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NATURGESCHICHTE
GEGRUl^-DET VQN A. F. A. WIEGMAITN.
N VERBINDUNG MIT
PROF. DK. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE-
BOLD IN FREIBURG, DR. TROSCHEL IN BERLIN, PROF.
A, WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RÜD. WAGNER
IN GÖTTINGEN
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. W. f. ERIC HS ON,
PROFE.SSOR AN DER FRIEDRICH-TV ILHELM.S-XJNIVER.SITAT ZU BERLIN.
DREIZEHNTER JAHRGANG.
Zweiter Baiicl.
BERLIN 1847
N DER NICOLAl'SCHEN BUCHHANDLUNG.
aufgestellte Wühlmaus
sind in den Actes de la Soc. Helvetique des sc. nat. Geneve
1846 p. 72. etliche Verhandlungen mitgetheilt.
Indem Martins anführte, dass diese Wühlmaus ein Alpenthier
sei, das niemals unter 2000 Meter Höhe gefunden würde, machte
Schinz darauf aufmerksam, dass erwähnte Art nicht die einzige sei,
welche die hohen Regionen der Schweiz bewohne, sondern dass man
daselbst auch noch Arvicola Nageri und 2 andere Arten antreffe,
von denen die eine die gewöhnliche Feldmaus zu sein scheine. Ref.
will bei dieser Gelegenheit die Bemerkung beifügen, dass er sich
nunmehr von der spezifischen Differenz zwischen Hypudaeus alpinus
und H. Nageri überzeugt hat, und dass er jetzt nach mündlicher Mit-
theilung von Prof. Blasius weiss, dass die im hiesigen Museum auf-
gestellten 2 Exemplare von H. alpinus noch nicht erwachsen sind,
da diese Art beträchtlich grösser wird, als Ref. auf Grund derselben
angegeben hatte.
Von 2 neuen Nagergattungen aus den Tertiärgebilden von Weis-
senau führte H. v. Meyer im Jahrb. f. Min. S. 475 nur die Namen
Microniys und Lithoinys an, daher ihnen hier blos eine proviso-
rische Stelle angewiesen werden kann. Der Name Micromys ist
übrigens schon an Mus minutus vergeben.
22 And r. Wagner: Bericht über die Leistungen in der
Zwei neue Nagergattiingeii aus Mozambique, die Peters
aufstellte, mögen wohl zu dieser Familie gehören (Bericht
über d. Verh. der Berlin. Akad. S. 258).
Die eine Gattung hcisst Sacco stomus. „Schnautze stumpf,
Schwanz kurz, beschuppt, schwach behaart. Ohren frei. Extremi-
täten kurz, fünfzehig. Sclmeidezähne ungefurcht. Oben und unten
3 Backenzähne mit Wurzeln ; der erste und grÖsste mit 3 Schmelz-
lamellen, die hintersten mit 2 Lamellen. Innere Backentaschen. Le-
ber ohne Gallenblase. Magen durch eine innere schmale Falte in 2
Abtheilungen geschieden. Darm kürzer im Verhältniss zur Körper-
länge als bei den eigentlichen Nagern. — Art: S. campestris; schiefer-
grau, am Bauche schneeweiss. 4 Zoll lang (ungerechnet den Schwanz).
Der Schwanz ist f der Länge des Körpers. Lebt in Feldern, wo
sie sich Höhlen gräbt mit 2 Ausgängen, an welchen sie Steinchen
anhäuft. Heisst in der Negersprache Psuku.*'
Die andere Gattung heisst Stent oijiys. ,, Spitze Schnautze.
Schwanz und Extremitäten kurz, letztere mit 5 Zehen (kleine Dau-
meuwarze). Obere Schneidezähne einfach gefurcht. Allenthalben
dreihöckerige gewurzelte Backenzähne, welche nur wenig von denen
der eigentlichen Mäuse abweichen. Keine Backentaschen. Eingeweide
wie bei Mus, nur kürzer. Die Gallenblase ist vorhanden. Der Ma-
gen ist wie bei der vorhergehenden Gattung. Art: St. "pratensis;
braun oder graubraun, am Bauche Nveiss. Schwanz fast nackt. Lebt
ebenfalls in Ebenen, besonders in Getreidefeldern, wo sie eine Höhle
mit einem einzigen Zugang gräbt,' Sie wird leicht ergriffen, da sie
wegen ihrer kurzen Beine nicht sehr schnell ist. Sie wird nament-
lich in den Monaten April und Mai zur Erntezeit in ausserordentli-
cher Menge gefangen, ist dann sehr fett und wird als Leckerbissen
sehr geschätzt, daher sie in Menge zum Verkauf angeboten wird.
Heisst in der Negersprache von Tette: Sana."
Ciistorina» Die ausgestorbene Gattung Chalicornys
wurde durch H. v. Meyer mit einer neuen Art, Ch. Eseri
vermehrt (Jahrb. f. Min. S. 474).
Sie ist auf ein Unterkiefer-Stück begründet, das im Süsswasser-
kalk des Oerlinger Thaies bei Ulm gefunden wurde. In den Wür-
temb. naturw. Jahresh. S. 147 ist dieser Art ebenfalls gedacht und
auf Tab. 3 Fig. 1 eine Abbildung des erwähnten Fragments beigefügt.
Wie H. V. Meyer berichtet, kommt diese Art auch bei Weissenau vor.
üeber die Verbreitung der B i b e r in Polen legte St. K. v. S i e m u s -
zowa-Pietruski seine Erfahrungen in unserm Archive S. 183 nieder.
Aculeata. Jn W. Hai ding er 's Berichten über die Mitthei-
lungen von Freunden der Naturw. in Wien lieferte Hammerschmidt
(S. 131) die Beschreibung eines aus Mexiko eingesandten Greifstach-
Naturgeschichte der Säiigthiere ^vährend des Jahres 184G. 23
lers, den er fiir identisch mit Cercolabes IJehmaui ansieht, was auch
wohl seine Richtigkeit haben wird.
nuplicidentatft, H. v. Meyer hat in seiner auf gründ-
lichen und umfassenden Untersuchungen ruhenden Aufzählung des
Wirbelthier- Gehalts der diluvialen Spalt- und Höhlen- Ausfüllungen
im untern Lahnthal auch Ueberreste von Lagomys spclaeiis und Le-
pus timidus aufgeführt (Jahrb. f. Min. S. 526).
Mdentata.
Während in einer frühern ^Arbeit Owen auf Vervvandtschafts-
beziehungen der Zahnlücker mit den Vögeln hingewiesen hatte, suchte
E. Fry solche zwischen den ersteren und den Reptilien, insbesondere
zwischen Gürtelthieren und Schildkröten aufzuzeigen (Ann. of nat.
hist. XVllI. p. 278).
Als Beitrag zur Kenntniss der geographischen Verbreitung der
Säugthiere mag hier angeführt werden, dass sowohl Begbie (a. a. O.
S. 401) als auch Cantor in seinem Katalog das Vorkommen von Ma-
nis javam'ca auf der malayischen Halbinsel angeben; ersterer über-
diess auch noch das von Manu crassicaudata , die Cantor indess
nicht mit aufzählt.
Notizen über einen lebenden Ameisenigel {Tachyglossus) wurden
von Owen in den Ann. of nat. hist. XVII. p. 126 beigebracht.
Ueber die Zusammensetzung des Hinterfusses des gigantischen
fossilen Gürtelthiers der Banda onental (Glyptodon) trug Joh. Mül-
ler einige Bemerkungen vor (Bericht der Berlin. Akad. S. 179).
In einem Briefe an die pariser Akademie erstattete F.
.von Castelnau einige Bemerkungen über die Maulthiere,
die er auf seinen Reisen durch Südamerika vielfach zu beob-
achten Gelegenheit hatte (Instit. p. 206).
Zuvörderst spricht er von der Fruchtbarkeit eines weiblichen
Maulthiers und versichert, dass die Thatsache von ihm selbst beob-
achtet worden sei. Dieses Thier, aus der Vermischung einer Stute
und eines Esels entsprossen, hat zum erstenmal in seinem siebenten
Lebensjahr mit einem Esel ein Maulthier erzeugt, das in Allem den
andern Thieren dieses Namens ähnlich war; es yante nicht, indess
variirt ohnediess bei diesen Thieren die Stimme sehr, indem sie bei
den einen fast wie beim Esel ist, während die andern nur das Wie-
hern des Pferdes haben. Im neunten Jahre hatte eine zweite Be-
fruchtung statt von einem Pferd; diessmal war der Sprössling eine
veritable Stute, aber sehr elend und kleiner Gestalt. — C. erwähnte
ferner, dass in den Centraltheilen Brasiliens und in den bolivischen
Kordilleren die Stuten und weiblichen Maulthiere fast niemals Eck-
zähne haben, während bei den Pferden und männlichen Maulthieren
24 And r. Wagner: Bericht über die Leistungen in der
die Zahnbildiing von der gewöhnlichen Beschaffenheit ist. Hinsicht-
lich letzteren Punktes hat jedoch Ref. zu erinnern, dass auch in
Europa bei den Stuten nur höchst selten Eckzähne sich finden und
dass sie selbst den Hengsten bisweilen im Unterkiefer fehlen.
JPachyiiertnata» ,
Reichenbach publizirte zwei hieher gehörige Werke:
1) Anatoraia mammaliiim. Ps. I. Cetacea et Pachydermata, lab.
aen. LXV illustrata. Lips. 1845. 2) Synopsis mammalium.
Fase. I. Cetacea, Pachydermata, Suilla. Dresd. 1846.
Auf eine dritte Art von Elephanten wurde durch
Temminck hingewiesen.
In seinem Coup-d'oeil general sur les possessions Neerlandaises
dans rinde Archipelagique I. p. 328 gab Temminck die Erklärung ab,
dass nach Skeleten vom sumatr anis chen Elephanten, der in
dem Lande der Lamponys an der Südspitze, so wie in den gebirgigen
Gegenden der Residenzen Padang und Palembang in grosser Anzahl
vorhanden ist, derselbe vom indischen Elephanten sich eben so gut
unterscheide, als der letztere vom afrikanischen, so dass er als dritte
Art dieser Gattung zu betrachten sei.
H. Marschall führte in seinem Werke: Ceylon, a general de-
script. of the Island etc. an, dass auf dieser Insel die Elephanten
noch immer zahlreicher als in irgend einem andern asiatischen Lande
sind, obwohl man versichert, da^s seit der englischen Besitznahme
weit über 2000 Elephanten erlegt worden seien. Der grösste unter
den zahmen Elephanten, die M. auf Ceylon sah, hatte nach seiner
Messung eine Höhe von 8' 7". Die Ausbeute an Elfenbein wirft da-
selbst keinen sonderlichen Gewinn ab, da die wenigsten von diesen
Thieren mit vorragenden Stosszähhen versehen sind.
Das Wohngebiet und die Ausrottung des Mammuths
wurde von Murchison im Edinb. new philosoph. journ.
p. 344 besprochen.
Er erklärt sich gegen die Behauptung von Pallas, dass die Mam-
muthsknochen zuweilen mit Meeresablagerungen vermengt angetroffen
würden, indem er es für erwiesen annimmt, dass sie allenthalben
nur vom süssen Wasser angeschwemmt worden seien. Seiner Mei-
nung nach war ursprünglich der Mammuth in ganz Sibirien zu Hause;
da sei aber plötzlich der Ural und der Altai aus den unterirdischen
Tiefen empor gestossen worden und dadurch hätte das Klima sich
dergestalt verschlimmert, dass das Mammuth nicht mehr fortleben
konnte. Uebrigens hätte Sibirien auch wohl schon vor jener Kata-
strophe kein tropisches Klima gehabt, was er aus der reichlichen
Behaarung des Mammuths schliessen will. M. erklärt sich also ge-
gen Cuvier's Annahme von einer plötzlichen Veränderung des Klimas.
Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 25
Weiter ist er der Meinung, dass weil der Schmelz an den Zähnen
des Mammuths fester ist als an denen des Elephanten, jene Thiere
mehr auf derbere Nahrung, hauptsächlich Baumzweige, angewiesen
waren und dass also wohl Wälder von Birken, Buchen, Weiden u. s. w.
sich zu jener Zeit bis an das Eismeer erstreckt und bis dahin zur
Sommerszeit die Mammuths ihre Wanderungen von dem mittelasiati-
schen Hochlande ausgedehnt hätten. Nach der vorhin erwähten Ge-
birgserhebung seien diese Wälder verschwunden und die in den Nie-
derungen aufgestauten Gewässer hätten daselbst Sümpfe und Seen
gebildet, in denen sich grosse Knochenablagerungen angehäuft hätten.
Hinsichtlich der an der sibirischen Meeresküste aufgestapelten fossi-
len Knochen ist M. der Meinung^ dass die Mammuthe erst durch die
Ströme dort angeschwemmt w^orden seien. — ünsers Bedünkens nach
würden sich diese Erklärungen ganz gut hören lassen, Menn es nur
den Geologen erst gelänge die Hypothese von den Gebirgserhebungen
aus dem Reiche des Unglaublichen und Fantastischen in das Reich
des Glaublichen und Wirklichen zu versetzen.
Brandt gab ebenfalls einige Aufschlüsse über die Verhältnisse,
unter denen die Cadaver von Mammuth und Nashorn in Sibirien vor-
kommen, wobei er der altern Meinung beipflichtet, dass selbige nicht
aus dem fernen Süden nach dem hohen Norden durch Fluthen ge-
bracht worden seien (Bericht über d. Verh. der Akad. d. Wissensch.
z. Berlin S. 222).
Ein Sendschreiben von Dr. Warren in Boston, den
Owen einen excellent anatomist and eminent physician nennt,
brachte interessante Aufschlüsse über 2 neu aufgefundene, fast
vollständige Skelete von Mastodon (Ann. of nat. bist. XVII.
p. 145).
Im Herbste 1845 wurde ein ganzes Mastodon -Skelet, zugleich
noch mit 2 Schädeln, 2 besondern Unterkiefern und andern Knochen
im Staate New Jersey ausgegraben und durch die Liberalität einer
Anzahl Gentlemen in Boston für die Harvard University in Cambridge
(3 Miles von Boston) acquirirt. Ein noch grösseres wurde bei New-
burgh im Staate New York aufgefunden und von Dr. Warren selbst
angekauft. Dasselbe hat ohngefähr eine Höhe von 12', der Schädel
3', die Stosszähne 10'. Aus der Länge dieser Zähne, sowie aus der
der Beckendurchmesser schliesst W. , dass sein Skelet von einem
männlichen, das andere von einem weiblichenThiere herrühren möchte.
In der obern Kinnlade sind zwei, in der untern nur ein Stosszahn
enthalten. Am andern Skelet, obschon es jünger aussieht, ist kein
solcher Zahn vorfindlich. W. führt mit Recht diesen Umstand als
einen Beweis von Owen's Ansicht an, dass nämlich dieser untere
Eckzahn im jugendlichen Zustande beider Geschlechter vorgekommen
sein möge, dann aber mit dem Alter bei den Weibchen verschwunden
wäre. In dieser Hinsicht war bemerkenswerth auch einer von den
26 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der
besondern Unterkiefern, der jugendlichen Alters war und an der Sym-
physe zwei Höhlen zeigte, die offenbar die Alveolen zweier Stoss-
zähne waren. — Schliesslich fügt W. seinem Sendschreiben noch
eine beachtungswerthe Bemerkung hinsichtlich der altern Angabe
über das muthmassliche Futter des Mastodons bei. Bekanntlich hatte
man bei dem im Staate Virginien entdeckten Skelete in der Gegend
des Magens und des Darmkanals eine Quantität zermalmter Zweige,
Blätter und anderer vegetabilischen Substanzen, welche wahrschein-
lich das Futter dieses Thieres ausmachten, angetroffen. Aehnliche
Substanzen wurden in gleicher Lage bei dem Skelet von New Jersey
gefunden, und bei dem andern, in dem Besitze des Dr. W. , wurde
eine Menge solcher Massen (ohngefähr 6 bushel) ebenfalls in der
Gegend des Magens und des Darmkanals wahrgenommen. Da die
Lage des Thiers bei seiner Entdeckung nicht verrückt worden war,
so kann man hier wohl nicht irren, wenn man jene Masse für wirk-
liche Bestandtheile des Futters ansieht. Diese Meinung erhält noch
eine Stütze durch die Angabe des Entdeckers des Skelets, dass der
ganze Lauf der Därme durch das Futter konnte verfolgt werden.
Ueber das Dinotherium indicum wurden im Quat. Journ. of the
Geolog. Soc. p. 360 Aufschlüsse ertheilt.
Diiveriioy bemühte sich spezifische Unterschiede zwi-
schen den kapischen und den abyssinisch - seuegambischen
Flusspferden ausfindig zu machen (Instit. p. 333).
Zur Vergleichung hatte er einen Schädel aus Schoa, 2 Skelete
vom Senegal und ein Skelet vom Kap. Als Differenzen zwischen
dem abyssinischen und kapischen bezeichnet er folgende. 1) Der
Alveolenrand , welcher die fortlaufende Reihe der Hauptbackenzähne
einschliesst, ist beim abyssinischen länger als beim kapischen. 2)
Bei jenem und dem senegambischen ist im Oberkiefer der 3te Ersatz-
Backenzahn stärker und complizirter, der 2te noch stärker als der
Ste, und allein der Iste hat eine konische Form mit breiter Basis.
3) Beim kapischen Flusspferd ist der correspondirende Iste und 2te
Backenzahn konisch und etwas seitlich comprimirt, ohngefähr wie
die unächten Backenzähne der Hyäne. 4) Beim abyssinischen schei-
nen die Eckzähne stärker und ihre Furchen deutlicher. 5) Der Schä-
del ist im Verhältniss zu seiner Breite etwas länger beim kapischen
als beim abyssinischen und senegalschen. 6) Die Richtung der Joch-
beigen ist bei letzteren schiefer als beim kapischen. 7) Die Augen-
höhlen sind bei jenen fast rund oder selbst oval und in diesem Falle
ist ihr grosser Durchmesser der senkrechte, während er beim kapi-
schen der wagrechte ist. 8) Bei diesem hat auch der Unterkiefer
eine geringere Dicke. Duvernoy schliesst daraus, dass das kapische
Flusspferd spezifisch verschieden ist von dem abyssinischen und se-
negambischen; er schlägt deshalb vor die letztere als Hippopo-
tanius typus, das kapische als H, australis zu bezeichnen, woäu
Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 27
als 3te Art die vom St. Paul-Flusse komme, ^velche Morton mit dem
Namen H. minor belegte. — Bei dieser Gelegenheit machte Js. Geof-
froy bemerklich, dass er, ohne damit der Ansicht Duvernoy's gera-
dezu entgegen treten zu wollen, gleichwohl warnen müsse vor der
Zulassung besonderer Arten, selbst wenn bisweilen die zur Unter-
suchung vorliegenden Objekte Differenzen wahrnehmen Hessen. Es
komme oft vor, dass beträchtliche Verschiedenheiten, wenn die Ver-
gleichung auf Gegenständen aus weit von einander abliegenden Loka-
litäten beruhe, sich vermindern und in unmerkliche Nuancen auflösen,
sobald man Gelegenheit hat die extremen Glieder mit zwischenlie-
genden zu vergleichen, Ref. tritt entschieden dieser Ansicht bei und
kann deshalb den von Duvernoy aufgestellten Differenzen keine Be-
rechtigung zur spezifischen Sonderung der kapischen von den abys-
sinischen und senegambischen Flusspferden zugestehen.
Ueber die Weichtheile des antediluvianischen Rhinoceros
tichorhinus hat Brandt, über die des Mammuths G 1 e b o f f
Un.tersuchuDgen angestellt.
Ersterer hat einstweilen nur eine kurze Notiz hierüber bekannt
gemacht (Instit. p. 387) und verspricht eine ausführlichere Mitthei-
lung; letzterer hat seine mikroskopischen Untersuchungen über die
Weichtheile des Mammuths in den Bullet, de la soc. imp. des natu-
ralistes de Moscou. 1846. p. 108 publizirt und durch 3 Tafeln mit
Abbildungen erläutert.
Für die geographische Verbreitung des Rhinoceros suma-
tranus ist ein viel grösserer Spielraum ermittelt worden als
map bisher annahm.
Cantor sagt in seinem, schon mehrmals angeführten Verzeich-
nisse hierüber auf S. 55 folgendes: „Ein zweihÖrniges Nashorn be-
wohnt, wie die Malayen behaupten, das dichteste Dschungel, und
verlässt dasselbe nur selten. Das Museum der Asiatic Society be-
sitzt einen Schädel und auch einen Kopf mit dem Fell vom Rhino-
ceros sumatranus aus der Provinz Tenasserim, woselbst das Vorkom-
men dieser Art von Helfer und Blyth erwähnt worden ist. Diese
Thatsache dürfte die Angaben der Malayen bestätigen und es lässt
sich daher vermuthen, dass man später finden werde, dass sich der
Wohnbezirk des Rh. sumatranus über die benachbarte malayische
Halbinsel ausdehne. So ist es bereits vom Kapt. Begbie in seinem
Buche über di ' malayische Halbinsel aufgeführt worden. In Lieut.
Col. Low's History öf Tenasserim (Journ. Royal Asiatic. Soc. III.
1836) ist der Kopf eines jungen Nashorns abgebildet, welches, nach
der beträchtlichen Vorragung zwischen den Augen, eine zweihörnige
Art, wahrscheinlich die hier besprochene, zu seyn scheint." — Wenn
die vorstehenden Angaben, unsers Bedünkeus nach, allerdings noch
nicht evident genug sind, um gerade das Vorkommen des Rhinoceros
28 An dr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der
sumatranus auf der malayischen Halbinsel ausser allen Zweifel zu
setzen., so sind sie dagegen vollkommen ausreichend, um den Nach-
weis zu liefern, dass daselbst ebenfalls eine zweihörnige Art ver-
breitet ist.
Noch verdient angeführt zu werden , dass nach Cantor's y\ngabe
sowohl Rhinoceros indicus als auch Rh. javanicus auf der malayi-
schen Halbinsel zahlreich gefunden wird.
H. V. Meyer erweiterte die Ordnung der Dickhäuter mit
3 neuen, der Vorzeit angehörigen Gattungen (Jahrb^ f. Min.
S. 466, 467 und 471).
In den Tertiärablagerungen von la Chaux-de-fonds fand er Ueber-
reste, die zwar sehr'* an Lophiodon erinnerten, ihm aber doch genug
Differenzen darzubieten schienen, um sie von selbigem unter dem
Namen Listriodon zu trennen, wobei er die Spezies als L. ^/>/cw -
dejis bezeichnete. An andern Ueberresten aus derselben Lokalität
erkannte er 2 Arten schweinsartiger Thiere, die wohl einer und der-
selben Gattung dürften angehört haben, welche er, da in reinen ter-
tiären Bildungen das Genus Sus noch nicht vorgekommen, bis zur
Auffindung der Backenzähne, die eine genauere Entscheidung an die
Hand geben werden, mit dem Namen Calydonius bezeichnet; die
grössere Art benannte er C. trux, die kleinere C. tener. Seine
dritte Gattung, Tapinodon, stammt aus den Tertiärgebilden von
Egerkingen im Kanton Solothurn, und scheint dem Anoplotherium
nahe zu stehen. Die dazu gehörige Art bezeichnet er mit dem Na-
jnen T. Gresslyi. Bemerkenswerth ist noch, dass obwohl die ge-
nannten Lokalitäten nicht sehr entfernt von einander liegen, gleich-
wohl ihre antediluvianische Fauna höchst verschieden ist.
Auch Owen errichtete eine neue Gattung, Harlanus ,
nach antediluvianischen Ueberresten, die in dem Staat Geor-
gien aufgefunden worden waren (Proceed. of the Acad. of
nat. scienc. of Philadelph. 1846. vol. HL p. 94).
Sie beruht auf dem Mitteltheil eines Unterkiefers, den früher
schon Harlan unter dem Namen Sus americanus beschrieben hatte,
der aber, wie Owen nachwies, nicht von dieser Gattung herrühren
konnte, auch nicht von Toxodon oder Lophiodon, sondern von einer
besondern Gattung, die an dem Tapir ihrem nächsten Verwandten
findet. Sie scheint den Abstand zu vermindern, der die seltsamen
nagerähnlichen Dickhäuter Südamerikas von den mehr tapirartigen
Formen, welche in der alten Welt fossil gefunden werden, scheidet.
Der Spezies legte Owen den Namen Harlanus americafius bei.
An einem obern Backenzahne von Dichol/ane cervinum zeigte
Owen die Verschiedenheit von Moschus und jedom andern Wieder-
käuer (Quat. journ. of the geol. soc. p. 420).
Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 29
Mufninantia»
Sundeva 11 hat seine methodische Uebersicht der Wie-
derkäuer zu Ende geführt (K. V. Akad. Handl. 1845. p. 265).
Wir haben die erste Abtheilung dieser ausgezeichneten Arbeit
schon im vorigen Jahresbericht angezeigt, und bemerken hier, dass
der vorliegende zweite den Schluss der 6ten Familie, der Antilopina
enthält, w.orauf Farn. 6. Caprina und Fam. 7. Camelina folgt. Daran
schliessen sich 2 Anhänge an, wovon der eine die dubiösen und hin-
sichtlich ihrer generischen Einreihung unsichern Arten, die fast zu
den Antilopen gerechnet wurden, behandelt, der zweite sehr aus-
führlich mit den Spezies sich befasst, die Linne in seiner Ordnung
Pecora begriff. Darauf folgen Addenda nnd Corrigenda, und den
Schluss macht ein Verzeichniss der Namen und Synonyme der Anti-
lopen. Die erste Abtheilung dieser Abhandlung ist bereits von Oken
in der Isis 1846 S.564, so wie von Hornschuch im Arch. skandi-
nav. Beitr. z. Naturgesch. 1847 S. 78 aus dem Schwedischen ins
Deutsche übersetzt worden, was zu ihrer Verbreitung wesentlich
beitragen wird und mich der Mühe überhebt, sie hier in schemati-
scher Uebersicht zur Vorlage zu bringen. Es ist diess eine Arbeit,
durch welche die systematische Anordnung der Wiederkäuer und die
Begründung ihrer Arten um einen guten Schritt weiter gebracht wor-
den ist, eine wichtige Bereicherung der therologischen Literatur.
OTylopoda. lieber Bastardkreuzungen zwischen den ver-
schiedenen Lamas theilte F. de Castelnau einige Nachrich-
ten mit (Instit. p. 206).
,,Die Kreuzung des Lamas mit dem Alpaca," heisst es daselbst,
„ist alltäglich; man hat aber ein ganz neues Resultat durch Kreuzung
des Alpacas mit der Vicunna erhalten. Diese Thatsache ist um so
merkwürdiger, als die Sitten dieser beiden Arten sehr verschieden
sind, indem Alpaca und Lama sich dem Hausstande mit der grössten
Leichtigkeit unterwerfen und selbst nicht mehr im wilden Zustande
gekannt sind, während die Vicunna immer nur in kleinen Trupps
auf den höchsten Spitzen der Kordilleren leben, sogleich entfliehen,
sobald sie einen Menschen wahrnehmen und sich niemals dem Haus-
stande unterwerfen, denn es ist nur mit der grössten Mühe gelungen
zwei oder drei Individuen zu zähmen. Indem ein reicher Landwirth
des Dorfs Macucani in der Provinz Carabaja vier junge weibliche
Vicunnas durch ein Alpaca bespringen Hess, erhielt er innerhalb 3
Jahren 23 Bastarde, die niedliche Thiere sind, von mittlerer Grösse
zwischen der des Alpacas und der Vicunna; ihre Wolle ist weiss,
14 — 15 Centimeters lang, sehr fein und der Seide ähnlich; ein ein-
ziges Männchen ist kaifefarbig. Ausser der Weide giebt man ihnen
Morgens und Abends Gerste, Mais oder Kleienbrod, welches sie be-
gierig fressen, sie sind sehr sanft und laufen mit Begierde dem ent-
30 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der
gegen, der sie füttert. Die Wolle der Lama-Gattung ist bereits einer
der wichtigsten Ausfuhrartikel von Peru, es würde bedeutend sein
einen ähnlichen Erfolg von diesem Erzeugniss zu erhalten. Es würde
auch merkwürdig sein zu wissen, ob diese Bastarde sich fortpflanzen
könnten." — Hiemit hat freilich C. den Punkt berührt, der allerdings
von Wichtigkeit für die Frage von der Bastardzeugung wäre, denn
dass noch verwandte Arten Bastarde miteinander bilden können, ist
ausser Zweifel, nicht aber, ob, doch unter welchen Beschränkungen,
letzteren Fruchtbarkeit zusteht. Dass übrigens die Paarung zwischen
Lama und Alpaca nichts so Gewöhnliches ist als es C. behauptet,,
wissen wir aus den gründlichen Beobachtungen v. Tschudi's, der
gerade das Gegentheil davon behauptet und dem über diesen Punkt
eine dreijährige Erfahrung zur Seite steht.
Cervina. Unter den 4 — 5 urweltlichen Hirscharten aus
dem Lahnthale sonderte H. v. Meyer eine als Cervus di-
luvianus aus (Jahrb. f. Min. S. 524). Derselbe entdeckte
unter den fossilen lleberresten von la Chaux-de-fonds einen
neuen Palaeoinerijx , den er P. Nicoleti benannte (a. a. O.
S. 468).
Die letzterwähnte Art würde, nach den vorliegenden Fragmenten
zu urtheilen, die Grösse unserer grössten lebenden Arten erreicht
haben.
D orcatherium vindeb onense wurde von H. v. Meyer als
neue Art aus dem tertiären Becken von Wien unterschieden (Jahrb.
f. Min. S. 471).
Camelopardalis sivaleiisis und Bramathermm wurden im Quat.
journ. of the geol. sog. p. 362 charakterisirt, doch hat Ref. dermalen
dieses Heft nicht zur Hand, um umständlicher darüber berichten zu
können.
Von neuen Hirscharten aus Chili haben Gay und Ger-
vais in den Ann. des sc. nat. Fevr. 1846 eine kurze Notiz
gegeben.
Molina's räthselhafte Capra Puda erklären sie für einen kleinen,
dem Cervus rufus und nemorivagus nah verwandten Hirsch, der wahr-
scheinlich mit Cervus humilis Benn. identisch sei. Ferner geben sie
an, dass Molina's Equus bisulcus ein dem Cervus antisiensis ähnlicher
Hirsch ist, der eine eigne Spezies, Cervus chiliensis zu bilden scheine.
Endlich führen sie noch 2 neue Hirscharten an, Cervus spinosus und
C. Goudotü^ deren Schilderung noch zu erwarten steht.
Cavicornia. J. E. Gray versuchte sich an einer neuen
methodischen Anordnung der hohlhörnigen Wiederkäuer (Ann.
of nat. bist. XVHL p. 227).
Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 31
Nach einer kurzen Anzeige der bisherigen Anordnungen, \vobei
er, ^vie gewöhnlich, nicht die geringste Kenntniss von den deutschen
Leistungen hat, erklärt er, dass die Form der Hörner das natürlichste
Merkmal zur Unterabtheilung in Gruppen abgebe. Demnach entwirft
er folgende Anordnung.
I. Hörner rund oder zusammengedrückt, ohne vor-,
springenden Kiel am Innern Vorderwinkel.
1. Hörner geglättet, seitwärts ausgebreitet, an der Basis cylin-
drisch oder zusammengedrückt. Knie (oder Handgelenk) unter der
Mitte des Vorderbeins. Boveae (sie!).
2. Hörner konisch, rückwärts gebogen, cylindrisch oder zusam-
men gedrückt und an der Basis geringelt. Knie in der Mitte des Vor-
derbeins. Antilopeae.
II. Hörn er winkelig mit mehr oder minder deutli-
chem Kiel am Vorderwinkel; Knie in der Mitte des Vor-
derbeins.
3. Hörner fast spiral, aufrecht; Thränensäcke deutlich, Stirne
flach, Männchen ungehärtet. Strepsicereae.
4. Hörner zurückgekrümmt, zusammen gedrückt; keine Thränen-
säcke, Stirne concav, Männchen gebartet. Capreae.
5. Hörner spiral, seitwärts ausgebreitet; keine Thränensäcke,
Männchen ungehärtet. Oveae.
Die Boveae bestehen wieder aus den Gattungen Bos, Bihos^
Bison^ Biibalus und Anoa mit nackter feuchter Muffel, und Poepha-
gus und Ovibos mit behaarter. — Die Strepsicereae, die einzigen
Hohlhörner mit weissen Streifen oder Flecken, bilden 4 Gattungen:
Portax^ Strepsiceros^ Boselaphus und Tragelaphus , wovon die 3
erstem eine Schafsnase, die letzte eine nackte Nase hat. — Die
Capreae haben 3 Gattungen: Hemiti^agus mit feuchter Muffel, Ihex
und Capra mit Schafsnasen. — Die Oveae begreifen nur die Gat-
tung Ovis.
Die Antilopeae werden folgendermassen abgetheilt.
I. Feld-Äntilopen, Nasenlöcher innen kahl.
1) Aechte Antilopen; leichtleibig und schlankbeinig, Hufe
klein, Schwanz kurz oder mittelmässig, mit verlängerten Haaren bis
zur Basis bedeckt; HÖrner leierförmig oder konisch.
«) Hörner massig, leierförmig; Muffel schafsartig.
Saiga. Nase sehr hoch, zusammengedrückt, abgestutzt; Hörner
weiss, leierartig. S. Colin.
Kenias. Nase des Männchens jederseits mit einer Erweiterung;
Hörner verlängert, zusammengedrückt, leierförmig. K. Hodgsonii.
Gaze IIa. Nase sich zuspitzend, einfach; Hörner leierförmig; deut-
liche Thränengrube. G. gutturosa^ siibgutturosa , dorcas , rufifrons^
Isabella, Bennettii. SoemmerringU, dama, ruficollis, Mhor.
32 And r. Wagner: Bericht über die Leistungen in der
Jtitilope. Nase wie vorige, Hörner leierförmig , verlängert;
keine Thränengrube. A. melampus.
Cervtcapra. Nase ebenso; Hörner cylindrisch, fast spiral.
C. bexoartica.
ß) Hörner dünn, konisch, klein.
Neotragus. Muffel schafsartig, Scheitel geschöpft, Thränen-
gruben gross und rund. N. saltiana.
Cephalophus. Muffel kahl, Scheitel geschöpft, Thränengrube
eine drüsige Längslinie (die Arten weiter unten).
Nanotragus. Muffel kahl, Thränengruben keine, Afterklauen
keine. N. pyg?naeus.
Tetracerus. Muffel kahl, Hörner zweipaarig, Thränengruben
länglich, r. quadricornis.
Oreotragus. Muffel kahl, Hörner verlängert und spitz, Thrä-
nengruben quer, Hufe viereckig, zusammengedrückt, Behaarung dick
und wellig. O. saltatrix.
Calotragus. Muffel kahl. Hörner verlängert und schmal,
Thränengruben quer, Hufe dreieckig, Inguinalporen und Kniebüschel
keine. C. tragulus und melanotis.
Scopophorus, wie vorige, aber Knie mit grossem. Schopf und
deutlichen Inguinalporen. S. Ourebi und montanus.
Eleotragus. Muffel kahl, Hörner gekrümmt, Thränengruben
keine, Hufe dreieckig, Inguinalporen deutlich. E. capreolus, aruiu
ditiaceus und reduncus.
2) Ziegen-Antilopen, schwerleibig, schwerbeinig und dick-
hufig, Schwanz sehr kurz, niedergedrückt und bis zur Basis mit
Haaren bedeckt. Hörner konisch, selten vorn mit flachem Fortsatz.
Capricornis. Muffel kahl, HÖrner gekrümmt, an der Basis
geringelt, Thränengruben gross und rund. C. sumatrensü ^ bubalina
und crispa.
Nemorhedus. Hörner ebenso, Muffel schafsähnlich, Thränen-
gruben keine. iV. Goral
Maxama. Muffel schafsähnlich. Hörner fast aufrecht, an der
Basis geringelt, an der Spitze gekrümmt, Behaarung zweierlei. M.
americana.
Rupicapra. Muffel schafsähnlich, Hörner dünn, aufrecht, an
der Spitze scharf gekrümmt, Pelz weich. R. Tragus.
Antilocapra. Muffel schafsähnlich. Hörner schlank, aufrecht,
vorn mit flachem Fortsatz, an der Spitze gekrümmt. J. americana.
3) Hirsch- Antilopen, gross, ziemlich schwerleibig, Schwanz
verlängert, an der Basis mit kurzen Haaren, an der Spitze buschig;
Hörner verlängert.
Kobus. Muffel nackt, Hals mähnig. Hörner fast leierförmig, an
der Spitze vorwärts gebogen. K. ellipsiprymnus ^ singsing und de-
fossa.
Naturgeschichte der Säugthiere wahrend des Jahres 1840, 33
Aegoceros. Nase hirschartig, Nacken mit umgewendeter Mähne,
Homer verlängert, gekrümmt, zusammengedrückt; Thränengruben mit
Haaren bedeckt. Aeg. leiicopliae^is und nigcr.
Oryx. Nase und Nacken ebenso; Hörner verlängert, cylindrisch,
gerade oder schwach gekrümmt, Thränengruben keine. 0. Gaxella,
Beissn und leucoryx.
Addax. Nase schafsähnlich, Nacken ungemähnt, Hörner ver-
längert, cylindrisch, fast spiral, Hufe vorn breit. A. nasomaculatus.
II. Wüsten- Antilopen; Nase breit, Nasenlöcher fast
klappen artig, innen mit Borsten besetzt.
4) Pferde-Antilopen; Muffel niedergedrückt, schwammig und
borstig, Nasenlöcher klappenartig.
Catoblepas. C. Gnu und Gorgon.
5) Rinder-Antilopen, Muffel massig, mit kleiner nackter,
feuchter Kuppe unter den Nasenlöchern.
Boselaphus. Hörner leierförmig, dicht an der Basis am vor-
springenden obern Rande des Stirnbeins, Thränengruben mit einem
Haarbüschel bedeckt, ß. bubalis und caama.
Damalis. Hörner leierförmig, Thränengruben nackt. D. la-
natu,, senegalensls^ Koba, yygarga, alhifrons^ Zebra'?
Vergleicht man die 3 neuesten Versuche die hohlhörnigen Wie-
derkäuer, insbesondere deren grösste Abtheilung, die Antilopen, in
naturgemässe Gruppen zu vertheilen, so wird sich hinsichtlich der
Zahl, Stellung und Begrenzung der letztern eine grosse Verschieden-
heit ergeben, je nach den verschiedenen Standpunktea, von denen
hiebei ausgegangen worden ist. Die erheblichsten Differenzen erge-
ben sich in dieser Beziehung hinsichtlich der Antilopen, die zu allen
Gattungen der Hohlhörner üebergänge darbieten. Bisher ist Haupt-
sächlich bei ihrer Gruppirung die Beschaffenheit der Hörner, Hufe,
Thränengruben und Nasenkuppe in Betracht gekommen; man wird
sich aber wohl, wenn einmal von allen Arten die Schädelformen ge-
kannt sind, entschliessen müssen, diese ebenfalls in Betracht zu zie-
hen , wenn gleich sie allein für sich nicht als oberster Eintheilungs-
grund werden benutzt werden können. Was insbesondere das vor-
gelegte Schema von Gray anbetrifft, so sind unter den Antilopen seine
meisten Gruppen und Gattungen (richtiger Untergattungen) leicht un-
^ terscheidbar, indess hat er die Trennung doch zu weit getrieben, da
es seiner Eintheilung gewiss nicht zur Empfehlung gereichen kann,
dass die meisten seiner Gattungen nur 1 oder 2 Arten zählen, wie
denn unter den Antilopen nicht weniger als 13 Gattungen sind, von
denen jede nur eine Art enthält. Unangenehm fällt es auf, dass Gray
sich des Namens Boselaphus zweimal als Gattungsnamen (einmal bei
seinen Strepsicereae, das andermal bei den Rinder-Antilopen) bedient,
der schrecklichen Wortbildungen, wie Strepsicereae, Oveae etc. gar
nicht zu gedenken. Die Trennung der Ziegen und Schafe in 2 Fa-
milien ist auch nichts weniger als naturgemäss.
Archiv f. Naturgosch, Xlll. Jahrg. -2. Bd. C
34 Andr. Wagner: Bericht über die Leistuno:en in der
Von den im britischen Museum aufgestellten Arten von
Cephalolophus (nicht CephalopJms) thoilte Gray kurze Be-
schreibungen mit (Ann. of nat. bist. XVIII. p. 162).
Er theilt sie folgendermassen ein:
I. Ohren fast so lang als der Kopf, spitz; Hörner verlängert,
spitz; Stirne flach. C. mergens und Campbelliae,
II. Ohren halb so lang als der Kopf, ziemlich spitz, Hörner kurz.
C. coro7iatus {C. 7nadoqua Rüpp.).
III. Ohren nicht halb so lang als der Kopf, abgerundet, Hörner
kurz.
a) schwarz, weisser Rückenfleck, kein Augenstrich. C. sylvicnltrix.
b) falb, schwarzer Rückenstreif, kein Augenstrich. C. Ogilbyi
und dorsalis Gray.
c) falb oder schwarz, kein Augenstrich. C. iiiger Mus. Leid.,
natalensis und rußlatus Gray {A. grimmia H. Smith).
d) graubraun, mit blassem Augenstrich bis zur Hörnerwurzel.
li) Pelz einfarbig, Haare einförmig: C MaxwelUi. — /5) Pelz einfar-
big, Haare schwarz und grau gemischt: C. monticola (J. pygmaea
Licht.) und 7/je/«worÄe7/^ Gray), C. philantoniba Gray). — y) Pelz
gesprenkelt, Haare gelb geringelt: C. punctulatvs {A. philantoniba
H. Smith). — üeber die Arten von Cephalophus sind die Bemer-
kungen zu vergleichen, die Sundevall seiner Abhandlung S. 321
beifügte.
Eine neue Antilopengattwng unterschied M. v. Diiben
als Nesotragus (Vet. Ac. Ofvers. 1846 p. 221; Sundev. 1. c.
p. 322).
Sie unterscheidet sich von Nanotragus bloss durch das Vorhan-
densein tiefer gekrümmter Thränengruben, was denn doch zu einer
generischen Trennung nicht ausreichen möchte. Die einzige hieher
gehörige Art nennt Düben N. 7uoschatus, von der Grösse des
Nanotragus spiniger und ist auf einer ostafrikanischen Insel bei Zan-
zibar entdeckt.
Gleichzeitig sonderten Gray und Su'ndevall 2 beson-
dere Formen von der Antilope Dorcas ab.
Gray beschrieb sie unter dem Namen Gaxella ruf (fron s
und G. Isabella in den Ann of nat. bist. XVllI. p. 214. Die G. ru-
fifrons erklärt er für identisch mit der Corinne Fr. Cuv., und unter-
scheidet sie von G. Dorcas hauptsächlich durch den Mangel der
Kniebüschel; die G. Isabella unterscheidet er von letzterer durch die
Weichheit des Pelzes und den Mangel des dunkeln Streifens an den
Seiton und an dem Rande der Afterscheibe. Ausserdem bemerkt er
noch, dass seine beiden neuen Arten die Unterseite des Fusses und
die Rückenseite des Laufes weiss haben, während bei G. Dorcas ein
Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 35
schwarzer Haarbüschel unter dem Fuss sich findet und die Rücken-
seite des Laufes roth ist.
Durch die Verzögerung des Drucks seiner Abhandlung hatte
Sundevall Gelegenheit in einem Nachtrag S. 324 noch bemerklich
zu machen, dass die Gazeila rufifrons identisch ist mit seiner A7i-
tilope laevt'pes, und die G. Isabella mit seiner Antilope Isidis^
die er als Var. « der A. Dorcas untergeordnet hat, als welch letztere
sie auch Lichtenstein in seinen Darstellungen tab. 5 abbildete.
Noch ist bemerklich zu machen, dass Sundevall anfangs zwei-
felhaft (S. 271), nachher entschieden (S. 324) die Antilope melampus
von den ächten Antilopen ausschied und für sie eine eigne Gattung,
Aepyceros^ errichtete.
Sundevall machte in seiner oft angeführten Abhandlung
S. 278 auf einen eigenthümlichen Steinbock aufmerksam, den
er als Capra Ihex. var. Sarda bezeichnete.
Die Unterschiede vom eigentlichen Alpensteinbock giebt er so
an: „differt barba maris brevi, ad latera prolixa, densa, im formam
rotundatam quasi detonsa, pilis basi retrorsum adpress^s, dein per-
ppndiculariter curvatis, composita. Praeterca cornua paullo longiora
et fortius (sed in eodem piano) curvata, latere postico, etiam baseos,
evidenter compresso-rotundata, sed tarnen haud trigona dicenda;
apice,'ut ibicis, compressa et lata. Regio scapularis et infra late-
ralis paullo nigrior. In ceteris descriptio C. ibicis cum hoc congruit.
In Kopenhagen sind 2 solcher Exemplare (Männchen und Weibchen
„e Sardinia allati" vorhanden; in Stockholm ebenfalls ein Paar„e
regione cisalpina allati", doch unbekannt woher. Da dieses letzt-
erwähnte Paar, wie mir Dr. Sundevall brieflich mittheilte, durch den
verstorbenen Michahelles, der einen ausgebreiteten Naturalienhandel,
insbesondere mit Alpenthieren betrieb, eingesendet worden war, so
ist es mir wahrscheinlich, dass solches Steinbock- Bastarde waren,
die damals im Berner Oberlande in ziemlicher Anzahl vorkamen.
.Auch die Exemplare in Kopenhagen könnten vielleicht einen ähnlichen
Ursprung haben, da es wenigstens in Sardinien (insofern man nicht
das Königreich beider Sardinien, sondern nur die Insel dieses Namens
darunter versteht) keine Steinböcke giebt.
Dass Capra Pudii nichts weiter als eine Hirschart ist, ist schon
vorhin erwähnt worden.
Ueber die Identität des Urus und Jlisou rückte W. Weis-
senborn eine Abhandlung in Froriep's Neue Notizen XL.
S. 129 ein.
Der Verf. kannte über diesen Gegenstand aus den neueren Ver-
handlungen nur die Besprechungen von Cuvier und Bojanüs; was
hierüber später E. v. Baer, Pusch und Ref. urtheilten, ist ihm
unbekannt geblieben. Wie schon die Ueberschrift vermuthen lässt,
36 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der
schliesst der Verf. aus den älteren Vorlagien auf die spezifische Ein-
heit dieser beiderlei Thiere.
JPinnipediii»
Der Schluss von J. E. Gray 's Charakteristik der Robben
der südlichen Hemisphäre ist auch im abgelaufenen Jahre nicht
erschienen.
Cetacea»
Zwei Monographien sind über diese Ordnung bekannt
gemacht worden : 1) des Ref. Beschreibung der Walle im
V^IIten Bande von Schreber's Naturgesch. der Säugthiere,
und 2) J. E. Gray's Schilderung derselben in der Zoology
of the voy. of H. M. S. Erebus and Terror. Mammal. Parts
3 — 5.
Bei der weiten Entfernung des Wohnsitzes des Ref. vom Meere
darf man nicht erwarten, dass ihm die Sammlungen daselbst ein
reiches Material zur Selbstansicht dargeboten haben werden. Seine
Arbeit musste sich also hauptsächlich darauf hinlenken, das weit und
breit zerstreute Material in der Literatur in geordneter Uebersicht
zusammen zu stellen. Eigenthümliche Untersuchungen sind von ihm
vornehmlich über 3Ia7iatus americamis , Balaenoptera muscvlus und
Deiphmus attia%07ncus (Inia bohm'ensfs) nach den in der hiesigen
Sammlung aufbewahrten Originalen vorgenommen worden.
Ein desto reicheres Material hatte Gray zur Autopsie vorliegend,
und so kann es denn nicht fehlen, dass er uns eine Menge neuer
Arten vorführt, freilich meist nur nach Schädeln und zwar etwas zu
eilig und allzu kurz charakterisirt, als dass ihr Bestand schon ge-
sichert wäre; auch hätte der Literatur bei ihm eine gründlichere
Aufmerksamkeit gewidmet werden dürfen. Höchst werthvoll sind die
30 Tafel mit Abbildungen, grösstentheils von Schädeln. Gleich dem
Ref. theilt Gray die Fischzitzthiere in eigentliche Walle (Cete) und
in Sirenen (Manates oder Mermaids), von denen indess nur die erste-
ren hier bei ihm in Berücksichtigung kommen, und zwar in 3 Fami-
lien: Balaenidae, Physeteridae und Delphinidae. Wir wollen diese
in einem kurzen Ueberblick betrachten, wobei ich die von Gray als
neu aufgestellten oder doch wenigstens neu benannten Arten mit einem
Sternchen (*) bezeichnen will.
Die Balaenidae zerfallen in 3 Gattungen:
L Balaeiia. «) Rücken glatt: 1) B. ntysticetus, 2) B.austrulis
Desm., 3) B. japonica*, 4) B. antarctica. ß) Hucken höckerig:
5) B. gibbosa.
IL Meg-aptera. 1) 31. Poeskop Desmoul. (Rorqual du Cap
Cuv), 2) M. longimana^ 3) M. americana^, 4) M. aiitarptica {Ba-
laenopt. antarctica Schleg.).
Naturgeschichte der Säiigthiere während des Jahres 1846. 37
111. Balaenoptera. 1) B. Physaliis (D. rostrata Brandt et
Ratzeb. , B. sulcata nrctica Schleg. , Korqual de la niediterrancc
Cuv.), 2) B. laticeps"^- (B. rostrata Rudolph., Rorqual du Nord
Cuv.), 3) B. fasciatar^ (Bai. n. sp. Tschud. mamm. consp. peruan.
13). 4) B. Itvasi* (ß. nrctica Schleg); 5) B. australis (B. rostrata
australis Desmoul).
Mit dieser Anordnung sah sich Gray sehr bald nicht mehr be-
friedigt, ^vozu insbesondere ein Besuch von Eschricht mitgewirkt
hatte, und so entwarf er denn im Appendix von S. 46 — 52 eine neue
Charakteristik der Balaeniden in folgender ^Veise.
\. Balaeiin. \) B. mysticefus, 2) B. japonicu, 3) B. ai/strah's,
4) B. inarginatu.
II. Balaenoptera. «) {Balaenoptera^ Brustflossen auf^^, Riik-
kenflossen auf \ der Lange von der Nase; Wirbel 46 oder 48, Quer-
fortsatz des zweiten Wirbels ringartig: 1) B. rostrata Fabr. {B. Phy-
saliis Gray, Vaagehval Es ehr. — ß) (P/iysaliis) Briistü. ^^, Rückenfl.
3^ der Länge von der Nase ; Rücken grau; Wirbel 54, Querfortsatz
des Halswirbels ringartig (durchbohrt): 2) B. antiqiiorii7n Fisch.
(Rorqual de la mediterranee Cuv.) — ;) (Rorqualus) Brustfl. ^,
Rückenfl. \ der Länge von der Nase; Rücken schwarz; Seitenfort-
sätze von zwei Halswirbeln ganz; Wirbel 62, 64: 3) B. Boops (B.
sulcata arctica Schleg.), 4) B. australis. Hierüber einige Bemer-
kungen.
Die Arten von Balaena unterscheidet Gray hauptsächlich nach
der Beschaffenheit der Barten. Darnach unterscheidet er auch seine
B. marginata aus West- Australien, deren Diagnose lautet: „Barten
sehr lang, dünn (fast 8mal so lang als breit an der Basis), rein weiss,
mit ziemlich breitem schwarzen Rand an der äussern oder geraden
Seite." Nur aus 3 Fischbeinplatten von 20" Länge bekannt, die bei
der Veränderlichkeit derselben in der Färbung und Form nach Alter
und Stellung im Rachen keineswegs einen genügenden Anhaltspunkt
zur Begründung einer neuen Art abgeben können.
Die glücklichsten Berichtigungen hat Gray bei Balaenoptera an-
gebracht, doch die Zahl der Arten höher angenommen als Ref. Ab-
gesehen von den langhändigen unterscheidet Ref. unter den kurzhäii-
digen Finnfischen nur 3 Arten: B. boops, uniscnlus und rostratus,
während Gray auch noch im Appendix 5 derselben annimmt, indem
er zwar seine B. fasciata aus'.össt, dafür aber eine B. antarctica
und Ijrasiliensis (S. 51) zufügt. Da indess beide Arten nur auf der
.Vnsicht etlicher Parthien von Barten beruhen, so sind sie zur Zeit
noch höchst problematisch, da ferner der B. australis ebenfalls auf
gar keinen haltbaren Stützpunkt fussen kann, so bleiben eigentlich
doch nur bei Gray die 3 von uns zugelassenen Arten übrig. Seine
B. rostrata ist identisch mit der unsrigen, der ihre spezifische Be-
rechtigung "zuerst durch Kröyer gesichert wurde, von dem jedoch
hier aus leicht erklärlichen Gründen keine Rede ist. Wenn der
38 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der
Schädel, den Gray auf Tab. 2 abbildet und, jedoch ohne weiteren
Nachweis, der B. rostrata zuschreibt, dieser wirklich angehört, so
möchte dieselbe dadurch in ihrer spezifischen Berechtigung weitere
Begründung erhalten, da der Schädel sowohl von dem der B. Boops
als noch mehr von dem der B. niusculus sich entfernt. — Gray's
ß. antiquorum ist identisch mit unserer B. musculus. Ein von ihm
mit Eschricht gemeinschaftlich untersuchtes Skelet von 75' Länge,
zeigte 7 Hals-, 14 Rücken-, 15 Lenden- und 18 Schwanzwirbel, un-
gerechnet etliche, die noch im Rande der Schwanzflosse verborgen
waren. Wenn Gray die Verinuthung ausspricht, dass Rudolphi's B.
rostrata, aus der er anfangs eine eigne Spezies B. laticeps bildete,
nur ein Synonym von seiner B. antiquorum sein dürfte und dass
man deshalb das Skelet zu vergleichen hätte, so muss er nicht ein-
mal die von Rudolphi, so wie die von Brandt und Ratzeburg gelie-
ferten Abbildungen von ihrer B. rostrata mit Aufmerksamkeit ver-
glichen, geschweige denn den gründlichen, aber freilich in deutscher
Sprache geschriebenen Text gelesen haben, um einzusehen, dass hier
voij einer ganz andern Art, nämlich von derB. Boops die Redeist. Ist
es doch gerade dieser von Rudolphi abgebildete Schädel, den Cuvier
in seinen Recherch. kopirte und auf dessen Eigenthümlichkeit über-
haupt die B. Boops begründete.
Die langhändigen Finnfische {Megaptera s. Megapteron) hat Ret
in Uebereinstimmung mit Schlegel in einer einzigen Art vereinigt,
während Gray sie in vier vertheilte, ohne freilich in irgend einer sichern
Weise sie rechtfertigen zu können. So beruht z. B. seine M. ame-
ricana bloss auf einer Zeichnung, von der er selbst sagt, dass sie
der Abbildung von M. longimana sehr ähnlich, nur die Rückenflosse
niedriger Und der Schwanz breiter dargestellt wäre. Wenn man frei-
lich nach Abbildungen, die meist nur flüchtig nach dem Augenmaasse,
oft selbst von ungeübten Zeichnern, entworfen sind, die Arten auf-
stellen wollte, so würde man bei den riesenhaften, und eben deshalb
sehr schwer aufnehmbaren Wallen bald eben so viele Arten als
Zeichnungen haben.
Seine Familie der Catodontidae, wie er späterhin die Phy-
seteridae benannte, vertheilte Gray unter 3 Gattungen, während Ref.
mit einer einzigen, und diese nur aus einer einzigen Art bestehend,
sich begnügte. Gray restituirte wieder die älteren Gattungen von
Lacepede: Catodon und Physeter^ lediglich auf die alten Angaben
von Sibbald, die für die Systematik den Ausschlag nicht geben kön-
nen, sich stützend, und diesen beiden Gattungen fügte er noch Blain-
ville's Physeter breviceps als 3te bei, während Ref. in letzterem eher
einen Delphin sieht, der mit den Buttwallen (Phocaena) in naher
Verwandtschaft steht. Wenn Gray D. Bennett's Narrative of a
Whaling Voy., was in neuerer Zeit den wichtigsten Beitrag zur
Naturgeschichte der Pottwalle lieferte, berücksichtigt hätte, so
würde er wohl, wie wir meinen sollten, Anstand genommen haben,
Naturgeschichte der Säugthiere Nvahrend des Jahres 18iC. 39
aus denselben mehrere Arten, geschweige denn Gattungen zu er-
richten.
Die Delphinidao bringt Gray in folgende Sektionen:
a) Kiefer sich verscjimälernd, die Symphyse des Unterkiefers
kurz (nicht halb so lang als der Kiefer), Rückenfinne gewöhnlich
deutlich. Meerbewohner.
1. Oberkiefer zahnlos, Unterkiefer jederseits mit nur 1—2, oft im
Zahnfleisch verborgenen Zähnen. Schnabel des Schädels an der
Seite gekielt oder geflügelt. H yperoond on tina.
2. Ober- und Unterkiefer mit etlichen oder hinfälligen Zähnen. Flü-
gel (wings) des Kiefers abwärts gerichtet. M onocer atina.
3. Ober- und Unterkiefer mit vielen Zähnen. Flügel des Kiefers
horizontal. Delphinina.
b) Kiefer stark zusammengedrückt, die Symphyse des untern sehr
lang, mehr als halb so lang, keine Rückenflosse, Zähne in beiden
Kiefern. Flussbewohner.
4. Flügel des Kiefers vorn aufgebogen. Platanistina.
5. Flügel des Kiefers ausgebreitet. Iniina.
A. Die Hyperoodontina enthalten folgende Gattungen und
Arten: 1. Hyperoodon. «) Rückenfinne in der Rüekenmitte: 1. H.
Butskopf Lacep. — ß) Rückenfinne hinter der Rückenmitte, drei-
eckig: 2. H. rostratuin Wesm. (D. Hunteri, diodon etc.), 3. H.
Doumetii'^^ 4. //. Desmarestü Riss., 5. H. latifrons* (nach einem
Schädel).
II. Ziphius: 1. Z. Sowerbiensis {Diodon bidens Bell, Delph.
Soioerbyi Desm.); 2. Z. sechellensis (Schädel).
III. Delphinorhynchus: 4. D. micropterus Cuv. (Dauphin de
Dale Blainv.).
B. Monoceratina: a. Unterkiefer zaimlos: 1. Mo?iodo?i ?no.
noceros. — II. Aiiarnacus groeiilatidicus.
b. Ober- und Unterkiefer mit konischen, frühzeitig ausfallenden
Zähnen: 111. Beluga catodon {D. leucas Pallas.) und 2. ß. KtJigü*
(Schädel).
c. Ober- und Unterkiefer mit zusammengedrückten, bleibenden
Zähnen: IV. Neomeris- phocaenoides {D. nielas Sc bieg.). — V.
Phocaena communis {D. Phocaena Linn.).
C. Delphinina. a. Kopf vorn gerundet, nicht geschnäbelt;
Nase am Schädel kaum so lang als die Hirnhöhle: I. Grainplis
Cuvieri {D. griseus Cuv,); 2. G. Rissoanus ; 3. G. — ?; 4. G. saka~
mala {D. orca Schleg. faun. jap. 25). — 11. G lobiocephalus
svineval (D. glöbiceps Cuv.); 2. G. affinis^ (Schädel); 3. G. Siebol.
da* (D. glöbiceps Schleg. faun. jap.); G. macrorliynchus^ (Schädel).
— III. Orca gladiator (D. orca Linn.); 2. O. crassidens (fossil);
3. O. capensis* (Schädel); 4. 0. intermedia'^ (Schädel).
b. Kopf geschnäbelt, Nase am Schädel länger als die Hirnhöhle:
1. Lagenorhyuc hus leucopleurus Rasch-, 2. L. albirostris Gray;
40 Andr. Wagner: Borirlit über die Leistungen in der
3. L. Elcctrir^ (Schädel); 4. L. Jua^ (Schädel); 5. L. acutus (/>.
Eschrichlii). — II. Delphinafterus Veronil. — III. Delphifius.
(i) Kopf kurz geschnäbelt, Nase des Schädels massig; vor der Zahn-
linie ein längliches Dreieck, Gaumen flach., f) Schnabel kaum vor-
springend, Nase sehr gedrückt, kaum länger als die HirnhÖhle {Ce-
phalorhynchus): 1. D. Heavisidii\ 2. D. obscnrus , 3. D. compressl-
cauda. — ff) Schnabel kurz, Nase des Schädels dick, konisch, oben
convex, halb so lang als der Kopf (Tursio): 4. D, Tursio, 5. D. Abu-'
aulain, G. D. Eurynome"^ (Schädel), 7. D. Metis"^ (Schädel), 8. D.
Ct/modoce-^ (Schädel), 9. D. Doris* (Schädel), 10. D. freimtus. —
ß) Kopf lang geschnäbelt, Nase schlank, ziemlich niedergedrückt, zu-
mal vorn, viel länger als (i,er Kopf {Delphinus): 11. D. 3/e?«* (Schä-
del; derselbe Name ist übrigens schon von Grciy an No. 7. vergeben
worden), 12. D. Styx* (Schädel), 13. D. Euplirosyne* (Schädel), 14.
D. Delphis, 15. D. Janira* (Schädel), 16. D. Novae Zeelandiae, Yl.
D, Sao^- (Schädel), 18. D. F&rsteri*, 19. D. coeruleo - albus , 20. O.
iougirostris, 21. D. microps* (Schädel).
IV. Steno Gray: 1. St. rostratus, 2. St. fnalaya?ius, 3. St.fron-
tatus, 4. St. compressus* (Schädel), 5. St. utteiinatm* (Schädel),
6. St.fuscus* (Fötus).
D. Platanistina gangetica.
E. Iniana. I. Inia (Zähne gerunzelt, die hintern mit Ansatz
an der Innenseite: 1. /. Geoffroyi (f. boliviensis), 2. Inia canadensis
{Delpk. canadensis Des m.).
II. Pontoporia Gray (Zähne cylindrisch, konisch, spitz ge-
krümmt): 1. P. Blainvillei (D. Blainvillei Frem.).
So sind denn unter den Delphinen von Gray eine Menge neuer
Arten vorgeführt, freilich meist nur nach Schädeln, zu denen die
Thiere unbekannt sind und über deren Abänderungsgrenzen ebenfalls
nichts bekannt ist.
Esc bricht hat mit der Publikation seiner Untersuchun-
gen über die Walle begonnen (Det K. Danske Videnk. Selsk.
natnrvidensk. og niath. Afhandl. XI, Kjöbenh. 1845. p. 129 —
378 tab. 1 — 8).
üeber diese reichhaltige Arbeit kann hier nur eine kurze üeber-
sicht gegeben werden. Die Iste Abhandlung enthält: „Bemerkungen
über den frühern und gegenwärtigen Stand der Cetologie. ^' S. 129.
Nach Kapt. Hollböl kommen Wallfische (B. Mysticetus) an der West-
küste Grönlands nicht südlicher als 65'^ herab; nur ein Paarmal ist
ein einzelnes Junges etwas südlicher gezogen, nämlich unter 64**
(Godthoob). — Schneider theilte dem Verf. (S. 151) die Zeichnung
eines an Kamtschatka gefangenen Wallfisches mit, der von Scoresby's
Zeichnung des grönländischen Walles darin abweicht, dass der Leib
hinter der Brustfinne stärker ist, der hintere Rand einen mehr ab-
gerundeten Winkel hat, der vordere Rand mehr gerade, die Schwanz-
Naturgeschichte der Säugthiero wahrend des Jahres 1846. 41
(losse kleiner, die Erhöhung für die Spritzlöcher minder vorstehend
ist und auf der ^chnautze der so charakterische Besatz mit Cirri-
peden sich findet. Ein grosser weisser Fleck mit unregelmässigen
Umrissen nimmt das Meiste von der Bauchfläche ein und erstreckt
sich mehr oder minder unter dem Unterkiefer; übrigens ist die Farbe
schwarz. Schlegel's Abbildung stimmt im Wesentlichen mit der von
Schneider, als in der Farbe etc., aber die Verschiedenheit in der
Form der Finnen ist nicht angegeben, auch sind Schwanz und Lippen
ungleich plumper.
Die 2te Abhandlung befasst sich mit der anatomischen Beschrei-
bung der äussern Fötusformen zweier nordischer Finnfisch-Arten mit
Anwendung auf Physiologie und Zoologie (S. 203), und zwar nach
folgenden Kapiteln, a) Beschreibung von 6 Fötus des norwegischen
Vaagehval. b) Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Bartenwalle,
c) Beschreibung eines Fötus des Keporkak {B. ßoops Fabr.) d)
Ueber die Anwendung der Embryonen der Walle zur Bestimmung
der Arten nach den äussern Formen.
Die 3te Abhandlung handelt „über die Embryonenformen der
Ernährungs- und Fortpflanzungswerkzeuge der" Bartenwalle" S. 281.
Besonders beachtenswerth ist es hier, was der Verf. über die Zähne
bei den Embryonen sagt, die er bei Balaena Mysticetus und den
Finnfischen sowohl im Ober- als Unterkiefer fand.
Brandt's Symbolae sirenologicae, quibus praecipue Rhy-
tinae historia naturalis illiistratiir, sind nunmehr ebenfalls er-
schienen.
Sie machen ein eignes Heft aus von den Mem. de l'acad. imp.
des sc. de St. Petersb. VI. serie. Sc. math., phys. et naturelle Tom.
VII. 2epartie: sc. naturelle. V. 4e livrais. 1846. Die neue Auffindung
eines Schädelfragments von diesem merkwürdigen Thiere auf der
Beringsinsel setzte den Verf. in den Stand, eigenthümliche Verglei-
chungen vorzunehmen. Zugleich' mustert er die Stellersche Beschrei-
bung und zeigt die Verwandtschaftsgrade, in welchen dieses Thier zu
andern steht. Eine meisterhafte Monographie.
Eine Aufzählung der britischen Walle entwarf Gray in den
Ann. ofnat. bist. XVII. p. 83, woselbst er auch bemerklich macht, dass
der von Brightwell a. a. O. S. 21 geschilderte Delphinus Titrsio nicht
dieser Art, sondern einer neuen angehöre, die er Lagenorhjnchus
albirostris benannte. — Ein in der Belfast- Bay gefangenes Indivi-
duum von Hyperoodon beschrieb W. Thompson a. a. O. S. 150, mit
Beifügung einer Abbildung.
Die Existenz des Vhyseter tursio will W. Thompson (Ann. of
nat. bist. XVIII. p. 310) aus den Angaben eines Kapitän Walker dar-
thun, der vor mehreren Jahren etliche Walle schwimmen sah, ohne
42 Aiulr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der
dass ihm jedoch deren Kopf und Schwanz, sondern nur der Rücken
mit einer hohen Finne sichtlich wurde. Wahrscheinlich ist hier Del-
phinus orca gemeint.
In unserem Archive S. 10 wurde von A. Cocco unter dem Namen
Delyhinus Philippii ein Delphin beschrieben, der seinem äus-
sern Ansehen nach mit Delphinus micropterus übereinkommt.
Der Bau des Delphingehirns wurde von Stannius in
den Abh. aus d. Gebiete der Naturw. , herausgegeben von d.
naturw. Vereiu in Hamburg 1. S. 1 erläutert.
Zur Untersuchung dienten ihm mehrere frische Gehirne von
Delphinus phocaena. Als Eigenthümlichkeiten des Delphingehirns,
im Vergleich zum menschlichen, hebt er hervor, dass es vorzugs-
weise in der Richtung der Breite entwickelt, das kleine Gehirn grös-
stentheils unbedeckt und im Verhältniss zum grossen ausserordentlich
stark ist, und dass der hintere oder untere Lappen der Hemisphäre
des grossen Gehirns beim Delphin sehr wenig, beim Menschen be-
trächtlich länger als der vordere Lappen ist. Von Geruchsnerven
konnte St. keine Spur auffinden, denn wenn er auch dieses oder jenes
Fädchen für den fraglichen Nerven hätte halten mögen, so ergab doch
die mikroskopische Untersuchung die Abwesenheit von Nervenprimi-
tivfasern.
Aus dem Tertiärsande von Florheim sah H. v. Meyer ein Unter-
kiefer-Fragment, welches seine frühere Vermuthung über Kaup's
Pugmeodofi nunmehr bestätigt. Nach diesem Kieferstück ist nämlich
Kaup's Pugmeodon Sclim%ü oder Blainville's Manattis Schinxü nichts
anders als Halianassa Collinii Mey. (Jahrb. f. Min. S. 328).
Im Becken von Antwerken wurden zwei fossile Cctaceen-Ueber-
reste gefunden, die nach van Beneden 's Ansicht dem Ziphius ver-
wandt oder selbst einer neuen Gattung angehörig sind (Bullet, de
i'Acad. des scicnc. de Belgique. Brux. XIIL Ire part. p. 257).
43
Bericht über die Leistungen in der IVatnrg'escIiicIite
der Vögel während des Jahres 1846.
Vom
Dr. G. Hartlaub.
Der Ornithologie wurden im verflossenen Jahre viele und
wichtige Bereicherungen zu Theil. Die bisher nur geringe
Anzahl schriftstellerisch thätiger Verehrer und Vertreter der-
selben hat zugenommen, und wenn wir auch in den Stoss-
seufzer Temniinks „tout le monde s'en mele" nach mehr als
einer Richtung hin einstimmen mögten, so verdient gleichwohl
diese allseitig reger werdende Theilnahme als erfreulich be-
grüsst zu werden. Bei uns in Deutschland haben sich die
Ornithologen zu jährlichen Zusammenkünften vereinigt, und
schon liegt die Frucht der ersten dieser Versammlungen in
Gestalt einer unter Thienemann's Redaction erschienenen
Zeitschrift für die gesammte Ornithologie ,,Rhea" vor uns,
deren erstes Heft sich bei allen Freunden vaterländischer
Vögelkunde der günstigsten Aufnahme versichert halten darf.
Für die exotische sind neben einzelnen Gelehrten anderer
Länder in Frankreich hauptsächlich Lafrenaye, Lesson,
Desmurs und Pu che ran, in England Strickland, Sir
W. Jardine, Gray, Gould und Fräser unermüdlich und
erfolgreich thätig gewesen. Noch immer ist in der Anzahl
der neuentdeckten Arten keine Abnahme zu spüren, ja selbst
das Verzeichniss der europäischen Vögel wurde mit zwei
neuen Arten bereichert, dem Corvus collaris aus Macedonien
und dem Caprimulgus Wiederspergii aus der Umgegend von
Belgrad. — Lesson hat kürzlich eine detaillirte Zählung der
44 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der
bis jetzt bekannten Vögel publicirt, und dieselbe verdient
wohl niitgelheilt zu werden, da sie augenscheinlich das Re-
siiltat niiihsainer und gewisseniiafter Untersuchung ist. Dar-
nacii gab es im Jahre 1844:
Bekannte Arten 6,266.
Wirkliche Gattungen 1075.
Natürliche Familien 85.
Oder:
Tagraubvögel .... 288 Arten in 66 Gattungen
Nachtraubvögel ... 80 - - 24 ' -
Passereaux latirostres . 402 - - 25
Passereaux tenuirostres 620 - - 99 -
Passereaux compressirostr. 1773 - - 317
Passereaux conirostres 1087 - - 201
Grimpeurs 568 - - 87
Passerigalles .... 285 - - 1 - (2g subgcncra)
Gallinacees .... 266 - - 69
Echassiers .... 504 - - 89
Palmipedes .... 393 - - 88
Wir sind der Meinung, dass ^ie in diesem Augenblick
bekannten guten Arten kaum an die oben angegebene Ge-
sanuntzahl hinanreichen, abeif es unterliegt keinem Zweifel,
dass eine genauere ornithologische Untersuchung einzelner
Theile Africa's, JMadagascar's, der Papouländer, Siam's u. s. w.
dieselbe um ein nicht Geringes erhöhen wird. Je mehr sich
nun solchergestalt das Material anhäuft, und je mehr die Zahl
derer, welche sich der Bearbeitung desselben unterziehen, zu-
nimmt, um so dringender stellt sich die Nothwendigkeit einer
endlichen Vereinbarung hinsichtlich der für die Nomenclatur
zu befolgenden Regeln und Gesetze heraus. Wann und wie
es dazu kommen werde, das lässt sich freilich noch immer
nicht absehen. Die kürzlich von Seiten der ersten englischen
Zoologen bekannt gemachten und im einzelnen motivirten
Vorschläge sind, wie dies zu erwarten stand, auf mehr oder
weniger begründeten Widerspruch gestossen und haben man-
cherlei Gegenvorschläge nach sich gezogen, die sicher wie-
derum ihrerseits nicht unangefochten bleiben werden. Von
einer allgemeineren Befolgung derselben ist bis jetzt noch
wenig zu spüren, obgleich sie durchweg auf Sachkenntnis^,
Naturgeschichte der Vögel ^vahrend des Jahres 1846. 45
Unparteilichkeit und Billigkeit basirt erscheinen, und im We-
sentlichen schwerlich grosse V^eränderungen zulassen.
G. R. Gray 's „Genera of Birds" nehmen einen sehr
regelmässigen Fortgang und sind bereits auf 38 Hefte ange-
wachsen.
Wir erfahren, dass der Verfasser nach dem Schlüsse des Werks
die zahlreichen Irrthümer der Spezieslisten in einem eigenen „Appen-
dix", welcher zugleich für die Aufnahme von Zusätzen und Nachträ-
gen bestimmt ist, zu berichtigen beabsichtigt.
Von Desmurs ,,Iconographie ornithologique"
sind 1846 drei neue Theile erschienen. Die Abbildungen sind
gut, der Text könnte kürzer und kritischer gehalten sein.
,,Esquises ornithologiques ou descriptions et
figures d'oiseaux nouveaux ou peu connus" ist der
Titel eines schönen Werkes, welches der Vicomte Bernard
Du Bus in Brüssel herausgiebt und welches auf etwa 20
Lieferungen berechnet ist, deren erste, schon 1845 erschienen,
vor uns liegt.
Sie enthält auf 5 Tafeln die Abbildungen von 5 Arten; drei da-
von wurden schon früher im Bulletin de l'Academie de Bruxelles
beschrieben, die beiden andern sind neu. Dieses Werk ist nicht
theuer und soll in unbestimmten Zwischenräumen erscheinen.
Unter der Redaction von T. E. Gray hat Graf Derby
ein nur für Privatvertheilung bestimmtes Prachtwerk ersten
Ranges drucken lassen, welches den Titel führt ,,Gleanings
from the Menagerie and Aviary at Knowsley" Fol.
und welches die Abbildungen mehrerer Penelopearten, eines
neuen Rallulus u. s. w. enthält. Neun Tafeln sind darin der
Ornithologie gewidmet.
Fraser's „Zoologia typtca" kennen wir nicht aus
eigener Anschauung. Dieses Werk glebt mit- erläuterndem
Text die Abbildungen seltener zuvor nicht abgebildeter Säug
thiere und Vögel des Museums der Zoological Society.
Zehn Hefte sind erschienen und darin die Abbildungen von 34
Vögelarten, deren Beschreibungen die „Proceedings" enthalten.
Von Sc h in z 's „Naturgeschichte und Alb bil dün-
gen der Vögel" sind die ersten Hefte einer neuen ver-
mehrten Auflage erschienen.
4(j G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der
Der von F. A. L. Tili ene mann im Vorein mit ornitho-
logisclicn Freunden herau5;gegel)enen Zeitschrift „Rhea" ge-
schah bereits rühmliche Erwähnung.
Das Protokoll der ersten Versammlung deutscher Ornithologen
in KÖthen bildet den Anfang der Mittheihmgen; dann folgen Beiträge
vom Herausgeber, von Naumann, v. Homeyer und andern, manches
Neue und Interessante enthaltend. Wir wünschen und prophezeien
der Rhea einen dauernderen Bestand als ihrerVorgängerin von 1824,
der Ornis.
Von Thienemann's ,,FortpfI an zun gsge schichte
der gesammten Vögel" ist das zweite Heft erschienen,
ebenso ausgezeichnet durch die Schönheit der Abbildungen
als durch den gehaltvollen Text.
Der neuesten Zeit ist es vorbehalten geblieben der Oologie eine
eigentlich wissenschaftliche Haltung zu verschaffen, und die Arbeiten
T.'s schliessen sich in dieser Beziehung an die Desmurs', Ersterer
fasst das Resultat seiner vieljährigeu Behandlung dieses Gegenstandes
in folgende Sätze zusammen: 1) Vögel, wirklich specie verschieden,
legen auch zu unterscheidende Eier. 2) Stehen die Eier gewisser
Vögel in so grosser Verwandtschaft, dass man eine ununterbrochene
Reihenfolge wahrnimmt, so ist es misslich generische Sonderung
vorzunehmen. 3) Bei scheinbar grösster Variation der Eier derselben
species, ja desselben Individuums, ist es doch möglich feste Merk-
male zur Erkenntniss aufzüfindon, und zwar in den Organisations-
verhällnissen der Schaale, Korn und Poren von T. genannt, zu deren
genauer Erkennung man freilich einer Vcrgrösserung bedarf, die nicht
unter 15fach linear sein darf (Rhea, Heft 1. p. 11).
J. Müller's sehr wichtige Arbeit über die Stimm Or-
gane der Passeres ist von Lebert ins Französische über-
setzt: Ann. des Sc. natur. Fevr. 1846, p. 94.
Der Respirationsapparat der Vögel bildet den Ge-
genstand einer ausführlichen und wichtigen Abhandlung von
Natalis Guillot in den Ann. des Sc. natur. 1846, p. 25
und 85.
Wir bedauern, dass der uns nur kärglich zugemessene Raum
nicht gestattet, das vom Verfasser in 12 Hauptsätze zusammengefasste
Resultat seiner Forschungen hier unverändert mitzutheilen.
Gulliver machte die Zoological Society in der Sitzung
vom 24sten März mit seinen fortgesetzten Studien über die
Blutkörperchen der Vögel bekannt.
Die Grösse derselben richtet sich bei den Vögeln durchgängig
nach der Grösse der Arten. .
Naturgeschichte der Vögel wahrend des Jahres 1846. 47
Eine Schrift von Dr. Reclam „De pinmariim pennarum-
que evolutione disqiiisitio niicroscopica'* ist uns nur dem Titel
nach bekannt geworden.
Sundeval's Arbeit über die Flügel der Vögel ist über-
setzt in der Isis auf p. 324.
Synonymische Rectificationen zu 50 exotischen Vögel-
arten gab Ref. auf S. 1 der Revue zoologique, IX.
Die Zahl der Beiträge zu den Lokalfaunen ist auch in
diesem Jahre eine beträchtliche. — Wir nennen zuerst ein
neues „Handbuch der Ornithologie, besonders zum
Gebrauch für Sammler, enthaltend die in Europa vorkommen-
den Gattungen und die in Dänemark, Schleswig, Holstein und
Lauenburg nebst den Inseln Helgoland und Rügen vorkom-
menden Arten, mit erläuternden Abbildungen, herausgeg. von
einem Freunde der Ornithologie." Der Verfasser dieses Werk-
chens, dessen erster Tlieil vor uns liegt, ist Dr. Paulsen in
Apenrade. Dasselbe verräth durchweg den praktisch geübten
Ornithologen , und lässt eine Fortsetzung wünschenswerth er-
scheinen.
Von Naumann's Naturgeschichte der Vögel
D eutschland's ist die erste Lieferung des dreizehnten Ban-
des erschienen, Nachträge, Zusätze und Berichtigungen zu den
Raubvögeln enthaltend. Mit uns haben w'ohl alle Freunde
vaterländischer Vögelkunde die Fortsetzung dieses trefflichen
Nationalwerkes als eine willkommene Gabe begrüsst.
E. Sachse 's und CA. Fechner's Naturgeschichte
der Thiere Deutschlands, deren zweiter Tliei! die Vögel
umfasst, genügt als Buch „für's Volk und für die Jugend"
allen billigen Ansprüchen.
Ein volltändiges Verzeichniss der europäischen
Vögel mit Angabe des Vaterlandes derselben theilt Thie-
nemann mit im ersten Hefte der Rhea. Von den 470 Arten,
welche er aufzählt, werden 68 als nach Europa mehr oder
minder häufig streichend oder nur zufällig dortliin verschlagen
bezeichnet.
Auf S. 18 der eben genannten Zeitschrift liefert Nau-
mann interessante Bemerkungen über den zweimal jährlich
48 G- Martlaub: Bericht über die Leistungen in der
stattfindoinlen Vogelzug auf Helgoland, nebst einein reich-
Iialtigon Catalog der dort bis jetzt beoacliteten Arten.
Es werden 230 2:enannt, darunter merkwürdiger Weise manche
ganz südliche, als Motacilla inelanocejihala , cinereocajnlla, Salicaria
s,nIactodcs (und, fügen wir hinzu, Sylvia snbalpina)^ Grus virgo,
Me?'ops apiaster, Turdus Whitei. Die Angabe, wonach dort zwei
Jahre hintereinander eine Phaeton-hxi fliegend beobachtet wurde,
scheint uns im hohen Grade weiterer Bestätigung bedürftig.
Ibid. p. 27 : Bemerkungen über einige Vögel Pommerns
von V. Ilomeier. Dieselben verrathen den geübten Beob-
achter und sind sehr dankensvverth.
Sie betreffen die Aquila naevia und alhicUla^ Anas fusca und
nigra, Limosa Meyeri u. s. w. Schliesslich wird ein Verzeichniss
einiger für die deutsche Fauna seltener, dem östlichen Preussen als
Stand-, Zug- und Strichvögel angehöriger Arten mitgetheilt.
Ueber den Zug und das Verweilen der Vögel um Ren-
thendorf vom ersten Sept. 1845 bis zum löten Mai 1846 spricht
Brehm in der allgem. naturhist. Zeitung, III. p. 210.
Derselbe unterscheidet ganz zweckmässig 4 Arten des Wanderns,
nämlich 1) ein regelmässiges, den Zug nach Süd oder Südost; 2) ein
seltenes Wandern zu manchen Zeiten, welches man auch Verirrung
nennen kann; 3) ein allmäliges Fortrücken von Ost nach West und
ein Verändern des Brutortes; 4) das Erscheinen gewisser Arten in
Menge oder in Gesellschaften iri manchen Jahren an solchen Orten,
an dene sie in mehreren hinter einander nicht vorkommen. {Nuci-
fragn, ßomhycilla, Crucirostra bifasciata etc.
Ein Verzeichniss der Vögel Preussens ist von Rathke
mitgetheilt: Verzeichniss der in Ost- und Westpreussen vor-
kommenden Wirbelthiere, N. Preuss Prov. Blatt. Bd. II. Hft. 1.
Es umfasst 259 Arten, von denen 224 in Ost- und Westpreussen,
17 nur in West-, 18 nur in Ostpreussen beobachtet worden sind. Zu
den letzten gehören Viiltur cinereus , Strix U7'aie?isis, Scops ^ Musci-
capa parva, Sylvia hortensis , Loxia pityopsittacus, Corytims ery-
thriiius, Picus leiiconotus , Tetrao saliceii, Vlatalea leucorodia^ Ibis
falcinellus^ Jtias ruß na.
Graf Tysenhaus hat seine Ornitologia powszechna mit
dem 3ten Bande vollendet. Sie wird ein wirksames Hülfs-
mittel abgeben, unter den polnischen Völkern der Ornitholo-
gie Eingang zu verschaffen.
W. Thompson fährt fort der Ornithologie Ir-
land's Aufmerksamkeit zu schenken und das Artverzeichniss
Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. 49
derselben mit Zusätzen zu bereichern: Ann. and Mag. 18.
p. 310.
C. C. Lövvenhjeliii's „Zoologische Anmerkungen auf
einer Reise in Norrland und Luleä - Lapmark " sind übersetzt
in der Isis auf Seite 692.
Ein Verzeichniss von Vögeln, auf einer zweimonatlichen
Jagdexcursion in Macedonien während des Winters von
1845 — 46 beobachtet, theilt Capt. H. M. Drummond mit:
Ann. 18. p. 10.
Dasselbe ümfa^st 133 Arten, und ist um so wichtiger, als die
Ornithologie dieses vielversprechendes Landes bisher so gut wie un-
bekannt war. Den meisten der hier aufgezählten Arten begegneten
wir bereits in den Catalogen griechischer Vögel von Lindermeier,
V. d. Mühle und Drummond selbst, einige aber treten uns als neu
entgegen, so eine bisher unbeschriebene Dohlenart, Corvus collaris,
gemein in allen Städten und Dörfern Macedoniens, Grus leucogera.
nos, von welchem D. einen grossen Zug beobachtete, dann die schöne
und seltene Anser ruficollis und noch einige andere. Von Anser hy-
jierhorcns , deren auch v. d. Mühle erwähnt, wurde ein ganzer Zug
gesehen.
Wichtige Zusätze zu Drummond's früheren Nachrichten über die
Vögel Corfu's verdanken wir Capt. Portlock: Ann. 18. p. 294.
Theils auf eigene Beobachtungen gestützt, theils nach Mittheilungen
D.'s fügt derselbe noch 17 Arten hinzu, darunter Corvus collaris^
Merops Savignyi und Himantopus nigricolUs. (??)
Prof. M. Monti hat ein Verzeichniss der Stand- und
Zugvögel der Provinz und Diöcese Como publizirt, und Z.
Gerbe berichtet darüber in der Rev. zool. p. 95. Es sei, sagt
er, kein trockner Katalog, sondern ziemlich ausführliche No-
tizen über die Lebensweise der einzelnen Arten seien hinzu-
gefügt.
Dr. Carrara's uns nicht zu Gesicht gekommenes Werk,
„Dalmazia descritta" betitelt, enthält ein Verzeichniss der
Vögel dieses Landes, nebst Bemerkungen über die Lebens-
weise derselben.
Die rühmlichste Erwähnung möge hier C. Holböll's
„Ornithologischer Beitrag zur Fauna Grönland's''
finden.
Während eines 18jährigen Aufenthaltes in diesem Lande bereiste
H. wiederholt die ganze Küste von Julianehoab unter dem 60sten bis
üpernevik unter dem 72|« N. B., und benutzte Zeit und Gelegenheit
Archiv f. Naturgesch. XIII. Jahrg. 2. Bd. D
50 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der
aufs Beste, um Grönlands Fauna gründlich kennen zu lernen. Es
gelang ihm unter den Einwohnern die Sammellust in dem Grade rege
zu machen, dass jetzt, wie er sagt, auf der erwähnten ausgedehnten
Küstenstrecke schwerlich ein Wirbelthier seltnerer Art gefangen wer-
den mögte, welches nicht auf eine oder die andere Weise wissen-
schaftlichen Händen anheimfiele. So konnte den allerdings viel er-
reicht werden. Die Gesammtzahl der von H. für Grönland aufge-
führten Vögelarten beträgt 88. Darunter kommen 14 nur zufällig
vor, nämlich Alauda cornuta, Loxia leucoptera, Vanelhis cristatus^
Troglodytes 'palustris, Hhundo americana , Rallus caroUnus j Podi-
ceps cormitus und ruhrlcollis^ Pujßnus anglorum, Clangula albeola,
Muscicapu villica Licht., Sylvicola coronata, Icterus f reimt us Licht.,
und Gallimda porxana. Dazu kommen, noch, wie der Uebersetzer
der vorliegenden Schrift, Dr. Paulsen, bemerkt, Anthus pratensis
und Turdus iliacus. Von den übrigen 74 Arten sind von 18 die
Brütplätze' bis jetzt nicht gefunden, so dass 55 als im Lande nistend
aufzuführen bleiben. Als Grönland eigenthümlich nennt Holböll:
Corvus corax, var. litt., Linota Hornemanni^ Tetrao Reinhardti^
und Larus hrachytarsus H. Von amerikanischen Arten kommen vor:
Sylvia mexicana (?), Troglodytes palustris, Anthus ludovicianus^
Alauda cornuta, Fringilla leucophrys , Hirundo aiiiericana^ Ntime-
m'us hudsonicus^ Scolopax grisea, Clangula Barrowii und albeola^
Muscicapu villica, Sylvicola coronata und Icterus frenatus. Von den
noch übrigen Arten gehört der grösste Theil Europa und Amerika
gemeinschaftlich an. Die eigenthümlich boreale Tendenz der grön-
ländischen Vögel zeigt sich nach H. in dem beständigen Nordwärts-
streben derselben, und namentlich darin, dass ihre Brützone in Grön-
land bedeutend nördlicher als in andern Ländern beginnt. Den Schluss
des Werkchens bilden recht interessante Bemerkungen Paulsens über
verschiedene nordische Arten. Wir werden darauf zurückkommen.
Sir W. Jardine hat angefangen uns mit der Ornitho-
logie der westindischen Insel Tobago bekannt zu machen,
gestützt auf die Beobachtungen und Sendungen des dort seit
längerer Zeit ansässigen eifrigen Naturforschers Kirk.
Der Charakter der dortigen Thierwelt ist, der Lage der Insel
entsprechend, ein vorherrschend südamerikanischer. Doch kommen
manche eigonthümliche Arten vor, imd unter diesen wieder mehrere,
welche auch auf dem benachbarten Trinidad anzutreffen sind. (Ann.
and Mag. 18. p. 114.)
Eine der hervorragendsten Arbeiten auf 3eni Gebiete der
Lokalfaunen, v. Tschudi's Fauna Peruaiia, ist zum
Schluss gekommen.
Was in der Vorrede zum ornithologischen Theil gegen d'Orbigny
gesagt wird, scheint uns sehr begründet, weniger so die augenschein-
Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. 51
lieh gegen Gould gerichtete Polemik, v. Tschudi's Mittheilungen über
die Lebensweise und geographische Verbreitung der peruanischen
Vögel erfüllen, spärlich und trocken wie sie sind, mit dem grÖssten
Vertrauen in die Wahrheit und den Werth des Beobachteten. In der
nur wenig von dem „Conspectus" dieses Archivs abweichenden sy-
stematischen Zusammenstellung aller aus Peru bekannten Vögel wer-
den 363 Arten aufgezählt. Bei dem synonymischen Theile dieses
Verzeichnisses ist uns aufgefallen, dass die ausführlichen Beschrei-
bungen von 11 peruanischen Vögelarten, welche Poeppig in einer
Beilage zu Nr. 681 von Froricp's Notizen liefert, und welche von
recht interessanten Beobachtungen über die Lebensweise dieser Ar-
ten begleitet sind, völlig unberücksichtigt gelassen werden. Sollte
v. Tschudi diesen „Pugillus descriptionum" etc. gar nicht gekannt
haben? Was den Werth des ornithologischen Theils der F. P. nicht
wenig erhöht, sind eine Anzahl sehr schätzbarer, einzelne Gattungen
und Arten betreffender Artikel des Herrn J, Cabanis, wovon mehr
im speciellen Theile dieses Berichts. — v. Tschudi verbreitet sich
über die Frage, ob als Autorität hinter eine anzuführende Art der
Name des Zoologen gesetzt werden müsse, welcher dieselbe zuerst
beschrieben und benamt, oder desjenigen, welcher deren generische
Stellung richtiger ergründet und festgestellt zu haben glaubt. Er
entscheidet sich, wie auch Cabanis, für das letztere, schreibt also
z. B. „Conurus Jlligeri, v. Tschudi", obgleich Kühl diese Art zuerst
unter der Benennung Psittacus Jlligeri beschrieb. Wir können unse-
rerseits diese Meinung nicht theilen, sondern sind mit den englischen
Zoologen sehr entschieden der Ansicht, dass dem ersten Bechreiber
und Benenner einer Art (mag die Beschreibung immerhin schlecht,
die Gattung immerhin unrichtig gewählt sein) die meisten Ansprüche
an eine Namenserwähnung als Autorität zustehen. Um ganz gerecht
zu sein, schreibe man mit Gray: Conurus Jlligeri (Kühl), v. Tsch.,
oder man bezeichne, wie Strickland vorschlägt, durch einfaches Ein-
klammern des Autornamens dessen nur partielles Verdienst.
V. Tschudi's ,,Reisescizzeii aus Peru*' enthalten
neben so vielem anderen Wichtigen und Interessanten auch
sehr anziehende und lebensvolle Schilderungen aus der- dor-
tigen Vögelfauna.
Edniondstone schildert die höhere Thiervvelt der Falk-
landsinseln: Ann. and Mag. 18. p. 139.
Es ist uns noch nicht gelungen Claudio Gay 's „Hi-
storia fisica y politica del Chile" zur Ansicht zu er-
halten, ein grosses Werk, in welchem ausführliche Beiträge
zur Ornithologie dieses Landes nebst Abbildungen enthal-
ten sind.
52 ;G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der
Sundeval's Arbeit über Vögel um Calcutta ist nun
auch ins Englische übersetzt, und mit Noten von Strickland
versehen: Ann. and Mag. 18. p. 102 u. s. w.
Bemerkungen über die Naturgeschichte der Halbinsel
Malacca von Capt. P. J. Begbie in einem in Europa sehr
wenig bekannt gewordenen Werkchen niedergelegt, theilt
Strickland mit: Ann. and Mag. 18. p. 395.
Der -wissenschaftliche Wertli des ornithologischen Theils dieser
Bemerkungen ist sehr gering. Der Verfasser nennt als auf Malacca
lebend nicht nur eine Anzahl europäischer Arten, z. B. Picus mar-
tius, P. minor, Anas boschas, sondern auch mehrere amerikanische,
als Coccyzus naevius, Columba migratoria, Picus flavicansü Dabei
werden die bekanntesten indischen Vögel als neu beschrieben und
benamt, so z B. Irena puella als „Muscicapa cyanea", Dicaeum
cruentatum als „Nectarinea ignita" u. s. vr. Strickland hat einige
dieser zahlreichen Irrthümer berichtigt.
S. Müller entwirft in diesem Archiv ein sehr anziehen-
des Gemälde der reichen und glänzenden Vögelwelt des in-
dischen Archipels. Mehr als ein Zehntheil aller bekann-
ten Arten leben dort.
^ Von Jerdon's „lUustrations of Indian Ornitho-
logy^' liegen drei Hefte mit 40 Tafeln vor uns.
Die Abbildungen sind sehr gut, der Text voll eigenthümlicher
Beobachtungen. Derselbe Autor hat im 13ten Bande des Madras
Journal of Litterature and Science zwei Supplemente zu
seinem Vögelcatalog Südindiens veröffentlicht, Verbesserungen und
Nachträge enthaltend.
Ebendaselbst findet man einen Aufsatz von Lord Arthur
Hay ,,0n some supposed new or imperfectiy de-
scribed species of Birds", in welchem etwa 20 V^ögel-
arten von Malacca und China beschrieben werden. Nur ein
Theil derselben ist wirklich neu.
Blyth fährt fort im Journal of the Asiatic Society of
Bengal seine w^erthvollen Beobaciitungen über die Vögel In-
diens bekannt zu machen, meistentheils in Form monographi-
scher Abhandlungen. Bis jetzt wurden bearbeitet die Colum-
bidae, EVingillidae, Leiotrichanae etc.
Den wichtigsten ornithologischen Publikationen des ver-
flossenen Jahres ist beizuzählen: G. R. Gray 's ,,Catalogue
o f t h 0 s p e c i m e n s and d r a w i n g s o f m a m m a 1 i a and
Naturgeschichte der Vtigel während des Jahres 1846. 53
birds of Nepal and Thibet presented by B. H. Hodg-
son to the British Museum" 1 vol. in 8vo.
Dieser letztere hatte schon 1844 im zweiten Hefte von Gray's
Zoological Miscellany ein Verzeichniss der von ihm in Nepal ge-
sammelten 652 Vögelarten bekannt gemacht, in welchem man in Folge
der sehr unzulänglichen Litteraturkenntniss des Verfassers auf eine
wahrhaft beunruhigende Menge neuer Gattungs- und Artnamen stösst.
Gray hat sich nun der mühevollen und verdienstlichen Arbeit unter-
zogen, die reichen Sammlungen Hodgson's durch einen kritischen,
dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft entsprechenden Catalog
für die Ornithologie nutzbar zu machen. Den bisher unbeschriebe-
nen Arten sind kurze Beschreibungen hinzugefügt. Bei dem synony-
mischen Theil ist überall auf Hodgson's eigene Arbeiten hingewiesen;
die von ihm angegebene Artenzahl nepalesischer Vögel reducirt Gray's
Catalog auf etwa 580.
Von Smith's Illustr^tions of South-African Zoo-
logy ist Heft 24 erschienen. Dieses Werk schreitet ungemein
langsam vorwärts. Wir würden die Nichtfortsetzung desselben
.lebhaft bedauern.
Einen Beitrag zur Ornithologie W^estafrica's liefert
Jardine durch ein Verzeichniss von 16 Vögelarten aus der
Gegend des Old Calabar- und des Bonny-river: Ann. and
Mag. 18. p. 85.
Mit wenig Ausnahmen kennen wir dieselben als senegambisch.
Es sind: Milvus parasiticus, etwas kleiner und, dunkler als südafri-
kanische Exemplare, Caprimulgus longipennis (also sehr weit ver-
breitet! eine interessante Notiz über ihn findet man: Russegger, Rei-
sen II. p. 207), Hirimdo rustica, Merops Cuvieri, Halcyon senegalen-
SIS und cinereifrons, Alcedo caerulea und cristata, Ceryle rudis, Bu-
ceros fasciatus , Ardeola thalassina, Tigrisoma leucolophiim n. sp.,
Ibis chalcopterus , Thalassidroma Wilsoni und Anous tenuirostris
(Temm.), welchen J. mit A. leucocapillus^ Gould, aus der Torres-
strasse für identisch hält.
A. Mal herbe 's „Catalogue raison ne d'oiseaux
de l'Algerie" erschien ursprünglich in den Memoires de la
Societe d'hist. nat. du depart. de la Moselle.
Er umfasst 192 Arten, darunter viel südeuropäische, als Garrulus
melanocephalus, Stur7ius unicolor^ Lam'us cucullatus , Ixos obscnriiSy
Saxicola cachinnans, Caprimulgus riificollis, Porphyrio hyacinthinus
u. s. w.; dann 5 Algerien eigenthümliche, nämlich: Pica mauritanica
n. sp,, Parus Ledouci n. sp., P. coeruleanus M. (nicht neu), Picus nu-
midicus n. sp. und Carbo africanus Malh.; ferner von acht afrikani-
schen Arten Aquila rapax und eine Cuculus -Avi^ welche M. (wohl
54 G. Hartlaub: Bericht über ^ie Leistungen in der
irrthümlich) für abyssinicns hält. — Lesson's Lantus algeriensis bleibt
unerwähnt, ebenso mehrere Arten, welche M. Wagner in seinem
Reisewerke aufführt, als Grus virgo , Otts honbara, Aquila Bonelli^
Hemipodius limatus , Struthio camelus. Bei Beiden vermissen wir
irgendwelche Bezugnahme auf Desfontaine's „Memoire sur quelques
nouvelles especes d'oiseaux des cotes de la Barbarie" in den Mem.
de TAcad. roy. des Sc. von 1787. — Malherbe's Arbeit beruht gröss-
tentheils auf Sendungen und brieflichen Mittheilungen des in Bona
stationirten Genieofficiers Ledoux.
Riippell's ,, Systematische Uebersicht der Vö-
gel Nordostafrika's" wurde vom Verf. dieses Berichts in
der Isis, S. 483, ausführlicher besprochen.
Reichenbach liefert in seinem Buche ,,Die neuent-
deckten Vögel NeuhoUand's" eine Uebersetzung des Tex-
tes der ersten 17 Hefte von Gould's „Birds of Australia".
Von letzterem Werke sind 28 Hefte erschienen.
In Stockes ,,Discoveries in Australia, with an account
of the coasts and rivers, explored and surveyed during the
Voyage of H. M. S. Beagle i. th. y. '1837 — 43., Lond. 1846.,
ist in den Beilagen zum 1. Bd. ein Verzeichniss der von den
Officieren auf dieser Reise gesammelten Vögel mitgetheilt worden.
Es ist indess ein blosses Naiiienverzeichniss, und da nicht ein-
mal die Fundorte angegeben sind, auch ohne alles Interesse in geo-
graphischer Beziehung.
JLccipitres»
1. Tagraubvögel. Eine kritische Revision der euro-
päischen Jagdfalken giebt Thieii.emann: Rhea, I. p. 44.
Diese sehr ausführliche Arbeit schliesst sich an die SchlegePs
über denselben Gegenstand an, und verbreitet über manche bis jetzt
noch dunkle Seite desselben ein dankenswerthes Licht. Dass dem
Kaiser Friedrich und Albertus Magnus in Bezug auf Nomenclatur der
Rang zoologischer Autoritäten eingeräumt wird, können wir nicht
billigen.
Faico lanarins nistet in Böhmen nach v. Woborzil, und heisst
dort Rarch: Rhea I. p. 39. — v. Wiedersperg sah ihn Aas fressen:
Allgem. naturh. Zeit. III. 291. — Für die Verschiedenheit der Aquila
naevia und clanga erklären sich Naumann und v. Ho m ei er: Isis,
p. 633 — Letzterer hält die Aquila pemiata aus Afrika für verschie-
den von der europäischen. — Ueber die europäischen Adler in Li-
thauen schreibt Const. Tysenhausj Rev. zool. IX. p. 124. — Des-'
murs bildet Pernis torquata Less. und Perms fußcollis Less. ab
Naturgeschichte der Vögel wahrend des Jahres 1846. 55
(Icon. pl. 13 u. 14) und erklärt beide für identisch mit P. cristata
Cuv. ~ Lafrenaye liefert eine hübsche Monographie der Gattung
Lophotes Less. {Aviceda und Lepidogenys Gould.): Rev. zool, p. 124.
— lieber die Lebensweise des Falco islandicus vergl. Hollböl, 1.
c. p. 18. — Interessante Beiträge zur Naturgeschichte des Condor
liefert v. Tschudi: Fauna Per. Av. p. 58 und Reise II. p. 162. Wahr-
scheinlich giebt es eine zweite Art. — Ersteres Werk enthält wich-
tige Aufschlüsse über Cathartes septentrionalis Wied, über die Le-
bensweise der Po/yborus- Arten, über die spezielle Verschiedenheit
von Btiteo pterocles, tricolor und erythrojiotos u. s. w. —
Neue Arten sind: Aviceda Verreauxii Lafr. Rev. p. 124 aus
Port Natal; Buteo Ghiesbrechti Dub. Esq. pl. 1 aus Mexico,
eine schöne fast ganz weisse Art, dem lacernulatus verwandt; Buteo
rtifiveiiteriev([. lllustr. pL 27. Ebendaselbst werden noch abge-
bildet auf pl. 28j Falco peregrinator Sundev. und auf pl. 29: Accipi-
ter besra.
2. Nach t raub vö gel.
Ueber die Verschiedenheit von Strix hylophila und melanonotos
siehe: v. Tschudi, F. P. Vög. p. 114. — Strix Candida Tick, {lon-
gimembris Jerd.) ist abgebildet: Jerd. lllustr. pl. 30.
Neue Arten: Athene rufa Gould von Port Essington und
Athene marmorata G. von Südaustralien. — Bubo Dillonii
Prev. aus Abyssinien: Rev. zool. p. 242. —
Der die Accipitres umfassende Theil von Gray 's Genera
of Rirds ist jetzt separat zu haben und kostet 2 Pf. 8 Sh.
3Pas9€rinae,
Corvinae* Gray behandelt in den Genera of Birds: die
Phonygaminae mit 3 Gattungen: Gymii^orhina 3 Arten, Strepera
3 A. und Phonygama 3 A. ; ferner die Pyrrhocoracinae mit
3 Gattungen: Pyrrhocorax 1 A., Corcorax 1 A. und Coracia
1 A., und endlich die Corvinae mit 5 Gattungen: Nucifraga 2 A.,
Pica 8 A., Corvus 25 A., Gymnocorvus 1 A. und Picathartes 1 A.
Durch vergleichende Messungen an andern rabenartigen Vögeln
hat Berthold neue Belege für die Nichtigkeit der vermeintlichen
N7icifraga- Arten geliefert: Isis, S. 726.
Neue Arten sind: Corvus coUari.s Vrum. aus Macedonien;
unserer Dohle ähnlich, aber mit silbergrauem Hinterkopf und einem
grossen halbmondförmigen Fleck zu jeder Seite des Halses; obenher
dunkelbräunlich, aschgrau überlaufen, unten bleigrau, jede Feder
dunkler in der Mitte, Kehle schwarz: — Pica mauritanica Malh.
aus Algerien. Wir können die Verschiedenheit dieser Art von unse-
rer Elster nach einem Exemplar der hiesigen Sammlung bestätigen.
— Corvus corax, var. littoralis Ho Ib. aus Grönland. Unterscheidet
sich vom dänischen Raben durch den geradezu keilförmigen Schwanz,
die schlanke Gestalt, relative Schnabellänge und durch die sehr ab-
56 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der
weichende Lebensweise; ist Küstenvogel, jagt Schneehühner und junge
Eidervögel, horstet auf Klippen u. s. w. — Crjanocorax cyano-
capillus Caban. aus Mexico und Columbien:,F. Per. Vög. S. 233.
— Coracina scutata, var. orenocensis Lafr. Rev. p. 273. — Stre-
pera argnta Gould und Strepera plumbea G. aus Australien:
Zool. Soc. Jan. 13. — Zuerst abgebildet wurde: Corcorax leucopterus
Vig. H. in Gray, Gen. XXIV. — Die Anatomie des Cephalopterus
giebt V. Tschudi: F. P. Vög. p. 125.
Ampeliilae» Eine neue Art ist Eiopsaltria leucogaster
Gould. Proc. Jan. 13. — Gray behandelt die C ampephaginae,
nämlich Pfilog^otiys mit 6, Peiicrocotu^ mit 10 und Campephaga mit
50 Arten; ferner die Piprinae: Phoenicocirais 1, Pipra 40, Rupi-
cola 2 und Calyptomena 1 Art, und endlich die Ampelinae: P/«-
balura 1, Tersa 1, Ampelis 3, Cotinga 17, Carpornis 3 und Procnias
3 Arten. Letztere Gattung will Cabanis des gestiefelten Laufes
und anderer Unterschiede halber zu den Tanagriden gebracht wissen:
V. Tschudi, F. Per. p. 196. — Derselbe stellt für Ampelis rubrocrU
stata, cHcullata und melanocephala die Gattung Ampelion auf,
characterisirt durch den kürzeren, höheren, gekrümmteren, an der
Basis breiteren und gegen die Spitze zu comprimirteren Schnabel,
den längeren Schwanz u. s. w. F. P. p. 198. — Nachrichten über die
Lebensweise Atr Rupicola aurmitia von Schomburgk werden mit-
getheilt in der Hhea, L p. 8.
Vringillidae, Brehm theilt in der Isis auf S. 5 seine Er-
fahrungen über Fringilla canaria in der Gefangenschaft mit. — Eben-
daselbst liefert Landbeck wichtige und interessante Beiträge zur
Naturgeschichte der Emberi%a cia und F. citrinella in Württemberg:
S. 642. — Ueber das Nisten der nordamerikanischen Fringilla lenc-
oj)hrys in Grönland, so wie über Linota Hornemanni {L. Holböllii
Br.) vergleiche man Holböll, Beitr. p. 28 und 30. Letztere Art
scheint dem höchsten Norden eigenthümlich zu sein, H. traf sie häufig
unter dem 73" N. B., wo L. linaria nicht mehr vorkömmt. ~ La-
frenaye giebt in der llev. zool. p. 34 die Beschreibung des ausge-
färbten Männchens der Vidua axillaris Sm. nebst synonymischen
Berichtigungen über F. macroura Gm., laticauda Licht, und Tuacro-
ccrca Licht. — Die Tanagra- ^Yic\\ leben nicht, wie Lafrenaye
meint, auf Baumgipfeln, sondern mehr im Gebüsch: Pr. Max, Rev.
zool. p. 162. — Ueber die Gattung Lanio und zunächst über L. c/V-
status V. vergl. Lafren. Rev. p. 200.
Neue Arten sind: Lanio aurantius Lafr. Rev. p. 200. —
Tachyphonus brevipes Lafr. ib. 206 aus Columbien. — Sper-
mopliila olivaceoflava Lafr. ib. aus Columbien. — Euplectes
Pctiti Prevost aus Abyssinien: Rev. p.242, dem flammiceps Sw.
sehr nahestehend. — Ne?nosia nigrogenys und Saltator ore~
nocensis Lafr., beide von der Orenocomündung: Rev. p, 273. —
Euphone cinerea Lafr. aus Columbien: ib. p. 277. — Tachy-
Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. 57
phonus rufo^ularis Lafr. von Jamaica, ib. p, 320, ist ohne
Zweifel Tanagra riificollis Gm. — Cissopis minor v. Tsch.
F. P. Vög. p. 211. — Miraffra erythroptera Jerd. Illustr. pl.
38. — Smith bildet ab: Cert hilauda garrula Sm. Illustr. S.
A. Z. XXIV, und C. semitorquata Sm. ib. Erstere ist identisch
mit C. albofasciata Lafr., letztere mit C. rufopalliata Lafr.
— Ueber Ramphocelus icteronotns Bon. giebt Lafrenaye interes-
sante Aufschlüsse, er zählt 11 Arten dieser Gattung auf und theilt
De Lattre's Beobachtungen über die Lebensweise derselben in Neu-
granada mit: Rev. p. 355.
Sturnitlae» Ein Weibchen von Pastor rosens mit Eiern
bei Prag: A. N. Z. III. p. 291. — Gray behandelt die Ptilorhyn-
chinae: Flilorhynchus 2, Chlamydera 3, Astrapia 2, Juida {Lam-
protornis) 28, Calornis 7, Scissirostruni 1, Aplonis b ,.Saroglossa 2
Arten. Wir wollen dabei bemerken, dass Gray Temmink's Gattung
Enodes mit Unrecht einzieht, und die einzige Art derselben, den
E. erythrophrys , zu Cahr7n's bringt, und ferner dass Scissirostrum
Paget Lafr. schon von Latham als Lanius dubius beschrieben
wurde, also von jetzt an Scissirostru7Ji dubium (Lath) heissen muss.
JDentirostres» Gray 's „Genera ofßirds" enthalten in Nr. 28
die Muscicapinae: Conopophaga 7, Platyrhynchus 17, Platysteira
12, Todirostrum 15, Muscivora'Zy Rhipidura 40, Tchitrea 20, Mo7u
arrha 11, Sets t/r a 3, Myiagra 14, Hernie lielido7i 2, Muscicapa 69,
Niltava 20, Setophaga 77 Arten; ferner in Nr. 26 die Tityrinae:
Tityra mit 43 Arten. — In der Fauna Peruana spricht Cabanis
weitläuftiger über die Platyrhynchinen. — üeber den A7npelis
hypopyrrhusWQiW. tauschten Lafrenaye und Ref. in der Rev. zool.
ihre Ansichten aus; ersterer hält ihn für eine Ptilochloris-Art,
während wir denselben zu Lipangus bringen zu müssen glauben,
obgleich als weniger typische Art dieser Gattung.
Neue Arten sind: Tchitrea rufa Gray, Gen. XVIII. —
Tyrannula rufipectus Lafr. aus Columbien, Rev. p. 206. —
Platyrhy7ichus aterrimus Lafr. aus Jamaica, ib. p. 320, abge-
bildet von Gray, Gen. XXVI, unter dem Numen „Tityra leuco7iotos/''
— Mioiiectes rufiventris Gab. F. Per. — Myiarchus atro-
pur pur BUS, ibid. p. 156. — LeptopogoTi ai7iaurocephalus
Gab. aus Brasilien, ib. 162. — Muscicapa aestigma Gr. Hodgs.
Catal. p, 155 aus Nepal. — M, he77iilexicur a H. ib. aus Nepal. —
PterutJiius xaTit hochlorus H. ib. Nepal. — M. albicaudata
Jerd. Illustr. pl. 14 und M. sapphiri7ia Blyth, ib. pl. 32, beide
aus Südindien.
Subulirostresm Nr. XXV. von Gray's Genera enthält die
Erythacinae: Copsychus 9, Myio77iela 1, Saxicola 33, PraÜTicola ^,
Ruticilla 16, Nemura 2, Bradyhales 2, Erythacns 3, Cya7iecula 3,
Petroica 17, DryTiiodes 1, Gra7idala 1, Sialia 3, Thanmohia 9 und
OrigjTia 1 Art. Nr. XXIX. die Timalinae: Do7iacobius 2, Cinclo-
58 G. Hart! au b: Bericht über die Leistungen in der
soma 3, Crat€?'opn5 12, Garrulax 17, Trochalopteron 4, Actmodura
2, Pterocychts 10, PeUornenm 2, Tvrnagra 2, Timalia 13, Pomato-
rhimis 13, Icteria 2 Arten. Nr. XXXil. die Formicarinae: Eiipetes
4, Dasycephala 11, Malacopteron 5, Brachypteryx 5, Macronous 14,
Sclerurus 3, Formicarius 28, Formicivora 27, Grallaria 13, P/V/« 31,
Philepitt a 2, Myiophonem 4 und Hydrobates 6 Arten. — Brehm
beschreibt in der Rhea seine Calamoherpe pinetorum^ -svelche
sich durch Lockton und Lebensweise von C. arundinacea unterschei-
den solL — Ueber Sylvia Nattereri schreibt Landbeck: Isis, p.642.
Sehr beachtenswerth. — v. Homeier halt .Schlegel's Ficedula am-
higua für identisch mit Sylvia elaeica, Linderm. ib. p. 683. —
Derselbe bez.weifelt die Artselbständigkeit von Salicaria famiUaris
Schleg. und von Anthus rupestris. Er bestreitet mit gross tem
Recht die Identität von Tnrdus atrigularis und T. rvficollis P. ib.
p. 684. — Ueber Turdus perspicillatus auct. vergl. man: Lafren.
Rev. p. 40. — Derselbe bringt Trichixos phaeocephalus n. mit Recht
besser zu Criniger , ibid. — Derselbe beschreibt ein etwas abwei-
chend gefärbtes Exemplar von Parisoma subcaeruleum^ ib. p. 161. —
Eine vortreffliche Auseinandersetzung der kleinen nordamerika-
nischen gefleckten Drosseln giebt Cabanis, F. Per. p. 187.
— Anthus ludovicianus Licht, ist einer der gemeinsten Vögel Grön-
lands: Holb. p.24.
Neue Arten sind: Parns septentrionalis Harris, vom obern
Missouri: Ann. and Mag. 18. p. 452. — P. /.crfowci Malh. von Al-
gier, Rev. p. 44. — P. caerulesceiis Malh. ib. (ist ultramari-
nus, Bonap.) — Philepitt a Geoffroyi Desm. Rev. p. 241. —
Cinclosoma cinnamomeum Gould, Ann, 18. p. 349. — Sali-
caria affinis Hodgh. Gr. Catal. p. 151. — Phyllopneuste
xanthoschistos H. ib. — Abrornis erochroa H. ib — A. ca-
staneoceps H. ib. — A. chloronotos H. ib. — Neornis fla-
voolivacea H. ib. — Culicipeta schisticeps H. ib. — Ruti-
cilla schisticeps H. ib. — Bradypterus phoenicuroides H.
ib. — Saxicola ferrea H. ib. — S. iiisignis H. ib. — Accentor
immaculatus H. ib. — Anthus pelopns H. ib. — Turdus
mi er opus H. ib. und Hemipus flavula H. ib. alle aus Nepal. —
Pastor ßlythii Jerd. Illustr. pl. 22. — Pycnonotus xantho-
laemus Jerd. pl. 35. — Br achypodins poiocephahis Jierd.
pl. 31 ; alle drei aus Südindien.
Certhiaceae, Gray behandelt in Nr. XXI. seiner „Genera"
die Coerebinae: Coereba 9, Dacnis 9, Conirostrum 4, Certhiola
1 Art; ferner in Nr. XXII. die Furnarinae: Fnr?iarius 7, Cinclodes
10, Lochinias 1, Enicornis 2, Limnornis 4, Geositta 4 und Cinclocer-
thina 1 Art; in Nr. XXII. noch die Synallaxinae: Synallaxis 35,
Anumbins 4, Diglossa 6, Anabates 29, Oxyrhamphus 1 Art; in Nr.XXIlI.
die Sittinae: Sitta 13, Sittella 4, Acanthisitta 2, Dromodendrön
1 Art; in Nr. XXX. die Myzomelinae: Myxomela 10, Entomophila
Naturgeschichte der Vögel während des Jfjhres 1846. 59
4, Glyciphila 7, Acanthorhynchus 2 Arten; ib. die Meliphaginae:
Meltphaga 29y Anthochaerab, Prost heniaderaX, Anthornis 2, Vogon-
ornis 1, Phyllornis 10, Tropidorhynchis 14 Arten; in Nr. XXXI. die
Melithreptinae: iMa?iorhina Q, MelithreptusW, Psophodes 2 Arten.
— V. Tschudi beobachtete den Ti'ochüus insectivorus noch bei
14000 'Höhe: F. Per. p. 248. Den T. oUi'o sah er mehrmals gezähmt.
— Eine monographische Arbeit über Diglossa liefert Lafrenaye
in der Rev. zool. p. 317, Er kennt 11 Arten. Am höchsten lebt die
alhilatera. — Ueber die Unterschiede der Gattungen Cyphorhinus
und Merulaxis vergl. man Gab. F. Per. p. 183. Als zweite Art bringt
er zu Gyphorhinus: Troglodytes carinatns Sw. — Eine Uebersicht
der Gattung Dicaeufii gab Ref. in der Revue zool. p. 47. Nach
Pu eher an ist D. Maugaei Less. das Weibchen von rubesceiis und
D. aterrimum Less. eine Varietät von Certhiola flaveola, von St. Tho-
mas stammend. — Cei'thia brachydactyla Brehm will v. Homeier
als Art noch nicht ganz Beseitigt wissen: Isis, p. 683.
Neue Arten: Nicht vs'eniger als 58 neue Colibriarten werden
von Gould in den Proceedings und von Delattre und Bourcier
in der Revue zool. beschrieben. Die Mehrzahl derselben stammt
aus dem unerschöpflich reichen Centralamerika. Wir erfahren, dass
sich Gould zu einer grossen monographischen Arbeit über die Tro-
chiliden vorbereitet. — Melliphaga longirostris G. aus Neu-
holland: Zool. Soc. Sept. 22. — Conirositrum sitticolor Gr.
Gen. XXI. -- Enicornis melanura Gr. ib. XXII. — Myxomela
chermesina Gr. ib. XXX. — Tropidorhynchns inornatus
Gr. ib. — Campylorliynchus xonatoides Lafr. Rev. p. 91.
C. pallidus Lafr. ib. aus Mexico. — C. unicolor Lafr. ib. von
Guarajos. — C. unicolor oides Lafr. ib. p. 316 von Bolivien. ■—
Dendrocolaptes albolineatus Lafr. ib. p. 200, aus Golumhien.
— Dicaeum concolor Jerd. Illustr. pl. 39, aus Südindien. —
Troglodytes suhhemalachanus Hodgh. aus Nepal: Gr. Catal.
p. 151. — Diglossa sif/iilis Lafr. Bogota, Rev. 318. -- D. niy-
sta<:alis Lafr. Bolivien, ib. — D. brunneiventris Desm. ib.
Peru. — D. uterrima Lafr. Neugranada. ib.
Kirundinaceae» Einen sehr anziehend geschriebenen Bei-
trag zur Thierseelenkunde, Hinindo rustica betreffend, verdanken wir
Thienemann: Rhea I, p. 98.
Vlamatores,
JUCacrochires» Eine neue Art ist: Acanthylis hrachy-
ura Jard. von Tobago: Ann. and Mag. 18. p. 120.
Caprifntilginae, Gray behandelt in Nr. XXX. seiner Ge-
nera die Steatorninae: Steatorm's 1, Podargus 10, Batrachosto-
mus 4, Aegot Zieles 2 und Nyctibius Ir
Neue Arten: Chordeiles labecu latus Jard. von Tobago:
Ann. 18. p. 120. — Caprimulgus Wiederspergii Reichenb,
60 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der
von Peterwardein : Allg. Naturh. Zeit. 111. p. 269, t. 9. — Nyctibius
bracteatns Gould, von Bogota: Ann. 476.
Vodidae, üeber Brachypteracias enthält die Rev. zool eine
ausführliche und wichtige Arbeit von Pucheran. Er beschreibt eine
Varietät von B. squamigera und vereinigt diese und B. pittoides in
die Gattung Atelornis: S. 193.
Neue Art: Serilophus ruhropygius Hodgs. von Nepal: Gr.
Cat. p. 150. Steht dem lunatus sehr nahe und ist schön abgebildet
in Gray's Genera.
TApoglossae. Gray behandelt in Nr. XXVII. der „Genera
of Birds" die Meropinae: Merops 26, Melittophagns 6, Nyctiornis
2 Arten; in Nr. XXVUI. die Halcyoninae: Halcyon 48, Dacelo 6,
Tanysyptera 2 und Ceyx 2 Arten.
Neue Arten: Alcy 07ie p%ilchra G. von Port Essington: Proc.
Febr. 24. — J. dienienensts G. von Van Diemensland, ib. — Bu-
ceros lugubris Begbie von Malacca: Ann. p. 395» — Merops
Lefevrii Fl. Prev. aus Abyssinien. — M. nuhicoides Desm. ib.
243, von Port Natal. — Alcedo Cabanisii v. Tschudi: F. Per.
p. 260: ist verschieden von A. americana. — Auch Alcedo stellata
Meyen wird von Cabanis als gute Art anerkannt. — Merops Sa-
vignyi komvcii auf Corfu vor: Ann. 18, p. 294. — Gray bildet den
schönen Halcyon Lindsayi von Luzon ab: Gen. XXVIII.
Xygoilactylin
Cuculinae, Gray's „Genera" enthalten in Nr. XXIX. die
Coccyzinae: Coua 7, Centropus 23, Cnltrides 1, Diplopterus 5,
Piaya 16, Coccy%tts 3 Arten. — Eyton giebt die Anatomie von Tro-
gon melanocephalus : Ann. 18. p. 310. — Zanclostomus Diardi (sollte
sumatranus Raffl. heissen) ist abgebild. Desm. Icon. pl. 19.
Neue Arten: Trogon assimilis Gould aus Peru: Ann. 18.
p. 349. — T. xalapensis 'Dxxhu^ Esq. ornithol. I. pl. 2. — Coua
ruficejts Gray, Gen. X^^IX. von Madagascar. — Piaya china-
momeiventris Lafr. aus Jamaica: Rev. zool. p. 32.
Bucconitlae» Gray behandelt in Nr. XXIII. die Capito-
ninae: Lawwdon 10, Megalaima 29, Capito 15, Psilopogon 1, Me-
galorhy7ichus 1 Art; ferner in Nr. XXVI. die Bucconinae: Bucco
13, Monasa 7, Chelidoptera 1 Art.
Neue Arten: Capito Richardsonii Gr. 1. c. — Bucco pe-
ctoralis Gr. 1. c. — Capito erythrocephalns v. Tschudi, F.
— Bucco Intens Less. wird von Desmurs abgebildet und für eine
Albinovarietät von B. phüippensis erklärt: Iconogr. pl. 21. Per. p. 260.
JPicinae» In Gray's „Genera" Nr. XXVII. sind behandelt die
Gecininae: Gechms 14, Campet hera 7, Hemilophus 6, Celeus 9,
Chrysoptilus 4, Brachypternus 2, Tiga 5 Arten; in Nr. XXVIII. die
Colaptinae: Colapt^s 11, Meiglyptes 2 Arten; in Nr. XXIX. die
Melancrpinae: Centarns VI, Chloronerpes 15, Melaiierpes 6, Leu-
conerpes 1 Art. — Ueber die Synonymie von Picus passeriftus vergl.
Naturgeschichte der Vögel •v\ährend des Jahres 1846. ßl
man Caban. F. Per. Vög. p. 266. — Nach ihm wäre P. ruhiginosus
Sw. und P. canipileiis d'Orb. identisch.
Neue Arten: Picus major oides Hodgs. Gr. Catal. p. 154 aus
Nepal. — P. cordatus Jerd. lllustr. pl. 40 aus Südindien.
P*ittacinae. Gray behandelt in Nr. XXII. die Psittaci-
nae: Tanygnathus 2, Psütacus 36, Chrysotis 17, Psittacula 26, Na-
syterna 1 Art; in Nr. XXIII. die Pezoporinae: Nymphicus 1, Co-
racopsis 2 , Platycercus 34 , Prioniturus 1 , Pezoporus 1 , Palaeortiis
\b, Melopsittacus \, Euphema 8 und Trichoglossus 12 Arten. —
Einige Notizen über die Lebensweise des wunderbaren Nachtpapa-
geyen Neuseelands, Kakapo genannt, (Stn'gops habroptilus Gr.) sehe
man : Ann. and Mag. 18. p. 427.
Neue Arten: Piouus vinaceicolUs Lafr. aus Jamaica: Rev.
p. 320. — Coniirns front atus Gab. vom Westabhang der Cor-
dilleren: F. Per. Vög. p. 272.
Matnphastidae» Nr. XXIV. von Gray 's Genera giebt die
Rhamphastinae: Rhamphastos 16 und Pteroglossus 37 Arten.
Neue Arten: Rh. inca Gould, aus Bolivien: Ann. 18. p. 349. —
Pteroglossus cucullatus Gould von Lochabamba, ib.
Columhinae*
Neue Arten: Columhigallina versicolor Lafr. aus Jamaica:
Rev. zool. p. 320 und abgeb. in Desmurs' Sonographie. — Vinago
bicincta Jerd. ist abgeb. lllustr. of Ind. Orn. pl. 21.
Gallifiaceae»
Gray 's Genera enthalten in Nr. XXI. die Perdicinae: Itha-
ginis 3, Ptilopachus 1, Francolinus 27, Perdix \0, Cotumt\vib, Rol-
lulus 3, Caccabis 7, Lerwa 1 Art; in Nr. XXV. die Odontophori-
nae: Odontophorus 12, Cyrtonyx 2, Ortyx 13^ CalUpepla 5 Arten;
in Nr. XXXI. die Cracinae: Crax 6 und Pauxi 3 Arten. — Ueber
die Lebensweise der Megapodius - \vien und des Phasianus argus
spricht S.Müller in dieser Zeitschrift, XII. 1. p. 115. — Interessante
Bemerkungen über die Lebensweise des grönländischen Schneehuhns
{Tetrao Reinhardtii) theilt Holböll mit: Beitr. p. 33. Er sah das-
selbe öfters ohne alle Noth schwimmen. Es mausert dreimal wäh-
rend des kurzen Sommers. Eine Varietät (?) des Eemipodius ta-
chydromus von Oran beschreibt Malherbe: Catal. p. 20. —
Neue Arten: Ortyx nigrogularis G. Gr. Gen. XXV^ —
Odontophorus Balliviani Gould, von Lochabamba: Ann. 18.
349. — CalUpepla venusta GoiUd, ib. von Californien. —
Rollulus superciliaris J. E. Gray, Glean. Menag. Knowsley.
— Zuerst abgebildet wurden unter andern Gallus Lafayettii Less.
in Desm. Iconogr. pl. 18 \x\\A 31egacephalon vialeo, ,^ s^ü^. in Gray's
Gen. XXVIII. Der jüngere Vogel dieser merkwürdigen Art ist Me-
gapodius ruüpes Q. et Gaim.
52 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der
Cursoren»
Der in Copenhagen aufgefundene Schädel der Dronte
bildet den Gegenstand einer ausführlichen, speciell das Histo-
rische berücksichtigenden Abhandlung von Hamel im Bullet,
de l'Acad. St. Petersb. V. 314. — Auch von Owen erhielten
wir abermals ,,Observations on the Dodo" in den Pro-
ceedings der zoolog. Gesellschaft vom 14ten Juli, und voll-
ständiger in den Transactions of the Zool. Soc. III. part 4,
p. 331. Sie enthalten die gründliche und erschöpfende ana-
tomische Untersuchung des in Oxford conservirten Fusses des
Didus, und sind, wie alle Arbeiten Ovven's, von grossem wis-
senschaftlichen Interesse. — In letztgenanntem Prachtwerke,
vol. III, part 4, befindet sich ferner die Fortsetzung von Owen's
Anatomie des Jptert/x australis, und zwar die Myologie des-
selben, erläutert durch eine Reihe voj-trefflicher Abbildungen.
Sehr merkwürdig ist bei diesem Vogel die ausserordentliche
Entwickelung des Hautmuskelapparats und der Spinalmuskeln,
sowie die überaus geringe der Flügelmuskeln. Owen sagt
schliesslich „The unity of the ornithic' type is strictly pre-
served though under the extremest modifications.^'
Gray 's „Genera" enthalten eine schöne Abbildung des (weib-
lichen?) Apteryx in Nr. XXIV. -^ Owen's Forschungen über Din-
ornis gewinnen immer mehr an Vollständigkeit und Interesse. Er
beschreibt die Schädeltheile zweier Arten, des D. struthioides und
dromioides , das Sternum einer dritten, und glaubt nach vorliegenden
osteologischen Thatsachen noch drei neue Arten aufstellen zu müssen.
Dinornis i?ige7is und dromioides werden der jetzt nachweisbaren
Hinterzehe wegen zur Gattung Palapteryx erhoben: Proceed. of
the Zool. Soc. Juni, 29, und l\ansact. of the Zool. Soc. III, part 4,
p. 307. Unter denen, welche in Neuseeland selbst für die Auffindung
osteologischer Fragmente der Dinornisarten besonders und erfolg-
reich thätig gewesen sind, wird auch W. Swainson genannt. Doch
wieder ein Lebenszeichen! — Gray behandelt in Nr. XXII. seiner
„Genera" die Otidinae: Otts mit 2 und Eupodotis mit 22 Arten.
Abgebildet wird O. Denhami und in Nr. XXIII. Rhea Darivinii.
Qrallae*
Alectorides, Eine neue Art ist Parra hypomelaena
Gray, Gen. of Birds, Nr.XXV. Die Parrinae enthalten die genera
Hydrophasiaiius mit einer und Parra mit 14 Arten.
Vtilieariae. Porphyrio hyacinthmus wurde an der Küste von
Irland geschossen nach Thompson: Ann. and Mag. 18. p. 310. —
Von Pucheran's Biensis typus erschien eine Abbildung in Desmurs*
Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. 63
Iconographie, pl. 24. — Nr. XXXI. von Gray's „Genera of Birds"
enthält die Kallin ae: Rallus 18, Ortygometra 21, Aramides 11,
Eulabeoruis 5, Corethrura 31 und Ocydromus 3 Arten.
Neue Arten: Gallinula tenebrosa Gould von Südaustralien,
Ann. p. 476. — Ortygometra griseofrons^ Gr. Gen, XXXI. —
Dubus giebt eine Abbildung seines Tribonyx Mortieri: Esq. I. pl. 5.
lErodii» Eyton gab die Anatomie von Ara?nns scolopaceus :
Ann. and Mag. 18. p. 26. — Botaurus lentiginosus wurde in Irland
erlegt: ib. p. 91. — Gray behandelt in Nr. XXX. seiner „Genera"
die Psophinae: Psojjhia mit drei und Cariama mit einer Art. —
Landbeck liefert in der Isis, p. 684, einen interessanten Beitrag
zur Naturgeschichte des Storches. Ein Pärchen überwinterte drei
Jahre hintereinander in Balzhausen in Baiern. Die Jungen wanderten
regelmässig fort. — Von Ibis olivacea Dub. erschien eine schöne
Abbildung: Esquiss. orn. I. pl. 4. — "Eine neue Art ist: Tigrisoma
leucolopka Jardine vom Old-Calabarfluss in Westafrika: Ann.
17. p. 86.
liimicolae» Gray behandelt in Nr. XXVI. die Scolopa-
cinae: Macrorhamphus 1, GaUinago 26, Scolopax \, Philohela 1
und Khynchaea 4 Arten; in Nr. XXVII. die Totaninae: Totanus
26, Tringoides 4 Arten, und in Nr. XXXII. die Cinclinae: Aphrixa
1, Ciuchis 1 und Fluvianellus 1 Art. — Wir bemerken bei dieser
Gelegenheit, dass Aphrixa virgata (Gm.) oder Townsendii Audub.
identisch ist mit Charadrius Winterfeldtii v. Tschudi. —
Einen Beitrag zur Lebensweise des Chionis liefert Edmondstone:
Ann. 18. p. 139. — Die von Prof. A. Wagner in diesem Archive stark
bezweifelte Artselbständigkeit unseres Chionis minor ist jetzt durch-
aus festgestellt, indem die letzte Südpolarexpedition der Engländer
diese Art häufig auf Kerguelen's Land antraf: List of Spec. Brit.
Mus. III. p. 52. — Bei den Phalaropus - Arten fand Holböll im
Widerspruche mit Faber nur beim Männchen Brutflecke. Den pla-
tyrhynchus traf er schaarenw^eise in der Davisstrasse mitten zwischen
den Eisschollen. — Auch v. Homeyer hält Limosa Meiefi für das
Weibchen der L. rufa.- Rhea, I, p.27^ — Tringa Schnzii brütet in
Grönland: Ho Ib. Beitr. p. 39.
Neue Arten: Limosa melanuroides Gould, aus Neuholland :
Zool. Soc. Sept. 22. — Glottis nivigula Hodgs. aus Nepal: Gr.
Catal. p. 156.
JX'atatores*
JLongipennes» Gray behandelt in Nr. XXI. seiner „Genera"
die Sterninae: Sterna 54, Hydrochelidon 11, Phaetusa 3, Gygis 1
und Anous 10 Arten. — Paulsen sucht den Grund des von Holböll
erwähnten täglichen Zuges der Larw*- Arten (wie fast aller übrigen
Winterseevögel) in dem Aufsuchen der Schlafstätten. Er beobachtete
diese Erscheinung in den Ostseehäfen. Derselbe sucht die längst
constatirte Gleichartigkeit von Sterna anglica und aranea W. zu
beweisen: Ho Ib. Beitr. p. 94 und 92. — Ebendaselbst finden sich
64 G. Hartlaub: Ber. über d. Leistungen in d. Naturgesch. d. Vögel.
wichtige Beiträge zur Naturgeschichte von Larus glaucus und leu-
coptei'us: S. 45.
Neue Arten: Sylochelidon strenuus Gould von der Süd-
küste Australiens : Ann. 18. p. 491. — Anous melanogenys Gray,
Gen. XXI. ~ Larus brachytarsus Holböll, verschieden von
L. eburneus durch den sehr kurzen Tarsus von 1" Länge, durch die
absolute und relative Länge der Flügel, die Bildung der Federn im
Flügel und durch die noch stärker ausgeschnittene Schwimmhaut:
Holb. Beitr. p. 47.
ÖCuhinares% Ilolböll überzeugte sich, im Widerspruch mit
Faber, von der Tauchfähigkeit der Procellaria glacialis. Den Puf-
ß7ius cinereus dagegen sah er nie selbst tauchen. 1. c.
JlngtiirostreJt» Oidemia yerspicillaia wurde an der Küste
Irlands erlegt: Thomps. Ann. and Mag. 18. 368. — Smith giebt
auf Tafel 107 seiner lllustr. Zool. S. Afr. eine Abbildung seiner Clan-
gula leuconotos. — Jerdon bildet seine Dendrocygna major und
Anas caryophyllacea ab: lllustr. Ind. Orn. pl. 23 und 34. — Ueber
Clangula ßarrowii vergl. man Holb. Beitr. p. 65. Diese Ente ist
Standvogel in Grönland, scheint aber auf einzelne wenige Lokalitäten
beschränkt, namentlich auf den Godthaber Fiord. — Derselbe Beob-
achter berichtet von der wahrhaft ausserordentlichen Tauchfähigkeit
der Eiderenten, Somateria mollissima und spectabilis. Letztere, so
selten in Island, ist sehr gemein in Grönland. Sie taucht bis auf
200 Ellen Tiefe, braucht, um so tief zu tauchen, ihre Nahrung auf
dem Boden zu suchen und wieder heraufzukommen, nur etwa 9 Mi-
nuten, und würde dieselben Conchylien, welche sie in solcher Tiefe
findet, auch auf weit flacherem Wasserboden antreffen: Beitr. p. 68.
— Beiträge zur Naturgeschichte der Eisente liefert Paulsen: ib
p. 91. — Gray behandelt in Nr. XXIX. seiner „Genera*' die Phoe-
nicopterinae und giebt eine schöne Abbildung des P.ignipalliatus
Geoffr. Eine neue Art ist: Dendrocygna vag ans Eyton, abge-
bildet in Fräser Zool. typica, partVlI, von Luzon stammend.
Hteganopodes*
Neue Arten: Carbo africanus Malh. Catal. p. 24 von Al-
gier; befindet sich in der hiesigen Sammlung. — Sula personata
Gould von der Nord- und Nordostküste Australiens: Ann. and Mag.
18. p. 493.
JPygopodes» Gray behandelt in Nr. XXVI. die Podicipi-
nae: Podiceps mit 20 wn& Po dily?nbus mit 2 kvic\\\ dann in Nr. XXVII.
die Sphcniscinae: Spheniscus 4, Eudyptes 11 und Aptenodytes 2
Arten. — Paulsen behauptet gegen Naumann, dass die Colymbi ihr
Prachtkleid im März und April anlegen, und dasselbe erst in den
Herbstmonaten September bis Ende December mit dem unscheinbaren
Winterkleide vertauschen.
Zwei neue Arten sind: Eudyptes packyrhynchus Gr. Gen.
XXVII. und Podilymbus brevirostris Gr. ib. XXVI. Letzterer
stammt von Jamaica.
G5
Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in
der Naturgeschichte der Insecten, Arachniden, Cru-
staceen und Entomostraceen während des
Jahres 1846.
Vom
Herausgeber.
Inseeteii.
Während die Entomologischen Gesellschaften in Paris und
London unausgesetzt ihre Schriften, die Annales de la Societe
Entomologique de France und Transactions of the Entomolo-
gical Society of London erscheinen lassen, hat der Entomol.
Verein in Stettin neben der seit 1840 herausgegebenen Ento-
mologischen Zeitung eine grössere Zeitschrift unter dem Titel
,,Linnaea Entomologica" (Berlin, Posen und Bromberg bei
Mittler) begründet, welche grössere Abhandlungen aufzuneh-
men und eine Fortsetzung von Germar's „Zeitschrift für die
Entomologie" zu bilden bestimmt ist. Der in den Vereinigten
Staaten von Nordamerica gestifteten Entomologischen Gesell-
schaft fehlt bis jetzt eine eigene Zeitschrift für ihre wissen-
schaftlichen Arbeiten, gleichwohl wird die Fauna dieses Lan-
des mit regem Eifer erforscht, nicht allein in den älteren,
sondern auch in den weiten neuerworbenen Landestheilen.
Agassiz's Nomenciator Zoologicus ist durch das Er-
scheinen der letzten, den Index generalis enthaltenden Liefe-
rung vollendet worden.
Guerin-Mene ville hat vor Kurzem seine ,,Iconogra-
phie du Regne animal d. G. Cuvier" mit einem dritten Bande
„Texte explicatif" vermehrt.
Dieses Buch macht keinen erfreulichen Eindruck, denn es ist
gewissermassen schon bei seinem Erscheinen veraltet. Auf dem Titel
Archiv f. Natiirgesch. XIII. Jahrg. 2. Bd. E
(36 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
steht die Jahreszahl 1829 — 1844, der Band ist aber schwerlich vor
1845 ausgegeben und erst 1846 nach Berlin gelangt, ich kann also
erst jetzt darüber berichten. In dem entomologischen Theile dieses
Werkes hat der Verf. viel eigene Thätigkeit geltend gemacht, daher
sich dieser anders gestaltet als die anderen. Statt nämlich Latreille's
Meisterwerk durch die von demselben berücksichtigten Typen zu
erläutern, hat er seine Iconographie durch Abbildung neuer Arten
interessant zu machen gesucht, wobei allerdings mancherlei Missgriffe
geschehen und einzelne Gattungen durch Arten vorgestellt sind, die
nicht zu ihnen gehören. In dem erläuternden Texte durften wir er-
warten, diese Irrthümer berichtigt, so wie Beschreibungen und vor-
züglich auch Vaterlandsangaben zu den neuen Arten zu finden. Aber
auch diese Aufgabe ist überschritten ; es sind nämlich nicht nur viel-
fache literarische Nachweisungen gegeben, welche indess zu unvoll-
ständig sind, um einige Bedeutung zu haben, sondern auch kritische
Untersuchungen angestellt über Arten, welche mit den abgebildeten
in gar keiner Beziehung stehen, und eine Menge neuer Arten und
selbst Gattungen beschrieben, nicht weil ihre Berücksichtigung zur
Feststellung der abgebildeten nöthig gewesen wäre, sondern nur um
sie zu beschreiben. Rathsamer wäre gewesen, der Verf. hätte dies
in einem besonderen Werke gethan, und in den erläuternden Text
nichts aufgenommen, als was dort hinein gehört. Es ist zu bedauern,
dass der Verf mit dieser Arbeit, welche nach seiner Angabe durch
Umstände aufgehalten worden und die augenscheinlich zu sehr
verschiedenen Zeiten und zum Theil auch nur flüchtig zusammen ge-
schrieben ist, so viele Zeit verloren hat, welche er bei seinen Talen-
ten für ein mehr in sich zusammenhängendes Werk gewiss mit grös-
serem Erfolg hätte anwenden können.
Ueber die obersten Grenzen des thierischen und pflanz-
lichen Lebens in den Schweizer-Alpen. Von Dr. Osw. Heer.
Zürich, 1845.
Eine Abhandlung von vielem Interesse, namentlich auch in ento-
mologischer Beziehung. Die Region des ewigen Schnees ist bekannt-
lich nach unten nicht gleichmässig begränzt, indem die Schneemasse
an den Schattenseiten, in Thalschluchten und muldenförmigen Vertie-
fungen der Alpen tiefer hinabreicht, dagegen kommen auch oberhalb
der Schneegränze noch einzelne schneefreie Plätze vor. Die ober-
sten Spitzen der nackten Felsen sind mit Flechten überzogen, auf
diese folgen die Moose, welche in der Gletscherregion eine wichtige
Rolle spielen, und obgleich nur arm an Arten, ganze Strecken mit
einem Meichen Polster überziehen, welchem einzelne Blüthenpflanzen
eingebettet sind. Unter den Thieren, welche an diesen Gränzen des
thierischen Lebens vorkommen, sind 18 Insecten und 13 Arachniden.
Die sämmtlichen Insecten gehen nicht höher als 9000', während von
den Arachniden 5 Arten noch bis 10,000', eine Art sogar noch auf
Naturgeschichte der Insecten wahrend des Jahres 1846. (57
der obersten Spitze des Piz Linard (10,700') sich vorfanden. Dies
ist Opilio glacialts, welcher nur auf den höheren Alpen vorkommt,
und nicht unter 7000' ü. M. herabsteigt. Neben diesem finden sich
auf den Firninseln über 9000' eine zierliche rothe Milbe, Rhynclw.
lophus fiivalis, die in kleinen Gesellschaften unter Steinen lebt, und
drei Spinnen {Lycosa hlauda var., MeIa7iophora obloi\ga^ Textrix
torpidä). Weiter nach unten, von 9000—8500' ü. M. hinab treten zu
diesen noch 4 Opilionen, 4 Spinnen, 13 Käferarten, 3 Schmetterlinge,
eine Holzlaus, und eine Schlupfwespe. Die Mehrzahl dieser Thiere
der Schneeregion sind kleine flügellose Geschöpfe, zu weiten Wan-
derungen unfähig, und dadurch an diese Höhen gebunden. Die mitt-
lere Jahrestemperatur ist aber auf dem Faulhorn (8263' ü. M.) — 2,33
C, der Juni hat eine mittlere Temperatur von +2,5", Juli +4°,
August +3,5°, September +1,5" C, der Boden aber bei ly^ö ^^tr.
Tiefe +2,60" C. In einer Höhe von 10,000' ü. M. wird die mittlere
Jahrestemperatur wenigstens auf — 6" C. herabsinken und die Ober-
fläche des Bodens nur auf sehr kurze Zeit entfrieren. Die dieser
Höhe eigenthümlichen Thiere müssen also eine grosse Lebenszahi^-
keit besitzen, und zuweilen einen mehrjährigen Winterschlaf zu er-
tragen vermögen, da in kalten und nassen Sommern jene Firninseln
nie aufthauen. Einen eigenthümlichen Einfluss müssen diese Tempe-
raturverhältnisse auf die Entwickelung ausüben. Die Thiere verbrin-
gen etwa |i des Jahres im Winterschlaf, und ihr wacher Zustand
dauert vielleicht nur einen Monat. Es ist nicht möglich, dass sie in
dieser kurzen Frist ihre ganze Entwickelung durchlaufen können, und
daher anzunehmen, dass sie mehrere Jahre hindurch fortgesetzt wird.
Auch die vollkommenen Insecten mögen mehrere Jahre ausdauern, wenig-
stens findet man sie in ihren Winterlagern. Auffallend ist, dass von
den erwähnten 31 Thieren 24 Raubthiere sind. Eine Schnecke, (Vi-
trina diaphana), welche dieselben Höhen bewohnt, kommt zu verein-
zelt vor, als dass sie vielen Insecten zur Nahrung dienen könnte;
eben so sind die pflanzenfressenden Insecten nur spärlich vorhanden^
Noch mehr muss es auffallen, dass hier, wo auch in der Mitte des
Sommers die Nächte frostig und kalt sind, von den Spinnen 5 Arten
zu den nächtlichen Thieren gehören , und unter diesen auch die Art,
welche am häufigsten auf den Firninseln vorkommt, und die obersten
Gränzen des thierischen Lebens erreicht.
Mehrere meist neue Arten sind in einem" Anhange beschrieben.
„Eine entomologische Exciirsion im Riesengebirge im Juli
1846" ist von H. v. Kiesenwetter und F. Märkel beschrieben
worden. (Entom. Zeit. S. 333).
Es enthält diese Schilderung eine Menge sehr interessanter Be-
merkungen. Am Schluss ist eine Aufzählung der bemerkenswertheren
der beobachteten Arten gegeben, welche in diesem Jahrgange der
Ztg. sich jedoch auf die Caraben beschränkt.
E*
(]g Erirhson: Bericht über die ^vissens^h. Leistungen in der
In der ,,Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur i. J. 1846.
Breslau, 1847" beschäftigt sich der umfangreiche „Bericht über
die Beschäftigungen der ehtomologischen Section" (S. 73 — 167)
fast ausschliesslich mit der Schlesischen Insectenfauna. Ausser-
dem ist noch ein Verzeichniss der Käfer Oberschlesiens vom
Oberlehrer Kelch bearbeitet (Grundlage zur Kenntniss der
Käfer Oberschlesiens, insonders der Umgegend von Ratibor)
und im Programm des Königl, Gymnasiums zu Ratibor 1846
veröffentlicht, welches schon eine sehr tüchtige Grundlage für
die Schlesische Käferfauna bildet, und mit vielen schätzbaren
Bemerkungen ausgestattet ist, namentlich finden sich das Vor-
kommen und die Erscheinungszeit der einzelnen Arten überall
angezeichnet.
Ueber einen Ausflug nach dem Caucasus und Taurusge-
birge hat Baron v. Chaudoir einen interessanten Bericht ab-
gestattet. (Enumeration des Carabiques et Hydrocanthares du
Caucase. Kiew 1846. 8.).
Der Verf. landete den 26. Mai in Redoute Kaie, begab sich von
hier nach Kutais, dann über den Rion nach dem Dorfe Sakao, wel-
ches in beträchtlicher Höhe an der Lehne des gleichnamigen Berges
liegt. Das Land ist sehr stark bewaldet. Wälder von Eichen und
Linden, denen Nuss- und andere Bäume eingemengt sind, bedecken
den Fuss der Berge. Allmählich folgen ihnen die Fichten, welche
die Bergseiten einnehmen, bis zu einer Hohe, wo Birkengestrüpp an
ihre Stelle tritt, auf welches dann die prachtvollen, vom schmelzen-
den Schnee befeuchteten Alpenwiesen folgen; endlich auf dem Gipfel,
wo der Schnee nur während zwei oder drei Monate des Jahres
schwindet, überzieht nur ein kurzer Rasen oder eine Moosdecke den
Boden. Der Verf. unternahm hier eine Bergbesteigung. Die Wald-
region musste rasch durchschritten werden, doch wurde in der
Birkenregion Carabus Mellii n. sp. entdeckt; über der Waldregion
unter den zahlreichen Rollsteinen fand sich Car. comp?'essus n. sp.,
noch höher Nebria Marschallii in grosser Masse, Calathus caucasi-
ais, Trec/ms, Plmthus costatus u. a. m., am Rande der schmelzenden
Schneemassen Entroctes laevigatus n. sp., Carabus armeniacus Mann,
und C. longiceps n. sp. u. a. — Eine andere Bergbesteigung in Imeri-
tien wurde vom Dorfe Glola aus unternommen: in der Waldregion
wurden in der Eile nur zwei Pristonychus gefunden, über derselben
und dicht an der Schneegränze Carabus Stählini, 'Puschkinn, Bieber-
sieinii^ Fischeri^ Nebria patruelis n. sp., Cardiomera elongala,
Eutroctes laevigatns, Omaseus Tamsii, Arme7iiacus, Jgonodenms
lyratus n. s])., lyricolUs n. sp., Abax inapertus^ Pterostichus ordina-
Naturgeschichte der Insecten Nvährcnd des Jahres 1816. ()9
tusy Cel/a punctulaia, bifrons ^ ferner Staphylinier, Curculionen und
ehiige Aphodien gesammelt. Der Verf. machte die Bemerkung, dass
die Jnsecten selbst auf den Berggipfeln die den brennenden Strahlen
der Mittagssonne ausgesetzten Gehänge meiden, während die gegen
Nord gelegenen von ihnen wimmeln. Die Carabus und Eutroctes
halten sich vorzüglich unter grossen Steinen auf, welche nicht tief
in die Erde eindringen, die Nebrien und Cardiomeren fanden sich
vorzugsweise unter den Steinen, welche unmittelbar am Rande des
Schnees liegen. — Darauf begab sich der Verf. nach Tiflis, und von
hier aus machte er einen Ausflug nach dem Kasbek. Auf dem Wege
findet man von Passananur an die grossartige Natur des Kaukasus:
die Berge erheben sich mehr und mehr, ihre Abhänge und Gipfel
sind dicht bewaldet, und der Schnee ist mit dem Mai verschwunden.
Hinter Kwischet aber verschwinden die Wälder, die Berge sind ganz
nackt und mit ewigem Schnee gekrönt. Die Besteigung des Kasbek
wurde durch anhaltenden Regen gehindert, dagegen wurde eine ge-
ringere Höhe am Wege erklettert, wo sich im Thal Foecilus angusti-
colUs n. sp. und Carabus exaratus ^ auf dem Gipfel Carabus osseti-
cusy depla?iatus, Boeberi\ Procrustes Fischen', Nebria eloiigata, Mar-
schalliiy Cardiomera eloiigata, Feronia lyraia n. sp. , Agonum rugi-
colle n. sp. und Pterostichus regularis fanden. Darauf wurde auch
einer der Berge bestiegen, welche Kwischet dominiren. Am Fuss
des Berges zwischen den Feldern lief Foecilus obscuratus in Menge,
höher, aber in geringer Erhebung, fanden sich unter Steinen Carabus
osseticuSy deplanatuSy Icarinatus, Myosodus lacuiiosus, an der Gränze
des Birkengehölzes Pristonychus insig7iis n. sp. und einige Procrustes
Fischeri, höher auf einem Wege Cicindela trapexicollis, welche nicht
fliegt, Dorcadien, Silphen u. a. Insecten, an einem aus einem Schnee-
haufen entspringenden Bache alle auf der vorigen Höhe gesammelten
Arten, nebst Nebria nigerrima und Omaseus caucasicus, und auf dem
Gipfel der äusserst seltene Carabus Iberus.
Die Tauruskette wurde von der deutschen Colonie Freudenthal
aus bestiegen. Das Gebirge ist sehr steil, besonders an seinem un-
teren Theile. Hier ist der Fels kahl und die Bäume wachsen in sei-
nen Spalten. Weiter hinauf sind prächtige Fichtenwälder, und unter
den umgestürzten, am Boden faulenden Stämmen fanden sieh Cara-
bus Lafertei und refulgens n. sp. , iucatenatuSy Cychrus signatus,
Nebria Marschallii ; höher in der Birkenregion Pterostichus Schön-
herriy Calathus femoralis, Pristonychus pretiosus. Dann folgen reiche
Wiesen, und die Gipfel bedecken ganz'e Felder von Daphne, unter
deren trocknem Laube Ca/«/ /«w^ alternans , Leistus femoralis u. a.
gesammelt wurden. Cicindela trapezicollis lief auch hier auf den
Wegen. Unter kleinen Steinen am Rande der Bäche fanden sich
Cardiomera valida, Feronia rußpalpis^ Jgabus glacialis n. sp. Steine
sind nur spärlich vorhanden; unter den wenigen kamen an der Schnee-
gränze Carabus cribratus, incatenatus ^ Roseri, Pristonychus pretio-
70 Erichs 011: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
sus, einige Feronien und einige Staphylinier vor. Ausser der N. Mar-
sehalUi und intricata ist keine Nebria diesem Gebirge eigenthümlich.
Von den die Fauna des Kaukasus und Transkaukasiens
behandelnden JVIeletemata Entomologica von Kolenati sind
die Fase. III. IV. und V. erschienen, über deren Inhalt im Ein-
zelnen berichtet wird.
In einem Anhange zum V. Hefte ist eine „practische Anleitung
zur Erhaltung der Farben und Behandlung der Insecten auf Reisen"
gegeben, welche viele gute Winke enthält.
Ein Beitrag zur Kenntniss der ostindischen Insectenfauna
ist unter dem Titel: „Med. Dr. Joh. Wilh. Helfers hinter-
lassene Sammlungen aus Vorder- und Hinterindien. Nach sei-
nem Tode im Auftrage des Böhm. National -Museums unter
Mitwirkung Mehrerer bearbeitet und herausgegeben von Herrn,
Max. Schmidt-Göbel, Med. Dr. 1. Lief. Prag, 1846" er-
schienen.
