ihm verbundene Seitenstämme, welche das Blut aus den Kiemen empfangen, unter dem Darm ein doppeltes Haupt- Bauchgefäls. Kiemen sind contractile Büschel. Neben dem Bauchmark laufen noch zwei seitliche mit ihm durch Querzweige in Verbindung stehende Nervenstrünge. Bewegungsorgane be- stehen jederseits aus zwei Reihen Haarbüschel. Aphrodite. Polynoö. — Deutlicher Kopf mit Augen und Antennen. Breite Würmer mit beschuppter Rückenseite. Haut nicht schillernd, hei einigen oben (Aphrodite) mit Haar- gewebe bedeckt. Bei Aphrodite zwei, bei Polyno& eine Reihe Bewegungsorgane. Im Innern Dissepimente. Pharynx vorstülp- bar, olt mit Kiefern und hornigen Blättern. Magen knorpelig, sehr vom übrigen Darm, in den eine doppelte Reihe viellappi- ger Blindsäcke mündet, verschieden. Kiemen scheinen oft zu fehlen. Nur ein Rücken- und Bauchgefäls, Blut blafsroth. Das Bauchmark bildet in jedem Segment drei Ganglien. Sie schei- nen getrennten Ges hlechte zu seyn und leben frei auf dem Meeresboden. „Hieraus schliefst Verf., dafs Pleione, Lycoris, Eunice, Onu- phis am ersten unter eine grölsere Abtheilung zusammengelalst werden könnten, "für welche der Name Nereideae bleiben darf, dals ebenso Sabella und Serpula sich eng an einander schlielsen — Serpuleae — Cirratulus macht einen Uebergang von jenen zu diesen; aber Arenicola, Terebella, Amphitrite würden «wohl eben so nothwendig aus den Serpule«e Sav. als Aphrodite und Polyno& aus den Nereideae ausscheiden.“ 7 245 Ueber den Kreislauf des Bluts der Anneliden finden sich höchst meisterhafte Untersuchungen von Milne Edwards in den Ann. des natur. Tome X. p. 193—221. Das Wesent- liche dieser Abhandlung, die der französischen Academie über- geben worden war, wurde schon in Auszügen im Jahre 1837 im Institut bekannt gemacht und daraus ist es bereits in den Jahresbericht von 1837 (vergl. dieses Archivs IV; Jahrgang. Band I. p. 341—42) aufgenommen worden. Charpentier theilte Beobachtungen über die Fortpflan- zung der Blutegel mit (Inst. p. 261), welche von den frühe- ren Erfahrungen in Hinsicht auf die Bildung der Cocons ab- weichen. a 30—40 Tage nach der Begattung werden die Cocons ge- lest. Während dieser Zeit schwillt die Umgegend der Ge- schlechtstheile, wird hart und gelblich, was bis zur Bildung des Cocons zunimmt, nach dieser nimmt die Haut. ihre gewöhnliche Farbe und Beschaffenheit wieder an. Die Cocons legen sie in den Rasen der Ufer, zuweilen gesellig in Maulwurf- und Rat- tengängen, ab. Vor der Bildung des Gocons wird eine schlei- mige Substanz, wie geschlagenes Eiweils, von den Geschlechts- theilen bereitet, welche sich zum Theil in das die Kapsel um- gebende schwammige Gewebe umwandelt. Während dieses Vorgangs richtet der Egel den Kopf stets gegen die Geschlechts- theile. Darauf soll sich nach Verf. die aus Mucus und Eiweils bestehende Kapsel bilden. Ebenfalls von den Geschlechtsthei- len im flüssigen Zustande abgesondert soll die erste Portion durch Infiltration sich ringsum in dem Schaume in einer Dicke von etwa zwei Linien ER und das schwammige Gewebe um die Kapsel bilden, dann soll dieselbe Masse zur Bildung der Kapsel dienen, welche den ganzen angeschwollenen und gelb- lich gewordenen Theil des Körpers einnimmt. Ist jenes Ge- webe und die Kapsel gebildet und der Cocon fertig, so soll die Gallerte, welche die noch unsichtbaren Keime enthält, vom Egel hineingelegt werden, worauf dieser sich durch Contractio- nen des Gocons entledigt. Man sieht, dafs Verf. den Hergang in der Coconbildung, wie man ihn bisher und wohl physiolo- gisch richtig annahm, geradezu umkehrt. 30—40 Tage nach der Bildung des Cocons, also etwa 70 Tage nach der Begat- tung schlüpfen die Jungen aus. Dujardin hat der Pariser Academie der Wis- senschaften Beobachtungen über vier neue Arten von Meeranneliden überreicht. (!’Inst. p: 316.) Die erste Art wird von ihm Chloraema Edwarsii ge- nannt; sie zeichnet sich aus durch ihr grünes Blut und die son- derbaren Appendicularorgane oder Drüsen, womit sie bedeckt ist und die eine Schleimhülle absondern, die zweimal so dick 246 N + ist als ihr Körper. — Die beiden folgenden Arten müssen nach Verf. ein eigenes Genus unter dem Namen Sabellina-bilden, weil sie nur eine einzige Art von Tentakeln, welche mit vibri- renden Wimpern versehen sind, haben. Aufserdem zeichnen sie sich durch die Gegenwart schwarzer Punkte aus, die man für Augen nebmen kann. — Die letzte Art,ist eine Nais, welche hinten mit Athencirren, wie Nais digitata oder coeca, versehen ist, aber mit viel mehr schwarzen Punkten, die man eben so gut, wie bei Sabella und Sabellina für Augen halten kann. — Eine ausführliche Monographie über die englischen Arten der Ariciden liefert Dr. G. Johnston im Mag. of Zool. and Bot. Vol. 11. p. 63— 74 nebst Abbildungen. Von den 4 Gattungen, die diese Familie nach Milne Ed- wards und Audouin ausmachen, hat England nur zwei eigen- thümliche Arten von einer derselben, die drei andern brittischen Arten bilden zwei wirklich von den übrigen verschiedene Gat- tungen, .ein abermaliger Beweis, dals alle aberranten Thier- gruppen nicht nur verhältnilsmälsig artenarm, sondern dafs diese Arten auch so verschieden gebildet sind, dals ihnen viel- mehr der Gattungs- als der Artencharacter zukommt. Verf. theilt sämmtliche Gattungen in zwei Gruppen, von denen die erste solche Thiere, deren Fülse nach einem doppelten Typus gebaut sind (Aricia und Leucodore Johnst.), die zweite solche, deren Fülse alle gleichartig sind (Nerine Johnst. Aonia, Ophe- lia, Cirratulus) begreifen. Die neue Gattung Leucodore zeichnet sich aus durch den wurmförmigen Körper, den konischen Kopf, den einfachen kie- ferlosen Mund, die vier Augen, durch die, zwei am Hinterkopfe eingelenkten, breiten, langen, borstenförmigen und gewimper- ten Antennen, durch die vier ersten, mit warzenförmigen, bor- stentragenden Fulspaaren versehenen Segmente; das fünfte ist mit Klammern und die folgenden sind mit eben solchen Fülsen, als die vier ersten Segmente und aulserdem mit auf den Rücken zurückgebogenen Kiemencirren versehen; das Aftersegment glockenförmig mit concaver Afteröffnung. L. ciliatus Johnst. In Spalten schieferartiger Klippen. Nerine Johnst. Körper wurmförmig, fast viereckig; Kopf klein, deutlich; Mund fast unten, mit einem sehr kurzen zahn- losen Rüssel; Augen klein; zwei auf dem Hinterkopf befestigte, lange, breite, zugespitzte Antennen; Kiemen bilden eine unun- Enhchene Reihe kurzer, wimperiger, zugespitzter Fäden längs jeder Seite, beugen sich auf den Rücken und sind mit einem appen an ihrer Basis versehen; Fülse alle gleich entwickelt, zweiäslig, jeder Zweig aus einem zusammengedrehten Lappen und einem kurzen, mit einfachen Borsten bewaffneten Stiel be- stehend; After sternförmig. N. vulgaris Johnst. (Früher als Spio vulgaris von John- ston im zool. Journal beschrieben.) — P. coniocephala (eben- dort als Spio viridis beschrieben). — Die beiden andern britti- schen Arien gehören zur Gattung Cirraiulus, nämlich ©. Me- 247 dusa Johnst. (C. fuscescens und C. flavescens Johnst. in Jame- son’s Edinburgh Philosoph. Journal) und das von Montagu unter dem Namen Terebell« tentaculata in den Linnaean Trans- actions beschriebene Thier. VL Grustacea. Eine Reihe der sorgfältigsten und gründlichsten Arbeiten verdanken wir Henr. Kroeyer, der nicht nur die Resultate seiner Vorgänger einer strengen Kritik unterwarf, sondern selbst durch zahlreiche neue Beobachtungen und Entdeckun- gen die Naturgeschichte dieser Thierklasse um ein Bedeu- tendes förderte. Seine Bearbeitungen einzelner Abtheilungen werden ihres Orts erwähnt werden: hier ist nur auf eine Ue- bersicht der grönländischen Krustaceen aufmerksam zu ma- chen, die sich am Ende der weiter unten zu besprechenden Schrift: Groenlands Amfipoder S. 84—98 (Oversigt af de groenlandske Kraebsdyr, ledsagei af no- gle zoologisk- geographiske Bemaerkninger) findet. Fabricius führt in der Fawma groenl. 33 Krustaceen auf. Aber zwei von diesen Arten (Cancer gammarus und Cancer Arctus) sind blofs nach den Angaben der Grönländer und zwei andere (Cancer norwegicus und Pycnogonum litiorale) nur nach dunklen Erinnerungen aufgenommen. Da nun diese vier Arten später nicht wieder in Grönland bemerkt wurden, so gehören sie auch wahrscheinlich nicht in die Fauna dieses Landes und man kann nach Fabricius Angaben also nur 34 Arten an- führen. Aus Autopsie kennt Verf. 58 grönländische Kru- staceen; aulserdem 5 aus Fabricius Beschreibungen, näm- lich: Oniscus arenarius, stroemianus, asellus, Cyclops brevicornis und Lernaea radiata. Aufserdem haben aber die englischen Po- larexpeditionen in den benachbarten Gewässern noch fünf Ar- ten kennen gelehrt, welche, so viel Verf. weils, noch nicht an der grönländischen Küste beobachtet wurden, sich aber, aller Wahrscheinlichkeit nach, bei näheren Forschungen -gewils hier auch noch finden werden, so dals sie wohl zu den Krustaceen des Polarmeeres zu zählen sind; nämlich: Amphithoe Edwarsii Sab., A. cristata Owen, Hyperia Cyaneae Sab., Idotea Entomon Sab. und Arcturus tuberculatus. So erhält man 68 boreale Kru- staceen, nämlich: Vom Verf.unter- MitZurechnuug Mit Zurechnung suchte. von5fabricischen von 5Arten der Arten. engl. Reisenden, Parasita 11 12 12 Entomosiraca 4 5 5 248 Vom Verf.unter- MitZurechnung Mit Zurechnung suchte, vonöfabricischen von 5 Arten der Arten. engl. Reisenden. Branchiopoda 4 4 4 Xiphosura 0 0 0 Decapoda 10 10 10 Stomatopoda 0 0 0 Laemodipoda : 2 2 2 Pycnogonida 3 3 3 Amphipoda 21 23 26 Isopoda 6 7 3 58 63 Giebt man nun die Anzahl der bekannten Krustaceen auf 4500 Arten an, so verhält sich also die Zahl der borealen Kru- staceen zu der aller, wie 1 : 22. Ueberblickt man sämmtliche, aus den grönländischen Ge- wässern aufgeführten Arten, so findet man hier alle Hauptgrup- pen mit Ausnahme der ganz tropischen Xiphosuren und der Sto- matopoden, die wohl ın die gemälsigte Zone eintreten, aber schon an den dänischen Küsten vermilst werden. Die Abtheilung der Decapoden macht * der sämmtlichen grönländischen Krustaceen aus, die der Amphipoden über 4; sie sind also mehr als noch einmal so zaliireich; als die der Deca- poden und machen überhaupt ! aller bekannten Ampbipoden aus. Hieraus scheint zu folgen, dafs die Decapoden, die in sehr verschiedenen Gestaltungen die südlichen Meere erfüllen, nach Norden mehr und mehr verschwinden und hier gewissermalsen durch die Amphipoden ersetzt werden. Von diesen ist die Ab- theilung der Oahinen die artenreichste und in ihr wieder die Sallatorien‘ besonders die Gattung Amphithoe, die in dem ° Polarmeere allein halb so viele Arten, als in allen übrigen Mee- ren zusammen oder } von allen bekannten Arten aufzuweisen hat. Bemerkenswerth ist bei den Gattungen Amphithoe und Gam- marus noch, dals die äulseren Integumente bei den nordischen Arten vorherrschend scharf und kantig, mit spitzigen Dornen versehen sind, welche Verhältnisse sich in dem Grade steigern, als man weiter nach Norden kommt. — Die Isopoden machen nur + der arctischen Krustaceen aus. Die Lämodipoden werden in Grönland nur durch zwei und die Branchiopoden gar nur durch eine Art repräsentirt, welche durch die zahllose Masse der Individuen gleichsam den Mangel der Arten ersetzt. Die Entomastraceen sind zu wenig untersucht, um ihr Verhältnils zu den übrigen Arten richtig angeben zu können. Die Pycno- goniden machen „, der grönländischen Krustaceen aus und kom- men in nicht unbedeutenden Massen vor. Die Schmarotzer- krebse nehmen wieder einen bedeutenden Platz in der grön- ländischen Fauna ein, da sie über 4 der Arten der ganzen lasse ausmachen. Schliefslich vermuthet Verf. noch, dals die Schma- rotzerkrebse, die in der kalten und einem grolsen Theil der gemälsigten Zone so sehr überwiegen, hier dieselbe Stelle ein- nehmen, wie die Cymothoen in den südlicheren Meeren. Noch 249 ist aber zu bemerken, dafs Verf. die Cirripedien nicht berück- sichtigt hat. Alle vom Verf. aufgestellten Gattungen und Ar- ten, so wie die gelegentlichen Bemerkungen, zu denen ihn die Aufzählung der einzelnen Arten veranlalste, werden weiter un- ten in Betracht kommen. — N Die hier gegebene Uebersicht der geographischen Verbrei- tung der grönländischen Krustaceen theilt derselbe Verf. in einer neuen, lateinischen Bearbeitung mit Bezug auf die im Hauptwerke von ihm ausführlicher beschriebenen Arten in sei- ner Naturh. Tidsskr. (S. 249—261) als Conspectus Cru- siaceorum Groenlandiae mit. Einen andern sehr wichtigen Beitrag zur Kenntnifs der geographischen Verbreitung der Krustaceen, be- sonders der Dekapoden liefert Milne Edwards in den Ann. des scienc. natur. X. p. 129— 174. In Europa unterscheidet Verf. drei eigenthümliche Krebs- faunen, nämlich die der scandinavischen Küsten, der celtischen Meere und des mittelländischen Meeres; in Africa die Küsten vom Senegal, (woyon vielleicht noch als besondere Fauna die der canarischen Inseln zu trennen), der Gewässer um Isle de France; ferner die indischen Meere, das Meer von Japan, die australasische Region, die Gallopagos-Iuseln, die Küsten von Chili und Patagonien, die Caraibische, Pensylvanische und Po- lar-Region. Vou diesen 13 Regionen wird die scandinavische, welche die Küsten von Norwegen umfalst, vorzüglich characte- risirt durch Lithodes arciica, 2% aranea und Nephrops; auch muls diese Region für das ursprüngliche Vaterland des Hum- mers, der hier stets in zahllosen Massen gefangen wird, ange- sehen werden. Die celtische Region, welche die Küsten des Kanals und die Westküsten von Frankreich und England be- greift und sich bis zur Meerenge von Gibraltar und bis Island zu erstrecken scheint, ist viel reicher. An den Küsten der Bre- tagne, dem Mittelpuncte dieser Region, findet man häufiger als sonst wo Cancer pagurus, Carcinus maenas, welche auch in den beiden andern europäischen Regionen vorkommen, ferner die meisten Arten aus der Gattung Portunus, Maia squinado, Pisa zetrodon, mehrere Inachus, Mantho floridus, Pagurus bernhardus, Palinurus locusta, Palaemon squilla, doch finden sich alle diese ‚Arten auch im mittelländischen Meere. _Characteristisch sind Hyas coarctata, Polybius Henslowiü, Pandalus annulicornis, Eu- rynome aspera und Athanas nitescens. Auch das eigentliche Va- terland von Cancer, Carcinus und Portunus scheint diese Re- gion zu seyn. Die Region des mittelländischen Meeres hat mei- stens dieselben Decapoden wie die vorhergehende, zeichnet sich aber durch einige eigenthümliche Arten aus Die Krebsfauna der canarischen Inseln unterscheidet sich sehr von den vorhergehenden drei Regionen und man findet hier ein eigenthümliches Gemisch von europäischen, afrikani- schen und amerikanischen Krustaceen. Nur zwei Arten schei- V. Jahrg, 2. Bd, 17 250 E # nen“dieser Region ausschliefslich anzugehören, und sie ist also mehr als eine neutrale, als eigenthümliche Region zu betrachten. Die Krustaceen der Küsten vom Senegal und Congo sind nur sehr unvollkommen bekannt, aber die von dort hergebrachten Arten sind sehr ausgezeichnet. Die fünfte Region erstreckt sich vom Cap. bis zum rothen Meer und ist besonders um Ile de France näher durchforscht. Man findet hier Arten, die auch im rothen und bis zum inJlischen Meere vorkontmen. Die Krebsfauna von Indien erstreckt sich vom rothen Meere bis Neu-Guinea. Sie ist die ar- tenreichste und besonders ausgezeichnet durch die Gatt. Egeria, Doclea, Birgus. Die Krustaceen des japanischen Meeres werden erst jetzt durch die Arbeiten der Keisenden v. Siebold und v. Horn näher bekannt und so viel sich jetzt schon daraus ab- nehmen läfst, hat diese Region mit der Indischen Vieles gemein, aber auch mehrere eigentbümliche Formen. Vielleicht wird auch das Meer von Kamtschatka eine besondere Krebsfauna haben, wie die Berichte von Krusenstern anzudeuten scheinen und merkwürdiger Weise trifft man hier wieder Formen an, die in der scandinavischen Fauna vorkommen. So ist z. B. der Li- ihodes der norwegischen Küsten von dem im Meere von Kamt- schatka kaum zu unterscheiden. Ebenso wird Crangon borealis an den Küsten von Grönland und Spitzbergen hier durch eine wenig oder nicht verschiedene Art repräsentirt. Die Küsten von Neuseeland und des nicht tropischen Theils von Neuholland scheinen eine ganz besondere Krebsfauna zu haben, die charac- terisirt wird durch Formen wie Nasxia serpulifera, Pseudocar- cinus gigas, Mantho incisus, Portunus integrifrons und T’halamita erythrodaciyla. Vou der Westküste Nordamerikas wissen wir: nichts, wir kennen nur die Bewohner der Küsten von Peru und Columbina. Nach den von Cuming auf den Inseln Gellopagos angestellten Sammlungen, scheint dieser Theil des grolsen Oceans seine besondre Fauna zu haben. Die Küsten von Chili und Pata- onien scheinen sich nahe an die vorige Fauna anzuschlielsen. ie caraibische Region, deren Mittelpunct die Antillen aus- machen und die sich bis Brasilien und Carolina erstreckt, ist characterisirtt durch mehrere besondere Arten von Mührax, Grapsus und Lupa, durch Carpillus corallinus, Pagurus granu- latus u. s. w. Der nördliche Theil der Küsten der vereinigten Staaten oder die pensylvanische Region bieten einige um die Antillen ursprüng- lich einheimische Arten dar, Lupa dicantha, Sesarma cinerea, Gelasimus vocans. Höchst eigentbümlich ist die Krebsfauna der Region, die sich von Neufoundland bis Spitzbergen, Grönland und die Baffinsbay erstreckt. Die kurzschwänzigen Krebse ver- lieren sich fast ganz und sie werden nur durch, einige lang- schwänzige Arten, und die sehr charakteristischen Arten der Ab- theilung der Amphipoden ersetzt. Auch zeigen sich einige Arten aus dem ‚weniger borealen Amerika und der scandinavischen Region. Wir sehen hieraus schon, dals die meisten Krebse im Meere | 251 "auch auf bestimmte Grenzen angewiesen sind und man. kennt bis jetzt keine einzige Art, die ganz allgemein in allen Gewäs- sern vorkäme. Meistens sind es sehr gute Schwimmer, die eine sehr weite Verbreitung haben, wie z. B. die Gattungen Phyllo- soma und Erichthus, die in beiden Ozeanen vorkommen. Nau- tilograpsus minimus scheint seinem Baue nach nicht zu langen und anhaltenden Bewegungen geschickt zu sein, dessenungeach- tet kommt er fast in allen Theilen der Welt vor. Zu dieser ausgedehnten Verbreitung scheint seine Lebensart Veranlassung egeben zu haben. Dieser kleine Krebs hat nämlich die Gewohn- Ben sich an Meerschildkröten anzuklammern, die ihn dann weit mit fortführen, auch sieht man ihn nicht selten auf Pflanzen, die die Strömungen mit fortreilsen, mitten im Ocean schwim- men und wahrscheinlich ist es dasselbe Thier, das sich dem Co- lumbus 18 Tage vor der Entdeckung..der neuen. Welt zeigte. Je leichter die Kommunikation zwischen verschiedenen Regionen, desto mehr haben sie Arten mit einander gemein. Auch findet sich eine Art, die in weiten Entfernungen zugleich vorkommt, fast immer in den dazwischen liegenden Meeren. Ausnahms- weise findet sich Nephrops norwegicus weder im Kanal noch an den Küsten des atlantischen Meeres und tritt aber wieder im adriatischen, Meere häufig genug auf. Grapsus messor im rothen Meere gemein, findet sich an ‚der nördlichen Küste von Africa und den canariscehn Inseln, ‚aber nicht am Cap oder in den Gewässern von Isle de France. Die Formen werden viel man- nichfaltiger, je mehr man sich dem Aequator nähert.- Die Küsten von Norwegen z. B. sind reich an Individuen, ‘doch arm an Arten. Kaum bringt man ein Mandel Decapoden zusammen, während im Kanal die Anzahl derselben schon um das Fünf- fache, im Mittelländischen Meere gar um das Siebenfache zu- nimmt. Ein ganz gleiches Verhältnils findet in der südlichen Hemisphäre, so wie auch in der neuen Welt statt. Noch deut- licher zeigt sich der Einfluls der Temperatur, ‘wenn man Ge- genden der alten und neuen Welt, die unter gleichen Breiten- graden liegen, vergleicht. Die Küsten von Grönland und Nor- wegen liegen fast unter. denselben Parallelen, bekanntlich aber ist die mittlere Temperatur beider nicht dieselbe. So wie nun Grönland kälter ist, als Norwegen, in demselben Verhältnils sind die Küsten des erstern Landes auch ärmer an Arten, als die des zweiten. Ferner ergiebt sich aus der Vergleichung der. Krebse der heilsen und kalten Regionen, dals fast alle Typen, die wir in den polaren Meeren bemerken, auch in den tropischen wie- der gefunden werden und dals hier eine grolse Anzahl besonde- namen den allgemeinen Typus, der dort nur durch eine oder wenige Arten repräsentirt wurde, darstellen. Ferner sollen nach Verf. die Krebse der heilsen Gegenden eine höhere Entwicklung, als die der kältern zeigen. Da sich aber hiergegen Manches einwenden lielse, so stelle ich statt des vom Verf. aufgestellten Gesetzes lieber die einfachen Zahlen- verhälinisse hierher: 47 * 252 ß Brachyuren. Anomuren. Makruren. Scandinavische Region 4 ı2 Celtische zu 44 6 27 Mittelländische — 59 16 3 _ Indische 2 117 21 37 Australische _ 48 9 12 Ostafricanischa — 40 Wi 9 Baffınsbay v 0 7 Küsten von Grönland 1 9 Küsten der vereinigten Staaten 20 6 11 Caraibische Region 50 7 13 Chilische _ 24 9 8 Interessant ist hierbei die Bemerkung, dals die Flufskrebse ‚der temperirten und kalten Gegenden zu den Makruren, die der tropischen zu den Brachyuren gehören. Endlich macht sich in der geographischen Verbreitung der Krustaceen eine merk- würdige Uebereinstimmung in der Temperatur der verschiedenen Krebsfaunen und bestimmt vorherrschenden Formen bemerklich. Obgleich z.B. dieKrebse der Antillen und der indischen Meere ganz verschiedene Arten aufzuweisen haben, so findetdoch zwischen ihnen «eine so grolse Analogie statt, dals beide einen ganz bestimmten, ihnen eigenthümlichen Character zeigen, der sie leicht von den Arten der kältern Regionen ihrer zugehörigen Continente unter- scheidet, Beide Regionen sind nämlich von der Gattung Ocy- pode bewohnt, die sich auch in den Gewässern am Senegal wie- der findet, aber sonst weder an den europäischen Küsten noch in den gemälsigten Gegenden von Asien und Amerika vorkommt; ferner von der Gatt. Gelasimus, die sich in allen warmen Län- .dern bis etwa zum 35 Breitengrade findet; von Grapsus und Sesarma, die auch nur in der heilsen Zone zahlreich sind und nicht weit nachNorden vorkommen; von der Gatt. Lupa, welche nach Norden zu nur noch im mittelländischen Meere angetrof- feg wird u. s. w. Auch’ die Krustaceen der temperirten Gegenden haben ein, ihnen eigenthümliches Gepräge. Hierher gehört z. B. die Gatt, Astacus, wovon A. fluviatilis den Norden der alten Welt be- wohnt, während in der neuen Welt 4. Bartoniü in Nordamerika seine Stelle vertritt und 4. capensis ihn am Cap, eine vierte verschiedene Art in Chili und eine fünfte in Neuholland ersetzt. Platycarcinus wird in der indischen Region und den Antillen nicht bemerkt, findet sich aber in beiden Hemisphären, da, wo ein dem unsrigen ähnliches Klima herrscht, wie an den Küsten der vereinigten Staaten und Chili. Hier, wie in Europa, be- merkt man verschiedene Arten der so ausgezeichneten Gattung Gallianassa, wovon man bisher in den Gewässern warmer Gre- genden noch keine Spur bemerkt hat. Atelecyclus und Hyas sind ebenfalls nur in Europa und Chili, Portunus nur in Europa anzutreffen. Eine kleine Notiz, die für die geographische Zoologie nicht uninteressant ist, liefert Staatsrath E. Eichwald in seinem Primitiis Faunae Caspii maris (Bull, d. natur. de Mo- 253 cou. 1838 No. II. p. 147—150). Im kaspischen Meere kom- men nämlich auffallend wenig Krustaceen vor und sie dienen zum Beweise, dals früher das kaspische Meer nicht mit: dem schwarzen Meere zusammegehangen habe. Denn während: das schwarze Meer Ueberfluls an einer Menge Arten aus den Gat- tungen Palaemon, Carcinus, Cancer, Pagurus, Orchestia, Am- phithoe, Ligia, Sphaeroma und andern hat, finden sich im kas- ischen Meere nur Sienosoma@ pusillum Eichw. (mit St. lineare Fench sehr verwandt) Gammarus caspius, Crangon iricuspis, die schon Pallas erwähnt, Astacus leptodactylus Eschsch. und. Ast. caspius, wovon weiter unten. In anatomischer und physiologischer Hinsicht sehr interes- sant ist die Arbeit von Milne Edwards über’ den Mecha- nismus der Respiration der Krustaceen, die er der Pa- riser Akademie eingereicht hat und wovon sich ein Auszug im Instit. p- 329—30 befindet. Bei der Beschaffenheit der Ath- mungsorgane der eigentlichen Krebse ist ein besondrer Mecha- nismus nöthig, um immer gleichviel Wasser herbei zu schaffen. Da die Athmungsorgane in besonderen Höhlen liegen, die mit dem umgebenden Medium durch eine Oeffnung communiciren, so muls nothwendig ein Mechanismus vorhanden sein, um das Wasser immer schnell zu wechseln. Einen solchen weilst M.E. in gegenwärliger Abhandlung nach. In dem ersten Theile der- selben werden die Höhlen und ihre beiden Oeffnungen. beschrie- ben; sodann folgt der physiologische Theil. Es frägt sich zu- erst, ob das Wasser in die Kiemenkammern eindringen und von dort beliebig durch die beiden Oeffnungen herausfliefsen kann; sodann, ob die Flüssigkeit gezwungen ist, einen bestimmten Weg zu nehmen und in diesem Falle, welches der Nutzen. der Oeffnungen und welches die RichnpE des Stroms sei? Was ‚die erste Frage betrifft, so dringt durch die Oeffnung, welche an der Basis der Fülse liegt, das zur Respiration nöthige Was- ser in die Kiemenhöhle und durch einen Kanal, der an jeder Seite des Mundes liegt, flielst das Wasser, nachdem es die Kie- nen bespült, wieder ab. Dals die hier statt findende Bewegun nicht, wie Cuvier glaubt, durch die appendices flabelliformes veranlalst wird, kann man schon daraus schlielsen, dals dieser Apparat lange nicht allen Dekapoden zukommt. Die eigentliche Ursache liegt vielmehr im zweiten Kieferpaare dieser Thiere und besteht in einer ovalen, hornigen Lamelle, welche in dem Kanale gelegen und so eingelenkt ist, dafs sie im Zustande der Iuhe den Kanal verschlielst, wenn sie sich aber bewegt, das Wasser von hinten nach vorn treibt, was stets, so lange das Thier lebt, mit der grölsten Heftigkeit geschieht, Während also durch die oscillatorischen Bewegungen der Lamelle immer ein Theil des in den Kiemenhöhlen enthaltenen Wassers durch die Mundöffnung nach Aulsen geworfen wird, erhalten die Kiemen- höhlen durch die beiden Oeffnungen immer neuen Zufufs. In systematischer Hinsicht endlich haben wir noch eines neuen Klassificationsversuches der Krustaceen von Duvernoy kurz zu erwähnen, welche dieser der Pariser Akademie mittheilte. 254 Einen Auszug daraus haben die Berichterstatter im Institut p: 304 mitgetheilt. Es wird aber dieses neue System eben so wenig Beifall finden, wie alle ähnlichen, die zu ihrem Principe nur immer einen einzigen Üharacter, nicht die Totalität des ganzen thierischen Organismus haben. ’ Parasita Henrik Kröyer, der uns schon im vorigen Jahre im zweiten, dritten, fünften und sechsten Hefte des ersten Bandes der von ihm redigirten Naturhistorisk Tidsskrift (Kop- penhagen bei Reitzel) mit seiner Kritik und genauen Beschrei- bung der dänischen Schmarotzerkrebse beschenkte, setzt diese verdienstvolle Arbeit (Om Snyltekrebsene, isaer med Hensyn til den danske Fauna) auch in dem ersten und zweiten Hefte des zweiten Bandes dieser Zeitschrift in derselben Weise fort. 0 Das erste Heft (S. 8—53) beginnt mit der Beschreibung der noch übrigen Arten der Gatt, Caligus, C. pectoralis, C. Stu- rionis Kr., C. Sahnonis Kr. und €. diaphanus Mas? :Von den beiden vom Verfasser als neu aufgeführten Arten zeichnet sich Calig. Sturionis. Kr. von allen andern vom Verf. untersuch- ten Arten durch einen Perlenmutterglanz aus und der Habitus ist durch den umgekehrt herzförmigen langgestreckten Genital- ring, den langen Schwanz und überhaupt durch die langgestreckte, schlanke Form characterisirt. Sie wurde nur einmal in grolser Anzahl auf einem Störe, jedoch nur weibliche Exemplare gefun- den. Gal. Salmonis. Kr, ist durch die dunkle, fast schwarz- blaue Farbe ebenfalls von den übrigen Arten leicht zu unter- scheiden. Sie ist im Sommer ziemlich häufig auf Lachsen an- zutreffen. Von Cal. diaphanas Mas? hatte Verf. nur ein Exemplar aus dem nördlichen Kattegat, wahrschemlich von einem Flunder und hielt dies lange für eine eigene Art, die er unter dem Namen Cal. caudatus beschrieb. Wenn sie aber gleich durch die ganz abweichende Form des Cephalothorax uud das sehr verschiedene Verhältnils zwischen Cephalothorax und Ge- nitalring von Cal, diaphanus ganz verschieden zu sein scheint, so stimmt sie doch in den übrigen viel wesentlichern Verbält- nissen, die Verf. in der Diagnose von C. diaphanus fem. im ersten Bande anführt mit dieser überein, so dals sie wohl als Männchen derselben angeschen werden muls. Die 6 vom Verf. in diesem und dem vorigen Hefte beschriebenen Arten lassen sich durch folgende Uebersicht leicht bestimmen: lunulis praediti; | brevis: €. eurtus cauda g Brogueto: u c. ea: hanus. NH is bipartita; ©, Sturionis. lunulis destituti\ furca Isimplier vice partita: ©. Salmonis. Lepeophtheirus oducta:$brachiis apice incisis: C. Hippoglossi, Vordm.;) cauda Ir cin? I Re Sl @ | furca : Nbrachis simplieibus: ©. pectoralis. Q Caligi 255 Verf. läfst nun die übrigen Gattungen der Caliginen folgen, zuerst Chalimus Scombri Burm. Diese Gattung ward von Burmeister nach einem einzigen Exemplar aufgestellt; und da Verf. ziemlich viel Individuen dieser Art auf verschiedenen Fi- schen beobachtete, so verbessert er bei dieser Gelegenheit mehr- fache Irrthümer Burmeisters. So ist die Stellung und Be- schaffenheit der Augen wie bei den Caligusarten, während Bur- meister den rundlichen, durchschimmernden Fleck hinter dem Anheftungsapparat, der sich hier bei allen Caligusarten findet, für Augen gehalten hat. Die Taster bestehen nur aus einem Stück, während sie Burmeister dreigliedrig abbildet,; der Rüs- sel ist kurz und breit, nicht langgestreckt nnd zugespilzt; der innere, nicht der äufsere Ast, womit das erste Fulspaar endigt, ist der längste, wodurch das folgende Fulspaar in Burmeisters Abbildung eine unnatürliche Stellung erhielt, und so noch meh- rere andere unbedeutendere Abweichungen. Verf. fügt hier die Beschreibung einer neuen Art, die eben- falls zu der Gattung Chalimus Burm., wofern man diese an- erkennt, gehören würde, doch ist diese Art nicht benannt wor- den; sie lebt im nördlichen Kattegat. Verf. weilst aber selbst nach, ‘dafs die von Burmeister für seine Gattung Ohalimus aufgestellten Kennzeichen zu keiner neuen Gattung berechtigen oder dafs diese doch mindestens ganz anders characlerisirt wer- den mülste. Ferner werden noch Trebius caudatus Är., Pandarus bicolor Leach und Dinematura ferox Kr. ausführlich beschriehen. Erstere neue Gattung und Art wurde im nördlichsten Katlegat auf Squalus galeus gefunden und ob- gleich sie im ganzen Habitus grofse Achnlichkeit mit der, Gatt. Caligus hat,’ so berechtigt doch die Form des dritten, fünften und sechsten Fulspaars und die Trennung des Rings, der das fünfte Fulspaar trägt, vom Cephalothorax, vollkommen zur Be- ründung einer neuen Galtung. Von Dinematura ferox hatte /erf. nur ein Exemplar, wahrscheinlich aus dem Mittelmeer; es gehört zu den gröfsten Schmarotzerkrebsen, da es 15 lang ist. Ueber die ganze Abtheilung der Familie der Caliginen er- halten wir folgendes Schema: 4A. Oculi in adultis nulli. a) pedum paria quinque. Gattungen: Anthosoma, Dichilestium. . b) pedum paria sex. Gatt.: Nemesis, Laemargus, Cecrops, Dinematura und Pandarus. B. Oculi duo purpurei, minutissimi, valde approxi- mati in superficie cephalothoracis dorsuli (su- pra rosirum ferme). Trebius und Caligus. Im zweiten Hefte (8. 131— 157) wird diese” Abhandlung über die Schmarotzerkrebse beschlossen, indem Verf. noch ge- naue Beschreibungen von Chondracanthus nodosus, Chond. Trig- Iae Cuv. Achtheres Percarum Nordm. Nicoihoe Astaci, Dichele- stium Sturionis, Clavella Scari. Kr. Chondracanthus Soleae. Kr. Anchorella stellata Kr. liefert; die drei letzt genannten Arten werden hier zum erstenmal beschrieben. — Glavella Scuri 256 Kr. von einem unbestimmten Scarus der .dänisch - westindischen Inseln. Länge 3, grölste Breite 44, Eiersack ‚länger als der Körper etwa 5’ Langgestreckt, schmal, fast linienförmig, doch so, dals der vorderste Theil, oder der Cephalothorax weni schmäler, als der übrige Körper ist. Die Breite übertrifft die Höhe nur wenig. Sehr characteristisch ist die deutliche Zusam- mensetzung des Leibes aus 7 Ringen und dals sowohl Rücken- als Bauchseite einige, in drei Längsreihen gestellte Knoten zei- gen. — Chondracanthus Soleae. Kr. Länge 1.4, Cephalo- thorax gewölbt, fast kreisrund, der ER Vorderrand desselben, von den langen und plumpen, keulenförmigen Fühlern einge- nommen, der elliptische Rand, welcher weit hinter dem zweiten Fühlerpaare steht, ist an seinem Rand mit kleinen Saugzacken besetzt. Dicht hiuter dem Rande ein Paar kleine, zweigliedrige Taster, deren vorderes Glied ebenfalls mit Saugzacken besetzt. Mit den Tastern sind nahe an ihrer Einlenkung ein Paar Fülse verwachsen. Am, Hinterrande des Cephalothorax zwei cylindrische Fulsstummel; der lange, glatte Hinterleib besteht aus 5 unglei- Ringeln, von denen der letzte sehr klein und schmal ist. Ancho- rella stellata Kr. auf Gadus Merluccius entdeckt. Länge 2. Sehr nahe mit Anchorella uncinata verwandt, von 1 sie sich aber durch den Mangel der Verlängerung, welche bei jener Art aus dem Unterrande des Hinterleibes hervortritt, unter- scheidet. Aulser den in diesen beiden und den früheren Heften auf- geizirten 32 Schmarotzerkrebsen, kennt Verf. noch drei andere, lie aber noch näherer Untersuchung bedürfen. Schliefslich be- stätigt. Verf. noch Nordmann’s Angabe über die Männchen der Lernäen. — Entomostraca. Die brittischen Entomostraceen haben einen eifri- gen Bearbeiter an W. Baird gefunden. Seine schon in der ersten Nummer des Mag. of Zool. and Bot. beginnenden Abhandlungen setzen sich noch im ersten Theile der Ann. of Nat. Hist. fort und sind durch viele Abbildimgen er- läutert. Bis jetzt sind die Gattungen Cyclops, Cypris, Cyikere und Daphnia in anatomischer und zoologischer Hinsicht vollendet. Verf. hat bei jeder Gattung die Literatur bis zu den frühesten Zeiten zurückgeführt, so dals man seine Arbeit mehr als eiue erdränete Darstellung alles bisher auf diesem Felde Entdeckten und Bekanntgemachten, als selbst für neue Erweiterungen an- zusehen hat. Da übrigens Verf. die frühern Beobachtungen meistens wiederholt und bestätigt, manchmal auch widerlegt hat, so sind diese Abhandlungen immerhin dankenswerth, zumal wir dadurch auch mit der brittischen Fauna näher bekannt werden. Nach einer allgemeinen historischen Einleitung (Magazine of ' \ 257 Zool. and Botan. Vol.1. 9.35 —41) Colgt die Naturgeschichte der Gatt. Cyclops (Fol. I. p.307—33). Die allgemeine Schil- derung enthält nichts Neues. Die im sülsen Wasser Eng- lands vorkommenden Arten sind die drei gewöhnlichsten Arten. Die drei andern im Meere vorkommenden sind vielleicht alle neu und England eigenthümlich, nämlich: €. chelifer Mül- Zer (?) mit kurzen Antennen, geschnabeltem Kopfe, scheeren- förmigen Händen, zweilappigem Schwanze und zwei Borsten von der Länge des Körpers und mit einem einzigen Eiersacke. Früher vom Verf. als verschieden von ©. chelifer Müll. ange- sehen und ©. Johnsioni genannt, stimmt jedoch in den wesent- lichen Merkmalen mit jenem überein. €. Stromii Baird. mit kurzen Antennen, geschnabeltem Kopfe, krallentragerden Hän- den, zweilappigem Schwanze, der mit zwei kurzen Borsten ver- sehen ist a mit einem einzigen äulsern Eiersacke. An den Ufern von Cockburnspath, Berwickbay. C. furcatus Baird, Mit gabligen Antennen, kurz geschnabeltem Kopfe, krallentra- genden Händen und mit' einem grolsen . äulsern Ovarium. Berwickbay. — Die dritte Abhandlung (Mag. of Zool. and Bot. Fol.T. p.514—26) beginnt die Naturgeschichte der Gattung Cypris. Der Bau dieser 'Thiere ist mit Berücksichtigung der Arbeiten von Müller, Ramdohr und Jurine fast ganz nach Strauls beschrieben. — Bekanntlich wollte Ledermüller diese Dhiere in der Begattung beobachtet haben, was nach ihm keinem Na- turforscher wieder glückte, allein Verf. hat häufig zwei Individuen in derselben Lage, wie sie Ledermüller abbildet, zusammen- hängend: getroffen, ohne dals es im Geringsten den Anschein gehabt hätte, als wären sie in der Begattung begriffen. — Aus der Fortsetzung dieser Monographie im zweiten Bande des Magazine of Zool. and Bot. (p. 132—44) erhellt, dals Eng- land 16 Arten dieser Gattung aufzuweisen hat, wovon aber schon die Hälfte auf dieses Land allein kommen, vom Verf. ent- deckt und zum grolsen Theil schon früher in den Transactions of theBerwickshire Natur. Club abgebildet und beschrieben wurden, Nur zwei von den neuen Arten kommen hier zum erstenmale vor, nämlich: Cypris gibbosa Baird. Schaale eiförmig-rund, nierenförmig, hökerig, Rand derselben rings- herum mit kurzen, feinen Haaren besetzt. ©. clavata Baird. mit oblonger, keulenförmiger, glatter Schale. Ist nahe mit €. crasse Müll, verwandt. Die übrigen acht bekannten Arten kommen, aufser der seltenen Cypris fusca Strauss aus der Um- gebung von London auch sonst überall vor. Auch eine fossile Cypris hat Verf. in den Kalksteinbrüchen von Burdiehouse ent- deckt, die aber noch näherer Untersuchung bedarf. Die Gattung Cythere, die diesen Aufsatz beschliefst, ist neuerlich mehrfach angefochten worden, und in der That schei- nen ihre Rechte auch nur darauf zu beruben, dals ihre Mitglie- der nur in Meereswasser vorkommen. Zwar sucht auch Verf, sie zu rechtfertigen, indels sind doch die Unterschiede, die sich nach seinen Angaben auf die kleinere und dunklere Schaale und 258 auf die fünfgliedrigen Antennen, von denen die drei letzten Glieder an der Basis mit 1—2 kurzen Borsten und das letzte an seiner Spitze mit 3—4 ziemlich langen Haaren besetzt sind, reduciren lassen, als generische Kennzeichen viel zu geringfügig und ich sehe überhaupt gar keinen Grund, der ihrer Vereinigung mit der Gattung Cypris entgegenstände. — Den innern Bau hat auch Verf, nicht untersucht. Nach ihm kriechen sie nur in den Zweigen der Seetange und Conferyen herum, ohne je zu schwimmen; wenigstens taumelten sie stets gleich zu Boden, wenn er sie in ein Gefäls mit Wasser that. Hier halten sie sich nur sehr kurze Zeit, da das Wasser bald faulig wird. Die sieben in England vorkommenden Arten sind bis auf Cyih. flavida Müll. neu und zum Theil in den obenerwähnten Tran- sactions beschrieben. Hier werden zum erstenmale aufgeführt: Cyıh. albo-maculata Baird. Schale oblong, ausgebuchtet und mit einer weilsgefleckten Kalkkruste überzogen. C. alba Baird mit weilser, durchscheinender, eiförmiger Schaale. €. aurantia Baird. mit nierenförmiger, glatter, orangefarbiger Schaale, €, nigrescens Baird. mit een fast schwarzer, am hintern Ende zugespitzter Schaale. — Uebrigens werden die Unterschiede der Arten nach dem Bau und der Farbe der Schaale, so ganz ohne Berücksichtigung des 'Thieres, für die Folge in der Systematik dieser Thiere von sehr untergeordnetem Werthe sein, da schon jetzt die einzelnen Arten in den ver- schiedenen Perioden ihres Lebens hiernach schwer zu bestim- men sind, Die Monographie der Gatt. Daphnia beginnt Mag. p.400 bis 412 und wird dann in den Ann. of Nat. Hisı. Vol. I. p. 245—256 beendigt. Die anatomischen Verhältnisse sind eine gute Zusammenstellung des schon Bekannten. Ueber die Le- bensart, namentlich über die Fortpflanzung dieser merkwürdigen Thiere finden sich manche interessante Beobachtungen, die zur Bestätigung früherer dienen werden. Verf. fand, dals die "aus dem Sattel entsprossenen Jungen durch die einmalige Befruch- tung der Mutter fruchtbar werden, und dafs ihre Jungen wieder Eier legen, ohne mit einem Männchen zusammen zu kommen. Er verfolgte ferner die auf einander folgenden Generationen bei den auf gewöhnliche Weise gebornen Daphnien bis zur vierten, bei den aus den Satteleiern erzeugten bis zur dritten und fand durch wiederholte Versuche, dals die mit Satteln ver- sebenen Dapbnien, bald nachdem sie dieselben abgeworfen, Eier hatten und aus diesem ohne Begattung Junge bekamen, die ebenfalls wieder ohne vorhergegangene Befruchtung Mutter wurden. Nach Straus hören die Daphnien bei Annäherung des Winters auf zu zeugen und ihre Haut zu. wechseln und sterben mit Eintritt des Frostes. Dagegen fand sie Verf. schaarenweise sich häutend und mit Jungen bis spät in den December‘, wo es längst geschneit und gefroren hatte. Im Winter braucht aber die Entwicklung der Eier, statt 3—4, wenigstens 8 Tage. Es werden aufserdem noch vier Arten charakterisirt, von 259 denen nur D. cornuta Jur. aus der Umgebung von London eine seltenere Erscheinung sein dürfte. Um dieArten der Gatt. Cypris hat sich in Deutsch- land Koch ein noch gröfseres Verdienst erworben (Deutschlands Myriapoden, Krustaceen und Arachni- den von Dr. Heinrich Schäffer) als der brittische Be- arbeiter derselben um seine Fauna. Auch hier wer- den die Arten blols nach der Bildung und Färbung der äulsern Schaale, ohne Rücksicht auf den Bau des umschlossenen Thieres bestimmt. Cypris lutaria K. bohnenförmig, sehr glänzend, blafs ocherfarbig, gegen die Mitte mit grolsem Rostllecken. — €. bipli- cata K. gelblich, nach vorn convexer, nach hinten stumpf, etwas rauh, in den Seiten zwei Querfalten. — C. compressa K. nach hinten convexer, Rücken eben, sehr glänzend, Körper schimmert elblich durch die weilse Schaale, neben dem Auge eine ocher- arbige Binde. — €. lucida K. bolınenförmig, nackt, glatt, glänzend, ocherfarbig, mit zwei dunklern Flecken. — ©. galbi- nea K. nach hinten sehr verdünnt, gelb, mit zwei braunen Rückenflecken. — C. gibberula K. ungemein klein, wie die vorige gestaltet, meist ins Grüne ziehend, mit zwei schwarzen Rückenflecken. — C, serena K. klein, ocherfarbig, vordere und Rückenwand, so wie eine schmale Querlinie braun. — Alle diese Arten sind aus bairischen Wassergräben. * Eben so hat die Gattung Cyclops für die deutsche Fauna durch die Untersuchungen desselben Forschers bedeutenden Zu- wachs erhalten. Das 21. Heft von „Deutschlands Krust., Myriap. und Arach'” enthält davon folgende neue Arten: Cyclops pictusK. fast wasserhell, Rückenfläche mit zwei, nach aulsen verästelten grünen Längsstreifen, Aftergabel lang. — Aus der Donau. — €, pulchellus K. röthlich, mit nach aulsen ver- zweigter rostrother, nach Innen gelblicher Rückenbinde, Aus kleinen Weihern. — €. agilis K. blals, mit spindelförmigem, elben Rückenfleck und einem dergleichen kleineren auf dem Ders Theile des Leibes; Gabel mit zwei sehr langen Borsten. In Wassergräben. — C. vulgaris K. gelblich, ein Längsstrei- fen auf dem Rücken und ein dergleichen kleinerer auf dem Hin- leibe, orangefarbig. In Wassergräben. — C. obsoleius K, durchsichtig, farblos, mit rostfarbigem Längsstreifen auf dem Rücken. In kleinen Weihern. — Ü, annulicornis K. weils- lich, mit ocherfarbiger Rückenbinde, zwei Segmente der Anten- nen und drei des Körpers, am Rande schwarz, Gabel kurz. In Wassergräben., — C. bistriatus K. (Monoecl. quadricornis De- geer.) vorn fast ocherfarbig, hinterer Theil des Rückens bläulich, Rückenbinde roth, schwarzgesäumt; die kurze Gabel mit langen *) Auch in frühern Heften, die vor dem Jahre 1838 seit 4835 er- schienen, sind noch einige neue Arten aufgeführt, der Mangel an Raum gebietet aber, nur auf die im vergangenen Jahre erschienenen 6 Hefte (Heft 47—22) Rücksieht zu nehmen, 260 Borsten versehen. — C. signatus K. weilslich, Hinterrand des Kopfes schwarz, ebenso ein viereckiger Fleck am Vorderrande des Bruststücks und zwei Längsstreifen auf dem Rücken. Gabel- borsten lang. — C. phaleratus K. gelblich, mit 3 Längsstrei- fen auf dem Rücken, (einem mittlern-blutrothen und zwei seit- lichen blauen). — C. lucidulus K. blals ocherfarbig, erstes und drittes Körpersegment weils, Rückenbinde und Sehwanz- segmente orangeroth. Zwei neue Entomostraceen sind im Anhange zu seinen „Groenlands Amfipoder” von H. Kroyer auf- gestellt worden, nämlich p. 82 ein sehr merkwürdiges Ge- schöpf Calanus hyperboreus K. Von allen bekannten Kru- staceen scheint sich dieses Thier am meisten Cyclops longicornis Müll. zu nähern. Da Leach jenen C. longicornis als nur mit zwei Fühlern versehen zum Typus einer neuen Gattung Calanus erhob, welche freilich vou Latreille nicht anerkannt wurde, so brachte Verf, seine Entdeckung, die sich eben hierdurch aus- zeichnet und sonst auch €. longicornis sehr nahe steht, zu dieser Gattung, die also nun wohl angenommen werden wird. Kopf- stück und der fünfgliedrige Leib bilden einen langgestreckten Halbzylinder, an das letzte Hinterleibsglied schlielst sich ein dünner, langgestreckter, fünfgliedriger Schwanz, an dessen Ende sich zwei Borstenbüschel befinden. Jeder Körperring istmit ein Paar Schwimmfülsen versehen. Kopf ist von den Körpersegmen- ten wenig unterschieden. Nur ein Paar Fühler vorhanden, welche stark gebaut und wenigstens so lang als der ganze Kör- er sind, die Ferien Glieder haben vier merkwürdige federartige Borstenfortsätze. Das Kopfstück hat an seiner Unterseite noch 3 Paar fulsartige Organe, die wahrscheinlich Mundtheile sind. Länge 4. erner führt Verf. p. 91 ohne genauere Beschreibung eine neue grönländische Daphnia auf, nämlich Daphnia rectis- pina Kr. ist wahrscheinlich D. pulex Fabr. und deutlich von Müllers Art dieses Namens unterschieden, dessen D. longispina sie näher kommt, aber auch von dieser leicht durch die nicht gekrümmte spina zu unterscheiden ist. Auch scheint der von Grönland kommende Lynceus la- snellatus von der dänischen Art gleichen Namens verschieden zu. sein. Poecilopoda. Um diese Abtheilung hat sich Prof. van der Hoeven durch eine Reihe sorgfältiger Untersuchungen in zoologischer, wie zootomischer Hinsicht ein bleibendes Verdienst erworben, und seine Resultate werden, wenn gleich noch vielfach lücken- haft, doch auf lange Zeit als Commentar für die Naturge- schichte dieser Thiergruppe dienen. Ein hierher, gehöriger Aufsatz über die Gattung Limulus findet sich iu No. 47 des 261 Algemene Kunst-en Letterbode und zwei dergleichen (Notice sur le genre Limulus et les especes qui y apper- tient. — Note additionelle a larticle sur le Limulus) in dem Bulletin des sciences physiques etnaturelles en Neerlande redige par F. A. W. Miquel, G.d. Mulder et V. Wenckebach 1838; doch standen mir diese beiden Zeitschriften nicht zu Gebote. ' Das Allgemeine daraus hat aber Verf. selbst im vierten Hefte des vier- ten Jahrganges dieses Archivs S. 334—336 mitgetheilt. Aber alle diese Notizen sind ihrem Inhalte nach vollständig in der grofsen prachtvollen Monographie, die Verf. bald darauf her- ausgab‘, enthalten. Sie führt den Titel: Recherches sur V’histoire naturelle et l’anatomie des Limules par J.van der Hoeven. Avec 7 planches. Leyde chez Luchtmanns 1838. Fol. Zur Ergreifung der Nahrungsmittel dient hauptsächlich das erste sehr kleine, nur zweigliedrige Fulspaar. Der unter ihnen elegene trichterförmige Mund setzt sich in den Oesophagus Port. der horizontal in gerader Linie nach dem%Vorderrande des Cepbalothorax geht und sich hier fast unter einem rechten Win- kel nach oben als Magen wendet. Dieser ist seitlich zusam- mengedrückt, dickhäutig, auf der innern Fläche mit 15 Längs- reihen von Tuberkeln, die durch tiefe Furchen getrennt sind, versehen und stülpt sich kegelförmig in den auf ıhn folgenden Darm ein. In der Mitte dieser Verlängerung, die noch 6—7 Fal- ten zeigt, befindet sich der Pförtner. Im vordern Theile des Darms sieht man noch mehrere kreisförmig stehende Papillen, worauf einige zirkelförmige Falten folgen, während der übrige Theil des Darms Längsfalten zeigt. Nachdem der Darm vom Magen in gerader Richtung durch den Körper verlaufen ist, verengert er sich bei seiner Ausmündung vor dem Schwanzstücke in ein kurzes rectum. Auf dem vordern Theile des Darms, da , wo auf der innern Seite die Querfalten liegen, münden auf jeder Seite zwei Stämme, die aus der Vereinigung einer Menge Blind- earee die sich auf dem Darme verzweigen, entstanden. — Das erz ist ein langes, hinten und vorn kegelförmig zugespitztes unten plattes, auf der Rückenseite kantiges Rückengefäls, das mit ziemlich dicken Wänden versehen ist und in der Mitte des Cephalothorax beginnt. Auf jeder Seite desselben befinden sich 7 konzen, mit elastischen, festen Rändern und zwei halb- “ mondförmigen Klappen und dicht unter ihnen entspringen 7 Ge- fälse. Der vordere Theil des Herzens verengert sich schnell und die Wände werden hier viel dünner. Von hier nehmen drei arterielle Stämme ihren Ursprung, nämlich ein ziemlich breiter, mit dünnen Wänden versehener auf jeder Seite, der sich nach unten und vorwärts krümmt und ein anderer iu der 262° Mitte gelegener, der die Fortsetzung. des eigentlichen ‚Herzens bildet und von ihm durch eine Klappe getrennt wird. Dieser theilt sich zuletzt gabelförmig und diese Verzweigungen wenden sich nach aufsen, gegen die Seiten des Gephalothorax und jeder von ihnen theilt sich nach einander in zwei Aeste, die sich in den Zeugungsorganen zu verlieren scheinen. Zwei andere breite Gefälse entspringen gegen’ das zweite Paar der Herzensöffnun- gen und begeben sich nach vorn. Aus dem hintern "Theile des Herzens nimmt noch ein Gefäls seinen Ursprung, das sich in mehrere Aeste mit blinden Spitzen verzweigt. — Die fünfletzten Bauchfülse tragen an ihrer inuern Fläche die Kiemen, die aus vielen Lamellen bestehen, welche mit ihrer Basis fest gewach- sen sind. Jede Kieme hat etwa 130 solcher Blättchen, die unter dem Mikroskope Anastomosen von Gefälsen und in der Mitte einen dunklern, ovalen Raum zeigen. Diesen umgiebt ein deut- liches Gefäls, von dem aus sich viele Gefälse verästeln, während ein anderes Gefäls den ganzen Rand der Lamelle beherrscht. — Die Geschlechtsorgane liegen an der obern Fläche des ‚ersten Paares der Bauchfülse und sind. doppelt. Beim Männchen unter- scheidet man auf jeder Seite einen Fee eröhiitgen Tuberkel, der an seinem Ende mit einem Querspalte versehen und am. Grunde mit einer Hautfalte umgeben ist. Dieser Kegel ist selbst, nur eine Production der Haut, in dem der cylindrische, schief her- vortretende Penis mit seiner zweilappigen Eichel liegt, Von den innern Geschlehtsorganen ist dem Verf. nichts bekannt. Die Vulva wird von zwei, neben einander liegenden Lippen mit abgerundeten Rändern gebildet. Nach Innen setzt sie sich in den ziemlich weiten Eierleiter fort, der nach vorn und aulsen geht und im Cephalothoräx sich in zwei Stämme theilt, die sich später wieder verästeln und das Ovarium ausmachen, Wenn das Weibchen fruchtbar ist, so scheint der ganze 'Cephalothorax mit Eiern angefüllt. — Die Hauptmasse des Nervensystems bil- det einen länglichen Ring, der den Mund umgiebt. Die Seiten desselben werden noch durch drei querlaufende Neryenzweige verbunden. Die vordere Seite des Rings wird aus zwei koni- schen, dicht neben einander liegenden Anschwellungen (Gehirn- ganglien) gebildet. _ Von der Bauchseite gesehen, zeigt der Ner- venring 6 ziemlich dicke Nervenpaare für die Fülse, die mit Ausnahme des ersten, dünnern noch von einem accessorischen Nerven. begleitet werden und sämmtlich an den Seiten des Ner- venringes entspringen. Von der Rückenseite gesehen, läuft von den Gehirnganglien ein sehr dünner Nerv und vier andere von den Seiten desselben gegen den Vorderrand. — Der beträcht- lichste ist der nerv. opticus, der einen weiten, bogenförmigen Umweg, indem er zuerst nach oben geht, zum Auge macht. Am Nervenringe entspringen aufserdem »och einige feinere Nerven für die Muskeln der Fülse und endlich am Hinterrand 4 stärkere Nervenpaare, zwischen denen sich der, aus zwei eng mit ein- ander verbundenen Bündeln bestehende Nervenstrang durch den übrigen Körper erstreckt. Dieser theilt sich in der Folge in | zwei Stränge, die sich zuletzt wieder nähern und beide eine ie 263 längliche Anschwellung bilden, von der Nerven zu den benach- barten Theilen und dem Schwanzsliele abgegeben werden. Im Leibe gehen von dem Nervenstrang noch mehrere zum Theil starke Nerven zu den Muskeln des Körpers. Auch ein new. re- currens s. sympathicus mit einer Anschwellung ist zu bemerken. — Hinter der corne« der facetlirten Augen zeigen sich Kegel, welche mit ihrer Basis auf den Facelten der come« aulliegen und deren Spitzen mit einem schwarzen Pigment umgeben sind, hinter welchem sich die Verästelungen des nerv. opticus, die durch die durchlöcherte Hinterwand des ‚Auges eintreten, ver- breiten. Einfache Augen sind nur zwei vorhanden; hinter der cornea derselben liegt ein weilser, sphäroidischer Körper, auf dessen ‚hinterer Seite schief der nerv. opticus eindringt. — Zur Insertion der Muskeln dient besonders eine sehnige Platte im Cephalothorax (das sternum cartilagineux von Straus-Durk- heim) von länglich viereckiger Gestalt, nach vorn mit zwei zylindrischen Fortsätzen, an denen sich ein Muskel festsetzt, der, wenn er mit einem andern, slärkern, langen Muskel zusam- men wirkt, die Brustplatte in die Höhe hebt. Die Fülse müssen diesen Bewegungen des Sternum, mit welchem sie durch meh- rere Muskeln zsuammenhängen, folgen, Ein langer Muskel, der am Hintertheile des szernum entspringt und sich in den Leib fortsetzt, beugt diesen abwärts. Ein andrer Anheftungspunet für Muskeln ist eine hornige Lamelle am Hinterrande des Ge- phalothorax, wo sich Muskeln inseriren, die das sternum rück- wärts ziehen, Dieser Lamelle an Gestalt und Lage ähnliche finden sich 6 andere an jeder innern Seite des Leibes, an wel- cher sich die Sehnen des Beugemuskels des Leibes anheften; so wie auch nach aufsen hin ein runder Muskel von ihnen sei- nen Ursprung nimmt, der die Bauchfülse hebt. Ein grolses Muskelpaar zieht den Leib gegen den Gephalothorax in die Höhe. Aulserdem werden im Leibe von Längsmuskeln 5 Parthien, eine mittlere und zwei seitliche, gebildet: sind die seitlichen allein thätig, so wird der Schwanzstiel nach einer Seite gezogen, sind sie alle thätig, so heben sie ihn gegen den Rücken. Zwei Beuge- muskeln desselben heften sich an seinem mittlern Höker. im Cephalothorax liegen für die Bewegung der fünf letzten Fuls- aare desselben 5 kurze und dicke Mukelpaare, die Anzieher der Fülse zu sein scheinen, während 5ähnliche, von diesen bedeckte Paare die entgegengesetzte Funktion ausüben, Die übrigen kleinern Muskeln sind von geringerem Interesse. Was nun den zoologischen Theil anbetrifft, so bringt Verf. die ihm bekannten vier Arten in folgendes Schema: A) Pedes cephalothoracis omnes utroque in sexu didactyli. — Limulus rotundicauda. Lair. B) Pedes secundi paris in maribus monodaciyli, veliqui di- dacıyli, in foeminis omnes didaciyi. — Limulus poly- phemus. Laır. C) Pedes secundi et tertii paris in maribus monodacıyli, reli- qui didacıyli, in foeminis omnes didactyli. — L, Moluc- canus Lair. — L. longispina. v. d. Hoev. 264 Die Arten der Gatt. Limulus halten sich nach v. Siebold auf dem Sande der Meeresküsten auf und werden zur Zeit der Ebbe vom Meer von den Ufern mit fortgerissen. Zur Bewegung auf dem Sande dient ihnen der Hinterleibstiel. Im Meere lie- ben sie seichte Stellen und heben hier ihren Stiel senkrecht aus dem Wasser empor. Ihre Begattung auf dem Uferrande findet in der heilsesten Jahreszeit statt, alle Weibchen sind dann voll Eier und nach einigen Monaten trifft man hier auch die Jungen. Der Limulus aus Japan, an dem das Gesagte beobachtet wurde, lebt von Mollusken, gestorbenen Fischen, die am Ufer liegen und vielleicht auch von Seetangen. Sie haben ein zähes Leben und können lange aufser dem Wasser zubringen, nur sind sie gegen die Sonnenstrahlen sehr empfindlich Fi um sich gegen sie zu schützen, vergraben sie sich im Sande. Die Ver- breitung sämmtlicher Arten ist‘ zwischen 40° nördlicher Br. — 40° südlicher Br. $ In einem besonderen Anhange beschreibt Verf. noch die fossilen Ueberreste von 6 andern Arten, meistens nach Mitthei- luugen des Grafen Münster, die sich in der obern Juraforma- + tion und dem lithographischen Kalkschiefer fanden. — In einer Sitzung der philomatischen Gesellschaft zu Paris theilt Milne Edwards Untersuchungen über die Entwick- lung der Gatt. Limulus mit (U’Institut p. 397). Er hatte Gelegenheit Eier, die dem Ausschlüpfen nahe waren, zu unter- suchen und fand, dafs bei den Embryonen der Cephalotho- rax schon ganz so, wie bei den erwachsenen Thieren organi- sirt ist, während der Leibtheil nur erst drei Paar Anhängsel trägt und sich sehr in seiner Gestalt von dem Leibe der er- wachsenen Thiere unterscheidet. Der so sehr characteristische Schwanz endlich fehlt den Jungen noch ganz. Decapoda. E.Eichwald beschreibt in seinen Primitiae Faunae Caspii maris (Bulletin des natur. de Moscou No.2 p. 149—150) eine neue, unserem Flufskrebse und dem Art. leptodactylus Eschw. sehr verwandte Art. Astacus caspius Eichw. Länge 443, Thorax 9,4 breit und 5“ lang, sehr glatt, mit eingedrückten Puncten, und mit einem einzelnen, kleinen Dorn versehen; Kopf 74 breit und 41“ lang, von der Spitze des Schnabels bis zum ersten Dorn 13“, von hier bis zum zweiten 3, der ganze Rand daselbst mit Spitzen versehen. Die seitlichen Theile der Leibsegmente viel schmaler und. nach der Spitze zu viel schärfer, als bei Ast. fluviatilis, Scheeren wie bei 4st fluviatilis. Die mittlere Schwanz- | 265 lamelle oben quadratisch, 4% breit nnd. 2! lang, unten, über 2“ und in der Mitte 2} breit, so_dals sie also verhältnifsmälsig viel länger ist, als bei Ast./leptodactylus und 4. fluviatilis, — Die Unterschiede ‘dieser Art von A. Auviatilis sind so fein, dals sie sich bei näheren und mehrfachen Vergleichungen wahrschein- lich nicht wird halten köunen. — Aufserdem beschreibt Verf. noch eine interessante Varielät von A. leptodactylus Eschsch. aus dem caspischen Meere. Aus den vielen Bemerkungen, die Henr. Kroyer v “ gelegentlich bei Aufzählung der einzelnen Arten der grönländischen Fauna, sowohl in seinen „Groen- ‚lands Amfipoder” als in seiner „Naturhistorisk “ Tidsskrift” macht,entlehnen wir folgende wichtigere: - Cancer phalangium Fabr. (Cancer Opilio Fabr.) palst in. keine der bisher aufgestellten Gattungen und mufs daher als Typus einer neuen Uhionoecetes Kr. angesehen werden, die zur Abtheilung Macropodia, in die Nähe von Inachus zu stellen sein wird, mit folgenden Characteren: „Cephalothorax plattge- drückt, fast dreieckig, ebenso breit als lang, mit breiter Stirn und sehr kurzem, zweitheiligem, horizontalem Schnabel. Das zweite Fulspaar mehr als doppelt so lang als der Cephalothorax ; das ‚dritte Fulspaar fast eben solang als das zweite, das erste kür- zer, aber immer.noch länger als der Cephalothorax, mit zuge- spitzten, sichelförmigen Scheeren, das zweite, dritte und vierte Fulspaar zusammengedrückt, das fünfte fast zylin- derförmig. Das dritte Glied der äulsern Kieferfülse fast qua- dratisch, eben so lang als breit, das vierte Glied an den innern Winkel des dritten geheftet; Augen dick und zurückziehbar, das bewegliche Endglied der äufseren Antennen sehr kurz. Der Hinterleib hat sechs Ringe. — Pagurus pubescens Kr: ist den englischen Reisenden und auch Fabricius entgangen, wie- wohl er an mehrern Punkten der grönländischen Küsten nicht selten scheint. Von Paguwrus Bernhardus M. Edw. unterscheidet er sich durch die, mit gelben Haaren dicht besetzten Fülse und Rückenfläche des Cephalothorax und durch die starke gezäh- nelte Leiste der rechten Hand,' welche sich von der Basis des Zeigefingers bis zur äulsern Leiste der Handwurzel erstreckt. — Crangon sepiemcarinatus Sab. (Sabinea septemcarinata, Owen.) Verf. zieht diese von’O wen: aufgestellte Gattung ‚wie- - der ein, da die Charactere derselben gröfsentheils auch der Gatt. Crangon. zukommen,, andere zu unbedeutend zur Begründung ‚ einer neuen Gattung sind und einer endlich Baur unrichtig ist. Der in, „Groenlands Amfipoder” fraglich als Pandalus narwal aufgeführteKrebs wird in dem Consp. Crust. Groenl.zu einer neuen Art P.borealis Kr. erhoben, die sich von P. annu- Zicornis durch schlanken, mehr zusammengedrückten Körperbau, durch den wenig gekrümniten Schnabel, durch 16—17 auf dem Cephalothorax, in“der Linie‘ von der Mitte desselben‘ bis zum Schnabel stehende Zähne, durch den kürzern Augenstiel, das V. Jahrg. 2. Bd, 18 266 diekere Auge, durch zwei‘Dornen auf dem Rücken des dritter Ringes und durch einen dergleichen au( ‘dem Hinterrande,, des vierten, und durch‘ den’ sechsten Ring, der viel. länger als der übrige Leib ist, unterscheidet. Mysis oculata F. ist-deutlich von we der dänischen Meerevunterschieden und Ross giebt fälschlich letztere als grönländisch an. vn Arlrige hal Capt. Ducane, welcher bereits in der brittischen Versammlung von 1837, seine Beobachtungen über die Meta- morphose der Garneelen (Palaemon variabilis und Crangon wulgaris) witgetheilt hatte, giebt in den Ann. of Nat. Hist. Yol. II. p. 178 und Taf. VI. und VII. ziemlich rohe Abbil- dungen und eine dürftige Beschreibung der verschiedenen von ihm beobachteten Entwicklungstadien jener Thiere. - Beim Ausschlüpfen aus dem Ei hatten die Jungen von Pa- Iaemon nach der gegebenen Skizze beide Fühlerpaare, 5 Fußs- aare, von denen die beiden ersten doppelte Schwimmflülse, Br Afterfülse, keine Schwanzanhänge, einen Stirnfortsatz ohne Zahn; nach den ersten Häuten sollen die Augen estielt er- scheinen, 5 Paar Schwimmfülse und 5 Paar Gangfülse und ru- dimentäre Afterfülse, aber noch keine Schwanzanhänge vorban- den sein, der Stirnfortsatz hat einen Zahn bekommen; nach der folgenden Häutung, soll am ‚Stirnfortsatz, ein zweiter Zahn bin- zutreten, die Afterfülse sollen mehr entwickelt sein, und ‘die Schwanzanhänge sich bereits vorfinden, im folgenden ‚Stadium 3 Zähne am Stirnfortsatze, 6 Paar Schwimmfülse, die.wahren Fülse wie bei Erwachsenen, die Afterfülse noch mehr entwickelt, Schwanzfächer mit seinen Anhängen wie beim ‚ erwachsenen Krebse, dem er durch die folgende Häutung ganz gleich werden soll.. Bis dahin waren. ihre Beweguugen nur rückgängig, so wie sie aber der. Schwimmfülse ‚ledıg waren und, die Afterlülse gehörig entwickelt und haarig gefranzt waren, hörte die rück- gängige Bewegung auf. _ Achnlich waren die Larven von Cran- gon vulgaris beim ‚ersten Auschlüpfen, halten aber beim Aus- schlüpfen nur 3 Paar Schwimmfülse, zeigten eine drehende Be- wegung ‚und erlitten innerhalb 7 Tagen, wo sie starben, keine Veränderung. j *“ » Anm. des Herausgebers. Wem gleich die ziemlich rohen Beobachtungen des brittischen Seemannes bei"mir nicht grofses Zu- trauen auf ihre Richtiekeit erwecken konnten, so schien mir doch durch Rathkes Schilderungen früherer Embryonenzustände (Zur. Morphologie’S, 181.) die Möglichkeit ‚einer Metamorphose nicht unbe- dingt. ausgeschlossen. Namentlich fand ich darin.dafs den von R. untex- suchten fast reifen Embryonen noch die Afterbeine fehlten, während den, Fächer des Schwanzes früher als diese entwickelt war; ‚ferner darin, dafs das hintere Maxillen- und die ‚beiden‘ vorderen Fufspaare ‚zwei ästig, also schwimmfufsähnlich, die‘ drei hintersten ' Paare »einfach: .Aihar .4 267 Amphipoda. Ueber, die; grönläudischen. Arten dieser Abtheilung der Krustaceen erhielten wir eine ansführliche Monographie in der bereits mehrfach erwähnten trefllichen Schrift: „Groenlands Amfipoder, beskreune af. Henrik Kröyer.. Kopen- hagen‘ 1934. 