k^Wr^_ '^Jt^ ':^- ^^--^:^ ism ^^^^^M^ i^^ ■gf^-Bg»».» ARCHIV FÜB IVATÜRGESCHICHTE. GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN, FORTGESETZT VON W. F. ERICHS ON. IN VERBINDUNG MIT PROF. DR. GRISEßACH IN GÖTTIKGEIN ÜKÜ PROF. Dr. LEUCKART IN GIESSEN. HEUAUSGKGEBEN VON Db. f. h. TROSCHEZ., PROFESSOll AN DER FRIfiDRICH-WILUELUS-UNIVBRSITÄT ZU BONN. ZWEI UND ZWANZIGSTER JAHRGANG. Erster Dand« BERLIN, 1856. VERLAG DER NICOLA IS CHEN C U C IUI A N D L U N G. Inhalt des ersten Bandes. Seite Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Wizza. Von Rud. Leuckart. (Hierzu Taf, lundll.) 1 Uebersicht der Aale. Von Dr. J. Kaup in Darmstadt ... 41 Uebersicht der Gymnotidae. Von demselben. (Hierzu Taf. III. Fig. t — 10.) 78 Ueber die Schwimmblasen von Carapus inaequilabiatus Val. Von demselben, mit einem Zusätze vom Heraus, geber. (Hierzu Taf. III. Fig. ^ und ß.) 88 Einiges über die Unterfamilie Ophidinae. Von demselben 93 Carcinologische Beiträge (Peloplastus n. gen. , Micippe Leach, Paramithrax Miln. Edw. , Othonia Beil., Pisa Leach, Naxia Miln. Edw., Lambrus Leach, Chalaepus n. gen., Poly- cremnus n. gen., Trapezia Latr. , Lupea Leach, Eucte- nota n. gen., Ocypode Fabr., Acanthoplax Miln. Edw., Rhaconotus n. gen., Uca, Gecarcinus, Boscia, Dilocarci- nus Miln. Edw., Telphusa Miln. Edw., Scytoleptus n. gen., Monolistra n. gen.). Von Dr. Gerstaecker. (Hierzu Taf. IV— VI.) 101 Studien über Organisation und Systematik der Ctenophoren. Von Prof. Gegenbaur. (Hierzu Taf. VII— VIII.) . . 163 Ueber die Entwickelung von Chiton. Von S. Loven. Aus dem Schwedischen übersetzt vom Herausgeber. (Hierzu Taf. IX 206 Die Hectocotylenbildung bei Argonauta und Tremoctopus, er- klärt durch Beobachtungen ähnlicher Bildungen bei den Cephalopoden im Allgemeinen. Von Prof. Japetus Steenstrup. Aus dem Dänischen übersetzt vom Her- ausgeber. (Hierzu Taf. X u. XL) 211 c2c2O80 lY Inhalt. Seile Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere ( Arvicola leucurus Gerbe, Arvicola Selysii Gerbe, Arvicola iberi- cus Gerbe, Sorex chrysothorax Dehne, Microinys agilis Dehne , JVlyoxus speciosus Dehne, Musculus nioUissimus Dehne). Von Prof. J. H. Blasius 058 Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. Von Prof. Mayer 281 üeber die Gattung Mormops. Von Prof. W. Peters . . . 305 Neue Annulalen. Beschrieben von Dr. Kinberg .... 310 Vergleichende Betrachtungen über die Nester der geselligen Wes- pen. Von Dr. K. Möbius in Hamburg. (Hierzu Taf. XII) 321 Beiiräg^e zur K£eiiiitiiiss der Mediiiseiifauiia von ]Vizza. Von Rud. lieitckart. Hierzu Taf. I und II. Unter den mancherlei verschiedenen Thieren, die der Nizzaer Fischer in seinem Dialekte mit dem Namen „Car- marine" bezeichnet, nehmen die Medusen mit den übrigen Cuvier'schen Akalephen die erste Stelle ein. Man mag schon hieraus erschliessen , wie häufig und massenhaft diese Geschöpfe die ruhigen Buchten des Mitlelmeeres in der Umge- gend von Nizza bewohnen. Es giebt Tage, (namentlich gegen Ausgang Winters), an denen die Oberfläche des Meeres im wahrsten Sinne des Wortes von ihnen bedeckt ist. Wäh- rend meines Aufenthaltes in Nizza (März, April, Mai) war die Zeit dieses massenhaften Auftretens schon vorüber, indes- sen habe ich wohl niemals eine Excursion gemacht, ohne zahlreiche kleinere oder grössere Medusen und andere Akale- phen in Menge anzutreffen '"'). ■*"■) So gross der Reichthum des Nizzaer Golfes an pelagischen Thierformen ist, so selten hat man verhältnissmässig Gelegenheit den einen oder andern Repräsentanten der eigentlichen Küstenfauna zu erhalten. Es gilt dies namentlich auch für Polypen, sowohl für die Anlhozoen als für die Hydroiden, die polypenförmigen Ammen der nacktäugigen Sclieibenquallen. Von ersteren habe' ich ausser verschiedenen Arten des Gen. Actinia (namentlich A. rubra, concen- trica, efFoeta, viridis, carciniopados u. a.) nur noch eine kleine in- teressante Form aus der Familie der Xeuien beobachten können, die Archiv f. Naturgesch. XXII. Jahrg. 1. Bd. 1 12 Leuckart: Durch Peron, Risso, Verany, Wagner, Milne Edwards u. A. haben wir bereits mehrfache Nachricliten über die Mediisenfauna von Nizza erhallen; dass diese aber noch lange nicht ausreichen, uns ein vollständiges Bild von dem Reichthume des Nizzaer Golfes zu geben, wird wohl aus den folgenden Blättern zur Genüge hervorgehen. Die meisten der von den erwähnten Zoologen beobachteten Formen sind mir nicht aufgestossen, dagegen zahlreiche andere, die den- selben entgangen sind. Und doch habe ich diesen Thieren nicht einmal eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Was ich über dieselben mittheile, ist nur nebenbei und in Stunden gesammelt, die ich bei mancherlei anderen umfassenderen Un- tersuchungen gelegentlich erübrigen konnte. Ich darf des- halb auch wohl auf die Nachsicht meiner Leser rechnen, wenn hier und da einmal die Beschreibung meiner Arten nicht so vollständig sein sollte, als ich es selbst jetzt wün- schen möchte. Ich halte mich im Folgenden ausschliesslich an die klei- neren, sogenannten nacktäugigen Medusen, da meine Beobach- tungen über Pelagia und Rhizostoma, die einzigen Repräsen- tanten aus der Gruppe der Sleganophlhalmidae, die ich an- traf, nur wenig Neues zu Tage förderten. Meine Beobach- tungen über Ctenophoren sind allerdings an einer grösseren auf der Unterseite der Ufersteine (be i Beaulicu) hinkrieclit und von mir deshalb besonders hervorgehoben wird , weil sie das Schicksal gehabt hat, mit einer ganzen Reihe verschiedener Genusnamen be- zeichnet zu werden. Das Thier, das ich meine, ist die von Pallas entdeckte Tubularia cornu copiae, die vonCavolini (Pflanzenthiere Tab. IX. Fig. 12) sehr trelflich abgebildet ist und von Blainville mit vollkommenem Rechte zum Typus eines eigenen Genus Cornula- ria erhoben wurde. Mit den übrigen Tubularien, die bekanntlich Hy- droiden sind, hat unsere Art, (wie die Tub. solitaria Rapp = Ce- rianthus membranaceus Haime), ein unverkennbares Anthozoon, auch nicht das Geringste zu schaffen. Dagegen kann es keinem Zweifel unterliegen, dass das B 1 a i n vil 1 e'sche Genus Cornularia weder von Rhizoxenia Ehrbg. noch von Evagora Phil, verschieden ist. Diese beiden Genera müssen eingezogen werden; ihre Arten bilden mit der Tubularia cornucopiae (für die ich den Warnen Cornularia Pallasii vor- schlagen möchte) drei wohl charakterisirte Species desselben Ge- schlechtes. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 6 Anzahl von Species angestellt (Beroe Forskalii, Cestum Ve- neris, Eucharis multicornis, Cydippe ovata, Cydippe n. sp. — klein, nur zwei Linien lang, mit schönen, blau gefärbten Fang- fäden — und Eschscholtzia cordata^«*) ?), haben auch manches Neue ergeben, indessen halle ich dasselbe zurück, weil ich weiss, dass wir in Kurzem von anderer Seile eine umfassen- dere Abhandlung über diese intere'ssanten Geschöpfe zu er- warten haben. Geryonia exigua (Quoy et G.) Less. (Tab. I. Fig. 1.) Ich glaube kaum zu irren, wenn ich unter dem vor- stehenden Namen eine kleine Medusenform beschreibe , die um Nizza, während meines ganzen Aufenthaltes, zu den häu- figsten gehörte und auch später in Genua von mir beobach- tet wurde. Die Darstellung von Quoy und Gaimard ist freilich (vergl. Isis 1828. S. 342. Tab. V. Fig. 5) sehr apho- ristisch und unzureichend, so dass man die wahre Ger. (Dianaea) exigua darnach von den verwandten Formen kaum unterscheiden kann, aber schon die weite Verbreitung unse- rer Art macht die Identität derselben mit der Geryonia von Gibraltar sehr wahrscheinlich. Jedenfalls sind beide sehr nahe mit einander verwandt — freilich auch mit der Ger. appendiculata„ die Forbes (1. c. p. 37) an der englischen Küste beobachtete und vielleicht nur desshalb so bestimmt als neu beschreibt, weil er nicht wusste , dass eine Reihe von Charakteren, die er hier auffand, auch bei anderen (allen?) Geryonien vorhanden sind. Der Mantel unseres Thieres ist halbkugelförmig, ziem- lich dick , namentlich in seinem oberen Segmente , und von ausserordentlicher Durchsichtigkeit. Bei den grösslen Exem- plaren, die ich auffand, maass er im Zustande der Ruhe fast 72" im Durchmesser. Während der Contraction ist derselbe *3 Die Beschreibung von Köllilier (Zeitschrift f. wiss. Zool. IV. S.315) passt bis auf die Färbung. Meine Art war ganz durch- sichtig, nur an den Enden jeder queren Fiimmerreihe mit einem klei- nen rothen Figmcntfleck versehen. (Sehr nahe verwandt, vielleicht identisch mit unserer Eschscholtzia ist die von delle Chiaj e, jMem. etc. Tab. CVI. Fig, 15 abgebildete Callianira diploptera.) 4 Leuckart: natürlich verkleinert, die Höhe dagegen gewachsen, die Mantel- öfFnung verengt, so dass man dann die Geslalt unseres Thieres mit Quoy und Gaimard fast kugelförmig nennen könnte. Der Magenstiel hat eine ganz ansehnliche Enlwickelung und ragt bei ausgewachsenen Exemplaren wohl mit der Hälfte seiner Länge über den Mantelrand hervor. Er ist schlank und walzenförmig , nach dem Magengrunde nur wenig ver- jüngt, an seiner Ursprungsstelle mit einem breiten und kur- zen , kegelförmigen ßasalstücke versehen. Der Magen- sack ist klein, kaum länger als eine Linie, und vierzipflig. Er hat in der Ruhe die Gestalt einer schlanken Glocke, kann diese aber auf alle mögliche Weise verändern , namentlich auch beim Anhängen (an die Wände des Gefässes u. s. w.) den ganzen Magensack in Form einer viereckigen Platte oder Scheibe ausbreiten. Untersucht man dann die unlere Fläche der Platte (Taf. II. Fig. 18) , die also die Innenfläche des Magens ist, so bemerkt man auf derselben vier Rinnen oder Spalten, die in einiger Entfernung von dem Mittelpunkte be- ginnen und in radiärer Richtung nach den Ecken der Platte hinlaufen, während ihres Verlaufes aber allmählich immer seichter werden und schliesslich verstreichen , noch bevor sie an dem Rande der Scheibe angelangt sind *■"). Diese Spalten sind die Mündungsstellen der vier Radialgefässe, die bei den Geryonien bekanntlich in gleichen Zwischenräumen an dem Magensliele emporsteigen und erst später auf die muskulöse Innenfläche des Mantels (den Schwimmsack, sub- umbrella Forb.) übergehen. Nach der Darstellung von Will soll bei verwandten Medusen oberhalb des Magengrundes noch ein eigener trichterförmiger Hohlraum vorkommen, aus dem die Radialgefässe ihren Ursprung nehmen , ich habe solchen aber weder hier noch bei einer anderen Art auffin- den können. Bei allen Discophoren, die ich untersuchte, ent- sprangen die Radialgefässe direct aus dem Magengrunde. Dass *) Begreiflicher Weise berechtigt uns diese Bildung aber nicht im Geringsten, die Geryonien nach der Organisation ihrer Mundappa- rate mit den Rhizostomiden zusammenzustellen, wie man vielfach ver- sucht hat. Die Geryonien besitzen vielmehr einen einfachen Mund, wie die Mehrzahl der Discophoren. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Plizza. 5 die Gefässc der Medusen überdiess nicht, wie es Will angab, von einem zweiten Gefässapparale umhüllt sind , ist heute ziemlich allgemein anerkannt. Ich kann in dieser Beziehung meine frühern durch Forbes, v. Siebold, Kölliker u. A. bestätigten Angaben nur wiederholen, auch noch hinzufügen, dass ich gleichfalls bei den Rippenquallen vergebens nach den sog. „Blutgefässen« gesucht habe. Das Ringgefäss verläuft, wie gewöhnlich, in der Peri- pherie des Mantels, oberhalb des Randsaumes, dessen Breite schon die Schnelligkeit unseres Thierchens vermuthen lässt. Wo die Radialgefässe in dieses Ringgefäss übergehen , be- findet sich ein fadenförmiger hohler Tentakel , der sich bis zu mehreren Zollen verlängern kann, aber auch gelegentlich (unter entsprechender Dickenzunahme) bis auf y/' verkürzt. In solchem verkürzten Zustande erscheinen diese vier Fäden wie geringelt, ein Umstand, der vorzugsweise daher rührt, dass die Angelorgane, die in denselben eingebettet sind und eine verhällnissmässig ganz ansehnliche (Vi5o"0 Grösse be- sitzen, eine regelmässige ringförmige Gruppirung einhalten. Die Verkürzung der Fäden geschieht vorzugsweise durch die Äction eines Muskelgewebes, das unter der glashellen ^Ober- haut gelegen ist und aus Längsfasern gebildet wird. Die Verlängerung dagegen durch Füllung des Tentakelrohres aus dem Inhalte des Gefässsystems, also durch eine ArtEreclion, wie bei vielen anderen Medusen. Bei oberflächlicher Betrach- tung scheint sich die Zahl der Randfäden auf die oben er- wähnten Gebilde zu beschränken, wenn man unser Thierchen indessen näher untersucht , so wird man in der Mitte zwi- schen diesen vier Tentakeln — also auch in der Mitte zwi- schen den Radialgefässen — noch vier andere vorfinden, wie bei Ger. appendiculata. Die histologischen Verhältnisse bei- der Tentakelarten sind dieselben , aber abweichend ist es, dass die Inlerradialtentakel nicht nur sehr viel kürzer (sie messen kaum mehr als l"'j und starrer sind, sondern sich auch hornförmig nach der Kuppel der Mantelglocke zu em- porkrümmen. Dazu kommt noch , dass der Insertionspunkl derselben etwas höher liegt, als der der Haupttentakel. Wäh- rend die letzteren unmittelbar auf dem Rande des Mantels aufsitzen und somit gewissermassen eine Verlängerung des- 6 Leuckart: selben darstellen, bleibt zwischen der Wurzel der Interra- dialtentakel und dem Rande ein kleiner Zwischenraum, der von einer Gebörkapsel eingenommen wird. Eine eben sol- che Kapsel steht auch neben den Haupttentakeln, aber nicht unterhalb derselben, sondern zur linken Seite (bei herab- hängendem Magensliele). Die Gehörkapsel (Tab. I. Fig. 4) misst etwa V25'" ^"*^ stellt ein sphärisches Bläschen dar, dessen hintere Fache etwas abgeplattet ist und von der Strömung des Ringgefässes be- spühlt wird. Die vordere Wand ist nicht unbeträchtlich ver- dickt und trägt ein zweites kleineres Bläschen C/ßo'")» das in die Kapsel hineinhängt. Dieses innere Bläschen enthält die Ololithen*"*) , einen grösseren Hauptotolithen (V^ioo'") von sphärischer Gestalt und zwei kleinere Nebenotolithen, die demselben anliegen, so dass die Gehörsteine unserer Geryo- nia ganz dasselbe Aussehen haben , wie die des unpaaren Gehörorganes von Monocclis unter den Turbellarien '""^•"}. Die Geschlechtsorgane C^j-^Iagenanhänge" der älteren Zoologen) sind von blatt- oder herzförmiger Gestalt, wie bei den übrigen echten Geryonien und in vierfacher Anzahl vor- handen. Sie liegen im Umkreise der Radialgefässe und sind mit ihrem abgestumpften äusseren Ende dem Mantelrande bis auf geringe Entfernung angenähert. Neben den ausgebildeten und geschlechtsreifen Indivi- duen dieser Art kamen in Nizza auch zahlreiche frühere Ent- wickelungszustände zur Beobachtung, die eine ziemlich voll- ständige Uebersicht der Formveränderungen erlaubten, denen unsere Thiere (wie die meisten übrigen Medusen) in der er- sten Zeit ihres freien Lebens unterliegen -"-«-*). *") So sagt auch Kolli ker (Fror. N. Mitt. 1843. S. 83) , dass der Ololith von Geryonia „in einem kleinen gestielten Bläschen« ent- halten sei, „das an der Innenwand der grösseren Blase« festsitze. *■"■) Die Zahl der Turbellarien mit unpaarem Gehörorgan kann ich durch einen schönen Proporus von der Kizzaer Küste , den ich seines breiten dunkelvioletten Rückenstreifens wegen Pr. vestitus nenne, vermehren. ***) Ganz ähnliche Beobachtungen hatGegenbaur (zur Lehre vom Generationgwechsel u. s. w, S. 18 Anm.) für Ger. proboscidalis mitgetheiH. Beiträge zur Kennlnisa der Medusenfauna von Nizza. 7 Die kleinsten Exemplare , die mir zu Gesicht kamen, messen kaum 1'" im Durchmesser und zeigten (Fig. 2) eine so abweichende Bildung, dass sie ohne Kenntniss der Zwi- schenformen wohl schwerlich für junge Geryonien gehalten werden würden. Der Mantel war nur wenig gewölbt und mit aufgewulsteter Kuppel versehen, aber ohne eigentlichen Stiel und sonstige Zeichen einer früheren Befestigung. Der Ma- gen war klein und ohne Lippen , eine papillenförmige Her- vorragung, die in der Tiefe der Mantelhöhle auf einem brei- ten und kurzen;, conischen Zapfen aufsass. Der Magenstiel fehlte einstweilen noch vollkommen, während dagegen die Gefässe bereits ihre spätere Entwickelung besassen. Auch die acht Randfädeii waren schon vorhanden , auffallender Weise aber gerade von umgekehrter Entwickelung. Die Radialtentakel waren ausserordentlich klein und stummeiför- mig, während die Interradiailentakel dagegen eine ganz unverhältnissmässige Grösse besassen. Hornförmig gekrümmt, wie im entwickelten Zustande, erreichten sie mit ihrer Spitze beinahe die Höhe der Schirmkuppel. Es scheint demnach, dass diese Tentakel (nach Art der „provisorischen Organe") schon ausserordentlich frühe zu ihrer völligen Ausbildung kommen , vielleicht schon zu einer Zeit, in der die späteren Haupttentakel noch nicht einmal angelegt sind. Die Angel- organe derselben sind etwas kleiner , als im entwickelten Zustande ;, und — was auch für die spätere Zeit gilt — namentlich an der äusseren Fläche angehäuft, so dass diese dadurch ein unregelmässiges und runzliges Aussehen an- nimmt. An der Basis dieser Interradiailentakel lassen sich bereits die Gehörkapseln unterscheiden *") , nur sind diesel- ben mit allen ihren Theilen etwa um die Hälfte kleiner, als später. Die den Radialtentakeln entsprechenden Gehörkapseln sind noch nicht gebildet. ^•) Die eigenthüinliche Bildung dieser Gehörkapseln, oder viel- mehr der Otolithen, die unsere Art so auffallend auszeichnet (wie sich Ger. appendiculala in dieser Hinsicht verhält , geht aus der Beschrei- bung von Forbes nicht deutlich hervor), war das erste ßlerkmal, das mich einen Zusammenhang der beschriebenen kleinen Medusen mit der Ger. cxigua vcrmulhen Hess. B Leuckart: Die späteren Veränderungen lassen sich hiernach leicht überblicken; sie bestehen vorzugsweise in der Bildung des Magenstieles, der sich allmählich auf der Spitze des koni- schen Zapfens, andern der Magen befestigt ist, hervorschiebt, und in der weiteren Entwickelung der Radialtentakel mit den anliegenden Gehörkapseln. Individuen von 2'^' Durchmesser zeigen sich schon deutlich als junge Geryonien, obgleich ihr Magenstiel noch keineswegs seine spätere Länge besitzt. Die Geschlechtsorgane bilden sich erst bei etwa 3V2'" im Durch- messer. Wie alle Geryonien , sind unsere Thiere sehr gefähr- liche Räuber, wie sich schon aus ihrer gewaltigen Schwimm- fähigkeit und der Bewaffnung mit Angelorganen , die auch in den Mundlappen vorkommen , von vorn herein vermu- then lässt. Geryonia pr oboscidalis (Forsk.) Eschsch. (Tab. I. Fig. 3.) Obgleich dieses Thier schon oftmals beobachtet und seiner äusseren Form nach aus älteren Beschreibungen auch hinlänglich bekannt ist , will ich doch noch einige Worte darüber hier anfüiiren. Das auffallendste Kennzeichen unserer Art ist, abge- sehen von seiner sehr ansehnlichen Grösse, die Sechszahl, in der sich die einzelnen Organe derselben (Mundzipfel, Ra- dialgefässe, Geschlechtsorgane u. s. w.) wiederholen. Man hat desshalb bekanntlich vorgeschlagen, unser Thier zum Ty- pus eines eigenen Genus (Liriope Less.) zu machen , allein ich glaube nicht, dass wir hierzu berechtigt sind. Finden wir doch bei den radiären Thieren mit dem Numerus vier die Sechszahl auch mitunter als individuelle Abweichung vor- herrschen *"*). Sonstige Eigenthümlichkeiten aber, durch wel- che die Aufstellung eines eigenen Genus gerechtfertigt wer- *) So beruht auch die Liriope cerasiformis Less. gewiss nur auf einer solchen abnormen Form von Ger. exigua , wie schon die Entdecker derselben, Quoy undGaiinard (a. a. 0.), vermutheten. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 9 den könnte , fehlen gänzlich. Ich habe mich sogar über- zeugt, dass unser Thier mit denselben Interradialtentakeln ausgestaltet ist, wie die Ger. exigua , auch eine ganz con- forme Gruppirung der Gehörkapseln hat , nur dass natürlich auch in diesen Gebilden die Sechszahl , die den ganzen Or- ganismus beherrscht, sich ausprägt *"*). Die erstem stehen, wie bei Ger. exigua, in der Mitte zwischen den sechs Ra- dialtentakeln , die sich bis auf mehrere Fuss verlängern kön- nen und mit zahlreichen, ziemlich regelmässig in ringförmi- gen 0"erwülsten zusammengruppirten Angelorganen von ob- longer Gestalt CVöo'") bedeckt sind. Freilich sind diese Inlerradialtentakel sehr klein, so dass sie leicht der Unter- suchung entgehen können, kaum grösser als bei der vor- hergehenden Art, und hornförmig, wie hier, nach oben em- porgekrümml. Die Gehörkapseln zeigen im Wesentlichen gleichfalls dieselbe Bildung •"-") , nur sind sie grösser (Kap- sel = Vio'", innere Blase = V25'", Otolith = 7^,5'") und ohne die beiden kleinen Hülfsotolithen, die unsere Ger. exi- gua so auffallend auszeichnen. Der Magen , der auf dem Ende des höchst eleganten und ansehnlichen, conischen Stieles oder Rüssels aufsitzt, hat im ausgestreckten Zustande fast die Länge eines Zolles und eine schlanke cylindrische Bildung, kann sich aber durch Querrunzelung an seinem Grunde reichlich bis auf die Hälfte dieser Länge verkürzen. Eine Färbung fehlte den beobach- teten Individuen; sie waren beständig mit allen ihren Thei- len (ausgenommen die opacen Geschlechtsorgane) glashell und durchsichtig. *) Forbes hat in seiner Beschreibung der G. proboscidalis (Ann. nat. bist. 1851. T. XV. p. 196) diese Inlerradialtentakel über- sehen und die Gehörkapseln für Ocellen ausgegeben. **) Bei Geryonia (Geryonopsis Forb.) pellucida Will. (?) glaubte ich früher bemerkt zu haben, dass die — hier mehrfachen — Otoli- then einzeln auf einem warzenförmigen Bläschen befestigt zum Theil auch in dasselbe hineingesenkt seien (Beitr. von Frey und Leu- ckart S. 30) — es kann jetzt kaum zweifelhaft sein, dass hier gleich- falls ganz dieselbe Bildung vorkommt. l'^ Leuckart: Aglaura Peronii Lt. (Tab. I. Fig. 5.) Unter den von Peron bei Nizza beobachteten kleinen Medusen, die in den Annales du Museum T. XIV. beschrieben sind, findet sich u. a. als Repräsentant eines neuen Genus Aglaura eine interessante Form, die Peron als Aglaura he- mistoma aufführt. Es ist dieselbe, für die ich hier mit Un- terdrückung des ziemlich nichtssagenden Speciesnamens die obige Bezeichnung gewählt habe. Die Charakteristik von Peron ist leider nicht vollkommen ausreichend, auch nicht vollkommen genau — doch kann kaum ein Zweifel sein, dass wir Beide dasselbe Thior vor Augen gehabt haben. Sollte das übrigens auch nicht der Fall sein, so gehört doch meine Art ganz bestimmt zu dem Gen. Aglaura, das sich von allen übrigen Medusen durch die „huit organes allonges, cylin- droides, floltant librement dans l'inlerieur de la cavite ombrel- laire" zur Genüge unterscheidet. Nach Peron hat nur Risse unser Thier beobachte!, in gewohnter Weise sich aber dar- auf beschränkt, bei seiner Beschreibung Peron zu copi- ren ^••). Der Mantel unseres Thieres ist weit und glockenförmig, eben so hoch, als breit (bis 3"0. Die Kuppel erscheint etwas abgeflacht. Von dem Rande der Kuppel, der sich gewöhn- lich deutlich absetzt, verengt sich der Mantel allmählich bis zu seiner Basis, meist freilich nicht eben sehr beträchtlich. Die Substanz des Mantels ist äusserst dünn, so dass unser Thier augenblicklich zusammenfällt, sobald man es aus dem Was- ser hervorhebt. In der Achse der weiten Mantelhöhle hängt bis etwa auf die Mitte der Höhe ein ziemlich schlanker, klö- pfelartiger Zapfen herab , dessen obere solide Hälfte eine unmittelbare Forlsetzung des Mantels ist, während die untere einen flaschenförmigen Magensack darstellt. Der Magensack unseres Threres ist also wie bei Geryonia oder noch besser, wie bei Girce, an die sich überhaupt das Gen. Aglaura am *) Uebereinstimmend mit dem Gen. Aglaura ist Lessonia Eyd. et Soul., die auf ihrer Entdeckungsreise eine L. radiata auffanden. (Voy. de la Bonite Zool. Zoophyt. Fl. 1. Tome II. p. 637.) Beiträge zur Kenntnis» der Medusenfauna von Nizza. H meisten anreihen dürfte , von einem besonderen Stiele ge- tragen. An der Grenze zwischen diesen beiden Abschnitten sitzen nun die acht ovalen oder kolbenförmigen Fortsätze, die das Genus Agiaura so aulFallend auszeichnen und nach meinen Untersuchungen die Geschlechtsorgane *"') darstellen (Fig. 6.) Der flaschenförmige oder oblonge Magen hat eine weite Mundöffnung und im Umkreise derselben vier Verhältnisse massig ganz ansehnliche Zipfel oder Arme, die an der Basis zusammenfliessen und einen eigenen Abschnitt bilden, der sich mit dem vorderen sog. Rössel den Schwimmpolypen ver- gleichen lässt und auch gleich diesem die mannichfachsten Gestalten annehmen kann. Namentlich sieht man diesen Rüs- sel sich nicht selten manschettenförmig über den eigentichen Magensack nach oben zurückschlagen. Die Innenfläche der Arme und des ganzen Rüssels trägt zahlreiche mächtig ent- wickelte Flimmerhaare, die sich nach hinten ganz scharf ge- gen die gewöhnlichen kleinen Cilien des Magensackes ab- setzen. Aus dem Grunde dieses Magensackes entspringen, wie bei Circe, acht Gefässe ;, die in gleichen Entfernungen von einander am Stiele emporsteigen und von da auf die Innenfläche des Mantels übergehen, bis sie nach Art der ge- wöhnlichen Radialgefässe im Rande des Mantels durch ein Ringgefäss vereinigt werden. Die Tentakel unseres Thieres sind äusserst kurz und stummeiförmig, aber nicht (wie Peron und Risso für die Agl. hemistoma angeben) in zehnfacher Anzahl, sondern in sehr befrächllicher Menge entwickelt. Ich zähle meistens 6 >^ 8 + 8 Randfäden, d. h. zwischen je zwei Radialfäden 6 Inlerradialfäden. Angelorgane von gewöhnlicher Form feh- len diesen Fäden , doch finden sich in denselben zahlreiche kleine zugespitzte Körperchen (Yäoo'")? ^^^^ durch ihre scharfe Begrenzung und ihr sonstiges Aussehen an Angetorgane er- innern und auch wohl analoge Bildungen sein dürften. In der Mitte zwischen je zweien Radialtenlakeln trägt unsere Agiaura ein Gehörbläschen, einen kurzen und tenta- kelarligen Fortsatz (etwa von der halben Länge der übrigen *) Eydoux und iSouicf et lialten dieselben (l. 1.) für Tcntalvcl. 12 Leuckart: Tentakel) mit einem sphärischen Otolithen von Vioo'''^ der in das äussere kolbenförmige Ende desselben eingebettet ist ''^) und von einer dicht anliegenden Zelle umschlossen wird (Fig. 7). Bewegungen wurden an dem Otolithen nicht be- obachtet; ich habe überhaupt bei keiner meiner Scheiben- quallen einen beweglichen Otolithen gefunden *''^*'^'). *) Das Gehörbläschen hat hier und in anderen Fällen so au- genscheinlich eine tentakelartige Bildung , dass eine morphologische Beziehung zu den Randfäden dadurch höchst wahrscheinlich wird. Ich glaube, man. kann es als ein ziemlich feststehendes Gesetz aus- sprechen , dass die Gehörbläschen der Scheibenquallen entweder in die Wurzel von ausgebildeten Tentakeln eingelagert sind oder die Stelle von Tentakeln vertreten (sehr deutlich z. B. bei Pelagia) und dann nicht selten noch mehr oder minder tentakelartig gebaut sind. Das letztere gilt namentlich auch von den Gehörbläschen der sog. Steganophthalmidae, deren Bildung, wie mir scheint, bisher nur un- vollständig, zum Theil auch unrichtig dargestellt ist. Nach meinen Beobachtungen an Pelagia (Tab. I. Fig. 8.) besteht das „Randkörper- chen" dieser Thiere, wie beiAglaura, aus einem verkümmerten Rand- faden mit innerer flimmernder Höhle, die mit einem dünneren und za- pfenartigen Ausläufer des Ringgefässes communicirt und im äusser- sten Ende einen gelbpigmentirten Haufen kleiner sechsseitiger Otoli- then einschliesst. Im Umkreise dieses Haufens bemerkt man eine zarte Hülle, die der Tentakelwand anliegt. Eine Ausmündung nach Aussen, wie man sie wohl angenommen hat, fehlt, dagegen glaube ich ganz entschieden (gegen Kölliker a. a. 0.) die Communikation mit dem Ringgefässe oder vielmehr mit dem erwähnten Ausläufer des Ringgefässes behaupten zu können. Die Communicationsöffnung liegt auf der oberen Fläche des Gehörbläschens , und ist bereits von R. Wagner (Icon. zoot. T. XXXII. fig. 32 b. — Fig. 22 ist eine ziem- lich verunstaltete Darstellung — ) gesehen, irrthümlicher Weise aber als „Stiel der Crystalldrüse« gedeutet worden. Die Ehrenberg'- schen „Markknoten" werden sich wohl auf den Stiel des stummeiför- migen Auriculartentakels reduciren. Der Pigmentfleck, der an den Randkörperchen von Medusa vorkommt, hat mit dem Gehörbläschen schwerlich einen physiologischen Zusammenhang. Wir dürfen den- selben wohl als „Augenfleck« ansehen und seine Anlagerung an das Gehörbläschen mit dem analogen Verhältnisse * bei Monocelis lineata vergleichen. Nach Gegenbaur (Conipt. rend. du 23. Sept. 1853) giebt es sogar Arten, bei denen dieser Pigmenthaufen mit einer bre- chenden Linse versehen ist. (Pelagia gehört freilich bestimmt nicht zu diesen Arten, obgleich G. sie darunter aufführt.) **) Auch nicht bei Pelagia, obgleich hier die Innenwand der Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 13 Der Schwimmsaum ist von sehr beträchtlicher Breite, ein Umstand, der uns milsammt der auffallenden Geräumig- keit derManlelhöhle die schnelle Orlsbewegung unseres Thie- res zur Genüge erklären dürfte. Die eigenthömliche Enlwickelung der Geschlechtsorgane ist schon oben erwähnt worden; sie ist so abweichend und auffallend, dass sie unser höchstes Interesse in Anspruch nimmt. Statt in die Substanz des Mantels oder die Wan- dungen des Magens eingebettet zu sein, wie sonst ganz con- stant bei den nacktäugigen Medusen, stellen die Eierstöcke und Hoden unseres Thieres äussere kolben- oder knospen- förmige Anhänge dar , die etwa VV" messen und in acht- facher Anzahl kranzförmio- den Grund des Magensackes um- geben. Ein jeder Anhang umschliesst eine weife Höhle, die mit dem Innenraume des Magensackes zusammenhängt. In seinen dicken Wandungen enthält derselbe zahlreiche Eier oder Sanienkörperchen, ungefähr in derselben Weise einge- bettet wie in den Wandungen des klöpfelförmigen Kernes bei den Geschlechtsthieren der Diphyiden. Ob man diese Geschlechtsorgane auch vom morphologischen Standpunkte mit den Geschlechtsorganen der übrigen Medusen ver- gleichen darf, will ich dahin gestellt sein lassen. Ich muss gestehen, dass sie auf mich einen anderen Eindruck machen. In Anbetracht der Erfahrung, dass der Magen bei einer Anzahl von nacktäugigen Medusen die Bildungsstätte für eine Knospenbrut abgiebt, möchte ich unsere Anhänge für Knospen hallen, die, statt zu einer vollständigen indivi- duellen Entwickelung zu kommen, in ihrer primitiven Form verharren und nach Art der Geschlechlskapseln bei den Hy- droiden mit Eiern oder Samenkörperchen sich anfüllen. Un- sere „Geschlechtsorgane" wairden dann als „Geschlechtslhiere« zu betrachten sein und zwar als sessile Geschlechtsthiere, die mit ihrem Mutterthiere eine polymorphe Colonie zusam- mensetzen. Das Verhällniss zwischen diesen Anhängen und der Meduse, die sie trägt, würde sich bei unserer Art sodann auf einen Generationswechsel reduciren, freilich nur auf einen Gehörkapsel ein Flimmercpithelium trägt (das jedoch nur bis an den fest eingebetteten Otolithenhaufen reicht}. 14 Leuckart: „unvollständigen Generation'sweclisel" im Gegenbaur'schen Sinne. Vom anatomischen und aucli vom physiologischen Stand- punkte lässt sich, glaube ich, gegen eine solche Ansicht kaum etwas einwenden. Ich würde sie noch mit grösserer Be- stimmtheit aussprechen, wenn wir wüssten, dass die Kno- spenbildung auch in anderen Fällen bei den Scheibenquallen einen Generationswechsel vermittele. Einstweilen fehlt mit solcher Thatsache zugleich noch das Zwischenglied , welches den Polymorphismus oder unvollständigen Generationswech- sel , wie ich ihn bei unserer Aglaura vermuthe, zu der ein- fachen Knospenbildung der verwandten Formen hinführt. Calyptra^'''') umhilicata nov. gen. et nov. sp. (Tab. I. Fig. 9. 10.) Eine Meduse, die ich in keinem mir bekannten Genus unterbringen kann, die nicht einmal recht in eine der bisher unterschiedenen Familien hineinpasst, obgleich sie in man- cher Beziehung an das Gen. Thaumantias und die verwand- ten Formen erinnert ^="^^). Der Mantel unseres Thieres ist schirm- oder schildförmig, mit einer flachgewölbten, in der Mitte jedoch nabelartig vorspringenden Kuppel und ziemlich steil abfallenden, niedrigen Seitenrändern. Seine Höhe be- trägt etwa 21/2'", der grösste Durchmesser, der im contra- hirten Zustande etwa in die Mitte dieser Höhe fällt , da- gegen reichlich fünf bis sechs Linien. Die Substanz ist massig dick und — abgesehen von dem nabeiförmigen Vor- sprung, der durch Aufwulstung dieser Masse entsteht — an allen Stellen so ziemlich gfleich entwickelt. Der musku- löse Schwimmsack , der die Unterfläche des durchsichtigen und elastischen Mantels bekleidet , zeigt (namentlich an den Seitenrändern) eine beträchtliche Stärke und scharf abge- grenzte deutliche Fasern , die in radiärer wie in concenlri- '^) xttXvmQay Deckel. *'^) Lütken stellt das Gen. Thaumantias in die Familie der Aequoreaden , was man wohl kaum gut heissen kann. Eher könnte man sie mit Forbes zu den Geryoniden bringen, obwohl es mir am passendsten scheint , sie mit Calyptra und Slabberia zu einer eige- nen kleinen Familie zu vereinigen. Beiträge zur Kenntnis^ der Medusenfauna von Nizza. 15 scher Richtung verlaufen. Die Zahl der Radialgefässe beträgt acht, nicht vier, wie bei Thaumantias und den verwandten For- nienr Noch auffallender aber ist die Bildung des Magens, der als ein höchst beweglicher rüsseÜ'önniger Cylinder von an- sehnlicher Länge in der Achse des Mantels herabhängt und mit seiner unleren Hälfte den Rand der Mantelöffnung überragt. Eine ähnliche Bildung charakterisirt bekannüich die Gen. Sarsia und Slabberia, aber beide besitzen nur eine einfache kreisrunde Mundöffnung ohne Lippen, während sich bei un- serem Genus an der Spitze des Magens die vier Mund- oder Lippenzipfel des Gen. Thaumantias vorfinden. Es ist, als wenn der Magensack der Thaumantiasarlen bei unserem Thiere zu einem langen Cylinder ausgewachsen wäre. Auf der Aussenfläche des Magens steht ein deutliches Flimmerepithe- lium, während man im Innern, unter der Muskelschicht, ei- nen äusserst dicken Zellenbelag findet , der das Lumen des- selben beträchtlich verengt. Der Grund des Magens, aus dem die acht Radialkanäle hervorkommen, liegt im Mittelpunkte des Mantels. Das Ringget'äss , das die Radialgefässe zu ei- nem zusammenhängenden Systeme abschliesst, speiset auch zugleich die Randfäden, die bei unserem Thiere freilich in hohem Grade rudimentär sind. Ausser den acht Radialten- takeln finden sich freilich noch acht Interradialtentakel, aber die einen wie die anderen (die ersteren sogar noch mehr, als die letzteren) sind äusserst kurz und stummeiförmig , auch ohne deutliche Angelorgane. Selbst im ausgestreckten Zu- stande messen dieselben noch lange nicht 1'". Es gilt das auch für die Interradialtentakel, die, wie bemerkt, die grös- sern sind und die andern vielleicht um das Doppelte ihrer Länge tibertreffen. Zur Linken der einzelnen Interradialten- takel findet sich ein Gehörbläschen (von 'As'") mit einem sphärischen Otolithen von Yhö'", der fest darin eingebettet ist und wahrscheinlich, wie bei Geryonia u. a., noch von ei- ner besonderen Zellenhülle umgeben wird. Der Schwimmsaum hat eine sehr belrächtliche Breite und bildet bei der Contraclion des Mantels einen mehr als linienlangen conischen Aufsatz der Mantelöffnung. Unsere Thiere sind mit einer grossen Schwimmfähigkeit begabt. Die Geschlechtsorgane liegen, wie bei Thaumantias und 16 Leuckart: Slabberia, im Umkreise der Radialgefässe. Ihre Zahl beträgt also acht. Sie haben eine rundliche oder eiförmige Gestalt und sind dem Ursprünge der Gefässe mehr angenähert, als dem Ende derselben. Die kleinsten Individuen dieser Form, die zur Beobachtung kamen (2"0» vvaren nicht nur geschlechtslos, sondern auch noch ohne herabhängenden Magensack. In der Tiefe der Manteihöhle fand sich hier an der Stelle des späteren Magengrundes eine weite, von ringförmigen Rändern umgebene OefFnung, deren Innenraum einstweilen als Magensack funclionirte, aber be- reits die Radialkanäle in vollständiger Anzahl hervorkommen liess. Ueberhaupt glichen unsere Thiere sonst schon voll- kommen den ausgewachsenen Individuen. Natürlicherweise fanden sich auch zahlreiche Formen mit weiterentwickeltem, aber immer noch unvollständigem Magenrohre, die nament- lich auch zur Genüge bewiesen, dass die zipfelförmigen Lip- pen schon ziemlich frühe, lange vor dem vollständigen Ab- schlüsse des Längenwachsthums zur Entwickelung kommen. Thaumantias corollata nov. sp. (Tab. 1. Fig. 11.) Eine zierliche, schön und regelmässig gewölbte Form, die einige Aehnlichkeit mit Forskal's Medusa cruciala hat und vielleicht auch von Risso dafür gehalten wurde. Es ist wenigstens kaum anzunehmen, dass diese so sehr häufige Meduse den langjährigen Beobachtungen des letzten entgangen sei. Der Mantel ist uhrglasförmig, glashell und massig dick. Er misst fast 1" im Durchmesser und hat eine Höhe, "die hinter der Hälfte dieses Durchmessers nur wenig zurück- bleibt. Der Magensack , der bei allen Thaumanliasarten be- kanntlich in der Tiefe der Mantelhöhle liegt und sich durch seine Kürze auszeichnet, hat eine fast glockenartige Bildung. Er ist mit einer weiten MundöfFnung versehen, deren Ränder sich etwas kräuseln und in vier ziemlich ansehnliche Zipfel ausziehen. Aus dem Grunde des Magensackes entspringen vier Gefässe, die den Zwischenräumen zwischen den Mundzi- pfeln entsprechen und den gewöhnlichen Verlauf haben, wie gewöhnlich auch in der Peripherie des Mantels mit einem Ringgefässe communiciren. Beiträge zur Kennlniss der Medüsenfauna von Nizza. 17 Die Tentakel sind kurz, höchstens 2"' lang, dafür aber in einer ausserordentlich grossen Anzahl entwickelt. Bei den ausgewachsenen Individuen zähleich fast 250, etwa 60 zwi- schen je zweien Radialgefässen, doch sieht man auch hier noch immer neue Tentakel zwischen den alten hervorkno- spen. Die Tentakel sind hohl und peitschenförmig und mit einem keulenartig verdickten Basaltheile versehen, der sich häufig durch einen schwarzen und ziemlich umschriebenen Augenfleck auszeichnet. Ich finde solche Augenflecke vor- zugsweise an den grösseren Randfäden , ganz constant na- mentlich an den vier Tentakeln, die den Radialgefässen ent- sprechen , und jedem dritten oder vierten Interradialtentakel. Gehörorgane fehlen; auch brechende Medien konnten nir- gends in den Augenflecken aufgefunden werden. Die Angel- organe sind klein (V/i5o"0 u"<^ bauchig und vorzugsweise in der äusseren Hälfte des Fadens, auch in den Mundrändern vorhanden. Ausser den eben beschriebenen Tentakeln findet sich übrigens, wie bei der von Forbes entdeckten Thaumantias pilosella (der sich unsere Species auch in der Vielzahl der Tentakel nähert), noch eine zweite Art von kleineren Rand- fäden *"•}, die ohne bestimmte Ordnung, aber meist einzeln stehen und in der Regel nach innen gegen den schmalen Randsaum umgeschlagen sind, während die übrigen Ten- takel, zwischen denen sie angebracht sind, meist gerade herabhängen, ich weiss übrigens nicht, ob man diese Ge- bilde mit Recht den eigentlichen Randfäden zurechnen darf. So viel ist jedenfalls sicher, dass sie nicht nur durch ihre fast mikroskopische Kleinheit, sondern auch durch ihre solide Beschaff'enheit und ihren einfachen zelligen Bau, auch durch die Abwesenheit der Basalanschwellung und der Augen- flecke von den eigentlichen Randfäden sich hinlänglich unter- scheiden. Die Geschlechtsdrüsen sind unmittelbar an dem Ur- sprünge der Radialgefässe angebracht und von ganz ansehn- licher Breite, so dass sie auf den ersten Blick mitsammt dem *) Die Arten mit zweierlei Randfäden bilden bei Forbes das Subgenus Cosmetica. Archiv f. Naturgesch. XXII. Jahrg. 1. Bd. 2 18 L e u c k a r t : Magen leicht für ein zusammenhängendes vierlappiges Ge- bilde gehalten werden können. Das äussere Ende der Drü- sen ist etwas verjüngt und reicht bis über die Mitte der Ra- dialgefässe hinaus. Phialidium''^^ viridicans nov. gen. et n. sp. Eine Thaumantias im weiteren Sinne des Wortes, die mir indessen mit anderen, bisher bei Thaumantias beschrie- benen Arten hauptsächlich deshalb ein eigenes Genus zu bil- den scheint, weil statt der Augenflecke bei derselben Ge- hörorgane vorhanden sind. Mit einem stark abgeplatteten, hellen und durchsichtigen Mantel, der ungefähr 5 — 6'" missl und dabei eine Höhe von kaum 2'" hat. Die Mantelsubslanz ist ziemlich dünne, nur in der Mitte, oberhalb des Magensackes etwas verdickt, sof dass sie hier am weitesten in die Mantelhöhle vorspringt. Der Magensack selbst ist cylindrisch (im entleerten Zustande, im vollen dagagen fast kugelförmig) länger , als bei Thauman- tias corollata und mit einem vierzipfligen Munde versehen. Er hat in der Regel eine helle meergrüne Färbung. Ring- und Radialgefässe wie bei Th. corollata. Die Tentakel sind kurz und hohl, auch an der Basis verdickt, aber ohne Au- genflecke. Ihre Zahl wächst mit dem Alter, ist jedoch, wie gewöhnlich bei den Thaumantiasarten mit abgeplattetem Man- tel, nur beschränkt. Individuen von etwa 4'" besitzen in der Regel 16 Tentakel, die abwechselnd etwas grösser und kleiner (älter und jünger) sind. Zu den grösseren gehören die vier Radialtenlakel, die wahrscheinlich von allen Rand- fäden zuerst gebildet werden. Später geht der Grössenun- terschied dieser Tentakel verloren, aber dafür entstehen zwi- schen ihnen dann neue Tentakel, die ihrerseits wiederum leicht eine Zeitlang an ihrer geringeren Ausbildung sich er- kennen lassen. Die grosseste Tentakelzahl, die ich beobach- tete ist 32 (4x7 + 4) — wir dürfen diese auch wohl als die Normalzahl ansehen, obwohl dieselbe keineswegs immer ganz vollständig ist. Sehr häufig wechselt die Zahl sogar in den einzelnen Interradialräumen desselben Thieres um 1 0 Vgl. (f>(ahg, Schale. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 19 oder 2. So zähle ich z. B. bei einem ausgewachsenen In- dividuum in einem solchen Räume 7, in einem zweiten 6, in den beiden anderen nur 5 — mit den vier Radialtentakeln im Ganzen also 27. Die Angelorgane sind klein , wie bei Thaumantias corollata (y^jo'")?«"^ schmaler. Sie finden sich namentlich in dem Endfaden , der in der Ruhe spiralig gerollt ist, weniger häufig dagegen in dem verdickten Basal- theile. Auch die Mundzipfel tragen solche Angelorgane, ja sogar die Wände des Magensackes und der Gefässe , wenn- gleich letztere nur spärlich. Die Gehörorgane stehen , wie bei Th. dubia Köll. und Th. planata (Gergonia planata Will.), am Mantelrande zwi- schen den Tentakeln, bei voller Tentakelzahl je eines zwi- schen zweien solchen Anhängen. In früherer Zeit (bei 16 Tentakeln) finden sich dagegen in der Regel zwei Gehör- bläschen zwischen je zweien Tentakeln, Verhältnisse, die mitunter sogar hier und da — doch meist nur bei unvoll- ständiger Entwickelung der Randiaden — auch später noch beobachtet werden können. Im Wesentlichen zeigen diese Apparate denselben Bau, wie bei Geryonia ; sie sind (Fig. 14) rundliche Kapseln (792'") ^^^ einem sphärischen Otolithen (V125'") 1 der fest und unbeweglich in eine eigene zweite Zellenhülle eingebettet und an dem äusseren Rande der Kapsel befestigt ist. Mitunter triff"! man in den Gehörbläschen auch auf zwei Otolithen und zwei Zellenhüllen, die dann dicht neben einander befestigt sind *"*). Der Schwimmsaum ist sehr rudimentär;, so dass er leicht übersehen werden kann. Die Geschlechtsorgane sind verhältnissmässig klein und von eiförmiger Gestalt. Sie liegen in weiter Entfernung von dem Magensacke, in der Nähe des Scheibenrandes und zei- gen nicht seilen dieselbe grünliche Färbung, die ich schon oben bei dem Ma^ensacke erwähnt habe. *) Bei Pelagia kommen nicht selten förmliche ZwHlingsbläschen vor, zwei, an ihrer Innenfläche mehr oder minder weit verwachsene Auriculartentakel, die aus einem gemeinschaftlichen Stiele ihren Ur- sprung nehmen und auch eine gemeinschaftliche Communicationsöff- nung mit dem Ringgefässe haben. 20 L e u c k a r t : Oceania pileata (Forsk.) Per. (Tab. II. Fig. 3.) Obgleich Lesson die von Forskai entdeckte Medusa pileata zum Typus eines eigenen Gen. Tiara gemacht hat und als Tiara papalis beschreibt, halle ich es doch mit Forbes für das Passendste, diesem Thiere und den verwandten den — freilich vielfach gemissbrauchten — Genusnamen Ocea- nia zu lassen. Zu den Verwandten dieses Thieres rechne ich aber nicht etwa bloss dieOc? ampullacea, die Lesson als T. Sarsii mit unserer Art demselben Genus zuzählt, son- dern alle jene Formen, die mit der Oc. pileata durch die Bildung des Magens und die gleichmässige Gruppirung der Randfäden übereinstimmen *) und thcils (mit anderen frem- den Formen) dem Gen. Oceania zugerechnet werden, theils auch zur Aufstellung einiger besonderer kleiner Genera Ver- anlassung gegeben haben. Zu letzteren gehört namentlich auch (ausser Pandea Less.) das Lessonsche Gen. Turris = Conis Brdt. -"''•), das noch Forbes aufrecht erhält, freilich ohne es weiter von dem Gen. Oceania unterscheiden zu kön- nen, als durch die Mehrzahl der Randfäden und die stärkere Entwickelung des Muskelgewebes. Wie wenig diese letzteren Charaktere durchgreifen, mag man daraus entnehmen, dass wir unsere Oceania pileata, die doch Forbes selbst als den Stammhalter des Gen. Oceania ansieht, nach ihnen mit völligem Rechte auch dem Gen. Turris zurechnen könnten. Ich glaube nicht, dass die Verschiedenheiten in Zahl und Bildung der Tentakel zur Aufstellung besonderer Genera aus- reichen. Man mag immerhin nach ihnen und anderen Cha- rakteren das Gen. Oceania in kleinere Gruppen theilen, aber diese werden nach ihrem systematischen Werthe kaum mehr, *) Dass sich diese Uebereinstimmung auch in der Anordnung des Gefässapparates und der Geschlechtsorgane aussprechen muss, versteht sich von selbst. **) Vorausgesetzt, was sehr wahrscheinlich ist, dass die „sehr zahlreichen feinen Gefässe", deren Anwesenheit Brandt, wie es scheint, nur aus der j\l er t ens'schen Abbildung erschlossen hat, in Wirlilichkeit fehlen und von vier weiten CanäUn vertreten sind. Beiträge zur Kcnntniss der Medusen fauna von Nizza. 21 als Untergattungen darstellen. Auch auf die Anwesenheit des tuberkelartigen Aufsatzes an der Kuppel des Mantels darf man, meiner Meinung nach, kein allzu grosses Gewicht legen. Allerdings sind die Oceanies appendicules von Peron (denen bekanntlich auch unsere 0. pileata zugehört) wohl ohne Ausnahme Arten des Gen. Oceania in unserem Sinne, aber daneben giebt es auch andere ohne „Knopf", und selbst Arten , deren einzelne Individuen in dieser Beziehung man- cherlei Verschiedenheiten darbieten , wie z. B. die nächst- folgende. Während meines Aufenthaltes in Nizza gehörte die Oc. pileata zu den häufigeren Medusen. Ich habe selten eine Excursion gemacht, ohne eine grössere Anzahl derselben an- zutreffen. Die grossesten derselben massen (mit dem Knopfe} reichlich V/J' und trugen Randfäden, die sich bis zu 4— 5" verlängern, aber auch bis auf 1" zusammenziehen konnten. Der Mantel unseres Thieres ist, wie bei ben Oceaniden ohne Ausnahme , von einer stark gewölbten glockenartigen Bildung, etwa eben so breit als hoch und an der Oeffnung ein wenig zusammengezogen. Der Höcker ist kegelförmig, mit stumpfer Spitze und breiter Basis, aber deutlich (durch eine Ringfurche) gegen den Mantel abgesetzt. Er hat eine ganz ansehnliche Grösse und nimmt reichlich ein Drittlheil der Körperhöhe in Anspruch. In histologischer Beziehung schliesst sich dieser Höcker unmittelbar an den Mantel an. Er be- steht aus ganz derselben Hyalinsubstanz *"*) und darf mit vollkommenem Rechte als ein Aufsatz oder eine Aufwulstung des Mantels betrachtet werden. Von einer eigentlichen „Be- weglichkeit" desselben kann keine Rede sein. Er entbehrt aller Muskelelemente und kann höchstens durch den Andrang des Wassers in eine zitternde Bewegung versetzt werden. Wie bei den übrigen Oceaniden hat der Magen unse- rer Art eine sack- oder glockenförmige Gestalt und eine runzlige Beschaffenheit; seine Grösse ist so ansehnlich, dass er die Mantelhöhle zum grossen Theile ausfüllt. Dazu kommt *) Walirscheinlich eine Modification des Zellgewebes im R ei- ch er t'schen Sinne, wie ich schon bei einer andern Gelegenheit (Zoo). Unters, lll. S. 7) ausgesprochen habe. 22 Leuckart: eine zimmetbraune Färbung , die diesen Körpertheil vor allen übrigen auszeichnet. Der Mund ist stark einge- schnürt, aber ausserordentlich dehnbar und mit vier ge- kräuselten Zipfeln versehen, die eine ziemlich ansehnliche Enlwickelung haben. Aus dem oberen Ende des Magen- sackes entspringen vier breite, fast bandartige Radialge- fässe, die den gewöhnlichen Verlauf einhallen und im Um- kreise der Mantelöffnung durch ein gleichfalls bandartiges Ringgefäss zu einem gemeinschaftlichen Systeme vereinigt werden. Die Wandungen dieser Gefässe sind dick (aber ein- fach) und mit zahlreichen unregelmässigen Ausbuchtungen von zahn- oder zipfelförmiger Gestalt versehen, so dass die Gefässe (namentlich die Radialgefässe) dadurch ein eigen- thümliches zackiges Aussehen annehmen. Bei jungen Exem- plaren wird auch der Mantelhöcker von einem Gefässe durch- setzt, das zvv^ischen den vier Radialgefässen aus dem Magen- grunde hervorkommt und in der Achse des Höckers verläuft, aber allmählich sich stark verengt und blindgeschlossen en- digt, noch bevor es die Spitze des Höckers erreicht hat. Sonder Zweifel stammt dieses Gefäss aus den früheren Zeiten der Entwickelung. Es ist der Ueberrest des Stielge- fässes, durch den unser Thier früherhin mit seiner polypen- förmigen Amme, an der es hervorknospete, zusammenhing. Der Höcker selbst ist nichts Anderes, als der Stiel der Me- dusenknospe, der nicht verschwindet, sondern zeitlebens persistirt und an Grösse immer mehr zunimmt *"). Die Muskelhaut des Mantels (dfe bekanntlich , wie bei allen Diskophoren , die Innenfläche bekleidet und eine Art Schwimmsack darstellt) hat eine ansehnliche Dicke und be- steht aus breiten Fasern oder Balken von körniger Beschaf- fenheit. Zur Befestigung des Magensackes dienen vier förm- liche Mesenterien , die unterhalb der Radialgefässe von der Kuppel der Mantelhöhle herabsteigen und sich als bandartige ♦) Eschscholtz (System S. 98) zog es bekanntlich in Zweifel, ob dieser Knopf (nach Brandt ein Rudiment der Luftkammer bei den Siphonophoren) wirklich ein integrirender Theil unserer Meduse sei und war sogar geneigt, darin ein eigenes parasitisches Thicr zu vermuthen. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 23 Streifen bis an die Ausschnitte zwischen den Mundzipfeln ver- folgen lassen. Zu den Seiten dieser Streifen (also in vier Paaren) liegen die quergefalleten, gleichfalls streifenförmigen Geschlechtsdrüsen, die bekanntlich bei allen Oceaniden in die Wandungen des Magensackes eingebettet sind. Die Eier sind ohne Dotterhaut, ein Umstand, der auch von Gegenbaur bei anderen Oceaniden angemerkt ist. \ Die Innenfläche des Magens ist mit zahlreichen Zotten oder warzenförmigen Vorsprüngen besetzt, die der inneren Epitheliallage anzugehören scheinen. Aeusserlich von dieser Lage unterscheidet man eine deutliche Muskelhaut , die aus förmlichen Faserzellen von spindelförmiger Gestalt gebil- det wird. Die Zahl der Tentakel wächst mit dem Alter unserer Thiere. Die jüngsten Exemplare, die ich beobachtete, be- sassen nur vier , die der Eintrittsstelle der Radialgefässe in das Ringgefäss gegenüber lagen. Zwischen diesen vier Rand- fäden kommen dann später in der Mitte noch vier andere hervor; die Zahl der Tentakel steigt auf 8, dann auf 16 und 32 (4x7 + 4)^ obgleich sich die älteren Randfäden be- ständig durch eine beträchtlichere Länge vor den übrigen^ besonders den jüngsten Nachschüben, auszeichnen. Die Tentakel sind bekanntlich hohl und lassen eine deutliche Muskelhaut erkennen. Bei der Contraction legen sie sich meist in dichte Spiralwindungen auf einander. Die An- gelorgane sind sehr klein und von ovaler Gestalt, ohne deut- lichen Faden. Nichts destoweniger gehören unsere Thiere zu den gefrässigsten Räubern, die man niemals ungestraft mit anderen seltenen Thierformen in demselben Poeale zusammen lassen darf. Gehörkapseln fehlen *), eben so Augenflecke, es müsste denn sein, dass man die bräunliche Färbung der etwas ver- dickten Wurzel an den Randfäden als Zeichen von der An- wesenheit eines derartigen Sinnesorganes deuten wollte^ wie es allerdings häufig geschieht. ^') Forbes beobachtete solche bei einigen Arien seines Gen. Occaniu neben den sog, Augenflecken, Ö4 Leuckart: Oceania coccinea n. sp. Eine zweite, um Nizza sehr viel seltenere Art, (vielleicht Oceania Lesueuriana Risse?), die in den allgemeineren Form- und Bildungsverhältnissen, auch in der Grösse mit der 0. pi- leala übereinstimmt, aber schon auf den ersten Blick durch die schöne carmoisinrothe Färbung ihres Magensackes sich unterscheidet. Dazu kommt, dass der Höcker des Mantels sehr viel rudimentärer ist und in manchen Individuen entweder voll- kommen fehlt oder doch nur durch eine leichte buckeiförmige Verdickung der hyalinen Mantelsubstanz repräsenlirt ist. Ein Gefässrudiment in diesem Höcker wurde niemals nachgewie- sen. Die zipfelförmigen Forlsätze im Umkreise des Mundes sind kürzer, aber dafür noch zierlicher gefaltet. Die Tentakel sind äusserst zahlreich und bilden einen dichten Besatz des Man- telrandes, scheinen aber etwas kürzer, als bei der vorigen Art. Die verdickte Wurzel der Randfäden ist auch hier gelblich gefärbt. Die Bildung der Gelasse und der Mesen- terien, die Muskulatur des Mantels und Magensackes u. s. w. ganz wie bei Oc. pileala. Bougainvillea Koellikeri Gegenb. (Tab. II. Fig. 2.) Streng genommen eine Lizzia im Sinne von Forbes (1. Cc p. 64) und von Gegenbaur, der dieselbe gleich- zeitig mit mir in Messina beobachtete und als neu erkannte (zur Lehre vom Generationswechsel bei Medusen und Poly- pen S. 22) ursprünglich auch als Lizzia Koellikeri beschrie- ben. Aber schon Gegenbaur bemerkt dabei, dass Lizzia und Bougainvillea (HippocreneMrt., Margalis Steenstrp.) kaum von einander zu trennen seien und in demselben Genus ver- einigt werden müssten. Der einzige Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass Lizzia acht, Bougainvillea dage- gen nur vier Tentakelbüschel besitzt, ein Unterschied, der jedoch höchstens zur Aufstellung zweier Unlergenera gebraucht werden dürfte. Auch darin muss ich mit Gegenbaur übereinstim- men, dass unser Thier mit seinen nächsten Verwandten in die Familie derOceaniden einzureihen sei. Forces rechnet Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 25 die betreffenden Medusen zu der Familie der Sarsiaden; es will mir indessen scheinen , als wenn sich diese Familie, wenigstens in dem ursprünglichen Sinne, nicht werde auf- recht erhalten lassen *). Jedenfalls darf man die Sarsiaden, auch die Arten des typischen Gen. Sarsia, nicht so weit von den Oceaniden abtrennen, wie man es nach Forbes gewöhn- lich zu thun pflegt. Unsere ß. Koellikeri gehört zu den grösseren Formen ihres Geschlechtes und theilt mit diesen (z. B. Boug. Macloviana Less. s. Hippocrene Bougainvillii Brdt. , auch Hippocrene su- perciliaris Agass.) die ansehnliche Enlwickelung, Zahl und Grösse der Randfäden und Mundtentakel. Unter den Ar- ten der Subgen. Lizzia steht sie in dieser Beziehung bis jetzt ganz isolirt da. Nach Gegen baur beträgt die Höhe derselben 5 — 7'", der Querdurchmesser 4 — 6'". Die von mir beobachteten Exemplare waren allerdings kleiner (_von 2—4'" hoch und fast eben so breit), aber sie waren auch geschlechtslos, aller Wahrscheinlichkeit nach also auch noch unausgewachsen. Die Glocke unseres Thieres ist stark ge- wölbt, fast kugelförmig und von ansehnlicher Dicke, so dass die Schwimmhöhle sehr viel weniger geräumig erscheint, als man nach der äusseren Gestalt vielleicht vermuthen sollte. Der Magen ist sackförmig, wie bei den übrigen verwandten Formen, und auf einem keineswegs ganz unansehnlichen za- pfenförmigen Stiele angebracht, so dass er (mit seinem Zapfen) fast die ganze Schwimmhöhle ausfüllt, wenigstens im jugendlichen Zustande *••""). Aus dem Magengrunde entsprin- gen vier deutliche Gefässstämme, die in gleichmässigen Zwi- schenräumen an dem Zapfen bis an den Grund der Schwimm- höhle emporsteigen und von da auf die Innenfläche des Man- tels (subumbrella Forb.) übergehen. Das Ringgefäss, in wel- *) So ist z. B. jedenfalls auch das Gen. Mooderia Forb. eine Oceanide, wie schon Lütken, der eine besondere Familie der Bou- gainvilleae annimmt und diese zunächst auf die Oceaniden folgen lässt, erkannt hat (vgl. videnskabelige Meddelelser 1850. p. 24). **") Bei ausgewachsenen Thieren scheint das nach der Abbil- dung von Gegenbaur (Tab. II. Fig. 1) viel weniger der Fall zu sein. 26 Leuckart: ches sie einmünden, ist gleichfalls von einer ganz ansehn- lichen Stärke. Gegenbaur nennt den schön carmoisinroth gefärb- ten Magensack unseres Thieres „fast vierkantig", ich möchte ihn eher als „sternförmig'^ bezeichnen, da an demselben vier breite und liefe Hohlkehlen hinlaufen, die zwischen den Ra- dialgefässen ihren ' Ursprung nehmen und bis an die ver- engte, aber sehr dehnbare Muudöffnung sich verfolgen las- sen. An den Seiten dieser Hohlkehlen kommen später die band- oder streifenförmigen Geschlechtsorgane hervor *); einstweilen sieht man hier nur viele Runzeln und Quer- falten, wie bei Oceania. Jeder Hohlkehle entspricht ein an- sehnliches Büschel von Mundfäden, die gleichfalls carmoisin- roth gefärbt sind und sich sonder Zweifel als ein Analogon der Mundzipfel bei den Arten des Gen. Oceania, als „verä- stelte Mundzipfels betrachten lassen -"•"). In der That besteht auch ein jedes dieser Büschel aus einem einfachen, ziemlich ansehnlichen Stamme, der sich nur durch mehrfach wieder- holte dichotomische Theilung in einen Haufen dünnerer Fä- den aufgelöst hat. Im Ganzen zähle ich sieben solcher Thei- lungen ; ein jeder dieser Stämme läuft also in eine Anzahl von 128 kleinen Aesten aus. Jedoch muss hervorgehoben wer- den , dass diese Aesle immer kürzer werden, je weiter sie sich von der Wurzel des gemeinschaftlichen Stammes entfernen. Die Aeste letzter Ordnung sind kaum etwas Ande- res, als die paarigen Endspitzen der vorhergehenden Zweige. Der Haupistamm dieser Tasterbüschel ist übrigens so kurz, dass man leicht von acht paarweise an der Wurzel zusam- menhängenden Büscheln, statt der vier, wie wir sie angenom- men haben , sprechen könnte. Nach den Beobachtungen von Busch (S. 20) giebt es Bougainvilleen, die ihre Mundfäden in ähnlicher Weise, wie etwa die Rhizopoden ihre Körperfortsätze, einziehen können, aber unsere B. Koellikeri gehört nicht zu diesen Arten. Die *) Von Hertens (und Brandt) für „Nebensäcke des Magens« gehalten, wenigstens wüsste ich kaum , was die vier kleinen Neben- säcke, die mit den vier grossen abwechseln , anderes sein könnten. ^•*) An die Anwesenheit von „Saugmündungen" auf den Spitzen dieser Armen (Brandt) ist nicht zu denken. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 27 Mundfäden derselben zeigen beständig die gleiche Bildung. Man mag die Thiere in den verschiedensten Situationen be- obachten, man mag sie auf diese oder jene Weise reizen; die Mundfäden werden niemals eingezogen. Was die Substanz dieser Fäden betrifft, so besteht diese aus grossen Zellen , die mit den Zellen des Pflanzenparen- chymes einige Aehnlichkeit haben. Muskelfasern fehlen; die Zellen selbst sind ohne Zweifel der Sitz der Bewegung. Die Oberfläche der Arme trägt ein zartes Flimmerepithelium , an dem äussersten, etwas geknöpften Ende auch eine Anzahl (^8^10) von vorragenden Spitzen oder Stacheln, wie schon Busch hervorhebt. Offenbar sind das dieselben Gebilde, dieAgassiz bei B. (Hipp.) superciliaris als Angelorgane be- schrieben hat, mit denen sie auch wirklich im Aussehen eine grosse Aehnlichkeit haben. Ich würde sie gleichfalls gerne für Nesselzellen halten , wenn es mir gelungen wäre , mich von der Anwesenheit eines Nesselfadens bei ihnen zu über- zeugen. Die Randfäden unserer Art bilden, wie schon oben her- vorgehoben wurde , acht Büschel , die zur Hälfte den vier Radialgefässen entsprechen , zur andern Hälfte aber in der Mitte zwischen denselben angebracht sind. Ein jedes Büschel setzt sich aus 8—12 (im erwachsenen Zustande nach Ge- genbaur aus 10 — 15) langen Fäden zusammen, die in einfa- cher Reihe neben einander stehen und mit ihren (etwas ver- dickten) Wurzelenden zu einem Polster von halbmondförmi- ger Gestalt verschmolzen sind. In der Regel sind diese Randfäden neben der Körperscheibe emporgerichtet, wie es Gegen b au r abgebildet hat, so dass unser Thier einen ausserordentlich zierlichen Anblick darbietet. Die Beweg- lichkeit dieser Fäden ist überhaupt geringer, wie sonst wohl bei den Oceaniden ; ein Umstand , der sich aus der soliden Beschaffenhoii; derselben hinreichend erklären möchte. Vor- zugsweise gilt solches von der Basalhälfte der Fäden, we- niger von dem dünneren Ende, das sich beträchtlich ver- längern kann und in der Ruhe meist spiralig aufrollt. Die mittleren Fäden jedes Büschels sind die längsten, rechts und links stehen immer kürzere, bis die äussersten endlich blosse stuminelförmigc Hervorragungen darstellen. Ä8 L e u c k a r t : Die histologische Struktur ist im Wesentlichen wie die der Mundfäden. Auch das Parenchym der Randfäden besteht aus grossen Zellen, nur nehmen diese hier in der Regel die ganze Breite der Fäden ein, so dass die Wände derselben wie Scheidewände („Querbalken" Busch) aussehen. In der strukturlosen äusseren Bedeckung finden sich zahlreiche kleine Angelorgane von V/j^o'"- Die Wurzel eines jeden Tentakels trägt, wie bei den übrigen verwandten Formen, einen tiefro- then , fast schwarz aussehenden Pigmentfleck. Sonstige Sin- nesorgane fehlen. Die Randhaut ist von ziemlich ansehnlicher Entwickelung. Euphysa (?) globator n. sp. (Tab. II. Fig. 4.) Das niedliche Thierchen , das ich hier mit dem voran- stehenden Namen bezeichne, habe ich leider nur ein einzi- ges Mal zur Betrachtung bekommen. Es ist nach der Aehn- lichkeit mit der von Lbven (dieses Archiv 1837. I. S. 321) gegebenen Beschreibung und Abbildung ohne Zweifel der Abkömmling einer Syncoryne. Ob es dagegen mit Recht als eine Euphysa bezeichnet werden könne, will ich weniger be- stimmt entscheiden. Jedenfalls fehlt ihm der grosse über- zählige Tentakel („supplementary large tentacle«) , der bei der E. aurata (1. c. p. 71) neben dem einen der vier kurzen Randfäden ansitzt und von Forbes zu den charakteristischen Merkmalen des Gen. Euphysa gerechnet wird. Aber mögli- cher Weise war dieses Anhängsel bei dem einen Exemplare, das mir zu Gesicht kam, zufälliger Weise verloren gegangen, obgleich ich an demselben keine Spuren einer Verstümme- lung bemerkt habe, Der durchsichtige Mantel unseres Thierchens ist glok- kenförmig, an der OefFnung etwas verengt, vierkantig und auf dem Scheitel in einen ganz ansehnlichen schlanken Stiel- fortsatz ausgezogen. Mit dem Stiele beträgt die Höhe des- selben fast eine Linie, ohne ihn etwa 73'". Der Magen ist schlank, flaschen- oder rüsselförmig, mit verjüngtem Mund- ende, aber ohne alle Lippenfortsätze, wie bei Sarsia. Er hat etwa die Länge der Schwimmhöhle, die ziemlich geräumig ist, und zeigt eine gelbliche Farbe. Aus dem Grunde des Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 29 Magens entspringen die gewöhnlichen vier Radialgefässe, die unter den Kanten der Mantelglocke hinlaufen, ausserdem aber auch noch ein unpaares Slielgefäss, das in der Längsachse des Körpers emporsteigt und sich fast bis an die Spitze des Stieles verfolgen lässt. Im Rande des glockenförmigen Man- tels das gewöhnliche Ringgefäss. Der Randsaum scheint zu fehlen. Die vier Tentakel, die den vier Ecken des Mantels ent- sprechen, sind kurz und zottenartig, an ihrer verdickten Wur- zel etwas tingirt, ober ohne eigentlichen Augenfleck. Ueber- haupt hat es den Anschein, als ob unser Thierchen besonde- rer Sinnesorgane entbehre. Auch die Ortsbewegung scheint eben nicht mit übermässiger Schnelligkeit vor sich zu gehen. Dagegen besitzt unser Thierchen die Fähigkeit der Kugelung, wie ich sie bei keiner anderen Meduse beobachtet habe. So- bald man es reizt oder unsanft berührt, schliesst es die OefF- nung der Mantelglocke, indem es die Ränder derselben mit den Tentakeln nach innen umschlägt, und bildet eine gleich- förmig kuglige Masse, aus der am oberen Pole nur noch der Stielfortsatz hervorragt (Fig 5). lieber die Geschlechtsverhältnisse weiss ich nichts an- zugeben. Das Exemplar, welches ich beobachtete, war noch geschlechtslos und hatte sich vielleicht erst vor kurzer Zeit von seiner Amme losgelöst. Nach Forbes sollen sich die Geschlechtsorgane im Umkreise des Magengrundes entwickeln. Steenstrupia lineata n. sp. (Tab. II. Fig. 6.) Bekanntlich hat Forbes (}. c. p. 72} die kleine eigen- thümlich gebaute Meduse, die Steenstrup (Generations- wechsel u. s. w. S. 22) als den wahrscheinlichen Abkömm- ling der Coryne fritillaria St. beschrieben hat, zum Typus eines eigenen Gen. Steenstrupia gemacht. Die bisher bekann- ten Formen dieses Genus stammen ohne Ausnahme aus den nordischen Gewässern, von Island (Steenstrup), Norwe- gen (Sars) und Schollland (Forbes); dass sie aber auch den wärmeren Meeren nicht abgehen, beweist die oben ge- nannte Art, die mir einige Male, aber doch im Ganzen nur seilen, bei Nizza in's Netz ging. 30 L e u c k a r t : Unser Thierchen misst etwa 74'" und hat einen hya- linen glockenförmigen Mantel, der sich nach unten etwas er- weitert und vier gelblich weisse Streifen zeigt, die den Verlauf der vier Radialgefässe andeuten und von zahlreichen kleinen Pigmentkörnern herrühren. Der Rand des Mantels ist vier- eckig und an den Ecken in einen Tentakel ausgezogen. Drei dieser Tentakel sind stummeiförmig, kurz und dick, auch nur wenig abgesetzt, während sich der vierte in einen ansehn- lichen cylindrischen Anhang verlängert, der im zusammen- gezogenen Zustande spiralig gewunden ist und dann unge- fähr der Höhe der ganzen Glocke gleichkommt. Die Kuppel der Glocke trägt einen kurzen Stielfortsatz, der von der Wur- zel bis zur Spitze ziemlich dieselbe Dicke hat, aber nicht senkrecht steht, sondern unter einem spitzen Winkel abgeht, und zwar nach jener Richtung, die dem Insertionspunkte des langen Randfadens gegenüber liegt. Der Mantel hat eine verhältnissmässig ganz ansehnliche Dicke, und birgt eine Schwimmhöhle, die von einem fla- schenförmigen weiten Magen fast völlig erfüllt wird. Der Mund ist einfach, ohne Lippen und sonstige Fortsätze und am verjüngten Ende des Magens gelegen, mit dem er gelegent- lich aus der OefTnung des Mantels hervorgestreckt werden kann. Die Färbung des Magens ist schmutzig gelb. Was die Anordnung der Gefässe betrifft, so ist diese wie bei unserer Euphysa. Wir unterscheiden vier Radialgefässe mit einem Ringgefässe und ein Stielgefäss, das auch bei den von Forbes beobachteten Arten vorkommt, aber, wie es scheint, nicht richtig erkannt wurde. (Forbes nennt die- ses Gefäss a chord, presenting a tabulur appearence.) Die Tentakel werden von einer Verlängerung des Ring- gefässes durchsetzt, auch der lange, oben beschriebene Rand- faden, in dem zahlreiche kleine Angelorgane von rundlicher oder ovaler Gestalt C^oo— Vsoo"') eingebettet sind. Sinnes- werkzeuge fehlen. Die Geschlechtsverhäitnisse der Steenstrupien sind lei- der noch nicht vollkommen aufgeklärt. Steenstrup vermu- thet, dass sich die Genitalien an der Basis des langen Ten- takels entwickeln — die Steenstrup'sche Form besitzt übrigens statt eines solchen Tentakels deren zwei dicht ne- Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 31 ben einander — , und wirklich zeigt unsere Art, wie die Stee nstrup'sche an dieser Stelle eine ansehnliche Ver- dickung, in der ich indessen vergeblich nach deutlichen Ge- nerationselementen gesucht habe. Der Inhalt dieser Anschwel- lung (die übrigens bei unserer Art keine Lappenbildung zeigte), bestand bei den zwei oder drei Exemplaren, die ich untersuchte, ganz gleichmässig (wie auch St. bei seiner Art fand), aus einer körnig zelligen Masse im Umkreise des Ten- takelgefässes. Die histologische Struktur dieser Masse ist aber immerhin sehr auffallend, und wohl im Stande, der Vermulhung von Steenstrup einigen Anhaltspunkt zu geben. Forbes schweigt über die Generationsapparate von Steensirupia , stattet aber seine beiden Formen an den vier Ecken des Mantelrandes mit einem „drüsigen Körper« aus, in dem man vielleicht die Generationsapparale vermulhen könnte. Aber diese Drüsen sind offenbar, wenigstens an dreien Ecken, nichts Anderes als die oben beschriebenen rudimentären Ten- takel, deren Zahl von Forbes nur auf den einen langen Tentakel beschränkt wird (,,a Single tentacle developed from one of the glands only«). P yxidium *) truncatum nov. gen. et n. sp. (Tab. IL Fig. 7.) Ein kleines und höchst eigenthümliches quallenartiges Wesen, das ich nur ein einziges Mal auffischte und an die- ser Stelle einreihe, obgleich ich wohl weiss, dass es sich eben so wohl von den voranstehenden, als auch den folgen- den Formen in mehrfacher Beziehung sehr auffallend unter- scheidet. Freilich kommen manche dieser Unterschiede wohl nur auf Rechnung einer unvollständigen Enlwickelung, da es keinem Zweifel unterliegen kann, dass unser Thierchen bald nach der Isolation von seiner larvenartigen Amme beobach- tet wurde. Der Leib unseres Pyxidium hat eine halbkugelförmige Gestalt und misst etwa y/" in der Höhe, 2/3"' in der Breite. *) nvllöiov, die Dose. 32 Leuckart: Die Kuppel trägt einen kurzen cylindrischen Stiel, der unter spitzem Winkel abgeht, auch nicht genau in der Achse des Körpers, sondern excentrisch angebracht und der einen Sei- tenfläche merklich genähert ist. Der ßasalrand des Leibes oder Mantels, wenn man lieber will, zeigt acht kurze höcker- oder stummeiförmige Fortsätze , die in gleichen Zwischen- räumen stehen und als Tentakelrudimente in Anspruch ge- nommen werden dürfen. Eine eigentliche Schwimmhöhle fehlt, indem der weile und halbkugelförmige Magen die ganze Mantelhöhle ausfüllt und mit der Innenwand des Mantels fest zusammenzuhängen scheint. Der Mund stellt eine einfache OefTnung dar, die in der Mitte eines ringförmigen Diaphrag- ma angebracht ist. Mit einer Randhaut ist dieses Diaphragma nicht zu verwechseln , obgleich es seiner Lage nach leicht dafür gehalten werden könnte, da es nur wenig höher, als sonst die Randhaut (die hier fehlt), angebracht ist. Es stellt die untere Magenwand dar, wie man schon daraus abnehmen kann, dass es die gelblich-braune Pigmentirung des übrigen Magensackes theilt. Im geschlossenen Zustande ist die Mund- öflPnung nur klein und kaum wahrzunehmen. Sie nimmt dann die Spitze des etwas trichterförmig herabhängenden Ma- gensackes ein, besitzt aber eine ganz ausserordentliche Dehn- barkeit. Ein eigentlicher Gefässapparat fehlt unserem Thiere. Die Stelle der Radialgefässe wird durch acht kurze und weite Ausstülpungen des Magensackes vertreten, die bis in die Ten- takelrudimente hineinragen. Eine ahnliche Ausstülpung setzt sich nach oben in den Stielfortsatz der Kuppel fort. Unter dem Mikroskope erscheint die äussere Körper- fläche unseres Thieres mit kleinen Wärzchen oder kernarli- gen Körperchen besetzt, die vermuthlich die ersten Anfänge von Angelorganen darstellen. Von Sinneswerkzeugen und Geschlechlsapparaten war bei unserem Thiere keine Spur vorhanden. Die Bewegung desselben ist äusserst langsam, mehr eine passive, ein Trei- ben mit den Wellen, als eine eigentliche Schwirambewegung, wie bei den übrigen Medusen. Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von P^izza. 33 Aeginopsis mediterranea J. Müll. (Tab. II. Fig. 8. 9.) Unter dem voranstehenden Namen hat J. Müller vor einigen Jahren (Archiv 1851. S. 272. Tab. XI) eine kleine Meduse beschrieben , die nicht nur durch ihre Forinverhält- nisse, sondern in einem noch höheren Grade auch durch die Art ihrer Entwickelung auf dem Wege einer einfachen Meta- morphose (ohne Generationswechsel} in auffallender Weise sich auszeichnet. Dieselbe Meduse ist mir in Nizza, wo sie auch von J. Müller beobachtet wurde, zu wiederholten Malen auf verschiedenen Entwickelungsslufen zu Gesicht gekommen. Es glückte mir sogar, unsere Meduse im geschlechtsreifen Zustande aufzufinden und somit die Angaben von Müller zu completiren. üebrigens hat schon KÖlliker einige Mo- nate vor mir in Messina geschlechtsreife Individuen unserer Art beobachtet und (Zeitschrift für wiss. Zool. IV. S. 320) als Aeginopsis bituberculata? beschrieben. Die Vermuthung, dass diese Meduse und die Müller'sche zusammengehören, kann ich vollkommen bestätigen ; ich finde zwischen beiden keine anderen Unterschiede, als höchstens in der Grösse. Kolli k er giebt die Grösse seiner Exemplare auf 3 — 4"', die Länge ihrer zwei Arme auf 12—16'" an; die Individuen, die ich beobachtete, maassen dagegen im grössten Durchmes- ser ihres Mantels bis höchstens 2V2'", während die Arme meist nur 4—5'", in einigen seltenen Fällen bis 8'" lang waren. (J.Müller fand — im Sommer — Individuen von 3'" mit Armen, die den grössten Durchmesser des Körpers 3 — 4 Mal an Länge übertrafen, also beiläufig Thiere von densel- ben Dimensionen, wie Kölliker, aber beständig im unrei- fen Zustande, ohne Geschlechtsorgane und Randkörperchen.) Der durchsichtige Mantel unseres Thieres ist glocken- förmig und ziemlich solide, namentlich in der Mitte, wo er zwischen den beiden Armen nicht selten zu einem förmlichen Zapfen von conischer Gestalt sich aufwulstet, wie es von Mertens bei Aeginopsis Laurentii abgebildet ist. Schon Kölliker hat auf diese Bildung aufmerksam gemacht, doch sind mir, namentlich unter den jüngeren Thieren auch Ex- emplare vorgekommen , die einen einfach halbkugelförinig Archiv f. Naturgescl), XXII. .lahrg 1. Bd. 3 34 Leuckart: gewölbten Mantel besassen. Aber auch in diesen Fällen ist die Kuppel des Mantels von ansehnlicher Dicke, so dass die Schwimmhöhle sehr viel flacher gewölbt ist, als man nach den äusseren Contouren vermuthen könnte. Der Rand des Mantels ist mitunter etwas gelappt, in anderen Fällen auch vollkommen ganzrandig, aber immer mit einem ziemlich brei- ten Schwimmsaume versehen. J. Müller scheint diesen Schvvimmsaum für die Magenwand , die Oeffnung desselben für die Mundöffnung gehallen zu haben, es kann indessen keinem Zweifel unterliegen, dass ausser demselben noch ein besonderer kurzer und weiter Magensack in der Tiefe der Schwimmhöhle vorkommt. Schon Kolli ker hat auf die Anwesenheit desselben hingewiesen; ich habe ihn mitunter von Speise und Speisebrei ganz ausgedehnt gefunden. Der Durchmesser des Magens reicht von der Wurzel des einen Armes bis zu der des andern. Die Mundöffnung ist voll- kommen einfach , ohne Spur von Armen oder Forlsätzen, kann sich aber sehr beträchtlich erweitern, so dass dann der Magen mit seinen niedrigen Wänden kaum mehr als einen ringförmigen Wulst darstellt. Der geschlossene Magen ist nestförmig mit einer vorspringenden Mundpapille. Im Um- kreise des Magens trifft man nun bei den ausgewachsenen Individuen (Fig. 9) die Geschlechtsorgane, die die ganze Pe- ripherie der Subumbrella einnehmen und aus acht rundlichen blatt - oder scheibenförmigen Säcken mit Eiern oder Sa- menkapseln bestehen. Durch die Entwickelung dieser Ge- schlechtsorgane nimmt der Rand des Magensackes ein acht- lappiges Aussehen an; es hat sogar den Anschein, als wenn diese Lappen noch eine Strecke weit zwischen den Ge- schlechtsorganen und dem Mantel hinlaufen. Indessen gestehe ich, dass ich über das Verhalten der peripherischen Theile am Verdauungsapparate nicht völlig in's Reine gekommen bin. (In einigen Fällen schien es mir, als wenn unser Thier mit acht Radialgefässen versehen sei, von denen je eines in der Mitte eines Geschlechtsorganes hinliefe.) Die Randkör- perchen , die den kleineren und geschlechtslosen Individuen abgehen, entsprechen der Mittellinie der Geschlechtsorgane und erscheinen als kleine kolbige Fortsätze, in denen je ein sphärischer Otolilh von Viso'" enthalten ist. Randfäden Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 35 fehlen bekanntlich; die Stelle dieser Anhänge wird von zvi^ei hörn- oder armartigen Fortsätzen vertreten, die in symme- trischer Entwickelung rechts und links auf dem Rücken der Glocke etwa in der Hälfte ihrer Neigung hervorkommen und sich mit ihren verdünnten Enden meist bogenförmig nach unten herabkrümmen. Die Wurzel der Arme durchsetzt die ganze Dicke des Mantels und lässt sich bis auf die Ausklei- dung des Magensackes verfolgen. Die eigenlhümliche Struk- tur dieser Arme ist schon von J. Müller hervorgehoben worden : sie sind solide und scheinen ihrer Hauptmasse nach aus grossen hellen Zellen zusammengesetzt zu sein , deren Wände die ganze Breite des Achsenstranges einnehmen und ein Art Gitterwerk zusammensetzen, üebrigcns sind diese Arme trotz ihrer Starrheit keineswegs unbeweglich. Man sieht dieselben nicht nur in den verschiedensten Stellungen, sondern kann sich auch überzeugen , dass sie — wie ich mehrfach auf das Entschiedenste beobachtete — nach Art der Ruder bei der Orlsbewegung thätig sind. Während der Contraclion des Mantels schlagen die Arme nach hinten, bis sie mit ihrer inneren Fläche die Wand der Glocke berüh- ren, wie es auch bei Brandt (1. c. P. VI mitten auf der Tafel) von Aeginopsis Laurentii abgebildet ist. Ob unser Thierchen übrigens mit Recht dem Gen. Ae- ginopsis beigezählt wird , will ich nicht entscheiden. Die Verwandtschaft mit Aeg. Laurentii ist allerdings ganz unver- kennbar, aber .der von Brandt hervorgehobene Charakter des Gen. Aeginopsis „die Gegenwart von vier kleinen Armen im Umkreise der MundöfTnung'' trifft nicht zu. Finden sich wirklich keine weiteren Verschiedenheiten zwischen Aeginopsis und Aegina, so wird unser Thier dem letzteren Genus ange- reiht werden wüssen — doch in diesem Falle möchte das von Brandt aufgestellte Genus auch wohl kaum einen ande- ren Werth, als den eines Untergeschlechtes haben. Zur Ver- gleichung mit unserer Art verweist schon J. Müller auf Carybdaea bituberculata Quoy et Gaim. aus dem Indischen Ocean, die Kölliker sogar für identisch damit ausgicbt. Es ist wahr, nach den vorhandenen Beschreibungen (die Abbildung von Q. et G. konnte ich nicht einsehen) lassen sich beide Formen nicht auseinander hallen, indessen ist es 36 Leuckart: nichts desto weniger gewiss vollkommen gerechtfertigt, un- sere mittelmeerische Form so lange mit einem besonderen Na- men zu bezeichnen, bis die Uebereinstimmung mit jener Tro- penform hinlänglich festgestellt ist. Cunina moneta n. sp. (Tab. I. Fig. 13.) Eine Medusenform, die eine auffallende Aehnlichkeit mit der von Brandt beschriebenen Polyxenia flavibrachia hat, so dass ich fast geneigt bin, auch diese als eine Art des Eschsch oltz'schen Genus Cunina zu betrachten -''•). Der Mantel unseres Thieres besteht aus einer dicken und soliden Scheibe von Hyalinsubslanz, die 9 — 10'" im Durchmesser misst, und aus einem ringförmigen Schwimmsaume von ziem- licher Breite , der in der Ruhe wie ein kurzer und dünn- häutiger Cylinder auf dem Rande der Scheibe aufsitzt und sich nach unten zu allmählich etwas verjüngt. Die Höhe dieses Cylinders ist annäherungsweise dieselbe, wie die Dicke der Scheibe, etwa 2'". Die Ortsbewegungen werden, wie es scheint, ausschliesslich durch die Zusammenziehungen dieses Cylinders bewerkstelligt, sind aber im Allgemeinen nur we- nig energisch. Gewöhnlich sieht man unser Thier im Was- ser äquilibriren. Die Körperscheibe ist flach gewölbt, ebenso wohl an der oberen wie an der unteren Seite und mit einem dicken abge- rundeten Rande versehen. Ich habe solche Scheiben einige Male nach der Auflösung der übrigen Theile frei im Wasser flottirend aufgefischt, und glaube jetzt, dass es dieselben Gebilde sind, die R i s s 0 irrlhümlicher Weise für eine Porpila gehalten und als P. moneta beschrieben hat („corpore lentiforme, hyalino, pel- lucido, vitreo iridescente^')- J"^ Umkreise des Scheibenran- des stehen 16 ziemlich starre Tentakel oder Arme, die un- gefähr die Länge des Scheibendurchmessers haben und nach Art der Randfäden in ganz gleichmässigen Entfernungen ne- ben einander angebracht sind. Sie sind bei dem ruhenden Thiere grade ausgestreckt, doch etwas nach unten geneigt, und bilden somit gewissermassen einen Strahlenkranz, der *) F orb es stellt freilich die von Brandt beschriebene Art mit Polyxenia Alderi zusammen, doch, wie ich glaube, mit Unrecht, Beiträge zur Kenntniss der Medusenfauna von Nizza. 37 die Scheibe umgiebt und unserem Thiere ein sonderbares Aus- sehen verleiht. Der Bau der Arme ist, wie bei Aeginopsis medilerranea; sie sind solide, im Innern gegitterte Stäbe, die mit ihrer haken- oder schnabelförmig gekrümmten und zu- gespitzten Wurzel die Substanz der Scheibe bis auf die In- nenfläche durchsetzen. Die Nutritionsapparate unserer Cu- nina bestehen, wie schon Eschscholtz ganz richtig er- kannt hatte, aus einem weiten, aber äusserst niedrigen Ma- genraume mit breiten Nebensäcken, die der Zahl der Arme entsprechen und so gruppirt sind , dass diese letzteren je mitten über einem Nebensacke eingepflanzt sind. Die Mund- öfTnung unseres Thieres habe ich niemals im geschlossenen Zustande beobachtet, sondern beständig weit klaffend, so dass man durch sie hindurch den Grund des Magensackes in seiner ganzen Ausdehnung überschauen konnte. Die Wände des Magensackes bilden in diesem Zustande einen kurzen nach unten zu verjüngten Cylinder^ der von der Unterfläche der Scheibe in den von dem Schwimmsaume umschlossenen Raum hineinhängt und nur die äussere Pe- ripherie der Scheibe (von etwa l'A'") frei lässt. Dieser peripherische Saum der Scheibe im Umkreise des Magens trägt nun (Tab. II. Fig. 12) die Nebentaschen des Verdau- ungsapparates, die den Radialgefässen der übrigen Medu- sen entsprechen, so wie die Geschlechtsorgane. Die ersteren sind schon oben erwähnt worden ; sie sind wohl eben so breit, als lang, von oben nach unten deprimirt, also niedrig, und mit abgerundeten vorderen Ecken versehen. Die Ge- schlechtsorgane, gleichfalls 16 an der Zahl, sind zweilappig oder hufeisenförmig, mit einem mittleren nach aussen zu ge- kehrten Ausschnitt, und der Art gruppirt, dass dieser Aus- schnitt dem Zwischenräume zwischen je zwei an einander anliegenden Magensäcken entspricht. Diebeiden Lappen der Geschlechtsorgane verlheilen sich also auf zwei anliegende Magensäcke. So kommt es denn, dass die Arme unseres Thieres beständig zwischen zweien Geschlechtsorganen ein- gepflanzt sind, während sie bei Aeginopsis dagegen mitten auf einem Geschlechtsorgane aufsitzen. Die Gehörbläschen enthalten einen einfachen Otolilhen und sind am Ende der ein- zelnen Magensäcke, unterhalb der Arme, angebracht. 38 L e u c k a r t ; Cunina (?) costata n. sp. Obgleich ich über diese Art nur einige wenige und un- genügende Mittheilungen machen kann, da mir meine darauf bezüglichen Notizen und Zeichnungen bis auf ein Paar Be- merkungen, ich weiss nicht wie und wo, abhanden ge- kommen sind , trage ich doch kein Bedenken, dieselben zu veröfTentlichen, weil sie, gleich den vorhergehenden Beobach- tungen, eine Medusengruppe betreflfen, deren Repräsentanten bisher fast ausschliesslich auf fernere Zonen beschränkt zu sein schienen. Unsere Art ist um Nizza eben nicht selten, häufiger als C. moneta, gleich dieser aber in den Pokalen rasch vergänglich, so dass man die Untersuchung möglichst bald nach dem Einfangen vornehmen muss. Der Mantel ist glockenförmig mit stark verdickter Kuppel und ziemlich ebe- ner Seitenfläche, von ähnlicher Bildung, wie bei Aeginopsis mediterranea. Der Rand desselben trägt 14 ziemlich tiefe Einschnitte und über je einem Einschnitte einen langen und steifen Arm oder Tentakel, der meist gerade absteht, wie bei C. moneta und auch im Baue und Befestigung mit den Armen dieses Thieres übereinstimmt. Die Länge der Tenta- kel ist etwas grösser, als der Durchmesser des Mantels; sie beträgt 4'", während der letztere nur ^y/" misst. Die Bil- dung derVerdauungsapparale und der Geschlechtsorgane ist, so viel ich mich erinnere, wie bei C. moneta, indessen weiss ich nicht, ob die Tentakel in den Zwischenräumen zwischen den peripherischen Aussackungen des Magens oder mitten auf demselben aufsitzen. Bekanntlich würde davon abhängen, ob unsere Art dem Gen. Cunina oder Aegina zugerechnet wer- den müsste. Am Rande des Mantels befindet sich ein schma- ler Schwimmsaum , äusserlich vor demselben aber noch eine Anzahl von 14 buckeiförmigen Vorsprüngen , auf denen vier oder fünf rippenartige Firsten neben einander herablaufen. Die Bildung der Vorsprünge und Firsten erinnert mich an die „herabhängenden mit Falten versehenen Magenlappen% die Eschscholtz (S. 118) bei seiner Polyxenia cyanosty- lis beschrieben hat. Beiträge Btii* JCenttlniäÄ der Medusen fauna von Nizza. 39 Patyphasma *) planicusculum nov. gen. et n. sp. (Tab. II. Fig. 10. 11.) Ich glaubte eine Zeitlang , dass dieses Thier dem Gen. Aequorea beigesellt werden könnte und hatte dafür schon den Namen Aeq. biparlita gewählt, als ich mich überzeugte, dass die Bildung und Anordnung der Arme doch wohl schwerlich eine solche Vereinigung erlauben möchle. Nichts desto weniger entschloss ich mich nur mit Widerstreben, ein eigenes Genus für unsere Form aufzuslellen , zumal ich die- selbe nur im unvollständig entwickelten Zustande (in diesem freilich sehr häufig) ohne Geschlechtsorgane, beobachtet habe. Der Mantel unseres Thieres besteht gewissermassen aus zwei Theilen , einer oberen soliden Scheibe und einem unteren zarten und niedrigen Seitentheile , der sich dem Scheibenrande anhängt und, wie der Schwimmsaum von Cu- nina moneta, nach unten herabhängt, sich aber in seinem Verlaufe nicht allmählich wie dieser, verengt, sondern vid- mehr etwas erweitert. Uebrigens kann kein Zweifel darüber obwalten, dass dieser Seitentheil einen integrirenden Ab- schnitt des Mantels darstelle, einmal weil er die periphe- rischen Anhänge des Magensackes in sich einschliesst , und sodann auch, weil er seinerseits ganz deutlich noch mit einem besonderen, wenn auch nur schmalen Schwimmsaume verse- hen ist **''*). Die Scheibe misst etwa iVz'" im Durchmes- ser und stellt gewissermassen eine schwach gebogene con- vex-concave Linse dar, deren Ränder unter spitzem Winkel sich berühren. Im Umkreise dieses Randes stehen 24 kurze und gegitterte Tentakel, die mit ihrer Wurzel, wie bei Cu- nina u. a., in die Substanz der Scheibe hineingesenkt sind und neben dem unteren saumförmigen Abschnitte des Man- tels herabhängen. Die Länge dieser Tentakel entspricht bei- läufig der Höhe des Mantelsaumes (etwa = '/o'"), doch scheint es, als wenn sich dieselbe gelegentlich etwas vergrössern und verkleinern könnte. Der Magensack nimmt die ganze un- tere Fläche der Manlelscheibe in Anspruch , ist aber niedrig und hat in der Mitte eine einfache runde OefFnung, die sich *) 71 uQvqiaauay ein angewebter Saum am Kleide. **) Ebenso verhält sich die Aequorea rhodoloma Brdt. , die wohl gleichfalls eine Art meines Gea. sein dürfte. 40 Leuckart: Beiträge zur Kenntniss d. Medusenfauna u. s. w. in hohem Grade verengern und erweitern kann. Aus der Peripherie des Magensackes entspringen 24 dünne Radialka- näle, je einer unter der Wurzel eines Tentakels, die bis an das untere Ende des Mantelsaumes reichen. Ein Ringgefäss scheint nicht vorhanden zu sein. Sinneswerkzeuge fehlen; sie bilden sich vielleicht, wie bei Aeginopsis, erst später, während der Geschlechtsreife. Gi essen, August 1854. Erklärung der Abbildungen. Tab. I. Fig. 1. Geryonia exigua im geschlechtsreifen Zustande. Fig. 2. Geryonia exigua im Jugendzustande. Fig. 3. Geryonia proboscidalis. Fig. 4. Gehörkapsel von G-eryonia exigua. Fig. 5. Aglaura Peronii. Fig. 6. Magen mit Geschlechtsorganen von Agl. Peronii. Fig. 7. Gehörorgan von Aglaura Peronii. Fig. 8. Randkörperchen von Pelagia noctiluca. Fig. 9. Calyptra umbilicata (von unten gesehen). Fig. 10. Dieselbe im Profil, mit stark verkürztem Magen. Fig. 11. Thaumantias corollala. Fig. 12. Phialidium viridicans. Fig. 13. Cunina moneta. Tab. II. Fig. 1. Oceania pileata. Fig. 2. Bougainvillea Koellikeri (die mittleren drei Tentakelbüsche sind hinweggelassen). Fig. 3. Magensack mit Anhängen, von unten gesehen (die Anhänge nur theilweise ausgezeichnet). Fig. 4. Euphysa (?) globator. Fig. 5. Dieselbe im zusammengezogenen Zustande. Fig. 6. Steenstrupia lineala. Fig. 7. Pyxidium truncatum. Fig. 8. Aeginopsis raediterranea. Fig. 9. Dieselbe im geschlechtsreifen Zustande, von unten gesehen. (Die Tentakel sind hinweggeblieben.) Fig. 10. Paryphasma planiusculum (von den Tentakeln sind nur die beiden seitlichen gezeichnet). Fig. 11. Dasselbe von unten. Fig. 12. Magensäcke und Geschlechtsorgane von Cunina moneta. Fig. !3. Scheibenförmig ausgebreiteter Magen von Geryonia exigua. Uebersicht der Aale. Von Itr. jr* H. a u p in Darmstadt. Die Abtheilung der Aale enthält langgestreckte, Schlan- gen ähnliche Formen, ohne eine Spur von ßauchflossen. Der Anus liegt gegen die Mitte oder, wie bei den Synbranchidae, gegen das Schwanzende hin. Sie zeigen keine regelmässige Beschuppung und wo Schuppen auftreten , wie bei Anguilla und Amphipnous, so sind sie rudimentär und kreuz und quer in der Haut. Ihr Skelet ist vollkommen knöchern, allein ohne Bauch- rippen. Die bezahnten Nasenbeine vertreten den Intermaxil- larknochen, der nur bei den Congeridae rudimentär in den Weichtheilen über den Lippen verborgen ist. Um diese Abtheilung natürlich zu machen, müssen aus- ser Ophidium und Ammodytes, die Genera Alabes , Sacco- pharynx, Gymnarchus und die Familie Gymnotidae und Le- ptocephalidae entfernt werden. Die Gymnotidae sind als die niedrigste Familie zu den Physostomen zu stellen und die Peitsche des Sternarchus ist als eine einseilig utrirte Entwickelung der Fellflosse der Sal- monidae anzusehen. Sternarchus mit seiner normalen kleinen Schwanzflosse ist als die höchste Form zu betrachten. Die Leptocephalidae bilden ebenfalls die tiefste Stufe der Ordnung, wohin die Familie Esocidae gehört. Ein Genus aus dem Mit- telmeere zeigt alle Charaktere der Leptocephalidae, allein hat Bauchflossen. Ich habe es Esunculus Costai genannt. 42 Eaup : Ich weiss Gymnarchus , Alabes und Saccopharynx bis jetzt nicht zu stellen. Ordo Apodes. I. Sectio. CryiitoiiiyctereBB. Mit einem hinteren Nasenloche , was sich als verborge- ner Schlitz im Rande oder an der inneren Seite der weichen Lippe befindet. Jsle Familie. Opäsuridae. Unterfamilie Opliisurinae, Mit konischer Schwanzspitze ohne Flosse. a) Mit einreihigen Zähnen auf allen Knochen. 1} Genus Leiur anus Blkr. Ohne Vomerzähne. 1) Leiur anus cohibrinus Kp. Muraena colubrina Bodd. apud Fall. Beitr. XL p. 56. Tab. II. Fig. 3. Miir. annulata, Thunb. Gymnolh. annulalus, Syst. p. 527. Ophis. fasciatiis Lac. , Ophis. colubrinus et vi- mineus (juv.), Richards. Ophis. mullizonus Cuv. (Par. Mus.), Leiuranus Lacepedii et Stelhopterus viniineus Blkr. b) Auf dem Vomer mit einer oder zwei Reihen Zähne, oder unvollständigen zwei Reihen. 2) Genus Centrur ophis Kp. Ein transparenter Dorn an der Schvvanzspitze. Brust- flosse ziemlich entwickelt. Nasenzähne überreichen den Un- terkiefer. 2) Centr. spadiceus Kp. 0. spadiceus Rieh. Ereb. et Terr. Report, p. 313. 3) C. rernicaudus Kp. 0. remicaudus Bibron. Die vorderen Theile des Kopfes mit vertieften Närbchen. 4) C. bangko Kp. 0. bangko Blkr. Add. zu seinen Muraeniden. 5) C. grandoculis Kp. 0. grandoculis Cant. Mal Fish. p. 1306. PI. 5. Fig. 3. Uebersicht der Aale. '48 6} C, brasiliensis Kp. Anguilla brasiliensis, Per. Mus. Aehnelt remicaudus, allein der Kopf ist geslreckler, ohne Narben. Die Entfernung von der Schnauze zum Kiemenloch ist kürzer als vom letzteren zum Anfange der Rückenflosse. Färbung gelblichbraun , schwärzlich punktirt. Ganze Länge 410, wovon der Schwanz 230; bis zum Mundwinkel 12, bis zum Kiemenloche 34; bis zur Rückenflosse 74, Brustflosse 8 Mm. lang. Rio Janeiro durch Quoy und Gaim. 7) C. macrochir Kp. 0. ßiacrochir Blkr. Muraeniden p. 26. Dr. ßleeker sagt: „dente nasali unico." Sind vielleicht in zwei Reihen gestellte abgebrochen und ist nur der erste unpaarige an seinem Exemplare stehen geblieben. 3) Genus Poecilocephalus Kp. Drei Nasenzähne, die den Unterkiefer nicht überrei- chen; 3 auf der Mesiallinie, von welchen die vorderen klei- ner und quer gestellt sind. 11 Gaumenzähne in einer gebo- genen Linie, welche den letzten der Mesiallinie erreicht; 11 auf dem Vomer ; 18 auf den Mandibulae. Kopf ohne Läpp- chen an der Oberlippe und mehr rundlich. Brustflosse sehr kurz; Rückenflosse in der Nähe der Brustflosse beginnend. 8) P. Bonaparti Kp. Eine sehr bunte Form; Kopf und Kehle mit einem Netz von schwarz begrenzten Flecken. Körper mit 18 schwarzen Bändern. Am Bauche schwarze Flecken. Amboina durch Quoy und Gaimard, Par. Mus. b) Mit zwei Reihen Zähne auf dem Nasenbein und Anfange des Unterkiefers. 4) Genus Micro donophis Kp. Alle Flossen sehr entwickelt , Zähnchen sehr klein und spitz. 9) M. altipennis Kp. 38 Zähne auf dem Palatinum ; 43 auf den Mandibulae. Viele Zähnchen auf dem Vomer, nach hinten wegen ihrer Kleinheit schwer zu zählen. Oben schwärzlich, unten gelb- lich; Rücken- und Analflosse schwärzlich gcrandct. ßrust«^ # Kaup: flösse schwärzlich , etwas länger als der Unterkiefer mit 16 Strahlen. Macassar. Pariser und Leydener Mus. c) Nur zwei Reihen am Anfange der Mandibulae. 5) Genus Coecilophis Kp. 10) C. compar Kp. 0. compar Rieh. Er. u. Terr. p. 105. Sumatra. Brit. Mus. d) Zwei Reihen auf dem Palatinum , eine Reihe auf dem Vomer und Mandibulae. 6) Genus Ophisurus Lac. Cuv. (part.) 11) 0. serpens Lac. Cuv. Rieh. Er. u. Terr. p. 106.? Fauna jap. p. 264. Fl. 115. fig. I. 7) Genus Herpetoichthys Kp. Mit fast gleich langen Kiefern und stumpfer Schnauze, Rachen breit. Augen näher der Schnauze als dem Mund- winkel. Kopf von oben nach unten zusammengedrückt, so dass die Augen mehr nach oben als seitlich gerichtet er- scheinen. Die vorderen Nasentuben am Rande der Schnauze. Brustflossen ziemlich kurz. 12) H. ornatissimus Kp. Kopf mit unregelmässigen dunklen Flecken. Eine weisse Querlinie von Flecken; am Hinterkopfe mit zwei Längsrei- hen. Zwischen Auge und Schnauze weisse gebogene Linien. 16 — 17 schwarze runde breite Flecken nächst der Seiten- linie, welche durch ein anderes Band mit runden Flecken von verschiedenen Grössen getrennt sind. Malabar durch Dussumier. Par. Mus. 13) H. regius Kp. Ophisurus regius Shaw. , Rieh. Er. u. Terr. 14) If. sulcatus Kp. Die ganze Haut zeigt vertiefte Streifen und Punkte, die namentlich deutlich am Kopfe und Halse sind. Brustflosse doppelt so lang als der Durchmesser des grossen Auges. Die entwickelte Rückenflosse beginnt vor der Spitze der Brustflosse. Rücken bis zum Schwänze mit 19 grösseren Flecken, zwischen welchen nächst dem Rücken eine Reihe Uebersicht der Aale. 45 kleinerer sich befindet. Längs dem weissen Bauche und dem Rande der Analflosse zwei Reihen unregelmässig gestellter noch kleinerer Flecken. 8} Genus Brachysomophis Kp. Die kleinen Augen stehen über dem ersten Fünftel des grossen Rachens. Vordere Nasentube ungewöhnlich verkürzt. Kiemenlöcher gross und nahe zusammenstehend. Brustflosse kurz, von der Länge der Schnauze bis zu den Augen. Rand der Lippen mit Wärzchen. 15) Br. horridus Kp. Ein grösseres Exemplar des Pariser Museums ist oben schwärzlich , unten weisslich ; die entwickelte Rückenflosse gelblich mit bräunlichen Punkten und Streifen marmorirt. Anal- flosse gelblich, Brustflosse punktirt. Ein junges Exemplar des Leydner Museums hat am Hin- terkopfe eine Querlinie von 5 schwarzen Punkten und längs der Seitenlinie bis fast ans Ende des Schwanzes schwarze Punkte. Das Pariser Exemplar kam von Otaheite durch Les- son und Gaimard. London, Paris, Leyden. 9) Genus Elapsopis Kp. 16) JE. versicolor Rieh. Er. und Terr. p. 103. Molukken. London, Paris. e) Zwei Zahnreihen auf dem Gaumen und Unterkie- fer. Eine auf dem Vomer. 10) Genus Mystriophis Kp. Anfang der Schnauze löfTelförmig. Die vordere rudi- mentäre Nasentube ist dahin placirt , wo die Schnauze sich erweitert. Augen auf der Mitte der Rachenlänge. 17) M. rostellatus Kp. 0. rostellatus Rieh. Er. et Terr. p. 105. Senegal. Paris, London. M. porphyreus Temm. et Schleg. Fauna jap. t. 116 un- terscheidet sich durch ein 11 — 12 Linien längeres nacktes Schwänzende, das bei rostellatus nur 3 Linien lang ist. 40 Kaup: 11) Genus Muraenopsis Lesueur. 18) itf. ocellata Les. Journ. Ac. Sc. of Ph. V. PI. 4. fig.3. Ophis. ocellatus Rieh. Er. et Terr. , Oph. remiger d'Orb. Voy. Poiss. pl. Xll. fig. 2. Mexiko, Süd-Amerika. 19) 31. discellurus Kp. 0. discellurus Rieh. Sulph. p. 106. P. 48. fig. 2,3, 4. Report 1845. p. 312. China. Brit. Mus. 20) M. triserialis Kp. Auf bräunlichem Grunde der Kopf und die Kehle mit runden schwarzen Flecken. Zwei Reihen von grösseren run- den Flecken längs der Dorsal- und Seitenlinie, eine dritte Reihe Flecken bis zum Anus. Bauch silberfarbig, fein punk- tirt und bräunlich gestreift. Süd-Amerika oder stiller Ocean. Haslar Mus. 12) Genus Echiophis Kp. 21) £. intertinctus Kp. 0. intertinctus Rieh. Er. et Terr. 0. maculalus Par. Mus. Martinique. London, Paris. 13) Genus Scytalophis Kp. 22) S. magnioculis Kp. 0. brasiliensis Par. Mus. Das Auge doppelt so gross als bei der folgenden. Das Läppchen an der vorderen Nasenlube weniger entwickelt. St. Croix und Brasilien. Paris, Leyden. 23) S. parüis Kp. 0. parilis Rieh. Er. et Terr. p. 105. Ein langes Hautläppchen an der vorderen Nasentube. Brasilien, Weslindien, Surinam. London, Leyd., Par, f) Alle Zähne sind spitz und zahlreich und stehen auf den Nasenbeinen, Gaumen, Vomer und Unter- kiefer in zwei Reihen. 14) Leptorhinophis Kp. Schnauze zugespitzt. Vordere Nasentube kurz und her- abhängend. Hinteres Nasenloch im Rande der Lippe vor dem Uebersiclit der Aale. 47 Auge. Augen auf der Mitle des Rachens. Brustflossen ent- wickelt. Anal- und Rückenflossen verschmälern sich gegen den Schwanz, allein erheben sich vor dein nackten Schwanzende. 24) L. Gomesi Kaup. Ophisurus Gomesi Castelneau pl. 44. fig. 2. Auf den Nasenbeinen 5 Zähne, wovon der erste un- paarig; 16 auf der äusseren, 23 auf der inneren Reihe des Gaumens. Auf dem Vomer im Ganzen etwa 42, die sehr un- regelmässig gestellt sind. Im Unterkiefer 25 auf der äusse- ren und 18 auf der inneren Seite. Grün , am Rücken und Kopfe dunkler mit unzähligen Punkten. Unter der Seilenlinie gelblichgrün. Rücken- und Analflosse am Rande dunkler. Bruslflosse dunkelgrün. Schwarze Poren am Rande der Oberlippe. Von der schwärzlichen Kinn- haut Punktstreifen zur Kehle. Totallänge 460. Schwanz 290; zum Mundwinkel 16, zum Auge 7 , zur Rückenflosse 64 , zum Kiemenloche 43 ; Länge der Brustflosse 16. Körperhöhe 16. 25) L. marginatus Kp. Ophiurus marginatus Peters Arch. 1855. p. 272—273. Grün, am Rücken dunkler, am Bauche grünlichgelb. Rückenflosse schwarz gerändert. Brust- und Afterflosse blassroth; die letztere mit schwarzem Rande. B. 21. P. 11. D. 460—480. A. 270. Totallänge 610. Schwanz 345, bis zum Mundwinkel lOy., zum Auge 5, zur Bruslflosse 36, zur Rückenflosse 49. Kör- perhöhe 12 Mm. Fundort Inhambane in Ost-Afrika. g) Mit runden stumpfen Zähnen in mehreren Reihen. Kopf meist stumpf mit kurzem Rachen. 15) Pisodonophis Kp. a) Einfarbige. 26) P. cancrivorus Kp. 0. cancrivorus et sinensis Rieh. Er. etTerr. p. 97 — 98. PI. 50. fig. 6—9. 0. baccidens Cant. Mal. Fish. p. 320. PI. 5. flg. 1. Indien und Mauritius. London, Paris. 48 Kaup: 27) P. boro Kp. 0. boro, harancha, hyala , Ham. Gang. Fish. p. 20 21. 363. Gray 111. Ind. Zool. 1. t. 95. fig. 1. 2. 0. immaculata, acuminata, puncticulata Swains. 0. boro, harangua, hyala, rostratus elminimus McCIell. 0. boro et hyala Rieh. Er. et Terr. p. 99. 102. Can- tor et ßleeker. 0. bengalensis Par. Mus. Conger microstomus Eyd. et Soul. Bonite 1. p. 205. pl. 9. flg. 3. Paris, London. 28) P. pallens Kp. 0. pallens Rieh. Er. et Terr. p. 101. London. 29) P. rutido derma Kp. 0. rulidoderma Blkr. Mur. p. 30. Asien. ' 30) P. rutidodermatoides Kp. 0. rutidodermatoides Blkr, Muraeniden. Asien. 31) P. McClellandi Kp. 0. McClellandi Blkr. Muraeniden. Asien. 32) P. hypselopterus Kp. 0. hypselopterus Blkr. Muraeniden. Asien. 33) P. brachysoma Kp. 0. brachysoma Blkr. 3de Bydr. p. 38. Asien. 34) P. Schaapi Kp. 0. Schaapi Blkr. Addit. d. Mur. p. 53. Asien. 35) P. Hoeteni Kp. 0. Hoeveni Blkr. 36) P. potamophilus Kp. 0. potamophilus Blkr. Addit. d. Mur. 37) P. breviceps Kp. 0. breviceps Rieh. Er. et Terr. 38) P. lumbricoides Kp. 0. lumbricoides Blkr. Mur. p. 32. 0. breviceps Cant. nee Rieh. ß) Mit runden Flecken. 39) P. maculatus Kp. 0. maculatus Cuv., 0. ophis Lac, pardalis Val. in Webb et Berlh. Can, p. 90. PI. 16. fig. 2. üebersicht der Aale. 49 40) P, guttulatus Kp. Martinique. Par. Mus. Rückenflosse am Hinterkopfe beginnend. Brustflossen sehr kurz, breiler als lang mit 20 Strahlen. Drei Reihen weisser Flecken über den Körper. Die Zahl der Flecken in der Ju- gend geringer als im Alter, wie bei maculatus. 41) P. oculatus Kp. Oph. oculatus Schleg. Leyd. Mus. Aehnelt semicinctus, allein mit kürzerem Kopfe und kürzeren Brustflossen, die breiter als lang sind. Am Kopfe verschiedene Reihen weisser schwarz begrenzter Flecken. Der Anfang der Schnauze mit einfachen schwärzlichen Flek- ken ohne weisses Cenirum. Am Hinlerkopfe drei grosse Flecken, deren Centrum dunkel gefleckt ist. Längs der Rük- kenflosse 29 geaugte Flecken. Jeder dieser Flecken zwischen und unter zwei obere gestellt. Curagao. Leyd. Mus. y) Gebänderte. 42) P. semicinctus Kp. 0. semicinctus Rieh. Er. et Terr. p. 99. Gambia und Goree. London, Paris. 43) P. fasciatus Kp. 0. fasciatus Rieh. Muraena fasciata Thunb. Spie. Ichth. t. 2. flg. l. Gymnothorax fasciatus, Syst. p. 529. 0. alternans Quoy et Gaim. Freyc voy. PI. 45. 2. Unterfa'milie Spltaeg^ebrancliiiiae* Wurmähnliche Formen, deren Kiemenlöcher an der Kehle sehr nahe zusammenstehen. 16) Genus Lamnostoma Kp. Die Haiähnliche zusammengedrückte und zugespitzte Schnauze zeigt die Nasenlöcher am unteren Rande. Die Na- senlöcher stehen in kleinen Tuben , haben eine ohrförmige Gestalt mit einem Läppchen, das von aussen nach innen ge- richtet ist. Archiv f. Naturgesch. XXII. Jahrg. 1. Bd. 4 50 Kaup: 44) L. picium Kp. Dalophis orientalis McClell. Manti bukaropaum, Russ. I. t. 37. Dekan. Leyden. 45) I. bicolor Kp. Mit breiter plötzlich zugespitzter Schnauze. Arn Hin- lerkopfe ein Querband von Poren. In einem Bogen eine Reihe Poren über der Kehle zur Seitenlinie. Eine mehr ge- rade Linie mit 10 — 12 Poren beginnt in der Nähe des Mund- winkels, allein geht nicht über das Kiemenloch. Obere Theile dunkel, die unteren weisslich; nächst der Seitenlinie dunkel punktirt. Der Schwanz etwas länger als der Körper, ßorneo. Leyden. 17) Genus Anguisurus Kp. Schnauze mehr cylindrisch zugespitzt mit offenen Na- senlöchern ohne Tuben. 46) A. punctulatus Kp. Schnauze höher als breit. Kopf weisslich marmorirt mit weisslichem Querbande am Hinterkopfe, Verschiedene weisse Flecken bis zur Dorsalflosse. Längs der Seitenlinie eine Reihe mit unter sich verbundenen weissen Tüpfeln. Dorsal- flosse weisslich. Die oberen Theile derselben bläulich, fein schwarz punktirt; unten weisslich. Schwanz kürzer als der Körper. Java. Leyden. 18) Genus Sphagebranchus ßl. 0- Dalophis Raf. Cant. Blkr. Die vorderen Nasenlöcher in kurzen Tuben. Schnauze mehr rund und nicht zusammengedrückt. Brustflossen rudi- dimentär oder fehlen gänzlich. 47) Sphagebranchus imberbis Delar. An. d. Mus. Xlll. p. 360. t. 25. fig. 18. Dalophis bimaculata Raf. Caratt. T. 7. fig. 2. Sphagebr. imberbis et oculatus Risso p. 196. (nach Bonap.). Zeigt eine kaum sichtbare Brustflosse mit drei Strahlen, die individuell fehlt. Das grössle Exemplar von Toulon durch Herrn L. Kiener war 655 Mm. lang. Uebersichi der Aale. Sl 48) Sp, rostratus BI. tab. 4l9. fig. 2. ? Surinam. 49) Sp. brevirostris Peters. Mossambique. Archiv. 1855. p. 273. Unterscheidet sich, wie schon der Name ausdrückt, durch kürzere Schnauze von rostratus. 50) Sp. moluccensis Kp. Dalophis moluccensis Blkr. Ceram. 51) Sp. polyophthalmus Kp. Dal. polyophthalmus Blkr. Priaman. 52) Sp. marmoratus Kp. D. marmoratus Blkr. Sumatra. 53) Sp. anceps Kp. D. anceps Cant. Pinang. Da alle der alten Welt angehören, so glaube ich, dass die Angabe Surinam bei rostratus ein Schreibfehler ist; soll vielleicht Sumatra heissen. 19) Genus Cirrhimuraena Kp. Die ganze Oberlippe mit einer grossen Zahl irregulärer kurzer Barifäden. Zähne einreihig mit zwei Reihen auf dem Palatinum. 54) C. chinensis Kp. Die Oberlippe mit etwa 17 kurzen Bartfäden. Brust- flosse schmal und länglich. Auge über der Mitte des Ra- chens. Zähne sehr fein. *"*) London, Leyden. 20) Genus Callechelys Kp, ^ Mit kurzem ovalen Kopfe, mehr gestreckter plattgedrück- ter Schnauze und sehr kurzem Unterkiefer. Vordere Na- senlöcher in abwärts hängenden kleinen Tuben, die hinteren mit einem kleinen Läppchen bedeckt. Keine Brustflosse. Rük- kenflosse sehr entwickelt, weniger die Analflosse. Nur ein grosser Zahn auf den Nasenbeinen; er ist verlängert, stumpf und rückwärts gerichtet. Acht Zähne in den oval geboge- nen Palatinknochen. Gegen 10 auf dem Vomer, von wel- *) Quid Sph. calastomus Syst. p. 536 „Roslro aculo, cirrhis 4 capite perforatis«. Otaheite. 52 Kaup: chen die 6 vorderen zwei Reihen bilden. 24 rings im Un- terkiefer. 55) C. Guichenoti Kp. Auf lichlblauem Grunde schwarz gefleckt und punktirt. Gegen das Schwanzende hin herrscht die schwarze Farbe vor. Flossen weiss mit irregulären schwarzen Flecken. To- tallänge 475, Schwanz 175 Mm. Ich habe diese Art nach Herrn Guichenot genannt, welchem ich vielen Dank für alle seine freundliche Bemühungen schulde. Otaheite. Par. Mus. 21) Genus Ichthyapus Barnev. Ohne alle Flossen. Schnauze haiähnlich verlängert mit kurzem zugespitztem Unterkiefer. Gegen den Anfang der unteren Schnauzenansicht hin sitzen die grossen runden, son- derbar ausgezackten Tuben mit den vorderen Nasenlöchern, deren Ränder wie bei einer Knospe nach innen gerichtet sind. Augen mitten über dem Rachen. Körper mit vertieften Haut- furchen statt der Flossen "•^). Seitenlinie deutlich mit weit von einander abstehenden Poren. 56) J. acutirostris Barn. Guer. Rev. Zool. Juili. 1847. Hohes Meer nächst dem Acquator. Par. Mus. 22) Genus Ophisurapus Kp. Gleicht der vorigen , allein die vorderen Nasenlöcher sitzen in gewöhnlich gestalteten Tuben. Die punktförmigen Augen mehr nach der Schnauze hin. Alle Zähne klein und spitz. Zwischen dem Schlitze der Schnauze die Nasenzähne Die Zähne der Mesiallinie endigen am Anfange der Pala- tinzähne. Keine Zähne auf dem Vomer. 57) 0. gracilis Kp. Noch dünner und gestreckter als acutirostris. Schwanz bedeutend länger als der Körper. Bis zum Mundwinkel 6, zum Kiemenloche 17, zum Anus 102, Schwanz l48 Mm. Woher? Par. Museum. In die Nähe gehört vielleicht •"■) Schneider sagt p. 536 bei catastomus : „Linnaeus forte in exemplo diu in liquore vinoso condito , nee pinnas in fossula recon- ditas , nee cirrhos videre potuit, quae erat Forsten suspicio. Uebersicht der Aale. 53 , 58) Sphagebranchus quadratus Rieh. Sulph. PI. 52. fig-. 8— 15. Weniger gestreckt mit zwei Reihen Vomerzähne. Unterfamilie Ifyropliinae. Rucken- und Analflosse umgeben wie bei den Aalen den Schwanz. 23) Genus Myrophis Lütken. Mit zwei langen Reihen unregelmässig gestellter Zähne auf Palatinum undVomer. Drei Paar Zähne auf dem Nasen- beine; kurze jedoch deutliche Brustflossen. Vier Kopfslänge beginnt die Rückenflosse. 59) M. longicollis Kp. Anguilla longicollis Cuv. Regn. an. Lacep. II. fig, 3. unter dem falschen Namen M. myrus, M. punctatus Lütken, Arch. 1852. p. 270. Das 375 Mm. lange Exemplar der Pariser Sammlung stammt aus Surinam. Das von Lütken beschriebene war 6" 8'^' (dänisches Maass) lang. 24) Muraenichthys Bleeker. Ohne Brustflossen. Zähne stumpf konisch und kör- nerartig. 60) M. gymnopterus Blkr. Bluraenoiden p. 42. Verh. Bat. Gen. XXV. p. 52. Der junge Fisch hat i\en Kopf stumpfer als der alte. Java (Bleeker), Macassar (Leyd. Mus.) 25) Genus Myrus Kp. Mit Brustflossen. Rückenflosse nächst der Spitze der Brustflosse beginnend. Zähne in mehreren Reihen ohne Ordnung. 61) M. vulgaris Kp. Mur. myrus Linn. N. 5. Gmel. 1134. Risso Ichth. d. Nice p.30. Syst. p. 488. Conger myrus Cuv. Rieh. Er. etTerr. p. 108. Costa Fauna Nap. t. 29. Eche- lus punctatus Raf. 65. 171. t. XVll. fig. 1, Bonap. cat. meth. N. 324. Nach der äusseren Erscheinung ein Conger, allein nach der Stellung der hinteren Nasenlöcher gehört er hierher. 54 Raup: II. Sectio. Phaiieromycteren. II. Familie. itiig;uilliflae« Unterfamilie. Ang-uillinae« In dieser Subfamilie treten undeutliche Schuppen in der Haut auf, die im trocknen Zustande sie deutlicher zeigt, als im frischen Fische, wo sie durch den Haulschleim verdeckt werden. 26) Genus Anguilla Thunb. Mit hecheiförmigen Zähnen auf den Nasenbeinen, Gau- men, Vomer und Unterkiefer. Die der Nasenbeine und Vo- mer bilden eine Fläche. Man kann sie in mehrere kleine Seclionen zerfallen, a) Grossäugige mit kurzer Schnauze und langer, nach dem Kopfe sich hinziehender Rückenflosse. 62) A, Kieneri Kp. Mit ungewöhnlich grossen Augen, deren Diameter etwas länger als die Schnauze ist. Sie stehen so hoch, dass auf der Stirn zwischen beiden Augen eine bedeutende Concavität entsteht. Ich habe diese Art , welche von allen die interessan- teste ist, nach Herrn Kien er genannt, der sie bei Toulon zuerst aufgefunden hat. 63) Anguilla Cuvieri Kp. Le Pimperneaux Cuv. ? A. cloacina Bonap. Cat. meth. p. 38. Von dieser Art sagt Cuvier „qui l'a plus ä proportion (le bec), et dont les yeux sont plus grand qu'aux autres." Im Vergleiche mit dem folgenden zeigt sie kleinere Au- gen; sie ist eine stärkere Form mit dunkelgrünem Rücken bis zur Seitenlinie; unter dieser silberfarbig. 64) A. Bibroni Kp. Hat engeres Maul, grössere Augen und geringere Zahl mehr konischer Zähne, schlankeren Körper und schwarze Brustflossen. Oben dunkelgrün, Seiten silberfarbig, Bauch gelblich. Um den Anus schwarz. Siciiien durch Bibron. Par. Mus. Uebersicht der Aale. 55 65) A. Samgnyi Kp. Schön olivengrün ohne silberfarbige Seiten. Neapel. Par. Mus., durch Herrn Savigny. Quid A. septembrina Bon. Cat. meth. p. 38. b) Mit längerer Schnauze, in die der Diameter des Auges mehr als einmal geht. Dorsalflosse weit nach dem Kopfe hin reichend. «. Europäer. 