Der durch seine Thätigkeit für die Naturgeschichte rühmlich
bekannte Dr. Helfer begleitete i. J. 1836 die englische Euphrat-Ex-
pedition, erreichte am 24. August Buscheir, begab sich von da nach
Calcutta, und im Anfange des Jahres 1837 nach Mergui, von wo aus
er in verschiedenen Richtungen Hinterindien bereiste, bis zum Jahre
1840, wo er auf einer Reise nach den Adaman-Inseln unter den Pfeii-
schüssen der Eingebornen ein frühes Opfer seiner regen wissenschaft-
lichen Thätigkeit fiel. — Seine entomologische Ausbeute, so weit
dieselbe in benutzbarem Zustande nach Prag gelangt ist, hat Dr.
Schmidt-Göbel in dem genannten Werke mit grosser Sorgfalt und
Genauigkeit zu bearbeiten angefangen, und sie verspricht für die
Wissenschaft einen ganz besonderen Gewinn, da Dr. Helfer vorzugs-
weise auf die kleinen Insecten sein Augenmerk wandte, welche von
weniger unterrichteten Reisenden nicht leicht beachtet und uns daher
selten zugeführt werden. Der in Bengalen gesammelten Insecten sind
verhältnissmässig wenige, die meisten sind in der Umgegend von
Mergui oder auf den Reisen in Hinterindien zusammengebracht; im
Allgemeinen bemerkt man in dieser Insectenfauna eine grosse üeber-
einstimmung mit der der Sunda-Inseln, und viele Arten sind mit denen
von Java übereinstimmend. Noch vollständiger ist die üebereinstim-
mung mit der freilich sehr wenig bekannten Fauna von Siam.
Exploration scientifique de l'Algerie pend. 1. a. 1840, 41,
42, publice par ordre du Gouvernement, et avec les concours
d'une commission academique. Sciences physiques. Zoologie.
Histoire naturelle des Animaux articules. Par H. Lucas.
Paris, 1846.
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 71
Die von Lucas bearbeitete entomologische Abtheilung bildet bis
jetzt den grössten Theil der Zoologie und ist schon auf 18 Lieferun-
gen herangewachsen, vor der Hand aber wieder auf einige Zeit un-
terbrochen, da der Verf. aufs Neue nach Africa gegangen ist, um
seine Forschungen zu vervollständigen. Die Klassen der Crustaceen
und Arachniden, desgleichen die Myriapoden liegen vollendet vor,
und von den eigentlichen Insecten ist die grössere Hälfte der Coleo-
ptera (Pentamera und der grösste Theil der Heteromera) abgehan-
delt. Die Bearbeitung ist gründlich und genau, indess vermisst man
ungern den Vergleich mit Südeuropa, durch welchen die Algierische
Fauna nicht blos ein besonderes Interesse erhält, sondern durch
welche auch allein die Eigenthümlichkeit derselben anschaulich ge-
macht werden kann. In Betreff der Coleoptera scheint dem Verf.
aber auch sowohl die genaue Bekanntschaft mit der südeuropäischen
Fauna, als auch die Benutzung einer genau bestimmten Sammlung
gefehlt zu haben. Indess bin ich zur Zeit noch* nicht im Stande, die
vielen neuaufgestellten Arten zu prüfen, da ich die Beschreibungen
noch nicht mit unserer Sammlung vergleichen konnte. Die Ausfüh-
rung der Tafeln ist zwar etwas ungleich ausgefallen, die wenigst
vollendeten aber zeichnen sich sehr vortheilhaft vor denen in
ähnlichen Französischen Werken aus, und viele, namentlich die von
Nicolet gezeichneten Spinnen, sind von seltener Schönheit.
Die Kenntniss der nordamericanischen Insecteiifauna, na-
mentlich der Coleopteren, ist durch die Americanischen Ento-
mologen LeConte, Haldeman, Melsheimer und Ziegler durch
die Beschreibung einer grossen Reihe neuer Arten sehr ge-
fördert worden. Den bedeutendsten Beitrag lieferte Mels-
heimer: Descriptions of new species of Coleoptera of the
United States, Proceed. of the Acad. of nat. bist, of Philadel-
phia Vol. IL 1844. 45. (Philadelph. 1846) S. 26, 98, 134, 213,
302 und Vol.IIL 1846. S. 53.
Mit Einschluss der letzten Abtheilung dieser Arbeit, welche erst
i. J. 1847 erschienen ist, sind über 600 Arten sehr sorgfältig beschrie-
ben; es sind grossentheils solche, welche in Europa noch wenig be-
kannt sind.
Ziegler: Descriptions of New North American Coleo-
ptera, ebenda IL S. 43 und S. 266. .
J. Le Co nie: Descriptions of New Species of North
American Coleoptera, ebenda IL S. 48.
Haldeman Descriptions of Insects, presumed to be mi-
described, ebenda IL S. 53 und On several New Genera and
Species of Insects , ebenda HL S. 124.
72 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Es tritt bereits die Nothvvendigkeit immer mehr hervor,
das so sehr zerstreute Material der nordairvericanischen Iiisec-
tenfauna zu sammeln. Neben den schon im vor. Berichte
erwähnten Monographien der nordamericanischen Histerinen
von Maj. LeConte und Cerambycinen von Haldeman hat
John Leconte jetzt eine kritische Aufzählung der Cicinde-
letae und Carabici unternommen: A descriptive Catalogue of
the Geodephagous Coleoptera inhabiting the United States
east of the Rocky Mountains (Annais of the Lyceum of nat.
hist. of New York IV. S. 173).
Ders. machte auch auf verschiedene Insecten- Arten auf-
merksam, welche Nordamerica mit Europa gemein sind, ohne
dass man annehmen kann, dass sie in America eingeführt sind
(On certain Coleoptera, indigenous to the Eastern and We-
stern Continents; ebenda S. 159.
Die hier erwähnten Arten sind: Loricera pilicornis, Bembidium
im'pressum^ pahidosiim , Silpha Lapponica F. {caudata Say) überall
nördlich vom 42" ; Corynetes violaceus F. , in ungeheurer Anzahl in
den Steppen am Felsengebirge ; Bostn'chtis typographus u. a. ders.
Gattung überall unter den Rinden der Fichten; Coccinella ?,fasciata,
Hippodamia idpiitictata. — Diese Beispiele könnten noch sehr be_
deutend vermehrt werden, besonders auch in den anderen Ordnungen.
Nachtrag zur Käfer-F'auna der Aleutischen Inseln und der
Insel Sitkha von Graf Mannerheim (Bull. Mose. S. 501).
Dieser Nachtrag bezieht sich auf die im Bull. Mose. 1843 mit-
getheilte Aufzählung der Käfer der genannten Inseln und Neu -Kali-
forniens. Hier werden der Fauna jener Inseln noch 15 meist neue
Arten zugefügt.
Ueber die Insectenfauna von Yucatan hat Pilate eine
allgemeine Schilderung gegeben : Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr.
IV. Bull. S. xcvi.
Die Provinz Yucatan, am Mexicanischen Meerbusen gelegen, er-
streckt sich ungefähr vom 22. bis zum 17" N. B. Selbst im Norden
sinkt das Thermometer nicht unter 11" R. während der kältesten
Nächte des Winters; die Hitze des Sommers ist bedeutend. Der
nördliche THeil bis nach Campeche ist im Allgemeinen dürr, es ist
so zu sagen ein ungeheurer Fels mit etwas unebener, flacher Ober-
seite. Eine einzige Hügelkette, von höchstens 100 Meter Erhebung,
beginnt etwas südlich von Campeche, folgt der Küste in der Entfer-
nung von einigen Kilometern nordwärts auf etwa 20 Lieus und wen-
det sich dann im Bogen gegen Südost, nach dem erwähnten felsigen
Theile der Halbinsel. Man trifft dort stellenweise, besonders im
Naturgeschichte der Insecten ^\ährend des Jahres 1846. 73
Nordosten, unterirdische Weiher: hier, und sonst nirgends giebt es
Brunnen während der trockenen Jahreszeit, d. h. vom November bis
Ende Maies. Die Vegetation ist dürftig, die geringe Tiefe der Erd-
rinde lässt nur Gesträuch fortkommen, meist aus der Gruppe der
Mimosen, und selten giebt es Bäume, deren Zweige höher als 10
Meter reichen, angebaute Stellen ausgenommen, Mohin man Erde ge-
bracht hat und die Bäume beständig begiesst. Zwölf Lieus südlich
von Campeche, von dem kleinen Flusse Champolon an, beginnt eine
andere Natur des Bodens, eine flache, feuchte, während mehrerer
Monate des Jahres überschwemmte Niederung. Der südliche Theil
der Provinz endlich ist wasserreich und hat eine prachtvolle Vege-
tation, überall aber, wo nicht die Dürre herrscht, ist das Land sehr
ungesund. Der Verf. hat sich fünf Jahre in der Hauptstadt (Merida,
im Nordwesten) aufgehalten, und nur kurze Reisen in die anderen
Gegenden gemacht, er konnte also nur die Insecten des nördlichen
Theils sammeln. Man kann sich leicht vorstellen, dass in diesem
trockenen und unfruchtbaren Lande sich nur wenige und meist kleme
Insecten finden, überdies kommen sie, mit Ausnahme von etwa ein
Dutzend Arten, nur sparsam vor; auf einer Jagd von 4 — 5 Stunden
Hessen sich oft nur einige wenige zusammenbringen; indess erschei-
nen sie im Monate Juni reichlicher. Während der Regenzeit giebt
es Tagschmetterlinge in Menge, aber nur Mcnige Arten; Dipteren sind
ausser Stechmücken und Stubenfliegen sehr selten, und dasselbe lässt
sich von allen anderen Insecten sagen. Durch grosse Ausdauer und ent-
schiedene Neigung gelang es, mit Hülfe eines Dieners, dessen einzige Be-
schäftigung hierin bestand, in zwei Jahren 8000 Käfer zusammenzu-
bringen, welche 720 Arten ausmachen, von denen gegen 500 neu sind.
D'Orbigny's Voyage dans TAmerique meridionale ist kürz-
lich rasch geschlossen worden.
Der früher Brülle, hernach Blanchard anvertraute entomo-
logische Theil ist bis zur Mitte der Scarabaeiden ausführlich be-
arbeitet, später beschränkt der Text sich darauf, die vorhandenen
Abbildungen durch Diagnosen, zuweilen noch durch kurze Beschrei-
bungen zu erläutern, ohne die mehreren besonders unter den Ceram-
bycinen neu aufgestellten Gattungen zu erörtern. Hr. Blanchard ver-
spricht indess dies nachträglich in einer besonderen Abhandlung auf
das Gründlichste zu thun.
V. Tschudi's Peru, Reiscskizzen aus den Jahren 1838
bis 1842 (St. Gallen 1846) enthält ^ei seinem reichen Gehalt
an naturgeschichtlichen Beobachtungen, auch einige Mittheilun-
gen über die lästigen Insecten in den Urwäldern des auf der
Ostseite der Cordilleren gelegenen Theiles von Peru. (2. Bd
S. 265).
Es sind dies namentlich Mosquitos, welche längs der Fluss-
74 Erich son: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
ufer und überall wo heisser sumpfiger Boden ist, erscheinen; ferner
Stechfliegen, noch zudringlicher und zugleich weiter verbreitet;
Ameisen in unendlicher Zahl und Mannichfaltigkeit, so dass jede
Baum- und Strauchart ihre eigenthümlichen Arten beherbergt; in die
Wohnungen dringen die grossen rothgelben Puca-gigi ein, und fallen
namentlich Schlafenden in ihren Betten, wo sie die Wärme aufzu-
suchen scheinen, durch ihr Bekriechen lästig; während die kleineren
schwarzen Yana-gigi empfindlich stechen. Sehr gefürchtet und höchst
schmerzhaft ist der Stich der Sunchiron (einer Ponera-Art). Auch
zwei Arten \on Schaben belästigen durch ihre Zudringlichkeit, ihre
Feinde sind eine sehr kleine gelblichrothe Ameise pucchu-^i^i und
ein kleiner Vogel Troglodytes audax Tsch. Auch die Cicaden be-
zeichnet der Verf. als fast unerträglich. — Unter den Milben fallen
ausser den Zecken (Ixodes) den Menschen die dem Auge nicht sicht-
baren Antanas an, bohren sich in die Haut ein, wo sie sich rasch
vermehren, und erst wenn Tausende bei einander sind, einen miss*-
farbigen Fleck bilden, der sich schnell vergrössert; wenn es nicht
gelingt, sie bald zu vertilgen, breiten sie sich sehr rasch weiter aus
und zerstören, wohin sie gelangen, Haut und Weichtheile. Die In-
dianer der Montanas von Pangoa, Chavini und Andamarca werden
vorzüglich von ihnen heimgesucht; sie sind nur durch in starkem
Weingeist aufgelöstes Quecksilbersublimat zu vertilgen. Weniger
schädlich sind die rothen Isancos, die sich zwar ebenfalls in die
Haut einbohren, aber schon durch Waschen mit blossem Branntwein
sich vertreiben lassen.
The Zoology of the Voyage of H. M. S. Erebus and Ter-
ror. Part. XI. Insects of New Zealand. By Adam White.
London 1846.
Der Verf. hat sich die interessante Aufgabe gestellt, eine mög-
lichst vollständige Insectenfauna von Neuseeland und den Aucklands-
Inseln zu liefern, und dazu, ausser den von der Expedition gesam-
melten, noch andere von Dr. Sinclair, Hrn. Earl u. A. mitgetheilte
Insecten, und ausser der Sammlung des britischen Museums auch die
der H. H. Capt. Parry und Saunders benutzt. Die vorliegende Lief,
enthält die Coleoptera vollständig und den Anfang der Orthoptera,
über welchen ich den Bericht abstatten werde, wenn die nächste
Lief., welche wahrscheinlich auch die übrigen Ordnungen enthalten
wird, erschienen ist. Die 178 hier aufgeführten Arten der Coleoptera
vertheilen in folgende Familien: Cicindeletae 4, CarabiciZl^ Dytisci-
dae 3, Buprestides 1, Elaterides 12, Atopites 1, Clerü 2, Ptiniores 5,
Staphylinii 3, Histermi 2, Nitidulariae 6, Ciicuüpes 2, Colydii 1,
Scarabaeides 15, Tenebrionites H, Mordellones 1, Oedemerttae 5,
Cur culiones 28 j CerambycimM, Chrysomelinae 2, ErotylenaeF i,
Coccinellidae 1, Lathridii 1. Die Zahl der neuen Gattungen, nament-
lich unter den bisher noch wenig bekannten Rüsselkäfern, ist im Ver-
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 75
hältniss ansehnlich, die Beschreibungen derselben aber oft nicht aus-
reichend, und mehr die Körperform schildernd, als die wesentlichen
Kennzeichen hervorhebend.
Ein Beitrag zur Fauna von Neuholland ist in J. Lort
Stokes „Discoveries in Australia, with an account of the
coasts and rivers explored and surveyed during the voyage
of H. M. S. Beagle in the years 1837—43, Voll. London
1846", entl>alten.
Auf der durch ihre früheren Fahrten zu einer wissenschaftlichen
Berühmtheit gelangten Sloop Beagle hat Capt. Stokes verschiedene
Küstenaufnahmen von Neuholland gemacht, und seine Wahrnehmun-
gen in dem genannten Werke veröffentlicht. Dasselbe hat einen
naturwissenschaftlichen Anhang, in welchem indess der entomologi-
sche Theil mit der Reise selbst in keiner Beziehung steht. Es sind
mehrere neuholländische neue oder weniger bekannte Gattungen
und Arten auf drei Tafeln abgebildet und durch Beschreibungen von
White und Doubleday erläutert. Die neuen Arten werden unten
aufgeführt, ausserdem sind Megacephala Australasiae Hope, Aenigma
cyarupenne Hope, Biphyllocera Kirhyiana White, Calloodes Graya-
mts White, Tranes Vigorsii Schönh. und Callipyrga turrita Newm.
auf den beigegebenen Tafeln abgebildet.
Zur Kenntniss der in den Ameisennestern lebenden In-
secten ist ein Beitrag erschienen: „Coleoptera myrmecophila
fennica auctore Fr. G. Mäklin" (Bull. Mose. S. 157).
Es sind 136 Arten beobachtet worden, darunter mehrere neue.
• LeonDufour entdeckte in der breiigen Masse eines
Ulmengeschwürs eine grosse Menge verschiedener Insecten-
larven, welche von ihm einer näheren Beobachtung untervvor.
fen wurden, und über welche er bereits mehrere werthvolle
Arbeiten veröflFentlicht hat (Compt. rend. XXII. S. 318).
Im Ganzen hat er folgende Insecten daraus erzogen : Nosodendron
fasciculare F., Rhyphus fenestralis ¥., Mycetobia pallipes Meig.,
Scatopse nigra Meig., Sargus cuprarius F., Spilogaster^ Apodotomella
impressifrons Duf., Drosophila pallipes Duf., Drosopkila niveopun-
ctata Duf.
„Ueber die Drüsen der Artikulaten" hat Heinr. Mär-
kel sehr beachtenswerthe Forschungen angestellt: Microgra-
phie einiger Drüsenapparate der niederen Thiere, in Joh. Mül-
ler's Archiv f. Anat. u. s. w. 1846. S. 17.
In Betrachtung sind hierbei gekommen: Die Eintheilung des
Darmkanals der Insecten; die Speicheldrüsen der Insecten; die Leber
des Krebses; die Magen- und Duodenaldrüsen einiger Insecten, die
76 Erichs 011 : Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Harnorganc oder Malpighi'schen Gefässe ; die Afterdrüsen der Insec-
ten (und zwar 1. die Afterdrüsen der Käfer, 2. der Giftapparat der
Hyinenopteren- Weibchen, 3. der Spinnapparat der Kreuzspinne. —
Speicheldrüsen kommen bei den Insecten in zwei Paaren vor, näm-
lich Sublinguales und Submaxillares. Bei den Schmetterlingen sind
im Raupenstande beide Paare vorhanden, bei der Verpuppung geht
das sublinguale ein, welches bei den Kaupen dem Spinnapparat an-
gehört. Bei anderen Insecten, wo man nur ein Paar gefunden hat,
ist das andere entweder ebenfalls verkümmert, oder es hat sich durch
seine Kleinheit der Untersuchung entzogen, wie der Verfasser bei
der rothen Ameise, der Stubenfliege und der Biene beide Paare
nachgewiesen hat (S. 26 — 28). Während der Verf. die Leber
der Krebse als Gallendrüse anerkennt, erklärt er die anato-
misch derselben gleichartigen Malpighi'schen Gefässe der Arachniden
und Insecten entschieden für Harnorgane, auf Grund der Harnstoffe,
welche Wutzer und Brugnatelli darin nachgewiesen. Der Verf. selbst
hat auch bei Geotrupes nasicornis, Callichroma moschatum und
mehrmals bei Raupen die Harnsäure in den Malpighi'schen Gefässen
gefunden, dagegen ist es ihm nicht gelungen, bei Orthopteren, Dipte-
ren, Hymenopteren und Epeira Harnsäure darzustellen. Die Mal-
pighi'schen Gefässe dieser Insecten haben auch eine nähere Ueber-
einstimmung mit der Leber der Krebse als z. B. die der Käfer, auch
sind diese Theile eben so wenig als bei den Insecten in der Klasse
der Crustaceen gleich gebildet, es ist hier also der Untersuchung
noch ein weites Feld offen, und es würde gegenwärtig eben so ein-
seitig sein, die Malpighi'schen Gefässe für Harnorgane, als sie für
Gallenorgane zu erklären.
Harnsäure ist in den Excrementen verschiedener Insectei]
von Dr. John Davy nachgewiesen worden (Note on the Ex-
crements of certain Insects : Edinb. N. Phil. Journ. XL. S. 231,
und Additional Note on the Urinary Excrement of Insects,
with some Observations on that of Spiders : ebenda S. 335),
Die Untersuchungen sind auf Barbados an Heuschrecken , Scha-
ben, Mantis, einigen Käfern, einem Tag- und mehreren Nachtschmet-
terlingen, Bienen, einer Libelle,- Fliegen und Mücken (Mosquito) ange-
stellt. In den flüssigen Excrementen Hess sich auch in den gering-
sten Quantitäten die Harnsäure dadurch erkennen , dass sie mit Sal-
petersäure erwärmt die purpurrothe Färbung zeigten, welche von
'dem dabei gebildeten purpursauren Ampioniak herrührt. Unter dem
Microscop zeigte sich die Harnsäure in den Excrementen gewöhnlich
in der Form von Kügelchen (granules), selten bildete sie Krystalle. —
Ganz verschieden verhielten sich die Arachniden, deren mehrere Ar-
ten, sowohl Web- als Jagdspinnen, untersucht wurden: sie zeigten
keine Spur von Harnsäure , dagegen einen »Stoff, den der Verf. nach
seinem chemischen Verhalten für harnigte Säure (Xanthisches Oxyd)
zu halten geneigt ist.
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 77
C 0 1 e 0 p t e r a.
Die bei den Käfern vorkommenden Schuppen hat Dr.
Fischer (in Freiberg) einer Untersuchung unterworfen, welche
sich zur Zeit vorzugsweise auf einheimische Arten bezieht,
aber um so mehr Beachtung verdient, als die feinere Bildung
dieser Theilchen bisher noch unerforscht geblieben war: („Mi-
croscopische Untersuchungen über die Käferschuppen", Isis
S. 401. T. IV.).
Ein Schuppenkleid kommt unter den Käfern selten vor, mit Aus-
nahme der umfangreichen Familie der Curculionen, wo der Verf.
folgende Formen von Schuppen unterschied:
1. Muschelschuppen: der gewölbten Schalenhälfte eines
Pecten, die Flügelfortsätze abgerechnet, ähnlich, bald mehr eirund,
bald mehr kreisrund, am freien Ende meist abgestumpft, an der Ba-
sis in einen kurzen Stiel verlängert, der Länge nach erhaben-gestreift,
die Streifen perlschnurförmig gekörnelt. (Beispiel: Cneorhinus).
2. Metallblattschuppen, meist schön glänzend, grün metal-
lisch, gewöhnlich länglich lanzett- oder blattförmig, selten kurz birn-
förmig, zuweilen etwas aufgebogen, meist mit kurz abgesetztem Stiel,
auf der Fläche äusserst fein und einfach gestreift. (Beispiel: Phyllo-
bius argentatus).
3. Granulationsschuppen, von einer Schicht dichtgedrängter
Granulationen bedeckt, dabei von sehr verschiedener Form, kreisrund,
eirund, lanzettlich u. s. w. , von Farbe weiss oder gelblich, zuweilen
blau oder grün, mit Perlmutterglanz. (Beisp. Otiorhynchus gemmatus;
hierher gehören auch die Schuppen von Hoplia, Melol. fullo, Ptinus
6punctatus).
4. Haar- und Zottenschuppen. Die ersteren sind am Ende
mehr oder weniger zugespitzt, allenthalben mit kurzen steiflichen
abstehenden Härchen besetzt, und stets weiss gefärbt (z. B. Ceuto-
rhynchus, auch Valgus), die zweiten sind breiter miit längeren zotti-
gen Härchen besetzt, und grünlich schwefelgelb (Chlorophanus polli-
nosus). Das Blatt der Schuppe ist ungestreift, zeigt aber im erste-
ren Falle dichtere, im zweiten spärlichere Granulationen. Bei An-
threnus fand der Verf. noch eine eigenthümliche Form:
5. Faserschuppen, zunächst erscheinen oft oberflächlich zer-
streute Granulationen, dann zeigt sich constant eine Reihe Fasern,
die büschelförmig gruppirt sind, am Ende der Schuppe ungleichmäs-
sig hervorragen, und aus fest zusammenhängenden, reihenweise ge-
stellten Granulationen bestehen, welche letztere also gleichsam in
Form starrer Fasern eine grössere Selbstständigkeit erlangt hätten
als bei anderen Schuppen."
Auf Blanchard's Untersuchungen über das Nervensystem
der Käfer (Recherches auatomiques et zoologiques sur le Sy-
78 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
steme nerveux des animaux sans vertebres. Du Systeme ner-
veux des Insectes. Mem. sur les Coleopteres. Annales des
scienc. nat. V. S. 273. T. 8 — 15) ist schon im vorigen Bericht
aufmerksam gemacht worden.
Dieselben sind, wie es scheint, angestellt um auf der Bildung des
Nervensystems die Systematik zu begründen. In dieser Beziehung
ist nun die Zahl und Lage der Knoten der Ganglienkette in Betracht
genommen worden. Die Zahl der Nervenknoten ist aber für den
Theil, wo überhaupt in dieser Hinsicht Schwankungen stattfinden
können, für den Hinterleib nicht einmal wesentlich, da hierin ver-
schiedene Insecten einer und derselben Art nicht immer ganz über-
einstimmen. Wichtiger ist die Lage der Nervenknoten, doch ist auch
diese keineswegs immer eine gleiche bei allen Mitgliedern einer Fa-
milie. Das nächste Beispiel bietet die Familie der Blätterhörner dar,
wo bei den meisten die Ganglien nahe an einander gerückt sind,
während sie bei den Lucanen auseinandergerückt, sich durch den
ganzen Körper erstrecken; der Verf. hat deshalb auch die Lucanen
als eigene Familie angenommen, und die Passalen zu den eigentlichen
Scarabaeiden verwiesen; es ist aber ein sehr wesentliches Bindeglied
zwischen den eigentlichen Scarabaeiden und den Lucaninen gar nicht
untersucht worden, nämlich Trox. Die Untersuchung mag aber aus-
fallen wie sie will, so ist die üebereinstimmung der Lucanen mit
den übrigen Scarabaeiden so wesentlich, dass sie von ihnen nicht
ausgeschlossen werden können. Auch auf eine andere Bemerkung
legt der Verf. Gewicht, nämlich, dass die Buprestiden den Ceramby-
cinen sich unmittelbar anschliessen, und von den Elateriden entfernt
werden müssten. Gleichwohl sind ■ die Eucnemiden bei den Elateriden
gelassen, obgleich sie mit den Buprestiden in der nächsten Verwandt-
schaft stehen und ihnen angeschlossen bleiben müssen. Auch im
Uebrigen ist die zum Grunde gelegte Familien -Eintheilung zu un-
klar und zu willkürlich, als durch sie die anatomischen Forschungen
auf den richtigen Weg geleitet worden wären. Wir verdanken also
dem Verf. wohl eine Reihe von Darstellungen über das Nervensystem
der Käfer, welche in mehreren Fällen durch den Vergleich mit dem
der Larve ein erhöhtes Interesse gewonnen haben; um aber der Sy-
stematik eine neue Grundlage zu bieten, sind diese Untersuchungen
durchaus nicht reif.
Die Käfer Europa's nach der Natur beschrieben von Dr.
H. C. Küster, mit Beiträgen mehrerer Entomologen (Nürn-
berg bei Bauer und Raspe).
In diesem Jahre sind 4 Hefte (IV — VIL) erschienen, welche in
der Behandlung den vorigen gleichen, und auch darin ihnen nicht
nachstehen, dass sich noch häufig grössere Reihen von Arten aus
einer Gattung beschrieben finden. Diese mehr monographische Be-
handlung ist zur sicheren Unterscheidung nahe verwandter Arten
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 79
durchaus erforderlich. Die in diesen Heften neu aufgestellten Arten
werden unten unter den einzelnen Familien aufgeführt werden.
Deutschlands Insecten, von J. Sturm; 18. Bändchen
(Käfer). (Nürnberg bei dem Verf.).
Dies Bändchen enthält mit meisterhafter Ausführung der erläu-
ternden Tafeln den Beschluss der Bearbeitung der zu den Crypto-
phagiden gehörigen Gattungen.
Naturgeschichte der Insecten Deutschlands, von W. F.
Erichson. Erste Abth. Coleoptera. III. Bd. 3te Lief. Berlin
1846.
Diese Lief, enthält den Schluss der Cucuiipes, Cryptophagides,
Mycetophagides, Dermestini und den Anfang der Byrrhii.
Catalogue des Insectes Coleopteres observes dans les
environs de Metz, par M. J. B. Geh in. (Bull. d. 1. Soc. d'hist.
nat. de Metz, an. 1845. 1846.
Ein mit vielem Fleisse bearbeitetes Verzeichniss, welches einen
lehrreichen Beitrag zu unserer Kenntniss der Insecten bildet und auf
die weitere Umgegend von Metz bis an den Jura und die Vogesen,
die Gebiete der Mosel, Meurthe und Maas sich bezieht.
Drei für neu gehaltene britische Käferarten worden von
Wollaston (Ann. nat. bist. XVIII. S. 452) beschrieben.
Mehrere neue aussereuropäische Arten beschrieb Hope
(Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 181).
Degli Insetti Carnivori adoperati a distruggere le specie
dannose all' Agricultura. Memoria Entomologie© -agraria di
Ant. Villa und Rivista analitica delle obiezioni publicate dai
S. S. Bassi e Bellani sulle Memorie intorno gli Insetti carni-
vori e le Locuste di Ant. Villa, aus dem Spettatore III.
n. 19 u. 27. 1845—46.
Der Verf. hat den Versuch gemacht, schädliche Insecten durch
eingetragene Raubkäfer zu vertilgen und hat glücklichen Erfolg davon
gesehen. Er hat zu diesem Zweck Procrustes coriaceus, Calosoma
sycophanta, Carabus Italiens, Lebia cyanocephala, Calathus frigidus,
latus, ambiguus, Abax italicus, Poecilus cupreus, Omaseus italicus,
Chlaenius Schrankii, Dromius linearis, Demetrias atricapillus, Amara
vulgaris, Harpalus semiviolaceus, aeneus, ruficornis, Tachys nana,
Staphyl. cupreus, stercorarius, similis, murinus angewandt. Es lässt
sich wohl erwarten, dass man auf kleinen und abgeschlossenen Grund-
stücken von diesen und ähnlichen Käfern für die Vertilgung der
schädlichen Insecten und ihrer Eier Hülfe erreicht, in grösserem
Maasstabe wird es aber schwerlich sich anwenden lassen.
30 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Cicindeletae* Guerin zeigte in der Entom. Gesellsch. zu
Paris (Bull. S. xviii. cii.) die Entdeckung einer neuen Megacephala
(Tetracha) in Algier an, welche der M. Euphratica verwandt ist, und
welche der Entdecker, Major ßlanchard, unter dem Namen Tetracha
algeriana ausführlich beschreiben -wird.
Unter 12 Arten von Cicindela, welche Chaudoir (Enum. d. Ca-
rab.) in den Kaukasus -Ländern beobachtete, sind mehrere neue be-
schrieben worden: C. trap e%icollis, der C. silvicola verwandt, im
Caucasus in einer Höhe von 7000', fliegt nicht; C. Taly chensis ,
sehr häufig in den Wäldern des Talysch bei Lankoran; C. digno-
scenda^ kaum mit Recht von C. orientalis abgesondert, ebenfalls von
Lankoran. C. connexa^ ebenfalls der orientalis sehr nahe stehend.
Aus den Vereinigten Staaten Nordamerica's sind von J. Le Conte
(Ann. Lyc. New York IV. S. 175) 2 Arten von Megacephala und 35
von Cicindela aufgeführt. Neue Arten sind C. amoena aus dem
Westen Missouri's, C. spreta aus Maine, C. venusta vom Platte-
Flusse, C. nigrocoerulea vom Arkansas, C. cinctipennis vom
Felsengebirge, C. celeripes vom Flusse Kansas.
Schmidt-Göbel führt in Helfer's hinterlass. Samml. aus Vor-
der- und Hinterindien 21 Arten von Cicindela, 1 Tricondyla ^ 9 Col-
lyris auf. Neu sind Cic. exornata, interrupto-fasciata^ tri-
toma, limhata, plialangoides, funebris, copulata; Tricon-
dyla annulicornis\ Collyris plenritica, melanopoda^ moesta,
cruentata, cylindrica, linearis, fuscitarsis, diffracta.
Aus Neuseeland sind Cicindela latecincta und Parryi White
(Erebus u. Terror XL).
Carahici» Diese Familie ist mit einer grossen Menge neuer
Entdeckungen bereichert worden.
Die Carabicinen der Kaukasusländer sind von Chaudoir in der
Enumeration des Carabiques et Hydrocanthares du Caucase sorgfäl-
tig bearbeitet worden. Es sind 351 Arten, darunter viele -neue. Von
allgemeinerem Interesse ist der Vergleich, den der Verf. zwischen
dem Kaukasus und den Alpen und Pyrenäen anstellt: Obgleich in
der Fauna aller drei Gebirgszüge eine grosse Uebereinstimmung
herrscht, sind die eigentlich alpinen Formen in denselben doch durch-
weg der Art nach verschieden. Eine Ausnahme machen drei Arten
von Celia {punctulata, grandicollis , Qitenselü) ,- Vielehe sowohl auf
den Alpen als dem Kaukasus vorkommen. Die erste und die letzte
derselben sind zugleich die einzigen hochnordischen Arten, w^elche
auf dem Kaukasus sich wiederfinden, während auf den Alpen das-
selbe noch mit anderen Arten von Nebria, Celia, Leims, Leiochiton,
Patrobus u. a. der Fall ist. Das gleichzeitige Vorkommen des Ca-
rah. Croaticus auf dem östlichen Theil der Alpenkette und den west-
lichen Zügen des Kaukasus steht bis jetzt als eine vereinzelte That-
sache da. Dem Kaukasus fehlen die Formen der Leiochiton, Lori-
ce'ra, Platynus und Jjiophthalmus, auch hat er nicht den Reichthum
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. g|
an Feronien, dagegen zeichnen ihn die ihm eigenthümlichen Eulro-
ctes, Cardiomera*) und Callisthenes aus, und er ist reicher an Ar-
ten von Carabus, deren einige denen der Pyrenäen an Grösse und
Farbenpracht wenig nachgeben. ~ Im Anhange sind noch 6 neue
Arten aus der Krim, den Gatt. Feronia, Leirus , Selenophorus ^ Acu-
pal/ms und BejJibidium angehörend , beschrieben.
„Insectes de la Siberie, rapportes d'un voyage fait en 1839 e^
1840 par Victor Motschoulski. Coleopteres, Carabiques." Mem.
pres. ä l'Acad. Imp. d. Scienc. de St. Petersbourg par Divers Savans.
V. (1846. S. 1—257). Eine umfangreiche Abhandlung, in welcher viele
neue Arten beschrieben, Bemerkungen über bekannte mitgetheilt,
manche Neuerungen in der Familieneintheilung angedeutet und auch
mehrere Gattungen und Untergattungen aufgestellt sind. Da indess
weder das Ganze noch das Einzelne wissenschaftlichen Anforderun-
gen entspricht, so ist hier nicht der Ort, näher auf diese Arbeit ein-
zugehen.
Schmidt-GöbeTs sorgfältige Bearbeitung der von Dr. Helfer
in Ostindien gesammelten Carabicinen (Helf. hinterl. Samml. 1. Lief.)
liefert einen wichtigen Beitrag zu unserer Kenntniss der indischen
Fauna, obgleich sie nur noch einen Theil der Familie, nämlich die
Truncatipennes Latr., umfasst. Es sind viele neue Gattungen aufge-
stellt, welche unten namhaft gemacht werden, aus bekannten Gattun-
gen sind 2 Arten von Casnonia, 3 Ophmiea, 1 Odacantha^ 3 Drypta^
1 Galerita, 6 Zophium^ 1 Cymindis ^ 2 Calleida, 1 Dromius {plagia-
tus), 1 Plochioniis, 5 Lebia, 1 Phy soder a {Dejeami)^ 4 Coptodera^
9 Orthogomus , 1 Macrocheüus (Helluo Spustulatifs Dej.), 8 Brachi-
miSy 2 ThyreopteruSy 6 Catascopus , 1 Pericahis, 1 Masoreus , 2 Te-
tragonoderus, zum grösseren Theile neue Arten, beschrieben.
Eine sehr vollständige Uebersicht der algierischen Carabici hat
Lucas in der Exploration sci^ntifique de l'AJgerie geliefert. Den
sohon 1842 in den Ann. d. scienc. nat. beschriebenen neuen Arten
sind hier noch folgende hinzugefügt worden: Zophium iiumidicum^
Cymindis levistriata, marginata, dilaticollis^ GaubilH;
Dromius insi'gm's, cructfenis , mauritanicus, striatipen-
nis, laevipennis ^ albomaculat us; Singilis mauritanica;
Lebia numidica; Brachinus harbarus ^ fimbriolatus; Clivina
scripta; Dyschirius numidicus, algiricus ^ africanus; Car-
terus rufipes-, dilaticollis, ruficornis; Oodes mauritanicus.
*) Zu Cardiomera rechnet der Verf. Platynns elongatns Dej. mit
einigen neuen Arten: mit Bassi's Cardiomera sind sie aber auf keinen
Fall zu verbinden, vielmehr gehören sie zu den Pterostichinen, unter
denen sie sich dadurch auszeichnen, dass beim Männchen nur die
beiden ersten Glieder der Vorderfüsse erweitert, und mit federartiger
Sohlbekleidung versehen sind.
Archiv f. Naturgesch. XIII. Jahrg. 2. Bd. F
g2 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
nbaxoides; Pristonychus sardous, barbarus; Calathus opa-
cus; Anchomenus alger imis, numidicus', Omaseus tingita-
nus^ dtsti'nctus; Masoreus testaceus; Acinopits Lepelletieri^
mauritanicus , elongatus; Acupalpus flavipeiinisy margi-
natus; Bembidium algirinuviy numidicum^ gib beros^im^
dtveSy maurit atit'cum^ pulchellum, vicinum.
Einen Beitrag zur Fauna der Natalländer lieferte Perroud in
den Schriften der Linnei'schen Gesellschaft zu Lyon: Description de
quelq. Coleopteres nouveaux ou peu connus; premier fascicule. Diese
Abhandlung umfasst die Beschreibung einer Reihe neuer Arten aus
der Gatt. Anthia oder derselben verwandt: Pie%ia aptinoides^ An-
thiamaculicollis^ natalensis, binotata, bifnaculata, rubi-
ginosa, suturata (=graphipteroides Guer. Rev. Zool. 1845), /o-
veata, notata, fossulata; endlich noch eine neue Gatt. Atra-
ctonotus, welche unten näher angezeigt wird.
Eine der wichtigsten Arbeiten über diese Familie ist J. Le
Conte's „A descriptive Catalogue of the Geodephagous Coleoptera
inhabiting the United States east of the Rocky Mountains" (Ann. of
the Lyceum of Nat. Hist of ^ewYork, Vol.lV.), welche, obgleich
sie schon zwei Lief. (6, 7. 1846; 8. 9. 1847) einnimmt, doch noch
nicht zum Abschluss gekommen ist. Es ist die Anordnung von West-
wood in der Modern Classif. zum Grunde gelegt, und nach, derselben
sind die Brachmides, Scaritides und die Div. Feronidea und Harpa-
lidea der Harpalides aufgeführt. Die Arten sind kritisch gesichtet, zuwei-
len noch genauer charakterisirt, dies ist namentlich bei einigen schwie-
rigen Gattungen, z. B. Brachinus der Fall, wo sämmtliche nordame-
ricanische Arten sehr sorgfältig auseinander gesetzt sind. Ausserdem
ist überall das Vorkommen der einzelnen Arten angezeigt. Zugleich
ist eine nicht unbeträchtliche Anzahl neuer Arten beschrieben und
sind mehrere neue Gattungen aufgestellt.
Von De ms. (Proceed. Acad. Nat. Scienc. Philadelph. U. S. 48)
sind 29 Arten neuer nordamericanischer Carabicinen beschrieben,
welche meist in den Catalog aufgenommen sind, bis auf 2 Arten von
Rembus, 2 Chlaenius, 3 Badister^ 1 Oodes. — Der von Hai dem an
(ebenda S. 54) beschriebene Scapimiotus f lamme us ist vielleicht
eine Abänd. des Sc. elevatus, so wie dessen Scarites substriatus
und distinctus von Leconte zum Sc. quadraticeps Chaud. gerech-
net werden.
Eine schöne Monographie der nordamericanischen Pasimachus-
Arten hat J. Le Conte mitgetheilt (Ann. Lyc. New York IV. S. 142),
Es sind in den Vereinigten Staaten 12 Arten einheimisch: A. Flügel-
decken glatt: P. depressus (F.), P. morio n. sp. aus Carolina, P.
punctulatus Haldem. von Alabama und Texas, P. laevis n. sp. aus
Neu Jerseyj P. elongatus {depressus var. a. Say) aus dem Missouri-
Gebiet. — B. Flügeldecken gestreift: P. substriatus Lee. Hald. von
Long Island; P. obsoletus n. sp. vom Platte-Fluss, P. assimilis
n. sp. ^us Georgien, P. rugosus n. sp. von Neu Jersey, P. sub-
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 83
laevis (Fall. Beauv.) aus Georgien; — C. Flügeldecken gerippt: P.
subsidcaius Say und P. marginatus (F.).
Neue Arten aus Neuseeland sind, ausser den unter den neu auf-
gestellten Gattungen aufgeführten: Colpodes suhmetallicus , An-
chomenus elevatus, Colensoms, dej>lanatus, Feronia {Via-
tysma) plaiiiuscula^ vigil, capito, politissima, {Pterosti-
cJnis) vagepuncta, (Cophosus) eloiigella; Broscus carenoides,
aereus (wohl eher Promecoderus); Oopterus r otundicollis
(White a. a. O.)
Die Zahl der neu aufgestellten Gattungen ist in diesem Jahre
besonders gross, vorzüglich da Schmidt-Göbel's genaue Unter-
suchungen aus der noch weniger bekannten Fauna Hinterindiens eine
ansehnliche Zahl aus der Abtheilung Truncatipennen zu Tage geför-
dert hat.
Zur Abtheilung der Truncatipennen Latr. gehören.
Dendrocellus Schmidt-Göbel (a. a. O. S.24) von Drypta
abgesondert wegen der länglich beilförmigen Gestalt der letzten Ta-
sterglieder und der feingezähnelten Klauen, zugleich von gestreckterer
Gestalt; auf Bäumen lebend. Ausser einer neuen Art D. discolor
aus der Prov. Martaban, sind Dr. ßavipes Wd. Dej. und Dr. geni.
culatus Kl, aufgeführt, ferner gehören Dr. coelestina Kl., aeneipes
Wd., longicolUs Dej. und ruficollis Dej. muthmasslich in diese Gat-
tung. (Dieselbe ist vermuthlich einerlei mit Desera Leach, welche
aber nicht beschrieben worden ist).
Ägastus Desselb. (ebenda S. 30), ein kleiner flacher und
schmaler, 2'" langer Käfer A. lineatus^ aus den Birmesischen Pro-
vinzen, mit sechs erhabenen Linien der Flügeldecken, im Bau dem
Polystichus fasciolatus ähnlich, mit folgenden Gattungskennzeichen:
mentum dente medio obtuso; ligula apice truncata, lateribus tota
paraglossis connata; paraglossis membraneis, apice prominulo eara
parum superantibus ; palpi labiales articulo ultimo elongato fusi-
formi, maxillares ovato, truncato; labrum transversum, angustum,
truncatum; tarsi et unguiculi simplices, subtus dense pilosi.
Peliocypas D ess. (ebenda S. 33): mentum dente medio integro,
acute; ligula apice truncata; paraglossis membraneis, eam longe
superantibus, apice subrotundatis ; palpi articulo ultimo subovato,
acuminato; labiali truncato; tarsi articulo ultimo fortiter bilofco, un-
guiculis pectinatis. Mit Demetrias nahe verwandt, und ausser den
angegebenen Kennzeichen nur durch etwas stärkere Wölbung unter-
schieden j vier neue Arten, P. suturaiis, signifer.^ hamatus ^
luridus aus den Birmesischen Provinzen.
Die bisherige Gatt. Demetrias hat Ders. (ebenda S. 34 und En-
tom. Zeit. S.387) in zwei aufgelöst.
Demetrias: Mentum dente medio acuto; ligula apice levissime
emarginata, paraglossis membraneis, apice singulatim rotundatis, eam
parum superantibus; palpi articulo ultimo subovato, acuminato; tarsi
34 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
articulo qiiarto fortiter bilobo, unguiculis pectinatis. Hierher D.
atricapillus und nnipunctattis.
A'e top hörn s Schm.-G.: Mentum dente medio nullo;ligula apice
cmarginata, paraglossis membraneis, apice subrotundatis, eam super-
antibus, palpi articulo ultimo subfusiformi, acuminato, labiali trun-
cato; tarsi articulo quarto fortiter bilobo; unguiculis simplicibus.
Einzige Art D. imperialis.
Demetrida White (Ereb. u. Terror XL S. 2) als Untergatt,
von Demetrias aufgestellt, und besonders nach der Körperform unter-
schieden, aber ohne Angabe eines einzigen Kennzeichens, welches die
Trennung rechtfertigte. D. lineella und nasuta^ zwei neue Arten
von Neuseeland.
Auch die bisherige Gatt. Dromius hat eine Zersetzung erfahren.
Der Stammgattung Dromius ist folgende von mir aufgestellte Diagnose
geblieben: Mentum dente medio nullo; ligula una cum paraglossis
subcoriaceis rotundata; palpi articulo ultimo acuminato; tarsi articulo
quarto integre, unguiculis pectinatis (oder serratis). Dr. agilis^
^7Wtatus, melaiiocephalus , linearis, plagiatus u. s. w. (Schmidt-
Göbel a. a. O. S.39. Ent. Zeit. S. 390).
Metabletus Desselb. (a. a. O. S.38. Ent. Zeit. S.390): men-
tum dente medio bicuspi vel emarginato; ligula apice rotundata
vel subrotundata, paraglossis subcoriaceis, singulatim rotundatis, eam
paulo superantibus; palpi articulo ultimo subacuminato; tarsi arti-
culo quarto integro, unguiculis serratis. Hierhin Dr. /oreo/a Gyll.»
truncatellus F., obscuro-guttatus Duft., pallipes Dej. und eine neue
Art M. h^punctatus aus Bengalen.
Lionychus Wissmann (Entom. Zeit. S. 25) Schmidt-Göbel
(a. a. O. S. 36. Ent. Zeit. S. 389). Der letztere hat folgende Diagnose
aufgestellt: mentum dente medio integro; ligula apice dilatata,
emarginata, paraglossis membraneis, singulatim rotundatis, eam per-
parum superantibus; palpi articulo ultimo subacuminato; tarsi arti-
culo quarto integro, unguiculis simplicibus. Hierher Dr. quadrtllum
Duft, (nebst albonotatus Dej. und Sturmii Gene) und L. inargi-
nellus und aeneipennis Schm.-Göb. aus Hinterindien.
Axinopalpus Leconte (Ann. of the Lyc. of N. H. of New
York IV. S. 190) : corpus depressum subelongatum, thorax latus, sub-
depressus, postice leviter retractus; palpi maxillares elongatiusculi,
tenues, articulo penultimo obconico; ultimo dimidio longiore, versus
apicem decrescente, apice paulo depresso, fere acute; labiales in-
flati, crassi, articulo ultimo magno, obconico, subsecuriformi;
antennae articulo tertio quarto aequante, eompressae, articulis arcte
connexis, versus apicem levissime incrassatae; ceteris genus hocce
Dromium refert. Einzige Art: Dr. biplagiatus Dej. (Der Gattungs-
name ist' als hybrid unzulässig, übrigens auch schon benutzt).
Die beiden folgenden Gattungen schliessen sich den vorigen un-
mittelbar an:
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846, 85
Dromoceryx Schmidt-Göbel (a. a. O. S. 40): mentum dente
medio simplici; ligula apice truncata, paraglossis subcoriaceis, sin-
gulatim rotundato-truncatis, eam paulo superantibus; palpi articulo
ultimo subacuminato ; tarsi articulo quarto integro , unguiculis serra-
tis. Zwei neue Arten, D. dorsalis und angularis aus Hinter-
indien.
Micro lestes Dess. (ebenda S. 41): mentum dente medio nullo;
ligula apice rotundata vel subtruncata, paraglossis singulatim rotun-
dato-truncatis, eam paulo superantibus; palpi articulo ultimo sub-
acuminato-, tarsi articulo quarto integro, unguiculis serratis. Zwei
neue Arten M. inconspicuus und exilis aus Hinterindien.
Apristus Chaudoir (Enum. S. 62) vom Ansehn einer Copto-
dera, die Klauen ungezähnelt, das Kinn ohne Zahn in der flachen
Ausrandung, die Nebenzungen schmal, ganz mit der Zunge verwach-
sen und sie nicht überragend, die Taster fadenförmig, das Endglied
der Lippentaster leicht verdickt, Fühler und Beine wie beiDromius;
die drei ersten Glieder der Vorderfüsse ein wenig erM eitert, drei-
eckig: A. sub aeiieus ^ eine neue Art, bei Redoute Kaie unter aus-
geworfenem Tang entdeckt.
Actenonyx White (Ereb. u. Terror XL S. 2): Kopf fast so
breit als das Halsschild, mit grossen aber nicht sehr vorragenden
Augen; Fühler ziemlich lang, mit länglichen Gliedern; Halsschild
beinahe so breit als lang, ziemlich gerade vorn und hinten, w^o es
leicht verschmälert ist; Flügeldecken sehr breit und flach gedrückt,
am Ende gerade abgeschnitten; Klauen dünn und nicht gesägt; in der
Körperform an Calleida nahe stehend. Eine Art: A. bembidioides
aus Neuseeland.
Pentagonica Schmidt-Göbel (a. a. O. S. 47) mit Rhombo-
dera Reiche nahe verwandt, durch folgende Diagnose bezeichnet:
„mentum dente medio nullo; ligula Cornea, apice rotundata, para-
glossis coriaceis connatis, apice externo acutiusculo, illa parum bre-
vioribus, palpi articulo ultimo fusiformi, acuto; labrum apice rotun-
datum; tarsi subtus biseriatim papilloso-pilosi, articulo quarto sim-
plici, parvo, unguiculis simplicibus; thorax pentagonus; elytra trun-
cata." Zwei neue Arten P. rAificollis und Erichsonii aus Hin-
terindien.
Hexagonia Kirby ist von Dems. (ebenda S. 49) durch eine ge-
naue Beschreibung und vortreffliche Abbildung aufgeklärt worden.
Sie muss mit Trigonodactyla nnd Leptotrachelus Dej. eine eigene
kleine Gruppe bilden, ausgezeichnet durch ganze Flügeldecken, tief
ausgeschnittene, fast gabelförmige Zunge, linienförmige ganz freie
Nebenzungen, besonders aber durch einen beweglichen Haken an der
Spitze der Innern Maxillarlade. Hexagonia hat die nächste üeber-
einstimmung mit Trigonodactyla. Der Verf. beschreibt zwei Arten
H. Kirby i und apicalis aus Ostindien, als muthmasslich von H.
terminata Kirby verschieden.
8(3 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Euplynes Schmidt- G ob ei (a. a. O. S. 52) einer Lebia ähnlich,
aber die Flügeldecken sind nicht gestutzt; die Diagnose ist folgende:
„mentum dente medio simplici; ligula brevis, lata, apice subrotun-
data, paraglossis membraneis apice liberis, linearibus, eam superan-
tibus; palpi labiales articulo ultimo subfusiformi, maxillares penul-
timum aequante; maxillae apice extus barbatulae; labrum transver-
sum, subemarginatum; tarsi subtus biseriatim lamelloso-papillosi,
articulo quarto bilobo, unguiculis simplicibus." Eine neue Art E.
cyanijtennis ^ welche in Hinterindien auf Bäumen lebt.
Apsectra Desselb. (ebenda S.61) gründet sich auf dem Cur.
diipltcatus Wied. , w^elcher durch einfache, Klauen von Orthogo-
nius abweicht.
Dolichoctis Desselb. (ebenda S. 62) mit Orthogonius nahe
verwandt, aber in der Körperform an Coptodera erinnernd, mit fol-
gender Diagnose: „mentum dente medio nuUo; ligula Cornea, apicem
versus valde dilatata, una cum paraglossis coriaceis obtuse rotun-
data; palpi maxillares articulo ultimo elongato-ovato, acuto, labiales
ovato; labrum apicem versus angustatum truncatura; tarsi articulo
ultimo emarginato, unguiculis dentatis." Eine neue Art D. striata
aus Birma.
Scalidion Desselb. (ebenda S. 63) ebenfalls mit Orthogonius
nahe verwandt: „mentum dente medio parvo, obtuso; ligula Cornea,
apicem versus dilatata, una cum paraglossis coriaceis subacuto-
rotundata ; palpi labiales articulo ultimo ovato, maxillares elongato-
ovato; labrum subquadratum, apice truncatum; tarsi subtus lamellato-
papillosi, articulo quarto fortiter bilobo, unguiculis pectinatis." Eine
neue Art, Sc. hilare aus Hinterintiien.
Mastax Fisch, ist von Dems. (ebenda S. 68) wieder aufgenom-
men und von Brachinus durch eine tiefe Grube an der Wurzel des
Kinns unterschieden. Es gehören ausser dem Br. thermarum^ meh-
rere ostindische Arten hierher: Br.^pulchellus Dej. und drei neue M.
elegantuUis, vioestus und ornatiis.
Mochtherus Schmidt-Göb el (ebenda S. 76): „Mentum dente
medio nullo; ligula elongata, apice truncata, paraglossis coriaceis,
margine membranaceo, apice rotundatis, eam vix superantibus; palpi
articulo ultimo cylindrico; labrum quadratum apice truncatum; tarsi
antici maris levissime dilatati, articulo quarto integro ; unguiculis
pectinatis." Mit Beleopterus (Nycteis) verwandt. Zwei neue Arten
M. angulatus und rotundatiis^ bei Maulmain unter Rinden ge-
funden.
Celaenephes Desselb. (ebenda S. 77): „mentum dente medio
nullo; ligula angusta Cornea, apice rotundata; paraglossis coriaceis
margine membranaceo, apice conniventibus, rotundatis, ligulam super-
antibus; palpi articulo ultimo subfusiformi, apice truncato; labrum
transversum, apice truncatum; tarsi maris antici leviter dilatati, ar-
ticulo quarto emarginato, feminae integro." An Arsinoe sich an-
Naturgeschichte der Insecten wahrend des Jahres 1846. 87
schliessend , aber von viel schmälerer Körperform. Eine neue Art
C. paralleles aus Birma.
Aephnidius Mac Leay wird von Dems. ( ebenda. S. 88) genauer
geschildert. Die Gatt, ist mit Masoreus sehr nahe verwandt, und
unterscheidet sich vorzüglich durch die deutlich erweiterten drei
ersten Glieder der Vorderfüsse des Männchens. Dem Ae. adelioides
M. L. sind noch vier neue Arten: Ae. fusctpennis, simplex^
fasciatus y \maculatus angereiht.
Caphora Schm.-Gob. (ebenda S. 91) ebenfalls mit Masoreus
zunächst verwandt: „mentum dente medio acuto ; ligula Cornea, apice
rotundata, paraglossis membraneis, latis, apice rotundato-truncatis,
eam longe superantibus; palpi articulo ultimo ovato, acuto; tarsi
antici maris articulis tribus primis dilatatis, quarto integro, unguicu-
lis bidenticulatis." Eine neue Art, C. humilis aus Birma.
Macracanthus Chaudoir (Bull. Mose. S. 538) mit Aephnidius
und Anaulacus Mac L. verwandt, ohne Zahn in der Ausrandung des
Kinnes, ausgezeichnet durch einen sehr langen Enddorn der Hinter-
schienen; mit seidenglänzenden sehr schwach gestreiften Flügeldecken;
eine neue Art, M. sericatus aus Brasilien, enthaltend.
Ita?nus Schmidt-Gö bei (a. a. O. S. 67): „mentum dente me-
dio obtusiusculo ; ligula brevis, quadrata, apice truncata, paraglossis
vix Ullis; palpi articulo ultimo cylindrico, rotundato-truncato; labrum
transversum, subemarginatum, clypeus mediocris, transversus; tarsi
articulo ultimo simplici, unguiculis simplicibus." Eine neue Art,
/. castaneus^ aus Birma.
Eustra Desselb. (ebenda S. 65): „mentum dente medio nulle;
ligula parva, apice truncata, paraglossis membranaceis angustissimis,
apicula acuta eam vix superantibus; palpi articulo ultimo ovato, acu-
minato; labrum subquadratum, antice truncatum, levissime emarginä-
tum; clypeus magnus transversus; tarsi articulo ultimo integro, un-
guiculis simplicibus.'* Mit Ozaena nahe verwandt, durch ihre geringe
Grösse (IV") und das auffallend grosse Endglied der Fühler ausge-
zeichnet. Eine neue Art E. plag lata aus Birma.
Psydrus Z. LeConte (Ann. Lyc. N. Hist. New York IV. S. 153.
T. 8. F. 6) ebenfalls mit Ozaena verwandt, das Kinn indess ohne Zahn
im Ausschnitt, und die Flügeldecken ohne Beule an der Spitze. Eine
neue Art Ps. piceus vom Obersee.
Aplochile J. LeConte (Ann. Lyc. N. York IV. S. 208) auf
dem Morio pygmaeus Dej. gegründet, dem Psydrus sehr ähnlich, von
welchem er sich durch gewölbtere Form, unten gewölbten, hinten
nicht eingeschnürten Kopf, grössere Augen, kaum sichtbare Lefze,
mehr abgesetzte Fühlerglieder, deren letztes kaum länger als die
übrigen und etwas zugespitzt, (bei Psydrus um die Hälfte länger und
an der Spitze stumpf gerundet) ist; grösseres, weniger ausgehöhltes
Kinn unterscheidet. — Beide Gattungen kommen dem Nomius Lap.
sehr nahe, doch passen dessen Angaben auf keine genau.
gg Erich son: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Atractojiotus Ferro ud (Annal. d. 1. Soc. Linneenne d. Lyon)
schliesst sich an Anthia: Das Endglied der Maxiilartaster ist stärker
aufgetrieben; kein Zahn in der Ausrandung des Kinnes; die Lefze fast
halbkreisförmig, die Hälfte der Mandibeln bedeckend; die Fühler
kürzer als der Körper, vom fünften Gliede an zusammengedrückt und
aussen gefurcht; das Halsschild spindelförmig, vorn schmäler als der
Kopf; die Flügeldecken eiförmig, gewölbt, die Beine schlank, die
Vorderfüsse beim Männchen schwach erweitert. Eine neue Art, A.
Mulsantii aus dem Innern des Natallandes.
Scaritini. Eine wichtige Arbeit, welche diese Gruppe mit meh-
reren neuen Gattungen bereichert, ist die „Monographie des Clivina
et des genres voisins", par M. J. Putzeys (Mem. de la Soc. roy. d.
Scienc. de Liege IL auch im bes. Abdruck). Der Verf. giebt zunächst
eine Uebersicht über sämmtliche Gattungen der Scaritinen, von denen
der folgende Theil die mit Clivina verwandten umfasst.
A. Die Zunge abgestutzt (das Sternum nicht gekielt, die Mandi-
beln kurz, die Fühler nach der Spitze hin dicker werdend). ^. Die
Augen sehr klein, vom Seitenrande des Kopfes verdeckt: Crypt-
onima; — gg. Die Augen vortretend: Dy schirius mit kurzem
zugespitzten Zahn im Kinn, und Lacheiius^ wo der Zahn im Kinn
eben so hoch ist als die Seitenlappen und abgestutzt.
B. Die Zunge in eine Spitze auslaufend: h. Die Mandibeln sehr
lang, spitz (die Fussglieder quer: hierher Ardistomis^ mit langer
häutiger Spitze der Zunge und Schi%ogeiiius, mit gespaltener häu-
tiger Spitze der Zunge. — hh. Die Mandibeln kurz: i. Die Fussglie-
der querdreieckig: Aspidog lossa. — ti. Die Fussglieder schmal
dreieckig: Pyramis mit kurz eiförmigem Endgliede der Lippentaster
und Clivina mit verlängertem Endgliede der Lippentaster.
Die sehr reichhaltige und besonders auch durch genaue Ausein-
andersetzung werthvolle Monographie umfasst von Dyschiriiis 58
Arten, theils aus dem Europäischen Faunengebiet, theils aus Nord-
und Mittelamerica, bis nach Venezuela; die neue Gatt. Cryjttomnia
ist auf einer neuen Art, Cr. multistriatum Buq. aus Neugranada,
La che 71 US ebenfalls auf einer neuen Art, L. impujictipeiinis,
muthmasslich aus Mittelamerica, Pyramis Mieder auf einer aus
Neugranada, P. er assicornis , gegründet; Clivina enthält 65 Arten
aus allen Welttheilen, Aspidoglossa 16 Arten aus INlittel- und Süd-
america, namentlich Cl. sphaerodera Reiche, crenata, intermedia
Dej.^ mexicana Chaud. und aerata Kl.; Ardistomis 26 Arten aus
verschiedenen Theilen America's, namentlich Cl. pallipes, flavipes^
rostrata^ puncticollis ^ semipunctata Dej., opcygnatha, Leprieuri, la-
bialis Chaud.; Schi%ogenius 9 Arten, ebenfalls aus verschiedenen
Theilen von America. Im Anhange ist Scapterus longicollis, eine
neue Art vom Senegal beschrieben und sind die Arten von Campto-
dontus (cayennensis Dej. und anglicanus Steph.) auseinandergesetzt,
aus dem Camptodont. clivinoides Lap. aber eine neue Gatt. Stra-
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 89
t totes gebildet, indem das vorletzte Glied der Maxillartaster kürzer
ist als das letzte, was bei Camptodontus sich umgekehrt verhält.
Harpalini: ^ro^co^oma Rosenhauer (Broscosoma und La-
ricobius, z^vei neue Käfergattungen, Erlang. 1846) und Putzeys
(Broscosoma Carabid. gen. nov. Bruxell. 1846), eine sehr interessante
Gattung, welche künftig einmal wohl mit Eripus, Promecoderus, Ca-
scellius und Creobius eine eigene Gruppe bilden wird, welche bei
Broscus-artiger Körperform sich dadurch auszeichnet, dass an den
Mittelfüssen der Männchen die beiden ersten Glieder erweitert und
unten mit Filz bekleidet sind. Diese Erweiterung hat Putzeys über-
sehen, daher er den Käfer auch mit Miscodera vergleicht, mit wel-
cher er im Aeussern eine grosse Aehnlichkeit hat. Die Art Brosco-
soma baldense Ros. ist von Dr. Rosenhauer auf dem Baldogebirg
in einer Höhe von 3600', an einer Stelle unter Steinen gesammelt.
Geopiiius J. Le Conte (Ann. Lyc. N. York. IV. S. 371) aus
Daptus incrassatus Dej. gebildet: ungeflügelt, gewölbt, die Vorder-
schienen aussen unregelmässig ausgerandet, gezähnelt, die Mittel-
schienen aussen unregelmässig gesägt; die Füsse des Männchens nicht
erweitert.
Euryderxis Desselb. (ebenda S. 151) von der dicken Form
eines Zabrus, ohne Zahn in der Ausrandung des Kinnes, die Vorder-
schienen etwas breit, aussen mit einem bogenförmigen Ausschnitt;
die Füsse bei beiden Geschlechtern einfach: E. %abroideSy eine
neue Art aus dem Felsengebirge.
Piosoma Desselb. (ebendaS. 374) mit Cratognathus verwandt,
ungeflügelt, ohne Zahn in der Ausrandung des Kinns, bei beiden Ge-
schlechtern mit einfachen Füssen, von etwas breiterer Form als Crat-
acanthus. Eine neue Art P. setosum^ aus der Umgegend des Long's
Pik im Felsengebirge.
Spongopus Desselb. (ebenda S. 377) zunächst mit Anisoda-
ctylus verwandt, nur mit einem stumpfen Zahn in der Ausrandung
des Kinnes; von flacher Form. Eine neue Art Sp. verticalis.
Eurytrichus Desselb. (ebenda S. 387) umfasst Harp, termu
natus Say, testaceus Hald., agilis und dichrous Dej. und einige neue
Arten, welche durch die dichte Filzbekleidung der erweiterten Fuss-
glieder der Männchen von Harpalus sich entfernen.
Pterostichini. Eine eigene Gruppe der Stomidae wird von
Chaudoir (Bull. Mose. S. 511) begründet, zu deren vorzüglichen
Kennzeichen eine ohne Haken endigende innere M axillarlade gehört,
Sie enthält folgende Gattungen:
Ä. Tarsi maris dilatati.
a. Antennae moniliformes Idiomorphus.
b. „ filiformes.
«. Labrum emarginatum , Storni s.
ß- „ recte truncatum Agelaea,
90 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
B. Tarsi in utroque sexu similes,
a. Tarsi latitudine longiores Promecognat hus.
b. „ brevissimi, transversi.
«. Antennae moniliformes Ertpus.
ß. „ filiformes.
*Palpi apice incrassati Augasmosofnus.
** „ „ securiformes .... Pelecium.
Die neue Gatt. Idiomorphus gründet sich auf einer neuen Art,
/. Guerinii vom ostindischen Hochlande der Nil-Giri, Prome-
cogfiat hus auf dem Eripus levissimus Dej., Aug asmosomus auf
einer neuen Art aus Brasilien, A. Faldermanni^ welche einem
Pelecium gleicht, von dem es durch nicht beilförmiges Endglied der
Taster, durch kürzere Mandibeln und im Bau der Fühler abweicht.
Die Uebersicht über die Arten von Pelecium weist deren 6 nach,
deren eine, P. carinatum aus Brasilien, neu ist.
Piesmus J. LeConte (Ann. Lyc. N. York IV. S.340) ist aus
Feron. submarginata Say Dej. gebildet. Sie ist von flachem Bau;
der Zahn in der Ausrandung des Kinns einfach, an der Spitze mit
einem leichten Eindruck. Die Maxillen sind lang und dünn, innen
weitläuftig gewimpert.
Triaena Des selb, (ebenda 8.365) besteht aus den Arten von
Amara, bei denen der Enddorn der Vorderschienen dreizackig ist.
A. tricuspidata u. s. w.
Anchomenini. Rhadine Desselb. (ebenda S.218) einem
Platynus ähnlich, von dem er sich durch das verlängerte dritte Glied
der Fühler entfernt, von Sphodrus durch den einfachen Zahn in der
Ausrandung des Kinns unterschieden. Rh. larvalis eine neue Art
aus der Gegend von St. Louis).
Dicro Chile Guerin (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. Bull. S. cm)
mit Anchomenus verwandt, durch eine doppelt gespaltene oder auf
jeder Seite in zwei lange Hörner vorgestreckte Lefze, auch sind die
Vorderfüsse des Männchens nur unmerklich schmäler als bei Chlae-
nius. Zwei neue Arten aus Neuseeland.
Helaeotrechus White (Erebus u. Terror XL S. 5) hat grosse
Aehnlichkeit mit Scopodes Er., und ist wahrscheinlich nicht ver-
schieden, der Verf. rechnet seine Gatt, aber zu den Subulipalpen,
weshalb er an der Uebereinstimmung zu zMeifeln scheint. „Kopf
viel breiter als das Halsschild, die Augen sehr gross und vorragend,
das Halsschild vorn gerundet, die Vorderecken gerundet, hinten ver-
schmälert; Flügeldecken etwas breiter hinten als vorn, hinten schräg
abgeschnitten; Fühler kurz, etwas haarig. H. elaphroides, in Neu-
seeland, auf Wiesen.
Molopsida Desselb. (ebenda 8.6) „Kopf gross; Endglied der
Taster scharf zugespitzt; die Fühlerglieder etwas schnurförmig und
borstig; Halsschild ungerandet, hinten viel breiter als vorn, an den
Seiten stark gerundet, hinten ganz gerade, die Hinterecken beinahe
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 91
rechtwinklig. Flügeldecken eiförmig, vorn gerade abgeschnitten, stark
gewölbt. M. polita aus Neuseeland.
Fischer v. Wald heim (Bull. Mose. S. 487. T. 14) beschrieb
eine neue Art von CalUsthenes^ C. Karelinii, vom Flusse Lepsa in
der russischen Dsungarei.
Mehrere neue Arten sind von Küster (Käf. Europ.) aufgestellt
und beschrieben worden: Carabus planicollis Fuss aus Siebenbür-
gen, dem C. dalmatinus verwandt, (4.9). — C. Hampei Parr., aus
Ungarn und Siebenbürgen (6. 18), wohl nur eine örtliche Abänd. des
C. Preyssleri. — C. Wagft er i Er. von der Südküste des schwarzen
Meeres (6. 12). — C. jiumilio Er. von den Armenischen Gebirgen
(6. 23). — Cymindis fascipennis vom südwestlichen Europa und
der Berberei (7. 12), vielleicht von C. Setifensis Luc. nicht verschie-
den; Harpalus bifoveolatus von Montenegro (4.25), eine sehr
zweifelhafte, dem H. aeneus verwandte Art.
Die in Schlesien einheimischen Bembidium-Arten sind von Schil-
ling gemustert worden (Aufzählung der in Schlesien und der Graf-
schaft Glatz von mir gesammelten Arten der Gatt. Bembidium. Arb.
u. Veränd. der Schles. Gesellsch. i. J. 1846. S. 86). Es sind 26 Arten,
unter denen zwei als neue aufgestellt werden: n. 25. ß. infusca-
tum: „Schwarz, erstes Fühlerglied und Beine gelbroth: Halsschild
flach, dunkel erzfarbig, am Hinterrande beiderseits mit einer vertief-
ten Längslinie; Flügeldecken punctirt- gestreift, gelbgrau, durch
schwärzliche Flecke verdunkelt, die in die Grundfarbe verlaufen;
der eine dieser Flecken steht zynächst der Schulter, der zweite fast
in der Mitte, und der dritte vor der Spitze jeder Flügeldecke. Länge
2^"'. An Gebirgsbächen. — n. 26. B. planum.- Schwarz, Kopf und
Halsschild mit bläulichem Schiller; Schienen und Fussblätter rost-
roth; Flügeldecken flach tief gestreift, schwarzbraun. Länge 3"'. An
Gebirgswässern.
Die Abänderungen des Carabus violaceus L. hat Suffrian (En-
tom. Zeit. S. 448) einer Prüfung unterworfen, imd C, candisatus St.,
Germarü St. Dej., azurescens Dej., exasperatus St., purpurascensY.^
cretiatus St. als solche nachgewiesen.
Die von Sturm beschriebenen deutschen Carabicinen sind durch
Schaum (ebenda S.98) kritisch gemustert worden.
Die Verwandlungsgeschichte des Calosoma auropunctatutn ist
von Lucas (Explor. de l'Alger. S. 37) ausführlich beschrieben. Die
Larve hält sich an der Erde auf und nährt sich von Schnecken.
Die Larve der Nebria Germari ist voii Heer (die oberst. Grenz,
d. th* u. pfl. Lebens, S. 16. F. 7) beschrieben und abgebildet worden.
Nach J. Le Conte's Angabe (Ann. Lyc. N. York. IV. S. 143)
macht sich die Larve des Pasimachus elofigatus einen tiefen Gang
in die Erde und lauert, mit dem Kopfe an der Mündung desselben,
auf Beute, nach Art der Cicindelen- Larven. Die Larven des Pas.
marginatus u. a. leben unter Baumrinden.
92 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Mtytiscidae» Schaum erörterte mehrere Hj/d?'oporus- Arten
(Entom. Zeit. S.316). — Wol laston (Ann. n. hist. XVIII. S. 453.
T. 9. F.3) stellte eine neue Art: Hydrop. trifasciatus^ aus Irland
auf, welcher indess mit H. minutissimus Germ, einerlei ist.
Hochhuth bearbeitete die Hydrocantharen des Caucasus (Enu-
meration des Carabiques et Hydrocanthares du Caucase, S. o.). Es
sind mit Einschluss von drei Gyrinen 30 Arten gesammelt, unter
denen folgende als neu aufgeführt werden. Cybister Chaudoirii^
dem C. Roeselii ganz nahe verwandt, C. Gotschii, vermuthlich la-
teralis F., Colymbetes vibicicollis^ dem pulverosus sehr ähnlich,
Agabus gl a Cialis, dem A. adpressus Mann., Aube nahe stehend,
Hydroporus tetragramvius, dem H. geminus verwandt.
Eine Reihe nordamericanischer Arten ist von Melsheimer
(Proceed. Acad. N. Sc. Philadelph. II. S. 26) beschrieben worden:
Leionotus compar^ Thermonectus irroratus, nimbatus , Hyda-
ticus meridionalis, Jgabus terminalis , arctus, punctatus^
Laccophilus rufus, Hydroporus dichrous^ striato-puiictatus,
luridipennis, limbalis, dubius^ HygroUis ptistulatus.
Aus Neuseeland sind Cybister Hookeri und Colymbetes rufi-
manus White (Ereb. und Terror XL). Auch Colymb. 7iotatus F.
kommt dort vor (wo nicht C. pulverosus gemeint ist, der auch in
Neuholland sich findet).
Hydroporus confusus und ferrugineus sind von Lucas in
der Explor. de l'Alger. beschriebene neue Arten aus der Berberei.
Letzner theilt in Arb. u. Veränd. der Schles. Gesellsch. a. d.
J. 1846. S. 80 die auf einer Reise nach den Ins. Usedom und Rügen
gemachte Bemerkung mit, dass er in der Ostsee eine grosse Reihe
von Wasserkäfern beobachtet habe, welche sonst als Bewohner des
süssen Wassers bekannt, „hier in dem salzigen Meerwasser sich ganz
wohl zu befinden schienen." Ich muss bemerken, dass diese Wasser-
käfer im Meerwasser nicht leben, sondern dass sie so gut wie eine
Menge von Landinsecten, deren der Verf. gleichfalls mehrere auf-
führt, auf ihren Flügen in die See gerathen, und wenn sie auch in
derselben herumschwimmen, so ist ihr Aufenthalt dort nur ein vor-
übergehender.
Gyritlites* Nachträgliche Bemerkungen zu den europäischen
Gyrinus-Arten theilte Suffrian mit (Ent. Zeit. S. 210). G. mergus
und natator Ahr. weisen sich als blosse Ahändernngen von einan-
der aus.
Von Melsheimer (Proceed. Acad. Phil. IL S. 29) beschriebene
nordamericanische Arten sind Cyclous opacus und labratus.
Buprestides, Als neue Arten sind von Küster (Käf. Europ.
V. 52. 53. 54) Capnodis luge?is Dahl. , welche allgemein und wohl
nicht mit Unrecht als Abänd. der C. tenebricosa gilt, Coroebus prui-
nosus von Konstantinopel und subfasciattis aus Montenegro, be-
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 93
schrieben. Coroebus elatiis ist etwas veränderlich in seiner Puncti-
rung, Behaarung und selbst in der Form des Schildchens, und ich
bezweifle sehr, dass die beiden neuen Arten sich ausser dem Kreise
dieser Abänderungen befinden.
Sphe7iopte7'a Sovichelica und Trachys phlyctaenodes aus
Transkaukasien sind von Kolenati (Melet. V. S. 34) aufgestellt.
Die von Lucas in Algier entdeckten Buprestiden sind z. Th.
schon früher (S.Ber. f. 1844) vorläufig bekannt gemacht, jetzt auch
durch Abbildungen in der Explor. de l'Alg. nebst folgenden neuen
Arten erläutert : Acmaeodera fla vo not ata, affin is , r ufo mar-
gin ata, trifoveolata, coarctata, cyanipennis, Buprestis
Douei, Coroebus fulgidicollis , Änthaxia chlor acephala (das
Männchen der A. inculta), fulgidipenjiis, rugicollis, luciuosa;
Aphaiiisticus angtistuhis, py gmaeus.
Eine grössere Reihe nordamericanischer Buprestiden ist von
Meisheim er (a. a. O. II. S. 142—148) beschrieben, da ihm aber
das Werk von Gory und Laporte nicht zugänglich war, mögen einige
derselben schon dort abgebildet sein: Dicerca dubia, aurichal-
cea, parumpunct ata, chrysea, indistincta, molitor , im-
pres sifro7ts, ferrea, consobrina, gracilipes; Buprestis in-
constans; Melanophila aeneola^ met allica , Chrysobothris cal~
carata, punctata^ strangulata, viridiceps, rugosiceps .
Änthaxia gracilis, scoriacea. — Von Ziegler (ebendas. S. 267)
wurden zugefügt Thaenops luteo sign ata und Agrilus i-impres-
sus (=:acutipennis Dej.)
Einige neue Arten, nachdem die grösste Zahl der von D'Orbigny
gesammelten Buprestiden schon von Laporte und Gory bekannt ge-
macht waren, sind noch von Blanchard in d'Orb. Voy. dans l'Am.
mer. beschrieben w^orden: Chrysobothris emarginaticollis, von
Chiquitos, Polycesta excavata von Santa Cruz in Bolivien, Zemina
quadrizonata von Corrientes, Agrilus spinosus von Chiquitos,
A. ater und rugosicollis aus Patagonien.
Hope hat die neuholländische Fauna mit einer Anzahl neuer
Buprestiden bereichert (Descriptions of various species of Bupresti-
dae from Australia: Transact. of the Ent. Soc. of Lond. IV. S. 208):
Es sind 37 Arten, welche zum Theil schwierig zu ermitteln sein wer-
den, da die Beschreibungen sehr leicht hingeworfen sind. Ich will
nur bemerken, dass Stigmodera signaticollis des Verf. mit conspi-
cillata White einerlei ist, und däss St. cyanura des Verf. augen-
scheinlich eine Abänd. derselben ist. Die beiden als Acmaeodera.
7iodosa und melanosticta aufgestellten Arten scheinen sich dem Amor-
phosoma crocatum Gory anzuschliessen, gehören dann aber weder zu
Amorphosoma, noch, da sie ein deutliches Schildchen haben, zu
Acmaeodera.
Von White sind in Stokes Discov. (I. S. 507) zwei neue neuhol-
ländische Arten: Stigmodera elegantula und erythrura be-
94 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
schrieben, und nebst St. Saundersii Hope abgebildet, und (Ereb^
u. Terror XI.) Buprestis {Trachyides) eremita^ ein kleiner, einer
Diphucrania ähnlicher Buprestid aus Neuseeland beschrieben.
JEucnentiües* Neue Arten sind Melasis pectinicornis,
Hylochares? bicolor, Dirhagns badius^ r^^yZ/ie^ M elsheim er
a. a. O. IL S. 148 aus Nordamerica, Galbodema fasciata und Fte-
rotarsus rugosus Blanchar d (d'Orbign. Voy. Am. m.) aus Bolivien.
JEiaterides, Die Gatt. Campylus wurde von Germar bear-
beitet (Linnaea Ent. I. S. 147). Es sind 8 Arten anfgeführt: I. detiti-
collis, 2. linearis^ 3. deiiticornis Kirby (aus Canada), 4. SahLbergii
n. sp. von Ochotzk, 5. varians Mannerh. n. sp,, ebenfalls aus
dem östlichen Sibirien, 6. variabilis Esch. von Kamtschatka, 7. äo-
realis Pk., 8. flavipes Mannerh. n. sp. aus Kamtschatka. (Zuzu-
fügen ist noch E. homalisinus Jllig. Mag. VI. 14. 21 aus Portugal).
Kolenati beschrieb eine neue Art: Agriotes Karabachensis
aus Transkaukasien (Melet. V. 39).
Von Lucas (Explor. de l'Alger. ) neu aufgestellte Arten aus Al-
giersind Cratonychus mauritanicus^ Cardiophorus ßfiiaculatus
Oophorus algirinus, Anelastes barbarus, Dolopius margini-
pennis, Adrastus bicolo?', Cebrio barbarus, dimidiatus ^ at-
tenuatus, melaiiocephalus, numidicus ^ nigricans.
Eine grosse Reihe nordamericanischer Arten ist von Melshei-
mer (a. a. O. S. 150—160, 213—219) beschrieben: Ctenonychus spke-
noidaliSy ochraceipennis^ testaceusy depressus, parum-
punctatus, Melanotus ignobilis ^ glandicolor ^ paradoxus-
Athous vagrans , aequalis^ melanopht halmiis^ strigatus,
cavifronSy oblongicollis y hypoleucuSy aeneolus ^ aereus,
procericollis, arcticolliSy trivittatus^ tarsalis; Limonius
posticus , metallescens; Cardiophorus amictus ^ Ectifius gra^
milosus; Elater humer alis, impolitus^ hepaticus^ fuscatus^
testaceipes, ursulus; Cryptohypnus obliquatulus , giittula-
tus\, Oophorus crassicollis; Corymbites atropurpureus^ hir-
ticolliSy interstitialis, Diacanthus'^ signaticollis; Pristilo-
phus? sordidus^ femoralis; Agriotes truncatus^ striatulus,
pubescens; Dolopius isabellinus^ oblongicollis; Adrastus
testaceus ; Campylus flavi7iasus, C? bivittatus.
Lissomus nitidus (S. 149).
Ziegler (ebenda S. 268) fügte noch Limonius definitus und
Diacanthus splendens (S. 44) zu.
Die von Blanchard in d'Orbigny's Voy. dans TAmer. mer. be-
schriebenen Elateriden sind:
Semiotus a?igusticollis von Rio Janeiro, convexicollis von
Guarayos, sanguinicollis aus Bolivien, fulvicollis von Guarayos.
CyathoderOy neue Gatt, mit der Fussbildung von Dicrepidius,
die Fühler lang, fadenförmig, das 2te Glied derselben sehr klein, das
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 95
Halsschild kürzer als breit, nach der Wurzel hin etwas erweitert.
C. longicornis von Chiquitos (auch in Brasilien).
Trielasmus^ neue Gatt., das 2te, 3te und 4te Fussglied jedes
mit einem Läppchen; Fühler sägeförmig, das 2te Glied sehr klein.
Tr. varians von Chiquitos.
Hemicrepidius ruficollis (Jpha?iob. ruficollis der Taf.) aus
Bolivien.
Dicrepidius castaneus von Corrientes, maculicollis, fusce-
scens, magnicog'nis ^ unicolor von OcA^xiQ's,^ flavovittatus
von Guarayos, confusus aus Bolivien, oblongo-punctatus aus
Patagonien, ruhrescens von Chiquitos.
Alans fl am mula von Guarayos.
Pyrophorus elongatus aus Bolivien, punctatissivius aus
Montevideo, laticollis, angustus aus 'QoWy'iew^ fulvotomento-
sus aus Corrientes, quadraticollis von Chiquitos, rubripes von
Corrientes, crassus von Montevideo, grossicollis^ gibhicollis
von Corrientes, depressicollis^ /?/a«/co///j aus Bolivien, cepha-
lotes von Corrientes.
Lacon cribratum von Chiquitos.
Lissomus ebeninus aus Bolivien.
Aus Neuseeland sind folgende neue Arten von White (Ereb. u.
Terr. XI.) beschrieben: Elater acutipennis^ E. (Ltmo?uus) Zea-
landicus^ E. approximans^ E. lineicolliSy E. eineiiger y E.
lateristriatus, E. (Drasterius) ?iigellus, E. olivaseens^ E.
stra7igulatus^ E. megops, E. {Cte7iieera) punctithorax und
laevithorax.
Ueber die Larven von Steatoderus ferriigineus und Jgryptms
varius hat Blisson Nachricht gegeben (Ann, d. 1. Soc. Ent. d. Fr.
IV, S. 65. T. 2. F. I. 1. 2). Die erstere ist ganz hartschalig, der letzte
Ring stumpf zugespitzt, ohne Zacken; sie lebt im Mulm verschiede-
ner Bäume und ist Ausgang Maies ausgewachsen, sie scheint aber
mehrere Jahre zur Vollwüchsigkeit zu bedürfen, da man ganz kleine
so wie halbwüchsige gleichzeitig findet. — Die Larve des Jgr. va-
rius, welche in rothfaulen Eichen lebt, ist weichhäutig, nur der Kopf,
Prothorax und Afterschild sind hornig; der Nachschieber ist mit
zwei kräftigen Klauen versehen. Diese Haken scheinen den Agrypnen
eigenthümlich zu sein, denn sie finden sich auch bei A. murinus,
während sie bei Athous, Ampedus, Steatoderus, Ludius und Agriotes
vermisst werden.
Mhipicerides, Sandalus rubidus und brevicoUis sind
neue von Meisheim er (a. a. O. II. S. 220) beschriebene nordameri-
canische Arten. Callirhipis Laportei Hope (Transact. Ent, Soc.
Lond. IV. S.181. T. 13. F.l) ist aus Columbien.
Atopite9% Atopa ornatOy bicolor^ fusca Melsheimer
(a. a. O. II. S. 220) sind aus Nordamerica.
96 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Atopida White (Ereb. u. Terr. XL S.8) ist eine neu aufge-
stellte Gattung, M-elche mit Atopa verwandt sein soll, aber eigentlich
nur der Körperform nach beschrieben ist. „Oberkiefer vorragend,
an der Aussenseite allmählich gerundet; die Fühler sehr lang faden-
förmig, das Iste Gl. etwas verdickt und flachgedrückt, -das 2te klein
und gerundet, die übrigen ziemlich gleich gross, an der Spitze sehr
leicht verdickt. Augen ziemlich gross und vorragend. Kopf fast so
breit als das Halsschild, dieses vorn etwas breiter als hinten, aber
nicht so breit als die Flügeldecken, breiter als laiw, die Vorderecken
etwas scharf, die Hinterecken gerundet. Die Flügeldecken lang,
gleichbreit, an den Schultern und der Spitze gerundet. Beine mittel-
lang, die Schienen scharfkantig. A. castanea aus Neuseeland.
Cyphoniilae» Cyphon gratiosus Kolenati (Melet. V.
S. 40) ist eine neue Art aus Transkaukasien.
Aus Nordamerica sind Aycteus? thoracicus ^ Eubn'a? ner-
vosa, Seines solstitialis M elsheimer (a. a. O. IL S. 222), Elodes
debilis, fragilis, Eubria thoracica Ziegler (ebenda S. 269)
und Scirtes suturalis D esse Ib. (ebenda S. 44).
Jjafnpi/rides» Von M elsheimer a. a. O. IL S. 302 sind fol-
gende nordamericanische Arten bekannt gemacht: LygistojHeriis la-
teralis, Dictyopterus floraliSy ?tanus, trilineatus; Lychmi-
ris morio; Ellychnia autumnalis^ Pyractomena lucifera, fe-
nestralis.
Eine grosse Zahl neuer südamericanischer Arten ist von Blan-
chard in d'Orbign. Voy. Am. mer, beschrieben: Lampyris concolo-
ripennis aus Brasilien, fenestrata von den Inseln des Parana,
(Aspisomä) ovalis, vom Rio de les Palmas, Arm des Parana, {Pho-
tinus) r ose imacu lata von Chiquitos und Guarayos, pallidicol-'
lis von Chiquitos, albicollis, lunulata aus Bolivien, quadra-
tifera von Guarayos, signaticollis von Maldanado, fulvipes
von Chiquitos^ ornaticollis und roseicollis aus Bolivien, linea-
ris, parallela, lineola, fxiliginosa von Corrientes^ crassi-
cornis von Rio Janeiro, dimidiata von Chiquitos, tristis von
Mojos, parva, gracilis aus Bolivien, rtifornarginata von
Santa Fe (Entrerios), nigra von Rio Janeiro, elongata von Chi-
quitos.
Psilocladus, neue Gatt., Körperform von Lucidota, die Fühler
aber eigenthümlich; sie sind dünn, llgliedr., das 2te Gl. sehr klein,
jedes Gl. vom 2ten an einen doppelten, langen, dünnen, gewimperten
Ast aussendend. Halsschild halbkreisförmig, Flügeldecken länglich,
gleichbreit. Ps, miltoderus von Chiquitos.
Vesta cincticollis von Valparaiso, graciosa von Chiquitos.
Megalophthalmus gentilis und obsoletus von Corrientes.
Lamprocera flavofasciata und flavoquadrata von Chi-
quitos.
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 184G. 97
Amydetes pr aeusta von Maldanado.
Phengodes Orblgnii aus Bolivien.
Dictyoptera phalerata und luelanura von Chiquitos.
Caloptci'on flavipes aus Bolivien.
Ueber die Larve des Lygistopterus sa?iguineus {Lycits savg. F.)
hat Perris Beobachtungen mitgetheilt. (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr.
IV. S. 343. T. 9. F. v.). Die erste Nachricht über diese Larve findet
sich bei Latreille im Regn. An 2, Ausg., nicht, wie der Verf. angiebt,
bei Casteln. in d. Hist. n. d. Ins. Die Beschreibung, welche ich in
diesem Arch. 1841 gegeben habe, ist dem Verf. unbekannt geblieben.
— Der Verf. fütterte die Larve mit Bestrichen- und Clytus- Larven,
welche von ihr ausgesogen wurden.
Die Naturgeschichte des Drilus maurilanicus wurde von Lucas
in der Explor. de l'Alger. S. 177 ausführlich geschildert.
TelepJiorides. Neue Arten : Cantharis Sudetica L e t z n e r
(Arb. u. Veränd. d. Schles. Gesellsch. i. J. 1846. S. 75) „testacea, ca-
pite nigro, thorace antice rotundato, testaceo, nigro-maculato, ely-
trorum apice tibiisque posticis nigris; long. 3^'"" der C. liturata
Fall, am nächsten verwandt; in Schlesien, auf dem Schwarzenberge,
in einer Höhe von 2600'. — C. rufescens Desselb. (ebenda S. 76)
„luteo-rufa, thorace antice rotundato, elytris luteo-rufis, nitidi^, oculis
alisque nigricantibus, long. 5'"". Von der Grösse und Gestalt der
C. rustica; im Gesenke. — C. melunoscelis Kolenati (Melet. V.
S. 41) von Elisabethpol; — Telephorns scutellaris, mauritani^
cus^ fossulatiis^ geniculatus Lucas (Explor.) aus Algier, Te-
leph. rujioliis, dubius, rectus Melsheiraer (a. a. O. IL S. 304)
aus Nordamerica.
Rhagonycha sericata und hinod%ila Mannerheim (Bull.
Mose. S. 511) von Sitkha und Unalaschka.
Malthinus crassicornis Mäklin (Bull. Mose. S. 179) aus Finn-
land, im Neste der Form, rufa gefunden; longipennis ^ pul che l-
lus Lucas (a. a. O.) aus Algier. — M. serr aticornis ^ exilis
Melsheiraer a. a. O. aus Nordamerica.
JfKelyrides» Neue Arten t Malachius inor7iatus Küster
(Käf. Europ. VL 38) von Chur in der Schweiz, Attahis nigricol-
lis Dess. (IV. 49 ) aus Dalmatien. — Mal. miniattis , bulbifer,
duplicatus, nigripes Kolenati (Melet. V. S. 43) aus Transkau-
kasien. — MaL marginicollis^ maurttanicuSf angust icollis;
M. {Ebaeus) affiniSy tristis; M. {Attalns) viaculicollis Lucas
(Explor. d. l'Alg.) aus Algier, — 3/«/. mijiutus Melsheiraer (a. a.
O. II. S. 305) aus Nordaraerica.
Dasytes pyrrhostoma, xanthocnemus Kolenati (a. a. O.
S. 45) aus Transkaukasien; — D. sinaragdinus (Dej.), variega-
ttiSy mauritanicus^ nigroviaculat^is^ armatnsy algiricus
chlor osoma, pectifiicorm's, disiinctus und Melyrisrufipes
Lucas (a. a. O.) aus Algier.
Archiv f. Natiirgesch. AIII. Jahrg. 2. Bd. G
98 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Cierii» Eine neue Gattung aus dieser Familie, Laricobius,
wurde von Rosen hauer beschrieben (Broscosoma und Laricobius,
zwei neue Käfergatt. Erlang. 1846). Sie schliesst sich zunächst an
Corynetes, hat wie diese das 4te Fussglied verkümmert, die drei
Endglieder der Fühler etwas verdickt, weicht aber durch kaum aus-
gerandete Lefze, schmale Kinnladen, anders gebildete Lippentaster
(mit rundlichem Endgliede) und ungezähnte Wurzel der Klauen ab.
L. Erichs 071 n, lebt in verschiedenen Gegenden Deutschlands, be-
sonders in Tirol, auf Lärchen.
TiHiis ?'ubro/asciatus Kolenati (Melet. V. S. 46) ist eine
neue Art von Elisabethpol.
Als neue nordamericanische Arten sind von Ziegler Fi'iocera
alhomaculat a und niaculata (Proceed. Acad. Philadelph. II.
S. 268), Hydnocera longicollis (ebenda S. 44), von Melsheimer
Cymatodera hrtmnea, Opilus albofasciatus (vielleicht univitta-
tus Rossi), 0.? distr opinis (=Enopl. distroph. Kl.), Thanasimus
monilis (von Spinola mit dem nahe verwandten Cl. thoracicus Ol.
vermengt), Tä. bicoior, Necrobia errans (ohne Zweifel die wahre
Necrobia violacea), und Enoplium bimaculatum (ebenda S. 306)
beschrieben.— EnopUum z;ew?/^^wm Haldem an (ebenda 111. S. 126)
ist einerlei mit En. (Pelonium) vetustum Dej. Spin.
JPtiniores* Eine Anzahl von Ptitius-Avten ist von Lucas in
der Explor. de l'Alg. aufgestellt worden: Pt. rufus^fossulatus,
maurit anicus^ rotundicollis , carinatus, gib bicollis^ obe-
sus^ hirticollis.
Als neue nordamericanische xArten sind von Melsheimer (a. a.
O. II. S. 308) beschrieben: Ptilinus bicoior, Ptinus k^maculatus,
frontalis, bimaculatus, Lasioderma castatieum; Anobium
convexifrons, sericans, ohesum, errans; Ochiiia? nigra .
Hedobia? hinner alis; — ferner (S. 112) Xylotrogus brevicornis,
parallelopipedus, Lyctns striatus, axillaris.
Neue Arten aus Neuseeland sind Anobium tricostellum, Pti-
nus suturalis^ miirinuSy Lyctus depressiusculns White
(Ereb. u. Terr. XL).
Apaie fossulat a von Corrientes, A. serrata aus Bolivien,
Psoa rnfipes ebendah. und Ps. gracilipes von Corrientes sind
von Blanchard in D'Orb. Voy. Am. m. abgebildet.
Guerin (Iconogr. iex\. S. 185) hat Bostrichiis oder Apate pli-
cata aus Columbien als neue Art beschrieben, und zugleich die im
vor. Bericht erwähnten Gattungen Heterarthron und Exopsoides
näher erläutert. Die erstere enthält B. femoraUs Ol , Op. gonagra
F. und eine neue Art H. trnncatus von Demerary, die letztere,
auf einer neuen Art E. carinatus aus Bolivien gegründet, hat vor-
stehende Augen wie Exops, und lOgliedrige Fühler wie Psoa.
Major Blanchard (Rev. Zool. S. 160) erhielt aus einem Stück
der Wurzel eines Maulbeerbaums eine Anzahl \on Bostrichus (Apate)
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 99
luctuosus: 12 derselben hatten rothe, 10 schwarze, 4 beim Heraus-
kommen rothe Flügeldecken, welche in der Luft schwarz wurden,
und endlich drei, bei denen die Flügeldecken weder roth noch
schwarz waren, sondern dunkelbraun mit einem rothen Streif auf
der rechten Flügeldecke. B. wirft die Frage auf, ob nicht B. capu-
cinus und luctuosus eine Art ausmachen, B. capucinus unterscheidet
sich aber u. a. durch -den rothen Hinterleib von der Abänd. des B.
luctuosus mit rothen Flügeldecken, welche als B. nigriventris Luc
und Küst. in den beiden letzten Jahresberichten zur Sprache ge-
kommen ist.
Eine Bemerkung über das Vorkommen des Xyletinus serricornis
(F.) in dem abessynischen Getreide Theff theilte Guerin mit (Ann.
d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. Bull. S. lxvii.).
Die bisher zu den Ptinioren gerechnete Gatt. Cupes ist mit zwei
neuen Arten vermehrt worden, C. trilineata Melsheimer (a. a.
O. S. 310) aus Pensylvanien, und C. niucida (Chevr.) Guerin (Ico-
nogr. Fl. A. text. S. 58) von den Philippinen.
^ilphale«, Kolenati (Melet. V. S. 49) vertheidigte die Art-
rechte des Necrophorus frontalis Fisch., welcher allgemein für eine
gefleckte Abänd. des N. germanicus gilt. — Eine neue dem N. mor-
tuorum ähnliche Art ist Necroph. defodiens Mannerheim (Bull,
Mose. S,513) von Sitkha.
Neue Arten von Silplia sind S. puncticollis und tubercu^
lata Lucas (Explor.) aus Algier.
Die Larve der Silpha obscura ist von Blisson (ungenau) be-
schrieben und abgebildet (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 69. T. 4.
F. L 3).
Ueber eine pflanzenfressende Silpha-Larve gab Guerin (ebenda
Bull. S. Lxxii) genauere Nachricht. Diese Larven finden sich nämlich
in grosser Menge auf den Runkelrübenfeldern, steigen auf die Pflan-
zen und fressen von den Blättern. Sie sind glänzend schwarz, mit
etwas Gelb am Rande der vorderen Ringe. Der Verf. hat den Käfer
erzogen und ermittelt, dass er die Silpha obscura L. sei, die übrigen
Namen aber, welche ihm die ,, Unwissenheit und Unachtsamkeit" spä-
terer Schriftsteller gegeben, noch zurückbehalten. Jedenfalls ist sie
von der des Hrn. Blisson verschieden.
Vier neue Catops-kviexi sind von Ke]lner im Thüringer Walde
entdeckt und in der Entom. Zeit. S. 176 beschrieben: C. longnlus,
rotnndicollis , coracinus und subfuscus. — Aus Transkauka-
sien ist C. fungicola Kolenati (Melet. V. S. 51), — aus Algier
sind Cmar gini colli s, celer, rufipennis und Colon pubescens
Lucas (Explor. de TAlger.).
Eine neue Art von Sjthaerites ist Sph. politus Mann erb eim
(Bull. Mose. S.514) von Sitkha.
100 E rieh so n: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Anisotofnitiae, Neue Nordamericanische Arten sind Leiodes
aJternata^ discolor, Agathium picenm, exiguum Melshei-
mer a. a. O. IL S. 103. Die erste ist ein Hydnobius, die zweite ein
Liodes, die letzte vielleicht ein Cybocephalus.
Scißdmaeniiies, Neue Arten sind Megaladerus perisjihiti-
ctus Kolenati (Melet. IlL S. 32. T. 12. F. 5) aus dem Kaukasus und
Sct/d??iaenus Schatimii und a7tgustatus Lucas (Explor. d. l'Alg.)
aus Algier.
Pselaphii, Ein Paar neue Arten sind Batrisus Ruprechtii
und Trimium Cancasicum Kolenati (Melet. HL S. 31. T. 12.
F. 3. 4) aus dem Kaukasus. Das letztere ist von T. brevicorne durch
einen mittleren Scheiteleindruck und stärkere Querfurche des Hals-
schilds unterschieden.
StapTiylinii, Ueber die Anthophagen theilte v. Kiesen-
wetter (Entom. Zeit. S. 20) interessante Bemerkungen mit. Die Ar-
ten dieser Gatt, sind, mit Ausnahme des A. testacens Gr. und prae-
ustiis Müll, den Gebirgsgegenden eigenthümlich, meist der subalpinen
Kegion angehörend, von wo sie entweder, wie A. omah'nus und
austr/acns in die niederen Gegenden herabsteigen, oder, wie O. alpi-
71US, in die eigentlich alpine Region hinaufgehen. Sie finden sich
sowohl auf dem Grase der Alpenwiesen, als auf den Nadel- und Laub-
hölzern imd den Rhododendren. Neue Arten sind A. forticortiis^
dem A. armiger verwandt, vom Spiglitzer Schneeberg, und A. sude-
ticus, dem A. alpinus ähnlich, aus den Schlesischen Gebirgen. A.
meJanocephalus Heer ist vom Verf. auf den Krainer Alpen gesammelt,
A. spectabilis Heer ist vielleicht vom austriacus nur durch bedeu-
tende Grösse verschieden, A, palustris Heer ist einerlei mit A. te-
staceus.
Schmidt-Göbel (ebenda S. 245) errichtete eine neue Gattung
der Aleocharinen , Hoplonotus ^ mit einer bei Prag aufgefundenen
Art U. laminatns; Markel bemerkte indess, dass es das Männ-
chen der Aleoch. ruficornis sei (ebenda S. 300).
Eine zweite Art von Deleaster wurde von Küster beschrieben:
D. adnstns aus Siebenbürgen (Käf. Europ. IV. 48).
Oxypoda atricapilla, cojiviva, advena, assecla, Tachy-
poriis flavipes, piceiis^ 3Jycetopörus elegufis sind von Mäklin
in Ameisennestern entdeckte Arten (Bull. Mose. S. 166—176).
Letzner musterte die Schlesischen Tachyporinen (Ärb. u. Ver-
änd. d. Schles. Gesellsch. i. J. 1846. S. 73) so wie die Schlesischen
Arten der Gatt. Philonthns (ebenda S. 78). Unter den letzteren ist
eine neue Art aufgestellt, Ph. gracilis: „niger, nitidus, thorace
brunneo, anteßnarum basi, elytrorum limbo apicali pedibusque rufor-
testaceis. Long. 2'"". Gehört zu denen mit 5 Puncten in den Rük-
kenreihen des Halsschilds, und ist schlanker als Ph. discoideus. —
»,Ueber Staphylinus olens und dessen nächste Verwandte" hat Gra-
Naturgeschichte der lusecten während des Jahres 1846 101
venhorst (ebenda S. 94) eine Mittheilung gemacht, und eine grös-
sere Zahl von Arten als ich anerkannt, freilich mit der Erklärung •'
„Sollte man nicht, wenn man eine solche Reihe von Verwandtschaf-
ten und Uebergängen vor sich sieht, an eine wirklich in der Natur
stattfindende allmähliche Veränderung und Umwandlung der Formen
(Arten) glauben dürfen?"
Die Caucasischcn Staphylinier und ihre Verbreitung sind von
Kolenati (Meletem. fasc. 111.) bearbeitet. Als neue Arten sind auf-
geführt: Falagria e long ata (ist eine Tachyusa, der T. baltcata
sehr ähnlich, vielleicht ein Stück, wo das Roth der Hinterleibswur-
zel gedunkelt ist); BoUtochara yuhescens (habe ich nicht gesehen);
Hotnalota fulvipennis (ist lividipennis); Ü. taeniata (ist AI.
melanariaMann., Hom. testudinea Er.) //. carbonaria, H. bigut-
tula (ist Aleoch. nitida); Oxypoda Stevenii (mir unbekannt);
Aleocliara convex iuscula (desgl.); Gyrophaena glaclaUs (ist
Oligota subtilis); Tachyporus fnargi'/iatus var. rufomarginattis
ist nach des Verf. eigener Erklärung nur weniger eingetrocknet); T.
chrysonielhius var. Caucasicus (ist T. solutus); T. armeniacus
(mir unbekannt); T. chlor oticus (ist T. brunneus); Tachinus Cau-
casicus (eine gute Art), Boletohius Phaedrus (mir unbekannt);
Xayit/iolitius saiiguinipeiinis (gute Art); X haematodes (mir
unbekannt); Leplacinus apicalis (desgl.); L. pubipennis (ist
Philonth. procerulus); L. angusticollis (ein kleiner Philonth.);
Staphylinus Ibericus (mir unbekannt); Philonthus ianthinipen-
nis (ist Phil, atratus var. coerulescens Dej.); V h. Lhesgicus (mir
unbekannt); Ph. osseticus (ist mir zweifelhaft geblieben); Lathro-
biutn cast aneipenne (mir unbekannt); L. chalcodactylus (ist
Scopaeus minutus); Scopaeus Erichsonii (gute Art); Bledius pu~
bescens (desgl.); Trogophloeus Manner heiniii (desgl); Omalium
caucasicupi (desgl.).
Lucas (Explor. de l'Alger.) beschreibt folgende als neue Algie-
rische Arten: Myrmedonia trist is (der M. memnonia ähnlich), Bo-
Utochara humeraliSy Homalota pallipes , Aleochara scutella^
ris; — Xantholinns rufipes, ruficollis; Ocypus nigrinus;
Philonthus sparsus; Quedius pallipes; Euryporus aeneiventris
(findet sich auch in Italien). — Achenium haemorrhoidale^ di-
stinctum; Lathrobium anale^ albipes; Lithocharis minuta;
Stilicus r ufic ornis ; — Sten us aeneus , obscurus-, — Platyste-
thus longicornis.
Aus Neuseeland sind Staph. {Gyrohypnus?) ^impressus und
St. {Cafius) puncticeps White (Ereb. u. Terr. XL).
Eine grosse Reihe neuer nordamericanischer Arten ist von Meis-
heim er (a. a. O. IL S. 30) bekannt gemacht worden: Falagria ery-
throptera, globosa, Homalota flaveola^ polita, modesta,
Oligota pedi ciliar is , Gyrophaena rufa^flavicornis^ latera-
lis; Tachyporusyunctu latus., discoideus., limbatus, Boleto.
102 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
bius venustus, binotatus (Abänd. des vorigen); Xantholinus pal-
liatus, obsidiaiius, sangninolentus ; Beloimchus pallipes
(ist wohl formosus Gr.), Philonthns H arrisii, laetulus, pulchel-
Ins, ?ia?nis, hrevt's, cinctuliis, ruficornis^ iiiger , fusifor-
mis; Quedius bardus, terminatus; Oxyporus dimidiatus ^
brevis; Stilicus angularis^ Stenus ery thropus, Oxytelus ba-
salis ( = rugosus); py gmaeus , parvuliis, moerens ; Prognatha
americana; Olophrinn emar ginaium; Aiithobium dimidia-
tutn, — Ausserdem sind 3 Arten von Ziegler beschrieben.: Oa:y-
porus pul eher ^ Philonthus ater, Tachinus pu7i et i colli s (ebenda
S. 43. 266).
Neue Arten von Unalaschka und Sitkha sind: Homalota granu-
lata (ünal.), Boletobius biser latus (Sitkh.), Staphylinus crassus
(Unal.), Quedius longipeiiiiis (Unal.) Manner heim (Bull. Mose.
S. 508).
Die Larven von Tachyporus eellaris und Taehinus humeralis
sind von Perris bekannt gemacht worden (Ann. d. Soc. Ent. d. Fr.
S. 33L T. 9. F. in. ). Sie gleichen in ihrer schmalen Form den Lar-
ven der eigentl. Staphylininen, weichen aber in der Bildung des Mun-
des ab, indem die Mandibeln verhältnissmässig kurz und ungezahnt,
die Lade der Maxillen an der Innenseite mit starren Borsten besetzt
ist. Beide Larven haben unter einander grosseAehnlichkeit, sie unterschei-
den sich indess in der Bildung der Fühler und der Stellung der Augen
Die erstere Larve lebt unter Baumrinde, da wo Schimmel- und
Pilzbildung eine Menge von Insecten ernährt, die zweite unter fau-
lenden Pflanzen, Dünger, Pilzen u. dergl.
Xtisterini» Die im vorigen Berichte erwähnte Bearbeitung
der Nordamericanischen Histeren ist mir durch die gütige Mitthei-
lung des Verf. zugegangen. Es ist eine ausgezeichnet genaue Arbeit,
'welche auf ähnliche Weise wie Paykulls Monographie durch Umriss-
zeichnungen erläutert ist. Hololepta enthält zwei Arten, fJ. fossu-
laris Say, (9 aequalis Say) und H. lucida Dej. — Platysoma,
7 Arten, unter denen PL eoarctatum und gracile {—Hist. fron-
talis Say), dem PI. parallelum ähnlich, und PL uttenuatum, dem
PI. cylindricum verwandt, alle aus den südlichen Staaten, neu sind.
— Omalodes, zwei neue Arten, O. borealis von Long-Island und
0. Harrisii aus Pensylvanien; bei der ersteren vermuthet der Verf.,
dass er hinsichts der Vaterlandsangabe hintergegangen sei, und dass
sie einerlei mit dem brasilischen O. omega sein mochte; sie ist aber
doch wohl eine eigene Art, welche von den verwandten dadurch ab-
weicht, dass die Randlinie des Halsschilds sich nach vorn, besonders
an den Vorderecken, vom Rande entfernt. — Hister, 29 Arten, un-
ter denen i^. stygieus Dey^ H. repletus Say mspt., H. foedatus
{mela7iarius Dej.), H. spretuSy H. curtatus, H. biplagiatus ^
H. civilis {Lqc, nicht Er., denn die von mir sogenannte Art ist H.
curtatus Lee), H. dispar^ H, cog7iatuSj marginicollis^ exa-
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 103
rat US Dej. und U. tianus Doj. {Dendroph.) neu sind; — H. deci-
sus des Verf. ist einerlei mit H. coenosus des Ref. — Epierus,
zwei Arten, E. nfgrellus (Hist. iiigrell. Say, Ep. pulicariiis Er.) und
E. minor n. sp. — Tribalus, eine neue Art Tr. americanus
Lee. — Dendrophilus, eine Art, Bist, punctulatus Say, — Paro-
malus, 5 Arten, von denen P. affinis L. neu ist; P. aequalis ist
einerlei mit dem europäischen P, complanatus; P. coniunctus {Hist.
coniunct. Say) ist vom P. pumilio Er., den der Verf. als Synonym
damit verbindet, unterschieden. — Saprinus^ 17 Arten, unter denen
S. ifiiperfect US Lee, S. conformis Dej., S. piceus Lee. (dieser
Name kann nicht bleiben), S. impressus Lee, S. deletus Lee,
S. Oregonensis Lee, S. jiatruelis Dej., S. higener Lee und
S. sphaeroides Lee neu sind; den S. lugens des Verf. vom Ore-
gon halte ich wegen der weniger dichten Sculptur der Flügeldecken
und des grösseren glatten Raums derselben für verschieden von dem
von mir beschriebenen californischen S. lugens, und habe ihn in der
hies. K. Sammlung S. lugubris genannt; S. minutus Lee ist der S.
placidus des Ref., S. dimidiatipennis scheint nur Abänderung des
S. palmatus {Hist, palm. Say) zu sein. — Teretrius, eine Art,
unser T. picipes. — Plegaderus, zwei Arten, H. transversus Say
und eine neue Art, welche der Verf. als pusiUus Payk. bezeichnet
hat, von dem er sich u. a. durch einfache Vorderschienen unterschei-
det, die bei diesem in der Mitte plötzlich erweitert sind. — Ontho-
philus, drei Arten, unter denen O. pluricostatus und 0. noda-
tus Lee, neu. — Abraeus, 4 neue Arten, welche zu bestimmen
mir nicht hat gelingen wollen, und unter denen der von mir in Klug's
Jahrb. beschriebene, vom Verf. vermuthlich übersehene A. exiguus
wahrscheinlich enthalten ist. -— Unter 7, am Schluss als zweifelhaft
aufgeführten Histeren hat sich der von mir beschriebene H. incisus
später als eine ostindische Art ausgewiesen.
Bekanntlich hat PaykuU eine Fliegenlarve als die von Hololepta
abgebildet; Leconte beschreibt als solche eine andere, zwar eine
Käferlarve, aber schwerlich die von Hololepta, sondern, wie ich ver-
muthe, die von Cucuius.
Kolenati's Hist er arcuatus (Melet. Ent. V. 60.262) ist eine
kleine Abänd. von H. uncinatus, sein Saprin. cuprat us, von Kara-
bagh und Armenien ist mir unbekannt.
Als neue algirisehe Arten sind Saprinus maurit anicus und
Platysoma algiricum von Lucas (Explor. d. FAlger.) aufgestellt.
Neue Arten aus Neuseeland sind Saprinus pseudocy aneus und
Hister cinnamomeus White (Ereb. u. Terr. XL).
Vrichopterygia, Die Lebensweise und die früheren Stände
von Trichopteryx hat Perris geschildert: „Notes pour servir ä
l'histoire des Trichopteryx" (Ann. d. 1. Soe Ent. d. Fr. IV. S. 465.
T. ll.F. ii). Die Beobachtungen sind an Tr. fascicularis (Latr. fase
Hbst., Tr. intermedia Gillm.) gemacht. Die Larve von 0,0016—1%
104 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Mill. Länge, hat ganz die schmale Form der Staphylinen-Larven, ist
weiss, nur die derbere lederartige Koptschale etwas röthlich. Der
Kopf ist vorgestreckt und frei, die Fühler sind viergliedrig, das dritte
Glied mit einem Nebengliede, welches ebenfalls an der Spitze des
zweiten Gliedes eingelenkt ist. Das Kopfschild ist kurz, die Lefze
halb scheibenförmig, die Mandibeln scharf, mit einem Zahn an der In-
nenseite neben der Spitze; die Lade der Maxillen, wie es scheint
verwachsen, gebogen, an der Spitze mit j^wei Dornen bewehrt. Beine
und Nachschieber wie bei den Staphylinen-Larven, eben so die ein-
gelenkten, stielförmigen, an der Spitze mit mehreren Borsten besetz-
ten Anhänge an der Körperspitze. Augen hat der Verf. nicht wahr-
genommen, hält aber ihre Anwesenheit für wahrscheinlich. Die
Larve ist sehr flink, und nährt sich vom Raube kleiner Insecten, na-
mentlich Poduren. Sie verpuppt an den abgefallenen faulenden Blät-
tern, zwischen welchen sie sich aufhält, und der Käfer erscheint
schon nach 5—6 Tagen. Schliesslich hat der Verf. noch einige Theile
des vollkommenen Insects, namentlich die Maxillen und Füsse dar-
gestellt, aber durchaus verfehlt: denn die Gliederung der Maxillar-
taster ist auf dieselbe Weise wie von Heer aufgefasst, und die Füsse
sind als ögliedrig und klauenlos beschrieben!
Trichopteryx flavicornis Mäklin (BuH. Mose. 1846. S. 181 )
ist in der Nähe des Nestes der Form, fuliginosa in Finnland aufge-
funden.-— Ptiliutn caucasicum Kolenati (Melet. V. S. 56) aus
dem Caucasus, ist einerlei mit Trichopteryx atomaria. — 3h'crospo-
riis Obst dl a?i2isDe SS e\b. (ebenda S. 64) ist Sphaerius acaroides WaltL
JPhalacrides. Meisheim er (a. a. O. S. 102) hat drei neue
nordamericanische Arten beschrieben: Ph. politus, apicalis und
nitidus., die erste ist ein ächter Phalacrus, die anderen beiden
gehören zu Olibrus. — Phalacrus capensis Guerin (Iconogr. text.
S. 315) vom Cap ist ebenfalls ein Olibrus.
^caphidilia, ßlanchard bemerkt in seiner Abhandlung
über das Nervensystem der Käfer (Ann. d. scienc. nat. V. S. 326),
dass die Larve von Scaphidium sich durch ihre sehr langen Anten-
nen auszeichnet sonst habe sie das Ansehn der Larve vonDermestes
und Mycetophagus.
Scaphidium piceum und Scaphisoma tertninatu7n sind als
neue nordamericanische Arten von Meisheim er (a. a. O. S. 103)
beschrieben.
IX^itidulariae. Kolenati (Meletem. Ent. V. S. 53) beschrieb
zwei neue Arten: N. (Me/ige/hes) G laue ii und breviusctila. Die
erstere ist Mel. discoideus des Ref., die zweite Pria Dulcamarae.
Lucas (Explor. de TAlger.) machte Cercus bicolor und har-
harus^ Carpophilus immaculatus und Epuraea nigrita als
neue Arten bekannt. In den Abbildungen lassen sich aber die beiden
Cercus und die angebliche Epuraea als Meligethes- Arten erkennen,
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. |05
der sog. Cerciis bicolor möchte selbst mit M. fuscus (Sphaerid. fusc.
Ol.) einerlei sein.
Niti'dula tru7icatella Mann er heim (Bull. Mose. S. 514) von
Sitkha ist zu Epuraea zu rechnen.
M eis he im er (a. a. O. II. S. 104-110) machte eine Reihe neuer
nordamericanischer Arten bekannt: Peltis ilineata, marginata,
Cerciis punctulatus, pnsillus; Carpo'philus antiqiius, minu-
tus, bimaculatus; Nttidula uni guttata, rufida-, Omosita
badia, castanea; Fallodes^ obsoleta; Cryptarcha picta-, Ips
bipnstulata, geminata-, Rhyzophagus? par allelus , erythro-
pterus; Trogosita castanea^ corticalis, limbalis, dubia,
nana, bimaculat a.
Aus Neuseeland sind Nitidula antarctica und lateralis
White (Ereb. u. Terr. XL); auch N. abbreviata F. ist als dort ein-
heimisch aufgeführt; ferner Trogosita affinis (vermuthlich nichts
als Tr. mauritanica) und Gymnocheila nigrosparsa und sobrina.
Yon Trogosita stellte Blanchard (D'Orb. Voy. Am. m. ) ebe-
nina und fulgidivittata^ beide aus Bolivien, Guerin (Iconogr.
r. a. i^y^iQ S. 200) Tr. maior vom Senegal, elongata (Westerm.)
von Guinea, longicollis aus Brasilien, varians und depressa,
ebendaher, als neue Arten auf.
Colydii. Neue Arten sind beschrieben von Melsheimer
(a. a. O.'II. S. HO) Bitoma undulata, Bothrideres exaratus,
Synchita fuliginosa, Cicones marginalis, alle aus Nordamerica.
Von Guerin (Iconogr. R. A. Text. S. 189) Synchita parvula
aus Carolina, S. rugulosa von Cuba, .S". Desjardinii von Mau-
ritius, S. striato-punctata aus Buenos Ayres, ferner (S. 194) Bi-
toma Zimmermanni aus Carolina.
Von White (Ereb. u. Terr. XI.) Bitoma insular is aus Neu-
seeland.
Mhysodides, Eine neue Art Rhysodes planus von Pointe-
ä-Pitre ist von Chevrolat im Text zu Guer. Iconogr. S. 49 be-
schrieben.
Cucuiipes* Neue Arten:
Passandra rubra lifieat a von Rio Janeiro und P. concolor
aus Patagonien, beide von Blanchard in d'Orbign. Voy. Am. m.
Catogefius Lebasii und distinctus Guerin (Iconogr. text.
S. 202) aus Neugranada.
Laemophloeus bisignatus Guerin ebenda S. 205 (ist Cuc. bi-
guttatus Say) und Laemophl. fasciatus Melsheimer a. a. O. II.
S. 113 (das Männchen desselben), beide aus Nordamerica.
'Dendrophagus Cygnaei Mannerheim (Bull. Mose. S. 515)
mit dem mir räthselhaften Synon. Donacia Germari Eschsch. , von
Sitkha. Dendrophagus brevicornis und jw^wra//* White (Ereb.
u. Terr. XI.) von Neuseeland.
106 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Psamtnoechus Desjardinii Guerin (Iconogr. R. A. text. S. 196)
von der Ins. Mauritius.
Silvafius fagi Guerin ebenda S. 197 von Paris, (einerlei mit
S. similis) und S. quadricollis Guerin ebenda, aus Nordamerica
(ist S. advena).
Die von Haldeman (Proceed. Acad. Philadelph. III. S. 127) auf-
gestellte Gatt. Heterodromia ist einerlei mit Telephanus des Ref.
und H. velox Hald. mit dem (unbeschriebenen) T. atricapillus Nob.
Die nordamericanische Art wird also Telephanus velox heissen müs-
sen. Der Käfer läuft sehr rasch und findet sich auf Gras und unter
Steinen.
ÖChorictides» Von Lucas sind Thorictus Ger mar i, Mau-
ritanicus ^ puncticollis^ aus Algier, beschrieben und abgebildet
(Explorat. de l'Alger.).
Cryptophagiaes, Ref. (Deutschi. Ins. III. S. 342) theilte
diese Fam. auf folgende Weise ein: A. Füsse beim Männchen mit
5, 5, 4, beim Weibchen mit 5, 5, 5 Gliedern. A. Hintere Prosternum-
spitze dem Mesosternum eingefügt: 1. AntherophagusKn., — B. Hin-
tere Prosternumspitze frei: 2. Emphylus n. g. mit kleinerem, kegel-
förmigen, 3. Cryptophagus Hbt. mit grösserem eiförmigen Endgliede
der Maxillartaster. B. Alle Füsse bei beiden Geschlechtern öglie-
drig. — A. Die Fühler an den Seiten des Kopfes eingelenkt: 4. Pa-
ramecosoma Gurt. — ß. Die Fühler auf der Stirn eingelenkt: 5. Ato-
maria Kirby mit an der Wurzel gerandetem, und 6. Epistemus Westw.
(Ephistemus) mit an der Wurzel ungerandetem Halsschilde. In
Deutschland kommen von Antherophagus 3, von der neuen Gattung
Emphylus 1 {Crypt. glaher Gyll.), von Cryptophagus 24, von Para-
mecosoma 5, von Atomaria 34, von Epistemus 5 Arten vor.
Die Gattungen Atomaria^ Antherophagus ^ Paramecosoma und
Epistemus sind auch in dem 18. Bändchen von Deutschlands Fauna
von Sturm abgehandelt und durch meisterhafte Abbildungen er-
läutert worden.
Atomaria pallida und Ephistemus palustris Wollaston
(Ann. nat. bist. XVIII. S. 452. T.9. F. 1.2) sind nicht recht zu erken-
nen: die letztere Art ist vielleicht E. globus Waltl.
Atomaria morio (Mannerh.) in Kolenati's Melet. Ent, (V. S.55)
ist mir unbekannt, At. fasciata K. ist einerlei mit A. unifasciata
St., Hygrotophila g lab rata K. ist Epistem. Ovulum des Ref.
Lucas (Expl. d. l'Alger.) führt Cryptophagus angustatus^
puncticollis, laticollis, gihberosusj maurus als neue Arten
auf; die -beiden letzten, deren Gattungsrecht dem Verf. selbst zwei-
felhaft war, sind der jetzigen Gatt. Cryptophagus gewiss fremd; die
dritte ist vielleicht Silvanus advena.
Von M eis heim er (a. a. O. II. S. 114) wurden als neue nord-
americanische Arten beschrieben: Atomaria pubescenSy crenata,
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 107
Antherophagus ochraceusy Cryptoiihagtis macu latus ; der letzte
muss eine eigene neue Gattung bilden, welche sich zunächst an Sil-
vanus anschliesst und zwischen dieser und Psammoecus ihre Stelle
findet. Dass die Füsse heteromerisch sind, wie der Verf. angiebt,
finde ich nicht begründet, sie stimmen in ihrem Bau mit denen von
Silvanus überein.
Manner heim (Bull. Mose. S. 515) stellte Atomaria Julvipen-
nis als neue Art von Unalaschka auf.
Germar theilte die Beobachtung mit, dass Atomaria linearis
dem Bau der Runkelrüben nachtheilig wird, indem sie zuweilen in
ungeheurer Zahl auf den Feldern erscheint und die jungen Pflänzchen
so zerfrisst, dass ganze Aecker umgepflügt und von Neuem bestellt
werden müssen (Ent. Zeit. S. 195).
Mycetophagides. Diese Fam. ist vom Ref. (Ins. Deutschi.
111. S. 405) auf die Gatt. Mycetophagus ^ Triphyllus ^ Litargus^ Ty-
phaea und Berginus beschränkt worden. Bei den ersten beiden sind
die Augen quer, bei den übrigen rund. Bei der ersten sind die Füh-
ler allmählich verdickt, bei den folgenden bilden sie eine abgesetzte
Sgliedrige, bei Berginus eine 2gliedrige Keule. Triphyllus ist auf
ptmctatus und suturalis (F.) beschränkt, Litargus ist eine neue
Gatt., welche neben einer grösseren Reihe ausländischer Arten den
einheimischen M. bifasciatus F. enthält, und sich von Typhaea Kirby
(T.fumata) durch häutige Zunge unterscheidet. Berginus {Tama-
risci) ist von Gene, der sie auf Sardinien entdeckte, benannt.
Neue nordamericanische Arten sind: Mycetophagus bimacula-
tus und bipustulatus Melsheimer (a. a. O. 11. S. 114) und M.
pini Ziegler (ebenda S.270).
Ein über einen grossen Theil von Europa verbreitetes Käferchen
ist Triphyllus fagi Chevr. (serratus Dej.), welcher jetzt von Gue-
rin im Text zur Iconogr. Regn. An. S. 195 beschrieben ist. Ders.
bemerkt mit Recht, dass diese Art sich von Triphyllus entferne, da-
gegen mit Biphyllus übereinkomme, bis auf die Fühlerkeule, welche
bei dem einen 2-, bei dem anderen 3gliedrig ist; er bringt also für
den Fagi einen neuen Gattungsnamen Diplocoelus in Vorschlag.
D. fagi hat eine grössere Zahl aussereuropäischer Gattungsgenossen-,
Biphyllus wird sich schwerlich als selbstständige Gattung festhalten
lassen. Ich habe diese Insecten von Mycetophagiden ausgeschlossen,
zu denen sie gewiss nicht gehören ; vielleicht stehen sie bei den Ero-
tylenen (Engis) an ihrem natürlichen Orte..
JOerntestini* Folgende Eintheilung stellte Ref. (Ins. Deutschi.
111. S. 424) auf: I. Ohne einfaches Stirnauge: 1. Dermestes L. —
11. Mit einem einfachen Stirnauge: A. Mesosternum schmal. Mittel-
beine nahe zusammenstehend. A. Mund frei: 2. Attagenus Latr. —
B. Mund vom Prosternum aufgenommen. 3. Megatoma Hbt.; 4. Ha-
drotoma. — B. Mesosternum breit, die Mittelbeine auseinander
108 Erichs on: Bericht über die Missensch. Leistungen in der
stehend. A. Mesosternum gespalten. Mund vom Prosterniim gedeckt:
a. Lefze und Mandibeln frei: 5. Trogoderma Latr., 6. T/res/as Steph'
— b. Nur die Lefze frei: 7. Cfyptorhopalum Guer. (Fühlergruben
unter dem Halsschildrande — americanische Gatt); 8. J?it/ire?ius F.
(Fühlergruben im Halsschildrande); 9. Trinodes Latr. (keine Fühler-
gruben). — B. Mesosternum ungetheilt; Mund von den Vorderbeinen
gedeckt: 10. Orphilus Er. {Anthr. glabratus F.). — Die neue Gatt-
Hadrotoma enthält Denn, inarginutus Pk. {emarginatus Gyll.) und
£). nigripes F., und unterscheidet sich durch die senkrecht zusam-
mengedrückte Zunge vom Megatoma, bei welcher sie flach und wag-
recht ist. Eben so unterscheiden sich Tiresias und Trogoderma.
Küster (Käf Europ. VI. 49. 50) beschrieb zwei (mir unbekannte)
neue Arten von Dermestes aus Sardinien, D. Sardous und auri-
chalceus. Kolenati's Derm. striatus (Melet. Ent. V. 58. 248)
ist D. bicolor F.
Megaiofna sericeum Guerin (Iconogr. text. S. 65) aus Aegyp-
ten und M. hottentottxim Desselb. (ebenda) vom Cap gehören
zu Attagenus Latr.
Nordamericanische Arten sind Tfogoderma pallipes Ziegler
(Proceed. Acad. Phil. IL S. 269) und Trogod. tarsale Melsheimer
(ebenda S. 116), die letztere hat sich in Nordamerica in den Insecten-
sammlungen eingenistet und kommt von daher wie auch aus Griechen-
land öfter zu uns, scheint sich aber in Deutschland nicht fortzupflan-
zen. Ferner Anthrenus destructor , Cast aneae und thoraci-
cus Melsheimer (ebenda); der erstere derselben, ebenfalls in In-
sectensammlungen eingenistet, ist offenbar einerlei mit A. varius F.
Perris (Ann. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 339. T. 9. F. iv) hat die
schon von Waterhouse und dem Ref. beschriebene Larve des Tire-
sias serra (F.) von Neuem bekannt gemacht. Er fand sie unter Eichen-
rinde und fütterte sie mit todten Fliegen.
Syrrhii, Ref. (Ins. Deutschi. III. S. 465) theilte diese Farn,
in drei Gruppen: I. Noso dendrini: Kopf vorgestreckt, der Mund
von unten her durch das Kinn vollständig bedeckt. — II. Byrrhini:
Kopf in das Halsschild eingezogen, die Stirn einfach. — III. Limni-
chini: Der Kopf in das Halsschild eingezogen, die Stirn durch eine
Quernaht zwischen den Fühlern getheilt. Die Iste Gr. enthält nur
Nosodendron ^ die 2te Gr. ist auf folgende Weise in eine Reihe von
Gattungen zerlegt:
A. Hintere Beine in besonderen Gruben, alle Füsse an der In-
nenseite ihrer Schienen eingelegt: 1. Syncalypta Dillw. (Augen, Man-
dibeln und Lefze vollständig gedeckt). — 2. Cnrimus n. g. (Augen
und Mandibeln gedeckt, Lefze frei). — 3. Byrrhus L. (Mandibeln ge-
deckt, Lefze frei, Augen halb gedeckt).
B. Ohne bestimmte Gruben für die hinteren Beinej die Vorder-
füsse in ihre Schienen vollständig einzulegen, die hinteren Füsse frei.
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 109
Augen halb gedeckt: 4. Cytilus n. g. (Mandibeln gedeckt, Lefze frei);
5. TMoryclius (Mandibeln und Lefze frei).
C. Ohne Gruben für die hinteren Beine; die Füsse alle frei, die
Vorderfüsse wenigstens nicht vollständig von den Schienen aufgenom-
men. Lefze und Mandibeln frei. Augen halb gedeckt: 6. Amphici/rta
Esch. (Fühler fadenförmig); 7. Simplocaria Steph. (Fühler mit fünf
dickeren Endgliedern). — BemerkensNverth ist, dass eine Mahlfläche
an den Mandibeln bei Syncalypta, Byrrlms und Simplocaria, keine
dagegen bei Curimus, Cytilus und Morychus sich findet. Hautläpp-
chen an den Füssen kommen nur bei ungeflügelten Byrrhiern vor,
und sind Eigenthümlichkeit der Art, nicht der Gattung. Es ist daher
die Gatt. Pedilophorus Steff. eingegangen.
Die Gatt. Curimus enthält: Byrrh. decorus, insig7us Steff.,
erinaceus Duft., lariensis Villa und lüspidus n. sp. — Cytilus ist
aus B. varius F. nebst B. scutellaris^sch. gebildet, und Morychus
umfasst B. aetieus F., 7iitefis Panz. und auratus Duft. (Pedilophorus
Steff.).
Die Gruppe der Limnichini gründet sich auf der Gattung
Liwnichus, der eine neue Gatt. Ersachus zur Seite steht. Die letz-
tere enthält bis jetzt nur eine südamericanische Art, bei welcher
die Lefze und die stark gewölbten Augen bei zurückgezogenem Kopfe
frei bleiben, sie zeichnet sich ausserdem durch eine dem der Par-
niden ähnlichen Bruststachel aus.
Folgende nordamericanische Arten sind von M eis he im er (a. a.
O. IL S. 117) beschrieben: Syncalypta hispida, Byrrhus trivitta-
tus, dem europ. varius sehr nahe verwandt, also ein Cytilus, B. un-
datus, dem europ. B. murinus entsprechend, mit' welchem ihn Stef-
fahny verbunden; B. glabellus ; Simplocaria strigosa.
JParniiiae, Neue Arten: Parnus algiricus Lucas (Explor.
d. l'Alg.) aus Algier, Elmis SomcheticMS Kolenati (Melet. V.
S. 64) aus der Gegend von Tifflis, ferner Elmis vittatus und Ma-
cronychus lateralis Melsheimer (a. a. O. II. S. 99) aus Nord-
america.
Mteteroceridae» Neue Arten: Heterocertis ventralis, un-
datus, hrunneus Melsheimer (a. a. O, S. 98) aus Nordamerica.
Mydrophilii, Neue Arten sind
Hydrophilus inermis Lucas (Explor. d. l'Alger.) von Algier,
einerlei mit dem auf Sicilien einheimischen. H. pistaceus Dahl.
Hydrophilus Paulinierii Guerin (Iconogr. text. S. 73) vom
Senegal und Spercheus Cerisyi Desselb. (ebenda S. 71), von Alex-
andrien.
Helophorus subcostatus Kolenati (Melet. V. S. 65) von Eli-
sabethpoL
Hydrochus gibbosusy rufipeSf Berosus auritus , Laccobius
pnnctatus, Philydrus limhalis^ fimbriatus^ ochraceus, Cer-
110 Erichs Oll: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
cyon 7naculatnm, nanum^ mundum, mtnusciilum Melshei-
mer (a. a. O. S, 99) und Sperchens tessellatus und Hydrophilus
ovalis Ziegler (ebenda S. 44) aus Nordamerica.
Helophorus Auveniicus Mulsant (Col. d. Fr. Palpic. Suppl.)
aus der Auvergne.
Scarahaeides» Ueber das Vorliommen der Scarabaeiden in
den Kaukasusländern machte Kolenati (Melet. V. S. 1) einige inter-
essante Mittheilungen. Die Dungkäfer sind in grosser Anzahl in den-
jenigen Strichen vorhanden, welche von den Nomaden bewohnt oder
durchzogen w^erden. In der Ebene erscheinen sie im März und An-
fang Aprils zu Tausenden. Im Mai folgen sie den Heerden auf die
Bergweiden, aber je höher die Nomaden im Sommer auf das Ge-
birge ziehen, um so mehr nimmt die Zahl der Arten ab, so dass im
Juli in der Alpenregion nur noch Otithophagus fracticornis ^ Jphod,
conwgatiis y fimetarms , therniicola, depressiis^ subterraiieus und con-
statis sich zeigten. Die FiWenkMer Ateuc/ms sacer, Gymiiopleuriis pilula^
rius (d. i. Mopsus und cantharus des Ref.) und flagellatus treiben
ihre Geschäftigkeit im Mai in den Steppen und Niederungen, im Juni
auf den sonnigen Abhängen. A. puncticollis zeigte sich nur in den
Vorbergen Armeniens, nie in den Steppen. An Lucanen scheint der
Kaukasus arm zu sein, reich ist er dagegen an Melolonthiden und
Cetonien. Im Mai und Juni erscheint Mel. fuUo in grossen Massen,
M. vulgaris und hippocastani sind seltener; eine beiden verwandte,
neue Art, M. praeamhiila fliegt früher als diese, schon im Februar
und März. In der Feldregion sind die Anisoplien häufig: unter ihnen
zeichnet sich A. leucaspis aus. Tanyproctus persicus und ca?'bona-
rius sitzen in der Steppe Abendä auf Stipa und Schismus, am Tage
auf der Erde. Die Amphicomen zeigen sich im Mai auf den Papa-
veraceenblüthen in grosser Menge. Unter den als neu aufgestellten
Arten ist Onthopliagus alpinus nichts als A. fracticornis ; O. tro-
chiscobius, dem O. Nemaeus Ol. sehr ähnlich, merkwürdig dadurch,
dass er sich in den Mistpillen der Gymnopleuren findet, oft ein Pär-
chen, zuweilen auch nur das Weibchen; O. Truchmenus^ dem O.
circumscriptus ähnlich, das Männchen aber mit zwei aufrechten
Scheitelhörnern bewaffnet, sehr häufig in Transkaukasien; Aphodius
nomas (= constans Meg.), asphaltinus, graphicus, Oxyomus
variolosus, dem caesus verwandt, von dem er sich durch stark
punctirtes Halsschild unterscheidet; Melolontha praeambula, schon
oben erwähnt; Omaloplia Iberica (=sporadica Friv. i. litt.); Ho-
plia Caucasica; Cetonia caticasica^ eine dem Kaukasus eigen-
thümliche Abänd. der C. metallica.
Von Lucas (Explor. de l'AIg.) sind folgende Arten als neu be-
schrieben worden: Ateuchus cicatricosus Luc., besonders durch
die stärker erweiterten Schultern vom A. variolosus unterschieden;
Onitis Chevrolatii; Onthopliagus maurus (ist von marginalis
Gebl. nicht verschieden), analis; Otophorus scolytoides (die Art
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. Hl
ist ohne Zweifel Aph. contractus Kl. Symb. Phys., der Gattungsname
sollte sicherlich Colobopterus lauten). Aphodius crihricollis^ af-
finis, liirtipennis, sutttrah's, unicolor; Rliyssenius algiri-
cus; Geobiiis tricornis-, Thorectus rotuiidatus ( = latissimus
Helf. i. litt.), puncticollis ; Melolontha Mauritanica, Rhixotro-
gus b arb ar u s j numidicus , obesus, truncatipenniSj ser-
raticollis ^ sciitellaris , hirticollis; Brachyphylla bar bar a;
Hymenoplia cinctipennis , aterrima (gehören nebst den übrigen
unter dieser Gatt, aufgeführten Arten zu Triodonta Muls ); Hoplia
sulphurea (die wahre aulica L.); Glaphyrus viridicollis.
Von Melsheimer (a. a. O. II. S. 134— 142) beschriebene nordame-
ricanische Arten sind: Onthophagus castaneus^niger,rhinoceros^
jirotensus', Aphodius b a dip e s (oblo?igusSay) \pe7isvallens is{\&i der
nordamericanische A.erraticus), truncatus^ copronymus, sterco-
rosus, rustcola, aterrimus , imbricatus, maculipennis
(ein Melinopterus Muls.); Oxyomns gracilis^ alternatus; Trox
striatus , variolatus ; Bolboceras cornigerus , Bothynus ca~
staneus; Ancylonycha pruitiosa, rugosa; Anomala dichroa,
undulata, pijiicola; Hoplia monticola, tristis, helvola. —
Von Ziegler ist Coprobius obtusidens (ebenda S. 45) beschrieben.
Von Blanchard sind in d'Orbign. Voy. Am. m. folgende neue
südamericanische Arten beschrieben:
Anomiopsis Aelianus aus Patagonien, heteroclitus aus Entre
Rios.
Hyboma Orbignii von Corrientes, cupreicollis aus den Cor-
dilleren.
Megathopa violacea , atiricollis, puncticollis aus Patago-
nien, chalybea aus Chuquiseca, punctatostriata von Totora
(Mizque).
Canthon rugosum ebendaher, gemniatum aus Patagonien,
nnicolor aus Bolivien, ianthinum aus Patagonien, latipes aus
Montevideo, atricorne aus Chuquiseca, tetraodon aus Montevi-
deo, quadratum von Pocona (Mizque), chalybeum von Totora,
plicatipenne aus Patagonien, moniliferum aus Bolivien, livi-
dum und coeruleicolle aus Montevideo, rubromaciilatum
aus Bolivien, xanthurum von Corrientes, pilluliforme von Bue-
nos Ayres, x anthopum, aus Bolivien, rubrescens von Chiquitos.
Tetraechm a, neue Gatt, mit Cantlion verwandt, vorzüglich
durch die Kopfform verschieden: das Kopfschild ist breit, vorn in
zwei längere, an jeder Seite in eine kürzere Spitze ausgehend, oben
2 Höcker; Vorderschienen 3zähnig, die hinteren Schienen bedornt,
dünn, ziemlich lang, eben so die Füsse. T. sanguineomaculat a
aus Patagonien.
Chaeridiiim nitidum^ latum von Chiquitos, prasinum von
Corrientes, cupreum aus Bolivien, //«t?« cor we von Yungas, vio~
112 Erich 6 011: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
laceipeniie^ viridicolle von Chiquitos, ruhrofuscum von Cor-
rientes, viduum^ fuscipes aus Bolivien, subaeneum (Dej.) von
Rio Janeiro, dilaticolle von Montevideo.
Fhanaeus Milon (Dej.) von Montevideo, Corydon (Dej.) von
Rio Janeiro, Palaeiio (Dej.), Meliboeus von Chiquitos, Melea-
gri's (Reiche) aus Bolivien.
Cop7'/s triangulariceps aus Bolivien, crenat ipeiinis von
Chiquitos, bos (Dej., in Südamerica weit verbreitet) aus Bolivien,
Aricius aus Bolivien, conicollis von Yungas, ovalipennis von
Corrientes, Alexis von Yungas, rotundatus von Montevideo, Po-
lynice aus Bolivien.
Gromphas Lacordairei (Dej.) aus Bolivien, bicolor aus
Montevideo.
Oiithophagus clypeatus aus Bolivien, rubrescens von Yun-
gas, aeneus aus Rio Grande.
Oxyomus excavaticollis aus Corrientes, crenatostriatus,
rubrotessellatus aus Bolivien, opatroides^ platensis aus
Montevideo.
Sphaerelytrius nigerrimus von Moleto in den östl. Cordilleren.
Trox Patagonicus ^ pastillarius (Reiche), gemmiferus^
perliferus aus Patagonien, leprosus (Dej.) aus Montevideo, deii-
ticiilatus , ciliatus aus Patagonien.
Athyreus fulvescens aus Bolivien.
Cratocnemus niger aus Patagonien. — Megaceras rugosus
und Coelüsis Hippocrates aus Bolivien.
Anomala ebenina aus Bolivien.
Cyclocephala erythrodera.yon Yungas, villosa aus Bolivien.
Rutela eloiigata — Leucothyreus marginaticollis aus Bo-
livien.
Philochloenia virescens aus Bolivien.
Gymnetis flavomarginata von Corrientes, Tonchardii von
Entrerios, albosparsa aus Patagonien, miniata von Chiquitos.
Orthognatus alhofiiscus von Yungas.
Lucarms cuelatus und cucullatus aus Chile.
Von Scarabaeiden Neuseelands führt White (Ereb. u. Terr. XI.)
überhaupt 15 Arten auf, nämlich 1 Aphodiide, nämlich: Oxyomus
exsculptus n. sp., 2 Dynastiden {Cheiroplatys truncatus F. und
punctatus n. sp.), 7 Melolonthiden, nämlich Rhizotrogus Zealan-
dicus n. sp., Odontria striata, xanthostict a^ cinnamonea
n. sp., Eusoma Rossit n. sp., Calonota festiva (F.) und Stetha-
spis suturalis (F.), und 5 Lucaninen: Dendroblax Karlii n. sp.,
Mitophyllus irroratus Parry, Dorcus punctulatus n. sp., squa-
mtdorsus n. sp. und reticulatus Buq. Westw. Von den drei hier
aufgestellten neuen Gattungen gehört
Odontria, zu den Melolonthiden (und zwar zu den Sericoideen).
die Fühler sind Sgl. , das 3te -Glied das längste, an der Aussenseite
mit einem starken rückwärts gerichteten Zahn; die Keule öblättr.
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 113
Etisoma, gleichfalls zu den Melolonthiden (und zwar vermuth-
lich zu den Sericiden gehörend), ^ie Fühler Sgl., mit 4blättr. Keule,
die Füsse sehr lang mit einfachen Klauen.
Dendrohlax^ gehört zu den Lucanincn und ist mit Lamprima
und Rhyssonotus verwandt, erinnert aber in mehreren Stücken an
Dynastiden. Der Kopf schmal, besonders nach hinten, nach vorn er-
weitert und gerade abgeschnitten. Die Mandibeln von oben gesehen
eiförmig und an der Spitze gebogen, ausgehöhlt. Die Augen sehr
gross, auch von oben sichtbar. Die Fühler ziemlich lang, lOgliedr.,
das Iste Gl. so lang als die übrigen, die drei letzten Glieder eine
rundliche Keule bildend. Die Vorderschienen breit, aussen stark ge-
zahnt, die Mittelschienen an der Aussenseite gezahnt, die Hinterschie-
nen mit blattförmigen Enddornen.
Einzeln beschriebene neue Arten Sind :
Cheirotomis Mac Leaii Parry (Ann. n. hist. XVIII. S. 315) aus
Assam.
Cetonia {Diaphoria) notabilis White (Stokes Discov. I. 506.
T. 1. F. 5) aus Neuholland.
Pholidotus Reichet aus Columbien, Hexart hrius Btiquetii
aus Java, Lncanus vitulus (Dej.) ebendaher, L. Parry i aus Nepal
von Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 182).
Auf Copris Carolina gründete Hai dem an (Proceed. Acad. Phi-
lad. III. S. 124) eine eigene Gattung Brachy copris wegen ihrer
gedrungenen Körperform, des grösseren Grundgliedes der Lippentaster,
der eigenthümlichen Form der Oberlippe und der unbewehrten
Schienen.
Einige Bemerkungen über Fabricius'sche Aphodien, nach dessen
Sammlung, theilte Graf zu Rantzau mit (Entom. Zeit. S. 48).
Bellier de la Chavignery erhielt mehrere Gehäuse, welche
mitten im Winter einen Metre tief unter der Erde zwischen den Wurzeln
einer Esche gefunden waren, und deren jede einen ausgebildeten,
lebenden Lucaniis capreolus enthielt. Es fand sich keine Larven- und
Nymphenhaut dabei, der Verf. schliesst daraus, dass dies nicht das
Puppenlager des Käfers sei, sondern dass derselbe sich hier ein
Winterlager bereitet habe und folglich mehrere Jahre im ausgebil-
deten Zustande ausdaure. (Ann d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. xxviii).
Venehrionites» Neue von Küster (Käf. Europ.) beschrie-
bene Arten der europäischen Fauna sind: Blaps striolata (7.46)
aus Sardinien, Uloma picea (4.77) aus Dalmatien, Helops metal-
lescens Zgl. (7.47) aus Sardinien, Laena ferruginea (5.68) aus
Dalmatien.
Eine grössere Reihe neuer Arten hat Lucas (Explor. de TAlger.)
aus Algier beschrieben: Tentyria affinis. So Her i; — Pachychile
punctulattty sabulosa; — Tagenia algirica; — Asida com-
planata^ lapidaria; — Pachypterus mauritanicus ; —
Phylax plicatuSy Moreletii, variolosus, costipennis', —
Archiv f. Naturgesch. Xlll. Jahrg. 2. Bd. H
114 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Dc7idarus hai^harus ^ rotundicollis , subvario losus; — Cry-
pticiis obesus; — Opatrum gr antiliferum, emarginatum,
{Gonocephaluni) perp lexu7n^ parv u lu m , (ßcleruni) algiric u in ;
{Microzoutn) liliputanum; {Leichennni) pulchellnm Klug; —
Bo7'os tagenioides , rufipes; — Tachyscelis rufus; — Cata-
plironetis Levaillantii ; — Hypophloeus an giistatus , suhe-
ris; — Helops i?isig7tis , pti7icticollis, tuberciil ipe7i7iiSy
rotimdicollis , villosipe7i7iis , hetero7norpha^ pu7ictipe7i-
niSj opho7ioides, ciibripe7iiiis ^ 7iitidicollis , a7igustatus
parvulus; — Clstela melanophthalma, — O77ioplihis maroc-
canus^ erythrogaster. — Als neue Gatt, sind Pachypterus, Ca-
t apJiro7iet i's und Ce r a 71 rfrz« beschrieben, dieselben sind indess schon
durch Dejean's Catalog bekannt, Cerandria ist auch schon 1814 von
Thunberg in den Stockholmer Academieschriften als Gnathocerus
aufgestellt worden. — Dass Trachyscelis rufus nicht mit Trachysce-
lis verbunden werden könne, ist von Guerin im Text zur Iconogr.
d. R. An. S. 121 gezeigt und der freilich kaum noch freie Gattungs-
name Aiiimobius für diese Art in Vorschlag gebracht.
Als eine mit Thorictus nahe verwandte Gattung ist Myr?7ieco-
bius von Lucas (a. a. O.) aufgestellt, sie ist aber heteromerisch
und muss zu den Tenebrioniten gerechnet werden. Sie hat in der
Körperform einige Aehnlichkeit mit Thorictus, aber ein hinten brei-
teres, die Flügeldecken umfassendes Halsschild, und gegen die Spitze
hin allmählich verdickte, dicht gegliederte Fühler. M. agilis lebt
in Algier unter Ameisen, vorzüglich Form, testaceo-pilosa. Der
Name Myrmecobius ist schon an eine bekannte Säugthiergattung ver-
geben; ich habe in der hiesigen K. Sammlung die Gattung Pycni-
dium und die hier vorhandene südeuropäische (blinde) Art P. te-
staceum benannt.
Melsheimer (a. a. O. IIL S. 58 — 66) beschrieb folgende neue
Arten aus Nordamerica: Allecula pilosa, Mycetocharis niger, ru-
ficornis; Cistela fuligi7iosa^ pu7ict7ilata, fuscipeSy 7ii-
grans ( = atra Say) ; Helops tumidus ; Trachyscelis flavipes; Neo-
mida sa7igui7iico lli'St rufa; Vlatydema picilabru77i; Hypo-
phloeus 7iitidus^ parallelus^ thoracicus, Tiiger, 7iigellus^
teres; TJloTTia tTiipressa , picea; Iphthi7ius aereus; Blajtsti7ius
moestuSj aeneolus; ferner (ebenda IL S. 113) Tetrat07na obso-
let a und tessellata. — Von Ziegler (ebenda IL S. 45) siqd Pa7i-
darus (?) brun7ieus^ Cistela margi7iata und eryt hroptera
beschrieben.
In D'Orbigny's Voy. d. l'Am. m. abgebildete neue südameri-
canische Arten sind: Geoborus costatus und Iividipe7t7iis aus
Chile, E77ialodera cre7iatico st ata aus Patagonien, Scotobius pu7i-
ctatellus aus Bolivien, Cerosterna cribrata aus Patagonien,
Auladera gibba aus Brasilien, Nyctelia latissima^ reticulata
aus Patagonien, i77i,77iaculata^ ohlouga, elegans aus den Cor-
Naturgeschichte der Insccten während des Jahres 1846. 115
dilleren, Cosmonota unicolor und angustata aus Bolivien, Afiae-
dus pii7ictatissimus (Dej), Ällecula yalliday Prostenus viola-
ceus ebendaher.
White (Ereb. u. Terr. XI. S. 11 ) hat mehrere neue neuseelän-
dische Gattungen aufgestellt: Prioscelides: der Kopf klein, an den
Fühlern die letzten sechs Glieder quer und viel breiter als die übri-
gen ; das Halsschild von der Breite der Flügeldecken, nach vorn etwas
verschmälert; die Vorderschienen an der Wurzel dünn, an der Innen-
seite erweitert, an der Aussenkante gesägt; die Mittelschienen an der
Aussenseite mit vielen kurzen Dornen; die Hinterschienen ganz glatt,
die Vorderschenkel dicker als die übrigen. Eine neue Art, P. tene-
brioides.
Rhygmodes, Amarygmus ähnlich, die Fühler aber anschei-
nend nur Sgliedr.^ die drei letzten Glieder eine längliche Keule bil-
dend. Rh. modestus, jiediiioides.
Choerodes (S. 12) mit Phaleria verwandt, die Fühler 12gliedr.,
die drei letzten breit, die Vorderschienen zusammengedrückt, an der
Aussenseite ausgebuchtet, und in einen langen Lappen ausgehend.
Ch. trachy sceloides.
Ausserdem folgende neue neuseeländische Arten: Cilibe phos-
phugoidesy Opatrum tuber culicost atum^ Adelium harpd-
loides, Titaena Erichsonii, Tanychilus metallicus ^ Bolito-
phagus antar oticus.
Guerin (Iconogr. R. A. text. S. 313) beschrieb vier neue Arten
von Monomma: Klugii^ maculatum, nigritum^ pusilluni^
alle von Madagaskar; eine fünfte war in der Iconogr. als Triplax
brunnipes abgebildet worden; auffallend ist, dass der Verf. diese Gat-
tung noch jetzt als blosse Untergatt, von Tritoma angesehen wissen
will, nachdem Klug gezeigt hat, dass sie heteromerisch ist.
Mulsant hat die Larve der ^to /)wwc/a/« beschrieben (Mem.
Soc. Linn. d. Lyon). Sie hat grosse Aehnlichkeit mit der der T.
molitor, ist indess grösser und im Verhältniss etMas dicker, lebt in
der Erde versteckt und nährt sich von verwesenden Stoffen, nament-
lich, wie es scheint, von Koth. Der Verf. erzog diese Larven aus
Eiern und nährte sie, wie die Käfer, mit Menschenkoth. Die Eier
wurden im Frühlinge gelegt, und im Spätsommer erschienen die Käfer.
Die Eltern dieser Brut blieben indess auch am Leben, und paarten
sich im nächsten Frühjahr von Neuem und das Weibchen legte aber-
mals Eier.
JnLelandryadae- Neue Arten: Melandrya? umbrina; Hy-
pulus trifasciatus', Scraptia pallipes; Hallomenus scapula-
ris; Orchesia sericea^ castaiiea, gracilis; Eustrophus Ama-
culatusy niger Melsheimer (a. a. O. 111. S. 55-58); aus Nord-
america.
H*
\\ß Erichs on:
5. Sc. Gayi Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VII. 62. 8.
6. Sc. Kirlii Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VII. 61. 7.
11. Gen. JMiastoleu9 Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VII. 1838.
1. D. collaris Sol. 1. c. m. 1. T. 3. F. 9 — 10.
Scotob. collaris Guer. Mag. Zool. 1834. p. 17. T. 110. F. 4.
5. Trib. Sepidiae Eschscli. Zool. Atl. 1829.
Molurites Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. III. 1834.
12. Gen. Vhysogaster Latr. msp. Dej. Cat. 2. ed. 1833.
Guer. Mag. Zool. 1834. Melas. p. 2. — Sol. N. Act.
Taur. YI. 1844.
1. Ph. Feruamis Er.
Ph. piceus, opacns, subtiliter fulvo-pubescens ; prothorace
lato, lateribus pone medium rotundato capiteque subtiliter
punctato-rugulosis; elytris piceo-rufis, subtilissime granulatis;
prosterno apice mucronato. — Long. 3^"'.
13. Gen. Vhilorea Er. Meyen Reis. Zool. 1834.
Polpocara Sol. N. Act. Taur. VI. 1844.
**1. Ph. picipes Er. 1. c. 367. 29. T. 48. F. 1.
Polpocara picipes Sol. 1. c.
6. Trib. Blaptidae.
Blapsidae Leach Enc. Brit. 1817.
14. Gen. Wycterinus Eschscli. Zool. Atl. 1829.
1. N. rugiceps Curt. Transact. Linn. Soc. XIX. 468. 126.
iV. substriatus D e j. Cat. 2. ed. p. 189.
Obs. Variat capitis punctura iam crebriore fortioreque
iam parciore subtilioreque, elytrorum striis punctorum fortio-
ribus levioribusve.
2. N. thoracicus Eschsch. Zool. Atl. III. p. 13. T. 14. F. 7.
7. Trib. Pedinites Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. III. 1834.
15. Gen. ülaptinus Latr. Cuv. Regn. An. 2. ed. 1829.
Blapstinus Dej. Cat. 1. ed. 1821.