4. mit 4 Kpft. Verf, nimmt die Amphipoden in der Begränzung vonMilne Edwards, auf dessen Abhandlung in den Annales des sciences naturelles Tom. XX. überhaupt seine Arbeit 'gegründet ist. Die vielen hier beschriebenen neuen Arten waren, wenn sie sich im königlichen Museum befanden, meistens schon vom Prof. R ein- hardt benannt und Verf. hat dänn dessen Namen beibehalten. 4) Lysianassa Vahlii Rhrdt. mit kurzen, fast gleich langen Fühlern, diei der ganzen Länge ausmachen; Augen'ver- längert nierenförmig. Länge 4—5'. 2) Lys. Tagena R. An- tennen kurz, die untern um 3 länger als die obern ünd 4 der gänzen Länge einnehmend, Augen keulenförmig. Länge 12% 3) Lys. appendiculosa Kr, Antennen länger, Are hnkkrhe um die Hälfte länger als die obern, und halb so grafs als’ die'gänze Länge. Die Glieder der Geilsel aller Fühler mit einem Anhäng- sel. Augen keulenföruig. Länge 13. — Diese 3 Arteh glaubt Verf. zu einer neben Gattung Anonyx vereinigen zu müssen, wenn man nicht Milne-Edwards Charakteriätik der Gättung Lysianassa selir bedeutend abändern wolle: denn offenbar miifste doch die monströse Dicke des Wurzelgliedes der obern Fühler waren u. s. w. eine Möglichkeit beide Beobachtungen’in Einklang’ zu bringen! Ich sandte demnach das Heft der Annals sogleich an Hr.R. und bat ihn die Sache einer Prüfung zu unterwerfen. Sie führte’ an unreifen Embryonen im Ei nur zu dem Resultate, dafs Du Cane sich in der Schilderung des Schwanzes geirrt haben müsse; doch ver- sprach R. die Untersuchung im Sommer an der norwegischen Küste von neuem vorzunehmen, Nach mündlichen mir in diesem Herbste gemachten Mittheilungen ergaben diese, dafs allerdings eine Art Me- tamorphose bei den Garneelen statt findet, deren genauere Beschrei- bang wir von Rathke bald zu erwarten 'häben. Inzwischen liefen auch Philippi’s Beobachtungen über die Metamorphose der Paau- ren ein. (S. Jahrgang VI. Bd. 1.). Es ergiebt sich also, dafs 'auch unter den Dekapoden die Entwicklungsgeschichte Verschiedenheiten zeigt und man bisher irrig die der Astacinen zu sehr generalisirt hat. Zum‘ Verständnisse der Beschreibung ‘von, Du Cane diene noch fol- gendes; Schwimmfüfse nennt er den äufseren ‚Ast, der Fufspaare‘ und der ‚hinteren Maxillen, der sich ‚bei einigen Garneelengattungen.lebens- länglich an den: Beinen, ‘wenn auch mehr ioder , weniger.\zudimentär als Pdipus Nlagelliformis erhält‘ (S.'mein.'Handb. 8. 354:"Anm); dies giebtimit Zuzählung des’ Palpus ‘der’ Maxillen'6 Paar Schwimmfüfse. 18* 268 nnd der Mangel-der ‚Klauen: ‚und. sonstige eigenthümliche Bau des zweiten Fulspaares, indem es einen Schwimmorgare gleiche, auch 'eine ‘verschiedene Lebensart bedingen: Die Gattung ist kenntlich: an dem sehridicken, eiförmigen Wurzelgliede der obera Fühler, während das der untern viel schlanker und. zylindrisch ist, an den grolsen Augen, an dem kürzeren mit einer kleinen Klaue versehenem 'ersten Fulspaare, an dem ziemlich verlängerten zwei- ten Fulspaare, das sehr schlank und ohne Klane,'dafür aber am Ende des fünften Gliedes mit vielen dichten. Borsten »versehen ist, — 4). Gammarus Sabini Leach. Verf..macht bei dieser Art eine, Bemerkung, die auch für andere Amphipoden gilt un namentlich ‚bei Aufstellung neuer Arten in dieser Abtheilung sehr zu, beherzigen ist, dals man nämlich bei den Jungen keine Spur des Kamms und der; Formen, die sich;auf dem Rücken der erwachsenen Thiere zeigen, wahrnimmt, dafs die Zahl.der An- tennenglieder, in der, Jugend ‚viel geringer, als im erwachsenen Zustande sei, dafs ferner zu dieser Zeit die Antennen und Fülse dicker. und mit läugeren. Borsten versehen seien, .dals endlich sogar, die Form der Augen verschieden, der Kopf gröfser sei etc. —5),@. loricatus Sab. —. 6) G. pinguis Kr, Augen nieren- förmig, die: untern Antennen um } länger als; die obern, Rücken Bu die Hände des ersten und zweiten Fulspaares klein, fast linienförmig und mit einer kleinen Klaue: versehen, ein einziges, lamellenförmiges, hinten etwas dreilappiges und mit zwei sehr kleinen, Borsten versehenes Schwanzanbängsel. : Länge 53. 6) @. locusta Montagu ist höchst wahrscheinlich der Fabrt- eische Oniscus pulex und stimmt ganz genau: mit den ;an,den dänischen Küsten vorkommenden Individuen, so wie auch mit denen an Spitzbergen überein, wiewohl die aus den nördlichen Meeren viel, grölser ‘werden. Auch vermuthet ‚Verf., dals diese Art mit Cancer nugax und Gamm, nugax der englischen Rei- senden, der nach ihren, Berichten ım Polarmeere sehr häufi vorkommen soll, identisch ist. 7) Amphithoe carinata R. mit geschnabelter Stirn, Schnabel borizontal, abgestumpft, mit- tellang‘;' Antenneh gleich grols; Augen klein, länglich eliptisch; Körper’ sehr zusammengedrückt; Rücken mit einer Leiste, weiter hinten’ gezähnt, die Klauen des ’5—7 Fufspaars nach aulsen und rückwärts gebogen; ein hinten tief eingeschnittenes, mit zwei kleinen Dornen versehenes Schwanzanhängsel. Länge 144 8). Am- Plithen hysiria.. Verf. weilst hier nach, wie’ wenig, Owen erechtigt sei, daraus eine nene Gattung: Acanthosoma zu bil- den; denn nicht,ein einziger von Owens Gattungs-Characteren ‚könne als solche gelten, ja einige nicht einmal als .Artkennzei- chen. Eben so wenig wird Dune andere neue Gattung Acunthonotus anerkannt, sondern wieder mit Amphithoe ver- einigt. 9) Am.'serra (Oniscus serratus Fabr.) Verf: glaubt Fabricius Benennung nicht beibehalten zu dürfen, weil Say eine andere, sehr verschiedene Art der Gatt. Amphühoe.eben- falls serrata nannte und dieser Namesauch von Milne-Edwards angenommen ist, 10), 4. panopla Kr..xomvsüdlichen.\Grön- land;. besonders ‚durch ..die Entwicklung. der yier ersten. Fulspaare 269 ausgeseichnet' Stirn‘ geschnabelt, Schnabel Ziemlich lang, ’senk- rechty zugespitzt, pyramidenförmig; 'dievobern: Antennen ‚wenig länger, Augen 'grols, Kabkıs aDrane erstes und zweites’ Fuls- aar, kräftig,’ mit grolser Iland und'Sporn am vierten Gliede, körper eckig, dreileistig; die vier vordern 'Epimeren: von \unge- wöhnlicher 'Gröfse» gleichsam ein ‚Schild bildend;: sein / hinten abgerundetes Schwanzanhängsel.: Länge 5". 11). 4. bicuspis R. Kopf ünbewaffnet, obere Antennen’ 'sehr»lang und) viel-län- ger als die untern, ae roth,'elliptisch,; die, beiden »ersten Fufspaare mit grofser; ziemlich kräftiger Handy Körper fast ’cylin- drisch, statt ‘der Kiele nur mit einem kleinen 'spitzen»Zahm ver- sehen, Länge.44. :42) 4: inermis R. (Oniscus eicada Fabr.?) Stirn geschnabelt, Schnabel sehr’ klein‘ zusammehgedrückt,! zu- re “'horizontal, 'verstecktj: Antennen (lang, vobere.;.küra; ' ugen rotb, 'nierenförmig;'' Hände‘ linienförmig; !umit» sehr kleiner. Kralle;''Körper verlängert, „zusammen gedrückt ; zwei verlängerte und zugespitzte Schwanzanhängsel: "Länge 34 43) A. crenulata Rhrdt. (Oniscus abyssinus Fabr.?) Stirn und Schnabel wie vorhin, Antennen‘ sehr lang, fast von gleicher Länge, Augen! wie vorhin, drittes und; viertes Eufspaar, ‚so wie 1-3 und ‚6 falsches Fulspaar, mit gehiederten Borsten, Körper- form wie vorhin, desgleichen auch die Schwanzanhängsel. 5"Mang. 44) A. laeviuscula Kr. Kopf unbewaffnet, Antenhen gleich lang, 4 derı ganzen! "Länge 'betragend; \letzies Glied» der (ubern Fühlerwurzel mit einem spitzigen Fortsatz, Augen ‚grolsnieren- förniig, Hände kräftig, ein verlängertes abgerundeies Schwanz ° anhängsel. Länge 4". 45) Ischyrocerus anguipes! Kr: Wenn auch: in der meisten Beziehung. diese neue Gattung zui.den ‚Sal- talorien‘gehört, so nähert sie sich doch auch wieder.den Gresso- rien; wefshalb sie Verf. zu den springenden 'Gammarinen gesellt, indem! sie\ein:Mittelglied zwischeu diesen und den: schreitenden bilden wird. © Sie zeichnet sich aus» (durch (die, mit -grolsen BPalpen versehenen Mandibeln‘ und die fulsförmigien‘ An-, tensien; der Basilartheil der: Fühler viel länger’ als-die ‚Geilsel, welche‘nur: aus»sehr wenigen Gliedern; besteht, diesobern Kübler mibeiner kurzen .eingliedrigen Nebengeilsel,das ersteFulspaar klein, aber‘ Bere mit ‚einer Hand verseben „dasınzweite,Fulspaar am. een: ei verwachsenen Thieren-mit' einer ganz unlörmigen Hand bewaffnet. Länge der! einzigen! Art 54..146) Meioecus Medusarum Kr: (Onis! Medusarum‘ Fahr.) -Diese: Art palst nieht im die»Gatt. Zlyperia, wenn 'mam nicht: M.Edwards Gat- tungscharacter 'wesentlich verändern will, überdies scheint die Form des ersten’ Fulspaares merkwürdig genug, um :bierauf die neue Gatt.Metoecus zu gründen. | Das; erste und zweite Fuls- paar 'viel kürzer als die übrigen; aber ‚kräftig und «mit! schee- renförmiger Hand. Das vierte dreieckige Stück dieser Fülse, welches die Hand ausmacht, hat!anıseinem unteren Rande den zweigliedrigen Daumen und Finger. Däs erste Glied des Dau- inens ist, grofs und konisch, das zweite hingegen ist’ eine kleine Kralle, der Finger ist kegelförmig, wenig ‚kürzer als der Dau- men und. der Innenrand beider Finger gezähnt. Im Uebrigen 270 stimmt, diese:\nieue Gatt,; mit Hyperia‘ überein, ' 17), Themisto arctice-Kr. (Th. Gaudichaudii Ross). Dals diese’ Art nicht mit Th. Gaudichaudii Guerin identisch ist, glaubt Verf. mit guiem Grunde behaupten. zu können, dagegen fällt sie: wahrscheinlich mit Th. Gaudichaudi; Ross zusammen. 48) Th. crassicornis Kr, Obere Antennen zweigliedrig, sehr kurz, gerade, stark, Wurzelglied zylindrisch, Endglied konisch mit mehrern langen Borsten am Unterrande: versehen ; untere: Antennen dreigliedrig. Länge’ 44 49) Destrigonus exulans ‚Kr. Wurzeltbeil der obern Fühler sehr’kurz, dreigliedrig; -Geilse | viermal (so: lang, vielgliedrig, untere’ Antennen wenig länger, die beiden ersten Fulspaareiohne Hände.‘ Länge 34. 20) Hyperia. oblivia Kr. von Gestalt H.: Lätreillii ähnlich. ‚ Obere \ntennen sehr kürz, ‚borstig; und kräftig, unten schlank, Geilsel dreimal so lang als der Basilarlheil, zweites'Eufspaar: schmächtig, ‚Hinterrand des dritten und vierten @liedes !'stielförmig; : verlängert, Kralle ungekrümmt, Fulspaare allmählig‘an Länge zunehmend, — a i BR TR 4soPp.o.da '“ Im-ersten' Anhange zu’ seinem Werke: „Groen- lands. Ämfipoder” beschreibt H. Kroyer drei neue Isopoden, haus) * NEE, v»u4) Praniza Reinhardi Kr. Länge ohngefähr 2%, Farbe gelblich. "Am nächsten scheint sie der. Praniza maculata West- wood, von welcher sie sich: unterscheidet durch das Verbältnils des’ Basilartheiles der. äulsern Fühler zu dem innern, durch’ den Thorax, der hier 'nur aus 4 Stücken. besteht, ete. — 2) Jaera nivalis Kr.:(Oniscus marinus Fabr.?) hat: im ‚\Habitus einige Aehnlichkeit mit einer Idotea, ist langgestreckt oval, fast linien- förmig, mit ziemlich'gewölbtem, gr der Mittellinie dachlörmig erhabenem’Rücken. “Farbe bräunlich, Länge etwa 2% und die grölste Breite, die der dritte und vierte Körperring zeigt, ohn- efähr 3% —Mehrere Umstände: in Fabrieius eichreibung Fihren zusder ‚Vermuthung; dafs dies sein Oxiscus marinus' sei, nur paßst(nicht, dafs 'er ihm zwei Fühler beilegt. , Die Art muls zu.den Aselloten Lair. als ein Glied, das zu der Gattung Jaera Leach überführt, gestellt wurden. Nur weil die Beschreibun- gen ‘dieser Gattung von Leach, Desmarest und Latreille so höchst unvollständig sind, muls 'es Verf. unentschieden lassen, ob seine vArt ‚nicht eher‘ eine neue Gattung ausmachen darf. Ein wichtiger Umstand, der dafür zu sprechen scheint, ist, dals die Kiemen :nur von'einer grolsen Platte, anstatt von zwei klei- nern, nebeneinander liegenden Platten bedeckt werden. — 3) Bo- pyrus hippolytes' Kr, Männchen und Weibchen entdeckte Verf. auf ‘Hippolyte polaris., Weibehen auf: dem Rücken 'schön orange,'gegen den’ Kopf und Hinterleib heller gelblich und mit einem -dunkeln' Streif längs ' der Mittellinie der 7 Kapeinge (natürlich der: darunter liegende, durchschimmernde Darmkanal). Bauch weilsgelb, nur die Brustfläche hellbräunlich oder violett. Länge 2'4, Breite 4", Männchen weilslich, Länge 4“ oder . 271 unbedeuterid ‚mehr, viermal so lang .alsı breit, die, Gestalt, also langgestreckt, schmal,, fast linienförmig, Rücken, wenig gewölbt. Asellus groenlandicus Kr. (Groenl. Amfipoder Anhang pP: 9%) ist Oniscus agquaticus Fabr. und vom Asellus vulgaris nicht recht zu unterscheiden ‚und Verf., führt.diese..Art nur. fraglich als verschieden an, da es ihm ziemlich unwahrscheinlich vor- kommt, dafs Europa und Grönland dieselbe Art in ihren süfsen Gewässern haben ‚sollte. % «07 Dr, ’Moore (berichtet in, Loudon’s Magazine, N..S. II P::206— 40 dafs,\.der, furchtbare, Feind der Hafen Limnoria terebrans auch ‚im ‚Hafen von Plymouth allgemein verbreitet sei; ‚zugleich ‚sucht 'er die Frage zu ‚lösen, ob dieses Thier ein- ' heimisch oder eingeführt sei. Aus seinen Untersuchungen folgt, dafs ‚dieses, Thier schon lange an den englischen Küsten existirte und dafs, wenn es überhaupt als eingeführt betrachtet wird, es doch jetztin England völlig einheimisch geworden ist. ‚ Dürch Kochs eifrige Forschungen sind für die deutsche Fauna auch hier eine neue Anzahl neuer Arten entdeckt wor- den (Deutschlands Krustaceen, Myriapoden und Arachniden. Heft 22.) Porcellio nodulosa Koch knotig, rauh, 'schwarzbraun, auf beiden Seiten eine Reihe gelber Flecke, |Schwanzgabel kurz, letztes Glied lanzettförmig. .6.— 63“, Mit P.) scaber sehr‘ verwandt; in: Berggegenden, unter. Steinen ‚an: der Do- nau) Idea rosea Koch. Körper ziemlich gleich. breit, ‚ge- wölbt, fein geriefelt, ohne Glanz,: die, Ringe. an .den Hinter: sandswinkeln scharf zugespitzt, Schwanz ‚etwas verschmälert, Schwanzgabel ziemlich lang, die zwei Schwanzfäden ‚kaum so tangi als das Wurzelglied ..der Gabel. ‚‚Durchaus mennigroth. Länge 14% Unter Holzstücken und ‚Steinen, selten. — | Jtea riparia Koch. Braun, gelbmarmorirt, ‚der dritte, und ‚vierte Leibring’gelb. Länge 2. An Teichen unter Steinen, bei Re- nsburg häufig. — Ligia melanocephala K., Körper bräun- Tch Ib, mit'breiter dunkler Rückenbinde und einer Dee schmälern seitlichen. L.2—3. Unter Moos, in Wäldern bei Regensburg) nicht selten. — Oxiscus fossor Koch. Ziemlich gewölbt und glanzlos, rauh, braun, auf beiden Seiten des Rük- Kens init einer Reihe weilslichen Klecken. Die drei,letzten Leib- segmente mit zwei -gelben Flecken. 33. Im Regensburger -Stadtgraben' selten. — O0: minutus mit O.'Asellus verwandt, elblich mit schwarz vermischt und 5 schwarzen Flecken. Hin- terleib schwarz, mit fünf Reihen gelber Flecke, 3. Selten im Stadigraben zu Regensburg. ai Milne-Edwards theilt (Instit. p. 397) die Beschreibung einer neuen‘ Gattung. mit; ‚Anchylura. M. Edw. sehr ver- wandt mit Cymothoe, aber durch die Verwandlungen, denen- 272 sie unterworfen ist, sehr ausgezeichnet. Im erwachsenen’ Zu- stande ist der Leib von einem einzigen ‚Stücke gebildet, "wel: ches unten 6 Anhängsel. trägt, während. in der Jugend dieser _ Theil des Körpers durch 6 deutlich getrennte ‘und bewegliche Ringe gebildet wird. ‚, ala ll. Arachnidae. ee In der gewohnten Weise" wurde das bekannte Werk von ©. L. Koch: Die’Arachniden, getreu nach ‘der Natur abgebil- det und beschrieben. Nürnberg 'bei Zeh. fortgesetzt und eser! schien davon das dritte, vierte und fünfte Heft des’fünften Bandes. " o '„dcearina Ein schätzenswerther Commentar für die Milben, der wenigstens in Hinsicht der Anzahl der aufgeführten Arten. die gröfsten Ansprüche auf Vollständigkeit. macht, ist Koch’s Deutschlands Krustaceen, Myriapoden und Arach- niden, ein Bilderwerk, das, wenn man die im Verhältniß geringe Anzahl von dargestellten Spinnen, Krustaceen und Myriapoden abrechnet, eigentlich nur ‚eine Iconographie der deutschen Milben zu nennen ist. ua rk Die einzelnen Arten sind leider ohne allen ARRSSHEHBAnE aufgeführt, und die aufgestellten neuen Gattungen‘ nicht, einma characterisirt.*) Was sich aus dem .nur oberflächlich -beschrei- bendem 'Texte und den, 'nur ‘die Gestaltumrisse darstellenden Abbildungen, die gar keine Zergliederung einzelner Theile geben, entnehmen lälst, will ich, so gut es geht, mittheilen, wide Sämmtliche Milben scheinen in drei grolse Gruppen ‚zu zerfallen, in Schmarotzermilben, in frei auf dem Lande ‚lebende und in Wassermilben. en 4) Die Schmarotzermilben. ‘Sämmtliche 'hierher.ge+ hörige Arten‘ schmarotzen auf Thieren oder leben ‚doch ‚wenig- stens in faulenden animalischen und. vegetabilischen; Substanzen, wie Käse, Obst etc, Hiervon beschreibt Verf. nur 45. Arten, wovon aber 13 neu sind. Heft 5: Sarcoptes palumbinus K. Auf der Ringeltaube. Sarcopı. musculinus K. Auf .der Hausmaus. Jcarus plumiger K. weils, mit mehreren gefieder- ten Borsten bedeckt. Laclaps agilis. — Heft 4: Pieropius acuminatus K. Auf Fespertilio noctula. Uropoda opacaK. N *) Schade, dafs mehrere der von Koch in Anwendung gebrachten Namen theils in andern Klassen verbraucht, theils bereits vorhan- denen zu ähnlich sind, so; Scyphius (Scyphicus bei den Fischen) Smaris (bei den Fischen), Celaeno (Chiropteren), Tiphys (Typhis bei "Isopoden) Spxo (Annulaten). Herausgeber. i 273 Hellochergelb; Auf Lithobius forfcatus. Dermanyssus mus- culi K. vorn weils, hinten purpurroth., Gamasus monachius &. Gelblich, hinten mit schwarzem.Flecke; das; zweite Fulspaar ungemein dick, ungestaltet, am Innenrande mit bogigen Fortsätzen. 2) Landmilben, Sie bilden den Kern und die eigentliche Mitte der ganzen Milbenabtheilung und sind als der Typus. der- selben zu en auch, scheinen sie an Zahl der Arten die reichste ‚Gruppe auszumachen. ‚Koch hat in den bis Ende 1838 erschienenen Heften: 215 Arten abgebildet, wovon allein494 Ar- ien.(!) neu, sind. Sie gehören zu folgenden Gattungen; Bdella, Scirus, ‚Oribata, Notaspis, Cheyletus, ,T'rombidium. . Eryihraeus, Smaridium, Rhyncholophus, Tetranychus, Rhaphignaihus, die schon von frübern Schriftstellern aufgestellt; wurden und deren Typus daher äls bekannt, vorausgesetzt werden muls und. zu folgenden neuen: Eupodes eine sehr artenreiche Gattung, wovon Verf. allein 28 Arten, abbildet, Die beiden Vorderbeine länger. und gewöhnlich. die beider Hinterbeine dicker als die übrigen Fuls- Paare; ein. mehr oder weniger deutlich gesondertes Bruststück, worauf die, grölste Breite, des Leibes, .die sich dann sogleich nach hinten stetig verschmälert, folgt. Am Ende des Hinterlei- bes einige, in Büschel zusammengestellte borstige Haare. 'E.hie- malis Het 19. in Gärten, Wiesen und Wäldern gemein, Hier- her.;auch. T'rombidium macropus Herm. — Scyphius, eine der vorigiensganz ähnliche Gattung, woyon. Verf. 12 Arten darstellt. Sie unterscheidet sich nur \durch. die, gleich ‚grolsen Fülse, den ‚deutlichgesonderten Cephalothorax und den etwas, mehr. in die Länge ‚gezogenen Leib. — S. diaphanus (Heft 18) in der Erde ‚der 'Blumentöpfe. — Linopodes, wovon 12 Arten. bis. jetzt ‚dargestellt sind; Körpergestalt ähnlich wie bei T’rombidium, ohne deutlich‘ gesondertes Bruststück; durch die sehr ‚grofsen, über noch‘ einmal ‚so langen Beine, als der Körper leicht kenntlich. L. riparius K. Häußg an den Ufern. der Weiber. (Heft.18.) — Penihaleus Körpergestalt wie..bei den Gaätt. Eupodes und Scyphius, nur kürzer und viel ‚breiter, ‚so dals eine rautenförmige Gestalt entsteht. Taster kurz-und die Fülse von gewöhnlicher Länge. . ‚Es sind. 41 Arten abgebildet. Hierher gehört auch Trom. bipustulatum Herm.— P. virellus unter Moos.— Stig- anaeus, Yörper ähnlich wie bei T’rombidium, aber mehr oval, Beine kurz und dünn. Es sind5 Arten dargestellt. S2. eruen- dus Beh 4). — Bryobia. Körper länglich oval, die drei letzten ‚Fulspaare kürzer als der Körper, das erste wenigstens um 4 länger. 4 Arten sind abgebildet. — Actineda Körper vorn schmäler, hinten sehr breit und gerade abgestutzt,.so. dafs der ganze Körper, wenn man den Kopf nicht sieht, vierecki ‚erscheint, Beine ‚plump und dick. 7 Arten. Hierher gehört IE ‚Tromb. cornigerum Herm: — Smaris Körper nach vorn vier- eckig, nach hinten mehr abgerundet, 'Füfse nach dem Ende zu etwas dicker werdend. Nur eine Art. $. impressa K. (H. 15.) Tydeus, eine zahlreiche Gattung, wovon schon 13 Arten ab- gebildet sind. Ich kann sie nach den blolsen Abbildungen nicht näher von den sehr verwandten Eupodes und Scyphius unter- 274 scheiden! Ti sübtiks\ K., voruciatıs Ki: (Heft 20/) In’ Waldungen unter Steinen häufig. (Heft'20).— Caligonus, Thorax nicht immer: deutlich‘ gesondert, "Körper länglich oval’, Hinterleib oft in eine‘ kurze -Spitze auslaufend. 7 Arten: ©. cerasinus. K. (Heft20). — Ewpulus'croveus K. Körper länglichrund, Ce- Peer deutlich "und ziemlich 'grofs, Körper‘ orangeröth, Pülse gelb. "Unter Moos in’ der‘Oberpfalz.' E. aninutissimus K. Mit der'Gatt. Seirus sebr ‘verwäandt.’(Heft 20). — ı Sejus Kör- per 'eiförmig,,' hinten aber abgestützt, bei 8. Hogaus’ K. zwei un und’ zwei'kleinere “Anhängsel. S, tesiaceus K. mit einem leinen Höker "am Hinterrande. (Heft 4.) — Zercon, nach einem ähnlichen. Typus: gebaut: Z. wiangularis K. lausfarbig, etwas durchsichtig. Unter Mo6s in Waldungen (Heft 4.) —'Nothrus. Eine köchst abentheuerliche Form, Cephalothorax'dreieckig, Leib viereckig, mit verschiedenen Fortsätzen, auf welchen hielt einz zelne dicke Borsten befinden. N. echinatus K. (Heft 2). — Pe- Zops. Hinterleib’ fast kreisrund,, mit! einzelnen‘ kurzen! Borsten und mehreren Kolbenzapfen am Grunde des Cephalothorax. An den Seiten des Körpers: Hügelförmige 'Auswüchse: (Heft we Zetes. Die’ flügelförmigen: Fortsätze noch mehr ‘ausgebildet, Kolbenborsten ebenfalls wie vorhin, also’ sollte keine neue »Gatl tung aus den drei Arten gemacht sein. Z; dorsalis (Heft 2)» — Iphis oestrinus K. fast kreisrund, “ungemein 'glünzend;/men! nigroth. In feuchten Wiesen häufig. (Heft2.) — Hoplophora. Cephalothorax gewölbt und vom Leibe'abgeschnürt, letztere bei H. swicula‘K. mit keulenförmigen Borsten, bei H. decumanu K. mit einzelnen’ Härchen. — Oppia. Leib länglich'oval, mit deut- lichen Bruststück, Fülse bei O, glaxcina K. sehn"lang und mit kolbigem Endgliede, bei O. nitens K: kürzer, aber noch länger oder wenigstens eben so’ lang als’der Körper. (Heft’3.).—'Ce- phews.'Cephalotliorax' mit einzelnen Kolbenborsten 'undihervor- stehenden Seitenecken, Leib eiförmig geründet.‘ €; minuius K schwarzbraun, 'Hinterleib an seiner Wurzel gelb.‘ In feuchten Vertielungen: — Carabodes, der u Gatt. ‘sehr ähnlich. ©. coriaceus K. In Moos! (Heft!3).— Celaeno: Körper eilörl mig, nach vorn sehr zugespitzt, bei''C. spinosa «K: hinten mit 40 langen ‘Dornfortsätzen, bei 'G. plicatae K.‘ nur’ mit’ zweien. In Waldungen. (Heft 3.) — Hypöchthorius: Vorder- und Hin- terleib zusammen einen varlendrtipeh Kegel bildend,’ nämlich am Hinterrande fünf abgerundete' Ecken‘ oder-beiderseits‘ zwei runde Ausschnitte: H.rwfulus K. (Hefv3). — 'Mureit. "Eilör- imig, Cephalöthöorax mit zwei Kolbenborsten, Leib fast viereckig. M.' irimaculata K. — Eremüueus. Gephalothorax 'abgeschnürt, mit zwei Kolbenborsten, Leib’ fast rund. E. hepttieus Ko(H.3.) "v3) Wassermilben.‘ Koch hat bis jetzt‘45 Gattungen »mit 467 Arten unterschieden. Von diesen können 'wir die Gatt Sax, Arvenurus)’ Hydrachna, Limnochares,; Eylais, deren Typus hin- länglich ‚bekannt ist, übergehen. ‘Zur nähern Betrachtung blei- ben ‘dann noch folgende Gattungen: das a Nesaea. Körper regelmälsig oval, mit ziemlich langen Bei- nen, das dritte und letzte Glied des hintern ‘ Falspaares der 275 Männchen slchelförmig 'gestaltet. Hierher z.| B. Hydrach.ınodata Miill., H. longicornis ar. und Hyd. fuscata Herm. Verf. hat bis jetzt 32 Arten geliefert. — Limnesia.ı Körper‘ Kugelrund oder auch etwas oval,. Beine kurz und schwach, 4.Augen. Hier- her z. B. Hydrach. maculata var. b. Müll. Verf. stelit 18 Arten dar. — Tiphys. Diese, so wie auch schon die vorhergehenden. Gattungen, die früher: alle" unter Aydrachna zusammengefalst wurden, sind schwer 'auseinander zu halten, wofern: sie nicht vielleicht in den Mundtheilen Abweichungen 'darbieten , ‚deren Analyse äber auf den: Tafeln nicht gegeben: daher kann ich.diese neuen Gattungen weder verwerfen, noch rechtlertigen‘, so viel ist“ gewils, .dals sie zusammen den wahren Typus: der : Wasser- milben ausmachen. T'. decoratus K. — Hygrobates. Körper rand oder oval, Fülse mit einzelnen kurzen ‘Borsten;,'an :dem hintern Fulspaare zuweilen auch einzelne längere Borstenbündel. Bis jetzt 7 Arten bekannt. — Marica. Hierher z. B. Hydr«- chna musculus Müll. — H. ovalis M. — Verf. an 7 Arten, Körper hochgewölbt, stark zusammengedrückt, 'länglich‘ oval, Fülse und Taster kurz, erstere mit hintereinander stehenden Bor- stenbüscheln.. — Hydrochoreutes. Beine und Täster meistens sehr ‘lang, mit einzeln ‘stehenden Schwimmborsten und: sehr wenigen Borstenbüscheln. 5 Arten. — Hydrodroma. Körper rund von: bedeutender :Gröfse, Füfse im: Verhältnils'zum' Körper dünne und kurz, mit vielen langen Schwimmborsten, besonders an. den beiden letzten Fufspaaren. ‘5 Arten, ' worunter auch Hydrach. umbrata Müll. — Spio. Körper rund, mit vorstehen- den Ecken und Ausbuchtungen am Hinterrande; mit ungemein langen Fülsen und Tastern. 2 Arten, (Heft5.) — Thyas've- nusin Koch einzige Art’ dieser Gattung; mit grolsem länglich- rundem Körper, Beine von mittlerer Länge, ohne Schwimmbor- sten, nur mit'ganz kurzen Härchen. . i U ‚ Ausführliche‘ Mittheilungen über die niedrigsten Gattun: gen der Schmarotzermilben, die uns besonders mit.der Lebens- art dieser so wenig untersuchten Thiere bekannt machen, ‚ver- danken wir den, besonders aus ärztlichem Interesse angestell- ten. Forschungen des Prof. E. Hering (Nov. Act. Physico- Medica Acad. Leop. Carol. N. C. XV 111.2. p.573— 624.) Den Häuptgegenstand dieser Arbeit bildet die Gattung Sar- coptes, während in einem Anhange einige neue Genera und Arten der Gatt. Acarus beschrieben werden. — Den Gattungs- character von Sarcoptes bestimmt: Verf. folgendermalsen: Kopf einziehbar, Rüssel zweiklappig, zwei oder vier fadenförmige Pal- pen, keine Augen. Körper rundlich, schildartig. Acht Lauffülse, die vier vordern am Rande des Körpers entspringend, mit Heft- scheiben; die vier hintern mit oder ohne Heftscheiben ; meist in langen Borsten endigend, entweder am Rande oder vom Bauch EOHBEN Bend. In Hautkrankheiten warmblütiger Thiere. Arten: 4) Sämmtliche Fülse vom Rande des Körpers ent- springend. 8. equi. Das dritte Fulspaar mit je zwei langen 276 Borsten 'undv«einer' Heftscheibe versehen ‚das vierte Paar in je zwei kurze Haare endigend. $, owis..' Das (dritte Fulspaar mit je'zwei langen Borsten; ohne Heftscheibe,,; das vierte Fulspaar mit einer Borste';und einer Heftscheibe..'. 8; cynotis.' Beide hintere Fulspaareje mit zwei Borsten, ohne Heltscheiben. vb) Die‘Vorderfüfse am Bande ..des Körpers, die Hinterfülse untensam Bauch entspringen d.' 8. hominis: Die hintern Fülse in eine ‚Berste,, ohne-Heftscheibe, endigend; Hinterleib mit vier: Borsten. S. rupicaprae. Die hintern Fülse in eine Borste, ohne Heflscheibe, endigend;Hinterleib fast unbe- haart: S; cati. Das dritte Fulspaar mit einer langen Borste; das vierte: Paar. mit einer. Heftscheibe ‚versehen. ‚8. hippopo- dos.;. Alle‘8 Fülse mit langgestielten Heftscheiben,«ohne Böar- sten; ‘Hinterleib- mit: 8 ‚gefiederten Börsten. ; $. nödulans dem ' S. hominis sehr ‘ähnlich, aber durch einen gelben, fast den gan- zen. Rücken: einnehmeden Fleck und.'etwas längere Fülse von ihm verschieden, übrigens nicht genau besebrieben. wn ’ Die ausgekommienen ‚Jungen des S. equi besitzen nur ‚drei Fulspaare und nacıv 8—40 Tagen wächst erst das fehlende-nach wvrgl= Jahrg.A4. 2. 8: 349). Einewweibliche‘ Milbe-des;/$. ovis. auf ein- gesundes. Schaaf ‚gesetzt 5 ist im ‘Stande: die Symptome (der Krätze hervor zu bringen. Sie können‘ 'auch von dem «Schaafe entfernt mehrere Tage und Wöchen leben; ‚wenn nur! ein mäfßsi- ger Grad von Feuchtigkeit und Kälte, voihanden ist. S. cyno- 4:5 lebt in.den Obrgeschwüren: und eiternden Stellen der Hunde. Verf. beschreibt noch »dearus.siro L.\genau;:'von ‚der. sich die: Milbe sülser Früchte Scar. passularum dureh die’ geglie- derten Tästen, die sehr, langen obern ‚Palpen.und: die ebenfalls weit längern 'Borsten am: Hinterleibe' unterscheidet. -Aufserdem stellt: Verf. noch zwei.neue Gattungen auf, nämlich‘4)) @Zyey- phagus. Mund wie bei Acarus, neben demselben zwei: dicht nliegende, kurze, ‚gegliederte Taster; keine ‚Rinne ;uwischen dem Bruch und Bauchstück; acht Fülse mit langgestielten Saugschei- ben. '@. prunorum Hering auf getrockneten, mit Zucker be- schlagenen Zwetschgen. 2) Melichares. Jin‘ ganzen“ Habitus von allen bekannten verschieden., Kopf zylindrisch , einziehbar, Rüssel zweiklappig, mit spilziger, erectiler Au zwei fu[sahn- liche gegliederte Taster neben dent Rüssel." M.- agilis Hering auf alten Datteln, Feigen und ..Zweischgen! .\Sie \ läuft‘\sehr schnell; mit den Tastern, so wie mit: dem. ersten und ‚zweiten Fufspaare schafft. das Thier seine Nahrung an den Mund; ‚mit den Hinterfülsen putzt es sich, wie.die Stubenfliege: . © Veber Argas Persicus theilt Traill einige Bemerkungen mit (PlInstitut p. 286). h ER NE nase In einigen Theilen von Persien herrscht der Glaube, dals das Thier "nicht blofs durch seinen Bils das Fiber verursache, sondern sogar den Tod. Zwei Districte dieses Reiches haben es besonders häufig und man versichert dort, dals wenn man unter freiem Himmel schlafen wolle, man sich dem gewis- sen Tode aussetze. Die verderblichen Wirkungen haben uns 277 Ker-Porter,'Morier und'ändere Reisendeberichtet; und zu der: Zeit, wo der General White Gesandter am persischen Hofe war, liels: ihn der Schach durch ‘einen Boten warnen, wegen der Menge dieser Milben: seine Zelte aulserhalb der: Stadt aufzuschlagen und darin zu übernachten. — Hiergegen bemerkt Dr. Bell, dafs er nie den Tod in Folge des Bisses -dieses Thie- res habe eintreren sehen, aber er habe viele Individuen gekannt, die sehr schwer darnach erkrankt seien. — Hope endlich macht auf eine ähnliche Art von St. Domingo aufmerksam, welche die Pferde'in die Ohren beilst und: bisweilen den Tod verursacht. Scorpionina ‚Im. .dritten Hefte. des fünften, Bandes: von C. L. Koch’s Arachniden’ werden folgende zwei neue Arten abgebildet und beschrieben: „Androctonus Priamus K. Jaya.— And. Margarelon. Vaterland unbekannt. — „Im vierten Hefte’ desselben Bandes; Androcionus halius. Portugal. — 4. clytoneus K. Africa... —' N ‚Im fünften ‘Hefte desaelben Bandes: And. Iros K. (Scor- pio australis L.?) Südafrika, — And. Pandarus K.(Scor. Hot- deniolta Fabr.?) Sierra Leone. i = Ib A ranina, j In C.L. Koch’s Arachniden: werden ‚folgende neue Arten beschrieben. Bd. V. Heft. 37. Miranda porraca. Brasilien. — M. pictilis. Griechen- land. — M. venatrix. Brasilien. — Epeira fuliginea, Bra- silien. — Ep. Blohemica. Karlsbad. — Ep. lutea. Baiern. — Band V. Heft 4 enthält: folgende neue Arten: Dysdera = rubicunda. Deutschland. — D. crocata. Morea. — D. pun- ciata. Karlsbad. — Scytodes tigrina. Griechenland. — Scyı. erythrocephala. Nauplia. _ Band V.! Heft 5_ giebt folgende neue Arten: Sphasus gen- tilis. Morea. — S. pallidus. Westindien. — Lycosa Da- Zreillii. Südrufsland. — L. vultuosa. Vaterland unbekannt. — L. hellenica. Griechenland. — L. amylacea. Regensburg. — L. xylina. Algier. — L. rubiginosa. Oberitalien. — L. fa- meliaca. Morea. Ueber die ‚durch ihre Acclimatisirung in. Toscana merk- würdige und ihres Bisses wegen gefürchtete. dranea gut- tata Rossi (Latrodectes guttat. Walcken.) giebt H. Lam- botte in den Bull. de I Acad. d. Se. de Bruxelles. T. IV. p» 485 \nähern! Aufschlufs. — Im Jahre 1786 sahe' man’ diese Spinne: auf den Feldera"von Volterra in ‘zahllosen Schaaren und Niemand konnte‘ sich in der o 278 ganzen (Gegend erinnern, diese durch: ihr' schönes ‘Aussehen so sehr in die Augen’ fallenden "Thiere je ‚gesehen zu haben;, auch waren sie nirgends von einem Naturforscher: früher beachtet und beschrieben worden. ‚Da nun aber die Erndte .des’.Jahres 1782 so schlecht ausgefallen war, dafs man eine grolse Menge Cerealien aus Africa und Sicilien einführen mufste, so ist es wohl höchst wahrscheinlich, dals ihre Gespinnste und Eier von'dort'her mit herübergekommen und sich so 'ansiedelten. In Italien leben sie auf offenen Feldern, auf Plätzen, die der Sonne ausgesetzt sind, im Winter ‘aber ‘balten sie sich ‘auf der Mittagseite alter ‚Ge- mäuer und unter Steinen auf. In Voltera, das auf einem fast konischen Hügel gebaut ist, kommen sie.nar auf dem südlichen und westlichen Abhange, nie auf dem nördlichen oder östlichen vor und dies scheint für ihren Ursprung aus Alrica zu sprechen. Sie sind furchtsam ‚und scheinen keine ‘Gewebe, sondern nur unregelmäfsige Fäden zu spinnen; auch greifen sie nur. Thiere an, die keine heftige Bewegungen machen. — Was ihren Gift- apparat betrifft, so besteht er aus "zwei 'Giftdrüsen} ‘welche in der Brusthöhle liegen und fast birnförmig sind. Sie'bestehen dus einem fibrösen, 'weilslichen äufseren Theil, und’ aus einem dunkeln, körnigen, innern, sind fast’ ‘dreimal so lang als die Mändibeln, und verschmälern sich nach vorn in einen dünnen Ausführungsgang‘, welcher sich in den Mandibeln fortsetzt und vorn an der Spitze am convexen Theile des Hakens’ durch eine kleine Spalte ausmündet. Vergleicht man diesen Giftapparat mit dem bei Epeira, so ist letzterer viel: weniger entwickelt. Auch ist der Innenrand der Kiefer bei Lairodectes nur mit Haaren, aber nicht mit Zähnen, wie bei Epeira besetzt. — NG, n ; M y-ri,ap.o d.ausco« :' AN Eine Menge nener Myriapoden finden sich von Koch lin den von:Dr..Herrich-Schäffer: herausgeg. ‚Deutschl. Krust. Myriap. und Arachn; abgebildet und beschrieben. an Scolopendra Italica K. (S. morsitans Latr. Genr. cr. et ins. I. 78, 2.) . Ocherfarbig, glänzend, gleichbreit, das, erste Glied der Hinterfülse eben, an der innern Seite mit 4, an den Spitzen schwarzen Zähnen, die folgenden Glieder z findrisch, Antennen .49gliedrig. ‚Jenseits der Alpen, besonders bei Triest. Aulserdem hat Europa nach Verf. noch\zwei Arten; Sc, graeca K. Ochergelb, vier sehr kurze Zähnchen an der Innenseite der Schleppbeine, . ganz schwarz, Fühler mit 20—21 Gliedern. Länge 3% 49. "Griechenland. ‘Sc. 'clavipes K. Ochergelb, spin- delförmig, viele. Zähnchen ‚unten‘und an den -Seiten'ides ersten Gliedes: der Schleppbeine, das vierte Glied kalbenförmig., 17 Glie- der an den Fühlern. Länge 1 8 nähert sich Cryptops Savig- nyi Leach. Griechenländ: Die beiden ersten Arten stehen mit der ostindischen Sc. morsitans in naher Verwandtschaft... So, ger- manica (‚Gryptops.hortensis Leäch);,.dalsi.diese, Gattung einge- zogen wurde;-ist, wohl.zu billigen; welsbalb,,aber der.specifische \ 279 Name (geändert, ist,»sehe ich nicht ein... Die-leidige Namenum+ tauferei macht.die. ohnehin. hier',schon. ‚herrschende. ‚bedeutende Verwirrung nur noch, gröfser.. ,. 2 } ; Heft,3liefert:neue-Arten aus’ der Gattung, Geo- HBhilus, nämlich; G, linearis.K. linienförmig, blalsocher- gelb; Kopf. hinten und Hals, dunkler; „Hinterfülse 'zart,mit sehr kurzen Cliedeen, mit 75 Beinen ‚jederseits. In,Gärten. — @,.fer- rugineus K.: verlängert, spindellörmig, ‚mit dunkler Rückenlinie, Mandibeln länger. als. der Kopf. 45—47 Paar. Fülse. ‘In Wal- dungen, unter, Steinen. „— @.erassipies K., verlängert; spindel- förmig, ocherfarbig, Hinterfülse selir dick. In ‚Gärten. — Ferner Heft:.9:: G. brevicornis K. fast linienförmig, sehr lang, ocher- farbig, Seite des Kopfes dunkler, dazwischen eine schwarze, kurze Linie, Antennen kurz. Triest, 79 Beine, In. Gärten ‚tief in der Erde. — G.ıinemorensis.K. schmal,.nach vorn allmälig schnäch- tiger, ‚ochergelb, nach‘ den 12 ersten Ringen weißslich,hinteres Fulspaar mit ‚kurzen -Gliedern, ı 'Beiderseits,.39, Beine. ‚In, Keld- hölzern gemein, — . ehr - on Nach! u @eophilus 'hortensis«K. Gegen..das. ‚Ende, des Körpers allmählig..schmäler, ‚nit langen ‚Rüblern;,; rostrothem4Kopfe und zwei Längsflecken auf deinselben, Körperund-Füls&jgelb. 55 Euls- paare. 20 lang. ‚ In.der.oberen. Sehichte,'der Gartenerde. — G. subtilis K. spindelförmig, .lünteres:. Fulspaar’zart; ‚orange- farbig, mit zwei genäherten,'röströthen Rückenlinien und, einer deren verloschenen seitlichen und, gelben: Fülsen- and. An- tennen. 441 — 12 40 Fulspaare. Unter Moos in Wäldern. Diese Gattung, die nun um eine so grolse Anzahl Arten reicher geworden ist, wird auch einer um so schärfern Kritik bedürfen. Findet auch hier, wie ich nachzuweisen hoffe, die bei den Julinen gewöhnliche Metamorphose statt, so werden manche Art wieder eingehen. Auch vermuthe ich, dals die Thiere mit diekern Hinterfülsen jedesmal das andere Geschlecht zu den, mit dünnern Fülsen begabten Arten bilden werden, wofür ich zu seiner Zeit Thatsachen, die sich auf genaue Be- rücksichtigung der anatomischen Verhältnisse stützen, beizu- bringen denke. Hier mufs ich mich, da ich schon zu viel Raum für meinen Jahresbericht in Anspruch genommen habe, mich auf blofse Versicherungen beschränken. Gatt, Julus Heft 22: Julus foetidus K. braun, in den Seiten heller, die einzelnen Segmente tief gefurcht, Ränder mit Wimpern versehen, unten am Segmente ein langer Stachel. (Diese ausgezeichnete Art findet sich auch bei uns häufig in Gärten.) Jul. bilineatus K. Schwarz, mit zwei ocherfarbigen Rückenlinien. 18— 20. Auf Gesträuchen. (Ist auch bei uns gemein und durch die ansehnliche Grölse von J. sabulosus leicht ‘zu unterscheiden.) J. fasciatus K. Rostfarbig, mit dunkler Rückenlinie und dergleichen schwächern seitlichen. 15 und nn Unter Steinen. (Bei uns selten, meistens unter abge- - fallenem Laube.) J. unilineatus K. schwärzlich, mit röthli- cher Rückenlinie 12— 13. In Baiern ziemlich selten. (Bei uns höchst gemein.) J. albipes K. schwarz, zylindrisch, dicht ge- " 280 fürcht,'mit weifsen langen Fülsen. 45— 204 und 48-52 Leib- ringe.’ Unter Steinen in’ Wäldern ziemlich selten. — J. pun- ctatus K. zart weilslichbraun, auf beiden 'Seiten eine Reihe schwarzer Puncte, auf dem Rücken braune Bogenstreifen. 74 Leib- ringe 56. Auf feuchten Waldwiesen ziemlich: selten.‘ (Leach bat schon’ einen J: punctatus beschrieben! Uebrigen scheint dieses dasselbe’ Thier, wie die von’ Koch beschriebene Art zu sein.) — J.'similis K. bräunlich} mit’ kurzer’ Schwanzspitze; brauner Rückenlinie und einer Reihe schwarzer Flecken in den Seiten. 7% 41'Ringe. In\sumpfigen Wiesen selten. — J. fer- rugineus K. Die Ränder der Segmente gewimpert, rostbraun, in den Seiten eine Reihe brauner Flecke. 45% 36 —40 Seg- mente. (Ist wahrscheinlich ein ‚Junges einer bekannten- Art.) In feuchten‘ Waldwiesen, 2 | j Von der "Gattung "@lomeris werden’ Heft 4 zwei neue Arten beschrieben, nämlich: @l. nobilis' K.' Rostroth , mit schwarzen : Pünktchen überstäubt;''gelbgerandeten Segmenten. Jenseits der Alpen. — Gl. transalpina K. Roströth, jedes Segment an der Basis schwarz gerandet, der Afterring ‘zur Hälfte “ schwarz. Kleiner’ als: Gl. nobilis, sonst "aber verwandt. Ver: muthlich die Vorberge'der' südlichen Alpen. 2 j Uebrigens beziehe ich mich’ ‘hinsichtlich der ganzen 'Ab- theilung der Myriapoden auf die, von mir im Jahresb richt von 4837 (vergleiche dieses Archiv, Jahrg. 1838 Heft VI.'346.) aus- gesprochenen ‘Grundsätze, h » ! ans IX. Inseeten Bearbeitet von W. Erichson 4 -YY enn bei der grofsen Ausdehnung, zu welcher das Gebiet der Entomologie nachgerade angewachsen ist, die meisten En- tomologen ihr Interesse und ihre Forschungen auf einzelne Theile desselben beschränken, so ist begreiflicher Weise Nichts mehr geeignet, den Fortschritt der Wissenschaft nach allen Richtungen hin zu fördern, als gerade dieser Umstand, der es möglich macht, eine volle Kraft und ein ungetheiltes Streben einem einzigen auserwählten Zweige der Wissenschaft zuzu- wenden. Aus demselben Grunde wird aber auch die Aufgabe für einen Einzelnen immer schwieriger, das Ganze der Lei- stungen, so wie es hier geschieht, zusamimenzustellen, und wo möglich durch ergänzende und berichtigende Bemerkun- gen der Zusammenstellung noch ein weiteres Interesse zu ge- ben, so dafs Ref. wohl auch für den gegenwärtigen Bericht auf die Nachsicht des Lesers rechnen darf, wenn demselben hier und da Lücken und Mängel aufstofsen sollten. Was die entomoloögischen Zeitschriften betrifft, so ist es für Deutschland von grofßser Bedeutung, dafs Herr Germar dem ungetheilten Wunsche aller deutschen Entomologen nach- gebend, die Redaction einer Zeitschrift für Entomologie übernommen hat, ein Unternehmen, welchem der nah und fern mit Recht gleich. hoch gefeierte Name des Herausgebers verbürgt, dafs es der Wissenschaft reiche Früchte eintragen ' wird. Von den Annalen der entomologischen Gesellschaft zu Paris ist zur Zeit nur das erste Heft des Jahrganges 1838 in V. Jahrg. 2. Bd, . 19 282 Berlin eingegangen. Von Silbermanns Revue Entomologique ist bisher noch Nichts von demselben Jahre in unsere Gegend gelangt, und es ist daher bis auf eine darin enthaltene gröfsere Abhandlung des Herrn Chevrolat, die Ref. der freundschaft- lichen Mittheilung des Verf. verdankt, eben so wenig möglich gewesen, den Inhalt dieser Zeitschrift zu benutzen, als es im vorigen Jahre mit dem Jahrgange 1837 der Fall war. Von den Bulletins der Kaiserl. Soc. der Naturf. zu Moskau sind vier Hefte erschienen, von denen besonders die ersten beiden beachtenswerthe entomologische Beiträge enthalten. Die Eng- lischen entomologischen Zeitschriften, die Transactions of the Entomogical Society of London und das Entomogical Ma- gazine liegen vollständig vor, und von letzterem hält Ref. es für seine Pflicht, auch über den Inhalt des Jahrganges 1837 den Bericht nachzuholen, der im vorigen Jahre leider ausfal- len mufste, Aufserdem sind noch einige Werke in diesen Be- richt mit eingeführt worden, die eigentlich schon die Jahres- zahl 1837 auf dem Titel führen, jetzt aber erst hier bekannt geworden sind, und zu wichtig erscheinen, um ganz übergan- gen zu werden. Im Entomological Magazine (1V/‘. p.365) ist Herr B—n aufgetreten, um sich der von Herrn Burmeister in seinem Handbuche der Entomologie entschieden ausgesprochenen An- sicht des Vorkommens einer generatio aeguivoca bei Insecten entgegen zu stellen. Der ungenannte Verf. hat mit vielen Gründen die Unhaltbarkeit dieser Meinung dargethan, dabei aber die Darstellung derselben ‘durch Herrn Burmei- ster wenig berücksichtigt, aus welcher am Ersten hervorgeht, wie wenig sie eigentlich noch einer Widerlegung bedarf. Die einzigen Insecten, denen von Herrn Burmeister eine gene- ratio aeguivoca zugesprochen wird, sind die Läuse und hier ist auch nur von Menschenläusen die Rede, deren Ueber- händnehmen bei einzelnen Kranken. zuerst auf die fragliche Ansicht geführt zu haben scheint. Wenn nun das häufigere Vorkommen der Läuse bei Kindern ebenfalls der generatio aequivoca Schuld gegeben wird, und Herr Burmeister Beide, Kinder und Kranke, durch die ihnen gemeinschaftlich zu- kommende grofse Neigung ihrer Secrete (eigentlich Exerete) zur Zersetzung als dazu gleich disponirt zusammenstellt, ist 283 ein hierin liegender mehrfacher Widerspruch nicht leicht zu übersehen, indem theils, wenn auch die Pathologie in eini- gen Krankheiten eine Neigung zur Zersetzung der Säfte annimmt, und die Excretionen sie auch in solchen unverkenn- bar haben, dem «indlichen Alter gerade das Entgegengesetzte, ‚ein erhöhter Bildungstrieb von Seiten der Physiologie allge- mein zugeschrieben wird, theils da, wo Keime neuer Wesen gebildet werden sollen, gerade die entgegengesetzte Tendenz als die zur Zersetzung oder zur Auflösung in die elementa- ren Stoffe vorausgesetzt werden müfste. Die Theorie ‘des Herrn Burmeister ist auch der der Helminthologen ‘gerade entgegengesetzt, welche, indem sie das besonders häufige Vor- kommen der Eingeweidewürmer ‘im kindlichen ‘Alter eine durch die in dieser Lebensperiode überwiegende plastische Thätigkeit begünstigten spontanen Erzeugung zuschreibt, hierin wenigstens auf eine physiologische Thatsache gegründet ist. Nimmt nun Herr Burmeister die Entstehung ‘der Läuse durch generatio aequivoca deswegen als.nothwendig an, ‘weil sie den entsprechenden Arachniden, den 'Milben der 'Krätze und Räude, gleichfalls zukomme, so haben zwar neuere Er- fahrungen immer wahrscheinlicher gemacht, dafs auch hier die Milben nicht sowohl Produet als Ursache der Krankheit sind, indessen liegt doch auch wieder ein Widerspruch in der Art, wie Herr Burmeister die Entstehung der Läuse und Milben zusammenstellt, indem er annimmt, dafs dieselben Kräfte un- ter der Haut Milben, auf der Haut Läuse erzeugen, gleich- wohl die Zersetzung des abgelagerten -Schweifses als die Ent- stehung der Keime von Läusen bedingend 'aufstellt, ‘während die Lymphe der Krätzpustel nur so lange Milben produeiren soll, als sie unzersetzt ist. Die allgemeine Erfahrung spricht nur dafür, dafs Kinder zu ihren Kopfläusen und Erwachsene zu andern Läusesorten nur durch unmittelbare Mittheilung ge- langen, und wenn in einzelnen Fällen bei Kranken dies 'Un- geziefer in ungewöhnlicher Menge erscheint, so ist das Erste, was man anzunehmen hat, dafs es gerade in Krankheiten dem Kranken selbst unbemerkt sich zahllos vermehren konnte, 'be- sonders da, wo die Umgebung es am Wenigsten argwöhnen durfte. Die Existenz einer besonderen Species auf Siechen bedarf noch sehr der Bestättigung. Bei den Läusen hat es am 19 # 284 Wenigsten: Noth, ihr Enstehen atıs naturgemäfs gelegten Eiern zu erklären, Bei den Entozoen reichen zwar unsere jetzigen ‚Kenntnisse nicht hin, ‚nachzuweisen, wie die Eier derselben immer dahin geführt werden, wo die Würmer sich im thieri- ‚schen Körper entwickeln, ‚es ist aber die Frage, ob deswegen.die generalio aequivocd es sein mufs, die die Würmer hervorbringt; wenigstens ist ‚bei vielen Insecten, namentlich bei manchen Parasiten, und vollends bei Parasiten in Parasiten, die Erklä- rung um Nichts leichter, wie ihre Eier so. gelegt werden, kön- nen, dafs die Larven’ an die Stellen zu gelangen ‚vermögen, wo wir sie finden, ‘und doch hat bei diesen noch Niemand ihr Entstehen aus naturgemäfs gelegten Eiern in Zweifel gezogen. Dafs ‘in den Antennen das Gehörorgan der Insecten zu suchen. sei, ist sowohl die Meinung vieler Entomologen ‚einer früheren Zeit gewesen, ‚als auch gegenwärtig. die Ansicht .der ‚meisten Physiologen, und in diesem Sinne ‚soll sich auch Herr, Newport, der im Gebiete der: Physiologie der Inseeten schon. mehrere umfangreiche, wichtige Untersuchungen ausge- führt hat, ‚in. einem ‚sehr, ausführlichen Vortrage..in ‚der 'ento- mologischen . Gesellschaft zu London ausgesprochen haben. Eine ‚entgegengesetzte Meinung hat Herr Newman sich ‚herbei gelassen, im Magazine of Natural history zu entwickeln. Seine Gründe ‚stützen sich: vorzüglich auf die Verschiedenheit des! Baues. der Antennen von dem äufseren Ohr, der höheren Thiere, ‘wo. die. Entwickelung desselben. mit dem Bedürfnifs eines Gehörsinns im geraden Verhältnifs stehe, während bei den Insecten nicht.allein oft eine grofse Ausbildung des frag- lichen Organs sich fände, wo ein vorzüglich verstärktes Gehör ‚ohne Beziehung zur Lebensweise des damit ausgerüsteten Thie- res erschiene, sondern. auch bei der Unmöglichkeit, dafs die vollkommen soliden Antennen den Schall aufnehmen, und in eine — auch nicht vorhandene — Gehörhöhle leiten, die Möglichkeit, dafs die Antennen die Vermittler des Gehörsinns seien, Gesetze der Acustik voraussetze, welche heut zu Tage den Philosophen noch ganz fremd seien. Es liegt aber sehr nahe, dafs, wenn ein Organ vorhanden ist, welches die Schwin- gungen der Luft, in denen der Schall beruht, unmittelbar zu empfinden, und die dadurch empfangenen Eindrücke geraden Weges dem Gehirn mitzutheilen im Stande ist, der ganze den 285 Schall auffangende und leitende Apparat von Ohrmuschel, Ge- hörgang und selbst Paukenfell wegfallen mufs. Dafs die An- tennen, so verschieden sie auch gebildet sein mögen, von den langen borstenförmigen Antennen derLocusten an, bis zu den kurzen Antennen der Cicaden und Fliegen, wo durch die oft gefiederte Borste eine feine Empfänglichkett für die Einflüsse des Schalls gegeben sein mufs, überall die Fähigkeit besitzen, die Schwingungen der Luft, welche den Schall ausmachen, zu empfinden, ist eine ebenso interessante als fruchtbare Betrach- tung, und wenn wir dies Organ oft in sehr hohem Grade ent- wickelt sehen, müssen wir wohl annehmen, dafs hier Manches gehört werden kann, wovon wir keinen Begriff haben. — Herr Newman will die Antennen lieber als Träger des Gefühls- sinnes betrachtet wissen, eine Ansicht, die diesen Organen in der deutschen Sprache längst den Namen Fühlhörner oder Fühler gegeben, und welche auch die Beobachtung hinrei- chend begründet hat; es fragt sich aber, ob dies Vermögen das andere, welches denn doch in seinem Wesen so sehr ver- schieden nicht ist, ausschliefst? In derselben Zeitschrift tritt Herr Clarke gegen Herrn Newman auf, und weiset durch Beobachtungen die Em- pfänglichkeit der Fühler gegen Einflüsse des Schalles nach, die Herr Newman ilınen abläugnet, geht aber offenbar zu weit, wenn er an der Basis der Fühler einen zusammenge- setzten Apparat aus Labyrinth, Paukenfell, innerem und äufse- rem Gehörgange annimmt, die durch eine im Gelenkkopfe des ersten Fühlergliedes enthaltene Oeffnung, (welche keine andere ist, als die, durch welche Nerven und Tracheen in den Füh- ler eindringen) als änfsere Gehörsöffnung dem Schalle zugäng- lich wären, wobei er in derselben Voraussetzung als Herr Newman befangen, die Antennen als dem äufseren Ohr der Säugethiere (auricula) analog anspricht. Unter den die Entomologie im Allgemeinen betreffenden Arbeiten ist zunächst Herrn Lacordaire’s Introduction 4alUVEntomologie zu nennen, von welcher jetzt dem 1834 erschienenen ersten Bande der zweite gefolgt ist. Es bildet dieses Werk einen Theil der Nouvelles Suites a Buffon. Der erste Theil enthält eine Schilderung des Insects nach seinen ver- schiedenen Lebenszuständen und nach seinem äufseren Bau, 286 der zweite behandelt zuerst den inneren Bau, und zwar zunächst die Wege der Ernährung, den Darmkanal mit seinen Anhängen, die Speichel-, Gallen- und Harngefäfse, die Organe des Kreis- laufs, die Respirationsorgane, den Fettkörper, die Absonderun- gen, — und zwar Seide, Wachs, Ausschwitzung (als Ueberzug des Körpers bei Lixus, Eurychora u, s. w.), Lack, Gift, Säu- ren, besondere Flüssigkeiten, Gerüche, Phosphorescenz, — all- gemeine Betrachtungen über Ernährung. Das nächste Capitel handelt von den Functionen des Empfindungslebens und schil- dert zunächst den Bau des Nervensystems, dann die Sinnes- organe, das Muskelsystem, das folgende Cap. die Fortpflanzung mit ihren Organen, und das Verhältnifs der Geschlechter, das darauf folgende den Instinct und die geistigen Fähigkeiten, das nächste die Geographie der Insecten und das letzte giebt einen kurzen Abrifs der Geschichte der Entomologie., Was die Behandlung des Stoffes betrifft, scheint Herr Lacordaire sich bei diesem zweiten Theil noch mehr als beim ersten in seine Materie hereingearbeitet zu haben. Alles Anatomische ist nur nach den schon vorhandenen Quellen, indefs mit grofser Umsicht und Belesenheit zusammengestellt, in den physiologischen Schilderungen hat der Verf. Gelegen- heit, seine auf seinen ausgedehnten Reisen gesammelten Er- fahrungen zu Hülfe zu nehmen, wobei er indefs die in den verschiedensten älteren und neueren Werken niedergelegten Erfahrungen, Beobachtungen und Ansichten nicht unbenutzt läfst. Ueberhaupt ist dies Werk in diesem Felde das beste, welches wir zur Zeit besitzen. Vor dem von Kirby und Spence hat es den Vortheil der Benutzung alles seitdem der Wissenschaft zugetragenen Materials voraus, und vor dem ähn- lichen Werke des Herrn Burmeister zeichnet es sich darin vortheilhaft aus, dafs die Kirby-Spence’sche Introduction mehr berücksichtigt als benutzt ist, und da, wo bessere, gründ- lichere Arbeiten vorhanden waren (z. B. über die Zusammen- setzung des Thorax) diese zum Grunde gelegt wurden. Uebri- gens geht Herr Lacordaire überall auf die ursprünglichen Quellen zurück, und auch Herrn Burmeisters Handbuch wird von ihm angeführt, wenn er in demselben eine neue Beobachtung oder eine selbstständige Ansicht. findet. Dem Capitel über die Geographie der Insecten ist eine besondere 287 Ausführlichkeit gewidmet, die um so mehr Dank verdient, als dieser Theil der Wissenschaft bisher noch sehr zurückgesetzt war. Herr L. erläutert zuerst den Einflufs äufserer Umstände auf das Vorkommen der Insecten, namentlich den der Nah- rung, der Temperatur, des Lichtes, des Bodens, anderer Or- ganismen, die Wanderungen, dann die Standörter (Statio) und die Zeit der Erscheinung der vollkommenen Insecten, und endlich die geographische Verbreitnng sowohl in Bezug auf die absolute und relative Zahl der vorhandenen Insecten, als auch in Rücksicht auf die Eintheilung der Ländermassen in entomologische Regionen. Solcher Regionen nimmt Herr La- eordaire nicht weniger als 40 an, es möchte aber natürli- eher sein, dieselben mehr zu verschmelzen und z. B. die In- dische Fauna mit der von Südchina, ebenso die von Europa und Sibirien als je einen, in mehrere Gliederungen theilbaren Körper zu betrachten, und andere, z. B. die von Japan, als aus zweien (der Europäischen und Indischen) combinirt an- zunehmen. Ebenso erscheinen die Faunen von Südamerica östlich der Anden und Westindien nur als Glieder eines Kör- pers, einen zweiten bildet die Fauna Südamerica’s westlich von den Anden, einen dritten Nordamerica, und die Stelle, wo alle drei über einander greifen, ist in Mexico. Madagas- kar, von Herrn Lacordaire als eigene Region betrachtet, ist dadurch merkwürdig, dafs nicht immer der Character der Fauna aus der geographischen Lage beurtheilt werden kann; denn offenbar stammverwandt mit Mittel- Africa (Guinea) ent- hält es manche Elemente aus der Südamericanischen Fauna, wie selbst aus der Identität einzelner Species hervorgeht. Wenn die Ausführlichkeit, mit welcher Herr L. in den Arti- kel über die geographische Verbreitueg der Insecten eingegan- gen ist, durchaus im Interesse der Wissenschaft war, darf es nicht als nachtheilig auffallen, wenn dasselbe auf Kosten der Geschichte der Entomologie geschehen ist, wo Herr Lacor- Jdaire sich fast auf eine Aufzählung und Beurtheilung der hauptsächlichsten Systeme beschränkt, wobei der Verf. um so unbefangener verfahren kann, als er kein eigenes Sy- stem zu vertreten hat. Sein Urtheil ist auch bei aller Kürze überall sehr treffend, und wenn sich dabei noch eine wohl begründete Pietät gegen seinen! grofsen Lehrer La- 288 treille erkennen läfst, scheint diese fast nur in dem Tadel durch, den HerrLacordaire über die hochfahrende Beurthei- lung, ausspricht, die der damals am Rande des Grabes stehende, hochverdiente Mann von Herrn Burmeister erfahren hat, und auch dies geschieht, nachdem er nachgewiesen, dafs dem von Herrn Burmeister aufgestellten Systeme keine einzige neue Idee zum Grunde liege, und auch in der von ihm gebrauchten Combination der Ideen Anderer keineswegs ein Fortschritt der Wissenschaft gegeben sei, auf eine höchst gelinde Weise. Ein sehr wichtiges Werk für die Entomologie ist ferner in der Introduction to ihe modern classification of Insects, founded on the natural habits and corre- sponding organisation of the different families von Herrn J. 0. Westwood erschienen. Der Verf. ist uns längst durch seine zahlreichen Arbeiten, die keine Ordnung der Insecten unberührt liefsen, als ein scharfsichtiger Systematiker und als ein ungewöhnlich genauer Beobachter bekannt, der die Wis- senschaft überall, wo er sich zeigte, «zu bereichern nicht ver- fehlte. In dem vorliegenden umfassenden Werke finden wir ihn darauf verzichtend, seine eigenen Beobachtungen darzu- legen, sich streng auf das in der Wissenschaft schon bereit gelegte Material beschränken, doch in demselben Maafse, wie er sich in dem ganzen weiten Gebiete überall gleich belesen, und mit den neueren nicht nur, sondern auch mit den älteren Auctoren ‚vertraut erweiset, wie er mit liebenswürdiger Be- scheidenheit dem Leser alle Auctoren, deren Ansichten und Beobachtungen er benutzt, selbst vorführt, in demselben Maafse zeugt doch jede Seite durch die getroffene Auswahl und An- ordnung für den kritischen Scharfbliek und feinen Tact des Verf., so dafs man mit eben so viel Belehrung als Behagen das Buch liest, welches auch Niemand entbehren kann, der das Bedürfnifs eines Ueberblicks über den heutigen Zustand der Wissenschaft hat. Dabei hat der Verf. noch ein Verdienst: er lehrt uns mit besonderer Vorliebe nicht sowohl die syste- matischen Charactere, für welche er bei jeder gröfseren oder kleineren Abtheilung auf die darauf bezüglichen Werke verweiset, als er die die Lebensweise und, namentlich die früheren Zustände betreffenden Notizen behandelt. Leider ist die Kenntnifs der früheren Stände bisher in den meisten . 