6Q} A. capitone Val. Par. Mus. Neapel. 673 -^- ^orena Val. Par. Mus. Neapel. 68) A. melanochir Val. Par. Mus. Tiber. 69) A. marginata Kp. Par. Mus. Valencia. 70) A, microptera Kp. Par. Mus. Algesiras. 71) A. ancidda Kp. Par. Mus. Sicilien. 72) A. mediorostris Yarr. Par., Lond. England. 73) A. altirostris Kp. Par. Mus. Ausfluss der Seine. 74) A. platycephalaKp. Le Verniaux et l'anguille plat bec, Cuv. Par. Mus. Abbeville. 75) A. latirostris Yarrell. Par., London. 76) A. acutirostris Yarr. Ang. long, bec Cuv. ß. Africaner. 77) A. nilotica Kp. Par. Mus. 78) A, aegyptiaca Kp. Par. Mus. 79) A. callensis Guich. Par. Mus. Algier. 80) A. canariensis Val. Par. Mus. y. Asiaten. 81) A. malgiimora Schleg. Leyden. 82) A. celebensis Kp. Paris. 83) A. marmorata Quoy et Gaim. Freyc. voy. p. 241. A. Elphistona Syk. , bengalensis Gray , varie- gataMcClell., guttata Cuv. ex Voy. de Peron. ö. Amerikaner. 84) A. novaeorleanensis Kp. Par. Mus. 85) A, ienmrosiris Dek. Par. Mus. Nordamerika. 86) A. pnnctaiissima Kp. Par. Mus. Niagara. 87) A. cubana Kp. Par. Mus. 88) A. novaUrrae Kp, Par. Mus, d6 Kaup: 89) Ä. texana Kp. Par. Mus. 90) A. Wabashensis Kp. Par. Mus. Wabash. f. Neuholländer. 91) A. Auclandi Rieh. Lond. Mus. 92) A. labrosa Rieh. Lond. Mus. Arten, die in diese Section gehören, allein von denen keine Notizen exisliren, wo sie gesammelt sind. 93) A. fasciata Kp. Die einzige Art mit breiten ^ tief s ch wa r zen Querbinden. Aus der alten Collection des Leydner Museums. 94) A. macrops Kp. Par. Mus. 95) A. angustidens Kp. Par. Mus. 96) A. eurylaema Kp. Par. Mus. c) Mit den Charakteren der vorigen unterscheiden sie sich durch die breiten Knochen, worauf die Zähne sitzen. 97) A. Delalandi Kp. Cap im grossen Fischflusse. Pa- riser Museum. 98) A. megastoma Kp. Mulgran. Arch. Hierher gehört vielleicht Muraena macrocephala Rapp. Würzburger Jahreshefte IV. p. 142. Port Natal. d) Mit kurzer Rückenflosse, die fast oder über dem Anus beginnt. 99) A. Dnssumieri Kp. Paris. Rückenflosse elwas hinter dem Anus beginnend. 100) A. Mowa Blkr. Muraenoiden p. 22. Java. 101) A. Bleekeri Kp. Paris. Indien. 102) A. Cantori Kp. Paris. Bombay. 103) A. malabarica Kp. Par. Mus. 10-1) A. sidat Blkr. Mur. p. 17. Java. 105) A. australis Wich, Er. et Terr. p. 113. PI. 45. 7—13. 106) A, Dieffenbachi Gray, Er. et Terr. p. 113. Zur Unterscheidung dieser 57 Arten habe ich an 30 Porträts mit den Gaumen-, Nasen- und Vomerzähnen in mei- nem grösseren Werke gegeben. Da diese nothwendig zur Unterscheidung gehören und hier nicht gegeben werden kön- Uebersicht der Aale. 57 nen , so musste ich die Diagnosen der meisten Arten hier weglassen. Ich hatte bis jetzt keine Gelegenheit McClelland's neue Aale durch seine Beschreibungen kennen zu lernen und muss es dahin gestellt sein lassen , ob nicht die eine oder die andere indische Art mit denen von McClelland zu- sammenfällt. III. Familie, üluraesiidae. Ohne Brustflossen mit seitlichen Kiemenlöchern und stumpfem Schwänze. Meist grosse Formen. Unterfamilie M;uraeiiinae. Mit nur einer Reihe Zähne auf fast allen Knochen des Rachens, namentlich auf den Gaumenbeinen. 27) Genus Muraena Linn. Eine Reihe Zähne auf dem Nasenbein, drei in einer Reihe auf der Mesiallinie. a) Mit einreihigen Vomerzähnen. 107) Muraena helena Linn. Bl. t. 153. Enc. meth. t. 23. fig. 79. Rieh. Er. et Terr. p. 80. pl. 49. fig. 1 — 6 (Austral. Var.) M. len- tiginosa Jen. Beagle p. 143. M. punctata, Gast. PI. 42. fig. 3, variegata et punctata Raf. , fulva et guttata Risso nach Bonap. Cat. meth. p. 39. Scheint in allen Meeren vorzukommen. 108) M. vermicularis Pet. Arch. 1855. p. 271. 109) M.nubila Rieh. Er. et Terr. p. 81. PI. 46. fig. 6—10. 1 10) M. schismatorhynchus Blkr. Diagn. Besch. Sumatra. 111) JH. sagenodeta Rieh. Er. et Terr. p. 81. 112) M. reticulata Cuv. Bl. 416. Syst. 528. Er. et Terr. p. 82. 113) M. oce//a/aRich. Er. etTerr.p. 82. pl. 47. fig. 6— 10. Pisc. bras. Spixi p. 91. t. L. b. fig. 6—9. M. pintade Uuoy et Gaim. vog. d. Freyc. pl. 52. fig. 2. Voy. of Beagle p. 145. Muraenophis variegata Tab. 42. fig. 2. ^S Kaup: 114) 31. irisfis Kp. Niger. London. 115) M. Richardsoni Blkr. Muraenoiden. llö) M. similis Rieh. Er. et Terr. p. 83. 117) 17. punctata Rieh. Er. et Terr. p. 83. Gymnoth. punctatus ßl. et Sehn. Syst. p. 526. 118) M. pseudothyrsoidea Blkr. Muraen. Miiraenophis de Coromandel Lesch. im Par. Mus. 119) M. mauritiana Kp. Bourbon et Mauritius. Par. Mus. 120) M. nigrolineata Kp. Marquisenins. Par. Mus. 121) M. marmorea Val. Muraenophis marmoreus Val. Ven. pl. 14. fig-. 1. 122) M. flammarginata Kp. Bourbon. Par. Mus. 123) M. elegantissima Kp. ? Australien. Par. Mus. 124) M. interrupta Kp. Rothcs Meer. Par. Mus. 125) 31. Python Kp. Afrika. London. 126) M. venosa Kp. Timor. Leyden. b) Mit zwei Reihen Vomerzähne. 127) M. favaginea Cuv. Gymnoth. favag. Syst. p. 525. 1. 105. Thaerodontis reticulalus McClell. Im Pariser Museum existirt ein Individuum in Spiritus aufbewahrt, das nur eine Reihe von 11—12 Zähnen mitten auf dem Vomer zeigt; ein trockenes Exemplar zeigt jedoch zwei Reihen, die sich nach dem Schlünde hin vereinigen. Cuvier, der nur das erste im Spiritus untersucht hat, rech- net sie zu den Arten mit einer Reihe Vomerzähne und Mc. Clelland zu den Arten mit zwei Reihen. Diese ungewöhn- liche Variation überraschle mich sehr und ich untersuchte beide Individuen mit der allergrössten Sorgfalt, ohne jedoch eine specifische Verschiedenheit finden zu können. Ich halle jedoch die zwei Reihen für normal und die eine Reihe für abnorm , was sich bei einer Untersuchung an einer grossen Zahl als richtig herausstellen wird. 128) M. tigrina Rüpp. All. l. 30. fig. 2. Par. Mus. 129) M. J. Mülleri Kp. Mol. Archip. Leyden. 130) M. Troscheli Blkr. Muraenoiden. Sumatra. 131) M. chrysops Kp. Otaheite. Par Mus. 28) Genus Siderea Kp. Auf der Mssialünie nur ein kurzer kenischer Zahn, Auf Uebersicht der Aale. S9 dem Vomer zwei Reihen kürzerer, körnerarliger Zähne, die nach hinten in einem spitzen Winkel zusammenlaufen, Rachen ziemlich eng. a) Einreihige Zähne auf den Nasenbeinen und mit zweireihigen Zähnen auf der Symphyse des Unter- kiefers. 132) S. Vfeifferi Kp. Muraena Pfeifferi Blkr. Mur. Macassar, Celebes, Ceram. b) Mit zwei Reihen Nasen- und einreihigen Maxil- Jarzähnen '"'). 133) S. pantherina Kp. Mur. pantherina Lac. t. V. , picla Thunb., atomaria Sol., M. pratbernon Quoy et Gaim. Freyc. voy. PI. 52. flg. 1. Er. et Terr. p. 84. M. siderea et lila Rieh. Er. et Terr. p. 84-85. PL 48. fig. 1-^5. Unterfamilie. Tliyrsoideinae **). Zwei Reihen Gaumenzähne, wovon die innere in der Zahl der Zähne sehr variant ist. 29) Genus Enchelynassa Kp. Siehe Archiv 1855. p. 212. tab. X. fig. 3. 134) E. Bleekeri Kp. Leyden. Stiller Ocean. 30) Genus Eurymyctera Kp. Das vordere Nasenloch in seiner Tube weit über die Schnauze hinausragend und diese am Ende erweitert. Hin- teres Nasenloch über den Augen , trichterförmig mit umge- schlagenem Rande. 135) E. crudelis Kp. Leyden. Java. *) M. diplodon Peters Arch. 1855. p. 272 muss näher verglichen werden. **) Es ist eine missliche Sache manche Arten dieser Unterfa- milie richtig zu placiren, weil durch das Alter bei einigen Arten die innere Reihe defekt wird oder wo alle innere Zahne verloren gehen. Hier ist es dann nolhvvendig, von diesen Arten grössere Suiten zu besitzen. 60 Kaup: 31) Genus Enchelycore Kp. Die Milte des tief gespaltenen Rachens kann wegen der Länge der Zähne nicht geschlossen werden. Vordere Nasen- tuben ungewöhnlich kurz, ragen nicht über die Lippen und besitzen keine Klappe. Hinteres Nasenloch vor den Augen, länger als breit und hat fast den ~ j Durchmesser des Auges. 136) E. euryrhina Kp. Par. Mus. Woher? 32) Genus Thyrsoidea Kp. Haben nichts ausgezeichnetes in der Bildung der Na- sentuben, Rachen geschlossen. Die innere Reihe der Pala- tinzähne mehr oder weniger zahlreich. a) Mit einreihigen Nasen- und Vomerzähnen. a) Mit netzförmiger Zeichnung. 137) Th. macrops Kp. Par. Mus. , 138) Th. isingleenoides Kp. Mur. isingleenoides Blkr. Mur. Sumatra. 139) Th. griseobadiaK[}. Mur. griseobadia Rieh. Sulph. p. 108. PI. 48. fig..l. China. Leyden, London. 140) Th. tessellata Kp. Mur. tessellata Rieh. Sulph. p. 109. PI. 55." fig. 5— 8. Blkr. diagn. Beschr. Sumatra. 141) Th. cancellata Kp. Muraena cancellata Rieh. Er. et Terr. p. 87. PI. 46. flg. 1 — 5. Blkr. diagn. Beschr. Sumatra. M, Valencienni Eyd. et Soul. Bonite T. 1. p. 207. pL8. flg. 1. Australien (Rieh.), Sumatra (Bleeker) , Madeira (Dr. Smith), Cap Upstart (Brit. Mus.), Sandwichinseln (Eyd. et Soul.). 142) Th, tenebrosa Kp. Mur. tenebrosa Banks et Sol. M. SS. Rieh. Er. et Terr. p. 84. /9) Gefleckte. 143) Th. moringua Kp. Mur. moringua Cuv. Er. et Terr. p. 89. Uebersicht der Aale. 61 Mur. marlinicensis, Par. Mus. Muraenophis ciirvi- Jineala et caramura Cast.Pl. 42. fig. 2.P1.43. fig. 1. Bermudas, Golf von Mexico, Martinique etc. 144) Th. stellifer Kp. Mur. stellifer Er. et Terr. p. 86. 145) Th. bullata Kp. Mur. bullata Rieh. Er. et Torr. p. 86. Muraeno- phis tigrina Cuv. (Par. Mus.), l^opardina et me- lanostigma (Leyd. Mus.). Java. London, Ley- den, Paris. Sehr wesentlich von isingleena verschieden. 146) Th. longissima Kp. Die Länge des Kopfes bis zum occiput geht in der To- lallänge 20mal. Bombay. (Par. Mus.) y) Mehr einfarbige. 147) Th. lineopinnis Kp. Mur. lineopinnis Rieh. Er. et Terr. p. 89. Murae- nophis Vicine Gast. PI. 42. fig. 4. Puerto cabello. London, Paris. 148) Th. maculipinnis Kp. Auf der entwickelten Rückenflosse mit mehr horizonta- len schwarzen Linien und unregelmässig geformten schwar- zen Flecken. Goldküste. (Leyd. Mus.) J) Gebänderte. ^ 149) Th. colubrina Kp. Mur. colubrina, Commers.-Rich. Er. etTerr. p. 68. Tab. 19. fig. 1. Societätsins. Brit. Mus. b) Einreihige Nasal-, zweireihige Vomerzähne. 150) Th. arenata Kp. Muraena IhyrsoideaRich. Sulph. p. 111. pl.49. fig. 1. Er. et Terr. p. 91. Cant. Mal. Fish. p. 330. Mur. arenatus Cuv. (Par. Mus.) Ich bezweifle es sehr, dass diese Figur die von Sir Richardson beschriebene Art darslelll. Sie ist nach einer Zeichnung des Herrn Reeves. China, ßril. Mus. 6d Eaup: 151) Th. sathete Kp. Mur. salheteHam. Gangesf. p. 17 u. 363. Ic. Hardvv. ined. No. 318, obere Fig-ur. Mur. salhele Rieh. Er. el Terr. p. 91. Cant. Mal. Fish. p. 331. Indien. Brit. Mus. 152) Th. ceramensis Kp. Mur. ceramensis Blkr. Muraenoiden. VVahai , Ceram (Bleeker) , Java (Kühl), Nouhiva (Paf. Mus.). 153) Th. Boschi Kp. Mur, Boschi Bleeker Muraenoiden. Sunnatra (Blkr.) 154) Th. prosopeion Kp. Mur. prosopeion Bleeker diagn. Beschr. Priaman. (Sumatra). 155) Th. multifasciata Kp. Nasenzähne: 12 sehr regelmässig geformt in einem Halbzirkel. Mesiallinie : 2, der hintere der längste. Vomerzähne: 21, die sechs vorderen Paare bilden eine doppelte schief gestellte Reihe; sie sind kurz, aber spitz. Palalinzähne : 13 auf der äusseren, 3 dünnere und län- gere auf der inneren Reihe. Unterkiefer: 20, 4 beweglich nach innen an der Symphyse. Die vordere Nflsentube reicht über die Lippe und die hintere hat einen schmalen nach hinten gerichteten Rand. Die Augen von mittlerer Grösse, gehen ly^ in die Länge der Schnauze und stehen näher der Schnauze als dem Mund- winkel. Dorsalflosse beginnt über dem Kiemenloche. c) Zwei Reihen Nasen-, eine Reihe Vomerzähne. 156) 7h. A. Dtimerili Kp. Mur. guttata Rieh., Mur. punclalus, (Par. Mus.) SirRichardson verwechselt diese Art mit Lema- muraena guttata. Ich habe sie nach meinem verehrten Freunde Professor August Dumeril als ein schwaches Zeichen meines Dankes genannt. 157) Th. microdon Kp. Mit stumpfem Kopfe, geschwollener Schnauze und sehr kurzen vorderen Nasenluben. Die kleinen Augen in der Mille Uebersicfat de|r Aale. 63 des Rachens. Rückenflosse über dem Kiemenloche beginnend. Die 6 inneren Nasenzähne sind die grösseren; 20 Palatin- zähne auf der äusseren, 5 auf der inneren Reihe. Unterkie- fer mit 20 ; 4 grössere nach vorn auf der Innenseile. Dun- kelbläulich violett mit schwarzen unterbrochenen geästelten und venenartigen schwarzen Linien. Quer über den Hinter- kopf eine Reihe Poren , welche sich in zwei kurze Längsli- nien nach den Augen hin fortsetzen. Länge 480 Mm., wo- von der Schwanz 240 wegnimmt. 158} Th. chlorostigma Kp. Mit runden Hühnerschrot grossen gelben, schwarz be- grenzten Tüpfeln^ die vollkommen regelmässig und gleich weit von einander gestellt sind, und nur gegen den Schwanz hin weiter auseinander stehen. Nur das Ende des Schwan- zes mit einer zackigen Querbinde von gelblicher Farbe. Auf dem Vomer 12 konisch kurze Zähne, der erste der dickste. Ein grosses schönes Exemplar von den Sechellen ist 620 Mm. lang, wovon der Schwanz 340 wegnimmL Diese Art kann nicht mit der punctata verwechselt wer- den, die eine echte Muraena ist. Par. Mus. 159) Th, Blochi Kp. Mur. Blochii Blkr. Muraen. Sumatra (Blkr.}, Borneo (Leyd. Mus.) 160) Th, miliaris Kp. Kopf sehr kurz und stumpf; vordere Nasentuben unge- wöhnlich kurz. Rachen kurz; seine Länge geht nur IY2 in die von der Schnauze zum Kiemenloche gemessen. Gleicht meleagris Shaw, allein die gelblichen nadel- kopfgrossen Punkte sind kleiner, regelmässiger, auch ist der Kopf stumpfer und der Rachen weniger weit geöffnet. Gleicht ebenfalls der A. Dumerili, allein die Punkte ste- hen bei miliaris viel näher beisammen und der Kopf ist bei der Dumerili viel gestreckter. Ein Exemplar von Martinique zeigt am Schwanzende arabeskenarlige Figuren , die aus zusammengeschmolzenen Punkten bestehen. Totallänge 480, wovon der Schwanz 250 wegnimmt. Par. Mus. 64 Kaupt 161) Th. flavopicia Kp. Mit 10—11 kleineren konischen Nasenzähnen in der vorderen, mit 3 grösseren auf der inneren Reihe. 3 auf der Mesiallinie; 10 auf dem Vomer, der erste dicke stumpf; 15 auf der äusseren. Sauf der inneren Reihe derPalatinknochen; 20 auf jeder Hälfte des Unterkiefers, 8 auf der inneren Reihe nächst der Symphyse, welche noch eine nicht complele Reihe von vier besitzt, die sich an die zweite Reihe anlehnt. Die niedrige Rückenflosse beginnt am Hinterkopfe. Kopf kurz; Augen miltelmässig; vordere Nasentube kurz; die hintere über dem vorderen Augenwinkel ist klein , oval mit erhabe- nem Rande. Grundfarbe gelb mit unzähligen schwarzen Punkten, Zickzack und ästige Hieroglyphen ähnliche Figuren bildend. Vom Mundwinkel zum Kiemenloche bilden die Punkte schwarze Längsstreifen. Spilze des Schwanzes gelb. Länge 390 Mm., wovon der Schwanz 210 Mm. Diese Art ähnelt Siderea pantherina. Brasilien. Par. Mus. 162) Th. unicolor Kp. Muraenoph. unicolor Delar. Annal. d. Mus. XHI. pl. 25. flg. 15. M. Crislini Risso, monaco Cocco, Muraena unicolor Bon. Cat, meth. Miltelmeer, Madera, Madagascar etc. Par. Mus. d) Zweireihige Nasen - und Vomerzähne. 163) Th. meleagris Kp. Mur. meleagris Shaw, nat. misc. pl. 220. Gen. Zool. p. 32. Er. et Terr. p. 93. Südlicher Ocean. Brit. Mus. 164) Th. grisea Kp. Muraenophis griseus Comm. Lac. Tom. V. pl. 19.3. Muraena bilineata et geometrica Rüpp. Atlas und neue Wirbellh. p. 84. Diese Art hat den Herren Ichthyologen viel zu schaf- fen gemacht, da die Beschreibung wie Abbildung von Lace- pcde viel zu wünschen übrig lässt. Ohne das Original von Commerson untersucht zu haben, wäre es mir unmöglich Ueber8icht der Aale. ÖS gewesen zu ermitteln, dass die Rüppell'schen Arten syno- nym mit ihr sind. Djelta (Rüpp.), Mauritius und ßourbon (Par. Mus.). 165) Th. nie Kp. Muraenophis lile Harn. Gangesfish 18 et 363. Muraena tile , vermiculata *•'*) et gracilis Rieh. Er. etTerr. p. 92. Hardvv. Ic. ined. 303. (juv.) 301 et 310. flg. 108 ist sathete. 166) Th. prasina Kp. Muraena prasina Rieh. Er. et Terr. p.93. 167) Th. irregularis Kp. Braun mit grossen schwarzen irregulären Flecken. Flos- sen gelblich, 16 Zähne auf der äusseren, 7 auf der inneren Reihe des Palalinum, 10 in zwei Reihen auf dem Vomer, wovon der erste und letzte der grösste. Totallänge 470, Schwanz 240 Mm. Brasilien. Par. Mus. 33) Genus Limomuraena Kp. Kurze Thyrsoideen, deren hintere Nasentuben noch län- ger als bei Mur. helena sind. 168) L. guttata Kp. Mur. guttata Banks et Sol. M. SS. Ic. pict. Park. 11. 1. Bibl. Banks. Sow fish of Madeira, Trans, zool. Soc. II. p. 192. Er. et Terr. p. 90. Mur. pavonina Rieh. Sulph. p. 110. pl. 53. fig. 12. Muraena pardalis Temm. et Schleg, Fauna jap. p. 268. t. 119. Calamaia paum. Rüss. Indien. London, Leyden, Paris. 34) Genus Polyuranodon Kp. Auf den Nasenbeinen 14 Zähne in einer Reihe. 3 Rei- hen spitzer Zähne auf dem Palalinum; 5 — 6 in einer Reihe auf dem Vomer. Unterkiefer vorn mit 4, hinten mit 2 Reihen. 169) F. Kuhn Kp. Mur. polyuranodon Blkr. Ceram (Bleeker). *) Die Muraena vermiculata von Feters gehört in die Nähe von Mur. helena. Archiv f. Nahirgescb. XXII. Jahrg. 1. Bd. 5 66 Kaup: 35) Genus Channomur aena Rieh. Ichthyophis seu Nettastoma (olim) Rieh. 170) Ch. vittata Rieh. Ichlh. vittatus Rieh. Sulph. p. 114. pl. 53. fig. 7 et 9. Asien. Britt. Mus. 36) Genus Muraenohlenna Lac. Ichthyophis Less. 171) M. tigrina Kp. lehth. tigrinus Less. Coq. pl. 12. Oualan, Hafen Carterat (Quoy et Gaim.). Molukken cLeyd. Mus.) Celebes (Forster). Ich kenne die M. olivacea Lac. nicht. 37) Genus Poecilophis Kp. Sind Muraenen, deren Zähne mehr rund und stumpf und mehr oder weniger pflasterarlig gestellt sind. Flossen noch deutlich zu erkennen. Sie repräsentiren die Pisodonophis der Ophisurinae. Die Mehrzahl sehr bunt. 172) P. variegatus Kp. Mur. variegata Rieh. Er. et Terr. p. 94. Echidnavariegala Forst. Enchir. 31. Genus5. 1788. Id. anim. cura Lichtenstein p. 181. (1844) Mu- raena nebulosa Thunb. diss. p. 7. t. 1. fig. 2. Syst. p. 528. Gymnoth. echidna Syst. p. 52ö. Hardw. Ic. ined. Mus. Brit. pl. 306. Muraena minor Temml et Schleg. Fauna jap. PI. 115. fig. 2. M. ophis Rüpp. Atl. t. 29. fig. 2. Rieh. Er. et Terr. p. 93. Peters Archiv. 1855. p. 270. 173) P. catenatus Kp. Muraena catenatus Rieh. Er. et Terr. p. 95. Gymnoth.^ catenatus Bl. 415. Syst. p. 528. Muraenoph. ondule Lac. V. 19.2. Südamerika, Bermudas, Trinidad. Lond., Paris, Leyd. 174) P. polyzonus Kp. Mur. polyzonaRich. Sulph. p. 112. pl. 55. fig. 11 — 14. Er. et Terr. p. 95. Mur. sordida Cu*'. Regn. an. p. 352. Seba li. 69. 4. London, Paris. Uebersicht der Aale. 67 Andere sind mehr einfarbig, indem die helleren Flecken weniger in die Augen fallen: 175) P. Peli Kp. Kopf stumpf und kurz. Die kleinen Nasentuben mit weisslichem Rande. Zwei Poren über den vorderen Nasen- tuben, 5 an der Oberlippe, 6 an der Unterlippe; alle mit deutlichen vveisslichen Monden umgeben. Schwanz unbedeu- tend kürzer als der Körper, so lang als der Körper vom Mund- winkel bis zum Anus. Schwärzlich mit unzähligen gelbbraunen Spritzflecken auf der Dorsalflosse und längs des Rückens. Auf der Dor- salflosse noch schwarze unterbrochene Längsslreifen und Rei- hen gelblicher Punkte. Nasenzähne 13, 3 kleinere zwischen den 3 hinleren; 3 auf der Mesiallinie, wovon der letzte der dickste. Vomerzähne in 2 Reihen , die sich den Nasenzäh- nen und denen der Mesiallinie anschliessen. Die rudimentäre Palatinbeine mit 2 unregelmässigen Reihen etwas spitzerer und mehr gestreckter Zähne. Unterkiefer mit 16 Zähnen; 9 — 11 an der vorderen Hälfte nach, aussen. Goldküste durch Herrn Pel im Leydener Museum. 176) P. delicatulus Kp. Nasenbeine mit )3 Zähnen im Halbzirkei; Mesiallinie mit 2 Zähnen ; Palatinum mit 14 kürzeren nach aussen und 10 grös- seren nach innen. Vomer mit 2 Reihen, die seillich coinpri- mirt sind; 8 links, 6 rechts. Unterkiefer mit 14; 11 äussere am Anfange. Grundfarbe schwärzlich mit einem Netzwerke über den ganzen Körper, das unregelmässig ist. Tolallänge 2U0, Schwanz 95 Mm. Molukken. Leydener Mus. 177) P. fascigula Kp. Mur. fascigula, Peters Archiv 1855. p. 271. 178) P. Lecomtei Kp. Steht der Peli nahe, allein unterscheidet sich durch den Mangel weisser Monde um die Poren des Kopfes, und dass die hinleren Nasenluben mehr nach hinten als nach vorn gerichtet sind. Farbe schwarz , liflgs ahs Körpers mit run- den Augenkreisen und Hieroglyphen von gelbbrauner Farbe. 68 K a u p : Ein anderes Individuum zeigt nur wenige gelbbraune Puniite; ein sehr jugendliches Exemplar ist mit Längsreihen gelbbrau- ner Punkte über und über bedeckt. Gabon durch Herrn Aubry-Lecomte. Paris. 38) Genus Gymnomuraena Lac. Aehneln Poecilophis, allein sind ohne alle Flossen. Die Zähne der Nase , Mesiallinie und des Vomers bilden eine Fläche, die der einer benagelten Schuhsohle gleicht. Pala- tinknochen wie deren Zähne rudimentär. Der Körper ge- streckt und weiss gebändert. 179) G. fasciata Kp. Muraenophis fasciatus Hardw. Ic. ined. Unterscheidet sich von der länger bekannten Zebra durch grössere Zahl von Zähnen, die der Fläche einer stark be- nagelten Sohle eines Jägers gleicht. Körper mit 100—114 Bändern. Von Muscat. Brit. Mus., Pariser Mus. 180) G. zebra Lac. Zebraeel Shaw. Nat. Mis. 101. Gymnoth. zebra, Syst. p. 528. — Gymnomuraena cerclee Lac. V. p. 649. pl. 19. fig. 4. Rieh. Er. et Terr. Die Zahnfläche gleicht der Sohle eines zierlichen Damen- pantoff'els. Sumatra (Shaw), Neu-ßrit. (Commerson), Madagascar (Quoy et Gaim.). London, Paris. 39) Genus Aphthalmichthys Kp. Gleichen Moringua, allein nur mit einer Spur von Flos- sen gegen das Ende des Schwanzes. Augen durch die Haut verdeckt und desshalb undeutlich; Unterkiefer dicker und länger als die Schnauze. Nasenluben kurz; die hinteren kön- nen geschlossen werden. Schwanz am Anfange so dick als am Ende. 11 Zähne im Oberkiefer, von welchen die 7 Na- senzähne die längsten. 5 Vomerzähne in einer Reihe. Gegen 10— -12 Zähne im Unterkiefer. 181) A. javanicus Kp. Sehr verlängert und wurmförmig. Der Körper ist U— Uebersichl der Aale. 69 12 Mm. hoch, allein hat eine Tolalläng^e von 920 Mm., wo- von der Schwanz 260 Mm. wegnimmt. Von der Schnauze zum Kiemenloche 49 Mm. Um Java gemein. London, Leyden. 40) Genus Uropterygius Riipp. Oben wie unten mit 2 Reihen feiner Zähne , wovon die äussere kurz, an der Spitze gekrümmt, die innere mehr gerade und doppelt so hoch ist. Auf dem Vomer eine Reihe von 7 spitzen gekrümmten Zähnen. Nur die etwas erweiterte Schwanzspitze mit einer Flosse. 182) r. unicolor Rüpp. Taf. 20. fig. 4. Mur. microptera Blkr. Muraenoiden. Ich kenne drei Exemplare von Bourbon in der Pariser Sammlung, die jedoch nicht einfarbig, sondern schwarz mit unzähligen gelblichen feinen Punkten und Slrichelchen ver- sehen sind; über dem Operculum verlaufen sich einige schwärzliche Längslinien ; am Rande beider Kiefer einzelne kleine blaue schwarz umgebene Fleckchen. Dr. Rüpp eil sah den vorderen längeren Zahn derMe- siallinie für einen Vomerzahn an. Frankfurt, Paris. 41) Genus Apterichthys Dum. Caecilia Lac, Sphagebranchus Bl. \83) Apt. coecus Dum. Delar. Ann. d. Mus. t. 13. pl. 21. fig. 6. C. Branderiana Lac. T. 2. p. 135. Sphagebr. coecus Syst. 505. Muraena coeca Linn. Syst. nat. p.426. Atlantischer Ocean. Paris. 42) Genus Moringua Gray. 184) M. Raitaboriia Canf. Cant. Nat. Tyd. iV. Bat. 1853. PI. 1. Rataborua Hamiltoni J. E. Gray Zool. Mise. p. 9. Rataborua Hardwicki, J. E. Gray 1. c. 111. ind. Zool. T. 11. 2. Muraena raitaborua Harn. p. 25 et 364 (juv.) M. raktaboruya Harn, M. SS. Draw. (juv.) Moringua linearis J. E. Gray !. c. Tab. IL üg* I. 70 Kaup: Pterurus maculatus et linearis Swains. Nat. hist. fish. II. p. 334 et 335. fig. 111. b u. cc. Ptyobranchus arundinaceus, Guihrianus (ad.) ery- thraeus, multidentatus, parvidentatus, gracilis et brevis (juv.) McClell. Calc. Journ. N. H. V. p. 200-202. 221. 223. PI. IX. fig. 3— 6. PI. X. fig. 1. 2. Die Zusammenstellung dieser Synonymie ist von Dr. Cantor, der sich um die Indische Ichthyologie grosse Ver- dienste erworben hat. 185) M. bicolor Kp. Zeiift wie die vorige kleine jedoch erkennbare Brust- flossen, allein unterscheidet sich durch Färbung, und dass die Dorsal- und Analflosse von gleicher Länge ist. Der An- fang beginnt auf dem dritten Theile des Schwanzes. Unter- kiefer länger als die Schnauze. Oben 9, unten 6 Zähne, ziemlich lang, spitz und rückwärls gekrümmt. Oben und das Schwanzende dunkel mit Spuren von Bändern und Flecken, unten silberfarbig. Totallänge 360. Schwanz 108, Anal- und Dorsalflosse 24 Mm. Timor. Leyden. 186) JW. lumbricoides J. E. Gray (Brit. Mus.). Gleicht der folgenden , allein zeigt ein grösseres Maul, plötzlich zugespitzte Schnauze, sehr rudimentäre kaum sicht- bare Brustflossen. Die Analllosse beorjnnt nicht direkt hinter dem Anus, allein ist wie die Dorsalflosse bestimmter ent- wickelt. Die Augen weniger deutlich. Es ist eine dünnere Form mit etwas kürzerem Schwänze. Totallänge 268. Schwanz 93, bis zum Kiemenloche 26. China. Brit. Museum. 187) M. lumhriciformis Kp. Eine vollkommen cylindrische Form mit kurzem Kopfe und spitzer Schnauze. Seitenlinie wellenförmig. Die Anal- flosse beginnt direkt hinter dem Anus. Flossen fast linien- artig und nur nächst der Spitze des Schwanzes. Länge 255. Schwanz 96, bis zum Kiemenloche 25. Indien. Brit. Museum. üebersicht der Aale. 71 4le Familie. Coiigfericlae. Gleichen den Anguillidae , allein sind ohne Schuppen und die Riickenflosse reicht bis nahe an den Hinlerkopf. Der Schwanz ist sehr in die Länge gezogen und zugespitzt. Meist nriit Brustflossen, die nur bei einem Genus bis jetzt fehlen. In der weichen Haut der Schnauze liegt der zahnlose Inter- maxiilarknochen. 43) Genus Cong ermuraena Kp. Das hintere Nasenloch vor der Mitte des Auges. Das grosse Auge über dem Mundwinkel. Zähne flach, rund, in mehreren Reihen. Brustflossen. 188) C. hahenata Kp. Congrus habenatus Rieh. Er. et Terr. p. 109. PI. 50. flg. 1—5. 189) C. halearica Kp. M. balearica Delar. An. d.Mus. 13. p. 327. t. 20.3. Conger Cassini Risso.Hist. nat. p. 203. Ichth. p.91. Echelus cinciara Raf. Conger microstoina Cast. pl. 43. flg. 4. Costa Fauna Nap. t. 33. Bon. Cat. meth. p. 38. Diese Art findet sich im Mitlelmeer und Süd-Amerika. 190) C. mystax Kp. M. mystax Delar. 1. c. p.328. t. 23. fig. 10. Conger mystax Cuv. 44) Genus Uroconger Kp. Vorderes Nasenloch ohne Tube; das hintere schlitzförmig nächst dem Auge. Längs dem Rande der Oberlippe eine Reihe schlitzförmiger Poren. Schwanz ungewöhnlich verlängert. Zähne ähnlich Myrus, sehr fein in 2—3 Reihen. Nasen- und Vomerzähne in 2 Reihen. Die vorderen Zähne des Unter- kiefers durchbohren die Oberlippe, welche sie nicht be- decken, 191) U. lepturus Kp. Congr. lepturus Rich.Sulph. p. 108. PI. 56. fig. 1—6. Ereb. et Terr. 72 Kaup: 45) Genus Conger Cuv. Die vorderen Nasenlöcher in kurzen Tuben nächst der Schnauze; die hinleren vor den grossen Augen. Die Vo- merzähne, Nasenzähne und die an der Spitze des Unterkiefers in Haufen und zugespitzt. Die des Gaumens und des Unter- Kiefers gleich gross, nahe aneinander gestellt und meissel- förmig, so dass sie eine lange Schneide bilden. 192) C. vulgaris Cuv. Congrus vulgaris et leucophaeus Rieh. Muraena conger Linn.,Bl. 155. EchelusgrungusRaf. Cong. communis Costa. Conger vulgaris Yarrell p. 402. 193) Conger niger Risse. Hist. nat. p. 201. Echelus macropterus Raf. Car. 64. 165. Bon. Cat. meth. p. 38. Beide im Mitlelmeere und der Nordsee , werden sehr gross und schwer. 194) Conger altipinnis Kp. Der gemeinen Art sehr nahe, allein die ungefleckte Brustflosse überreicht den Anfang der sehr hohen Rücken- flosse. Diese ist fast so hoch, wie der Rachen lang ist. Der Schwanz ist stumpfer, allein das Ende mit sehr langen Strah- len, welche ebenfalls die Länge des Rachens haben. Totallänge 480, Schwanz 300, Brustflosse 20, Länge des Rachens 20 Mm. Bourbon. Par. Museum. 195) C. marginatus Val. Eyd. et Soul. Bonite I. p.201. pl. 9. fig. 1. 196) C. muUidens Castelneau PI. 44. fig. 1. Süd-Amerika. Par. Museum. 197) C. occidentalis Dek. New-York Fn. fig. 172. Smithsonian report 1855. p. 351. 198) C. Verreauxi Kp. Das Ende der schmalen Brustflosse reicht nicht zum An- fange der Rückenflosse. Schwarz mit l}räunlicher Seitenlinie. Totallänge 305. Schwanz 11)0, bis zum Kiemenloche 40, Brustflosse 12 Mm. Iang= Üebersicht der Aale. 73 Nach meinem verehrten Freunde Julius Verreaux genannt, welcher ihn in Australien sammelte. Par. Museum, 199) C. orbignyamis Valenc. d'Orb. voy. Poiss. t. 12 fig. 1. Mit niedriger Rückenflosse, die eine Bruslflossenlänge hin- ter der Brustflosse beginnt. Der Diameter des langen Auges geht etwas über zweimal in die Länge der Schnauze. Die Rückenflosse hat die Höhe vom Durchmesser des Auges. Totallänge 670, Schwanz 410, Rachen 33, bis zunj Auge 24, bis zum Kiemenloche 94, Brustflosse 25 Mm. Süd-Amerika. 200) C. brasiliensis Kp. Die Rückenflosse beginnt eine Brustflossenlänge hinter der Spitze der Rückenflosse. Die Nasen- und Vomerzähne gehen in einem spitzen Winkel in den Rachen. Das Auge mit seinem Diameter geht ly^ in die Länge der Schnauze. Totallänge 710, wovon der Schwanz 460 wegnimmt. Pariser 3Iuseum. Ich habe weder den Conger punctus Jenn. , den Cong. anago, urolophus, uropterus Temm. et Schi, noch den C. chi- lensis Guich. gesehen , und wage daher nicht sie aufzu- führen. 46} Genus Congerodon Kp. Auf den Nasenbeinen 8 unregelmässig gestellte Zähne in 2 Reihen , wovon die äusseren der hinteren Reihe die längsten sind. Auf den Gaumenbeinen 2 Reihen, wovon die innere Reihe, aus 27 bestehend, bis fast zum Mundwinkel geht und länger als die äussere ist. Die äussere gehl über den Mundwinkel und besteht aus 47 Zähnen, wovon die hintersten die kleinsten. Im Unterkiefer 3 Reihen. Die innerste ist die kürzeste und besteht aus 6 Zähnen , wovon die hinteren die längsten, etwa 36—37 in jeder der 2 übrigen Reihen. Auf dem Vo- mer 16, wovon der erste der längste ist und auf beiden Sei- ten einen kürzeren Zahn hat. Nasenlöcher vor dem Auge und den Nasenbeinen g^ffnet. ohne Tuben. Brustflossen klein 74 Kaup: und schmal. Die ziemlich entwiclielte Rückenflosse beginnt über den Brustflossen. Auf der Mitte der Länge des Unterkiefers ein Hautläpp- chen, welches sich haarähnlich zuspitzt und über den Rand wegragt. Ob es zufällig oder wesentlich ist, konnte ich nicht ermitteln. 201) C. indicus Kp. Totallänge 2 15, Schwanz 139, bis zum Mundwinkel 10, bis zum Kiemenloche 26. Der Schwanz spitzt sich sehr fein zu. Aus dem indischen Meere. Par. Mus. 47) Genus M ura enesox McCleW. Meist mit gavialähnlich verlängerter Schnauze, deren löfTelförmig gebildete Nasenbeine über den Unterkiefer weg- ragen. Hinteres Nasenloch entfernt vom Auge. Die gros- sen Augen mitten über dem Rachen. Vomer erhöht mit ei- ner Furche, in welcher die längeren Zähne stehen. Reihen kleinerer stumpfer Zähnchen begleiten die verschiedenen Rei- hen auf den Gaumenbeinen und dem Unterkiefer. Die läng- sten Zähne auf den Nasenbeinen und der Spitze des Unter- kiefers. Erreichen eine bedeutende Länge und sind sehr räuberisch. 202) M. pristis Kp. Conger talabonCant. etBlk. (nee Rüssel nee Cuv,). Muraenesoxlanceolatus, exodon, serradentata, exo- denta McClell. Cant. Mal. Fish. p. 112. Am Unterkiefer nach aussen und nach oben die Zähne wie eine Säge gerichtet. Asien. Paris, Leyden. 203) M. bagio Kp. Conger talabonCuv. Russ. 38. Conger bagio Cant. Mal. Fish. p. 316. Mur. bagio Harn. 24. 364. M. tricuspidata Ham. (bagio), bengalensis McClell. Congrus trjcuspidalus Rieh. Sulph. 105. pl. 51. fig. 2. Er. et Terr. p. 111. Conger oxyrhynchus Eyd. et Soul. Bon. t. 1. pag 203. PI. 9. Fig. 2. Ophisure long museau Q. et Gaim. Voy. Freyc. pl. 51. fig. 1. (mit verstümmeltem Schwänze). Asien. Paris, London, Leyddn. üebersicht der Aale. 76 204) M. savanna Kp. Conger savanna, Cuv. Par. Mus. La Savanne de Martinique Cuv.Regn. an. in d. Note. Congor limbalus Caslelneau. Mit breiterer Schnauze, deren Haut wie die des Unter- kiefers zellig wie ein Schwamm genarbt ist, das sich erst gegen den Anus und die Bauchseite verliert. London, Paris, Leyden, Ich hatte in Paris nur diese drei Arten in grosser Zahl zum Vergleiche und muss desshalb bitten, die Arten curvi- dens, brevicuspis et protervus Rieh. Er. et Terr. einer noch- maligen Prüfung mit bagio zu unterwerfen, indem diese Art in der Länge der Schnauze und Zahl der Zähne sehr variirl. 48) Genus ISettastoma Raf. 205) ]V. melanura Raf. Car. t. 16. fig. 1. Muraenophis saga Risso p. 193. Ichth. flg. 39. Nach Bonap. wäre auch M. maculata hierher zu ziehen. Cat. Meth. p. 39. Es ist ein wahrer Conger ohne Brustflossen. Schnauze sehr verlängert. Das hintere Nasenloch schief vor den Au- gen und kann durch den häutigen oberen Rand geschlossen werden. Das grosse Auge über dem Mundwinkel. Körper cylindrisch mit verlängertem spitz zulaufendem Schwänze. Dorsal- und Analflosse deutlich. Die Zähne sind fein, dünn, hecheiförmig in 6 — 7 Reihen, nehmen nach innen an Länge zu und sind beweglich. Nasenbein kurz mit zusammenge- drängten Zähnen, die einen Zirkelabschnitt einnehmen. Die Zähne des langen Vomers nehmen an Zahl und Länge nach hinten zu und stehen in irregulären Längsreihen. Alle Flossen schwarz gesäumt, wie bei fast allen Con- gerinae. In Sammlungen selten, da sie in den grössten Tiefen des Miltelmeeres lebt und nur geangelt werden kann. 76 K a u p : 5le Familie, f^ynbrancliidae. Ohne Flossen. Die beiden Kiemenlöcher unter der Kehle in einer gemeinschaftlichen Höhle. 49) Genus Amphipnous J. Müll. 206) A. cuchia J. Müll. Vergl. Anat. d. Myx. Abh. d. Ac. zu Berl. 1839. p. 244. Unibranchapertura cuchia Harn. p. 16. pl. 16. fig. 4. Synbr. cuchia Cuv. Regne, an. II. p. 354. Synbr. cachia Swains IL p. 3^6. Ophichthys punctatus, Pneumabranchus slrialus, leprosus et albinus McClell. Dondoo-Paum Russ. 35. Cant. Mal. Fish. p. 333 in der Note. Blee- ker Muraenoiden. 50) Genus Unipertura Lac. J.Müll. Gleicht Monopterus, allein mit 4 gefranzten Kiemenbö- gen. Die quere Kiemenhaut, die Kiemenlöcher und deren Scheidewand bedeckend, bildet einen winkeligen oder ovalen Ausschnitt. Ohne Luftsäcke und Schwimmblase. 207) U. laevis Lac. Lac. tom. V. 17. 54. 1. 3. Synbr. immaculatus Cant. et Bleeker (nee Bloch). Ophisternon bengalensis McClell. Tetrabranchus microphthalma Blkr. Das Exemplar der Pariser Sammlung, nach welchem La- cepede dieses Genus aufgestellt hat, zeigt einen feinen Mes- serschnitt über den Kiemen, so dass der Gründer dieses Geschlechts die Unterscheidungsmerkmale genau erkennen konnte; obgleich er in seiner Beschreibung vergass sie zu erwähnen. Betrachtet man das Kiemenloch, wie es Bloch bei Synbr. immaculatus abbildet, so ist es klar, dass dieser Fisch aus Süd-Amerika nicht hierher gehört. Uebersicht der Aale. 77 51) Genus Synbranchus ßl. 208) S. marmoratus BI. t. 418. Sysr. 524. S. pardalis Val. d'Orb. voy. Poiss. PI. 13. fig. 1. S. viltatus Gast. Par. Mus. 209) S. cayennensis Kp. ?S. irnrnaculatus Bl. 52) Genus Monopterus Lac. Mit nur drei Kiemenbögen. Ohne Luftsäcke unter der Haut des Hinlerkopfes. 210) M. javanicus Lac. Monopt. laevis Rieh. Sulph. 116. cinereus p. 117. PI. 52. flg. 1 — 6. Ophicardia phayriana McClell. Ophicard. et Synbranchus xanlhognalhus Kich. S. grammicus Gant. Synbr. marmoratus Temm. et Schi. Monopterus marmoratus Rieh. Uebersiclit der Oyitiuotidae« Von Dr. «f. Raup in Darmstadt. Hierzu Taf. III. Fig. 1—10. Die Gymnotidae lassen sich wie folgt charakterisiren: Aalähnlich, mit rundem Rücken ohne Flossen. Ent- wickelte Brustflossen. Sehr ausgebildete Analflosse, die den Anus sehr weit nach vorn unter die Brust oder sogar bis zur Kinnhaut gedrängt hat; nach hinten geht dieselbe bis ans Schwanzende, oder lässt eine dünn zulaufende Schwanz- spitze frei. Die Strahlen sind gegliedert und gegen die Spitze einfach oder doppelt gegabelt. Meist ist der Körper seillich comprimirt. Alle zeigen eine kleine birn- oder herzförmige Blase unter dem 2ten bis 4ten Halswirbel. Diese ist doppelt. Die äussere dick, allein leicht zerbröckelnd, enthält eine dünne durchsichtige mit Gallerte angefüllte Blase, die frei in der äusseren herumschwimmt und leicht aus dieser heraus- genommen werden kann. Diese Blase steht mit Gehörknö- chelchen in Verbindung und steht durch einen dünnen Strang meist mit der Schwimmblase, die sehr in die Länge gezogen ist, in Berührung. Dieser Strang zerlheilt und fixirt sich an den Magen. Ich kann die vordere birnförmige Blase mit ihrer filzi- Kaup: Uebersicht der Gymnotidae. 79 gen Textur für nichts anderes hallen als für das häutige La- byrinth, wie wir es bei den höheren Mollusken wahrneh- men ^"3. Die Männchen haben meist ein Zäpfchen hinler dem Anus und die Weibchen eine fast gleiche Oeffnung für die Eier. Die Gymnotidae haben ferner Zähne auf dem Zwischen- oder Unterkiefer, selten hecheiförmige auf den Gaumenbeinen (individuell), keine auf dem Vomer. Bei den Rhamphichthys fehlen alle Zähne. Ihr Schultergürtel ist am Kopfe aufgehängt. Vom 5ten Wirbel an ausgebildete Rippen, die Bauchhöhle umgebend *''"*). Magen mit Blindsack und Blinddärme. Ihre Eierstöcke sack- förmig und ihre Ausführungsgänge abweichend von den Aalen (J. Müller). Sie bilden folgende 5 meist von J. Müller und Tro- schel zuerst scharf unterschiedene Genera. 1) Sternarchus Schneid. Mit kleiner normaler Schwanz- flosse. 2) Rhamphichthys J. M. et Tr. Ohne alle Zähne. 3) Sternopygus J. M. et Tr. Mit hecheiförmigen Zähnen. 4) Carapus J.M. etTr. Geschuppt mit einer Reihe Zähne. 5) Gymnotus Linn. Schuppenlos. 1) Genus Sternarchus Schneid. 1) Sternarchus albifrons Sehn. ßl. et Sehn. Syst. p, 497. l. 94. Gymn. albifrons Fall. spie. VII. p. 3ö. t. VI. 1. 2) Sternarchus Bonaparti C?(sie\nesi\i. Par. Mus. (Fig. 1). *) Siehe ein Weiteres in dem vortrefflichen Aufsatze von Prof. Reinhardt: Arch. 1854. p. 169. Bei dem Carapus fasciatus, und zwar in dem Exemplare, welches Valenciennes als inaequilabia- tus bezeichnet hat, findet sich zwischen der ersten und zweiten Blase eine dritte, von ähnlicher Gestalt wie die erste. Vergl. hierzu die folgende Abhandlung. **) Es wäre von grossem Interesse, eine complette anatomi- sche Monographie der 5 Genera der Gymnotidae zu haben. 80 Kaup: Die kürzeste Art mit plötzlich abgestutztem Schwänze, dessen Analflosse fast zur Schwanzflosse reicht. Der Rachen ist bis hinter die Augen geöff"net und der Anus am vorderen Drittel des kahnförmigen und ausdehnbaren Unterkiefers. Die Peitsche zeigt an den seitlichen Rändern mit dem nackten Auge erkennbare schwarze Tüpfel. Da kein losgerissener Muskel auf seiner unteren Fläche Flecken analog der Kör- perfarbe zeigen kann , so ist die von C u v i e r aufge- stellte und von Herrn Reinhardt vertheidigte Ansicht irrig. Nach letzterem soll diese Peitsche durch Manipulationen im Spiritus losgerissen werden und der lebende Fisch nie die Peitsche zeigen. So viele Exemplare ich auch von drei verschiedenen Arten gesehen habe , so war die Peitsche bei allen gleichweil auf dem Schwanzrücken entspringend. Wären sie erst durch Manipulationen frei geworden, so müsste es doch auch Exemplare geben , wo sie nur theilweise getrennt wäre. Mehr als wahrscheinlich, ja fast gewiss ist die Annahme, dass die Peitsche im Leben des Fisches durch den Körper- schleim in seiner Rinne fest gehalten wird und dass diese erst frei wird, indem der Spiritus dem Schleime die Fixirkraft genommen hat. Man kann auch fragen, welchen Manipulatio- nen ein Fisch im Spiritus unterworfen wird, um Muskel los- zureissen. Man bringt einen Fisch aus verdorbenem Spiritus in einen besseren , und durch ein solches kann doch kein Muskel losreissen. Die Erklärung, die Herr Reinhardt giebt, wie diess so gleichmässig geschehen soll, ist mir nicht klar geworden. 3) Sternarchus oxyrhynchus J. M. et Tr. Hör. ichth. p. 16. Tab. 11. (vortrefflich). Schnauze dünn, lang, nach unten gebogen mit klei- nem Munde. Die längste und complicirteste Form. Englisch Guiana, im unteren Essequibo, im Berliner und Pariser Museum. Da diese drei Arten sich so wesentlich in der Kopf- und Körperform unterscheiden , so kann ich dem Sternarchus brasiliensis, der so nahe dem albifrons steht, keinen grossen Glauben schenken, und diess um so weniger, da dieser bra- Uebersicht der Gymnotidae. 81 sinensis nur mit der einen vorhandenen Abbildung von Pal- las verglichen werden konnte. 2) Genus Rhamphichthys J. M. et Tr. a) Mit kurzer Schnauze^ mit Anus am hinteren Drit- tel des Kopfes und Analflosse, die nicht bis zur Kiemenspalte reicht. 4) Rh. Artedii Kp. (Fig. 2). Seba III. Tab. 32. N. 2. Die freie Schwanzspitze geht 5 — 6mal in die Totallänge und der quere Durchmesser des Körpers geht fast 2mal in seine Höhe. Aus der Mana im franz. Guiana. Par. Mus. Die Beschreibung wie Abbildung im Seba ist ganz gut und es ist zu verwundem , dass die älteren und neueren Autoren diese Art übersehen haben. 5) Rh. J. Mülleri Kp, (Fig. 3). Die freie Schwanzspitze geht nur 3 — 4mal in die Total- länge und der quere Durchmesser des Körpers geht fast Smal in die Höhe des Körpers. Es ist eine schlankere Form als die vorige mit etwas kürzerem Kopfe und seitlich gestellten Augen, die bei Artedii mehr nach oben gerichtet sind. Sie ist ebenso bunt als die vorige, allein Oberkopf und Rücken sind einfarbig schwärzlich. Zwei Exemplare aus der Cayenne, wovon das grössere 19 Zoll lang ist. Pariser Museum. b) Arten mit längerer Schnauze. Anus unter oder vor dem Auge. Analflosse vor der Kiemenspalte beginnend. 6) Rh. lineatusKi^. (Fig. 4). Carapus linealus Gast. PI. 47. fig. 1. Anus am vorderen Drittel des Kopfes mit verstecktem comprimirfem Zäpfchen. Brustflosse so lang als vom Auge zum hinteren Nasenloche. Körper y^, so breit als hoch. Kopf ohne alle Zeichnung, ebenso die Flossen. Körperseite mit 4 dunklen Längsstreifen. Der Schwanz an dem einzigen Exemplare ist plötzlich abgestutzt, was ich einer Verstümmelung durch einen Raub- fisch zuschreibe. Par. Mus. Archiv f. Nnturgesch. XXII. Jahrg. 1. Bd. Q 82 Kaup; 7) Rh. pantheritins Kp. (Fig. 5). Carapus pantherinus Gast. PI. 46. fig. 3. Kopf bunt mit hoch aufsteigender Stirn , massig langer Schnauze und Anus am vorderen Drittel des Kopfes. Brust- flosse reicht nicht zum hinteren Nasenloche vom Auge an gemessen. Um die Brustflossen nach dem Anus hin und ein Streifen längs dem vorderen Theile der Analflosse blau. Brust- flosse schwach gebändert, Analflosse fast einfarbig zeigt nur Spuren von Linien und Bändern. Par. Mus. 8) Rli. marmoratus Kp. (Fig. 6). Carapus marmoratus Gast. (Par. Mus.). Gleicht der vorigen, allein die Schnauze ist gestreckter und der Anus mehr nach dem Auge hin. Die Stirn weni- ger steil aufsteigend und der Kiemendeckel ohne Flecken. pantherinus marmoratus Dimens. : Kopf bis zur Kiemenspalte 73 78 von der Schnauze bis zum Auge 39 y2 41 bis zum Anus 27 35 bis zur Analflosse .... 47 54 9) Rh. Reinhardti Kp. (Fig. 7). Anus hinter der Mitte der langen Schnauze mit äusser- lich sichtbarem ziemlich grossem Zäpfchen, Gesicht und Kie- mendeckel ohne Zeichnung , Rücken der Schnauze und des Kopfes schwarz gefleckt. Ueber den Rücken schwärzlich ge- fleckt mit helleren Tüpfeln. Längs der Seitenlinie ein schwar- zer Streifen. Zwischen der unteren Bauchseite und der Sei- tenlinie ein breiter gelber Streifen, der sich nach dem Schwänze hin verliert. Brustflosse ohne, Analflosse mit un- regelmässig lichteren Streifen, gegen die Spitzen hin düster- braun mit runden lichteren Tüpfeln. Woher ? Pariser Museum. Aus der verstümmelten Schwanzspitze geht ein 20 Mm. langes Hautläppchen hervor, das zeigt, dass das Schwanzende verletzt sich reproduciren kann, ähnlich wie bei Lacerten, Geckonen. 10) Rh. Blochi Kp. (Fig. 8). Rh. rostralus J. M. et Tr. Gymnolus rostratus Bl. et Sehn. syst. p. 522. t. 106. Uebersicht der Gymnotidae. 83 Seba III. T. 32. No. 5. Carapus rostratus Cuv. Kopf und Körper bunt. Anus mit Zäpfchen 3 — 4 Mm. unterhalb des Auges. Schnabel vom Kopfe abfallend und Yg der Kopflänge wegnehmend. Ich kenne nur das an der oberen Schnauze verslüm- melte Exemplar, fast gänzlich verbleicht, der Berliner Samm- lung, nach welchem die Abbildung in dem Systema gegeben ist; hier zeigt dieser Fisch irrig Andeutungen von Zähnen und einen geschuppten Kopf. 1 1) Rh. R. Schotnbiirgki Kp. (Fig. 9). ? R rostratus J. M. et Tr. Die sehr lange Schnauze mit der Stirn in fast gleicher Linie. Anus wenigstens 12 Mm. unterhalb der Augen. Brust- flosse \/n so lang als die Kopflänge von der Schnauze zum Saume des Kiemendeckels gemessen. Kopf mit gelblicher Zeichnung auf bräunlichem Grunde. Farbe schwärzlich mit grauweissen Schuppen. Längs der Seitenlinie ein breiter schwarzer Streifen , Analflosse nach den Spitzen hin fast schwarz mit lichteren Längslinien. Sie zeigt 430 Sirahlen. Totallänge 956 Mm. oder 34". Schwanz oline Analflosse 220 ; Kopf bis zum Saume des Kicmendeckels 116, vom Auge zur Schnauze 71, von der Schnauze zum Anus 63, zur Anal- flosse 84. Länge der Brustflosse 27 Mm. Körper y^ so breit als hoch. Die Angabe der allzugrossen Variation der Analslrah- len beruht sicher auf einer Verwechselung. Das Pariser Exemplar hat zwei gleiche grosse OefTnun- gen und war demnach ein Weibchen. Britisch Guiana im Demerara durch die Gebrüder Schom- burgk, nach welchen diese Art eine Länge von 4—6 Fuss erreicht. Ich habe diese Art nach Sir Robert Schomburgk genannt, dem die Wissenschaft vieles verdankt. 12) Rh. Schneiden Kp. (Fig. lO). Anus senkrecht unterhalb des Auges mit einem Zäpf- chen nicht grösser als der Kopf einer feinen Stecknadel. Mit ungewöhnlich langer Schnauze, die 2/3 der Kopflänge weg- 84 Kaup: nimmt. Kopf, Kiemendeckel und Körper sehr bunt gefleckt. Brust- und Analflosse mit unregelmässigen schwarzen Bän- dern und runden Flecken. Zwei Exemplare aus Cayenne durch Herrn Melinon im Pariser Museum. 3} Genus Sternopygus J. M. et Tr. 13) St. macrurus J. M. et Tr. L. c. p. 14. Bloch 157. 2. Bl. et Seh. Syst. p. 522. Carapus macrurus Cuv. 1. c. p. 357. Car. arenatus Eyd. et Soul. Bonite I. p. 24. pl. 8. fig. 1. St. Marcgravi Reinh. 1. c. p. 180. Variirt sehr. Die Exemplare, nach welchen der arena- tus aufgestellt ist, zeigen gegen den Schwanz hin einen gel- ben breiten Längsstreifen. Die normale Färbung ist gelb- braun mit unzähligen dunklen Punkten und häufig am Nacken über der Kiemenspalte mit grossem rundlichen schwarzen Fleck mit und ohne weisse Tüpfel. Ein kleines Exemplar durch Sir Schomburgk in der Pariser Sammlung ist schwärzlich mit queren Streifen und Längsstrich nächst der Rückenkante. Ich habe viele Exemplare gesehen, allein nie ein Exemplar mit den runden Flecken , wie es Bloch abbil- det. Analflosse 230—310. Lebt wahrscheinlich in allen Flüssen von Süd-Amerika und lässt sich durch die Augenleder sehr leicht von der fol- genden unterscheiden. 14) Sternopygus mrescens Kp. Sternarchus virescens Val. d'Orb. Voy. PI. 13. 2. Sternopygus tumifrons IVi et Tr. 1. c. p. 14. Sternopygus microstomus Reinh. 1. c. p. 181. Der kleine aufgesperrte Mund hat etwa den Durchmes- ser des Auges. Anus mitten unter dem Kopfe, Zwischen Analflosse und Seitenlinie zwei dunkle Strei- fen und ein verwaschener auf der Analflosse (Berliner Exem- plar). Das Pariser Museum hat ein fast schwarzes Exemplar. Brasilien. See Lagoa santa (Reinhardt). Uebersicht der Gymnotidae. 85 15) Sternopygiis Uneatus M. et Tr. L. c. p. 14. Mund klein, Anus nächst der Kiemenspalte. Mit kür- zerer Schnauze und etwas grösserem Maul , dessen ganzer Zwischenkiefer mit einem Sircifen hechelförmiger Zähne be- legt ist. Der Körper ist mehr comprimirt und der Schwanz länger. Das Berliner Exemplar war noch sehr jung, mit zwei dunklen Streifen längs und über der Analflosse. Britisch Guiana, See Amucu durch die Brüder Schom- burgk. Berliner und Pariser Museum. 16) Sternopygus Troscheli Kp. Sternopygus virescens M. et Tr. 1. c. p. 14. Die längste und comprimirteste Form mit dem grössten Maule, das aufgesperrt den Unterkiefer länger als den Ober- kiefer zeigt. Anus etwas hinter der Kiemenspalte. Der haarähnlich sich zuspitzende Schwanz geht dreimal in die Länge des Körpers. Berlin und Paris. 4) Genus Carapus M. et Tr. Breite plattgedrückte Schnauze mit einer Reihe spitzer Zähne. Körper mit ziemlich grossen Schuppen. Steht Gymnotus am nächsten, in der Form des Kopfes, der Nasenlöcher und dass die Analflosse bis nahe an das Ende des Schwanzes reicht. 17) Carapus fasciatus M. et Tr. Loc. cit. p. 13. Gymnotus fasciatus Fall. spie. VII. p. 37. G. brachyurus BI. t. 157. 1. G. carapo Syst. p. 521. G. brachyurus et fasciatus Cuv. p. 357. C. inaequilabiatus Val. d'Orb. Voy. Poiss. pl. 14. Seba III. T. 32. N. 1. Mit etwa 21 schwärzlichen schiefen Querbinden, die sich zuweilen (vielleicht in höherem Alter) in runde Flecken auflösen. 18) Carapus albus Kp. Gymnotus albus Pali. 1. c. p. 3ö. 86 Kaup: Gmel. 1137. N. 7. Syst. p. 523. G. coerulescens Seba t. 32. fig. 3. Schwanz länger und allmählich sich zuspitzend. Oben 30—40, unten 50—56 spitze Zähne. C. fasciatus zeigt oben nur 26—30, unten 36—38 Zähne. Die Seba'sche Figur hat den Fehler, dass die Augen etwas zu weit nach hinten gestellt sind. Die Speciesbezeichnung ist wahrscheinlich nach einer Varietät oder total verblichenem Individuum gebildet. Die Färbung ist fast schwarz mit Spuren von Querbinden, na- mentlich auf dem Schwänze. Ein Exemplar aus Cayenne zeigt den Kopf gefleckt. Von diesen Flecken zeigt das Se- ba'sche Exemplar einen auf dem Kiemendeckel. 5) Genus Gymno tu s Linn. Mit sammetweicher Haut ohne eine Spur von Schuppen. Oben mit etwa 50, unten mit gegen 60 spitzen Zähnen; oben eine zweite Reihe von etwa 6 Zähnen hinter den mittleren. An der Symphyse des Unterkiefers 2 kleine Reihen nach innen wie bei Unipertura. Brust- und Analflosse mit dicker Haut, welche die Strahlen verhüllt. 19) G. electricus Linn. Bl. t. 156. Seba III. 34. 6. (besser). Oben schwärzlich, unten weisslich. Auf der Analflosse mit bunter schwarzer Zeichnung. Durch die Haut sind 334—350 Strahlen in der Anal- flosse zu fühlen. Ausser diesen 19 Arten führt v. Humboldt noch den Gymnotus aequilabiatus auf, den die berühmten Verfasser der Horae ichthyologicae in das Genus Sternopygus verweisen. Da ihn jedoch v. Humboldt schuppenlos beschreibt und abbildet, so kann er nicht wohl hierher gehören. Wahr- scheinlich bildet diese Art aus dem Magdalenenflusse eine eigene Gruppe, was jedoch nicht eher ermittelt werden kann, bis diese Art wieder aufgefunden ist. Von dieser sagt v. Humboldt bei der Analflosse: Pinna analis totum abdomen occupans, in caudae apicem non excurrens, sed ante caudam desinens, radiis 5. Die 5 Strah- Uebersicht der Gymnotidae. 87 len der Analflosse ist ein Druckfehler, indem die Zehner und Hunderle vergessen worden sind. Soll 185 heissen, was aus der unterscheidenden Diagnose von G. albifrons zu ersehen ist. Diese Art ist oben grün^, unten silberweiss mit violetten Punkten und obere und unlere Theile sind durch einen weis- sen Längsslrich geschieden. Beide Kiefer von gleicher Länge mit feinen Zähnchen. Ausser dieser Art bin ich nicht im Klaren mit der Ab- bildung, welche Seba 32. fig. 2 gegeben hat. J. Müller und Troschel citiren sie bei macrurus, allein die Kopfform in dieser Figur gleicht mehr einem Carapus als Slernopygus. Zu dieser hier im Auszuge gegebenen Monographie be- sitze ich das reiche Material der Pariser und Berliner Museen, wofür ich den Herren Professoren Dumeril, Vater und Sohn, sowie Herrn Geh. Rath Lichtenstein meinen ver- bindlichsten Dank hiermit s&se. Erklärung der Abbildungen. Ta f. in. Fig. 1. Kopfprofil von Sternarchus Bonaparti Castelneau. Fig. 2. Desgleichen von Rhamphichthys Artedii Kp. Fig. 3. Desgleichen von Rhamphichthys J. Mülleri Kp. Fig. 4. Desgleichen von Rhamphichthys lineatus Kp. Fig. 5. Desgleichen von Rhamphichthys pantherinus Kp. Fig. 6. Desgleichen von Rhamphichthys marmoratus Kp. Fig. 7. Desgleichen von Rhamphichthys Reinhardt! Kp. Fig. 8. Desgleichen von Rhamphichthys Blochi Kp. Fig. 9. Desgleichen von Rhamphichthys Schomburgki Kp. Fig.lO. Desgleichen von Rhamphichthys Schneideri Kp. lieber die Scli\viiiiinbla§eii von Carapuis inaeqiiilabiatus Tal. Von Dr. J* K a a. p in Darmstadt. Hierzu Taf. III. Fig. A und B. In dem Innern des grossen Exemplares, nach welchem Herr Professor Valenciennes seinen Carapus inaequilabia- tus aufgestellt hat, und welchen die Autoren der Horae Ich- thyologicae für synonym mit faciatus halten, fand ich die hier (Fig. A} abgebildeten drei Blasen. An diesem Exemplare waren leider die übrigen Eingeweide entfernt und ich kann desshalb nicht sagen , in wiefern die mittlere Blase mit dem Magen in Verbindung gestanden hat. Ich habe bei einigen kleineren Exemplaren von etwa Schuh-Länge , eine Länge in der sie häufig in Museen vor- kommen , nach der mittleren Blase gesucht, ohne sie zu fin- den; einige derselben waren bereits im Innern sehr verdor- ben und es Hess sich desshalb überhaupt nicht viel sehen. In die Augen fallende Kennzeichen fand ich bei dem grossen Exemplare , dem Carapus inaequilabiatus nicht , und ich sah nur die Zähne, wovon viele fehlen, deren Hautlöcher jedoch noch sichtbar sind, etwas konischer, kürzer, weniger gedrängt stehend und minder zahlreich als bei Carapus fascialus. Ob diese Kennzeichen dem Alter zuzuschreiben sind, wage ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen, indem ich leider Kaup: lieber die Schwimmblasen von Car. inaequilabiatus. 89 nur dass eine grosse Exemplar kenne, welches in d'Orbigny abgebildet und von Valenciennes leider allzu kurz be- schrieben und ohne Angabe ist, in welchem Flusse d'Orbigny es gesammelt hat. Die hier gegebene Abbildung der Blasen ist in halber natürlicher Grösse, so dass man mit dem Zirkel die Grössen- verhältnisse ermitteln kann. Die erste Blase ist doppelt, die äussere dick, filzartig und leicht zerbröckelnd; die innere, in der äusseren lose aufgehängt, ist mit einem Schleime ausgefüllt. Die mittlere quer aufgehängte ist durch einen ziemlich dicken Strang mit der ersten verbunden, allein ich zweifele, ob dieser Strang hohl ist , denn er scheint nur wie eine Sehne der Basis der ersteren angeheftet zu sein. Diese mitt- lere Blase, die dünnste und durchsichtigste von allen ist mit Luft erfüllt. Die dritte, die längste hat eine, ziemlich derbe Textur und hängt nur mit zwei dünnen Fäden mit der mittleren zu- sammen. Ich gebe die Zeichnung so gut als ich sie geben konnte ; vielleicht dass dieselbe andere anregt, den in allen Samm- lungen befindlichen fascialus näher zu untersuchen. Zeigt eine sorgfällige Untersuchung, dass letztere die mittlere Blase nicht besitzen, so muss der Carapus inaequilabiatus in seine alten Rechte wieder eingesetzt werden und man muss ihn für eine eigene im Aeusseren schwach unterschiedene Art halten; im entgegengesetzten Falle muss er als Synonym von C. fas- ciatus J. Müll, et Tr. betrachtet werden. Zusatz des Herausgebers. Angeregt durch die obige Aufforderung des Herrn Verfassers , habe ich das Exemplar des Carapus fascialus, welches im Bonner zoologischen Museum aufbewahrt wird, auf die Schwimmblase untersucht. Dieses Exemplar ist 10 Rhein. Zoll lang. Ich fand das Verhalten der Schwimmblase so , wie sie auf Taf. III. Fig. B in natürlicher Grösse dar-^ ^ Kaup: gestellt ist. Die zweite Schwimmblase hat eine spindelför- mige Gestalt , ist 4 Zoll lang und an der weitesten Stelle 4 Linien weit. Von da verschmälert sie sich nach vorn schnel- ler, nach hinten langsamer. Sie erstreckt sich in eine Höh- lung unter der Wirbelsäule in den Schwanz, die ausschliess- lich für sie bestimmt zu sein scheint, und in der sie mit vie- len Fäden an die Wandungen derselben angeheftet ist. Von ihrer vorderen Spitze entspringt ein Ausführungsgang von 8 Linien Länge, der sich einige Linien vor dem Magen in die obere Wand des Schlundes einsenkt. Die erste Blase zeigt die gewöhnliche Einschnürung und den vorderen Ein- druck; von ihr entspringt ein sehr dünner aber ziemlich fe- ster Faden, der sich zu dem Ausführungsgange der hinteren Schwimmblase begiebt und sich 5 Linien von seinem Ur- sprünge an der Blase mit ihm verbindet. Ob dieser Faden solide oder ein hohler Gang sei, habe auch ich an den Wein- geistexemplaren nicht entscheiden können. Demnach ist bei Carapus fasciatus der Schwimmblasen- apparat vollkommen dem von Reinhardt geschilderten Ty- pus entsprechend. Um so auffallender muss es daher sein, dass bei einer so nahe verwandten Form wie der Carapus inaequilabialus es ist, eine so bedeutende Abweichung in diesem Organe stattfindet. Wenn ich früher einmal (dies Archiv 1852. L S. 228) den Maifisch von der Finte durch eine Verschiedenheit der Schwimmblase gegen specifische Vereinigung habe verwahren können, so handelte es sich doch damals nur um Grössenverschiedenheiten , und wenn bei nahestehenden Arten (wie Scomber pneumotophorus und scombrus) die Schwimmblase vorhanden sein oder fehlen kann, so ist das wohl nicht so auffallend, als wenn bei ver- wandten Arten eine so grosse Organisationsverschiedenheit vorkommt. Da nun ein Irrthum des Herrn Dr. Kaup, der das ein- zige bekannte, von d'Orbigny eingesammelte Original-Ex- emplar des Pariser Museums vom Carapus inaequilabialus Valenc. untersucht und die Zeichnung selbst entworfen hat, nicht anzunehmen ist, auch die Bildung der Schwimmblase dieses Fisches wohl kaum als individuelle Monstrosität betrach- tet werden Kanu, so tritt hier die erste Eventualität desVer- 1 üeber die Schwimmblasen von Car. inaequilabiatus. 