1. Bl. cisteloides Er.
Bl. oblongus, leviter convexus, nigro-piceus, nitidus, lon-
gius fulvo-pubescens, antennis pedibusque rufis; prothorace
parcius punctato, antrorsum angustato, lateribus subsinuato,
Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 117
angulis posterioribus rectis; elytris piinctato-striatis, striis
dorsalibus sensiin levioribus, interstitiis punctulatis. — Long. 3'".
Beteropus holosericeus Lap. (Casteln.) Hist. nat. Ins. II.
p. 221.?
2. BL helopioides Er.
Bl. oblongus, leviter convexus, niger, nitidus, griseo-
pubescens, antennis pedibiisque rufo-piceis; prothorace con-
fertim punctato, transverso, lateribus rotundato, antrorsum
subangustato , angulis posterioribus obtusis; elytris punctato-
striatis, striis dorsalibus sensim levioribus, interstitiis subtiliter
punctulatis. — Long. 3j".
8. Trib. Epitragii Er.
Mentum magnum, es inferne omnino obtegens.
Corpus alatum. (Cf. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 253).
16.- Gen. Xpitragus Latr. Hist. nat. 1802.
1. Sect. Labro prominulo.
1. E. pulverulentus Chevr. mspt.
E. oblongus, leviter convexus, niger, pube brevi depressa
grisea adspersus; clypeo apice incrassato, subrotundato; pro-
thorace angustiore, basi utrinque leviter impresso; elytris
castaneis, striato-punclatis, interstitiis parcius punctatis; an-
tennis palpis pedibusque rufis. — Long. 4 — 6'".
2. E. olivaceus Chevr. mspt.
E. oblongo-obovalis, leviter convexus, fuscus, viridi-niti-
dulus, pube brevissima cinerea tenuiter adspersus; clypeo
apice bisinuato, lobo intermedio leviter rotundato; prothorace
subtilius punctato, basi medio subimpresso; elytris dilutioribus,
punctato-substriatis, interstitiis leviter convexis, parce subtili-
terque punctatis; antennis pedibusque fusco - testaceis. —
Long. 51'".
2. Sect. Labro obtecto.
3. E. lucens Er.
E. oblongo-obovalis, leviter convexus, fuscus, aeneo- vel
viridi-nitens, pube brevissima grisea tenuiter adspersus; clypeo
antice bisinuato, lobo intermedio acute rotundato, prominulo;
prothorace crebre punctato, basi medio subimpresso; elytris
punctato-substriatis, interstitiis exterioribus leviter convexis,
118 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
«. Femora antica (J" incrassata . . .10. N. G, anonym.
ß. „ „ „ simplicia . . . . il. j7ioticodes.
2. Tibiae anticae bispinosae.
a. Antennae prope oculos insertae.
a. Palpi omnes securiformes . . . . Q. Asclera.
ß. Palpi maxillares obconici, labiales obtriangulares.
* Oculi reniformes 1. Dryops.
** Oculi rotundati 8. Oedemera.
y. Palpi omnes obconici 9. Ste7iaxts.
b. Antennae ab oculis remotae.
«. Palpi omnes securiformes .... 12. Chrysanthia.
ß. Palpi maxillares securiformes.
* P. labiales cylindrici 13. Probosca.
** P. labiales obtriangulares \L Chitona,
y. Palpiomnes cylindrici 15. Stenostoma.
III. Caput rostratum. Tarsi nudi 16. Mycterus.
Die Gattungen Calopus, Sparedrus, Düyhis und 'Mycterus ent-
halten die bekannten Arten; Nacerdes, welche nur einen Enddorn an
den Vorderschienen und im Männchen 12 Fühlerglieder besitzt, (und
von welcher die zahlreichen von Dejean aufgeführten aussereuropäi-
schen Arten ausgeschlossen werden müssen) beschränkt sich auf
N. 7Jielfmuray Catith. melanura L., lügripes F., ISecydaL notata F.,
von welcher als N. Sardea ein Sardinischer Käfer durch kürzeres
Halsschild unterschieden ist. Die neue Gatt. Xanthochroa ent-
hält Oed. carniolica Gistl aus Süddeutschland und X. gracih's v. Heyd.
aus Steiermark und Dalmatien, Stenaxis ist aus Oed. annulata
Germ., Chrysanthia z.\x% Canth.viridissimah., —ISecyd. thalasshjia
F. und Nee. viridis i\\. = viridissima F., Probosca aus zwei neuen
Arten Pr. viridana Zgl. aus Italien und Pr. incana Fr. aus der
Türkei, Chitona aus Stenost. variegata Germ, gebildet, Stenostoma
auf Lept. rostrata F. beschränkt. Die durch Dejean's Catalog be-
kannten Gattungen Asclera (3 A.), Oedemera (23 A.) und Anoncodes
(12 A.) sind dagegen mit neuen Arten bereichert; die einzelne Art,
welche die unbenannte Gatt. Nr. 10 bildet, ist nach Suffrian's ürtheil
noch mit Anoncodes zu vereinigen. Der Gatt. Dryops {Dr. femo-
rata F.) endlich ist der von Stephens ertheilte Name Oncomera wie-
derherzustellen, da Dryops Ol. zu den Parniden gehört.
Die Probosca viridana ist auch von Lucas (Explor. de l'Alg.)
als Oedemera viridana beschrieben.
Von Melsheimer (a. a. O. III. S. 54) sind Ischnomera unico-
lor^ Nacerdes lateralis und dorsalis, aus Nordamerica beschrie-
ben. Von Blanchard (d'Orb. Voy. Am. m.) ist Nacerdes liiiearis
aus Bolivien abgebildet.
Von White (Ereb. u. Terr. XL S. 13) ist als neue Gatt. Sele-
nopalpus (vox hybr.I) beschrieben: das Endglied der Taster ist
beim Männchen sehr gross, mondförmig; die Hinterschenkel verdickt,
"Naturgeschichte der Insecten ^vährend des Jahres 1846. 119
unten ausgehöhlt, die Schienen zusammengedrückt, mit wellenförmi-
gem Hinterrande. Zwei neue Arten, S. chalybetis und suh viri-
dis; der Verf. vermuthct, dass auch Dryops cyanea F. hierher ge-
hören werde. Ausserdem kommen aus dieser Familie noch Dryops
Uneata F. und strigipennis n. sp. auf Neuseeland vor.
Curculione*» Einige schlesische Arten der Gatt. Tropideres
und Rkynchites sind von Schummel (Arb. u. Veränd. d. Schles.
Gesellsch. i. J. 1846. S. 94) besprochen. Bemerkenswerth ist das
Vorkommen des Rhynch. polihis Stev.
Die Naturgeschichte des Khyncliites Betulae hat Debey sehr
sorgfältig und ausführlich in einer eigenen Monographie bearbeitet
(Beiträge zur Lebens- und Entwickelungsgeschichte der Rüsselkäfer
aus der Fam. der Attelabiden. Erste Abtheilung. Der Trichterwick-
ler, Ivhynchites Betulae Gyll. Mit einer mathematischen Zugabe
von Heis, und vier Steindruck -Tafeln. Herausgegeben vom natur-
historischen Verein der preussischen Rheinlande. Bonn, 1846).
Wal ton hat seine werthvoUcn kritischen Untersuchungen über
die britischen Rüsselkäfer in d. Annais of nat. bist. XVII. fortgesetzt,
und zwar die Gattungen Phyllobius^ Polydrosus^ MetalUtes (S. 12
übers. Entom. Zeit. S. 307). — Sitona (S. 227). — Cneorhinus und
Strophosomus (S. 304) gemustert. Neue Arten sind Sitoiia Meliloti^
Wa terhousei und Strophosotiius fu Ivicorn is.
Eine Anzahl neuer neuseeländischer Gattungen ist von White
(Erebus u. Terror XI.) aufgestellt worden:
Brachyolus (S. 13). Die Fühler etwas lang, ziemlich dick, die
Schnur 7gliedr., der Stiel so lang als der Kopf, aber nicht so lang
als die anderen Glieder zusammen; die Keule eiförmig, undeutlich
gegliedert; der Rüssel kurz und sehr dick; die Augen länglich, nicht
sehr vorragend; das Halsschild fast viereckig, vorn etwas breiter als
hinten; das Schildchen nicht sichtbar; die Flügeldecken zusammen
herzförmig, jede an der Wurzel mit einem nach hinten gerichteten
Höcker; an der Spitze etwas stumpf. Die Beine kurz und plump.
Kommt Cyclomus und Otiorhynchus nahe. Der Körper ist dicht be-
schuppt. Eine neue Art Br. punctatus.
Platyomida (S. 14). Die Fühler lang, dünn, der Stiel fast bis
an den Vorderrand des Halsschilds reichend, die Schnur 7gl., alle
Glieder an der Spitze verdickt und mit langen Haaren besetzt. Die
Keule gestreckt. Das Halsschild nicht viel breiter als der Kopf, fast
so breit als lang. Das Schildchen klein^ an der Spitze gerundet.
Die Flügeldecken am Ende einzeln zugespitzt. Die Beine ziemlich
lang, mit schwach keulförmigen Schenkeln; die Vorder- und Mittel-
schienen an der Spitze etwas gebogen; das 2te Glied der Füsse klein.
Nähert sich an Platyomus. Eine neue Art, P. binodis.
Hoploc7ieme (S. 14). Mit Orchestes einigermassen verw^andt,
die Fühler massig lang, der Stiel über das Auge hinausreichend, etwas
gebogen; die Schnur Sgl., die Fühlerrinnen kurz, nahe der Rüssel-
;|20 Erich son: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
spitze anfangend. Die Augen ziemlich gross, vorragend. Die Flügel-
decken lang, fast gleich breit. Die Mittel- und Hinterschenkel mit
einem starken Zahn nahe der Spitze, die Schienen leicht gebogen.
Zwei neue Arten H. cinnamomea und Hookeri.
Oropterus (S. 14). Die Fühler ziemlich lang, der Stiel eben
an das Auge reichend, ziemlich gerade; die Schnur 7gl., die letzten
Glieder gleich dick und dicht aneinander schliessend; die Keule
eiförmig, undeutlich gegliedert; der Rüssel lang, stark gekrümmt,
walzenförmig, an den Seiten mit einer Rinne für den Fühlerstiel.
Das Halsschild nach hinten allmählich erweitert, an den Seiten fast
gerade, vorn und hinten abgestutzt; die Flügeldecken an der Wurzel
gerade, in der Mitte mit einer kegelförmigen Vorragung, an der
Spitze gerundet. Die Beine ziemlich lang, die Schenkel nahe der
Spitze sehr schwach ver-dickt, die Schienen gerade. Eine neue Art,
O. cor 71 ig er.
Scolopterus (S. 14). Die Fühler auf einer leichten Verflachung
an den Seiten des Rüssels neben der Spitze eingelenkt, mittellang,
dünn, der Stiel über die Augen hinausreichend, so lang als der übrige
Theil des Fühlers, die Schnur Tgl., das Iste Glied so lang als die
beiden folgenden zusammen, von ihnen abgesetzt, an der Spitze ver-
dickt, die übrigen allmählich breiter, je näher der Keule, diese lang
und sehr deutlich 3gliedr. Der Rüssel leicht gebogen, etwas nieder-
gedrückt. Die Augen flach. Das Halsschild nach hinten allmählich
breiter, an den Seiten ganz gerade, vorn und hinten abgestutzt, län-
ger als breit. Die Flügeldecken gedornt. Die Hinterschenkel mit
einem starken zusammengedrückten Zahn neben der Spitze, die
Schienen an der Spitze stark gebogen. — Hierher gehören Rhynch.
hidens F. und die neuen Arten Sc. tetracanthus und fenicil-
latus.
Ancistropterus (S. 15). Kopf und Halsschild viel schmäler als
die Flügeldecken an der Wurzel. Die Augen sehr gross. Der Rüs-
sel lang, schw^ach gebogen, an der Spitze etwas verdickt. Die Man-
dibeln vorragend, dick und an der Spitze etwas gebogen. Die Füh-
ler sehr lang, in einer Verflachung auf der Oberseite neben der
Spitze eingelenkt; der Stiel über die Augen hinausreichend ^ fast so
lang als der übrige Theil des Fühlers; das 2te Glied der Schnur so
lang als das erste und dritte zusammengenommen, und an der Spitze
doppelt so dick als dieselben ; die Keule lang, etwas zugespitzt, deut-
lich 3gliedr., die beiden letzten Glieder dicht verbunden. Die Flügel-
decken zusammen dreieckig, die Schultern in vorstehende Haken er-
weitert; jede Flügeldecke in der Mitte mit einem starken, ziemlich
aufrechten, an der Spitze borstigen Dorn. Die Beine lang, die Schen-
kel schwach keulförmig, mit einem kleinen Zahn unter der Spitze.
Eine neue Art, A. Aspüiosus.
Oreda (S. 16). Der Fühlerstiel kaum bis zum Auge reichend,
etwas gebogen, gegen die Spitze hin zu einer länglichen Keule ver-
Naturgeschichte der Insecten wahrend des Jahres 1846. 121
dickt; das 2te Glied klein, gerundet, die übrigen abgebrochen. Der
Kopf nicht so lang als das Halsschild, der Rüssel niedergedrückt, an
der Spitze mit sehr deutlichen breiten Mandibeln; die Fühler aus
einer Kinne entspringend, welche vor der Mitte des Küsseis anfängt
und sich bis zum Auge erstreckt. Die Augen rund, massig gross,
flach, an der Küsselwurzel in einem Winkel gelegen, etwas nach vorn
gerichtet. Das Halsschild vorn verengt und röhrig, an den Seiten
stark gerundet, hinten leicht zweibuchtig. Die Flügeldecken vorn
von der Breite der Halsschildwurzel, an der gerundeten Spitze etwas
niedergedrückt, der Rand weit ausgebuchtet. Der letzte Hinterleibs-
ring nicht vorragend. Die Beine ziemlich kurz, die Schenkel an der
Spitze ausgeschnitten. Vor den Vorderbeinen eine breite Rinne. —
Nähert sich an Piazorus Seh. — Eine neue Art: 0. not ata.
Äldonus (S. 16). Die Fühler mittellang, der Stiel nicht bis zum
Auge reichend, sehr leicht gebogen, an der Spitze beträchtlich ver-
dickt; die Schnur 7gl., die beiden ersten Glieder ziemlich lang, das
2te etwas länger als das erste, allmählich gegen die Spitze hin ver-
dickt; die folgenden 5 Glieder ziemlich becherförmig, gegen die Spitze
breiter werdend ; die Keule von der Schnur kaum abgesetzt, eiförmig,
leicht zugespitzt, undeutlich 3gl. Der Rüssel etwas lang, an der
Spitze nicht verdickt, ziemlich gleich breit; die seitlichen Fühlerrin-
nen vor der Mitte anfangend und bis zum Auge reichend, hinten er-
weitert. Das Halsschild vorn eingeschnürt, an den Seiten gerundet,
mit einem beträchtlichen Lappen an jeder Seite des in der Mitte
zweibuchtigen Hinterrandes, oben flach gedrückt. Das Schildchen
sehr klein und stark vertieft. Die Flügeldecken an den Seiten gleich
breit, an der Spitze gerundet, den Hinterleib ganz bedeckend. Die
Beine massig lang und kräftig, die Schenkel etwas zusammengedrückt,
an der Unterseite neben der Spitze tief ausgeschnitten. Eine breite
Brustrinne, welche bis zur Einlenkung der Mittelbeine reicht. —
Eine neue Art: A. hylobioides.
Rhynchodes (S. 16). Nahe mit Euthyrhinus verwandt. Der
Rüssel an der Spitze schwach verdickt, gleichmässig schwach gebo-
gen; die Fühlerrinnen bis zum Auge reichend. Das Halsschild vorn
verschmälert, an den Seiten herabgezogen, oben etwas flachgedrückt.
Das Schildchen ein runder, erhabener Knopf. Die Flügeldecken ver-
längert, den Hinterleib bedeckend, an den Seiten zusammengedrückt,
an der Spitze plötzlich abfallend und scharf zugespitzt, auf dem
Rücken der Quere und Länge nach gewölbt, an der Wurzel neben
dem Schildchen gerundet j der Rand ausgebuchtet. Die Schenkel
gleich dick, unten neben der Spitze leicht ausgebuchtet. — Zwei
neue Arten, Rh. ursus und Saundersii.
Stephaiiorhynchus (S. 17). Die Fühler lang, dünn, auf dem
oberen Theile der Rüsselseiten neben der Spitze eingelenkt; der
Stiel über die Augen hinausreichend, an der Wurzel leicht gebogen,
an der Spitze in eine Keule verdickt; die Schnur Tgl., das Iste Glied
122 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
das längste, an der Spitze verdickt, von den andern deutlich abge-
setzt; das 2te leicht verlängert, die übrigen 5 kuglig; die Keule fast
so lang als die Schnur, Sgl. , das Endglied zugespitzt. Der Rüssel
lang, dick, leicht gebogen, etwas vierkantig; eine schräge tiefe Rinne
an den Seiten, von der Fühlerwurzel anfangend und weit vor den
Augen aufhörend; der Rüssel in der Mitte vor den Augen mit einer
kammfö'rmigen Erhabenheit; auf dem Scheitel eine beträchtliche Vor-
ragung mit zwei schwachen Büscheln; der Kopf hinter den Augen
eingeschnürt. Die Augen seitenständig, rund, gross, vorragend, hin-
ter der Mitte des Kopfes gelegen. Das Halsschild an den Seiten
etwas winklig, vorn schmal, hinten fast gerade. Das Schildchen län-
ger als breit. Die Flügeldecken länglich, an der Wurzel am brei-
testen, an der Spitze etwas stumpf, die Schultern rechtwinklig. Die
Beine lang, die Schenkel dick, keulförmig, mit einem starken zusam-
mengedrückten Zahn an der Unterseite; die Schienen dünn, die vor-
deren leicht, die hintersten stark gekrümmt. — Eine neue Art, St.
curvipes (dieselbe gleicht dem Cure, attelaboides F. Ol., welcher
angeblich aus Brasilien, wahrscheinlich aber ebenfalls aus Neusee-
land ist, und auch in diese Gattung zu gehören scheint).
• Als neue Arten aus Neuseeland sind ausserdem beschrieben:
Anthribus incertus ^ Rhinaria Qtuberculata, Otiorhynchus gri~
seuSy Psepholax b arhifrons ^ coronatus; Euthyrhmus squa-
miger, Piatypus apicalis. — Von Interesse ist auch die Bemer-
kung, dass der schöne Brenthus harbicornis F. im Holze der Kaudi-
fichte (Dammara australis) lebt.
Folgende südamericanische Rüsselkäfer sind von Blanchard
(d'Orb. Voy. Am m.) als neue Arten abgebildet: Ptychoderes bical-
losus von Rio Janeiro, Ste}ioce?'us nigrot essellatus , Arrheuodes
■perforatus^ Cydianerus Chevrolatii, Oxyops signatus ^ Ha-
dromerus aureus aus Bolivien, Heilipus mixtus von Corrientes,
Centrinus flavipenniSy semiluctuo sus^ Naupactus sulphureo-
signatus, glaucivitt atus^ rubricolliSy Phytoiiomus ochra-
ceus, Baridius fle xuosus , Heilipus hiplagiatus aus Bolivien,
Baridius inotatus von Corrientes, Sipalus luteosignatus, eben-
daher, Sphenophorus crassus aus Patagonien, rubrotessellatus
aus Bolivien, Cossonus bipunctatus von Corrientes, Phloeotrupes
caelatus aus Bolivien.
Eine grosse Reihe neuer Arten hat Guerin im Text zur Ico-
nogr. d. Regn. An. bekannt gemacht:
Oxycorynus ar malus Buq. aus Brasilien, ist ohne Zweifel das
Männchen des A. melanocerus, wie der Verf. auch richtig muthmasst.
(S. 138).
Sy^ygops tuberculatus, Desjardinii^ fuscipes, prasi-
nus, cinereus. Von Bourbon und Mauritius (S. 142).
Cleonus H eifert Chevr. aus Sicilien (S. 144).
Laemosaccus Sil&ermantii Chevr. aus Buenos Ayres (S. 145).
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 123
Prionomerus Leprieuri und
Toxophorus hrenthoides Buq. aus Cayenne (S. 146).
Sternechus candidus und iOmaculatus aus Brasilien.
Hetllpus crassirostris aus Brasilien, affinis aus Bolivien,
elegans, Norrisii, Clievrolat il, Bohemani aus Columbien,
tomentosus von Montevideo, viduus aus Bolivien, Gyllenhalii
desgl. und aus Cayenne, vnguictilatus , alternans aus Colum-
bien, Buquetii^ bidentatus ^ d'' Orbignyi aus Bolivien, hipla-
gi'atus aus Columbien (S. 147— 153).
Aleides Chaudoiri Chevr. aus Persien (S. 154).
Myorhinus Brüll ei Chevr. aus Griechenland.
Tac/iygorius hydropicus aus Brasilien, phalangium undLe-
prieuri aus Cayenne (S. 155).
CJiolus trifasciatus aus Brasilien, irroratus aus Cayenne,
lituratus aus Bolivien, carinatus aus Cayenne (S. 156).
Aphyorhamphus rugosus aus Brasilien. Diese neue Gat-
tung steht zwischen Rhinastus und Litomerus in der Mitte, indem
sie von der ersteren die flache Oberseite, die an der Wurzel und den
Seiten erweiterten Flügeldecken und einen starken Brusthöcker, aber
an der Mittel- und nicht an der Vorderbrust — von der letzteren
die dünnen Fühler mit den gestreckten Gliedern hat (S. 158).
Rhinastus latisterjius aus Bolivien (S. 159).
Eurhinus suturalis und atritarsis Chevr. aus Mexico
(S. 160).
Diorymerus bicolor Chevr. aus Brasilien, sutura nigra
Chevr. aus Peru (S. 162).
Cratosomus Lafontii aus Columbien, Corbyi yon Maragnan,
flavofasciatus aus Brasilien, fasciatopunctatus aus Boli-
vien, dentirostris und auritus aus Brasilien, Buquetii, bison
Chevr., setosus Chevr. aus Cayenne, Lherminieri aus Columbien
(S. 163-167).
Anchonus carinatus aus Columbien (S. 168).
Leprosomus aries^ cornutus, lancifer aus Columbien.
Diese neue Gattung weicht von Anchonus nur darin ab, dass das
Halsschild beim Männchen meist ein spiessförmiges Hörn hat, und
die Fühler dünner sind, die beiden ersten Glieder der Geissei fast SQ
lang als die sechs folgenden zusammen.
Ommatolampes tetraspilotus von Java (S. 170).
Calandra (Sitophilus) Ta'itensis von Taiti, viduus von Bour-
bon, Banonii von Cayenne (S. 171).
Protocerius grandis aus Vorderindien (S. 174).
Rhynchophorus nitidulus aus dem Innern Brasiliens und aus
Bolivien, elegans von Java (S. 175).
Cyrtotrachelus Buquetii von Bombay, ILmaculatus Buq.,
myrmidon Buq. von Java (S. 176).
124 Erich son: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Megaproctus ocellatus von Java, affinis von Malakka, /«//■-
formis Buq. von Java (S. 177).
Cercidocerus Schönherri^junchris^ eximius von Java, der
zweite auch von Malakka (179).
Es ist zu bemerken, dass bei der Aufstellung dieser Arten die
Supplementbände von Schönherr's Werke nicht berücksichtigt sind,
und dass sich mehrere (z.B. Ileilipiis unguiculatus) unter gleichen
oder unter verschiedenen Namen dort beschrieben finden (z.B. Hei-
lip. Gyllenhalü Guer. = Cuvieri Seh.).
Diaprepes Doubiieri Guerin (Ann. d. 1. Sog. Ent. d. Fr.
Bull. S. civ) von St. Domingo, ist von D. festivus dadurch unter-
schieden, dass er nur eine schwarze erhabene Längslinie auf dem
Rücken jeder Flügeldecke hat.
In Sachsen haben sich Otiorhynch. nigrita und sulcatus , beson-
ders der erstere in beträchtlicher Menge am Wein gezeigt, dessen
junge Schösslingc von ihnen abgefressen wurden-, v. Kiesen wetter
zweifelt aber daran, dass aus diesem Frasse für den Weinstock ein
eingreifender Nachtheil entstände, weil trotz des zahlreichen Auftre-
tens der Käfer die Weinerndte reichlich gewesen sei. (Allg. Deutsch.
Naturhist. Zeit. L S. 567).
Die Verwandlung von Baris pia'nus und cuprirostris ist von
Leon Dufour beobachtet (Note sur les metamorphoscs et le genre
de vie des Baris picinus et cuprirostris Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr.
IV. S. 453). Die Larven, welche denen der übrigen Rüsselkäfer glei-
chen, leben im unteren Theile der Kohlstöcke, G — 8 in einem Stock.
Die Verpuppung geschieht in ihren Gängen. Die Käfer nähren sich
von derselben Substanz, nämlich dem Fleisch der Kohlstöcke.
Wissmann (Entom. Zeit. S. 24) bemerkte, dass Hyles. piniperda
Gyli. und minor Hart, eine Ggliedrige Fühlergeissel haben, und darin
von Dendroctonus sich entfernen, wohin sie von mir gerechnet sind.
Ders. (ebenda) hat Bostr. Saxesenii Ratz, schon in allen Wald-
bäumen angetroffen, und in Menge in der italienischen Pappel beob-
achtet, deren er eine bedeutende Anzahl von Stämmen gctÖdtet hatte.
Hier entdeckte der Verf. auch das noch unbekannte Männchen, wel-
ches vom Weibchen in der Gestalt sehr abweicht, und in viel gerin-
gerer Anzahl (etwa ein Dutzend cT auf 100 %) vorhanden ist.
Von Kolenati (Melet. IIL S. 38. T.14) sind einige neue Borken-
käfer aus Transkaukasien beschrieben: Ihjlurgus longulns, Hyle-
sinus brevicollis , ßostrichus Rai%eburgiiy Dulmerincqui.
Die in vorigem Jahresberichte erwähnten Beobachtungen von
Letzner über Eccoptogaster Pnnii und Pyri wurden von demselben
durch neue Mittiieilungen bestättigt und vervollständigt, auch wurde
E. rugulosns nebst seinem Frasse beobachtet (.\rb. u. Veränd. d.
Schles. Gesellsch. i. J. 1846. S. 76).
Auch Guerin theilte Beobachtungen über Eccoptogaster (Scoly-
tus), namentlich E. destructor mit (Compt. rend. XXllL S. 296. Rev.
Naturgeschichte der Inscctcn während des Jahres 1810. 125
Zool. S. 280. Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. i.xix, lxxvii). Sie
stimnKMi wesentlicli mit den gleichzeitigen und früheren Letzner's
iiberein.
llobcrt's Verfahren, dio von Kcco])to<;astcr anf,'egriffencn Ulmen
durch Ausschähini; von Längsstreifen aus der Kindo zu heilen, soll
sich bereits durch dreijährige Erfahrung bewährt haben. Ein gleiches
Verfahren an den Eschen ^vird gegen Hylcsinus crenntus und an
Apfelbäumen gegen CalUdiuni gerühmt. (Compt. rend. XXII. S. 253).
Cerafnbycini, Wissmann (Entom. Zeit. S. 25) machte dar-
auf aufmerksam, dass als Unterscheidungsmerkmal ZM'ischen Ceram-
bycinen und Chrysomelinen die Enddornen der .Schienen zu beachten
seien, welche bei den Cerambycinen sehr allgemein vorkommen,
während sie bei den Chrysomelinen nur an den Ilinterschienen von
Ilalticen bemerkbar sind.
Eine grosse Menge neuer Arten sowohl als auch mehrere neue
Gattungen aus dieser Familie sind im Texte zu (Juerin's Iconogr. d.
Ilegn. An. von Buquet, Chevrolat und Guerin beschrieben. —
\ier neue Arten, unter denen zwei zugleich neue Gattungen bilden,
wurden von White Ann. n. bist. XVllI. S. 47. T. 1, eine grössere Zahl
aber in den Keisewcrken von Iloss (Ereb. u. Terror) und Stokes
bekannt gemacht.
Zur l*rio n ier -Gruppe gehört die neue (iatt. Lop kos t ernus
Guerin (a. a. O. S. 209), welche sich zunächst an Dissosternus IIopc
schliesst, von dem sie sich dadurch unterscheidet, dass das Proster-
num weniger vorragt, und eine einfache abgerundete Vorragung bil-
det, und dass die Fussglieder stärker erweitert sind, mit deutlich
zweilappigem dritten Glicdc: L. Buquetii aus Java. Eine andere
Art, L. I/opei aus Assam weicht durch die Form des Schildciiens
und durch breitere, an der Spitze schräg abgestutzte Taster ab, und
in der Erwartung, dass sie sich vielleicht in der Folge als eine eigene
Gattung ausweisen werde, hält der Verf. schon den Namen Cy r to-
st ernns für dieselbe bereit.
Ausserdem sind ebenda neue Arten von ()rtho?ncgas^ Poecilosoma
{riifipcniic ^ blosse Abänd. von ornatiim), Poli/arthrov^ Vyrodcs^ Mal-
laspis, Ccroctcnus und Mallodon {gracilicorne) beschrieben.
lilanchard bildete in d'Orb. Voy. Am. m. als neue Arten ab:
N avosoma triste (- Ergates biimpressus Dej.) aus Brasilien, Ma-
crotoma melitae-eques (- M. gracilicorne Buq. s.o.) aus Chile,
Poecilosotna intricatum aus Bolivien, Pgecilosoma rufipenne (Dej.
= P. semirufum Newm. s. o.) aus Brasilien.
Hai dem an ( Proceed. Acad. Philadelph. III. S.125) stellte eine
neue Art, l'rionus fissicoriiiSf dem P. imbricornis verwandt, aus
dem l'elsengebirge, und eine neue Gattung Sphenostethus (S. 126)
auf. Dieselbe scheint mit Solenoptera verwandt zu sein, und zeich-
net sich durch den genauen Anschluss des Ilalsschilds an die Flügel-
decken aus; ebenso schliessen Pro- und Mesosternum, welche ge-
126 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
meinschaftlich gekielt sind, genau aneinander. Das Halsschild ist an
den Seiten gerundet, unbewehrt; das Schildchen dreieckig, die Flü-
geldecken an der Wurzel einzeln gerundet, an der Spitze fein gesägt.
Die Fühler von weniger als halber Körperlänge. S. serripennis ,
glänzend schwarz, oben rauh punctirt, ist aus dem südöstlichen Pen-
sylvanien.
Aus der Gruppe der eigentl. Cerambycinen sind vonGuerin(a,a.
O.) ausser neuenArtenvonCerffo-cwzö, Cosmocerus.Callichroma, Chlori'da,
Arotniay Malacopferus , Promeces, Closteropns, Elaphidium, Eriphus,
Ceramhyx (Hamaticherus), Trichophorus, Criodion, Orion^ Cosmisoma,
Coremia^ Sphaerion , Cordylomera., Pteroplatits, Caltidium, Rhopalo-
phora, Rhinotragus folgende neue Gattungen und Untergattungen
aufgestellt.
Amallocerus (S. 218) , »Kennzeichen dieselben wie die von Lo-
phonocerus, nur die Fühler unbehaart, und die Flügeldecken gegen
die Spitze hin verflacht und erweitert. Eine neue Art A. spinosus^
aus Brasilien.
St ernoplistes (S. 224) üntergatt. \on Pnrpuricenus mit kegel-
förmig vorragendem Mesosternum. P. {Steniopl.) Temminckii
aus Japan.
Anoplotnera (S. 224) „Eburien ohne Dornen an der Schenkel-
spitze." Eine neue Art ist A. rotundicollis aus Brasilien.
Platyarthron (S. 230) an Criodion sich anschliessend, wovon
es durch verlängertes und glattes Halsschild, etwas flachgedrückte,
eirundliche, kurze Fühlerglieder und abgerundete, ungedornte Spitze
der Flügeldecken abweicht. PL bilineatum aus Mexico.
TJragus (S. 230) Taster kurz, mit grösserem eiförmigen End-
gliede. Die Fühler kürzer als der Körper, das Iste Glied grösser,
keilförmig, das 2te sehr klein, die folgenden umgekehrt kegelförmig,
an Länge allmählich abnehmend. Der Kopf vorn senkrecht abge-
stutzt, mit tief ausgerandeten Augen. Das Halsschild fast so lang
als breit, an den Hinterecken tief ausgeschnitten, mit einem Dorn
an der Ecke dieses Ausschnitts. Der Körper lang, walzenförmig.
Eine neue Art, V. hamaticollis aus Patagonien.
Callimus Mulsant (Col. d. Fr. Longic. SuppL). Die 4 vor-
deren Schenkel stark keulförmig" verdickt, die Flügeldecken hinten
klaffend, die Fühler nach der Spitze hin etwas verdickt. Die Art
C. Bourdini Muls. ist offenbar einerlei mit Callid. cyaneum F.
Von White sind in Stockes Discov. L S. 510. T. 2. F.6,4 zwei
neue neuholländische Cerambycinen bekannt gemacht, wovon die
eine, Cyclodera quadrinot ata, eine neue Gatt, bildet, welche
der Verf. mit Arhopalus und Hesperophanes vergleicht, welche aber
eher mit Purpuricenus verwandt zu sein scheint; die andere, Clytus
{Obrida) fascialis benannt, ist ebenfalls weniger mit Clytus als
mit Callidium verwandt. Genaue Feststellung der Gattungen fehlt
bei beiden.
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 127
Von Demselb. sind noch zwei neuseeländische Gattungen auf-
gestellt.
Ophryops^ mit Tricheops und Uracanthus verwandt: Der Kopf
am Ende kaum gebogen, hinten stark eingezogen. Die Fühler viel
länger als der Körper, die Glieder vom 5ten bis Uten gleich lang,
viel länger als die vorhergehenden. Die Augen mondfÖrmig, der un-
tere Theil grösser, der Innenrand mit kurzen feinen Härchen dicht
eingefasst. Das Halsschild so lang als breit, die Seiten glatt, fast
gleichlaufend; die Flügeldecken lang, schmal, kaum breiter als das
Halsschild, weich, mit stumpfer Spitze. Die Beine ziemlich lang,
die Schenkel allmählich verdickt. Eine neue Art, 0. pallidus, aus
Neuseeland.
Eburida^ mit Eburia und Phoracantha zunächst verwandt. Die
Fühler länger als der Körper, leicht behaart, unbedornt, das 1. Glied
schwach gebogen, an der Spitze knopfförmig verdickt; die Endglieder
der Taster abgestutzt; die Augen mondförmig, der untere Theil
grösser, der Einlenkung der Mandibeln gegenüber leicht ausgebuch-
tet. Das Halsschild etwas länger als breit, vorn und hinten gleich
breit, an den Seiten leicht gebogen und mit einem kleinen Dorn hin-
ter der Mitte; auf dem Rücken vorn ein Paar runder, leicht erhabe-
ner Höcker. Die Flügeldecken gleich breit, ohne Enddorn. Die
Beine ziemlich lang, stark keulförmig, mit unbewehrter Spitze. Eine
neue Art, E. sublineata^ aus Neuseeland.
Neue Arten aus Neuseeland sind Coptomma acutipenne und
Callidium? diversicorne White (Erebus u. Terror XL).
Von Blänchard (D'Orb. Voy. Am. m.) wurden folgende süd-
americanische Arten abgebildet: Pteroplatus aniiulipes aus" Boli-
vien, Eriosoma lanaris aus der Punaregion der Cordilleren bei
Potosi, Coccoderes tristis aus Bolivien. Eburia speciosa von
Chile, E. vittatUy formosa aus Bolivien, E. gratiosa aus Brasi-
lien, Trichophorus interrog ationis; Phymatioderus hi%ona-
tus aus Chile, Criodion eburioides aus Patagonien, Graminico-
sutn flavofasciatum aus Chile, Miopteryx spiniger aus Bo-
livien, Cosmisoma f or m 0 s a aus Bolivien. — Die letzte ist eine Lin-
neische Art, nämlich Cer. ammiralis L.
Von ISlannerheim wurde Callidium dimidiatum aus üna-
laschka (Bull. Mose. S. 515), von Haldeman Molorchus tenuipes
aus Pensylvanien (Proceed. Acad. Philad. III. S. 126) beschrieben.
Die letztere Art lebt in abgebrochenen Zweigen des Hickory (Carya).
Romand berichtete, dass bei ihm ein Clytus kpunctatus F. sich
aus einem Armstuhl, welcher wenigstens vor 20 Jahren gearbeitet
war, durchgebohrt hatte, und vermuthet, dass die Larve so lange
Zeit im Holze gehaust habe. Es ist dies um so eher glaublich^ als
schon ähnliche Fälle bei Holzinsecten beobachtet sind.
Neue Gattungen der L am i arten- Gruppe sind:
Sarothrocera White (Ann. n. hist. XVUL S. 47. F. 6). Mit
128 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Cerosterna und Batocera verwandt; das erste Fühlerglied an der
Spitze mit einem Haarbüschel, das 3te— 7te Glied an der Hinterseite
mit ziemlich langen Haaren gewimpert. Die Flügeldecken an der
$chulter fast gedornt, an der Spitze gerundet. S. Lowii von Borneo.
Tetrorea White (Ereb. u. Terror XI. S. 21). Der Kopf zwi-
schen den Fühlern eingeschnitten, die vier Endglieder der Fühler die
längsten, leicht gekrümmt, jedes Glied innen gewimpert; das Hals-
schild kurz, etwas länger als breit, 4höckrig, 2 Höcker auf der Mitte
des Rückens, zwei grössere an den Seiten; die Flügeldecken verlän-
gert, mit stumpfer Spitze, winkliger Schulter und einem Hocker zwi-
schen diesen und dem Schildchen; die Schenkel sehr dick. Eine neue
Art, T. cilipes^ aus Neuseeland.
^^a/?aw?/u'n den Flügelrippen, „Mährend Haftborste, Zunge und Neben-
augen", sagt der Verf., „bei nächstverwandten Arten bald fehlen, bald
vorhanden sind, die Palpen, Fühler und Beine bei eben so nah ver-
wandten ungemein abweichend gebildet sind, bleiben die Flügelrippen
immer beständig und geben sichere Anhaltspuncte, wenn man die
zufälligeren Abweichungen von den wesentlicheren zu unterscheiden
gelernt hat. Und auch hier giebt die Natur selbst die sichersten
Fingerzeige, indem die Verschiedenheiten am Ursprünge der Rippen
gewiss wesentlicher sind als jene, welche erst gegen den Saum hin
stattfinden, und deshalb auch früher berücksichtigt werden müssen,
als die aus ihnen entspringenden Aeste."
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 157
Der Verf. stellt deshalb die Hepialiden voran als die Gruppe,
hei welcher die meisten Rippen aus der Wurzel entspringen: bei
ihnen theilt sich die Mittelzelle aller Flügel in drei ziemlich gleiche
Theile und haben die Hinterflügel denselben Verlauf und fast dieselbe
Zahl der Rippen wie die Vorderflügel. — Hieran schliessen sich
mehrere Gruppen, bei welchen die Wurzelzelle zwar nur in zwei
Zellen getheilt, eine dritte Zelle aber zwischen das Ende derselben
eingeschoben ist, ohne die Wurzel des Flügels zu erreichen. Hier
finden sich standhaft an den Vorderflügeln 2, an den Hinterflügeln 3
gesonderte deutliche Innenrandsrippen. Es gehören hierher die Co s-
siden, Cocliopoden und Zygaeniden. — Die Heterogyni-
den haben dieselbe Zahl der Innenrandsrippen, aber die Wurzelzelle
ist nur auf den Vorderflügeln getheilt. — Die Psychiden haben auf
allen Flügeln eine 2theilige, auf den Hinterflügeln sogar bisweilen
eine 3theilige Wurzelzelle; aber auf den Vorderflügeln nur Eine In-
nenrandsrippe, welche sich jedoch nahe an der Wurzel in zwei
Aeste gabelt. — Zwei vollständige Innenrandsrippen der Vorderflügel
kommen nicht weiter vor, Mohl aber drei der Hinterflügel bei den
Sesiiden (und vielen iMicrolepidopteren). Diese Fam. ist sehr eigen-
thümlich, und hat nur durch die Fühlerbildung Aehnlichkeit mit den
Sphingiden, durch die Rippen der Hinterflügel mit den Synto-
miden: bei beiden setzt sich nämlich die Vorderrandsrippe der
Mittelzelle in gerader Richtung als letzte Rippe zum Saum fort. —
Endlich verbindet der Verf. die Spinner und Eulen zu der Fam. No-
ctuo-Bombycides, deren Kennzeichen „borstenförmige Fühler,
V^orderflügel mit Einer Innenrandsrippe, Hinterflügel mit zweien und
noch mit Rippe 2 — 8, bisweilen Rippe 5, selten auch 6 fehlend."
Die Hepialiden bestehen nur aus der Gatt. Hepialus, die Cos-
siden aus Cossus F., Zeuxera Latr., Endagria Boisd. (C. pantheri-
nus O.) und Stygia Latr., die Cocliopoden aus Limacodes Latr.
(= Heterogenea Knoch.), die Psychides nur aus PsycJie, die He-
terogyniden aus Heterogynis Boisd., die Zygaeniden aus Pro-
cris und Zygaena, die Syntomiden aus Syjitomis O. und Naclia
Boisd., die Sesiiden aus Paranthrena Hü., Bembecia Hü., Trochilium
Scop. und Sesia Lap.; von ihnen ist die Gatt. Thyris als eigene Fa-
milie Thyridides abgesondert, denn sie weicht sowohl im Bau der
Flügel als auch durch den Mangel der Nebenaugen ab ; unter den
Sphingiden sind nur die Gatt. Macroglossa, Sphi7ix , Acher ontia
und Smerinthus aufgenommen, die Noctuo-Bombyces endlich in
die Gruppen Satumides, Endromides, Bonibycides, Eucleides, Drepa-
nulides, Notodontides , Cymatophorides , Noctuidesy Liparides, Chelo-
nides, Lithosides und Nycteolides getheilt.
Kritische Bemerkungen zu der systematischen Bearbeitung
der Schmetterlinge von Europa, als Text Revis. u. Suppl. zu
Hübner's Samml. europ. Schmett. von Dr. Herrich - Schäflfer,
von C. F. Frey er in Augsburg (Isis S. 48).
158 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Von Frcyer's ,,Neue Beiträge zur Schmetterlingskunde"
sind das 81 — 82ste Hft. (das 1 — 2te Ilft. des 6ien Bds.) er-
schienen.
Ein neues wichtiges Werk ist von Edw. Doubleday
unter dem Titel „the Genera of Lepidoptera" als ein Gegen-
stück zu Gray's „the Genera of Birds" angefangen.
Da ich noch nicht zur Benutzung desselben habe gelangen kön-
nen, muss ich den näheren Bericht darüber bis zum nächsten Jahre
verschieben.
Historia Lepidopterorum Agri Bononiensis, von Berto-
loni in den Novi Commentarii Academiae Scientiarum Insti-
tut! Bononiensis, Tom. VIII. fasc. I. (1846) S. 105.
Ein Auszug, die Microlepidopteren, ist in den Nuov Ann. dcll
Sc. nat. di Bologn. VI. S. 406 gegeben; es sind nicht mehr als 41
Microlepidopteren aufgeführt.
„Lepidopterologische Fauna von Lievland und Curland,
bearbeitet von Friedrike Lienig, geb. Berg, mit Anmer-
kungen von P. C. Zeller." Isis S. 175.
Eine treffliche Arbeit, welche nicht allein über das Vorkommen
der Schmetterlinge in Liev- und Curland, sondern auch über ihre
Flugzeit, die früheren Stände und die Futterpflanzen reichhaltige Be-
lehrung giebt. Besonderes Interesse gewinnt diese Arbeit dadurch,
dass die Verfasserin, bei angeborner, ernstlicher Neigung durchaus
auf sich selbst angewiesen war, und sich alle Mittel zu ihren For-
schungen selbst schaffen musste. Eine vorzügliche Aufmerksamkeit
ist den Microlepidopteren gewidmet. Es wäre dieser Abhandlung
eine recht grosse Verbreitung zu wünschen, weil sie für die Art,
wie man zu beobachten hat, wohl als Muster empfohlen werden
kann, und Hr. Zeller hat sich sowohl durch die Veröffentlichung dieser
Arbeit als durch die schätzbaren Bemerkungen, mit denen er sie be-
gleitet hat, ein grosses Verdienst erworben. Die neu entdeckten
Arten sind unten namhaft gemacht.
Eine Anzahl neuer russisch-sibirischer Schmetterlinge ist
von Eversmann beschrieben (Lepidoptera quaedam nova in
Rossia observata. Bull. Mose. S. 83. T. 2).
,,Ueber einige von Di. Stubendorf gesammelte sibirische
Schmetterlinge", von Menetries (Bull. Phys. Math, de I'Acad.
de St. Pc'tersb. V. S. 262).
Es sind 10 Schmetterlinge, unweit des Flusses Khorma im Bezirk
von Kansk, Gouv. Jenisseisk, gesammelt, nämlich Pap. Mac/iaoti,
Parnass. Ahieinosyne, eine vielleicht örtliche Abänd. ohne schwarzen
Fleck am Vorderrande der Vorderflügel, auf dem ersten Anblick
einer P. Cracaegi gleichend j — Argijnm's Jglaia., Poles var, h/s
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 159
Hübn., Euphrosyiie, Athalia und Erebia Stubendorffii (über diese
letzte neue Art s. u ).
Die im Kaukasus und in Transkaukasien beobachteten
Schmetterlinge wurden von Kolenati (Meletemata Entom. V.
S. 80 — 112) mit genauerer Angabe des Fundorts der einzel-
nen Arten aufgeführt.
Neue Arten sind von Bryand (Description de Lepidop-
teres nouveaux, Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 201. T. 8)
und vonOoubleday (Descriptions of nevv or imperfectly de-
scribed Diurnal Lepidoptera, Ann. nat. bist. XVII. S. 22. XVIH.
S. 371) bekannt gemacht.
,,Lepidopterologische Mittheilungen" von Zell er (Ent.
Zeit. S.323).
lieber das Vorkommen vieler Schmetterlinge, besonders Raupen
in dürren Sandgegenden.
,,Lepidopterologische Beiträge" von Standfuss (ebend.
S. 380).
„ Lepidopterologische Beiträge. Von Dr. Ad. und O.
Speyer. V. Zur Naturgeschichte einzelner Arten." (Isis S. 19).
Eine an Merthvollen Beobachtungen reichhaltige Arbeit.
„Lepidopterologische Beiträge. Von Dr. Ad. und O.
Speyer. VI. Raupen und Pflanzen." (Isis S. 84).
Eine höchst anziehende Abhandlung, in welcher die Verf. das
Verhältniss der deutschen Schmetterlingsfauna zur deutschen Flora
anschaulich machen. Für die letztere ist mit Recht Koch's Synopsis
zum Grunde gelegt, nach welcher etwa 3160 Phanerogamen vorkom-
men, Schmetterlinge sind etwa 2200 Arten bekannt, nimmt man aber
an, dass die letzteren noch bei weitem unvollständiger bekannt sind
als die Pflanzen, rechnet man ferner 79 Kulturpflanzen, welche keine
eigenthümliche Raupen ernähren und 175 auf Istrien beschränkte
Pflanzen ab, so wird sich ergeben, dass die Zahl der Schmetterlinge
der der wildwachsenden Phanerogamen ziemlich gleich kommt. Die
Anzahl der von Cryptogamen oder nicht pflanzlichen Stoffen sich
nährenden Raupen ist sehr gering, so dass diese das Verhältniss
nicht merklich stören, nach welchem auf jede phanerogamische
Pflanze ein Schmetterling käme. Eine solche Vertheilung findet aber
nicht Statt. Die Verf. haben gegen 1000 Raupen aufzählen können,
und diese vertheilen sich, den vorhandenen Angaben zufolge, auf nur
390 Pflanzenarten in etwa 260 Gattungen. Es ist also weit über die
Hälfte der Pflanzen von Raupen unbewohnt, während die übrigen
durchschnittlich 2 bis 3 Arten ernähren, abgesehen von der durch
Polyphagie vieler Arten bedingten Vermehrung dieser Gäste. Zum
Theil mag dies auffallende Verhältniss auf mangelhafter Beobachtung
160 Erich son: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
beruhen, indem die so häufigen Angaben des Raupenfutters „niedere
Pflanzen", ,, Gräser" keinen botanischen Sinn haben. Eine wissen-
schaftlichere Behandlung auch dieses Theils der Schmetterlingskunde
wird allgemach die jetzt noch vorhandenen grossen Lücken desselben
ausfüllen, sobald die Beobachter, wenn ihre eigenen botanischen
Kenntnisse nicht ausreichen, den Botaniker zu Rathe ziehen, um
jedesmal den systematischen Namen der Nalirungspflanze einer beob-
achteten Raupe angeben zu können.
Von den zur Zeit bekannten Raupen fallen den Dicotyledoncn
etwa 0,85, den Monocotyledonen 0,10, den Acotyledonen 0,05 zu.
Die raupenreichste Familie ist überhaupt die der Amentaceen, und
unter diesen wieder die Eiche (ohne Unterschied der Art), welche
allein gegen 200 Arten, also etwa ein Fünftel aller bekannten Rau-
pen ernährt, und unter diesen recht viele Arten, welche jedes andere
Futter verschmähen. Sonst ist ein grosser Theil dieser Raupen meh-
reren oder allen Laubhölzern gemeinsam, z. Th. mit Einschluss der
Linde und Ulme. So hat die Buche zwar eine Menge Raupenarten,
welche sie vorzugsweise lieben, aber kaum einige, welche ihr eigen-
thümlich sind, aufzuweisen. Dasselbe ist mit Corylus und Carpinus
der Fall. Die Birke nimmt nach der Zahl der Raupen, welche sie
bewohnen, die zweite Stelle ein, auch hat sie eine Anzahl eigenthüm-
licher Arten, welche sich indess z. Th. auf der Erle wiederfinden.
Die Gattungen Salix und Populus nehmen die dritte Stelle ein; die
grössere Hälfte ihrer Raupen besitzen sie gemeinschaftlich. Fast
abgeschlossen sind die mehr an Individuen als an Arten reichen Be-
wohner der Nadelhölzer; und zwei Arten (Lip. monacha und Enn.
dentaria, von denen letztere vielleicht auf Flechten angewiesen ist)
fressen auch auf Laubhölzern. Selten sind einzelne Schmetterlings-
formen auf einzelne Formen unter den Dicotyledonen angewiesen,
wie die Argynnis auf Violarieen, die Ophiusa auf Papilionaceen, auf
Blüthen und Früchte derselben die Bläulinge (Lycaena Fam. A. Ochs.),
auf Rumexarten die Feuerfalter (Lycaena Fam. B. Ochs.). — Unter
den Monocotyledonen gehören die Hipparchien ausschliesslich den
Gramineen an, diese Pflanzenfamilie ist in dieser Abtheilung über-
haupt die raupenreichste, arm sind die Cyperaceen; die Irideen,
Asparageen, Liliaceen, Colchiaceen, Junceen haben kaum eine eigen-
thümliche Raupenart aufzuweisen, die Orchideen scheinen sie ganz
zu meiden. Unter den Cryptogamen haben die Farne ein Paar eigen-
thümlicher Arten, auf die Laubmoose sind dieCrambus (nebstEudorea)
angewiesen, auf Flechten (Parmelia) die Lithosia, Bryophila u. a. m.
In Boletus leben einige Scardia- Arten. — Nachdem die Verf. noch
auf die Verschiedenheit der Pflanzentheile, welche den Raupen zur
Nahrung dienen, aufmerksam gemacht haben, geben sie ein vollstän-
diges, nach den Pflanzen geordnetes Verzeichniss der zur Zeit be-
kannten deutschen Raupen. Hoffentlich wird diese Arbeit Viele zu
weiteren Forschungen und Mittheilungen anregen.
Naturgeschichte der Insecteu wahrend des Jahres 1846. 161
Vapiliones, P a p i 1 i o n a r i i. Eine Anzahl neuer Arten von
Papilio ist wieder von Doubleday (Ann. nat. hist. XVUI. S. 371 )
aufgestellt worden: P. An ti erat es von Sylhet, P. Leosthenes
aus Australien, P. Branchus von Honduras, P, Phartiaces aus
Südamerica, P. fJarmodtus, Istdorus und Madyes aus Bolivien.
Bemerkungen über das Vorkommen von Doritis Apollo und
Mnemosyne theilte Standfuss mit (Ent. Zeit. S. 381).
Eine neue Gatt. Isniene wurde von Nickerl (ebenda S. 207.
Taf. 3) aufgestellt: „Antennae breves, capitis atque thoracis longitu-
dinem vix superantes , clava subarcuata, compressa, ovali, brevi, ca-
pitata. — Palpi capite longiores, frontem ultra assurgentes, hirsutis-
simi, indistincte articulati. — Alae anticae subtrigonae, posticae ad
marginem interiorem excisae (non canaliculatae), area discoidea ultra
medium extensa, m^rginibus maculato-fimbriatis." Die Form der
Fühler und Taster Qriiinert an Anthocharis, während der Innenrand
der Hinterflügel einfach ausgeschnitten ist wie bei Doritis; die Zeich-
nung der Flügel erinnert an beide Gattungen. / Helios ist aus der
westlichen Kirgisensteppe.
Pierides. Eine Anzahl neuer Arten wurde von Doubleday
(Ann. of nat. hist. XVII. S. 22) aufgestellt: P. Habra von Hondu-
ras, P. Clevianthe und Lea von Moulraein (Hinterindien), P.
Rheiia und Theora von Aschanti,
Die Frage über die Identität von Anthocharis Belia und Auso-
nia ist im Bull, der Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. (S. xvi, lxvi) noch
mehrfach erörtert worden, und man will für Boisduval's Ansicht,
dass beide nur die verschiedenen Generationen Einer Art seien, keine
Bestättigung finden, denn es wird festgestellt, dass Belia im März
und April, Ausonia das erste Mal im Juni, das zweite Mal im Sep-
tember und October erscheine, zugleich stimmen Daube und Gras-
lin darin überein, dass Belia einen rascheren Flug habe. Graslin
sagt ferner „wenn diese beiden Schmetterlinge Eine Art ausmachen,
wie kommt es, dass alle Raupen der Belia iu dem viel wärmeren
Spanien (Granada in Andalusien) mir nie eine Ausonia im Herbste
gegeben, und dass die ^?/.yo;i/«-Kaupen der Sarthe (Frankreich) nicht
einige Belia für den nächsten Frühling aufgespart haben?" Diese
Frage, warum es in Frankreich drei, in Spanien nur zwei Genera-
tionen der Belia- Ausonia giebt, löst sich aber sehr einfach durch
die Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse, indem auf der
südspanischen Hochebene auf die Dürre des Sommers unmittelbar
der Winter folgt, also mit dem Herbste auch die Herbstgeneration
ausfällt. Der andere Einwand, dass Belia einen rascheren Flug habe,
spricht auch nicht gegen die Einerleiheit dieser Schmetterlinge, denn
es findet auch bei anderen Arten statt, und ist vielleicht allgemein,
dass die Frühlingsgeneration ungleich flüchtiger ist als die des
Sommers.
Archiv f. KuUirgcbLli. Alll. JaLvii. 2. IJd- L
152 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Bemerkenswerth ist das von Belier de la Chavignerie ange-
zeigte (ebenda S. xciv.) Vorkommen der Anthocharis Belemia in der
Bretagne.
Heliconides. Guerin (Iconogr. R. A. texte S. 469— 473) be-
schrieb eine Anzahl neuer Arten: H. Horten se aus Mexico, H.
Zelie aus Bolivien, H. Annette aus Mexico, H. Victorina aus
Bolivien, H. Cotytto aus Mexico, H. Sylphis aus Bolivien, H,
Cornelia, H. Elisa ebendaher, H. Bomplandii slus Columbien,
Nerlas linenta aus Para.
Danaides. Ders. (a. a. O. S. 474) beschrieb Dan. (Euploea)
Desj ardinsii von der Ins. Rodriguez.
Nymphalides. Ders. (ebenda S. 474— 486) beschrieb folgende
neue Arten: Vanessa Musa von Madagaskar, V. Chorimene vom
Senegal, Cethosia Judith aus Columbien, Nymph, (Prepojia) Chro-
mus aus Columbien, N. {Thymetes?) Aidea von Campeche, Cata-
gramma Hesperis aus Bolivien, C. Astala und C. Anna aus
Mexico, C. MarschaUi , C. consobrina^ C. Humboldtii, C.
Bomplandii, C. Orhignyi^ C. Lehasii aus Columbien, C. di-
scoidalis aus Brasilien.
Die Raupe der Melitaea Maturna ist von Beliier de la Cha-
vignerie in der Nähe von Paris auf Eschen gefunden (Ann. d. 1.
Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. xii). Pierret fand die daraus gezogenen
Schmetterlinge grösser und stärker gezeichnet als die deutsche»,
(ebenda).
Satyrides. Als neue Arten sind aufgestellt Morpho Godartii
aus Bolivien und S. funebris vom Senegal von Guerin (Iconogr.
R. A. texte S. 487); Faunus t enebrosus aus Bolivien von Blan-
chard (d'Orbign. Voy. Am. m.) und Erebia Stub eiidorffii von
Menetries (Bull. Acad. Petersb.): „Alis rotundatis fuscis, utrinque
fascia submarginali, nervis interrupta, anticis disco macula subovata,
posticis subtus macula obliterata ferrugineis"; von der Form, der E.
Pharte, nur scheinen die Flügel etwas breiter; aus Sibirien.
Pierret theiite einige Bemerkungen über Satyr. Oedipus mit,
welche auch in Frankreich in der Sologne vorkommt, wo er schon
vor fast 20 Jahren von Rippert entdeckt ist. Diesem ist es aufge-
fallen, dass an allen Stellen, wo S. Oedipus fliegt, S. Hyperanthus
vermisst wird, so dass er also diese Art zu ersetzen scheint, wie
es mit Arg. Cyrene und Van. Ichnusa auf Corsica und Sardinien der
Fall ist. (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. lviii).
Die Artrechte der Hipp. Euryale wurden von Stand fuss (En-
tom. Zeit. S. 383) vertheidigt: Es findet kein üebergang zu Ligea
statt, und auch auf den tiefsten Flugplätzen von Eur. und den höch-
sten von Lig , wo beide gemeinschaftlich fliegen, sind sie stets streng
geschieden.
Die früherjen Stände der //. Briseis sind von Frey er (N. Beitr.
T. 482) abgebildet. — Die Raupe der S. Dejanira will Bellier de
la Chavignerie (a. a. 0.) von einer jungen Eiche geklopft haben.
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 163
Lycaenides. Die früheren Stände der Lycaena Adonis sind
von Freyer'(N. Beitr. T. 487) abgebildet. Die Kaupe lebt auf Co-
ronilla minima.
Hesperides. Eine neue Gatt. Euschcinon wurde aus Hesp.
Rafßesia Mac L. (King's Survey) von Doubleday gebildet, die sich
besonders auszeichnet durch eine beim Männchen vorhandene Flü-
gelfeder (retinaculum), der erste Fall, dass dieselbe bei einem Tag-
schmetterling beobachtet worden ist. (Stokes Discov. I. S. 513).
Castniaüae* Eine sehr interessante neue Gattung Sy ne-
mo n ist von Doubleday (ebenda) aufgestellt. Sie ist mit Castnia
zunächst verwandt, und weicht theils in den Verhältnissen der Taster-
glieder, theils im Flügelgeäder, theils auch durch die mehr knopf-
förmige Verdickung der Fühler ab. Eine schon beschriebene Art
dieser Neuholland eigenthümlichen Gattung ist Hesperia'^ Sophia
White (in Grey's Reise); zwei neue Arten sind S. Theresa und S.
Mopsa Doubl. Es ist indess die Geschlechtsverschiedenheit nicht
berücksichtigt.
Sphingide*» Zwei neue Arten sind von Guerin (Iconogr.
R. A. texte S. 494) aufgestellt: Sphinx Lefebvrei aus Bolivien
und Macroglossa Cynniris von der Ins. Mauritius.
Eine Abänderung der Raupe der Acherontia Atropos beschrieb
Bellier de la Chavignerie (Ann. Sog. Ent. d. Fr. Bull. S. cxii).
Beobachtungen über das Geschrei derselben theilte Paris mit
(ebenda S. cxiii). Auch die Raupe lässt ein solches hören, es ist
aber feiner und schärfer, und auf jeden Ton tritt zwischen den Man-
dibeln eine Art weissen Schleimes vor. Aehnlich verhält es sich
beim Schmetterling, wo zwischen den beiden Halbröhren des Rüssels
ein ähnlicher aber reichlicherer und mehr schaumiger Schleim sich
bewegt. Der Verf. hat sich durch wohl vierzig Beobachtungen über-
zeugt, dass das Ausstossen des Geschreis immer mit dem Ausstossen
und Einziehen dieses Schaumes verbunden ist. (Vergl. Jahresber. f.
1844. S. 141).
Sesiariae» Ueber die früheren Stände einiger Sesien sind
von Blisson schätzbare Beobachtungen mitgetheilt worden (Me-
moire sur les moeurs des chenilles des Sesies: Ann. d. 1. Soc. Ent.
d. Fr. IV. S. 207. T. 8. F. 2). Die Raupe der Sesia mutillaeformis
lebt in den Stämmen und grossen Aesten von Obstbäumen, in der
Umgebung oder am Rande der Trockniss, welche sich an alten
Schnittflächen oder Rindenblössen findet; man trifft sie immer unter
der Rinde an der Gränze zwischen dem grünen und dem abgestor-
benen Holze, von einer röthlichen Feuchtigkeit bedeckt. Die Raupe
ist Ausgangs des Mai oder im Juni erwachsen, der Schmetterling er-
scheint etwa vom 15. Juni bis zum 15. .^uli. — Die Raupe der S.
nomadaeformis und der S. vespiformis leben unter gleichen Verhält-
nissen in Eichen, sind im Mai oder schon im April vollwüchsig, und
1()4 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
die Schmetterlinge erscheinen im Juni. — Diese Sesien leben wahr-
scheinlich 2—3 Jahre als Raupen, denn man findet grössere und klei-
ivere zugleich, auch findet man gewöhnlich mehrere nahe bei einan-
der. — Die Raupe der 5. tipuliformis lebt einzeln in den Zweigen
des Johannisbeerstrauchs, aber nur in Zweigen von 2 — 3'" Dicke,
welche vor einem Jahre, oder früher, beschnitten worden sind. Sie
sitzt ebenfalls an der Gränze des Grünen und Abgestorbenen. Die
von der Raupe bewohnten Zweige fallen im Frühling, wenn der
Strauch sich frisch belaubt, dadurch ins Auge, dass an ihnen die
Blätter gelb nnd gleichsam welk sind, und später, wenn die Blätter
abgefallen sind, machen sie sich dadurch kenntlich, dass, so weit die
Raupe darin gefressen hat, die Rinde der Länge nach eingeschrumpft
und halb vertrocknet ist.
Die Verwandlung der Se&ia muHUaeformis ist auch von Letz-
ner beschrieben. Die Apfelbäume der Schweidnitzer Chaussee wa-
ren sehr von ihr angegriffen, so dass L. sie als sehr schädlich beur-
theilt. Besondere Aufmerksamkeit richtete er auf das Auskriechen
des Schmetterlings aus der Puppe (Arb. d. Schles. Gesellsch. i. J.
1846. S. 102). — Die Raupe der S. hylaeiformis fanden A. und O.
Speyer im April im Mark von Himbeerstöcken, der Schmetterling
erschien gegen Ende Juni's. — Die Raupe der S. bembeciformis wurde
von Doubleday im Innern von Weidenzweigen beobachtet. (Ann.
d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. lxviii).
Herrich- Schaff er (a a. O.) stellte eine Anzahl neuer Arten
auf: Paranthrena myrmosaeformis v. Heyd. (f. 30. 31) aus der
Türkei, Sesia braconiformis Friv. (f. 35. — vielleicht triatmuh'-
formis Frey.) aus Ungarn und Dälmatien; S. odyneriforinis Friv.
(f. 41); S. düleriformis iMann (f. 22. — vielleicht stelidiformis
Frey.) aus Dälmatien; 8 astatiforniis v. Heyd. (f 5. 6); S. ihy.
reiformis (f. 15. 16); S. aly &oniformis Friv. (t. f. 46) vom
Schneeberg bei Wien; S. mesiaejormis Kad. (soll wohl milesiae-
formis heissen! — f. 17. 18) aus Südrussland; S. emphy t iformis
aus Deutschland; S. halictt formt s (f- 42) aus Ungarn; S. foeni-
formis Kad. (f. 11) aus Südeuropa; S. ory ssiformis v. Heyd.
(f. 45). — Im Ganzen sind 45 Arten aufgeführt. — Von Kolenati
ist eine 5". tenthredimjormis var. schixocer iformis aus Transkaukasien
beschrieben (Melet. V. S. 92).
dieloniirii. H e r r. - S ch ä f f. (a. a. O.) hat in seinerZusammenstel-
lung der europäischen Arten von Zygaena deren 52 unterschieden. Neu
sind Z. Kefersteinii Friv. (f. 77) aus Kreta; Z. Orion Kef. (f. 3)
aus Südeuropa; Z. Uralensis (f. 85) vom Ural; Z. Celeus Kad.
(f 48. 49) aus Sicilien; Z. 5/e«/^//Horr.-Schäff. (nee Frey. — f. 23);
Z. laetifica H.-Sch. (f. 88); Z. barbara H. - Seh. (f. 29. 30) aus
Algier oder den Balearischen Inseln.
Neue Arten sind ferner: Zygaena Valenlini und Zedri
Naturgeschichte der Tnsecten während des Jahres 1846. 165
Briiand (Ann. d. 1. Sor. Ent. d. Fr. IV. S. 20I.T.8), die erste von
Constantine, die zweite aus der Gegend von Algier.
Euprepia Menetriesii Eversmann (Bull. Mose. S. 83. T. 1.
F. 2) aus der Songarei, der E. Hera zunächst verwandt.
Trichosoma Loewii Zeller (Entom. Zeit. S. 5) aus Kleinasien.
Es ist zugleich nachgewiesen, dass das von Carreno im J. 1841 in
den Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. als zweifelhafter Ordnung abgebildete
Insect ein Weibchen dieser Gatt. ist. (Vergl. Jahrcsb. f. 1841. S. 291).
Glancopis Ganyviede Doubleday (Stokes Discov. I. 519. F. 3)
aus Neuholland.
Eine grössere Zahl neuer Arten ist von Guerin (Iconogr. R. A.
texte S. 497— 519) beschrieben: Syncallia stellata vom Senegal,
Glaucopis Perboscil von Campeche, G. postflava aus Bolivien,
G. hella aus Mexico, G. chrysitis von Campeche, G. histrio aus
Bolivien, G. Saulcyi von Martinique, G. ventralis aus Mexico,
G. lateralis von Para, G. flavocincta von Cayenne, Phylloecia
punctata von Campeche, Chelonia yroxima und t aeniata vom
Orizaba, Ch. Perrotetii vom Nilgeri, Ch. punctata von Cam-
peche, Callimorpha pictUy marginata und terminata aus Bra-
silien; wahrscheinlich gehören Lithosia annulata von Veracruz,
L. mar g- 171 ata von Madagascar und L. mina aus Bolivien auch
noch hierher.
Die beiden neuen Gattungen Syncallia und Phylloecia haben fol-
gende Kennzeichen:
Syncallia (S. 497) Fühler fast spindelförmig, an der Vorder-
seite leicht gezähnt, lang. Die Taster ziemlich lang und dick, auf-
stehend, dicht beschuppt. Ein langer Saugrüssel. Die Flügel schmal
und lang. Die Beine dick, die Schienen nur an der Spitze gespornt,
Der Hinterleib dick mit einem kleinen Afterbüschel.
Phylloecia (S. 504) von Glaucopis durch die an der Spitze
stark verdickten Fühler unterschieden: ihre Taster sind viel kür-
zer, ihre Flügel länger und schmäler. Die Männchen haben an
der Hinterleibswurzel auf jeder Seite eine aufgetriebene, nach unten
geöffnete Tasche, ähnlich der der Cicaden, und mehrere haben er-
weiterte Hinterbeine. Hierher wird noch Gl. Pretus Cr. Hübn. ge-
rechnet.
Die früheren Stände der Euprepia curialis bildete Frey er (N.
Beitr. T. 482 ) ab. — Die Raupe der Zygaena Minos var. Heringi
Zell, beschrieb Hering (Ent. Zeit. S. 235)..
Sornbfßces, Neue Arten sind: Saturnia ßoisduvaliiE\ers-
mann Bull. Mose. S. 83. T. 1. F. 1, der S. spini ähnlich, von Irkutzk,
Gastropacha Bremeri Kolenati (Melet. V. S. 98) aus Somchetien,
Saturnia Orbignyana Guerin (Iconogr. R. A. texte S.507) aus
Bolivien, Borocera inargine -punctata Desselb. (ebend. S. 508)
aus Madagaskar, Orgyia liturata Desselb. (ebend. S. 511) vom
Cap, Latoia albifrons Desselb. (ebenda S. 512) von Madagascar;
j66 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
St7'igoj'des leucolojjjiris Desselb. (ebenda S. 505) von Neu-Gui-
iiea oder den Molucken. — üeber die beiden neuen Gattungen Latoia
und Strigoides ist folgendes bemerkt:
Latoia.- mit Limacodes ähnlich-, der Leib sehr dick, der Kopf
klein, die Fühler ziemlich lang, einfach gezähnt bei den Weibchen,
doppelt gekämmt bei den Männchen; die Palpen ziemlich dick, ge-
rade, das Kopfschild nicht überragend, ganz mit Schuppen bedeckt.
Die Zunge sehr kurz. Die Flügel kurz, kräftig, gerundet. Die Beine
mit langen Büscheln sehr dicker Haare, wodurch sie wie abgeplattet
und blattartig erscheinen.
Strigoides hat viel Aehnlichkeit mit Cossus strix Cr. und la-
byrinthicus Don., weicht aber dadurch von Cossus ab, dass die Füh-
ler des Weibchens ganz einfach, ohne die geringste Zähnelung sind.
Eine dritte neue Gatt. Caloptera (Friw.) wurde von Herrich-
Sch äffer (a. a. O. S. 97) aufgestellt: sie gehört zu den Saturniden
und zeichnet sich durch einen stark hornigen Saugrüssel aus. Die
verhältnissmässig kleine Art C. ocellata Friv. (f. 125. 126) ist von
Kreta. (Der Gattungsname kann nicht bleiben).
„üeber die Synonymie der Emi/dia- Arten, coscifiia und candidd'\
von Zeller (Entom. Zeit. S. 150). Vor dem ersten Namen hat der
Hübner'sche „chrpsocephala^' das Vorrecht, in der zweiten Art er-
kennt der Verf. Tinea magiiella Fab.
Frey er (N. Beitr. T. 489) bildete Gastropacha Ariae, in wel-
chem er eine selbstständige Art erkannte, mit der Raupe und Puppe
ab; die Raupe lebt auf Alpen auf einer alpinen Weidenart. — He-
ring (Ent. Zeit. S. 233) theilte über die Raupe seiner Lithosia ari-
deola nähere Nachrichten mit. ■
Hutton beschrieb die Verwandlungsgeschichte der Bomb,
(Jctias) Selene (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.221). Die Raupe lebt
vorzüglich auf einem Strauch, der von den Eingcbornen „Munsoree"
genannt wird; das Gespinnst ist hart, aussen dicht mit Blättern be-
klebt, innen ohne Lagen weicher Seide. Die Raupen waren aus Eiern
ausgekommen, welche im April gelegt waren; sie spannen sich im
Juli ein; einige Schmetterlinge erschienen schon im August, die übri-
gen Puppen blieben den Winter hindurch liegen und lieferten erst im
folgenden Juni ihre Schmetterlinge.
Lucas setzte seine Beobachtungen über Sat. Cecropia fort (Ann.
d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. xxxvii. lxii.). Seine Bemühungen, die-
sen Schmetterling in Frankreich einheimisch zu machen, scheinen zm
scheitern, denn die von den gezogenen Schmetterlingen gelegten Eier,
obgleich befruchtet, blieben unfruchtbar. Dieselbe Erfahrung hat
übrigens in Deutschland schon vor längerer Zeit Hr. Sommer in Al-
tena gemacht, welchem bei der grössten Sorgfalt auch nicht gelang,
mehr als eine europäische Generation zu erziehen. Der Verf. glaubt,
dass der Versuch im südlichen Frankreich besser glücken möchte; es
ist aber die Frage, ob nicht der Schmetterling den nordamericani-
sehen Winter vermissen würde.
Natur^schichte der Insectcn ^vahrend des Jahres 1846. 167
Von Psyche zählt Herr ich -Seh äffer (a. a. 0.) 16 Arten auf:
neusind: Ps.fascicnlella (f.106); o/^acc//« (f.l02) ausOesterreich;
helicinella (f. 108. 109) aus Sicilien. — Hering (Ent. Zeit. S. 227)
entdeckte noch eine neue Art bei Stettin, Ps. Stetinensis, und
theilte hübsche Beobachtungen über die Naturgeschichte derselben
mit. Besonders ist daraus hervorzuheben, was der Verf. über die
Fortpflanzung in Erfahrung brachte. In einem Gefäss mit einer An-
zalil von Säcken, aus Melchen nur 1 Männchen ausgeschlüpft war,
bemerkte er eine Anzahl junger Räupchen. Er öffnete darauf alle Säcke,
fand in allen, so weit sie nicht Ichneumonentönnchen enthielten, nur
weibliche Puppen, alle mit Eiern angefüllt, bis auf eine, welche leer
war: ohne Zweifel die Mutter der Räupchen. Der Verf. zieht hier-
aus den Schluss: „schon im Puppenzustande ist das Insect zur Be-
gattung befähigt", ich würde lieber sagen „hier legt das Weibchen
nicht einmal die Puppenhaut ab." — Ob in der Puppenhaut schon
eine Oeffnung zur Begattung vorhanden ist oder das Männchen sie
erst durchbohrt, blieb dem Verf. zweifelhaft.
Ifoctuae» Neue Arten sind:
Bryoyhila t/wornEversmann ( Bull. Mose. S. 85. T. 2. F. 3 )
aus Sibirien.
Agrotis carnica Hering (Ent. Zeit. S. 236). Die Raupe ist
von Kahr auf dem Schnee auf der Saualp bei Klagenfurt gefunden;
die Eule ist auch unter den Namen glacialis Kahr und egregia Led.
verbreitet worden.
Noctua obesa E versmann (a. a. O. S. 86. T. 2. F. 2) aus dem
östlichen Sibirien.
Hadena balttca Hering (Ent. Zeit. S. 237) aus Norddeutsch-
land. — Standfuss ebenda S. 384.
Apamea Jllyria Frey er (N. Beitr. T. 483. F. 2) aus Jllyrien.
Leucania velutina Eversmann (a. a. O.^ S. 87. T. 2. F. 5) aus
dem Orenburgischen.
Cucullia consors Desselb. (ebend. S. 88. T. 2. F.4) aus Si-
birien.
Chariclea Eversmanni Kolenati (Melet. V. S. 102) aus
Transkaukasien.
Ophiusa lubrica Frey er (N. Beitr. T. 483. F.4), von O. ludi-
cra (T. 483. F. 3) abgesondert.
Euclidia Caucasica Kolenati (Melet. V. S. 104) aus dem
Lhesgischen Kaukasus und Iberien.
EreSus magus und endoleucus Guerin (Iconogr. R. A. texte
S. 521), der ersta von Madagascar, der zweite von Java.
Agarista Leonora Doubleday (Stokes Discov. I. S. 518. F. 4)
aus Neuholland und A.? stellata Guerin (a. a. O. S. 493) von l\la-
dagascar.
Metzner wies Boisduval's Behauptung, dass Anthophila com-
168 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
niimimacuUi eine Limncodes {Heterogenea) sei (s. Jahrb. f. 1844.
S. 145) als unstatthaft zurück (Entom. Zeit. S. 375).
Kef er stein zeigte, dass Anthoph. glarea und cretula Frey,
einerlei, nämlich A. glarea Tr. sei; das Weibchen erhielt er aus
Frankreich als A. ■phloinidis Boisd. (Ent. Zeit. S. 31).
Freyer (N. Beitr. T. 484 u. 485) bildete die Raupen von Gor-
tyna flavago und OpJmisa rectangularis ab; die erstere lebt in den
Stengeln der Walddistel, die letztere, nach Stentz, auf dem Zürgel-
baum (Celtis), ferner (T. 489. 490. 491 ) Noctua iiegkcta Hü. mit der
auf Eichen, Heliothis Ononis H. mit der auf Ononis spinosa, und H.
dipsacea mit der auf Cichorium Intybus lebenden Raupe. — Hering
(Ent. Zeit. S. 34) beschrieb die Raupe der Ophinsa pastinum; — Bel-
li er de la Chavignerie (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. lxiv)
theilte Beobachtungen über die Raupe der Ahrostola asdepiadis mit:,
sie weicht in der Zeichnung und Färbung sehr von denen der nahe
verw^audten A. triplasia und urticae ab, ebenso in der Lebensweise,
sie hat nämlich, obgleich 16füssig, einen ähnlichen Gang wie die
Plusien-Raupen, lebt ausschliesslich auf Asclep. vinceto:xicum, frisst
aber nur Nachts und hält sich bei Tage versteckt.
Geontetrae, Diese Familie ist mit einer Anzahl neuer Arten
vermehrt worden:
Ennomos 1 emperata E versmann (Bull. Mose. S.Ö9. T. 2. F. 1)
aus Sibirien.
Psodos moeroraria Freyer (N. Beitr. T. 486. F. 1) vom Ural.
Acidalia consent aria Des selb, (ebenda F. 2) ebendaher.
Larentia immun data und /?ro/o w^/z?« Lienig-Zell. (Isis
S. 194. 198) ausLievland; — L. {Enpitheri'a) spissiiineata Metz-
ner (Ent. Zeit. S. 241) aus der Türkei.
Cidaria passercLria Freyer (N. Beitr. T. 486. F. 3) von der
Schlückenalpe; — f. collinaria Metzner (Ent. Zeit. S. 238) aus
Oesterreich; — Card ata und s er rata Lienig-Zell. (Isis
S. 199. 200) aus Lievland; die erstere auch vom Riesengebirge.
Coremia ponti&s Uaria Bruand (z\nn. d. 1. Soc. Ent. d. Fr.
S. 204) aus den Gebirgen von Doubs in Frankreich.
Zerene alaudaria Freyer (xN. Beitr. T. 486. F. 4) aus den
österreichischen Alpen.
Idaea vinctaria Lienig-Zell. (Isis S. 203) aus Lievland.
Ueber Pygmaena fuscarla. bemerkte Boheman, dass dieser
von Thunberg als Bombyx fusra beschriebene Spanner bisher mit
Ausnahme von Zetterstedt allgemein verkannt, und von Hübner,.
Treitschke, Duponchel venetaria, von Freyer canitiaj'ia benannt sei;
er müsse Pygmaena fuscaria heissen. Der Schmetterling kommt
sowohl auf den schwedischen als auf den deutschen Alpen nicht sel-
ten vor. Das Weibchen, welches noch wenig bekannt zu sein scheint,
zeichnet sich ausser seinen einfachen Fühlern auch durch schmale,
fast keulförmige Flügel aus (Öfvers. Vet. Acad. Förhandl. 1846. S. 177).
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 169
Keferstein theilte mit, dass nach Mann's Beobachtung ^c/rfö//a
paUidaria { -j ) und hyssinata (,) die beiden Geschlechter einer
Art ausmachen; ebenso verhalten sich Acid. scabraria und alpe-
strata. (Entom. Zeit. S. 30).
Pyraliiles, Ein Paar neuer Arten sind Pyralis inqtiinata-
lis und Botys pascualis Lienig-Zell. Isis S. 205. 206 aus Liev-
land. Die mit B. sambucalis nahe verwandte Botys stachydalis
Zink == parietarfalü Mann, wurde von Metzner (Ent. Zeit. S. 242)
erläutert.
Cmmhidae. „Die Arten der Gattung Eudorea, beschrieben
von P. C. Zeller" (LinnaeaEnt. S. 202. T.2), Der Verf. entwickelt
im Eingange die systematischen Verhältnisse der Crambiden-Familie
und zeigt ihre nahe Uebereinstimmung mit den Pyraliden, mit denen
sie im Adernverlauf und den Dimensionen der Flügel, im Bau der
Kopftheile und Gliedmaassen und in der Lebensweise übereinkom-
men. Die geringere Ausbildung der Färbung der Hinterflügel unter-
scheidet die Crambidcn. von den Pyraliden und weist ihnen ihre
Stelle hinter den Pyraliden an. Die Familie theilt sich hauptsächlich
nach der Bildung der Taster in die beiden Gruppen der Crambinen
und der Phycideen; die Gatt. Eudorea Curt., zu den ersteren ge-
hörend , zeigt im Flügelbau grosse Annäherung an die Phycideen,
und ist als das Bindeglied zwischen beiden zu betrachten. ' Es sind
hier 27 Arten von Eudorea beschrieben, unter denen 10 dem Verf.
unbekannt waren, neu sind E. pupula Hü. aus Brasilien; per-
plexella F. v. R. von Fiume und aus Ungarn; ingratella Mann
aus den Gebirgen bei Wien; laetella, bei Glogau und Danzig;
yhaeoleuca Metzn. aus dem Banat; und coarct ata Zell, aus
Kleinasien und Sicilien.
„Die knotenhörnigen Phyciden, nach ihren Arten beschrieben
von P. C. Zeller". (Isis S. 729). Die hier sorgfältig bearbeitete
Gruppe enthält die beiden Gattungen Nephopteryx und Pempelia^
welche sich dadurch auszeichnen, dass die männlichen Fühler über
dem Wurzelgliede eine grosse, mit einem grossen Schuppenbusch
ausgefüllte Biegung, also eine knotenartige Verdickung haben; die
Fühler der Weibchen sind einfach borstenfÖrmig. Bei Nephopteryx
haben die Maxillartaster bei beiden Geschlechtern ziemlich überein-
stimmend gewöhnlich vor der Spitze einen seitlichen, aus langen
Schuppen gebildeten Fortsatz, bei Vempelia haben die männlichen
Maxillartaster an der Spitze einen langen Pinsel, welcher in einer
von Schuppen gebildeten Rinne des 2ten Gliedes der Lippentaster
aufgenommen wird. — Die Arten sind in folgende üntergatt. vertheilt:
L Nephopteryx. — A, Dioryctria Z.: die Glieder der
mäunl. Fühler deutlich abgesetzt: 1. serraticornella Metz, aus Un-
garn; 2. coenulentella n. sp. aus Sicilien; 3. abietella W. Vz.;
4. Ftschert n. sp. von Wien. — B. Die männlichen Fühler bor-
170 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
sienförmig: a. Nephopteryx pr. die Lippentaster aufwärts ge-
krümmt: 5. robore//a \\.\z.', 6. 31etZ7ierii\.sp, aus der europ.
Türkei; 7. poteriella n. sp. in Sicilien auf Kalkboden aufPoterium
spinosum; 8. rhenella Zink.; 9. similella Zink. — h. Lippentaster
fast gerade, schräg aufwärts gerichtet oder horizontal: «. Psorosa
Z. Vorderflügcl rauhschuppig; Taster schräg aufwärts gerichtet: 10.
Wagnerella Frey ', 11. DahlieUa Tr. — ß. Selagia Hü. Vorder-
flügel glatt, Taster fast horizontal: 12. ianthinella Hü. — 13. argy-
rella W. Vz.
IL Pempelia. A. Etiella Z. Taster sehr lang, horizontal
vorgestreckt mit sehr langem Maxillarpinsel. Die Stirnschuppen
bilden ein ansehnliches Stirndach. Die Querader der Hinterflügel
fängt unter dem 2ten der vier Aeste der Medianader an: 1. Zinke-
nella Tr. {Chil. colonellus und majorellus Costa); die Raupe lebt in
den Hülsen von Spartium junceum. — B. Taster viel kürzer, aufge-
krümmt, Stirndach kurz oder ein blosser Schuppenwulst: a. Endo-
rope Hü. Vorderflügei ohne Quorlinien, mit Längszeichnungen: 2.
euphorbiella n. sp. bei Syracus auf Euphorbia cyparissias, auch
von Ragusa; 3. carnella L. — b. Vorderflügel mit deutlichen Quer-
linien: «. Pempelia pr. mit glatt anliegender Beschuppung: 4.
Dionysia n. sp. bei Syracus, an Disteln; 5. obductella 7a. F. v. R.;
6. thymiella n. sp. bei Syracus auf einer Art von Thymian; 7. so-
roriella Zell.; 8. ornatella W. Vz.; 9. snbornatella Duponch. {ser-
pylletorum Zell) *j 10. adornatella Tr.; 11. petrella n. sp. aus Nord-
america; 12. carbonariella F. v. R.; 13. faecella F. v. R.; 14. per-
fluella Zink.; 15. adelphella F. v. R.; 16. spadicella Hü. — ß, Sale-
bria Z. mit Schuppenwülsten: 17. cingulella n. sp. aus Ungarn;
18. betulae Götze (obtusella Zink. Tr., christella Fr., holosericella
F. V. R.; 19. palumbella W. Vz.; 20. albariella Zell.
Eine neue Art ist Epischia Vaccinella Lienig (Isis S. 266).
Die Raupe lebt auf Vacciniura uliginosum.
üeber die Verheerungen der Galleria Cerella in den Bienen-
stöcken theilten Carl Nagel (Allg. deutsch, naturhist. Zeit. I. S. 565)
und Lucas (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. cviii) Beobachtun-
gen mit.
Chilo phragmitellus Hü. wurde von Frey er (N. Beitr. T. 492)
nebst den früheren Ständen abgebildet.
Tkirtrice*» Diese Fam. wurde von Frau Lienig und Hr. Zel-
ler (Isis S. 211 — 263) mit einer grösseren Zahl lievländischer Arten
bereichert, welche zum Theil auch in Deutschland sich finden: Pen-
thina suffusa Kuhlw., lebt im Weissdorn; P. Lienigiana Tisch,
lebt in Ledum palustre und ist nach Zeller's Vermuthung vielleicht
T. Ledana Lin. — Coccyx pinivorana Zell, in Kieferngehölzen;
— Sericoris lucivagana Lien., S. palustraiia Lien., S. postre-
mafia Lien. — Paedisca Hübneriana; P. grandaevatia, durch
ihre Grösse ausgezeichnet, lebt vermuthlich im Huflattig. — Grapho^
Naturgeschichte der Insecten wahrend des Jahres 1846. 171
litha incana Zell., lebt vermuthlich iu Artemisia vulg.; G. pinico-
lana Zell., in Kieferngehölzen; G. padana Lien., lebt in den Herz-
blättern des Faulbaums; G. cuphana Tisch., auf Heidekraut; G.
G immer t hall an a Lien. lebt im Vaccin. uliginosum; 6r. Vacci-
niana Tisch, im Vaccin. Myrtillus; G. Ochseiiheimeriana Lien.
auf Tannen, G. phimbatana Zell, auf Eichen; G. Leguminana
Lien.; G. gallicolana v. Heyd.; G, suspectana v. Heyd.; G,
acuminatana Zell. — Phoxopteris Lamana Zell, auf Wasser-
pflanzen; Ph. nitidulana Lien. lebt auf Vaccin. uliginos. ~ Terai
Comariana Lien. lebt auf Comarum palustre.
Sericoris Sudetana -wurde von Stand fuss auf dem Kamm
des Riesengebirges entdeckt, und in der Entom. Zeit. S. 386 be-
schrieben.
Vineae» Die Gatt. LithocoUetis wurde von Zell er monogra-
phisch bearbeitet („die Arten der Blattminirergattung LithocoUetis
beschrieben von P. C. Zell er", Linnaea Ent. L S. 166. T. 1). — Die
41 Arten sind auf folgende Weise geordnet.
A. Die Franzen der Vorderflügelspitze bilden ein Schv^^änzchen.
— a. Das Schv^^änzchen scheint (nach seiner dunklen Färbung) aus
der Flügelspitze zu kommen: 1. Äo^om Zell.; 2. sctttilellaF. \,R.
n. sp. von Wien; — 6. Das Schwänzchen scheint (nach seiner dunk-
len Färbung) vor der Flügelspitze herabzukomraen: 3. Saportella
Duponch. (Kuhlwetm'ella Z.); 4. Amyctella Duponch. {Mülleriella
Zell.); 5. distentella F. v. R. n. sp, von Wien; 6. ilicifoliella
F. V. R. n. sp. von Wien; 7. de Ute Ha F. v. R. n. sp. von Wien. —
B. Die Franzen der Vorderflügelspitze bilden kein Schwänzchen.
a. An der Basis der Vorderflügel ist eine weissliche Längslinie: 8.
Rajella L.; 9. elatella n. sp. von Glogau; 10. insignitella n, sp.
ebendaher und von Wien; 11. lautella Heyd. n sp. von Wien und
Frankfurt a. M.; 12. pomifoUella Tisch.; 13. pomonella Z. {El. Blaiu
cardella Tr.?); 14. Salictella n. sp. bei Wien auf Weiden; 15.
Man 711 i n. sp. bei Wien auf Eichen; 16. ulmifoliella Hü.; 17. cavella
Z. (Schreöerella Z. Is.); 18. Junoniella n. sp. von Glogau; 19.
fraxinella n. sp. bei Wien auf Eschen; 20. quercifoliella F. v. R. ;
21. Messa7iiella n. sp. bei Messina auf Quere, pubescens; 22. Be-
tula£ Zell.; 23. connexella n. sp. bei Glogau und Wien; 24. sco-
pariella Tisch, n. sp. Deutschi. Lievl.; 25. alniella Tisch. {Rajella
Zell. Is.); 26. Heegeriella n. sp. von Glogau. — b. An der Basis
der Vorderflügel keine weisse Längslinie: «. Die Vorderflügel haben
scharfe, doch nicht metallisch glänzende Zeichnungen, und an der Spitze
einen deutlichen Punct oder Strich: 27. Cramerella F.; 28. tenella
n. sp. von Reichstadt und Wien; 29. ah rase Ha F. v. R. n. sp. bei
Wien in Eichenblättern; 30. acerifoliella F. v. R. Zell. — ^. Die
Vorderflügel metallglänzend gefärbt, mit hellen metallglänzenden
Querlinien und Randstrichen: 31. emberixaepennella Bouche; 32.
Fröhlichiella Zell.; 33. Kleemannella F.; 34, nlminella Zell —
172 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
5'. Die Vorderflügel staubig, mit wenig scharfen Zeichnungen und fast
glanzlos: 35. Hey den ii n sp. bei Frankfurt a. M. auf Lonicera ca-
prifolium; 36. agilella n. sp. bei Wien auf Ulmen; 37. past orella
V. Heyd. n. sp. in Deutschi, auf Weiden; 38. Tremulae n. sp. in
Deutschi, auf Espen; 39. popidifoliella Tr.; 40. comparella F. v.R.
n. sp. bei Wien auf Pappeln; 41. acaciella n. sp. bei Wien auf
Acazien.
Die Gatt. Talaepon'a ZcW. wurde von Guenee gemustert: (Note
monographique et rectificative sur le genre Talaeporia Zell., Soleno-
bia Duponch.; Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 5). Der Verf. ist
der Meinung, dass die genannte Gattung mit Psyche zunächst ver-
wandt sei, was schon daraus hervorgehe, dass Boisduval sie in sei-
nem Catalog mit unter Psyche begreife, er findet indess die Unter-
scheidung beider Gattungen gerechtfertigt und scheint geneigt die
Psychiden eher den Schaben als den Spinnern anzuschliessen. Von
Talaeporia führt er folgende Arten auf.
A. Fühler scheinbar einfach: 1. minorana Duponch. — 2. poU-
tella O. Tr. F. R. Zell. Boisd., Lefebvrella Duponch. — 3. psettdo-
bomhycella Hü. Tr. F. R. Zell. Boisd. Duponch. Cat., glahrella O.,
Andereggelta Dup. Suppl. — 4. murmella Boisd. Ind., Dup. Cat.
(non Sup.). — 5, clathrella Tr. i. not. F. R. Zell. Dup., triquetrella
Tr. Suppl. — 6. triquetrella Hü. Zinck? F. R., Uchenella Zell. Dup.
Suppl.
B. Fühler stark gekämmt: 7. lapidicelln Zell. i. not. Reaum.
GeofTr., pectinella Dup.^ — 8. petrella Guen. Reaum. Geoffr. , Psyche
lichenum Sehr.? Zell. i. not. — 9. labuleUa Guen. clathrella Bruand.
Ueber drei Arten dieser Gattung theilen A. u. O. Speyer aus-
führliche Beobachtungen mit (Isis S.29): Psyche {Talaeporia) tri-
quetrella, sepium, hetulina. Die zweite Art, deren Raupe an alten
Gartenzäunen lebt und kleine staubartige Flechten frisst, ist neu (sie
gehört in die Abth. mit stark gekämmten Fühlern, ist aber nicht li-
chenum Zell, (petrella Guen.). — An der ersten Art beobachteten
die Verf. die schon öfter wahrgenommene Erscheinung, dass frucht-
bare Eier ohne vorhergegangene Begattung gelegt wurden.
Mehrere neue Arten sind von Frau Lienig in Lievland beob-
achtet und von Zell er beschrieben (Isis S. 271— 298): Ti7iea redi-
mitella Zell., fuUginosella. Lien., Ochsenheimeria bisontella-
Lien., Oecophora t orquat clla Lien., Depressaria ciniflonella
Lien, hepat ariella Lien., Gelechia temerella Lien., diapha-
9iella Lien., pruijiosella Lien., costigutt ella Lien., inter-
neil a Lien., Argyresthia pulchella Lien., Coleophora dßaura-
tella Lien., splendidella Lien., Cosmopteryx Lienigiella Zell.
Kolenati (Melet. V. S. 111, 112) stellte Chulybe chrysopy-
gella, Tinea Dariella und Adela adamantella, aus dem Kau-
kasus, auf.
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. I73
Z e 1 1 e r zeigte, dass unter Ochsenheimer's Phyc. mediella zwei Arten
begriffen waren, nämlich 1. Euplocamus boleti, Noct. boleti F., und
2. Eu. tessulatellus Zell; die erstere lebt in der Ebene überall
vorzüglich in Weidenschwämmen , die andere scheint eben so ver-
breitet in Gebirgen zu sein. (Entom. Zeit. S. 178).
Nach den Beobachtungen von Bland erscheint Ti7iea oleella F.
jährlich in drei Generationen; die Raupen der ersten Gen. leben als
Minirraupen in den Blättern; die Schmetterlinge erscheinen nach 15
Tagen, und die Weibchen legen ihre Eier einzeln an die jungen Blü-
thenrispen. Die Raupen dieser zweiten Generation gehen die Knospen
an und vernichten viele derselben; gegen das Ende des Juni erschei-
nen die Schmetterlinge; die Raupen der dritten Generation dringen
in die Frucht ein und verzehren den Kern. Die Schmetterlinge der
dritten Generation erscheinen im Herbst und legen ihre Eier an die
Unterseite der Blätter, aus welchen im nächsten Frühjahr die Mi-
nirraupen der ersten Generation kommen. Die erste Generation bil-
det bei Duponchel Elachtsta oleella, die der dritten rechnet er zu
Oecophora; der Verf. aber behauptet auf das Bestimmteste die Einer-
leiheit derselben. (Compt. rend. XXII. S. 793).
D i p t e r a.
,,Diptera Scandinaviae disposita et descripta" auct. Zet-
ter.«=;tedt. Tom. V. Lundae 1845.
„Dipteres exotiques nouveaux oii peii ooniius" parlVIac-
qiiart, Supplement. Paris 1846.
Ist mir noch nicht zugegangen, weshalb ich den Bericht darüber
bis zum nächsten Jahre aussetzen nniss.
,, Zweiter Beitrag zur Dipterologie Russlands von B. A.
Gimmerthal" (Bull. Mose. 1846. 3. Hft. S. 3).
„Fragmente zur Kenntniss der europäischen Arten einiger
Dipterengattungen, vom Prof. Dr. H. Loew. (Linnaea Ento-
mol. I. S. 319).
„Beitrag zur Kunde der Dipteren, insbesondere über das
Vorkommen mehrerer Gattungen nach besonderen Locali täten
und den Fang derselben, so wie auch über die Lebensweise
einiger Larven, von Bremi in Zürich"^ (Isis S. 164).
Eine sehr lehrreiche Abhandlung, welche einen Reichthum von
Erfahrungen mittheilt und von keinem Dipterologen ungelesen blei-
ben darf.
'JOipuliiriiie, Eine Reihe neuer Gattungen ist von Winnertz
in der Entom. Zeit. S. 11 aufgestellt und durch ein Paar vorzüglich
schöne Steintafeln erläutert;
174 Erich son: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
1. Corynoneura, aus der Gruppe der T. culiciformes: „Anten-
nae porrectae, filiformes, maris 9-articulatae, plumosae, art. inferiori-
bus octo ovatis, ultimo maiore, clavato, apice pilis coronato; femi-
nae 5-articulatae , pilosae, art. inferioribus quatuor ovatis, ultimo
elongato, pilis brevioribus coronato quam maris. Palpi incurvi,
4articulati; articulo ultimo elongato. Oculi subrotundi, intus paullu-
lum emarginati. Ocelli nuUi. Alae lanceolatae, nudae, deflexae.
Costa brevissima, in clavae formam dilatata; maris circiter ad par-
tem quartam, feminae ad medium marginis antici pertinens." Zwei
neue Arten C. scutellata und min Uta.
2. Heteropeza, aus der Gruppe der T. gallicolae. „Antennae
porrectae, moniliformes, maris 11-, feminae lOarticulatae ; articulis
duobus radicalibus crassis. Proboscis brevissima, in os retracta,
apice palpigera. Palpi 4articulati, articulis inaequalibus. Oculi lu-
nati. Ocelli nulli. Tarsorum articulus 3. longissimus, 4. et 5. brevis-
simi. Alae lanceolatae, alutaceae, binerviae, incumbentes, parallelae."
Eine neue Art, H. pygmaea, wurde aus faulem Holze erzogen.
3. Ditomyttty aus der Gruppe der T. fungicolae. ,, Antennae
porrectae, compressae, articulis 17; articulo 1. cyathiformi, 2. cupu-
liformi, sequentibus ovato-cylindricis. Palpi exserti, 2articulati, ar-
ticulo 1. crasso, ovato, 2. oblongo. Oculi rotundi, hemisphaerici.
Ocelli tres, frontales, inaequales, lineam transversalem efficientes.
Tibiae apice calcaratae, posticae lateribus spinulosae. Alae obtusae,
pilosae, incumbentes, parallelae." — Eine neue Art D. trifasciata^
deren Larve in Polyporus-Arten lebt.
4. Macrorhyncha^ aus der Gruppe der T. fungicolae: „Anten-
nae porrectae, subcompressae, ITarticulatae, articulo 1. cyathiformi,
2. cupuliformi, sequentibus cylindricis. Proboscis elongata, sub pe-
ctore inflexa, profunde bifida, labiis elongatis. Palpi exserti, distin-
cte 4articulati. Oculi oblong! , intus emarginati. Ocelli 3 frontales,
inaequales, in triangulum dispositi. Tibiae apice calcaratae, poste-
riores lateribus spinulosae. Alae obtusae incumbentes, parallelae.
Der Verf. bemerkt, dass diese Gattung vielleicht sich als einerlei
mit Asindulum Latr. ausweisen werde, jedenfalls aber wird die aus
faulem Holze erzogene Art M. flava neu sein.
5. Tetragojieura^ gleichfalls aus der Gruppe der T. fungico-
lae: „Antennae porrectae, subcompressae, 16articulatae, articulo 1.
cyathiformi, 2. cupuliformi, sequentibus cylindricis. Palpi exserti,
incurvi, 4articulati. Oculi rotundi. Ocelli tres, frontales, lineam
pauUulum curvatam efficientes. Tibiae apice calcaratae, posteriores
lateribus spinulosae. Alae obtusae, incumbentes, parallelae; nervo-
rum margiualium 2. et 3. duobus uervis transversalibus, non longa
distantibus coniuncti et sie non procul ab apice secundi parvum
quadratum formantes." Zwei neue Arten T. hirta und distincta^
die erstere aus faulem Buchenholz, auch einmal aus Polyporus ver-
sicolor erzogen.
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. I75
6. MacrostylUy vielleicht zu den T. gallicolae gehörend: „An-
tennae porrcctae, moniliformes , feminael Oarticulatae, niaris . . . ?,
articulo 1. cyathiformi, 2. cupuliformi, sequentibus ovatis. Palpi . . ?
Oculi rotundi. Ocelli tres, frontales, inaequales, in triangulum dis-
positi. Alae magnae, obtusae, pilosae, incumbentes, parallelae."
Eine neue Art, M. latipes. — Alle diese Tipularien sind aus der
Gegend von Krefeld.
Rondani hat seine zweite Dipterologische Abhandlung über
die Eintheilung der Gruppen der Lestreminen und Cecidomynen
neu bearbeitet (Compendio della seconda memoria ditterologica di
Camillo Rondani, con alcune aggiunte e correzione. Nuov. Annal.
delle Scienz. Nat. di Bologna 2. Ser. Tom. VI. S. 363).
Die Lestreminen, deren vorzüglichstes Kennzeichen in die
mehr oder weniger deutlichen Ocellen gesetzt wird, sind hier auf
folgende Weise eingetheilt.
a. Venae longitudinales alarum sex, duabus intermediis coniunctis
magis vel minus longe a basi et tunc furcam venosam effor-
mantibus.
b. Antennarum articuli in mare saltem 14, in femina saltem 10.
c. Antennarum articuli etiam in mare paruni aut vix petiolati, et
in utroque sexu numero aequales ... 1. Sciara F.
cc. Antennarum articuli saltem in mare distincte petiolati et in
eodem sexu magis numerosi.
d. Furca venosa intermedia alarum basi distincte dilatata. Anten-
nae in maribus articulis 14 2.ZygoneuraMe\g.
dd. Furca venosa non distincte dilatata ad basim. Antennarum ar-
ticuli in mare 15 vel 16.
e. Ocelli non manifesti 3. LestremiaMdiQ<{.
ee. Ocelli manifesti.
/. Tarsi in utroque sexu simplices. Antennae in mare articulis 16,
in femina 12 4. Micro sciaraRond.
ff. Tarsi 4 in femina dilatati. Antennae in mare articulis 16, in
femina 10 5. Catocha Halid.
bb, Antennarum articuli in mare 9 . . . . ^. Anarete Halid.
aa. Venae longitudinales quatuor tantum distinctae, intermedia non
aut vix perspicua. Duae posticae coniunctae longe a basi
alarum.
g. Antennae in mare articulis 10 instructae, a tertio ad extremum
decrescentibus, petiolis brevissimis . . 7. Mtcromya Rnd.
gg. Antennae in mare articulis 15, a tertio ad ultimum subaequali-
bus, petiolis elongatis; in femina articulis 12, petiolis brevis-
simis 8. NeurolygaRond.
Die durch die Kürze des ersten Fussgliedes bezeichnete Gruppe
der Cecidomynen enthält folgende Gattungen:
a. Venae longitudinales prima et secunda venula transversa con-
iunctae 1. PorricondytaRond.
176 Erichson; Bericht über die wisseusch. Leistungen in der
aa. Venae transversariae nullae.
ft. Antennariim articuli petiolis longis saltem in mare, si brevibus
vel brevissimis in utroque sexu tunc venae longitudinales saltem
tres distinctae.
c. Vena secunda longitudinalis ad marginem posticum producta
prope apicem alarum.
d. Antennarum articuli 18 — 20 in utroque sexu, petiolis brevibus
vel brevissimis etiam in mare . . .2. P hi/tophagaKond.
dd, Antennarum articuli in mare 22 et ultra, petiolis longis vel lon-
gissimis, in femina 14 — 15, petiolis brevibus vel brevissimis.
3. CecidomyiahsLii'.
cc. Vena secunda longitudinalis marginem anticum attingens magis
vel minus longe ab apice alarum ... 4. Das7/7ieuraKon6.
ob. Antennarum articuli non distincte petiolati in utroque sexu.
Venae duae tantum distinctae a costali.
e. Venae duae alarum breves, prima marginem anticum attingens
longe ab apice 6. Brachy?ieuraRond.
ee. Venae duae alarum longissimae margini postico productae.
/. Proboscis brevissima. Thorax in formam colli non elongatus
6. La siopt er a Meig.
ff. Proboscis longiuscula, perpendicularis. Thorax iti formam colli
elongatus 7. Oxyrhi/7ichusRon6.
Die Gattungen Microsciara, Micromya, Neurolyga, Forricondyla,
Phytophaga, Dasyneura, Brachiiieura und Oxyrhynchus sind noch
durch weitere Beschreibungen und durch Abbildungen ihrer Fühler
und Flügel erläutert.
Gimmerthal's Aufzählung der Zweiflügler Russlands begreift
die Tipularien von einem Theil von Chiron omus bis zu Rhyphus.
Neue Arten sind Chi'ronomus nigripes, Leia bifasciata^
Mycetophila Curona.
Die Erscheinung des Heerwurms ist nach der Beobachtung
des Försters Rande zu Birkenmoor bei llefeld durch Berthold
dahin aufgeklärt, dass sie durch die Larven der SciaraThomae her-
vorgebracht wird, welche sich zu Zügen, denen der Processionsrau-
pen vergleichbar, vereinigen. (Götting. Gelehrt. Anz. 1845. Nachricht
S. 65, ferner Allg. Deutsch. Naturhist. Zeitung 1. S. 26 und Ann. d. 1.
Soc. Ent. d. Fr. IV. Bull. S. viii. — Rev. Zool. S. 14).
Die Larve der Cecidomyia Verbasci Vallot, so wie ihre in den
Blüthen von Verbascum und Scrophularia gebildete Galle sind von
Leon Dufour (Ann. d. Sc. nat. V. S. 5. T. 2. F. 1-15) beschrieben.
Die Verwandlungsgeschichte der Scatopse nigra ist von Leon
Dufour beobachtet (Compt. rend. XXlIl. S. 1058. Ann. d. sc. nat.
VL S. 374). Die Larve, welche in Kehrigt, faulenden Pflanzenstoffen
und Latrinen lebt, ist länglich, schmal, etwas flach, weisslich, mit
einem blassrothen, dünn hornigen Kopfe, ohne Spur von Augen.
Auch vermisste der Verf. die Mandibeln, dagegen zeigte sich zu jeder
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 177
Seite ein rasch schwingender Körper, der in der Ruhe unter die
Kopfschale eingelegt wurde, und in welchem der Verf. den Maxillar-
taster erkannte, den er in ähnlicher Form und Beweglichkeit bei
den Larven von Rhyphus und Mycetobia beobachtete. Der Hinter-
leib besteht aus acht Ringen, welche an den Seiten jeder einen klei-
nen Dorn und an den Vorderecken eine kleine Warze haben, mit
Ausnahme des letzten, welcher aus zwei Abschnitten besteht, der
vordere gewölbt und der hintere flach, ausser dem röhrigen Stigmen-
träger noch mit einem Paar ungegliederter, eingelenkter Anhänge
versehen. Luftlöcher wurden nur zwei Paare erkannt, das eine auf
dem letzten Hinterleibs-, das andere auf dem Prothoraxringe. Die
Puppe ist dadurch merkwürdig, dass die Larvenhaut nur theilweise
abgelegt wird, und zwar auf dem Thorax, während der Hinterleib
von der Larvenhaut eingeschlossen bleibt, und auch die Kopfschale an
der Larve haften bleibt. Der Thorax erhält bei der Puppe auf jeder
Seite eine grosse gegabelte Borste. Nachträglich bemerkt der Verf.,
dass Herr Perris seine Beobachtungen über die Verwandlungsge-
schichte der Sc. punctata mitgetheilt habe, welche mit den seinigen
fast ganz übereinstimmen, namentlich das theilweise Ablegen der
Larvenhaut bestättigen. Dass auch Bouche die früheren Stände der
letzteren {Sc. notata z=: punctata) schon kennen gelehrt hat, ist dem
Verf. entgangen, dessen Beschreibung die von Bouche theils bestätti-
gend, theils erweiternd, ein schätzbarer Beitrag zur Naturgeschichte
der Dipteren ist.
Die Arten der Gatt. Scatopse sind von Loew in der Linn. Ent.
L S, 324 einer Musterung unterworfen worden. Es sind 11 genau
auseinandergesetzt worden, nämlich: A. bunte: S. notata {notata und
punctata Meig.), flavicollis Mg., scutellata n. sp. aus Deutschland
und Dänemark. — B. Mattschwarze: Sc. recurvu n» sp. in Polen
und Rhodus, fuscinervisw. sp. aus Sicilien, hrevicornis Mg, frans-
versalis n. sp. aus Polen und Deutschland. — C. Blankschwarze:
Sc. clavipes n. sp. , aus Polen und Deutschland, soluta n. sp. aus
Sicilien, pulicaria n. sp. aus Deutschland, halterata Mg. — Unter
17 von Meigen beschriebenen Arten hat der Verf. also nur 4 mit
Sicherheit ermitteln können.
Eine ähnliche, sehr dankenswerthe Bearbeitung hat Ders. der
Gatt. Bibio gewidmet (ebenda S. 342). Hier sind 15 europäische Ar-
ten auseinandergesetzt: 1. B. potnonae Mg.; 2. B. Marci Mg.; 3. B.
Siculus Low, (9 fulviventris Macq. aus Sicilien; 4. B, hortulanus
Mg.; 5. B. varipes Mg.; 6. B. reticulatus Low {^ fulviveyitn's Mg.l)\
7. B. nigriventris Hai. (nur 9), 8. B. laniger Mg. (und vernalis
Mg.); 9. B. hybridus Halid. (nur J'); 10. B. Johannü Mg., mit wel-
chem B. rußpcs Mg. als Abänd. verbunden ist; 11. B. albipennis
Mg. (nur cT); 12. B. ferruginatus Mg.; 13. B. brevipes n. sp. von
Rhodus; 14. B. globuUpes n. sp. (nur cT) aus Italien; 15. B. da-
vipes {clavipes, dorsalis^ ßavicollis Mg.).
Archiv 1". Naturgesch. XIII. Jahrg. 2. Bd. M
178 Erichson: Bciicht über die wissenscb. Leistungen in der
Die Gatt. DUopha bereicherte Ders. mit. einer neuen Art ü.
ternatus (mit drei DorukrSnzen an den Vordersoh.enen) aus S.c.-
'"" ^f::"'we1te' Art von Chionea ist in der Lappmark Tornea ent-
deckfund VC Boheman als Ch. erassipes mit der D.agnose
usca, pedibus ferrugineo-testaceis, pilosis, femonbus posfc.s valde
Ucras^aüs-, J" aufgestellt und genau beschrieben. (Ofvers. Vet.
Acad. Förhandl. 1846. S. 179).
KnmbulUtrii. Die Artenkenntniss ist in einer Reihe von
Gat,*geT*te" Familie durch LoeWs gründliche Ausemander-
" en (Linuaea Ent. I. S. 365-422) namhaft gef rdert vvor e„:
C^llenia: der bisher einzigen Art der europäischen Fauna, t.
//l I ntr fii«te der Verf zwei neue zu: C. marginata und
rill': l>ei're von Makri-, eine 4te vermuthet er im AsUus
'"''Z::Z. den bekannten 1. L.Sa^aea M. a..s^talie„ ^nd
n»lmatien- 2. L. Behehul Mg. aus Sudeuropa; o. L. Hecala m ,
vom V. 'in Kleinasien gesammelt-, 4. L. laUraU. Mg- -t e.ne 5te
vom ver.. ^ Umgegend von Patara, zugefugt.
"%; htrla die 8 A^ten der europäischen Fauna sondern sich in
zwei Abtheilungen: L Der Fiihlergriflel äusserst kurz und daher
undeutlich- 1. Phth- pnlicuria Mg.; 2. Ph. convergens. n. sp. aus
"tatien 3 PÄ. canescen. n. sp. aus Pobn; 4. Ph. vagans n sp^
von Patara - H. Der Fühlergriffel erheblich länger und deshalb
;:zdeutUoh: 5 PA. ,»«*«>.»"- -Sicilien, 6- P ---^-
« cn von Patara- 7. Phrsubnitens n. sp. von Makri; 8. t h.
::::n-c V s' nchtö ««d Rhodus. De« exotischen Arten P/. Ay-
; ,t, « Vd. und Ph. tesracea (Cyclorkynchus teUaceus Macq^) hat
Te Verf. noch eine neue P h. cingulata, aus M--»;»??^" '^^j.
n«i,. 6 Arten- 1 V. lata n. sp. von Rhodus und bei Makri
Us.a. eA;"="„^- ^„.,„F., ,Uvei-f. bei Makri und auf
Rhodus gefangen; 4. t/. »«-« "• «P; ^^^^
V (vnn SicilienV 6. V. punctipennn von Makri.
^Cvrtos ia Perris, eine durch den Mangel der Disco.dalzelle
Cyitosia t-em • piatypvgus Low sehr nahe verwandte
Gatt ^'rweltrderb h« Sef Art C. n,argina,a Perr. aus
Sitl'a^krelt zwei neue, C. opaca und ».7.«.. beide aus Sic.lien,
"'tu'eHn'tconogr. te.x.e S. 539) beschrieb An,hra.(E.opro>opa)
/-,««•::;: ailBi-rsilien und Dau.ei von Montpelher als neue
Arten.
.. T^- n.iir Rpr/i ist in Betreff ihrer Arten von
Männeben getrennten Augen von Hal.day gebildete Gattung AcUnc
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. I79
trägt der Verf. Bedenken anzunehmen, obgleich von ihm auch noch
im Fhigelgeäder und den männlichen Genitalien Unterschiede bemerkt
sind sie. hat aber als eine besondere Abtheilunir Geltung gefunden.
Die Zahl der Dornen am Schildchen gewährt kein immer sicheres
Kennzeichen, indem sie bei einigen Arten Abänderunaen unterworfen
ist. Zur I. Abth. (eigentl. Beris) gehören: 1. B. vallata (Forst)- 2
Ä. clavij>es (L); 3. B, Mentata Mg., mit welcher ß. ßavipes Macq !
obscura Mg., chalyheata Mg. als Abänderungen verbunden sind- 4
B.fuscipes Mg., zu welcher B. nigra Mg. als Abänd. gehört- 5' B
palhpes n. sp. aus dem nördl. Deutschland; 6. B. dubia Zett —'
II. Abth, A. mit schwarzen Strahlen am Schildchen: 7 B nitens
mit welcher B. hirsuta Macq., Str. similis Forst., B. ingripes M? *
B. femoralis Mg. und B. flavofemorata Mg. als Abänd. vereinigt
sind. _ B. mit gelben Strahlen am Schildchen: 8. B tibialis Mg 1
t.xotische, noch näher zu untersuchende Arten sind B. tricolor Wd
^«s Brasilien und B viridis Say und B. dorsalis {Stratiür,i. dors
Say) aus Nordamerica; vielleicht sind auch Xylophagus spiniger \N 6
(= Ber. Servillei Macq.) aus Neuholland und X. rußpalpis Wd. aus
Mexico hierher zu rechnen. - Von B. nitens hat der Verf. einen
Zwitter beobachtet (S. 302).
^tratiomydes. Die Kenntniss der Arten von Nemotelu,
Stratiomys und Odontomyia ist durch Loew (Linn. Eni 1 S 423-
495) m hohem Grade aufgeklärt worden. Nemotelus enthält jetzt
1. A^. vrobosc^deus n. sp. von Sicilien; 2. ^V. lasiops n. sp eben
daher; 3. iV^ anchora n. sp. desgl.; 4, N. nliginosus\l^,, mit wel -
ehern N brfasciatus Mg. als Abänd. vereinigt ist; 5. N picaCoZ
aus Polen; 6. iV. ....... Zett.; 7. N. globullps (iV. breviZtri!^^,^
A. .%..«.... Low Isis.) aus Polen; 8. A'. bracl.ystomus n. sp. aus
Dalmatien, Griechenland, Kleinasien; 9. N. pantherinus Mg - loT
{lil-Ty;'- '"' ^^"^^^'^^^"^^ ''■ ^' ^racilis n. sp. fu's Klein:
asien, 12. A. hip^inctatus u, ^^. ebendaher; 13. N ni^rifran.
i^^'itT '■'• '' ""ir '''''-' "• ^p'^- ^^^-^-^^^ -
hpn .r ;i 7 ^'^''''"' ^^^- - Unbekannt sind dem Verf. geblie
aosus Mg 22. N. frontalis Macq.; 23. iV. .///o//«/, Macq.
Von Stratiomys beschreibt der Verf. das bisher noch unbe
kannte Weibchen der Str. equestris und eine neue, der Str Cenisia"
nahe vei^andte Art, Str. flaviventris. aus Sicilien. Die bTsh r
noch vielfach verwechselten Arten von Odontomyia sind auf fol
gende Weise gesichtet worden: A. 1. O ti^rina 0 O nT
(wozu Sir.decora und vermuthlich auchV;';^i/Mg^:~
annulata (Str. annulata und 7^.^//«/« Mg.); 4. O. discolor n.n'
re o":r; ^v^~'^ (-zul/;...,.i^7um;. -!:
fn?'!' '• ^ '^Snaticornis n. sp. aus Kleinasien i C
a 0. /,y./../e.. (L. Mg. ztt. Macq. - Str. Lpina Pz.?); 9 a an.
180 Erichs Oll: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
o-ulata Pz. {hydropota Mg.?, hrevicornis Low, ruficornis Zett.); 10.
O. kydrophila n, sp. aus Sicilien und Kleinasien; 11. O. felina
(Pz.); 12. O. personata n. sp. aus Dalmatien; 13. 0. viridula (F.
Macq. Zett.); 14. O. interrupta n. sp. aus Kleinasiep.
MEenopii* Ref. hat sich an einem lebenden Oncodes über-
zeugt, dass bei dieser Gattung wirklich ein Rüssel vorhanden ist,
welcher an der hinteren Fläche des Kopfes vortritt, aber so kurz
ist, dass nach dem Eintrocknen keine Spur mehr vorhanden ist. Diese
Beobachtung ist an einer neuen Art O. fufuatus gemacht, welche
mit dem O. fuliginosus in der Färbung übereinstimmt, aber u. a.
durch weisse Schenkel von ilim abweicht. Dies Archiv. 1846. 1. Bd.
S. 288.
^yrplnci» Die europäischen und nordischen Arten von Helo-
philus hat Loew einer sehr genauen Musterung unterworfen (Entom.
Zeit. S. 116. 141. 164). Sie gruppiren sich auf folgende Weise: L
mit ovalem Hinterleibe. J. Dunkelgefärbte, a. Die Augen des Männ-
chens zusammenstossend: 1. H. peregrinus n. sp. aus Sicilien,
auch an den ganz schwarzen Hinterbeinen kenntlich. — b. Die Augen
des Männchens getrennt: 2. H. groenlandicus {Tab. grönl. O. Fab.
H. arcticus Zett.) „pallidis thoracis striis lateralibus postice obso-
letis, intermediis angustis, distinctis" aus Grönland und Lappland. —
3. H. g lad all s n. sp. „pallidis thoracis striis obsoletis, abdomine
superius nitido" aus Labrador. — 4. H. borenlis Stäg. „pallidis tho-
racis striis obsoletis, abdomine superius opaco, segmejitorum mar-
gine posteriori nitido" aus Grönland. — B. Hellgefärbte, a. mit
durchscheinendem Hinterleibe und matten Fühlern: 5. H. pendultts
(L); 6 H. hybridns n. sp. {H. trivittatus cT Meig). — 7. H. tri-
vittatus F. — b. mit nicht durchscheinendem Hinterleibe und hellen
Fühlern. — 8. H. versicolor F.; 9. H. f rittet omni ¥. — II. Mit strei-
fenförmigem Hinterleibe: 10. IL transfugtis (L.); 11. H. lunulatus
Mg. ; 12. H. lineatus F.
Durch Leon Dufour ist Mnsca femorata Panz. (Fn. G. 20. 24)
in den südfranzösischen Haiden aufgefunden, als eine Rhingia beur-
theilt und als Rh. femorata genauer beschrieben worden (Ann. d. 1.
Soc. Ent. d. Fr. IV. Bull. S. Lvir). Bekanntlich ist dies Insect das
Weibchen des Helophilus lineatus, einerlei mit Rhingia muscaria F.,
welche letztere Bestimmung auch in der zweiten Angabe von Panzers
Fn. Germ, aufgenommen ist.
Eine neue Art von CaUlcera wurde von Guerin (Iconogr. R A.
text. S. 546) aufgestellt : C. Fagesü\ das zweite Fühlergl. viel kür-
zer als das erste; die Borste weiss mit schwarzer Wurzel. Der
Körper grünlich schwarz, gelblich greis behaart, die Kniee, Schienen
und Fusswurzel gelb. Von Montpellier (vielleicht nicht verschieden
von Call. Macquartii Rond.).
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 181
Oestrides* „Bemerkungen über die als Larven im Rothwildo
lebenden Oestnis" theilte Kellner in der Entom. Zeit. (S. 29) mit.
Es ist zu hoffen, dass die Naturgeschichte der Rothwildbremsen bald
aufgeklärt wird, wenn so aufmerksame Forstmänner ihr Augenmerk
darauf richten.
üeber eine umfassende von Joly unternommene Arbeit über
diese Familie, namentlich auch in anatomischer und physiologischer
Beziehung, ist der Pariser Academie Bericht erstattet (Compt. rend.
XXIII. S. 510). Aus demselben scheint vorläufig die Bemerkung von
besonderem Interesse zu sein, dass die Oestrus- Larven, so wie sie
aus dem Ei kommen, ihrer späteren Form sehr ungleich sind, na-
mentlich nach hinten spitz auslaufen und mit einem Paar AthemrÖh-
ren endigen.
Guerin (Iconogr. R. A. text. S. 548) beschrieb eine neue Art
Cuterebra Fatagonica aus Patagonien.
JULuscariae* Robineau-Desvoidy hat seine Bearbeitung
der Fliegen der Pariser Gegend fortgesetzt (Myodaires des environs
de Paris, Suite. Annal. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 17). Diese Ab-
handlung umfasst die dritte Gruppe der Entomobien ,,Microcera-
tae^\ bei denen die Fühler nicht auf das üntergesicht reichen, der
Gatt. Nemoraea Macq. entsprechend, welcher Trixa angeschlossen
ist, hier in acht Gattungen getheilt: 1. Trixa Meig. {Crameria
oestridea R. D.). — 2. Panzeria R. D. {Tach. piiparum Mg). —
3. Meriania R. D. {Nem. syivati'ca Ma.cq.). — 4. Nem oraeaR.D.
(Tach. pelliicida Mg. ^ und T. strenua Mg. 9)- — 5. Faust a R. D.
{Nem. nigra Macq. und iV. viridescens Mg.). — 6. Erigone R. D.
(T. lurida Fall., radicum Mg.). — 7. Mericia R. D. {Nem. erigo-
nea Macq). — 8. Phlebellia R. D. {aestivalis n. sp.).
Dejeania atrata Guerin (Iconogr. R. A. text. S. 549) ist eine
neue Art von Bogota.
Die Verwandlungsgeschichte der Khynchomyia columhina hat
Leon Dufour geliefert (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 327. T. 9.
F. ii). Die Larve lebt im Wurmmehl alter Fichten- (Pinus maritima)
Stöcke. Sie hat die gewöhnliche Gestalt der Fliegenlarven, am ab-
gestutzten Hinterende aber einen Kranz von 12 zahnförmigen Fort-
sätzen, welche sich an dem kastanienbraunen PuppentÖnnchen als
eben so viele kleine stumpfe Höcker wiederfinden. Die Fliege,
Khijnchomyia columhina Macq., Taclüna columhina Meig., schwärmt
auf Blumen.
Zu der im 5. Bd. von Germar's Zcitschr. gegebenen Bearbeitung
von Trypeta hat Loew in der Linnaea Ent. (I. 8.495—526) einen Nach-
trag gegeben. Von den dort abgehandelten Arten sind jetzt zwei einge-
zogen-. T. Centaureae , welche als Abänd. von T. heraclei und T.
colon, welche als Abänderung von T. nigricoma eingeht. Dagegen
sind neue Arten hinzugefügt: T. hamifera von Copenhagen (der
T. alternata ähnlich); T. Inulae v. Roser aus Würtemberg, T. Ion-
152 Erichs on: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
prirostris aus Sirilien, T. ^asates aus Steiermark, T. dilace-
rata, der Bardanae ähnlich, aus Deutschland und Polen, T. mega-
cephala aus Sicilien, T. acut i cornts ^ vermuthlich aus Deutsch-
land, T. Viren X von Posen. Eine lOte Art, T. toxoneura, aus
Hessen, ist in der Ent. Zeit. S. 364 beschrieben. — Von Interesse
sind die Angaben über das Vorkommen mehrerer Arten: T. Meigenii
lebt in den Beeren von Berberis, T. speciosa in denen von Lonicera
xylosteum, T. antica in denen von Crataegus oxyacantha. In Wur-
zelgallen von Chrysanthemum lebt L. proboscidea, T. pan'etina viel-
leicht in denen von Urtica. Die Larve der T. Artemisiae minirt in
den Blättern von Chrysanthemum, die der T. Heraclei in denen des
Seilen. — T. marginata ist aus .Senecio sylvatica, T. West ermannt
aus Senec. Jacobaea, T. bißexa aus Inula britannica erzogen. —
Auf Cirsium palustre ist T. Arctii (welche, da sich die folgende als
die eigentliche M. Arctii De?, ausweist, der Verf. T. Onotrophes
nennt), auf Arctium Jappa T. Tussilaginis {Arctii "Deg.)^ Lappae und
auch die sonst häufig auf Centaur. scabiosa vorkommende T. cornuta^
auf Inula dysenterica T. Inulae, auf Centaurea paniculata T. ifa-
iciata, auf Artemisia campestris T. Absinthii, auf Chrysanthemum
leucanthemum T. Stigma beobachtet.
Sapromyza tenera ist von Loew als eine neue Art, aus der
Gegend von Cassel, beschrieben (Ent. Zeit. S. 366).
Diopsis Macquartii vom .Senegal ist von Guerin in der Ico-
nogr. R. A. text. S. .554 als neue .Art aufgestellt.
Der fünfte Band von Zetterstedt's Diptera Scand. enthält den
Schluss der Anthomyziden, die Ephydrinen, in welcher Fami-
lie .Stenhammar's Forschungen benutzt sind, die Ochthiphil inen,
die Scatomyziden, die Sciomyziden und den Anfang der Or-
taliden.
„Ueber die Gattung Ortalis und zwei neue Arten derselben" von
Prof. Loew (Entom. Zeit. S. 92). Als neue Arten sind 0. cinifera
aus dem nördl. Russland, und O. albipennis aus Kleinasien, beschrie-
bea. Zugleich sind dievonMacquartaufKosten von OrtalisgebildetenGat-
tungen einerPrüfung unterworfen. Die zu der Psilomyden-Gruppe gerech-
nete Gatt. Otites ist aus verschiedenartigen Bestandtheilen von M.
zusammengesetzt: Sciowyxa nigripennis mit ihren Verwandten kann
von Sciomyza nicht entfernt werden, und könnte höchstens eine
-eigene Gattung neben Sciomyxa bilden. Sciom. bucephala schliesst
sich an Tetanops. An Tetanops zunächst schliesst sich O. poecilo-
ptera Sehr, {fulminant Mg.), in welcher der Verf. eine eigene Gat-
tung erkennt, die (tr Poeciloptera {fufminans) genannt wissen will;
der Gattungsname Poeciloptera ist aber nicht mehr frei. Die Gat-
tung Otites beschränkt der Verf. auf die von M. dahin gezählten
Ortulis-\rtcii: Lumed. .Sehr, {pulchella auct), gangraenosa, ornata,
auch centralis. — Die übrigen europäischen Arten sind von M. unter
Ceroxys, Ortalis und Her i na vert heilt. Die erste derselben erkennt
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1546. 15«3
der Verf. an, und rechnet dahin rirularis , duifera, Urtr'cae, crassf-
penuis, omi'ssa , auch albij>eymis : die letzte muss aber, da ihre Kenn-
zeichen schwankend sind, mit Ortalis wieder vereinigt werden, deren
typische Arten nign'na, palustris, pallidum, afßicta, frondesceniiae
{cerasi Mg.) u. a. sind, von welcher aber O. tfbraus sowohl als auch
O. Sj/ngeiiesiae ausgeschieden werden müssen.
Die Verwandluiigsgeschichte einer neuen Art von Drosophila ist
von Leon Dufour beschrieben (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 321.
T. 9. F. i). Die Larve lebt im ausfliessenden Safte der L'lmen. Sie
ist länglich, egelförmig, weisslich, anscheinend kahl, hat auf jeder
Seite des letzten Ringes zwei zahnfÖrmige Fortsätze und ist hinten
in einen gegliederten, die Stigmen enthaltenden Schwanz verlängert.
Die vorderen Stigmen sind büschelartig otheilig. Lange 5 Millim.
Die Puppe ist länglich eiförmig, vorn etwas flach gedrückt, hinten
mit einem kurzen Schwanzfortsatz, sonst ohne Vorragungen. Die
Fliege ist als neue Art mit folgender Diagnose bezeichnet: „Dr.
palh'pes, penitus castaneo-fusca, facie oreque rufescentibus, pedibus
pallidis. Länge 2 Mill. Bei St. Sever im südwestlichen Frankreich.
Ders. hat auch die Verwandlungsgeschichte des Aulaa'gaster
rußtarsis Macq. mitgetheilt. (Ebenda S. 455). Die Larve lebt in dem
röthlichen Brei, der sich in den Geschwüren der Clmenstämme ab-
setzt. Sie ist egelförmig, gestreckt, weisslich, hinten in einen langen,
gegliederten, stigmentragenden Schwanz verlängert; die vorderen
Stigmen vorgestreckt, fast fiederspaltig-. auf der Bauchseite sieben
Paare rauher Afterfüsse. Länge 6—7 Millim. Die Puppe findet sich
an gleichen Orten, weicht aber von der Larve in der Form unge-
wöhnlich ab; sie ist sehr verkürzt, der Schwanz bis auf eine kurze
Spur eingezogen, dagegen hat sie vorn ein Paar langer, gewimperter
Borsten. An der Fliege macht der Verf. an die aufsitzenden (sessile)
Taster aufmerksam, zugleich bemerkt er, dass die von Macquart,
Hist. n d. Dipt. IL T. 23. gegebene Abbildung des Flügelgeäders nicht
genau sei, es stimme mit dem der verwandten Gattungen, namentlich
Leptomyza, Diasema, Leucopis überein.
Einige in Blättern minirende Fliegenlarven sind von Goureau
beobachtet worden (Notes pour servir ä Thistoire des Dipteres dont
les larves minent les feuilles des plantes. Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr.
IV. S. 223. T. 8. F. III. ). Es sind 1. Pht/tOTny:^a obscurella Macq.
Die Larve frisst lange gewundene Gänge in den Blättern von Loni- .
cera xylosteum. Ausgewachsen bohrt sie sich durch und verwandelt
sich in der Erde. — 2. Jsrrorni/sa uigripes Macq. In Blättern des
Luzornenklees. Die Larve findet man im August, die Fliege schwärmt
im September auf den Luzernenfelderu. — 3. Eine andere Flieffen-
larve fand der Verf. im Blatte von Iris Pseudacorus, er erhielt aber
die Fliege nicht, sondern kleine Schlupfwespen. Das Puppentönnchen
war im Larvengange befestigt. (Später hat der Verf. daraus eine Fliege
erzogen, welche mit Oscijti's nigerrima übereinzustimmen scheint. Ebend.
1S47. S.m). — 4. Ein ähnliches, wahrscheinlich aber einer anderen .Art
184 Erich so n: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
angehörendes Puppentönnchen fand der Verf. auf einem Rohrblatt
(Arundo phragmites), es lieferte ebenfalls kleine Schlupfwespen (Oenone).
Coriacea» Die Embryogenie der Dipteren dieser Familie ist
von Blanchard an Lipoptena cervl beobachtet. Die Larven fand
der Verf. denen anderer Dipteren gleich, den Kopf hornartig und
bräunlich, zvN'ei lange Tracheen, welche von einem Ende des Körpers
zum anderen laufen, die Ganglienkette im vorderen Theil des Kör-
pers zusammengedrängt; der wesentliche Unterschied von anderen
Larven zeigte sich im Fehlen des Nahrungskanals, an dessen Stelle
der Verf. eine Masse von Kügelchen bemerkte (Institut, n. 630. 28.
Jan. 1846. Fror. N. Notiz. 37. Bd. S. 276).
Muctoria, Eine neue Art ist Pulex Hyaenae Kolenati
(Meletem. V. S. 126), in Transkaukasien auf der Hyäne gesammelt.
H e m i p t e r a.
Von Herrich-Schäffer's „die wanzenartigen Insecten" sind
die fünf ersten Hefte des 8ten Bandes erschienen.
Amyot hat seine Entomologie Fran^aise, Rhynchotes, fortgesetzt
(Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 73, 359).
Dr. Scholtz hat den Prodromus einer Rhynchoten- Fauna von
Schlesien bearbeitet und den ersten Theil, die Aufzählung der Hete-
roptera enthaltend, in den Arb. u. Veränd. d. Schles. Gesellsch. i. J.
1846. S. 104 mitgetheilt. Die in derselben enthaltenen neuen Arten
sind unten angezeigt.
Ventatontiües» Herrich-Schäffer (a. a. O.) lieferte den
Schluss der kritischen Revision der Pentatomiden, nämlich die Gat-
tungen Brachystethus Lap., durch Br. crihrum (F.), circtimscripUis
Lap. und bdeiitatus Spin, erläutert; Arvelius, Acanthosoma, mit einer
neuen Art, J. niegacephalum aus Bengalen, und Rhaphigaster,
wo Rh. mensor, loriventris, impluviatus, bicinctus, sparsus, lylhrodes
Germ, aus Südafrica (in Silberm. Rev. Ent. beschrieben) abgebil-
det sind.
Scholtz (a. a. O.) stellte drei neue schlesische Arten auf: 6Y-
7nex Jallax , Sciocoris ar enicola, Cydn us opacus.
Die 4te Lief, von Kolenati's Meletemata Entomologica enthält
die Aufzählung der Pentatomiden der Kaukasusländer; neue Arten
sind: Eurydema Gehleri., Lhesgicum, Armeniacnm, Jalla
Herrichii, Carpocoris pusio, bilunulata (ist Cim. varius F.),
Rhaphigaster Germari, Cydnns Caucasicus. — Die neue Gatt.
Carpocoris entspricht dem Stamm der Gatt. Pentatoma (nigricornis,
dissimilis, baccarum etc.).
In d'Orb. Voy. Am. m. sind als neue Arten abgebildet Stiretrus
laticornis und Ualys flav olineatus Blanchard, beide aus
Bolivien.
Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 185
Coreides, Herrich-Schäffer (a. a. O.) theilte eine üeber-
sicht der Arten von Alydus mit, welche er mit den neuen Arten: A.
slnuati/s aus Mexico, J. incurvus aus Brasilien, A. dentipes
von Java, A. cruentus aus Nordamerica vermehrte.
Berytus trichocerus Scholtz (a. a. O. S. 151) ist eine neue
Art aus Schlesien.
Aus Bolivien sind Discogaster rubro-notatus, Paryphes mi-
niaceus, diabolicus^ Chondrocera foliaceata, Anisoscelis fla-
voscutellata Blanchard (d'Orb. Voy. Am. m.).
Ijygaeites. Von Scholtz sind (a. a. O.) Heterogaster
Schillingii, Pachymerus pusilhis, hirsutuhis, Xylocoris bico-
lor als neue schlesische Arten aufgestellt. Pachym. holosericeus
war von Dems. in den Arb. u. Veränd. d. Schles. Gesellsch. i. J,
1845 als neue Art beschrieben.
Von Blanchard (D'Orb. Voy.) ist Largus fasetat us als neue
Art abgebildet.
Capsini, Neue schlesische Arten sind: Capsus declivis, hu-
muli, vitellinus, Rotermundi, cyllocoroides, Sc/iillingü\
gracilicoriiis Scholtz (a. a. O.), denen noch C. coerulescens
Des selb. Arb. u. Veränd. d. Schles. Ges. i. J. 1845 zuzufügen ist.
Mehrere aussereuropäische Arten sind von Herrich-Schäffer
(a. a. O.) abgebildet: C. externus muthmasslich aus Nordamerica,
croceipes aus Pensylvanien, melanochrus aus Mexico, melano-
ccajithus aus Pensylvanien, multicolor, vermuthlich ebenfalls aus
Nordamerica. — Von Corrientes ist Phytocoris grandis Blan-
chard (d'Orb. Voy. Am. m.).
Aradites* Aradus albopunctatns Scholtz (a. a. O.
S. 116) ist eine neue Art aus Schlesien.
Vingidites* Neue Arten Tingis cir cum data und tr (an-
gularis Blanchard (d'Orb. Voy.) und T. nobilis Guerin (Ico-
nogr. R, A. text. S. 349) alle aus Bolivien.
IReduvini, Herrich-Schäffer (a. a. O.) hat eine grosse
Anzahl von Gattungen dieser Familie erläutert: 1. Platymerus mit
den Arten PI. discolor n, sp. aus Java, ruhropicta aus Brasilien,
myrmecodes n. sp. aus Cuba, formicaria (F.) aus Brasilien.. — 2.
Arilus mit den neuen Arten: A. aurantiacus , guttifei\ colla-
ris, pungens, alle aus Brasilien. — 3. H^lolrichhis mit der neuen
Art H. testaceus aus der Krim? — 4. Rednviiis. — 5. Myocoris
mit M. memhranaceus Spin. — 6. Eimgoras mit den Arten E. spe-
ciosus Burm., tricolor n. sp. aus Mexico, E. pallens, versico-
lor, nigrispinus n. spp. aus Brasilien. — 7. Hammatocerus mit
H. conspicillaris Lap. — 8. Ectrychotes mit den neuen Arten E. bi-
colo?' von Baltimore, tricolor unbestimmten Vaterlandes, gigas
aus Guinea. — 9. Tapinns mit T. pc/w.? Lap. und T. inconspicuus
J36 Erich son: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
n. sp. aus Java. — 10. Frostemma. — II. Pirates mit P, sphegi-
uns n. sp. aus Brasilien, mutillarius (F.), roseus n. sp. aus Brasi-
lien, pt'cipes n. sy). aus Nordamerica, ahdo?ni'?ialis n. sp. eben-
daher, pi'ctus n. sp. unbestimmten Vaterlandes, — 12. Spiniger mit
Sp. ebnrnevs und ater (Enc.) und Sp. flavovarius n. sp. aus Bra-
silien. — 13. Macrops mit M. pallens Lap. — 14. Conorhinus mit C.
phyllosoma Burm. [?] aus Java, Renggeri n. sp. aus Paraguay,
mexicanus n. sp. aus Mexico, gigas (F.). — 15. Apiomeru.s mit
den neuen Arten J. pictipes aus Mittelamerica, flavipennis aus
Brasilien, ruhrocinctus ebendaher, capucinus ohne Vaterlands-
angabe, flaviv eiitris aus Mexico. — 16. Heniartes mit H. ery-
thromerus Spin. (= Apiom. Stollii Burm.) und annulatus Spin. —
17. Harpactor mit //. cinctus (F.) und den neuen Arten ^. milthi-
nus (Dalm. ) aus Java, spinipes aus Südamerica, s üb ar malus
aus Nordamerica, tropicus aus Sierra Leone, poecilus, puncti-
ventris und moestus aus Paraguay, disciventris aus Africa. —
18. Nabis. — 19. Zc/?u mit Z. coronatus F. — 20. Stenopoda mit
5"^. cinerea Burm. — 21. Pygolampis mit P. pallipes. — 22. Oncoce-
phalus mit O. squalidus (Ross.). — 23. Myodochus mit den neuen
Arten M. trinotatus und costalis aus Java.
Von Blanchard (d'Orb. Voy. Am. m.) sind Arilus spiniceps^
Reduviiis miltosoma aus Bolivien, R. obsolet us aus Patagonien,
Apiomertis erythromelas, sanguineo-maculatuSy Ectricho-
dia haetnatodes aus Bolivien, Conorhinus rubrovarius von
Maldanado abgebildet.
Die schlesischen Arten von Nabis hat Scholtz (a. a. O. S. 112)
auseinandergesetzt: 1. vagans (F.); 2. brevis n. sp.; 3. ericeto-
rum n. sp.; 4. brevipennis Hahn, 5. apterus (F.), Q. flavomargi-
natus n. sp,
Riparii, Eine neue schlesische Art ist 5«/^« arenicola
Scholtz (a. a. O. S, 110),
Galgulites» Als neue Arten sind Galgulus ^tnaculatus ,
nebulosus aus Bolivien und Brasilien, und G. variegatus von
Campeche von Guerin (Iconogr. R. A. text.) beschrieben.
JPlotereJS, Neue Arten sind Velia bicolor Blanchard
(d'Orb, Voy.) aus Brasilien, Bydroessa Schneider i und Hebrus
Let%neri Scholtz (a, a O. S. 108) aus Schlesien.
JVepides. Herrich-Schäffer (a. a. O.) bildete Diploiiychus
annulatus (F.), anurus n. sp. aus Brasilien, aegyptius n. sp. aus
Aegypten, rtisticns (F.) und Belostoma annulipes n. sp. aus Süd-
america ab.
JVotonectides. Guerin (Iconogr. R. A. text. S. 354) be-
schrieb Corixa bimaculata aus Mexico, Notonecta triangtila-
ris aus der Hochebene des Nila Giri und iV. bifasciata vom La
Naturgeschichte der Insecten wahrend des Jahres 1846. 187
Plata. — Herrich- Schaff er (a. a. O.) bildete Notonecta maculata
Curt. ab, und zeigte, dass sie wahrscheinlich nur Abänd. der iV.
glauca sei.
Vallot theilte die Bemerkung mit, dass zwei Arten von Noto-
iiecta in Mexico auf Wasserpflanzen ihre Eier ablegen, welche von
den Indianern eingesammelt und zur Zubereitung verschiedener Spei-
sen verwendet werden. (Compt. rend. XXIII. S. 774).
Ein genauer Bericht über die Töne der Corixa striata ist von
Ball in den Ann. of nat. bist. XVII. S. 135) mitgetheilt.
JPulgorellae» In dieser Fam. sind vier neue Gattungen auf-
gestellt:
Paralystra White (Ann. n. bist. XVIII. S. 25. T. 1. F. 2) mit
Calyptoproctus Spin, verwandt, aber verschieden durch die viel gros-
sere, oben dreikielige Endplatte des Hinterleibes; der Kopfrand über
den Augen erhaben und hinten zugespitzt, die Augen in manchen
Richtungen verdeckend; der Scheitel mehr oder weniger ausgehöhlt;
das Halsschild vorn vorspringend und hinten ausgebuchtet, der Kük-
ken auf jeder Seite tief niedergedrirckt, der Seitenrand erhaben; der
Vorderrand der Decken gerundet und hinter der Mitte leicht ausgebuch-
tet; das Geäder derselben mehr netzförmig, ähnlicher dem von Lystra
als dem von Calyptoproctus. Eine neue Art, P. Emma aus Para.
Polydictya Guerin (Iconogr. R. A. text. S. 358) stimmt im
Uebrigen mit Poeocera, nur bildet das Geäder der Decken ein dich-
tes Netz, sie verhält sich also wie Polyneura Westw. zu Cicada.
Die Art ist von Eurybrachis basalis Hope von Pulo-Pinang.
Pseudoflata Des selb, (ebenda S.360). Einer Ricania oder
Flata ähnlich; an den Fühlern das erste Glied sehr kurz, das zweite
8— lOmal so lang, gleich dick, die Endborste in der Mitte der Spitze
eingelenkt. Die Vorderseite des Kopfes 2mal so lang als breit, 3kie-
lig, die Stirn oben in einen kleinen kegelförmigen Vorsprung aus-
gehend. Die Decken ähnlich denen von Flata und Poeciloptera, nur
dichter gegittert. Eine neue Art, Ps. nigricornis^ vom Cap.
Flatoides Desselb, (ebenda S. 362), von Flata durch vorra-
genden Kopf, unter und selbst hinter den Augen eingelenkte Fühler
und die wagrechte Richtung der Flügel unterschieden. Eine neue
Art, Fl. t ort rix., aus Madagascar.
Als neue Arten sind aufgestellt:
Enchophora gut tata von White (Ann. n. bist. XVII. S.331)
aus Südamerica.
Aphana imperialis aus Sylhet, A. scutellaris aus Borneo,
A. Confucius aus China von White (Ann. n. bist. XVII. S. 330.
XVllI. S.24).
Poeocera arrosa, olivacea, sanguinolenta von Blan-
chard (d'Orb. Voy. Am. m.) aus Bolivien.
Pterodictya nigrolineata von Dems. (ebenda) ohne nähere
Vaterlandsangabe.
188 Erichs OH: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Cladodiptern Spinolae von Dems. (ebenda) aus Bolivien.
Poedloptera dentifrons, P. albicosta, P. circulata von
der Küste von Malacca, f. pulverulenta von Campeche, von
Guerin (Iconogr. R. A. text. S.360). — P. Maria, P. tricolor
aus Sylhet von White (Ann. n. hist. XVllI. S.25).
Flata bombycoides von der Küste von Wlalacca, FL Mal-
gacha aus Madagascar, von Guerin (a. a. O. S. 361).
Menthracides. üeber die Membraciden hat Fairmaire
in den Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. (S. 235. 479. Taf. 3-7) eine um--
fassende Arbeit geliefert, welche sowohl eine grosse Anzahl neuer
Arten bekannt macht , als auch eine neue Eintheilung der Familie auf-
stellt. Die letztere ist folgende.
1. Der Prothorax das Schildchen vollständig bedeckend.
A. Beine blattförmig. — a. Die Schenkel blattförmig, die
Schienen schlank: 1. Xerophylhim (ein Orthopter, = Chlorophyl-
lum Serv.) — aa. Die Schienen blattförmig: b. Kopf verlängert, blatt-
förmig, c. Hinterschienen an der Wurzel schmal, Halsschild nicht
dornig, d. Die Nebenaugen in gleicher Linie mit den Augen; e. Hals-
schild hinten zugespitzt: 2. Membracis F. (51 Arten) — ee. Hals-
schild hinten gerundet und zweibuchtig: 3. Bolbo7iota Am. Serv.
{Centr. inaequalis F. etc. 10 A.) - dd. Die Nebenaugen oberhalb
der Augen, der Kopf dreilappig: 4. Spongophorus {Hypsmichenia
Am. Serv. — Memb. paradoxa Germ. etc. 8 A.) — c. Die Schienen
kurz, blattartig, das Halsschild gedornt: b.Pterygia Lap. (Ce«m
cruciata F. 14 A) — bb. Der Kopf abgestutzt: 6. Oxyrachis
Germ. {Cent, tarandus F. etc. 4 A.)
B. Beine einfach, a. Hinterfüsse kurz: b. Kopf zwei-
lappig: c. Decken ganz frei: 7. Hoplophora Germ. (19. A.)-, —
cc. Decken am Innenrande gedeckt. 8. Umbonia Burm. (13 A.); —
bb. Kopf nicht zweilappig: 9. Triquetra n. g. {Hoplophor, trun-
caticornis Germ, und 11 neue A.) «a. Hinterfüsse nicht kürzer
als die vorderen Füsse: vie auf versch. Raub- und Wasservögeln.
Aracliiii«leii.
Von Koch's „Die Arachniden" ist der 13te Band er-
schienen.
In der Exploration de l'Algerie sind die Arachniden von
Lucas vollständig bearbeitet. Es sind 239 Spinnen, 17 So-
lifugen, 24 Opilionen und 20 Milben aufgeführt.
Araneae.
,, Beiträge zur Anatomie der Spinnen, von Dr. A. Was-
mann. Erste Lieferung, enthaltend: Muskelsystem, Ver-
dauungs- und Spinnorgane." (Abhandlungen aus dem Gebiete
der Naturwissenschaften, herausgegeben von dem naturwiss.
Verein in Hamburg 1. Bd. S. 131.)
Eine wichtige Arbeit, welche die Kenntniss über den anatomi-
schen Bau der Arachniden erheblich erweitert. Der Verf. hat seit
mehreren Jahren die Gelegenheit benutzt, grosse Mygale- Arten,
welche öfter in Schiffsladungen zufällig nach Hamburg gebracht wer-
den, im frischesten Zustande zu untersuchen, namentlich M. avicu-
laria, und die auf den Antillen einheimische M. Erichsonii Koch.
192 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Beide verhielten sich in anatomischer Hinsicht ganz gleich. Hier
nur einige Mittheilungen aus dieser Abhandlung. Die sog. Oberlippe,
welche einen beweglichen, kegelförmigen, seitlich etwas zusammen-
gedrückten Fortsatz zwischen den Grundgliedern des ersten Fuss-
paares bildet, ist im Innern hohl, und öffnet sich vorn mit einer
kleinen spaltförmigen Mündung. Man könnte in diesem Theile also
einen Saugrüssel vermuthen, es liess sich aber keine hintere Mün-
dung auffinden. — Vom Ringmagen gehen, den vier Fusspaaren ent-
sprechend, nach jeder Seite vier kanalförmige Fortsatze aus; ein
fünfter vorderster, wie ihn Brandt, üuges und Grube angaben, ist
wenigstens bei Mygale nicht vorhanden. Sehr merkwürdig ist der
vom Verf. beobachtete weitere Verlauf dieser Fortsätze. „Sie gehen
zwischen den oberen Muskeln für die Extremitäten, jeder bis zum
Basalgliede seines Fusses, sind hier etwas erweitert, biegen sich
dann nach unten und innen um und laufen zwischen den unteren
Fussmuskeln, jeder anfangs neben dem Nerv seines Fusses, später
unter ihm gegen die Mittellinie zurück. Hier unmittelbar auf dem
Bauchschild des Vorderleibes unterhalb der Gehirnmasse verzweigen
sie sich und anastomosiren vielfach, selbst die gegenseitigen, unter
einander. Aus dem so gebildeten Netze gehen zwei längere blind-
sackartige Fortsätze nach hinten bis zum Bauchstiele, üeber und
zum Theil zwischen diesen Anastomosen liegt ein rundlicher Sack^
der aber mit ihnen nicht communicirt, sondern sich überall ge-
schlossen zeigt.'* — „Von dem vordem Theile des Ringmagens gehen
ausserdem noch einige, in der Regel drei kurze Blindsäcke dicht
neben einander aus; dass aber die Höhle des Ringmagens hier vorne,
wie Grube von Argyronecta und. Epeira angiebt, durch eine Quer-
scheidewand getheilt sein soll, habe ich nicht gefunden. Durch die
an einander liegenden Wandungen zweier Blindsäcke entsteht leicht,
zumal bei Untersuchung eines so zarthäutigen Organes, der Anschein
einer die ganze Röhre durchsetzenden Querscheidewand." — Die in-
neren Spinnwerkzeuge sind bei Mygale wenig ausgebildet, und ihre
einfachere Form ist daher leichter zu studiren als bei den meisten
übrigen Spinnen, wo die Formenmannigfaltigkeit und die Verschlun-
genheit und Brüchigkeit der Spinngefäfse die Untersuchung sehr
erschwert.
Au.s.ser den zahlreichen von Koch und Luca.s a. a. O. O.
abgebildeten Spinnen sind noch neue Arten von Black wall
beschrieben worden :
Notice of Spiders captured by Professor Potter in Canada, with
descriptions of such Species as appear to be new to science. Ann.
of nat bist. XVII. S. 30, 76. {Lycosa saccata^ Salticus scenicus,
Drassus 7ioctunins und vasifer, Tegcnaria civilis, Theridion i jnm-
ctuimn, sisyphum, Fholcus phalaiigoides sind bekannte, theils in Eu-
ropa, theils in den Vereinigten Staaten einheimische Arten.)
Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1846. I93
Eben°,Tv^r"a297.""" ""'' '''""""'' ''""'' "' '^'^"^■''-•
ünucd States", Boston Journ. 18« V. „. 2. ist mir nur dem Titel
nach bekannt geworden.
Bpeiriaes. Von Lucas (a, a. O.) sind 4 neue Arten von
Epe,ra, 1 .onVMorus aus Algier, von Blacl<«all (Ann. XVin
gestern. """ ^'"''■'' "'"' * "'" Tetragnatha, alle aus Canada. auf.
Xheridides. BlackwaU (An. XVIIl) beschrieb je 1 neue
Art von Lmypjua und r/im*««, Lucas (a. a. O.) 3 LiLhia 8
Thend^on und 1 £;«,>„„. _ Heer ( üeber die „berst. Gre»; d
tbior u. pflanzl. Leb. S. 15. F. 4) beschrieb MicryphaMe: Kochü
von den Schweizer Alpen, 8550' ü. M. Aoc/iu,
»„f ^*''""'**'*^*- Lucas (a. a. O.) stellte eine neue Gattung
1 df ■" f" "'* ^ ^"^^" '" ^^•«iK«il>e«. die hintere derselben
mondform.g gebogen, das 2te und 4te Paar grösser, auf deutlichen
Hockern gelegen; das erste Paar das kleinste, sehr genähert. Die
Kiefer gestreckt, an, Grunde gerundet, schmal und abgerundet an
der Spitze Die beiden vorderen Fusspaare lang und dünn die ^7
eren viel kurzer, das 3te das kürzeste. Die fIssc mit zw i kämm
formigen Klauen an der Spitze. Die Gattung steht zwischen Tht
mi US und PhUodromus, und enthält zwei neue Arten aus Algier"
Itrassiaes. Lucas (a. a. 0.) stellte 8 neue algierische Arten
von CM^o,.a 16 von Drassus (mit Einschluss von 4 W « «„"
AJacana Koch.), 2 von E„yo, 2 .on Lat/^rodectus , 2 von f 17/17-
nl \T ^r ^''''"V' '"'^'' """ ' ^'•^'''^' beide atc:
ropial Kocher ./'• "^ ""■ *• *'• ^- ^> '''''^"''> ''"'''-'- chlo-
rophana Koch i. litt., von den Schweizer Alpen, 7400' ü. M.