259 Zweigen der Entomologie noch'sehr zurückgeblieben, und wenn es trotz dem Interesse, welches die Schwierigkeiten der auf die Erforschung derselben gerichteten Untersuchungen zu be- gleiten pflegt, scheinen möchte, dafs die grofse Mehrzahl der Entomologen mit den Mitteln, die Sammlungen zu ordnen und zu bestimmen, befriedigt wäre, hat die lange Vernach- läfsigung der früheren Stände doch hauptsächlich darin ihren Grund und ihre Entschuldigung, dafs das Bedürfnifs, vor- her die möglichst genaue Kenntnifs der letzten Stände zum Grunde zu legen, gefühlt werden mufste, und wird dann um so mehr gerechtfertigt erscheinen, wenn nach einer Reihe von Decennien, nach dem Gange, welche die Wissenschaft gegenwärtig nimmt, zu urtheilen, die gröfste Anzahl der bis- her über die früheren Zustände der Insecten vorhandenen Be- obachtungen ungenügend und zum Theil ganz unbrauchbar erscheinen werden, wobei indefs die heutigen gewissenhaften Beobachter keine geringere Ansprüche auf den Dank der Mit- und Nachwelt haben, als Herr Westwood, dem wir gegen- wärtig eine lange vermifste Zusammenstellung und Ueber- sicht dessen, was dem Wesentlichen nach bisher in diesem Zweige geleistet worden ist, zu danken haben. Nach einer Einleitung, die in möglicher Kürze die Structur der Insecten im Allgemeinen ins Licht setzt, geht der Verf. die verschiedenen Systeme der Entomologie durch, mit sorglicher Auswahl für die verschiedenen Systeme nur die bedeutenderen Vorfechter aufzuführen, für das’ auf Verwandlung gegründete Swammerdam und Lamark, wobei auch Newman nicht wohl zu übergehen war, wenn das Unpractische seiner Methode recht ans Licht gestellt werden sollte, für das auf die Flügel- bildung gegründete Linn undDegeer, für das auf die Mund- theile gegründete Fabricius, für das eclectische, das alle drei Methoden vereinigt, Latreille und Mac Leay, von dessen letzteren Systeme sich das des Verf. selbstnur wenig unterscheidet, obgleich durch verbindende Zwischen-Ordnungen, der Stre- psiptera zwischen Hymenoptera und Ooleoptera, der Euplexo- ptera (Ohrwürmer) zwischen Coleoptera und Orthoptera, der Thysanura (Thrips) zwischen Orthoptera und Neuropiera, der Homalopter a(Hippobossa) und Aphanipter.a(Flöhe)zwischen Diptera und Heteroptera, die practische Klarheit sehr getrübt wird, die den Eintheilungen des Verf. sonst im hohen Grade eigen zu sein pflegt. Obgleich Herr Westwood in seiner eigenen Anordnung die Hymenopteren an die Spitze stellt, be- ginnt er doch, um nicht gegen die zeitige Mode zu verstolsen, mit den Coleopteren, welche er nach den Fulsgliedern in 4 290 KB a EHE He erg e zeiramera und Pseudotrimera, die letzten beiden den La- treille’schen Tetrameren und Trimeren entsprechend, welchen, nachdem die Xylophagen, zum Theil wirkliche Teirameren, von dem ersteren ausgeschlossen sind, bekanntlich noch. ein fünftes oder viertes Fulsglied zukommt, daher Herr Westwood einem von Herrn Burmeister gegebenen Vorschlage, der die- selben Abtheilungen als Cryptoteiramera und Crypiotrimera be- zeichnet, folgend, die Namen passend änderte, denn so wie wenigstens Herr Westwood diese beiden Abtheilungen auf- gestellt hat, kommt ihnen eine gemeinschaftliche Bildung der Fulsglieder zu. Allein die Abtheilung der Penztameren enthält so viele Tri-, Tetra- u. s. w. meren, dals sich nur wenige der bisher aufgestellten Unterabtheilungen ganz rein von Abwei- chungen erhalten, und es wiederholt sich selbst die Form der pseudo- tetra- und trimerischen Fülse in derselben, so dals nur die Abtheilung der Heteromeren rein und scharf begränzt da- stände, wären nicht die Cryptophagen, von denen die Männchen durchaus den Heteromeren angehören, während die Weibchen sich nicht von den Pentameren entfernen. Die Pentameren theilt Herr Westwood vorläufig in zwei Abtheilungen, von denen die erste Mac Leay’s Chilopodo- morphen, die zweite seinen Chilognathomorphen entspre- chen würde. Erstere zerfallen in zwei weitere Abtheilungen, 4de- und Rypophagen, die ersteren derselben auf bekannte Weise in die Land- und Wasser- Adephagen, letztere in die Philydrida (nicht Philhydrida zu schreiben), Necrophagen und Brache- Iyira, die vorletzten durch die Familien der Dermesten, einen grolsen Theil der Latreilleschen Xylophagen, die letztere durch die.Pselaphen ausgedehnt. Die Chilognathomorphen theilt Herr W estwood in drei Abtheilungen: Glavicornen (Byrrhen und Histeren), Lamellicornen und Serricornen. In der Anordnung der Heieromeren nimmt Herr W est- wood den umgekehrten Gang als Latreille, indem er mit den Pimelien schlielst. Die Pseudotetrameren zerfallen in die drei bekannten Familien der Rüsselkäfer, denen die Borken- käfer nicht unpassend angeschlossen sind, Bockkäfer und Blatt- käfer, die Pseudotrimeren in die Erotyliden, welche grölstentheils eigentlich Pseudoteirameren sind, Endomychiden und Coccinellen. Eine zweite Ordnung bilden die Ohrwürmer, welche Herr Westwood Euplexoptera nennt, eine dritte die Ortho- ptera mit den Familien der Blaiten, Mantiden, Phasmen, Ache- ten, Grylien und Locusten. Herr Newman hat im Entomological Magazine (IV. p- 234) das früher in derselben Zeitschrift entwickelte sieben- theilige System der Inseeten vertheidigt und theilweise weiter ausgeführt. Er geht davon aus: 1) dafs sich alle natürliche Gruppen in sieben kleinere Gruppen theilen lassen (auf dem 291 Papiere gewifs); 2) dafs von diesen sieben kleineren Gruppen eine vollkommner ist als alle anderen; 3) dafs jede der sechs untergeordneten Gruppen Formen enthält, welche sich gleich- mäfsig genauer an die vollkommenere anschliefsen, wenn auch wohl jede in einem anderen Merkmal, und 4) dafs man, um - diese Annäherungen zu berücksichtigen, die vollkommenste Gruppe in die Mitte stellen und: die übrigen sechs um sie herum ordnen mufs. Dafs die Natur zwischen den Abtheilun- gen, welche sie macht, zu vielfache Beziehungen läfst, dafs wir diese nicht besser übersehen sollten, wenn wir die Ab- theilungen auf der Fläche ausbreiten, als wenn wir sie in ge- rader Linie verfolgen, ist längst anerkannt, und was die Annahme des Herrn Newman betrifft, dafs die Gruppe, die ihre Beziehung zu allen übrigen habe, gerade die vollkom- menste sei, läfst es sich der Theorie nach als eben so begrün- det aufstellen, dafs die übrigen, die mehr ‚selbstständige Eut- wickelung haben, als die vollkommneren und höheren zu be- trachten sind. Herr Newman stellt die Neuroptera in die Mitte und entwickelt mit vieler Schärfe die Annäherungen, die die übrigen Ordnungen gegen dieselbe machen. Er hat diese Ordnung in demselben Umfange als Latreille angenom- men, theilt sie aber in 7 Familien, indem er die Latreille- schen Planipennes in 4 Familien, Termiten, Perlen, Pa- norpen und Hemerobien auflöst, die mit den übrigen La- treilleschen, den Libellen, Ephemeren und Phryganeengleichen Werth hätten, worin ihm übrigens schon Herr Pictet voran- gegangen ist. Wenn er aber bei der Vergleichung dieser ein- zelnen Familien auf die Verhältnisse der einzelnen Thorax- ringe Werth legt und z. B. den Gegensatz von Perla und Ephemera hervorhebt, indem hier der Prothorax und Meta- thorax fast ganz zurücktreten, dort überwiegend entwickelt sind, sollte ein philosophischer Auctor, als welcher Hr. New- man hier auftritt, billiger Weise nicht bei der äufsern Form stehen bleiben, die durch das Verhältnifs der Extremitäten bedingt wird, von denen die Entwickelung der Muskeln in den verschiedenen Theilen des Thorax abhängig ist, diese wieder von dem Gebrauch der Theile, denen die Muskeln angehören, daher bei den Ephemeren der Mesothorax sich entwickelt, weil diese Thiere mit den Vorderflügeln fliegen, bei den Perlen 292 zurückbleibt, weil bei ihnen dieselben Flügel hauptsächlich nur Deckflügel sind. Ä Ferner zeigt Herr Newman, dafs sein System alle übri- gen, das auf. die Flügel, auf die Mundtheile und die Verwand- lung gegründete, in sich. vereinige; überhaupt ist seine Anord- nung im Sechseck, ‚mit den Neuropteren in der Mitte, wenn man diese letzteren trotz des verschiedenen Typus in der Metamorphose und dem verschiedenen Bau der Mundtheile im Latreilleschen Sinne als eine Ordnung annehmen will, sehr sinnreich, schwebt aber zu sehr im Allgemeinen, um irgend’ einen practischen Nutzen abzuwerfen. Ein anderer‘ gleichfalls nur skizzenhafter Versuch, die Ordnungen der Insecten zu bestimmen, ist vom Ref. gemacht, und in den Mittheilungen aus den Verhandlungen naturfor- schender Freunde zu Berlin, so wie in Germars Zeitschrift für die Entomologie bei Gelegenheit einer kleinen Abhandlung über Mantispa (s. u.) das Wesentliche desselben mitgetheilt worden. Es war ursprünglich nur (daran gelegen, einen durch- greifenden von der Flügelbildung unabhängigen Unterschied zwischen den Orthopteren und Neuropteren zu ermitteln. Die Untersuchung des Mundes der verschiedenen Formen bei- der Ordnungen wies auch einen sehr bestimmten und ausge- zeichneten Typus nach, in: welchem alle: Neuropteren mit unvollkommener Verwandlung mit den bisherigen Orthopte-: ren übereinstimmen, und Ref. glaubte um so mehr Veranlas- sung zu haben, beide zu vereinigen, als sich bei der zweiten Insectenordnung, die dieselbe Form der Verwandlung hat, den Hemipteren, eine ähnliche Differenz in der Flügelbildung zeigt, so dafs die bisherigen Orthopteren den Heteropteren, die bisherigen Neuropteren mit unvollkommner Verwandlung den Homopteren gegenüberstehen; es läfst sich auch, wenn man eine Parallele zwischen beiden Ordnungen zieht, überall eine entsprechende Flügelbildung in beiden nachweisen. Es bilden dadurch die beiden Ordnungen mit unvollkommener Verwand- lung einen Gegensatz zu denen mit vollkommener Verwand- lung, indem bei diesen die Flügelbildung bei einem bestimm- ten Typus bleibt, bei jenen die verschiedenen Typen stufen- weise durchläuft. Die Familien, welche nach dieser Ansicht von den Neuropteren entfernt, und den Orthopteren auge- 293 reiht werden, und die sich in. der Helm-, (galea) förmigen äufseren Maxillarlade und der vierlappigen Unterlippe, mit eingelenkten äufseren Lappen mit den Orthopteren. über- einstimmend zeigen, sind Termes, Perla, Psocus, Libellula, und ihrer ganzen Naturgeschichte nach auch Ephemera. Die- selbe Bildung des Mundes findet sich auch, bei Lepisma, das bei näherer Betrachtung eine grofse Annäherung an Blatta zeigt. Die Ordnung der Neuropteren ist auf die drei Fami- lien Hemerobien, Panorpen und Phryganeen beschränkt worden, für welche ein ‚gemeinschaftlicher Ordnungscharacter ' schwerer zu ermitteln ist, weil sie in vielen Puneten sich. bald .an diese, bald .an jene Ordnung anschliefsen. : Dafs die Bildung der Flügel auch für die Insecten mit vollkommener Verwandlung nur ein Merkmal zweiten Ranges sei, ist vom Ref. ebendaselbst nachgewiesen ‘und zugleich angedeutet, dafs auch hier die wesentlichen Charactere im Bau; des, Mundes und namentlich in den Verhältnissen: der einzelnen Theile des Mundes zu einander liegen, welche seit Fabricius von kei- nem Systematiker benutzt sind, obgleich uns durch Savigny eine tiefere Einsicht in dieselben eröffnet worden ist, und die auch dann nicht als rein künstliche Kennzeichen angesehen werden können, wenn man ‚davon ausgeht, dafs die Charactere durch die Abtheilungen, nicht aber die Abtheilungen durch die Charactere bedingt werden. Herr Hope hat in einem in der Brittischen Gelehrten- Versammlung zu Newcastle gehaltenen Vortrage sich über die gegenwärtig gebräuchliche Klassification der Insecten ausge- sprochen, und besonders 4 Puncte aufgestellt, deren Beherzi- gung von Wichtigkeit ist: 1) wirft er den modernen Entomo- logen vor, dafs sie nur Merkmale, die in der äufseren Orga- nisation liegen, berücksichtigen, und wer möchte hier nicht beistimmen, wenn von solchen Kennzeichen die Rede ist, die nur im Habitus begründet sind? — 2) bemerkt er, dafs wenn die innere Structur zu Hülfe genommen wäre, der Bau des Darmkanal eine Hauptrolle spiele, welcher, wie er, obgleich gegen die allgemeine Ansicht und doch nach Umständen nicht ohne Grund, hinzufügt, dazu'nicht geeignet wäre, indem seine Structur von Lebensweise und Nahrung des Thieres bedingt werde, — 3) Sieht er nicht mit Unrecht darin einen Mangel, 294 dafs man nicht von einem einzigen Princip bei der Classification ausgehe, und oft Kennzeichen für dieselbe in Anwendung bringe, welche im Grunde unwesentlich und untergeordnet wären. — 4) Spricht er seine Meinung dahin aus, dafs es nur ein ge- naues Studium des Nervensystems wäre, welches auf ein na- türlicheres System als die heutigen leiten würde. Was bis jetzt über das Nervensystem der Insecten allgemeiner bekannt ist, eignet sich allerdings nicht dazu, diese Ansicht zu bestät- tigen, und namentlich scheint die Vertheilung der Ganglien, worin sich noch am Ersten bei verschiedenen Inseeten Ver- schiedenheiten wahrnehmen lassen, mit den systematischen Verschiedenheiten in eben so wenig Beziehung zu stehen, als mit der äufseren Structur selbst, so dafs das vonHerrn Bur- meister aufgestellte Gesetz, wonach die einzelnen Ganglien um so bestimmter sich absonderten, je bestimmter die Gliede- rungen des Körpers gehalten wären, und in dem Grade mit einander verschmölzen, in welchem die Segmente, denen sie angehören, mit einander verwachsen, so scheinbar es theore- tisch auch sein mag, practisch doch sich so wenig bewährt, dafs ein kleiner Kreis von Erfahrungen schon hinreicht, mehr Ausnahmen gefunden zu haben, als Fälle wo es zutrifft. Un- ter diesen Umständen würde es in mehr als einer Hinsicht von grofser Wichtigkeit sein, wenn Herr Hope die Thatsa- chen, auf welche sich jene Aufstellung gründet, veröffentli- chen, und damit denen, welche diese interessanten Forschun- gen weiter verfolgen möchten, für diesen Zweck eine Anlei- tung geben wollte. In Bezug auf die geographische Verbreitung der Insecten hat Herr Walker im Magaz. of Nat. Hist. eine Idee ausgesprochen, die darin beruht, dafs er das Atlantische Meer und den stillen Ocean mit dem ‘Indischen Meere als zwei grofse Bassins betrachtet, an deren entgegengesetzten Küsten entsprechende Formen von Insecten sich fänden. Dafs eine Analogie zwischen den Insecten des südwestlichen Ame- rica mit denen von Indien bestehe, läfst sich aber nicht wohl annehmen, und wenn der Verf. auf eine Uebereinstim- mung derer der Philippinen und Chile’s hinweist, so weils Ref. nicht, welche Insecten der Verf. dabei im Sinne gehabt. Zwischen den gegenüberliegenden Küsten des Atlantischen. 295 Meeres ist eine Analogie in der Inseetenfauna zwar um so we- niger zu verkennen, je mehr man sich dem Polarkreise nähert; doch ist sie nieht auf die Küsten beschränkt, sondern breitet sich über die ganzen Erdtheile aus. Wenn der Verf. sich auf die Uebereinstimmung der Fauna zu beiden Seiten des Mittel- ländischen Meeres bezieht, so finden sich hier andere Verhält- nisse: diese Uebereinstimmung der Faunen der gegenüberlie- genden Ufer findet bei allen schmalen, eingeschlossenen Mee- ren statt, welche vielleicht erst nach der Erzeugung der jetzt noch an ihren Ufern lebenden Insecten entstanden sind. Von Herrn Germar’s Fauna Insectorum Euro- pae ist das 20ste Heft erschienen. Es enthält folgende Arten: GCarabus Kircheri aus Tirol, vielleicht nur kleinere Ab- art des €. depressus Bon. Hydroporus bicruciatus Kunze, einerlei mit H. Escheri Aube. H. ihermalis, Trichodes fla- vicornis aus Sicilien, wohl nicht wesentlich von T. Ammios abweichend, Hybalus Dorcas (Copris Dorcas F.) ebenfalls aus Sicilien, Cetonia tincta, neue Art, ebendaher, Phryga- nophilus ruficollis Sahlb., Melandrya vuficollis F., als eigene Gattung bisher nur durch habituelle Merkmale begrün- det. Die Aehnlichkeit mit Cantharis muls wohl auffallend sein, denn Fabricius beschreibt diesen Käfer auch unter dieser Gat- tung als Canth. andlis. Adexius scrobipennis Schönh., Elyıhrodon bispinus Schönh,, Apate sinuata F., Apate elongata Payk., Apate substriata Payk., Endomychus thoracicusKoll. aus Ungarn, Decticus albifrons (Locusia albifrons F.), Oedipoda insubrica Charp., Oedipoda mi- niata Charp., Oedipoda lineata Panz., Oedipoda elegans Charp., Gomphocerus bigutiatus Charp.; von den vier letz- ten Arten beide Geschlechter. Eupelix producta und E. spathulata, 2 neue, bei Erlangen einheimische Arten. Von der Fortsetzung der Panzerschen Insectenfauna durch Herrn Herrich-Schäffer ist das 147 — 158. Heft erschienen. HerrZetterstädthatdielnsectenfaunavonLappland unter dem Titel: Insecta Lapponica bearbeitet, und bereits den gröfsten Theil derselben in die Hände des Publicums gegeben. Es ist somit für die Fauna des entlegensten und vielleicht am Wenig- sten zugänglichen Theils von Europa (England wohl ausgenom- men) mehr geschehen, als für die Faunen selbst solcher Länder des Continents, in denen eine reiche Zahl von Entomologen hei- misch ist. Freilich ist auch keine Fauna leichter zu übersehen als gerade die von Lappland, wo das Vorkommen einer minder rei- chen Zalıl von Insecten sich auf ein Paar Monate des Jahres 296 beschränkt. Aufser manchen eigenthümlichen, aretischen In- secten, die jedoch theils ostwärts, z.B. auf dem Ural und wei- ter in Sibirien, selbst in Kamtschatka, theils im mittleren Eu- ropa auf der Höhe der Gebirge wieder vorkommen, sind die meisten Insecten seiner Fauna theils weiter in Norwegen und Schweden, theils über einen gröfseren Theil von Europa ver- breitet, und hat der Verf. auch nicht Gelegenheit gehabt, die Verbreitung der von ihm aufgeführten Insecten weiter als über Scandinavien zu verfolgen, so hat er sich darin ein grofses Verdienst erworben, dafs er theils das Vorkommen der Lapp- ländischen Inseeten nach den Fundörtern, theils die Verbrei- tung derselben über den übrigen Theil Scandinaviens bestän- dig genau bemerkt. Für die Coleoptera fand Herr Zetter- städt eine bedeutende Vorarbeit in Gyllenhals Insecta Sueeica, für die Orthoptera in seinen eigenen Orthoptera Sueciae, für die Hemiptera und Diptera in den Fallenschen Dissertationen; indefs fehlt es in allen dreien dennoch nicht an neuen Arten, namentlich in den letzteren Ordnungen. In der der Hemiptera kommt unter den Heteropteris eine neue Gattung Ophihalmocoris vor, welche mit Labops diopsis Burm. einerlei ist, doch den schon früher von Fall&n gegebenen Art- namen Sahlbergii behalten muls. Unter den Homopteris führt Herr Z. mehrere neue Gattungen ein, welche indels von Ger- mar zum Theil anders bestimmt sind, und von denen Cerco: pis mit Aphrophora Germ., Pholetaera mit Acocephalus Germ., Cicada 2. Th. mit Teuigonia, Euacanthus Germ., Jassus mit Byıhoscopus Germ. im Wesentlichen übereinkommen. Unter den Hymenopteren ist nur eine neue Gattung unter den Bra- coniden aufgestellt, die indels mit Coelinius Nees zusammen- fällt. Zahlreicher sind die neuen Gattungen und Arten unter den Dipteren, eine Ordnung, deren zahlreiches Vorkommen in Lappland wohl zu erwarten war. Als neue Gattungen sind an- en sine Hormopeza, Iteaphila unter den Hybo- iinen, Wiedemannia, Microcera unter den Empiden, Ne- phrocerus unter den Pipunculinen, Coprina (Xylota pipiens Meig., weshalb der Gattungsname Syrisa Macgq. nicht beibehal- ten, ist'nicht bemerkt) unter den Syrphen, Leptopieryx un- ter den Hippoboscen, Micra unter den Rhizomyziden, Lept- opa unter den Musciden, Ectinocera unter den Scatomyzi- den, Homalocephala unter den Ortaliden, Colobaea (Opo- myza bifasciella Fall, Meig.) unter den Opomyziden, Macr o- chira unter den Agromyziden, Psiloconopa, Pachyneura, Dicranota, Tryciphona (Limnobia immaculata Meig.) unter den Tipuliden, Corynocera unter den Mycetophilinen. Von Lepidopteren liegt noch die erstere Hälfte bis zur Mitte der 297 Spanner vor; auch hier hat Herr Zetterstedt in allen Abthei- lungen neue Arten entdeckt, unter den Tagschmetterlingen 2, unter den Spinnern 3, unter den Eulen nlmicht weniger als 25 neue nordische Arten beschrieben. Von der sowohlin Hinsicht der eleganten Ausführung als auch der sorgfältigen und genauen Darstellung selten erreichten Brittish Entomology von Herrn Curtis ist der 15. Band vollendet worden, Er enthält an Coleopteren Phyiosus spinifer Rudd, eine neue Gattung der 4leocharinen-Gruppe, die durch ihre Ana- logie mit Osxytelinen sehr merkwürdig ist, Trachys minuta, Elater aterrimus, Lampyrisnoctiluca, Nitidula colon, Triplax aenea, Typhaea fumata, Dermestes larda- rius, Anıhicus tibialis, eine neue, dem A. humilis ähnliche Art mit erweiterten Hinterschienen, Otiorhynchus maurus, Orchestes FF’ altoni, dem O. pratensis ähnlich; an Orthopte- ven Libellula rubicunda L., Ephemera cognata Curi.; an Neuropieren Panorpa germanica, Molanna angustata; an Hymenopieren Tenihredo cingulata, Uynips nervosa (neu), Beihylus fulvicornis, Crabrosubpunctatus; anLe- pidopteren von Spinnern Szauropus Fagi, Closiera ana- choreia, von Eulen Lithomia Solidaginis, von Spannern Siona dealbata, Hybernia defoliaria, Euboli« cervi- naria, von Wicklern Teras excavana Haw., Zeiraphera Hastiana, von Schaben Acrolepia betulella Curt., Por- rectaria (Iyp. Tinea anatipennella Hübn.) albicosta Haw., Ederessa (typ. Tinea pruniella L.), semitestacella Curt., von Geistchen Alueita hexadactyla; an Dipteren Rhagio Heyshami Curt, Leptis diadema, Myops fulvipes, Phasia speciosa Curi., Trigonomeiopus frontalis (Te- Zanocera frontal. Meig.), Heteroneura albimana, an Hemi- pteren Teiyra fuliginosa, Aelia acuminata, Harpo- cera Burmeisteri Curt., eine neue, Capsus ähnliche Gattung, wo beim Männchen das zweite Fühlerglied etwas erweitert ist, Capsus hirtus Curt., Miris tritici Curt., Prosiemma gut- zula, Hydroessa pygmaea, Nepa cinerea, Ledra au- rita, Coccus Aceris F. Herr Haliday beschreibt in den Annals of Natural History eine Anzahl von Insecten, welche in Curtis Guide aufgeführt sind. Von Coleopteren ist nur Calathus nubigena beschrie- ben, und vom Omaseus tetricus bemerkt, dals er des Ref, Pierostich, gracilis sei, der doch länger schon durch De- jean bekannt ist. Die beschriebenen ‚Hymenopteren sind zahl- reicher, beschränken sich aber auf die Familie der Ichneumonen, für welche auch einige neue Untergattungen errichtet werden: Helictes auf Crypt.impurator und erythrostoma Grav., Clepticus nahe verwandtmit Plectiscus, Acrodactylamit Polysphincia. Fer- V. Jahrg. 2, Bd, 20 298 ner ist eine Reihe von Dipteren aus sehr verschiedenen Gattun- en und von Hemipteren ein Paar Blattläuse beschrieben. Es ist aber die Frage, ob man alle diese Arten durch die kurzen diagnosen-artigen Beschreibungen für hinreichend characterisirt annehmen kann. Bei der unendlichen Menge von ähnlichen Ar- ten, die es überall giebt, ist es namentlich bei den Ichneumonen ganz unmöglich , aus einer kurzen Diagnose eine Art mit der eringsten Sicherheit zu bestimmen, zumal, wenn wie hier, blos de Farbe in Betrachtung gezogen ist, welche oft ohne Grän- zen abändert. Es wäre wohl nicht zu viel, wenn die Auctoren beim Abfassen der Beschreibungen darauf Rücksicht nehmen, dals ein Anderer die Art darnach erkennen soll. Der vierte Band von Richardsons Fauna Boreali- Americana ist den Insecten gewidmet, und von Herrn Kirby bearbeitet worden, welcher damit ein umfassendes, vielfach belehrendes Werk zu Tage gefördert hat. Die Fauna von Nordamerica hat einen überwiegend Europäischen Cha- racter, und je weiter nach Norden, um so mehr: in demsel- ben Maafse, als sich die der Europäischen Fauna fremden, America eigenthümlichen Formen (als Canthon, Phanaeus, Gymnetis) verlieren. Diese Uebereinstimmung zeigt sich theils in dem Vorkommen analoger Arten (als der verschie- denen Necrophoren, und unter den Hirschkäfern des Luca- nus cervus und elaphus, Tarandus tenebrioides und piceus F., Platycerus caraboides F. und Quercus Kn.), theils dehnt sie sich häufig auf Identität der Species aus, und zwar ih ver- schiedenen Familien und Ordnungen in verschiedenem Grade, nirgends aber fast in höherem, als beiden Dipteren. Aus die- sem Gesichtspuncte betrachtet bietet die Fauna von Nord- america ein ganz besonderes Interesse dar, erfordert aber auch ein ganz vorzüglich aufmerksames und umsichtiges specielles Studium, um auf der einen Seite die Identität der Nordame- ricanischen Arten mit den Europäischen nachzuweisen, auf der anderen die oft feinen und doch beständigen und bestimmten specifischen Unterschiede analoger Arten nicht unbeachtet zu lassen. Herr Kirby beschreibt in dem genannten Werke die von Herrn Richardson auf seiner von New-York nordwärts bis zum 49. Gr. n. B. unternommenen Reise gesammelten Inse- cten, 447 Arten im Ganzen, davon 249 Coleoptera, 3 Or- thoptera, 2 Neuroptera, 2 Trichoptera, 32 Hymenopiera, 299 11 Hemiptera, 32 Lepidoptera, 14 Diptera, 1 Iomalopte- rum und 1 Aphanipterum. Es ist nur ein Theil der hier beschriebenen Insecten, der mit denen, die wir aus den Vereinigten Staaten kennen, über- einkommt, der gröfsere Theil ist neu und fehlt auch noch in den Europäischen Sammlungen, namentlich denen des Conti- nents. Die häufige Uebereinstimmung der Nordamericanischen Insecten mit den Europäischen konnte einem so erfahrenen Entomologen als Herrn Kirby am Wenigsten entgehen, und es scheint dem Ref, von ganz besonderem Interesse zu sein, die Arten, bei welchen Herr Kirby dieselbe bemerkt, hier nmamhaft zu machen. Es sind nämlich Platynus (Anchome- nus) anguslicollis, Omaseus Orinomum Steph. (eine Engli- sche, dem Pterost. oblongopunctatus verwandte Art), nigrita, Curtonotus (Amara) convexiusculus, Amara vulgaris (viel- leicht gilt dasselbe von 4A. inaequalis Kirb., falls nämlich dieselbe mit A. spreta Dej. übereinkommen sollte, welche wirklich auch in Nordamerica zu finden ist), Peryphus (Lopha) maculatus, Bembidium impressum, Notiophilus aquaticus, Haliplus impressus, Hydroporus nigrolineatus Sch. Gyll., Gyrinus aeneus (wohl Abänderung von G. marinus), minu- tus, Paederus riparius, Philonthus politus (Staph. aeneus Grav.), fulvipes (Herr Kirby ist nicht sicher, ob der sei- nige auch wirklich der Europäische sei, indefs pafst seine Be- schreibung hinreichend genau, und Ref. hat auch in Herrn Chevrolats Sammlung ein Nordamericanisches Exemplar die- ser Art getroffen), Oiceoptoma lapponicum , Peltis ferru- ginea, Nitidula obscura, ossium (Steph., wohl nur kleinere Abart der vorigen), discoidea, Atomaria atra, Attagenus pellio, Dermestes lardarius, Byrrhus varius, Hydrobius fuscipes, marginellus, melanocephalus, Trox arenarius, Elater fulvipes, Buprestis umbellatarum, appendiculata, Callidium striatum, Leptura 6-maculata, Cis micans, Le- pyrus colon, Eumolpus vitis, Chrysomela rufives, Phae- don Adonidis, Raphani, Polygoni, Phyllodecta Vitellinae, Gallerwca Sagittariae, Coccinella 13-punctata, Upis ce- ramboides, Tenebrio molitor, Xylita buprestoides (Dircaea discolor), Necrobius violaceus, Telephorus ater, Agrion puella (?), Perla bicaudata, Cimbex femorata, Trichiosoma 20 * 300 lucorum, Sirex bizonatus Steph.*), iuvencus, Foenus iacula- tor, Cryptus viduatorius, Formica fusca, Vespa vulgaris, Halictus rubicundus, Andrena varians, Megachile mari- tima, Bombus Derhamellus, Reduviolus inscriptus (s. u.), Gerris rufoscutellata, lacustris, Corixa striata, Colias Edusa, ‚Argynnis Freya, Vanessa Antiopa, Atalanta, Cynthia Cardui, Plusia gamma, Jota, Bombylius maior, Chrysops sepulchralis, Scaeva Ribesü, Hippobosca equina. Ein höchst merkwürdiges Factum ist das Vorkommen des Carabus Vietinghovii in Nordamerica. Herr Kirby ist öfter ge- neigt, einen Asiatischen Character in Arten zu erkennen, die auf dem westlichen, Asien zugekehrten Abhange des Felsen- Gebirges sich finden, und man würde leicht auf die Vermu- thung gerathen, dafs durch Sibirien das gleichzeitige Vorkom- men dieses prachtvollen Käfers in Rufsland und Nordamerica vermittelt würde, wenn nicht die Thatsache dagegen wäre, dafs er in Rufsland nur in einer geringeren Strecke des Ural- gebirges sich findet, und in ganz Sibirien, so viel bis jetzt be- kanntgeworden, am Wenigsten im östlichen, auf dem Altai,u.s.w. nicht zu Hause ist. Ziemlich dasselbe findet offenbar bei Ta- chypteris Drummondi (s. u.) statt. Auf ein ähnliches Ver- halten zweier Bombus-Arten hat ferner Ref. im zweiten Jahr- gange dieses Archivs (p. 287) aufmerksam gemacht, so dafs das Factum des gleichzeitigen Vorkommens eines und dessel- ben Insects an Stellen, die fast unter entgegengesetzter geo- graphischer Länge liegen, nicht ganz isolirt dasteht, In systematischer Beziehung ist das vorliegende Werk wich- tig, nicht allein dadurch, dafs Herr Kirby öfter seine Ansich- ten über Eintheilung der Insecten zu Tage zu bringen Gele- te findet, und manchen Wink für die weitere Unterschei- ung von Familien und Gruppen giebt, sondern auch durch Aufstellung zahlreicher neuer Gattungen uud Untergattungen. Als solche sind aufzuführen: Gatt. Serocoda, die Herr K.ne- ben Cymindis stellt, welche aber (die hiesige Sammlung besitzt einen ganz ähnlichen, vielleicht nicht einmal specifisch von Kir- by’s S. bembidioides verschiedenen, nur kleineren Käfer aus Me- xico) eher zu den Anchomenen zu rechnen sein möchte, und am *) Herr Kirby äufsert die sehr annehmbare Vermuthung, dafs die von Herrn Stephens bei London gefangenen Exemplare dieser Holzwespe mit Brennholz aus Nordamerica gekommen sind; die Exem- plare des hiesigen Museums sind aus Labrador. 301 Wenigsten vom Anch. (Agonum) 4- punctatus als Gattung zu trennen ist, wenn er auch durch etwas flachere Körperform und vor der Spitze stärker ausgerandete Flügeldecken abweicht. — Chrysostigma, Uniergatt. von Calosoma, die Arten mit gol- denen Grübchen auf den Flügeldecken, bei denen aulserdem das letzte Glied der Maxillartaster kürzer ist als das vorletzte, ent- haltend: ©. calidum und ein neues. — Gatt. Stereocerus. Die Vorderfülse beim Männchen wie bei Pierostichus erweitert, der Zahn im Kinn aber klein und ungetheilt: 4 A.: St. similis. — Gatt. Isopleurus, worauf Herr K. eine eigene Familie Jso- pleuridae gründet, durch die Vorderfülse der Männchen mit 3 erweiterten Gliedern sich den Pierostichen anreihend, im Habi- tus einer Zimmermannschen Celia nicht unähnlich, aber theils durch den sehr kleinen Zahn in der Ausrandung des Kinnes, theils durch das Verhältnils der letzten Glieder der Maxillar- iaster,. an denen das letzte Glied nicht länger, sondern kürzer ist als das vorletzte, verschieden: 4 A.: I. nitidus.— Eudromus, Untergatt. von Peryphus, mit fast viereckigem Halsschilde, und doppelten Eindruck auf jeder Seite der Basis desselben: 4 A.: E. nitidus. — Gatt. Tachyta, von Tachys durch kürzere, mehr schnurförmige Fühler unterschieden: 4 A. T. picipes. Eine zweite würde wohl Bemb. inornatum Dej. Say sein. HerrKirby scheidet die Bembidien in zwei Familien: Peryphidae, mit unvoll- sländigen, Bembididae mit vollständigen Streifen auf den Flügel- decken; es giebt unter beiden eine grolse Menge verschiedener, 2. Th. sehr abweichender Formen, es fehlt bis jetzt aber an Merk- malen, welche geeignet wären, dieselben als Gattungen zu be- gründen, wenn wir uns mit den schwankenden Kennzeichen, die der Umrifs des Halsschildes und der Flügeldecken und die Sculptur darbieten, nicht zufrieden geben wollen. — Gatt. Opistius (1. A. ©. Richardsonii) mit Elaphrus verwandt, doch von anderer Form, fast an T'etragonoderus erinnernd. Die Unterschiede von Elaphrus sind rein habituell: das Halsschild ist kürzer, und hinten nicht herzförmig verengt, die Flügeldecken sind breiter, an den Seiten gerundet, flach, und die Augenflecken stehen in 4Längsreihen. Alle wesentlichen Charactere scheinen mit Bla- phrus übereinzustimmen. — Leionotus, AeGRlE von Dy- tiscus, bestimmt, diejenigen Arten aufzunebmen, bei denen die Weibchen auf der Oberseite so glatt wie die Männchen sind, wobei freilich nicht darauf gerechnet ist, dals es bei einzelnen Arten beidesFormen von Weibchen giebt. — Gatt. Cyclinus aus der Familie der Gyrinen, bei deren Unterscheidung von Dineutes sich Hr. K. zu sehr an die von M. Leay gegebene Be- schreibung gehalten hat, welche bekanntlich durch schlechte Be- schaffenheit des untersuchten Exemplars oder auf andere Weise verunglückt ist, so dals von den von Urn. K, hervorgehobenen Unterschieden, gestutzte Fübler und gewimperte Lefze auch den ächten Dineutes zukommen, und die relative Länge der Vorder- beine allein übrig bleibt, die aher bei der ganzen Keihe von Arten in den leisesten Abstufungen zu- und abnimmt. — Sca- phium, neue Gattung aus der K’amilie der Scaphidien, mit der * 302 Fühlerbildung von Gatops und Anisotoma, von Körperform läng- licher als Scaphidium: 1. A. Scaphium castanipes. — Gatt. Cam- ptorhina aus der Familie der Sericiden, von Serica dadurch, dafs die Maxillen 4 Zähne statt 6, die Fühler 10 Glieder haben, unterschieden; 14 A.: C. atricapilla. — Gatt. Diplotaxis, Ty- pus einer eigenen Familie, Diplotaxidae, die von den gend: chen Melolonthen darin verschieden zu sein scheint, dafs durch eine feine Querlinie auf der Unterlippe eine Trennung von Kinn und Zunge angedeutet ist. Die Gattung besteht aus Ar- ten (z.B. Melol. moesta Kn. Germ.), welche sich auf Nordame- rica und Mexico zu beschränken scheinen, und welche von De- jean mit den Africanischen Schizonychen vereinigt sind, von de- nen sie auch in der Bildung der Klauen dadurch abweichen, dafs der kleinere Zahn am Grunde derselben fehlt. — Rhizotro- us betrachtet Hr. Kirby als wesentlich von Amphimalla (Mel. solstitialis) verschieden, allein er nimmt auch nicht M. aestiva sondern Mel. fervens als Typus derselben an, so dals diese Gat- tung bei ihm mit Amphionycha Dej. zusammenfällt. — Gatt. Dichelonycha, aus der Familie der Macrodactylidae, wozu Mel. linearis Schönh. als Typus genannt ist, in welche auch of- fenbar Mel. elongata F. gehört. Hr. Kirby beschreibt drei Ar- ten, von denen aber die eine, D. virescens, welche sich auch über einen Theil der Vereinigten Staaten verbreitet, Mel. hexa- gona Germ. ist. — Von Trichius stellt Hr. Kirby zwei Un- tergatt. auf: Trichina (Tr. piger F.), von Trichius (fasciatus) hauptsächlich durch schlankere Taster abweichend; von den drei beschriebenen Arten ist Tr. assimilis identisch mit Trrichius af- Jinis der Goryschen Monographie; Tr. rotundicollis mit Tr. Drummond Gory, und Tr. viridans Weibchen des Tr. assimilis. Dieser ist Abänderung von T'r. viridulus und lunulatus F., Tr. rotundicollis (Drummond Gory) von Tr. piger F.; beide Arten (d. h. piger und viridulus) here sich sowohl in der Puncti- rung als in der Behaarung zu unterscheiden, auch ist T'. piger immer etwas grölser; beide sind sonst in Zeichnung und Fär- bung ähnlich, ändern auch auf ähnliche Weise ab, bei beiden Arten haben auch die Weibchen eine schwache BE auf dem Halsschilde. — Die zweite Untergatt. @ymnodus ist von Kirby schon vor längerer Zeit im Zool. Journ. in Vorschlag gebracht; aber auch schon in der Encyelopedie von Le- pelletier und Serville unter dem Namen Osmoderma auf- gestellt, welchen die neueren Französischen Amctoren /ihr erhalten haben. Von den beiden beschriebenen Arten ist die erste, @. rugosus, eine neue, welche in Gorys Monographie nicht vorkommt, die andere @. foveatus unverkennbar Tr. scaber Pall. Beauv. — Der als eigentlicher Trichius aufgeführte Tr. Bigsbii K. ist schon lange vor Kirby von Knoch unter dem Namen Tr. maculosus beschrieben und abgebildet. Un- ter den Elateren und Bupresten hat Hr. Kirby mehrere Gattungen errichtet, welche indefs in der neueren Zeit schon an anderen Orten unter anderen Namen aufgestellt sind: Pe- detes (ein Name, welcher auch nicht füglich hätte erhalten wer- “ 303 den können) ist identisch mit Aihous Esch., indels ist es Hr. Kirby, welcher zuerst auf die Läppchen aufmerksam macht, welche auf der Unterseite des zweiten und dritten Fulsglie- des befindlich, bisher aber selbst von Eschscholz und La- treille nicht bemerkt worden sind; sie sind kleiner als z. B. bei Dicrepidius, und bei kleinen Arten auch sehr leicht zu überse- hen, bei grofßsen, als A. rufus, dagegen leicht zu entdecken. — Eine RAR gehörige Untergatt. 4saphes (bei den Diplole- piden schon gebrauchter Name) scheint sich hauptsächlich durch breitere Körperform und minder vortretende Stirn zu unter- scheiden. — Gatt. Perimeces Dillwyn entspricht Cratonychus Dej. (Melanotus Esch.) — Als eigentliche Elateren betrachtet Hr. K. die leuchtenden. Aphodisius ist eine Untergatt. der- selben, auf einer dem europäischen E. ünpressus analogen Art gegründet. — Von Buprestiden entspricht die Gattung Anoplis Ancylocheira Esch,, Stenuris Dicerca Esch. (St. divaricata Say ist nach Dejean sogar identisch mit B. acuminata F.), Odon- zomus entspricht Chrysobothrys Esch., Tachypteris Antha- xie Esch, Oxypteris Melanophila Esch. — Tachypteris Drummondi Kirby, auf dem ersten Anblick der Melanophila decastigma ähnlieh, ist von Bupr. discopunctata Fald. aus der Mon- golei wohl nicht verschieden. — Graphisurus, Untergatt. von Acanthocinus aus der Familie der Lamien (Cerambyciden nach Kirby) mit Jedilis verwandt, aber durch die Gestalt des er- sten Füılbreitedes und längere Legeröhre unterschieden, den Ceramb. fasciatus Degeer zum Typus habend..— Merium, Un- tergatt. von Callidium, die Arten mit stark keulförmigen Schen- keln (Call. variabile) umfassend. — Tetropium, ebenfalls Un- tergatt. von Callidium, mit vollständig in zwei Theile getrenn- ten Augen, wohin Gall. luridum (mit aulicum und iriste F.). und C. fuscum F. zu rechnen. — Als Apate stellt Hr. Kirby eine Gattung der Borkenkäfer (Scolytidae) mit solidem Fühlerknopfe und durch eine tiefe Ausbuchtung fast vollständig getheilten Au- en auf, von welchen die einen (genuinen) mit den sonstigen ‚haracteren der Gruppe der Bostrichen (Fab.) der Gatt. Xy- loterus des Ref. entsprechen, und wovon die eine der beiden beschriebenen Arten, 4. bivittata, von dem Europäischen X. lineatus (Bostr. lin. Gyll.) nicht verschieden zu sein scheint — die anderen, Untergatt. Lepisomus Kirby, die analoge Form in der Gruppe der Hylesinen, von der Gatt. Polygraphus des Ref. nicht v@rschieden sind: auch hier scheinen die beiden ersten, A. rufipennis K., mit zwei kleinen Höckern auf der Stirn als Weibchen, und A.nigriceps mit einem einzigen kleinen Höcker als Männchen mit unserem P. pubescens selbst der Art nach über- einzustimmen. — Unter Rüsselkäfern stellt Hr. Kirby 4 neue Gattungen auf, von denen die beiden ersten Macrops, mit Sitona und Phyllobius, Lepidophorus mit Barynotus vergli- elien, dem Ref. zur Zeit unermittelt geblieben sind, die dritte Pachyrhynchns Schönherri (der Gattungsname ist doch schon lange, und in derselben Familie vergeben) der schon von Forster beschriebene Curculio Noveboracensis und von 304 Herbst, unter dem Namen Rhynchites Curculionoides vor- trefflich abgebildete Typus der Gatt. Fihycerus Schönh. ist, die vierte Apotomus (damit ist dieser Name zum dritten Mal in dieser Ordnung und zum zweiten Mal in dieser Fami- lie angebracht) ist auf den Attelabus ovatus F. gegründet, wel- cher gegenwärtig bei Schönherr bekanntlich die Gatt. Pie- rocolus Filaeı. — In die Gatt. Eumolpus führt Hr, K. zwei Untergatt. ein: Adoxus (E. vitis) mit ungerandetem und En- doxus (E. ignitus) mit gerandetem Halsschilde. — Als Unter- gatt. von Chrysomela ist Phytodecta (Chr. rufipes) mit ge- zahnten Schienen aufgeführt, als Gatt. gesondert Phaedon (Chr. Adonidis Raphani, Polygoni mit kleinerem, konischem letz- ten Tastergliede, und Phyllodecta (Chr. Fitellinae) wo das zweite und dritte Fühlerglied von gleicher Länge sind. — Als Unter- Battung von Haltica ist Orchestris aufgeführt, als deren ypus A. nemorum angegeben ist: die beschriebenen Arten ge- hören aber zu einer anderen natürlichen Abtheilung, die der Gatt. Disonycha Dej. entspricht. — Anoplitis (Hisp. bico- lor ©1.) ist Untergatt. von Hispa, wo der Körper ohne Dornen, das dritte Glied der Fühler nicht viel länger als das zweite ist. — Das Vorkommen einer Pimelia in der neuen Welt wäre unerhört, und die von Say als solche beschriebenen Heterome- ren sind unbezweifelt anderen Gattungen zuzurechnen. Herr Kirby führt ebenfalls eine Pimelia (alternata) auf, in wel- cher aber die treffliche Abbildung ein Pedinus-arliges Thier, wahrscheinlich aus der Gatt. Opatrinus Dej., leicht erkennen läßst. — Arrhkenoplia ist Untergatt. von Diaperis, Neomida Ziegl. entsprechend. — Meracantha Canadensis, neue Gatt. aus der Familie der Helopier, mit Acanthopus verwandt (Helops lüthophilus Knoch.). — Arthromacra donacioides, von Kirby der Körperform gemäls zu den Stenochiaden gerech- net, natürlicher aber zu den Lagrien gehörend. (Lagria aenea Knoch.) — Von Telephoren stellt Hr. K, zwei neue Untergatt. auf: Malthasus mit schlankerem Endglied der Maxillartaster, kleine Arten enthaltend, welche leicht zu Podabrus Esch. ge- hören könnten, es ist aber der Beschaffenheit der Klauen nicht Erwähnung geschehen, und Brachynotus, mit kurzem Hals- schilde. Unter den Hymenopteren kommt eine neue Ichneumo- nen-Gattung vor, welche Hr. Kirby in die von Acaeni- tes gestellt wissen will, und wegen des versteckten Legestachels Cryptocentrum (lineolatum) nennt. Wäre die Art nicht ab- Er worden, würde man wohl nicht darauf verfallen sein, als es sich um eine männliche Pimpla der Untergatt, Rhyssa handelt. Aus der Ordnung der Hemipteren stellt Hr.K. drei neue Untergatt. der Reduvien auf: Reduviolus, identisch mit Na- bis, die beschriebene Art, AR. inscriptus auch nicht verschieden von einer, welche im nördlichen Europa häufig ist; Chiro- lepies (Zelus femoratus F.) und Nabicula, letztere beide mit Fangarmen. 305 In der Ordnung der Lepidoptera kommt eine neue Gat- tung Gienucha (Latreilliana), "Typus einer eigenen Familie, vor, die indels zu den Spinnern zu gehören scheint, obgleich die Taster Finger als der Kopf angegeben sind. Unter den Dipteren ist Arthria (analis) als Untergatt. von Aspistes getrennt, weil die Fühler nicht 8, sondern 9 Glieder haben; bei 4spistes Berolinensis ist indels die Zahl der Fühler- glieder verschieden, nämlich 8, 9 und 11. Hr. Guerin hat in seinem Magasin de Zoologie In- seceten, welche auf der Reise der Favorite gesammelt worden sind, beschrieben. Die meisten sind von Chile und Peru, und durchweg neu; es kommen aber auch Arten vom Schwanen- flufs in Neuholland und aus Ostindien vor. Collyris Chevrolatii von Java ist vielleicht nicht ver- schieden von €. aptera F., nur dals das Expl. der Lundschen Sammlung von schwarzer Grundfarbe ist; aulserdem hat es die- selbe Grölse und dieselbe stark runzlich punctirte Mitte der Flügeldecken. Feronia Eydouxii aus Peru, bildet eine ei- gene durch gestreckte schmale Körperform bemerkbare Unter- gatt. Creobius Guer. — Cnemacanthus Desmarestii Guer. von Cordoya, welcher mit dem On, obscurus Brull€E von dem Typus der Gattung (Cn. gibbosus Griff.) darin abweicht, dafs die Vorderschienen an der Spitze in einen langen Zahn verlän- gert sind, daher für sie Hr. Gu&rin eine Untergatt, Cne- malobus errichtet. — Cnemacanthus parallelus von Lima, mit dem On. gibbosus in der Gestalt der Vorderschienen über- einstimmend.— Feronia (Trirammatus) Chaudoiri von Lima, nach der Abbildung eher für einen Paramecus zu halten. — Fe- ron. (Platysma) erratica von Chile, der F. cordicollis Dej. verwandt, — Stigmodera coniuncta Chevr. aus Chile, eine Zemina, der Z. vittata Gory nahe verwandt. — 11 Elateren der Gattungen Semiotus, Alaus (?), Dicrepidius, Aeolus, Cardio- ‚phorus, Oophorus, Adrastus, alle aus Peru.— T'ylocerus atri- cornis Lap. von Manila, die Xanthestia terminalis des Dejean- schen Catalogs. — Dasytes cyaneus aus Chile. — Epicli- nes Gayi ebendaher, der Gattung nach von Calendyma Dej. nicht verschieden. — Cryptorhopalum 4- punctatum und Cleryi, beide aus Peru (die erste Art kommt auch in Brasilien vor) als Gattung von Anthrenus kaum hinreichend unterschieden, — Psammotrupes dentifrons, das Eucranium arachnoides Lacord. aus Tucuman, gleichzeitig von Hrn. Westwood (s. unten) als Jnomiopsis beschrieben. — Geotrupes lateri- dens aus Chile, eine dem @. dispar. verwandte Art. — Athy- reus recticornis, Bolbocerus Reichei und frontalis vom Schwanenfluss. — Oryctomorphus (eine von Hrn. G. in Du- Be Reisewerk näher bestimmte Gattung, die sich am ächsten an Cyelocephala anschlielst), variegatusund maculi- collis aus Peru. — Callicnemis eximius von Goromandel, eher ein Orycies, es ist nämlich Dionysius F. — Rutela, es ist ’ 306 tricolor aus Peru, — Aulacopalpus viridis von Lima, — Aplosiernus opalinus aus Neuholland, mit Anoplogna- ıhus verwandt, aber ohne Brustbeinspitze. — Brachysternus Beinen aus Peru, — Schizognathus prasinus aus Neuhol- and.— Melolontha (Oplosternus) Chinenjsis, unserer M. vulgaris sonst ganz analog, nur mit langer Brusibeinspitze. — Eupholus Turpinieri, aus Neuguinea. — Steropterus mo- lorchoides aus Chile, — Hispa pulchella von Rio Janeiro, — Galleruca smaragdinipennis (s. u.) von den Philippinen, — Choe- radodis lobata Serv., eine merkwürdige Mantis, unbekannten Vaterlandes. — Pygidicrana picta, von Madras — Phasma obscurum von Brasilien, — Acanthodis ululina, muthmals- lich aus Ostindien — Cicada saccata F. aus Neuholland. — Zu- letzt hat Hr. Gu@rin noch eine Uebersicht über die der €. sanguinolenta F. verwandten Arten gegeben, davon er 9 aufführt. unter welchen eine, C. crocea aus Bengalen, neu, eine zweite als neu aufgestellte (C. Germari Guler.) schwerlich von €. incarnata Germ. zu unterscheiden ist. Hr. Newman hat im fünften Bande des Entomologial Magazine (Entomological Notes, p. 168 und 382) eine grofse Anzahl neuer Gattungen und Arten aus verschiedenen Gegen- den, gröfstentheils jedoch aus Nordamerica, ohne alle Ord- nung beschrieben. Cetonia numisma, unbekannten Vaterlandes, ©. stillata aus Ostindien, — ©. fictilis aus Java— Trichius deltoides aus Mexico, Tr. bistriga aus Nordamerica (vielleicht eine Abart des Tr. lunulatus mit glänzend schwarzer Grundfarbe.— Euto- ma tinctilatus, eine Garaben-Gattung aus der Gruppe der Sca- riten, mit Clivina verglichen, schwarz, mit grünen Seiten der Flü- geldecken, aus Neuholland. — Tricheops ephippiger, neue Cerambycinen-Gattung, ebendaher. — Uracanthus (?) bivitta, ebendaher, Pachyura (?) monilis, Anthribus-form, ebenda- her.— Barynotus terricola und mercurialis aus England. Ptieronarcys, neue Gattung der Perlites, von Perla durch seine Grölse und durch genetzte Flügel unterschieden: Pi, re- galis aus Canada, Pr. biloba aus den Vereinigten Staaten, Pi. Proteus gleichfalls aus Nordamerica. — Perla abnormis aus Nordamerica, Perla xanıhenes unbekannten Vaterlandes, — Jsogenes frontalis, Kirby’s Perla bicaudata. — Man- toida nitida aus Parä, (eine Mantisform mit ganz häutigen Oberflügeln, wie sie Hr. Perty schon zu den Neuropteren rech- nete.) — Merope tuber aus den Vereinigten Staaten, im schna- belförmigen Maule mit Panorpa, in den breiten genetzten Flügeln mit Hemerobius übereinkommend. (Die Mundtheile sind nicht untersucht, daher auch aus der Beschreibung nicht zu entnehmen, wohin gehörig.) — Ithone fusca unbekannten Vaterlandes, zwi- schen Chauliodes und Sialis in der Mitte stehend — Dimera- spis, Zweiflüglergattung aus der Familie des Chrysotoxites, Mero- don ähnlich, mit hinten verlängertemund ausgerandetemSchildchen: n2 307 D.Podagra, aus den Vereinigten Staaten. — Myolepta lu- teola (Xylota lateralis Meig.) wegen desim Gegensatz von Ayloi« kurzen und breiten Hinterleibes von dieser Gattung abgeson- dert. — Penthe, Käfergattung aus der Familie der Helopier, P. obliquata (Helops obliguatus F.) mit rothem Schildchen und abgekürztem sechsten Fübhlergliede, und eine zweite Art mit schwarzem Schildehen und nicht verkürztem Fühlergliede: P. Funerea (welche Helops pimelia F. und das Weibchen der ersten Art ist.) — Aus der Familie der Pyrochroen: Schizotus, neue Gat- tung, wozu der Verf. Pyrochroa flabellata F. und puncticollis Say rechnet, und eine dritte Nordamericanische Art Sch. cervi- calis beschreibt; Pogonocerus concolor aus Nordamerica; Pedi- Zus fulvipes, rufithorax, imus, gutiula, lugubris, alle aus Nordamerica. — Aus der Familie der Mordellen Myodes siylopides aus Nordamerica. — Emmessa (kann neben Emesa wohl nicht gut bestehen) connectens mit Hypulus und Me- landrya versch. das zweite Glied der Maxillartaster lang, das dritte etwas lang, das vierte lang _dreieckig. — Hypulus simulator — Bee lepturoides, neue Gattung, viel- leicht aus derselben Gruppe. — Macrarihria linearis, (von SE 3 HP . 2 ’ Fabricius zu Dircaea, — es ist seine D. murina, — von De- jean zu Sieropes gezählt.) — Ischnomera carinata — Syn- chroa punctata, mit Serropalpus verwandt, — Bolitopha- gus Silphoides und teiraopes; — Hydnocera serrata (eine Form von Clerus mit kurzen, knopfförmigen Fühlern, De- jeans Phyllobaenus) — Opilus castaneus (vermuthlich genauer esehen ein T'llus.) — Aus der Familie der Lampyrites Di- grapha mit gesägten Fühlern: Lycus serratus F. und D. ıy- pica, discrepans, dorsalis, divisa; Caenia mit wedel- förmigen Fühlern: C. scapularis; Celetes mit gekämmten Fühlern, Lycus marginalis F,; Eros mit einfachen Fühlern: Lycus humeralis F. und E. praefectus, lictor, alatus, oblitus; Polyclasis ovata, mit doppelt gekämmten Fühlern, anschei- nend eine Piilodactyla, was sich leicht ergeben hätte, wenn von den Fülsen ein Wort gesagt wäre.) Alle bisherigen sind aus Nordamerica— Rhipicera Proserpina (ein Sandalus) aus dem Staate Illinois. — Onychodon Dachzeidun, neue Elateren- Gattung mit Lappen an den Fülsen und gezahnten Klauen, aus Canada — Dicheros Cuvera, eine Cetonia aus Ostindien. — Anisoplia oriertis eben daher. — Anomala marginalis von China. — Necrophorus bicolon aus Nordamerika. —Iri- chrous (Cychrus viduus Dej.), wegen der abweichenden Mund- bildung von Cychrus getrennt, wobei jedoch nicht weiter als von der mit 2Zähnchen bewaffneten Mandibel die Rede ist. — Feronia Poecilus atrata; mit zwei Puncten auf den Flügel- decken (es ist vermuthlich der Zwischenraum zwischen dem zwei- ten und dritten Streif gemeint): Steropus — orbata, spo- liata,— mit 4 Punkten auf den Flügeldecken: Plaiysma? — coracina, monedula, lacrymosa, moerens, picipes, — mit 6 Pun- cten auf den Flügeldecken: Omaseus — relicta, — ohne Punkte auf den Flügeldecken: — infector, rostrata, alle aus Nordame- “ 308 rica. — Broscus basalis aus Mexico (es ist nicht wahrschein- lich, dals ein Käfer dieser Gatt. in Mexico vorkommt, und die Beschreibung des Hrn. N. palst auf Gephalotes politus Dej.) — Amphasia fulvicollis aus Nordamerica, eine neue Caraben- gattung, die mit Harpalus und Masoreus verglichen wird, vielleicht ein Stenolophus ist, mit Sicherheit aber nicht leicht ermittelt werden zu können scheint. — Phymatocera, eine Endomy- chen-Gattung, ähnlich Lycoperdina, aber von anderer Gestalt der Fühler, indem die drei letzten Glieder eine dicke Keule bil- den, Ph. pulchella aus Nordamerica. — Endomychus per- read ebendaher, Languria gracilis gleichfalls da- er. — Hispa Xerene, Philemon, Baueis — Donacia cincticornis, catarrhactae, rugifrons, Orsodacne co- siata, ruficollis, inconstans, alle aus Nordamerica. — En- cyelops pallipes, neue Lepturen-Galtung, ebendaher. — Pier- acanıha, Cerambyciden-Gattung, Lophonocerus ähnlich, aber ohne Bart auf den Fühlern: Pr. fasciata aus Brasilien — Obrium rubrum, Gallidium antennatum, cylindrides, aus Nord- america, COlytushumeralis,ebendaher, 1. Apelles, aus Mexico.— Saperda vitia und miles aus Ostindien, creiat« aus Nord- america. Criodion (?) pictipes aus Brasilien. — Spheco- morpha chalybea, mit Molorchus und Stenopterus ver- wandt, aus Brasilien. — Collapteryx aus Mexico, (Criocephalum punctatum Dej.)— Heciarıhrum curtipes, vom Gambia, (Cu- cuius gigas F., s. unten.) — Passandra Columbus, aus Bra- silien.—Bruchomorpha oculata, kleine Cicadengattung mit abgekürzten Flügeln, (ob noch Puppe?) aus Nordamerica. — Stilbopteryx costalis, aus Neuholland, Myrmeleonen - Gat- tung, durch geknopfie Fühler näher mit Ascalaphus verwandt, doch sind die Fühler nur doppelt so lang als dev Kopf. — Dre- panopteryx binoculus aus Neuholland, — Chrysopa in- Fecta von Malabar — Chloroperla bifrons aus Schottland. Nemura putata ebendaher— Mantispa Cora von Malabar. Wie die notizenförmige Mittheilung des Ganzen für den Leser sehr unbequem ist, so ist auch aus den ‚gegebenen Be- schreibungen oft wenig Rath zu holen. Bei der neu aufgestell- ten fehlt eine gründliche Vergleichung mit den verwändten, oft ist sogar die Familie, in welche sie gehören, nicht festgestellt, bei den Arten, die oft nur mit Diagnosen bezeichnet sind, kommt man zuweilen mit der Terminologie des Verf. in Verlegenheit. Wenn einige Engländer auch nach einer neuen Mode z. B. die N ordererltent Protibiae, die Mittelbeine Mesopedes, die Hinterschenkel mezafemora, und die Hinterflügel mesalae nen- nen}, so weils man, was damit gemeint ‘ist, und der gesunde Sinn, der früher oder später die Oberhand behält, wird diese abgeschmackten Benennungen bald genug verbannen — wenn es aber von einem Insekt heilst „.glaber, pilosus”, wenn bei einem andern die Flügeldecken linienförmig und zugleich in der Breite ausgedehnt sein sollen, kann man unmöglich wissen, woran man mit solchen Beschreibungen ist. Was oben bei Gelegenheit der von Hrn, Haliday beschriebenen Englischen Insekten bemerkt 309 ist, findet auch hier seine volle Anwendung. Mit den Aufstel- lungen neuer Arten und Gattungen, ohne genügende Be- schreibung, wird nur der Unrath in der Wissenschaft vermehrt. Hr. Guerin theilt in seiner Revue Zool. die Zeichnun- gen von verschiedenen Insekten der Vorwelt mit, die sich im Bernstein finden, welche in Sicilien am Seeufer nahe an Flufs- mündungen in eiuer Tertiärformation vorkommen, und von Hrn. Prof. Maravigna zu Catana mitgetheilt sind. Besonders kenntlich sind ein Platypus, mehrere Ameisen, von denen zwei zu einer noch jetzt in America, Africa und Asien verbreiteten, von Hrn. Klug mit den Namen Leptalea belegten Gattung (wohin F. gracilis, tenuis und filiformis F. zu rechnen sind) gehören, (ig. 9 und 10) ein Ceratopogon, (von Hrn. G. wohl aus Versehen Dasypogon genannt (ig. 15) Mehrere kleine Mückenartige Zweillügler sind zu verstümmelt, um mit völliger Sicherheit bestimmt zu werden. Eine gleichfalls im Bernstein eingeschlossene Termiten- larve ist von Hrn. Ouchakoff im Bull. d. I. Soc. Imp. Nat. de Moscou beschrieben und abgebildet worden. Coleoptera. Unter dem Titel Fauna Coleopterorum Heloe- tica hat Hr. Heer angefangen, eine Uebersicht über die Käfer- Faune der Schweiz zu geben, welche dadurch von beson- derem Interesse wird, dafs die Verbreitufg der Arten haupt- sächlich berücksichtigt, und was in diesem Lande wesentlich ist, die Höhe, in welcher sie vorkommen, immer besonders sorg- fältig bemerkt worden ist. Die Arten selbst sind nur durch Diagnosen bezeichnet, bei neuen Arten, die auch häufig vor- kommen, hat der Verf. auf seine 1837 erschienenen Käfer der Schweiz, sich bezogen. Das vorliegende erste Heft enthält die ganze Familie der Caraben und den Anfang der Dytiscen; in der ersteren Familie hat die Schweiz eine der reichsten Faunen in Europa aufzuweisen. In seinen Beiträgen zur Naturgeschichte des Unterdonau- kreises in Bayern (/sis 1838. Heft IV.) berührt Hr. Waltl auch die Käferfauna dieses Distriets, und führt die seltneren der von ihm beobachteten Arten namentlich auf. 20 A. sind als neu beschrieben: , Paederus Mesa (Sunius filiformis Lair.), Oxytelus asphal- tinus (Platysthetus nodifvons), Anthophagus villosus (blolse V. 310 von Lesteva punctata. Aleochara (Falagria) vufcollis (Fal. iho- racica Curt.), Aleochara tachyporoides (Placusa infima des Ref.) Elater Weheri (E. cinereus Hbt. Archiv, ein Cardiophorus), Can- iharis discoidea Ahr. var. notata Walll, Cantharis nigriceps, Malihinus carbonarius, laetus und fuscus, Nitidula subtilis (der N. aenea verwandt) N. discolor (wohl Cercus Sambuci Märkel) Cryptophagus rufus, parallelopipedus, excisus, globosus, Pii- lium thoracicum, flavicorne, Sphaerius acaroides, eine neue Gatt., die noch, einer genauern Darstellung sehr bedarf. Byrrhus setosus, Zimnichus versicolor, (identisch mit L. riparius Dej.) Die Insectenfauna von Andalusien wird vom Hrn. Ram- bur, dem verdienstvollen Reisenden in Corsica und Süd-Spa- nien (Faune Entomologique de !’ Andalousie par. M. P. Rambur, Paris, Artus Bertrard.) in der Art bearbeitet, dafs die bekannten Arten nur genannt, die andern ausführ- licher beschrieben und z. Th. auch abgebildet werden, bei al- len aber die Zeit der Erscheinung und die Art des Vorkom- mens bemerkt, und wo es nöthig ist, Berichtigungen der Syn- onymie beigebracht werden, Die beiden ersten Hefte enthalten die Familie der Caraben, mit gegen 50 neuen Arten, und 2 neuen Gattungen, Singilis, mit Lebia aufs Nächste verwandt, auf 2 neue A., und Hispa- lis, auf Acupalpus Mauritanicus Dej. gegründet. Auf die Un- terschiede der letztgenannten Gatt. von den übrigen Dejean- schen Acupalpen hatte Ref. schon aufmerksam gemacht und Amblystomus als Gattungsnamen in Vorschlag alirche. (Käf. d. Mark Br. p. 59,) Dann ist noch der Anfang mit der Beschreibung der Ord- nung der Dermaptera (Ohrwürmer) gemacht worden, in welcher ebenfalls mehrere neue A. vorkommen. Aus der Insectenfauna von Sardinien hat Hr. Gene in den Memoiren der Academie der Wissenschaften zu Turin zwei Abhandlungen niedergelegt, die theils durch das Interesse, welches die Fauna dieser Insel an sich schon hat, theils durch die gediegene Bearbeitung für die Entomologie von gro- fser Bedeutung sind, die beide die Beschreibung neuer oder weıiger bekannter Arten von Coleopteren zum Zweck haben, und welche hier um so mehr zusammengefafst werden müssen, als die letztere sich öfter auf die frühere bezieht. Dargestellt sind Cicindela saphyrina, eine der C. campestris verwandte Art, zu welcher €. nigrita Dej. als Abän- derung zu gehören scheint; C, imperialis Dahl, welche auch schon von Hrn. Klug (Jahrb. p. 26.) als eigene Art betrach- tet worden ist; C., nemoralis ÖL. welche Hr. Gen& für ver- schieden von der Nordafrikanischen €. Zitioralis F., der C. Bar- 311 thelemyi Dup., hält; C. Sardoa Dej., als deren Abänderung der Verf. €. circumflexa Dez. nachweist. Beide sind auch, wenn man eine grolse Reihe von Exemplaren vergleicht, gewils nicht von €. flexuosa F. verschieden, wie auch der Unterschied zwi- schen ©. nemoralis und littoralis nicht durchgreifend zu sein scheint, wenn man eine Menge Individuen aus den verschieden- sten Gegenden neben einandersieht. OymindisMarmorae;Le- bianigricollis, der L.crux minor ähnlich; Dromius Sturmii; Carabus Genei Dej., nicht wesentlich von Korsischen €. Ram- buri Dej. verschieden; Nebria Genei Dej.; Notiophilus mar- ginatus, Omophron variegatum Ol., Chlaenius auricol- lis Dahl, Feronia (Poec.) splendens, Agelaea fulva, eine neue mit Stomis verwandte Gattung, welche aber auch in einigen Beziehungen an Sphodrus erinnert; Anisodaciy- lus virens, Stenolophus abdominalis, Trochalus meri- dionalis, der Cybister Africanus Lap., aber wohl kaum vom Ostindischen D. Zateralis F. verschieden. Emus marginalis, AcmaeoderaPrunneri,Buprestis(Chalcophora)stigma- zica Schönh, bisher nur als in Orient zu Hause bekannt, aber auch in Algier vorkommend). B. (Cyphonota) sibirica, wohl eher der Coecolus gravidus Gory, der ebenfalls auch in Algier vorkommt; Anthaxia scutellaris, A. Ferulae, Beikes reflexa, eine ausgezeichnete Art mit erweiterten und aufgebogenen Schultern; Elat. (Gardiophorus) argio- Zus, ulcerosus, Eleonorae; Cebrio sirictus, Cantharis praecox, Genei Dej., inculta, chlorotica; Dasytes protensus, cinctus, flavescens, imperialis; Scydmae- nus Kunzii, Necrophorus funereus, Dermestes thora- cicws, doch nicht der Dejeansche, aber D. hiricollis F., den F. aus Nordafrica beschreibt, Hoffmannsegg aber auch in Portugal auffand. Attagenus fallax, bei welchem dem scharfsichtigen Verf. doch die besondere Bildung der Fühler entgangen ist, in welcher der Käfer sich zunächst an Globicornis anschlielst. 4. maritimus, Hister pustulosus, eine ausgezeichnete, dem H. 4- maculatus verwandte Art. Heterocerus hamifer, na- nus, Elophorus alternans, der Heloph.cinereus (Hydroph. cinereus Marsh.) Oniticellus concinnus, denRef, indels nicht vom O.pallipes F. zu unterscheiden im Standeist, T’roxcribrum, Geotrupes Hiostius, dem 6. Momus F. analog, @. gemi- natus, Elaphocera obscura, eine neue ausgezeichnete Gat- tung, die vorzüglich in der Bildung der Oberlippe, Mandibeln und Maxillen von den eigentlichen Melolonthen abweicht, und sich nahe an Pachypus (Coelodera Dej.) anschlielst, auch darin, dals die Weibchen wenigstens ohne Unterflügel sind, und welche sich über alle drei Halbinsel- Gebiete Südeuropas verhreitet; in- dels kommen nicht alle Arten mit der hier beschriebenen in dem Besitz des stachelförmigen Fortsatzes des dritten Fühler- gliedes überein; Coelodera (Pachypus) excavata: es kom- men eigentlich 3 Arten auf Sardinien vor, von der einen, mittleren an Grölse, sind beide Geschlechter abgebildet. T'ri- chius zonatus Germ, fasciolatus Gen.; Cetonia Sardoa, 312 Carihami, Dorcus Musimon, eine dem parallelopidus ähn- liche, durch die grolse Verschiedenheit der beiden Geschlechter bemerkenswerthe Art. Tentyria rugosa, pygmaea, Asida Solieri, glacialis, rustica, Combae; Philax nivalis, Cheirodes Sardous, Helops Genei Dej., Anthicus my- Zabrinus, Meloe Sardous, Bruchus meleagrinus, wohl nicht mehr als Abänderung des B, longicornis Il., Rhynchi- ‚tes Tlicis, Erirhinus atomarius, Stenopterus decorus, Adimonia Sardoa, Chrysomela Stachydis, Spartophila lineata, Labidostomis centromaculata, Smaragdina Ferulae. Die letzten, nur durch Dejeans Catalog bekannten Gattungen bedürfen eigentlich wohl einer wissenschaftlichen Be- gründung, ehe man sie ohne Bezug auf die ältern Gattungen, von denen sie abgezweigt sind, anführt. Ueber die Türkische Insecetenfauna sind uns in dem Ca- talogue d’ Insectes entre Constantinople et le Balkan (aus den Mem. de l’Acad. Imp. des scienc. de St. Peters- bourg VI. Ser. t. V. besonders abgedruckt) von Hrn. M&- netries, und den im sechsten Hefte der /sis von 1838 enthal- tenen Beiträgen zur Kenntniss der Coleopteren der Tür- kei von Hrn. Waltl wichtige und interessante Mittheilungen ge- macht worden, die wir mit um so gröfseren Danke aufzunehmen haben, als wir, wie Hr. Waltl bemerkt, „es kaum erleben wer- den, eine Fauna der Türkei von einem Türken herausgegeben zu sehen.“ Die in der ersten Schrift aufgeführten Insecten sind vom Dr. Wiedemann, nach Hrn. Menetries Angabe zwar in dem Landstriche von Constantinopel bis zum Balkan gesammelt, doch muls Ref. bemerken, dals wir besonders die interessante- sten Arten keinesweges in die Europäische Fauna aufnehmen dürfen, da sie grölstentheils aus Kleinasien, und selbst aus dem Innern desselben herstammen. Es sind im Ganzen 237 Arten Käfer aufgeführt, die neuen genau beschrieben und zum Theil auch abgebildet, von denen indels Carabus Wiedemanni dem Ref. von unseren Ex. des C. montivagus, trotz der Gegen- bemerkungen des Verf, nicht hinreichend verschieden erscheint, Carabus acuminatus ganz identisch mit dem ©, Graecus Dej. und Garabus Bonplandi zu gleicher Zeit in Gu&- rin’s Magas. d. Zool. unter dem Namen €. Spinolae abgebildet ist. Ferner ist Harpalus euchlorus nicht verschieden vom AH, metallicus Dej. und Akis terricola einerlei mit der italie- nischen 4. trilineata Hbı. Hr. Waltl beschreibt 140 Arten, alle aber aus der Euro- Be Türkei, gröfstentheils in Rumelien durch ein Paar Samm- er des rühmlich bekannten Hrn, Frivaldski zu Pesth, zum Theil auch in der Nähe von Constantinopel durch einen Sohn des In- sektenhändler Kindermann in Ofen eingesandt. Es sind auch 313 nur die neuen Arten, deren unter den Amphicomen und Dorcadien besonders zahlreiche und schöne vorkommen, be- schrieben; bei den geringen litterärischen Hülfsmitteln indels, die Herrn W. zu Gebote standen, hat dies auch öfter schon beschriebene A. getroffen, wie auch in der Angabe der Perso- nen, von denen die aufgeführten Arten benannt sind, zahlreiche Verwechselungen vorkommen. Auch haben die Bemerkungen, die hin und wieder über weitere Verbreitung der Thiere ge- macht werden, öfter wenig Grund. Bei einigen Arten, die Hr. Dr. Helfer auch aus Smyrna sandte, und die Ref. im Namen seines Freundes benannte, (z.B. bei Dendarus siygius und La- rinus hirtus Helf.) bemerkt Hr. W. ein gleichzeitiges Vorkom- men in Sicilien, weil Helfer einmal Sicilien bereiste und Si- cilische Insekten verbeitete.e. Mit den von Hrn. M£@nätries beschriebenen Arten treffen die von Hrn. W. beschriebenen selten zusammen, doch ist Rhizozrogus Frivaldskii Men. hier unrichtig als Ah. tenebriodes Pall. aufgeführt, und Ge- phalosienus orbicollis Menetr. unter dem Dejean’schen Namen €. elegans beschrieben. Ferner ist Dizomus atrocoe- ruleus der D.cyaneus Ol., D. megacephalus ein Carterus (6. fuscicornis. Kl.), Procerus tauricus der Pr. Olivieri Dej., Buprestis variolaris die Julodis Latreillei Dej., ne coma psilotrichius nur Abänderung von A. vulpes, Ceto- nia atrocoerulea Abänderung von ©. viridis, C. adspersa die €. ienebrionis Gory, Meneir., Akis deplanıa die A. La- tweillei Sol., Phylax carbonarius der Phylax punctulatus Dej., Dorcadion Graecum Dej. das D. crux Schönh., und Ciyıhra valeriana Friv. die in der Caukasischen Reise beschriebene C2. Valerianae Meneir. Herr T. Victor hat in Bull. d. I. Soc. Imp. des Nat. de Moscou einige neue Käfer des. Kaukasus und der trans- kaukasischen Provinzen beschrieben und abgebildet. Zwei sind Typen neuer Gattungen. Die eine Agaricophilus enthält aulser dem im Caucasus re A. reflexus einige kleine Käfer der Europäischen "auna, die bisher zweifelhaft zu T’ritoma gerechnet wurden, als 7. pilosa Panz. und T. pilifera Mill., die andere Cholo- vocera (richtiger Choluocer« geschrieben) ist auf einen kleinen trimerischen Käfer gegründet, der auch in Sicilien und Sardi- nien vorkomnit, sich Birch ein breites dreieckiges Endglied der Fühler auszeichnet, von glänzend dunkelgelber Farbe und da- her Ch. testacea benannt ist. Die neuen Arten bekannter Gattungen sind Luperus dubius aus den Steppen des Kau- easus, Halticaconducta aus Armenien, nicht verschieden von der Europäischen Plectrascelis Schüppelii Dej., Cassida Ha- litziae, eigentlich Hablizliee zu schreiben, der türkischen €. seraphina Menetr, ähnlich. Toxotus mirabilis nicht weit von Tiffliss gefangen, Rhagium rufipes aus Armenien und vom Caucasus, Dorcadium nitidum aus Armenien, Dorae. V. Jahre. 