91 fassers ein, nämlich dass Carapus inaequilabiatus Valenc. in seine alten Rechte wieder eingesetzt und als eine selbststän- dige Art angesehen werden muss. Nachdem dies festgestellt worden ist, werden sich auch gewiss andere Charaktere zur Unterscheidung der beiden Ar- ten auffinden lassen, Uebrigens war es mit grosser Wahrscheinlichkeit vor- auszusehen , dass diese Eventualität eintreten musste, da ja schon Reinhardt einen Carapus, den er sich ausser Stande sah , mit Sicherheit von der älteren Art zu unterscheiden, auf die Schwimmblase untersucht, und dieselbe nach dem Typus der übrigen Arten dieser Familie gebaut gefunden halte. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch bei dem Bonner Exemplare von Gymnotus electricus die Schwimmblase nach- gesehen , weil die Angaben über diesen Fisch aus der Zeit vor Reinhardl's Untersuchungen herstammen, und der Letztere diese Art nicht selbst nachsehen konnte. Das Exem- plar ist 201/2 Zoll lang. Die Schwimmblasen des Zitteraales sind in der That vollkommen ähnlich gebaut , wie die der meisten übrigen Arten dieser Familie. Die vordere Blase ist reichlich 6 Li- nien lang und 4 Linien breit, hat die gewöhnliche mittlere Einschnürung, ist vorn in der Mitte etwas eingedrückt, und hinten abgerundet. Der von ihr abgehende Faden ist sehr dünn, aber haltbar , denn er ist beim Herauspräpariren aus den ihn umgebenden Häuten nicht zerrissen. Er ist bis zu seiner Verbindung mit dem Ausführungsgange der zweiten Blase 6 Linien lang. Die zweite Schwimmblase ist 13 Zoll 6 Linien lang und erstreckt sich weit in eine Höhlung unter der Wirbelsäule in den Schwanz , reicht weiter nach hinten als das electrische Organ; ihre hintere Spitze ist vom Schwanz- ende nur noch 2V2Z0II entfernt. Bei dieser Länge hat diese Blase eine Weite von etwa 6 Linien, läuft vorn in eine ziem- lich spitze, hinten in eine stumpfe Spitze aus. Von dem vorderen Ende dieser zweiten Blase entspringt der Luftgang, welcher sich nicht von der Blase aus aufblasen liess, geht nach vorn und hat bis zu der Stelle , wo er sich mit dem Faden der ersten Schwimmblase vereinigt, eine Länge von 92 Kaup: Ueber die Schwimmblasen von Car. inaequilabiatus. fast 1 Zoll 7 Linien, ist sehr eng- und nur wenig weiter als der Faden der ersten Blase. Wie lang der noch übrige Theil des Luftg-anges bis zur Einmündung in den Schlund ist, kann ich nicht angeben , da derselbe beim Herauspräpariren durchschnitten war. Dass diejenigen Forscher , welche sich früher mit der Anatomie des Zilterwelses beschäftigt haben, die Verbindung der Schwimmblasen unter einander und mit dem Schlünde nicht richtig erkannt haben, ist dadurch erklärlich, dass die dünnen Gänge in den sehr festen, fast lederartigen Häuten des Peritonaeums eingebettet liegen, und erst zur Anschauung kommen, wenn man sie aus ihnen herauspräparirt. Dies geht jedoch leicht an, da sie in ihnen ziemlich frei wie in einer Scheide liegen, und selbst eine hinreichende Festigkeit besitzen. Am sichersten gelingt es, wenn man die Präparation von dem vorderen Ende der zweiten Schwimmblase beginnt. Erklärung der Abbildungen. Taf. III. ¥\g. A. Die Schwimmblasen von Carapus inaequilabiatus Valenc. Fig. B. Die Schwimmblasen von Carapus fasciatus Cuv. Einiges über die Unterfamilie Optiidiuae. Von Dr. J« H. a II p in Darmstadt. In der Pariser Sammlung befindet sich eine grosse Zahl von einem kleinen Fische aus dem Miltelmeere, den Cuvier in seinem Regne animal Fierasfer dentatus genannt und den er durch zwei Hakenzähne in jedem Kiefertheile charakteri- sirt hat. Da mir das Genus Echiodon des Herrn Thompson fraglich erschien, und ich vermuthen musste, dass das E. Drum- mondi identisch mit dem Fierasfer dentalus Cuv. ist, so un- tersuchte ich sämmlliche Exemplare und fand^ dass diese Art alle nur mögliche Formeln in der Zahl der Eckzähne dar- 2 2 stellt. Bei kompletten fand ich Eckzähne , die paar- weise beisammen stehen und einen leeren Raum zwischen sich haben. Jedes Paar steht so eng aneinander geschlossen da, dass man ohne Lupe keine Trennung wahrnehmen und beide leicht für einen nehmen kann. Bei anderen Individuen zeigten sich, wieesYarrell abbildet, oben zwei Paare, unten auf jeder Kieferhälfte ein Eckzahn; noch andere besitzen 2^j^oder— — 7 Eckzähne. Cuvier hat desshalb entweder defekte Exemplare un- tersucht, oder, was auch möglich ist, 2 Zähne für einen ge- nommen. Indem Echiodon Drummondi in allen übrigen Beziehun- 94 Kaupt gen mit dem Fierasfer dentatus Cuv. übereinstimmt , so ist anzunehmen, dass Echiodon Drummondi als Synonymum von letzterem zu betrachten ist; es ist ferner wahrscheinlich, dass dieser Fisch nur im Mitlelmeere lebt und dass der an der irischen Küste gefundene — ein verirrtes Exemplar war. In dem Mitlelmeere lebt ferner der Typus des Genus Fierasfer, welchen Cuvier irrig für das Ophidium imberbe von Linne hält , obgleich er in der Note sagt , dass er das Ophidium imberbe der nordischen Ichthyologen, wie Schö- nefelds in den Wernerian Tr. T. I. T. 11. Fig. 2 nicht kenne. J.n denselben Transactions ist Vol. 1. p. 95. pl. 4. fig. 2 von Montagu unter dem Namen Ophidium imberbe Linn. ein Fischchen abgebildet, das Yarrell p. 412 copirt hat. Weder dieser Fisch noch der von Pennant, den Yar- rell als Vignette p. 414 und S chn eid er in seinem Systeme pl. 90. flg. l als Ophidium imberbe copirt darstellt, haben die geringste generische Aehnlichkeit mit dem Fisch, welcher im Mittelmeere existirt, und zu welchem nach Cuv i er der Gym- nolus acus Gmel. und der Noiopterus Fontanesi Risso gehört. Von dieser Art giebt Risso eine kenntliche Abbildung in seiner Ichthyologie von Nizza Tab. IV. Fig. 11. Da diese Art auf keinen Fall das Ophidium imberbe von Linne oder der nordischen Ichthyologen darstellt, so ist es eine Nothwendigkeit, den vagen Namen imberbe für diese Art fallen zu lassen und dass man sie Fierasfer acus nennt, indem diese Speciesbezeichnung die älteste ist. Vergleicht man Fierasfer acus mit F. dentatus, so wird man augenblicklich finden, dass beide .nicht generisch ge- trennt werden können, obgleich sie einige unbedeutende Mo- difikationen in der Zahnbildung zeigen , die in keine Be- trachtung kommen können, da sie in allen übrigen Punkten vollkommen übereinstimmen. Das nämliche gilt von dem Genus Oxybeles Rieh. Hätte Sir Richardso n wie Dr. Bleeker Gelegenheit gehabt, den Ox. Homei mit den zwei Arten des Millelmeeres zu ver- gleichen, so würden sie sicherlich gefunden haben, dass Homei zu Fierasfer Cuv. gehört. In den Caratteri von Rafinesque ist p. 19. No. 45 und Einiges über die Unterfamilie Ophidinae. 95 PI. XV. Hg. 4 ein Ophidiuin punctatum abgebildet und be- schrieben, das in die Nähe von dem Oph. imberbe Monlagu, Yarr. und dem von Pennant abgebildeten gehört. Da die Beschreibung wie Abbildung höchst mangelhaft sind, so muss diese Art wieder aufgefunden werden, um sie mit Sicherheit einzurangiren. Ebenso kenne ich die Originalbeschreibung des Ophi- dium Stigma Lay et Benn. und die von Bon aparte in seinem Cat. meth. erwähnten Oph. Rochei und Broussonnetti Müll, nicht. Nach diesem Vorausgeschickten gehe ich zu dieser Un- terfamilie selbst über. Unterfamilie Ophidinae. Gadus ähnliche Formen , die aalähnlich keine Bauch- flossen haben und deren Rücken- und Afterflosse den Schwanz ohne Unterbrechung umgeben. I. Genus Machaerium Richardson. 1) M. siihducens Rieh. Er. et Terr. p. 72. PI. 44. fig. 1 — 6. II. Genus Ophidium Linn. Der. geschuppte Körper zeigt den Anus am Ende des vorderen Drittels oder an der vorderen Hälfte. Zwei Paar am Zungenbein angeheftete Bartfäden; die 2 und 2 mit ein- ander nach der Wuzrel verbunden sind. Schwimmblase. 2) Oph. brevibarbe Cuv. Regn. an. p. 359. Uebers. p. 468. An der Spitze der Schnauze ein kurzer herabgeboge- ner Dorn. Beschr. Mit starken Zähneiv, geschupptem Hinterkopf und Operculum und langem spitz zulaufendem Schwanz, Rücken- wie Afterflosse schwarz gesäumt. Länge 200 Mm., wovon der Schwanz 128 wegnimmt. Brasilien, ?ganz Süd-Amerika. 3) Oph. brasiliense Valenc. Par. Mus. Mit kurzen Bartfäden, die nicht zur Brust reichen. Zähne 96 Kaup: stärker als bei einem barbatum von doppelter Länge. Nur die Rückenflosse schwarz begrenzt. 4) Oph. Vasalli Risso. Hist. nat. p. 212. chrysocephalum Raf. p. 19. N. 46. Occiput und Operculum mit Spuren von Schuppen. Die 4 Bartfäden von gleicher Länge. Ohne schwarze Säume an der Rücken- und Afterflosse. Mittelmeer. 5) Oph, barbatum Linn. Bloch 159. fig. 1. Yarr. p. 415. 0. physocephalum Raf. No. 45. Die zwei vorderen Bartfäden kürzer. Fleischfarbig mit schwarz eingefassler Rücken - und Analflosse. Ohne Schup- pen auf dem Operculum. 6) Oph. marginatum Dekay. New-York Fn. PI. 52. No. 169. Grau mit seitlich dunklen Längsslreifen. Analflosse am Anfange mit weisser , am Ende wie die Rückenflosse mit schwarzer Borde. Zeigt nach Dekay Aehnlichkeit mit den Gadidae, namentlich mit Brotula. Die Fischer nennen ihn desshalb den kleinen Cusk. , 111. Genus Cep olophis Kp. Gleichen den vorigen, haben jedoch weder Schuppen noch Bartfäden. Anus an der vorderen Hälfte des Körpers. Sie unterscheiden sich von Fierasfer Cuv, , dass der Anus nicht wie bei diesen am Brustbeine steht, und dass die Vomer- zähne nicht vorspringen , sondern am Grunde des Gaumens liegen; auch ist der Körper weniger degenartig verlängert, ö Kiemenhaulstrahlen. 7) C. mridis Kp. Oph. viride Fabr. Fn. groenl. p. 141. No. 99. GmeL 1147. No. 3. Anus fast am Ende des ersten Drittels des Körpers. Der mehr ovale Kopf geht 6 — 7mal in die Totallänge. Die Dor- salflosse beginnt am Ende der Brustflossen und der Schwanz endigt in eine ziemlich stumpfe Spitze. Farbe grün mit unzähligen feinen dunkeln Punkten, nur mit der Lupe zu erkennen. JEiniges über die Unterfamilie Ophidinae. 97 Totallänge 148 ; bis zum Anus 53, zum Anfange der Rük- kenflosse3l. Länge des Kopfes von der Schnauze zur Spitze des Kiemendeckels 22 Mm. P. 11. D. 87. A. 68. C. 10. Ein Exemplar durch Professor Reinhardt in der Pa- riser Sammlung. 83 C. Montacfui Kp. ? Oph. imberbe Linn. No. 2. Gmel. 1147. Montagu Wern. Mem. Vol. I. p. 95. pl. 4. fig. 2. Yarr. p. 412. Länge etwa 3 Zoll. Kopf rund, kurz und stumpf. Die Dorsalllosse beginnt über der Wurzel der Brustflosse. Anus fast in der Mitte des Körpers. Purpurbraun, längs der Basis der Anaiflosse gegen 10 mit der Lupe sichtbare bläulich weisse regelmässig gestellte Fleckchen, die wahrscheinlich ein Zeichen der Jugend sind. Brustflosse blass, Schwanz- flosse schwärzlich. P. 11. D. 77. A. 44. C. 18 oder 20. Nach Montagu. Ich habe, wie bereits bemerkt, diese Art nicht gesehen und die Gattungscharaktere nach viridis formulirt. IV. Genus Fierasfcr Cuv. Oxybeles Rieh. Bleeker. Echiodon Thomps. Yarr. Anus auf dem Brustbein. Vomer vorn am Gaumen hök- kerarlig vorspringend, mit stumpfen oder seitlich comprimir- ten Zähnchen in Terrassenform. 7 Kiemenstrahlen , keine Schuppen. 9) Fierasfer acus Kp. Fierasfer massiliensibus Brunnich. 13. No. 24. Gymnotus acus Gmel. 1140. No. 9. Nolopterus Fontanessi Riss. Ichth. d. Nice p. 82. tab. IV. flg. 11. Ophid. fierasfer Riss. Hist. nat. III. p. 212. Oph. fulvescens Raf. Car. p. 38. No. 282. Fierasfer Fortanessi Cost. Fn. Nap. t. 20 (bis) Fierasfer imberbis Cuv. Regn. an. Swains. Fish. fig. 77 et 130a. Mit sehr schlankem Körper, der in einen langen spitz Archiv f. Naturgesch. XXII. Jahrg. 1. Bd. 7 98 Kaup: zulaufenden Schwanz ausläuft. Unter der Seitenlinie, soweit die Eingeweide reichen, gegen 15 Silber- oder Goklflecken; einzelne mit schwarzen Tüpfeln. Arn Kopfe und Seilen bis zum Schwanzende schwarze Tüpfel und Punkte, die auf dem Rücken zuweilen schwärzliche zackige Querbindchen bilden. Auf dem Zwischenkiefer nach vorn 2 Reihen hakenförmige Zähnchen , die nach dem Mundwinkel mehr glassandartige stumpfe Reihen bilden. Auf dem in die Länge gezogenen Vorsprunge des Vomers ein Haufen spitzer Zähnchen, wovon die mittelste Reihe die längsten enthält; sie sind seitlich we- nig comprimirt, mehr rund und an der Spitze schwach ge- krümmt. Die Gaumenbeine mit glassandartigen Zähnchen. Am Unterkiefer mehrere Reihen kurzer Zähnchen, Avovon die äus- sere die längsten enthält. Risso sagt, dass die Zunge rauh sei, was nur vom hinteren Theile, wo die Kicmenbögen beginnen, richtig ist; auch beschreibt er irrig das Praeoperculum als gezahnt, was auf einer Täuschung beruht, indem zuweilen auf diesem eine silberfarbige zackige Zeichnung sichtbar ist. Die Eingeweide liegen in einem brillant silberglänzenden Sack mit kleinen schwarzen Ringpunkten, die öfters durch die Rauchhaut durchleuchten. Totallänge 195. Kopf bis zur Spitze des Kiemendeckels 26, bis zum Anus 22, bis zur Rückenflosse 43. Länge der Brust- flosse I2V2. F. 18. D. 140. A. 170 (Risso). 10) Fierasfer dentatus Cuv. Regn. anim. Tom. U. Echiodon DrummondiThomps. Proc. zool. Soc. 1837. p. 55. Trans. VoL 11. PI. III. p. 207. pl. 38. Yarr. Br. F. Tom. II. p. 417 mit 2 Fig. Mit zwei Paar Hakenzähnen im Ober- wie Unterkiefer. Die übrigen Zähne sind stumpf und gleichen aufgestreutem Glassande. Der Anus liegt unter der Mitte der Brustflossen- länge und die Rückenflosse beginnt ein wenig weiter nach dem Kopfe hin. Färbung rölhlich ; Seiten getüpfelt; der hin- tere Theil der Flossen wie der Schwanz schwärzlich. Iris, Operculum und Bauch glänzend silberfarbig. Einiges über die Unlerfamilie Ophidinae. 99 Das irländische Exemplar war 11 Zoll lang, eine Grösse, die ich an keinem Exemplare des Mittelmeeres gesehen habe. D. 180. A. 180. Caud. 12. P. 16 (nach Thompson). 1 1) Fierasfer Homei Kaup. Oxybelus Homei Rieh. Er. etTerr. pl. 44. fig. 7—19. Oxybelus ßrandesi Bleeker N. Tyd. v. N. Ind. 1850 p. 43. Die grossen Zähne des Vomers auf der mittleren Reihe seitlich compriiiiirt und unter sich zusammenhängend. Die äussere Zahnreihe des Unterkiefers länger als die übrigen. An der Symphyse des Zvvischenkiefers 2 grössere Zähnchen. Gleicht mehr dem acus als dem dentatus, allein hat einen stumpferen Kopf und seine Länge geht in die Totallänge öy^^na], während sie bei acus mehr als 7mal hineingeht, lieber Rük- ken und Seiten feine Punkte, die am Rücken am dicksten. Der silberglänzende Sack der Eingeweide mit mehr zer- streuten Ringpunkten. Unter der Seitenlinie an 15 Silberflecken, die wie bei acus gegen die Brustflosse einen Goldschein zu^ weilen haben. Insel Guam (durch Quoy et Gaim.), Martinique (durch Pichard), Insel ßourbon, Banda-neira (Bleeker), Timor u. Australien (Richardson). Brit. und Pa- riser Museum. 12) Fierasfer borabor ensis Kp. Die Länge des Kopfes geht 10 — 11 mal in die Total- länge. Auf dem Vomer eine runde Gruppe grösserer Zähne. Eine der grössten. Totallänge 330. Von der Schnauze zur Kiemenspalte und Anus 31. Brustflosse 9 Mm. lang. Von Bora-bora durch Less. u. Garn. Par. Mus. 13) Fierasfer parvipinnis Kp. Eine hässliche Form mit stumpfem Kopfe, der oben flach und an den Seiten der Wangen angeschwollen ist. Brustflosse sehr klein; Analflosse niedrig, am niedrigsten die Rückenflosse. Der Kopf geht in die Totallänge Qmal. Auf dem kurzen vorspringenden Vomer terrassenförmig aufsteigende Zahnreihen , die seitlich nicht comprimirt sind. iöO Eaup: Einiges über die Unterfamilie Ophidinae. Die übrigen zahnlragenden Knochen mit 2 — 3 Reihen , die nichts ausgezeichnetes darbieten. Tolallänge 270, Kopf 30, Brustflosse nur 7Mm. lang. Gelblich fleischfarbig mit dunk- leren Punkten. Hafen Carterot, Neu-Irland durch Quoy et Gaim. V. Genus Encheliophis J. Müll. Keine Brustflossen ; Anus hinter der Kiemenhaut, die 6 Strahlen besitzt. 14) E. vermicularis J. Müll. Monatsbericht d. Acad. zu Berl. 1842. p. 205. Vier Zoll lang, nach dem Schwänze hin spitz zu- laufend. Carciiiolog^ische Beiträg^e. Von Dr* A» Oersiaecker« Hierzu Taf.IV-VI. Die folgenden Notizen über eine Anzahl Malacostraceen verdanken zunächst ihre Entstehung der Bearbeitung der carcinologischen Sammlung des Berliner Zoologischen Mu- seums, mit welcher der Verf. seit einigen Jahren unter An- derem beschäftigt ist. Für die systematische Kenntniss der Crustaceen ist diese Sammlung in sofern von besonderem Interesse, als sie die von Herbst beschriebenen und abge- bildeten Arten in dessen Original-Exemplaren besitzt und da- her über manche von späteren Autoren unrichtig oder gar nicht erkannte Art den besten Aufschluss geben kann. Ein solcher ist hier für eine Beihe der von Herbst beschrie- benen Malacostraceen und besonders von Brachyuren, die den grössten Theil seiner Sammlung ausmachten, gegeben w^or- den: freilich bei weitem nicht von allen, die z.B. in Milne Edwards Histoire naturelle des Crustaces als zweifel- haft oder nicht zu entziffern aufgeführt werden. Der Grund hiervon ist ein zwiefacher: erstens sind bei weitem nicht alle von Herbst beschriebene Arten in ihren typischen Exemplaren mehr vorhanden und zweitens stellten sich bei dem Versuche, manche derselben, besonders jüngere Exem- plare, auf die Arten der neueren Autoren zurückzuführen, oft Zweifel entgegen, die bei den oft sehr aphoristischen und un- genauen Beschreibungen der letzteren nicht so leicht zu besei- 102 Gerstaecker: tigen waren. In letzterer Beziehung schien es daher oft gera- thener, einem etwaigen Missgriffe das Belassen beim Alten vor- zuziehen. Da jedoch in dem hier gegebenen Beitrage gerade die interessanteren Formen näher berüclisichtigt und aufge- klärt worden sind, so wird er den Systematikern gewiss nicht ganz unwillkommen sein. — Da sich bei Bestimmung der hiesigen Crustaceen-Sammlung auch mehrere noch unbeschrie- bene Formen vorfanden , so sah sich der Verf. veranlasst, auch deren Bekanntmachung hier beizufügen und wählte dazu besonders solche aus, die sich als Verbindungsglieder ver- schiedener Gruppen innerhalb einer Familie oder Gattung her- ausstellten und somit gleichsam systematische Lücken aus- füllten. Endlich fand sich auch noch mehrfach Gelegenheit, diese oder jene Art nach den Verschiedenheiten, welche Ge- schlecht und Altersstufen bedingen, zu betrachten und den Nachweis einer hierdurch hervorgerufenen Vervielfältigung der Arten zu liefern. In dieser Beziehung ist der Kritik in der Carcinologie noch ein weites Feld eröffnet und es kann nicht genug auf die Nothwendigkeit hingewiesen werden, die an einer bestimmten Lokalität sich vorfindenden Arten nach grösseren Reihen von Exemplaren festzustellen. Erst dann wird sich zur Genüge zeigen, wie viele der neuerdings aufgestellten Arten als Abänderungen einer längst bekannten anzusehen sind. Farn. 0:Kyi*rliynclia Latr. Edvv. Peloplasiiis nov. gen. (Taf. I.) Eine sehr ausgezeichnete neue Brachyuren-Form, wel- che durch den allgemeinen Bau des Körpers, die Mundtheile und die Form des Abdomen mit der Gattung Doclea Leach in nächster Verwandtschaft steht , sich aber durch die nie- dergedrückte Schale und die abgeplatteten, breiten Beine auf- fallend genug von dieser unterscheidet. Der Körper ist ver- kehrt herzförmig, breiter als lang, flachgedrückt; die Ober- fläche der Schale ist uneben, mit ziemlich bestimmt abge- grenzten Gegenden j von welchen besonders die Regiones Carcinologische Beiträge. 103 branchiales durch beträchtlichere Wölbung hervortreten. Die Magen- und Herzgegend bilden zwei hintereinander liegende Vierecke, die sich mit ihren Spitzen berühren. Die Grenzen der einzelnen Gegenden sind durch zahlreiche körnige Tu- berkeln, nach vorn hin durch scharfe, kurze Dornen bezeich- net. Die Seitenränder der Schale sind flach ausgebreitet und treten seitlich vor den Kiemengegenden hervor; sie erschei- nen in ihrer hinteren Hälfte wellenförmig gebogen. Die Au- genhöhlen sind nach aussen von einem breiten, scharfen, mit der Spitze nach innen gebogenen Zahn begrenzt, ihr oberer und unterer Rand tief eingeschnilten. Die Stirn ist trapezoidal, fast doppelt so breit als lang, nach vorn verengt und an der Spitze mit zwei kurzen, breiten und stumpfen Zähnen bewaff- net, welche in der Mitte klaffen. Die Augenstiele sind an der Aussenseite der Stirn in einer Aushöhlung eingelenkt, kurz; die Cornea nimmt fast ihre ganze untere, vordere und hintere Wölbung ein. Die äusseren Fühler (Fig. 2 a) sind auf dem vorderen Theile der Stirn, aussen an der Basis der beiden Zähne eingelenkt ; sie sind sehr kurz und erreichen kaum die Hälfte der Länge jener Zähne. Ihr erstes Glied ist quer, mit der Stirn verwachsen, das zweite dick, etwas abgeflacht, um die Hälfte länger als breit, das dritte nur halb so breit und auch nur halb so lang als das zweite, die Geissei dreigliedrig, sehr kurz. Die inneren Fühler (Fig. 2 &) sind an der unteren Seite der Stirn in einer viereckigen Ver- tiefung eingelenkt und an der Basis durch einen |pilzen, dreieckigen, gekiellen Zahn von einander geschieden; sie be- stehen aus zwei fast gleich langen , cylindrischen Basalglie- dern und einer sehr kurzen Geissei. — Die Mundöffnung ist viereckig, vorn gerundet; der Vorderrand derselben tritt in der Mitte mit einem stumpfen Winkel nach hinten heraus. Das erste Glied der äusseren Kieferfüsse hat fast die Form eines Parallelogramms und ist nicht ganz doppelt so lang als breit; sein Innenwinkel tritt nach vorn gerundet hervor. Das zweite Glied (Fig. 2 c) ist quer, nach hinten und innen schräg abgeschnitten, am Vorderrande mit einem rundlichen Vorsprunge, an dessen Innenseite das dritte, kleine, quer viereckige Glied eingelenkt ist ; die Geissei besteht aus zwei gleich langen Gliedern, von denen das letzte scharf zuge- 104 Gerstaecker: spitzt ist. — Jederseits von der Mundöffnung zieht sich eine mit Dornen bewaff'nete, geschwungene Linie quer gegen den Vorderrand der Kiemengegenden hin. Der Hinterleib des Weibchens (welches allein vorliegt) ist kreisrund und bedeckt die ganze Sternalgegend; er besteht aus sieben vollständig getrennten Ringen , welche vom ersten bis zum sechsten an Länge zunehmen; der letzte Ring ist etwas liürzer als der vorhergehende und vorn in regelmässigem Bogen gerundet. Ueber die Mitte der fünf hinteren Ringe verläuft je eine wul- stige 0"erleiste, welche gegen die Seiten hin allmählich un- deutlicher wird. — Die Beine sind langgestreckt und in allen ihren einzelnen Theilen flachgedrückt. Die Schenkel des zweiten bis vierten Paares sind beträchtlich länger als die des ersten und fünften; die des zweiten und vierten fast von gleicher Länge, und durch den des dritten nur um ein We- niges übertroffen; der des fünften Paares fast nur halb so lang als der des dritten und zugleich nur halb so breit als an den vorhergehenden. Die Tibien und Tarsen zusammenge- nommen sind am zweiten und dritten Fusspaare fast gleich lang, am vierten schon beträchtlich kürzer, am fünften sehr kurz , nämlich kaum um die Hälfte länger als der entspre- chende Schenkel und wie dieser sehr schmal. Das Endglied aller Tarsen ist sehr scharf zugespitzt und dreikantig, auf der inneren oberen Fläche mit einer Längsfurche. Die Schee- ren sind verhältnissmässig kurz (beim Männchen, nach der Analogie zu schliessen , vermuthlich bedeutend länger); ihr Schenkel ist Sy,«^^! kürzer als der des dritten Fusspaares, dreikantig, mit einer unteren, inneren und äusseren Fläche; die Tibia ist halb so lang als der Schenkel, der Carpus we- nig länger und die Scheeren selbst so lang als Tibia und Carpus zusammengenommen. Letztere sind schmal , in glei- chem Sinne gebogen , spitz , ihr Innenrand gezähnelt. Alle Schenkel sind längs des Vorder- und Hinterrandes mit zahl- reichen, kurzen Dornen besetzt; vier Längsreihen solcher Dornen finden sich auf der Tibia und dem Carpus der Scheeren. Von Doclea unterscheidet sich unsere Gattung, abgese- hen von der niedergedrückten, flach ausgebreiteten Form des Cephalothorax, durch die kurz abgestutzte Stirn, welche das Carcinolngischc Beiträge. 105 Niveau der Augenhöhlen nicht weit überragt, durch den grös- seren Umfang und den tiefen Einschnitt des Hinterrandes der letzteren, durch die Längenverhällnisse der äusseren Fühler und endlich durch die breiten, plattgedrückten Beine, wie sie bei keiner der bis jetzt bekannten Gattungen aus der Gruppe Macropodinae Milne Edwards vorkommen. Die Gattung ist auf ein einzelnes weibliches Exemplar, welches dem Berliner Museum als aus den Asiatischen Meeren stammend von Pallas übergeben wurde, gegründet ; die Art, durch Grösse und Gestalt sehr ausgezeichnet, scheint, da sie bisher noch nicht beschrieben ist, zu den Seltenhei- ten zu gehören; ich nenne sie nach dem Entdecker: Peloplastus Pallasii, (Taf. I. Fig. 1). Die Schale ist ^% Zoll breit und S% Zoll lang ; der vordere Theil an der Basis der beiden Augenhöhlen misst in der Breite 1 Zoll 8 Linien, die Basis der Stirn 10 Linien, die Breite der Schale am Vorderrande der Kiemengegenden 3 Zoll. Die Farbe des ganzen Thieres ist matt lehmgelb, der Cephalothorax am Rande und an einzelnen Stellen der Oberfläche hell rolhbraun. Letztere ist mit zerstreuten Körn- chen bedeckt, welche sich besonders an der hinteren Grenze der Kiemen - und Herzgegend anhäufen und sich überhaupt an den Grenzen der eingclnen Gegenden zu grösserer Dich- tigkeit ansammeln; ebenso zeigen sie sich am Hinterrande der Schale und an den Seitenrändern der Stirn. Der vordere Theil der Seitenränder der Schale so wie die Kiemengegen- den sind mit starken und spitzen Dornen besetzt; fünf solche, obwohl kleinere, finden sich auch auf einem hervortretenden Wulst an der Basis der Augenhöhlenzähne. Die beiden Zähne der Stirn bilden fast gleichseitige Dreiecke mit abgestumpf- ter Spitze. Die Schenkel des Scheerenfusspaares messen j/v 2///j Tibia und Carpus zusammen 1" 1"', die Scheere selbst 1" 2'". Die Schenkel der übrigen Fusspaare bieten folgende Längenverhältnisse dar: am zweiten 2" 6'", am dritten 2'' 7'", am vierten 2" 5'", am fünften 1" 5'"; wäh- rend die grössle Breite derselben am zweiten bis vierten Paare 8'" beträgt, misst sie am fünften nur 4'^'. Alle Sehen- 106 Gerstaecker: kel sind oben vom Hinterrande bis fast zur Mitte und am Vor- derrande mit zahlreichen, kurzen Dornen besetzt, auf der Unterseite ganz glatt; an den Schienen ist nur der Hinter- rand mit einer doppelten Längsreihe von Körnchen bedeckt, die beiden Tarsenglieder dagegen fast ghil Micippe Leach. Mi Ine Edwards hat (Hist. natur. des Crustaces I. S. 329 ff.) von der Gattung Micippe Leach zwei Arten als be- sondere Gattungen abgesondert, indem er auf den Cancer su- perciliosus Herbst seine Galtung Criocarcinus und auf Micippe platipes Rüppell seine Gattung Paramicippe gründete. So sehr auch, wenigstens die erstere (Criocarcinus) durch ihre aben- teuerliche Form eine solche Abtrennung auf den ersten Blick zu rechtfertigen scheint, so ergiebt sich doch bei genauerem Vergleiche der bis jetzt bekannt gewordenen Micippe- Arten sehr entschieden, dass die von Milne Edwards aufge- stellten generischen Merkmale keineswegs stichhaltig sind und sich auf specifische reduciren lassen. Die Galtung Paramicippe soll sich nämlich nach Milne Edwards von Micippe sens. strict. durch sehr kurze Beine, durch die Form des zweiten Gliedes der äusseren Fühler und durch die Bildung der Au- genhöhlen unterscheiden. Was nun den ersten Charakter be- trifft, so vereinigt Miln e Edwards gerade im Widerspruche mit diesem die Micippe (Cancer) cristata Linn. mit der Mi- cippe philyra Herbst zu einer Gattung, während doch die er- slere beträchtlich lange, die zweite äusserst kurze Beine hat. Sollte also der Charakter von generischer Bedeutung sein, so müsste mindestens Micippe philyra Herbst zur Gattung Para- micippe gezogen werden. Den zweiten ünterscheidungscha- rakter der beiden Gattungen , die Form des zweiten Gliedes der äusseren Fühler betreffend , so soll dieses bei Parami- cippe kurz, dreieckig und flachgedrückt sein; bei Micippe wird seine Bildung nicht weiter von Milne Edwards in Betracht gezogen. Vergleichen wir jedoch in Bezug hier- auf die beiden vom Verf. unter Micippe vereinigten Arten, so finden wir, dass das genannte Fühlerglied bei M. cristata durchaus cylindrisch und schmal, bei M. philyra dagegen kaum länger als breit, flach und schuppe nförmig ist. Es Carcinologische Beiträge. l07 würde daher Micippe philyra Herbsl auch in dieser Hinsicht zur Gallung- Paramicippe Edvv. gehören. Stimmen nun end- lich die beiden erwähnten Arten im dritten von Milne Ed- wards herangezogenen Ciiarakter^ nämlich in der Bildung der Augenhöhlen überein? Keineswegs; bei M. philyra sind sie nämlich allseitig geschlossen, so dass die kurzen Augen- stiele ganz in denselben eingebettet liegen , bei M. cristata dagegen sind sie unten offen, so dass die langen Augen- stieie nach unten frei heraustreten können. Wenn nun Mi- cippe philyra Herbst auf Grund der beiden ersten Charaktere zu Paramicippe gezogen werden müsste, so würde sie sich durch den letzleren wieder davon ganz entfernen, denn bei dieser Gattung, giebt Milne Edwards an, können die Au- gen nicht in die Augenhöhlen zurückgeschlagen werden; dass die Augenstiele hier übrigens unbeweglich sein sollen, beruht ohne Zweifel auf einem Irrthume. Aus den angegebenen Verhältnissen geht deutlich her- vor, dass, wenn Paramicippe von Micippe generisch verschie- den sein soll, auch die beiden von Milne Edwards unter Micippe vereinigten Arten eine gleiche Trennung erleiden müssen. Eine solche scheint mir jedoch keineswegs gerecht- fertigt, wenn man nicht der heutzutage allerdings sehr in Auf- nahme gekommenen Zersplilterungssucht , bei der die Wis- senschaft keinen Gewinn haben kann, folgen will; vielmehr glaube ich alle von Milne Edwards aus der Gattung Mi- cippe (im Leach'schen Sinne) entfernten Arten wieder dar- unter vereinigen zu müssen, indem sich bei genauerem Ver- gleiche derselben herausstellt, dass die zur Aufstellung von Gattungen benutzten Kennzeichen sich nicht nur in den ver- schiedensten Combinationen bei ihnen vorfinden, sondern auch allmählich in einander übergehen. Die Arten, welche mir zu diesem Nachweise vorliegen , sind : Micippe cristata Lin., philyra Herbst, superciliosa Herbst (Gattung CriocarcinusEdw.), Thalia Herbst und eine neue Art aus dem rothen Meere, die weiter unten als M. miliaris beschrieben werden soll. Es ist zuvörderst zu bemerken , dass alle diese Arten nicht nur im Habitus, sondern auch in den auffälligsten Merkmalen, wie besonders in der sehr eigenthümlichen und ganz verein- zelt dastehenden Bildung der Slirn , in den Mundlheilen bis 108 Gerstaecker: ins kleinste Detail , in der Insertion der Fühler und Augen, und endlich in der Bildung des Hinterleibes bei beiden Ge- schlechtern die vollkommenste Uebereinstimmung zeigen. Was nun 1) die Form des zweiten Gliedes der äusseren Fühler betrifft^ so ist dasselbe bei Cancer superciliosus Herbst sehr lang, dünn und cylindrisch, bei Cancer Thalia Herbst, crista- tus Linn. und Micippe miliaris nob. schon beträchtlich kürzer, etwas flachgedrückt und gegen die Spitze hin leicht erwei- tert, bei Cancer philyra Herbst endlich ganz kurz, breit und vollkommen flach. Bei Paramicippe Edw. soll es nach sei- ner Angabe ebenfalls ganz kurz dreieckig oder herzförmig sein; die üebergänge von der einen Form zu der anderen sind hiermit also gegeben und der aus den Fühlern herge- nommene Charakter mithin ohne generischen Werlh. 2) ist die Bildung der Augenhöhle in allen fünf Arten ihrem We- sen nach genau dieselbe; die aussergewöhnliche Entwicke- lung derselben bei Criocarcinus Edw. fällt allerdings beim ersten Anblick sehr auf, stellt sich jedoch bei Vergleich mit den übrigen Arten doch nur als eine specifische Eigenthüm- lichkeit heraus. Bei allen fünf Arten sind nämlich die Augen- höhlen von der Basis der Stirn schräg nach vorn und aus- sen gerichtet und vom Seilenrand der Schale durch einen tiefen Einschnitt getrennt; sie sind oben , vorn und hinten mit einem kleineren oder grösseren Zahne besetzt, zwischen welchen die Vertiefung, aus welcher die Augenstiele ent- springen , liegt. Zum Einlegen der letzteren sind die Vor- derecken der Schale unterhalb ausgehöhlt und diese Aushöh- lung erstreckt sich bei allen Arten bis zu dem ersten tiefen Einschnitte am Seitenrande der Schale, welcher durch einen grossen Zahn gebildet wird. Die Länge dieser Aushöhlung richtet sich natürlich nach der jedesmaligen der Augenstiele, welche bei Micippe philyra Herbst und miliaris nob. kurz, bei M. cristata Linn. von mittlerer Länge und bei M. Thalia und superciliosa Herbst sehr lang sind. Vergleicht man nun die Gruppen, welche diese Arten nach der Bildung der Füh- ler, mit denen, welche sie nach der Augenhöhlenbildung ab- geben, so sieht man leicht, dass beide keineswegs mit ein- ander correspondiren. Den besten Beweis geben hierfür M. Thalia und superciliosus , diö. sich durch die Augenhöhlen Carcinologische Beiträge. 109 einanger nähern, während sie sich durch die Fühler von einander entfernen. Will man also nicht jede einzelne Art zu einer Galtung erheben , so muss man sie alle vereinigt lassen. Neben der oben, erwähnten neuen Art aus dem rolhen Meere lasse ich hier auch eine Beschreibung des noch we- nig gekannten Cancer Thalia Herbst, welche Milne Ed- wards muthmasslich zu Paramicippe bringt, folgen: 1. Micippe Thalia. Cancer Thalia Herbst, Naturgeschichte der Krabben und Krebse. Taf. 58. Fig. 3. Das einzige weibliche Exemplar der Herbst'schen Sammlung, welches aus Oslindien stammt, misstvon der Spitze der Stirnhörner bis zu den beiden Dornen des Hinterrandes der Schale 18 Linien, in der grössten Breite 12 Linien. Die Stirn ist etwas weniger stark geneigt als bei den übrigen Ar- ten und theilt sich in zwei seitlich divergirende, scharf zu- gespitzte und leicht nach hinten gewandle Hörner. Die drei Zähne der Augenhöhle sind sehr kurz und undeutlich, stumpf, knopfarlig. Unmittelbar hinter derselben ist der Seitenrand der Schale mit drei Zähnen bewaffnet , von denen der erste sehr schmal, stielförmig, der zweite sehr gross, zugespitzt, mit breiter Basis, der dritte nach der Seite und zugleich etwas rückwärts gewandt und stumpf ist. Ausserdem ist der Seitenrand der Schale noch am Ende der Kiemengegenden mit einem langen, slielförmigen, rückwärts gewandten Zahne besetzt; vor diesem stehen zwei kleinere, hinter ihm noch vier von gleicher Grösse, nämlich zwei in der Mitte des Hin- terrandes dicht bei einander, und einer jederseits in gleicher Entfernung von diesen und dem grossen Zahne. Die Ober- fläche der Schale ist sehr uneben , die einzelnen Gegenden deutlich durch Vertiefungen abgegrenzt und gewölbt, überall mit Warzenartigen Tuberkeln, welche auf den erhabenen Thei- len am stärksten ausgeprägt sind, besetzt. Die Beine sind cylindrisch , das dritte etwa von der Länge der Schale, die übrigen kürzer. Die Farbe ist blass rosenroth. 1 lO G ers ta ecker: 2. iW^c^ppe miliaris nov. spec. Das Männchen dieser Art ist 11 Linien lang und 9 Li- nien breit, das Weibchen 14 Linien lang und 12 Linien breit. Die Stirn ist bei ersterem schräg abfallend, bei letzterem fast vertikal herahgesenkt und an der Spitze in zwei divergirende Zähne gespalten, welche beim Weibchen spitzer und stärker nach aussen gewandt erscheinen als beim Männchen. Eine schwache Längsfurche, welche von dem vorderen Einschnitte der Stirn ausgeht , erstreckt sich fast bis zum Niveau der Auo^enhöhlen. Die Zähne der Auorenhöhlen sind kurz und stumpf, der obere noch am deutlichsten ausgeprägt. Die Au- genstiele sind lang und erreichen fast die Spitze des zweiten am Seitenrande der Schale befindlichen Zahnes. Das zweite Glied der äusseren Fühler ist etwa dreimal so lang als breit, abgeflacht, gegen die Spitze hin leicht erweitert. Hinter den Augenhöhlen stehen zwei sehr scharfe und grosse, schräg nach vorn gerichtete Zähne; ihnen folgen zunächst drei kleine zahnartige, dicht bei einander lieffende Höcker. Hin- ter diesen erweitert sich die Schale merklich und zeigt fünf spitze Zähne , von denen die beiden vordersten näher an einander liegen, die übrigen durch grössere Zwischenräume getrennt sind; sie erscheinen bis auf den letzten, der zugleich länger und nach hinten gerichtet ist, spitz. Die Oberfläche ist massig gewölbt und bietet ausser zwei tiefen Gruben zur Seite der Magengegend keine auffälligen Unebenheiten dar; sie ist überall mit gedrängten, hirsekornarligen Granulationen bedeckt und mit gelbem Toment bekleidet. Die Beine sind kurz, cylindrisch, dicht tomentirt; das zweite Paar am läng- sten und etwa der Länge des Cephalolhorax gleichkommend. Parainitlirax Milne Edwards. Zu dieser Gattung stellt Milne Edwards (Hist. nat. d. Crust. L p. 325) fraglicher Weise den ihm unbekannten Cancer ursus Herbst (Naturgesch. d. Krabben und Krebse L S. 217. Taf. 14. Fig. 86). Eine nähere Untersuchung des Herbst'schen Original -Exemplars hat mich von der Rich- tigkeit dieser Stellung überführt; die Art gehört der zweiten Abtheilung der Gattung an, welche sich dadurch charakte- Carcinologische Beiträge. 111 risirt, dass die Augenhöhlen auf der Unterseite nur einen Einschnitt zeigen, und dass die Augen beim Zurüclischlagen den äusseren Winkel derselben erreichen. — Bell hat (Trans- act. of the zoolog. society of London. Vol. II. p. 52. Taf. 10. Fig. 2 u. 3) unter dem Namen Mithrax ursus eine Art von den Gallopagos- Inseln beschrieben und abgebildet, unter welcher er den Cancer ursus Herbst als Synonym citirt. Es ist aber bei Vergleich der H erbst'schen Art mit der BelT- schen Abbildung leicht ersichtlich, dass beide weder der Art noch der Gattung nach identisch sind , wovon sich übrigens Bell schon aus der Herbst'schen Figur halle überzeugen können. So unvollkommen dieselbe auch ist, so giebt sie doch die Eigenthümlichkeilen der Art sowohl in der allge- meinen Körperform als in der Struktur der Schalen - Ober- fläche durchaus charakteristisch wieder und die Unterschiede von der ßell'schen Abbildung sind so auffallend, dass das Zusammenziehen beider von Seiten des Letzteren kaum zu begreifen ist. Zur näheren Charakteristik der Herbst'schen Art mag folgende ergänzende Beschreibung dienen: Paramithrax ursus. Cancer ursus Herbst, Naturgeschichte u. s. w. I. S. 217. Taf. 14. Fig. -86. Der Cephalothorax ist IV^ Zoll lang und bei den Kie- mengegenden i^n Zoll breit und hat einen birnförmigen Um- riss, das schmale Ende nach vorn gekehrt. Die Stirn ist mit zwei divergirenden, ziemlich kurzen und breiten Hörnern bewehrt, welche sich zwar nach vorn etwas verschmälern, am Ende aber breit abgestutzt erscheinen. Der obere Augenhöhlen- rand zeigt nach hinten zwei Zähne, von denen der hintere etwas länger und schärfer ist als der vordere. Unmittelbar hinter der Augenhöhle ist der Seilenrand der Schale mit einem sehr grossen und breiten, schräg nach vorn gerichte- ten Zahne bewaffnet, welcher in gleichem Niveau mit dem letzten Zahne der Augenhöhle endigt. Ausserdem finden sich drei Zähne an den Seilenlheilen der Regio gastrica und ebenso viele am vorderen Theile der Regiones branchiales; von diesen drei Zähnen ist jedesmal der vorderste grösser als 112 Gei'staecker: die beiden folgenden. Die Oberfläche ist, besonders auf der Regio gastrica, stark bucklig gewölbt und überall mit grös- seren und kleineren runden, warzenartigen Tuberkeln be- deckt; die grössten unter ihnen liegen auf der Grenze zwi- schen der Regio gastrica und den Regiones branchiales, ausserdem ein durch Grösse bemerkbarer dicht innerhalb der drei Zähne der ersteren Gegend. Die Schenkel des ersten (Scheeren-) Fusspaares sind dreikantig und auf der obe- ren Kante mit vier Zähnen bewaffnet , die nach vorn an Grösse und Schärfe zunehmen. Im üebrigen sind die Schee- ren, einen oder zwei stumpfe Zähne am Hinterrande der Ti- bia ausgenommen, glatt, die Schneiden der Scheere selbst zugespitzt. Die hinteren Fusspaare sind zottig behaart, fast drehrund , die Tibien kurz , nach vorn dreieckig erweitert, oben der Länge nach gefurcht. — Das vorliegende einzige Exemplar ist ..ein Weibchen und stammt nach Herbst aus der Südsee. Obwohl die Herb st'sche und B ell'sche Art, wie schon oben erwähnt, zwei verschiedenen Gattungen angehören, möchte es dennoch bei der nahen Verwandtschaft beider zweckmässig erscheinen, den von Bell angenommenen Art- namen M. ursus zu ändern; die Art dürfte nach dem Be- schreiber am besten Mithrax Bellii zu nennen sein. Otlionia ßell. Die Gattung Olhonia wurde von Bell (Transact. of the zoolog. Society of London, Vol. H. p. 55) aufgestellt und dar- unter zwei Arten, durch Gummi ng von den Gallopagos- Inseln mitgebracht, unter dem Namen 0. sexdentata und quinquedentata beschrieben und auf Taf. 12. Fig. 1 u. 2 ab- gebildet. Die Unterschiede, welche der Verf. zur Auseinan- derhallung dieser beiden Arten aufstellt, reduciren sich im Wesentlichen auf zwei Punkte: 1) die Zahl der Zähne am Seitenrande des Cephalothorax, bei der einen Art sechs, bei der anderen fünf, und 2) die beträchtlichere oder geringere Grösse, indem die Länge der Schale bei der einen Art fast einen Zoll, bei der anderen nicht viel über einen halben Zoll betragen soll. Das letztere Merkmal kann natürlich gar nicht in Betracht kommen, da es eben nur verschiedene Allersstu- Carcinologische Beiträge. 113 fen bezeichnen könnte; aber auch das erste, die Zahl der Zäline, ist nach drei mir vorliegenden Exemplaren der hie- sigen Sammlung keineswegs zur Aufstellung zweier Arten geeignet, indem sie sich 43ei sonstiger vollkommnerer üeber- einstimtnung der Exemplare als schwankend herausstellt. Zwei der von mir verglichenen Individuen , die sowohl in der Grösse als der breileren Form des Cephalothorax viel eher mit Oth. sexdentata Bell als mit dessen 0. quinquedenlata übereinstimmen, zeigen nämlich nur fünf Zähne, und es ist sogar ersichtlich, dass diese nicht einmal an den beiden Seiten eines und desselben Individuums ganz übereinstimmend gebildet sind. Auch ihre Form scheint einigen Schwankun- gen und Veränderungen nach dem Alter unterworfen zu sein, denn bei grösseren Exemplaren sind sie mehr spitz und ge- krümmt, bei kleineren dagegen stumpferund breiter. Ich kann daher nach der Veränderlichkeit der mir vorliegenden Exem- plare auch Othonia sexdentata und quinquedenlata Bell nur für verschiedene Altersstufen und Abänderungen einer und derselben Art halten, wofür übrigens schon das Vorkommen an einer und derselben Lokalität spricht. — In Betreff des dafür zu wählenden Namens ist hier die Entscheidung leicht, da die Art keineswegs neu, sondern schon von Herbst, Naturgeschichte u. s. w. II. S. 152. No. 171 unter dem Namen Cancer mirabilis beschrieben und ihr Cephalothorax auf Taf. 37. Fig. 3 durchaus kenntlich abgebildet worden ist. Ein Ver- gleich der Herbsl'schen Exemplare mit der Bell'schen Ab- bildung setzt die Identität beider Arten ausser Zweifel. Es würde also nach dem Gesetze der Priorität der Name Otho- nia mirabilis einzuführen sein und als Synonyme Cancer mi- rabilis Herbst und Othonia sexdentata et quinquedenlata Bell dazu gesetzt werden müssen. Pisa Leach. MilneEdwards führt (Hist. nal. d. Crust. I. S. 309) unter dieser Gattung zwei ihm unbekannte He rbst'sche Arten auf, nämlich dessen Cancer hirlicornis (Naturgeschichte u. s. w. III. 4. S. 4. No. 255. Taf. 59. Fig. 4) und Cancer Pleione (ebenda 111. 3. S. 52. No. 249. Taf. 58. Fig. 5). Die ersterc dieser beiden Arten, Cancer hirticornis, gehört in der That der Gat- Archiv. f. Naturgesch. XXII. Jahrg. 1. Bd. g 114 Gerstaecker: tung Pisa Leach an und ist von Pisa corallina Risso nicht specifisch verschieden; die Herbst'sche Valerlandsangabe beruht wohl ohne Zweifel auf einem Irrthume. Milne Ed- wards erwähnt auch der Aehnlichkeit jener Art mit Pisa corallina, glaubt sie aber davon trennen zu müssen, weil er in der Herbst'schen Abbildung Dornen an den Beinen zu erkennen glaubt. Solche sind jedoch an den Herbst'schen Originalexemplaren nicht wahrzunehmen , vielmehr sind die Beine, wie bei den verwandten Arten P. armala Lalr., Gib- sii Leach etc., nur mit Höckern besetzt, weiche Haarbüschel tragen. — Die zweite Art, Cancer Pleione Herbst, gehört da- gegen nicht zur Gattung Pisa, sondern würde wegen der stark divergirenden Stirnhörner, der Insertion der äusseren Füh- ler an deren Unterseite und dem nur einmal eingeschnittenen oberen Augenhöhlenrand zu Naxia Milne Edwards zu brin- gen sein. Da sie den Carcinologen nicht näher bekannt zu sein scheint, gebe ich hier eine wiederholte Beschreibung der- selben : Naxia Pleione. (Taf. n. Fig. l u. 2). Cancer Pleione Herbst, Naturgeschichte u. s. w. Hl. 3. S. 52. No. 249. Taf. 58. Fg. 5. Die vier mir vorliegenden Exemplare der H erbst'schen Sammlung messen von der Spitze der Stirnhörner bis zum Hinterrande des Cephalolhorax 11 bis 1(3 Linien, in der gröss- ten Breite der Kiemengegenden 6 bis 10 Linien. Der Cepha- lothorax ist birnförmig, gewölbt, die einzelnen Gegenden sei- ner Oberfläche wulstig erhaben. Die Stirn ist von einer breiten Längsfurche durchzogen, die hinter den Augenhöhlen endigt ; die Regio gastrica zeigt zwei hinter einander liegende grössere, stumpfe Tuberkeln und zu jeder Seite des vorde- ren noch zwei kleinere, die Regio cardiaca einen vorderen und zwei neben einander liegende hintere. Die Regiones branchiales sind auf ihrer oberen Wölbung mit fünf in einem Halbkreise liegenden kurzen aber starken, am Seitenrande mit vier dünneren Dornen bewaffnet; unter letzteren zeich- net sich der hinterste durch beträchtlichere Länge aus. Auf der Regio genitalis endlich steht ebenfalls ein stumpfer. Carcihologische Üeiträge. 115 zapfenförmiger Höcker, von welchem jederseits eine erhabene Leiste ausgeht, die mit dem Hinterrande des Cephalothorax parallel verläuft. Auf der Unterseite stehen zu jeder Seite von der Mundöflfnung drei stumpfe Zapfen , von denen die beiden grössten auch von oben her fühlbar sind. Der Hin- terleib des Weibchens ist l^reisrund und bedeckt den ganzen Sternaltheil des Cephalothorax ; das fünfte und sechste Seg- ment sind besonders lang; der des Männchens ist schmal und nach vorn beträchtlich verengt. — Das Vaterland ist nach Herbst Ostindien. Naxia dicanfha de Haan (Fauna Japonica), Taf. 24. Fig. 1 ist dieser Art sehr nahe verwandt und unterscheidet sich nur durch etwas schmalere, länglichere Form und den Man- gel der Höcker und Dornen auf der Oberfläche des Cepha- lothorax. liasssbrus Leach. Milne Edwards citirt (Hist. nat. d. Crust. I. S. 358) zu seinem Lambrus prensor, von dem er sagt : ;,Carapace deprimee et rugueuse" als Synonyme den Cancer pransor Herbst (Taf. 41. Fig. 3) und die Partenope regina Fabricius (Entom. syst. Suppl. p. 353). Dass die letzteren beiden Ar- ten identisch sind, geht daraus hervor, dass Herbst seine erste Beschreibung (Bd. H. S. 170. No. 202) nach einem in der Lund'schen Sammlung zu Copenhagen befindlichen Ex- emplare^ welches später auch von Fabricius beschrieben wurde, entwarf. Das der zweiten Uerbst'schen Beschrei- bung (Bd. HI. 3. S. 33) zu Grunde gelegte Exemplar befindet sich im Berliner Museum und passt besser mit der treffenden F a bricius'schen Diagnose („Thorax ovatus, foveis duabus dorsalibus impressis, margine postico spinis novem elongatis validis cincto'*) als mit der sehr unvollkommenen Herbsf- schen Figur (Taf. 41. Fig. 3) zusammen. Durch diese mag auch vielleicht Milne Edwards getäuscht worden sein, indem er darauf eine (mir übrigens unbekannte) Art mit nie- dergedrücktem, runzligem Cephalothorax bezog. Von allen Larubrus-Arten ist gerade der Cancer pransor Herbst beson- ders durch glatte, hochgewölbte Oberfläche, welche sich durch zwei tiefe Furchen in drei scharf abgesonderte Partieen tiieilt, 116 Gerstaecker: ausgezeichnet, und daher ist aus der von Milne Edwards gegebenen Beschreibung seines Lambrus carenatus leicht zu ersehen, dass diese Art der wirkliche Cancer pransor Herbst ist. Eine genauere Charakteristik des letzteren nach dem Horbs t'schen Original - Exemplare wird die Identität beider leicht erkennen lassen : Lambrus pransor. Cancer pransor Herbst, Naturgeschichte u. s. w. H. S. 170. No. 202.Taf.41. Fig. 3 (1796). — Ebenda HI. 3. S. 33. Parthenope regina Fabricius , Entomol. syst, suppl. p. 353. (1798). Lambrus carenatus (nee prensor) Milne Edwards, Hist. nat. d. Crust. 1. p. 358. No. 8. Der Cephalothorax ist durch zwei tiefe Längsfurchen in drei Hauptfelder getheilt, von denen jedes der Länge nach leistenarlig erhaben erscheint; die Oberfläche ist fast glatt oder nur mit schwach eingestochenen Punkten besetzt. Die Stirn ist zugespitzt dreieckig, oben ausgehöhlt, jederseits mit einer schwachen , stumpfen Spitze versehen. Die Vorder- ränder der Kiemengegenden sind mit sieben stumpfen und kurzen Kerbzähnen besetzt, der Hinterrand der Schale mit neun Zähnen, von denen die fünf mittleren klein, die beiden vorderen jederseits dagegen sehr gross sind. Der erste von diesen, welcher den Hinterrand gegen die vorderen Seiten- ränder abgrenzt, ist flach und fast gerade nach aussen ge- wandt, der zweite mit einer erhabenen Kante versehen und schräg nach hinten gerichtet. Die Mittellinie des Cephalo- thorax ist aui der Herz- und Magengegend mit drei stum- pfen , zahnartigen Höckern besetzt. Die Scheeren sind auf ihren Flächen fast glatt, der obere und äussere Rand mit flachgedrückten, sehr grossen und spitzen Zähnen bewaff'net, die zuweilen weiter aus einander stehen und dann kleinere Zähne von gleicher Form zwischen sich haben. Der Innen- rand ist fein körnig gezähnt. Die Abweichungen, welche die Herbst'sche Beschrei- bung und Abbildung von der eben gegebenen Charakteristik 1 Carcinologische Beiträge. 117 zeigen, können nur als üngenauigkeilen angesehen werden, wie denn auch H er b st von seiner ersten Beschreibung selbst sagt, dass sie nur flüchtig gemacht sei. So giebt Herbst z. B. an, dass der Hinterrand der Schale ausser den beiden grossen Dornen jederseits noch sechs kleinere Zähne in der Mitte zeige, während sich von diesen in Wirklichkeit nur fünf finden. Dass die Stirn hinler ihrer Spitze noch einen Dorn habe, ist dahin zu berichtigen, dass ein solcher jeder- seits neben der oberen Aushöhlung steht. Für den Lambrus prensor Milne Edwards (a. a. 0. I. S. 358. No. 7}, dessen Name zu ändern ist, schlage ich die Benennung Lambrus Edtoardsii vor. Eine mit Lambrus pransor Herbst sehr nahe verwandle Art ist L. validus de Haan (Fauna Japonica). Auch hier ist die scharfe Theilung des Cephalolhorax durch zwei Furchen in die Augen fallend , doch ist die Oberfläche nicht glatt, sondern mit zahlreichen , warzenartigen Erhabenheiten be- setzt. Das Berliner Museum besitzt davon ein Exemplar aus China von Meyen, welches mit der de Haan'schen Be- schreibung und Abbildung genau übereinstimmt. Fam. Cyclometoiia Edw. Zwei der ausgezeichneteren Herbst'schen Arten die- ser Abiheilung, welche Milne Edwards (Hist. nat. d. Crusl. 1. p. 404) als ihm unbekannt bei seiner Gattung Pano- paeus anführt und dieser frageweise unterordnet, sind der Cancer trispinosus (Naturgeschichte u. s. w. HI. 3. S. 43. No. 241. Taf. 57. Fig. 4) und Cancer ochtodes (ebenda I. S. 158. No. 6d: Taf. 8. Fg. 54). Was die erste dieser beiden Arten anbetriffst, so zeigt sie allerdings einige Verwandtschaft mit der Gattung Panopaeus Edw,, unterscheidet sich aber von derselben durch äusserst langgestreckte, schlanke Beine und ebenso durch die Bildung der Stirn , der Augenhöhlen und des Hinterleibs. Von den mir bekannten Gattungen zeigt Galene de Haan, welche (Fauna Japonica p. 19) auf den Can- cer bispinosus Herbst gegründet ist, entschieden die grösste Aehnlichkeit mit dem Cancer trispinosus Herbst, und zwar 1!8 Ger&ta ecker: ausser der allgemeinen Körperfarm besonders in der Slirn- bildung und der Länge der Beine. In Rücksicht auf die An- lage der Augenhöhlen und die Form des Hinlerleibs, welche von Galene wesentlich abweichen , kann es jedoch gerecht- fertigt erscheinen, eine eigene Gattung darauf zu gründen 5 diese nenne ich : €Iiala«pu§ nov. gen. Der Cephalothorax hat die Form eines unregelmässigen, queren Sechseckes, dessen Mittelecken durch einen scharfen Zahn angedeutet sind ; die vor diesen liegenden, vorderen Seitenränder sind ausserdem noch mit zwei scharfen Zähnen bewaffnet , von denen der vorderste den Aussenwinkel der Augenhöhlen einnimmt. Die Oberfläche ist vorn leicht gew^ölbt, hinten mehr abgeflacht und schräg abfallend; die Regiones branchiales sind nach innen durch zwei schräge Längsfurchen begrenzt, die Regio gastrica nach hinten jederseits durch ei- nen kurzen, aber liefen Querstrich angedeutet. Die Stirn ist wie bei Galene mit vier stumpfen Spitzen versehen, von de- nen die äusseren am Innenwinkel der Augenhöhlen, die in- neren nahe der Mittellinie dicht bei einander stehen; die Senkung der Stirn ist aber bei weitem nicht so beträchtlich wie bei jener Gattung, indem sie nur schwach geneigt und mit scharfem Vorderrande versehen ist. Während ferner bei Galene die Augenhöhlen nur halb so breit als die Stirn, ringsum geschlossen und den Augenstielen eng angepasst sind, beträgt ihre Breite bei Chalaepus mindestens zwei Dritttheile der Stirnbreite und haben daher die Augenstielc einen be- trächtlichen Spielraum in ihrem Innern. Der Unlerrand der Augenhöhlen erscheint tief ausgeschnitten und endigt nach innen in einen scharfen, gerade nach vorn gerichteten Zahn, an den sich unmittelbar das Basalglied der äusseren Fühler anschliesst. Der obere Rand ist ebenfalls weit ausgerandet und wird nach aussen, wie schon erwähnt, durch den ersten grossen Zahn des Seitenrandes begrenzt. Die Einlenkung der beiden Fühlerpaare ist wie bei Galene, nur dass die in- neren nicht wie dort durch einen gleichbreiten Vorsprung des Untergesichts, sondern durch eine scharfe Spitze von einander geschieden werden. Ebenso stimmt auch die ßil- Carcinologische Beiträge. 