Al.i^*'^'*'?*'***' ^^^ """ *'"<' 2 Tegenaria und 1 Agelena au,
Algtr. '' ''"Sste, dann das 2te. - 6 neue Arten aus
Arelii, f. Naliirgesch. XIII, Uhrg. 2. BJ. v,
194 Erichson: Bericht über die wissensch. Leisiungen in der
Ausserdem sind von Lucas (ebend.) 17 neue Arten von Lycosa
„nd 2 von HersiUa, ferner von Blacks all (a. a. O. XVII) 4 neue
canadische Lycosa-Arten beschrieben.
Heer (a a O S 14. F. 3) beschrieb Lyci>$a blanda Koch var.
„J,.c»r«;\velche von der Stammart durch dunklere Färbung ab-
^ech" Sie ist die häufigste Spinne in den höheren Alpen von 6000
bis 10 000' ii M. Sie lebt in Erdlöchern und unter Sternen, und er-
scheint gleich nach dem Wegschmelzen des Schnees.
KresUles. Koch (a.a.O.) rechnet in diese Fam. die Gatt
Fre^rOorZ und DeLvsis. - Dorceu. enthält eine neue Art
fom Senegal und unterscheidet sich von Eres,. "-.P'-^."l-h^ ^^
drstellu'g der Augen, indem die 4 Mittelaugen n.cht ^m Quadrat
stehen sondern die der hinteren Reihe viel weiter ausemander ge-
räckt ;ind als die der vorderen. - Deinopsis cylindraceus ^n^
Cotnb e„ ist eine ..eite neue Art dieser merksvürd.gen von Mac
L y aü^estellten Gattung, welche nach der Stellung der Augen vor-
läufig hier untergebracht ist. - Von Eresus smd 10 neue Arte«, ^o"
Koch abgebildet! auch Lucas (a.a.O.) stellte eine neue alg.ensche
Art dieser Gattung auf.
Aftiaes Diese Form ist im 13ten Bande von Koch's Arach-
nidenmU einer grossen Reihe neuer, grösstentbeils aussereuropa.-
her r te^ berelhert worden, unter welchen mehrere neue Formen
au h die Aufstellung mehrerer neuer Gattungen veranlasst haben.
Es sind überhaupt in diesem Bande folgende Gattungen abgehandelt^:
ToZul n. g. mit abgeschnürtem KopftheU des Vorderle.bes und
, r„ Mandibeln- 1 neue Art aus Java. - Jan,n n. g. ameisen-
äMchebelts^it abgeschnürtem Kopftheil, vermuthlich mitMyrm-
ara h„: Mac Leay einerlei-, 2 neue Arten. - Pyrofhorus i ..^
opälsche Arten. - SalUcus 4 Arten, 3 aus Europa und 1 US
Lrdamerica - Calliethera 10 meist europaische Arten; - PA^^'«
Tg X «^^^. «•«<"-'*» W'^'k- "■"' 1 -- '■ ausGriechenlan en-
u ..' A Marttissa n e., Jr. mucosus Clerk u. s. w. enthaltend,
:'m:.s;:e„ra=roplische Arten., -^^«^'""^--„f: ^
71 1~2 -Acnenl n.g. mit 'i,- Cocains n.g. mit 2,-^«.y-
cus Tg mit 4, - Asaracus n. g, mit 1. - Erls n g. mit 3,
PkiaUn,- mit 7, - Euophrys mit 22 grösstentbeils europai-
sehen neuen Arten.
White (Ann. of. nat. bist. XVUl. S. 179) stellte eine neue Gatt.
Deineresus auf, welche mit Hyllus Koch zusammen allf, D. Wal-
kenaerii Wh. ist eine neue Ar. dieser Gatt, von Celebes.
Lucas (a.a O.) stellte 56 neue (Salticus-) Arten aus Algier aul.
Blackwall (a. a.O. XVU.) 4 aus Canada.
Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1846. ^95
nysaerides. Eme neue Gatt. Oecobius errichtete Lucas
(a. a. O.) : Sechs Augen auf einem Höcker des Vorderleibes in zwei
Querreihen, die vordere aus 4 kleineren, die hintere aus zwei grös-
seren. Die Beine behaart, das vorderste Paar das längste, dann das
4te; das 2te das kürzeste. Zwei neue Arten aus Algier. - Von
^z\::ii::r '^^^" ^"" ^"''''-''^ ^^^ ' ^^" ^^^^^^^^ ^^-
Mygalides. 2 neue Arten von Mygale, 2 von Cyrtocephalus
und 1 von Actinopus sind von Denis, ebendaher beschrieben.
Solifugae.
^corpionides. Berthold hat drei neue Arten aus Neu-
granada, Sc. {Atraeus) Gervat^ii'xmA nigrifrons und Sc. ICha-
ctas)J^uchsii, aufgestellt. (Götting. Gel. Änz. Nachr. S 56) - Als
neue Arten sind von Guerin (Iconogr. R. A. texte. Arachn. S 10)
beschrieben Sc. {Butlius) d^Orhignyi aus Bolivien, Sc (Buthus)
Gervazsii von Montevideo und Scorpio gracilicauda von Java.
Ohisides. Von Lucas sind in der Explor. d'. l'Alg mehrere
neue Arten aus Algier bekannt gemacht: Chelifer brachydactv^
lus, tuherculatus, pediculoides und Obisium pallipes.
Galeodides. ^'men^yxe hri\%{ Gahodes bar bar üBq^ seih
(ebend.) ^r •'acxu.
Opilioiies.
d.r ^X"}"' n ?•■ ""■?■ "-^^ '*""*^ ^'"'' "^"« Art aus den Alpen
^^l' '^'"'"' *■'""■«'". auf. Sie bewohnt eine Höhenzone
Lucas (a. a. O.) beschrieb 18 neue algierische Arten von Pha-
langmm \ von (^oniosoma, 3 von Trogulus, 1 von Coeculu,. _
Guerin (Iconogr. R. A. text. S. 13.) stellte Gonyleptes flavipalpis
als neue Art aus Brasilien auf. /'»'/"»
Acari.
,.h,?" Lucas (Expl. d. l'Alg.) sind 20 Milbenarten in Algier beob-
achtet unter denen folgende neue: Tetra„ychus spiniLrTs
lro'»l"ä,un. öuriarun,, pulchel,u,n, ErythraeJTrfcolor'
Rkyjholopk.. Duge.H, patUpe., Hydrach/a erytkrinacya
piaarius, papillosus.
ouekn.tr' *"* "'"'^^ !""" /■^''*»- Arten beschrieben (Notice sur
S' t s,rmryb"r""K'''''*''" '»"' '"«"* P--ites sur les ser^
pens et Mir 1 Ornithorhynche: Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 53.
196 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
T 1) nämlich /. flavomaculalus von der Boa constrictor vom
Seneeäl- 1. eracilentus von Python Sebae von Cayenne; /. Or-
nithorhynchi, von Ornithorh. paradoxus; /. pulchellus vom
Spüotes variabilis von Cayenne, auch auf Bufo agua; /. e:cthpes
von Lacerta ocellata aus Algier.
Heer (a a. O. S. 13. F. 1) beschrieb Rhyncholofhus nivalis
als neue Art; sie lebt gesellig unter Steinen in den höchsten Alpen,
9580 und 9100' ü. M- , . • j • j„„
Gene's Beobachtung über das Eierlegen der Ixodes sind m den
Ann. of. nat. bist. XVUl. S. 160 mitgetheilt.
Ueber die Krätzmilbe des Menschen, ihre Entwicklung und ihr
Verh'ältniss zur Krätze hat Dr. Eichstedt '" G-;f--''',f"^„^;'"
tüchtige Arbeit geliefert (Froriep N. Notiz. 38 Bd. &. 105. 39 Bd.
S 065) Die Eier, durchschnittlich ,V" la''g '"•<' A'" breit, hegen
in den Gängen der alten ^veibl. Milben unter der Haut^ Die Jungen
gleichen den Alten, haben aber nur sechs Beine Bei der ers n
Häutung erhalten sie 8 Beine, indem sich an der Stelle des letzten
Paares zwei neue bilden. In späteren Häutungen zu welchen die
Milben sich immer an neuen Stellen einbohren und wahrend welcher
"e regungslos liegen, gehen keine weiteren auffallenden Veränderungen
vor die Zahl der dornar.igen Fortsätze auf dem Rucken vermehrt
sich indess um vier, indem die Jungen 10, die Alten 14 haben. -
Es ist keinem Ziweifel unterworfen, dass die Kratzmilbe die Kratze
erzeugt, d.r Krätzausschlag entsteht aber nur bei empfindhcher Haut;
bei unempfindlicher Haut kein Ausschlag, bei massig empfindhcher
Bläschen, bei sehr reizbarer Pusteln.
Der von einem grossen Theile der Aerzte noch bezweifelte ,
Thatsache, dass das Krätzübel lediglich von '^e'K-t-milhe herrührt
wurde auf der 24sten Versamml. deutscher Natur orsclier zu Kiel
von Dr. Krämer das Wort geredet (Amtl. Bericht S. 155. 160). -
Prof Kr ahm er berichtete (ebenda S. 165) auch von einem heftig
•uckenden Hautausschlage, der ebenfalls durch eine MU e hervorge-
bracht wurde, und diese Milbe ist als Acarus ruber autnmnahs be-
zeichnet (vielleicht Dermanyssus avium, der öfter auch Menschen
auf diese Weise belästigt).
CPiistaceeii.
History of British Crustacea, by Thomas Bell Part. IV. (ist an-
'^''D?r!' berichtete über Crustaceen, von Prof. E. Forbes .md Mo.
Andrew an den Britischen Küsten gefischt. (Report, of the 16. Mee-
tiiiff of the Brit. Assoc. S. 80). . j t- i^
' D e Crustaceenfauna von Algier ist durch Lucas in der Explo-
ration scientifique de l'Algerie bearbeitet worden. Obgleicl. dieselbe,
so weit sie dem Meere angehört, eiue überwiegende l^ebereinstim.
mung mit den europäischen Küsten des Mittelmeeres hat, so fehlt es
Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1846. 197
doch nicht an neuen Arten, welche z. Th. freilich auch noch an der
europäischen Seite aufgefunden werden mögen.
Eine Anzahl von Crustaceen aus China ist von Berthold (Göt-
ting. Gel. Anz. 1845. Nachr. S. 44 — 48) aufgeführt. Es sind mehrere
neue Arten darunter.
Decapoda.
Srachytira* Neue Gattungen sind:
Xanthasia White (Notes on four new Genera of Crustacea,
Annais nat. hist. XVllI. S. 176) zu den Pinnotheriden gehörend, von
Pinnotheres durch die ungemeine Rauhigkeit und Ungleichheit der oberen
Schalenfläche unterschieden und durch den sehr überragenden Schwanz
des Weibchens, welcher über die Mitte herab einen breitgerundeten Kiel
hat; die Beine sind kurz und walzig, die Klauen dick, hakenförmig,
scharfspitzig. Der Stirnrand der Schale springt etwas vor, und zu
jeder Seite, ausserhalb des Auges ist ein Höcker, wodurch der vor-
dere Theil der Schale winklig erscheint. X muri g er a, neue Art,
von den Philippinischen Inseln.
Pinnixa White (ebenda S. 177), auf Vinnoth. cylindricum ^d:^
gegründet, von Pinnotheres sogleich dadurch unterschieden, dass das
Panzerschild viel breiter als lang ist; das erste Fusspaar mit länge-
rer Scheere, das zweite dünn, etwas zusammengedrückt; das dritte
ebenfalls zusammengedrückt, etwas stärker als vorige, das vierte
Paar sehr gross, das 3te Glied stark verdickt, hinten etwas erwei-
tert, und dicht an der Hinterkante tief ausgekehlt; das 5. oder Schien-
gelenk an der Innenseite fein gesägt; das letzte Paar klein, von glei-
cher Form wie das zweite.
Xenophthahnus Desselb. (ebenda S. 177) unbestimmter Fa-
milie. Das Panzerschild breiter als lang, auf dem Rücken regel-
mässig gewölbt, vorn gerundet, die Stirn mit einem weiten Ausschnitt,
darin zwei Spalten, an deren Grunde die Augen liegen; auf der Un-
terseite ist der Panzerschild ausgehöhlt über der Kiemenöffnung,
welche lang und sehr offen ist, aber, wie bei Dorippe, an beiden
Rändern mit steifen, mit den Spitzen aneinander stossenden Haaren
eingefasst ist. X. pinnot her oides , neue Art von den Philippini-
schen Inseln.
Ä«/?ca;-cü';u^^ De SS. (ebenda S. 178) von Hymenosoma unterschie-
den durch die bedeutende Grösse der verdickten Vorderbeine und durch
die Form des Panzerschildes, welcher meist breiter als lang, und an
der Kante des stark niedergedrückten Rückens auf jeder Seite mit
zwei Zähnen oder Winkeln versehen ist. Die vier hintersten Bein-
paare sind unbehaart, mit stark zusammengedrückten und gekrümm-
ten Klauen. Die Arten sind: 1. H, planatus, Leucosia planata Y .,
Hymenosoma Leachii Guer., Hymenos. tridentatum Hombr. u. Jacq.
bei den Falklands-lnseln, wo sie häufig zu sein scheint. — 2. .Ä, de-
198 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
pressns, Hymenosoma depressum Hombr. u. Jacq. Voy. au Pole Sud,
von Neuseeland. ,, , ,
Heterograpsus Lucas (a. a. O.) eine Mittelform zwischen
Sesarma und Cyclograpsus. von Sesarma durch viel gewölbteres,
nicht vierseitiges Panzerschild, von Cyclogr. durch weniger breiten
Panzer viel schmälere Stirn, sehr verlängerte Augen und seitlich
gerichtete Augengruben unterschieden. H. ^dentatus, neue Art
von der Rhede von Algier und Bona.
Inachus Mauritanzcus, Portunus barbarus, Grapsusmau-
rus, Ebalia Deshayi. Algirica und insignis sind von Lucas
(a. a. O.) aufgestellte neue Arten.
Anomoura. Pagurus bereicherte Lucas (a. a. O.) mit den
neuen Arten: spinimanus, nigritarsis, [""^/'J^'' ''''J''\'''p
ptimanus, arenarius aus Algier, Berthold (a. a. O.) mit P.
adspersus aus China.
Macroura. Eine neue Art von Scyllarus, Sc. Haanü, wurde
von Berthold (a. a. O.) aufgestellt. Sie ist aus China.
Eine Uebersicht der Arten der Gattung Astacus ist vom K et m
diesem Archiv L S. 86. 375 gegeben worden. Sie ist in fünf Un er-
gattungen getheilt, und es sind im Ganzen 29 Arten aufgeführt, dar-
unter acht neue. .., , •
Thom. Bell (Report of the 16th Meet. S. 81) erwähnt emes m
der Nähe der Britischen Küste entdeckten Krebses aus der Fam. der
Thalassinier, aber ohne so unförmlich grosse Vorderbeme, a-ls sie
diesen gewöhnlich sind, und ausserdem durch die Verkümmerung der
Augen ausgezeichnet, an welchen das Pigment fehlt und auch die
Hornhäute undeutlich sind. Er findet sich aber auch in einer Tiefe
von 180 Faden, so dass dadurch die Verkümmerung des Gesichts-
sinnes schon erklärlich ist. Ein Name ist hier diesem Krebse noch
nicht ertheilt. / *^ ... «„
Neue Arten aus der Abth. der Garneelen smd: Hippolyte mau-
ritanicus, Palaemon biunguiculatus, Peneus longirostris,
Zoea longispi?ia Lucas (Expl. d. 1' Alger.).
Guerin (Iconogr. texte S.17) bemerkte, dass Ceratapsts mon-
strosa Gray einerlei sei mit Laivem^^ Crypt opus, und beschrieb eine
neue Art dieser Gattung Cerat. Petitum von der hohen See des in-
dischen Oceans. „
Auf der Gatt. Cuma und ihren Verwandten hat Kroyer (Nat.
Tidsskr N. R. II. 123. T. 1. 2) eine eigene Familie Cumacea be-
gründet', welche viel Eigenthümliches hat. Die Körperform die der
langschwänzigen Decapoden, das Panzerschild f /"de^^ ^J^' .^
dass es die fünf Ringe des Brustschilds des Hinterleibs nicht deckt.
I^e Oberin Fühler Lin, aus einem 3gliedrigen Stiel und 2 kurzen
Geissein bestehend, die unteren Fühler beim Weibchen wmzig klem,
beim Männchen dagegen sehr gross und stark. Augen spricht der
Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1846. 199
Verf. diesen Krehschen ab. Die Miindtheile bestehen in drei Paar
Kiefern und eben so viel Rieferfiissen , einer kleinen Ober- und einer
Unterlippe; die Mandibeln haben vorn scharfe Zähne, am Grunde
einen Mahlzahn, aber keinen Taster Die Athmungsorgane bestehen
aus einem einzigen Paar Kiemen, welche dem ersten Paar der Kie-
ferfiisse angeheftet und aus einer häutigen Platte oder Blase ge-
bildet sind, von deren unterer Fläche etwa 10, 12 oder mehrere wurm-
förmige Anhänge entspringen. Ausserdem scheinen zwei halbmond-
förmige oder nierenförmige Platten, welche sich hinter dem zweiten
Paar Kieferfüsse finden, zur Athmung zu dienen. Die an den vorde-
ren Maxillen vorkommende Geissei, so wie die Taster des dritten
Paares der Kieferfüsse so wie der vorderen Brustfüsse scheinen die
Bestimmung zu haben, die Wasserströmung über die Kiemen zu be-
fördern. — Die freien Brustringe des Hinterleibes haben jedes sein
Fusspaar mit deutlichen Epimeren. Einige Füsse sind gespalten, d. h.
sie sind mit einem Schwimmtaster versehen, und zwar ist dies an
den vier vorderen Paaren bei den Männchen der Fall, bei den Weib-
chen an dem ersten, den zwei oder den drei ersten Paaren: die
übrigen Füsse sind einfach. Sie sind meist 6gliedr. , einfach, ohne
Scheere, scheerenförmige Hand oder Klaue. Das erste Paar ist das
längste, die folgenden nehmen allmählich an Länge ab. — Der
Schwanztheil des Hinterleibs ist lang und dünn, 6gliedr., mit Schwanz-
anhängen. Die Schwanzfüsse sind bei den Weibchen meist ganz ver-
kümmert, bei den Männchen sind sie an den beiden ersten Ringen
immer deutlich ausgebildet. — Die Ganglien des Brusttheils sind
nicht in eins verschmolzen, sondern alle gesondert und durch Ner-
venstränge verbunden. Die Speiseröhre sehr kurz, der Magen sack-
förmig, ohne Kauorgane, unter dem Panzerschildo gelegen. Sechs
blinde Anhänge kommen auf der Mitte der Rückenfläche in einer
Querreihe aus ihm hervor (Gallengefässe). Das Herz ist walzenför-
mig, lang, unter dem Panzerschilde gelegen. — Bei den Weibchen
wird aus den bei ihnen blattförmig gestalteten Geissein der drei ersten
Paare der Brustfüsse ein Brutbehälter gebildet. Die Eier sind gelb,
sehr gross und daher nicht zahlreich. Ein aus dem Brutbehälter ge-
nommener Embryo hat etwa den vierten Theil der Länge der Mut-
ter, ausserdem gleicht er in allen Theilen den Erwachsenen, nur dass
er im Ganzen etwas plumper ist. Einer Verwandlung sind diese
Krebschen also nicht unterworfen.
Folgende Gattungen werden in dieser Familie aufgeführt:
Cuma: ,,2 pedum thoracicorum paria anteriora apud feminas,
4 apud mares fissa vel palpo natatorio instructa. Pedes abdominales
feminarum nulli vel rudimentarii, marium 2 paria ( annuli primi et
secundi). Appendix caudalis intermedia permagna, (decimam longi-
tudinis animalis partem vulgo superans), postice acuminata aculeis-
que armata. Pes maxillaris secundus modo öarticulatus, pes thora-
cicus secundus 6 compositus articulis distinctis." — Arten: C. a?t-
200 Erichs on: Bericht über die -wissensch. Leistungen in der
gulata n. sp- an den südl. Küsten von Grönland, C. resinia n. sp.
ebendaher, C. lucifera Kr., C. Edwardsii Kr., C. Rathkii Kr., C.
brevirostris n. sp. ebenfalls von dem südl. Grönland. — Yielleicht
gehört auch Alauna rostrata Goods. in diese Gattung.
Leucon Kr. „3 pedum thoracicorum paria anteriora apud femi-
nas, 4 apud mares palpo natatorio instructa. Pedes abdominales
feminarum nulli, marium 2 paria (annuli primi et secundi). Appendix
caudalis intermedia rudimentaria, tuberculiformis. Pes maxillaris
secundus 6articulatus, pes thoracicus secundus articulis modo 5 di-
stinctis. — Arten L. emarginatus ^ im Oeresund, in einer Tiefe von
12 — 15 Faden; L. nasica Kr., von Grönland und aus dem Kattegatj
L. deformis n. sp. von Grönland.
Bodotria Goods. „Primum modo pedum thoracicorum par
apud feminas palpo natatorio instructum. 5 pedum abdominalium
paria feminarum permagna, natatoria. Appendix caudalis intermedia
rudimentaria, tuberculiformis." — B. arenosa Goods.
Alauna Kr. Cuma Goods. (da die Alauna G. eine eigentliche
Cuma zu sein scheint, hat Kr. diesen Namen auf diese Gatt, übertra-
gen). „Primum modo pedum thoracicorum par apud feminas palpo
natatorio instructum. Pedes abdominales feminarum nulli vel rudi-
mentarii. Appendix caudalis intermedia rudimentaria, tuberculifor-
mis. — A. Edwardsii, Audouinii, trispinosa {Cuma) Goods.
Hinsichts der systematischen Stellung der Familie spricht der
V^erf. die Ansicht aus, dass die Cumaceen zwischen den Garneelen
und den Thysanopoden in der Mitte stehen: von ersteren unterschei-
den sie sich namentlich durch die freien Brustringe und die verrin-
gerten Kiemen. Nach meiner Meinung schliessen sich die Cumaceen
doch weniger nahe an die Thysanopoden als an die Decapoden und
ich glaube nicht, dass man sie von diesen abscheiden kann. Bei den
Thysanopoden ist das Panzerschild das Respirationsorgan. Die Ab-
theilung der Decapoden beruht nicht sowohl auf der Zahl der Kie-
men als auf dem Vorhandensein und der Lage derselben. Das Pan-
zerschild ist bei ihnen hauptsächlich dazu bestimmt die Kiemenhöhle
zu bilden und wir finden es immer der Beschaffenheit der Kiemen
gemäss eingerichtet. Dass bei den Cumaceen, wo die Kiemen nur
an den Kieferfüssen vorkommen, das Schild sich nicht auf die Brust-
ringe erstreckt, ist dem Character der Decapoden demnach nicht ent-
gegen, sondern gemäss. Sie werden aber eine eigene Familie in die-
ser Ordnung unbedenklich bilden müssen.
Stomapoda.
Neue Arten sind Squilla affinis und Gonodactylus Edward-
sii Bert hold (a. a. O.) aus China.
Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1846. 201
Aiiiphipoda.
Gavimarus ambulans, eine neue Art aus der Gegend von
Greifswald, ist von Fried r. Müller in diesem Arch. I. S. 296. T. 10.
F. A— C beschrieben.
Kröyer (Naturhist. Tidsskr. N. R. II. S. 1) lieferte in einer Fort-
setzung seines Carcinologischen Beitrags die Beschreibungen von Ano7iyx
Edivar dsiiy Hollbölli^ tumidus , minutus, nanus^ der letzte
aus dem Kattegat, die übrigen aus Grönland, Opis tijpica, ebenfalls
aus Grönland, Microcheles arm ata aus dem nördlichen Kattegat
und von der norwegischen Küste, Ainyhithoe alhomaculata weit
verbreitet im Norden, und A. Edwardsü Sab. aus den hochnordischen
Meeren, Acanthonotus tricuspis (S. 115) von Grönland. Die neue
Gattung Microcheles hat folgende Bezeichnung: „Primum secun-
dumque pedum thoracicorum par exilia, linearia, chelis armata mi-
nutissimis. Mandibula parva, apice bifurcato, non vero dentato;
palpo Sarticulato; tuberculo molari proprio nullo, ante palpum vero
corpore instructa claviformi, dentato. Labium inferius 4 constans
laminis fere aequalibus, cornubusque lateralibus sat magnis. Pedes
maxillares laminis maxillaribus magnis, palpo brevi, Sarticulato (un-
gue destituto). Epimera magna; paria 4 anteriora inferius in angu-
lum acutum producta. Pedes abdominis saltatorii elongati graciles-
que. Antennae forma ferme vulgari, superiores fiagello appendiculari
destitutae.
Lucas beschrieb in der Expl. d. l'Alg. folgende neue Amphipo-
den: Orchesti'a Perieri, Lysianassa longicornis ^ Amphitoe
Vaillantiiy Vibilia Jeaiigerardii, Caprella tabida.
„Ueber den gleichzeitig mit der Ausrottung der Pflegemutter be-
werkstelligten geschichtlich nachweisbaren Untergang einer kleinen
parasitischen Krebsart {Cyamus y oder richtiger vielleicht Sireno-
cyamus? Rhytiiiae) und eines Eingeweidewurms der Jetztwelt",
von J. F. Brandt (Bull. Phys. Math. d. l'Acad. d. St. Petersb. V.
S. 189). — Die erwähnte Krebsart ist von Steller beschrieben und
nach dessen Angaben dem Cyamus der Wale zunächst verwandt, aus
dem Umstände aber, dass die Kiefer- oder Vorderfüsse als nur
2gliedr. (und nicht 5gl., wie bei Cyamus) beschrieben, und die bei
Cyamus an der Stelle des 2ten und 3ten Fusspaares vorkommenden
Athemanhänge nicht erwähnt werden, glaubt Brandt annehmen zu
müssen, dass der Cyamus der Rhytina als Gattung vom Cyamus der
Wale unterschieden gewesen sei. Eine ausführlichere Mittheilung
hierüber ist noch im Vten Bande der Mem. d. Scienc. nat. Zool. S. 2
gegeben worden.
I s o p o d a.
Ueber eine von Lereboullet unternommene Monographie der
Pnisciden des Elsass hat Milne Edwards der Pariser Academiei Be-
202 C ab anist
zeichen. Ueber die natürliche Stellung der Gattung weiter
unten bei Hylactes, Farn. Eriodoridae,
Setophaga Sws. Muscicapa ruticilla Lin. soll nach
Audubon's Untersuchungen in Bezug auf d^n Singmuskelappa-
rat mit den andern nordamerikanischen Fliegenschnäppern,
welche als Tyranninen zu den Clamatores gehören , überein-
stimmen. Setophaga hat indess nur 9 Handschvvingen und
Stiefelschienen an den Laufseiten, gehört daher entschieden
zu den Oscines und zwar zu den Sylvicolinen. Der obigen
anatomischen Angabe wird sicherlich ein Irrthum zu Grunde
liegen.
Ptilogonijs Sws. Wir haben diese Gattung früher
(Tschudi Faun. per. Ornith. p. 134) irrthümlich zu den Am-
pelinen gestellt, haben aber seitdem an unverletzten Exempla-
ren bemerkt, dass die Laufseiten mit Stiefelschienen versehen
sind. Die Iste Schwinge ist entschieden kurz, mithin hat die
Gattung alle Kennzeichen eines echten Singvogels (s. weiter
unten Fam. Muscicapidae).
Oxyrhamphus Strickl. Gehört nicht zu den Sturni-
den, sondern in die Ordnung der Clamatores. Handschwingen
sind nicht 9, wie Nitzsch angiebt, sondern 10 vollständig aus-
gebildete vorhanden. Die Tafeln des Vorderlaufs greifen um
die äussere Laufseite herum, nach hinten und innen ist der
Lauf mehr oder weniger nackt oder fein gekörnt. Im System
wird diese etwas schwierig zu placirende Gattung am füglich-
sten bei den Tyranninen oder Ampelinen (in die Nähe von
Ampelion) unterzubringen sein.
Ordo L Oscines. Singvögel.
Einige Hauptkennzeichen der Ordnung gehen aus dem
bereits Gesagten zur Genüge hervor. An den Füssen sind
stets drei Zehen nach vorn gerichtet, von denen die äussere
nie ganz frei, wie bei einigen Clamatores aber auch nie so
stark verwachsen ist wie bei letzteren. Anderweitige Kenn-
zeichen werden zweifelsohne in der Folge gefunden werden,
einige sind bereits von Sundevall aufgefunden worden. Nach
Sundevall sollen sich die Singvögel z. B. durch eine eigen-
thümliche Anordnung der Flügeldecken unterscheiden. Wir
Ornithologische Notizen. 203
müssen auf die weiter oben bereits citirte verdienstliche Ar-
beit selbst verweisen, da eigene Untersuchungen in diesem
Punkte bis jetzt zu keinem genügenden Resultate geführt
haben. Auch wird die Auffindung dieses Kennzeichens stets
mehr oder weniger schwierig und unsicher bleiben, da die iii
Sammlungen aufgestellten Bälge in der Regel vorher durch
so viele, theils unzarte Hände gehen, dass nur in selteneren
Fällen die Deckfedern in ihrer ursprünglichen Lage anzutref-
fen sein werden. Endlich rechnet Sundevall viele Gattungen,
namentlich alle zu den drei Schreivögel-Familien der Eriodo-
ridae, Anabatidae und Colopteridae gehörigen, mit Unrecht zu
den Singvögeln. Haben diese letztgenannten Gruppen in der
That dieselbe Anordnung der Deokfed^rn , so verliert das
Kennzeichen von selbst seine Gültigkeit als ausschliesslicher
Charakter der Oscines.
Schwieriger als die natürliche Begrenzung der Ordnung
der Singvögel ist die Gruppirung der einzelnen Gattungen zu
natürlichen Familien und die Anordnung der Reihenfolge die-
ser Familien im Systeme. Die bisherigen Familien sowie
deren Anordnung werden fast durchweg als mehr oder weni-
ger willkürliche Zusammenstellungen und somit als unhaltbar
im natürlichen Systeme zu betrachten sein.
Bei Entscheidung der Frage, welche von den Singvögeln
den höchsten, welche den niedrigsten Rang innerhalb der
Ordnung einzunehmen haben, werden uns dieselben Kennzei-
chen im Fiügelbau und der Fussbildung leitend sein müssen,
durch welche wir vorher zu der Annahme gelangten, dass
die Singvögel überhaupt die höchst organisirten Vögel sind.
Als niedriger organisirte Singvögel werden daher dieje-
nigen zu betrachten sein, welche in der einen oder andern
Beziehung von dem typischen Kennzeichen abweichen, also
in Bezug auf die Beschilderung des Laufs diejenigen , welche
an den Laufseiten keine Stiefelschienen, sondern getheilte
Schilder haben; in Bezug auf den Flügelbau diejenigen, bei
denen die Iste Handschwinge weniger kurz ist oder bei denen
die Zahl der Armschwingen mehr als 9 beträgt. Auf diese
Weise lassen sich die scheinbaren Ausnahmen von der ur-
sprünglichen Regel wieder unter eine gemeinsame Regel brin-
gen, nämlich die : dass bei niedriger organisirten Gruppen der
204 Erich son: Bericht über die wissensch. Leistungen in der
Oladocera.
Schödler hat in diesem Archiv (I. S.301. T. 11. 12) eine neue
Art, Acanthocercus rigidus, beschrieben, und an derselben den Bau
der Cladoceren überhaupt auf eine umfassende Weise erläutert.
Baird (a. a. O.) unterscheidet von der Fam. der Daphnidae die
der Bosminidae auf folgende Weise.
Daphniidae : Zwei Paare Fühler, die oberen sehr klein, unter
dem Rüssel gelegen, die unteren gross, zweiästig, als Bewegungsor-
gane dienend; fünf Fusspaare. Der Kopf in einen mehr oder weni-
ger stumpfen Rüssel verlängert. Ein einzelnes grosses Auge. Darm
gerade. — Enthält die beiden britischen Gatt. Daphnia und Sida.
Bosininidae: Zwei Paare Fühler, die oberen länger als in der
vorigen Farn., und von der Spitze des Rüssels herabhängend oder an
derselben eingelenkt. In den übrigen Beziehungen wie die Daphni-
den. — Enthält die beiden britischen Gattungen Bosmina und Ma-
crothrix :
1. Macrothrix (Baird, Ann. n. bist. XI. S. 87). Die oberen
Fühler flach, nur aus einem Gliede bestehend, die unteren sehr gross,
zweiästig, jeder Ast Sgliedrig; das zweite Glied des vorderen Astes
mit einer sehr langen Borste. Das Auge von einem schwarzen Fleck
begleitet.
2. Bosmina (Baird Transact. Berw% Nat. Club, 1845). Die
oberen Fühler lang, gekrümmt, cylindrisch, vielgliedrig; die unteren
Fühler gross zweiästig, der eine Ast 4-, der andere 3gliedr — Die
Art ist Bosm. loiigirostris {Lynceus lo7igirosiris Müll., Monoc. cornu-
tus Jur., Daphn. cornuta Desm. Edw., Bosm. cor7iuta Baird Trans-
act. Berw. Nat. Club).
Lucas (Explor. d. l'Alg.) stellte Daphnia acuminirosiris
als neue Art aus Algier auf.
Ostracoda.
Baird (a. a. O. S. 413) bemerkte, dass die Arten von Cypris
sich in zwei Abtheilungen bringen lassen, die eine mit grösserer Be-
w'eglichkeit ausgerüstet, mit einem Bündel langer Fiederborsten am
zweiten Gliede der fussförmigen Fühler, die andere ohne dieselben,
trag schwimmend, sich mehr im Schlamme am Grunde der Pfützen
aufhaltend. Für die erstere ist der Name Cypris beibehalten, die
andere ist Candona (Baird Transact. Berw. Nat. Club 1845. IL
S. 152) genannt. Die letztere schliesst sich an Cythera Müll.
Zu Cypris gehören pubera und tristriata Baird und zwei neue
britische Arten: C. elliptica und C. sella.
Candona gründet sich auf Cypr. reptans Baird; eine neue briti-
sche Art ist C, similis. ,
Lucas (Expl. d. l'Alg) bereicherte Cypris mit zwei neuen Arten
aus Algier; C. bispinosa und phaseolus, ,.
Naturgeschichte der Entomostraceen während des Jahres 1846. 205
üeber das Vorkommen von Cypris in einem Theile der tertiären
Süsswasserschichten der Insel Wight berichtete Jos. Prestwich
(Rep. of the 16. Meet. of the Brit. Assoc. S. 56).
Copepoda.
Dana hat in dem folgenden Entwurf zur Eintheilung dieser Ord-
nung mehrere neue Gattungen aufgestellt (Sillim. Amer. Journ. 2. Ser.
I. S. 225. — Ann. n. hist. XVIII. S. 181).
Cy clopacea.
I. Die Taster der Mandibeln und Maxillen undeutlich oder feh-
lend. Die Augen mit einzelnen sphärischen Linsen.
1. Farn. Cyclopidae. Zwei äussere Eierstöcke. Zwei Augen
in einem einzigen Pigmentfleck. Der Hinterleib abgesetzt schmäler
als der Cephalothorax.
1. Gatt. Cyclops Müll. Die zw^ei vorderen Fühler fast bandför-
mig beim Männchen (Süsswasser-Thierchen).
2. Fam. Arpact idae. Ein einzelner äusserer Eierstock; zwei
Augen in einen einzigen Pigmentfleck. Ein kurzer Anhang neben der
Mitte der vorderen Fühler. Der Hinterleib selten abgesetzt schmäler
als der Hinterleib (Seethicrchen).
1. Gatt. Arpact US M. Edw. Die vorderen Fühler kurz und
beide beim Männchen fast bandförmig; das hintere Paar mit einer
Anzahl beweglicher Borsten endigend ; fast bandförmige Greiffüsse.
2. Gatt. Set eil a Dana. Die vorderen Fühler massig lang, dünn
und nicht bandförmig beim Männchen; das hintere Paar und die
Greiffüsse fast wie bei Arpactus; kurze Anhänge an den beiden ersten
Hinterleibsringen; der Körper schlank, und die zwei Schwanzborsten
viel länger als der Körper; zwei bewegliche Anhänge unter dem
Rüssel.
II. Die Taster an den Mandibeln und Maxillen vorragend und
fast Schwimmtaster.
3. Fam. Calanidae. Ein einziger äusserer Eierstock. Zwei
Augen, die sphärischen Linsen auf demselben oder getrennten
Pigmentflecken. Die vorderen- Fühler sehr lang und dünn, ohne An-
hang. Der Hinterleib abgesetzt schmäler als der Cephalothorax
(Seethicrchen).
a. Die hinteren Thoraxfüsse verkümmert oder geschw^unden,
ohne Anhänge. Die vorderen Fühler in beiden Geschlechtern gleich
und nie mit einem geknieten Glied.
1. Gatt. Culanus Leach. Cephalothorax 4ringlig; die vorderen
Fühler vielgliedrig, am Vorderrande zierlich borstentragend, ebenso
die hinteren Spitzen der drei Endglieder; das erste Fusspaar viel
grösser als die Kieferfüsse, nach aussen beweglich, aber kaumGreifr-
füsse. Die Kieferfüsse sehr kurz, gerade, borstentragend; Hinterleib
kurz 2— 4ringlig. Rüssel gespalten.
206 Erichs on; Bericht iiber die wissensch. Leistungen in der
2. Gatt. Scribella Dana. Cephalothorax 4ringlig. Die vorde-
ren Fühler lang, Tgliedr., die Borsten lang und nach verschiedenen
Richtungen sehend ; die Kieferfüsse viel grösser als das erste Fuss-
paar, nach vorn gebogen, die drei Endglieder so lang als das Grund-
glied, borstentragend, die Borsten mit Börstchen besetzt. Der Hin-
terleib sehr lang (so lang wie der Cephalothorax); zwei Borsten an
dem kurzen ersten Ringe (eine Fiederborste an der Wurzel der 8
Schwimmfüsse, welche im rechten Winkel vom Körper abstehen.
3. Gatt. Acartia Dana. Die vorderen Fühler m eniggliedrig, die
Borsten lang und nach verschiedenen Richtungen stehend; die Kie-
ferfüsse viel grösser als das erste Fusspaar, nicht gebogen, die End-
glieder sehr kurz und borstentragend fast wie bei Ponteila; das erste
Fusspaar klein und kurz, keine Greiffüsse; das Paar der hinteren
Brustfüsse aus einem einzelnen kleinen Gliede bestehend, welches
zwei divergirende Borsten trägt, die eine ganz lang und gewöhnlich
vom Körper abstehend.
b. Die hinteren Brustfüsse sehr lang und fast gleich. Die Fühler
bei beiden Geschlechtern gleich, ohne knieförmiges Glied.
4. Gatt. Euchirus Dana. Die vorderen Fühler vielgliedrig mit
mehreren langen Borsten, das erste Fusspaar viel grösser als die
Kieferfüsse, sehr lang und doppelt gekniet, die Spitze abwärts gebo-
gen und unten mit einem Pinsel kahler Borsten besetzt. Die Bewe-
gung derselben geschieht nach vorn und nicht nach aussen. Die hin-
teren Brustfüsse beim Männchen sehr lang, der rechte fast bandför-
mig; der Rüssel zugespitzt, von der Seite gesehen ausgerandet.
c. Die hinteren Thoraxfüsse gross, ungleich, der rechte fast
bandförmig; der rechte vordere Fühler des Männchens mit einem
knieförmigen Gliede etwa \ der Fühlerlänge von der Spitze entfernt.
5. Gatt. Ponte IIa {Ponti'a Edw.) Die vorderen Fühler vielglie-
drig, die Borsten wie bei Calanus. Die Kieferfüsse viel grösser als
das erste Fusspaar, nicht gebogen, die Endglieder kurz und borsten-
tragend, die Borsten wie bei Acartia vorwärts gerichtet und mit
Börstchen besetzt; das erste Fusspaar klein und kurz, keine Greife
füsse. Der rechte hintere Brustfuss des Männchens gross, bandförmig,
der linke kleiner und oft einfach. Der Rüssel gespalten. Die
Schwanzborsten mehr oder weniger ausgebreitet.
6. Gatt. Candacia Dana. Die vorderen Fühler und die hinte-
ren Brustfüsse fast wie bei Pontella; das erste Fusspaar viel grösser
wie bei Ponteila, lang, nach vorn gebogen, die Spitze eingebogen
und mit einem Pinsel langer kahler Borsten, der sich in der Körper-
richtung bewegt. Die Stirn abgestutzt, die Schwanzborsten gewöhn-
lich nicht ausgebreitet. Die Farbe oft theilweise schwarz oder fast
schwarz.
111. Die Taster an den Mandibeln und Maxillen verkümmert;
2 einfache Augen?; ausserdem zwei runde Linsen auf der Stirn und
zwei flache Linsen hinter und zwischen diesen, welche ein zweites
Paar Augen zu bilden scheinen.
Naturgeschichte der Entomostraceen während des Jahres 1846. 207
4. Fain. Corycaciduc. Die Taster kurz, weniggliedrig. Zwei
äussere Eierstöcke.
1. Gatt. Corycaeus Dana — in d. Proceed. Acad. N. Sc. Phila-
delph. II. S. 285. (1845) vom Verf. aufgestellt. — Der Körper nicht
flach gedrückt. Der Hinterleib abgesetzt schmäler als der Körper,
2- oder 3gliedrig. Das zweite Fühlerpaar fast bandförmig, grösser
als das erste Fusspaar (fast wie bei Ergasilus).
2. Gatt. Antaria Dana. Der vorigen ähnlich, das zweite Füh-
lerpaar aber mit einigen beweglichen Borsten endigend, und kleiner
als 'das erste Fusspaar (der Verf. vermuthet, dass dies die Weibchen
der vorigen sein mögen).
3. Gatt. SapphirinaThom^s. Der Körper sehr flach gedrückt,
die Fühler wie bei Corycaeus, der Hinterleib 5- oder 6ringlig, der
erste Ring beim Weibchen abgesetzt schmäler als die Brustringe und
mit einem Paar kurzer Anhänge. Zwei äussere Eierstöcke.
5. Fam. Miracidae. Die Fühler wie bei Setella: ein einzelner
äusserer Eierstock.
1. Gatt. Mir acta Dana. Der Körper nicht flach gedrückt, fast
wie bei den Arpactiden; der Hinterleib 5— 6ringlig, und nicht abge-
setzt schmäler als die Brust; die vorderen Fühler fast wie bei Setella,
mit einem kurzen Anhang neben der Mitte; das 2te Fühlerpaar in ein
Paar bewegliche Borsten ausgehend. Der Rüssel mit 2 messerförmi-
gen Anhängen; das erste Fusspaar fast bandförmig.
Auch Baird (a. a. O. S. 415) hat die mit Cyclops verwandten
Formen, welche er unter der Fam. Cyclopidae zusammenfasst, ge-
sichtet auf folgende Weise:
Fam. Cyclopidae. Der Kopf vom Körper abgesetzt, ohne he-
weglichen Rüssel; der Körper gewöhnlich aus 4, der Hinterleib aus
6 Ringen bestehend. Kieferfüsse 2 Paare, zuweilen klein; Beine über
5 Paare; ein Auge.
Gatt. 1. Cyclops Müll. Kieferfüsse gross und stark, ästig; das
zweite oder untere Fühlerpaar einfach; doppelte äussere Eierstöcke.
Typ.: C. quadricornis Müll.
Gatt. 2. Cyclopsina M. Edw. Kieferfüsse beträchtlich gross, ein-
fach; das 2te oder untere Fühlerpaar ästig. Ein einziger äusserer
Eierstock. Typ.: C. coeruleus Müll. {Man. castor Jur.).
Gatt. 3. Canthocarpus Westw. mspt. Kieferfüsse klein, ein-
fach; das 2te oder untere Fühlerpaar einfach. Ein einziger Eierstock.
Typ. : C. miniitus Müll.
Gatt. 4. Arpacticus M. Edw. Kieferfüsse mit starken hakigen
Klauen an der Spitze; das 2te oder untere Fühlerpaar einfach; ein
einziger Eierstock. Typ.: C. chelifer Müll.
Gatt. 5. Alteutha Baird. Kieferfüsse klein, einfach; Körper
flach; zwei starke sichelförmige Anhänge am fünften Körperringe.
Einzige Art: Cycl. deprcssus Baird.
Arpacticus hat der Verf. noch mit einer neuen Art aus der Bay
208 Erichson: Ber. ü. d. wissensch. Leist. i. d. Naturgesch. etc.
von ßerwick, A. 7iobilis, bereichert (Transact. Berw. Nat. Club,
1845, Ann. n. h. XVII. S. 416. T. 9. F. 15).
Loven (a. a. O. S. 58) stellte eine neue Gattung auf:
Brotheas: „Cyclopinae et Euchaetae affine, annulis thoracis
quinque, antennis primariis multiarticulatis, secundariis bifidis; pedi-
bus natat. 8, bifidis, ramo externo 3-, interne 2-articulato , pedibus
quinti paris dissimilibus, pedibus maxillaribus tertiis longissimis,
apice in digitos falcatos productis; abdomine in mare annulis 6, in
femina 3. — B. falciger. Long. 4mm. Aus Südafrica.
C i r r i p e d i a.
üeber den Bau von Lepas balanoides hat Prof. Mayer in Bonn
Untersuchungen mitgetheilt, welche vorzüglich die Geschlechtsorgane
betreffen. Das gelbe kleinicörnige Organ, welches schon Cuvier als
Eierstöcke gedeutet hatte, wird als solche bestättigt; in dem weissen
Organ, welchen Cuvier als Eileiter bestimmte, erkannte der Verf.
durch seinen aus Spermatozoiden bestehenden Inhalt den Hoden
(J. Müller Arch. f. Anat. u. s. w. 1846. S. 96. Taf. IV.).
Ueber Trilobiten sind zu erwähnen: Untersuchungen über
Trilobiten, von Dr. Ernst Beyrich. 2. St. Berlin, 1846; (Fortsetz. d.
„bÖhm. Trilob.") ; ferner Nouveaux Trilobites, Supplement ä la Notice
preliminaire sur le Systeme Silurien et les Trilobites de Boheme;
par Joachim Barrande; Prague, Librairie Calve, 1846; auch
über die Trilobiten aus den Schiefern der Bretagne ist eine Abhand-
lung von Rouault angekündigt- in den Compt. rend. XXlll. S. 1150.
209
Jahresbericht über die Leisiiingen im Gebiete der
physiologischen Botanik während des Jahres 1846.
Der bisherige Verfasser der „Jahresberichte über die Re-
sultate auf dem Gebiete der physiologischeu Botanik", Herr Geh.
Med.R. Prof. Dr. Link lehnte das fernere Referat mit dem Wunsche
ab, dass ich, der Unterzeichnete, die Arbeit übernehmen möchte.
Ohne hinreichend die Schwierigkeiten derselben zu kennen, nahm
ich den ehrenvollen Antrag an und begann sofort mit der Her-
beischaffung des Materials, wozu mir meine Stellung zur Kö-
niglichen Bibliothek und die reiche Büchersammlung des Hrn.
Geheimen Raths Link in besonderer Weise günstig waren. Als
indess die Bearbeitung der Materialien beginnen sollte, erkannte
ich nur zu spät, dass erstens die grosse Fülle des Gegebenen
fernerhin nicht mehr gestattet: in bisheriger ausführlicher Weise
zu verfahren; zweitens, dass weder die mir vergönnte Zeit,
noch meine geringe Kenntniss der verschiedenen Gebiete der
wissenschaftlichen Botanik mich in den Stand setzen über
jede der zahlreichen Arbeiten ein aus selbststHndiger Nach-
prüfung gewonnenes ürtheil abzugeben. Aus diesen beiden
Gründen, die ich den Lesern dieses Jahresberichts nicht vor-
enthalten durfte, muss ich wünschen, die etwa an mich ge-
stellten oder zu machenden Forderungen nicht höher zu stel-
len, als ich sie selbst stelle; indem ich keinen andern Zweck
mit diesem Berichte verbinde, als dass derselbe ein getreues
Bild der wissenschaftlichen Fort- resp. Rückschritte der phy-
siologischen Botanik aus dem Jahre 1846 sein soll. Demge-
mäss Hess ich es mir ernstlich angelegen sein, das producirte
Material in möglichster Fülle zu bescliaffen, damit der Jahres-
bericht in literär- historischer Rüclfsicht eine möglichst reiche
Quelle sei für den künftigen Historiographen der wissenschaft-
Archiv f. Naturgcsch. XIII. Jahrg. 2, Rd. O
210
Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
liehen Botanik. Alsdann habe ich es für meine Aufgabe er-
achtet, die Darstellung der Leistungen des jedesmaligen Autors,
durch' meine subjective Anschauungsweise der Sache, möglichst
ungetrübt zu lassen. Nur in besondern Fällen habe ich
zusatzweise und überhaupt nur am Schlüsse der Einzelarbeit
mein Urtheil über dieselbe hinzugefügt. Endlich habe ich die
Grenzsteine über das bisherige Weichbild hinausgeschoben,
d. h. neue Disciplinen der Botanik in den Jahresbericht auf-
genommen und die Arbeiten denselben untergeordnet. — Das
Hauptcentrum der Wissenschaft bleibt natürlich immer die
Erforschung der Lebensvorgänge der vegetabilischen Organis-
men; behufs der zweckmässigen Bearboitungsmethode aber,
zerfällt diese Wissenschaft in mehrere Abtheilungen, und zwar
füglicher Weise in so viele, als Standpunkte möglich sind,
von welchen aus der Pflanzenorganismus der wissenschaftlichen
Betrachtung unterworfen werden kann. Dergleichen Stand-
punkte sind also: der physikalische, der chemische, der ana-
tomische, physiologische, der genetische u. s. w.; in ebenso
viele Abtheilungen zerfällt demgemäss die wissenschaftliche
Botanik. Der diesjährige Bericht ist in dieser Weise zusam-
mengestellt. Als Einleitung habe ich aber auch die Arbeiten
angeführt, welche sich die Verbesserung und Umgestaltung
des hauptsächlichsten optischen Hülfsmittels, des Mikroskope?
nämlich, zur Aufgabe gemacht haben. Indem ich durch diese
Zugabe den Physiologen nützlich zu sein wünsche, kann ich
es nicht verhehlen, dass mir deren Beifall der beste Lohn
für diese mühevolle Arbeit und zugleich der Bestimmungsgrund
für die Fortführung derselben in der Zukunft sein würde.
Berlin im Mai 1848.
Julius Munter.
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 211
1. Mihrosrapliie. — Jfllkroskope. — u. ». wv,
Hugo von Mohl, Mikrographie oder Anleitung %ur
Kenntniss u?id zum GeJjraucJie des Mikroskops. 31 it 6 lith.
Taf. Tübingen 1846. S. X. 351.
Diese Schrift ist, wie der Verf. in der Vorrede selbst angiebt,
nicht vom Standpunkte des Optikers aus geschrieben, sondern von
dem des Mikrographen; „sie soll nicht eine Anleitung enthalten, wie
die Mikroskope verfertigt, sondern wie sie geprüft und gebraucht
werden." Demgemäss hatte der Verf. „bei seiner Darstellung nur
das Mikroskop selbst und seinen Gebrauch, nicht aber specielle Un-
tersuchungen einzelner naturhistorischer Körper im Auge", auch war
es ihm nicht um „eine vollständige Geschichte des Mikroskops und
eine vollständige üebersicht aller im Laufe der Zeit dem Mikroskope
gegebenen Einrichtungen zu thun, sondern er beschränkte sich auf
die Anführung solcher Einrichtungen, die ihm bei gegenwärtigem
Stande der Sache von mehr oder weniger praktischer Bedeutung zu
sein schienen." — Die Capitelüberschriften lauten: „Von der Grenze
des Sehens mit blossem Auge", „das einfache und zusammengesetzte
Mikroskop", „das Dissectionsmikroskop", „das Sonnenmikroskop,
das Gasmikroskop und das photoelectrische Mikroskop", ,,das kata-
dioptrische Mikroskop", „die mikroskopische Beobachtung", „die
mikrometrische Messung", ,,das Zeichnen mikroskopischer Objecte",
„Aufbewahrung mikroskopischer Objecte."
Diese Schrift darf unseres Erachtens in der Handbibliothek eines
angehenden Physiologen gar nicht fehlen; aber auch der Geübtere
wird dasselbe nicht ohne Nutzen lesen und deren Besitz wünschens-
werth finden.
Bergrath Hai ding er Die dichroskopische Loupe und ihre
Einrichtung in: Berichte über die Mittheilungen von Freun-
den der Naturwissenschaften. Bd. I. Mai — Octobr. 1846. Wien
1847. p. 26.
Diese Loupe ist zur Untersuchung kleiner Krystallc im polarisir-
ten Lichte besonders anwendbar und wegen der vollkommenen Farb-
losigkeit der Bilder, gegen Farben höchst empfindlich. — Der Mecha-
nikus Eckling in Wien fertigt sie an.
F. A. Nobert IJeher die Prüfung und Vollkommenheit
unserer jetzigen Mikroskope. In: Poggendorflf's Annalen der
Physik u. Chemie. Bd. 67. p. 173.
Die bisher üblichen Objecte zur Prüfung der Güte eines Mikros-
kops, z. B. Schmetterlingsflügelschuppen, als unvollkommen verwer-
fend, radirte der Verf. mittelst seines Radirapparats Parallellinien
auf einer Glasplatte, in 10 verschiedenen Gruppen, deren Zwischen-
räume in der ersten Gruppe [oW"-. i" ^^r zehnten Gruppe aber
O*
212 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
jö'ui/" ^®" einander abstehen. Bei einer 70maligen VcrgrÖsserung
sieht man die erste Klasse der lOOOstel Linien, während die übrigen
Gruppen sich ungetrennt zeigen. Mit der steigenden Vergrösserung
werden die folg. Gruppen in ihre Linien zerlegt und noch gelang es
dem Verf. nicht, die letzte Klasse der 4000stel Linien mit irgend
einem Instrument und irgend einer Vergrösserung zu zerlegen. Diese
Grenze zu erreichen würde demnach das vorläufige Ziel unserer Mi-
kroskopenverfertiger sein.
Christian Doppler JJeher eine wesentliche Verbesserung
der katoptrischen Milroskope. In : Abhandlungen der Königl.
Böhniischen Gesellschaft der Wissenschaften. Fünfter Folge,
Vierter Band von den Jahren 1845—1846. 4to. (Prag 1847)
p. 91—128. c. VI. tab. aen.
Das elliptisch -katoptrische Mikroskop, welches Amici erbaute,
obwohl anerkanntermassen besser als alle sphärisch -katoptrischen
Instrumente anderer Mechaniker leidet nichtsdestoweniger in Folge
der doppelten Reflexion und der Entziehung der centralen Strahlen-
bündel an Lichtschwächo und Verdüsterung der Mitte des Gesichts-
feldes; ein Uebelstand , der sich bei Schiek's, Plössl's, Oberhäuser's,
Chevallier's dioptrischen Instrumente nicht findet, weshalb die Instru-
mente der Letzteren den Aniici'schen katoptrischen Instrumentan den
Vorrang abgelaufen haben. Der Verf. vorliegender Abhamllung greift
nun Amici's Idee von Neuem wieder auf und versucht eine von Amici
nicht benutzte Spiegelparthie des elliptischen Spiegels zur Anwen-
dung zu bringen ; bisher benutzte nian nur die Längen- und Breiten-
Abweichung bei Spiegeln in Beziehung auf den Hauptachsenstrahl,
nicht aber, was ungleich allgemeiner gewesen wäre, in Bezug auf
denjenigen Strahl , welcher von irgend einem beliebigen Punkte des
spiegelnden Ellipsoids, Paraboloids und Hyperboloids zurückgeworfen
wird, den man sich als Mittelpunkt eines begrenzten Spiegelstücks
vorstellt. Auf dieser Grundlage nun stellte der Verf. seine Unter-
suchungen an und kam auf theoretischem Wege zu einem günstigen
Resultate. Das neue Instrument bedarf nämlich nicht zweier, sondern
nur eines Spiegels, und dieser steht nicht senkrecht, sondern schief
auf dem Achsenstrahle und stellt nicht die Scheitelregion der grossen
Achse, sondern irgend ein Theil des Rotationsellipsoids vor. Ob
aber dieses theoretisch gefundene Instrument Seitens der Praxis aus-
führbar sei, musste dahm gestellt bleiben, weil nach der Meinung
aller praktischen Optiker Flächen nur wieder durch Flächen ge-
schliffen werden können, die sich auf jedem Punkte berühren, ein
Fall, der nur bei ebenen oder sphärischen Flächen Statt hat. Der
Verf. beruhigte sich indess bei diesem Raisonnement nicht, sondern
legte selbst Hand ans Werk und ermittelte alsbald ein Schleifverfah-
ren, das ihn in den Stand setzte, Spiegel mit Kegelschnittskrümmun-
gen zu schleifen, und somit den Hauptzweifel gegen die Möglichkeit
guter katoptrischer Instrumente zu heben. Der Verf. überlässt und
physiologischen Botanik wahrend des Jahres 1846. 213
empfiehlt die Nutzanwendung seiner Theorie und seines Schleifver-
fahrens Andern. Ref. aber sah sich dringend aufgefordert, auf diese
Quelle einer möglichen Verbesserung unseres wichtigsten Hülfsmittels
bei Zeiten aufmerksam machen zu müssen, damit der Wissenschaft,
wenn möglich, bald ein erspriesslicher Vortheil daraus erwachse.
H a m 111 e r s ch ni i d t lieber die hildUche Darstelhmg mi-
kroskopischer Gege7istiinde. In: W. Haidiiiger Berichte über
die Mittheilungeu von Freunden der Naturwissenschaften in
Wien. Mai— Octbr. 1846. Wien 1847. 8to. p. 35.
Der Vortrag des Hrn. Hammerschmidt in der Wiener Gesell-
schaft naturforschender Freunde drehte sich um einen vorgelegten
Apparat, der die bildliche Darstellung mikroskopischer Gegenstände
erleichtern soll. Leider ist der Apparat in diesem Berichte nicht
beschrieben, wohl aber in der von Hrn. Hammerschmidt redigirten
„AUgem. Oesterr. Zeitschrift für den Landwirth, No.23, vom 9. Juni
1846", die Ref. nicht zugänglich war. Der Apparat soll sehr einfach,
für jedes Mikroskop auMondbar und leicht zu handhaben sein, so
dass er zur Demonstration bei Vorträgen über mikroskopische Ge-
genstände, dann zum Nachzeichnen und sogar zum Daguerreotypiren
verwendet werden kann.
H a ni m e r s ch nii d t Ueher die Anwendung des Farben-
drucks hei naturwissenschaftlichen Abbildungen. Ibidem p. 77.
Conrektor und Kunstmitglied der Kais. KÖn. Acad. d. bildenden
Künste in Wien, Hr. Ant. Hartinger, hatte einen Blumenstrauss, be-
stehend aus 7 verschiedenen Pflanzen mittelst lithographischen Far-
bendrucks (wozu 10 verschiedene Steine erforderlich) anfertigen lassen
und legte durch Hrn. Hammerschmidt dies 18" hohe, 15" breite sehr
gelungene Bild der Gesellschaft vor. Jeder Botaniker begreift, wel-
cher Fortschritt durch einen solchen Farbendruck unserer Wissen-
schaft möglich wird, indem hierdurch das theure Coloriren wegfällt
und anstatt der Unsicherheit der Farbentöne eine dem Original ganz
gleiche Abbildung dem Publikum in die Hände gegeben wird.
I. ZUR PFLANZEN -PHYSIK.
A. Zur KeiMitnisi^ pliysikalisclaer EigeiisclialTteu '
der Pflanzen.
E. Chevandier et G. Wertheim, Memoire sur les pro-
prietes mecaniques du bois. In: Comptes rendus des seances
de Tacad. des sciences. Tom. 23. p. 66ti — 674.
Den Verf. dieses Memoire war es nach dem Commissionsberichte
der Herren Poncelet, Regnault und Ad. Brongniart, um die Unter-
suchung der mechanischen Eigenschaften einheimischer Holzarten zu
thun und zwar nicht blos vom theoretischen, sondern auch vom
214 Müntor: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
praktischen Standpunkte aus. Der erste Theil der eingereichten Ar-
beit enthielt eine historische Zusammenstellung der bisherigen Ar-
beiten von Musschenbroek bis zu Paccinotti et Peri herab. Im an-
dern Theile werden die mechanischen Eigenschaften derjenigen Höl-
zer der Untersuchung unterworfen, die auf dem östlichen Abhänge
der V^ogesen, im Vogesensandstein, bunten Sandstein und Muschel-
kalk gewachsen und von den beiden Forschern selbst ausgesucht
waren, und zwar 94 Individuen von Eichen, Buchen, Tannen, Fichten,
Hainbuchen, Birken, Acacien, Ulmen, Eschen, Sycomoren, Ahornen,
Zitterpappeln, Erlen und Pappeln.
Die angestellten Versuche drehten sich
1. um die Untersuchung der Abweichungen, die unter den verschie-
denen Theilen eines und desselben Baumes vorkommen können
und aus verschiedenen Feuchtigkeitsverhältnissen resultiren.
2. um die Prüfung der mechanischen Eigenschaften der Bäume
unter Berücksichtigung der modificirenden Umstände.
3. um die Untersuchung derselben Eigenschaften hinsichtlich der
Eiche und Tannenhölzer, nach den Formen und Dimensionen,
wie sie in dem praktischen Leben zur Anwendung kommen.
Behufs der ersten Reihe ihrer Untersuchungen wurden die Höl-
zer in 7 — 10 Millim. dicke und 2 Meter lange Latten geschnitten,
und in frischem sowohl, als in 3 verschiedenen Trockungszuständen
(bis 40 und 50" C.) untersucht. — Sie berücksichtigten die Dichtigkeit
der Latten; die Fortpflanzung des Schalls nach Chladni's Methode;
die Elasticität, die Tragkraft, die Cohäsion. Die p. 667 u. 668 be-
findlichen 5 Tabellen geben die gefundenen Werthe in mittlem Durch-
schnittszahlen ausgedrückt. Die Acacie vereinigt die grösste Cohä-
sion und Elasticität mit der grössten Dichtigkeit und Dauer, wes-
halb sie sich ganz vorzüglich zu Eisenbahnschwellen eignet. Der
Acacie folgt die Tanne (Sapin distique), deren peripherische Stamm-
theile wegen ihres besondern elastischen "Widerstandes bei verhält-
nissmässig geringem Gewichte empfehlenswerth sind. Die Eiche ver-
einigt alle mechanischen Eigenschaften in einem hohen Grade, ohne
jedoch die höchsten Zahlen zu geben; der Splint steht hier dem
Kernholze nach. Ulme, Buche und Birke haben grössere Elasticität
als die Eiche, aber geringere Cohäsion. Kiefer und Pappel stehen
am tiefsten. Aus den gefundenen Resultaten, die für den Techniker
mehr, als den Physiologen Interesse haben, heben wir nur folgende
hervor. Für jeden einzelnen Jahrring nehmen die mechanischen
Eigenschaften nach der Höhe des Stamms ab, ebenso in der Richtung
senkrecht auf die Axe. — Die Fällungszeit scheint keinen Einfluss
auf ihre mechanischen Eigenschaften zu haben. Der Elasticitäts-
Coefficient und die Cohäsion nehmen mit dem Alter der Bäume ab.
Hölzer, welche gegen Nord, Nordost, Nordwest und in trocknen
Lagen wuchsen, haben einen höhern und stärkern Elasticitäts-Coeffi-
cienten, wenn diese beiden Bedingungen vereinigt sind ; dagegen wenn
physiologischen Botanik während des Jahres 184b. 215
sie in leuchten Lagen wuchsen, hatten sie viel schwächere Coefticien-
ten; dieser Einfluss macht sich besonders bei der Buche geltend;
ebenso hatten die im Vogesensandstein gewachsenen Buchen eine
höhere Elasticität, als die im bunten Sandstein und Muschelkalk ge^
wachsenen.
Reissek Bemerkungen über das vegetabilische Elfenbein.
In; Haidiiiger's Berichten über die Mittheilungen von Freunden
der Naturwissenschaften in Wien. Mai— Oct. 1846, Wien 1847.
p. 112.
Das Eiweiss verschiedener Pahnenarten, zumal das der Gattung
Phytelephas besitzt eine solche Beinhärte, dass es zu kleinen Drechs-
lerarbeiten und namentlich zu Spazierstock knöpfen benutzt wird.
Auch das Eiweiss der Dompalme ( Hyphaene thebaica) besitzt diese
Eigenschaften.
Lau kaster Bemerkungen über das vegetabilische Elfeii-
lein, Phytelephas inacrocarpa; aus den Verhandlungen des brit.
Vereins zur Beförderung der Wissenschaften. S. Flora 1846.
p. 43.
Nach Lankaster liefert die Taguapfianze (Phytelephas macro-
carpa) dies harte Eiweiss. Die Frucht hat die Grösse eines Men
schenkopfs und wird eine Zeichnung derselben im brit. iVluseum auf-
bewahrt. Die Taguapfianze gehört zu der Ordnung der Typhinae,
Nach Rob, Schomburgk besitzt auch eine Art Astrocaryum im brit.
Guiana ein Eiweiss von derselben Härte, wie das von Phytelephas.
üebrigens rührt die Härte her von dem sehr dickwandigen Zellge-
webe, das nur in der Jugend porös, im Alter dagegen geschlos-
sen ist.
Peter Riess Die Ursache der Lnftelectricität ist noch
u/ieriüiesen. In: Poggendorff's Annalen Bd. 69. p. 288.
Versuche, um zu ermitteln, ob Dampf bildung an sich schon,
Electricität zu erregen im Stande sei, oder ob die Electricität der
Dämpfe nur eine Folge der Reibung von Flüssigkeitstheilchen gegen
feste Körper sei, führten Hrn. P. Riess auch zur Beantwortung der
Frage, ob die Vegetation Electricität errege, wie es von Pouillet an-
gegeben wurde. Eine vollkommen isolirte Messingschaale oder ge-
wöhnlich eine Porcellanwanne (letztere mit 109 par. Zoll Oberfläche)
wurde mit Gartenerde angefüllt, letztere gehörig feucht erhalten und
durch einen Messingdraht mit der messingenen Collectorplatte eines
Condensators von 6" Durchmesser in Verbindung gesetzt. Die ab-
gehobene Collector- oder Condensatorplatte wurde von einem Säu-
lenelektroskop geprüft. Vom März bis August 1844 wurde nun in
dieser Vorrichtung llmal Gartenkresse (Lepidium sativum) zum Kei-
men gebracht, un4 der Condensator täglich untersucht, bis die Kresse
2" hoch war. Spuren von Electricität fanden sich häufig, aber nicht
216 M unter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
constant. Controllversuche mit unbcsäeter Erde machten es sehr
wahrscheinlich, dass jene elektrischen Spuren nicht von der Vegeta-
tion herrührten. Eine durch Experimente gesicherte Begründung der
Meinung, dass die Vegetation Ursache der Luftelectricität sei, ist
demnach nicht vorhanden. Der Verf. , in dessen genaue Versuche
kein Zweifel zu setzen ist, empfiehlt ungeachtet seiner bestimmten
negativen Resultate die Fortsetzung dieser und Anstellung neuer un-
zweideutiger Versuche.
B. lliiiwirkuns pHyslfealisclier ÜLgentien auf den
• t < ' Pflaiizeiiorgaiiisiiiiis«
Fee Action de la lumiere sur les plant es sommeillantes.
Comptes rendus des seances de l'acad. des sciences. 2me
seniestre. Seance du liindi 21. Septbr. 1846. p. 604.
Unter den Pflanzen, deren Blätter das Phänomen des Schlafes
wahrnehmen lassen , wählte der Verf. folgende zu seinen Versuchen
aus. Porliera hygromctrica, Phyllanthus cantoniensis (schliessen sich
beide 6 Uhr Abends und öffnen sich 6 Uhr Morgens). Indigofera ver-
rucosa, Mimosa pudica. Im Schlafzustande in einen dunkeln tiefen
Keller am 19. Juli gebracht, waren alle Pflanzen des Morgens am
20. Juli in den Tageszustand übergegangen. Den 21. Abends 6 Uhr
schien es, als ob sie sich schliessen würden, aber um 10 Uhr war
es noch nicht geschehen. Am 22. Juli immer noch offen; als sie
aber Abends 10 Uhr ins Freie gebracht wurden, schlössen sie sich.
Am 23. Juli Morgens 11 Uhr wurden die Pflanzen bei SS** C. und
stürmischem Wetter in den dunklen Keller, der aber nur 13" C. hatte,
zurückgebrächt und sogleich schlössen sich die Blätter. Vor Son-
nenaufgang am 24. waren sie indess geöffnet und blieben so Tag und
Nacht bis zum 25. Juli Morgens. Hieraus geht hervor, dass Dun-
kelheit an sich die Blätter nicht einschläfert, dass viel-
mehr der wechselnde Feuchtigkeitszustand der Umge-
bung und der Wechsel der Temperatur als Ursachen des
Schlafes zu betrachten sind. Denn dieselben Pflanzen, nach-
dem sie sich mehrere Tage im Freien erholt hatten, in ein Zimmer
gebracht, das constant 28" C. hatte und zu welchem der Zutritt der
Luft von aussen abgehalten war, Hessen die in der ersten Nacht zwar
geschlossenen, am Morgen jedoch geöffneten Blätter nicht wieder
zum Schliessen kommen, und umgekehrt schliessen sich die Blätter
sofort, wenn sie aus einer höhern Temperatur in eine niedere kom-
men. — Das Schliessen der Blätter erfolgt aber auch dann, wenn
Pflanzen, die an einem dunkeln Orte stehen und deren Blätter ent-
faltet sind, begossen werden, desgleichen, wenn Pflanzen mit entfal-
teten Blättern Nachts aus dem Keller ins Freie gebracht werden. —
Mimosa pudica hatte die freiwillige Bewegung (nicht aber, wie es
scheint die Sensibilität) verloren und erhielt sie erst nach 40stündi-
gcm Aufenthalte im Tageslichte wieder
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 217
Dies erinnert den Ref. an Beobachtungen, die er bezüglich der
Periodicität der Gerüche mehrmals an Pelargonium triste machte, wel-
ches nämlich mehrere Tage im trocknen dunkeln Räume stehend, die Fä-
higkeit eingebüsst hatte, Abends seine Gerüche auszuhauchen. Diese
Fähigkeit erlangte es wieder, wenn es einen Tag über im Lichte
und wo möglich im Sonnenscheine gestanden hatte.
Durand Recherche et fuite de la lumiere par les racines,
(Dutrochet rapporteur). — Comptes rendus des seances de
I'acad. des sciences. Paris 1846. Tom. 22. p. 320.
In der Sitzung vom 15. Dec. 1845 hatte Durand der Academie
ein Memoire eingereicht, in welchem er auf experimentellen Wege
nachzuweisen versuchte, dass zwar die Wurzeln vieler Pflanzen das
Licht zu meiden suchen, dagegen aber die Wurzeln von Allium Cepa
das Licht zu suchen scheinen, indem sie gegen dasselbe hinwachsen.
Ein ähnliches Phänomen hatte Dutrochet schon bei Mirabilis Jalappa
im Jahre 1824 beobachtet und in der grünen Wurzelspitze die Ur-
sache zu finden geglaubt. Bei Allium Cepa fehlt nun die grüne Wur-
zelspitze und deshalb ist wenigstens Durand der Ansicht, dass die
Wurzeln in ähnlicher Art verschieden seien, als die Stengel. In der
Sitzung vom 23. Februar erstattet Dutrochet seinen Bericht über
Durand's Arbeit, dem wir Folgendes entnehmen. In der That flie-
hen die Wurzeln einzelner Pflanzen das Licht, wie dies schon vor
12 Jahren Dutrochet selbst an Pothos digitata bewies. Payer gab
eine ähnliche Beobachtung (Comptes rendus tom. XVIII. p. 35) an
Rhagadiolus lampanoides, Cichorium spinosum, Hyoracium foliosum
an. Durand fand diese Eigenthümlichkeit nun bei Raphanus sativus,
Cheiranthus incanus, Myagrum sativum, Isatis tinctoria, Diplotaxis
tenuifolius, Eresymum contortum , Synapis levigata, Alyssum vesica-
toria, Brassica Napus, — campestris, — Orientalis — oleracea ca-
pitata — viridis crassa — capitata rubra — oleracea botrytis.
Die Wurzeln von Lepidium sativum, welche nach Payer unem-
pfindlich gegen die Wirkung des Lichts sein sollen, fliehen nach Du-
rand das Licht. Dutrochet konnte jedoch Durand's Angabe nicht
bestätigen. — Dieser eigenen Beobachtung fügt Dutrochet noch eine
andere hinzu. Keimen Pisum sativum et Ervum lens auf einer durch-
löcherten Korkplatte, die sich auf einem mit Wasser gefüllten Glase
befinden, welches durch einen schwarzen Stoff umhüllt und nur von
einer Seite dem Lichte zugänglich ist, so winden sich die Würzel-
chen in der Spirale bald rechts, bald links. _ Diffuses Licht auf
ein nicht umhülltes Wasserglas mit keimenden Erbsen, bewirkt da-
gegen nur ein unregelmässiges Drehen und Winden der Würzelchen.
Das Raisonnement des Berichterstatters und des Autors über
die Ursachen der angegebenen Erscheinung übergehen wir, indem es
für den Zwsck des Jahresberichts hinreichen dürfte, auf die gefun-
dene Thatsache aufmerksam gemacht zu haben — Eine deutsche
218 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
üebersetzung des Dutroohet'schen Referat befindet sich in Froriep's
Neuen Notizen ßd. 38. p. 112-120).
Durand Sur la direction des tiges. In: Comptes rend.
de l'acad. des sciences. Toni. 22. p. 552.
Der Decandolle'sche Versuch, (s. dessen Physiologie tom. IL
p.825 in Röper's üebersetzung tom. 11. p. 566) eine Hyacinthe in einem
mit Wasser gefüllten Glase nach abwärts wachsen zu lassen, wurde
von Durand in der Absicht wiederholt, mii die von Decandolle un-
berücksichtigt gebliebene Einwirkung des Lichts auf diese ausser-
gewöhnliche Richtung des Blüthenschafts kennen zu lernen. Die
Versuche geschahen in dreierlei Weise: 1. Täglich ward die Stellung
des Glases gegen das Licht verändert und so geschah die Entwicke-
lung des Schafts beinahe senkrecht, ja er blühte sogar. 2. Das Licht
konnte nur durch ein Dritttheil der Gefässwand eindringen, die übri-
gen zwei Dritttheile, waren mit einem undurchsichtigen schwarzen
Stoffe bedeckt. Der Stengel, anfangs gegen das Licht hin sich ent-
wickelnd, krümmte sich später nach aufwärts. 3. Der Stengel ward
vor allem Lichte durch undurchsichtige G«fässwandungen geschützt;
wodurch es geschah, dass der anfangs abwärts wachsende Schaft,
sich später nach aufwärts krümmte. — Durch diese Beobachtungen
zerfällt die Theorie Decandolle's, welcher die Weichheit und das
Gewicht des Schafts für die Ursache hielt, aber auch die Knight'sche.
Die Ursache des herabsteigenden Wachsthums, liegt vielmehr in der
Applicationsweise des Lichts.
S o ui ni e r V i 1 1 e , Action of the rays of the spectrum on
vegetable Juices, in Philos.' Transactions Vol. 1. p. 111.
Mad. Sommerville stellte eine Reihe von Versuchen an, um den
Einfluss der Strahlen des Sonnenspectrums auf Pflanzensäfte kennen
zu lernen. Zu den Beobachtungen bediente sie sich einer Flintglas,
linse von Ik Zoll Brennweite, und benutzte nur die rotlien Strahlen dei
Mittags- und Abendsonne, indem sie alle übrigen ausschloss und aul
dickem weissen feuchten Briefpapier auffing. Zum Befeuchten des-
selben diente eine Auflösung von schwefelsaurem Chinin in verdünn-
ter Schwefelsäure aufgelöst-, nahm die Verf. z. B. eine gelbbraunn
Solution von Salpeters. Silberoxyd, die mit dem Safte der blassblaueii
Blumenblätter von Plumbago auriculata in destillirtem Wasser gewa,
sehen und zu welcher Schwefelsäure zugesetzt war, so erschien di<|
Farbe lebhaft apfelgrün und erhielt einen Stich ins Blaue. In ahn
lieber Weise experimentirte sie mit dem Safte der Dahlien, Balsai
minen , Geranien u. s. w.
Diitrochet Le magnetisme peut-il exercer de Vin^
fluence sur la circulation du chara? In: Comptes rendus d<
l'acad. des sciences T. 22. p. 619.
In Gemeinschaft mit Becquerel hatte der Verf. bereits im Jahr
physiologischen Botanik während des Jahres 1846, 219
1837 nachgewiesen, dass der elektrische Strom zeitweise Suspension
der Saftströmung in den Charenschläuchen hervorzurufen im Stande
ist. Dieselbe Erscheinung tritt ein, wenn die Charen verletzt, oder
wenn sie aus einer Temperatur von + 7" C. in eine Temperatur von
32« C. oder umgekehrt versetzt werden. (Cf. Mem. d. l'acad. d. sc.
tom. XVllI. p. 439. Annal. d. scienc. nat. 2e. serie. tom. IX. Meyen
Neues System Bd. 11. p. 223). Nicht so ist es mit der Wirkung des
Magnetismus. Ein Electro-iMagnet, welcher 2000 Kilograrames unter
der Einwirkung von 50 Bunsen'schen Elementen zu tragen vermochte
wurde 10 Minuten lang auf einen Charenzweig in 2 Cent. Entfernung
angewandt, ohne auch nur die geringste Störung der Circulations-
erscheinung herbeizuführen. — Dutrochet schliesst die Mittheilung
dieses entscheidenden Experiments mit der Aeusserung „Ces obser-
vations devront necessairement changer les opinions de ceux qui ont
regarde la force vitale comme un etre imaginaire.
Eduard SoIIy lieber de?i Einßuss de?- galvanischen Elec-^
tricität auf das Keimeri der Saamen. Aus den Verhaiidl. des
brit. Vereins zur Beförderung der Wissenschaften, ins deutsche
übersetzt und im Auszuge niitgetheilt in der Thüringer Gar-
tenzeitung 1845 (No. 38—42) und in der Flora 1846. p. 78.
Nach Davy sollten bekanntlich Saamen, in der Nähe des positiven
Pols einer voltaischen Säule früher keimen, als die am negativen
Pole liegenden. Die chemische Wirkung abgerechnet, ergeben diese
Versuche nicht, dass durch Electricität das Keimen befördert werde;
(eine Meinung, die jetzt so häufig laut wird. Ref.) Herr Solly stellte
deshalb eine neue Reihe von Versuchen im Garten der horticultural
Society mit Gerste, Weizen, Roggen, Turnips und Radies an. Von
den 55 Versuchen sprachen 20 zu Gunsten der Electricität, 10 gegen
dieselbe und bei 25 zeigte sich gar kein Erfolg. Bei 1250 einzelnen
Saamen war eine günstige Einwirkung der Electricität zu bemerken,
aber bei 1253 nicht und so muss es wohl dahin gestellt bleiben, ob
die günstige Wirkung auf Rechnung der Electricität zu schreiben sei.
Dr. Daubeny war zu ähnlichen Resultaten wie Hr. Solly gelangt. Dr.
Percy hielt dagegen Solly's Versuche für unzureichend, da man be-
haupte, dass Electricität das Fruchttragen der Pflanzen befördert
habe, worüber aber Solly's Versuche keinen Aufschluss gäben. John
Ball war schliesslich der Meinung, dass Electricität auf verschiedene
Organe der Pflanzen verschieden wirke.
C. G. Bartels Lähmung der Nectarien durch Electricität.
In: Verhandl. des naturhist. Vereines der preussischen Rhein-
lande herausgegeben von Julius Budge. Jahrg. 111. Bonn 1846.
pag. 31.
So wie die Honigtracht durch starkes Wetterleuchten schon und
„die üppigste Menge und Mannigfaltigkeit von Schwämmen durch
220 Munter: Hcricht über die Leistungen im Gebiete der
einen über die Flur streichenden Blitz plötzlich vernichtet wird", so
soll nach des Verf. Meinung die Electricität auch Ursache einer ge-
ringern Zucker- Absonderung der Nectarien sein, ja die Secretion
selbst sogar unterdrücken können, was er, freilich ziemlich unklar»
daraus schliesst, dass der Körnerertrag des Buchweizens allemal
dann geringer ausfällt, wenn die Honigtracht durch starkes Wetter-
leuchten vernichtet wurde. Der Verf. begründet diese Behauptung
auf die Voraussetzung, dass die Nectarien (als verkümmerte Ge-
schlechtswerkzeuge) wesentlich zur Befruchtung beitrügen und der
Zuckersaft sich verhielte, wie der Saft der prostata. Sicherlich nur
uneigentlich nennt der Verf. dieses Raisonnement in der üeberschrift
seiner Mittheilung eine Beo b ach tun g, da von der Mittheilung einer
solchen nirgends die Rede ist.
(?) P. Gardner, Functions of plant s {Absorption, diffusion
0/ ^ctses hy leaves) in Brewster Philos. Magaz. Vol. XXVIH.
p. 425. Deutsche Uebersetzung in Froriep's N. Notiz. Bd.
XXXVIII. p. 321 unter dem Titel: Untersuchungen über die
Functionen der Pflanzen, namentlich die Absorption und Aus-
hauchung von Gasen durch die Blätter und Wurzeln.
Der Pflanzenorganismus ist porös und enthält in seinem Innern
eine Mischung von Gasen, d. h. eine Atmosphäre. Die Untersuchung
dieses Gasgemenges aus Datura stramonium und Poa pratensis
ergaben für die erstere Pflanze bei einer um 11 Uhr Morgens ange-
stellten ömaligen Untersuchung N 87,5 O 12,5^ ; dagegen keine Koh-
lensäure. 4 Analysen von Poa ergaben N 86,1. O 13,9. — Diese nor-
male Atmosphäre ändert sich jedoch nach Calvert und Ferrand Abends
der Art, dass stets Kohlensäure vorhanden ist; so gab der hohle
Stengel' von Phytolacca decandra Abends N 76,4. O 20,6. CO2 0,3?. —
Die Möglichkeit zum Ein- und Austritt der genannten Gasgemenge
liegt in der Porosität der Epidermis. Die Epidermis der Basella
lucida, des Kohls, der Alanthus alata, des Chenopodium album und
einiger Sedum-Arten gestattete der Kohlensäure den Zugang zu einem,
atmosphärische Luft, enthaltenden Gefässe. Ebenso entwich bei einem
angestellten Versuche Stickgas und trat an dessen Stelle Sauerstoff
und Kohlensäure. — In gleicher Art wie die Epidermis sind nun auch
die Pflanzenwurzeln poröse Körper, und ebenfalls erfüllt mit einem
ihnen eigenen variablen Gasgemenge. — Wird dieses, dem Gasgemenge
der Bodenfeuchtigkeit ausgesetzt, so kann es nicht fehlen, dass sich
die Gasarten in so weit auszugleichen streben, als es das Capacitäts-
vermögcn des Pflanzensafts gestattet. Daturapflanzen (Wurzeln und
Blätter) in Brunnenwasser gesetzt, gaben nach Einwirkung des hellen
zerstreuten Lichts um 11 Morgens ein Gas, das aus N 96,6 O 3,4
Proc. bestand. 36 Stunden ins Dunkle gesetzt, gaben sie kein Gas,
dann wieder ins Licht gebracht, wurde ein Gasgemenge entwickelt,
das aus N 96,2; 0 3,8 Proc bestand. Befanden sich die Blätter im
physiologischen Botanik während des Jahres 184(). 221
zerstreuten Lichte, die Wurzeln im Dunkeln, so ergab sich ein Gas-
gemenge von N 96,5; O 3,5 Proc. Das im Brunnenwasser enthaltene
Gas bestand aus N 48; O 22; CO2 30 Proc. Demnach entwickeln die
Wurzeln Gas in ungleicher Menge und ist dazu die Einwirkung des
Lichts auf die Blätter wesentlich nothwendig. Dio Absorption des
in Wasser aufgelösten Gasgemenges geschah dagegen so, dass Sauer-
stoff- und Kohlensäuregas unterm Einfluss des zerstreuten Lichts in
der Weise absorbirt wurden, wie poröse Körper es zu thun pflegen,
während in der Dunkelheit das im Wasser enthaltene Gas ohne Aus-
wahl absorbirt wird. Hiernach also wechselt das innere Gasgemenge
der Pflanzen je nach den einwirkenden äussern Potenzen. Im thäti-
gen Zustande der Pflanze besteht das Gemenge aus N 80,75 und
O 13,25 Proc, während der Nacht enthält es aber verhältnissmässig
mehr Sauerstoff und mehr oder weniger Kohlensäure, und die Wur-
zeln absorbiren, so lange chemische Veränderungen in den Pflanzen
statt6nden, je nach dem Bedürfniss der innern Atmosphäre, Gasarten
aus der Bodenfeuchtigkeit. Im Dunkeln kommt die Strömung ins
Stocken. Die Morgensonncnstrahlen zersetzen die aufgenommene
Kohlensäure, wodurch das Gleichgewicht der innern Atmosphäre ge-
stört wird, folglich muss dies Gas von aussen aufgenommen werden.
Vorübergehend bildet sich durch diese Zersetzung ein üoberschuss an
Sauerstoff, welcher theilweise ausgehaucht wird, theilweise aber,
nebst dem Kohlenstoff fixirt wird. Der Verf. schliesst die Abhand-
lung mit dem Satze: die physische Structur der Pflanzen ist also ein
den physikalischen Gesetzen der Zerstreuung der Gase unterworfenes
poröses System, dessen Vitalitätskraft lediglich in der Fähigkeit, Cy-
toblasten und nach einem bestimmten Typus sich ordnende Zellen
zu bilden, besteht,
J. G o 1 d ni a n n Beschreibung eines Eudiometers %nr Be-
stimmung de?' von den Pßan%en ausgeathmeten Luft in Pog-
gendorffs Annalen der Physik und Chemie. Bd. 37. Leipzig
1846. p. 2,93.
Die bisher bei der Untersuchung der von Pflanzen ausgeathmeten
Luft angewandten Eudiometor genügten dem Verf. nicht, weshalb er
ein Neues construirte, welches nicht blos eine qualitative, sondern
auch eine quantitative Bestimmung der Kohlensäure und des Sauer-
stoffs zulassen soll.
Ch. Matte HC ci, Quelques experiences sur la respiration
des plantes. Traduit et extrait du Cimento^ juill. 1S46. in:
Supplement a la biblioth. iiniv. de Geneve, ou Archives des
sc. phys. et nat. Tom. IIL Geneve et Paris 1846. p. 115.
Während eines 3monatlichen Aufenthalts auf dem Lande (Mai bis
Juli) wiederholte Matteucci die Versuche des Prof. C. H. Schultz
über die Respiration der Pflanzen und kam durch diese Studien zu
folgenden 4 Resultaten, nämlich
222 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
1. dass in mehreren Fällen das Blatt -Chlorophyll die Eigenschaft
nicht besitzt Kohlensäure unter dem Einfluss der Sonne zu zer-
setzen.
2. dass Alles was die Structur der Blätter verändert, auch die
Respiration derselben modificirt.
3. dass die Respiration auch verändert wird, sobald man die in
den Blättern enthaltene Luft so viel als möglich Megnimmt.
4. dass der Stickstoff oder ein Theil desselben, der durch die
Blätter gleichzeitig mit dem Sauerstoff unter Einwirkung des
Lichts austritt, sich nicht mit dem in den Blättern befindlichen
Stickstoff der Luft verbinden kann.
Der Verf. führt an diesem Orte nicht alle von ihm angestellten
Versuche an, sondern verweist auf den ersten Theil seines Memoire;
wir heben aus dem Vorliegenden folgende hervor:
Kohl, Spinat etc. bis 65^ C erhitzt, bleiben noch grün, das Chlo-
rophyll verändert sich noch nicht, demungeachtet geben sie im Son-
nenlichte keinen Sauerstoff, wenn sie sich in mit Kohlensäure ge-
schwängertem Wasser befinden.
Junge und noch sehr grüne Cypressensprossen geben, mit Koh-
lensäure geschwängertem Wasser dem Sonnenlichte ausgesetzt, nie
Sauerstoff, vielmehr verbinden sich diese beiden Gasarten unter der
Einwirkung des Sonnenlichts. — Acacienblätter, mehrere Monate in
einer schwachen Zinkchlorürsolution aufbewahrt, und noch ganz grün,
aber ohne Consistenz, geben im Wasser, der Sonne ausgesetzt, nie
eine Spur von Sauerstoff. Unter derselben Behandlungsweise geben
centrale und aus der Gegend des Blattstiels genommene Blatttheile
verschiedene Quantitäten Sauei.stoff. Die in den Blättern enthaltene
Luft auf die nämliche Weise untersucht, verhielt sich in verschiedenen
Tageszeiten folgendermassen:
Mehrere Stunden
Name der Pfllanze. Vor Sonnenaufgang, nach Einwirkung
der Sonne.
Gasgemenge Sauerstoff Gasgemcngc Sauerstoff
c. c. in 100 Proc. c. c. in 100 Proc.
Citronenblätter 5,2 11,80 4,30 8,50
Hortensienblätter 9,3 13,70 5,40 5,40
Erdbeerenblätter. 7,0 13,80 9,20 9,90
Blätter von Cornus sanguinea 5,2 7,20 9,00 5,60
„ des Apricosenbaumes . 9,4 16,38 8,40 9,80
Es ergiebt sich hieraus, dass die Blätter vor Sonnenaufgang die
grÖsste Menge Sauerstoff enthalten, und während des Tages denselben
allmählich abgeben. Nur bei Fettpflanzen und den Agaven ist es
umgekehrt. Sie enthalten immer viel Kohlensäure und halten über-
haupt die Gasarten in grosser Menge in ihren Blättern zurück. Durch
Entziehung der Luft und in Wasser gelegt, das lange ausgekocht und
mit Kohlensäure geschwängert war, geben sie in der Sonne 33,3 Ox.
38,7 Az. — Der obere Theil des Stengels von Arundo Donax enthielt
physiologischen Botanik während des Jahres 1816. 223
des Morgens 17,G p. C, in einem andern Versuche 17,5 Sauerstoff.
Der Sonne ausgesetzt enthielt der obere Theil 16,0 p. C. — Der un-
tere Theil des Stengels enthielt des Morgens 19, in einem andern
Falle 18,1 p. C; der Sonne ausgesetzt 18,8 und 17,6. Kürbisstengel
enthielten des Morgens in der Sonne
p. C. p. C.
19,00 22,50
18,50 22,60
17,60 24,40
18,70 23,20
19,00 24,40
Hiernach nimmt der Sauerstoffgehalt im Sonnenschein wesentlich
7,u. Kohlensäure fehlte bei der Untersuchung im Sonnenschein gänz-
lich, während sich des Morgens 4 — 7 p. C. vorfanden. Diese Erfah-
rungen stimmen mit denen von Calvert und Ferrand.
Zu Schultz's Versuchen übergehend, bemerkt der Verf., dass
Boussingault dieselben bereits nachgemacht habe, ohne sie bestätigen
zu können, auch er selbst, obwohl er 2 Monate experimcntirte, fand,
dass die Blätter in Lösungen von mineralischen oder organischen
Säuren, Zucker und Gummi niemals Sauerstoff gaben; um dies zu
ermitteln, muss man aber gewissen Bedingungen genügen. Das Was-
ser muss lange gekocht und in Apparaten destillirt sein, in denen
weder Wein noch andere gährungsfähige Substanzen befindlich sind.
Vor der Untersuchung muss man alsdann die Blätter in eine saure
Lösung tauchen, sie oft damit schütteln und waschen. Unterbleibt
dies, so enthalten sie Spuren von kohlensaurem Kalk, der auf den
Blättern abgelagert ist. In Zuckerlösung findet man Sauerstoff, aber
ist die Flüssigkeit in Gährung übergegangen, so entwickelt sich Koh-
lensäure. Bei Blättern der Fettpflanzen genügt dies Alles nicht hier
findet man Sauerstoff auch ohne Anwendung von Zucker öder Säuren
weil sie stets Kohlensäure enthalten. Um die Sauerstoffentwickelung
bei Agavenblättern aufzuheben, brachte sie der Verf. 3 Tage lang in
Wasserstoff, indem er 2 — 3 mal die Luft hinwegnahm. Hier sah er
nun die Entwickelung des Sauerstoffs und erklärt sie aus der Kohlen-
säurebildung der Blätter selbst. Auch Saussure zeigte schon, wie
hartnäckig diese Blätter die Kohlensäure festhalten.
PI ei sohl Wichtigkeit der Kohlensäure im grossen Haus-
halte der Natur. In : Medicinische Jahrbücher des k. k. österr.
Staates herausgegeben von J. N. Ritter von Raimann, unter
Redaction des Prof. Dr. A. EdJ. v. Rosas. Bd. 56. Wien 1846.
p. 265.
Der Verf. sucht sich die Frage zu beantworten, wo findet sich
die Kohlensäure, wie findet sie sich vor, an welchen Processen in
dem Haushalt der Natur nimmt sie Theil und welche Eigenschaften
besitzt sie. Es werden demgemäss zuerst die Quellen besprochen,
224 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
aus denen Kohlensäure gasförmig entweicht, dann wird der Kohlen-
sHuregas- Gehalt der atmosphärischen Luft auf dem Festlande, wie
auf dem Meere ausführlich erläutert, und endlich der Athmungspro-
cess der Thiere „eine bedeutende Quelle des kohlensauren Gases" ge-
nannt, (praeter propter sollen 1000 Millionen Menschen 6907, 500000
Ctr. Wien. Civ. Gen. Kohlensäure jährlich produciren ). — Nachdem
sich der Verf. über diese Reihe von Kohlensäurebildungsstättcn ge-
äussert hat, kommt er zu der Zersetzung der Kohlensäure durch die
Pflanzen im Lichte. Diese Lehre förderte indess der Verf. durch
selbstständige Forschung nicht, vielmehr excerpirt er die Arbeiten
von Priestley, Senebier, Saussure, J. Draper, Schultz, Bischof, Nög-
gerath und Grischow. — Aufgefallen ist uns nur die Bemerkung,
welche der Verf. einer Beobachtung Bischofs und Nöggerath's ent-
lehnt, wonach ein Uebermaass an Kohlensäure bei Burgbrohl das
Gedeihen der Feldfrüchte beeinträchtigen soll, während bei Brudel-
dreis Bäume und Gras ungeachtet des häufig entwickelten und ange-
häufton Kohlensäuregases unbenachtheiligt vegetirten. Hr. Schieiden
suchte bekanntlich die Ueppigkeit der Vegetation an dem Wasser-
becken bei der Wehnder Papiermühle unweit Göttingen aus dem
reichen Gehalt an Kohlensäure zu erklären (Wiegmann's Archiv 1834.
I. p. 279). Sonach kann man die Frage als noch nicht hinreichend
erledigt ansehen und muss sie fernerer Beobachtung anheim stellen.
H. W. D 0 V e Uebe?^ den Zusammenhang der Wärinever-
nnderungen der Atmosphäre mit der Entwickelung der Pflan-
zen. (Bes. Abdruck aus d. Abhdl. d. Königl. Akademie der
Wissenschaften). Berlin 1846. 4.
Nachdem unser berühmter Meteorolog bereits in einer Reihe
von Abhandlungen in den Jahren 1838 — 1842 die nicht periodischen
Aenderungen der Temperaturvertheilung auf der Erdoberfläche einer
ausführlicheren Untersuchung unterworfen und nachgewiesen hatte,
dass Jahre des Misswachses im Allgemeinen sich durch eine länger
dauernde Erniedrigung unter der Mittelwärme des jedesmaligen Be-
obachtungsortes auszeichnen, geht er in der gegenwärtigen auf die
Untersuchung der Frage ein, ob die Temperatur der obern Boden-
fläche mit der der Luft in ihren periodischen und nichtperiodischen
Aenderungen gleichen Schritt halte, und in welcher Weise die Erd-
schichten, in welche die Wurzeln mehr oder minder tief eindringen
von den Anomalien afficirt werden, welche die Luftwärme eines be-
stimmten Jahres oft so bedeutend von der eines andern unterschei-
den. Die Abhandlung zerfällt demnach in 3 Theile. In der ersten
beschäftigen den Verf. die zu Brüssel von Quetelet und die zu Up-,
sala von Rudberg in verschiedenen Tiefen der Erdoberfläche ange-|
stellten thermischen Beobachtungen aus den Jahren 1834—1843, ausj
denen sich ergiebt, dass sowohl die periodischen als nichtperiodi-!
sehen Veränderungen mit zunehmender Tiefe schnell abnehmen undt
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 225
in einer Schicht constauter Temperatur vollständig erlöschen. Diese
unveränderliche Schicht hat eine bestimmte Entfernung von der Ober-
fläche, wenn nämlich nur die periodischen Veränderungen berück-
sichtigt werden; sie verhält sich dagegen oscillirend, wenn man die
nicht periodischen Veränderungen mit in Betracht zieht. In Jahren,
welche mehr den Charakter des Seeklima's an sich tragen, wird sie
der Oberfläche näher sein; in denen, wo Sommerwärme und Winter-
kälte ungewöhnlich stark sich scheiden, wird sie tiefer unter diesel-
ben fallen. Dasselbe gilt von den zwischen ihr und der Oberfläche
liegenden Schichten , in welchen die jährliche periodische Verände-
rung eine bestimmte Grösse erreicht, welche Grösse mit Annäherung
an die Oberfläche zunimmt, auch sie haben eine constante mittlere
Lage und schwanken auf und ab. Pflanzen in eine Tiefe von nicht
über 2k Fuss eindringend, erfahren an ihren Wurzeln dieselben nicht
periodischen Veränderungen, als an den über der Erde befindlichen
Theilen, Als besonders bemerkenswerth heben wir die Mittheilung
des Verf. über die Wirkung der Schneedecke auf die von derselben
bedeckten Pflanzen hervor. Sie hindert die Strahlung des Bodens
und hebt den in der Berührung erfolgenden Wärmeaustausch zwischen
Luft und Boden auf. Macht man nun eine künstliche Schneedecke,
indem man trocknes Laub um den Fuss der Kirschbäume z. B. legt
und so den Frost längere Zeit in dem um den Stamm befindlichen
Boden festhält, bis die Nachtfröste vorüber sind, so kann man die
Kirschbäume zum Blühen und Fruchttragen zwingen, während dies
stets durch die spätem Nachtfröste verhindert wird ; dies in Lithauen
übliche Verfahren könnte auch in besondern Fällen bei uns zur nütz-
lichen Anwendung kommen. — Zur vorliegenden Frage zurückkeh-
rend findet der Verf. den Satz: dass im Winter, wo der Vegetations-
process unterbrochen ist, die höhere Temperatur sich in den W\ir-
zeln findet, im Sommer hingegen, während die obern Pflanzentheile
in der wärmern Atmosphäre, die W^urzeln sich in einer relativ küh-
leren Temperatur befinden. Sucht im Sommer die Pflanze Wärme,
so findet sie dieselbe in der Luft, im W'inter aber in der Tiefe und
dort um so sicherer, je tiefer sie dringt. lu Bezug auf Wärmever-
hältnisse vertauschen die Zweige und Wurzeln in beiden Jahreshälf-
ten ihre Rollen. Wäre das Wachsthum eine Function der Wärme,
so sollte man glauben, dass die Wurzeln sich im Winter kräftiger
entwickeln als im Sommer.
Nachdem der Verf. im ersten Theik die Wärmeveränderungen,
welchen die Pflanzenwurzeln in verschiedenen Tiefen ausgesetzt sind,
durch zahlreiche tabellarisch geordnete Beobachtungsreihen beleuch-
tet hat, geht er im zweiten Theile zur Untersuchung der Bedingun-
gen über, denen die der freien Strahlung und Insolation unterwor-
fene Pflanzendecke der Erde unterworfen ist, und zur Untersuchung
der Einflüsse, welche durch andere atmosphärische Verhältnisse so-
wohl auf die über dem Boden befindlichen Theile der Pflanze als
Archiv f. Natiirgcsch, Xlll. Jahrg. 2. Bd. P
226 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
auf die Wurzeln geäussert werden. Die hier zu Grunde liegenden
Beobachtungen sind die während der Jahre 1826 — 1840 im Garten
von Chiswick bei London, angestellten und in den Transactions of
Horticultural Society niedergelegten. Vermittelst geschwärzter Ther-
mometer wurde die höchste Temperatur der directen Sonnenstrahlen
und vormittelst eines frei auf dem Boden liegenden Ausstrahlungs-
thermometers der niedrigste Stand desselben beobachtet; gleichzeitig
wurde die Temperatur des Schattens, die Regenmenge, das Barome-
ter, die Elasticität des Dampfes in den Kreis der Beobachtungen ge-
zogen und zwar nach dem Beobachtungsplane von Daniells, unter
dessen Aufsicht die Instrumente angefertigt waren. Aus den vom
Verf. berechneten Mitteln crgiebt sich, dass der Unterschied der In-
solation und Schattenwärme sehr erheblich zunimmt vom Winter
zum Sommer, desgl. der Unterschied der Insolation und Strahlung.
Der freie Boden und die ihn bedeckenden Pflanzen erfahren inner-
halb der täglichen Periode viel erheblichere Unterschiede als der
beschattete Boden, indem die Beschattung das tägliche Wärme-Maxi-
mum herabdrückt und das tägliche Wärme-Minimum durch gehemmte
Ausstrahlung erhöht w^ird. Die mittlere Temperatur des freien Bo-
dens ist im Winter etwas niedriger als im Sommer, hingegen ent-
schieden höher als die Schattenwärme. Unter der Voraussetzung,
dass das Mittel der täglichen Extreme die mittlere Tageswärme be-
stimmt, erhebt sich vom Mai— Septbr. , d. h. in der eigentlichen Ve-
getationsperiode die Temperatur des freien Bodens um volle 6 Fah-
renheitsche Grade über die des beschatteten, und doch liegen hier
nur Beobachtungen aus dem Seeklima von London zu Grunde; bei
einer continentalen Station würden die Unterschiede sicher grösser
ausfallen. — Da nun, frei der Sonne ausgesetzte Pflanzen im Sommer
eine grössere Wärmemenge empfangen, als die ist, die ihnen nach
den bisherigen Temperaturbestimmungen zugeschrieben wurde, und
die Strahlung des Nachts jenen Ueberschuss nicht compensirt, die
Wurzeln aber im Sommer eine desto niedrigere Temperatur finden,
ie tiefer sie dringen, so ist folglich der Temperaturunterschied der
oberirdischen und unterirdischen Theile noch grösser, und somit der
Fall nicht undenkbar, dass die Bäume im Winter an ihren Wurzel-
spitzen wachsen, während die oberirdischen Theile sich gar nicht
ausdehnen. Bekanntlich will Duhamel das Wachsen der Baumwur-
zeln im Winter beobachtet haben; während Ref. bereits im Jahre
1841 den absoluten Stillstand des Wachsthums unserer Baumknospen
nachwies. — Je tiefer nun ein Baum mit seinen Wurzeln hinabsteigt,
je sicherer widersteht er der Einwirkung strenger Winter und daher
sterben junge, mit kürzern Wurzeln versehene Bäume viel leichter
ab, als ältere tief gehende, indem letztere in einem dem Seeklima
näheren Verhältnisse stehen. Pflanzen, die an Bergen aufsteigen, er-
halten grössere Wurzeln und kleinere Stengel; die oberirdischen
Theile sind daher weniger den grossen Temperaturunterschieden au.s-
physiologischen Botanik \vjil,rend des Jahres 1846. 227
gesetzt, welche in der dünneren Luft durch die Insolation und ener-
gische Ausstrahlung entstehen. Vielleicht hängt es von diesem Ver-
hältniss ab, dass die perennirenden Pflanzen häufiger auf den Alpen
sind. — Aus den Chiswicker Beobachtungen lassen sich nun auch
einige Folgerungen ableiten über den Einfluss, den die Feuchtigkeits-
verhältnisse der Atmosphäre auf die Tem])eratur des Bodens äussern.
Der Wasserdampf, der sich an dem durch Ausstrahlung erkälteten
Boden in Form des Thaues, niederschlägt, entbindet dabei so viel
Wärme, als bei der nachherigen Verdampfung des Thaues wieder
gebunden wird. Dies hat nun zwar keinen Einfluss auf die mittlere
Wärme des ganzen Tags, wahrscheinlich aber auf die Vertheilung
der Wärmesumme in der täglichen Periode. Die obere Laubdecke
des W^aldes verhält sich wie das Gras der W'iese. Die Luft, um die
durch Ausstrahlung erkalteten Zweige sinkt, weil sie specifisch
schwerer, zu Boden; ebenso der Thau. Die durch den Niederschlag
des Thaues frei werdende Wärme kommt nur dem obern Laubdach
zu Gute, während der Boden die zur Verdampfung nÖthige Wärme
hergiebt. Daher ist der Wald feucht und kühl, und mit dem Nie-
derhaueu der Wälder hören die Regen in den Tropen auf, weil der
Abkühlungspunkt, der Niederschläge veranlasst, alsdann fehlt. Be-
greiflich befinden sich somit die Pflanzen in einem Walde in niedri-
gerer Temperatur , als die Schattenwärme und es kommen daher nur
bestimmte Gewächse unter dem Laubdach der Wälder vor. — Die Tem-
peraturverhältnisse feuchter und trockner Erdschichten sind ebenfalls
von wesentlichem Einflüsse auf die Vegetation. Durch hydrostati-
schen Druck an die Oberfläche des Bodens gelangende Wasser haben
die Temperatur der Schichten, aus denen sie entspringen. Während
bei uns Quellen frisches Grün um sich gedeihlich fördern, sind sie
auf Island der Fluch der Vegetation. Für Flusswasser ist die Tem-
peraturcurve gewöhnlich flacher, als die der Luft. Die Beobachtun-
gen über Quellen- und Brunnenwärme, so wie die Leitungsfähigkeit
der Bodenarten übergehen wir und verweisen den Leser auf die Ab-
handlung selbst pag. 96— -102.
Der Verf. schliesst diese zweite Abtheilung mit folgenden Wor-
ten: das Endresultat der Wirkung der Wärme auf das Leben der
Pflanze ist ein dreifaches: Die Verbreitung der Pflanzenformen auf
der Erdoberfläche im Zusammenhang mit der Vertheilung der Wärme,
der periodische Verlauf des Pflanzenlebens, welcher mit den Wärme-
verhältnissen der jährlichen Periode überfeinstimmt, endlich das frü-
here Erwachen desselben, wenn die Wärme sich zeitiger entwickelt
oder sein Zurückbleiben bei verminderter Lufttemperatur.
Dies Endresultat beleuchtet der Verf nun genauer in der dritten
Abtheilung seiner Schrift p. 103, welche betitelt ist: Ueber die Ve-
getationsverhältnisse verschiedener Jahre verglichen mit den gleich-
zeitigen Temperaturen derselben. — Die grosse Zahl der Beobach-
tungen und die nur in innigem Zusammenhange verständliche Discus-
p *
228 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
sion gestattet uns keinen fernem Auszug, daher wir dem geneigten
Leser die Schrift selbst auf das Dringlichste empfehlen. Sie ist dem
Pflanzengeographen, dem Physiologen, Gärtner imd Landwirth gera-
dezu unentbehrlich.
1) 0 V e Ueher den Zusammenhang der Temperatur Verhält-
nisse der Atmosphäre und der obern Erdschichten mit der Ent-
wickelwig der Pßanzen. In: Bericht über die zur Bekaniit-
niachiing geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akad,
d. Wiss. zu Berlin 1846. Sitzung vom 8. Januar, p. 16 — 27.
Das in der vorherbesprochenen Abhandlung ausführlicher behan-
delte Thema ist theilweise in der hier genannten, dem Zwecke der
Monatsberichte gemäss, in der Kürze verhandelt. Wir hätten somit
nicht nöthig, noch einmal darauf einzugehen, wenn nicht der Schluss
beider Arbeiten uns einen Anhaltungspunkt zur Mittheilung einiger
anderer unten angeführter Arbeiten gäbe.
Es ist vielfach von pflanzengeographischen Forschern behauptet
worden, dass ein bestimmtes Entwickelungsstadium für eine Pflanze
dann eintritt, wenn diese eine bestimmte Wärmesumme empfangen
hat, und man hat denn auch von dieser Ansicht aus, die Zeiten der
Belaubung, der Blüthe und der Fruchtreife abzuleiten und bestimmen
zu müssen geglaubt. Dove, indem er Eisenlohr's Untersuchungen
über das Klima von Karlsruhe zu Grunde legt, welche ausser den
Temperaturangaben auch die Lebensstadien gewisser Pflanzen an-
geben, findet vielmehr, eben aus diesen über 50 Jahr sich erstrecken-
den Beobachtungen, dass nicht sowohl eine bestimmte Wärme-
summe dies oder jenes Lebensstadium der Pflanze herbeiführt, son-
dern dass vielmehr ein bestimmter Wärmegrad zum Eintritt
irgend eines Entwickelungsstadiums der Pflanze nöthig ist.
— Zu demselben Resultate führen die Beobachtungen in New -York
und Würtemberg. Nichtsdestoweniger will der umsichtige Verf. mit
seinen Untersuchungen das Problem noch durchaus nicht für gelöst
halten , sondern empfiehlt vielmehr die Fortführung der Beobachtun-
gen und zwar nach der Methode, die er am Schlüsse namentlich der
vorhin genannten Arbeit ausführlicher aufgestellt hat und die wir
hiermit allen Lesern auf das dringendste empfohlen haben wollen.
Beide hier genannten Arbeiten unseres ausgezeichneten Meteo-
rologen dürften für uns gleichzeitig als der Ausgangspunkt dreier
Arbeiten anzusehen sein, welche freilich in mannigfach anderer Rück-
sicht ursprünglich angestellt, doch in Zukunft der Pflanzenphysiologie
nicht mehr entgehen können. Es sind dies die von Quetelet ange-
regten Beobachtungen über die periodischen Vorgänge in der ge-
sammten Natur. Da nun die Pflanzenwelt einen so wichtigen Antheil
an den periodischen Vorgängen der organischen Welt nimmt, so
war es begreiflich, dass sich zahlreiche Beobachter der Pflanzenwelt
zuwandten. Das Material häuft sich von Jahr zu Jahr und so dürfte
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 229
es an der Zeit sein, dass nun auch die Pflanzenphysiologie diesen
Untersuchungen ihre Aufmerksamkeit schenkte, wo möglich daran
Theil nähme und ihrerseits dazu beitrüge, dass die Resultate zur we-
sentlichen Bereicherung ihrer selbst und somit der von ihr abhän-
gigen praktischen Wissenschaften, Agricultur, Forstbau u. s. w. führen
möchten.
Die hier einschlagenden Arbeiten finden sich einostheils im Bul-
letin de l'academie royale de Bruxelles, und zwar für's Jahr 1846 im
13. Bande Vol. I. p. 63. p. 162. p. 165. p. 234. p. 304. — Vol. II. p. 263.
p. 400. Alsdann in Kreil's Magnetischen Beobachtungen Vol.I.p.l75.
II. p. 131. 111. p 101-130. IV. p. 94-134. V. p. 67. VI. p. 112 und endlich
gab im 4. Bande der Abhandlungen der Königl. böhmischen Gesell-
schaft der Wissenschaften (Prag 1847) p. 1. F ritsch eine längere Ab-
handlung, betitelt: Periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche.
Nachtrag.
R. Hunt ISotices on the inflv^nce of light on the groivth
of plants. Rep. of brit. Assoc. XVI. p. 33. l'Iiistitut No. 670.
p. 371. Silliman's Auierican Journal 1847. Bd. III. p. 112. Jah-
resbericht über d. Fortschritte d. Physik. Jahrg. II. 1848. p. 232.
Wiewohl Hunt's Versuche über den Einfluss des Lichts auf das
Wachsthum der Pflanzen tlieilweise in Folge eines Hagelwetters ver-
unglückten, so glaubt der Verf. dennoch zu folgenden Resultaten ge-
langt zu sein.
Werden die chemischen oder aktinischen Strahlen des Lichts
von den Saamen zurückgehalten, während die leuchtenden Strahlen
darauf wirken, so findet durchaus keine Keimung statt. Nach Ent-
wicklung der ersten Blätter müssen die leuchtenden, d. h. die grünen
und blauen Strahlen einwirken, um Chlorophyll und Holzfasern zu
bilden. Zur Reifung der Früchte sind dagegen die Wärmestrahlen
erforderlich; leider unterlässt es der Verf. den Leser in den Stand
zu setzen, seine Versuche nachzumachen.
Pelletier fils, Note sur les pkenomenes que peuvent pre-'
senter les arlres soumis a Vinßuence cVun nuage charge d\me
puissante tension electrique. In : Quesneville Revue scientifique
et industrielle Tom. 23. p. 21.9; auch: Jahresberichte über die
Fortschritte der Physik. Bd. IL 1848. p. 438.
Anstatt sich auf die Untersuchung einzulassen, warum vom Blitz
getroffene Bäume innerhalb desselben oder doch sicher der nächst-
folgenden 2 Jahre stets unrettbar verloren sind, eine Erscheinung,
die bisher noch immer ungelöst dasteht, und für den Pflanzenphysio-
logen nicht minder, wie für den Forstmann und Physiker interessant
ist, statt dessen sucht sich der Verf. durch theoretische Betrachtun-
gen die Erscheinungen zu zergliedern, welche sich möglicherweise
an Bäumen darbieten können, wenn sie unter der Einwirkung einer
230 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
mit Electricität geladenen Wolke sich befinden, wobei er zu Annah-
men kommt, die der Wissenschaft weder zu Nutz noch zu Frommen
gereichen und mit denen wir die Leser hier nicht unterhalten mögen.
Schliesslich mögen hier noch einige Citate für diejenigen Platz
linden, welche sich über die Nichtigkeit der Electricität als Dung-
mittel aus Originalen belehren wollen. Weder Hr. Fyfe konnte nach
Forster's und Ross' Methode die Kohlköpfe zu üppigerem Gedeihen
bringen, noch Hr. Pearsell. Aehnliche erfreuliche Resultate hatten
die kostbaren anderweitigen Versuche der Herren Mansfield, Harri-
son, J. Mechi und W. Torr. Hr. Sturgeon dagegen sah nach Anwen-
dung unterirdischer Drähte nach Forster's Angabe das Gras auffallend
wachsen! Wünschen wir ihm Glück dazu! Vielleicht wird er es
auch noch wachsen „hören" lernen.
Man sehe die Details in Jameson's Edinburgh new philoso-
phical Journal Bd. 40. p. 143. Ding 1er 's polyt. Journal Bd. 99. p. 378.
de la Rive etc. Archives des sciences physiques et naturelles Tom. IL
p. 292 und 293. — Brewster London, Edinburgh et Dublin Philoso-
phical magazine Bd. 28. p. 223 und Robertson's Mechanics maga-
zine Tom. 44. p. 267.
II. ZUR PFZiANZEN- CHEMIE.
1. Zur Kemitiiiss der eheiiiiselieit Ziisamiiieii-
Setzung einzelner elementarer Stoffe und Organe,
Yerseliiedener POanzentliieile und endlicli ganzer
Pflanzen.
Unorganische B es tandt heile.
W. K n o p , Ueher die anorganischen BestandtJieile der
Vegetabilien. In: O. L. Erdniann und R. F. Marchand Jour-
nal f. prakt. Chemie Bd. 38. p. 14—48.
Die durch Liebig's Ansichten über die Ernährung der Pflanzen
zu grösserer Bedeutung gekommenen anorganischen Bestandtheile der
Pflanzen wurden nicht blos in Giessen, sondern auch anderen Orts
vielfach Gegenstand der chemischen Untersuchung. Die Anzahl der
ausgeführten Analysen wuchs — und wächst — von Tage zu Tage
und so war es wohl an der Zeit, die in vielen Zeitschriften zerstreut
niedergelegten Resultate zusammenzustellen und die Methoden zu
erläutern, nach denen die Analysen ausgeführt wurden; — Die mei-
stens übliche Methode der Einäscherung in hessischen Tiegeln ist die
von Fresenius und Will; so namentlich in Giessen. In Leipzig äschert
man die Pflanzen im Muffelofen nach Erdmann ein. Die sorgfältigste
Einäscherungsweise gab Mitscherlich in Berlin an. Der Gang der
Aschenanalysen, d. h. die Methoden, nach welchen die Analysen aus-
geführt werden, sind einestheils die von Fresenius und Will, dann
die von Erdmann und endlich die von Mitscherlich angegebene. Die
physiologischen Botauiii während des Jalucs 1846. 231
Zusammenstellung der nach diesen Methoden erzielten Resultate ord-
nete der Verf. nach natürlichen Pflanzenfamilien folg. Art: z. B. von
den Papilionaceen die Saamen von Pisum sativum, Vicia Faba, Pha-
seoliis vulgaris, Ervum lens; von den Amygdaleen die Kinde und das
Holz von Cerasus avium; von den Pomaeeen die Saamen von Pyrus
Cydonia und das Holz von Pyrus Malus u. s. f., wie sie eben dem
V^erf. gegeben waren. Wir rühmen die Sorgfalt der ihrer Zeit ent-
sprechenden Zusammenstellung; nur hätten wir gewünscht, auch die
Citate zu finden, indem bei möglichen Druckfehlern in den Zahlen-
angaben eine Einsicht der Originalquelle immer wünschenswerth ist.
In demselben Bande des obgenannten Journals und zwar unmit-
telbar an Knop's Zusammenstellung sich anschliessend, findet man von :
A. Petzholdt eine „Untersuchung der Asche gesunden und
brandigen Weizens.*' Das Material wurde von demselben Felde, der-
selben Sorte, in demselben Jahre entnommen und soll ein Vorläufer
einer grössern Arbeit über Pflanzenkrankheiten vom chemischen
Standpunkte aus sein. So dankonswerth eine solche Arbeit wäre^
so wünschten wir sie doch in bessern Händen; indem der Verf. sich
weder durch Sorgfalt bei seinen chemischen Forschungen ausgezeich-
net, noch als einen Kenner der Pflanzenphysiologie, geschweige denn
der Pathologie ausgewiesen hat.
Wrightson Untersuchung de?' Asche von Conium rna-
culatum und Digitalis jmrpu7'ea. In: Arcliiv der Pharniacie
des nördl. Apotheker-Vereins. Bd. 45. p. 194. Aus Buchner's
Repert. f. d. Pharm. Bd. 41. p. 1.
Die vom Verf. untersuchten Blätter der genannten narkotischen
Pflanzen stammten aus der Umgegend von Giessen, waren aber ähn-
lich zusammengesetzt wie die Englischen. — Conium. maculatum aus
England gab in 100 Th. Blätter 12,80 Theile Asche. — Digitalis pur-
purea in 100 trockner Blätter: 10,89 Asche. — Atropa Belladonna
gab eine Asche, die allein 8,64f Chlor enthielt.
.100 Theile der Asche von:
Conium maculatum Digitalis purpurea
enthielten :
Kohlensäure . . . 13,86 13,15
' Kohle und Sand . 4,87 10,94
Chlor ..... 8,10 4,09
Kieselerde ... 2,11 ^ 9,58
Eisenoxyd .... 1,25 1,46
Kalk . 20,02 11,82
Magnesia 6,78 4,90
Kali 17,52 32.64
Natron 17,95 6,39
Schwefelsäure . . 2,78 2,84
Phosphorsäure . . 9,11 2,39.
232 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
O. L. Erdmanii, Ueber Saamenaschen und deren Ana-
lyse, so ide iiber den Schwefelgehalt einiger Saame7i. In:
Erdmann et Marchand Journ. f. prakt. Chemie Bd. 39. 1846.
p. 275.
Die Methode der Einäscherung der Pflanzen, wie sie grössten-
theils üblich, führte, wie der Verf. bereits in Liebig's Ann. d. Chem.
et Pharm. Bd. 55. p. 353 nachwies, nothwendig zu einer Verflüchti-
gung des Phosphorgehaltes der phosphorsauren Salze. Eine noth-
wendige Folge dieses bisher nicht berücksichtigten Verlustes war
der Fehlschluss auf die Zusammensetzung der Aschen selbst, daher
es auch nicht möglich war, Gesetze hinsichtlich der Sättigungsgrade
der phosphorsauren Salze in den verschiedenen Pflanzenfamilien ab-
zuleiten. Was vom Phosphor gilt, gilt nunmehr auch vom Chlor
und Schwefel. In richtigerer Würdigung dieser Fehler äscherte der
Verf. die Pflanzentheile im Muffelofen ein, (s.o.) und bedient sich
jetzt bei der Analyse einer Methode, die aus seiner bereits früher
(s. 0.) erwähnten und aus der der Hrn. Fresenius und Will zusam-
mengesetzt ist. Die Methode selbst hier zu erläutern, möchte kaum
der geeignete Ort sein und es mag somit die Bemerkung genügen,
dass während Will und Fresenius stets einen nicht unbeträchtlichen
Natrongehalt finden, der Verf. keine Spur davon entdecken konnte!!
— Ebenso ändern sich die Resultate, in Betreff des Schwefel- und
Phosphorgehaltes der Pflanzen. Bestimmungen des Schwefelgehaltes
nach der neuern Erdmann'schen Methode ergaben für:
1. Rübsaamen (Brassica Napus oleifera) als Mittel von 3 Ana-
lysen: 0,70 p.c. SchM^efel. -
2. Schwarzen Senf, als Mittel von 5 Analysen 1,17 p. C. Schwefel.
3. Weissen Senf als Mittel von 2 Analysen 1,05 p. C. Schwefel.
4. Wiesenklee (Trifol. pratense) 0,122 p. C.
5. Weissen Klee (Trifol. repens) 0,081 p. C.
6. Erbsen (Pisum sativ. ) als Mittel von 2 Versuchen 0,098 p. C.
und von einer andern Sorte als Mittel von 4 Analysen 0,125 p. C.
7. Weisse Bohnen (Phaseolus vulgaris) 0,04 p. C.
8. Linsen (Ervum lens) 0,11 p. C.
9. Myagrum sativum (Dotter) als Mittel aus 3 Analysen 0,253 p. C.
W. K n o p , Ueber den angeblichen Thonerdegehalt einiger
Pßanzenaschen. In: Erdmann u. Marchand Journ. f. prakt.
Chemie Bd. 38. 1846. p. 347.
In des Verf. oben (p. 230) genannter Abhandlung hatte derselbe
die Ansicht aufstellen zu müssen geglaubt, dass ein wesentlicher Be-
standtheil der Asche von Cetraria islandica (Erdmann et Marchand
Journ. etc. Bd. 38. p. 46) Thonerde und dass diese an Phosphorsäure
gebunden sei. Da nun aber nach allen neuern Untersuchungen Thon-
erde in phanerogamischen Pflanzen gar nicht gefunden ward und die
von Knop und Schnedermann analysirte Cetraria auf Granitboden
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 233
gewachsen war, so wiederholten die Genannten die Analyse und
zwar mit der Vorsicht, alle rinnenartig zusammengelegten unteren
Stücken der Cetraria vorsichtig abzuschneid«! und sorgsam den Rest
zu waschen. Das Resultat fiel dahin aus, dass nunmehr durchaus
keine Spur von Thonerde mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte.
Hiernach würde des Verf. frühere, so wie Thomson's Untersuchung
(Ann. d. Chem. et Pharmac. Bd. 53. p.257) bezüglich des Thonerde-
gehaltes zu berichtigen sein.
Link Skelete von Pßanzen durch Verkohlen. Berlinische
Nachrichten von Staats und gelehrten Sachen. 1846. No. 67,
s. auch Flora 1846. p. 368 und Neue Jenaische Literaturzei-
tung p. 410. Vortrag, gehalten in der Gesellschaft naturfor-
schender Freunde am 17. März 1846.
Unter Vorzeigung einiger von Dr. Oschatz verfertigter Präparate
sprach Hr. Link über Pflanzenskelete, die man durch Verkohlen er-
zielt. Verkohlte Pflanzentheile behalten ihre Form in dem kleinsten
Theile bei, so dass sie noch unter starken Vergrösserungen zu er-
kennen sind; ja selbst dann, wie es bei den Gräsern der Fall ist,
wenn man dieselben so lange glüht, bis das Kieselskelet zurückbleibt.
Goldin g Bird, On the siliceous armour of Equisetum
hyemale L. with an account of its hitherto undescrihed sto-
matic apparatus. In: Jardine et Selby Annais of nat. bist.
Tom. XVHI. p. 191. Auch in: Flora 1846. p. 589.
Durch Maceration der Stengel von Equisetum hyemale L. in
Wasser, Kochen in Salpetersäure, abermaliges Waschen in Wasser
und Kochen in Salpetersäure erhält man die aus Kieselerde beste-
henden Skelete der Spaltöffnungen, welche auf den Längsrillen glas-
corallenähnlich sitzen. — In jeder tuberkelartigen Erhöhung sieht
man eine Querspalte und an deren Boden eine längliche Mündung,
die sich mit der Querspalte im rechten Winkel kreuzt. Die Mün-
dungen werden von kammförmig gestalteten Lefzen begrenzt und im
Innern der Mündung bemerkt man zuweilen 3 Oeffnungen. — (Ref.
im Besitz ähnlich behandelter Präparate kann die angegebenen That-
sachen über den Bau der aus Kieselerde bestehenden- stomata be-
stätigen).
Lucas Vorkommen des Oxalsäuren Kalks in Cereus se-
nilis. Archiv f. Pharmacie Bd. 48. p. 64. Buchner's Repert. f.
d. Pharmac. Bd. 43. 1. p. 108.
In dem markigen Theil des Stengels von Cereus senilis (Cereus
bradypus Lehm.) aus Vera- Cruz bemerkte Hr. Lucas viele weisse
runde KrystallkÖrner , die aus reinem Oxalsäuren Kalk bestanden.
Buchner jun. hatte früher schon im Safte der Mammillaria Pusilla
äpfelsauren Kalk gefunden.
234 Munter: Bericht über *lie Leistungen im Gebiete der
Sau r e ii.
E. Gouj)ii, Mein, sur la nature des acides du tubat\
Coiiiptes rendus hebdomadaires des seanccs de l'acad. des scien-
ces. T. 23. p. 51. Erdniann et Marchand Joiirii. f. prakt. Cheiu.
Bd.39. p. 215.
E. Qoupil , vormals Eleve der Tabaksmanufaktur zu Paris, unter,-
suchte in seiner zu diesem Zweck ihm günstigen Stellung die Ta-
bakssorten du Lot und du Lot et Garonne auf ihren Gehalt an or-
ganischen Säuren. Er fand in den Blättern der genannten Sorten nur
Aepfel- und Citronensäure und keine andere. — Tabak bei 100" ge-
trocknet, gicbt 35 — 40 Grammes zweifacii äpfelsaures Ammoniak.
Der Gehalt an Citronensäure ist äusserst gering.
Holzfaser.
Böttger üeher Verwandlung der Pflanzenfaser in eint
farblose, durchsichtige, dem Glase ähnliche Materie und die
Begabung der rohen Baumwolle mit Explosionskraft. C. Fr.
V. Froriep et R. Froriep Neue Notizen aus dem Gebiete der
Natur- und Heilkunde. Bd. 39. 1846. p. 136.
In der Sitzung des Frankfurter physikal. Vereins am 9. Augusi
1846 machte Prof. BÖttger die Mittheilung, dass es ihm, vielleicht ir
Schönbein's Manier, gelungen sei, ungeleimtes Papier in einen Zu-
stand zu versetzen, w^odurch es zäher und stärker, wasserfest unc
weder von Säuren noch Alcaiion angreifbar werde, so dass es des
Leimens und Stärkens nicht bedürfe, um zum Schreiben, Drucker
und Verpacken tauglich zu sein. Solches Papier Hesse sich abei
auch vollkommen durchsichtig machen und werde durch Reiben ir
hohem Grade elektrisch. Rohe Baumwolle erhalte die Eigenschaft
bei Annäherung einer glimmenden Kohle wie Schiesspulver zu ex-
plodiren. Unter dem Mikroskope zeigte sich die Baumwolle unver
ändert, üeber die Beschaffenheit der durchsichtigen Flachsfaser isi
leider keine mikroskopische Untersuchung angegeben.
P. Hart in g, Mikrochemische Untersuchungen über die^
Bescliaffeiiheit und die Entwickelung des Zellgewebes der Pßan-
%en. In: Scheikund. Onderz. Deel. HI. p. 31 — 167. Im Aus-
zuge in Erdmann et Marchand Journal f. prakt. Chemie Bd. 37
p. 329. Botaniscbe Zeitung Jahrg. 1846 p. 64--69. j
Indem wir an diesem Orte nur den chemischen Theil der Arbeii
berücksichtigen, behalten wir uns vor, weiter unten über die Resul j
täte zu berichten, welche der Verf. bezüglich der Genesis der Zellei
und Zelhvände gewann Die chemische Untersuchung der Zellei
rührte zu folgenden Ergebnissen
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 235
Die junge Zellwand besteht ganz oder grÖsstentheils aus Cellu-
lose; da sie meistens durch Salpetersäure nicht gelb gefärbt wird, so
enthält sie kein Protein. — Die innere Zellhaut junger Zellen, welche
mit der äussern bei alten Zellen zu verwachsen pflegt, besteht nicht
aus Cellulose, sondern einer eigcnthümlichen Substanz und enthält
zuweilen Protein. Der von ihr eingeschlossene Zellinhalt junger
Zellen enthält dagegen stets proteinhaltige Stoffe, und nie Cellulose.
Die Substanz der Zellkügelchen ist dieselbe, wie die der inneren
Zellhaut, enthält keine Cellulose und vielleicht auch kein Protein,
sie ist selbst nach längerer Einwirkung in Salpetersäure und eng-
lischer Schwefelsäure nicht löslich. Die dickhäutigen dicht unter
der Epidermis liegenden Zellen der Dicotylen enthalten kein Protein,
wohl aber scheint der incrustirende Stoff hauptsächlich aus Pektin
und pektinsauren Salzen zu bestehen. Desgleichen die dickhäutigen
Bastzellen der Asclepiadeen und andere dickhäutige nicht verholzte
Parenchymzellen. Hier ist überall Pektinsäure mit der ihr isomeren
Pektose der incrustirende Stoff. Es gehört ferner zu den nichtpro-
teinhaltigen Stoffen der hornartige* Eiweisskörper vieler Monoco-
tylen, welcher mit Pflanzenschleim isomer, aber auch keine Cellu-
lose ist. Die Wände wahrer verholzter Zellen bestehen 1. aus Cel-
lulose (innerste Schicht); 2. aus einem Stoffe, der die ursprüngliche
Cellulose durchdringt, aber in der beträchtlichsten Menge nahe dem
Umfange der innersten Schicht angehäuft ist; 3. aus dem Stoffe, der
die Cuticula der verholzten Zellen bildet; 4. aus dem Protein, das
die ganze Zellwand durchdringt. Die Cuticula wird bekanntlich nicht
durch concentr, Schwefelsäure angegriffen. Der sub 2 bezeichnete
Stoff schwillt durch Säuren und Laugensalze auf und ist löslich in
concentr. Schwefelsäure. — In sehr jungen Spiralgefässen besteht so-
wohl die Wand, als die Spiralfaser aus Cellulose; später wird sie
von proteinhaltigen Stoffen durchdrungen und von denselben verdickt.
Holz und Spiralen sind daher chemisch gleichartig zusammengesetzt,
desgleichen die punctirten und gestreiften Gefässe. Die Wände der
Vasa laticis bestehen aus Cellulose, bei dickwandigen ist dieselbe
wahrscheinlich von Pektinsäure und Pektose durchdrungen; an der
Aussenseite befindet sich ein dünnes Häutchen von der chemischen
Zusammensetzung der Cuticula der Holzzellen. Die Wände der Kork-
zellen verhalten sich wie die Cuticula und wahrscheinlich ist die
Hauptmasse der Korkzellen nichts als Cuticularsubstanz der Epider-
miszellen.
In einem Nachsatze spricht sich G. J. Mulder dahin aus, dass
er weder Pektinsäure noch Pektose im Holze anerkenne und Cuti-
cula von Kork wesentlich verschieden seien.
M u 1 d e r Ueher die Einwirkung von Säuren auf die IIol:^,-
faser. Aus den Scheikundigeii Oiider/oekingeii Deul. Hl. 3 St.
p. 336 mitgetheilt in Erdmann et Marchand Journ. fiir prakt.
Chemie Bd. 39. p. 150.
236 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Eichenholz, Flachs, Fichtenholz, Tannenholz, Papier wurden
mit rauchender Salpetersäure Übergossen und 4 Tage lang bei ge-
wöhnlicher Temperatur sich selbst überlassen. Indem sich Stick-
oxydgas entwickelte, wurden die genannten Substanzen gallertartig, i
In diesem Zustande in Wasser geworfen, gut ausgewaschen, dann I
mit Ammoniak Übergossen, färbten sie sich mit Ausnahme des Pa-
piers gelb. Mit Wasser ausgewaschen bildeten sie wiederum eine
farblose Gallerte, in der man deutlich Zellen unterscheiden konnte.
Mit Weingeist ausgekocht, alsdann verbrannt gaben 0,387 Eichenholz
0,006 Asche; 0,447 Tannenholz gaben 0,006 Asche; 0,472 Fichtenholz
gaben 0,007 Asche; 0,920 Papier gaben 0,003 Asche; 0,334 Flachs
gaben 0,002 Asche. — Der Gehalt an Kohlenstoff, Wasserstoff und
Sauerstoff differirte zwar in etwas, doch trifft er mit der Formel
für Cellulose im Allgemeinen zusammen, nämlich 24 C. 42 H. 21 O.
oder her. 43,70 C. 6,25 H. 50,05 O. — Die gleichzeitig erkannten
Spuren von Stickstoff waren durch kein Mittel zu trennen.
Durch Salpetersäure lassen sich daher von der Zellhaut alle
inkrustirenden Substanzen entfernen, so dass reine Cellulose zurück-
bleibt, ohne mit der angewandten kalten Salpetersäure sich zu ver-
binden, d. h. ohne Xyloidin zu bilden.
Behandelt man Baumwolle mit Jodtinctur, wirft sie nachdem sie
gehörig durchgetränkt ist in Schwefelsäurehydrat, so löst sie sich
ziemlich schnell in eine blaue Gallerte (schwefelsaure Cellulose) auf.
Hierauf in eine grosse Menge Wasser gebracht, wird sie farblos,
indem die Säure ausgeschieden wird; zieht man die gut ausgewa-
schene Substanz mit Weingeist ^us, trocknet sie bei 130", so geben
0,425 derselben 0,004 Asche. Zieht man Baumwolle direct mit Wein-
geist aus, so geben 0,323 derselben 0,003 Asche. Der Gehalt an
Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff zeigt sich aber bei der er-
Stern und bei der 2ten Behandlungsart verschieden, woraus hervor-
geht, dass Baumwolle nicht als reine Cellulose anzusehen ist. Verf.
untersuchte auf diese Weise die Bast- und Spiralfasern von Agave
americana (0,195 Spiralfasersubstanz gaben 0,0025 Asche); das Mark
von Phytolacca decandra, die Dornen von Cirsium triacantha und
das Mark von Flieder aus dem 2. und 4. Internodium desselben Trie-
bes; vom 2. Internodium gaben 0,207 Mark 0,002 Asche und vom 4.
gaben 0,161 Substanz 0,0015 Asche. Die Zusammensetzung der Cel- ^
lulose aus dem
2. Internodium und aus dem 4. Internodium ergab
C. 49,17 49,40
H. 5,97 6,05
O. 44,86 44,55.
HeiTinann Schacht, Ueher die Veränderu7igen der Cellu-
lose durch Schwefelsäure und über die Löslichkeit der Jod-
stärke. In: Archiv der Pharniaoie. Hannover 1846. Bd. 47.
(Sertürner's Vereinsjahr Bd. 3) p. 157— 166.
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 237
Indem der Verf. an die Untersuchungen Schleiden's, Mulder's und
Harting's anknüpft, empfiehlt er zur Prüfung der durch Schwefelsäure
in Stärke umgewandelten Cellulose jodhaltige Jodkaliumlösung (aller-
dings die beste Art sich wässrige Jodlösung zu bereiten). Der
Verf. wiederholte den Mulder'schen Versuch mit der Baumwolle, und
erhielt aus derselben einen Körper, der, nachdem die Schwefelsäure
durch Wasser getrennt war, durch Jodtinctur sich nicht mehr blau färbte,
sondern schmutzig grau, wohl aber durch jodhaltige Jodkaliumlösung
blau ward. Es wurden 20 Gran Baumwolle mit 6 Drachmen Schwe-
felsäure (4 Th. Säure zu 1 Th. Wasser) in einem Porcellanmörser
zerrieben, nach \ Minute war die Masse dem Traganthschleim ahn-
lich und in 15 Minuten dickem Syrup gleich. Mit Alkohol oder
Wasser vermischt, schied sich eine flockige weisse gelatinöse Masse
aus, die durch Jodlösung blau ward. Aus der sauren Mischung Hess
sich ebenfalls noch ein sich blau färbender Körper ausscheiden. Der
Säure-freie Körper war in kochendem Wasser unlöslich, quoll durch
Jodzusatz nicht mehr auf, während sich die darin vertheilten Flocken
blau färbten. Die Structur der Baumwolle Mar aufgehoben. Sal-
peter- und Salzsäure wirkten nicht wahrnehmbar auf den Körper ein.
Aetznatron und Schwefelsäure löste ihn, doch schied Wasser keine
Flocken mehr ab. Bei gelinder W'ärme getrocknet, ergab sich eine
gelbliche hornartige Masse, die in Wasser aufquoll und sich wie
früher mit Jodlösung violettblau färbte. Dieser Körper, wenngleich
kein Amylum, steht demselben doch nahe und lässt sich nach Schacht
auch aus dem Amylum darstellen. Aus Baumwolle entsteht demnach
zuerst Amylum, dann Amyloid, dann Dextrin und Zucker. — Die
Verbindung des Jod mit Stärke sieht der Verf. mit Schieiden für eine
chemische Verbindung an, und thut dar, dass sie weder in Schwefel-
säure noch Salzsäure löslich, dagegen in Salpetersäure und Aetzna-
tronlauge und in kochendem Wasser erst dann löslich ist, wenn das
Jod aus der Verbindung getreten ist.
Stärkemehl.
F. Malagiiti, ISote sur Vamidon normal des toiles de
chanvre. In: Annales de chemie et de physique par Gay-
Li)S.«^ac et Arrago. Tom. 18. 3™^ serie p. 168. Im Auszüge in
Erdmann et Marchand Journ. f. prakt. €hemie Bd. 39. p. 167.
Die in der französischen Marine zur Anwendung kommenden
Hanfgewebe dürfen weder mit Chlor gebleicht noch mit Stärke ge-
schlichtet werden. Mittelst eines Tropfens der wässrigen Jodlösung
erkennt man bekanntlich leicht, ob die Fäden der Kette, statt mit
arabischem Gummi mit Stärke geschlichtet sind. Wiewohl nun ein
Fabrikant in streng nach Vorschrift arbeitete, so bemerkte
er doch sowohl an der Kette, als an den Einschlagsfäden ein Blau-
M-erden derselben, sobald Jodlösung aufgetröpfelt wurde. Diese
238 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Eieenthümlichkeit führte zu einer Prüfung des Rohmaterials durch
alle Stationen seiner Darstellung bis zum Rohfaden zurück. Von
der ersten bis dritten Lauge nahm die blaue Farbe allmählich an
Intensität zu, während der Rohfaden sich nur schwach grünlich färbte.
Kochte man die Fäden aus den 3 Laugen und im Rohzustande, so
war der Stärkegehalt bei dem Rohfaden am grössten und aus der
3ten Lauge am geringsten. Es wurden daher die Rohgarne allein
geprüft, wobei sich ergab, dass sich im Handel sowohl Stärke-freie
als Stärke-haltige Garne vorfinden, und der Stärkegehalt offenbar
eine Folge der Röstung ist. Im fliessenden Wasser gerösteter Hanf
gab eine unleugbare Reaction auf Stärke, in stehendem Wasser ge-
rösteter dagegen nicht. Dass der natürliche Stärkegehalt nicht ge-
ring ist, beweist, dass ein Quadratcentimeter Zeug beim Kochen in
Wasser 1 Milligim abgiebt und es würde demnach eine dankbare
Aufgabe der physiologischen Pflanzenchemie sein, nachzuweisen, wie
die Holzfaser des Hanfs bei den angegebenen Röstungsweisen sich in
Stärke umzuwandeln im Stande ist. '
H. Wackenroder Einige Bemerkungen über das künst-
liche Ämylum und über die Reaction des Jods auf Amylum.
Archiv der Pharmacie Bd. 47. p. 166.
Durch Zusatz von Gallusaufguss wird blaues Jodamylum entfärbt
und die Anwesenheit einer Gerbsäure soll zu Folge dieser Reaction
die Ursache sein, warum das Amylum aus Rad. Aristolochiae cavae,
rad. Ipecac; cort. rad. Granat, u. s. w. nicht sofort durch Jodzusatz
sich bläue, sondern erst, nachdem durch concentrirte farblose Salpe-
ter- oder Schwefelsäure das Jod in Freiheit gesetzt sei. Enthält die
Salpetersäure indess salpetrige Säure, so unterbleibt die Bläuung
der Flüssigkeit. — Jodide und Jodwasserstoffsäure scheiden durch
Zusatz von Salpeter- und salpetriger Säure das Jod aus und gestat-
ten eine Verbindung desselben mit Amylum. Weisses Jodamylum,
das nach dem Verf. aus Jodwasserstoff und Amylum besteht, bläut
sich daher durch Zusatz won Salpetersäure. Auch concentrirte
Schwefelsäure reducirte das Jod leicht aus den Jodiden und Jodwas-
serstoff, ohne dabei auf das entstehende blaue Jodamylum einzu-
wirken oder dasselbe zu zerstören. Schweflige Säure entfärbt blaues
Jodamylum, ein Zusatz von Salpetersäure stellt jedoch die blaue
Farbe wieder her. Der Verf. sieht demnach auch Jodamylum als
eine einfache und wirkliche Verbindung an. — Das künstliche Amy-
lum anlangend, so erhielt Verf. dasselbe von Hrn. Schacht, der es
aus Baumwolle erzeugt hatte. Es war hart, brüchig, in der Farbe
ähnlich dem Dextringummi, erweichend im kalten und heissen W^as-
ser, ohne aufzuquellen. Dieses Präparat, mehrere Stunden in Was-
ser erweicht und mit wässriger Jodlösung befeuchtet, färbt sich nicht
blau; indess durch Zusatz von Schwefelsäure tritt die Blaufärbung
sofort ein, und hält sich einen Tag lang. — Man sehe oben p. 236
die Abhandlung von H. Schacht: Veränderungen der Cellulose u. s. w-
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 239
Lassaigne Note su?- l'amidon extrait p(ir macer ation dt
la fnrine de rh, dans une Solution de soude caustlque. In:
Journal de cheriiie inedicalf. 3me Serie Tom. 11. 1846. p. 4,
Auch in: Erdmann et Marchand Jobrn. f. prakt. Chemie Bd.
39. p.3l3.
Wird Reis mit kaustischem Natron macerirt, so scheidet sich
Stärke in Form kleiner prismatischer Nadeln von besonderer Weisse
aus, die jedoch unter dem Mikroskope sich in Gestalt regelmässig
gestalteter kleiner durchsichtiger Körnchen darstellen. Mit Kalium
auf Stickstoff geprüft, fand sich keine Spur desselben, indem sich
die stickstoffhaltige Substanz im Natron gelöst hat. Aus der Lösung
durch Säuren gefällt, bildet sie graue nicht zusammenhängende Flok-
ken, die mehr dem Eiweiss, als dem Kleber gleichen. Lassaigne
empfiehlt sie zu Dünger.
H. Heudess, Ueher^ Verfälschung des Arrow- Root. Ar-
chiv f. Pharmacie Bd. 46. p. 286.
Verf. erhielt direct aus St. Thomas achtes Arrow-root (ohne in-
dess die Pflanzen anzugeben, aus denen es genommen war). Das-
selbe bildete eine sehr weisse, noch etwas feuchte, sich leicht zu-
sammenballende pulverförmige Masse von glänzendem Ansehn, die
sich äusserst zart anfühlt, wogegen einem mit Weizenstärke ver-
fälschten Arrow-root der Glanz und die grosse Zartheit fast ganz
abgeht. — 10 Gran reines Arrow^-root geben mit 2 Unzen kochenden
Wassers beim Erkalten eine dickliche, ungefärbte, geruchlose Flüssig-
keit, wogegen verfälschtes eine ins bläuliche ziehende Färbung und
mehr gallertartige Consistenz annimmt. Bei 20— SOfacher VergrÖsse-
rung zeigte sich das St. Thomas Arrow-root in Form opaker, mehr
oder weniger elliptischer Körperchen in Gestalt einer Linse, deren
Grösse die der Weizenstärkekügelchen, die von runder ganz kuge-
liger Gestalt sind, um das 5 — lOfache überragt.
Für den Verf. dieser Mittheilung scheinen weder Hr. Schieiden,
noch Ref. geschrieben zu haben. Durch Ignoriren früherer Arbeiten
fördert man die Wissenschaft nicht!
M i r b e 1 Amylum in den Blättern von Thea und Camelia.
In: Comptes rendus Tom. 22. p. 566 und Flora 1846. p. 415.
In der von Mirbel und Payen der Academie vorgelegten Schrift über
die Zusammensetzung und Structur einiger Pflanzenorgane in ver-
schiedenen Entwicklungsperioden, macht Mirbel die Mittheilung, dass
in den Parenchymzellen der entwickelten Blätter von Thea und Ca-
melia eine grosse Menge von Stärkekörnchen vorkommen, ohne je-
doch die Form derselben anzugeben. [Ref. fügt hinzu, dass Quekett
Stärkmehl in den Blättern von Vallisneriä spiralis fand, so wie dass
nach den Beobachtungen des Ref. in altern Blättern von Bryophyllum
calycinum, namentlich im Spätherbst Amylum in Form einzelner
ziemlich kleiner rundlicher Körner vorkommt, ebenso wie in den
240 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Wedelstielen von Sagus farinifera. Aus den Wedelstielen einer Ma-
riattiacee Venezuelas stellte Dr. Karsten ein sehr schönes grosskÖr-
niges Amylum dar, welches von eiförmiger regelmässiger Gestalt zur
Gruppe der einfachen Amylumkörner gerechnet werden muss.J
S. Reissek Uehe?^ die Zellnatur der Amylumkörner, In
Haidinger's Berichten über d. Mittli. von Freunden d. Natur-
wissenschaften in Wien. Mai — Octbr. 1846. Wien 1847. p. 84.
In der Gesellschafts- Sitzung am 6. Juli sprach Hr. Dr. Reissek
über die Zellnatur der Amylumkörner, ohne jedoch der Arbeiten zu
gedenken, die bereits vor ihm publicirt , zu derselben Ansichten nö-
thigten. — "Verf. sucht die Zellnatur aus den bei der Fäulniss eintre-
tenden Erscheinungen zu deduciren. Bei längerem Liegen in VN'^asser
werden die Körner „durch Auflösung und Exosmose ihrer innern
und festern Substanz hohl", Schieiden und auch der Ref. bewiesen,
wie es scheint, vergeblich, dass die innersten Schichten gerade die
weniger dichten, sogar wasserhaltigsten seien), so dass vom ganzen
Amj^lumkorn nur die äusserste Substanzschicht zurückbleibt, die
M^eich und biegsam geworden das Ansehen eines geschlossenen Säck-
chens, d. h. einer Zelle erhält. In den Knollen der Orchideen finden
sich derartige Amylumkörper schon im Normalzustande, die äusserste
Schicht des Kornes differenzirt sich zur Membran, das Innere wird
gallertartig und bildet Füllungsmasse; ein solches Korn soll, in Was-
ser liegend, unter gewissen Verhältnissen sich um ein Mehr- oder
Vielfaches seines ursprünglichen Volums vergrössern. Verf. hält
demnach die Amylumkörner für ausgebildete Zellen.
Edwin John Quekett, On the develofement of starch
and chlorophj/lle. In: Jardine et Selby's Annais of natural
history Tom. XVIII. p. 193 und Flora 1846. p. 589.
In der am 21. April 1846 stattgefundenen Sitzung der Linnean
Society sprach J. Quekett über die Beobachtungen und Ansichten,
welche Müller, Munter und Nägeli über die Bildung des Stärkemehls
aufgestellt hatten, um hieran seine eigenen Beobachtungen zu knüpfen.
Auch er sieht sich genÖthigt, Amylum für Zellen zu halten, doch
weicht seine Ansicht in sofern von der Müller's und Nägeli's ab, als
er die Stärkezellen bei Dicotylen nicht im Cytoblasten, sondern stets
an der Aussenseite dasselbe sich bilden sah, so bei Circaea lute-
tiana, Solanum tuberosum. Bei Monocotylen dagegen geht nach
Quekett's Beobachtungen die Bildung der Stärke auf der Innenseite
des Cytoblasten vor sich, z. B. bei Lilium bulbiferum, von welcher
Regel bisher nur Iris germanica eine Ausnahme macht.
Guibourt, Ueher Stärkmehl, Arrow-root und Sago. Aus
Journal de Pharniacie 1846. p. 191 übersetzt in Dingler's po-
lytechnischem Journal 13d. 101. p. 48.
Der Verf. in der Literatur des Stärkemehls bereits seit 1829 be-
kannt, erklärt sich Eingangs dieser Abhandlung zunächst für Payen's
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 241
Ansicht über die Natur der Stärke, indem er seine frühern Ansich-
ten fallen lässt. Er ist mit Raspail der Meinung, dass Stärke eine
organisirte Substanz sei, erkennt aber einen formellen Unterschied
in derselben an, indem er die Hülle, die gallertartige und die auf-
lösliche Substanz unterscheidet; in chemischer Beziehung existire
indess kein Unterschied. Verf. ist daher mit Payen und Persoz gegen
Guerin- Varry's Ansicht, welcher die formellen Unterschiede für Un-
terschiede in der elementaren Zusammensetzung hält. Der innere
Theil des Stärkekorns zertheilt sich in Form von Flocken, während
der äussere Theil, die Hülle, zerreissbar ist und zuweilen in Form
eines leeren Schlauchs auftritt. Hordein, welches Proust im Ger-
stenmehl zu 55^ gefunden haben w^ollte, existirt nach Guibourt nicht.
Nach diesen einleitenden allgemeinen Bemerkungen geht der Verf. zu
den in der Üeberschrift bezeichneten speciellen Gegenständen über.
Das indische Arrow -root aus Jamaica von Maranta indica unter-
scheidet sich in nichts von dem auf den Antillen von M arundinacea
Gewonnenen. Das ostindische Arrow-root dagegen wird zu Travan-
core aus Curcuma angustifolia gewonnen; es ist ei- oder kreiselför-
mig dem Reiskorne nicht unähnlich, während das von Taiti durch
die Engländer in den Handel Gebrachte aus zusammengesetzt gewe-
senen Stücken besteht, die meistens einen grossen Nabel (Kern) mit
centrifugalen Strichen besitzen. Den Sago beschreibt der Verf. nach
Planche, welcher 6 Varietäten annimmt. Von den Maldiven kommt
eine Sorte in sphärischen Kügelchen von rosa-weisser Farbe. Von
Neu-Guinea eine Sorte in kleinern Körnern, die halb roth, halb weiss
sind. Die Molukken liefern: grauen Sago oder den braunen S. der
Engländer, ferner eine grosse graue und eine sehr weisse Sorte. Von
welchen Pflanzen diese Sorten abstammen, ob von Cycas circinalis
und revoluta, oder Arenga saccharifera, oder Phoenix farinifera oder
Sagus genuina oder farinifera vermag der Verf. nicht anzugeben,
doch kommen die Körnchen alle darin überein, dass sie alle sphä-
risch, abgesondert, sehr hart, elastisch, schwer zu zerreiben und
zu pulvern sind, ihr Volum im Wasser verdoppeln und darin nicht
zusammenkleben. Wasser, in welchem Sago erweicht ist, färbt sich
durch Jod nicht blau. Ausser den oben genannten Sorten, die der
Verf. zu einer Gattung unter dem Namen alter oder erster Sago bringt,
nennt er noch 2 andere Gattungen, wovon er die eine: zweiten Sago,
die andere Tapiokasago nennt. Die zweite Sagosorte besteht aus kleinen
minder regelmässigen Körnchen; in W^asser gelegt, macht sie dasselbe
schleimig. Gekocht löst sie sich leicht auf; nach 1 stündigem Kochen
finden sich Theilchen des Parenchyms suspendirt, die sich durch Jod
röthlich-violett färben. — Die Tapiokasago wird im Zustande eines
feuchten Teigs der Hitze ausgesetzt und so getrocknet, daher ist ihr
Aggregatzustand ein anderer, d. h. sie besteht aus kleinen unregel-
mässigen höckrigen Massen, die durch Zusammenbacken der Kügel-
chen erzeugt sind. In Wasser eingeweicht, schwellen dieselben stark
Archiv f. Natiirgcsch. XIII. Jahrg. 2. ßd, Q
242 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
auf und lösen sich in viel Wasser theilweise auf; (das Filtrat wird
durch Jod blau gefärbt); daher er sehr beliebt ist und als Perlsago
viel gekauft wird, üeber den Ursprung beider letztgenannten Gat-
tungen bleibt der Verf. leider in Zweifel.
Link lieber das Stärkemehl der Bataten. In: Berlini-
sche Nachrichten von Staats und gelehrten Sachen 1845.
No. 286. Auch in N. Jenais-che Literaturzeitung 1846. p. 23
und Flora p. 128.
Das Zellgewebe der italienischen Bataten (Convolvulus Batatas)
quillt beim Kochen zwar nicht so auf, wie das der Kartoffeln, aber
es quillt doch vermöge seines Stärkemehlgehalts. Die Form der
Batatenstärke glich der vom Ref. beschriebenen Formenreihe der
Gloriosa superba, d. h. bestand aus zusammengesetzt gcM^esenen und
nachmals individualisirten, krystallinisch geformten Stücken.
I n u 1 i n.