2. Bd, 21 314 dimidiatum eben daher, Prionus serricollis in Georgien und Daghestan, auch bei Asterabad in Ghilan aufgefunden. Die entomologischen Lieferungen des D’Orbignyschen Reisewerks sind von Hrn. Brull&@ weitergeführt worden, und sind die Caraben beendet, die Familien der Dytiscen und Gyrinen vollständig bearbeitet, und die der Hydrophilen an- gefangen. Es fehlen in dem vom Ref. benutzten Ex. dieses Werkes leider der 2te und 3te Textbogen, wodurch eine Lücke im Bericht veranlafst wird. Es müssen diese Bogen den Schluls der Truncatipennen enthalten, aus denen eine COymindis und ein Brachinus, dann die Feroniden, aus denen die Abbildungen von Baripus rivalis, einem neuen Pogonus, einem Platynus, von Feronia unistriata Dej., und 5 neuen A. derselben Gattung auf den Tafeln sich finden, ferner den Anfang der Chlaenien, von denen ein Oodes und ein Chlaenius abgebildet sind. Dann fol- gen 2 Arten Brachygnathus (Eurysoma Dej.), unter denen ein neuer, und ein neues Pelecium aus Chiquitos. In der fol- genden ae der Harpalen hat Hr. Brull£ die in Südame- rica zahlreichen Arten der Dejeanschen Gattung Harpalus, bei denen die Unterseite der erweiterten Fulsglieder beim Männchen mit dichtem gleichmäfsigem Filz überzogen ist, mit Anisodacty- Zus vereinigt, und glaubt auch die Notibia nebrioides Periy in einer hierher gehörigen Art zu erkennen. Beschrieben sind 3 neue A. derselben, undals zu Hypolithus gehörig, ein neuer dem H. speciosus Dej. verwandter Eds und ein Acupalpus; von Scaritiden, zweı Scarites, drei Clivina, zwei Camptodontus; von eigentlichen Caraben ein Galosoma aus Patagonien unter dem schon von Klug vergebenen Namen C. imbricatum; von Bem- bidien zwei Chilesische Trechus, eine Ega, fünf Bembidien, eins unter dem schon von Dejean gebrauchten Namen B. la- ticolle. Von Dytiscen sind neu zwei Cybister, ein Hydaticus, drei Colymbetes (von denen zwei als Meladema aufgeführt sind) ein Copelatus, ein Hydrocanıhus (hier als Noterus betrachtet) und zwei Hydroporus. Gyrinen sind vier beschrieben, zwei echte Gyrinus und zwei Gyretes. Von Hydrophilus ent- hält der letzte Bogen noch neun Arten, von denen drei zur Untergattung Hydrous, zwei zu Hydrophilus, die übrigen zu Tropisternus gerechnet werden, unter denen der letzte, A. lim- batus, schwerlich vom H. lateralis zu unterscheiden sein möchte. Auf der noch vorliegenden 5ten Tafel sind abgebildet zwei Nitidulae von der in Südamerika verbreiteten Sirongylus - arti- gen Form, ein Necrophorus, die einzige bisher bekannte, ın Südamerika vorkommende Art, zwei Silpha, drei Staphy- linus, von denen der erste, St. auricomus, der St, Chrysis Grav., der zweite, St. interruptus, der S1. cyanicollis Lap., der dritte St. chrysopterus wahrscheinlich der 8%. nobilis Nordm. ist; fer- ner ein angebliches Lathrobium, vermuthlich ein schlecht ab- 315 gebildeter Pinophilus, und eine Stereulia, die wahrscheinlich auch im Umrils und Colorit verfehlt ist. Einen Beitrag zur Käfer-Fauna von Cuba hat Herr Guerin in seiner Revue Zool. (p. 279.) durch die Beschrei- bung einer Anzahl von Arten geliefert, welche Hr. Lanier im Innern der genannten Insel gesammelt hat, und die durch seine beigefügten Bemerkungen über ihr Vorkommen ein be- sonderes Interesse erhalten. Es sind Hylchares Lanieri Guer., paarweise unter der Rinde der Trichitia Spondioides in grolser Anzahl gefunden; Bupr. (Chrysestes) Lanieri, deren Larve unter der Rinde einer Palme, der Oreodoxa regia, lebt, Nosoderma echina- zum unter der Rinde, Stenochia amethystina, auf trocke- nen Zweigen verschiedener Sträucher; Phyionomus (?) Cu- bae an den Zweigen eines PREEn Baumes Gamaquen; So- lenoptera cinnamipennis, häufig im Juni und Juli in der Mittagssonne auf Myroxylon hymenaefolia fliegend, in deren hartem Holze die Larve lebt. Solenoptera fulvipes, an den- selben Stellen auf verschiedenen Blüthen, seltener (ob beide vielleicht Abänderungen des Prion. lineatus F. sind?); Calli- chroma columbina, häufig auf gefälltem Holze einer Art Achras, in welchem die Larve lebt. Er hat einen durchdrin- genden Rosengeruch; Eriphus dimidiatipennis, im Mai und Juni auf den Blüthen verschiedener Schlingpflanzen; Ebu- ria Lanieri, im heilsesten Mittage auf den Blüthen einer schlingenden Mimose gefangen, beide anscheinend identisch mit E venusta Dej); Eburia subangulata und dimidiata Chevr , beide mit einander häufig auf den Blüthen schlingender Mimosen, und auch wohl nur Geschlechtsverschiedenheiten. Amphionycha venusta, selten im Mai auf den Blüthen schlin- ender Mimosen, Amphionycha dimidiata, mit der vorigen (deren Abänderung sie ist). Elaphidion Poeyi, selten auf efällten Stämmen, Odontocera brachyptiera Chevr., im Ge, auf den Blüthen des Jucaro, die Larve im Holze der Andina inermis; Lema marginata und postica, beide auf Blättern und Blüthen des Calebassenbaums; Chrysomela (Leu- cocera) Poeyi Chevr., im Mai und April hinter dem Grunde des Blattstiels einer Palme, wo sie nicht leicht zu finden ist, auch unter der Rinde einer Guazuma; Chrysomela (Leu- cocera) apicicornis Chevr., unter der Rinde des Guaban und unter Cryptogamen. Einige Käfer-Arten aus Guyana sind in Guerin’s Revue Zool. (p. 23.) von Hrn. Demay bekannt gemacht worden. Brachinus melanöpterus scheint nur Abart des BD. «ae- quinoctialis (complanatus F.) zu sein. Es sind aber die Be- schreibungen zu kurz und zu wenig genau, so dals wir abwarten müssen, durch Hrn. Gu£rin in demReisewerke des Hrn.Debauve die hier Nüchtig characterisirten Arten näher kennen zu lernen. 21% 316 Herr Hope hat ein zweites Bändchen seines Coleo- pterist's Manual herausgegeben, und in demselben die von Linne und Fabrieius aufgeführten Caraben, Di- tiscen und Hydrophilen erläutert. Wir finden in diesem Buche reiche Belehrung in vieler Hinsicht, und na- mentlich haben wir dem thätigen Verf. die Aufklärung über die von Fabricius aus Banks’ Sammlung beschriebenen Arten sehr zu danken. Von den von Fabricius aus der Lund- Sehestedtschen und seiner eigenen Sammlung beschriebenen Arten sind noch viele zweifelhaft geblieben, wie wir auch die Berücksichtigung der von Illiger in seinem Magazin mitgetheilten Bemerkungen über Fabricius Systema Eleu- theratorum, und der darauf bezüglichen Aufsätze von Me- gerle und Zenker vermissen. Neben der Kritik der Arten hat Hr. Hope uns auch eine Uebersicht über die neueren Gattungen nach Gruppen (families) gegeben, die zuweilen auf sehr natürlichen Zusammenstellungen beruhen. Diese, nicht im systematischen Zusammenhange, sondern so wie die Gelegenheit sie zur Sprache brachte, sind der Reihe nach folgende Megacephalidae (3 Gatt.) Elaphridae (6 G.) Cieindelidae (16 G.) Collyridae (5 G.) Garabidae (6 G.) Anthiadae (5 G.) Nebriadae (5 G.) Bembidiidae (12 G.) Dromiidae (4 G.) Cy- chridae (5G.) Thaliadae (ziemlich die Dejeansche @. Feronia, 15 G.) Dolichidae (4 G.) Agonidae (7 G.) Sphodridae (4 G.) Chlaeniadae (6 G.) Cymindidae (7 G.) Patrobidae (3 G.) Pe- ryphidae (4 G.) Broscidae (3 G.) Ditomidae (6 G.) Licinidae (7G.) Harpalidae (16 G.) Lebiadae (9 G.) Amaridae (11 G.) Zabridae (5 G.) Acinopidae (11 G.) Stenolophidae (10 G.) Panagaeidae (11 G.) Scaritidae (11 G.) Dryptidae (9 G.) Brachinidae (4 G.) Agridae (2 G.) Odacanthidae (11 G.) Pericallidae (10 G.) Cyclosomidae (3 G.) Oszuenidae (9 G.) Heteromorphidae (A G.) Morionidae (4 G.) Helluonidae (7 _G.) ‘Pogonidae (5 G.) Trigonotomidae (10 G.) ferner Hydrophiloi- dea (12 G.) Dytieidae (146 G.) Haliplidae (11 G.) Gyrinoidea (6G.) Helophoridae (7 G.) Parnidea (3 G.) Limnüdae (3 G.) Sphaeridiidae (4 G.) Anisotomidae (10 G.) Wenn auch eiuzelne Gattungen unter verschiedenen Grup- en doppelt aufgeführt sind, ist doch schon aus der grolsen Zahl derselben zu entnehmen, dafs der Verf. nicht nur alle bisher in Vorschlag gebrachten benutzt, sondern auch noch manche neue Trennung vorgenommen hat, letztere indessen fast nur durch habituelle Kennzeichen begründet, die erst ihren Werth hahen, wenn ihre Uebereinstimmung mit den wesentli- chen systematischen Charakteren nachgewiesen ist. 317 Auf.den Tafeln sind mehrere bisher unvollständig bekannte oder ausgezeichnete neue Arten abgebildei, auf dem 'Titelkupfer die im vor, Jahresberichte erwähnte Manticora latipennis Wa- zerhause. Auf den übrigen Tafeln begegnen wir zunächst der so lange zweifelhaft gebliebenen Gicindela grossa F., weder eine Megacephala, noch eine Dromica, sondern mehr eine echte Cicindela, der dritten Familie Dejeans sowohl in der cylindri- schen Körperform, als dem mälsig verdickten zweiten Gliede der Lippentaster sich anschlielsend, von Hrn. Hope zu einer eigenen Galtung Apieroessa erhoben. Eine zweite, als Hü- gellos angegebene hier abgebildete CGicindelen- Gaitung ist Eu- rymorpha, eine merkwürdige, sehr breite Form, zu der indels C. concolor Dej. den Uebergang macht, und die in den Mund- theilen, selbst im Umrifs der Pelze mit den eigentlichsten Ci- cindelen (z. B. C. campesitris) übereinstimmt. Ferner lernen wir in dem Carab. siriatulus F. einen ganz nahen Verwandten der Feronia corinthia Dej. kennen, und finden eine sehr genaue Abbildung des Cychrus reflexus F., eines Panagaeus, der von Fabricius zuerst aus Banks’ Sammlung beschrieben, ohne Zweifel nicht im Coromandel sondern im tropischen Africa ein- heimisch, von der von Fab. später aus Lunds Sammlung un- ter demselben Namen beschriebenen Ostindischen Art sehr ver- schieden ist. Eine sehr werthyolle Zugabe hat uns Hr. Hope durch die Abbildung der von Mac Leay in den Annulosa Javanica nur beschriebenen Carabengattungen mit allen Details dargereicht, welche ohne diese Hülfe wenigstens auf dem Con- tinent wohl schwerlich ihren Oedipus gefunden haben würden. Es sind Dirotus subiridescans, Gnathaphanus vulneripennis, Hyph- arpax lateralis, Dioryche 1osta, Hyphaerion reflexus und Coe- lostomus picipes, der zweite offenbar der Harpalus subcostatus Dej., der dritte eine merkwürdige Harpalinen-Form mit ver- dickten, unten gezähnten Hinterschenkeln und krummen Schie- men an denselben Beinen, der vierte der Dejeansche Plaiyme- 1opus Thunbergi, der letzte eine vielleicht selbstständige Gat- tung, von Dejean mit Feronia (Argutor) vereinigt, (F. A. antiqua Dej.) wovon sie aber durch ungetheilten Zahn im Kinn abweicht, hiedurch sich mehr an Drimostioma annähert, mit welcher sie vielleicht durch Uebergänge von der gestreckten Form der Mandibeln zu der gewöhnlichen verbunden wird. Cicindelahybrida L. war bekanntlich vonHrn.Stephens auf die €. maritima Gyll. gedeutet worden, und Hr. Brulle war ihm hierin gefolgt, Ref. hatte jedoch in seinen Käfern der Mark B. Bedenken getragen, sich dieser Bestimmung anzu- schlielsen. Herrn Westwood verdanken wir jetzt die sichere Auskunft aus der Linneischen Sammlung, dals die dort von Linne’s eigener Hand bezeitelte €. hybrida keine andere sei, als. die so lange dafür gegolten, und verschieden von der, die (Mag. of. Nat, Hist.) Stephens und Brull& als ‚solche angenommen Eine Reihe von Arten der Gattung Carabus, theils aus der Europäischen Türkei, theils aus Klein-Asien, ist von den 318 Herren v. Cristoforis und Jan in Guerin’s Magasin de Zoologie beschrieben worden. C. moestus, dem ©. Hungaricus verwandt; C. aethiops, dessen Unterschiede vom C. Graecus Dej). dem Ref. nicht ein- leuchten wollen. C. Chevrolati und C. assimilis (einen eigentlichen Carabus hat Duftschmidt schon unter diesem Namen beschrieben) beide mit tiefen Gruben auf den Flügel- decken, wie C. perforatus, aber von der schlanken Gestalt des €. violaceus, unter einander sehr ähnlich und wohl kaum hin- reichend unterschieden. C. Wiedmanni, kleiner als die vori- gen mit ähnlicher aber schwächerer Sculptur. C. saphirinus, schlanker wie C. violaceus, mit 3 Reihen Grübchen auf jeder Flügeldecke. C. Mariettii, mit dem C. Loschnikovii Gebl. ver- glichen. C. Spinolae, um die Hälfte grölser als €. glabra- Zus, oben dunkel bronzegrün, glänzend, von Hrn. Mäh6tries gleichzeitig unter dem Namen €. Bonplandi beschrieben. Einige Arten der Gattungen Garabus und Calo- soma, welche Hr. Darwin auf seiner Reise gesammelt hatte, sind von Hrn, Hope in den Transactions of the Ent. Society beschrieben worden. Die Carabi sind C. suturalis F. vom Feuerland, €. V alvidiae von den Cordilleras von Valvidia, wohl der ächte C. Chilensis Esch., C, Chiloensis, kleiner als vorige, so wie C. insularis und C. Darwinii von Chiloe. Calosoma Pa- tagoniense aus dem Patagonenlande, C. Galapageium, von den Galopagos-Inseln, C. Helenae von St, Helena. Eine dritte Art der in den früheren Jahresberichten schon erwähnten Gattung Catapiesis ist von Hrn. Chevrolat un- ter dem Namen €. Columbica in Gu&rin's Revue Zool. (p.286.) beschrieben worden. Die Flügeldecken haben bei ihr 10 ein- fache, verloschene, an der Spitze deutlichere Streifen, von denen die 6 innern zu zwei genähert sind. Das Vaterland ist Columbien. Mr Herr Gu&rin (Revue Zool. p. 74.) findet den von La- treille in,der Ausrandung der Vorderschienen angegebeuen Unterschied zwischen Enceladus und Siagona nicht aus- reichend, indem die Ausrandung bei Enceladus auch vorhan- den sei, nur weniger hoch hinaufreiche. Bei Enceladus sind indefs die Schienen sehr ähnlich wie bei einem ächten Carabus gebildet, wo von der Unterseite gesehen, eine Aus- randung deutlich bemerkbar ist, Bei ächten Siagonen ist die Ausrandung eben so beschaffen als z. B. bei einem Har- palus, wenn sie auch eigentlich nicht so hoch hinaufgeht. Dafs von dieser Bildung bei grofsen Siagonen Uebergänge zu der von Enceladus vorkommen, wie Hr. Guerin 319 behauptet, kann Ref. nicht bestättigen. In der Mitte zwichen Enceladus und Siagona steht indefs der Scarites laeviga- tus F., den Latreille und Dejean zu Enceladus, Hr. Guerin zu Siagona rechnen, und zwar beide Theile mit glei- chem Rechte. Die Vorderschienen sind ganz die eines Enceladus, die Lippentaster mit ihrem stark erweiterten Endgliede, so wie die Fühler, an denen das erste Glied nicht, wie bei En- celadus, von der Länge des zweiten ist, wie bei Siagona. Mit Unrecht werden noch Melaenus und Coscinia als verwandte Gattungen betrachtet; sie schliefsen sich auf's Nächste an Ditomus. Von Siagona führt Hr, Gu&@rin hier 46 Arten auf, unter denen drei neue vom Senegal, $. Goryi, der $. laevigata ganz nahe verwandt, $S. mandibularis und Buquetii. Unnatür- lich sind die Arten in ee und ungeflügelte eingetheilt; das Vorhandensein oder Fehlen der Flügel ist hier so wenig wesentlich, dafs beide Fälle bei derselben Art vorkommen, wie denn die gefl gelte S. brunnipes Dej. von der ungeflügelten S. fuscipes Bon. wirklich nicht verschieden ist.*) Herr Baron Chaudoir (Bull. d. I. Soc. Imp. des Nat. de Moscou.) hat es unternommen, die grofse Gattung Fero- nia Dej. in mehrere aufzulösen. Es hat immer etwas Un- bequemes, wenn sich mehrere hundert Arten in einer Gattung beisammen finden; indefs konnte Graf Dejean, als er bei der Bearbeitung seiner Species general einsah, dafs die von ihm in seinem ersten Catalog aufgenommenen Gattungen Poeei- lus u,s. w. in allen wesentlichen Characteren übereinstimmten, nichts mehr thun, wie jene vorläufig angenommenen Gattungen als gleichsam natürliche Unterabtheilungen festzuhalten. Wenn man in solchen Fällen einmal Spaltungen vorzunehmen an- fängt, läfst sich selten bestimmen, wie weit sie sich erstrecken werden. Die von Hrn. Baron Chaudoir bereits errichteten Gattungen belaufen sich auf nicht weniger als 42, deren Cha- ractere, wie sie in der mitgetheilten Tabelle angegeben sind, gröfstentheils von den Verhältnifsen der Glieder der Fühler, Taster und Füfse entnommen, wohl im Allgemeinen, sehr subtil sind, was freilich ziemlich einerlei wäre, wenn sie nur *) Achnliche Fälle kommen öfter vor, selbst bei eigentlichen Carabis. Das hiesige Museum besitzt vom Carabus granulatus L. ein Päärchen mit vollkommen ausgebildeten Unterflügeln. 320 beständig wären, mit anderen Unterschieden übereinkämen, und so natürliche Trennungen bedingten; es scheint aber nicht, dafs nicht häufig sehr nahe verwandte Arten in ver- schiedenen Gattungen ihr Unterkommen fänden. Auch führt der Verf. noch eine lange Reihe zum Theil sehr bekannter und gewöhnlicher Arten auf, die noch in keine der 42 Gat- tungen passen. Indefs enthält der Versuch des Verf. viel Dankenswerthes, selbst wenn man davon äbgeht, eine einzige der Gattungen anzunehmen, indem er auf mehrere feinere Merkmale aufmerksam macht, die für die Gruppirung der Arten nicht ohne Bedeutung bleiben werden, und es ist auch noch nicht zu verreden, dafs nicht bei fortgesetzten Unter- suchungen sich eine oder die andere natürliche Gattung ab- sondern wird. Auf die Wahl der Gattungsnamen wäre dann wohl etwas mehr Sorgfalt zu verwenden, indem von den ge- genwärtigen einige bereits in andern Familien vergeben, an- dere zu wenig von bereits vorhandenen verschieden sind, noch andere, wie viele mit Hülfe von Pseudo- hervorge- brachte, gegen die Gesetze einer guten Namengebung zu sehr verstofsen. — Aufserdem hat Herr Baron Chaudoir drei Gattungen derselben Abtheilung sehr ausführlich beschrieben, nämlich Scaphiodactylus, auf Fer. moesta Dej. und F. Junesta und opaca Chaud., alle aus Mexico, Chalco- chrous, auf F. Sterop. lenis Ill. Dej. und Cyclotra- chelus, auf F. Sterop. tenebricosa Dej. gegründet. Die Wasserkäfer haben eine besonders gründliche und umfassende Monographie in den Species general des Hydro- canthares et Gyriniens von Dr. Ch. Aube erhalten, die als Fortsetzung der Dejeanschen Spec. gen. des Coleopte- res sich anschliefst, und demgemäfs ganz in derselben Weise behandelt worden ist. Nur Hinsichts der Beschreibungen ist der Verf. von seinem berühmten Vorgänger darin abgewichen, dafs sie weniger vergleichend sind. Es gehört ein feiner Tact dazu, hierin das Zuviel und Zuwenig zu vermeiden. Die Dejeanschen sind öfter wohl zu sehr comparativ, die Aube£- schen sind es aber in der ersten Hälfte des Werkes im Gan- zen zu wenig; die ausführlichster und genausten Beschrei- bungen geben mit vieler Mühe des Lesers oft nicht ohne Zweifel, was ein passender Vergleich augenblicklich klar 321 macht; aufserdem sind sie ein Prüfstein des Auctors für die Selbstständigkeit der von ihm aufgestellten Arten. Hr. Aub.e würde z.B. den Neuholländischen Colymbetes australis nicht neben dem Europäischen C. conspersus beschrieben haben, hätte er versucht, die Unterschiede beider hervorzuheben, da durchaus keine da sind. Bei den später beschriebenen Gat- tungen, namentlich den Hydroporen, finden wir jede Art, welche sich nicht von selbst schon hinreichend unterscheidet, stets mit denen verglichen, denen sie zunächst steht. Die Be- schreibungen selbst sind musterhaft. Nach dem Vorgange des Ref. beirachtet Herr A. die Dy- ziscen und die Gyrinen als zwei neben einander stehende, aber scharf geschiedene natürliche Familien. Die erstere theilt er in 3 Gruppen, Haliplides mit schildförmig erweiterten Hin- terhüften, Dytiscides mit 5, Hydroporides mit 4 Gliedern an den vorderen Fülsen. Die erste Gruppe enthält nur die Gatt. Haliplus mit 20, und Onemidotus mit 3 Arten. Die Dytiscides zerfallen nach der Anwesenheit oder Abwesenheit des Schildchen in zwei Abtheilungen, in der ersten ist zunächst Paelobius (unrichtig statt Pelobius geschrieben) wegen sei- ner schlanken Hinterbeine abgesondert, die be# den folgenden mehr oder weniger zusammengedrückt sind, hier folgen Cy- bister mit 36 A., Dytiscus mit 17A., wobei freilich die glat- ten und die gefurchten Weibchen immer als specifisch verschie- den betrachtet sind; Eunectes 1 A. (Vergl. d. vorigjährigen Jahresbericht) Aeilius 47. A. von denen jedoch die 43 letzte- ren besser unter Hydaticus stünden, und von H. Austriacus nicht getrennt werden können, Colymbetes 39 A.; Ilybius 41 A,; Agabus 60 A.; Copelatus 47 A. mit gestreiften Flügeldecken enthaltend, womit aber nach den wesentlichen Kennzeichen, die Ref. für diese Gattung aufstellte, und die auch von Hrn. A. anerkannt sind, mehrere A. mit glatten Flügel- decken sich vereinigen, welche hier unter Agabus stehen, na- mentlich 4. Peruvianus, 40-notatus, 11 -guitatus, submaculatus. Matius 4 A., Copiotomus 4 A., Anisomera 4 A. Ver- steckt ist das Schildchen bei Nozerus, 3 A., Hydrocanıhus 7A., Suphis2A., Laccophilus 22 A. Unter den Hy- droporides ist eine Gatt. mit deutlichen Schildchen: Celina, auf 3 Americanische A. gegründet, eine zweite neue Gattung Vatellus, auf den Hydroporus tarsatus Luporie errichtet, un- terscheidet sich durch zugespitzte Fühler und die langgestreck- ten 3 ersten Fulsglieder an den vorderen Beinen von Hyph- ydrus, 11 A. und Hydroporus, 122 A. Die Familie der Gyrinen ist in 7 Gattungen zerlegt, (En- hydrus (G. sulcatus Wied.) mit 3 A., Gyrinus, 45 A., Pa- irus, 4 A. aus Java, Oreciochilus 14 A., Gyretes 8 A., Porrorhynchus 4 A., Dineutes 24 A.,) welche nicht so natürlich nach der Anwesenheit oder Abwesenheit des Schild- 322 chen in zwei Abtheilungen gebracht sind, als sie es nach der Bildung des letzten Hinterleibsegments sein würden, wo @y- rinus, Enhydrus (richtiger Enydrus geschrieben, da h ım Griechischen kein Buchstab ist), Dineuzes und Porrorhyn- chus (erstere beide mit deutlichem, letztere beide mit versteck- tem Schildchen) die eine, Patrus, Oreciochilus mit deutli- chen, G@yretes mit verstecktem Schildchen, die andere Ab- theilung ausmachen würden. Die Anwesenheit einer äulseren Maxillarlade in dieser Familie ist vom Verf. nicht erkannt wor- den, sie hat in. der That auch nur bei Gyrinus Statt (S. Sturm, Deutschl. Ins., 10B., T.226, Fig. H.), bei allen übri- gen Gattungen fehlt dieser Theil ganz. In der Iconographie et histoire naturelle des Coleopteres d’Europe hat Hr. Aube .die Darstellung der Hydrocantharen zu Ende geführt. Von der Gattung Aydroporus sind nicht weniger als 93 Be Arten abgebildet, ‚unter diesen eine beträchtliche Anzahl neuer: A. marginicollis, aus der Schweiz, vermuth- lich nur Abart des A. depressus; H. Sansii aus Spanien, dem H. depressus nahe verwandt; H. affinis aus Sardinien, Fenestratus aus Sicilien (auch unter demselben Namen von Germar abgebildet), Zwciuwosus aus dem südlichen Frankreich und variegatus aus Armenien, alle 4 einander verwandt; ca- rinatus aus Spanien, durch einen hohen Kiel auf den Flügel- gecken ch fwscitarsis aus Sardinien, vom Verf, mit H. halensis verglichen, aber wohl eher Abänderung des H. griseostriatus; A. Cerisyi, dem H. griseostriatus verwandt, im südlichen Europa einheimisch; 4. Schönherri aus Lapp- land und H. parallelus vom Caucasus, beide dem H, paral- lelogrammus sehr nahe; H. ambiguus aus Frankreich, wohl einerlei mit A. piceus St., der beim H. pubescens Gyll. citirt ist, mit welchem aber eher H. melanocephalus St. übereinkommt; H. limbatus und analis aus Sardinien, vermuthlich nur Ab- arten des MH. Zituratus, welchem auch H. obsoletus aus Spa- nien, victor vom Bodensee, castaneus aus Belgien, piceus aus Frankreich und England, und incerius aus dem südlichen Europa nahe kommen, von denen H. victor sich besonders durch seine sehr flachgedrückte Gestalt auszeichnet, casta- neus aber wohl nur Weibchen von A. memnonius ist; gla- briusculus aus Lappland, dem FA. melanocephalus ähnlich; meridionalis, Genei, 6-guttiatus, varius, fasciatus, ru- fulus, formosus, Escheri, südeuropäische, theils dem M. ‚flavipes, theils dem MH. lepidus verwandte A. H. Goudotii, dem H. unistriatus sehr ähnlich, von Tanger und auch von Si- cilien, H. pumilus, eine ebenfalls dahingehörige aber weniger nahe verwandte Europäilche Art; Z.pallens aus Lappland. Zu bemerken ist noch, dafs A. Davisii Curt. nicht ‘verschieden vom H. borealis Gyll., dals 4. frater der wahre D. assimi- lis Payk. ist, daher der von Gyll. als solcher beschriebene einen anderen Namen erhalten muls, wozu sich der von Mül- 323 ler vorgeschlagene H. rotundatus eignen möchte; dals H. siriola, mit welchem Hr. A. den H.vittula des Ref. vereinigt, sich vom letzteren beständig durch geringere Gröfse, mehr ein- zelne und feinere Punktirung zu unterscheiden scheint. Von Gyrinus führt der Verf. 14 A. auf, von denen @. natator der G. mergus Ahr., wahrscheinlich eben so wenig der @. n«- tator von Linn& als der von Fabrieius ist; @. caspius gewils eine kleine Abänderung des H. bicolor; G. aeneus vermuth- lich Abänderung des @. marinus; G.variabilis, vom Vert. selbst in den Spec. gen. mit dem @, urinator vereinigt. @. striatus kann nicht wohl der Fabricische sein, der nach der von Fabr. bemerkten Färbung der Unterseite zum folgenden @. strigosus (limbatus Sol.) gehören muls. Orectochilus hat die eine,bekannte Art. Von rein exotischen Formen sind, wie frü- her, einzelne Arten als Gattungstypen dargestellt. Herr Matthews hat im Entomogical Magazine (V. p. 188.) mehrere neue Gattungen und Arten von Brachelytren beschrieben. ' Deinopsis fuscatus ist die Gymnusa laticollis des Ref., auch nach der Darstellung des Verf. in den gezähnten Mandibeln und in der Bildung der Maxillen mit Gymnusa dbrevicollis übereinstimmend, doch scheint Hr. Matthews in der Darstellung der Unterlippe dadurch, dals dieselbe nicht mehr in ihrer Integrität war, wodurch die borstenförmigen Lippentaster sowohl als die borstenförmigen Lappen der Zunge der Beobachtung entgangen sind, eben so sehr getäuscht zu sein, als in der 3gliedriger Maxillartaster und 3gliedriger Fülse. Die zweite, neue, ebenfalls den Aleocharen angehörige Gattung Centroglossa fällt mit der G. Myllaena des Ref. zusam- men, auch ist die Darstellung derselben durch Hrn. Matth. nur darin verfehlt, dals er die borstenförmigen Lippentaster für Theile der Zunge hielt. Von den sechs unter dieser Gat- tung aufgeführten Arten sind die drei ersten, bei denen das Halsschild breiter als die Flügeldecken ist, unzweifelhaft die- selben 3 Arten, die Ref. als Myllaenen beschrieben hat; die übrigen 3, bei denen das Halsschild nur von der Breite der Flügeldecken ist, gehören schwerlich mit Recht in diese Gattung, und möchten vielleicht, wenn man den angegebenen Habitus folgen darf, unter Oxypoda zu suchen sein. Aufserdem be- schreibt Hr. M. noch fünf Arten anderer Gattungen, von denen Megachronus elegans und Mycetoporus brevicor- nis zweifelhaft, Tachyporus formosus der T, rufus, Cy- pha bigutiata der Hypocyptus discoideus des Ref. und Oxy- telus biarcuatus der Phloeonaeus caelatus (Oxyt. cael. Grav.) sind. Herr Westwood beschreibt im Magaz, of Zool. and Botany (p. 129.) in einem Aufsätze, der eine Zusammenstel- lung der unter dem Wasser lebenden Insekten enthält, einen Käfer aus der Familie der Staphylinen, der am Seeufer 200 Fuls unter der Fluthgränze des Wassers lebt, und der zur Fluth- 324 zeit 4 Stunden unter Wasser bleibt. ‘Er rechnet den durch die Kürze seiner Flügeldecken ausgezeichneten ‚Käfer zu den Oimalinen, er gehört indels zu denen, die Ref. von denselhen entfernt und mit den Osxytelinen vereinigt hat, wo er in der Reihe mit dem Omalium rugosum (Staph. striatulus F,) anandi- bulare, weneum Gyll. und Anthaphagus dichrous. Grau. eine eigenthümliche Gattung bildet, welche Hr. Westwood Mi- cralymma benennt. Die Art (M. Johnstonis Westw.) ist indels schon unverkennbar von Gylienhal und Zetterstedt als Omelium brevipenne beschrieben worden. Ref. hat in Germar’s Zeitschrift für die Entomologie eine Notiz über das Vorkommen der Nebenaugen bei den Stiaphylinen gegeben und gezeigt, dals sie nur bei den Oma- lien zu finden sind und zwar 2 an der Zahl bei den Gatt. Anthophagus und Omalium Grav., mit Ausschluls der Arten die auch anderer Abweichungen halber theils den Osxytelen sich anschlielsen, theils in eine eigene kleine Gruppe Proteinini zu- sammengestellt sind. Unter Fldteren kommt jedoch En vor, die Silpha clypeata Müll., mit einem einzigen Nebenauge. Ref. hat sie in seinen Käfern Brandenburgs als Art der Gatt, Megarthrus aufgeführt, die später gemachte Untersuchung des Mundes hat jedoch gezeigt, dals sie eine eigene Gattung bilden muls, für welche der Dejean’sche Name PAlosobium erhalten werden kann, Die durch den Reichthum der darin enthaltenen Arten höchst wichtige, in der Historie naturelle et lconographie des Insecies Col&opteres enthaltene Monographie der Bu- presten der Herren De Laporte und Gory ist ununterbro- chen fortgesetzt und ihrer Vollendung näher geführt worden. Den Schlufs der dritten Untergattung von Buprestis, Psi- Zopiera, bildet eine grolse Reihe von Arten von der Insel Ma- dagascar, welche so höchst ausgezeichnet sie auch in Formen und wie sehr sie auch zum Theil im Seitenrande erweitert sind, doch nicht nur in ihren Charakteren von den übrigen eigentlichen Bu- presien nicht abweichen, sondern auch in ihren Körpernmrilsen,, so wenig die Bupresten aller anderen Weltgegenden eine Annäherung an die eigenthümlichen Madagascarischen Bildungen erkennen lassen, nicht so scharf begränzt sich zeigen, dals nicht zahl- reiche Mittelformen selbst zu den abweichendsten. und auffal- lendsten Gestalten einen ganz allmäligen Uebergang bilden sollten. Es ist daher die Verbindung der grölstentheils sehr an die Gassiden-Form erinnernden Madagascarischen Bupresten mit den schmalen, keillörmigen Psilopieren nicht so unnatürlich, als es beim ersten Anblick mancher Arten erscheinen möchte. Uebrigens ist Madagascar sehr reich an solchen Formen. Die Verf. stellen nicht weniger als 46 A. dieser Abtheilung auf, yon welchen die B, aureo-pilosa sich von der ursprünglichen Guörin’schen B. aureo-pilosa, (Goudoti Kl.) unterscheidet, dagegen ist B. quadrispilota nur Abänderung von BD. au- 325 ropicia, B. cupreo-signata nicht unterschieden von B.so- lea Kl., B. sparsuta Abänderung von B. cupreo-notata, und B. luteo-signata die Polybothrys 6foveolata Spin. und B. Kiugii die Polybothrys ancora Spin. (welche beide im Jahres- bericht von 1837 erwähnt worden sind). Die vierte Untergattung Latipalpis (Sol.) enthält 23 Ar- ten, grölstentheils aus Africa und Ostindien, unter denen B. limbalis schwerlich in Brasilien, wahrscheinlich im tropischen Africa zu Hause, die Senegalsche B. Galamensis von der Nubischen B. catenulata Kl. wohl kaum verschieden ist, und B. coerulea Ol. nichts als Abänderung von B. fastuosa zu sein scheint. Die folgende Untergattung Hippomelas ent- hält nur eine A., B. Mesicana. Sie weicht von den eigentli- chen Bupresten etwas ab. Dagegen kommt die sechste Unter- gatt. Dicerca (Esch.) wieder vielfach mit denselben überein. Es sind aulser einigen Capensern grölsteniheils Nordamerica- nische und Europäische Arten, unter den letztern findet sich eine kleine Verwirrung in der Bestimmung einiger nahe ver- wandter Arten, indem die im Norden verbreitete D. «enea L. als B. Fagi Meg. aufgeführt ist, die B. aenea der Verf. aber die dem Süden von Europa angehörende B. Carniolica F. ist. Auch scheint die B. asperata des Verf. nicht hinreichend von der B. obscur«a verschieden zu sein. B. Dufourii ist Ecti- nogonia Buquetii Spin. Die siebente Untergatt. Halecia hat die B. blanda F. zum Typus. Kine zweite sehr ähnliche etwas kleinere Art nennen die Verf. BD. modesta F., da aber Fabricius sich auf Banks’ Sammlung bezieht, aus welcher Olivier den Käfer abbildete, ist kein Grund anzunehmen, dals Fabricius’” Käfer ein anderer als der Oliviersche sei. Es stehen in dieser Un- tergaltung acht Südamericanische Arten, die aber nicht alle im Habitus zusammenstimmen. Die achte Untergatt. Castalia entspricht Lampra Mee., die sich auch wohl als Gattung festhalten läßt. B. Solieri t eine neue A. die mit BD. rutilans F. in der Färbung ganz übereinkommt, aber in der Gestalt abweicht. BD. gentilis, an- geblich aus Ostindien, scheint garnicht von B. festiva ver- schieden zu sein. Auch die neunte Untergatt, Melabasis, aus 11 kleinern Neuholländischen Arten bestehend, kommt weniger mit den ei- gentlichen Bupresten überein, als sie eine zunächst an Apatura sich anschlielsende selbstständige Gatt. bilden möchte. Eben so ist die zehnte Untergatt. Ancylocheira Esch. hinreichend als eigene Gatt. characterisirt; nur ist die erste Art, B. Bagda- densis nichts weniger als eine Ancylocheira, sondern eine Chalcophora, wenigstens von Bupr. stigmatica Schönh. unzer- trennlich. Auf B. punciata folgen vier A., B. 6-notata aus Nordamerica, B. marginicollis vom Senegal, B. discoidea aus Neuholland, B. Maura Ol. von Domingo, welche alle nur geringe Abänderungen der B. punctata zu sein scheinen, so Jals die Vaterlandsbezeichnungen wohl auf Irrthümern be- 326 ruhen. Ein ähnliches Verhältnifs scheint zwischen den folgen- den drei A., B. rubromaculata aus Cayenne, P. aurantio- picta aus Neuholland, B. 10-notata ebendaher, und der B. Flavomaculata F. stattzuhaben: auch ist DB. maculata F. (strigosa @bl.) nicht füglich als Art von der letztgenannten abzusondern. Ebenso ist die angeblich Brasilische B. magica gewils nichts als eine Abänderung der B. S-gutiata, und die angeblich Ostindische B. geometrica steht unbedenklich wie- der in der nümlichen Beziehung zu B. flavomaculata. B. au- rulenta, angeblich aus Nordamerica, scheint die seltene Nord- europäische B. splendida Payk, pretiosa Hbt. zu sein, deren keine Erwähnung geschehen ist, und die Citate B. aurulenta Ol., Salisburensis Hbi. gehören zur folgenden B, decora F. B. Boseci der Verf. ist B. apricans Hbı. Die eilfte Untergatt. entspricht der Gatt. Eurythyrea Serv., aus welcher nur drei A., B. micans, B. Justriaca F. und B. scutellaris Ol. aufgeführt sind, die letzte ist als Süd- americanisch angegeben, es ist aber viel wahrscheinlicher, dafs sie Östindisch ist. Die zwölfte Untergatt. Pelecopselaphus (S$ol.) enthält drei verschiedene Formen, die sich am Ende als eben so viele Gatt. charakterisiren lielsen: 4, Bupr. angularis Sch., 2. B. gymnopleura Perty (impressicollis Sol.) und B. iripunctata F., 3. B. modesta Ol, welche die Verf. in der oben besprochenen Veraussetzuug, dafs die Fabricische eine andere sei, B. superba benannt haben. Die dreizehnte Untergatt., Diana, besteht aus drei neuen Brasilischen Arten, welche ganz das ‘Ansehen von Chrysobothrys haben. Die vier- zehnte und letzte Untergatt. Cinyra, ist auf einige besonders schlanke americanische Formen gegründet, denen noch B. cor- rusca F., welche die Verf. wenig passend zu Chrysodema ge- rechnet haben, und BD. multipunctata Ol., mit welcher B. albo-notata der Verf. als kleinere Hein vereinigt wer- den muls, und welche die Verf. beide unter Ancylocheira auf- geführt haben, angehören. Es ist schwer, für eine Menge von Bupresten- Gattungen leichte und sichere Charaktere aufzufinden, und es ist wohl nöthig eine Anzahl der von Eschscholtz u. a. aufgestellten und von Dejean angenommenen Gattungen zu vereinigen, in- dels scheinen die Verf. hierin doch etwas zu weit gegangen zu sein, und namentlich möchten die Untergatt. 1. ( Euchroma), 2. (Chalcophora), 5. (Hippomelas), 8. (Castalia), 9. ee: 40. (Ancylocheira), 11. (Buprestis Sol. besser Euryihyrea Serv.) und 14. (Cinyra) füglich ausgeschlossen und als eigene Gattun- gen betrachtet Ken können. Die Untergatt. 7. (Halecia) und 12. (Pelecopselaphus) sind aus verschiedenen Elementen zu- sammengesetzt und ihrem Inhalte nach noch näher zu prüfen, Es folgt nun noch eine Reihe von Gattungen der Gruppe der eigentlichen Bupresten, von verschiedenem Werthe, und alle von geringem Umfange. Capnodis Esch. erscheint als eine der natürlichsten, stimmt aber doch im Wesentlichen mit den eigentlichen Bupresten überein, und liefse sich füglich als eine 327 natürlich begränzte Familie in dieser Gattung betrachten. Die Verf. führen 40 Arten auf, von denen aber C. aerea nur eine seringe Abänderung der C. tenebrionis ist, €. Lefebvrei von Smyrna, und ©. anthracina aus Persien nicht von B. car- bonaria Kl. verschieden sind, die ©. Mannerheimii die €. porosa Kl., die als C. porosa Kl. dargestellte A. aber wie- der einerlei mit ©, carbonaria ist. Mit Capnodis nahe verwandt, und gleichfalls als Unterabtheilung der Gattung Buprestis zu betrachten ist Coeculus (Cyphonota Dez.) Die fünf Arten mögen auf drei reducirt werden können, denn .C. gravi- dus und ©. Buguetii scheinen durchaus nicht verschieden zu sein, und ©. Euphraticus ist sicher nur eine Abänderung des €. Sibiricus mit mehr Erzfarbe und verloschenen weilsen Binden. Piosima schlielst sich eigentlich sehr nahe an Agrilus; die Verf. führen vier Arteu auf, von den zwei Ostindische dem Ref. unbekannt. sind, eine Chilesische, Pi. planata, mit den Typus der Gatt., B. 9-maculata F. nicht die geringste Be- ziehung hat, vielmehr den Typus einer eigenen, mit Stigmoder« näher verwandten Gattung bildet. Nascio (Bup. vetusta Boisd.), Acherusia (Childreni) und Astraeus (flavopictus), Buba- sites (sphenoida) sind 4 Gattungen, jede eine Art enthaltend, alle Neuholländisch. Bulis ist auf Bupr. bivitiata F. gegründet, der noch eine zweite, ebenfalls Capensische Art beigefügt ist, die sich von der ersteren nur durch die Färbung zu unterscheiden scheint. Acantha ist offenbar von Pristoptera Dej. nicht verschieden, deren Typus Bup. blanda F, die Verf. unter Bupr. Halecia aufgeführt haben, auch ist die eine A., Ac. Jousselini be- reits als Pristiptera iridea von Mannerheiim beschrieben; die zweite A. ist Bup. S-punciata F. ans Cayenne, Apatura ist einerlei mit Phaenops Meg. und Melanopkzla Esch. A. Drum- mondi aus Califormien und A. disco-punctata aus der Mon- golischen Steppe scheinen nicht unterschieden zu sein, welches auch durch die genauere Kirbysche Beschreibung der ersteren, welche wenigstens auf die dem Ref. allein vorliegende 4. di- scopunciaia palst, bestätigt wird; auch sind die beiden Nordame- ricanischen 4. octospilota und croceosignata unbedenklich als Abänderungen einer Art anzunehmen, welche gewöhnlicher mit so kleinen Flecken, wie die letztere (Phaenops subguttata Dej.) vorzukommen pflegt. — Aurigena der Verf. ist mit Perotis Meg. identisch, ist aber nicht gut anders, als Unterabtheilung von Buprestis zu betrachten. en zwei bekannten Arten B. lugubris und tarsata sind zwei neue aus dem Orient zu- gefügt. Die Gruppe der Agrilites charakterisiren die Verf. durch gezähnte Klauen, gleichwohl sind diese bei den ersten drei Gattungen, welche in diese Abtheilung gestellt sind, vollkom- men einfach. Es sind diese auch zunächst mit Stigmodera ver- wandt, und aulserdem steht Castalia (B. bimaculata L. — un- ter welchem Namen aber mehrere A. verwechselt zu sein schei- nen) in sehr enger Beziehung zu Bulis. Poecilonota enthält 328 6 A., von denen P. laticollis eine geringe Abänderung der B. tesiacea F., P. ornaticollis wahrscheinlich Männchen der P. aulica, diese mit Hyperantha Menetriesi Mannerh. einer- lei ist, und P. speculifera nach ihren älteren Benennungen Langsdorfiü Kl. oder cardinalis Don. heilsen mülste. Zemina ist eine neue Gatt., welche auch in ihrer Färbung sich eng an Stigmodera anreiht, und die in ihrer Verbreitung auf das süd- liche Ende von Südamerica beschränkt ist, und sich gleichweit auf der Westseite nach Chile, auf der Ostseite nach den südli- chen Provinzen Brasiliens verbreitet. (Irrthümlich ist bei der in Chile einheimischen Z. cupricollis Östindien als Vaterland angegeben.) — Von den beiden übrigen Gatt. vor Agrilus steht Stenogaster, (BD. linearis L. — die zweite A. St, badius ist Si. nubilus Mannerh.) mit Recht in dieser Abtheilung, Eury- bia (chalcodes aus Neuholland) ist dem Ref. nicht bekannt, der Gattungsname gehört aber schon einer Schmetterlingsgattung. Ein anderer wichtiger Beitrag zur speciellen Kenntnifs der Bupresten ist die Genturiede Buprestides, welche Hr. Chevrolat in Silbermann’s Revue Entomologique beschrieben hat, und eine Menge neuer Arten bekannt macht, wobei nur bedauert werden mufs, dafs die Publication wäh- rend des Erscheinens der Goryschen Monographie stattge- funden, wodurch wenigstens eine Anzahl von Arten von bei- den Auctoren unter verschiedenen Namen in die Welt ge- bracht worden sind. Siernocera bramina von Coromandel, wie St. Chrysis, nur unten an den Seiten punctirt, vielleicht nicht wesentlich unter- schieden von St. basalis Gory. — St. Orissa Bug. vom Cap, der St. interrupta verwandt: Hr. Lichtenstein hatte sie auch schon am Cap. entdeckt, sie ist aber bisher noch unbeschrieben eblieben. — Julodis 8 A., von denen J. Esauw unbedenklich fir J. hirtiventris Lap. zu halten, J. albopilosa sicher nichts Anderes als ein gut erhaltenes Ex. der J. Onopordi mit lauger abstehender Behaarung, und J. Iucidicollis geringe Abände- rung der J. tomentos«a ist. Unter dem Namen J. peregrina unterscheidet Hr. Chevr. die Bup. Andreae F. Kl. von der gleichnamigen Olivierschen, indessen ist die Fabricische gewils dieselbe, da beide aus gleicher Quelle, nämlich der Bosc- schen Sammlung schöpften. Findet es sich, dals die von Hrn. Klug dafür angenommene Art von dieser verschieden ist, mit der sienach der O livierschen Abbildunginder Körperform sehr über- einkommt, obgleich sie ihr an Grölse nicht unbedeutend nach- steht, so wäre es wohl der Mühe werth, dafs die ächte Oliviersche und Fabricische B. Andreae, wie sie in Bosc- Sammlung vorhanden, noch einmal genau dargestellt würde. Die von den Herren Laporte und Gory dafür gebildete Art, läfst sich um so weniger dafür halten, als sie nicht nur eine ganz andere Körperform hat, sondern auch von Olivier selbst für 329 eine eigene Art, die er unter dem Namen BD. sulcata sandte, er- kannt wurde. — Acmaeodera bifossa ist vielleichi eine Abänderung der A. adspersa F., A. ovis gewils die A. cylin- drica der Gory-Laporteschen Monographie, aber nicht die B. cylindrica F., welche nach Fabricius eigener Bestimmung die B. lanuginosa Sch. ist, welche Hr. Chevr. fragweise beı 4. ovis anführt, — Stigmodera coniuncta ist eine Zemina, der Z. bivinata Lap. Gory sehr nahe verwandt. — Stigmodera? Gayi ist die Plosima planata Lap. Gory. — Polycesia Ka- rakera ist sicher die Pup. depressa L., porcata F. — P. Tho- mae ist P. depressa Lap. Gory, — P. Cubae eine eigene neue Art. Die vom Verf. als die wahre B. porcata F. beschrie- bene 4te Art dieser Gattung von St. Domingo ist dem Ref. un- bekannt. Chalcophora primaria von Madagascar ist Bup. 4-foveolata Lap. Gory. — Chalcophora confluens vom Cap ist Bup. plicata Lap. Gory, mehr dem äulseren Ansehen nach als in den systematischen Charakteren mit Chalcophora verwandt. — Lampeiis fastigiata, vom Senegal, ist, wie bei der sehr gelungenen Beschreibung nicht zu bezweifeln ist, Dup. Gala- mensis Lap. Gory, Luiipalpis Galamensis Sol. — Psilo- ptera humerosa eben so unverkennbar Dup. Pardalis Lap. Gory, Psiloptera? pleurites ohne allen Zweifel D. albomar- ginata Hbı., Dicerca scobina die Bup. pugionata Germ. und Lap. Gory, Perotis coeca die Bup. marginipennis Dej). Man- nerh. und B. oculicollis Lap. Gory. — Ferner scheint Poly- bothrys Garnotii nur eine Abänderung der B. solea Kl. zu sein; P. Schönherri ist B. quadrispilota Lap. Gory, P. ro- zundipennis schwerlich eine Andere als P. Blatioides Guer. und Polyboıhrys (?) erosa die B. alata Lap. Gory. Ancy- locheira (?) villosiventris ist eine neue Form von Bupresten, die wohl näher mit Pristiptera als mit Ancylocheira verwandt ist, an Pristiptera sich jedoch auch nur annähert. Anthaxia chlorocephala und splendida sind beide nur Abänderungen einer Art, beide auch schon früher yon Thunberg, die erste als Pup. coerulea, die zweite als P. marginata beschrieben. — “Die Gattung Dactylozodes, welche Hr. Chevr. im Folgenden aufstellt, ist identisch mit Zermina Lap. Gory und höchst wahr- scheinlich auch mit Lasiodera Dej.; die beiden bier beschriebe- nen Arten aus Patagonien, D. aliernans und teirazonus finden sich gleichfalls in der Lap.-Goryschen Monographie, die erste als Z. pudibunda, die andere als Z, Brullei. — Hyper- antha trigonalis ist offenhar ganz die Ayp. Meneıriesii Mannerh. und die folgende H. irinotata scheint nur Abänderung derselben zu sein. — Diphucrania Reichei ist wohl nichts Anderes als ein etwas abgeriebenes Männchen der D. fissiceps (Bup.fissiceps Kirby). — Die neue Gatt. Discoderes will Hr, Chevr. wegen einfacher Klauen von den Agrilen entfernt wis- sen: es sind die Klauen aber keineswegs einlach, sondern haben an der Wurzel einen starken Zahn; es ist dies Thierchen auch durchaus nicht von den Agrilen abzusondern, welche in syste= matischer Hinsicht überhaupt noch einer sehr sorgfältigen Kevi- V. Jahrg, 2. Bd, 22 330 sion bedürfen, um durch scharfe und sichere Fintheilung der- selben das schwierige Studium der Arten möglichst zu erleichtern. Die Art, auf welche Hr. Gheyr. die Gatt. Discoderes gründet, ist Agril. Salzmanni Sol. (Buqueti Dej).) Ks ist dieselbe auch von Hrn. Klug in Erman’s Reisewerk unter dem Namen Bup. niveosignata beschrieben. — Stenogaster diffusa ist St. nubila Dej. Mannerh.; der Stenog. murina Mannerh. welche Hr. Chevr. fragweise cilirt, ist die folgende $1. furciveniris als Synonym unterzuordnen. — Agrilus Robertii ist in der hiesigen Sammlung 4. pratensis benannt, und auch in Ratze- burgs Forstinsekten unter diesem Namen aufgeführt. Gory bildet denselben mit Unrecht als Bup. linearis F. ab. Pae- boscelis purpurea ist eine neue Form aus Brasilien, mit ver- längerten Beinen und gekrümmten, unten mit einem Haken bewaffneten Schienen (aber nur beim Männchen). — Goni- ophthalma mitrata, aus Madagaskar, ist unbedenklich ein Aphanisticus. — In einem Anhange beschreibt Hr. Silbermanu noch 3 Bupresien, Stigmodera Thoreyi, Cynira carinata aus Südbrasilien und Belionota punciata aus Madagascar. Letztere ist Bel. canaliculata (Bup. can. F.) Aufserdem hat Hr. Chevrolat drei neue Bupresten im Guer. Revue Zool. (p. 55.) kurz beschrieben, nämlich B. ( Co- nognatha) Thoreyi von Porto-Allegro in Brasilien, der B. Sellowii Kl. ähnlich, von den verwandten Arten aber, wie es scheint, dadurch abweichend, dals eine Binde auf’ der Wurzel der Flügeldecken liegt; B. (Cyphosoma) Lawsoniae Chevr., von Hrn, Wagner auf Lawsonia inermis gefunden, einerlei mit Coeculus Be Gory, und B. (Agrilus) Capreae, bei Paris auf Salix Caprea häufig. Ein neuer Prachtkäfer ist unter dem Namen Buprestis Daleni von Hrn. Van der Höven im vierten Bande der Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie beschrie- ben und abgebildet. Er gehört in so fern zur Gattung Cato- zaniha Dej., als die Unterseite des Hinterleibes gelb ist, hat auch ganz die Form und Verhältnisse der Bup. bicolor F., aber nur die Grölse der B. vittata, ist grün, mit einem kleinen Augenar- tigen gelben Fleck auf jeder Flügeldecke etwas unter der Mitte. Er ist von der Ostküste Javas und gehört wohl zu den selten- sten Arten. © x Hr. Gu£rin stellt in seiner Revue Zool. (p. 14.) eine neue Art von Lissomus aus Cajenne unter dem Namen L. bisi- gnatus Reiche auf, welche aber schon früher von Laporte in Silbermann’s Revue Eniomol. III. p. 179 unter dem Na- men L. bifloccosus beschrieben worden ist. Hr. Germar hat in seiner Zeitschrift für die Entomolo-' gie eine genaue Auseinandersetzung den Elateren mit ge- lappten Fufsgliedern gewidmet, welche der Verf. mit Recht nicht als eine natürliche sondern als eine künstliche Gruppe betrachtet. 331 Durch nach vorn voriretende Hinterbrust zeichnen sich Eucampius Chevr. (cuspidatus Chevr. aus Mexico) und Se- miotus aus; bei den übrigen sind die Klauen nur bei der letz- ten Gattung Synaptus Esch. kammförmig gezahnt, sonst sind sie einfach. Die vier ersten Glieder sind gelappt bei Teira- Zobus und Hypodesis Lair. (H. sericea Latr. aus Mexico mit 41-gliedrigen gesägten Fühlern.), das vierte allein bei Mono- crepidiusund Dima; das dritte bei Pomachilius Esch. Bei den übrigen Gattungen haben das zweite und dritte Fufsglied die häutigen Anhänge, und unter diesen Gattungen ist das zweite Füblerglied allein kleiner als die folgenden bei Hemicrepidius (H. homasi aus Nordamerica, mit 12-gliedrigen Fühlern), Dicrepidius (D. pectinicornis Esch. und ramicornis Pall. Beawv., mit 11-gliedrigen, beim Männchen kammförmigen Füh- lern) und Dipropus (Dicrepid, laticollis Esch. und El. pexus und brasilianus Germ., mit weit vorragender Stirn.). — Das zweite und dritte Glied der Fühler sind kleiner als die folgen- den bei Heteropus (El. crocipes, und H. picipes Germ., beide aus Brasilien, mit an den Hinterfüfsen ‚ungelapptem zweiten Gliede) und Jiraciodes (ein von Gravenhorst schon be- nutzter Name) mit gelappiem zweiten und dritten Gliede an allen Fülsen, auf drei neue Arten aus Brasilien gegründet. Hr. Saxesen unterscheidet einen neuen, auf dem Harze vorkommenden Elater unter dem Namen E. Heyeri vom E. aeruginosus. Die Unterschiede liegen hauptsächlich in den Füh- lern: beim Männchen des E. «eruginosus sind die Strahlen nur so lang als das Glied, an dem sie sitzen, beim E. Heyeri doppelt so lang; beim Weibchen des E. aeruginosus sind die Zahne der gesägten Fühler stumpf, bei dem des E, Heyeri spitz. In der Färbung stimmen beide überein. Die neue Art findet sich im Frühling auf dem eben aufgebrochenen Laube verschie- dener Laubbäume in den Thälern des Oberharzes. Von der Gattung Phyllocerus führt Gu&rin im seiner Revue Zool. (p.12.) zwei Arten auf: Ph. flavipennis, das Männ- chen, mit gelben, und Ph. Spinolae das Weibchen mit schwar- zen Flügeldecken. Beide gehören unstreitig derselben Art an, trotz der Verschiedenheit der Farbe, in der das Weibchen mehr als das Männchen abändert. Als Vaterland ist bei beiden Dal- matien angegeben, indefs stammen alle in den letzten Jahren verbreiteten Exemplare aus Sicilien. Wenn Hr. G. Latreille das Verdienst zuschreibt, dieser ausgezeichneten Gattung zu- erst in seinen Schriften Erwähnung gethan zu haben, so ist yon ihm übersehen worden, dafs der in dem alten Dejeanschen Katalog unter dem Namen a" 2 aufgeführte Käfer schon im 10ten Bande der Encyclopedie von Lepelle- tier und Serville beschrieben ist, freilich, namentlich ın Hin- sicht der besonders characteristischen Fühler, in der Art, dals erst durch die in seiner Iconographie von Gu£rin gegebene Zeich- nung eines Fühlers die Zweifel an der Identität mit dem Sici- lischen Käfer gehoben sind. 22% 332 Eine neue, mit Ptilodactyla zunächst verwandte Gattung, Colobodera, hat Hr. Klug in diesem Archiv (IV. p. 38.) genau bestimmt: sie weicht von Ptilodactyla durch einfache Klauen und beilförmiges Endglied der Taster ab, und ist auf Madagascar einheimisch. 5 Arten sind aufgeführt. Ueber die Cantharis lateralis L. hat Ref. in Ger- mars Zeitschrift für die Entomologie (p. 367) die Vermuthung zu begründen gesucht, dafs dieselbe eine Abänderung der C. alpina Payk. sei, mit welcher auch €. rubens F. synonym ist, Das 143te Bändchen der schönen Inseeten-Fauna Deutschland’s von Hern. Sturm enthält die Gattungen Scydmaenus, Necrophorus, Necrodes, Silpha, Necrophilus, Agyrtes. Von Scydmaenus sind 24 A. beschrieben und abgebildet, darunter zwei neue, $c.Moıschoulskii, dem Sc. denticornis verwandt, von Hrn. Schmidt in Laibach entdeckt, und Sc. ob- Tongus aus Oestreich, dem Sc. elongatulus sich anschlielsend, aber viel grölser und im Verhältnifs länglicher. Von Necro- phorus sieht man mit Vergnügen einige nahe verwandte Arten sehr sorgfältig und treu abgebildet. Ueber die Gatt. Neorodes hat Ref. seine Meinung in seiner Märkischen Fauna ausge- sprochen. Hr. Rousseau zeigt in Guer. Revue Zool. (p.78), dals die Geschlechtsverschiedenheit bei Dermestes in einem porus bestehe, den das Männchen auf der Bauchseite des dritten und vierten Hinterleibs-Ringes habe, der von einem Büschel erectiler Haare umgeben sei, und aufserdem noch einen kleinen erectilen Kör- per enthalte, den er später zu erläutern verspricht. Ref. hat diese Auszeichnung des Männchen bisher für Nichts als einen kleinen pinselförmigen Haarbüschel gehalten, und kann sich auch jetzt nicht (freilich nicht an frischen Ex.) überzeugen, dals es mehr, und namentlich nicht, dafs der vertiefte Punkt, in welchem der Büschel steht, durchgängig sei, um auf die Bezeichnung porus Anspruch zu machen. Es kommen übrigens auch Arten vor, wo nur ein solcher Punkt und Büschel, und zwar auf dem vier- ten Hinterleibssegment sich findet, wie D. vulpinus und der verwandte D. Zupinus, und wenn vom D. dimidiatus in einer beträchtlichen Anzahl von Individuen dem Ref. nicht blos Weibchen vorgekommen sind, so entbehrt das Männchen dieser Art der in Rede stehenden Auszeichnung ganz. Ueber die bisher zweifelhafte Gattung G@lobicornis Lair. hat uns Hr. Gu@rin in seiner Revue Zool. (p. 135) Aufschluls gegeben. Latreille citirt bekanntlich den Dermestes ni- gripes F. als Typus der Gattung, und bezieht sich auf seine Genera, wo derselbe als M. as die dritte, der Fühler- bildung halber abgesonderte Familie der Gattung Megatoma bildet. D. nigripes weicht aber in der Form der Fühlerkeule nicht von Attagenus ab. Hr. Gu£rin zeigt nun, dals der von 333 Latreille in den @enera gemeinte Käfer ein ganz anderer sei, der sehr selten bei Paris vorkommt, und erst kürzlich von Hrn. Chevrolat wieder aufgefunden ist. Eine zweite Art die- ser Gattung aber, @2. fulvipes GuE£r., findet sich häufig in den aus Brasilien sowohl als auch aus Westindien kommenden In- sektenkästen, und Hr. G. vermuthet, dals sie in der von Agave gemachten Auslage der Kästen lebt. Hr. Hope hat im Entomological Magazine (V. p. 312) die Olivierschen Lamellicornen auf eine ähnliche Weise wie die Fabricischen gemustert, und zwar zunächst die ersten Nummern bis Trox incl. der Revision unterworfen. Es kommen auch zwei neue Gattungen in Vorschlag: Dicho- tomius für Scar. Boreus, und Holocephalus für Scar. Eridanus Ol. Hr. Brull@ hat die Bemerkung gemacht (P’Inszitut p. 15.) dafs bei den Blätterhörnern die Vorderfülse, welche in einigen Gattungen bekanntlich beständig fehlen, in andern nur den Männchen mangeln, bei den Weibchen aber vorhanden sind, wenn gleich nur rudimentär, doch vollständig gegliedert. Dies ist bei Phanaeus der Fall, und Hr, Graf Dejean, der die Be- obachtung des Hrn. Brull& weiter verfolgt hat, bemerkt in den Annal. d. 1. Soc. Ent. de France VII. p. VII., dals dieser Umstand am Sichersten auf das richtige Erkennen der Geschlech- ter in dieser Gattung leite, wo bei manchen Arten (Ph. lan- eifer, ensifer u. s. w.) auch die Weibchen mit Kopfhörnern versehen sind, bei andern kleinere Männchen, bei denen gleich- zeitig das Kopfhorn nicht ausgebildet ist und das Halsschild in seiner Entwickelung zurückbleibt, öfter das Ansehen von Weib- chen haben. Hr. Brulle& stellt (a. a. ©.) die Gattung Onitis den Pha- naeen in dieser Rücksicht gegenüber, allein hier ist das Vor- kommen der Vorderfülse bei den Weibchen nicht so allgemein. Bei der grölseren Zahl der Arten fehlen sie beiden Geschlech- tern, un es sind nur ©. Lophus und Glinias mit ihren zahlrei- chen Abarten, ferner Apelles, scabrosus, der eigentliche Pallasische Moeris und O. sulcicollis Dej)., wo die Weibchen damit verschen sind. Sie sind auch nicht verkümmert, wie bei den Phanaeen, w Han sie selbst bei den grölsten Arten mühsam mit der Lupe aulsucht, In den Schriften der Linneischen Gesellschaft zu Lon- don hat Hr. Westwood ein Paar neuer, zur Gruppe der Ateuchen gehörige Gattungen beschrieben und durch so schöne und genaue Abbildungen, wie wir sie von seiner Hand gewohnt sind, erläutert. Beide weichen durch zwei bewegliche Enddornen an den Mit- telschienen von Ateuchus ab. So beständig nämlich bei der ganzen Familie der Gopriden die Hinterschienen nur einen Enddorn ha- 334 ben, so wenig scheint bei den Ateuchen das Vorhandensein eines einzigen Enddorns auch an den Mittelschienen wesentlich zu sein, so dafs die eine der hier aufgestellten Gattungen Sceli- ages aulser den Dornen der Mittelschienen so wohl in allen übrigen Charakteren als auch im Habitus sich auf’s Nächste an Ateuchus anschlielst. Es ist aber nicht allein das Hinzukommen des zweiten Enddorns, welcher Sceliages von Ateuchus unter- scheidet, auch der andere, innere, ist’ wesentlich anders gebil- det, kurz und breit gedrückt, während er bei Ateuchus spitz, säbelförmig gebogen und kräftig ist, bei manchen Arten selbst länger als der neben ihm eingelenkte Fuls. Die von Herrn Westwood dargestellte Art, $c. Jopas, ist vom Cap; eine zweite vermuthet er, wahrscheinlich mit vielem Grund, in dem Ateuchus Adamastor Encycl. Die zweite Gattung Anomiopsis ist auf eine Form ge- ründet, die der südwestlichen Seite des Südamerikanischen "estlandes eigenthümlich zu sein scheint, die zwar in ihren Körperverhältnissen viel Uebereinstimmendes mit Ateuchus, aber auch wieder viel Besonderes hat. Namentlich zeichnet sie sich aus durch klauenlose Fülse an den hinteren Beinen (an den Vorderbeinen fehlen sie ganz wie bei 4ieuchus). Hr. West- wood beschreibt in zwei Abtheilungen, die er auf die Form des Kopfes, die Oberfläche des Halsschildes und die Gestalt der Vorderschienen gründet, zwei Arten, von denen die erste, A. Dioscorides, das Eucranium arachnodes Lacordaire des Dejean- schen Catalogs ist, die zweite, A. sterquilinus, vom Verf., nach- dem er mehrere der ersteren ähnliche Arten in Hrn. Darwin’s Sammlung geichen, in einer Nachschrift zu einer eigenen Gat- el Glyphiderus erhoben wird, die indels schwerlich hin- reichende Charactere besitzt, da die in Kopfbildung und den Eindrücken des Halsschildes liegenden Merkmale kaum mehr als Artunterschiede bedeuten, die Vorderschienen aber nur abge- nutzt sind, ein Umstand der bei Mistkäfern und besonders auch in dieser Gattung, welche vielleicht vorzugsweise in einem har- ten Boden gräbt, häufig vorkommt, und der im vorliegenden Falle selbst die Form des Kopfes in nicht geringem Grade ver- ändert zu haben scheint, Hr. Newman beschreibt in dem Ent. Magazine (IV, p- 255.) zwei Arten Scarabaei. Die erste, Propomacrus Arbaces benannt, ist weder der Gattung noch der Art nach neu, denn der Käfer ist schon von Pallas in seinen Jcones unter dem Namen Sc. bimucronatus abgebildet, und stimmt in allen Gattungskennzeichen mit dem Scar. longimanus F. überein, für den Kirby schon die Gat- tung Eucheirus errichtet hatte, die zwar in keine der von La- treille und Mac Leay aufgestellten Gruppen der Lamellicor- nen palst, schwerlich aber nach den kürzlich von Hrn, Klu in’s Licht gesetzten Eigenthümlichkeiten seines Körperbaues un seiner Mundtheile irgend wo mit geringerem Rechte als unter den Dynastiden stehen würde. Das Vaterland dieses E. bimu- 335 cronatus ist nicht, wie Hr. N. vermuthet, Südamerica, sondern Amboina. Die zweite an dem oben erwähnten Orte beschrie- bene Art ist Scarabaeus Groesus von Jamaica, der der Bil- dung der Vorderschienen nach ein Männchen, gleichwohl un- gehörnt ist. Aus Madagascar hat Hr. Klug in diesem Archiv (IV. p.70.) eine sowohl an Aphodius als an Aegialia nahe gränzende neue Form bekannt gemacht, welche im Habitus auf den ersten An- blick einem Opatrum gleicht, und wegen der sehr characteri- stischen Rinne auf der Vorderseite der Vorderschienen zur Auf- nalıme der Tarsen Aulonocnemis genannt worden ist. Zwei Arten sind aufgeführt worden. Hr. Graf Mannerheim beschreibt im Bulletin der Kaiserl. Gesellsch. der Naturf. zu Moskau unter dem Namen Eupyga Beskii einen ausgezeichneten Käfer der Familie der Lamelli- cornen von den Comorischen Inseln, der allerdings neue Art, doch als Gaitung mit der von SyJlan stammenden Phaenomeris magnifica Hope zusammenkommt. In der systematischen Stellung der Gattung stimmen beide Auctoren nicht überein. Zu den Melitophilen, wohin Hr. Graf Mannerheim sie rech- nen möchte, kann sie der hornigen Oberlippe und Mandibeln halber richt gehören, von den Melolonthiden, unter denen Hr. Hope ihr ihre Stelle anweiset, weicht sie durch ein längliches Kinn und besonders durch die Richtung der Oberlippe ab. In beiden Stücken stimmt sie mit den Ruteliden überein, denen sie sich nur durch gleiche Klauen und mehr Melolonthen-artige Mandibeln etwas entfremdet. Eine Anzahl neuer Arten der Gattung Popillia ist von Ilro. Newman im Magazine of Nat. History (p. 336.) bekannt gemacht worden, die aber durch die blolsen Diagnosen wohl nicht alle leicht sich erkennen lassen möchten, und von denen die letzten Arten (47—21.) aus Mexico mit den Ostindischen und Afrikanischen schwerlich völlig richtig zusammenstehen, und wenn man davon abgeht, in dem ihnen zukommenden Fortsatz des Sternum etwas Wesentliches zu erblicken, vielleicht natur- gemäls mit Anomala vereinigt werden können, Ebendaselbst (p. 392.) beschreibt Hr. Newman noch eine neue Art von Popillia (sandyx) aus Sumatra. Hr. Waterhouse hat im Magazine of Natural History eine schöne Abbildnng und ausführliche Beschreibung des bis- her noch nicht entdeckten Männchen der auch seit Drury nicht wieder aufgefundenen Cetonia torguata gegeben. Es zeigt sich, dals diese Ceionia denen sich anschlielst, die von Gor und Percheron nicht ganz natürlich mit G@oliathus verei- nigt sind, und in Betracht der innen gezähnten Vorderschienen an Polyphemus und micans, wegen der in der Mitte einfach gezähnten Hinterschienen jedoch zunächst an die erst genannte (Mecynorhina Hope) gehört. Das Vaterland ist gleichfalls das tropische Africa. (Die Sierra Leona.) 