119 dung des äusseren Kieferfusspaares mit Galene iiberein; eini- germassen abweichend ist nur der Palp (Tarsus), an dem das zweite Glied länger und mehr cylindrisch, das drille derber und weniger zugespitzt erscheint. Sehr verschieden ist da- gegen der Hinlerleib und die Sternalplatle bei dem Männchen der vorliegenden Gattung gebildet. Letzlere ist fast lireis- rund , vorn leicht zungenarlig ausgezogen, die beiden vor- dersten Ringe vollständig mit einander verschmolzen und fast die Hälfte der ganzen Länge ausmachend, das dritte nach in- nen stark verschmälert, fast zugespitzt. Am Hinterleibe sind die sieben Ringe vollständig getrennt, die beiden der Basis zunächst gelegenen auf die Hinterseite des Körpers gerückt; die Ringe vom dritten bis sechsten werden allmählich etwas schmäler; der vierte bis sechste sind gleich lang, der sie- bente sehr schmal , lanzenartig zugespitzt und in eine Grube des zweiten Sternairinges, welche jedoch nur die Basis des- selben einnimmt, eingesenkt. Die Beine sehr lang und flach- gedrückt, der Sckenkel des dritten Paares am längsten, der des vierten und fünften fast gleich lang und etwas länger als der des zweiten; der Vorderrand aller vier Schenkel ist an der Spitze in einen kurzen Dorn ausgezogen, ihr Spitzen- rand tief eingekerbt; das letzte Tarsenglied ist um seine Axe gedreht. Das Scheerenfusspaar ist äusserst kräftig ent- wickelt, die Tibien fast dreieckig, kurz, innen mit einem scharfen Zahne , die Scheeren selbst auf der Schneide mit starken Tuberkeln besetzL Chalaepus trispinosus. Cancer trispinosus Herbst, Naturgeschichte u. s. w. lU. 3. 8.43. No. 241. Taf. 57. Fg. 4. Die Herbst'sche Abbildung stellt das Thier in natür- licher Grösse dar und giebt seine Charaktere ziemlich tref- fend wieder: nur die Farbe ist zu dunkel; sie erscheint an dem Herbst'schen Original -Exemplare, vielleicht in Folge des Allers , blass knochengelb. Die Länge des Cephalotho- rax beträgt 3, die Breite Sy^ Zoll. — Das Vaterland ist nach HerbsTs Angabe Ostindien. Die zweite oben erwähnte Art, der Cancer ochtodes 120 Gerstaeck erj Herbst, bietet noch weniger Verwandtschaft mit der Gallung Panopaeus dar, sondern würde vielmehr der Gattung Xantho imMilne Ed w a r ds'sclien Sinne beigezählt werden müssen. Von de Haan (Fauna Japonica) ist diese Gattung nun mit Recht in mehrere Abtheilungen gesondert worden und eine gleiche Abtrennung würde auch für den durch manche Eigen- thümlichkeit ausgezeichneten Cancer ochtodes Herbst nö- Ihig sein. Polycremnus nov. gen. Die Gattung stimmt mit Xantho im Milnc Edward s'- schen Sinne durch die Bildung und den Sitz der äusseren Fühler, die zweilappige Stirn und die kurzen, gedrungenen Beine überein, zeigt aber ausser dem habituell verschiedenen Cephalothorax auch Unterschiede in der Form der Augenhöh- len und des Hinterleibs. Durch die hohen , dreikantigen Scheeren und die weit hervorgezogene Stirn bietet sie die meiste Verwandtschaft mit Halimede de Haan dar, doch ist letztere, abgesehen von der sehr verschiedenen Form des Ce- phalothorax, noch bei weitem mehr hervortretend und auch beträchtlich schmaler. Eine tiefe, bis zur Regio gaslrica reichende Längsfurche theilt nämlich die Stirn in zwei seit- liche, längliche, gleichbreite Wülste, welche vorn einzeln stumpf abgerundet sind, mit scharfem Rande endigen und auf der Unterseite die inneren Fühlergruben weit überragen. Ein kleiner Lappen an ihrer Aussenseite nahe der Basis, welcher sich durch eine schwache Längsfurche absondert, bilden den inneren und zum Theil den hinteren Rand der Augenhöhlen. Letztere sind äusserst klein, mit fast kreisrunder Oeffnung und überall scharfen Rändern; ihr oberer Rand ist, wie bei der Xantho-Gruppe gewöhnlich, mit zwei feinen, nicht klaffenden Spalten versehen. Auf der Grenze zwischen dem Ober- und Unterrand zeigt sich ein etwas tieferer Spalt, der jedoch keine merkliche Unterbrechung in der Umgrenzung der Au- genhöhle hervorruft. Die äusseren Fühler sind an der Unter- seite zwischen der Stirn und dem inneren Augenwinkel ein- gefügt und können sich mit ihrer Geissei in den inneren Spalt der Augenhöhle einlegen; ein Unterschied von der bei Xantho beobachteten Bildung besteht darin, dass ihr erstes Carcinologische Beiträge. 121 Glied durch seine Länge die Spilze des inneren Augenwin- kels erreicht; die beiden folgenden sind sehr klein und füh- ren eine lange dünne Geissei. Die Form des Cephalothorax ist ein queres Sechseck, dessen vordere und hintere Kanten sehr lang, die beiden seitlichen dagegen sehr kurz sind ; letz- tere werden von je zwei dicken, knolligen Anschwellungen des Seitenrandes ganz eingenommen. Das erste (Schenkel-) Glied der äusseren Kieferfüsse ist auf der Aussenseile von einer liefen und scharfen, schräg verlaufenden Furche durch- zogen. Die Scheerenfüsse sind stark entwickelt, dreikantig, am Hinlerrande der Schenkel, dem oberen, kammartig erha- benen Rande des Carpus und auf der oberen Zange der Sclieere selbst mit dicken, knollenartigen Tuberkeln besetzt. Die Beine sind im Verhältnisse kaum länger als bei Xantho, die Schenkel jedoch schmaler und kaum flachgedrückt , am Vorderrande fein bedornt. An der Sternalplatte ist der erste und zweite Ring in der Mitte verwachsen , an den Seifen durch einen Schlitz gelrennt , beide zusammen so lang wie die übrigen miteinander, an der Innenseite der Vorderhüf- ten beulenarlicr aufgetrieben. Beim Männchen ist der zweite Hinterleibsring sehr kurz und durch den ersten und dritten seitlich eingeschlossen; beim Weibchen zwar ebenfalls kurz, aber seitlich frei. Der letzte Hinterleibsring ist im männli- chen Geschlechte lanzeltlich zugespitzt. Polycremnus ochthodes. Cancer ochtodes Herbst , Naturgeschichte u. s. w. I. S. 158. No. 66. Taf. 8. Fig. 54. Cancer ochtodes Fabricius , Entomol. syst. II. p. 455. No. 58. Galene (?) ochtodes Adams et White, Zoology ol the Voyage of H. M. S. Samarang, Crustacea p. 43. Taf.X. Fig. 2. Im hiesigen Museum befinden sich vier von Herbst herrührende Exemplare dieser Art, drei Männchen und ein Weibchen. Der Cephalothorax ist fast um die Hälfte breiter als lang, leicht gewölblj auf der vorderen Hälfte mit einigen ^♦^ Gerstaecker: flachen wulstigen Erhebungen, auf der Grenze zwischen der Regio gastrica und cardiaca mit zwei seilliclien Langsein- drücken. Der Seilenrand wird von zwei dicken Tuberkeln, die durch einen beträchtlichen Zwischenraum getrennt sind, eingenommen und der Vorderrand zeigt unmittelbar vor dem ersten jener Tuberkeln noch eine Einkerbung. Fünf knol- lenartige Erhöhungen, die gegen die Spitze an Grösse zuneh- men, bezeichnen den oberen und hinteren Rand der Schen- kel des Seheerenfusspaares; zwei gleiche nehmen den inne- ren, vorderen Winkel der Tibia , fünf den oberen Rand des Carpus und drei den entsprechenden der oberen Scheere ein; die Aussenfläche des Carpus zeigt ausserdem noch eine Anzahl flacherer Erhebungen. Die Farbe des Thieres ist blass graubraun, die Extremitäten fallen mehr ins Weissliche. Die Herb st'sche Abbildung zeigt, abgesehen von ihrer^ Rohheit auch mehrfache Unrichtigkeilen; besonders sind die durch die beiden grossen Höcker scharf ausgeprägten Seiten- ränder des Cephalothorax sehr mangelhaft wiedergegeben und dadurch die habituelle Eigenthümlichkeit des Thieres verwischt; überhaupt ist der ganze Körper im Verhältnisse zu lang und nach hinten nicht stark genug verengt. Die vorhandenen Exemplare stehen der Abbildung fast um ein Dritttheil der Grösse nach. Die von Adams und White (a. a. 0.) gegebene Ab- bildung stellt ein junges Thier der Herbst'schen Art dar, zu der sie unzweifelhaft gehört; auch hier ist jedoch kei- neswegs der eigenlhümliche Charakter deutlich hervorgeho- ben. Mit der Gattung Galene, zu der die genannten Autoren die Art fraglicher Weise stellen, hat sie nichts gemein. Trapezia Latr. Zwei von Herbst beschriebene Arten, die dieser Gat- tung angehören, nämlich dessen Cancer rufopunctatus (Taf. 47. Fig. 6) und Cymodoce (Taf. 51. Fig. 5) sind von späteren Autoren vielfach verkannt und verwechselt worden , wes- halb ich hier einige Bemerkungen zu ihrer näheren Kennt- j niss beibringen will; zugleich lasse ich die Beschreibung zweier neuen, im hiesigen Jluseum befindlichen Arten folgen. Zu den GaUui.gscharakteren von Trapezia, wie sie Milnc Carcinologische Beiträge. ^%D Edwards (Hist. nat. d. Crusl. 1. p. 427) angiebt, lässt sich Fo'igendes hinzufügen. Bei allen mir bekannten Arten ist die rechte Schcere sowohl etwas länger als auch in ihren einzelnen Theiien kräftiger als die linke; besonders ist der rechte Scheerenschenkel stets breiler und stärker gezähnt, die Zangen der Scheere selbst etwas länger und stärker ge- krümmt. Beim Männchen ist der 3te bis 5te Hinterleibsring mit einander verschmolzen und nur durch schwache, seit- liche Einkerbungen bezeichnet; beim Weibchen hingegen ist der Hinterleib sehr breit , alle sieben Ringe desselben voll- ständig getrennt und an Länge allmählich zunehmend, so dass der erste der kürzeste, der letzte der längste und von halb- kreisförmigem Umrisse ist. — Nach Milne Edwards sol- len bei einigen Arten die äusseren Kieferfüsse in der Mitte der Mundöffnung klaffen; solche Arten sind mir nicht be- kannt , vielmehr ist die Mundöffnung sowohl bei den hier näher charakterisirten Herbst'schen als den beiden neuen Arten vollständig durch die Kieferfüsse geschlossen. 1. Trapezia rufopunctata. Cancer rufopunctatus Herbst, Naturgeschichte u. s. w. ni. L S. 54. No. 206. Taf. 47. Fig. 6. Trapezia rufopunctata Jacquinot, Lucas Voyage au pole sud et dans l'Oceanie. Zoologie. Tome HL p. 41. Crustaces PL 4. Fig. 8. ?Grapsillus maculalus Mac Leay, Illustr. of thezoology of South Africa, Invertebrata p. 67. No. 31. Der Körper ist sehr flachgedrückt, glatt, glänzend, von gelblicher Grundfarbe, auf der überall (auf der Ober-, Un- terseite und den Beinen) zahlreiche, kleine rundliche men- nigrothe Punkte ziemlich gedrängt stehen. Von den sechs Zähnen der Stirn sind die beiden mittleren klein, dicht ne- ben einander stehend, scharf und mit der Spitze ein wenig nach aussen gewendet ; der jederseits zunächst folgende ist sehr breit, ebenfalls scharf und beträchtlich mehr hervortre- tend als die beiden mittelsten, seine innere Kante fast dop- pelt so lang als die äussere, beide aber geradlinig; der äus- serslc Zahn , welcher die Augenhöhle nach innen begrenzt, 124 Gerstaecker: tritt wieder weiter zurück, ist stumpf, mit abgerundeter äus- serer Kante, übrigens fast ebenso gross als der vorherge- hende. Die beiden Zähne des Seitenrandes sind scharf und deutlich , der zweite etwa in der Mitte der Länge gelegen. Der Arm der rechten Scheere ist merklich breiter als der der anderen Seite und am Vorderrande mit drei grösseren und zwei lileineren Zähnen besetzt, von denen der letzte, nahe der Spitze, sehr stumpf ist; der linke Arm dagegen zeigt sechs viel kleinere , fast gleich gestaltete Zähne, von denen nur der äusserste von den übrigen entfernt und stumpf ist. Ebenso ist die Tibia , der Carpus und die Zangen der rechten Scheere etwas länger und stärker als auf der linken Seite, die untere Zange an der Spitze aufgebogen und über die obere herübergreifend; die Zähne an der Innenseite bei- der Zangen sind auf der rechten Seite ebenfalls deutlicher ausgeprägt. Die Schenkel der übrigen (Gang-) Beine sind sehr flachgedrückt und ziemlich erweitert. — Die Länge des Cephalothorax beträgt 10 Lin., die Breite 12 Lin. Das ein- zige männliche Exemplar aus der Herbsl'schen Sammlung stammt angeblich aus Ostindien. Die Herbst'sche Figur stellt das Thier in natürlicher Grösse dar, enthält aber mehrfache Ungenauigkeiten; der Cephalothorax ist in derselben viel zu stark nach hinten ver- engt und der Zahn am Seitenrande viel zu tief eingeschnit- ten. Die Verschiedenheit der beiden Scheeren ist allerdings in der Figur angedeutet, doch sind sie auf die entgegenge- setzte Seite verlegt worden , wahrscheinlich durch Schuld des Zeichners, der das Thier, wie er es vor sich hatte, auf die Platte brachte*). Trapezia rufopunctata Jacq. , Lucas (a. a. 0.) stimmt der Abbildung nach genau mit dem H erbs t'schen Original- Exemplare überein; die Grundfarbe, die Kleinheit und Häu- figkeit der rothen Punkte, die Zahnung der Stirn und der Schenkel sind vollkommen treffend wiedergegeben. Nach den beiden Verfassern stammt das hier abgebildete Exemplar von *) Dieser Fehler kommt bei den Herbsl'schen Abbildungen öfter vor, und ist wohl zu beachten, da er bei Bestimmungen leicht irr^ leiten kann. Carcipologische Beiträge. 1Q5 den Marquesas-Inseln und übereinstimmende soll das Pariser Museum von der Ostküste Afril^as (Zanzibar) besitzen. Dem- nach scheint die Art eine weile Verbreitung zu haben, und es wäre wohl möglich, dass sie an der Oslküste Afrikas bis zum Cap herunterginge ; dann könnte auch wohl M a c L e a y's Grapsillus maculatus, wie Kr aus s dies vermuthet (Süd-Afri- kanische Crustaceen S. 36) auf diese Art bezogen werden, obwohl aus der sehr kurzen Beschreibung hierüber nichts Bestimmtes zu ersehen ist. Specifisch verschieden ist dagegen von der Herb st'- schen Art ohne Frage die Trapezia rufopuncfata Dana (Uni- ted States exploring expedition, Crustacea I. p. 255. Taf. 15. Fig. 3) von Taiti , bei welcher der Verfasser die Herbst'- sche Art gleiches Namens als Synonym citirl. Die Grund- farbe des Körpers ist hier rein weiss und die rothen Flecken sehr gross, durch weile Zwischenräume getrennt; besonders sind in dieser Beziehung vier sehr grosse, quergeslellte Flecken auf der Mitte des Cephalolhorax auffallend , die sich an dem H er bst'schen Exemplare nicht vorfinden. Abgesehen von der Färbung und Zeichnung , die vielleicht nach den Individuen variiren könnte, bietet übrigens die Dana'sche Figur auch noch mehrere wesentliche Form-Unterschiede dar. Der Sei- tenzahn des Cephalolhorax liegt hier vor der Mitte, die äus- seren Stirnzähnc (zunächst der Augenhöhle) sind spitz und aussen nicht gerundet, der letzte Zahn am rechten Scheeren- Schenkel sehr gross und spitz, alles Verhältnisse, die mit dem Her bst'schen Exemplare im Widerspruche stehen. — Könnte eine von den vier rothgefleckten Trapezia-Arten Dana's auf den Cancer rufopunctalus Herbst bezogen werden, so wäre es noch am ersten dessen Trapezia maculala (Crusta- cea I. S. 256. Taf. 15. Fig. 4); doch sind auch hier die ro- then Flecken sowohl grösser als weitläufiger gestellt und die linke Scheere ist die grössere, so dass das Zusammenziehen beider immer nicht ohne allen Zweifel vorgenommen werden könnte. 2. Trapezia Cymodoce. Cancer Cymodoce Herbst, Naturgeschichte u. s. w. HI. 2. S. 22. No. 220. Taf. 51. Fi*). *) Zur näheren Bestimmung der Arten führe ich noch an, dass beide ein breites, freiliegendes inneres Rückenschild haben , welches an Gestalt am meisten dem bei d'Orbigny abgebildeten Rücken- schilde von Loligo brevis und Loligo breyipinna, Tab. XIIL Fig. 6 und Tab. XV. Fig. 3 ähnelt. Doch ist das Blatt bei den Loliolus-Ar- ten vielleicht etwas breiter im Verhältnisse zum Stiele; der Stiel hat einen scharfen Kiel bei L. typus, während beide, Männchen und "Weibchen von L. affinis, den Stiel etwas breiter und mit mehr abge- rundetem Rücken haben. — Mein Loliolus typus ist ohne alle Vater- landsangabe ; hol. afßnis fand sich in einem Glase mit der Bezeich- Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 223 Die Gattung Sepia gehört bekanntlich bei d'Orbigny zu einer ganz anderen Gruppe als die vorigen Gattungen, aber es ist doch bei dieser Gattung noch dasselbe Armpaar, weiches bei den männlichen Individuen diesen Mangel an Symmetrie darbietet, und der Arm an derselben Seite des Thieres, der umgebildet wird; aber anstatt dass es dort die Spitze des Armes oder die äussere Hälfte desselben war, welches der Silz der Umbildung war, ist es hier der Grund- theil oder die unterste Hälfte. Vergleicht man nämlich den rechten und linken Bauch- arm an einer männlichen Sepia officmalis Linn., so wird man sogleich sehen , dass das unterste Viertel des linken Armes, wie Fig. 7 es zeigt, ein eigenes Ansehen hat. An- statt der rechte Arm grosse und vollständige Saugnäpfe hat, die auf einander in vier vollständigen Reihen folgen und an Grösse von der Spitze des Armes einwärts gegen seinen Grund zunehmen, hat der obengenannte Theil des linken Ar- mes nur die zwei bis drei untersten Saugnäpfe in jeder Reihe normal entwickelt; die darauf folgenden sieben bis acht Näpfe in jeder Reihe sind dagegen entweder ganz klein geworden oder wohl gar fast verschwindend. Das Erste ist der Fall mit den beiden innersten Reihen , in welchen die Saugnäpfe äusserst niedrig sind, indem sie kaum ein Sechstel der ge- wöhnlichen Höhe der Näpfe haben, während sie doch noch etwa ein Drittel des Durchschnittes derselben behalten, so dass sie wie kleine niedrige Tellerchen an einem kurzen und dünnen Stiele der Innenfläche des Armes angeheftet sitzen; das Letztere trifft dagegen die beiden oberen, näher nach des Thieres Rückenseite sitzenden Reihen, deren Saugnäpfe so klein sind, dass sie leicht übersehen werden können, wenn man nicht grosse Individuen vor sich hat. An einem Tintenfische von 11 Zoll Länge haben sie kaum mehr als 0,5 mm. Durchmesser, und ihre Höhe ist lange nicht so gross. Die Umbildung des Armes besteht indessen nicht allein in dem Zurücktreten dieser Saugnäpfe; dieses wird eigentlich nung : „gefangen vom Gouverneur Christensen auf der Reise vom Cap nach Tranquebar« , und stammt also aus dem Indischen Ocean. Es waren zwei Exemplare, Männchen und Weibchen. 224 Steenstrup: erst recht in die Augen fallend dadurch, dass zwei andere Beziehungen damit zusammenfallen. Der Arm wird nämlich an dem genannten Theile viel breiter, sowohl dadurch, dass der Zwischenraum zwischen den drei oberen Saugnapfreihen grösser wird, wodurch auch die an sich so äusserst kleinen Näpfe, die weiter auseinander gerückt werden , unbedeuten- der erscheinen müssen, als dadurch, dass die Hautborde, die längs der äusseren Saugnapfreihe sich hinzieht, und welche an der übrigen Strecke des Armes nur ziemlich schmal ist, sich hier bedeutend entwickelt und fast ebenso breit wird wie die Fläche des Armes. Demnächst sind die Muskelpar- tien , die gleichsam die Wurzel der Napfstiele ausmachen, oder von denen diese Stiele gleichsam entspringen, auf eine eigene Weise entwickelt worden, indem sie sich gehoben haben und wie eine Art Schrägbalken quer über den Arm liegen und zum Theil einander kreuzen, wodurch eine Menge Gruben entstehen , welche besonders tief gegen den oberen Rand sind. Endlich hat die Haut überall in diesen Gruben und auf den Wällen, die sie trennen, sich zu erhabenen dün- nen Hauiblättern gefaltet, die netzförmig zusammenlaufen und der ganzen Oberfläche des Armes in diesem Theile eine gewisse Aehnlichkeit mit der inwendigen Seite eines Kalbs- magens geben. Dieser grubige und netzförmige Bau der Oberfläche, der besonders dazu beiträgt, dass die Saugnäpfe sich dem Auge entziehen , hält sich nicht allein an der ei- gentlichen Oberfläche des Armes , wo er am stärksten zwi- schen den beiden äusseren Saugnapfreihen ist, sondern brei- tet sich von da auf den entsprechenden Theil der Seiten- borde des Armes aus. Es ist kaum zu bezweifeln, dass die- ser eigenthümliche Bau eine starke Schleimabsonderung be- zweckt ; aber in welcher specielleren Hinsicht dadurch die Uebertragung der Samenmasse auf das Weibchen gefördert werden kann, davon muss die Erklärung späteren Untersu- chungen vorbehalten werden. — Der zehnte oder elfte Napf in jeder der vier Reihen tritt plötzlich mit seiner richtigen Grösse und Gestalt auf, und von da an bis zur Spitze ist kein merklicher Unterschied zwischen diesem Arme und dem Arme der entgegengesetzten Seite, oder zwischen den Armen des Männchens und des Weibchens. Die Hectocotylcnbildung bei den Cephalopoden. 225 Bei Sepia inei^mis v. Mass. , die dem indischen Meere angehört, aber wovon das Museum nur ein männliches Exem- plar besitzt, und zwar ein kleines von kaum vier Zoll Länge, finde ich dieses Verhältniss noch eigenthümlicher entwickelt. Die unterste Hälfte des Armes (siehe Taf. X. Fig. 8), besitzt durchaus keine Saugnäpfe, sondern ist in ihrer ganzen Breite umgebildet gleichwie die äussere Seite des entsprechenden Armlheiles bei Sepia ofpcinalis , indem eine Menge Gruben durch mehr hervorragende Hautfallen deutlich genug in Stras- sen geordnet sind, die quer über den Arm gehen. Die stärksten Querfalten scheinen die Lage der Muskelpartien an- zudeuten, wo an sich die Saugnapfstiele heften, und nach ihrer Anzahl darf man annehmen, dass etwa 20 Querreihen von Saugnäpfen verschwunden sind. Beide Ränder des Armes haben die Neigung sich gegen einander zu falten , und so gleichsam eine sehr lange Saugplalte oder Greifplatte zu bil- den. Das erwähnte Exemplar, wonach Fig. 8 gezeichnet ist, war leider etwas schlaff und minder wohl erhalten; ein bes- ser erhaltenes kann vielleicht eine Spur von den Saugnäpfen zeigen , deren Vorhandensein ich verneinen zu müssen ge- glaubt habe. Jedenfalls macht diese Bildung bei einer indi- schen Sepia-Art es wahrscheinlich, dass das oben bei Sepia ofßcinaüs beschriebene Verhalten nicht dieser Art allein zu- kommt, sondern dass wir hier mit einer der ganzen Gattung Sepia zukommenden Erscheinung zu thun haben. Von drei anderen Sepia - Arten besitze ich nur Weib- chen, und bei diesen sowohl wie bei den Weibchen der bei- den vorigen Arten , gehen die vier Saugnapfreihen , in stets zunehmender Grösse, bis zu dem Grunde des Armes hin. Mit der Galtung Sepia gruppirt d'Orbigny die beiden Hauptgattungen der kleinen Küstenlintenfische: Sepiola Leach und Rossia Owen ; aber in Rücksicht auf das Verhalten der Arme, welches wir hier untersuchen, trennen sie sich weit von einander, wie das Folgende sogleich lehren wird. Bei einer männlichen Sepiola Ro7ideletii d'Orb. fand ich nämlich Folgendes: Von dem ersten Armpaare, oder Rücken- paare, trug der Arm an der rechten Seile sehr kleine Näpfe in zwei Reihen bis zur Spitze, und diese Näpfe, welche ganz regelmässig nach aussen zu kleiner wurden , erreichten an Archiv f. Naturgesch. XXII. Jahrg. 1. Bd. 15 226 Sleenstrup: Grösse nicht den vierten Theil der grossen kugelförmigen Näpfe, welche man an dem zweiten und vierten Armpaare findet, zumal an dem mittelsten Theile derselben; darin stimm- ten sie mit den Näpfen an dem dritten Armpaare überein. In dieser ungleichen Entwickelung der Saugnäpfe kommt die- ses mein Sepiola- Männchen auch mit Fig. 5 auf der ersten Sepiola- Tafel in Ferussac's und d'Orbigny's grossem Werke überein. Der Arm an der linken Seite wich dage- gen nicht nur von dem ihm gegenüberliegenden ab, sondern auch von allen anderen Armen an dem Thiere, indem er, wie meine Fig. 9 zeigt, auf eineeigene Weise so zu sagen in sei- ner ganzen Länge angeschwollen war. Dieser angeschwol- lene Zustand hatte nach einer näheren Betrachtung darin seinen Grund, dass die sonst kugelförmigen Stiele der Saug- näpfe stark verlängert und walzenförmig geworden und mit einander verwachsen sind ; mit den stumpfen Spitzen dieser Walzen sind Saugnäpfe durch so dünne und kurze Fäden verbunden, dass sie fast das Ansehen erhalten, als wenn sie sitzend wären ; sie sind im Durchmesser gleich mit ihren Walzen, so dass sie einander fast mit ihrem äusseren Rande berühren. Dieses gilt namentlich von der inneren Reihe der Saugnäpfe, die an Grösse die der äusseren Reihe übertreffen und über diese hinausragen, was Fig. 9", die diesen Arm von der Bauchseite gesehen , und Fig. 9"', die in stärkerer Vergrösserung ein Paar Saugnäpfe von beiden Reihen dar- stellt, deutlicher zeigt. Die erstgenannte Figur zeigt zugleich eine an der inneren Fläche dos Armes, unten am Grunde, entwickelte merkwürdige Hautausbreilung, die sehr stark mit Muskeln versehen und dadurch fähig ist, sich nach den Sei- len auszubreiten und sich zusammenzufalten , und daher als Greifwerkzeug oder eine Zange wirken zu können scheint. Sie ist hier mit zusammengeschlagenen Rändern in der dil- lenförmigen Gestalt dargestellt, welche sie an dem Spiritus- Exemplare ha!t(\ Unterhalb dieser Dille sitzen noch vier kleine Saugnäpfe von Grösse und Form derer , die an der Wurzel der anderen Arme sitzen, woraus man also sieht, dass diese Hautausbreitung dieselbe Stelle an dem Arme hat, wie die Hautausbreitung an dem Arme der Sepien; dass die- ser Apparat wesentlich die gemeinschaftliche Bedeutung wie Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 227 der beschriebene Theil bei der Gattung Sepia hat, kann ich nicht bezweifeln. Ich habe bereits erwähnt, dass Fig. 5 auf der ersten Tafel bei Peru ssac und d'Orbigny aufs Beste meine männliche Sepiola in Hinsicht auf den ganzen Habitus und die starken kugelförmigen Saugnäpfe am zweiten und vierten Armpaarc darstellt; ich will nun bitten diese Figur nochmals mit der meinigen in Hinsicht auf die Bildung des linken Rückenarms zu vergleichen, und man wird mir gewiss die Wahrscheinlichkeit einräumen, dass daselbst für die ei- genthümliche Form , die dieser Arm in der Figur erhalten hat, eine Bildung zum Grunde liegen muss, wie die, welche ich hier beschrieben habe. Da meine Weibchen alle kleine Näpfe hatten, wo das Männchen die grossen besass, und den linken und reckten Rückenarm gleich entwickelt hatten und somit den übrigen Figuren entsprechen, welche d'Orbigny von der Art gegeben hat, so betrachte ich natürlicherweise die mehrerwähnte Fig. 5 als ein Männchen und nicht ein Individuum mit krankhafter oder monströser Entwickelung darstellend; so erklärt nämlich d'Orbigny diese seine Fi- gur •"*> Ich besitze noch aus dem Mittelmeere eine andere männliche Sepiola, welche zu derselben Gruppe wie Ronde- letii gehört, indem sie nur zwei Reihen Saugnäpfe an jedem Arme hat; ihr zweiter und vierter Arm tragen auch grosse und kugelförmige Näpfe, und ihr linker Rückenarm ist ganz analog mit dem der vorigen umgebildet, aber sie unterschei- *) üeber Sepiola atlantica heisst es bei d'Orbigny p. 237 in seiner Forlsetzung des grosen Fem ss ac'schcn Cephalopodenwerkes (L'histoire naturelle et particuliere des Mollusques) : „Cette espece, de meine que la Sepiola Rondeletii, est assez sujelte ä une maladie qui consiste en un durcissement et une croissance beaucoup plus grande des cupules des bras sessiles, qui deviennent quatre fois aussi gros que les autres, sans que leur cercle eorne suive la meine pro- portion. Cette affection allonge les bras , les fait gonfler, ou les rend souvent difFormes". — Auch von Sepiola Rondeletii heisst es in der Erklärung der Abbildungen p. 233 gerade bei den Figuren (5 und 6) , welche ich oben als unverkennbar meiner Figur gleichend angeführt habe : „Fig. 5, Individu malade ; ses cupules devenues plus grosses et plus dures. Fig. G, Portion de bras affecte de la maladie indiquee". 228 Steenstrup: det sich von ihr darin, dass die Saugnäpfe am unteren Theile dieses Armes verhäilnissmässig grösser sind, und schroffer an Grösse nach dem Ende des Armes abnehmen ; sie sind dabei etwas mehr gestielt, und die Grundlheile dieser Stiele sind nicht so stark verwachsen. Ebenso ist die eigenthümliche Greifpartie an der Wurzel weniger entwickelt. Bei der mit Sepiola so nahe verwandten Galtung Ros- sia war es zu vermuthen, dass das Verhalten des Armes dasselbe sein müsse. Ich finde auch, dass dies der Fall ist, was das Paar der umgebildeten Arme betrifft; aber die Um- bilduno- selbst ist merklich verschieden. Leider besitze ich kein Männchen vcn den eigentlich europäischen Arten, aber dagegen habe ich 5 männliche Individuen der Galtung Rossia von den Grönländischen Küsten uniersucht; diese fünf Indi- viduen gehören bestimmt zwei verschiedenen Arten an, aber alle stimmen darin mit einander überein , und weichen von den weiblichen Individuen ab, welche ich habe untersuchen können, sowohl von grönländischen wie europäischen Arten, dass die drei unteren Armpaarc , das zweite , dritte und vierte Paar, bedeutend grössere Saugnäpfe tragen als das erste Paar , oder die Rückenarme , während dies Paar bei den Weibchen nicht merklich kleinere Näpfe trägt als die übrigen, und ferner darin, dass dasselbe erste Paar, der linke und rechte Arm, die äussere Reihe dieser Saug- näpfe, in fast zwei Dritteln der Armlänge, auf hohen Stielen stehend hat, deren Wurzellheile ungemein stark entwickelt und zusammengedrückt und im schlaffen Zustande fast blatt- förmig sind ; zwischen diesen eigenthümlichen Stielen sieht man Hautfallen sich einschieben, und andere ähnliche Hau'i- fallen von der Wurzel des Stieles ausgehen , Taf. XL Fig. 1. Diese sonderbaren Haulfalten zeigen sich bei näherer Be- trachtung nur als üppigere Entwickelungen der Hautwülste, die bei den Rossien napfförmig den Grund oder den Stiel der einzelnen Saugnäpfe umgeben , wie es sich zum Theil auch bei Sepiola findet — Hautbildungen, denen man bisher nicht hinreichende Aufmerksamkeit geschenkt hat , die aber viel- leicht denen entsprechen, welche d'Orbigny nach Tile- sius bei Sepiola japonica Til. beschrieben hat. Etwa 11 Saugnäpfe sind so an der äusseren Seite des rechten und Die Heclocolylenbildung bei den Cephalopoden. 229 linken Armes stark emporgehoben, während die übrigen Saiignäpfe auf niedrigeren aber mit den anderen wesentlich übereinstimmenden Stielen getragen werden. Da die soge- nannte „Deckhaut" der Saugnäpfe, die ich im Vorigen die Seitenborde des Armes genannt habe, an der äussern Seite des Armes sehr stark und breit vor diesen 11 Saugnäpfen ist, und die erwähnten Hautfalten sich auf sie fortsetzen, so entsteht einige Aehnlichkeil zwischen dieser Enlwickelung und dem was wir bei Sepia antrafen, gleichwie wir auch hier die Umbildung in dem unteren Theile des Armes oder doch vornehmlich in ihm haben. Endlich muss noch be- merkt werden, dass beide Arme des Rückenpaares bei allen fünf Individuen so schief nach innen gedrehet sind , dass dadurch offenbar ein Zusammenwirken zwischen den äusse- ren Seiten dieser beiden Arme erleichtert wird. Diese bei- den Arten gehören wohl zu den grössten Arten der Gattung, da sie gleichgross mit R. palpebrosa Owen sind, mit der die eine nach meiner Meinung zusammenfallen muss*"'), aber es *) Die beiden Arten unterscheiden sicli leicht dadurch von ein- ander, dass die eine äusserst lileine Saugnäpfe an den Keulen der Tentakeln hat, so wie diese nach Owens Beschreibung und Abbil- dung bei Rossia palpebrosa ^ sein sollen, während sowohl Männchen wie Weibchen der anderen Art sehr grosse Näpfe an den Keulen ha- ben; die mittelste Reihe derselben übertrifft an Grösse bedeutend die grossen kugelförmigen Näpfe an den Armen , durch welche Eigen- ihümlichkeit diese Art auch beträchtlich von allen beschriebenen Arten abweicht. Dieser ausgezeichneten Form habe ich den Namen Rossia iWö7/ert Stp. beigelegt nach unserem verstorbenen Landsmann, dem um die Grönländische Molluskenfauna verdienten Inspector H. C. Möller. Nach dem Männchen von dieser Rossia Mölleri sind die beiden Rückenarme Tab. XI. Fig. 1. gezeichnet. Auf Anlass dieser und mehrerer anderer Vermehrungen der grönländischen Fauna, die in dieser Abhandlung berührt werden, ergreife ich die Gelegenheit in Erinnerung zu bringen, dass sowohl die üriginalsammlung, welche dem verstorbenen Möller als Grund- lage für seinen Index MoUuscorum Groenlandiae gedient hatte, wie auch seine späteren Sammlungen zu eiuer vollständigeren Bearbeitung davon, von des Verstorbenen Vater, Herrn Regimentschirurg Möller dem zoologischen Museum der Universität geschenkt sind, und dass vorzüglich mit Hülfe des erwähnten Materials von Hrn. 0. Mörch 230 Steenstrup; ist kaum ein hinlänglicher Grund anzunehmen , dass nicht die kleineren Arten hiermit übereinstimmende Verhältnisse zeigen sollten -'0. Die Gattung Ominatostrephes d'Orb. , gebildet aus den Arten der älteren Gattung Loligo, deren Augen von dem deckenden Hautuberzug entblösst sind und deren Bau in man- cher anderer Beziehung von den Loligoarlen im engeren Sinne abweicht; die Gatlung 0 nychoteuthis Lichtst. mit ihrer Untergattung Gonatus Gray und die Gattung Loli- gopsis, so wie sie von Ferussac aufgefasst wurde und von ihm und später von d'Orbigny einen eigenen Begriff erhielt, der nicht in Verbindung mit den Ccphalopoden zu stehen scheint, auf welchen Lamarck ursprünglich sein Ge- schlecht LoUgopsis gründete, haben mir nicht dergleichen Ab- weichungen in dem Baue eines einzelnen Armpaares bei den eine vermehrte und vollständigere Ausgabe von Möller's Index mit Originalfiguren vorbereitet wird. *) Dies bemerke ich mit Rücksicht auf ein in Verany's AVerk über die mittelmeerischen Cephalopodeu beiläufig berührtes Verhalten bei der eigenthümlichen liossia dispar Kupp. Bei dieser kleinen Art, die zuerst durch ihre ganz unverhältnissmässig grossen Saugnäpfe an den obersten Seitenarmen (s. Yerany I.e. Tab. 23 d, /", g^ h) bekannt geworden war — wofür auch Gray eine eigene Gattung unter dem Kamen Heleroteulhis bildete — sollen nämlich zufolge eines Briefes an den Verfasser von Dr. Krohn alle die mit jenen grossen Saug- näpfen versehenen Individuen sich als Weibchen ausgewiesen haben, während eine in den anderen Beziehungen mit dieser übereinstim- mende Form, der diese grossen Kaugnäpfe fehlen und der der IName Rossia affinis zugedacht war , nur Männchen dargeboten haben soll. Unter Voraussetzung der Richtigkeit (?) dieser Beobachtung, bleibt es eine Frage, ob nicht jene Männchen doch das Rückenpaar erstens mit kleineren Saugnäpfen als die übrigen drei Armpaare, und zwei- tens analog mit den Armen bei den obenerwähnten drei Arten zei- gen. Es verdient eine nähere Untersuchung, ob nicht die beiden von der Irischen Küste von Ball beschriebenen Rossien, R. Owenii und R. Jacobii, welche letztere von Forbes undHanley zu R. macro- sotna gerechnet wird, sich wie Männchen und Weibchen derselben Art zu einander verhalten ; wenigstens stimmt jene im Verhallen der Näpfe mit meinen Männchen , diese mit meinen Weibchen überein. — Vergl. die Figuren dieser beiden Arten bei Forbes und Hanley PI. NM und SSS. Die Hectocotylcnbildung bei den Cephalopoden. 231 männlichen Individuen dargeboten. Es fehlt jedoch deshalb nicht an bedeutenden äusseren Verschiedenheiten zwischen Männchen und Weibchen, so wie es bereits aus Verany's Beschreibung und Abbildung der beiden Geschlechter von 0mm. sagittatus Lain. hervorgeht, und wie ich es nach Un- tersuchung der beiden Geschlechter aus dem Mittelmeere be- stätigen kann. Es sind inzwischen nicht allein der im Ver- hältnisse viel kürzere Körper und die viel längeren und stär- keren Arme, welche hier das Männchen vor dem Weibchen auszeichnen , sondern es ist auch der bestimmte auffallende Unterschied, welchen Verany übersehen hat, dass beide Seitenarme bei dem Männchen mehrmals grössere Saugnäpfe tragen als die Bauch- und ßückenarme, während sie bei den Weibchen nicht sonderlich diese Grösse übertreffen. Es sind daiier keinesweges äussere Geschlechtsunterschiede , deren Vorhandensein ich in diesen Formen in Zweifel ziehen möchte, aber wohl eine weniger symmetrische Ausbildung eines der Armpaare in Bezug auf die Fortpflanzung. Doch muss ich in dieser Hinsicht ausdrücklich bemerken , dass wenn ich auch Gelegenheil gehabt habe, eine grössere Anzahl von Ar- ten zu sehen, und namentlich von den sogenannten „Loli^ goj)siden^\ welche ich als Gruppe lieber Hyaloteuthier oder Medusoteuthier nennen würde , nicht weniger als 6 *"') , von *) Da diese Gruppe im Systeme noch so wenig Arten zählt, und da diese Tintenfische im Ganzen zu den sehr seltenen in den Museen gehören, so wird es liaum überflüssig sein in der Kürze diese Anzahl zur Sprache zu bringen. Die angeführten sechs Arten sind alle atlantisch; zwei von ihnen sind sehr kleine Arten der Gattung Chiroteutliis d'Orb. mit vieler Uebereinstimmung mit dem in Verany's Werk beschriebenen und Tab. 26 abgebildeten Lol. zycjaena Yer. und Lol. vennicularis Rüpp. ; zwei andere sind gleichfalls kleine , aber zur Galtung Leachia Lcs. gehörende Arten, unter welchen die von Frosch in den Schriften dieser Gesellschaft beschriebene yCranchia fOtceniaJ megalups Fr." , und eine andere merkwürdige Art , der ich den Namen L. Rcinhardlii gegeben habe, und welche sich von allen bisher beschriebenen Arten durch ihre stärkere Ausrüstung mit Knor- pelleisten am Mantel unterscheidet ; ausser einer gezähnten Knorpel- leiste an der Mittellinie des Rückens herab hat sie an jeder Seite des Leibes zwei andere gezähnte Knorpelleisten oder Knorpelrippen, die unter einem spitzen Winkel gerade an den Funkten mit einander 232 Steenstrup: der Onychoteiithis -Grupi^e 2, von der Galliing Ommatosire- phes 5 Arten, so habe ich doch nur von sehr wenigen Arten nämlich einer von jeder der letztgenannten Galtungen , eine grössere Anzahl Individuen von jedem Geschlecht zur Unter- suchung gehabt, und es ist so nicht unmöglich, dass ein in der Hinsicht glücklicher gestelller , und namentlich ein am Mittelmeere wohnhafter Forscher nachweisen könnte, was ich nicht habe finden können ; jedoch wird die Umbildung in diesem Falle gewiss auf einen äusserst kleinen Theil des Armes beschränkt sein *). Von den auffallenden Formen, welche, wie wir gesehen haben, ein bestimmter Arm bei den meisten männlichen Ce- phalopoden der Decapoden-Ordnung annimmt, indem ein sol- cher besonders für einen eigenen Zweck ausgebildet wird, wenden wir nun unseren Blick auf die Octopoden. Haben zusammen stossen, an welchen der Mantel jederseits mit dem Trich- ter vereinigt ist; das Verhältniss der Arme ist 3,2,4, t, und sie tra- gen nur zwei Reihen von Saugnapfen ; die Tentalieln haben vier Rei- hen von Saugnäpfen am äusseren Drittel, sich zerstreut auf das mit- telste Drittel fortsetzend; die Flossen sind endständig, klein und rund- lich. Von derselben Gattung habe ich endlich eine grosse und sehr ansehnliche Art von Nordgrönland , Leacliia hyperhorea Stp. von L. pavo Les., mit der sie mir am nächsten verwandt zu sein scheint, durch die Länge der Flossen, die sehr schmal sind, den Seiten des Leibes in halber Länge folgen, und zusammen eine lange lancetför- mige Figur bilden; durch das gegenseitige Längenverhältniss der Arme, welches 3, 2,1, 4 ist; durch die bedeutende Grösse der Saug- näpfe und die Kürze der Tentakeln, die nur doppelt so lang wie die eigentlichen Arme sind, unterschieden. Diese neuen Arten sind be- stimmt, mit mehreren anderen allantischen Tintenfischen, den Gegen- stand einer späteren Abhandlung zu bilden. Die sechste Art ist eine unvollständige Histioteuthis d'Orb. *) Bei meinen beiden männlichen Ommatoslrephes Lam. zeigt zwar der eine Baucharm eine eigene Form an der Spitze, die auf eine solche Umbildung hindeuten könnte ; aber da es an dem einen Individuum der linke, an dem anderen der rechte Arm ist, und da beide Indivi- duen im Leben an diesen Stellen etwas beschädigt gewesen zu sein scheinen, so habe ich es nicht als normal rechnen dürfen, um so mehr, da ich bei männlichen ümmatostrephcs anderer Arten nichts Entsprechendes finden konnte. Die Ilectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 233 wir nämlich nicht die Anschauung zurückdrängen können, dass diese auffallende Ausbildung sehr nahe der Heclocotylenbil- dung bei den Gattungen Argonauta und Tremociopiis unter diesen entspricht, so ist es natürlich, dass wir suchen bei den anderen Galtungen der oclopodenartigcn Cephalopoden eine Spur von der Bildung aufzufinden, um so durch nähere üebergänge dieser Anschauung grössere Wahrscheinlichkeit zu geben. Wenn wir das Geschlecht der Arten innerhalb der Gat- tung Od opus selbst untersuchen, und damit den äusseren Bau desselben vergleichen, finden wir, dass der Arm, welcher bei den genannton beiden Gattungen „hectocotylisirt" ist_, be- kanntlich der dritte Arm an der rechten cTremoctopus) oder linken (Argonauta) Seite des Thieres, gerade auch bei der Gattung Octopus anders gebildet ist, als die übrigen Arme, und namentlich ist es hier stets der Arm an der rechten Seite, welcher umgebildet worden ist. Dieser Arm ist näm- lich immer kürzer als der linke , sogar in einem bedeuten- den Grade, indem er bei den verschiedenen Arten nur drei Viertel bis die Hälfte der Länge desselben darbietet, und da er überdiess nicht bloss oft dieselbe Dicke behält, sondern sogar in seiner äusseren Hälfte nniskelreicher ist, hat er auch oft ein kräftigeres Aussehen. Er trägt weit weniger Saug- näpfe als der linke, und ist aussen an der Spitze mit einer eigenthümlichen, meist länglichen Platte ausgerüstet, die bei den meisten Arten an der einen Seite mit einer grösseren oder kleineren Anzahl von Querrunzeln oder Rippen mit zwischenliegenden Gruben versehen ist. Diese Platte ist fer- ner mit der Schwimmhaut an der Wurzel des Armes durch Hülfe einer muskulösen Hautborde in Verbindung gesetzt, welche längs dem Rückenrande des Armes herabläuft, und diese Borde findet sich sehr oft mit ihrem freien Rande gegen die innere Seite des Armes aufgerollt, wodurch ein mehr oder minder geschlossener Kanal gebildet wird, welcher un- zweifelhaft dazu bestimmt ist, die Spermatophoren zu der Endplatle des Armes hinzuleitcn. Da dieser Kanal oder Halb- kanal inwendig ohne Chromatophoren und bei den meisten Arten ganz weiss ist, so schliesse ich daraus, dass beim le- benden Thiere dieser Hautrand in der Regel gegen die Seite 234 Ste enstrup: des Armes g-ebogen sein wird, so wie es die meisten Spi- ritus-Exemplare zeigten. Dies ist wenigstens der Fall bei üctopus groenlandiciis Dewhurst (= 0. arcticus Prosch), von welchem ich bei fünf Männchen am rechten Arme des dritten Paares nur 41—43 Saugnäpfe finde (während ich an dem entsprechenden linken Arme 74 — 79 finde) und eine mit 13—17 Querrippen verse- hene löfFelförmige Greifplatfe an seiner Spitze, nebst einem Hautrande, der sich von dieser bis gegen die Mitte der Bin- dehaut zwischen dem dritten und vierten Arme erstreckt, wo der Halbkanal oder Falz , welchen dieser Hautrand bildet, ebenfalls plötzlich aufhört. Figur 2 auf Tafel XI, die in na- türlicher Grösse ausgeführt ist, sucht dieses Verhalten an- schaulich zu machen, a ist die Greifplatte, wie ich sie ge- nannt habe, durch eine hohe winkelförmige Hautfalte (d) von dem saugnapftragenden Thcile des Armes geschieden; bh der Hautrand oder die Haulborde ; c die Stelle wo sie be- ginnt oder endigt am Rande der Bindehaut*). Eine Samen- büchse oder Spermatophore ragte an dem einen Exemplare aus dem Trichter hervor, und war vermuthlich auf dem Wege zu jenem Hautrande hin, zu welchem sie wahrscheinlich da- durch gebracht wird, dass sich das obere Ende des Trich- ters einfach gegen den Anfang des Hautfalzes hinlegt. Bei einem männlichen Exemplare von Octopus macro- pus Risso oder 0. Cuvieri d'Orb., gesammelt von Professor Es ch rieht bei Gelte und nun dem zoologischen Universi- tätsmuseum überlassen, finde ich das Verhalten in soweit mit 0. groenlandicus übereinstimmend , als auch hier der rechte Arm des dritten Paares weit kürzer als der linke desselben Paares ist, jener nämlich nicht volle 10 Zoll, dieser gegen 20 Zoll, und sich dabei an der Spitze zu einer 13mm. lan- gen aber schmalen muskulösen Platte erweitert , die keine Saugnäpfe hat und durch eine erhöhte Falte von dem saug- napftragenden Theile des Armes abgegrenzt ist. Obgleich *) Die Saugnäpfe an allen acht Armen haben etwa dieselbe Grösse; dass sie in der Abbildung an dem ersten Paare grösser er- scheinen, rührt von der Richtung her , worin sie der Zeichner gese- hen hat. Die Beclo cotylenbildung bei den Cephalopoden. 235 das Exemplar etwas schlaff war, so erkannte man doch eine Neigung am Rande der Endplatte sich wie ein Greifapparat zusammen zu biegen , aber Quererhöhungen waren nicht zu sehen, vielleicht nur wegen des erwähnten Conservationszu- slandes. Unterhalb dieser Greifplatle war der Arm regel- mässig gebaut, abgerechnet seine stärkere Äluskulalur und Dicke nebst der muskulösen Hautborde an der Seile des Ar- mes herab. Eine andere Octopus-Art, die auch aus dem Mittelmeere stammen soll , aber welche ich auf keine Weise als einen kleineren 0. vulgaris deuten kann, zeigt wesentlich dasselbe; der betreffende Arm ist in natürlicher Grösse Taf. XI. Fig. 3 abgebildet, mit entfalteter Hautborde. Die Anzahl der Quer- ribben in der Greifplatte ist 17. Noch habe ich ausser mehreren Octopus-Arten, deren Bestimmung mir aus Mangel an hinlänglichem Vergleichungs- materiale unmöglich gewesen ist, mehrere männliche Indivi- duen von 0. rvgosus Bosc von den Antillen untersucht, fer- ner eine grosse Anzahl männlicher Individuen von Octopus vulgaris Lam. aus dem Mittelmeere , und einen männlichen Octopoden von der Chilesischen Küste, der durch die be- trächtliche Grösse einiger einzelnen Saugnapfpaare an den Seitenarmen der von diesen Küsten bekannte 0. Fontanianus d'Orb. zu sein scheint. Bei ihnen allen habe ich gefunden, dass dieser rechte Arm längs seiner inneren oder unteren Seite eine muskulöse Hautfalte hatte , bestimmt um für die Leitung von Spermatophoren einen Halbkanal oder Kanal zu bilden, und am Ende mit einer kleinen napfförmigen Erwei- terung versehen war, welche jedoch so unbedeutend war, dass sie leicht der Aufmerksamkeit entgehen konnte , wäh- rend der Arm selbst durch die erwähnte zusammengerollte Hautfalte und durch seine Verkürzung sich dem entgegenge- setzten Arme gegenüber hinlänglich kenntlich machte, wenn er auch nicht, wie bei den vorigen Formen, zugleich dicker ist, sondern in seiner äusseren Hälfte schlanker und zuge- spitzter erscheint als die übrigen Arme. Ich muss daher annehmen, dass bei allen Octopus-Arten ohne Ausnahme dieser dritte Arm an der rechten Seile zur Uebertragung der Spermatophoren bestimmt ist. 236 Steenstrup: Besonders niuss ich in BetreiF von Octopus vulgaris Lam. hinzufügen, dass fünf von mir untersuchte männliche und ungemein grosse Individuen alle an ihren Seitenarmen den 14ten, löten oder löten Saugnapf von einer ganz unverhält- nissmässigen Grösse haben, und dass das oberste Paar die- ser Seitenarme ausserdem in der Regel Nachbarnäpfe für diesen grossen Saugnapf von fast ebenso ansehnlicher Grösse hatten, wogegen nur bei einem einzigen dieser Exemplare die Tendenz war, zwei solcher Näpfe an dem untersten Sei- tenpaare oder dem sogenannten dritten Armpaare zu ent- wickeln. Dabei war der dritte rechte Arm etwa einen Fuss kürzer als der dritte linke, aber auch deutlich dünner in seiner äusseren Hälfte, hatte am Ende die zugespitzte Endfläche; die an der einwärts gewendeten Fläche stark weisse Hautfalte giebt das Ansehen, als wenn die Seite des Armes durch einen Längsspalt in zwei Theile gespalten wäre *). Bei keinem *) Das Verhalten, welches ich liier angedeutet habe, die zuge- spitzte Form des Armes, die starlie Ilautfalte längs dem Rückentheile des Armes, die inwendige stark weisse Farbe dieser Ilautfalte und ihre Aufrollung gegen die Seite des Armes , wovon sie nur durch eine tiefe Ritze oder Furche getrennt scheint, und zwar von der Spitze an , endlich die hier erwähnten grossen Saugnäpfe an den beiden Seitenarmpaaren, und sogar auch an dem Arme, der im Dienste der Fortpflanzung steht, macht uns drei Stellen bei Aristoteles versländ- lich, welche Philologen und Zoologen bisher nicht recht haben ver- stehen können. Diese Stellen zeigen uns, dass Aristoteles bei dem gewöhnlichen üctopus des Mittelmeeres, seinem Polypus, sowohl die- ses eigenthümliche Formverhältniss an dem einen Arme gekannt, als gewusst hat, dass er in Beziehung zur Fortpflanzung stände, wenn er sich auch bestimmt dagegen äusserte, dass der Same durch den Arm geleitet würde. An der einen Stelle sagt Aristoteles ganz kurz über seinen Polypus: Jiaifioai öe o aQQtjy ttjg d^tjk^ins tw zf z^r xecfakr^y l'^ny TinoutjxföTtQcty , xcci ro '/.akotjfisvOy vno fiov ulticoy aidoioy iy ifi nkfxxfiprj levxoy (lib. V. c. 10, 1. edit. Schneideri p. 196) , welches übersetzt werden muss: differt mas a femina eo , quod habet caput (i. e. abdomcn) oblongius et genitale , quod a piscatoribus vocatur, in brachio album. Dieser Ausdruck bezieht sich erstens auf den an einer anderen Stelle in demselben Buche (nämlich V. 6, 1. p. 188) ge- brauchten, worin es ausführlicher heisst : ^/«a/ öi nyfg xai joy uq- Die Ilectocotylcnbildung bei den Cephalopoden. 237 Weibchen, ungeachtet auch hier die Seitenarme unverkenn- bar die grösseren waren, fand ich solche grosse Saugnäpfe. Q€pcc iysiv aiöouoöig ii ^v fxi(J itoy vkf/.tavuuv, tv v ovo al utyiaiai xorvktjdofSi alaCi'' tlyai ö't 10 loiovxov ujanfQ vtvoiudig f^^XQ'' *^f fiiG)}v irjp nkexictyr^y TiQüari fifvxos , unay t8 {^fiöniif Qc'ivuL) tig lov /uvxiPioa r^g ■O^rjltiag. i. e. aiunt nonnulli, mareni in uno brachiorum, in quo sunt duo maxima acetabula, quoddam genitaii simile habere, idem esse quasi nervosum , usque ad medium brachium adnalum, et totum in narem (fistulam) feminae inseri. Ferner bezieht er sich auf die, wie man gewiss nun finden wird, genauere Beschreibung des Armes in dem vierten Buche : 'O f^hy ovy noXunovg y.cti cug noai xai wg X^QOi XQ^jtcci Talg nlsy.idyaig TiQOöäyiiai öh laig övaiiaig vnfQ tov oiöfiaiog, jfj cJ" iax^in iii^v nlexiavwy, rj taiiy o^viuTtj js xai fxoytj 7ittQ(' dritter Arm ein Hectocotylus i) {Tremoctopus) rechter (feniinae polyandrae!) Oclopidae ) /dritter rechter Arm hectocotylisirt 2) \ueledone ) (feminae monandrae?) l>ecapodes. [ Rossia I (mit dem rechten, f nur in der Mitte) > erster linker Arm hectocotylisirt I (allein, in ganzer \Sejnola ' Länge) ^ " \Sepia \ (am Grunde) Sepiofeutliis f (an der Spitze) > vierter linker Arm hectocotylisirt Loligo { (an der Spitze) LoUolus ' (in ganzer hänge) i Omi?iafosfrepJies\ Oigopsidae JOni/chofenfhis \ ^^c'" hectocotylisirter Arm bisher beob- fLoligopsis ( achtet. *) Die von den übrigen Cephalopoden ganz abweichende Form Sciadephorus Mülleri Eschr. (Cirroteuthis) habe ich hier nicht ange- führt ; ich habe wohl 4 Männchen untersucht , und keine Spur von den bei Octopus und Heledone angezeigten Bildungen des Armes ge- funden , aber darf doch nicht mit Sicherheit behaupten , dass nicht dergleichen an den lebenden Exemplaren zu finden wäre. Die eigen- thümliche Consistenz dieser Gattung macht , dass sich die Form aller Thcile in Weingeist sehr verändert. ~ Als etwas recht auffallendes muss ich bemerken, dass meine vier männlichen Exemplare eine gewisse Partie der kleinen Saugnäpfe am unteren Drittel des Armes gleichsam abgestreift hatten, und so kleine tellerförmige Flächen bildend, welches Aussehen dagegen keines meiner Weibchen darbot. Ob hierin etwa ein Geschlechtskennzeichen liegen könnte, kann ich nicht sagen. — Die Gattung scheint eine eigene Familie der Octopoden zu bilden, obschon man aus meinen hier mitgetheiiten Untersuchungen ersehen wird, dass sie sich an Heledone nicht bloss durch die einzelne Reihe der Saugnäpfe anschliesst, sondern auch durch die Girren, welche ich an der Armspitze von Heledone angezeigt habe, und welche de- nen bei Sciadephorus am grössten Theile des Annes zu entsprechen scheinen. *) Abfallend , farblos, in einem Sacke entwickelt. -) Sitzenbleibend, gefärbt, frei entwickelt. Die Hcctocotylcnbildung bei den Ccphalopoden. 251 Diese Zusammenstellung giebt zugleich ein sehr spre- chendes Zeugniss davon, dass etwas Natürliches ind'Orbig- ny's Trennung der zehnarmigen Tintenfische in die beiden grossen Hauptgruppen „Myopsides^^ und ^Oigopsides^ liegen muss, obgleich man bisher nicht sehr geneigt gewesen ist, sie anzunehmen. Durch die Verschiedenheit in dem Fort- pflanzungs-Verhalt zeigt sich namentlich die Galtung Omma- tostrephes d'Orb. noch mehr berechtigt , weit von der Gat- tung Loligo entfernt zu werden, zu welcher selbst neuere Malacologen, wie Verany und Troschel, sie zu stellen verharren. Wenn d'Orb i gny wiederholt hervorhebt, dass seine Gattung Philonexis oder Tremoctopus sich wesentlich von Octopus entfernt, unter welche ihre Arten ehedem ein- geordnet waren, und sich zunächst an Argonaula anschliesst, so zeigt auch der erwähnte Fortpflanzungsverhalt dies voll- ständig, und es ist in der Hinsicht ganz interessant zu be- merken, das der vermeintliche Octopus, bei welchem Verany die vollkommene Heclocotylenentwickelung beschrieben hatte, sich als eine Philonexis oder ein Tremoctopus ausgewiesen hat, nämlich 0. Carenae Veran. Findet also d'Orbigny's Einfheilung in grössere Gruppen viele Bestätigung durch das oben beschriebene Verhalten , so dürfte dies doch mehrere Fingerzeige für eine vielleicht naturgemässere Begrenzung einzelner Familien enthalten, und dies gilt namentlich von der Zusammenstellung der Gattung Sepia mit Rossia und Se- piola, was auch Manchen weniger natürlich vorgekommen ist. Die negativen Charaktere, welche diese drei Gattungen gegenüber den übrigen Myopsiden vereinigten, haben bereits etwas von ihrer Stärke dadurch verloren, dass der Mangel der Muskelseile am Trichter bei der kleinen Gatlunff Lotio- lus in der Loligofamilie erkannt wurde. Die Berechtigung auf die Weise, wie es hier geschehen ist, den hectocotylisirlen Arm als einen Maassstab für die natürliche Zusammenstellung der Formen anzuwenden, liegt in seiner Wichtigkeit für die ganze Fortpflanzung. Es würde undenkbar sein , dass das verschiedene Auftreten dieser Umbildung bald an dem einen, bald an dem anderen Armpaare , bald an der rechten und bald an der linken Seite, bald an der Spitze des Armes und bald am Grunde u. s. w. nicht ebenso viele Verschiedenhei- 252 Steenstrup: ten in der Stelle und der Weise bedingen sollte, auf welche die Samenmasse auf die Weibchen gebracht würde, und in- sofern es scheint , dass der Samen kaum unwillkürlich oder mechanisch, sondern durch bewusste Bewegungen ausgestos- sen oder auf die Eier ausgegossen wird , auch in der Be- fruchtungsweise selbst. Was uns in dieser Beziehung ein einfaches Nachdenken giebt, das wird auch durch Beobach- tungen bestätigt. Die Samenmasse findet sich wirklich an sehr verschiedenen Stellen und unter sehr ungleichem Ver- halten angebracht; dies beabsichtige ich in Kurzem in einer anderen Abhandlung darzustellen , von der ich hier nur das allgemeine Resultat vorausschicken will , dass die Gattungen Sepia, Sepioteuthis und Loligo, also alle die, welche den lin- ken Baucharm umgebildet haben, die Samenmasse an der inwendigen Seite der Lippen des Weibchens (membrane buc- cale d'Orb.) anbringen^ welche daher auch für diesen Zweck besonders ausgerüstet scheinen, wogegen ich niemals bei einem anderen Decapoden den Samen an dieser Stelle ange- heftet gefunden habe, sondern an verschiedenen Stellen des Mantels oder der Eingeweide, bei Ommatostrephes z. B. tief in der Manfelhöhle an der Mittellinie des Rückens. Zur Ver- gleichung mit dem, was hier über Sepia und die Loligines mitgetheilt ist, muss erinnert w^erden, dass die Anatomie der beiden männlichen Nautilus -Exemplare *-*) eine grosse Ver- schiedenheit in der Enlwickelung der eigenthümlichen Lip- pentheile an den beiden Seiten des Thieres gezeigt haben, während sich Aehnliches bei den weiblichen Individuen nicht findet. Ungeachtet sich demnach die angeführten äusseren Ge- schlechtsverschiedenheiten deutlich und wichtig erwiesen haben, sind sie doch bisher von den Naturforschern nicht aufgefasst worden; darin wenigstens werden die meisten derselben nach Lesung des Vorstehenden mit mir einig sein. Zu einer deut- licheren Anschauung dieses Mangels bei unserer nunmehri- gen Kenntniss der Cephalopoden wird es indessen kaum *) C. van der Hoeven iu Tijdschrift voor de Wis- en Na- tuurk. Wetenschappen I. Deel. 1848. S. 67— 75. PI. I. Fig. 1—3 und Transactions of de Zoological Society 1850. p. 21— 29. pl. 5, 6, 7, 8. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 253 Überflüssig sein — aber andererseits hoffe ich, dass es für diesen Zweck auch für völlig ausreichend angesehen werden wird — zwei Aeusserungen über dieses Verhällniss aus der allerneuesten Zeit anzuführen; sie sind aus dem vorigen und aus diesem Jahre , und werden meiner Meinung nach voll- ständig den Status für die Zeit, wo sie niedergeschrieben wurden, erweisen. In der neuen Ausgabe der „Lectures on comparative Anatomy and Physiology, London 1855" hat der berühmte englische Anatom, Professor Owen, kein anderes Verhalten bei denOctopoden und Decapoden den oft bespro- chenen Gesohlechtsunterschieden bei Argonauta an die Seile zu stellen als Folgendes : „In the Calamary (Loligo vulgaris) Ihe gladius of the male is one fourlh shorter , but is broa- der than thal of the female. The sepium of the Cuttle (Se- pia) shows a similar, but not so much , sexual difference in ils proportions" p. 628, und kennt daher von solchen Zügen nur das nach dem Geschlechte breitere oder schmalere Rük- kenschild. Noch weniger hat Professor Leuckart diesem Geschlechtsverhalfen von Argonauta und Tremoctopus an die Seite zu stellen; denn in den in diesen Tagen erschienenen: „Nachträge und Berichtigungen zu dem ersten Bande von J. van der Hoeven's Handbuch der Zoologie, Leipzig 1856 von Rud. Leuckart'^, finde ich, dass dieser durch seine Zusammenstellungen über die Geschlechts- und Forlpflan- zungsverhältnisse dieser Thiere bekannte Verfasser in Be- ziehung auf jene beiden Gattungen sagt: „Unter den übrigen Schnecken sind bis jetzt noch keine Fälle eines geschlecht- lichen Dimorphismus beobachtet, denn die von Van der Hoeven hervorgehobene, und (laut brieflicher Mittheilung) neuerdings bestätigte Verschiedenheit der Tasterbildung bei dem männlichen Nautilus, . . . ., kann doch kaum dem son- derbaren Verhalten jener Cephalopoden an die Seite geselzt werden.« Je mehr nun übrigens dieses Verhalten übersehen worden ist, um so näher liegt die Frage, wie sie hat der Aufmerk- samkeit entgehen können, und als Antwort hierauf niuss ich anführen, dass ich annehme, dass sie wirklich öfters von den Naturforschern bemerkt worden sein müssen, aber dass diese sie für krankhafte Entwickelungen oder für zufällige 254 Steenstrup: Beschädigungen angesehen haben müssen, von welchen eine Regeneration die Spuren noch nicht verwischt hatten. Dass d'Orbigny bereits als Kranliheit gedeutet hat, was nach meiner Meinung ein Kennzeichen der forlpflanzungsfähi- gen Männchen bei der Gattung Sepiola ist, habe ich bereits angeführt, und dass der kurze hectocotylisirte Arm von Octo- pus und Heledone für einen beschädigien oder verstümmel- ten Arm angesehen worden ist, dessen verlorener Endtheil noch nicht ausgewachsen war, scheint mir deutlich genug, wenn auch mittelbar , aus den zahlreichen Figuren dieser Thiere hervorzugehen , welche im Besitze der Wissenschatt sind; nicht eine einzige von diesen habe ich bisher mit ei- nem solchen männlichen Arme finden können, und da es doch undenkbar ist, dass namentlich unter so vielen, an so ver- schiedenen Stellen und zu so verschiedenen Zeiten abgebildeten Oclopoden, deren Männchen mir mindestens eben so häufig zu sein scheinen wie die Weibchen, kein einziges ein männ- liches Exemplar hätte sein sollen, so müssen die Zeichner oder Naturforscher ergänzend dem Thiere die ihm vermeint- lich zukommende Symmetrie wiedergegeben haben. Dieses letzte gilt auch in Betreff der Form des linken Armes an den männlichen Loligines und Sepien, und das um so mehr, als doch mehrere von diesen Figuren nach Text und Unter- schrift gerade Männchen darstellen, während die Arme sym- metrisch wiedergegeben sind. Bei den Decapoden kommt indessen häuüg ein Fall vor, der bei der Auffassung der symmetrischen Entwickelung irreleitend gewirkt haben kann, indem nämlich grössere Strecken der Saugnäpfe an den Ar- men, und namentlich an der Spitze derselben, sich während der gewaltsamen Bewegungen und Anstrengungen des Thie- res , wenn es sich gefangen oder in grosser Gefahr sieht, wie abgebissen finden, und mit solchen von Saugnäpfen ent- blössten Partien konnte der umgebildete, papillentragende Theil des Armes bei einem Loligo oder einer Sepioteuthis wohl verwechselt werden , wenigstens bei einer mehr ober- flächlichen Betrachtung ^^, '•■•) Sowohl bei den Loligo wie bei den Ommatostrephes und den Onyclioteuthis habe ich die Mundhöhle und den Schlund ange- Die Ilectocotylenbildung bei den Cephalopodcn. 255 Die vorstehenden Aeusserungen dürfen nur in Bezie- hung- auf die Kenntniss der Gegenwart von diesem Verhallen verstanden werden, und es muss wolil" beachtet werden, dass ein fernes Alterthum es sehr viel besser kannte. Dass Ari- stoteles und vielleicht Plinius von den Fischern des Miltcl- meers besser über einen eigenlhünilichen Arm der Gattung Octopus unterrichtet waren, darauf habe ich bei dieser Gal- tung aufmerksam gemacht, und gleichfalls auf die Thalsache, dass er wussle, wozu dieser Arm angewendet wird. Da sich die Frage so leicht aufdrängt, wie frühzeitig im Leben des Thieres diese Umbildung des Armes zu einem Werkzeuge im Dienste der Fortpflanzung eintritt, und in wie weit sie sich beständig auf demselben Stadium befindet oder vielleicht Veränderungen zur Forlpflanzungszeit erleidet , so muss ich zum Schlüsse noch hinzufügen_, dass die zahlreichen Exemplare^ die ich hierauf untersucht habe, mir keine Ver- anlassung zu der Vermuthung gegeben haben , dass irgend eine Veränderung nach den Jahreszeiten oder nach dem Al- ter vorgehen sollte. Selbst meine kleinsten Exemplare einer Art haben mir den Verhalt ebenso gezeigt, wie die grösslen, und ich fühle mich versucht anzunehmen, dass das männliche Junge der verschiedenen Gattungen und Arten das Ei be- reits ausgerüstet mit dem hectocolylisirten Arme verlässt, der ihm seiner Gattung oder seiner Art gemäss zukommt. Als Anhänger der Lehre, dass das Geschlecht sich nicht spä- ter ausbildet , sondern bereits ursprünglich bei den ersten Bewegungen im Ei vorhanden ist, würde es mir lieber gewe- sen sein, wenn ich durch direkte Beobachtungen hätte nach- weisen können, dass das Junge der Cephalopodcn das Ei füllt mit Saugnäpfen und Ilornringen oder Ilornhaken gefunden, die offenbar demselben Thiere angehörten, und deren Platz an den Armen noch bestimmt werden konnte. Man sieht daraus, dass man sehr vor- sichtig mit der Angabe sein muss, dass diesen 'Ihieren die Cephalopo- den als Nahrungsmittel dienen, weil einzelne solcher Hornringe oder Haken im Magen gefunden werden ; werden dagegen Stücke der Schnäbel, des Rückenschildes und der Augenlinsen gefunden, wie ich sie öfters bei gewissen Formen gefunden habe, dann kann keine sol- che MissdeutunjT stattfinden. 256 Steenstrup: mit seinem äusseren Geschlechtsmerkmale verlässl; aber es hat sich mir nur die Gelegenheit geboten , die Jungen einer Art, nämlich einer Rossia , im Ei zu untersuchen, und alle diese, welche zu einer und derselben Brut gehörten, schie- nen mir desselben Geschlechts zu sein, nämlich Weibchen. Erklärung der Abbildungen. Tafel X erläutert die Stellung und Form des hectocotylisirten Ar- mes (brachium copulator) bei den decapodcn Cephalopoden. Fig. l. Loligo media Linn. ^. Kopf mit den beiden Baucharmen, um zu zeigen, dass der vierte linke Arm papillentragend ist und kleine Saugnäpfe im Verhältnisse zum rechten Arme hat. Etwas vergrössert. Fig. 2. Loligo Forbesii Stp. ^. Die papillentragende Spitze des vier- ten linken Armes. Natürliche Grösse. Fig. 3. Loligo gahi d'Orh. ^. Die Spitze des vierten linken Armes; die Saugnäpfe sind nur an der einen Seite der Papillen um- gebildet. Zweimal vergrössert. Fig. 4. Sepioteuthis sepioidea Blv. (^. Die Spitze des vierten linken Armes. ] in natürlicher Grösse, um das allge- _ ,. , - _f meine Aussehen dieser neuen Gattung Fig. 5. Loholus typus Stp. ^-fV . ** ^ , , !>•■«/ zu zeigen, und die aullallende Form Fig. C. Loliolus affinis ^ l • . i- i a i n ^ /« u » jjgg vierten linken Armes , dem alle / Saugnäpfe fehlen. ^ ' > Dieser Arm zweimal vergrössert. Fig. 7. Sepia ofßcinalis Linn. ^. Baucharme, um die eigenthümlichc Umbildung des vierten linken Armes und seine Verschiedenheit von dem rechten zu zeigen. Natürliche Grösse. 7'. Eine kleine Partie der Hautgruben an dem umgebildeten Theile dreimal vergrössert. Fig. 8. Sepia inermis van Hass. Eine ähnliche Partie , um das Ver- halten des vierten linken Arms auch hier zu zeigen. Fig. y. Sepiola Rondelelii d'Orb. ^. Das Thier in natürlicher Grösse, um die natürliche Grösse und das Uebergewicht des ersten linken Armes über den anderen zu zeigen. 9'. Dieser Arm von der ilückenfläche gesehen. Die Hectocotylenbildung bei den Cephalopoden. 257 Fig. 9". Derselbe Arm von der Bauchfläche gesehen, f deutet eine eigene Hautdille an, etwa dreimal vergrössert. Fig. 9' '. Ein Paar Saugnäpfe von beiden Reihen an diesem Arme, um ihre Stellung zu zeigen. Stark vergrössert. TaTel XI erläutert theils die Stellung und Form des heclocotyli- sirten Arms (brachium copulator) bei der Decapodengattung Rossia, theils bei den octopoden Cephalopoden. Fig. l. Rossia UUölleri Slip. f^. Die Rückenarme oder das erste Paar, um die eigenthümliche Verlängerung der Saugnapfstiele an der mittleren Partie des rechten und linken Armes, und die stärkere Ausdehnung der Armborde an derselben Partie zu zeigen. Natürliche Grösse. 1'. Ein Paar Saugnäpfe dieser Partie stärker vergrössert. Fig. 2. Octüpus grönlandicus Dewh. (= 0. arcticus Presch.) ^. Na- türliche Grösse, um die Stellung des hectocotylisirten dritten Armes bei den Octopoden zu zeigen. Die vier Armpaare sind bezeichnet ', ", '", "" ; die Buchstaben a, b, c, d bezeichnen in dieser und den folgenden Figuren stets dieselben Theile des Armes, nämlich: a die Endplalte ; b. b die muskulöse in- wendig weisse Haulborde, welche durch Aufrollung gegen die Seile des Armes eine Rinne oder einen Kanal bildet; c. den Anfang dieser Rinne; d eine winkelförmige Hautfalte, welche den saugnapftragenden Theil von der Endplatte abgrenzt. Fig. 3. Octopus sp. indeterm. ^. Dritter rechter Arm mit einem Theil des vierten rechten Armes. Natürliche Grösse. Oclopus sp. nov. ^. Die Spitze des dritten rechten Armes. Natürliche Grösse. Heledone moschata Ledich. ^. Dritter rechter Arm. Natürli- che Grösse. Die Spitze desselben, etwas vergrössert. Die Spitze von einem der sieben anderen Arme des Männ- chens, schwach vergrössert. Heledone cirrosa Lam. ^. Ein Stück der Spitze von einem Arme des Männchens. Philotiexis Qiioyanus d'ürb ^j um zu zeigen, dass nur sieben Arme verbanden sind, welche nicht heclocotylisirt sind, und dass der achte, der zum Hectocotylus umgebildete, in einem Sack zwischen Auge und Trichter verborgen liegt. Dreimal ver^r össert. Fig. 8. Der Hectocotylus desselben, stärker vergrössert ; a. blasen- förmiger Endtheil, d. flagellum, e. Archiv f. Nalurgesch. XXll, Jahrg. 1. Bd. jy Fig. 4. Fig. 5. 5' 5' Fig. 6. Fig. 7. JBeiilil^rkuiigeli übet* steuo £uropäi§clic liäiig:€tliierc>. Von •f • II« RIasius 9 Professor in Braunschweig. So wenig es auch auffallen kann, wenn man fortwäh- rend in den fleissig durchforsclilen Gegenden Milleleiiropas auf Neues oder Unbeobachletes aus den Reihen der wirbel- losen Thiere stösst; um so unerwarteter muss es jedoch sein, wenn man noch neue Arien der Wirbellhiere aufgerührt fin- det. Es lässl sich zwar nicht leugnen , dass die kleinen Saugethiere bisher noch sehr ungenügend beobachtet und unterschieden waren, dass man für viele derselben sogar bis jetzt noch l^ein sicheres Princip der Unterscheidung aufge- funden hatte; diese Unsicherheit konnte jedoch billiger Weise nur zu einer um so grösseren Vorsicht im Aufstellen neuer Arten führen. Ob eine Art wirklich neu und bis dahin unbeobachtet ist, lässt sich nur nach den bisherigen Beschreibungen und Darstellungen, oder nach den Originalexemplaren, die diesen zu Grunde gelegt worden sind, entscheiden. Es liegen Bei- spiele genug vor, dass Thierarten, an deren specifischer Be- rechtigung gar nicht zu zweifeln isl, durch die Beschreibun- gen oder Abbildungen , wenn man die Angaben buchstäblich nimmt, auf immer unkenntlich gemacht, oder zu unergründ- licher Unbestimmiheit verurlheilt worden sind. Wenn Arten, von denen nur solche ungenügende Beschreibungen exisliren, nicht wieder erkannt werden, und später aufs Neue als neu auftreten ; so liegt dies in der Natur der IJinge. Nur wo Blasius: Bemerkungen über neue Europäische Säugelhiere. 259 den späteren Darstellern Originalexemplare der früheren Beschreibunoren zu Gebote stehen, ist eine überflüssiore Wie- derholung" zu vermeiden; nur nach Originalexemplaren kön- nen mit voller Sicherheit die Mängel früherer Beschreibun- gen beseitigt werden. Es kann der Fall eintrclen, dass Ori- ginalexemplare zu der üeberzeugung führen, man müsse von den Angaben der ursprünglichen Beschreibung in wesentlichen Punkten absehen, um die Art festhalten zu können. Ist eine neue Art aber durch ihre Beschreibung oder Abbildung gänz- lich unkenntlich gelassen; so wird die Wissenschaft, wenn keine Originalexemplare entscheiden können, in der Lage sein, gänzlich von ihr abstrahiren zu müssen. Die Art wird höchstens als unauflösliches Räthsel , als Stein des Anstosses, bis zu ihrem gänzlichen Vergessen ein kümmerliches Bücher- leben führen können. In manchen Fällen wird man jedoch aus Beziehungen, die an und für sich Nebensache sind , aus geographischen Rücksichten, aus einem Anklammern an untergeordnete Cha- raktere, zu einem Urtheile gelangen können, das alle Gründe der Wahrscheinlichkeit für sich hat. Ich glaube, dass man ein solches Wahrscheinlichkeitsresultat für neue Arten aus Gattungen, deren Arten mit voller Sicherheit zu unterschei- den sind, für volle Sicherheit zu nehmen berechtigt ist, so lange die bezüglichen Daten der Beschreibungen irgend einen Zweifel zulassen , im Ganzen , so lange sie die Höhe der jetzigen Artenunterscheidung nicht erreichen. Man kann annehmen , dass jeder Autor einer ungenügenden Beschreibung nach dem Masse seiner Einsicht zu Werke ge- gangen ist; ist diese Einsicht nach seiner eigenen Angabe lückenhaft und unvollständig, so kann man mit grösster Wahr- scheinlichkeit, mit Sicherheit annehmen, dass er kein genü- gendes Urtheil darüber hat, ob ein nach seiner Ansicht ab- weichendes Thier zu einer neuen, noch unbeschriebenen Art gehört, oder als Abänderung zu einer lange bekannten Art gestellt werden muss. Ist dagegen eine Beschreibung in allen zur Unterscheidung wesentlichen Dingen exact, so wird es leicht sein , auch eine irrlhümlich für neu angesehene Form richtig unterzubringen, hrthümer, die in exactcr Form auftreten , können der Enlwickelung der Wissenschaft nicht Ö60 Blasius: schaden, indem sie in der Art ihres Auftretens auch die Mit- tel darbieten, sie wieder zu beseitigen. Nicht selten werden Zoologen oder zoologische Lieb- haber in ihrem Urlheile über neue Arten dadurch irre ge- führt , dass es ihnen an genügendem Material zur Verglci- chung fehlt. Wer verwandle Thierarlen nach zahlreichen Indivi- duen untersucht hat, wird sich gleichzeitig von zwei schein- bar einander widersprechenden Nalurgcsetzen überzeugt haben können, davon dass : 1) alle einzelnen Charaktere, Grösse, Körperform und Körperverhällnisse, äusserliche wie innerliche, Farben und Far- bengegensätze, in gewissen Grenzen nach Alfer, Jahreszeit, Lokalität und vielen anderen, oft unerkannten Beziehungen bei einer und derselben Art schwanken können, und 2) dass ungeachtet der Annäherungen, die durch solche Schwankungen zwischen verschiedenen Arten hervorgehen können, doch nie zweifelhafte Uebergänge zwischen zwei Ar- ten vorkommen , sondern jede Species von allen übrigen strenge geschieden audritt. Bastarde sind keine Uebergänge. Wirkliche Ueber- gänge heben die Arttrennungen von denjenigen Formen auf, zwischen welchen sie bestehen. Beschreibungen , auch die ausführlichsten, die nicht immer die besten sind, können ihrer Natur nach nie ganz erschöpfend sein. Keine einzige Be- schreibung kann alle Schwankungen individuell charakterisi- ren, sondern nur nach ihren Grenzen allgemein andeuten. Es ist erklärlich, wenn Jemand, der nur nach Beschreibungen urtheilt, und dem wenig Material zur Vergleichung zu Ge- bote steht, in einer beliebigen individuellen Schwankung eine neue Form erblickt. Sie kann auch wirklich als individuelle Form neu, in Beschreibungen unerwähnt sein, und doch in- nerhalb der Grenzen einer altbekannten Art liegen. Auch Irrlhümer solcher Art lassen sich mit Sicherheit oder doch mit der grössten Wahrscheinlichkeit erledigen. Neue Spe- cies dieser Art glauben ein^^ Berechtigung oder Beruhigung in dem Grundsätze zu finden, dass die Vorstellung von der Species individuell oder subjectiv sei. h h lialie diesen Grund- satz nicht allein für falsch , sondern auch für verderblich, und bin überzeugt, dass er nicht aus gründlicher Untersuchung Bemerliungen über neue Europäische Säugethiere. 261 zahlreicher Individuen verwandter Arten , sondern aus einer bequemen, oberflächlichen Betrachtung, oder sogar aus einer willkührlich sich bescheidenden Naturphilosophie a poste- riori entstanden ist. Alle Fälle, in denen ich durch jahrelang wiederholte Untersuchungen von zahlreichen Individuen zu einer vollen Sicherheit glaube gekommen zu sein , haben mich zu dem entgegengesetzten Resultate geführt. Bestimmte, eigenthümliche Abweichungen von dem Typus einer Art erscheinen oft an eine bestimmte Oertlichkeil gebun- den, und sind dann nicht selten zur Aufstellung neuer Arten verbraucht worden. Solche Lokalformen, örtliche oder kli- matische Rassen , haben immer ein bestimmtes wissenschaft- liches Interesse, auch wenn man ihnen jede Artberechtigung absprechen niuss. Dies kann man aber von Abweichungen, die auftreten, ohne die Älöglichkeit eines bestimmten Zusam- menhanges andeuten zu können, nicht behaupten. Ganz ohne jedes wissenschaftliche Interesse sind ohne Zweifel alle Ver- suche, neue Arten aufzustellen, die nicht auf einer genügen- den Kenntniss der vorhandenen Arten beruhen und auch nicht auf eine genaue Charakteristik der angeblich neuen Ar- ten eingehen. Beschreibungen solcher Art sind prädestinirte Bücherspecies, die nicht einmal durch Originalexemplare auf- geklärt werden können , wenn nicht alle Originalexemplare zur Disposition stehen , falls von solchen mehr als ein ein- ziges existirt; denn der Autor könnte leicht Individuen ver- schiedener Species der Beschreibung einer einzigen Bücher- art zu Grunde gelegt haben, wie es nachweislich wiederholt geschehen ist. Wenn es nicht möglich ist, solche Fälle mit Sicherheit zu erledigen; so scheint es mir genügend, sie nach Wahrscheinliciikeitsgründen zu beseitigen, wenn man nicht gezwungen wird, sie nach der Natur der Darstellung gänzlich zu ignoriren. Ich habe diese Andeutungen ausgesprochen , um mich in einigen kritischen Bemerkungen über einige in den letz- ten Jahren als neu aufgestellte Arten Europäischer Säuge- thiere kurzer lassen zu können. 1. Arvicola leucurus Gerbe. Jn der Revue de Zool. 1852. 6. p, 2(30 giebt Gerbe 262 Blasius: eine ganz ausgezeichnete Beschreibung einer neuen Feldmaus aus den Alpen von Barcelonetle. Die Beschreibung liefert so viele Anhallspunkte lür die Beurtheilung dieser neuen Form, dass ich mich für berechligt hielt, vor einigen Jahren auch ohne Kenntniss der Originalexemplare , ohne jede an- schauliche Untersuchung des Thiers, gegen meinen Freund Andreas Wagner eine bestimmte Ansicht über ihre Art- bereciitigung privatim auszusprechen. Mehrere Originalexcm- plare dieser Thierforni und zahlreiche Exemplare, die ich seit der Zeit in den westlichen Alpen selber gefangen und unter- sucht habe, sind vollständig überzeugende Belege zu dieser früher schon ausgesprochenen Ansicht geworden. Diese an- geblich neue Art stimmt in allen wesentlichen Eigenthündich- keiten mit Arvicola nivalis Mart. oder Hypudaeus alpinus Wag- ner vollständig überein. Grösse , Körperverhältnisse , Schä- del - und Gebisseigenthümlichkeilcn liegen ganz innerhalb der Grenzen von A. nivalis. Nur die Farbe ist etwas abwei- chend, kommt aber in allen Uebergängen zu A. nivalis vor. Man hat also allen Grund, diese Form nur für eine örtliche Rasse der A. nivalis zu hallen. Ich besitze diese Form aus den nordwestlichen und westlichen Alpen von Meiringen, der Umgebung des Genfersees, aus Savoyen und der Provence in mehrfachen Exemplaren, überall nur aus den eigentlichen Voralpen des Cenlralgebirges. Gerbe giebt selber eine Höhe von 4500 bis 6000 Fuss an. Die eigentliche A. nivalis kommt dagegen hauptsächlich in den Cenlralalpen und Pyre- näen bis zu einer Höhe von IQOOO Fuss vor, und fehlt in den bedeutenderen Höhen der Centralkette der Alpen von Mont- blanc an bis zu den östlichen Tauern wohl nirgends. Beide Formen kommen in den westlichen Alpen stellenweise neben- einander vor. Es ist ein allzu unbestimmter und dadurch bedeutungsloser Ausdruck, wenn die sonst vortreffliche Be- schreibung sagt, das Gebiss sei von dem der A. Savii, in- certus, amphibius und nivalis wenig abweichend. Das Gebiss ist mit dem von A. nivalis vollkommen übereinstimmend, nähert sich dem von A. amphibius und ratticeps, und hat mit dem Gebisse aller übrigen Arten sehr wenig gemein. Wenn die Beschreibung von Arvicola Lebrunii CrespOn. nicht mit jedem sicheren Anhaltspunkte der Beurtheilung ver- Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 263 schonl geblieben wäre; würde ich es für mehr als wahr- scheinlich halten, dass dieser neue Name auch zu derselben Art zu ziehen sei. 2. Arvicofa Selysii Gerbe. In der Kevue de Zool. 1852. 7. p. 505 liefert Gerbe eine vortrefllche, sorgfältige Besehreibung dieser Form, die nach der Zahl der Zitzen und Bildung der Ohren und Augen nur mit A. subterrancus oder A. Savii verglichen werden kann. Grösse und Körporverhältnissc lassen keinen Unter- schied von A. subterrancus De Selys erkennen. Auch in Schädel und Gebiss ist in allen wesentlichen Eigenlhümlich- keiten keine Abweichung von dieser Art zu sehen. Zahl- reiche Exemplare dieser Art, die ich aus derselben Quelle er- hielt, aus der Gerbe die seinigen erhalten hatte, von Abbe Caire aus Barcelonette , andere , die ich in den westlichen Alpen, inSavoyen selber gefangen, und ein Originalexemplar von Gerbe, welches ich der freundlichen Mittheilung De Selys verdanke, haben mir die Ueberzeugung gegeben, dass diese Form als eine Lokalrasse von A. subterrancus angese- hen werden muss. Als Unterschiede von A. subterrancus hebt Gerbe selber hervor: längeres Haar und licht gelb- liche Weichen, ein breiterer Schädel und grössere Dimen- sionen der Augenhöhlen und des Hinterhauptslochs. Origi- nalexemplare De Selys von A. subterrancus aus der Au- vergne weichen in der Färbung nicht merklich von A. Selysii ab , während die aus Belgien und Deutschland mehr grau sind. Etwas längere und dichtere Behaarung haben die Berg- forinen im Gegensatze zu denen der Ebene bei einer und der- selben Art fast immer. Bei manchen Individuen finde ich auch hierin keinen Unterschied. In den Dimensionen des Schädels, der Augenhöhlen und des Hinlerhauplslochs finde ich solche Schwankungen , dass es mir nach den blossen Schädeln nicht möglich ist, eine scharfe Grenze zu ziehen. Obwohl die Schädel der Thiere von Barcelonelte sich in der Grösse der Augenhöhlen meist sichtlich auszeichnen ; so fin- den sich doch Annäherungen an die nordischen Formen von A. subterrancus vor, die nur um ein Millimeter abweichen. DiA ,die ^chü^cl ijn AUgemeinen bei beiden Formen in viel 264 Blasius: weiteren Grenzen schwanken , so scheint es mir von der Natur geboten, solche schwache Abweichungen als Artunter- schiede nicht hervorzuheben. Der Angabe, dass der letzte obere Bactienzahn ein Prisma auf der Innenseile mehr besit- zen solle, als A. pyrenaicus , die sich auch nur in geringen Färbungsnuangen von A. subterraneus unterscheidet, kann ich aufs bestimmteste nach Originalexemplaren, die ich von DeSelys erhalten, widersprechen. Gerbe erklärt selber, dass sich A. Selysii von A. incertus De Selys durch 4 Prismen auf der Innenseite dieses Backzahns unterscheide, und die- selbe Zahl von Prismen hat ein Originalexemplar der A. py- renaicus ebenfalls. Ich würde mir diese Angabe nur erklä- ren können, wenn die Prismenzahl dieser Zähne nicht con- stant wäre, was meinen bisherigen Erfahrungen widerstreitet. 3. Arvicola ihericus Gerbe. Die Beschreibung dieser neuen Art in der Revue de Zool. 1854. p. 400 und p. Ö08 ist nur nach einem einzigen trockenen Balge des Pariser Museums aus Murcia entworfen, bietet also natürlich nicht so zahlreiche und sichere Anhalts- punkte zur Beurtheilung dar, wie man in anderen Beschrei- bungen von Gerbe zu finden gewohnt ist. Ich habe das Originalexemplar nicht gesehen , will aber doch einige Be- merkungen, die beim Durchlesen der Beschreibung auffallen müssen, nicht unterdrücken. Diese neue Form ist nach Ger- be's Angabe der A. incertus De Selys am nächsten, sogar bis zum Verwechseln nahe. De Selys erklärt sich in Be- zug auf A. incertus selber noch unentschieden , ob man in derselben eine gute Art oder eine Lokalrasse von A. Savii zu erblicken habe. Nach Originalexemplaren , die ich der freundlichen Mitlheilung De Selys verdanke, scheint mir das letztere anzunehmen. In Bezug auf A. ibericus ist dies je- doch nicht von Bedeutung, indem nur von A. incertus Ori- ginalexemplare zur Vergleichung vorliegen. Als Verschie- denheiten des A. ibericus von A. incertus führt Gerbe an: bedeutendere Grösse, stärkeren Kopf und stärkere Füsse, weniger dunkle und etwas gelblichere Färbung, schärfere Son- derung der entschieden weisseren Unterseite und stärkere Erhebung der hinteren Schädelregion. Die bedeutendere Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 265 Grösse, fast 172" Tofallänge mehr, ist nach dem Balge ge- messen, also nicht ganz zuverlässig. Diese Unsicherheit zeigt sich sogar im Verglei(!he der Mansse unter sich ganz auf- fallend. Der Kopf soll 35nim. oder 15,5'" lang sein, wäh- rend der Schädel Fly^. 6 u. 7 nur 11,8'" lang angegeben wird. Eins dieser Maasse ist mit dem anderen gleichzeilig unmög- lich. Nun aber sind die Zeichnungen von Gerbe meist genau nach den Dimensionen der Wirklichkeit ausgeführt und die Schädellänge von A. ibericus übertrifft die des in Fig. 1 u. 2 abgebihleten Schädels von A. incerlus , der 11,4"' lang ist, nur um 0,4'". Ich besitze Schädel von A. incerlus, bei de- nen der Unterschied auf 0,2'" herabsinkt. Der Hinterfuss von A. ibericus wird zu ISmm. oder 8"' angegeben , wäh- rend der von A. Savii und incertus nach mehrfachen vorlie- genden Exemplaren im Mittel 7"' bis 7,5'" ist. In diesen auch bei einen» Balge unveränderlichen Maassen ist eine An- näherung beider Formen in der Grösse in so hohem Masse nicht zu verkennen, dass man in diesen Punkten wohl nicht leicht eine Nölhigung zu specifischer Sonderung finden wird. Das in Fig. 8. a, b dargestellte Gebiss stimmt vollständig mit dem überein , welches ich bei zahlreichen A. Savii und in- certus beobachtet habe. Auf die abweichenden Farbennuangen würde sicherlich am wenigsten Werlh zu legen sein, da die so nahe verwandten Formen auch vielfach abändern und eine Grenze sehr erschweren, wenn nicht unmöglich machen. Als einzigen wichtigen Anhaltspunkt hätte man dann noch die verhältnissmässig grössere Breite des Schädels und die stär- kere Erhebung des Hinterhaupts. Dass der Werth dieser Charaktere sehr zweifelhaft wird, wenn man bedenkt, dass diese Eigenthümlichkeiten bei einer und derselben Art, und besonders auch bei den nächstverwandten, vielfach schwan- ken, liegt wohl auf der Hand. Solange die spanischen kleinen Feldmäuse nicht nach frischen oder Spiritusexemplaren gründ- lich untersucht sind , wird man sich über ihre Artberechti- gung noch nicht beruhigen können. Jedenfalls sind die bis jetzt angegebenen Unterschiede von A. incertus oder Savii noch nicht ausreichend, um ein Artrecht für A. ibericus zu begründen. 26Ö Blasius: 4. Sorex ehr ysothorax Dehne, Unter diesem Namen beschreibt Dr. A. Dehne in (jer Allgemeinen deutschen natiirhislorischen Zeitung 1855. no. |5. p. 241 eine Spitzmaus aus der Gegend von Dresden als neue Art. Nichts kann interessanter sein, als nach den ausgedehn- ten Studien und Sammlungen von H. Nathusius noch Ge- naueres von einer neuen Spitzmausarl aus der Mitte Europa's zu erfahren. Ich selber habe mich seit langer Zeit über die Arten der Europäisciien F'auna zu meiner eigenen Belehrung sorgfältig in's Klare zu bringen gesucht, und seit etwa zwanzig Jahren mit eigener Hand in den meisten Ländern Europa's zu diesem Zw<'cl\e nicht ohne Erfolg gesammelt und sammeln lassen. Sämtntliche Spitzmäuse, die ich in frischem Zustande oder in Spirilusexemplaren untersucht habe, gegon 800 Exemplare , sämmtliche Europäische Exemplare , die ich in Europäischen Sammlungen gesehen habe , gehören zu den bekannten Arten: S. fodii^ns , alf)inus, vulgaris, pyg- maeus , leucodon , Araneus, Elruscus. Das Originalexemplar von Sorex Antinorii Bonap. in Turin Iialte ich für einen in Spiritus gebleichten Sorex alpinus Scliinz. Auch über Cro- cidura thoracica Savi bin ich nur eine Zeitlang in Zweifel gewesen. Sorex castaneus und labiosus Jenyns kann man nur mit S. vulgaris zusammenstellen. Sorex rusticus und hibernicus Jenyns und Sorex pumilus Nilss. sind identisch mit S. pygmaeus Fall. Sorex suaveolens Fall, ist identisch mit S. Etruscus Savi. Jede dieser Arten hat eine ziemlich aus- gedehnte Verbreitung, und fehlt innerhalb deren Grenzen an geeigneten Orten nirgends. Sorex alpinus kommt durch die ganze Alpenkelte, Crocidura Etruscus in allen Ländern am Mittelmeere vor ; die übrigen Arten sind fast in allen Län- dern Europas verbreitet. Nach Berücksichtigung der vorhergehenden Andeutun- gen kann das Interesse für diese neue Art nur steigen. Hö- ren wir nun den Autor! Ich will aus der Ikschreibung nur das hervorheben, was specifisch charakleri.slisch sein könnte. „Diese Spitzmaus findel sich sehr selten in den Ber- gen am linken Eibufer der Dresdener Gegend;" der Verfasr §er besitzt ein einziges Exemplar, ein Männchen! Un- Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 267 ter Umständen könnte das ausreichen, eine neue Art zu cha- rakterisiren ! „Sie macht ein naiürliches Bindeglied zwischen den Unlergaltuniren Sorex und Crocidura , doch neigt sie sich nach ihrem Habitus entschieden mehr der ersten zu." Das ist ein sehr gewichtiges, folgenschweres Wort: denn bis jetzt ist in der ganzen Well kein solches Bindeglied gefun- den worden. Wenn ein specieller Nachweis über diese Bin- desteiliiDg gegeben wäre, so würde das allein ausgereicht haben, eine neue Art zu begründen. Da sich in der Beschrei- bung leider auch nicht eine einzige entfernte Andeutung vorfindet, worin der Charakter dieses „natürlichen Bindeglie- des^^ besteht; so geht man wohl sicher nicht fehl, wenn man annimmt, dass der Verfasser diese wichtige Aeusserung nicht ernstlich gemeint, sondern nur so leichthin ausgespro- chen habe. Zur Beoründuno- einer Mittelstelluno- zwischen den bei- den genannten Gattungen würde es nothwendig gewesen sein, festzustellen : ob der Schädel hinten stark gewölbt oder flach, vorn hng verschmälert oder kurz zugespitzt, die Oberkiefer- beine hinler dem letzten Backenzahn in einen spitzen Kno- chenfortsalz ausgezogen oder abgerundet, die Stirnbeine ne- ben der Mittellinie durch eine rundliche Oeffnunff durchbohrt oder nicht durchbohrt, ob 5 dunkelgefärbte oder 3 oder 4 weisse einfache Lückenzähne im Oberkiefer vorhanden gewe- sen seien u. s. w. üeber Alles das schweigt die Beschreibung. Dagegen aber ist erwähnt, dass hie und da zwischen den kürzeren Schwanzhaaren längere Stachelhaare stehen, dass der Kopf ganz den Charakter von Crocidura trägt, die Zähne weiss , die Lippen wulstig, die Ohren gross u. s. \v. seien. Man kann nach diesen Andeutungen , in Rücksicht darauf, dass die wichtigsten Verhältnisse beider Gattungen unberührt geblieben und nur die äusserlichen , augenfälligen erwähnt sind, die Angabe eines „natürlichen Bindegliedes, das sich zur üntergatlung Sorex neigt" dahin übersetzen, dass das vorliegende Exemplar mit Sicherheit zur Untergattung Cro- cidura zu stellen sein wird. Von dieser Galtung sind bis jetzt zwei einheimische Arten bekannt: Cr. leucodon und Araneus. Um die neue Art sicher zu begründen, hätte sie mit beiden genau verglichea 268 Blas ins: werden , oder die Beschreibung hätle das Charakteristische mindestens erwähnen müssen. Beide Arten unterscheiden sich ausser den äusserlichen Farbengegensätzen und der relativen Schwanzlänge ganz constant durch das Gebiss und die Schädelform; an mehr als drittehalb hundert Exemplaren der einen und gegen hundert der anderen Art habe ich wenigstens Iveine wesentliche Ab- weichung gefunden. Der dritte oder letzte einfache Zahn im Oberliiefer ist bei Cr. Araneus höher als die erste Spitze des folgenden Bak- kenzahnes und steht ganz frei und unverdeckt , von aussen der ganzen Breite nach sichtbar, in der Zahnreihe, während derselbe Zahn bei Cr. leucodon nicht die Höhe der ersten Spitze des folgenden Backzahns erreicht, und halb nach innen ge- drängt , in der flachen Innenbucht des folgenden Backzahns eingefügt, von aussen nur zum geringen Theil sichtbar bleibt. Um einen festen Anhaltspunkt zur Beurlheilung dieses Ver- hältnisses zu haben, betrachte man den Schädel so von der Seite, dass die hohen Spilzen des ersten vielspitzigen Backen- zahns beiderseits einander decken. Der Rand des Oberkie- fers verläuft , dieser Verschiedenheit entsprechend , bei Cr. Araneus in einen gleichmässiggerundelen , flachen Bogen, während er bei Cr. leucodon an der Einfügungsslelle dieses Zahns plötzlich winkelig eingeknickt erscheint. Der vordere Theil des Kiefers erscheint dadurch bei Cr. leucodon so kurz und gedrungen , dass die vordere Spitze des ersten vielspit- zigen Backenzahnes weit vor die Mitte der ganzen Länge der Zahnreihe zu stehen kommt, während dieselbe Spitze bei Cr. Araneus in der Mitte der Zahnreihe steht. Der Ober- kieferrand am vorletzten Backenzahne ist stumpf abgerundet bei Cr. leucodon, und in eine vortretende Spitze ausgezogen bei Cr. Araneus. Dadurch erhält die Gaumenansicht beider Schädel eine ganz abweichende Gestalt. Durch eine Beschreibung, die, wie die vorliegende, auf alle diese Verhältnisse keine Rücksicht nimmt, wird schwer- lich eine Art, auch wenn sie neu sein sollte, als neue Art für begründet angesehen werden können. Der Autor kann die Erörterung der Schädel- und Gebissverschiedenheiten nur desshalb übergangen haben, weil sie entweder ihm nicht Bemerkungen über neue Europäische Säugelhiere. 269 klar gewesen oder weil er keinen Werth auf dieselben ge- legt hat. In beiden Fällen ist die Aufstellung einer neuen Art sehr leicht genommen worden. Und dann käme es bei Beurliioilung der Arlberechligung vorzugsweise darauf an , zu sehen , ob die in der Beschrei- bung erwähnten Kigenthümlichkcilen mit einer bekannten Art übereinstimmten. Wenn man sich wegen des negativen Cha- rakters der Beschreibung über die wichtigsten Eigenthüm- lichkeiten beruhigen oder vielmehr hinwegsetzen muss ; so könnte man sich bei üebereinstimmung der weniger wichti- gen sicherlich auch beruhigen. Die Beschreibung sagt, diese neue Art sei grösser als Sorex tetragonurus oder vulgaris , und der Schwanz eben so stark, aber länger als bei dieser. Um diese Verhältnisse mit Sicherheit beurtheilen zu können, will ich die vom Autor angegebenen Maasse mit denen der drei in Betracht zu zie- lienden anderen Arten, nach normalen allen Thieren von Mit- telgrösse in frischem Zustande nach Pariser Mass gemessen, zusammenstellen: 1. 2. 3. 4. Maasse von S. chrysolhorax, S. leucodon, S.Araneus, S. vulgaris Tolallänge . 4" 4". 1'" 4". 2,5'" 4". 2,5'" Körperlänge 2". 8'" 2". 9'" 2". 8'" 2". 7,5"' Schwanzlange 1". 4'" 1". 4'" 1". 6,5'" 1". 7'" Kopflänge . 1" 11,5'" 11,5'" 11'" Ohrlänge . 3'" 2,8'" 2,8"' 2,7'" Hinlerluss . 5,5'" 5,6'" 6'" 6,2"' Der Körper ist allerdings uui ein geringes grösser, als der von Sorex vulgaris ; dass aber der Schwanz auch länger genannt wird, widerspricht des Verfassers eigenen Maassen. Von einer ganz sorgfältigen Vergleichung zeugt diese An- gabe nicht. Dagegen ist es unverkennbar, dass dies fragliche Indi- viduum von S. chrysolhorax, so genau als man es von zwei verschiedenen Individuen einer und derselben Art, die von zwei verschiedenen Zoologen gemessen worden, verlangen kann, milCrocidura leucodon übereinstimmt. Und eben so klar ist es, dass, wenn der Autor sorgfältig gemessen hat, an eine Vergleichung mit den beiden anderen Arten, um dieselben 270 Blasius: ZU identificiren, nicht zu denken ist. Die übrigen Arten költi»- men vollends nicht in Betracht. in der Beschreibung- heisst es weiter: „der Oberkiefer ist bräunlich rostfarben, das Kinn weiss, Kehle silbergrau, Brust schön goldgelb, Bauch silbergrau, so dass diese Far- ben in der Mitte des Unterkörpers scharf be gre n zt sind; Zehen weiss, Mille der Beine silbergrau." Das ist, wenn man sich die goldgelbe Farbe der Brust nicht allzu unbe- scheiden intensiv denkt, zwar nicht die gewöhnlichste, aber doch eine sehr häufi-je Färbung von Crocidura leucodon. Ich habe wiederholt im Verlaufe von wenigen Tagen 60 bis 80 Stück Cr. leucodon in frischem Zustande erhallen, unter de- nen einigemale 6 bis 12 Stück von der bezeichneten Färbung enthalten waren, die in allen übrigen Eigenschaften nicht von den normalgefärblen Exemplaren abwichen, und von denen mehrere durch allmähliche Abstufung und Abschwächung der gelben Bruslfarbe allmähliche Uebergänge zu der Normalfär- bung darstellten. Obwohl ich noch nicht weiss , unter wel- chen Umständen diese gelbliche Färbung der Brust eintritt, so bin ich darüber keinen Augenblick im Unklaren geblie- ben, dass diese Färbungen von Cr. leucodon nicht specifisch zu trennen seien. In der vorliegenden Beschreibunfj finde ich nicht eine einzige Eigenlhündichkeit , die von Cr. leucodon in der be- zeichneten Färbung abwiche. Dagegen sind mehrere Anga- ben gemacht, die mit Cr. Araneus nicht übereinstimmen; an eine Uebercinslimmung oder auch nur an eine Verwandt- schaft mit Sorex vulgaris ist gar nicht zu denken. Das Endresultat liegt auf der Hand. Hat der Verfasser die ernstliche Absicht gehabt, den Zoologen die Ueberzeu- gung beizubringen , dass das beschriebene Individuum von Crocidura leucodon specifisch verschieden sei, so hat er nicht die zureichenden Mit'.el dazu angewandt. So lange man in der Beschreibung einer angeblich neuen Art keine einzige Eigenthnmlichkeit hervorgehoben findet, in der dieselbe nicht mit Crocidura leucodon übereinstimmt, ist man berechtigt, sie bis auf Weiteres für Crocidura leucodon zu halten. In einer Nachschrift erklärt Dr. L. Reichenba ch: j,lch habe mit grossem Vergnügen diese sehr merkwürdige Bemerkungen über neue Europäische Säugelhiere. 271 Entdeckung meines geehrten Freundes kennen gelernt. In Hinsicht auf die Art bin ich allerdings kaum in Zweifel ge- blieben, dass dieselbe mit der in meiner vollständigen Na- turgeschichte der Säugelhiere: Raubsäugethiere S. 345 be- schriebenen und unter No. 720 abgebildeten braunbrustigcn Spitzmaus, Topino peltirosso : Crocidura thoracica Bonap. fauna ilalica einerlei ist, folglich diesen Namen behalten niuss. Beschreibung und Rlaass stimmt ganz überein. Da aber Bo- naparte nur ein einziges Exemplar in Toscana erhalten, folglich zweifelhaft blieb , ob dasselbe nicht Varietät einer anderen Art sei, mir auch nicht bel\annl ist, ob man ein zweites irgendwo auffand , so ist diese Entdeckung eines in- nerhalb Sachsens erlangten Exemplars vom höchsten Interesse und ein neuer Beweis für die oft ungeahnte Verbreitung mancher noch wenig beobachteten Thiere." Diese Ansicht Re ic h en ba c h's würde sehr geeignet sein können, mich in meiner Ansicht über das beschriebene Exemplar wankend zu machen, da Reichenbach in der erfreulichen Lage gewesen ist, das fragliche Individuum per- sönlich kennen zu lernen. Da aber Reichenbach nur eine ganz allgemeine abweichende Ansicht über das beschrie- bene Thier ausspricht, ohne dessen Kenntniss durch irgend eine bestimmte Thatsache zu vermehren, so kann man wohl mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass es auch von ihm nur angesehen, nicht auf die enlscheidetuien Eigenlhümlichkeiten genau untersucht worden ist. Die beigelüglen Aeusserungen können mir demnach keine sachlichen Gründe darbieten, meine Schlüsse für irrig anzusehen. Crocidura thoracica Savi in Bon. Iconogr. d. f. it. hat eine braungraue Oberseite, eine weissliche, mit längeren dunkelen Haaren untermischte Unterseite und einfarbioen Schwanz, dessen relative Länae nur dann von Bedeutung wird, wenn man weiss, ob das Thier frisch gemessen ist. Bonaparte erklärt, dass er dies Thier für eine Varietät von Cr. Araneus gehalten haben würde, wenn nicht Savi es für eine neue Art erklart halle. Die Gründe, wesshalb es für eine neue Art anzusehen sei, fehlen in allen wesentlichen Rücksichten. Da nun auch Cr. Araneus, wie ich aus eigner Erfahrung weiss, mit gelbliclicr Brust vorkommt, und diese Abweichung der Farbe in allen 272 Blasius: Uebergängen zur nonnalen Cr. Araneus auftritt, so ist kein Grund vorhanden, dem Urlheile B o n apart e's über ein Thier, das seiner ßesehreibung nach mit Cr. Araneus in der Färbung und im Uebrigen übereinstimmt, entgegenzutreten. Durch die Miltheilungen Reich enbach's in oben citirter vollstän- diger Naturgeschichte wird die systematische Kennlniss der Cr. thoracica Savi , wie sie in der Iconografia della fauna italica vorliegt, durchaus unvermehrt gelassen. Savi's An- sicht von der specifischen Selbstständigkeit dieser Form, so lange sie nicht durch überzeugende Gründe gestützt wird, kann nicht allein entscheidend sein. Nur Gründe können entscheiden , und die bis jetzt mitgetheilten neigen sich da- hin, dass man Crocidura thoracica aller Wahrscheinlichkeit nach für eine l'arbenvarielät von Cr. Araneus anzusehen habe. Eine solche Waiirscheinlichkeit ist man gezwungen, so lange für Sicherheit anzunehmen, bis durch sorgfältigere Un- tersuchung der fraglichen Individuen, — für beide Iragliche Arten sind ihrer zusammen zwei bekannt, — jeder Zweifel erledigt ist. Da sich in beiden Beschreibungen nur Schlüsse ziehen lassen, aus dem was milgetheilt ist, nicht aus den weit wichtigeren Eigenlhümliclikeiten, die mit Stillschweigen übergangen, also wahrscheinlich ununtersucht geblieben sind, so lassen sich beide Tliiere nicht als neu , aber beide auch nicht als unter sich übereinstimmend ansehen. 5. Micromys agilis Dehne. „IVIicromys agilis , Kleinmaus, ein neues Säugethier der Fauna von Dresden, aus der Ordnung der Nager. Beschrie- ben von M. Joh. Fried r. Ant. Dehne, Dr. philos., Mit- glied mehrerer gelehrten Gesellschaften, nach der Natur ge- zeichnet von August Harzer. Holtlössnitz bei Dresden. 1841" ist der Titel eines kleinen Schriltchens, in welchem das Thierchen zuerst als neue Art auftritt. Der Verfasser erzählt, wie er auf einer botanischen Excursion nach einem Torfbruche zu diesem Thierchen ge- kommen, dem einzigen Exemplare, welches der Beschreibung der neuen Art zu Grunde liegt, beschreibt dann das Exem- plar und bespricht zuletzt seine systematische Stellung. Es heisst S. 9: „Was die systematische Stellung anbe- trifft, so fällt unsere Maus augenscheinlich mit Mus minulus. Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 273 M. betulinus , M. vagus Pall. zusammen ; aus diesen nebst noch einigen mir weniger bekannten Arien kann man füglich eine neue Gattung bilden , und ich nehme keinen Anstand, diese mit dem Namen Micromys — Kleinmaus — zu bele- gen; sie macht eine Miltelgattung zwischen Myoxus und Di- pus, namentlich tamariscinus und meridionalis aus." Ich möchte nicht behaupten, dass hier mit Wenigem Viel gesagt sei , weil ich eigentlich von einer Mittelgattung zwischen Myoxus und Dipus, namentlich „tamaricinus und meridionalis^^ ganz und gar keine Vorstellung habe, und der Autor zur Auf- klärung dieser neuen Gattung dem Gesagten nur noch hinzu- fügt: „Sollte uns das Glück zu Theil werden, mehrere Indi- viduen von M. agilis zu bekommen , so hoffe ich auch auf anatomischem Wege mich zu belehren, ob das Thierchen im inneren Baue mit den Schlafmäusen, mit welchen es äusser- lich so viel üebereinstimmendes hat, zusammentrifft. Ein Gattungsbegriff, in welchem Mus minutus und va- gus z. B. zusammenfallen, gibt uns auch nicht einmal eine entfernte Vorstellung von den Gattungscharakteren, von dem Gebiss dieses Micromys agilis ; auch deutet die Beschreibung keinen einzigen Charakter der Art an. Wir erfahren nicht, ob sie drei oder vier Backenzähne besitzt, worauf bei dem Umfange dieser Gattung doch viel ankommen würde, beson- ders da von einer Mittelbildung nacli Myoxus, Dipus und den Arten von Meriones die Rede ist. Um uns eine ungefähre Vorstellung von der Art zu machen, sind wir ganz auf die Beschreibung S. 7 und die Vergleichung S. 10 hingewiesen. Alle in der Schrift vorkommende Bemerkungen und An- gaben deuten auf Mus minutus Pali. hin. Daher ist es wich- tig zu lesen : „Von Mus minutus unterscheidet sich agilis durch den weit längeren und weniger behaarten, merkwür- digen, mit beweglicher Spitze versehenen Schwanz, und durch den ganz gelben Unterkörper." Ich besitze Mus minutus aus England, Frankreich, der Lombardei, aus verschiedenen Gegen- den Deutschlands, aus Ungarn, Podolien, Russland und Sibi- rien, und habe diese Art bei Braunschweig , am Rhein , in Franken und der Lombardei zahlreich lebend beobachtet und gefangen. Bei der Ueberschwemmung einer grossen Wiese dicht vor ßraunschweig habe ich, gering angeschlagen, min- Arcblv f. Naturgescb. XXII. Jahrg. 1. Bd. 18 274 Blasius: destens zwei tausend Stück derselben an ein und demselben Tage an Grashalmen kletternd sich flüchten sehen. Oefter habe ich an geeigneten Steilen in einem Sommer über zwan- zig Nester derselben in hohem Grase und niedrigen Büschen oder im Schilfe gefunden. Ich will damit andeuten, dass ich Mus minutus in der mannichfalligsten Ausbildung zu sehen Gelegenheit gehabt habe. Ich habe zahlreiche Individuen dieser interessanten Art noch vor mir, und finde, dass bei einigen derselben der Schwanz etwas kürzer, bei anderen länger ist als der Körper; bei agilis ist er einige Linien län- ger als der ganze Körper. Bei Mus minutus ist der ganze Schwanz beweglich; es kann also gar nicht auffallen, wenn bei agilis die Spitze beweglich ist. Ich besitze Mus minutus von schmutzig röthlichgrauer Färbung an bis zum hellsten gelbrolh auf der Oberseite; von einer schmutzig -grauweis- sen, gelblich-rosiweissen, rostgelblichen bis rein weissen Un- terseile in allen üebergängen, ohne dass ausser dieser Ab- weichung in der Färbung irgend eine Verschiedenheit an den Individuen zu beobachten wäre. Die Farbe der Unterseite ist theilweise vom Alter und der Jahreszeit abhängig, theil- weise socrar scheint die Natur des Bodens sich schwach fär- bend mechanisch auf der Unterseite auszusprechen. Das Exem- plar von Dehne rührt aus einem Torfbruche her. Ich muss gestehen , dass ich keinen einzigen Unter- schied von Mus minutus finde. Auch die sehr interessanten Bemerkungen, die Dr. Dehne nachträglich in demselben 6len Hefte der Al!g. deutsch. Naturhist. Zeitung I. S. .237 über das Thier giebt, stimmen mit den Eigenthümiichkeilen von Mus minutus überein. So lange bis wir eine genaue Kennlniss des Gebisses , und wirkliche specifische Unterschiede dieser Microinys agilis erfahren haben, ist man gezwungen, diesen Namen zu den sehr zahlreichen Synonymen von Mus minutus zu stellen. Das Thierchen hat das seltsame Schicksal erlebt, dass fast jeder Zoolog, dem es zufällig in die Hände gera- then ist, es für eine neue Art anzusehen sich gedrungen ge- fühlt hat. Hier erscheint es zuerst als neue Gattung; frei- lich in einer Gesellschaft, die nicht allein das Gattungs- son- dern auch das Artrecht keinen Augenblick in Zweifel ste- hen lässt. Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 275 6. My oxus speciosus Dehne. Unter diesem Namen ist in der Allgemeinen deutschen Naturhislorischen Zeitung- 1. No. 5. S. 180 eine Haselmaus als neue Art beschrieben, die Dr. Rabenhorst 1847 bei Tursi im Basilikate gelangen hat. Auch von dieser neuen Art ist nur ein einziges Exemplar bekannt. Der Verfasser vergleicht dieses Thier nur mit M. avel- lanarius, und man sieht aus den Angaben der Beschreibung, dass man es als speciesberechtigt ansehen könnte, wenn es von dieser Art genügend unterschieden wäre. Um die Di- mensionen beurthoilen zu können, fuge ich den angegebenen Maassen von M. speciosus unter No. 1 , die eines Exemplars vom Harz von etwa 2000' Meereshöhe unter No. 2, eines Exemplars, das ich selber in der Umgegend von Messina ge- fangen, unter No. 3, und eines Exemplars von Braunschweig unter No. 4 hinzu, sämmtlich nach Pariser Maass. Maasse von M. speciosus — M. avellanarius 1 , 2. 3. 4. Totallänge . . . 5". 6'" 5". 8'" 5" . 5'" 5". 3'" Körperlänge . . 3" 3" 2". 10'" 2". 9'" Schwanzlänge otine Haare .... 2" 6'" 2". 8'" 2". 7'" 2". 6'" Kopflänge . . . l" 1" 11,8'" 1 1,5'" Zwischen Nasen- spitze und hin- term Augenwin- kel 6'" 6,5'" 6,3"' 6'" Vorderfuss mit Nagel 4/// 4,3'" 4,2'" 4,0'" Hinterfuss mit Nagel 7'" 7,5'" 7,3'" 7,2'" Die Beschreibung sagt: „Er — der prächtige Haselschlä- fer — ist, wie die Dimensionen zeigen, um ein Beträchtliches grösser, als Myoxus avellanarius L '^ Die Dimensionen zei- gen hier im Gegenlheile, dass das beschriebene Exemplar nur die Miltelgrösse eines M. avellanarius L. erreicht. Ich weiss zwar nicht, welches Maass der Verfasser angewendet hat; aber das alte Pariser ist das grösste, welches von Zoologen angewendet zu werden pflegt. Und übrigens kommt es für den, der aus Erfahrung weiss, wie sehrauch Thiere von der 276 Blasius: vorliegenden Grösse in den Dimensionen schwanken , nicht seiir auf die absolute Grösse der gewöhnlichen Zollmaasse an. Die Abweichungen, die durch willkührliche Anwendung ver- schiedener Messmelhoden, durch die Schwankungen in der absoluten Grösse erwachsener Thiere hervorgebracht wer- den können, wachsen über die relative Grösse des Maassla- bes hinaus. Dass ich wirklich M. avellanarius und durchaus zoologisch übereinstimmende Exemplare gemessen, weiss ich aus genauer Untersuchung und aus der Vergleichung der- selben mit anderen aus Thüringen, England, Schweden, Frank- reich und der Lombardei. Ferner heisst es: „die Haare des Schwanzes sind viel länger und stehen lockerer, auch ist ihre Farbe lebhafter und vollkommen fuchsroth.« Die Haare der Schwanzspitze werden zu 6"' angegeben; ich habe Exemplare, an denen sie zwischen 4"' und 8'" wechseln. Wer mehrere Exemplare aus verschiedenen Jahreszeiten un- tersucht hat, wird sicherlich in der Dichtigkeit der Schwanz- behaarung , und ebensowenig bei dem Schwanken der Ge- sammtfärbung in der lebhaftem fuchsrolhen Färbung, keinen specifischen Unterschied suchen. Dann heisst es weiter : „der weisse Fleck an der Kehle, welchen Myoxus avellana- rius so deutlich zeigt, fehlt hier gänzlich." Auf diesen Un- terschied würde unter den bisherigen Angaben am meisten Werth zu legen sein, wenn die Kehlfärbung bei M. avellana- rius wirklich constant wäre. Das ist sie aber ebenso wenig, wie die des übrigen Körpers. Ich habe wiederholt M. avel- lanarius lebend und in frischem Zustande untersucht, und nicht allein Exemplare mit weisser, sondern auch mit schmut- zig rostweisslicher graurostfarbig überflogener, und blass rothgelblicher Kehle gefunden, die in jeder anderen Bezie- hung gute normale Haselmäuse waren. Auch alle noch fol- genden Angaben der Beschreibung heben Eigenschaften her- vor, die den normalen Haselmäusen zukommen, oder doch innerhalb der Schwankungsgrenzen dieser Art liegen. Man ist gezwungen, auch dieses beschriebene Exemplar nicht für neu, sondern für Myoxus avellanarius zu hallen, wenn nicht noch weit entscheidendere Gegensätze und Abweichungen hervor- gehoben werden. Sollte das Exemplar wirklich ernstlich auf eine neue Bemerkungen über neue Europäische Säugethiere. 277 Arl untersucht werden , so würde vor allen Dingen das Ge- biss zu beachten sein, da sich alle Myoxus-Arten im Zahn- baue bestimmt unterscheiden. Es würde dabei aber wohl zu beachten bleiben , dass die Gestalt der Zahnkronen bei einer und derselben Art nach dem Alter durchaus verschie- den erscheint, und sich sogar, trotz constanter Uebereinstim- mung im Baue der Zähne, die eine Kieferhälfte ganz anders zeigt, als die entsprechenden Zähne der andern. Uebrigens muss ich noch bemerken, dass Myoxus avel- lanarius vom südlichen Schweden und England an durch Mit- tel- und Südeuropa ganz allgemein verbreitet ist. 7. Musculus mollissimus J)ehne. Raffinesque - Schmalz , bekanntlich einer der leichtfertigsten und unzuverlässigsten Zoologen, durch welchen die Fauna Europa's mit unenträthselbarer Verwirrung ver- mehrt worden ist, ehe er den Schauplatz seiner Thätigkeit in einen anderen Weltfheil versetzte, hat in seinem Precis eine Gattung Musculus aufgestellt, in welcher er zwei neue Arten aufführt. Es liegt zwar kein Grund vor, der dagegen geltend gemacht werden könnte, in der grösseren Art Mus- culus frugivorus, vielleicht Myoxus Glis, der in Sicilien sehr gross vorkommt, in der andern Mus sylvaticus zu erblicken; bei der anerkannten zoologischen Schwindelei und Oberfläch- lichkeit von Raffinesque-Schmalz kann es aber kaum ein Interesse haben, diese Thiere zu deuten. Originalexem- plare existiren nicht; keine einzige Sammlung in Sicilien hat, ausser den beiden genannten, Thiere aufzuweisen, die auf die leichten Angaben des Autors auch nur hindeuten könnten. Ich selber habe mit Erfolg in Sicilien und bei Neapel kleine Säugethiere gesammelt, ohne je eine Spur von Arten zu fin- den, die nicht anderwärts her schon bekannt gewesen wären. In derAllg. deutsch. Naturhist. Zeitung I. No. 11. p. 443 wird die sehr unbestimmte und apocryphe Gattung Musculus durch eine neue Art unter dem oben bezeichneten Namen vermehrt. Dr Rabenhorst hat diese Maus ziemlich häufig bei Neapel gefunden, aber nur A!bino*s derselben gesehen und gefangen , die hier unter dem neuen Namen eingeführt werden; der Besciircibung liegt wieder nur ein einziges 278 Blasius: Exemplar, ein altes Männchen, zu Grunde. Der Verfasser ver- mulhet, dass der Pelz in der Normalfarbe weniger fein er- scheint, da sich Albino's stets durch seidenhaariges Haar aus- zeichnen. Auch vermuthet derselbe, dass sie zu den Schlaf- mäusen gehöre, weil sie noch jetzt im Weingeist zusammen- gerollt liegt; wenn der Verfasser unter dieser Bezeichnung Myoxus versteht, so würde eine Untersuchung des Gebisses darüber l^einen Zweifel gelassen haben. Um in der Zoolo- gie den halbverschollenen Gattungsnamen Musculus wieder einzubürgern würde es dringend nolhwendig gewesen sein, die Backenzähne genau zu uniersuchen; die Beschreibung erwähnt kein Wort von denselben , gerade als ob das Thier keine besitze. Ueber die generische Stellung dieses Thiers bleibt man also vollständig im Dunkeln. Dadurch ist eigentlich jeder weiteren Discussion aller Halt abgeschnitten. Nur diese gänzliche Unbestimmtheit der Stellung kann mich veranlassen , auf eine nicht zu verken- nende Uebcreinslimmung mit einem sehr bekannten Nagethiere hinzudeuten, von dem ich unter No. 2 die Maasse denen des Autors, nach demselben, dem Pariser Maasstab, gemessen, hinzufügen will. Maasse von Musculus mollissimus. 