A. Woskressensky XJeher die Zusammensetzung des
Inulins, Im Bulletin de la classe phys. mathem. de l'acad.
inip. etc. de St. Petersbourg Tom. V. No. 3. — Archiv für
Pharmacie Bd. 46. p. 195. — Erdmann und Marchand Journ.
f. prakt. Chem. Bd. 37. p. 309. Pharraac. Centralblatt 1846.
No. 6.
Das von Mulder untersuchte Inulin, für dessen Zusammensetzung
er die bekannte Formel 12 C. 20 H. 10 O. gab, war aus Leontodon
Taraxacum und Inula Helenium entnommen; der von Parnell Unter-
suchte, womit die Mulder'sche Formel nicht übereinstimmt, dagegen
aus den Knollen von Dahlia. Groockerrit war daher der Ansicht,
dass Inulin aus verschiedenen Pflanzen verschieden sein möchte.
Woskressensky untersuchte daher das Inulin von Neuem und fand
es bei so vielen Pflanzen, dass er annimmt, es komme häufiger als
Stärkemehl vor, auch fand er, dass der Gehalt an Kohlenstoff und
Wasserstoff grösser ist, als man bisher annahm und dass es sich
erst bei gleichzeitiger Einwirkung von Wärme und Wasser weiter
oxydirt und zu Syrup wird, in welcher es allerdings die von Mulder
angegebene Zusammensetzung hat. Der Verf. gewinnt das Inulin fol-
gender Art: Cichorienwurzel wird kurze Zeit mit Wasser gekocht,
heiss filtrirt, mit Bleizucker versetzt, filtrirt und durch Schwefelwas-
serstoff der überschüssige Bleizucker entfernt, die Flüssigkeit wird
alsdann schnell eingedampft, bis sich auf der Oberfläche eine Haut
zeigt. Das beim Erkalten sich pulverförmig zu Boden setzende Inu-
lin wird mit wenig Wasser aufgelöst und aus der Lösung durch star-
ken Spiritus gefällt. Inulin stellt sich dann als weisses, zartes,
Stärke ähnliches Pulver dar, für welches der Verf die Formel fand:
24 C. 19 H. 14 O. — Das aus rad. Taraxaci gewonnene Inulin hatte
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 243
eine sehr ähnliche Zusammensetzung, was den Verf. bewog seine
Versuche fortzusetzen, um zu einem allgemeineren und bleibenderen
Resultate zu gelangen.
Zucker.
Pereira und James Stevens Uebe?- Palm%ucker. In:
Pharmac. Journ. et Transactions Tom. V. p. 65; ferner Jour-
nal de Pharmacie 1846. p. 345. — Archiv f. Pharmacie Bd. 46.
p. 315. — Dingler's polytechn. Journal Bd. 101. p. 389. —
Büchners Repert. Bd. 39. p. 386.
Die von Pereira der Socjete de Pharmacie übergebenen beiden
Zuckerproben waren einestheils in Cuddalore in Ostindien, anderen-
theils in Mogador in Afrika fabricirt. Der ostindische war weiss
und glich in Geschmack dem raffinirten Rohrzucker; der afrikanische,
auch Dattelzucker genannt, war braun ^ nicht raffinirt und hatte auch
nicht die Textur des braunen Rohrzuckers, üeber den ostindischen
berichtete der Schiffschirurg J. Stevens Folgendes: der Saft der Pal-
myra- oder Brahpalme, der Cocospalme und der Zwergfächerpalme,
auch der wilden Dattelpalme wird zur Nachtzeit, vermittelst Ein-
schnitten in den obern Theil des Stammes, gewonnen. Der Saft wird
schnell gesotten und mit Muschelkalk versetzt, um die Gährung zu
verhindern, und heisst alsdann Toddy. Gegohren und destillirt lie-
fert er Arak; in Syrupsform dagegen mit 10—15 p. C. Sand vermengt,
ist er transportabel, und kann raffinirt werden. Derartige Fabriken
befinden sich zu Cuddalore, an der Küste Coromandel, wovon die
grÖsste, welche nach 5jährigem Bestände 6000 Toiinen Zucker lie-
ferte, den Herren Viney und Cordoya zu Pondichery gehört. Un-
geachtet jede Zuckerpalme 1 Rupie Steuer zahlt, so ist das Produkt,
wegen der Häufigkeit und der geringen Pflege der producirenden
Pflanzen sehr billig; die Palmyra- und Cocospalme erreicht in 9 Jah-
ren eine Höhe von 100 Fuss und trägt letztere längere Zeit jährlich
500 Nüsse.
Auch die Ita- oder Murichi -Palme in Guiana würde sich nach
Rob. Schomburgk vortrefflich zur Zuckerfabrication eignen. —
(Flora 1846. p. 36). In der Jugend liefert diese Palme ein vortreff-
liches Gemüse, dem Kopfkohl ähnlich. Die Früchte, schon seit
Walter Raleigh, Clusius, Gumilla und Gili hinreichend bekannt,
werden verspeist und liefern das Material zu einem berauschenden
Getränk. Die Stämme geben dagegen beim Anzapfen eine zucker-
reiche Flüssigkeit, während gleichzeitig das Mark des Stammes dem
Indianer noch Sago liefert; aber auch die Blüthenknospen liefern
eine Flüssigkeit, die „fröhlich macht wie Champagner." Der ander-
weite Gebrauch dieser so nützlichen Pflanze gehört nicht hierher,
und es sei nur noch bemerkt, dass sie ausser Brod, Zucker und Wein
244 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
aurh Betten, Bindfäden, Besen und Dachziegel liefert und also nicht
mit Unrecht den Namen arbol de la vida führt.
Cotteraii (fils) Nouveaux reacti/s pour reconnaitre le
Sucre de canne et le sucre de fe'cule , et nouveau moyen jiour
difcouvrir la presence des carbonates alcalins dans les hicarbo-
nates. Im: Journal de chimie medicale. 1846. 3™® serie.
Tom. 11. p. 1.
Die von Chevallier vorgeschlagene Methode, mittelst Kali Rohr-
zucker von Stärkezucker zu unterscheiden, bestimmt den Verf. anzu-
nehmen, dass unter Einwirkung von ^Värme 1. alle Alealien die von
ChevaÜier entdeckte rothe oder gelbe Färbung gefälschten Zuckers
hervorrufen, 2. alle kohlensauren Alealien dasselbe bewirken, mit
Ausnahme von kohlensaurem Kalk, der nur schwache Färbung her-
vorruft, 3. dagegen doppelt kohlensaure Alealien keine Färbung des
Stärkezuckers bewirken, w^eshalb man sich dieses Mittels bedienen
kann, um die Vermischung eines kohlensauren mit einem doppelt
kohlensauren Aleali zu ermitteln.
Tb. Tilley und Douglas Maclagan JJeber die Um^
Wandlung von Zucker in eine mit Cellulose oder Inulin isomere
Substan%. In : Philos. magaz. und Journ. of sc. 3. series. No.
184. p. 12. — Erdmann und Marchand Journ. f. prakt. Chemie
Bd. 39. p. 216.
Dass Cellulose durch Schwefelsäure in Stärkezucker, und Inulin
durch blosses Kochen in Fruchtzucker sich umwandelt, ist lange be-
kannt, dagegen gab es keine Methode Zucker in Cellulose zu ver-
wandeln. Der in den Mohrrüben enthaltene Rohrzucker (?) bei 30°
bis 40" C. in Gährung versetzt, ändert sich nach den Beobachtungen
der Verf. in Fruchtzucker, dann in Mannit, in Milchsäure und in
eine gummiartige Substanz um, die mit arabischem Gummi gleiche
Zusammensetzung haben und den Beweis dafür abgeben soll, dass
sich Zucker in Dextrin umbilden könne. Ein anderes unterstützen-
des Moment für eine derartige rückgängige chemische Action entneh-
men die Verf. aus dem Schleimigwerden von Limonaden im Wmter.
Wurde der schleimige Körper mit Alkohol ausgeschieden und ge-
trocknet, so ward er fest und leicht zu Pulver zerreiblich. Zerrie-
ben und mit Weingeist gewaschen, bis derselbe nichts mehr löste
und dann bei 100° getrocknet, gewannen sie eine hornartige halb-
durchsichtige Masse, die in heissem Wasser zu einem schwer filtrir-
baren Schleim aufschwoll, durch Jod nicht gefärbt wurde, mit Sal-
petersäure Oxalsäure lieferte und beim Verbrennen eine Asche gab,
die 1,37g betrug. Seiner elementaren Zusammensetzung nach bestand
der gummiartige Körper aus 24 C. 42 H. 21 O oder 43,71 C. 6,25 H
und 50,04 O; woraus sich ergeben soll, dass diese Materie mit Cel-
lulose und Inulin isomer sei. Unter dem Mikroskope zeigte sich
keine Spur von Organisation.
physiologischen Botanik wahrend des Jahres 1846. 245
[Wenn auch diese Formel mit Inulinhydrat 2 (12 C. 20 H. 10 O)
-+■ H. stimmt, so ist dies doch keineswegs mit der Formel für Cel-
lulose der Fall, welche nach den neuesten exacten Untersuchungen
aus 12 C. 20 H. 10 O besteht. Auch ist zu bemerken, dass es bis
jetzt Niemandem gelungen ist, krystallisirbaren Zucker aus Mohr-
rüben darzustellen. Ref.J
Pektin.
Fr. Jahn Versuche über das Pektin. Archiv für Phar-
macie Bd. 45. p. 24—43 und p. 12.9—171.
Wenn auch die vorliegende Abhandlung theils durch eine fleissige
Zusammenstellung der neueren Literatur über Pektin, Pektinsäure
u. s.w., so wie durch manchen schätzenswerthen Beitrag das Aus-
führlichste ist, was die Wissenschaft bis jetzt über Pektin besitzt,
so dürfte sie sicher doch von den jüngsthin auftretenden Chemikern
manche Anfechtungen zu erleiden haben. — Im ersten Theile der
Arbeit referirt der Verf. über die Arbeiten von Berzelius, Braconnot,
Guibourt, Geiger, Soubeiran, Kegnault, Fremy, Poumarede, From-
berg, Mulder, Schmidt und Chodnew, von denen Berzelius nur 2,
Chodnew dagegen 4 sich nahe stehende Gallertkörper unterschied.
Dem Verf. war es bei seinen zahlreichen Versuchen besonders um
die Ursache des Gelatinirens der Fruchtsäfte und der dabei statt-
findenden Veränderungen des Pektin selbst zu thun, so wie er ferner
der Gährung des Pektin besondere Aufmerksamkeit schenkte.
Der ausgepresste und durch Leinwand geseihte Fruchtsaft mit
einer hinreichenden Menge starken Alkohols versetzt, scheidet einen
schleimigen Körper, Pektin, aus, der von Weingeist durch gelindes
Trocknen befreit und mit ein w^enig Wasser angerührt, die Eigen-
schaft besitzt, in wenigen Stunden zu gelatiniren, doch geht diese
Eigenschaft verloren , wenn die Säfte durch blosses Hinstellen in
offenen Gläsern geklärt werden, indem das Pektin dann in einen
schleimigen, nicht mehr gelatinirenden, Körper umgewandelt wird.
Am ausgebildetsten ist die Eigenschaft zu Gelatiniren beim Apfei-
pektin, obwohl auch andere Fruchtsäfte gelatinirendes Pektin ent-
halten, so Johannisbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, (Preusselbee-
ren), Berberitzen, Pflaumen, Birnen, Qtiitten, weisse Rüben Alles
Pektin zeigt eine geringe saure Reaction, herrührend von Aepfel-
säure, Citronensäure, Weinsteinsäure, die durch kohlensaures Blei-
oxyd nicht zu entfernen waren. Diese zum Theil an Basen gebun-
denen Säuren erklären indess noch nicht alle Verschiedenheiten der
Pektinarten; so coagulirte Pektin aus Birnen und Johannisbeeren
von Eisenchlorid, aus Aepfeln und Pflaumen nicht. Auch coagulirt
Pflaumenpektin von kieselsaurem Kali wie Gummi arabicum; die
übrigen nicht. Arabisches Gummi unterscheidet sich jedoch von
Pflaumenpektin demungeachtet dadurch, dass ersteres durch Eisen»
246 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Chlorid und Zinnchlorid coagulirt wird, letzteres dagegen nicht.
Sämmtliche rohe Pektinarten werden durch die atmosphärische Luft
und durch den Gahrungsprocess verändert. Die Luft macht das
Pektin unlöslich, bleibt dieses nun im Wasser vertheilt, so bindet
es dasselbe und gerinnt damit; wirkt aber die Luft längere Zeit auf
das geronnene Pektin ein, so geht die Fähigkeit zu Gelatiniren ver-
loren Durch Behandlung solchen Pektins mit Alkalien kann es zwar
wieder löslich gemacht werden, doch hat es sich dann so verändert,
dass es, durch Säuren abgeschieden, nicht mehr gelatinirt, sondern
breiartig und braun gefärbt wird und mehr sich der Humussäure
nähert. — In dieselbe Substanz geht das Pektin durch die Weingäh-
rung über; keineswegs aber wie bisher angenommen wurde in Pek-
tinsäure. Der Verf. sieht im Pektin zwei Substanzen, 1. die von
Chodnew beschriebene Substanz, die dem Pflanzenschleim ganz ähn-
lich ist und 2. eine gelatinirende Substanz, das eigentliche Pektin,
weil nach Beseitigung der letzteren, das Chodnew'sche Pektin nicht
mehr gelatinirt. Gewöhnliches Pektin verwandelt sich mit verdünn-
tem Aetzkali gekocht oder mit Kalkwasser und durch Digestion mit
Aetzammoniak in Pektinsäure, doch erfolgt diese Umwandlung lang-
samer, als man bisher annahm; durch anhaltendes Kochen mit Aetz-
kali wird gewöhnliches Pektin so wie das Chodnew'sche ganz zer-
stört und lässt sich nicht mehr durch Alkohol fällen. Junge Mohr-
rüben geben mit Alealien gekocht, eine Gallertsubstanz, die sauer
reagirt, d. h. eine in Wasser lösliche Pektinsäure. Nicht wie Bra-
connot annahm, ist Verf. der Meinung, dass Pektin bei der Gährung
der Fruchtsäfte eine vermittelnde Rolle spiele, denn nach Wegnahme
des Birnenpektins gab der Birnsaft eine noch unverminderte Menge
Alkohol. Dagegen bestätigt Verf. die Behauptung Braconnot's, dass
Pektin für sich selbst nicht im Stande ist, Gährung von Zuckerflüs-
sigkeiten zu bewirken. Nur Pektin, nicht aber Pektinsäure bewirkt
das Gelatiniren der Fruchtsäfte.
Der Verf. schliesst seine Arbeit mit Bemerkungen über einige
von selbst erfolgende Veränderungen der Obstfrüch|e, bei welchen
das Pektin in Betracht kommt.
Nach Döberreiner (Archiv d. Pharmac. Bd. 38) enthalten unreife
Obstfrüchte Stärkmehl, das beim Reifen schwindet, sich in Zucker
umwandelt und Pektin als Begleiter hat, während z. B. unreife
Aepfel Pektin in kaum nachweisbarer Menge enthalten. Verf. ist
der Meinung, dass sich dies Pektin aus dem Amylum erzeuge.
Das sogenannte Mehligwerden gewisser Aepfel- und Birnsorten
leitet der Verf. von der beginnenden Gährung ab, wobei sich das
Pektin betheiligt, indem mit der Lockerung der Zellen von einander
Luft zutritt, deren Sauerstoff absorbirt wird. Im Zustande, den man
„teig" nennt, enthalten die Birnen noch Zucker und Pektin, bei tei-
gigen Aepfeln sondert sich nach kurzem Stehen des Safts an der
Luft das Pektin in Form vieler braunen Galiertflocken ab, was bei
physiologischen Botanik wahrend des Jahres 18-16. 247
gesunden Äepfeln nicht der Fall ist. — Beginnen die Früchte zu
faulen, so ist das Pektin verschwunden und bei der Destillation des
sauren Safts ward kein Alkohol mehr erhalten, weil der Zucker in
Essigsäure übergegangen war. Die geringere Süsse, welche beim
Trocknen sehr süsser Pflaumenarten z. B. Reineclauden und Aprico-
senpflaumen eintritt, leitet der Verf. ebenfalls von einer Veränderung
des Zuckers und Pektins ab, welche nothwendig bei diesen grossen
saftreichen Früchten vor sich gehen muss, indem sie langsamer
trocknen. Die in den Pflaumen enthaltene Weinsteinsäure überwiegt
dann den geringern Zuckergehalt und deshalb schmecken diese
Früchte getrocknet, säuerlich, was nicht der Fall ist, wenn durch
Entfernung des Steins das Welken beschleunigt wird.
Pflanzenschleim.
G. J. Mulder Ueher Pßan%enschleim. In: Scheikund.
Onderzoek. III. Deel. p. 17 — 30. Auch in Erdniann und Mar-
chand Journ. f. prakt. Chemie Bd. 37. p. 334 — 340.
Anstatt des vom Verf. früher eingeschlagenen Verfahrens, Pflan-
zenschleim darzustellen, (Ausziehen der Pflanzentheile mit kaltem
und kochendem Wasser und Präcipitiren der Flüssigkeit mit basisch-
essigsaurem Bleioxyd) adoptirt derselbe jetzt die Schmidt'sche Me-
thode, nach welcher der mit kaltem Wasser gelöste Schleim mit
Alkohol gefällt und von seinen unlöslichen Salzen durch verdünnte
Säuren getrennt wird. Der ausgepresste und in Wasser wieder
gelöste Schleim wird dann aufs Neue mit Salzsäure und Alkohol nie-
dergeschlagen, mit Alkohol ausgewaschen und in dünnen Schichten
auf Glas getrocknet. Das Trocknen auf Glas hält Mulder für über-
flüssig, weil der Schleim mit Alkohol digerirt und getrocknet pul-
verförmig wird. Die analytischen Resultate, welche Schmidt erhielt,
w^eichen von denen Mulder's nichtsdestoweniger ab, weil jener die
Schleimarten nicht hinlänglich trocknete. Während Mulder bei sei-
nen frühern Versuchen die Formel C24 Hj^ O20 fand, erhielt Schmidt
die Formel Ca 4 H^o Ojo; Mulder indess jetzt nach vorsichtigem
vollständigen Trocknen Ca 4 H^g 0,9. Die Pflanzenschleimarten ge-
hören demnach zu den Körpern, die Sauerstoff und Wasserstoff in
dem Verhältniss enthalten, in welchem sie Wasser bilden; auch sind
sie nicht mit Gummi oder Amylum zu verwechseln, obwohl sie sich
mit verdünnter Schwefelsäure, wie diese, in Zucker verwandeln
können.
Manna.
Obwohl Ref. über die eigentliche Manna von Fraxinus Ornus
u. A. nichts zu berichten im Stande ist, indem Mittheilungen darüber
aus dem Jahre 1846 nicht vorliegen, so sieht sich derselbe dennoch
yeranlasst, über die unter dem Namen Manna neuerdings zur Sprache
248 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
gebrachten Substanzen zu referiren, und zwar an diesem Orte, da der
Gegenstand sonst wohl kaum einen passenden Platz im Jahresberichte
finden möchte.
Nach Miquel (Botanische Zeitung 1846. p. 416) ist die in der
Provinz Van in Kleinasien im Jahre 1841 beobachtete und mit dem
Namen Manna belegte Substanz nichts weiter als Liehen esculentus
Pall. (Lecanora esc. Eversm. ), der durch Wind und Regen in die
Thäler gelangend, dort in so grosser Menge aufgehäuft gefunden
wird, dass er gesammelt und theils als Medicament, theils als Nah-
rungsmittel verbraucht werden kann. Sehr viel ausführlicher berich-
tet Reissek (W. Haidinger, Berichte über die Mittheiluneen von
Freunden der Naturwissenschaften in Wien 1847. p. 195 — 2(J0). Der
Verf. stellt zunächst die bisher vorgekommenen Mannaregen zusam-
men, es ereigneten sich dergleichen im Jahre 1824, 1828, 1841 und
1846. Die im Jahre 1828 beobachtete Manna wies sich nach Des-
fontaines für eine Art Liehen aus; Ledebour erkannte darin Lecanora
esculenta, die nach GöbePs Untersuchung aus 2,50g Inulin, 23,00S
Gallerte und 65,91 Oxalsäuren Kalk besteht. Aber bereits Pallas
brachte sie im Jahre 1769 von seinen Reisen in den Kirgisensteppen
und am Aralsee mit, späterhin Eversmann, dessen Beschreibung in
den Acten der Leopold. Akademie Vol. XV. zu finden ist. Auch
Reissek endlich erhielt im Jahre 1846 von der im Januar desselben
Jahres in Kleinasien gefallenen Manna und erkannte darin die Evers-
mann'sche Lecanora affinis, die bekanntlich nicht an den Boden an-
geheftet ist und daher leicht von heftigen Stürmen, wie sie dortigen
Gegenden besonders eigenthümlich sind, von ihrer Bildungsstätte in
weite Fernen fortgetragen werden können.
[Ref. erlaubt sich hinzuzufügen, dass im Jahre 1847 eine ähn-
liche essbare Flechte, aus Algier durch den General Jussuf einge-
sandt, unter dem Namen Jussuffia edulis von Hrn. Link beschrieben
wurde. Ferner erhielt Ref. im Frühjahr 1848 aus Oberschlesien eine
Substanz, die massenweis unter der Bezeichnung Manna gesammelt
und genossen, bei Gross Strehlitz vom Himmel gefallen sein sollte
(!) Dieselbe erwies sich bei genauerer Prüfung des Hrn. Göppert in
Breslau und des Hrn. Link in Berlin als der Saame von Veronica
hederaefolia.]
Stokes Ueher das Manna des glücklichen Australiens,
(Discoveries in Australia, London 1846. Vol. L p. 285. L. Fr.
V. Froriep und R. Froriep Neue Notizen aus d. Gebiete
der Natur- und Heilkunde Bd. 39. p. 97).
Die Eucalypten von Australia felix schwitzen aus ihren Zweigen
eine von den Colonisten Manna genannte Substanz in Form kleiner
Schneeflocken aus, welche irrthümlich (sie!) von denselben den in
grosser Menge die Bäume umschwärmenden Cicaden zugeschrieben
wird. Stokes fand aber auch auf einer andern kleinern Eucalyptus-
physiologischen Botaniii während des Jahres 1846. 249
Species eine blassgelbere Mannasorte, die in solcher Menge ausge-
sondert wird, dass die Eingebornen in ^Stunde über ein Pfund der-
selben sammeln können. Der Geschmack dieser Manna ist „köstlich
mandelartig, doch so süss, dass man nicht viel davon geniessen
kann." Der Reisende empfiehlt diese Sorte den Conditoren. — Der
Chirurg Bynoe widerlegt übrigens die Ansicht Stokes, indem es ihm
nicht gelungen sei, einen Spalt zu finden, aus welchem diese Manna
ausflösse, und auch künstliches Aufritzen der Rinde keinen Manna-
fluss veranlasst habe-, auch habe er durch directe Beobachtung er-
mittelt, dass jene syrupartige Feuchtigkeit aus dem After der Cica-
den ausgesondert werde, indem der untere Theil des abdomen er-
hoben und nun 3—4 Tropfen ausgespritzt würden. Ref. kann nicht
umhin, bei dieser Gelegenheit einer Substanz zu gedenken, die er
in den grossen blasenförmigen Rüstergallen fand. Nach seiner und
Dr. Trommer's Untersuchung besteht die Flüssigkeit aus Gummi und
entstammt nicht dem Rüsterblatte, sondern den in grosser Masse
darin befindlichen Blattläusen. Die glänzenden Flocken auf Rüster-
blättern sind somit auch nichts, als jene thierischen Secretionspro-
dukte, die aber aus Gummi bestehen.
Fette Oele.
Mulder TJeher das Behenöl. Scheik. Onderz. 3 Deel.
p. 5'15. ~ Erdmaim und MarcJiand Journ. f. prakt. Chemie
Bd. 39. p. 351— 359.
Baron von Raders baute auf Curagao, Bonaire und Aruba einen
Baum im Grossen an, um aus dessen Saamen ein nicht ranzig wer-
dendes Oel zu erhalten. Dieses in Frankreich mit 20 Francs pro
Kilogr. bezahlte Oel kommt nach Mulder von (der Cassiee): Moringa
nux Beben Desfont. (wovon der ISame), oder von Moringa Zeylanica
Lam., der in Syrien, Aeeypten, Ceylon, Malabar und in Amerika
gedeiht. Das Oel, früher officinell unter dem Namen Oleum balati-
num oder Ol. balaninum auch balzaninum, wirkt nicht wie der Saame
drastisch, hat ein spec. Gew. von 0,912, hat einen süssen Geschmack,
ist farblos, geruchlos und flüssig, im Winter jedoch fest, reagirt
neutral und braucht lange Zeit um ranzig zu werden. Seine Anwen-
dung ist ganz gleich der vom Olivenöl, auch ist es mit Kali vollständig
verseifbar. Mulder fand im Oele: Elain, Margarin und ein Fett, das
bei der Verseifung eine der Stearinsäure sehr nahe stehende Säure:
Behensäure, liefert.
A etherische Oele.
Arppe Veher das Monardaöl. Erdniann und Marchand
Journ. f. prakt. Chemie Bd. 39. p. 243.
Monarda punctata, eine nordamerikanische Pflanze, liefert ein
250 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
gelbrothes, dem Thymian an Geruch ähnliches äther. Oel, welches
eine grosse Menge krystallisirten Stearoptens in Form rhombischer
Tafeln absetzt, die stark riechen und von brennend scharfem Ge-
schmack sind, bei 48" schmelzen und leicht destillirbar sind. Der
Siedepunkt liegt bei 220", während der Siedepunkt des davon ge-
trennten Elaeoptens bei 224" lag. Letzteres bestand aus C 86,41
H 9,85 und O 3,74. Das Stearopten gab dagegen die Formel C , o
H7 O.
Wachs.
Lewy Zusctmmensei%ung verschiedener Wachsarten. Fro-
riep's N. Notiz. Bd. 33. p. 56. -^ Flora 1845. p. 246. — Ar-
chiv d. Pharmacie Bd. 46. p. 67.
Im Bienenwachse fand der Verf. neben Cerin und Myricin, Ce'-
rolein, welches bei 28" schmilzt, in Alkohol und Aether löslich und
sauer reagirt; es besteht aus C 78,47 H 12,51 O 8,75; ausserdem ent-
hält das ßienenwachs noch Cerin- und Myricinsäure.
Rhus succedaneum aus Japan liefert ein Wachs, in welchem
Lewy eine Säure fand, die er Acide sinesique nannte.
Das von Corypha cerifera stammende Carnuba- Wachs besteht
aus C 80,36 H 13,67 O 6,57.
Das nach Brongniart wahrscheinlich von Myristica Ocoba, M.
officinalis und sebifera stammende Acuba-Wachs bestand aus C 73,90
H 11,40 O 14,70.
Das nach Brongniart von M. Bicuiba stammende gelblichweisse
Bicuiba- Wachs, welches in kochendem Alkohol löslich und bei 35"
C. schmilzt, bestand aus C 74,37; H 11,10; O 14,53.
Im gelblich-Meissen Andaquier-Wachs, welches von kleinen Bie-
nen am Rio-Coqueta gewonnen wird , fand Lewy 45 Cerosin, 50 Pal-
menwachs und b^ einer öligen Substanz.
J. E. T es chem acher On the wax of Chamaerops. In:
Brewster's Philos. Mag. and Joiirn. of Science Vol. 28. p. 350.
— Erdmann und Marchand Journ. f. prakt. Chemie Bd. 39,
pag. 220.
Ein Blatt von Chamaerops humilis, [dergleichen in grossen Ballen
nach Nordamerika versandt und dort zu Hüten verarbeitet werden],
gaben dem Verf. 390 Gran eines Wachses, welches aus Cerin und
Myricin bestand. Dies Wachs sitzt in den Falten der Blätter in
Form eines weissen flockigen Pulvers, unter welchem ausserdem
noch eine firnissglänzende Wachsschicht liegt. Wohl an 100,000 Pfd.
dieses Wachses gehen bei der Bearbeitung der Blätter unbenutzt
verloren.
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 251
Harze.
J. Steil house Observations on the resin qf Xanthorhoea
hastilis {Yellow Gum-resin). lii: ßrevvster's Philos. Älag. and
Journ. of Sc. Vol. 28. p. 440. — Erdmann u. IVlarchand Journ.
f. prakt. Chemie Bd. 39. p. 221. — Journ. de Pharm, et de
Chim. 1846. p. 369.
Xanthorrhoea hastilis, ein in Neuholland weit verbreiteter Baum,
liefert ein schon 1788 durch Philipps bekannt gewordenes Harz, das
in grossen dunkelgelben Massen oder gröblich pulverisirt in den Han-
del gebracht wird. Es hat einen angenehmen gewürzhaften Geruch,
schmilzt beim Erhitzen und verbrennt mit dem Geruch des Tolu-
balsams. In Alkohol und Aether ist es löslich, nicht in Wasser.
Die Lösungen trocknen zu einem Firniss ein und aus ihnen lässt sich
durch Wasser das Harz in Form dunkelgelber Flocken abscheiden.
Stenhouse stellte aus dem Harze eine Säure dar, die der Zimmt-
säure nahe steht, aber als aus Zimmt- und Benzoesäure zusammen-
geseftzt anzusehen ist. Mit Salpetersäure gekocht verwandelt sich
das Harz in Pikrinsalpetersäure und Benzoesalpetersäure.
Uebe?^ Abstammung des afrikanischen Olibanum, Im Phar-
mac. Journ. Tom. V. p. 541. — Pharmac. Centralblatt 1846.
p. 29. — Archiv d. Pharmacie des Apothekervereins in Nord-
deutschland Bd. 48. p. 65.
Die schon den Alten bekannten Olibanumsorten, das indische
und das afrikanische, sind auch noch heute die gebräuchlichen.
Nach Turnbull und Colebrooke stammt das ostindische von Calcutta
und Bombay importirte vom Salaibaume, d. i. von Boswellia thuri-
fera od. B. serrata, während das von J. F. Royle nach England zu-
rückgebrachte Harz von dem Salehbaume, d. i. Boswellia glabra
Roxb. gewonnen wurde. Die Heimath der BosMellia thurifera sind
die Hügel von Coromandel. Das Harz selbst besteht nach O'Shaugh-
nessy aus 37^ Harz, 28^ Oel, 4^ Gummi, \\% Gluten; kommt in
rundlichen oder länglichen lichtgelben durchscheinenden Thränen in
den Handel, hat einen brennenden bittern Geschmack und balsami-
schen Geruch. — Das afrikanische Olibanum über Suez nach Vene-
dig und Marseille in den Handel gebracht, ^stammt von Plösslea flo-
ribunda Endl. , welche auf den Kalkhügeln an der Küste Somanli in
der Nähe vom Cap Gardafui gedeiht. Die Harzkörner sind kleiner
als die des indischen, gelb oder röthlich und führen kohlens. Kalk.
Man gewinnt es durch Einschneiden in die Rinde, aus der es, in
Farbe und Consistenz der Milch ähnlich, herausfliesst und bald er-
härtet.
Rob. Thomson Analysis of Ceradia furcata Resin,
In Brewster Philos. Magazine Vol. 28. p. 422.
Die Pflanze, welche das Harz liefert, wächst auf der Küste von
252 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Afrika gegenüber der Insel Ichaboe; dem Gerüche nach gleicht es
dem Olibanum, hat ein spec. Gew. von 1,197, ist in Alkohol löslich
und durch Wasser aus der alkoholischen Lösung fällbar und besteht
aus C^o H3, O,, oder 67,03 C., 8,37 H., 24,60 0.
Bert he in ot Ueher den weissen Ueber%ug mancher Früchte.
Im: Journ. de Pharm, et de Chim. 1846. p. 177. — Archiv
der Pharmacie vom Apotheker- Verein in Norddeutschland
Bd. 47. p.327.
Die sogenannte fleur des fruits ist nicht, wie man bisher annahm,
Pflanzenwachs oder eine fettartige Materie, sondern ein Harz, wel-
ches die Früchte zur Beförderung des Reifens schützt, Schwefel-
säure färbt das Harz dunkelroth und löst es, ebenso wie Aether,
Alkohole und Oele.
Bei Gelegenheit der Mittheilung der Berthemot'schen Beobach-
tung macht Witting die „Bemerkung", dass, wenn nicht bei den
Früchten, so doch z. B. bei den Myriceen Pflanzenwachs vorhanden
sei; ja bei Cactus, Mesembryanthemum, Glaux prävalirten Chlor-
und phosphorsaure Verbindungen. Hr. Witting hätte mit demselben
Rechte Berthemot entgegnen können, dass doch bei trocknen
Früchten der weisse üeberzug nicht Wachs, sondern Stärkezucker
sei. Wozu so unnöthige Zusätze, die so gar nicht zur Sache ge-
hören?
Gutta Percha.
M. Osswald Ueber Gutta Percha. In: Archiv der Phar-
macie Bd. 48. p. 314.
Der Verf. macht dem Dr. Bley die Mittheilung, dass Gutta percha
eine Art Gummi elasticum ist, das in fleischfarbenen Stücken von 20
bis 30 Pfd. Schwere in den Handel kommt, durch kochendes Wasser
weich wird, sich in Terpenthinöl und Petroleum löst, im erweichten
Zustande in jede Form zu bringen ist, und erkaltet in der gegebenen
Form verharrt. Ausführlicher jedoch berichtet
E. Soubeiran Ueier Gutta Percha. Im Journ. de Pharm,
et de Chim. 1847. Tom. XI. p. 17. Erdmann und Marchand
Journ. f. prakt. Chem. Bd. 39. p. 373.
Die erste Nachricht über diese Substanz verdankt man dem Dr.
Montgomery, welcher sie im Jahre 1843 der London society ein-
sandte und dafür die goldene Medaille erhielt. — Die Substanz kommt
von einem Baume, der auf Singapore wächst und wahrscheinlich zur
Familie der Sapotaceen oder Ebenaceen gehört; jedoch war Mont-
gomery nicht im Stande über die Gewinnung sich Aufklärung verschaffen
zu können. Die erste chemische Untersuchung unternahm Dr. Monat
(s. Journ. de Tagricult. de la societe de l'lnde); die von ihm gefun-
denen Resultate bestätigt und erweitert indess Soubeiran selbst, wel-
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 253
eher nicht nur von London aus durch Calvert, sondern auch von der
franz. -chinesischen Mission, unter dem Namen Gomme gettania, das
Material zu seinen Untersuchungen erhielt. — Gutta percha ist ela-
stisch, in kaltem Wasser unlöslich, geschmacklos, schmutzig weiss
von Farbe und besitzt einen schwachen Geruch. Bei gewöhnlicher
Temperatur ist es hart und lederartig, über 50" erhitzt, wird es
biegsam und verliert etwas an Dehnbarkeit, bei 65—70" wird es weich
und plastisch, knetbar und verharrt beim Erkalten in der gegebenen
Form, aber auch in der Beschaffenheit, die es vor dem Erwärmen
besass. In den übrigen Eigenschaften gleicht es ganz dem Kaut-
schuck; es enthält kaum Spuren von Asche und besteht aus 87,8 Koh-
lenstoff und 12,2 Wasserstoff.
L a r i c i u.
Martius Ueler Laricin. In: Flora 1846. p. 92.
Die bisherige Annahme, dass Boletus laricis an Larix europoea
wachse, kann Martius nicht bestätigen; er ist vielmehr der Meinung,
dass Larix sibirica die Stammpflanze sei, indem aller Lerchen-
schwamm aus Archangel bezogen wird und dort nur diese Species
vorkommt. Nach der von Will vorgenommenen Untersuchung ist
nicht ein Harz der wirksame Bestandtheil, sondern ein eigenthüm-
licher Körper Laricin, der in Form eines weissen in Alkohol und
Terpentinöl löslichen, bitter schmeckenden Pulvers erhalten werden
kann und aus C« H^* O* besteht.
E m u 1 s i n.
Friedrich Ortloff IJeher die Natur und chemische Con-
stitution des in den Mandeln enfhalttnen Emulsins, In: Ar-
chiv der Pharmacie Bd. 48. p. 12 ff.
Diese von stud. pharm. F. Ortloff gelieferte Arbeit bildet einen
Theil einer von der Jenaer Universität gekrönten Preisschrift. Der
Verf. stellt zunächst die analytischen Untersuchungen zusammen, die
seit Sachs 1816 bis Bizio über die Zusammensetzung der bittern und
süssen Mandeln bekannt geworden sind und schliesst diese histori-
sche Einleitung mit dem Wunsche, dass eine neue Untersuchung der-
selben unternommen werden möchte. (Ref. schliesst sich diesem
Wunsche ebenfalls an und macht nur noch darauf aufmerksam, auch
das in den oberflächlich gelegenen konischen Zellen der testa ent-
haltene ätherische (?) Oel sorgfältig zu berücksichtigen). Das von
Ortloff auf einem neuen von ihm angegebenen Wege dargestellte
Emulsin unterscheidet sich sehr bestimmt von Albumin und ist reiner,
als das von Liebig und Wöhler dargestellte; es besteht nach der
Elementaranalyse aus C 27,873 H 5,430 N 9,273 O 57,424 und ist nicht
als eine Proteinverbindung anzusehen. iMit Amygdalin im gelösten
254 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Zustande zusammengebracht, zersetzt sich das Amygdalin in Bitter-
mandelöl und Blausäure und ist daher als eine Contactsubstanz an-
zusehen.
Kleber.
Gluten granule. Im: Bull, de l'acad. roy. de Med. 1845.
p. 508. — Bull, de la soc. d'Encoiiragement 1845. — Poly-
technisclres Centralblatt 1845. Heft 24. ■ — Archiv der Phar-
macie Bd. 46. p. 62.
Der bei der Stärkefabrication aus Getreidearten bisher fast un-
benutzt gebliebene Kleber wird gegenwärtig fabrikmässig zu Liguge
bei Poitiers von den Hrn. Veron freres in ausserordentlicher Quan-
tität gewonnen und mit dem doppelten Gewichte Weizenmehl gemengt,
in Form eines trocknen Pulvers in den Handel gebracht. Diese Sub-
stanz übertrifft w-egen ihres reichen Stickstoffgehalts den stickstoff-
freien Sago an Nährkraft und lässt sich ausserdem in dieser Forrf»
zum Verbacken mit Kartoffelmehl höchst zweckmässig verbrauchen.
A c h i 1 1 e i n.
Z an 0 11 Ueher Achillein und Achülaeasäure. In: Liebig
und Wöhler Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. 58. p. 21
und Erdmann und Marchand Journ. f. prakt. Chemie Bd. 39.
p. 125.
Der durch Auskochen der Pflanze mit Kalk neutralisirte Saft
wird mit Thierkohle behandelt und zur Trockne abgedampft. Das
Extract, durch absoluten Alkohol und dann, nachdem dieser abge-
destillirt, der Rückstand mit Wasser ausgezogen und zur Trockne
abgedampft, stellt das Achillein dar, welches gelbbraun, bitter, hy-
groscopisch, neutral reagirend, in kochendem Alkohol löslich, in
kaltem Alkohol und in Aether unlöslich ist. — Das Achillein ist von
einer Säure begleitet, die man an Blei binden und aus der Verbin-
dung krystallisirt erhalten kann. Sie schmeckt sehr sauer, ist bei
10" R. in 2 Th. kaltem Wasser löslich und giebt mit Basen krystal-
lisirbare Salze.
Nicotin.
S ch 1 o e s i n g Mem. sur la nicotine et sur son dosage dans
les tabacs en fcuilles ou manufactur^s. Comptes rendus hebd.
de l'acad. d. sc. Tom. XXHl. p. 1142.
Vermittelst einer eigenen Darstellungsmethode erhielt der Verf.
aus guten Tabacken z. B. tabac du Lot 5—6» Nicotin, aus einem
Kilogr. nämlich 50 — 60 Grammes. Die Formel, welche Melsens für
Nicotin gab, bestätigt er, doch glaubt er, müsse das Aequi-valent
verdoppelt werden. Verf. untersuchte nun nach seiner Methode ver-
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 255
schiedene Tabacke auf ihren Nicotingehalt und fand denselben in
100 Th., wie folgt:
Lot 7,96 Jlle et Vilaine 6,29 Virginie 6,87
Lot et Garonne 7,34 Pas-de-Calais 4,94 Kentucky 6,09
Nord .... 6,58 Elsass . . . 3.21 Maryland 2,29
Havanna 2,0 u. weniger.
D i g i t a li n.
C. Ph. Kosmann Presence de la Digitaline dans le Di-
gitalis parvißora Lam. D. lutea Linn. In: Journ. de chimie
medicale T. 11. 1846. p. 382.
Digitalis parviflora enthält nach den Untersuchungen des Verf
in seinen Blättern, sowohl wahrend der Blüthezeit, als zur Zeit der
Saamenreife Digitalin; doch ist der Gehalt derselben während der
Blüthezeit am grössten, indem das zur Saamenreife gewonnene Di-
gitalin zum Theil eine grössere Löslichkeit besitzt und daher nur
wenig unverändertes Digitalin erhalten werden kann.
Opium.
H. Aubergier Faits pour Vhistoire de Vopkim. In : Com-
ptes rendus de Tacad. des sciences. Tom. 22. p. 838 — 842.
Der Verf. baute 1844 und 1845 in der Auvergne verschiedene
Varietäten Mohn, um aus denselben Opium durch Einschneiden zu
gewinnen. Hierbei machte er 1845 die Beobachtung, dass die runden
Saamenkapseln der weissen Sorte vor ihrer vollständigen Entwicklung
6,63g^, zur Zeit ihrer vollständigen Ausbildung, aber demungeachtet
noch grün, 5,53^ und endlich zur Zeit des Farbenwechsels aus Grün
in Gelb, 3,27g Morphine geben. Der Verf. glaubt übrigens an die
Möglichkeit eines lohnenden Anbaues der Mohnpflanze behufs der
Opiumgewinnung sowohl in Frankreich als in Algier.
Aloe.
Robiquet TJeher die Aloe. In: Journ. de Pharm. Sptbr.
u. Octobr. 1846. — Liebig und Wöhler Annalen d. Chem. et
Pharm. Bd. 60. p. 295—308.
Der so häufigen Verfälschungen willen," welchen die Aloe von
Soccotora, namentlich mit Kapischer Aloe, ausgesetzt ist, unternahm
Verf. eine sorgfältige Untersuchung der erstem. Die sehr ausführ-
liche Arbeit greift mehr in das Gebiet der Chemie, als in das der
Pflanzenphysiologie ein, daher wir hier derselben nur vorübergehend
gedenken.
Rinde n.
Üuval Analyse der Cnscarillarinde, Im: Journ. de Pharm,
et Chim. n, Flora 1846. p. 91.
256 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
In der von Croton Cascarilla stammenden Cascarillarinde fand
Duval im Eiweiss, Gerbstoff, Cascarillin (Bitterstoff) rothen Farb-
stoff, fettes Oel von widrigem Geruch, flüchtiges Oel von angeneh-
mem Geruch, Harz, Stärkmehl, Wachs, Pectinsäure, Chlorkalium,
ein Kalksalz und Holzfaser.
A. Büchner Chinarinde, In : Biichn. Repert. f. d. Pharm.
Bd. 39. — Flora 1846. p. 191.
Die von Buena hexandra nach Pohl stammende China nova bra-
siliensis enthält nach A. Buchner mehr China -Gerbsäure, als jede
ächte Chinarinde, aber kein Alkaloid, dagegen 2^ Chinovabitter, viel
Chinaroth und eine harzig-fettige, olivengrüne, in Alkohol unlösliche
Substanz.
Stengel.
R e i n s ch Chemische Bestandtheile von Spartium scoparium»
In: Jahrbuch f. prakt. Pharmacie 12. 3. p. 150. — Archiv der
Pharm. Bd. 47. p. 327.
Reinsch fand in den krautartigen Stengeln: Spuren von äther.
Oel, talgartiges Oel mit "Wachs, Chlorophyll, Pflanzenleim, Gummi,
Schleim und nebst Salzen einen vielleicht krystallisirt zu erhaltenden,
dem Quassln ähnlichen Bitterstoff,
Blätter und Stengel (Kraut).
Maurach Untersuchung, des Krauts von Thlaspi Bursa
pastoris. Gauger's Repert. 1845. — Archiv der Pharmacie
Bd. 48. p. 63.
Nach der von Maurach in Witebsk unternommenen Analyse des
in der Gegend von Moskau vom Landvolke gegen Wechselfieber mit
Erfolg angewandten Krauts der bekannten Hirtentasche, besteht das-
selbe in 300 Theilen aus 2,0 flüchtigem Oel, 76,6 Gummi, 47,5 Ex-
tractivstoff, 29,5 scharfem Harze, 26,0 Eiweiss, 20,0 Stärkemehl,
81,0 Holzfaser (18 Th. Verlust).
B 1 ü t h e n.
L. F. B 1 e y Einige Versuche über die Bestandtheile der
Blüthen des Wegerichs ( Plant ago media). Archiv der Phar-
macie Bd. 46. p. 169.
Die durch lieblichen Geruch sich auszeichnenden Blüthen des
Wegerichs unterwarf der Verf. der chemischen Untersuchung und
fand darin ein ätherisches, leicht sich veränderndes Oel, rothen Farb-
stoff (in den Antheren), Chlorophyll, Wachs, braunes Harz, Schleim-
zucker, Gerbstoff, Gummi, Faserstoff, Wasser, und eingeäschert:
schwefeis. -salzsaures Kali, mit Spuren von kohlensaurem und phos-
phorsaurem Kali, kohlens. Kalk und Talkerde, eine Spur Thonerde
physiologischen Botanik wahrend des Jahres 1846. 257
und Eisenoxyd, viel Kieselerde. — Der Gehalt an Asche in 500 Th.
frischer Blumen betrug 15,0 Th.
L. Meier Chemische Untersuchung der Klatschrosen,
Buchn. Repert. f. d. Pharm. Bd. 41. Heft 3. — Archiv d. Phar-
macie Bd. 46. p. 317.
Nach der durch L. Meier in Creuzburg ausgeführten Analyse der
Bliithen von Papaver Rhoeas enthalten dieselben: Vegetab. Eiweiss,
Gummi, Stärke, Cerin , Weichharz, fettes Oel, Wachs, Holzfaser
und 2 Säuren, welche die Farbe der Blumenblätter hervorbringen,
nämlich Rhöadinsäure von dunkelrother Farbe und Klatschrosensäure
von schön rother Farbe, Chlorcalcium, Chlornatrium, Schwefel- und
kohlens. Kali, phosphors. Magnesia und Kalk, Kieselerde und Schwe-
fel- und kohlens. Kalk. — Die beiden gefärbten Säuren sind nicht
krystallisirbar^ bilden aber glänzend amorphe Massen und verbinu^^
sich leicht mit Basen.
Früchte und Saamen.
Redtenbacher TJeher die Säure des Johannishrodes . Lie-
big und Wöhler Annalen d. Chem. et Pharm. Bd. 57. p. 177.
Ausser Zucker, dem die Fruchtschaale des Johannishrodes ihren
süssen Geschmack verdankt, fand der Analytiker Buttersäure und
zwar in solcher Quantität, dass 5 Pfd. Schoten 1 Loth reines Butter-
säurehydrat geben. Er empfiehlt daher das Johannisbrod zur Dar-
stellung dieser Säure und den italienischen Chemikern die weitere
Untersuchung der Frucht.
Fr. Döbereiner Untersuchung des grünen Kaff^ees.
Archiv d. Pharm. 1845. Juli. — Flora 1846. p. 191.
Payen Mem, sur le cafe. Comptes rendus hebd. des
seances de Tacad. des sciences Tom. 22. p. 724. Tom. 23. p. 8
und 244.
Rochleder Ueber den Kaffee. In: Liebig und Wöhler
Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 59. p. 300. — Erdmann u. Mar-
chand Journ. Bd. 38. p. 367.
W. R. Weiten web er Therapeut. Abhandlung über den
Kaffee. In: Med. Jahrbücher des k. k. österr. Staates von
Raimann und Rosas Bd. 58. p. 1 u. 139.
Nach Döberreiner enthält 1 Pfd. grünen Kaffees 98—100 Gr. Caf-
fein, nebenbei Mannit und Zucker.
Nach Payen, dessen gründliche ausführliche Arbeit hier nur im
Kurzen erwähnt werden kann, besteht Kaffee in 100 Theilen aus
34,0 Cellulose, 12,0 hygroskopischem Wasser, 10,0—13,0 fettiger
Substanz, 15,5 Glycose, Dextrin und einer unbestimmten Pflanzen,
säure, 10,0 Legumin, Casein (Glutin?), 3,5—5,0 chlorogensaurem Kali-
, Archiv f. Naturgesch. XIII. .Jahrg. 2. Bd. R
2n8 M unter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Caffein, 3,0 stickstoffhaltiger Substanz, 0,8 freiem Caffein, 0,001 un-
löslichem dickem flüchtigem Oel, 0,002 aromatischem flüssigem liebli-
chem Oel und aromatischem, weniger löslichem scharfem Oel, 6,697
mineralischen Bestandtheilen, Kali, Kalk, Magnesia, Phosphor-, Schwefel-
und Kieselsäure und Spuren von Chlor. — Neu ist die Auffindung der
Chlorogensäure, des farblosen Princips der tiefgrün gefärbten Substanz;
sie besteht aus 56,0 C. 5,6 H. 38,4 O und kommt mit Kali und dem
Caffein zu einem Doppelsalze verbunden vor. Die Säure ist farblos,
löslich in absolutem Alkohol, sehr leicht löslich in Wasser; doch
aus diesem schwierig krystallisirbar; reagirt aber alsdann sehr sauer
und röthet Lackmus sehr lebhaft. — Die Auffindung dieser Säure
dürfte jedoch dem Hrn. Payen nicht allein beizumessen sein, indem
Rochleder (1. c.) dieselbe ebenfalls und zwar gleichzeitig auffand.
Bekanntlich erwarb sich derselbe bereits durch eine frühere Arbeit
(ibid. Bd. 50. p. 224) um die Kenntniss des Kaffees wesentliche Ver-
dienste, indem er aus den fetten Säuren desselben durch Verseifung
Palmitin- und Oleinsäure zog, das Legumin nachwies und die bisher
angenommene Anwesenheit eines Harzes aus guten Gründen leugnete.
Die Arbeit von Weitenweber ist nur deshalb hier angeführt, weil
dieselbe eine ausserordentlich fleissig gesammelte Literatur (1. c.
p. 147 — 156) über den Kaffee und dessen medicinische Anwendung
enthält.
P e r c y Zusammensetzung der Saamen von Phytelephas
macrocarpa. Flora 1846. p. 44.
Auf Lankaster's Veranlassung untersuchte Percy von Neuem die
bereits von Payen, Connell und Baumhauer analysirten Saamen von
Phytelephas macrocarpa und fand dieselbe in 100 Th. zusammenge-
setzt aus 44,39 Kohlenstoff, 6,63 Wasserstoff, 47,61 Sauerstoff und
1,37 Stickstoff; durch das Trocknen gingen 12,64^ Wasser verloren.
— In der Asche wurden Schwefelsäure, Salzsäure, Phosphorsäure
und Kohlensäure in Verbindung mit Kali, Kalk, Eisenoxyd (?) erkannt.
Ganze Pflanzen.
L ii d e r s d o r f Bemerkungen über die Natur der Hefe.
In: Berlin. Nachrichten für Staats- und gelehrten Sachen 1845.
No. 286. — Flora 1846. p. 128.
Zum Beweise, dass die Hefe in der That aus organisirten Kör-
perchen besteht, die vermöge ihres Vegetationsprocesses die Gäh-
rung bewirken, theilte Lüdersdorf in der Sitzung der Gesellschaft
naturforschender Freunde am 18. Nov. 1845 die Beobachtung mit,
dass sorgfältig zerriebene Hefekügelchcn ihre Wirkungsfähigkeit gänz-
lich einbüssen.
E. Schunck Ueber die in der Roccella tinctoria enthal-
tenen Substan%en. In: Memoirs and proceedings of the Chem.
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 259
Soc. — Marchand und Erduiann Journal f. prakt. Chemie
Bd. 38. p. 449.
Roccella tinctoria, bekanntlich die beste Sorte Orseille lie-
fernd, wurde zuerst von Heeren untersucht; dieser entdeckte das Ery-
thrin und die Roccellsäure. Kane fand darauf später das Erythrilin
und einen von ihm Erythrin genannten Körper, der jedoch dem Hee-
ren'schen Pseuderythrin glich. E. Schunck benutzt zu seiner Analyse
Roccella tinctoria var. fuciformis aus Angola und Madagascar. Die
zuerst, krystallinisch gewonnene Masse glich Heeren's Erythrin und
Kane's Erythrilin; der Verf. nennt sie Erythrinsäur e; sie ist es,
welche die Farben erzeugt und um deretwillen die Pflanze technisch
angewandt wird; 1 Pfd. Roccella gab 60 Gran derselben; sie ist, rein
dargestellt, ganz weiss, geschmacklos, löslich in kaustischen und
kohlens. Alkalien, Kalk- und Barytwasser, Wasser, Alkohol und
Aether; röthet Lackmus, und verwandelt sich durch Alkalien in Or-
cin und Kohlensäure, so wie das Lecanorin. Mit Kupferoxyd analy-
sirt besteht sie aus 34 C 19 H 15 O. — Kocht man die Erythrinsäure
mit Alkohol, so erhält man Erythrinäther, welcher dem Heeren'schen
Pseudoerythrin und Kane's Erythrin gleicht. — Der bittere Geschmack
der Roccella' rührt von dem Erythrinbitter oder Pikroerythrin her,
welches erhalten wird, indem kochendes Wasser auf Erythrinsäure
einwirkt. — Zieht man die Flechte mit Ammoniak in der Kälte aus,
so löst sich sowohl Erythrinsäure als Heeren's Roccellsäure, die
als eine fette Säure anzusehen ist und sich in Alkohol und Aether, nicht
aber in Wasser, löst. Aus der alkoholischen Lösung herauskrystal-
lisirt, besteht sie, mit Kupferoxyd analysirt, aus 24 C 23 H 6 O.
Knop lind Schnedermann Chemisch -physiolog. Unter-
suchung der Cetraria islandica. In: Nachr. v. d. G. A. üni-
vers. und der kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen p. 97. — Flora
1846. p. 239.
In der äussersten Rindenschicht fanden die Herren Knop und
Schnedermann in der Stärke-führenden Intercellularsubstanz Cetrar-
säure, die mit Alkalien, Salze, von citronengelber Farbe und un-.
erträglich bitterm Geschmack bildet; ferner Lichesterinsäure mit
Alkalien seifenähnliche Salze bildend; endlich Th all o chlor eine
vom Chlorophyll verschiedene Substanz. Die durch Jod sich bläuende
Flechtenstärke, durch Auflösen in Salzsäure, Verdünnen durch Was-
ser und Fällen mit Weingeist erhalten, trennt sich von der auf dem
Filtrum zurückbleibenden Gallerte (der Mulder'schen Flechtenstärke),
welche sich durch Jod nicht bläuet. Die Stärke nebst der Gallerte
bilden die Intercellularsubstanz.
John Thomson Analysis of tivo . . . Epiphijtes. In :
Brevvster's Phil. Mag. and Journal of Sc. Vol. 28. p. 420.
Der Verf. untersuchte Vanilla planifolia und Commelina Skinneri
In der erstem fand er 89,06 Wasser und 9,845 organische Substanzen.
260 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
In 1,10^ Asche erkannte er Phosphorsäure, aber keine Thonerde
(alumina). In der Commelina fand er in 300 Th. 281,14 Wasser,
64,77 organ. Materie und 7,14 Asche. 100 Th. der letztern enthielten
an löslichen Salzen 42,72, an unlöslichen 59,10.
N e s b i t Ueber die Bestandtheüe des Hopfens und die %u
seinem Anbau geeignetsten Düngerarten. In: Echo du moiide
savant 1846. No. 29 u. 30. — ■ Dingler's polyt. Journ. Bd. 101.
p. 310.
Der Verf. verwandte zu seiner Untersuchung 4 verschiedene
Hopfenmuster, die er von Paine zu Farnham erhielt. 2 Pfd. Hopfen-
bllithen (einer goldgelben Sorte) verloren im Dampfbade 3 Unzen
Wasser; eingeäschert geben sie 95^ Asche. — 9 Unzen Blätter der-
selben Sorte verloren im Dampfbade \\ Unzen W^asser und gaben
16,5§ Asche; 1 Pfd. 2| Unze Stengel verloren beim Austrocknen 1|
Unzen Wasser und lieferten 5^ Asche. Zieht man die an Kalk ge-
bundene Kohlensäure der Asche ab, so enthalten die Blüthen 9,87; die
Blätter 13,6, die Stengel 3,74 Asche. Die procentische Zusammen-
setzung der Aschenbestandtheile ist folgende:
Blüthen Blätter Stengel
Kieselerde 21,50 12,14 6,07
Chlornatrium .... 7,24 9,49 6,47
Chlorkalium 1,67 — 9,04
Natron — 0,39 —
Kali 2548 14,95 25,85
Kalk 15,98 49,67 38,73
Magnesia 5,77 2,39 4,10
Schwefelsäure .... 5,41 5,04 3,44
Phosphorsäure .... 9,80 2,42 6,80
Phosphorsaures Eisen 7,45 3,51 0,40.
Aus dieser Analyse ermittelt nun der Verf. den Bedarf an Salzen für
1000 auf einem Morgen Landes befindliche Pflanzen. Um die 17 Pfd.
Kali zu ersetzen, die durch lüOO Pflanzen dem Boden entzogen wer-
den, bedarf es 7 Ctr. Guano, oder 2 Ctr. Guano und statt der übri-
gen 5 Ctr. eines Düngers, der zwar kein phosphorsaures Salz, aber
doch 12^ Pfd. Kali enthält. — Die Production von einer Tonne
Hopfen erfordert 64 Pfd. Ersatz an Kali, den man durch 136 Pfund
Salpeter oder 94 Pfd. Potasche gewähren könnte. Zum vollständigen
Ersatz für einen Morgen empfiehlt der Verf. folgendes Gemenge:
3 Ctr. Guano, 1 Ctr. Seesalz, \\ Ctr. Salpeter oder ^ Ctr. kieseis.
Kali und \ Ctr. Gyps. — Das Gemenge kann auch folgender Art zu-
sammengesetzt sein: 1 Ctr. Guano, 1^ doppelt phosphorsauren Kalk,
1 Ctr. Seesalz, 1 Ctr. Potasche oder das Aequivalent kieselsauren
Kali's, \\ Ctr. Gyps.
J. Ud. Lerch Unter suchu7ig der Chelidonsäure. In: Lie-
big und Wöhier Annalen der Chemie u. Phannaoie Bd. 57.
p. 273.
physiologischen Botanik Mährend des Jahres 1846. 261
Da der Verf. keinen bestimmten Pflanzentheil nennt, von welchem
er die sehr genau stiidirte Säure gewonnen hatte, so blieb nichts
übrig, als seine lesenswerthe Arbeit an diesem Orte einzuschalten.-—
Im jungen Kraut fand er fast nur Aepfelsäure, doch in solcher Menge,
dass dieses zur Darstellung derselben von ihm empfohlen wird. In
der Blütheperiode enthält die Pflanze dagegen ausser Aepfelsäure
noch eine anJere, bereits von Probst entdeckte, aber weniger ge-
kannte Säure, die Ch eli donsäure, die der Gallus-, China- und
Meconsäure sehr nahe steht. Nach dem Verf. ist die Chelidonsäure
in der Pflanze theils an die organischen Basen, theils an Kalk ge-
bunden. Sie krystallisirt bei langsamem Abdampfen in langen, seiden-
glänzenden Nadeln, und enthält alsdann 2 At. Krystallwasser. Beim
raschen Abkühlen aus heissen Lösungen, krystallisirt sie in kleinen
feinen Nadeln und enthält dann 1 At. Krystallwasser, lost sich im
kalten und heissen Wasser. Mit Schwefelsäure gekocht, wird sie pur-
purroth. Bei 100° verwittert sie, ebenso bei gewöhnlicher Tempera-
tur. — Sie gehört zu den starken Säuren, löst Eisen und Zink unter
Wasserstoffgasentwicklung und verbindet sich mit allen Basen zu ein-
zwei- und drei -basischen Salzen. Wasserfrei besteht sie aus C,4
, Pflaiizensäfte.
Aiidr. Huchiier Chemische Untersuchung des Bingelkrauts
{Mercurialis mmua). ^linichener gelehrte Anzeigen 1846.
Bd. I. p. 308. — Flora 1846. p. 285.
Im frisch gepressten Safte findet man ausser Gummi, Bitterstoff,
einigen Salzen, viel Chlorophyll und Eiweiss, nebst 83— 84^ Wasser
und vielleicht wie bei Mefc. perennis: Indigo. Die Salze erhält man
krystallisirt, indem man die trockne Pflanze mit lauwarmem Wasser
behandelt und den durch Kohle entfärbten Aufguss langsam verdun-
sten lässt. Die so gewonnenen Salze bestehen aus salpetersaurem
Kali, schwefelsaurem Kali, Salmiak und einer schmierigen Masse, in
welcher ein pflanzensaures Kalk- und Magnesiasalz vorhanden war.
Ausserdem ist ein in Wasser unlösliches pflanzensaures Kalk- und
Magnesiasalz vorhanden.
L a n g 1 o i s Exameii chrniique de^ La seve de quelques ve'ge-
taux. In: Mem. de la societe de Strasbourg. Tom. lil. p. 1.
Die Säfte des Weinstocks, des Nussbaums und der Lmde unter-
warf der Verf. seiner Untersuchung. Er erkannte im Rebensaft, den
er am 30. März gewann, freie Kohlensäure, weinsteinsauren Kalk,
Salpeter, milchsaure Alkalien, Salmiak, schwefeis. Kali, phosphors
Kalk. — In einem Kilogr. Saft waren 10 cubische Centimetrc Kohlen-
säure, 1,25 Gr. Weinsteins. Kalk, 0,20 Gr. Salpeter und eine geringe
Quantität anderer Salze. — Der Nussbaumsaft, Ende April unter
sucht, Hess andere Substanzen erkennen, als Biot in einer früheren
262 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Jahreszeit fand. Auch dieser Saft enthält freie Kohlensäure, Eiweiss,
Gummi, Fett, milchsaure Kali-, Kalk- und Ammoniaksalze, äpfels.
Kalk, Salmiak, Salpeter, schwefel- und phosphors. Kalk. — Statt
des Lindensafts, der im Juni nicht mehr zu erhalten war, analysirte
der Veif. das Cambium junger Zweige. Das Cambium enthält nicht,
wie die Blätter Stärkezucker und Mannit, sondern gährungsfähigen
Rohrzucker (kann wohl nur Fruchtzucker gemeint sein Ref.) Eiweiss,
Gummi, Salmiak, essigsaures Kali und zweifelsohne freie Kohlen-
säure. Aus dem gegohrenen Safte konnte der Verf. Alkohol dar-
stellen.
Boussingaiilt Developpement successif de Ici mattere
vegetale. In: Arrago et Gay-Lussac Annales de Chim. et de
Phys. Tom. XVIL p. 162—171. — Comptes rendus hebd. des
seances de l'acad. d. sc. Tom. 22. p. 617. — Oesterr. Medic.
Wochenschrift 1846. p. 1477. — Froriep's Neue Notiz Bd. 39.
p. 326. — Erdmann und Marchand Bd. 38. p. 233.
Boussingault, der stets mit glücklichem Erfolge die wissenschaft-
liche Landwirthschaft auf ihrem eigentlich heimathlichen Boden, der
Pflanzenphysiologie, anbaute, liefert in der vorgedachten kurzen Ab-
handlung abermals einen Beitrag, der in den wenigen Zeilen und
Zahlen mehr Nützliches enthält, als oft in den weitläuftigsten , zahl-
reiche Bogen füllenden Abhandlungen vieler anderer Schriftsteller
zu finden sein dürfte. Boussingault stellte sich die Frage, ob die
Pflanzen auch nach der Blütheperiode fortfahren, Elemente des Bo-
dens und der Atmosphäre in sich aufzunehmen, was bekanntlich
Mathieu de Dombasle läugnete, während es Biot (wie er dies in seinen
Bemerkungen zu Boussingault's Mittheilung sagt), schon vor 13 Jah-
ren vermöge seines Circularpolarisation-Appftrats, in anderer Rück-
sicht freilich, erwiesen hatte.
Boussingault untersuchte Weizen und Bohnen; die Analyse der
Bohnen theilt er indess nicht mit, weil sie die Resultate, welche der
Weizen gab, nur in verstärktem Maasse bestätigt haben würde. Die
Untersuchung der Weizenpflanzen geschah in 3 verschiedenen Lebens-
altern derselben, sowohl auf den Gehalt an sogenannten organischen
Bestandtheilen, als auf den Gehalt an mineralischen. Die nachste-
hende Tabelle enthält das Nähere:
Gewicht der
trocknen Pflanzen
Mineral.
auf der Hectare Kohlenst.
Wasserst. Säuerst.
, stickst
;. Bestandth.
Am 19. Mai 1844 689 Kil.
257,0
40,0
354,1
12,4
25,5 Kil.
„ 9. Juni „ 2631 „
1007,0
163,1
1370,7
23,7
55,8 „
„ 15. Aug. „ 4666 „
1735,8
317,3
2324,3
42,0
186,6 „
Zuwachs vom 19. Mai
bis 9. Juni . . . 1942 „
750,7
123,1
1016,6
11,3
40,3 „
Zuwachs vom 9. Juni
bis 15. Aug. . . 2035 „
728,1
154,2
953.6
18,3
120,8 „
physiologischen Botanik während des Jahres 1816. 263
De Mirbel et Payeii Extrait cTun preniier Memoire
sur la composltion et la strncture de plusieurs organismes des
ptantes. In: Coniptes rendiis hebdoiii. des seances de l'acad.
d. sc. Tom. 22. p. 559.
In der Sitzung der Academie der Wissenschaften am 30. März
legten die Herren v Mirbel und Payen ein Memoire vor, welches
seit 3 Jahren bereits bearbeitet, aber wesen der nöthigen Tafeln bis-
her nicht publicirt werden konnte. Behufs der Ermittelung der Ele-
mentarzusammensetzuug wurden in verschiedenen Lebensaltern viele
Pflanzen analysirt. Als Resultat ergab sich, dass die stickstoffhalti-
gen Substanzen mit dem Aelterwerden der Gewächse verschwinden
und an deren Stelle reine Cellulose oder stickstofffreie Holzsubstaa-
zen treten. Die zur Analyse verwandten Organe waren: junge Wur-
zeln, junge Eichenstämme, Zweige in verschiedenen Alterszuständen.
Epidermis und Cuticula, ganze Blätter und Theilstücke derselben,
Fructificationsorgane, Bruchstücke von Cryptogam. Pflanzen.
^. Zur T.eunden der Naturwissensch. etc. p. 35.
In der Sitzung der gedachten Gesellschaft am 2. Juni 1846 gab
Dr. Reissek eine Uebersicht der Anatomie, Physiologie und Syste-
matik der Algen. Das kurze Referat enthält keine neuen Thatsachen
und wir heben nur die Bemerkung des Verf. heraus, nach welcher
sich „eine Gränze zwischen Thier nnd Pflanze, aus dem Complex
der bisher beobachteten Erscheinungen auch bei jeder Zurückweisung
einer primitiven Entstehung beider in den niedrigsten Klassen kaum
herausstellt."
H. K. Th weites Mode of the Formation of the spore in
species of Vesiculi/era. In: Jardine et Selby's Annais of nat.
bist. T. XVII. p. 333.
An Vesiculifera concatenata Hassall hatte der Verf. Gelegenheit
die Bildung der Sporen genauer zu verfolgen. Die Zellen dieser Alge
sind 5 — 7 mal so lang als breit, mit Endochrom ausgekleidet und
hie und da blasig erweitert. Sobald das Endochrom eine gewisse
Dichtigkeit durch Vermehrung seiner selbst erlangt hat, bewegt es sich
in das eine Zellende und theilt sich in 2 ungleiche Portionen; aus
der grössern Inhaltsportion wird die Spore, die kleinere dagegen von
der grössern durch eine entstehende einfache Scheidewand getrennt.
Bei V. aequalis bildet sich die erste Spore in der angegebenen Weise,
allein wird früher reif, ehe man von der daneben entstehenden Spore
etwas sieht. — Der übrigbleibende Kest des Endochroms, nach ge-
schehener Trennung der ersten Spore, vergrössert sich darauf, und
theilt sich abermals in der Weise, wie sich die erste Spore bildete
In ähnlicher Weise bildet sich dann die 3te und 4te Spore.
294 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
C. Nägel i, lülysiphonia. In: Schleideii und Nägeli's
Zeitschrift f. Wissenschaft). Botanik. Heft 3 u. 4. Züricli 1846.
p. 207—237.
Die Arbeit enthält die Bildungs- und Wachsthumsgeschichte der
Organe verschiedener Arten der Algengattung Polysiphonia. Der
Verf. unterscheidet 3 Organe, nämlich Stamm, Blatt und Wurzelhaare.
„Der Stamm wächst unbegrenzt in die Länge." „Das Blatt be-
sitzt begrenztes Wachsthum in die Länge und begrenzte Wiederholung
seiner Achsen"; „das Wurzelhaar wächst durch die Formel In = In+i
H- iill in die Länge." — Das Blatt entsteht an der ungetheilten Glie-
derzelle des Stammes, ehe die Gevv'ebezellbildung in die Dicke be-
gonnen hat. Der Stamm entsteht, insofern er nicht aus einer Spo-
ren- oder Keimzelle hervorgeht, an der Achsenzelle, also nachdem
die Gewebezellbildung in die Dicke vollendet ist. — Das Wurzelhaar
(appendiculäres Organ) entsteht an der Aussenfläche einer tertiären
Stammzelle, also nachdem die Gewebezellbildung in die Dirke voll-
endet ist. — Sonach findet der Verf. den Gattungsbegriff in folgenden
Merkmalen: ,, Unbegrenzte gegliederte Stämme hin und wieder ver-
ästelt-, Glieder aus einer Arhsenzelle und einer concentrisrhen Reihe
von gleichlangen Zellen bestehend. Blätter pseudo-dichotomische
Zellenreihen. Sporenmutterzellen innerhalb der Stammglieder; Spo-
ren tetraedrisch. Antheridien an den Blättern." 2 Tafeln erläutern
die, wegen der vom Verf. angenommenen Bezeichnungsweisen, For-
meln und neuen Namen, sehr schwierig lesbare Abhandlung. Das-
selbe gilt von einer 2ten ebendaselbst niedergelegten Arbeit desselben
Verfassers :
Herposiphonia (1. c. p. 238— 256) betitelt. Diese Gattung
zweigt er von der vorgenannten Algengattung ab und charakterisirt
sie zufolge seiner genetischen Studien durch folgende Merkmale:
„Unbegrenzte gegliederte kriechende Stämme, hin und wieder ver-
ästelt; Glieder aus einer Achsenzelle und einer concentrischen Reihe
von gleichlangen Zellen bestehend. Blätter unverästelt, gegliedert,
von gleichem Bau wie die Stämme, Blättchen an der Spitze der
Blätter, pseudodichotomische Zellenreihen. Sporenmutterzellen in-
nerhalb der Blattglieder; Sporen (tetraedrisch?) Antheridien (an den
Blättchen?)." — Das Streben des Verf. die Bildungs- und Wachs-
thumsgeschichte in der systematischen Botanik zur Geltung zu brin-
gen , können wir nur freudig anerkennen , ob aber der vom Verf. ein-
geschlagene Weg dazu führen wird , müssen wir kommenden Zeiten
und künftigen Forschern überlassen, welchen letztern es hoffentlich
auch gelingen wii:d, die, anscheinend nicht allzu selten aprio-
ristisch gefundenen, thatsächlichen (?) Angaben des Verf zu be-
stätigen.
physiologischen Botanik wahrend des Jahres 1846. 295
Pilze. '
L ii d e rs d o r f Ueber Hefe. In : PoggendorflF's Aniialen
Hd. 67. p. 408 und N. Jenaische Literatnrzeitnng 1846. p. *22.
Wiewohl der Verf. den thatsächlichsten Beweis von der Wir-
kungslosigkeit zertrümmerter „Hefekügelchen" liefert, und aus diesem
Beweise den Schluss zieht, dass die Hefekügelchen organisirte Kör-
per sein müssen, so läugnet der Verf. doch das Wachsen derselben
und sieht vielmehr jedes Kügelchen als ein für sich abgeschlossenes
Individuum an, das sich andern Kügelchen anlegt und schnurförmige
Aneinanderreihungen bildet.
Schubart Ueher Hefe, in; Foggendorff's Annal. Bd. 69.
p. 157 und p. 542.
Der Verf läugnet zwar nicht das von Lüdersdorf aufgefundene
Faktum, deutet es aber anders, indem er die Wirkung der Hefe-
kügelchen für eine rein mechanische halt und sie aus der Porosität
der zusammengelagerten Körnchen erklärt.
J. Schmitz, Vorläufige Bemerkungen über den Kei-
mungs- und Fructifications-Process der Schwämme. In: Ver-
band], des naturhistor. Vereins d. preuss. Rheinlande. Jahrg.
II. 1845.
Da die Publication dieser Arbeit eigentlich in das Jahr 1845
fällt, das Referat darüber sich jedoch im Jahrgange 1846 der Flora
(p. 437) findet, während Ref. das Original selbst einzusehen bisher
keine Gelegenheit hatte, so macht er auf diese Arbeit gelegentlich
und besonders deshalb aufmerksam, -weil sie die letzten und zwar
vortrefflichen Beiträge zur physiologischen Kenntniss der Pilze dieses
der Wissenschaft zu früh entrissenen Naturforschers (f 14. Aug. 1846)
liefert.
Goldmann Bau und Keimen von Pe%i%a inqui?ums. In:
Poggeiidorflfs Annalen der Chemie und Physik. Bd. 67. p. 129.
W'arum Botaniker ihre ausschliesslich botanischen Arbeiten in
ungewöhnlichen und nicht Jedermann zugänglichen Journalen nieder-
legen, ist gar nicht einzusehen, es sei denn, dass man den mit der
pflanzenphysiologischen Literatur minder betrauten Lesern imponiren
wolle; jedenfalls können wir nicht glauben, dass die Redactionen
der Botanischen Zeitung und der Flora die Aufnahme dieses Auf-
satzes verweigert haben würden. Den gedachten Redactionen bleibt
natürlich nichts übrig, um die Arbeit nicht ganz untergehen zu lassen,
dieselbe zu excerpiren; dies ist denn auch in der Flora 1846. p. 394
bis 396 und in der Botanischen Zeitung 1846. p. 673 geschehen, wes-
halb wir ein abermaliges Excerpiren für überflüssig erachten.
Flechten.
Knop und Schnedermann Chemisch- physiol. Unter-
suchung der Flechtefi und zwar der Cetraria islandica. In:
296 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Nachrichten v. d. G. A. Dniversität u. d. königl. Ges. d. Wiss.
zu Göttingen p. 97. Auch Flora p. 23S.
Bereits oben p, 259 gedachten wir dieser Arbeit und haben hier
nur die anatomischen Studien der Verf. anzuführen. Das Innere des
Thallus bildet eine Schicht kugliger Zellen mit doppelter Zellonmem-
bran, von welchen die innere einen lebhaft schön grün gefärbten In-
halt hat; hierauf folgt auf beiden Seiten eine Schicht ästiger, in ein-
ander verschlungener Zellen , welche farblos sind und an seitlichen
Erhabenheiten die vorigen kugeligen Zellen tragen, welche später
abfallen und frei in den Winkeln ihrer Verzweigung und im Innern
der Flechte liegen. Da sie Träger und Ernährer der kugeligen Zel-
len sind, so rag^n sie im altern Zustand der Flechte, wo die kuge-
ligen Zellen fehlen, frei und nackt in die dadurch entstehende Spalte
hinein. Die äussere Kindenschicht, welche dann nach aussen folgt,
besteht aus äusserst feinen fadenförmigen in einander verworrenen
Zellen, die durch dazwischen liegende Flechtenstärke zusammen ge-
halten, undeutlich auf den Schnitten erscheinen und erst deutlicher
werden, wenn man durch concentr. Salzsäure die Stärke zu einer
glashellen Gallerte aufquellen macht.
(J h a r e n.
Varley lieber die Structur der Chaja vulgaris. Microsc.
Society 9. Dec. 1845 und Thüring. Gartenzeit. 1846. No. 18.
p. 72. — Flora 1846. p. 543.
Die 9 (nach Dr. Lankaster 5) zusammengedrehten röhrenför-
migen Zellen der Kapsel von Chara vulgaris sind aussen mit einer
kohlens. Kalkschicht bedeckt, und lassen nach Hinwegnahme dersel-
ben, Circulationserscheinungen erkennen. — Die Rindenschicht des
Stengels besteht aus 2 Reihen von Röhren , wovon die eine von der
gelenkartigen Verbindung des Stengels nach oben, die andere nach
unten läuft, so dass sie auf halbem Wege in Zwisclienknoten zusam-
mentreffen, wo sie sich mit einander in Form einer Naht verbinden.
Eine Unterbindung der Charenzellen oben und unten, reducirte die
Circulation auf die Hälfte. — Die Arbeit enthält eigentlich für deutsche
Physiologen Nichts Neues, nachdem K. Müller (Botan. Zeit. 1845.
p. 393 ) in so ausführlicher und gründlicher Weise die Structur und
Entwicklungsgeschichte der Charen beleuchtet hat.
Zur Morphologie und Physiologie der Gyiniio-
sporen.
A. Gesc hl echtsl ose Pflanzen.
Goldin g Bird's Abhandlung über den Bau der kieselschaligen
Mündungen des Equisetum hyemale ist bereits oben (p. 233) ausführ-
lich erläutert.
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 297
Andere Abhandlungen über hier einschlägige Pflanzen sind uns
nicht bekannt geworden.
B, Geschlechtspflanzen.
Rhi zocarpeeii.
G. M e 1 1 e n i u s Zur Kenntniss der Rhizocarpeen. c. 3
tabb. lith. Frankfurt a. M. 1846. 4to.
üeber diese, unsererseits der Empfehlung nicht mehr bedür-
fende, Arbeit hier ausführlich zu sprechen, dürfte kaum am rechten
Orte sein, indem die grosse Fülle wohlgeprüfter Thatsachen
eines Auszugs nicht fähig ist und ein fragmentarisches Excerpiren
dem Leser dieses Berichts in keiner Weise nützen kann, ümfasst
doch das Referat über diese Schrift in der Flora p. 601 — 608 schon
8 Octavseiten und dennoch sah sich jener Referent S. genöthigt „auf
die Schrift selbst zu verweisen " — Die im 4ten Hefte der Schieiden
und Nägeli'schen Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik nieder-
gelegte Recension umfasst sogar 17 Seiten, p. 293 — 309, indem sich
der Recensent C. Nägeli auf Berichtigungen (!) und eine Kritik ein-
zelner Thatsachen einlässt, obschon, nach seiner eignen Aussage,
ausser Pilularia bisher noch keine der übrigen Gattungen der Rhi-
zocarpeen seiner eignen Untersuchung zugänglich war! (cf. Zeitschr.
f. wiss. Bot. 1846. Heft 3. 4. p. 189).
Diese Arbeit über Pilularia erschien in dem gedachten Journale
unter dem Titel:
Ueber die Fortpßan%ung der Rhixocarpeen. c. tab. (tab. IV.
fig. 15—26) p. 188—206.
Die Rhizocarpeen an der Grenze zwischen Phanerogamen und
Cryptogamen, können, nach des Verf. Ansicht „als der Schicksals-
knoten für die geschlechtliche Fortpflanzung der Pflanzen betrachtet
werden." Wir würden nicht anstehen, diese Behauptung zu unter-
schreiben, wenn nicht neuerdings bei den Farrn analoge Generations-
erscheinungen entdeckt worden wären, immerhin aber unterstützen
wir den Wunsch des Verf., dass diejenigen Physiologen, welchen
Rhizocarpeen zugänglich sind, ihr Augenmerk auf die Befruchtung
dieser Gewächse richten möchten, „sei es, um die Theorie Schleiden's
oder die vom Verf. gestellte Möglichkeit über fernem Zweifel zu
erheben und das Irrthümliche der einen oder andern Beobachtung
aufzuklären." — Während nach Schieiden Pollenkörner an der Keimwarze
festsitzen, die ihre Schläuche in dieselbe hineintreiben und deren
unteres Ende sich zum Embryo gestalten soll, ist vielmehr Nägeli,
nach einer anerkennenswerth fleissigen und sorgsamen Untersuchung
der Meinung, dass die sehr kurzen Pollenschläuche frei neben den
Embryosäcken liegen und sich ihres Inhalts auf eine ihm nicht zu-
gänglich gewesene Weise entleeren (platzen?). Der Inhalt besteht
nämlich aus Amylumkörnern und kleinen, Spiralfäden-führenden Zell-
298 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
eben, deren Spiralfäden frei werden. — In welcher Weise nun die-
ser Pollenschlaudiinhalt befruchtend auf die Embryosäcke wirkt,
bleibt freilich unentschieden. — (Ref kann sich der Ansicht nicht
erwehren, dass die auf dem Vorkeim der Farrn stattfindenden Gene-
rationsvorgänge, wie sie Graf Suniinski neuerdings beschrieb, we-
sentliche Aufschlüsse über dieselben Vorgänge bei den Ilhizocarpeen
zu geben im Stande sein dürften und glaubt deshalb, dass ein noch-
maliges genaues Studium der genannten Vorgänge in beiden Abthei-
lungen des Pflanzenreichs zu den unabweisbaren Requisiten der näch-
sten Zeit gehört]
W. Griff! th Ueber A%olla und Salvinia. In: Flora 1846*.
p. 481— 494; 497 — 508 und 513 — 526. Ans dem Calcntta
Jonrnal of natura! history 1844. (Juli) übersetzt und mit Be-
merkungen begleitet von Dr. Schenk.
Diese Arbeit des vortrefflichen, leider zu früh verstorbenen,
W. Griffith gehört, wenn wir die Zeit der Publication als entschei-
dendes Moment für unsern Jahresbericht betrachten, nicht mehr hie-
her. Allein da das Original doch nur wenigen Physiologen zugäng-
lich sein möchte und der Hr. üebersetzer auf p. 518 u. ff. dankens-
werthe Anmerkungen zu dieser wichtigen Arbeit giebt, so konnten
wir nicht umhin zur Vervollständigung der neuesten Literatur über
die Rhizocarpeen auch dieser Arbeit hier zu gedenken, zumal sie
im Jahrgange 1846 der Flora mit neuen Zusätzen vermehrt
erschien.
I\l onocoty led o nen und D ik otyl e donen.
V. Martius Morphologie der Palmen. In: Münchener
Gelehrten Anzeigen 1846. Vol. 11. p. 379.
In der Sitzung der mathcm.-physik. Klasse der Königl. Akad. d.
Wissenschaften zu München am 13. Juni gab Hr. v. Martins einen
Auszug aus dem 3. Kap. seiner Historia Palmarum. Die Pfahlwurzel
der Palmen stirbt zuerst, so dass alle folgenden Wurzeln, Adventiv-
wurzeln sind, selbst unmittelbar unter der Krone können sich Luft-
wurzeln entwickeln. Der Stamm bildet anfangs kurze, dann längere
Internodien; nicht immer ist die Achse einfach, einige Palmen z. B.
Hyphaene verzweigen sich dichotom, andere z. B. Metroxylon bilden
hypogäische Stolonen. Verf. giebt hierauf ausführlichere Untersu-
chungen über die Überfläche, das Holz, den Zellinhalt der Stämme
(Amylum, Zucker) über die Secretion des Tabaschir's. — An den
Blättern unterscheidet er den Vaginaltheil, den Blattstiel und die La-
mina, deren Genesis er an den Blättern von Chamaerops humilis und
Chamaedorea elatior studirte (cf. 1. c. 397—392). Stipularbildung als
seitliche Entwicklung des Vaginaltheils beobachtete der Verf. bei
Caryota und Harina; desgl. die Ochrea bei Tesmoncus und Korthalsia
Liguia fand sich nur bei den Palmen mit frondibus flabelliformibus
I
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 299
Rankenbildung ist in der Gruppe der Lepidocaryinen, besonders Ca-
lanius und Daemonorops eigen, in der Gruppe der Coccinen der
Gattung Desmoncus, wo die Ranken mit Stacheln besetzt sind. Aus
den mannigfach interessanten Mittheilungen des grossen Palmerken-
ners heben wir schliesslich noch als besonders bemerkenswerth Tier-
vor, die an eine früher (s. o. p. 250) angeführte Arbeit anknüpfende
Beobachtung über Ausscheidung von Wachs aus drüsigen Gebilden
der Blätter von Copernicia cerifera, Ceroxylon Andicola Humb., Co-
cos pityrophylla, Mauritia armata und aculeata, Ceratolobus glau-
cescens etc. etc. Eine Arbeit, die sich so sehr durch ihren Inhalt
empfiehlt, bedarf wohl unsererseits keiner ausdrücklichen Aner-
kennung.
Link. Zweite Abhandlung: Ueber die Stellung der Cyca-
deen im natürlichen Si/steme. In: Berichten der zur Bekannt-
machung geeigneten Abhandlungen der Königl. Akad. derWiss.
zu Berlin 1846. p. 368.
Dass der sogenannte Stamm der Cycadeen nichts ist, als ein
verlängerter Zwiebelstock (cormus), durchzogen von mannigfach ge-
wundenen Gefässbündeln bewies der Hr. Verf. bereits in seiner ersten
Abhandlung. Die gegenwärtig vorliegende zweite Abhandlung auf
die anatomische Untersuchung einer Dattelpalme und mehrerer Keim-
linge von Zamia muricata basirt, unterstützt die Beweisführung, dass
die Cycadeen zu den Monocotylen gehören und den Palmen nahe
stehen, obwohl sie einige Verwandtschaft mit den Coniferen haben.
— Der ausführlichem Arbeit in den Schriften der Königl. Akademie
dürften wir wohl baldigst entgegensehen.
W. Griffith On the Anatomij of Eriocauleae. In: Jar-
dine et Selby Annais of nat. history Vol. XVII. p. 353. —
Flora 1846. p. 391. ^
Die Achse dieser meist untergetaucht wachsenden Pflanzen bildet
ein Rhizom, welches Blätter und Blüthen treibt. Die aus dem Was-
ser hervorragenden Blätter von Eriocaulon setaceum sind innen hohl,
aber die Höhlung ist durch senkrechte Scheidewände getheilt. Die
untere Seite der Blätter führt Stomata, was der Verf. als eine Aus-
nähme von der Regel anzusehen scheint.
Von demselben Verf. kam in der Linne'schen Sitzung am 4. Nov.
1845 auch noch eine andere Arbeit über den Bau der Ambrosinia
ciliata Roxb. zum Vortrage, die in demselben Bande des vorgenann-
ten Journals p.273 im Auszuge mitgetheilt ist. Die erläuterten Ge-
genstände betrafen die starke Entwicklung der Saamenhaut, die Rich-
tung der radicula und die bedeutende Entwicklung der plumula, so
wie das Vorhandensein der stomata auf derselben. '
J. Dalton-Hooker, Memoire sur t Organisation des
My%odendron. Annales des sciences naturelles. 3™^ Serie. T. V.
p. 193. c. V tabb.
300 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Dies Memoire erschien ursprünglich nicht als Journalartikel,
sondern bildet einen Theil der Botany of the antarctic voyage of
discovery ships Erebus and Terror; wurde indess unter Hooker's
Augen von Planchon ins französische übersetzt und bei der Publica-
tion derselben nur insofern vom Original abgewichen, als die syste-
matische Beschreibung der Familie und Gattung nicht an den Anfang,
wie es dort der Fall, sondern schliesslich angehängt ward.
Der Verf. giebt die Untersuchung zweier Species der Gatt. My-
zodendron und zwar die des M. punctulatum Bks. et Sol. und bra-
chystachyum DC. Die Insertion des Parasiten auf die Mutterpflanze
(beiläufig gesagt ganz analog der von Viscum Ref.), die anatomische
Structur des Stämmchens und der Zweige, der Austritt der Blüthen-
zweige aus den BlattM'inkeln voriähriger Bracteen , alsdann die männ-
lichen und weiblichen Blüthentheile bilden das Substrat dieser aus-
führlichen Arbeit, deren leichtere Zugänglichkeit an dem erwähnten
Orte wir mit diesen wenigen Worten nur anzeigen wollten, indem
das Original eigentlich nicht dem Jahresberichte von 1846 angehört
und überhaupt auch wohl nur den wenigsten Botanikern zugänglich
sein dürfte.
F. M. Bariieoud Memoire sur V Organisation et Vanato-
mie du Trapa natans. In: Cotiipt. rendu-s Toni. XXII. p. 818.
Auch Flora 1846. p. 534.
Die bereits von Tittmann und noch vortrefflichere Untersuchung
von Mirbel in den Annales du Mus. der Keimlinge von Trapa natans
gänzlich unberücksichtigt lassend, beschreibt der Verf. den Keimungs-
akt von Neuem, ohne jedoch wesentlich Neues zu liefern; ein Glei-
ches gilt von der ungenauen sogar unrichtigen anatomischen Charak-
teristik der Stengel , Blätter und der Reproductionsorgane. Vielleicht
finden wir in einem spätem Jahresberichte Gelegenheit die Arbeit
selbst zu besprechen; doch MÜnschten wir wohl, dass der Verf. mit
etwas mehr Rücksicht gegen seine Vorgänger und mit grösserer
Sorgfalt bei seinen Untersuchungen verführe.
J. E. Stocks Remarks on soine Points in the structure
of Cucurbitaceae. In : Annais and Mag. of natural history
T. XVIIl. p. 110—113.
Die Abhandlung dreht sich um die Stellungsverhältnisse der
Blätter zum Stamm, und der Staubfäden zu den Ovarial- und Pe-
rianthiumblättern, ferner um die Zahl der Fruchtblätter, und die
Ab- und Anwesenheit des Arillus, ohne jedoch auf eine anatomische
Charakteristik der angeführten Organe einzugehen.
M. J. n e c a i s n e Sur la structure anatotmque de la Cu-
scute et du Cassytha. In : Annale.s des sciences naturelles.
3"^« Serie. Tom. V. p. 247—249.
Das Interesse, welches die Parasiten neuerdings rege gemacht
haben, veranlasst den Verf. zu einigen Bemerkungen über das An-
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 301
haften der Cuscuta an andern Gewächsen, namentlich über den ana-
tpmischen Bau des Stengels, den er aus Zellgewebe, einigen central-
stehenden punktirt- netzförmigen und einem Milchsaftgefässe zusam-
mengesetzt fand. Das Vorhandensein einer eigentlichen Epidermis
an den Stengeln von Cuscuta minor läugnet der Verf.; bei Cassytha
fand er jedoch eine solche und zwar mit Spaltöffnungen versehen.
Die Blätter von Cuscuta minor, haben keine stomata und Gefässe^
sondern bestehen nur aus Zellen, so dass sie an die Structur des
Moosblattes erinnern. — Ein Querschnitt des Stengels von Cassytha
gleicht ganz der jungen Wurzel einer monocotylen Pflanze, während
der Stengel von Cuscuta noch einfacher gebaut ist und den Gefäss-
cryptogamen nahe steht.
Payen Memoire sur les developpe7nents des vegefaux. In:
Memoires presentee.«; par divers .savants a l'Academie royale
des Sciences de linstitut de France. Paris 1846. (4to) T. IX.
p. 1 — 148. c. tabb. aen. cor.
Bereits im 8ten Bande derselben Memoires presentees etc. Paris
1843 theilte der Verf. in 2 Abtheilungen eine Reihe chemisch-physio-
logischer Untersuchungen mit, wovon die erste (p. 163 — 208) den
Titel führt „Memoire sur la composition chimique des vegetaux"
und in 2 Abtheilungen zerfällt, deren erste „Composition des radi-
celles et action du tannin, de la soude" etc. uud deren 2te: Role
des substances organiques azotees, composition des jeunes organes
des vegetaux etc. betitelt ist. — Das 2te Memoire der Gesammtreihe
erschien ebendaselbst p. 209— 373 unter dem Titel: „Memoire sur l'A-
midon, la dextrine et la diastase considerees sous les points de vue
anatomique, chimique et physiologique." Hierzu gehören 8 in Kupfer
gestochene Tafeln, — Im 9ten Bande derselben Memoires presentees
1846 gab der Verf. die Fortsetzung jener oben genannten Abhandlun-
gen, die wir hier ebenfalls nur dem Titel nach anführen können,
weil es vermöge des ausserordentlichen Reichthums an faktischem
Material über die Grenzen des Jahresberichts hinausgehen würde,
auf den Inhalt der Abhandlungen selbst ausführlicher einzugehen. —
Das dritte Memoire erläutert die Cellulose. — Das 4te „tissus
ligneux." — Das 5te bespricht: „Concretions et incrustations mine-
rales. — Etat de la silice dans les plantes. — Tableau des matieres
minerales puisees dans les eaux, le sol, les engrais, les amendements
par differents vegetaux. — Composition de Tepiderme et de la cuti-
cle epidermique. — Das 6te: „Feuilles decrepitantes (d. h. die Er-
scheinungen, welche ins Feuer geworfene Blätter verschiedener Pflan-
zen z. B, Aucuba japonica darbieten). — Panachures des feuilles. —
Feuilles automnales. — Formation et developpement des storaates.
—r Das 7te Memoire erläutert sodann folgende Gegenstände: Compo-
ses a bases minerales dans les parois des cellules et les meats inter-
cellulaires. — Nature vegetale des Coralünees, concretions minerales
302 Munter: Bericlit über die Leistungen im Gebiete der
et secretion amylacee dans loiir organisme. — Hieran schliessen sich
Applicatious des principaux faits contenus dans les memoires prece-
dentes, a l'organographie, ä la physiologie et aux arts agricoles et
industrielles. Sodann p. 223— 231: Lois generales observee dans l'or-
ganographie, la composition chimique et les developpements des
vegetaux; und endlich das „Repertoire des principaux sujets des
sept Memoires sur les developpements des vegetaux et de deux series
de planches. — Die hier nur flüchtig ihrem Inhalt nach angezeigten
Memoires sind später zusammen als besonderes Werk im Buchhandel
erschienen. — Während die vorgedachten Abhandlungen Payen's
eigentlich einer frühern Zeit angehören und nur im Jahre 1846 pu-
blicirt wurden, legte derselbe Verfasser zwei neue in Gemeinschaft
mit Hrn. de Mirbel bearbeitete: Memoires sur la composition et la
structure de plusieurs organismes des plantes am 30. März 1846 der
Academie der Wissenschaften vor, wovon ein Auszug im 22sten Bande
der Comptes rendus hebd. des seances de l'Academie des sciences
p. 559—567 und im 5ten Bande der 3ten Reihe der Annales des scien-
ces naturelles. Paris 1846. p. 167 — 176 erschien. Einen Auszug aus
dem „Extrait" der Comptes rendus gab alsdann die Zeitschrift Flora
1846. p. 413 — 416; während sich in Froriep's Neuen Notizen Bd. 37.
p. 340— 342 und Bd. 39. p. 321— 326, ein anderer kürzerer Auszug aus
dem Institut No. 639. 1. Avril 1846 und den Comptes rendus 1. c. ent-
lehnt, findet. Bereits oben p. 239 gedachten wir dieser Abhandlung
und wir haben daher "hier nur nachzutragen, dass die von den Verf.
noch nicht vollständig veröffentlichte Arbeit eigentlich in zwei Me-
moires zerfällt, die sich beide die chemische Zusammensetzung und
Structur einiger Pflanzenorgane (besonders der Blätter und jungen
Zweige) in verschiedenen Entwicklungsperioden zur Aufgabe gemacht
haben und speciell darthun, dass die chemische Analyse überall mit
der Anatomie der untersuchten Organe übereinstimmt.
In derselben Sitzung ersuchte Gaudichaud die Academie sofort,
ihm zu gestatten, die von Mirbel und Payen ausgesprochenen An-
sichten zu beleuchten. Schon am 20. April hielt er Wort, indem er
folgende Abhandlung vortrug: „Premiers remarques sur les deux
Mem. de MM. Payen et de Mirbel relatifs ä l'organographie et la'
Physiologie des vegetaux" in Comptes rendus Tom. 22 p. 649 — 661.
Am Schlüsse der Sitzung entgegnete Payen, dass er alle jene seit
3 Jahren gemachten Beobachtungen und Untersuchungen dem Secre-
tariat eingereicht habe und das tableau synoptique sowohl dem Hrn.
Gaudichaud als der gesammten Academie zur Einsicht stände. —
Gaudichaud verlangte darauf die Veröffentlichung der chemischen
Analysen. — In der Sitzung am 27. April (ibid. p. 687) erklärte Payen
noch einmal, dass die synoptischen Tabellen zu Gaudichaud's Ein-
sicht im Secretariat niedergelegt seien , Gaudichaud aber keine Notiz
davon genommen habe. In der Sitzung vom 4. Mai trat darauf Gau-
dichaud wiederum, aber in sehr exaltirter Weise gegen Payen auf
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 3Q3
in einer „Reponse aiix observations de Mr. Payen faites dans la
seance du 27. Avril 1846" Comptes rendiis p. 717 — 724 — und dann
in den „Secondes remarques sur les deux Memoires de MM. Payen
et de Mirbel relatifs ä Porganographie et ä la physiologie des vege-
taux. Comptes rcndus Vol. XXIII. p. 169—179 und p. 235—244. Sui-
tes des secondes remarques u. s. w.
Auf diese durch Gaudichaud's ungezügelte Leidenschaftlichkeit
widerlich gewordene Controverse ausführlicher einzugehen, halten
wir hier nicht für gerechtfertigt. Wer an leidenschaftlicher Polemik
mehr Freude findet als wir, mag am angezeigten Orte das Weitere
nachlesen.
Zur Morphologie und Biologie der Wurzeln.
Trecul Reclierches sur Torigine des racines adventives.
In: Comptes rendus hebdomad. etc. Toni. XXII. p. 986. —
Flora 1846. p. 719 — 720. — Froriep's N. Notiz. Bd. 39.
p. 225—228.
Unter diesem Titel wurde des Verf. Arbeit am 15. Juni 1846 der
Pariser Academie vorgelegt, worüber die Commissare de Jussieu,
Brongniart et Richard Folgendes berichteten: 1. Die Adventivwurzeln
entspringen stets aus einer Zellgewebsmasse des innern Theils der
Rinde, oder am Ende eines oder mehrerer gegen denselben Punkt
convergirender Gefässbündel, oder seitlich von einem Gefässbündel,
oder an der Berührungsstelle zweier Gefässbündel oder endlich ge-
genüber von einem oder mehreren Markstrahlen. 2. Wo ein Mark-
strahl in die Rinde eintritt, entwickeln sich also keineswegs vorzugs-
weise Adventivwurzeln. 3. Die primitive Zellgewebsmasse besteht
aus 3 wesentlichen Parthieen: einer centralen, von verschiedener Be-
schaffenheit je nach der Pflanze; einer corticalen und endlich einer
apiculairen, dem Wurzelhütchen, pileorhize vom Verf genannt. 4.
Die Gefässe entstehen stets dicht am Gefässsystem des Stengels
(tige). 5. Der Centraltheil der Nebenwurzel ist anatomisch eben so
zusammengesetzt, als der Theil, aus welchem sie entspringt; gefäss-
haltig bei Aspidium Filix mas; markig bei Valeriana Phu; holzig bei
Pothos violacea, beim Roggen, Hafer; den Markstrahlen ähnlich
beim Geisblatte. 6. Bei verschiedenen Pflanzen z. B. Nuphar lutea,
Aspidium Filix mas, Salix viminalis, rubra, helix, Lambertii etc.
giebt es ganz bestimmte Stellen, an denen sich Wurzelknospen oder
latente rudimentaire Wurzeln entwickeln.
Der Verf. publicirte darauf selbst unter dem Titel „Extrait d'un
Memoire intitule: „Recherches sur Torigine des racines" eine etwas
ausführlichere Arbeit im 5ten Bande ( 3te Serie) der Annales des
Sciences naturelles p. 340 — 350, die jedoch im Ganzen dasselbe ent-
hält, was die Commission in den Comptes rendus veröffentlichte,
daher wur nicht noch einmal darauf eingehen.
304 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Link Vntersuchungeti über den Bau der Rhaharhertvur-
%eln. Neue Jenaische Literaturzeitung 1846. p. 226. — Flora
1846. p. 303.
In der Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde am 20.
Januar 1846 sprach sich Hr. Link über die achte Rhabarberwurzel
dahin aus, dass diese sich nicht durch den anatomischen Bau von
dem unwirksamem von Wallich aber für acht angesehenen Rheum
Emodi unterscheide, sondern durch die Menge derjenigen Zellen,
welche den gelben medicinisch- wirksamen Stoff führen; letztere sind
nämlich bei der in den Gärten cultivirten RhabarberpfUnze in viel
geringerer Anzahl vorhanden. Der Vortragende schliesst seine inter-
essante Mittheilung mit der sehr beachtenswerthen Bemerkung „viel-
leicht könnte die Gultur dieser Pflanzen an sonnigen Orten die Menge
dieser Zellen vermehren und die Wurzel wirksamer machen."
Link Veher die Einimpfungen der Wurzeln in einander.
Flora 1847. p. 131.
In der Sitzung am 15. December der vorhin gedachten Gesell-
schaft führte Hr. Link ein überzeugendes Beispiel von Einimpfung
einer Wurzel in die andere an. „Zwei Mohrrüben (Daucus carota)
waren so in einander gewachsen, dass der Zweig der einen Wurzel
an der andern aufsass, innerlich aber die Gefässe des Holzes, das
Zellgewebe der Rinde und des Markes ohne alle Unterbrechung und
Verschiedenheit in einander übergingen." Göppert's Erklärung von
der üeberwallung abgehauener- Tannenstöcke findet, in dieser Beob-
achtung eine neue Unterstützung.
* Bouchardat Recher ches sur les fonctions des racines.
Les plantes placees dans une dissolution contenant plusieurs
suhstances ahsorhent-elles preferahleinent certaines suhstances a
d'autres? Experiences sur cette question. In: Comptes rendu.s
hebdoiri. Tom. XXII. p. 940— 942. — Flora 1846. p. 538-^539.
Nach Th. de Saussure's Versuchen an Polygonum Persicaria und
Bidens cannabina, wonach die erstere Pflanze aus einer gemischten;
Lösung 2 Theile salpetersauren Kalk und 15 Th. salzsaures Ammo-
niak aufnahm, musste man annehmen, dass die Pflanzen diese oder
jene Substanz vorwiegend aufzunehmen im Stande seien, während
sie andere weniger leicht absorbirten, — Bouchardat, welcher Saus-
sure's Versuch wiederholte, kam jedoch zu einem andern Resultate :4
1 Gramme schwefelsaures Natron, 1 Gramme Chlornatrium wurden
in 1 Litre Wasser gelöst und in die Lösung eine Pflanze von Poly-
gonum Persicaria so lange gesetzt, bis die Hälfte absorbirt war. Bei
der Untersuchung der rückständigen Flüssigkeit fand der Verf. merk-
liche Quantitäten von Kalksalzen, die in der Lösung zuvor nicht
enthalten waren und daher nur von der Pflanze ausgeschieden sein
konnten. Um nun die Quelle dieser hinzugebrachten Körper zu ent-
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 305
decken, brachte Boiichardat eine Mentha aquatica in ein Gefäss mit
destillirtem Wasser, erneuerte dies so oft und so lange, bis eine
Reaction auf irgend ein Salz nicht mehr erfolgte, und gab dann erst
die von Saussure angewandten Verbindungen in das Wasser, wor-
auf die Wurzeln alle Salze in gleichen Verhältnissen
aufnahmen. Im Wasser schwimmende Wurzeln absorbiren eben-
falls alle gelösten Substanzen, aber die Excretionen derselben können
wesentliche Differenzen erzeugen. Bouchardat sucht demnach durch
Excretion (Exosmose) das zu erklären, was Th. de Saussure durch
die Endosmose erklären zu müssen glaubte.
Zur Morphologie luid Biologie der Stengel.
Wahlberg En rotknöls ütveckling utan jord, fuktigliet
och Ijus. In: Öfversigt af Kongl. Vetenskaps-Akademiens
Förhandlingar. Stockholm, 1846. p. 237.
Dr. Jegerstedt sandte eine Kartoifelstaude an die Königl. Akade-
mie der Wissensch. zu Stockholm, welche ohne Licht, Feuchtigkeit
und ohne Erde auf einer Ziegel in einem Gebäude sich entwickelt
hatte. Der Stengel war nach Wahlberg's Mittheilung kaum 2" lang
mit schuppenartigen Blättern und trug an Stolonen eine grosse Anzahl
erbsengrosser Knöllchen. Die Pflanze war begreiflicher Weise ganz
farblos. (Ref. und Prof. C. H. Schultz haben diese Beobachtung viel-
fach selbst zu machen Gelegenheit gehabt und können das Faktum
vollkommen bestätigen. Der ganze oberirdische Stock war mit Knöll-
chen dicht besetzt, die, wenn sie aus blauen Mutterknollen entstan-
den waren, so auch viele pigmentirte Zellen von schön rother bis
violetter Farbe führten.
Dassen Untersuchungen über die verschiedenen Theile,
welche den Stengel lilden. In: Tijdschrift voor natuiirlijke
geschiedenis en physiologie, twaalfde deel 1. Stuck 1845.
p. 51 — 76. Uebersetzt in Froriep's Neuen Notizen Bd. 39.
1846. p. 49—55 und p. 65-71.
Ein junger Hollunderzweig, wie er zu Anfang Juni organisirt ist
dient dem Verf. als Paradigma. Er erkennt in diesem einjährigen
Triebe 5 verschiedene Theile, von denen -primäre Holzbündel, pri-
märes Mark und ursprünglicher (primärer) Bast überall, dagegen
Holzscheide (secundaires Holz) und secundairer Bast mit Bündeln, nur
in dem ältesten Theile des Zweigs angetroffen werden. Die strenge
Unterscheidung dieser primairen und secundairen Gebilde ist selbst
„dem scharfsichtigen Auge eines Mohl und Schieiden entgangen, wes-
halb es denn auch diesen beiden Gelehrten ebenso wenig, als ihren
Vorgängern gelungen ist, den Bau und die Wachsthumsweise des
Stengels kennen zu lehren." Hören wir demnach wie unser Verf.
die „Verwirrung" der Stengelapparate entwirrt. Mark ist ihm alles
Archiv f. Naturgesch. XIII. Jahrg:. 2. Bd. U
3Q6 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Zellgewebe, welches im Innern der Stengel sich befindet, ohne Rück-
sicht ob es im Palmbaum oder der Fichte vorkommt Jede andere
Bestimmung des Begriffs: Mark, gehört in das ,,Chaos von nutzlosen
und kindischen Lehren , aus denen das Gute herauszusuchen eine un-
dankbare Arbeit ist,"
Das primaire Holz ist im Blattstiele, dem Stengel und dem Wür-
zelchen immer schon vor dem Zellgewebe vorhanden. Das Holz-
bündel, welches nach einer entstehenden Knospe hingeht, enthält an-
fänglich durchaus kein Mark, „sehr bald jedoch entwickelt sich dieses
im Innersten des Bündels, wodurch es, zu einer gewissen Entwick-
lung vorgeschritten, einen Cylinder bildet. Nun entwickelt sich zwi-
schen der Wand des Cylinders an 5 Stellen ein ähnliches Zellgewebe
(d.h. bei der Knospe der Eiche), wodurch das ursprüngliche Bündel
in 5 Bündel getrennt wird. Kommt nun die Knospe zur Entwicklung,
so verlängern sich die Bündel, während ihre Bestandtheile an Zahl
zunehmen. Die Markzolle vergrössert sich ebenfalls, während zur
selben Zeit neue Zellen entstehen. Dieses Wachsthum findet Statt
von innen nach aussen, so dass erst die inwendigen Zellen vollkom-
men auswachsen und später die äussersten, die öfters sogar viel
kleiner bleiben." Deshalb werden auch manche Pflanzen hohl. Bil-
det sich kein secundaires Holz, so nehmen die äussersten Zellen,
nachdem die innersten vollendet sind, im Wachsthum zu, wodurch
der Umfang des Markes zunimmt. Durch diese Art des Wachsthums
der Markzellen wächst der Stengel vorzugsweise in die Dicke. „Mark
ist deshalb ursprünglich eine Vegetation von parenchymatösem Zell-
gewebe in der Mitte von primairem Holze, wodurch dieses
in Bündel getrennt wird." Zur Prüfung dieser Thatsache empfiehlt
der Verf. die rothe Rübe. Auch ist Verf. nicht der Meinung, dass
das Mark immer absterbe, vielmehr enthalte es bei verschiedenen
Gewächsen sehr verschiedene Substanzen in seinen Zellen.
Das primaire Holz besteht (z. B. bei der keimenden Eiche) ur-
sprünglich aus einem Bündel, welches durch die Vegetation des Mar-
kes sich in 5 Bündel spaltet, die nach oben theilweise in Blätter
auslaufen und theilweise in die winkelständigen Knospen eindringen,
wo sie denselben Entwicklungsprocess durchmachen, wie das ur-
sprüngliche Bündel; dies geht ins Unendliche fort, d. h. es ist das
Holz nach oben einer endlosen Entwicklung fähig. — Ein ähnlicher
Vorgang findet in Würzelchen statt. Aber nicht alle Pflanzen haben
wie die Eiche eine so ,,un bestimm te Entwicklung," — Eine
andere Reihe von Gewächsen hat eine „bestimmte Entwick-
lung"; d. h. das Stengelbündel giebt in der Regel einer bestimmten
Zahl von Blättern und Würzelchen, Bündel ab; so z. B. Plantago
major, wo jede der Hauptadern des Blattes ein Stengelbündel ist,
das in ein Würzelchen endigt. Das primaire Holz wächst vorzugs-
weise in die Länge und „scheint das Wachsthum in dieser Rich-
tung zu verursachen", so wie das Wachsthum des Markes, das Wachs
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 307
thum in die Breite bedingt. Auf der vor sich gehenden oder unter-
bleibenden Spaltung des primairen Holzes (Holzbündels) durch das
Mark beruhen die einfachen Blätter der Coniferen, so wie so viele
eigenthümliche Cacteenformen.
Die Coustruction des primairen Holzes (Holzbündels) anlangend,
so besteht dasselbe theils aus verlängerten, an den Enden zugespitz-
ten oder abgestutzten (Coniferae, Cycadeae) Zellen, oder es finden
sich mit diesen Zellformen: Spiral- und Ringgefässe. In den Mono-
cotylen erlangt das primaire Holz seine grösste Entwicklung. Bei
den Dicotylen vertheilt es sich dagegen leichter und vielfältiger an
den Enden in verschiedene Theile, Blätter und Zweige, Dornen etc.
Der primaire Bast „ist blos eine Lage Zellgewebe, die anfänglich
die einzige Hülle des Stengels ausmacht und dieses auch bei einigen
krautartigen Dicotylen und vielen Monocotylen stets bleibt, aber bei
unsern gewöhnlichen Baum- und Straucharten später ganz von se-
cundairem Baste umgeben wird.
Das secundaire Holz und der secundaire Bast entstehen zwischen
dem primairen Bast und primairen Holz und Mark. Während das
primaire Holz einer jeden Gefässpflanze zukommt, fehlt zuweilen das
secundaire Holz in einzelnen Pflanzen und erscheint überhaupt nur
in Stengeltheilen, deren primaire Organe vollendet sind. Entkleidet
man einen Zweig von seinem Baste im Juni, so findet man das weiss-
gelbe secundaire Holz auf den grünen primairen Bündeln. Der Saft
dieser secundairen Holzzellen enthält Gummi, Harz und Zucker. —
Die Form dieser Zellen ist anfangs blasenförmig, später verlängern
sie sich, spitzen sich zu und platten sich später ab, während im In-
nern der Zelle eine Verdickungshaut oder eine aus ihr entstandene
Faser sich abgelagert zeigt. Diese sogenannten verholzten Zellen
geben nun kein Gummi und Zucker mehr, sondern diese Substanzen
sind in Lignin umgewandelt. Das secundaire Holz ist somit der un-
beschränkten Vermehrung fähig, während das primaire Holz sich nie
vermehrt. Im secundairen Holze, welches sich zwischen Bast und
Markscheide legt, finden sich weder Spiralgefässe, noch ringförmige
Gefässe, sondern die andern Gefässarten! Ferner führt nur das se-
cundaire Holz Markstrahlen: das secundaire Holz ist es endlich,
welches bei der Fortführung, der von den Wurzeln aufgenommenen
Flüssigkeiten im erwachsenen Pflanzenindividuum die primairen Holz-
bündel des jungen Individuum vollständig ersetzt.
Soweit die vorliegende Abhandlung, die wie es scheint, nur ein
prodromus einer grössern sein soll. Die mannigfachen neuen An-
schauungen des Verf., denen wir unsere beifällige Zustimmung nicht
versagen, werden zweifelsohne der ferneren Prüfung nicht entgehen,
wenigstens verdienen sie es, geprüft zu werden.
Dutrochet Note sur les tiges , qui descendent vers la
terre comme des racines. Annales des sciences naturelles
308 Munt er: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Tom. V. p. 24. Auch Froriep's N. Notiz. Bd. 38. p. 211 und
Comptes rendiis hebdoinad. Tom. XXI. 1. Decbr.
Dass winkelständige Zweige einiger monocotylen Wasserpflanzen
gleich Wurzeln in den Boden treiben, ist bereits hinreichend be-
sprochen. Bei Dicotylen war ein solches Verhalten noch nicht hin-
reichend bekannt, es sei denn, dass man die Stolonen der Kartoffel
dahin rechnen wollte, während die Stämme von Gloriosa superba
horizontal und zwar unter der Bodenoberfläche sich entwickeln, so
wie es die Stolonen der Erdbeere auf der Bodenoberfläche oder die
Rhizome der Nymphaeen unter Wasser aber auf der Bodenoberfläche
thun. Ein Beispiel von abwärts treibenden Stengeln aus der Reihe
der Dicotylen gewährt nach Dutrochet: Epilobium molleLam., wenn
es feucht und beschattet wächst. Der abwärts treibende Zweig hatte
eine Länge von 3 Zoll und war sehr dick, nämlich 4— 5 mal so dick,
als die übrigen Zweige. Diese Zunahme in die Dicke rührte von
der Rinde her. Dutrochet knüpft hieran noch die Bemerkung, dass
das Vorherrschen des Rindensystems die allgemeine Vorbedingung
des Herabsteigens der W^irzeln und Stengel sei und erörtert diese
Ansicht in einer Weise, der wir unsere Zustimmung nicht geben
mögen, indem die Voraussetzung schon an sich, auf einem Einzigen,
durch besondere Umstände herbeigeführten, Vorkommniss beruht und
andere Beispiele noch fast gänzlich fehlen.
Durand Su?' V Organisation en diametre des vege'taux par
descension. Comptes rendus hebdoniad. Vol. XXII. p. 965.
Zur Unterstützung der vielbesprochenen Gaudichaud'schen An-
sichten über das Wachsthum der Pflanzen, namentlich seiner Theo-
rie der „merithalles" theilt Durand Hr. Gaudichaud 3 Beobachtungen
mit, die er machte, als er mit Manoury die Bildung der Holzringe
dicotyler Pflanzen zu erforschen bemüht war. Die erste Beobach-
tung dreht sich um eine Linde, auf welcher eine Silberlinde aufge-
pfropft war, die zweite um einen Cercus peruvianus var. monstrosus
DC. , auf welcher Echinocactus Eyriesii Turp. gepfropft war; die
dritte um den Ringelschnitt einer Pereskia bleo H. B. et Kth. , wo
Wurzelfasern aus dem obern Schnittrande und zwar aus der Cam-
bialschicht des Holzes hervortrieben. Die Thatsachen sind weder
neu, noch beweisend.
Carl N ä g e li Ueber das Wachsthum des Gefässstammes.
In: C. Nägeli's und M. J. Schleiden'.s Zeitschrift für Wissen-
schaft). Botanik. Zürich 1846. Heft 3. 4. p. 129—152.
Ausgehend von Unger's Ansichten über das Wachsthum der Ge-
fässpflanzen sucht der Verf. Eingangs zu erweisen, dass, wenn jene
Ansichten richtig wären, das Blatt der Monocotylen die obern Theile
der Gefässbündel des Stammes enthalten müsste, während es bei
den Gefässcryptogamen und Dicotylen eigene und vollständige Ge-
fässbündel besitze, somit folglich das Blatt und dann auch der Stamm
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 309
der iMonocotylen einerseits, bei Dicotylen und Gefässcrj^ptogamen
andererseits -svesentlich verschieden sein müssten, was aber nicht
eben wahrscheinlich sei. Zur Ermittelung des wahren Sachverhält-
nisses legt sich der Verf. 2 Fragen vor, nämlich 1. woher kommen
die zu den Blättern gehenden Gefässbündel und 2. wie verhalten sie
sich zu den Gefassbündeln des Stammes. Zur Beantwortung dieser
Fragen unterwarf er die Gefässpflanzen mit wahren Blättern (Lyco-
podien, Equiseten, Mono- und Dicotylen) einer ausführlichen Unter-
suchung, die zu folgenden Resultaten führte:
1. Es entstehen keine neuen parallelen Gefässbündel nach aussen
von den schon gebildeten; das Wachsthum der Gefässbündel in
die Dicke schliesst sich sogleich ab (Equisetum, Lycopodium).
2. Es entstehen keine neuen parallelen Gefässbündel nach aussen
von den schon gebildeten; das Wachsthum der Gefässbündel in
die Dicke dauert an ihrer äussern Fläche fort (die meisten Di-
cotylen).
3. Es entstehen neue parallele Gefässbündel nach aussen von den
schon gebildeten; das Wachsthum der Gefässbündel in die Dicke
schliesst sich sogleich ab (die meisten Monocotylen).
4. Es entstehen neue parallele Gefässbündel nach aussen von den
schon gebildeten; das Wachsthum in die Dicke dauert an ihrer
äussern Fläche fort (Pisonia).
Es giebt sonach 4 verschiedene Wachsthumsarten des mit
Laubblättern besetzten Stammes, die sich jedoch nicht durch das
terminale Wachsthum der Gefässbündel , sondern durch das Wachs-
thum der Gefässbündel in die Dicke unterscheiden. Eine Vegetatio
terminalis ist im eigentlichen Sinne des Worts nur denkbar für das
Wachsthum der Zellenäste oder der Zellenreihen, Bei allen Organen
findet sich aber das peripherische Wachsthum mit dem terminalen
vereint. Zur Erläuterung der Details ist der Abhandlung eine Tafel
(Taf. V.) beigegeben.
Göppert Ueber das Ueberwachsen der Baumstumpf e ab-
gehauener Tannen mit neuen Höh- und Rindelagen. Inn : Be-
richt über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen
der Königl. Preuss. Akad. der Wiss. zu Berlin. A. d. Jahre
1846. p. 312—314. c. tab.
Im Mai 1843 wurde am Zobtenberge eine 60 — 80' hohe Weiss-
tanne gefällt, die mit 3 grösstentheils schon überwallten Weisstan-
nenstümpfen durch ihre Wurzeln in innigster Verbindung stand
oder schon vollständig verwachsen war. Am 19. April 1846 also
nach 3 Jahren ergab sich bei der angestellten Untersuchung, dass
die überwallt gewesenen Stümpfe abgestorben waren und sich nur
noch in einigen Hauptwurzeln des im Jahre 1843 gefällten Stammes
einiges Leben zeigte. Mit Recht führt der Verf. diesen Versuch als
einen schlagenden Beweis seiner früher aufgestellten, von H. Hartig
310 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
bekämpften Theorie an, dass nämlich die Nahrungsquelle für die
üeberwallungen nicht in der Reservenahrung der abgehauenen Stöcke
liege, sondern in frisch vegetirenden, mit den Wurzeln der gekapp-
ten Stöcke verwachsenen Stämmen. Als besonders erwähnenswerth
führen wir einen andern Versuch desselben Verf. an, aus welchem
sich ergiebt, dass die üeberwallungsschichten den Jahresringen con-
gruent sind, indem ein der üeberwallung willen abgehauener Stamm
nach 3 Jahren genau 3 üeberwallungsschichten unterscheiden liess.
Warum das üeberwallungsvermögen bei Weiss- und Rothtannen
in so besonderem Grade ausgebildet sein mag, ist freilich schwer zu
erklären; Erlen z. B., deren Wurzeln man so häufig aufs Innigste
verschmolzen findet, zeigen nämlich keine üeberwallung der abge-
hauenen Stümpfe; dagegen glaubt sich Ref. zu der Ansicht berech-
tigt, die Anfänge der üeberwallung bei abgehauenen italienischen
Pappeln, Rüstern und Rosskastanien annehmen zu können. Die
Ueberwallungsraassen bilden nur gar zu rasch Knospen und hindern,
wie es scheint, dadurch die vollständige üeberwallung des abge-
hauenen Holzkörpers.
H. R. Göppert Uehei' die Veberivallung der Tannen-
Stöcke. In: v. Mohl und v. Schlechtendars botan. Zeitung
1846. p. 505-514.
Diese umfangreichere Arbeit bildet gleichsam ein Resume der
vom Verf. bis dahin gemachten Gesammt-Erfahrungen über die üeber-
wallungserscheinungen. Mit dem Namen üeberwallen bezeichnet der
Verf. die Bestrebung der Natur," Verwundungen und Verletzungen
bäum- oder strauchartiger Gewächse, deren Holzsubstanz von der
Rinde entblösst oder selbst ein Theil derselben entfernt ward, durch
Ergänzug neuer Substanz zu heilen oder die dadurch entstandenen
Lücken auszufüllen. Dieser Begriffsbestimmung reihen sich die üeber-
wallungserscheinungen an, die der Verf. an baumartigen, mit beblät-
terten Zweigen versehenen, Gewächsen zu beobachten Gelegenheit
fand und endlich folgt eine Erläuterung der an Pinus Picea L. und
Pinus Abies L. statthabenden üeberwallung blatt- und zweigloser
Stümpfe, bei welcher Gelegenheit der Verf. seine eigenen und die
Beobachtungen anderer Forscher umständlicher historisch und na-
mentlich in Rücksicht auf das Prioritätsrecht erläutert, schliesslich
aber auch der von Hrn. Hartig vorgetragenen Theorie mit den schon
oben p. 309) angeführten durchaus schlagenden Beweisgründen ent-
gegentritt.
Während die angeführten Fälle zu den seltenen auftretenden
Phänomenen gehören, zeigte Ref. den in Kiel versammelten deut-
schen Naturforschern und Aerzten im September 1846 normale üeber-
wallungserscheinungen an den im Querschnitt freiwillig sich ablösen-
den Fruchtstielen der Rosskastanien. Dieser Vorgang unterscheidet
sich von der vorhin angeführten von Hrn. Göppert zuerst wissen-
schaftlich erläuterten üeberwallungserscheinung dadurch, dass wäh-
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 311
rend im letzten Falle der Stammquerschnitt von ringsum hervorquel-
lenden Schichten überdeckt wird , der sua sponte erfolgte Stamm-
querschnitt der Rosskasianie in seinen obersten Zellschichten erstirbt
und unter dieser erstorbenen trocken gewordenen Decke ein neuer
Zellbildungsprocess der Art stattfindet, dass sich unterm Schutz der
abgestorbenen aus verschiedenen Elementen bestehenden Decke: Holz,
Bast und Rinde vollständig neu erzeugen, doch so, dass die Längs-
axen der Zellen der horizontalen Schnittfläche parallel sind.
Im Anschluss an diese Mittheilung Seitens des Ref. legte Herr-
Nolte einen Buchenstamm vor, welcher im Jahre 1837 zu Düstern-
brook gefällt und 200 Jahr alt, 5 — 6" tief im Holze, einen Namen
mit der Jahreszahl 1726 deutlich erkennen Hess. Dieses Schild war
überwallt und in der üeberwallungsschicht liessen sich HO Holzringe
zählen, was für die Identität der Holz- und Jahresringe allerdings
einen definitiven Beweis lieferte. S. Amtlicher Bericht über
die 24. Versammlung deutscher Naturforscher undAerzte
in Kiel im Septbr. 1846. Herausgegeben von G A. Michalis
und H. F. Scherk. Kiel 1847. 4. p. 201-203. — Auch Jenaische
Literaturzeitung 1846. 4. p. 1037.
Dassen Untersuchung über die Saftbewegung in de7i
Pßan%en. Im: Nieuw Archief voor binnen- en buitenlandsche
geneeskimde in hären geheelen omvang. I. Jaargang. 2. Stuk.
1845. Uebers. in Froriep's N. Notiz. Bd. 39. p. 129 und 145.
Ohne sich auf theoretische Betrachtungen über die ursächlichen
Momente der Saftbewegung einzulassen, zieht es der Verf. vor, das
Phänomen selbst noch genauem Studien zu unterwerfen und zwar
sowohl in Rücksicht auf die Bodentemperatur, der. besonders trei-
benden Kraft, als auch in Rücksicht auf die Organe, welche er bei
dem Saftsteigen als vorzüglich betheiligt erachtet. — Nachdem der
Verf. Eingangs die Pflanzen, von denen ein Ausfliessen der rohen
Säfte bekannt ist, angeführt hat, geht er ausführlicher zu dem von
Haies, Duhamel, Mirbel, Chevreuil u. A. studirten Saftausfluss des
Rebstocks über, wo eine, stärker als der Luftdruck wirkende vis a
tergo in bekannter Weise messbar wird. Während der Saft des
Weinstocks mit einer Kraft emporsteigt, die den Druck einer 14 Ellen
hohen und der Dicke des blutenden Zweiges adäquaten Wassersäule
oder einer Quecksilbersäule von 1 niederl. Elle Länge übertrifft, ist
diese Kraft bei der Birke noch nicht so gross, dass sie einer Queck-
silbersäule von 0,5 niederl. Elle das Gleichgewicht hielt. Ja bei der
Hagebuche ist sie noch geringer und in allen 3 Fällen überhaupt nur
eine auf den Frühlingsanfang fallende Erscheinung, die jedoch auf
das Ausbrechen der Knospen keinen Einfluss hat, indem Saftentzie-
hung eine ungleiche Entwicklung der Knospen nicht zur Folge hat.
Verf. zieht hieraus den Schluss, dass „das Ausfliessen der Säfte im
Frühlinge aus einer überflüssigen Masse derselben hervorgehe" und
312 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
„diese Kraft mehr Feuchtigkeit liefern kann, als die Knospen ver-
brauchen." Mithin ist „das Bluten der Bäume keine für sich be-
stehende Erscheinung, sondern nur ein gewöhnliches, aber vermehr-
tes Aufsteigen der Säfte, das keinen Zweck erfüllt, aber die Folge
einer besondern Entwicklung ist." — Sodann zur experimentellen
Lösung der Frage übergehend, „wo ist die Kraft zugegen?" findet
sie der Verf. im Stengel, der Wurzel und den Blättern. — Der
Stengel befördert das Eindringen der Säfte in die Blätter nicht, son-
dern verhindert vielmehr dasselbe. Aus Versuchen an Nymphaeen
ermittelt der Verf. sodann, dass in den Wurzeln allein die auftrei-
bende Kraft enthalten sei. Zum Beweise dessen stellte Verf. sodann
Versuche an, um den Einfluss festzustellen, welchen die Luft- und
Bodenwärme auf die Saftbewegung ausübt. Aus seinen 16tägigen
(3 mal täglich angestellten) Beobachtungen zieht Verf. den Schluss,
dass die Bodentemperatur von überwiegend grösserer Bedeutung ist,
als die Lufttemperatur. Die Höhen der Quecksilbersäule der gleich-
temperirten Tage durch die Anzahl der Tage getheilt, ergeben, dass
die Quecksilbersäule über pari stand bei einer Temp. von
40» C 0,070
42« „ 0,053
44° „ 0,065
450 „ 0,146
46» „ 0,153
47« „ 0,213
48«» „ . . . ^. . . . 0,240.
Es nahm also die auftreibende Kraft in dem Maasse zu, in wel-
chem die Bodentemperatur stieg, und es erweist sich hieraus aber-
mals, dass die Wurzeln dem Stengel nicht nur Säfte mittheilen, son-
dern dieselben auch in vielen Fällen noch in die Höhe treiben. Nach
Erledigung dieser Zwischenfrage geht der Verf. endlich auf die Blät-
ter über. Die Blätter üben eine anziehende Kraft, entleeren die
Stengel und verursachen eine erneuerte Anfüllung dieses Theils. Diese
Kraft prüfte der Verf. im Anfange des Monats Juni, indem er 2 jäh-
rige Zweige mit allen ihren Blättern in eine mit Wasser gefüllte
Röhre stellte, die in eine, auf dem Boden mit Quecksilber bedeckte
Flasche gesetzt war. Sowohl Rohr als Flasche, als auch Rohr und
Zweig wurden luftdicht geschlossen, und der Apparat in einem der
Sonne nicht zugänglichen Räume aufgestellt. — Das Quecksilber stieg
in der Röhre bei Anwesenheit eines Zweigs von
Betula nana 0,240 Ellen (niederl. M.)
Crataegus oxyacantha 0,210 „
Prunus domestica . . 0,125 „
Fagus silvatica ... 0,115 „
Corylus avellana . . 0,060 „
Salix amygdalina . . 0,030 „
Pirus communis . . 0,025 „
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 313
Ribes rubrum .... 0,025 Ellen
Sambucus nigra . . . 0,010 „
Vitis vinifera .... 0,000 „
Verf. schliesst hieraus, dass die Blätter nicht nur einen wesent-
lichen, sondern in vielen Fällen einen Einfluss auf die Saftbewegung
üben, der zu der Ansicht berechtige, dass die Blätter mit derselben
Kraft Feuchtigkeiten an sich ziehen, mit der die Wurzeln sie in die
Höhe treiben. Vermittelst welcher Kraft diese Organe die Säfte
ziehen und treiben, ist schwer anzugeben. Es steht nur so viel fest
dass im Frühling die Kraft am stärksten ist, dass aber in dieser Zeit
das Wachsthum der Wurzeln am stärksten ist, und während im
Spätsommer, wo das Wurzelwachsthum nachlässt, das Aufsteigen
der Säfte sich mindert. Dasselbe trifft bei den Blättern zu und so
glaubt der Verf. , „dass die Saftbewegung mit dem Wachsen der Wur-
zeln und Blätter in Verbindung stehe."
Die zweite Abtheilung der oben angeführten Dassen'scheii
Abhandlung ebenfalls in Froriep's N. Notizen Bd. XXXIX.
p. 145 von Dr. van Nes initgetheilt, betriflft den Einflu.ss des
secundairen Holzes auf die Saftbewegung.
Ein ins Wasser gestellter mehrjähriger beblätterter Zweig ver-
dorrt sofort, während jüngere beblätterte Triebe mehrere Tage
leben. Verf. zieht aus dieser Thatsache den Schluss, dass das se-
cundaire Holz an und für sich nicht die Eigenschaften besitzt, Säfte
den Blättern zuzuführen, sondern dass die treibende Kraft in andern
Theilen liegt, wie im vorigen Artikel angegeben wurde. Zur Be-
stimmung der Kräfte, die das Saftsteigen im secundairen Holze be-
wirkt, untersuchte Verf. nahe an 100 verschiedene Pflanzen, indem
er Wasser vermittelst einer Quecksilbersäule in dieselben hineinzu-
pressen versuchte. Es ergab sich, dass die Saft treibende Kraft ver-
schiedener Baumsorten in sehr verschiedener Weise dem von der
Quecksilbersäule ausgeübten Drucke Widerstand leistet. Während
das Quecksilber um 0,0> Elle in 1 Minute beim W^einstocke sank
fand dasselbe bei Pinus balsamea erst nach 400 Minuten statt; bei
Pinus silvestris dagegen schon nach 15 Minuten; bei Juniperus com-
munis in 35; bei Juniperus Sabina erst nach 90 Minuten. — Verf.
suchte sich danach die Fragen zu beantworten : Vermehrt sich die
Schnelligkeit des Saftsteigens in gleichem^ Verhältnisse zur Wurzel-
kraft? Welcher Unterschied besteht bei dem Aufsteigen der Säfte
zwischen jungem und altem Holze? Wie verhält sich bei der Be-
wegung der Säfte das lebendige secundaire Holz im Vergleich mit
todtem? Endlich wie verhalten sich beim Steigen des Saftes im
Hauptstamme die Seitenzweige? — Die Angabe der Fragen möge für
unsern Zweck genügen, indem die Mittheilung der auf vielfache Zah-
lenangaben begründeten Antworten fast unabweislich zu einem voll-
ständigen Abdruck der fleissigen und interessanten Abhandlung führen
würde.
AiA Miiutcr: n<'ri<-.lit iiUvi tli«' liCiHlun^on im (jcbicic der
ii IVh'tl riiiiis JCinif^e Ihobachlun^en übvr den Ihm der
lU^mmini. In: LimwKsi IHK». IM. XIX. Il(fft V. p. 5(>7— 5H'i.
Tal. VIII.
Diu cifj^fMitiiümlirlicn Al)w<'i< liiiM{2;un in d(.'r Bildung des Ilol/.kor-
pol"« Ixri oiiiif^on IropisclKfii banmai tip;('n Oowiich.s^^M i^alx'ii dein Voif.
V«'rnnla.s.siin(;, die in di(vs(!r Kii( ksic^hl, in(»liira(ln*.s Inti^icss«? darhie-
iijndr ()r(/anisalilaii' von Itit^nuni.i Miidloyana Kl. /u .studitMMi. i)«'r
llol/.koipcr «'riJwirkrJI, si(«h Ihm dirscr IMIaii/«' an 4 hrslinunlcn Sirl-
l«Mi in (^orin^cinn (iradc, al.s an den iihri^rn; d('niuii(j;<'a< li((;t lihMbt
d«;r Stamm rnnd , indem niimlicli slatt d(!r Molzbildinif^ «rinc üborwie-
l^rndo |{ind('nl>ildnii{]; cinliiH, dii> an Strilc des r(dilrnd(>n Ilol/körporH
dir Kliiri(> atisIVilll. An dirsc dnrcli eine liöclisl, sanbcrn Abbildniig
erliintoi'lo Abliaiidlitn^ reiht der Verf. di<^ von Jnssien an liif^'nonia
<'nprlatu anneslciilc nnd in «Jen Ann. d. He. T. XV. p. 'illl niederj^e-
\v.\f^U^. heolwuhlnni.' an nnd sehiiessl inil der von IVlirbel /nerst bekannt
^(nnaeliten llnter.snelinn^ peripluMiseber Il<>l/kae nnd .Sa|Mndaeoae.
Zur IV1 (> r |( li () I o^i o und Kiolo^ii^ der Hlältcr.
C. V,. V. Morrkiiii Zur hhitwicklunp^sfi;<'.srhi<'/ttr dr l'.ntwieklnn{<;sv<>r^iin(^e des (>i{|;(M)tliclien lUatteis,
d. Ii. l)arle{^nn|^ des änss<*rn nioi pboj(»{.^is(dien Proeesses «'inlaehcr
nnd /nsaninien{j;(rs«'(/ler niatlf?(\stalten dirolyler IMlan/en ist «ier Zweck,
welrlien i\vx Verl", in dieser seiner I'',rstlin(^sarbeit zn erstreben snchte.
— Zur Itealisinnifi seines Vorhabens bef;;innt der Verf. p. T) unter der
Hubrik „Cjl. 4!)),
di« Kntwicklung d(.'s •infachcn Blattes (p. 54), di«; Entwicklung de«
7.usainrnen{/e.S(;t/ten lilaMcs (|>. (JfJ) und zum Scliluss: di»; Entwick-
lung.sge.sr Bildung
der Blattfläche spielt., scheint von »b-m Verf. nicht scharf genug auf-
gefasst worden zu sein. Bef. J. -- Die zusammengesetzten Blätter
haben zwei Gestalten in ihrer Entwicklungsgeschichte aufzuweisen;
die eines einfachen, dann die eines gefiederten Blattes; dass die zweite
auch von der Knospenaxe auf gleiche Weise wie die erste erzeugt
wird, ist sehr unwahrsf heinlich. [Obwohl Ref. diesen letztern Zwei-
fel mit dem Verf. theilt, so ist er doch nicht der Ansicht, dass die
Genesis eines zusammengesetzten Blattes in der angegebenen Weise
aufzufassen s«;i. .Schon die Beoba<;htung rl'-r entwif:kelten Blätter der
Gleditsf hia triacanthos hatte die Anschamjngsweise des Verf. ändern
müssen! Bef. |. — Alle Theile des Blattes werden symmetrisch ange-
legt und jedes angelegte Blatt ist in Bezug auf die Axe ein symme-
trischer Körper. — Die Blättchen zusammengesetzter Blätter stehen
sich daher auch in der Anlage gegenüber. | Dr^sgleichen die Seiten-
rippen einfacher Blätter! lief. j. — Die Blattfläche «Mitwickelt sich
zuerst. Die Blattlamellen sind gleichseitige oder ungleif;hseitige Aus-
breitungen derselben | dieser Satz ist durchaus unklar. Bef J. — Die
Zähne und Kerben scheinen die Folge der^Entwicklung von bestimm-
ten Zellenreihen des Blattrandes zu sein; an ganz jungen Blättern,
bei denen die Blatthälften eb**n sich zu entwickeln anfangen, kann
man keine sichere Spur nachweisen. — Die Nebenblätter <\o.r Dico-
tyledonen erscheinen, durch die sehr bedeutende f>ängenentwicklung
des Blattstiels, als von d<'r Blattfläche getrennte besondere Orjfane
[Besondere Organe werden sie doch wohl nur erst durch den, zwi-
schen ihnen und dem später sich ausbreitenden Blatte entwickelten
Stiel, Stipulae sind ursprünglich: Gebilde derselben Bedeutung wie
316 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
die Blattlamellen, sie entstehen mit den Lamellen auf gleicher Basis,
trennen sich aber von den Lamellen durch den inzwischen nachwach-
senden Blattstiel und stellen dann erst besondere Organe dar. Ref.].
Wie immer auch wir diesen ersten literarischen Versuch des
Verfassers als ein rühmliches Zeugniss seines Fleisses und seines
Scharfsinns ansehen, so können wir doch nicht den Wunsch unter-
drücken, dass derselbe bei einer etwaigen zweiten Bearbeitung dieser
Schrift seine Forschungen auf einer breiteren Grundlage beginne und
namentlich auf die Grundtypen Rücksicht nehme, die sich im schwert-
förmigen, im acostalen und costalen Blatte aussprechen, sodann aber
auch die Aufmerksamkeit der von ihm sehr stiefmütterlich behandel-
ten Blattkeimwulst, d. h. der Anheftungsstelle des Blattes an die Axe
zuwende!
A. Grisebach Beobachtungen iiber das Wachst hum der
Vegetatio7isorga7ie in Bezug avf Systematik, Dritter Abschnitt.
Archiv für Naturgeschichte herausgegeben von W. F. Erichson.
Jahrg. XIL Heft 1. p. 1— 33.
Für diejenigen Leser, welche im Besitz dieses Archivs sind, be-
darf es wohl keiner Bemerkung über die angeführte Arbeit unseres
verehrten Collegen-, den Lesern aber, die sich nur im Besitz dieses
unsers Jahresberichts befinden, müssen wir nothgedrungen einige all-
gemeine Notizen zukommen lassen, damit sie vermöge dieses Berichts
im Stande sind zu beurtheilen, inwiefern die angeführte Arbeit ihr
Interesse berührt oder nicht. Der Hr. Verf. giebt hier den dritten
Abschnitt einer Reihe überaus mühevoller Untersuchungen über das
Wachsthum der Blattorgane, um für Systematik neue physiologi-
sche Grundlagen zu gewinnen. Die frühern eben dahin zielenden Ab-
handlungen befinden sich im 9. Jahrgange p. 267 und 10. Jahrgange
p. 134. Die vorliegende 3te Abhandlung handelt vom Phyllostrom,
der Primordial -Lamina des Vegetationspunktes, von welchem das
fernere Wachsthum vermittelst eines neuen Systems von Mutterzellen,
des secundairen Vegetationspunktes, ausgeht. — Dieses Phyllostrom
bildet den Ausgangspunkt der Untersuchungen und wird in den vom
Verf. also genannten Klassen der Protophyllarier und Deuterophylla-
rier, in Summa an 70 Pflanzen, nachgewiesen.
Carl Nägel i Veler das Wachsthum und den Begrifft
des Blattes. In: C. Nageli's und M. J. Schleiden's Zeitschrift
f. wiss. Bot. Heft 3 u. 4. Zürich 1846. p. 153—187. c. tab.
Analog mehreren andern Arbeiten desselben Verf., deren wir in
diesem Jahresberichte gedachten, ist auch die vorliegende dem An-
scheine nach, nicht dazu bestimmt, das wissenschaftliche Material
zu bereichern , sondern vermöge exaeterer Definitionen, geist-
reicher Deductionen und logischer Schlussfolgerungen,
die aus den Schachten der Natur mühevoll zu Tage geförderten Ma-
terien zum Aufbau einer streng philosophischen Wissenschaft geschickt
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 317
zu machen. — Sollten die in der Paulskirche gehaltenen Ciceronia-
nischen Reden in der That die ersehnte deutsche Einheit bewerk-
stelligen? Ref.
E. Frignet d'Autry, Essai sur Vhistoire de la Blasto-
genie foliaire , ou de la production des bourgeons par les feuil-
les. These de botanique pres. a la Faculte des sciences de
Strasbourg. Strasbourg 1846. 8vo. 41 S.
Die Abhandlung selbst ist dem Ref. nicht zu Gesicht gekommen,
sondern nur das im Jahrgange 1846 der v. Mohl und v. Schlechten-
dal'schen Botanischen Zeitung p. 667 — 669 gegebene Referat, aus
welchem ersichtlich, dass der Hr. Doctorandus eine Reihe von Knos-
penbildungen auf Blättern bespricht, von denen Referent ein Jahr
zuvor in der Botanischen Zeitung ebenfalls und ziemlich ausführlich
gesprochen hat, ohne für den französischen Autor geschrieben zu
haben. Dasselbe gilt von dem wahrscheinlichen Lehrer des H. Verf.,
nämlich dem Hrn. Prof. Kirschleger, welcher in den:
ISotices hotaniques par Fred. Kirsch leger ( Mennoires
de la societe du Museum d'histoire naturelle de Strasbourg.
Tom. lil. 1840—1846. Heft HI. 4to. p. 3).
unter vielen andern Artikeln auch die Knospenbildung auf den
Blättern von Cardamine pratensis abhandelt, und obschon er nach
seiner eigenen Angabe im Jahre 1845 seine Untersuchungen an-
stellte und erst 1846 niederschrieb und publicirte (!), dennoch der
Bekanntschaft mit des Ref. Arbeit (I.e.) nirgends Erwähnung thut.
Entweder kennen die Herren Franzosen in der That deutsche Arbei-
ten nicht, — dann wäre es wenigstens ihre Schuldigkeit, sich darum
zu bekümmern, — oder sie wollen sie nicht kennen — dann sollten
wir Deutschen füglich Gleiches mit Gleichem vergelten.
Link Ueher die ^tructur der Anectochüus - Blätter. In :
Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen.
Jahrgang 1846. No. 98. — Neue Jenaische Literaturzeitung
1846. p. 514. — Flora 1846. No. 26. p. 416.
In der am 26. April stattgefundenen Sitzung der Gesellschaft na-
turforschender Freunde zu Berlin wies Hr. Link durch eine vorge-
legte Zeichnung nach, dass die weissen Adern auf den Blättern von
Anectochilus aus warzenartigen, mit einer ungefärbten Flüssigkeit
gefüllten Zellen, die gelben dagegen aus flachen hellgelb gefärbten
Zellen bestehen.
Griffith Ueher den Bau der Schläuche und Stomaten der
Dischidia Rafflesiana. Neue Jenaische Literaturzeituug 1846.
p. 1086. — Flora 1846. p. 392.
Aus den von Griffith hinterlassenen Manuscripten kam am 20.
Jan. 1846 in der Sitzung der Linne'schen Gesellschaft zu London eine
318 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
unter vorhergenanntem Titel sich vorfindende Abhandlung zum Vor-
trage, in w^elcher der Verf. nachzuweisen sucht, dass der Deckel
nicht, vs^ie man gewöhnlich meine, das Blatt, und der Schlauch ein
modificirter Blattstiel sei, sondern dass die Schläuche als Blätter
zu betrachten seien, die durch Vereinigung der Ränder der Blatt-
fläche entständen. Zum Beweise dessen führt der Verf. an, dass die
Spaltöffnungen auf der Innern Schlauchoberfläche zahlreicher als auf
der äussern entwickelt seien.
R o b i q 11 e t Ueher die Structur der Aloeblätter , Journ. de
Pharm, et de Chimie 3""<^ Ser. Tom. X. p. 167—180. — Erd-
mann und Marchand Journal f. prakt. Chemie Bd. 39. 1846.
p. 169. — Flora 1847. p. 279- 280.
In einer grössern chemischen Abhandlung lässt sich der Verf.
auch auf einige anatomische Details über die Organisation der Aloe-
blätter ein, die wir jedoch nicht zu reproduciren gedenken. In der
Epidermis vermisst der Verf. z. B. die Spaltöffnungen und in den
aus weiten , mit einem schleimigen sauren Safte erfüllten Zellen [einer
fast breiartigen Masse sie!] unterscheidet derselbe „zahlreiche sym-
metrisch vertheilte Luftblasen (!)".
Leopold Fuckel Ueher die Honigah sonderung der Ne-
henhlättchen {Stipulae) hei Vicia sativa. Flora 1846. No. 27.
p. 417.
Durch die Bienen geleitet fand der Verf. , dass der auf der Rück-
seite der Stipulae von Vicia sativa befindliche dunkelrothbraune Fleck
(aus Drüsenhaaren mit rothen Zellsäften bestehend) eine Flüssigkeit
von süssem Geschmack absonderte; und ist hiernach geneigt, dieses
Gebilde für ein normales auf den Blättern vorkommendes Nectarium
zu halten. •— Bei Vicia Faba fand sich die gefärbte Drüse zwar wie-
der, doch nicht die Honigabsonderung. — Vielleicht gelingt es fleis-
sigen Beobachtern eine derartige Secretion an diesen und andern
Leguminosenstipeln aufzufinden.
William E. C. Nour.se Ueher die Farhe der Blätter und
Blumenblätter. Gardner's Chronicle No. 43. p. 723. 1845 (?).
— Otto und Dietrich Allgemeine Gartenzeitung 1846. Jahrg.
XIV. p. 3.
Während das Colorit der Blätter und Blumenblätter bisher fast
nur vom chemischen Gesichtspunkte aus untersucht wurde, vernach-
lässigte man, nach des Verf. Meinung, das Studium der von den Or-
ganisationsverhältnissen abhängigen oder durch dieselben modificirten
Farbenerscheinungen.
Die Färbungen der Blätter und Blumenblätter sind abhängig
1. von der Lage der gefärbten Zellen, 2. von deren Grösse, Form
und Zahl, 3. von der Vermischung derselben unter einander und
4. von dem Grade der Sichtbarkeit.
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 319
Ad 1. Bei den Blättern ist die innere Zellmasse gefärbt, bei
den Blumenblättern dagegen ungefärbt. Die stärkste Pigmentirung
zeigt sich bei Blumenblättern längs der Gefässbündel; bei den Laub-
blättern dagegen nur in wenigen Fällen, so beim rothen Kohl.
Ad 2. Sind Blätter oder Blumenblätter irgendwo dunkler gefärbt,
so findet man an den betreffenden Stellen kleine, rundliche, dicht
zusammengedrängte Zellen. — Helle Farben rühren von den Zellsäf-
ten grosser, länglicher, minder dicht zusammengedrängter Zellen her.
Farblose Zellen sind gewöhnlich sehr gross, länglich, zuweilen mauer-
förmig angeordnet und mit Intercellulargängen versehen.
Ad 3. Durch Vermengung verschiedenartig gefärbter Zellen wer-
den neue Färbungen hervorgerufen. Liegen z. B. rothe und grüne
Zellen dicht beisammen und unter einander, wie es stellenweise auf
den Blättern von Pelargonium zonale der Fall ist, so erscheint eine
solche Partie sehr dunkeL
Ad 4. Deckt eine starke Schicht farbloser Zellen darunter lie-
gende gefärbte Zellen, so modificirt diese Deckschicht die ursprüng-
liche Farbe, besonders wenn die Deckschicht nur einzelnen Stellen
aufgelagert ist, wie z. B. beim buntscheckigen Hollunder.
De Marti US Sur la disposition g^ometrique des parties
foliacees des palmiers. Lettre a Mr, Quetelet. Bulletin de
l'academie de Bruxelles. Tom. XIII. Vol. IL p. 351—356.
Die blattartigen Gebilde der Palmen (Stammblätter, Blätter und
Kolbenschuppen der secundairen Axen, und Blumenblätter wie z. B.
bei den Lepidocaryinae), werden im angeführten Sendschreiben im
Sinne der Schimper und Braun'schen Methode zum erstenmale, wie
es scheint, ausführlicher der Phyllotaxis unterworfen. Der vollstän-
digeren Arbeit dürften wir indess wohl im nächsten Hefte der Histo-
ria Palmarum entgegen zu sehen haben.
M. Wichura Beiträge %ur Lehre von der Blatt- und
Knospenstellung. Flora 1846. p. 225—238 ii. p. 241—249.
Diese Beiträge zerfallen in 4 Abtheilungen, wovon die beiden
ersten eigentlich nur hierher gehören, während die beiden letzten
(p. 241 — 249). „lieber den Blüthenbau der Valerianeen" und „Ver-
mischte Bemerkungen" einer der folgenden Rubriken unterzuordnen
sind. Die erste hierher gehörige Abtheilung ist betitelt: „Die Um-
kehrung der Blatt- und Knospenstellung bei den Gattungen Cuphea,
Euphorbia Abth. Anisophyllum Roeper und Zygophyllum, so wie in
den natürlichen Familien der Nyctagineen und Caryophylleen." Die
zweite Abth. führt den Titel: „üeber die Stellung und Entwicklung
der Knospen in der natürlichen Familie der Acanthaceen." — Bei
der Bearbeitung der letztgenannten Abtheilung benutzte der Verf.
das an Acanthaceen so reiche Herbarium des Präsidenten Nees von
Esenbeck.
320 M unten Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Fee Memoire physiologique et organographique sur la
sensitive et les plantes dites sommeillantes. Tom. XXIIl. p. 602
(21. Septbr. 46). — Auch Froriep's N.Notiz. Bd. XL. p. 199.
— FJora 1846. p. 715.
Bereits oben p. 216 führten wir die an der entsprechenden Stelle
untergebrachten Beobachtungen des Verf. über die Wirkung des Lichts
auf die schlafenden Pflanzen an; hier ist es dagegen der Ort der all-
gemeinen Resultate zu gedenken, die der Verf. aus seinen Studien
an Mimosa pudica eruirt zu haben glaubt.
Der Mimosa vindicirt der Verf. keinen besondern Bewegungs-
apparat; er fand, dass die Pflanze in allen ihren Theilen reizbar
war, jedoch vorzugSMeise das Blättchenpolster. Der Wechsel in den
atmosphärischen Einflüssen alterirt nur im geringen Grade die Reiz-
barkeit. Abgeschnittene Blätter oder Blättchen auf W^asser gelegt,
behalten ihre Lebens- und Bewegungskraft Tage lang; mithin schadet
das Abschneiden des Blattstiels nicht. Die vegetabilische Zelle ist
contractu, deshalb bedarf es keiner reizvermittelnden Potenz. Verf.
sieht das Zellgewebe der Mimose für erectil an. Im Zustande thäti-
ger Ausbreitung werden die Zellen der untern Schichten von Flüs-
sigkeit strotzend erfüllt. Im Zustande der Zusammenziehung lassen
die weniger reichlich zuströmenden Flüssigkeiten die Zellen der obern
Schichten zusammenfallen und werden nach den untern Schichten
zurückgedrängt. Bei Tage und im Lichte halten sich nach der Epi-
dermis zu angezogene Säfte durch eine harmonische Verdunstung im
Gleichgewicht und die neu hinzuströmenden treten an die Stelle der
verdunsteten. Wird dies Gleichgewicht durch Erschütterung etc. auf-
gehoben, so entsteht eine Störung in der Circulatibn; die Flüssig-
keiten verlassen plötzlich die Zellen der obern Schichten, werden in
die Gefässe zurückgetrieben, so dass sie diese ausdehnen und ver-
anlassen auf diese Weise die Zusammenziehung. Das am Abend be-
ginnende Einschrumpfen der Gewebe erreicht Nachts seinen Culmi-
nationspunkt, indem dann die Säfte nur noch schwach nach den
obern Schichten zu angezogen werden. — In wie weit dieser Erklä-
rungsversuch der Bewegungserscheinungen der Mimosen Beifall ver-
dienen mag, ist wohl nur dann erst zu ermessen, wenn auchvon
anderer Seite die Studien wieder aufgenommen und umsichtig geprüft
sein werden.
T. Bell S a 1 1 e r Ohservations on the true natu7'e of the
tendril in the Cucumher. Report of british associatioii. Lon-
don 1847. p. 88. — Allg. Thnring. Gartenzeitung 1847. No-
3—9. — Flora 1847. p. 272.
Während der 16. Versammlung der British association zu Sout-
hampton 1846 trug am 16. Septbr. Hr. Bell Salter seine Ansichten
über die Natur der Kürbisranken vor, aus denen erhellt, dass die
Ranken der Cucurbitaceen weder modificirte Zweige, noch ein Theil
physiologischen Botanik ^vährend des Jahres 1846. 321
des Blüthenstandes, sondern dass sie aus einem Blatte gebildet sind,
so zwar, dass das der Rauke zunächst stehende Blatt das erste
Blatt eines achselständigen sitzenden Zweigs darstellt. — Ref. glaubte
durch Hinweisung auf diese Mittheilung die Stelle rechtfertigen zu
müssen, die er derselben hier am Schluss der Morphologie der Blät-
ter einräumte.
Zur Morphologie und Biologie der Blii thentheiJe.
Kunth Inßorescenzefi und Fruchtknoten von Loranthus.