336 Hr. Westwood hat im fünften Bande des Entomologi- cal Magazine interessante Beiträge zur Kenntnifs der Luca- nen mitgetheilt. Zunächst beschreibt er zwei neue Gattungen, Xiphodon- 2us (welcher Name des vorhandenen Xiphodon halber vielleicht besser vermieden wäre), das Männchen durch aufsteigende Man- dibeln ausgezeichnet, eine A. X. Antilope vom Cap enthal- tend (der Coryptius Capensis des Dejeanschen Gaeloes: Cerathognathus, die Mandibeln des Männchen auswärts mit einem Zahn in der Mitte, aulserdem besonders durch verhältnils- mälsig lange Blätter an den Fühlern bemerkbar, auf eine kleine Art, C.niger von Van Diemensland, gegründet. Alsdann giebt er Mongraphien von Figulus und Nigidius. Von Figulus zählt Hr. Westw. 9 Arten auf, indels ist F. ebenus von Ma- dagaskar gewils nicht verschieden von der zweiten Art, F. Ni- grita Westw. (Ovis Dej.) vom Senegal, und wahrscheinlich die dritte, F. sublaevis, Luc. sublaevis Pall. Beauv. auch nichts als eine Abänderung, wo der eine’ Rückenstreif undeutlich gewor- den ist. Die neunte Art, Luc. punctiatus F. ist Weibchen des L. lunatus F., und gehört nicht in diese Gattung. Von Ni- gidius führt Hr. Westw. 7 Arten auf, unter denen jedoch der siebente, der aus Dejean’s Catalog aufgeführte N. forci- patus Esch. mit dem vom Verf. beschriebenen N. laticollis von Manila einerleiist. Den N. auriculatus Guer. hat Hr. W est w. von dem unterschieden, den Hr. Klug als solchen in Ermans Reise abbilden liels, es scheinen aber auch von den Pariser Entomologen, von denen die Senegalschen Exemplare: ausgin- gen, beide Arten verwechselt zu sein, denn Hr. W. bemerkt, dafs Hr. Hope den Gu£rinschen als Fig. vervex Dej. erhielt, während der hiesigen Sammlung der andere, von Hrn. W estw. N. integer genannte, unter demselben Namen ebendaher mit- getheilt under Bei dem N. Bubalus, der seit Swederus nicht wieder zum Vorschein gekommen ist, bemerkt der Verf. dals Swederus in seiner Beschreibung das Unten und Oben des Kopfes umkehrt. Zuletzt beschreibt Hr. Westw. noch zwei Arten von Dorcus, nähmlich D. cancroides (Lucanus cancr, F.) nach der Banksschen Sammlung, und eine verwandte neue, D, obtusatus von Van Diemansland. , Eine neue Art von Chiasognathus ist von Lebas in Columbien entdeckt und von Hrn. Gu£rin Ch. Feistha- melii genannt worden. Sie scheint in der Färbung der Art von Chiloe zu gleichen, die Mandibeln, länger als Kopf und Halsschild sind grade, an der Spitze gebogen, dreieckig (ob dreikantig? doch steht iriangulaires), inwendig, fein gezähnelt. Der Kopf hat an seinen Vorderecken einen starken nach aulsen vorspringenden Zahn. Das Weibchen ist kleiner, und hat kurze Mandibeln. Es sind nur 3 Ex. gefunden worden. (Guer. Revue Zool. p. 288.) 'Eine nahe verwandte Gattung, die ebenfalls im Innern 337 von Columbien einheimisch ist, ist von Dejean ursprünglich Orihognathus genannt worden, da indefs schon dieser Name von Schönherr vergeben worden ist, hat Hr. Buquet denselben sehr passend in Sphenognathus umgeändert. Die einzige Art, Sph. prionoides, ist rothbraun mit me- tallischem Glanze, besonders auf dem Kopfe und Halsschilde Die Mandibeln sind beim Männchen dreimal länger als der Kopf, stark, kegelförmig, an der Spitze hackig einwärts gebo- gen, innen gezähnt, beim Weibchen sehr kurz. (Guer. Revue Zool. p. 304.) Von einer neuen Adesmia, A. strophium Fisch. vom Cau- casus, die im Magas. d. Zool. dargestellt werden soll, theilt Hr. Gu£rin in seiner Revue Zool. (p. 316.) vorläufig die Dia- gnose mit. Sie scheint durch die gestielten Tuberkeln der neben der Nath liegenden Reihe sehr ausgezeichnet zu sein. Hr. Solier hat seine Abhandlungen über Collapteriden fortgesetzt, und im ersten Hefte des siebenten Bandes der Annales de la SocieiE Entomologique de France die Gruppe der Tageniten behandelt. Sie ist die erste Gruppe der Phaneroglossen, wo nämlich das Kinn nicht mehr die ganze untere Mundöffnung bedeckt, und auch die Zunge frei wird. Er theilt die Gruppe in zwei Abtheilun- en, indem er die, wo sich der Kopf nicht bis an die Augen ın das Halsschild einsetzt, die Gattungen Microtelus, Ta- genia, Psammeticus von den Uebrigen absondert. Micro- telus ist eine neue Gattung, die sich eng an Tugenia anschliefst, wovon sie sich aufser der Form des Kinnes durch Adelostoma- artigen Habitus unterscheidet. Bei den übrigen 5 Gattungen ist das letzte Fühlerglied entweder an der Spitze gerade abge- schnitten bei Ammophorus Guer. mit dreieckig- erweiterten und Leptynoderes mit kantigen Vorderschienen, oder unre- elmälsig eiförmig und zugespitzt bei Scozobius, von welchem Fir. Solier Gonogenius mit an den Seiten wirklich erweiter- tem Kinn, und etwas verlängertem zweiten Gliede der Maxil- lartaster, und Diastoleus mit gesenktem Kopfe und flügelför- mig erweitertem Seitenrande des Halsschildes trennt. Sind die Unterschiede zwischen Gonogenius und Scotobius schon sehr fein, so gründen sich dievon Diastolews durchaus auf nichts als die Gestalt des Halsschildes, welche mittelbar auch die Richtung, des Kopfes bedingt, und nicht von der Bedeutung zu sein scheint, eine nalurgemälse generische Trennung zu Begriinden. Die beiden ersten Gattungen sind auf das Gebiet des Mittel- ländischen Meeres beschränkt, die übrigen aufden Westen Süd- americas, bis auf einige Arten von Scotobius, welche sich über den südlichen Theil von Brasilien und in Buenos Ayres ver- breiten. Microtelus enthält eine Art, M. Asiaticus Sol. die sich über einen grölserer Theil des Orient auszubreiten scheint. Unter Tageria zählt Hr. Sol. 21., größstentheils 338 neue Arten auf. Psammeticus enthält nur den Ps. costatus Guer., Ammophorus 4 A., alle aus Peru. Lepiynoderus 1 A., den Scotobius varicosus Germ., Gonogenius 1 A., Scoto- bius vulgaris Guer., Scotobius 12 A., Diastoleus den aus Gu&rin’s Darstellung bekannten Scotobius collaris Guer. Die Larve der Blaps mortisaga ist in den Transactions of the Entomol. Society von Hrn. Patterson bekannt gemacht worden. Sie wurde auf dem Erdflur eines Hauses gefunden. Aus der Abbildung und der von Hrn. Haliday entworfenen Beschreibung geht hervor, dafs sie in der allgemeinen Körper- form mit den cylindrischen drathförmigen Larven der meisten übrigen Heteromeren (z. B. der Tenebrionen) übereinkommt, sich durch dreieckig erweiterte Vorderschenkel auszeichnet, und am Ende oben mit einer aufgebogenen, in zwei Häkchen aus- laufenden Spitze, unten mit einem Heischigen zweiklauigen Nach- schieber versehen ist, Hr. Gu&rin bemerkt in seinem Mag. de Zool. cl. IX. p. 203., dafs die Gattungen Dolichoderus und Nycieropus Kl., von welchen die eine zu den Blapiden, die andere zu den Te- nebrionen gestellt sei, abgesehen vom Mangel und Vorhandensein der Flügel, unter sich zu wenig wesentlich verschieden sein, um als zwei natürlich geschiedene Gattungen angesehen zu wer- den, zumal da beide Formen unter einander unter der Rinde eines und desselben Baumes vorkämen. Der letztere Umstand könnte nur dann. etwas gelten, wenn es darauf ankäme, nachzu- weisen, dals beide nur eine Art ausmachen, wovon nicht die Rede sein kann, da von beiden beide Geschlechter vorhanden sind.’ Was die Uebereinstimmung in den Mundtheilen betrifft, so finden sich bei allen aan Tbieren nur geringe Ab- weichungen zwischen den versch. Galt., welche auch hier nicht ganz fehlen, und die Abweichungen im Habitus scheinen bedeutend genug zwischen beiden zu sein, zumal wenn man berücksichtigt, dafs die zweite Gatt. noch mehrere ganz ähn- liche Arten aufzuweisen hat. Die Analogie zwischen beiden Thieren fällt beim ersten Anblick in die Augen, und ist Hrn. Klug auch keineswegs entgangen. Eine neue Oedemera, O. Blossevillei, bei Aix in Savoyen an den Ufern des Bourget-See gefunden, beschreibt Hr. Gu&- rin in seiner Revue Zeol. (p. 39.) Sie würde zur Dejean- schen Gattung Hsclera gehören. Die Herren Imhoff uud Labram haben angefangen, die Gattungen der Rüsselkäfer durch Beschreibungen und Abbil- dungen zu erläutern. (Die Gattungen der Rüsselkäfer erläu- tert durch bildliche Darstellung einzelner Arten von Dav. Labram, nach Anleitung und mit Beschreibungen von Dr. Imhoff.) Die vorliegende zweite und dritte Lieferung enthalten 8 Gatt. der Anthriben, nämlich Stenocerus Schönh. (fulvitarsis), Nemotrichus De). (indistinctus, neue A. aus Cajenne), Me- 339 conemus, neue Gatt. (tuberculatus, neue A. aus Mexico), Aco- rynus Schönh. (sulcirostris), Mecocerus Schönh. (gazella), Xenocerus (Saperdoides var. — oder eher eigene A.), Pıiy- choderes Schönh. (elongatus), Phloeotragus Schönh. (heros), ferner Claeoderes Sch. (radulirosiris), Ulocerus Sch. (tetraurus n.A. vonBuenes-Ayres), Episus Sch. (aculeatus n. A. vom Cap), Cylas Latr. (durcipennis Sch. und angustatus Dej.), Oxyrhyn- oais Sch. (discors), Bruchus (luteicornis u. Caryoborus nucleo- rum), Spermophagus Sch. (cistelinus und Cardu), Urodon Sch. (suturalis). Hr. Walton hat im Entomological Magazine (V. p.1. 264.) einige Bemerkungen über die Rüsselkäfer- Gattungen Sitona, Polydrusus, Phyllobius und Apion be- kannt gemacht, in welchen er auf eine sehr verständige Weise die Zahl der Arten, welche seine Landsleute oft ohne hinrei- chenden Grund aufgestellt haben, reducirt, und besonders auf die sexuellen Unterschiede aufmerksam macht. Namentlich sind unter den Apionen bei einer grolsen Reihe von Arten die Geschlechtsverschiedenheiten angegeben worden und nach denselben manche Arten mit einander verbunden andere, welche man bisher für Abänderungen gehalten, ‘al, 4A. Ervi und Lathyri Kirby, werden durch die sorgfältigen Be- obachtungen des Verf. auf’s Neue unterschieden. Hr. Chevrolat hat in Gu£rin’s Revue Zool. (p. 56.) einen Cyphus cohsularis von Bahia beschrieben, der sich vom ©. Farnhagenii hauptsächlich durch den Mangel der gro- [sen schwarzen Seitenflecke des Halsschildes und der 4 oder 5 kleinen Flecke auf der Beule der Flügeldecken unterscheiden soll. Als neu ist von Hrn. Gu&rin (Revue Zool. p. 107.) eine Borkenkäfergattung beschrieben, die ihrer bemerkbaren Fühlerbildung wegen Piezorhopalus genant ist, welche indefs mit der im zweiten Jahrgange dieses Archivs (1836) vom Ref. aufgestellten Gattung Amphieranus übereinkommt. Selbst die Species, P. nitidulus G., könnte leicht dieselbe sein, da der einzige Unterschied darin zu bestehen scheint, dafs das Ind. des Hrn. Guerin als ganz schwarz beschrieben ist, während bei unserem 4A. thoracicus Kopf und Halsschild dunkelroth sind. Die im vor. Jahresberichte erwähnte Gattung Tessero- cerus Saunders ist von Hrn. Spinola Damicerus be- nannt, die Bekanntmachung jedoch durch Hrn. Guerin zu- fällig verschoben worden, so dafs beide Publicationen nicht zusammengefallen sind. 340 Hr. Gu£rin giebt in seiner Revue Zool. (p. .) ei Uebersicht über en Gattung, deren 5 von Ren sun Arten sich indels auf 3 reduciren, indem 7. bihamatus das Weibchen des T. insignis Saund. (Damicerus agilis Spin.) und T. affinis das Weibchen des T. retusus ist. Die erste A. ist bekanntlich aus Brasilien, die zweite ist aus Mexico, und die dritte T. inermis (ein Männchen) aus Cajenne. (Das hie- sige Museum besitzt aulser der ersten A, eine zweite weit klei- nere aus Brasilien und eine dritte aus Columbien.) Der haupt- sächlichste Unterschied von Platypus scheint in der Bildung 5 ersten Fühlergliedes zu bestehen: es ist ‘bei Platypus kurz und elliptisch, hier länger, linienförmig und gebogen, mit über die Einlenkung des zweiten Gliedes, wenn auch häufig nur in sehr geringem Grade, wegragender Spitze. Die in der Endi- gung der Flügeldecken gegebenen Geschlechtsunterschiede sind mit denen von Platypus ganz analog. Hr. Kunze hat in Germar’s Zeitschrift für die Entomo- logie (p. 383.) einen Nachtrag zu der im vorigjährigen Be- richte angezeigten Aubeschen Monographie der Gattung Monotoma.gegeben, in welchem er 5 Europäische Arten beschreibt. Zugleich bemerkt er dafs der Fühlerknopf aus drei Gliedern zusammengesetzt sei, welche aber innig mit einander verschmolzen sind. Ref. kann noch hinzufügen, dafs die Füfse auch nicht, wie Aube sie abbildet, 4-, sondern 3-gliedrig sind, wodurch, wie im Bau des Mundes, sich diese Gattung sehr genau an Latridius anschliefst. Hr. Newman hat in den Annals of Nat. History (p.388.) eine Uebersicht über die Arten von Passandra gegeben, welche er in die drei Gattungen Passandr.a Dalm., Heet- arihrum Newm. und Gatogenus Westw. theilt, welche sich aber kaum mit Fug unterscheiden lassen, und welche der Verf., wie er selbst bemerkt, auch nur geschieden läfst, weil sie einmal unterschieden sind. Unter Passandra finden wir drei Arten aufgeführt, P. sexstriata Dalın., P. Columbus Newm. und P. fasciata Griff., un- ter Hectarthrum 9A., von denen indels H. curtipes Newm. mit der zweiten A. H. gigas, Cucuius gigas F. einerlei ist, und wenn man irgend eine Unterscheidung der unter diesen drei Gattungen aufgeführten Arten gelten lassen will, ‘jedenfalls zu der als Passandra bezeichneten Abtheilung gehören muls. Die für Hectarthrum angegebenen Charactere passen nur vollkom- men auf eine Art, die Hr. Newn, hier als H. brevifossum be- schreibt, die aber ohne Zweifel der Cucuius heros F.ist, den der Verf. auch noch als H.heros aufführt. Die übrigen sind H.iri- geminum, H.bistriatum, (Passand. bistriata Lap.) beide aus Östindien 341 und der leiztgenannten Art nahe verwandt, H. gemelliparum vom Senegal, und H. semifuscum, vielleicht einerlei mit der letzten, H. rufipenne, Cucuius rufipennis F. Catogenus, ideu- tisch mit Isonotus Periy, Anisocerus Hope und Isocerus Hllig. (letztere Benennung durch ein irrthümliches Citat allgemein milsverstanden) enthält die Arten ©. carinatus vom Cap., €. castaneus, Ison. cast. Periy, C. rufus Wesiw.; die beiden letzten scheinen nach den Angaben des Verf. einerlei zu sein, sind dann aber auf eine noch unbenannte Brasilische Art zu beziehen und sowohl vom Isonotus castaneus Periy als vom Nordamerikani- schen Cucuius rufus F. verschieden, zu welchem letzteren der als letzte Art beschriebene ©, puncticollis als Synonym zu rechnen ist. Eine Monographie der Gattung Rhysodes ist von Hrn. Newman im Magazine of Nat. History (p. 663.) gegeben worden, welche 8 Arten umfafst. Die erste, Rh. strabus aus Java, ist neu, die zweite, RA. aratus aus Nordamerika ist der eigentliche Rh. exaratus der hiesigen Sammlung, der bisher von den Auctoren mit der Eu- ropäischen Art verwechselt, und auch von Westwood als solche abgebildet worden; die dritte, Ah. exaratus Dal. (Europaeus Dej.) ist von Fabricius schen in der Mantissa unverkennbar als Gucuius sulcatus beschrieben, wie Illiger (Mag. III. p.174.) es richtig erkannt hat, welchen aber Schön- herr merkwürdiger Weise zum Dendrophagus crenatus zieht, denn die Fühler dieses letzten Käfers (des Dr. crenatus) breves, moniliformes zu nennen, ist doch gewils mehr als man Fabricius zutrauen darf. 4. Rh. liratus aus Brasilien. 5. Der von Gu£rin in der Iconographie abgebildete Ah. co- status eben daher. 6. Rh. sculptilis aus Ne sich nahe anschlielsend an 7. Rh. Guildingii, Clinidium Guildingii Kirby, welcher hier vielleicht nicht mit Unrecht in dieser Gat- tung untergebracht ist, obgleich manche feinere Charaktere für die Ansicht des Hrn. Wesiwood sprechen, ihn als Rhysodes zwar nächst verwandte aber doch verschiedene Gattung anzuse- hen. Endlich 8., Rh. monilis, Ips monilis Ol., den Hr. New- man, vermuthlich von einer von Gyllenhal geäufserten Muth- malsung geleitet, wohl mit zu grolser Zuversicht zu dieser Gattung zieht, und welcher eher ein Colydium, dem C. biden- Zatum verwandt, zu sein scheint. Ein neuer Paussus aus Pegu, eine Tagereise von Ran- goon, auf einem Palmstamme gefunden, ist von Hrn. Gue£rin in der Revue Zool.(p. 20.) unter dem Namen P. Jousselinii beschrieben worden. Er gehört zu der Abtheilung des P. microcephalus L. (tho- race . bipartito), gleicht in der Gestalt der Fühler mehr dem P. Hardwickü Westw. Hr, Chevrolat bemerkt an der- selben Stelle, dafs der Käfer, den er bei seiner Darstellung des 342 P. cornutus (Gu&r. Magas. cl. IX. pl. 49.) für das Männchen desselben gehalten, ihm bei wiederholter Untersuchung als neue Art erschiene, und beschreibt ihn unter dem Namen P. curvi- cornis (vom Senegal). Ferner sind von Hrn. Saunders in den Transactions der Entomologischen Gesellschaft zu London zwei Arten die- ser Familie beschrieben, nämlich der Paussus Fichtelii Don. aus Bengalen, und ein neuer Platyrhopalus, dem ausge- zeichneten Monographen der kleinen merkwürdigen Familie zu Ehren Pl. Westwoodii genannt, in Ostindien einheimisch. Hr. Westwood selbst hat am nämlichen Orte einen sehr bedeutenden Nachtrag zu seiner Monographie gegeben. Von Paussus beschreibt er zunächst vier neue Arten aus dem südlichen Africa, trägt die genaue, nach einem im hiesi- en Museum enthaltenen Exemplar gemachte Beschreibung des j2 ruber Thunb. nach, und führt zuletzt noch die an anderen Orten beschriebenen P. curvicornis Chevr,, Jousselini Guer. bifasciatus Koll. und Turcicus Friv. auf. Von Platyrho- palus wird Pl. Mellei aus Malabar, in G u&rin’s Iconographie abgebildet, charakterisirt, und eine neue Art aus Ostindien, P7. angusius, ausführlich beschrieben. Dann schaltet Hr. W est- woodeineneue Gattung Ledioderus ein,. die mit Platyrhopalus in der verhältnilsmälsigen Kürze des Endgliedes der Lippentas- ter, und dem grolsen, an der Spitze ia innen ausgezogene zweiten Gliede der Maxillartaster übereinkommt, in der B der Fühler aber sehr abweicht, und hierin sich näher an Pen- iaplatarthrus anschliefst, aulserdem die Eigenthümlichkeit wirk- lich viergliedriger Fülse hat. Die einzige bekannte Art, L. Goryi, ıst in Java einheimisch. Von Gerapterus beschreibt Hr. W. endlich eine Art, die er hier von dem von Donovan abgebildeten C. Mac Leayi nicht zu trennen wagt. In dem Entomological Magazine kommt Hr. West- wood auf die Gattung Cerapterus zurück, namentlich auf Veranlassung der von Mac Leay unternommenen Theilung in zwei Untergattungen: Cerapterus in Asien und Africa, Jr- ihropterus in Neuholland einheimisch. Erstere, den C. latipes, Horsfieldii, Smithii, letztere den ächten Mac Leaii und den von W. zuletzt für denselben gehaltenen enthaltend. Hr. West- wood zeigt, dals sich Mac Leay’s Untergaltungen nur auf oberflächliche Betrachtung der Körperform gründen, und dafs, wenn sie angenommen werden sollen, auch ©. Smithii und C, Mac. Leaii Westw. eigene Untergattungen bilden mülsten, und unternimmt es auch selbst dieselben aufzustellen. Dadurch erhält die Gattung Cerapterus folgende Gestalt: Untergatt. 1. Cerapterus: latipes Swed. und Horsfieldii Westw. 2. Bka- pterus Westw. Cer. Smithi MacL. 3. Arthropterus Mac. L. Cer. Mac Leayi Don. 4. Phymatopterus Westw. Cer. Mac Leayi Westw. Aulser dem Verhältnifs des Kopfes und Hals- 343 schildes und der Form des letzteren, weichen diese Untergat- tungen darin von einander ab, dals bei den beiden ersten die Flügeldecken so lang als der Leib, bei Arthropierus etwas kür- zer als der Hinterleib sind, bei Phymatopterus am Aulsenrande vor der Spitze eine Beule haben, dals die Schienen an der Spitze innen bei Cerapterus keinen, bei Orthopterus einen, bei Ärthropterus und Phymatopterus zwei Dornen haben, dals der äufsere Winkel der Spitze bei PAymatopterus abgerundet, bei Arthropierus scharf ausgezogen ist. Von der in seiner Monographie auf den Paussus cruciatus gegründeten Gattung Trochoideus bemerkt Hr. Westwood in seiner ersigenanten in den Transactions of ihe Ent. Soc. enthaltenen Abhandlung mit grofsem Rechte, dals sie eigentlich zu den Endomychen gehöre, und weist dies auch durch die Ab- bildung der Mundtheile einer zweiten Art nach, die auf Mada- gascar einheimisch ist, und die er unter dem Namen 7'r. Dal- mani beschreibt. Eine drite Art von Isle de Frauce, Tr. Desjardinii ist von Hrn. Gu@rin in seiner Revue Zool. p. 22. beschrieben, und diese Beschreibung auch yon Hrn. Westw. wiedergegeben. Zuletzt berührt Hr. Westwood noch die Gattung Me- gadeuterus, die er in seiner Monographie auf den Paussus fla- vicornis F. gegründet hatte, und bemerkt ihre nahe Verwand- schaft mit Malachius, zeigt, dals ihr 10-gliedrige Fühler zwar it dem M. 4-maculatus gemein, dals aber in Verbindung der wunderlichen Bildung des zweiten Fühlergliedes 4-glie- e Vorderfülse bei 5-gliedrigen hinteren Fülsen, ganz ausge- ete Charaktere wären, und dals namentlich von letzterem ihm kein ähnlicher Fall bekannt sei.*) Er beschreibt hier eine zweite Art der Gattung, M. Haworthi, unbekannten Vaterlandes, die aber ohne Zweifel mit dem von Say beschriebenen Malachius vittatus einerlei ist, und mit dem M, A-maculatus, F. dessen Männchen der Paussus ruficornis F. ist, ferner dem M. bipun- ciatus Say (wanthostoma Dej.), tricolor Say, nigriceps Say, ferner den noch unbeschriebenen M. histrio Esch. und M. Lebasii Dej. und noch mehreren unbenannten Arten zu einer kleinen Gruppe gehört, bei denen die Fühler bei beiden Geschlechtern anschei- nend 10-gliedrig, beim Weibchen einfach, beim Männchen die beiden anscheinend ersten Glieder erweitert und namentlich das zweite wunderlich gestaltet, beim Weibchen die Vorderfülse 5-, beim Männchen 4-gliedrig sind, welche Nordamerika, Mexico und dem nächstgelegenen Theile von Südamerika eigenthümlich zu sein scheinen, mit denen Ostindische Arten, deren Reprä- sentant Paussus flavicornis F. ist, in der Bildung der Fühler Banz übereinkommen, und nur darin abweichen, dals beim ännchen die Zahl der Glieder an den Vorderfülsen nicht ver- ringert ist, Eine Monographie der Gattung Anacolus hat Hr. Me- netries im Bull. der Academie der Wissenschaften zu St. *) Vergl. des Ref. Gen. et spec. Staphyl. p. 6. 344 Petersburg gegeben, welche 8 Arten dieser interressanten Gat- tung umfafst: Nämlich aufser den beiden in der Encyclopedie beschriebe- nen, A. lugubris und sangwineus, dem von Perty abge- Se A.praeustus, dem von Gory in Guer. Mag. Zool. argestellten 4. 4-maculatus (4-punciatus Griff.), eben so viel neue: A. bimaculatus, lividus, nigricollis, und 4- notatus Mendir. (Die hiesige Sammlung enthält 10 Arten.) Hr. Dupont hat seine 1836 im-Guerinschen Magasin de Zoologie begonnene Monographie des Trachyde- rides in dem gegenwärtigen Jahrgange derselben Zeitschrift vollendet. Diese zweite Abtheilung enthält den Schlufs der Gattung Trachyderes (51 A.), die Gatt. Xylocharis (4 A.), An- cylosternus Dup, ( Cer. scuteliaris Ol. mit dem A. flavicornis Dej. wohl mit Unrecht als Abänderung verbunden ist.), Oxy- merus (16 A.), Stenaspis (2 A.), Crioprosopus (2 A.), Sphenothecus (4 A.). — Die ganze Abhandlung ist auch be- sonders in den Buchhandel gegeben. Zwei neue Arten der Katang Phaedinus, beide aus dem Englischen Guyana, sind von Hrn. Gu£rin in seiner Revue Zool. (p. 287.) vorläufig durch ihre Diagnosen bekannt gemacht. Der eine Ph. Debauvei ist dunkelkastanienbraun, mit zwei elben Binden auf den Flügeldecken, der andere, Ph. lanio ist lutroth mit schwarzer Mitte der Flügeldecken. a Ebendas. (p. 253.) beschreibt Hr. Buquet eine neue Ce- rambycinen-Gattung Aegoidus, welche viel Aehnliches mit Desmocerus Dej. Sat, sich durch das Fehlen der Einschnürung des letzten Fühlergliedes, und die an der Spitze nicht stachli- en übrigen Fühlerglieder unterscheidet, und welche neben re ihre Stelle finden würde. Die einzige Art aus Peru, A. Peruvianus, hat die Grölse des Dorcac. barbatus, und ist rostroth mit helleren Flügeldeken. Hr. Chevrolat stellt in Silbermann’s Revue Eniomo- Togique eine neue dem Molorchus abbreviatus verwandte Art, Molorchus Ulmi, auf, welche bei Paris vorkommt, und sich namentlich durch die dichte, seidenartige, goldgelbe Behaarung des Kopfes, Halsschildes und der Flüge decken auszeichnet. Einen neuen Gattungsverwandten der Saperda clavicornis F. und bicincta Ol. beschrieb Hr. Chevrolat in Gu£rin’s Revue Zool. (p. 288.) unter dem Namen Polyzonus Manillarum aus Manila. Er ist blau, auf den Flügeldecken mit zwei gelben Binden, von denen die zweite an der Nath sich im Winkel erweitert. Hr. Desjardins theilt im Magazine of Nat. History (p. 468.) eine Monographie der Gattung Leptocer.a Dej. mit. Aulser dem Typus der Gattung, Cerambyx scriptus F., der häufig auf der Insel Mauritius ıst, und dessen Larve in Eleo- dendron orientale lebt, beschreibt er noch zwei neue Arten von 345 Bourbon, L. Mezierei und Beaumontii und die L. gra- phica Boisd. aus Neuholland. Die fünfte erwähnte Art L. bi- dineata der Gu&@rinschen Iconographie gehört wohl nicht mit Recht in diese Gattung. In der Revue Zool. (p. 255.) theilt Hr. Buquet vorläufig die Diagnosen zweier im Innern Brasiliens einheimischer La- snien mit, welche zur Gattung Phacellus Dej. gehören. Aus- führlichere Beschreibung und Abbildung der beiden A. sind in Gu&rin’s Magas. d. Zool. zu erwarten, wo schon eine A. die- ser Gattung unter dem Namen Acanthocinus Boryi darge- stellt sich findet. Eine neue Galleruca, G. (Zplosonyx) smar.agdi- pennis aus Manila, röthlich gelb, mit grünen, sehr blanken Flügeldecken, ist von Hrn. Chevrolat in Gu£rin’s Revue Zool. (p. 288.) ausführlicher beschrieben worden. Ref. hat in Germar’s Zeitschrift für die Entomologie (p. 369.) die Bemerkung gemacht, dafs der Byrrhus con- color Sturm, welcher bei den Englischen Entomologen die Gattung Oomorphus bildet, eine den Lamprosomen ent- sprechende Form der eigentlichsten Chrysomelen, und von n Byrrhen zu denselben zu versetzen sei. Eine Anzahl neuholländischer von Hrn. Darwin gesam- melter Halticae ist von Hrn. Waterhouse in den Trans- actions der entomologischen Gesellschaft zu London beschrieben worden. Bei den zehn ersten Arten ist kein Vergleich mit Europäi- schen Arten angestellt worden, vielleicht sind viele auch nicht mit solchen zusammenzustellen, zumal bei einigen bemerkt ist, dals sie den Habitus vom Psylliodes haben, welche Form wohl am Meisten mit Plecirascelis (Halt. aridella) übereinkommt, aber doch auch wesentlich von ihr abweicht, und Neuholland eigen- thümlich zu sein scheint. Eine eilfte Art rechnet Hr. S. zu Macronema Meg. (d. h. Psylliodes Latr. H. Altitarses Illig.), die sich aufser der Einlenkung der Hinterfülse noch durch zehn- liedrige Fühler auszeichnet. Ebenso auffallend ist das Vor- ommen von Dibolia (H. Gryptocephalae Illig.) in Neuholland, von denen fünf Arten beschrieben worden, deren characteristi- sche Richtung des Kopfes und aufsen mit einem Zahn bewaff- nete Schienen dem Verf. nicht entgangen sind, bei denen er aber leider nicht bemerkt hat. ob sie auch in der Eigenthüm- lichkeit des gabelförmigen Enddorns der Hinterschienen mit den unsrigen übereinstimmen. Ein Ungenannter hat in den Transactions der Entomolo- gischen Gesellschaft zu London einige Beobachtungen über V. Jahrg, Bd, 2, 23 346 das Erscheinen der Erdflöhe (Haltica oleracea und nemorum), die den Turnips-Feldern so nachtheilig werden, niedergelegt. Aus den Versuchen, die er deshalb, anstellte geht hervor, dafs Pflanzen, die in Töpfe gesäet waren und im Gewächshause standen, weniger befallen wurden als solche, die im Lande stan- den, und dafs solche, wo die Töpfe, mit Gaze bedeckt waren, garnicht angegangen wurden. Der Verf. schlielst hieraus, dals, was von Manchen geleugnet werde, allerdings die Käferehen sich in der Umgebung Be Felder auf wilden Pflanzen aufhal- ten mülsten, und ihre Eier erst auf die aufgehenden Turnips- Hanzen legten. Als Mittel gegen das Uebel empfiehlt er Hei- Ei Bewälserung, indem dadurch die Pflanzen an Kraft ge- wönnen, und den Frafs der Erdflöhe zu überwinden in den Stand gesetzt würden. Ctenistes palpalis wurde von Hrn. Cremiere bei Loudun aufgefunden, und die Gewifsheit erlangt, dals Gt, Dejeanii Enc. das Männchen dieser Art ist. (Guer, Re- vue Zool. p. 55.) Orthoptera. Hr. Burmeister hat in der Fortsetzung seines Hand- buches der Entomologie, und zwar in der ersten Hälfte der zweiten Abtheilung des zweiten Bandes, die gewöhnlich als Orthoptera angenommenen Insecten in derselben Weise wie in der ersten Abtheilung desselben Bandes die Hemiptera bearbeitet. Der Verf. verbindet mit dieser Ordnung zunächst die Blasen- fülse (Thrips), die sog. beilsenden Läuse (Mallophagen), die Thysanuren und Lepismen. Bei der ersten Familie ist die Be- arbeitung von Haliday wiedergegeben; für die zweite sind die Handschriften von Nitzsch benutzt worden. In der Bear- beitung der eigentlichen Orthoptera im Latreille’schen Sinne ist der Verf. von den von Serville für die Eintheilungen in Familien und Gattungen aufgestellten Prinzipien wenig abgewi- chen, und wenn die Familien hier so natürlich begränzt sind, dals über ihren Werth und Umfang selten Zweifel entstehen können, sind gerade diejenigen Abtheilungen, welche man ge- penwärtig als Gattungen aufzufassen pflegt, um so weniger eicht auseinander zu setzen, nicht der Schwierigkeit der Un- tersuchung halber, sondern weil man bald einsieht, dals die sicb zunächst darbietenden und bisher benutzten Unterschiede von untergeordneter Wichtigkeit sind. Was die specielle Be- handlung betrifft, so hat der Verf. hier die Hülfe entbehren müssen, die ihm einst bei der Bearbeitung der Hemipteren die in diesem Theile geordnete und von alter Zeit her sorgsam bestimmte Sammlung des hiesigen Museum leistete. Es mt - 347 in der vorliegenden Abtheilung daher häufig vor, dafs die bei- den Geschlechter einer Art, und auch noch wohl Farben -Ab- änderungen derselben als verschiedene Arten aufgeführt sind, auch finden sich in den Bestimmungen selbst bekannterer Arten manche Irrthümer, wie sich auch in den Vaterlandsbezeichnun- gen häufig Verwechselungen eingeschlichen haben. Auch in anderen Angaben wäre öfter etwas mehr Kritik Noth gewesen. So hat sich in der, p. 538. aus einem Briefe des Hrn. Zim- mermann abgedruckten Geschichte der Mantis Carolina, wo- nach dieselbe so gar Frösche und Eidechsen, dreimal so lang als das Thier selbst, verschlungen hätte, dieser Freund offen- bar ein Späflschen mit dem Verf. gemacht, und schwerlich hat der achtbare Urheber desselben muthmalsen können, dals dem Publicum diese Mystification treuherzig mitgetheilt werden würde. Die bekannten sowohl als auch die zahlreichen neuen Ar- ten sind immer nur durch kurze Diagnosen*) bezeichnet, welche selbst zum Theil wenig zutreffen, und künftigen Bearbeitern dieser Familie viel Kreuz verursachen werden, wenn sie diesel- hen nicht ganz übersehen wollen. Bekanntmachungen von Ar- ten in dieser Weise sind zwar sehr bequem, aber auch, wo nicht nachtheilig, wenigstens eben so nutzlos, denn wenn dadurch eine Art kenntlich gemacht sein soll, erfüllen sie ihren Zweck nicht, und steht man davon ab, sind sie ganz zwecklos. Ausführlicher ist der Verf. in den Beschreibungen der ‘Familien zu Werke ‚gegangen, und wenn seine Darstellung hier mitunter der Vor- wurf zu grolser Breite treffen könnte, hat er doch überall eine vollständige Schilderung des äulseren, und soviel derselbe be- kannt geworden, des inneren Baues gegeben, und überall die litterärischen Hülfsmittel in der möglichsten Vollständigkeit be- nutzt, Hr.v. Charpentier hat in Germar’s Zeitschrift für die Entomologie (p. 371.) Beiträge zur Synonymik einiger Ortho- pieren geliefert, in welchen dieser vorzügliche Kenner dersel- ben die Bestimmungender Empusa hyalina, bidens, tri- color, Mantis sinuata, Locusta elongata, Bra- dyporus dasypus, Gryllus elephas, miles, sphin- giformis, ferner die der in Schäffer’s Iconen und bei *) Der Verf, hat angefangen, die Diagnosen zu Gunsten der Ausländer lateinisch zu geben, es ist aber die Frage, ob sie Aus- ländern ohne Kenntnifs des Deutschen durchweg verständlich sein werden. Unsere westlichen Nachbaren bieten uns in ihren naturhisto- rischen Abhandlungen auch nicht selten ein Latein an, welches man nur dann entziffert, wenn man es in die Muttersprache des Verf. wörtlich zurück übersetzt, und welches man den zum Theil sonst ie schätzbaren Auetoren selbst, weil sie nicht Gelehrte von Fach sind, ungern nachsicht. " 23 * 348 Rösel vorkommenden Libellen erläutert. An Forficula minor hat er die Beobachtung gemacht, dafs sie ihre Zange gebraucht, um beim Auffliegen die Flügel zu entfalten. Hr. Ritter hat im achten Theil seiner Erdkunde eine eigene Abhandlung der Heuschreckenplage der Länder der alten Welt, nach ihrer geographischen Ver- breitung, gewidmet. Indem es unmöglich ist, mit wenigen Worten die Resultate der Untersuchungen des berühmten Verf. darzulegen, muls Ref. sich darauf beschränken, seinerseits einige Bemerkungen über die Verbreitung der einzelnen als Wanderheuschrecken bekannt gewordener Arten hinzuzufügen. Merkwürdiger Weise scheint G@ryllus migratorius L. hier am Wenigsten in Be- tracht zu kommen. Erfindet sich zwar in einem grolsen Theile von Europa, scheint aber nicht weiter als bis zur Türkei vorzukommen. Im Orient und Africa weit verbreitet ist dagegen eine Art, Gr. cinerascens F., die auch im südlichen und mittleren Europa häufiger als Gr. migratorius ist, im Norden (Schweden) aber fehlt. Die Schwedischen Auctoren kennen ihn daker garnicht, bei uns wird er mit dem Gr. migratorius verwechselt. (Herr v. Charpentier hat ihn als Abänderung mit denselben ver- bunden, Hr. Burmeister hat ihn selbst als den eigentlichen migratorius aufgestellt.) In diesem ist seiner Verbreitung nach eher eine Wanderheuschrecke zu vermuihen. Eine dritte ent- schiedene Wanderheuschrecke ist G@ryllus tataricus F. der sich über das westliche Asien, einen grolsen Theil Africas, und über Süd-Europa, so weit dasselbe dem mittelländischen Meere " abhängig ist, verbreitet. Dem Gr. migratorius und cine- “ rascens sowohl, als dem @r. zataricus ähnliche Arten kom- men mehrere im Orient und in Africa vor, welche vielleicht auch zum Theil Wanderungen unternehmen. Eben so ist eher zu vermuthen, dafs die Zugheuschrecken Ostindiens und Chinas uns vielleicht zum Theil schon bekannte, den oben genannten ähnliche, als dafs es dieselben Arten sind. Ueber Tridactylus variegatus hat Herr Leon Dufour seine höchst interressanten Untersuchungen in den ‚Annal. des scienc. nat. (U. Ser. IX. p. 321.) mitgetheilt. Die Gattung ist von Latreille, und nach ihm von allen Entomologen, die über sie gehandelt haben, zu dem Heimchen gerechnet worden, und namentlich beständig neben die Maul- wurfsgrylie gestellt; es geht aber aus der inneren Structur her- vor, die ganz die der Aerydien ist, und wesentlich von der der Heimchen abweicht, dals ihre Stelle neben Tetix (Acrydi- um F.) sein würde, Die Achnlichkeit im Körperbau mit einer Maulwurfsgrylie ist nur durch die Bestimmung des Thieres zum Graben bedingt. Es hält sich dasselbe an sandigen Ufern auf, wo es vorzüglich mit Hülfe der Mittelbeine sich bewegt, und die Hinterbeine nur dann in Gebrauch nimmt, wenn es seine mit 349 unglaublicher Kraft ausgeführten Sprünge unternimmt. Im Sande gräbt es tiefe Gänge. Woraus seine Nahrung in dem kahlen De besteht, ist noch zweifelhaft. Hr. Foudras hatte zwar aufgestellt, dals es Sand verschlucke, Hr. L. Duf. glaubt _ aber, dafs Hr. F. dadurch getäuscht worden sei, dals er gesehen, wie es die Mandibeln beim Graben zu Hülfe nehme, ohne zu bemerken, wie durch eine eigene Vorrichtung von Borsten das Eindringen der Sandkörner ın den Mund verhindert werde. Auch hat Hr. L. Duf. nie eine Spur von Sand im Nahrungska- nal angetroffen. Die Thiere leben in grofsen Gesellschaften zusammen, indels hat Hr. L. Duf. nur einmal ein Individuum mit ausgebildeten Flügeln, die er als Eigenthümlichkeit des Männchen betrachtet, angetroffen; es ist aber leicht möglich, dafs hier ein ähnliches Verhältnils, wie bei manchen Hemipteren (z. B. Velia) stattfindet, wo nur bei einigen Ind., und in spar- samen Fällen, die Flügel zur Entwickelung gelangen. Hr. Boyer de Fonscolombe hat in den Annal. d. 1. Soc. Ent. de France seine Monographie der Libellen der Umgegend von Aix festgesetzt. Es ist diesmal die Gattung Aeschna beschrieben worden, und zwar von der Abtheilung mit zusammenstofsenden Augen SA., unter denen eine neue: A. Irene; von denen mit ge- irennten Augen (d.h. Peialura Leach) nur eine, A. forcipata. Von der letzteren Abtheilung hat Hr. Guerin in seinem Mag. Zool. Cl. IX. p. 201. eine neue Art Petalura Se- Iysii aus der Pariser Gegend abgebildet, und zugleich die characteristischen Theile der nahe verwandten P. favipes und unguiculata dargestellt. Bekanntlich hängt bei den Libellen in der Begattung das Weibchen nicht mit dem Hinterleibsende des Männchen, sondern mit der Tasche am Grunde des Hinterleihes zusam- men, ein Umstand der lange ‚räthselhaft gewesen ist, weil man bei anatomischer Untersuchung die Samen-Ausführungs- gänge auf die gewöhnliche Weise bis zum Hinterleibsende verlaufen sieht. Hr. v. Siebold hat dies Räthsel gelöst: es wird nämlich der Same von den Männchen in die Tasche am Grunde des Hinterleibes ausgeleert und hieraus vom Weib- chen aufgenommen. (Dieses Archiv IV. p. 375.) Neuroptera In dem 1838 erschienenen Bande der Abhandlungen der Academie der Wissenschaften zu Berlin ist der Versuch einer systematischen Feststellung der Insecten- 350 Familie Panorpatae und Auseinandersetzung ihrer Gattungen und Arten von Hrn. Klug enthalten. Der Verf. weist nach, dals der von Latreille in der schnabelförmigen Gestalt des Mundes aufgestellte Character der Panorpatae durch die Zerlegung des Mundes nicht als durch- reifend bestättigt werde, dals vielmehr ungegliederte äulsere axillarlade, das Ausbleiben der Zigula, und zweigliedrige La- bialtaster die wesentlichen Merkmale dieser Familie ausmachen, aus welcher trotz der ähnlichen äufseren Gestalt des Mundes Nemoptera, welche sich durch vorhandene Zigula, dreigliedrige Lippentaster und zweigliedrige äulsere Maxillarlade als zu der Familie der Hemerobien gehörend ausweist, entfernt werden müsse. Die Verwachsung der Mundtheile an ihrer Basis, wo- rauf der Fabricische Ordnungsname Synistata hindeutet, trifft zwar bei den Panorpen meistentheils ein, indels giebt es eine, in Neuholland einheimische, bisher unbekannte Form, Chori- sta, bei welcher die Mundtheile alle bis auf den Grund ge- trennt sind, welche aber sonst in den oben bemerkten Eigen- thümlichkeiten nicht nur ungezwungen zu den Panorpen zu zählen, sondern auch in den Verhältnilsen und Formen der einzelnen Theile der Gattung Panorpa selbst sehr äbnlich ist. Von Nemopter«a beschreibt Hr. Klug 13 Arten, und in der Familie der Panorpen von Bitiacus 11, der neuen Gattung Chorista 1, von Panorpa 7, von Boreus 1 Art, Der Ref. hat die in "der hiesigen Sammlung befindli- chen Arten der Gattung Mantispa in Germar’s Zeit- schrift für die Entomologie beschrieben, und mit 4, ihm nur durch Beschreibungen bekannten, im Ganzen 24 Arten auf- gezählt. So sehr die übrigen alle unter sich übereinkommen, so sehr weicht eine, deshalb mit dem Namen M. notha bezeich- nete, von den übrigen ab, und dürfte wohl mehr als blofse Unterabtheilung der Gattung sein, mit der sie lieber verbun- den worden ist, weil die Untersuchung, die das Verfolgen aller Differenzen nothwendig gemacht hätte, bei dem einzigen Ex- emplar eines so zarten Fhieres nicht zu wagen war. Unter mehreren Mantispen, die seitdem der Sammlung zugekommen sind, befindet sich eine, die auf ähnliche Weise, wie diese M. noiha von der typischen Form abweicht, Eine neue Mantispa ist von Hrn. Gu@rin (Mag. Zool. Cl. IX. pl.202.) abgebildet. Sie gehört zu den grölseren Arten und hat manches Achnliche mit M. varia. Als Vaterland ist Aegypten angegeben. Die unter dem Namen M. chalybea beschriebene Art ist nach Hrn. Burmeisters Bemerkung schon in Duperrey’s Reise von Gu£rin abgebildet uud M. grandis genannt worden; die un- ter diesem Namen vom Ref. aufgestellte Art ist also anders (de- cumana) zu benennen. 351 Ueber die früheren Zustände der Neuropteren hat Hr. Stein in diesem Archive Nachricht gegeben, welche die Gat- tungen Raphidia, Panorpa und Osmylus betrifft, Die Verwandlungsgeschichte von Raphidia ist zwar neuer- lich von mehreren Seiten bekannt gemacht worden, doch bei der grolsen Genauigkeit, mit welcher Hr. St. so wohl die Larve und Puppe beschreibt, von vielem Interesse; die Mitthei- lungen über Panorpa beziehen sich zwar nur auf die Nymphe, welche Hr. St. in der Erde an einer Ellernwurzel antraf, doch sind sie um so wichtiger, als wir über alle früheren Stände nichts hatten, als eine sehr wenig befriedigende Notiz, die von ‚Hrn. Marquard im 22sten Bande der Annales des Sciences Naturelles niedergelegt worden ist. Von Osmylus endlich hat St. nur die Nymphenhaut unter dem frisch ausgeschlüpften In- secete gefunden, und seine Vermuthungen in Betreff der Lebens- art der Larve, scheinen bei der nahen Verwandschaft des Thie- res mit Hemerobius etwas gewagt zu sein. Die Verwandlung des Ameisenlöwen hat Hr. Westwood im Magazine of Nat. History (p. 601.) aus eigener An- schauung geschildert. Wenn auch gerade keine neue That- sachen von ihm entdeckt sind, ist die Darstellung aus der Feder dieses Entomologen doch immer von Interesse. Hymenoptera. Die fufslosen Hymenopteren-Larven werden in den Transact. of the Ent. Soc. von Hrn. Westwood einer Untersuchung unterworfen. Der Verf. bemerkt, dals von Latreille, und auf dessen Au- etorität von Kirby und Spence, und auch einmal von MacLeay angenommen wäre, dals das vierte und fünfte Segment der In- sectenlarven, welche bei denen, die Afterfülse haben, fulslos sind, bei der Metamorphose in die Flügeltragenden Ringe des Thorax umgewandelt, und gewilsermalsen auf die Beinetragen- den heraufgeschoben würden, dals aber von Audouin, durch Verfolgen der Metamorphose und Vergleich der Segmenten- Zahl der Larve und des vollkommenen Insects nachgewiesen sei, dals der Thorax des letzteren nur aus den drei ersten, auf den Kopf folgenden Segmenten der Larye gebildet würde, dals, da alle Larven überhaupt aus 43 Ringen beständen, neun derselben zur Bildung des Hinterleibes beim vollkommenen In- sect verwandt würden, und auch öfter alle ausgebildet sich fän- den. Nun aber haben die fulslosen Hymenopteren-Larven sehr deutlich 44 Leibesringe, und sogar noch einen 45ten, der aber weniger deutlich abgesetzt ist. Hrn. Shuckard's Vermuthung, dals es nur die Männchen seien, die dies eine Segment über 352 die gewöhnliche Zahl hätten, da bei ihnen im vollkommenen Zustande der Hinterleib ein Segment mehr als beim Weibchen habe, weist Hr. Westwood durch seine Beobachtung, dals auch bei weiblichen Larven 14 Segmente zu zählen seien, zu- rück. Hr. Ratzebnrg hat in seiner, im 16ten Bande der Schriften der Leopoldinischen Academie enthaltenen Abhand- lung über diesen Gegenstand die Sache dadurch in’s Reine zu bringen Benchis dals er die beiden ersten Segmente der Larve als zum Kopfe gehörig betrachtete. Hr, W. bemerkt aber, dals, wenn auch der zweite Leibesring bei den Larven ohne Stigmen ist, darin kein Grund läge, ihn nicht für ein Thorax- segment zu halten, indem auch ın anderen Fällen (es ist in der That sehr gewöhnlich) einzelne Thoraxringe bei Larven keine Luftlöcher haben, und zeigt durch seine eigene Beobach- tungen, dals Hr. Ratzeburg in seiner Der die ihn zu der obigen Annahme veranlafste, nämlich dafs die Augen des vollkommenen Insecis bei der Larve durch den zweiten Lei- besring durchschimmerten, dadurch irre geleitet sei, dals er die Larven ganz kurz vor der Verwandlung untersuchte, wo schon unter der Larvenhaut der Körper anfange sich zu verkürzen, und der Kopf der Nymphe sich schon in das zweite Segment der Larvenhaut gröfsentheils zurückgezogen habe. Hr. Westwood bemerkt über Gynandrom orphische Hr. W. gebraucht diesen Ausdruck nach Hrn. Lacordaires orschlag, der die Bezeichnung zwitterlich [hermaphroditisch] auf den naturgemäfsen Zustand beschränkt wissen will) Ay- menopteren, dals davon bisher bekant geworden: Ten- ihredo angulata durch Hrn. Curtis, - Scolia 6maculata durch Hrn. v. Romand, Ichneumon exiensorius-lucta- zorius durch Hrn. Wesmael, Anthophora retusa durch Hrn. Smith und Shuckard, Cimbex Griffini und An- drena fulvescens durch den leizteren. (Magaz. of. Nat. History p. 393.) a Hr. Kennedy theilt in dem London and Edinburgh Philosophical Magazine, Ser. IN. n. 71. p. 14. Beobach- tungen über die Lebensweise einiger Hymenopteren mit, welche er in altem Pfahlwerk nistend fand. Trypoxylon figulus sah er Spinnen eintragen. Das Männchen hielt während der Abwesenheit des Weibchen W che im Gange. In dem zweizelligen Neste von Stigmus troglo- dyies fand er eine grolse Menge kleiner Insecten, die ihm die Larven von Thrips zu sein schienen. Diodontus gracilis und corniger tragen als Nahrung für die Larve Blattläuse ein, eben- so Pemphredon lugubris, unicolor und Psen atratum. Odynerus quadratus füllte seine Zellen mit kleinen grünen Raupen aus; in dem Nest von ©. didens fand Hr. K. eine Puppe in der äulsersten Zelle, und zwei Larven, aulserdem die Ueberbleibsel von Insecten-Larven und ein kleines, vollkom- men entwickeltes Dipierum. (Leider ist nicht gesagt, von wel- 353 cher Gattung). Chelostoma Florisomne macht 9—140 Zel- len, an deren Spitze in der Mitte das Ei liegt. Ueber das Vorkommen einiger Blattwespen auf dem Harze finden sich einige interessante von Hrn Saxesen ge- machte Bemerkungen in der Isis (1838. Hft. IX,) mitgetheilt. Auf Lärchen fressen daselbst Nematus Erichsoni und Laricie, von ersterem die aschgraue unten weilse Raupe klumpweise an den Trieben, von letzterem die grüne Raupe mehr zerstreut auf den Zweigen. N. parwus, auf Rothtannen sehr häufig, N. scutellaris selten auf demselben Baume, Lyda suffusa auf Ro- sen, L. siramineipes wahrscheinlich auch. Tenihr. viridis, flavi- cornis, atra, und andere ähnliche Arten sind räuberisch, ver- zehren Fliegen, Mücken, Nematus-Arten, fressen aber auch Blumen. In einigen Bemerkungen, welche Hr. Newman im Enio- onogical Magazine (IV. p. 258.) zu der Familie der Tenthre- den macht, beschreibt er eine neue Gattung Euura, die Nematen enthaltend, bei denen drei Kubitalzellen ach entstanden sind, dafs der Nerv zwischen der zweiten und dritten ausgefallen ist, die zweite also überwiegend grols ist, und beide rücklaufen- den Nerven aufnimmt; bei denen zugleich beim Weibchen die Legeröhre etwas vorragt, und neben derselben zwei starke divergirende Borsten sich zeigen. Es sind dieses die kleinen Nematen, die hauptsächlich in Pflanzengallen leben, die Hr. Har- tig aus dem Grunde auch mit dem Sectionsnamen Cryptocampus bezeichnet hatte. Von den beiden beschriebenen Arten ist E, zallae vermuthlich identisch mit N. mucronatus Hartig, und E. cynips mit N.medullarius Hartig. Aulserdem beschreibt Hr. Newman als neue Arten: Pristophora cincta, Nema- aus tibialis, Fenusa Janthe, ohne Zweifel Tenthredo lepida Kl., Emphyt. Harpiphorus lepidus Hartig, und Fenusa par- viceps, BE pallida, durch blalsgrüne Färbung ausge- zeichnet, und Selandria versicolor, in welcher die Teenthre- da albida Kl., das Männchen der 7. melanocephala leicht zu erkennen ist. Ueber die in Kieferwaldungen besonders vorkommenden, auf die auf Kiefern fressenden Raupen und Tenthredenlarven angewiesenen parasitischen Hymenopteren hat Hr. Hartig im zweiten Hefte seiner Jahresberichte über Forstwissenschaft und forstliche Naturkunde bei Gelegenheit eines in der Nähe von Berlin beobachteten Raupenfrafses eine sehr dankens- werthe Uebersicht gegeben. Eine grolse Zahl der Arten ist neu, zum Theil wohl aus dem Grunde, weil weder Gravenhorst noch Nees von Esenbeck in Kiefernforsten die von ihnen bearbeiteten Fami- lien zu beobachten die Gelegenheit hatten. Diese neuen Arten sind in Anmerkungen in wenigen Worten characterisirt, da der 354 geschätzte Verf. sich die ausführlichere Beschreibung für den zweiten Band seiner Aderflügler vorgesetzt hat. Eine neue Untergattung von Pimpla: Scambus wird hier eingeführt, deren Männchen durch ausgebissene Vorderschenkel und ge- strecktere mittlere Hinterleibssegmente, deren Weibchen sich durch mehr cylindr’schen Hinterleib, nicht aufgeworfenen Hin- terrand der einzelnen Segmente, und längeren Stachel von Pimpla abweichen. Eine von Gravenhorst beschriebene Art ist Ephialtes inanis. Hr. Schiödte hat Hrn. Gu@rin die Monographien der Dänischen Arten dreier neuen Ichneumonen-Gattungen zur Be- kanntmachung im Mag. d. Zool. übergeben, wovon derselbe in der Revue Zool. (P- 139.) eine vorläufige Mittheilung macht: 41. Megastylus, fünf noch unbeschriebene Arten enthaltend. 2. Polyblasius Hartig, die Arten von T’ryphon Gr. enthal- tend, deren Weibchen zahlreiche Eier unter dem Bauche tra- gen, und die aulserdem noch durch gekämmte Klauen ausge- zeichnet werden, sechs Arten, unter denen Tr. pinguis und varitarsis Grau. — 3. Cylloceria, von Phytodietus Grav. abgesondert, drei Arten, unter denen der Verf. den Ph.niger Er caligatus Gr. vermuthet. Hr. Haliday hat fortgefahren im Entomogical Maga- zine (IV. p. 203.) die englischen Braconiden genauer durch- zugehen. Die Gattung Opius Wesm. theilt er in zwei Unterabthei- lungen: die erste gleichnamige hat viergliedrige Lippentaster, linienförmigen Legestachel, und die zweite Gubitalzelle länger als breit: de enthält 48 Arten, die nach dem Ursprunge des Cubitalnerven, der Einmündung des rücklaufenden Nerven, dem geschlossenen oder aufgesperrten Maule, der Sculptur des Mit- telrückens und der Brustsseiten in zahlreiche Unierabiheilungen ebracht werden. Die zweite Untergattung @raptodon mit eekeirigen Lippentastern, sehr kurzem pfriemförmigen Le- gestachel und kurzer Cubitalzelle, enthält eine einzige Art, Bra- con pumilio Nees. — Ferner beschreibt er ebendas. (V. p. 212.) 61 Arten der Gattung Alysia, davon er eine, A. aptera Nees v. E. als besondere Untergattung Chasmodon absondert, die übrigen mit vieler Genauigkeit nach Verschiedenheit der Fühlerbildung, der Sculptur des Hinterleibes, des Flügelgeäders u. s. w. in 2 Haupt- und 16 Unterabtheilungen sondert, Hr. Westwood hat eine sehr sorgfältig ausgearbeitete Monographie von Leucospis in Germar’s Zeitschrift für die Entomologie veröffentlicht, die nicht weniger als 36 Arten dieser merkwürdigen Gattung aufzählt, von denen 34 genuine Arten geographisch so vertheilt sind, dafs 15 Arten dem süd- lichen Europa (2 davon derKrim), 2 der Berberei, 4 Aegy- pten, Abessynien und Arabien, 3 Vorderindien, 2 dem Cap der 355 guten Hoffnung, 3Nordamerica, 4 Mexico, 1 Chile angehören ; von dreien ist das Vaterland nicht mit Sicherheit bekannt. Die beiden letzten Arten bilden eben so viele Untergattungen, und weichen von den eigentlichen Leucospen sowohl durch schwächer verdickte Hinterschenkel als in der Gestalt ab, in welcher die eine wegen ihrer metallischen Färbung Metal- lopsis (L. M. Cayennensis) genannt, an Chrysis erinnert, während die andere Polistomorpha (M. P. Surinamen- sis) den Uehergang zu Chalcis zu vermitteln scheint. Die Fortsetzung der Monographie der Chalciden von Hrn. Walker (Entomol. Magazine IV. p. 349. 439. V. p. 35. 102.) umfafst die Familien der Gleonymiden und Encyrtiden. Die erstere enthält die Gattungen Gleonymus Lair. mit 3A., Notanisus 1 A., Macroneura 1 A., Merostenus 4A., Cea1A., Prosopon (wäre wohl in Rücksicht auf Pros- opis zu vermeiden gewesen) 1 A., Sienocera 4 A., Calo- ster 2A., Eupelmus Dalm. 3A., von denen die beiden ersten E. urozonus mit vollständigen Flügeln und E. Degeeri mit Flü- gelrudimenten vielleicht nicht specifisch verschieden sind. Eri- cydnus, 2A., von denen eine Encyrius strigosus Nees ist. Bei den 4 letzteren Gattungen sind die Mittelbeine Sprungbeine. Die Familie der Encyrtiden enthält nur die Gattung Encyr- tus, von welcher 89 Arten beschrieben sind. Auch in den 4Annales of Nat. History hat Hr. Walker einen Theil seiner Bearbeitung Brittischer Chalciden nieder- legt, und daselbst (Vol. I. p. 307, 381, 449 und Vol. II. p. 198. 350.) 44 Arten der Gattung Cirrospilus Westw. beschrieben. Es gehört diese Gattung zu den Diplolepen mit 4 Fulsgliedern und wenigen Fühlergliedern. Hr.W estwood theiltim Entomological Magazine (TV.p.435.) die Beschreibung von zwei neuen Gattungen der Familie der Chalciden mit, welche beide sich durch verdickte Flügelrippe auszeichnen. Bei der ersten, Platynocheilus Erichsonii FW estw., die am Nächsten mit Oleonymus verwandt ist, ist die Flügelrippe am stärksten verdickt und aufgetrieben, doch reicht die Verdickung nur von der Wurzel bis zur Mitte des Vorder- randes, wo der kleine einwärts laufende Nerv abgeht. Die zweite Gattung, Pleuropachus, ist auf den Entedon costalis Dalm., Elachistus costalis Nees, gegründet, und ist aulser der, der ganzen Länge nach verdickten Kippe der Vorderflügel, und der in der Mitte verdickten Rippe der Hinterflügel dadurch sehr merkwürdig, dafs sie im Bau des Thorax und der Mittelbeine mit Encyrius übereinstimmt, während sie mit der geringeren Zahl der Fühlerglieder und den viergliedrigen Fülsen den Eu- lophiden angehört, gleichsam als ob sie die Wiederholung der 356 springenden Encyrten-Form in dieser Familie wäre. Die in Holz geschnittenen Abbildungen der beiden Gattungen sind verwechselt. Die Gruppe der Dryinen ist von Hrn. Walker in dem Entomological Magazine (IV. p. 411.) monographisch bearbeitet worden. Er characterisirt sie durch gelappte Hinterflügel. Die erste Abtheilung mit breiterem Kopfe und bei beiden Geschlechtern 40-gliedrigen Fühlern, enthält die Gattungen Dicondylus, Dryinus, Aphelopus, Labeo. Dicondylus ist der Ljung- sche @onatopus, und dieser Name muls den Vorzug Hehe: ten, wenn die Trennung von Dryinus sieh rechtfertigen lälst, wenn es sich bestättigt, dals die Maxillartaster kier 6, dort nur 5 Glieder haben. nter der einen aufgeführten Art, D. pe- destris scheinen mehrere ähnliche verwechselt zu sein. Dry- inus enthält 23 Arten, indels scheinen auch hier öfter mehrere Arten unter einer verwechselt zu sein, und sind die Arten auch nicht leicht mit genügender Sicherheit nach den Beschreibungen zu erkennen, indem die vielfach veränderliche Färbung beson- ders berücksichtigt, die Sculptur, die vorzüglich sowohl auf dem Kopfe als dem Hinterrücken charaeteristisch ist, bis auf einige ungenügende Andeutungen ganz übergangen ist. Aehn- lich verhält es sich bei Aphelopus, wo der Verf. zwar mit Recht den Aph. atratus Dalm. als Männchen zum A. melaleucus zieht, wo aber unter den zahlreich aufgeführten Varietäten ohne Zweifel mehrere Arten enthalten sind, wie denn auch die die Yar. 8. des A. melaleucus bei Dalman eine selbstständige Art ist. Die Gattung Labeo bildet der von Westwood in Loudon’s Magazin beschriebene Anteon? excisus, von den vor- hergehenden durch 3-gliedrige Lippentaster abweichend. Die zweite Abtheilung der Gruppe, wo der Kopf fast so lang als breit, die Gliederzabl der Fühler beim Männchen 10, beim Weibchen 13 ist, und wo Flügelzellen vorhanden sind, bildet die Gattung Embolemus Westw., die auch der Species (LE. Ruddi Westw.) nach mit dem Polyplanus Sickershusanus Nees zusammenfällt. Die dritte Abtheilung, wo der Kopf länger als breit ist, die Fühler aus mehr als 10 Gliedern bestehen, und die Flügel im Mittelfelde ohne Zellen sind, bildet die Gattung Epyris Westw., deren einzige Art, E.niger, sehr einem Bethy- Zus gleicht. Als Anhang findet sich noch diese Gattung be- schrieben, von der die eine Art B. fuscicornis Latr. in England vorkommt. i In London haben seit mehreren Jahren Ameisen auf eine höchst lästige Weise sich in Häusern bemerkbar gemacht, und es hat viele Sorge veranlafst, ihnen durch wirksame Mittel zu begegnen. f Hr. Shuckard hat sich im Mag. of Nat. History (p.626.) der Bestimmung der Species unterzogen und gefunden, dals 357 sie mit der im Freien vorkommenden Myrmica unifasciata wohl einige Achnlichkeit habe, aber doch sehr verschieden sei, er beschreibt sie also unter dem Namen Myrmica domestica als neue Art, von der er die Vermuthung ausspricht, dals sie wohl fremden, vielleicht Westindischen Ursprungs sein möge. Es ist nach der von ihm gegebenen kurzen Beschreibung kein Zwei- fel, dafs dies die Formica omnivora L. ist, welche wohl über ganz America verbreitet ist, und über welche allenthalben dasselbe geklagt wird, was schon Linne von ihr in Erfahrung ebracht und in ihren Namen gelegt hat. Ob sie aber ursprüng- Tch in America einheimisch ist, ist eine andere Frage. Herr Ehrenberg traf sie auch in Aegypten, und bezeichnet sie als Verwüsterin: sie ist es auch vielleicht, deren schlimmer Ruf in’s hohe Alterthum hinaufreicht. Auch aus Kasan schickte sie Hr. Eversmann mit der Bemerkung, dafs sie dort eine Plage der Stadt sei. In Linne’s Diagnose muls man, wie aus der weite- teren Beschreibung erhellt, corpore minutissimo statt abdomine minutissimo lesen. — Eine zweite Myrmica beschreibt Herr Shuckard unter dem Namen M.terminalis, die in Chelsea in einem Treibhause gefunden wurde und sicher auch exotischen Ursprungs ist. Der angedeuteten Bildung des Hinterleibes nach scheint sie zu einer kleinen Abtheilung zu gehören, welche Form. Aegyptiaca, Antiguensis und acuta F. zu Repräsentanten zählt, und welche wohl einmal zu einer eigenen Gattung erho- ben werden wird, für welche ein aufwärts gelenkender Hinter- leib characteristisch ist. Das Männchen des im 4. Bande der Annalen der Pariser En- tomologischen Gesellschaft von Hrn.von Romand beschriebenen Epomidiopieron Julii, einer zu den Scolien gehörigen, durch ungewöhnlich SR dem Mesothorax selbst an Breite kaum nachgebende Flügelschuppen vorzüglich ausgezeichneten Gattung ist von demselben Verf. in den Transactions of the Entomologi- cal Sociely beschrieben worden. In der allgemeinen Körper- form verhält es sich zum Weibchen ziemlich eben so wie die beiden Geschlechter der Scolien, erinnert aber in dem bei bei- den Geschlechtern nicht übereinstimmenden Flügelgeäder mehr fi Tiphien-artige Gattungen, namentlich an Myzine, eine Verschiedenheit, die sich hier u. a. auf die Anzahl der Cu- bitalzeilen ausdehnt, indem beim Männchen der Nerv zwischen der ersten und zweiten erlischt. Hr. Guerin beschreibt in seiner Revue Zool. (p. 56.) 