2. Totallänge 5". 8'" 5". 9'" Körperlänge 2". 9'" 2". 9"' Schwanzlänge .... 2". 11'" 3" Kopflänge 1" 11'" Ohrlänge 6"' 6"' Vorderfuss 3'" 3,5'" Hinterfiiss 7,5"' 8'" Das Thier , dessen unter No. 2 milgetheilte Maasse so vollständig, als man es sogar von ein und derselben Art ver- langen kann, mit den Maassen des Musculus mollissimus über- einstimmen, ist ein mittelgrosses Exemplar einer Hausmaus: Mus Musculus L. Unter vielen anderen im Jahre 1838 aufge- zeichneten Maassen, die den Zweck hatten, die Allersver- schiedenheiten unserer Europäischen Species stufenweise zu verfolgen , fällt dieses mir jetzt ganz zufällig auf. Nachdem ich nachträglich noch einmal die ganze Beschreibung dieser neuen Art durchlese, finde .ich, dass sämmtlichc Angaben Bemearkungen über neue Europäische Säugelhiere. 279 der Beschreibung sehr wohl von einer weissen Hausmaus ent- lehnt sein könnten. Nur ein einziges Mal vergleicht der Verfasser das neue Thier mit Mus Musculus „Der Vorder- kopf ist stumpfer, als bei der Hausmaus und Waldmaus, und man könnte verleilet werden, dies für ein Kennzeichen eines jungen Thiers zu halten, wenn nicht die vollkommen ausge- bildeten und hervorlrelenden Hoden, welche beide zusammen die Grösse einer ndltelmässigen Haselnuss haben, das Gegen- theil bewiesen.^^ Ich will darauf nur bemerken, dass Jeder, der weisse Hausmäuse in der Gefangenschaft beobachtet hat, wissen kann, dass sie schon anfangen sich fortzupflanzen, ehe sie ihre volle Körpergrösse erreicht haben. Ein etwas stumpferer Vorderkopf, als einziger Artunterschied, kann doch Manchem für ein einziges Spirilusexemplar etwas bedenk- lich erscheinen. Sollte es nicht auch möglich sein, dass an den paradiesischen Gestaden desTyrrhenisrhen Meeres die zart- empfindenden weissen Hausmäuse, wie die Lazzaroni's, ihr Leben unter freiem Himmel zu geniessen wünschen könnten? Ich wage es kaum anzudeuten, aber ich halte es für ganz und gar nicht unmöglich , dass eine genaue Untersu- chung des Gebisses des fraglichen Individuums nicht den ge- ringsten Unterschied von Mus Musculus L. ergeben könnte ; und dann wäre diese neue Art sicherlich eine weisse Hausmaus. Von den in Vorigem besprochenen sieben neuen Säu- gethierarten halte ich die beiden ersteren , die in meister- haften Beschreibungen dargestellt sind, für örtliche, oder wenn man lieber will, klimatische Rassen der entsprechen- den , früher schon bekannten Arten ; von der dritten Art, deren Kennlniss nicht in dem Masse genügend feststeht, scheint mir dasselbe Verhältniss nicht unwahrscheinlich. An diesen bestimmten Oerllichkeiten scheinen die herrschenden Bedingungen regelmässig dieselben Modifikationen hervorzu- bringen, während der wesentliche specifische Charakter der- selbe ist , wie der von anderen Oerllichkeiten. Es kann vom Standpunkte der systematischen Zoologie nicht gleich- gültig sein, ob dergleichen, vielleicht auch durchgängig con- stante Modifikationen für selbstsländige Arten, oder für Rassen einer andern Art angesehen werden; für die exacle wis- senschaftliche Einsicht , [ür Kalurforschung und Naturbeob- 280 Blasius: Bemerk, über neue Europäische Säugethiere. achtung im Allgemeinen ist übrigens beides von gleichem Interesse. Mit der Einsicht in solche Formen wird unter allen Umständen die wissenschaftliche Kenntniss der Thlerwelt ge- fördert. Die Darstellungen der vier letzten Arten sind dadurch ungenügend, dass sie die Kenntniss des Schädels, des Ge- bisses der beschriebenen Individuen vollständig unberührt lassen. Es ist unmöglich, mit Sicherheit zu ermitteln, ob eine Säugelhierart neu ist, wenn man ihr Gebiss nicht genau kennt, und mit den verwandten Arten vergleicht. Kein Zoo- log, der Ansprüche darauf macht , dass man seinen Ansich- ten über Species irgend einen Werth beilegt, kann sich über diese Anforderungen mit Erfolg hinwegsetzen. Eine beschrie- bene Thierform kann eine ausgezeichnete neue Art sein: man kann aber aus der Beschreibung, welche die entscheidenden Grunde gänzlich unberücksichtigt lässt, die Neuheit der Art nicht überzeugend ersehen. Fehlen in einer Beschreibung die entscheidenden überzeugenden Thatsachen, so kann man mit Grund vermuthen, dass die beschriebenen Thiere auf diese entscheidenden Thatsachen nicht untersucht sind. Und dann, kann man weiter schliessen, hat sich der Autor wahrschein- lich nicht in der Lage befunden , über die Neuheit der Art ein Urtheil sich bilden zu können. So lange die beschriebenen Exemplare noch existiren, lässt sich diesem Mangel oder Uebelsfande abhelfen, und jeder fragliche Punkt zu sicherer Erledigung bringen. Und das ist der Grund , wesshalb ich auf das, was die Beschrei- bungen zu wünschen übrig lassen, aufmerksam machen will. Das ist der einzige Weg, die Zoologie Europa's vor neuen Bücherspecies zu bewahren, die nur den Compilatoren und literarischen Sammlern zu Gute kommen , während sie dem Naturbeobachter und Naturforscher ein Gräuel sein müssen. Bis dahin, dass alle entscheidenden fraglichen Punkte aufgeklärt sind, bleibt einem Jeden, der sich seines Urtheils nicht ganz begeben will , Nichts übrig, als die unvollständig beschriebenen Thierformen nach den mitgetheilten Thatsachen einzureihen. Zur ilnatoitiie des Orang-Utang: und des Cliinipanse. Von Prof« Hayer in Bonn. Zu dem Satyrus Orang-Utang von Borneo und Sumatra (Sat. Sundaicus) und zu dem Troglodytes (Chimpanse) ist in neuester Zeit bekanntlich ein zweiter Sat. africanus, der Go- rilla, gekommen, von Dr. Sa vage 1847 von Gaboon (Fluss Gabon 11° N. B., früher Riv. de Geves und Geba genannt; zu unterscheiden von dem Gabon des Königreiches Pongo in Unter-Guinea am Aequator), aufgefunden, dessen Namen der gelehrte Entdecker desselben aus Hanno's Periplus entnom- men hat. Früher (1625) hat schon der Reisende Bateil, wie es scheint, 'den Chimpanse und den Gorilla gekannt und unterschieden. Die Benennung Troglodytes, welche Li nne bekannt- lich seinem fabelhaften Homo nociurnus gab , und welche Blumenbach unrichtig (das einzige Unrecht, welches der grosse Physiologe beging,) auf den Chimpanse übertrug, dürfte wohl gänzlich aufgegeben werden, da ja überhaupt kein Affe ein Höhlenbewohner ist. Es scheint mir einer logischen Eintheilung der men- schenähnlichen Affen (Pseudo-anthropomorphes nach Du- vernoy) angemessener zu sein, den Namen Satyrus (den man schon in Horaz für Affen gebraucht findet) als Gat- tungs-Namen zu wählen und nun drei Spccies als: 1. Saty- 282 Mayer: rus Mawej , s. Orang-Utang, (Satyrus sundaicus-borneensis et sundaicus -sumatranus}; 2. Satyrus Chirnpanse , 3. Saty- rus Gorilla aufzuführen. Nach Savage's Nachrichten l\önnte man die beiden afrikanischen Satyren in Satyrus supra-el infraguineensis einlheilen. Nach Bowdich (1H19), Aubry Lecomte und Dr. Franquet (1854) kömmt aber eine zweite Unterart von Chimpanse , der Inchego oder Tschego, ebenfalls kleiner als der Gorilla, vor. Er unterscheidet sich nach Dr. Franquet vom Chimpanse, dass er kleine Ohren (Ohrmuscheln) und ein schwarz Gesicht, dieser grosse Ohren und ein fleischfarben Gesicht hat Duvernoy (Archives du Mus. d'hist. nat. Tom. Vlll. 1855-56) verglich Skelet und Schädel eines Tschego mit dem eines ebenso jungen Chim- panse und fand einige Differenzen, wovon die charakteristi- sche (?) die sei, dass beim Chimpanse die Ferse wenig vor- springe und die Gelenkfläche des Fersenbeines sehr lang sei, beim Tschego das Fersenbein stark hervorrage und seine Gelenkfläche dagegen kurz sei. Ueber den Aufenthalt die- ses Tschego sind die Angaben der genannten Reisenden un- bestimmt und sich widersprechend. Nach Dr. Franquet kömmt der Tschego, nicht aber der Chimpanse, an dem lin- ken Ufer des Gabon und zwar jener mit dem Gorilla vor. Nach Aubry soll der Gorilla auch am Cap Lopez bemerkt werden und wäre er somit ebenfalls, gegen Savage's Ver- sicherung, in Unter-Guinea zu Hause. Es wäre also die geo- graphische Verbreitung des Chimpanse und Gorilla noch nä- her aufzuklären; wobei wie erwähnt der obere Fluss Gabon der Engländer in der Bissa^os - Bai von dem untern Fluss Gabon in der Nahe des Cap Lopez zu unterscheiden wäre. Ich würde daher unmassgeblich vorschlagen, die Simiae anthropomorphae oder Satyri einzutheilen und zu benennen, wie folgt : 1. Satyras Knekias (xr/J/mg flavus , daher auch für W^olf gebraucht) s. Orang-Utang. 2. Satyrus Adrotes QuÖQortjg crassus) s. Gorilla. 3. Satyrus Lagaros {AayÜQog^ homo gracilis) s. Chimpanse und Tschego. Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 283 Ueber die Osleologie des Schädels des Orang-Utang habe ich in diesem Archiv (Jahrgang 1845) meine Untersuchun- gen milgetheilt, sowie einiges Vergleichende über den Schä- del des Chimpanse. Ueber Schädel und Theile des Skeletes des Gorilla haben wir die vortrefflichen Arbeiten von Owen. Es bleibt aber die Vergleichung noch immer nicht abge- schlossen , so lange nicht Schädel von gleichem Alter und Geschlecht einander gegenüberstehen. So wird sich wohl die Capacilät der Schädelhöhle, welche Owen bei dem Orang und dem Chimpanse zu 28 Kubikzoll , bei dem Gorilla zu 30 Kz. angiebt, zu Gunsten jenes erstem oder wenigstens des zweiten erhöhen! Kneeland giebt von einem Gorilla nur 27 Kzolle an. (Annals of nat. bist. Vol. X. 1852.) Den ersten lebenden Chimpanse, welcher in neuerer Zeit nach Europa kam (der Salyrus indicus, welchen Tul- pius (Obs. med. p. 270) abbildete, kam aus Angola und war, wie es scheint, ein Chimpanse; der erste weibliche Champonez, der 1739 lebend nach London gebracht wurde, war 21 Monate alt, 2 Fuss 4 Zoll hoch; der Boggo , den Smith am Flusse Scherbro traf, war ebenfalls ein Weibchen von 6 Monaten) , sah ich 1819 in London (Exeter-Change). Er war ein gegen 2'/, Fuss grosses, kränkliches, zahmes Thier. Er starb bald darauf; ich bot auf den Leichnam, mussle aber später hören, dass das College of Surgeons ihn um einen höheren Preis erstanden habe. Ich sah später bei Mr. Clift (der Hand von Everard Home), das Skeletchen bloss erhalten und bewunderte den schön gewölbten Schädel, in Vergleich eines ungefähr ebenso alten Orang-Schädels des Hunter'schen Museums. Auch finde ich in meinen Notizen die Bemerkung, dass das Os intermaxillare am Kiefer des Chimpanse schon ganz verwachsen, beim Orang aber noch getrennt war. Ich habe im Jahre 1838 einen Chimpanse von 3 Fuss 3 Zoll in Weingeist erhalten und untersucht. Einiges dieser Untersuchungen habe ich bereits veröffentlicht, namentlich die Anatomie der Zunge und des Larynx (N. A. A. N. C. Vol. XX. P. H. und Vol. XXIII. P. II), sowie die des Auges betreffend. (Ueber das Auge der Cetaceen, Bonn bei Henry et Cohen 1851.) Ich theile hier nun noch die anderen ße- 284 Mayer: rnerkungen, welche ich bei der vergleichenden Section die- ses Chimpanse und eines jungen Orang niedergeschrieben, in Kürze mit. Vorerst erwähne ich jedoch noch einmal als für grössere Menschen-Aehnlichkeit des Chimpanse sprechend die mehr gerundete Zunge desselben , das Dasein der dünnen platten Uvula, welche dem Orang fehlt, jedoch nach Duvernoy auch dem Gorilla zukömmt , die Verkümmerung der Kehl- säcke 1), welche beim Orang so gross , (beim Gorilla wohl wegen seines fürchterlichen Geschreies Kh-ah, Kh-ahl das durch die Wälder der Balantes erschallt, nach Duvernoy vielzellig), ferner die Zartheit der Nickhaut, endlich das frühe Verwachsen des Intermaxillarknochens, (bei Gorilla vom Flusse Danger noch getrennt. S. Owen Transact. of the zool. Soc. Vol. IV. P. 3). Welche der drei Arten von Satyrus dem Menschen am nächsten stehe , möchte noch nicht ganz entschieden sein. Die meisten humanen Analogieen des Baues scheint der Chim- panse darzubieten. Doch könnte man auch sagen, dass je- der der drei Orangs sich von verschiedenen Seilen her mehr dem Menschen nähere, der Orang-Utang durch seine Geleh- 1) Tyson erwähnt lieinen Kehlsack beim Chimpanse. Ich habe nur ein Rudiment desselben bei ihm (einem jungen Weibchen) ge- funden (eine Tasche innerhalb des Kehlkopfes, nicht ausserhalb des- selben). Vrolik (auch an einem jungen weiblichen Chimpanse) fand ihn ebenfalls klein und blos links. Duvernoy (Archives du Museum d'hist. nat. 1855-56) bemerkte am männlichen und weibli- chen Chimpanse zwei kleine Säcke. Nur Owen spricht von einem sehr grossen Luftsack des Chimpanse. Vielleicht ist er erst im hohen Alter mehr entwickelt, und dürfte also kein grosses Gewicht auf diesen Unterschied gelegt werden! Wie verschieden überhaupt diese Kehl- säcke nach Geschlecht, Alter, Varietät der Affen sein mögen, davon nur ein Beispiel. Bei Ateles Paniscus fand Cuvier einen Kehlsack unter dem Ringknorpel, dessen Angabe nun auch Duvernoy an dem Cuvier'schen Präparate bestätigt. Ich sah aber bestimmt an einem erwachsenen Ateles Paniscus männlichen und einem weiblichen Ge- schlechtes keinen Sack, sondern eine blosse Erweiterung des Anfanges der Knorpel der Trachea. (Weiteres vergl. S. 37 m. cit. Abhandlung.) Ebenso beobachtete ich keinen Kehlsack bei Hylobates leuciscus, Während Sandifort einen solchen beim Syndaclylus bemerkte. Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 285 rigkeil, der Chimpanse durch seine Zahmheit, der Gorilla durch die menschliche Form seines Armes und seiner Hand. (Es gefallen sich noch immer einige Nalurforscher in der Idee, dass der Mensch von den Affen abstamme. Das Buch der Genesis der Tübelaner führt diese Idee als histo- risches Factum auf. Der Geologe geht noch weiter und lässt die ganze Thiervvelt in unendlich langen Zeiträumen, stufen- weise sich von Unten nach Aufwärts entwickeln. Man be- denkt hiebei nicht, dass gerade die Infusorien -Lager nach Oben, Riesenthiere zu Unterst liegen, und dass noch Niemand den Uebergang des Homo diluvii teslis von Scheuzer zu dem Homo unserer Zeit nachgewiesen hat. Es ist überhaupt als Axiom der Scliöpfungsgeschichte der Satz voranzustellen: „Die Schöpfung besteht aus in Grösse, Form und Gradation un- endlich verschiedenen Wesen, wovon Jedes für sich ward, ist und sich fortzeugt und nicht aus dem Andern sich erst entwickelt, oder es aus sich gebiert, mit innerer Verwandt- schaft zu ganzen Geschlechtern und Sippen, nach einem idea- len Prototyp. Nur an der Grenzlinie dieser Verschiedenhei- ten findet Vermischung einer Abart mit der andern statt, aber auch hier sind die Mischlinge meist unfruchtbar und sterben gerne aus.« Wenn man zu Gunsten jener Idee der stufenweisen Me- tamorphose der Thiere in den Schöpfungsperioden die That- sache anführt, dass der menschliche und Thier- Fötus bei seiner Entwicklung die niederen Stufen der thierischen Bil- dung durchlaufe, so hat man dabei übergangen, dass gerade am Anfange des Entstehens der menschliche Fötus seinen höheren menschlichen Typus vorwaltend zeigt, indem die edelsten, die Central- Gebilde des Nervensystemes , sich am frühsten und relativ am mächtigsten zeigen und der Kopf noch die grössere Hälfte des Körpers ausmacht.) In Betreff des Ganges des Orang-Utang und der Qua- drumanen überhaupt, ist zu bemerken, dass sie nicht eigent- lich auf der Handsohle (Vota manus) ihrer Vorderglieder auftreten, sondern auf dem äusseren Rande, selbst auf dem Rücken der Handwurzel, Miltelhand und der Finger, was man Valgimanus nennen könnte. Theilweise gilt dieses auch für die hintern Extremitäten und zeigt sich noch beim Neirer 286 Mayer: (Indianer). Die Beugung- ist bei den Affen schon überwie- gend über die Streckung^ an der vorderen Extremität, die dem Menschen vorherrschend eigen ist. Auch ist die Supinalion der Knochen des Vorderarmes dem Menschen in höherem Grade möglich, während bei den Säugethieren die Pronalion derselben vorherrschend und alimählich ganz permanent oder fest geworden ist. Was insbesondere die Organisation der Hand betrifft, bemerkt man , dass die Zahl der Knochen der Handwurzel beim Chimpanse (Vrolik), so wie auch bei Tschego und Gorilla (Duvernoy) nur acht, wie beim Menschen, beträgt. Die Form der Knochen der Hand weichen beim Tschego von der des Chimpanse ab (Duvernoy). Die Muskeln, welche die Hand des Orang, Chimpanse, Tschego und Gorilla bewegen, zeigen unbedeutende Differenzen unter sich und von denen der menschlichen Hand. (D u v e r n oy.) Ich fand auch den Muse, opponens pollicis gut entwickelt. Ue- berhaupt ist ein Vorherrschen der Beugemuskeln gegen die Streckmuskeln vorhanden. So ist beim Chimpanse und Orang der extensor indicis proprius klein oder fehlt ganz. Die nun folgenden weiteren Vergleichungen sind mit Rücksicht eines ungefähr gleich allen Orangs gemacht. Das Gehirn war leider ganz in einen Brei aufgelöst, in welchem eine Menge quadratische Stearinkrystalle sich zeigten. Die 12 Gehirnnervenpaare waren noch erkenntlich. Nach Gratio- let soll das Gehirn des Chimpanse nach dem Typus der Ma- kake gebildet, dagegen die mittleren und hinleren Lappen des Gehirns beim Orang mehr entwickelt sein. Dieses scheint mit der schönen Wölbung des Schädels beim Chimpanse nicht übereinzustimmen. Noch bemerke ich, dass die Chorda Tym- pani sehr kurz erschien und schon hoch oben in den Ram. lingualis Vli sich einsenkte. Auch bei den übrigen Säuge- thieren ist dieses der Fall. Beim Menschen reicht sie frei am tiefsten herab. Hat diese Verschiedenheit auf das Sprach- vermögen Einfluss? I. Schädel. Bei einem Chimpanse-Schädel sind alle Milchzähne des Unterkiefers und Oberkiefers vollständig zu erblicken , der Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 287 spitze Eckzahn ist schon mit seiner ganzen Krone heraus, der dritte Baclizahn ist im Austreten , der vierte Baclizahn noch verborgen. Die bleibenden Zähne noch nicht sehr vor- tretend. Länge des Slieleles 2Fuss 1 72 Zoll, AUer desThie- res etwa gegen IV2 Jahr. Es wird erstens ein Orang-Schä- del, bei welchem nur acht Milchzähne entwickelt waren, zur Seite des Chimpanse- Schädels g'estellt. Dessen Skeletchen misst nur 1 Fuss 4 Zoll und sein Alter mag nicht viel über zwölf Monate betragen. Ein zweiler Orang-Schädel der Ver- gleichung hat alle Milchzähne bereits mehr entwickelt, und wo einige fehlen , sind die Alveoli noch gehörig weit. Im Grunde der Schneidezähne sind hier und da die BohröfFnun- gen der bleibenden Schneidezähne zu sehen und die Zellen der bleibenden Backzähne etwas angeschwollen. Die Länge des Skeletes mag über 3 Fuss sein. Ein dritter Oranof-Schädel hat alle Milchzähne voll her- aus, noch keine bleibenden Zähne, die aber doch schon sehr vorragende Höcker bilden. Der dritte Backzahn ganz ent- wickelt. Der vierte am Austreten. Sein Skelet misst 3' ^^/^* und sein Alter mag gegen drei Jahre betragen ^). 1) In Betreff des Orang-Utang haben es die Untersuchungen von Fitzinger und Lucae wahrscheinlich gemacht, dass es wohl zwei verschiedene Arten desselben gebe. Es würde aber , wie ich bereits früher 1. c. erwähnte, die Gesclilechtsdifferenz der Form des Schädels noch näher festzustellen sein. Ich erwähne bei dieser Ge- legenheit eines mir zugekommenen Schädels von ßorneoschen Orang, etwa 4 Jahre alt, auf dessen Scheitel sich der ganzen Länge der Sutura sagittalis nach ein 2y4 Zoll langes und '^/^ Zoll breites Os Wormia- num eingeschoben befindet, mit drei kleinern an dem Lambda-Winkel derselben. Die Entwickelung einer Crista sagittalis et lambdoidea würde wohl dadurch ganz verhindert oder doch sehr beschränkt wor- den sein. An einem Schädel eines C. Inuus finde ich als bemerkcns- werth, dass das Stirnbein oberhalb der arcus supraorbitales durch eine Quernath getheilt ist A. Wagner (Die Säugethiere u. s. w. 1855. Supplementband j ist einer Trennung des Orang-Utang in zwei Arten nicht geneigt (1. c. S. 12). 288 Mayer: Schädel-Maasse. Chimpanse Orang I. Orang II. Orang III. Circumferenz des Schädels. ... 12" 6'" 10" 9'" 12" 6"' 12" 6"' Grosser Durchmes- ser vom Occiput zum Kinn ... 5" 4" 9"' 6" 2"' 7" Gerader Durchmes- ser vom Occiput zur Slirn ... 3" 9'" 3" 7"' 4" 3'" 4" 1"' Vord. Querdurch - messer von einer Alamaioross. sphe- noid. zur anderen 3" 3"' 2" 4"' 2" 6"' 2" 5"' Hinterer Querdurch- messer ober dem äussern Gehörgang 3" 6"' 3" 3"' 3" 9"' 3" 5"' Höhedurchmesser von der Sulura spheno-occip. bis zum Scheitel . . 2" 9"' 2" 7'" 3" 2'" 3" 0"' Es ergiebt sich aus dieser Tabelle , dass die Circumfe- renz des Schädels beim Chimpanse grösser, als bei einem jungen Orang und schon gleich gross, wie bei den viel älte- ren Orangs war. Der Sciiädel ist weniger in die Länge ge- zogen , als der des Orangs, aber scheint auch weniger hoch oder mehr platt gedrückt zu sein. Dagegen zeichnet er sich durch die Grösse der beiden Querdurchmesser, durch den vorderen und hinteren, vor dem des Orangs aus. Die Ausmessungen und Abwägungen der Gehirne des Menschen und der Thiere bilden die mathemalische Grund- lage der Vergleichung des Seelenorganes, auf welche sodann die Vergleichungen der qualitativen , formalen und organi- schen Unterschiede basirt werden können. So viel Sorgfalt bisher namentlich durch Tiedemann und Huschke auf die Ausmessungen und Abwägungen verschiedener Gehirne verwendet wurde, so sind die daraus zu ziehenden Resultate doch noch ohne wissenschaftliche Verbindung und ohne Früchte für die Physiologie des Geistes. Es fehlt vor Allem Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 289 an einer von den Anatomen gemeinschaftlich durchgeführten Methode für diese Ausmessungen und Wagungen, wie ich dieses Fehlens schon anderwärts in ßelrelT der Ausmessungen des Schädels gedacht habe. Auch wird bei den Charaklerisirungen der Ragen -Schädel so selir in's Detail der Formen gegan- gen, dabei die wesentlichen Gesichtspunkte noch immer über- gangen, dass solche wohl zur Physiononiik der Völker- stämme brauchbar sind, aber keine feste Grundlage für die Ethnocraniologie bilden können. Ich möchte als allgemeines Schema für eine elhnocraniologische Eintheilung die drei Di- mensionen des Schädels oder der Schädelhöhle und dann die des Gesichtes (Prosopon) voranstellen. Demgemäss würde ich, Iheihveise nach Retzius, Crania dolicho-cephala, or- Ihocephala und eurycephala und prognatha, orthognalha und eurygnatha Prosopa, als Hauptunterschiede der pars cranii und pars faciei, aufstellen. Es wäre daher wünschenswerlh, wenn sich die Physiologen über eine solche gemeinschaftliche Me- thode vereinigten, damit nicht bald in der, bald in jener Richtung gemessen wird und von keinem gemeinschaftlichen Gesichtspunkte oder Visierpunkte ausgegangen wird. Auch selbst die Angaben über Grösse und Gewicht des Gehirnes haben keinen Werth, wenn nicht zugleich die Grösse und das Gewicht des ganzen Körpers des vorliegenden In- dividuums mit angegeben wird. Ferner ist das Alter , die Constitution und insbesondere das Geschlecht hierbei zu er- wähnen, und ist es nicht blos hinreichend Rage und Volks- stamm zu bezeichnen. Die Angabe des Geschlechtes ist in Betreff des Baues des Schädels und des Gehirnes von gröss- ter Wichtigkeit , namentlich in Beziehung auf den Menschen und auch mehr oder minder auf die Thiere (Säugethiere und Vögel). Noch ist dieser Geschlechtsunlerschied bei der Cha- rakteristik der Ragen -Schädel unberücksichtigt geblieben. Auch die so eclatante DifTerenz der Grösse , Form, der Zahl und Dicke der W^indungen u. s. w. , des Gehirnes des Man- nes und Weibes ist nur wenior berücksichlifft worden. Und doch hat in der Regel (es giebt auch Weiber mit dem Schä- del und Gehirn des Mannes, so wie umgekehrt; bei einem berühmten Dichter fand ich das Gehirn sehr gross, aber ganz von weiblicher Form) das Gehirn des W>ibes zahlrei- Aichiv f. Naturgcsch, XXII. Jahrg 1. Bd. 19 5Ö0 Mayer: chere, schmälere und zartere Windungen, und ist relativ zum Körper grösser. Ich glaube eine Bestätigung dieses Gesetzes selbst in Betreff des Gehirnes des Orang-Utang, so weit die darüber gelieferten Abbildungen solchen Schluss gestalten dürften, zu erblicken. So unterscheiden sich die Abbildungen des Gehirnes vom Orang-Utang, die Gratiolet Tab. III. Fig. 1 und 2 gab, von der auf PI. III. Fig. 5 und 6 durch Zahl und Schmalheit der Windungen, dass ich Fig. 1 und 2 für männliche, Fig. 5 und 6 für weibliche Gehirne ansprechen dürfte. Tiede- mann's Abbildung ist wahrscheinlich die von einem männ- lichen Orang. In Betreff des Chimpanse ist Gratiolel's Abbildung (PI. VI. Fig. 1—3) die von einem Weibchen, die Schroeder's v. d, K. für die von einem Männchen zu hal- ten. Leider ist das Geschlecht nirgends erwähnt. Nur der exacto Anatom Sandifort giebt es an und in seiner Abbildung erscheinen die Gyri auch hinreichend dick. Wenn ich nun aber den absoluten oder beziehungslo- sen Wägungen des Gehirnes keinen grossen Werth beilegen kann , so dagegen den relativen , besonders in Betreff des Gehirns und seiner Theile bei den Thieren. Es fehlt uns noch eine Beobachtungs-Reihe über die relative Grösse und das Gewicht der Lappen, des grossen, des kleinen und des Mit- tel-Gehirns, namentlich auch des Hirnknolens und der Hirn- zwiebel zu einander, welche gewiss ihre schönen Resultate liefern würde. Man müsste hierbei gleichförmig verfahren, das grosse Gehirn am Crus cerebri , und das kleine am Marksegel nach auswärts abheben und die drei Gehirniheile abwägen. In Ansehung des Verhältnisses des Gehirnes zu den Nerven könnte das Maass der Breite des Ursprungs des Nervus tri- geminus, als Grundzahl der Vergleichiing , genommen wer- den. Es hat zwar Tiedemann nach seinen so sorgfälti- gen Abwägungen des Gehirnes des Negers keinen wesent- lichen Unterschied zwischen demselben und des Europäers gefunden, (es bliebe aber immer der etwaige qualitative Un- terschied der Gehirn-Substanz zu berücksichtigen), allein ein ächter Negerschädel hat für das Gehirn eines Caucasiers ge- wiss nicht Raum ! Interessant ist daher die Beobachtung, welche Dr. Nott (s. das ausgezeichnete Werk: Types of Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 291 Mankind, Philadelpliia 1854), anführt, dass Georg"c Combe, nach einem Abgüsse der Scliädelhöhle eines Amerikaners und der eines Europäers, die vorderen und die hinteren Lap- pen des Gehirns des Ersteren bedeutend schmäler und kür- zer als bei dem Europäer gefunden haben soll!? Ausserdem mögen noch folgende Bemerkungen hier ihre Stelle finden. Die Zahnbildung beim Chimpanse ist schwächer, besonders auch der Eckzahn kleiner, spitzer und weniger massig, die Lücke zwischen dem oberen Eckzahn und dem äusseren Schneidezahn, worein der untere Eckzahn einpasst, fehlt beim Chimpanse. Der ganze Kieferzahnrand schwächer und brei- ler, die Malargrube ausgefüllt, das Jochbein relativ kleiner, schwächer, ebenso der Jochbogen, insbesondere dessen Pro- cessus temporalis. Die Sutura zygo-maxiliaris mehr hori- zontal, das tuberculum iugale mangelnd. Die Jochgrube kleiner, kürzer. Dieses selbst als bei Oi*ang 1. Das Nasen- bein wie beim Orang einfach, an der Wurzel aber breiter als bei diesem und dem Gorilla vom Danger (Owen). Nase und Nares sowie Schneidezahnoberkiefer gerade laufend, nicht eingedrückt ( Simus ). Die Lamina cribrosa breiter. Der Proc. frontalis des Oberkieferbeins schmäler und bildet das Thränenbein vortretend mehr den Thränenkanal als jener. Proc, mastoideus schwach angedeutet. Margo supraciliaris und supraorbitalis mehr prominirend. Die Ala magna des Keilbeins zwar auswärts schmaler , aber ihre Cavitas ce- phalica breiter, geräumiger. Ein Mentum prominens am Unterkiefer ! Beim Orang-Utang so wie bei den meisten Affen, nicht aber (wenigstens noch nicht beim jungen) Chimpanse, befin- det sich vor dem äussern Gehörgang ein spitzer Fortsatz oder Zapfen, wohl bestimmt die Bewegung des Unterkiefers nach rückwärts zu hindern. Beim Menschen fehlt er mit Ausnahme einiger Negerschädel, wo er sich etwas vorspringend vorfindet. Er mangelt fast ganz den Wiederkäuern , dagegen ist er stark entwickelt bei den meisten Carnivoren, noch mehr bei den Einhufern, besonders gross beim Rhinoceros, Tapir, obgleich er bei den Schweinsarten vermisst wird. Beim Menschen ist zur freieren Bewegung des Unterkiefers noch 292 Mayer: eine Grube hinler der Gelenktläche für der Condylus des Unterkiefers vorhanden, welche allen Säugethieren fehlt. Zahnbildung und Osteogenesis des Schädels sind über- haupt schwächer und wohl auch später eintretend beim Chim- panse; namentlich sind die Kopfknochen dünner , zarter, weicher (obwohl das Thier nicht skrophulös war). Am Processus cubitalis des humerus findet sich in des- sen Mitte auch beim Orang-Utang eine OefTnung. Beim Chimpanse findet sich, merkwürdiger Weise, keine solche Oeffnung. Dagegen sagt Kneeland vom Gorilla, dass dessen humerus unten rechts, aber nicht links durchbohrt sei. Duvernoy hat diesen wichtigen Punkt bei Gorilla und Tschego unbeachtet gelassen. Ich habe dieselbe bei einigen Negerskeleten angetroffen, jedoch fast immer bei denen von Negerinnen. Bei den Guanchen und den Buschmännern soll sie ebenfalls vorkommen. Meistens ist der Knochen an die- ser Stelle blos sehr dünn. Unter den Carnivoren ist sie vorzugsweise dem Hundegeschlecht eigen, fehlt dem Löwen und allen Felisarlen, so wie dem Genus Ursus. Beim Hunde besitzt das Olecranon einen vorderen Fortsatz, welcher beim starken Strecken des Vorderarmes, beim Scharren, Graben u. s. w. bis in diese OefTnung hereintritt und wohl die Ursache ihrer Bildung ist. Einen ähnlichen Fortsatz zeigt das Ole- cranon auch bei anderen Säugethieren , bei denen dieses Loch zugegen ist, als: beim Biber, Hydrochoerus Capybara, Marmotia , Sciurus , Lutra , Dasypus u. s. f. Ich möchte dieselbe foramen intercondyloideum nennen. In Betreff des foramen supracondyloideum bemerke ich nur zu dem, was von Otto, Meckel u. A. darüber erwähnt wurde, dass ich dasselbe bei F. Leo, tigris, pardus , catus , Ursus Meles (nicht bei Ursus arclos, ferox, americanus), Nasua, Procyon Lotor, Lutra, bei mehreren Affen, bei Hapale R. (an einem Skelete, an dem anderen nichl) gefunden habe. Die Frage über den Zweck oder die Bestimmung dieses foramen su- pracondyloideum bei einigen Säugethieren , dürfte wohl auf- geworfen werden. Da dasselbe sich nur noch bei denjeni- gen Säugethieren vorfindet, bei denen noch eine Art der Pro- und Supination des Vorderarmes vorkömmt und unter diesen besonders bei solchen Säugethieren, welche bei ihren Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 293 Bewegungen von Höhen herabspringen, wie die Spring-Affen, die Agilia der Nager, und wie das gesammte Kalzen- Ge- schlecht, bei Erhaschung ihrer Beute, nicht aber bei gerade- auslaufenden Carnivoren, bei dem Hunde, Bären u. s. f., so scheint mir die Bestimmung dieser Oeffnung die zu sein, bei solchen heftigen und schnellen Sprüngen, die durch sie hin- durch tretenden Gefässe (Arterie und Vene) und Nerven zu schützen , und vor Zerrung und Zerreissung zu bewahren. Wenn diese OefTnung aber auch dem Hundegeschlecht man- gelt, so vertritt jedoch Iheilvveise ihre Stelle ein hervor- springender Knorren am Condylus internus humeri, mit einer Rinne daran, welche zu demselben Zwecke, das Ausgleiten der Arteria ulnaris und des N. med. zu verhüten dienen kann. Denselben Knorren finden wir auch beim Genus Ur- sus u. s. f. II. Eingeweide der Brust. Chimpanse-Weibchen. Der Herzbeutel ist zart. Das Herz weich und schwach muskulös. Im rechten Vorhof die Valv. Eustachii und The- besii schwach angedeutet. Die übrigen Klappen des Oslium venosum und arteriosum, wie beim Orang-Utang. Das fo- ramen ovale ebenfalls geschlossen. Aus dem Arcus Aortae entspringen aber nur zwei Stämme , wovon der rechte die Carotis dextra und arteria subclavia dextra, der linke die Carotis und Subclavia der linken Seite abgiebt. Die Lungen sind gross aber weich. Die rechte Lunge ist schwach in zwei Lappen, die linke in drei Lappen getheilt. Das Zwerch- fell ist schwach muskulös. Orang-Utang- Weibchen. Der Herzbeutel ist dicht. Das Herz derb und stark. Im rechten Ventrikel die dreizipflige Klappe. Seine Wandung y^ so dünn , als die des linken Ventrikels. In der Art. pulm. drei halbmondförmige Klappen. In der Scheidewand der Vorhöfe das foramen ovale geschlossen. Im linken Ven- trikel die Valvula bicuspidalis und in der Aorta drei Valvu- lae semilunares. Am Arcus Aortae entspringt ein Truncus anonymus, der sich in die Carotis sinistra und sodann in die Carotis ^4 Mayer : dextra und subclavia theilt. Die subclavia sinislra entspringt besonders. Die Lungen sind gross und derb. Die rechte Lunge schwach, in zwei Lappen getheilt. Ebenso die linke. Beide Lungen liegen mit einer sehr breiten Fläche des unteren Lappens auf dem stark muskulösen, grossen Zwerchfelle auf, so dass dieses einen starken Druck auf die Lunge aus- üben kann. III. Eingeweide des Unterleibes. C h i m p a n s e. Der Magen ist länglichrund und schwachhäutig, der Blindsack desselben ziemlich markirt. Das Ostium oesophageum ohne Klappe; Yö davon, (die pars cardiaca) der inneren Fläche glatt; Yö (die pars pylorica) zeigt aber 1 Zoll lange Falten, welche in der Länge verlaufen mit Zwischenräumen von 2 — 3 Linien. Keine Ringklappe. Die Äiuskelhaut schwach. Die Leber ist wenig gewölbt und von weicher Consi- stenz. Man unterscheidet den grossen rechten, den kleinen linken Lappen, zwischen beiden das Ligamentum rotundum et lalum; den Lobus quadratus und Lobus Spigetii. Gallen- blase niässig. Der Ductus choledochus mündet neben dem Ductus pancreaticus hinter der zweiten Querfalte des Duo- denums aus. Die Valvulae conniventes des Dünndarms nur schwach hervortretend. Die Milz 27/' lang, oben 1'', unten y/' breit, platt, vv^eieh, mager. Der Blinddarm ist 1 % Zoll breit. Der Proc. vermiformis 272" lang (Cuvier behauptet derselbe fehle). Die Grimmdarmklappe ist doppelt, die obere schmal und läng- lich, die untere halbmützenförmig und nur % so lang. Die Nieren glatt und ohne Renicuiis. Der Ureter tritt zwischen einem grösseren und kleineren Abschnitte der Nieren aus, er bildet ein längliches Becken im Innern derselben, an des- sen Basis sich ein einfacher ebenso langer Vorsprung für den Ausgang der Nierenkanäle vorfindet. Die Nebennie- ren breit und platt. Die innere weiche Substanz derselben braungelb. Orang-Utang. Der Magen ist mehr rundlich. Der Blindsack weniger vortretend , die innere Fläche hat dicke Runzeln ; die pars Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpansc. 295 pylorica hat zarte Läng^enfallen. Die Muskelhaut sehr dick. Keine Ringklappe. Die Leber ist dick und sehr gewölbt, dicht und derb, jedoch ohne (scrophulöse?) Tuberkeln (wie Camper sie sah). Vier Lappen, aber der rechte noch etwas getheilt. Gallenblase ziendich gross. Das Duodenum zeigt zwei starke halbmondlörmige Querfaltcn oder Klappen. Der Ductus choledochus mündet neben dem Ductus pancreaticus ebenfalls hinler der zweiten Klappe aus. Die Milz dick und fest, gesund. Die Valvulae conniventes des Dünndarms gross und zahlreich. Der Blinddarm weniger weit. Der Proc. ver- miformis kürzer (s. auch Camper Tom. IV. Fig. IX.). Bei- der Haut sehr derb. Die Grimmdarmklappe doppelt, die obere länger, die untere etwas kürzer, beide schmal. Die Nieren ebenso glatt und ohne Reniculis wie beim Chimpanse aber rundlicher und derber. Der Ureter tritt aus dem Ein- schnitte in der Mitte der Niere zu Tage , erweitert sich in ein ovales Becken in der Niere , in welchem auch ein ein- facher eben so breiter, die Hälfte der Länge der Niere be- tragender Vorsprung der Nierensubstanz, alle Harnröhren- bündel in sich vereint, die an dem gekerbten Rande dieses Vorsprungs austreten. Die Nebennieren sind schmal. IV. Weibliche Genitalien. C h i m p a n s e. Die Clitoris 6 Linien lang, 2 Linien breit. Die Vorhaut gross und weit. Die Vulva unterhalb derselben. Das Vesti- bulum vaginae ohne Hymen. Die Urethra 5 Linien lang. Die Urinblase häutig. Ihr Fundus ist als ein langer Prolapsus in die Vulva vorgefallen. Die Vagina weit , 6 Linien lang und ohne besondere Falten. Das Orificiiim uteri rund mit röhri- gem Vorsprunge. Der Uterus dreieckig, platt. Die drei- eckige Höhle desselben ziemlich platt. Das Ovarium länglich, platt und glatt. Die Tuba eng. Die Fimbriae klein. Kein Beutel derselben zugegen. Die Urinblase zeigt am Ostium urethrae das Corpus trigonum mit den zw^m Orificia ureterum. Orang-Utang. Die Vulva ohne deutliche Schamlippen und ihr Ein- gang enge. Zwei kleine schwache Falten und zur Seite zwei Lacunae an dem Oslium urethrae. Die Urethra 5 Li- 296 Mayer: nien lang, glatt. Der Eingang in die Vagina darunter glatt, ohne Haulfalte. Die Wand der Vagina glatt. Sie ist 1 Zoll lang. Das Orificiiim uteri zvveilippig. Der Uterus birnför- mig, die hinlere Fläche knopfartig, convex, die vordere glatt. Die innere Höhle dreieckig und sehr faltig. Das Ovarium derb, am unteren Ende frei, gelappt, gewölbt, mit feinen Graafschen Bläschen besetzt. Die Fimbriae klein, ohne Bursa, das Osteum fein. Daneben eine cavernöse Anschwellung. Die Urinblase sehr derb. Das Corp. trigonum vortretend und zwar nahe am Ausgange in die Urethra. Am After ein klei- ner Appendix oder Vorfall der Schleimhaut. Wichtiger als das Vorhandensein einer Scheidenklappe oder der Spur eines Hymens bei den Säugethieren ist die Organisation der pars cervicalis (portio vaginalis) oder des Uterus communis. Die Vagina ist in der Regel , abgesehen von ihrer eigenthümlichen Form bei den Beutelthieren , wei- ter als beim Menschen, ebenso das Vestibulum vaginae geräu- miger. Bei der Hyäne geschieht ihre Ausmündung in dieses nur durch eine feine OefTnung. Beim Igel bildet die Scheide einen weiten runden Sack. Jene erwähnte besondere Or- ganisation des Cervix Uteri bei einigen Säugethieren besteht in einer schrauben- oder treppenartigen Klappe, mehrere Gänge bildend, welche ich Cochlidium uterinum s. cervicis uteri nennen möchte. Schon bei den Affen (Cercopithecus) ist eine solche dreifache Schraube vorhanden. Bei Hydro- choerus Capybara greifen die Treppen ineinander. Bei Genus Vacca und Capra ist diese Treppenklappe sehr entwickelt. Noch mehr oder noch grösser sind die drei Klappen im Cer- vix uteri beim Delphin, wovon die hinterste die kleinste, die vorderste die breiteste ist und einen halben Bogen bildet. Es verdiente diese Organisation eine nähere Besprechung. Ich trage hier noch Einiges über die Osteologie und zwar über die des Beckens des Orang - Utang und der Säu- gethiere überhaupt nach. Das Becken des Orang-Utang kommt in Betreff seiner (relativen) Capacität, der Breite der Hüflknochen, der Weite der oberen Apertur, der Grösse des Winkels der Schambeine, der Lage der Sitzknorren u. s. f. dem Becken des Menschen Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 297 am nächsten. Bei Hylobates , dessen Schädel an Rundung dem des Orangs am nächsten steht, ist auch die Beckenhöhle noch rundlich, die Silzknorren fallen aber weil nach vorn, zum Hocken darauf, und der angulus pubis ist fast ein gera- der. Eine auffallende Ausnahme von diesem Salze macht je- doch das Becken der Tardigraden. Beim Ai namenllich ist das Becken relativ viel weiter als das menschliche und steht merkwürdiger Weise diese Weite nicht im Verhältnisse zu dem kleinen Kopfe des Thieres. Das Hüftbein desselben und das Kreuzbein sind sehr breit, das Schambein und Sitzbein, das oben an das Kreuzbein angewachsen , vorn ganz dünn , und jenes zeigt (nur ganz frühe) eine kurze (WO (spä- ter, wie es scheint, durch ein schwaches knöchernes Mit- telstück ersetzte) Synchondrose. Beim Unau ist das Darm- bein schmäler, das Schambein viel breiter, das Becken über- haupt so wie Schädel , Zahnbau und Gliederbau den Le- muren ähnlicher. Das Becken des Megatheriums (dessen schwache Nacken -Wirbel und schmale gerade absteigenden Rippen einen Panzer- Gürtel wohl nicht zu tragen im Stande sein möchten), kommt mit dem des Ai überein. Das von Cuvier und Fand er - d'Al to n vermisste os pubis hat Owen an den Ucberresten eines bei Lukan 1837 aufgefun- denen Megatheriums nachgewiesen. Nur ist das Schambein (s. Phil. Transact. 1855. P. II. PI. XXII) nicht geschlossen und weit offen. (Es fehlt vielleicht das vordere Miltelstück noch ?) Uebrigens kann ich die Figur des Beckens PL XXII nicht in Uebereinstimmung bringen mit der Figur des Beckens an dem Skelete PI. XVII. Bei allen übrigen Säugethieren ist das Becken relativ enger als beim Menschen, besonders eng ist es bei denjenigen, deren Geburt oberhalb der Symphyse statt hat. Das Becken dient theils zur Anlagerung der unteren (hinteren) Extremität, theils zum Schulze der hypogastrischen Eingeweide. Das Hüftbein ist dem Schulterblatte analog. Das Schambein könnte man mit dem Schlüsselbeine, den Pro- cessus coracoides mit dem Sitzbeine vergleichen. Die Beckenhöhle (untere) oder die obere Becken-Aper- tur richtet sich nach der Form des Kopfes, als welcher dem Fötus bei der Geburt vorangeht. Sie ist rund beim Men- 396 layer : sehen, den Affen und bei dem Ai; länglich für den längli- chen Kopf des Fötus der übrigen Säugethiere. Auch das Kreuzbein ist im Durchschnitte breiter und mehr ausgehöhlt zu diesem Zwecke beim Menschen. Die untere Beckenaper- lur wird bei dem Säugethiere wegen der Schmalheit des Kreuzbeins vom 2ten falschen Wirbel wenigstens an , und wegen der Beweglichkeit der Schwanzwirbel, relativ geräu- miger. Es tritt auch der Thierfötus nach hinten und oben aus dem Becken, der Menschenfölus nach vorn und oben unter dem Schambogen. Jener tritt daher dabei in einer nach vorn und unten convexen Axe des Beckens, die- ser in einer nach vorn concaven Axe; beide eine Spiraldre- hung machend, jener das Gesicht nach unten, dieser nach vorn und oben wendend aus demselben aus. Die Neigung des Beckens ist bei dem Menschen eine gradwinklige, bei dem Neger jedoch schon mehr eine schiefe, und noch mehr beim Orang-Ulang. Der Winkel der Schambeinfuge ist beim Menschen am grössten und die Symphyse kurz oder selbst relativ die kürzeste. (Ausnahme: Hylobates, Tardigrada, Manis, insbesondere Ai".) Diese Symphyse verlängert sich dagegen bei den meisten Säugethieren und der Angulus pu- bis wird ein spitzer, ja es setzt sich dieselbe schon bei den Carnivoren in eine Symphyse des aufsteigenden Astes des Sitzbeines fort. Bei Pteropus ist abweichend die Schambein- fuge ganz kurz , ihre Schenkel weichen aber sogleich aus- einander und die Schenkel des Sitzbeines kommen mit ihren Knorren unter sich und mit dem Kreuzbeine zusammen , so dass hier die Geburt auch nach vorwärts statt zu haben scheint. Auch beim Ai, Dasypus, Manis ist die Spina ischii an das Kreuzbein angewachsen. Bei Tr. Rosmarus liegt diese Spina weiter unten und ist schon als tuber ischii anzu- sehen. Bei der Phoca aber liegt dieselbe noch hoch oben. Bei derselben, wie bei Rosmarus, werden die Schenkel des Scham- beines und des Sitzbeines schon sehr schmal, die Symphyse sieht nach rückwärts und ist knorpelig. Auch bei Rosmarus ist sie lang und früher wohl auch noch eine Synchondrose. Bei Vesperlilio und besonders bei Stenops gracilis bildet die Schambeinfuge einen Schnabel. Bei letzterem ist der Kie- ferlheil des Schädels ebenfalls schnabelförmig, Aehnliche Zur Anatomie des Orang-Utang und des Clnmpanse. "99 Bildung kommt am menschlichen Becken bisweilen vor. Die Eminentia oder Spina ileopectinalis, welche bei vielen Säuge- thieren, selbst bei den ßeutellhieren , sehr hervorragt, ist meines Erachtens Folge des Ansatzes der Sehne des star- ken Muse, psoas parvus. (Ich erwähne bei dieser Gelegen- heit, dass ich eine den Beutelknochen analoge Bildung, näm- lich eine Verlänfferun(r des Tuberculum rami horizontalis oss. pubis, welches an einem menschlichen männlichen Becken, rechts 10 Linien lang, links 8 Linien lang , an einem weib- lichen Becken rechts S, links 6 Linien hervorragt, beob- achtete.) Bei der angegebenen Vereinigung des aufsteigen- den Astes des Sitzbeines mit dem absteigenden des Scham- beines wird, da diese Aeste bei grösseren Säugethieren be- trächtlich breit sind , eine Art von Halbkanal für den Aus- tritt des Thierfötus gebildet, so z. B. besonders beim Tapir. Der Sitzknorren entspricht seiner Bestimmung beim Men- schen, er ist breit und sieht gerade nach unten. Schon bei den Affen rückt er etwas nach vorwärts oder wird länger und bildet einen seitlichen Vorsprung. Bei den übrigen Säu- gethieren bleibt zwar der Sitzknorren länglich, ist aber meist mit einem starken Fortsalze nach aussen versehen und tritt damit nach auswärts, hinten und aufwärts. Bei einigen ver- wächst er dann mit dem Schwanzbeine (Pteropus). Beim Känguruh ist der Sitzknorren sehr klein, wahrscheinlich weil die Processus intervertebrales anteriores der Schwanzwir- bel hier den Becken- Ausgang schon verengen, welche zur Anlagerung der musc. flexores caudae , die dem Schwänze zum Stützpunkte verhelfen, dienen. Beim Ai , welches nicht aufrecht geht und auf den Vorderarmen aufsitzt, ist der Sitz- knorren sehr schwach und ans Kreuzbein angewachsen. Das Darmbein ist relativ am breitesten und am meisten ausgehöhlt beim Menschen und sieht hier nach vorwärts und einwärts. Am ähnlichsten dem menschlichen ist das des Ai". Beim Orang-Utang ist es noch breit aber schon relativ hoch. Bei den Carnivoren dagegen sehr schmal, mit seiner Conca- vität nach auswärts sehend. Diese concave Platte des Darm- beines dient wohl zum Stützpunkte für den Darmkanal , na- mentlich für den Dickdarm. Daher die Concavität desselben (nur für den M. iliacus internus noch erforderlich) mit der 300 Mayer: geringen Evolution des Dickdarmes, bei den Carnivoren schon, verkümmert. Dagegen finden wir ein breites Darmbein w^ie- der bei den grossen Säugelhieren, namentlich bei den Wie- derkäuern, dem Lama, dem Pferde, Giraffe, Elephanten, Rhi- noceros u. s. w. , wo der Dickdarm eine grosse Ausdehnung zeigt. Dass bei dem Menschen und Affen die aufrechte Stel- lung hierbei mit concurrire, wird ebenfalls zu erwähnen sein. Das Becken des Ornithorhynchus ist nach dem Typus des Beckens der Säiigethiere, nicht der Vögel gebildet. Die Symphyse ist lang (nur der Strauss besitzt eine Synchon- drosis pubis) der Silzknorren spitz. Noch länger ist die Symphyse bei Echidna, Myrmecophaga , Dasypus, Manis, wo auch der Angulus ossis pubis sehr gross ist. Die Differenz des männlichen und weiblichen Beckens oder den Geschlechtsunterschied desselben bei den Säugelhie- ren betreffend, finden wir denselben mehr oder minder aus- gesprochen. Bei Ursus americanus habe ich ihn bereits an- gegeben. (S. Nov. Act. Acad. N. G. Vol. XXVI. P. 1.) Im Durchschnitte zeioft das weibliche Becken der Säuo-ethiere folgende Charaktere: die Darmbeine sind relativ breiter, ebenso die Flügel des ersten Kreuzbeinwirbels, die Conjugata der obern Apertur ist grösser, weil das Becken schiefer, die Sitz- knorren sind schwächer, ihre Distanz oder der Querdurch- rnesser der unteren Apertur grösser. Particularia hierüber sind in Doering's trefflicher Diss. inaug. de pelvi. Berol. 1824 zu finden. Ich erlaube mir dem Voranstehenden noch einige Bemer- kungen über den Gorilla nach eigener Conjectur hinzuzufügen. Ein ähnlicher Name, wie Gorilla , findet sich für einen grossen Affen Afrika's bei den Mandingos, nämlich der von Toorallas, was wohl im Grunde derselbe Laut (Hug) ist. Es sei mir aber hier gestattet noch einen kurzen kritischen Blick auf Hanno's Periplus zu werfen, da das naturhistorische Faktum der Entdeckung des Gorilla eine Bestätigung jenes Periplus und ein unverwerfiiches Zeugniss für die Wahrhaftigkeit der Reise -Erzählung Hanno's, jenes uralten Dokumentes, das so oft und schon von Strabo bezweifelt worden ist, ge- liefert und den Grenzpunkt nun festgestellt hat, wie weit Zur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 301 und bis zu welchem Breitengrade Hanno auf seiner Fahrt gekommen ist. Hanno's Periplus oder die Beschiffung der Westküste von Afrika durch denselben fand wahrscheinlich gegen das Jahr 510 a. Ch. n. 0 statt. Er fuhr auf Befehl des Senates von Carlhago durch die Säulen des Herkules längs der Westküste von Afrika, um daselbst lybisch-phönizisrhe Pflanzstädte zu gründen. Seine Flotte bestand aus 60 Schiffen, jedes von 50 Rudern 2). Nach einer zweitägigen Fahrt erbauten sie die Stadt Thymiaterium •'}• Sie kamen sodann am Vorge- birge Solois vorbei "♦) wo dem Neptun ein Tempel errichtet wurde, legten weiter nach abwärts vier Pflanzstädte au und gelangten bis zu dem Flusse Lixus ^3 wo sie bei dem Noma- den-Volke der Lyxiten verweilten. Von den Lyxiten nah- men sie Dollmetscher und Piloten zur weiteren Fahrt mit. Sie fuhren nun zwei Tage nach Süden und sodann einen Tag nach Osten ^), wo sie in dem Hintergrunde einer Bucht eine kleine Insel fanden, auf welcher die Pflanzstadl Gerne ^ 1) Wach Kluge Hannonis navigatio Lips. 1829. 2) AVohl nur die LaslschifTe für Lebensmittel, Weiber, Kin- der u. s. w. 3) Wo das heutige Mamora oder Mehedia (s. C. Mülle r's vor- treffliche Ausgabe der (Jeographi graeci minores. Paris 1855). 4) Promontorium Solois, wohl das heulige Cap Cantin ; (31 an- ner t, C. Müller). 5) Fl. Lixus , entweder Fl. Darodus am Cap Kon, oder weiter unten Fl. Drah. 6) Sie mussten nämlich jetzt das Cap Bajador, dessen Brandung mehrere Meilen weit in die See reicht, umschiffen, (welches den Por- tugiesen später so viel Schrecken einjagte, dass sie sogleich wieder umkehrten) und sodann wieder nach Osten um so mehr einlenken, als sie in den Hintergrund der nach Osten laufenden Bucht einliefen, um auf der daselbst sich befindenden Insel die Pflanzstadt Cerne zu gründen. 7) Cerne, Herne, die Insel der Reiher, I. des Ilerons. Andere nehmen die weiter unten liegende Insel Argouin dafür an. Diese letztere liegt aber nicht in einem tiefen Meeresarm, ist viel zu gross, (Cerne hat nur 5 Stadien an Umfang) und von vielen anderen Inseln umgeben. Auch lag Cerne nur zwei Tagereisen von den Lixilen entfernt. Von Cerne nach dem Cap Verl brauchten sie 12 Tage, was für die nähere Insel Argouin zu viel wäre, aber für die Insel Herne zutrifft. 302 Mayer: angelegt wurde. Von Gerne aus unternahmen sie zwei Reisen nach Süden. Auf der ersten Reise kamen sie an die Mün- dung des Flusses Chretes ^) , in dessen Bucht sie drei In- seln antrafen, die grösser als Gerne ^) waren und in einer Tagfahrt an die Ausbiegung dieser Bucht, über welche Berge mit Wald - Menschen besetzt, emporragten, welche durch Steinwürfe ihnen das Anlanden verwehrlen 'o). Hierauf ka- men sie in einen anderen grossen und breiten Strom ^0, welcher voll von Grocodilen und Flusspferden war. Von hier kehrten sie wieder nach Gerne zurück. Auf ihrer zweiten Reise von da aus schifften sie am Ufer entlang zwölf Tage lang gegen Mittag , an Aethiopern vorbei, deren Sprache den Lyxiten unbekannt war. Am letz- ten Tage langten sie bei grossen und waldigen Bergen an ^-), deren Hölzer wohlriechend waren. Sie umschifften dieses Vorgebirge in zwei Tagen und kamen in eine weite Bucht 13) ^ an deren flachem Ufer sie die Feuer der Wilden bei Nacht erblicken konnten. Am Ufer weiter fünf Tage segelnd ^^) kamen sie abermals in eine grosse Bucht ^^) , welche die Dollmetscher die des West-Horns ^^) nannten. In dieser Bucht war eine grosse Insel ^0 ""d an derselben ein Meeressumpf ^s) , worin eine andere Insel '^) lag. In 8) Fl. Chretes seu Chremetes ; Rio St. Jean mit seinen drei Inseln in der Nähe seiner Ausmündung. Unrichtig giebt Durea de Lainalle dafür den Senegal an. (S. Ann. des sc. nat. 1855. p. 185.) 9) Also Gerne wieder eine kleine Insel genannt ! 10) Wahrscheinlich Affen. 11) Senegal. 12) Das Cap Vert. 13) Die Bucht des Flusses Gambia. 14) Von da bis an den Fluss Domingo. 15) Die Bay der Bissagos-Inseln unterhalb des Ausflusses des Domingo und des Gabo (früher R. de Gesves und R. de Kurbali, an deren See der König Kabo wohnte, genannt). 16) Das Cap Tumbali am Ende der Bucht wohl gemeint. 17) Wohl die Insel Bissagos, die zunächst auf ihrer Fahrt am Ufer liegt. 18) Untiefe, Sandbucht, gegenüber dem Flusse Gabon. 19) Wohl die Insel Sorciere, auf welcher die Wilden (ßalantes, 2ur Anatomie des Orang-Utang und des Chimpanse. 303 diese stiegen sie aus. Sic sahen bei Tage nichts als Wäl- der, aber in der Nacht viele Feuer und vernahmen grosses Geschrei und Getöse von Hörnern , Pauken und Cymbalen. Aus Schrecken verliessen sie diese Insel wieder. Nun schnell heraus segelnd schilTlen sie an einem Lande ^o) vorüber, das von Feuer -Rauch erfüllt war und von welchem feurige Ströme ins Meer fielen ~^). Das Ufer war wegen der Hitze nicht zu betreten , daher sie schnell weiter segelten. Vier Tage wurden sie umher ge trieb en "j und sahen bei Nacht das Ufer voller Flammen. In der Mitte erschien eines der Feuer am höchsten und erkannten sie bei Tage , dass dieses auf dem höchsten Berge, Theon Ochema genannt, gewesen 23). auch später ihre götzendienerische Feste feierten). S. Histoire gen. des Voyages. Paris 1746. Tom. II, p. 595. (Nach einem Anonymus im Jahre 1695.) Allgemein wird seit Kluge die Insel Hareng, früher I. de Kasnabac, dafür angenommen, mit einer kleinen in deren Bucht liegenden Insel. Allein diese liegt am Ende der Bucht und zu weit entfernt. Es haben übrigens alle Bissagos-Inseln während der vielen Jahrhunderte seit Ilanno's Fahrt durch die Alluvionen des Flusses Ga- bon und Rio Grande sich sehr verändert und mit der Zeit so viele Sandbänke, Sandbuchten oder Meeresuntiefen {l^fAit} SaXaoü^ör^g') ge- bildet, dass man die jetzige Lage der Inseln nicht mit der zur Zeit Hanno's identificiren darf. Diese Untiefen sind Sandbänke, welche alle Inseln umgeben und an vielen Stellen nur 1 — 2 Faden Wasser haben. 20) Also nicht aussen um die Inseln herum, wie C. Mül- ler annimmt. 