In: Bericht der zur Bekanntmachung geeigneten Abhandlungen
der König!. Akad. der Wiss, zu Berlin 1846. p. 53.
Die Details dieser Abhandlung scheinen einer grössern Arbeit in
den Abhandl. d. Akad. selbst vorbehalten zu sein, denn ausser der
Titelanzeige ist bis zur Bearbeitung dieses Jahresberichts nichts er-
schienen, auch nicht in obgedachten Monatsberichten.
]\I. Wichura Beitrage %ur Lehre von der Blatt- imd
Knospenstellung. In: Flora 1846. p.241.
Von dieser Arbeit wurden die ersten beiden Abtheilungen bereits
oben (p. 319) erwähnt. Der dritte Theil: „Ueber den Blüthenbau
der Valerianeen" betitelt, gehört dagegen zu dieser Serie von Ab-
handlungen. Der Verf. erläutert die Stellung des unpaaren Kelch-
und Fruchtblattes im Vergleich mit der Stellung des unpaaren Kron-
blattes; die Stellung der unpaaren Blüthen-Elemente im Verhältnisse
zum Mutterblatte und den beiden ungleich starken subfloralen Knos-
pen; die migleichmässige Ausbildung der gepaarten Elemente des
Kronsaums; die Beziehung der gepaarten ungleichen Kronabschnitte
zu den ungleich starken subfloralen Knospen; die Zahl und das Fehl-
schlagen der Staubblätter; die seitliche Verschiebung derselben und
endlich die Symmetrie der Blüthen. Auf eine in der 4ten Abtheilung
„Vermischte Bemerkungen" enthaltene Anfrage des Verf. bezüglich
der von Wydler (Flora 1845. Bd. II. No. 43 u. 44. tab. VI. flg. 2) ge-
gebenen Abbildung der Kelchknospenlage einer Caryophylleenblüthe
antwortet :
H. Wydler in seinen „Morphologischen Bemerkungen" Flora
1846. p. 577 und fügt dieser Antwort eine" Correctur der Buchstaben
und Zahlen jener Zeichnung (1. c.) bei. — Eine zweite Berichtigung
betrifft die Abhandlung desselben Verf. „Ueber die Stellung des Blü-
thenzweiges bei den Linden, nebst einigen Bemerkungen über die
Knospenbildung dieser Bäume (Flora 1846. p. 369. tab. V). Da diese
Arbeit von späterem Datum ist, als die von C. Brunner, so muss
die Nachweisung der letztern wohl zuvor noch stattfinden.
C. Brunn er Ohservations sur t i7iflorcscence du tilleul.
In: Bibliotheque universelle de GenevLC. Tom. I. (Febr.) 1846.
Archiv f. Natur-osrh. Xlll. .lahr-. 1. TM. X
322 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
p. 181. Ebenfalls abgedruckt in Annales iles scienees natn-
rellcs. Paris 1846. Tom. V. p. 319—326.
Zu dieser von Alph. de CandoUc angeregten Arbeit Brunner's
gab Alph. de Candolle einige „ Observations", zur Infloresrenz der
Linde in theils directem, theils indirectem Bezüge.
Die Brunner'sche Arbeit entstand im Jahre 1843 und erläutert die
sehr frühzeitige schon im August erkennbare Entwicklung des Blü-
thenstandes der Linde und dann das Vorkommen zweier Knospen in
einem Blattwinkel, wovon die Eine sich zur heurigen Blüthe, die
andere im kommenden Jahre zum Zweige sich entwickelt; so dass
neben der Knospe die Narbe des abgefallenen Blüthenstiels erkenn-
bar bleibt.
Weder C. Brunner, noch Alph. de Candolle scheinen indoss die
deutschen Arbeiten von Seh leiden (Grundzüge der Botanik Th. 11.
1843. p. 228), Wydler (Linnaea XVIL p. 181 und 409) und Doli
(Rhein. Flora p. 670) gekannt zu haben, was daraus hervorgeht,
dass DecandoUe angiebt, dass alle desfalsigen Nachforschungen in
seiner ganzen Bibliothek erfolglos gewesen seien. — Während die
Brunner'sche Arbeit weniger auf die Stellungsverhältnisse der Inflo-
rescenz selbst eingeht, fasst Wydler diese Frage um so bestimmter
und ermittelt durch ein genaues Studium der Blattstellung, dass die
sogenannte Bractee der Linden -Inflorescenz einem Vorblatte ent-
spricht, in deren Achsel der mit dem Vor blatte früh vorschmelzende
Blüthenzweig sitzt. Vorblatt und Blüthenzweig aber sind anticipirt,
mithin ein anticipirter Seitenzweig der Knospe, welcher nicht vom
vorjährigen Zweige abstammt, sondern der Axe der Knospe selbst
zugehört. Der nochmalige Abdruck der in 18 Nummern einzeln auf-
gezählten sonstigen Resultate aus den phyllotaxischen Studien des
Verf. dürfte wohl kaum zu rechtfertigen sein.
Benj. Clark e O71 the foUage and inßorcsceMCc of the
genera Phyllantlms and Xylophylla. Report of british asso-
ciation at Southanipton 1847. p. 90. — Flora 1847. p. 268.
In der Freitagssitzung (11. Septbr.) der zu Southanipton versam-
melten englischen Naturforscher kam unter obigem Titel, eine Ab-
handlung des Hrn. Benj. Clarke zum Vortrage, in welcher Verf. die
bisher von DecandoUe, Jussieu u. A. für Zweige gehaltenen blüthen-
tragenden Blattanhänge, wahre Blätter seien; indem Gie sich freiwil-
lig von den Axen ablösten, Blattstructur erkennen Hessen und Knos-
pen trügen, in der Weise, wie die Schuppen der Equiseten- Seiten-
zweige.
Heinrich WyiHer Em Beitrag %nr Kenntniss der Gras-
Jnflorescen:ii, In: Nägeli's nnd Schleiden's Zeitschrift f. wiss.
Botanik. Heft 3. 1846. p. 1—21. tab. i. 11.
Umgekehrt wie bei der Bearbeitung der Lindcninflorescenz be-
ginnt der Verf. diese Abhandlung mit den Resultaten seiner Stu
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 323
dien, so dass der Leser auf den ersten Blick durch die anscheinen-
den Dogmen sich incommodirt fühlt. Die Beweise zu den 22 Lehr-
sätzen folgen indess schon auf der 4ten Seite unter der Ueberschrift
„Erläuterungen"; beginnen aber erst vom 4ten Lehrsatze an und
fehlen für 10 Lehrsätze überhaupt, so dass man in diesen mithin
Axiomata vermuthen muss. Zu diesen Axiomen gehören z. B. fol-
gende:
1. Die Inflorescenz der Gräser ist in allen ihren Verzweigungen
symmetrisch.
2. Die symmetrische Anordnung der Inflorescenz -Zweige steht zu
der sj'mmetrischen Bildungs- und Stellungsweise der Blätter in
genauester Beziehung.
3. Die Blätter der Gräser stehen alternirend in zwei gleichweit
von einander entfernten Reihen oder Zeilen.
18. Die Gras -Inflorescenz erscheint unter drei Hauptformen: a.
Spica simpiex. ß. Spica composita. y. Panicula.
Merkwürdig, dass während der Verf. mit Roeper völlig ein-
verstanden, die palea superior für ein einfaches Blatt ansieht, das
weder dem Perianthium angehört, noch aus zwei verwachsenen Blät-
tern gebildet sei und in dieser Beziehung auf RÖper's „gründliche
und umsichtige Auseinandersetzung dieses Gegenstandes" (p. 9) ver-
weist, der Redacteur der Zeitschrift, in welcher Wydler's Arbeit
erschien, Hr. Nägeli, p. 281 desselben Heftes in einer 36 Seiten lan-
gen tadelnden Recension des Röper'schen Werkes „Zur Flora Meck-
lenburgs" aus seinen genetischen (?) Studien alle von Röper ange-
führten Gründe (beiläufig gesagt: fünf!) für lange noch nicht so ent-
scheidend hält, als seine beiden; indem er nämlich nicht 2 Blätter,
sondern Eins und an den Paleae superiores mit einfacher iMittelrippe
selbst bei 100 — 300 maliger Vergrösserung auch nur eine unge-
t heilte Spitze gesehen haben will. — Hrn. Röper's Gründe basiren
aber gleichfalls auf sehr gründlichen Beobachtungen und den neuen
Mitarbeiter an der Nägeli'schen Zeitschrift kann man bis dahin doch
auch wohl noch nicht zu den Philosophanten rechnen!
iMarius Barneoud Memoire sin^ le developpement de Vo-
vule , de Vemhi^ijon et des corolles anomales dans les Ranoncu-
lacees et les Violariees. Annales cK scienc. naturelles Tom. V,
p. 268 nebst: JSote additio?ielle sur Vorgano^enie des corolles
irregulieres ibid. p. 284. Pianches 11 — 14.
Der erste Theil dieser Arbeit, dem Jahre 1845 angehörig, kann
hier füglich übergangen werden, allein er befindet sich in den An-
nales des Sciences 1. c. vollständig abgedruckt, während der Commis-
sionsbericht der Akademie im 21. Bande der Comptes rendus heb-
domadaires etc. p. 352 nur einen Auszug gab. — Die Note additio-
nelle (s. o.) dagegen kam erst am 8. Juni 1846 in der Akademie zur
vSprache, und' zwar vermittelst der Commissaro Boussingault, de
324 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Gasparin und Payen. In dieser zweiten Arbeit dreht es sich nun
keineswegs mehr um Ranunculaceen oder Violarieen, sondern um
die Entwickelungsgeschichte der unregelmässigen Blumenkronen der
Orchideen, Labiaten, Scrophularineen, Aristolochieen, Dipsaceen,
Verbenaceen, Leguminosen, Polygaleen und Fumariaceen. — Das
Resultat dieser Untersuchungen ist, dass sowohl die monopetalen
als auch die polypetalen Corollen bei ihrem ersten Erscheinen re-
gelmässig sind, dann aber, lediglich in Folge der ungleichen Ent-
wicklung ihrer einzelnen Theile unregelmässig werden. Der Be-
richterstatter der Flora über die Sitzungen der Pariser Akademie
(Flora 1846. p. 538) stimmt dieser Behauptung zwar bei, will aber
doch für die Entstehung der gamopetalen Corollen die Schleiden'sche
Ansicht aufrecht erhalten wissen.
Dieselben Thatsachen, jedoch mit einer lobenden Anerkennung
Seitens der franz. Akademie versehen, finden sich noch einmal in
dem Commissionsberichte der Herren de Mirbel, de Jussieu und Ad.
Brongniart unter folgendem Titel:
Rapport sur un Memoire de JSF. Barneoud, cnjant pottr
ohjet le de'veloppement de Voimle et de Vemhryon dans les Ra-
nonculacees et les Tiolariees ^ et celui du calice , et de la co-
rolle dans ces familles et dans plusier/rs atdres a corolle irre-
guliere. In: Coniptes rendiis hebdoniadaires etc. Tom. XXIIL
pag. 1062.
Während in diesem Berichte- besonderes Gewicht auf die Dar-
legung der Entwicklungsgeschichte der irregulairen Blüthen gelegt
wird, gedenken die Berichterstatter der Beobachtungen über die Bil-
duno- des Eichens und des Saamens der genannten Familien am
Schlüsse fast nur nebenbei.
Link Ueher die mUnnUche JBlüthe V07i Zamia muricata.
In: Flora 1846. p. 701. — Neue Jenaische Literaturzeitung
1846. p. 877.
Die in der Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde
am 21. Juli 1846 vorgezeigte Abbildung einer im K. bot. Garten zu
Schöneberg zum Blühen gelangten Blüthe ergab, dass die zerstreut
stehenden Antheren zu beiden Seiten der Schuppen des Blüthenstan-
des auf einem fleischigen unregelmässigen gelben Auswüchse sitzen.
Zur Morphologie und Biologie der Früchte.
G, Krause Die Stellung der Frucht ist von der Stellung
des vorhergehenden Blatt kr eises der Blume u nah hang ig. —
V. Mohl und v. Sclileclitendal Botanische Zeitung Jahrg. IV
p. 1. 1846.
Die ausführlichere Erörterung des in der Uoberschrift gedachten
physiologischen Botanik Nvährend des Jahres 1846. 325
Themas sich vorbehaltend, giebt der Verf. liier das Resultat seiner
IJjjährigen Studien. Blumenblatt nennt er alle zur Blume gehöri-
gen blattartigen Gebilde. Aus der Unwandelbarkeit des Verhältnisses
der Bractee (eigentlich zur Ilauptaxe) axillarer Blumen zur Stellung
des Blumenblattkreises, ist ein Schluss auch für die terminalen Blü-
then zulässig. — Die Theilc der Frucht wechseln mit den Kelchthei-
len und behalten dieselbe Lage zur allgemeinen Achse, stehen mithin
unmittelbar vor den Gliedern des innersten Staubfadenkreises. Es
ergiebt sich hiet-aus, dass wenn eine Verminderung der Fruchttheile,
im Verhältnisse zu den, häufig sehr bestimmtgliedrigen vorhergehen-
den Kreisen eintritt, so ist daraus allein noch nicht auf ein Fehl-
schlagen einzelner Fruchttheile zu schliessen. .Andererseits aber,
wenn bei durchgehends gleichgliedrigen Kreisen die Fruchtglieder
keine Alternation mit dem vorhergehenden Kreise eingehen, folgt
nicht, dass vorhergehende Blattkreise nothw endig fehlgeschlagen oder
ganze Cyclen von Fruchttheilcn zu Grunde gegangen sein müssen.
Da nun die Fruchtanlage von dem Gesetze der Alternation der blatt-
artigen Organe abweicht, so folgt, dass die Frucht einen von jenen
Blattorganen verschiedenen Ursprung habe.
Einer critischen Beleuchtung dieser Arbeit können wir uns um
so mehr enthalten, als dieselbe in der ,,Antithesis" des H. J. Köper
eine Erwiderung erfahren hat, die den Gegenstand so vollständig
erschöpft, dass wir uns geradezu genöthigt sehen, uns aller eigenen
Bemerkungen zu enthalten. — Diese, mit seltener Sachkenntniss be-
arbeitete und in der That eines andern Gegners wohl würdige Arbeit
ist betitelt:
J. R ö p e r Die Stellung der Frucht ist von der Stellung
des vorhergehenden Organenkreises der Blume ah häng ig. —
V. Mohl und V. Schlechtendal's Botani.sche Zeitung. Jahrg. IV.
1846. p. 209—221. p. 233—217. p. 257—265.
Der grossen, durch 22jähriges Forschen, stetig bereicherten
Sachkenntniss des Hrn. Verf. konnte es natürlich nicht schwer wer-
den, über die Interpellation des jungen Königsberger Gesetzgebers,
G. Krause, vermöge einer vorgängigen Motion (auf 9 Seiten) zur Ta-
gesordnung überzugehen, die uns deinceps eine Reihe von Studien
entrollt, für deren endliche Publication wir denn doch nun dem mit
Recht getadelten Hrn. Krause, unsern wärmsten Dank nicht vorent-
halten können.
T. S. Ralph On the axial and ah axial arrangement of
Carpels. In: The aunals and niagazine of natural history by
Jardine, Selby etc. Tom. XVHl. London 1846. p. 186. — Flora
1846. p. 393. -— Botan. Zeit. v. IMohl und v. Schlechtendal
1846. p. 703.
In der am 17. Febr. 1846 stattgehabten Sitzung der Linne'schen
326 Munter. Bericht über die Leisuingen im Gebiete der
Gesellschaft sprach der Verf. über das in der Pflanzenwelt viel all-
gemeiner statthabende Verhältniss der Carpclle zur Achse, welches
bisher nur bei der Unterscheidung der Leguminosen, Rosaceen, Scro-
phularineen und Gentianeen in Anwendung gekommen sei. Mit Hin-
weglassung der einzelnen und endständigen Früchte theilt er dieselben
ein in 4 Gruppen, zwei begrenzte und zwei unbegrenzte. Zur ersten
gehören die Scrophularineae (Früchte centripetal und centrifugal,
axial und abaxial), zur zweiten die Gentianeen (Früchte rechts und
links zur Seite der Axe), zur dritten die Rosaceen (das einzelne
Carpell axial), zur vierten die Leguminosen (das einzelne Carpell
abaxial). — Axenständige C^rpelle finden sich sodann bei den Um-
belliferen, vielen Ranunculaceen, einigen Malvaceen etc. — Abaxiale
Carpelle bei Oenothcra, Borragineen, Ericeen und Labiaten (?).
Zuccarini Die E?itwicklu7ig des Fruchtßeisches von Ci-
trus, lii; Abhandlungen der math.-phys. Klasse der k. Akad.
der Wiss. zu ^München» Bd. XIX. oder Bd. IV. Abth. II. Mün-
chen 1845. 4. — Flora 1846. p. 431.
Während bei den Beeren das saftige Fleisch aus der Substanz
des Fruchtknotens gebildet wird, entsteht das Fleisch bei Citrus auf
der Innern Fläche des Fruchtknotens aus dicht aneinander gedrängten
Zellen, die zur Zeit der Befruchtung, walzenförmig sich ausdehnen
und zuerst den Scheitel der Eier berühren, gegen den Mittelwinkel
des F'achs vorrücken, die Saamen umschliessen und das ganze Fach'
ausfüllen. — Die Zellen bleiben unter sich frei, sind mit ungleich
langen Stielen angeheftet und von den bekannten Säften erfüllt.
V. Martius lieber die gepan%erte7i Früchte der Palmeti.
Jn: Münchener gelehrte Anzeigen Vol. IL 1846. p. 979 — 983,
und 985—991 und 993—997.
Die bei der Gatt. Raphia (guineische Weinpalnie) zuerst beob-
achteten fructus loricati, durch welche eine ganze Palmen-Abthei-
lung, die der Lepidocaryinae charakterisirt ist, besitzen einen von
hornartig harten glänzenden oft schön gefärbten regelmässig geord-
neten Schuppen bedeckten Ueberzug (lorica Panzerhemd), deren
Entwicklungsgeschichte, Besonderheiten und Stellungsverhältnisse nach
der Alex. Braun'schen Methode zu erläutern der Verf. sich angelegen
sein lässt.
Zur Lehre von der Befruchtung.
S. Reissek IJeher den Bau und die Bedeuttmg der Sa-
menthierchen hei Pflanzen. In: Ilaidinger's Berichten über die
Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien.
Wien 1847. p. 70.
In der am 22. Juni stattgehabten Sitzung der naturforschenden
physiologischen Botaniii während des Jahres 1846. 327
Freunde zu Wien sprach sich Dr. Heissek über die Samenthierchen
im Allgemeinen und die der Pflanzen insbesondere aus. Er hält sie
für Thierchen, die sich „normal- und gesetzmässig in bestimmten
Organen der Pflanze entwickeln und leben". Analog dieser Erschei-
nung sei das VorkommcMi von Fadenpilzen in den NVurzelzellen ge-
wisser iMono- und Dicotylen, die ebenfalls zur Lebenseigenthümlich-
keit der betreffenden Pflanzen gehörten. — Da die Details dieser
Angabe in einer eigenen Schrift niedergelegt sind, von der unten die
Kede sein wird, so können wir uns hier des ürtheils enthalten.
Marius Barneoud Aldm. sur le developpcjuent de Vovule
et de Venihnion dans le Sc/iizopctalo?i Walkeri. In : Aiinales
des Sciences naturelles Tom. V. p. 77. c. tab.
Diese Species der Gatt. Schizopetalon sollte nach Rob. Brown
4 gleich lange vund getrennte Cotyledoncn besitzen, während ihr
llooker nur 2 beilegte, die sehr tief getheilt wären. Der Verf. , mit
der Cntersuchung der von Claude Gay gesammelten Chilenischen
Cruciferen beschäftigt, unterwarf zur Lösung der Streitfrage die aus
Saamen erzogenen und zur Blüthe gelangten Pflanzen einer genauem
Untersuchung und fand, dass dieser unzweifelhaften Crucifere in der
That 4 deutlich getrennte, gleich bei der ursprünglichen Anlage er-
kennbare Gütyledonen zukommen.
R e i s s e k Ueher die Be/)-uchlimg des l^ßatr^cnkeiins. In :
Haidinger's Berichten über die JMittheil. von Freunden d. Na-
turwiss. in Wien 1847. p, 2.
In der Isten Sitzung der gedachten Gesellschaft am 27. April
1846 erläuterte Hr. Reissek seine in den Abhandlungen der Leop-
Carol. Akad. Bd. XXI. II. p. 468 niedergelegten Beobachtungen über
den physiologischen Vorgang bei der Befruchtung des Pflanzenkeims.
Nach einer historischen Uebersicht der bisherigen Leistungen auf ge-
nanntem Gebiete, berichtet der Verf. über seine gelungenen Versuche,
Pollenschläuche sowohl in der Blattsubstanz, als in entzweige-
schnittenen Knollen, künstlich zur Entwicklung, selbst sogar zur
Zellbildung an ihrem äussersten Ende zu bringen.
Henri Lecocq De la feco?idatioti ?iuturelle et artificielle
des vegetaux et de C hijhridatlon. Paris 1845. Svo.
üeber diese bereits im Jahre 1845 erschienene Schrift geben die
Bibl. univ. de Geneve 1846. 15. Septbr. und Froriep's Neue Notizen
Bd. 40. 1846. p. 248 einige INlittheilungen, aus denen hervorgeht, dass
es dem Verf. vorzugsweise um die Uebertragung des Pollen zur Er-
zeugung von Bastarden zu thun war. — Das erst im Jahre 1846 in
Deutschland bekannt gewordene Schriftchen konnte hier nicht füglich
ungenannt bleiben, obschon Ref. dasselbe nicht zu Gesicht bekam!
Th. S. Ralf Vehcr die Beßuc/dung der britischen Veil-
chen, Flora 1846. p. 590.
In der am 5. Mai stattgehabten Sitzung der Liune'schen Gesell-
1
328 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Schaft zu London theilte Ralf seine Beobachtungen über die Functiou
der auf den gespornten Bhimenblättern befindlichen Haare bei der
Befruchtung der eigenthümlich geformten Narben in den Veilchen-
blüthen mit. Ist die Narbe rund und der Griffel gebogen, so sind
halsbandförmige Haare zur Ueberführung des Pollens auf die Narbe
zugegen.
G. Dickie Fecofidation in Plants. In: The Annais of
nat. history by Jardine , Selby etc. Tom. XVH. p. 5. No. 109.
Nach dem Erscheinen der Amici'schen Arbeit in der Botan. Zeit.
1847. p. 364 und der des Hrn. v. Mohl ibid. p. 465 über die Befruch-
tungsvbrgänge bei den Orchideen dürfte es genügen, auf die Arbeit
Diclde's nur aufmerksam zu machen, indem die Ton demselben in
der gedachten Abhandlung ungelösten Zweifel in den Amici- v. Mohl-
schen Untersuchungen ihre vollständigste Lösung finden möchten.
Guglieln'io Gasparrini Ricerche sulla origine deW em~
hrione semiiiale in alcune picmte fanerogame. c. HL lav. —
In: Atti della 7"^® adiinanze degli Scienziati Italiani. Tom. 1.
p. 957. Napoli 1846. 4to. und im Giornale botanico italiano
conjpilato per cura della sezione botanica dei congressi seien -
tifici italiani da Filippo Pariatore. Anno II. Parte I. Tom. \,
p. 251— 298. c. IL tabb.
Ueber diese längere Arbeit dürfte die Mittheilung des Commis-
sionsberichts genügen, welchen ijm Auftrage der H.H. Rob. Brown,
Link, Viliani und Tornabene, der Prof. Meneghini in der am 30.
Septbr. stattgehabten Sitzung der Botanischen Section bei der 7ten
Versammlung der italienischen Naturforscher und Aerzte zu Neapel
im Jahre 1845 vortrug, und in Folge dessen die mit grossem Beifall
aufgenommene Arbeit selbst in den oben citirten Acten des Congres-
ses abgedruckt wurde:
1. Der eiweisshaltige Samen von Cytinus besitzt einen apicilaren
(spitzenständigen) Embryo , weshalb diese Gattung zur Familie
der Rafflesiaceen zu bringen ist.
2. Es dringen eigenthümliche Schläuche von Cytinus durch die Mi-
cropyle zum Eichen und hängen dem Embryo an, ohne dass
jedoch über deren Ursprung etwas zu ermitteln gewesen wäre.
3. Die Apfelsinensamen (?) (arancio) sind polyembryonale.
4. in den Feigen fehlen sehr häufig die männlichen Blüthen gänz-
lich und, wenn gleich die zu den Blüthen führende Oeffnung
längere Zeit verstopft wird, finden sich demungeachtet befruch-
tete und unbefruchtete Saamen.
Bestimmter als es die Commission auszusprechen wagt, äussert
sich Gasparrini in einer im
Giornale botanico italiano Anno IL Pars I. tom. I. Firenze 1846.
p. 1 unter dem Titel: „Cen?io sulla origine ileW emhrione se-
mimiJe neue plante fanerogame"
physiologischen Botanik \vährend des Jahres 1846. 329
erschienenen Arbeit, die sich übersetzt findet in den Annales des
Sciences Tom. V. p. 305. 1846. Der Verf. selbst ermittelt aus seinen
Untersuchungen nämlich, dass:
1. der Embryo ohne Befruchtung entstehen kann;
2. dass der Embryo nach stattgehabter Befruchtung aus einer
Zelle des Embryosacks (vessichetta embrionale) sich er/>eugt, zu
welcher der Pollenschlauch niemals hingedrungen ist (also gegen
Schleiden's Theorie!);
3. dass der Embryo, bald nach Ankunft des Pollenschlauchs in der
Micropyle, im Embryosacke entsteht. — Diese auch im Mu-
saeo Vol. VIU. p. 46 — 52 unter demselben Titel abgedruckte Ar-
beit findet sich übersetzt in Froriep's N. Notiz. Bd. 40. p. 32J.
Giambattista Amici Sulla /eco?idcaio7ie delle Orchidee.
Im: Giornalp botanico italiano compilato . . . da Filippo Par-
iatore Anno II. P. I. T. I. Firenze 1846. p. 237 — 248 con ta-
vole. Nebst Estratto ,(lel processo verbale della seduta del
16. Settembre 1846 della sezione botanica dell' ottavo con-
gresso scientifico italiano riguardante la memoria del Cav.
Amici sulla fecondazione delle Orchidee. Ibid. p. 249 — 251. —
Uebersetzt von H. v. Mohl in dessen: Botanischer Zeitung
1847. p. 364—370 und 381—386.
Diese von der Commission (de Notaris, Moretti, Moris , Paria-
tore, Meneghini) überaus günstig beurtheilte Arbeit Amici's, welche
derselbe am 16. Septbr. 1846 auf dem Congresse der italienischen
Naturforscher zu Genua zum Vortrag brachte, tritt bestimmt gegen
die Schleiden'sche Theorie der Befruchtung auf, indem deren Ver-
fasser positiv ermittelt zu haben versichert, dass das Pollenschlauch-
ende das schon vorhandene Embryobläschen keineswegs umstülpe,
um in dessen Höhle zu gelangen; der Pollenschlauch lege sich
vielmehr nur an den obern Theil des Bläschens an, bis
er sich auflöst und verschwindet. — Der Verf. empfiehlt zur Prüfung
dieser Thatsache Orchis Morio aber besonders auch Orchis pyrami-
dalis. — Auf die bestätigende Arbeit v. Mohl kommen wir im näch-
sten Jahresberichte! Hier sei nur noch der Ort für eine Mittheilung
des Hrn. Klotzsch (Flora 1846. p. 128 und Neue Jenaische Litera-
turzeitung 1846. p. 22), welcher in der am 18. Nov. 1845 stattgehab-
ten Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde über den
Embryo der Orchideen sich dahin äusserte, dass dieser sich auf
einer sehr niedern Stufe der Entwicklung zeige, indem er nur von
einem Embryosacke und einer einfachen Saamenhaut, wie der Em-
bryo von Pyrola und Ledum von lockern Eiweisszellen, eingeschlos-
sen sei.
M. Tenore Nota sulla genera%ione della plant a, Gior-
nale botanico italiano. Anno II. Parte I. Tom. I. Firenze 1846.
p. 233—236.
330 Müwtcr: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Mit Gasparrini und Trecul, welcher Letztere die Befruchtung
bei Nymphaea lutea ohne Pollenschlauch und nur durch Einwirkung
der fovilla und der mucilagincisen Substanz vor sich gehen lässt,
erklärt sich Tenore dahin, dass die stigmatisehe Feuchtigkeit und
die fovilla zur Embryobildung für sich schon hinreichend seien, und
es eines Pollonschlaiichs dazu nicht bedürfe.
Zur Lehre vom Sa amen und Keimen.
Munter Uebe?- den Embryo in den Samen vo7i Nymphaea,
JSuphar und Jamhosa, Im : Amtlichen Bericlit über die 24. Ver-
sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Kiel im Sep-
tember 1846. Kiel 1847. 4to. p. 199.
In der 4ten Sitzung der Botan. Section während der Versamm-
lung der Naturforscher zu Kiel erläuterte Ref. den Bau der Gattung
Nymphaea und Nuphar im Allgemeinen, durch Nachweisung der dif-
ferenzirenden Momente in den Structurverhältnissen der einzelnen
Organe und die Morphologie der Embryonen in den reifen Saamen
insbesondere, indem er den bestandenen Zweifel über die Zahl der
Cotyledonen dahin erledigte, dass die genannten beiden Gattungen
durchweg 2 Cotyledonen besässen. In Betreff der Gattung Jambosa
(Eugenia Jambos L.) berichtete Ref., dass die scheinbaren Saamen,
Conglomerate von Embryonen seien, deren ein Jeder mit 2 Cotyle-
donen, freilich der verschiedensten Form, keime.
Griffith Veber den Bau und das Keimen der Samen
von Careya, name7iflich der C. herbacea. Flora 1846. p. 392.
Das Referat in der Flora (L c.) giebt ausser dem Titel nur noch
die Notiz, dass sich ein ähnlicher Bau bei Barringtonia befände und'
die Abhandlung des Verstorbenen, durch Zeichnungen erläutert, in der
am 20. Jan. 1846 zu London stattgehabten Sitzung der Linne'schen
Gesellschaft zum Vortrage gekommen sei.
Edwin Lanka st er Vo?n Keimen der Pßanz^en. Tluirin-
oer Gartenzeitung 1845. No. 38— 42. Flora 1846. p. 76.
Diese aus den Report of the 15. mceting of british association
at Cambridge entlehnte, am 24. Juni zum Vortrage gekommene Ar-
beit Lankaster's greift die bisherige Theorie des Keimens an. Der
Verf. leitet die Absorption des Sauerstoffs der Atmosphäre, die Ent-
wicklung der Kohlensäure und des Ammoniaks lediglich ab von der
Zersetzung der Stärke und des Proteins, welche sich im Eiweiss der,
Saamen finden. Zur Unterstützung dieser Behauptung führt er unter
andern Gründen auch den an, dass viele Pflanzen mit hartem Eiweiss,
wie Phytelcphas macrocarpa, Phoenix dactylifera etc. keimten, ohne
merkliche Mengen Eiweiss zu verzehren. Diesem Beweisgründe wi-
dersprechen indess die Hrn. Ilenslovv und Josua Clarke, indem hier-
über noch fernere Untersuchungen anzustellen wären.
physiologischen Botanik Nvährend des Jahres 184(3. 33 1
Link Ueber das Keimen von Zam'ui murlcata. Flora
1816. p. 432. — Neue Jenaische Literaturzeitung 1846. p. 617.
— IJotan. Zeitung 1846. p. 472.
In der am 19. Mai 1846 stattgehabten Sitzung der Gesellschaft
naturforschender Freunde zu Berlin legte Hr. Link keimende Exem-
plare von Zamia muricata vor, aus denen sich ergab, dass dieselben
mit einem Blatte, statt des Stammes, aus den Cotyledonen
keimen und dieses Verhalten einen neuen Beweis für die Zweignatur
der vermeintlichen Cycadeenblätter liefert. In derselben Sitzung
zeigte der Vortragende auch einen Keimling von Kibes rubrum mit 3
Cotyledonen.
S t r i c k 1 a n (1 , l) a u b e n y , 11 e n s I o w , L i n d 1 e y Sixth
report of a committee appointed to co?itinue tlieir Experiments
071 the vitality of seeds. Im: Report of the sixteenth meeting
of the british association for the advancement of science at
Southanipton 1846. London 1847. p. 20.
Die bereits 1843 begonnenen Keimversuche wurden mit Saamen
aus sehr verschiedenen Jahrgängen (1812 — 1845) zu Oxford, Hitcham
und Chiswick fortgesetzt. Die Resultate linden sich in den p. 21— 24
I.e. angeführten Tabellen, die eines Auszugs nicht fähig, für den
practischen Gärtner und Oekonomen jedoch nicht ohne Interesse sind.
Decandolle Alph. Su?- la duree relative de germer dans
les graines appartenant a diverses f amilies. In : Annales des
Sciences natur. Tom. Vi. p. 373. 1846.
Der bisherige Zustand unsers Wissens über die Dauer der Keim-
fähigkeit veranlasste den Verf. schon im Jahre 1832 jene Versuche
anzustellen, wovon in der Physiologie botanique p. 639 von Pyramus
Decandolle die Rede ist. Im Jahre 1846 nahm der Verf. die damals
übrig gebliebene Portion verschiedener Sämereien, um deren Keim-
fähigkeit nach dem Verlaufe von nunmehr 15 Jahren zu prüfen. —
Die an einem dunkeln, trocknen, dem Temperaturwechsel nicht aus-
gesetzten Orte aufbewahrten Saamen, welche 368 Species der ver-
schiedensten Species und Gattungen angehörten, wurden zu 20 Stück
für jede Species ausgesäet, von Zeit zu Zeit gegossen, während sie
im Juni einer mittlem Temperatur von 19° C. , in Juli einer mittlem
Temperatur von 18,5" C. ausgesetzt waren. — Von den 368 Saamen
keimten nur 17 und unter diesen entwickelten sich nur 15 Pflanzen
von 20 Dolichos unguiculatus- Saamen. Die Mehrzahl gab nur 1, 2
oder 3 Pflanzen auf 20 Körner. Lavatera cretica jedoch 6.
Von 10 Spec. aus der Fam. der Malvaceen keimten 5 also 0,50
„ 45 „ „ „ „ „ Leguminosen „ 9 „ 0,20
w 30 „ „ „ „ „ Labiaten „ 1 „ 0,03
« 10 „ „ „ „ „ Scrophulariaceen „ 0 „ 0,00
w 10 „ „ ,, „ ,. Umbclliferen ,, 0 „ do.
332 Munter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Von lü Spec, aus der Farn, der Caryophylleeu keimten 0 also 0,00
„ 32 „ „ „ .j „ Gramineen „ 0 „ do.
„ 34 „ „ „ „ „ Cruciferen „ 0 „ do.
„ 45 „ „ „ „ „ Compositen „ 0 „ do.
Von 357 Saamen, von denen man die Lebensdauer der Pflanzen
kennt, gehörten
180 zu den Einjährigen, von denen 9 keimten, also 5,0 p. C.
28 „ „ Zweijährigen, „ „ 0 „ „ 0,0 p. C.
105 „ „Ausdauernden, » „ 4 „ „ 3,8 p. C.
44 „ „ Holzgewächsen, „ „ 3 „ „ 6,7 p. C.
Zweijährige Gewächse conservirten ihre Keimfähigkeit demnach nicht,
Holzgewächse dagegen im überwiegenden Grade. — Ob die Grösse
der Saamen von Einfluss auf die Erhaltung der Keimfähigkeit war,
Hess sich nicht vollständig ermitteln, ganz kleine Saamen keimten
indess nicht. — Verf. ermittelte schliesslich auch, dass die Eigen-
schaft, die Keimfähigkeit längere Zeit zu bewahren, vorzugsweise
den langsam keimenden Pflanzen eigenthümlich sei, obschon freilich
auch die rasch keimende Balsamine zu den Pflanzen gehört, die
nach 15 Jahren noch keimfähig sind.
Zur Lehre vom Parasitismus und den Bastard-
bil düngen.
Veher de?i Parasitismus der Pi/rolaceeti, deren Embryo
mit dem Embryo der Monotropeen gleiche Lage besitzt,
sprach Hr. Dr. Klotzsch in der am 18. August 1846 statt-
gefundenen Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde
zu Berlin. Flora 1846. p. 12, — Neue Jenaische Literatur-
zeitung 1846. p. 1037.
Duchartre Note sur VHypopittjs inultifiora Scop. In:
Annales des sciences naturelles. Tom. VI. p. 29 — 42.
In dieser Abhandlung, denn eine solche ist sie vielmehr als eine
Note, sucht der Verf. den Beweis zu führen, dass die unter dem
Namen Monotropa Hypopitys früher bekannte, jetzt Hypopitys mul-,
tiflora Scop. genannte Pflanze keineswegs zu den wahren Parasiten
gehöre und er sich der in der Flora londinensis ausgesprochenen
Ansicht des Hrn. Graves durchaus anschliessen müsse, indem weder
die directe Untersuchung der Wurzeln, noch die Organisation der
Pflanze sie zur Aufnahme in die Abtheilung der parasitischen Ge-
wächse qualificirt mache.
Winimer, Zur Flora von Schlesien. Nachträge und Be-
richtigungen. 1. Bastardbildungen. Flora 1846. p. 145.
Nachdem der Verf. bereits im Jahrgange 1845. No.28 der Flora
von den in Schlesien beobachteten hybriden Salices eine Notiz nie-
dergelegt hatte, sieht sich derselbe nunmehr veranlasst, seine An-
physiologischen Botanik \vahrcnd des Jahres 1846. 333
sichten über den Begriff der Hybriditat und die Existenz der hybri-
den Pflanzenform im Allgemeinen \orziitragen. Die Vereinigung der
Gencrationszellen zweier verschiedener Arten hiilt der Verf. für mög-
lich, doch bedürfte es zur vollständigen Entscheidung der Frage noch
des Experiments, Dem in Folge einer solchen Vereinigung entstan-
denen Bastarde fehlt indess die Bildungsfähigkeit eines ihn selbst,
fortpflanzenden Embryos, wodurch er zur Species ^verden würde.
Der Bastard bleibt daher nur Individuum. Wären Bastarde zur Em-
bryobildung fähig, so wäre es um die Art (species) geschehen, die
Folge würde ein endliches Verschwinden der Art, d. h. chaotisches
Ineinanderfliessen der Formen sein. — Verf. vermuthet, dass die Bie-
nen vorzugsweise die Bastardzeugungen durch Uebertragen des Pol-
lens herbeiführen; die Bastardzeugung selbst scheint nach dem Verf.
indess nur wenigen Sippen eigen zu sein. z. B. Salix, Cirsium, Ver-
bascum, Hieracium. Die Bezeichnung der Bastardformen wünscht
der Verf. nach Schiede, welcher die Namen der Stammarten zu ver-
binden pflegt.
Siegfried Reis.«;ek Veher Endophyten der Pßan%en::i,elle,
ehie geselZ7n(fssfge den Samenfäden oder heu'eglic/ie?i Sphrd-
fasern cmaloge Erscheinung. Aus den Naturwi.sseiischaftlichen
Abhandlungen gesannnelt und herausgegeben von W. Haidin-
ger. Wien 1846. 4to. S. 1—16. c. tab.
§. 1 — 9 dieser fleissig bearbeiteten Schrift enthalten die Beobach-
tungen. §. 10 die Resultate. §. 11 — 13 Reflexionen. ~ Wir entneh-
men dem §. 10 Folgendes:
In den Rindenzellen der Wurzel verschiedener Mono- und Dico-
tylen tritt eine normale Bildung von Fadenpilzen in verschiedenen
Entwicklungsgraden auf. Am höchsten entwickelt sind die Pilze in
den unterirdischen Wurzeln der Orchideen, am niedrigsten in den
Wurzeln der meisten andern Mono- und Dicotylen. — Die Pilze ent-
stehen aus den zartesten Körnchen, welche den Cytoblasten zusam-
mensetzen, oder Ueberreste der Cytoblastenbilduug oder Anfänge
einer solchen sind. Die Körnchen sind die Sporen des Pilzes. In-
nerhalb der Mutterzelle erzeugt der Pilz keine Sporen. Die Pilze
entstehen durch Urzeugung aus dem normalen Zellinhalte etc.
Da es sich hier um die überaus wichtige Frage der Urzeugung
handelt, für welche neue Thatsachen vorgeljracht worden sind, so
können wir nicht umhin, die Acten, als noch immer nicht spruch-
reif, an den für die angeregte Frage sich interessirenden Ausschuss
unter den Pflanzenphysiologen Europa's zur nochmaligen Prüftmg zu-
rückgehen zu lassen.
334 Munter: Ijericht über die Leistungen im Gebiete der
Nachtrag.
Link Vchci' das Amvadiseii der Theile in den Pßan%en.
2le Abhaiid]. In den: Abhandhingen der König). Akademie
der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1845. Berlin
1847. p. 393.
Diese am 24. Juli 1845 in der Königl. Akademie der Wissenschaf-
ten gelesene Abhandlung knüpft an die im Jahre 1836 vorgetragene
erste Abhandlung an, die es sich nämlich zur Aufgabe gestellt hatte,
das den organischen Körpern eigenthümliche Vermögen der Trennung
schon gebildeter Theile durch Einschaltung neuer auch in den Pflan-^
zen nachzuweisen. Die vorliegende Abhandlung an dieser Thatsache
festhaltend, erläutert das Anwachsen der Stämme und Aeste dicotyler
Pflanzen in die Dicke vermittelst des Zwischenwachsens.
Gustave T hur et Note sur les Zoospores des algues. In:
Bulletins de l'academie royale des sciences des lettres et des
beaux-arts de Belgique. Tom. XIII. Part. II. Bruxelles 1846.
p. 356—360.
Gustaf Silfv ersträhle Bestimmung der Divergenz von
Blättern und Knospen. A. d. Schwed. v. C. F. Beilschmied,
im: Archiv scandinavischer Beiträge zur Naturgeschichte von
Chr. Fr. Hornschuch. Th. I. Greifsvvald 1845. p. 382.
Elias Fries Das Vaterland der Geivächse. A. d. Schwed.
von Hornschuch. Ibid. p. 319 — 343.
E. Fries Ueber den Einßuss der Witterung auf die Ve-
uefatio7i im Jahre 1844. A. d. Schwed» von Hornschuch. Ibid.
p. 454 — 461.
de Tristan Etudes phytologiques sur la nature et la di-
rection des jmissances actives dans la Vegetation. (Cinquieme
Mcm.) Comptes rendus hebdomad. des seances de l'academie
des .sciences. Tom. XXIII. Paris 1846 p. 1109.
Aus dem sehr kurzen Commissionsberichte der franz. Akademiker
ersieht man nichts weiter, als dass sich der Verf in seinem 22 Sätze
umfassenden Memoire über die bei der Zellbildung auftretenden che-
mischen Phänomene mid deren Modificationen durch die herbeige-
führte Lebenskraft (action vitale) geäussert zu haben scheint.
Gasparrini Nota sulla morfologia degli Ascidii. \\\\\
Giornale botanico italiano da Filippo Pariatore. Anno II. Parte 1.
Tomel. Firenze 1846. p. 320— 324.
Giuseppe Clementi Memoria suW anaiumia della vani-
glia a foglie piane (Vanilia planifolia Andr.) Venezia 1846.
\
physiologisrhcn Botanik ^vallrcn{] dos Jahros ISiü
3i^ainens-^ orzcicliniss der ScIirirLstellor
Abich 279.
Amiri 329.
Arppe 249.
Aubergier, H. 255.
Barncoud, M. 300. 323. 32 i.
Bartels, C. G. 219.
Bell -Salter, T. 320.
r>ertheiiiot 252.
Bley, L. F. 256.
Bouchardat 265. 304.
Boussingault 262.
Böttgcr 234.
Braconnot, M. II. 264.
Brunn er, C. 321.
Buchner, A. 256. 261.
Bynoo 249.
Chatin 264.
Chevandier, E. 213.
Clarke, B. 322.
Cotterau fils 244.
Dalton- Hooker, .1. 299.
Dassen 305. 311. 313.'
Daubeny 271. 277. 331.
Davy, j. 275.
Decandolle 331.
Decaisne, M. J. 300.
Dickie, G. 328.
Döbereiner, Fr. 257.
Doppler, Chr. 212.
Dove, H. W. 224. 228.
Duohartre 332.
Du Menil 266.
Durand 217. 218. 308.
Diitrochet 218. 307.
Duval 255.
Erdmann, O. L. 232.
Fee 216. 320.
Frignet d'Autry 317.
Fritsch 229.
Fromberg, P. F. H. 267.
Fuckel, L. 318.
Fyfe 230.
Gardner, P. 220.
Ga.sparrini, Gull. 328. 334
Gaudichaud 302.
Göppert 309. 310.
Golding Bird 233. 296.
Goldmann, J. 221. 267. 295.
Goupil 234.
327. Griffith, W. 298. 299. 317. 330.
Grisebach 316.
Guibourt 240.
Haidinger 211.
Hammerschmiut 213. 289.
Harrison 230.
Karting, P. 234. 284.
Hendess, H. 239.
Henfrey, Arth. 286.
Henslow 331.
Hlubek, F. X. 275.
Hruschauer, Fr. 268.
Hunt, R. 229.
Jahn , Fr. 245.
Kirschleger, Fred. 317.
Klotzsch 329. 332.
Knop, W. 230. 232. 259. 295.
Kosmann, C. Ph. 255.
Krause, G. 324.
Kreyssig, W. A. 273. 280.
Krocker, E. O. F. 270.
Kuhlmann, Fr. 272.
Kunth 321.
Langlois 261.
Lankaster 215. 330.
Lassaigne 239.
Lecocq 327.
Lerch, J. Ud. 260.
Le^vy, B. 250. 266.
Lindley 331.
Link 233. 242. 299. 304. 1 7. 24, 3 1 . 34.
Lucas 233. ^
Lüdersdorf 258. 295.
Maclagan, Dougl. 244. ^
Malaguti, F. 237.
Mansfield 230.
Marchand 270. 275.
Martins 253.
Martins v. 298. 319. 326.
Matteucci, Ch. 221.
Maurach 256.
(1. Leist. im Gebiete d. phj'siol, Botanik etc.
Mechi, J. 230.
Meier, L. 257.
Mercklin, C. E. v. 314.
Mettenius, G. 297. 314.
Miquel 248.
Mirbel 239. 263. 302.
Mitscherlich, E. 268.
Möllendorff, v. 279.
Mohl, H. V. 211. 285. 290.
ISlulder, G. J. 235. 247. 249.
Müller, Job. 269.
Munter 310. 330.
Nägeli, C. 281. 283. 294. 308. 316.
Nesbit 260.
Nobert 211.
Nolte 311.
Nourse, Will. E. C. 318.
Osswald, M. 252.
Ortloff, Fr. 253.
Payen 257. 263. 301. 302.
Pearsell 230.
Pelletier fils 229.
Percy 258.
Pereira 243.
Petzholdt 231.
Pleiscbl 223.
Quekett, E. J. 240. 289.
Kalf, Tb. S. 327.
Ralpb, F. S. 325.
Redtenbacher 257.
Reinscb 256.
Keissek, S. 215. 240. 248. 283.
287. 293. 326. 327. 333.
Riess, P. 215.
Robin -Masse 263.
Robiquet 255. 318.
Rochlcder 257.
Röper 323. 325.
Salm-Horstmar (Fürst zu) 276.
Sauvanan 269.
Schacbt, H. 236.
Scbleiden, J. M. 291.
Scblösing 254.
Schlossberger 280.
Scbmitz, J. 295.
Schnedermann 259. 295.
Scbomburgk, Rob. 243.
Schubart 295.
Schultz-Schutzenstein, C. H. 292.
Schunck, E. 258.
Solly, Ed. 219.
Sommerville, Mad. 218.
Soubeiran, E. 252.
Stenhouse, J. 251.
Stocks, J. E. 300.
Stevens, James 243.
Stokes 248.
Strickland 331.
Sturgeon 230.
Targioni Tozzetti, A. 264.
Tenore 329.
Teschemacher, J. E. 250. 275.
Thomson, John 259.
Thomson, Rob. 251.
Thuret, G. 334.
Thwaites, G. H. K. 287. 293.
Tilley, Th. 244.
Torr, W. 230.
Trecul 303.
Tristan 334.
Unger, Fr. 292.
Varley 296.
Vogel 265.
Wackenroder, H. 238.
Wahlberg 305.
Weitenweber, W. R. 257.
Wertheim, G. 213.
Westen dorp 293.
Wichura, M. 319. 321.
Wimmer 332.
Woskressensky, A. 242.
Wrightson 231.
Wydler, H. 321. 322.
Zanon 254.
Zuccarini 326.
A n 0 n y m a :
(iluten 254.
Milchsaftgelässe 287.
Olibanum 251.
Zuckerschaumerdo 271.
337
Bericlit über die Leistungen in der Herpetologie
während des Jahres 1846.
Von
Dr. F. II. TroscheJ.
Bereits im Jahre 1845 erschien von v. Tschiidi^s Fauna
peniana die Herpetologie. Diese enthält zuerst eine systema-
tische Zusammenstellung der aus Peru bekannten Reptilien
wie dieselbe in diesem Archiv 1845. p. 150 zuerst abgedruckt
ist, mit Hinzufiigung von 3 Arten: Hoplopodium peruvianum
Fitz. (Hemidactylus peruvianus Wiegm.), Lachesis rhombeata
Pr. Max. und Coecilia albiventris Daud., wodurch die Zahl
der sämmtlichen Arten auf 79 erhöht wird. Darauf folgt eine
Beschreibung der neuen Arten, von denen die meisten auf
12 colorirten Steindrucktafeln abgebildet ^ind. Auch über
manche andere Arten finden sich sowohl kritische Bemerkun-
gen als auch Angaben über den nähern Fundort und das Vor-
kommen überhaupt. Da bereits in dem oben erwähnten Con-
spectus in diesem Archiv Diagnosen abgedruckt sind, so sehe
ich mich eines näheren Eingehens auf die neuen Arten über-
hoben.
Berthold lieferte einen Beitrag zur Herpetologie (Ueber
verschiedene neue oder seltene Reptilien aus Neu -Granada
Gött.ngen, 1846. 4.), indem er eine kleine Sammlung von
19 Gattungen mit 24 Arten, von denen 7 bisher noch unbe-
kannt waren, beschrieb. Dieselbe stammt aus der Provinz
Popayan m Neu-Granada, etwa 2« N. B. und 301« L Es sind
7 Eidechsen, von denen vier eine weitere Verbreitung haben
2 neu sind; 14 Schlangen, unter denen 2 neu; endlich 3 Frösche'
unter denen 2 neu. Eine Tafel mit Abbildungen erläutert die'
neuen Arten. Dieselben sind unten näher bezeichnet.
S. Müll er 's Betrachtungen über den Charakter der Thier-
^yelt auf den Inseln des indischen Archipels beziehen sich
Archiv f. Naturgcsch. XlII, Jahrg. 2. Bd. Y
338 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
auch auf die Klasse der Reptilien. Es sind aus jenem Insel-
reich nahe an 160 Arten bekannt, fast der sechste Theil aller
bis jetzt bekannten Arten; die Schlangen betragen etwa die
Hälfte. (Dies Archiv 1846. I. p. 120).
Strickland theilte Beobachtungen des Capitains Begbie
über die Naturgeschichte der Malayischen Halbinsel mit. Er
fand daselbst drei Schildkröten: Cistudo amboinensis, Chelo-
nia mydas und Ch. imbricata; 8 Echsen und 13 Schlangen.
(Annais of nat. bist. XVH. p. 408).
In einem Verzeichnisse der innerhalb des Preussischen
Regierungsbezirks Arnsberg bis jetzt beobachteten wild leben-
den W'irbelthiere von Suffrian (Verhandlungen des natur-
wiss. Vereins für das Herzogthum Nassau zu Wiesbaden 1846.
p. 126) werden 16 Amphibien angegeben. Schildkröten kom-
men daselbst nicht vor, auch ist Vipera berus bisher noch
nicht aufgefunden.
In einem Verzeichniss der in Ost- und Westpreussen vor-
kommenden Wirbelthiere von Heinrich Rathke werden von
Amphibien 1 Schildkröte, 4 Echsen, 4 Schlangen und 12 Ba-*
trachier aufgezählt, also im Ganzen 21 Amphibien. Ausserdem
soll Salamandra maculata in der Nähe von Königsberg vor-
kommen, jedoch hat das dortige Museum noch kein Exemplar
davon aus jener Gegend erhalten können. (Neue Preuss. Pro-
vinzial-Blätter Band II. Heft 1).
Wells fand in der Nähe von Liverpool folgende Am-
phibien: Zootoca vivipara, Lacerta agilis, Natrix torquata,
Vipera communis, Triton palustris, aquaticus, vulgaris, Rana
temporaria, Bufo vulgaris. Ausserdem fand er eine schwarze
Eidechse, die er für neu zu halten scheint. (Annais XVII.
p. 449).
Clieloiiii.
Vorläufige Bemerkungen betreffend die Entwickelung der
Schildkröten von Heinrich Rathke. (Müller's Archiv
1846. p. 333). Notice preliminaire sur le developpement des
cheloniens (Annales des sciences naturelles. 3. serie. Vol. V.
p, 161).
Rathke beobachtete einige Eigenthümlichkeiten an Sphar-
gis coriacea (Müller's Archiv 1846. p. 292). Die Luftröhre ist
Herpetologie während des Jahres 1846. 339
durch eine senkrechte Scheidewand in zwei Seitenhälften ge-
theilt. Die Speiseröhre ist sehr lang, macht zwei Krümmun-
gen und ist innen mit Zapfen besetzt. Der Magen ist ein
Sack, der von der hintern Krümmung der Speiseröhre um-
fasst wird.
S a u r i.
Gray beschrieb einige neue Arten Indischer Eidechsen,
die er von Madras erhielt (Annais XVIII. p. 429), die im Fol-
genden angegeben sind.
Goniodactylus indicus Gray Annais XVIII. p. 429, braun, mit
dunkleren Flecken, Schuppen sechsseitig.
Polychrus guttiirosus ^ ^rih-olA 1. c. paleari laevi, non dentato,
squamis omnibus carinatis, plurimis multicarinatis, subcollaribus
caeteris duplo majoribus. Oben rostbraun, unten olivengrün. 22".
Anolis /a///>ow* Berthold 1. c. articulo digitorum antepenultimo
valde dilatato ; squamis laevibus, imbricatis, aequalibus; plica nu-
chali cutanea, parva, — dorsali caudalique nulla; maxillae apice
rotundato, non prominente; scutellorum frontalium seriebus longitu-
dinalibus 4—6. Olivengrün mit schwarzen Flecken, vor der Schulter
ein grosser schwarzer Fleck mit mehreren weissen Schüppchen, über
der Stirn eine weissgelbe Binde. 15".
Neill beobachtete ein lebendes Exemplar von Phryno-
soma Harlanii. Es frass Fliegen, doch nur lebendige, und
nicht in Gegenwart Anderer, und springt in kleinen Sätzen,
die seine doppelte Länge nicht erreichen (Annais of nat. bist.
XVII. p.99).
Calotes viridis Gray (Annais XVIII. p. 429). Nacken mit zwei
einzelnen Stacheln über den Ohren-, Hals ohne Grube vor der Schul-
ter, aber mit dunklen Flecken hinten am Unterkiefer, Augenbrauen
nicht gehörnt; grün. Verwandt mit C. versicolor, aber einfarbig.
Saiea Jerdom'i Gvciy ib. Nacken- und Rückenkamm aus länglichen
zusammengedrückten Schuppen gebildet, Schwanz mit einem gekiel-
ten Kamm. Schwärzlich mit weissen Flecken, die Querbinden bil-
den, unten weiss.
W. M. Carp enter beschrieb in Silliman American Jour-
nal 1846. Juli. p. 89 die eigenthümlichen Schwanzmuskeln der
Gattung Ophiosaurus, bei der der Schwanz wie bei manchen
anderen Echsen, wie bei unserer Blindschleiche, so leicht
zerbricht.
Aus der Familie der Scincoiden werden von Gray (Annais
XVIII. p. 430) als neu aufgestellt: Mocoa bilineata olivenfarbig mit
zwei schwarzen Streifen.
340 Troscliel: Bericht über die Leistungen in der
Riopa nlbopnnctnta hell olivenhraiin , Seiten des Kopfes und der
vordem Hälfte des Körpers schwärzlich, fein weiss gesprenkelt.
Euprepis trilineata Schuppen mit 5 Kielen, hell olivenfarbig mit
braunen weissgerandeten Flecken, Kopf und vordere Hälfte des Kör-
pers mit drei hellen dunkel gerandeten Streifen.
fSerpeiites.
Calamaria Degeiihardtu ßerthold I.e. terrea, micans, infra
variegata; scuto loreo nullo, praeoculari parvo ; squamarum laevium
Seriebus 17; scutis abdominalibus 156, subcaudalibus 33; cauda l.
P. Schmidt beschreibt in den Abhandlungen des Hamburger na-
turw. Vereins Band I. 1846. p. 166 eine neue Wasserschlange Hydro-
phis schixopholis. Breit lanzettförmige, sich ziegelartig deckende, in
der Mitte mit zwei in die Länge gezogenen Tuberkeln versehene
Rückenschuppen. Zwei Längsreihen glatter Bauchschuppen, die zu
einer Sutur zusammentreten, und an der Spitze mit einer Einkerbung
versehen sind. Am Halse treten diese neben einander liegenden
Schuppen auf die Länge von 4 Centim. zu einer einzigen Kerbschuppe
zusammen. Kastanienbraune Grundfärbung, über welche schwarz-
braune Halbbinden von oben nach unten und alternirend von unten
nach oben laufen; ringförmige, den Schwanz umgebende Binden,
Chinesisches Meer.
Eine neue Gattung von Schlangen aus der Hydrenfamilie
stellte Gray Annais XVUL p". 284 auf und bildet Kopf und
Schwanz in J. Beete Jukes Narrative of the surveying voyage
of H. M. S. Fly conimanded by Capt. Rlackwood p. 332 ab.
Diese Gattung Hypothrophis bildet den Uebergang von Aipy-
surus zu Hydrus. Der Kopf ist niedrig, breit, vorn abgerundet.
Kopfschilder zahlreich, ungleich, glatt, Perietalschild gross, 3 obere
Augenschilder, Nasenschilder oberhalb, gross; ein vorderes und drei
hintere Augenschilder; die Nasenlöcher halbmondförmig, in der Mitte
der Nasenplatten. Bauch zusammengedrückt, scharf gekielt, Schwanz
auch oben gekielt. Die einzige Art H. Jukesü ist von Darnley Island.
Trigoiiocephalus Schlegelu'&evi\io\d.\. c. alliaceus, supra brun-
neo-maculatus, infra flavo-virens, in utroque latere sefie macularum
argillacearum; capite supra squamoso; superciliis granuloso-aculea-
tis; squamarum carinatarum seriebus 21, scutis 150, scutellis 50,
cauda {.
Batracliii. *
In den Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissen-
schaften, herausgegeben von dem naturwissenschaftlichen Ver-
ein in Hamburg. Band 1. 1846, findet sich ein längerer Auf-
satz: Die Entwickelung des Froschembryo's; insbesondere des
Hcrpetologie während des Jahres 1846. 341
Muskel- und Genitalsystems. Ein neuer Beitrag zur Lehre
der Epigenese von Dr. St ein hei in. Dazu gehören zwei
Steindruck-Tafeln.
F. H. Bidder V^ergleichend-anatoniisclie und histiologi-
scho Untersuchungen über die männlichen Geschlechts- und
Harn Werkzeuge der nackten Amphibien. IMit drei lithogra-
phirten Tafeln. Dorpat 1846. 4. Nach einer geschichtlichen
Uebersicht der bisherigen Untersuchungen, sind die neuen Be-
obachtungen über die Harn- und Samenausführungsgänge an
Rana, Bufo, Triton, Salamandra, Menopoma, Siredon und
Proteus mitgetheilt, luid durch Abbildungen erläutert. Die
dritte Abtheilung beschäftigt sich mit den Untersuchungen über
die Textur der Niere überhaupt und der Triton -Niere insbe-
sondere. Die vierte Abtheilung enthält Bemerkungen zur Ge-
nesis der männlichen Geschlechts- und Harnwerkzeuge.
Steenstrup behauptet, es seien unter Rana temporaria L. zwei
Arten verwechselt. (Amtlicher Bericht über die 24 Vers, der Naturf.
in Kiel 1846. p. 131). Rana oxyrhlnus hat einen kegelförmig zuge-
spitzten Kopf mit spitziger über den Unterkiefer hervorragender
Schnauze. Der Höcker an der Wurzel der äusserstcn Zehe von einem
bedeutenden Knochen unterstützt, sehr zusammengedrückt, gross,
knorpelhart, % dieser äussersten Zehe ausmachend. Die Schwimm-
haut reicht beim Männchen bis an das zweite äusserste Glied der
längsten Zehe; beim Weibchen dagegen stehen die drei äussersten
Glieder aus der Schwimmhaut frei hervor. Die Stirnbeine sind ge-
wölbt, sehr schmal. — R. platyrhiniis hat den Kopf breit, gerundet,
oben sehr flach, mit stumpfer, sehr wenig vorragender Schnauze.
Der Höcker an der Wurzel der kleinsten Zehe länglich rund, von
einem sehr unbedeutenden Knochen unterstützt, weich, ^ der äus-
sersten Zehe ausmachend. Die Schwimmhaut bei beiden Geschlech-
tern bis an das zweite äusserste Glied der längsten Zehe reichend.
Stirnbeine flach, bisw^eilen ausgehöhlt, sehr breit. — Verf. fügt die
Bemerkung hinzu, die Männchen mehrerer Amphibienarten, nament-
lich Kana oxyrhinus, Triton cristatus und punctatus, überwintern
nur im Wasser, und seien überhaupt mehr Wasserthiere, als die
Weibchen, die sich auf der Erde verkriechen, so dass also die letz-
teren eine vom Larvenzustande weit mehr entfernte Stufe erreichten.
Phyllobates melanorrhinus Berthold 1. c. pollice digitis lon-
giore; linguae margine posteriore libero integro; Verruca subtarsali
nuUa; supra luridus, infra nigricans, naso atro. 18 Linien ohne die
Beine.
Dendrobates histrionicus Berthold 1. c. digito primo secundo
paulo breviore-, lenticulis digitorum tympano multo minoribus; dorso
342 Troschel: Bericht über die Leist. in der Herpetologic etc.
glaberrimo, utrinque plica longitudinali parva. Oberhalb schwarz,
mit einem oder zwei rothen ovalen Flecken, unterhalb roth.
Steenstrup unterscheidet von Bufo vulgaris eine neue Art B.
comtnutatus wegen der gewölbten Stirn, die Stirnbeine dreimal so
lang wie breit; wogegen bei B. vulgaris die Stirnbeine kaum doppelt
so lang wie breit sind. (Amtlicher Bericht über die 24 Vers. d. Na-
turforscher in Kiel. 1846. p. 134.
Bufo criiciger P. Schmidt Abhandl. des Hamburger naturwiss.
Vereins. Band I. p. 169. Die Gestalt ist schlanker als bei den mei-
sten Kröten. Der erste und dritte Finger ist grösser als der zweite
und vierte; an den Zehen befindet sich eine Andeutung von Schwimm-
häuten, unter ihnen ist die vierte Zehe bedeutend hervortretend.
Das Tympanum gross und deutlich. Ovale in die Länge gezogene
Parotiden, welche oberhalb das Tympanum beginnend bis zur Schul-
ter herabsteigen. Glatter Rücken, einzelne grössere Tuberkel an den
Weichen und Extremitäten. Die untere Seite des Körpers mit gleich-
massig kleinen Tuberkeln besäet. Prächtig carminrothe Färbung mit
einem gelben Rückenstreifen, der in der Mitte ein Kreuz darstellt;
gelbe Bänder an den Extremitäten. Cap.
Heinrich Freyer giebt in diesem Archiv 1846. I. p.289. Taf. 4.
Fig. A. eine Abbildung einer neuen Art von Hypochthon (Proteus),
der jedoch noch kein Name beigelegt ist. Er fügt die Bemerkung
hinzu, dass die ausgewachsenen Thiere dieser Gattung noch nicht
bekannt sein möchten, weshalb man die Fortpflanzungsweise noch
nicht kenne. Möchte es ihm gelingen, sie aufzuklären.
343
Bericht über die Leistungen in der Iclithjologie
während des Jahres 1846.
Von
Dr. F. H. Troschel.
Das Jalir 1846 brachte uns von Cuvier und Valen-
ciennes Histoire naturelle des poissons zwei Bände. Der
18te Band enthält den Schluss der Karpfenfamilie mit Ein-
schluss der Cyprinodonten und den Anfang der Hechte; den
Beschluss macht ein Supplement, in welchem die Gattungen
Trichomycteres Val. und Eremophilus Humb., die zu den
Welsen gehören, abgehandelt werden. Im 19ten Bande findet
sich dann die Fortsetzung der Hechtfamilie und einige Fami-
lien der Weichfiosser, die zwischen den Hechten und Härin-
gen stehen. Einige nähere Angaben sollen unten am entspre-
chenden Orte folgen. Dem baldigen Erscheinen der folgenden
Bände sieht gewiss jeder Ichthyologe mit Sehnsucht entgegen;
besonders der, welcher vielfach in den Fall kommt Fische zu
bestimmen, muss ein Buch, in welchem die bekannten Arten
vollständig zusammengestellt sind, wie in dem vorliegenden,
freudig begrüssen.
J. Müller machte in diesem Archiv 1846. I. p. 190 fer-
nere Bemerkungen über den Bau der Ganoiden bekannt. Der
ausführlichen Abhandlung desselben Verf. über die Ganoiden
in den Schriften der Academie der Wissenschaften zu Berlin
vom Jahre 1846, in der alle die in einzelnen Abhandlungen
publicirten Thatsachen zusammengestellt sind, ist schon im
vorjährigen Bericht Erwähnung gethan. Die daselbst nieder-
gelegten Beobachtungen sind so reichhaltig, dass sie einen
Auszug nicht zulassen, und muss daher auf dieses für die
Ichthyologie so äusserst wichtige Werk selbst verwiesen
w" erden.
344 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
In einer kleinen Sclirift: Bemerkungen über das Verhält-
niss der Ganoiden zu den Clupeiden, insbesondere zu Buti-
riniis von Stannius, Rostock 1846, macht der Verf. Einwen-
dungen dagegen, dass die Ganoiden durch eine sichere Grenze
von den Knochenfischen getrennt seien, und er findet nament-
lich in der Gattung Biitirinus , über die manche anatomische
Notizen beigebracht sind, eine Uebergangsform zwischen den
Clupeiden und Ganoiden. Dieser Uebergang zeigt sich be-
sonders in dem Vorhandensein von 4 Klappen in zwei Reihen,
welche in einer kurzen muskulösen Verlängerung des Ventri-
kels , die in die Höhle des Bulbus wenig aber frei hinein-
ragt, befestigt sind, und ferner in dem Rudiment einer Spi-
ralklappe. Verf. sieht jedoch selbst die in Rede stehende Gat-
tung nicht als einen wirklichen Ganoiden an; er will nur an-
deuten, dass die Grenzen zwischen den Ordnungen nicht allzu
schroff seien.
Catalogo metodico dei pesci europei di Carlo L. prin-
cipe Bon aparte, (Atti della settima adunanza degli scien-
ziati italiani tenuta in Napoli dal 20 di settembre a 5 di otto-
bre del 1845. Parte secunda Napoli 1846. 4.). Es werden
hier 848 Fische in 27»5 Gattungen aufgezählt, mit Angabe der
Synonyme.
Suffrian machte in den Verh. des naturw. Vereins für
das Herzogthum Nassau zu Wiesbaden 1846. p. 126 ein Ver-
zeichniss der innerhalb des Preussischen Regierungsbezirks
Arnsberg bis jetzt beobachteten Wirbelthiere bekannt. Der
Verf. sagt am Schluss, dass von den 18 Arten Fischen nur
16 als eigentliche Bewohner des Regierungsbezirks augesehen
werden können , indem Salmo trutta nur zur Laichzeit in
Ruhr und Sieg tritt, und Acerina cernua nur selten in den-
selben Flüssen gefanden wird, wohin dieser Fisch aus dem
Rheine k(>mmt. Die Armuth der Fischfauna erklärt sich durch
den Mangel grösserer Flüsse und Seen. Salmo salar ist als
verloren zu betrachten, früher ging er öfters in die Sieg hin-
ein, wovon er jetzt durch die in der untern Sieg angelegten
Lachsfänge abgehalten wird. C. carpio, brama und auratus
werden nur künstlich erzogen und gehegt, und sind daher
nicht mit aufgezählt.
Ichthyologie während des Jahres 1846. 345
Nach Rathke's Verzeichniss der in Ost- und West-
preussen vorkommenden Wirbelthiere (Neue Preussische Pro-
vinzial-Blätter Band IL Heft 1) sind aus der Klasse der Fisclie
76 Arten angegeben. Ob ausserdem Cyprinus Aphya, Gadus
minutus, Gadus Pollachius, Cottus quadricornis, Acerina
Schraitzer, Acipenser Ruthenus, Squalus pristis in diesen
Provinzen vorkommen, wie es von verschiedenen Schriftstel-
lern angegeben worden ist, hat der Verf. nicht mit Sicherheit
entscheiden können, weil von ihnen dem Museum zu Königs-
berg keine Exemplare zugegangen sind.
Von Thompson werden folgende Fische als neu fiir die
Fauna von Irland angegeben : Cantharus lineatus Mont. (griseus
Cuv. Val.), Xiphias gladius, Echeneis remora, Amphioxus lan-
ceolatus, Motella glauca (Annais XVIII. p. 313).
Sassi gab eine Aufzählung der Fische, welche in dem
Meere von Genua vorkommen (De' pesci del mare di Genova,
estratto dalla Descrizione di Genova e del Genovesato. 1846.
T. I. p. 111. Nuovi annali delle scienze naturali. Serie II.
Tomo VI. Bologna 1846. p. 386). Das Verzeichniss enthält
212 Arten, unter denen zwei als neu beschrieben werden.
S. unten.
Von der ,,Zoology of the Voyage of H. M. S. Erebus and
Terror, under the Command of Captain Sir James. CJark Ross
during the Years 1839 to 1843 edited by John Richardson
and John Edward Gray erschienen bereits 4 Liefer., welche
Fische, von Richardson bearbeitet, enthalten: die 2. Lief,
von 1844, die 5. und 7. Lief, von 1845 und die 12. Lief,
von 1846. In ihnen sind einige neue Gattungen und eine
ziemliche Anzahl neuer Arten enthalten, welche unten ange-
geben sind.
Die Ichthyologie in v. Tschudi's Fauna peruana, welche
schon im Jahre 1845 erschienen, im vorigen Bericht aber
noch nicht benutzt worden ist, enthält die Beschreibungen
von 18 neuen Arten, von denen sechs auf ebenso vielen Stein-
drucktafeln abgebildet sind. \Yir müssen es mit dem Verf.
bedauern; dass seine reiche Fischsammlung grösstentheils zu
Grunde gegangen ist, bevor sie in Europa angekommen. Darin
liegt der Grund, weshalb sich der Verf. auf die Aufstellung
346 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
der neuen Arten, die zum Theil durch einen andern Reisen-
den in Peru gesammelt wurden, beschränkt hat.
Von V. Siebold's Fauna japonica sind die Lief. 10 — 14,
bearbeitet vonTemminck .und Schlegel, während des Jah-
res 1846 erschienen. Sie enthalten im Text die Gattungen
Scarus und Calliodon als den Schluss der Labroiden und die
Familien der Pleuronecten , Cyprinoiden vereinigt mit den Cy-
prinodonten, Siluroiden, Salmonoiden (Saurus und Aulopus,
die in J. Müller's Familie Scopelini gehören, so dass in dor-
tigen Gewässern keine echten Salmonoiden vorkommen), Clu-
peoiden, Belone, Hemiramphus und Exocoetus, die noch die
Familie Esoces bilden, und den Anfang der Gadoiden. Somit
ist denn wohl eine baldige Vollendung des Werkes zu hoffen.
Von Fischen fand Begbie an der Malayischen Halbinsel :
Pristis cirratus, einige Sclerodermen , die von den Eingebor-
nen gegessen werden, Clupea chinensis, Pleuronectes bilinea-
tus, Polynemus paradiseus und andere. (Annais of nat. bist.
XVIL p. 409).
Agassiz zeigte der Gesellschaft (Bulletin de la soc. des
sc. nat. de Neufchatel. Tome L p. 147) an, dass er gefunden
habe, das Gehirn habe constante Charaktere in allen Familien,
und es werde sich vielleicht als die Basis der Classification
benutzen lassen. Weitere Untersuchungen beabsichtigte der-
selbe, vielleicht sind sie durch seinen Aufenthalt in Amerika
nicht ganz aufgegeben.
Davy theilte der Londoner zoologischen Gesellschaft die
Maasse der Blutkügelchen einiger Fische mit (Proc. zool. soc.
März 1846).
Brockmann schrieb unter Stannius' Leitung eine Inau-
guraldissertation de pancrate piscium. Rostock 1846. 4. Nach
einer ausführlichen historischen Einleitung wird als Resultat
seiner Untersuchungen angegeben, dass bei vielen Fischen
neben den Appendices pyloricae ein Pancreas vorhanden sei,
was man bisher nur von wenigen wusste. Von Fischen,
welche neben vielen oder doch stark entwickelten Appendices
pyloricae ein Pancreas besitzen, sind Salmo salar, Clupea
harcngus, Gadus callarias, Cottus scorpius und. Perca fluvia-
tilis angegeben; als solche, die ein Pancreas bei rudimentären
Appendices pyloricae haben , werden Pleuronectes platessa und
Ichthyologie während des Jahres 1846. 347
maximus genannt; Belone longirostris und Cyprinus brama
entbehren der Appendices pyloricae , sind aber mit einem Pan-
creas versehen. Es wird die Verinuthung ausgesprochen, dass
allen Fischen ein Pancreas zukomme. Auf einer Tafel sind
diese Organe von Salmo salar und Pleuronectes platessa ab-
gebildet.
Zwei Beobachtungen von Martins zeigen, dass die Fische
des Nordens eine wenig von der des umgebenden Wassers
abweichende Temperatur haben. Eine Trigla hirundo, welche
auf 53^ 48' nördl. Breite und 1^ 2' östlicher Länge gefangen
war, zeigte 12,75*^ Warme, während das Wasser eine Tem-
peratur von 12,1^ besass. Ein Gadus aeglefinus, gefangen auf
77" 21' nördl. Breite und 9^ 15' westl. Länge, hatte eine Tem-
peratur von 3,15® in der Bauchhöhle, während das W^asser
in der Tiefe seines Aufenthaltes 3,5 '^ warm war. Diese Beob-
achtung zeigt zugleich, dass die Fische bei einer so niedrigen
Temperatur doch eine grosse Lebendigkeit haben können. In
den Kiemen schwankte das Thermometer von 3,39" bis 4,48".
(Annales des sc. nat. 3e serie. Vol. V. p. 190).
U i p n o i.
Lepidosiren paradoxa. Monographie von J. Hyrtl, welche
im vorigen Bericht zwar angezeigt, mir jedoch noch nicht aus
eigener Ansicht bekannt war, befindet sich in den Abhandlun-
gen der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften.
Fünfte Folge. Band 3. Prag 1845. 4. p. 605. Diese Abhand-
lung behandelt die Anatomie dieses interessanten Thiers, und
ist nach einem vollständigen Exemplare gearbeitet, so dass sie
manche Vervollständigung und Ergänzung der bekannten Ar-
beit von Bischoff giebt. In Beziehung auf die systematische
Stellung kommt Verf. zu dem jetzt fast allgemein angenom-
menen Resultat, dass das Thier zu den Fischen gehöre, und
er stimmt J. Müller's damaliger Ansicht bei, dass es eine
eigene Familie der Weichflosser bilden müsse. Der Aufsatz
ist von 5 Tafeln begleitet.
Auguste de Saint-Hilaire glaubt, dass der Minliocao,
von dem die Bewohner der Brasilianischen Provinz Goyaz
erzählen , dass er im See Padre Aranda Pferde und Hornthiere
in den Grund zöge, eine grosse Art von Lepidosiren sei.
.')48 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
Dass es kein electrischer Aal sei, geht ihm daraus liervor,
(lass diese Thiere den Bewohnern unter anderem Namen be-
kannt sind. Er fordert Reisende auf, dem Thiere weiter nach-
zuforschen. (Comptes rendus 1846. II. p. 1145).
Teleostei.
Acanthojyteri.
Percoidei. Cerna (Serranus) macrogenis Sassi 1. c. D. 11. 16;
A. 3. 11. Operculum tricuspidatum. Longitudo 7 vices crassitieni,
et quatuor vices altitudinem evincens. Caput anterius fere per recti-
lineam attenuatum. Maxiila inferior superiorem excedens dimidia
parte longitudinis propriae.
Uranoscopus macropygus Richardson Erebus et Terror 7.
D. 30; A. 37 von Port Jackson.
Bovichthys variegatus ib. D. 8— >18*, A. 13.
Datnia caudavittata ib. 5. D. 13. 9; A. 3. 8 Harvey River. —
D. amhigua D. 10. 11; A. 3. 9. Australien. — D. porös a Australien.
Plectropoma pictitm Tschudi I.e. silberweiss mit unregelmäs-
sigen rosenrothen Zeichnungen D, 11. 17; A. 3. 9. — P. macrophthal-
mos ib. blaugrau, Kopf dunkler. D. 10. 10; A. 3. 9. Beide in Peru.
Cataphracti. Richardson stellte im Erebus und Terror als
neue Arten dieser Familie auf:
Trigla plcuracanthica,
Scorpaena bynoensis.
Agi'iopus leucopoecilus D. 17. 13; A. 9.
Coste schildert (Comptes rendus 1846. 1. p. 814) die
Art, wie die Stichlinge (Gasterosteus) ihr Nest bauen, und
für ihre Eier sorgen. Er beobachtete diese Vorgänge in run-
den Becken von 2 Metres Durchmesser und etwa 33 Centi-
metres Tiefe. Ein Männchen baut ein Nest aus Grashalmen
und andern Körpern, die er mit seinem Schleim, während er
mit seinem Bauch darauf kriecht, zusammenleimt. Zuerst wird
der Grund, daiin die Seiten, zuletzt die Decke angefertigt.
Ein Loch bleibt als Eingang. Nach Vollendung desselben lockt
er ein Weibchen an, welches mit ihm liebkost, und zeigt ihm
den Weg ins Nest. Wenn das Weibchen innerhalb während
2 bis 3 Minuten die Eier gelegt hat, bohrt es sich an der
andern Seite durch das Nest hindurch, so dass nun 2 OeflF-
nungen vorhanden sind. Hierauf bewegt das Männchen auch
andere Weibchen, und aucli dieselben zu wiederholten Malen,
während einiger Tage, ihre Eier in dasselbe Nest zu legen,
Ichthyologie während des Jahres 1846. 349
lind jedesmal geht er nach dem Weibchen ins Ne, nm den
Laich zu befruchten. So wi-d eine grosse Menge von Eiern
in einem Nest angehäuft, deren Bewachung und Vertheidigung
das Männchen allein während eines ganzen Monats übernimmt,
wobei es besonders gegen die Weibchen zu kämpfen hat, die
ein Gelüste haben, die Eier zu verzehren. Zugleich sorgt
das Männchen dafür, dass stets frisches W^asser zu dem Laich
ströme. Wenn die Jungen ausgeschlüpft sind, beschützt es
sie noch so lange, bis sie sich selbstständig erhalten können.
— Die Commission der Academie bestätigt ib. IL p. 333 diese
Beobachtungen. — Lecoq macht (ib. p. 1084) Prioritätsan-
sprüche, indem er diese Beobachtung am 2. August 1844
veröffentlicht habe (wo, ist nicht angegeben).— Dagegen er-
klärt Coste (ib. p. 1116) er glaube dem Verf. gerecht gewor-
den zu sein, indem er seine ganze Notiz in seinen Aufsatz
aufgenommen habe.
Sciaenoidei. Corvina dcllciom Tschudi I.e. oben dmikel blau-
grau, unten weiss. D. 10-1. 20; A. 2. 10. Sehr wohlschmeckend. -
C. minor ib. Silberweiss, oben dunkler. D. 13. 20; A. 2. 11. Peru.
Otolithiis jjeruanus Tsch. 1. c. D. 8. 22; A. 15. Peru.
Eleginus Falklajidicus Richardson Erebus von den Falkland-
Inseln.
Haemulon modestum Tsch. 1. c. D. 13. 16; A. 3. 13. Peru.
Pristipoma scajnilare Tsch. 1. c. unter der Brustflosse ein
schwarzer Fleck. D 12-1. 47; A. 3. 13. Huacho.
Cheilotrema Tschudi nov. gen. I.e. Labium superius por-
rectile, 8 poris in seriebus diiabus (5. 3). Maxilla inferior poris 5.
Operculum dentatum. Praeoperculum spinis duabus. Nur eine Art
Ch. fasciatum Tsch. D. 10-1. 22; A. 2. 9. Grau mit undeutlichen Quer-
binden. Peru. Der Fisch ist abgebildet.
Cheilodactylus cinctus Tsch. 1. c. D. 16-1. 29; A. 3. 11. Blau-
grau mit sieben dunkelbraunen Längsbinden. 4" 9"'. Peru.
Sparoidei. Cremdens trigUphus Richardson Erebus mit drei-
spitzigen Zähnen von Port Jackson.
Maenidei. Richardson stellte im Erebus ct. eine neue Gattung
Emmeh'chthys mit folgenden Charakteren auf : Os terminale, recte
antrorsum protractile omnino edentatum. Dentes pharyngei setacei.
Maxillae dense squamosae, intermaxillaria labiaque nuda. Praeor-
bitale disco nudo inaequali, semiovali, margine inferiori concavo
\ix crenulato. Praeoperculum parabolicum margine gracillimo te-
nuiter sulcato vix crenulato. Suboperculum margine arcto , submem-
branaceo tenuissime costato, hinc ciliato-dentato. Operculum emar-
350 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
ginatum, angulis planis acutis. Scapula squamiformis eroso-dentata,
squamis parvis tecta. Apertura branchialis ampla infra ante medios
oculos fissa. Radii branchiostegi Septem. Pinnae ventrales sub an-
tica parte pinnae pectoris affixae. Pinna dorsi longa aeque ac pinna
ani in sulco squamoso movens; pars ejus spinosa esquamosa; in
parte altera et in pinna ani theca squamosa fere ad apices posterio-
res attenuatos excurrit. Pinnae omnes aliae usque ad medias squa-
mosae. Anus pone medium piscem. Squamae ctenoideae, mediocres,
Caput undique praeter discum praeorbitalis, labia, partes membra-
naceas oris et membranam branchiostegam tegentes. Squamae genae
temporum operculorumque ordine quodam peculiari, circulari con-
cinniter instructae.
Squamipennes. Scatophagns multifasciatus Richards. Erebus.
12. Lief. D. 11-1. 16; A. 4. 16.
Pimelepterus laevifrons Tsch. 1. c. D. 13. 18; A. 3. 12 mit unbe-
schuppter Stirn. Braungrau. 9". Huacho.
Labyrinthici. Die bereits in den Berichten der Academie
zu Berlin 1844 aufgestellte neue Gattung von Quellimane Cte-
nopoma multispinis Peters (vergl. dies Archiv 1845. II. p. 195)
ist in Müller's Archiv 1846. p. 480 abgebildet und ausführ-
licher beschrieben.
Mugiloidei. Blupril RammehhergU Tsch. 1. c. oben grünlichgelb,
unten silberweiss. 12". Insel San Lorenzo.
Scomberoidei. Caranx pertianus Tsch. 1. c. D. 9—1.28; A. 2. 28
oben und unten mit einer falschen Flosse.
Zeus australis Richardson Erebus 7. von Vandiemensland, ist
sehr nahe verwandt mit Z. faber.
Notacanthini. NotacantJms sexspinis Richards, ib. 12. D. 6. 1;
A. 14.
Gobioidei. Drei neue Gobius beschreibt Richardson im Ere-
bus 2. Lief. G. hynoensis von Westaustralien, G. lentiginosus von
Neuseeland, G. interstinctus von der Nordwestküste Australiens.
Eleotris mogurnda Richards, ib. D. 8—1. 14; A. 1. 4.
Eine neue Gattung ISototheiiia wird von Richardson ebenda
aufgestellt: Forma Eleotridibus nee non Trachinis vel Percibus quo-
dammodo similis. Corpus e capite tumido ventreque prominulo in
caudam compressam sensim macrescens. Os modicum terminale.
Labia tumida, reflexa. Intermaxillaria ossa parum protractilia. Ma-
xilla sub OS praeorbitale recedens, apice tamen latiori nitro extenso
hinc ad angulum oris patefacto. Squamae satis magnae. Linea late-
ralis ante linem pinnae dorsi secundae diffracta, infra resumta deni-
que ad basin pinnae caudae desinens. Praeoperculum porosum, in-
erme, acie semicirculari libera. Os operculare prope angulum ejus
superum emarffinatum, nee tamen in pisce recenti angulos acutos
Ichthyologie während des Jahres 1846. 351
ostendens. Membrana branchiostega radiis sex sustentata, apcrturam
satis magnam operiens. Dentes mandibularum breves, acerosi, in-
aequales, stipati. Palatum linguaque laeves. Pinnae ventrales jugu-
lares, pect(?rales magnae rotundatae, pinna dorsi prior radiis paucis
flexilibus sustentata, dorsi secunda priori approximata, pinnaque ani
longae aequales. Coeca pylorica circiter 5. Vesica pneumatica
nulla. Cranium convexum laeve. Dahin folgende Arten: A^. corii-
ceps D. 5 — 34; A. 27, cyanohrancha D. 4 — 36; A. 32, piirpuriceps
D. 4—35; A. 31 von Kerguelensland; N. cornucola D. 5—32; A. 27 von
Cap Hörn; N. jihocae D. 4 — 25; A. 30 vom südlichen Eismeer; N.
magellanica (Gadus magellanicus Forster); A". Rossü; N. virgata
D. 5-32; A. 29; marginata D. 6 — 33; A. 32; sirna D. 6 — 28; A. 28
von den Falklands-Inseln.
Callionymus calauropomus Richards. Erebus. D. 4 — 8; A. 7.
Eine neue Gattung Harpagifer stellte ferner Richardson
Erebus Lief. 2. zwischen Callionymus und Platypterus auf. Caput
horizontale, supra planum, trianguläre. Corpus in caudam maxime
compressam sensim e humero attenuatum. Squamae nullae. Linea
lateralis antice trans nucham cum pari suo conjugata ramulumque
ad orbitam utramque emittens in summo dorso cursum tenens et ad
medium basis pinnae dorsi secundae desinens. Os parvum terminale.
Dentes mandibularum minuti, subulati, subincurvi, stipati. Palatum
et lingua laeves. Oculi modici, laterales. Ossa suborbitalia» Praeo-
perculum inerme, ellipticum. Interoperculum gracile, spatulaeforme,
praeoperculo occultum. Operculum spinam hamiferum sursum ex-
trudens. Suboperculum spinam rectam aeque insignera emittens.
Apertura branchiarum satis magna nee tamen sub gula extensa. Mem-
brana branchiostega radiis sex sustentata. Pinnae dorsales duae,
quarum prior radiis paucis flexibilibus sustentata. Pinnae ventrales
Eleotridum. Vesica pneumatica nulla. Coeca pylorica tria. Dahin
H. bispirits (Batrachus bispinis Bl. S. Callionymus bispinis Forster)
und eine neue Art H. palliolatus von den Falklands-Inseln.
Unter dem Namen Pa^e?0 6?e^ giebt Richardson ib. die Zeich-
nung eines Fisches, der merkwürdig genug aussieht. Er war 77"
südlicher Breite, und 178^° Länge gefangen, aber während des Zeich-
nens von einer Katze aufgefressen.
Brisout de Barneville theilt (Rev. zool. 1846. p. 143) die
Gattung Gobiesox Lacep. in drei Gattungen. Die erste Tomicodon
ist identisch mit Sicyases Müll. Trosch. dies Archiv. 1843. L p. 298
und die Art T. chilensis'\si offenbar unser Sicyases sanguineus. Go-
biesox poeciiophthalmus Jenyns wird als zweite Art hierher gezogen.
— Die zweite Gattung Sicyogaster unterscheidet sich dadurch
von der vorigen, dass nur im Unterkiefer schneidende Zähne vor-
handen sind, die übrigen Zähne sind kegelförmig. Dahin Gobiesox
marmoratus Jenyns. — Die dritte Gattung ist Gobiesox, in der Cy-
clopterus nudusLinn., mit Cycl. dentex Pallas für identisch gehalten,
352 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
belassen und neben Gobiesox cephalus Lac. (Lepadogaster testar Bl.;
Gobiesox tudes Richards.) gestellt ist. Die verschiedene Zahl der
Kiemen, wonach wir a. a. O. aus Cycl. nudus die Gattung Cotylis
gebildet haben, ist nicht beachtet worden.
In derselben Zeitschrift p.209 trennt derselbe Verf. auch G.
nudus als besondere Gattung ab, die er Chorisochismus nennt,
weil sie zwei grosse getrennte Kiemenspalten hat, Mährend bei Go-
biesox die beiden Kiemenspalten in eine vereinigt sind. Der Name
muss natürlich dem älteren Cotylis weichen.
Ebenda p.214 wird vom Verf. noch eine Gattung derselben Fa-
milie unterschieden, die er Trachelochismus nennt, und wohin
Cycl. pinnulatus Forster gehört. Bei dieser Gattung und bei Lepa-
dogaster finden sich zwei Bauchscheiben, wodurch sie sich von allen
vorhergehenden Gattungen unterscheiden, bei denen nur eine seitlich
eingeschnittene Bauchscheibe vorhanden ist. Bei Trachelochismus
sind wieder die Kiemenspalten beider Seiten vereinigt, während sie
bei Lepadogaster, deren Arten mit ihrer Synonymie ib. p. 278 gege-
ben sind, getrennt sind. Die vielen Arten der verschiedenen Schrift-
steller von Lepadogaster werden auf vier zurückgeführt: L. Gouani
Lac, Candollii Risso, bimaculatus Flem. und piger Nardo.
Lepadogaster 2^^(niceus Richards. Erebus D. 10-, A. 4 von Neu-
seeland.
Pediculati. Eine neue Gattung von Armflossern stellte Lowe
auf (Annais XVllI. p.416): Chuunax. Corpus subcubico-oblongum
sufflatabile, nudum, cute praesertim ad ilia ventremque flaccidissima
laxa; antice obesum, postice abrupte attenuatum subcompressum.
Caput osseum magnum subtetraedrum, superne nuchaque latum pla-
natum, utrinque s. ad genas declive; oculis lateralibus spatio inter-
oculari convexo; ore rictuque amplissimis transversis plagio-plateis
s. depressis. Dentes intermaxillares vomerinique palatinique parvi
scobinati. Nares simplices (nee pedicellatae nee tubulosae). Spira-
cula (foramina branchialia) postica s. ad ilia pone pinnarum pectora-
lium axillas. Pinna dorsalis unica; pectoralibus (pedicellatis) car-
nosis ventralibus jugularibus spathulatis carnosis; analis postica;
caudalis simplex truncata. Cirri, praeter unicum in fossula interna-
sali, nulli. Nur eine Art Ch. pictus D. 11; A. 5. P. 11. V. 4.
Chironectes trisignatus Richardson Erebus Lief. 2. D. 3 — 13;
A. 7.
AalOStOini. Centriscus humerosns Richards. Erebus und Terror
Lief. 12. D. 6-17; A. 18.
/
Afiaca7ithi7ii.
Gadoidei. Lata phycis Temm. Schi. Die beiden ersten Strahlen
der Bauchflossen sind fadenartig verlängert. B. 6; D. 5— 59; A. 51.V. 9.
— L. breviuscula Richards. Erebus D. 8 — 48; A. 50.
Ichthyologie während des Jahres 1846. 353
Motella pacificn Temm. SchJ. unterscheidet sich von den be-
kannten Arten durch langstreckigere Gestalt, durch grössere Annä-
herung der Rückenflosse und des Afters an den Kopf, durch längere
Bartfäden des Oberkiefers, und durch weniger verlängerte Fäden an
den Bauchflossen. B. 6. D. 50?-45; A. 38.
In die Gattung Brotula Cuv., deren bisher bekannte Art B. bar-
bata oben 4, unten 6 Bartfäden besitzt, sind Temm. und Schi,
geneigt, auch Ophidium blacodes Forster zu setzen. Ausserdem be-
schreilpen sie drei neue Arten, die sich durch die Zahl der Bartfäden
unterscheiden: B. multiharhata mit oben 6 und unten 6 Bartfäden;
— B. imherbis ganz ohne Bartfäden; — B. armata ebenfalls ohne
Bartfäden, hat ausser dem Dorn am Deckel, den auch die vorige
Art besitzt, drei ziemlich starke Dornen am Vordeckel.
Ateleopus Temm. Schi. nov. gen. Der Kopf endigt in eine
sehr dicke Schnauze, die über den Mund vorspringt; Mund vor-
streckbar, unterhalb; oben und unten eine Binde hecheiförmiger
Zähne; Vomer und Gaumen zahnlös; Bauchflossen an der Kehle be-
stehen aus einem Strahl; die kleine Rückenflosse über den Brust-
flossen; Kopf von Länge des Rumpfes; der Schwanz doppelt so lang
wie der übrige Körper, nach hinten stark verschmälert; Schwanz-
flosse klein, schief abgestutzt; Afterflosse sehr lang. Die Art, welche
die Japaner SJatsfuri nennen, hat D. 8; A. 108 und ist braun mit
bläulichen Stellen.
OpWdini. v. Tschudi bildete in seiner Fauna peruana eine Art
der Gattung Ophidium als O. maculatum ab, zieht sie aber nach
einer brieflichen Mittheilung von J, Müller zu blacodes Forster.
Dass sich ein Exemplar von Forster im zoologischen Museum zu
Berlin befinden soll, beruht auf einem Irrthum, dasselbe besitzt keine
von Forster gesammelte Fische. Die Angabe, dass die Blinddärme
an dem Fisch des Berliner Museums nicht zu erkennen wären, be-
ruht ebenfalls auf einem Irrthum.
Pleuronectae. Platessa variegata Temm. Schi, hat stark ge-
wimperte Schuppen, zwei Reihen conischer Zähne, stark gebogene
Seitenlinie und schwarze Flecke auf den grossen Flossen. D. 79 (81);
A. 58 (60). 18". — PL asperrima ib. ist oben mit Rauhigkeiten be-
waffnet, und hat die Augen rechts. D. 75; A. 61. — PL cornuta mit
kleinem Kopf und Mund mit schwachen Zähnen , die schneidende In-
terorbitalleiste ist nach hinten in eine Spitze verlängert. D.80. A.56.
Rhombus cinnamomeus Temm. Schi. Augen sehr genähert.
D. 81; A. 65. 12". — R. myriaster ib. Augen entfernt, Profil vorn
sehr steil. D. 95 ; A. 67. — R. grandisquamü ib. Augen genähert,
mit grossen Schuppen. D. 76; A. 58.
Hippoglossiis oUvaceus Temm. Schi. Augen links; grau mit
schwarzen Flecken. D. 83; A. 63.
Solea cehrina Temm. Schi, ist vielleicht S. zebra Bl., doch
reicht die Rückenflosse weniger weit nach vorn.
Archiv f. Naturgcsch. XIII. Jahrij. 2. Bd. Z
354
Troschel: Bericht über die Leistungen in der
Achims japonicus Temm. Schi, dreimal so lang wie hoch, -
braun mit gelben Flossen. ^ ^ ^ o^n
Plagusia japonica Temm. Sohl, olivenfarbig. D. C. A. 210.
V. 4. 6"°
Pharyngognathi.
Labroidei cycloidei. Labrus hotryocosmus Richard son Erebus
Lief. 12 von Vandiemensland.
Scarus ovifrons Temm. Schi. I.e. hat wie coeruleus eme an-
geschwollene Stirn, ist aber dunkler gefärbt, und die Schwanzflosse
ist abgestutzt. - S. acroptilus Richards. Erebus Lief. 12. D. 24.
A. 13. Südsee.
Labroidei ctenoidei. Labroideorum ctenoideorum batavien-
sium diagiioses et adumbrationes auct. Bleeker. Batavia 1846.
Verf. giebt in dieser Abhandlung eine Uebersicht der im In-
dischen Archipelagus überhaupt vorkommenden Arten dieser
Familie, deren Zahl auf 48 angegeben wird. Von ihnen finden
sich an den Küsten von Java 28 Arten, unter denen 5 neue.
Diese sämmtlichen Fische sind durch eine lateinische Diagnose
charakterisirt und in holländischer Sprache ausführlicher be-
schrieben. Die neuen Arten gehören der Gattung Glyphiso-
don an :
Gi. quadrifasciatus corpore triplo longiore quam alto, flavo-
viridescente, fasciis 4 verticalibus nigrescentibus notato , capite aeque
alto ac longo, 4^ in longitudine corporis, praeoperculo obtusangulo ;
pinnis dorsali analique rotundatis-, pinna caudali profunde incisa,
lobis acutiusculis. D. 13. 14; A. 2. 13. - G. trifasciatus corpore
suborbiculari 2\ longiore quam alto, dorso olivaceo ventre flavo,
fasciis 3 verticalibus nigris notato, capite altiore quam longo; 4^ ad
4J^ in longitudine totius corporis; praeoperculo obtuse angulato parum
rotundato; pinnis dorsali analique rotundatis, caudali semilunariter
incisa, lobo superiore acuto , inferiore acutiusculo. D. 13. 13; A.2.14.
Verwandt mit G. margaritaceus C. V. - G. Behnii corpore oblongo,
chrysophridioideo, altitudine ter fere in longitudine , toto fusco, vitta
nigra in operculi margine praeoperculari, macula nigra supra ad
basin pinnae pectoralis; capite altiore quam longo i\ in longitudme
totius corporis; praeoperculo fere rectangulo angulo rotundato; dorso
elevato; ventre rectiusculo; pinnis dorsali analique rotundatis, pmna
caudali semilunariter excisa, lobo superiore acuto, inferiore acu-
tiusculo. D. 13. 14; A. 2. 14. Verwandt mit G. glaucus C. V. - G.
leucogaster corpore suborbiculari, 2^ longiore quam alto, dorso et
lateribus olivaceo-fuscis, maculis pluribus coeruleis, ventre et pinna
ventrali pulchre flavis, capite circiter aeque longo ac alto, 4^ in
longitudine corporis, praeoperculo rectangulato rotundato, pinnis
Ichthyologie während des Jahres 1846. 355
dorsali subacuta, anali rotundata, caudali semilunariter excisa lobis
acutis. D. 12. 13; A. 2. 14. Verwandt mit G. lacrymatus C. V. — G.
anabatoides corpore plus triplo longiore quam alto, supra violaceo
infra viridi-flavescente, squamis dorsi laterum operculorumque sin-
gulis medio macula coerulea rotunda notatis; capite aeque longo ac
alto plus quam quinquies in longitudine corporis; praeoperculo
rectangulo leviter tantum rotundato; pinnis dorsali analique acutis
caudali profunde divisa lobis acutis. D. 13. 11; A. 2. 11.
Von Dascyllus trimaculatus C. V. fand Bleeker ib. auch eine
Varietät mit nur 2 Flecken, er taufte daher die Art in D. niger um,
wozu wohl kein hinreichender Grund vorliegt.
Pomac€7itrus latijroiis Tschudi 1. c. D. 13. 20; A. 2. 14. Hell-
grau, ungefleckt. Huacho.
Scomberesoces. Aus der Gattung Belone finden sich in der
Fauna japonica zwei neue Arten, von denen die eine B. gigantea
Temm. Schi, wegen des Kiels am Schwänze zur Gattung Tylosurus
gehört und 12 Fuss lang werden soll. D. 2. 20; A. 2. 20; — die an-
dere B. gracüis keinen Kiel besitzt. D. 27; A.27. Sie ist 2|F. lang.
Hemiramphiis Sajori Temm. Schi. D. 16; A, 17. 10 Zoll.
Exocoetiis Jgoo Temm. Schi. D. 12; A. 9. Silberfarbig, Schwanz-
flosse schwärzlich, die übrigen Flossen grau.
Phy so Storni,
Silaroidei. Bleeker lieferte eine Uebersicht der Welse
von Batavia (Siliiroideoruni bataviensium conspectus diagno-
sticus auct. P. Bleeker Batavia 1846 aus den Act. Sog. Ba-
tav. Vol. XXI.), in welcher 66 dort vorkommende Arten be-
schrieben werden. Nur 10 von diesen Arten hat Valenciennes
in der Hist. nat. des poissons, eine Art Plotosus marginatus
Raffles ist von demselben übergangen, also sind 55 Arten
neu. Verf. vermuthet, dass die übrigen Inseln des Indischen
Archipelagus einen ähnlichen Reichthum an Welsen haben
mögen. Von den ^^ Arten leben 19 im süssen Wasser (Si-
luriis, Bagnis, Pangasius, Pimelodus, Ciarias ; 4 sowohl im
süssen als im Salzwasser (Bagrus); 43 im Salzwasser (Bagrns,
Arius, Osteogeneiosus, Batrachocephalus, Plotosus). Die neuen
Arten sind mit ausführlichen Diagnosen versehen, die jedoch
oft so wenig unterschieden sind, dass wohl manche zusam-
menzuziehen sein werden. Es sind folgende:
Silurus MüUeri mit 20 Strahlen in der Kiemenhaut, Augen ober-
halb, 4 Bartfäden, ungefleckt. D. 5; A. 1. 88. — S. micronemus 14
Kiemenhautstrahlen , 4 Bartfäden, ungefleckt. A. 3. 90. — S. hypo-
35G Tr ose hei: Bericht über die Leistungen in der
fhthalnms 11 Kiemenhautstrahlen , Augen unterhalb, 4 Bartfäden, un-
gefleckt. D. 4 ; A. 77.
Pangasins djnmbal Kopfpanzer runzlig, Oberkiefer länger. B. 9;
D. 1.7; A. 4. 27.
Bagrus. 1. Mit 8 Bartfäden, a. Fettflosse länger als
die Aft er flösse: B. macronemus Maxillarbartfäden reichen bis zur
Schwanzflosse, oberer Lappen der Schwanzflosse länger, in einen
Faden endend. B. 9; D. 1. 7; A. 3. 8. — B. singaringan B.9; D.I. 7;
A. 3. 8 wohl kaum vom Vorhergehenden unterschieden. — B. hete-
runis oberer Lappen der Schwanzflosse viel kürzer, am Grunde der
Afterflosse ein rother Fleck. B. 9; D. 1. 7; A. 3. 9. — B. micracan-
thus Brustflossenstachel länger als der der Rückenflosse, Fettflosse
nur doppelt so lang als die Afterflosse. B. 9; D. 1. 7; A. 3. 9. — b.
Fett flösse kürzer als die Afterflosse: B. gulioides die vorn
granulirte Interparietalleiste erreicht die Platte des ersten Interspi-
nalknochens. B. 10; D. 1. 7; A. 5. 10. — B. melas die Interparietal-
leiste sehr kurz. Sonst dem vorigen ähnlich. — B. Schlegeln, die
ganze Interparietalleiste ist granulirt. B. 9; D. 1. 7; A. 4. 10. — B.
rhodopterygius , ähnlich dem vorigen, die unteren Flossen sind am
Grunde roth. B. 9; D. 1. 7; A. 5. 11. — c Fettflosse und After-
flosse gleich lang: B. Hoevenü Interparietalleiste schmal und
lang, am Grunde runzelig. B. 12; D.I. 7; A. 3. 8 oder 3.9. — B. Sie-
boldii Interparietalleiste lang, schmal, grossentheiis unter der Haut
verborgen. B. 12; D. 1. 7; A. 4. 10. — B. flavus. B. 11; D. 1. 7; A. 5. 10.
_ 2. Mit 6 Bartfäden. B. rhodonohis beide Kiefer gleich lang.
B. 5; D.I. 7; A. 4. 15. — B. carchariorhynclws Oberkiefer viel länger
als der Unterkiefer. B. 5; D. 1. 7; A. 6. 11. Beide Arten leben im
Meere.
Arius. 1. Gaumenzähne in 2 Haufen, 6 Bartfäden, a.
Gaumenzähne vorn, hecheiförmig, 6 Strahlen der Kie-
menhaut. A. macronotacanthus , Dorn der Rückenflosse und Brust-
flosse stark, Maxillarbartfäden reichen bis zur Schulter, der untere
Lappen der Schwanzflosse länger. D. 1.7; A. 8. 11. — A. caelatoides
der obere Lappen der Schwanzflosse länger. A. 8. 13. — A. micro-
gastropterygius , oberer Lappen der Schwanzflosse länger. A. 7. 15. — •
A. clypeaster, oberer Lappen der Schwanzflosse wenig länger. A. 7. 15.
A. clypeastroides ^ unterer Lappen der Schwanzflosse länger. A.
7. 15. — A. chondropterygius , die stumpfen Lappen der Schwanz-
flosse gleich. A. 7. 14. — A. micronotacaiitfuis , Dorn der Rücken-
und Brustflosse schwach, ersterer kürzer. A. 7. 12. — A. manjong,
beide Dornen gleich. A. 7. 11. — A. macruropterygius , Rückenflos-
sendorn länger, oberer Lappen der Schwanzflosse länger. A. 7. 13. —
A. micruropterygius , beide Lappen der Schwanzflosse gleich. A. 7. 12.
— A. laeviceps, Kopf glatt, oberer Schwanzflossenlappen wenig län-
ger. A. 7. 11. — A. utile, Kopfpanzer am Rande granulirt, oberer
Lappen der Schwanzflosse länger. A. 7. 13. — b. Gaumen zahne in
Ichthyologie während des Jahres 1846. 357
der Mitte oder hinten, körnig, stumpf. A. fiiacrocephai?is.
Dorn der Rückenflosse ohne Fadenanhang. B. 6; A. 6. 14. — u4, acu-
tus, dem vorigen sehr ähnlich. B. 6; A. 6. 13. — A. gagorot'des, hat
wie die folgenden einen Faden am Dorn der Rückenflosse und nur 5
Strahlen der Kiemenhaut. A. 7. 15. — A. Heckelü. A. 7. 16. — A. pi-
dada A. 6. 15. — A. angulatus A. 6. 17. — A. chondropterygoides
A. 7. 16. — A. viviparus A. 7. 16. 2. Gaumenzähne in 4 Hau-
fen, die vorderen kleiner, Zähne körnig, 6 Bartfäden. A.
polystaphylodon B. 5; A. 4. 12. — A. crossocheilos B. 5; A. 4. 14. —
A. Hamiltom's , Interparietalleiste körnig. D. 6; A. 5. 14. — A. tong-
gol, Interparietalleiste körnig. D. 6; A. 4. 15. — A. feiotetocephalus,
Interparietalleiste glatt. B. 6; A. 4. 13.
Osteogeneiosus nov. gen. Pinnae dorsales 2, anterior radiosa,
posterior adiposa. Dentes intermaxillares et inframaxillares conici,
acuti, curvati, conferti, pluribus seriebus dispositi. Dentes palatini
in thurmas 2 oblongo-arcuatas in anteriore palati parte dispositi,
linea palati media glabra. Oculi posteri. Cirri 2 supramaxillares
ossei, rigidi. Membrana branchiostega radiis 5. Caput scutatum.
Apertura pharyngea angustissima. Dahin wird A. militaris gezogen
und 6 neue Arten: a. Kopf länger als der vierte Theil des
Körpers: O. macrocephalus , longiceps nach den Diagnosen kaum
zu unterscheiden. — 0. ingluvies mit weiter kropfartiger Kinnhaut.
A. 5. 16. — b. Kopf kürzer als der vierte Theil des Kör-
pers: O. gracilis A. 4. 16. — O. Blochii A. 5. 15. Die Maxillarbart-
fäden überragen die Schulter. — O. Valenciennesi A. 5. 15. Die Ma-
xillarbartfäden erreichen die Schulter.
Batrachocephalus nov. gen. Pinnae dorsales 2, anterior ra-
diosa, posterior adiposa. Dentes intermaxillares et inframaxillares
cylindrici, crassi, seriebus pluribus dispositi. Vomer et palatum
medio glabra. In angulis palati anticis tantum dentes aliquot cylin-
drici, conferti. Oculi superi. Caput scutatum. Cirri nulli. Mem-
brana branchiostega radiis 5. Maxilla inferior superiore paulo lon-
gior. B. ageneiosus. A. 7. 14.
Pimelodus variegatus mit 8 Bartfäden und 8 Strahlen der Kie-
menhaut, sehr kleinen Augen, die Dornen der Rücken- und Brust-
flosse mit fleischiger Haut bedeckt; braun und gelb variirt. D. 1. 6;
A. 2. 6.
Ciarias meladerma Dorn der Brustflosse vorn stark gezähnt,
Rücken- und Afterflosse von der Schwanzflosse getrennt. D. 68 bis 72;
A. 57 bis 61.
Plotosus macrophthalmus. Die Nasalfäden erreichen die Spitze
des Deckels, Augen gross, fünfmal in der Länge des Kopfes enthal-
ten. B. 10; D. 1.5—108; A. 90. — P. viviparus braun. B. 12; D. 1. 4—
129; A 106. — P. horridus braunschwarz. B. 12; D. 1.4— 130; A. HO.
— P. multiradiatus. B. 12; D. 1. 4—142; A. 117.
358 Troschel. Bericht über die Leistungen in der
In einer anderen kleinen Schrift (Nieuwe Bijdrage tot de
Kennis der Siluroieden van Java door Bleeker. Batavia
1846. 8.) beschreibt derselbe Verf. noch einige Welse, von
denen fast alle neu: . .. t, ,. r» i
Siliinis mononema mit 4 Bartfäden, ungefleckt. B. 11-, U. 1,
^'^'Pangasius smicronemm Kopfpanzer glatt, Kiefer gleich lang,
B.9; D. 1. 7; A. 4.26. . ,. ^,
Keten^us nov. gen. Pinnae dorsales 2, anterior radiosa, poste-
rior adiposa. Dentes interm axillares et in fr am axillares serie unica
dispositi, cuneiformes. Vomer et palatum glabra. Caput scutatum
Oculi superi. Membrana branchiostega radiis 5. Cirri carnosi 4.
K. typus oberhalb bleigrau, unterhalb silberfarbig. D. 1.7; A. ö. lö.
Fretum Madurae. .. _.. , „ ^^^^
Pimelodus cyanochloros acht Bartfäden, blaugrun, Ruckenflo sen
und die Basis der After- und Schwanzflosse schwarz. B. 12; D- 1- b;
A 3 10 - P rugosiis braun und schwarz variirt mit zahlreichen
blaugrauen Tropfenflecken; Rücken- und Brustflossen schwarz; Bauch
und Afterflosse schwarz gebändert. B.6; D. 1.5; A. 2 8. Von diesen
Arten, so wie von P. bagarius Buch, und P. variegatus Blkr. wird
angegeben, dass sie keine Schwimmblase besitzen.
Ausserdem sind noch folgende neue Fische dieser Fami-
lie aufgestellt: _ ^..^ t> ./< n c;
Silurus japonicus Temm. Schi, mit 4 Bartfaden; B. 14; D. 5;
A 82
Bagrus aurantiacus ib. mit 8 Bartfäden, langer Fettflosse. Kopf
mit Haut bekleidet. B. 8; D. 1. 6; A. 20. - B venaticns l^^chards^
Erebus, D. 1. 9; A. 30 und B. vertagus ib. D. 1. 6; A. 2« von
^''^^'p]Tosus microceps und megastomus Richardson Erebus von
"^S^ium dispar Tschudi I.e. B.6; D.2.6; A. 2. 4 capite ob-
tusiusculo, triangulari, aequilaterali , aculeis operculorum arcuatis,
12 circiter ad operculi angulum et 25 in interoperculo; F"»^« P^"
ctoralis radio primo exserto. Mas concolor, femma mgro maculata.
Lebt in den Füssen der Cordillera in Peru, bis 14000 Fuss «her
dem Meere. Ist abgebildet.
üeber das electrische Organ des Zitterwelses las Pacini
eine Abhandlung in der Bologneser Academie. D'««"^« «>;-
schien inNuovi annali delle scienze natural!. Serie II. lomoV.
Bologna 1846. p. 41 , begleitet von einer Tafel m.t Abbil-
''""ünt« dem Namen ChaetoUoma unterscheidet Tschudi Kc^
eine neue Gattung, die von Hypostoma Cuv. Val. vorzüglich durch
Ichthyologie während des Jahres 1846. 359
die eiuspitzigen Zähne abweicht. Ch. loborhynchus rostro lato, de-
presso, emarginato, supra margine lato, nudo; infra velo transverso,
magno, triangulari, os tegente. Squamis scabris, seriebusö, agonis.
b^". Rio Tullumayo am Ostabhang der Anden. Ist abgebildet.
Cyprinoidei. Cyprhms haematopterus Temm. Schi, länger als
der Karpfen Europa's, die Flossen blutroth. D. 4. 21; A. 3. 5. — C
melanotus ib. Brustflossen erreichen die Bauchflossen, Rücken
schwarz. D. 4. 18 oder 20; A. 3. 5. — C. comrostris ib. mit konischer
Schnauze. D. 4. 16 bis 19; A. 3. 5.
Carassius Bürgert Temm. Schi, nahe verwandt mit Cypr.
Langsdorffii Val., aber die Rückenflosse beginnt über den Bauchflos-
sen. — C. Cuvieri ib. ähnlich dem vorigen, doch ist der Kopf grös-
ser, und der Unterkiefer vorspringend, die Bauchflossen reichen bis
zum After. — C. grandoculis ib. mit grossen Augen und noch mehr
vorspringendem Unterkiefer.
Gobio esocmus Temm. Schi. After nahe der Basis der Bauch-
flossen, fleischige Lippen, Schnauze vorgestreckt. D. 3. 7; A. 3. 6. —
G. barbus ib. After dicht vor der Afterflosse, der dritte Strahl der
Rückenflosse stark, die Suborbitalknochen mit Fett belegt. D. 3. 7;
A. 3. 6.
Sechs kleine Cyprinoiden stellen Temm. und Schi. I.e. in die
Gattung Capoeta Val. , obgleich sie nicht den grossen gezähnelten
Stachel dieser Gattung besitzen. C. elongata, gracilis , lanceolata,
intermedia, Umhata, rhombea.
Von den 9 neuen Arten der Gattung Leuciscus, welche Tem-
minck und Schlegel in der Fauna japonica beschreiben, haben
L. platypus , macropus , minor, Temminckii und Sieboldii eine län-
gere Afterflosse, deren Strahlen eng an einander stehen und einen
bis unter das Auge gespaltenen Mund; — L. uncirostris hat eine
kürzere Afterflosse, noch mehr gespaltenen Mund, und eine herab-
gebogene Oberkieferspitze, die in einen Ausschnitt des Unterkiefers
eingreift; — L. variegatus entspricht dem europäischen Phoxinus,
hat aber grössere Schuppen; — L. parvus und pusillus haben einen
kleinen fast senkrechten Mund.
Gonorhynclius abbreviatus Temm. Schi, ist kürzer als G. Gro-
novii, die Augen etwas grösser, Brustflossen etwas länger. D. 3. 8;
A. 3. 6.
Eine neue Gattung von Cyprinoiden stellte Richardson Erebus
und Terror Lief. 7 auf: Ryncliana. Forma elongata, inter Cj^pri-
nidas longissiraa. Caput conicum ubique praeter labia squamosum;
rostrum ultra osculum productum conicum, acutum, infra cirrho
parvulo, mediano solitario suppeditatum. Osculum inferum ad su-
gendum aptum, rictu patulo semirotundo. Labia transversim sulcata
papulosa, ciliata. Labium superum ad angulum oris lobulatum. La-
bium inferum trilobatum. Dentes pharyngei breves, gracilenti, cy-
lindrici, truncati, subp^vimentati. Rad. br. 3. Membr. brauch, cum
360 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
gula coalescens et aperturam sohunmodo verticalem limitans. Pinna
dorsi brevis, ventrales valde retropositas opponens; spinis validis
niillis; pinna ani in medio inter pinnas dorsi caudaeque posita. Pin-
nae omnes inter radios sqiiamosae. Appendices longae acuminatae
squamosae supra pinnas pectorales et ventrales protensae. Squamae
parvae valide ciliatae. Linea lateralis recta, dorso parallela. Coeca
pylorica circiter quinque. Vesica pneumatica nulla? Eine neue Art
R. Greyi aus der Südsee.
Von der Gatt. Cobitis beschreiben Temminck und Schlegel
vier neue Arten: C. inibripiimis , der G. fossilis entspricht; C. macu-
lata ähnlich der C. barbatula, C. taenia jayonica und C. curla, die
eine gabelförmige Schwanzflosse hat.
Valenciennes erkennt a. a. O. die Trennung von Gat-
tungen auf Kosten von Cobitis nicht an, weder der Stachel
der Acantliopsis am vorderen Augenrandknochen , noch die
gabiige Schwanzflosse der Schistura scheint ihm für generische
Trennung wichtig genug. Die Gattung Balitora Gray (Platy-
cara Mc' Clelland) wird dagegen selbstständig und mit 7 Arten
abgehandelt. — Alle Verschiedenheiten, welche zwischen den
zahnlosen Cyprinoiden und den zahntragenden Cyprinodonten
angegeben sind, erklärt derselbe Verf. für nicht hinlänglich,
um die letzteren als besondere Familie zu trennen.
Cyprinodontes. Poecilla latipes Temm. Schi. Afterflosse sehr
lang, Rückenflosse weit hinten, drei Strahlen der Kiemenhaut. D. 6;
A. 20. Möchte wohl eine eigene Gattung bilden.
Hier mag die Bemerkung Platz finden, dass P. Schneiden, nach
der schlechten Abbildung von Schneider in Bloch's Systema von
Valenciennes Hist. nat. d. poissons aufgestellt, einzuziehen ist.
Das Bloch'sche Originalexemplar beweist, dass die Abbildung nach
einem Exemplar von P. surinamensis Val. gemacht ist. Der Name
vivipara muss jedoch hergestellt werden.
Fundulus virescens Temm. Schlegel. B. 4; D. 9.
Die interessante Gattung Orestias, welche Valenciennes zuerst
im Institut 1839. p. 118 aufstellte, und die in dem damaligen Jahres-
berichte leider übersehen war, ist nun in ausführlicher Bearbeitung
in der grossen Hist. nat. des poissons XVIII. p. 221 enthalten. Sie
unterscheidet sich von allen Cyprinodonten durch das Fehlen der
Bauchflossen. Die 9 Arten {Cuvieri, Fentlandii, Eumholdti, Jus-
sieui, Agassü, Mülleri, Oweni, albus und luteus) , leben sämmtlich
im See Titicaca und in anderen Seen der Cordillercn Peru's und
Bolivia's, in einer Höhe von 13000 Fuss über der Meeresfläche.
Die Gattung Anableps enthält bei Valenciennes a.a.O. drei
Arten, deren erste A. tetrophthalmus unnöthig in A. Gronovü umge-
tauft ist, weil der Name tetrophthalmus allen Arten zukomme j die
Ichthyologie während des Jahres 1846. 361
zweite A. coarctatus scheint mit der von J. Müller und dem Re-
ferenten bereits früher als A. microlepis aufgestellten übereinzu-
stimmen (Monatsberichte der Academie 1844. p.36); die dritte A.
elongatus ist neu.
Scopelini. Von der Gattung Myctophum Cocco beschreibt Ri-
chardson Erebus Lief. 7 einige neue Arten der Südsee: M. boops
D. 14; A. 20. — M. coruscans D. 12; A. 20. — M. asperum D. 14; A. 18.
~ M. Maus D. 14; A. 22.
Von der verwandten Gattung Lampanyctus Bonap. stellt derselbe
ebenda eine neue Art auf L. resplendens D. 23; A. 18.
Sauj'us tracliinus Temm. Schi. Schnauze sehr kurz, Zähne der
Kiefer in zwei Reihen. B. 12; D. 13; A. 15. — S. lucius ib. Schnauze
ziemlich lang, konisch, eine Reihe Zähne. B. 12; D. 13; A. 8.
Aulopus elongatus Temm. Schi, durch kleinere Augen, mehr
gespaltenes Maul, durch die nicht fadenförmig verlängerte Rücken-
flosse von der Art des Mittelmeers verschieden. B. 14; D. 11; A. 10.
Salmones. Agassiz und Vogt gaben eine sehr ausführ-
liche Anatomie der Salmonen heraus (Memoires de la societe
des Sciences naturelles de Neufchatel Tome III. 1845), welche
eigentlich für die Histoire naturelle des poissons d'eau douce
de l'Europe centrale bestimmt war. Agassiz hat die Osteo-
logie und Neurologie, Vogt die Myologie, Splanchnologie,
Sinnesorgane, und die Angiologie bearbeitet. 14 Tafeln zie-
ren die Arbeit.
In der Familie der Salmonoiden stellen Temminck und Schle-
gel I.e. eine neue Gattung Plecoglossus auf, deren Art sie PL
altivelis nennen. Im Zwischenkiefer stehen 6 Zähne, in jedem Kiefer
14 bewegliche Zähne zwischen dem Kiefer und den Lippen, eine
Reihe bildend; sie sind etwas zusammengedrückt, zugeschärft, aus
etwa 20 Lamellen zusammengesetzt. Eine Binde hecheiförmiger Zähne
an jeder Seite der Gaumenbeine, das Zungenbein ist bedeckt mit
Zähnen. Vor der Zunge liegt ein häutiges, leistenförmiges Organ,
dessen Wände sich hinten trennen, um sich wieder nach vorn zu
krümmen, wo sie au ihrem Grunde mit dem Musculus genio-hyoideus
vereinigt sind; so entstehen drei Taschen, vop denen sich die beiden
seitlichen vorn öffnen, während die hintere sich dem Zungenbein
gegenüber öffnet. B. 4; D. 10; A. 15.
Esoces. Die Famile der Hechte, welche J. Müller durch
Ausscheidung abweichender Formen auf die Gattungen Esox
und Umbra beschränkt hat, wird von Valenciennes a. a. O.
in weiterem Sinne gefasst, indem derselbe auch die Gattungen
Galaxias, Microstoma, Stomias, Belone, Scomberesox, Hemi-
ramphus und Exocoetus in der Hechtfamilie lässt. Es ist kaum
362 Tr ose hei: Bericht über die Leistungen in der
zu begreifen, warum Verf. den von J. MiilJer angegebenen
Charakteren keine grössere Wichtigkeit zugestehen will.
Eine neue Gattung Pafichaa: wird vom Verf. in dieser Familie
aufgestellt, für welche Esox panchax Buchan. den Typus bildet. Die
hierher gehörigen Arten haben ein breites niedriges Maul, weite
Kiemenspalten, kleine nach hinten gerückte Rückenflosse wie die
Hechte, aber der Zwischenkiefer bildet den ganzen oberen Mund-
rand. Valenciennes erkennt selbst die Aehnlichkeit mit den Cy-
prinodonten an, wohin die Gattung vielleicht zu stellen ist, aber er
glaubt Zähne am Gaumen gefunden zu haben, weshalb er sie bei
den Hechten lässt.
Im löten Bande der grossen Hist. nat. des poissons be-
handelt Valenciennes eine Reihe von Gattungen als fast
eben so viele kleine Familien, die er als Uebergänge von den
Hechten zu den Heringen betrachtet, und die J. Müller in
sicher begränzte Familien untergebracht hat. So wird die
Gattung Chirocentrus mit einer Art (Ch. dorab) als besondere
Familie hingestellt; ebenso Alepocephalus (A. rostratus); Cha-
nos (Lutodeira) mit 8 Arten und Gonorhyiichus mit 2 Arten
sind in eine Familie Lutodeirae vereinigt. Die Mormyri bilden
hier wie bei Müller eine besondere Familie, jedoch verwirft
Verf. die Unterscheidung der Müller'schen Gattungen Mormy-
rus und Mormyrops, weil die eingeschnittenen Zähne der er-
steren mit den kegelförmigen der letzteren an einem Indivi-
duum vorkommen, namentlich wird behauptet, dass bei Mor-
myrops anguilloides eingeschnittene Zähne vorkämen, wenn-
gleich dies schwer zu beobachten sei. Die Gattungen Osteo-
glossum, Ischnosoma und Hyodon stellt Verf. zu einer kleinen
Familie unter dem Namen Hyodontes zusammen. Die Butiri-
nus mit 9 Arten bilden eine besondere Familie, als Gattungs-
name wird der Gronov'sche Name Albula erhalten. Die Elops,
2 Arten, und die Megalops, ebenfalls 2 Arten, setzen die Fa-
milie Elopini zusammen. Die Gattung Amia, in welcher 10
Arten unterschieden werden, und die als Ganoidengattung
«achgewiesen ist, steht ganz allein für sich. Ebenso ist Sudis
gigas Cuv., woraus Müller die Gattung Arapaima bildete, un-
ter dem Namen Vastres, wie Cuvier in seinem Regne ani-
mal die Gattung französisch oder vielmehr in der Sprache der
Neger am Senegal nannte, eine eigene Familie. Verf. scheint
durch dieses Verfahren anzudeuten , dass man gezwungen sei,
Ichthyologie während des Jahres 1846. 363
für den Fall, dass der lateinische Name eines Schriftstellers,
aus was für Gründen es sei, abgeändert werden muss, den
Namen seiner Sprache dafür anzunehmen, dann würden auch
deutsche, englische, ja vielleicht russische Benennungen in
die Nomenclatur eintreten müssen. Dass man solche Namen
bilden könne, unterliegt keinem Zweifel, wie selbst der Name
Arapaima es zeigt, aber dass man es müsse, davon kann ich
keinen Grund einsehen. Ausserdem würde der Name Vastres
besser für Heterotis passen. Zwei neue Arten sind dieser
Gattung hinzugefügt V. Mapae und AgassMi. Die Gattung
Heterotis steht ebenfalls als besondere Familie da; auch hier
ist eine Namenverwandlung vorgegangen, indem H. niloticus
vom Verf. H. Ehrenher gii genannt wird; eine zweite Art H.
Adansoni ist beschrieben , sie lebt im Senegal und wird von
den Eingebornen Vastres genannt. Ferner sind die Gattungen
Erythrinus und Macrodon als besondere Familie behandelt;
ihnen werden jedoch noch zwei kleine Gattungen Lehiasina
Val. und Pyrrhulina Val. zugezählt, die gewiss in die Fa-
milie der Cyprinodonten gehören. Endlich wird die Gattung
Umbra (U. Krameri) wieder als eigene Familie betrachtet.
Valenciennes theilte auch der Academie zu Paris neue
Beobachtungen über die Fische der Familie der Häringe mit
(Comptes rendus Vol. XXIII. p. 265). Nach Abtrennung vie-
ler Gattungen in andere Familien und besondere kleine Fa-
milien, die schon im 19ten Bande der Hist. d. poissons gege-
ben sind , bemerkt der Verf. , dass nach den Zähnen sich sie-
ben Gruppen von eigentlichen Clupeoiden leicht unterscheiden
lassen, je nachdem dieselben die Zunge, den Vomer, die
Gaumenbeine, die Pterygoidbeine bekleiden, oder bald auf
dem einen, bald auf dem anderen dieser Knochen oder auch
ganz fehlen.
Clupea micropus Temm. Sohl, mit sehr kleiner Afterflosse,
vorn hoher, hinten niedriger Rückenflosse; ohne Zähnelung des
Bauchs. B. 14; D. 3. 17; A. 8. — Cl. melanosticta ib. Bauch schnei-
dend und gezälmelt. B. 7; D. 17; A. 17. — CL gracüis ib. B. 6; D. 11;
A. 14. — Ausserdem ist C. ATo^^a/ R u s s e 1 beschrieben und abge-
bildet.
Engraulis japonicus ib. B. 12; D. 14; A. 18. *
Chatoessiis punctatus ib. B. 17; D. 3. 14. 1; A. 1. 20.
Zu der Gattung Collia Gray stellten Temminck und Schlegel
in der Fauna japonica eine neue Art C, 7iasns auf, die sich von C.
364 Troschel; Bericht über die Leistungen in der '
Hamiltonii durch eine vorspringende Schnauze und die um das Dop-
pelte verlängerten sechs ersten Strahlen der Brustflossen unter-
scheidet. B. 10; D. 13; A. 85.
Muraenoidei. Prevost beschrieb das Nervensystem von
Muraena conger, und erläuterte die Abhandlung durch eine
Tafel. Recberches sur le Systeme nerveux de la tele du
Congre. Memoires de la societe de physique et d'histoire na-
turelle de Geneve. Tome XI. premiere partie p. 191. Verf.
beobachtete, dass beim Aal die Pupille sich verengte, wenn
das Thier aus der Dunkelheit plötzlich dem hellen Licht aus-
gesetzt wurde, jedoch sehr langsam. Auch kann das Thier
den Augapfel hinter der überziehenden Haut bewegen, um
sich dem Eindruck des Lichtes zu entziehen.
Aus der Familie der Aale beschreiben Temminck und Schle-
gel ebenfalls einige neue Arten: Anguilla japonica, Conger anago
B. 9; P. 14, Conger nrolophns mit vorstehendem flossenlosem Schwanz-
ende, Conger uropterus^ Conger hämo. Ferner Ophisurus porphy-
reus, der Zähne in den Kiefern am Vomer und am Gaumen hat, und
die Augen nach oben richtet, die Rückenflosse beginnt ziemlich weit
hinter den Brustflossen. Endlich drei Arten Muraena Thunb. (Gym-
nothorax Bl.), nämlich M. Ki'dako, albimarginata und pardalis.
Eine neue Art der Gattung Leptocephalus beschreibt Richard-
s o n Erebus Lief. 7 unter dem Namen Leptocephahis altus.
Symbranchii. Symbranchus gutturaUs Richards. Erebus von
der Dampiers-Strasse.
Derselbe stellt ebenda eine neue Gattung dieser Familie auf:
Cheilobranchiis. Forma compressa postice lineari-lanceolata. Ca-
put minimum rostro obtusiusculo, maxillis aequalibus. Radii bran-
chiostegi tres. Apertura branchiarum unica mediana sub gutture.
Osculum terminale, rictu ante oculos desinente. Dentes subulati
acuti vel obtusi, una serie dispositi. Pinnae dorsi et ani humiles,
membranaceae, non radiis sustentatae, cum pinna caudae radiata
coalescentes. Pinnae pectoris nullae. Linea lateralis porosa. Pa-
pilla genitalis minuta. Squamae »minimae vix oculo armato digno-
scendae. Intestina coeco parvulo minuta. Dahin zwei neue Arten
der Südsee: Ch. dorsalls schw^arzbraun mit heller Rückenlinie. Ch.
aptenodytum einfarbig.
Gymnotini. Eine neue Art von Richardson Erebus Lief 12
gehört hierher: Macrourus denticulatus.
Plectognathi.
Brisout de Barneville macht eine von Bibron im
Manuscript aufgestellte Eintheilung der Gattung Diodon in
Ichthyologie während des Jahres 184ü. 355
zwei Gattungen bekannt (Rev. zool. 1846. p. 136). Bei Dto-
(lo?i s. Str. bilden die Nasenlöcher eine Röhre mit zwei Nasen
Öffnungen am Ende. Dahin gehören die meisten bekannten Ar-
ten, die in drei Gruppen gebracht werden, a. solche, bei denen
die Stacheln der Körperhaut drei Wurzeln haben und sich
nicht niederlegen können: D. atinga L., orbicularis Bl. ö. Ar-
ten, deren Stacheln auf zwei Wurzeln stehen, und sich nie-
derlegen können: D. hystrix L. und D. Eydouxii Souleyet
mit sichelförmiger Rücken- und Afterflosse, c. Arten, bei
denen die Stacheln 2 Wurzeln haben, sich niederlegen kön-
nen, aber sehr klein und zahlreich sind: D. asper Cuv. —
Bei der zweiten Gattung Chilomy cterus Bibr. erhebt sich
jedes Nasloch in zwei Tentakeln, dahin D. reticulatus Linn.
Schliesslich wird auf ein ähnliches Verhalten der Nasen bei
Tetrodon hingewiesen, jedoch so, dass sich noch zwei andere
Combinationen hinzugesellen. Offenbar hat Verf. von Neuem
die Gattungen erkannt, welche Joh. Müller bereits 1841 in
seiner vergleichenden Anatomie der Myxinoiden auf Kosten
der Gattung Tetrodon aufgestellt hat. Vergl. dies Archiv 1842.
11. p. 184.
Tetrodon virgatus Richards. Erebus von Port Jackson.
Ostracion booys Richards, ib. A. 14. Die Art ist nach einer
Zeichnung aufgestellt. — O. Fornasini Bianconi (Nuovi Annali
delle scienze naturali Serie II. Tomo V. p. 113. Bologna 1846) tetra-
gonus spinis quatuor horizontalibus, duabus in fronte, duabus ad
anum; aculeo verticali retroverso in dorso. Mozambique. Ist abge-
bildet.
Batistes adspersns Tschudi 1. c. D. 3—24; A. 1. 20. Schwarzblau
mit weisslich blauen runden Fleckchen, die an Menge nach dem
Bauche hin zunehmen. 10". Huacho.
Aluteres Brownii, trossulus, Baueri Richards. Erebus Lief. 12
Alle drei aus der Südsee.
Lophohranck
lt.
Eine neue Art Syngnathus hymenolonius beschreibt Richard-
son Erebus und Terror. Lief. 7. D. 21. Falklandinseln.
IS e 1 acli ii.
Vogt zeigte in der naturforschenden Gesellschaft zu Neuf-
chatel das electrische Organ eines nicht electrischen Rochen
(Raja Rubus) vor. Es ist rudimentär, wie bei allen nichtelec-
366 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
trischen Rochen, liegt zwischen dem Brust- und Kopfknorpel
und besteht aus hohlen Cylindern , zu welchen sich zahlreiche
Nervenfäden begeben. Es unterscheidet sich von dem elec-
trischen Organ des Zitterrochen dadurch, dass die Cylinder
nicht in Zellen getheilt sind. (Bulletin de la soc. des sc. nat.
de Neufchatel. Tome I. p. 54).
Robin hat an den Seiten des Schwanzes der Rochen
ein Organ gefunden, welches er als ganz ähnlich dem electri-
schen Organ gebildet beschreibt. (Comptes rendus 1846. 1.
p. 821). Es ist wohl ohne Zweifel dieselbe Beobachtung, die
schon ein Jahr früher von Stark, gemacht ist. Vergl. den vo*
rigen Bericht p. 410. Die Nerven sollen nicht am Ende Schlin-
gen bilden, sondern sich mehrmals verästeln, und so ein Netz
bilden.
In Beziehung auf die Beobachtung Guillot's, dass sich
bei den Rochen eine grosse Höhle im Zusammenhange mit
den Venen fände (vergl. den vorigen Bericht p. 410), macht
Duvernoy Prioritätsansprüche, indem er etwas Aehnliches bei
Petromyzon beobachtet und im 6ten Theil der Legons d'ana-
tomie comparee, 2e edit. veröflFentlicht habe. Er glaubt, dass
diese Höhle dazu bestimmt sei, das Venenblut aufzunehmen,
während eine Verzögerung im Athmungsprocess eintrete.
(Comptes rendus 1846. I. p. 662).
Eine Notiz über einen Theil des Venensystems bei den
Rochen (Raja batis L. und R. clavata L.) von Robin findet
sich Rev. zool. 1846. p. 5.
De Martino theilte seine Beobachtungen über die Ent-
wickelung der Spermatozoen der Rochen und Zitterrochen
mit (Annales des sciences naturelles, 3e serie, tome V. p. 171).
Raja Lemprieri Richards. Erebus, verwandt mit Raja nasuta
Park, von Vandiemensland.
Urolophus epJiippiatus von Demselben ebendaher.
Laeviraja hramante Sassi 1. c. latitudo disci longitudinem et
sextam partem superans; latera anteriora rhombi profunde excavata,
sed a basi rostri fere usque ad apicem pinnarum pectoralium nota-
biliter convexa. Rostrum acutum spatio interoculari triplo cum
quadrante longius, utrinque scabrum orbitis supra aculeatis; super-
ficies laevis, demptis marginibus valde asperis. Cauda longitudinel
corporis minor, aculeis serie 1—3 retroflexis; dentes valde acuminati.
Color superius plumbeus, maculis rotundis raris nigris aut albis,
inferius pallescens.
Ichthyologie während des Jahres 1846. 367
Eine neue Gattung Discopyge Heckel Mss. stellt Tschudi
1. c. aus der Familie der Torpedines auf: Discus orbicularis. Os
transversum ad angulos labiis incrassatis instructum; maxilla medio
lamina dentali extrorsum inflexa, denticulis minimis in quincuncem
dispositis. Dentes plani, rhomboidales, angulo postico acuto. Velum
pone maxillam superiorem et inferiorem. Valvula nasalis truncata,
in medio processu sinuato instrueta, subtus frenulo cum plica circu-
lari oris juncta. SpiraCula oculis adjacentia, margine nudo. Pinnae
ventrales sub cauda in unam junctae. Pinnae dorsales duae aequales.
Pinnae caudales oblique ovatae. Die Art D. TschudU Heck, ist 5V
lang.
Couch fand einige Meilen südlich von Fowey in Corn-
wall eine Eihiilse, in der ein lebender junger Fisch aus der
Gattung Myliobatus steckte. Die Oberfläche der Eihülse war
reticulirt, wodurch sie sich von denen anderer Rochengattun-
gen unterscheidet (Report of the 16 Meeting of the British
association for the advancement of science 1846. p. 80).
368 Bericht über die Leistungen in der
Berieht über die Leistungen in der Naturgeschichte
der Mollusken während des Jahves 1846.
Von
Dr. F. H. Trosohel.
Beim diesmaligen Jahresberichte kann ich es nicht unter-
lassen, auf einen Missbrauch hinzuweisen, der immer mehr
Eingang zu finden scheint, und dem ich mich mit aller Ent-
schiedenheit widersetzen muss. Es ist in Beziehung auf die
Nomenclatur in neueren Zeiten beliebt worden, dass neben
den Gattungs- und Speciesnamen der Name desjenigen Autors
gesetzt wird, der die Species zuerst aufgestellt hat. Dies Ver-
fahren ist erstens durchaus ungerecht und zweitens völlig un-
praktisch, daher unstatthaft. Gern gebe ich zu, dass es aus
dem Streben nach strenger. Gerechtigkeit hervorgegangen ist,
aber an einem Beispiele werde ich erweisen, dass darin eine
doppelte Ungerechtigkeit liegt. Linne nannte eine Schnecke
Helix stagnalis, dieselbe wurde später von Draparnaud und
seitdem bis auf den heutigen Tag Limnaeus stagnalis genannt,
nach der oben getadelten Methode würde es heissen müssen
Limnaeus stagnalis Linn. Offenbar will man Linne die Ehre
der ersten Beschreibung retten. Ich sehe darin aber eine Un-
gerechtigkeit gegen Linne, denn der Name des Autors soll
nicht hinzugefügt werden, um denselben zu ehren, sondern
um ihn dafür verantwortlich zu machen. Ich zweifle sehr,
dass Linne zu allen Veränderungen, welche neuere Schrift-
steller mit seinen Namen vorgenommen haben, seine Zustim-
mung geben würde, und ich würde es mir sehr verbitten,
wenn Jemand, der aus einer von mir beschriebenen Art eine
schlechte neue Gattung bilden wollte, meinen Namen für die-
selbe missbrauchte. Möge jeder seine Erfindungen auch durch
Hinzufügung seines Namens auf seine Verantwortung nehmen.
Ferner aber bin ich der Meinung, dass es ein viel grösseres
Naturgeschichte der Mollusken wahrend des Jahres 1S4G. 3^9
Verdienst ist eine Gattung richtig zu erkennen, als eine neue
Art zu beschreiben. Um den Lininaeus stagnalis schreibe ich
Draparnaud ein grösseres Verdienst zu als Linne, und halte
es also auch für ein Unrecht gegen Draparnaud, wenn man
seinen Namen hier entfernen will. Für den Fall , dass seine
Gattung Anerkennung findet, verdient ein Autor die Ehre,
seinen Namen neben der Art zu sehen, für den Fall, dass
sie verworfen wird, verschwindet der Name von selbst. —
Endlich ist aber auch die in Rede stehende Methode unprak-
tisch. Um bei dem Limnaeus stagnalis zu bleiben, so würde
Jemand, der sich über den Limnaeus stagnalis Linn. belehren
will, Linne's Werke vergebens durchsuchen, und er wird
rathlos bleiben; den Limnaeus stagnalis Drap, jedoch wird er
in Draparnaud's Schriften auffinden, und er wird auch da-
selbst den vollständigen Nachweis über den Antheil Linne's
iHid anderer Schriftsteller an der Kenntniss dieser Schnecke
erhalten. Selbst wenn man, wie dies auch häufig geschieht,
den Gattungsnamen des ersten ßeschreibers hinzufügt, also
Limnaeus (Helix) stagnalis Linn., so ist damit wenig gewon-
nen, denn in Linne's Werken findet sich kein Nachweis über
die Gattung Limnaeus. Bleibe man also doch bei der guten
bisher üblichen Weise, und wer den älteren Autoren die Ehre
ängstlich erhalten zu müssen glaubt, der füge jedesmal als
Synonym den alten Namen hinzu, diese kleine Mühe wird
dem Leser oft grosse Mühe ersparen.
Den Beginn eines Werkes habe ich, wie wohl Jeder, der
sich mit der Naturgeschichte der Mollusken beschäftigt, als
einem wahrhaften Bedürfuiss abhelfend, freudig begrüsst: A.
N. Herrmannsen Indicis Generum Malacozoorum primordia.
Nomina subgenerum, generum, familiarum, tribuum, ordinum,
classium; adjectis auctoribus^ temporibus, locis systematicis
atque literariis, etymis, synonymis. Praetermittuntur Cirri-
pedia, Tunicata et Rhizopoda. Dieser Titel giebt schon voll-
ständig den Plan des Buches, von dem im Jahr 1846 zwei
Lieferungen erschienen, an. V^erf. giebt in der Ankündigung
selbst zu, dass er von der Vollständigkeit dieses Wörter-
buches noch weit entfernt sei , indessen ist derselbe bei diesem
Ausspruche wohl zu bescheiden gewesen. Ich habe das Buch
schon viel gebraucht, und habe nur selten vergebens nachge-
Archiv f. Natiirgcsch. XIII. Jahrg. 2. fiel. A a
370
Troschel: Bericht über die Leistungen in der
schlagen. Den Petrefacten ist gleiche Aufmerksamkeit wie den
Mollusken der Jetztvvelt gewidmet.
Die Zeitschrift für Malacozoologie , deren erste beiden
Jahrgänge unter der Herausgabe Menke's erschien, hat auch
ferneren Fortgang gehabt; es ist jedoch seit dem 1. Januar
1846 L. Pfeiffer als Mitredacteur hinzugetreten und sie er-
scheint seitdem in Kassel bei Fischer. Der Kürze wegen
werde ich sie jedoch unten nur Menke Zeitschr. citiren.
Bereits im Jahre 1845 ist mit dem Uten Bande die zweite
Ausgabe der Histoire naturelle des animaux sans vertebres
von Lamarck beendigt. Dieser Band enthält zugleich den
Schluss der Mollusken, von D es ha y es bearbeitet, mit der
Gattung Conus, von der 219 lebende Arten und 23 fossile
an'^e'^^eben sind, mit den Cephalopoden und mit den Hetero-
podcn. Den Schluss macht ein vollständiges alphabetisches
Verzeichniss zu allen 11 Bänden, welches sich sogar bis auf
die Arten erstreckt.
Von Philippi's Abbildungen und Beschreibungen neuer
oder weniger gekannter Conchylien erschienen als Fortsetzung
im Jahre 1846 drei I>ieferungen , die 3te, 4te und 5te des
zweiten Bandes. In ihnen sind den Gattungen Fissurella,
Haliotis, Mactra, Cyrene, Ostrea, Helix; — Tellina, Cythe-
rea, Litorina, Venus, Bulimus, Fusus; — Bulimus, Helix
(Streptaxis und Tomogeres), Paludina, Litorina, Modiola,
Venus Tafeln gewidmet. Ueber die einzelnen unten am ent-
sprechenden Orte das Nähere.
Von der durch Küster besorgten neuen Ausgabe von
Martini und Chemnitz Systematischen Conchylien-Kabinet sind
im Jahre 1846 als Fortsetzung 6 Lieferungen erschienen , und
zwar die 9te und lOte des dritten Bandes, die Ute und 12te
des ersten, die 3te des sechsten und die 2te des zweiten
Bandes. In ihnen ist der Text für die Gattungen Strombus
mit 56 Arten und Pterocera mit 10 Arten, unter denen keine
neue, enthalten. Die Gattung Helix war früher von Küster
begonnen, und ist nun in die Hände Pfeiffer's übergegan^
gen. Dieser Verf. liefert zuerst nachträglich die Diagnosen
der bereits früher gegebenen 21 Arten, und beschreibt dann
andere zehn Arten, unter denen keine neue. Ferner beginnt
Pfeiffer die Familie der Cyclostomaceen , von denen 16 Ar-
Naturgeschichte der Molhisken während des Jahres 1846. 371
teil beschrieben siiul. Endlich beginnt in der 62. Lieferung
eine Monographie der Gattung Trochus im weiteren Sinne mit
7 Arten, bearbeitet von Philipp i. Die in diesen Lieferun-
gen gegebenen Abbildungen entsprechen zum Theii nicht dem
Texte derselben Lieferung. Die Ausführung, namentlich der
neuen Tafeln, ist von der Art in Stich und Colorit, dass das
Werk seinen guten Fortgang zu haben verspricht.
V^on Chenu lllustrations conchyliologiques ou description
et figures de toutes les coquilles connues Vivantes et fossiles
classees suivant le Systeme de Lamarck erschienen im Jahre
1846 die Lieferungen 55 bis 66, die den Text zur Gattung
Narica enthalten und für die Gattungen Unio 11 Tafeln, Fi-
cus 2, Chama 5, Trigonia 1, Cleidothaerus 1, Columbella 17
nebst einer mit fossilen ,^rten, Malleus 2, Cytherea 2 und
Paludina 1 Tafel. Dazu kommen noch Tafeln mit fossilen
Arten, und zwar 1 für Pholadomya, 1 für Hippurites, 1 für
Lima, 1 für Venericardia und 4 für Nautilus.
Von Kien er: Species general et Iconographie des Co-
quilles Vivantes publiees par monographies erschienen 1846
nur vier Lieferungen, 113 bis 116. Dieselben enthielten den
Anfang des Textes zur Gattung Conus.
Das Jahr 1846 brachte von Sowerby's Thesaurus Con-
chyliorum or figures and descriptions of recent Shells Part VI
und VIL Das 6te Heft enthält die Gattung Tellina mit 207
Arten auf 11 Tafeln abgebildet, bearbeitet von Sylvanus
Hanley, und die Gattung Lingula von G. B. Sowerby mit
7 Arten, die auf einer Tafel dargestellt sind. Im 7ten Heft
finden sich Monographieen der Gattungen Terebratula von
G. B. Sowerby mit 40 Arten auf 5 Tafeln, Orbicula mit
6 Arten, Crania mit 4 Arten, Hipponyx mit 4 Arten und The-
cidium mit 1 Art, die alle auf einer Tafel dargestellt sind;
ferner Marginella mit 108 Arten auf 5 Tafeln.
V^on Schriften , die sich auf Faunen beziehen , und die
also in Beziehung zur geographischen Verbreitung stehen,
lieferte das Jahr 1846 eine ganze Zahl.
Index Molluscorum litora Scandinaviae occidentalia habi-
tantium. Faunae prodromum offert S. Loven. Holmiae 1846.
In diesem Abdruck aus Öfversigt af k. vet. Akad. Förh. 1846
zählt der Verf. 345 Arten von Scandinavischen Mollusken auf,
Aa*
372 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
unter denen mehrere als neu näher beschrieben sind; auch
einige neue Gattungen sind aufgestellt. Bei vielen Gattungen
ünden sich Notizen über das Thier, welche sehr schätzens-
werth sind; sie beziehen sich aber meist nur auf äussere Cha-
raktere.
Als eine Erweiterung der Fauna von Irland giebt Thompson
in den Annais ct. XVIll. p. 383 folgende xMollusken an: Nassa
varicosa, Pleurotoma teres, striolatum , brachystomum, laevi-
gatum, Ovula patula, Natica Montagui, Emarginula crassa, —
Pecten fuci , similis, Area raridentata, Neaera cuspidata, Lu-
cina lactea, Tellina balaustina, Montacuta oblonga, — Bo-
trylloides albicans, rotifera.
William King veröffentlichte Bemerkungen über eine
Reihe von Mollusken und anderen Thieren, die er an der
Küste von Northumberland und Durham fischte. Annais XVIIL
p. 233.
Folgende drei Schriften , französische Lokalfaunen betref-
fend, kenne ich nur aus dem Bericht in Menke's Zeitschr.
p. 154:
Catalogue des Mollusques terrestres et fluviatiles observes
dans le Departement de la Mosellc par M. Aug. Joba. Metz
1844. 8. 16 Seiten und eine Tafel Abbildungen, auf der Ano-
donta minima Millet abgebildet ist.
Histoire des Mollusques terrestres et fluviatiles vivant dans
les Pyrenees occidentales par C. Mermet. Pau (ohne Jahres-
zahl) Extrait du Bulletin de la societe des sciences, Lettres
et Arts de Pau. 8. 96 Seiten.
-Albin Gras. Description des Mollusques fluviatiles et
terrestres de la France, et plus particulierement du departe-
ment de Tlsere. Grenoble 1846. 8. avec 6 planches.
Bereits im Jahre 1845 begann ein grossartiges Werk,
Avelches in der Malacozoologie eine hohe Stellung einzuneh-
men verspricht. Deshayes hat seine Zeit auf seiner Reise
nach Afrika vortrefflich benutzt, um mit Sorgfalt die ihm dort
zu Gebote stehenden Mollusken anatomisch zu untersuchen,
und in einem reich ausgestatteten Werk unter dem Titel Ex-
ploration scientifiqne de l'Algerie pendant les annees 1840,
1841, 1842 legte er seine ausgedehnten Untersuchungen nie-
der. Es besteht aus einer Reihe von Monographieen , die sehr
Naturgesichiclite der MuIIusken wälueiiJ des Jalues lb4G. 373
ausführlich und ueitlüuftij^ im Text durch zahlreiche Abbil-
dungen erläutert werden. Die ersten drei Lieferungen von
1845, und die nächsten sechs von 1846 enthalten folgende
Familien: 1. Tubicoles mit den Gattungen Clavagella und Ga-
strochaena, 2. Teridinites (Gattung Teredo), 3. Pholadariae
(Gattung Pholas), 4. Solemyaires (Gattung Solemya), 5. So-
Jenacees (Gattung Solen), Jede Lieferujig enthält 6 colorirte
Kupfertafeln. Das Ganze ist auf 20 Lieferungen und 120 Ta-
feln berechnet. Im Allgemeinen scheint es, als ob ein fast
zu grosser Aufwand in Ausführung der Tafeln und des Textes
verwendet wäre, indem es dem Leser schwer wird, das Wich-
tige von dem minder Wichtigen, das der Gattung Eigenthüm-
liche und Wesentliche von dem Allen zukommenden, das Neue
von dem bereits Bekannten zu unterscheiden.
Jonas hat es in Menke's Zeitschr. p. 59 und 120 unter-
nommen, einen Beitrag zur Erklärung der in der Description
de TEgypte abgebildeten Mollusken zu liefern, indem er
manche der abgebildeten Arten in seinen Exemplaren aus dem
Rothen Meere wiedererkannt hat. Beschreibungen neuer Ar-
ten werden hinzugefügt. — Bei dieser Gelegenheit spricht
Pfeiffer ib. p. 67 seine Zweifel aus, ob in solchen Fällen,
wo einer unklaren Abbildung kurz ein Name gegeben worden,
diesem die Priorität gebühre. Ich meine, unbedenklich, wenn
später die Identität entschieden nachgewiesen werden kann.
Ist die Identität zweifelhaft, dann kann höchstens die Abbil-
dung als fragliches Synonym citirt werden. Die Wissenschaft
wird auch nichts verlieren, wenn man unter solchen Umstän-
den die seidechte Abbildung ganz vergisst.
Nach langer Unterbrechung erschien im Jahre 1846 die
Fortsetzung und der Beschluss des Abschnitts über Mollusken
von d'Orbigny's Voyage dans l'Amerique meridionale. Als
Einleitung zum ganzen Abschnitt ist in ausfidirlicher Darstel-
lung die Abhandlung: Recherches sur les lois qui presidejit
a la distribution geographique des mollusques marins cotiers
basees sur l'etude des especes de l'Amerique meridioncde ge-
geben, wovon schon in den früheren Berichten 1845. II. p. 301
und 1846. IL p. 416 Nachricht gegeben ist. Daiui enthält der
Text den vollständigen Abschnitt über die Lamellibranchien
und die Palliobranchien , von denen unten am entsprechenden
374 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
Ort das Nähere angegeben ist. In einem Anhange sind die
Namen und das Vaterland der bestimmbaren Arten Südameri-
ka's angegeben , als eine Vervollständigung des Verzeichnisses
für die geographische Verbreitung. Dadurch wird die Zahl
der Südamerikanischen Arten auf 931 gebracht. Dem folgt .
die Erklärung der auf 85 Tafeln gegebenen Abbildungen. Den
Beschluss macht ein alphabetisches Verzeichniss mit Einschluss
der Synonyme. So ist denn der fünfte Band des so vverth-
vollen Werkes vollendet, und wir haben dadurch eine sehr
wesentliche Erweiterung der Kenntnisse über die Mollusken-
fauna eines so grossen und interessanten Theiles unserer Erde
erhalten. Der Name des so rühmlichst bekannten Verfassers
wird namentlich durch diese Arbeit sich eine bleibende Aner-
kennung erworben haben. Müssen wir auch zugeben, dass
die Aufzählung keineswegs eine vollständige ist, und dass
manche Irrthümer sich eingescidichen haben, so lässt sich doch
nicht leugnen, dass diese Reise eine der folgereichsten der
neueren Zeit gewesen ist.