11 Arten einer Gattung Plesia. Diese sind aber schon von Latreille als Weibchen von Myzine erkannt worden. (Gen. Grust. et Ins. IV. p. 112.) Es ist auffallend, dafs wir von den Arten der alten Welt kein den Männchen entsprechendes Weibchen kennen, überhaupt kein Weibchen, aulser dem einen unten zu erwähnenden Capenser. Auch von der einheimischen M. cylindrica hat Ref. vergebens das Weibchen zu entdecken versucht. Ein bemerkenswerther Unterschied der Americanischen Arten von denen der alten 358 Welt besteht darin, dafs bei jenen der zweite rücklaufende Nery auf den zweiten Cubital-Quernerven, bei diesen auf die Mitte der dritten ÜCubitalzelle trifft, doch kann dieser Unter- schied unmöglich hinreichen, die Americaner als Gattung zu trennen; sollten sich aber bei näherer Vergleichung noch an- dere durchgreifende Merkmale finden, die eine Trennung er- fordern und rechtfertigen, würde für diese der Namen Myzine zu erhalten sein, und der der alten Welt angehörigen Abthei- lung konnte füglich der Name Elis verbleiben. Was die eilf von Hrn, Gu&rin beschriebenen Arten der Jurineschen Gattung Plesia beirifft, so ist 4. P1. ephip- pium nicht in Nordamerica sondern in Westindien, 2. Pl. ab- dominalis unbekannten Vaterlandes, am Vorgebirge der guten Hoffnung einheimisch, 5. Pl. nigripes ist Tiphia obscura F. und 4. Pl, vicina scheint nur Abänderung derselben Art zu sein, und danach das hier bei beiden als unbekannt angegebene Vaterland als Nordamerica zu bestimmen. Von den folgenden ist n. 7. Pl. analis aus Mexico dem Ref. nicht bekannt, dagegen sind n. 6. Pl. flavipes, n. 8. Pl. maculata, n. 9. Pi. Ro- mandii und n. 10. Pl. serena Varietäten der in Ber Zeich- nung etwas abändernden Tiphia maculata F., denen bekanntlich auch noch T. namea F. anzureihen ist; bei der letzten Art n. 11. T. haemorrhoidalis ist wieder irrthümlich Nordamerica als Vaterland angegeben, wahrscheinlich aus Verwechslung mit dem der Pl. serena,, wo statt dessen St. Thomas steht: Was die zu diesen Weibchen gehörenden Männchen betrifft, so ist das der T. maculata Elis cingulata F., und das der T. haemorrhoi- dalis Elis 6-cincta F. Eine Myzine von Algier, M. Rousselii, beschreibt Hr. Gu&rin ebendaselbst (p. 103.). Sie zeichnet sich vorzüglich durch rothe Hinterleibsspitze aus. Unter dem Namen Mesotrichia torrida ist in den Transact. of the Ent. Loc. p. 117. d. 11. f. T. von Herrn Westwood eine männliche Biene aus dem westlichen tro- pischen Africa als Typus einer neuen Gattung dargestellt worden. ’ Der Verf. betrachtet sie als natürliches Bindeglied zwi- schen Xylocopa und Anthophora. Mit Anthophora hat dies Thier aber nichts weiter gemein, als die Haarlocken an den Mittelfülsen, die die Männchen einiger Arten dieser Gattun haben, in jedem anderen Betrachte istes eine eigentliche Xylo- copa und steht der X. zrepida F. zunächst, deren Männchen fast ganz dieselben Locken an den Mittelbeinen zeigt. Bei an- deren Arten haben die Männchen andere Auszeichnungen an den Beinen, welche nur als Eigenthümlichkeit der Art betrach- tet werden können, nicht aber auf Gattungsunterschiede hinzu- weisen scheinen. Man könnte in Versuchung kommen, das von Hrn. Westwood beschriebene Thier für ein Männchen von Ä. nigrita zu halten, Hr. Westermann aber erhielt mit der 359 letzteren immer eine gelbe Xylocopa , welche er als das muth- mafsliche Männchen dem hiesigen Museum mit dem Weibchen mittheilte. Eine Monographie der Dänischen Hummeln ist von den Herren Drewsen und Schiödte in Kröyer’s Naturhisto- risk Tidskrift gegeben worden, die von den Verf. nach den neueren Ansichten in die zwei Gattungen Bombus und Psi- ihyrus getheilt sind, obgleich die Psithyrus-A. sich nur durch die Lebensweise und den dadurch bedingten Bau der Hinter- schienen von den ächten Bombus unterscheiden, weshalb die Ansicht von Illiger, sie als parasitisshe Arten mit den Ne- sterbauendenHummeln in eine Gattung zu vereinigen, in einer tieferen Auffassung der Naturgeschichte begründet erscheint, als die, welche nach jedem Anlafs hascht, um Gattungen, denen am Ende doch ein wesentlicher Unterschied zum Grunde lie- gen sollte, zu errichten. Auf jeden Fall verhalten sich diese sogenannten Psithyrus ganz anders zu Bombus, als z. B. Coelioxys zu Anthophora, oder $Symmorpha zu Megilla. Die Arten sind von den sorgfältigen Verfassern mit vieler Kritik gesichtet. Bombus enthät 17 Arten: bei einigen dersel- ben möchte Ref. sich noch einige Bemerkungen erlauben. B. Mniorum F., der von den Verf. als eigene Art be- trachtet wird, scheint als Abänderung zum B. sylvarım zu ehören: Körperverhältnisse und die Form der Bebaarung ist Dseibe, abweichend nur die Färbung, indem auf dem Rücken des Mittelleibes die Haare schwarz, an den Seiten der Brust und am Grunde des Hinterleibes mehr. gelb werden; ähnliche Abänderungen kommen auch bei B. muscorum vor, und sind von Panzer als Bombus solstitialis vorgestellt. Ebenfalls Ab- art des B. sylvarum ist nach der Meinung des Ref. eine Hum- mel die von Illiger als B. ochropygus aufgeführt ist, wo bis auf röthlich greise Haare auf der Stirn und ähnliche gegen das Hinterleibsende die ganze Behaarung schwarz ist, und welche die Verf. vielleicht als eine Abänderung des B. Soroensis be- trachtet haben. Unter diesem Namen scheinen in zahlreichen Abarten hier viele verschiedene Hummeln zusammengestellt zu sein. Der eigentliche B, Soro@nsis F., zu dem B. neuter P. als sog. Arbeiter gehört, und welche auch von den Verf. als Stamm der Art betrachtet sind, ist Abänderung des B. ierre- stris, wo die gelben Binden ganz geschwunden sind, welche als Abänderung durch allmälige Uebergänge sich nachweisen lälst, die auch von den Verf. als Abänderung des BD. Soroensis erwähnt sind. Aehnliche Abänderungen kommen aber auch vom B. hortorum vor, und diese sind von Kirby als B. Soro- ensis beschrieben worden. B. Burellanus Kirby (Sylvarum F.) der hier als Abänderung zum B. Soroönsis gezogen ist, ver- 360 dient wohl als eigene, dem B. pratorum nahe verwandte Art, von welcher bier alle Geschlechter bekannt sind, angesehen zu werden. — Mit B. Rajellus ist mit Recht B. Derhamellus verbunden, doch müssen sie wohl als Abänderungen, da von beiden alle Geschlechter sich finden, betrachtet werden. — B. Subierraneus: Uebergänge wo die Behaarung heller braun ist, zeigen, dals B, Latreilliellus nicht specifisch verschieden ist, auch kommen hier die Weibchen lebhafter gefärbt vor, nämlich ähnlich wie B.terresitris, nur sind statt der gelben Binde auf dem Hinterleibe die einzelnen Ringe desselben bräunlich- gelb gefranzt; das Hinterleibsende ist gewöhnlich rein weils, öfter nimmt aber auch hier die Behaarung eine dunklere Fär- bung an. — Von Psithyrus sind 5 Arten beschrieben, indels ist Ps. Rossiellus Abänderung des Männchen von Ps. cam- pestris mit mehr gelber Behaarung. — Ps. aestivalis, sollte billig den älteren Kirbyschen Namen veszalis behalten, und der damit von den Verf. verbundene Ap. Barbutella Kirby (Ap. saltuum Panz. Bomb. saltuum Dahlb.) ist sicher eine selbst- ständige Art. — Von Ps. Francisanus ist das Weibchen von Hrn. Klug unter dem Namen B. maxillosus in Germar’s Reise nach Dalmatien beschrieben. Das Männchen des Ps. rupestris ist von den Verf. sehr richtig erkannt worden, indels nicht be- merkt, dafs es unter dem Namen Bombus fruteiorum Panz. schon bekannt war. Ueber die Honigbiene in Kaschmir sind im Entomo- logical Magazine (V. p. 199.) einige Nachrichten gegeben. Es hält dort jeder Landwirth Bienenstöcke, und zwar so angelegt, dafs cylindrische Oeffnungen für sie in den Wänden des Hauses gelassen werden. Die innere Oeffnung wird mit einem thönernen Deckel verdeckt, die äufsere mit einer ähnli- chen Platte verschlossen, die in der Mitte ein rundes Flugloch hat. Das Innere dieser Maueröffnung ist mit Mörtel überzogen der mit Reisspreu oder Distelfllaumen Sekleidet wird. Die Biene selbst ist kleiner als die Europäische, und bereitet einen Honig von reinem Geschmack, und an Duft ähnlich dem von Nar- bonne,. Dieselbe Biene findet sich auch in einem Theil des Pendschab, dagegen kommt auf den südlicheren Gebirgen eine Biene vor, grölser und auch in zahlreicheren Stöcken als un- sere, deren Honig aber öfter giftige Eigenschaften hat. Lepidoptera. Als Fortsetzungen fortlaufender Arbeiten in dieser Ord- nung sind anzuzeigen: Fischer von Rösslerstamm, Abbildungen zur Be- richtigung und Ergänzung der Schmetterlingskunde, besonders der Microlepidoptera, als Supplement zu Treitschk. und Hübner Europ. Schmetterl. Hft. 9. u. 10. 361 Freyer, Neue Beiträge zur Schmetterlingskunde, mit Abbildungen nach der Natur, Hft. 38 — 44. Unter der Ueberschrift-. Lepidopterologische Bei- träge hat Hr. Speier in Arolsen in der Isis (1838. Hft.IV.) sehr gründliche Bemerkungen über die Fühler und Neben- augen der Schmetterlinge niedergelegt. Im Allgemeinen hat der Verf. darin nur zu sehr Recht, dals die feineren systematischen Kennzeichen der Schmetterlinge von den Lepidopterologen zu wenig beachtet werden, und dals na- mentlich von Treitschke eine Menge von Gattungen lediglich auf habituelle Merkmale gegründet sind. Die Betrachtung der Fühler, die Hr. Sp. dureh alle ihm zu Gebote stehende Arten durchführt, hat zwar vorläufig keine Resultate gegeben, indefs ist es nicht leicht zu bezweifeln, dafs bei fortgeseiztem und aus- gedehntem Studium dieselben früher oder später vielleicht feine, aber sichere Charactere für die Systematik dieser Ordnung ab- geben werden; jeden Falls sind auch diese mit Genauigkeit an- gestellten Beobachtungen als Berichtigungen und Ergänzungen zu Ochsenheimer’s und Treischke: umfassenden Werke von vielem Werthe. Von gröfserem Interesse schon sind die Beobachtungen des Verf. über die Nebenaugen der Schmetterlinge, deren, wenn sie vorkommen, zwei vorhanden sind. Bei den Papilionen feh- len sie überall, eben so bei den eigentlichen Sphingen, vorhan- den sind sie dagegen bei den Zygaenen und Sesien. Bei den Spinnern fehlen sie im Allgemeinen, mit Ausnahme jedoch von uprepia, welche aber durch Vermittelung von @laucopis sich so nahe an die Zygaenen anschlielst, dab eine Trennung von jener Gattung kaum möglich erscheint. Ferner fehlen sie bei Psyche, Welke aber auch nicht natürlich unter den Spin- nern und mit Adele in naher Berührung steht, und bei (EB gyia Coryli, die auch im Habitus ehe einer Eule gleicht. Bei diesen kommen mit wenigen Ausnahmen die Nebenaugen vor. Platypterys hat sie nicht, Brephos Parihenias nicht, Epi- sema coeruleocephala vielleicht nicht. Die Spanner haben keine Nebenaugen, nur bei Ennomos flexularia sind sie deutlich. Bei den Zünslern kommen sie wohl im Allgemeinen vor, nur bei Pyralis pinguinalis, Hercyna palliolalis und strigulalis will Hr. Sp. sie mit Bestimmtheit nicht gefunden haben. Eben so allgemein kommen sie bei den Wicklern vor, wo sie oft aber sehr klein und undeutlich sind. Bei Halias Quercana fehlen sie, während sie der ähnlichen FH. prasina zukommen. Bei Hete- rogenea fehlen sie auch, sind aber auch nicht zu erwarten, da diese Gattung im Grunde zu den Spinnern gehört. Den Schaben scheinen die Nebenaugen gröfstentheils zu fehlen, und wo sie vorhanden sind, bei Zine« pellionella, Chilo Agquilellus, Phycis Achinella, carnella, Rhinosia fissella, Adela Anderschella, sind sie immer sehr klein. Alucita hat sie nicht, Orneodes he- xadacıylus besitzt kleine Nebenaugen. Die Ocellen bei den V. Jahrg, Bd, 2, 24 362 BED ER ER DEEN sind zwar fast überhaupt unberücksichtigt ge- blieben, und bisher wohl nur von Hrn. Klug nicht übersehen worden, der in einer 1831 in der Academie zu Berlin vorge- tragenen Abhandlung über die Nebenaugen der Inseeten ihre Verbreitung bei den Schmetterlingen im Allgemeinen auf die- selbe Weise als Hr. Sp. dargestellt hat. Hr. Bowerbank hat die Schuppen der Schmetterlings- flügel mieroscopisch untersucht. Er hat gefunden, dals dieselben aus drei Platten bestehen, und dafs die äufere Platte die Längs- und Querrippen enthalte, und dafs in diesen Rippen die Gefälse verlaufen. Der Durch- ınesser der Längsrippe einer Flügelschuppe von einem Papilio beträgt 3777,7". (Ent. Mag. V. p. 300.) Ueber das durch die chemische Constitution des Fettkörpers bedingte Oeligwerden der Schmetter- linge hat Hr. Döbner in Germar’s Zeitschrift für die En- tomologie die Resultate seiner Untersuchungen niedergelegt. Diesen zufolge besteht der Feitkörper der Schmetterlinge in.ihren verschiedenen Lebensstadien aus geronnenem Eiweils, (Faserstoff), flülsigem Eiweils und einem thierischen fetten Oele. Der CGhylus der Schmetterlinge, der hauptsächlich zur Bildung der Samenmasse und der Eier benutzt wird, ist in chemischer Hinsicht mit dem Fettkörper identisch. Beim Trocknen der Schmetterlingskörper erhärtet das Eiweils allmälig, das fette Oel durchdringt den Körper, und wird, wie es mil der atmo- sphärischen Luft in Berührung kommt, sehr leicht ranzig. Viel- leicht, dals die Verschiedenheit der Nahrung der Raupe noch auf die chemische Beschaffenheit des Oeles einen Einllufs hat; Hr. D. ist wenigstens geneigt, dieses zu vermuthen, da bekann- termalsen alle im Rohre lebenden Schmetterlinge eine ganz be- sondere Neigung zum Oeligwerden haben. Uebrigens läfst sich das von Hrn. D. über die Schmetterlinge Bemerkte auf die anze Klasse der Insecten ausdehnen, namentlich auch über die Käfer, von denen einige Abtheilungen diesem Uebelstande noch mehr als die Schmetterlinge unterworfen zu sein scheinen. Die geographische Verbreitung der Seiden- zucht in Asien, namentlich die Seidencultur in Ghilan und Masenderan, den Handel mit der rohen Seide von da nach Europa, die Einführung der Seide und Seidenzucht aus China (Serica) von dem Osten nach Westen bis Ghilan hat Hr. Ritter im $ten Bande seiner Erdkunde ausführlich erörtert, und mit dem weiten Umfange und der Tiefe seiner geographischen und historischen Kenntnifs über die ursprüngliche Heimath und die weitere Verbreitung der Seidenraupe, so wie über den 363 Einflufs, den die Cultur derselben auf die einzelnen Völker wie auf den Welthandel hatte, ein neues helles Licht ver- breitet. Die Verwendung der Seide zu gewebten Stoffen ist in In- dien und China uralt, indefs scheint doch die Kultur des Bom- dyse Mori für diesen Zweck von China und zwar vom Norden China’s ausgegangen zu sein. Die Chinesischen Annalen geben das Jahr 2600 v. Chr. an, wo zuerst auf kaiserlichen Befehl der Seidenbau eingeführt wurde, welcher seit 2286 v. Chr. da- durch national gemacht wurde, dals dem Volke eine Natural- Abgabe in Seide auferlegt ward. Die damals weniger cultivir- ten Bewohner des Südens fanden es bequemer, wilde Seiden- espinste einzusammeln und abzuliefern, deren Seide stärker als de Zuchiseide war, und vielleicht von der Sat, Atlas herrührte. Der Süden Chinas ist seinem naturhistorischen Character gemäls viel näher mit Indien verwandt, als mit dem Norden Ehinas, daher wir wohl erwarten können, dieselben Seidenraupen wie in Indien, namentlich in Hinterindien dort anzutreffen, und viel- leicht hat sich die ursprüngliche Indische Seidengewinnung auf die heute noch vorhandene Verarbeitung der wilden Gespinnste vom Sat. Paphia u. s. w. beschränkt. Die Sanskrit Nachrichten deuten nur das Vorhandensein der Seidenweberei an, nicht aber die Art, wie die Seide gewonnen wird. Durch die Be- nutzung der wilden Gespinnste erklärt es sich, weshalb sich von Indien wie vom südlichen China aus, trotz ihrem lebhafte- ren Verkehre mit dem Westen, die Seidenzucht nicht weiter verbreiten konnte, wie der dem nördlicheren China angehö- rende, gezähmte Seidenwurm, Bomdyx Mori, mit dem Maul- beerbaum überall hin mit Leichtigkeit fortgepflanzt werden konnte, und wie er auch vortrefflich in gemälsigten Klimaten ge- deiht, wie es das nördliche China hat. Welchen Werth die Chine- sische Regierung auf den Besitz der Seidenzucht legte, geht aus dem Verbot der Ausführung derselben hervor, und es dauerte lange, bis diese Cultur weiter in den Westen Asiens fortschritt; nach Tübet führte im siebenten Jahrhundert v. Chr. eine dort- hin vermählte Chinesische Prinzessin den Seidenwurm als einen Theil ihrer Mitgift ein, nach Khotan brachte eine ebenfalls dort- hin vermählte Chinesische Kaisertochter schon zwei Jahrhun- derte früher heimlich Eier der Seidenraupen und Samen des Maulbeerbaums mit. In Khotan ist noch jetzt die Seidenzucht von Wichtigkeit. Von da aus ging ohne Zweifel die Verbrei- tung westwärts, denn es fand sich bald auf der ganzen Handels- stralse in dieser Richtung überall reichliche Seidenzucht. Nir- gend ist die Seidenzucht besser gediehen als in Ghilan, der nördlichen, am südlichen Ufer des Kaspischen Meeres gelegenen Persischen Provinz, wo der Maulbeerbaum so gedeiht, und sich so ausgebreitet hat, dals fast das ganze Land von seinen Wäl- dern bedeckt ist, wo auch die Seidenzucht eine Hauptbeschäf- tigung des ganzen Volkes ist, wo aber doch die Seidenraupe ein- geführt worden sein mufs, weil nirgend von wilden Gespinnsten 24* 364 in diesen Wäldern die Rede ist. Ghilan bringt seines feuchten Klimas halber besonders schöne Seide hervor, denn in feuchter Atmosphäre liefert der Seidenwurm eine feinere und weichere Seide. Der Seidenhandel Ghilan’s ist hauptsächlich in den Hän- den Armenischer Handelsleute. Die beste Seide geht nach dem inneren Persien, viele auch nach der Türkei; die Russischen Händler können höchstens zu den mittleren Sorten gelangen. Bekanntlich war die Seide schon bei den Römern ein sehr ge- suchter Handelsartikel, der ihnen, wie aus den Untersuchungen des Hrn. Ritter erhellt, auf zwei Wegen zukam: erstlich über Indien — denn die Chinesen selbst führten ihre Waaren bis nach Zeilon aus — und durch das Persisch-Arabische Meer; zweitens auf einem nördlichen Landwege, der die Parther zu Vermitt- lern dieses Handels machte, welche auch eifersüchsig, sich den Transit zu erhalten, die Römer von dem unmittelbaren Verkehr mit den Chinesen, die damals weit nach Westen ihre Herr- schaft ausgedehnt hatten, und bis zum Kaspischen Meere hin ihren Einlluls geltend machten, abzusperren bemüht waren. Die den Römern unbekannte Nation der Seren, von .denen sie die Seide Serica en sind eigentlich die Chinesen, obgleich wohl die Völker Mittelasiens, welche diesen Ver- kehr vermittelten, nicht von ihnen unterschieden wurden, da- her auch die Characteristik, welche Plinius von den Seren giebt, nur auf einen germanischen Volksstamm pafst. Die Ety- mologie leitet den Ursprung der Seide unwiderlegbar auf die Chinesen zurück. Sse, Ssw oder $sö heilst im Chinesischen Seide, da aber die Manderinensprache das r nicht ausspricht, die Seide aber noch heute im Koreanischen Sir heilst, ist es wahrscheinlich, dafs sie auch in der alten Chinesischen Sprache Ser hiels, wo dann dieser Name unverändert mit dem Product nach dem Abendlande kam (070) und die Nation, die es lie- ferte, mit diesem Namen (Seres) belegt wurde. Wenn die, Naturgeschichte der Alten die Seren die Seide von den Bätı- men kämmen läfst, bezieht sich dies ohne Frage auf die andere Art der Seidengewinnung durch Einsammeln wilder Gespinnste, welche im dem Abendlande wohl bekannt wurde, während die eigentliche Seidenzucht vermuthlich von den Chinesen eben so geheim gehalten wurde, als die Ausfuhr der zahmen Sei- denraupe verboten war. Ueber die in Indien einheimischen Seidenwürmer. hat Hr. Helfer im 6ten Bande des Journal of the Asiatic So- ciety of Bengal Nachricht gegeben. Er führt 11 Spinnerarten auf, von welchen Seide gewon- nen wird: 1, Bombyx Mori, in Indien wahrscheinlich mit dem Maulbeerbaum eingeführt. — 2, Der wilde Seidenwurm der in- nern Provinzen, ein Schmetterling nicht größer als Bomb. Mori, noch unbekannt, vielleicht mehrere Arten, da die daher stammende Seide sehr verschieden ausfäll. — 3, Der Joree-Seidenwurm, Bombyx religiosae Helf., von Assam vom Capt. Jenkins eingesandt, wo sie Joree und Deomoog« 365 heifst, nicht eben größser als B. morö, nach der vom Capt. J. gemachten Zune das Männchen mit kurzen, das Weibchen mit (zufällig?) verkrüppelten Flügeln; die Seide wenigstens eben so fein und glänzend als die des gemeinen Seidenwurm, und dabei sehr weich. Dieser Seidenwurm könnte für Indien von grofser Wichtigkeit werden, da seine Einführung bei der allgemeinen Verbreitung seiner Fuiterpllanze, der Ficus religio- sa nirgends Schwierigkeit hat. — 4, Saturnia Silhetica Helf. aus den Cassia-Bergen von Silhet und Dacca, wo von seinem Cocon die Seide abgesponnen wird, ohne Zweifel nichts anderes als die bekannte $S. Atlas, die sich von südlichem China wie über den grölseren 'Theil der Indischen Inseln, eben so über das Festland von Hinterindien verbreiten wird. — 5, Ein noch grölserer Schmetterling, von Hr. Grant in Chirra Punjee be- obachtet (vielleicht auch eine $. Atlas, die in der Grölse etwas abändert.) — 6, Der Tusseh-Seidenwurm, Saturnia Paphia, sehr häufig in Bengalen, wo man ihn indefs noch nicht zieht, sondern in den Walddickigten die Gespinnste zu Millionen sam- melt. In andern Districten, als in Jangypur, hält man die Rau- pen bei den Häusern auf Terminalia alata, sonst nähren sie sich auch von Bombax heptaphyllum und im. wilden Zustande vorzüglich von Zizyphusjujuba. Die Seide ist schlechter als die von B. Mori, aus dem Grunde auch wohl der Versuch unter- blieben, ihre Zucht zu verbreiten. — 7, Eine Sasurnia, mit geschwänzten Hinterllügeln, wovon Hr. Helfer sich bis- her nur Flügel verschaffen konnte (ob Saturnia Selene?). — S. 8. Assamensis Helf., fası von der Gröfse der $. Paphia, aber ohne Fenster auf den Flügeln, statt dessen ein beschupp- ter Augenfleck, das Weibchen mit breiteren Fühlern, Cihnlien wie bei 8, Gecropia). In Assam. — 9, PhalaenaiCynthia Drury, wird in einem grolsen Theile von Hindostan in Häu- sern und gezähmt gehalten, und mit dem Laube des Ricinus communis gefüttert. Man hat die Seide von seinem Cocon noch nicht abgehaspelt, sondern die Eingebornen spinnen sie ab wie Baumwolle, sıe liefert ein Gewebe von solcher Dauerhaftigkeit, dals das Leben einer Person nicht hinreicht, ein Kleid daraus aufzutragen, so dals solches von Mutter auf Tochter vererbt. Hr. Helfer vermuthet, dafs. diese Seide sich besonders eignen möge, um mit Baumwolle zu Stoffen verwebt zu werden. — 10, Saturnia? irifenestvata, vom Capt. Jenkins in Assam entdeckt, (auch in Java nicht selten), das Weibchen durch 3 kleine, in einer Reihe stehende Fensterflecke ausgezeichnet, en Bomb. perspicua Fabr. aber gewils nicht die inne'ische), Das Gespinnst ist von einem festen, gelben, weiten Netze umgeben. — 44, Ein noch unbekannter Schmetterling, von welchem Hr. Greighton auf Malda bemerkt, dafs seine Seide mit der der 8. Cynıhia zusammen von dem dortigen Volke versponnen werde. In derselben Zeitschrilt, unmittelbar vor dem Helfer’schen Aufsatze, hat der politische Agent in Assam, Capt. Jenkins, einen Bericht des Hrn. Hugon über die Seidenwürmer dieses 366 Landes mitgetheilt. Nach demselben ist die Maulbeerraupe mit dem Maulbeerbaum in Assam wahrscheinlich von Bengalen aus eingefürt, vermuthlich gleichzeitig mit oder im Gefolge der Hindureligion. Eine eigene Kaste, die Jugi’s*, beschäftigt sich mit der Zucht derselben, die ganz in derselben Weise wie in Bengalen betrieben wird. Die Assamesen haben ein Vorurtheil gegen dieselbe, nicht aber gegen die übrigen Seidenwürmer, ein Zeichen, dafs jene dort nicht einheimisch ist. Eine zweite Art, die, wie die Maulbeerraupe, in eigenen Häusern gezogen wird, ist die Eria (Sat. Cynihia). Sie wird hauptsächlich mit den Blättern des Ricinus communis gefüttert, läfst sich aber auch mit den Maulbeerblättern und dem Laube verschiederer Bäume nähren, und man kann 7 Generationen im Jahre annehmen, im Sommer geht indefs die Entwickelung rascher vor sich als im Winter, auch ist der Ertrag an Seide im Sommer reichlicher und besser. Die Raupe ist, wenn sie aus dem Ei kommt, über 4 Zoll lang und fast ganz schwarz,' wenn sie wächst, orange, mit sechs schwarzen Decken auf jedem Ringe, Kopf und Fülse sind schwarz, werden aber nach der zweiten Häutung orange, dann wird der Körper nach und nach lichter, weilslich oder grünlich, und die schwarzen Flecke schwinden allmälig, nach der letzten Häutung ist die Raupe entweder weils oder dunkel grün. Ausgewachsen ist sie 35 Zoll lang. Die grünen Raupen spinnen weilse, die weilsen Raupen rothe Seide.**) Ein dritter Seidenwurm in Assam ist die Mooga (Sat. Assamensis Helf.), die auf verschiedenen Bäumen (u.a. Tetranthera diglottica, macrophylla, Laurus obtusi- folia) lebt, und nach der verschiedenen Nahrung Seide von verschiedenem Werthe liefert. Auch ist die Seide, welche in den Monaten October, November, Januar und Februar gewon- nen wird, reichlicher und besser. Dieser Schmetterling hat fünf Generationen im Jahr, so dals 60— 70 Tage auf jede einzelne fallen. Die Raupen gedeihen besser im Freien, müssen aber sorgfältig bewacht werden, da ihnen aulser von Schlupfwespen, bei Tage von Krähen und anderen Vögeln, bei Nacht von Rat- ten, Eulen u. s. w. sehr nachgestellt ist. Der Gewinn der Seide ist für Assam von Wichtigkeit, weil sie zu den Exporten des Landes gehört, die Eria-Seide wird nur im Lande verbraucht. — Als eine Abart erwähnt Hr. Hugon des Kontkuri- Mooga, die sich nicht zähmen läfst, nach der Nahrung der Raupe *) Nach Hamilton sind die Jugi’s eingewanderte Baumwollen- weber, während die eingebornen Assamesen sich allgemein mit der Seidenweberei beschäftigen. Vermuthlich ist die neuere Auskunft die richtigere. **) Aus dem Verhältnifs der grünen Farbe zur rothen, möchte man schliefsen, dafs nur der Einflufs des Lichtes die Verschiedenheit der Farbe der Seide bedinge, Ist dies der Fall, werden auch die weifsen Raupen weifse Seide liefern, wenn man sie grünem Lichte aussetzt, 367 von Zizyphus jujuba und Bombax heptaphyllum zu schlielsen, Sat. Paphia. Auch der Sat. trifenestrata geschieht unter dem Namen haumpotienee Erwähnung, als einer in Assam häufigen Raupe, deren Gespinnst sich zwar auch zur Seidenge- winnung eigene, aber wenig benutzt werde. Die Seide davon hat auch nach Hrn. Prinsep’s Bemerkung wenig Werth, wäh- rend die der Mooga der der besten Chinesischen Gewebe gleichkommt. Ueber einen Raupenfrafs im Königlichen Charlottenburger Forste unfern Berlin, während des Sommers 1837., giebt Hr. Hartig im 2ten Hefte seiner Jahresberichte über die Fortschritte der Forstwissenschaft und forst- lichen Naturkunde sehr dankenswerthe Nachrichten, die um so weniger übergangen werden dürfen, als der Verf. sich hier auf dem Felde entomologischer Beobachtung befin- det, in welchem er so viel Treflliches geleistet, und welche er auch hier mit vieler Umsicht auf die Feinde der betrefienden Raupen ausdelnt. Gastropacha Pini. Mitte Juli waren die überwinterten Raupen grölstentheils eingesponnen, ein grolser Theil dersel- ben war aber durch Microgasteren zu Grunde gegangen, wo- bei Hr. Hartig wohl sehr richtig bemerkt, dals beim Sam- meln der Raupen durch Anprallen diese durchschnittlich von 200 Microgasteren bewohnten Raupen am Leichtesten herabfallen, und auf diese Weise durch Vertilgung ihrer Todfeinde der Vermehrung der schädlichen Raupe sohlehlie entgegen gewirkt würde. August war die Haupt-Schwärmzeit der Schmetter- linge, und schon zu Anfang derselben fanden sich die ersten Eier, die aber auch schon von parasitischen Hymenopteren be- wohnt wurden, in dem Umfange, dals im vorliegenden Falle sich durchschnittlich jedes dritte Ei angestochen zeigte. Die hier vorkommenden Arten waren: Teleas phalaenarum Nees., 4—12, Encyrius embryophagus n. sp. nur 4— 6 In- dividuen, zusammen in demselben Ei, und Chrysolampus so- Titarius, zu einem Individuum in einem Ei. Auf diese Weise überstieg die Zahl der Parasiten die Zahl der eingesammelten Eier, aus denen sie gezogen waren um mehr als das Doppelte, wobei allerdings ungewils bleibt und überhaupt schwerlich zu ermitteln ist, ob nicht eine der genannten Arten Parasit vom Parasiten war. Die jungen Raupen haben ihre Feinde an den Wanzen, von denen 8 Arten namhaft gemacht werden, die die Raupe mit dem Rüssel aufspielsen und während sie sie aussau- gen in der Luft schwebend halten. Einen anderen Feind der ieferraupe hatte der Verf. Gelegenheit bei diesem Frafse, der in den November hinein währte, zu beobachten, nämlich den Frosch, Rana temporaria, der dem Futter nachgehend auf die Kiefern stieg. Die Zahl der in diesem Frafse ‘beobachteten Schlupfwespen beläuft sich auf 48, von denen aber 5, nämlich: 368 4 Hemiteles, 3 Pezomachus und 4 Pieromalus Parasiten der bei- den besonders thätigen Microgasteren waren. Die neuen Ar- ten derselben sind kurz beschrieben. Auch von parasitischen Dipteren kamen mehrere Arten vor, namentlich aus den Gat- tungen Musca und Sarcophaga. — Liparis Monacha kam an manchen Stellen in grolser Menge vor, doch bemerkte Hr. H. dals die gröfsere Zahl der Weiber dünnleibig war, und nur am Grunde des Hinterleibes ausgebildete Eier trug. Von Parasi- ten zeigten sich bei ihr: Pimpla varicornis und Tachina bimaculata, und in den Eiern Teleas phalaenarum. — Noctua (Trachea) piniperda war meist von Tachinen, besonders T'. fera, ange- gestochen. Von Ichneumonen kamen vorzüglich Banchus com- pressus und Ophion ramidulus vor, in den Raupen ferner Peri- ditus unicolor, in welchem Hemiteles monozonius parasitisch lebt, — Von Spannern fanden sich 8 Arten, doch in geringer Menge. G. piniaria lieferte aulser verschiedenen Ichneumonen meh- rere Tachinen. Aus einem Tönnchen derselben kam ein neuer Mesochorus zum Vorschein. In den Raupen der @. fulvata lebt u. a. Encyrtus truncatellus Dalm. geselh zu 30 bis 40 Ind. und verpuppt sich in der Raupenhaut. — Von Wicklern war besonders Tortrix piceana häufig, weniger T. Buoliana. Unter zahlreichen Ichneumonen, die in denselben vorkommen, wurden besonders Pachymerus vulnerator, Cremastus interruptor und Campoplex albidus häufig gezogen. — Beim Sphinx Pi- nastri fand Hr. Hartig seine frühere Beobachtung bestättigt, nämlich dals die Verwandlung desselben nicht an bestimmte Pe- rioden gebunden sei: er sah gleichzeitig den Schmetterling, er- wachsene und halb erwachsene Raupen. Gezogen wurden dar- aus: Ichneumon pisorius, Trogus lutorius, Anomalon Pinastri und Klugi, Tachina eryihrostoma. Hr. Boje hat in Kröyer’s Naturhistorik Tidskrift einen Nachtrag zu seiner) früher in derselben gegebenen Aufzählung der Dänischen Schmetterlinge geliefert. Die kritische Bestimmung der von Reaumur beobach- teten Lepidopteren hatte die Redaction der Isis als Preis- frage aufgestellt, eine Frage, die um so mehr Schwierigkeiten den Lepidopterologen bietet, als Reaumur auf Zeichnung und Färbung wenig Rücksicht genommen hat, sorgfältiger aber die Formen hervorhebt, und auch diese nur in den schwarzen Abbildungen darstellt. Es sind indefs ‚weder Be- schreibungen noch Zeichnungen immer so genau, dafs mit Sicherheit selbst das Genus mancher Reaumur’schen Arten wird bestimmt werden können, bis seine Landsleute seine Be- obachtungen wieder aufnehmen‘, die wir in Deutschland nicht immer Gelegenheit haben zu wiederholen. Das neunte Heft der Isis 1838., macht zwei Abhandlungen über den vorge- 369 schriebenen Gegenstand bekannt, die erste von Hrn. Zeller, die zweite von dem bekannten Lepidopterologen Hrn. Freyer. Die erste, welche auch den Preis erhalten, ist in einem wahr- haft wissenschaftlichen Sinne abgefafst und, enthält einen Schatz von kritischen Bemerkungen, sowohl über die Chara- ctere als über die Lebensweise der betreffenden Schmetterlinge, in einem solchen Umfange, dafs wenn dieser Auctor hätte seine Beobachtungen in derselben Localität anstellen können, noch manche zweifelhaffe Art aufgeklärt worden wäre. Die zweite Abhandlung über denselben Gegenstand von Hrn. Freyer ist mehr ein blofses Register über die Reaumur- schen Abbildungen, welches auch die häufig vorkommenden sogenannten Microlepidoptera öfter als Hr. Zeller unbeur- theilt, und den dritten Band, in welchem nur solche Schmet- terlinge vorkommen, ganz unberücksichtigt läfst. In der Be- stimmung kommen beide Auctoren nicht immer überein. Gegenwärtig ist von der Isis-Redaction ein Preis auf die Bestimmung der übrigen von Reaumur beobachteten In- secten nach beliebigen Abtheilungen ausgesetzt. Es ist übri- gens von Vallot im Jahre X. der Republik der Versuch einer Concordance systematigue des Memoires de Reau- mur gemacht worden. Ein neuer Europäischer Ritter, Papilio Hospiton, ist von Hrn. Gen& in den Schriften der Academie der Wissenschaften zu Turin beschrieben worden. Er ist dem P. Machaon ver- wandt, weicht aber durch schmälere gelbe Binde der Vorderflü- gel, einen einfachen Mondfleck im Aflerwinkel der Hinterflügel und vorzüglich durch die Raupe, ab, welche auf hellgrünem Grunde unterbrochene schwarze Längsstreifen und vier rothe Puncte auf jedem Segment hat. Sie ist in Sardinien auf Fe- rula vulgaris im Juni und Anfangs Juli häufig. Hr. van der Hoeven hat im 4ten Bande der Tijdschrift voor naturlijke Geschiedenis en Physiologie zwei sehr ausgezeich- nete und seltene Schmetterlinge beschrieben und abgebildet. Der eine, ein Ritter, Papilio Payeni, von Boisduval zwar schon beschrieben, aber noch nicht abgebildet, ist von Java, und zeichnet sich besonders durch sichelförmigen spitzigen Vorderwinkel der Vorderflügel aus; der zweite, Colias V er- huelli ist von China, und ebenfalls weniger durch seine Fär- bung als durch seinen Flügelschnitt bemerkbar. Die Beschreibung der Verwandlungs-Geschichte der Apa- iura Iris, von der Hand des trefflichen Pallas, die Herr Westwood unter den Papieren des verstorbenen Drury 370 gefunden, ist in den Transactions of the Entomol. Society ab- gedruckt. Hr. Gray hat in den T’ransactions of ihe Ent. Society eine Uebersicht über die Arten der Gattung Gasinia gegeben, und mit vieler Kritik die an verschiedenen Orten beschriebenen Arten zusammengestellt und auf einander zurückgeführt. Er hat 29 A., von denen indels C. Euphrosyne Pertiy von der vorherge- henden €. Evalthe nicht verschieden ist, €. Brecourt Enc. ebenfalls, wie der Verf. auch die Vermuthun ausspricht, mit €. Ardalus Dalm. übereinkommt. Auch möchte mıt €, Pha- Zaris F. wohl C. Mygdon Dalm. zu vereinigen sein. Von den übrigen 26 A. sind 3 neu, davon 2, €. Zerynthia und Dalmanii, aus Brasilien, die dritte, ©. Eudesmia aus Chile. Die dem Verf. nur dem Citat nach bekannte, in Thon’s Ar- chiv beschriebene €. Kirszenii ist ein Männchen von C. Fons- colombei. — Ur. Gray ist geneigt 5 Abtheilungen in der Gat- tung anzunehmen, die er nach der Länge und Bekleidung der Taster und dem Flügelschnitt characterisirt, und welche dıe €. Cyparissias (mit Licus, Evalıhe, Fonscolombei), C. Ardalus (und Palatinus), C. Hübneri, C. Cochrus (mit Linus und Acraeoides) und 6. Nicon (nebst Thais) zu Repräsentanten haben, In dem Journal of the Asiatic Society of Bengal (VI. p. 787.) ist die Rede von einer Neu-Seeländischen Raupe, die sich zur Verwandlung an einen Faden von vegetabilischer Substanz mit dem Kopfe aufhinge. Hr.Evans erklärt diese Erscheinung so, dafs die Raupe einen kleinen Zweig oder Stengel von einem Baume oder SE «cheinlicher von einer Schlingpilanze abbeilst, das Ende der Länge nach in verschiedenen Richtungen spaltet, und dann den Kopf in diese Spalten einklemmt, der dann un- vorzüglich von gummi-arligen Ausschwitzungen umgeben und fest mit dem Stengel verbunden wird. In Betreff des vom Todtenkopfschwärmer hervorgebrachten Tons bestättigt Hr. Nordmann, dals ein Stimmorgan im Kopfe, wie es von Passerini beschrieben worden, nicht vor- handen sondern dafs dasselbe an der Wurzel des Hinterleibes elegen ist, und in einer trommelartig ausgespannien Membran Besteht, so wie es von den Herren Lorey und Goureau ge- funden worden ist. Hr. Nordmann scheint indels der Ansicht zu sein, dals verstärkte Respiration der Grund der Schwingungen dieser Membran sei, während dieselbe sich wohl nicht anders als mit der erhöhten Muskelaktion, die die eigentliche Ursache derselben ist, verbunden annehmen lässt. Hr. N. legt auch grolsen Werth auf das Vorhandensein grolser Luftbehälter im Grunde des Hinterleibes, unmittelbar unter der ausgespannten Membran. Natürlich ist das Befinden des elastischen Fluidum nothwendig, damit die Membran tönende Schwingungen mache, dieselben grofsen Luftzellen sind aber bei allen Hymenopteren, Lepidopteren und Dipteren an derselben Stelle vorhanden. Hr. Guänce hat in den Annal. de la SocieiE Entomologig. de France fernere Beiträge zur systematischen Eintheilung der 371 Noctuen gegeben. Es sind hier ausführlich erläutert die Grup- pen der Amphipyrides, welche die Gattungen Mania (1y- pica und maura), Amphipyra (spectrum), Syntomopus (cin- namomea), Philophyra (pyramydea, perflua, effusa, livida, ieira, iragopoginis) enthält, und die der Miselides mit den Gatt. Valeria (oleagina), Miselia (orbiculosa, Oxyacanthae, bimaculata), Chariptera (culta, aprilina, gemmea, serpentina). Hr. Duponchel hat in den Annal. d.1. Soc. Ent. d. France die Familie der Tineen einer systematischen Behandlung unter- worfen, bei welcher er die Verschiedenheit der Taster und Flügel vorzüglich, aufserdem noch die Fühler, Beine und den sonstigen Körperbau berücksichtigt, nach welchen Characteren er 32 Gattungen unterscheidet, die sich zwar gröfstentheils schon in den Werken von Treischke und Stephens benannt finden, von denen, da sie noch einer gründlichen durchgreifen- den Characteristik entbehrten, Hr. Duponchel eigentlich nur den Namen entlehnt hat. Die Ypomeneuten und Phycis sind von den Schaben ausgeschlossen. Es ist diese Uebersicht der Gat- tungen der Tineen aus dem noch nicht erschienenen ‚letzten (iiten) Bande der Hist. nat. d. Lepidopt. de France entlehnt. Diptera. Hr. Meigen hat uns noch mit einem siebenten Theil seiner systematischen Beschreibung der bekannten Europäischen zweiflügeligen Insecten beschenkt, einem Supplementbande, in welchem nicht nur eine grofse Anzahl neuer Arten, gröfstentheils jedoch aus der Bearbei- tung dieser Ordnung in den Suites a Buffon von Mar- quard entlehnt, sondern auch eine nicht unbeträchtliche An- zahl neuer Gattungen eingeführt ist, die sich zwar auch gröfs- tentheils in dem genannten Werke finden, die aber von Hrn. Meigen nach eigener Prüfung festgestellt sind. Es wäre fast zu wünschen gewesen, der Verf. hätte sein herrliches Werk nicht mit den Marquard’schen Arten ver- unreinigt, die theils mit sehr geringer Kritik aufgestellt, theils so flüchtig characterisirt sind, dafs der Leser über dieselben keine Aufklärung gewinnt. Es hat mit diesem Bande Hr, Meigen sein Werk geschlossen, ein mühsameres und mit gröfse- rer Beharrlichkeit durchgeführtes, zu gleicher Zeit gediegene- res und erfolgreicheres hat die entomologische Literatur kaum aufzuweisen. Hr. Macquard hat unter dem Titel: Dipteres exo- liques nouveaux et peu connus, (8to. ce. fig. Paris 372 Roret. 1838. — Extrait des Mem. d. I. soe. roy. des sci- ences de Lille) angefangen, Nachträge zu seiner Bear- beitung dieser Ordnung für die Suites a Buffon zu ge- ben, in denen er die exotischen Arten, die er in dem eben- genannten Werke des ihm zugemessenen beschränkten Raums wegen nicht berühren konnte, bekannt zu machen. Es reicht das erste Heft des ersten Bandes (ein zweites ist 1839 er- schienen) bis zu den Stratomyien, ist aber mit grofser Vor- sicht zu benutzen, vorzüglich weil eine Menge längst bekann- ter Arten mit irrthümlichen Vaterlandsbezeichnungen als neu beschrieben ist. Auch hat der Verf. eine grofse Zahl neuer Gattungen aufgestellt; diese bedürfen ebenfalls alle noch sehr einer sorgfältigen Kritik, welehe überhaupt in diesem Werke einen wahren Augiasstall finden wird. Ueber die parasitischen Zweiflügler des Waldes hat Hr. Hartig im zweiten Jahresberichte über Forstwissen- schaft und forstliche Naturkunde seine bisherigen Beobachtun- gen niedergelegt. - Es ist bekannt, dafs die T’achinen parasitisch in Raupen leben, und ein anderweitiges Vorkommen von Teachinen- Larven ist bisher noch nicht beobachtet. Hr. H, führt 29 Arten derselben auf, ‘die grölstentheils von ihm selbst gezogen sind. Sehr beachtenswerlli ist, was Hr. H. über die verschiedene Weise, wie die Tachinen die von ihnen bewohnten Larven verlassen, bemerkt. Im ersten Fall frifst die Fliegenlarve sich aus dem Raupenkörper heraus, im zweiten verweilt sie darin bis nach der Verpuppung der Raupe und bohrt sich dann durch, im dritten, (bei Blattwespen) geht sie in die Larvenruhe inner- halb des Cocons ein, und übersteht in dieser Lage oft noch den Winter; in allen drei Fällen geht sie zur Verwandlung in die Erde. Im vierten Falle verpuppt sie sich in der Schmetter- lingspuppe oder im Cocon der Blatiwespen. Tachina simulans, inclusa und ianitrix verpuppen sich innerhalb des Cocons von Lophyren, welche, wenn sie Larven der beiden ersten Arten beherbergen, unter der ersten dünnen Grundlage des Gespinnstes eine grolse Oeffnung freilassen, aus welcher dann die entwik- kelte Tachina hervorkriecht; wenn sie aber die der T'. ianürix nähren, machen sie den Cocon überall gleich derb, beilsen aber zuletzt einen runden Deckel ab, der mit wenigen Käden in seiner Lage erhalten und leicht abgesprengt wird. — Von @o- nia wurde eine A. (@. capitata) aus Noc. praecox und valli- gera erhalten. — Von Musca wurde M. stabulans, und eine neueA., M. parasitica, aus Bomb. Pini, erstere in sehr gro- iser Menge gezogen. In den Maden derselben lebte parasitisch Pieromalus muscarum. Von Anthomyia kam eine neue A. A. 373 Pini, von Sarcophaga 2 N., S. albiceps und eine neue, $. 5-vitiata, in demselben Spinner vor. Von Leucopsis wurde die Larve von einigen Arten, u. a. L. griseola M. im Früh- jahr zwischen den noch nicht entfalteten Kiefernadeln von Blattläusen sich nährend beobachtet. Von Phora annulata und semiflava leben die Larven in den Raupen der Sphinx Pinastri, die von Phora nigra in denen von Bombyx Pihi. Hr. Boje hat in Kröyer's Naturhistorisk. Tidskrift sehr interessante Beiträge zur Entwickelungsgeschichte mehre- rer Zweillügler gemacht. Merkwürdig ist das Vorkommen der grünen Larve der Limnobia distinctissima auf den Blättern der Szellaria nemorum, an deren Stengeln sich die Nymphen mit dem Hin- tertheile schmetterlingsartig anheften. Cecydomia scutellata lebt im Innern der Rohrstengel.e. Follucella plumata und bombylans zog Hr. B. aus einem Neste des Bombus lapi- darius, und vermuthet, dals beide nur Abänderungen sind, die erste die Eier in dies Nest eingetragen habe, die andere auf B. terrestris und ähnliche angewiesen sei. Tachina viri- dis fand Hr. B. in grolser Menge als Schmarotzer der Noctua Airae, wobei er auf das Problem aufmerksam macht, dals die Fliege schon im April:und Mai schwärmt, die Raupe aber, auf welche sie ‚die Eier ablegen ‚mufs, ‘bis zum Junius unter der Erde bleibt. Tachina pacta lebt in Carabus violaceus, cla- hratus und cancellatus, in ihr wieder eine Schlupfwespe der Gattung Phygadeon. Die Larve der Trypeta cognata minirt in den Blättern der Klette (Arciun Lappa). Puppen von Plaiycephala umbraculaia fand Hr. B. in einem Stengel des Arundo phragmüis. Musca stabulans entwickelte sich in abgestandenen Raupen, Gordylura apicalis zog Hr. B. aus den Raupen der Noctua phragmitidis, und entdeckte die Made der Phytomyza af'finis im Fruchtboden des Chrysanthemum inodorum. Hr. Wahlberg hat in den Schriften der Königl. Acad. der Wissensch, zu Stockholm einen Beitrag zur Kenntnifs Schwedischer Dipteren gegeben. Es sind dort folgende zum Theil neue Arten mit grofßser Genauigkeit beschrieben: Ceroplatus sesioides n. A. aus Birkenschwämmen gezogen; Tabanus glaucopis Meig., The- reua eximia Meig.; Anıhrax hotientotta lebt in Noctuen- raupen: die Puppe, der einer kleinen Tagschmetterlingspuppe ähn- lich, istausführlich beschrieben. — iu atra, F.,Dolicho- pus remipes, n. A., Äylota crassipes, n. A., Milesia saltuum F., Anthomyia Hyoscyami Meig., deren Larve als Minirmade in den Blättern des schwarzen Bil enbotnteh lebt; Psairoptera, n. G. aus der Fam. der Ortaliden, A n. A. ent- haltend, Drosophila albo-guitata, n. A. 374 Hr. Duncan hat im Magazine of Zoology and Botany fortgefahren die Brittischen Dipteren zu beschreiben. Es sind diesmal die Familien Bombylidae mit den Gat- tungen Phthiria und Ploas, Conopidae, allein aus Conops be- stehend, Myopidae, nur mit Myopa, an die Reihe gekommen. Neue Arten sind nicht darunter enthalten, Ueber die weiblichen Geschlechtsorgane der Tachinen hat Hr. v. Siebold im zweiten Hefte des vierten Jahrganges dieses Archivs höchst interessante und reichhaltige Beobach- tungen bekannt gemacht, durch welche er mehrfache Irrthü- mer, welche über: diese Organe verbreitet sind, berichtigt, und namentlich zeigt, dafs das, was man vom Lebendig-gebären der Sarcophaga carnaria gesagt habe, auf Tachinen zu be- ziehen sei. Hemiptera Von Hrn. Herrich Schäffer’s „Die wanzenartigen In- secten, getreu nach der Natur abgebildet und. beschrieben,“ sind. das 2—Öte Heft des vierten Bandes erschienen. Hr. Germar hat seine Zeitschrift für die Entomologie mit einer monographischen Bearbeitung der Schildwanzen eröffnet, welche unter der Hand ihres berühmten Verf. sich in klassischer Gediegenheit gestaltet hat, und den Wunsch sehr rege macht, die übrigen Familien der Hemipteren auf gleiche Art bearbeitet zu sehen. Den Character der gegenwärtigen Abtheilung setzt Hr. G. in die Gröfse des Schildchen, welche allerdings auch der we- sentlichste und auffallendste ist, und fast überall wenigstens eine abweichende Bildung der Oberflügel bedingt. Ki kom- men‘den meisten Schildwanzen noch andere Eigenthümlichkei- ten zu, und wenn Graphosoma lineatum allen übrigen Verhältnissen, selbst der Bildung der Oberflügel nach, nur als ein Gimex mit ungewöhnlich vergrölsertem Schildchen erscheint, wenn Stireirus Lap. mit A ein Spin. in der nächsten Verwandschaft steht, wie Hr. Burmeister sehr richtig erkannt hat, obgleich er in ihrer Vereinigung unter eine Gattung viel- leicht zu weit gegangen ist, so giebt es auf der anderen Seite wieder solche Formen, die von der geringen Ausdehnung des Schildchen abgesehen, in übrigen Verhältnißsen ganz mit den eigentlichen Schildwanzen übereinkommen, wie Aelia (d. h. A. acuminata, die Fabricius selbst als Typus der Gattung bezeichnet hat.). Hr. Germar beginnt die Reihe der scharf unterschiedenen Gattungen mit Stiretrus und Discocera, dann folgen solche mit schildförmigem Kopfe und flachen Wangen: 375 Chlaenocoris, Thyreocoris, Oxynotus, Odontoscelis; die übrigen mit auf der Unterseite gewölbtem Kopfe zerfallen in solche mit wenigen Adern in der Flügelmembran: Arcto- coris (Ursocoris Hahn. Tei. fuliginosa F.) Cyptocoris, Gra- phosoma, Trigonosoma, Alphocoris (neue auf zwei Ar- ten vom Senegal gegründete Gattung), und folgende mit ge- stielten Augen Phimodera (Podops galgulinus Hahn., Pod. nodicollis Burm.) Podops, Deroploa, und solche mit viel- strahliger Flügelmembran: Psacaszta (T. pedemontana, tubercu- Zata F.), Teiyra (T. maura F.), Sphaerocoris, Pachyco- ris, Peliophora, Callidea, Calliphara (neue auf T.dispar, nobilis F. u.s. w. gegründete Gattung), Coeloglossa (T. Iyn- cea und furcifera F.), Scutellera, Augocoris. Hr. Westwood macht im Magazine of Natural Hı- story auf eine Anomalie in der. Flügelbildung bei der Gattung Coptosoma aufmerksam. Anstatt nämlich sonst bei den Hemipteris heteropteris die Halbdecken ungefaltet, die Unterflügel aber quergefaltet sind, finden sich hier die Unterflügel nur kurz, die Halbdecken aber, welche um die Fortbewegung des breiten, stark verkürzten Körpers möglich zu machen, sehr verlängert und mittelst einer Querfaltung unter das Schildchen geschlagen. Von den Herren Burmeister und Germar wird die Gattung Copiosoma als ein Theil der Gattung T’hyreocoris betrachtet, da aber die- ser Name mit dem Schrank’schen Begriff desselben nicht übereinstimme, will Hr. W. lieber den Laporte’schen erhalten wissen; auch die Laporte’sche Gattung Platycephala will er aufrecht erhalten sehen, freilich unter einem auderen Namen Plataspis (Plaiycephala heilst bekanntlich eine Dipterengat- lung), deren Unterschiede aber nicht, wie Hr. Laporte sie aufstellt, in der Endigung des Schildchen, sondern in der Ge- stalt des letzten Hinterleibsringes und den Verhältnissen der Fulsglieder liegen. — Was übrigens die obige Anomalie be- trifft, so bemerkt schon Hr. Burmeister in seinem Hand- buche bei den Gattungen Chlaenocoris und T’hyreocoris als eine Eigenthümlichkeit derselben, dals die Haut zurückgeschla- en ist, Dies ist nun wohl nicht eigentlich der Fall, denn durch ie Gelenkfalte, welche sich zwischen dem hornigen und häuti- en Theile des Flügels befindet, wird es nur möglich gemacht, als die Oberflügel sich im Bogen unter das Schildchen legen, so dals das Ende des rechten Oberflügels auf die linke Seite des Körpers zu liegen kommt, das des linken auf die rechte. Es ist die Gelenkfalte auf derselben Stelle aber bei dem gröfs- ten Theil der Fabrici'schen Zeiyren vorhanden, und dient bei den Meisten auf eine ähnliche Weise; häufig faltet sich auch die Membran selbst noch einmal der Länge nach, wie bei Gal- lidea u. a., andere Male ist wohl eine solche Gelenkfälte jin der Anlage vorhanden, die Oberflügel sind aber nicht fo lang, dals es nötbig wäre, dals sie sich falten, wie bei Tesyra, Odon- toscelis, in noch anderen Fällen sind die Oberflügel zwar länger 376 als der Körper, aber die Gelenkfalte am Grunde der Flügel- membran fehlt, wie bei T’rigonosoma und einigen Arten von Graphosoma (albolineatum u.a.); bei Graphosoma lineatum end- lich fehlt die Gelenkfalte ganz, und auch die Membran faltet sich nicht. Hr. Burmeister hat in den Transact. of the Enc. Soc, eine Monographie seiner Gattung Myocoris gegeben. Es gehört diese Gattung zu den Redwien, deren Klauen an der Basis gezähnt sind, und ist dadurch besonders bemerk- bar, dafs die Deckflügel häutig sind. Auch sind die Fülse fast 2-gliedrig, indem das erste Glied derselben ganz in die Schiene zurückgezogen ist, ein Umstand, dessen der Verf. nicht erwähnt, und mıt dem die gegebene Abbildung des vergrölserten Fulses nicht übereinstimmt. Es werden 10 A. der Gattung beschrieben, 6 mit 4 Dornen auf demKopfe, 4 mit unbewehrtem Kopfe. Nach der Färbung werden die Arten, diemit Ausnahme der ersten auf den Sunda-Inseln einheimischen, alle Südamericanisch sind, weiter in Unterabtheilungen geschieden, bei der einen die Hr. B. durch ein schwarzes Pronotunı von den übrigen absondert, bemerkt Hr. Westwood, dafs sein Ex. einen grolsen gelben Fleck auf demselben habe, und Ref. kann berichtigen, dafs derselbe auch bei allen Ex. des hiesigen Museum’s nicht leicht zu über- sehen ist. Dafs das hiesige Museum seiner Arbeit zum Grunde gelegen, ist von Hrn. Burmeister nicht angedeutet worden, es ist aber die Angabe der Sammlung, in welcher sich die Ty- en beschriebener Arten befinden, in der Wissenschaft von ichtigkeit. Ueber den inneren Bau der Cicaden hat Hr. Doyere eine wichtige Berichtigung der Leon-Dufourschen Darstel- stellung; mitgetheilt. Es ist nämlich das Zurücklaufen des Darmkanals in die Ma- genförmige Erweiterung nur scheinbar, indem er, so weit er nicht sichtbar ist, zwischen den Magenhäuten fortläuft, so dafs der Verlauf des Darmkanals bei diesen Thieren dadurch am be- sten versinnlicht werden kann, wenn man sich vorstellt, es durchbohrte beim Menschen das Colon iransversum die äulsere Haut des Magens, verliefe unter dieser, zwischen ihr und den inneren, eine Strecke, und träte am entgegengesetzten Ende des Magens wieder zwischen den Magenhäuten hervor, um sei- nen natürlichen Lauf weiter zu verlolgen. Die Insertion der Gallengefälse, die Hr. Leon Dufour als in dem Magen statt- findend darstellt, bleibt weiteren Untersuchungen zu ermitteln vorbehalten. (L’ Institut. p. 389.) Hr. Germar hat in seiner Zeitschrift für die Entomolo- gie drei neue Gattungen der Cicadinen aufgestellt. Die erste, Clastoptera mit Penthimia verwandt, doch durch zwei-dornige Hinterschienen mehr an Aphrophora er- innernd, von der sie sich durch an der Spitze gewölbte und 375 übereinandergeschlagene Deckflügel und kürzeren Scheitel un- terscheidet, enthält 7 Arten, von denen zwei aus Nordamerica, die übrigen aus Brasilien. Die zweite, Xerophloea, gleich- falls aus der Abtheilung der Cicadellina, zwischen Gypona und Ledra in der Mitte stehend, auf eine neue Art aus Brasilien egründet. Die dritte, Phylloscelis, aus der Familie der FE cniänen, mit Issus und auch mit Eurybrachys verwandt, ohne Flügel, mit blattförmig erweiterten Vorderschenkeln, zwei von Zimmermann aus Pensylvanien eingesandte Arten enthaltend. Hr. Burmeister hat in seinen „Genera Insectorum“ fortgefahren, einzelne Gattungen der Cicaden darzustellen. Die zweite Lieferung enthält die Gattungen: Selenoce- phalus, Coelidia, Eupelix, Jassus, die dritte: Ulopa, Dorydium, Uephalelus, Ledra, die vierte: Gypona und Xerophloea. Parasita. In der vierten Lieferung des eben angeführten Werkes theilt Hr. Burmeister noch des verst. Nitzsch Handzeich- nungen der menschlichen Läuse, Phthirius und Pedicu- Zus mit allen Details mit. Die Abbildung der Mundtheile entspricht durchaus der von Nitzsch im dritten Bande von Germar’s Magazin gegebenen Beschreibung. Es ist die Be- obachtung derselben aber eben so mangelhaft geblieben, wie die von Swammerdam: die Widerhaken am sogenannten Rüs- sel existiren gar nicht, dagegen ein Paar sehr entwickelter viergliedriger Taster; auch haben die Läuse sehr deutliche Mandibeln, so dafs Ref. den Ungelehrten, welche der Mei- nung sind, dafs die Läuse beifsen, den Gelehrten gegenüber um so mehr Recht geben mufs, als die Läuse der Struktur ihres Mundes nach gar nicht stechen können. Dafs eine Stel- lung der Pediculinen in der Ordnung der Hemiptera, welche Nitzsch in Vorschlag gebracht, und Hr. Burmeister natur- philosophisch als nothwendig nachgewiesen hatte, unmöglich sei, ergiebt sich aus diesen Andeutungen von selbst. V. Jahrg, 2. Bd, 25 X. Pisces. Bearbeitet von Dr. F. H. Troschel. Von der Iconografia della fauna italica di Carlo Lu- ciano Bonaparte, principe di Musignano erschienen Lief. 22. und 23. Die erstere derselben enthält Leueiscus Fucine, albus (Cypr. albo Artedi) und cavedanus (Gavedanus Aldrov., Cypr. capito Scopoli); — die andere Mora verdona (Gadus moro Risso, Mora mediterranea Risso) und Sirinsia tinca Rafın. Von Rüppell’s: Neue Wirbelthiere zu der Fauna von Abyssinien gehörig ete., erschien eine Doppellieferung n. 12., welche 12 Tafeln mit Fischabbildungen und den Schlufs des Textes über Fische enthält. Die meisten der hier abgehandelten Fische gehören der Ordnung der Acanthopierygier an. Ueberall sind Diagnosen ge- eben, welche die Bestimmungen sehr erleichtern. In den meisten Fällen spricht Verf. die Vermuthung aus, es könne seine Art mit einer Cuvier’schen identisch sein, und setzt dann dieselbe als fragliches Synonym hinzu. - Diese beziehen sich immer auf solche Arten, die wir hier im Königl. Zool. Museum durch Herrn Prof. Ehrenberg aus dem rothen Meere besitzen, uud die man als Originalexemplare für die Cuvier-Valenciennes- schen Beschreibungen ansehen kann. Ref. wird im Folgenden die Resultate einer möglichst genauen Vergleichung der Rüp- En Arten mit den Ehrenbergschen Exemplaren mittheilen. ei solchen Arten, die nicht durch Cuvier publicirt wurden, bleibt natürlich Hrn. Rüppell die Priorität. Von Scandinaviens Fiskar, mülade efter lefvande Exemplar och ritade pä& sten af Wih. von Wright med 377 textaf B. Fr. Fries och C. u. Ekström. Stockholm 1838. 4to erschienen 4 und 5. Heft 4 enthält Cyprinus Grislagine Art., C. rutilus L., €. eryihrophthalmus L., Gadus minutus L. (Gadus luscus Nilss), G. merlangus L., @. aeglefinus L., @. pollachius L., Raniceps niger Cuv. et Nilss (Raniceps trifurcatus Yarrell); so wie die vortrefflichen Abbildungen der drei letztern und die von Calli- onymus Lyra L. Männchen und Weibchen, und Call. maculatus Männchen. — Heft 5. enthält Callionymus Lyra L. (C. dracu- lus Mill. und C. dracunculus Nilss. et Bl. sind die Weibchen dazu). Call. maculatus Rafın., Centronotus Gunellus L., Clinus maculatus Fries. Abgebildet sind Centronotus gunellus L., Ch- nus maculatus Fries, Uyprinus Ballerus L., Pleuronectes Liman- doides Bl., Myxine glutinosa, Scomber scombrus (Männchen) L., Squalus cornubicus (Weibchen), und eine Tafel mit mancherlei Fischergeräthschaften. Auch einige die Anatomie der Fische behandelnde Arbei- ten verdanken wir dem Jahre 1838. Nach John Dalrymple (Loud. Mag. Il. p. 36.) soll sich an der Krystallinse beim Schellfisch, Hecht, Weilsfisch, Ma- krele und anderen Fischen ein birnförmiger Körper befinden, den Verf. für einen Muskel anspricht, und den er für ein Mit- tel hält die Krystallinse zu bewegen, um dadurch das Auge fähig zu machen, abwechselnd nahe und ferne Gegenstände wahrzunehmen. Ueber die Schwimmblase finden wir eine Abhandlung in Müller’s Archiv für Anat. etc. 1838. p. 443—446 von Hein- rich Rathke. (Zur Anatomie der Fische, dritte Abtheilung.) Als Anhang zu der eben angeführten Abhandlung theilt Verf. eine merkwürdige Abweichung des Kiemenbaues bei Le- padogaster biciliatus von den übrigen Fischen mit. Ueber das Nervensystem des Petromyzon von Schlemm u, d’Alton, Auszug aus der ungedruckten, von der Academie der Wissenschaften zu Paris im Ta 1830 gekrönten Preisschrift, über das Nervensystem der Fische. (Müllers Archiv für Anat. etc. 1838. p- 262— 273.) Breschet: Recherches anatomiques et physiologiques sur l’or- gane de l’ouie des poissons Paris. 1838. 4. avec 17. planches gra- vees ist mir nicht zu Händen gekommen. Auch einige Notizen finden sich, die für die geogra- phische Verbreitung der Fische von Interesse sind. ‚William Thompson giebt ein Verzeichnils mit vielen Bemerkungen von solchen Fischen, die für die Fauna von Ir- land neu sind. (On Fisches new 10 Ireland. Annals of nat. hist. I. p. 348—359. und II. p. 14—28. und II. 5 266.) In den Preufsischen Provinzialblättern, Band XIX, p. 547., wird von Dr. H. Ratlıke Cottus Gobio als in Preulsen vor- kommend bezeichnet, 25* 378 Einige Fische des Caspischen Meers hat E. Eichwald in diesem Arhiv IV. 1. p. 97. beschrieben, desgl. Bulletin des sci- ences nal. de Moscou. 1838. } 4125. Die Gattung Benthophilus ist gleichzeitig von Nord- mann unter dem Namen Hexacanthus aufgestellt. Bullet. sci- entif. de St. Petersb. Il. p. 332. Doch finden sich einige Dif- ferenzen in der Angabe der Strahlen in der Kiemenhaut und einzelner Flossen. Ueber eine Sendung von Fischen aus Van Diemensland finden wir Bemerkungen von J. E. Gray. (Annals of'nat. hist.) I. I. Heckel beschreibt mit gröfster Genauigkeit „Fische aus Caschmir, gesammelt und herausgegeben von Carl Frei- herrn v. Hügel. Wien 1858.“ Alle in diesem Werkchen aufgeführten Fische sind aus dem Flusse Tschilum, dem Hydaspes der Alten, und sämmtlich neu. Die Forellen welche sonst die hochliegenden Gewässer bewohnen, werden hier von Cyprinen ersetzt, jene fehlen ganz. Die meisten Arten gehören in eine neue Gattung Schizothorax (s. unten); die übrigen gehören den Gattungen Barbus Cuv., Labeobarbus Rüpp., Varicorhinus Rüpp., Cobiis Agass. und Silurus Cuv. an. Die Abbildungen sind in Kupfer gestochen, und aufser den ganzen Fischen finden sich Detailzeichnungen, einzelne Schuppen, Unteransichten des Kopfes u. s. w. At Aicunthopter you: Sehr interessant sind v. Nordmann’s Angaben über den Nestbau dreier Gobien. (Bull. scient. de Petersb. Tom.lll.S.329.) Es findet dies nicht allein im Meere, sondern auch in reis- senden Gebirgsflülsen statt. In einem Bache befand sich ein solches Nest an einer der Strömung weniger ausgesetzten Stelle, in einer etwa armtiefen Höhle unter einem mit Moos bewach- senen VeRpen: Die ganze Höhle und besonders der Hinter- grund war mit Reisig, kleinen Zweigen, abgefallenen Blättern und Gras ausgepflastert. Aus dem Eingange der Höhle guckte ein Fisch mit halbem Körper heraus, zog sich aber sogleich zurück; beim Ausgraben der Höhle zeigte sich ein backofenför- miges, dicht zusammenhängendes Nest, im Hintergrunde den Laich mit kleinen schon lebenden Embryonen beherbergend. Bei Rüppell finden wir 1. ce. aus dieser Abtheilung fol- gende neue Gattungen und Arten: Apogon annularis hält Verf. für verschieden von A. rex mullorum. — A.novemsiriatus. — A. bifasciatus steht als A. fasciatus Ehrbg., den jedoch Cuv. und Val. nicht auffüh- ren, im Berliner Königl. Zool. Museo. — A. enneastigma ist, wie sich aus Vergleichung der Rüppelschen Beschreibung mit dem im Museo vorhandenen Exemplare ergiebt, identisch mit A. heptastigma Ehrbg. — A. punctulatus, vielleicht 4. va- 379 riegatus? — A. cocceineus, ob diese Art mit A. cupreus Ehrbg. identisch ist, lälst sich nicht entscheiden, da unter diesem Na- men kein Exemplar im Museo vorhanden ist. Serranus micronotatus Rüpp. — Diacope melanura. — D. eryihrina. — D.coeruleo- lineata vielleicht Mesoprion quinquelineatum Cuv. Val. — Holocentrus spinifer Rüpp. (non Cuy., Sciaena spini- Fera Forsk.) ist nicht H. leo Cuv. Val., wie Verf. für möglich hält. — Sphyraena affinis schr verwandt, mit Sph.jello. — Sph. Agam. — Sph. flavicauda ist wohl nicht Sph. obtusata Cuv. Fal., wie Verf. vermuthet, und von der das Berliner Museum esalexemplare besitzt, steht aber daselbst als Sph. macrole- pis Ehrbg. — F: Brayeerkales ientaculatus ist nicht Pl. Zlongiceps hrbg. — Scorpaena barbata, ob dies Sc. cirrhosa Cuv. Val. sei, kann ich nicht entscheiden, da wir keine Originalexemplare be- sitzen. — Sc. auriia ist die im Museum stehende, mit Sc. va- riegata H. et E. bezeichnete, von Ehrenberg mitgebrachte Art,. die ich für Se. eryıhraea Cu. Val. halte. — Sc. chilioprista ist, wie es auch der Verf. vermuthet, Sc. rubro-punctata Ehrbg. Pierois cincta steht im Museum als Pr. gallina Ehrbg. In der Familie der Sparoiden bildet Rüppell eine neue Gattung, welche sich im Zahnbau von Chrysophris unterscheidet: Sphaerodon nov. Gen. Opercula et praeopercula lepi- dota; dentes in utraque maxilla antıce 4 conicı validi, post quos permulti dentes criniformes setacei; maxillarum latera unica serie dentium gradatim robustiorum, corona sphaeroidea; margine antico maxillarum serrato. Pinnae veluti generis Lethrinus; at- tamen spinae dorsalis in utroque latere aequales. Die einzige Art ist Sciaena grandoculis Forsk., (Chrysophris grandoculis Cuv. Val.) Pagrus longifilis Cuv. Val, will Verf. mit P. spinifer vereinigen. Der Zweifel Rüppell's, ob sein Lethrinus Ramak mit L, Ehrenbergii Cuv. Wal. identisch sei, lälst sich auch hier in Ber- lin nicht entscheiden, da im Zool. Museo sich kein L. Ehren- bergii findet; eben so wenig ist unter den vielen von ee, mitgebrachten Lethrinus ein Exemplar, das zu dem L. Rama Rüpp. palste. — L. latifrons ist L. variegatus Ehrbg. — L« mahsena Cuv. Val., L. bungus Ehrbg. und L. mahsenoi- des Ehrbg. will Rüppell zu einer Art vereinigen; die Exempl. des Berl. Museum unterscheiden sich jedoch specifisch, diese Vereinigung ist also nicht zu bestätigen. — Pristipoma nageb. — P, punctulatum. Diagramma punctatum und D. cinerascens bilden nach Rüppell nur eine Art. — D. flavomaculatum Ehrbg. ist der Jugendzustand von D. faetela, wie vollständige Ueber- gänge beweisen sollen. — D. albovistatum. — D. crassi- spinum. — 380 Pomacentrus biocellatus ist P. trilineatus Ehrbg, im Jugendzustande, wie Exemplare des Berl. Museums beweisen. Dascyllus cyanurus, dals dies derselbe Fisch sei, wie Rüppell vermuthet, den Cuv. und Val. als Pomacentrus viridis Ehrbs, aufführen, ist kam anzunehmen. Ein sehr verstümmel- ter Fisch, der jedoch noch deutlich als D. cyanurus Rüppel zu erkennen ist, steht im Museum als Pom. chrysurus Ehrbg. Cuv. und Val. erwähnen seiner nicht. Ein neues, mit Pomacentrus verwandtes Genus, stellt Rüp- pell auf unter dem Namen: Priszotis. Dentes in utraque maxilla uniseriati, basi cestriformes, apice acuminati, operculum bispinosum,, re margine serrato, suboperculum inte- grum, linea lateralis sub dimidio postico pinnae dorsalis termi- nata. Pr. oyanostigma ist die einzige Art. Blennius semifasciatus. Salarias fuscus. — S.nigrovitiatus. — S. unicolor. Gobius citrinus verwandt mit @. coryphaenula und quin- que-sirigulus Cuv. Val., vielleicht identisch. Chironectes caudimaculatus. — Apisies Tasmanensis Gray. (Annals of nat. hist. I. p. 111.) im trocknen Zustande bleifarbig, schuppig, Suborbital- u. Praeopercularstachel sehr lang, mitten in der Rückenflosse ein breiter schwarzer Fleck, Gaumenzähne sammetartig; Van Die- mensland. I. E. Gray beschreibt (Annals of'nat. hist I. p.313. Tab.X.) eine neue Art der Gattung T'eirapturus, vom Vorgebirge der guten Hoffnung. T. Herschelii Gray, Oberkiefer Verlän- gert, die Haut mit knochigen Stacheln bewaffnet. William Thompson giebt einige Beiträge zur Kenntnifs der Irländischen Arten der Gattung Crenilabrus Cuv. (Jar- dine, Selby and Johnston Mag. 1. 442.). Cr. tinca und Cr. Cornubicus aut, werden als identisch angesehen. Cr. rupestris (Lutjanus rupestris Bl.) wird beschrieben. Zwei neue Species Cr. microstoma, Couch Ms. und Cr. multi- dentatus Thomps. sind abgebildet und beschrieben. Derselbe beschreibt (Loud. Mag. n. h. II. p. 214.) ein gro- fses Exemplar von Cepola rubescens, das nach einem heftigen Sturm an der Küste von Ayrshire gefunden wurde. Das Exem- plar weicht sowohl von ©. rubescens als von €. taenia Bl. etwas ab, und hat theils die Kennzeichen der einen, theils die der anderen Art, was für die Vereinigung beider, wie es Cuy. und Val, in ihrer Hist. des Poissons wollen, zu sprechen scheint. 