21) Die gewöhnlichen Feuer der Wilden, hier wegen des Götzendienstes vielleicht stärker. Die Ströme leuchteten davon wie- der (Mannert). Es kann wohl nicht von vulkanischen Erscheinun- gen hier die Rede sein, welche sich daselbst (und in der Sierra Leona) nie gezeigt haben und welche dem Hanno und seinen Gefährten, ver- traut mit den Ausbrüchen des nahen Aetnas und der Solfatara in der ISähe Siciliens, die bei Nacht von Carthago aus gesehen werden kön- nen, ja bekannt waren. Auch war Hanno wohl häufig in Syracus und seine Frau ja daselbst gebürtig. 22) Es heisst hier nicht InkfiVöctfxfVi wir scgcllcn, sondern yf- po^fyot, indem die Scbiüe entvvedtr von den Strömungen des Flusses Gabon und Rio Grande hin und her getrieben ^vurden oder weil eine hier so häufige Windstille eintrat. 23) Theon Ochema oder das Cap Sagres, dessen hoher Berg auch den Portugiesen zuerst auffiel. Der Berg des Cap Sierra Leone 304 Mayer: Zur Anatomie des Orang- Utang u. s. w. Nachdem sie drei Tage an diesen Feuern vorüber geschifft waren, kamen sie in die Bucht 2^), welche das Osthorn ^S) genannt wird. In dem Hintergrunde dieser Bucht lag eine, jener oben gedachten ähnliche, Insel ^t»), in deren Meeressumpf eine andere Insel lag, die von Waldmenschen bewohnt war. Es waren viel mehr Weibchen mit borstigen Haaren, welche die Dollmetscher Gorillas nannten. „Wir verfolgten sie, konn- ten aber kein Männchen erhaschen, die über Steinklüfle spran- gen und sich mit Steinen verlheidigten." Sie fingen nur drei Weibchen, welche ihre Führer bissen und zerfleischten. Sie tödteten sie daher, zogen ihnen die Haut ab und brachten diese nach Carthago ^7). Denn weiter schifften sie nicht mehr, da ihnen die Lebensmittel mangelten. kann es wegen der Entfernung nicht sein und weil jener Berg in der Mitte der Feuer lag. 24) Die Buclit der Sierra Leone. 25) Koti cornu, das Cap am Ende der Bucht, Cap Sierra Leone. 26) Im Grunde dieser Bucht liegt die Insel Tamara (L Konebomba) mit einer kleinen Insel davor, dem Ausflusse des Flusses Pongo gegen- über. Diese und nicht die neben der Insel Seh erb ro oder C er- ber a liegende Insel-I. de York oder Macaulay, wie C. Müller will, halte ich für die Insel, wo die Carthaginenser ausstiegen, aus fol- genden Gründen: a) die Insel Scherbero liegt zu weit unten und hin- ter dem vorgeblichen Noti cornu. b) Sie und die Insel Macaulay liegen nicht im Grunde einer Meeresbucht. Dieses ist aber bei der Insel Tamara der Fall und der Käme des Flusses Pongo, an dessen Ausmündung sie liegt, deutet vielleicht auf den Aufenthalt des Pongo oder grossen afrikanischen Affen (Gorilla) hin. c) Die Insel Scher- bero und Macaulay sind bewohnbare Inseln, worauf die Portugiesen einen Weger-König antrafen. Die Insel, worauf die Gorillas sich auf- hallen konnten, war damals nicht bewohnbar, eine Felseninsel, wie die Insel Tamara oder die Insel Los Idolos, denn es heisst ja, die Go- rillas-Männchen flüchteten sich über die Felsenklüfte {xot^urcßarai, oytis). Endlich kömmt am Flusse Scherbro schon der Quoja Morrow oder der Chimpanze vor. (Yoyage de Smith p. 52). 27) Nach Plinius VI. 36 waren diese Häute noch kurz vor dem Falle Carthago's zu sehen, so dass sie sich 364 Jahre erhalten haben! i lieber die G^aUiiiig üf ormoiis. Von rrof, 'H'. F'eters. (Monatsber. der Königl. Akad. zu Berlin vom Juli 1856.) Die GaÜung Mormops wurde zuerst vonLeach cTrans- actions of the Linnean sociely of London XIII. 1. p. Tö.Taf. VII) vor 35 Jahren nach einem angeblich aus Jamaica stammenden Exemplar aufgestellt und beschrieben. Er gab an, dass sie ein aufrechtes, mit den Ohren verwachsenes, Na- senblalt besitze, dass kein Fingerglied des Zeigefingers vor- handen, dass der Mittelfinger aus vier knöchernen Phalangen zusammengesetzt, die Ohren gross und verwachsen seien, der Schwanz kürzer als die Schenkelflughaut sei und mit seinem Ende frei oberhalb derselben hervorrage. Die beigefügte Abbildung erläuterte den complicirten Bau der Ohren , der Lippen und des Nasenbesalzes, des Gebisses und des Schädels. Neunzehn Jahre nachLeach ist dieselbe Gaitung zum zweiten Male von Gray (Annais of natural history IV. p. 3) nach einem in Weingeist aufbewahrten Exemplare aus Cuba untersucht worden. Seine Beschreibung weicht sehr von der Leach'schen ab. Er behauptet, dass sie kein Nasenblalt besitze, dass sie daher nicht mit den Phylloslomen, sondern mit den Noctilionen zu vereinigen sei, dass sie den Taphozous weit näher stehe, am nächsten aber mit Chilonycleris ver- wandt sei. Als Unterschied zwischen seinem Exemplar und der Leach'schen Zeichnung giebl er an, dass die beiden Anhänge vor der Scheibe in der Mitte des Kinnes bei dieser letzleren grösser und dass die hintere Falte der hinteren Membran vor dem Kinn einfach ansialt getheill dargestellt Archiv f. Naturgescb. XXIL JahrtJ. 1. Bd. 20 306 Peters: seien. Er hat ferner eine Beschreibung des Thieres gegeben, ohne jedoch auf die Proportionen und die Färbung einzuge- hen. Seine Beschreibung der Lippen, des vor den unteren Schneidezähnen liegenden Wulstes, die Deutung sowohl des an den vorderen als des an den hinleren Ohrrand stossen- den Hautlappen, und die Angabe, dass das letzte Glied des Schwanzes verlängert sei , weichen von der bildlichen Dar- stellung, welche Leach gegeben, ganz ab. Es war daher eine neue Untersuchung dieser seltenen Gattung wünschenswerth. Drei dem hiesigen Museum gehö« rige in Weingeist aufbewahrte Exemplare aus Cuba lieferten hierzu ein hinreichendes Material. Sie zeigen in allen Thei- len mehr Uebereinslimmung mit der Leach'schen als mit der Gray'schen Darstellung. Auch das, was Gray an der Leach'schen Abbildung als Fehler des Zeichners tadelt oder als abweichend von sei- nem Exemplar angiebl, nämlich das, was er Anhänge der Kinnplalte nennt und welche nichts weiter sind als die dunkel schatlirten Stellen , neben denen sich die doppelte Kinnfalte mit der Kinnscheibe verbindet, so wie die Einfachheil der hinteren mittleren Kinnfalte finde ich unseren Excniplaren zufolge vollkommen naturgetreu, so dass nichts weiter übrig bleibt, als entweder anzunehmen, dass Gray eine der Leach*- schen verwandte neue Art unter Händen gehabt habe , oder dass seine Darstellung die weniger richtige sei. Die zwi- schen den unteren Schneidezähnen und der warzigen Platte befindliche Wulst erscheint nicht dreieckig, wie Gray von seinem Exemplare angiebf, sondern als eine einfache gekrümmte schmale Linie, wie es die Leach'sche Abbildung zeigt. Auch in Bezug auf das letzte kurze und nicht verlängerte (Gray) Schwanzglied stimmen unsere Exemplare mit Leac h's Abbildung überein. Was ferner die von Leach als „i^M- nophyllus^ betrachtete Hautfalte anbetrifft, so scheint mir diese Deutung durchaus nicht zweifelhaft, wenn man die Bildung, welche man bei Nycteris beobachtet, damit ver- gleicht, um so mehr, da die Vereinigung der inneren oder vorderen Ohrränder erst hinter dieser Hautfalte in derselben Weise wie bei Nycteris wirklich stattfindet, wie es auch die Leaclvsche Abbildung, wenn auch etwas undeutlich, angiebl. Ueber die Gattung Mormops. 307 Es gehört offenbar diese Falte ebenso wenig zum vorderen Ohrrand, wie der Thcil der Lippen , welcher den Mundwin- kel bildet, als „abgerundeter vorderer Lappen des unteren Ohrrandes« (Gray) betrachtet werden kann. Obgleich Leach keine specielle Beschreibung der von ihm M. BlaiiivillU benannten Art gegeben hat, auch die Pro- portionen des Körpers und der Gliedmassen sich nicht wohl aus der von ihm gegebenen Skizze des ganzen Thiers ent- nehmen lassen, ist doch die Uebereinstimmung mit der von ihm untersuchten Art so gross, dass ich keinen hinreichen- den Grund finde, dieselbe als eine von ihr verschiedene Art zu betrachten. Mormops hat gar nicht das plumpe Ansehen, welches man nach den von Leach gegebenen Detailnnsichlen hatte vermulhen sollen , sondern gehört , sowohl was seine allge- meine Körpergestalt so wie seine Gliedmassen anbetrifft, zu den schlankeren Formen. Der Kopf läuft in gleicher Flucht mit dem Körper, wie bei den NocHlio , Taphozons und Em- ballonura, denen er auch durch die Proportionen des aus der Rückseite der Schenkelflughaut hervorragenden Schwanzes sich nähert. Jedoch warnt die Zusammensetzung des Mittel- fingers nach Art der Phyllostomata schon vor einer Zusam- menstellung mit diesen Gattungen. Die Form des Kopfes, der Bau der Ohren und der Lippen lässl sich sehr wohl in der Leach'schen Abbildung wieder erkennen. Die Ohren sind verhältnissmässig nicht sehr gross, da ihre grösste Länge nicht y^ der Kopflänge übertrifft. Der vordere Rand beider Ohren wird durch eine über das Ge- sicht hingehende Querleiste vereinigt , während ihre vordere Fläche mit der hinteren Fläche des Nasenbesatzes verwach- sen ist, wie man deutlich erkennen kann. Zwar findet sich bei Mormops keine vertiefte Gesichts- grube und die kleinen Vorsprönge um die Nasenlöcher herum lassen sich nur schwer oder künstlich auf die vorderen Ab- theilungen des Nasenapparates von ^ycteris oder anderer Gat- tungen zurückführen, aber die mit den Ohren verwachsenen Lappen sind deutlich als den hinteren die Gesichtsgrube bei JVi/c^em begrenzenden Falten homologe Gebilde wieder zu er- kennen. Sie hängen sogar auch schon bei JSycteris, wenn 308 Peters: auch nicht so fest , mit den Ohren zusammen , so dass mir kein Zweifel an der Richtigkeit der Leach'schen Deutung übrig zu bleiben scheint. Die Schleimhaut des Gaumens bildet acht wulstige Quer- falten, von denen die hinteren fünf in der Mille gelheilt sind. Der Körper ist fein und dicht behaart und die Behaarung der Bauchseile ist kaum kürzer als die der Rückenseite. Die vorderen Gliedmassen sind sehr gestreckt. Der Oberarm ist um die Hälfte länger als der Kopf und der Vorderarm, wel- cher angelegt genau bis zum Ende der vorragenden Unter- lippe reicht, ist S'/j Mal so lang wie der Kopf. Der Daumen ist kurz, sein erstes Fingerglied an der Basis von der Flug- haut umfasst. Das Miltelhandglied des Zeigefingers ist ein wenig länger als das des drillen Fingers und trägt an sei- nem Ende ein sehr kurzes (von L e a c h übersehenes), I V2 Mm. langes Fingerglied , von dessen Endo eine am Rande der Flughaut verlaufende Sehne bis zum ersten Fingergelenke des dritten Fingers hingeht. Das erste Fingerglied des Mittel- fingers ist um mehr als die Hälfte kürzer als das zweite, welches letztere um V3 länger ist als die letzte knöcherne Phalanx. Das Miltelhandglied des vierten Fingers ist etwa 4 Mm. kürzer als das des dritten Fingers, dagegen ist jedes seiner beiden gleich langen Fingerglicder um ^/n länger als das erste Glied des dritten Fingers. Das Miltelhandglied des fünften Fingers ist um so viel kürzer als das Miltelhandglied des vierten Fingers, wie die Länge des ersten Fingergliedes vom Mittelfinger beträgt. Der Unterschenkel ist von der Länge des Kopfes, aber merklich kürzer als der Oberschen- kel, (wie 1 1 : 13). Die Füsse sind zart, nicht halb so lang wie der Unterschenkel; die Zehen sind ziemlich gleich lang, am Grunde durch eine schmale Haut verbunden; ihr Bau zeigt nichts Ungewöhnliches. Die Spornen, welche den Rand der Flughaut einnehmen, sind nur y^o kürzer als der Kopf. Der Schwanz hat dieselbe Länge wie der Oberschenkel und erreicht nur die Mille der ausgestreckten Schenkelflughaut; bei der ruhenden Lage des Thieres ragen die letzten Glieder des Schwanzes frei aus der Rückenflnche der Haut hervor. Die Flughäute sind zwar sehr breit, lassen jedoch das untere Ende des Schienbeins frei. lieber die Gattung Mormops. 309 Die Rückseile des Tliieres ist schön umberbraun, und erscheinen die Haarspitzen derselben dunkler, während die Bauchseite, deren Haarspitzen heller sind , braun mit grauem Anfluge erscheint. Die auffallende Gestalt des Schädels ist aus derLeach'- schen Abbildung sehr wohl zu erkennen. Er stimmt am meisten mit dem von Chilomjcteris überein , nur ist er viel kürzer und der Schädellheil viel mehr winklig gegen den Gesiclitslheil abgesetzt, so dass das Foramen magnum nicht allein ganz nach hinten, sondern selbst noch ein wenig nach oben gerichtet ist. Den Zahnbau hat Leach im Ganzen richtig geschildert, wenn er auch nichts von der wförmigen Bildung der Backenzahnkrone und der Concavität der vor- deren Fläche der oberen Schneidezähne erwähnt. Das übrige Skelet stimmt durch die Form der einzelnen Wirbelablhei- lungen, durch die Breite der Rippen, durch den Längskamm auf dem Brustbeinkörper , durch die Gestalt des hakigen Forlsatzes des Manubrium sterni , durch die Gestalt des Bek- kens, des Schullerblattes und des Oberarmbeins von den be- kannteren Gattungen am meisten mit Glossophaga (amplexi- caudataj , durch die breiten Schlüsselbeine am meisten mit Vampyriis überein , weicht aber durch die geringere Breite des Manubrium sterni und die grössere Breite der Darmbeine merklich von ihnen ab. Die Ulna ist sehr rudimentär und geht nicht über das erste Dritlheil der Speiche hinaus. Das Wadenbein ist nur durch einen haarfeinen Knochen reprä- sentirt, aber selbst dieser geht nicht einmal bis zum Knie hinauf, sondern ist in seinem obersten Drittheil durch einen sehnigen Faden vertreten. Die Zunge ist wie bei den PhyU lostoma und Vampyrus lang, an der Spitze abgerundet, mit platten, nach hinten gerichteten Schüppchen bedeckt, zwi- schen denen sich zerstreute linsenförmige Papillen auszeich- nen. Die Eingeweide so wie die Begaltungsorgane zeigen ebenfalls am meisten Uebereinstimmung m'ü den Phijllostomata. Maasse in Äliliimetern. Länge des Thieres von dem Ende des Kopfes bis zur Schwanzbasis tj6 Länge des Kopfes 22 !, „ Schwanzes 26 310 Peters: Ueber die Gattung Mormops. Länge des Oberarms 33 Vorderarms 55 „ Daumens (Mittelh.3. 1. Gl. 2. 2. Gl. 2.) 7 „ 2ten Fingers (Milfelli. AS'/^. 1. Gl. 1%.) 50 ^ „ 3ten Fingers (Mittelh. 48V,. 1. Gl. 9. 2. GI.22V2. 3. Gl. 17. 4. Gl. 2.) . . 102 „ „ 4ten Fingers cMiüelh. 45. 1.G1.12. 2.G1.12.) 69 „ „ 5ten Fingers ( ,,, 35. 1. „ 17. 2. „ 1^/2)6^ „ „ Oberschenkels 26 „ „ Unterschenkels 22 » „ Fusses 11 1/2 der Spornen 22 » „ der Schenkelflughaul 50 Fassen wir nun die aus dem Vorsiehenden gewonnenen Resultate zusammen, so ergiebt sich, dass die Gatlung Mor- mops nicht allein durch ein deutliches Nasenblatt, sondern auch durch die Beschaffenheit ihrer vorderen Gliedmassen, durch den Bau ihres Skelets und der Eingeweide sich von den Chiropfera gymnorhina, namenilich Taphozous , EmhaU lonura und Noctilio entfernt, sich dagegen in der Unvollkom- menheit ihres Nasenblaltes an Brachyphyllum, in dem Baue der Zähne unter den Pkyllostomen am nächsten an Vampy- rus anschiiesst, dass sie jedoch mit der Gattung Chilonycteris am meisten verwandt ist und mit dieser am passendsten eine an Brachyphyllum sich anschliessende Gruppe bilden kann, welche dann unter den eigentlichen Phyüostomen dem Vam- pynis am nächsten stehen würde. Das Herüberziehen der Gattung Chilonycteris in die Abiheilung der hisliophoren Handflögler kann um so weniger Bedenken haben , als auch diese Gattung eine dicke wulstige Onerialte auf dem Nasen- rücken hat, welche man wenigstens eben sowohl als ein Na- senblatt betrachten kann, wie die wulstigen Falten von Des- modus. Ihrem Wesen nach ist sie ja dasselbe, da auch die dünnhäutigen Nasenbläller anderer Galtungen aus einer Dupli- catur der Haut zusammengewachsen sind. JVeiie /tiiiiulaten '*'). Beschrieben von Dr* Hinberg-, Prosector am K. Carolin. Med. Clin. Institut. 1. Arzt der Fregatte Eugenie während der Weltumsegelung. Fant« I* JLpliroditacea. Gen, Halitea Sav. Aphrodite Aud. et M. Edw. Tuberculum faciale granulosum sub tenlaculo •""•^) inter palpos validos; antennae nullae; cirri tentaculares longi, buc- cales breves; niaxillae cartilagineae parurn distinctae; bran- chiae humiles, parvae; elytrorum paria quindecim in segmen- tis . . .23, 25, 28. Aphrodita L. Oculi sessiles; dorsum tela lomenloso teclum; selae pe- dum ventraliurn numerosae, numquam glochideae. A. alta n. Corpus altum ; lobus cephalicus rotundatus; tentaculuin breve , articulo basali quarla parte longitudinis capitis breviore; selae peduin dorsualiuin in lela toincntosa occultae; capilli breves albidi. Ijab. in mari allanlico long, occid. 40*^05' , lat. auslr. 22^^30', prope Rio Janeiro, profund. 20—30 org. ■••■) Öfversigt af Kongl. Vetenskaps. Academiens Förhandlingar. 1855. Dec. ""*) Tentaculum = anlenne inipaire; antennae = antennes mi- toyennes; palpi = antennes externes; cirri buccales = cirri venlra* les paris sccundi pediim. 312 Kinberg: A. aculeata L. Corpus latum; lobus cephalicus spathu- latus, parte basali tenlaculi brevis duplo longior; setae pe- dum dorsualium validae, longac, telam lomenlosarn penetran- tes; capilli viridUaenei. Hab. ad oras Europae. A. longicornis n. Corpus lalum; lobus cephalicus ro- tundatus; partem basalem tenlaculi longissimi aequans; setae pedum dorsualium validae, longae^ telam lomentosam pene- trantes ; capilli viridi-aenei. Hab. in mari atlantico australi , extra ostium fluvii la Plata. Hermione Blainv. Oculi pedunculis suffulti sub margine capitis affixis; tela tomentosa nulla; pedes elytra ferentes setis glochideis armati, ventrales setis paucis, bidentatis. H. hystrix Sav. Blainv. (Aphrodita) Aud. et M. Edw. Ann. Sc. nat. XXVII. 416. — Lobus cephalicus rotundatus; elytra media reniformia, canaliculis aliis divergentibus, aliis transversis, cellulisque magnis rotundatis; setae pedum ven- tralium apice curvae. Hab. oras Galliae, ad Cherbourg nobis obvia; speci- men scandinavicum non vidimus. n. hystricella Quatref.? Cuv. Regne animal, ed. 3, An- nelides pl. 19, sine descriptione. — Lobus cephalicus late rotundatus; elytra media oblique reniformia, margine antico interno producta , striis tenuissimis divergentibus , cellulis ovalibus sparsis; setae pedum ventralium apice rectae. Hab. ad oras Syriae, unde Museo Regio misit He- denborg. Aphrogenia n. Oculi parti basali tenlaculi impositi, laterales; tela to- mentosa nulla; setae pedum dorsualium uncinalae, nee glo- chideae, pedum ventralium paucae, bidcntatae. A. alba n. Lobus cephalicus latus, brevis; tentaculum palpis paullo brevius; elytra cellulis magnis dense radiata; setae pedum ventralium duae. Hab. ad insulam St. Thomae Indiae occidentalis, unde Museo regio atlulit N, Werngrcn. Neue Annulaten. 313 Laetmoni ce n. Oculi pcdunculis suffuUi margii-ri anleriori lobi cepha- lici adnatis ; dorsum tela lomentosa lecturn; sclae pedum elylra ferenlium glochideae, venlraliuin semipciinalae. L. filicornis i\, Lobus cephalicus rotundalus, sulcis duo- bus arcuatis triparlitus; tentaculum filiforme, palpis longius; elytra media oblique reniformia, cellulis minimis, forma variis. Hab. ad oram Siieciac occidenlaiem. Mus. reg. ITaiii» IS. Spliionea* Tuberculum faciale minulum, inter aufennas binas, e su- perficie faciali produclas; tentaculum nullum; palpi crassi, cirri tentaculares et buccales graciles; elytra reticulala. Iphione n. Eumolpae iphionae Sav. Oculi quatuor; lobus cephalicus in articulos anfennaruni basales productus, lobo longiores ; elylrorum paria tredecimj setae dorsuales subulatae, venlralibus serratis approximalae. /. ovata n. Antennae , palpi cirrique ciliali , apice at- tenuati, nee clavati, elytra margine laevia. Hab. mare pacificum ad Honolulu. /. muricata (Polynoe) Sav. (Eumolpe) Blainv. Palpi cirrique ciliati, clavali ; elytra margine ciliata. Hab. oras ins. Alaurilii et mare rubrum (Sav.). F'ani« 111. Polynoiua. Tuberculum faciale nullum ; tentaculum longum , anten- nae binae; maxillae magnae corneae; oculi quatuor; elytrorum paria 12 — 35; segmenta elylris carentia cirro praedila dor- suali; branchiae nullae. Lepidonotus (Lcach). Bases anlennarum e margine anteriore lobi ceplialici productae; elytrorum paria 12 ( — 13?), dorsum omnino te- gentia; corpus breve. L. Pomareae n. Antennae, lobo cephalico duplo lon- giores, tentaculum, cirrique dorsuales graciles infra apiccm 314 Kinberg; atlenuatum inflali; palpi validi , conici , carinati, scabri, lon- giludine tentaculi, setae inferiores longae, infra apicem spi- nosae; elytra, paria duodecim, marglne clavato-fimbriata. Hab. ad insulam Tahiti. L. socialis n. Anlennae, lobo cephalico parum longio- res, cirri tentaculares , buccales et dorsiiales infra apicem subulaluin inflati; palpi validi, carinati, ciliati, apiculati; setae inferiores longae, infra apicem spinoso-serrulatae; elytrorum paria 12? Hab. ad insulam Eimeo maris pacifici. L. Jacksoni n. Antennae lobo cephalico longiores tenlaculum palpos siiperans validos, scabros et, ut appendices reliquae cirrique dorsuales, infra apicem infiatos; setae in- feriores infra apicem profunde serralae ; elyira, paria duode- cim, margine ciliata. Hab. ad Port Jackson. L. margaritaceus n. Anlennae lobo cephalico parum longiores; tentaculum longiludine palporum laevium; bascs cirrorum dorsualiuin pedes longiludine aequanles; setae in- feriores brevissiinae , infra apicem serrulalae; elyira, paria duodecim, margine ciliala. Hab. ad Guajaquil Americae. L. Johnstoni n. Anlennae lobo cephalico longiores; setae inferiores longae, superioribus tarnen breviores , infra apicem acute serralae; elyira, paria duodecim, margine lae- via, parle externa elevata. Hab. lilora insularum prope Panama. L. Waklbergi n. Anlennae, lobo cephalico parum lon- giores, tenlaculum , cirri tentaculares , buccales et dorsuales ante apicem altenualum inflali ; palpi laeves, tenlaculum lon- gum superantes; selae superiores divergentes, infra apicem serralae ; elytra, paria duodecim, tuberculis praedita magnis, rotundatis, margine elevato. Hab. ad Port Natal, unde retulit J. A. Wahlberg. L. caeruleus n. Anlennae lobo cephalico parum lon- giores, palpis breviores scabris, validis; setae inferiores bi- denlalae, iiifra apicem Iransverse slrialim scrralo - spinosac ; II Neue Annulaten. 315 elylra, paria duodecim , tuberculis praedila sparsis conicis; cirri ventrales apicem pedum attingentes. Hab. ad Rio Janeiro. L. havaicus n. Antennae lobo cephalico breviores, pal- pos aequantes , tentaculo longiore, sicut appendices omnes ante apicem subulatum vix inflatao ; elytra , paria duodecim, maciila magna notata, margine ciliata ; cirri ventrales pedum apices non attingentes ; selae inferiores sub apice dente mi- nimo, infra arcte serratae. Hab. ad Honolulu. L. striatus n. Antennae, tentaculum aequantes, lobo cephalico duplo longiores , dimidiam palporum longitudinem attingentes, ut reliquae appendices et cirri dorsuales, laeves, cylindricae, apice attenuato; elytra, paria tredecim?, tenui- ter granulata, late striata ; setae inferiores bidenlatae , infra apicem serrulatae et serialim transverse spinulosae. Hab. ad Port Jackson. L. indicus n. Antennae lobo cephalico vix duplo lon- giores, dimidiam palporum longitudinem attingentes, ut omnes appendices et cirri dorsales, ciliatae, sensim altenualae; ely- tra, paria 13?, spinis curvis aspera, margine breviler ciliata; selae superiores annulatim arcte spinulosae, inferiores biden- tatae, longo serratae. Hab. in freto Bangka. Halosydna n. Bases antennarum a margine anteriore lobi cephalici producti, elytrorum paria 15 — 21, dorsum non omnino te- gentia; corpus elongatum. H. Virgini n. Antennae, longitudine lobi cephalici, co- nicae, apice attenuato; tentaculum, longitudine palporum, in- fra apicem subulatum inflatum; elytra, paria quindecim, mar- gine brevifimbriata ; setae superiores longae, serrulatae, in- feriores bidentatae, infra apicem serrulatae et Iransverse se- riatim spinulosae. Hab. ad Honolulu. H. aiisfraUs n. Antennae , palpis dimidio breviorcs^ 316 Kinberg: tentaculum, antennas superans, cirri tenlaculares et dorsuales ante apiceni subulalum inflati; elytra, paria 21, laevia. Hab. in mari atlantico extra osfiiim fliivii La Plata. IL patagonica n. Antennae dirnidiam palporum longi- tudinem vix atlingentes, tentaculum antennas superans, cirri tentaculares et dorsuales ante apicern subulatum inflati; ely- tra, paria 18, tuberculis rotundatis numerosis obsila; setae inferiores bidentatae, infra apicern serratae. Hab. in sinu Yorli bay freti Magalhaensi. H, parva n. Antennae tentaculum fere aequantes, pal- pis parum breviores; cirri tentaculares longi , infra apicern subulatum inflati; elytra, paria 19, brevifimbriala; setae in- feriores bidentatae, infra apicern arcle serrulatae et spinosae. Hab. ad Valparaiso, ad insulam Chincha , et ad S. Lorenzo prope Callao. H. hrevisetosa n. Tentaculum validum, palpi longi et cirri tenlaculares incrassali, apice attenuato; elytra, paria 18, tuberculis rotundis paucis praedita, fimbriisque brevibus ; setae inferiores brevissimae, infra apicem serratae. Hab. prope S. Francisco Californiae. Antinoe n. Bases antennarum sub margine lobi cephalici , anlice incisi, iuxta tentaculum affixae; elytrorum paria 12—15, dor- sum obtegcntia ; corpus breve. A. aeqniseta n. Antennae lobo cephalico plus quam duplo longiores, palpi cirrique dorsales ciliati, nee incrassati ; setae superiores inferioribus aequales, bidentatis, infra apicem serratis et annulalim spinulosis. Hab. ad Port Natal, unde retulit J. A. Wahlberg. A. Waahli n. Antennae conicae, lobo cephalico bre- viores, cum tentaculo duplo longiore, leviter inflato, cirris tentacularibus , buccalibus et dorsualibus brevipilosae; palpi validi iaeves ; elytra, paria 15, macula magna notata, margine laevi; setae inferiores, superioribus longiores, bidentatae, in- fra apicem serratae. Hab. ad Port Jackson. Ä. pulchellus n. Antennae lobo cephalico lato Ion- Neue Annulaten. 317 giorcs , cum cirris tentacularlbus vi dorsalibus brevipilosae ; elytra, paria 13, tuberculis praedita miniitis areolatis, margine breviter fimbriata; setae inferiores bidentalae, infra apicem ser- rulalae. — Tentaculum in specimine deest. Hab. mare allanticum extra ostium fluminis la Plala. A. microps n. Antennae lobo cephalico breviores, cum tentaculo duplo longiore, et cirris tentacularibus bre- vissime cilialae; palpi validi laeves; oculi minuti; elytra, paria 14, macula notata nigra, semilunari, margine laevi ; setae inferiores infra apicem serratae, superiores profunde serratae. Hab. ad Rio Janeiro. Harmothoe n. Bases antennarum , sub tentaculo affixae, incisuram lobi cephalici occupante; elytrorum paria 15, dorsum obtegcnlia; corpus haud longum. IL spinosa n. Antennae, longitudine capitis, tenta- culo dimidio breviores; palpi crassi, validi, subarticulati ; appendices omnes lobi cephalici laeves; elytra prope margi- nem poslicum et externum spinulis arinala conicis ; setae in- feriores paullum longiores, bidentalae, infra apicem arcte et profunde serratae. Hab. frelum Magalhaense. H. scabra (Aphrodita) 0. Fabr. F. Gr. 311; (Lepi- donote) Oerst. Annul. dors. 12. Antennae lobo cephalico longiores, tertiae parti lentaculi scabri aequales ; palpi longi, tenues, et, sicut cirri , scabri; Spinae elytrorum irreguläres; setae inferiores uncinatae, infra apicem serratae. Hab. mare allanticum boreale. H ermadion n. Antennae ut in Harmothoe; elytrorum paria 15^ parlem mediam dorsi et segmenla posleriora non tegentia; setae in- feriores infra apicem serratae; corpus elongatum. H. Magalhaensis n. Bases antennarum anle margiiieni prominentes lobi cephalici, partem tentaculi basalem aequan- 318 Kinberg: tis ; appendices cephaHci, cirri, elytra laevia; margines ely- trorum reflexi ; setae superiores laeves. Hab. fretuin Magalhaense. H. longicirratus n. Bases antennarum margine lobi cephalici occultatae, parte tentaculi basali longioris ; appen- dices cephalici cirrique omnes ciliali ; cirri anales elongati, elytra luberculosa. Hab. frelum Magalhaense. Farn« IV. Acoetea. Tentaculum breve; oculi diio ; niaxillae dentibus arma- tae duobus mediis et pluribus lateralibus; elytrorum paria 39—93, in segmenlis .... 24, 26, 28, 30 ... ; segnienta elylris carentia cirris praedila dorsualibus. Fanthalis n. Deales medii conligui ; pcdunculi oculorum partem an- ticam lobi cephalici occupantes, longitudine tentaculi; ely- trorum paria 39^ primis tribus planis dorsum tegentibus, rc- liquis canipanulalis, dorsum medium nudum relinquenlilius. P, Oerstedi n. Palpi longi , laeves ; cirri tentaculares tentaculo longiores ; cirri dorsuales pede breviores ; setae Irium ordinum : subulatae, serrulatae: bipennato-penicillatae: arislatae; papillae pedum nullae. Hab. ad oram Sueciae occidenlalem. Eu p omp e n. Pedunculi oculorum partem anticam lobi cephalici oc- cupantes, tentaculo parum breviores; elytrorum paria 93, plana, tenuia, inverse s. antrorsum imbricata; pars anlica et media dorsi nuda, poslica tecla. E. Grubei n. Palpi longi subarliculati ; tentaculum cir- ris longitudine aequale; setae quatuor ordinum: serrulatae, subspiralcs ; bipennato-penicillatae: aristatae: capillaceae. Hab. prope Guayaquil. Ne«e Annulaten. 319 Fani. T. Sig^alionina. Sigalion Aud. et M. Edvv. Pedes, in segmentis anlicis , aut elylro aut cirro dor- suali praediti ; in posticis elytro et cirri dorsuali. Sthenelais n. Lobus cephalicus rotundalus, media parte impressa ten- taculuin excipiens validum, cuius basi antennae affixae; oculi quatuor; setae trium ordinum : setaceae, serrulalae: subula- tae, serratae: articulatae, bidenlalae; papillae elytrorurn dor- sum tegentium siniplices. S. Helenae n. Oculi aequales , postici pone medium lobi cephalici sili, invicem propriores quam antici ; ienlacu- lum cirris tentacularibus longiusculum; elyira sublus et pe- des laeves. Hab. ad Valparaiso. S. articulata n. Oculi postici ante medium lobi cepha- lici sili, minores et inter se magis quam antici distantes; ten- taculum et cirri tenlaculares aequali longiludine; palpi longi articulati ; elyira sublus papulosa; pedes papillis praediti et tuberculis deplanalis. Hab. ad Rio Janeiro. Sigalion (Aud. et M. Edvv.) Lobus cephalicus antice latus; tentaculum nulluni; an- tennae duae breves in margine anteriore lobi cephalici ; oculi duo (1, quatuor?); selae bidenlalae compositae et siniplices serratae; elyira dorsum oblegenlia margine ramoso-fiinbriala. S. Edwardsi n. Lobus cephalicus poslice rotundalus, oculis ante medium silis; cirri tenlaculares quinlam parlem palporum aequantes, pedes inferne cirris venlralibus brevio- res, papillis praedili et tuberculis deplanalis. Hab. mare extra ostium fluvii La Plala. Leanira w. Lobus cephalicus rotundalus, sulco medio tentaculum excipiens; antennae nullae; palpi longissimi; oculi duo (1. 320 Kinberg: Neue Annulaten. qualuor) ; selae superiores spiraliter serrulatae , inferiores subulatae , pectinato-canaliculatae, elylra anteriora dorsum non omnino tegentia, papillis nullis. L. Quatrefagesi n. Oculi iuxta basem tenlaculi minuti; palpi longissiml; pedes papillis praedili filiformibus ; cirri ven- trales breves. Hab. mare extra ostium fluvii La Plata. Psammolyce n. Lobus cephalicus antice in basem productus crassam tenlaculi longi; anlennae nullae: oculi quatuor (duo?); setae superiores simplices , gracillimae , serratae; inferiores com- positae, apice bidentato -fissae; elytra medium dorsum non tegentia, arenosa, margine longe iimbriata. P. Petersi n. Corpus latum, depressum; lobus cepha- licus postice latus; oculi qualuor, quorum poslici maiores, inier se remoliores ; tentaculum et cirri lenlaculares aequali longitudine, selae superiores bidentatae, apice curvato. Hab. ad Mossambique, unde Museo relulil G. v. D ueben. P. flava n. Corpus gracile, cylindricum; lobus cepha- licus postice conlraclus; oculi duo ad basin tenlaculi, cirros lenlaculares superanlis; selae superiores versus apicem exli- mum aduncum allenuatae, fissura profunda, lineari. Hab. ad Rio Janeiro. P. Herminiae (Sigalion) Aud. et M. Edw. Verg^Ieichende Betraclitiins^oii über die ]^e§ter der g:ci§ellig:eei IVespeii *)• Von 19 r. ü. Mob BUS in Hamburg. (Hierzu Taf. XII.) Zu allen Zeiten haben die Zoologen den Nestern der Wespen ihre Aufmerksamkeit zugewendet. Aristoteles und Plinius wussten, dass dieselben in der Höhe oder in Höhlen angelegt und ihre sechseckigen Zellen aus rinden- und spinn- webartigem Stoffe gebaut werden. Albertus Magnus sagt von den Wespen , dass sie in Häusern und unter der Erde nisten , und dass die Hornissen in Bäume bauen. In seinem Buche über die Insekten hat AI d ro va n dus den Beschreibungen der Wespennester schon Holzschnitte beige- geben, welche Hüllen und Durchschnitte zwar roh, aber na- *) Hiermit gebe ich nebst mehreren neuen Zusätzen einen Aus- zug aus meiner Abhandlung: „Die Nester der geselligen Weöpen, Beschreibungen neuer Nester und einigerneuen Wes- penarten des naturhistoriscben Äluscums zu Hamburg nebst Betrach- tungen über den ISesterbau im Allgemeinen. Mit 19 color. Kupferta- feln." (Abgedruckt im 3ten Bande der Abhandl. des naturwissen- schaftlichen "Vereins in Hamburg. Daselbst Herold'sche Buchhandlung 1856). Dort findet man die speciellen Untersuchungen, aus denen die meisten hier mitgetheilten Resultate gezogen sind mit zahlreichen erläuternden Abbildungen von neuen oder wenig bekannten Western, Durchschnitten, Baustoffen u. s. w. Archiv f. Nalurgesch. XXH. Jahrg. 1. Bd. 21 322 Möbius: turgemäss darstellen, Aehnlich , doch besser ausgeführt, sind die Bilder Johnston's. Auch der fleissige Svvammer- d a m hat in seiner Nalurbibel Wespennester abgebildet. Un- ter allen Schriftstellern des vorigen Jahrhunderts, die diesen Gegenstand behandelten, glänzt besonders Reauinur, der das Treiben der heiniathlichen Wespen mit unermüdlichem Eifer belauschle und ein naturgetreues Bild ihrer Arbeilen in der ansprechendsten Weise entwarf. Nach ihm haben Christ, Rösel, Latreille, Curtis, White u.A. Wes- pennester abgebildet und beschrieben, ohne dass irgend Einer die bekannten Nesterarten einer vergleichenden Betrachtung unterworfen hätte. Diesen Fortschritt gemacht zu haben, ist das Verdienst Henri de Saussure's, der in seiner Mono- graphie des Guepes sociales, Paris 1853, zahlreiche Abbil- dungen von Wespennestern giebt und dieselben systematisch ordnet. Die Principien seines Syslenies setzte er ausführlich auseinander in den „Nouvelles consideralion sur la nidifica- tion des Guepes« (Bjbl. univ. de Geneve 1855. XXVllI. p. 89 und Ann. des sc. nat. 1855. 111. p. 155). Die dort entwor- fene Eintheilung werde ich später miltheilen. Aeussere Form und Befestigung der Wespennester. Es giebt tafelförmige, an unteren Blatiflächen oder an Baumstämmen anliegende Nester (Fig. ö. u. 8) ; cylin- drische und conische, die mit ihrem obern Ende einen Ast umfassen (Fig. 5); ei- oder kug el förmige, die zwi- schen Zweigen und Blättern hängen und von diesen durch- setzt werden (Fig. 7}. Die letzte Befestigungsweise ist von unserer gemeinen Wespe allbekannt und findet sich auch bei nord- und südamerikanischen Arten. Manche Wespen kle- ben die Neslhülle oder die freie Wabe nicht unmittelbar an den Träger, sondern hängen sie an Säulen auf, wie die kleine Polybia sedula in Brasilien, die ihre zierlichen Nester oft unter Blätter bauet (Fig. 4), und eine Nord- und Südame- rika bewohnende Wespe (Polistes annularis), die ihre Wabe nackt an Zweigen befestigt (Fig. 3). Da die kleinen Nester an dünnen Zweigen oder Blättern, Vergleich. Betraclituugen üb. d. Nester d. gesell. Wespen. 323 die schweren aber an stärkeren Aesten liängen, so müssen — wie einfach auch dies uns erscheinen mag- — die Grün- der eines Baues die Fähigkeit besitzen , einen Träger auf- zusuchen, welcher der Last des vollendeten Nestes ge- nügt, oder die Vollender haben das Vermögen, das Werk abzu- schliessen , ehe es die Grenze des Gewichtes überschreitet. Eine südamerikanische Wespe (Polybia cayennensis Fab.) die schwere Lehmneslcr bauet, sucht sich gewöhnlich schief ab- wärts wachsende Zweige aus, die mit den hozizontal liegenden Waben einen Winkel von 30—40 Grad bilden. Offenbar hat ein Zweig in dieser Richtung mehr Tragfähigkeit als in auf- steigender, da er sich leichter abbrechen als zerreissen lässt. Jene Wespe befestigt also ihre Bauten nach densel- ben physikalischen Gesetzen der Festigkeit, die der mensch- liche Baumeister mit Bcwusstsein anwendet. Alle Wespen verstehen ihre Bauten den Ortsverhältnissen gemäss einzu- richten; so bauet eine und dieselbe Art unter Blättern flache, zwischen Zweigen kugelförmige Nester, unvermeidliche Blät- ter werden in die Hülle aufgenommen und mit Baustoff über- zogen , und in Baumhöhlen bleibt zuweilen die Hülle weg, die sonst die W^aben schützt. Die Grösse. Nicht alle Wespennester bestehen , wie die unserer gemeinen Wespe und Hornisse, aus umhüllten Waben, es giebt auch hüllenlose Nester, ganz nackte Zellenscheiben. Die Waben sind demnach die wesentlichen Theile des Ne- stes, und von ihrer Grösse und Zahl ist der Umfang dessel- ben immer abhängig. Die Zahl der Waben ist bei vielen Nesterarten schwankend , da sie natürlich mit der Zunahme der Arbeitswespen, die durch äussere Ursachen gehemmt oder befördert werden kann, gleichen Schritt hält. Der Durch- messer der Waben dagegen ist eine viel bestimmtere Grösse und daher beachtenswerlher als die Zahl. So wichtig aber auch der Durchmesser der Wabe unter den Eigenschaf- ten des Nestes ist, so steht er doch in keinem bestimmten Verhältnisse zur Grösse der bauenden Wespen. Die kleinsten gemessenen Waben bauet allerdings eine der kleinsten Wes- pen (Leipomeles lamellaria Mob.), allein die grössten, über 324 Möbius: 11/2 Fuss messenden , röhren von mittelgrossen Wespen (Chartergus sericeus Fab.) her. Bei den wenigen bekannten Wespennestern liegen die Grössengrenzen viel weiter von einander ab , als bei den zahlreichen, beschriebenen Wespen. Es giebt Nester, die, den unbegrenzten Blüthenständen in der Pflanzenwelt vergleichbar, keinen in ihrem Baustyle begründeten Abschluss erreichen, indem der Deckel, der die jeweilige unterste Wabe umschliesst, bald darauf zum Boden einer neuen Wabe dient (Fig. 5). Solche Nester wachsen oft zu Fusse langen Cylindern an, wie die durch Reaumur's Schilderungen bekannten Bauten der surinamischen Pappwespe (Chartergus chartarius Oliv.). Doch erlangen auch Nester von anderem Baustyle , wie die einwabigen einer grossen blauen Wespe (Synoeca cyanea Fab.), die ihre Zellen unmiltelbar auf die Rinde starker Aeste setzt und dann mit einer Hülle überwölbt , eine Ausdehnung von drei Fuss; und die kugelförmigen Nester der Hornissen und einiger südamerikanischer Wespen erreichen einen Durchmesser von 1 — 2 Fuss. Die Flug- und Fahrlöcher. Die Fluglöcher, die runden OefTnungen in der Hülle für den Ein- und Ausgang der Wespen, nehmen im Allgemeinen mit der Grösse der Erbauer zu ; sie liegen gewöhnlich nach unten, doch bisweilen bei Nestern mit ungeschlossener Hülle, deren Deckel stark gewölbt ist, an der Seite, wenn nämlich die Wespen das Bestreben haben , das Flugloch am Rande des Deckels anzubringen (Fig. 4) und nicht im Cen- trum, wie viele andere thun(Fig. 0). In der Lage des Flug- loches ofTenbart sich , wie auch in anderen Einrichtungen der Nester , der Einklang mit physikalischen Gesetzen der Natur. Durch die nach unten gekehrte OefTnung kann kein Regen ins Nest fallen und die warme, in die Höhe steigende Nestluft nicht so leicht entweichen als durch ein oben an- gebrachtes Flugloch. Bei den ungeschlossenen oder deckelwabigen Nestern tritt die letzte Wabe stets dadurch ins Innere, dass unter ihr wieder ein neuer Deckel gewölbt wird , sobald der vorher- Vergleich. Betrachtungen üb. d. Nester d. gesell. Wespen. 325 gehende durch Anbau von Zellen zu einer Wabe geworden ist (Fig. 4, 5). Alle bei dieser Bauart auf einander gefolg- ten Deckel hatten ein Flugloch, und dieses behalten sie, auch wenn sie als Wabenböden in das Innere rücken; liegt es im Centrum des Deckels, so dient es nun als Durchgang, als Fahrloch zu den oberen und unteren Stockwerken des Ne- stes (Fig. 5). Die meisten Wespen, die solche deckelwabige Nester bauen, verandern die Fluglöcher nicht, wenn diesel- ben als Fahrlöcher in das Nest hineingerückt sind ; allein eine kleine brasilianische Wespe (Polybia rejecla Fab.), die ihr Nest aus bröckeliger Rinde aufführt , befestigt den schar- fen , zerbrechlichen Rand derselben auf eine merkwürdige Weise; indem sie ihn abrundet und nach unten einen gegen 3'" hohen Ring ansetzt. Diesen führt sie aber nicht unun- terbrochen in einer Flucht fort, sondern schlägt immer, so- bald er um eine Linie gewachsen ist, seinen Rand (wie bei Schnür - Oesen) auswärts um. Zulelzt liegen also um die Röhre jedes fertigen Flugloches drei feste horizontale Ringe (Fig. 5). In Nestern mit abgeschlossener Hülle, in denen die Waben unter- oder nebeneinander an Säulen hängen, sind die Wabenränder frei und der Raum zwischen ihnen und der Hülle die breite Strasse für die emsigen Bauleute und sorgsamen Brulpfleger (Fig. 7, 8, 9). Hier giebt es also keine Fahrlöcher, sondern nur Fluglöcher, in der Regel nur eins, das auch , wie bei den deckelwabigen Nestern , gewöhnlich nach unten liegt (Fig. 7, 8). Die Waben. Die Waben sind Scheiben von Brutzellen , die durch ihre Seitenwände zusammenhängen. Bei den meisten hüllen- losen Nestern (Fig. 2, 3) und bei Nestern mit geschlossener Hülle (Fig. 7, 8, 9) ist der Wabenboden aus den einzelnen Zellenböden zusammengesetzt und daher oft gebuckelt, weil diese nach aussen gewölbt werden, während die Nester mit ungeschlossener Hülle glatte Wabenböden haben (Fig. 4, 5), da die glatten Hülldeckel Träger der Zellen geworden sind. Die meisten Waben sind (nach unten) convex, wenige eben, die oberste im Neste zuweilen concav (Fig. ! — 9). 326 Möbius: * Bei den ung-eschlossenen Nestern ist der Ansatz der Waben gewöhnlich an Furchen in der Seitenvvand der Hülle erkennbar (Fig. 4, 5) , oft auch durch Farbenverschieden- heilen im Baustoffe der älteren und jüngeren Wabe deutlich bezeichnet; stets jedoch ist das Neue so innig mit dem Alten verbunden , dass die Kohäsion des Materials in der Ansatz- linie nicht geringer ist, als an anderen Orten. In mehrvvabigen nacliten, wie auch in Nestern mit ge- schlossener Hülle hängen die Waben an Säulen, deren Enden sowohl am Träger wie am Wabenboden nach allen Richtungen breit au^^Iaufen, um eine grössere Befesligungs- fläche zu gewinnen (Fig. Q, 3, 4, 7, 8, 9). Sind Zellen einer höheren Wabe die Träger, so breitet sich der Säulenkopf über die Ränder derselben aus , oline ihre OeiFnungen zu ver- schliessen. Durch den Ansatz der Säule geht also kein Brut- rauin verloren. In der Mille des Wabenbodens steht die stärkste Säule, rundherum in ungleichen Abständen die schwä- cheren Seilensäulen. Da alle Miltelsäulen in einer Flucht unter einander stehen, so ist die gesammte Wabenlast auf die oberste, am Träger hängende, zurückverlegt und der Ge- fahr des Bruches einer oberen Wabe durch das Gewicht der unteren vorgebeugt (Fig. 9). !n Nestern , deren Waben von einem horizontalen Pfeiler gehalfen werden, der am Rande ungefähr so wie der Stiel an einem runden Löffel angebracht ist, tritt ebenfalls eine auffallende Hnrmonie mit bekannten physikalischen Ge- setzen hervor. Der Pfeiler ist nämlich mit einem nach oben und unten breit auslaufenden Fasse an den senkrechten Zweig angesetzt, an dem das ganze Nest hängt; sein anderes Ende verfliesst in den Wabenboden. Der freie mittlere Theil des- selben ist aber nicht rund, sondern hat einen grösseren senkrechten, als horizontalen Durchmesser; er ist also nach dem Principe der angewandten Masse die höchste Tragkraft abzugewinnen, ausgeführt; denn während die relative Festig- keit zur Breit(* nur im geraden Verhältnisse steht, wächst sie wie das Quf^drat der Höhe. Die Grösse der Zellen, der regulär sechseckigen, prismatischen Bruträume , hängt von dem Umfange der In- gekten ab, die sich darin aus dem Ei entwickeln. In der Vergleich. Betrachtungen üh. d. Nester d. gesell. Wespen. 327 Weile sind alle Zellen , die zur Wohniino- von Jungen eines Geschlechtes dienen, gleich, während die Tiefen oft verschie- den sind. Diese Verschiedenheit gleichen aber die Larven dadurch aus, dass sie den S eidendeckel, mit welchem sie die Zelle vor der Puppenruhe schliessen , in verschiede- ner, passender Höhe ansetzen. In Nestern mit gleich tiefen Zellen dagegen findet man alle Deckel gleich hoch ange- bracht. Der Deckel sowohl wie das noch zartere Gespinnst, welches die Zellen auskleidet, sind Gewebe von Fäden mit breiten Enden und von dünnen Häuten; unregelmässig ver- flossen und aufeinander gelagert, erscheinen sie wegen tota- ler Reflexion des auffallenden Lichtes weiss , während sie isolirt wasserhell durchsichtig sind. Ihr Stoff löst sich in Kali, in heisser Schwefelsäure und in Salpetersäure, welche ihn unter Bildung von Oxalsäure zersetzt; er ist also Sei- denfibrin. Die meisten Arten verschliessen die Zelle mit einenn hervortretenden, gewölbten, wenige durch einen straff wie ein Trommelfell unter dem Rande ausgespannten Deckel. Von den Arbeitsbienen wird der Seidendeckel aussen mit Wachs überzogen ; in allen bekannten Wespennestern, eine Art aus- genommen, bleibt der Deckel so, wie ihn die Larven span- nen. Eine Pappwespe Südamerikas (Chartergus apicalis Fab.) nämlich setzt Leisten von Bastfasern raus denen sie das ffanze Nest aufführt), welche die gegenüberliegenden Seiten oder Winkel des Zellenrandes verbinden, aussen auf den gespann- ten Seidenderkel , die das auskriechende Insekt samml der selbst gesponnenen Thür durchnagen muss , wenn es seine Wiege verlässt. In der Stellung der Z«'llen ge^ycn den Wnbenboden tritt stets die Tendenz der Wespen hervor^ sie rechtwinkelig auf den- selben zu setzen ; denn jemehr sich der Boden wölbt, desto schiefwinkeliger stehen die Rnndz( llen, indem sie den Mittel- zellen parallel laufen oder mit ihnen nur wenig divergiren. Unter den regulären Figuren, die sich ohne Zwischen- räume verbinden lassen, haben die Sechsecke bei gleichem Rauminhalte mit anderen, die diess ebenfalls zulassen, den geringsten Umfang. Der Bau sechseckiger Zellen har- monirt also mit den Gesetzen der Raum - und Zeitersparniss, 328 Möbius: Doch müssen die Wespen nicht unabänderlich sechseckig bauen. Es giebt Nester (von Polybia sericea Ol.)? in denen die oberste Wabe nicht , wie gewöhnlich , an einer soliden Säule hängt, sondern an einem Stiele, der aus drei-, vier-, fünf- und sechseckigen Zellen von verschiedener Weite und Tiefe zusammengesetzt ist. Durch diese Befestigungsweise ersparten die Wespen Material, ohne an Tragkraft zu ver- lieren, da hohle Cylinder eine grössere Tragkraft besitzen als solide von derselben Masse. Die zellenbauenden Insekten müssen also nicht wie Webmaschinen in unwandelbarer Re- gelmässigkeit arbeiten; sie können, durch äussere Verhält- nisse verschiedenartig angeregt, den vorgezeichneten Grund- plan in mehrfacher Weise ausführen. Die Baustoffe. Das gebräuchlichste Baumaterial sind P flan z enslof fe; thonige Erdarten werden selten angewandt. Eine und die- selbe Wespenart pflegt ihre Nester aus ähnlichen Stoffen zu bauen ; daher stimmen Exemplare der verschiedensten Grösse und Form in ihrer Festigkeit und Dicke der Hüllen und Zel- lenwände überein. Die sehr elastischen papierarligen sind aus langen Bastzellen , die papparligen aus verfdzten Pflan- zenhaaren , die weniger elastischen, aber noch biegsamen aus Gemengen von Gefässbündelfragmenten , Haaren, ßast- und Rintlenzellen oder nur aus verschiedenen Formen von Pflanzenhaaren ; leicht zerbrechliche hauptsächlich aus Rin- denparenchym zusammengesetzt. Diese Stoffe werden durch einen wasserhellen Mörtel zusammengehalten, der sich in sehr dünnen häutigen Fragmenten zwischen ihnen verbrei- tet. In zerbrechlichen Rindennestern ist er reichlicher ver- wendet als in festen Fasernestern ; bisweilen ist sogar die innere Fläche der spröden Hülle damit bestrichen, wie mit einem glänzenden Firnisse, der zugleich alle Poren zwischen dem Baustoff'e verschliesst. Er dient auch zur Befestigung von Blättern auf der Hülle, wozu er in grösserer Menge zwischen beide gestrichen wird und zu einer durchscheinen- den spröden Masse erhärtet, die leichter zerbricht als von denjenigen Stücken loslässt, die sie vereinigen soll. Dieser JVlörtel ist löslich in Chlorwasserstoffsäure, in Salpetersäure Vergleich. Betrachtungen üb. d. Nester d. gesell. Wespen. 329 und in Schwefelsäure, aber unlöslich in Kali; er gehört also zu den Chitinstoffen. In vielen Nestern bezeichnen helle und dunkele Linien in der Hülle und in den Zellwänden die Richtungen, in wel- chen die Arbeiter das Baumaterial auftragen. Alan sieht, wie die Hülle vom Befestigungspunkte aus gürtelartig aufgeführt wird und wie die Brutzellen in ringförmigen Schichten wach- sen. Lange Bastfasern sind oft bündelweise angefügt. Die arbeitenden Wespen setzen den Baustoff in kleinen Ballen, die sie heimbringen, mit Hülfe ihrer Kiefer und Vorderbeine auf, drücken ihn breit und ziehen ihn , indem sie rückwärts gehen , bandartig aus. Während die Hülle der bekannten tropischen Wespen- nester eine dichte Mauer ist , besteht die der unserigen und eines nordamerikanischen Nestes aus muschelförmigen Lagen, zwischen denen Luftschichten eingeschlossen sind, die (nach dem Principe der Doppelfenster) die Ableitung der Wärme vermindern müssen. Von der Beschaffenheit des Baustoffes hängt die Farbe der Nester ab. Die gelben und grauen, überhaupt die bleich- farbigen, sind aus wasserhellen Bast- und Haarzellen; die dunkelrothen, grau- und schwarzbraunen aus Rindengewebe aufgeführt ; die gefleckten und gestreiften bestehen aus ver- schiedenfarbigen Elementen : aus wasserhellen Haar- und Bastzellen und braunen Rindenzellen ; aus farblosem und brau- nem Parenchym oder aus farblosen und braunen Haaren. Eintheilung der Wespennester. A. Nestor ohne Hülle. 1) Der Wabenboden ist un- mittel b a r an den Trä- ger gebauet: .... Fig. 1. (Apoica pallida Oliv.) 2) DerWabenboden ist durch Pfeiler befestigt; a) diese stehen am R a n - d e des Bodens : . . . Fig. 2. (Polistes annularis L.) b) sie stehen auf der Bo- denfläche: . . Fig. 3. (Polisles versicolor Fab.) 330 M ö b i u 8 : B. Nester mit Hülle. J. Die Hülle ist ungeschlos- sen, unmiHelbar oder durch Pfeiler am Trager befestigt. Die Wabenböden sind mit der Seilenwand verschmolzen, da sie vorübergehend Hülldeckel waren. 1) Zu den eingeschlossenen Waben führen Fl ugl ö- eher durch die Seilen- wand Fig. 4. (Polybia sedula Sauss.) 2) Die Hülle hat nur ein Flugloch und die in- nern Waben F ahr lö- cher: Fig. 5. (Polybia rejecta Fab.) H. Die Hülle ist g e s c h 1 o s - sen. Das Nest hat keine Fahrlöcher , sondern nur ein Flugloch. 1) Der Wabenboden liegt un mittelbar auf dem Träger: ...... Fig. 6. (Polybia pediculala Sauss.) 2) Er ist durch Pfeiler be- festigt; a) diese stehen am Ran- de des Wabenbodens: Fig. 7. (Chartergus apicalis Fab.) b) sie stehen auf der Flä- che desWabenbodens ; tt) die Waben hängen neben einander: Fig.8. (Leipomeles lamellariaMöb.) /?) die Waben hängen unter einander, die folgende an der vorhergehenden . Fig. 9. (Polybia ampullaria Mob.) Aus diesem Versuche eines Systemes der Wespennester leuchtet hervor, dass die Mannigfaltigkeit derselben aus der Verschiedenheit im Anbaue der Waben entspringt. Die Wabe Vergleich. Betrachtungen üb. d. Nester d. gesell. Wespen. 331 ist das nothwendigsle Glied , der Grundgedanke des Nestes, was auch aus dem Systeme H. de Saussure's hervorgeht, von dem ich hier eine Uebersicht folgen lasse. A. Phragmocyüares ou nids indefinis. I. Phragm. spheriques. II. Phragm. reclilignes. 1) Phragm. parfaits. 2) Pliragm. imparfaits. B. Stelocyllares ou nids definis. I. Stelocylt. calyplodomes. II. Stelocylt. gymnodomes. 1) Gibbinides. 2) Reclinides. 3) Laterinides. Die Phragmocyüares des Saus sure'schen Systems sind die Nester mit ungeschlossener Hülle des meinigen (B, 1). Gegen die Unterabtheilungen: Phragm. spheriques und Phragm. rectilignes haben einige Wespenarten selbst Einspruch erho- ben , indem sie nach äusseren Umständen bald sphärische, bald geradlinige (cylindrische) Nester bauten. Man muss in das Innere des Nestes eindringen, wenn man seinen Charakter kennen lernen will. Die Phragm. imperfaits sind deckelwa- bige Nester mit mehreren Fluglöchern (B, I, t). Slelocyt- tares ou nids definis sind alle säulenwabige Nester, mögen sie eine Hülle haben (St. calyplodomes) oder hüllenlos sein (St. gymnodomes). Die unmittelbar am Träger befestigten nennt Saussure Gibbinides (A, 1); bei den Rictinides ste- hen die Säulen auf der Fläche (A, 2, b), bei den Laterini- des am Rande des VVabenbodens (A, 2, a). H. d e Saus- sure Iheilt die Wespen nach dem Style ihrer Nester in Grup- pen ein und will nicht zugeben, dass von verschiedenen Ar- ten einer Gattung die eine deckelwabige, die andere säulen- wabige Nester baue. Allein die bis jetzt bekannten hinrei- chend bestimmten Nesterarien (freilich blos 32!) beweisen, dass verschiedene Arten einer Gattung ungleichartige Bauten ausführen können. Wir kennen noch zu wenig Nester, um über die Beziehung ihrer Gruppen zu den Gruppen der Wes- pen Gesetze aufzustellen. Die Nesterlehre der Wespen ist noch in der Kindheil; das veranlasste mich auch, weder die 332 Möbius: Vergleich. Betrachtungen u. s.w. Saussur e'schen Ordnungsnamen anzuwenden, noch neue ein- zuführen ; denn gar zu leicht können theoretische Namen zu frühzeitigen Fesseln werden, welche die naturgemässe Ent- wickelung neuer vergleichender Betrachlungen hemmen. Erklärung der Abbildungen. Alle Abbildungen sind verkleinerte, schematische Durchschnitts- bilder. Die Pfeile bezeichnen die Wege der Wespen. Fig. 1. Ein hüllenloses Nest von Apoica pallida Ol., unmittelbar um einen Zweig gebaut. Die Seidendeckel sind in verschie- dener Entfernung vom Rande straff ausgespannt. Fig. 2. Ein Nest von Polistes annularis L. an einem randständigen Pfeiler ; der Wabenboden besteht aus den vereinigten Zel- lenböden. Fig. 3. Ein Nest von Polistes versicolor Fab. , an einer Säule hän- gend, die am Wabenboden befestigt ist. Fig. 4. Ein dreiwabiges Nest von Polybia sedula Sauss., jede Wabe hat ihr Flugloch ; auf dem Deckel ist der Anfang neuer Zellen zu bemerken. Fig. 5. Ein Nest von Polybia rejecta Fab. Die Fahrlöcher haben schnürösenförmige Umbiegungen. Am Deckel unten sind die Anfänge der neuen Wabe und des neuen Deckels zu sehen. Fig. 6. Ein Nest von Polybia pediculala Sauss. Die Zellen sind horizontal auf einen Baumstamm gesetzt; unten in der Hülle ist das Flugloch. Fig. 7. Ein Nest von Chartergus apicalis Fab., um einen aufrechten Zweig gebauet, der auch die breitfüssigen Säulen der Wa- ben hält, deren Querschnitt bei Q gegeben ist. Fig. 8. Ein Nest von Leipomelcs lamclIariaMöb,, an der Unterfläche eines Blattes mit drei Waben, deren Säulen an der Mittel- rippe hängen. Die zarte Hülle ist rundherum am Blattrande angeklebt und hat an dem einen Ende einen halbmondförmi- gen Ausschnitt als Flugloch. Fig. 9. Ein Nest von Polybia anipullaria Mob. , an der Unterfläche eines grossen Blattes. Die Mittelsäulen stehen alle unter einander. Die zweite hat noch einen Randpfeiler von der Hülle aus erhalten. Druck von Carl Georgi in Bonn. 7;,/j / liifur ,/,/. ffittrf^ TrosrAr^ •950\ ffu^fo rrr.srAW s. fuj/ i s. m St 1 ! ^^m^'-'^'^ ^^^-■'^^^'^ :s:c.<^? S^^^ f^S^^ ^^^^^^ il^Sfe^^^yfP^ ^^^^^v/^r^v^-" ö_ -'• ^^'■:- " " ^i^r-«.