Moricand beschreibt einige neue Land- und Süsswas-
serschnecken von Bahia, die auf einer Tafel abgebildet sind
(Troisieme Supplement au Memoire sur les coquilles terrestres
et fluviatiles de la province de Bahia envoyees par M. Blanchet.
Memoires de la societe de physique et d'histoire naturelle de
Geneve. Tome XL premiere partie p. 147).
Von der Natural History of New York ist der 5te Band
der Zoologie von de Kay, welcher die Mollusken enthält,
bereits im Jahre 1843 erschienen, jedoch erst später nach
Berlin gekommen. Dieses wichtige Werk enthält die Beschrei-
bungen zahlreicher Arten , von denen die meisten (etwa 350)
auf 40 Tafeln sauber abgebildet sind. Bei jeder Gattung sind
immer in der Kürze diejenigen Arten genannt und beschrieben,
welche ausser den Grenzen des Staats New-York vorkommen.
Das Werk enthält auch eine gute Anzahl neuer Arten aus den
verschiedensten Gattungen, die ich jedoch unten nicht auf-
zähle, weil sie nicht mehr in diesen Bericht gehören.
Ausser einer Reihe von fossilen Conchylien beschreibt
T. A. Conrad in den Proceedings of the Academy of natural
Sciences of Philadelphia Vol. III. p. 19 auch eine Anzahl von
Mollusken der Jetztwelt, die meist in der Tampa Bay an der
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1646. 375
Küste von Florida gesammelt wurden; mehrere von ihnen sind
im Umriss auf einer Steindrucktafel abgebildet. Die Arten
sind unten genannt. Die Beschreibungen sind kurz, und in
Form von Diagnosen gehalten.
T. A. Conrad lieferte einen Catalogue of Shells inha-
biting Tampa Bay and other parts of the Florida coast. (Sil-
liman american Journal Nov. 1846. p. 393).
Conrad fand in Rockbridge County, Virginia, in dem
Fluss Calf Pasture folgende Mollusken: Unio collinus, purpu-
reus, constrictus, subplanus, lanceolatus; Alasmodonta undu-
lata, marginata; Anodonta Cataracta, marginata; Planorbis
parvus; Ancylus rivularis, Paludina decisa, Anculosa dilatata,
Melania virginica. (Silliman American Journal 1S46. p. 405).
Hancock machte ein Verzeichniss von 34 Arten von
Mollusken bekannt (Aiuials XVIil. p. 323), welche im Jahre
1841 durch seine Freunde Warham und Harrison in einer
kleinen Bucht an der Westküste der Davis -Strasse gefischt
wurden. Das Verzeichniss enthält 19 Gasteropoden, unter denen
3 Margarita, 6 Buccinum, 4 Fusus, und 19 Muscheln. Im
Ganzen sind 8 Arten als neu betrachtet und auf einer Tafel
abgebildet.
Expedition shells, described for the Work of the United
states exploring expedition, commanded by Charles Wilkes
during the Years 1838 — 1842 by Augustus Gould. Unter
diesem Titel ist ein Abdruck aus den Proceedings- of the Boston
Society of natural history Boston 1846 erschienen. Es werden
darin viele Arten von Conchylien als neu beschrieben, und
zwar aus den Gattungen Chiton, Patella, Lottia, Siphonaria,
Emarginula, Fissurella, Rimula, Crepidula, Calyi)traea, Ilip-
ponyx, Pileopsis, Helix, Vitrina, Succinea, Bulimus. Die
Namen der neuen Arten sind unten angeführt.
John II. Red fiel d beschreibt in den Annais of the Ly-
ceum of natural history of New York IV. p. 163 einige neue
Conchylien, die in Steindruck abgebildet sind.
Ebenda stellt John C. Jay zwei neue Arten auf und
bildet sie ab. Verf. giebt daselbst einige Berichtigungen in
Betreff der letzten Ausgabe des Catalogs seiner Sammlung.
Danach ist sein Bulimus cinctus = Bul. Favannii Lam.; sein Turbo
rotelliformis ist Trachiscus Norrisii Sow.; seine Ampullaria Brownii
376 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
= A. crassa Swains. ; Ampullaria Storeria ist = A. naticoides d'Orb. ;
Helix planorbis = H. monilis Brod.; Bulimus iistulatus ist eine Va-
rietät von B. chrysalidiformis Sow.; Paludina tristis = P. olivacea
Sow. Ferner ist der dort abgebildete Conus rhododendron Couth. =
C. Adamsonii Gray; Cyclostoma Cumingii Sow. = C. gigantea Sow.
und Voluta armata Lam.? = V. Miltoni Gruy.
An der Malayischen Küste wurden von Begbie nur we-
nige Conchylien gefunden: Solen truncatus, Mya nicobarica,
Venus decussata, Murex tribulus, Murex rana, Mytilus plica-
tus, Trochus indicus und Voluta auris midae. (Annais of nat.
bist. XVII. p. 410).
Jonas lieferte in den Abhandl. des naturw. Vereins zu
Hamburg Band I. p. 99 Molluskologische Beiträge. Von den
hier als neu beschriebenen oder abgebildeten Conchylien soll
unten die Rede sein. Hier sei nur noch bemerkt, dass als
ein kleiner Beitrag zur Molluskenfauna Neuhollands 11 Arten
angegeben sind, die aus der Sammlung des Hrn. Preiss stam-
mend von Menke in seinem Molluscorum Novae Hollandiae
specimen nicht aufgenommen waren. Der Aufsatz ist von fünf
Steindrucktafeln, Conchylien darstellend, begleitet.
Seh mar da sagt (Andeutungen aus dem Seelenleben der
Thiere. Wien 1846. p. 17): „Ich stellte Beobachtungen au den
Weinbergschnecken hierüber (Geruchssinn) an und fand, dass
die Fühlhörner, besonders die unter den Augen führenden^
äusserst empfindlich gegen Riechstoffe sind. Brachte ich solche
Stoffe (Campher, Wachholderbeeröl , Terpentinöl, Hydrothion-
säure, Steinöl, Weingeist) in die Nähe, so zogen sie diesel-
ben schnell zurück und zwar um so schneller, je stärker der
Riechstoff war. Auf verdünnten Weingeist z. B. reagirten sie
viel langsamer als auf rectificirten." Demnach würden die
Fühler der Schnecken Riechorgane sein, was mir um so wahr-
scheinlicher ist, da man auch durch die Analogie darauf ge-
leitet wird. Bei den Fischen ist eine entschiedene Neigung
vorhanden, die Naslöcher in Fäden zu verlängern; auch von
den Insecten hat es Erichson sehr wahrscheinlich gemacht,
dass die Fühlhörner dem Geruchssinn dienen. Da die Fühler
der Schnecken auch von den Hauptganglien des Schlundringes
eigene Nerven empfangen, und da ihre schleimige Oberfläche
für die Functionen des Riechens sich wohl eignet, so wird
die Ansicht auch anatomisch unterstützt. Das zweite Paar
Naturgeschichte der Mollusken "während des Jahres 1846. 377
Fühler, wo deren 4 vorhanden sind, ist dann nur als Augen-
stiel zu deuten. Uebrigens hindert nichts, die Fühler zugleich
für Tastorgane zu nelimen.
Leidy glaubt ebenfalls (Proc. of Philadelphia III. p. 136)
das Geruchsorgan der Landschnecken gefunden zu haben. Er
sagt: ich entdeckte ein Organ, welches ganz vei:nachlässigt zu
sein schien. Es ist ein Eindruck oder Blindsack mit einer
Oeffnung hinter dem Munde zwisdien der Unterlippe und dem
vordem Ende der Fussscheibe, und der in mehreren Arten
von verschiedenen Gattungen sich nach hinten in einen blinden
Gang verlängert, der über der Fussscheibe innerhalb der Lei-
beshöhle liegt. Bei Bulimus fasciatus reicht er nach hinten
bis zum Ende des Schwanzes und ist einigemale um sich
selbst gewunden; bei Glandina truncata hat er die Länge der
Fussscheibe; bei verschiedenen Arten der Gattung Helix findet
sich dies Organ von einem oberflächlichen Eindruck bis zu
einem Blindsack von Länge der Fussscheibe; bei H. pomatia
ist es I Zoll lang; bei Succinea obliqua ist es von beträcht-
licher Länge ; bei Limax und Arion ist es ein oberflächlicher
Eindruck, und bei einer unbeschriebenen Art von Vaginulus
ist es einen halben Zoll lang. Es besteht aus zwei Häuten,
aus einer zarten innern Schleimhaut und einer äussern Schicht,
von weisslichem oder röthlichem drüsigen Ansehen. Es em-
pfängt Nerven von den unteren Schlundganglien und Gefasse
von dem Kopfzweige der Aorta.
Gascard machte darauf aufmerksam, dass er bereits
1822 im Journal de Physiologie de Magendie angegeben, dass
das Blut der Schnecken die Eingeweide umspüle. (Comptes
rendus 1846. I. p. 45).
Milne Edwards beobachtete eine Eigenthiimlichkeit in
der Ausbildung der Circulationsorgane bei den Mollusken.
(Nouvelles observations sur la degradation des organes de la
circulation chez les Mollusques. Comptes rendus XXIII. p.373).
Bei Haliotis öfi'net sich die Arterie, welche sich dem Kopfe
zuwendet, in die Höhlung des Kopfes, so dass das Blut den
Schlundring, die Mundmasse und deren Muskeln umspült, ohne
von besonderen Häuten eingeschlossen zusein; dies entspricht
den bekannten, von demselben Forscher allgemeiner nachge-
wiesenen Lücken des Venensystems. Verf. koiiute sowohl
378 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
vom Herzen aus diese Kopfhöhle injiciren, als rmch umgekehrt
von der Kopfhöhle ans das Herz und die nach hmten sich
wendenden Arterien. Der hintere Fortsatz der Zungenscheide
dringt sogar in die weite Oeffnung der Arterie ein, so dass
also ein Theil der Verdauungsorganc in das innere des Arte-
riensystems eindringt. In dem Rande des Mantels scheinen
die Arterien gänzlich zu fehlen, und Venen, welche das ve-
nöse Blut aus der Bauchhöhle aufsaugen, führen dasselbe zum
Herzen, so dass das Letztere sowohl arterielles wie venöses
Blut empfängt, um es vermischt an die Organe des Körpers
zu vertheilen. In der Kopfgegend konnte Verf. keine Spur
von Venen erkennen, während in den übrigen Theilen des
Körpers zahlreiche Venen vorhanden sind, die mit der Bauch-
höhle communiciren. - Bei Patella beobachtete Verf. etwas
Aehnliches. Hier führt die Kopfarterie das Blut in eine grosse
Tasche, welche in sich den langen aufgerollten Theil der Zunge
enthält, und durch ihre Vermittelung werden fast alle 1 heile
des Körpers mit arteriellem Blut gespeist; von ihr aus können
auch dieGefässe injicirt werden. Diese Beobachtungen schlies-
sen sich an eine frühere von Quatrefages, der bei einigen
Eolidiern das Blut aus der Kopfarterie in einen weiten Raum
ausströmen sah. , . . .
In einem Aufsatze von H. Meckel: Micrographie einiger
Drüsenapparate der niedern Thiere (MüUer's Archiv 1846) wird
p 9 von der Leber der Mollusken, p. 13 von der Niere der
Gasteropoden und dem Bojanus'schen Organ der Bivalven und
p 17 von den Kalkdrüsen der Gartenschnecke gehandelt.
In Bemerkungen über Beschädigungen an Gehäusen leben-
der Land- und Süsswasserschnecken, und die Wiederherstel-
lung derselben durch ihre. Bewohner macht vonVoith
(Menke's Zeitschr. p.70) auf die Verschiedenheit bei Ver-
letzung der ersten (Primordial-) Windungen und der letzten
Windung aufmerksam. Bemerkungen zu diesem Aufsatze macht
Pfeiffer ib. p. 73.
CeplialoiBOcla«
Im vorigen Jahresbericht p. 414 ist das erste Heft eines
Werkes vond'Orbigny erwähnt worden : Mollusques v.vants
et fossiles ct. 1... Jahre 1845 sind auch bereits die folgenden
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1816. 379
ö Hefte, mit denen der erste Band geschlossen ist, erschienen.
Derselbe enthält ausser der allgemeinen Einleitung zu den Mol-
lusken, die Abtheilung der Cephalopoden, in welcher die Gat-
tungen, und wie es scheint auch die Arten vollständig aufge-
zählt und beschrieben sind. Wenn, wie es scheint, hiermit
das Werk ins Stocken gerathen ist, so wird doch immer dieser
erste Band ein abgeschlossenes Ganzes bilden , und zum Be-
stimmen der Cephalopoden behülflich sein. Von allen Gattun-
gen sind Typen abgebildet.
Om Sciadephorus Miilleri en Undersögelse af J. T. Rein-
hardt og V^. Pro seh. Kjöbenhavn. 1846. 4. mit 5 Tafeln.
In dieser Schrift geben die Verfasser eine genauere Beschreibung
und Anatomie eines Cephalopoden, welchen Eschricht zuerst unter
dem Namen Cirroteuthis beschrieben. Der Name ward geändert,
weil der von Eschricht gegebene eine vox hybrida sei, weil die En-
dung Teuthis nur den Decapoden zukomme, weil Plinius unter cirri
die Arme der Cephalopoden verstanden habe, und wegen der Aehn-
lichkeit mit dem von D'Orbigny später einer andern Cephalopoden-
Gattung beigelegten Namen Chiroteuthis. Nach meiner Ansicht sind
alle diese Gründe nicht ausreichend , um eine Namenänderung noth-
wendig zu machen; jedenfalls ist es Unrecht, den Namen Sciadepho-
rus unter Eschricht's Autorität zu geben, in Folge der Bemerkung,
mit der ich diesen Bericht eingeleitet habe. — Es findet sich ein
ziemlich entwickelter Kiemenherz -Anhang, der ganz muskulös und
innen hohl ist; derselbe steht mit der Herzkammer in Verbindung
und kann von dieser so wie von den Gefässen aus aufgeblasen wer-
den. Er kann am ersten, wie es schon Mayer that, einem Herzohre
verglichen werden, aber auf keine Weise als ein rudimentäres Paar
von Kiemen (das zweite Paar des Nautilus), wie Owen es will, be-
trachtet werden. Dieser Anhang fehlt bei den Octopoden, doch hat
Octopus arcticus Presch (Oct. granulatus Möller) einen ziemlich
grossen. Die Zunge ist nach dem gewöhnlichen Typus gebildet, aber
sehr weich; der vordere abgeschnürte Theil (vordere Lappen) ziem-
lich gross, fastpapillös; die Seitenlappen lang und sehr niedrig, und
in der Rinne zwischen denselben findet sich nur ein kleiner runder
weicher Knopf als die einzige Spur des bei den übrigen Cephalo-
poden sich vorfindenden mit Hornzälmen besetzten hervorspringenden
Theiles. Nur das obere Paar der Speicheldrüsen ist gefunden wor-
den. Magen und Leber sind im Allgemeinen denen von Octopus
ähnlich, auf den Lebergängen ist keine pancreatische Drüsenmasse
wie bei den Decapoden. Der Dintensack fehlt ganz. Die Geschlechts-
organe schliessen sich am nächsten denen von Octopus und Eledone
an, weichen jedoch in manchen Stücken ab. — Was die systemati-
sche Stellung betrifft, so muss die Gattung zu den Octopoden gezählt
3gO Troschcl: Bericht über die Leistungen in der
werden, mit denen sie die nicht gestielten Saugnäpfc, den Mangel
der beiden längeren Arme, die Hautverbindung der 8 Arme, die Ver-
bindung des Kopfes mit dem Körper und den Typus der Verdauungs-,
Girculations- und Gesclüechtsorgane gemein hat. Unter ihnen bildet
sie jedoch eine besondere Familie Pteroti, indem sie durch die
Flossen und die innere eigenthümliche Schale von den Octopoden
abweicht und sich dadurch den Decapoden annähert.
Harless stellte Untersuchungen über die Chromatophoren
bei Loligo an, und theilte dieselben in diesem Archiv 1846.
I. p. 34 mit, und erläuterte sie durch Abbildungen.
Heteropoda.
Als Inaugural- Dissertation schrieb Wilm Observationes
de Sagitta mare germanicum circa insulam Helgoland incolente.
Berolini 1846. Besonders haben die Geschlechtsorgane und
das Nervensystem die Aufmerksamkeit des Verfassers auf sich
gezogen. Die Frage über die systematische Stellung lässt der-
selbe offen. Eine Tafel ist beigegeben.
C!asteroi>ocla.
Einen schätzensvverthen Beitrag zur Kenntniss der Mund-
theile der Schnecken gab Lebert in Müller's Archiv 1846.
p. 435. Beobachtungen über die Mundorgane einiger Gastc-
ropoden, mit drei Tafeln. Die Mundorgane von Patella, Buc-
cinum undatum, einer Doris verwandten nicht bestimmten
Gattung, Doris tuberculata, Haliotis, Paludina vivipara, Limax
sind beschrieben und abgebildet. Den Schluss machen histo-
rische Bemerkungen über diesen Gegenstand, die bis auf Ari-
stoteles zurückgehen.
Pulmonata operculata.
Von Pfeiffer erhielten wir in Menke Zeitschr. p. 29 eine
kritische Revision der in Sowerby's Thesaurus beschriebenen
Arten von Cyclostoma. Verf. giebt vielfache Berichtigungen
von Namen, und fügt die Synonyme hinzu, so dass dies Ver-
zeichniss bei der Benutzung des oben genannten \Yerkes un-
entbehrlich wird. Das Einzelne über die 175 Arten hier an-
zuführen, gestattet der Raum nicht.
Als Anhang werden dann noch folgende neue Arten beschrieben:
C stenomphalum Pfr. woher?, Oltonis Pfr. von Cuba, Imb^ferum
Naturgeschichte der Mollusken ^vährend des Jahres 1846. 381
Meiike von Cuba, LargilUerti Pfr. von Yukatan, Hma, Bronni
und Binneyanum Adams von Jamaica, costatum Menke ■woher?,
Gruneri Pfr. von Honduras, pli'catiilum Pfr. woher?
In derselben Zeitschrift p. 81 lieferte Pfeiffer einen
Nachtrag zu der eben erwähnten Revision der Gattung Cy-
clostonia. Hier berücksichtigt Verf. solche Arten, die in an-
deren Werken sich finden, und die im Thesaurus unerwähnt
geblieben sind.
Als neue Arten werden hier hinzugefügt: C. alutaceutn Menke
von Cuba, strangulaium Hutton von Bengalen, dubmmVir. von der
Insel Opara und hieroglyphicmn Fer. aus dessen Sammlung (Helix
hieroglyphica Fer., Bulimus hieroglyphicus Potiez et Michaud gal.
I. p. 144. t. 44. — Eine neue Art dieser Gattung beschreibt ferner Mo-
ricand 1. c. f. 26—29. C. disjunctum testa orbiculato-depressa, cras-
siuscula, sordide alba; anfractibus 4 rotundatis, costis elevatis, re-
gularibus, numerosis transversim cinctis, ultimus a praecedente dis-
junctus; sutura profunda, apertura circularis labro tenui. Die Rip-
pen und die abgelöste Windung zeichnen die Art sehr aus; Letzteres
giebt ihr Aehnlichkeit mit Aulopoma, doch ist der Deckel ganz an-
ders, er ist ein wenig concav mit concentrischen Streifen. Ich sehe
diese Art als den Typus für eine neue Gattung an, der ich den Na-
men Cyclopoma geben möchte.
In einem monographischen Versuch über die Gattung
Truncatella Risse (Menke Zeitschr. p. 177) spricht Pfeiffer
zunächst seine Zweifel über die Stellung im System aus. Er
geht auf die Gestalt des Thieres, die verschiedenen Angaben
über die Lage der Augen und auf den Ort, wo die Thiere
gefunden sind, ein. (Nach meiner Meinung sind diese Punkte
nicht entscheidend. Ein Zweifel kann nur sein, ob das Thier
in die Nähe von Cyclostoma oder Rissoa gehört, und darüber
wird nur entscheiden , ob es wirklich Luft athmet oder eine
Kieme besitzt. Das lässt sich ja wohl beobachten. Die Le-
bensweise macht es wahrscheinlich , dass sie lungenathmend
ist, aber entscheidet nicht darüber). ^Demnächst werden 15
Arten aufgezählt, von denen Verf. aber nur 8 besitzt.
Diese sind: Tr. valida Pfr. von den Philippinen, Tr. caribaeen-
sis Sow. , Tr. Guerini Villa, Tr. truncatula Desh. (Cycl. truncatu-
lum Drap.), Tr. Montagui Lowe, Tr. pulchella Pfr., Tr. scalari-
formis Reeve, T?'. bilahiata Pfr., Tr. striatula Menke, Tr. Quoyi
Pfr. (Cycl. striatum Quoy et Gaimard), Tr. scalaris Pfr. (Rissoa
scalaris Michaud), Tr. clathrus Lowe, Tr. Adamsi Pfr. (Trunca-
tella scalariformis Adams), Tr. ventricosa Sow., Tr. striata Sow.
382 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
Ampullaria malleata Jonas zuerst in Menke's Zeitschrift 1844
aufgestellt, ist in den Abhandl. des Hamburger Vereins Band 1. ab-
gebildet.
CtenohrancJna.
Taenioglossa*).
Die Gattung Paludina, welcher in Philippi's Abbild. Band 2.
Heft 5 eine Tafel gewidmet ist, wird ausser der Darstellung von P.
lecythoides Benson, bengalensis Lam., Remossii Benson, inter-
texta Say, quadrata Bens , subcarinata Say, patula Brumati,
fontinalis Phil. (Melania integra Say), porata Say, Salinesii Phil.,
bulimoides Oliv., auch durch zwei neue Arten bereichert, P. ato-
maria v. Mühlf. gelbbraun mit weissen Pünktchen von Brasilien;
P. Preissii Phil, undurchbohrt, glashell mit flachen Windungen,
klein. Neuholland.
18 neue Arten der Gattung Littorina stellte Philipp i auf. Proc.
zool. soc. December 1845. — Von dieser Gattung wurden 10 glatte
Arten auf einer Tafel- abgebildet Philipp! Abbild. — Eine andere
Tafel desselben Werkes enthält 12 mit Höckern besetzte Arten, unter
denen eine L. vilis Menke neu. Sie zeichnet sich durch ihre
schlanke, spitze Gestalt und zwei Reihen Höcker auf der letzten
Windung aus. — L. limata L o v e n 1. c.
In der Nähe von Littorina gründet Philipp! Menke Zeitschrift
p. 129 eine neue Gattung Bembicium: Testa univalvis, spiralis, co-
nica, imperforata, haud margaritacea, anfractibus 6 — 7, planis, ul-
timo angulato, saepe acute carinato. Apertura depressa, obliqua,
rhombea; columella simplex obliqua, scindens. Operculum corneum,
paucispiratum. Animal pede oblongo, filamentis destituto, capite in
proboscidem inter tentacula producto, lobisque frontalibus carente,
tentaculis elongatis, oculis extus ad basin incrassatam eorum sitis.
Dahin gehören Trochus melanostomus Gmel., Trochus planus Quoy,
Trochus nanus Lam., Trochus nanus Quoy (verschieden vom vori-
gen und daher B. pictiim Phil, genannt), Trochus luteus Quoy,
Littorina imbricata Gray, und zwei neue Arten B. lividum und B.
vittatum Phil. Alle diese Arten leben in Neuholland.
Loven beschreibt 1. c. als neu 4 Arten der Gattung Lacuna,
nämlich L. albella^ labiosa^ soUdiila und fn'gida.
Desgleichen von der Gattung Rissoa 5 Arten: R. arctica, pori-
fera, cornea, albella und Sarsü. — R. decorata und ornata Phi-
lipp! Menke Zeitschr. p. 97 von der Insel Lesina in Dalmatien.
Lamellaria prodita Loven I.e. (Coriocella).
Natica aperta ib. Die Schale fast wie Sigaretus.
*) Ich folge hier der von mir in Wiegmann's Handbuch der Zoo-
logie 3. Auflage 1848 gegebenen Classification.
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 18i0. 383
Crepidula maculosa Conrad Proc. Philad. eiförmig, weiss mit
unregelmässigen in Reihen gestellten Flecken. — Gould beschreibt
I.e. drei neue Arten: C. rostriformis von de Fuca, tingulata von
Puget Sound und nummaria von Ciasset. — C. adspersa 'Dwnkex:
Menke Zeitschr. p. 25 von Benguela. — C. rngidosa Dunker ib.
p. 108 vom Cap.
Calyptraea fastigiata Gould 1. c. von Puget Sound, C. radiosa
von Mangsi und chlorina von den Cap Verdischen Inseln.
Hipponyx imhricata Gould I.e. von den Sandwich-Inseln.
Fileopsis crystallina Gould 1. c. von den Feejee-Inseln.
Gray bemerkt Annais XVIII. p. 428, dass Thyreus paradoxus
Phil, identisch mit Swainson's Pedicularia sicula, nach einem von
ihm untersuchten Exemplar in der Nähe von Concholepas stehen
müsse. Die Untersuchung hat jedoch nur an einem eingetrockneten
und aufgeweichten Exemplar statt gefunden, und es ist weder über
die Lage der Kiemen, noch sonst über irgend ein Organ ausser der
Schale Nachricht gegeben.
Cerithium protextum Conrad Proc. Philad. 15 Windungen.
\ Zoll lang. — C. metula Loven 1. c.
Cypraea Gaskoinii und puUcaria sind in den Proc. zool. soc.
März 1846 von Lovell Reeve aufgestellt. — Ebenda von Gaskoin
C. pellucida aus der Südsee, C. ;??^Mm von Westindien , C. pulla ohne
Angabe des Vaterlandes.
Toxoglossa.
Conus Cailliaudii Jay Annais New York spindelförmig mit thurm-
förmiger Spira, Labrum an der Nath ausgerandet, braun. Macht
einen Uebergang zu Pleurotoma. Ohne Angabe des Vaterlandes.
In den Proc. zool. soc. vom October 1845 und Januar 1846 wur-
den von Lovell Reeve 110 neue Arten der Gattung Pleurotoma,
meist ohne Angabe des Vaterlandes aufgestellt. — P/. borealis Phil,
und nivalis sind zwei neue Arten bei Loven I.e.
Lovell Reeve bezeichnete 54 Arten der Gattung Mangelia aus
Cuming's Sammlung als neu. Proc. zool. soc. July 1846. — M. tia-
rula Loven 1. c.
Pr oboscid ea.
Marginella succinea und alhilahris Conrad Proc. Philad. —
^. ^ö2>?"xoQvhi
Archiv f. Nafurgrsch. XIII. Jahrg. 2. Bd. I] [,
oQß Troschel: Bericht über die Leistungen in der
(Descr. de l'Egypte Coq. pl. 5. f. 38) wird von Jonas ib. p. 121 mit
4 Varietäten beschrieUen. - T. costifer , fictilis , crebriliratus ionRS
ib. p. 123 aus dera rothen Meere.
Monodo7ita riiigens, Kraussii, pumceu, margaritaria , vtllana
(Chemn. V. 1. 171. f. 1678) Philippi Menke Zeitschr. p. 100.
Margarita Harrisoni Hancock Annais XVllI. p. 325. pl. V. f. 4. 5
konisch, glatt, weiss, 6 stark gewölbte Windungen, Nabel nicht sehr
weit. I Zoll. Davis-Strasse.
Turbo lamellosus Philippi und intercostalls Menke von Neu-
holland. Menke Zeitschr. p.98.- T. moluccensü Phil, von Araboina
und r. conci7inus Phil, ohne Angabe des Vaterlandes ib. — Phi-
lippi trennt ib. p. 133 den dornichten Silbermund des Chemnitz V.
fig. 1758. 59 von dem echten T. argyrostomus Linn. und nennt ihn T.
priticeps. m i
Phasiauella capensis , bicarinata und Neritma D unk er Menke
Zeitschr. p. HO vom Cap.
LovellReeve stellte 40 neue Arten der Gattung Hahotis aus
der Cuming'schen Sammlung auf, die aus verschiedenen Meeren stam-
men Proc. zool. soc. July 1846. - Bei Philippi Abbild, ist U. aU
bicans Q et G. und ficiformis Mke. sowie eine neue Art H. grbba
Phil von Neuholland abgebildet. Letztere ist stark gewölbt mit
Meiner seitlicher Spira, dunkelbraun. - H. dentata Jonas (Menke
Zeitschr. 1844) ist in den Abh. des Hamburger Vereins abgebildet.
Auf der Fissurellen -Tafel in Philip pi's Abbild, finden sich F,
grandis Sow., nigra Phil., violacea Es eh. und zwei neue Arten
F. concintia Phil, von Chili und F. elevata Duncker vom Cap. —
Gould stellt 1. c. drei neue Arten auf: F. cratitia von Puget Sound,
venia von den Cap Verdischen Inseln, und occidens von Callao. —
F. Philippiana von Loanda, Menkeana und benguelensis von Ben-
guela beschreibt D unk er in Menke Zeitschr. p.26.
Scissurella angulata Loven 1. c.
Emarginula aspera Gould 1. c. von Neu Südwales, E. fungina
von üpolu, ossea von den FeejeeMnseln und cinerea ohne Angabe
des Vaterlandes.
Rinmla cucuUata und galeata Gould 1. c. von Puget Sound.
Cyclohranchia.
Lebert und Robin beschreiben den Hoden und den
Eierstock bei der Gattung Patella und bestätigen dadurch,
dass diese Thiere getrennten Geschlechts sind. Der Hode liegt
an der linken Seite und hat eine seitlich abgeplattete Gestalt.
Er hat eine hellgelbe Farbe und ist aus Röhrchen zusammen-
gesetzt. Die Rewegungen der Samenthierchen sind sehr le-
bendig. Der Eierstock liegt ebenfalls links. Ein Ausfiihrungs-
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 184G. 387
gang konnte bei keinem von beiden anfgefunden werden. Zur
Zeit der Beobachtung (Ende Aprils) entbehrte fast die Hälfte
der untersuchten Exeniplare des Geschleclitsorgans, und von
den übrigen kamen 3 Männchen auf 8 — 10 Weibchen, so dass
also die ersteren viel seltner zu sein scheinen (Annales des
sc. nat. 3 serie. Vol. V. p. 191).
Gould beschreibt I.e. 11 neue Arten dieser Gattung: Patella
talcosa .von den Sandwich -Inseln, sagittata von den Feejee- Inseln
illiiminata von den Auckland -Inseln, fimbriata von der Strasse de
Fuca, citrullus von Madeira, Faumotensis von den Feedjee- Inseln,
luctuosa von Neu-Seeland, piperata von den Cap Verdischen Inseln
und Madeira, iiistabilis und coiiica von Fuget Sound, cinnamoinea
von Neu-Südwales. — P. j^edicnlus Philippi Menke Zeitschr. p. 21
von Mazatlan. — P. nigrosquamosa D unk er ib. p. 25 von der Insel
Fayal (Azoren).
Gould hat 1. c. 5 Arten der Gattung Lottia : L. pintadina und
textüis Strasse de Fuca, cymbiola von Valparaiso, scabra von S.
Francisco, araneosa von den Sulu -Inseln. — Von derselben Gattung
aber unter dem beizubehaltenden Namen Acmaea giebt Philippi in
Menke Zeitschr. p. 22 fünf neue Arten: A. plana, hiicophaea, pun- ,
ctatissima, lineata von Chili uud elegans von Laguayra. — Ferner
ebenda p. 49 drei neue Arten A. nisoria, exilis und albescens von
Chili. — Ueber die von Eschscholtz aufgestellten Arten von Acmaea
machte Philippi ib. p. 106 kritische Bemerkungen, indem er Gele-
genheit hatte, die Original Exemplare aus dem Dorpater Museum zu
vergleichen. Demnach ist A. mitra E. =: Lottia pallida Sow. und
Lottia scurra d'Orb., auch ist A. mamillata E. ein incrustirtes Exem-
plar derselben Art. — A. Ancylus E. ist = Lottia punctata d'Orb.,
auch ist A. radiata dieselbe Art. Diese beiden Arten stammen nicht
von Sitcha, sondern von Chili. — A. scutum und patina Esch. ge-
hören zusammen. Die übrigen A. persona, digitalis, cossis , pelta
und marmorea sind gute Arten.
Gould beschreibt I.e. 14 Arten Chiton: Ch, lignoms , dentiens
und 7Jiuacosus von Puget Sound; Ch. quer et uns , jugosus , fruticosus,
Platessa und incanus von Neu-Südwales; Ch. jaspideus von Callac
Ch. pruinosns von Rio Janeiro; Ch. viridulus und puniceus Ora-nge
harbor; Ch. confossus Feejee-Inseln; Ch. petaloides Sandwich-Inseln.
— Bei Loven 1. c. finden sich als neu Ch. Nagelfar, der Rand
mit kurzen Borsten dicht besetzt; alveolus Sars, der Rand ist mit
Schuppen bedeckt.
Dentalimn eboreum Conrad Proc. Philad. gebogen, durchschei-
nend, glatt. I Zoll. Südküste von Florida. — D. hyalinum Philippi
Menke Zeitschr. p. 55, schwach gebogen, glashell, am Grunde glatt,
an der Spitze fein gestreift. Mazatlan.
Bb*
oQQ Troschcl: Bericht über die Leistungen in dev
P u l m 0 n a t a.
In Menke's Zeitschrift p. 113 macht Pfeiffer kritische
Bemerkungen iiber 78 Arten von Landschnecken, welche in
der Januar ^Liefernng- der Proceedings of the Boston Society
of natural history fiir 1845 von Adams, Mighels und
Gould beschrieben sind, (und im vorigen Berichte nicht be-
rücksichtigt werden konnten, da mir obige Proceedings nicht
zugänglich geworden sind). Ausserdem sollen daselbst auch
viele neue Seeconchylien beschrieben sein.
Geomalacus All man nov. gen. Corpus produetum, lanceolatum,
carinae expers; pallium scutiforme, ovatum; spiraculum in margmc
anteriore pallii-, foramen genitale pone radicem tentaculi minoris
dextri; testa solida, plana, subovata. Nur eine Art G. maculosus
in der Grafschaft Kerry in Irland. Die Gattung unterscheidet sich
von Arion durch die Lage der Geschlechtsöffnung, von Limax durch
die Schwanzdrüse und die vordere Lage des Luftlochs. Ist abgebildet.
(Annais of nat. bist. XVII. p. 297).
In einem Aufsatze über die geographische Verbreitung
der Heliceen in Menke Zeitschr. p. 2 giebt Pfeiffer an, dass
diese aus etwa 2200 bekannten Arten bestehende Familie über
die ganze Erde verbreitet sei, und dass wohl keine Quadrat-
meile, wo Pflanzen leben, zu finden sei, die nicht eine oder
mehrere Arten besässe. Manche Gattungen , wie Achatinella,"
die den Sandwich- Inseln angehört, Clausilia, die nur wenige
aussereuropäische Arten enthält, Cyliudrella, die in Westindien
und Mexico lebt, Tomogeres, Megaspira und Macrodontes,
die auf Brasilien beschränkt sind, Azeca und Helicophanta, die
nur in Europa vorkommen, Geomelania, die Jamaica eigen-
thümlich ist, haben eine beschränktere Verbreitung, wogegen
andere wie Succinea, Vitrina, Helix, Bulimus aus allen Welt-
gegenden uns zugekommen sind. (Die beiden letzteren enthal-
ten jedoch noch so viele völlig verschiedene Elemente, dass
von ihnen in eben besprochener Beziehung, noch gar keine
Rede sein kann. Die Gruppen verwandter Arten sind auch
meist auf bestimmte Erdtheile beschränkt). Die in Europa
lebenden Arten haben die weitesten Verbreitungsbezirke. Nur
wenige Arten , Helix similaris und Helix vitrinoides haben eine
sehr weite Verbreitung über mehrere Welttheile. Unter den
europäischen Ländern hat fast jedes, selbst jede grössere Insel
ihre eigenthümlichen Arten der Gattung Helix, wogegen viele
Naturgeschichte der Mollusken wahrend des Jahres 1846. 389
über ganz Europa verbreitet sind. Von den übrigen liänderii
der Erde sind die vorkommenden Arten der Gattung Helix
aufgezählt. Eine ähnliche Aufzählung für die übrigen Gattun-
gen wird versprochen.
Pfeiffer gab ein drittes Heft seiner Symbolae ad histo-
riam Heliceorum Kassel 1846 heraus. Es enthält 6 Abschnitte:
1. eine systematische Uebersicht der Ileliceen nach der Schale.
Verf. versucht eine sogenannte mechanische Methode einzu-
führen, um das Bestimmen der Arten zu erleichtern; dies
giebt natürlich ein künstliches System , was wissenschaftlichen
Anforderungen nicht genügen kann. Es wäre jedoch schon
viel damit gewonnen, wenn der beabsichtigte Zweck damit
erreicht würde. 2. Eine Aufzählung der lebenden Arten nach
dem Schema des vorigen Abschnitts; hier werden 1095 Arten
aufgezählt. 3. Eine Aufzählung der fossilen Ileliceen. 4. Eine
Synonymie der Gattungen der Ileliceen als Ergänzung und
Berichtigung des entsprechenden Abschnitts im zweiten Hefte
der Symbolae. 5. Diagnosen neuer oder wenig bekannter
Arten von No. 281 — 425. 6. Die Titel der erwähnten Werke.
Die Zahl der neuen Arten im 5ten Abschnitt ist so gross?
dass eine Angabe auch nur der Namen hier luithunlich ist,
und inuss ich daher auf das Werkchen selbst verweisen.
Gould stellte 1. c. 6 neue Arten Vitrina auf: V. ruivensis , nitida
und marcida von Madeira, caperata und tenella von den Sandwich-
Inseln und rohista von Neu-Südwales.
Desgleichen 16 Arten Succinea: S. rotundata von Oahu, cejmlla
von Hawaii, yutamen von Upolu, vesicalis von Hawaii, lumbalis von
Kauai, Immerosa von Taheiti, crocata von üpolu, canella von Maui,
magellanica von Terra del Fuego, rnanuana von Manua, modesta
von Upolu, ve?iusta von Hawaii, jmdorina von Taheiti und Eimeo,
infundlbuUformis ebendaher, procera von Eimeo, rusticana von
Oregon. — S. rvfovirens Moricand 1 c. mit 4 Windungen, gefurcht;
sie ist abgebildet, ebenso S. brasüiensis Mpr.
In den Proc. zool. scc. November 1845 finden sich die Beschrei-
bungen von 50 neuen Arten der Gattung Helix aus der Cuming'schen
Sammlung von Pfeiffer. — H. ytychodes Pfr. ib. Decbr. 1845. —
//. Stvainsoni und stenostoma Pfr. ib. März 1846. — //. suturalis,
candaharica ^ aulacospira, Gossei, Montforliana, lucidella^ arcti-
spira^ cyathellusy doUohwi, Recveana Pfeiffer ib. April 1846. —
Die der Gattung Helix bei Philippi Abbild, gewidmete Tafel ent-
hält 11 Arten, welche meist von Pfeiffer in den Proc. zool. soc.
aufgestellt, alle in seine Symbolae aufgenommen sind. — In den
390 T r o s c 1. Ol : Bericht über \.: gname?isis in.
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 391
lycicus Pfr. aus Lycien; carneus Pfr. und Spratti Vir. ebendaher;
leucodon Pfr. von Trapezunt; Knorri Pfr. (Knorr Vergn. VI. p. 58.
tab. 29. fig. 3) von Laguayra. — Desgleichen auf einer weiteren Tafel
folgende: B. VaJenciennesi Pfr., spadiceus Mke. , Parreyssi Vit.y
olivaceus Pfr. von Candia; cretensis Pfr. ebendaher; Jonasi Pfr.
von Veracruz; ni^rofasciatus Pfr. von Neu-Granada; ineinlranuceus
Phil, und Botteriamis Phil, von der Dalmatischen Insel Lesina. —
Von Jonas sind B. astrapoides, super bus^ hellulus^ exiryomphalus^
trigojiostomus, die sämmtlich im Thal Caripe (Venezuela), in der
Nähe der Höhle Guacharo leben , und in Menke's Zeitschr. 1844 auf-
gestellt sind, abgebildet. — Gould beschreibt I.e. 7 Arten Bulimus
als neu: elobatus und morosus von den Feejee-Inseln, prolatus von
Chili, ciliatus vom Organgebirge in Brasilien, prtmimis woher?, hy-
bridus von Rio Janeiro und junceus von den Gesellschafts- und Sand-
wich-Inseln. — B. pemphigodes und leptocochllas Jonas, beide von
Guinea sind in Menke Zeitschr. p. 12 aufgestellt. — B. callosus
Pfeiffer ib. p. 128 ohne Fundort. — B. Kocht Pfeiffer ib. p. 144
von Chile? — B. oniphahdes Menke ib. p. 144. — B. Liebmanni
Pfeiffer ib. p. 158 aus Mexico. — B. longiseta, Boissieri und pu-
bescens Moricand 1. c.
Cyliiidrella Gösset Pfeiffer Proc. zool. soc. Docbr. 1845. —
Derselbe hat nunmehr die echte C. perpUcata Per. erhalten, so
dass seine früher für C. perpUcata gehaltene Art den d'Orbigny'schen
Namen C. Sagraiana erhalten muss (Menke Zeitschr. p. 119). — C.
Liebmanni Pfeiffer ib. p. 159 aus Mexico. — Ueber C. Pilocerei
Pfr, findet sich ib. die Bemerkung, dass sie sehr variabel ist, dass
sie aber nie die Spitze abstösst, und dass der letzte Umgang stets
gekielt ist und in wagerechter Richtung vortritt.
Achatina cylindracea von Tortilla, Centralamerica, Dysoni von
Honduras, sandwicensis von den Sandwich -Inseln stellte Pfeiffer
Proc. zool. soc. Mai 1846 auf. — A. bacilUfornns Jonas in Menke
Zeitschr. p. 13 von Guinea. — A. coronata^ Liebmanni und strepto-
chila Pfeiffer ib. p. 158 aus Mexico.
Glandina cylindrica Phillips Proc. of Philadelphia III. j). 67
von Yucatan. Verf. ist zweifelhaft, ob sie zu Gl. obtusa Pfr. zu
stellen sei. — G. jamaicensis^ curvilabris und arcuata Pfeiffer
Proc. zool. soc. Decbr. 1845. — G. Sotverbyana und isabelUna von
Mexico und G. tortillana von Tortilla, Centralamerica. Pfeiffer
ebenda März 1846.
Pfeiffer giebt in Annais XVII. p. 133 eine Uebersicht von 18
Arten der Gattung Achatinella, unter denen 6 neue: A. radiata, picta,
brevis, pyramis , clara und carneota, sämmtlich von den Sandwich-
Inseln. — A. Rohri und taeniolata Pfeiffer Proc. zool. soc. April
1846.
Von Voith lieferte einen Beitrag- znr Naturgeschichte
der Gattung- Clausula. Kr beobachtete, wie dies bereits Held
392 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
nachgewiesen hat, dass Cl. pimilis lebendig gebärend sei; das-
selbe wird auch von CI. bidcns behauptet, wogegen Held diese
Art als eierlcgend angiebt. Ferner hat Verf. beobaclitet, dass
nur die sclilankeren Formen als Männchen und nur die bau-
chigeren als Weibchen fungiren , auch fand er nur in letzteren
Junge. Daraus will denn Verf. auf getrenntes Geschlecht
schliessen. In einer Anmerkung spricht sich Menke dahin
aus, dass diese Beobachtungen keinesweges zu der Annahme
berechtigen, dass bei den genannten Schnecken getrenntes
Geschlecht statthabe, wenngleich ein gewisses Verhältniss zwi-
schen der Form und der Trächtigkeit der verschiedenen Indi-
viduen stattfinden möchte. Die Anatomie möge ermitteln, ob
wirklich auch ein verschiedenartiges organisches Verhältniss
der Geschlechtstheile an der Verschiedenartigkeit des Gehäuses ,
Theil habe? ob die schlankere Form etwa sterilen, abortiven
Individuen, die nur männlich fungiren, aber nicht empfangen,
oder nur nicht austragen können, angehöre? (Menke Zeit-
schrift p. 55).
Versuch einer kritischen Revision der europäischen Clau-
silien von Rossmässler (Menke Zeitschr. p. 161). Hier ist
nur die Einleitung gegeben, in der Verf. auch über die Ein-
richtung seiner Sammlung spricht.
Auricula Botleri Philippi Menke Zeitschr. p. 97 von der Insel
Lesina (Dalmatien). — Ä. striata Phil. ib. p. 98, durch Bronn unter
dem Namen Laemodonta striata Adams versandt, und A. Bronnii
Phil., beide von den Sandwich-Inseln.
Co7iovuIus Cufiiifigiatms Recluz glänzend, kastanienbraun, 10
bis 12 Windungen, die letzte gekielt, der Kiel mit einer gelblichen
Binde umgeben, 3 Falten auf der Spindel. In einem Bach der Insel
Negros. (Annais XVII. p. 295).
Die Entwickelungsgeschichte des Limnaeus stagnalis, ova-
tns und palustris nach eigenen Beobachtungen dargestellt von.
Karsch. S. dies Archiv 1846. I. p. 236.
P/i7/sa princeps Phillips Proc. of Philadelphia III. p. 66 testa
olongato-conica, luteo vel griseo carnea, nitida, lineis albis inter-
ruptis longitudinalibus picta; anfractibus 5 — 6 subconvexis; suturis
appressis distinctis; apice acuto; apertura elongata; plica columellari
obsoleta. Yucatan. 1,4". Ist abgebildet.
Planorbis legatorum Rossmässler Menke Zeitschr. p. 173,
.Ulf der Alhambra bei Granada in Spanien, im Bassin des Saales der
Ambassadeurs ircsamnielt, verwandt mit PI. corncus.
Naturgeschichte der Mollusken Nvährend des Jahres 1846. 393
Amphibnla {Atnpiillacera) obvoluta wird von Jonas als neue
Art Proc. zool. soc. März 1846 aufgestellt, die sich von avellana
durch die nicht vorgezogene Spira unterscheidet. Südaustralien.
Notohr a?ichia.
Einen Beitrag zur Entvvickelungsgeschichte der Nacktkie-
rner gab John Reid (Annais XV^II. p. 377) , indem er seine
Beobachtungen über die Entvvickelung der Eier von Doris
bilamellata, Doris tuberculata, Goniodoris Barvicensis, Poly-
cera quadrilineata, Dendronotus arborescens und Dolo coro-
nata, so wie von einer nicht näher bezeichneten Art der Gat-
tung Eolis niittheilte. Eine Tafel mit Abbildungen begleitet
den Aufsatz.
Doris jdanata AI der und Hancock (Annais XVIII. p. 292) mit
Warzen verschiedener Grosse bedeckt, röthlich braun mit gelben
und braunen Flecken; die sieben kleinen Kiemen können in einer
Höhle verborgen werden, i Zoll lang. Lamlash-Bai. — D. sparsa
ib. gelb mit rothbraunen Flecken und spitzen Höckern; neun sehr
kleine hufeisenförmig geordnete farblose Kiemen. ^ Zoll.
Ancnla nov. gen. Loven 1. c. Corpus elongatum, gracile; pal-
lium omnino adnatum, cirris dorsalibus styliformibus ornatum; velum
labiale utrinque in papillam brevem productum; vibracula perfoliata,
basi stj^lis armata. Dahin Polycera cristata Alder.
Polycera modesta, jdebeja und pudica Loven ebenda.
Eumenis flavida Alder und Hancock Annais XVIII. p. 293 Kie-
men in einer welligen Linie jederseits, von denen drei grösser als
die übrigen. ^ Zoll. Lamlash-Bai.
Eolis Glotejisis Alder und Hancock Annais XVIII. p. 293 grün-
lich gelb; Kiemen kurz und dick, schwarz mit orangefarbigen Spitzen,
3—5 in jeder der 8 bis 9 Querreihen. 0,4 Zoll. Lamlash-Bai. — E.
lineata ib. durchsichtig weiss, mit drei undurchsichtigen weissen
Längslinien; Kiemen rosenroth, vorn mit einer weissen Linie, stehen
in vier Haufen jederseits, deren erste 12 — 14 Kiemenpapillen enthal-
ten, die andern weniger. ^ Zoll. Saltcoats, Ayrshire. — E. Land-
hergfi ib. violett. Kiemen orangefarbig in 5 bis 6 Haufen, deren
vorderer 8—12 Papillen enthält, der zweite 6 — 9, die andern we-
niger. ^ Zoll. Saltcoats. — E. lineata und bellida Loven I. c.
Tergipes fustifer und bulbifer Loven I.e.
Allmau hatte in der Versammlung zu York 1844 eine neue Gat-
tung Alderia (A. amphibia) aufgestellt; dieselbe Art ist von Loven
als zur Ehrenberg'schen Gattung Stiliger (St. modestus) beschrieben
worden. AI Im an hält die Gattung für verschieden von Stiliger,
nennt aber die Art nun Alderia modesta. Die Charaktere der Gat-
tung Alderia sind: Coq)us oblongum. Capitis latera utrinque in lobum
394 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
producta; ore maxillarum experti linguam armatam includente. Ten-
tacula nulla. Branchiae styliformes dorsi lateribus utrinque affixae.
Anus subposticus in medio dorso. Apertura sexualis pone caput in
latere dextro. (Annais of nat. bist. XVII. p. 1)„
Soul ey et ist geneigt, die Gattung Phylliroe, deren sy-
stematische Stellung noch so zweifelhaft ist, zu den Phleben-
teraten zu ziehen, indem er das Fehlen des Kusses für un-
wesentlich hält, während das Nervensystem, der Geschlechts-
apparat, die Verdauungsorgane eine grosse Verwandtschaft
zeigen. Specielle Angaben sind nicht gemacht, aus denen die
Nähe der Verwandtschaft beurtheilt werden könnte. (Comptes
rendus 1846. I. p. 474).
Bulla sucmiea Conrad Proc. Philad. bernsteinfarbig, durch-
sichtig, mit engen runzligen Linien.
Philme scutulum Loven I.e.
Scaphander librarius Loven 1. c.
Cylichna nov. gen. Loven I.e. Animal breve, latum; caput
depressum, subquadratum, antice truncatum; vibracula lata, depla-
nata, libera, recumbentia, transversa; oculi sub eorum basi immersi;
solea brevissima, ovato-quadrata; pallium limbo incrassato aperturam
postice claudens. Testa cylindrica s. fusiformis, columella callosa
s. plicata. Dahin Bulla cylindracea Penn., Bulla alba Brown, Bulla
truncata Ad., Bulla umbilicata Mont. , Bulla acuminata Brug. und
zwei neue Arten C. strigella und nitidula Loven.
Amphisphyra nov. gen. Loven I.e. Animal testa reconden-
dum, crassum, latum; caput latum, breve, transversum; vibracula
brevia, conica, remota, lateralia; oculi postici, minuti, immersi,
remoti; labia tumida buccam formant inflatam, verticalem, antice
impressam, medio os praebentem minutam; solea testa brevior, sub-
quadrata, antice dilatata, truncata, postice fissura media in lobos
duos divisa; margo pallii leviter incrassatus, aperturam lambens.
Testa buUacea, tenuis, ovata; apex truncatus; spira depressa medio
anfractum primum juvenilem praebens mammillarem, inflatum, hya-
linum. Dahin ausser Utriculus pellucidus Brown eine neue Art A.
globosa Loven.
Ausser Acteon tornatilis Linn. (Tornatella fasciata Lam.) hat
Loven von der scandinavischen Küste bei Kullen eine neue Art A.
ienellus grünlich mit braunen Querlinien,
AI der und Hancock haben ein kleines Mollusk aus der Ord-
nung der Inferobranchiaten beschrieben und abgebildet (Annais ct.
XVIll. p. 289), welches etwa zwei Linien lang ist. Es hat zwei
Augen, keine Fühler, der After liegt unter dem hinteren Rande des
Mantels und rechts neben ihm finden sich drei kleine gefiederte Kic-
men. Es ist schwarz mit kleinen braunen Flecken mit weisser Quer-
binde hinter den Augen. Ein neuer Gattungsname ist nicht gegeben,
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 18-16. 395
weil Verf. vermuthet, das Thier stimme mit Pelta Quatrefages über-
ein, und derselbe habe nur die Kiemen übersehen, die auch er an
den kleineren Exemplaren nicht entdecken konnte, so dass Yielleicht
diese sich erst später entwickeln möchten. Die eigenthümliche Be-
waffnung des Magens besteht aus vier Stücken, deren jedes sechs
gezähnelte Zähne trägt. Ferner stimmt das Thier auch im Allgemei-
nen, selbst in der Färbung mit Limapontia nigra Johnston überein,
nur dass hier ebenfalls die Kiemen fehlen, und der hintere Rand des
Mantels nicht angegeben ist. Wenn fernere Untersuchungen die Iden-
tität der genannten Gattungen bestätigen sollten, würde der Name
Limapontia die Priorität haben. Die Stellung im System muss dann
diese Gattung in der Familie Acera finden, wofür die Bewaffnung
des Magens, das Fehlen der Fühler und die Lage der Kiemen spricht.
Dass die Verfasser dieselbe in die Ordnung der Inferobranchiaten
stellen wollen, entbehrt jedes Grundes. — Die Vermuthung liegt sehr
nahe, dass dann wohl auch Chalidis hierher gehören wird, wodurch
die sogenannten Phlebenteraten sehr gereinigt werden, indem nur
Gattungen mit verästelter Leber übrig bleiben.
In die Nähe von Eulima, von der angegeben wird, dass sie mit
einem langen Rüssel versehen ist, und dass ihr die Bewaffnung der
Zunge zu fehlen scheine (lingua inermis?) setzt Loven 1. c. eine neue
Gattung Aclis: Animal gracile; caput non rostratum; vibracula gra-
cilia, cylindrica, apice subinflata , basi approximata; oculi eorum
basi immersi, sublaterales; proboscis longa, valida, recondenda;
(lingua inermis?); mentum subliberum, solea angustius, productum;
lobus operculigerus amplus utrinque forma diversus, dextro largior,
tri vel quadriplicatus, sinistro in lobum unicum rotundatum postice
plicatum productus, solea linguiformis, antice truncata; operculum.
Testa turrita, rimata; anfractus numerosi, cingulis elevatis ' acutis
obducti, apertura ovalis. Dahin gehört Alvania supranitidaW ood,
die bisher nur fossil bekannt war.
Loven nimmt I.e. die Gattung Turbonilla Leach an, und be-
schreibt das Thier. Es hat ohrförmige Fühler, zwischen denen siz-
zende Augen, einen zurückziehbaren (zahnlosen?) Rüssel. Dahin ge-
hören 11 Arten Scandinaviens, unter denen drei neue: T. clavula
pfriemförmig , weisslich, Spindel zahnlos, gehört zu Chemnitzia
d'Orb.; r. alhella und oscitans haben einen Zahn an der Spindel,
sind glatt.
Aus der Gattung Tylodina wird eine neue Art T. Duebenii auf-
gestellt, aus deren Thier Verf. die Verwandtschaft mit der vorigen
Gattung nachweist. Er sagt, die Gattungen verhalten sich zu einan-
der wie Emarginula zu Trochus.
Lieber die Stellung der Gattungen Eulima, Aclis, Turbo-"
nilla und Tylodina, die wohl jedenfalls in eine Gruppe gehö-
ren, bin ich sehr zweifelhaft. Es fragt sich, ob sie zwitterig
396 Tr ose hei: Bericht über die Leistungen in der
sind, und wie die Kiemen beschaffen sind. Ich vermutlie, sie
werden eine Familie in der Nahe der Acera bilden müssen.
Monopleurohrancliia.
Eine neue Art der Gattung Pleurobranchus beschreibt Loven
1. c. PL sideralis verwandt mit PI. stellatus Risso.
Ancylus barilensis Moricand I.e. testa ovata, depressa, tenui,
striis radiantibus antice magis apparentibus, apice sublaterali dextro
acuto; apertura lata, ovata, albida. Aus dem See Baril bei Bahia.
Gould beschreibt 1. c. 5 neue Arten Siphonaria: S. corjiuta von
Mangsi; inculta von Neu -Seeland; lateralis Burnt Island, Orange
Harbor; lepida von Rio Janeiro; normalis von den Sandwich-Inseln.
— S. striatocostata von Benguela und Jonasii von Loanda stellte
D unk er in Menke Zeitschr. p. 24 auf. — S. laevis Phil, von Chili
und S. Lecanium Phil, von Mazatlan ib. p. 51.
Hyp obraiichia.
J. E. Gray bemerkt Annais of nat. bist. XVII. p. 70^
dass bei Phyllidia am Rande im Fleisch Stachelchen (spicula)
lägen, die ein regelmässiges Netz bilden, dessen Maschen
nach dem Rande zu kleiner werden. Die einzelnen Stachel-
chen sind spindelförmig und durchsichtig, 1 — 1^ Linien lang;
sie liegen strahlenförmig am Rande, und werden durch an-
dere, welche parallel dem Rande liegen, rechtwinklig gekreuzt.
B r a c li i o p o d a.
Ein Aufsatz von William King Remarks on certain
genera belonging to the class Palliobranchiata (Annais XVIL
p. 26 und 83) ist fast ausschliesslich paläontologisch.
G. B. Sowerby beschreibt 13 neue Arten der Gattung Tere-
bratula. Annais XVIIL p. 461. — T. sepigera Loven I.e.
CoiicUifera.
D'Orbigny bringt die Muscheln in seiner bereits oben
erwähnten Voy. dans l'Amer. merid. in ein neues System, in
welchem die bisher allgemein gebräuchliche Eintheilung in
Monomyaria und Dimyaria aufgegeben ist, wogegen sich nichts
einwenden lässt, da sich Uebergänge finden. Dagegen stützt
sich das neue System vorzüglich auf der Symmetrie oder
NichtSymmetrie der Schale und auf dem Vorhandensein oder
Fehlen von zurückziehbaren Rölu'eii luid damit zusammenhän-
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 397
gcndor Mantelbucht. So fügen sich Ordnungen in folgendes
Schema:
I. Ordnung. Orthoconchae, Thier und Schale symme-
trisch, gleichschalig, immer mit mindestens zwei Muskelein-
drücken, Normalstellung senkrecht.
1. Unterordnung. Sinupalleales. Das Thier ist mit einem
zum Theil geschlossenen Mantel und mit langen, ausdehnbaren
Röhren versehen. Schale hinten mit Mantelbucht.
2. Unterordnung. Iiitegropalleales. Mantel offen mit
kurzen nicht zurückziehbaren Röhren; keine Mantelbucht an
der Schale.
II. Ordnung. Pleuroconcliae. Thier und Schale unsym-
metrisch, Normalstellung seitlich, auf der Seite liegend. Es
ist daher eine obere und eine untere Schale vorhanden. Die
Mantellappen sind getrennt, und bilden niemals hinten Röhren.
Die Unterordnung der Sinupalleales ist nur scheinbar
eine natürliche; die hierher gehörigen Muscheln sind zwar
durch einen vortrefflichen Charakter die Mantelbucht vereinigt,
aber manche Muscheln besitzen doch rückziehbare Röhren,
ohne dass an der Schale eine Mantelbucht bemerkbar wäre
(Cyclasidae d'Orb,), an der nach d'Orbigny die Mantelbucht
sehr klein sein soll. Jedenfalls bildet diese Familie einen
Uebergang. Mit der Eintheilung in symmetrische und unsym-
metrische Thiere kann ich mich nicht einverstanden erklären,
da alle übrigen angegebenen Charaktere, ausser der Unregel-
mässigkeit in die Ordnung Integropalleales übergreifen. Frei-
lich lässt sich nicht läugnen, dass die hierher gehörigen Fa-
milien , welche so ziemlich den Monomyarien entsprechen, sich
recht gut aneinander schliessen. Ausser den wirklich Einmus-
keligen kommen die auf dem Uebergange zu den Zvveimuskli-
%^\\ stehenden Gattungen Aricula und Meleagrina wieder in
diese Abtheilung, was gut ist, die Gattung Pinna dagegen
muss als regelmässig ausgeschlossen werden. Diese Trennung
von Meleagrina und Pinna ist nicht natürlich (d'Orbigny setzt
Pinna zu den Mytilaceen, was ich für einen Missgriff halte.
Die zweimusklige Gattung Chama kommt auf diese Weise zu
den Einmuskligen.
Zu seinen Sinupalleales zählt Verf. die Familien Pholadidae
— Myacidae (Solen, Panopaea, Pholadomya, Glycymeris, Mya und
398 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
Lutraria, letztere mit Ausschluss der Arten, welche getrennte Si-
phonen haben, und zur Gattung Lavignon Cuv. (Scrobicularia Schum.)
gehören; die Familie charakterisirt Verf. durch die in eine fleischige
sehr ausdehnbare Röhre verwachsenen Siphonen); auch Mactra wird
dahin gestellt; — Anatinidae d'Orb. (Anatina, Periploma, Lyonsia,
Thracia); — Saxlcavidae (Gastrochaena, Saxicava, Galeomma); —
Soleairtidae d'Orb. (unterscheidet sich von den Myacideae durch die
getrennten Röhren und den grossen Fuss, durch die mit dem Man-
teleindruck vereinigte Mantelbucht nähert sie sich an die Telliniden;
Solecurtus, Solemya und Leguminaria); — Tellinidae (das Innere
des Mantels ist durch ein Diaphragma in zwei Höhlungen getheilt,
lange Röhren; Lavignon, Donacilla, Amphidesma, Arcopagia Brown,
Teilina, Capsa, Donax); — Solenellidae (enthält solche Nuculiden,
welche eine Mantelbucht und lange Röhren haben; Solenella Sow.,
Leda Schum.); — Vennsidae (Petricola, Venus mit Einschluss von
Cytherea, Pullastra, Arthemis ct., unter denen jedoch unzweifelhaft
mehrere Genera stecken, Thetis); — Cyclasidae (mit deutlichen Sei-
tenzähnen und sehr kleiner Mantelbucht; Cyclas mit Einschluss von
Pisidium, Galathea); — CorbuUdae (Corbula, Sphena Turton, Azara
d'Orb., Pandora, Ervilia).
In die Ordnung Integropalleales gehören folgende Familien:
Astartidae (Opis, Astarte, Crassatella, Megalodon?); — Carditidae
(Cardita, Cyprina, Hippopodium); — Lucinidae (Lucina, Corbis,
Erycina); — Cardidae (Cardium, Cardilia, Isocardia); — üiiionidae
(Iridina, Castalia, Mycetopus,- Unio, Monocondylea, Anodonta); —
NucuUdae (von den Arcaceen durch den Mangel der Ligamentalfläche
zwischen den Wirbeln verschieden, Nucula, Nuculina d'Orb., die
nach einer Art Nucula miliaris Desh. aufgestellt ist, weil sie die
Zähne in einer Reihe, und hinten einen Seitenzahn hat, Trigonocoe-
lius); — Arcacidae (Pectunculus, Area); — Mytilidae (Pinna, Dreis-
sena, Myoconcha, Mytilus einschliesslich Modiola, Lithodomus); —
Limidae d'Orb. (enthält nur die Gattung Lima), ihre Trennung von
den Pectiniden ist unnatürlich.
Die Ordnung Pleuroconchae endlich umfasst die Familien: Avi-
culidae (Avicula mit Einschluss der Gattungen Meleagrina, Malleus
Vulsella, von denen die letzten beiden unzweifelhaft generisch zu
trennen sind, Gervillia, Perna, Inoceramus, Pulvinites); — Pectini-
dae (Pecten, wozu Verf. auch Pcdum und Hinnites zieht, Janira,
Spondylus, Plicatula); — Chamacidae (Chama); — Ostracidae
(Ostrea mit Einschluss von Gryphaea, Placuna, x\nomia, Placunomia).
Anomia perumana d'Orb. Voy. rund, durchscheinend, strahlig
gerippt, Ligament grünlich. Payta.
Sylvanus Hanley beschreibt 8 neue Austern aus der Cummg-
schen Sammlung Proc. zool. soc, 1845. Octbr. Ostrea Chemnit%n von
China; O. lacerata Senegal, O. multtstriata , O. Megodon Peru, O.
pest/gris LuQon, O. Ä«Vo/or Senegal , O. cohwii^zensis West-Cohimhicn,
Naturgeschichte der Molhisken während des Jahres 1846. 399
0. callichroa Chiloc. — O. Cuniingiana D unk er in Menke's Zeit-
schr. 1846. p. 48 aufgestellt, ist bei Philippi Abbild, auf einer
besonderen Tafel in vier Ansichten dargestellt. Sie hat 15 dicke
strahlige Falten. — O. aequatorialis d'Orb. Voy. länglich, glatt)
innen weiss, aussen braun, am Rande lamellos.
Pectcn furtivus Loven 1. c. = O. laevis Mont.? — P. imhrifer ib.
Eine lebende Art der Gattung Limea Brown beschreibt Loven
1. c. L, Sarsü der Schlossrand gerade, jederseits mit etwa 15 Zähn-
clien, die Grube des Ligaments dreieckig; der Mantel hat keine
Cirren.
Die Gattungen Cuciillaea und Byssoarca verwirft d'Or-
bigny in der Voy. ct., indem er sie mit Area vereinigt; der-
selbe theilt jedoch die Gattung Area, um die Bestimmung der
Arten zu erleichtern, ein: 1. Archen mit Byssus und klaflfen-
den Sclialen; 2. Archen ohne Byssus, mit schliessenden Scha-
len, und mit einem inneren Blatt neben dem hinteren Muskel,
3. Archen ohne Byssus mit schliessenden Schalen und ohne
Blatt im Innern. Jede dieser Abtheilungen zerfällt dann wie-
der in drei Gruppen, je nachdem die Schlosszähne am Ende
quer, längs oder schief sind.
Pechmcubis hirtus Philippi Menke Zeitschr. p. 191 von der
Provinz Cumana (Columbien).
Cucullaea granulosa Jonas Proc. zool. soc. März 1846 aus dem
Chinesischen Meere.
ISucula senuornata d'Orb. Voy. concentrisch gerippt, mit Quer-
rippen an den Enden. 7 Mill. Patagonien. — IS. eborea Conrad
Proc. Philad. III. p. 24 mit concentrischen Linien, vorn etwas länger
als hinten. Tampa Bay. ~ N. inflata Hancock Annais XVIIL p. 333.
pl. V. f. 13. 14 fast dreieckig, etwas schief, bauchig, dünn, glatt, mit
grünlich gelber concentrisch gerunzelter Epidermis. | Zoll. Davis-
Strasse.
Leda ornata d'Orb. Voy. concentrisch gerippt; vorn eine strah-
lige Rippe. Payta.
Yoldia lucida Loven 1. c.
Van Beneden erwähnt in seinen j^echerches sur l'Em-
bryologie ct. des Ascidies simples (s. unten) p. 56 beiläufig,
Ehrenberg's Leucophrys Anodontae sei nichts anderes als ein
eben aus dem Ei geschlüpftes Junge der Anodonta. Diese Em-
bryonen finden sich zu Tausenden am Grunde der inneren
Kiemen, sie haben eine eiförmige Gestalt und sind an einer
Seite gegen die Mitte leicht ausgeschweift. Später faltet sich
der Embryo zusammen, die Enden nähern sich, eine Schale
bildet sich am Rücken anfangs aus einem Stück wie eine
400 Troschel: Bericht über die Leistungen in der
Kappe; diese Kappe faltet sich in der Mitte, es entstehen
zwei Schalen und so gehören wenige Veränderungen dazu,
um eine vollständige Anodonta zu werden.
Unio abacoldes Hai dem an ist in Proc. of Philadelphia (auch
Annais XVllI. p. 430) beschrieben, und verwandt mit 13. dromas Lea
und intermedius Conrad, in seiner Gestalt hat er Aehnlichkeit mit
U. abacus. Tennessee. — U. macropterus Dunker aus Brasilien
und V. exilis D unk er von Java Menke Zeitschr, p. 109.
D'Orbigny giebt in der Voy. seine Castalia inflata als Art
auf, indem er sie mit C. ambigua vereinigt.
Steenstrup machte darauf aufmerksam, dass Mytilus
discors die innere Mantelfalte aus der Schale eben so weit
wie die Analröhre hervorstrecken könne, auch dass der Fuss
sehr lang sei, und die Muschel sich mit einem Byssusgespinnst
umhüllen könne, an das dann Steinchen angeklebt würden,
so dass das Ganze einem Steinhaufen gliche. (Bericht über
die 24. Vers, deutscher Naturforscher in Kiel 1846. p. 222).
Mytilus Darwinianus d'Orb. Voy. strahlig gestreift, hinten am
Ligament starke Zähne am Rande der Schalen. — M. falcatus ib.
länglich, sichelartig gebogen, glatt. — M. {Modiold) Rodrigue%u ib.
zur Hälfte glatt, zur Hälfte gestreift. — M. americanus ib. roth, wird
im Alter glatt. — M. capensis D unk er Menke Zeitschrift p. 108
vom Cap.
Modiola papyria Conrad Proc. Philad. sehr dünn und durch-
sichtig, grünlich mtt braunen Winkelflecken. — Bei Philippi Ab_
bild. enthält eine Tafel der 5ten Lief, des zweiten Bandes 8 Arten
Modiola (sämmtlich Lithodomus): M. corrugata Phil, gelblich,
überall durch Streifen runzlig; M. Uthophaga auf der hintern Hälfte
ohne Runzeln, kastanienbraun; M. teresVhil. dunkelbraun, nur vorn
mit senkrechten Streifen (Chemo. VIIL f. 729). Stille Ocean; M. atte-
nuata Desh. hinten mit spitzem Kalkschnabel, Peru; M. nasuta
Phil, gelbbraun, glatt, hinten kalkig, ohne Schnabel. Stille Ocean;
M. caud/geraLam.', M. appendicniataFhil. glatt, gelbbraun, hinten
mit stumpfen divergirenden Kalkschnäbeln. Cuba; M. mucrofiata
Phil, kurz, gelbbraun, hinten zugespitzt, mit einer kleinen Spitze
endigend. Java.
Lithodomus peruvia?ins d'Orb. Voy. braun, vorn rund, hinten
mit abgestutzter Kalkspitze. — L. inca ib. hinten länger ausgezogen,
zugespitzt, sonst ähnlich der vorigen.
ßyssanodonta d'Orb. Voy. nov. gen. Mantel offen, Fuss rudi-
mentär mit einem Byssus; Schale rundlich oval, dünn, gleichschalig,_
geschlossen, Manteleindruck ganz, zwei Muskeleindrücke in jeder
Schale, ein vorderer kleiner, querer nicht lappiger und ein grosser
querer hinterer, ein linicnförmigcs äusseres Ligament; Schloss zahn-
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 401
los. Diese Gattung ist unzweifelhaft fälschlich in die ünionenfamilie
gestellt und wird wohl zu den Mytilaceen gehören. Eine Art B, pa-
ranensis 10 Mill. im Paranafluss.
Chama Corhierei Jonas Menke Zeitschr. p. 126 (Descr. de l'E-
gypte, Coq. pl. 14. f. 8). — Ch. Meyeri und Cluassenii Jonas ib. aus
dem Rothen Meere.
Cardita Thouarsü d'Orb. Voy. mit 17 erhabenen Rippen, vorn
kurz, hinten lang, abgestutzt. 4 Mill. — C. Malvinae ib. mit 12 ab-
gerundeten Rippen, vorn und hinten fast gleich lang. 3 Mill. Beide
von den Mahvinen.
Cardium setosuin Redfiel d 1. c. rundlich eiförmig, mit 40 flachen
borstentragenden Rippen. China. — C. vertebratum Jonas, bereits
früher in Menke's Zeitschr. aufgestellt, ist in Abh. Hamb. abgebildet.
Cyclas cküensis d'Orb. Voy. concentrisch gestreift, vorn ver-
längert, hinten kurz. Chili.
Cyrena floridana Conrad Proc. of Philadelphia III. p.23. Tampa
Bay, Florida. — In Philippi's Abbild, enthält eine Tafel C. orien-
talis Lam., C. fluminea Lam., C. fluviatilis Müll. (C. fuscata Lam.),
ferner einige Arten, die schon in Menke's Zeitschr. früher aufgestellt
sind: C. LargilUertiV\\\\., C. intens Phil., cuneata Jonas (auch
in den Abhandl. Naturw. Hamburg. I. abgebildet); endlich drei neue
Arten C. pusilla und radiata Parreiss aus dem oberen Nil und C.
solida Phil, von Nicaragua und Californien. — C. cuneata Jonas
Hamb. I. p. 113 herzförmig dreiseitig, sehr aufgetrieben, vorn kurz,
hinten zugespitzt. Orinoco.
Astarte longirostra d'Orb. Voy. mit vorgezogenen fast haken-
förmigen Wirbeln, 6 Mill. Malwinen. — A. flabella Conrad Proc.
Philad. mit zehn flachen strahligen Rippen. — A. triquetra ib. glatt,
weiss. — A. Warhami Hancock Annais XVIII. p. 336. pl. V. f. 15. 16
elliptisch, mit regelmässigen concentrischen Rippen, grünlich gelb,
innen bläulich weiss. 1 Zoll. Davis-Strasse.
Ve7ius portesiana ^^Ovh.^oy. oval dreieckig, dick, concentrisch
gefaltet, strahlig gefurcht. Rio de Janeiro. — F. Isabelleana ib.
dreieckig, mit fast gleichen Seiten. Uruguay. — V. Alvarexü ib.
rund, concentrisch gefaltet, strahlig gestreift. Patagonien. — F. c%i-
neimeris Conrad Proc. Philad. III. p. 24. Tampa Bay. — Eine Tafel
bei Philippi Abbild, stellt dar V. gravescens Menke, coelata Menke,
turgida Lam., intuspunctata Anton und ausserdem drei neue: V. fo-
liacea Phil, herzförmig mit 15 Querlamellen. Rothes Meer, Mada-
gascar;— F. puella Pfeiffer länglich, mit 13 schwachen Lamellen.
Cuba; -- F. exarata Phil, eiförmig, braun durch rothe Linien ge-
netzt mit dunkleren Strahlen. Rothes Meer? — Eine zweite Tafel
desselben Werks enthält zwei Arten dieser Gattung als neu: F. ma-
xima Anton jede Schale mit 4 Schlosszähnen; — F. ignobilis An-
ton quergefurcht, weisslich, vorn sehr kurz. — Von Jonas sind 1. c.
Hamb. drei Arten F. lithoida, exalbida Chemn., und bella abge-
Archiv f. Naturgcsch. XIII. Jahrg. 2. Bd. Cc
402 Troschcl: Bericht über cUe Leistungen in der
bildet, die bereits früher in Menke's Zeitschr. aufgestellt waren. —
Unter'dem Namen V. virago beschreibt Loven eine Art, für die e
als Synonyme V. virginea Angl. non Linn. und V. florida Lam.? angiebt.
Eine Tafel mit Cytherea bei Philippi Abbild, enthält: C. hie-
roglyphica Conrad, argentina Sow., menstrualis Menke, vaginalis
Menke und (Donax) seminuda Anton. Keine neue Art. - C. sugillata
Jonas (Descr. de l'Egypte, Coq. pl.9.f.3) Menke Zeitschr. p. 64. -
C. Savignyi Jonas ib. p. 65. (Descr. de l'Egypte, Coq. pl. 8. f. 17). -
C. Menkei Jonas ib. p. 66 aus dem Rothen Meere.
Jrte?nü cointa Loven 1. c.
Venerupis tenuistriata Jonas Proc. zool. soc. März 184b von
Singapore. , «^ a/i i.
Diplodonta obliqna Philippi Menke Zeitschr. p. 20 von Mazat-
lan. - D. clrcularis Dun k er ib. p. 28 von Benguela und Grünen
von der Westküste Africa's. , ^ .^
Eine Tafel mit Tellina bei Philippi Abbild, enthält: T. Meyeri
Dunker weiss, concentrisch gestreift, rundlich. Ostindien (zuerst
in Menke Zeitschr. p. 48 aufgestellt); T. secta Conrad; T. timorensis
Lam T natalensis Krauss länglich, roth; T. (Sanguinolaria) in-
descens Bens.; T. lineata Turt.; T. pisiformis L.; T. flexuosa Say. -
T. pygmaea Phil, findet sich bei Loven 1. c. als neu beschrieben.
_ T. cicercula, lenticula, dichotoma und ervilia Philippi Menke
Zeitschr. p. 19; alle von Mazatlan. — Ebenda bemerkt Derselbe,
dass seine T. mirahilis identisch mit T. flexuosa Say sei.
Recluz beschreibt Rev. zool. 1846. p. 9 das Thier von
Donax variegata (Teilina variegata et vinacea Gmel.). Der
Mantel ist auf | der Länge offen , die Siphonen sind kurz,
der untere mit 8, der obere mit 6 Crenulirungen; 4 dreieckige
verlängerte Mundlappen; die Kiemen hinten vereinigt, die in-
nere grösser als die äussere; Fuss sehr gross, am vordem
Rande mit einer Furche.
Donax obesa d'Orb. Voy. sehr dick, vorn mit schiefen Run-
zeln gegittert, hinten strahlig gestreift. - D. paytensü ib. platt, hin-
ten fast doppelt gekielt. Beide von Payta.
Recluz beschreibt das Thier von Tellinides timoriensis
Lam. (Rev. zool. 1846. p. 146). Der Mantel ist hinten ge-
schlossen und hat 2 lange Siphonen. Der Mund ist klein und
hat 4 Mundlappen, die vorderen sind dreieckig, längsgestreift,
die hinteren pfeilförmig und ihr hinterer Lappen ist an die
Kieme angewachsen. Nur eine Kieme jederseits, mit der Basis
ihres Innern Lappen an den Körper angewachsen, die Kiemen
beider Seiten hinten vereinigt. Diese Abweichungen der Mund-
lappen und der Kiemen hält jedoch Verf. nicht hinreichend,
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 403
um die Art generisch von Tellina zu trennen, welcher Ansicht
ich nicht beitreten kann.
Luci7ia semireticulaia d'Orb. Voy. concentrisch gestreift, an
den Seiten mit netzartigen Höckern. 18 Mill. - L. costata ib mit
strahhgen gestreiften Rippen. 7 Mill. - L. guaraniana ib. concen-
trisch runzlig gestreift, rundlich. - L. Fortesiana ib. hinten ver-
scnmalert und mit vorpringenden Schlosszähnen. - L. cryptella ib
mit innerem Ligament, und daher vielleicht als Gattung zu trennen*
für die event. Verf. den Namen Lucinida vorschlägt. Alle genannten
Arten von der Ostküste Südamerika's. - L. nassula Conrad Proc
Philad. gleichseitig, mit concentrischen lamellenartigen Streifen un
ten mehr genähert als oben.- h dentifera Jonas Menke Zeitscir
aus dem Kothen Meere. - L. cancellaris Philippi ib. p. 21 von
Mazatlan. — L. contraria Dunker ib. p. 27 von Benguela.
Psammobia nasuta Jonas Menke Zeitschr. von Singapore
Mactra Petita d'Orb. Voy. glatt, nur an den Seiten der Enden
mit Falten. Rio Janeiro. - M. patagonica ib. weiss, mit concen-
trischen Runzeln. Patagonien. - M. Cleryana ib. dreieckig Meiss
mit bräunlicher Epidermis. Rio Janeiro. - Philippi giebt'in sei
nen Abbild, auf öiner Tafel die Abbildungen von M. hians, pulchella
und olarma (letztere in Menke Zeitschr. 1844 M. cygnea genannt)
und ausserdem die unterscheidenden Diagnosen von M. grandis Chemn
und M. grandis Lam. Letztere wird von Philippi M, Lamarckn
genannt. Erstere ist länglich oval, innen weiss, letztere dreieckig
innen bläulich. Ferner wird M. chinensis Phil, als neu charakteri-
sirt, sie wird nur 20 Linien lang, und unterscheidet sich von M La-
marckii durch die gekielte Area. Endlich wird noch die M. achatina
Chemn. charakterisirt, um sie der Vergessenheit zu entreissen.
Lutraria rhynchaena und maxima Jonas Hamb. sind abgebil-
det, sie waren bereits in Menke's Zeitschr. 1844 aufgestellt.
Eine neue Gattung Emhla stellte Loven I.e. auf, ohne sich
über ihre Stellung im System auszusprechen. Testa aequivalvis
postice hians, truncata, ligamentum internum foveae utriusque val-
vae insertum, ante quam in valva dextra dens cardinalis, in valva
smistra fossa cardinalis; in valva sinistra dens lateralis anticus et
posticus, in valva dextra fossa lateralis, dentes laterales nulli. Im-
pressio palliaris lata, duplicata, postice leviter sinuosa. Animal "
palho ventre aperto, postice longe cirrigero, siphonibus instructum.
Nur eine Art E. Korenii von Bergen. Eine Holzschnittabbildung ver-
deutlicht die Bildung des Schlosses.
Mesodesma exiguum Loven 1. c.
Corbula limatida Conrad Proc. Philad. Golf von Mejcico an
der Küste von Florida. — C. thecoida Jonas Hamburger Abh. 1.
p. 112 dick, weiss, quergerippt. Neuholland. - C. alba PhiL Menke
Zeitschr. p. 19 von Mazatlan.
404 Troschel: Bericht ühev die Leistungen in der
In Betreff des Thiers von Pandora rostrata Lam. giebt
Rccluz Rev. zool. 1846. p. 10 an, dass die Siphonen sehr
kurz und fast ganz verwachsen sind, dass sich jederseits nur
eine Kieme findet, die Kiemen hinten vereinigt, und dass die
vier Mundlappen sehr spitz und schwach gestreift seien.
Montacuta tenella Loven I.e. . . j i
SyZs^ya radiata Loven I.e. weiss, hinte» m.t zwe. durch-
sichtigen Strahlen.
JSeaera sulcatu und vitrea Loven 1. c. ^ ,, „ ..„r
Recluz stellte (Rev. zool. 1846. p.l68) eine neue Gattung auf
inden er den Tugon Adanson's von Mya, wohm ihn die meisten
"len gesetzt hatten, abtrennt. T^.gon^a: Animal fere ignotum
p mo andce parum aperto pro pede minimo; siphonibus duobus in
«bo conico. Testa libera, bivalvis, aequivalvis, valde inaequilate
ra"s, globosa seu snbovata, postice valde aperta cum marginibus
refleiiusculis. Apices parvi, postice reflexi. Cardo in utraque val-
M dente cochleariformi parvo , rotundato, concavo obhque c
diversimode antice producto juxta valvulam, cum denticu o postico
approximato. Ligamentum duplicatum : externum .elongatum cor-
'^eum, marginale: apicibus transversum; internum cochleanbus affi-
■ xum Impressiones musculares inaequales: antica sub margine car-
dinaii ovato-transversa, postica minori orbiculari, sub d^^ticulo • ex-
cavatio pallii abbreviata, arcuata. Dahin T. Tu.on (Mya anatina
Chemn , Anatina globulosa Lam.)' und zwei fossile Arten: Mya ornata
Basterot, und T. incrassata (Mya Tugon üesh. Moree).
Recluz gab in einem Aufsatze über die Familie der Li-
thophagen Lamarck's und über die Gattungen, welche sie zu-
sammensetzen (Rev. zool. 1846. p. 408) nur den historischen
Theil Aus den einleitenden Worten geht hervor, dass noch
die Frage über das Mittel, dessen sich diese Thiere bedienen,
lim den Stein zu durchbohren, erörtert werden soll, so wie
noch eine Aufzählung der bekannten Arten der hierher geho-
ri"-en Gattungen zu erwarten steht.
Choristodon nov. gen. aus der Fam. der Lithophagen, Jonas
Hamb I p 101. Testa cardine valvulae dextrae dentibus tribus ap-
proximatis, sinistrae vero duobus et uno intermedio separabile- la-
teralibus nullis. Ligamentum externum. Die einzige Art dieser Gat-
tung Ch. typicum ist weiss, vorn sehr kurz, abgerundet, hmten lan-
ger, schmaler, klaffend; längs gefurcht. 5'". St. Thomas, m den
Felsen bohrend.
Deshayes hat das Thier von Gastrochaena dubia unter-
sucht (Comptes rendus 1846. L p. 37). Es hat einen kleinen
an der Basis gespaltenen Fuss mit Byssus. Die Riickzieh-
Naturgeschichte der Mollusken ^vährenci des Jahres 1846. 405
muskeln des Fiisses iimhiilleii iiiclit die Eingeweidemasse, son-
dern gehen mitten hindurch , uFid lassen den Eierstock fast
ganz ausserhalb wie einen Brucl). Auf der innern Wand des
Mantels liegen zwei Organe, von denen das eine gelb ist, an
dem Grunde der äussern Mundlappen beginnt und etwa ein
Drittel der Länge des Mantels einnimmt; das andere erscheint
als eine Fortsetzung des ersten , ist jedoch durch eine Linie
von ihm getrennt und endet an der Afterröhre. Verf. ver-
muthet, dass dieses zweite Organ den Schleim absondere, mit
dem die Eier umhüllt werden. Von dem ersten glaubt er,
dass es eine Flüssigkeit absondere, mittelst deren Hülfe das
Thier die Höhlung des Steins, in welchem es lebt, erweitere.
T 11 n i c a t a.
De la composition et de la structure des enveloppes des
tuniciers par Löw^ig et Kölliker (Annales de sciences nat.
1846. V. p. 193), dazu drei Tafeln mit Abbildungen.
Sars beschreibt zwei Salpen in der Fauna litoralis Nor-
vegiae. Heft 1. Christiania 1846. fol. p. 63 sehr ausführlich,
Salpa runciriata und spinosa , und lehrt uns sowohl die ein-
zelne als die zusammengesetzte Form genau kennen. Er
kommt zu dem Resultat, dass die Chamisso'sche Ansicht die
richtige sei, dass nämlich in abwechselnden Generationen un-
ähnliche Thiere erzeugt werden. Diese Thatsache wird in
Uebereinstimmung mit dem Steenstrup'schen Generationswech-
sel gebracht, indem die einfachen Salpen für die Ammen, die
zusammengesetzten für das vollständige Thier angesehen w^er-
den. Als Grund dafür wird die Analogie mit der sich ketten-
weise theilenden Polypenform von Medusa aurita angegeben,
und namentlich ist dafür die Beobachtung Krohn's (Froriep's
Notizen XVH. 4) entscheidend, der in ider zusammengekette-
ten Salpenform von Salpa maxima Forsk. männliche Geschlechts-
organe mit deutlichen Spermatozoen gefiinden hat. Gute Ab-
bildungen erläutern den Text. Schliesslich werden die beiden
Arten folgendermassen charakterisirt:
Salpa runcinata Cham. Proles solitaria: corpore oblonge, ex-
trenaitate anteriori rotundata, posteriori truncata, subtus gelatinoso
piano, supra antice depresso seu parum convexo, postice valde emi-
nent! cartilagineo septemcarinato, carinis antice evanescentibus po-
stice in spinas breves desinentibus, media eminentiore ante nucleum
406 Troschel: Bericht über die LeistmAjen in der
hifnrcata- auertura utraque sacci branchialis terminal!. Muscuiis
rsratönis' praeter musculos aperturarum sacci brancuahs) novem
„ ventre siti tribus anticis et duobus posticis ,n med.o ventre ap-
"•oxtafe - Proles gregaria (Salpa tusiformis Cuv.): corpore ge-
ath To ovato: depre siusculo, sub.us piano, supra convexo. «tra-
iue ex°;emi ate in appendicem conico-acuminatum exeunte; apertur.s
Lcci bllhialis subtus ad basin appendicum. M-»'-^-'»-;'-
(praeter n,usculos aperturarum) sex in ventre sitis, quatuor ant.cis
et duobus posticis in medio ventre approx.mat.s.
Salnaspüwsa Otto. Proles sol.tar.a: corpore «^ato teret^
cartilaXeo extremitate anteriore truncata, posteriore spims duabus
: gSsVec^^ornata, praetereaque spinis ^^ ^^^^^^^
. . ;. oi^priiira anteriore sacci brancnialis termi-
"^r^osSri^sX^^d^rarslarum longiorum. Nlusculis r.
pItiC praeter musculos aperturarum) -■-<. -^-J^-^J: ™
cingentibus (antico et postico exceptis), '''-"f '*''''? '^^Zl
aeque ac quinto et sexto in medio ventre quarto in quin to in medio
do?so approximatis. _ Proles gregata (Salpa mucronata ForsL).
corno^e breviter ovato, tereti, gelatinöse, subtus plamusculo, ex-
rluate irrori rotu'ndata, posteriori in spinambrevem pyrami-
dalem cartilagineam desinente; aperturis sacci branchialis subtus
mIscuUs rSrationis (praeter musculos aperturarum) quatuor ,n
ventre sitis, tribus anticis in medio ventre approximatis.
Krohn giebt kurz die Resultate seiner Untersuchungen
über die Zeugung und Entwickelung der Salpen an von denen
er sieben Arten an der Kiiste Siciliens beobachtet hat (Obser-
vations sur la generation et le developp^nent des B.phores.
Comptes rendus ct. XXIII. p. 449). Er ''-'^"S* J f f "
achtung Chamisso's, dass die Generationen abwechselnd ein-
a" und zusammengesetzt sind. Die einfachen Salpen pflan-
zen sich durch Sprossen fort, die zusammengesetzten durch
Eier.^ Jede der letzteren besitzt auch einen Hoden Eine
Gruppe kann sich nicht selbst befruchten sondern bedarf d
Samens einer viel vorgerückteren Gruppe J-^'^en Art A e
Salpen durchlaufen ihre Entwickelung un Korper der Mutter
die zusammengesetzten hangen mittelst des Keunstocks mit dm
Mutterkörper zusammen, die einfachen mittelst eu-er we.ss-
lichen runden, gefassreichen Masse, die Placenta. An den
Kems'tö ken d^r zusammengesetzten Salpen bilden sich nie t
ale Individuen zugleich aus, sondern sie wachsen gnippen-
v^eise, und diese Gruppen reissen sich allmah hg os. Die Äfi-
gaben stimmen recht gut mit den eben erwähnten von Sars
Überein.
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 407
\on Van I5eiieden erscliien ein Aufsatz über die ein-
fachen Ascidien im 20. Bande der Schriften BriisseJer Akade-
mie; Recherclies siir Tembryogenie, l'anatomie et la physio-
logie des Ascidies simples. Die Untersuchungen sind beson-
ders an Ascidla (mipulloides , einer neuen Art der Nordsee,
so wie an J. i'ustica und zwei andern neuen Arten A. vitrea
und grossularia angestellt. Vier Steindrucktafeln erläutern
den Text.
Der erste Abschnitt enthält eine historische Einleitung. Der
zweite behandelt die Anatomie und Physiologie. So lange die Thierc
sich im freien Larvenzustande befinden, tragen sie Augen an der
Seite, die nachher, wenn das Thier sich festsetzt, verschwinden.
Im entwickelten Zustande hat Verf. an A. ampulloides keine Augen
wahrgenommen, bei A. vitrea jedoch rothe Punkte um AthemÖffnung
und AfterÖiTuung im Kreise gefunden, die er für Augeii erklärt. Die
Zahl derselben ist nicht angegeben. (Vergl. die Beobachtung solcher
Augen von \Vill bei den Gattungen Cynthia, Phaliusia und Clavellina
dies Archiv 1845. II. p.322). Interessant ist es, dass diese Thiere
ganz verschiedene Gesichtsorgane in den verschiedenen Lebensperio-
den haben. — Der Darmkanai bildet bei A. ampulloides eine Rohre,
die sich so umwendet, dass der letzte Theil an der concaven Seite
des ersten, und der After in der Nähe des Mundes liegt. Innerhalb
des ersten Theils ist noch eine zweite Rohre enthalten, so dass der
Darmiuhalt zwischen beiden nur einen engen Raum hat. Auf der
Innern Fläche des Darmkanals sind viele Falten und Furchen von
gelblicher Farbe sichtbar, die wohl als Leber zu deuten sein möch-
ten, ihr Inhalt schmeckt bitter. Das Herz liegt in der Darmschlinge.
In ihm wallt das Blut hin und her, an einer Seite öffnet es sich in
einer, an der anderen in drei Oeffnungen. Am Herzen liegt eine
gelbliche Blase, die kalkige Theile enthält, und deren Bedeutung
dem Verf. unbekannt ist. Sollte sie nicht als Niere zu deuten sein?
— Am Eingange der Athemröhre in die AthemhÖhle finden sich
baumförmige Organe, die am Grunde mit einander communiciren,
und in denen sich eine Flüssigkeit bewegt. Verf erklärt sie für sup-
plementäre Athemorgane. Die Wände der Kiemenhöhle sind mit netz-
artigen Gefässen, die äusserlich mit Wimpern besetzt sind, reichlich
versehen. Die einfachen Ascidien sind Zwitter. Sie besitzen zwei
Eierstöcke und zwei Hoden, einen jederseits in der Schlinge des
Darms, nahe dem Herzen. Bei Ascidia ampulloides ist der schwarze
Eierstock von dem milchweissen Hoden umhüllt, ersterer öffnet sich
neben dem After in die Kloake, letzterer öffnet sich in vier vor-
springenden Oeffnungen. Die Samenthierchen sind rund und haben
einen fadenförmigen Anhang. Bei Ascidia ^)ssularia liegen die Ho-
den als besondere Säcke neben den Eierstöcken. — Im dritten Ab-
schnitt wird die Entwickelungsgeschichte gegeben. Aus dem Ei bildet
408 Troschel: Ber. ü. d. Leist. i. d. Naturg. d. Mollusken etc.
sich ein Wesen, das frei herumschwimmt und aus einem rundlichen
Körper und einem Schwanz besteht. An der Seite des Körpers bildet
sich eine mit Pigment erfüllte Zelle, die Verf. für Gesichtsorgan an-
sieht Innerhalb der den Körper umgebenden Haut bilden sich meh-
rere Fortsätze, von denen ein vorderer constant, die übrigen m ver-
schiedenen Individuen verschieden sind. Allmählig verschwmdet der
Schwanz, das Thier setzt sich fest, das Auge verschwindet, die in-
neren Organe bilden sich aus, und so entsteht die Ascidie. - Im
vierten Abschnitt folgen Bemerkungen über die Classification. Verl,
lässt die Tunicaten als unterste Klasse bei den Mollusken. - Der
fünfte Abschnitt endlich enthält die Beschreibungen von drei neuen
Arten- A. anwulloides , Körper kuglig; Röhren im Innern mit vier
bis acht Spitzen; Schale knorplig, durchscheinend. Man sieht von
aussen den ganzen Darmkanal und den Geschlechtsapparat. Die
Kiemenhöhle ist längsgefaltet, die Mundöffnung im Grunde der Kie-
menhöhle. 2-3 Centim. - A. vitrea, Körper kughg, ^chale dünn,
häutig, glashell, Anheftungsfläche sehr klein; Augenpunkte um beide
Röhren. 2 Centim. - A, grossularia, Körper eiförmig, medrig mit
breiter Fläche angewachsen. Kiemenhöhle faltenlos die Gefasse
kreuzen sich senkrecht. Schale hornig, fast glatt, roth. 1 Centim.
409
Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeo-
graphie *) während des Jahres 1846.
Von
Dr. A. Grisebacli,
ordentlichem Professor der Medicin zu Göttingen.
In dem Pariser naturgeschichtlichen Lexicon hat Adr. v
Jussieu den Artikel über geographische Botanik bearbeitet
(Dictionnaire universel d'histoire naturelle: Geographie bota-
nique. 32 pag. 8.).
Einen Vortrag über die Vertheilung der Nahrungspflanzen
hat E. Meyer gehalten (Königsberger naturwissenschaftliche
Unterhaltungen. Bd. 1. S. 185—211).
Hruschauer bestätigt durch chemische Analysen den von
mir früher ausgesprochenen und auf das Vorkommen der Ge-
wächse begründeten Satz, dass nicht die geognostische For-
mation, sondern die chemische Zusammensetzung des Substrats
ihre Bodenstetigkeit erkläre ( Liebig's Annalen Bd. 59. S. 198
bis 208. Vergl. meine Reise durch Rumelien Bd. 1. S. 163 und
Jahresb. f. 1841. S. 412).
Hr. weist nach, dass die Verbreitung gewisser bodensteter Pflan-
zen über mehrere Gebirgsformationen nur eine scheinbare Anomalie
ist, sofern die erforderlichen Aschenbestandtheile, z. B. Kalk im Ba-
salt, welcher eine sonst kalkstete Pflanze ernährt, an allen vStand-
orten vorhanden sind. Die kalkstete Erica herbacea kommt bei
Grätz auf glimmerschieferartigem Gneis vor, der nach Hr.'s Analyse
sich kalkhaltig auswies. Ebenso bestätigt sich der Begriff kalksteter
d.h. solcher Pflanzen, welche in ihrer Asche eine Menge Kalk be-
sitzen, in den Analysen von Festuca glauca, Sesleria coerulea, Sor-
bus Arix, Amelanchier vulgaris. Zum Beispiel diene die Aschenana-
lyse der Erica herbacea von beiden Standorten.
*) Der Bericht über die Leistungen in der systematischen Bota-
nik wird im folgenden Jahrgange nachgeliefert werden.
410 Giisebach: Bericht über die Leistungen in der
Gneis. Kalkgebirg.
Erica herbacea L. ^Kali .... 14,13 34,04
(Nach Abzug der Koli- INatron . . 9,48 0,49
lensäure). IKalk . . .21,06 25,65
JTalkerde . 15,54 11,41
/Eisenoxyd . 1,91 4,21
\Gyps . . . 4,40 3,62
JPhosphors. 21,44 11,52
[Kiesels. . . 8,04 6,99
Xhlornatr. . 4,00 2,07
Sauerstoffgehalt der Basen: 16,68 17,45.
Dove hat vom physikalischen Standpunkte die im vor.
Jahresberichte (S. 322) berührte Frage über die Abhängigkeit
der, Vegetationsphasen von der Temperatur untersucht (Ber-
liner Monatsberichte f. 1846. S. 16 — 27 und bes. Abdruck aus
den Abhandlungen der Akademie. Berlin, 1846). Auf diese
wichtigen Arbeiten ist bereits im diesjährigen pflanzenphysio—
logischen Berichte (S. 224 — 29) von Munter der gebührende
Nachdruck gelegt worden.
I. E u r o p a.
Gand hat eine Darstellung der europäischen Wälder nach
den geographischen Arealen der einzelnen Baumarten heraus-
gegeben (Distribution geographique des arbres en Europe avec
une carte forestiere de cette partie du monde , par G. Gand.
Paris s. a.). Ich kenne diese bemerkenswerthe, jedoch nicht
in den Buchhandel gekommene Schrift nur aus der Anzeige
von Kirschleger (Regensb. Flora 1846. S. 732—736). Schon
früher hatte Gand die Verbreitung der europäischen Coniferen
bearbeitet (Essai sur les stations et habitations des Coniferes
en Europe in : Memoires de la societe d'histoire naturelle de
Strasbourg. Vol. III. Livr. 2. Stra.sb. 1842. 33 S. in 4tp.), .
Von Trautvetter 's Kupferwerk über russische Pflanze;i
(Plantarum imagines Floram rossicam illustrantes, Monachii,
1846. 4. s. vor. Jabresb.) erschien das 7te Heft mit Taf. 31;^
35. — Wein mann lieferte einen Nachtrag zu seiner Bear-
beitung der russischen Laubmoose (Bullet. Moscou T. 19. P. 1.
p. 517 — 538) : unbeschrieben war unter diesen nur Enc^lypta
caucasica Rupr. von der Schneelinie des Kasbeck.
Pflanzengeographie >vährend des Jahres 1846. 41 1
Ein Verzeichniss der bei Archangel wachsenden Pflanzen
von Boguslaw (Ljesnoi Journal 1846; übersetzt in Erman's
Archiv Bd. 6. S. 49 — 70) ist nach Standorten geordnet und
enthält einige Notizen zur Systematik der Arten: als neu sind
aufgestellt Ranunculus Baeriauus, Seseli aspergillifolium, Atri-
plex nudicaulis, Sedum niaritimuni. — Tengström's Schrift
über die finnische Flora ist mir niclit zu Gesicht gekommen
(In distributionem vegetationis per Ostrobothniam collectanea
llelsingforsiae, 1846. 8. 24 pag.).
T e e t z m a n n stellte zehnjährige Beobachtungen über Klima,
Vegetation und Culturfähigkeit der Nogaischen Steppe im Gou-
vernement Taurien an, welche, in Verbindung mit einer Ab-
handlung von V. Koeppen und den derselben beigegebenen
Zeichnungen von Corniess, neben ihrer praktischen Rich-
tung auch auf die allgemeine Pflanzengeographie der südrus-
sischen Steppen ein helles Licht werfen. (Ueber die südrussi-
schen Steppen und über die darin im taurischen Gouvernement
belegenen Besitzungen des Herzogs von Anhalt- Köthen von
F. Teetzraann : in v. Baer und G. v. Helmersen Beiträgen zur
Kenntniss des russischen Reichs. Bd. 11. S. 87 — 136; und über
einige Landesverhältnisse der Gegend zwischen dem unteren
Dnjepr und dem Asowschen Meere von P. v. Koeppen: das.
S. 3 — 86).
Die meteorologischen Beobachtungen von T. umfassen 4 Jahre
(1838—41) und sind in Askania nova angestellt. Leider müssen jedoch
die Temperaturbeobachtungen als unbrauchbar bezeichnet werden,
weil für gehörige Beschattung der Thermometer keine Sorge getra-
gen zu sein scheint. Nur für die Dauer der Vegetationszeit, soweit
dieselbe von der Wärme abhängt, erhalten wir den Anhaltspunkt,
dass im Zeitraum von 10 Jahren die letzten Nachtfröste zwischen
dem 20. März und 11. Mai, so wie die ersten des Herbstes zwischen
dem 20. August und 19. September stattfanden. Das continentale
Klima ist ungeachtet der Nähe des Pontus im entschiedensten Maasse
ausgebildet, aber nicht bloss die Gegensätze der Sommer- und Win-
ter-Extreme sind ungemein gross, sondern auch in jeder einzelnen
Jahreszeit zeigen sich sehr bedeutende und plötzliche Schwankungen
der Temperatur, Allein weit nachtheiliger, als die ungünstigen Tem-
peraturverhältnisse, wirken auf die Vegetation die Dürre des Klima's
und die Unregelmässigkeit der atmosphärischen Niederschläge ein.
Der mittlere Werth der letztern beträgt nur 6 Zoll und dieselben
vertheilen sich durchschnittlich auf nur 47 Taee des Jahres.' So
412 (Jiisebach: Bericht über die Leistungen in der
fanden 1838 an 59, 1839 an 35, 1840 an 39 und 1841 an 53 Tagen
athmosphärische Niederschläge statt. In den Sommermonaten fehlt
auch der Thau in der Regel ganz, die Erde trocknet vollständig aus,
der Boden birstet auseinander und alle Gewächse sterben ab. Der
Gegensatz verschiedener Jahrgänge ist so gross, dass zuweilen im
ganzen Jahre überhaupt weder Regen noch Schnee fällt. In den J.
1832 und 1833 erlebte T. eine Dürre von 20 Monaten, in denen kein
Tropfen, keine Flocke zu Boden fiel. In andern Jahren verminderte
sich die Menge der durch Niederschläge gebildeten Feuchtigkeit auf
weniger als ein Zehntel dessen, was in nassen Zeiten fiel: doch gab
auch das J. 1841 , welches durchaus nicht zu den dürren Jahren ge-
hörte, im Ganzen nicht mehr als 8^ Zoll Wasser. In den nassen
Jahren, unter denen das J. 1838 in erster Linie stand, leidet die
Landwirthschaft noch mehr durch den Regen, der den Boden zu sehr
aufweicht, als sonst durch die Dürre: aber alsdann wachsen alle
Steppengewächse in ausserordentlicher Ueppigkeit und reifen, was
übrigens nicht gewöhnlich, ihre Samen.
Der Boden der Steppe ruht allgemein auf einem tiefen Thonlager,
welches die Feuchtigkeit nicht durchlässt und eine grosse Schwierig-
keit herbeiführt, trinkbares Wasser zu bekommen und die Heerden
zu tränken. Bei jeder neuen Ansiedelung ist die Anlage von Brun-
nen nothwendig, die oft eine Tiefe von mehr als 100' haben und da-
her schwierig zu benutzen sind, Ueber jenem Thonlager befindet
sich nur eine schwache und gleichfalls übermässig thonreiche Humus-
decke, die höchstens 16 Zoll stark ist. Sie enthält etwa 80— 90 Pro-
cent Thon, 3— 9 Proc. kohlens. Kalk und nur bis zu 10 Proc. Sand.
Von dem Thonboden leitet T. die Baumlosigkeit der Steppe ab, von
dieser die Dürre des Klima's. Seine Steppentheorie stimmt daher
mit der des Gr. Cancrin (Jahresb. 1841 S. 419) überein, aber, dass
sie irrig sei, geht aus T.'s Beobachtungen über die Richtung der
herrschenden Luftströmungen hervor. Denn lässt sich nachweisen,
dass der Gegensatz trockener und nasser Perioden von dem Charak-
ter allgemeiner Luftströmungen abhänge und dass die Trockenheit
der letztern nicht durch die Natur des Landes, sondern durch die
geographische Lage desselben bedingt sei: so ist die Dürre des Klima's
nicht eine Wirkung, sondern sie ist die Ursache der Waldlosigkeit.
Beobachtungen über die herrschenden Winde in Askania nova.
(S. 103 -107.)
A. Polarströmungen (P.) an
1838 = 26 Tagen NO. + 49 T. N. -}- 134 T. O. = 209 P.
1839 = 125 „ NO. -i- 34 „ N. + 84 „ O. = 243 P.
1840 = 74 „ NO. + 48 „ N. -f 101 „ O. = 223 P.
1841 = 60 „ NO. + 37 „ N. + 166 „ O. r. 263 P.
Mittlere Anzahl der Polarstr. = 234 P.
Pflanzengeographie wahrend des Jahres 1846. 413
ß. Aequatorialströmungen (Ae.) an
1838 = 30 Tagen SW. + 49 T. S. + 44 T. W. =r 123 Ae.
1839 = 24 „ SW. + 25 „ S. + 36 „ W. -.= 85 Ae.
1840 = 26 „ SW. + 50 „ S. + 52 „ W. = 128 Ae.
1841 =r 15 „ SW. + 33 „ S. + 37 „ W. = 85 Ae.
Mittl. Anz. 24 „ SW. + 39 „ Ö. + 42 „ W. = 105 Ae.
C. Strömungen aus andern Richtungen (L.) an
1838 = 20 Tagen SO. + 23 T. NW. = 43 L.
1839 = 22 „ SO. 4- 17 „ NW. = 39 L.
1840= 5 „ SO. + 19,, NW. =r24L.
1841 = 3 „ SO. + 14 „ NW. = 17 L.
Mittl. Anz. 12 „ SO. + 18 „ NW. = 31 L.
Wir entnehmen hieraus einmal, dass bei dem Kampf der beiden
allgemeinen Luftströmungen der gemässigten Zone in der Nogaischen
Steppe die von heiterm Himmel begleiteten Polarströmungen sehr
beträchtlich überwiegen: eine Erscheinung, die nicht von örtlichen
Einflüssen abhängt, sondern durch die geographische Lage der Sahara
zu erklären ist, welche dem ganzen europäischen Süden einen regen-
losen Sommer verschafft. Ferner ergiebt sich aus jenen Beobach-
tungen, dass im nassen Jahre 1838 neben einer beträchtlichen Ver-
minderung der Polarströmungen von den entgegengesetzten Winden
der Südwest sich stärker, als in andern Jahren entwickelte und ausser-
dem eine Zunahme der abnormen Strömungen aus Südost und Nord-
west stattfand. Nun müssen von allen Luftströmungen in der Nogai-
schen Steppe nach der geographischen Lage derselben die Südwest-
und Südost- Winde die feuchtesten sein, weil sie als Seewinde vom
schwarzen und Asowschen Meere herüberwehen: während der Süd-
wind auf den taurischen Gebirgen an Feuchtigkeit verliert und in den
übrigen Richtungen die Steppe sich weithin ausbreitet. Folglich
hängt die Dürre des Klima's von den Luftströmungen ab, und, da
deren Charakter eine Folge der geographischen Lage Südrusslands
ist, so kann die Meinung, es wären die Steppen ehemals bewaldet
gewesen, nicht begründet sein und ebenso wird die Hoffnung, ihr
Klima durch Baumpflanzungen zu verbessern, niemals in Erfüllung
gehen. Diese chimärischen Hoffnungen, die v. Brinken in seinen An-
sichten über die Bewaldung der Steppen des europäischen Russlands
(Braunschweig 1833) anregte und die dort allgemeinen Eingang ge-
funden zu haben scheinen, theilt nun auch Teetzmann nicht: vielmehr
nennt er das Land eine ewige Steppe, weil es gänzlich unmöglich
sei, in diesem Thonboden Baumpflanzungen zu erziehen, dadurch die
Feuchtigkeit zu vermehren, eine höhere Fruchtbarkeit zu entwickeln
und den Ackerbau auszubreiten. Aber er unterscheidet hievon als
zufällige Steppen solche Gegenden, wo der Boden die Feuchtigkeit
durchlässt, wo T. aus diesem Grunde Waldanlagen für zulässig er-
klärt und hiedurch jene Wirkungen wenigstens strichweise hervor-
zubringen hofft. Die Täuschung würde auch hier nicht ausbleiben,
414 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
der Charakter der Luftströmungen sich nicht ändern: denn Bäume
können nur an den Flusslinien gedeihen, wohin das Wasser von aus-
wärts, aus den Wäldern des Nordens herbeigeführt wird. Und selbst
hier bedarf es des Örtlichen Schutzes gegen die Wuth der Polar-
winde, die von Sibirien und Hochasien herüberwehen und von denen
der Verf. sagt: oft wird der Ost und Nordost zum Sturm, der unge-
heure Staubwolken auftreibt, Staubsäulen, die aufrecht gleich Mast-
bäumen eine Viertelstunde lang unbeweglich stehen, oder der im
Winter zuweilen Wochenlang den Schnee wagerecht über die Steppe
treibt. Diese Winde, die ziemlich die Hälfte aller Zeit über die
Ebenen brausen ^ vermehren im Winter die schneidende Kälte, im
Sommer durch ihre austrocknende Wirkung die Dürre der Pflanzen-
welt (S. 96).
T.'s Vegetationsschilderung bezieht sich nur auf die südrussische
Grassteppe, nicht auf die Salzsteppe. Die Grassteppen besitzen nir-
gends eine zusammenhängende Rasendecke. Die beigegebenen Pläne
von Corniess, auf denen das geometrische Verhältniss des bekleide-
ten und nackten Erdreichs nach der Natur eingetragen ist, so wie
die verschiedenen Pflanzenarten, woraus die einzelnen Rasen bestehen,
durch das Colorit bezeichnet sind, geben das deutlichste Bild von
dem Vegetationscharakter der Steppe. Auf dem nackten Terrain
sprossen nur im ersten Frühjahr einige Gewächse, die bald wieder
in Staub zerfallen und neun Monate lang den Boden völlig kahl zu-
rücklassen. Auch bei den übrigen, den Rasen bildenden Steppen-
pflanzen dauert die Vegetationszeit nur drei Frühlingsmonate, etwa
von Mitte April bis Mitte Julius, aber die trocknen Rasen können
doch auch in den übrigen Jahreszeiten, so lange sie nicht mit Schnee
bedeckt sind, zur Weide dienen. Aber die Zwischenräume sind so
gross, die Gräser so gering im Ertrage, dass auch die besten Haupt-
schläge in den fruchtbarsten Jahren auf die Desjätine nur etwa 60 Pud
Heu geben, d. h. nach dem deutschen Bonitirungssystem der untersten
Klasse der einschürigen Wiesen entsprechen, welche Thaer mit dem
Prädicat „ganz schlecht" belegt. Eine so ungünstige Beschaffenheit
der Pflanzenvertheilung kann auch durch Bearbeitung des Bodens
nicht geändert werden: vielmehr ist die Ursteppe besser im Preise,
als gepflügt gewesenes Land, weil die Wiederberasung sehr langsam
von Statten geht. — Der Unterschied des Graswuchses in verschiede-
nen Jahren steht freilich in Verhältniss zu der enormen Unregel-
mässigkeit des Klima's; während in den J. 1832 — 34 kein Grashalm
höher als bis zum FussknÖchel gewachsen war, reichte 1837 — 39 un-
gefähr die Hälfte alles gewachsenen Grases bis an die Wade, die
andere Hälfte bis an den Leib; der Unterschied im Ertrage mochte
sich, nach dem Augenmaass geschätzt, wie 1:6 verhalten. Allein die
Vortheile nasser Jahrgänge sind nur scheinbare, nicht m irkliche:
denn die häufigsten Gräser, die weder durch Dürre noch Frost ganz
absterben, Stipa pennata und capillata (Thyrsa im Klein-Russischen),
Pflanzengeographie während des Jahres 1848. 415
können, gerade wenn sie hoch aufschiessen, als Weide nicht benutzt
werden, weil ihre stechenden Grannen das Vieh beschädigen, und
sind auch nicht mit Nutzen zu mähen, weil sie, in Aehren geschossen,
da dann die nahrhaften Stoffe sich in den Früchten ansammeln, nicht
mehr Heu, sondern Stroh liefern: daher man die hohen Thyrsa Ra-
sen am liebsten wegbrennt, wodurch jedoch die gute Erdkrume auf
längere Zeit vollends zerstört wird.
Die auf den Steppenbildern von Corniess bezeichneten Gewächse
sind von C. A, Meyer bestimmt worden, wodurch wir über die Ver-
theilung der vorherrschenden Vegetationsbestandtheile im Melitopol'-
schen Kreise, wenigstens über die Grassteppe den genauesten Auf-
scJiluss erhalten. Es ergiebt sich aus dieser Darstellung, dass die
Güte der Steppenweide von den Grasarten abhängt, welche vorkom-
men, und es lässt sich aus ihrer, so wie aus der Stauden ungleich-
massiger Vertheilung auf feine unterschiede in der Bodenmischung
schliessen. Ferner kommt in Betracht, dass auf dem schlechtesten
Steppenlande die Stauden sich verlieren und der Thyrsa Platz machen:
dagegen scheint das Raumverhältniss der Rasen zu ihren nackten
Zwischenräumen überall ziemlich dasselbe zu sein. L. unterscheidet
drei Grade des Bodenwerthes, die sich nach dem Gewicht des ge-
wonnenen Heues ungefähr wie 100 : 33 : 17 verhalten und die als er-
giebigstes, mittleres und schlechtestes Steppenland bezeichnet werden.
Auf dem ersteren herrscht Festuca ovina vor, auch finden sich Rasen
von Triticura cristatum und repens, Stauden, wie Medicago falcata,
Thymus Marschallianus u. a. sind häufig. Auf dem Boden mittlerer
Güte werden die Stipa-Rasen, die dort selten waren, zahlreicher und
drängen Festuca ovina zurück, die Stauden verschwinden, aber es
wächst noch ziemlich viel Triticum cristatum und Medicago falcata
ist stellenweise vorhanden. Der Boden dritter Klasse erzeugt fast
nur Stipa und die wenigen Stauden, welche übrig sind, werden als
Futterkräuter wenig Werth haben.
Uebersicht der vorherrschenden Steppengewächse, welche auf
C.'s Plänen besonders bezeichnet sind:
Festuca ovina. Stipa pennata, capillata. Triticum cristatum,
repens, imbricatum. Koeleria cristata. — Carex stenophylia (?).
Statice tatarica, latifolia. — Thymus Marschallianus. Salvia syl-
vestris, nutans. — Linosyris villosa. Artemisia austriaca. Pyrethrum
millefoliatum. Centaurea Scabiosa (?). Sonchus asper. — Medicago
falcata. — Euphorbia Gerardiana, tenuifolia. — Dianthus guttatus;,
atrorubens. — Adonis vernalis.
Auch Teetzmann hat seiner Abhandlung ein Verzeichniss sämmt-
licher von ihm auf den zu Askania nova gehörigen Steppenländereien
beobachteten Pflanzen seiner Abhandlung beigefügt und das Verhält-
niss der Individuenzahl jeder Art durch Ziffern ausgedrückt. Das
Verzeichniss, dessen Bestimmungen einer strengern Revision bedür-
fen, enthält 250 Arten, aber unter diesen sind die meisten so selten.
41G Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
dass die Individuenzahl, wenn sie bei Stipa capillata 5 Millionen be-
trüge, nur bei 33 Arten über 100 und bei 18 über 10,000 steigen
würde. Von diesen 18 vorherrschenden Gewächsen sind die Ver-
hältnissziffern, durch Tausend getheilt, folgende:
Stipa capillata 5000. — St. pennata 1500. — Triticum repens 700.
Medicago falcata 700. — Artemisia austriaca 600. — Pyrethrura
niillefoliatum 100. — Linosyris villosa 50. --
Achillea Millefolium und Gerberi 600. — Vicia Cracca 400. —
Inula germanica 50. — Salvia pratensis 50. — Salsola Kali 50. —
Euphorbia Esula 25. — Malva rotundifolia 25. — Metilotus officina-
]is 14. Pulticaria dysenterica 10. —
Ein allgemeines Werk über die skandinavische Flora ist
von Fries herausgegeben (E. Fries Summa Vegetabilium
Scandinaviae, seu enumeratio systematica et critica plantärum
quum cotyledonearum , tum nemearum inter mare occidentale
et album, inter Eidoram et Nordkap, hactenus lectarum. Sectio
prior. Holmiae, 1846. 8. 258 pag.) Diese classische Schrift
beginnt mit einer kritischen , nach dem natürlichen System ge-
ordneten Aufzählung der skandinavischen Gefässpflanzen, wo-
bei die geographische Verbreitung jeder Art von Süden nach
Norden im Allgemeinen ausgedrückt ist. Hierauf folgt das
Verzeichniss der Moose, von Angström bearbeitet, sodann
die Uebersicht der Lichenen und Algen, mit eingestreuten
systematischen Bemerkungen. Den ßeschluss macht die syste-
matische Bearbeitung der dem europäischen Norden eigen-
thümlichen und verschiedener kritischer Gefässpflanzen. — Von
C. J. Hartmann's skandinavischer Flora erschien ein Aus-
zug, dem die seit der vierten Auflage (Jahresb. f. 1843) be-
kannt gewordenen Nachträge und d^s Verf. veränderte An-
sichten über die Begrenzung der Arten einverleibt wurden
(Svensk och Noisk Excursions - Flora. Phanerogamer och
Ormbunkar. Stockholm, 1846. 12. 191 pag.)
Sehr ergiebig war das verflossene Jahr an Beobachtun-
gen über die lappländische Flora. Martins beschrieb seine
Reise längs der Westküste Norwegens bis zum Nordcap vorii
J. 1836 (Voyage botanique lelong des cotes septentrionales
de la Norvege depuis Drontheim jusqu'au Cap Nord. Paris,
1846. 8. 138 pag. ; ein besonderer Abdruck der wichtigsten
Beobachtungen bei Alten findet sich in Ann. sc. nat. Ser. 3.
T. 5. p. 331); Lund berichtete über seine zweite Reise in
Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 4J7
Flumarken (vergl. Jahresb. f. 1843. S. 380), welche er im
Sommer 1842 unternommen und auf der er besonders die
Gegenden um Tana nnd am Varangerfjord südöstlich vom
Nordcap untersuchte (Botaniska Notiser, 1846. No. 3 u. f.);
Anderson gab Standörterverzeichnisse von seiner im J. 1845
wiederholten Reise nach den südlichen Waldgebieten des schwe-
dischen Lapplands, die er in der Richtung von Umeä bis zum
Sulitelma durchschnitten hat (Botan. Notis. a. a. O. No. 1),
und derselbe bearbeitete eine Zusammenstellung der lapplän-
dischen Flora nach ihrer geographischen Gliederung (Conspec-
tiis vegetationis lapponicae. Upsal., 1846. 8. 39pag. )
Unter diesen Schriften zeichnet sich die erstgenannte durch die
Untersuchung des klimatischen Einflusses auf die Vegetation und die
zweite durch einige neue pflanzengeographische Thatsarhen aus. Die
Erfahrung, dass die Culturgewächse an der norwegischen Küste so
viel weiter nordwärts fortkommen, als in Schweden, führt Martins
auf die Frage von den hohen Isothermen, die mit dem Gegensatze
des Küsten- und Continental-Klima's auf beiden Seiten des Landes
nicht unmittelbar zusammenhängt. Von jenem Problem nun, welches
man durch den Golfstrom zu erledigen so geneigt ist, versucht er
eine Lösung, die auch der, dem sie hypothetisch erscheint, doch als
geistreich anerkennen muss. An der skandinavischen Westküste herr-
schen nach dem Verf. im Allgemeinen südwestliche Winde vor: unter
diesem Einflüsse wirken Athmosphäre, Land und Meer zusammen,
um den Winter zu erwärmen. Durch die Richtung des Windes wird
die Luft an sich warm, noch mehr, weil er über den Golfstrom her-
überweht, dann trifft er die Gebirgskette der Fjelde, schlägt seinen
Wasserdampf nieder und die umwölkte Küste kann in den langen
Nächten die empfangene Wärme nicht durch Strahlung verlieren:
dazu schützt noch die Fjeldlinie das Vorland gegen die Polarwinde.
Im Sommer hingegen löst die Sonne häufiger den gebildeten Nebel
auf und dringt mit ihren Strahlen zum Boden. Wogegen sich ein-
wenden lässt, dass es in Norwegen nicht an Küstenlandschaften fehlt,
wo der Winter heiterer als der Sommer ist:., ja die eigenen Beobach-
tungen des Verf. zeigen es am Fjord von Alten (p. 77). In Nord-
schweden kommen die äquatorialen Luftströmungen über die Fjelde
und bringen daher heiteren Himmel und damit die höhere Kälte des
Winters. Alles dies und Aehnliches scheint geeigneter, die höhere
Gleichmässigkeit, als die höhere Wärme des norwegischen Klima's
zu erklären.
Der wichtigste Beitrag zur lappländischen Pflanzengeographie ist
M.'s Untersuchung über das Klima von Alten, welche auf mehrjähri-
gen Beobachtungen beruht. Diese Station, unter 70" 0' N. Br. ge-
Archiv f. Naturgcsch. XIII. Jahrg. 2. Bd. D (1
418
Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
legen, ist um so bemerkenswerther, als sie die Polargrenze des
Ackerbaus in Europa bildet.
Alten.
Beob.Oct.
Menge d.
1837-Sept
Mittl. Temperatur
Heitere
1841 und
Oct.1842-
Febrl843.
Mittl. W
arme.
— Maxima u.
Minima.
Tage =
124.
schlage =
519Millim
Januar
- 9»,05C.^
- 7",33
+ 2«,32C.-22»,45C.
13,5
22,5 mm.
Februar
- 7",59 „ )
+ 3»,35„-21»,30„
13,5
27,5 „
März
- 6»,43 „ 1
+ 4«,65„-20»,45„
14,5
19,5 „
April
- 0»,35 „ [
- 0«,66
+ir,32„-14«,20„
10,5
40,6 „
Mai
+ 4°,8l „ J
+17»,12„- 5«,45„
9,0
25,0 „
Juni
+ 8°,14„-|
+20°,98„+ r,22„
7,0
59,2 „
Juli
+11",71 « \
+10",13
+24«,25 „ + 2»,47 „
11,0
70,0 „
August
+10'\55 „ J
+21«,35„+ 1%07„
6,0
94,8 „
Septbr.
+ 5»,66 „ Y
+ 17»,38„-3«,72„
10,5
48,0 „
October
-0»,28„ \
- 0»,33
+11«,23„- 9«,95„
9,5
32,6 „
Novembr.
-5»,94„J
+ 5«,20„-16°,03„
12,0
55,0 „
Decembr.
-5»,34„
+ 6»,55 „ -20%10 „
7,0
34,2 „
Jahresm. + 0",49 „
Die Vegetationszeit, sofern dieser Begriff an den Saftumtrieb der
Holzgewächse geknüpft wird , scheint in Alten ungefähr 4 Monate von
Mitte Mai bis Mitte September zu dauern und würde hiernach eine
mittlere Wärme von kaum 10° C. besitzen. M. nimmt als physiolo-
gische Jahreszeiten nicht blos die Zeit der Vegetation und des Win-
terschlafs an, sondern scheidet ausserdem Frühling und Herbst als
die Zeiten des Erwachens und des allmäligen Abschlusses des Pflan-
zenlebens aus. Hiernach bestimmt er die Vegetationsphasen in Alten
auf folgende Weise
Martins' physiologische Jahreszeiten in Alten.
1) Winter = 7 Monate vom October bis zum April. Mittl. W^ärme =
— 5°. Winterschlaf.
.'2) Frühling = Monat Mai. Mittl. Wärme = -)- 4»,81. Die Vege-
tation erwacht, aber wird häufig zum neuen Stillstand genöthigt.
3) Sommer = 3 Monate vom Juni bis zum August. Mittl. Wärme
= 10", 13. Erst im Juni wachsen die Pflanzen ununterbrochen
(d'une maniere continue), weil nun das Thermometer nicht mehr
unter den Gefrierpunkt sinkt.
4) Herbst = Monat September. Mittl. Wärme = 5°,66. Zeit der
Samenreife mancher Gewächse und verspätete Entwickelung
vieler Blüthen.
Die Messungen der im Innern des Holzkörpers von Kiefern statt-
findenden Temperatur zeigten, dass der Organismus dieser Bäume
sich nicht durch irgend eine Einrichtung gegen die Winterkälte des
Pflanzengeographie ^vährend des Jahres 1846. 419
arktischen Klima's schützt, sondern dieselbe annimmt und ohne Scha-
den erträgt. Das Tliormometer, welches in den Mittelpunkt des
Stamms reichte und hermetisch gegen die Einwirkung der Atmo-
sphäre abgeschlossen war, sank bei diesen Versuchen einmal auf
— 22",7 während die Luft zu derselben Zeit eine Temperatur von
— 23°, 5 besass (p. 77). Bei der durch die Heiterkeit des dortigen Win-
ters verstärkten Bodenstrahlung würde der Schutz, den in andern
Klimaten die Wärmeleitung von den Wurzeln durch den Stamm ge-
Mährt, in der langen arktischen Nacht wenig austragen. Ebenso un-
günstig ist in der guten Jahreszeit der trübe Himmel, der in solchem
Grade vorwaltet, dass vom Mai bis September nur 43 Tage durch-
schnittlich heiter sind, also noch nicht ein Drittel dieser 5 Monate.
Mit Recht vergleicht M. solche klimatische Einflüsse mit denen der
W'olkenregion in den Alpen, welche dem Typus der alpinen Flora
angemessen ist. Es erklärt sich daraus hinlänglich die Erscheinung,
dass manche Pflanzen aus der obern Region Lapplands in die untere
hinabsteigen. Aber deshalb ist noch nicht jener Verallgemeinerung
beizustimmen, der wir wieder bei Lund und Andern begegnen, als
ob die alpine Flora selbst mit ihren so eigenthümlichen Formationen
im arktischen Skandinavien stellenweise bis zum Niveau der Küste
herabreiche: die grössere Zahl der alpinen Gewächse hält sich über
der Baumgrenze, die Verbreitung anderer in ein tieferes Niveau ist
kein Beweis für die üebereinstimmung des Klima's an ihren verschie-
denen Standorten und die Baumgrenze selbst Meiset deutlich genug
darauf hin, dass die Vegetationsbedingungen in beiden Regionen nicht
dieselben sind.
Für eine Anzahl der bei Alten vorkommenden Gewächse wurden
die Tage aufgezeichnet, an denen sie die ersten Blüthen entfalteten.
M. hat für dieselben nach der von Quetelet aufgestellten, jedoch be-
reits widerlegten Hypothese die Summe der Quadrate der Tempera-
tur berechnet, welche sie bis zur Blüthezeit empfangen haben. Ich
bemerke, dass der schon vor längerer Zeit aus physiologischen Grün-
den von mir behauptete Satz, dass die Vegetationsphasen nicht von
der Summe der stattgefundenen Temperaturen, sondern von dem Ein-
tritt eines bestimmten Wärmegrades abhängen, gegenwärtig durch
Dove's Untersuchungen auch von physikalischer Seite begründet
worden ist.
Bei der Uebersicht der Culturgewächse, welche bei Alten noch
fortkommen, hebt M. die grössern Dimensionen der blattartigen
Organe hervor, welche die durch verschiedene Klimate verbreiteten
Pflanzen im Norden annehmen. Ich möchte diese Erscheinung, die
mir schon im südlichen Norwegen auffiel (d. Archiv 10. S. 24), mit
der Tageslänge in Beziehung denken, weil sie sich im Gebirge süd-
licherer Breiten nicht wiederholt. Pisum sativum, dessen Samen
übrigens nicht reif werden, hatte zu Alten Blätter von 0,3™. Länge,
die Nebenblätter massen 0,06 — 0,08^.
Dd*
420 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
Einjährige, meteorologische Beobachtungen auf der Insel Ha\öe
(71" O'N. Br. ) geben, in Verbindung mit den Wahlenberg'schen von
Kielvig auf Mageröe (71" 1') den Umgebungen des Nordcaps eine
mittlere Temperatur von — 0^,76 und weichen unter einander mehr^
als von Alten's Mittelwärme ab. Dagegen unterscheiden sie sich von
der zu Alten erhaltenen Jahrescurve durch eine weit geringere Som-
merwärme und zeigen die höchste Entwickelung des Insularklima's
in Skandinavien.
Mittl. Temp. der Jahreszeiten. HavÖe. Kielvig.
Winter (Dec — Febr.) -8",21 - 4«,6
Frühling - 4«,71 -1%3
Sommer + 4«,54 +6»,4
Herbst +1°,93 - 0»,1
Jahresmittel .... - 1»,93 + 0»,1
In Folge der verminderten Wärme der Vegetationszeit findet eine be-
trächtliche Anzahl von Pflanzen in der Breite von Alten's Fjord und
im Grunde von Parsanger - Fjord , zwischen 70" und 70° 30' ihre Po-
largrenze, wie schon Lund gezeigt hat. Die Flora von Alten enthält
noch 384 Arten, aber von diesen reichen 99 nicht bis Hammerfest
(70° 40') und MagerÖe. Viele derselben sind Gewächse, die der Nor-
den mit Mitteleuropa gemein hat, die arktischen Gewächse ertragen
auch die geringe Sommerwärme. Mageröe hat unter 194 phanerog.
Gewächsen nur 30 Arten, welche zugleich bei Paris vorkommen.
Diese Verschiedenheit der Vegetation von Alten und von den freier
dem Meere gegenüberliegenden Inseln ist ein ausgezeichnetes Bei-
spiel, wie die Temperaturcurve auf die Verbreitung der Gewächse
entschiedener einwirken kann, als die mittlere Wärme.
Verzeichnisse der gesammelten Pflanzen, so wie vollständige Ca-
taloge der Lokalfloren von Alten, Hammerfest und Mageröe sind der
Schrift von Martins eingeschaltet.
Lund's Darstellung des Vegetationscharakters von Ostfinmarken
zeigt, dass die Pflanzenformationen der südlichen Fjelde und ihrer
Abhänge sich gleichmässig bis zum höchsten Norden der skandina-
vischen Halbinsel ausbreiten: über den Halophyten des Gestades Bir-
kenwaldungen an den dem Meere oder den Fjorden zugewendeten
Bergseiten, darüber die alpine, baumlose Ebene mit sparsamer Erd-
krume und dürftiger Vegetation von Stauden ohne Grasrasen und von
Zwergsträuchern , jenseits über das Binnenland ausgedehnter Nadel-
wald, der im südlichen Finmarken aus Tannen (P. Abies) besteht.
Nur der Graswuchs scheint in der lappländischen Birkenregion weit
üppiger, als im Süden zu sein: so wird erzählt, dass das Thal der
Tana-Elv, die bei Tana in den Fjord mündet, von waldigen Gebirgs-
abhängen eingeschlossen, im Strome Inseln besitzt, wo unter dichten
Birkenhainen sich fruchtbare Wiesen aussondern, deren Gräser, be-
sonders die arktischen Arten von Calamagrostis, zuweilen beinahe
Mannshöhe erreichen. Der Erdboden ist auch im geschlossenen Bir-
Pflanzengeographie wahrend des Jahres 1846. 421
kenwalde in Finmarken allgemein mit zusammenhängendem Grasrasen
bekleidet und erst im obern Theile der Kegion, wo die Stämme sel-
tener werden und allmälig zu Krummholz zusammenschrumpfen, be-
mächtigen sich Vaccinien (V. Vitis idaea und Myrtillus) nebst Em-
petrum und Cornus suecica des Erdreichs. Am obern 8aume der
Birkenregion trifft man häufig höhere Weidengesträuche von Salix
lanata, glauca und pyrenaica Fr., die bis zu der Grenze des alpinen
Gebiets hinaufreichen. Für alle diese Formationen giebt L. genaue
Verzeichnisse aller Pflanzenarten, die darin vorkommen, und damit
ein vollständiges Bild dieser arktischen Gebirgsflora. Auch auf der
Gebirgsebene schliessen die Formationen der Alpenkräuter, der Zwerg-
birke, der Salix herbacea sich an den Typus der südlichen Fjelde:
doch scheinen mit Sphagnum und Eriophorum bewachsene Sümpfe
allgemeiner, auch Cyperaceen und Junceen häufiger zu sein, in dem-
selben Grade als das Niveau der Ebene niedriger geworden ist und
die schroffen Gehänge sich verlieren. In Skandinavien sind gleiche
Gewächse auf weiten Räumen gleichmässig verbreitet und die Arten,
für welche dieser Satz nicht gültig ist, sind grÖsstentheils Seltenhei-
ten, die, an enge Lebensbedingungen geknüpft, auch in ihrem eigen-
sten Areal nur vereinzelt auftreten: so in Ostfinmarken Colpodium
latifolium, in Südlappland Calypso borealis u. a.
Die Niveaugrenzen der lappländischen Pflanzenregionen sind nach
der Lage der Thäler und andern örtlichen Einflüssen so grossen
Schwankungen unterworfen, dass die einzelnen Messungen zu sehr
von einander abweichen, um ein allgemeines Bild zu gewähren. In-
dessen stellt sich ihre Depression an den dem offenen Meere ausge-
setzten Abhängen allgemein heraus. Folgende barometrische Mes-
sungen der Birkengrenze verdanken wir den Reisenden Lund und
Martins:
Tromsöe (69" 40') = 365™. (M.) Betula nana wuchs daselbst bis
Fjord von Tana (70^») = 1011' norw. (L.).
Qualöe mit Hammerfest (70« 40') = 725' (L.) daselbst fand M. am
Tyvefjeld jedoch die Grenze des geschlossenen Waldes schon
bei 140m, des Birkenkrummholzes bei 170™.
Umgebungen von Mageröe (71").
Fjord W. von Hopseidet = 569' (L.)
Eiserfjord = 406' „
Südseite von Mageröe . = 404' „
Havöe ........= 368' „
Auch Anderson bemüht sich vergebens, in seiner nach den
Quellen bearbeiteten üebersicht der lappländischen Flora die Höhen-
grenzen der von Wahlenberg aufgestellten Pflanzenregionen schärfer
zu bestimmen. So viel ist jedoch klar, dass die drei untern Nadel-
wald-Regionen, welche Wahlenberg nach dem Baumschlage unter-
chied, nicht sowohl vertikal, als nach horizontalen Arealen sich
422 Criscbach: Bericht über die Leistungen in der
absondern und an die Süd- und Ostabhänge der Fjeldo ungefähr bis
zu dem Niveau, das W. denselben vindicirte (1200'), hinaufreichen.
Die Birkenregion erstreclct sich nach A. an diesen Abhängen bis
2100', bei Quickjock bis 2200', also um einige hundert Fuss höher,
als W. annahm.
Aus den statistischen Uebersichten bei A. ergeben sich folgende
Daten über die Bestandtheile der lappländischen Flora, deren erhöh-
ter Reichthum seit Wahlenberg's Forschungen indessen nicht allein
auf neuen Entdeckungen, sondern grossentheils auf dem enger ge-
wordenen Speciesbegriff beruhen. In ganz Lappland sind bis jetzt
685 Phanerogamen aufgefunden: von diesen wachsen 453 Arten zu-
gleich in Centraleuropa , 108 Alpenpflanzen zugleich auf den Alpen,
so dass nur 124 arktische Gewächse übrig bleiben , von denen eine
beträchtliche Anzahl sich auch auf den Fjelden des südlichen Nor-
wegens findet. Die artenreichsten Familien der lappländischen Flor
bilden folgende Reihe, die mit der von Lund für Finmarken zusam-
mengestellten fast vollkommen übereinstimmt (Jahresb. f. 1843. S.380).
Cyperaceen 87; Synanthereen 68; Gramineen 61; Caryophylleen 37;
Cruciferen 32; Saliceen 29; Rosaceen 27; Ranunculaceen 26; Junceen
25; Scrophularineen 21; Ericeen, Leguminosen und Orchideen 19.
Die im vorigen Berichte gewürdigten Versuche von
E. Forbes, die Eigenthümlichkeiten der britischen Flora geo-
logisch zu erklären, sind in grösserer Ausführung bearbeitet
worden (On the connexion between the distribution of the
existing Fauna and Flora of the British Isles and the geolo-
gical changes which have affected their area, especially during
the epoch of the northern drift: in geological Survey of Great
Britain Vol. 1. p. 336—432).
Watson hat den ersten Band seines angekündigten pflan-
zengeographischen Werks über Grossbritannien herausgegeben
(Cybele britannica; or British plants and their geographica!
relations. Parti. London, 1847. 8. 476 pag.). Dasselbe ent-
liält Untersuchungen über das geographische Areal, welches
die britischen Pflanzenarten bewohnen, und umfasst bis jetzt
in De Candolle'scher Reihenfolge die Familien von den Ranun-
culaceen bis zu den Umbelliferen.
Von britischen Lokalfloren ist nachzutragen: Bellamy
über Devonshire (Natural History of South Devon. London,
1840. 8.).
Systematische Arbeiten über britische Pflanzen : Babing-
ton's Synopsis of the British Rubi (in Ann. nat. bist. 17.
p. 165 — 175, 235 — 247 u. 314 — 322): es werden vom Verf.
Pflanzengeographie ^\ährend des Jahres 1816. 423
33 zum Theil Weihe'scho Arten anerkannt; W. H. llarvey's
Phycologia britannica: or a Uistory of British Sea-ueeds, con-
taining coloured figures, generic and specific cliaracters, sy-
nonymes, and descriptions of all the specios of Algae inhabi-
ting the shores of the British islands (London, 1846. Part
1 — 3. 8., das lieft mit 6 Tafeln): ein klassisclies Kupferwerk,
mit getreuem Ausdruck des Habitus der Arten und mikrosko-
pischen Analysen, in monatlichen Heften regelmässig erschei-
nend, so dass seitdem uns bereits P. 4 — 33 bis zu Taf. 198
zukamen; J. Ralfs the British Desmidieae, with coloured
figures of the species (angekündigt in Ann. nat. hist. 17. p.49);
Berkeley Notizen über die unterirdischen Pilze Grossbri-
tanniens (Ann. nat. hist. 18. p. 73 — 82).
Dickie lieferte einen Nachtrag zu seinen Niveaumessun-
gen der Gewächse von Aberdeenshire (vergl. Jahresb. f. 1843,
S. 383), der vorläufige Anhaltspunkte für die verticale Ver-
breitung der Moose enthält (Ann. nat. hist. 17. p. 299 — 314).
Einige der sichereren Angaben sind folgende:
Untere Obere Untere Obere
Grenze. Gr. Gr. Gr.
Andreaea Kothii . . 80' 3400' Catharinca hercynica 50' 3000'
„ rupestris . SC 3800' Polytrichum alpinum 900'
„ alpina . . 1200' 3800' „ septentrio-
Splachnum ampulla- naie . . 3800'
ceum . . . 100' 900' Bryum julaceum . . 100'
„ mnioides 450' 3800' „ Ludwigii . . . 2400'
„ sphaericum 1000' 3000' „ turbinatum . . 0' 2400'
Conostomum boreale 2000' 3800' „ alpinum . . . 280'.
„ „ auf d. Shetlands 0'
Die Flora batava (s. Jahresb. f. 1841 u. 1843) rückte
fort bis zur 153. Aflevering. — Die Beiträge zur kryptoga-
mischen Flora der Niederlande von Dozy und Molken beer
sind fortgesetzt (Nederlandsch kruidkuiidig Archief. D. 1. p. 46
bis 57): neu 1 Sphaeronema, 3 Caeoma; auch haben dieselben
ihre neuen Pilze abgesondert herausgegeben (Novae fungornm
species in Belgio septentrionali nuper detcctae. Lugdun. Ba-
tav. 1846. 8. 18 pag. mit 2 Tafeln). — Niederländische Lokal-
floren: Nachtrag zu der im J. 1845 erschienenen P'lora cam-
pensis von Bon dam (Nederl. kruidk. Archief. 1. p. 159 — 161);
Gevers Dey noot Flora rlieno-trajcctina (Utrecht, 1843.8.);
V. d. Bosch Enumeratio plantarum Zeelandiac belgicae quarta
424 Cirisebach: Bericht über die Leistungen in der
(Nederl. kr. Arcli. ]. p. 84 — 115): die Algen mit Einschluss
der Diatomeen und Nachträge zu den früheren Publicationen
(s. Jahresb. f. 1842 ii. 1845) enthalten(i; unter den erstem wer-
den einige neue Formen aufgestellt, unter den letztern wieder
einige geographisch interessante Phanerogamen erwähnt z. 15.
Raniniculus tripartitus DC. , Lepidium latifolium , Bromus hor-
ileaceus Fr. auf feuchten Dünen.
Qu etelet's Werk über das Klima von Belgien verdient
eine Erwähnung (Sur le climat de la Belgique. Bruxelles,
1846. 4.). — Die kryptogamische Flora von Flandern bear-
beiteten: Westendorp (Description de quelques Crj'ptogames
inedites ou nouvelles pour la flore des deux Flandres in Bul-
let, de racad. de Bruxelles T. 12. P. 2. p. 239—256): 53 Arten,
besonders Pilze enthaltend; und Kickx setzte seine im Jah-
resb. f. 1843 erwähnten Forschungen fort (Recherches pour
servir a la flore cryptogaraique des Flandres. 46 pag. in Nouv.
IVlemoires de I'acad. de Bruxelles. T. 17. 1844): eine zweite
Centurie umfassend.
Allgemeine Werke über die deutsche Flora: Reich en-
bach's Icones Vol. 8 mit den Cyperaceen und die entspre-
chenden Lieferungen der wohlfeileren , aber mit beschreiben-
dem , kritischen Text ausgestatteten Ausgabe , welche unter dem
Titel „Deutschlands Flora" erscheint; Sturm's Flora Abth. 1,
Hft. 91. 92 mit Potentilla, von Koch bearbeitet; v. Schlech-
tendal's und Schenk's Kupferwerk Bd. 7, jetzt in Verbin-
dung mit Langethal herausgegeben; Lincke's Publication
Hft. 60— 67; Koch 's Synopsised.il., deutsche Ausgabe: der
im vor. Bericht erwähnte Nachdruck ist noch einmal unter
dem Pseudonym Brandes auf den Markt gebracht; Peter-
mann's Deutschlands Flora, mit Abbildungen der Gattungen
Lief. 1 (Leipzig, 1848. 8.); Maly's Anleitung zur Bestimmung
der Gattungen, nach analytischer Methode (Wien, 1846. 8.);
H. Hoffmann's Schilderung der deutschen Pflanzenfamilien
(Giessen, 1846.8.). — Von Reichenbach's Flora germanica
exsiccata erschien die 26ste, von Rabenhorst's Sammlung
getrockneter deutscher Pilze (Jahresb. f. 1844) die 9te und
lOte Centurie (Dresden, 1846. 4.). — Von D. Dietrich
wurde ein Kupferwerk über die deutschen Kryptogamen be-
gonnen (Deutschlands kryptogamische Gewächse oder Deutsch-
Pflanzengeographie wahrend des Jahres 1846. 425
iands Flora. Bd. 7 Kryptoganiie. Flechten, Algen undSchuäinuie.
Ilft. 1 Lichenen. Mit 25 color. Tafeln. Jena, 1846. 8.); von
Weber sind Bilder von Alpenpflanzen herausgegeben (31iin-
chen 1845. 16. mit 96 Taf.). — Beiträge zur Systematik deut-
scher Gewächse finden sich in Rabenh o rst's botanischem
Centralblatt (Leipzig, 1846. 8.): namentlich von Lasch über
Equisetum, von Petermann, von Klinggräff u. A. , Knaf
beschrieb einige abweichende Pflanzenformen, die er in Böh-
men beobachtete (Regensb. Flora 1846. S. 289—300 u. 305—
309): hiermit sind Untersuchungen über kritische Gewächse^
so wie einige Beiträge zur böhmischen Flora verbunden.
Deutsche Lokalfloren und Beiträge zur deutschen Pflan-
zen-Topographie: Hess Pflanzenkunde, mit einer vollständigen
Flora des germanischen Tieflandes (Berlin, 1846. 8.) und
Piper Taschenbuch der norddeutschen Flora (Malchin, 1846.
8.): beide ohne selbständige Bedeutung; Lorek Flora prus-
sica s. Abbildungen der Pflanzen Preussens, 3te Ausgabe,
(Königsberg, 1846. 8. Hft. 1. 2): Miniaturfiguren; Saage Ca-
talogus plantarum phanerogamarum circa Brunsbergam sponte
crescentium (Brunsbergae, 1846. 8. 88pag.): Pflanzenverzeich-
niss von Braunsberg in Ostpreussen; Wi mm er Nachträge und
Berichtigungen zur Flora von Schlesien (in Regensb. Flora
1846. S. 145— 149): über hybride Formen; Kabath Flora der
Umgegend von Gleiwitz in Oberschlesien (Gleiwitz, 1846. 8.
210 pag.); Preuss Verzeichniss der Kryptogamen bei Hoyers-
werda in Niederschlesien (im Bot. Centralblatt s. o.): mit eini-
gen neu unterschiedenen Diatomeen; Rabenhorst Nachträge
zur Flora der Lausitz (ebenda); Roeper Nachträge und Be-
richtigungen zur Flora Mecklenburgs (in Botan. Zeit. 1846.
S. 161 — 168): morphologischen Inhalts; Hübener Flora der
Umgegend von Hamburg (Hamburg, :1846. 8.): auf früheren
Excursionen beruhend und nicht mehr zeitgemäss; Lang Frag-
mente über die Flora des Herzogthums Verden (in Regensb,
Flora 1846. S. 450 — 460 u. 466 — 477): nach genauer For-
schung nur 651 Gefässpflanzen aufzählend, wichtig für die
Pflanzengeographie des nordwestlichen Haiderückens ; Echter«
ling Verzeichniss der im Fürstenthum Lippe wildwachsenden
phanerogamischen Pflanzen (Detmold, 1846, 8. 60 pag.): mit
Nachträgen bereicherter Abdruck des in der Meinberger Bade-
426 C.risebach: Bericht über die Leistungen in der
Schrift von R. Brandes enthaltenen Verzeichnisses; Robolsky
Flora der Umgegend von Neuhaldensleben (das. 1843. 8.):
genauerer Kritik bedürftig; Harnpe neue Fundorte ani Harz
(Bericht des naturwiss. Vereins des Harzes für 1846 — 47.
S. 11 u. 12): namentlicli von Timmia austriaca im Bodethal ;
Brederlow der Harz (Braunschweig, 1845. 8.): darin Klima,
Vegetation und Flora des Harzes, nach Mittheilungen von
Hampe S. 86 — 111; Petermann analytischer Pflanzenschlüs-
sel für botan. Excursionen in der Umgegend von Leipzig
(Leipzig, 1846. 12. 592 u. 166 pag.); Irmisch systematisches
Verzeichniss der in dem unterherrschaftlichen Theile der
Schwarzburgisclien Fürstenthümer vvildvvaclisenden phaneroga-
mischen Pflanzen (Sondershausen, 1846. 16. 76 pag.) : auf ge-
nauer und umfassender Forschung beruhend; Osswald kurze
Uebersicht der seltneren bei Eisenach vorkommenden Pflanzen
(im Bot. Centralblatt) ; Richter die Flora von Saalfeld (Saal-
feld, 1846. 16 pag.): Schulprogramm; Wenderoth P'lora
hassiaca, oder systematisches Verzeichniss aller bis jetzt in
Kurhessen beobachteten Pflanzen (Kassel, 1846. 8. 402 pag.):
die Ergebnisse der vieljährigen Forschungen des Verf. zusam-
menfassend und mit Beurtheilungen kritischer Formen ausge-
stattet; Antz Flora von Düsseldorf (Düsseldorf, 1846. 8.
224 pag.): als werthlos bezeichnet; Wirtgen zweiter Nachtrag
zur Flora der preussischen Rheinlande (in Verhandlungen des
naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlande. H. Jahrgang.
Bonn, 1845): darunter Ranunculus Bachii von R. fluitans ge-
trennt, ferner Ophrys aquisgranensis Kaltenb.; Sehlmeyer
Verzeichniss der Kryptogamen um Köln (in derselben Zeit-
schrift); Schenk Anleitung zur Bestimmung nassauischer
Pflanzengattungen (Wiesbaden, 1846) : Schulprogramm ; S ch n i 1 1-
spahn Flora des Grossherzogthums Hessen, 2te Aufl. (Darm-
stadt, 1846. 8); F. Schultz Nachtrag zur Flora der Pfalz
(Speier, 1846. 35pag. ): die deutschen Namen und einzelne
Nachträge enthaltend; Wirtgen Bemerkungen über Schultz's
Flora der Pfalz (in Regensb. Flora 1846. S. 433 — 436) und
G. F. Koch Zusätze zu derselben Flora (Vierter Jahresber.
der Pollichia. Neustadt, 1846. S. 11 — 20): Aufzählung von
Fundorten, die der Verf. übergangen; Send tue r über die
Laubmoosflora von Oberbayern (München, gel. Anzeigen 1846.
Pllanzengeographic Nväbrend des Jahres 1846. 427
S. 547 u. f.): mit 279 sp.; Machaska Conspectus geogiiostico-
botaiiiciis oirculi Boleslaviensis in Boheniia (V'indob. 1843. 8.
43pag.); Neilreich Flora von Wien (Wien, 1846.8.706p.):
nach selbständigen Forschungen, jedoch mit der Tendenz zur
Zusanmienziehung verwandter Arten bearbeitet: Saut er Auf-
zälilung von Flecliten und Lebermoosen aus den österreichi-
schen Alpen (im Botan. Centralblatt): mit 2 neuen Flechten;
Alexander botanischer Ansflug in Unter -Steiermark (Ann.
nat. hist. 17. p. 457 — 466 u. 18. p. 94 — 102): Verzeichnisse
der gesammelten Pflanzen; Fleisch mann Uebersiclit der Flora
Kraiiis (Laibacli, 1844. 8.): dazu einige spätere Nachträge
(Regensb. Flora 1846. S. 239 n. 240); Biasoletto excursioni
botaniche sullo Schneeberg nella Carniola (Triest. , 1846. 8.
96pag.): Fundortsverzeichnisse, auch von den Moosen und
Lichenen.
Ueber den Vegetationscharakter der schlesvvigschen Insel
Amrum hat Metten he im er in der Berliner Gesellschaft für
Erdkunde einen Vortrag gehalten (Monatsberichte derselben
f. 1846).
Hohe Sanddünen haben sich an der Westseite von Amrum gegen
das offene Meer aufgerichtet, die beiden dem Festlande zugekehrten
Hörner des sichelförmigen Eilands laufen in fruchtbaren Marschboden
aus, den übrigen Raum nimmt ein baumloser Haidrücken (die Geest)
ein. Die Dünen werden durch eine künstlich gepflegte Vegetation
zusammengehalten, deren Wurzelstöcke den Boden durchflechten
(Calamagrostis arenaria nebst Elymus arenarius, Carex arenaria und
Nandus stricta); die vor dem Seewind geschützteren Thalgründe sind
von Empetrum nigrum bedeckt; unter dem Gesträuch vegetiren spär-
lich noch einzelne Sandpflanzen, namentlich auch Dianthus Carthu-
sianorum, der auf diesem Meridian südwärts erst wieder am Rheine
vorkommt. Jenseits der letzten Dünen fällt der Meeresgrund 10—20'
tief iothrecht ab und den äussersten, der Fluth hingegebenen Land-
strich umgürtet ein Wall von Zostera, Fucus und einigen Florideen.
— Die Marsch hat dichten Graswuchs und wird von einer üppigen
Halophyten-Formation umsäumt (Salsola Kali, Salicornia, Schoberia
maritima, Cakile, Statice Limonium, Aster Tripolium u. a,). Hier
bildet Salicornia herbacea die äussersten Vorposten, worauf die for-
menreiche Algendecke des thonigen Meeresbodens folgte die bis da-
hin reicht, w^o der Sand unter dem Schlick hervortritt: eine zarte,
grüne Confervenvegetation nebst Fucus vesiculosus und loreus, meh-
reren Florideen und Ulven. — Die Geest war ursprünglich durchaus
von Calluna und Erica Tetralix bew^achsen, dem einzigen Brennma-
terial für die Bewohner, ist aber nun zum Theil in eine sandige
428 Clrisebach: Bericht über die Leistungen in der
Kulturfläche verwandelt: in den feuchteren Gründen finden sich von
jenen Halophyten auch hier Aster Tripolium und Statice Limonium,
welche letztere zur Blüthezeit die benachbarten Hallige vollends
blau färbt.
In meiner Schrift über die Bildung des Torfs in den
Emsniooren (Göttingen, 1846. 8. 118S.: besonderer Abdruck
aus den Göttinger Studien Bd. 1) habe ich auch die Pflanzeii-
formatiouen dieser über 50—60 g. Quadratmeilen ausgedehnten
und durch die Kultur nur wenig umgestalteten Moorfläche ge-
schildert (S. 21—32).
Die Hochmoore des Emsgebiets werden ungeachtet ihres nassen
Torfbodens, wie die trocknen, quellenlosen Hügelflächen der Lüne-
hurger Haide, durchaus von Erica Tetralix und Calluna bekleidet.
Zwar ist hier die erstgenannte Ericee häufiger, aber dies ist nicht
eine Wirkung des feuchten Substrats, sondern des Küstenklima's.