2... Malacoptarygüi. Ein Fall welcher vielleicht einiges Licht über die Fort- pflanzung des Aales geben könnte, wenn die Beobachtung nicht 331 zu ungenau wäre, wird von Eudes-Deslongchamps mitgetheilt. Die Magd des Doctor Blot fand einen Aal angefüllt mit Rog- gen, der dem Froschlaich sehr ähnlich war. Leider ist es zweifelhaft, ob diese Eier sich frei innerhalb der Bauchhöhle befunden haben. Letzteres wird durch Rathke’s Untersuchun- ‚gen (s. dies Arch. IV. 1. S. 299.) wahrscheinlich. Eine neue in die Nähe von Muraena gehörige Gattung beschreibt Rüppell 1. c. unter dem Namen Uropterygius. Corpus subeylindricum, compressum, elongatum, alepidotum, apertura branchiarum parva, lateralis, nares tentaculatae; e pin- nis sola pinna caudalis adest, minuta, subrotundata; rietus mag- nus, utraque maxilla dentibus acutiusculis duplici serie ordinatis. Palatus dente unico uncinato. Eine Art U. concolor. Ferner; Muraena bilineata Rüpp. 1. c. — Echeneis vitiata Rüpp. 1. c. mit 24 Lamellen in der Kopfscheibe. Eine neue Eintheilung der Familie der Karpfen finden wir von I. Me. Clelland. (Observations on six new species of Cyprinidae, with an outline of a new classification of the family. Journ. of the Asiat. Soc. VII. 2. p. 941.) Eine Vergleichung der vom Verf. nur kurz charakterisirten Gattun- gen mit den von Agassiz aufgestellten, hält besonders deshalb sehr schwer, weil beide Verfasser verschiedene Eintheilungs- gründe benutzen. Die 6 neuen Arten, sämmtlich aus den Flüssen Ostindiens, sind abgebildet. Verf. theilt die Familie in 3 Unterfamilien: 4, Paeonomiae, pflanzenfressend, Mund wenig gespalten, horizontal oder ab- wärts gerichtet, Darmkanal lang. Hierher die Gattungen Cir- rhinus mit dem Subgenus Labeo, Barbus mit dem Subgenus Oreinus I. M. (Mund vertical, Unterkiefer kürzer als der Oberkiefer, Suborbitalknochen verborgen.). Diese Gattung stimmt ganz mit der von Heckel aufgestellten Gattung Schizo- ihorax überein, bis auf den Hauptcharakter, der in der Pan- zerspalte neben dem After liegt. Sollte Verf. dies Kennzeichen übersehen haben, so wären beide Gattungen zu vereinigen, und die Art neben Sch. nasus Heck. zu stellen. Vergl. unten p. 383. Cyprinus, Gobio, Gonorhynchus. 2, Sarcoborinae leisch- fressend, Mund weit gespalten, aufwärts gerichtet, an .der Sym- physe des Unterkiefers ein mehr oder minder deutlicher knocbi- Bir Vorsprung, der als Greifzahn dient; Darmkanal lang. ierher Systomus.J. M. Zwischenkiefer protractil, Rücken- und Afterllosse kurz, erstere über den Bauchllossen, Schuppen breit, Abramis? Cuv., Perilampus I. M. (Kückentlosse über der längeren Afterllosse, die Spitzen der Kiefer bis zur Rückenlinie erhoben, alles dies ist in der Abbildung nicht der Fall), Leueiscus, Opsarius I. M. (Mund weit gespalten, 382 Rüickenflosse schmal, ohne Stacheln und hinter der Mitte, Af- terflosse lang, der sehr kurze Darm verläuft grade vom Magen zum After. 3, Apalopierinae. Körper verlängert, cylindrisch, in Schleim gehüllt; Darm kurz. Hierher stellt Verf. einige neue Gattungen, die mit der von Agassiz aus dieser Familie verbann- ten Gattung Poecilia verwandt sind, und aufserdem als Anhang die Gattung Cobitis L. nebst einer mit dieser verwandten neuen. Aplocheilus I. M., Kopf Nach, die Augen an seinen Rändern, Mund breit, aufwärts gerichtet, eine Reihe kleiner Zähne längs den Kieferrändern, Schwanzflosse ganz. Platycara I. M. Kopf flach, die Augen auf der oberen Fläche, Flossen dick und opac, Brustilosse breit, Afterflosse klein, Schwanzflosse gega- belt, Mund ohne Zähne, abwärts gerichtet; Darm etwas länger als der Körper. Psilorhynchus I. M. Schnauze verlängert, platt, Augen weit hinten am Rande des Kopfes, Mund klein u. zum Saugen, ohne Bartfäden, Operculum klein, Schwanzllosse gabelig, Rückenflosse über den Bauchflossen. Die Gattun Schistura endlich unterscheidet sich von Cobitis vorne durch die gablige Schwanzflosse; die Arten sind grün mit Querbinden. Die Schwimmblase ist zweilappig, während sie bei Cobitis s. sir. einfach oval ist. Als neu werden hierauf vom Verf. folgende, sämmtlich bei Simla in den Gebirgstlüssen des Himalaya gefundene Arten beschrieben und abgebildet: Barbus Chielyroides, Kopf zum Körper wie 1:23, Suborbitalknochen unter dicken Hüllen versteckt, plötzlich verschmälert unter der Rücken- und über der Afterflosse. 33 Schuppen längs der Seitenlinie, jede mit einem schwarzen Fleck an der Spitze. D.3+7. P. 16. F.9. 4.7. C.18. — Oreinus maculatus, Kopf zum Körper wie 1:33, Rücken mit unregelmälsigen Flecken, der dritte Rückenstrahl hinten gesägt. D.3+8. P.18. Y.10. 45. 0.19. Darmkanal viermal so lang wie der Körper. L. 7%. — Perilampus elin- gulatus, Kopf und der vordere Körper hoch, Schnauze rund, 46 Schuppen an der Seitenlinie, ‚Vorsprung an der Spitze des Unterkiefers sehr klein, ein schwarzer Punkt an der Spitze je- der Schuppe. D.9. P.13. V.9. A. 10. C.19. Darmkanal von Länge des Körpers. L.2“ Auffallend ist die aulserordentliche Kleinheit der Zunge, welche bei den anderen Arten dieser Gattung sehr entwickelt ist. — Plaiycara nasuta (Balitora Gräy) Schnauze plötzlich niedergedrückt zwizchen den Augen, mit einer breiten Grube zwischen den Nasenlöchern, etwa 34 Schuppen längs der Seitenlinie. D. 10. P.16. F. 9. 4.6. 0.15. L.6". — Schistura montana, Höhe zur Länge wie 1:8. Sechs Bartfäden und eim Suborbitaldorn unter jedem Auge, eine schwarze Binde an der Basis der Schwanzflosse, und etwa 42 Querbinden am Körper, eine Reihe schwarzer Punkte auf der Rückenflosse, und eine auf der Schwanzilosse. D.$. P. 10. V.$. 4.6. 0.18. L. 244 — Schistura rupecula, etwa 14 breite Binden an jeder Seite, und 3 auf der Schwanz- und Rük- kenflosse, ohne Suborbitaldorn, 6 Bartfäden, Brust- und Bauch- flossen lanzettlich. D.8. P.10. #.8. 4.7. 6.16. L. 2", 383 Eine neue Gattung der Cyprinoiden wird von Heckel l. e. aufgestellt. Schizothorax. Cirrhi quatuor, uno utrinyue in angulo oris, duobus in medio ossis intermaxillaris; pinna dorsalis ana- lisque brevis, illa radio osseo postice serrato; squamae minimae; processus cutaneus utrinqgue metagastricus, squamis majoribus in- A anum maximamque partem baseos pinnae analis inclu- ens, et formam quodammodo vaginae fissae repraesentans. — Zu dieser Gattung werden 9 Arten beschrieben, die in 3 Ab- theilungen gebracht werden. A. Lippen mit geschärftem Rande, Unterlippe mit einer knorpligen glatten Haut überzogen, ganz- randig: S. plagiostomus, sinuatus. B. Lippen mit geschärftem Rande, weich, Unterlippe ohne Knorpelhaut, mit unterbroche- nem Rande: $. curvifrons, longipinnis, niger, nasus. C. Lippen dick, abgestutzt:.$8. Hügelü, micropogon, planifrons, esocinus. Aulserdem beschreibt Heckel ebenda: Barbus diplochilus, Labeobarbus macrolepis, Faricorhinus diplostomus, Cobitis mar- morala, vittata, Silurus Lamghur. I. Shaw theilt Versuche über die Entwickelung des Laichs der Salmen mit. (The Edinburg new phil. Journal by Prof. Jameson. XXIV. p. 165. — Isis 1838. p. 381. — Jardine Annals ]. p. 75. u. 398.) In eigenen Wasserbehätern, deren Boden mit reinem Kies ausgelegt war, liels Verf, am 4. Januar 1837. ein Paar Salmen laichen, indem er dem Weibchen den Laich ausdrückte, und den Samen des Männchen drüber spritzte. Nach 50 Tagen zeigte sich der Embryo im Ei, nach 114 Tagen krochen die Jungen aus. Verf. hält den Parr für einen jungen Salm, und behaup- ne blieben 2 Jahre lang im Flusse, ohne ins Meer zu ziehen. Richard Parnell beschreibt (Annels of nat. hist. I. p. 161.) zwei Coregonus-Arten aus dem Loch-Lomond im west- lichen Schottland, deren einen, C. mierocephalus, er für neu, den anderen, GC. Lacepedei, für Coregene Clupeoide Lacep. hält. W. B. Clarke giebt (Loud. Mag. n. s. Vol. II, p. 22.) eine mit Holzschnittabbildung begleitete Beschreibung einer Scopelus-Art, von der brittischen Küste, die er für identisch mit Sc. Humboldtii Yarr. hält. Yarrell spricht in einem Briefe an den Herausgeber des genannten Journals (ib. p. 25.) die Vermuthung aus, dafs der von Clarke mit den von Low und Nilfson beschriebenen eine von Pennant’s Argentina sphy- raena verschiedene Artsei. Clarke’s Fisch ist kleiner, die Sei- tenlinie verläuft in der Mitte, wendet sich aber vorn nach dem 384 oberen Winkel des Kiemendeckels. Die Afterflosse hat 20 Strahlen, wogegen Yarrell in seinem Werke über brittische Fische für Sc. Humboldtü nur 15 angiebt. 3 Lophobranchii. Auch aus dieser Ordnung finden wir bei Rüppell I. e. einige neue Arten: Hippocampus fuscus. — Syngnathus spicifer. — 8, Drevirosiris. — 8. flavofasciatus. — Eine systematische Arbeit über die scandinavischen und englischen Arten der Gattung Syngnathus erhielten wir von B. Fr. Fries (dies Archiv IV. 1. p. 236.). Derselbe theilte seine Beobachtungen über die Metamorphose bei Syngnathus lumbrici- formis mit (ebenda p. 251.). 4 Pectognathi Zur Gattung Ostracion werden von I. E. Gray (Annals of nat. hist. I. p. 110.) drei neue Arten: O. ornatus, flavi- gasler und lineatus beschrieben, die sich zunächst an O. auritus Shaw. reihen, und mit ihm und einer chinesischen Art O. Reevesii (früher von Gray als O, auritus in der Indian Zoology beschrieben) die Untergattung Aracana bilden. 5. Plagiostomü. Von I. Müller und I. Henle erschien die erste Liefe- rung der früher angekündigten Monographie: Systematische Beschreibung der Plagiostomen. Berlin 1838. Dieselbe enthält aufser einer Uebersicht der Literatur die Familie der Scyllien und den Anfang der Carcharien. Die‘ Characteri- stik der Gattungen der Plagiostomen ist schon früher an meh- reren Orten (Loud. Mag. new series Il. p. 33. u. 88.; In- stitut 4838. p. 63., und namentlich auch in diesem Archive 4837. I. p. 349. und 1838. I. p. 83.) mitgetheilt worden, wir können sie also hier füglich ganz übergehen. Die Gattung Scyllium enthält 11 Arten: Se. Edwardsii Cuv., Sc. pictum M. et H. vom Cap., Sc. maculatum Gr. et Hardw., Sc. canicula Cuv, (Squalus catulus L.), Sc. Bür- geri M. et H. aus Japan, Sc. bivium Smüh, Sc. catulus Cuv. (Sg. stellaris L.), Sc. capense Smüh, Sc. africanum 385 Cuv. (Sg. africanus L., Sg. vittatus Shaw), Sc. pantherinum Smith, Sc. variegatum Smith. die Gattung Pristiurus Bo- nap. enthält nur Pr. melanostomus Bonap (Sg. prionurus Oto, Scyll. Artedi Risso, Sg. annulatus Nilss,),. Hemiscyl- lium M. et H. mit 2 Arten: H. ocellatum M. eı H. (Sg. ocellatus Gm.), A. malaianum M. et H. (Scyllium malaianum Lesson). Chiloscyllium M. et H. mit 4 Arten: Ch. plagi- osum (Scyllium plagiosum Bennett.), Ch. punctatum (Sc. punc- iatum K. et H.), Ch. griseum aus Java (im Text fälschlich Japan), Ch. tuberculatum (Squalus tuberculatus Bl. Schn.). Crossorhinus M. et H. mit einer Art Cr. barbatus (Squalus barbatus L. Gm., Sg. barbatus ei lobatus Bl. Schn.). Gingly- mosioma M. et H. mit 2 Arten: @. concolor (Nebrius con- color Rüppell), G. cirratum (Sg. cirrhatus L. Gm., Sg. punc- tatus Bl. Schn.). Stegostoma M. et H. mit einer Art S$1. Fasciatum (Sg. tigrinus et longicaudus L. Gm., Sg. fasciatus BI. Schn., Scyllium heptagonum Rüppell.). — Die Familie der Carcharien beginnt mit der ersten Art der Gattung Scoliodon M. et H. S. laticaudus M. et H. aus Indien. Abgebildet sind: Scyllium Edwardsi, Bürgeri, Chiloscyllium punctatum, griseum, Crossorhinus barbatus, Ginglymostoma concolor und die untere Kopfansicht von Stegostoma fasciatum, Scyllium catulus, africa- num, maculatum, canicula, Pristiurus melanostomus. Von Cestracion Philippi Cuv. (Squalus Philippi Schneid.) glaubt I. E. Gray (Annals of nat. hist. 1. S. 109.), dafs ihn weder Cuvier noch Müller und Henle gesehen haben, daher beschreibt er ihn: Schnauze kurz, Nasenlöcher breit, Deckel subspiral, Vor- derzähne klein, kegelförmig, zusammengedrückt, lanzettförmig, Augenbraunen erhaben, streifenartig. Zwei Rückenflossen, jede vorn ‘mit einem Dorn, eine Afterflosse, Schwanzllosse zweilap- pig. Vordere Rückenflosse über der Mitte des Raums zwischen den breiten Brust- und Bauchflossen, die zweite über der Mitte des Raums zwischen Bauch- und Afterflosse. Fünf Kiemen- löcher, die drei hintern über der Basis der Brustflossen. Haut rauh, grau, mit zwei dunkeln Linien an jeder Seite des Schwanzes.. Van Diemensland. Von JonathanCouch erhielten wir (Loud. Mag.) die Ab- bildung in Holzschnitt und die Beschreibung einer Rochenart, der Verf. keinen Trivialnamen beilegt, um Verwirrung zu vermeiden, falls sie schon von einem ihm unzugänglichen Schriftsteller beschrieben sein sollte. Von englischen Schriftstellern wird sie nicht erwähnt. Der englische Name ist Sandy Ray. Die Schnauze dieses Rochen ist etwas vorstehend, Mund 6 Zoll von der Schnauzenspitze entfernt, Zähne klein, spitz, in nicht sehr dichten Reihen. Körperform rundlich. Schwanz verhältnifsmäfsig kurz und nach hinten zugespitzt. Auf dem 386 dunkelbraunen Rücken finden sich $bis 10 Augenflecke von Grölse einer Erbse und hellgelb in der Mitte, von denen einer an der rechten Seite einer links entspricht. Länge 3 8 Breite 27 45. Schliefslich erwähne ich noch zweier Instrumente, welche Heckel als Anhang zu seinen Fischen von Caschmir be- schreibt, und die zur mathematischen Bestimmung des Fisch- Profils, so wie der Lage und verhältnifsmäfsigen Gröfse aller Aufsentheile der Fische dienen sollen. Ersteres ist ein drei- schenkliger Zirkel zur Bestimmung der Achsenpunkte; das zweite ein ziemlich complicirter Goniometer, verbunden mit einer Theilungsschiene. XL Amphibia Baırs History of ihe british Reptiles. London 8., im Jahre 1838 begonnen und im Jahre 1839 beendigt, giebt in einem dünnen Octavbande mit vortrefilichen Holzschnitten die Beschreibung der Britischen Reptilien, welche mit denen des nördlichen Deutschlands im Ganzen übereinkommen. Nur zwei neue Arten finden sich, eine Rana scotica und ein neuer Triton. Erstere steht der in Grofsbritanien feh- lenden R. esculent« nahe. Der Triton wurde irrig von Bi- bron als Tr. marmoratus bestimmt (Proc. Z. $. 1838. p- 23.); Bell hat ihn aber später richtig als eine neue Art Tr. Bibronii unterschieden. Leider sehe ich mich noch immer aufser Stande über Schlegel’s Beschreibung der japanischen Saurer, Ophidier und Batrachier in der Fauna japonica zu berichten, da diese Lieferungen noch immer der hiesigen Königl. Bibliothek nicht zugegangen, und sonach mir nicht zu Gesichte gekommen sind, Eine vortreflliche Uebersicht über die Reptilien-Fauna der Insel Cuba erhielten wir nach Ramon de la Sagra's 389 Sammlungen und Angaben von Dr. Th. Cocteau. (Ramon de la Sagra Historia natural de la Isla Cuba. Zool.) Lei- der wurde dieser tüchtige Herpetolog noch während des Druckes der letzten Bogen der Wissenschaft durch den Tod entrissen. Es finden sich auf Guba allerdings mehrere Reptilien-Arten, welche den andern Antillen ausschlielslich angehören, wie Emys decussat@ Bell., Anolis equestris Merc., Sphaeriodactylus sputator und cinereus Cuv., Gymnodactylus albigularis Dum. Bibr., Am- phisbaena coeca Cuv. Andere Arten hat es mit den Antillen und dem Continente von Amerika gemein, so Anolis cavrolinen- sis. Andere finden sich auf den Antillen und dem Continente von Südamerika, wie Crocodilus acutus, Hemidactylus Mabuia Cuv.; andere kommen auf Cuba und dem Continente von Nord- amerika vor, während sie auf den übrigen Antillen fehlen, so Emysrugosa Sch., Cyclura Harlani, Grocodilus rhombifer u. s. w, Mehrere sehr interessante Formen scheinen der Insel eigenthüm- lich zu sein; so die Saurer: Chamaeleolis Fernandina, Acantho- lis Loysiana, Diploglossus de la Sagrae. Glücklich ist Cuba, dafs die gefährlichen Giftschlangen der Gattungen Crozalus und Trigonocephalus dort gänzlich fehlen. — Während der kalten Jahreszeit vom October bis Februar wenn die mittlere Tempe- ratur 22—24° C. und das Minimum + 7° beträgt, frische und schneidende Nordostwinde wehen, die Atmosphäre sehr trocken und die Vegetation minder kräftig ist, verfallen die Schlangen (Boa, Coluber) in Schlaf und Frösche und Kröten verbergen sich in der Erde. Von Cheloniern finden sich zwei Flufsschild- kröten Emys decussata und E. rugosa, von Seeschildkröten: Ch. cauana, midas (virgata) und Ch. imbricata. Der Gewinn des Schildpatts von letzterer ist bedeutend. Aufser dem, dals in Habana 25 Fabriken von Schildpatt-Kämmen bestehen, wer- den noch von kleinen Häfen die rohen Schalen in grofser Menge ausgeführt; so von Nuevitas jährlich nicht weniger als 2000 Pfund, in Puerto Principe 1000—1600 Pfund, im Jahre 4830 sogar 3633 Pfund, zu 8—10 Piaster. — Die Annahme, dals die beiden auf Cuba vorkommenden Krokodile Grocodilus acutus und rhombifer nicht ursprünglich einheimisch, sondern durch die Aequatorial- Strömung vom Festlande hinübergekom- men seien, scheint mir eben so unwahrscheinlich, wie unerweis- lich zu sein, Die auf Cuba vorkommenden Eidechsen gehören den Gattungen Ameiva (Ameiva Auberi), den dickzüngigen Baumagamen Holotropis, (H.microlophus), Cyclura (C. Harlani) und Anolis (Anolis equesiris Merr., A. vermiculatus, A. caroli- nensis, A. de la Sagrae, A. lucius.) an, zu welcher letzteren auch Chamaeleolis Fernandina und Acantholis Luisiana Coct. gehören, die nur durch die Beschuppung von den übrigen Anolis abweichen; und Geckonen Hemidactylus mabuia Cuv., Sphaerio- dactylus sputator und cinereus und Gymnodaciylus albigularis und von Scinken Diploglossus de la Sagrae Coct. 390 1. Batrachia. Von Tschudi haben wir eine vorzügliche systematische Arbeit über diese Ordnung erhalten. (Mem. de la Soc. d’ Hist. nat. de Neuchatel. Tom. 11.) Leider nöthigt mich die Beschränktheit des Raums eine ausführliche Analyse der- selben den folgenden Stücken dieser Zeitschrift aufzusparen. Dr. T. Cantor hat in dem Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. VI. 2. S. 538. Tab. 31. Abbildung und Beschrei- bung der Schädelfragmente eines fossilen Batrachiers gegeben, welche in der Ebene Nahun (Nahun field) von Sandstein umschlofsen gefunden sind. Die Länge des ganzen Schädels scheint etwa 10: Zoll be- tragen zu haben, so dals er also einem gigantischen Batrachier angehört haben mufs. Zur Entscheidung über seine systema- tische Stellung scheint aber das Fragment nicht auszureichen, wenn sich an diesem nicht mehr erkennen läfst, als an der ver- ätzten Lithographie. Verf. hält ihn zu den ungeschwänzten Batrachiern gehörig. In des Fürsten Max v. Wied Reise Bd. 1. finden wir Be- schreibungen von Menopoma, Menobranchus lateralis (S. 141.), von Hyla iriseriata S. 249. und H. Crucifer. Th. Bischoffsetzt es aufser Zweifel, dafs das vonNitzsch als Penis gedeutete Organ der Cöcilien nichts anderes als die vorgestülpte Harn- oder Abdominalblase ist. Müller Archiv. 1838. S 353. 2... Se np en.t.es, a, Giftschlangen. (Fenenosi.) Dem Fürsten v. Neuwied (Reise S. 75.) wurde die Wurzel von Prenanthes rubicunda als ein vorzügliches Mittel gegen den Schlangenbils gerühmt von einemalten Dutod, der eine Menge glücklicher Kuren, die er mit dieser Wurzel gemacht haben wollte, erzählte. Man kocht sie mit Milch und nimmt 2Elslöffel davon ein. Die Geschwulst soll schon vergehen, wenn man nur die Wurzel kauet. Dr. Cantor welcher sich lange Zeit im Ganges-Delta auf- hielt, berichtet, dals sämmtliche Wasserschlangen im höch- sten Grade giftig sind, obgleich die Eingeborenen Indiens sie oft für harmlos halten. Ein brittischer Öfizier, von einer Seeschlange gebissen, starb eine Stunde nach dem Bisse. Das- selbe Resultat gaben auch stets des Verf. an Thieren angestellte Versuche. Proc. Z. $. S. 80. Dr. Cantor fand, dals das frische Gift seiner Gattung Hamadryas, ferner das von Cophias viridis, Fipera elegans, 391 Naia tripudians, Bungarus annulavis und B. coeruleus eine durch- sichtige geschmacklose Flüssigkeit, in Consistenz einer dünnen Auflösung von Gummi arabicum im Wasser gleichend, das Lackmuspapier schwach röthete, länger aufbewahrt, reagirte es stärker, hatte dann aber an Stärke bedeutend verloren. Auch das frische Gift der Wasserschlangen machte das Lackmuspapier roth. Proc. Z. 8. p. 75. Derselbe stellt a. a. O., S. 73., ein neues Genus Ha- madryas auf. Die vom Verf. angegebenen Charactere genügen indessen nicht zu einer generischen Trennung. Einfache Zähne hinter dem Giftzahne finden sich bekanntlich auch bei Naia, so dals dieser Charakter, auf welchen Verf. so grolses Gewicht legt, nicht unterscheidend ist. Eben so wenig gilt die untere Be- kleidung des Schwanzes, welche theils aus einfachen, theils aus etheilten, paarigen Schildchen besteht. Bei der Angabe der Kopfschilder, deren Verf. 45 angiebt, sind wahrscheinlich die oberen Temporalschilder einbegriffen; alles Andere passt auf Naja, aulser die nares in duorum scuorum confinio, indessen erscheint auch das einfache Nasenschild der Naia@ bei einer min- der genauen Ansicht leicht aoppele Die Diagnose der Art H. ophiophagus. H. superne olivaceo-viridis, strüs sagittalibus nigris cinclus, abdomine glauco, nigro marmorato. Sc. abd. 215 — 245. Scuta subcaud. 13—32, scutella sube, 63—71, scheint sie als neue Art der Gattung Naia zu rechtfertigen. Ihr Name in Bengalen ist: „Sunks- Choar.“ Sie frilst Schlangen. Verf. fand bei einem seeirten Ex. auch einen Monitor. Beim Angriff ihrer Beute benimmt sie sich wie die Brillenschlange, zischt, bläht den Nacken auf, erhebt sich und schiefst auf ihren Raub. Sie soll eine Länge von 42 F. erreichen. Neue Arten: Andrew Smith beschreibt in Loudon's Mag. N. S. II. S. 92. zwei Arten der Gattung Naia und eine Fipera, sämmtlich aus Südafrica. — Eine neue Viper vom Euphrat, F. euphratica wurde von Martin aufgestellt. Pr. Z. 8. p. 82. b, Innocui (Giftlose.) T. Hutton macht in dem Journ. As. Soc. of Bengal ' VI. 2. S. 528 interessante Mittheilungen über Python tigris. Verf. spricht mit Bestimmtheit aus, dals seine Schlin- E tranken. Erst betasteten sie den Napf ringsum mit der unge, streckten diese dann mehrmals über den Rand, bis sie das Wasser berührte, erhoben dann sogleich den Kopf, tauch- ten vorwärts gleitend die Nase in das Wasser und tranken in langen Zügen. — Auch Dr. Cantor hat in Bengalen gefunden, dals die gröfßsere Anzahl der indischen Schlangen trinken und sehr begierig nach Wasser sind. Die Baumschlangen allein nimmt er aus. (Pr. Z.S. p.74.) Die Schlinger (Python) schei- nen nächtliche Thiere zu sein, denn sie liegen am Tage aufge- 392 wıckelt und bewegen sich umher in der Abendkühle gegen Einbruch der Nacht. Um Mitte Novembers werden sie auch in Indien träge und verschmähen das Fressen bis Anfang April, ewöhnlich zusammengewickelt liegend, eine Windung über ie anderen und den Kopf über allen. Während dieser Periode lassen sie sich wohl zum Beilsen aufreizen, machen aber nie den Versuch eine Windung um ihren Störer zu machen. Vom April an nehmen sie von selbst Nahrung, gewöhnlich alle 14 Tage. Wenn sie zuerst ihre Beute sehen, züngeln sie und bereiten sich zum tödtlichen Sprunge vor, den sie mit lautem Zischen ausführen, und dabei ihre Beute immer möglichst beim Kopfe zu haschen und mit Windungen zu umschlingen suchen. Das Umschlingen ist das Werk eines Augenblicks. Bei kleinen Thieren, Ratten, Tauben u. s. w. unterlassen sie es, haschen sie in einem einzigen Bisse und umwinden sie höchstens mit dem Halse. Ein Monitor lebte 3 Stunden umschlungen von einem Python, während Kaninchen keine 40 Minuten leben. Ein Auslluls von Speichel aus dem Munde findet beim Ver- schlingen durchaus nicht statt. Einer grolsen Katze konnte ein Python nichts anhaben. Dr. Clarke’s Bemerkungen über die Ringelnatter (Loud. Mag. N. 5.11. 479.) beschreiben das Klettern und Springen, genauer, als es von seinen Vorgängern geschehen. Das erstere findet nur in Bäumen, die reich an Zweigen sind, statt. Die Schlange gleitet entweder von Ast zu Ast in Zickzackwindungen oder dreht sich in einer Spirale um einen Zweig, indem sie über den Axillen seiner Aeste hinschlüpft. — Zum Sprunge legt sie sich in eine Spirale, in welche ihr Vor- dertheil die Mitte bildet, und dehnt sich dann plötzlich in Ge- stalt einer Sprungfeder aus. Besonders macht sie dies, wenn sie bei heilsem Weiter am Ufer des Wassers liegt, Kopf und Hals vom Centrum zur Peripherie über die Windungen erhoben. Neue Arten: } Coluber Chesneii, Coronella modesia vom Euphrat, Coluber Cantori aus Indien, Herpetodryas punctifer aus Antigua stellte Martin Proc. Z. 8. S. 81 auf (daraus in den Annals of Nat. Histor, III. p. 201.) 3. Saurüi Neue Genera und Arten: Dr. Andrew Smith beschrieb mehrere südafrikanische Saurer in Loud. Mag. N. $. II. S. 30 fig. — nämlich 9 Arten der Gattung Cordylus, die er in 3 Untergattungen Gordylus, Hemicordylus und Pseudocordylus zusammenstellt, ferner 9 süd- africanische Arten der Gattung Lacert« und eine Art der Gat- tung Algyra. ib. S. 92. : E. Gray gab in den Annals of Nat. Hisı. I. 274. u. 388., 1. 287. u. 331. eine Uebersicht der spaltzüngigen Saurer mit 393 kurzen Bezeichnungen neuer Gattungen und Arten. Ich werde gelegentlich auf beide Arbeiten zurückkommen. Ein von Mar- tin Proc. Z. $. p. 69. Ann. of Nat. Hist. III. S. 68. neu auf- estellter Varan (Faranus Cumingü) von Mindanao scheint von ers Monitor marmoratus, den Meyen auf Manila fand und ich in dessen Beiträgen beschrieb, nicht verschieden. Martin sprach über 3 Chamäleonten von Fernando Po, Ch. tricornis s. Ch. Owenii Gray, Ch. cristatus Stwuich- bury und eine neue Art Ch. Bibroni. Marti. Proc. Z. S. p: 63. Das Exemplar des Ch. eristatus von Fernando Po zeigte sich von dem von Stutchbury beschriebenen, welches vom Gaboon Fl. stammt, in einzelnen Stücken verschieden; Verf. meint, dals diese Verschiedenheit mehr auf Rechnung des Al- ters oder Geschlechts zu stellen sei. R. Owen (Philos. Magaz. 1838. Jul.) glaubt in der Verschiebung der Schwanzwirbel, welche man stets bei den Ichthyosauren-Resten antrifft, aufdas Vorhandensein einer grofsen vom Hautsysteme gebildeten Ruderflosse schliefsen zu können, welche, sei es durch ihr eigenes Gewicht, oder weil sie eine breite Fläche den Wellen darbot, bei Zersetzung der Liga- mente jene Verschiebung bewirkte. Er vermuthet auch, dafs die Flosse nicht horizontal, sondern eher vertikal gewesen, denn die Schwanzwirbel der Ichthyo- sauren zeigten keine Spur von abgeplatteter Form und bei ihrem kurzen steifen Halse sei ihnen zur schnellen Seitenbewe- gung des Kopfes ein verlikaler Schwanz durchaus erforderlich gewesen. (Die piscivoren Delphine führen indessen auch die geschicktesten und schnellsten Bewegungen aus. Ref.) Beschreibung des Plesiosaurus macrocephalus Conyb. von demselben Verf. Ann. of Nat. Hist. I. S. 64. Von S. Müller erhielten wir interessante Mittheilungen über die indischen Krokodile und die Beschreibung einer neuen Art von Borneo Croc. Schlegelii, deren Schädel abgebildet ist. (Tijdschrift voor naturlijke geschied. V. S. 61. fg.) Die Art steht in vieler Hinsicht zwischen den eigentlichen Krokodilen und den Gavialen in der Mitte, ersetzt letztere auf den Sunda-Inseln. Die Malayen nennen sie sehr bezeichnend: Boeja sapiet, (Kneifzangen-Krokodil, wegen der langen schmalen Kiefer.) Der Hirntheil des Schädels ist weniger breit als der des Ganges-Gavials; aber länger, also mehr wie bei den eigentlichen Krokodilen, der Kiefertheil ist stärker, an seiner Basis vor den Augen nicht plötzlich verschmälert, wie beim Gavial, sondern vom Schädeltheile ab mehr geradlinig zulau- fend; die Stellung der 4 vorderen Zähne wie beim Gavial, alle anderen Zähne stehen nicht nur in einer perpendikulären Rich- tung hinter einander, sondern sind auch weniger gebogen und V. Jahrg. 2. Bd, 26 394 nicht so scharfspitzig, und dazu viel ungleicher; der neunte im Oberkiefer wie bei den Krokodilen der grölste. Die Nasenan- schwellung des alten Gavial fehlt. In der Oberkinnlade jeder- seits 20, ım Unterkiefer 19 Zähne. Auf dem Halse 2 Reihen Schilde, die vier vordersten die gröfsten. Auf dem Rücken bil- den sie 6 Längsreihen, die Schildchen jeder äufseren die klein- sten, schief, langstreckig; die anderen mehr vierseitig, die der beiden mittleren Reihen sogar breiter als lang. Alle Schilde der Oberseite haben starke Kiele. Die beiden Zackenkämme sei- nes Schwanzes stolsen etwa auf dessen Mitte zusammen. Im Nacken jederseits 6— 9 kleine stark erhabene Schuppen, in 2—3 Längsreihen. Charakteristisch sind die ziemlich grolßsen, lang- streckig vierseitigen Schilder an Kehle und Bauchseite, vor den Vorderbeinen bilden sie einen breiten Kragen. Die Farbe gelblich braun, zuweilen ins Olivenbraune fallend, oben mit vielen braunschwarzen Flecken, an dem Schwanze 7—8 dunkele Binden. — Häufig in dem Binnenlande von Borneo in ruhigen Gewässern, Gräben, selten in schnellflielsenden Strömen; nährt sich von Fischen, Monitoren, Wasservögeln, Affen u. s. w. Den Menschen ist er weniger gefährlich AR der Cr. biporcatus. Sein Nest mit 28 Eiern war ein etwas platter kegelförmiger Haufen Erde mit modernden Blättern und Holzstückchen, 10 Schritt vom Ufer, 2% Fuls hoch, unten ungefähr 4 Fuls breit. Eine Höhle von 12 Zoll Durchmesser enthielt die etwa 1 Fuls hoch mit grünem Moder überdeckten Eier, 4. Cheloniı. Lieut. T. Hutton gab eine Naturgeschichte der indischen Testudo geometrica, (Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal), welche sich in Indien in den Hügeln von Meywar und der Umgegend in hohen grasigen Janglas (janglas) findet. Bei Annäherung der kalten Jahreszeit suchen sie geschützte Plätze, drücken sich mit ihrer Schale in hohe Grasbüschel und verfallen in eine lethargische Unthätigkeit, bis zum Beginn der heifsen Jahreszeit um Mitte Aprils, in welcher sie sich während der Tageshitze verbergen nnd gegen Sonnenuntergang nach Nahrung ausgehen. Dann gehen sie auch gern in’s Wasser. In milden intern gehen sie auch in den Mittagsstunden ihrer Nahrung nach. Sie trinken Wasser in grofser Menge. In der Regenzeit sind sie am lebendigsten, dann ist auch ihre Begat- tungszeit, die vom Ende Juni bis Mitte Octobers dauert. Oft besteigen zwei bis drei Männchen hinter einander ein Weib- chen. Die Copula dauert 10—15 Minuten, wobei das Männ- chen ein Grunzen hören lälst. Schon gegen Mitte Novembers fangen die Weibchen an Löcher zum Eierlegen zu graben. Die Jungen der Emys serpentina, welche mit vollem Rechte wegen ihrer Beilsigkeit den Namen snapping-turtle führt, sah der Fürst v. Neuwied schon um sich beilsen als sie eben die 395 Eischale verlassen hatten. (Reise l.S.55.) Beschreibung einer Emys, E. elegans ib. S. 213. Derselbe erlauchte Reisende giebt S. 140. die Beschreibung des Trionyx ocellatus Say, den er mit Recht, weil der Name vergeben, in annulifer umtauft, und weist diese Art als ver- schieden von den beiden andern Arten Nordamerikas nach. XU. Aves. In der geographical and comparalive list of the birds of Europa and North America des Fürsten von Musignano, Ch..Lucian Bonaparte, erhielten wir eine vortreflliche Zu- sammenstellung der Faunen beider Continente. (London 1838.) In zwei gegenüberstehenden Columnen werden die sich pepenseitie ersetzenden Formen einander gegenübergestellt; die eiden Erdtheilen gemeinsamen Arten sind in beiden Golumnen aufgeführt. Wo ersetzende Formen auf dem anderen Conti- nente fehlen, ist dies durch eine Lücke auf dessen Columne bemerklich gemacht. Viele Vögel Nordamerikas welche man bisher für specie identisch mit den europ. hielt, finden wir als verschiedene Arten aufgeführt; wobei wir nur leider die Angabe der unterscheidenden Charaktere sehr ungern vermissen; so den Falco lagopus Wils. als Butüetes Sancti- Johannis, den Buteo vulgaris Nordamerica’s als B. Swainsonü, den Falco peregrinus Wils. als F. anatum Bon., den F. cyaneus als Sirigiceps uli- ginosus, Sirix Otus Wils. als Otus americanus, Sirix Teng- malmi Richards. als Nyctale Richardsoni, Sirix flammea als Strix pratincola Bon., Certhia familiaris Wils. als C. americana, Ardea nycticorax MWils. als Nycticorax americana, Scolopax Gallinago Wils. als Gallinago Wilsoni, Anas ferina Wils. als Airhya erytrocephala, Anas fuligula Wils. als Fuligula ru- füorques, A. clangula Wils. ala Clangula americana, die Sula Bassana Nordamerica’s als S. americana. — Haliäetos albicilla u. H. WW ashingtonii werden einander als Repräsentanten gegenüber- estellt, H. leucocephalus als beiden Faunen gemeinsam aufge- ührt; doch ist letzterer in Europa gewils nur ein sehr zufälli- ger Fremdling; dagegen scheint mir der F. W ashingtoni Aud. mit dem F. ossifragus Nilss. identisch, und würde dann der borealen Zone beider Continente gemeinsam sein. In Europa kommen nach dem Verf. 508., in Nordamerica 474 Arten vor; Europa besitzt 403 Arten, welche sich nicht in Nordamerica finden, und Nordamerica 374 Arten, die in Europa fehlen. Nach der Zusammenstellung beschränkt sich die wirkliche Identität 26 * 396 der Arten fast nur auf die Vögel des höheren Nordens beider Continente, sie ist daher am häufigsten bei den Wasservögeln. Bei den Tagraubvögeln nur Aquila chrysäetos, denn Falco is- landicus, den Verf, als beiden Faunen geminsam aufführt, ist nach Hancock vom grönländischen verschieden (s. unten); vonEulen: Strix funerea Lath., Strixnyctea L., Str, brachyotus, Str.nebulosaL. Die Differenz sprichtsich amstärksten aus bei den ei Sing- vögeln, indem nicht allein nur wenige und zwar körnerfressende Arten des höheren Nordens beiden Continenten gemein sind, wie Fringilla borealis Savi und F. linaria L., Plectrophanes calca- ratus und nivalis, Corythus enucleator und Loxia leucoptera Gm., sondern indem auch oft einander entsprechende Arten und selbst generische Gruppen gänzlich fehlen. Unter den Hühnern be- schränkt sich die Identität nur auf 3 Schneehühner: Lagopus albus, L. mutus und L. rupesiris, während Europa Lagopus scoticus und .L. brachydaciylus Temm., und Nordamerica die L. leucurus Sw. als eigenthümlich besitzt. Unter den Wad- vögeln sind beiden Continenten gemeinsam: Sirepsilas önterpres, Tringa maritima Br., Tr. Canutus L., T. rufescens Vieill., Pelidna subarguata Cuv., P. cinclus, P. Schinzii, P. pectoralis Bon., Calidris arenaria, Tringa macularia, Tr. Bartramia Wils., Phalaropus hyperboreus Lath. Von Audubon’s Ornithological Biography or an account of the Birds of the United States of America erschien der 4te Band. London et Edinb. in gr. 8. Audubon weicht hinsichtlich der Identität in einigen Punk- ten vom Prinzen v. Musignano ab; so. ist nach ihm die Sula bassana beiden Erdhälften eigen, ebenso Circus cyaneus und Hirundo riparia, über welche letztere der Prinz zweifelhaft bieb. Der II. Band von I. Gould’s Birds of Australia er- schien. London. 1838, fol. Er enthält Abbildungen von Chaetura macroptera Swains. (Hirundo caudacuta Lath.?), Dacelo cervina Gould., Pachyce- phala pectoralis Fig. Horsf. (Muscicapa pectoralis Lath.) (Verf. hält Pachycephala striata Fig. für das Männchen oder ein jun- ges Weibchen), Pita Figorsi (der P. brachyura ähnlich und von Vigors und Horsf. für dieselbe genommen); Amadina casta- notis Gould., Nestor hypopolius Gould. (Psittac. Nestor Lath.), Platycercus "aematogaster ,„ Myzomela nigra, Apieryx australis, Aegialitis Monachus Gould. (Charadrius Monachus Geoffr. Wagl.) Kurze Beschreibungen vieler neuer Vögelarten gab Swain- son im Anhange zu seinen Animals of Menageries. Lon- don 8. I. Gould’s Icones avium or figures and descriptions of new and interesting birds from various parts of the Globe. Part. 1. London 1837. fol. enthält: 397 ‚Eurylaemus Dalhusiae, Todus multicolor, Janthocincla phoe- nicea Indien; Calliope pectoralis, Micrura squamata beide vom Himalaya; Paradoxornis flavivostris; Pteroglossus Gouldii Nat- terer Brasilien; Numida vuliurina Hardw. Westafrica, Orthyx plumifera, Cursorius rufus. Der zweite Theil erschien 1838 und ist ausschliefslich der Tagschläferfamilie gewidmet; ich kenne ihn, wie den ersten noch nicht aus eigener Ansicht. Für die Europäische Fauna sind hier noch folgende Ab- handlungen anzuführen, welche die Fauna einzelner Gegenden zum Gegenstande haben. Nowicki zur Fauna Preufsens. Pr. Provinz. Bl. Bd. 20. S. 273. — W. Thompson über die Vögel Irlands. Ueber dieRaub- vögel Magaz. of Zool. and Botan Il. p. 42. u. 170. Ueber die Singvögel Annals of nat. Hist. I. S. 13,156, 181 und II. 5.427. P. I. Selby über die Fauna von Twizel Mag. Zool. and Bo- tan. II. p. 397.— T. C. Eyton über die Fauna von Shropshire und North Wales Ann. of Nat. Hist. I. S. 293. u. II. S.52. — W. €. Hewitson ornithologische Bemerkungen über Norwe- gen. Mag. of Zool. and Bot. Il. S. 309. Der 9te Band von Naumann’s vortrefllicher Naturge- schichte der Vögel Deutschlands wurde beendigt. Er enthält den Schluls der Wadyögel (Ardea, Ciconia, Platalea, Grus, Phoenicopterus, Glareola, Rallus, Crex, Galli- nula) und den Anfang der Schwimmvögel (Fulica, Colymbus.) Der Pfarrer Büttner bemerkt, dafs in Kurland die An- kunft der Zugvögel sich mehr nach dem Kalender, als nach der herrschenden Witterung richte. Corvus frugilegus erscheint am 3. März, die Nachtigall am 4 Mai. Obwohl die Erde mit hohem Schnee bedeckt, die Flüsse mit fester Eisrinde überzogen waren, Are dennoch Staare, Tauben, Lerchen den 12. März an, die Bachstelzen den 30. März, die Störche den 2. April. Am 12. April lag noch 2 Fufs hoch Schnee und die Zugvögel waren wieder völlig verschwunden. (Isis 1838.) Von langer Ledensdauer bei Vögeln erzählt Weifsen- born (Loud. Mag. N. S. II. S. 110.) zwei Beispiele. Ein grauer ni wurde von zwei Besitzern 73 Jahre hindurch gehalten; befand sich aber in vollständigem Marasmus. Gesichtssinn und Gedächtnils haiten ihn verlassen, letzteres fing schon im 60sten Jahre an schwach zu werden; er lernte nichts Neues und vermengte die geiernten Phrasen oft in lächerlicher Weise. Bis zum 60sten Jahre mauserte er regelmälsig einmal jährlich; die rothen Federn in seinem Schwanze wuraen zuletzt mit gelben vertauscht. — Eine es wurde von verschiede- nen Besitzern über 30 Jahre bis zu ıhrem Tode in einem Käfig gehalten. Noch in den späteren Lebensjahren sang sie. 398 - IN a t art iorVe's: "A Monograph on the Anatidae or Duck Tribe by T. C. Eyton Esq. London 1838. 4to., mir noch nicht aus eigener Ansicht bekannt. Das Skelett und die Luftröhre einer Art aus jeder der Zünfte und Genera sind abgebildet, von jedem Genus ist Schnabel und Fuls der typischen Art in Holzschnitt dargestellt. Der specielle Theil beschreibt 125 Arten, von denen 6 von Gould schön abgebildet sind. F. Naumann beschrieb in diesem Archiv Bd. I. S. 361. einen zweiten deutschen Singschwan, den er für CGygnus islandicus Brehm. erkannte; aber zweifelhaft blieb, ob er auch mit ©. Bewickii Yarr. identisch sei. Ref. suchte in einem Zusatze diese Zweifel zu entkräften, und sandte um in der Sache ganz auf’s Reine zu kommen, einen Abdruck der Abhandlung an Hrn. Yarrell. Dieser. antwortete: Mr. Brehms islandicus is the same as my CO. Bewickii. Your fisures are correct re- presentations of Ihe head und breastbones of the C. ferus and ihe new C. Bewickii.“ Auch Baillon (ZInsil. p. 420.) fand bei drei Exemplaren des C. Bewickü Yarr. die Aushöhlung des Brustbeins dl den Verlauf der Luftröhre nicht so, wie sie Yarrell beschreibt, dagegen traf er unter 50 Individuen des C. musicus (Anas cygnus L.) bei zwei, und zwar weiblichen Individuen die Höhle des Brustbeins ganz so, wie sie Y. von GC. Bewickii angiebt; bei einigen andern war die Beschaffenheit des Brustbeins wenigstens ähnlich. Bei jenen beiden Exempla- ren blieb aber das Ende der Höhle leer, indem die Luftröhre nicht ganz hinabreichte, auch behielt die Luftröhre wie bei den vom. Verf. untersuchten Ex. des ©. Bewickii in ihrem Verlaufe durchaus eine vertikale Richtung bei. Verf. vermuthet nun, dals die von Yarrell beschriebene Verlängerung und Richtung der Luftröhre bei C. Bewickii nur zur Begattungszeit Statt habe, so wie bei Platalea alsdann die Luftröhre eine merkliche Krüm- mung zeige, ja er geht so weit anzunehmen, dafs sie dann die beiden Patien des Brustbeins von einander dränge (!!) Aus Yarrell’s, von mir a. a. O. S. 367. mitgetheilten Beobachtungen, ergiebt sich, dafs die Veränderung in der Höhle des Brustbeins und in der Länge und Beugung der Luftröhre vom Alter ab- hängig ist, und dies ist glaublicher, wenn auch individuelle Verschiedenheit dabei hinzutreten mag. Als unterscheidender Charakter des ©. Bewickii verliert die Höhlung des Brustbeins nach Baillon’s Beobachtungen allerdings jede Bedeutung, da- gegen will B. in den Bronchien, welche zweimal kürzer als bei C. musicus und von anderer Gestalt sein sollen, eine anatomi- sche Verschiedenheit beider gefunden haben, Er hält übrigens den C. Bewickii auch für eine gut unterschiedene Art und glaubt, dals sie mehr amerikanisch als europäisch sei, dagegen führt sie Ch.Bonapartein der oben erwähnten Liste nicht in der Columne der amerikanischen Vögel auf, sondern nur unter 399 den europäischen und stellt ihr als Repräsentanten den €. Buc- cinator Richards. gegenüber, während er dem Cygnus musi- cus den C. americanus Sharpless auf der nordamerikanischen Seite entgegensetzt. Blainville hat bei Mittheilung der Baillon’schen Notiz ein Verzeichnils der Cygnus-Arten gegeben, in welchem er bemerkt, dals Gaimard ein Ex. des ©. musicus von Island mitgebracht habe. Dies mufs Ref. vorläufig den kritischen Bemerkungen entgegenstellen, welche Prof. Reinhardt egen Naumann’s Unterschiede in Kröyer’s Naturhist. Tidskrift. d. 2. Hft. 5. 1839. S. 527. mitgetheilt hat, denn es wird da- durch zweifelhaft, ob die dem Königl. Museum in Kopenhagen eingesandten Singschwan-Skelette sämmtlich dem C. Bewickii Yarr. oder €. islandicus Br. angehören. Ferner sagt Blainville, dals die englischen Vogelhändler den Oygnus immutabilis Yarr. (s. Jahrg. IV. I. S.371.) polar swan nennen, also nicht Bep swan, wie Hr. Y. angab und daraus folgerte, dals diese Art der Ostsee angehöre. Ch. Bonaparte giebt von dieser Art das nördliche Europa als Vaterland an, freilich sehr unbestimmt. Thalassidroma (Procellaria) Wilsoni wurde bei Pol- erro in Coruwall auf einem Felde todt gefunden; Jon. Couch at eine Vergleichung dieser amerikanischen Art mit T'. pelagica egeben. Ann. of Nat. Hist. II. 372. Derselbe hat eine neue Käse (Larus Jacksoni) unterschieden (Fauna of Cornwall y.$8. Ann. of N. H. 11. 381.) Sie hat das Gefieder der Herings- Möve doch mehr glänzend, ist etwa 4 Zoll länger und über- trifft jene in Flügelweite um 9Zoll. Der Schnabel ist gedrun- gen und viel blasser; die Beine livid Nleischfarbig. 2. Grallae. Hornschuch und Schilling entwickelten die Verschie- denheit von Limosa Meyeri und L. rufa Brifs. und be- schreiben die verschiedenen Kleider der ersteren. Dies Archiv IV. 1. S. 167. WW, Thompson giebt einen umständlichen Bericht über das Brüten der Scolopax rusticula L. in Irland. Ann. of Nat. Hist. I. S. 337. — Hodgson hat in dem Journ. of the Asiat, Soc. of Bengal V1. I. S. 489. die schon früher in diesem Ar- ehiv (III. 2. S. 218.) erwähnten Schnepfen Nepals genauer be- schrieben. Nur nennt er dort die erh heterura: @. biclavus und die andere Art mit 14—16 ‚gleichgeformten Schwanzfedern G. uniclavus. Letztere ist wohl nur unsere Sc. gallinago. Die Waldschnepfe Nepals hat das Ansehen der ‚europäischen, soll aber kleiner sein, was indel[s aus den Maalsen nicht hervorgeht. Dr. John Hancock (Loud. Magaz. II. 490.) gab Nach- richten über Psophia crepitans. Sie macht ihr Nest in dem Dickicht der Wälder, legt zwei hellaschfarbige Eier, kleiner als die des Huhns; (nach Ändern 400 bekanntlich 140—16) beide Eltern beaufsichtigen die ausge- schlüpften Jungen, und das Männchen schützt das brütende Weibchen. Nur das Männchen läfst den bekannten Bauchred- ner-Ton hören, nur bei ihm hat die Luftröhre die eigenthüm- liche Struktur, dafs sie unter der Haut am Unterleibe Eis einen Zoll weit vom After hinabsteigt, darauf eine Duplicatur. macht und so in die Brusthöhle gelangt. In dieser Einrichtung will Verf. die Ursache jenes seltsamen Tones finden. 3. Cursores. Laufvögel. Auch das Jahr 1838 hat unsere Kenntnifs‘ von..Aptery& vervollständigt. “ Gould, der eine schöne Abbildung in seinen Birds of Australia giebt, stellt die Gattung zu den Straufsvögeln und vergleicht sie besonders mit Rhea. Wie bei dieser fehlt die accessorische Plumula den Federn, während sonst die Struktur der Federn mehr mit denen des Kasuars übereinstimmt. Nach Aussage eines Neuseeländers soll es dort noch eine zweite Art mit kür- zerem und dickerem Schnabel geben. — Von besonderer Wich- tigkeit sind ferner Owen’s anatom. Untersuchungen, welche bereits in diesem Archiv V. Bd. 1. mitgetheilt wurden. 4 Rasores s Gallinacei. Hühner. Eine merkwürdige Fasanenform aus Tibet beschrieb B. H. Hodgson (Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal VI. 2. S. 863., abgebildet Taf. 46. im Umrisse.) : Verf. ist unschlüssig, ob er sie mit Phasianus vereinigen oder eine eigene Gattung, Crossoptilon, daraus bilden soll, weil er nur den Balg hi Vogels sah, und über die Stellung der Schwanzfedern in Ungewilsheit blieb. Der stufige Schwanz besteht aus 48 sehr breiten Federn, erschien am Balge breit convex, ohne Spur der Compression und Krümmung, welche er bei den‘ Hühnern hat. Die mittleren Schwänzfedern ‚sind nicht übermälsig verlängert. Der Schnabel kürzer als der-Kopf, sehr stark, an de Basis nackt, dem des Lophophorus. ähnlich, die Ränder des Oberschnabeis scharf und gezähnelt. (Ber Ab- bildung nach gegen den Mundwinkel zu serrato-dentata).. Kopf und Hals befiedert. Wangen von der Nase zum Hinterhaupt nackt, roth, warzig. ‘Die Federn des Scheitels kurz, sammet- artig, dicht, aufrecht, mit ihren zerrissenen rechtwinkligen (square) Spitzen etwas gegen die Stirn gekrümmt. : Flügel wie ewöhnlich.. Tarsen nackt, vorn und hinten: geschildet, mit porn. Seitenzehen gleich lang, Mittelzehe lang, Hinterzehe wie gewöhnlich. (Die Abbildung zeigt keine Bindehäute zwi- schen den Zehen; die Beschreibung sagt darüber nichts.) Das Gefieder sehr locker, glanzlos, ganz zerschlissen, so dafs es an 401 das der Struthioniden erinnert. Farbe der Art, Cr. vhibetanum, bläulich weilsgrau; blasser, gelblich an der Unterseite; Scheitel schwarz, sammetartig; Flügel- und Schwanzfedern schwarz, mehr oder minder blauschimmernd, Fülse, Wangen blauroth, Schnabel ochergelb, Iris braun. Länge an 40 Zoll, wovon der Schwanz 49—20 Zoll milst. Von I. Geoffroy St. Hilaire eine neue Hühnergattung, Mesites, von Madagaskar. Sie erinnert durch ihren Flügelbau an Penelope, . durch Schnabel und Nasenlöcher an Heliornis, durch die Fulsbildun an die Tauben, besonders die Hühnertauben. Verf. glaubt, ER sie eine neue, neben die Tauben zu stellende Familie bilden müsse. Schnabel, fast von Länge des Kopfs, fast gerade, zu- sammengedrückt, Oberkiefer ohne hakige Spitze oder Aus- schnitt mit stumpfem Ende, "Wachshaut reicht bis zur Hälfte der Schnabellänge, unter ihrem vorderen Ende, nahe und pa- rallel den Tomien die linearen Nasenlöcher; Unterkiefer macht an der Vereinigung seiner Aeste einen Winkel. Beine befie- dert, eine kurze Strecke über dem Hackengelenk nackt und schuppig; Tarsen mittelmälsig, geschildet; File 4zehig, Zehen ohne Bindehaut, nur nahe an Ban Ursprunge eingelalst (bordes). Mittelzehe die längste, Innenzehe etwas länger. äls die äulsere, diese mit,der mittleren, aber, nur, in ‚sehr, geringer Länge ver- bunden (uni); ‚Hinterzehe fast so lang wie die Innenzehe; Nä- gel klein, zusammengedrückt,; sehr wenig gekrümmt. Schwanz aus 42 langen sehr breiten Federn, von denen ‚die äulseren etwas kürzer sind; lange Schwanzdeckfedern; Flügel kurz, kaum über die Schwanzwurzel hinausreichend, sehr stunpf, 5te und 6te Schwinge ‚die ‚längsten. Gefieder weich, locker. M.va- riegata.; Auf’ der Oberseite rostfarbig wie dürres Laub; Bauch rostroih ‚mit schwarzen _Strichen,. Brust hellgelb mit schwarzen elliptischen queergestellten Flecken; Gurgel weils. Seitlich an Kopf und Hals über dem Auge we ein hellgelber Streif, tiefer eine nackte Stelle vor und binter dem Auge, darunter eine un- Bengalige gelbe Binde, durch einen schwarzen Fleck von gr Gurgel getrennt. Grölse 0%,297. (Ann. d. Sc. nat. IX. - 188. 18. Die Sn Fr. Naumann als in der Türkei vorkommend er- wähnte Golumba risoria. (s. Arch. III. 4. S. 106.) findet sich nach v. Noordmann auch im südlichen Rulsland.: ‚Bull.scientif. d.. St. Petersb. III. 327. o- E77 5. Insessores. Hocker. Aus einer Reihe von Aufsätzen von, Edw. Blyth über die Systematik der Insessoren (Loud. Mag, N. S. I. S. 257. 314. 351. 420. 589.) ersieht man mit Vergnügen, dafs eine ‚natürliche‘ Systematik ‚dieser Vögel, wie sie, haupt- 402 sächlich durch Nitzsch anatomische Forschungen hervorgeru- fen, bei uns festeren Fufs zu fassen scheint, nun auch in England auftaucht. Schwerlich wird sie aber den dort belieb- ten quinären Schematen so leicht den Hals brechen. Verf. welcher wirklich die Vorarbeiten von Nitzsch inicht ekannt zu haben scheint, ist theils durch Benutzung des Wer- es von L’Herminier über das Brustbein der Vögel, theils durch eihene anatomische Untersuchungen fast zu denselben Resultaten gelangt, wie lange zuvor bei uns Nitzsch.— Dieselben Vögel trennt er wie dieser als des Singmuskelapparats beraubt von den Sängern ab, und nennt sie Insessores heterogenei oder Strepitores, die er denn wieder in viele Familien zertheilt und diese in 3 Unter- abtheil. Syndactyli, Zygodactyli und Heterodactyli zusammenfasst. Zu den ersteren zieht er die Buceriden, Epopiden, Meropiden, Haleyoniden, Todiden, Galbuliden, Prioniten; zu den Zygo- dactylen die Rhamphastiden, Musophagen mit Einschluls von Colius, die Bucconiden, Piciden, Tamatiaden, Cuculiden; zu den Heterodactylen die Trogoniden, welche aber wohl trotz ihrer abweichenden Fufsbildung, auf die man erst jetzt (!) in England aufmerksam geworden, zu der vorigen Abtheilung ge- hören, die Caprimulgiden, Cypseliden, Trochiliden." ‘Verf. fand sehr entwickelte Blinddärme bei Todus, Galbula, Trogon, Scy- ihrops; gar keine bei Picumnus und Trochilu. Menura un sogar Megapodius, welchen letzteren Nitzsch bei der Hühnern läfst, werden vom Verf. als drosselähnliche Singvögel angesehen. Pipra, Rupicola, Calyptomene, Eurylaimus reiht auch er unter die ächten Sänger. Die Synopsis avium ab Alcide d’ Orbigny in 'itinere per Americam merid. colleciarum von A. de Lafresnaye in Guerin’s Magas. de Zool. für 1838. behandelt die Sturniden, Corviden, Certhiaden, nebst Xenops, Anabates, Anumbius, Uppucerthia, die Nectarinien, Trochiliden und Syndactylen. a. Canori. Eigentliche Singyögel' oder Sperlings- vögel. (Passereaux) The natural arrangement and relations of the family of Flycatchers or Muscicapidae by Will. Swainson. Kdinburgh 4838. 8. bildet den 10. Band der Ornithology in. Jardine's 1 Naturalists Library. Immer wird als Typus der zahlreichen Genera nur eine Art beschrieben und abgebildet; mithin hat das Buch nur insofern Nutzen, als man durch dasselbe des Verf. zahlreiche generische Trennungen am leichtesten kennen ler- nen kann. u Für den Winterschlaf der Schwalben haben sich in Frankreich wiederum einige Stimmen erhoben. (Instit. p.157. 4165. u. 310.) In der Mitte des Winters 1837., schreibt Hr. Dutrochet der Akademie als Augenzeuge, wurden 2 Schwalben im Winter- 403 schlafe in einer Mauervertiefung im Innern eines Gebäudes ge- funden; unter den Händen derer, welche sie fanden, lebten sie bald auf und flogen davon. Der berühmte Larrey fügt (p.165.) hinzu, dals er gegen Ende des Winters 1797. aus Italien heim- kehrend, im T ä Maurienne in einer tiefen Höhle eines ZAi- rondelliere benannten Berges eine grolse Mauss Schwalben, wie ein Bienenschwarm aufgehängt, gefunden habe. Der Berg, in welchem jene Höble ist, hat seinen Namen daher, weil er bei Anfang der Winter mit Schwalben bedeckt ist. — Povley will in Deutschland drei Schwalben in einer Eis- masse eingeschlossen gefunden haben (!?); zwei starben als man sie daraus zu befreien versuchte, eine kam ins Leben und ‚lebte einige Stunden. Viele neue Genera wurden aufgestellt: Zwei aus Madagaskar von Isid. Geoffroy St. Hilaire: Philepitta und Oriolia. Die vorläufigen Beschreibungen in den Ann. d. Sc. nat. 9. S. 187. und 188., und Inst. p. 128. lassen die Unterschiede und Beziehungen nicht gehörig her- vortreten. — Mehrere Genera indischer Vögel von Hodgson im Journ. of the Asiatic. Soc. of Bengal. so Paludicola ib. Vol. VL P. I. p. 103., Yuhina ib S. 230., Tesia ib. S. 101., Larvivora, über welche ich gelegentlich ausführlichere Mit- theilungen machen werde. — Sykes bildet aus Alauda Calan- dra ein besonderes Genus: Londra Proc. Z. S. p. 114. Zwei Genera der Coerebiden (Nectarinien) von de Lafresnayes Sy- nopsis Jvium etc. in Guerin’s Magas. d. Zool. 1838. Cl. 11. Serrirostrum: Coerebae affıne, maxilla valde sinuosa, basi parum depressa, postice ascendente, apiceque tandem uncinato- curvala, conicis, ante uncum duobus aut tribus dentibus obliquis, mandibula per totam longitudinem sursum curvata maxilla bre- viore, ut in Genere Xenopis Ill, mit 2 Arten $. carbonarium und siztoides aus Bolivia und Conirosirum Lafresn. rostro rectissimo, conico, compresso; pedibus, alis, moribusque melli- voris illis (Coerebae et Serrirostro?) affıne, generisque Dacnis aeque vicinum. C. cinereum in Bolivia und Peru. Bemerkungen über einzelne Arten: Fürst Max z. Wied (Reise I. S. 440.) hält wie der Prinz v. Musignano die amerikanische Krähe (Corvus corone Hils. C. americanus Aud.) für specifisch verschieden von der europäi- schen. Die Grölse beider sei ziemlich gleich, auch alle übrigen Verhältnilse übereinstimmend, selbst die Zahl der Schilder auf Tarsen und Zehen; nur scheine der Schnabel der amerikanischen kürzer und schlanker; auch fehlen ihr die zugespitzten Federn an der Vorderseite des Halses, statt deren sie fein zerschlis- sene gleich denen des Rückens hat. Auch die Stimme ist ab- weichend. De la Fresnayes vindicirt sich gegen Swainson die Priorität seiner Entdeckung v. 4833., dals Ampelis carnifex eine Pipra sei. In Deutschland wissen wir dies aber durch Wagler seit 1830. (Isis 1830. S. 938.) 404 Sitta syriaca Ehrb. kommt nach dem Pr. v. Musignano auch in Dalmatien vor, ist $. Neumayeri Michah. Sie ist Faun. ital. 22. neben $. europaea abgebildet. v. Nordmann erweiterte unsere Kenntnils von der Ro- senamsel, durch eine vortreffliche Schilderung der Anatomie und Lebensverhältnilse dieses Vogels. Bulleı. scientif. de Petersb. V. p. 1. fg. s. Jahrg. VI. Bd. 1. dieses Archivs. Von Eydoux und Gervais erhielten wir anatomische Be- merkungen über Phytotoma in Guer. Magas. d. Zool. II. pl. 56. Sie hat das Brustbein der Finken; trotz ihrer rein vegetabili- schen Nahrung einen kurzen weiten Darm, von gleichem Durch- messer, so dals Dünn- und Dickdarm nicht zu unterscheiden sind, zwei kleine Coeca nicht fern von der Kloake, einen star- ken Muskelmagen, einen wenig abgesetzten Vormagen, keinen Kropf, eine harte, wenig ern Zunge. Neue Arten: Zu den 6 von de la Fresnayes in Guer. Magas.de Zool. (4837.) aufgeführten dickschnäbligen Tangara-Arten (Rhampho- celus) fügte Ch. Bonaparte eine neue Art Ah. icieronotus hinzu: Nigerrimus, dorso postico uropygioque flavissimis. Ame- rie. merid. — Eine achte Art, RA. Luciani, hat dann La Fresnayes selbst (Guer. Rev. Zool. p. 54.) aufgestellt. Aehn- - lich dem R. dimidiatus, auf dem Kopfe bis zum Nacken dunkelpurpur-granatfarbig; Körper schön sammeischwarz, Bürzel, Schwanzdeckfedern, Vorderhals und Brust schön scharlachroth ; Seiten und Bauch etwas mehr ziegelroth; auf der Mitte des Bauchs ein schwarzer Längsstreif. Orpheus longirostris de la Fresn. dem nordamerikani- schen ©. rufus ähnlich, unterscheidet sich durch einen merk- lich längeren Schnabel, eine mattbraune Oberseite, schmälere Queerbinden auf dem Flügel und kleinere Terminalflecken. — bewohnt Mexico und Californien. (Aevue Zool. p. 55.) v. Gould Piilotis ornata (Swan-River) und flavigula (Vandimensland und Neu Süd-Wales). Proc. Z. $. p. 24. Von La Fresnayes in der Synopsis Avium ete. in Guer. Mag. 1838. Cassicus atrovirens Lafr. Bolivia; C. yara- cares eben daher; C. chrysonotus eben daher; Icterus mazxillaris von den westl. Anden; J. brevirostris Corrien- tes; Garrulus viridi-cyaneus. Dendrocoloptes atriros- tris Bolivia; Anabates squamiger, gutituratus, ruficaudatus, certhioides, guituralis,unirufus. Anumbius striaticoläis, striaticeps; Uppucerthia dumetorum Jsid. Geoffr., U. andicola, U. rupestris (Opetiorhynchus rupestris v. Kitll.), U. montana (Op. ruficaudus Meyen), U. vulgaris, U. nigro-fumosa. Neue Vögel von Car- thagena und Mexiko von Lafresnayes und d’Orbigny: Guerin Rev. Zool. p. 164. Embernagra albinucha, Pipra pareolides, Sy- nallaxis Candei. — Pitylus atropurpuratus und atroolivaceus d, la Fresn. beide aus Mexico. ib. p. 224. Uebersicht der Arten der Gattung T'schitraea Less. (Muscicapa aut.) von Lesson in Guer. Rev. Zoolog. Nov. p. 276. 405 die Arten: Muscicapa paradisi L.; M. Castanea Kuhl. etc. be- greifend. b. Syndactyli. Drei ächte Todus- Arten unterscheidet Lesson. Ann. des Sc. natur. IX. p. 116. T. viridis Brown. Jam. mit gezähnelten Schnabelrändern; auf Martinique, Jamaika, St. Domingo, — T. mexicanus Less. auf dem Festlande, in Mexiko besonders zu Tampico und T. portoricensis Less. von Portoriko, beide ohne Zähnelun der Tomien, so dals dieser Charakter, welchen Delafresnayes un ‘früher auch Referent als generischen für T’odus angab, nun zum specifischen wird. Merops aegyptius kommt nach Ch. Bonaparte zuweilen auch in Italien vor (bei Genua) und M. apiaster zeigte sich im südwestlichen Schottland. (Loud. Mag. Il. p. 18.) Dacelo rufulus de la Fresn., von Madagaskar, in Guer. Rev. Zool. p. 224. — Brachypteracias squamigera id. ib. c. Zygodactyli s. Seansores. Hodgson beschrieb mehrere Spechte Nepals. Journ. of ihe Asiat. Soc. of Bengal Vof. VI. P. I. p. 104. und stellte p. 407. eine neue Gattung. Fivia auf, welche aber von Picumnus nicht verschieden ist. Die Art Y. nipalensis steht dem P. inno- minatus Burton. Arch. II. S. 270. mindestens sehr nahe. Von Bourgot St. Hilaire Collection des Perroqueis er- schienen Livr. XIIT—XXIV. d. Suspensi Ill. Trochilidae rec. Mehrere neue Kolibri-Arten von d’Orbigny Magas. de Zool. Cl. II. p. 26. und Lesson Gu£r. Rev. Zool. p. 314. d. Hiantes. Vom Guacharo, den Hautessier auf Trinidad fand, sind nun auch Eier und Nest nach Europa gekommen und wurden der franz. Akademie v. Bory St. Vincent vorgezeigt. (l’ In- stit. p. 326.) Zu Trinidad bewohnt er die Höhlen des die Nordküste be- änzenden Gebirgszuges, welcher eine Fortsetzung der Ge- irge von Cumana ist, wo Hr. v. Humboldt den Guacharo ent- deckte. Die Höhlen der steilen Berge liegen aber hier unmit- telbar am Meere, und man kann nur während der stillen Tage des Aprils und Mais ohne Gefahr herankommen. Die Alten sind auffallend eye Vergleich zu den feisten Jungen im Dunenkleide. Den Angstruf der Alten, z.B. wenn man sie dem diretenLichte aussetzt, vergleicht H., dem Schreien eines ergriffenen Huhns. In Ruheund Dunkelheit gelassen, verhielten siesich ganzstill; belästigte 106 & sie aber das anbrechende Tageslicht, so lielsen sie häufig ihr eroc, croc, croc hören. Ihre Nahrung suchen sie nach Sonnen- untergang, oft selir fern; sie besteht im Samen des Mataca Grisgris und der Balatas; nach H. wird nur das Pericarpium derselben beim Durchgange durch den Darmkanal verdauet, die Körner selbst liegen in unglaublicher Menge in und unter den Löchern, wo sie nisten. Sie brüten zweimal (?) im März und April, legen jedesmal 2—3 Eier, grols wie Taubeneier, weils, gelblich ges renkelt. Das Nest ist von seltsamer Textur, bildet einen halbelliptischen Karniels (corniche) oder Kuchen, ähnlich einem wenig ausgehölten Weihkessel oder einigen Formen des grolsen Pilzes, aus welchen man Feuerschwamm macht. Da- mit die Brut nicht herausfalle, bedeckt es ein Randwulst von Dunen. Offenbar ist es ein Product des Kauens und der Ver- dauung der Vögel, welches sie durch den Schnabel von sich geben und mit den Fülsen kneten. 6 Raptatores. Raubvögel. a. Nachtraubvögel. Nach Portlock ahmt Otus brachyotus im nördlichen Irland die Sitten der Sir cunicularia nach. An der Landspitze von Magilligan, an der Mündung von Lough-Foyle in’s Meer, finden sich zahlreiche Sandhügel, ın welchen Kaninchen bauen. Dort erscheint die Sumpfohreule regelmälsig im Herbste, man sieht sie dann am Eingange der Baue, in deren Tiefe sie sich, wenn sie beunruhigt werden, zurückzieben. (Insiit. p. 359.) b. Tagraubvögel. John Hancock hat die specifische Verschiedenheit des isländischen Jagdfalken vom grönländischen nachgewiesen, (Ann. of Nat. Hist. 11. 241.) was vor ihm Brehm und Be- nicke bereits versuchten. Beide Arten haben in der Jugend ein graues Kleid und blaue Fülse, beim isländischen werden letztere später hochgelb, während der Grundton des Gefieders grau bleibt, beim grön- ländischen, der weils wird, bevor die Fülse gelb werden, er- halten diese nie die glänzende Farbe des vorigen, sondern be- halten ein blasses livides Gelb. Die oberen Deckfedern sind beim grönländischen weils, mit pfeilförmigen dunkeln Flecken, beim isländischen grau mit hellen Flecken und Bändern. F. islandicus: altes Männchen 4F. 9“, Flügellänge 3F. 10%; altes Weibchen 1F. 11“, Flügelbreite 4F. 2 — F. grön- Zandicus: altes Männchen 4 F. 9“; altes Weibchen 1F. 11%, Flügelbreite 3F. 10“. Die Flügel bei F. islandicus etwas länger, reichen bis etwa 15“ vom Schwanzende, bei F. grön- landicus bis etwa 2“ von dessen Ende. Beim jungen grön- Tandicus bilden die hellen Binden beider Fahnen auf den beiden 407 mitleren Schwanzfedern am Schafte zusammenstolsend vollständige Queerbinden; beim jungen islandicus stolsen sie nicht zusam- men, sondern alterniren. Der grönländische Falk kommt Win- ters auch nach Island; ein dort geschossenes weilses Exemplar stimmte mit den grönländischen vollständig überein; im Früh- ling sollen die Wallfischfänger bei Grönland nur weilse Falken sehen, gegen das Ende des Jahres graue, nämlich junge Vögel, die dann vor ihrer Ankunft im arten Frühlinge bereits das weilse Kleid erhalten haben. Ueber die Sitten des Falco cinerascens schrieb: Barbier Montault in Gu£rin’s Rev. Zool. p. 121. Nach Townsend stürzte sich ein altes Weibchen von Haliaetos (Falco) albicilla bei Ipswich in die See hinab und kam nicht wieder hervor. Schiffer zogen den Vogel ohne Schwierigkeit heraus, der aber nach wenigen Minuten starb. Man vermuthete, dals er nach einem Fische gestolsen habe, und aulser Stande gewesen sei, empor zu kommen, wahrscheinlich in Folge von Apoplexie oder Asphyxie; denn dals in solchen Fällen ein grolser Fisch den Seeadler hinabziehe, ist mir un- wahrcheinlich. (Loud. Mag. N. 8. II. 292.) F. leucocephalus nistet nach Richard Langtry so früh im Jahre, dals dieser schon Mitte Januars ein Nest dessel- ben am Fish River (Mobile Bay), in einer gigantischen Fichte sah. Am 6. Februar fand sich bereits ein mit Dunen und ein- zelnen Federn bedecktes Junge. Das Nest war fach aus Rei- sig, enthielt Fisch-Köpfe und Gräten, und zwei Köpfe des grauen Pelikans, Lieutenant Hutton suchte zu beweisen, dafs der indi- sche Bartgeier vom europäischen specifisch verschieden sei. (Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. VI. p. 1.) Seine Beschreibung beweist indessen das Gegentheil, näm- lich die bereits von Jameson und Hodgson ausgesprochene Iden- tität. Der schwarze Ringkragen, welcher beim indischen den Unterhals gegen die Brust abgränzen soll, findet sich auch beim europäischen durch Flecke angedeutet, mag aber bei jenem mehr ausgeprägt sein. Auch alle übrigen vom Verf. angegebenen Unterschiede, besitzt auch der unsrige; dagegen ist der afrika- sche Bartgeier, dessen specifische Verschiedenheit zuerst Brehm an den Exemplaren des hiesigen Museums entdeckte, wo sie denn traditionell bewahrt wurde (suum cuique!), eine sehr gut unterschiedene Art. Lieutenant Hutton beschreibt ferner im Journ. of the Asiatic. Soc. of Bengal. VI. P.]. S. 112. Nest und Nest- kleid des Yultur bengalensis, sowie die bei dessen Entwickelung statt habenden Vorgänge. Der Kultur bengalensis fliegt, frilst und brütet gesellig. Verf. fand 4 Nester in einem grolsen Banyanenbaume, in jedem ein ganz weilses Ei. Zwei Bäume in der Nähe hatten 408 eder 3—4 Nester. Den F. pondicerianus sieht man gewöhn- lich nur einzeln oder paarweis. Beim Auffinden ihrer Beute werden die Geier nach H. sowohl durch das Gesicht, wie durch den Geruch geleitet; durch letzteren entdecken sie das bereits in Fäulnils gegangene Aas, durch ersteren die frisch gefallene Beute; wo beide ın Verbindung wirken, hält Verf. den Geruch für ein mehr sekundäres Hülfsmittel. Als er einen in Packlei- nen genähten Hund in einen Banyanen-Baum gehängt hatte, salsen am vierten Tage an 20 Geier auf dem Baume gerade über dem sehr stinkenden Aase, andere schwebten in weiten Kreisen über dem Baume., Im ähnlichen Sinne spricht sich auch der Fürst Max z. Wied (Reise 1. S. 200.) über Cathartes Aura Nordamerikas für den Gesichtsinn aus, stellt aber nicht in Abrede, dals in ge- ringerer Entfernung der Geruch scharf sein möge. Den Cathar- tes aura Nordamerikas, welcher östlich von den Alleghani nicht vorkommt (S. 159.) hält übrigens Se. Durchlaucht (S. 162.) von dem brasilianischen verschieden und schlägt für ersteren den Namen: C. sepientrionalis vor. Die Iris ist nicht, wie bei jenem schön hochroth, sondern dunkel graubraun, das Auge mit einem hochrothen Ringe wngeben, Wachshaut schön lackroth, Vor- dertheil des Kopfes, Augenkreis, Ohrgegend roth, vierte Schwungfeder die längste, die Schäfte der Schwungfedern nicht weils, sondern braun. Sämmtlich Unterschiede vom süd- amerikanischen, sonst gleichen sich Form und Färbung des Körpers sehr. Die mitgetheilten Maalsen zeigen, mit denen jener Art verglichen, ebenfalls Verschiedenheit. Er geht im Sommer westlich bis zu den Rocky Mountains und nach Richard- son nördlich bis zum Saskatschawan. Den grauköpfigen Gathar- tes atvatus, den Audubon häufiger nennt, sah der Fürst auf seiner ganzen Reise nicht. R. Schomburgk bestätigt in einer interessanten Schilde- rung der Sitten des Geierkönigs (Annal. of Nat. Hist, II. 52.) als Augenzeuge die Angaben älterer Schriftsteller, dals die Aas- vägel (Cathartes) ein Aas nicht berühren, bevor nicht der Gei- erkönig sich gesättigt hat. Wenn Verf. aber die Weibchen schwarz (richtiger graubaun) gefärbt nennt, so hat er wohl junge Vögel für alte Weibchen angesehen. XI. Mammalia u Temminck gab (Tijdschrift voor naturlijke Geschied.\. p- 273.) eine Uebersicht der Säugethier-Fauna von Japan (Nippon). Es scheint viel ärmer an Säugethieren als e Sunda-In- seln, selbst ärmer noch als der nıcht so ausgedehnte Archipel 409 der Molukken. Von Quadrumanen, die man bei seiner geogra- phischen Lage kaum erwarten sollte, findet sich eine dem eu- ropäischen Repräsentanten, dem Inuus ecaudatus, höchst ähn- liche Art, der Inuus speciosus. Eben so findet man noch 2 neue Arten der frugivoren Chiropteren, da diese sonst auf die Tropenzone der alten Welt beschränkt sind, aber sie sind mit einem reicheren Wollpelze bekleidet. Die insectivoren Flughänder stimmen, wenn auch als Arten neu, sehr mit denen der alten Welt überein. In den unmittelbar zu Japan gehö- renden Inseln hat man nur die Hauskatze gefunden, während man in China unter gleicher Breite verschiedene Arten in Feld und Gebirgen antriflt; aber in Corea findet sich ein gestreifter Königstiger und die Felis irbis, so dals der Königstiger von den Sunda-Inseln, als dem Mittelpunkte seiner geographischen Verbreitung über das ganze Festland von Indien bis zu dem Altai ausgebreitet, aber in den kälteren Klimaten mit einem rei- cheren Pelze bekleidet ist. Reich an Arten sind die Gattungen der Bären und Hunde. Von ersteren findet man in einer so Pape Ausdehnung zwei verschiedene Arten, eine schwarze, - tibetanus und eine der Insel Jeso eigenthümliche furchtbare Art von ungeheurer Grölse, wahrscheinlich der U. ferox des westlichen Nordamerikas. Der Wolf scheint specifisch verschie- den, so wie der ©. nubilus Nordamerikas wesentlich verschie- den ist. Er hat einen kürzeren Schwanz, ist niedriger auf den Beinen und hat eine viel stumpfere Schnauze als der europäische. Verf. nennt ihn C. hodophilax. Die beiden Füchse, von denen die Eilande wimmeln, sind, C.vulpes, kaum in der Farbe vom europäischen verschieden, und der C. fulvus von Nord- amerika. Der wilde Hund gleicht in Gestalt und auch mehr oder Meier in Farbe dem C. dingo Australiens, scheint eine eigenthümliche Art C. Nippon zu bilden. Die auffallendste Form ist der €. viverrinus, in jeder Hinsicht geformt wie der chinesiche C. procyonoides. Beide kleinen Hunde, deren Som- mer- und Winterkleid verschieden ist, zeigen auch im Gebils eine kleine Anomalie, daher Verf. daraus eine eigene Gattung Nyctereutes bilden will, welche die amerikanische Gattung Pro- on erselzen und den indischen Viverren sehr nahe stehen soll. ie Otter ist von der Lutra vulgaris nicht specifisch unter- schieden. Auch von den Rauthieren der Gattungen: Meles, Mustela und Putorius findet sich eine kleine Zahl Stellvertreter, ferner zwei neue Sorices, eine neue Talpa und ein kleiner Grä- ber, welcher zwischen beiden letztgenannten Gattungen in der “Mitte steht, Urotrichus talpoides Temm. Von Nagethieren ein grolser Pteromys., P.leucogenys, u. eine viel kleinere Art P, mo- moga. Man trifft ferner Repräsentanten des Hasen und Kanin- chen, und der Gatt. Mus und Sciurus.. Mus decumanus hat sich überall auf den Inseln verbreitet, soauch der indische Sorex myosurus. Ob eine Manis, deren Panzer man zu Hausgeräthen benutzt, wirklich einheimisch und dann einziger Repräsentant der Zahnlosen ist, bleibt ungewils. Eine kleine neue Art Sus, eine kleine Hirschart, kleiner noch als der Axis, und eine mit- ı V, Jahrg, 2, Bd, 27 410 telgrolse Antilope mit grobem langem und gekräuseltem Haar, im Gehörn der sumatrensischen Antil. cambian und der nord- amerikanischen A. lanigera ähnlich, beide Bewohner der hohen Gebirge, sind mit den beiden Hasen die Jagdthiere der sonst hauptsächlich vom Fischfange lebenden Japanesen. Grolse Pa- chydermen fehlen. Die Seethiere sind die, welche den hohen Breiten des nordamerikanischen Meeres eigen sind. Von Frederic Guvier’s Histoire natur. des Mammiferes erschienen 1837 die 69ste und 79te Lieferung, wahrscheinlich die letzten des Werkes, da der Tod den berühmten Verf. im Jahre 1838 hinraffte. Neue Classificationsyersuche der Säugethier-Ordnungen von Ch. L. Bonaparte und Isid. Geoffroy St. Hilaire in Gu£rin’s Revue Zool. Sept. 1838. p. 208. fg. und Lesson ib. p. 312. 1. Getacea. a. Carnivora. Zur Familie der Delphine erhielten wir einige Beiträge. Der Fürst Max zu Wied beschreibt in seiner Reise (Bd. I. S. 25.) die Färbung eines Delphinus delphis. Waterhouse beschrieb einen D. Fiützroyi, dem D. super- ciliosus verwandt, von Darwin bei Patagonien beobachtet. — (Proc. Z. S. p. 23. Annals of Nat. Hisı. II. 229.) W. Thompson vertheidigte die neuerlich wieder von Jardine und Bell bezweifelte Identität von Hunter’s Delphinus bidentatus, Hyperoodon Honfloriensis Baussard’s und Dale’s Botile- Head- Whale. (Loud. Mag. Nat. Soc. II. p. 221.) Da- le’s Exemplar hält er für ein Männchen, während die von Hun- ter und Baussard beschriebenen Weibchen seien, daraus erkläre sich bei ersterem die grölsere Dicke in der Schultergegend. Ein bei Hull gestrandetes Individuum zeigte die beiden starken Zähne am Ende des Unterkiefers erst beim Skelet'ren, nach Ent- fernung des Zahnfleisches, welches sie zuvor ganz verdeckte. Maalse und Beschreibung des Skelets sind a. a. O. angegeben. Thomas Whright gab eine umständliche Beschreibung des Delphinus Tursio. Loud. Mag. N. S. II. 609. Verf. be- zweifelt die Identität desselben mit D. iruncatus Montag., und macht einige Berichtigungen zu Hunters gewöhnlich copirter Abbildung. Die Rückenflosse soll in dieser der Schnauze näher sein als dem Schwanze, während sie in der Nätur um 6 Zoll dem Schwanze näher stehe als der Schnauze, eben so ständen die Brustflossen dem Mundwinkel sehr nahe und sehr tief unten, während sie in der Abbildung in beträchtlicher Entfernung dar- Prag sind; auch das Auge stehe darin etwas zu hoch und ie Conyexität der Stirn sei nicht hinreichend ausgedrückt. b. Herbivora. Bedeutende Fortschritte machte die Naturgeschichte der herbivoren Cetaceen. 5 411 A. v. Humbold theilte in diesem Archiv Bd. I. S.1 fg. die vor 40 Jahren am Örinoko entworfene Beschreibung und Abbildung des südamerikanischen Manati mit, wodurch beson- ders die innere Organisation und die seltsame Einrichtnng der Mundhöhle, welche wir nur unvollständig aus Oexmelin’s An- deutungen kannten, eine nähere Aufklärung erhielt. Andrerseits wirft dies auch einiges Licht auf die sogenannten Zähne des Borkenthiers (Rhytina Sıelleri Illg.), welche, wie ich glaube, wahrscheinlich den polsterförmigen Erhabenheiten des Manati entsprechen, demnach nicht wahre Zähne sind, sondern in die goe der Hautknochen gehören. Dies ergiebt sich aus Stel- lers Worten: „Mastucationem absolyunt — non dentibus, sed duobus ossibus validis, candidis, seu dentium integris massis, quarum una palato, altera maxillae inferiori infixa et huic apposita est.‘ Ref. machte in einem Zusatze zu der erwähnten Abhand- lung darauf aufmerksam, dafs die von F. Cuvier unter dem Na- men Manatus americanus gegebene Copie der Home’schen Ab- bildung keinesweges den südamerikanischen Manati darstellt, dessen Skelet G. Cuvier beschrieb und abbildete, sondern wahrschein- lich den 79. latirosiris Harl., mit welchem wenigstens Schädel- bildung und Vaterland des Home’schen Thieres nahe überein- kommt. Hr. R. Owen schrieb mir in Bezug auf die von mir aufgezeigten Unterschiede der von G. Cuvier und E. Home abgebildeten Manatiskelete, dafs das letztere allerdings in der Schädelbildung dem M. senegalensis ähnlich sei, dals Home aber die Wirbelzahl unrichtig angegeben habe, indem sich 6 Hals- wirbel, 47 Rückenwirbel und 27 Schwanzwirbel, im Ganzen 50 Wirbel vorfinden, dafs die Phalangenzahl des kleinen Fin- ers unvollständig sei, der zweite aber wie die andern 3 Pha- Eigen besitze, der Daumen jedoch wirklich eine Phalanx irage. Ist nun der Mangel derselben nicht ein Defect des von Cuvier abgebildeten Skelets, wogegen indessen die griffelför- mige Form des Mittelhandsknochens spricht, so dürfte die An- wesenheit der Daumenphalanx am Home’schen Skelet ein Cha- rakler sein, wodurch es sich nicht nur von dem südamerikani- schen Manati, sondern auch vom Dugong unterscheiden würde. R. Owen gab Beiträge zur Anatomie des Dugongs nach Untersuchung mehrerer Exemplare. (Proc. Z. $. S. 28. und Annals of N. H. 11. S. 300. Ng.). Verf. spricht sich bei die- ser Gelegenheit dahin aus, dals die herbivoren Cetaceen nicht wohl mit den Carnivoren in einer Ordnung verbunden blei- ben könnten, eine Ansicht, die Ref. vollkommen theilt; denn offenbar setzt sich in den Meersäugethieren derselbe Gegensatz fort, der sich unter den Landthieren in den Raub- und Huf- thieren geltend macht. Dort wird der Uebergang durch das Wallross und die Robben vermittelt, hier fehlen der Jetzwelt die Bindeglieder, welche wahrscheinlich im Dinotherium u. ver- wandten Formen gegeben waren. — Hinsichtlich des Gebisses bemerkt Verf., da die bleibenden Stofszähne der Weibchen im Wachsthume zurück und von dem Zahnfleisch bedeckt blei- ben; sie sind in der Basis solide, während in dieser bei den 27% 412 Männcheneinetiefe konische Höhle die Persistenz des Bulbus u. ihr fortdauerndes Wachsthum anzeigt. Dafs die Stofszähne zum Losreilsen der Tange dienten, bezweifelt Verf., da sie nur bei den Männchen ein wenig hervorragten. Es scheinen sich im Ganzen 20 Backenzähne, + jederseits zu entwickeln. Die ersten fallen aus, bevor der letzte hervorgebrocher, noch vor den Wechsel-Stofszähnen. Letztere kommen in beiden Geschlechtern vor, zuweilen neben den bleibenden. Nur einmal bei einem 8Fuls langen Thiere fanden sich 2 Vorderzähne im Unterkiefer, kleiner a mehr gebogen, als die oberen Wechsel-Stofszähne. Auch die übrigen 6 zahnlosen Alveolen waren im abwärts ge- bogenen Vordertheil des Unterkiefers vorhanden, in den ande- ren frischen Köpfen enthielten sie ligamentöse Fortsätze der schwieligen Bedeckung, der sie zur Befestigung zu dienen scheinen. v. Bär hat in dem Bull. Scient. de St. Petersb. Tom. Ill. Nr. 23. und später in einer ausführlichen Abhandlung (Mem. de TAcadem. de St. Peiersb. VI. Ser. Part. II. Tom. V. 1839.), die gänzliche Vertilgung der nordischen Seekuh nachgewiesen. Das letzte Individuum wurde im Jahre 1768 getödtet, also 27 Jahre später, als man die erste wissenschaftliche Nachricht von der Existenz dieses Thieres erhalten hatte. Auch darf man nicht glauben, dafs es sich mehr nach dem Norden zurückge- zogen habe. Die russischen Niederlassungen reichen jetzt bis zum Norton-Sund, nahe der Berings-Str., hinauf. Nirgend aber hörte man etwas von der Seekuh. Sie findet sich eben so wenig bei den kurilischen Inseln. Ihr Vaterland beschränkte sich nur auf die Berings- und Kupferinsel; wenn Steller noch die amerikanische Küste angiebt, so geschieht es nur, weil er sie mit dem Manatı identisch hielt. Nie lebte sie bei Kam- schatka. In ihrem beschränkten Vaterlande mulste sie leicht durch die Abenteurer ausgerottet werden, welche angelockt durch Steller’s Schilderungen vom Reichthum an Seeottern und See- kühen in Menge dorthin kamen, Eine Mittheilung von Ed. Eichwald über die Dinotherien und ihnen verwandten Thieren Rufslands (Bullet. scient. de Acad. de St. Petersb. IV. Nro.89. p. 257.) enthält die Beschrei- bung von einem Schädelfragmente, Wirbelbeinen, Rippenfrag- menten und Fingerknochen eines zur Familie der Manaten ge- hörigen Thieres aus der jüngeren Tertiärformation der Krym. Verf. macht hiebei einerseits darauf aufmerksam, dafs sich Pe gleichen Cetaceenknochen auch bei Eppelsheim in grolser Menge neben Dinotherium finden und vielleicht wohl diesem selbst ge- hört hätten; andererseits findet er es wahrscheinlich, dals die von Rathke als Fulsknochen des Elephanten beschriebenen Reste wegen der an ihnen sitzenden versteinerten Balanen und die von demselben erwähnten Wirbel wegen ihrer grolsen Härte demselben Thiere der Krym zugehörten, vielleicht auch die Hälfte einer Tibia, die wohl vielmehr Unterarmknochen sei. 413 2. Pachydermata I. McClelland hat in dem Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal.V11.2.5.1038. Notizen zu Hexaprotodon gegeben, welche Gattung Dr. Falconer und Capt. Cautley in den Siwa- lik Lagerstätten entdeckt und in dem ersten Theil des 19 Vol. der er: Research. beschrieben haben. Leider befindet sich dieser Band noch nicht in der hiesigen Königl. Bibliothek und ich muls mich also hier nur auf Mc Clelland’s Bemerkun- en beschränken. Die Gattung Hexaprotodon stand dem ame sehr nahe; hatte £ Vorderzähne von gleich star- ker Entwickelung, während beim Flufspferde deren Fektmtlich # vorhanden sind. Auch die Backenzähne sind der Zahl nach nicht gleich, denn Hexaprotodon hat —.4. Hippopotamus 4.5. Falconer und Cautley haben gemeint, dals Hexaprotodon die Gattung Hippopotamus in Indien ersetzt habe. Eins der von Me Clelland abgebildeten Fragmente, ein Unterkiefer (Fig. 3.) welchen Verf. auf Hex. dissimilis F. C. bezieht, zeigt aber nur 4 Vorderzähne, von denen die beiden mittleren, wie bei Hippo- potamus stärker entwickelt waren.*) Ueberhaupt zeigen die Arten mit 6 Vorderzähnen in der Stellung der unteren eine auf- fallende Verschiedenheit, während diese bei 4. sivalensis F. C. in einer fast geraden Linie stehen und parallel der Längsaxe des Unterkiefers gerade nach vorn gerichtet sind, so dals sie wie die Zacken einer Harke (eines Rechens) neben einander stehen, bilden an einem vom Verf. dargestellten Unterkiefer nur die vier mitleren Vorderzähne eine gerade Linie, der äufsere jederseits steht etwas weiter nach vorn, innen vor dem Eck- zahn. Verf. sieht hierin mit Recht eine specifische Verschie- denheit und nennt die Art wegen der ungeraden Stellung der unteren Vorderzähne H. anisiperus (&vıoos und £ocs). Auch die Richtung der Zähne mülste der Abbildung nach sehr ver- schieden gewesen sein, mehr aufrecht suberec#, auch ist die Symphyse des Unterkiefers beider verschieden, indem sich hierin H. anisoperus zu sivalensis ziemlich so verhält wie Hip- popolamus amphibius zu H. fossilis. Eine dritte in der Stel- lung und Richtung der Vorderzähne mit H. sivalensis über- einstimmende Art unterscheidet Verf. als HM. megagnathus, durch die wie bei H. anisoperus fast parallele Stellung der Backenzahnreihen, während diese bei F. sivalensis eine ge- schweifte, ihre Convexität nach innen kehrende Linie bilden. Eine vierte Art nennt er AH. platyrhynchus, verschieden von si- valensis „in the flattened form of the jaw.“ Sus barbatus Muller (Tijdschrift voor naturlijke Gesch. V,S. 449.) eine neue Art der Insel Borneo, von den dortigen Europäern wegen ihrer besonders von fern auffallenden hellen Färbung witte varken genannt, hat einen sehr langen, über den *) Auch scheint mir dieser Unterkiefer wie bei Hippopotamus nur 6. 6. Backenzähne gehabt zu haben, gehörte also sicherlich einem Hippopotamus an. 414 Augen etwas hohl eingedrückten , vorn ziemlich schmalen Kopf, das dünne Borstenkleid läfst die gelblich braune Haut fast über- all durchscheiner.; lange, meist rückwärts gerichtete Borsten an den Seiten des Kopfs, besonders längs dem Unterkiefer bilden eine Art Backenbart; Vorder- und Hinterkopf mit kurzen, schwarzen und gelben Borsten, lange dichtstehende ochergelbe am Hinterhalse, an den Seiten und am Bauche theilweise schwarz. Vor jedem Auge ein Büschel gelber Borsten, und nahe über dem Mundwinkel ein Büschel kurzer braunspitziger. Ohren sparsam behaart; Schwanzquaste, Schnauze, Vorderfülse und Unterschenkel schwarz. Körperlänge 4‘, davon der Kopf 1' 4, Schwanz 11“ lang. Bemerkungen über das Wildschwein gab Pred. Löffler in den preuls. Provinz. Blättern. Bd. 19. S. 71. Nach den Resten eines kleinen vorweltlichen Pachydermen stellten Laizer und de Parieu die Gattung Oplotherium auf. Ann. sc. nat. X. p. 335. Tab. 9. Sie hatte, wie Anoplo- iherium, oben 7, unten aber 6 Backenzähne, $ Vorderzähne u, 4.4 Eckzahn; der Eckzahn des Oberkiefers war mehr entwickelt als bei Anoplotherium, ragte über die Backzähne hinaus; beson- ders lang sind die beiden mittleren Vorderzähne des Zwischen- kiefers. Die Zähne schliefsen dicht an einander, die beiden vorderen Lückenzähne des Oberkiefers sind seitlich zusammen- gedrückt, der dritte hat eine dreieckige, der erste Backenzahn eine länglich guee Gestalt, die drei hinteren Backenzähne sind fast viereckig. Im Unterkiefer hat der letzte Backenzahn einen überzähligen Anhang, wie bei Anoplotherium, die beiden übrigen bestehen aus zwei hintereinander stehenden dreiseitigen Prismen, die Lückenzähne entsprechen den oberen. Die Stirn ist gewölbt; die Nasenknochen zeigen eine vertiefte Furche auf ihrer Mitte; aus ihrer Gestalt ergiebt sich, dafs das Thier kei- nen Rüssel hatte. Zwei Arten scheinen existirt zu haben. 3 Ruminantia v. Bär vertheidigte die frühere Existenz zweier Stiere (d. Arch. V. Bd.I. S.62.), Weissenborn (Loud. Mag. N. 8. 2. p- 239.) spricht für die entgegengesetzte Ansicht, zieht auch die von v. Bär vermuthete Identität des kaukasischen Zubr mit dem olnischen in Zweifel. Auch Rathke (preuls. Provinz. Bl. 19. Ba. S. 543.) führt dagegen eine mündliche Aeufserung des Dr. Koch an, welcher im Kaukasus während seines zweijährigen Aufenthalts mehrere von diesen Thieren gesehen habe und sie von den europäischen wesentlich verschieden erkläre. Inswi- schen erhielt v. Nordmann vom Lieut. Lissowski, welcher in Wilna studirt hatte und den Zubr sehr gut kannte, die Ver- sicherung, dafs der kaukasische von dem polnischen nicht ver- schieden sei. (Bullet. sc. d. Petersb. III. 305.). Der dunkle Rückenstreif des kaukasischen Zubr, an welchem Weissen- born Anstofs nimmt, findet sich wirklich auch beim polnischen im Winterkleide (s. Pusch d. Arch. Jahrg. VI. 1. S. 62. Anm.), und die Kürze der Hufen kann allerdings wie v. Bär meinte, 415 durch das Leben in Gebirgsgegenden herbeigeführt sein; denn wirklich besucht der Auer oder Zubr diese in Kaukasien, was Hr. W. bezweifelt, aber aus v.Nordmann’s Angaben hinreichend erwiesen ist. Nach Nordmann bewohnt er, im awhasischen Adompe gepannt, ein Gebiet von 200 Werste, vom Kuban bis zur Quelle des Psib. Am Kuban hält er sich das ganze Jahr über in den sumpfigen Gegenden; aber im Lande der Abaze- chen zieht er Sommers in die Gebirge, von denen er im Herbste und Winter in die Thäler hinabgeht. — Nach Angabe der Aw- hasen soll man im Distrikte Zaadan noch einen anderen Wie- derkäuer von der Grölse einer Kuh und von dunkler Farbe an- treffen. Die Vornehmen der kaukasischen Völkerschaften be- dienen sich der mit Silber verzierten Auerhörner als Trink- gefälse. Dr. George Evans gab (Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal VI, 1. p. 223. Taf. XVI.) die Abbildung und Beschrei- bung eines Oefkenschtdek, den er für den des Gaur (B. Gau- rus) hält. Er soll der Schädel eines alten Bullen sein, zeichnet sich durch eine sehr breite, tief concave Stirn aus, welche zwischen den Hörnern breiter ist als zwischen den Augenhöhlen- rändern. Von der starken Hinterhauptleiste und den Seiten des Stirnbeins entspringen starke und dicke sanft zurückgebo- gene, ihre Spitzen dem Gesicht zukehrende Hörner. Die Au- genhöhlenränder ragen, ähnlich wie beim Auer stark hervor. Wie bei diesem gränzt der Zwischenkiefer nicht an das Nasen- bein, sondern ist weit davon entfernt; jene verbinden sich nur mit dem Oberkiefer, sind breit und erscheinen im Profil leicht gekrümmt (well arched). Länge des Kopfes von der Nasen- spitze zur Hinterhauptleiste 1 F. 11,3“. Breite der Hinterhaupts- leiste zwischen der Wurzel der Hörner 10,5“, zwischen den Augenhöhlenrändern 10,0“, am schmalsten Theile der Stirn 8,5. Hinterhauptsfläche vom Foramen magnum zur crista 9,0“. Höhe des Oberkiefers vom Alveolarrande bis zur Verbindung mit den Nasenbeinen 5,7”. Breite der Nasenhöhle 3,7%, Höhe dersel- ben 3,5“ Länge des Horns nach der Krümmung 2 F. 0,3. Umfang desselben an der Wurzel 1 F. 4,2". @ 5 T. Pearson sieht in diesem Schädel vielmehr den eines zayal. lason dagegen (ibid. VI. 4. S. 499. u. Bd. 2. S. 745.) erkennt in Ewans Abbildung den Gauri Gau, von welchem er sich mit grofser Mühe und Kosten Exemplare beiderlei Geschlechts verschafft hat. Der Schädel beider Geschlechter zeichnet sich nach ihm durch bedeutende Gröfse und durch eine breite, lange und flache Stirn, der Rumpf durch die über- mälsige Länge der Dornfortsätze der Rückenwirbel aus, die sich schon beim Fötus bemerklich machen soll. Nach der auf Taf. XXXIX. des 2, Bd. gegebenen Abbildung des Rumpfskelets zu urtheilen, haben die Dernfortsäte ziemlich dieselbe Länge, wie beim europ. Auer, nur sind sie kräftiger, ungleich breiter, der bedeutenden Schwere des Kopfes angemessen. Offenbar bildet diese Art ein Mittelglied, zwischen der Wisent- und Rinder- 416 ruppe. Hodgson will eine eigene Untergattung Bibos (!) en bilden, um dadurch einerseits einen Ochsen von unge- wöhnlicher Grölse, andrerseits die Mittelbildung zwischen Bison und Bos anzudeuten. Verf. nennt die Art erst B. subhema- chalus, später ändert er diesen Namen in B. gevifrons, weil die Art verschiedene von einander entfernte Theile Indiens zu bewohnen scheine. (S. den Auszug im Jahrg. VI. Bd. 1. dies Archivs.) Durieu liefs ein corsisches Moufflon-Weibchen von einem Merinostähr bespringen. Der weibliche Bastard war dem Vater ähnlicher, hatte bereits weilses Wollhaar, und zeugte mit einem Mufflonstähr ein mehr dem Mufflon ähnliches, roströthliches Junges mit einzelnen Wollstellen besonders am Halse; dieses wieder gekreuzt mit einem Merinoschafe ah ein Weibchen, welches ganz die Charaktere und den Wollvliefs der Mutter hatte. Bei allen Bastarden waren die Beine und Bauchseite nackt ohne Haar oder Wolle. Alle Versuche die Mufflons mit dem Ziegenbocke zu paaren, blieben fruchtlos. (Instit. p. 338.) Drei neue Antilopen wurden aufgestellt: 4, Antilope Ogilbyi, von Waterhouse nach einem Felle von Fernando Po, an dem sowohl Kopf wie Beine fehlen (!), Proc. Z. Soc. 61., dennoch meint Hr. W. dafs seine Art der 4. scripia ver- wandt und von deren Grölse gewesen sei, und giebt eine Di- agnose. 2. A. Zebra, von I. E. Gray (Ann. of Nat. Hist. 1. P- 27.): Rücken hell rehfarben (fulvusfawn) mit breiten glän- zenden (ueerstreifen; Unterseite blalsrothgelb, Schenkel aufsen graubraun, unten dunkler. Sierra Leone. — 3, Eine neue, der 4. equina ähnliche Art, Jegoceros niger von W. C. Har- ris Proc. Z. 8. p. 1., lebt in Südafrika zwischen 24-—-26° Br. und 28—30° ö. L., 13° südlich vom Wendekreise des Stein- bocks in kleinen Heerden (von etwa 41 Stück), ist selten; das alte Männchen 4‘ 6“ hoch, fast 9F. lang, schwarz hie und da in’s Castanienbraune fallend, ein schmutzig weilser Streif über dem Auge längs der Nase zur Schnauze, halbe Wange, Kinn und Kehle weils. An der Stelle der fehlenden Thränensacks ein Haarpinsel, schwarze Pinsel an der Spitze der innen weilsen Ohren, eine reichliche schwarze Mähne bis zur Mitte des Rückens. Hörner schlank, platt, sehr bald rückwärts gebogen, erst divergirend, dann parallel, drei Viertel geringelt, kleiner beim kleineren, mehr kastanienbraunen Weibchen. Fragmente vom Sivatherium, im Besitze des Obersten Colvin (abgebildet im Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal VI. 4. Taf. VII. u. IX.) bestätigen Falkoners Vermuthung, dafs dies Thier wirklich 4-hörnig war und dafs an der Hinterhauptleiste das hintere Paar Hörner stand. Colvin bemerkt hierbei, dals Capt. Cautley ein grolses Naches (at) Horn, wahrscheinlich dem Sivatherium gehörig, gefunden habe. Das andere Fragment der linken Unterkieferkällte zeigt 4Backenzähne, die soweit sich aus der ziemlich rohen, von keiner Beschreibung begleiteten Litho- graphie schliefsen läfst, mit denen der gehörnten Wiederkäuer übereinstimmen. Eine Copie der Abbildungen s. im Instit. $.39. 417 Eine vortreffliche Anatomie der Giraffe erhielten wir von Richard Owen. Proc. Z. $. p. 6., 20., 47. Capt. Cautley hat in den Siwalik-Hügeln einen Halswir- bel gefunden, von dem er vermuthet, dals er einer Giraffe an- gehört habe. (Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. VII. 2. 1838. S. 658.) Die Vergleichung mit dem der lebenden Giraffe, welche Verf. so wenig wie Ref. anstellen konnte, mu[s über die Zulässigkeit dieser Annahme entscheiden. — A. Campell giebt Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal VI. P. I. p- 118. fg. anatomische Bemerkungen bei Zergliederung eines männlichen Moschusthiers. Die Nipalesen machen einen Unterschied zwischen dem transhimalaischen und dem, welches an der Schneegränze des diesseitigen Abfalls wohnt. Verf. konnte zwischen beiden keinen erheblichen Unterschied finden. Der Moschussack des tibetanischen sei mit kurzem dichten Haar besetzt, während er bei dem des Cachar mit sehr langen Haa- ren bedeckt sei, und loser vom Unterleibe herabhänge. Der Moschus beider schien dem Verf., wenn er unverfälscht ist, sehr gleich zu sein, der des tibetanischen sei nur deshalb von höhe- rem Werthe, weil er weniger häufig mit fremden Stoffen ver- fälscht sei, als der im Cachar gewonnene. 4 Monotremata. Von dem Gehirn der Echidna erhielten wir von Eydoux und Laurent Beschreibung und Abbildung. Gu&@r. Magas. Zool. 1838. Cl. I. pl. 30. Das Corpus callosum fehlt; statt der Vierhügel findet sich wie beim Schnabelthier nur ein Paar Anschwellungen, indem das hintere Paar fehlt; die Windungen der Hemisphären sind sehr ausgeprägt. 9. Marsupialia. Die überaus reichhaltige Abhandlung von Rich. Owen über das Skelet der Beutelthiere gestattet leider hier keinen Auszug. Ich verweise deshalb auf die Abhandlung selbst. Proc. Z. S. p. 120. oder Ann. of Nat. His. III. p. 467. Eben so kann die Abhandlung von Eydoux und Laurent über die Marsupial-Knochen (Guer. Mag. d. Zool. 1838. Cl. I.) hier nur genannt werden. Ueber die fossilen Beutelthiere von Stonefield, Didelphis Prevostii und D. Bucklandii sind Zweifel erhoben von Blain- ville, welcher in diesen Resten vielmehr einen Saurer erken- nen will he p- 274.) und von Agalsiz, welcher sich die Priorität dieser Ansicht vindieirte (ib. p. 292.).. Für die Cu- vier'sche Ansicht, dafs es Beutelthiere sind, erhoben sich mit überzeugenden Gründen Valenciennes, welcher aus diesem Thiere die Gattung T’hylacotherium bildet, (ibid. Nr. 246.) und darauf hinweist, dals die Unterkieferäste nur aus einem Stücke gebildet sind, Dumeril, welcher auf die Anwesenheit eines convexen a am Unterkiefer aufmerksam machte, (Nr. 248. S. 313.)Jund besonders Richard Owen (Proc. of the 48 Geol. Soc. 1838. Nov. 21. Ann. Nat. Hist. 3. 61. und Proc. Zool. Soc. p. 132.), der nicht nur die Angaben beider letztge- nannten Naturforscher bestätigt, sondern auch auf die doppel- ten Wurzeln der Backenzähne, deren zwiefache Beschaffenheit und auf den Winkel des Unterkiefers aufmerksam macht, wel- cher, was für alle jetzt lebenden Beutelthiere charakteristisch sei, verlängert und wie ein Fortsatz einwärts gebogen war. In der Zahl der unteren Schneidezähne, 8, und in ir Stru- ctur der Backenzähne nähern sich diese insectivoren Beutelthiere der Gattung Didelphys, die grolse Zahl der Backenzähne, 8, an welcher man Anstols nalım, findet sich bei Myrmecobius noch übertroffen, wo unten 9 höckrige Backenzähne jederseits vorbanden sind. yi Gegen die Beutelthiernatur dieser letzteren Gattuug (Arch. III. 2. S. 164.), von welcher wir durch Waterhouse Trans- act. of ihe Zool. Soc. II. eine berichtigte Beschreibung und treffliche Abbildung erhielten, ist P. Gervais aufgetreten, der darin eine Insectivoren-Gattung erkennen will (Instit. S. 323. Guer. Rev. Zool. Octob. S. 241.); der gründlichste Kenner der Beutelthier-Osteologie, Rich. Owen, findet inzwischen (Proc. Z.8.p.132.) am Schädel des Myrmecobius die ckarakteristischen Eigenschaften der Beutelthiere. Die früher gegebene Gebils- formel berichtigt W. so: Vorderz. $, Eckz. 7.7. Lückenz. 3.3. Backenz. 5.3. (Backenzähne sind aber 2.3. da). An Perameles reiht sich eine neue von Ogilby nach einer Zeichnung von Mitchell aufgestellte Gattung Chaeropus (Proc. Z. S. S. 25.) von Neu-Süd- Wallis, ganz schwanzlos, mit zweizehigen schweinsähnlichen Vorderfülsen, an denen eine kleine Anschwellung über der Basis der ersten Phalanx vermuthen lälst, dals noch zwei kleine Zehen dahinter sind. Das Thier hat die Gröfse, den Pelz und die Farbe eines klei- nen Kaninchen und lange falst nackte Ohren, die Hinterfülse von Perameles. Gray unterschied einen neuen Perameles, P. Gunnii, dem P. nasutus nahe, aber durch einen sehr kurzen, weilsen Schwanz und undeutliche breite weilse Binden über den Hüf- ten verschieden. Proc. Z. S. p. 1- Ogilby beschrieb 7 Hypsiprymnus-Arten aus der Samm- lung der zool. Gesellschaft. Proc. Z. $. S. 62. Annals of Nat. Hist. II. S. 473. In wie weit die nur leichthin characterisirten Arten mit Gray’s Bettongien ($. Arch. V. I. S. 193.) identisch sind, darüber müssen wir von Hrn. Gray näheren Aufschlufs erwarten. Waterhouse unterscheidet nach dem Gebisse 3 Gruppen der Gattung Petaurus. Proc. Zool. Nov. 13. Ann. of Nat. Hist. III. p. 47. Bei Petawus s. str. (P. teguanoides) finden sich $ Vorderz., 4.4 Eckz., 2.3 Lückenz., 4.4 Backenz. Die Eckzähne sind sehr klein, auch der erste obere Lückenzahn. Bei Belidens (P. sciureus, flaviventer u. P. breviceps) $ Vor- derz., 4.4 Eckz., 4.4 Lückenz,, %.4 Eckzähne ziemlich ent- wickelt. — und Scrobata Desm. (P. pygmaeus) % Vorderz., 419 4.4 Eckz., 3.3 Lückenz., $.3 Backz. Eckzähne sehr entwickelt, lang und spitzig. Die Gruppen zeigen überdies im Schädelbau Verschiedenheit. F. Cuvier bildete aus Dasyurus ursinus eine eigene Gat- tung Sarcophilus, weil die Backenzähne von gleicher Zahl wie bei Dasyurus dieselbe Modification, wie bei T’hylacinus zeigen d. h. zu wahren schneidenden Fleischzähnen, ähnlich denen der Carnivoren umgebildet seien. Mammif. livr. 70., wo eine Abbildung und Beschreibung des Thiers gegeben wird. 6: TerS: T. €. Eyton zählt im Mag. of Zool. and. Bot. 11. S. 283. die anatomischen Verschiedenheiten zwischen Lepus hibernicus und L. timidus auf. Den ersteren zeichnet bedeutendere Gröfse, rölsere Länge der Seitenfortsätze der Lendenwirbel, Bere Breite der scapula und Rippen, grölsere Länge des humerus im Vergleich zur zlna, die an länger als beim L. timidus ist und bedeutendere Gröfse des Schädels und des Zwischenkiefers aus. Rippen- und Wirbel-Zahl ist hei beiden gleich, nur hat der irische 13, der gemeine Hase 16 Schwanzwirbel. DerDarm- kanal ist länger bei dem irischen, dafür aber der Blinddarm kürzer. Länge des Darmkanals beim irischen 18 F. 6“, beim gemeinen 44F. 1. Länge des Blinddarms beim irischen 1 F. 7, beim gemeinen 2 F. Auch die Maalse der Knochen sind vergleichend zusammengestellt. — Nach W. Thompson (Ann. of Nat. Hist. TI. 71.) nt man in Irland schon seit längerer Zeit die Verschiedenheit beider Haasen. Der irische hat nicht nur kürzere Ohren und einen kürzeren Schwanz, sondern der letztere ist auf der Oberseite nicht schwarz, sondern weils, an der Basis der Haare graulich. Seine Lebensweise soll im Gan- zen mit der des L. timidus übereinkommen. — €. I. M. Bach- mann hat in dem Journ. of the Acad. of Philadelphia Tom. VII. 1837. p. 194. u. 282. über die Hasen der vereinigten Staa- ten von Nordamerika und von Canada geschrieben. Mir ist diese Abhandlung bis jetzt noch nicht zugänglich gewesen. Bachmann handelte (Proc. Z. 8. p. 85. Ann. Nat. Hisı. IIE. p. 275.) von den nordamerikanischen Eichhörnchen. Unter den 17 Arten welche er unterscheidet sind 6 neu: Sc. Texia- nus, 8. subauratus, $8. Auduboni, $. fuliginosus, 8. Richardsonii und S$. lanuginosus Bach. — Neue Arten beschrieben ferner Muller von Borneo: Sc. ephippium und Sc. exilis Tijdschr. voor naturlijke Geschied. V. S. 146. — Wa- terhouse Proc. Z. $. 1838. p. 19. Sc. sublineatus, unbe- kannten Vaterlands. Eine Anatomie des Coelogenys subniger von Martin finden wir Proc. Z. 8. p. 52. Ann. of Nat. Hist. II. 380. Fürst Max v. Wied (Reise S. 62.) glaubt, dals Arctomys Monax, Empetra und pruinosus nur eine Art bilden. Obgleich das Groundhog oder Woodchuck der Amerikaner gewöhnlich eine rothbraune Unterseite besitze, so fehle doch diese Farbe zuweilen gänzlich; ältere 'Thiere seien an den Obertheilen 420 mehr weils, grau gemischt, jüngere mehr rothbräunlich. Stirn und Vorderkopf bei allen schwarzbraun. In Indiana scheinen sie Anfang März aus dem Winterschlafe wieder zum Vorschein zu kommen. (S. 202.) Bemerkungen über Arvicola pratensis Baill. A. riparia Jenyns gab Selby Mag. of Zool. and Bot. II. p. 92. F. Cuvier’s ausführliche Abhandlung über die Springmäuse (Dipus u. Meriones), schon früher in diesem Archiv Jahrg . I. 2. p.170. nach ihrem Hauptinhalte angezeigt, ist in den Weunss act. of ihe Zcol. Soc. II. 2. S. 149. erschienen. — Eine neue 2 G. Cuvieri aus Indien beschrieb Waterhouse Proc. Z. 8. « 56. Von Isidore Geoffroy St. Hilaire erschien ein Aus- zug aus einer ausführlichen Abhandlung über die Stachelrat- ten. (Ann. d. Sc. nat. Tom. X. p. 122.) Er weiset Lichten- steins Ausspruch, dals die Stachelratten das Gebils von Mus hätten, als irrig zurück, nimmt neben Echimys noch die Gatt. Nelomys Jourd. (s. Arch. IV. 2. p. 389.) an, bemerkt aber, dals die Grölse der Ohren und die Behaarung oder Nacktheit des Schwanzes keine generische Charaktere geben, wohl aber die mehr complicirten Backenzähne und kürzeren Tarsen von Nelomys; Echimys verhalte sich zu Nelomys wie die Gerbillen zu den Raiten (Mus). Zu Echimys gehören: 1, E. setosus Geoffv. 2, E. cayennensis Geoff. 3, E. spinosus Geoffr. 4, E. hispidus Geag- 5, E. albispinus n. sp. Brasilien. 6, E. myosurus Lichtenst. (Mus leptosoma und M. cinnamomeus Lichtenst. Loncheres longicaudatus Rengg.) — Zu Nelomys: 4, E. oristatus Geoffr. 2, Loncheres paleacea Il. 3, N. Blain- ville Jourd. 4, E. didelphoides Geoffr. 5, N. armatus (Mus hispidus Lichtenst.). 6, N. semivillosus n. sp. Neu-Granada. — Echimys dactylinus Geoffr. bildet ein eigenes Genus: Dac- zylomys, ohne Stacheln, Schwanz lang, nur an der Basis be- haart, sonst nackt, Vorderf. 4-zehig, die beiden Mittelzehen sehr lang; Hinterf. 5-zehig, die Nägel der 3 Mittelzehen zu- sammengedrückt und verlängert. Backenzähne durch eine Furche in zwei durch einen Einschnitt wieder halbgetheilte Hälften geschieden. (Bekanntlich bildete F. Cuvier gerade das Gehils von E. dactylinus Geoffr. als Typus von Echimys in den Denis des Mammif. ab. Ref.) Baihyergus damariensis Mater- house und Graphiurus elegans eiusd. von der südl. West- küste Afrika’s. Proc. Z, 8. 5. 1. Garnrnivora. A. Insectivora. Ein Auszug einer umlassenderen Abhandlung über die In- seclivoren von rd: v. Blainville erschien Ann. d. Sc. nat. 10. S. 119. Verf. will sie als eine eigene Ordnung betrachtet wis- sen, die zwischen den Chiropteren und Edentaten in der Mitte stehen soll; ihre Systematik soll mit den anomalsten Formen, 421 den Erdgräbern, beginnen und durch Sorex zu den normalen, Erinaceus übergehen. Ref. ist entschieden andrer Ansicht und hat diese bereits Jahrgg. 4. I. S. 259. angedeutet, er sieht in den Iusectivoren ein Zwischenglied zwischen Raub- und Nage- thieren, in welchem das Gebils der Raubihiere zu dem Nage- thiergebisse umgewandelt wird, zugleich aber die einzelnen Familien der Nager durch analoge Formen wiederholt werden. Martin characterisirt ein igelartiges Thier von Madagas- kar (?) als neue Gattung Echinops. Proc. Z. $. p.17. Ann. of Nat. Hist. II. S. 153.: Corpus superne spinis densis tec- tum; rostrum breviusculum. Khinarium aures, caudaque ut in Erinaceo; Dentes primores #, superiorum duobus intermediis longissimis, discretis, cylindraceis, antrorsum versis,‘ proximis minoribus. Canini 4.4. Molares 4. utrinsecus 1mo supra et tribus infra spuriis, reliquis ultimo supra excepto, tricuspidatis angustis, transversim posıtis; ultimo supra angustissimo; molari- bus infra inter se fere aequalibus, ultimo minore. Pedes 5-dac- li, ambulatorüi; halluce breviore; unguibus parvulis, compres- sis; plantis denudatis. Die ausführliche Beschreibung der Art E. Telfairii ist a. a. O. nachzusehen. Die Deutung des Ge- bisses scheint mir nicht richtig zu sein. Ueber Macroscelides Rozetii (Wagner Insiit. p. 306. und d. Arch. 1839. Bd. I. S. 79.). — Zwei neue Arten, Fr Jlexan- dri und M. melanotis und Chrysochloris Damariensis von Waterhouse. Proc. Z. $. Ueber europ. Spitzmäuse er- schien eine gründliche Arbeit von H. Nathusius d. Arch. IV. LS. 19. — Duvernoy hat seine von Nathusius gerügten Irrthümer nun in einem Supplement berichtigt, kann sich aber doch nicht enischlielsen seine der Priorität gänzlich ermangelnde Gruppennamen aufzugeben; ja er geht so weit, seine Gruppe Amphisorex nun Hydrosorex zu nennen und umgekehrt. (!!) Der Sorex Hermanni wird beibehalten als erste Art von Hydrosorex ohne weitere Erläuterung. — Bachmann gab eine Monographie der nordamerikanischen Eaniuse. (Journ. of the Acad. of N. S. of Philodelphia Tom. . Rev. Zool. Nov. 290.). Ueber das Winterlager des Igels. Löffler. Pr.Provinz. Bl. 19. S. Der Maulwurf von Silhet und Assam, welcher der asiat. Gesellschaft in Calcutta in Weingeist zukam, soll dem euro- ae in fast allen Stücken gleichen. Journ. of the Asiaı. oc. of Bengal. VII. 2. S. 669. B. Pinnipedia. Eine Systematik derselben gab S. Nilsson: Kon. Wetensk, Akad. Handling. for ar 1837. Stockholm 1838. - Ref. schrieb über das Gebils des Wallrofses.. D. Arch. IV. + p- 113. © ie einer interessanten Abhandlung von R, Hamilton über die für den Handel so wichtige Pelzrobbe (fur-seal) der Südsee lernen wir, dals das Thier eine Otaria"ist, welche Verf. als mit Phoca falclandica Penn. identisch nachweist. Eine 422 Abbildung des Thiers ist gegeben. Ann. of. Nai. Hist. II. p- 81. und 478. C. Carnivora. Ref. theilte Betrachtungen über das Gebifs der Raubthiere mit, hauptsächlich um die Aufmerksamkeit auf das Milchzahn- gebils derselben zu lenken, weil sich darauf nicht nur die Mo- dificationen, welche das Gebils in den abweichenden Formen erleidel, am leichtesten zurückführen und erklären lassen, son- dern auch weil sie von Wichtigkeit für die Begränzung der natürlichen Familien sein müssen, indem, wie überhaupt ın der Entwickelungsgeschichte des Thierindividuums, die Identität Familienähnlichkeit) das Ursprüngliche ist, der Unterschied, as Besondere, auf welchem die Gattungsverschiedenheiten be- ruhen, erst im bleibenden Gebisse heraustritt, Besonders deut- lich zeigt sich dieses im Wechsel-Gebisse des Wallrosses, und noch deutlicher unter den Saurern bei Podinema (Ameiva) Te- guixin, welche in frühester Jugend die angewachsenen drei- zackigen Zähne der typischen Ameiven, im Ale: eingewachsene abgerundet konische Zähne hat. — In jenem Aufsatze wies auch Ref. nach, dals Hyaena zur Familie der Hunde, Meles zu der Marderfamilie gehöre, und dafs letzterer 2.3 Lückenzähne nicht 4.2) habe, von denen aber der erste obere Lückenzahn früh ausfällt, daher ist es mir auch verdächtig, dafs der erste untere Lückenzahn dem nordamerikanischen Dachse nach Waterhouse fehlen soll. Proc. Z. $. Nov. Ann. N. H.4.p.52. Er zeigt sowohl im Schädel als im Gebifs Verschiedenheiten, die an der specifischen Differenz beider Dachse nicht mehr zweifeln lassen; die des Gebisses sind indelsen nicht der Art, dafs sie zu einer generischen Trennung, wie Verf. will, berechtigen könnten. Spe- eifische Modificationen zeigt das Gebils der meisten, wenn nicht aller Raubthierarten; und Ref. ist überzeugt, dafs man in einem Museum, wo die Schädel nicht in den Fellen stecken bleiben, ziemlich alle Arten nach dem Gebisse würde characterisiren können. k Von H. Lichtenstein erhielten wir eine gelehrte Mo- nographie der Gattung Mephitis. (Garen 1838. 4to.) Verf. trennt sie in zwei Abtheilungen Thiosmus und Mephitis. Erstere entspricht der Gattung Marputius Gray, indem sie die amerikanischen Arten mit breiter, ganz nackter Sohle, rüs- selartig verlängerter Nase, und naribus anticis etinferis begreift, während in der anderen die amerikanischen Arten mit halb- nackter oder behaarter Sohle, einem rhinario prominulo u. naribus lateralibus mit den Stinkthieren der alten Welt, den sogenann- ten Zorillen, vereinigt werden. Ref. glaubt in seinem oben er- wöhnten Aufsatze über dals Gebils Er Raubthiere $S. 278. fg. bewiesen zu haben, dafs letztere, von denen es mehrere Arten zu geben scheint (s. S.267. Anm.), ihres Gebisses wegen eine besondere Gättung bilden müssen, die sich zu Putorius einer- seits und z Mepkitis andrerseits gerade so verhält wie Heli- ciis Gray (Melogale Geoffr.) zu Musiela und Meles. Ref. schlug 425 dort den Namen Rhabdogale vor, hatte aber dabei übersehen, dafs Kaup schon 1835 (Thierreich Bd. 1. S. 352.) die Zorillen als eigene Gattung Jetonyx getrennt hat. Nach Lichtenstein sollen die Thiosmus-Arten 4.4 Lückenzähne haben, allein diese anomale Zahl statt 3.%. wird dadurch verdächtig, dafs auch bei dem analogen Dachse der erste obere Lückenzahn früh aus- fällt, und die enge Stellung der Lückenzähne bei T’hiosmus ein ähnliches besorgen läfst. Noch finden wir die interessante Be- merkung, dals das Thier, welches Buffon als Zorille beschrieb, nicht die afrikanische Art war, sondern eine amerikanische, welche F. Deppe neuerlich in Neu-Californien wieder fand. Der Fürst M. v. Neuwied erklärt (Reise S. 57.) die Anga- ben über den Gestank der Stinkthiere etwas übertrieben. Unser europ. Iltis stehe in dieser unangenehmen Eigenschaft gegen jene öfter nicht gar weit zurück. Die Hunde scheuen aas Stinkthier deshalb keinesweges, sondern beilsen es todt, und sind zuweilen ein wenig parfümirt. Die Zeichnung dieser Thiere fand der Fürst ziemlich constant u. regelmälsig. (S.173.u.211.) In Pensylvanien, Indiana, Illinois und am Missouri traf der Fürst MM. mesomelas, am oberen Missisippi kommt Meph. Chinga Tied. Lichist. vor. Eine vergleichende Zusammenstellung der Körpermaalse von Lutra canadensis und L. europaea erhielten wir vom Fürsten Max zu Wied. Reise S. 211. Erstere kommt am Missisippi, Missuri, Wabasch und ihren Zuflüssen vor. Auch die den Nor- den bewohnende Otter schien den Fellen nach von ihr nicht verschieden. — Ueber die Altersverschiedenheit des Schädels der Luira vulg. vergl. Nathusius dies Archiv IV, I. p. 130. — Lutra poönsis Ogilby. Proc. Z. $. S. 60. Nach dem Fürsten M. v. Wied, der wie der Pr. v. Musig- nano an der Existenz der M. lutrocephala Harl. zweifelt, hat der Mink besonders zur Paarungszeit den Geruch des Iltisses, welcher von der starkriechenden Absonderung der beiden gel- ben Afterdrüsen herrührt. (S. 213.) Sie tragen in ihre Höh- len, welche im hohen Ufer unter alten Baumwurzeln gemacht waren, eine Menge Muscheln ein; der gemeine Mann schreibt dies fälschlich der Bisamratte zu. (S. 198.) Ch. Bonaparte, Prinz v. Musignano, welcher die Galtun Mustela L. ın 4 Gattungen: Zorilla, Marder (Martes), Iltisse (Putorius) und Wiesel (Mustela) zerfällt, führt aus der letzte- ren he Arten auf: 4, M. erminea L. Europa. 2, M. Cicognanii Bonap. Nordaınerika. 3, M. Bodkarnbdd Bonap. Sardinien. 4, M. vulgaris L. Europa. 5, M. Richardsonii Bonap. (M. erminea Richards. F. Bor. Am.) Nordamerika. 6, M. longicauda Bonap. (M. erminea Richards. Faun. Bor. Am.) Nordamerika und 7, M. frenata Lichtenst. Mexico. (Loud. Mag. N. S. 2. p. 38.) Folgendes die Diagnosen uach der Iconografia della Fauna ütalica. Helft 22. ; 1, Mustela vulgaris: rufo-cinnamomea (cinnamomeo- 424 rufa) subtus alba; cauda valde breviori tertio corporis, apice concolori. 2, M. boccamela: castaneo-cinerea, subtus lateribusque abrupte alba; cauda dimidio corporis parum breyiori, apice vix intensiori. 3, M. erminea: rufo-cinnamomea (cinnamomeo -rufa ), subtus flavo-albida (hyeme tota alba): cauda dimidio corporis valde longiori, apice late nigro. 4, M. Cicognanii: rat: nat subtus flavo-albida cauda corporis dimidio subbreviori, apice nigricante, Mustel& vulgaris findet sich im mittleren und südlichen Ita- lien, in den sardinischen Staaten auch M. erminea; die Bocca- mela auf Sardinien; sie ist wahrscheinlich die Jets des Aristote- les, liebt wie diese den Honig, was Cetti bestätigt. — Das Hermelin findet sich nach Hodgson auch am Himalaya und wird dort Winters weils. Journ. As. Soc. VI. 2. S. 561. Putorius subhemachalanus Hodgson: 115—12“ lang bis zur Schwanzwurzel, Schwanz 55”, 63‘ mit dem Endhaar. Einfarbig hellbraun, dunkler längs der Rückenlinie, Nase, Ober- lippe, Vorderkopf und zwei Zoll des Schwanzendes schwarz- braun, der Rand der Oberlippe und die ganze Unterlippe weilsgrau, Zuweilen findet sh. ein weilser Längsstreif auf dem Vordertheile des Halses und einige unstete weilse Flecken an den Seiten, wie es scheint bei jüngeren Thieren. Fülse dunk- ler als der Körper oder dunkelbraun. Schnurrborsten dunkel. Pelz dicht, glänzend, weich. Schwanz spitz endend. Am Hi- malaya. ibid. Hodgson hat zwei schon früher von ihm aufgeführte Plan- tigraden Nepals näher beschrieben. Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. VI. 2. S. 560. — Der eine Gulo nipalensis Hodg. ist oberhalb glänzend braun, Unterseite, eine Rücken- linie von der Mitte des Kopfes bis fast zu den Hüften, ein schiefes Queerband von den Augenbraunen zu der Mitte der Wangen und das letzte Drittel des Schwanzes glänzend oran- gegelb; ein kleiner dunkler Fleck hinter dem Mundwinkel (gape) EE jeder Wange, Vorderfülse innerhalb abgeblasst bis zum Carpus und häufig über den Fingern, hintere nur zu dem Hacken. Vier: Zitzen in einem Parallelogram gestellt, zwei in der Weichen- und 2 in der Bauchgegend. Beı jungen Thie- ren und im Winterkleide bei Erwachsenen ist die dunkle Ober- seite erdig grau-braun, und die blasse Unterseite greis-grau ame): auch fehlt der dunkle Schnurrbart (moustache). Aus em anderen, früher vom Verf. Gulo Urva genannt, bildet er eine eigene Gattung, welche nach ihm im Habitus zwischen Herpetes und Gulo in der Mitte stehen soll. Das Gebils wie bei Herpestes. Schnauze verlängert spitzig (sharpened), beweg- lich. Hände und Fülse breit, mit.grofsen Bindehäuten.- Hand und Sohle nackt; Hinterfülse halbweges vom Hacken behaart, (clad half-way ae ihe os calcis), Krallen an Vorder- u. Hin- terfülsen fast gleich, wie bei Gulo u. Herpestes. An jeder Seite des Afters eine runde hohle, glatt ausgekleidete Drüse, welche 425 eine stinkend wässrige Flüssigkeit absondert, die das Thier mit Kraft ausspritzt. Der Afterapparat soll dem von Mydaus und Ursitaxus (Ratelus) sehr ähnlich sein. Sonst keine subsidiären Drüsen. 6 Zitzen fern von einander am Bauche, bei Herpesies und Gulo vier. Magen häutig, ohne fundus. Ein kurzes stumpfes Coecum von gleichem Durchmesser mit dem dicken Darm. Augenhöhlen unvollständig. Nahrung besteht in Crus- taceen und Fröschen; lebt in Höhlen in der unteren und mit- leren Region von Nepal. Aus den Charakteren geht hervor, dals dies Genus zur Viverrenfamilie gehört und namentlich der Gattung Galidia I. Geoffr. ähnlich, wenn nicht mit ihr iden- tisch ist. Die Art U. cancrivora Hodgs. hat die Farbe des Jakals, ist gelbroth (ocher) grau (fulvous iron grey) dunkler in’s Braune fallend an der Unterseite des Halses und Rumpfes. Beine schwarzbraun. Ein weilser Streif jederseits am Halse vom Ohr zur Schulter. Rand der Oberlippe und die re Un- terlippe wir Endbälfte des Schwanzes fuchsröthlich (ru- Jous) gelb. Pelz aus zweierlei Haaren sehr dick, das Contur- haar vierfach geringelt mit Gelbroth (fulvous) und schwarz, das Wollhaar dunkel an der Basis, nach oben rothgelb (ful- vous). Länge zur Schwanzwurzel 1° 6“, Kopf 4“, Schwanz- rübe 41“ mit dem Schwanzbüschel gemessen 1’ 11" u. s. w. Nach Hodgson (Journ. Af. Soc. of Bengal VI. 2. S.563.) findet sich bei den Nipalensischen Herpestes-Arten eine Anhäu- fung kleiner Drüsen, welche den After gegen den Schwanz zu (the caudal margin) ringförmig umgiebt und eine dicke eigen- thümliche moschusartige Substanz absondert, welche langsam in wurmförmigen Fäden durch zahllose kleine Oeffnungen ab- Bande wird. — Die Art des Tieflandes (Nyula Hodgs.) at an jeder Seite des Mastdarms zwei grölsere und hohle Drü- sen, anscheinend von ähnlicher Beschaftenheit, wie die der an- deren, aber verschieden durch die etwas dünne Secretion, die Hohlbeit der Drüsen und dadurch dafs jede mit einer grölseren fühlbaren Oeffnung versehen ist. rva hat nur die itlichen Drüsen, ein wässriges, schrecklich stinkendes, und auf se Entfernung projectiles Sekret. Letzteres wird bewirkt durch Ringmuskeln, welche den Hals des Ausführungsganges umgeben, welcher schief abwärts und auswärts rich ist. Dr. Campbell hat ebendas. S. 565. eine anatomische Beschrei- bung des Drüsenapparars gegeben. Dr. S. Müller beschrieb (Tjdschrift voor naturlijke Gesch. V. S. 440.) eiue angeblich neue Gattung Potamophilus von Borneo, welche nach seiner Meinung zwischen Paradoxurus u. Lutra die Mitte halten soll; richtiger aber sagt man wohl, dafs sie sich zur Viverren-Familie verhalte, wie die Ottern zu der Marderfamilie, womit denn auch zugleich die Umwandelung des Gebilses zur Omnivorenbildung sich in schönster Analogie her- ausstellt. — Der Mampalon, wie das Thier bei den Malayen heilst, hält sich, wie die Ottern, in der Nähe des Wassers auf, taucht unter, nährt sich besonders von Fischen, Krabben, Mäu- sen, Vögeln, soll aber auch Früchte lieben und danach Bäume V. Jahrg. 2. Bd. 28 426 besteigen. In dem P. barbatus erkennt man nun sogleich Gray’s Cynogale Bennettiii von Sumatra, und Blainville’s Lamictis (Viverra carcharias Ann, sc. nat. VIII. 279.) wenn gleich Hr. Müller’s Beschreibung der wahren Backenzähne, wohl nur weil sie etwas abgenutzt waren, einigen Zweifel er- wecken könnte. Der obere Fleischzahn soll nämlich nach ihm vier, die beiden hinteren Backenzähne drei Höcker (knobbelt- jes), die beiden wahren Backenzähne des Unterkiefers 5 kleine Höcker und einige körnige Unebenheiten haben. Sonst giebt Verf. dieselbe Zahl Backenzähne #.%. an, wovon 3 den: zähne. Die Lückenzähne der Oberkinnlade sind mit der Spitze etwas rückwärts gebogen, die des Unterkiefers dagegen etwas nach vorn, was auch Blainville hervorhob. — Die Beine sind kurz, kräftig, ob vorn und hinten 5 Zehen vorhanden und ob sie durch halbe Bindehaut geheftet, ob die Sohlen fast bis zum Hacken kahl sind, wie Gray von seiner Cynogale angiebt, er- wähnt Verf. nicht, Der Schwanz ist ziemlich kurz, dicht be- haart, der Kopf ist etwas abgeplattet; der Pelz dicht, aus Wollhaar und längerem Borstenhaar, falb gelblich braun, welche Farbe auch die Borstenhaare am Grunde haben, dann aber gelblich weils sind mit schwarzer Spitze, Oberlippe und Kinn weils, die Schnurrhaare (an 5“ lang) steif, geiblich weils. Ohren kurz, gerundet; alles wie bei Cynogale Bennettü Gr. Somit haben wir also wieder drei Namen für ein noch neues Genus. Nach Verf. finden sich aulser dem gewaltigen Schnurr- barte, welcher dem Thiere ein sehr seltsames Ansehen geben soll, hinter und über ihm kürzere braune Borsten und zwei Bündel langer, weilslicher Borsten zieren die Wangen und 8—9 hellfarbige stehen unter dem Kinn, Länge des Körpers 1° 11", Schwanz 7“, Kopf 5” — Eine neue Viverre von der Ostküste Borneo’s, F, Bojei, beschreibt derselbe Naturfor- scher ib. S. 145. Weissenborn hat über die seit 1833 in Sachsen -Eise- nach und Würtemberg beobachtete Wasserscheu bei Füchsen in Loudon’s Magaz. N. 8. 2. S. 226. Mittheilungen gemacht, — Sie waren dreister als sonst, und bissen Hunde, welche von der Hundswuth befallen wurden. Die Exemplare welche in Sachsen-kisenach geschossen wurden, waren sämmtlich Männ- chen. — Ueber die in Würtemberg beobachteten Fälle schrieb der Herzog Heinrich von Würtemberg in Behlen’s Allgem. Forst- und Jagdzeitung von 1837. Auch hier zeigten sie sich kühner, bissen ein Kind, Hunde und Pferde. Das Kind und die gebissenen Hunde wurden von Tollwuth befallen. Sie waren äulserst mager, bei einigen halte der Pelz eine eigenthümliche Farbe. Bei den Sectionen fand man die Leber und Eingeweide von tief gelber Farbe. Milz, Pankreas, der Plexus solaris und der nervus sympathicus zeigten sich sehr entzündet, Einen Beweis für Ueberlegung und Mitleid eines Jagdhun- des erzählt der Pred, Büttner Isis 1838. 368. Eine Hündinn war im Geburtsäcte gestorben, auch die Jungen waren bis auf einen umgekommen, den jener Jagdhund an einem Wintermor- gen zu dem Förster trug. 427 A. Campbell giebt Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal VI. P. 4. S. 120. die genauen Maalse eines erwachsenen Wah (Ailurus fulgens Cuv.). 8. Chiroptera. Temminck’s Monographien von T’aphozous, Emballonura, Urocryptus und Dicl’durus (in der Tijdschrift voor naturlijke Geschied. V.) und von Fespertilio u. Nycticejus in den Monogra- phies de Mammalogie 11. Tom. 3 Livr.; desgleichen I. E. Gray’s Uebersicht der Fledermaus-Gattungen Mag. of Zool. and Bo- iany II. 483. können wegen Mangel an Kaum hier nur ange- führt werden. 9. Quadrumana. a. Prosimii. Bei einem lebenden Otolicnus, O. Garnettii Ogilby, (einfarbig dunkelbraun ober- u. unterhalb, m#t grolsen schwar- zen, fast runden Ohren, langem, cylindrischem, wolligem Schwanze, grölser als O. senegalensis und von Grölse eines kleinen Lemur), beobachtete O. eine partielle Entgegensetzbar- keit des Zeigefingers der Vorderhände, so dafs sich deren Fin- er mit Daumen und Zeigefinger einerseits und den 3 übrigen ingern andrerseils in 2 Hälften theılen, wie beim Koala. Der vordere Zeigefinger, beim Potto sogar auf einen Höcker redu- eirt, soll nach O. bei den Nycticeben, Microceben, Chirogaleen und Tarsiern schwach und kraftlos sein, und dieselbe Tendenz zur Enigegensetzbarkeit verrathen, weshalb sie eine dem Koala und: Pseudochiren unter den Beutelthieren entsprechende Fami- lie bilden. Proc. Z. S. p. 6. Sehr interessante Mittheilungen über die Sitten des Mal- mag, Tarsius Spectrum, verdanken wir Cuming. Proc. Z. 8. p- 67. Er lebt unter den Baumwurzeln, besonders unter dem rolsen Bambus. Eidechsen zieht er allem Andern vor; sehr ie frilst er Heuschrecken u. dergleichen, giebt den leben- den den Vorzug; ist reinlich, berührt nie angefressenes Fut- ter, trinkt nicht zweimal von demselben Wasser, welches er wie eine Katze sehr langsam leckt; schreit selten, schrillend, nur einmal; (rilst verhältnilsmälsig viel; springt fast 2 F. weit; schläft viel bei Tage; wird leicht zahm, a Hände und Ge- sicht seines Pflegers und lälst sich gern schmeicheln; scheuet das Licht, sucht stets die dunkeiste Stelle; hockt auf den Hin- terbeinen bei dem Fralse, hält diesen mit den Vorderhänden; Männchen und Weibchen sieht man gewöhnlich zusammen; ist sehr selten auf der Insel Bohol, findet sich in den Wäldern von Jagna und Mindanado; Unrath ähnlich dem des Hundes; wirft nur einmal jährlich ein Junges, dies wird mit offenen Augen geboren und kriecht schon am zweiten Tage im Käfig umher. 428 b. Simiae. Eine gehaltreiche Schrift von Dr. E. Burdach: Beitrag zur Anatomie des Affen. Königsberg 1838. 8. hat die Myolo- gie der Affen zum Gegenstande. Martin (Proc. Z. $. p. 117.) entdeckte, dafs der hintere untere Backenzahn der Mangabey-Affen ( Cercop. aethiops und Juliginosus) fünf Höcker besitze. Ref. hat hierauf schon 1832. im Anhange zu seinem Handb. S. 604.. aufmerksam gemacht, und seitdem in seinen Vorlesungen immer, wie Verf. es hier vorschlägt, die Mangabey als Zwischenglied zwischen Macacus und ÜGerco- pühecus Doinschräg und darauf den Namen Cercocebus Geoffr. beschränkt. Falconer und Cautley fanden und beschrieben (Journ. of the Asiat. Soc, of Bengal V1.1. S.355.) Fragmente vom Un- . terkiefer fossiler Quadrumanen aus den Siwalik-Hügeln. Die Arten waren kleiner als die von Baker und Durand beschrie- bene. Das eine Fragment hat sehr abgeschliffene Backenzähne und scheint einem Semnopithecus anzugehören, der gröfser als S. entellus war. Das andere hat sehr vollständige Backenzähne und weist sich durch’ diese als einen Makaken (im Text steht fälschlich Pithecus) aus, der die Grölse des $, entellus hatte, Will. Martin gab in Loudon’s Magaz. N. $. II. S. 321. u. 434. eine Monographie der Gattung Semnopithecus. — Verf. führt 46, sämmtlich bereits früher beschriebene Arten auf, von denen jedoch einzelne nicht Stich halten dürften. Den $. leu- coprymnus Otto u. $. Nestor Bennett bezieht er auf Cercopüthe- cus latibarbatus Geoffr.; S. cucullatus Isid. Geoffr. auf Simia Johni Fisch. Drei neue, nur auf Borneo einheimische Arten derselben Gattung $. frontatus, rubicundus, und chrysomelas finden wir von Dr. S. Muller (Tydschrift voor naturl. Gesch. V. 8.136. fg.) beschrieben. Neue Arten der Gattung Colobus wurden von Water- house (Proc. Zool. Soc. p.57.58.) und Van Beneden (Bull. de 1’ Acad. de Bruxell. Tom. V.) aufgestellt. Die des ersteren sind von der Insel Fernando Po. ©. Pennanti. Ü. supra ni- grescens, ad latera fulvescenti-rufus, subtus fHavescens, cauda fusco-nigricante; genis albis. Long. corp. 27 caud. 29“ und C. Satanas Ü. niger, vellere longissimo, Long. corp. 31", caud. 36%. Beide sind wieder nach Fellen mit defeeten Extre- mitäten aufgestellt!! — C.verus Van Ber. besitzt nicht einmal das Daumenrudiment der anderen Arten, die Färbung an Kopf, Rücken nnd Schwanzwurzel ist bräunlich olivenfarbig, Schwanz grau, Unterseite schmutzig grau. — Von der Auwesenheit der deutlichen und geräumigen Backentaschen bei ©. fuliginosus, S. Jahrgg. II. 2. S.275-, konnte sich Martin a. a. Ö. S. 322. an den von Ogilby untersuchten Exemplaren nicht mit Sicher- heit überzeugen. „ER MORE € Ama N “\ Gedruckt bei den Gebr. Unger. En Taf T. dh ÖOrizmacher sc DEF Laurer. pine A NENSTUENERR) enge: —g 0% IT (Ass 0x vagargenpru op 4) Dahl Ta. MI. 1839. HTikeley sc; RA Philypn det oe. Schmidt lith Taf V. Fiß.8. 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