Die Erica-Rasen des Moors wachsen auf kleinen, mehrere Zoll hohen
Hügelchen (Dulten) und sondern sich bestimmter von den Zwischen-
räumen ab, als auf der trockenen Geest, wo die Haide gedrängter
zusammensteht. Die schwarze Schlammfläche jener Zwischenräume
ist mit Eriophorum vaginatum und. Scirpus caespitosus bewachsen,
so dass diese Cyperaceen-Rasen auf dem Hochmoore überall hin mit
den Erika-Inselchen wechseln: wird der Boden feuchter, so erscheint
zugleich Sphagnum acutifolium. Neben diesen Hauptformen , die den
Vegetationscharakter bestimmen , besteht die ganze Flora des Hoch-
moors, so lange es im ursprünglichen Zustande verharrt, nur aus
etwa 20 Pflanzenformen, z.B. Empetrum, Myrica, Nauthecium, Or-
chis elodes m. (O. maculata var. Auct.), Andromeda, Drosera, Ga-
lium hercynicum, Juncus conglomeratus, Carex panicea u. a., sodann
aus einigen Sumpfmoosen und Cladonien. Durch die Buchweizen-
kultur, welche auf den Hochmooren betrieben wird, bereichert sich
die Vegetation nur um wenige Arten, aber nachdem die Kultur den
Boden wieder verlassen, stellt sich erst sehr allmälig und nie ganz
vollständig die ursprüngliche Anordnung der Formationen her. Die
natürlichen Wasserbehälter des Hochmoors, die sogenannten Meere,
sind ohne Wasserpflanzen, aber diese siedeln sich in den Torfgruben
an, wenn nach Entfernung des Torfs das Wasser sich darin sammelt,
z. B. Potamogeton oblongus (P. rufescens p.28), vor Allem aber
eine zusammenhängende Sphagnum -Decke, die daher statt des fort-
geschafften, trefflichen Erikentorfs einen unbrauchbaren Moostorf
wiedererzeugt und damit die Gruben allmälig ausfüllt. — Weit grös-
ser sind die Veränderungen , welche in der Vegetation der Hochmoore
durch einen höher entwickelten, mit Viehzucht verbundenen land-
wirthschaftlichen Betrieb herbeigeführt werden: dann entstehen auf
dem trockner gehaltenen Torfboden Gramineen mit Wiesenkräutern
und es bildet sich eine zusammenhängende Grasnarbe von Anthoxan-
Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 429
thiiin odoratuni. Nun bietet auch der Ackerbau schone Erfolge, es
breiten Geniüse- und Obstgärten sich aus und selbst den Baumwuchs
beschränkt der schwankende Huminboden bis zu beträchtlichem Alter
der Stämme nicht. Den angepflanzton Bäumen folgen zugleich auch
die Holzgewächse uud Schattenpflanzen der umliegenden Landschaften
und über die Öde Fläche winken Gehölze aus weiter Ferne, ohne
das Ende des grossen Moors zu bezeichnen.
Ueber die klimatischen Verhältnisse des Brockens am
Harz theilte W. Lach mann das Ergebniss vieljähriger For-
schungen mit (Bericht des naturwiss. Vereins des Harzes f.
1846 — 47. S. 21 — 33): auch berichtigte er die in seiner Flora
von Braunschweig enthaltenen Angaben über das Klima von
Braunschweio:.
Brocken.
Bra
lunschweig.
(6jähr.
Beob.)
(20j
jähr. Beob.)
(Niveau
3500').
(Niveau 192').
Mittl. Temp.
Winter -5°
,7 C.
—
1°,2 C.
Frühling + 0°
.18 „
+
9»,0 „
Sommer +8"
,4 „
+ 17M „
Herbst +2°
,45 „
+
9»,8 „
Jahr +1«
,3 C.
+
8«,9 C.
Es ergiebt sich aus L.'s Untersuchungen, dass auf dem Harz, wie im
Küstenklima von Lappland, die Temperatur des Sommers mit der
Höhe weit rascher sinkt, als die Winterkälte zunimmt.
Irmisch wiederholte und erweiterte die mehrfach ge-
machte Beobachtung, dass während der letzten Jahre eine Reihe
von südlichen Pflanzenformen mit fremdem Futterkräutersamen
in das mittlere und südliche Deutschland eingeschleppt worden
sind und sich bisher zu erhalten scheinen (Bot. Zeit. 4. S. 772
bis 775).
Zuerst fand Pfeifer seine Cuscuta hassiaca bei Kassel; diese
Pflanze sahen wir später auf Luzerne-Aeckern bei Göttingen erschei-
nen und gleichzeitig wurde sie auch am Rhein beobachtet. In ihrer
Gesellschaft beobachtete Pf. ferner: Melilotus parviflora, Medicago
denticulata, Torilis nodosa, Centaurea melitensis. Unter gleichen
Verhältnissen haben sich nun mit Melilotus parviflora unter der Lu-
zerne Thüringens noch folgende Arten angesiedelt: Rapistrnm rugo-
sum, Sinapis incana, Ammi majus und Plantago Lagopus. Da diese
Gewächse sämmtlich erst im Herbst zur Blüthe gelangen und in der
Regel keine Samen reifen und dasselbe bei einigen anderen für ein-
heimisch gehaltenen der Fall ist, welche gleichfalls in Thüringen
nur auf Luzerne-Aeckern periodisch vorkommen: so schliesst J. mit
Recht für diese auf gleichen Ursprung. Hiernach müssen aus der
thüringischen Flora gestrichen werden: Centaurea solstitialis, Hei-
430 Grisebachi Bericht über die Leistungen in der
minthia echioides (wiewohl dieselbe allgemeiner verbreitet ist) und
Salvia verticillata. Woher der Luzerne-Samen stamme, mit welchem
alle diese Gewächse eingeführt worden sind, scheint nicht bekannt
zu sein.
Fallou untersuchte den Einfluss der Gebirgsformationen
auf die Vegetation im Erzgebirge (Acta der Jablonowskischen
Gesellschaft. Bd. 9. Leipzig, 1845).
In den oben erwähnten Schriften von Sendtner über
bairische Moose und von Neil reich über die Flora von Wien
finden sich pflanzengeographische Einleitungen.
Lesquereux publicirte einen Catalog der in der Schweiz
einheimischen Moose, 430 sp. enthaltend (Memoires de la so-
ciete de Neuchatel Vol. 3. 1846); Trog lieferte einen Nach-
trag zu seinem Verzeichniss von Schweizer Pilzen (Mitthei-
lungen der naturforsch. Gesellschaft in Bern f. 1846. S. 73-81) :
darunter neu Marasmius subannulatus und Panus chrysophyl-
lus. — v. Fischer theilte in der nämlichen Gesellschafts-
schrift (1845. S. 1 — 48) Nachträge zu Brown's Flora vom
Berner Oberlande mit: darin wird ein hybrides Erzeugniss
von Stachys sylvatica und alpina (St. viridiflora Fisch.) be-
schrieben. — Heer bearbeitete" in seiner Statistik des Kantons
Glarus auch die pflanzengeographischen Verhältnisse , worüber
in seinen älteren Schriften so viel wichtige Thatsachen nieder-
gelegt sind (der Kanton Glarus. St. Gallen, 1846. .8. 665 S.).
Jordan gab seine umfassenden Untersuchungen über Ge-
wächse der französischen Flora heraus (Annales de la societe
Linneenne de Lyon 1846; besonderer Abdruck: Observations
sur plusieurs plantes nouvelles rares ou critiques de la France.
Fragment 1 — 4. Mit 21 Tafeln. Lyon u. Leipzig, 1846. 8.).
Der Verf. bietet ein reiches Material von neuen Beobachtungen
solcher Strukturverhältnisse, welche zur Unterscheidung verwandter
Arten in schwierigen Gattungen dienen können: allein er ist zu ge-
neigt, neue Arten aufzustellen, von denen daher mehrere bereits in
der neuen französischen Flora von Godron und Grenier wieder ein-
gezogen sind, während andere constante Merkmale besitzen. Ueber-
sicht der von Jordan behandelten Gruppen: Alyseum montanum und
verwandte Arten, Koniga halimifolia und verw., Thlaspi alpestre und
verw. neue Formen; Helianthemum apenninum und verw.; Viola tri-
color und verw.; Sagina; Euphorbia dulcis und verw.; Dorycnium;
Ammannia Boraei Guep. u. verw.; Galium: monographisch; Calamin-
tha; Orobanche: einzelne Arten; Filago, Carduus; Plantago Victo-
Pflanzengeographio ^vahrend des Jahres 1846. 431
rialis u. verw. ; Orchis variegata u. venv.; Tulij)a; Carex: 2 neue
Formen von Ilyeres.
Desmagieres lieferte den 12ten und 13teii seiner Bei-
träge zur französischen Kryptogainenkunde, besonders Pyre-
uomyceten enthaltend (Ann. sc. nat. 1846. 5. p. 44— 49 u. 6.
p. 62—84).
Französische Lokalfloren: Merat Appendix zu seiner
Ptevue de la Flore parisienne. (Paris, 1846. 8. 4pag.); Cte.
de Lambertye catalogne des plantes vasculaires qui orois-
sent spontanement dans le departement de la Marne (Paris,
1846. 8. 207pag.); Godron catalogue des plantes cellulaires
du departement de la JMeurthe (Nancy, 1843. 8. 40pag.): be-
sonderer Abdruck aus Lepage statistique du dep. de la IMeurthe);
Mougeot considerations sur la Vegetation spontanee du de-
partement des Vosges (Epinal , 1845. 8.: besonderer Abdruck
aus Lepage statistique du dep. des Vosges): enthält einen Ka-
talog der Vogesen- Flora, mit Einschluss der Kryptogamen
und mit Angabe der Gebirgsarten , auf denen die Pflanzen
vorkommen; Grenier catalogue des plantes phanerogames du
departement du Doubs (Besangon , 1843. 8. 72pag.); Babey
Flore Jurassienne ou description des plantes vasculaires crois-
sant naturellement dans les montagnes du Jura et les plaines,
qui sont au pied (Paris, 1845. 4 Vol. 8.); Gras Statistique
botanique du departement de l'Jsere ou guide du botaniste
dans ce dep. (Grenoble, 1844. 8. 192 pag.); Desmoulins
catalogue des plantes qui croissent spontanement dans le de-
partement de la Dordogne. Part. 1. Phanerogames. (Bordeaux,
1840. 8. 165 pag.) und Supplement. Fase. 1 (ib. 1846. 8.69p.)
das letztere nur von den Ranunculaceen bis zu den Caryo-
phylleen reichend; Laterrade Flore bordelaise et de la Gi-
ronde. IV^ Edition. (Bordeaux, 1846. 12.); Noul et Nachträge
zu seiner im J. 1837 erschienenen Flora von Toulouse (Ad-
ditions et corrections a la Flore du bassin sous-pyreneen.
Toulouse, 1846. 8. 44 pag.); Castagne catalogue des plantes
qui croissent naturellement aux environs de Marseille (Aix,
1845. 8. 263 pag. u. 7 tab.).
Sprue e beschrieb in Briefen an Sir W. Hooker seine
botanischen Wanderungen auf den Pyrenäen (London Journ.
of Botany 1846. p. 134— 142, 345 — 350, 417—429, 535—
432 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
548): er berücksichtigte besonders die Laub- und Lebermoose,
von denen er eine sehr reiche Ausbeute gewonnen liat.
Auf der Hinreise lernte S. die bewaldete Gegend des Landes
unweit St. Sever kennen, wohin ihn Dufour im Monat Juni beglei-
tete. Wiewohl der Boden durchaus nur aus losem Sand besteht, ist
er doch, so weit das Auge reicht, mit Wäldern von Pinus maritima
bedeckt. Hier wachsen die seltenen Gräser Avena Thorei, Agrostis
setacea DC., Festuca uniglumis, Airopsis globosa und Agrostis ele-
gans Th. Unter ihnen finden sich einzeln Adenocarpus parvifolius,
so wie Astrocarpus sesamoides, Silene bicolor und lusitanica, Are-
naria montana nebst einigen gemeinen Sandpflanzen: auch die feuch-
teren Standorte besitzen neben Rhynchospora fusca, lllecebrum und
Corrigiola auch Pinguicula lusitanica und Trixago viscosa.
Kunze bearbeitete die von Willkomm 1844 im südlichen
Spanien gesammelten Pflanzen (Chloris austro-hispanica in Re-
gensb. Flora, 1846. S. 625- 656; 673—704; 737—772).
W.'s Ausbeute während des ersten Jahres seiner Reise beträgt
1036 sp., darunter 921 Phanerogamen. Die Arten sind sämmtlich mit
Angabe des Fundorts aufgezählt, die neuen beschrieben, so wie kri-
tische Bemerkungen eingeschaltet. Ein Beweis, wie umfassend Bois-
sier's Kenntniss der südspanischen Flora war, ist der Umstand, dass
in seinem Werke sich mindestens y^^ der W.'schen Pflanzen verzeich-
net finden. Folgende Arten sind bei Kunze neu: Ulex scaber, Ge-
nista eriocarpa, Ononis rigida und virgata, Lotus canescens; Cra-
taegus brevispina; Geranium stipulare, Erodium involucratum; Silene
vilipensa, Arenaria obtusiflora; Helianthemum dichroum; Erysimum
incanum, Diplotaxis siifolia, Ptilotrichum strigulosum, Lepidium
calycotrichum (L. heterophyllum Boiss. nee Benth.); Delphinium ne-
vadense; Celsia Cavanillesii ( C. sinuata Cav. nee Ten.), Digitalis
nevadensis (D. purpurea Boiss.), Linaria crassifolia, spicata und
ignescens; Cuscuta urceolata; Nonea multicolor; Prolongoa pseudan-
themis, Glossopappus chrysanthemoides, Bellium cordifolium, Thli-
psocarpus baeticus; Juniperus oophora von Sevilla: wahrscheinlich
J. thurifera Ass.; Romulea uliginosa; Colchicum triphyllum; Holcus
muticus, Melica arrecta; Coscinocladium occidentale (s. u). "'v.'"!
Die Flora des Felsens von Gibraltar von Dr. Kelaärt
ist mir noch nicht zugekommen, sie wird in einer englischen
Kritik als ,,a vvork of very high character" bezeichnet (Flora
calpensis: Contributions to the Botany and Topography of
Gibraltar and its neighbourhood. London, 1846. 8.).
Allgemeine Schriften über die italienische Flora. Von
Bartoloni's Flora italica wurde im J. 1846. der sechste
Band vollendet, welcher bis zum Schluss der 15ten Klasse
reicht und ausserdem einige Nachträge enthält (Bologna, 8.).
Pflanzengeogrnphie wälirend des Jahres 1846. 433
— Von dem luxuriösen Kiipfenveik, welches Cesati über
ausgewählte italienische Tflanzen herausgiebt, sind von 1840
bis 1846 drei Hefte, jedes zu 8 Steintafeln, erschienen (Stir-
pes italicae rariores v. novae iconibus illustratae. Mediolan.,
fol. niaxini.): über den Inhalt vergl. Bot. Zeit. 4. S. 872. — '
Meneghini publicirte das fünfte Heft seiner Alghe italiane e
dahnatiche (Padova, 1846. 8).
Italienische Lokalfloren: Passerini Flora Italiae superio-
ris methodo analylica. Thalamiflorae. (Mediolani, 1844. 8.
134 pag.); Venturi i niiceti dell' agro Bresciano (Fasel.
Brescia, 1845. fol. 32 pag.); Notaris Prospetto della Flora
ligustica e dei zoofiti del niare ligustico (Genova, 1846. 8.
80 pag.); enthält die statistischen Verhältnisse der Flora von
Ligurien (2231 sp.), ferner Untersuchungen über 20 neue und
kritische Phanerogamen, so wie Diagnosen von Algen; To-
daro rariorum plantaruni in Sicilia sponte provenientiuni de-
cas I (in Atti dell' accadeniia di Palermo. Nuov. Ser. Vol. 1.
Palermo, 1845): neu sind Gagea nebrodensis (Ornithogalum
Tod.), Orchis Gussonii (O. conica Guss.), Scirpus Minaae,
Ranunculus panormitanus (R. pratensis Guss. nee Frl.).
Eine Vegetationsskizze vom Monte Pastello bei Verona
schrieb Manganotti (Regensb. Flora 1846. S. 545 — 548),
worin jedoch nur die selteneren Gewächse dieser Pflanzenrei-
chen, von Eichenwäldern bekleideten und dem Baldo gegen-
überliegenden Alpe aufgezählt werden: von Pollini'schen Arten
wachsen daselbst Malva Morenii und Astragalus pastellianus,
der von A. vesicarius specifisch verschieden sein soll.
Alexander theilte der Edinburgher botanischen Gesell-
schaft seine Ansichten über den Ursprung der italienischen
Vegetation mit (Ann. nat. hist. 17. p. 124).
Es fiel dem Reisenden auf, dass Dalmatien so viel pflanzenrei-
cher sei, als Sicilien, und dass diese Insel verhältnissmässig wenig
endemische Arten besitze. Er schliesst daraus, dass die sicilische
Flora eine eingewanderte sei. Aber es ist wohl ein allgemeines Ge-
setz, dass bei gleich günstigem Klima und Boden die absolute Arten-
zahl auf entlegenen Inseln kleiner ist, als auf Continenten. Dies
kann allerdings als eine Wirkung der Pflanzenwanderungen betrachtet
werden: denn da die Flora jedes einzelnen, eng begrenzten Bezirks
nur zum kleinsten Theil aus endemischen Formen besteht und wenn
die Gegenwart der übrigen auf dem wechselseitigen Austausch ver-
Archiv f. Natiirgesch. XIII. .lahrg. 2. Bd. £q
434 Griscbach: Bericht über die Leistungen in der
schicdener Scliöpfungscentren beruht, so kann ein Punkt des Conti-
nents sich von allen Seiten her bereichert haben, Mährend eine Insel
ihre angesiedelten Gewächse vielleicht nur von einer einzigen Küste
empfing. Sicilien ist nun zwar keine entlegene Insel, aber sie lag
doch für Einwanderungen weit ungünstiger, als Dalmatien. Alexander
geht indessen viel zu weit, wenn er alle sicilischen Pflanzen als ein-
gewandert ansieht: ihre endemischen Gewächse, auch wenn sie nicht
eben zahlreich sein mögen, beweisen, dass auch hier ein Vegeta-
tionscentrum lag. Dasselbe gilt vom Apennin, dessen Flora A. gleich-
falls wegen ihrer Armseligkeit als secundär betrachtet und von Pie-
mont herleitet. Es bleibt jedoch eine interessante Thatsache, welche
A. mit Recht hervorhebt, dass der Apennin so wenig Alpenpflanzen
und Pflanzen überhaupt in der baumlosen Region besitzt, wie es
vom Aetna längst bekannt war. Der Reisende hatte Gelegenheit,
binnen kurzer Zeit den Matese nördlich von Neapel mit dem Biokovo
in Dalmatien vergleichen zu können und erstaunte über den Gegen-
satz in der Entwickelung des Formenreichthums, während Gebirgs-
art, Bergform und Klima allerdings eine entschiedene Uebereinstim-
mung sollten erwarten lassen.
Von ßotteri's Sammlungen auf Lesina in Dalmatien hat
Römer einen Katalog bekannt gemacht (Botan. Zeit. 1846.
S. 292—300).
Dauben y in Oxford hat sich das grosse Verdienst er-
worben, einen neuen, zwar Wohlfeileren, aber unveränderten
Abdruck der Flora graeca Sibthorpiana zu veranstalten, der
bereits vollendet ist und zum Preise von 63 L. bezogen wer-
den kann.
II. Asien.
Von Gr. Jaubert's und Spach's Illustrationes planta-
rum orientalium (s. vor. Bericlit) sind Lief. 19 u. 20 erschie-
nen (Paris, 1846). Ausführlicher bearbeitete Gattungen: Juri-
nella, Frankenia, Biebersteinia; sodann einige Rubiaceen und
Gramineen.
Boissier hat noch zwei Hefte seiner Diagnoses planta-
rum orientalium (s. Jahresb. f. 1843) folgen lassen (Fase. 6. 7):
da mir dieselben jedoch noch nicht zugekommen sind, muss
ich den Bericht darüber verschieben.
C. Koch schrieb systematische Beiträge zur F'lora des
nördlichen Küstenlandes von Kleinasien , nach den von Tirke
bei Trapezunt, Samsun und bei Brussa gesammelten Pflanzen
(Linnaea Bd. 19 S. 1—67 u. 313—320.)
Pflanzcngcogrnphie während des Jahres 18-iG. 435
Diese bedeutende Arbeit umfasst gegen 600 Arten, deren Katalog
mit kritischen Bemerkungen und den Beschreibungen der neuen For-
men ausgestattet ist. Die neu aufgestellten, jedoch der Vergleichung
mit Boissier's Entdeckungen sehr bedürftigen und oft unvollkommen
charakterisirten Arten gehören zu folgenden Familien und Gattungen:
3 Gramineen (Erianthus orientalis = Andropogon strictus Host,
muss der Priorität meines vSpicil. rum. 2. p. 548 nachstehen, wo die
Art zu Erianthus gezogen und E. Hostii genannt wurde); 1 Crocus;
4 Liliaceen (doch gehören die beiden Scillae ohne Zweifel zu Sc.
bifolia und Myogalum Tirkeanum scheint mein Ornithogalum prasan-
drum: indessen kann ich über die Synonyme nicht sicher entschei-
den, da die Nummern der von mir verglichenen Tirke'schen Samm-
lung nicht mit den hier gegebenen übereinstimmen); 5 Orchis (?).
1 Quercus (nur nach dem männlichen Kätzchen beschrieben und ohne
erhebliche Charakteristik in den Blättern); 1 Euphorbia; 1 Convolvu-
lus; 2 Boragineen; 1 Scrophularia; 2 Labiaten; 1 Erythraea; 1 Cynan-
chum; 3 Campanula; 3Rubiaceen; 1 Valeriana; 2 Synanthereen, von
C. U. Schultz beschrieben (S.313u. f.); 3 ümbelliferen; 3Saxifraga;
4 Crassulaceen; 3Dryadeen; 6 Ranunculaceen; 1 Glaucium; 6 Cruci-
feren; 2Silene; 2Malvaceen; 1 Polygala; 10 Leguminosen.
C. Koch's botanische Reise nach Armenien und Trans-
kaukasien (Wanderungen im Oriente. Weimar, 1S45 — 47.
3 Bde. in 8.) wird, da sie durch die gewählte Bezeichnung
der Pflanzen mit deutschen .Trivialnamen an Verständlichkeit
und wissenschaftlichem Interesse einbüsst, erst später be-
urtheilt werden, wenn, wie zu hoffen, der Verf. seine Aus-
beute genauer charakterisirt haben wird.
H o h e n a c k e r hat , indem er den Verkauf der K o t s c h y'-
schen Pflanzensammlungen aus Persien besorgte, nach dessen
Angabe eine Uebersicht der Pflanzenregionen in den Rand-
gebirgen längs des persischen Golfs entworfen (Höhenprofil
und Kärtchen des südwestlichen Theils von Persien mit Rück-
sicht auf die dortigen Vegetationsverhältnisse, Esslingen, 1846.
1 Blatt.)
Einige Höhenangaben, wie die von Schiras (4284'), Persepolis
(4800'), vom Berge Pirasan (7200') beruhen zwar auf den thermome-
trischen Messungen Fraser's: allein die übrigen, namentlich alle
Werthe über dem genannten Niveau, sind nur Schätzungen des rei-
senden Sammlers. Auch entbehrt man ungern jede Erläuterung über
den Charakter der Vegetation, indem für jedes Niveau zwar eine An-
zahl von Pflanzen genannt werden, jedoch ohne dass auf deren Häu-
figkeit und auf denEinfluss, den sie auf die Gesammtbekleidung des
Bodens ausüben, Rücksicht genommen wäre.
Von der Vegetation des Kuh-Daena, der höchsten Gebirgsspitze,
Ee*
/-jr; Griscbarh: Bericht über die Leistungen in der
,voUhoK erstiegen, die nordwestlich .on Sehiras unter 30« 40' liegt
le„ H-ihe er auf 11000' schätzt, kann man sich nach seinen
:;: a e fJSe aU en,einc Vorstellung entwerfen, ^^■ra die süd
p ; che Hochebene oder die Basis des Berges zu 4000' gereeh ,
so ^v-iirde Quercus ,,ersica J. Sp. die unterste '<^S'»" <*-f000 ) b> 1-
den Hierauf folget, Gesträuche von Lonicera pers.ca Bo.ss. (6-7m).
D^ehölTe n Abhänge besitzen nur niedrige Ho!'f--hse 'e-nders
Ta""c"nthen- Gestrüpp, nebst Stauden und Grasern (,000' -9300).
^nZ '^^ eile dieser Kegion (7-8000') sind Umbell.feren (Dorema
Ü:, F 1 aäuteristisch. All.älig werden die Tragacantl^n
^edrfger und verschwinden da, wo die Schneefelder beg.nne,,. D.e
Une des ewigen Schnees aber erreicht der Daena ntcht und tragt
„öeh auf seinem Gipfel 2 Cruciferen (Didymophysa und Mortera) und
Po V— radicosL. - Die übrigen, von K. bestiegenen Berge,
!en ausgezeichnetere Pflanzenformen aufgezählt werden hegen r.ngs
„; Schiris: der Kuh-Delu (8400') südöstlich und ^^ »-h-Sab^UBu-
K /77nn'\ «:iWl1irh (etwa 29" 20'), der Kuli-Barfi (/lOÜ) unmittei-
TarTeiCstldt nordwestlich, endlich der Kuh-AJub (6000') nord-
""^r'd^eTbhä- ,; des Gebirges nach der Küste von Abusc^.
findet sich die Angabe, dass die Dattelpalme bis zur Hohe von IWÜ
gedeiht Agrumet'pflaüzungen (Citrus mediea) reichen hier über das
Niveau von 3000' hinaus. ,
Abich's geologische Skizzen aus Transkaukasicn enthal-
ten wichtige Thatsachen über die Vegetationsbedingungen des
nordöstlichen Theils von Ar.net.ien CBullet. de 1 Acad. de
Pelersb. 5. p. 321— 343). . , ^
ES handelt sieh hier zunächst um das S-rgisch armemsehe Grenz-
sebirge, welches Koch später bereiste (s. Jahresb. f. 1844. «• f !> " °
dem Ab ch, wie dieser Letztere, den Namen des unteren haukasus
beUegt. Während der eigentliche Kaukasus als e.ne hohe Geb rgs-
„1er zu betrachten ist, die nur an wenigen Orten zu überstehen
TweiErdtheile von einander absondert, besteht jenes gleich allsal,nne
Gebirge welches demselben parallel durch den Einschnitt des Kur
S nnVw-rrd, in seinem Hauptzuge aus zusammenhängenden P ateau-
Sen vulkanischen Gesteins, aus denen die ^.Pj^ f ^^ ."-; " "";
vortreten älinlich wie im übrigen Armenien und in Kleinasien. Uie
2 er köhe des Plateau's beträgt 9970', <>- Gipfel Aagez^m.ss
nach Fedorow 12886'. Die Baumgrenze schwankt zwischen 7000 und
7800'. Die sicherste Messung derselben wurde »berhalb des re.ch
bewaldeten Thals von Dara.schikschak -?-f *• fim NWea» von
liehen Gehänge die letzten, verkümmerten E>f«" leichten dichte
7126' par. standen. Am Südwestabhange des Alagez '"^bten dichte
Eche gebüsche mit knorrigen, verkrüppelten «""""^f' "'^„^"Z"-
selben Höhe, wie am Ararat, darüber '»'g'; '^"-™"°'^„:"" f^
perus, das dann wieder von einer Astragalus Decke verdrangt wurde.
Plla!)7.eiigcograi)hie wahrend des Jahres IbiG. 437
A.'s Bestimmung der Baumgrenze am Ararat stimmt befriedigend mit
der von M. Wagner (Jahresb. f. 1843. 8.405) überein: an der Nord-
westseitc 7798'-, am südwestlichen Abhänge reichten starke Gebüsche
von Juniperus und Cotoneaster noch etwas über die gemessene Höhe
von 8018'.
Die Hochebenen des untern Kaukasus liegen demnach durchaus
oberhalb der Baumgrenze und so haben sie „jene unermesslichen
Aipenwiesen" hervorgerufen, wo im Sommer „die üppige Grasflur
sich mit zahllosen Schwärmen von Tartaren und Kurden aus Karabagh
belebt". Hierin liegt der Hauptvorzug dieses Gebirgs vor andern
Gegenden Armeniens und Anatoliens, wo das dürre Plateau- Klima
nur Hochsteppen erzeugt. Die Ursachen dieses Gegensatzes hat A.
treffend nachgewiesen. Sie beruht auf der freiem Lage des Gebirgs
zwischen den Thälern des Kur und Araxes, auf der Nähe des kaspi-
schen Meers, so wie zum Theil auf der Natur des Gesteins. Am
Rande des Plateau's und in den waldigen Thälern von Karabagh
schlägt sich die Feuchtigkeit der vom kaspischen Meere herüber-
wehenden Luftströmungen nieder und hüllt das Gebirge häufig in Nebel
und Regenwolken: hiedurch wird der allzurasche Gang in der Ent-
wickelung der Vegetation, wie man ihn sonst in Armenien beobach-
tet, gemässigt und die Wiesen im Sommer frisch erhalten. Im Win-
ter bildet sich aus gleichem Grunde eine starke Schneedecke: durch
den porösen Lavaboden wird bei ihrem Schmelzen eine grosse Reihe
wasserreicher Quellen gespeist, die sogenannten Karasu- Gewässer,
die theils dem Araxes zuströmen, theils im Niveau von 5500' sich zu
dem grossen Goktschaisee vereinigen, der in der trocknen Jahreszeit
wiederum auf das Klima seiner Umgebungen und besonders der
Araxes -Ebene sehr günstig einwirkt. Was diese letztere ohne jene
vulkanischen Hochflächen im Innern des Gebirgs, ohne jenen Wasser-
reichthum sein würde, lässt sich aus dem wüsten Steppencharakter
derjenigen Strecken entnehmen, die von ihrem Einfluss ausgeschlos-
sen sind.
Die Linie des ewigen Schnees erreicht der untere Kaukasus kaum-,
demnacii würde hier die Schneegrenze gegen 2000' höher liegen, als
am obern Kaukasus. Der Getraidebau ist vom Plateau ausgeschlos-
sen: am Nordabhang des Alagez fand A. die obersten Aecker im Ni-
veau von 6340'; an der Südseite bestand der Weinbau ehemals bis
4250', jetzt nur noch bis 2460'.
Zu den wichtigsten Erscheinungen gehört der treffliche
Bericht von Seh renk über seine im Jahre 1840 unternom-
mene, früher (Jahresb. J. 1841 S. 422) erwähnte Reise zum
Alatau in der Soongarei (v. Baer und Gr. Ilelmersen Beiträge
zur Kenntniss des russischen Reichs. Bd. 7. S. 273 — 341.
Petersburg, 1845).
438 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
Die von Schrenk untersuchte Gegend gehört nicht, wie nach un-
richtigen Kartenangaben gesagt wurde, zur chinesischen Provinz Jli,
sondern begreift den südlichsten Theil der russischen Soongarei mit
den Strom gebieten dergrossen Landseeen Balchasch und Alakul, wel-
cher durch die Kette des Alatau von Jli getrennt wird (44" — 46" N.
Br.) Nach von Humboldt's Karte von Centralasien ist der Alatau ein
grosses, jedoch isolirtes Gebirge des Steppenlandes, vom benachbar-
ten System des Thian- Schau durch den Fluss Jli abgesondert und
rings von Flachland umschlossen, worin nördlich zunächst der Alakul
und westlich der Balchasch sich ausbreiten. Dies stimmt mit S.'s
Angaben überein, nach denen die Hauptkette von WSW, nach ONO.
verläuft, ähnlich wie die Systeme des Altai, Tabargatai (W— O.)
und Thian-Schan.
Der Alatau, auch Kukatau genannt, erreicht ein Niveau von
12000 bis 13000 Fuss und trägt auf seinen Kuppen grosse Massen
ewigen Schnees. Einzelne Schneefelder finden sich schon bei 9550',
aber die eigentliche Schneelinie wurde erst im Niveau von 10700' er-
reicht: sie liegt demnach 500' höher, als am Kaukasus (43" N. Br. ),
was aus der höhern Sommerwärrae, der höhern Entwickelung des
Continentalklima's zu erklären ist. An warmen Sommertagen, be-
merkt der Reisende, wird der Sand am Ufer des Balchasch so heiss,
dass man nicht mit entblössten Füssen darauf gehen und kein Stück
Metall, das hier gelegen, in der Hand halten kann (S. 283).
Die obere Grenze des hochstämmigen Nadelwalds liegt nach dem
mittlem Ergelniss von zwei Messungen in der Höhe von 7550', also
2000' höher, als in den Alpen und am Kaukasus. Auch hierin er-
blicke ich zum Theil eine Wirkung der hoch gesteigerten Sommer-
wärme: andererseits wird aber auch die Feuchtigkeit des Gebirgs,
wie auf den Rocky Mountains, in Anschlag zu bringen sein.
Der Charakter der Steppen, welche den Alatau umgeben, stimmt
mit denen des Aral-Sees überein: ihr Niveau beträgt da, wo die
ersten Vorberge sich erheben, 1620'. Der See Balchasch ist von
unfruchtbaren Sandflächen umgeben, auf denen nur spärlich die Step-
penpflanzen grünen: einst fand sich als grosse Merkwürdigkeit ein
einzelnes Saxaul-Bäumchen (Anabasis Animadendron vergl. Jahresb.
f. 1843. S.408) von 12' Höhe und 7" Durchmesser, auf dessen Gipfel
ein Adler horstete. Unmittelbar am See, dessen Wasser zwar bitter,
aber trinkbar ist, findet sich ein hoher Schilfgürtel ,^ worin wilde
Eber und unzählige Wasservögel hausen. Ostwärts setzt sich die
ebene Steppe zwischen dem Tabargatai und Alatau am Alakul vor-
über ohne Unterbrechung nach China zu unbekannten Fernen fort:
jenseits der chinesischen Grenzstadt Tugutschak, die der Reisende
fast erreichte, sah er die Ebene in dieser Richtung weithin sich aus-
dehnen, wodurch v. Humboldt's Meinung bestätigt wird, dass die
Provinz Thian-Schan-Petu tief gelegen sei und nicht zum System der
Hochebenen Centralasiens gehöre.
Pllanzengeographic während des Jahres 18-iü. 439
Die Alvitau-Kette ist eine ungeheure, von Granit gehobene Thon-
schiefermasse, aus mehrern parallelen Berg7Äigen und eingeschalteten
Thahveitungen zusammengesetzt. Die höchste oder südliche Kette
wird nord- und west-wärts vorzüglich durch zwei Reihen von Vor-
bergen, den Karatau und Dsrhill-Karagai, von der Steppe abgeson-
dert. Zuerst überstieg S. den Karatau auf einem Passe von 3120':
dieser Höhenzug steht noch unter dem Einflüsse der Steppe und ist
nackt und pflanzenarm, doch wächst in seinen Schluchten der „wun-
derbare" Astragalus Sieversianus Fall., zur Gruppe des A. christianus
gehörig und hier eine Höhe von viertehalb Fuss erreichend. Die
jenseitigen Thäler, 2000' hoch gelegen, werden schon wasserreicher
und erzeugen grüne, blumenreiche Wiesen, zum Theil mit hochwüch-
sigen Kräutern und verschiedenen Sträuchern. Die folgenden Berg-
reiheu erheben sich allmälig höher, die nächste zu 7000', und sie
umschliessen mehrere, gegen die Winterstürme geschützte Thalebcnen,
die bereits um das Doppelte höher liegen, als die Steppe. In dieser
Gegend beginnen die Tannenwälder, welche das höhere Gebirge be-
kleiden, gebildet aus einer Tanne mit hängenden Zapfen, wahrschein-
lich Pinus obovata Led.*) Ostwärts erreichte der Reisende eine hoch
gelegene Ebene (5500'), zu welcher das vor der Hauptkette einge-
schnittene Längsthal sich erweiterte: hier wechselten freundliche
Hügel mit lieblichen Gründen, Wiesen mit klaren Bächen breiteten
sich nach allen Seiten aus, „überall grünender Rasen, wohlriechende
Blumen und dichtbelaubtes Gebüsch" von Loniceren, Rosen, Berbe-
ritzen und Weissdorn, umrankt von Atragenen (Lonicera tatarica,
hispida und Xylosteum, Berberis heteropoda, Crataegus sanguinea,
Cotoneaster, Atragene alpina).
Die beiden höchsten, im Gebirge erstiegenen Höhenpunkte sind
der 8920' hohe Dschill-Karagay und einer der Gipfel des Alatau selbst,
der zu 12200' geschätzt und an welchem das barometrisch gemessene
Niveau von 11735' erreicht wurde. Am Dschill-Karagay, der von der
Hauptkette nur durch ein tiefes Gebirgsthal getrennt ist, wächst die
Tanne allgemein auf den Abhängen bis zu 7400' so schön, dass sie
als Bauholz gebraucht werden könnte: höher hinauf ist sie zu
Krummholz verkrüppelt und hört bei 7820' völlig auf. Von sonstigen
Holzgewächsen scheinen nur wenige Arten einzeln vorzukommen: als
Unterholz Sorbus aucuparia und Lonicera hispida bis 7500'; Juniperus
nana bis zum Krummholz ansteigend, während J. Sabina unter den
Schneekuppen zuletzt bei 8050' angetroffen ward. Die unbewaldeten
Abhänge waren innerhalb der Waldregion mit dichtem Grün und sub-
alpinen Stauden reich geschmückt, so wie jenseits der Baumgrenze
ein zusammenhängender, alpiner Rasen auf den flach gewölbten Kup-
*) Bei Pinus Schrenkiana (Jahresb. f. 1842. 8.399), die der Rei-
sende im folgenden Jahre entdeckte, werden die Zapfen als aufrecht
beschrieben.
440 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
j)cn sich ausbreitet. Die mitgetheilten Verzeichnisse thnn die Analogie
mit der Flora der westlichen Altai dar. — Der Alatau wurde gegen
Ende Junius bestiegen. Dessen Abhänge bedeckt ein dichtverzweigter,
dunkler Tannenwald überall, wo der Baum nur Wurzel fassen kann.
Die Nähe der Steppe kann auf diesem frei in die Schneeregion ragen-
den, isolirten Gebirgszuge die Baumvegetation so wenig beschränken,
wie an den Rocky Mountains. Hin und wieder erscheint Laubholz
im Nadelwalde: Birken, Populus laurifolia, Salices, Sorbus, Prunus
Padus und Lonicera; am Boden Rubus idaeus und Juniperus Sabina.
Hier wurde die Baumgrenze im Niveau von 7700' gemessen; Sorbus
reichte bis 7500', Juniperus nana bis 8000', der letzte Strauch von
J. Sabina fand sich bei 8600'. In der Nahe des ewigen Schnees tra-
ten die Alpenpflanzen zurück und es blieben fast nur Lichenen und
Moose übrig: indessen besassen doch die entblössten Felsen der
Schneeregion selbst noch Primula nivalis, Rhodiola gelida und die
,, sonderbare Bryomorpha rupifraga Karel." (eine Alsinee, die von
FenzI (Ledeb. ross. 1. p. 780) zu Arenaria gezogen wird).
Ganz abweichend erscheint der Vegetationscharakter des grössten-
theils aus Porphyr gebildeten Tarbagatai , da wo sich dieses Gebirge,
durch Vorberge unbeschützt, nordöstlich vom Alakul, plötzlich aus
der Steppe bei der Stadt Tugutshak erhebt. Der Tasstau, der
höchste, 9700' hohe Gipfel wurde bestiegen. Hier herrschen allge-
mein steile, grüne Abhänge mit nackten Felsgruppen: ein Waldgürtel
scheint sich nirgends ausgebildet zu haben. Aber in den Umgebun-
gen wird Ackerbau betrieben, Weizen und Hirse kommen fort. Und
wie hier hart an der chinesischen Westgrenze der Anbau der Cerea-
lien am weitesten nach W^esten in die Kirgisensteppe vorgedrungen
ist, so verdanken wir v. Baer die Nachricht, dass auch im Nord-
osten des asiatischen Russlands der Ackerbau mit zunehmender Ver-
scheuchung der Pelzthiere weitere Fortschritte macht und bereits in
dem rauhesten Klima bei Jakutsk und in dem ganzen dieser Stadt
zugetheilten Kreise Wurzel geschlagen hat (Beiträge zur Kenntniss
des russ. Reichs. Bd. 7. S. 41 u. f.).
Turczaninow hat seine Flora der Baikalgegendeii (s.
Jahresb. f. 1842 ii. f.) fortgesetzt (Bullet. Moscoii 1846. 2.
p. 435 — 210); diese Arbeit begreift den ersten Theil der
Synanthereen (65 sp.).
Von Zuccarini's Uebersicht der japanischen Flora, welche
im Jahresb. f. 1844 (S. 368) erwähnt worden ist, erschien
später eine aiisgeführtere Bearbeitung, worin zugleich eine
Anzahl neuer Arten und Gattungen beschrieben wird (Florae
japonicae faniiliae naturales, adjectis generum et specierum
exemplis selectis. Sectio I. Dicotyledoneae in: Abhandlungen
der bairischen Akademie. Math.-phys. Kl. Bd. 4. Fase. 2.
Pflanzengeographie wahrend des Jahres 1846. 441
|). 109 — 204 mit 2 tab. Fase. 3. p. 123 — 240 mit 3 tab.
1845 — 46). Die neuen Gattungen werden im systematischen
Bericht aufgeführt werden.
Steudel hat einige Glumaceen aus Japan nacli der
Göring'schen Sammlung beschrieben ( Regensb. Flora 1846*.
S. 17—23).
II o f fm eiste r, der im Kriege gegen die Sikhs gebliebene
Arzt des Pr. Waldemar von Preussen, berichtete an A. v.
Humboldt über die geographische V^erbreitung der Coniferen
am Himalayah (Bot. Zeit. 1846. S. 177—185 und H.'s Briefe
aus Indien. Braunschweig, 1847. 8.).
Die Untersuchungen des Reisenden beziehen sich auf die Ge-
biete der Obern Ganges-Zuflüsse und des Sutledsch. Uebersicht der
Ergebnisse:
1. Pinus Pindron Rl. (Sect. Abies). Kulu- Silbertanne: beson-
ders in der Weinregion des Sutledsch. Wuchs pyramidal mit kurzen
Aesten, bis 200' hoch. Region 8000'-9500'.
2. P. Webbiana Wall. (Sect. Abies). Kuruz- Silbertanne. Sel-
tener vorkommend. Wuchs bis 80'. Region 6500'-10000'.
3. P. Khutrow Rl. (Sect. Abies). Roi-Tanne. Im Innern Hima-
layah. Wuchs der Roth -Tanne ähnlich, bis 150' hoch. Region
6500'-10000.
4. P. Deodara Roxb. (Sect. Cedrus). Deodar-Ceder. Im oberii
Gebiet des Sutledsch zwischen 31« 3' und 31° 50' N. ßr. Wuchs bis
150' bei 36' Stammperipherie. Region 8000'-11000'. .
5. P. excelsa Wall. (Sect. Strobus). Kuel- Fichte. Weniger
allgemein verbreitet. Wuchs kaum 40—50', mit hängenden, dünnen
Zweigen, daher Weeping-fir genannt. Region 7000'— 10600'.
6. P. longifolia Roxb. (Sect. Taeda). Tschil-Kiefer. Am weite-
sten im ganzen Himalayah verbreitet. Wuchs 50-80' hoch: (die
Nadeln sind über einen Fuss lang und grasgrün). Kegion 5000'—
8000'.
7. P. Gerardiana Wall. (Sect. Taeda). Neoza-Kiefer. Auf das
Sutledsch-Thal zwischen 31" 15' und 31 ^ 45'^N. Br. beschränkt. Wuchs
nie ganz gerade, bis zu 50' hoch. Region 5800'— 9400'.
8. Juniperus squamata Don. (Sect. Sabina). Im obern Theil
des Sutledsch-Gebiets. Niederliegender Strauch (wohl Krummholz).
Region 9000'.-11500'.
9. J. excelsa MB. (Sect. Sabina). Am tübetanischen Sutledsch
(31" 30'-32''), in dessen Thal diese Art weiter hinaufgeht, als irgend
ein anderer Baum. Wuchs bis 40' hoch. Region 8000'-12000'.
10. Cupressus torulosa Don. Durch die ganze Breite des Hima-
layah zerstreut. Wuchs bis 40' hoch. Kegion 550O'-8500'.
442 Grisobach: Bericht über die Leistungen in der
11. Taxus baccata L.? Hin und wieder vorkommend. Kegion
5000'-8000'.
Royle schilderte die Formation der Wasserpflanzen in
den Seen der nordisclien Ebene (General Observations on the
Geographical Distribution of the F^lora of India, with remarks
on the Vegetation of its lakes in: Report of the 16*^^- meeting
of the British association held at Southampton in 1846. No-
tices p. 74 — 76). Die deutsche Uebersetzung dieser Mitthei-
lung (Regensb. Flora 1846. S. 73 u. f.) enthält einige wesent-
liche Fehler.
Nach einigen allgemeinen Betrachtungen über die indische Flora,
welche nur Bekanntes enthalten, geht R. zu dem besondern Gegen-
stande seines Vortrags über. Die Wasserpflanzen bilden in den Seen
Indiens eine so dicke und feste Lage, dass sie Schaaren von kleinern
Sumpfvögehi tragen können. In anderen Gegenden, welche R. nicht
besucht hat, sah Hamilton sogar auf diese Weise schwimmende In-
seln sich bilden, worauf Vieh weiden konnte und Bäume gewachsen
waren: Alles nur aus phanerogamischen Wasserpflanzen hervorgegan-
gen. Zahllose Stengel, Blätter und Blüthenstiele der verschiedensten
Gewächse sind unter einander dicht verwoben, die jüngeren Organe
drängen sich zur Luft und zum Lichte empor, die älteren werden
abwärts getaucht, wo ihr Parenchym verwest. Neben europäischen
Formen finden sich hier namentlich: Aeschinomene aspera, Trapa
bispinosa und bicornis, Utricularia stellaris, Herpestes Monniera,
Convolvulus edulis , die sonderbare Labiale Dysophylla verticillata
Benth., mehrere Polj^gona und Marsilea quadrifolia. Die meisten der-
selben haben wenig oder gar keine Wurzeln, aber lange, dünne, sehr
cellulöse Stengel mit schwacher Rindenentwickelung. — R. vergleicht
diese Formation mit denen, die einst der indischen Kohlenbildung
gedient haben*, aber Kohle ist doch wohl wesentlich aus Holzgewäch-
sen entstanden. So fand er selbst auch in der indischen Steinkohle
vorzüglich Ueberreste von Farnen, die jetzt in dem trockenen Klima
Indiens selten vorkommen. Hieran schliessen sich Speculationen, ob
nicht in früheren geologischen Epochen bei höherer und über alle
Breiten gleichmässig verbreiteter, innerer Erdwärme die heisse Zone
noch ohne Passatwinde und daher die Familie der Farne allgemeiner
verbreitet gewesen sein möge.
Einen bedeutenden Beitrag zur Systematik der indischen
Flora publicirte Edgeworth, indem er die neuen Arten
(145 sp.) seines etwa 2000 sp. enthaltenden, von ihm selbst
gesammelten Herbariums beschrieb (Transactions of Linnean
Society. Vol. 20. p. 23—91. mit 1 tab. ). Die neuen Formen
wurden grösstentheils am Ilimalayah entdeckt.
Pflanzeiigeographic während dos Jahres 1846. 443
Ein Theil der Sammlung wurde noch nicht bearbeitet, sondern
den Monographen der betreffenden Familien übergeben: dieselben
kommen entweder in den letzten Theilen von de Candolle's Prodro-
nius vor oder werden anderweitig beschrieben, namentlich die Legu-
minosen von Bentham, die Gramineen von Ruprecht und C. A. Meyer.
Zu den ausgezeichneteren Entdeckungen gehören: Clematis barbel-
lata mit nach Innen aufspringenden, behaarten Antheren; Inula nitida
mit weissem Strahl; eine Commelynee mit schlingendem Stengel;
ferner Arten der bisher amerikanischen Gattungen Adenocaulon und
Oxybaphus. — üebersicht der Familien, zn welchen E.'s neue For-
men gehören: Ranunculaceen (13), Berberis (1), Nymphaeaceen (2),
Corydalis(3), Cruciferen (6), Polygala (1), Caryophylleen (4), Mal-
vaceen (2), Ampelideen (2), Balsamineen (11), Geranium(l), Xantho-
xylon (1), Ochna (1), Rhamneen (3), Rosaceen (5), Combretaceen (1),
Crassulaceen (10), Saxifraga (1), Umbelliferen (13), Loranthus (3),
Lonicera (2), Rubiaceen (3), Morina(l), Synanthereen (33), Campa-
nulaceen (3), Jasminum (1), Lysimachia (2), Gentianeen (7), Cus-
cuteen(2), Oxybaphus (1) vom Himalayah , Stellera (1), Thesium (1),
Uropetalum (1), Commelyneen (3).
Stocks übersandte einige Notizen über den botanischen
Charakter von Scinde im Delta des Indus (Ann. nat. bist. 17.
p. 419—420)
An der Küste bei Kuradschi ist das Mangrove-Gebüsch nur 2 Fuss
(!) hoch und doch haben die Rhizophoren den Wuchs eines Baumes
in verjüngtem Maassstabe (Rhizoph. candelaria). Das Ufer ist nie-
drig und wüst, den Sand hält Ipomoea pes caprae zusammen. Die
Wüste umher besitzt eine succulente Vegetation von Euphorbia nerei-
folia. Am Indus erstrecken sich Jungles von Tamarix (T. dioeca u.
gallica) und Salvadora persica, nebst niedrigon Gebüschen von Mimo-
sen und Acacien, so wie Flächen mit Alhagi maurorum.
Von Dozy's und Molkenboer's Knpferwork über die
Laubmoose des indischen Archipels (Jahresb. f. 1844) erschien
das zweite Heft (Lugd. Batav. 1846).
Wichtige Schriften über den Vegetationscliarakter von
Sumatra verdanken wir Korthals und Junghuhn (Blik op
de natuurlijke Gesteldheid en Vegetatie van een Gedeelte van
Sumatra door Korthals in: Nederiandsch Kruidkundig Archief
D.I. p. 58 — 83, franz. Uebersetzung im Moniteur des Indes.
Vol. 1. p. 205— 212. — Die ßattaländer auf Sumatra. Von
Junghulin. Bd. 1. Chorograpbie. (Berlin, 1845. 300 S. 8.)
Korthals giebt eine treffliche Darstellung der Pflanzenformationen
von der Westküste Sumatra's und ihren Gebirgsregionen, die sich
durch Anschaulichkeit und genaue Naturbeobachtung auszeichnet.
Junghuhn hat zwar eine ausgedehntere Kenntniss des Landes und
444 G ribcbach: Bericht über die Leistungen in vie schon in seiner Schilderung von Java hervortrat, an über-
sichtlicher Auffassung, an dem Talent, das allgemein Charakteristische
von topographischen Einzelnheiten abzuschneiden. Es wird daher
passend sein, in dem folgenden üeberblick Korthals' Darstellung zu
Grunde zu legen und derselben die Ergänzungen, vselche sich aus
Junghuhn's Bericht ergeben, unter jedesmaliger Hinweisung auf sein
Buch einzuschalten.
Sumatra gehört mit Java zu dem äussern vulkanischen Ringe des
indischen Archipels, der sich über die kleinen Sunda- Inseln, die
Molukken und Philippinen fortsetzt und die Granitformationen von
Malakka, Borneo und Celebes umschliesst (Jukes Voyage of Sh. Fly.
2. p. 224). Sumatra's Gebirgskette, aus welcher die Vulkankegel sich
zu dreifacher Höhe oder bis über 12000' erheben, erstrekt sich in
der ganzen Länge der Insel hart der Südwestküste entlang und dacht
sich durch Seitenketten und Hochlande ungefähr bis zur Mitte ihres
Querdurchmessers ab. Die nordöstlich von den Gebirgen gelegene
Hälfte bildet eine wenig aus dem Meere hervorragende, sumpfreicho
Alluvial-Ebene, die besonders im Süden unabsehbar sich ausbreitet.
Zahlreiche Flüsse, welche an der Nordostküste münden, sind die
einzigen Verbindungsadern in diesen unwegsamen Niederungen bis zu
den inneren Berglandschaften. Die östliche Hälfte der Insel ist daher
einförmig, die Westküste, die nur wilde Gebirgsgewässer besitzt,
wechselt mit steilen Felsabhängen, morastigen Vorlandsbildungen und
Korallenbänken. Unter ihr beginnen jene dichten, unermesslichen Ur-
wälder, von denen überall der westliche, wie der innere, gebirgige
Theil Sumatra's bedeckt ist, ausser wo die Cultur sie stellenweise
gelichtet oder in Folge früherer Cultur Alang-Gräser oder Gesträuche
sich, wie nackter Inseln im Meer der Bäume, des Bodens bemäch-
tigt haben.
In ihrem allgemeinen Typus stimmen Sumatra's Wälder mit denen
von Java überein. Diese Aehnlichkeit finde ich besonders darin be-
gründet, dass die weit verbreiteten Eichenwälder mit einer Fülle
tropischen Pflanzenlebens ausgestattet sind, dass über der Eichen-
region Podecarpus- Arten folgen, die in Gesellschaft von charakteri-
stischen Ternstroemiaceenbäumen den obern Waldgürtel bilden, und
dass im Verhältniss zum indischen Continent in niedrigem Niveau die
Bäume den subalpinen Gesträuchen von Ericeen (Thibaudia) und hol-
zigen Gnaphalien Platz machen, von welchen letztern K. schon bei
9000' den Lavadoden fast ausschliesslich bedeckt sah. Aber je natür-
licher solche Analogieen erscheinen, die der geographischen Lage
Sumatra's gemäss sind, um so auffallender ist ein Gegensatz beider
Inseln in anderen Verhältnissen, den ich zunächst hervorhebe und zu
erklären versuchen will. Wenn Sumatra viele endemische Pflanzen-
formen vor Java voraus hat, wenn die Gruppirung der Waldbäume
abweicht, wenn hier die Rosamala-WälderWestjava's fehlen, dagegen
Pflanzengeographie wahrend des Jahres 184(). 445
die Eichen eine stetige Verbindung mit riesigen Kanipherbäumen ein-
gehen: so sind dies Erscheinungen, wie sie der schöpferische Reicli-
thum der troj)ischcn Natur nicht anders erwarten Hess, wenn auch
ihre Ursache verborgen bleibt. Allein anders verhält es sich mit
einer allgemeineren Thatsache, in welcher Junghuhn mit Recht die
wichtigste Eigenthümlichkeit Sumatra's erkennt: dies ist die gegen
Java veränderte Lage der Waldregionen und der Höhengren-
zen ihrer typischen Bestandtheile. Dafür muss es ohne Zweifel eine
klimatische Bedingung geben. Die Eichen, welche in Java haupt-
sächlich zwischen 3000' und 5000' auftreten, bilden nach Korthals
in den Wäldern von Sumatra einen Gürtel, der sich von 500' bis zu
COOO' erstreckt. Junghuhn fand sogar in der Gegend der Tappanuli-
Bai (2" N. Br. ) zwischen Lumut und Tapollong Quercus pruinosa
Bl., dieselbe*) Art, die in Java nie unter 3000' vorkommt, in einem
Niveau von kaum 100' über dem Meere, vermischt mit Campher-
bäumen, Carssien und Acacien in demselben Walde, durchweichen
die Taue der Palmlianen hinziehen und wo Kubus zwischen Scita-
mineeu das Unterholz bildet. Ebenso bedeckten anderwärts die
Eichenwälder mit Castanien und Dipterocarpeen einen 450' hohen
Bergrücken (1. S. 99). — Die Casuarinen, die im westlichen Java
fehlen, bilden ausgedehnte Strandwaldungen an der Westküste von
Sumatra und diese Küsten-Casuarine soll nach de Vriese dieselbe C.
equisetifolia Forst, sein, welche die Gebirge Ostjava's erst über dem
Niveau von 4000' bedeckt; die Gebirge derBattaländer haben eine zw^eite
Art, C. sumatrana, zwischen 2700' und 4000' (J. 1. S. 229). — Die
Coniferen (Podocarpus) beginnen in Java bei 5000': von den so ab-
weichend gebildeten Nadelhölzern, welche J. in den Battaländern be-
obachtete, wuchs Dacrydium elatum bei 3000', Pinus Merkusii im
Niveau vou 3000' bis 4500'. — Endlich wachsen auf dem Gipfel des
höchsten Berges der Battaländer, der nur 5800' misst, bereits Thi-
baudien (Th. vulgaris J.) nebst einem Ranunculus und auf von Moos-
polstern subalpin bekleidetem Boden (1. S. 112): ja später sah J. diese
Ericeen- Gesträuche bei Saligundi local schon im Niveau von 3340'
(S. 181). Solche Formen steigen in Java nur in Folge der durch
den Lavaboden bedingten Depression der Baumgrenze bis 7000' herab
(Jahresb. J. 1844. S.382) und so hoch sind hier nicht einmal die
Berge selbst.
Es ist demnach eine allgemeine Thatsache, dass gleiche Pflanzen-
formen und wahrscheinlich zum Theil auch dieselben Arten auf Su-
matra in ungleich tieferem Niveau vorkommen, als in Java, und dass
dies gerade diejenigen Gewächse sind, auf denen der Typus der Re-
*) Doch ist zu bemerken, dass J. nicht selten in systematischen
Einzelnheiten irrt. So glaubte er auch in Sumatra Quercus turbinata
Bl. wiederzufinden, allein seine Eiche wurde von Hasskarl als neu
erkannt und Q. Junghuhnii genannt.
/
446 Grisobach: Boricht über die Leistungen in der
gionen beruht. J. meint, es liege die Wolkenregion auf Sumatra
tiefer, als auf Java: allein liiebei wäre zu erklären, ^veshalb dies
der Fall sei und wie die Feuchtigkeit auf die Verschiebung der Re-
gionen einwirken könne. Die in vertikaler Richtung stufenweise ein-
tretende Veränderung der Pflanzenformen kann nur als eine Wirkung
der in demselben Sinne allmälig verminderten Wärme betrachtet wer-
den, aber indirect kann eine Wolken- und Nebel -Hülle dadurch auf
die Vertheilung der Pflanzen im Gebirge einwirken, dass sie ihre
Erwärmung durch die Sonnenstrahlen schwächt und verhindert. In
Beziehung auf Wolkenbildung unterscheidet sich der nördlich vom
Aequator gelegene Theil Sumatra's nun in der That von Java sehr
wesentlich. Derselbe liegt im Bereich der regelmässigen Nordost-
und Südwest-Monsune, und da die Gebirgsaxe der Insel, wie wir oben
sahen, mit diesen entweder vom chinesischen oder vom indischen
Meere herwehenden dampfreichen Luftströmungen einen rechten
Winkel bildet und sie daher mit ihren breiten Flanken vollständig
aufhängt, so müssen sich hier unaufhörliche Nebel und Niederschläge
bilden, welche die Temperatur des Bodens hinabdrücken. Java hin-
gegen nebst der Südhälfte von Sumatra stehen unter dem Einfluss
der minder regelmässigen Südost- und Nordwest -Monsune, die sich
nicht an ihren Gebirgen brechen, sondern ihrer Axe entlang wehen.
Die Wolkenhülle wird daher an den javanischen Gebirgen minder
dicht sein, als im nördlichen Sumatra, weil sie den Seewinden min-
der ausgesetzt sind und nicht so viel Wasserdampf aus ihnen nieder-
schlagen können. Die Beobachtungen von Junghuhn bezogen sich
aber eben auf den nördlichen Theil Sumatra's, und es wäre daher
zu wünschen, auch über die Pflanzengrenzen im Süden der Insel
Kunde zu erhalten, wo sie wahrscheinlich mit den javanischen mehr
übereinkommen werden. Hierbei ist auch in Erwägung zu ziehen,
dass die durch die stärkere Wolkenbildung bedingte Depression der
Wärme in Sumatra nur relativ beträchtlich sein kann, keineswegs
aber unter das Mass eines heissen Aequatorialklima's herabsinkt:
denn auch in Java können wir in der Eichenregion noch Mittelwärme
von 20" C. annehmen, so wie auch das isohyphile Vorkommen des
Pisangs, der Farnbäume und so vieler andrer Tropenformen beweisst,,
dass die Temperatursphäre der Amentaceen und Coniferen der Sunda-
Inseln eine ungleich höhere ist, als bei denjenigen Arten dieser Fa-
milien, welche die gemässigte Zone bewohnen. So giebt J. für die
Region von Pinus Merkusii (3000'— 4500') Mittclwärmen von 19» bis
21% 5 C. an: aber es bleibt zweifelhaft, wie diese Werthe gefunden
w^urden und ob es nicht vielmehr vereinzelte Thermometer -Messun«»
gen sind.
Mit den bis jetzt erörterten Erscheinungen darf eine andere
Thatsache nicht in gleiche Kategorie gestellt werden , die ihnen sehr
ähnlich ist, aber doch von ganz verschiedenen Ursachen abhängen
kann: die Ausbreitung der Baumvegetation im Gebirge überhaupt.
Pflanzengeographie ^vähren(l des Jalires 18iü. 447
Die Baumgrenze nämlich scheint im nördlichen Sumatra nicht
jene Depression zu erleiden, welche bei einzelnen Arten von Bäu-
men stattfindet. Die schon oben erwähnte Beobachtung von Korthals,
der erst in der Höhe von 9000' die Formation der Thibaudien ver-
schwinden sah, deutet an, dass die obere Baumgrenze in ähnliche
Niveaugrenzen eingeschlossen ist, wie in Java. Dort findet sie sich
regelmässig bei 7000' und steigt local am Fang- Gerango nach J. bis
9200'. Ich habe früher (Jahresb. f. 1844 S. 383) als auf eine schwierig
zu erklärende Thatsache darauf hingewiesen, dass am Himalayah in
einer Höhe von mehr als 10000' noch Hochwälder vorkommen und
dass sie in Java in einem tieferen Niveau verschwinden. Seitdem
sind mehrere analoge Erscheinungen bekannt geworden, aus denen
ich geschlossen habe, dass die Baumgrenze nicht minder durch
Trockenheit des Bodens als durch verminderte Wärme herabgedriickt
werden kann. Wo ein Baum nicht die Menge von Feuchtigkeit aus
dem Boden aufsaugen kann, die erforderlich ist, den enormen Ver-
dunstungsprocess seiner Laubmasse zu unterhalten, da muss der
Wald aufhören, üeber dem Niveau von 5000' nimmt in allen Breiten
der Dampfgehalt der Athmosphäre rasch ab. Daher sind Schnee-
felder erforderlich, um einen Wald in Höhen von mehr als 6-7000'
zu speisen. Der Himalayah hat den Vorzug, dass in der trockenen
Jahreszeit, wo die Vegetation der Ebenen ruht, die oberen Baum-
regionen um so reichlicher vom schmelzenden Schnee bewässert
werden. Daher steigt hier der Wald so hoch empor. Sumatra hat
dieselbe Gebirgsbildung, wie Java: auf beiden Inseln wird die Baum-
grenze durch die Trockenheit schneeloser Bergkegel herabgedrückt.
Die Configuration und absolute Hohe der Gebirge erklärt die anschei-
nend so regellose Vertheilung der Baumgrenzen in den verschiedenen
Breiten des wärmeren Erdgürtels.
I. Formationen an der Westküste.
1. Mangrovewälder, Eine seichte Abdachung der Küste
erzeugt sie. Den Schlammboden bis zur Fluthlinie bedeckend, tragen
dieselben wesentlich zu der an diesen Küsten stetig fortschreitenden
Landbildung bei, indem die angespülten Sandtheile während der Ebbe
von dem freistehenden Wurzeisytem der Rhizophoren zurückgehalten
werden. Dass die Keimung auf dem mütterlichen Stamm allen Man-
grovebäumen gemeinsam sei, erklärt K. teleologisch daraus, dass die
Samen auf dem weichen Schlamm sich nicht entwickeln und vom
Wasser fortgespült werden würden. Später nachdem sich die gitter-
ähnlichen Wurzelstützen gebildet, lösen sich die neuen Stämme von
den alten ab. So sehr auch die grossen, pyramidalen Kronen der
Bruguiera von den mit weissen Blumen überladenen Aegiceren ab-
weichen, so bilden doch die Stämme des Mangrovewalds ein ge-
schlossenes Laubdach, worin alle Bäume dieselbe Höhe erreichen.
(Diese beträgt nach J. 40—45'; die Stämme stehen dicht; der sumpfige
Boden ist für den Menschen unzugänglich: ein ewiger Schatten ruht
448 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
auf dem bräunlichen Wasserspiegel, der unter den Bäumen sich oft
meilenweit ausdehnt. J. 1. S. 92. )
2. Dünenvegetation. Innerhalb des Mangrove-Waldes kom-
men häufig sandige üferstrecken vor, deren feiner Sand durch krie-
chende Khizome mit laubreichen Stengeln zusammengehalten wird:
besonders durch Elymus, ferner durch eine sehr verbreitete, nie-
drige Polygonee (Chamissoa), durch Crotalarien und verschiedene
Lianen.
3. Casuarinenwald. Derselbe bedeckt den Küstensaura da,
wo mit dem Schlamm auch die Rhizophoren fehlen: ebenso gesellig,
wie diese, lassen die Casuarinen-Bäume ihre pyramidalen Kronen von
blattlosen Ruthen beweglich im Winde schweben. (Ihre luftig und
schlank emporstrebenden Wipfel sind mit dem Lärchenbaum ver-
gleichbar und sie ragen hoch über das gelblich grüne Laubdach des
nahen Mangrovewalds hervor. J. 1. S.94.) Wenig Nahrungsstoff be-
dürfend , lassen die Casuarinen mehreren andern Bäumen Raum zur
Entwickelung, namentlich einer schönblätterigen Guttifere (Calophyl-
lum) und dem grossblumigen Hibiscus tiliaceus.
4. Guttiferenwald. An anderen Orten werden diese Gutti-
feren häufiger, verdrängen die Casuarinen, gesellen sich mit anderen
Baumformen und gewähren nun am Strande das Bild des üppigen
Tropen-Mischwaldes, der aus der Verbindung mannigfaltiger Arten
seinen Charakter herleitet. Die secundären Baumformen des Gutti-
ferenwaldes, in der Lorbeer-Gestalt des Laubes übereinstimmend, ge-
hören besonders zu den Familien der Combretaceen (Terminalia),
Apocyneen (Cerbera) und Myrsineen (Ardisia). üebrige Bestand-
theile: Unterholz aus Leguminosen (Guilandina), Sapindaceen (Schmi-
delia), Euphorbiaceen (Glochidion), Acanthaceen (Barleria prioni-
tis); Lianen z. B. Leguminosen (Abrus), Dilleniaceen (Tetracera);
Kräuter z. B. Desmodium und Cassia herpetica, Spermacoce und
Hedyotis.
5. Vegetation der Sümpfe. Die morastigen Alluvialbildun-
gen, welche nur bei hoher Fluth durch austretende Seearme unter
Wasser gesetzt werden, sind mit einem Humin erzeugenden Rohr
(Arundo) und steifem Farnkraut (Acrostichum diversifolium J. S. 21)
bedeckt; dazwischen entwickeln sich hier und da grosse, weissblu-
raige Zwiebelgewächse (Crinum, Pancratium). (An anderen Orten
ist die Sumpfbekleidung vorzüglich von Cyperaceen nebst Restiaceen
gebildet). — Werden die Sümpfe nicht vom Meere aus, sondern durch
Bäche mit süssem Wasser gespeist, so entsteht ein Uferwald von
einer schönblumigen Myrtacee (Barringtonia), in deren Schatten viele
krautartige Gewächse erscheinen, namentlich: Onagrarien (Jussieua),
Scrophularineen (Herpestes, Limnophila), Acanthaceen (Hygrophila),
Aroideen; ferner verschiedene Wasserpflanzen (Sagittaria, Utricularia,
Chara). — Wird der Boden längs des Ufers trockener, so erschei-
nen Palmengehölze (Caryota, Areca renda, Nipa). Hier entwickeln
Pflanzengeographie während des Jahres 184(>. 449
sich auch häufig einzelne Bäume der Gebirgsregionen aus herabge-
r "r;a"sser"-,f """ 'T'''' "'^ "" """^ -^'«'-hen Sul
ort und dasselbe g,lt von anderen Gebirgspflanzen, z. B. von einer
oL wtfddi^k et: "™\"^""""^" Nopen,hes-Ar.. ,n solo ^n^
tJrer- Walddickichte is es schwer wegen der dornio-on P^in.!,-
zudringen, die sich überall ausbreitonVlee^ctS Di::l':::„p;
II. Gebirgsregionen der Westküste.
^. 0'— 500'. Region von Myrtus und Ficus Djpq •
nach K. die Hauptbestandtheile des unteren Waldgürtels." Die übri
gn Baume gehören besonders zu den Terebinthaceen, Sapindaceen
we^:T; "^^Pr""""' Dilleniaceen, Araliaceen, ArlocarTe n z«:
iiri GotutS '^^'^"- '^^"^"^"^" ""^ ''^'-'^^ <'-
ß. 50O'-6000'. Eichenregion. Eichen mit ungetheilten BIät
ern herrschen durch Menge der Arten und Individuen.^ Ihre charak
teristischen Begleiter sind die Dipterocarpeenbäume, die g^^^^^^^^^
als Lorbeer ahnliche Blätter besitzen, nördlich vom Aequator durch
den Campherbaum (Dryobalanops), südwärts durch Dipterocarpus
vertreten, ^le gehören zu den grössten und schönsten Baumgestalten
des indischen Archipels: „auf gigantischem, weissberindetem'Ttamm
ragen sie ihre weit ausgebreitete Krone mit zierlichem, aber bre^
tem, geripptem Laub"; die abgefallenen, Vanille duftenden Blüthen
bedecken den Boden des Waldes umher. (Der Campherbaum er
reicht die seltene Hohe von 200 Fuss und übertrifft hierin den Liqui-
dambar der Rosamala- Wälder Java's: ein gefällter Stamm von drei
Viertel jener Hohe mass an seinem Grunde 7| Fuss im Durchmesser
Der feste reine Campher wird in kleinen Massen i^n Innern der
Stamme gefunden, „in spaltenähnlichen Höhlungen": ein Stamm kann
davon .bis 1 Pfund enthalten, aber oft findet man audi a^einen
indem die regelmässige Secretion in unreiner, halbflüssiger Form zu
erfolgen scheint. J. 1. S.108.) "fm zu
Uebrige Bestandtheile des Eichenwalds nach K.: Bäume aus den
tamihen der Leguminosen, Sapindaceen, Meliaceen, Bombaceen
Guttiferen, Magnoliaceen, Rubiaceen (Nauclea); Unterholz von hoch'
ster Mannigfaltigkeit, namentlich Melastomaceen, Euphorbiaceen
Anonaceen, Rubiaceen, Myrsineen, Urticeen; Lianen in ihren ver'
schiedenen Wachsthumsformen, z. B. Legurhinosen (Bauhinia) Me'
iastomaceen, Ampelideen, Anonaceen (Ovaria), Äpocyneen; Epiphv-
tenz. B. Loranthaceen, Asclepiadeen (Hoya), Piperaceen, Orchideen
Aroideen (Pothos), Farnkräuter, Hymenophyllen, Jungermannien '
Die feuchten Thalschluchten des Gebirgs sind der vorzüglichste
Wohnort der Farne: hier bilden nicht selten die Farnbäume Gehölze
auf den Flussinseln. Aufwärts folgen sich der Reihe nach- Gymno
sphaera, Chnoophora, Cyathea, Cibotium (6000').
An den Felsen des Gebirgs bedeckt sich das verwitternde Ge
Stern zuerst mit Marchantien; ihnen folgen .später kleine Farne (Hy-
Arrhiv f. Nafuvgosch. MII. Jahrg. 2. Bd. p f
450 Giisebach. Bericht über die Leistungen in der
menophyllum und Trichomanes), zuletzt Kräuter und niedriges Ge-
sträuch, namentlich Melastomaceen (Phyllagathis, Sonnerila), Cyrtan-
draceen, Piperaccen (Peperoniia) und Aroideen (Aglaomena).
C. 6000'— 9000'. Region von Podooarpus und Thibaudia.
Den obersten Waldgürtel bildet ein Mischwald ohne herrschende
Baumformen: K. möchte ihn durch die Ternstroemiaceen charakterisi-
ren, M'eil mehrere Gattungen dieser Familie sehr verbreitet sind.
Allein da die Region auch Podocarpen erzeugt, wiewohl in geringerer
Häufigkeit, so wird es zur Vergleichung mit Java und anderen Floren
zweckmässiger sein, sie hiernach zu bezeichnen.
Der Wald besteht überhaupt aus Ternstroemiaceen (Cleyera, Gor-
donia, Schima, Eurya), Meliaceen, baumartigen Eupatorien, Lau-
rineen, Feigen, Eichen und Podocarpen.
Dann folgen, wie in Java, hohe Gebüsche von Ericeen (Thi-
baudia, Bongsoa) und von Myrica. — Endlich bewohnen die trocke-
nen Lavafelder gesellige, baumartige Gnaphalien nebst fragilen Glei-
chenien (9000'), auch einzelne alpine Formen von Ranunculus und
Viola auf Rasen von Poa.
in. Die Savane im Innern des nördlichen Sumatra (nach J.).
Es ist schon bemerkt, dass die Gebirgslandschaften der Batta's
(3000'— 5800') und ihre gegen 4000' hohen Hochflächen von ähnlichen
Urwäldern bedeckt sind, wie die Westküste. Nur die durch Cultur
einst gelichteten Blossen stellen mitten im Walde scharf umschlossene
Grasmatten dar, die sogenannten Alang -Felder, die wie in Java die
gesellige, gewöhnlich 3' hohe Imperata Koenigii, untermischt mit
einigen Verbenaceen und Melastomen, bekleidet (S. 107) und wo erst
spät der Wald sich zu verjüngen pflegt. Aber auf der anderen Seite
grenzt an das Hochland eine verschiedene, für den indischen Archipel
fremdartige Naturform. Am Ostgehänge der Bergketten und über-
haupt im höher gelegenen Theil des östlichen Flachlandes dehnt eine
weite Savane sich aus, wo nur selten ein Psidium-Strauch oder eine
Baumgruppe sichtbar ist, ein grosses Alang-Feld , eine nur durch die
Uferwaldungen der Flüsse unterbrochene Grasebene. Hier ist das
Alanggras (Imperata Koenigii) eine ursprüngliche Bildung, nicht wie
in den Waldregionen eine Folge der Cultur. Dasselbe bildet eine
3 bis 3| Fuss hohe, zusammenhängende, fast undurchdringliche Gra-
mineendecke, stellenweise mit dem höheren, 7 bis 10 Fuss hoch
emporschiessenden Glagagrase (Saccharum spontaneum L. nach Hass-
karl) wechselnd oder mit einigen anderen Griisern und einer kleinen
Pteris gemischt.
Junghuhn findet die Ursache dieser Savanenbildung in der Mi-
schung des Bodens, der aus weisslichem, harten Thon oder unfrucht-
barem Mergel bestehe. Diesen geringeren Humusgehalt, diese ver-
minderte Feuchtigkeit der Erdkrume halte ich vielmehr für Wirkung
als Ursache der Waldlosigkeit und möchte sie aus allgemeinen Be-
dingungen erklären. Ueberall finden wir unter den Tropen, in Süd-
Fflanzengeograpliie Nvährond des Jahres 1846. 45 1
amerika, in Indien, in Afrika Savanen da, nvo eine trockene Jahres-
zeit den Boden lange Zeit austrocknet, Urwiilder dort, -w-o derselbe
die Feuchtigkeit bewahrt, sei es in Folge von Niederschlägen oder
durch die Einwirkung der Flüsse und des Meers. Java hat mit der
Westküste und den Gebirgen Sumatra's gemein eine Vertheilung der
atmosphärischen Niederschläge über das ganze Jahr, indem beiderlei
Monsune den Wasserdampf vom Meere herbeiführen. Daher be-
sitzen diese Gegenden keine Savanen. .^unghuhn bemerkt selbst, dass
es hier, wie auf den meisten übrigen Inseln des indischen Archipels,
das ganze Jahr hindurch häufig regnet, ohne jene Extreme von Hitze
und Trockenheit, welche das Clima auf dem indischen Festlande
mehrere Monate lang unerträglich machen (Bd. 2. S. 187): in den Ge-
birgen von Batta seien alle Jahreszeiten gleich feucht, man nehme
keinen Einfluss der Moussons wahr, das Clima, unbeständiger, als
an der Nordseite von Java, hindere das Gedeihen der Fruchtbäume.
Nun ist aber die Lage der Savane von Sumatra eine völlig ver-
schiedene: dem nordöstlichen Fusse des Hochlandes muss der Mon-
sun, der in den Waldregionen des Gebirgs seine Feuchtigkeit entladet,
eine trockene Jahreszeit bringen. In der Ebene wiederholen sich
auch hier die klimatischen Erscheinungen des nördlichen Indiens: ein
halbjähriger Wechsel heiteren Himmels und atmosphärischer Nieder-
schläge, welche die Vegetation der Savane zur Entwickelung treiben-
Erst auf halbem Wege von dem Gebirge zur Küste der Strasse
von Malakka wird die Östliche Tiefebene Sumatra's wieder waldig,
weil hier der Boden wegen niedriger Lage Sümpfe zu erzeugen be-
ginnt, die bis an das Meer reichen: daher von hier aus schon die
Wälder von Khizophoren und Nipa beginnen, die wegen ihres Was-
sers ebenso unbewohnbar sind, wie die Savane „wegen ihrer Dürre
und Trockenheit" (Bd, 1. S. 155). — Am entgegengesetzten Rande der
Savane, mo sie an die Gebirgswälder grenzt, sah J. eine 15 bis
20 Fuss hohe Gesträuchformation, von einer haideähnlichen Baeckea
(B. ericoides Schlechtd.) gebildet, deren Endzweige herabhängend
im Winde schaukeln nnd die der Reisende irrig für eine Erica hielt»
wobei er bemerkt, die Gegend habe einen fast südafrikanischen Charak-
ter (L S. 157). Ebenso hielt er eine auf dem nördlichen Sandstein-
gebirge der Batta-Hochlande gefundene Conifere (Dacrydium elatum)
für ein baumartiges Lycopodium. (v. Schlechtendal in Bot. Zeit. f.
1846. S. 721 u. 753.)
Uebersicht der hauptsächlichsten Culturgewächse und vegetabili-
schen Producte Sumatra's. Die wichtigsten Cerealien sind Reis und
Mais, die bedeutendsten Ausfuhrproducte Pfeffer und Kaffee (K.)
Der Reis wird in sehr verschiedenen Spielarten sowohl auf bewäs-
sertem, als trockenem Boden gebaut. Die Vegetationszeit beträgt
5^—6 Monate, in ungünstigem Clima 7 Monate, bei einzelnen Spiel-
arten sogar nur 4 Monate. Auf den meisten Feldern wird mit Reis
und Mais gewechselt und häufig in demselben Jahr einmal die eine
Ff*
452 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
lind einmal die andere Frucht geerndtet. Der Ertrag des Reis ist
30—50 fältig, zuweilen 70— SOfältig. Beim Mais, der besonders im
Gebirge gebaut wird, dauert die Vegetationszeit 5-6 Monate: der
Ertrag ist 300 fältig, zuweilen noch grösser (J.). — Andere Nahrungs-
pflanzen: Bataten auf sandigem Boden, Dioscorea alata und triphylla,
Caladium esculentum, Kartoffeln erst seit einiger Zeit, Cucumis,
Cucurbita Citrullus, Dolichos. Gewürz- und Handels-Pflanzen: Piper
nigrum, P. Betel, Capsicum, Kaffee, Tabak, Campherbäume, Lauras
Cassia; Gossypium und Indigofera. Fruchtbäume: Musa und Carica
Papaya allgemein; seltener Cocos, Arenga saccharifera, Areca Ca-
techu, Citrus medica; im wilden Zustande Duris zibethinus, Psidium
pyriferum, Mangifera indica, Ficus. (J.)
De Vriese hat wiederum einige der von Junghuhn auf
Sumatra entdeckten Pflanzen bekannt gemacht (Bijdragen tot
de Kenniss der Flora van Sumatra in: Nederlandsch Kruid-
kundig Archief 1. p. 1— 19).
Die neuen Arten gehören zu den Gruppen der Farne (1), Lyco-
podiaceen (1), Araliaceen (3). Die übrigen hier aufgeführten Pflan-
zen (20) waren schon bekannt.
Moritzi hat ein systematisches Verzeichniss der von
Zollinger in den J. 1842 — 44 auf Java gesammelten Pflan-
zen herausgegeben (Solothurn, 1845 — 46). Neue Arten waren
von Zollinger schon während seiner Reise in Batavia pu-
blicirt (Natuur-et Geneeskundig Archief voor Neerlands Indie.
Jahrg. 1 — 3). Eine umfassende Darstellung dieser Forschun-
gen gab Hasskarl (Regensb. Flora 1847. S. 298 u. f.)
Uebersicht der neu aufgestellten Arten mit Ausschluss der als
zweifelhaft bezeichneten: etwa 20 Pilze, 1 Flechte, 11 Farne, 1 Lyco-
podium, 1 Artocarpus, 1 Polygonum, 1 Thymelee, 14 Synanthereen,
2Rubiaceen, 1 Oleinee, 2 Gentianeen, 2 Labiaten, 1 Convolvulacee,
2Solaneen, 4 Acanthaceen, 2 Gesneriaceen, 1 Primulacee, 1 Myrsinee,
1 Ericee, 1 Umbellifere, 2 Ampelideen, 3 Loranthaceen, 1 Dilleniacee,
1 Crucifere, 1 Caryophyllee, 1 Guttifere, 1 Meliacee, 5 Euphorbia-
ceen, 1 Xanthoxylee, 1 Geranium, 4 Melastomaceen, 1 Rosacee, 18 Le-
guminosen.
Bemerkungen über javanische Farne, besonders nach
Zollinger's Sammlungen, sind von Kunze publicirt worden
(Bot. Zeit. 1846. S. 417— 426. 441—447. 457—463. 473 —
478): 22 neue Arten werden beschrieben.
Beiträge zur botanischen Topographie von Java: Bleeker
zur Topographie Batavia's (Natuurk. Archief voor Neerlands
Indie 1844 und 1845: übersetzt im Moniteur des Indes
1847—48, extrahirt in Regensb. Flora 1847. S. 87— 91): mit
Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 453
Angaben über die Flora und Fauna von liatavia; ZoiJinger
Excursion nach dem Berge Salak (das. 1844); Korthals
botanische Bemerkungen über den mit dem Pang-Gerango ver-
bundenen BergGede (Nederi. Kruidkundig Archiefl. p. 117-
133): hier folgen die Eichen dem Rosamala- Walde er^t bei
5000'; derselbe über den Fundort des Dipterocarpus Baudii
(das. p 134—1.39).
Die Bemerkungen von Kort hals über das Delta von
Banjermassiiig auf Borneo sind grösstentheils geographischen
Inhalts (das. p. 20-45): die Wälder aus gemischten Baum-
formeii mit Rotang-Lianejj sind denen von Java und Sumatra
ähnlich.
Von Blanco's Flora der Philippinen (Manila, 1815) er-
schien nach dem Tode des Verfassers eine zweite, verbesserte
und vermehrte, jedoch ziemlich unbrauchbare Aufgabe (ver-l
Recens. in Bot. Zeit. 1847. S. 554).
HI. Afrika.
Von der botanischen Abtheilung des von der Expedition
französischer Gelehrten nach Algerien herausgegebenen Kupfer-
vverks sind uns die sechs ersten Lieferungen zugekonmien
(Exploration scientifique de l'Algerie pendant les annees 1840,
41, 42. Botanique par Bory de St. Vincent et Duricu
de Maisonneuve. Paris, 1846. Livr. 1-6. 240 pa- in -r
4. u. 36 tab.). ° •
Diese Lieferungen enthalten nur Zellenpflanzen. Die AWeu getreu
220 Arten, sind von Montagne vortrefflich bearbeitet; den iibrieen
Inhalt bilden 32 Diatomeen, 21 Collemaceen und dor Anfang der Li-
ebenen (37). Die Kupfer, von VaiUant gezeichnet, sind ausgezeichnet
und stets von mikroskopischen Analysen des Fruchtbaues"' begleitet
- Die merkwürdigste Entdeckung ist auf Taf. 34 dareestellt, jedoch
im Texte noch nicht erläutert: Duriaea hericophylla Bor. und Mont
Dieses Gewächs ist vom Ansehen eines Mnium, aber die Blätter sind
zu einer einzigen, breiten, schraubenförmig am Stengel in dessen
ganzer Länge mit etwa sechsmaliger Windung herablaufenden Mem-
bran zusammengeflossen; die Früchte scheinen Algenfrüchte zu sein
und treten in 2 Formen, ähnlich wie bei Chara, auf, die eine am
Stengel, die andere am obern Theil des Laubrandes, in gelbrother
Farbe.
V. Martins hat seine Ansichten über die pflanzengeogra-
l)hische Eintheilung des tropischen Afrikas dargestellt und
454 Crisebach. Bericht über die Leistungen in i!cr
zunächst die Flora von Guinea nach den Quellenschrit'ten aus-
führlich charakterisirt (besonderer Abdruck aus den Miinchener
gelehrten Anzeigen. 36 S.).
Dies ist eine Fortsetzung seiner im J. 1839 begonnenen Unter-
suchungen über die Verbreitung der Palmen in der alten Welt und
die Ergebnisse gelehrter Forschung über das Areal von 7 in Gumea
vorkommenden Palmen bilden einen beträchtlichen Theil der Abhand-
lung. Elaeis guineensis findet sich von 15« N. Br. bis 15» S.Br., nicht
selten in zusammenhängenden Wäldern, namentlich im Delta des Ni-
ger; Phoenix spinosa Tonn, wächst besonders nördlich vom Aequator
und verbreitet sich bis Senegambien; Borassus aethiopum, >velche
der Verf. von B. flabelliformis unterschieden hat, scheint weniger
allgemein vorzukommen: sie wächst in Senegambien, an der Gold-
und Sclavenküste und wahrscheinlich auch in Congo-, Raphia vini-
fera ist nur stellenweise häufig, besonders in Congo, doch auch in
Niederguinea angetroffen; die nubische Hyphaene thebaica ist ohne
Zweifel identisch mit einer Palme, welche Thonning bei Aguapim
an der Goldküste sah; die Cocospalme scheint erst spät angesiedelt
zu sein; die Form der Palmlianen repräsentirt in Westafrika Cala-
mus secundiflorus. — R. Brown's Untersuchungen über das ursprüng-
liche Vaterland der tropischen Kulturgewächse werden vom Verf.
wiederaufgenommen. Als afrikanisch betrachtet er folgende: Sorghum
vulgare und mehrere andere Arten dieser Gattung, Pennisetum ty-
phoideumDC., Colocasia antiquorum, Gossypium herbaceum, Voand-
zeia subterranea. Asiatischen Ursprungs scheinen: der Pisang, Dio-
scorea sativa, Reis, Zuckerrohr, Tamarindus indica, Citrus, die
Wassermelone und andere Cucurbitaceen, Cajanus edulis. Aus Ame-
rika stammen: Mais, Psidium pyriferum und pomiferum (Guajaven),
Capsicum, Tabak, Caladium esculentum und andere Aroideen, Anona
squamosa und reticulata, Carica Papaya, Manihot utilissima und
Aypi, die Bataten und wahrscheinlich auch Arachis hypogaea.
Das auf der unglücklichen Niger -Expedition von Th.
Vogel geführte Tagebuch ist in einer englischen Uebersetzung
publicirt worden (Lond. Journ. of Bot. 1846. p. 621— 644. —
1847. p. 79 — 106). Seine Sammlungen wurden erst später
bearbeitet.
Die Beobachtungen an der afrikanischen Westküste wurden m
den Monaten Juli bis September gemacht und bezichen sich auf
einige Punkte an der Pfeffer- und Goldküste, so wie auf das Niger-
delta. Bei Grand -Bassa an der Pfefferküste gab" die Oelpalme der
Gegend den Charakter. Sie bildet mit verschiedenen Ficus-Arten die
Hauptmasse des Waldes, dessen Unterholz aus dicht verwachsenen
Rubiaceen besteht, mit Lianen von Leguminosen, Cissus, Banisteria
und Gloriosa superba. Auf den oben am Stamm der Oelpalme stehen
bleibenden Ueberresten des Blattstiels siedeln mannigfaltige Epiphytcn
Pflanzengeographie ^^ähl•cn(I des Jahres 1^46. 455
sich an, die hier im Srhaüen des Laubdachs freudig vegetiren, z.B.
Farne, Pothos, Commelyna, kleine Rubiaceen und Leguminosen.
Die Flussufer bewohnen lMangrove^välder von Rhizophora und Avi
cennia, nebst Unterholz von Conocarpus und einer Leguminose (Dre-
panocarpus hamatus); in anderen Sümpfen herrscht Pandanus Cande-
labrum mit einer Anona. Das sandige Ufer des Meers bedeckt ein
niedriges, anderthalb Fuss hohes Leguminosengestrüpp (Stylosanthes)-
In den Hiigelgegenden an der Goldküste traf der Reisende Ge-
sträuch-Formationen und Savanen. Die Gesträuche -svaren manns-
hoch und bestanden bald aus Mimosen und anderen Leguminosen,
bald vorzüglich aus Rubiaceen, mit Convolvulaceen und andern Lia-
nen durchwoben. ~ Bei Accra liegt eine Savane von Gräsern und
Cyperaceen, worin mannigfaltige Leguminosen-Sträucher, so wie ein-
zelne Bäume nicht fehlen: unter den letzteren Bombax, Borassus
und Euphorbia drupifera, die auf dem Gipfel der nackten Zweige
ein Paar steife, spateiförmige Blätter trägt.
Auch das Nigerdelta hat einen ähnlichen Charakter, nur dass die
Ufer aus Mangrovewald bestehen. Mit den Rhizophoren sind auch
andere Bäume, wie Bombax und Elaeis, gemischt und diese alle ge-
wöhnlich bis zur Spitze mit Epiphyten behangen. Die Gesträuch-
Formation bestand hier aus Chrysobalanus Icaco und Ecastophyllum
Brownii, gemischt mit Melastomen, Rubiaceen und Scoparia. Selbst
hier gab es stellenweise Savanenbildungen, jedoch aus mannshohen
Glumaceen gebildet und von Lianen (z. B. Convolvulus, Cassytha)
dicht durchwoben. — Wo mit der Fluth die Mangrovewälder avifhören,
und dies ist schon w^enige Meilen von der See der Fall, da ist der
FIuss mit Gehölzen der Oelpalme eingefasst. Es ist ein niedriger
Wald, aus welchem diese 60' bis 80' hohen Palmen hoch emporragen:
die übrigen Bäume sind höchst mannigfaltig. Oft wird die Waldlinie
durch Rohrdickichte (Sorghum) vom Flusse abgesondert. Weiter
aufwärts folgen 1000' — 2000' hohe Bergketten dem flachen Delta.
Einer dieser Berge, derPatteh, nach dessen Besteigung der Reisende
zuerst ernstlich erkrankte, war mit Gesträuch bewachsen, woraus
wiederum einzelne Bäume hervorragten: hier namentlich Adansonia,
Spondias, eine Mimosee (Parkia) nebst der Rubiacee Sarcocephalus.
Zeyher hat über seine letzte Reise ins Kaffernland einen
Bericht gegeben, der, zwar noch unvollendet, nns von Uiten-
hage doch schon tief ins Innere bis 2S^ S. Br. führt nnd ans
dem von Drege dem Catalog der Z.'schen Samndnng beige-
fügten Standörterverzeichniss weiter vervollständigt werden
kann (Lond. Journ. of Bot. 1846. p. 109—134 und 313—344
und Drege in der Linnaea Bd. 19. S. 583 — 680).
Die Darstellungen von Bunburg und Krauss über den eigenthüm-
liehen Vegetationscharakter des östlichen Theils der Capkolonie fin^
den hier ihre allgemeine Bestätigung. Die Umgebungen von Uiten-
456 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
hage sind waldig, aber die Bäume, die zu zehn verschiedenen Fami-
lien gehören, werden selten hoher als 20 Fuss. Die höchsten Bäume
sind Schotia speciosa, Crocoxylon excelsum Eckl. (Celastrinee),
Ptaeroxylon utile Eckl. (Sapindacee), Pappea capensis Eckl. (Ery-
throxylee). Dornige Lianen machen diese Walddickichte fast unzu-
gänglich, in denen der afrikanische Büffel mit verschiedenen Anti-
lopen wohnt. Gut bewaldet ist namentlich der Ado , ein Höhenzug
unweit der Algoa-Bai, wo auch Podocarpus Thunbergii und Fagara
armata (Xanthoxylee) auftreten. Hier folgen über dem Walde Ge-
sträuchformationen und dies ist überhaupt an den Gehängen der Fall,
wo der feuchte Seewind nicht mehr einwirkt, der die Waldungen an
der Südküste des Caplandes erzeugt. So ist schon das nahe Rand-
gebirge der unteren Karro- Terrasse, wo der Fluss von Uitenhage,
der Zwartkops-Rivier, entspringt, grösstentheils mit Gesträuchdik-
kichten bedeckt und nur in den feuchteren Schluchten bewaldet. Jen-
seits dieser Bergkette beginnt sogleich der Steppencharakter, durch
fleischige Euphorbien, Mesembrianthemum , Stapelia, Aloe und Cras-
sulaceen ausgedrückt, mit denen zahlreiche Synanthereen, Herman-
nien und Pelargonien in Gemeinschaft wachsen.
Der Reisende zog von Grahamstown am grossen Fisch -Flusse
stromaufwärts nach Norden und gelangte auf diesem Wege auf die
obere Karro -Terrasse, auf die Hochebenen am oberen Gariep (4—
6000'). Noch ehe das Quellengebiet des Fischflusses erreicht wurde,
begannen die unermesslichen Gras-Savanen, die sich in diesem Theile
Afrika's bis zum Wendekreise, d,. h. so weit man überhaupt vorge-
drungen ist, in einförmigem Charakter ausdehnen (32^—24'* S. Br.).
Nur die Acacia capensis bildet hier und da Baunigruppen, die das
offene Weideland beschatten, so wie auch die Stromufer von Wei-
dengehölzen eingefasst werden. Diese Savanen sind eine Wirkung
des herrschenden Passatwindes, dessen Feuchtigkeit die vorliegenden
Randgebirge auffangen: hier wechselt regelmässiger als in der Cap-
kolonie eine trockene Jahreszeit mit Sommerregen und somit reichen
die Verhältnisse eines tropischen Klinia's im Innern des Continents
noch weiter nach Süden, als an der Küste von Natal.
In diesen Savanen bilden die Gramineen meistentheils den Haupt-
bestandtheil der Flora. Am Caledon, einem Zuflüsse des Gariep,
standen (30* S. Br.) die Gräser während der Regenzeit 3 bis 4 Fuss
hoch (Andropogon und Anthistiria); die häufigsten Kräuter waren
Hibiscus, Hermannia, Phaseolus, Dolichos. In der trockenen Jah-
reszeit ist die Vegetation der Savane vollständig unterbrochen. Das
Niveau scheint auf den Vegetationscharakter dieser ebenen und von
Bergketten geschützten Hochebenen nicht bedeutend einzuwirken.
Am höchsten, ungefähr 7000' hoch, liegen die Ebenen an der nord-
östlichen Wasserscheide des Gariep -Gebiets und hier (26"S. Br. ?)
kamen noch einige Proteaceen vor. — Der nördlichste Standort,
welcher in dem Verzeichnisse erwähnt wird , dessen Lage mir indes-
Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 457
sen nicht näher bekannt ist, heisst Machalisberg. Dort scheint der
Charaiiter des Landes zum ersten Male zu wechseln: denn es wird
angeführt, dass daselbst, im Niveau von 6 — 7000', tropische Wälder
von Leguminosen und Combretaceen mit der offenen Gras-Savane
wechseln. Es wird von hohem Interesse sein, hierüber nähere Nach-
weisungen von dem Reisenden zu erhalten.
Die Orchideen der Capflora hat Sonder nach den Sanmi-
lungen von Eckion und Zeyher bearbeitet (Linnaea 19. S. 71
bis 112). Dies sind 163 Arten, von denen ungefähr der vierte
Theil neu ist.
IV. Inseln des atlantischen Meers.
Da die Systematik der canarischen Flora in dem Werke
von Webb und Berthelot nunmehr, mit Ausnahme der Ci-
choraceen und Gräser, vollendet ist, so wird es zeitgemäss
sein , einen Ueberblick über den Reichthum der einzelnen F'a-
milien, so wie über das Verhältniss der endemischen Formen
dieses Archipels zu geben. (Vergl. Bericht f. 1840).
Die Gesammtzahl der Phanerogamen wird sich nicht weit über
900 Arten belaufen und von diesen ist ungefähr ein Drittel endemisch,
von diesem Drittel wiederum ein Zehntel nach Madera verbreitet.
Berücksichtigen wir hierbei, wie sehr unter den endemischen Arten
die Holzgewächse überwiegen, also gerade diejenigen Formen, die
durch Wanderungen sich auszubreiten am wenigsten geschickt sind,
so wird hierdurch die häufig ausgesprochene Erwartung einer künftig
nachzuweisenden Verwandtschaft der canarischen Flora mit der des
südlichen Atlas am entschiedensten beseitigt. Während die europäi-
schen Bäume, abgesehen von der nur durch Kultur in Portugal ein-
geführten Persea indica, durchaus fehlen und von nordafrikanischen
Baumformen nur die Dattelpalme sich angesiedelt hat, zählen wir
folgende 17 endemische, zum Theil hochstämmige Arten: Hex platy-
phylla W. B. und canariensis Poir. (beide 20' hoch), Pittosporum
coriaceum Ait. (12—20'), Visnea Mocanera L., Arbutus canariensis
Duh. (20'), Noteiaea excelsa W. B. (20—40'), Pleiomeris canariensis
W. B. (niedriger Banm), Heberdenia excelsa Bks. (30—40'), Phoebe
Barbusana W. B. (60'), Persea indica Spr. (60'), Oreodaphne foetens
Ns. (70'— 100'), Laurus canariensis W. B. (60'), Salix canariensis Sm
(20'), Faya fragifera W. B. (20'— 25'), Juniperus Cedrus W. B. (hoher
Baum), Pinus canariensis DC. (hoher Baum), Dracaena Draco L. —
Zu den höhern Sträuchern können gegen 80, zu den Halbsträuchern
oder suffrutescirenden Pflanzen etwa 120 endemische Arten gezählt
werden. Rechnen wir dazu noch die holzigen Lianen (12) und die
succulenten Sträucher, welche zwar theilweise auch in Afrika vor-
kommen, aber von denen doch 4 Arten endemisch sind, so wird ein
ij[58 (Jriscbach: Bericht über die Leistungen in der
Vcrhältniss der Holzgewachse zu den endemischen Kräutern wie
24 : 1 angenommen werden dürfen. — In Bezug auf die endemischen
Holzgewächse sind ferner folgende Verhältnisse charakteristisch:
1. Sträucher aus Gruppen, die in Europa grösstentheils krautartig
bleiben: 2 Malvaceen, 5 Hypericineen, 4 Cruciferen (Dichroanthus
und Descurainia), 1 Rutacee, 3 Trifolieen (Lotus spartioides: 10'
hoch), 3 Kubiaceen, 1 Centaurea (C. arborea, 12' hoch, auf Palma),
7 Convolvulaceen (darunter 4 holzige Lianen, 3 aufrechte Rhodor.
rhiza-Sträucher), 9 Boragineen, 1 Globularia (6—10' hoch), 2 Sola-
num-Arten, 2 Plantago-Arten , 2 Chenopodeen (Atriplex und Bosea),
Euphorbia mellifera (zuweilen bis 30' hoch), 2 ürticeen, 7 Smila-
ceen (holzige Lianen mid Asparagus- Sträucher, A. iimbellatus auch
zu den Lianen gehörend). 2. Endemische Sträiicher \om Typus
europäischer Holzgewächse: 1 Gistus, 2 Poterieen (Bencomia), 12
Genisteen, 1 Cneorum, 3 Rhamneen, 1 Celastrinee (Catha), 1 Bu-
pleuruni, 2 Caprifoliaceen , 1 Ericee (Clethra), 9 Labiaten (Lavan-
dula, Bystropogon, Poliodendron), 2 Ephedra-Arten. 3. Andeutungen
tropischer Bildung in Gendarussa hyssopifolia und in den succiilenten
Sträuchern: Kleinia neriifolia, Euphorbia canariensis, balsamifera
und aphylla. 4. Unter den endemischen Halbsträuchern ist besonders
die grosse Zahl holziger Synanthereen (bis jetzt schon 34 Arten)
bemerkenswerth und erinnert an die Bäume aus dieser Familie,
welche auf anderen oceanischen Inseln auftreten. Unter den canari-
schen Formen sind besonders die Chrysanthemeen zahlreich. Auf
die Synanthereen folgen in der Reihe der Halbsträucher die Labia-
ten (26, darunter 17 Arten von Micromeria) und die Crassulaceen (16).
üebersicht der canarischen Flora: 12 Ranunculaceen (1 sp. ende-
misch); 9 Papaveraceen; 4 Fumariaceen; 30 Cruciferen (7 sp. endem.);
4 Resedaceen (2 sp. end.)-, 8 Cistineen (4 end.); 5 Violaceen (2end.);
3 Frankeniaceen (1 end,); 1 end. Pittosporee; 29 Caryophylleen (2 e.);
16 Paronychieen (7 end.); 1 Portulacee; 3 Lineen; 8 Malvaceen (3 e.);
1 Byttneriacee (Waltheria) ; 1 end. Ternstroemiacee); 8 Hypericineen
(7 end.); 10 Geraniaceen (1 e.); 1 Oxalidee; 2 Zygophylleen; 2 Ru-
taceen (1 e.); 1 end. Celastrinee; 2 end. liicineen; 3 end. Rhamneen;
3 Terebinthaceen ; 1 end. Cneorum; 104 Leguminosen (26 end.); 10
Rosaceen (2 end.); 2 Onagrarien; 2 Halorageen; 2 Lythrarieen; 1 Ta-
mariscinee; 3 Cucurbitaceen (2 end.); 29 Crassulaceen (24 end.);
2 Cacteen; 3 Ficoideen; 28 Umbelliforen (bearbeitet von Pariatore,
9 end.); 1 Hedera; 2 end. Caprifoliaceen; 13 (3 end.) Rubiaceen;
5 Valerianeen; 5 (3 end) Dipsacecn; 95 Corymbiferen und Cynaro-
cephalen (47 end.); 6(1 end.) Campanulaceen; 4 (2 end.) Ericeen;
2 (1 end.) Oleincen; 1 Jasminum; 3 (1 end.) Asclepiadeen (bearbeitet
von Decaisne); 5 (1 end.) Gcntianeen (Ixanthus ist vergessen); 17
Convolvulaceen (lü end.); 22 (13 end.) Boragineen (bcarb. von De-
caisne); 58 Labiaten (37 end.); 3 Vcrbenacecn; 17 (4 end.) Solaneeu
(bearb. vom jung. Rcichenbach); 24 (3 end.) Scrophularineen ; 5 (2 e.)
Pflanzengeographie wahrend des Jahres 1846. 459
Orobancheen; 2 (1 end.) Acanthaceen; 2 end. Myrsineen; 4 Primula-
ccen; 1 end. Globulariee; 9 end. Staticen; 10 (4 end.) Plantagincen
(bearb. von Barneoiid); 6 Amarantaceenj 22 (5 end.) Chenopodeen
(bearb. von Moquin-Tandon); 1 Phytolaccee; 1 end. Bosea; 14 (2 e.)
Polygoneen; 4 end. Laurineen; 1 Daphne; 1 Thesium; 1 Aristolochiee;
25 Euphorbiaceen (9 end.); 11 (7 end.) ürtieeen; 1 end. Salicee;
1 end. Myricee; 6 Coniferen (4 end.); 1 Palme; 1 end. Typha; 5
(2 end.) Aroideen; 6 (2 end.) Najadeen; 5 (2 end.) Orchideen; 3 (1 e.)
Amaryllideen; 6 (1 end.) Irideen; 1 end. Dioscoree; 4 (3 end.) Smi-
Jaceen und 6 (3 end.) Asparageen; 23 (8 end.) Liliaceen ; 8 (3 end.)
Junceen; 2 Commelyneen ; 18 Cyperaceen (1 end.).
V. Amerika.
Systematische Beiträge zur Flora der vereinigten Staateii :
Asa Gray Chloris boreali-americana. lllustrations of nevv,
rare or otherwise interesting North American plants Dec. 1.
(in Memoirs of the American Academy. V^ol. 3. 1846): Abbil-
dungen und Analysen von 8 interessanten Gattungen enthal-
tend; Sullivant Musci Alleghanienses (Columb. Ohio, 1846.
8. 87pag.): Aufzählung von gegen 300 Laub- und Lebermoo-
sen aus den Alleghani's, darunter 2jO neue Arten, die be-
schrieben werden; Tuckermann an enumeration of North
American Lichenes (Cambridge, 1845. 8. 59 pag.). — Beiträge
zur Flora einzelner Staaten: Torrey's Flora des Staats
New-York (2 Vol. in 4.: Abtheilung der grossen, auf Staats-
kosten erschienenen Natural History of New York); Emerson
a Report on trees and shrubs growing naturally in the forests
of Massachusetts (Boston, 1846. 1 Vol. 8. 547 pag. u. 17 tab.):
ausführliche Beschreibung der Holzgewächse, mit technischen
Anweisungen zum Forstbetrieb und zur Benutzung der Höl-
zer; Bertoloni Beschreibung einiger neuen Synantherecn
aus Alabama (ej. Miscellanea botanica. P. 5. 1846.).
Geyer hat seine botanische Charakteristik der Prairieen f
und des Oregon-Gebiets fortgesetzt (Lond. Journ. of Bot. 1845.
p. 22—41. 198—208. 285—310).
Dieser Bericht enthält weitere Ausführungen über die Vegetation
der im vorigen Jahresbericht charakterisirten Gegenden, liefert aber
zugleich einen neuen Beitrag, indem er das waldige Gebiet des
oberen Oregon-Stroms, den Schauplatz von Douglas' so ergie-
biger Thätigkeit, mit der nackten Prairieen-Steppe verknüpft. Die
Gebirgszüge und Flüsse erzeugen auch hier den Wald , der den Hoch-
460 Giisebach: Bericht über die Leistungen in der
ebenen fehlt, aber da die Berge häufig und der Wasserreichthuni
gross sind, so wird das ganze Land bei Weitem waldreicher, frucht-
barer und mannigfaltiger in seinen vegetabilischen Erzeugnissen, als
die Prairie. Das Klima ist zwar nicht minder continental, als öst-
lich von den Rocky Mountains, aber die grössere, atmosphärische
Feuchtigkeit, namentlich im Herbste, gleicht diesen Nachtheil aus
und giebt den Pflanzen, abgesehen vom Winter, doch eine weit län-
gere, nur durch einige dürre Sommermonate unterbrochene Ent-
wickelungszeit. — Die Hauptmasse der Wälder am oberen Oregon
besteht aus Pinus ponderosa Dougl., deren mittlere Höhe 150 Fuss,
deren Stammdurchmesser 4 bis 8 Fuss beträgt. Dieser Baum wird
wegen seines Harzreichthums von den canadischen Voyageurs Arbre
de gomme genannt: das Harz soll in solcher Menge abgesondert
werden, dass der lebende Stamm, an einem trockenen Tage ange-
zündet, sogleich in seiner ganzen Grösse in Flammen stehe (p. 28(3).
Die Wälder wechseln häufig mit Wiesen, auf denen die nahrhaftesten
Gräser wachsen. Besonders zeichnet sich ein Triticum und eine
Festuca in dieser Rücksicht aus: G. vergleicht dieselben mit dem
Triticum missuricum (T. caninum T. Gr.), von dem er behauptet,
dass ein mageres Pferd, wenn es dessen junge Triebe abweide, in
zwei Wochen fett werde. — Die tiefen Thalschluchten der Green
Mountains, im Quellengebiet des Spokan, haben einen noch gross-
artigeren, dichten und finstern Wald. Hier herrscht Thuja gigantea
Nutt. , deren pfeilgerader Stamm mit einer schön pyramidalen Krone
endet und die in der Regel bei- einem Durchmesser von 10 bis 12
Fuss die Höhe von 200 Fuss erreicht. Ausserdem kommen in dieser
Gegend noch viele andere Nadelhölzer, besonders Tannen vor, und
mit ihnen zwei Arten von Pappeln (Pinus rubra häufig, ferner P.
balsamea, alba, nigra, canadensis und Douglasii, eine Lärche, so-
dann Populus candicans und betulifolia). Unter dem Gesträuch des
Waldes sind Mahonia aquifolia und Arctostaphylos uva ursi am häu-
figsten: die letztere bedeckt den dritten Theil des W^aldbodens am
Oregon, die Mahonia kommt zuweilen auch auf offenem Grunde in
zusammenhängenden Gesträuchformationen vor.
Nachträglich zum vorigjährigen Berichte ist über die Nahrungs-
pflanzen der Prairieen jenseits der Rocky Mountains zu erwähnen,
dass Fremont's Kamas-Zwiebel (Gamas bei G.) in der That mit der
längst bekannten Asphodelee Camassia esculenta Lindl. (Phalangium
Quamash Pursh.) identisch ist: von dem Einsammeln derselben giebt
G. eine lebhafte Schilderung. Eine andere Nahrungspflanze dieser
Gegenden ist die Racine amare der Voyageurs, Spatlum der Indianer
oder Lewisia rediviva von Pursh.
Die im vorigen Bericht erwähnten Plantae Lindheinierianae
von Engelmann und Asa Gray sind ein besonderer Ab-
druck au.s dem Boston Journal of Natural History (Vol. 5.
1845): die Ausbeute L.'s in Texas enthaltend. ~ Auf Lind-
Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 4(J|
lieimer's in das Archiv aufgenommene pflanzengeographische
Uebersicht von Texas ist hier zu verweisen (dies Arch. 1846.
S. 277—287).
Eichenwälder, mit Prairieen wechselnd, bilden den Charakter
des Landes zwischen dem Rio Brazos und Rio grande unter dem
30" N. Br. Die Wälder werden Postoak-Land genannt (Quercus oh-
tusiloba, virens a. a.).
Beiträge zur mexicanischen Flora: Fortsetzung der Arbeit
von Martens und Galeotti (Bullet, de Tacad. de Bruxelles
1845. Vol. 12. F. 2. p. 15—36. p. 257— 278): darin 80 Scro-
phularineen, 3 Pedalineen , 50 Convolvulaceen, 11 Polemo-
niaceen, 3 Hydrophylleen, 4 Hydroleaceen); v. Schlechtendal
Plantae Leiboldianae (Linnaea 19. p. 234— 312 u. p. 734— 750):
mit Beschreibungen neuer Euphorbiaceen, Solaneen , Convol-
vulaceen, Asclepiadeen, Synanthereen und Rubiaceen. — Die
im J. 1846 erschienene zweite Abtheilung von Bentham's
Plantae Hartwegianae ist mir noch nicht zugekommen.
Die F^undorte der mexicanischen Cacteen sind von C. A.
Ehrenberg dargestellt (Linnaea 19. p. 337— 368).
Die Cacteen finden sich fast in allen Regionen Mexiko's: einige
Mamillarien steigen bis zum Niveau von 11000'. Nur die Phyllocac-
ten sind auf die schattigen Wälder der heissen Region beschränkt.
Einige Bemerkungen über die Vegetation der Mosquito-
Kiiste (Berliner Gartenz. 1845) beziehen sich auf die Coloni-
sationsfrage.
Bentham's Bearbeitung der Sammlungen von Hinds
(Jahresb. f. 1842 u. 1844) ist vollendet worden (The Botany
of the Voyage of Sh. Sulphur. 195 pag. in 4. u. 60 tab.).
Die Anzahl der hier erwähnten Pflanzen von der Westküste des
tropischen Amerika's (2P N. Br. — 2° S. Br.) beträgt 885 Phaneroga-
men. Zu den früher bezeichneten artenreicheren Familien kommen
jetzt noch folgende: Scrophularineen (20), Acanthaceen von Nees
bearbeitet (25), Labiaten (20), Verbenaceen (24), Amaranthaceen
(18), Euphorbiaceen (30), Urticeen (13), Orchideen (13), Bromelia-
ceen (10), Gramineen (11).
R. de la Sagra's Werk über Cuba ist nur sehr lang-
sam bis zur 54sten Lieferung fortgeschritten (vergl. Jahresb.
f. 1841).
uebersicht der seitdem in der botanischen Abtheilung von Ri-
chard bearbeiteten Familien: 4 Ochnaceen, 6 Celastrineen mit Hex,
6 Rhamneen, 6 Samydeen, 11 Terebinthaceen, HO Leguminosen
(mit Ausschluss der kultivirten Arten), 2 Chrysobalaneen, 1 Amygda-
462 Ciriscbarh: Bericht über die Leistungen in der
lee, 9 Combretaceen, 8 Onagrarien, 1 Rhizophora, 5 Lythrarieen,
17 INIelastomaceen, 19 Myrtaceen, 10 Passifloren, 2 Turneraceen,
4 Cucurbitaceen, 7 Portulaceen (p. 624).
Miers giebt ein Kiipferwerk über ausgewählte südameri-
kanische Pflanzen heraus, (Illustrations of South American
Plauts. Part 1. 2. London, 1846. u. f. 4.): das erste Heft (zu
8 Tafeln) enthält Solaneen. — Das Kupfervverk von Alori-
cand (Jahresb. f. 1844. S. 410) ist mit Taf. 100 geschlossen
(Genf, 1846. 4.).
K. i\Iüller bearbeitete die Laubmoose der Sannnlung
von Moritz aus Venezuela (Linnaea 19. S. 193 — 220). —
Von Bentliam's Bearbeitung der Schomburgk 'sehen Pflan-
zen aus Guiana sind die Convoivulaceen (24sp.) und die
Gesneriaceen (8 sp.) erschienen (Lond. Journ. of Bot. 1846.
p. 351 — 365). — Miquel setzte seine Beiträge zur Flora von
Surinam fort (Linnaea 19. p. 125—145 u. 221—233): mit etwa
25 neuen Arten aus 16 verschiedenen Familien; ausführlicher
bearbeitet sind die Gentianeen und Cyperaceen. — Einige
surinamische Pflanzen aus Sp litgerber's Nachlass publicirto
deVriese (Nederlandsch kruidk. Arch. 1. p. 144 — 155): zu-
nächst Convoivulaceen.
Das sechste Heft der Flora brasiliensis (Jahresb. f. 1842)
enthält die Solaneen, bearbeitet von Sendtner (1846. 227p.
in fol. u. 19 Taf.): 268 Arten von ächten Solaneen (darunter
21 cultivirte) und 36 Cestrineen ; Solanum zählt allein 166 sp.
Die beigefügten Landschaftszeichnungen (Taf. 20 — 24) sind
grösstentheils noch nicht erläutert. — Gardner hat seine
Beiträge zur brasilianischen Flora fortgesetzt (London Journ.
of Bot. 1846. p. 209— 242 u. 455—491): 60 neue Vernonia-
ceen und 71 neue Eupatoriaceen enthaltend. — Einige neue
brasilianische Pflanzen aus Claussen's Sammlung beschrieb
Miquel (Linnaea 19. S. 431 — 446): 18 Arten aus 11 ver-
schiedenen Familien.
Tulasne hat angefangen, nach den Pariser Sammlungen
.systematische Beiträge zur Flora von Neu-Granada zu liefern
(Ann. sc. nat. 1846. T. 6. p. 360 — 373): 7 neue Terebintha-
ceen und 1 Staphylacee mit sehr ausführlichen Beschreibungen.
— Taylor beschreibt neue Laubmoose aus Quito nach Ja-
meson's Sammlung (Lond. Journ. of Bot. 1846. p. 41 — 67)
PflanzPiigoographie wahrend des Jahres 1840. 4()3
lind Wilson fügt kritische Boiiierkungen über diese Arbeit
bei (das. p. 447 — 455): 35 Arten.
Moritz scliilderte brieflich den Charakter des Urwalds
auf den Gebirgen von Caracas, jedoch ohne hinlängliche sy-
stematische Kenntniss der Arten (Bot. Zeit. 1846. S. 5 — 8 n.
24—27).
Gardner hat eine Beschreibung seiner botanischen Reise
in Brasilien heransgegeben, die mir noch nicht zugekommen
ist (Travels in the Interior of Brazil. 1 Vol. 8. 1846).
V. Martins hat Untersuchungen über das Vorkommen
und die geographische Verbreitung der Cinchonen nach einer
Handschrift von de Caldas initgetheilt (Münch. gel. Anzeigen,
1846. Nr. 171— 176).
Nur C. condaminea war in dem Manuscripte systematisch fest-
gestellt. Diese Michtigste Art hat in der That einen sehr engen Ver-
breitungsbezirk. Sie ist beschränkt auf die Anden von 3" 42' bis 4"
40' S. Br. in der Region von 4880' bis 8280': auch die Breite ihres
Areals beträgt kaum 18 g. Meilen. Um Loxa (4" S. Br.) wächst sie
häufig und gesellig.
Von der botanischen Abtheilung von Cl. Gay 's Historia
fisica de Chile (s. vor. Jahresb.) wurde 1846 schon der zweite
Band vollendet.
In den beiden ersten Bänden dieses wichtigen Werks werden be-
reits 879 Arten beschrieben, obgleich dieselben nur die Familien von
den Ranunculaceen bis zu den Crassulaceen enthalten. — Fortge-
setzte Uebersicht der chilenischen Flora, mit Angabe der charakte-
ristischen Gattungen: 72 Cruciferen, bearbeitet von Barneoud (Schi-
zopetalon, Perreymondia, Cremolobus, Hexaptera, Menonvillea —
14 Cardamine, 13 Sisymbrium); 1 Capparidee; 8 Bixaceen (Azara);
2 Cistineen; 22 Violaceen (20 Viola); 1 Droseracee; 10 Polygaleen
(4 Monnina); 5 Frankeniaceen; 42 Caryophylleen (il Arenaria); 2
Elatineen, bearb. von Naudin; 44 Malvaceen (19 Cristaria, 14Malva);
3 Tiliaceen; 2 Eucryphiaceen (Syn. Fagus glutinosa Poepp. ic. 1. 194);
1 Hypericinee; 3 Malpighiaceen (Dinemandra, Dinemagonium); 3 Sa-
pindaceen; 2 Ampelideen; 13 Geraniaceen; 13 Vivianiaceen , bearb.
von Barneoud (3 Ledocarpon, 8 Viviania, 1 Cissarobryon, 1 Wend-
tia); 15 Tropaeoleen, bearb. v. Barn. (Tropaeolum) ; 41 Oxalideen,
bearb. v. Barn. (Oxalis); 4 Lineen; 7 Zygophylleen (Bulnesia, Pin-
toa); 3 Xanthoxyleen; 1 Coriariee; 4 Celastrineen; 1 llicinee; 21
Rhamneen (4 Retanilla, UColletia); 3 Anacardiaceen; 214 Legumi-
nosen (65 Adesmia, 1 Balsamocarpon — 38 Astragaleen, 31 Vicieen,
14 Trifolien, 15 Cassia, 11 Mimoseen); 34 Rosaceen (21 Acaena);
28 Onagrarien (Oenothera); 11 Halorageen (3 Gunnera); 7 Lythra-
f
464 Grisebach: Berirlit über die Leistungen in der
ricen; 32 Myrtaceen (22 Eugenia); 1 Cucnrbitacee; 1 Papayacce;
1 Passiflorce; 8 Malesherbiareen (Malesherbia) ; 43 Loaseen (Blu-
menbachia, Cajophora, Huidobria — 31 Loasa); 66 Portulaceen
(51 Calandrinia); 11 Paronychieen; 7 Crassulaceen.
IMehrere patagonische Pflanzen sind in Hooker's ant-
arktischer Flora beschrieben.
VI. Australien und oceanische Inseln.
J. D. Hook er bearbeitete die Pflanzen des Gallopagos-
Archipels, vorzüglich nach Darvvin's Sammlungen, und beglei-
tete diese Arbeit mit einer pflanzengeographischen Darstellung
(Transactions of the Linnean Soc. 20. p. 163—262).
Der Gallopagos- Archipel ist für die allgemeinen Fragen der
Pflanzengeograpliie, für die ursprüngliche Schöpfung der Organismen
und die Gesetze ihrer Wanderung, vielleicht der wichtigste Punkt
auf der ganzen Erde. Unter dem Aequator gelegen, 120 g. Meilen
von der amerikanischen Westküste und über 600 g. Meilen von dem
nächsten Archipel der Südsee entfernt, bis auf die neuesten Zeiten
völlig und auch jetzt noch grÖsstentheils unbev^^ohnt, zeigt derselbe
in reichlicher Entwickelung ursprüngliche, durch den Menschen un-
gestörte Naturverhältnisse, unter denen die charakteristische, auf
ihre Quellen zurückführbare Vermischung endemischer mit einge-
wanderten Pflanzen das höchste' Interesse erregt. Dieses Interesse
hat Hooker aus den ihm zugeflossenen Materialien scharfsinnig aus-
zubeuten verstanden.
Der Archipel besteht aus zehn Inseln, von denen vier bis jetzt
botanisch untersucht eine Ausbeute von 265 Pflanzen, darunter 121
endemische Arten geliefert haben. Im Mittelpunkt liegt James-Island,
4700' hoch und nebst dem kleinen, gegenwärtig allein colonisirten
Charles-Island verhältnissmässig fruchtbar; am dürrsten sind die öst-
liche Insel Chatam und die westliche Albemarle, deren Boden daher
die Einwanderung sowohl der amerikanischen als der Südsee-Pflan-
zen beschränkt. Das Klima hat Darwin bereits früher treffend be-
zeichnet (s. Jahresb. f. 1844. S. 438). — - Fitzroy beobachtete im Sep-
tember und Oktober das Thermometer an der Küste und fand Werthe
zwischen 18° und 23° C: indessen kommen am Lande zuweilen sehr
hohe Temperaturen vor, einmal 34° C. nach Darwin. Der Südost-
passat herrscht beständig und, wiewohl häufig und besonders des
Nachts in Nebel gehüllt, theilen die Inseln doch aus diesem Grunde
das regenlose Klima der peruanischen Küste.
Darwin's wüste, untere Region (0' — 1000') charakterisiren die
Gattungen Euphorbia und Borreria, jene durch 6, diese durch 8 Ar-
ten vertreten. Der von D. erwähnte, für die Physiognomie der Insel
Albemarle bedeutsame „Euphorbiaceenstrauch" scheint Euphorbia
5 Pflanzengeographie Nvährend des Jahres 184G. 4^5
viminea Hook., deren bräunliche Blätter nur 3 bis 6'" messen. Zu
den übrigen Holzgewächsen dieser Region gehören ausser der Opun-
tia galapagea namentlich die Rhamnee Discaria pauciflora, die Si-
marubee Castela galapageia und einige von Westindien eingewanderte
Acacien.
In der oberen, nebelreicheren Region wächst die Zahl der en-
demischen Formen: unter ihnen sind charakteristische Gattungen
Scalesia mit 6, Cordia mit 4, Croton mit 2, sämmtlich Holz bilden-
den Arten. Den grössten Theil des Waldes bilden 8 nahe unter ein-
ander verwandte, baumartige Synanthereen, die nicht sowohl in ge-
selliger Gemeinschaft wachsen, als sie Inselweise vertheilt sind
(Scalesia, Lecocarpus und Macraea, nur provisorisch zu den Helio-
psideen gebracht und sich zugleich an die Melampodineen anschlies-
send). Andere Bäume haben einen mehr tropischen Typus, wie die
Rubiaceen und Mimoseen. Der Wald hat auch seine tropischen
Lianen (z. B. Passiflora, Ipomoea) und Epiphyten (Viscum, Epiden-
drum) und in ihm wächst die grössere Zahl der Farne.
Die Eigenthümlichkeit der Gallopagos- Flora liegt mehr in den
Arten und einigen Gattungstypen begründet, als in dem Verhältniss
der Familien. Die Familien, von denen in der Sammlung 48 phane-
rogamische und 5 kryptogamische vertreten sind, bilden folgende
Reihe: 28 Synanthereen, 27 Farne, 24 Leguminosen, 18 Euphorbia-
ceen, 16 Rubiaceen, 14 Boragineen, 13 Solaneen, 12 Gramineen,
11 Amarantaceen, 9 Verbenaceen, 7 Cyperaceen u. s. w. Es sind
demnach grösstentheils die gewöhnlichen tropischen Familien und
die Amarantaceen erreichen eben an der Westküste Amerika's ihr
Maximum, Die Rubiaceen bieten einen Vergleichungspunkt mit dem
Sandwich-Archipel, der 18 endemische Arten dieser Familie geliefert
hat. An andere oceanische Inseln mit endemischer Vegetation erin-
nern vor Allem die Synanthereen, an Ascension namentlich auch die
Euphorbiaceen und Rubiaceen, so wie unter den Gräsern Aristida.
Die Anzahl der Farne ist weit geringer, als auf Juan Fernandez und
anderen Inseln der Südsee, und die nicht endemischen Arten gehören
grösstentheils den trockeneren Tropenklimaten an. — Die grösste
Eigenthümlichkeit des Archipels in der Vertheilung der Familien be-
steht in der geringen Zahl der Monokotyledonen, die sich zu den
Dikotyledonen wie 1:9 verhalten, während dieses Verhältniss auf
den Sandwich-Inseln 1 :4 ist, auf St. Helena und den Cap-Verd-Inseln
1:5. Diese Abweichung ist nicht erklärlich: denn sie darf nicht,
wie die Abnahme der Farne, als eine Wirkung des dürren Vulkan-
bodens betrachtet werden, den die Cap-Verd-Inseln in ähnlicher
Weise besitzen.
Die endemischen Arten sind durchaus nicht gleichmässig über
die vorherrschenden Familien vertheilt. Die Synanthereen der nicht
bewohnten Inseln sind sämmtlich endemisch und die nicht endemi
sehen von Charles-Island erst durch die Colonisation eingeführt. "Von
Archiv f. Naturgosch. XIII. Jahrg. 2. Bd. G g
I
466 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
den Leguminosen hingegen ist nicht einmal ij endemisch: aber die
Wanderungen dieser Familie werden auch durch die Keimkraft ihrer
Samen befördert. Die endemischen Gallopagos- Pflanzen gehören zu
31 verschiedenen Familien und diese bilden, nach der Artenmenge
geordnet, folgende Reihe: 22 Synanthereen, 14 Euphorbiaceen , 13
Rubiaceen, 8 Amarantaceen, 8 Boragineen, 7 Leguminosen, 6 Gra-
mineen, 6 Farne, 3 Piperaceen, 3 Passifloreen: hierauf folgen 9 Fa-
milien, die durch zwei, und 12 Familien, die durch eine Art vertreten
sind. — Während die nicht endemischen Arten Gewächse des west-
amerikanischen und westindischen Tropen-Tieflandes sind und gröss-
tentheils in weiter Verbreitung an den Küsten des gegenüberliegenden
Continents auftreten, so gehören die endemischen Arten zum grossen
Theil zu Verwandtschaftskreisen kälterer Klimate und finden die sy-
stematisch nächststehenden Formen auf den Gebirgen des tropischen
und in den Ebenen des extratropischen Amerika's. Dieses Gesetz
gilt jedoch nicht allgemein und vielleicht am wenigsten von dem
eigenthümlichsten Formenkreise des Archipels, den Synanthereen.
Ebenso wenig stimmt der Typus der Holz bildenden Arten dieser
Familie mit dem anderer, gleichfalls durch Synanthereen-Bäume cha-
rakterisirter, oceanischer Inseln überein: denn statt der so eigen-
thümlichen Scalesien sind die Holzgewächse dieser Familie auf Juan
Fernandez Cichoraceen und Senecioneen, auf dem Sandwich-Archipel
Verbesinen und Bidentineen , auf Neu-Seeland Helichryseen und Aste-
reen. Nur St. Helena zeigt eine entfernte Analogie: neben den Aste-
roideen und einer Cichoracee auch eine Melampodinee; ausserdem
Gummi -Secretion aus der Rinde, wodurch sich auch die Scalesien
auszeichnen.
Höchst wichtig sind Hooker's allgemeinere, aus der Verbreitung
der Gallopagos- Pflanzen abgeleiteten Gesetze der Migration und des
Endemismus. Von allen nicht endemischen Arten ist nachzuweisen,
dass sie durch Einwanderung sich secundär angesiedelt haben. Als
Mittel der Bewegung betrachtet H. Strömungen des Meers und der
Atmosphäre, Vögel, welche den Samen theils im Gefieder, theils
durch den Darmkanal herbeiführen, endlich den Menschen. Die Vö-
gel kommen hier nicht in Betracht, weil kein Körner fressender Vo-
gel und überhaupt kein Landvo^el dem Festlande und den Gallopagos
geraeinsam ist. Auch der herrschende Südost-Passat ist bei der Un-
tersuchung über den Ursprung der Flora zu vernachlässigen, weil
nur wenige Arten zugleich peruanisch sind und diese auch an solchen
Punkten der amerikanischen Westküste wachsen, von denen die übri-
gen herstammen. Die Colonisation hat bis jetzt nur auf die Flora
von Charles-Island eingewirkt und in der That eine beträchtliche
Anzahl von verwilderten Pflanzen eingeführt, die auf den übrigen
Inseln fehlen: dabei fällt es auf, dass die endemischen Arten daselbst
weniger zahlreich sind, als hätte, wie in St. Helena, diese so neue
Ansiedelung bereits einige ursprüngliche Bewohner verdrängt und
Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 4()7
vernichtet. Für die natürliche Einwanderung fremder Gewächse sind
hiernach die Meeresströmungen die einzige Quelle der Verbreitung
gewesen, und zwar nicht die allgemeine, in den dortigen Meeren
herrschende Südpolarströmung, welche von Peru herüberkommt und
von der daher dasselbe gilt, wie vom Südost-Passat, sondern eine
früher unbeachtet gebliebene Lokalströmung, welche von der Pa-
nama-Bay nach der Nordostseite des Archipels fliesst und hier das
Meerwasser oft um mehrere Grade wärmer macht, als es an der
dem Südstrom ausgesetzten Südküste zu sein pflegt. Denn auf dem
Isthmus von Panama wachsen die nicht endemischen Arten der Gal-
lopagos allgemein, und da durch die Richtung jener Strömung und
durch den völligen Mangel der charakteristischen Typen des Archi-
pels auf dem Festlande bewiesen ist, dass die ersteren nicht vom
Archipel zum Festlande, sondern in umgekehrter Richtung gewandert
sind, so fragt sich nun, ob Panama schon ihre wahre Heimath ist
oder ob ihre Wanderung noch weiter verfolgt werden kann. Hier
sind von der Untersuchung eine Reihe von Litoralpflanzen auszu-
schliessen, die in den meisten Tropenländern vorkommen und deren
Heimath daher nicht mehr ausgemittelt werden kann. Dahin gehören
namentlich die Bestandtheile des Mangrovewalds, der sich an den
weniger steilen Küsten zweier Inseln gebildet hat. Die übrigen nicht
endemischen Arten sind grossentheils auch in Westindien einheimisch,
indem die Depression der Anden auf dem Isthmus von Panama be-
wirkt, dass sich hier westindische Typen (z. B. nach Hinds der Ma-
hagonibaum) zur amerikanischen Westküste verbreiten. Mag es nun
auch ungewiss bleiben, ob die westindischen Inseln nicht vielmehr
umgekehrt manche dieser Arten vom Festlande erhalten haben, so
ist jedenfalls durch jenes Verhältniss der westindische Charakter der
Gallopagos- Flora erklärt. Man kann endlich auch noch anführen,
dass deren eingewanderte Pflanzen schon deshalb von der nächsten
Küste auf den Archipel verpflanzt sein mussten, weil keine Trans-
portmittel von den Südseeinseln, keine Strömungen von Westen her
vorhanden sind: in der That haben auch die übrigen tropischen In-
seln des stillen Meers nur 16 Arten mit den Gallopagos gemein und
diese Formen sind daher den erstem nicht, wie so viele andere, von
Westen, sondern von Amerika aus zugeführt worden, wo sie gleich-
falls vorkommen. — Dass die nicht endejnischen Arten der Gallopa-
gos wirklich von auswärts kamen und nicht an Ort und Stelle ent-
standen sind, dafür spricht auch die Beschaffenheit ihrer Samen, die
H. zu diesem Zwecke speciell untersucht hat. Namentlich sind solche
Familien unter ihnen vertreten, die, wie die Leguminosen und So-
laneen, unter tropischen Sämereien auch in europäischen Gewächs-
häusern am leichtesten keimen: manche haben feste Schalen, geeig-
net der Einwirkung des Seewassers längere Zeit zu widerstehen, fast
die Hälfte ist ohne Perisperm, die übrigen besitzen ein dichtes und
festes Perisperm, nur zwei oder drei enthalten Oel.
Gg*
468 Grisebarh: Bericht über die Leistungen in der
Die Untersuchung über den Endemismus führt gleichfalls zu all-
gemeinen Ergebnissen. Auch ohne geographische Vergleichung kann
man endemische Pflanzen an ihrem Standorte dadurch als solche er-
kennen, dass das Verhältniss der Arten zu den Gattungen
ein höheres ist, als dort, wohin sie durch Wanderung gelangen.
Dieses Gesetz wird eine allgemeine Anwendung auf alle Untersuchun-
gen über die ursprüngliche Heimath der Gewächse zulassen. Dazu
kommt ferner, dass solche Reihen endemischer Arten in der Regel
sehr nahe unter einander verwandt, jedoch durch scharfe Charaktere
gesondert sind. — So haben die Gallopagos 8 Arten von Borreria,
6 von Euphorbia, 6 von Acalypha, 6 von Scalesia: dagegen besteht
auf den Societätsinseln, deren Flora eine eingewanderte ist, unter
200 Gattungen nur eine einzige ans 3 Arten (Piper), alle übrigen
haben nur 1 oder 2. So finden sich auf Juan Fernandez und St.
Helena artenreiche Gattungen von Synanthereen und Campanula-
ceen, auf dem Sandwich -Archipel von Goodeniaceen und Lobelia-
ceen. Allgemein ist das Verhältniss der Arten zu den Gattungen in
den eingewanderten Floren von Keeling-Island im westlichen und von
Maiden-Island im östlichen Theile des Oceans, wie 1:1; auf den So-
cietäts-Inseln, wie 1:1,3: dagegen auf St. Helena 1: 1,7, auf dem
Sandwich-Archipel 1 : 2 und ebenso unter den endemischen Pflanzen
der Gallopagos, so weit sie bis jetzt bekannt sind. — Wenn irgend
etwas uns einen fernen Blick in das Geheimniss des Schöpfungsactes
eröffnet, so ist es die durchgreifende Verschiedenheit unter
den Pflanzen der vier bis jetzt untersuch ten Gallo pago s-
1ns ein, und zwar nicht blos in den eingewanderten Arten, was, wo
es nicht erklärt ist, zufälligen Umständen beigemessen werden könnte,
sondern in der endemischen Vegetation selbst, wobei diese Gegen-
sätze als g:esetzliche Wirkungen einer ursprünglichen Ursache auf-
treten. Nicht die ungleiche Fruchtbarkeit des Bodens hat sie her-
vorgerufen, wiewohl deren Einfluss auf die Zahl der endemischen
Arten sich klar herausstellt: denn das übereinstimmende Clima hat
überall dieselben Pflanzenformationen gebildet und die Unterschiede
der beiden fruchtbareren Inseln unter einander sind nicht minder auf-
fallend, als ihr Verhältniss zu den übrigen. Das Wesentliche der
Erscheinung ist dies, dass die gleichen Pflanzenformationen auf jeder
der vier Inseln aus verschiedenen, jedoch ähnlichen, sich gegenseitig
vertretenden Arten zusammengesetzt sind. Von der Gesammtzahl der
121 endemischen Formen sind 105 Arten nur auf einer einzigen Insel
gefunden worden und also noch nicht | zwei oder mehreren Inseln
gemeinsam. Um nur ein Beispiel aus der hervorstechendsten Gattung
des Archipels anzuführen, so wird der Scalesien-Wald auf Chatham
durch Sc. incisa vertreten, auf Charles von Sc. affinis, auf James,
wo die Bäume gross sind, von C. Darwinii nebst der strauchartigen
Sc. pedunculata, und endlich auf Albemarle von Sc. gummifera. Wir
entnehmen hieraus, dass die Natur ursprünglich sehr enge Areale
Pflanzengeographie während des Jahres 1816. 469
für die Organismen bereuet hat und dass sie um so reichlicher die
Arten gründete, als sie spärlich die Individuen schuf, und Nsir finden
uns dadurch der Ansicht des Systematikers, der die Individuen glei-
cher Art von einem einzigen Individuum abstammend sich vorstellt,
entschieden genähert. Die Frage entsteht nun, weshalb sich auf den
Gallopagos ursprüngliche Verhältnisse erhalten konnten, die sich
übrigens auf dem Erdboden so sehr vermischt haben, dass wir sie
nur in einzelnen Andeutungen wiedererkennen möchten. Hier ist die
Antwort dadurch gegeben, dass der Austausch unter den einzelnen
Inseln durch die Lage derselben und durch den Mangel verbindender
Strömungen mehr als anderswo erschwert war. Dass aber die weni-
gen, mehreren Inseln gemeinsamen, endemischen Arten wirklich erst
serundär und zwar wiederum von Ost nach West sich übergesiedelt
haben, wird von H. klar nachgewiesen. Denn die östliche Insel Cha-
tham, welche ihrer Lage zufolge zwar von ihren endemischen Arten
den übrigen mittheilen, nicht aber wegen der Meeresströmung von
ihnen empfangen konnte, hat nur 4 Arten mit den übrigen gemein,
James hingegen 10 und Charles 13: Albemarle, die westliche Insel,
hat freilich nur 7, war aber wegen ihres unfruchtbaren Bodens zur
Ansiedelung am w^enigsten geeignet und besitzt auch nur 27 endemi-
sche Arten überhaupt. Denkt man sich die Mittel der Uebersiedelung
erleichtert oder alle endemische Arten auf einer Insel vereinigt, so
würde mit der Zeit ihre Anzahl ohne Zweifel sich vermindern, indem
sie sich wechselweise den Raum streitig machen und von den nahe
verwandten Arten die stärkeren, rascher wachsenden und wuchern-
den die zarteren verdrängen würden und so wird, wo jetzt noch die
ursprünglichsten Zustände sich erhalten haben , mit der Zeit auch
durch die Colonisation ein grosser Theil dieser endemischen Vege-
tation untergehen. Hiedurch wird es erklärlich, dass in anderen Ge-
genden der Erde, wie in Europa, wo die Transportmittel reichlich
gegeben waren, die Areale gross geworden sind und die Artenzahl
sich hat verringern müssen. Die Flora des Caplandes ist ein Mittel-
glied zwischen diesen Extremen , zwischen den Verbreitungsgesetzen
alter Culturländer und der Gallopagos, wo die Pflanzen noch jetzt, wie
in einem Garten gesondert, nur in wenigen Individuen vorhanden sind,
Uebersicht der Gallopagos -Flora und Angabe der Gattungen mit
endemischen Arten. Diese letzteren waren- sämmtlich, bis auf 3,
noch unbeschrieben.
1 Menispermee; 1 Crucifere; 2 Polygaleen (2Polygala, verwandt
mit P. paniculata); 2 Caryophylleen ; 1 Turneracee; 6 Malvaceen
(2Sida); 1 Byttneriacee (Waltheria); 1 Sapindacee; 1 Zygophyllee;
1 Xanthoxylee; 1 Spondiacee (Spondias); 1 Celastrinee (Maytenus,
verwandt mit M. uliginosus Kth.); 1 Simarubee (Castela); 1 Rhamnee
(Discaria); 24 Leguminosen ( 1 Crotalaria, 2 Dalea, niedrige Sträu-
cher, 1 Phaca, verw. mit der californischen Ph. densifolia, 1 Desmo-
dium, 1 Phaseolus, 1 Galactia); 1 Rhizophoree-, 1 Myrtacee (Psi-
dium); 2 Cucurbitaceen (Siryos, Elaterium)-, 2 Cacteen (Opuntia,
470 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der
Cereus); 3 Passifloreen (3 Passiflora); 1 Loasee (Acrolasia); 2 Por-
tulaceen (Sesuvium u. Pleuropetalum n. gen.); 2 ümbelliferen; 2 Lo-
ranthaceen (2 Viscum); 16 Kubiaceen (8 Borreria, 2 Chiococca,
2 Psychotria, 1 Tetramerium); 28 Synanthereen (3 Lorentea, 2 Eri-
geron, strauchartig, 1 Hemizonia, 1 Desmocephahim n. gen., 1 Micro-
coecia n. gen., die beiden letzteren mit Elvira verwandt, 1 Macraea
n. gen., 1 Ledocarpus, 6 Scalesia, 1 Wedelia, 2 Jaegeria, 1 Spilanthes,
IChrysanthellum, lAplopappus); 1 Lobeliacee; 1 Goodenoviacee; lApo-
cynee; GConvolvulaceen (2Ipomoea); 13 Solaneen(l Solanum, verw. mit
dem nordamerik. S. triflorum, lAcnistus); 5 Labiaten (ISalvia); 2Scro-
phularineen; 14Boragineen (2Galapagoa n. gen., verw. mit der peruani-
schen Coldenia, 2Tournefortia, 4Cordia, die letztern 6 strauchartig);
lAcanthacee; 9 Verbenaceen; 2Plumbagineen; öNyctagineen (Pisonia
floribunda, ein hoher, fast blattloser Baum); 2Phytolacceen; llAma-
rantaceen (1 Brandesia, 2 Alternanthera, 1 Iresine, 3 Bucholtzia,
1 Froelichia); 18 Euphorbiaceen (6 Euphorbia, ausser E. viminea
krautartig, 6 Acalypha, eine besondere Abtheilung der Gattung bil-
dend, 2 Croton, Sträucher); 5 ürticeen; 3 Piperaceen (3 Peperomia);
1 Orchidee (Epidendrum); IHypoxidee; 1 Commelynee; 7 Cyperaceen
(ICyperus, 1 Mariscus); 12 Gramineen (1 Paspalum, 1 Setaria,
1 Eutriana, 2 Aristida, 1 Calamagrostis); 27 Farne (2 Polypodium,
1 Hemionitis, 2 Adiantum, 1 Asplenium ). Von Zellenpflanzen sind
nur 2 Laubmoose, 6 Lebermoose, 3 Lichenen und 1 Pilz bekannt:
darunter endemisch ein Macromitrium und eine Jungermannia.
Von den Plantis Preissianis (Jahresb. f. 1844. S. 412)
erschien der zweite Band (Hamburg, J 846— 47).
Die darin abgehandelten monokotyledonischen und kryptogami-
schen Familien sind folgende: 1 Typhacee (Lehm.); 1 Najadee (Lehm.);
50 Orchideen (Endl.): 14 Caladenia, 6 Prasophyllum; 1 Hypoxis (L.);
46 Haemodoraceen (Endl.): 28 Conostylis, 7 Anigosanthus; 18 Irideen
(E.): 15 Patersonia; 1 Dioscoree (Nees); 30 Liliaceen (E.): 14 Thysa-
notus; 3 Xanthorrhoea (E.); 20 Aphyllantheen (E.): 5 Johnsonia,
8 Laxmannia, 5 Borya; 7 Melanthaceen (E.); 1 Philydree (E.); 5 Jun-
ceen (E. Mey.); 17 Xerotideen (E.): 16 Xerotes, 1 Baxteria; 4 Kin-
giaceen (L. u. N.); 2 Calectasia (L.); 8 Juncagineen (E.); 1 Comme-
lynee (L.); 2Xyrideen (E.); 34 Restiaceen (N.); 7 Centrolepideen
(N.); 59 Cyperaceen (N.): 14 Lepidosperma; 40 Gramineen (N.); 2 Ly-
kopodiaceen (Kz.); 9 Farne (Kz.); 21 Laubmoose (Hamp.); 19 Leber-
moose (L.); 41 Pilze (Fr.); 23 Lichenen (Fr.); 4 Charen (A. Br.);
143 Algen (Sond.) - Hierauf folgen sehr zahlreiche Nachträge (p.l99—
370), besonders zu den Leguminosen, Rhamneen, Polygaleen, Bytt-
neriaceen, Proteaceen u. a.
Taylor beschrieb 23 neue Laubmoose aus Drumniond's
Sammlungen von Swan River (Lond. Journ. of Bot. 1845.
p. 41 u. f.).
Ein Kupferwerk über die Flora von Neu Seeland ist von
Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 471
Raoiil herausgegeben worden (Choix de plantes de Ja Noii
velle-Zelande. Paris, 1846. 53 pag. in gr. 4. u. 30 Tafeln).
Dieses Werk enthält ausgeführte Beschreibungen von ungefähr
CO Arten, die grösstentheils schon früher (Jahresb. f. 1844) vom
Verf. publicirt waren. Ausserdem ist ein Katalog sän.mtlicher, bis-
her in Neu- Seeland beobachteter Pflanzen beigefügt, dem ich zur
Vergleichung mit Dieffenbach's Angaben (Jahresb. f. 1843) die fol-
gende üebersicht entnehme. Die Gesammtzahl umfasst 512 Phane-
rogamen, 113 Gefässkryptogamen und 372 Zellenpflanzen. Familien:
7 Leguminosen, 5 Rosaceen (3Rubus), 2 Terebinthaceen (Pennantia),
15Myrtaceen, 7 Halorageen (3 Gercodia, 3 Goniocarpus), 20Ona-
grarien (18 Epilobium, 2 Fuchsia), 1 Linee, 9 Oxalideen, 4 Ge-
raniaceen (l Pelargonium) , 3 Rutaceen, 1 Euphorbia, 3 Rhamneen,
11 Pittosporeen (Pittosporum), 2 Sapindaceen (Alectryon, Do-
donaea), 1 Coriaria, 1 Meliacee (Hartighsea), 1 Elatine, 1 Hyperi-
cinee, 6 Tiliaceen (3 Elaeocarpus), 3 Sterculiaceen (Plagianthus),
2 Bombaceen (Hoheria), 1 Malvacee, 5 Caryophylleen, 2 Portula-
ceen, 2 Ficoideen, 1 Cucurbitacee, 1 Passiflora, 2 Bixineen (Meli-
cytus), 1 Violacee, 3 Droseraceen, 6 Cruciferen, llRanuncu-
laceen (7 Ranunculus, 4 Clematis), 2 Magnoliaceen (Drimys),
7 Saxifrageen (3 Weinmannia, 1 Carpodetus), 1 Ixerbia, 1 Crassu-
lacee, 5 Loranthaceen, 10 Corneen (8 Alseuosmia, 2 Corokia),
9 Araliaceen (3 Panax), 16 Umbelliferen (8 Hydrocotyle); —
3 Ericeen (Gaultheria), 17 Epacrideen (11 Dracophyllum), 1 Sa-
potee, 4 Myrsineen (3 Myrsine, 1 Corynocarpus), 2 Primulaceen,
1 Cyrtandree, 19 Scrophularineen (14 Veronica), 3 Solaneen,
4 Convolvulaceen, 3 Boragineen, 3 Myoporineen, 1 Verbenacee,
3 Labiaten, 3 Gentianeen, 3 Apocyneen (Parsonsia), 2 Loganiaceen
(Geniostoma), 1 Oleinee (Olea), 19 Rubiaceen (11 Goprosma,
3 Galium), 2 Stylideen, 1 Campanulacee, 5 Lobeliaceen, 2 Goode-
niaceen, 49 Synanthereen (9 Senecio, 6 Gnaphalium, 6 Celmisia,
4 Shawia, 5 Cichoraceen) ; 2 Plantagineen, 2Proteaceen, 7 Thyme-
leen, 1 Santalum, 4 Laurineen, 3 Monimieen (2 Hedycaria), G Poly-
goneen, 1 Amarantacee, ü Chenopodeen, 1 Gunneracee, 6 ürticeen,
4 Amentaceen (Fagus), 2Piperaceen, 13Coniferen (s. Dieffenb.) ; —
1 Palme, 1 Pandanee (Freycinetia), 2 Typhaceen, 1 Aroidee, 4 Na-
jaden, 10 Orchideen, 3 Irideen (Libertia), 2 Smilaceen, 8 Li-
liaceen (2 Arthropodium, 2 Cordyline, 1 Dracaena, 2 Phormium,
Dianella), 9 Junceen (2 Astelia), 1 Restiacee (Leptocarpus), 33 Cy-
peraceen (lOCarex), 32 Gramineen (lOAgrostis, 3Poa, 3 Triti-
cum, 6 Avenaceen, 3 Paniceen); — 104 Farne (16 Hymenophyl-
lum, 9 Lomaria, 10 Asplenium, 10 Pteris, 8 Aspidium, 7 Polypo-
dium), 9 Lykopodiaceen. — Von Zellenpflanzen sind bekannt: 79 Laub-
moose, 84 Lebermoose, 78 Lichenen, 120 Algen, 11 Pilze.
J. D. Hooker's Flora antarctica (s. vor. Jahresb. S. 371)
ist vollendet worden (The Botany of the Antarctic Voyage.
Vol. 1. 2. 574 pag. ii. 198 Ta f. in 4. London, 1845—47).
472 Grisebach: Bericht über die Leist. in der Pflanzengcographie,
Fortsetzung der im vorigen Bericht abgebrochenen Uebersicht der
antarktischen Flora: 12 ümbelliferen(6Azorella, Bolax, Huanaca, Apium
Crantzia, Oreomyrrhis, Osmorrhiza), 4 Loranthaceen (Myzodendron),
7Riibiaceen(6Galium, Nertera), 4Valerianeen(Valeriana), GOSynanthereen
(2Chiliotrichum, Aster, SErigeron, Lagenophora, 2Baccharis, Madia,
Abrotanella, 2Leptinella, 5Gnaphalium, Melalema, Culcitium, 21 Se-
necio, zum Theil Holz bildend, Chevreulia, 4 Nassauvia, 2 Panar-
gyrum, 2 Chabraea, Macrachaenium , Clarionea, 2 Homoianthus,
2 Achyrophorus, Taraxacum, Macrorrhynchus, Sonchus, Hieracium),
1 Stylidiee (Forstera), 2 Lobeliaceen (Pratia), 1 Gesneriacee (Mitra-
ria), 3 Ericeen (2Pernettya, Gaultheria) , 1 Epacridee (Lebetanthus),
3 Gentianeen (Gentiana), 1 Convolvulacee (Calystegia) , 1 Boraginee
(Myosotis), 1 Solanee (Solanum tuberosum, bis zum Chonos- Archi-
pel, so wie auch mit verschiedenen Spielarten von Peru und Chile
nach Buenos Ayres im wilden Zustande verbreitet), 1 Desfontainee
(Desfontainea auf Staten-Land), 11 Scrophularineen (5 Calceolaria,
Limosella, 2 Veronica, 2 Ourisia, Euphrasia), 2 Labiaten (Scutel-
laria, Stachys), 4 Primulaceen (Primula, Anagallis, 2 Samolus),
1 Lentibularie (Pinguicula) , 1 Plumbaginee (Armeria) , 4 Plantagineen
(Plantago), 4 Polygoneen (Polygonum, 3 Rumex), 2 Chenopodeen
(Chenopodium), 2 Proteaceen (Embothrium, Lomatia), 3 Santaleen
(Nanodea, 2 Arjoona), 1 Thymelee (Drapetes), 3 Urticeen (2 Urtica,
Pilea), 1 Empetree (Empetrum), 4 Cupuliferen (Fagus), 1 Conifere
(Thuja); — 6 Orchideen (2 Chloraea, 3 Asarca, Codonorchis), 5 hi-
deen (3 Sisyrinchium, Symphyostemon, Tapeinia), 3 Smilaceen
(2 Callixene, Philesia), 1 Asteliee (Astelia), 7 Junceen (2Rostkovia,
3 Juncus, 2 Luzula), 2 Juncagineen (Tetroncium, Triglochin), 1 Re-
stiacee (Gaimardia), 22 Cyperaceen (Oreobolus, Eleocharis, Iso-
lepis, 2 Chaetospora, Carpha, 12 Carex, 4 üncinia), 44 Gramineen
(Alopecurus, Phleum, Mühlenbergia, 6 Agrostis, Polypogcn, Arundo,
Hierochloa, 6 Aira, Trisetum, Avena, 3 Poa, 2 Triodia, 11 Festuca,
Dactylis, Catabrosa, Bromus , Elymus, 2 Hordeum, Triticum, Lo-
lium); — 22 Farne (8 Hymenophyllum, 2 Trichomanes, Cystopteris,
3 Aspidium, Asplenium, 2 Lomaria, Grammitis, 2 Gleichenia, Schi-
zaea, Botrychiura), 2 Lykopodiaceen (Lycopodium), 1 Marsileacee
(Azolla). In den Nachträgen: 1 Ranunculacee (Hamadryas), 1 Caryo-
phyllee (Lyallia, eine holzige, dichte mit winzigen imbricirten Blät-
tern bedeckte, Rasen bildende Pflanze von Kerguelens-Land), ICheno-
podee (Blitum). — Die Gesammtzahl der zwischen 45» und 64° S.
Br. gefundenen Gefässpflanzen beträgt 366 Arten (nämlich 250 Diko-
tyledonen, 91 Monokotyledonen und 25 Kryptogamen. Den Beschlussi
machen die sorgfältig berücksichtigten Zellenpflanzen: 122 Laubmoose,,
bearb. von Wilson und H., 94 Lebermoose, von Taylor und H., 113 Ei-
chenen, 146 Algen, 122 von Ehrenberg bestimmte Diatomeen, 27 Pilze,
bearb. von Berkeley (vergl. Jahresb. f. 1844).
Gedruckt bei den Gebr. Unger in Berlin.
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